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Ganze Reihe No. 613.
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AM 1. UND 15. JEDEN MONATS.
PREIS FÜR DAS HALBJAHR:
FÜR DEUTSCHLAND UND OESTERREICH-
UNGARN 10 MARK.
FÜR DAB AUSLAND 13 MARK.
Berlin, I. Januar 1903.
ANNALEN
ti”
ANZEIGENPREIS
FÜR DIE
DREIGESPALTENK PETITZEII.E 0,35 M.
AUF DER
ERSTEN UMSCHLAGSRITE 0,50 M.
BEI JAHRESAUFTRÄGEN
ERMASSIGUNG.
GEWERBE UND BAUWESEN
HERAUSGEGEBEN
F. C. GLASER
KGL. GEHEIMER KOMMISSIONS - RATH.
REDAKTION UND EXPEDITION
BERLIN SW.,
LINDEN-STRASSE 80.
CIVIL-
INGENIEUR
KOMMISSIONS -VERLAG
GEORG SIEMENS,
BERLIN W.,
KÖNIGIN-AUGUSTASTR. 36-37.
PATENT-
ANWALT
Das Abonnement gilt stets für das folgende, am |. Januar und 1. Juli beginnende Halbjahr verlängert, sofern nicht eine Kündigung desselben
spätestens ei! ein Monat vor Beginn des Halbjahres erfolgt ist.
Inhalts-Verzeichnifs.
Seite
Preisausschreiben des Vereins Deutscher Maschinen - Ingenieure. (Beuth-
Aufgabe) s ao w wre en ee a ee de aaa 1
Die Erzeugung und Uebertraguag elektrischer Energie in und von Kohlen-
distrikten. Von B. H. Thwaite, Civilingenieur. (Mit Abb.) (Schluss). . 2
Die Düsseldorfer Ausstellung 1902. Die Riesen-Werkzeugmaschinen. Vom
Eisenbahn-Bauinspektor Unger in Charlottenburg. (Mit Abb.). . . . 7
Die chemische Analyse ais Mittel zur Bestimmung der Güte des Materials
bei der Abnahme. (Mit Abb.) . . . 2 0 0 2. 6 re 2 ew eg 18
Beiträge zur Lehre von der Patentfihigkeit. Von Dr. jur. Oscar Schange
in Dresden. (Fortsetzung) - . . 2 2 2 2 ee te te we ew we ls 15
Verschiedenes - . . l... ww ee et et tt tt te 19
Einführung des elektrischen Betriebes auf der New Yorker Centralbahn. —
Ausstellung fiir Arbeiterwohlfahrt. — Bekanntmachung.
Porsonal-Nachrichten . - 2. > 2 2 2 re 20
Anlage: Literaturblatt.
WERT” Verzeichnils der Inserate siehe Seite 15. "u
Galvan. Metall-Stopfbuchsenpackung,
System Endruweit, D. R.-P.
dichtet selbstthatig und dauernd bei höchstem
Druck und hochüberbitztiem Dampf,
AA } auch in Pumpen und Rohrstopfbuehsen,
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terial für alle Abdichtungszwecke.
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Schmiedeeisen, stark wie Stahl und von
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f. Schiffbau, Bergban, Maschinen-
m di EP elel für men. resi etc.
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Drähten, "Röhren. = WR her
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Band DZ Heft |.
Diesem Hefte liegt ein Prospekt folgender Firma be
Julius Resenthal Piliale, Berlin W.
2 [No. 613.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. (1. Januar 1903.]
Gutehofinungshutte, |
Aktien-Verein für Bergbau und Hüttenbetrieb
in Oberhausen 2 (Rma.)
- fertigt
0 in ihren mit den neuesten und vollkommensten Einrichtungen ausgerüsteten Werkstätten S
W) als Besonderheit | l)
A
chsen und Radreifen
(+)
aus bestem Siemens-Martinstahl für Lokomotiven, Tender und Wagen aller Art, (i)
(Speichenräder) aus bestem Schweisseisen (+)
Radg er Ipp für Wagen aller Art, B
? fer tig e Radsätze für Wagen aller Art, S
9 sowohl für Voll- als auch für Neben- und Klein-Bahnen. &
Westinghouse Eisenbahn-Bremsen-Gesellschaft.
HANNOVER, Goetheplatz.
ETUI UND LOTTILTLAAEISHLBUNLLLLTTE
TEEN
Bremsvorrichtungen fir Voll-, Klein- und Strassenbahnen.
Luftpumpen verschiedener Bauart, Vakuumpumpen, Wasser-
pumpen, Kesselspeisepumpen.
Die Westinghouse -Schnellbremse lässt sich schneller anziehen und lösen als irgend eine
andere Bremse und kann daher die Züge in kürzester Zeit zum Halten bringen. Sie hat eine
solche Verbreitung gefunden, dafs die Zahl der Westinghouse-Bremsen die aller anderen Brems-
arten zusammen genommen mehrfach übertrifft.
Bis zum 31. December 1901 sind Westinghouse-Bremsen für 72459 Lokomotiven und
1512 088 Wagen, also zusammen 1 584547 Bremsausrüstungen bestellt worden.
Die Betriebsmittel der Vollbahnen Deutschlands sind bereits mit Westinghouse-Bremsen
versehen oder werden damit ausgerüstet.
Für Klein- und Strassenbahnen werden besondere Apparate angefertigt, die sich wegen
ihres geringen Gewichtes und Raumbedarfes ganz besonders für die Betriebsmittel solcher
Bahnen -eignen.
Zeichnungen über die Anbringung der Bremsvorrichtungen an Lokomotiven und Wagen
OJ werden auf Wunsch kostenfrei entworfen. xe
ANNALEN
FÜR
ERDE UND BAUWESEN
HERAUSGEGEBEN
VON
CIVIL- INGENIEUR F C G L A S E R PATENT- ANWALT
s a
KGL. GEHEIMER KOMMISSIONS-RATH
BAND 52
1903
JANUAR — JUNI
MIT 249 ABBILDUNGEN UND 7 TAFELN
BERLIN
VERLAG DES HERAUSGEBERS: LINDEN-STRASSE 80
KOMMISSIONS-VERLAG:
GEORG SIEMENS BERLIN W. KOENIGIN AUGUSTA STRASSE 36—37
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Inhalts-Verzeichniss des 52. Bandes
1. Abhandlungen und kleine Mittheilungen
Abänderung des Patentgesetzes für Grossbritannien.
Von L. Glaser, Regierungs-Baumeister a. D.,
Patentanwalt. 53. `
Akkumulator, Verwendung desselben ia der Verkehrs-
technik. Vortrag des Oberingenieurs Dr.
M. Büttner im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 28, April 1903. Mit Abb. 225.
Amerikanische Arbeitsverhältnisse. Vom Regierungs-
Baumeister Georg Dinglinger, New York. 141.
158.
Analyse, die chemische —, ais Mittel zur Bestimmung
der Güte des Materiais bei der Abnahme. Von
O. Knaudt, Essen a. d. Ruhr. Mit Abb. 13.
Ausstellung, Industrie-, Gewerbe- und Kunst —, in
Düsseldorf 1902. Die Riesen-Werkzeug-
maschinen. Vom Eisenbahn-Bauinspektor
Unger in Charlottenburg. Mit Abb. 7. 33.
— Mittelgrosse nnd leichtere Werk-
zeugmaschinen. Vom Eisenbahn - Bau-
inspektor Unger in Charlottenburg. Mit Abb.
81. 107.
Ausstellung, Industrie- und Gewerbe —, in Düsseldorf
1902. Die Hebezeuge anf derselben. Vor-
trag des Eisenbahn-Bauinspektors S. Fraenkel,
Guben, im Verein Deutscher Maschinen- In-
genieure am 24. März 1903. Mit Abb. 179.
Ausstellung für Arbeiterwohifahrt. 19.
Ausstellung, Welt —, in St. Louis 1904. 78.
Ausstellung, Weit — und internationale in Lüttich im
Jahre 1905. 203.
Bau einer neuen Eisenbahn durch Canada.
Baupolizeiliches. 123.
Bau von Eisenbahnwagen und Lokomotiven in den
Vereinigten Staaten von Nordamerika im Jahre 1902.
147.
Bau von elektrischen Eisenbahnen in Melbourne. 583.
Bedingungen tür den Entwurf einer Lokomotive zur
Beförderung von Zügen mit grosser Fahrgeschwin-
digkeit. Mittheilungen im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 24. März 1963. 178.
Beiträge zur Lehre von der Patentfähigkeit. Von
Dr. jur. Oscar Schanze in Dresden. 15. 73.
Bekanntmachungen. 20. 183. 204.
Beleuchtung der Eisenbahnwagen. Der heutige Stand
der Beleuchtungstechnik mit Berücksichtigung
der —. Vortrag des Professor Dr. W. Wedding
im Verein für Eisenbahnknnde am 16. Dezember
1902. Mit Abb. 45.
Bericht der Auskunftei W. Schimmelpfeng.
Berichtigungen. 183.
Betheiligung der Arbeiter am Gewinn von gewerh-
lichen Unternehmungen. 223.
Betriebskosten undTarifen. Die Beziehungen zwischen- .
Vortrag desEisenbahn-Bauinspektors E.Fränkel,
Breslau, im Verein für Eisenbahnkunde am
14. April 1903. 205.
Das System Marin zur Sicherung fahrender Eisenbahn-
zuge. Vortrag des [Ingenieurs Raffalovich im
Verein für Eisenbahınkunde am 14. April 1903.
Mit Abb. 211.
Der Bau eines Eibe-Kiel-Kanals. 132.
Der heutige Stand der Beleuchtungstechnik mit Berück-
sichtigung der Beleuchtung der Eisenbahnwagen.
Vortrag des Professor Dr. W. Wedding im
Verein für Eisenbahnkunde am 16. Dezember
1902, Mit Abb. 45.
167.
104.
1903
Januar — Juni
rn ee
a) Sachverzeichniss
Der Metallstaub aut der Pariser Stadtbahn. 187.
Der neue Verkehrsweg nach Ostasien durch Russland
und Sibirien. 121. es
Die Beziehungen zwischen Betriebskosten und Tarifen.
Vortrag des Kisenbahn-Bauinspektor E. Frankel,
Breslau, im Verein für Eisenbahnkunde am
14. April 1903. 203.
Die bisherigen Ergebnisse des elektrischen Belriebes
auf Hauptbahnen und die Einrichtung der gegen-
wärtig in Ausführung begriflenen elektrischen
Zugförderungsanlage für die Vorortstrecke Berlin-
Gr. Lichterfelde (Ost). Vortrag des Geh. Bau-
raths Bork im Verein für Eisenbahnkunde am
10, März 1903. Mit Abb. and 1 Tafel. 185.
chemische Analyse als Miitel zur Bestimmung
der Güte des Materials bei der Abnahme. Von
0O. Knaudt, Essen a. d. Ruhr.‘ Mit Abb. 13.
Die Einführung, Unterhaltung und Bewährung der Luft-
druckbremse bei den Eisenbahnen der Vereinigten
Staaten von Nordamerika. Vom Regierungs-
und Baunrath Glasenapp in New York. 215.
Die Eisenbahnen Europas und der Vereinigten Staaten
von Amerika im Jahre 1902. 147.
Die Eisner - Ventilsteuerung. Vom Regierungs - Bau-
meister Georg W. Koehler. Mit Abb. 110. 149. 160.
Die Entwicklung der Kleinbahnen in Preussen. 201.
Die Entwicklung des Kiautschou-Gebiets in der Zeit
vom Oktober 1901 bis Oktober 1902. 217.
Die erste elektrisch betriebene Hauptschacht-Förder-
maschine für grosse Leistungen. 147,
Die Erzeugung und Uebertragung elektrischer Energie
in und von Kohlendistrikten. Von B. H. Thwaite,
Civilingenienr. Mit Abb. 2.
Die preussische Gewerbeinspektion Im Etat der Han-
deis- und Gewerbeverwaltung für das Etatsjahr 1903.
123
Ursachen des Magnetismus. Vortrag des In-
genieurs Zacharias im Verein für Eisenbahn-
kunde am 13. Januar 1903. Mit Abb. 8x.
Drahtlose Telegraphie. Vortrag des Dr. Franke im
Verein für Eisenbahnkunde am 11. November
1902. Mit Abb. 21.
Düsseldorfer Gewerbe- und Industrie-Ausstellung 1902.
Die Riesen-Werkzeugmaschinen. Vom
Eisenbahn-Bauinspektor Unger, Charlottenburg.
Mit Abb. 7. 33.
— Mittelgrosse nnd leichtere Werk-
zengmaschinen. Vom Eisenbahn - Bau-
inspektor Unger in Charlottenburg. Mit Alb.
61. 107.
— Die Hebezenge auf der -. Vortrag des
Eisenbahn-Bauinspektors S. Fraenkel, Guben,
im Verein Deutscher Maschinen - Ingenieure
am 24, März 1903. Mit Abb. 179.
Eine neue Herstellung von Eisenbahnachsen. Vor-
trag des Geh. Regierungsraths Professor Dr.
Reuleaux im Verein für Eisenbahnkunde am
10. Februar 1903. Mit Abb. 136.
Einführung des elektrischen Betriebes auf der New
Yorker Centralbahn. 19.
Ein neuer Geschwindigkeltsmesser. Vortrag des
Oberingenieur Dettmar im Verein für Eisen-
bahnkunde am 13. Januar 1903. Mit Abb. 82.
Ein neuer Oelprüfapparat. Vortrag des Oberingenieur
Dettmar im Verein für Eisenbahnkunde am
13. Januar 10.3. Mit Abb. 86.
Di
Eisenbahnachsen, eine neue Herstellung von—. Vor-
trag des (ieh. Regierungsraths Professor Dr.
Reuleaux im Verein für Eisenbahnkunde am
10. Februar 1903, Mit Abb. 136.
Eisenbahnbau in Südchina. 123.
Eisenbahnen in Siam. 78.
Elektrische Brückenfähre in Rouen. Mit Abb.
Elektrische Energie in und von Kohlendistrikten. Die
Erzeugung und Uebertragung derselben. Von
B. H. Thwaite, Civilingenieur. Mit Abb. 2.
Elektrische Kraftaniagen an der Westküste Nord-
amerikas. 167.
Elektrischer Betrieb für Vollbahnen, Neues aus dem
Gebiete desselben. Vortrag des Oberingenienrs
Dr. ing. Reichel im Verein für Eisenbahnkunde
am 10, Februar 1903. Mit Abb. 126.
Elektrische Steuerung für Luftdruckbremsen (Siemens-
Bremse). Mit Abb. 173.
Elektrische Zugförderungsanlage für die Vorortstrecke
Berlin-Lichterfelde (Ost) und die bisherigen Er-
gebnisse des elektrischen Betriebes aut Haupt-
bahnen. Vortrag des Geh. Bauraths Bork im
Verein für Eisenbahnkunde am 10. März 1903.
Mit Abb. und 1 Tafel. 185.
Entwicklung der preussischen Wasserstrassen. 56.
Entwurf einer Schwebebahn (Nord-Südbahn) für Berlin.
Mittheilungen des Regierungs - Baumeisters
Schaar im Verein für Eisenbahnkunde am
11. November 1802. 31.
Ersetzung der Vorprüfung und der ersten Hauptprülung
für den Staatsdienst im Baufache durch die
Diplomprüfung. 98.
Erweiterung der Fernsprechmöglichkeit. 240.
Etat der Eisenbahn-Verwaltung für das Etatsjahr 1903.
67. 116.
Fernsprechmöglichkeit. Erweiterung der —. 240.
Feuerungsanlage der Lokomotiven. Von Ernst Happel,
Ingenieur in Kassel. 100.
Flusseiserne Stehbolzen zu den Feuerkisten der Loko-
motiven, Uber Verwendung derselben —. Von
Memmert, Königl. Eisenbahndirektor in Oppum
b. Krefeld. Mit Abb. 179.
V. Internationaler Kongress für angewandte Chemie,
Berlin 1903. 59. 223.
Funkentänger „System Prinz“. 243. Mit Abb.
Fussklammer-Schienenstoss. Neue Schienen-Stoss-
verbindung des Hoerder Bergwerks- n. Hütten-
Vereins zu Hoerde in W. Mit Abb. 55.
Gefahren aus dem Besichtigenlassen der Betriebe. 77.
Geschwindigkeitsmesser, ein neuer —. Vortrag des
Oberingenieur Dettmar im Verein für Eisen-
bahnkunde am )3. Januar 1903, Mit Abb. 82.
Gewerbeinspektion, die preussische, im Etat der
Handels- und Gewerbeverwaitung für das Etats-
jahr 1903. 123.
Gewerbliches Eigenthum.
desselben. 161.
Graphit- Schmierung der Lokomotiven. Vom Eisen-
bahn-Bauinspektor Bruck, Kottbus. 75.
Hebezeuge auf der Düsseldorter Ausstellung I902. Vor-
trag des Eisenbahn-Bauinspektors S. Fraenkel,
Guben, im Verein Deutscher Maschinen -In-
genieure am 24. März 1903. Mit Abb. 179,
Jahresversammiung des Iron and Steel Institute,
London. 152.
Internationale Union.
2 on,
UVebereinkunft zum Schutze
121.203,
[Band 52]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[Inhalt.)
iron and Steel Institute, London, Jahresversammlung.
182.
Kiautschou-Gebiet. Die Entwicklung desselben In der
Zeit vom Oktober 1901 bis Oktober 1902. 217.
Kleinbahnen in Preussen. Die Entwicklung der —. 201.
„Kiimax“, sogenannte Fahrtreppe. Mittheilungen
des Regiernngs-Baumeister und Stadtbauraths
a D Stahl im Verein für Eisenbahnkunde am
10. März 1903. 200.
Königliche technische Versuchsanstalten Berlin. 212.
Kugellagerring für Thür- und Thorfischbänder. Mit
Abb, 183.
Lichtwellen und elektrische Wellen In ihrer prak-
tischen Verwendung. Vortrag des Oberingenieur
C. Arldt, Berlin im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 24. Februar 1903. Mit Abb. 106.
Lokomotiven und Wagen für Schnellverkehr. Mit
6 Tafeln und 4 Abb. 93.
Luftdruckbremse bei den Eisenbahnen der Vereinigten
Staaten von Nordamerika. Einführung, Unter-
haltung und Bewährung der —. Vom Regierungs-
und Baurath Glasenapp in New York. 215.
Luftdruckbremsen (Siemens - Bremse). Elektrische
Steuerung für —. Mit Abb. 173.
Nachrut für den verstorbenen Geheimen Ober-
baurath Moritz Staınbke im Verein Deutscher
Maschinen - Ingenieure am 24. Febraar 1903.
Mit Bild. 105.
— für den Baurath Friedrich Schnitzlein,
Luxemburg, im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 24. Marz 1903 178.
Neuerungen an Wegeschranken. Vortrag des Geh.
Baurath Scholkmann im Verein für Eisenbahn-
kunde am 14. April 1903. Mit Abb. 208.
Neues aus dem Gebiete elektrischen Betriebes für
Volibahnen. Vortrag des Oberingenieurs Dr.
ing. Reichel im Verein für Eisenbahnkunde
am 10. Februar 1908. Mit Abb. 12%.
Nilstauwerk bei Assuan in Aegypten. 131.
Oberbau, schwerer —, auf den preussischen Staats-
bahnen. 140.
Oelpritapparat, ein neuer —. Vortrag des Ober-
ingenieur Dettmar im Verein für Eisenbahn-
kunde am 13. Januar 1903. Mit Abb. 80.
Patentfahigkeit, Beiträge zur Lehre von der —. Von
Dr. jur. Oscar Schanze in Dresden 15. 73.
Patentgesetz für Grossbritannien, Abänderung des-
selben. Von L. Glaser, Regierungs-Baumeister
a. D., Patentanwalt. £3.
Personal-Nachrichten. 20 39. 59. 79.
148. 167. 183, 204. 223. 244.
Personenverkehr auf den Strassenbahnen in Brisbane
(Queensiand) nach Einführung des elektrischen
Betriebes. 3).
Präcisions-Spar-Schmier-Apparat (Patent Walch). Mit
Abh. 165.
Pramilrung nützlicher Erfindungen. 212.
Preisaufgaben des. Berliner Architektenvereins zum
Schinkelfest 1904. 103.
Preisdufgaben für 1902 des Vereins für Eisenbahn-
kunde zu Berlin. 42.
Preisausschreiben der russischen Eisenbahnen. 124.
Preisausschreiben des Kongresses der Vertreter der
russischen Eisenbahnen. 101.
Preisausschreiben des Vereins Deutscher Maschinen-
Ingenieure betreffend Erlangung von Entwürfen
von Betriebsmitteln für schnellfahrende, durch
Dampflokomotiven zu befordernde Personen-
züge vom 1. März 19,2. Berichterstattung über
das Ergebniss desselben. 50.
Preisausschreiben des Vereins Deutscher Maschinen-
Ingenieure für 1903. (Beuth-Aufgabe). 1.
Preisausschreiben für eine Vorspannmaschine mit
Spiritusmotor. 50.
Produktion der deutschen Eisen- und Stahlindustrie
im Jahre 1901. 148,
Prifungsvorschriften. Ersetzung der Vorprüfung und
der ersten Hauptprüfung für den Staatsdienst im
Baufache durch die Diplomprüfung. 98.
121.
Roheisenproduktion des Deutschen Reichs. 79. 132. 214.
Schwebebahn (Nord - Südbahn) für Berlin, Entwurt
einer —. Mittheilungen des Regierungs - Bau-
meisters Schaar im Verein für Eisenbahnkunde
am 11. November 1902. 31.
Schwerer Oberbau auf den preussischen Staatsbahnen.
140.
Selbsttahrerverkehr in italien. 123.
Seibstiadender Eimer-, Druck- und Saugbagger. Mit
Abb. 54.
Sicherung fahrender Eisenbahnzüge. Das System
Marin zur —. Vortrag des Ingenieur Raffalovich
im Verein für Eixenbahnkunde am 14. April
1903. Mit Abb. 211.
Stahigleise in Strassen. Mit Abb. 223.
Technische Hochschule zu Berlin. 58. 73. 122. 203.
Ueber den Verkehr fahrender Eisenbahnzüge mit den
Stationen mittels drahtloser Telegraphie. 212.
Uebereinkommen des Deutschen Reiches mit italien
und mit der Schweiz betreffend den gegenseitigen
Patent- Muster- und Markenschutz, sowie Anschluss
des Deutschen Reiches an die Internationale
Union, 58.
Uebereinkunft zum Schutze des gewerblichen Eigen-
thums. 161.
Ueber Verwendung von flusseisernen Stehbolzen zu
den Feuerkisten der Lokomotiven. Von Memmert,
Königl.Eisenbahn-Direktor in Oppum b.Crefeld,
Mit Abb. 179.
Ueber 40 Jahre deutschen Lokomobilbaues. 104.
Ursachen des Magnetismus. Vortrag des Ingenieurs
Zacharias im Verein für Kisenbahnkunde am
13. Januar 1903. Mit Abb. 88.
Ventilsteuerung, die Elsner- Vom Regierungs-Bau-
meister Georg W. Koehler. Mit Abb. 110.
149. 169.
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure. Beuth-Auf-
gabe für 1903. 1.
— Berichterstattung über das Ergebniss des am
1. März 1902 erlassenen Preisausschreibens
auf Erlangung von Entwürfen für Betriebsmittel,
die für schnellfahrende, durch Dampfloko-
motiven zu befördernde Personenzüge geeignet
sind. 50.
— Versammlung am 20. Januar 1903. Geschäft-
liche Mittheilungen. Berichterstattung über
das Ergebniss des am 1.März 1902 erlassenen
Preisausschreibens auf Erlangung von Ent-
würfen für Betriebsmittel für schnellfahrende
Personenzüge. 49,
— Versammlung am 24. Februar 1903. Nachruf
für den verstorbenen Geheimen Oberbaurath
Moritz Stambke. Vortrag des Oberingenicur
C. Arldt über: „Lichtwellen und elektrische
Wellen in ihrer praktischen Verwendung.“ Mit
Abb. 108.
— Versammlung am 24. März 1903. Nachruf für
den verstorbenen Baurath Friedrich Schnitz-
lein, Luxemburg. Mittheilungen über die
„Bedingungen für den Entwurf ciner Lokomo-
motive zur Beförderung von Zügen mit grosser
Fahrgeschwindigkeit“ und Vortrag des Kisen-
bahn-Bauinspektors S. Fraenkel, Guben, über:
„Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Aus-
stellnng.“ 17$.
— Versammlung am 28. April 1903. Vortrag des
Oberingenieurs Dr. M. Büttner über: „Die
Verwendung des Akkumulators in der Verkehrs-
technik“. Mit Abb.
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin. Berichterstattung
über das Ergebniss der im Jahre 1902 ge-
stellten Preisaufgaben. 42.
— Versammlung am 11. November 1002. Vortrag
des Dr. Franke über: „Drahtlose Telegraphie“
und Mittheilungen des Regierungs-Baumeisters
Schaar uber den „Entwurf einer Schwebebahn
(Nord-Südbahn) für Berlin“, Mit Abb. 21.
— Versammlung am 16 Dezember 1902.
schäftliche Mittheilungen.
220.
Ge-
Berichterstattung
uber das Ergebniss der im Jahre 1902 ge-
stellten Preisaufgaben. Vortrag des Professor
W. Wedding über: „Der heutige Stand der
Beleuchtungstechnik mit Berücksichtigung der
Beleuchtung der Eisenbahnwagen“ Mit Abb.
41.
— Versammlung am 13. Januar 1903. Vortrag des
Oberingenieur Dettmar über: „Ein neuer Ge-
schwindigkeitsmesser“ und über: „Ein neuer
Velprüfapparat“ und Vortrag des Ingenieur
Zacharias über: „Die Ursachen des Magnetis-
mus“. Mit Abb. 81,
-- Versammlung am 10. Februar 1903. Vortrag
des Oberingenieurs Dr.ing. Reichel über:
„Neues aus dem Gebiete elektrischen Betriebes
für Vollbahnen“ und Vortrag des Geh. Re-
gierungsraths Professor Dr. Reuleaux über:
„Eine neue Herstellung von Eisenbahnachsen“.
Mit Abb. 125.
— Versammlung am 10. März 1403. Vortrag des
Geheimen Baurath Bork über: „Die bisherigen
Ergebnisse des elektrischen Betriebes auf
Hauptbahnen und die Einrichtung der gegen-
wärtig in Ausführung begriffenen elektriechen
Zugforderungsanlage für die Vorortstrecke
Berlin-Gr. Lichterfelde (Ost)“ und Mittheilungen
des Regierangs-Baumeisters und Stadtbau-
ratlıs a. D. Stahl, Altona, über eine sogenannte
Fahrtreppe „Klimax“. Mit Abb. und 1 Tafel.
185.
— Versammlung am 14. April 1903. Vortrag des
Eisenbahn-Bauinspektor E. Frankel, Breslan,
über: „Die Beziehungen zwischen Betriebs-
kosten und Tarifen“; Vortrag des Geheimen
Baurath Scholkmann über: „Neuerunren an
Wegeschranken" und Vortrag des Ingenieur
Raffalovich über: „Das System Marin zur
Sicherung fahrender Eisenbahnziige*. Mit
Abb. 205.
Verkehr und die Unfälle auf den Strassenbahnen.
Besprechung des Oberstleutnants a. D Buch-
holtz im Verein für Eisenbahnkunde am
10. März 1903. 199.
Verlängerung des Fundaments eines hohen Schorn-
steins. 79.
Verwendung des Akkumulators in der Verkehrstechnik.
Vortrag des Oberingenieurs Dr, M. Büttner
im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
28. April 1903. Mit Abb. 225.
IV. Versammlung von Heizungs- und Lüftungs-Fach-
männern. 167.
44. Hauptversammlung des Vereins Deutscher In-
genieure. 147.
Vortrag im Ministerium der Öffentlichen Arbeiten Uber
die Sicherheit des Eisenbahnbetriebes. 102.
Wegeschranken. Neuerungen an —. Vortrag des
Geheimen Baurath Scholkmann im Verein für
Eisenbahnkunde am 14. April 1903. Mit Abb.
208.
Weitere Versuche mit dem System Voet zur Ersparung
von Brennstoff. 76.
Weltausstellung in St. Louis 1904. 7S.
Zuschritt an die Redaktion. Betreffend: Einige
Prufungsresultate des elektrischen Gruppen-
und Kinzel-Antriebes in den Werkstätten
Pruschkowo der Warschau-Wiener Eisenbahn,
Vom Eisenbahn-Bauinspektor Frankel, Breslau.
102.
— Betreffend: Die chemische Analyse als Mittel
zur Bestimmung der Güte des Materials bei
der Abnahme. Vom Professor A. Martens,
Dr. Georg Hausdorff und Ingenieur O. Knaudt.
145.
— Betreffend: Neues aus dem Gebiete elek-
trischen Betriebes für Vollbahnen. Vom In-
genieur Bela Valatin, Budapest und Dr. ing.
W. Reichel, Berlin. 224.
Zuverlässigkeit und Sparsamkeit des Betriebes.
Firma R. Wolf, Magdeburg-Buckau. 12}.
Inhalt.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[Band 52.]
Andrew Carnegie Stipendium. 78.
Arldt, C., Oberingenicur d. A. E. G., Berlin. Vor-
trag über: „Lichtwellen und elektrische Wellen
in ihrer praktischen Verwendung“ im Verein
Deutscher Maschinen -Ingenieure am 21. Feb-
ruar 1903. Mit Abb, 100.
Beuth-Aufgabe des Vereins Deutscher Maschinen-
Ingenieure für 1903. 1.
Blum, Geh. Oberhaurath. Besprechung des Vor-
trages des Geh. Bauraths Bork über: „Die
bisherigen Ergebnisse des elektrischen Be-
tricbes auf Hauptbahnen pp.“ im Verein für
Eisenbahnkunde am 10. März 1103. 109.
Bork, Geheimer Baurath. Vortrag über: Die bis-
herigen Ergehnisse des elektrischen Betriebes
auf Hauptbahnen und die Einrichtung der
gegenwärtig in Ausführung begriffenen elek-
trischen Zugförderungsanlage für die Vorort-
strecke Berlin-Gr. Lichterfelde (Ost)“ im Verein
für Eisenbahnkunde am 10. März 1903. Mit
Abb, und 1 Tafel. 185.
v. Borries, Geheimer Regierungsrath. Besprechung
des Vortrages des Oberingenicurs Dettmar
über: „Ein neuer Geschwindigkeitsmesser“ im
Verein für Kisenbahnkunde am 13. Januar 1903.
sö.
Besprechung des Vortrages des Oberingenieurs
Dettmar über: „Ein neuer Oelprüfapparat“ im
Verein für Eisenbahnkunde am 13. Januar
1903, 87.
— Besprechung des Vortrages des Oberingenicars
Dr. ing. Reichel über: „Neues aus dem Ge-
biete elektrischen Betriebes für Vollbalınen“
im Verein für Kisenbahnkande am 10. Februar
1903. 136.
Besprechung des Vortrages des Geh. Re-
gierungsratlis Professor Dr. Reulcaux über:
„Eine nene Herstellung von Eisenbahnachsen“
im Verein für Eisenbahnkunde am 10. Februar
1903. 140.
Besprechung des Vortrages des Geh. Bauratlıs
Bork über: „Die bisherigen Ergebnisse des
elektrischen Betriebes aufHauptbahnen u.s. w.“
im Verein für Eisenbahnkunde am 10. März
IN, 199.
Bruck, Fixenbahn-Bauinspektor, Cottbus.
Schmierung der Lokomotiven. 75.
Buchholtz, Oberstleutnant a. D. Besprechung des
Vortrages des Geh. Regierungsraths Professor
Dr. Reuleaux über: „Eine neue Herstellung
von Eisenbahnachseu“ im Verein fir Eisenbahn-
kunde am 10. Februar 1903. 130,
Besprechung über den „Verkehr und die Un-
fälle auf den Strassenbahnen“ im Verein für
Eisenbahnkunde am 10. März 1903. 199.
Bültner, Max, Dr., Oberingenieur. Vortrag über:
„Die Verwendung des Akkumulators in der Ver-
kehrstechnik‘“ im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 28. April 1:03. Mit Abb
Dettmar, Oberingenieur, Frankfurt a M. Vortrag
über: „Ein neuer Geschwindigkeitsmesser“
und über: „Fin neuer Velprüfapparat“ im
Verein für Kisenbahnkunde am 13. Januar 1903.
Mit Abb. &2,
Dinglinger, Georg, Regierungs-Baumeister, New York.
Amerikanische Arbeitsverhaltnisse. 144. 158.
Elsner - Ventilateuerung. Vom Regierungs - Bau-
meister Georg W. Koehler. Mit Abb. 110.
149. 169.
Franke, Dr. (Siemens & Halske, A. G.) Vortrag
über: „Drahtlose Telegraphie* im Verein fur
Graphit-
225,
|
|
|
6) Namenverzeichniss
Eisenbahnkunde am 11. November 1902. Mit
Abb.» 21.
Fraenkel, S., Eisenbahn-Bauinspektor, Guben. Vor-
trag über: „Die Hebezeuge auf der Dussel-
dorfer Ausstellung“ im Verein Deutscher Ma-
schinen-Ingenieure am 24. März 1903. Mit
Abb. 179.
Fränkel, E.. Eisenbahn-Bauinspektor, Breslau. Vor-
trag über: „Die Beziehungen zwischen Be- `
Verein für
203.
triebskosten und Tarifen“ im
Eisenbahnkunde am 14. April 1903.
Glasenapp, Regierungs- und Baurath, New York.
Die Einführung, Unterhaltunz und Bewährung
der Luftdruckbremse bei den Eisenbahnen der
Vereinigten Staaten von Nordmerika. 215.
Glaser, L., Regierungs-Baumeister a. D., Patent-
anwalt. Abänderung des Patentgesetzes für
Grossbritannien. 53.
Hausdorff, Georg, Dr. Zuschrift an die Redaktion
betr.: „Die chemische Analyse als Mittel zur
Bestimmung der Güte des Materials bei der
Abnahme“. 146
Hoerder Bergwerks- und Hütten-Verein zu Hoerde.
Neue Schienen Stossverbindung: Fussklammer-
Stoss Mit Abb. 55.
Janensch, Eisenbahn - Bauinspektor. Besprechung
der Mittheilungen des Regierungs-Baumeisters
Schaar über den „Entwnrf einer Schwebebahn
(Nord-Südbahn) für Berlin“ im Verein für
Eisenbahnkunde am 11. November 1902. 32,
Kiesslings Lageplan von Schöneberg. 203.
Knaudt, O., Essen a. d Ruhr. Die chemische
Analyse als Mittel zur Bestimmung der Güte
des Materials bei der Abnahme. Mit Abb. 13.
-- Zuschriftandie Redaktion betr.: „Diechemische
Analyse als Mittel zur Bestimmung der Güte
des Materials bei der Abnahme“. 140.
Koehler, Georg W., Regierungs-Baumeister. Die
Elsner-Ventilsteuerung. (D. R. P. 82138). Mit
Abb. 110. 149. 169
Martens, A., Professor. Zuschrift an die Redaktion
betr.: „Die chemische Analyse als Mittel zur
Bestimmung der Güte des Materials bei der
Abnahme“. 145,
Memmert, Eisenbahndirektor in Oppum b. Crefeld.
Ueber Verwendung von flusseisernen Steh-
bolzen zu den Feuerkisten der Lokomotiven
Mit Abb. 179.
Nieden, Dr. Ober-Baurath. Besprechung des
Vortrages des Dr. Franke über: „Drahtlose
Telegraphie* im Verein für Eisenbahnkunde
am 11. November 1902. 30.
„Prinz, Funkenfänger-System. 213. Mit Abb.
Raflalovich, Ingenieur. Vortrag über: „Das System
Marin zur Sicherung fahrender Eisenbahnzüxe“
im Verein für Eisenbahnkunde am 14. April
1003, Mit Abb. 211.
Reichel, Dr. ing., Oberingenieur. Vortrag über:
„Neues aus dem Gebiete elektrischen Betriebes
für Vollbahnen“ im Verein für Eisenbahn-
kunde am 10. Februar 1903. Mit Abb. 126.
Besprechung des Vortrages des Geh. Bauraths
Bork über: „Die bisherigen Ergebnisse des
elektrischen Betriebes auf Hauptbahnen usw.“
im Verein für Eisenbahnkunde am 10. März
1903. 200.
Zuschrift an die Redaktion betr. „Neues aus
dem Gebicte elektrischen Betriebes für Voll-
bahnen“. 221.
‚Reuleaux, Dr., Professor,
Vortrag uber:
zur
Geh. Regierungsrath.
„Kine neue Ilerstellung von
Eisenbahnachsen“ im Verein für Eisenbahn-
kunde am 10. Februar 1903. Mit Abb. 136.
Schaar, Regierungs - Baumeister. Mittheilungen
über den „Entwurf einer Schwebebahn (Nord-
Sudbahn) fur Berlin“ im Verein für Eisenbahn-
kunde am 11. November 1902. 31.
Schanze, Oscar, Dr. jur., Dresden. Beiträge zur
Lehre von der Patentfähigkeit. 15. 73,
Schimmelpfeng. W. Bericht der Auskunftei —
Schnitzlein, Friedrich, Kaiserl. Baurath, Luxemburg.
Nachruf für denselben im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 24. März (3, 178.
Scholkmann, Geheimer Baurath. Besprechung des
Vortrages des Oberingenieurs Dettmar über:
„Kin neuer (reschwindigkeitsmesser‘“ im Verein
ür Eisenbahnkunde am 13. Januar 1903. 86.
Vortrag über: „Neuerungen anWegeschranken“
im Verein für Eisenbahnkunde am 14. April
1903. Mit Abb. 208.
Schroeder, Ministerial-Direktor, Wirkl. Geh. Rath.
Besprechung des Vortrages des Geh. Bauraths
Bork über: „Die bisherigen Frgebnisse des
elektrischen Betriebes auf Hauptbahnen usw.“
im Verein für Eisenbahnkunde am 10. März
1903. 200.
Schürmann, Geh. Oberbaurath. Besprechung des
Vortrages des Eisenbahn - Bauinspektor E.
Frankel über: „Die Beziehungen zwischen
Betriebskosten und Tarife“ im Verein für
Eisenbahnkunde am 14. April 1903. 207.
Schwieger, Direktor. Besprechung des Vortrages
des Geh. Buuraths Bork über: „Die bisherigen
Ergebnisse des elektrischen Betriebes auf
Hauptbahnen usw. im Verein für Eisenbahn-
kunde am 10. März 1903. 200.
Siemens-Bremse. Elektrische Steuerung für Luft-
druckbremsen. Mit Abb. 173.
Stahl, Regierungs-Baumeister u. Stadtbaurath a. D.,
Altona Mittheilungen uber eine sogenannte
Fahrtreppe „Klimax“ im Verein für Eisenbahn-
kunde am 10. Marz 1'103. 200.
Stambke, Moritz, Geheimer Oberbaurath Nachruf
für denselben im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 24. Februar 1903. Mit Bild. 105.
Thwaite, B. H., Civilingeniear. Die Erzeugung und
Uebertragung elektrischer Energie in und von
Kohlendistrikten. Mit Abb. 2.
Unger, Eisenbahn - Bauinspektor, Charlottenburg.
Die Düsseldorfer Ausstellung 1902. Die Riesen-
Werkzeugmaschinen. Mit Abb. 7. 33.
— Die Düsseldorfer Ausstellung 1902. Mittelgrosse
und leichtere Werkzeugmaschinen. Mit Abb.
61. 107
Valatin, Bela, Ingenieur, Budapest. Zuschrift an
die Redaktion, betr „Neues aus dem Gebiete
elektrischen Betriebes für Vollbahnen“. 221.
Vorm. Volpi & Schlüter, Berlin. Deutsche Gummi-
und Guttapercha-Waaren-Fabrik, A.-G. 79.
Walch-Patent. Pricisions -Spar-Schmier- Apparat.
Mit Abb. 165.
Wedding, W., Dr., Professor. Vortrag über: „Der
heutige Stand der Beleuchtungstechnik mit
Berücksichtigung der Beleuchtung der Eisen-
bahnwagen“ im Verein für Eisenbahnkunde
am 16. Dezember 1902. Mit Abb. 45.
Wolf, R., Magdeburg-Buckau. Zuverlässigkeit und
Sparsamkeit des Betriebes 124.
Zacharias, Ingenieur Vortrag über: „Die Ursachen
des Magnetismus“ im Verein fur Eisenbalhn-
kunde am 13. Januar 1903. Mit Abb. Ha
Tafel
[Band 52.]
. 617.
617.
617.
618.
618.
618.
622.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [Inhalt.]
2. Verzeichnifs der Tafeln
Lokomotiven und Wagen für Schnellverkehr.
Die bisherigen Ergebnisse des elektrischen Betriebes auf Hauptbahnen usw. Zum Vortrag des Gehcimen
Bauraths Bork im Verein für Eisenbahnkunde am 10. März 1903.
3. Anlage: Literaturblatt
Seite I bis 40. Inhalts-Verzeichnifs siche Rückseite des betreffenden Titelblattes.
a Ee ee nn
—_
[l. Januar 1993, Band 52.]
ANNALEN
GEWERBE von BAUWESEN.
Preisausschreiben des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure.
Der Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
setzt für das Jahr 1903 die unten bezeichneten Preise
aus für die besten Bearbeitungen nachstehender
Beuth-Aufgabe:
Entwurf für eine Anlage zur Gewinnung und
Verarbeitung von Torf.
Unter Zugrundelegung von Arbeitsvorgängen, die
sich als ausführbar erwiesen haben, sowie eines Bewirth-
schaftungsplans ist ein Entwurf zur Ausbeutung eines
in der Niederung belegenen Torfmoors zu bearbeiten,
das eine Fläche von 2000 Quadratkilometer einnimnit
und aus mehreren durch Seen, Wasserläufe und torf.
freies Gelände getrennten Theilen besteht. Der Torf
steht in verschiedener Mächtigkeit an und ist nicht
durchweg von gleicher Reschaffenheit. Die jährliche
Ausbeute ist Sp zu bemessen, dafs eine dauernde
Bewirthschaftung des Moors möglich ist. Für die An-
lagen zur Gewinnung, Beförderung und Verarbeitung
des Rohtorfs ist elektrischer Antrieb, zur Erzeugung
der elektrischen Arbeit Gasmotorbetrieb in Betracht
zu ziehen. Indefs sollen andere Einrichtungen, wenn
sie, was jedenfalls nachzuweisen ist, wirthschaftlicher
Sind, nicht ausgeschlossen sein. Als Brennstoff ist
ausschliefslich Torf anzunehmen. Beim Entwurf ist auf
möglichst wirthschaftliche Transporteinrichtungen und
auf vollkommenste Nutzbarmachung des Torfs zu halten.
Es sind zu fertigen:
I. Kurze, durch Skizzen zu erläuternde Darstellung
und kritische Betrachtung der bekannten Verfahren
zur Gewinnung und Verarbeitung des Torfs, unter
Angabe der Litteraturquellen.
2. Kartenplan des Torfmoors mit Angabe der Seen,
Wasserläufe, Gräben, Wege, Eisenbahnen, Dorf-
schaften u. s. w.
3. Erläuterungsbericht und ein auf Grund der Boden-
untersuchung und der Eigenschaften des Torfs
entwickelter Bewirthschaftungsplan des ganzen
Torfmoors.
4. Kartenplan der gesammten Anlagen auf dem für
die Ausbeute zunächst in Aussicht genommenen
Theil des Torfmoors.
9. Die Zeichnung einer Anlage zur Gewinnung des
Rohtorfs.
D Die Zeichnung einer Anlage zur Verarbeitung
des Torfs.
1. Die Darstellung der Kraftanlage.
8. Die Darstellung der Transport- und Ladeein-
richtungen.
9. Die Berechnung wesentlicher Einzelheiten.
10. Ein Kostenanschlag der gesammten Anlagen, aus-
schliefslich jener zur Abfuhr der Torferzeugnisse,
sowie eine Berechnung der Herstellungskosten
für 1 t der verschiedenen Fertigerzeugnisse wie
Torfkoke, Torfbriketts, Torfstreu, Torfpappe
und dergl., ohne Berücksichtigung der Bodenrente,
Im Uebrigen wird bezüglich der Mafsstäbe, Auf-
schriften u. s. w. auf die in Glasers Annalen vom
1. April 1896, No. 451, Seite 121 und 122 abgedruckten
allgemeinen Vorschriften hingewiesen.
Für eingehende preiswürdige Lösungen werden
nach Ermessen des Preisrichter- Ausschusses goldene
Beuth-Medaillen gegeben; für die beste von ihnen aufser-
dem der Staatspreis von 1700 M. mit der Verpflichtung
fir den Verfasser, innerhalb zweier Jahre eine auf
wenigstens drei Monate auszudehnende Studienreise
anzutreten, drei Monate vor ihrem Antritt beim Vor-
|
|
|
nn rc e. e
stand die Auszahlung des Preises zu beantragen,
einen Reiseplan einzureichen, etwaige Aufträge des
Vereins entgegenzunehmen und auf der Reise auszu-
führen, die erfolgte Rückkehr dem \Vorstande unver-
züglich anzuzeigen und sechs Wochen später einen
Reisebericht nebst Skizzen vorzulegen.
Das Preisausschreiben findet unter nachstehenden
Bedingungen statt:
I, Die Betheiligung steht auch Fachgenossen, die
nicht Vereinsmitglieder sind, frei, jedoch mit der
Beschränkung, dafs die Bewerber das dreifsigste
Lebensjahr zur Zeit der Bekanntmachung der
Aufgabe noch nicht vollendet oder die zweite
Prüfung für den Staatsdienst im Maschinenbaufach
noch nicht abgelegt und zur Zeit der Ablieferung
der Aufgabe die Mitgliedschaft des Vereins erlangt
haben.
2. Die Arbeiten sind mit einem Kennwort versehen,
bis zum 6. Oktober 1903, Mittags 12 Uhr, an den
Vorstand des Vereins Deutscher Maschinen -In-
genicure, zu Händen des Herrn Geheimen Kom-
missionsrath Glaser, Berlin SW., Lindenstrafse 80,
unter Beifügung eines gleichartig gezeichneten,
verschlossenen Briefumschlags einzusenden, der
den Namen und den Wohnort des Verfassers
enthält. Ist der Bewerber ein Regierungs-Bau-
führer und wünscht er, dafs seine Bearbeitung
der Preisaufgabe zur Annahme als häusliche
Probearbeit für die 2. Staatsprüfung im Maschinen-
baufache
a) dem Königl. Preufsischen Minister der öffent-
lichen Arbeiten,
b) dem Königl. Sächsischen Finanzministerium
oder
c) dem Grofsherzoglich Hessischen Ministerium
der Finanzen
seitens des Vereins eingereicht werde, so hat er
auf der Aufsenseite des Briefumschlages einen
dahingehenden Wunsch zu vermerken.
3. Die Prüfung der eingegangenen Arbeiten und
die Zuerkennung der Preise erfolgt durch einen
Preisrichter-Ausschufs; das Ergebnifs der Beur-
theilung wird in der ENDET Versammlung des
Jahres 1903 mitgetheilt.
4. Die eingegangenen Arbeiten werden im Vereins-
lokal ausgestellt; der Verein behält sich das Recht
der Verdftentlichung der prämiirten Arbeiten,
die im übrigen Eigenthum der Verfasser bleiben,
in dem Vereinsorgan vor. Es werden nur die
Namen derjenigen Verfasser öffentlich ermittelt
und bekannt gegeben, denen Beuth-Medaillen zu-
erkannt sind. Die Briefumschläge der übrigen
Arbeiten, die auf der Aufsenseite den Antrag
zur Vorlegung der Arbeit an den preufsischen
Herrn Minister oder an das Königl. sächsische
Finanzministerium oder an das Grotsherzogliche
hessische Ministerium der Finanzen enthalten,
werden nach Bekanntgabe des Ergebnisses der Be-
urtheilung durch den Vorstand allerdings ebenfalls
eröffnet, jedoch findet eine Bekanntgabe der
Verfasser nicht prämiirter Arbeiten nicht statt.
Die Verfasser der einzureichenden Arbeiten haben
unmittelbar nach beendcter Ausstellung in der Geschäfts-
stelle des Vereins in Berlin, Lindenstr. 80, auf den
einzelnen Blättern, dem Erläuterungsbericht und den
Berechnungen die cidesstattliche Versicherung abzu-
2 (No 613.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [1. Januar 1903.)
geben, dafs die Ausarbeitung des Entwurfs und die Fabrikbesitzer i. F. C. Hoppe, G. Mehlis Ingenieur,
Anfertigung der Zeichnungen und Berechnungen ohne Max Meyer Kgl. Regierungs- und Baurath, C. Müller
fremde Hilfe ausgeführt ist. Kgl. Geheimer Oberbaurath, Philipp Pforr Regierungs-
Die übrigen Arbeiten müssen spätestens bis zum Baumeister a. D., Alb. Rischboth Kgl. Eisenbahn-
10. Januar 1904 abgeholt werden, widrigenfalls die Bauinspektor, Professor Dr. Friedr. Vogel, Wichert
noch geschlossenen Briefumschläge geöffnet werden, Kgl. Geheimer Oberbaurath, Wittfeld Kgl. Regierungs-
um die Arbeiten den Verfassern wieder zustellen zu und Baurath.
können. Ar | Berlin, den 1. Januar 1903.
Der Preisrichter-Ausschufs besteht zur Zeit aus |
folgenden Herren: Callam Kgl. Eisenbahn-Direktor a.D., | Der Vorstand l
Domschke Kgl. Regierungs- und Baurath, Paul Hoppe des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure.
Die Erzeugung und Uebertragung
elektrischer Energie in und von Kohlendistrikten.
Von B. H. Thwaite, Civilingenieur.
(Mit 30 Abbildungen.)
(Schlufs von Seite 182 in Band 51.)
Die Transformatoren, welche die Spannung von selbst bei Beeinflussung der Telephonleitung durch den
10000 Volt auf 150 Volt reduciren, sind zum Theil in | Hochspannungsstrom die Unterhaltung nicht behindert
Transformatorenhäuschen und zum Theil in auf den | wird. Alle Vertheilungsleitungen, sowohl für Hoch- als
Vertheilungsmasten angeordneten Kästen untergebracht | auch für Niederspannung, sind oberirdisch geführt.
(Abb. 20). Die aus Wellblech hergestellten Trans- Die Isolatorstutzen sind auf Mannesmannrohren
formatorenhäuschen besitzen 3 Abtheilungen: eine für befestigt. Abb. 22 und 23 zeigen die Tragstützen-
den Transformator, eine für Schaltapparate und eine anordnung.
für die Niederspannungsapparate nebst Telephon. | Jede Gemeinde hat ein besonderes Ueberein-
kommen mit der Centrale ge-
Abb. 20. Abb. 21. troffen für die Strafsenbeleuch-
tung mit Bogen- und Glühlampen.
Das System für die Be-
rechnung der Strompreise ist
so gewählt, dafs für kleinere
Privatanschlüsse nach einer
periodischen Scala für die Lampe
gerechnet wird. Die gröfseren
Anschlüsse sind mit Zählern aus-
gerüstet. Für Lichtzwecke ist
für die Hectowattstunde 6 Pf. an-
gesetzt, wobei gréfseren Kon-
sumenten ein Erlafs bis zu 50 pCt.
gewährt wird. Für Heiz- und
Kraftzwecke wird die Energie
zu einem Preise von 2 Pf. für
die Hectowattstunde geliefert.
In der Erzeugungsstation ist
ein Umformer aufgestellt für
en die Speisung der Batterie eines
GNU eZ elektrischen Automobils, welches
LIRE täglich zwischen Wiesloch und
eu. Walldorf verkehrt. Die Energie
i wird bis jetzt meistens für Licht-
SEH KÉ zwecke abgegeben, jedoch sind
ol! Tr fil auch Motoren im Betrieb. Die-
pe d WW selben sind einphasige Motoren
Zi ! | l der Lahmeyertype, und zeichnen
sich durch grofse Ueberlastungs-
fähigkeit und ruhigen Gang aus.
Die Transformatoren (Abb. 24)
sind nach der Kerntype gebaut..
Abb. 25 zeigt einen Wechsel-
stromerzeuger von Brown, Boveri
u. Co., welcher nach demThwaite-
| schen System mittels Hochofen-
E gas durch eine Otto’sche Gaskraft-
- maschine angetrieben wird.*)
o" Sun w
Jedes Transformatorenhäuschen (Abb. 21) ist mit | Commercielle Betrachtungen.
den nöthigen Schaltern und Anschlüssen für Messungen Es darf behauptet werden, dafs, wenn eine Fabrik
nicht ausnahmsweise günstig gelegen ist, es auf jeden
Fall vortheilhaft ist, die benöthigte Kraft einer elek-
trischen Centrale zu entnehmen. Selbst bei Entfernungen
sowie mit Hornblitzableitern, Drosselspulen und Siche-
rungen ausgerüstet. Das gefahrlose Einsetzen und
Herausnehmen der Sicherungen wird mittels hölzerner
Zangen (Abb. 18) bewerkstelligt, deren Handgriffe durch |
eine biegsame Leitung geerdet sind. | : | *) Ein Wechselstromerzeuger nach der Lahmeyertype war der
Alle Transformatorenstationen sind unter einander | erste, welcher nach dem Thwaite- und Gardner’schen System mittels
und mit der Centrale telephonisch so verbunden, dafs Hochofengas zur Herstellung von Calcium Carbid angetrieben wurde.
[1. Januar 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
von über 160 km von der Centralstation ist es noch
möglich (wenn der Energiequelle genügende Sicherheit
geboten ist, dafs 75 pCt. der vollen Kapacität des
Leitungsnetzes beständig durch dasselbe übertragen
werden, eine Leistung von I PS eff. für 143 M. und das
8000 Stundenjahr zu liefern. Es ıst festgestellt, dafs
10000 Kilowatt, welche mit einer Spannung
von 40000 Volt auf eine Entfernung von
800 km bei einem Leitungs-Wirkungsgrad
von 50 pCt. übertragen werden, ungefähr
184 M. pro Jahr und PS eff. kosten würden
(stets vorausgesetzt eine günstige Belastung).
Der genannte Preis würde aufserdem noch
einen Rabattsatz gestatten und schliefst
4 pCt. Zinsen ein. Durch Erhöhung des
Leitungswirkungsgrades auf 75 pCt. würden
die Kosten nur 170 M. für das Jahr und
PS eff. betragen.
Angenommen, die Nachfrage nach Kraft
ist genügend vorhanden und gleich der
Kapacitat des Leitungsnetzes, so dürfte sich
keine commercielle Schwierigkeit bieten,
Energie für Lichtzwecke für 28 Pf. pro
KW-Stunde und für Kraftzwecke für weniger
als "/s dieses Satzes zu liefern.
Jedes System, welches keine Energie-
vertheilung nach diesen Sätzen gestattet,
wird kaum einen kommerciellen Erfolg zu
verzeichnen haben, weil bei Beobachtung
der kommerciellen Grundzüge auch die
Handelsschwankungen berücksichtigt werden
müssen. Industrielle Krisen werden immer in
Folge verschiedener Ursachen (Krieg u.s.w.)
eintreten können und die Nachfrage nach
elektrischer Energie wird sich vermindern.
Die Zusammenziehung der englischen grossen
Textilwerke in besonderen Gebieten und die geogra-
phische Beschaffenheit des Landes, wie auch die That-
sache, dafs sich in fast allen industriellen Gebieten
Kohlenfelder befinden, bilden Eigenschaften, welche
aufserordentlich kräftig die Vertheilung billiger elek-
trischer Energie für Kraft- und Lichtzwecke sowie alle
industriellen Anwendungen befürworten. Die reichliche
Versorgung der Gebiete mit elektrischer Energie würde
die Anwendung vortheilhafter Verfahren und Apparate
zeitigen und das Feld für nützliche Verwendung des
Kapitals erweitern. Zweifellos würde der grolse Konsum
die industrielle Thätigkeit neu beleben.
Bemerkungen über die maschinellen
Einrichtungen bei Kraftübertragungen.
Einige Betrachtungen über die seit den ersten
Plänen des Verfassers gemachten neuen Erfahrungen,
um Fehler zu vermeiden und den höchsten Wirkungs-
grad zu sichern, mögen hier am Platze sein.
Erzeugermaschinen. — Es wurde bereits er-
wähnt, dafs die Anwendung von Ein-, Zwei- und Drei-
phasenstrom im Verhältnifs von 10: 100 :300 steht und
geht hieraus der Vorzug des Dreiphasenstroms deutlich
hervor.
Was die Frequenz anbelangt, so lehrt hier die
Erfahrung, dafs eine Periodenzahl von 50 bis 60 die
geeignetste ist. Es ist festgestellt, dafs die Perioden-
zahl von 25 bei der Niagarafall-Uebertragung ein Fehl-
griff war.
Andererseits wurden Periodenzahlen von 120 und
darüber verwendet; diese besitzen jedoch nur den
einen Vortheil der geringeren Transformationskosten,
aber die Induktionsstörungen werden erheblich gröfser.
Die Meinungsverschiedenheiten über die vortheil-
hafte Verwendung von Gleich- oder Wechselstrom
sind für Fernübertragungen der zweifellosen An-
erkennung der Ueberlegenheit des Wechselstroms
gewichen.
Die Leistungsfähigkeit der Wechselstrommaschinen
besitzt selbst mit 5000 Kilowatt für die Maschine keine
Grenze und die ökonomische Kupferausnutzung bilden
mit der bemerkenswerthen Anpassungsfähigkeit des
Wechselstromsystems Vortheile von grofser Bedeutung.
[No. 613.] 3
Der Dreiphasenstrom gestattet die Ueberlastungen
eher als andere Stromsysteme und das Gewicht eines
Dreiphasengenerators ist für eine gegebene Leistung
viel geringer als das eines Erzeugers anderer Strom-
arten. Der Zweiphasenstrom hat wegen des geringen
Leistungsfactors nur wenig Verbreitung gefunden; auch
Abb. 22.
Í
Abb. 23..
KE EEN
En, E |
Po
$
ist es ein Nachtheil, dafs die Motoren dieser Stromart
gewöhnlich nur in unbelastetem Zustande anlaufen.
Sowohl für die Dreiphasenmaschinen als auch für
die Gasmotoren wird der höchste Wirkungsgrad bei
voller Belastung erzielt; es ist daher am vortheilhaftesten,
4 [No. 613.)
die Maschineneinheiten dementsprechend zu wählen, so
dafs alle in Betrieb befindlichen Maschinen mit nahezu
voller Belastung laufen.
Im Allgemeinen sind die Spannungen für die
Erzeugereinheiten in den maximalen Grenzen von 4000
bis 5000 Volt geblieben und der Transformator erhöhte
Abb. 24.
die Spannung bis; zu dem für die ökonomische Ueber-
tragung gewünschten Betrag. 12000 Volt werden als
höchste praktische Spannung für Erzeugermaschinen
betrachtet, jedoch besteht das Bestreben, die Spannung
so weit zu erhöhen, dafs spannungserhöhende Trans-
formatoren ganz überflüssig werden, wie dies z. B. bei
Abb. 25.
der beschriebenen Centrale Wiesloch der Fall ist.
Durch diese hohe Initialspannung wird der Verlust
durch die Transformatoren nicht unwesentlich verringert.
Bei Verwendung der letzteren ist es zweckmäfsig, die
Maschinenspannung auf 1000 Volt zu erniedrigen.
Die Erzeuger müssen selbst bei 5000 Volt schon
aulserordentlich gut gegen ihre Fundamente isolirt sein.
Aufserdem müssen bei direct gekuppelten Maschinen
besonders bei Schwungraddynamos die Kuppelungen
sehr sorgfältig isolirt sein.
Sollen mehrere Generatoren parallel geschaltet
werden, so ist zur Erzielung des synchronen Ganges
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Januar 1903.)
eine Uebereinstimmung der konstruktiven Eigenschaften
nöthig. Bekanntermafsen ist diese Erreichung des 2
chronen Ganges leichter bei Maschinen mit grofser
Induktanz als bei solchen mit geringer.
Regelung. — Zur Beobachtung der richtigen Ge-
schwindigkeits- und Phasenverhältnisse bei parallel zu
schaltenden Maschinen genügen die Phasenlampen.
Ein elektrischer Generator für Licht- und Kraft-
zwecke sollte als erste Bedingung eine hinreichende
Regelungsfähigkeit und geringe Ankerreaction besitzen.
Die letztere ist bei den modernen Wechselstrom-
maschinen durch Compoundirung vermindert, wodurch
eine konstante Spannung bei nicht induktiver Belastung
erzielt wird. Wechselstrommaschinen, die eine grofse
Erhöhung der vorhandenen Ampérewindungen zur
Erhaltung der Spannung bei voller Belastung nöthig
haben, sollten verworfen werden, da ihre elektro-
motorische Kraft unter dieser vollen Belastung sehr
abfällt.
Eine weitere Beachtung erfordert die Induktanz
der Leitung, deren Einflufs auf die Spannung nur durch
sorgfältige Regelung der Erregung unschädlich gemacht
werden kann.
Wird eine Dreiphasenmaschine mit einem Gas-
motor gekuppelt, so mufs letzterer, um eine möglichst
konstante Energieabgabe zu gewährleisten, mit grofsen
Schwungmassen zur Ausgleichung des ungleichförmigen
Antriebes ausgerüstet sein. Diesem Erfordernifs kann
durch die Ausführung des Generators nach der Schwung-
radtype mit rotirendem Magnetfeld leicht Rechnung
getragen werden.
Die Kosten einer Dreiphasenmaschine sind geringer
als die einer Zweiphasenmaschine und zwar giebt eine
technische Zeitschrift dieselben für eine gegebene
Leistung für Dreiphasenmaschinen mit 106 M., für
Zweiphasenmaschinen mit 143 M. für das Kilowatt an.
Beziehung zwischen Generator und Motor.
— Je stärker das Feld ist, desto geringer ist die In-
duktanz des Ankers und die Reaktion und desto höher
ist die erreichbare Leistung. Da bei Wechselstrom-
generatoren eine besondere Gleichstromerregung nöthig
ist, so kann die Feldintensität vollkommen konstant
erhalten werden.
Strom -Umwandler. Die Einführung des
Wechselstroms für Fernübertragungen macht für manche
Anwendungen die Umwandlung in Gleichstrom nöthig.
Die für diesen Zweck verwendeten rotirenden Umformer
besitzen eine einzige Welle, auf welcher die Anker
eines Wechselstrommotors und eines Gleich-
stromgenerators sitzen. Der Energieverlust
ist sehr gering und beträgt bei gut gebauten
Maschinen nicht über 5 pCt.
Rotirende Umformer mit nur einem
Feld und Anker sind nicht so wirkungs-
voll und regelungsfähig wie die Doppel-
maschinen.
Für den elektrischen Eisenbahnbetrieb
ist es vorgeschlagen worden, die Um-
former in den Zug selbst aufzunehmen,
so dafs die Umformung direkt dort be-
wirkt wird.
Spannungstransformatoren. — Die
bestehenden Typen der Transformatoren
sind bis zu grofser Vervollkommnung ge-
bracht. Die noch in gut gebauten Trans-
formatoren auftretendenVerluste beschränken
sich auf die folgenden:
l. Die Kupferverluste.
2. Der Verlust durch den Einflufs des dem elektrischen
Stromflusse entgegengesetzten molekularen Rei-
bungswiderstandes: die Hysteresis.
3. Die Wirbelstromverluste.
Durch angemessene Capacität, gutes Eisen und
Untertheilung des letzteren können diese Verluste
verringert werden.
Die Erhaltung des Transformators auf niedriger
Temperatur ist ein Haupterfordernifs zur Sicherung
einer regelmäfsigen und grofsen Nutzleistung. Das
gewöhnliche Mittel hierfür bildet die Anwendung von
—
(1. Januar 1903.)
Luftzwischenräumen im Eisen. Auch Gebläseluft wird
zur Kühlung verwendet. Diese ist bei Verbindung
einer elektrischen Centrale mit einer Hochofenanlage
in hinreichender Menge vorhanden, anderenfalls mufs
ein besonderer Induktionsmotor die erforderliche Luft
erzeugen. -
Die Transformatoreneinheiten sollten auch stets so
gewählt werden, dafs sie immer nahezu voll belastet
sind im Betriebe, obgleich der Wirkungsgrad bei
höheren Belastungen sich nur wenig ändert.
Ein 100 KW-Transformator mufs im stande sein,
die volle Energie mit einem Verlust von 2 pCt., und
die Hälfte derselben mit nicht über 3—4 pCt. Verlust
umzuformen.
Abb. 26 zeigt die Wirkungsgradkurve cines Trans-
formators fir 7,5 Kilowatt.
Zwischen den europäischen und amerikanischen
Ausführungen bestehen folgende charakteristischen
Merkmale:
Europa. — Der Eisenkern dient für mehrere
Phasenwicklungen, zwei oder mehr Phasen werden in
einem einzigen Apparat transformirt. Zusammengesctzte
Transformatoren sind im allgemeinen Gebrauch.
Amerika. — Es finden gewöhnliche Transfor-
matoren der Einphasentype Verwendung. Kleinere
Transformatoren werden mit schwerem Mineralöl ge-
kühlt.
Infolge der hohen Spannung ist eine gute Isolation
bei Aufstellung von höchster Wichtigkeit. In impräg-
nirtes Holz eingelassene Porzellanblöcke
bilden ein gutes Isolationsmittel gegen das
Fundament.
Die Transformatoreneinheiten dürfen nicht
eng aufgestellt und müssen je mit einem
Ausschalter versehen werden. Für die gute
Isolirung und sichtbare Führung der Hoch-
spannungsleitungen mufs gleichfalls Sorge
getragen werden, da schon Spannungen von
500 Volt tödlich wirken können.
Schaltungseinrichtungen. Die
hohe Spannung macht, um eine Lichtbogen-
bildung selbst bei grofsen Zwischenräumen
zu verhüten, ganz besondere Vorsichtsmats-
regeln nöthig. Die Schalter müssen in ge-
nügender Entfernung von einander aufge-
stellt und evtl. durch Glas- oder Porzellan-
wände getrennt sein. Die Umschalter sollen
magnetisch sein und alle Sicherheitseinrich-
tungen an Niederspannung angeschlossen
werden.
Leitung. — Pessimistische Theoretiker
prophezeihten alle möglichen Uebelstände
durch Uebertragungen mit Spannungen von
15000 Volt. Verhangnifsvolle Ereignisse,
Wirkungen der Resonanz, Induktanz, Kurz-
schlüsse, diélektrische Einflüsse, Störungen
in der Harmonie der Dreiphasenströme
u. s. w. wurden vorhergesagt. Glücklicher-
weise haben diese Schwierigkeiten nicht die
Vortheile der Hochspannung zu besiegen
vermocht, sodafs jetzt selbst Spannungen von
40000 Volt in Anwendung sind.
Aehnliche Unglückspropheten traten auf,
als die ersten Eisenbahnen gebaut werden
sollten. Immerhin üben diese Unglücks-
raben einen gewissen nachtheiligen Einflufs
auf den industriellen Wetteifer aus, denn
die Vorsichtsbremse an den Rädern des
Fortschritts hindert den industriellen Auf-
schwung.
Da bei der unterirdischen Kabelführung in Folge
der schwierigen Isolation leicht Verluste eintreten
können, so ist es vortheilhaft, die Leitungen oberirdisch
zu führen, wogegen auch ernste Bedenken nicht be-
stehen dürften.
Der Kupferaufwand für eine bestimmte Entfernung
und bei einem gewissen Wirkungsgrade ist dem Quadrat
der Spannung umgekehrt proportional d. h. bei be-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 613.) 5
stimmtem procentualen Spannungsverlust ist eine Ver-
dopplung der Spannung gleichbedeutend einer vier-
fachen Kupferersparnis.
Isolation der Leitung. -— Versuche haben gce-
zeigt, dafs gewöhnliche Leitungsisolationen bei Spannung
über 5000 Volt versagen, es ist daher die Verwendung
nackter Leitungen unvermeidlich.
Abb. 26.
pro cent
100
Leitungstrager oder Isolatoren. - - Das beste
Material hierfür ıst Porzellan, welches im Brennofen so
stark verglast ist, dafs der Bruch cinen charakteristischen
Glasglanz zeigt.
Die beste Form ist die, welche die geringste Ober-
fläche für die Ablagerung von Niederschlagwasser mit
Abb. 27.
x
=
S
a
S
L
H.
u
ie
8
Thousands of Volts.
Telluride Leitung. Diagramm nach Dr. Bell.
der geringen Stärke zum Halten der Leitung verbindet.
Die Leitung muts die geeignete Leitungsfähigkeit,
Festigkeit und Fehlerlosigkeit aufweisen. Folgende
Tabelle veranschaulicht die Leitungsfähigkeit und Festig-
keit verschiedener Metalle.
Die Spalte AXB giebt sofort darüber Aufschlufs,
dafs dort, wo es mehr auf Festigkeit als auf Leitungs-
fähigkeit der Leitung ankommt, gut hartgezogenes Metall
am Platze ist.
20 24 28 32 36 40 44 48 52 56 60 Kilovolt.
6 [No. 613.]
A. B.
procentuale| Zugfestig-| AXB
Leitungsmctall ee id
fähigkeit | kg/qem
Reines Handelskupfer, un-
gehärtet s 2 . 2002. 98 882 865
Hartkupfer . . 2 2... 91 3860 3140
Soliciumbronze . . . . 15 5980 4490
Phosphorbronce . . . . 26 1240 1890
Geglühter Eisendraht . . 14 3180 529
Hoch ` kohlenstoffhaltiger
Stahldraht . . . . 11 9130 1000
Die Beanspruchungen sind sehr verschiedenartiger
Natur und zwar:
das Eigengewicht,
die nöthige Spannung zur Verminderung des
Durchhangs,
die Torsionswirkung,
der Winddruck,
die zusätzlichen Gewichte von Schnee, Eis und
Staub.
Um die Induktionswirkungen unschädlich zu machen,
können die Drähte zwischen je 10--15 Masten versetzt
werden. Auch ist eine Untertheilung der Leitung
vortheilhaft.
Aus dem Kurvendiagramm Abb. 27 geht der be-
deutende Verlust durch Ausstrahlung bei Leitungs-
abstanden von 15” (380 mm), 22” (558 mm), 35° 888 mm
und 52” (1320 mm) und Spannungen von tiber 25000 Volt
hervor.
Vertheilungssysteme. — Durch die Drehstrom-
Stern- oder Dreieckschaltung mit 3 Drahten wird gegen-
über einer Zweiphasen-Vertheilung mit 2 Drähten pro
Phase unter gleichen Bedingungen cine Kupferersparnifs
von 25 pCt. erzielt. Empfchlenswerth ist eine Drehstrom-
vertheilung mit neutraler Leitung nach Abb. 28.
en DD
Abb. 28.
Blitzschutzeinrichtungen. — Um der Blitz-
gefahr zu begegnen, müssen geeignete Schutzvor-
richtungen vorgeschen werden, da sonst ein in die
Leitung fahrender Blitz den Maschinen grofsen Schaden
zufügen kann. Die gewöhnliche Schutzeinrichtung be-
steht in der Einschaltung von Funkenstrecken zwischen
Leitung und Erde.
Um eine Ableitung des Maschinenstromes in die
Erde zu verhindern, können diesen Funkenstrecken
Induktionsspulen vorgeschaltet werden. Eine andere
Methode ist die Anwendung von Stacheldraht, welcher
von der Spitze der Masten aus gespannt und in Zwischen-
räumen von 4 oder 5 Polen, je nach den klimatischen
Verhältnissen, geerdet wird.
Leitungsmetall. -- Der fortwährend im Steigen
begriffene Werth des Kupfers bildet bei der Kosten-
berechnung der Kraftübertragungsanlagen oft einen
ausschlaggebenden Faktor, welcher wohl schon manche
Ausdehnung von Fernübertragungsanlagen beschränkt
haben mag. Glücklicherweise hat die Elektrizität sich
selbst ein Leitungsmetall geschaffen, welches noch
niedriger im Preise steht als das Kupfer. Die Preis-
verhältnisse zwischen diesem Leitungsmetall Aluminium
und Kupfer für ein gegebenes Leitungsvermögen bringen
die Kurven Abb. 29 zum Ausdruck.
Allerdings besitzt das Aluminium dem Kupfer
gegenüber noch einige Nachtheile. Es bietet zum
Beispiel bei gleichem Widerstand dem Wind eine
grölsere Angriffsflache, läfst sich schwieriger löthen
und leidet etwas mehr unter den Witterungseinflüssen.
Nichtsdestoweniger hemmt die wachsende Wohlfeilheit
dieses Metalles das Ansteigen des Kupferpreises.
Masten. — Für Hochspannungsanlagen sind am
gecignetsten Masten aus norwegischer Kiefer, ameri-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
y
(1. Januar 1903.]
kanischem Rotholz und amerikanischer Fichte. Eisen
ist an sich ungeeignet.
Die Masten müssen allen Witterungseinfliissen
trotzen können und fest im Fundamente gebettet werden.
Eine Anordnung der Querarme, welche mittels
starker eiserner Klammern und Bolzen befestigt werden,
zeigt Abb. 30. Als Blitzableiter ist an der Spitze des
Mastes ein Stacheldraht vorgescher.
Motoren (Wechselstromtype). — Wechselstrom-
gencratoren und -Motoren sollen zur Erzielung eines
genauen synchronen Ganges gleiche oder in gewissem
Verhältnifs zu einander stehende Polzahlen besitzen.
Ist die Polzahl des Motors doppelt so grofs wie die
Abb. 29.
1892 wean 1593 1894 1895 Ine 1397 1896 15% 1900 190)
des Generators, so ist Synchronismus vorhanden, wenn
die Umdrehungszahl des Motors gleich der Hälfte der
des Generators ist.
Der Synchronmotor bildet eine nicht induktive
Belastung des Wechselstromerzeugers und kann als
Kompensationsmittel für die induktiven Belastungen des
Erzeugers benutzt werden.
Mehrphasige Synchronmotore laufen selbst dann
noch mit konstanter Umdrehungszahl weiter, wenn eine
Phase unterbrochen ist und können sogar kurze Zeit
ihre volle normale Belastung ertragen ohne aus dem
Synchronismus zu fallen.
Abb. 30.
Die Synchronmotoren sind vortheilhaft zu ver-
wenden bei einer Gröfse von 100 PS an. Unter dieser
Leistung kommen Induktionsmotoren in Frage.
Induktionsmotoren. — Als Beispiel für einen der-
artigen Hochspannungsmotor mag ein von C. E. L. Brown
gebauter Zweiphasenmotor von 1000PS erwähnt werden,
welcher bei Genua mit 5000 Volt und 455 Umdrehungen
in der Minute eine dirckt gekuppelte Centrifugalpumpe
antreibt, um Wasser auf eine Höhe von 140 m zu
fördern.
Bei dieser Motortype wird das Feld mit Woechsel-
strom gespeist und der Arbeitsstrom wird direkt im
Anker inducirt. Zur Erzielung des Drehmomentes sind
2 Polsätze so angeordnet, dafs ein Paar ein magnetisches
Feld erzeugt, auf welches der durch das andere Paar
inducirte Strom einwirken kann. Die Anzugskraft eines
- =. ——
-h en er en —
[1. Januar 1903.]
Induktionsmotors kann, ohne dafs ein gröfserer Strom
erforderlich ist, dadurch vergröfsert werden, dafs in den
sekundären Stromkreis ein induktionsfreier Widerstand
geschaltet wird. Eine 25 procentige Ueberlastungs-
fähigkeit wird für die meisten Erfordernisse genügen.
Induktionsmotoren mit niedrigem Leistungsfaktor
sind unvortheilhaft wegen der durch sie hervorgerufenen
Induktionswirkungen, deren Einflufs sich sowohl in der
Erzeugerstation als auch in den Zuleitungen unangenchm
bemerkbar macht.
Anlassen der Motoren. — Eine ausgezcichncte
Methode zur Erzielung eines selbstthätigen Anlaufens be-
steht in der Verwendung eines besonderen Kommutators,
um auf diese Weise die Stromimpulse gleichzurichten.
Ist nach dem Anlaufen die richtige Geschwindigkeit er-
reicht, so fällt der Motor in Tritt und läuft synchron
weiter.
Ein in einen Serien-Gleichstrommotor gesandter
Wechselstrom wird das Anlaufen bewirken, weil, wenn
der Ankerstrom sich in Bezug auf die Wicklung um-
kehrt, das Feld gleichzeitig wechselt. Wenn die svn-
chrone Umdrehungszahl erreicht ist, was gewöhnlich
durch eine Phasenlampe angezeigt wird, so kann
die Wechselstromwicklung umgeschaltet und das Feld
geschlossen werden.
Nachdem in Vorstehendem die Wechselstrom-Fern-
übertragungen in ihrer vortheilhaften Anwendung und
Wirthschaftlichkeit beleuchtet sind (die Gleichstromüber-
tragungen sind als allgemein bekannt und für vorstehende
Zwecke weniger in Betracht kommend keiner näheren
Betrachtung unterzogen worden), seien noch 2 Entwürfe
von 1892 betreffend die elektrische Kraftübertragung
von 10000 PS über 192 km von den Yorkshire-Kohlen-
feldern nach der englischen Metropole kurz erwähnt.
1. C. E. L. Brown, von Brown, Boveri u. Co.,
Baden.
Erzeugungsstation. — 200tto’sche Gasmaschinen
von 500—600 PS, wovon 3 als Reserve, treiben mit
300 Umdrehungen;Min. 20 Zweiphasen -Wechselstrom-
maschinen mit Transformatoren für 20000 Volt. Als
Erreger wirken 3 Gleichstromerzeuger von je 120 PS.
Für jeden Maschinensatz ist vorgesehen: 1 doppelpoliger
Schalter, 1 doppelpolige Bleisicherung, 1 Ampère- und
1 Voltmeter, Parallelschaltungsapparate und ein Haupt-
voltmeter und -Ampéremeter für alle Maschinen. Die
Speiseleitungen sind 192 km lang, oberirdisch verlegt
und 4 an der Zahl mit einem Querschnitt von 300 mm’.
Der Leitungsverlust ist angenommen mit 20 pCt. Die
4 Hauptdrähte können in je 6 Drähte mit 8 mm Durch-
messer untertheilt werden, so dafs im ganzen 24 Drähte
von je 50 mm? Querschnitt nöthig werden. Die se-
kundären Transformatoren besitzen eine Kapazität von
auf
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 613.] 7
5 400 000 Watt. Die Gesammtkosten sind angeschlagen
auf 1080000 M. ohne Kabel und Baukosten. Der Ge-
sammtwirkungsgrad soll 70 pCt. betragen. Einschhiefslich
der Kabelkosten ist der Preis 5 115000 M.
2. Maschinenfabrik Oerlikon.
Als Erzeuger sollen 5 Dreiphasenmaschinen (1 Re-
serve) von je 2500 PS mit 350 Umdrehungen in der
Minute verwendet werden. Von 2 Nebenschluts-Erreger-
maschinen dient eine als Reserve und jede liefert die
Erregung für 4 Erzeugermaschinen. Die Leistung be-
trägt je 158 PS bei 1600 Amp. und 75 Volt sowie
400 Umdrehungen in der Minute. Zehn Transformatoren
(2 in Reserve) für je 850 KW können die Spannung
auf 25 000 Volt bringen. Zur Regelung dienen 5 Schalt-
wände mit den nöthigen Mcts- und Schaltapparaten.
Wirkungsgrad der Erzeugerstation 90 pCt. Dic Leitung
ist berechnet für eine Kapacität von 6114 KW ent-
sprechend 10000 PS und zwar: 1. bei einem l.eitungs-
verlust von 20 pCt. und Spannung von 20000 Volt:
3 Leiter von je 360 mm? Querschnitt bezw. 12 Leiter
von 90 mm? Querschnitt. 2. bei 30 pCt. Leitungs-
verlust: 3 Leiter zu 240 mm? bezw. 9 Leiter zu 80 mm?
Querschnitt. Die Kostenaufstellung ist folgende:
Anlage der Erzeuger- und Transformatoren-
station . a4 736 000 M.
Leitung mit 20 pCt. Verlust . . « 3130000 ,
Krattanlage : 1 755000 „
Unvorhergeschenes 1 228000 „
Gesammtkosten 6849000 M.
Die Krafterzeugung.
Für die Gaserzeugungsanlage will Verfasser vorzugs-
weise eine Kombination bester westphälischer Koksöfen
mit Kupolgasgeneratoren und zwar derart, dafs der Ge-
halt an Kohlenwasserstoffen so niedrig wie möglich
bleibt, um einen möglichst regelbaren und gleichmalsigen
Antrieb zu erzielen.
Dampf kommt nur in solcher Menge zur Anwendung,
als er nöthig ist zur maximalen Gewinnung des
Ammoniaks und Theers.
Bei der Verwendung von Eisenwerken mit Hoch-
Dien zur Gaslieferung für die Erzeugung von elektrischer
Energie wird das Eisen gewissermafsen Nebenprodukt.
Die Thatsache, dafs die britischen Hochöfen mehr oder
weniger centralisirt sind, giebt diesem Lande für die
Ausführung derartiger Anlagen einen nicht unbe-
deutenden Vortheil an die Hand.
Nach diesen Ausführungen dürfte klar sein, dafs
der elektrischen Krafterzeugung und -übertragung noch
ein weites Arbeitsfeld offen steht, dessen rationelle
Ausnutzung der Industrie zum Segen gedeihen wird.
Die Düsseldorfer Ausstellung 1902.
Die Riesen-Werkzeugmaschinen.
Vom Eisenbahn-Bauinspektor Unger in Charlottenburg.
(Mit 18 Abbildungen.)
Noch auf keiner Ausstellung, auch nicht auf den
letzten Weltausstellungen Nordamerikas, sınd bisher
so gewaltig grofse Werkzeugmaschinen zur Schau ge-
bracht worden, als dies auf der Industrie- und Gewerbe-
Ausstellung zu Düsseldorf der Fall ist. Wohl mit
Recht läfst sich hiernach behaupten, dafs die Werkzeug-
maschinenfabrikation Rheinlands und Westfalens von
derjenigen keines anderen Landes übertroffen wird;
denn der übliche Hinweis auf die Schwierigkeiten und
die Kosten bei der Versendung grofser Maschinen, wie
er beispielsweise bei den Amerikanern auf der Pariser
Weltausstellung beliebt war, wirkt nicht überzeugend,
wenn man berücksichtigt, dafs die Schwierigkeiten des
Verladens und Aufstellens unabhängig sind von der
Länge des Transports, und dafs leistungsfähige Firmen
auch die durch letzteren entstehenden Kosten nicht
|
|
|
scheuen werden, sobald es sich darum handelt, die
eigene Ueberlegenheit zu beweisen.
Zweifellos spielen in der Entwickelung der west-
lichen Maschinenindustrie unseres Vaterlandes die aufser-
gewöhnlichen Bedürfnisse der dortigen Grofsbetriebe,
insbesondere der Eisenhüttenwerke, eine hervorragende
Rolle, den Werkzeugmaschinenfabriken des Westens
aber gebührt der Ruhm, dats sie diesen Anforderungen
in vollstem Mafse gerecht zu werden verstehen.
Da man die Gröfse und Bedeutung einer Werkzeug-
maschine in der Regel nach ihrem Gewichte abzuschätzen
pflegt, so sollen, um die Riesenmaschinen der Düssel-
dorfer Ausstellung gebührend zur Geltung kommen zu
lassen, die einzelnen Maschinengattungen in nachstehen-
der Abhandlung in solcher Reihenfolge besprochen
werden, wie es der Schwere der Flauptvertreterin in jeder
8 [No. 613.]
Gattung entspricht, ohne Rücksicht darauf, ob sich die
aneinander gereihten Gruppen näher oder ferner stehen.
Um in dieser Einleitung noch mit wenigen Worten
anzudeuten, was die Ausstellung auf dem in Rede
stehenden Gebiete an Aufserordentlichem bietet, sei
angeführt, dafs eine stattliche Anzahl von Werkzeug-
maschinen ein Gewicht von über 100000 kg aufweist,
die schwerste derselben aber 165000 kg wiegt. Gewaltig
ist natürlich auch der Kraftbedarf derartiger Maschinen,
der bis zu 60 PS ansteigt. Nur wenige von ihnen
besitzen Riemenantrieb, die meisten direkten Antrieb,
gewöhnlich durch Elektromotoren, in besonderen Fällen
aber auch durch Dieselmotor, Dampfkraft, Wasserdruck
und Druckluft*). Mitunter werden auch die einzelnen
Theile ein und derselben Maschine durch verschiedene
Motoren in Bewegung gesetzt, und es finden sich endlich
auch noch Maschinen vor, die dampf-hydraulisch oder
auch elektrisch-hydraulisch betrieben werden.
Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Januar 1903.)
Auf der Maschine lassen sich Stücke bis zu 14,5 m
Länge, 4,0 m Breite und 2,5 m Höhe bearbeiten. Sie
besteht aus zwei Betten, von denen das eine 19,1 m und
das andere 12,6 m lang ist. Beide Betten sind gleich
breit und dienen zur Aufnahme von zwei durch Quer-
balken und Traverse verbundenen Ständern, sowie zur
Aufnahme von zwei Einzelständern. Zwischen den
Betten und mit diesen verschraubt sind neun Aufspann-
platten angebracht und zwar sind davon zwei Stück
25 m und sieben Stück nur 0,7 m breit. Die lichte
Weite zwischen den Ständern beträgt 4,0 m. An den
Hauptständern ist der Querbalken um 2,3 m in der
Höhe verstellbar. Wird derselbe in seine höchste
Stellung gebracht, so befindet sich der Spindelkopf
2,5 m über der Platte; bei der tiefsten Stellung des
Querbalkens verbleibt also zwischen Spindelkopf und
Platte ein Abstand von 0,2 m. Das Werkzeug am
Querbalken ist drehbar und zwar nach jeder Seite hin
um 20°, während sich die Fräs-
spindel in achsialer Richtung
um 0,7 m verstellen läfst. Der
Antrieb des Spindelkastens am
Querbalken erfolgt von einem
am Ende des Bettes ange-
ordneten Wärmemotor „Patent
Diesel“ für Betrieb mit flüssigen
Brennstoffen jeder Art; die
Normalleistung dieses Motors
soll 35 PS betragen.*)
Die beiden Einzelständer,
deren Spindeln immer in hori-
zontaler Stellung verbleiben,
sind so konstruirt, dafs sie auf
den beiden Betten vor oder
hinter die Hauptständer gestellt
Dreifache Horizontal- und Vertikal-Bohr- und Fräsmaschine der Werkzeugmaschinenfabrik und Eisengielserei
von Ernst Schiefs in Düsseldorf-Oberbilk.
Die gröfste aller ausgestellten Werkzeugmaschinen
ist eine dreifache Horizontal- und Vertikal-Bohr-
und Fräsmaschine der Werkzeugmaschinen-
fabrik und Eisengiefserei von Ernst Schiefs in
Düsseldorf - Oberbilk. Das Gewicht dieser
kolossalen, hauptsächlich zur Bearbeitung von Panzer-
ee bestimmten Maschine beträgt 165000 kg.
ierbei möge betont werden, dafs die Maschine nicht
etwa als besonderes Paradestiick für die Ausstellung
angefertigt worden ist, sondern dafs die Firma bereits
drei Maschinen in etwa gleichen Abmessungen aus-
geführt hat.
Bei der Besprechung derartig gewaltiger Maschinen
versagen naturgemäfs alle bildlichen Darstellungen; es
kann daher auch die Abb. I nur als eine recht schwache
Wiedergabe der in Rede stehenden Maschine gelten
und mufs in der Hauptsache auf die nachstehende Be-
schreibung verwiesen werden.
*) Maschinen der letzteren Art sollen hier unberücksichtigt
bleiben, um von anderer Seite für sich behandelt zu werden.
werden können. Ihre Spindelkasten lassen eine Hori-
zontalverschiebung von 0,9 m und eine Vertikalver-
schiebung am Ständer von 2,9 m zu, wobei die höchste
Lage der Arbeitsspindel sich 3,6 m und die niedrigste
0,7 m über der Platte befindet. Zum Antriebe der
Einzelständer dienen die an diesem selbst angeordneten
Elektromotoren von je 9 PS, welche durch Keilriemen-
stufenscheiben und entsprechende Räderübersetzung
auf die Arbeitsspindel einwirken.
Die Umdrehungen der drei Arbeitsspindeln bewegen
sich bei zwölf verschiedenen Abstufungen innerhalb der
Grenzen von 5 bis 106 i. d. Min. Bei den sechs
niedrigeren Geschwindigkeiten kommen Schnecke und
Schneckenrad, bei den sechs höheren Geschwindigkeiten
Schraubenräder zur Wirkung.
*) Patentinhaber dieser Motoren sind: Fried. Krupp in Essen und
Vereinigte Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft
Nürnberg.
Die Motoren werden von 4 bis 1000 PS ausgeführt. Der
Verbrauch an Petroleum wird bei kleinen Motoren zu 0,23 kg, bei
grofsen zu 0,18 kg für die effektive PS und Stunde angegeben.
(1. Januar 1903.]
Die Vorschübe der drei Werkzeuge sind folgende:
a) Fräsvorschübe für den Querbalkenspindelkasten
am Querbalken entlang in sechs Abstufungen
von 0,44 bis 8,35 mm,
b) Fräsvorschübe für den Querbalkenspindelkasten
an den Betten entlang in fünf Abstufungen von
2,65 bis 12,8 mm bei Schraubenräderantrieb und
in weiteren fünf Abstufungen von 0,5 bis 2,42 bei
Schneckenantrieb,
c) Bohrvorschübe für den Querbalkenschlitten in
sechs Abstufungen von 0,107 bis 2,06 mm,
d) Fräsvorschübe des Spindelkastens an den Einzel-
ständern senkrecht und wagerecht in sechs Ab-
stufungen von 0,44 bis 8,35 mm,
e) Bohrvorschübe des Spindel-
kastens an den Einzelständern
in sechs Abstufungen von 0,107
bis 2,06 mm auf eine Umdrehung
der Hauptspindel.
Aufserdem ist an der Maschine
die Einrichtung getroffen, dafs die
Hauptständer sowohl, als auch die
Einzelständer und der Querbalken
maschinell schnell verschoben werden
können; es beträgt hierbei die Ver-
stellung i. d. Min.
a) für die Hauptständer . 700 mm
b) für die Einzelständer . 745 „
c) für den Querbalken . 276 „
Um längere Bohrungen in der
Längsachse der Maschine ausführen
zu können, ist noch eine Cylinderbohr-
stange von Il m Länge und 250 mm
Durchmesser vorgesehen. Der Antrieb
dieser Stange geschieht von der verti-
kalen Spindel aus durch Schnecke und
Schneckenrad, welche in einem am
Querbalken neben dem Spindelkasten
angeschraubten Antriebblock gelagert $
E= i | REIN BIELEFELD
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 613.) 9
so grofs ist, als die erste; immerhin weist aber die
Maschine von Droop & Rein noch das ansehnliche
Gewicht von 65000 kg auf.
Auch diese Maschine ist in erster Linie zum Bohren
der Bolzenlöcher und zum Einschneiden der Gewinde
in Panzerplatten bestimmt, sie eignet sich andrerseits
aber auch zur Bearbeitung von Dampfmaschinengestellen
und sonstigen grofsen Maschinentheilen.
Hier ist nur ein Arbeitsständer vorhanden, daneben
zeigt die Abbildung noch einen Hilfsständer zur
Lagerung der Frässpindel bei horizontaler Einstellung
und besonders starker Beanspruchung.
Der Spindelkasten ist mit einem Trittbrett nebst
Geländer versehen und können von diesem Standorte
Abb» 2.
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Grofse Horizontal-Bohr- und Fräsmaschine der Werkzeugmaschinenfabrik und Eisengiefserei von
Droop & Rein in Bielefeld.
sind. Zur Unterstützung der Bohrstange, zu welcher
ein Bohrkopf und ein doppelter kreisender Support
gehören, dient ein besonderer Lünettenständer. Für
die Frässpindel sind drei Fräsköpfe von 400, 600 und
800 mm Durchmesser vorgesehen.
In Abb. 2 kommt die Gröfse der von der Werk-
zeugmaschinenfabrik und Eisengiefserei von
Droop & Rein in Bielefeld ausgestellten Hori-
zontal-Bohr- und Fräsmaschine erheblich besser
zum Ausdruck, als dies bei der vorigen Maschine der
Fall war, obgleich die zweite Maschine noch nicht halb
aus die sämmtlichen Schalt- und Schnellbewegungen
nach jeder Richtung hin ein- und ausgerückt werden.
Ein eigener Motor ist für diese Maschine nicht
vorgesehen, sie soll vielmehr durch ein Deckenvorgelege
angetrieben werden. Da letzteres für doppelte Ge-
schwindigkeit eingerichtet ist, so lassen sich mit Hilfe
der fünf Stufenscheiben und des doppelten ausrückbaren
Rädervorgeleges für die Arbeitsspindel 20 verschiedene
Geschwindigkeiten von 1 bis 80 Umdrehungen i. d. Min.
erreichen. Die Kraftübertragung erfolgt von der Haupt-
welle her durch konische Räder auf eine senkrecht
10 [No. 613.]
neben dem Ständer angeordnete Welle, welche vermöge
eines Kegelräder-Wendegetriebes (für Vor- und Rück-
lauf der Bohrspindel) eine an der Drehung des Spindel-
kastens nicht theilnehmende Welle in Bewegung ver-
setzt.
Die Schwenkung des Spindelkastens um 30° nach
oben und unten (zusammen also um 60°) geschieht
durch Schneckenkranz und Schnecke; letztere kann
durch eine auch zum Handeinstellen des Spindelkastens
zu benutzende Ratsche bewegt werden.
Selbstthätig wird die Bohrspindel
durch Klinkung und Zahnstangengetriebe
von 0,1 bis 8 mm für eine Spindelum-
drehung geschaltet; sie lafst sich jedoch
auch von Hand schnell verschieben und
fein einstellen. Zur Erleichterung des
Anschneidens beim Einschneiden von Ge-
winden tragt die Bohrspindel am hinteren
Ende eine Patrone von gleicher Steigung
wie der Gewindebohrer.
Die langsame Schaltbewegung des
Ständers auf dem Bette ist achtfach ver-
änderlich in gleichmäfsiger Abstufung
von 0,25 bis 3,0 mm für eine Umdrehung
der Bohrspindel. Um den Ständer mit
dem Spindelkasten schnell, mit etwa
1500 mm Geschwindigkeit i. d. Min., ver-
schieben zu können, ist ein besonderes
Deckenvorgelege angeordnet.
Die Bohrspindel läfst sich in achsialer
Richtung um 1500 mm verschieben, ;
während das Matz für die
senkrechte Verschiebbarkeit
des Spindelkastens 2500 mm
beträgt. Die Längsver-
schiebung des Ständers
richtet sich nach der Gröfse
der Aufspannplatte, die je
nach Bedarf hergestellt wird.
Die Horizontal-Bohr-
und Fräsmaschine der
Werkzeugmaschinen-
fabrik von Collet &
Engelhard, G. m. b. H,,
in Offenbach a. M. ist
wiederum nur etwa halb so
schwer als die zuletzt be-
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Januar 1903.)
Bohrschlitten ein Bohr- und Fräsarm für vertikale Bohr-
und Fräsarbeiten anbringen.
Zum Antriebe dient hier ein Elektromotor von
T PS. Die Bewegungsübertragung auf die Bohrspindel
erfolgt durch Rädervorgelege, fünffache Stufenscheibe,
konische Räderübersetzung und verschiedene auslösbare
Rädervorgelege, sodafs die Spindel mit 15 verschiedenen
Geschwindigkeiten umlaufen kann. Für den Vorschub
der Bohrspindel sind vier Selbstgänge, Handeinstellung
Horizontal-Bohr- und Fräsmaschine der Werkzeugmaschinenfabrik von Collet & Engelhard, G. m. b. H.,
in Offenbach a. Main.
sprochene Maschine (31500 kg); dennoch besitzt sie,
wie Abb. 3 erkennen läfst, noch recht bedeutende Ab-
messungen.
Die (nicht mit abgebildete) Aufspannplatte ist
7000 mm lang und 2500 mm breit und die Länge des
Bettes beträgt ebenfalls 7000 mm. Auf dem Bette läfst
sich der Ständer um 5200 mm verschieben, während
die Spindel von 380 mm bis 2800 mm über dem Bett
verstellt werden kann. Der gröfste Vorschub der
155 mm starken Bohrspindel ist auf 1400 mm bemessen
und können Löcher von 30 bis 700 mm Durchmesser
gebohrt werden. Gegebenenfalls läfst sich an den
|
|
und schneller Rückzug von Hand vorgesehen. Die
Abb. 3.
selbstthätige Vertikalbewegung des Schlittens am
Ständer geschieht in vier verschiedenen Geschwindig-
keiten, aufserdem ist rasche maschinelle Verstellung
und feine Handeinstellung möglich; ebenso ist die
horizontale Verschiebung des Ständers auf dem Bett
angeordnet. Alle diese Bewegungen werden vom
Schlitten, also vom Standorte des Arbeiters aus, be-
wirkt.
Mit obiger Maschine stimmt in den Hauptverhalt-
nissen diejenige der Werkzeugmaschinenfabrik und
Eisengiefserei von Otto Froriep in Rheydt
(Rheinland) überein, anscheinend ist letztere sogar
(1. Januar 1903.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 613.] 11
in manchen Beziehungen noch kräftiger und leistungs-
fähiger als jene gestaltet.*)
Lobend erwähnt zu werden, verdient hier schliefs-
lich noch das 21250 kg schwere Universal-Hori-
zontal-Bohr- und Fraswerk der Werkzeug-
maschinenfabrik und Eisengiefserei von Wilh.
Scharmann in Rheydt (Rheinland), bei welchem
nicht allein die Bohrspindel schrägstellbar, sondern auch
der Ständer auf dem Bett drehbar angeordnet ist.
Entsprechend letzterer Einrichtung kann daher die
Maschine mit zwei Aufspannplatten (zu beiden Seiten
des Bettes) ausgerüstet werden, sodafs sich auf der
einen Seite Gegenstände ausrichten und festspannen
lassen, während solche auf der anderen Seite der
Maschine bearbeitet werden.
Inbezug auf Gröfse kommt der vorbeschriebenen
Maschinengattung die von der Kalker Werkzeug-
maschinenfabrik Breuer, Schumacher & Co.,
A.-G. in Kalk bei Köln a. Rh. ausgestellte patent-
dampfhydraulische Schmiedepresse, mit Treib-
apparat für einen Druck von 1200 t am nächsten, denn
ihr Gewicht beläuft sich auf 157000 kg.
Abb. 5.
Schmiede- und Biegepresse vor, die hier berücksichtigt
werden mufs, um die aufsergewöhnliche Leistungsfähig-
keit der genannten Fabrik in das rechte Licht zu stellen.
Diese in Abb. 4 dargestellte Presse ist für einen
Druck von 10000 t gebaut” und bereits an das Obuchow-
sche Stahlwerk und Dillinger Hüttenwerk geliefert
worden. Sie ist so eingerichtet, dafs die von ihr zu
leistende Arbeit sich den Verhältnissen des Werkstücks
in jeder Weise anpassen läfst und die Presse sowohl
Abb. 4.
Patent-Dampfhydraulische Schmiede- und Biegepresse der
Kalker Werkzeugmaschinenfabrik Breuer, Schumacher & Co.,
A.-G., in Kalk bei Köln a. Rh.
Hobelmaschine der Werkzeugmaschinenfabrik und Eisengielserei von Ernst Schiefs in Düsseldorf-Oberbilk.
Auf eine Beschreibung dieser Maschine hier näher
einzugehen, müssen wir jedoch verzichten, da eine
gleiche Maschine derselben Firma auch auf der Pariser
Weltausstellung vorhanden war und in Heft 565 dieser
Zeitschrift schon ausführlich behandelt worden ist.
Die Kalker Werkzeugmaschinenfabrik führt aber gleich-
zeitig in Düsseldorf das Modell einer noch viel gröfseren
*) Wie wir nachträglich erfahren, wiegt die Maschine 46000 kg
(ohne Aufspannplatte).
zum Schmieden von schweren wie leichteren Stücken
mit Vortheil benutzt werden kann. Sie dient haupt-
sächlich zum Schmieden und Biegen von Panzerplatten,
sowie auch zur Herstellung der gröfsten Schmiedestücke
abwärts in den verschiedensten Abmessungen.
Die erwähnten Vorzüge werden dadurch erreicht,
dafs die Presse mit drei Treibapparaten (Dampfcylindern,
die sich auf der Abbildung nicht vorfinden), versehen
ist, welche derart in Verbindung gesetzt werden können,
| dafs alle drei Treibapparate in alle drei Prefscylinder
12 (No 613.]
arbeiten; aufserdem sind Einrichtungen vorhanden, dafs
nur einer oder mehrere Treibapparate auf alle Prefs-
cylinder wirken oder dafs endlich alle oder mehrere
derselben mit einem oder mehreren der Prefscylinder
verbunden sind. Durch diese Einrichtung ist man in
der Lage, je nach Bedarf mit dem Gesammtdruck,
Abb. 6.
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Horizontal-Plandrehbank der Werkzeugmaschinenfabrik und
Eisengiefserei von Ernst Schiefs in Düsseldorf-Oberbilk.
Abb. E
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Dreh- und Bohrwerk von de Fries & Cie., A.-G., in Diisseldorf.
"nx des Gesammtcrucks und 1
ferner auch mit den verschiedensten Hubgröfsen zu
arbeiten, wodurch, wie vorstehend angegeben, die ver-
schiedensten Verwendungsarten möglich werden.
Um sich eine Vorstellung von den gewaltigen Ab-
messungen dieser Presse machen zu können, sei darauf
hingewiesen, dafs die vier Säulen des Prefsgestelles bei
einer Länge von etwa 12m ein Gewicht von ungefähr
s des Gesammtdrucks,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Il. Januar 1903.]
150000 kg haben, während die drei hydraulischen Prefs-
cylinder, die mit den dazwischenliegenden Stahlplatten
den oberen Holm bilden, ebenfalls ungefähr 150000 kg
wiegen. Der untere Holm, welcher wegen seiner
ungeheuren Abmessungen nur aus einzelnen Theilen
hergestellt werden konnte, wiegt etwa 400000 kg. Die
Befestigung des unteren und oberen Holms an den
Säulen erfolgte durch 16 schwere Muttern von je 1200 mm
Durchmesser und einem Gesammtgewicht von 50000 kg.
Den Anschlufs bilden nunmehr die ausgestellten
Hobelmaschinen, und auch hier steht wieder die
Firma Ernst Schiefs in Düsseldorf mit einer
Hobelmaschine im Gewichte von 155000 kg obenan,
die in ähnlicher Ausführung bis jetzt schon drei-
undreifsigmal geliefert worden ist.
Einen Begriff von den wirklichen Abmessungen
der in Abb. 5 dargestellten Maschine erhält man durch
die Angabe, dafs die Hobellänge 10 m, die Hobel-
höhe 4m und die Hobelbreite gleichfalls 4 m beträgt.
Der Antrieb ist am hinteren Ende des Maschinen-
bettes angeordnet und erfolgt durch einen Elektromotor
von etwa 50 PS., welcher eine Schwungradwelle durch
Stirnräder in Umdrehung versetzt. Mit Hilfe dieser
Welle kann die Maschine sowohl mit 30 mm als auch
mit 70 mm Schnittgeschwindigkeit arbeiten, während
die Rücklaufgeschwindigkeit des Tisches sich stets auf
150 mm i. d. Sek. stellt. Die Riemenverschiebung am
Ende des Hubes geschieht durch einen
besonderen Riemenwender, vollständig
unabhängig von der Supportschaltung.
Der 3,3 m breite Tisch wird durch
zwei Schraubenspindeln und kräftige
Räderübersetzung angetrieben; in den
flachen Tischführungen sind selbst-
thätige Schmierrollen und an den
Enden der Betten Oelkästen ange-
bracht. An Supporten sind vier vor-
handen: der Querbalken trägt zwei hori-
zontal, vertikal und in allen Winkeln
selbstthätig arbeitende Supporte mit
selbstthätiger Meifselabhebung beim
Rücklauf des Tisches, und an jedem
Seitenständer ist ferner ein durch
Gegengewicht ausbalanzirter Seiten-
support vorhanden.
Die Schaltung der Werkzeuge am
Querbalken ändert sich:
in horizontaler Richtung von 0,5
bis 16 mm,
in vertikaler Richtung von 0,1
bis 3,5 mm;
bei den Ständersupporten:
in horizontaler Richtung von 0,1
bis 3,5 mm,
in vertikaler Richtung von 0,5
bis 8 mm.
RL, Nicht nur der Querbalken sondern
aeg auch
ee schnellen maschinellen Verstellen her-
die Seitensupporte sind zum
ei gerichtet. Die gröfste maschinelle Ver-
SA stellung der Quersupporte beträgt
215 mm i. d. Min., diejenige der Seiten-
supporte 790 mm i. d. Min.
Als in den Hauptzügen mit der
vorigen Maschine übereinstimmend,
ist hier noch die 100000 kg schwere
Hobelmaschine der Düsseldorfer
Werkzeugmaschinenfabrik und
Eisengieflserei von Habersang
& Zinzen in Düsseldorf-Oberbilk
zu erwähnen.
Auf dieser Maschine, welche gleichfalls mit vier
Supporten ausgerüstet ist, können Stücke bis zu 7600 mm
Länge, 4050 mm Breite und 3350 mm Höhe bearbeitet
werden.
Auch hier kommen zwei Hobelgeschwindigkeiten zu
50 mm und 80 mm i. d. Sek. (für Stahl oder Gufseisen)
zur Anwendung. Der Rücklauf des Tisches geschieht
stets mit einer Geschwindigkeit von 190 mm i. d. Sek.
(1. Januar 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 613.| 13
Der Tisch wird, wie zuvor, durch zwei Schrauben-
spindeln verschoben, welche von den Antrieb-Riemen-
scheiben aus mittelst Reibungskupplungen und Zahnrad-
vorgelege in Umdrehung gesetzt werden. Durch diese
Kupplungen ist das Umsteuern der Antrieb-Riemen-
scheiben für Vor- und Rücklauf, was bekanntlich viel
Kraft erfordert, sowie das Verschieben der Riemen
vermieden; die Antriebscheiben laufen daher immer
in derselben Richtung um. Diese Scheiben sind als
Schwungräder ausgebildet, um die Kräfte, welche beim
Aendern der Richtung des Tischlaufes auftreten, auf-
nehmen zu können.
Der Vorschub der Meifsel ist veränderlich:
a) bei den Querbalkensupporten
in der Horizontalen von 0,4 bis 20 mm,
in der Vertikalen von 0,25 bis 12 mm;
b) bei den Seitensupporten
in der Horizontalen von 0,2 bis 2 mm,
in der Vertikalen von 0,25 bis 10 mm.
Die schnelle Verschiebung des Querbalkens und
der Ständersupporte geschieht ebenfalls maschinell und
beträgt für ersteren 200 mm, für letztere 500 mm i. d. Min.
Mit dem bescheidenen Namen „Horizontal-
Plandrehbank“ bezeichnet die Firma Ernst Schiefs
in Düsseldorf ein von ihr ausgestelltes riesenhaftes
Dreh- und Bohrwerk im Gewichte von 150000 kg (Abb. 6).
Von derartigen Maschinen, auf welchen Stücke bis zu
9,5 m Durchmesser und 2,5 m Höhe gedreht oder gebohrt
werden können, sind bereits 10 Stück ausgeführt worden.
Die lichte Weite zwischen den Ständern beträgt
6,8m. Werden die Ständer so weit nach vorn geschoben,
dafs die Drehstähle auf Mitte Planscheibe zeigen, so
kann in dieser Stellung ein Durchmesser von etwa
7,0 m bestrichen werden. Die Bearbeitung von Stücken
bis zu 9,5 m Durchmesser erfolgt bei gänzlich zurück-
geschobenen Ständern. Selbstverständlich geht das Ver-
schieben der ‘Ständer maschinell vor sich.
Zum Antriebe der Maschine dient ein umsteuerbarer
Stufen -Elektromotor von 25 PS für Gleichstrom von
440 Volt Spannung, der durch geeignete Räderüber-
setzung den mit der Planscheibe (von 6,0 m Durchmesser)
verschraubten Zahnkranz dreht. Vermittelst der vor-
handenen Rädervorgelege werden der Planscheibe
18 gleichmäfsig abgestufte Geschwindigkeiten in den
Grenzen von 0,09 bis 4 Umdrehungen i. d. Min. ertheilt.
An den Ständern ist der Querbalken in üblicher
Weise an Schraubenspindeln aufgehängt, und auf
seinen Prismenflächen bewegen sich die beiden Arbeits-
supporte, die je aus Quersupportschieber, Lyra (nach
beiden Seiten drehbar) und ausbalanzirtem Werkzeug-
halter bestehen. Das Drehen der Lyra geschieht durch
Schnecke und Schneckenradsegment, das Vertikal-
verstellen der Werkzeughalter durch Handrad, Ritzel
und Zahnstange; ebenso können die vollständigen
Supporte entweder langsam durch Schraubenspindel
oder rasch, nach ausgelöster Mutter, mittelst Ratsche,
Ritzels und Zahnstange am Querbalken verstellt werden.
Die Anordnung der Supporte ist derartig getroffen, dafs
mit dem einen die eine Hälfte, mit dem anderen die
zweite Hälfte des Querbalkens bestrichen werden kann.
Zum bequemeren Einstellen der Meifsel besitzen diese
je einen schwächeren Kreuzsupport, welcher für
schwächere Spähne, Formarbeiten und dergl. bestimmt
ist. Die Schaltung der Supporte selbst geschieht durch
Stufenkeilräder und geeignete Uebersetzung. Beide
Supporte sind in der Vorschubrichtung vollständig unab-
hängig voneinander, sie können in gleichem oder jedem
beliebigen Sinne geschaltet werden. Die Schaltungs-
gröfse ist für beide Supporte in horizontaler Richtung
gleich und achtfach veränderlich in den Grenzen von
0,5 bis 10 mm für cine Spindelumdrehung. Unabhängig
von der Horizontalschaltung ist die Vertikalschaltung
angeordnet; diese kann von 0,25 bis 4 mm verändert
werden und ist für beide Supporte ebenfalls die gleiche.
Während der grölste lichte Abstand zwischen Plan-
scheibe und Unterkante Meiselhalter 2,5 m beträgt, ist
der Hub der Meifselhalter selbst 1,0 m.
Die in jeder Beziehung vorzügliche Ausführung
der Maschine gestattet, beim Bearbeiten von Stahl-
platten mit einer Materialfestigkeit von 100 kg für I qmm
bis zu einem Durchmesser von 7,0 m einen Spahn von
40 mm Breite und 0,5 mm Dicke zu nehmen.
Aufser dieser gewaltigen Maschine ist nur noch
ein gröfseres Dreh- und Bohrwerk (im Gewichte
von 15800 kg) von der Aktiengesellschaft de Fries
& Cie. in Düsseldorf ausgestellt (Abb. 7).
Der Antrieb ist seitlich angeordnet und besteht aus
fünftacher Stufenscheibe und doppeltem, ein- und
ausrückbarem Rädervorgelege, so dafs sich in Ver-
bindung mit dem Deckenvorgelege, welches für zwei
Geschwindigkeiten eingerichtet ist, 20 verschiedene
Schnittgeschwindigkeiten ermöglichen lassen. Die Vor-
schübe der vollständig unabhängig voneinander arbeiten-
den Werkzeugsupporte besitzen nach jeder Richtung
hin achtfachen Wechsel.
Um die Planscheibe, wenn mit hoher Geschwindig-
keit gedreht oder gebohrt werden soll, von der aufseren
Gleitbahn abheben zu können, ist die Maschine mit
einer besonderen Vorrichtung ausgerüstet. Dieselbe
besteht aus einer horizontalen Schraubenspindel, welche,
durch eine schräg gelagerte Spindel mit Kurbel an der
Aufsenseite des Unterbettes angetricben, einen konischen
Keil bewegt. Beinı Verschieben des Keils verstellt sich
also das untere Lager, in welchem die vertikale Spindel
der Planscheibe (von 1500 mm Durchmesser) läuft.
(Forts. folgt.)
Die chemische Analyse als Mitiel zur Bestimmung der Güte
des Materials bei der Abnahme.
(Mit 2 Abbildungen.)
Bei der Abnahme der Erzeugnisse unserer Hütten-
und Walzwerke hat man bisher Vorschriften benutzt,
die Versuche mit der Zerreissmaschine, der Biege-
maschine und dem Fallwerk u.s.w. verlangen. Neuer-
dings findet man bei Auslandslieferungen besonders
nach Amerika auch Vorschriften, die sich auf die
chemische Zusammensetzung beziehen, was bei uns
bisher nicht der Fall war. Die Lieferungs-Bedingungen
des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, die Abnahme-
Vorschriften der verschiedenen deutschen Eisenbahnen,
die Würzburger Normen für Dampfkesselu.s.w. erwähnen
bisher die chemische Analyse nicht. Aus den Verhand-
lungen, die den neuesten Festsetzungen dieser ver-
schiedenen Vorschriften vorhergegangen sind, ist den
Betheiligten bekannt, dafs in fast allen Fällen die
chemische Analyse der Gegenstand einer längeren
Besprechung gewesen ist, und dafs die Hüttenleute
sich auf den Standpunkt stellten, dafs dre Analyse aus
den verschiedensten Gründen bei der Abnahme un-
brauchbar sei. In vielen Fällen ist bei den Verhand-
lungen die Minorität, die die Analyse einführen wollte,
eine recht stattliche gewesen, sodals man mit viel Wahr-
scheinlichkeit vermuthen mufs, dafs bei nächster Ge-
legenheit diese Frage wieder auf der Bildfläche erscheinen
wird und dafs auf das amerikanische Beispiel dabei
hingewiesen werden wird, besonders, da die Zeitschrift
Engineering vom 15. August 1902, Seite 226 die ameri-
kanischen Normal-Bedingungen bringt. Unter den vielen
Gründen, die gegen die Analyse vorgebracht wurden,
befand sich auch einer, der von anderer Seite stark
bestritten wurde. Es war nämlich behauptet, dafs der
heutige Stand der chemischen Wissenschaft durchaus
nicht so hoch wäre, dafs Arbeiten, die in verschiedenen
Laboratorien angestellt werden, übereinstimmten. Die
Richtigkeit dieser Behauptung ist nun wohl in den
Kreisen der Verbraucher nicht ganz bestritten worden.
14 [No. 613.]
Zu ihrer Klarstellung veröffentlicht Herr Professor Bach
in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure
No. 41 vom 11. Oktober 1902 Seite 1538 einige Analysen
von 3 verschiedenen Laboratorien, die dieselben 5 ver-
schiedenen Eisensorten untersucht haben. Die Er-
gebnisse dieser Arbeiten zeigen nun allerdings, dafs
die Chemie noch weit davon entfernt ist, mit der
Genauigkeit zu arbeiten, dass man sie in streitigen Fällen
zu Rathe ziehen kann. Die 3 Laboratorien haben alle
einen amtlichen öffentlichen Charakter und machen des-
halb aufser Eisenanalysen noch viele andere Unter-
suchungen. Es lag nun der Gedanke nahe, dafs die
Laboratorien der grofsen Hüttenwerke, die jahraus jahrein
nur Eisenanalysen machen, in diesen Analysen sicherer
arbeiteten als die öffentlichen Arbeitsstellen und Poly-
techniken u. drgl. Zur Untersuchung dieser Frage ging
das Blechwalzwerk Schulz Knaudt Akt.-Gesellschaft in
Essen/Ruhr wie folgt vor:
Aus einer Bramme von r. 200 . 400 mm mittlerem
Querschnitt und einer Länge von etwa 550 mm, die ein
Gesammtgewicht von 320 kg hatte, wurde ein Blech von
800 . 1600 . 20 mm im Gewichte von 220 kg gewalzt
und am Fufs- und Kopfende in der Mitte je ein Quer-
streifen von 60 mm Breite abgetrennt, welche Streifen
mit F und X bezeichnet wurden. Die Zerreifsproben,
die in der Nähe dieser Streifen genommen wurden,
ergaben eine Festigkeit von 38,2 und 41,5 kg, bei einer
Dehnung von 30 und 26 pCt. Nebenbei sei erwähnt,
dafs der geringe Unterschied in den Zerreifsproben
darauf zurückzuführen ist, dafs die Bramme im Verhält-
nis zum Blechgewicht sehr schwer gewählt war. Das
Ausbringen betrug nur etwa 69 pCt., was durchaus un-
normal ist.
Von F und X wurden Spähne abgearbeitet und
diese in verschiedene Schachteln verpackt, welche
Arbeit in Gegenwart des vereideten Chemikers Herrn
Dr. Hausdorff in Essen geschah und der auch jede
Schachtel mit seinem Siegel verschlofs. Das eine dieser
Probenpaare untersuchte Herr Dr. Hausdorff selber,
die 3 anderen Paare wurden unter die amtlichen Labora-
torien in Zürich, Berlin und München vertheilt und von
allen eine Untersuchung auf Kohlenstoff, Schwefel und
Phosphor erbeten. Die 3 Laboratorien haben diese
Arbeit ausgeführt und bei der Mittheilung der Resultate
besonders erwähnt, dafs die Packete das unverletzte
Siegel des Herrn Dr. Hausdorff getragen haben. Ein
anderer Theil der Spähne wurde in 3 Paar Packete ver-
packt und es hatten 3 gröfsere Stahlwerke die Güte, je
ein Paar ebenfalls zu untersuchen. Eine Bekanntgabe
der Namen dieser Werke mufs vorläufig noch unter-
bleiben, ob aber dieselben besonders Interessenten
gegenüber nicht gewillt sind, hervorzutreten, wird eine
Anfrage an sie ergeben und erklärt sich der Verfasser
hiermit gern bereit, solche Fragen weiter zu geben.
Nur Herrn Dr. Hausdorff war es bekannt, zu welchem
Zwecke man die Analysen machen liefs, die übrigen
Laboratorien wulsten dieses nicht. Das Ergebnifs dieser
gesammten Arbeiten zeigen die folgende Zusammen-
stellung und die beiden Diagramme.
Procent Procent
Schwefel
Procent
Kohlenstoff Phosphor
Analyse ausgeführt von:
i |
Probe Probe IProbe Probe [Probe Probe
F. KIFIK|F|K
| H
Dr. Georg Hausdorff, Essen- | |
Ruhr. Oeffentl. chem. La- | |
boratorium 0,117 0,1541 0,030
er. 2, D 0,037] 0,028 0,037
Eidgenössische Material-Prü- Ä
fungsanstalt am schweiz. |
Polytechnikum, Zürich . 0,112 0,146| 0,020 0,035| 0,035! 0,044
Königliche chemisch - tech-
nische Versuchsanstalt, | |
Berlin . Bs sae i 0,13 0,16 | 0,04 | 0,06 | 0,035, 0,044
Laboratorium der Königl. |
| |
l |
|
technischen Hochschule,
0,11 0,16 | 0,041. 0,059] Spuren ` Spuren
München
Stahlwerk A 0,136 0,174| 0,046 0,066] 0,028, 0,040
g B .[0,14 0,20 | 0,04 0,05 |0,04 | 0,05
g C 0,137 0,175] -- ` —- ]0,045| 0,05
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Januar 1903.]
Man sieht sofort, dafs die einzelnen Resultate be-
deutend von einander abweichen. Vernachlassigt man
den Kohlenstoff bei München und beim Stahlwerk 2,
so erhält man Diagrammlinien, die fast parallel sind.
Wären dieselben ganz parallel, so würden sie zeigen,
dafs die einzelnen Laboratorien relativ genau arbeiten,
trotzdem die absoluten Werthe sehr verschieden sind.
Dieser Umstand giebt auch die Erklärung für die
0200_
0.050
0000
Samdonff Perk a. 6
Neinchen B.
birch,
0100
0050
KEE)
dëser Berlin d e
Zurich Miinchen B.
Thatsache, dafs jede Betriebsleitung mit ihren eigenen
Analysen gut eine Kontrolle ausführen kann, trotzdem
die Analysen falsch sind, aber sie sind eben mit
stetigen Fehlern behaftet und deshalb zum Vergleich
vollkommen brauchbar. Augenscheinlich ist es aber
auch, dafs die Leistungen der öffentlichen Laboratorien
nicht minderwerthig im Vergleich zu den Anstalten
der Stahlwerke sind; die vorhin ausgesprochene Ver-
(1. Januar 1903.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 613.| 15
muthung ist also als unbegründet zu erachten. In
Erwägung aller dieser Umstände kann man nun mit
Sicherheit behaupten, dafs der derzeitige Stand der
chemischen Wissenschaft in Deutschland nicht so ist,
dals man sie bei Abnahme der Erzeugnisse der Hütten-
und Walzwerks - Industrie benutzen kann, und dafs
bei Neuberathung der vorhin erwähnten Vorschriften
man nicht eher die Chemie berücksichtigen kann, bis
diese Uebelstände beseitigt sind. In den besonderen
Fachkreisen werden diese Zusammenstellungen wohl
keine Ueberraschung hervorrufen; dats man auch da
versucht hat, diese Mifsstande zu heben, zeigt das Vor-
handensein einer Kommission, die der Verein deutscher
Eisenhüttenleute eingesetzt hat und die über die
'
1
Einführung gleichmäfsiger chemischer Untersuchungs-
methoden berichten soll. —
Gegenüber der Thatsache, dafs in Amerika schon
seit einiger Zeit die chemische Untersuchung zu Ab-
nahmezwecken benutzt wird, kann man nur zu 2 Schlüssen
kommen, entweder sind die amerikanischen Chemiker
ihren deutschen Kollegen überlegen, oder die Beauf-
tragten, welche die Abnahme dort ausführen, sind nicht so
gewissenhaft in der Befolgung von Vorschriften, wie das
solche Herren bei uns glücklicherweise sind und hoffent-
lich bleiben werden. Der geneigte Leser mag zwischen
den beiden Schlüssen wählen, mir ist es nicht zweifelhaft,
dafs der letztere für richtig erachtet werden mufs.
Essen a. d. Ruhr. O. Knaudt.
Beiträge zur Lehre von der Patentfähigkeit.
Von Dr. jur. Oscar Schanze in Dresden.
(Fortsetzung von Seite 141 in Band 51.)
Zwölfter Beitrag.
Bettelheim!) zerlegt seine Betrachtung über den
„Gegenstand des Erfinderrechts“ in die Kapitel
I. Begriff und Wesen der gewerblichen Erfindung.
ll. Neuheit.
Ill. Gewerbliche Anwendbarkeit.
Auf die Frage, worin das Wesen der gewerblichen
Erfindung bestehe, antwortet Bettelheim’): Unter
gewerblicher Erfindung ist „jeder schöpferische Gedanke
auf gewerblichem Gebiete zu verstehen. Aber diese
Erfindung im weitesten Sinne, fügt er hinzu, ist nicht
an sich geeignet, das Erfinderrecht zu schaffen; diese
Kraft wohnt nur der schutzfähigen Erfindung inne.
Um aber schutzfähig zu werden, mufs die Erfindung
noch eine Reihe anderer Merkmale besitzen. Das
österreichische Patentgesetz stellt den Begriff der Er-
findung an die Spitze, fügt aber bei, dafs nur jenen
Erfindungen Schutz gewährt wird, welche neu und ge-
werblich anwendbar sind.“
Es könnte auf den ersten Blick auffallen, dafs
Bettelheim die Erfindung von vornherein als ge-
werbliche charakterisirt und doch die gewerbliche An-
wendbarkeit besonders behandelt. Allein dies entspricht
insofern dem Sachverhalt, als ohne Weiteres feststeht,
dafs es das Patentrecht nicht mit künstlerischen, sondern
nur mit technischen Erfindungen zu thun hat. Es bleibt
deshalb specieller Untersuchung vorbehalten, ob und
inwieweit die technischen, d.h. die nicht künstlerischen
Erfindungen „gewerblich anwendbar“ sind. Der Klar-
heit wäre es freilich förderlicher gewesen, wenn
Bettelheim die für das Patentrecht überhaupt in
Betracht kommenden Erfindungen im Gegensatz zu den
künstlerischen nicht als gewerbliche, sondern als tech-
nische oder als nützliche Erfindungen gekennzeichnet
hätte.
Inkorrekt ist es, wenn Bettelheim zwischen der
(technischen) Erfindung schlechthin und der neuen ge-
werblich anwendbaren Erfindung so unterscheidet, dafs
erstere die Erfindung im weitesten Sinne sei. Denn
die Merkmale der Neuheit und der gewerblichen An-
wendbarkeit engen wohl den Begriff der Patentfähig-
keit ein, nicht aber den Begriff der Erfindung; sie
constituiren den Erfindungsbegriff nicht, sondern quali-
ficiren ihn.
I
Ueber Begriff und Wesen der Erfindung spricht
sich Bettelheim wie folgt aus:
„Vom Standpunkte des neuen österreichischen
Rechtes ist als schutzfähige Erfindung zu bezeichnen
1) Das Recht des Erfinders in Oesterreich, Wien, 1901. —
Bettelheims Aufsatz in der Allgem. österr. Gerichtszeitung
53. Jahrg. (1902), No. 26, S. 225 fl. „Zur Lehre von der Neuheit
nach Patentrecht“ beschäftigt sich insbesondere mit dem That-
bestand der offenkundigen Vorbenutzung im Anschlufs an die
von Boehmer’sche Monographie.
2) S. 10.
die auf einer neuen Anwendung von Naturkräften be-
ruhende, wiederholungsfahige Schépfung zur Erreichung
eines wesentlichen neuen technischen Effektes auf
gewerblichem Gebiete.
Die Erfindung ist zunächst eine Schöpfung, eine
Schöpfung menschlichen Geistes. Als solche besteht
ihr hervorstechendstes Merkmal in ihrer Originalität
und diese stellt sie in strengen Gegensatz zur Re-
produktion.“ *)
„Um des Erfindungsschutzes theilhaftig zu werden,
muts die Schöpfung durch neue Anwendung von Natur-
kräften aber einer ganz bestimmten Richtung zugewandt
sein, einen ganz eigenthümlichen Zweck verfolgen, der
damit zu erreichen ist. In der Definition wird dieses
Moment damit ausgedrückt, dafs durch die Schöpfung
eine wesentliche neue technische Wirkung auf gewerb-
lichem Gebiete erzielt werde.“ $)
Für die Merkmale der Neuheit und der gewerb-
lichen Anwendbarkeit verweist Bettelheim auf die
besonderen Erörterungen.
Im Uebrigen betont Bettelheim an erster Stelle
die Ausführbarkeit, die Erreichbarkeit des technischen
Effektes*) und spricht sich über die Natur des letzteren
dahin aus: „Wird an einem bekannten Gegenstande
dadurch eine Aenderung herbeigeführt, dafs er unter
geänderten Dimensionen hergestellt wird, so wird in-
solange kein wesentlicher technischer Effekt erzielt
sein, als die Leistungsfähigkeit nicht blos der Dimensions-
änderung entsprechend quantitativ, sondern auch quali-
tativ modificirt wird. Ein derartiger qualitativer Fort-
schritt wird insbesondere dann vorliegen, wenn zur
Abänderung der Dimensionen, welche die auch nur
quantitativ erhöhte Wirkung gestatten, es der Ueber-
windung besonderer im Wesen des Gegenstandes und
der wirksamen Naturkräfte gelegener Schwierigkeiten
bedurfte“.%) — — „Die Ersetzung des Materials, aus
dem ein Gebrauchsgegenstand bisher erzeugt worden
ist, durch cin anderes, sowie die Verwendung technisch
aequivalenter Elemente an Stelle der bisher benutzten
sind an sich nicht geeignet, als Erfindungen geschützt
zu werden. — — Zur Erfindung wird eine solche Con-
ception erst dann, wenn damit ein wesentlicher tech-
nischer Fortschritt gemacht ist.“’)
Hierzu ist. Folgendes zu bemerken.
Es ist richtig, die Erfindung ist eine Schöpfung
des menschlichen Geistes. Allein gerade weil die Er-
findung ein Geistesprodukt ist, empfiehlt es sich nicht,
sie als eine „auf einer neuen Anwendung von Natur-
kräften beruhende Schöpfung“ zu bezeichnen. Die
Erfindung beruht nicht auf der Anwendung von Natur-
kräften — wäre dies der Fall, so mülste man sie doch
wohl als ein Naturprodukt ansehen —, sondern die
Erfindung hat die Anwendung von Naturkräften zum
Inhalte. |
3) S. 1r 6 S. ı7f.
4) S.ı7 7) 19 f.
5) S. 17
16 (No, 613.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Januar 1903.)
Bettelheim meint, das hervorstechendste Merkmal
der Erfindung sei ihre Originalität, Erfindung sei das
Gegentheil von Reproduktion. Dem ist beizupflichten,
die Erfindung ist das Ergebnifs individuell-schöpferischer
Geistesthätigkeit. Es ist indefs zu beachten, dafs nicht
jede originale Schöpfung in diesem Sinne eine Erfindung
ist. Es ist weiter erforderlich, dafs der Inhalt der
Schöpfung abweicht von den in unserer Kulturwelt
bekannten Dingen. Wer etwas originaliter ersinnt, was,
wie er nicht weils, bereits Bestandtheil unserer Kultur
ist, macht keine Erfindung. Die Erfindung verlangt
neben der Originalität hinsichtlich des Ursprungs noch
die Eigenartigkeit hinsichtlich des Inhaltes.
Diese Eigenartigkeit darf nicht zusammengeworfen
werden mit der Neuheit. Bettelheim läfst eine klare
Scheidung von Eigenartigkeit und Neuheit vermissen.
Er beschäftigt sich ex professo nur mit der Originalität
und mit der Neuheit. Allein dort, wo er von dem die
Erfindungsqualität begründenden technischen Eftekte
unter dem Hinzufügen spricht, dafs die Neuheit be-
sonders behandelt werden solle, betont er doch, dafs
die Erfindung gegenüber dem Vorhandenen einen Fort-
schritt aufweisen müsse. Damit wird indirekt auch das
Erfordernifs der Eigenartigkeit anerkannt.
Bettelheim hat Recht, die blofse Eigenartigkeit
genügt nicht, nicht Alles, was anders ist als das Bis-
herige, ist schon eine Erfindung, die Annahme einer
solchen verlangt vielmehr einen Fortschritt und zwar
einen Fortschritt besonderer Art.
Selbstverständlich mufs der Effekt, den die Erfindung
anstrebt, erreichbar, d. h. die Erfindung mufs ausführbar
sein. Eingehender kommt Bettelheim, wie wir sehen
werden, auf die Ausführbarkeit in dem Abschnitte über
die gewerbliche Verwerthbarkeit zurück; dort behandelt
er auch des Näheren das Erfordernifs der Brauchbarkeit‘).
Man darf hiernach sagen: Die Lehre, dafs die
Analyse des Erfindungsbegriffes zu den Elementen
Originalität (Ursprünglichkeit), Eigenartigkeit, quali-
ficirter Fortschritt, Ausführbarkeit und Brauchbarkeit
führe, wird zwar von Bettelheim nicht in allen ihren
Theilen mit der wünschenswerthen Klarheit und Be-
stimmtheit vertreten, aber immerhin lassen sich die
Ausführungen Bettelheims mit jener Lehre in Ein-
klang bringen und wohl nirgends stehen sie geradezu
im Widerspruche mit ihr.
Im Anschlufs an seine eigene Darlegung unter-
zieht Bettelheim die fremden Begriffsbestimmungen
einer Kritik.
Kohler gegenüber, nach welchem die Erfindung
eine auf einer neuen Combination der Naturkräfte be-
ruhende eigenartige Schöpfung des Menschengeistes
zur Erreichung eines bestimmten Resultates ist, bemerkt
Bettelheim, der Ausdruck Combination sei zu be-
mängeln. „Denn einerseits werden dadurch Irrthümer
über die Natur der wirklichen Combinationserfindung
hervorgerufen, andererseits ist die Grundlage der Er-
findung nicht so sehr die Combination, als vielmehr
dıe Anwendung der Naturkräfte zu bestimmt qualificirten
Zwecken, mag man dieselbe als Benutzung, Verwerthung
oder wie immer bezeichnen.“ Ferner sei der Zweck
der Schöpfung von Kohler „zu allgemein gefalst,
nach dieser Definition würde z. B. Materialaustausch
ohne Weiteres zur Erfindungqualität hinreichen.“?)
Diese Einwendungen Bettelheims sind unzu-
treffend. Die Bemängelung des Ausdruckes Combination
ist ungerechtfertigt, weil jeder, der nur einigermafsen
mit dem Patentrecht vertraut ist, dem von Bettelheim
gefürchteten Irrthum schwerlich verfallen wird’). Und
wenn Bettelheim weiter bemerkt, dafs es sich bei
der Erfindung nicht sowohl um eine Combination als
um Anwendung der Naturkräfte handle, so ist ihm ein-
zuhalten, dafs die Zweckbeziehung von Kohler doch
genügend zum Ausdrucke gebracht wird, wenn er von
einer Combination „zur Erreichung eines bestimmten
Resultates“ spricht. Schliefslich soll nach Bettelheim
der Zweck von Kohler zu allgemein gefafst sein; allein
S) Vgl. unten II
H S. 23 verb. mit S. 21 f.
I) Vgl. oben Beitrag 1 unter II, 1,
es ist zu beachten, dafs Kohler von einer eigenartigen
Schöpfung in engerem Sinne spricht, wonach blofser
Materialaustausch die Eigenartigkeit nicht begründet.
Reuleaux versteht unter Erfindung eine Ein-
richtung oder ein Erzeugnifs auf gewerblichem Gebiete,
die bezüglich eines Stoffes oder eines Werkzeuges oder
eines Verfahrens oder der Zusammensetzung der zu
technischer Wirkung vereinigten Theile von bestehenden
Einrichtungen und Erzeugnissen durch weitergehende
Wirkung abweichen. Bettelheim?!) meint, dieser
Definition könne „der Vorwurf nicht erspart werden,
dafs sie dem der Erfindung zu Grunde liegenden Ge-
danken nicht Rechnung trägt und die Erfindung in dem
Erzeugnisse objektivirt“. Den gleichen Vorwurf erhebt
er gegen Klostermann’), der die Erfindung als
Geisteserzeugnifs bezeichnet, welches entweder in einem
neuen Gegenstande des Gebrauches oder einem neuen
Hülfsmittel zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen
besteht; Klostermann begehe „den logischen Fehler,
einen Gebrauchsgegenstand ein Geisteserzeugnifs zu
nennen, während doch dem geistigen Gebiete nur der
Gedanke angehört, dessen materielle Ausnutzung durch
physische Kraft erst das Erzeugnifs schafft“.
Dieser Vorwurf wäre nur dann begründet, wenn
Reuleaux und Klostermann das sinnlich wahrnehm-
bare Erfindungserzeugnifs, das durch die Ausführung
der Erzeugnifserfindung zu Stande kommt, der letzteren
gleichachteten. Allein zu dieser Annahme liegt nicht
der geringste Anlafs vor; denn beide Schriftsteller
verstehen unter Erfindungserzeugnifs nicht die realiter
existirende körperliche Sache, sondern, wie durchaus
zulässig, das Erfindungserzeugnifs als abstrakten Begriff,
als Vorstellungsgebilde.
Bettelheim selbst aber ist in den Fehler ver-
fallen, den er bei Reuleaux und Klostermann zu
Unrecht rügt. Denn wenn er die Erfindung eine
„wiederholungsfähige Schöpfung“ nennt, so ist ihm ein-
zuhalten, dafs Doppelerfindungen wohl nicht selten
vorkommen, dafs jedoch die Wiederholungsfähigkeit
der Schöpfung im Sinne der Doppelerfindung nicht als
Kennzeichen der Erfindung hingestellt werden kann.
Das was Bettelheim meint, ist nicht die Wiederhol-
barkeit der Schöpfung, der Erfindung, qua abstrakten
Geistesgebildes, sondern die Wiederholbarkeit des con-
creten Erfindungsgegenstandes, des concreten Erzeug-
nisses, des concreten Verfahrens’).
Weiter. Gareis kennzeichnet die Erfindung als
Entdeckung der Thatsache, dafs durch concrete tech-
nische Einwirkung auf einen Stoff der Aufsenwelt ein
wiederholungsfähiger Erfolg erzielt wird. Bettelheim'*)
wendet ein: „Die Subsumtion der Erfindung unter
den weiteren Begriff der Entdeckung ist mit der scharfen
Sonderung dieser Thätigkeitsgebiete nicht vereinbar.
Der Erfinder entdeckt nie vorhandenes, sondern schafft
Neues.“
Bettelheim übersieht, dafs die Ausdrücke Er-
findung und Entdeckung mehrdeutig sind, dafs sie ganz
wie z. B. das Wort Gesetz verschiedene Begriffe be-
zeichnen. Wie es ein Gesetz im formalen, ein Gesetz im
materiellen und ein Gesetz zugleich im formalen und
materiellen Sinne giebt, wie das Wort Gesetz also drei Be-
deutungen hat!?), so dient die Gegenüberstellung von Er-
findung und Entdeckung zur Kennzeichnung eines inhalt-
lichen, zur Kennzeichnung eines genetischen und zur
Kennzeichnung eines inhaltlich-genetischen Unter-
schiedes'®). Gareis hat sein Augenmerk ausschliefslich
auf den inhaltlichen Unterschied gerichtet; von diesen
Standpunkt aus sind Erfindung und Entdeckung keine
Gegensätze, sondern die Erfindung stellt sich als eine quali-
ficirte Entdeckung dar. Die Betrachtungsweise Gareis
wird gewifs dem Verhältnifs von Erfindung und Ent-
deckung nicht in allen Beziehungen gerecht, aber als
irrig läfst sie sich nicht hinstellen.
13) Vgl. mein Recht der Erfindungen und Muster S. 57 f.
14) S. 23.
15) Georg Meyer, Lehrbuch des deutschen Staatsrechts $ 155
Note 3, 5. Aufl., S. 500.
16) Vgl. meine Patentrechtlichen Untersuchungen, S. 383 ff.
IL. Januar 1903.]
Schliefslich bemängelt Bettelheim!"), dafs das
wesentliche Moment der Neuheit Berger -Stephan in
seiner Definition der Erfindung als einer durch Be-
nutzung von Naturkräften hervorgebrachten eigenartigen
Wirkung auf technischem Gebiete völlig vermissen läfst.
Dem gegenüber ist darauf hinzuweisen, dafs das
für den Erfindungsbegriff wesentliche Merkmal „der
Neuheit“ doch durch die Kennzeichnung der Wirkung
als einer „eigenartigen“ genügend zum Ausdrucke
gelangt. Bettelheim würde zu seiner Bemängelung
nicht gekommen sein, wenn er sich über den Unter-
schied von constitutiver Eigenartigkeit und qualificiren-
der Neuheit klar geworden wäre. Dafs in dieser Hinsicht
die Ausführungen Bettelheims zu wünschen übrig
lassen, erhellt auch aus dem Folgenden.
IT.
Wie denkt Bettelheim über die Neuheit?
Er sagt!®): „Das österreichische Patentgesetz
schränkt den Erfindungsschutz ausdrücklich auf neue
Erfindungen ein. Wozu aber diese Hervorhebung der
Neuheit, da doch die Originalität der Conception ein
wesentliches Merkmal der Erfindung überhaupt ist?
Der Grund hierfür ist in einer Besonderheit des Wesens
der gewerblichen Erfindung gegenüber allen anderen
geistigen Schöpfungen gelegen, dafs nämlich hier genau
der gleiche Gedanke in verschiedenen Köpfen selbst-
ständig voneinander aufkeimen und zur Verwirklichung
gelangen kann. Es kann irgendwo eine Erfindung
gemacht, unter Patentschutz stehend oder schon Gemein-
gut geworden sein und hinterher völlig unabhängig von
einem Anderen gemacht werden, dem die Erfindung
gänzlich unbekannt geblieben war. Weil also hier nicht
jede derartige Schöpfung wirklich und objektiv neu ist,
hat das Gesetz den Patentschutz auf neue Erfindungen
eingeschränkt.“
Es ist richtig, dafs, damit Patentfähigkeit vorliege,
die originale Schöpfung objektiv ihren besonderen, von
dem bereits Bekannten abweichenden Inhalt haben muts.
Allein der Erfindungsbegriff umfafst bereits neben der
Originalität die objektive Eigenartigkeit, deshalb kann
die Neuheit, welche das Gesetz besonders verlangt, mit
dieser objektiven Eigenartigkeit nicht identisch sein.
Ephraim irrt auch in der Annahme, dafs unter dem
bereits Bekannten, von dem sich die Erfindung ab-
heben mufs, lediglich frühere Erfindungen zu verstehen
seien. Nicht blofs frühere Erfindungen, sondern der
gesammte Stand der Kultur und Technik kommt in
Betracht, gleichviel ob derselbe durch Erfindungen
Einzelner oder durch allmähliche Fortschritte der
Gesanmtheit herbeigeführt worden ist.
Bettelheim!?) macht ferner geltend: „Die Neuheit
ist eine absolute oder eine relative. Jene ist dann vor-
handen, wenn eine Erfindung Niemandem und nirgends
bekannt war, von relativer Neuheit ist zu sprechen,
wenn es darauf ankommt, dafs die Erfindung nicht in
einem bestimmten örtlichen Umfange oder nicht durch
bestimmte Publikationsmittel oder nur nicht dem Schutz-
werber bekannt war. Das Erfindungsschutzrecht hat
nun die Aufgabe, die Normen festzustellen, welche Art
von Neuheit der Erfindung inne wohnen mufs, damit
sie schutzfähig sei. Kein Recht kann soweit gehen,
absolute Neuheit als Voraussetzung des Schutzes zu
fordern. — — Die Gesetze fordern daher auch durch-
wegs nur ein Mais von relativer Neuheit. Hierbei
können nun verschiedene Wege eingeschlagen werden.
Entweder wird es der richterlichen Beurtheilung über-
lassen, zu entscheiden, ob unter den vorliegenden Ver-
hältnissen mit Berücksichtigung der der Erfindung bereits
zukommenden Verbreitung die Eigenschaft der Neuheit
noch beigelegt werden kann (Frankreich, Schweiz);
oder aber es werden genau jene Mittel der Publikation
angegeben, durch welche der Erfindung die Neuheits-
qualität genommen wird und das örtliche Gebiet fixirt,
innerhalb dessen sie nicht veröffentlicht sein darf, um
als neu zu gelten“. Letzere Alternative gilt nach Bettel-
heim”) für Deutschland und Oesterreich: „Da absolute
17) S. 23.
18) S., 26.
IN) S, 27.
20) S. 28,
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 613.] 17
Neuheit eine unmögliche Voraussetzung des Erfindungs-
schutzes sein kann, vielmehr es nur auf die relative
Neuheit anzukommen hat, dienen die Bestimmungen
des § 3 des österreichischen und des § 2 des deutschen
Patentgesetzes dem Ziele, das gesetzliche Mafs relativer
Neuheit zu fixiren“, andere Beweise der Nichtneuheit
sind unzulässig.
Das ist eine unzutreffende Argumentation.
Die Neuheit ist ein negativer Begriff, sie bedeutet
soviel wie Nichtbekanntsein. Es giebt keine Thatsachen,
deren Vorhandensein die Neuheit garantirt; es giebt
immer nur Thatsachen, deren Vorhandensein den Mangel
der Neuheit, das Bekanntsein begründet. Das Nicht-
vorliegen einer den Mangel der Neuheit begründenden
Thatsache schliefst nicht die Möglichkeit aus, dafs die
Neuheit durch eine andere Thatsache beseitigt wird.
Deshalb kann niemals der Beweis der Neuheit eine
Voraussetzung der Patentfähigkeit, es kann immer nur
der Beweis der Nichtneuheit ein Hindernifs der Patent-
fähigkeit bilden.
Eine weitere Frage ist, ob die Thatsachen, welche
den Mangel der Neuheit begründen, vom Gesetzgeber
erschöpfend namhaft gemacht oder nur bespielsweise
aufgeführt und darüber hinaus ins Ermessen der ent-
scheidenden Behörde gestellt worden sind. Für die
Beantwortung dieser Frage läfst sich dem Umstande,
dafs immer nur der Beweis der Nichtneuheit, niemals
aber der Beweis der Neuheit in Betracht kommt, kein
Argument entnehmen. Denn letzterer Umstand verlangt
schlechthin Beachtung, gleichviel, ob man die vom
Gesetzgeber genannten Fälle des Neuheitsmangels für
die ausschliefslichen hält oder als blofse Beispiele an-
sieht.
Wenn nicht blofs Deutschland und Oestcrreich sich
mit relativer Neuheit begnügen, sondern auch Frank-
reich und die Schweiz und in letzteren beiden Staaten
über die Fälle der Nichtneuheit das behördliche Er-
messen frei entscheidet, so Jafst sich doch nicht
behaupten, dafs die relative Neuheit in Deutschland
und in Oesterreich mit dem freien Ermessen der ent-
scheidenden Behörde unvereinbar sei.
HI.
Auch mit der gewerblichen Anwendbarkeit
der patentfähigen Erfindung beschäftigt sich Bettelheim
eingehend. Er sagt:
„Das Gesetz gewährt nur jenen Erfindungen Schutz,
die eine gewerbliche Anwendung zulassen. Hierin
drückt sich die Richtung aus, nach welcher die Er-
findung wirthschaftliche Bedeutung besitzt. — — Wann
ist nun aber die Erfindung gewerblich anwendbar?
Sicherlich ist sie es insolange nicht, als sie als blofse
Idee oder rein geistige Methode, als Theorie be-
steht. Die Feststellung, dafs ein in der Natur vorfind-
licher Stoff eine Substanz enthalte, welche wichtige
nützliche Eigenschaften besitzt oder dafs aus der Ver-
bindung zweier Stoffe sich eine derartig werthvolle
Substanz ergebe, ist keine schutzfähige Erfindung, wenn
nicht das Mittel, das technische Verfahren mitgeschaffen
wird, wodurch diese Nützlichkeit zu Tage gefördert
werden kann. Vor Allem mufs die Idee ausführbar
sein.“?!)
„Die Erfindung ist aber auch dann noch nicht
schutzfähig, wenn sie in allen ihren Beziehungen
technisch dargelegt wurde und daher positiv dargestellt
werden kann, aber nicht die Eignung besitzt und dazu
bestimmt ist, zur Befriedigung eines mensch-
lichen Bedürfnisses zu dienen. — — Das Bedirfnifs,
dem mit der Erfindung gedient wird, mufs vernünftig
und den kulturellen, sowie gesellschaftlichen Verhält-
nissen der Zeit angemessen sein. — -— Ausgeschlossen
sind nur unsittliche, frivole und unverständliche Be-
dürfnisse; daher werden neuartige verbotene Waffen
($ 2, Abs. 2 des österr. Waffenpatentes vom 24. Oktober
1852) nicht patentirt werden können. Gleichgiltig ist,
ob das Bedürfnifs mit dem neuen Mittel auf einfachere
oder weniger kostspielige Weise befriedigt wird, als
es bisher geschehen ist oder ob das Gegentheil der
21) S, 41.
18 [No. 613.]
Fall ist. Denn hat sich einmal ein Bedürfnifs bekundet,
so ist in der Thatsache, dafs ein neuer, wenn auch
minder einfacher oder minder wohlfeiler Weg eröffnet
wurde, um es zu befriedigen, ein Fortschritt in der
Güterversorgung gelegen, welcher die Ertheilung des
Schutzes von diesem Standpunkte gegründet erscheinen
lälst. Sobald allerdings auf einem bestimmten Gebiete
die Erfindungen sich stark mehren und die Versorgungs-
möglichkeit schon so vielfach ist, dafs nur noch eine
Verbesserung des Vorhandenen einen Fortschritt be-
deuten kann, wird auch nur einer solchen Erfindung
Schutz gewährt werden dürfen, welche das Bedirfnifs
in irgend einer Richtung besser befriedigt.
Die angeführten Momente bieten jedoch nur die
Voraussetzungen zu dem Hauptmerkmale der gewerb-
lichen Anwendbarkeit.“ 29
Hierzu sei folgendes bemerkt.
Ausführbarkeit und Brauchbarkeit sind Ele-
mente, welche dem Erfindungsbegriffe innewohnen, sie
haben mit dem accessorischen Merkmale der gewerblichen
Anwendbarkeit nichts zu schaffen. Es wäre deshalb an-
gezeigter gewesen, wenn sich Bettelheim über jene
Elemente in dem Abschnitte über Begriff und Wesen der
Erfindung geäufsert hätte.
Die Brauchbarkeit umfafst die Befriedigung jedes
menschlichen Bedürfnisses. Dafs das Bedürfnils „ver-
nünftig und den kulturellen sowie gesellschaftlichen
Verhältnissen der Zeit angemessen“ sei, ist für den
Erfindungsbegriff nicht wesentlich, derselbe verlangt
nicht mehr als die Befriedigung eines wirklich em-
ptundenen Bedürfnisses. Allerdings ist nicht jede Er-
findung, die ein menschliches Bedürfnifs befriedigt,
patentfähig, aber immerhin ist die Patentfähigkeit nur
ausgeschlossen, wenn die Bedürfnifsbefriedigung den
Gesetzen oder den guten Sitten zuwiderläuft. Die An-
sicht, dafs verbotene Waffen nicht patentfähig seien,
ist irrig; Beck v. Mannagetta*’) und Munk®*) haben
sich zutreffend im gegentheiligen Sinne ausgesprochen.
Was die gewerbliche Anwendbarkeit selbst an-
langt, so hat Bettelheim?°) Recht, dafs dieses Merkmal
mit der Rentabilität, mit der Einträglichkeit der Er-
findung nichts zu thun hat und dats diese Negative
durch das Wort „anwendbar“ des österreichischen Ge-
setzes in weniger mifsverständlicher Weise zum Aus-
drucke gelangt, als durch das Wort „verwerthbar“ des
deutschen Gesetzes.
Ueber den gewerblichen Charakter der Anwend-
barkeit führt Bettelheim "mm aus:
„Unter Gewerbe kann entweder jedes menschliche
Schaffen, welches in regelmafsiger Bethätigung zur
Güterversorgung beiträgt, verstanden werden; dann
umfafst der Begriff Urproduktion, Be- und Verarbeitung
sowie Handel; oder aber er bezieht sich nur auf die
Bearbeitung oder Verarbeitung von Rohprodukten und
Halbfabrikaten. Die Motive des österreichischen Ge-
setzes interpretiren in letzterem Sinne und erklären
die gewerbliche Anwendbarkeit dahin, dafs die Erfin-
dung die Entwicklung einer solchen Thätigkeit zulassen
muls, welche der Verarbeitung von Naturprodukten
und Halbfabrikaten für den menschlichen Gebrauch zu
Grunde liegt. Indefs dürfte eine extensivere Auffassung
doch eher am Platze sein. Dafs das in Rede stehende
Moment dort gegeben ist, wo die Ausübung der Er-
findung in einer wiederholbaren Verarbeitung von Roh-
stotten und Halbfabrikaten besteht, kann in Ueberein-
stimmung mit den Regierungsmotiven als zweifellos
hingestellt werden. Die Wiederholungsfähigkeit ist
wesentlich, wenn Gewerblichkeit in Frage kommt. Es
mufs daher möglich sein, mit den Mitteln eines gewerb-
lichen Betriebes den Erfindungsgegenstand regelmäfsig
zu erzeugen oder ständig zu gebrauchen. Ist dies nicht
der Fall, sondern die Anwendung der Erfindung ein
solches Wagnifs oder Kunstwerk, dafs sie nur Sach-
verständigen gelingen kann, oder ist mit der einmaligen
2) S. 42 f.
3) Oesterreichisches Patentrecht, S. 218.
“4) Das österreichische Patentgesetz, S. 12.
235) S. 43.
25) S. 44.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Januar 1903.]
Verwirklichung des Erfindungsgedankens die Anwend-
barkeit erschöpft, so fehlt es der Erfindung an dem
Merkmale, dats sie gewerbliche Anwendung zulasse.
Einerseits ist eine solche Erfindung unvollkommen, weil
sie noch nicht die Mittel enthält, mit denen der Er-
findungsgedanke durch die Allgemeinheit concretualisirt
werden kann, andererseits (im letzteren Falle) gebührt
ihr kein Schutz, weil der Erfinder desselben nicht be-
darf und durch die Publikation der Erfindung auf Grund
der Patentertheilung der Oeffentlichkeit kein Dienst
erwiesen wird.
Es besteht aber keinerlei Anlafs den Erfindungs-
schutz dort zu versagen, wo die Erfindung ihre gewerb-
liche Anwendung in der Urproduktion und im Handel
findet. Dafs Werkzeuge und Maschinen, welche der
Landwirthschaft oder dem Bergbau zu dienen bestimmt
sind, Gegenstand schutzfähiger Erfindungen sein können,
wird wohl niemand bezweifeln mögen; es wird dies aber
schon aus dem Gesichtspunkte zugestanden werden,
dafs die Anwendung solcher Erfindungen nicht nur
in der Benutzung, sondern auch in der Erzeugung des
Erfindungsgegenstandes liegt. Angefochten wird jedoch
die Schutzfähigkeit bei den Verfahren, die in der Ur-
produktion zur Verwendung gelangen. Neuartige Ver-
fahren zur Düngung des Bodens oder zur Gewinnung
von Metallen werden vom Patentschutze füglich nicht aus-
geschlossen werden können. So auch die Motive zum
deutschen Patentgesetze. Eine Anwendung der Er-
findung ausschliefslich im Handel kommt nicht vor, da
schon das in der Erfindung gelegene Moment Benutzung
von Naturkräften auf eine produktive und nicht aus-
schliefslich Güterverkehr vermittelnde Funktion hinweist.
Von dieser nothwendigen Beziehung des Handels zur
Urproduktion bezw. Bearbeitung und Verarbeitung
kommt es, dafs auch die Anwendung im Handelsgewerbe
das Merkmal der gewerblichen Anwendbarkeit schafft.
Dats hingegen die Erfindung im Handel keine An-
wendung finden kann, hindert natürlich nicht, dafs sie
als gewerblich anwendbar anzusehen ist. Die An-
wendung auf anderen Gebieten, z. B. dem der medi-
zinischen Therapie oder anderer geistiger Thätigkeit,
könnte dieses Requisit hingegen nicht erfüllen. Ge-
werbliche Anwendbarkeit liegt daher dann vor, wenn
die Erfindung in Folge ihrer technischen Wiederholungs-
fähigkeit die Möglichkeit bietet, in einer der Urproduktion,
der Verarbeitung und Bearbeitung von Gütern oder
dem Handel gewidmeten Berutsthätigkeit regelmälsig
benutzt zu werden. Diese Benutzung mufs wesentlich
in einer Herstellung des Erfindungsgegenstandes oder
in dessen Gebrauch bestehen. Ilingegen könnte man
bei blofser Schaustellung gegen Entgelt keine gewerb-
liche Anwendung erblicken. Gleichgültig ist der Um-
stand, ob die Anwendung lohnend oder cinträglich und
ob sie für gewerbliche Zwecke besonders förderlich ist,
die Erfindung mufs die Anwendung eben nur gestatten,
d. h. als möglich erscheinen lassen.
Das Privilegiengesetz hatte in § 1 das Erfordernifs,
dafs die Erfindung, um schutzfahig zu sein, dem Gebiete
der Industrie angehören müsse. Damit waren allerdings
Urproduktion und Handel als Anwendungsfelder der
Erfindung ausgeschlossen.“
Ich glaube nicht, dafs Bettelheim mit diesen
Ausführungen über die gewerbliche Anwendbarkeit das
Richtige trifft.
Gewerbe im engeren Sinne ist mechanische und
chemische Be- und Verarbeitung der Rohstoffe. Will
man dem Worte Gewerbe eine weitere Bedeutung geben,
so darf man es nicht blofs auf die übrigen Zweige der
Sachgüterbeschaffung, auf Urproduktion und Handel er-
strecken, sondern mufs auch die Leistungen persönlicher
Dienste mit einbegreifen*’).
Bettelheim giebt zu, dafs das alte österreichische
Privilegiengesetz nur Erfindungen auf dem Gebiete
der mechanischen und chemischen Rohstoffbe- und
-verarbeitung schützt. Er weist ferner darauf hin, dafs die
Motive des neuen österreichischen Patentgesetzes aus-
drücklich an dieser Begrenzung des Patentschutzes fest-
27) Bücher im Handwörterbuche der Staatswissenschaften sub
voce Gewerbe.
(1. Januar 1903.)
halten. Das Gleiche gilt von den Motiven des deutschen
Patentgesetzes; die Annahme des Gegentheils, welche
Bettelheim vertritt, beruht auf einem offensichtlichen
Irrthume; denn es heifst in den Motiven des deutschen
Gesetzes: „Die Aufstellung neuer Methoden des Acker-
baues oder des Bergbaues ist von dem Patentschutze
ausgeschlossen“.
Hiernach erscheint doch wohl nach österreichischem
wie nach deutschem Patentgesetze die Auslegung ge-
rechtfertigt, dats gewerblich anwendbare bezw. verwerth-
bare Erfindungen solche sind, deren Austührung sich
als mechanische oder chemische Be- oder Verarbeitung
der Rohstoffe darstellt. An diesem Ergebnisse für das
geltende Recht vermag die legislative Erwägung, dafs
eine andere Abgrenzung der patentfähigen Erfindungen
empfehlenswerther sei, nichts zu ändern.
Auch Adler?*) hat sich gegen Bettelheim aus-
gesprochen: „Den Ergebnissen, zu welchen der Ver-
fasser bezüglich des Erfordernisses der gewerblichen
Anwendbarkeit gelangt, kann ich nicht beistimmen.
28) Oesterreichische „Juristische Vierteljahresschrift” N. F.
XVII, S. 129.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
DT
[No. 613.) 19
Nicht die Anwendbarkeit wird im § 1 insbesondere
gefordert, denn dieses Erfordernifs ist bereits ım Er-
findungsbegriff enthalten, sondern die gewerbliche
Anwendbarkeit. Diesem Momente wird aber jede Be-
deutung genommen, wenn man unter Gewerbe hier
auch Urproduktion und Handel begreifen will. Der
Verfasser thut dies, allerdings ohne sich mit Schanze,
auf welchen sich die Motive für die entgegengesetzte
Auflassung berufen, auseinander zu setzen“.
Wenn Bettelheim endlich von Fällen spricht,
wo mit der einmaligen Verwirklichung des Erfindungs-
gedankens die Anwendbarkeit erschöpft sei, so ist ihm
einzuhalten, dafs die Wiederholbarkeit ein wesentliches
Merkmal des (technischen) Erfindungsgegenstandes ist,
dats es also Erfindungsfälle der von Bettelheim er,
wähnten Art überhaupt nicht giebt. Und wenigstens
mifsverständlich ist die Behauptung, dafs Erfindungen,
deren Anwendung nur Sachverständigen gelingen könne,
nicht patentfähig seien; denn nach dem Patentrecht
braucht die Benutzung der patentfähigen Erfindung
immer nur dem Sachverständigen, nicht auch dem
Laien möglich zu sein. (Forts. folgt.)
Verschiedenes.
Einführung des elektrischen Betriebes auf der New Yorker H
Centralbahn.
Einführung des elektrischen Betriebes auf der New Yorker Central-
bahn soll
der Strecke zwischen dem Bronx und Forty-second Street,
Mit Arbeiten,
20 Millionen Dollars veranschlagt sind und die in ungefähr drei Jahren
Nach Ertheilung der staatlichen Genehmigung zur
mit den erforderlichen Arbeiten, und zwar zunächst auf
bald
diesen deren Kosten auf
begonnen werden.
vollendet sein werden, sollen gleichzeitig umfassende Verkehrser-
leichterungen und Verbesserungen verbunden werden. Wie die Nachr.
J. II. u. I. nach The Journal of Commerce and Commercial Bulletin
berichten, gelangen nach Mittheilungen des Chefingenieurs der
Centralbahn elektrische Lokomotiven moderner Art zur Verwendung,
und der Betrieb soll unter Verwerthung der neuesten Erfindungen
auf elektrotechnischem Gebiete cingerichtet werden. Die Hauptlinie
soll von Croton bis Forty-second Street und die Harlemlinie von
White Plains ebenfalls bis zur 42. Strafse elektrisch betrieben
werden. Zur Aufstellung gelangen im Ganzen sechs Kraftstationen
von je 100 000 Pterdekratten. und White Plains als End-
stationen der elektrisch betriebenen Strecken erlialten neue,
Croton
grofse
Bahnhofsanlagen. Im Bronx, wo die Centralbahn, die innere Stadt-
bahn und die Manhattan-Hochbahn zusammenstofsen, wird cine
dreistöckige Bahnhofshalle gebaut. Der Forty-second Street-Bahnhof
wird bedeutend vergrölsert.
Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt. Nach der
Corresponden: beabsichtigt das Reich die nunmchr ihrer Vollendung
„D.rliner
entgegengehende „Ständige Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt* im
kommenden Frühjahre zu eröffnen. Unter dem Vorsitze des Grafen
Posadowsky fand am 2. Dezember v. Js. im Vortragssaale des in
Charlottenburg, Frauenhoterstrafse Nr. I1 bis 12, belegenen Aus-
stellungsgebäudes die erste Sitzung des für die Ausstellung gebildeten
Beiraths statt.
für die künftige Gestaltung und Nutzbarmachung der neu begründeten
Den Gegenstand der Berathungen bildeten mehrere
Anstalt grundlegende Fragen. Die Verhandlungen wurden durch
eine Ansprache des Vorsitzenden eröffnet, in welcher der Minister
den Anwesenden zunächst scinen Dank für ihr Erscheinen aussprach
und sodann mit einigen Worten die Aufgaben darlegte, deren För-
derung das Reich durch die Schaffung des neuen Instituts be-
absichtige. Die Ausstellung sollte — so führte der Minister aus — vor
Allem auf dem Gebiete der Unfallverhütung in den betheiligten Kreisen
der Arbeitgeber, der Arbeiter, der Ingenieure und anderer Sachkenner
anregend und belehrend wirken und so zur Vertiefung der auf
Durch die öffent-
liche Zurschaustellung einer Anzahl todter Maschinen, die bei dem
diesem Gebiete hervortretenden Fragen beitragen.
ständigen Fortschreiten der Technik vielleicht nach wenigen Jahren
zu dem Werth alten Eisens herabsinken würden, könne dieser Zweck
nicht erreicht werden. Bleibenden Werth könne die Ausstellung
vielmehr nur dann bchalten, wenn sie dem Beschauer in ununter-
brochenem Wechsel stets die neuesten Erfindungen zur Verhütung
die
Wirkung der ausgestellten Schutzeinrichtungen während des Be-
von Unfällen vorführe und wenn sie die Gelegenheit bicte,
triebes der gefährdenden Maschinen zu beobachten. Ergänzend hin-
zutreten müsse ferner die praktische Erläuterung der einzelnen
Schaustücke durch belehrende Vorträge für Arbeitgeber und Arbeiter.
Die Aufgaben des Instituts sollen indessen nicht auf die Unfall-
verhütung beschränkt bleiben, sondern die allgemeinen Fragen der
Gewerbehygiene mit umfassen. Neue Einrichtungen zum Schutze
gegen die sogenannten Gewerbekrankheiten, die ja vielfach als die
mittelbare Ursache der Unfälle anzusehen seien, würden daher in
gleicher Weise zur Ausstellung gelangen. Solle die Ausstellung in
dieser Weise cin möglichst vollständiges und lebendiges Bild der
technischen Bestrebungen und Erfolge im Bereiche der Arbeiter-
wohlfahrt darbieten, solle sie auf die öffentliche Besprechung aller
auf diesem Gebiete hervortretenden Fragen fortgesetzt anregend und
befruchtend einwirken, so bedürfe es vor Allem der ständigen ein-
müthigen Mitwirkung aller betheiligten Kreise der Erfnder, der
Jede Partei-
stellung müsse gegenüber der Gröfse der rein humanitären Aufgaben
Aufsichtsbeamten, der Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
des Instituts verschwinden. Da ferner eine ähnliche Centralstelle
in diesem Umfange bisher wohl nirgends geschaffen sei, und es
daher an praktischen Erfahrungen für die zweckmäfsigste Einrichtung
einer derartigen Ausstellung fehle,
durch
Instituts im Einzelnen des Rathes bewährter Sachkenner versichert.
so habe sich die Verwaltung
die Zuzichung des Beirathes für die Ausgestaltung des
Die heutige Sitzung des Beirathes werde daher nicht die letzte
sein, und die Verwaltung werde auch fernerhin den Verkehr mit
einzelnen Mitgliedern des Beiraths oder mit Gruppen derselben auf
mündlichem und schriftlichem Wege aufrechterhalten.
An den Verhandlungen, in deren Verlaufe zahlreiche beachtens-
werte Anregungen gegeben wurden, nahmen die Mitglieder des
Beiraths regen Antheil. Der mehrere Stunden währenden Sitzung
schlofs sich cine eingehende Besichtigung der Ausstellungsraume an.
Den „Beirath“ bilden folgende Herren:
Dr. Albrecht, Professor, stellvertretender Geschäftsführer der
Centralstelle für Arbeiter-Wohlfahrtseinrichtungen zu Grofs-Lichter-
felde bei Berlin;
der
Bauer, Ingenieur, technischer Aufsichtsbeamter
Nahrungsmittelindustrie - Berufsgenossenschaft zu Mannheim;
Berner, Königlich württembergischer Gewerbeinspektor und Bau-
rath zu Stuttgart; Dr. Bittmann, Grofsherzoglich badischer Ober-
Regierungsrath, Vorstand der Groisherzoglichen Fabrikinspektion zu
Karlsruhe; Boehmer, Königlich preufsischer Regierungs- und
Gewerberath zu Oppeln; Dr. Brunck, Königlich bayerischer
Kommerzienrath, Generaldirektor der Badischen Anilin- und
20 [No. 613.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Januar 1903.)
Sodafabrik zu Rhein; Dr.
gierungsrath im Kaiserlichen Gesundheitsamt zu Berlin;
Burkhardt, Re-
Engeln,
Faber,
Königlich warttembergischer Kommerzienrath, Vorstandsmitglied der
Ludwigshafen a.
Grofsherzoglich hessischer Gewerbeinspektor zu Worms;
Südwestdeutschen Holz-Berufsgenossenschaft zu Stuttgart; Felisch,
Baumeister, Vorsitzender des Verbandes der deutschen Baugewerks-
Mitglied des Reichs-Ver-
sicherungsamts zu Berlin; Fischer, Weber, stellvertretendes nicht-
Berufsgenossenschaften, nichtständiges
ständiges Mitglied des Reichs-Versicherungsamts zu Gera in Reuls;
Freudenberg, Ingenieur zu Essen; Frick, Königlich preufsischer
Geheimer Regierungsrath und vortragender Rath im Ministerium für
Handel und Gewerbe zu Berlin; Gerhardt, Architekt, Vorsitzender
des Verbandes der Deutschen Berufsgenossenschaften, stellvertretendes
nichtständiges Mitglied des Reichs-Versicherungsamts zu Elberfeld;
Gutheit, Schlosser, nichtständiges Mitglied des Reichs-Versicherungs-
amts zu Berlin; Happich, Former, stellvertretendes nichtständiges
Mitglied des Reichs-Versicherungsamts zu Stettin; Hodapp, Brauer,
stellvertretendes nichtständiges Mitglied des Reichs-Versicherungsamts
zu Weisensee bei Berlin; Kunze, Königlich sächsischer Regierungs-
rath zu Chemnitz; Dr. Lachmann, Justizrath, Fabrikbesitzer, Vor-
sitzender der Norddeutschen Metall-Berufsgenossenschaft zu Berlin;
Dr. Leymann, Königlich preufsischer Regierungs- und Gewerbe-
rath
Direktor im Reichs-Versicherungsamte zu Berlin; Roesicke, Herzog-
lich anhaltischer Kommerzienrath, Generaldirektor der Schultheifs’
Brauerei-A. G. Berlin zu Tornow bei Potsdam; Sickel, Ingenieur,
technischer Aufsichtsbeamter der Rheinisch-Westfalischen Textil-
Berufsgenossenschaft zu München-Gladbach; Königlich
preufsischer Gewerberath, Gewerbeinspektor zu Düsseldorf; Specht,
Ingenieur, Nordöstlichen Eisen-
und Stahl-Berufsgenossenschaft zu Berlin; Stügelmaier, Tischler,
stellvertretendes nichtständiges Mitglied des Reichs-Versicherungs-
amts zu Berlin; Dr. Wolff, Kaiserlicher Geheimer Regierungsrath,
zu Wiesbaden; Pfarrius, Geheimer Oberregierungsrath,
Simon,
technischer Aufsichtsbeamter der
Gewerbeaufsichtsbeamter und technischer Referent der Ministerial-
abtheilung des Innern zu Strafsburg; Zervas, Steinbruchsbesitzer,
Vorsitzender der Steinbruchs-Berufsgenossenschaft zu Cöln a. Rh.
I a Se ee a ee
Bekanntmachung.
Die Regierungs-Baumeister, die im Jahre 1897 die zweite
Hauptprüfung bestanden haben, sowie die Regierungs-Bauführer, die
in dieser Zeit die häusliche Probearbeit eingereicht, nachher die
zweite Hauptprüfung jedoch nicht bestanden haben,
Prüfung nicht eingetreten sind, werden aufgefordert, die Rückgabe
für die Prüfung eingereichten Zeichnungen nebst Mappen
und Erläuterungsberichten u. s. w., soweit sie noch nicht erfolgt,
nunmehr zu beantragen. Die Probearbeiten, deren Rückgabe bis
zum 1. April 1903 nicht beantragt ist, werden zur Vernichtung ver-
äufsert werden.
In dem schriftlich an uns zu richtenden Antrage sind auch die
die die zweite Hauptprüfung bestanden
Die Rückgabe
wird entweder an den Verfasser der Probearbeit, oder an dessen
Bevollmächtigten gegen Quittung erfolgen; auch kann die Rück-
sendung durch die Post unfrankirt beantragt werden.
Berlin, den 5. Dezember 1902.
Königliches technisches Ober-Prüfungsamt.
T. O. P. 2445. Schroeder.
oder in die
ihrer
Vornamen und bei denen,
haben, das Datum des Prüfungszeugnisses anzugeben.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Marine-Maschinenbaumeister der Marine-Bauführer
des Maschinenbaufaches Wopp.
Garnison-Bauverwaltung Preufsen.
Versetzt: und Bauräthe Brook
bei der Intendantur des XI. Armeecorps und Gabe bei der Inten-
dantur des VII. Armeecorps.
gegenseitig die Intendantur-
behufs Rücktritts als
Regier.-Baumeister in die Garnison- Regier-Baumeister in die Garnison-Bauverwaltung der bisherige Bau- | SS der bisherige Bau-
Aus dem Reichsdienst entlassen:
inspektor Henschke, techn. Hülfsarbeiter bei der Intendantur der
Ostasiatischen Besatzungs-Brigade.
Garnison-Bauverwaltung Württemberg.
Ernannt: zum Garnison-Bauinspektor der Regier.-Baumeister
Wirth, z. Z. Baulcitender auf dem Truppenübungsplatz Münsingen.
Preufsen.
Ernannt: zum vortragenden Rath im Ministerium der öffent-
lichen Arbeiten der Geh. Baurath Karl Höffgen ;
zum Mitgliede des Königl. Techn. Ober-Prüfungsamtes der Regier.-
und Baurath Suadicani; zum etatmäfsigen Professor an der Techn.
Hochschule Meliorations-Bauinspektor Quirli in
Osnabrück;
zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer Otto Peter aus
Karl Lorenz aus Berlin und Kurt Burkowitz aus Brom-
Willy Kufert aus Ragnit und Karl Wein-
rich aus Rüsselsheim im Grofsherzogthum Hessen (Wasser- und
Strafsenbaufach); Peter Riepert aus Köln a. Rh. und Paul Mebes
aus Magdeburg (Hochbaufach).
in Aachen der
Berlin,
berg (Maschinenbaufach) ;
Verlichen: der Charakter als Geh. Regierungsrath dem etat-
mäfsigen Professor an der Techn. Hochschule in Aachen Dr. Borchers,
sowie der Charakter als Geh. Bergrath dem bei der Bergabtheilung
des Ministeriums für Handel und Gewerbe angestellten Ober-Berg-
und Baurath Haselow;
der Charakter als Gewerberath mit dem persönlichen Range
der Räthe vierter Klasse den Gewerbe-Inspektoren Fritz Garnn in
Danzig und Dr. Robert Wollner in Koblenz.
Die erbetene Entlassung aus dem Staatsdienste
ertheilt: dem Geh. Ober-Baurath und vortragenden Rath im
Ministerium der öffentlichen Arbeiten Johann Fülscher, sowie den
Regier..Baumeistern Max Roemer in Altona und Julius Hagedorn
in Bentschen
Sachsen.
Ernannt:
in der Mechanischen Abtheilung der Techn. Hochschule in Dresden
der Privatdozent an dieser Hochschule Ernst Lewicki.
Bestätigt: die für die Zeit vom 1. Marz 1903 bis dahin 1904
erfolgte Wahl des Geh. Hofraths Professors Lewicki zum Rektor
der Techn. Hochschule in Dresden.
zum aufseretatmäfsigen aufserordentlichen Professor
Gestorben: der Gch. Oberbaurath Spitta, vortragender Rath
im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegen-
heiten und der Meliorations- ne Konrad Fiedler in Erfurt.
900000000000000000
S
Regierungs-Baumeister
oder Regierungs-Bauführer
des Maschinenbaufaches,
welche beabsichtigen, sich in der Privatpraxis
eine Lebensstellung zu erwerben, werden von
einer grossen Maschinenfabrik in Cöln zu mög-
lichst baldigem Antritt gesucht.
Bewerbungen mit Angabe des Lebenslaufes,
des Ausbildungsganges, der bisherigen Thätig-
keit, der Gehaltsansprüche und des event. An-
trittstermines, sowie Zeugnifsabschriften werden
erbeten unter K. R. 3021 an
Rudolf Mosse, Cöln.
Die Auskunftei W. Schimmelpfeng und die mit ihr
verbiindete The Bradstreet Company halten ihre bewährte
Organisation der Geschäftswelt empfohlen. Beide Institute
beschäftigen in 147 Geschäftsstellen einige tausend Angestellte.
Tarif ind Jahresbericht in allen Bureaus postfrei. Die Ober-
leitung der Auskunftei befindet sich in Berlin W. Charlotten-
EES 23.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin, — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister n. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. — _
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
[15. Januar 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 614.] 21
Verein fiir Eisenbahnkunde zu Berlin.
Versammlung am 11. November 1902.
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Schroeder. — Schriftführer: Herr Regierungs- und Baurath Diesel.
(Mit 19 Abbildungen).
Der Vorsitzende: Meine Herren! Die Sitzung ist
eröffnet. Ich habe zunächst mitzutheilen, dafs der Be-
richt der vorigen Sitzung hier ausliegt zur gefälligen
Einsicht.
Dann sind die gewöhnlichen Eingänge zu erwähnen.
Von unserem Ehrenmitgliede, Herrn Staatsminister
von Thielen ist ein Dankschreiben eingegangen, in
dem er schreibt: (Redner verliefst das Schreiben).
Dann ertheile ich unserem Ehrenmitgliede Herrn
Schwabe, von dem ebenfalls ein Dankschreiben ein-
gegangen ist, das Wort.
Herr Geh. Regierungs-Rath Schwabe: Meine Herren!
Nachdem ich bereits schriftlich dem Vorstande meinen
Dank ausgesprochen habe, erlaube ich mir, auch münd-
lich Ihnen meinen lebhaftesten Dank für die hohe Aus-
zeichnung auszusprechen, die mir durch die Ernennung
zum Ehrenmitgliede zu Theil geworden ist. Ich darf
hinzufügen, dafs es mir eine besonders angenehme
Pflicht sein wird, die Interessen des Vereins in jeder
Hinsicht zu fördern.
Vorsitzender: Herr Wirklicher Geheimer Ober-
Regierungsrath Kraefft, dem wir zu seinem 70. Geburts-
tage unsere Glückwünsche ausgesprochen haben, hat
hierfür in folgender Weise gedankt: (Redner verliefst
das Schreiben).
Zur Aufnahme in den Verein als einheimisches
Mitglied hat sich gemeldet Herr Geh. Kommerzienrath
Friedrich Lenz. Die Abstimmung darüber wird in der
nächsten Sitzung stattfinden.
Dann, meine Herren, habe ich mitzutheilen, dafs
am zweiten Dienstag im Dezember, auf den unsere regel-
mäfsige Sitzung fällt, die Archäologische Gesellschaft,
die auch ständige Mietherin im Architektenhause ist,
ihr Stiftungsfest feiert und für dieses Fest diesen Saal
zu haben wünscht. Wie in ähnlichen Fällen, so möchte
ich Sie auch diesmal bitten, sich damit einverstanden
zu erklären, dafs wir im nächsten Monat nicht am
zweiten, sondern am dritten Dienstag unsere Versammlung
abhalten. — Ein Widerspruch dagegen ist nicht geltend
gemacht worden, ich darf also annehmen, dafs Sie damit
einverstanden sind.
Heute haben wir abzustimmen über die Aufnahme
der Herren Mohr, Reh, Straufs und Werneburg
als einheimische Mitglieder und Schön als auswärtiges
Mitglied.
Ich bitte nunmehr Herrn Dr. Franke von der
Firma Siemens & Halske A.-G. uns den angekündigten
Vortrag über
Drahtlose Telegraphie
halten zu wollen.
Herr Dr. Franke: Meine Herren! Die Geschichte
der Technik der letzten Jahrzehnte hat mannigfache
Beispiele aufzuweisen, dafs gröfsere Erfindungen sich
aus den bescheidensten Anfängen zu ungeahnten Er-
folgen entwickelten, neue Bedürfnisse schufen und sich
grofse Verwendungsgebiete eroberten, obgleich im
Anfangsstadium gerade die Fachleute, die die Sache
doch am besten beurtheilen können, sich sehr skeptisch
über die Zukunft dieser neuen Erfindungen ausgedrückt
hatten. Es ist ja im gewissen Sinne natürlich, dafs
gerade der Fachmann am kritischsten an eine neue
Idee herantritt, da er allein die Gefahren kennt, die
ein solch junges Geisteskind auf seinem Lebenswege
bedrohen, und die Schwierigkeiten, welche zu über-
winden sind, bis es sich zur Reife entwickelt. Er allein
weifs auch, wie viele gute Gedanken, die bei ihrem
Auftreten mit grofsen Hoffnungen begrüfst worden sind,
schliefslich an scheinbaren Aeutserlichkeiten zu Grunde
gingen. Immerhin hat sich dabei die Oeffentlichkeit
daran gewöhnt, jeder auftretenden Erfindung, die etwas
prinzipiell Neues bringt, schon im Anfangsstadium ihr
Interesse in hohem Maafse zuzuwenden und von vorn-
herein — in der Regel mit grossem Optimismus —
ihre Zukunft zu diskutiren.
Dieses öffentliche Interesse, welches sich den neuen
Dingen zuwendet, ist gewifs für deren Entwickelung
in vielen Fällen von grofsem Vortheil, denn es spornt
diejenigen, die auf dem Gebiet arbeiten, zu verdoppelter
Thätigkeit an und ermuthigt sie, nicht zu erlahmen im
Weiterschaffen, wenn auch die dabei aufzuwendenden
Opfer oft in gar keinem Verhältnis zu dem stehen,
was in absehbarer Zeit erreichbar scheint. Aber dieses
öffentliche Interesse bringt auch Gefahren mit sich, die
darin liegen, dafs eine neue Idee zu früh aus der Studier-
stube des Gelehrten, aus dem Laboratorium des Er-
finders hinausgetragen wird in die rauhe Praxis, in
einem Stadium, in welchem sie den Anforderungen,
die dort an sie gestellt werden, noch nicht gerecht
werden kann. Besonders bedenklich ist das, wenn
dabei nicht strenge der Unterschied gemacht wird
zwischen dem, was Zukunftshoffnungen sind, und dem,
was bereits erreicht ist; wenn Aufgaben als gelöst
betrachtet werden, für die man vielleicht eben erst die
theoretischen Grundlagen zu finden im Begriff ist, und
zu deren Lösung oft noch Jahre ernster Thätigkeit
nöthig sind. In solchen Fällen giebt es meist Ent-
tauschungen und Rückschläge, die das Ganze nur
schädigen.
Meine Herren! Erscheinungen ähnlicher Art haben
wir in weitem Maafse beobachten können bei der bis-
herigen Entwicklung desjenigen neuen Zweiges der
Elektrotechnik, über welchen Ihnen vorzutragen ich
heute die Ehre habe. |
Die drahtloseTelegraphie erregte bei ihrem ersten
Erscheinen sogleich das weiteste öffentliche Interesse.
Jede Nachricht über irgend einen Fortschritt wurde
von der Presse und der Oeffentlichkeit aufmerksam
verfolgt und mancher prophezeite unseren weitverzweig-
ten Drahtnetzen baldigen Untergang. Unter dem Ein-
druck dieses Interesses entwickelte sich ein lebhafter
Wettstreit der verschiedenen Erfinder und Gelehrten,
die auf diesem Gebiete thätig waren. Es wurde rastlos
weiter gearbeitet und die überwundenen Entfernungen
stiegen fortwährend. Aber es wurde auch manches
gesündigt durch allzuviel Reklame mit der einmaligen
Ueberbrückung grdfserer Distanzen, die nur ermöglicht
wurde durch die allergeschickteste und sorgfältigste
Handhabung der Apparate; es wurde nicht mit dem
nöthigen Nachdruck darauf hingewiesen, dafs ein grofser
Unterschied ist zwischen dem, was man bei einem ein-
maligen Rekordversuch erreichen kann und dem, was
im Hinblick auf die praktische Betriebssicherheit durch-
geführt ist. Manche schweren Enttäuschungen sind da-
durch herbeigeführt worden. Es ist einer neuen Sache
nur gesund und zuträglich, wenn über das, was jeweils
wirklich erreicht worden: ist, wahre und klare Mit-
theilungen verbreitet werden.
Der liebenswürdigen Aufforderung gern Folge
leistend, in Ihrem hochgeschätzten Kreise, meine Herren,
über diesen Gegenstand zu sprechen, werde ich mich
bemühen, Ihnen den bisherigen Entwickelungsgang der
drahtlosen Telegraphie auf Grund der vorliegenden Ver-
öffentlichungen darzustellen. Im Nebenamt Vorstands-
mitglied der Gesellschaft für drahtlose Tele-
graphie, welche die Aufgabe hat, die vereinigten
Erfahrungen und Erfindungen des Herrn Professor
Braun in Strafsburg und des Hauses Siemens
& Halske zu entwickeln, habe ich genügend Gelegen-
heit gehabt, mich mit diesen Dingen zu beschäftigen,
ohne dafs ich persönlich auf Erfinderruhm Anspruch
zu machen hätte. Dafs es mir bei den Darlegungen
22 [No. 614.]
über die Leistungen verschiedener Forscher gelingen
wird objektiv zu bleiben, vermag ich als Vertreter einer `
zu
der am Wettstreit
beurtheilen.
Meine Herren! Die Möglichkeit, drahtlos zu tele-
graphiren, ist uns gegeben durch Ausbreitung elek-
trischer Wellen. Um Wellen zu erregen, die sich in
irgend einem Medium fortpflanzen, müssen wir zunächst
Öscillationen erzeugen, müssen wir an irgend einer
Stelle Schwingungen hervorbringen, die die Ursache
der durch den Raum fortschreitenden Wellen bilden.
Dafs elektrische Schwingungen hervorgebracht werden
können, wulste man bereits seit sehr langer Zeit. Mit
Hilfe unserer gewöhnlichen Wechselstrommaschinen
erzeugen wir ganz langsame Schwingungen von einer
Periodenzahl von etwa 50 in der Sekunde. Die in der
Telephonleitung auftretenden durch die Telephon-
membrane hervorgerufenen Schwingungen erreichen
eine Schwingungszahl von 1000 in der Sekunde.
Wesentlich schnellere, wenn auch nicht kontinuirliche,
Schwingungen lernte man herstellen durch die Ent-
ladungen Leydener Flaschen. Was eine Leydener
Flasche ist, werden Sie alle wissen: ein gewöhnlicher
Glasbecher, welcher innen und aufsen mit einer Metall-
bekleidung versehen ist und deren einer Belegung die
positive, deren anderer Belegung die negative Elek-
trizität zugeführt wird. Die Flasche ist nichts weiter
als ein Reservoir hochgespannter Elektrizität. Sie
haben gewifs auch alle gesehen, dafs aus einer geladenen
Flasche, wenn man die aufsere Belegung mit der inneren
durch einen Draht verbindet, ein Funke überspringt.
Durch diesen Funken geht die elektrische Entladung
vor sich, der Ausgleich der positiven und negativen
Elektrizität. Betrachtet man einen solchen Funken in
einem Spiegel, den man so schnell rotiren läflst, dafs
während der kurzen Dauer des Funkens der Spiegel
schon um einen merklichen Winkel sich dreht, so wird
der sonst als Strich erscheinende Funke als ein Band
wahrgenommen. An einem solchen Funkenbilde sieht
man, dafs dieses Band kein gleichmäfsiges Leuchten
zeigt, sondern dafs es aus hellen und dunklen Strichen
besteht. Das ist ein Beweis dafür, dafs der Funken
keine kontinuirliche Erscheinung, sondern eine oszilla-
torische ist, dafs Zeiten, in denen der Funke hell
leuchtet, Zeiten folgen, in denen er dunkler wird.
Wenn die Elektrizität sich durch den die Flaschen-
belegungen verbindenden und durch die Funkenstrecke
unterbrochenen Draht entlädt, so bildet sich ein elek-
trischer Strom. So lange in der Flasche noch irgend
welche Ladung vorhanden ist, wird dieser Strom noch
anwachsen. In dem Augenblick, in dem die Flasche
vollständig entladen ist, hat der Strom die gröfste
Stärke erreicht. In diesem Augenblick kann aber der
Strom nicht plötzlich aufhören, eben so wenig, wie das
aus der Ruhelage herausgehobene und dann losgelassene
Pendel beim Zurückkehren in seine Ruhelage, dort
plötzlich stehen bleibt. Wie dieses, da es eine be-
stimmte Geschwindigkeit angenommen hat, über den
tiefsten Punkt hinaus schwingt, so fliefst auch der Strom,
wenn die Flasche entladen ist, weiter fort und ladet
die Flasche in der entgegengesetzten Richtung. Hat
die Ladung einen bestimmten Werth erreicht, so setzt
wieder die Entladung ein und das Spiel wiederholt sich
von Neuem. Wie nun das Pendel infolge seiner Rei-
bung allmählig seine Schwingungen verkleinert und
endlich zur Ruhe kommt, so tritt auch schliefslich beim
schwingenden elektrischen Strom infolge der Energie-
verluste der Ruhezustand ein. Wie die Dauer der
Schwingungen des Pendels von seinen Dimensionen
abhängt, so können wir die Dauer elektrischer Schwin-
gungen verändern durch Veränderung der Dimensionen,
und zwar sind es zwei Gröfsen, welche für die Schwin-
gungsdauer maafsgebend sind; die Kapazität und die
Selbstinduktion. Die Kapazität ist die Grölse, welche
angiebt, wieviel Elektrizität die Flasche aufnehmen kann
bei einer bestimmten Spannung. Die Selbstinduktion
richtet sich nach der Form und dem Querschnitt des
Drahtes, durch welchen der Strom zu verlaufen hat.
Macht der Draht Windungen, so ist die Selbstinduktion
grofser als wenn das nicht der Fall ist. Durch geeignete
betheiligten Parteien nicht
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. Januar 1903.)
Wahl von Kapazität und Selbstinduktion können wir
Oscillationen von jeder gewünschten Schwingungszahl
erzeugen.
Meine Herren! Diese elektrischen Oscillationen
geben uns aber noch nicht die Möglichkeit elektrische
Wellen auszusenden. >
Der oscillatorisch schwingende Flaschenkreis ent-
sendet keine Wellen in die Ferne; in kurzer Entfernung
können wir mit den empfindlichsten Mitteln seine
Schwingungen kaum noch nachweisen. Wenn wir
eine Stimmgabel anschlagen und halten sie frei in der
Hand, so vermögen wir ihren Ton nur dann zu hören,
wenn wir sie unmittelbar an unser Ohr halten. Ob-
gleich die Stimmgabel ziemlich stark schwingt, ist die
Fernwirkung doch eine sehr geringe, denn die beiden
Zinken der Stimmgabel schwingen nach verschiedenen
Richtungen, wenn die eine nach innen schwingt, .so
schwingt gleichzeitig die andere nach aufsen, und so
werden die von der Gabel ausgehenden Schwingungen
sich gegenseitig wieder aufheben und nicht mehr in die
Ferne dringen. Aehnlich ist es bei dem elektrischen
Schwingungskreise. Die Elektrizität fliefst bei der
Leydener Flasche in einem vollständig geschlossenen
Kreise und zwar giebt esfür jeden Punkt desSchwingungs-
kreises, durch den in einem Moment eine Elektrizitäts-
menge in einer bestimmten Richtung fliefst, einen
symmetrisch gelegenen Punkt im Schwingungskreis der
zur selben Zeit von derselben Elektrizitätsmenge in
entgegengesetzter Richtung durchflossen wird. Die
von den beiden Punkten ausgehenden Kräfte werden
sich deshalb für fern gelegene Punkte aufheben.
Meine Herren! Dafs das Zustandekommen fort-
schreitender elektrischer Wellen im Raume überhaupt
möglich ist, ist zuerst theoretisch erkannt worden in-
folge der Anschauungen Faradays und der mathe-
matischen Ausgestaltung dieser Anschauungen durch
Maxwell, welcher uns die Formeln gelehrt hat, nach
welchen die Wellen im Aether sich ausbreiten. Man
vermuthete, dafs die Strahlen des Lichts und der Wärme
nichts anderes seien als derartige elektrische Wellen,
die im Aether sich fortpflanzen und die erzeugt werden
durch die kleinsten Theilchen der Materie. Aber es
war noch nicht gelungen, elektrische Wellen künstlich
herzustellen, noch viel weniger, sie irgendwie nach-
zuweisen.
Es war Heinrich Hertz vorbehalten, die durch die
Theorie gewonnenen Anschauungen experimentell zu
bestätigen durch seine in Mitte der achtziger Jahre
veranstalteten genialen Versuche über die Ausbreitung
der elektrischen Kraft.
Sie sehen hier (Abb. I) einen Apparat, wie ihn
Hertz zum Aussenden elektrischer Wellen benutzt hat.
Abb. 1.
Der Apparat besteht aus 2 Metallplatten, die durch
einen Draht miteinander verbunden sind. Der Draht
ist in der Mitte durchschnitten und trägt an jedem Ende
eine Metallkugel. Verbinden wir die Kagel: die sich
in einem geringen Abstand von einander befinden, mit
den Polen der Sekundarspule eines Induktoriums, so
wird die eine Platte mit positiver, die andere mit nega-
tiver Elektrizität geladen. Ist eine bestimmte, der
Kapazität der Platte entsprechende Ladung erreicht, so
setzt die Entladung vermittelst des Funkens ein. Wir
haben wieder denselben oscillatorischen Schwingungs-
vorgang wie ich ihn bei dem geschlossenen Flaschen-
kreise schilderte. Aber im Gegensatz zum geschlossenen
Stromkreise, der so gut wie keine Energie nach aufsen
hin abgiebt, ist der offene Kreis wesentlich mehr zur
Aussendung elektrischer Wellen geeignet. Um die
Wellen im Raume nachzuweisen, konstruirte sich Hertz
einen Resonator, der in seiner einfachsten Form aus
[15. Januar 1903.)
einem kreisförmig gebogenen Draht bestand, welcher
an einer Stelle aufgeschnitten war und dort 2 Kugeln
trug. Die Kugeln waren vermittelst einer Mikrometer-
schraube von einander verstellbar (Abb. 2). Die von
dem Geber, dem Oscillator, erzeugte Wellenlänge war
in bestimmter Weise abhängig von dem Produkt seiner
Kapazität und seiner Selbstinduk-
tion. Sollte nun der Resonator
möglichst gut auf diese Wellen an-
sprechen, so mufste er zweckmalsig
dimensionirt werden, d. h. das
Produkt seiner Kapazität und
Selbstinduktion mufste gleich dem
Produkte derselben Faktoren des
Oscillators sein. Mit diesem Reso-
nator untersuchte nun Hertz den
den Geber umgebenden Raum.
Aus der Stärke und der Gröfse der
zwischen den Kugeln überspringen-
den Fünkchen konnte er Rückschlüsse ziehen auf die
Ausbreitung der elektrischen Kraft im Raume. Hertz wies
nach, dafs die elektrischen Wellen dieselbe Fortpflanzungs-
geschwindigkeit haben, wie die Strahlen des Lichtes,
die Erscheinungen der Beugung, Brechung und Pola-
risation konnte er ebenfalls bei den elektrischen Wellen
nachweisen und stellte dadurch unumstöfslich fest, dafs
das Licht nichts weiter ist als elektrische Wellen nur
von einer ganz anderen Periodenzahl. Die Länge der
Wellen des von ihm benutzten Gebers belief sich auf
einige Meter, die Periodenzahl betrug etwa 50 Millionen
in der Sekunde. Andere Forscher bauten seine Ex-
perimente noch weiter aus, sie versuchten namentlich
noch kleinere Wellen herzustellen, um sie mehr und
mehr den Lichtwellen zu nähern. Righi benutzte als
Oscillator nur 2 Kugeln und kam so zu Wellen von
einigen Millimetern Länge.
Abb. 2.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 614.) 23
würde, diese Einwirkungen nachzuweisen? Zwei Dinge
waren dazu noch nöthig: das eine war eın wesentlich
empfindlicheres Mittel, die Wellen nachzuweisen und
das andere eine wesentlich stärkere Wellenaussendung
als Hertz sie verwandte.
Abb. 3.
a Tepe
(Sal ăěO)
Coharer
KHopfer
Im Anfang der neunziger Jahre entdeckte Branly `
eine merkwürdige Eigenschaft des Metallpulvers. Er
fand, dafs Metallpulver, wenn es zwischen zwei Metall-
elektroden lose aufgeschichtet ist, einem schwachen
Strom einen unüberwindlichen Widerstand entgegensetzt;
dafs das Pulver aber, sobald es von elektrischen Wellen
fe
Abb. 4. Abb. 5. Abb. 6.
e a ftd a hr Luftdıahr
I a : d 2
Als Vergleich wollen wir anführen, dafs die Wellen-
lange des rothen Lichtes sich auf 0,0007 mm beläuft.
Als man Hertz fragte, ob seine neue Entdeckung
nicht die Möglichkeit geben würde eine Telegraphie
durch den Aether herzustellen, antwortete er verneinend.
Es war das von seinem Standpunkt aus auch natürlich,
denn nur mit den empfindlichsten: Mitteln, die er finden
konnte, hat er es fertig gebracht, auf Entfernungen
von der Gröfse eines mittleren Saales deutliche Ein-
wirkungen seines Wellenaussenders-auf seine Empfangs-
apparate zu bekommen. Wie hätte er den kühnen
Sprung gleich wagen sollen, zu sagen, dafs es auch
auf Kilometer lange Entfernungen noch möglich sein
Ch ,
bestrahlt wird, seinen Widerstand so stark herabsetzt,
dafs der Strom passiren kann. Man mufs sich vorstellen,
dafs ganz minimale Fünkchen, die kein Mikroskop fest-
zustellen im Stande ist, zwischen den einzelnen Körnchen
überspringen und gewissermaafsen so eine Brücke für
den elektrischen Strom bilden. Solche mit Metallpulver
gefüllten Röhren nennen wir . Cohärer oder Fritter.
Der Cohärer ist ein aufserordentlich empfindliches
Instrument, um elektrische Wellen nachzuweisen. Abb. 3
zeigt uns die Anordnung des Cohärers in einfachster
Schaltung. In dem Stromkreis eines Elementes befindet
sich der Cohärer und ein Relais. Bei Bestrahlung des
Cohärers wird das Relais durch den durchfliefsenden
24 [No. 614.]
Strom in Thätigkeit gesetzt und dadurch ein zweiter
stärkerer Stromkreis geschlossen. In diesem zweiten
Stromkreis ist eingeschaltet ein Morseapparat und ein
Klopfer. Ist der Cohärer einmal von Wellen getroffen
worden, so bleibt sein Widerstand dauernd niedrig,
wenn nicht dafür gesorgt wird, dafs die Metallspähne
durcheinander gerüttelt und so die entstandenen Metall-
brücken zerstört werden. Das Schütteln geschieht durch
Abb. 7.
t Ba?
den in den Stromkreis des Morseapparates eingeschalteten
Klopfer, der nach dem Prinzip einer gewöhnlichen
elektrischen Klingel konstruirt ist. Nach dieser Er-
schütterung ist der Cohärer wieder für eine neue Be-
strahlung vorbereitet. Der
russische Professor Popoff
war es, welcher dieSchaltung
Abb. 3 zuerst praktisch ver-
wendete zum Nachweis elek-
trischer Störungen in der
Atmosphäre. Zur Erhöhung
der Wirkung legte er bei
A einen in die Luft ge-
führten Draht (er benutzte da-
für den Blitzableiter eines Ge-
baudes) während er 3 mit der
Erde verband. Popoff erhielt
auf diese Weise Aufzeich-
nungen auf einem Papier-
streifen, die ihm genaue Auskunft gaben, zu welchen Zeiten
luftelektrische Entladungen aufgetreten waren. Er sprach
sich schon dahin aus, dafs dieser Apparat einen sehr
guten Empfänger für eine Telegraphie ohne Draht bilden
würde, wenn es gelänge, einen energischen elektrischen
Sender dafür zu konstruiren. Das Letztere gethan zu
Abb. 9.
<A —/i1vvwvvVwvio
Orde `
Abb. 10.
Abb. Il.
La
haben, ist das unbestrittene Verdienst Marconis, welchem
es zuerst gelang, durch Konstruktion eines Senders und
eines Empfängers dahin zu kommen, dafs er Kilometer
lange Entfernungen durch drahtlose Telegraphie zu
überbrücken vermochte. Das Wesentliche, wodurch er
das erreichte, war, dals er sowohl den Sender wie den
Empfänger mit einem hochtin die Luft geführten Draht
|
|
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Januar 1903.]
versah. Die ursprüngliche Marconi-Geberschaltung ist
aus Abb. 4 ersichtlich.
Der eine Pol eines Righischen Radiators, der von
einem Induktorium gespeist wird, ist mit dem hoch in
die Luft geführten Draht verbunden, während der andere
Pol zur Erde abgeleitet ist. Marconi glaubte, dafs die
kurzen, von den Kugeln des Righi-Radiators ausgehenden
Wellen in den Luftdraht hinauflaufen und von demselben
I g
ausgestrahlt werden. Jetzt wissen wir, dafs nicht die
Kugeln allein, sondern der ganze Luftdraht für die
Ausbildung der Schwingung und ihrer Periodenzahl in
Betracht kommt. Das ganze ist ein senkrecht gestellter
Hertzscher Radiator, dessen eine Platte durch den Luft-
draht gebildet, die andere durch Erdung ersetzt ist. Es
gelang Marconi mit dieser Anordnung wie schon erwähnt,
auf ziemliche Entfernungen zu telegraphiren, aber trotz
der Anwendung der empfindlichsten Cohärer, trotz An-
wendung von bis zu 70 m hohen Luftdrähten kam er über
eine gewisse Grenze nicht hinaus. Zu einer wirksamen
Telegraphie ohne Draht war es vor allen Dingen noth-
wendig, eine höhere Energie zur Ausstrahlung zu bringen,
da ja nur ein aufserordentlich geringer Theil in dem
weit entfernten Empfänger aufgefangen und nutzbar
gemacht wird. _
Der Luftdraht ist nicht geeignet, grofse Ladungs-
energien aufzunehmen, seine Kapazität ist zu gering.
Es mufste also, wollte man weiter kommen, danach
getrachtet werden, diesen Uebelstand zu beseitigen.
Einen Vorschlag in dieser Hinsicht machte zunächst
Lodge, der dabei bewufst davon ausging, langsanı
schwingende Wellen verwenden zu wollen. Er wollte
statt des einfachen Luftdrahtes eine in die Luft geführte
ausgedehnte Metallfläche verwenden, die also erheblich
mehr Kapazität hat, erheblich mehr Elektrizität aufnehmen
kann als der einfache Draht. Zur Vergröfserung der
Wellenlänge wollte er ferner noch Spulen zwischen
Luftgebilde und Funkenstrecke einschalten. Diese’an-
gegebenen Mittel sind zwar theoretisch zweifellos richtig,
aber die der praktischen Ausführung entgegenstehenden
Schwierigkeiten sind so grofs, dals es bei dem Vorschlage
blieb und keine Anwendung in der Praxis gemacht wurde.
Einen ganz anderen Weg, aber zu dem gleichen
Zweck, schlug Prof. Braun in Strafsburg im Jahre 1898
ein. Er sagte sich auch, dafs es nöthig sei, die Energie
(15. Januar 1903.)
der Ausstrahlung zu vergröfsern und benutzte zur Er-
zeugung der Schwingungen von wesentlich gröfserer
Energie einen geschlossenen Schwingungskreis von
Leydener Flaschen, wie ich ihn vorhin demonstrirte.
Die Leydener Flasche vermag wesentlich gröfsere
Energiemengen aufzunehmen als ein hoch in die Luft
hinausgeführter Draht, aber der geschlossene Schwin-
gungskreis an sich ist, wie ich zeigte, nicht geeignet
für eine Fernwirkung. Braun kombinirte deshalb den
geschlossenen Schwingungskreis der Leydener Flasche
mit dem für die Ausstrahlung bestimmten Marconi’schen
Luftleiter. Das Eine gab ihm das Energiereservoir,
und das Ändere sorgte für eine günstige Fernwirkung.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 614.| 25
Sie den Ton durch den ganzen Saal hören können.
Diese Tonverstärkung ergiebt sich deshalb, weil jetzt
nicht mehr die Stimmgabel allein schwingt, sondern der
Resonanzkasten zum Mitschwingen gezwungen wird,
welcher zur Abgabe von Schwingungs-Energie an die
Luft besser geeignet ist. Die Verstärkung wird dann
am grölsten sein, wenn die Eigenschwingungen des
Kastens mit den Schwingungen der Gabel übereinstimmen,
d.h. wenn Stimmgabel und Resonanzkasten in Resonanz
sind. In unserem Falle entspricht der geschlossene
Schwingungskreis der Stimmgabel: beide vollführen starke
Schwingungen, aber sie sind nicht fähig, sie in den
Raum auszusenden. Die Kombination von Luftdraht
Abb. 13.
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Die von dem offenen Stromkreis ausgestrahlte Energie
wird ihm sofort von dem geschlossenen Stromkreis
nachgeliefert. Die Kombination der beiden Schwingungs-
bahnen kann auf zweierlei Art geschaffen werden; ent-
weder durch direkten Anschlufs des Luftdrahtes an den
geschlossenen Kreis (Abb. 5) oder aber durch induktive
Erregung (Abb. 6).
Um das Wesen der Erfindung Brauns mit einem
akustischen Analogon zu vergleichen, wollen wir noch
einmal auf die Stimmgabel zurückgreifen. Wenn wir
die Stimmgabel frei in der Hand halten, so hören wir
ihren Ton nur in nächster Nähe. Setzen wir sie aber
auf einen Resonanzboden, der für sich angeschlagen
nur einen dumpfen Klang von sich giebt, so werden
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und Flaschenkreis leistet das, was die Stimmgabel auf
dem Resonanzboden leistet. Die besten Wirkungen
werden wir erhalten, wenn wir den Draht so abstimmen,
dafs seine Eigenschwingung gleich den Schwingungen
des Flaschenkreises ist.
Meine Herren! Bei den Apparaten, wie wir sie in
der Praxis verwenden, wird nicht eine Leydener Flasche
verwendet, sondern eine ganze Reihe, zu dem Zwecke,
die Kapazität beliebig vermehren oder verringern zu
können. Die Leydener Flaschen sind geschlossen durch
einen Draht, welcher eine gebogene Form besitzt und
dadurch eine entsprechende Selbstinduktion. Laden wir
die Leydener Flaschen, so entladen sie sich durch scharf
knallende, weifsglänzende Funken, die den Anlafs geben
26 [No. 614.)
zur Entstehung der schnellen elektrischen Schwingungen.
Um Ihnen die Ausbildung der Wellen zu zeigen, ist
die folgende Anordnung getroffen. (Abb. "IL An
symmetrischen Stellen des Schwingungskreises sind zwei
gleich lange Drähte angehängt, und zwar ist die Draht-
lange so gewählt, dafs sie ein Viertel der erzeugten
Welle repräsentirt. Verschiedene Stellen des Drahtes
sind mit dem einen Pol eines Funkenmikrometers
Abb.
verbunden, dessen anderer Pol zur Erde abgeleitet ist.
Sie werden sehen, dafs sich in der Nähe desSchwingungs-
kreises nur kleine Fünkchen bilden. Die Funken werden
aber um so gröfser, je weiter die Funkenstelle vom
Drahtanfang entfernt ist. Am Drahtanfang haben wir
nur Funken von wenigen Millimetern, in der Mitte solche
von 20 mm und am Ende Funken von über 40 mm Lange.
Es wird vielleicht auf den ersten Blick verwunderlich
erscheinen, dafs die Spannungen in der Mitte des Systems
am geringsten, am Ende der Drähte aber am grölsten
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. Januar 1903.)
sind. Wir können das wieder vergleichen mit den
Schwingungen, die eine angeschlagene Stimmgabel aus-
führt, auch da haben wir die gröfsten Amplituden an
den Enden, während sie in der Mitte unmerklich sind.
Wie aber bei der Stimmgabel in der Mitte die grölste
Biegungskraft besteht, während an den äulseren Enden
diese Kraft am geringsten ist, so finden wir auch
bei unserem Drahtsystem, dafs wir in der Mitte den
14.
grölsten elektrischen Strom haben. An den Enden
kann natürlich kein elektrischer Strom mehr Theisen,
weil dort der Leiter unterbrochen ist. Um nun ebenfalls
die Stromvertheilung in unserem System untersuchen
zu können, haben wir am Anfang cines der angehängten
Drähte ein Thermometer (in der Abb. mit T bezeichnet)
eingeschaltet. (Das Thermometer ist in Abb.8 dargestellt.)
Der Strom wird bei seinem Durchgang den im Apparat
befindlichen Platindraht erwärmen und dadurch die in
den Röhrchen befindliche Flüssigkeit zum Steigen bringen.
[15. Januar 1903.)
Die Gröfse des Höhenunterschiedes der Flüssigkeitssäulen
giebt uns Aufklärung über die Stärke des Stromes.
Steht die Länge der angehängten Drähte im richtigen
Verhältnifs zur erzeugten Wellenlänge, ist also Resonanz
vorhanden, so zeigt das Thermometer den gröfsten
Ausschlag. Wird aber im Schwingungskreis das Produkt,
Kapazität mal Selbstinduktion verändert, so fällt das
Thermometer und gleichzeitig verschwinden die Funken,
Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 614.) 27
angeschlossen werden oder, wie wir es meistens zu thun
pflegen, dort Metallplatten angehängt, deren günstigste
Dimensionen empirisch gefunden werden.
Am Ende des Luftdrahtes bildet sich ein Spannungs-
maximum oder Bauch, am Anfange ein Minimum oder
Knoten aus. Bildet sich eine reine Welle aus, so ist
die Länge des Luftdrahtes gleich dem vierten Theile
der Wellenlänge. Experimentell nachgewiesen wurde
15.
d.h. die Resonanzerscheinungen sind gestört, die von
den Drähten aufgenommene Energie wird geringer.
Dasselbe würde eintreten, wenn die Länge beider Drähte
oder eines Drahtes verändert würde.
In der Praxis ist es wohl meistens wegen Raum-
mangels unmöglich als elektrisches Gegengewicht zu
dem einen der Drähte, der in der Luft geführt wird,
einen zweiten gleich langen Draht zu benutzen. Es wird
deshalb an dem, zum Senderanfang symmetrisch gelege-
nen Punkte des Schwingungskreises entweder die Erde
das zuerst von Lindemann im Jahre 1900 und dann
später von Professor Slaby am Ende des Jahres 1900
in einem Vortrage in sehr eleganter Weise dargestellt.
Slaby zeigte damals auch, dafs die Spannungen, die
an den Enden eines solchen Drahtes auftreten noch
erhöht werden können, wenn man den Draht zu einer
Spule aufwickelt. Man kann auf solche Weise unter
Umständen ganz aufserordentlich lebhafte Spannungen
erzielen, wie ich Ihnen hier an einem kleinen Versuch
zeigen möchte.
28 [No. 614.]
DerSchwingungskreis, wie wir ihn vorhin benutzten
und wie ıhn Abb. 7 darstellt, ist insofern verändert, als
jetzt an Stelle eines Drahtes eine lange Spule aus eng
gewickeltem dünnen Draht angehängt wird. Sie werden
sehen, dafs, wenn die Spule in Resonanz steht mit dem
Schwingungskreise, ihr freies Ende sehr stark strahlt,
die Gröfse der Funken gegen Erde betragen 10 cm
(Versuch im dunklen Saale). Die Strahlung wird geringer,
wenn ich durch einschalten von zuviel oder zuwenig
Windungen die Resonanz störe. Noch bedeutend stärkere
Wirkungen lassen sich erzielen durch Transformation
(Abb.9). DerSchwingungskreis wird in seiner einfachsten
Form, also ohne Anhängungen benutzt und die eng
gewickelte Spule in die Primärspule hineingesetzt.
Dieses Experiment ist zuerst von Tesla angegeben.
Abb. 16.
Meine Herren! Ich möchte mir noch erlauben, Ihnen
an Hand der Schaltungsschemata die verschiedenen Sy-
steme kurz zu erklären. Ich mufs zunächst erwähnen, dafs
die von Braun gegebene Anordnung des geschlossenen
Schwingungskreises mit Anschlufs des Luftleiters sich
so aufserordentlich brauchbar für die Funkentelegraphie
erwiesen hat, dafs von allen, die auf dem Gebiet der
Funkentelegraphie arbeiten, ohne Ausnahme diese An-
ordnung verwendet wird, so dafs es heute keine
praktischen Funkentelegraphenstationen ohne diese
Schwingungskreise giebt. Es wird Ihnen schon durch
die Zeitungen bekannt geworden sein, dafs dieser Um-
stand zu Patentstreitigkeiten Anlafs gegeben hat. Ein
Angriff auf das Patent Braun ist bereits zurückgewiesen
worden, im übrigen überlassen wir die Dinge ihrer
weiteren Entwickelung.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
|
[15. Januar 1903.)
Der ursprüngliche Marconi-Geber ist in Abb. 4
dargestellt und schon früher erläutert worden.
Den Empfanger zeigt Abb. 10; der Luftdraht ist
mit einem Pol des Cohärers verbunden, der andere
Pol wird zur Erde abgeleitet.
Abb. 6 zeigt das Schaltungsschema einer Funken-
telegraphenstation mit Braun’schem Schwingungskreis,
wie es heute von uns verwendet wird. Die Pole der
Sekundärspule des Induktoriums / sind mit der Funken-
strecke der Flaschenbatterie verbunden. Die äufseren
Belegungen der Flaschen - Batterie sind durch einen
Kupferbügel D miteinander verbunden. Wird der In-
duktor in Thätigkeit gesetzt, so gehen in der Funken-
strecke die Funken über und der Flaschenkreis geräth
in schnelle elektrische Schwingungen. Diese Schwin-
gungen werden nun einer Sekundär-
spule S aufgezwungen, deren einer Pol
mit dem Luftdraht, deren anderer Pol
mit einer Metallplatte verbunden ist.
Von diesem Sekundärsystem breiten
sich nun die elektrischen Wellen nach
allen Richtungen hin aus.
Das Schaltungsschema der Em-
pfangsstation zeigt Abb. 11. Der Luft-
draht ist wiederum verbunden mit
einem aus Kapazität und Selbstinduktion
gebildeten Schwingungskreis, als Aus-
balanzirung wird wieder eine Metall-
platte verwandt. Die Primärspule 7
induzirt auf die Sekundärspule AN.
Zwischen die Enden dieser Spule ist
der Cohärer gelegt. Dieselben Prin-
zipien, die uns bei der Konstruktion
des Gebers leiteten, sind uns auch für
die Ausbildung des Empfängers maals-
gebend. Der Empfänger ist in ge-
wissem Sinne nur die Umkehr des
Gebers. Damit eine möglichst günstige
Ausnutzung der aufgefangenen Wellen
im Empfängerkreis geschaffen wird,
mufs das Produkt seiner Kapazität
und Selbstinduktion gleich der des
Gebers sein. Der Empfänger wird
dadurch für scharfe Abstimmung ge-
eignet. Wellen von gröfserer oder
geringerer Frequenz als die seines
Gebers werden von ihm nur in ge-
ringerem Maafse aufgenommen. Der
geschlossene Schwingungskreis ist
wegen seiner geringen Dämpfung zur
Resonanz am allerbesten geeignet.
Abb. 5 zeigt die zweite Art der
Verbindung des geschlossenen Schwin-
gungskreises mit dem Luftleiter. Der
Luftleiter ist in diesem Falle direkt an
den Flaschenkreis angeschlossen, und
ebenso an der anderen Seite die Platte
bezw. Erde. In dieser Form pflegt das
System Slaby-Arco den geschlossenen
Schwingungskreis zu verwenden, wäh-
rend wir wie gesagt den geschlossenen
Schwingungskreis mit induktiver Er-
regung des Senders vorziehen, ebenso
Marconi.
Die Empfangsschaltung des Systems Slaby-Arco
ist in Abb. 12 dargestellt. Der Luftdraht wird zur Erde
abgeleitet und an einer bestimmten empirisch gefundenen
Stelle mit einer abgestimmten Spule, dem „Multiplikator“,
verbunden. Zwischen dem freien Ende dieses Multi-
plikators und einer weiteren Erdverbindung wird der
Cohärer gelegt.
Eine Abstimmung ist auch hier vorhanden, aber
die Resonanz ist nicht so scharf, wie beim geschlossenen
Schwingungskreis.
Meine Herren! Um Ihnen ein kleines Bild von denı
Arbeiten zweier Funkentelegraphenstationen geben zu
können, habe ich im Saal unsere Demonstrationsapparate
aufstellen lassen, die ein genaues Modell unserer grofsen
Apparate sind (Abb. 13). Der Versuch wird Ihnen
zeigen, wie die Apparate arbeiten. (Folgt Versuch.)
(15. Januar 1903.)
Einige kurze Worte möchte ich noch über die
Konstruktion unseres Cohärers, des wesentlichsten
Gliedes des Empfangsapparates, sagen. In einem Hart-
gummiröhrchen sind zwei einander gegenüberstehende
polirte und gehärtete Stahlelektroden verschiebbar
angeordnet. Beim praktischen Gebrauch werden die
Elektroden ungefähr t/s mm von einander entfernt und
dieser Zwischenraum mit Stahlkörnchen angefüllt. Die
Hauptvorzüge unseres Cohärers sind grofse Empfind-
lichkeit, durchaus betriebssicheres Arbeiten und absolute
Unverwiistlichkeit.
Ich möchte Ihnen jetzt noch
an Hand einiger Bilder über von
uns ausgeführte Stationen etwas
sagen.
(Abb. 14). Sie sehen hier
das Innere unserer Station, an
dem Kraftwerk der hiesigen Hoch-
bahn, zu deren Besichtigung ich
die Herren, die sich dafür
interessiren, freundlichst einladen
möchte. In dem Bild erkennen
Sie leicht unsere einzelnen Appa-
rate und ihre Anordnung.
Auf dem folgenden Bilde
(Abb. 15) sehen Sie die Funken-
anlage in Cuxhaven. Auf dieser
Station ist unser System zum
ersten Male lange Zeit in wirk-
lich praktischem Betriebe ge-
wesen, es hat sich monatelang
dauernd bewährt, und zwar
zwischen Cuxhaven und Helgo-
land auf eine Entfernung von
65 km und ebenso zwischen
Cuxhaven und dem Feuerschiff
Elbe I. Der praktische Dienst
hat darin bestanden, dafs der
gesammte Lootsenverkehr durch
die Funkentelegraphie dieser
Station geregelt wurde. Dabei
wurde die Station in den letzten
Monaten lediglich von einem
Arbeiter bedient. Wir haben
sie jetzt abgebrochen, um eine
gröfsere Station an dem be-
kannten Badestrande von Salsnitz
(Abb. 16) zu bauen. Die Station
ist seit dem letzten Sommer in
Verbindung mit Grotz Mölln
(Abb. 17) auf eine Entfernung
von 165 km. Sie dient uns
augenblicklich zu einer gröfseren
Reihe interessanter Versuche.
Ganz besonders möchte ich
noch unsere fahrbaren Funken-
telegraphenstationen erwähnen,
welche für die Luftschiffer-
abtheilung der deutschen Armee
gebaut werden. An Stelle der
Masten werden hier Luftballons
oder Drachen verwandt, die den
Draht mit sich in die Höhe führen.
Die Stationen (Abb. 18 u. 19)
waren im letzten Kaisermanöver
täglich beim Generalkommando, bei der Manöverleitung
und auch bei den Kavalleriedivisionen im Gebrauch
und haben dauernd die Verbindung zwischen diesen
aufrechterhalten können. Die Entfernungen, welche
dabei erzielt worden sind, sind nicht unbedeutende ge-
wesen, namentlich in Anbetracht des Umstandes, dafs
nach den bisherigen Erfahrungen, über Land es wesent-
lich schwieriger ist, Verbindung zu erhalten, als es
über See der Fall ist.
Auch für mehrere ausländische Kriegsmarinen
haben wir Stationen gebaut. Bei der deutschen Marine
ist bekanntlich das System Slaby - Arco eingeführt
worden.
Marconi hat inzwischen neue Versuche begonnen,
um wesentlich gröfsere Entfernungen zu überbrücken.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
(No. 614.] 29
Sie werden gelesen haben, dafs er die Hoffnung hegt,
zwischen Amerika und England eine direkte funken-
telegraphische Verbindung herzustellen. Thatsache ist,
dafs es ihm bisher gelungen ist, auf etwa 2000 km
einzelne Depeschen zu versenden, von Poldhu nach
dem Kriegsschiff „Carlo Alberto“, welches ihm der
König von Italien zur Verfügung gestellt hatte. Er
hat damit den Nachweis erbracht, dafs sehr grofse
Entfernungen überbrückt werden können, wenn nur
die Energie grofs genug gewählt wird. Allerdings
Abb. 17.
CH éuce Be. pros
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pores ng —
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KA wa
SE?
mm mm mp
oh:
hat seine Poldhu-Station gewaltige Dimensionen.
Man glaubte ursprünglich, die beiden rede
des Senders und Empfängers müfsten so aufgestellt
sein, dafs sie durch nichts verdeckt sind. Die
Versuche zeigen uns aber, dafs Hügel, Wälder, Ge-
birge u. s. w. zwischen den Stationen liegen können,
ohne dafs dadurch die Wellen wesentlich geschwächt
werden, ja, wenn man bis auf Entfernungen von 2000 km
kommt, so liegt bereits ein erheblicher Theil der Erd-
krümmung zwischen Geber und Empfänger. Ob diese
Erscheinung lediglich der besseren Beugung der langen
Wellen zuzuschreiben ist, oder ob die leitende Meeres-
fläche eine Rolle dabei spielt, in diesen Punkt volle
Klarheit zu bringen, ist eine noch offene Aufgabe für
unsere mathematischen Physiker.
30 [No. 614.]
Ich möchte noch mit einigen Worten auf die Frage |
der Abstimmung eingehen. Unter einer abgestimmten
Station verstehen wir eine Station, deren Geber nur |
Wellen von einer bestimmten Länge aussendet und
deren Empfänger nur auf eine bestimmte Wellenlänge
anspricht; sie kann nur mit denjenigen Stationen
korrespondiren, die für dieselbe Wellenlänge gebaut
sind, wie sie selbst. Es unterliegt keinem Zweifel,
dafs diese Abstimmung bis zu einem gewissen Grade ©
und bei entsprechender Entfernung durchzuführen ist.
Abb.
Das ist auch praktisch in Versuchen schon mehrfach `
erreicht worden. Aber wir wollen dabei offen aussprechen, —
dafs wenigstens in verbürgter Weise noch kein Fall
bekannt geworden ist, in dem eine Mehrfachtelegraphie
nach dieser Methode in den Dienst der Praxis gestellt |
worden wäre. Immer aber mufs man doch hinzu-
fügen, dafs es durch die Abstimmung selbst nicht mög-
lich sein wird, sich zu schützen gegen die Störungen
fremder Stationen, sofern diese mit derselben oder nahe-
zu derselben Wellenlänge arbeiten. Ebenso vermag die
Abstimmung nicht zu verhindern, dafs ausgesandte
Depeschen durch andere Stationen, die auf die gleiche
Wellenlänge ansprechen, abgefangen werden.
Meine Herren! Ich glaube, Sie werden aus meinen |
Darlegungen ersehen haben, dafs die drahtlose Tele- |
graphie in der kurzen Zeit ihres Bestehens bereits |
manches wirklich Brauchbare geleistet hat. Für die |
Verbindung der Schiffe unter einander und mit der |
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Januar 1903.)
Küste, die Verbindung von Leucht- und Feuerschiffen
mit der Küste, für die Verbindung über Land in solchen
Fällen, in denen man eine Telegraphenleitung nicht zur
Verfügung hat und sic auch nicht so schnell legen kann,
für die militärische Verwendung, endlich auch für die
Verbindung von Inseln unter einander, die eine Kabel-
leitung entbehren, ist die drahtlose Telegraphie bereits
heute verwendbar und vermag groise Dienste zu leisten.
Vieles ist dabei noch zu thun, auszufüllen und auszubauen,
und die Arbeit der nächsten Jahre wird es sein, namentlich
18.
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E, em
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Dk
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Saz) Se
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in Hinsicht auf die Vereinfachung, auf die Betriebs-
sicherheit und auf die Abstimmung noch manches
hervorzubringen, was uns heute fehlt. Von Illusionen
und Zukunftsmusik wollen wir uns dabei fernhalten.
Wir wissen: Phantasieen und Illusionen führen nie
weiter, sondern lediglich ernste Arbeit durch schrittweise
zu erzielende Erfolge.
(Lebhafter Beifall).
Vorsitzender: Meine Herren! Ich darf dem Dank,
den Sie eben durch Ihren Beifall ausgedrückt haben,
noch den Dank des Vereins hinzufügen.
Hat jemand von den Herren eine Frage an den
Herrn Vortragenden zu richten?
Herr Ober-Baurath Dr. zur Nieden: Es wurde vor
Kurzem in einer politischen Zeitung gesagt, dafs bei
dem Nachrichtgeben von Schiffen nach einer Küsten-
station eine vollständige Verwechselung von 2 Depeschen
[15. Januar 1903.)
vorgekommen wäre. Zwei Schiffe hätten mit der
Küstenstation sprechen wollen. Die Depesche des
2. Schiffes sei auf dem ersten für die Antwort der
Kiistenstation gehalten worden und habe deshalb nicht
enträthselt werden können. Man habe nicht vermuthet,
dais man es mit einem 2. Schiffe zu thun hatte, das
nach der Station sprechen wollte. Werden solche Vor-
kommnisse durch dic im Vortrage erwähnte Abstimmung
der Apparate unschädlich gemacht?
Herr Dr. Franke: Es wird natürlich dann möglich
sein, derartige Störungen zu vermeiden, wenn man
Stationen hat, die mit verschiedener Wellenlänge arbeiten.
Ist aber eine solche Küstenstation z. B. auf eine Wellen-
länge eingerichtet, und ist die Abstimmung eine
wirklich gute, sodals sie nur auf diese Wellenlänge an-
spricht, so wird sie nur mit solchen Schiffen kor-
respondiren können, die Wellen von der gleichen Länge
aussenden. Sind nun die beiden Schiffe auf dieselbe
Wellenlänge abgestimmt, so werden natürlich, wenn sie
beide gleichzeitig anfangen zu telegraphiren, Störungen
vorkommen. Da wird man aber weiter nichts thun
können, als dafs das zweite Schiff wartet, bis das erste
abgefertigt ist.
Vorsitzender: Eine weitere Frage wird an den Herrn
Vortragenden nicht gerichtet, ich darf nunmehr Herrn
Regierungs-Baumeister Schaar bitten, uns die ver-
sprochenen Mittheilungen über den
Entwurf einer Schwebebahn (Nord-Südbahn)
für Berlin
zu machen.
Herr Reg.-Baumeister Schaar: Meine Herren! Ich
habe die Ehre, Ihnen heute einige ausführlichere Mit-
theilungen über den Entwurf ciner neuen Stadtbahn für
Berlin machen zu dürfen. Die Erbauerin der Elberfelder
Schwebebahn, die Continentale Gesellschaft für clek-
trische Unternehmungen in Nürnberg, hat den Entwurf
einer für den Schnell- und Massenverkehr bestimmten
Schwebebahn für Berlin aufgestellt und den in Frage
kommenden Behörden eingereicht.
Vor etwa 7 Jahren stand schon einmal eine Schwebe-
bahn für Berlin auf der Tagesordnung. Mangelndes
Zutrauen zu einer im grofsen noch nicht erprobten
neuen Erfindung war Schuld daran, dafs aus dem Projekt
nichts wurde.
Inzwischen hat sich manches geändert. Aus dem
damals noch zweischienigen System ist eine Einschienen-
hahn Ker eoyrv geworden, unter den vielen Bahnen,
die sich einschienig nennen, die einzige, die thatsächlich
einschienig ist. Aufserdem haben in dem industriereichen
Westen zwei bedeutende Handels. und Industriestädte, die
Schwesterstädte Elberfeld und Barmen, als sie sich vor
die Frage gestellt sahen, ob die als nothwendig erkannte
Stadtschnellbahn als Hochbahn normaler Art oder als
Schwebebahn gebaut werden solle, sich für das Schwebe-
bahnsystem entschieden.
Nun ist diese Bahn bereits seit März 1900 in regel-
mälsigem Betriebe und hat sowohl bei dem sie be-
nutzenden Publikum als auch in den weitesten Kreisen
der gebildeten, besonders der technischen Welt Be-
liebtheit erworben und Anerkennung gefunden.
Dafs die Erbauer der Elberfelder Bahn und Be-
sitzer der Schwebebahn-Patente lediglich aus technischem
Ehrgeiz möglichst viele Schwebebahnen bauen wollen,
wird wohl niemand ernstlich glauben, es sind vielmehr
die günstigen Erfahrungen und Erfolge mit der Elber-
felder Schwebebahn, welche die Gesellschaft dazu be-
stimmt haben, auch an andern Orten dem Bau von
Schwebebahnen näher zu treten. Aufser denjenigen
Projekten, die noch nicht so weit vorgeschritten sind,
dafs über sie öftentlich gesprochen werden darf, liegen
zur Zeit folgende vor. Eine Stadt- und Vorortbahn für
Hamburg, eine Stadtbahnstrecke von r. 10 engl. Meilen
in London, eine Fernschnellbahn Antwerpen — Brüssel
und eine 1! km lange Stadtbahn für Berlin.
Die zuletzt genannte Bahn ist eine Nord-Süd-
Bahn, jedoch ohne das Interessengebiet der geplanten
städtischen Untergrundbahn zu berühren: denn während
die geplante Untergrundbahn nördlich des Weddings
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 614.| 31
beginnen, der Chausseestrafse folgen, die Friedrich-
stadt durchziehen und schliefslich auf Schöneberger
Gebict oder an der Schöncberger Grenze enden soll,
verläuft die Trace der geplanten Schwebebahn viel
weiter östlich und ist durch die Brunnenstrafse, den
Bahnhof Alexanderplatz und Rixdorf bestimmt.
Die Bahn soll annähernd rechtwinklig zur Haupt-
richtung der Stadtbahn, sowie des Nord- und Südringes
verlaufen und, dieselben mit einander verbindend, die
mangelnde nord- südliche Querbahn wenigstens zum
Theil ersetzen. Dies soll durch Anschlutsstationen, die
einen bequemen Uebergang der Reisenden gestatten,
bewirkt werden, und zwar sind hierfür die Stationen
Gesundbrunnen, Alexanderplatz und Rixdorf-Liermann-
stralse vorgesehen.
Auch mit der elektrischen Hoch- und Untergrund-
bahn wäre eine solche Verbindung an der Kreuzung-
stelle am Kottbuserthor möglich.
Der Anschlufs an den Bahnhof Gesundbrunnen ge-
währt insbesondere den Reisenden der Stettiner- und
Nordbahn die Möglichkeit, bis in den Mittelpunkt Berlins
weiterfahren und auf eine der die Stadtbahn pas-
sicrenden Fernlinien in bequemer Weise übergehen zu
können.
Auch die Station Rixdorf-Hermannstrafse hat als
Doppelstation, da von hier die Mittenwalder-Bahn aus-
geht, eine erhöhte Bedeutung. Als nord -- südliche, das
Centrum Berlins durchschneidende Querbahn würde die
Schwebebahn bewirken, dats der Nord- und Südring in
höherem Grade, als es bisher der Fall ist, dem eigentlichen
Stadtverkehr nutzbar gemacht würde, da die Möglich-
keit gegeben wäre, von den den Anschlulsstationen be-
nachbarten Ringbahnstationen ganz wesentlich schneller
nach dem Mittelpunkte Berlins zu gelangen, als dies
bisher wegen der grofsen Umwege über Charlottenburg
oder Stralau- Rummelsburg möglich war.
Die Schwebebahn würde “die wichtigsten Gace
für den Geschäftsverkehr durchschneiden und vor-
wiegend der in den nördlichen, südlichen und süd-
östlichen Stadttheilen und Vorstädten wohnenden weniger
wohlhabenden, werkthätigen Bevölkerung zu Gute
kommen.
Im Einzelnen ist der Verlauf der Bahn folgender:
Bahnhof Gesundbrunnen, Brunnenstrafse, Rosenthaler
Thor, Lothringerstrafse, Schönhauser Thor, Scheunen-
viertel, Kaiser-Wilhelmstraise, sodann über der Stadt-
bahn bis Jannowitzbrücke, südlich von der Stadtbahn
in der Spree bis zur Michaelbrücke, Michaelkirchstratse,
Engelbecken, Kanal, Oranienplatz, Dresdenerstratse,
Kottbuserstrafse, Kottbuserdamm, Hermannplatz, Ber-
linerstralse, Bergstralse, Kirchhofstratse, Bahnhof Rix-
dorf-Hermannstral{se.
Man wird vielleicht nicht fehlge hen in der Annahme,
dals, gemäfs dem Gesetze von Nachfrage und Angebot
der Strafsenbahn-Verkehr Berlins sich allmählich dem
Bedürfnifs angepafst hat, derart, dals aus der Stärke
des Strafsenbahnverkehrs, wie wir thn in den einzelnen
Strafsen und Stadttheilen vorfinden, ein Rückschlufs
auf die Stärke des Verkehrsbedürfnisses gezogen
werden darf.
Unter der Voraussetzung der Richtigkeit dieser
Annahmen ist jener Plan gezeichnet worden, welcher
die Stärke des Strafsenbahnverkehrs durch verschieden
starke Linien zur Anschauung bringt. Dieser Plan läfst
ohne weiteres erkennen, dafs die wichtigsten Verkehrs-
schwerpunkte Berlins der Potsdamerplatz, Spittelmarkt
und Alexanderplatz sind. Auf dem Plane ist die projek-
tirte Schwebebahn als dunkelrothe Linie dargestellt.
Man steht deutlich, dafs die Verkehrslinien, die mit thr
zusammenfallen oder parallel zu ihr verlaufen, aufser-
ordentlich stark sind, und dafs in Berlin sich nur wenige
Linien finden lassen, für die ein gleichgrofses oder
grölseres Verkchrsbedirfnifs vorliegt.
Die Steigungs- und Richtungsverhältnisse sınd durch
die Oertlichkeit bestimmt. Im allgemeinen soll die S.O.
in möglichst gleichmäfsiger Höhe über den Strafsen
liegen, wobei jedoch Steigungen von mehr als 1 zu 40
auf freier Strecke thunlichst vermieden werden sollen
Da bei einer Schwebebahn wesentlich kleinere Kurven
ohne Geschwindigkeitsermäfsigung zulässig sind als bet
32 (No. 614.]
Standbahnen, sind mehrfach Halbmesser von 50 m in
Aussicht genommen. Hierdurch hat man die Möglich-
keit, den Strafsenzügen folgen zu können und Grund-
erwerb zu ersparen.
Der eigentliche Bahnkörper besteht aus räumlichen
Fachwerkträgern, dic auf ihren äufseren Rändern die
Fahrschienen tragen. Für jede Fahrrichtung dient als
Gleis also nur eine Schiene, wodurch die Fahrbahn-
fläche aufserordentlich schmal wird.
Die Längsträger ruhen entweder auf Einzelstützen
oder Portalstützen. In beiden Fällen lassen sich im
allgemeinen besondere Maste für Strafsenbahnleitungen
und Beleuchtungskörper sparen, wie die ausgehängten
Querprofile zeigen.
Die Haltestellen sollen leicht und gefällig konstruirt
werden. Es sind Aufsenbahnsteige vorgeschen, deren
jeder für sich überdacht wird. Ein Querprofil, welches
die Anordnung zeigt, ist ausgestellt.
Da aufser den beiden Endstationen noch 14 Zwischen-
stationen geplant sind und die Bahn 11 km lang ist,
ergiebt sich der durchschnittliche Stationsabstand zu
etwa 0,7 km.
Wagengröfse, Zuglänge u. s. w. sind keine inte-
grirenden Bestandtheille des Bahnsystems. Es sei
deshalb nur nebenbei bemerkt, dafs bei dem Projekt
mit Wagen von 50 Sitzplätzen (bei normaler Besetzung)
und Wagenzügen von 3—6 Wagen gerechnet wird.
Ein Vorzug des Schwebebahnsystens liegt aber darin,
dafs das Durchfahren auch der kleinsten Kurven ohne
Geschwindigkeits-Ermälsigung erfolgen kann, socdafs
das Verhältnits von Maximalgeschwindigkeit zu Reise-
geschwindigkeit sehr günstig ist. Ferner soll die Bahn
an ihren Endpunkten Rückkehrschleifen erhalten, wo-
durch die Möglichkeit einer sehr schnellen Zugfolge bei
gröfster Betriebssicherheit gegeben ist.
Gegenüber den in neuer Zeit sich geltend machen-
den Anschauungen, dafs für den Stadtschnellverkehr,
speziell auch für Berlin, nur Untergrundbahnen in
Frage kommen können, ist es wohl angebracht, auch
diesen Punkt kurz zu streifen.
Soll die Gesammtbevölkerung einer Grotsstadt
möglichst gleichmafsig Antheil haben an den Vortheilen,
die die moderne Verkehrstechnik bietet, soll überall
dort, wo der Verkehr eine Ausdehnung angenommen
hat, die eine unzulässige Ueberlastung der Straflsen be-
deutet, eine Entlastung herbeigeführt werden, dann ge-
nügen nicht ein paar "Sehnellbahnlinien, sondern dann
braucht man ein ganzes Netz, wie es jetzt zu erhalten
z. B. Paris im Begriffe steht.
Nun bietet allerdings eine Untergrundbahn den
nicht zu leugnenden Vortheil, dafs sie die Strafsen in
vollkominenster Weise entlastet und dabei mit ihren
Bauwerken fast garnicht in die Erscheinung tritt. Von
den Mängeln, die diesen Vortheilen gegenüber stehen,
soll hier nicht weiter gesprochen werden, es sei viel-
mehr nur auf die wirthschaftliche Seite der Frage, ob
Hoch- oder Untergrundbahn, kurz hingewiesen.
Es mufs nun einfach als ausgeschlossen bezeichnet
werden, dafs sich in Berlin ein Netz von Untergrund-
bahnen bei einem Durchschnittspreis von 5 6 Millionen
Mark für das Kilometer auch nur einigermafsen rentiren
kann, wenn wir mit einem Bedarf von etwa 50 km,
also mit einer Summe von 250 bis 300 Millionen
rechnen. Man hat also die Wahl, entweder ein unge-
heueres Kapital unrentabel anzulegen, oder aber den
Bau von Untergrundbahnen auf die eine oder die andere
Linie zu beschränken und dadurch einige Stadtgebiete
auf Kosten anderer zu bevorzugen.
Dieser Uebelstand liefse sich vermeiden, wenn
man den Mittelweg einschlägt, und da, wo die Be-
schaftenheit der Strafsen und architektonische Rück-
sichten Hochbahnen ausschliefsen und aufserdem eine
einigermafsen ausreichende Verzinsung zu erwarten ist,
Untergrundbahnen baut, in andern Straflsenzügen da-
gegen, wo es die örtlichen Verhältnisse gestatten, wo
die Stralsen breit genug sind, und die Bauwerke vor-
wiegend profanen Zwecken dienen, Hochbahnen den
Vorzug giebt.
Ilochbahnen lassen sich durchaus so ausbilden, dafs
sie keine, mindestens aber keine erhebliche Verun-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Januar 1903.)
zierung der Strafsen bedeuten; das zeigen die Kon-
struktionen der Berliner Hochbahn, besonders in der
Bülowstrafse. Noch leichter aber als bei Standbahnen
dürfte es bei Schwebebahn-Viadukten möglich sein,
die Träger und Stützen in einer vom ästhetischen
Standpunkte cinwandstreien Weise durchzubilden, da
schon die Grundformen leicht und elegant sind. Auch
verlangt cine Schwebebahn wesentlich geringere
Strafsenbreiten, da besonders das Vorhandensein cines
sogenannten Mittelstreifens durchaus nichterforderlich ist.
In Strafsen von mehr als etwa 24 m Breite können
bei einem richtigen Verhältnifs zwischen Fulsweg- und
lahrdammbreite schon Einzelstützen in der Fahrdamm-
mittellinie angewendet werden. Die meisten für die
geplante Nord-Südbahn in Frage kommenden Strafsen
sind aber wesentlich breiter. In Strafsen von geringerer
Breite würden dagegen Portalstützen den Vorzug ver-
dienen.
Man stöfst zuweilen auf die Ansicht, dafs Berlin
einfach eine Kopie der Elberfelder Anlage erhalten soll.
Das ist natürlich unrichtig. Die Berliner Bahn würde
mit der Elberfelder nur das System, nicht die Form
gemein haben. Vor allem liegt ja hier in Berlin nicht
die geringste Veranlassung zu den schrägen Stützen,
wie über der Wupper, vor. Den Unterschied in dieser
Hinsicht zeigt jenes Bild, welches links ein halbes
Querprofil der Wupperstrecke in Elberfeld, rechts ein
halbes Querprofil der Brunnenstrafse in Berlin darstellt.
In Elberfeld war die Forderung zu erfüllen, das
ganze Wupperbett in seiner wechselnden Breite von
30 bis 40 m ganz frei von Stützen zu lassen, woraus
sich die schwere Unterkonstruktion, die langen, schräg
gerichteten Stützen ergaben. In Berlin würde dagegen,
wie schon gesagt, fast ausschlicfslich die Anordnung
von Einzelstützen, im übrigen von Portalstützen, ähnlich
wie in Vohwinkel, in Frage kommen. Von Einzel-
stützen ist nun eher eine Regelung als eine Behinderung
des Strafsenverkehrs zu erwarten, die Fahrrichtungen
würden voraussichtlich besser getrennt werden, ohne
dafs der Querverkehr behindert werden würde. Speziell
dürften die kleinen runden oder Jlänglichen Inselchen
um die Stützen nicht als Nachtheil empfunden werden,
hat doch die Berliner Polizei gerade neuerdings in den
allerbelebtesten Strafsenkreuzungen solche Inselchen
zum Zwecke der Regelung der Sicherheit des Verkehrs
ausgeführt.
Wo aber Portalstützen erforderlich sind, werden
diese auf den Fufswegrändern in der Flucht der Bäume
stehen, also den Verkehr in keiner Weise stören und
zugleich zur Aufnahme der Laternen und Befestigung
der Querverspannungen für die Strafsenbahnleitungen
dienen, wodurch zahlreiche andere Pfosten in Fortfall
kämen.
(Beifall.)
Vorsitzender: Meine Herren! Zu dem Dank, den
Sie dem Herrn Vortragenden ausgedrückt haben, darf
ich noch den Dank des Vereins aussprechen.
Hat Jemand an den Herrn Vortragenden noch eine
Frage zu richten?
Herr Eisenbahn-Bauinspektor Janensch: Darf ich
mir eine Frage erlauben? Es ist mir nicht ohne weiteres
klar, weshalb in der Halle des Bahnhofes Alexanderplatz
eine so hohe Lage für die Schwebebahn gewählt ist,
ob das aus Schönheitsrücksichten oder aus statischen
Gründen geschehen ist. Man sollte meinen, dafs es
richtiger wäre, den Bahnsteig der Schwebebahn in das
erste Stockwerk über dem Stadtbahn-Bahnsteige zu
legen und die Reisenden nicht zu zwingen, in ein
weiteres Stockwerk hinaufzusteigen, das beinahe 15 m
über Strafsenhöhe liegt. Diese hohe Lage fällt umsomehr
auf, als die Schw ebebahn aufserhalb der Bahnhofshalle
unmittelbar über dem Normalprofil der Stadtbahn-
gleise liegt.
Herr Regierungs-Baumeister Schaar: Das ist des-
halb geschehen, weil die Schwebebahn Aufsenbahn-
steige hat und es möglich sein muts, dafs die von jeder
Richtung ankommenden Reisenden nach jeder Richtung,
sowohl auf den Stadtbahnsteig als auch auf den Fern-
bahnsteig der Stadtbahn übergehen können, ohne dais
(15. Januar 1903.)
sie gezwungen sind, erst zum Stralsenniveau herunter-
zusteigen.
Ich möchte Sie noch aufmerksam machen auf die
Bilder, welche hier ausgestellt sind, vor allem auf die
Lagepläne der Endbahnhöfe.
Herr Geh. Regierungsrath Schwabe: Ich wollte
mir die Frage erlauben, wie sich wohl die Kosten
dieser Anlagen im Vergleich zur Hochbahn stellen.
Herr Regierungs-Baumeister Schaar: Die Kosten
dieses Projekts sind auf 1,5 Millionen für das Kilomcter
einschliefslich aller Nebenanlagen geschätzt.
Vorsitzender: Die Herren, über deren Aufnahme
wir abzustimmen hatten, sind mit allen abgegebenen
67 Stimmen in den Verein aufgenommen worden.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
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(No. 614.) 33
Im Fragekasten befinden sich keine Fragen.
Ich habe noch mitzutheilen, dafs wir heute als
Gäste hier begrüfsen dürfen die Herren Geh. Kommer-
zienrath Lenz, Reg.-Rath Dr. Kahle, Hauptmann
v. Tschudi, Direktor der Gesellschaft für drahtlose
Telegraphie Borgmann, Oberleutnant Alsleben,
Reg.-Assessor Schneider, Reg.- und Baurath Mutha,
Ingenieur v. Hoven und Geh. Baurath Richard. Ich
begrüfse die Herren, soweit es nicht schon vorher ge-
schehen ist.
Gegen den Bericht der vorigen Sitzung sind Ein-
wände nicht erhoben worden.
Ich schliefse die Sitzung.
Die Düsseldorfer Ausstellung 1902.
Die Riesen-Werkzeugmaschinen.
Vom Eisenbahn-Bauinspektor Unger in Charlottenburg.
(Mit 18 Abbildungen.)
(Schlufs von Seite 13.)
Die schwerste Drehbank gewöhnlicher Bauart (im
Gewichte von 86000 kg) entstammt der Dortmunder
Werkzeugmaschinenfabrik von Wagner & Co.
(Abb. 8).
Zum Drehen von Wellen bis zum Gewichte von
25000 kg mit Rapid-Stahl bestimmt, besitzt diese Support-
Drehbank eine Spitzenhöhe von 1000 mm bei 10000 mm
Spitzenentfernung. Im Vorgelege ist der zum Antriebe
dienende Elektromotor von 232PS angeordnet.
Auf dem breiten Doppelbett bewegen sich vorn
und hinten je zwei Supporte, von denen die vorderen
zum Gewindeschneiden auf je eine Länge von etwa
700 mm eingerichtet sind. Der mit Sperrhaken ver-
sehene (in der Abbildung nicht dargestellte) Reitstock
kann nach Lösung seiner Anzugsleisten bequem aus
dem Bett ohne weiteren Abbau ausgehoben und an
beliebiger Stelle seiner Bahn wieder niedergelassen
werden.
Für die Drehspindel sind 15 Geschwindigkeits-
wechsel vorgesehen. Soll die Bank jedoch nicht nur
mit Rapid-Stahl, sondern auch mit gewöhnlichen Stählen
arbeiten, so läfst sich die Zahl der verschiedenen
Geschwindigkeiten leicht verdoppeln. Die Vorschübe
der Supporte lassen sich in 6 Abstufungen ändern, und
zwar für die Planbewegung von 0,315 mm bis 3,6 mm,
für die Langbewegung von 0,35 mm bis 4 mm.
Die Kinkapselung aller Räder, die bequeme übersicht-
Support-Drehbank der Dortmunder Werkzeug-
maschinenfabrik von Wagner & Co. in Dortmund.
,
liche Lage und die leichte Handhabung aller Steuertheile
ermöglichen eine gefahrlose, unfehlbare und schnelle
Bedienung der Maschine. Da ferner sämmtliche Wellen
und Bolzen in ihren langgeführten Lagern eine stetige
und reichliche Oelzufuhr erhalten, so ist die Abnutzung
dieser Theile auf das denkbar geringste Mafs beschränkt.
Ganz aufsergewöhnliche Abmessungen weist auch
die 70000 kg schwere Drehbank der Maschinen-
fabrik „Deutschland“ in Dortmund auf, bei
Walzen-Drehbank der Werkzeugmaschinenfabrik und Eisen-
34 (No, 614.]
welcher der Drehdurchmesser bis zu 6200 mm bei
780 mm Höhe und die Drehlänge bis zu 7700 mm
betragen kann.
Um bei der vorhandenen Spitzenhöhe von 1300 mm
das Drehen bis zu dem angegebenen grofsen Durch-
messer möglich zu machen, ist das Doppelbett der
Maschine verschiebbar angeordnet und auf federnden
Rollen gelagert, so dafs sich die Bewegung beider
Betttheile mit Leichtigkeit vollzieht.
Beide Werkzeugschlitten besitzen kontinuirlichen
selbstthätigen Plan- und Längsgang, und die beiden
Säulensupporte Selbstgang durch Schaltwerk. Die
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Januar 1903.]
Die Spitzenhöhe der Maschine (Abb. 9) beträgt
750 mm und die Bettlänge 8500 mm. Auf der Bank
können Walzen von 3500 mm Länge und 1100 mm
Durchmesser gedreht werden, wobei selbst bei grölster
Schnittgeschwindigkeit jeder der vier Stähle einen Spahn
von 150 mm Breite und 5 mm Stärke zu nehmen vermag.
Vom Motor aus erfolgt die Kraftübertragung mittelst
dreifach abgesetzter Stufenscheibe für 300 mm Riemen-
breite und mittelst mehrerer Räderübersetzungen. Um
eine genügende Veränderlichkeit in den Umdrehungs-
zahlen der Hauptspindel zu erzielen, sind auf der ersten
und zweiten Vorgelegewelle zwei Räderpaare ange-
Abb. 9.
giefserei von Otto Froriep in Rheydt (Rheinland).
Abb. 10.
Stofsmaschine der Kalker Werkzeugmaschinenfabrik Breuer,
Schumacher & Co., A.-G. in Kalk bei Köln a. Rh.
Maschine ist daher sowohl für schwere Planarbeit als
auch für schwere Arbeit zwischen den Spitzen gleich
gut geeignet.
Wenn die Walzen-Drehbank der Firma Otto
Froriep in Rheydt in ihrem Gewichte von 50000 kg
auch den beschriebenen Drehbänken anscheinend nach-
steht, so läfst doch der Umstand, dats sie von einem
60 pferdigen Motor betrieben wird, darauf schliefsen,
dals ihre Leistungen über das Landläufige weit hinaus-
gehen müssen.
|
ordnet, von denen je nach Bedarf das eine oder andere
zur Thätigkeit gelangt. Hierdurch erhält die Spindel
6 verschiedene Geschwindigkeiten in den Grenzen von
0,4 bis 4 Umdrehungen in der Minute.
An dem 400 mm breiten Hauptantriebrade befinden
sich zum Einspannen der Treffer an den Walzen vier
Stahlgufsgehäuse mit Klauen; ebenso ist die Planscheibe
am Reitstock ausgerüstet.
Das 1800 mm breite Bett trägt zwei Schlitten mit
je zwei gegenüberliegenden Supporten. Die beiden
vorderen Supporte sind Kastensupporte, während die
beiden rückwärtigen als offene Supporte für je zwei
Werkzeuge zum Drehen und Abstechen ausgebildet
sind. Selbstverständlich besitzen sämmtliche Supporte
automatische Längs- und Planbewegung, und zwar be-
tragen diese Schaltbewegungen zwischen 0,48 und 4,8 mm
für eine Umdrehung der Hauptspindel.
Von der beschriebenen Maschine weicht hinsichtlich
der Bauart die Walzen-Drehbank der Firma Wagner
& Co. in Dortmund ganz bedeutend ab, obgleich auch
diese Bank zum Drehen von Walzen bis zu 1000 mm
Durchmesser bestimmt ist.
Zunächst ist hervorzuheben, dafs hier der Antrieb
vom Deckenvorgelege aus geschieht, also nicht durch
einen besonderen Motor, wie zuvor, bewirkt wird.
Ferner werden die Walzen hier zwischen den Spitzen
der Arbeitsspindel und des Reitstocks bearbeitet, wobei
zum Tragen der Walze zwei verschiebbare Lagerständer
dienen. An Supporten sind nur zwei vorhanden.
Schliefslich sei noch darauf hingewiesen, dafs diese
Maschine trotz gröfserer Länge (es finden auf derselben
Walzen bis zu 5000 mm Länge Aufnahme) nur 24 000 kg
wiegt.
[15. Januar 1903.)
Unter den Stofsmaschinen nimmt zwar diejenige
der Maschinenfabrik „Deutschland“ in Dortmund
mit einem Gewichte von 58000 kg den ersten Platz ein;
da uns jedoch leider für diese Maschine keine Abbildung
zur Verfügung steht, so gehen wir zunächst auf die
38 000 kg schwere Stofsmaschine der Kalker Werk-
zeugmaschinenfabrik ein und lassen hinterher eine
kurze Beschreibung der ersteren Maschine folgen.
Die Kalker Maschine (Abb. 10) wird elektrisch be-
trieben und besitzt einen Hub von 1500 mm. Besonders
hervorzuheben ist an ihr die vertikal verstellbare
Stöfselführung, vermöge deren der Stöfsel auch bei un-
günstiger Stellung stets ausreichende
Führung behält, und ein Abdrücken
des Meifsels vom Werkstück nicht
eintreten kann. Die Bewegung des
ausbalanzirten Stöfsels erfolgt durch
Schraubenspindel und Mutter; der
Rückgang des Meiflsels geschieht
doppelt so schnell als der Schnitt-
gang. In bequemer Höhe sind auf
einer Scheibe die beiden, die Um-
steuerung der Stöfselbewegung be-
wirkenden Anschlagknaggen ange-
ordnet, und kann der Hub des
Stöfsels unter Benutzung der auf der
Schaltscheibe angebrachten Skala
leicht und schnell eingestellt werden.
Die vertikale Verstellung der
Stöfselführung erfolgt von Hand; bei
höchster Stellung der Führung können
Gegenstände bis zu 2100 mm Höhe
über Tischfläche bearbeitet werden.
Der Rundtisch hat einen Durch-
messer von 1700 mm und kann längs
und quer durch Klinkung um 1500 mm
geschaltet werden. Aufserdem ist
noch ein direkt vom Motor aus-
gehender schneller Vorschub vorge-
sehen, der die Arbeiten namentlich
beim Aufspannen und Ausrichten der
Werkstücke bedeutend fördert. Ein
eingeschaltetes Wendegetriebe ge-
stattet die Umkehr der Tischver-
schiebungen.
Vom Motor aus, welcher hinter
der Maschine aufgestellt ist, überträgt
sich die Bewegung auf die Schrauben-
spindel durch Stirnräder, offenen und
gekreuzten Riemen und konische
Räder. Um einestheils den Motor
erst auf seine volle Tourenzahl ge-
langen lassen, anderentheils die Ma-
schine schnell stillstellen zu können
und das lästige Nachlaufen des
Motors zu vermeiden, ist in den
Antrieb eine leicht auslösbare, sofort
wirkende Bremse eingebaut, welche
die Bewegung der Maschine vom
Motor trennt. Die Umsteuerung der
Maschine vollzieht sich pünktlich und
geräuschlos, und zwar derart, dafs
stets nur ein Riemen um seine
eigene Breite verschoben zu werden
braucht.
Die Triebspindel besteht aus Stahl und ist ın
Bronzelagern geführt, von denen das obere zur Auf-
nahme des achsialen Druckes als Kammlager ausgebildet
ist; letzteres wird gleichzeitig durch einen Gegendruck-
zapfen unterstützt.
Demgegenüber ist der gröfste Hub der von der
Maschinenfabrik „Deutschland“ ausgestellten Ma-
schine, welche gleichfalls durch Elektromotor angetrieben
wird, 1200 mm, während die Verstellung des Stöfsels
600 mm beträgt, so dafs Arbeitsstücke bis zu 900 mm
Höhe durchstofsen werden können. Der Aufspanntisch
von 2000 mm Durchmesser läfst sich in der Längsrichtung
um 2100 mm, quer um 1500 mm bewegen.
Als nächstgröfste Maschine einer anderen Gattung
ist die Doppel-Excenterpresse (oder richtiger
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
INo. 614.| 35
doppelte Lochmaschine) der bereits mehrfach erwähnten
Dortmunder Werkzeugmaschinenfabrik von
Wagner & Co. anzuführen (Abb. 11).
Zum gleichzeitigen Ausstanzen von 6 ovalen Löchern
(24 x 35 mm) in Verbindungslaschen und Unterlags-
stücken für Eisenbahnschienen bestimmt, ist diese
Maschine wegen der hierbei erforderlichen grolsen
Kraftleistung in allen ihren Theilen sehr stark gebaut,
so dafs sie ein Gewicht von 51 000 kg besitzt.
Die Stöfsel, welche mit 10 Hüben in der Minute
arbeiten, erhalten ihren Antrieb mit Hilfe eines dreifachen
Rädervorgeleges durch einen Elektromotor von 35 PS.
Abb. 11.
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Doppel-Excenterpresse der Dortmunder Werkzeugmaschinenfabrik von
Wagner & Co. in Dortmund.
Zwischen Schwungrad und Motor sind zwei Kupplungen
eingeschaltet, von denen die erste, eine auf der Motor-
welle sitzende Bandkupplung, als elastisches Glied
zwischen Maschine und Motor dient, während die zweite
eine Abscheerkupplung darstellt. Die Schrauben der
letzteren Kupplung sind eingestochen und schützen die
Maschine vor Ueberlastung, indem bei zu grofser
Anspannung derselben durch Abscheeren der Bolzen
die Kupplung gelöst wird. In ihrer Höchststellung
können die mittelst Gegengewicht ausbalanzirten Stöfsel
durch Ausrücken des Druckstückes stillgesetzt werden.
Das ohnehin sehr kräftige Maschinengestell ist auf
beiden Seiten durch warm aufgezogene schmiedeeiserne
Schrumpfringe noch verstärkt, und das Schwungrad
ruht zwischen zwei Lagern.
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36 (No. 614.)
Trotz ihrer aufsergewöhnlichen Abmessungen ist
die Maschine leicht zu bedienen; sie zeichnet sich zu-
gleich durch sehr genaue Arbeit und grofse Leistung aus.
Nach sehr ähnlichen Grundsätzen wie die vorige
Maschine ist die von derselben Firma ausgestellte
Scheere zum Schneiden von Stahlstäben bis
00 mm Stärke in kaltem Zustande erbaut, deren
Gewicht 25000 kg beträgt (Abb. 12).
Abb. 12.
Scheere der Dortmunder Werkzeugmaschinenfabrik von
Wagner & Co. in Dortmund.
Abb. 13.
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Feststehende hydraulische Nietmaschine der Kalker Werkzeug-
maschinenfabrik Breuer, Schumacher & Co., A.-G., in Kalk
bei Köln a. Rh.
Der Antriebmotor von 22 PS ist hier auf einer am
Fufs der Maschine angebrachten Platte montirt und
ertheilt dem Stöfsel durch ein dreifaches Rädervorgelege
gleichfalls 10 Hübe in der Minute. Die Abscheerkupplung
befindet sich bei dieser Maschine auf der zweiten Vor-
gelegewelle zwischen dem Treibrade des ersten Räder-
paares und dem Triebe des zweiten Paares. |
Zum Niederhalten der zu zerschneidenden Stäbe
ist vor der Stöfselführung ein Bügel angeordnet, der
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. Januar 1903.)
sich in der Höhe einstellen Jafst. Behufs leichterer
Bewegung der Stangen bis an die Anschlagplatte ist
ferner eine Rolle vorgesehen, welche, um der Stöfsel-
bewegung auszuweichen und zur Schonung des unteren
Messers, seitlich Platz gefunden hat.
Eine feststehende und eine bewegliche hydrau-
lische Nietmaschine nach ganz neuem System stellt
die Kalker Werkzeugmaschinen-
fabrık Breuer, Schumacher & Co.,
A.-G., in Kalk bei Köln a. Rh. aus.
Erstere Maschine (Abb. 13) ist
44 500 kg schwer und für Niete bis zu
40 mm Durchmesser verwendbar. Sie
besitzt eine Ausladung von 3660 mm
und arbeitet je nach Bedürfnifs mit
einem Druck von 50, 100 und 150 t
auf den Niet und 50 t auf die Bleche.
Infolge excentrischer Anordnung des
Nietstempels und des Plattenpressers
nahe zur Kante kann bis auf 45 mm
Lochentfernung genietet werden.
Der kräftige Nietständer besteht
| aus Gufseisen, der Gegenhalter aus
Stahlguls. Auf dem Ständer ist der
eigentliche Nieter mittelst Schrauben-
bolzen unwandelbar befestigt und
zur Verhütung jeder seitlichen Ver-
` schiebung mit tiefer Einhobelung sowie
¿entsprechend gehobeltem Vorsprung
versehen. Diese bewährte Einrichtung
gestattet einerseits eine praktischere
Herstellung des Nieters selbst, andrer-
seits eine bequemere Auswechselung
desselben. Mit der excentrischen An-
ordnung des Plattendrückers (Blech-
schlufs) und des Nietstempels wird
ferner der Zweck verfolgt, auch das
Nieten von Winkelringen und dergl.
ganz nahe an der Blechkante zu er-
möglichen.
Der den Nietdöpper (Schellkopf)
tragende Prefscylinder ist nach vorn
zu einem rechteckigen Balken ausgebildet, welcher
eine genaue Führung im Obertheil des Nietständers be-
sitzt. Innerhalb des Prefscylinders ist ein zweiter
Kolben angebracht, der für schwächeren Druck (50 t)
bemessen ist, während der Prefseylinder dem Drucke
von 100 t entspricht, und beide zusammen den Maximal-
druck von 150 t ergeben. Durch eine eigenthümliche
Abb. 14.
Bewegliche hydraulische Nietmaschine der Kalker Werkzeug-
maschinenfabrik Breuer, Schumacher & Co., A.-G., in Kalk
bei Köln a. Rh.
Gestaltung der Steuerung genügt für alle drei Fälle
derselbe Steuerhebel; dieser dient aufserdem noch dazu,
die Nietmaschine derart zu öffnen und zu schliefsen,
dafs die Leerwege der Nietdöpper ohne eigentlichen
Wasserverbrauch zurückgelegt werden, wodurch sich
der Druckwasserverbrauch wesentlich vermindert.
Am Gegenständer befindet sich der Cylinder für
den Plattenpresser; derselbe wird durch einen zweiten,
unabhängigen Hebel je nach Bedarf in Thatigkeit ge-
[15. Januar 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 614.] 37
setzt. Es wird hierdurch auf die einfachste Weise er-
reicht, dafs alle Niete von aufsen durch den nietenden
Arbeiter selbst eingesteckt werden können, und der
sonst im Kessel befindliche Mann erspart wird. Auch
das Nieten engerer Rohre bietet so keine Schwierig-
Abb.
of
t
/DROOP«REIN.BIELEFELD/
so wird der Kolben des Nieters von 100 t benutzt,
während der Plattenpresserkolben unter Druck stehen
bleibt; bei 100 t Nietdruck wird aufserdem der 50 t-Kolben
eingeschaltet. In beiden Fällen braucht der Plattenpresser-
Steuerhebel nicht bewegt zu werden. Erst bei 150 t
15.
RC
Doppel-Shapingmaschine der Werkzeugmaschinenfabrik und Eisengiefserei von Droop & Rein in Bielefeld.
Abb. 16.
Shapingmaschine mit zwei Tischen und längsbeweglichem Stöfselschlitten von de Fries & Cie., A.-G., in Düsseldorf.
keiten mehr, und der Plattenpresser kann trotzdem
jederzeit benutzt werden.
Die Verwendung der einzelnen Druckstärken von
50, 100 und 150 t erfordert die Handhabung beider
Steuerhebel nur bei dem gröfsten Druck von 150 t auf
den Niet bei gleichzeitiger Benutzung des Plattenpresser-
druckes. von 50t. Soll nur mit 50 t gearbeitet werden,
|
auf den Niet wird, nach Vollendung der Nietung mit
100 t, der Plattendruck weggenommen, und so ein End-
druck von 150t auf den Niet gegeben.
Mit der beschriebenen Maschine stimmt die 9500 kg
schwere bewegliche hydraulische Nietmaschine,
deren Ausladung 2500 mm beträgt, in den Hauptzügen
vollkommen überein (Abb. 14). Hier ist die Einrichtung
38 (No, 614.)
so getroffen, dafs man zunächst mit dem Plattenpresser
die zu nietenden Bleche unter einem Drucke von 30 t
zusammenpressen und alsdann nach Belieben einen
Druck von 60 oder 90 t auf den Niet geben kann.
Abb. 17.
Langhobelsupport.
Abb. 18.
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Bewegliche Universal-Shapingmaschine der Werkzeugmaschinenfabrik von
in Offenbach a. Main.
Collet & Engelhard, G. m. b. H.,
Die Maschine besteht in einem sehr kräftigen Bügel
aus Stahlgufs, dessen beide Arme an ihren Enden in
den Nietcylinder und den Gegenhalter auslaufen. In
ersterem arbeiten zwei ineinander liegende Kolben für
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
I WU : = i : z ; | | ui == = ==
T L TR Lg a) = ==
H ig i = | ik o He d i D L d > NES,
i di ao = -38 == +5
Er ee Sen FE; Far EFA
[15. Januar 1903.]
den Plattendrücker und für den Nietstempel, und ihre
eigenartige Vorwärtsbewegung TEE es, dafs eine
Druckwasserersparnifs bis zu 50 v. H. erzielt wird.
Der Nietbügel kann sowohl horizontal als auch
vertikal an einer Laufkatze aufgehängt werden, und ist
die Aufhängung so angeordnet, dafs die Maschine
in allen Lagen ausbalanzirt ist. Längsnäthe werden
durch Vorschieben der Nietmaschine in den Kessel
hinein (oder umgekehrt) genietet.
Fest mit der Maschine verbunden ist ein stählerner
Zahnkranz, der durch ein Triebrad, Schnecke und
Schneckenrad vermittelst einer Kurbel um 90° nach
jeder Seite gedreht werden kann. Der Handantrieb
nebst der erwähnten Uebersetzung ist in einer mit dem
Aufhängepunkt verbundenen Schleife aus Stahl ange-
bracht, welche sich seitlich gegen den Zahnkranz durch
Stahlrollen abstützt. Die Steuerung beider Kolben liegt
auf dem Arbeitskopf selbst und wird durch zwei Hebel
von Hand bedient.
Als letzte Gruppe der grofsen Werkzeugmaschinen
mögen hier schliefslich noch einigeShapingmaschinen
von ungewöhnlichen Abmessungen und eigenartigen
Konstruktionsverhältnissen Erwähnung finden.
Für die gröfste Maschine dieser Gattung, eine durch
zwei Elektromotoren betriebene Doppel-Shaping-
maschine (im Gewichte von 35 000 kg) der Maschinen-
fabrik „Deutschland“ in Dortmund konnten wir
bedauerlicherweise keine Zeichnung erlangen, so dafs
hier auch von einer Beschreibung abgesehen werden mufs.
In Abb. 15 ist die Doppel-Shapingmaschine
von Droop & Rein in Bielefeld dargestellt, welche
einen Stöfselhub von 1000 mm besitzt und 27500 kg
wiegt.
Wie bei den schweren Stofsmaschinen erfolgt auch
hier die Bewegung der Stöfsel in zweckmäfsigster Weise
durch Schraubenspindeln; Antrieb und Schaltung beider
Stöfsel sind vollständig unabhängig voneinander. Die
Antriebriemen (ein offener und ein gekreuzter) laufen
in Rücksicht auf die sichere und schnelle Bewegungs-
umkehr des Stöfsels mit grofser Geschwindigkeit und
sind infolge des bedeutenden Uebersetzungsverhältnisses
nur mäfsig beansprucht. Beim Umsteuern werden die-
selben nur um die eigene Breite durch
die Riemengabeln verschoben und zwar
so, dafs niemals beide Riemen sich
gleichzeitig auf der Festscheibe befinden
können. Die Riemengabeln werden
dabei durch einen Schieber bewegt,
welcher durch Zugstange mit dem
Schaltwerk der Maschine verbunden,
mittelst verstellbarer Knaggen von dem
hin- und hergehenden Stöfsel oder auch
von Hand verschoben wird. Die treiben-
den Wellen sind so angeordnet, dafs
jeder Stöfsel um ein Meter über die
Mitte des Bettes geschaltet werden
kann, während die geringste Entfernung
zwischen den Mitten beider Stöfsel
800 mm beträgt. Aufser der selbst-
thätigen Schaltung nach rechts und
links können die Stöfselschlitten auch
von Hand, sowohl mittelst Handrades
am Schlitten als auch durch Handkreuz
an den Schaltspindelenden verschoben
werden. Beide Werkzeughalter sind
ferner mit Einrichtung zum Selbst-
schalten senkrecht und in allen
Winkeln ausgerüstet. Dieselbe besteht
aus einem seitlich am Stöfselkopf
angebrachten Klinkrädchen mit Ueber-
tragung durch konische Räder nach
dem Mittel des Ko Gier so dafs die
Schrägstellung des Werkzeughalters in
beliebigem Winkel ohne weiteres mög-
lich ist.
Die beiden Aufspanntische, von denen jeder
800 x 1200 mm grofs ist, lassen sich am Bett seitlich
und senkrecht auf Unterplatten verstellen; bei der
tiefsten Stellung schneidet die obere Spannfläche mit
[15. Januar 1903.)
dem Fufsboden ab, wodurch das Aufbringen der Arbeits-
stücke sehr erleichtert wird.
Hinsichtlich der Abmessungen dieser Maschine ist
noch zu bemerken, dats die Bettlänge 5500 mm, der
gröfste Abstand zwischen Tischfläche und Stöfselführung
1100 mm und der geringste Abstand 200 mm beträgt.
>. Wenn die Shapingmaschine von de Fries
& Cie. in Düsseldorf auch der vorbeschriebenen
inbezug auf Gröfse und Gewicht etwas nachsteht, so weist
sie doch andererseits bemerkenswerthe Neuerungen und
Verbesserungen auf. (Abb. 16).
Zunächst sind, abweichend von der vorigen Aus-
führung, die beiden kastenförmigen Aufspanntische an
den Stellplatten sowohl gemeinschaftlich als auch unab-
hängig voneinander durch Schraubenspindel mittelst
Schneckengetriebes vertikal selbstthätig verstellbar.
Um hierbei den Kraftaufwand möglichst zu verringern,
sind Rollenlager vorgesehen. Die Vertikalverstellung
wird durch eine unterhalb des vorderen Bettes horizontal
gelagerte Welle bewirkt, welche vermittelst einer seitlich
angeordneten Riemscheibe vom Deckenvorgelege aus
angetrieben wird; der Bewegungswechsel wird durch
ein Wendegetriebe vermöge eines Hebels zur Seite der
Tische eingestellt.
Eine zweite Verbesserung besteht darin, dafs die
Maschine auch zum Langhobeln benutzt werden kann.
Zu diesem Zwecke wird der gewöhnliche Support des
Stöfsels abgenommen und durch einen besonderen
Werkzeugsupport ersetzt (Abb. 17).
Drittens ist die Maschine, wie Abb. 16 zeigt, mit
einer Rundhobeleinrichtung ausgerüstet. Dieselbe
besteht aus einer langen, starken Welle mit zwei
konischen Dornen zur Aufnahme der Arbeitsstücke.
Die Welle ist in der vorderen Bettwange gelagert und
erhält ihren Selbstgang durch Schnecke und Schnecken-
rad, welch letzteres auf einer Welle im Innern des
kastenförmigen Bettes sitzt; diese Welle wird durch
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 614.) 39
Klinkenrad und Gestänge an der Stirnseite des Bettes
in Bewegung gesetzt. Auf das Gestänge selbst wirkt
eine an der Hinterseite des Bettes angeordnete Welle
ein, auf der ein Schaltböckchen mit länglichem Schlitz
angebracht ist, welches mit dem Klinkhebel in Ver-
bindung steht. Die Einstellung der verschiedenen Vor-
schübe geschieht durch Verstellen des Bolzens in dem
länglichen Schlitze.
Bei dieser Maschine erfolgt der Rückgang des
Stöfsels 3,6 mal so schnell als der Vorlauf.
Denselben bedeutenden Hub von 1000 mm, wie
beide vorhergehenden Maschinen, besitzt schliefslich
auch die bewegliche Universal-Shapingmaschine
der Firma Collet & Engelhard in Offenbach a.M.
(Abb. 18).
Die Maschine hat ein Gewicht von 9300 kg und
wird durch einen Elektromotor von 3 PS betrieben.
Der Ständer, welcher den Stöfselschlitten trägt,
ist auf dem Unterbctt von œ 3000 mm Länge selbst-
thätig nach beiden Richtungen verschiebbar und zwar
beim Hobeln mit verschiedenen Schaltgeschwindigkeiten;
zum genauen Einstellen bedient man sich eines Ratschen-
hebels. Am Ständer läfst sich der ausbalanzirte Schlitten
vertikal von 700 bis 2000 mm Höhe über die Unterkante
des Bettes verschieben. Der Stöfsel besitzt, wie schon
hervorgehoben wurde, einen Hub bis zu 1000 mm mit
selbstthätiger Umschaltung für kürzere Hobellängen.
Um den Meifsel in jede Richtung einstellen zu können,
ist der Stahlhalterkopf drehbar hergerichtet. Der Antrieb
auf die gefräste Stahlzahnstange des Stöfsels geschieht
vom Motor aus durch gekreuzten Riemen, der Rücklauf
mit zweieinhalbfacher Geschwindigkeit durch offenen
Riemen, welche nacheinander gesteuert werden.
Beim Versetzen dieser Maschine, auf welcher sowohl-
horizontal als vertikal gehobelt werden kann, hängt
man dieselbe mittelst der vorhandenen Oesen am
Krahne auf.
Verschiedenes.
Personenverkehr auf den Strafsenbahnen in Brisbane
(Queensland) nach Einführung des elektrischen Betriebes.
Das Anwachsen des Personenverkehrs auf den Strafsenbahnen in
Brisbane ist seit der Einführung des elektrischen Betriebes von Jahr
zu Jahr beträchtlich gewesen. Der erste elektrische Wagen wurde
dort, wie die Zeit. d. V. D. E. H nach The Electrical I.ngineer be-
richtet, am 21. Juni 1897 in Dienst gestellt, der letzte Pferdebahn-
wagen Ende Mai 1898 auiser Betrieb gesetzt. Damals waren 32
elektrische Wagen für den Betrieb erforderlich, jetzt werden deren
über 70 gebraucht. Die Durchschnittszahl der mittelst Pferdebahnen
beförderten Personen betrug in den Jahren 1894 bis 1896 etwa
4 160 000, während sich der Personenverkehr seit der vollendeten
Durchführung des elektrischen Betriebes in runden Zahlen, wie
folgt, stellte: 1898: 8 460 000, 1899: 11 960 000, 1900: 13 397 250,
1901: 16 183 800; für 1902 wird die Personenzahl auf 20 000 000
veranschlagt.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zu Kaiserl. Regierungsräthen und Mitgliedern des
Patentamts der Baumeister August Laskus und der Königl. preufsische
Gerichts-Assessor Johannes Rost;
zum Marine-Oberbaurath und Maschinenbau-Betriebsdirektor der
Marine-Maschinenbaumeister Brommundt.
Verliehen: der Charakter als Gch. Regierungsrath dem Mitglicde
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, Professor Dr. Thiesen;
der Charakter als Marine-Baurath mit dem Range der Korvetten-
kapitäne dem Marine-Maschinenbaumeister Bonhage.
Erstreckt: auf weitere fünf Jahre die Ernennung des nicht-
ständigen Mitglieds des Patentamts, Geh. Bauraths Garbe in Berlin.
Gewählt: zum Mitglied des Reichs-Gesundheitsraths der Konigl.
preufsische Geh. Baurath und vortragende Rath im Ministerium der
öffentlichen Arbeiten Keller in Berlin.
Garnison-Bauverwaltung Preufsen.
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurath den Intendantur-
und Bauräthen Beyer bei der Intendantur des XVIII. Armcecorps,
Kalkhof bei der Intendantur des XIV. Armcecorps, Jungeblodt
bei der Intendantur des X. Armeecorps, Zaar bei der Intendantur
des VIII. Armeecorps, Ahrendts, Hilfsreferent in der Bauabtheilung
des Kriegsministeriums, Schneider bei der Intendantur des IV. Armee-
corps, Stolterfoth bei der Intendantur des XVI. Armeecorps und
Bahcker bei der Intendantur des I. Armeecorps;
der Charakter als Baurath mit dem persönlichen Range der
Räthe IV. Klasse den Garnison-Bauinspektoren Lattke in Danzig I,
Schild in Darmstadt, Knoch in Thorn JI, Knothe-Baehnisch in
Erfurt II, Stabel in Hannover II, Max Krebs in Wesel, Stahr in
KölnI und Zappe in Magdeburg I.
Versetzt: zum 1. April 1903 Baurath Heckhoff in Metz IlI in
die l.okal-Baubeamtenstelle PosenI, Baurath Atzert in Mülhausen i. E.
in die l.okal-Baubeamtenstelle in Metz III, Baurath Blenkle in Stettin I
in die Lokal-Baubeamtenstelle Mülhausen i. E., Garnison-Bauinspektor
Knoch in Thorn Il in die Lokal-Baubeamtenstelle Minden, Garnison-
Bauinspektor Doege in Minden in dic Lokal-Baubeamtenstelle Stettin I,
Garnison-Bauinspektor Güthe in Posen! in die l.okal-Baubcamten-
stelle Thorn II.
Preufsen.
Ernannt: zum Regier.- und Banrath der Bauinspektor Fischer
in Posen;
. zum Kreisbauinspektor der Regier.-Baumeister Zöllner in Inster-
burg und zum Bauinspektor der Regier.-Baumeister Stoefsell in Saar-
brücken;
zu Eisenbahn-Bauinspektoren die Regier.-Baumeister Otto Müller
in Elberfeld, Meifsel in Halle a. d. S. und Eichemeyer in Hannover;
zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer Karl Schmelzer
aus Neunkirchen, Kreis Ottweiler, Rudolf Jaeschke aus Mittelneuland,
Reg.-Bez. Oppeln und Ferdinand Reeps aus Perleberg, Reg.-Bez.
40 (No. 614.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Januar 1903.)
Potsdam (Maschinenbaufach); Andreas Hansen aus Flittard, Kreis
Mülheim a. Rhein (Eisenbahnbaufach); Max Tillich aus Görlitz
und Henri Niebuhr aus Hannover (Wasser- und Strafsenbaufach);
Friedrich Rüdiger aus Rofsla am Harz, Paul Schreiber aus Posen,
Bruno Schulze aus Berlin und Frich Labes aus Freienwalde a. d. O.
(Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Geh. Regierungsrath dem etat-
mäfsigen Professor und derzeitigen Rektor der Techn. Hochschule
in Aachen Dr. Ludwig Bräuler;
der Charakter als Geh. Baurath den Regier.- und Bauräthen
Mau in Danzig, Mütze in Koblenz und v. Lancizolle in Stettin,
sowie den Kreis-Bauinspektoren Baurath Holtgreve in Höxter und
Baurath Otto in Konitz;
der Charakter als Baurath mit dem persönlichen Range der
Räthe IV. Klasse den Kreisbauinspektoren Cummerow in Perleberg,
Voigt in Angermünde, Jaensch in Drossen, Heyder in Leer,
Engelhart in Lissa, Rambeau in Deutsch-Krone, Morin in Thorn,
Hennicke in Wilhelmshaven, Held in Konigsberg, Haeuser in
Kreuznach, Weifs in Altona, Schroeder in Kosel, Heise in Tilsit,
v. Manikowsky in Merseburg, v. Busse in Bromberg, Jaffé in
Berlin, Behr in Wolmirstedt, Reimer in Krefeld, Hallmann in Marien-
werder, Schmidt in Greifswald, den Wasserbauinspektoren Rofs-
kothen in Halle a. d. S., Senger in Leer, Comes in Köln, Knispel
in Koepenick, Kres in Berlin, Jaenigen in Neu-Ruppin, Dieck-
mann in Labiau, Maschke in Hannover, Garschina in Stralsund,
Hefermehl in Kukerneese, dem J.andbauinspektor Voelcker in
Berlin, den Bauinspektoren Schneider in Charlottenburg, Friede-
berg und Heydemann in Berlin, dem Hafenbauinspektor Kohlenberg
in Swinemünde und dem Fisenbahnbauinspektor Schramke_ in
Breslau;
) eine etatmafsige Regier.- und Baurathsstelle bei der Ansiedlungs-
kommission in Posen dem Regier.- und Baurath Fischer daselbst;
die Stelle eines Mitgliedes der Königl. Eisenbahndirektion in
Hannover dem Regier.- und Baurath Leitzmann daselbst und in
Posen dem Regier.- und Baurath Traeder daselbst, sowie die Stelle
des Vorstandes der Eisenbahn-Maschineninspektion in Thorn dem
Eisenbahn-Bauinspektor Friedrich Müller daselbst, die Stelle des
Vorständes einer Werkstätteninspektion bei der Hauptwerkstätte I
in Dortmund dem Eisenbahn-Bauinspektor Lenz daselbst und die
Stelle des Vorstandes der Eisenbahn- Werkstätteninspektion in
Salbke dem Eisenbahn-Bauinspektor Oppermann daselbst.
Zur Beschäftigung überwiesen: der Regier. - Baumeister
des Eisenbahnbaufaches Wienecke der Königl. Eisenbahndirektion
in Berlin und der Regier.-Baumeister des Maschinenbaufaches David-
sohn der Königl. Eisenbahndirektion in Kattowitz.
Versetzt: der Geh. Baurath Clausnitzer, bisher in Elberfeld,
als Oberbaurath (aufirw.) zur Königl. Eisenbahndirektion in Frank-
furt a. M., der Regier.- und Baurath Stündeck, bisher in Frank-
furt a. M., als Mitglied zur Königl. Eisenbahndirektion in Elberfeld,
der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Meyer, bisher in Essen,
als Vorstand (auftrw.) der Betriebsinspektion nach Jülich;
der Regier.- und Baurath Eich von Stettin nach Berlin in die
Bauabtheilung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, der Regier.-
und Baurath Narten der Landbau-
inspektor, Baurath Dahms unter Ernennung zum Kreisbauinspektor
von Posen nach Breslau, der Kreisbauinspektor, Baurath Butz unter
von Harburg nach Stettin,
Ernennung zum Landbauinspektor von Breslau nach Berlin, der
Wasserbauinspektor Varneseus
Wasserbauinspektor Johannes Meyer von Kolbergermünde nach
Norden und der Landbauinspektor Wilhelm Schmidt von Berlin
nach Koblenz.
von Norden nach Husum, der
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienst
ertheilt: den Regier.-Baumeistern Fritz Krey in Leipzig (Ingenieur-
baufach); Heinrich Meyer in Kattowitz, Sigismund Weifsenburger
Anton Kümmel in Stettin, Heinrich Mehlis in Berlin
und Georg Simony in Königsberg i. Pr. (Maschinenbaufach); Max
Schubert in Berlin (Eisenbahnbaufach) und Emil Schütz in Kolmar
(Elsafs).
In den Ruhestand getreten:
Baurath Panse in Norden.
Ausgeschieden: der Landbauinspektor Wilkens.
in Gera,
der Wasserbauinspektor,
Bayern.
Verliehen: die erledigte Kulturingenieurstelle beim Hydro-
technischen Bureau dem Ill. Kreiskulturingenicur Josef Mayr in
Augsburg.
Sachsen.
Versetzt: zum l.andbauamte Leipzig die Regier.-Baumeister
Zettler bei dem Landbauamte Dresden I und Zürbig bei dem Land-
bauamte Dresden II.
Baden.
Versetzt: zur Rheinbauinspektion Mannheim der Regier.-Bau-
meister bei der Culturinspektion Freiburg Karl Kitiratschky und
zur Culturinspektion Freiburg der Regier.-Baumeister bei der Wasser-
und Strafsenbauinspektion Offenburg Karl Schätzle.
: Hessen.
Ernannt: zum Ministcrialsekretar bei dem Ministerium der
Finanzen unter Verleihung des Titels Bauinspektor der Kreisbau-
inspektor des Kreises Heppenheim Otto Raupp, zum Krcisinspektor
des Kreises Heppenheim der Kreisbauinspektor des Kreises Dieburg
Karl Zimmermann und zum Bauassessor der Regier. -Baumeister
Ludwig Haag aus Darmstadt;
zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer Adolf Menges,
Thilo Rothamel (Wasser- und Strafsenbaufach); Wilhelm Sieben
(Eisenbahnbaufach) und Wilhelm Thaler (Hochbaufach).
der Stelle des Kreisbau-
inspektors des Kreises Dieburg der Kreisbauinspektor des Kreises
Lauterbach Georg Theifs.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienste
ertheilt: den Regier.-Baumeistern Wendelin Seebacher und
Heinrich Schmidt.
Beauftragt: auftragweise mit
Gestorben: der Eisenbahndirektor Hinrichs, Mitglied der
Königl. Eisenbahndirektion in Breslau, der Geh. Baurath Fritz Keil
in Breslau, Landesbaurath der Provinz Schlesien und der Land-
bauinspektor Baurath Kurt Grunert im Ministerium der öffentlichen
Arbeiten in Berlin.
000000
Maschinen-Ingenieur.
Zur Leitung des mit kleiner Reparatur-
Werkstätte für die laufende Unterhaltung von
Lokomotiven und Wagen verbundenen Heiz-
hauses Konstantinopel der diesseitigen Ver-
waltung wird ein im maschinentechnischen
Eisenbahnbetriebsdienste erfahrener, geprüfter
Maschinen - Ingenieur gesucht.
Verlangt wird, dafs Bewerber den Loko-
motivführer-Dienst praktisch erlernt hat, sowie,
dafs er sowohl als Betriebsleiter als auch in
der laufenden Reparatur von Eisenbahnbetriebs-
mitteln praktische Erfahrungen besitzt.
Bewerber mit Kenntnifs der französischen
Sprache werden bevorzugt. Mit der Stelle ist
Pensionsberechtigung verbunden.
Bewerbungen mit Lebenslauf, Zeugnifs-
abschriften und Angaben über bisherige Thätig-
keit und Gehaltsansprüche sowie den Termin
des möglichen Dienstantrittes werden an unten-
stehende Adresse erbeten.
Direktion der Orientalischen Eisenbahnen
Konstantinopel.
-——
Die Auskunftei W. Schimmelpfeng und die mit ihr
verbiindete The Bradstreet Company halten ihre bewährte
Organisation der Geschäftswelt empfohlen. Beide Institute
beschäftigen in 147 Geschäftsstellen einige tausend Angestellte.
Tarif und Jahresbericht in allen Bureaus postfrei. Die Ober-
one a Auskunftei befindet sich in Berlin W., Charlotten-
strasse 23.
D
gege
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag - Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
(1. Februar 1903.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. (No 615.] 41
Verein fiir Eisenbahnkunde zu Berlin.
Versammlung am 16. Dezember 1902.
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Schroeder. — Schriftführer: Herr Regierungs- und Baurath Diesel.
(Mit 4 Abbildungen).
Vorsitzender: Meine Herren! Die Sitzung ist eröffnet. Dann ist uns von unserem Mitgliede, Herrn
Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, habe
ich der Verluste zu gedenken, die wir seit unserer
letzten Versammlung erlitten haben. Bald nach unserer
Novembersitzung starb unser einheimisches Mitglied
Herr Regierungsrath z. D. Konrad Etzdorf. Mitglied
des Vereins seit dem Jahre 1884, hat er sich, seit dem
er sich in Berlin niedergelassen, rege an unseren
Zusammenktnften betheiligt. Wir werden ihm ein
ehrendes Andenken bewahren.
Am 22. November wurde unser auswärtiges Mit-
glied Exc. Friedrich Alfred Krupp nach kurzer Krank-
heit aus dieser Zeitlichkeit abberufen. Wie sein Vater
Alfred Krupp, der dem Verein vom Jahre 1849 bis zu
seinem Tode im Jahre 1887 angehörte, war auch der
so früh, im 49. Lebensjahre Verstorbene Mitglied des
Vereins seit 1892. In ihm verlieren wir einen Mann,
der sich an der Spitze des gröfsten industriellen Unter-
nehmens von Deutschland einen bleibenden Namen
erworben hat, an der Spitze eines Unternehmens, das
nicht nur hervorragend ist in der Verbesserung von
Wehr und Waffen unseres Vaterlandes, sondern auch
Grofses leistet in der Erzeugung von Eisenbahn-
material. Tief ist die Trauer bei uns, wie im gesammten
Vaterlande, und grofs ist die Zahl der Kundgebungen,
die der Trauer um den auch in der Fürsorge für seine
Arbeiter hervorragenden Mann Ausdruck verliehen
haben. Auch der Verein hat das Bedirfnils, sich diesen
Kundgebungen anzuschliefsen, auch wir werden dem
Verewigten über das Grab hinaus ein ehrendes Andenken
bewahren! Namens des Vereins ist ein Kranz am Grabe
niedergelegt und an die hinterbliebene Wittwe ein
Beileidschreiben gerichtet worden. Inzwischen ist
darauf ein Dankschreiben eingegangen.
Aufserdem haben wir im Laufe des Jahres noch
den Verlust vieler hervorragenden Mitglieder zu be-
klagen, deren Wirkens bereits früher an dieser Stelle
gedacht worden ist. Aufser unserem langjährigen Vor-
sitzenden, unserem unvergefslichen Streckert, der im
April d. Js. nach kurzer Krankheit uns entrissen wurde,
verstarben 1m Laufe des Jahres die einheimischen Mit-
glieder: Eisenbahnbauinspektor z. D. Georg Albrecht,
Eisenbahndirektionspräsident a. D. Wirklicher Geheimer
Oberbaurath Wex, Geheimer Baurath Erdmann, Re-
gierungs- und Baurath Nowack, Geheimer Regierungs-
rath Grapow, Generalleutnant z. D. von Knappe,
Verlagsbuchhändler Ernst, Hlauptmann Engels und
Geheimer Baurath Dr. Hobrecht, sowie die aus-
wärtigen Mitglieder: Generalmajor z. D. Albrecht,
Regierungs- und Baurath von Geldern, Direktor der
Lokomotivfabrik Henschel und Sohn Baurath Leifsner
und Eisenbahnbauinspektor Seel.
Ich bitte, das Andenken der Verstorbenen durch
Erheben von Ihren Sitzen zu ehren. (Geschieht.)
Der Bericht über die vorige Sitzung liegt hier aus.
Ich bitte davon Einsicht zu nehmen und etwaige Ein-
wendungen vor Schlufs der Sitzung hier zur Sprache
zu bringen.
Die gewöhnlichen Eingänge werden mitgetheilt und
zur Einsicht ausgelegt.
Aufser dem Dankschreiben von Frau Exc. Krupp
ist eingegangen ein Dankschreiben des Herrn Prof.
Reuleaux, in dem er im Anschluts an den bereits
mündlich ausgesprochenen Dank fur die Ernennung zum
Ehrenmitgliede seinen Dank nochmals zum Ausdruck
bringt. (Redner verliest das Schreiben.) Ein weiteres
Dankesschreiben ıst eingegangen von dem Herrn Ge-
heimen Regierungsrath Lent, dem wir zum 75. Ge-
burtstage unsere Glückwünsche gesandt haben, (Redner
verliest das Schreiben).
Kemmann, ein Buch vorgelegt: Sonderabdruck eines
in der Zeitung Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen von
ihm verfafsten Aufsatzes über den Polläk-Viräg’schen
Schnelltelegraphen. Ich danke Herrn Kemmann dafür.
Vielleicht wird uns der Herr Regierungsrath später
noch einige Mitthceilungen darüber machen.
Als neue Mitglieder haben sich zur Aufnahme ge-
meldet: Herr Johannes Bousset, Regierungsbaumeister,
vorgeschlagen durch die Herren Dieselund Kemmann.
Herr Otto Günther, Regierungs- und Baurath, vor-
geschlagen von den Herren Bothe und Stuertz. In
der nächsten Sitzung werden wir über die Aufnahme
dieser Herren beschliefsen.
Heute ist abzustimmen über die Aufnahme eines
Mitgliedes und zwar des Herrn Geh. Kommerzienrath
Fritz Lenz. Den Herren wird nachher der Stimmzettel
abgenommen werden.
Nächstens wird wieder das Mitgliederverzeichnifs
im Neudruck erscheinen. Ich bitte Wohnungs- und son-
stige Veränderungen dem Sekretär des Vereines mit-
zuthcilen.
Den Herrn Kassenführer bitte ich, uns die vor-
läufige Uebersicht über den Kassenzustand nach § 28
der Satzungen zu geben.
Herr Oberstleutnant a. D. Buchholtz: Die Einnahmen
einschl. des Bestandes vom vorigen Jahr betragen bis
heute 5585,92 M., es stehen noch 451 M. aus, so dafs
sich die Gesammteinnahme auf 6036,92 M. stellen würde.
Die Ausgaben bis heute betragen 3463,16 M., bis zum
Schlufs des Jahres werden voraussichtlich noch 994,05 M.
zu verausgaben sein, das sind im Ganzen 4457,21 M.
Es würde sich dementsprechend ein Ueberschufs von
1579,71 M. ergeben. Der Verein hat cin Vermögen
von 21500 M., von dem 25000 M. durch Eintragung
in das Staatsschuldbuch festgelegt sind, der Rest von
2100 M. ist bei der Deutschen Bank deponirt.
Vorsitzender: Hat einer der Herren zu dem Vortrage
des Herrn Kassenführers etwas zu bemerken? — Das
ist nicht der Fall. Dann darf ich dem Herrn Kassen-
führer den Dank des Vereins aussprechen.
Wir kommen jetzt zu der Wahl zweier Mitglieder
zur Entgegennahme und Prüfung der Jahresrechnung.
Darf ich die Herren von Mühlenfels und Blank
bitten, dies zu übernehmen? — Ein Widerspruch gegen
meinen Vorschlag wird nicht erhoben. Ich darf also
annehmen, dafs die Herren gewählt und auch dazu
bereit sind, sich dieser Mühewaltung zu unterziehen,
ich danke den beiden Herren.
Ich komme, meine Herren, zu dem Bericht, den ich,
wie alljährlich, Ihnen über die Thätigkeit des Vereins zu
erstatten habe. Der Verein hat sich in diesem Jahre
mit der heutigen zu neun regelmälsigen Sitzungen ver-
sammelt, die im Durchschnitt von 79 Mitgliedern und
6 Gästen besucht waren.
Des schweren und schmerzhaften Verlustes, den der
Verein durch den Tod seines langjährigen Vorsitzenden
Wirklichen Geheimen Oberbauraths Streckert erlitten
hat, ist bereits gedacht worden.
Nachdem Sie mich in der Maisitzung zum Vor-
sitzenden des Vorstandes gewählt, erfolgte die Er-
gänzung des Vorstandes in der Oktobersitzung durch
die Wahl des Herrn Geheimen Regierungsrathes,
Professor Goering zum Stellvertreter des Vorsitzenden.
In der Oktobersitzung, in der der Verein auf ein
sechzigjähriges Bestehen zurückblicken konnte, ist die
Thätigkeit und die Entwicklung des Vereins ın dem
letzten Jahrzehnt seit der Feier des Tfünfzigjährigen
Bestehens geschildert worden. An diesem Gedenktage
wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt die Herren Geh.
Regierungs-Rath Schwabe, Geh. Regierungs - Rath
42 [No. 615.]
Professor Dr. Reuleaux und Staatsminister v. Thielen.
In den Versammlungen des Vereins sind mit dem Vor-
trage, den wir heute noch hören werden, 14 Vorträge
gehalten worden und zwar sprach:
am 14. Januar Herr Reg.- und Baurath Wittfeld:
Ueber die Verbreitung elektrischer Eisenbahnen in
Nordamerika und Deutschland, sowie über Schnell-
bahnen (Fortsetzung); ferner wurde die Berathung der
in der Versammlung am 8. Oktober 1901 gestellten
Frage über die Durchquerung der Strafse „Unter den
Linden“ mit der elektrischen Strafsenbahn unter der
Stralse fortgesetzt;
am 11. Februar Herr Eisenb.-B&uinspektor Frankel
aus Guben: Ueber Dampflokomotiven und Schnellverkehr;
Herr Ingenieur Zacharias: Ueber sprechende Photo-
graphien; Herr Oberstleutnant z. D. Buchholtz: Ueber
die Unglicksfalle beim Verkehr der Berliner Strafsen-
bahn;
am 11. März Herr Major im Eisenb.-Reg. No. 3
Bauer als Gast: Ueber die Thätigkeit der deutschen
Eisenbahntruppen in China 1900/01;
am 8. April Herr Geh. Baurath Lochner: Ueber
die Versuchsfahrten der Studiengesellschaft für elek-
trische Schnellbahnen auf der Militär-Eisenbahn zwischen
Marienfelde und Zossen in den Monaten September
bis November 1901;
am 13. Mai Herr Hauptmann a la suite des Eisenb.-
Regts. No. 2 Engels: Ueber Selbstfahrwesen;
am 9. September Herr Reg.- u. Baurath Scholk-
mann über: Einrichtungen zur Erhöhung der Betriebs-
sicherheit auf den preufsisch -hessischen Staatsbahnen;
am 14. Oktober Herr Ober-Ingenieur Joh. Körting
aus Hannover als Gast: Ueber Verbrennungskraft-
maschinen und deren Betrieb mit Kraftgas, Hochofen-
gas, Spiritus u. dergl.; Herr Geh. Reg.-Rath Professor
Goering: Bericht über das A. Haarmann’sche Werk:
„Das Eisenbahngleis, kritischer Theil“;
am 11. November Herr Dr. Franke von der Firma
Siemens & Halske A.-G. als Gast: Ueber drahtlose
Telegraphie; Herr Reg.-Baumeister Rud. Schaar:
Mittheilung über den Entwurf einer Schwebebahn (Nord-
Südbahn) für Berlin; |
am 16. Dezember wird Herr Prof. Dr. W. Wedding
sprechen über: Der heutige Stand der Beleuchtungs-
technik mit Berücksichtigung der Beleuchtung der Eisen-
bahnwagen.
Der Verein hat in diesem Jahre unter lebhafter Be-
theiligung 6 Ausflüge und Besichtigungen vorgenommen.
Ausschüsse bestanden für die Herausgabe der
Mittheilungen aus der Tagesliteratur des Eisenbahn-
wesens — der literarische Ausschufs, — sodann ein
Ausschufs für Besichtigungen.
Der literarische Ausschufs besteht, nachdem er
seinen Vorsitzenden Streckert durch den Tod verloren,
aus den Herren Buchholtz (Vorsitzender), Diesel,
Fleck, Fritsch, Glaser, Goering, Housselle,
Huntemüller, Kemmann, Oder, Pforr, Semler,
Wittfeld und Zielfelder. Der Ausschufs ist achtmal
zusaminengetreten.
Der Ausschufs für die Besichtigungen besteht aus
den Herren Buchholtz (Vorsitzender), Bathmann,
Giese, Glaser, Illing, Koschel und Zielfelder.
Der Ausschufs hat eine Sitzung gehalten.
Den Herren, die in diesen beiden Ausschüssen
thätig gewesen sind, darf ich den wärmsten Dank des
Vereines aussprechen.
In diesem Jahre sind folgende Preisaufgaben
gestellt:
l. Für den Verschiebedienst sind unter Würdigung
der bekannten Mittel zur Regelung der Geschwindigkeit
ablaufender Wagen Vorschläge zur Verbesserung der
Einrichtungen zu machen.
2. Auf Grund der bisherigen Erfahrungen ist eine
wissenschaftliche Darstellung der Grundzüge sowie der
Vor- und Nachtheile für die Anordnung von Bahnen
mit gemischtem Betrieb — Reibungsstrecken und Zahn-
stangenstrecken — gegenüber reinen Reibungsbahnen zu
geben, wobei sowohl die Betriebsweise durch Dampf
wie durch Elektricität zu erörtern ist.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Februar 1903.)
Preise sind ausgesetzt für eine Lösung der ersten
Aufgabe 500 M., für solche der zweiten Aufgabe ein
erster Preis von 1500 M. und ein zweiter Preis von
900 M., der Verein hat sich jedoch vorbehalten, die
Preise auch in anderer Weise zu theilen.
Auf die erste Aufgabe sind fünf, auf die zweite
vier Arbeiten eingegangen.
Die beiden Ausschüsse für die Beurtheilung der
Preisbewerbarbeiten, bestehend aus den Herren Blum,
Wittfeld, Bathmann, Cauer, Pfeil, (Aufgabe I);
Geh. Oberbaurath Müller, Goering, Bork, Janensch
und Quandt (Aufgabe II) werden in der heutigen
Sitzung über das Ergebnifs ihrer Prüfung berichten.
Der Verein zählte bci Beginn des Jahres 440 Mit-
glieder. Im Laufe des Jahres sind aufgenommen 20 Mit-
glieder, ausgeschieden sind 22, davon wie schon berichtet
durch Tod 15, durch Austritt 7. Der Verein zählt
mithin heute 438 Mitglieder und zwar 6 Ehrenmitglieder,
3 korrespondirende, 252 einheimische und 177 aus-
wärtige Mitglieder.
Der Verein hatte die Freude, einem Mitgliede zum
achtzigsten, drei Mitgliedern zum 75. und vier Mit-
gliedern zum 70. Geburtstage seine Glückwünsche aus-
sprechen zu dürfen.
Die Bibliothek des Vereins besteht zur Zeit aus
1522 Bänden (Bücher und Zeitschriften).
Ueber den Stand des Vereinsvermögens ist bereits
vorher berichtet.
Meine Herren: Wir kommen jetzt zu der satzungs-
mälsig in der letzten Jahressitzung vorzunehmenden
Neuwahl des Vorstandes. (Redner verliest § 29 der
Satzungen). Nach früheren Erfahrungen darf ich an-
nehmen, dafs das hier anwesende älteste Mitglied Herr
Geh. Rath Kinel ist. Wird hiergegen Widerspruch
erhoben? Das ist nicht der Fall. Redner stellt sodann
durch Befragen fest, dafs die beiden jüngsten Mitglieder,
welche den Alterspräsidenten bei der Leitung der Wahl
zu unterstützen haben, die Herren Regierungsbaumeister
Oder und Ingenieur Dr. Büttner sind, und fährt dann
fort: Ich darf nun den Herrn Alterspräsidenten bitten,
den Vorsitz zu übernehmen.
Alterspräsident Herr Wirkl. Geh. Ober-Reg.-Rath
Kinel: Das Wahlgeschäft kann diesmal aufserordentlich
einfach verlaufen, wenn Sie beschliefsen, den Vorstand
durch Zuruf wiederzuwählen. Wir haben im vorigen
Jahre Zettelwahl gehabt, die Veränderungen, die im
Laufe des Jahres eingetreten sind, sind auch durch
Zettelwahlen erfolgt, wir sind deshalb vollständig ın
der Lage, heute durch Zuruf zu wählen. Ich habe also
den Verein zu befragen, ob er geneigt ist, die Wahl
durch Zuruf vorzunehmen. (Zurufe: Ja!) Wenn von
keiner Seite Widerspruch erfolgt, so nehme ich an,
dafs dies der Fall ist. Der Verein hat ferner zu
beschlieisen, ob er den Gesammtvorstand in einem
Wahlgange, oder jedes einzelne Mitglied in einem
besonderen Wahlgange wählen will. (Zuruf: In einem
Wahlgange!) Ich schlage das Erstere vor, und wenn
nicht Widerspruch erhoben wird, so nchme ich an, dafs
Sie die Herren Schroeder als ersten, Goering als
zweiten Vorsitzenden, Diesel als ersten, Kemmann
als zweiten Schriftführer, Buchholtz als ersten und
Illıng als zweiten Kassenführer gewählt haben. Wider-
spruch wird nicht erhoben, somit ist die Wahl geschehen.
Ich bitte die wiedergewählten Herren, sich über die
Annahme der Wahl dem Verein gegenüber auszu-
sprechen.
Nachdem die sämmtlichen wiedergewählten Herren
die Annahme der Wahl erklärt haben, übernimmt der
Ministerial- und Ober-Bau-Direktor Schroeder den
Vorsitz wieder.
Vorsitzender: Ich möchte nun bitten, über die Preis-
bewerbarbeiten Bericht zu erstatten.
Herr Geh. Ober-Baurath Blum: Zu der Preisaufgabe
„Für den Verschicbedienst sind unter Würdigung der
bekannten Mittel zur Regelung der Geschwindigkeit
ablaufender Wagen Vorschläge zur Verbesserung der
Einrichtungen zu machen“, sind 5 Lösungen eingegangen,
davon drei ohne Kennworte, die zwei anderen mit den
Kennworten:
Gleichgewicht und Senex.
(1. Februar 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
vue 217
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Or
CAL IFO RNAS
[No. 615.]
43
Da sich bei den ersten 3 der genannten Arbeiten
die Verfasser genannt haben, mufsten sie bei der Preis-
bewerbung unberücksichtigt bleiben, weil nach dem
Preisausschreiben der Name des Verfassers in einem
versiegelten mit dem Kennwort versehenen Briefumschlag
angegeben werden soll. Ueber die beiden anderen
Arbeiten liegen die besonderen Berichte bei.
Arbeit „Senex“. Verfasser schlägt vor einen
Hemmschuh zu verwenden, dessen Hemmrücken be-.
weglich ist und der aufser durch eine Führungsleiste
am Schienenkopf noch durch eine neben dem Schienen-
steg entlang laufende Stange geführt wird. Der Hemm-
rücken stützt sich in gehobener Lage — Hemmstellung —
gegen den vollen Theil einer zur llälfte ausgeschnittenen
Achse und fällt, wenn diese Achse gedreht wird, auf
die Höhe des Schienenkopfes nieder, so dafs die Räder
ungehemmt über den auf der Schiene liegenbleibenden
Hemmschuh rollen können. Der Hemmschuh soll zu
jedesmaligem Gebrauch durch Drahtleitung vom Stell-
werk aus oder vom Weichensteller an den Anfang der
Führungsstange gezogen werden und hier richtet sich
der Hemmrücken durch besondere Vorrichtung selbst-
thätig auf. Der ankommende Wagen nimmt dann den
Hemmschuh mit und wird gebremst, bis der Hemmrücken
niedergelegt wird. Das kann vom Weichensteller aus
durch Hebel- und Gestängeübertragung an beliebiger
Stelle geschehen, erfolgt aber jedentalls selbstthätig am
Ende der Führungsstange durch besondere Vorrichtung.
Die dem Vorschlage zu Grunde liegenden Gedanken
sind zum Theil. recht gesunde und wären wohl werth,
weiter verfolgt zu werden. Die Lösung zeigt aber einige
empfindliche konstruktive Mängel, namentlich in der
Abstützung des Hemmrückens durch die halb ausge-
schnittene Achse, es wird hier ein so bedeutender
Flächendruck entstehen, dem kein Material zu wider-
stehen vermag. Auch ist die Preisaufgabe so skizzen-
haft — mit einer Skizze und wenigen Zeilen der Er-
läuterung — bearbeitet, dafs eine einigermafsen zuver-
lässige Prüfung der praktischen Durchführbarkeit der
vorgeschlagenen Lösung leider nicht angängig ist.
Es mufste daher von einer Preisertheilung abgesehen
werden, jedoch werden dem Verfasser in Anerkennung
der in seiner Lösung enthaltenen neuen anscheinend
ausbaufähigen Gedanken und Anregungen einhundert
Mark zugebilligt.
Bei der mit dem Kennwort „Gleichgewicht“ be-
zeichneten Bearbeitung der Preisaufgabe ist angenommen,
dafs zwischen den Fahrschienen des Ablaufrückens recht-
eckige Rahmen angebracht sind, deren Längsseiten un-
gefähr bis auf Spurkranzbreite an die Schienen heran-
reichen. Die Langseiten der Rahmen bestehen aus
prismatischen Eisenstäben, die je eine der Fahrschienen
zugewandte, nach oben liegende Abschrägung haben.
Wenn ein Fahrzeug mit den Innenflächen der Spur-
kränze auf einen solchen Rahmen aufläuft, so wird seine
Geschwindigkeit durch die an jenen Abschrägungen
auftretende Reibung vermindert.
Der Rahmen liegt, wenn er aufser Wirksamkeit ist,
mit seiner Oberkante so tief unter der Oberkante der
Fahrschienen, dafs er von den Spurkränzen eines über
ihn hinweglaufenden Fahrzeuges nicht berührt wird.
Soll er in Wirkung treten, so wird durch eine irgendwo
am Ablaufrücken angebrachte Stellvorrichtung ein mit
ihm verbundener Hebel in die Bahn eines der Wagen-
räder gestellt und in dieser Stellung mit dem Rahmen
gekuppelt.
Das Fahrzeug drückt den Hebel herunter und hebt
hierbei den auf keilförmigen Unterstützungen mit Rollen
aufruhenden Rahmen so weit an, dafs die Innenflächen
der Spurkränze auf die vorerwähnten Abschrägungen
auflaufen.
In den Ablaufrücken sind mehrere solcher Rahmen
eingefügt, wodurch es in Verbindung mit entsprechenden
Stellhebeln möglich ist, die Geschwindigkeit einer ab-
laufenden Wagengruppe innerhalb gewisser Grenzen
beliebig zu regeln.
Die Einrichtung hat hauptsächlich zwei Fehler.
Einmal werden durch die an den Abschrägungen
gegen die Räder von innen nach aufsen normal gegen
e e EE LEE EE EE A RL EE A nn mn MM
nn u a e
die Radebenen ausgeübten Kräfte, die Räder auf den
Radwellen gelockert.
Ferner wird beim Anlaufen eines Rades gegen
den Rahmenhebel wegen der verhältnilsmäfsig grofsen
Masse des Rahmens ein heftiger Stofs entstehen, der
zu Brüchen einzelner Theile der Vorrichtung Anlals
geben kann.
Die Einrichtung zeigt gegenüber den bestehenden
Einrichtungen zur Erledigung des Verschiebedienstes
keine Vortheile und kann daher zu einer Preisertheilung
umsoweniger in Frage kommen, als ihr die vorerwähnten
wesentlichen Mängel anhaften.
Vorsitzender: Der Herr, der das Kennwort „Senex“
gewählt hat, ist Herr Riester, Eisenbahnbeamter in
Haslach, Baden, Kinzigthal.
Herr Geh. Rath Professor Goering: Die 2. Preis-
aufgabe lautet: |
„Auf Grund der bisherigen Erfahrungen ist eine
wissenschaftliche Darstellung der Grundzüge, sowie der
Vor- und Nachtheile für die Anordnung von Bahnen
mit gemischtem Betrieb — Reibungsstrecken und Zahn-
stangenstrecken — gegenüber reinen Reibungsbahnen
zu geben, wobei sowohl die Betriebsweise durch Dampf
wie durch Elektricität zu erörterrn ist.“
An der Bearbeitung dieser Aufgabe haben sich er-
freulicher Weise 4 Bewerber betheiligt.
Die eingegangenen Lösungen tragen die Kenn-
worte:
l. Nutzleistung,
2. Marion,
3. Bergan,
4. Sonde.
Der mit der Prüfung betraute Ausschufs, dem die
Herren Bork, Goering, Janensch, Quandt und der
Geheime OberbaurathMüller als Vorsitzenderangehören,
ist zn folgendem Ergebnifs über die Preiswürdigkeit
der einzelnen Lösungen gekommen.
l. Nutzleistung.
In der Arbeit ist nur eine Studie zu erblicken, die
das Hauptgewicht auf den versuchten Nachweis legt,
dafs auch für Hauptbahnen mit grolsem Verkehr, sobald
die Neigungen 4,5 %oo (1 : 235) übersteigen, Zahnstangen
zweckmälsig sein würden.
Es soll dadurch für den Güterverkehr die Durch-
führung voller Züge (von 120 Achsen mit 10 km/Std.)
ermöglicht werden, um so an Personal, an Betriebs-
mitteln und Betriebskosten u. s. w. zu sparen.
Dabei schweigt der Verfasser aber ganz von dem
Personenverkehr. Wenn für den Güterverkehr die
Fahrzeit durch Abkürzung der Linie auf das drei- bis
fünffache verkleinert werden soll, so hätte der Einflufs
auf den Personenverkehr auch erörtert werden müssen.
Die Arbeit kann weder als eine Lösung noch als ein
brauchbarer Beitrag für eine solche gelten. Für die
Preisertheilung kommt sie daher nicht in Betracht.
2. Marion.
Die Arbeit behandelt auf 74 Seiten enger schwer
lesbarer (oft unentzifferbarer) Schrift und Il Beilagen
die Aufgabe mit bemerkenswerthem Fleifs, jedoch ledig-
lich vom maschinentechnischen Standpunkt aus, während
die Linienführung und die Möglichkeit erheblicher Er-
sparnisse an Bau- und Betriebslänge garnicht berührt
werden. Damit bleibt ein Kernpunkt der Aufgabe, die
Gewinnung von Grundsätzen für das Verhältnifs der
mafsgebenden Reibungs- und Zahnstangensteigung bei
ein- und derselben Bahn ganz aufser Betracht. Dagegen
sind von Werth die Mittheilungen über eigene durch
zahlreiche Ablaufversuche mit Zügen und Loko-
motiven angestellte Ermittelungen, betreffend Leistungen
und Widerstände bei verschiedenen Steigungen, Krüm-
mungen und Geschwindigkeiten. Die Ergebnisse hier-
über sind in lehrreichen graphischen Darstellungen
veranschaulicht. Leider fehlen aber fast durchweg die
genaueren Angaben, wie diese Werthe gefunden sind
und woher sie stammen, also Nachweise, die in einer
wissenschaftlichen Arbeit nicht wohl entbehrt werden
können.
44 [No. 615.]
Der weitaus gröfste Theil des Textes enthält nur
allgemeine, meist bekannte Dinge und hätte füglich
weit kürzer gefafst werden können. Mit der für den
gemischten Betrieb bestimmten Lokomotive und diesem
Betrieb selbst beschäftigen sich nur die letzten 10 Seiten.
Als eine Lösung oder wesentliche Förderung der
gestellten Aufgabe kann die Arbeit nicht gelten Ein
Versuch zu irgend einer systematischen, wissenschaft-
lichen Behandlung der Frage ist nicht gemacht worden.
3. Bergan.
Der Verfasser hat die Aufgabe so aufgefafst, dafs
es bei dem Bau einer Bahnlinie darauf ankomme, ein
sicheres Verfahren zu finden, um die zu erwartenden
Gesammtaufwendungen von vornherein übersehen zu
können. Er geht dabei von der Gröfse des zu er-
wartenden Verkehrs aus und ordnet das den Schweizer
Bahnen entnommene statistische Material so, dafs mit
Hülfe der aufserordentlich zahlreichen, übersichtlichen
Tabellen und der beigefügten graphischen Darstellungen
die Kosten des günstigsten Betriebes sich leicht be-
rechnen lassen. Er führt ferner aus, in welcher Weise
die zumeist unvermeidlichen Abweichungen von diesem
günstigsten Betriebe auf die Höhe der Ausgaben ein-
wirken, wobei namentlich eine vermehrte Zahl der Züge
berücksichtigt wird, und ermöglicht es, durch Probe-
berechnungen festzustellen, bei welcher Steigung die
geringsten Kosten entstehen, beziehungsweise welche
Steigungen eine merkliche Verminderung dieser Kosten
nicht mehr herbeiführen.
In der Durchführung der Ermittelungen sind
Reibungsstrecken und Zahnradstrecken bei Verwendung
von Dampfkraft und elektrischer Energie gesondert
behandelt. Dabei ist sowohl die Anwendung von
Motorwagen als auch diejenige von Lokomotiven be-
rücksichtigt; endlich ist auch der Betrieb mit Motor-
wagen auf den Reibungsstrecken unter Zuhülfenahme
elektrischer Schiebe - Lokomotiven auf den Zahnrad-
strecken für sich durchgerechnet.
Wenngleich die Arbeit nicht als endgültige Lösung
der in Rede stehenden Fragen gelten will, so ist sie
doch mit grofsem Fleifs und Sachkenntnils durch-
geführt. Sie ist werthvoll und verdient Anerkennung
insbesondere durch die im Wesen anschauliche und
brauchbare graphische Darstellung der Ergebnisse
und durch die ziemlich eingehende Behandlung auch
der verschiedenen elektrischen Betriebsarten.
Leider besitzt die Arbeit eine Reihe von Mängeln
in der Art der Darstellung und in dem Fehlen ge-
nügenden Nachweises der Unterlagen. Vor einer
etwaigen Drucklegung dürfte daher eine nochmalige
gründliche Durcharbeitung und Nachprüfung uner-
lälslich sein.
4. Sonde.
Die mit dem Kennwort „Sonde“ versehene Arbeit
enthält 6 Abschnitte und einen Anhang. In den einzelnen
Abschnitten ist behandelt:
A. Als Unterlage für alles Folgende: Die Unter-
suchung der einzelnen Werthe, durch die die Betriebs-
kosten bestimmt werden — Widerstände, bauliche
Anlagen, Betriebsmittel und Zugförderungskosten. Es
entspricht diese Untersuchung der Forderung, dafs nicht
nur die reinen Zugförderungskosten in Betracht zu
ziehen, sondern auch die Kosten der Verzinsung des
Anlagekapitals sowie der Unterhaltung und Erneuerung
der Bahn und der Betriebsmittel berücksichtigt werden
sollten.
B. Die Feststellung des Steigungs-Verhältnisses,
bei dem cine reine Zahnstangenbahn für ver-
schiedene jährliche Verkehrsgröfsen anfängt,
einer Reibungsbahn wirthschaftlich überlegen
zu werden. Es sind dieses zu A und B die Unter-
suchungen der für die Linienführung grundlegenden
Beziehungen, in denen die mafsgebenden Steigungen
sowie die Krümmungen auf den Zahnstangen- und
Reibungsstrecken zweckmälsig zu einander zu halten sind.
C. Die Untersuchung, wann eine künstlich ver-
längerte Reibungsbahn einer reinen Zahnrad-
bahn wirthschaftlich überlegen wird. |
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Februar 1903.]
D. Dieselbe Frage in Anwendung auf gemischten
Betrieb und die Untersuchung über das gegenseitige
Verhältnis der malsgebenden Steigungen auf den
Reibungs- und den Zahnstrecken.
E. Winke zur Bearbeitung von Entwürfen für
Bahnen mit starken Steigungen.
F. Vergleich von Reibungsbahnen und Bahnen
mit Zahnstangenstrecken in Bezug auf nicht wirth-
schaftliche Verhältnisse (Rcisegeschwindigkeit u. s. w.).
In einem Anhange sind Grundzüge für die An-
ordnung von Bahnen mit gemischtem Betrieb bei be-
sonderen, namentlich elektrischen Betriebsweisen ange-
geben. Dabei findet der Verfasser, dafs die zweckmälsigen
Grenzen für die Reibungsbahn bei elecktrischem Be-
triebe um etwa 6° oo hinaufrücken.
Die Lösung der Aufgabe ist mit grofsem Geschick,
hervorragender Sachkenntnifs und staunenswerthem
Fleifs durchgeführt, die Ergebnisse sind werthvoll und
erweisen, besonders bei gröfseren Verkehrsmengen,
die Anwendung der Zahnstange als wirthschaftlich
vortheilhaft, sobald die Steigungen der reinen Reibungs-
bahn erheblich über 30% hinausgehen müfsten. Sie
würden für den gemischten Betrieb noch günstiger
ausgefallen sein, wenn der Verfasser nicht die Mehr-
kosten des Unterbaues bei reinen Reibungsbahnen mit
künstlicher Längenentwickelung gar zu sehr in den
Hintergrund gestellt hätte. Namentlich erwähnt er nicht,
dafs durch diese künstliche Entwickelung in der Regel
schr theure Bauausführungen (Kehrtunnel, hohe Bau-
werke u. a. m.)*) erforderlich werden, während die
Zahnstrecken mit steiler Neigung sich viel besser der
Oberfläche des Geländes anschmiegen, also viel
billiger für das Kilometer Länge gebaut werden
können. Der Unterschied läfst sich zwar nur im Einzel-
falle zahlenmäfsig ausdrücken oder abschätzen, wird
aber in vielen Fällen ausschlaggebend sein. Die Unter--
suchungen des Verfassers sind also keineswegs mit
irgend welcher Voreingenommcenheit, sondern durchaus
sachlich und mit grofser Umsicht durchgeführt.
Wenn auch die Ergebnisse nicht zu bestimmten
Grundzügen für die Gestaltung der Betriebsmittel
und nicht zu bestimmten Formeln für die gegenseitigen
Beziehungen zwischen Reibungs- und Zahnstangen-
steigungen geführt haben, so sind doch die in Betracht
kommenden Verhältnisse in klarer und mustergiltiger
Weise einer gründlichen Erörterung unterzogen und
namentlich durch zahlreiche vergleichende Versuchs-
rechnungen und Zusammenstellung ihrer Ergebnisse
veranschaulicht worden. Für die Entscheidung der
Frage, ob bei gegebenen bestimmten örtlichen Verhält-
nissen und anzunehmenden Verkehrsgröfsen ein ge-
mischter Betrieb (Reibungs- und Zahnstangenbetrieb)
zweckmäfsig ist, giebt die Abhandlung werthvolle An-
haltspunkte. Die Arbeit verdient daher volle An-
erkennung.
Ergebnifs.
Der Ausschufs schlägt dem Verein vor:
Dem Verfasser der Arbeit Sonde den ersten Preis
im Betrage von 1500 M. und dem Verfasser der Arbeit
„Bergan“ den zweiten Preis im Betrage von 500 M. zu
ertheilen.
Die ausführliche schriftliche Berichterstattung über
die einzelnen Arbeiten befindet sich in den Akten des
Vereins.
Vorsitzender: Meine Herren! Ich möchte zunächst
den Dank des Vereins den Ausschüssen aussprechen,
für die mühevolle Arbeit, der Sie Sich unterzogen haben.
Der Verfasser der Arbeit mit dem Kennwort
„Sonde“ ist Herr Regierungsbaumeister Otto Blum, der
Sohn unseres Mitgliedes des Geheimen Oberbaurathes
Blum. Wir können ihm nur unsere Glückwünsche dazu
aussprechen. Herr Baumeister Blum ist wohl nicht hier?
(Zurufe: Jawohl! Bravo!) Es freut mich sehr, Ihnen
den Glückwunsch des Vereins wie Ihrem Herrn Vater
ausprechen zu können.
*) Vgl. die Albulabahn, Schweizer Bauzeitung, Bd. 38 (1901 ID,
No. 1—3 (Anmerkung des Berichterstatters.)
(1. Februar 1903.]
Der Verfasser der Arbeit mit dem Kennwort
»Bergan“, dem der zweite Preis zuerkannt ist, ist Herr
Georg Samuel, Diplomingenieur, Berlin, Siegmunds-
hof 6.
Den Herren werden demnächst die Preise für ihre
Arbeiten ausgezahlt werden.
Ich möchte nunmehr den Vorschlag machen, dafs
die beiden Ausschüsse, die die Arbeiten beurtheilt
haben, gleich zusammen bleiben, um uns demnächst
Vorschläge für neue Preisbewerbaufgaben zu unter-
breiten. Ist mit diesem Vorschlage der Verein ein-
verstanden?
Herr Geh. Rath Professor Goering: Ich möchte
glauben, dafs es gut wäre, wenn zu den bisherigen
Mitgliedern des Ausschusses auch neue hinzutreten;
es kommen dann neue Gedanken hinzu für die neuen
Aufgaben, die zu stellen sind.
Vorsitzender: Ich glaube, die 10 Herren werden so
viel Gedanken haben, dafs neue Mitglieder kaum noth-
wendig sein werden.
Herr Wirkl. Geh. Rath Wiebe Exc.: Können sich
die Herren nicht noch andere hinzuwählen?
Vorsitzender: Es wird von Exc. Wiebe der Vor-
schlag gemacht, dafs die Herren sich neue Mitglieder
zuwählen dürfen. Ich halte auch das für zweckmäfsig.
Mit diesem Vorschlage wird auch Herr Geheimrath
Goering einverstanden sein, und da kein Widerspruch
erfolgt, darf ich wohl annehmen, dafs die Versammlung
mit dem Vorschlage einverstanden ist.
Herr Geh. Rath Professor Goering: Mit dem Recht
der Zuwahl?
Vorsitzender: Ja wohl. — Ich möchte bitten, dals
die Herren zusammentreten und uns im nächsten Jahre
neue Vorschläge machen, vielleicht sind Sie schon in
der nächsten Versammlung dazu in der Lage.
Ich möchte nun Herrn Professor Dr. Wedding
bitten, uns den für heute in Aussicht gestellten Vortrag
über:
Der heutige Stand der
Beleuchtungstechnik mit Berücksichtigung der
Beleuchtung der Eisenbahnwagen
zu halten.
Herr Professor Dr. W. Wedding: Meine Herren!
Der leider so früh verstorbene Heinrich Hertz hat im
Jahre 1889 auf der Naturforscherversammlung in Heidel-
berg gesagt: „Das Licht ist eine elektrische Erscheinung,
das Licht an sich, alles Licht, das Licht der Sonne,
das Licht einer Kerze, das Licht eines Glühwurmes.
Nehmt aus der Welt die Elektricität, und das Licht
verschwindet; nehmt aus der Welt den lichttragenden
Aether, und die elektrischen und magnetischen Kräfte
können nicht mehr den Raum überschreiten“. Mit
diesen Worten ist klar und deutlich gesagt, dafs wir
für unsere Lichterscheinungen und für alle elektrischen
Erscheinungen als treibendes Agens diesen sogenannten
Aether zu betrachten haben. Was haben wir uns nun
unter diesem hypothetischen Etwas vorzustellen? Das
mufs ein Stoff sein, der erstens eine grofse Elasticität,
und zweitens eine sehr geringe Dichtigkeit besitzt.
Die Gründe dazu sind folgende: Wenn wir 2 elastische
Medien nehmen, in jedem eine Störung hervorrufen
und die Fortpflanzungsgeschwindigkeit betrachten, die
die Störung annimmt, so tritt cine ganz bestimmte
Beziehung auf. Wenn wir die Geschwindigkeit der
Fortpflanzung in dem einen Medium mit der Grölse 2,
bezeichnen und in dem zweiten Medium mit der Gröfse
v, so verhalten sich die Quadrate dieser Geschwindig-
keiten, v,? zu v,? wie die Quotienten aus den Elasticitäts-
konstanten und den Dichtigkeiten der beiden Medien.
Bezeichnet E die Elasticitätskonstante des einen
Mediums, s, die dazugehörige Dichte, Z, und s, die
entsprechenden Werthe für das zweite Medium, so
haben wir die Beziehung:
ZS
en 3 = ;
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
jenigen Erscheinungen,
(No. 615.] 45
Als das eine elastische Medium wollen wir die Luft
nehmen. Rufen wir in dieser eine Störung hervor, so
kommt eine Schwingung zu stande, die eine Geschwindig-
keit von 332 m ın der Sekunde besitzt, das sind 0,332 km.
Als zweites elastisches Medium nehmen wir den Aether.
Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Aetherwellen ist
durch die Lichtgeschwindigkeit bestimmt mit 300000 km.
Mithin erhalten wir:
03327 I Epes
300000: ” 10% E a
Da nun s, bereits eine sehr kleine Gröfse ist, so muls
s, im Zähler des Bruches erst recht klein sein. Um-
gekehrt mufs Æ, im Nenner gegen den an sich
schon grofsen Werth von Æ, erst recht grofs sein.
Mithin mufs also der Aether bei einer schr geringen
Dichte eine aufserordentlich grofse Elasticität besitzen.
Dats dies der Fall sein muls, ist auch dadurch bewiesen,
dafs bis jetzt keine wahrnehmbare Verzögerung auf den
Lauf der Himmelskörper durch die Aetherwellen aus-
geübt worden ist und dafs sich die Lichtwellen durch
die besten luftleeren Räume ohne Störung fortpflanzen.
W. Thomson hat nach seinen Berechnungen die
Dichtigkeit des Aethers als wahrscheinlich > 10-2? fest-
gestellt. Wegen der Gröflse der Zahlen ist es uns
bisher mit den feinsten Mefsmethoden nicht möglich
gewesen, uns weiter über das innere Wesen diescs
Stoffes Kenntnifs zu verschaften. Es wird das auch
wohl noch der ferneren Zukunft vorbehalten bleiben
müssen.
Wenn nun in dem Aether eine Störung auftritt,
so wird sich diese mit einer bestimmten Geschwindig-
keit v fortpflanzen. Wenn dabei ein Theilchen zum
Schwingen kommt und dabei eine Schwingung ausführt,
deren zeitlicher Verlaufdurch
eine sinusartige Kurve ge-
geben sein mag, so bezeich-
net diese den Weg, den die
Störung zurücklegt, bis sie
von dem Punkte a zu dem
Punkte A kommt. Das ist
der Weg einer Wellenlänge,
die wir mit / bezeichnen.
2
V =
jo EE
Us
Abb. 1.
i
i
’
1
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'
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’
d egenen
Wenn die Störung der-
artig ist, dafs in einer ee, | nn
Sekunde dicse Welle nicht
einmal, sondern n-mal zurückgelegt wird, somit xz
die Schwingungszahl bezeichnet, so muls die Fort-
pflanzungsgeschwindigkeit v = »./ sein. Für die
Aetherschwingungen ist v = 300000 km. Aus dem
Produkt v. können wir uns ganz beliebige Schwingungen
zusammensetzen; Schwingungen von kleiner Schwin-
gungszahl und sehr grolser Wellenlänge und Schwin-
gungen von sehr grofser Schwingungszahl und kleiner
Wellenlänge.
Aus diesen Arten ergeben sich nun die ver-
schiedensten Erscheinungen. Fangen wir die den
Wellen innewohnende Energie auf und setzen sie um,
so bekommen wir für die langen Wellen von vielen
Kilometern Länge herab bis auf einige Millimeter die-
die uns die Elektricität zeigt.
Gehen wir weiter und verkleinern die Wellenlänge bis
auf etwa 0,003 mm, so kommen wir auf diejenigen
Erscheinungen, die sich unserem Gefühl bemerkbar
machen als strahlende Wärme. Weiter vermindern
wir die Wellenlänge und kommen bis auf 0,0008 mm.
Derartige Schwingungen wirken auf unser Auge und
wir bezeichnen die dabei auftretende Empfindung als
rothes Licht. Zu dem rothen Licht tritt bei abnehmender
Wellenlänge und zunehmender Schwingungszahl Orange,
Gelb, Grün, Hellblau, Dunkelblau, Violett. Wir durch-
eilen das ganze Spektrum und kommen auf eine
Wellenlänge von 0,0004 mm, halb so viel wie beim
rothen Licht, dort haben wir die Erscheinung des
Violett. Noch weiter können wir aber gehen. Aus
dunkler Strahlung im Anfang sind wir in helle Strahlung
gekommen; auf unserem weiteren Wege kommen wir
wiederum in das Gebiet der unsichtbaren Strahlen hinein.
Jenseits des Violett liegen die chemisch wirksanıen
Strahlen und schliefslich kommen wir zu Wellenlängen
46 [No. 615.]
bis hinab zu etwa 0,000001 mm, um in das Gebiet der
x-Strahlen, der Phosphorescens- und Fluorescenz-Er-
scheinungen einzudringen. Mächtige, gewaltige Gebiete
erschliefsen sich dem forschenden Geist. Kilometerlange
Wellen bis herab auf diesen ganz geringen Bruchtheil
eines Millimeters wogen in dem uns umgebenden Raume
und des Menschen Scharfsinn und Erfindungsgeist mufs
diese Wellen so bannen und sondern, dafs er die ihnen
innewohnende Energie in die gewünschte Wirkung
umsetzt. Heute Abend gestatten Sie mir, nur die
Wellen von 0,0008 bis 0,0004 mm zu behandeln.
Zunächst wird es sich darum handeln: wie können
wir solche Schwingungen hervorrufen? Zwei Wege
weist uns die Natur, einmal durch das Licht, welches
die Kellerassel, der Glühwurm, das Meeresleuchten uns
giebt, einen zweiten Weg durch das Licht, welches
uns die Sonne spendet. Das Licht, welches der Glüh-
wurm uns spendet, mit den grünlichen Strahlen, ist
frei von Wärme, es wird ein kaltes Licht genannt,
wir bezeichnen es auch als Luminescenzlicht. Das
andere Licht, welches wir von der Sonne bekommen,
hängt ab von der gewaltig hohen Temperatur. Wir
bezeichnen es als Temperaturleuchten. Das Luminescenz-
licht haben wir in dem sogenannten Teslalicht, in den
Gcislerschen Röhren, auch in den leer gepumpten Birnen
unserer elektrischen Glühlampen. Letztere Erscheinung
benutzt die Praxis, um die Luftleere der Birnen zu
prüfen. (Experiment in verdunkeltem Saale.) Dieses
Licht hat indessen bis jetzt zur Lichterzeugung eine
praktische Bedeutung nicht gefunden. Tesla hat weit-
gehende Versuche gemacht, ohne indessen bis jetzt
eine wirthschaftliche, praktisch brauchbare Lichtquelle
daraus zu construiren.
Das grüne Licht des Glühwurmes weist uns aber
nicht nur darauf hin, kaltes Licht zu erzeugen, sondern
auch eine grüne Strahlung hervorzurufen. Auch der-
artige Versuche sind bereits gemacht worden. Die
innere Begründung dazu liegt darin, dafs, wenn wir
eine bestimmte Energiemenge zur Verfügung haben und
denjenigen Effekt, der eine dunkelrothe Strahlung her-
vorruft, mit 1 bezeichnen, wir aus derselben Energie-
menge bei der Erzeugung hellrothen Lichtes einen
Effekt von 1200 erreichen. Für orangefarbiges Licht
wird der Effekt 1400, für Gelb 28000, für Grün 100 000,
für Blau 62 000, für Violett 1600. Wir haben also bei
grünem Licht ein Maximum, ein Hinweis, dafs man
grünes Licht erzeugen sollte, während die Erzeugung
aller anderen Strahlungen unwirthschaftlicher ist. Das
hat die Praxis auch versucht. Beim Gasglühlicht sind
Versuche gemacht, reines Thorium in dem Glühgewebe
zu verwenden. Das giebt cin verhältnifsmälsig helles
grünes Licht bei geringem Gasverbrauch, aber auf der
einen Seite hält der Körper nicht aus, und auf der
anderen Seite finden Sie beim Publikum keine Sympathie
für die Farbe des Lichtes. Das Publikum wünscht
blendend weilses, der sichtbaren Strahlung der Sonne
möglichst ähnliches Licht. So ist dieses Licht zu keiner
praktischen Bedeutung gekommen.
Die heutigen Tages benutzten Lichtquellen beruhen
sämmtlich auf dem Gebrauch des Temperatur-Leuchtens.
Worauf beruht dieses? Wenn wir irgend einen Körper
nehmen, z. B. den Kohlefaden
einer Glühlampe, erhitzen den-
selben bis auf etwa 1800 Grad
und zerlegen das Licht in die
verschiedenen Farben und
messen mit einem Instrument
— einem sogenannten Bolo-
meter — die Energie bei den
zu den verschiedenen Farben
gehörigen Wellenlängen und
tragen die Energiestrahlung
als Funktion der Wellenlänge
auf, dann bekommen wir eine
Kurve, welche in Form der in
Abb. 2 aufgezeichneten Kurve
verläuft. Als Ordinaten sind die
Strahlungsenergien aufgetragen. Wenn wir das Maximum
für den Glühfaden bestimmen, dann finden wir dasselbe
bei einer Wellenlänge von 1,5 u, wenn u = 0,001 mm
Abb. 2.
u RW
0123456789%
Pf * Bop mumn
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
(1. Februar 1903.)
enstpricht. Bei 1,5 u sind aber keine sichtbaren Strahlen
für unser Auge vorhanden, die Sichtbarkeit beginnt erst
bei 0,8 « im Roth bis 0,4 a herunter beim Violett.
Schneiden wir nun diesen schwarz angedeuteten Theil
heraus, so erhalten wir nur einen ganz kleinen Theil
der Gesammtstrahlung, der in Licht umgesetzt wird.
Nur diesen nutzen wir als sichtbare Strahlung, als Licht
aus. Der ganze übrige Theil wird nutzlos erzeugt, er
wird in Wärme und irgend cine andere Strahlung, nur
nicht in Licht umgesetzt. Daraus ergiebt sich, dafs bei
derartigen Lichtquellen der Wirkungsgrad ein schr
ungünstiger sein mufs. Und in der That können wir
für die meisten Lichtquellen mit Ausnahme des elek-
trischen Bogenlichtes und allenfalls noch des elektrischen
Glühlichtes annehmen, dafs ein derartig geringer Bruch-
theil der aufgewendeten Energie in Licht umgewandelt
wird, dals dieser geringe Bruchtheil für die Vertheilung
der Energie praktisch nicht in Rechnung zu ziehen ist.
Für die meisten Lichtquellen können wir ohne wesent-
lichen Fehler annehmen, dafs sämmtliche zugeführte
Energie in Wärme umgesetzt wird. Um daher die
Oekonomie der Lichtquellen zu erhöhen, mufs man
dahin streben, das Maximum der Strahlung in der
Abb. 2 nach links zu verschieben in den Bereich der
Wellenlängen von 0,8 bis 0,4 «u. Dies erreicht man
durch Erhöhung der Temperatur. Wir wollen einen
solchen Versuch ausführen. Ich nehme den Kohlenfaden
der Glühlampe und setze ihn verschiedenen Temperaturen
aus, und nun messe ich jedesmal bei einer bestimmten
Temperatur, wo das Maximum liegt. Mit zunehmender
Temperatur wird das Maximum immer weiter nach
links hin wandern. Stellen wir die Temperaturen für
die einzelnen Maxima als Funktion der Wellenlänge u
zusammen, so erhalten wir eine Kurve, die den in der
Abb. 3 gezeichneten Verlauf hat. Bei 0,8 « fängt die
sichtbare Strahlung an; dort haben wir rothes Licht.
Abb. 3.
Gehen wir weiter herunter auf 0,4 u, dann haben wir
violettes Licht. Wir haben aber bei 0,8 u bereits cine
Temperatur von 3000 Grad, und bei 0,4 u haben wir
Temperaturen von einer solchen Höhe, wie wir sie
bis Jetzt mit unseren Mitteln noch nicht erzeugen können
und denen kein Stoff genügenden Widerstand darbietct.
Wir müssen also danach streben, wenn wir auf diese
Weise Körper ökonomisch zum Leuchten bringen
wollen, solche Körper zu verwenden, die einen sehr
hohen Schmelzpunkt haben.
Diese Betrachtung drängt dazu, den Faden der
Glühlampe möglichst hoch zu beanspruchen. Aber Sie
sehen schon: das blendende Licht fängt allmählich an,
nachzulassen, indem die innere Seite der Glasbirne mit
Kohlenstoff beschlägt und schliefslich der Faden soweit
zerstäubt, dafs er an der schwächsten Stelle durch-
brennt und die Lampe erlischt. Zunächst sollte man
also zuschen, den Faden möglichst hoch zu bean-
spruchen; und zwar nimmt die Entwickelung in einer
solchen Weise zu, dafs die entwickelte Lichtstärke mit
der fünften Potenz der Temperatur des Kohlenfadens
steigt. Je höher der Faden beansprucht wird, desto
höher wird zwar der Wattverbrauch der Lampe; in-
dessen wird wegen der schneller zunehmenden Licht-
stärke der Wattverbrauch für je eine Kerze immer
geringer. Bei einer Beanspruchung für 16 Kerzen
(1. Februar 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 615.) 47
brauche ich etwa 57 Watt, also 3,5 Watt pro Kerze.
Gehe ich mit der Temperatursteigerung weiter, so sinkt
dieser spezifische Verbrauch von 35 auf 3, 2,5 auf
2 Watt und tiefer.
Daraus würde zunächst für die Praxis folgen, dafs
man einen Faden so hoch wie möglich zu beanspruchen
suchen sollte. Dem steht aber die Lebensdauer ent-
gegen. Sie sehen, die Lampen, die wir da verwendet
haben, sind sehr stark beschlagen, und schliefslich sind
die Fäden gesprungen. Die Lebensdauer war sehr
kurz. Wenn der Faden schwach beansprucht wird,
etwa mit 4 Watt, so bekommt er eine Lebensdauer
von etwa 2400 Brennstunden, beanspruche ich denselben
Faden dagegen mit 3Vs--3 Watt, so ist die Lebens-
dauer nur 1200—600 Stunden. Beanspruchen wir da-
gegen den Faden mit 2 Watt pro Kerze, so kommt die
Lampe unter Umständen kaum zum Leuchten, sofort
brennt der Faden durch. Dies zeigt uns die Dar-
stellung in Abb. 4, in der die Lebensdauer 7 als
; A
Funktion des spezifischen Verbrauches -;-aufgetragen
ist. Man hat nun versucht, diese sogenannten nieder-
wattigen Glühlampen, das sind stark beanspruchte
Kohlenfadenglühlampen, auf
Abb. 4. den Markt zu bringen. Deren
Kohlenfaden wird überan-
3200 —117- REES strengt. Solche Lampen
2800 CELL CID werden dem Publikum als
SEERENEBRHEER RER Se
noo I EEE eine besonders billige 5ko-
anne ttt nomische Lichtquelle ange-
es HH HH Driesch, Das ist insofern
EBESEBBENS? sane richtig, als es sich vielleicht
1200 HH 1/1711 auf die ersten Minuten be-
80 4444-41 zieht; aber es ist nicht mehr
SEEBERE’.GEBENSER ichti i
woo HHHH H+H richtig, wenn es sich auf
AOTP LOOT die ersten Stunden bezieht.
et e > “45 5 Schnell brennt der Faden
durch, und man hat die
Mühe des neuen Ersatzes
und Einschraubens, oder die Glasbirnen beschlagen
innen so stark, dafs das meiste Licht durch Absorption
verloren geht. Somit steigen die Kosten nicht nur für
den Ersatz der durchgebrannten Lampen, sondern vor
Allem durch die beständige Bedienung einer mit nieder-
wattigen Lampen ausgerüsteten Beleuchtungsanlage der-
artig, dafs man durch solche Lampen nur Mchrkosten
erhält. Bei einer gröfseren Anlage, z. B. bei einem
Theater, müfste unter diesen Umständen ein besonderer
Mann angestellt werden als Wächter, der nur die durch-
gebrannten Lampen auszuwechseln hätte. In Folge dessen
kann nicht genug davor gewarnt werden, dafs man der-
artige niederwattige Lampen mit Kohlenfäden im Be-
triebe verwendet.
Wir kommen nun zu den anderen Lichtquellen.
Wir müssen versuchen, entsprechend den Kurven in
Abb. 2 und 3 das Maximum möglichst nach links zu ver-
schieben durch Erhöhung der Temperaturen. Unbewulst
ist die Beleuchtungstechnik auch diesen Weg gegangen,
der durch die Untersuchungen auf der Reichsanstalt,
besonders durch die Arbeiten des Herrn Prof. Lummer
seine wissenschaftliche Begründung erhalten hat.
Zunächst beim Gaslicht haben wir uns, abgesehen vom
einfachen offenen Brenner, früher mit dem sogenannten
Argandbrenner, dem einfachen Rundbrenner, begnügt.
Die Bedeutung desselben liegt darin, dafs durch den
ringförmigen Brenner eine Luftzuführung an den inneren
Flammenmantel und durch den Cylinder eine vermehrte
Zufuhr von Luft an den äufseren Mantel der Flamme
geschaffen wurde. Dadurch trat eine bessere und voll-
kommenere Verbrennung, eine erhöhte Temperatur und
dadurch vermehrte Lichtentwickelung ein. Die Tem-
peratur der Flamme eines solchen Brenners liegt etwa bei
1800 Grad, und wenn wir bei diesem Brenner untersuchen,
wo das Maximum der Strahlung liegt, dann finden wir
dasselbe bei 1,55 u. Wir sind also mit diesem Maximum
noch weit entfernt von 0,8 u. Bei dem elektrischen
Kohlenfadenglühlicht haben wir eine wesentlich höhere
Temperatur bei 2000 Grad und das Maximum bei 1,4 u.
Ein wesentlicher Fortschritt in der Gasbeleuchtung hat
durch das Gasglühlicht stattgefunden. Die Temperatur
ist bis auf 2320 Grad gebracht worden und das Maximum
der Energiestrahlung ist weiter bis auf 1,2 u gewandert.
In demselben Bereich liegt auch für die elektrische
Beleuchtung die Temperatur für das Nernststäbchen.
Gestatten Sie mir, bei der Nernstlampe etwas zu
verweilen. Die Nernstlampe besteht aus zwei strom-
führenden Theilen, von denen der eine, das Stäbchen,
ein Leiter zweiter Klasse ist und bei gewöhnlicher
Temperatur nicht leitet; der andere bildet einen Leiter
erster Klasse, dessen strahlende Wärme bei dem Strom-
durchgang auf den ersten wirkt und ihn soweit erwärmt,
dafs er leitend wird. In Folge dessen ist es nöthig,
für die Vorwärmung des Stabchens eine besondere
Einrichtung zu treffen. Der zur Vorwärmung dienende
Stromkreis ist in Form einer in Porzellan eingebetteten
Metallspirale um das Nernst-Stäbchen herumgeleitet.
Sobald durch die strahlende Wärme der Heizspirale
das Stäbchen genügend erwärmt ist, läfst es soviel
Strom durch, dafs es den Anker eines gleichzeitig in
demselben Kreise liegenden Elektromagnetes anzieht,
den Hülfsstromkreis der Heizspirale dadurch unter-
bricht und zu gleicher Zeit zu voller Weifsgluth gelangt,
da die Stromaufnahme in der Zwischenzeit unter dem
Einflufs der Heizspirale genügend grofs geworden ist.
Hiermit war indessen noch lange nicht eine praktisch
brauchbare Lampe geschaffen. Als Leiter zweiter Klasse
wird das einmal leitend gewordene Stäbchen durch die
stetig wachsende Stromaufnahme immer besser leitend
und würde sich selbst zum Durchschmelzen bringen,
wenn nicht die Höhe der Stromstärke durch einen be-
sonderen Apparat bei einer gewissen Grenze constant
erhalten würde. Dies geschieht durch einen Vorschalte-
widerstand aus feinem Eisendraht, der sich in einer
mit Wasserstoff gefüllten Glasröhre befindet. Dieser
Widerstand regulirt die Stromstärke derartig, dafs er,
sobald seine Erhitzung eine gewisse Höhe erreicht hat,
bei dem weiteren Versuche, die Stromstärke zu erhöhen,
seinen Widerstand gleichzeitig so ändert, dafs die
Stromstärke auf der früheren Höhe erhalten bleibt.
Der Eisenwiderstand regulirt also auf constante Strom-
stärke und schützt das Nernststäbchen vor der Zer-
störung durch zu grofse Stromstärke. Diese Wider-
stände sind auch bereits mit Erfolg zur Regulirung bei
der elektrischen Beleuchtung der Eisenbahnwagen ver-
wendet worden. -
Die veränderliche Leitungsfähigkeit des Stäbchens
bei verschiedenen Temperaturen will ich Ihnen durch
folgenden Versuch zeigen. In den sekundären Kreis
eines kleinen Induktoriums schalten wir ein laut-
sprechendes Telephon und das Stäbchen ein. Erhitzen
wir mittels einer Spiritusflamme das Stäbchen, so
kommt inı sekundären Kreise ein Strom zum Entstehen,
dessen Stärke von dem Grade der Erhitzung und der
damit gegebenen Leitfähigkeit abhängt, und durch den
das Telephon entsprechend zum stärkeren oder
schwächeren Ansprechen gebracht wird.
Die Nernst-Lampe ist in neuerer Zeit stetig ver-
bessert worden. Da ich aber die Konstruktion der
Lampe noch nicht für abgeschlossen halte, und zur
praktischen Einführung einer solchen Sache im Allge-
meinen viel mehr Faktoren berücksichtigt werden
müssen, als der ferner stehende ahnt, so möchte ich
mich jedes weiteren Urtheiles enthalten. Aus denselben
Gründen enthalte ich mich vorläufig noch eines Urtheiles
über die Osmiumlampe.
Diesen elektrischen Glühlichtern wird durch die
Gastechnik gewaltig Konkurrenz gemacht. Das Gas-
glühlicht hat in den Städten eine Anwendung gefunden,
wie sonst kaum jemals irgend eine andere Lichtquelle.
In den Städten, die eine Gasanstalt haben, und das ist
in der Regel in allen Städten der Fall, die über
3000 Einwohner aufweisen, ist das Gasglühlicht einge-
führt, wogegen in den Städten unter 3000 Einwohnern
— genau läfst sich natürlich die Grenze nicht ziehen —
das Acetylen versucht hat, eine führende Rolle zu
spielen. Die Acetylentechnik hat indessen bittere Ent-
täuschungen erfahren und sich durchaus nicht in der
Weise entwickelt, wie man es sich ursprünglich gedacht
und erhofft hatte. Immer noch selten finden wir es in
48 (No, 615.)
städtischen Gemeinden und auch noch beschränkt auf
gröfseren einzelnen Gehöften; von epochemachendem
Fortschreiten kann dabei nicht die Rede sein. Die
einzige wirklich erfolgreiche und anerkannte gute An-
wendung ist bisher die im Mischgas, dessen vortheil-
hafte Verwendung zur Beleuchtung der Eisenbahnwagen
die Firma Pintsch, besonders deren Ober-Ingenieur Herr
Gerdes durch ausgezeichnete Versuche nachgewiesen
hat. Den Wünschen des Publikums nach mehr Licht
hat man dabei verhältnifsmäfsig schnell nachkommen
können.
In neuerer Zeit ist versucht worden, das Acetylen
nicht mit 75%o Oelgas gemischt, sondern rein zu ver-
wenden, nachdem seine hohe Leuchtfähigkeit und seine
Löslichkeit in Aceton bekannt wurde. Das Aceton,
das erste Oxydationsprodukt des Isopropylalkohols, soll
bei gewöhnlichem Druck 25 Theile seines Volumens
an Acetylen aufnehmen. Aufserdem soll dieses Gemisch
bis zu 10 Atmosphären Druck gefahrlos sein. In dieser
Form hofft man das reine Acetylen zur Beleuchtung
der Eisenbahnwagen verwenden zu können. Jedenfalls
könnte man dabei gleichzeitig die Helligkeit wiederum
erhöhen, da nun doch einmal gegen das allgemeine
Streben der Menschheit nach „mehr Licht“ nicht an-
zukämpfen ist. Durch die Anwendung des reinen
Acetylens und gleichzeitiger Erhöhung der Lichtstärke
wird aber die Mitführung cines gröfseren Energie-
vorrathes in dem Eisenbahnzuge nothwendig. Das
würde an sich nicht schaden.
Ich möchte keineswegs behaupten, dafs die Beleuch-
tung durch Oelgas oder Mischgas oder reines Acetylen-
gas an sich gefährlich wäre. Wäre es gefährlich, so
mülsten wir sehr viele Unglücksfälle haben. Aber ich
halte überhaupt jede Gasbeleuchtung für Eisenbahnzüge
im Falle eines Eisenbahnunglücks für gefährlicher als
eine elektrische Beleuchtung. Wenn ein Unglück ge-
schieht, so kann bei der grofsen Geschwindigkeit, mit
der heute gefahren wird, ein solches hinreichen, um die
Leitung in jedem einzelnen Wagen zu zertrümmern. Eine
Explosion kann dabei nicht geschehen, aber das ganze
Gas entladet sich auf die Unglücksstelle und wird am
Feuer der Lokomotive oder sonstwie die nöthige Nahrung
finden, der ganze Zug steht auf einmal in Flammen.
Das kann meines Erachtens bei Anwendung elektrischer
Beleuchtung nicht eintreten.
Wie wird denn die Beleuchtung hier eingerichtet
sein? Weder durch Dynamomaschinen allcın, noch
durch Akkumulatoren, sondern durch ein gemischtes
System; Dynamomaschine und Akkumulatoren kommen
in Anwendung. Akkumulatoren wendet man für jeden
einzelnen Wagen an. Bei der Dynamomaschine würden
die Kosten für Bedienung, Wartung und Unterbringung
an jedem Wagen so grofs sein, dafs man sie wohl nicht
allseitig einführen wird. Deshalb ist man neuerdings
dazu übergegangen, auf der Lokomotive eine Dampf-
turbine mit Dynamomaschine aufzustellen, die einzelnen
Wagen mit besonderen Batterien auszurüsten und wäh-
rend der Fahrt die elektrische Energie von der Dynamo-
maschine zur Speisung der Belcuchtung und zum Laden
der Batterien zu benutzen. Wird die Lokomotive ab-
gekuppelt, so übernehmen die Akkumulatoren-Batterien
die Stromlieferung. Wenn bei einem solchen oder ähn-
lichen System ein Unglück geschieht, so kann meines
Erachtens die Gefahr niemals so grofs werden, wie bei
der Gasbeleuchtung. Ich nehme natürlich in beiden
Fällen an, dafs die Anlagen sachgemäls ausgeführt
werden. Kommt ein Kurzschlufs vor, so werden die
Sicherungen in Funktion treten, und wenn sie bei einem
anderen Fehler in der Leitung nicht in Funktion treten,
so kann wohl an einer Stelle durch Ueberhitzung ein
Brand entstehen; die Entstehung wird aber immer
geraume Zeit beanspruchen und bleibt zunächst auf
einen kleinen Raum beschränkt, sodafs nicht so ge-
waltige Folgen eintreten, wie es bei der Gasbeleuchtung
möglich ist.
Auch dem Acetylen ist cin Konkurrent in dem
Aerogengas oder Luftgas erstanden. Das Luftgas
entsteht dadurch, dafs man den Dampf leicht siedender
flüssiger Kohlenwasserstoffe mit Luft zu einem mit ent-
leuchteter Flamme brennenden Gasgemisch herstellt
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Februar 1903.)
und in diesem das Gewebe der Gasglühlichtstrümpfe
zum Glühen bringt. Die Erzeugung von Luftgas werde
ich Ihnen an der hier aufgestellten Lampe zeigen, deren
Behälter mit Benzin gefüllt ist. Es soll aber keineswegs
behauptet werden, dafs die Lampe als Tischlampe oder
auch tragbare Lampe empfohlen werden kann, im
Gegentheil halte ich diesen Apparat für feuers- und
explosionsgefährlich, und führe ich denselben nur vor,
um die Art der Gasentwicklung zu zeigen.
Der Anwendung des Aerogengases für centrale An-
lagen wird entgegengcehalten, dats bei der Verdampfung
des Benzins als eines Gemisches verschiedener Kohlen-
wasserstoffe mit ungleichen Siedepunkten je nach der
Temperatur bald der eine, bald der andere Kohlen-
wasserstoff zum Verdampfen kommt. Sinkt die Tem-
peratur in der Leitung auf längere Strecken, so kann
der Fall eintreten, dafs die Kohlenwasserstoffe sich
kondensiren, es kommt schliefslich nur die Luft. aus
dem Brenner, und die Lampe brennt dann nicht. Infolge-
dessen wird die Anwendung des Aerogens in frei ver-
legten und weit verzweigten Anlagen wohl kaum all-
gemeine Einführung erhalten.
Man hat versucht, die Intensität des Lichts stetig zu
erhöhen. Was versteht man nun eigentlich unter Hellig-
keit? Wo liegt eine untere und eine obere Grenze?
Lassen Sie uns auf die Einheit der Lichtstärke, auf die
Kerze zurückgreifen. Unter „Kerze“ verstehen wir eine
bestimmte Lichtmenge. Wir bestimmen dieselbe in der
Weise, dals wir eine Lampe nehmen, die sogenannte
Hefner-Lampe oder Kerze und die Flamme auf eine
gewisse Höhe bringen. Die Flamme giebt in horizon-
taler Richtung eine gewisse Lichtmenge. Stellen wir in
einem Meter Entfernung von der Flamme senkrecht
einen weifsen Schirm auf, so erhält dieser eine bestimmte
Stärke der Beleuchtung, die wir als Einheit oder als
eine Meterkerze bezeichnen. Eine Lichtquelle, die eine
Helligkeit von 16 Meterkerzen besitzt, erzeugt somit auf
den weifsen Schirm in 1 Meter Entfernung eine Stärke
der Beleuchtung, die 16 mal gröfser ist als die durch
1 Hefnerlicht in der gleichen Entfernung hervorgebrachte
Helligkeit. Von Seiten der Mediziner ist angenommen
worden, dafs als hygienische Mindestforderung eine
Beleuchtung des Arbeitsplatzes durch 10 Meterkerzen
zu betrachten ist. Es wird weiter angenommen, dafs
man bei der Helligkeit von 50 Meterkerzen eben so
gut arbeiten kann, wie bei gewöhnlichem Tageslicht.
Wenn man aber die von der hochstehenden Sonne er-
zeugte Ilclligkeit an einem klaren Tage bestimmt, so
findet man, dafs die Beleuchtung 288000 Kerzen beträgt.
Während also die Mediziner 10 Kerzen als Minimum
festsetzten, gewährt die Natur im Freien 288000 Kerzen.
Das kann unser Auge nicht ohne weiteres vertragen.
Aber wenn wir bedenken, dafs in der freien Natur das
Licht überall mild und weich, dafs die Uebergange vom
grellsten Licht zur Dunkelheit stets allmählich vor sich
gehen, dann hat das Auge die Möglichkeit, auch gröfsere
Helligkeiten aufzunehmen. Niemals schaffen uns die
künstlichen Lichtquellen in dieser Beziehung einen ge-
nügenden Ersatz. Durch die künstlichen Lichtquellen
wird unser Auge in einer Weise mitgenommen, wie es
sich die meisten Menschen gar nicht klar machen. Das
schlimmste Licht, welches die Menschen erfunden haben,
ist das der sogenannten Studierlampen. Diese Lampen
sind möglichst niedrig, dicht am Kopf, entwickeln
meistens viel Wärme und in vielen Fällen auch noch
schädliche Verbrennungsprodukte. Hygienisch am besten
ist die künstliche Beleuchtung bei der indirekten Be-
leuchtung und bei den abgeschlossenen Lampen wie
dem elektrischen Glühlicht. Freilich gehört eine solche
Beleuchtung nicht zu den billigen Beleuchtungsarten.
Genügende Mengen von Licht kann jedenfalls die
Elektrotechnik erzeugen. Das elcktrische Bogenlicht steht
in Bezug auf Intensität nach wie vor an der obersten
Stelle. In neuerer Zeit ist das Flammenbogenlicht als
besondere Art dazu gekommen und hat einen gewaltigen
Vorsprung vor allen anderen Konkurrenten in der Be-
leuchtungstechnik erlangt. Bremer hat das Verdienst,
diese Beleuchtungsart in die Praxis eingeführt zu haben,
indem er den sonst üblichen Kohlen einen hohen Procent-
satz Flufsspath zusetzte und dadurch bei derselben Auf-
(1. Februar 1903.)
wendung von Energie das Drei- bis Füntfache an Licht-
ausbeute erzielte.
Die praktische Anwendung und die dadurch erzielten
Effekte können wir gerade in Berlin recht gut sehen,
da hier bereits Hunderte von Flammenbogenlampen in
Betrieb sind. Setzt man etwas Calcium hinzu, so be-
kommt man ein Gelb, nehmen wir Strontium, dann er-
halten wir ein röthliches Licht, nehmen Sie Barium,
so ist das Licht weils. Durch die Firma K. Weinert
sind in dem Saale ein Paar Lampen aufgehängt und
ich möchte Sie bitten, sich dieselben nachher genauer
anzusehen. Von den beiden Lampen enthält die links
hängende die gewöhnliche Kohle, während die Kohle
bei der rechts hängenden Lampe einen Zusatz enthält.
Die beiden Lampen sind hintereinander geschaltet, sie
brennen beide mit dem gleichen Energieaufwand, und
Sie sehen mit blofsem Auge, wie gewaltig die Licht-
menge des Flammenbogenlichtes die des gewöhnlichen
Bogenlichtes überwiegt. Das Licht wird bereits im
Freien angewandt, in geschlossenen Räumen hat es
sich noch nicht bewährt. Man erhält bei dem Brennen
unangenehme Verbrennungsprodukte, indem stickstoff-
haltige Verbindungen auftreten, die noch nicht ganz
beseitigt werden konnten. Hier an dem Modell schen
Sie ebenso wie an dieser Lampe die eigenartige Stellung
der Kohle und den kleinen Reflektor, dessen Belag sich
die Lampe beim Brennen dauernd selbst herstellt durch
die Ablagerung eines ‘Theiles der blendend weifsen
Verbrennungsprodukte.
Ich möchte zum Schlufs darauf aufmerksam machen,
dafs vielleicht dieses Flammenbogenlicht auch in den
Eisenbahndienst eingeführt werden kann. Auf den
grofsen Rangierbahnhöfen und in den Bahnhofshallen
wird ja heutzutage bereits das Bogenlicht in grofsem
Mafse angewandt. Wenn man nun das Flammenbogen-
licht anwenden würde, so hätte dieses den Vortheil,
dafs man gelbe und rothe Strahlen in grofser Menge
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
L
[No. 615.] 49
erzeugen und die Sichtbarkeit wesentlich erhöhen kann.
Versuche über die Durchdringbarkeit der Flammen-
bogenstrahlen durch Wasserdampf gegenüber derjenigen
der Strahlen im gewöhnlichen Bogenlicht haben eine
über 100 pCt. bessere Durchlässigkeit ergeben. Die
Versuche habe ich aber nur im Laboratorium anstellen
können und es bleibt der Praxis noch überlassen, der-
artige Versuche im Freien auf der Strecke vorzunchmen,
um vielleicht auch nach dieser Richtung das Flammen-
bogenlicht in den Dienst des Eisenbahnwesens zu stellen.
Lassen Sie uns unsere Erörterungen schliefsen mit
dem Satze: Licht bringt Licht.
(Lebhafter Beifall.)
Vorsitzender: Ich darf dem Beifall, mit dem der
Vortrag aufgenommen worden ist, noch den Dank des
Vereins hinzufügen. Namentlich danke ich auch dem
Herrn Vortragenden für die hier aufgestellten Ein-
richtungen, mit denen er uns das Verständnifs des Vor-
. trages erleichtert hat. Nochmals unseren herzlichen Dank!
Ich möchte fragen, ob irgend jemand noch das
Wort zu dem Vortrage wünscht? — Das ist nicht
der Fall.
Im Fragekasten befindet sich nichts.»
Als Gäste dürfen wir heute begrülsen die Herren:
Prof. Dr. Wilhelm Wedding, Reg.-Baumeister Otto
Blum, Professor Boost, Reg.- und Baurath Günther,
Reg.-Baumeister Voetter, Baurath Dittmann.
Soweit ich die Herren noch nicht begrüfst habe,
thue ich es hiermit.
Dann habe ich noch mitzutheilen, dafs Herr Lenz
mit allen abgegebenen 46 Stimmen in den Verein auf-
genommen Ist.
Ein Einspruch gegen die Niederschrift der letzten
Sitzung ist nicht eingelaufen. — Ich schlicfse die Sitzung,
indem ich Ihnen recht viel Glück zum ncuen Jahre
wünsche.
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure.
Versammlung am 20. Januar 1903.
Vorsitzender: Herr Geheimer Oberbaurath Wichert. —- Schriftführer: Herr Geheimer Kommissions-Rath F. C. Glaser.
Der Vorsitzende cröfinet die Versammlung und
theilt mit, dafs der vom Vorstand eingesetzte Ausschuls,
bestehend aus den Herren Professor Dr. Fr. Vogel,
Dr. phil. E. Müllendorff und Regierungs- und Baurath
Wittfeld, über die von dem Elektrotechnischen Verein
ausgehenden Vorschläge zur einheitlichen Bezeichnung
der in den Formeln am häufigsten gebrauchten Gröfsen
schriftlich berichtet hat und dieser Bericht seitens des
Vorstandes dem Elektrotechnischen Verein zugestellt
worden ist. |
Von dem Schriftführer wird der nachstehende
Rückblick auf die Thätigkeit des Vereins im
Jahre 1902
zur Vorlage gebracht.
Der Mitglieder-Bestand des Vereins gegen-
wartig 435.
Durch den Tod verlor der Verein im Jahre 1902
8 Mitglieder, nämlich:
Geheimer Baurath Erdmann, Magdeburg,
Regierungs- und Baurath Hugo Echternach,
Halberstadt,
Eisenbahndirektor Gust. Goetze, Frankfurt a. O.,
Kommerzienrath Herm. Mohr, Mannheim,
Fabrikbesitzer Aug. Hasse, Berlin,
Eisenbahndirektor Balt. Rohde, Glückstadt,
Baurath Gust. Leissner, Cassel,
Wirklicher Geheimer Rath Excellenz F. A. Krupp,
Essen.
In den acht ordentlichen Vereins-Versanımlungen des
Jahres 1902 wurden die nachstehenden Vorträge gehalten:
l. „Ueber den elektrischen Betrieb auf den Mailänder
Vorortbahnen der Mittelmeer-Eisenbahn-Gesellschaft“,
von Herrn Regierungs-Baumeister Pforr.
ist
2. „Neuerungen an vierachsigen Durchgangs-
Personenwagen“ von Herrn Regierungs- und Baurath
Herr. |
3. „Die schiefe Ebene der North British Railway
auf Queen Station in Glasgow“, von Ilerrn Regierungs-
Baumeister Heinr. Mehlis.
4. „Druckversuche mit geschweilsten und gelöteten
Gasbehältern für Eisenbahnwagen“, von Herrn Re-
gierungs- und Baurath Herr.
5. „Die elektrische Beleuchtung einiger D-Züge der
Preufsischen Staatsbahn-Verwaltung“, von Herrn Geh.
Oberbaurath Wichert.
6. „Die neuesten Dampfwagen von Gardner & Ser-
pollet in Paris“, von Herrn Eisenbahn -Bauinspektor
Unger.
7. „Die Bauarbeiten am Simplon-Tunnel“,
Herrn Regierungs-Bauführer Pflug.
8. „Die Herstellung der Arztwagen für die Hilfs-
züge der Preufsischen Staatsbahn-Verwaltung“, von
Herrn Eisenbahndirektor Schlesinger.
9. „Feuerschutzmittel für Eisenbahnfahrzeuge“, von
Herrn Eisenbahndirektor Schumacher.
10. „Selbstthätige Kuppelungen für Eisenbahnfahr-
zeuge“, von Herrn Regierungs-Bauführer Sauer.
Il. „Die bevorstehende Aenderung im Prüfungs-
wesen für den Staatsbaudienst in Preufsen“, von Herrn
Geheimen Oberbaurath Wichert.
Den Vorstand bildeten die Herren: Wichert, Ge-
heimer Oberbaurath, Vorsitzender, Geitel, Regierungs-
rath, 1. stellv. Vorsitzender, R. Pintsch, Geheimer
Kommerzienrath, 2. stellv. Vorsitzender, F. C. Glaser,
Geheimer Kommissionsrath, Säckelmeister und Schrift-
führer, Callam, Eisenbahndirektor, Stellvertreter des-
selben, Blauel, Eisenbahndirektor, P. Hoppe, Fabrik-
von
50 (No, 615.]
besitzer, Rustemeyer, Geheimer Baurath, Schle-
singer, Eisenbahndirektor, Schrey, Regierungsrath
und Fabrikdirektor, Stahl, Kommerzienrath und Fabrik-
direktor, Stambke, Geheimer Oberbaurath, Thuns,
Regierungsrath, Werchan, Geheimer Baurath, Witt-
feld, Regierungs- und Baurath.
Auf Vorschlag des fir die Verwendung des Fonds
der Wagen- und Lokomotivfabriken eingesetzten Aus-
schusses beschlots die Februar-Versammlung, am 1. März
1902 ein Preisausschreiben zu erlassen zur Erlangung
von „Entwürfen für Betriebsmittel, die für schnell-
fahrende, durch Dampf-Lokomotiven zu befördernde
Personenziige geeignet sind“ und hierfür drei Preise
von insgesammt 10000 M. auszusetzen. Ueber das
Ergebnils dieses Wettbewerbes soll der Beurtheilungs-
Ausschufs in der Januar-Versammlung 1903 berichten.
In der September-Versammlung konnte der Vor-
sitzende mittheilen, dafs der langgehegte Wunsch des
Vereins um Gewährung eines Staatspreises zum Zweck
der Prämiirung der Beuth-Aufgaben endlich erfüllt ist;
durch Allerhöchsten Erlafs vom 7. Juli 1902 wurde die
Kaiserliche Genehmigung ertheilt, „dafs dem Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure in Berlin vom Jahre
1902 ab, und solange der Verein seine bisherige erfolg-
reiche Wirksamkeit fortführt, zur Prämiirung der besten
Lösung der von ihm unter der Bezeichnung „Beuth-
Aufgabe“ alljährlich auszuschreibenden Preisbewer-
bungen alljährlich ein Preis von 1700 Mark, der zum
Zwecke einer bauwissenschaftlichen Studienreise zu be-
stimmen ist, aus dem betreffenden Etatsfonds bewilligt
wird.“
Dieser Staatspreis gelangte schon bei der Be-
urtheilung der Entwürfe der Beuth-Aufgabe 1902, be-
treffend „Vorrichtung zur Verladung von Kohlen für
einen Flufshafen“ zur Vergebung, und zwar an Herrn
Regierungs-Bauführer W. L. Suchowiak, der aufser-
dem ebenso wie die Herren Regierungs- Bauführer
Ad. Schilling, Gust. Wagner und Wilh. Stellfeld
die goldene Beuth-Medaille erhielt; im Ganzen waren
15 Bearbeitungen dieses Preisausschreibens eingegangen.
Der Geselligkeits-Ausschufs veranstaltete am
8. Februar das alljährliche Winterfest mit Ball, am
16. Februar Probefahrten auf der Berliner Hoch- und
Untergrundbahn, am 20. März einen Besuch der Trep-
tower Sternwarte, am 29. Mai einen Ausflug nach
Wannsee, Sakrow und Potsdam, am 21. bis 23. Juni
einen Ausflug nach Stettin und Ileringsdorf, mit Be-
sichtigung der Werkstätten des Stettiner Vulcan, am
9. September einen Ausflug nach Schlachtensee, und
am 10. Dezember in üblicher Weise den Weihnachts-
Gesellschaft-Abend.
Durch die Verleihung des Staatspreises für die
Beuth-Aufgaben war der Vorstand in der Lage, der
Oktober-Versammlung vorzuschlagen, vom 1. Januar
1903 ab bis auf Weiteres versuchsweise den Beitrag
der aufserhalb Berlins und der Berliner Vorortgrenze
wohnenden Vereinsmitglieder auf 12,50 Mark jährlich
zu ermälsigen.
Das Vermögen des Vereins bestand am Ende des
abgelaufenen Geschäftsjahres aus
a) in baar . . 16 921,44 M.
b) Hypothek Hosemanı: SÉ 24 000,— „
c) 3443 procent. D. R.-Anleihe 19 500,— ,
wovon 20 183,50 M. den Fonds der See und Loko-
motivfabriken bilden.
Auf Grund des § 10 der En scheiden in
diesem Jahre aus dem Vorstande die Herren Eisenbahn-
direktor Callam, Geheimer Kommerzienrath Richard
Pintsch, GeheimerOberbaurath Stambke, Regierungs-
rath Thuns, Geheimer Baurath Werchan. Sämmtliche
Herren werden durch Zuruf wiedergewählt. In gleicher
Weise werden die Herren Geheimer Oberbaurath
Wichert zum Vorsitzenden, Regierungrath M. Geitel
zum l. stellvertretenden Vorsitzenden, Geheimer Kom-
merzienrath Rich. Pintsch zum 2. stellvertretenden
Vorsitzenden, Geheimer Kommissionsrath F. C. Glaser
zum Säckelmeister und Schriftführer, und Eisenbahn-
direktor Callam zum Stellvertreter des letzteren wicder-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
1
|
TT. Februar 1903.)
gewählt. Auch für den Geselligkeitsausschufs
erfolgt Wiederwahl in der bisherigen Zusammensetzung.
Ueber die in Gemeinschaft mit Herrn Geheimen
Baurath Rustemeyer vorgenommene Prüfung der Kasse
und Bücher des Vereins berichtet Herr Regierungsrath
Thuns; bei der Revison ist alles in Ordnung gefunden
worden und ertheilt die Versammlung auf Antrag des
Referenten die Entlastung des Säckelmeisters. Ferner
wird der von Herrn Regierungsrath Thuns vorgetragene
Haushaltsplan für das Jahr 1903 genehmigt.
Zum Punkt 5 der Tagesordnung:
Berichterstattung über das Ergebnils des
am ı. März 1902 erlassenen Preisausschreibens
auf Erlangung von Entwürfen für Betriebs-
mittel, die für schnellfahrende, durch Dampf-
lokomotiven zu befördernde Personenzüge ge-
eignet sind
giebt der Vorsitzende einen Ueberblick über die Arbeiten
des in der Vereinsversammlung vom 25. Februar ge-
wählten Beurtheilungsausschusses; in Anbetracht des
eingegangenen reichhaltigen Materials hat sich der
Ausschufs durch Zuwahl der Herren Geheimen Baurath
Lochner und Eisenbahn -Bauinspektor Rischboth
verstärkt, zumal Herr Baurath Grund-Breslau durch
Krankheit leider behindert war, sich an den Arbeiten
des Ausschusses zu betheiligen. Zur systematischen
Zusammenstellung der Entwürfe, Nachprüfung der
Berechnungen u. s. w. hat der Ausschufs Herrn
Regierungsbaumeister Block zugezogen.
Herr Oberbaurath Klose erläutert hierauf namens
des Preisrichterausschusses in eingehender Weise die
im Saale ausgestellten Entwürfe, unter Hervorhebung
und kritischer Beleuchtung der Einzelheiten, die bei der
Beurtheilung der Arbeiten mafsgebend gewesen sind.
Der Vorsitzende verliest alsdann das nachstehende
Schlufsprotokoll des Preisrichterausschusses:
Preisausschreiben
betreffend
Erlangung von Entwürfen von Betriebs-
mitteln für schnellfahrende, durch Dampf-
lokomotiven zu befördernde Personenzüge
vom 1. März 1902.
Es sind rechtzeitig 13 Bewerbungen einge-
gangen, mit den Kennworten:
Einfach und bewährt
Zeit ist Geld
Excelsior
Sparsam
Fortschritt
J. Einbeck (Namensnennung)
Ohne Fleiss kein Preis
Zentrale 1903
Nil mirari
10. Mit Dampf
11. Volldampf voraus
12. Otter
13. Blindax
Von diesen Bewerbungen erstrecken sich nur
die Arbeiten
4. Kennwort Sparsam
AIR ID
8. BS Zentrale 1903
d S Nil mirari
10. j Mit Dampf
auf Lokomotiven und Wagen, während die übrigen
Entwürfe nur Lokomotiven behandeln.
Die Bewerbung 6 umfasst lediglich die Vorlage
einer Druckschrift mit dem Titel „Theoretische Unter-
suchung der Konstruktionssysteme des Unterbaues
von Lokomotiven, 1875“.
Das Preisgericht hat beschlossen:
1. Die Bewerbung 6 ist für die Preisertheilung
nicht in Betracht zu ziehen.
(1. Februar 1903.)
2. Die Bewerbungen 4, 8, 9 und 10 können,
wenn darin auch die Aufgabe in vollem
Umfange behandelt ist, für die Zuerthei-
lung der ausgeschriebenen Preise nicht
als geeignet erachtet werden. Die übrigen
Bewerbungen kommen, da sie nur einen
Theil der Aufgabe umfassen, hierfür über-
haupt nicht in Frage.
3. Für bemerkenswerthe Einzelleistungen werden
den Verfassern der Entwürfe
2. Kennwort „Zeit ist Geld“
3, X „Excelsior“
4. R „sparsam“
10. A „Mit Dampf“
11. S „Volldampf voraus“
Preise im Betrage von je eintausend Mark
zuerkannt, und zwar dem Verfasser des
Entwurfs 4 „Sparsam“ hauptsächlich für
den Wagenzug, den Verfassern der
übrigen Entwürfe für die Lokomotiven.
4. Es wird empfohlen, die mit Preisen bedachten
Verfasser zur Bearbeitung von Entwürfen
für Lokomotiven im engeren Wettbewerb
auf Grund neu aufzustellender Bedin-
gungen aufzufordern.
Berlin, den 15. Januar 1903.
Die Preisrichter:
Wichert. A. Klose. Gredy. Herr. Lochner.
Wittfeld. Rischboth. Rumschöttel.
Der Vorsitzende: Meine Herren! Bei der Stellung
des Preisausschreibens war man sich einigermalsen
klar, dafs es sich wahrscheinlich zunächst darum handeln
würde, Ideen zur Bearbeitung der gestellten Aufgabe
zu erhalten, dafs vollkommene Entwürfe, die für die
praktische Ausführung verwendbar sind, wohl kaum zu
erwarten seien. Es hat sich dies bei der Prüfung der
hier ausgestellten Entwürfe bestätigt. Es ist ein umtang-
reiches, viele bemerkenswerthe Einzelheiten bietendes
Material eingegangen und es ist anzunehmen, dafs
manches, was in diesen Entwürfen niedergelegt ist, bei
der weiteren Bearbeitung des Problems später noch
zur Geltung kommen wird. Dieses bezieht sich jedoch
nur auf die Lokomotiven, hinsichtlich der Wagen hat
die Ausschreibung wider Erwarten gezeigt, dafs das
Interesse hierfür verhältnifsmäfsig gering ist, und nicht
wesentlich neue Vorschläge gemacht worden sind. Bei
dem Punkt 4 der soeben verlesenen Beschlüsse hat
daher der Preisrichterausschufs in Aussicht genommen,
für den Fall, dafs seitens des Vereins etne neue Preis-
ausschreibung beliebt würde, von der Erlangung von
Entwürfen für Wagen Abstand zu nehmen.
Anders verhält es sich mit den Lokomotiven, für
die ein grofses Interesse von den Bearbeitern gezeigt
worden ist. Der Ausschufs war daher der Meinung,
dais eine nochmalige begrenzte Ausschreibung der
Lokomotive wohl zu dem Ziele führen könnte, das ich
vorher andeutete, nämlich, für die Ausführung wirklich
geeignete Entwürfe zu erlangen. Der Ausschufs
empfiehlt daher, die Herren Verfasser der mit Theil-
preisen ausgezeichneten 5 Arbeiten zum nochmaligen
Entwurf einer Lokomotive aufzufordern. Er ging dabei
von der Annahme aus, dats die betreffenden Verfasser
sich mit der Sache so beschäftigt haben, dafs nach der
nunmehr erfolgten Bekanntmachung der verschiedenen
Entwürfe und ihrer Einzelheiten auf Grund eines enger
umgrenzten Programms brauchbare Meisterlösungen zu
erwarten sind. Auch war der Ausschufs der Meinung,
dafs es recht und billig sei, den Herren Bearbeitern,
die mit Preisen bedacht sind, Gelegenheit zu geben,
auf dem von mir angedeuteten Wege sich nochmals
um die Sache zu bewerben und zu bemühen.
Ich bemerke, dafs der Vorstand des Vereins be-
schlossen hat, diese Empfehlung des Preisrichteraus-
schusses dem in den Versammlungen vom 5. Dezember
1899 und 27. Februar 1900 gewählten Ausschufs vor-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
ENEE ee a A
Entwürfe nicht prämiirt werden.
(No. 615.] 51
zulegen, der für die Verwendung des von den Wagen-
und Lokomotivfabriken gestifteten Fonds Vorschläge zu
machen hat. Bezüglich der Preise, die für die neue
Ausschreibung vorzusehen sind, hat der Vorstand diesem
Ausschufs weiten Spielraum gewährt. Hoffentlich gelingt
es, die Angelegenheit so zu fördern, dafs die Beschlufs-
fassung bereits in der Versammlung vom 24. Februar
erfolgen kann.
Durch Eréffnen der mit den betreffenden Kenn-
worten versehenen Umschläge werden als Verfasser
der 5 mit Theilpreisen bedachten Entwürfe festgestellt:
Kennwort „Zeit ist Geld“: Herr Ingenieur
Richard Avenmarg in München;
Kennwort „Volldampf voraus“: Herr Franz
‚Peglow, Oberingenieur und Vorstand des Loko-
motivbaubureaus der Berliner Maschinenbau-
Aktien-Gesellschaft vormals L. Schwartzkopft,
Berlin;
Kennwort „Excelsior“: Herr M. Kuhn, Ober-
ingenieur der Lokomotiv- und Maschinenfabrik
Henschel & Sohn in Cassel;
Kennwort „Mit Dampf“: Herr Regierungsbau-
meister Heinrich Mehlis in Berlin;
Kennwort „Sparsam“: Herr Geheimer Re-
gierungsrath Professor A. von Borries-Berlin, in
Gemeinschaft mit der Hannoverschen Maschinen-
bau-Aktien-Gesellschaft vormals Georg Egestorff
in Hannover-Linden, und Maschinenbau-Gesell-
schaft vormals Klett in Nürnberg.
Zwei der übrigen Arbeiten enthalten auf den bei-
gegebenen Umschlagen den Vermerk, dafs dieselben
auch geöffnet werden können, wenn die betreffenden
Es sind dies:
Kennwort „Fortschritt“: von Herrn Baurath
Robert Lindner in Dresden;
Kennwort „Otter“, von Herrn Ingenieur Hermann
Jost, Potsdam-Neuendorf.
Der Vorsitzende: In dem Preisausschreiben ist ge-
sagt, dafs der Verein sich das Recht vorbehält, die mit
Preisen bedachten Arbeiten vollständig oder auszugs-
weise zu veröffentlichen. Es ist in Aussicht genommen,
von den mit Preisen bedachten Arbeiten einen kurzen
Auszug mit Abbildungen in unserem Vereinsorgan, den
Annalen für Gewerbe und Bauwesen, zu veröffentlichen.
Ferner heifst es in dem Ausschreiben, dafs der
Verein bei Eingang geeigneter Entwürfe dieselben zur
etwaigen probeweisen Ausführung dem preufsischen
Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten vorlegen
wollte. Der Vorstand hat sich mit dieser Sache befaist
und ist seinerseits der Meinung, dafs unter den dar-
gelegten Umständen, da für die Lokomotiven das end-
gültige Ergebnifs erst nach dem neueren, engeren Aus-
schreiben zu erwarten ist, es sich nicht empfehlen würde,
die Entwürfe für Lokomotiven an mafsgebender Stelle
schon jetzt vorzulegen. Dagegen hat sich der Vorstand
dahin schlüssig gemacht, den Entwurf „Sparsam“,
soweit er die Wagen betrifft, einzureichen, da der Ent-
wurf einige recht bemerkenswerthe Neuerungen aufweist.
Herr Geheimer Regierungsrath von Borries: Meine
Herren! Es ist eine solche Fülle von Anregungen
und neuen Konstruktionen bei dieser Ausschreibung
zusammen gekommen, dafs ich dem Vorstande vorschlagen
möchte, den zu verdftentlichenden Bericht nicht allzu
knapp zu bemessen und darin auch die nicht mit Preisen
bedachten Arbeiten wieder zu geben, da dies für die
weitere Entwicklung der Sache dienlich sein würde.
Diese Lösungen umfassen ein gröfseres Gebiet und
manche ihrer Einzelheiten könnten für spätere Aus-
führungen in Frage kommen.
Bei den einzelnen Entwürfen ist zunächst in ge-
schichtlicher Beziehung beachtenswerth, dafs von jeher
Entwürfe von Lokomotiven für besondere Zwecke in
der Regel als Tendermaschinen aufgestellt werden,
um die Maschine möglichst leicht zu bauen und die tote
Last zu vermindern. Dieses Bestreben zeigte sich schon
bei dem Semmering-Wettbewerb.
Sieht man aber die Ausführungen an, welche sich
später im Betriebe bewährt haben, so findet man, dafs
52 (No, 615.)
es fast stets Lokomotiven mit besonderen Tendern sind.
Es scheint, dafs hierfür bestimmte Gründe vorliegen.
Eine Tendermaschine wird, wenn sie leistungsfähig
sein soll, schwer und unhandlich und mufs grofse Vor-
räthe mitführen. In Bezug auf den Gang der Loko-
motive handelt es sich nicht nur darum, dafs die
Maschine ruhig fährt. Das kann man erzwingen auf
Kosten des Gleises; cs ist aber mehr Werth darauf zu
legen, dafs sie sicher geht. Dazu ist erforderlich,
dafs sie den Unregelmalsigkeiten des Gleises leicht
folgt, dafs also die Kräfte, welche sie im Gleise führen,
möglichst klein ausfallen. Hierfür ist nöthig, dafs das
Trägheitsmoment der Lokomotive möglichst gering ist.
Aus diesem Grunde wird es sich nach meiner Ansicht
empfehlen, für den vorliegenden Zweck lieber eine
Maschine mit besonderem Tender als cine schwere
Tendermaschine zu bauen.
Weiter handelt es sich um die Bauart der Gestelle.
Im Allgemeinen wird sich ein Fahrzeug umso sicherer
im Gleise führen, je gröfser die Belastung der führenden
Achse im Verhältnifs zu den seitlichen Kräften ist,
die auf sie wirken. Infolge dessen halte ich ein zwei-
achsiges Drehgestell für sicherer als. ein dreiachsiges.
Dann steht in Frage, ob man eine oder zwei
Treibachsen anwenden soll. Die Lokomotive mit nur
einer Treibachse läuft leichter und — gestatten Sie
die Bezeichnung — sparsamer. Aber ihre Zugkraft ist
beschränkt und ich mufs offen sagen, dafs ich die
Lokomotive nicht mit nur einer Treibachse bauen würde,
weil ich nach alter Betriebserfahrung annehme, dafs
der Zug später doch schwerer wird als er jetzt an-
genommen ist. Für die wirkliche Ausführung würde
ich daher zwei Achsen kuppeln. Lokomotiven mit einer
Treibachse sind nur noch in England für leichte Züge
üblich.
Als störende Eigen-Bewegungen der Lokomotiven
kommen nur die beiden in Betracht, welche auch in
dem Referat des Preisrichterausschusses behandelt sind:
Das Zucken in der Längsrichtung und das Drehen
um eine senkrechte Achse durch den Schwerpunkt.
Da während des Laufes der Lokomotive alle in der
Längenebene liegenden Reibungsflächen, Achsschenkel,
Räder u. s. w. schon laufen, so ist kein Reibungswider-
stand da, der dem Zucken entgegenwirkt. Es kommt
daher voll zur Geltung. Anders ist es mit dem Drehen,
denn gegen seitliche Bewegungen bestehen Reibungs-
und sonstige Widerstände. Je länger der Radstand
ist, je höher also die Hebelarme dieser Widerstände
sind, um so geringer wird das Drehen ausfallen. Diese
Frage ist in dem technischen Ausschuts des Vereins
Deutscher Eisenbahnverwaltungen vor Kurzem ein-
gehend behandelt und in den Techn. Vereinbarungen
festgesetzt worden, „dafs der Ausgleich der hin- und
hergehenden Triebwerks-Massen um so gröfser be-
messen werden müsse, je kürzer der Radstand im
Verhältnifs zur Länge der Lokomotive ist.“ Ferner
wurde festgestellt, dafs selbst bei aufsen liegenden
Dampfeylindern der Lauf der Lokomotive ruhig genug
sei, wenn der Radstand grofs genug ist.
Das Drehen macht sich daher nicht so bemerkbar
wie das Zucken, und man kann beobachten, dafs manche
Gattungen vonLokomotiven, obgleich sie noch erhebliche
Drehkräfte besitzen, doch keine Drehbewegungen zeigen.
Ich habe dies auf englischen Lokomotiven mit Innen-
cylindern beobachtet, auch bei den Viercylinderloko-
motiven mit gegenläufigen Kolben bemerkt man nichts
davon, selbst wenn kein Ausgleich der hin- und her-
gehenden Triebwerks-Massen in den Gegengewichten
vorhanden ist. :
Hinsichtlich der Feuerung erscheint mir der Ent-
wurf mit Oelfeuerung beachtenswerth. Es giebt keinen
Brennstoff, der so starke Verdampfung erzeugt, wie
die Oelfeuerung. Die Heizkraft des Oels ist etwa
doppelt so grofs wie die der Kohle. Die gleiche An-
ordnung des Kessels ist vor etwa einem halben Jahre in
der Railroad Gazette veröftentlicht, als auf einer der
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Lë m a Së ee ai DES EE ES SE, =
ee = Bas Mara vun Fe Eh a ne
(1. Februar 1903.)
westlichen amerikanischen Eisenbahnlinien ausgeführt.
Dort sind ebenfalls drei Flammenrohre angewandt, die
sich für Oelfeuerung gut eignen.
Ich möchte noch eine Frage berühren, die Lage
der Führerhäuser. Ich zweifle, ob es genügen wird,
bei der Lage des Führerhauses vorne, mit nur einem
Heizer und einem Lokomotivführer auszukommen, wenn
einer vorne und der andere hinten steht. In diesem
Falle müfste mindestens cine Einrichtung geschaffen
werden, die gestattet, dafs der Heizer den Führer stets
sieht. Es hat seine Bedenken, die beiden Leute zu
trennen, und wenn es nicht durchaus nöthig ist, sollte
man davon absehen. Eine entsprechende Ausführung
gestattet auch dem hinten stehenden Lokomotivführer
die Beobachtung der Signale; auf die Strecke selbst
braucht er bei 120 km Geschwindigkeit kauın zu achten,
da ihm das doch wenig nützen würde In dieser
Beziehung bietet der Entwurf „Zeit ist Geld“ die be-
achtenswerthe Anordnung, dafs die ganze Lokomotive
rückwärts fährt und Führer und Heizer zusammen-
stehen. Es ıst aber eine schwere Tendermaschine, gegen
die meine vorhin erwähnten Bedenken vorliegen.
Ich habe mir diese Bemerkungen gestattet in der
Erwartung, dafs sich auch andere Herren über diese
Punkte aussprechen werden.
Herr Oberbavrath Klose: Ich möchte der Meinung
entgegen treten, dafs ein dreiachsiges Drehgestell nur
de so sicher sei als ein zweiachsiges, denn auch bei
reiachsigen Drehgestellen läfst sich die vordere Achse
beliebig belasten. Man kann zudem sehr wohl die Be-
dingung stellen, dafs die erste Achse eine bestimmte,
ziemlich konstante Belastung haben soll, es kommt nur
darauf an, dafs diese bestimmte Führungslast nie unter-
schritten wird.
Der Vorsitzende: Die sehr interessanten und be-
achtenswerthen Worte des Herrn Geheimrath von Borries
werden jedenfalls in der demnächstigen Bearbeitung des
neuen Ausschreibens berücksichtigt werden. Zum Theil
sind diese Punkte auch schon im Schofse des Preis-
richterausschusses besprochen. Auch die Frage, ob
Tenderlokomotive oder Maschine mit besonderem Tender
in Aussicht zu nehmen sind, wurde eingehend behandelt,
man kam jedoch zu der Meinung, hierin nicht vorzu-
greifen.
Ob die Oelfeuerung zweckmäfsig ist, erscheint frag-
lich. Es mufs erwogen werden, ob ein Betrieb mit Masut-
feuerung durchführbar ist, und ob nicht wegen der
erheblichen Mehrkosten von der Verwendung dieses
Stofles, wenigstens auf den deutschen Eisenbahnen, doch
abgesehen werden mülste.
Ich möchte nun auf den Punkt zurückkominen, den
Herr von Borries Eingangs erwähnt hat. Wir sind
nach dem Wortlaut des Preisausschreibens nicht be-
rechtigt, die Entwürfe, welche nicht mit Preisen bedacht
sind, auch nur auszugsweise zu veröffentlichen. Aus
diesem Grunde und aus Zweckmäfsigkeitsgründen ist
nur in Aussicht genommen, die preisgekrönten Entwürfe
inhaltlich wiederzugeben. Ich stelle aber anheim, ob
die Herren Verfasser der übrigen Arbeiten mündlich
oder schriftlich ihr Einverständnifs mit einer auszugs-
weisen Veröflentlichung der Arbeit geben wollen. So-
fern und soweit dies geschieht, würde der Vorstand
sich über eine etwaige weitergehende Veröffentlichung
schlüssig machen.
Wir können dann diesen Gegenstand verlassen
und ich habe nur noch mitzutheilen, dafs in üblicher
Abstimmung die Herren Carl Ebeling, Ingenieur und
Direktor in Magdeburg-Buckau, Hugo Hertzer, Geh.
Regierungsrath und Professor in Berlin, Gust. Hammer,
Regierungs-Bauführer in Berlin, Aug. Betz, Regierungs-
Bauführer in Mainz, Curt Fleck, Regierungs-Bauführer
in Charlottenburg, Otto Müller, Eisenbahn-Bauinspektor
in Elberfeld, Wilh. Froeschke, Regierungs-Bauführer
in Charlottenburg, als ordentliche Mitglieder aufge-
nommen worden sind und dafs die Niederschrift der
Sitzung vom 2. Dezember genehmigt ist.
(1. Februar 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 615.) 53
Abänderung des Patentgesetzes für Grossbritannien
Von L. Glaser Regierungs-Baumeister a. D. Patentanwalt.
Unter der Bezeichnung Patents Act, 1902. 2 EDW.
7 CH 3. sind für das Vereinigte Königreich Grofs-
britannien und Irland neue gesetzliche Bestimmungen
an Stelle der bisher gültigen, betreffend Patente, Muster
und Marken (Patents, Designs and Trade-Marks Acts,
1883 to 1901), am 18. December 1902 erlassen worden.
Die Abänderungen betreffen die Prüfung von Patent-
anmeldungen, Zwangs-Licenzen und Zurücknahme von
Patenten, sowie andere damit zusammenhängende
Angelegenheiten.
Nach den bisher allein gültigen Bestimmungen des
Patentgesetzes (1883—1901) findet bei Anmeldung der
Patente eine Prüfung auf Neuheit nicht statt, sondern die
Prüfung durch einen vom Comptroller bestimmten Vor-
prüfer erstreckt sich nur darauf, ob die Unterlagen der
Anmeldung in allen Punkten klar und vorschriftsmäfsig
sind und ob die provisorische und komplete Beschreibung
dem Wesen nach übereinstimmen. Diese Bestimmungen
werden durch das Patentgesetz vom 18. December 1902
dahin ergänzt und abgeändert, dafs auch noch eine
Prüfung auf Neuheit stattfinden soll. Diese Neuheits-
prüfung hat sich jedoch nur darauf zu erstrecken, ob der
Gegenstand der angemeldeten Erfindung vor dem Tage
der Anmeldung ganz oder theilweise in einer veröffent-
lichten Beschreibung beansprucht oder enthalten war,
sofern innerhalb 50 Jahren vor dem Tage der Anmeldung
des nachzusuchenden Patentes auf diese Beschreibung in
= Grofsbritannien ein Patent eingereicht war. Eine pro-
visorische Beschreibung, auf welche eine komplete
Beschreibung nicht folgte, soll nicht in Betracht kommen.
Wenn es sich bei der Prüfung ergiebt, dafs die Erfindung
ganz oder theilweise in einer britischen Patentschrift
der letzten 50 Jahre beansprucht oder beschrieben ist,
so wird der Anmelder benachrichtigt und kann derselbe
innerhalb einer vorgeschriebenen Frist seine Beschrei-
bung abändern, worauf eine erneute Prüfung der ab-
geänderten Beschreibung erfolgt. Ist die Vorprüfung
abgeschlossen, so berichtet der Vorprüfer an den
Comptroller, welcher die Beschreibung annimmt, wenn
dieselbe durch cin britisches Patent der letzten 50 Jahre
nicht ganz oder theilweise vorweggenonmen ist und
wenn kein anderer gesetzlicher Grund zur Beanstandung
oder Zurückweisung der Anmeldung besteht.
Wenn der Comptroller wegen Nichtneuheit der
Anmeldung zur Annahme der Beschreibung nicht bereit
ist, soll derselbe, nachdem er den Anmelder gehört
hat und nachdem die Beanstandung durch Abänderung
der Beschreibung im Einverständnifs mit dem Comp-
troller Erledigung gefunden hat, bestimmen, ob eine
Bezugnahme auf die ältere Patentschrift in die Be-
schreibung aufzunehmen ist. Gegen die Entscheidung
des Comptrollers kann bei dem Law Officer Beschwerde
eingelegt werden. Wenn zunächst eine provisorische
Beschreibung eingereicht ist, wird die Zeit, innerhalb
welcher die Einreichung der kompleten Beschreibung
zu erfolgen hat, auf 6 Monate festgesetzt. Im Uebrigen
bleibt der $ 8 der bisherigen gesetzlichen Bestimmungen
bestehen und ist es danach möglich, die Frist für Ein-
reichung der kompleten Beschreibung gegen Zahlung
von 2 £ Gebühren um einen Monat zu verlängern, so
dafs in diesem Falle nach dem neuen Gesetz die Ein-
reichung der kompleten Beschreibung spätestens 7 Monate
nach der Anmeldung der provisorischen Beschreibung
zu erfolgen hat.
Durch die Neuheitsprüfung und den Bericht hierüber
wird von der britischen Patentbehörde keine Garantie
für die Gültigkeit des Patentes übernommen, auch kann
weder der Board of Trade noch ein Beamter dieser
Behörde für eine solche Entscheidung haftbar gemacht
werden. Für die Vornahme der Prüfung kann die
Zahlung einer Zuschlags-Gebühr von nicht mehr als
1 £ vorgeschrieben werden, welche Gebühr bei Er-
theilung des Patentes ausser den bisherigen Gebühren
von 4 £ bei der Einreichung einer kompleten Be-
schreibung zu zahlen ist.
Ein Patent, welches in Grofsbritannien nach vor-
hergegangener Vorprüfung auf Neuheit, wie vorstehend
erörtert, zur Ertheilung gelangt ist, soll nicht allein
auf Grund einer Veröffentlichung in einem britischen
Patent, welches mehr als 50 Jahre früher angemeldet
war, als Yorweggenommen angesehen werden.
Die Bestimmungen der §§ 1 und 2, welche sich
auf die Prüfung von neu eingereichten Patent-
beschreibungen mit Bezug auf frühere britische Patent-
anmeldungen und die Wirkung dieser Prüfung auf die
hiernach ertheilten Patente mit Bezug auf die britischen
Patentschriften von nicht weniger als 50 Jahre beziehen,
sind nicht sofort mit Erlafs des Gesetzes in Kraft ge-
treten, sondern sollen erst später auf Grund einer
Verordnung des Board of Trade, welche der Bestätigung
durch das Parlament bedarf, Gültigkeit erlangen. Es
wird in Fachkreisen angenommen, dats bis zum Erlafs
dieser Verordnung noch mindestens ein bis zwei Jahre
vergehen werden, bis das Patentamt die nothwendigen
Vorschriften für die Prüfung ausgearbeitet hat und die
erforderliche Zahl geeigneter Prüfungsbeamten ge-
wonnen ist.
Durch den § 3 des Patentgesetzes vom 18. Decem-
ber 1902 wird der § 22 des Patentgesetzes vom Jahre
1883, wodurch der Board of ‘Frade ermächtigt war,
unter bestimmten Bedingungen Zwangslicenzen zu er-
theilen, aufgehoben und durch nachstehende Bestim-
mungen ersetzt. Irgend eine interessirte Person kann
beim Board of Trade die Ertheilung einer Zwangs-
licenz oder auch die Zurücknahme eines Patentes
beantragen, wenn dargethan wird, dafs dem billigen
Bedirfnifs des Publikums mit Bezug auf eine patentirte
Erfindung nicht entsprochen ist. Der Board of Trade
hat einen solchen Antrag zu berathen und kann, wenn
die Parteien nicht zu einer Einigung kommen, die
Sache entweder, wenn er der Ansicht ist, dafs die
Sache ohne Weiteres klargelegt ist, dem Judicial Comittee
des PrivyCouncil berichten oder wenn der Board of Trade
nicht dieser Ansicht ist, kann er den Antrag zurück-
weisen. Der Privy Council entscheidet über den Antrag
und kann verordnen, dafs der Patentinhaber gehalten
wird, Licenzen unter solchen Bedingungen zu gewähren,
welche das Judicial Committee des Privy Council für richtig
befindet oder wenn diese Behörde der Meinung ist,
dafs das billige Bedürfnifs des Publikums durch die
Gewährung von Licenzen nicht befriedigt wird, kann
auf Anordnung des Privy Council das Patent zurück-
genommen werden. Die Zurücknahme kann jedoch
nicht vor Ablauf von 3 Jahren vom Datum des Patents
an gerechnet und auch dann nicht angeordnet werden,
wenn der Patentinhaber ausreichende Gründe für seine
Unthätigkeit beibringt. Diese letzte Bestimmung ist völlig
im Einklang mit dem Artikel 2 der Brüsseler Zusatz-
akte vom 14. December 1900, durch welche die inter-
nationale Uebereinkunft vom 20. März 1883 abgeändert
wird.
Bei der Verhandlung über einen Antrag auf Ge-
währung einer Zwangslicenz oder auf Zurücknahme
des Patentes soll aufser dem Patentinhaber irgend eine
Person, welche ein Interesse an einer ausschliefslichen
Licenz oder ein anderweitiges Interesse hat, als Partei
und ebenso soll der Law Officer oder ein Vertreter
berechtigt sein zu erscheinen und gehört zn werden.
Wenn dem Judicial Committee dargethan wird, dafs das
Patent ausgeführt wird oder dafs der Gegenstand des
Patentes ganz oder hauptsächlich im Auslande hergestellt
wird, so soll der Antragsteller, sofern der Patentinhaber
dem billigen Bedürfnifs des Publikums nicht ent-
sprochen hat, berechtigt sein, eine Zwangslicenz zu
verlangen oder unter den obigen Bedingungen die An-
ordnung der Zurücknahme des Patentes herbeizuführen.
54 [No. 615.)
Es wird angenommen, dafs dem angemessenen Bedürfnifs
des Publikums nicht entsprochen ist, wenn durch Ver-
schulden des Patentinhabers bei Ausübung oder Her-
stellung des patentirten Gegenstandes in Grofsbritannien
in einem entsprechenden Umfange oder bei Gewährung
von Licenzen unter angemessenen Bedingungen
a) eine bestehende Industrie oder die Gründung
einer neuen Industrie ungebührlich zurückgehalten
wird, oder
b) der Nachfrage nach dem patentirten Gegenstand
nicht angemessen entsprochen wird.
Eine Anordnung des Council auf Gewährung einer
Zwangslicenz, soll ohne Ausschliefsung einer anderen
Zwangsmafsregel die Wirkung haben, als hätten die
Parteien unter einander einen Licenzvertrag ab-
geschlossen. Seine Majestät kann im Council Aus-
führungsverordnungen für die Verhandlungen vor dem
Judicial Committee erlassen und sollen diese Verord-
nungen sich nach dem bestehenden Verfahren in Patent-
sachen richten.
Eine Anordnung (Entscheidung) im Council oder
Judicial Committee bezüglich dieses neuen Gesetzes
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
IL. Februar 1903.)
kann durch den High Court so zur Ausführung gebracht
werden, als wenn es sich um eine Entscheidung des
High Court handelte.
Die Kosten des Verfahrens bestimmt das Judicial
Committee, aber bei Zuerkennung von Kosten für
Bewilligung einer Licenz kann das Judicial Committee
vor oder nach dem Antrage erfolgte Licenzantrage,
als auch Licenzanerbietungen berücksichtigen. Für
Entscheidungen nach dem neuen Gesetz sollen drei
Mitglieder des Judicial Committee eine Kammer bilden.
Die obigen Bestimmungen bezüglich Zwangslicenzen
oder Zurücknahme von Patenten beziehen sich auf
alle Patente, welche vor oder nach Erlafs dieses Ge-
setzes vom 18. Dezember 1902 ertheilt sind.
Die Bestimmungen des § 3, betreffend Zwangs-
Licenzen und Zurücknahme von Patenten, sind bereits
mit Erlafs des Gesetzcs in Kraft getreten, ebenso wie
der § 4, welcher sich auf die Thätigkeit des Comptrollers
und dessen Stellvertretung durch andere Beamte des
Board of Trade bezieht, sowie schliefslich der § 5,
betreffend die Bezeichnung des neuen Gesetzes als
Patents Act 1902 und dessen Beziehungen zu den
Patents, Designs and Trade Marks Acts 1883 to 1901.
Selbstladender Eimer-, Druck- und Saugbagger.
(Mit 2 Abbildungen.)
In Folge des fortwährend zunehmenden Schiffahrt-
verkehrs sind alle gröfseren Häfen gezwungen, ihre
Einrichtungen mit den erhöhten Anforderungen in
Uebereinstimmung zu bringen. Damit hängt auch die
Nothwendigkeit zusammen, kräftigere und in den Leis-
tungen vielseitigere Bagger in Betrieb zu setzen. Der
seine Formen und Abmessungen (Länge 58 m, Breite
ll m, Tiefe 5 m) macht der Bagger (siehe die Abb. 1 u. 2)
den Eindruck eines Schiffes, während seine Leistungen
sehr vielseitig sind. Er kann als Eimerbagger längsseits
liegende Prähme beladen, den durch die Eimer herauf-
gebrachten Boden in eigenen Laderaum stürzen, als
Abb. 2.
Mitbewerb hat ferner dazu beigetragen, durch neue Er-
findungen und Verbesserungen den Nutzeffekt der Bagger
gegen früher wesentlich zu erhöhen.
Als Beispiel für ein Bagger neuester Bauart kann
nach „de ingenieur“ No. 48, 1901 der „Alexander
Bötticher“ angeführt werden, der für Rechnung der
Russischen Regierung auf der bekannten Schiffswerft
Conrad in Holland erbaut, für den Hafen von Riga be-
stimmt und vor kurzem in Betrieb genommen ist. Durch
Zweischraubenschiff die Ladung nach See bringen und
durch die Bodenklappen des Laderaumes in See löschen,
den durch die Eimer gebaggerten Boden durch eine
besondere Einrichtung einer Pumpe zuführen und, mit
Wasser vermischt, mittels einer Rohrleitung auf Land
drücken. Die Pumpe kann ferner dazu geeignete Boden-
arten mittels Saugrohr unmittelbar aufsaugen und in
den Laderaum oder durch die genannte Rohrleitung
auf das Land drücken. Der Laderaum fafst 400 cbm,
(1. Februar 1903.)
zu dessen Füllung mit Eimer oder Pumpe im Mittel
nur 40 Minuten erforderlich sind. Die Pumpe drückt
die Baggermasse bei horizontaler Leitung bis zu 500 m
Entfernung und 8 m Höhe.
Die Mannschaft besteht aus 1 Kapitain, 2 Maschi-
nisten, 2 Heizern und 5 Matrosen. Es sind Räume für
doppelte Mannschaft vorhanden, um Tag und Nacht
arbeiten zu können.
Die beiden Hauptmaschinen an Steuerbord bezw.
Backbord sind unabhängig voneinander, jede kann an die
eigene Schraubenwelle oder an die Uebersetznngen der
Baggereinrichtung gekuppelt werden; aufserdem treibt die
Backbordmaschine die Pumpe. Jede Maschine hat
300 ind. PS. und ist als Dreizylinder-Verbundmaschine
mit Oberflächen-Condensation konstruirt. Für das Zir-
kulationswasser sind besondere Pumpen vorhanden.
An Hülfsmaschinen führt der Bagger 2 schwere dreifache
Ankerspills vorne und hinten für die Bug- und Seiten-
ketten, je eine Dampfwinde für die Eimerleiter und das
Saugrohr, 2 Damptwinden für die Schüttrinnen, ein
Dampfsteuer und ein Dynamo, aufserdem die erforder-
lichen Speise- und Lenzpumpen. Der Dampf der Hülfs-
maschinen wird in einen besonderen Condensor geleitet.
Alle Räume haben Dampfheizung und elektrisches Licht.
Ein Scheinwerfer auf dem Bock dient zur Beleuchtung
der schwimmenden Rohrleitung. 2 Schiffskessel und
l Hülfskessel liefern den erforderlichen Dampf mit 10 Atm.
Druck und werden mit Kohlen anstatt mit dem in Rufs-
land viel gebräuchlichen Masut geheizt.
Während die älteren Bagger nur auf das Beladen
längsseits liegender Prähme eingerichtet sind, finden
wir bei dem in Rede stehenden neuesten Bagger 3 ver-
schiedene Methoden zum Löschen und 2 verschiedene
Methoden zum Heraufbringen des Baggerbodens ver-
einigt, nämlich die Eimerleiter und die Puwpe, von
denen erstere als die älteste Methode auf Strömen und
in Häfen die meiste Verwendung findet. Anders ge-
staltet sich aber das Baggern in Strommiindungen bezw.
in See selbst. Erlaubt der Zustand der See es nicht,
dafs sich Prähme längsseits legen, so kann ein so grofses
Fahrzeug wie der „Alexander Bötticher“ durch Selbst-
ladung und Löschen in Sce noch in Betrieb bleiben.
Unter solchen Umständen kommt der selbstladende
Bagger am meisten zur Geltung wie auch bei Baggern
von festem Boden, wenn wie bei Dünung in See das
Längsseitsliegen von Prähmen in Folge der heftigen
Stöfse des Baggers gefährlich werden kann.
Durch das Aufnehmen und Wiedereinbringen der
Ankerketten erleidet der selbstladende Eimerbagger
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 615.] 55
jedesmal Zeitverlust. Da die Entfernung bis zum Lösch-
platz aufserdem auf die tägliche Leistung von Einflufs
ist, so ist eine ansehnliche Geschwindigkeit des Baggers
wiinschenswerth. Die Maschinen sind deshalb be-
deutend stärker als wie für das Baggern allein nöthig
sein würde.
Eine wirklich grofse Ersparung an Löschkosten
giebt die 3. Methode mittels der Pumpe. Wo der
Transport nicht zu weit ist, die schwimmende Rohr-
leitung die Schiffahrt nicht stört und durch zu hohe
Dünung nicht Beschädigungen erleidet, ist diese Lösch-
methode die vortheilhafteste und sauberste. Der ge-
baggerte Boden wird unmittelbar der Pumpe zugeführt
und kommt erst am Ende der Rohrleitung wieder zu
Tage. Dieser Betrieb könnte ein idealer genannt
werden, wenn die regelmäfsige Thätigkeit der Pumpe
nicht durch Beimengungen des Bodens gestört würde.
Es ist daher alle Fürsorge getroffen, um in dem Bagger-
boden mitgeführte Gegenstände auszuscheiden und
zurückzuhalten und kleihaltigen Boden möglichst zu
zerkleinern, bevor er die Pumpe erreicht. Es sind zu
dem Zweck in der Schüttrinne unter den Eimern eine
Reihe messerförmiger und gewöhnlicher Roststäbe an-
gebracht, um den Boden mit Hilfe eines kräftigen
Wasserstrahles zu brechen.
In ihrer Funktion als Bagger ıst die Pumpe von
unschätzbarem Werth, sofern es sich um geeignete
Bodenarten handelt. Der Eimerbagger kann in allen
Bodenarten arbeiten, nicht aber die Pumpe. Die An-
wendung der letzteren bleibt auf unzusammenhängende
Bodenarten (Sand) beschränkt. Abgesehen davon kann
im Gegensatz zum Eimerbagger eine gut konstruirte
Pumpe die ganze verfügbare Maschinenkraft nutzbringend
verwerthen und dementsprechenden Nutzeffekt licfern,
also den Betrieb sehr vortheilhaft gestalten. Der
„Alexander Bötticher“ kann seinen eigenen Laderaum
mit der Pumpe in weniger als der halben Zeit füllen
als wie mit Eimern möglich ist. Als Sandsauger thätig,
sind nur höchstens 2 Anker auszusetzen bei geringerer
Länge der Ketten, sodafs der Bagger mehr Fahrten
täglich zurücklegen kann als wie als Eimerbagger
arbeitend. Wird der Boden aufgesogen und auf Land
gedrückt, so können unter günstigen Umständen stündlich
500—600 cbm bis auf 500 m Entfernung gedrückt werden,
wozu nur l Maschine und 1 Kessel in Betrieb zu nehmen
sind. Da die Pumpe sowohl als Bagger wie als
Transportmittel ausgezeichnete Ergebnisse liefern kann,
so ist das Bestreben erklärlich, für dieselbe möglichst
viel Verwendung zu finden.
Der Fulsklammer-Stofs.
Neue Schienen-Stossverbindung des Hoerder Bergwerks- und Hütten-Vereins
zu Hoerde i. W.
(Mit Abbildung.)
Die Frage der Schienen-Stofsverbindungen ist bei
der heutigen Entwickelung des Strafsenbahn-Wesens
eine sehr wichtige; im letzten Jahrzehnt sind viele neue
Schienen-Stofsverbindungen konstruirt worden, die alle
mehr oder weniger mit Fehlern behaftet und defshalb
zumeist ais unbrauchbar verworfen wurden. Es ist cine
längst bewiesene Thatsache, dafs viele der gewöhn-
lichen Laschen-Verbindungen zu schwach sind, um auf die
Dauer bei starkem Betriebe eine feste, unbewegliche
Verbindung der beiden Schienen-Enden mit einander
zu gewährleistsn, da durch die beim Befahren der
Schienen an der Verbindungsstelle entstehenden Stöfse
eine verhältnifsmäfsig schnelle Abnutzung der kleinen
Anlageflächen erfolgt, Es können wohl nur diejenigen
Konstructionen als richtig bezeichnet werden, die bei
der Stofsverbindung sämmtliche Flächen ausnutzen,
welche infolge ihrer Lage zur Aufnahme des beim
Befahren der Gleise entstehenden verticalen Druckes
geeignet sind.
Unter Vermeidung der bei den vorhandenen Kon-
structionen bestehenden Mängel hat der Hoerder Berg-
werks- und Hütten-Verein die umstehend dargestellte
neue Schienen-Stofsverbindung „Fufsklammer-Stofs“ ent-
worfen und schon mehrfach ausgeführt. Auch unter
den vom genannten Verein auf der Düsseldorfer Aus-
stellung 1902 vorgeführten Gegenständen war diese
neue Schienen-Stofsverbindung vertreten.
Wie die Abbildung zeigt, sind die beiden Schienen-
Enden o zunächst in bisher üblicher Weise durch Steg-
laschen A und Schrauben f verbunden. Dann sind noch
seitlich die innen conisch ausgebildeten Klammerstiicke c
angeordnet, welche den Schienenfufs und gleichzeitig
eine unter demselben liegende Platte dumspannen. Diese
Klammerstücke sind durch kräftige, horizontal unter dem
Schienenfufs angebrachte Schrauben e fest angezogen.
Der Fufsklammer-Stofs bietet folgende Vortheile:
l. Er läfst sich bei jedem in Betrieb befindlichen
Gleise bequem anbringen. Irgend eine Bearbeitung
der Schienen-Enden ist nicht erforderlich.
2. Die Laschen und Klammerstücke haben nur je
zwei Anlageflächen, sodafs ein Nichtanliegen irgend
einer Fläche ausgeschlossen ist.
56 (No, 615.)
3. Die Fufsklammern werden in ihrer mittleren Achse
durch die ganze Kraft der unter dem Schienenfufs
angebrachten horizontalen Schrauben festgezogen,
wobei der Schienenfufs so fest eingeklemmt wird,
wie dieses bei keiner anderen Schienen-Stofs-
verbindung möglich ist.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Februar 1903.]
eingeschlossen wird, also eine feste Lage bekommt
und erheblich dazu beiträgt, den Schienenstofs
möglichst unbeweglich zu machen.
Die den Schienenfufs umspannenden Klammer-
stücke werden mit dem ganzen central wirkenden
Druck der unter dem Schienenfufs horizontal an-
4. Das Widerstands-Moment der Schienen-Stofs-
verbindung auf der Stofsstelle ist gröfser als das-
jenige der vollen Schiene.
5. Die Stofsverbindung ist nicht nur gegen verticalen
Druck, sondern auch gegen seitlichen Druck sehr
widerstandsfähig.
6. Aufserhalb der horizontalen Fufsschrauben, um-
rahmt von diesen und den über die Fufsplatte
hinausragenden Enden der Fufsklammern, entstehen
Kammern oder Hohlräume, welche für die Unter-
stopfung des Stofses von grofsem Werth sind,
da das Stopfungs-Material von diesen Kammern
gebrachten Schrauben angezogen, während bei so-
genannten Fufslaschen die beiden den Schienenfufs
umspannenden Schenkel nur einen Theil des nicht
central wirkenden Druckes der Laschenschrauben auf-
nehmen.
Ein weiterer grofser Vortheil des Fufsklammer-
Stofses gegenüber der Stofsverbindung mit Fufslaschen
liegt darin, dafs sich die Klammern wegen ihrer Kürze
dem Schienenfufs auch in Kurven vollständig an-
schmiegen, was bei den starren, langen Schenkeln der
Fufslaschen beim Anziehen der Schrauben nicht der
Fall ist.
Den Theilnehmern an dem IX. internationalen
Schiffahrts-Kongrefs, der im vorigen Jahre vom 29. Juni
bis 4 Juli in Düsseldorf tagte, wurde als zweiter Theil
des , Kongrefsfthrers“ eine im Auftrage des preufsischen
Ministers der öffentlichen Arbeiten bearbeitete Schrift
übergeben, in welcher die bauliche und die Verkehrs-
Entwicklung der preufsischen Wasserstrafsen geschildert
wird. Diese Druckseiten in Achtelform haltende
und reich mit Karten, sowie Bildern von Städten, Bau-
werken, Schiffen und Landschaften ausgestattete Schrift
hat aber nicht nur Werth für die Theilnehmer am
Schiffahrts-Kongrefs, ihr Inhalt ist vielmehr bei der
Wichtigkeit des behandelten Gegenstandes für das ge-
sammte wirthschaftliche Leben auch von allgemeinem
. Interesse.
Das auf Grund amtlicher Unterlagen durch Baurath
Roloff und Wasserbauinspektor Bergius bearbeitete
Werk zerfällt in 4 Abschnitte. Im ersten Abschnitte
wird ein kurzer Ueberblick über die Entwicklung der
preufsischen Wasserstrafsen bis zur Mitte der siebziger
Jahre des 19. Jahrhunderts gegeben, der zweite behandelt
die wichtigsten preufsischen Wasserstrafsen in der Zeit
von der Mitte der siebziger Jahre bis zum Ende des
19. Jahrhunderts. Im dritten Abschnitt wird der gegen-
wartige Stand der preufsischen Wasserstrafsen und ihres
Verkehrs und im vierten die geplanten weiteren Er-
gänzungen des Wasserstrafsennetzes dargestellt.
Aus dem reichen Inhalte mögen die nachstehenden
Angaben über den Verkehr hier wiedergegeben werden.
Der vermehrten Leistungsfähigkeit der Wasser-
stralsen, welche durch die in den letzten Jahrzehnten
für sie verwendeten Mittel herbeigeführt wurde, hat die
eingetretene Steigerung der thatsächlichen Leistung ent-
sprochen. Die Entwicklung, welche die deutsche Binnen-
schiffahrt seit etwa 20 Jahren genommen hat, zeigt einen
Aufschwung, wie er selbst von deren eifrigsten Freunden
nicht erwartet werden konnte. Das Ergebnifs der hier-
über von dem Geheimen Baurath Sympfer angestellten
statistischen Untersuchungen ist in der nachstehenden
Uebersicht zusammengestellt.
Ein Vergleich beider Zusammenstellungen ergiebt
Folgendes:
1. Die Transportleistung der Wasserstrafsen hat
sich in 25 Jahren von 2 900 000 000 auf 11 500 000 000tkm,
also um 297 pCt. erhöht, ohne dafs die Länge der wirklich
befahrenen Wasserstrafsen wesentlich zugenommen hätte.
Dagegen stieg bei den Eisenbahnen, deren Länge von
26 500 im Jahre 1875 auf 49600 km im Jahre 1900, also
um 87 pCt. zunahm, die Güterbewegung in demselben
- Zeitraum nur von 10900 auf 36900 Millionen tkm oder
um 239 pCt.
2. Von dem Gesammtgüterverkehr Deutschlands,
der im Jahre 1875 13800 Millionen und in 1900 48 400
Millionen tkm betrug, entfielen auf die Eisenbahnen
1875 und 1900 76 vom Hundert, auf die Wasserstrafsen
im ersteren Jahre 21, im letzteren 24 vom Hundert.
3. Der kilometrische Verkehr, der zutreffendste
Werthmesser eines Transportweges, betrug im Jahre 1875
bei den Wasserstrafsen 290000, bei den Eisenbahnen
410 000 t, war also bei den ersteren wesentlich geringer.
Bereits im Jahre 1885 übertraf dagegen der Wasser-
strafsenverkehr denjenigen der Eisenbahnen. Während
sich der kilometrische Verkehr der Wasserstrafsen zu
dem der Eisenbahnen im Jahre 1875 wie 3:4 verhielt,
hat diese Beziehung im Jahre 1900 den Werth 8:5 an-
genommen.
Für die richtige Werthschätzung beider Verkehrs-
wege ist dabei zu beachten, dafs einerseits ein grofser
Theil der neu hinzugekommenen Eisenbahnen als Neben-
bahnen nur einen verhältnifsmäfsig geringen Verkehr
hat, wodurch der Durchschnittssatz des Eisenbahnumlaufs
herabgedrückt wird, andererseits aber auch bei den
Wasserstrafsen die thatsächliche Einheitsleistung grofse
Verschiedenheiten aufweist, indem bei vielen derselben,
welche kaum noch als neuzeitliche Verkehrswege an-
zusehen sind, die ohnehin geringen Verkehrsmengen
nur mäfsig gestiegen sind oder auch wohl gar ab-
genommen haben. Wie die Hauptbahnen zeigen auch
die wirklich leistungsfähigen Wasserstrafsen einen er-
heblich gröfseren Verkehrsaufschwung als der Durch-
(1. Februar 1903.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [No. 615.] 97
Güterverkehr auf den deutschen Binnenwasserstrafsen.
(Ausschliefslich der auch von Seeschiffen befahrenen Flufsmündungen.)
Länge der | Zunahme
li Güter Geleistete Zunahme Kilo- Zunahme | Mittlere
wirklich gegen Netto-T gegen | metrischer | gegen | Trans-
benutzten ý etto- Tonnen- E
Jahr | Schiffahrts-] 1875 j ey 1875 Verkehr 1875 |port-Ent-
5 l ; eter
Er be angekommen | abgegangen in (Umlauf) S ferne,
km Prozenten. t | t tkm Prozenten. t Prozenten. km
1875 10 000* = 11 000 000** 9 800 000 | 2 900 000 000 — 290 000 — 280
1885 10 000* — 14 500 000** ' 13100000 | 4800000 000 66 480 000 66 350
1895 10 000* — 25 800 000 ** 20 900 000 | 7500 000 000 159 7150 000 159 320
1900 10 000* —- 40 800 000 ** 32 200 000 |11 500 000 000| 297 1 150 000 297 315
Demgegenüber zeigt die Entwicklung des Eisenbahn-Güterverkehrs das folgende Bild.
Güterverkehr auf den deutschen Eisenbahnen. zz
os pr _— Fr — f — = = | SET GER gees FR Oe
Ee Zunahme EE TE Geleistete Zunahme Kilo Zunahme | Mittlere
für Güter- gegen Netto-Tonnen- gegen metrischer gegen Trans-
Jahr verkehr im 1875 : 1875 Verkehr 1875 |port-Ent-
Pheer: in angekommen abgegangen Kilometer A (Umlauf) X "EN
Dii Prozenten. t t tkm Prozenten. t Prozenten. km
1875 26 500 — 83500000 ` 83500000 | 10 900 000 000 — 410 000 — 125
1885 37 000 40 100000000 — 100000 000 | 16 600 000 000 ES 450 000 10 166
1895 44 800 69 164 000 000 167 000 000 | 26 500 000 000 143 590 000 44 160
1900 49 600 87 242 000 000 245 000 000 | 36 900 000 000 | 239 740 000 80 | 162
schnitt, ja fast die ganze seit 1875 zu verzeichnende
Verkehrsvermehrung entfällt auf die grofsen Hauptströme
Rhein, Elbe, Oder, Weser, Weichsel, Memel und Donau,
sowie die neuen in grofsen Abmessungen angelegten
Kanäle. Die Verkehrsentwicklung der erwähnten Haupt-
stréme zeigt folgende Zusammenstellung:
Güterverkehr auf den deutschen Hauptströmen
Rhein, Elbe, Oder, Weser, Weichsel, Memel
und Donau im Ganzen.
Gesammtgüter- Kilometrischer
Jahr verkehr Verkehr
tkm t
1875 1 750 000 000 590 000
1885 3 500 000 000 1 200 000
1895 5 920 000 000 1 950 000
1900 9 350 000 000 3 125 000
Im Einzelnen hat sich während des in Rede
stehenden Zeitraums der Verkehr auf den preufsischen
Hauptströmen in nachstehender Weise entwickelt:
Wasserstrafse 1875
tkm
BE fe ok, e h 882 000 000 |
WEE a 8 Sea A 29 000 000
EI a Ware Ae SE % 435 000 000
Kee: 2 ve ` K a ae 2 154 000 000
Weichsel aii Soe be 157 000 000
MOET A. 2 sae vn Jä Gh 82 000 000
PIONS 5. A, ër ee 24 000 000
Die oben für sämmtliche deutsche Wasserstrafsen
berechnete durchschnittliche Verkehrszunahme von
297 v. Hundert wird demnach beim Rhein, der Weser,
Elbe und Oder ganz erheblich übertroffen. Bei der
Oder beträgt die Steigerung beinahe das Doppelte der
durchschnittlichen Zunahme.
Der Steigerung des Güterverkehrs entspricht dıe
Zunahme der im Dienste der Binnenschiffahrt stehenden
Gesammtgüterverkehr
Flotte. Im Jahre 1877 wiesen die deutschen Flufs-,
Kanal-, Haff- und Küstenschiffe einen Bestand von
570 Dampfschiffen mit 31000 t Tragfähigkeit und
17083 Segel- und Schleppfahrzeuge mit 1350000 t
Tragfähigkeit auf. Am 31. Dezember 1897 hatte sich
dieser Bestand erhöht auf 1953 Dampfer mit 104000 t
Tragfähigkeit und 20611 Segel- und Schleppschiffe mit
3270000 t Tragfähigkeit. Die Zahl und Tragfähigkeit
der Dampfschiffe hat sich also in der angegebenen Zeit
| verdreifacht, während die Zahl der eigentlichen Last-
fahrzeuge um 21 v. Hundert, ihre Tragfähigkeit um
| 142 v. Hundert zugenommen hat. Zum Vergleiche sei
bemerkt, dafs die am 1. Januar 1898 im Ganzen vor-
handenen 3693 deutschen Seeschiffe einen Raumgehalt
von 1 600 000 Netto-Registertonnen hatten. Nimmt man
eine Registertonne bei mittelschwerem Gut zu 1,5 Ge-
) ———
*) Die genaue Länge der deutschen Schiflahrtsstrafsen, ein-
| schliefslich der Flufsmündungen, Haffstrecken und Moorkanäle, betrug
nach Kurs: im Jahre 1875 12319 km, im Jahre 1885 12 434 km,
im Jahre 1891 12516 km. Die als eigentliche Binnenschiffahrts-
wege anzusehenden Wasserstrafsen haben dagegen seit 1875 die
ungefähr gleich bleibende Länge von 10 000 km. Der geringe statt-
gehabte Längenzuwachs wird dadurch ungefähr ausgeglichen, dafs
Güterverkehr auf den deutschen Hauptströmen im Einzelnen.
acne techies Verkehr
1900 Giele ein | 1900
in pCt.
tkm t | t
5 292 000 000 500 1 560 000 | 9 285 000
128 000 000 341 80 000 350 000
2 605 000 000 499 720 000 | 4 195 000
1 042 000 000 571 240000 1603000
159 000 000 Í 640 000 666 000
88 000 000 7 450 000 | 546 000
34 000 000 42 60 000 89 000
allmälig die unbedeutenderen Flüsse und Kanäle von der Schiffahrt
verlassen werden.
**) Der Unterschied in Ankunft und Abgang rührt daher, dafs
über die Grenzen des deutschen Reiches mehr Güter eingeführt als
ausgeführt wurden.
***) Nach der im Reichseisenbahnamt, bearbeiteten Statistik der
im Betrieb befindlichen Eisenbahnen Deutschlands und den Be-
rechnungen von C. Thamer im »Archiv f. Eisenbahnwesen« 1898,
S. 906 und 1901. S. 1009.
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58 (No, 615.)
wichtstonnen an, so betrug die Tragfähigkeit der
deutschen Seehandelsflotte rund 2 400 000 t, wurde also
von der Gesammtzahl der Binnenschifte erheblich über-
troffen.
Das Gesammtergebnifs der in der Schrift nieder-
gelegten, im Vorstehenden auszugsweise wieder-
gegebenen Ausführungen ist ein erfreuliches. Die
deutsche Binnenschiffahrt, die vor 40 Jahren ein
kümmerliches, wenig beachtetes Dasein führte und dem
siegreichen Vordringen der Eisenbahnen gegenüber
verurtheilt schien, das Schicksal des Jahrhunderte lang
blühenden Frachtfuhrwesens zu theilen und gleich diesem
aus der Reihe der neuzeitlichen Verkehrsmittel aus-
zuscheiden, nimmt heute eine hervorragende Stelle im
wirthschaftlichen Leben ein. Die Verbesserung der
Wasserwege und die Vervollkommnung des Betriebes
haben die Binnenschiffahrt in den Stand gesetzt, in
erfolgreichen Wettbewerb mit den Eisenbahnen zu
treten. An Stelle der früheren Ungewifsheit und Lang-
samkeitder Beförderungsind Zuverlässigkeit, Regelmälsig-
keit und eine Schnelligkeit getreten, welche die Licfer-
fristen auf einzelnen Wasserstralsen und für gewisse
Verkehrsarten denjenigen der Eisenbahnen ziemlich
gleich kommen läfst. Indem daneben jedoch die Fracht-
kosten erheblich niedriger sind, ist ein grofser Theil
der Massengüter auf die Wasserstrafsen übergegangen.
Dafs diese Umwandlung gerade zu einer Zeit eingetreten
ist, in der das Eisenbahnnetz in seinen Linien überall
ausgebaut war, widerlegt unzweideutig das oft gehörte
Schlagwort, welches die Wasserstrafsen als „veraltete
Einrichtung“ bezeichnen will. Nicht übersehen werden
darf selbstverständlich, dafs die Entwicklung des
Verkehrs auf den Wasserstrafsen — und in gleicher
Weise auf den Eisenbahnen — nicht möglich gewesen
wäre ohne den gewaltigen Aufschwung, der auf allen
Gebieten des gewerblichen Lebens nach Gründung des
deutschen Reiches eingetreten ist. Andererseits ist auch
dieser Aufschwung durch die Vervollkommnung der Ver-
kehrsmittel wesentlich gefördert worden.
Der letzte Abschnitt der Schrift mit der Ueberschrift
„geplante weitere Ergänzungen des Wasserstralsen-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
_— —
t
i
(1. Februar 1903.]
netzes“ handelt hauptsächlich von dem als „wasserwirth-
schaftliche Vorlage“ bezeichneten Gesetzentwurf, der
dem preufsischen Landtage am 10. Januar 1901 vor-
gelegt wurde. In diesem Gesetzentwurf wurde die Be-
willigung von zusammen 389010 700 M. gefordert zum
Zwecke der Herstellung und Verbesserung von Wasser-
strafsen. Der wichtigste Theil des Gesammtplanes für
die danach beabsichtigten Ausführungen bestand in der.
Herstellung des seit Jahrzehnten entbehrten und er-
strebten Zwischengliedes zwischen den jetzt getrennten
Stromgebieten des Rheins, der Ems, der Weser und
der seit mehr als 130 Jahren unter sich verbundenen
Gesammtheit der ostdeutschen Stromgebiete durch den
Rhein — Weser — Elbe-Kanal*). Dieser neue vom Rhein
zur Weichsel reichende Wasserweg, der sämmtliche
grofsen Ströme kreuzt, würde im Zusammenhang mit
dem in dem Gesetzentwurf weiter vorgesehenen Berlin—
Stettiner Grofsschiffahrtswege und der gleichzeitig den
Anforderungen der neuzeitlichen Grolfsschiffahrt ent-
sprechend auszubauenden Oder— Weichsel- Wasserstrafse
das Rückgrat des mit seinen Verzweigungen das ge-
sammte preufsische Staatsgebiet umfassenden Wasser-
stralsennetzes bilden.
Die „wasserwirthschaftliche Vorlage“ ist, wie be-
kannt, bis jetzt nicht zur Verabschiedung gelangt. In
der amtlichen Schrift wird dies mit Recht beklagt und
zum Schlusse gesagt; „Da die Staatsregierung indessen,
überzeugt von der Wichtigkeit und Bedeutung der von
ihr vorgeschlagenen Pläne für das Gesammtwohl des
Landes, diese unentwegt weiter verfolgt, so steht zu
hoffen und zu wünschen, dafs eine erneute Gesetzvor-
lage und zwar je eher je besser, die Zustimmung der
Volksvertretung findet. Die Ausführung des darin ent-
haltenen Gesammtplans würde ein Kulturwerk von
hervorragendster Bedeutung schaffen.“
Im Interesse des deutschen Erwerbslebens ist zu
hoffen, dafs der im Vorstehenden ausgesprochene Wunsch
recht bald in Erfüllung gehe.
*) Vgl. den Aufsatz: „Der Rhein— Elbe-Kanal“ in Annalen vom
l. Juli 1899 (Bd. 45, No. 529), S. 6 fl.
Verschiedenes.
Technische Hochschule zu Berlin. Das neueste Personal-
Verzeichnifs, abgeschlossen am 14. Dezember 1902 enthält in der
üblichen Weise alle wesentlichen Mittheilungen über Lehrkörper
über die
einzelnen Abtheilungen und ferner ein Verzeichnifs der sämmtlichen
und Beamte, und zwar über den Rektor und Senat,
Studirenden, Hospitanten und sonstigen Hörer. Es folgen sodann
statistische Uebersichten der Studirenden u. s. w. in Theil III für
das Sommerhalbjahr 1902 und in Theil IV nach vorläufiger Fest-
stellung für das Winterhalbjahr 1902/03.
auf die Abtheilung für Architektur 477, für Bauingenicurwesen 647,
Nach letzeren entfallen
für Maschinen-Ingenieurwesen 1589, für Schiff- und Schiffsmaschinen-
bau 347, für Chemie und Hüttenkunde 330, sowie für allgemeine
Wissenschaften 6, zusammen . 3396
Aufserdem sind eingeschrieben:
a) Hospitanten im Fachgebiet der Abtheilung für Archi-
tektur 262, für Bauingenieurwesen 42, für Maschinen-
Ingenieurwesen 231, für Schiff- und Schiffsmaschinen-
bau 35, für Chemie und Hüttenkunde 31, zusammen
b) andere Personen, welche zur Annahme von Unterricht
601
berechtigt, bezw. zugelassen sind, insgesammt . 381
Gesammtzahl der Hörer, welche für das Winterhalb-
jahr 1902/03 Vorlesungen angenommen haben 4378
-—-n,
Der Bau von elektrischen Eisenbahnen in Melbourne.
Wie die Nachr. f. H. u. I. nach Bulletin Commercial melden, ist
man in Melbourne der Frage der Einführung elektrischer Eisen-
bahnen näher getreten. Das Eisenbahndepartement, welches mit
der Einführung dieses Betriebes einverstanden ist, hat daher einen
seiner Ingenieure nach Amerika und Europa entsandt, um die dortigen
Finrichtungen kennen zu lernen. Auch weitere amtliche Kreise
|
|
stehen der Angelegenheit wohlwollend gegenüber. Zur Einführung
des elektrischen Betriebes würden sich vornehmlich die aufser-
ordentlich verkehrsreichen Strecken zwischen Melbourne und seinen
Vorstädten eignen, auf denen die Züge in Zwischenräumen von
10 bis 15 Minuten verkehren; insbesondere soll man die Strecke
Melbourne —St. Kilda im Auge haben.
Von
erbietungen für die Umwandlung
mehreren ausländischen Technikern sind bereits An-
des Dampfbetriebes in einen
elektrischen gemacht worden. Was die Kosten anbetrifft, so sind
dieselben für die Strecke Melbourne—St. Kilda auf etwa 100000 £
veranschlagt worden.
Uebereinkommen des Deutschen Reiches mit Italien und
mit der Schweiz betreffend den gegenseitigen Patent-, Muster-
und Markenschutz, sowie Anschlufs des Deutschen Reiches
an die Internationale Union. Dem Reichstage ist in der Sitzung
am 29. Januar d. Js. zur verfassungsmäfsigen Beschlufsfassung vor-
gelegt worden: ein am 4. Juni 1902 in Rom zwischen dem Reiche
und Italien geschlossenes Abkommen zur Abänderung des Ueber-
einkommens vom 18. Januar 1892, betreffend den gegenseitigen
Patent-, Muster- und Markenschutz, sowie ein am 26. Mai 1902 in
Bern zwischen dem Reiche und der Schweiz geschlossenes Ab-
kommen zur Abänderung des Uebereinkommens vom 13. April 1892,
betreffend den gegenseitigen Patent-, Muster- und Markenschutz.
Die Abänderungen der bisher gültigen Uebereinkommen mit
diesen Staaten beziehen sich im Wesentlichen auf Bestimmungen,
welche erforderlich sind, wenn das Deutsche Reich den vom Reichs-
tag bereits beschlossenen Beitritt zur internationalen Uebereinkunft
Hierüber
giebt eine von dem Herrn Reichskanzler dem Reichstage zugegangene
Denkschrift nachstehende Auskunft:
über den Schutz des gewerblichen Eigenthunis vollzicht.
(1. Februar 1903.]
Die gesetzgebenden Körperschaften haben zu dem in Aussicht
genommenen Beitritte des Reichs zu der internationalen Uebereinkunft
über den Schutz des gewerblichen Eigenthums vom 20. Marz 1883
in der Gestalt, welche die Ucbereinkunft durch die Brüsseler Zusatz-
akte vom 14. Dezember 1900°) erhalten hat, die Zustimmung erklärt.
Der Beitritt sollte, wie in der Vorlage (No. 342 der Reichstags-
Drucksachen) bemerkt war, nach Ratifikation der Brüsseler Zusatz-
akte durch alle Vertragsstaaten erfolgen. Inzwischen ist die Ratifi-
kation innerhalb der in der Zusatzakte vorgesehenen Frist bewirkt
worden. Allerdings haben nicht alle betheiligten Staaten ratifizirt.
Vielmehr ist die Ratifikation von Serbien, Brasilien und der Domini-
kanischen Republik aus äufseren Gründen verzögert, von Spanien
aus materiellen Gründen zunächst abgelehnt worden. Die übrigen
Verbandslander sind jedoch nach dem Schlufsvermerk in dein an-
14. Juni 1902 überein-
die Zusatzakte unter sich zu dem dafür in Aussicht
geschlossenen Ratifikations-Protokoll vom
gekommen,
genommenen Zeitpunkte, d. h. mit dem 14. September 1902 in Wirk-
samkeit zu setzen. Unter diesen Umständen liegt es in der Absicht,
auf Grund der von den gesetzgebenden Körperschaften ertheilten
Zustimmung demnächst den Anschlufs des Reichs an den Verband
derjenigen Staaten, welche ratifizirt haben, auszusprechen. Ist es
auch an sich nicht erwünscht, dafs einzelne Unionsstaaten der
patentrechtlichen Gemeinschaft, in welche Deutschland cintreten
will, einstweilen noch fernbleiben, so werden hierdurch doch die
Gründe, welche in unseren Beziehungen zu den übrigen Unionsstaaten
für den Anschlufs sprechen, ın keiner Weise abgeschwächt. Neuer-
liche Kundgebungen zeigen, dafs die deutsche Industrie sehr hohen
Werth darauf legt, unser Verhältnifs gerade zu einigen der gröfsten
Unionsstaaten, welche die Ratifikation bewirkt haben, auf der Grund-
lage der Union mit den in Brüssel beschlossenen Aenderungen
möglichst bald geregelt zu schen.
Mit dem Beitritte des Reichs wird, wie bereits in der Eingangs
erwähnten Vorlage hervorgehoben ist, die Umgestaltung der mit
Oesterreich-Ungarn, Italien, der Schweiz und Serbien bestehenden
Sonderverträge über den gegenseitigen Schutz des gewerblichen
Eigenthums nothwendig. Während eine Verständigung mit Oester-
reich -Ungarn und Serbien noch aussteht, sind die Verhandlungen
mit Italien und der Schweiz abgeschlossen worden und haben zu
den vorliegenden Abkommen geführt.
für
Nach neuerer Bestimmung ist die Bereitstellung
Für die Ziffer 4
der Prüfungsordnung ergiebt sich somit nachstehende Aenderung:
Preisausschreiben mit
Spiritusmotor’’).
der Fahrzeuge auf den 15. November d. J. verlegt.
eine Vorspannmaschine
» Wegen des Anfangstages und des Ortes der Versuche
erfolgt die Mittheilung spätestens am 15. Oktober 1903“.
Wettbewerbe ist
1. November 1903 unter Einsendung der ausgefüllten Anmeldelisten
Die Theilnahme am spätestens bis zum
zu erklären.
V. Internationaler Kongrefs für angewandte Chemie,
Berlin 1903.
Jahres hierselbst tagenden V. Internationalen Kongrefs für angewandte
Die Vorbereitungen für den in der Pfingstwoche dieses
Chemie, den ersten seiner Art auf deutschem Boden, schreiten in
ertreulicher Weise fort. Die Zahl der Mitglieder des Gesammt-
Ausschusses und des von demselben delegierten Organisations-
Comites ist auf etwa 150 angewachsen. Wir finden in dem
Gesammt-Ausschufs den Herrn Reichskanzler, sämmtliche Staats-
die
des Patentamtes
sekretäre der Reichsämter und einzelne Mitglieder derselben,
Präsidenten des Kaiserlichen Gesundheitsamtes,
sowie des Reichsversicherungsamtes, die Gesandten der deutschen
Bundesstaaten, fast alle preufsichen Ressortminister, Vertreter vieler
preufsischer Behörden und sämmtlicher deutschen Bundesstaaten.
Ferner Mitglieder der gesctzgebenden Körperschaften, städtischer
Etwa 60 der
hervorragendsten Vertreter der deutschen Wissenschaft und Industrie
Behörden und zahlreiche Vertreter der Grofsindustrie.
bereiten als Organisations-Comité den Kongrefs vor.
Die ausländischen Staaten, deren Regierungen auf diplomatischem
Wege von dem Kongrefs in Kenntnifs gesetzt und zur Entsendung
von Delegierten aufgefordert werden, haben eigene Organisations-
*) Anmerkung: Vergl. No. 574 der Annalen von 15. Mai 1901.
Die Redaktion.
**) Siehe Annalen No. 596.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 615.| 59
Comités gebildet,
Comité in steter Verbindung halten.
welche sich mit dem Berliner Organisations-
Es ist eine starke Betheiligung
an den Verhandlungen des Kongresses aus allen Ländern Europas
und sogar aus den überseeischen Ländern zu erwarten.
Die Arbeiten des Kongresses werden in 11 Sektionen erledigt
werden. Der Präsident des Kongresses, Herr Geheimer Regierungs-
rath Professor Dr. Otto N. Witt, hat in einer Sitzung mit den an
die Spitze der einzelnen Sektionen gestellten Herren die grundlegenden
Principien für die wissenschaftliche Gestaltung des Kongresses fest-
gestellt. Die Plenarsitzungen sowie die Sektionsberathungen werden
Nur die Sektion X „Elektro-
chemie und physikalische Chemie“ wird wegen der mit den Vor-
im Reichstagsgebäude stattfinden.
trägen verbundenen Experimente im Hörsaal des physikalischen
Institutes tagen.
Die Einladungen zum Kongrefs, welche alle für die Theil-
nehmer wissenswerthen Einzelheiten enthalten, sollen im Laufe des
Monats Januar in 40 — 50000 Exemplaren an die seit nahezu zwei
Jahren gesammelten Adressen in allen Ländern der Welt versandt
werden Mittheilungen und Anfragen, welche den Kongrefs betreffen,
sind an das Bureau desselben Charlottenburg, Marchstrafse 21,
zu richten.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Direktor im Patentamt unter Beilegung des
Charakters als Geh. Regicrungsrath das Mitglied des Patertamts,
Kaiserl. Regierungsrath Dr. Felix Damme;
zum Eisenbahn - Betriebsdirektor mit
IV. Klasse der bisherige Eisenbahn-Bau-
Müller in Luxemburg;
zum Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor bei der Verwaltung
dem Range der Räthe
und Betriebsinspektor
der Reichseisenbahnen in Elsats-Lothringen der württembergische
Regier.-Baumeister Renz;
techn. Hilfsarbeiter
Ingenieur Otto Sprenger.
Verliehen: der Charakter als Baurath mit dem persönlichen
Range eines Raths IV. Klasse dem Postbauinspektor Wildfang in
Essen a. d Ruhr und der Charakter als Regier.- und Baurath dem
zum bei dem Kaiserl. Patentamt der
Referenten bei dem Kaiserl. Gouvernement in Dar-es-Salam, Bau-
direktor Gurlitt.
Uebertragen: dic Stelle des Vorstehers des betricbstechnischen
Bureaus bei der Verwaltung der Reichseisenbahnen in Elsafs-Lothringen
in Strafsburg dem Eisenbahn-Betriebsdirektor Müller.
Kommandirt: zurBaubeaufsichtigung bei der Firma F.Schichau
in Elbing der Marine-Schiffbauinspektor, Marine-Baurath Goecke von
der Werft Wilhelmshaven.
Versetzt: zur Inspektion des Torpedowesens in Kiel der
Marine-Schiffbaumeister Paulus, kommandirt zur Baubeaufsichtigung
bei F. Schichau in Elbing und zur Werft Wilhelmshaven der Marine-
Schiffbaumeister Bergemann bei
wesens Kiel.
der Inspektion des Torpedo-
Preufsen.
zum Geh. Oberbaurath der Geh. Baurath und vor-
tragende Rath im Ministerium der öffentlichen Arbeiten Schürmann
und zum Ober-Baurath mit dem Range der Oberregierungsräthe der
Geh. Baurath Clausnitzer, Mitglied der Konig]. Eisenbahndircktion
in Frankfurt a. M.;
Ernannt:
zu Regier.- und Baurathen die Eisenbahn-Bau- und Betriebs-
inspektoren Sannow, Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion in
Erfurt, Baltzer, Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion in Stettin —
zur Zeit aus dem preufsischen Staatsdienste beurlaubt —, Schepp,
Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion in Elberfeld, Sluyter, Vor-
stand der Eisenbahn-Betriebsinspektion 2 in Stettin, Schorre, Vor-
stand der Eisenbahn -Betriebsinspektion 2
v. Milewski, Vorstand der Eisenbahn-Betriebsinspektion in Wesel,
sowie die Eısenbahn-Bauinspektoren Teuscher, Vorstand der Eisen-
bahn-Maschineninspektion in Erfurt, Schmidt, Vorstand der Eisen-
bahn-Maschineninspektion in Hameln, v. Bischowsky, Vorstand der
Eisenbahn-Maschineninspektion in Neifse, Weinnoldt, Vorstand der
Eisenbahn-Maschineninspektion in Leipzig und Simon, Vorstand der
in Aschersleben und
Eisenbahn-Maschineninspektion 2 in Berlin;
60 [No. 615.)
zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer Karl Hochstädt
aus Dramburg, Reg.-Bez. Köslin, Max Chelius aus Rumbeck, Kreis
Arnsberg und Friedrich Selter aus Werdohl, Kreis Altena (Maschinen-
baufach); Paul Bathmann aus Berlin und Hermann Francke aus
Gotha (Eisenbahnbaufach).
Verliehen: der Charakter als Wirklicher Geh. Rath mit dem
Prädikat Excellenz dem Ober-Baudirektor und Ministerial-Direktor im
Ministerium der Öffentlichen Arbeiten Schroeder;
der Charakter als Geh. Baurath dem Landesbaurath Stiehl in
Kassel, der Charakter als Baurath mit dem persönlichen Range der
Räthe IV. Klasse dem Meliorationsbauinspektor Denecke in Danzig
und der Charakter als Baurath den Landesbauinspektoren Pieper
in Meschede, Bokelberg in Hannover und dem Kreiskommunal-
baumeister Schallehn in Wolmirstedt;
die goldene Medaille für Verdienste um das Bauwesen dem
vortragenden Rath im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Geh.
Oberbaurath Dr. Zimmermann;
der Titel Magnificenz den Rektoren der Techn. Hochschulen
in Hannover und Aachen.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Dienste der
allgemeinen Bauverwaltung ertheilt: dem Regier.-Baumeister
Ernst Mascke in Altona.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienste
ertheilt: dem Regier.-Baumeister Alfred Gottbeiner in Berlin.
Bayern.
Ernannt: zum Bauamtsassessor bei dem K. Wasserversorgungs-
bureau unter Vorbehalt seines Rücktrittes in den inneren Staatsbau-
dienst der Staatsbauassistent Hans Holler in Schweinfurt.
Verlichen: der Titel und Rang eines aufserordentlichen Pro-
fessors dem Privatdozenten für Kunstgeschichte Dr. Richard Streiter
und dem Privatdozenten für Physik und I. Assistenten im physi-
kalischen Institut Dr. Karl Tobias Fischer, beide an der Allgemeinen
Abtheilung der Techn. Hochschule München;
der Titel und Rang eines Königl. Oberregierungsrathes dem
Königl. Generaldirektionsrath Kosmas Lutz; i
staatsdienerliche
assessors dem bei dem K. Wasserversorgungsbureau verwendeten
Maschinen-Ingcnieur Josef Blumrich. |
Befördert: der Eisenbahnbetriebs-
direktion Ingolstadt der Oberbauinspektor und Vorstand der Eisen-
bahnbausektion Donauwörth Albert Frank, zum Regierungsrath bei
der Eisenbahnbetriebsdirektion Nürnberg der Dircktionsrath bei der
Eisenbahnbetriebsdirektion Nürnberg Hugo v. Müller, zum Direktions-
rath bei der Eisenbahnbetriebsdirektion Kempten der Direktionsassessor
und Vorstand der Betriebswerkstätte Rosenheim Johann Bisle.
Berufen: in seiner bisherigen Diensteigenschaft zum Vorstand
zum Regierungsrath bei
der Eisenbahnbausektion Donauwörth der Oberbauinspektor und
Vorstand der Eisenbahnbausektion Nördlingen August Reif und in
seiner bisherigen Diensteigenschaft zum Vorstand der Betricbs-
werkstätte Rosenheim der Direktionsassessor und Vorstand der Be-
triebswerkstätte Treuchtlingen Christoph Opel.
Versetzt: seinem Ansuchen entsprechend in seiner bisherigen
Diensteigenschaft zur Eisenbahnbetriebsdirektion Regensburg der
Direktionsrath bei der Eisenbahnbetriebsdirektion Kempten Johann
Hertl
ingenieur nach Schweinfurt der Direktionsassessor bei der Eisenbahn-
betriebsdirektion Nürnberg Dr. Jakob Zinfsmeister.
und in seiner bisherigen Diensteigenschaft als Staatsbahn-
Sachsen.
Ernannt: bei der Königl. Sächsischen Strafsen- und Wasser-
Bauverwaltung zum etatmälsigen Regier.-Baumeister unter Belassung
bei seiner bisherigen Dienstbehörde, der Königl. Straisen- und Wasser-
Bauinspektion I in Meifsen, der bisherige Regier.-Bauführer Hellmut
Mehner.
Verliehen: der Titel Geh. Baurath den
Abtheilungsvorständen bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen
Larrafs und v. Schönberg, der Titel und Rang als Baurath in der
14. Gruppe der IV. Klasse der Hofrangordnung dem Bauinspektor
Peter
Techn.
und Rang als
in Chemnitz, der Titel und Rang cines Oberbauraths dem
und Baurath
Reichelt und der Titel und Rang eines Bauraths dem Bauinspektor
Hüppner bei den fiskalischen Muldner Hütten.
Hilfsarbeiter im Finanzininisterium, Finanz-
Rechte sowie der Rang eines K. Bauamts-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
(1. Februar 1903.]
Württemberg.
Verliehen: der Rang auf der VI. Stufe der Rangordnung dem
Professor Koller,
Sprache und Literatur;
Fachlehrer der französischen und englischen
der Titel und Rang eines aufserordentlichen Professors dem
Königl. Italienischen Vizekonsul Cattaneo, Fachlehrer für italienische
Sprache und Literatur und dem Privatdozenten und Fachlehrer für
Geschichte und Literatur der englischen Sprache Dr. Freiherrn
v. Westenholz.
Hamburg.
Ernannt: zum Baumeister der Ingenieur Lamprecht.
Versetzt:
Hombergsmeier.
In den Ruhestand getreten: zum 1. Januar der Wasser-
Bauinspektor Lentz und der Baumeister Ebel von der Wasserbau-
von Hamburg nach Kuxhaven der Baumeister
inspektion Kuxhaven.
Gestorben: der Baurath z. D. Wüstnei, zuletzt Mitglied des
Betriebsamts Magdeburg (Wittenberge-l.eipzig), der Königl. Sächsische
Baurath Dr. phil. h. c. Max Arwed Rofsbach in Leipzig, der Wasser-
Braeunlich
Regier.-Baumeister Gustav Usadel in Göttingen und der Marine-
Maschinenbaumeister Wopp, auf Urlaub in Dogehnen b. Neuendorf,
Bezirk Königsberg i. Ostpr.
bauinspektor Viktor in Freienwalde a. d. Oder, der
2
Q
9
Regierungs-Baumeister
oder Regierungs-Bauführer
des Maschinenbaufaches,
welche beabsichtigen, sich in der Privatpraxis
eine Lebensstellung zu erwerben, werden von
einer grossen Maschinenfabrik in Cöln zu mög-
lichst baldigem Antritt gesucht.
Bewerbungen mit Angabe des Lebenslaufes,
des Ausbildungsganges, der bisherigen Thätig-
keit, der Gehaltsansprüche und des event. An-
trittstermines, sowie Zeugnifsabschriften werden
erbeten unter K. R. 3021 an `
Rudolf Mosse, Coln.
O000000090000
Maschinen-Ingenieur.
Zur Leitung des mit kleiner Reparatur-
Werkstätte für die laufende Unterhaltung von
Lokomotiven und Wagen verbundenen Heiz-
hauses Konstantinopel der diesseitigen Ver-
waltung wird ein im maschinentechnischen
Eisenbahnbetriebsdienste erfahrener, geprüfter
Maschinen - Ingenieur gesucht.
Verlangt wird, dafs Bewerber den Loko-
motivführer-Dienst praktisch erlernt hat, sowie,
dafs er sowohl als Betriebsleiter als auch in
der laufenden Reparatur von Eisenbahnbetriebs-
mitteln praktische Erfahrungen besitzt.
Bewerber mit Kenntnifs der französischen
Sprache werden bevorzugt. Mit der Stelle ist
Pensionsberechtigung verbunden.
Bewerbungen mit Lebenslauf, Zeugnifs-
abschriften und Angaben über bisherige Thätig-
keit und Gehaltsansprüche sowie den Termin
des möglichen Dienstantrittes werden an unten-
stehende Adresse erbeten.
Direktion der Orientalischen Eisenbahnen
Konstantinopel.
selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier. Baumeister a. D. Patentanwalt IL. Glaser. Berlin. —
Druck von Gebrüder Genneri, Berlin.
[15. Februar 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
No, 616.| 61
Die Düsseldorfer Ausstellung 1902.
Mittelgrosse und leichtere Werkzeugmaschinen.
Vom Eisenbahn-Bauinspektor Unger in Charlottenburg.
(Mit 20 Abbildungen.)
Unter der Ueberschrift: „Die Riesen- Werkzeug-
maschinen der Düsseldorfer Ausstellung“ haben wir in
Heft 613 und 614 diejenigen Maschinen besprochen,
welche durch ihre ungewöhnlichen Abmessungen auf
jeden Beschauer einen gewaltigen Eindruck ausüben
mufsten; die Gröfse der Maschinen allein war hier
ausreichend, um Aufmerksamkeit zu erregen. Bei den
auf der Ausstellung naturgemäfs in viel bedeutenderer
Zahl vorhandenen mittelgrotsen und kleineren Maschinen
kann dagegen lediglich die Neuheit und Eigenart
der Konstruktion Anspruch auf Interesse erheben,
und mit freudiger Genugthuung kann vom Standpunkte
des Technikers aus behauptet werden, dafs auch an
solchen Werkzeugmaschinen in Düsseldorf kein Mangel
besteht, dafs man sich vielmehr hinsichtlich der Aus-
wahl derartiger Maschinen für die Beschreibung geradezu
in einem embarras de richesse be-
findet. Wir haben uns daher in
den nachstehenden Besprechungen
ungern erhebliche Beschränkungen
auferlegt, ja ganze Gebiete des Werk-
zeugmaschinenbaues vollständig un-
berücksichtigt lassen müssen, um in
den Grenzen des uns zugemessenen
Raumes zu verbleiben.
Der besseren Uebersichtlichkeit
wegen sollen hier die einzelnen
Maschinen in der üblichen Gruppen-
eintheilung behandelt werden, wobei
aus den angeführten Gründen jede
Gruppe nur mit wenigen Maschinen
besetzt werden kann, die jedoch
stets das Hervorragendste darstellen,
was die Ausstellung bietet.
Dort, „wo der Märker Eisen
reckt“, spielt die Holzindustrie eine
verschwindende Rolle. Nur gering
ist daher die Anzahl der ausgestellten «4
Holzbearbeitungsmaschinen, und ©
diese selbst weisen nichts Aufser-
gewöhnliches auf, so dafs die Fort-
lassung dieses Zweiges der Ma-
schinenindustrie in dem nachstehen-
den Berichte als eine wesentliche
Lücke nicht angesehen werden kann.
I. Drehbänke.
l. Support-Drehbank mit elektrischem An-
triebe und Geschwindigkeitsregler der Werk-
zeugmaschinenfabrik und Eisengiefserei von
Wilh. Scharmann in Rheydt (Rheinland). Diese
nach den besten Grundsätzen gebaute und mit allen
üblichen Einrichtungen versehene Maschine zeichnet
sich weniger durch Gröfse (die Spitzenhöhe beträgt
240 mm, die Spitzenlänge 2000 mm und das Gewicht
3300 kg) als durch einige bemerkenswerthe Sonder-
einrichtungen aus (Abb. 1).
Zur Aufnahme von Stangenmaterial ist die Arbeits-
spindel ihrer ganzen Lange nach durchbohrt. Im Innern
des geschlossenen Spindelkastens sind die Wechsel-
räder zum Schneiden von Whitworth-Gewinde von 1'/2
bis 20 Gängen auf 1 Zoll engl. und auch für steile
Gewinde bis 6 Zoll engl. Durchmesser gelagert. Das
Umstellen von einer Gangart auf die andere erfolgt
durch Schieber und Kurbelstellung in ähnlicher Weise
wie bei der bekannten Norton-Drehbank.
In dem geschlossenen Bettuntersatz sind der auf
einer Spannplatte verschiebbare Elektromotor und ein
neuer Geschwindigkeitsregler untergebracht, dessen
Uebersetzungsverhältnifs in weiten Grenzen vom Stand-
alt;
ng? d
|
Support-Drehbank mi
Werkzeugmaschinenfabrik und Eisengiefserei von Wilh. Scharmann in Rheydt (Rheinl.)
orte des Arbeiters aus leicht und stetig wahrend des
Ganges der Maschine verändert werden kann.
Dieser zum Patent angemeldete Geschwindigkeits-
regler (Abb. 2) eignet sich zum Einschalten in Maschinen-
antriebe jeder Art, wo die Aufgabe ciner stetigen
Verminderung oder Erhöhung der Umdrehungszahl
innerhalb weiter Grenzen zu erfüllen ist, wie dies be-
sonders bei Metallbearbeitungsmaschinen zutrifft. Der
Apparat dient als vervollkommneter Ersatz für Stufen-
scheiben, Rädervorgelege u. dergl. und ist vor allem
bei elektrischen Antrieben zu empfehlen, bei welchen
sich ein gewisser Geschwindigkeitswechsel nur durch
Anwendung umständlicher und theuerer Konstruktionen
oder durch Einschaltung von Widerständen mit ent-
sprechenden Energieverlusten erreichen lässt.
Im Wesentlichen besteht der neue Apparat aus
Abb. 1.
ktrischem Antriebe und Geschwindigkeitsregler der
BERN 2
t ele
zwei konischen Scheibenpaaren, welche sich auf Hohl-
spindeln lose drehen und vermöge einer besonderen
Anordnung aus dem Innern dieser Spindeln in ihrer
Achsenrichtung gleichzeitig verstellen lassen. Dies ge-
schieht mittelst eines leicht beweglichen Handrades
und empfindlicher Schneckengetriebe. Die die beiden
konischen Scheibenpaare antreibende endlose Keil-
gliederkette besteht aus einer selbstschmierenden Rollen-
kette mit aufgesetzten, lederbezogenen Holzklötzen,
welche sich an die Scheibenwände mit grofser Reibung
anlegen und ruhig ohne Gleiten die Umfangskraft über-
tragen. Zum Ausgleich der Kettenlängung sind die
Böcke der Hauptspindeln auf der gemeinsamen Prisma-
platte mittelst Schraubenspindel gegeneinander ver-
stellbar angeordnet. Der Antrieb vom Motor auf das
erste Scheibenpaar und vom zweiten Scheibenpaar auf
die Maschine erfolgt im Allgemeinen durch Riemen,
kann aber auch bei beschränkten Raumverhältnissen
durch Räderübersetzung bewirkt werden.
2. Support-Drehbank mit elektrischem An-
triebe der Werkzeugmaschinenfabrik von Gilde-
meister & Co. A.-G. in Bielefeld (Abb. 3). Zum
Bearbeiten von schweren Schmiedestücken, Kurbel-
wellen u. dergl. mittelst Schnelldrehstahls bestimmt,
ist diese Maschine sehr kräftig konstruirt (Gewicht
18500 kg), so dafs sie bei der Wegnahme grofser
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62 (No, 616.]
Materialmengen ungewöhnliche Leistungen aufzuweisen
vermag. Als Fauptabmessungen sind anzuführen:
Spitzenweite. . ee SEO in,
Spitzenhöhe über dem Bett . . . . 625 A
r e. Schlitten + « 400 ,
Durchmesser der Planscheibe . . . 125 „
o des Hauptlagers . . . 240 „
» Reitnagels . . 1%
Umdrehungszahlen der Hauptspindel in der Minute
1,2 bis 125.
Das Vorgelege des Elektromotors ist zwecks Riemen-
spannung auf einem Doppelschlitten montirt, der sich
hinter dem Spindelstock auf Konsolen führt und von
der vorderen Bankseite aus verstellen läfst. Auch das
Umlegen des Riemens wird von dieser Stelle aus und
mechanisch ausgeführt.
Abb. 2.
é ” ga E a =
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u; Live Wetz 4 Ge í
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Support-Drehbank für Schnelldrehstahl (mit elektrischem Antriebe) der
Werkzeugmaschinenfabrik von Gildemeister & Co., A.-G., in Bielefeld.
Vom Motor her überträgt sich die Kraft durch
eine fünffache Stufenscheibe und Rädervorgelege in
4 Kombinationen auf die Arbeitsspindel; letztere kann
mithin 20 verschiedene Geschwindigkeiten annehmen.
Die seitlich der Spindel gelagerte Stufenscheibe arbeitet
für die höheren Umdrehungszahlen der Werkstücke mit
einfacher Räderübersetzung auf die Hauptspindel, im
Uebrigen wird diese durch den in die Planscheibe ein-
gesetzten stählernen Zahnkranz angetrieben.
Der Bettschlitten trägt zwci sich gegenüberstehende
Supporte, welche auf der Querführung des Schlittens
verschiebbar angeordnet sind. Für das Ausdrehen von
Kurbelschenkeln wird der hintere Support gegen einen
solchen von schmaler Bauart ausgewechselt.
Der gesammte Vorschubmechanismus zu den Sup-
porten ist in die Schlitten und Schlittenplatten verlegt,
und sind an diesen auch alle Handhebel u. s. w. zur
Steuerung angeordnet. Das Einrücken und Auslösen
der Selbstgänge kann von beiden Maschinenseiten, das
Ein- und Ausschalten des Motors dagegen nur vom
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Februar 1903.)
Stande des Arbeiters aus am vorderen Support ge-
schehen.
3. Support-Drehbank der Werkzeugmaschinen-
fabrik und Eisengiefserei von Ernst Schiefs in
Disseldorf-Oberbilk. Diese Maschine ist fast ebenso
schwer (16000 kg) und besitzt annähernd dieselben
Abmessungen (Spitzenhöhe — 500 mm, Spitzenweite
— 3000 mm) wie die vorige Bank. Da die Schiefs’sche
Drehbank gleichfalls zur dauernden Verwendung von
Schnelldrehstahl gebaut ist, so ermangelt sie in
allen Theilen nicht derjenigen Verstärkungen, welche
für schwere Schnitte bei grofser Arbeitsgeschwindigkeit
erforderlich sind. Beim Schruppen von Stahlwellen
werden bei einer Geschwindigkeit von 14 m i.d. Min.
Spähne von 20 x 2 mm Querschnitt weggenommen.
Die Bank ist für Riemenantrieb eingerichtet.
4. Achsen-Drehbank der
Maschinenfabrik Deutschland
in Dortmund. Einer eingehenderen
Besprechung bedarf diese rühmlichst
bekannte Bank, die in den meisten
Eisenbahnwerkstätten im Gebrauch
steht, nicht. Sie wird von einem
Elektromotor angetrieben und ist
mit patentirten Doppel-Schablonen-
supporten . zum selbstthätigen
Drehen der Radreifenprofile und mit
zwei hinteren Doppelsupporten zum
Drehen der Seitenflächen neuer
Reifen ausgerüstet. Zur Maschine
gehören aufserdem Lamellen-Schab-
lonen, welche beim Anlegen sogleich
anzeigen, wie viel vom Reifen ab-
gedreht werden mufs, um das richtige
Profil zu erhalten. Letztere Ein-
richtung ist besonders beim Nach-
drehen abgenutzter Reifen von
grolser Bedeutung.
Die Bank ist 14000 kg schwer
und leistet das Zwei- bis Dreifache
gewöhnlicher Achsenbänke.
II. Dreh- und Bohrwerke.
l. Kleines Dreh- und Bohrwerk mit
Revolversupport von de Fries & Cie.,
A.-G., in Düsseldorf. Beim Bearbeiten gleicher
Stücke in gréfserer Anzahl leistet diese Maschine
(Abb. 4 und 5) ausgezeichnete Dienste. Das
Aufspannen der Arbeitsstiicke geht infolge der
horizontalen Anordnung der Planscheibe be-
deutend schneller und leichter von Statten als
bei der gewöhnlichen Drehbank, und das Vor-
handensein des Revolverkopfes gestattet, nach-
dem die Werkzeuge einmal eingestellt sind, die
Ausführung mehrerer Operationen hintereinander,
wodurch gleichfalls erheblich an Zeit gespart
wird.
Der Antrieb der Planscheibe mit verdeckt
liegendem Schneckengetriebe erfolgt durch eine
vierfache Stufenscheibe und ein excentrisch ein-
und ausrückbares Rädervorgelege, welches im Innern
des Ständers gelagert ist. Die als Universal-Dreibacken-
futter ausgebildete Planscheibe rotirt auf der vertikalen
Arbeitsspindel mit langer Lagerung und stützt sich am
äufseren Umfange auf einer besonderen Gleitbahn. Zur
Führung von Bohrstangen ist die nachziehbare Arbeits-
spindel der Länge nach durchbohrt. Gegebenenfalls
lassen sich natürlich die Spannkloben von der Plan-
scheibe abnehmen, und die T-Nuthen der letzteren
zum Aufspannen benutzen.
Die 5 Werkzeuge des Revolverkopfes können in
jeder Stellung des Supports von Hand umgeschaltet
und festgestellt werden. Durch eine Schraubenspindel
erhält der Revolversupport selbstthätige Längsbewegung,
während der Selbstgang des ausbalanzirten Arbeits-
schlittens, welcher auch leicht von Hand eingestellt
und zurückgezogen werden kann, durch Zahnstangen-
getriebe bewirkt wird. Beide Selbstgänge werden von
der Hauptantriebwelle mittelst Stufenscheiben und
Schneckengetriebe abgeleitet, so dafs sich für jede
[15. Februar 1903.)
Antriebgeschwindigkeit ein mehrfacher Geschwindigkeits-
wechsel für die Vorschubbewegungen ergiebt. Zur
selbstthätigen Ausschaltung dieser Bewegungen dienen
verstellbare Anschläge; auch kann nach Ausschaltung
des Schneckenantriebes der Vorschub durch Handkurbel
erzeugt werden. Schliefslich sind noch Klemmvor-
richtungen zum Feststellen des Arbeitsschlittens und
Anschläge für schnelle Einstellung des Revolverkopfes
zur Mitte der Planscheibe vorgesehen.
Abb. 4.
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GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 616.] 63
auf den Ständern der Maschine angebrachte Vorgelege
mit zwei Geschwindigkeiten zum Hobeln von Gufseisen
und Stahl, während die Drehung der Schraubenspindel
für den langsamen Vorlauf und den dreifach be-
schleunigten Rückgang des Tisches von einem ein-
fachen offenen Riemen mit gleichbleibender Lauf-
richtung und konstanter Geschwindigkeit durch ein
Räderwerk erzeugt wird. Die Schaltung des Werk-
zeugsupports erfolgt von einer durch die Schrauben-
Abb. 5.
Kleines Dreh- und Bohrwerk mit Revolverkopfsupport von de Fries & Cie., A.-G., in Düsseldorf.
Als Hauptabmessungen sind anzuführen:
Gröfster Drehdurchmesser . A + SOO mn,
rote Drennöhe . «6 «6 wa. = BOO ~j
Durchmesser der Planscheibe . . . 500 „
Anzahl der Schnittgeschwindigkeiten . a
Anzahl der Vorschubwechsel . š oe |
Gewicht der Maschine . 1600 kg.
2. Dreh- und Bohrwerk von Ernst Schiefs
in Düsseldorf (Abb. 6). Diese Maschine ist wesentlich
gröfser und stärker als die vorige und infolge dessen
auch zu schweren Arbeiten geeignet; sie wiegt 3000 kg,
und ihr gröfster Drehdurchmesser beträgt 800 mm.
Auch hier sind 8 Arbeitsgeschwindigkeiten vor-
gesehen, die sich gleichmäfsig abgestuft in den Grenzen
zwischen 2 und 60 Umdrehungen i. d. Min. bewegen.
Der mit 4 Werkzeugen ausgerüstete Support besitzt
eine Horizontalverschiebung von 550 mm und eine
Vertikalverschiebung von 500 mm; beide Bewegungen
sowie diejenige unter beliebigem Winkel vollziehen sich
selbstthätig, lassen sich aber auch von Hand bewirken.
III, Hobelmaschinen.
1. Als hervorragendste Neuheit wäre hier die Uni-
versal-Doppelschnitt-Hobelmaschine (D. R. P.
119847) der Aktiengesellschaft für Schmirgel-
und Maschinenfabrikation zu Frankfurt a. M.-
Bockenheim zu erwähnen; dieselbe hat jedoch bereits
in Heft 601 der Annalen eine. eingehende Besprechung
erfahren.
2. Hobelmaschine mit einfachem Riemen-
und Schraubenspindelantrieb von Wilh. Schar-
mann in Rheydt (Abb. IL Zum Antriebe dient das
Abb. 6.
Dreh- und Bohrwerk mit Revolverkopfsupport der Werkzeug-
maschinenfabrik und Eisengiefserei von Ernst Schiefs in
Düsseldorf-Oberbilk.
spindel in bestimmten Grenzen beweglichen Hubscheibe
mit unterbrochen wirkender, sich selbstthätig auslösender
Reibungskupplung. Die Bewegung der Hubscheibe ist
unabhängig von der Riemenumsteuerung.
Durch die Anordnung des Antriebes mittelst Vor-
gelege auf den Ständern wird die sonstige Beschränkung
hinsichtlich der Aufstellung der Maschine unmittelbar
unter der Transmission beseitigt, und durch die An-
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64 (No, 616.)
ordnung von nur einem Riemen ist die Riemen-
umsteuerung sehr vereinfacht.
Die ausgestellte Maschine besitzt eine Hobellänge
von 2000 mm, eine Hobelbreite von 750 mm und eine
Hobelhöhe von 800 mm; ihr Gewicht beträgt 3700 kg.
3. de Fries & Cie. in Düsseldorf führen eine
Hobelmaschine mit elektrischem Antriebe vor,
‚bei welcher das Rücklaufverhältnifs 4:1 beträgt. Hobel-
länge — 2500 mm, Hobelbreite = 1200 mm und Hobel-
höhe = 1000 mm.
Hobelmaschine mit einfachem Riemen- und Schrauben-
spindelantrieb der Werkzeugmaschinenfabrik und Eisengiefserei
von Wilh. Scharmann in Rheydt (Rheinland).
Abb. 8.
(Zum Querhobeln eingestellt.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Februar 1903.)
ein Deckenvorgelege für doppelte Geschwindigkeiten
vorgesehen.
Der Antrieb für das Quer- und Langhobeln geschieht
gemeinschaftlich durch Riemscheiben für offenen und
gekreuzten Riemen mit hoher Geschwindigkeit. Zur
Umsteuerung dient eine Differential-Riemenverschiebung
mit Rollenhebeln. Das Werkzeug besitzt selbstthätige
Schaltung in der Längs-, Quer- und Höhenrichtung
durch ein und dieselbe Klinkvorrichtung. Beim Lang-
hobeln wird der Werkzeughalter um 90° nach innen
gedreht, ein handlicher, leichter Winkelkopf zwischen-
geschaltet, und ein an der hinteren Bettseite angebrachter
Hebel umgestellt.
Mit der vorbeschriebenen Einrichtung wird bezweckt,
grölsere Werkstücke ohne Umspannen sowohl in der
Querrichtung als auch in der Längsrichtung bearbeiten
zu können.
2. Einen ganz ungewöhnlich schnellen, nämlich
achtfach beschleunigten Rücklauf, der durch eine sinn-
reiche Kulissen-Kombination erreicht wird, weist die
Stofsmaschine von de Fries & Cie. in Düsseldorf
auf (Abb. 10).
^l Der ausbalancirte Stöfsel wird in der Höhe durch
Handkurbel und Schraubenspindel verstellt, während
seine Auf- und Abwärtsbewegung durch Hubscheibe
und Zugstange geschieht, welche mit den Ueber-
setzungsrädern im Innern des Ständers liegen und
vermöge einer verschliefsbaren Thür leicht zugäng-
lich sind.
Für den Rundtisch ist selbstthätige Längs-, Quer-
und Rundbewegung vorgesehen; alle diese Bewegungen
können jedoch auch von Hand geschehen und werden
durch Kupplungen ein-, aus- und umgeschaltet. Der
Vorschub ist so angeordnet, dafs eine Schaltung von
l bis 5 Zähnen, um je einen Zahn steigend (0,2 bis
l mm für den Stöfselhub), gewählt werden kann. Zur
schnellen maschinellen Einstellung des Tisches dient
eine Welle, welche ihren eigenen Antrieb vom Decken-
Abb. 9.
(Zum Langhobeln eingestellt.)
Shapingmaschine zum Quer- und Langhobeln mit Schraubenspindelantrieb der Werkzeugmaschinenfabrik und Eisengiefserei
von Wilh. Scharmann in Rheydt (Rheinland).
4. Hinsichtlich des beschleunigten Rückganges des
Tisches übertrifft indessen E. Schiefs in Düsseldorf
mit seiner 8200 kg schweren Hobelmaschine von
3000 mm Hobellänge, 1000 mm Hobelbreite und 1000 mm
Hobelhöhe alle übrigen Maschinen dieser Art: bei
derselben läuft der Tisch mit 120 mm i. d. Sek. vor und
mit 940 mm i. d. Sek. zurück.
IV. Shaping- und Stofsmaschinen.
l. Shapingmaschine zum Quer- und Lang-
hobeln mit Schraubenspindelantrieb von Wilh.
Scharmann in Rheydt (Abb. 8 und 9). Die Eigenart
und Neuheit der Konstruktion der Maschine ergiebt
sich schon aus vorstehender Benennung; auch hier ist
vorgelege aus erhält und mit einem Wendegetriebe
für Vor- und Rücklauf ausgerüstet ist.
Die mit der Maschine verbundene Kopirvorrichtung
besteht aus der Einrichtung für Bewegung des Tisches
von Hand mittelst Handkreuzes oder selbstthätig durch
Hebel und Gegengewicht sowie einem wegwendbaren,
am Ständer mittelst Schlitzschrauben zu befestigenden
Böckchen mit Kopirrolle, an welcher die Schablone
vorbeigleitet, um die Form der letzteren auf das Arbeits-
stück zu übertragen.
Hub des Stöfsels Ira we Er RO i,
AUSIABUNE: i.e e wehrt IM Og
Tischdurchmesser . . € mp AUS
Längsbewegung des Tisches . ae ae RR
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[15. Februar 1903.]
Querbewegung des Tisches e
Entfernung von Tischoberkante bis
Unterkante Stöfsel . =» . = e . 600
Gewicht der Maschine e A RAR Kr
3. Die von Gildemeister & Co. in Bielefeld
ausgestellte Stofsmaschine besitzt ziemlich dieselben
Abmessungen wie die vorbeschriebene und ist insofern
erwähnenswerth, als sie vermöge einer besonderen
Vorrichtung sofort stillgestellt werden kann, ohne dafs
das Deckenvorgelege ausge-
rückt zu werden braucht; dabei
bleibt der Stöfsel stets in
höchster Stellung stehen, was
von besonderem Vortheil ist.
Auch die Anbringung eines
verstellbaren Drucklagers ober-
halb der Hubscheibe erscheint
beachtenswerth, weil hierdurch
der schädliche Gegenstols auf-
gehoben wird.
700 mm,
a> fas
V. Bohrmaschinen.
l. Die Radial - Bohrma-
schine der Werkzeug-
maschinenfabrik u. Eisen-
giefserei von Droop &
Rein in Bielefeld (Abb. 11)
zeichnet sich vor den gewöhn-
lichen Bauarten dadurch aus,
dafs am Spindelkasten neben
der Bohrspindel noch eine
zweite Spindel vorgesehen ist,
welche unter Verwendung der
gebräuchlichen Gewindebohrer-
halter zum Einschneiden von
Gewinden in die gebohrten
Löcher dient. Diese zweite
Spindel ist mittelst eines am Spindelkasten angebrachten
Feb reversirbar, und die Einstellung auf das vorher
gebohrte Loch erfolgt durch einmalige Umdrehung des
am Spindelkasten sitzenden Handrades. Da ein Anschlag-
stift diese Umdrehung begrenzt, so mufs der Gewinde-
bohrer stets genau auf die Mitte des Loches treffen.
Es ist also nur das Einstellen des Bohrers erforderlich
und das Einschneiden des Gewindes sofort nach dem
Bohren möglich, wodurch einerseits eine wesentliche
Zeitersparnifs, andererseits eine gröfsere Genauigkeit
der Arbeit erzielt wird. Für die gewöhnlichen Bohr-
arbeiten beeinträchtigt die zweite Arbeitsspindel die
Verwendbarkeit der Maschine in keiner Weise.
Abweichend von der Abbildung besitzt die aus-
gestellte Maschine im Gewichte von 6000 kg elektrischen
Antrieb.
2. Bei der Universal-Radial-Bohrmaschine
von Wilh. Scharmann in Rheydt (Abb. 12) ist der
Spindelkasten sowohl als auch der Ausleger in senk-
rechter Ebene drehbar angeordnet, so dafs Löcher nicht
nur in vertikaler, sondern in jeder beliebigen Richtung
gebohrt werden können. Selbstverständlich lassen sich
auf dieser Maschine nach Auswechselung des gewöhn-
lichen Bohrers gegen einen Gewindebohrer auch in die
vorher gebohrten Löcher Gewinde einschneiden. Das.
doppelte, ausrückbare Rädervorgelege auf dem Bohr-
schlitten gestattet ferner das Ausbohren von Gegen-
ständen bis zu 250 mm Durchmesser; und zur Aufnahme
von Führungsbüchsen für durchgehende Bohrstangen
sind endlich noch der am Säulensockel drehbar gelagerte
Aufspanntisch sowie die Grundplatte durchbohrt.
Die Maschine ist noch etwas schwerer als die
vorige; sie wird elektrisch angetrieben und ist aufserdem
mit dem im Abschnitt I beschriebenen Geschwindigkeits-
regler für beliebige Toureneinstellung während des
Ganges der Maschine ausgerüstet.
3. Von derDüsseldorferWerkzeugmaschinen-
fabrik u. Eisengiefserei vonHabersang&Zinzen
inDüsseldorf-Oberbilk werden zwei mehrspindlige
horizontale Bohrmaschinen vorgeführt, von denen
die eine 12, die andere 4 Spindeln enthält. Beide
Maschinen sind besonders zum schnellen, gleichzeitigen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. `
-~ [No. 616.) 65
Abb. 10.
Stofsmaschine mit achtfach beschleunigtem Rückgang von de Fries & Cie,, A.-G.,
in Düsseldorf.
Abb. 11.
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REIN, BIELEFELD
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Radial-Bohrmaschine mit besonderer Spindel zum
Gewindeschneiden der Werkzeugmaschinenfabrik und Eisen-
giefserei von Droop & Rein in Bielefeld.
und genau gleichen Bohren von Löchern beliebiger
Zahl in Flansche von Rohren, Cylindern u. s. w. be-
stimmt. Mit Rücksicht darauf, dafs wir in Heft 586 der
Annalen schon eine vertikale Maschine obiger Firma
ausführlich behandelt haben, und die ausgestellten
Maschinen mit jener im Prinzip vollständig überein-
Mia ls,
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I
66 [No. 616.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. Februar 1903.)
stimmen, dürfen wir hier von einer Besprechung der
ersteren Maschinen Abstand nehmen.
4. Eine hervorragend interessante mehrspindlige
Bohrmaschine ist die doppelte Kessel - Bohr-
maschine der Werkzeugmaschinenfabrik und
EisengiefsereivonCarlKlingelhöfferinGreven-
broich (Rheinland). Mittelst dieser Maschine (Abb.13),
welche mit 6 Spindeln arbeitet und von einem Mann
bedient werden kann, lassen sich bei zehnstündiger
Schicht 600 Nietlöcher bis zu 26 mm Durchmesser in
die Rund- und Längsnähte von Kesselmänteln von 1800
bis 2500 mm Durchmesser bohren.
Eigentlich handelt es sich hier um zwei einzelne
Maschinen, welche auf einem gemeinschaftlichen Funda-
mentbette verschiebbar sind. Die eine Maschine dient
zum Bohren der Rundnähte, die andere zum Bohren
der Längsnähte; jede arbeitet mit 3 Spindeln und
wird von einem 3-pferdigen Drehstrommotor angetrieben.
Bei ersterer Maschine ist der Motor am oberen Theile
des Ständers angebracht; derselbe überträgt seine Be-
wegung zunächst durch Stufen-
scheiben auf ein Zahnradvor-
gelege und von dort durch einen
über Leitrollen geführten Riemen
und entsprechende Räderüber-
setzung sowie durch Kugelgelenk
auf die Spindeln. Der Ständer
trägt eine kreisbogenförmige
Führung, an welcher sich durch
eine Gewindespindel eine Winkel-
platte verschieben läfst. An dieser
Winkelplatte ist radial verstell-
bar eine zweite Platte ange-
bracht, die ebenfalls mit kreis-
bogenförmiger Bahn zur Führung
für die unteren Bohrspindellager
versehen ist. Die Verstellung
dieser Lager wird durch Zahn-
stange und Getriebe bewirkt,
auch werden dieselben in der ge-
wünschten Stellung an Schlitzen
befestigt. Der Vorschub der
einzelnen Spindeln und ihre Aus-
lösung erfolgen selbstthätig, auch
lassen sich die Spindeln, jede für
sich, schnell von Hand verstellen.
Abb. 13.
Abb. 12.
Universal-Radial-Bohrmaschine mit elektrischem Antriebe
und Geschwindigkeitsregler der Werkzeugmaschinenfabrik
und Eisengiefserei von Wilh.Scharmann in Rheydt (Rheinland).
DNA
Doppelte Kessel-Bohrmaschine zum gleichzeitigen Bohren der Rand- und Längsnähte der Werkzeugmaschinenfabrik und
Eisengiefserei von Carl Klingelhöffer in Grevenbroich (Rheinland).
Zum bequemeren Einstellen befinden sich ferner noch
zwei gleichfalls durch Zahnstangengetriebe verstellbare
Kopirstifte an der Maschine. Die Entfernung der Bohrer
von einander kann zwischen 80 und 200 mm betragen,
so dafs bei Theilungen über 80 mm drei nebeneinander
liegende und bei kleineren Theilungen drei Löcher
mit Ueberspringen je eines Loches gebohrt werden
können.
Die erwähnten kreisbogenförmigen Führungen ge-
statten, Kesselmäntel von den angegebenen Durch-
messern auf den sechsten Theil ihres Umfanges zu
bohren, ohne dafs der Kessel gedreht zu werden braucht,
und zwar stellen sich hierbei die Bohrspindeln stets
von selbst radial ein.
Mit Hilfe einer Ratsche läfst sich die Maschine
auf dem Fundamentbette von Hand verschieben; das
Verstellen kann aber auch selbstthätig nach beiden
Richtungen durch Umschalten des Motors erfolgen.
Bei der Maschine zum Bohren der Löcher für die
Längsnähte befindet sich der Motor am Bohrspindel-
[15. Februar 1903.)
kopf, so dafs er dessen Bewegung mitmacht; hierdurch
gestaltet sich die Uebertragung auf die einzelnen Spindeln
sehr einfach durch Stufenscheiben, Schneckenübersetzung
und Spindel mit Kugelgelenk.
Auch hier sind die beiden äufseren Spindeln ver-
stellbar, und kann die Entfernung von Mitte zu Mitte
Spindel von 75 bis 180 mm betragen. Die drei Spindeln
lassen sich nur gemeinschaftlich nach dem Kessel hin
verschieben und zwar um 450 mm; selbstthätige und
beliebig einstellbare Auslösung ist hier ebenfalls vor-
gesehen. Um die Spindeln genau ausrichten zu können,
sind dieselben senkrecht um 200 mm verstellbar. Ebenso
wie die Rundnaht-Maschine läfst sich auch diese Maschine
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 616.| 67
auf der Fundamentplatte sowohl von Hand als auch
selbstthätig verschieben.
Zur vollständigen Kesselbohrmaschine, welche be
5 m langem Fundamentbette 9500 kg wiegt und einschl.
beider Motoren 13000 M. kostet, gehören noch 3 Platten
mit je 2 Auflagerrollen für den Kessel. Die Rollen lassen
sich auf schrägen Führungsflächen durch Schrauben-
spindel und Ratsche verstellen und sind mit Skalen
versehen, an welchen die für den betreffenden Kessel-
durchmesser passende Einstellung abgelesen werden
kann; in der richtigen Stellung werden die Rollenböcke
in Schlitzen festgespannt.
(Schlufs folgt.)
Etat der Eisenbahn-Verwaltung für das Etatsjahr 1903.
Aus dem dem Abgeordnetenhause vorgelegten für
das Etatsjahr 1903 aufgestellten Etat der preutsischen
Eisenbahn-Verwaltung bringen wir in üblicher Weise
die nachstehenden Mittheilungen, soweit sie das Interesse
unserer Leser beanspruchen.
I. Vorbemerkungen.
l. Zahl der etatsmäfsigen Beamtenstellen.
|
|
i
Mithin
1903
mehr
1902
weniger
Beamtenklasse. |
1903
Laufende No. |
mt
LU
rektionen (11000 M. Il). . 21
Mitglieder der Eisenbahn-Di-
rektionen (4200—-7200 M. III)
(einschliefslich der Ober-
Regierungs- und Ober-
Bauräthe, wovon je 21 mit
je 900 M. Zulage) .
3. | Vorstände der
Eisenbahn - Betriebsinspek-
tionen ae ee eee
Eisenbahn-Maschineninspek-
tionen e o « 4 %
Eisenbahn -Werkstätten-
inspektionen . . . . .
Eisenbahn - Verkehrsinspek-
Hong. ée A
Vorstände des Centralwagen-
amts in Magdeburg und des
Wagenamts in Essen, so-
wie Telegrapheninspektoren
(3600-6300 MII .
4.| Eisenbahn-Bau- und Betriebs-
bezw. Maschineninspektoren
(3600—5700 M. II)
5.1 a) Technische Eisenbahnsckre-
täre einschliefslich bau- und
maschinen-technische Eisen-
bahn-Betriebsingenieure . .
b) Werkstättenvorsteher (2100
bis 4200 M. IV) ... . 61 50 | +11
Für jede Beamtenklasse ist vorstehend in Klammern
auch der Gehaltssatz und die Abtheilung des Wohnungs-
geldtarifs angegeben. -
2!
D
i
|
Präsidenten der Eisenbahn-Di- |
CH
00
177 | 180
865 | 838 | -+27
2. Erläuterungen.
Aus Nebenämtern beziehen:
Mitglieder der Direktionen, Vorstände der Inspek-
tionen sowie Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren:
14 für Wahrnehmung der Geschäfte der technischen
Mitglieder von Linienkommissionen jährlich je
3 als nichtständige Mitglieder des Kaiserlichen
Patentamtes nicht pensionsfähige Besoldungen von
jährlich 2400, 3000 und 3000 M.;
[| y
für Ueberwachung der maschinellen Anlagen des
Packhofs in Berlin jährlich 300 M.;
1 als technischer Beirath der Königlichen Porzellan-
Manufaktur jährlich 600 M.;
l für Assistentengeschäfte der technischen Hoch-
schule in Hannover jährlich 1500 M.;
l als Mitglied des technischen Prüfungsamts bezw.
des technischen Ober-Prüfungsamts in Berlin
jährlich Gebühren bis gegen 2300 M.;
l für eisenbahnfachwissenschaftliche Vorträge an
einer Handelsschule jährlich etwa 400 M.;
1 für Oberaufsicht über die postalische Elektricitäts-
anlage in Cöln-Gereon jährlich 600 M.;
für die technische Beaufsichtigung der maschinellen
Anlagen des Observatoriums auf dem Telegraphen-
berge bei Potsdam jährlich 300 M.
Bei den Direktionen sind 6 Mitgliedstellen mehr
vorgesehen, und zwar kommen in Zugang: 3 Stellen
für neubautechnische Dezernate, welche bei der lebhaften
Neubauthätigkeit bereits eingerichtet werden mufsten
und für absehbare Zeit nicht entbehrt werden können,
gegen Absetzung der gleichen Anzahl Bauinspektor-
stellen; 2 Stellen für bau- und betriebstechnische Mit-
glieder bei den Eisenbahndirektionen in weiterer Durch-
führung der Neuordnung des technischen Telegraphen-
und Sicherungswesens an Stelle von früheren Tele-
grapheninspektionsvorständen (Telegrapheninspektoren),
die zum Aufrücken in Direktionsmitgliedstellen nicht
geeignet waren und inzwischen ausgeschieden sind;
1 Stelle für ein neuzubildendes maschinentechnisches
Dezernat bei der Eisenbahndirektion in Posen in Folge
Vergröfserung des Direktionsbezirks.
Für das gemäfs Artikel 1 des Staatsvertrages über
die Vereinfachung der Verwaltung der Main-Neckar-Bahn
in Zugang kommende Badische Mitglied bei der Eisen-
bahndirektion in Mainz ist eine weitere Mitgliedstelle
nicht zugesetzt. Es wird vielmehr ohne Vermehrung
des Personals eine der bisher für Preufsische Mitglieder
vorgesehenen Etatsstellen für das Badische Mitglied
bestimmt.
Bei den Inspektionen kommen für die nach
Artikel 2 des Staatsvertrages über die Vereinfachung
der Verwaltung der Main-Neckar-Bahn in Darmstadt
neu zu errichtenden Inspektionen — eine Betriebs- und
Werkstätten-Inspektion --- 2 Stellen für Inspektions-
vorstände in Zugang. Eine weitere Stelle ist erforder-
lich für den Vorstand einer Werkstätteninspektion in
Opladen, die für die neue Hauptwerkstätte daselbst
errichtet wird. Ferner ist eine Stelle für eine neu zu
errichtende Maschineninspektion im Direktionsbezirke
Posen neu vorgesehen.
Bei den Telegrapheninspektoren kommen nach
der Erläuterung zu No. 2 in Folge Umwandlung in
Direktionsmitgliedstellen 2 Stellen in Abgang.
Bei den Bauinspektorstellen kommen 3 Stellen,
welche nach der Erläuterung zu No.2 in Direktions-
mitgliederstellen umgewandelt worden, in Abgang. Einem
aus der Main-Neckar-Bahn übernommenen Beamten soll
eine der vorhandenen Stellen verlichen werden.
—
68 [No. 616.]
Nach Mafsgabe des dauernd erforderlichen Bedarfs
an mittlerem technischen Personal bei den Eisenbahn-
direktionen und Inspektionen und den abgezweigten
grölseren Nebenwerkstätten sind 22 Stellen für tech-
nische Eisenbahnsekretäre mehr vorzusehen. In
Folge des Ueberganges der Verwaltung der Main-
Neckar-Bahn kommen weitere 5 Stellen in Zugang.
Von den Stellen ist eine für einen Badischen Beamten
bestimmt. Von den 865 technischen Eisenbahnsckrctär-
stellen sollen 234 — gegen 226 im Vorjahre — den
Vorständen der Betriebsinspektionen als bautech-
nische Betriebsingenieure und 151 — gegen 146 im
Vorjahre — den Vorständen der Maschinen- und
Werkstätteninspektionen als maschinentechnische
Betriebsingenieure beigegeben werden.
Bei einigen Betriebswerkmeistereien, zu denen be-
sonders zahlreiche Lokomotivpersonale, umfangreiche
Schuppen-, Werkstatts- und sonstige Anlagen gehören,
soll der dienstleitende Werkmeister durch einen Werk-
stättenvorsteher ersetzt werden. Aus diesem Anlafs
kommen 10 Stellen in Zugang. Eine weitere Stelle ist
aus Anlafs des Ueberganges der Verwaltung der Main-
Neckar-Bahn vorgesehen, die für einen Badischen
Beamten bestimmt ist.
II. Nachweisung der Betriebslängen
der vom Staate verwalteten Eisenbahnen.
2 3 | 4 5| 6
` 1
1
om
e
Nach der Veranschlagung zum Etat
S Bezirk für das Etatsjahr 1903:
D der Betricbslänge für öffentlichen Verkehr
Se l
b Eisenbahn- x an iu ee Sec
= Direktion. Jahres | Zugang Abeang Jahres
= km km km km
1. | Altona 17s — — | 17e
2. | Berlin 675,00 | 3,18: Dal 678,39
3. | Breslau . 1975,50 | 58,00; Aal 2029,20
4. | Bromberg 1675,51 | — — 1675,31
5. | Cassel 1794,7! — — 1794,87
6. | Cöln . 1359,01 | 22,70; — 1381,71
1. | Danzig . 1983,09 | 90,50 | — 2013,50
8. | Elberfeld 1161,58 | 18,81 1180,30
9, | Erfurt .. . 1566,38 | 15,25 — 158168
10. | Essen a. Ruhr. . 1018,20 Ä 16,007 — 1034 on
11. | Frankfurt a. Main | 1702,88 | 13,0) — 1715,97
12. | Halle a. Saale . 1943,84 | 46,1 — 1990,25
13. | Hannover . 1155,36 | 46,58 | — 1802,34
14. | Kattowitz 1340,05 | 12,05: — 1352,70
15. | Königsberg i. Pr. 1991,00 | 22,0 | -— 2014,30
16. | Magdeburg . 1796,0; — — 1796,10
17. | Mainz . 1059,17 | 35,60 31,03; 1063,83
18. | Münster i. W. 1243,68 — -— | 1243,08
19. | Posen e 3 1666,3 — : — 1666,18
20. | St. Johann- |
Saarbrticken 849,54 64,33 | — 913,87
21. | Stettin . | 1708,56 | 65,39 — 1773,95
| 530,18 | 35,49
Zusammen SE 495, a — | 32534,22 -
Aufserdem steht |
unter Oldenbur-
gischer Verwaltung | |
die Preufsen ge- |
hörige Wilhelms- |
haven-Oldenburger
Eisenbahn . 52,38 | — = 52,88
Zum Bezirk der Eisenbahn-Direktion Kattowitz ge-
hören auch noch 136,4. km Schmalspurbahnen, welche
an einen Unternehmer verpachtet sind, sowie zum Be-
zirke der Eisenbahn-Direktion Erfurt die Schmalspur-
bahnen Hildburghausen-Friedrichshall (30km) und Eisfeld-
Unterneubrunn (18 km). — Aufserdem sind 382,:s km
Anschlufsbahnen für nicht öffentlichen Verkehr vor-
handen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Februar 1903.)
Die für die Etatsaufstellung vorzugsweise in Betracht
kommende Betriebslänge im mittleren Jahresdurchschnitt
stellt sich nach dem Etat für 1903 auf 32332,s0 km und
erhöht sich gegen 1902 um 593,45 km.
Hierin befinden sich Bahnstrecken, welche nach
den Bestimmungen für Eisenbahnen untergeordneter
Bedeutung betrieben werden, am Jahresschlusse
12126, km oder im mittleren Jahresdurchschnitte
11 938,01 km, das sind für 1903 mehr 394,83 km.
III. Einnahmen und Ausgaben; Abschlufs.
l. Ordentliche Einnahmen.
Betrag
| Mehr, weniger
für das gegen den
Etatsjahr vorjährigen
1903 Etat
M. M.
|
Vom Staate verwaltete Eisen-
bahnen 1 372 855 000| —39 186 900
Antheil Badens an den Be-
triebsausgaben für die auf
Badischem Gebiete belege-
at 1 805 000
nen Strecken der Main-
Neckar Eisenbahn
Main-Neckar-Eisenbahn — — 559017*)
Wilhelmshaven EE
Eisenbahn i 693118 — 20849
Privat-Eisenbahnen, bei vel
chen der Staat betheiligt ist 200 809| + 3 954
Sonstige Einnahmen 450 000 —
Summe d. ordentl. Einnahmen | 1 376 003 927| —37 957 812
2. Aufserordentliche Einnahmen.
Beiträge Dritter zueinmaligen |
aufserordentlichen `: Aus-
gaben . 3811500 + 1445500
Summe der Einnahmen | 1 379 815 427 —36 512 312
3. Dauernde Ausgaben.
Vom Staate verwaltete Eisen-
bahnen
Antheil Badens an en Be- |
triebseinnahmen fir die auf |
Badischem Gebiete belege- |
nen Strecken der Main-
Neckar Eisenbahn
Antheil Hessens an den Er-
gebnissen der gemein,
schaftlichen Verwaltungdes
preufsischen undhessischen
|
815 169500 + 8465 000
2 125 000: + 2 725 000
Eisenbahnbesitzes 10 430 000: — 82691
Main-Neckar-Eisenbahn — | — 90 786**)
Wilhelmshaven EE |
Eisenbahn 59600:+ 10600
Zinsen und Tilgungshetrage 3 153 000 —
Ministerialabtheilungen für
das Eisenbahnwesen 1831 7718 + 71226
Dispositionsbesoldungen,
Wartegelder und Unter-
stützungen . ma 815000 — 55000
Summe d. dauernden Ausgab. | 894 843 878 + 11 083349
*) Früherer Antheil an dem Reinertrage, welcher in Folge der
Neuregelung der Verhältnisse der Bahn nicht mehr zum Nachweis
kommt.
**) Frühere Besoldungszulagen u. s. w., welche in Folge der
Neuregelung der Verhältnisse nicht mehr zum Nachweis kommen.
(15. Februar 1903.)
4. Einmalige und aufserordentliche Ausgaben.
a Mehr, weniger
Betrag
fiir das | gegen den
Etatsjahr Vorjährigen
1903 Etat
M. M.
In den Direktionsbezirken 51 863 000
Centralfonds : 39 800 000
Summe der einmaligen aufser- |
ordentlichen Ausgaben . 91 663 000| + 22500
5. Abschlufs.
Ordinarium.
Die ordentlichen Einnahmen
betragen . - . | 1 376 003 927: — 37 957 812
Die dauernden Ausgaben be-
tragen
Mithin Ueberschufs im Ode
narium
894 843 878 #11 083349
481 160 149 —49 041 161
Extraordinarium.
Die aufserordentlichen Ein-
nahmen betragen .
Die einmaligen und aufser-
ordentlichen Ausgaben be- |
tragen fe Si i 91 663 000
Mithin Zuschufs im Extra-
ordinarium .
Bleibt ben
3811500 + 1445500
|
|
+ 22500
87 851 500 — 1423000
393 308 549 —47618 161
6. Verwendung der Jahresüberschüsse.
Auf den angegebenen Ueberschufs im
Ordinarium von. . 481 160 049,00 M.
sind auf Grund des Gesetzes vom
27. März 1882 betreffend Verwen-
dung der Jahresüberschüsse:
zur Verzinsung der Staatseisenbahn-
Kapitalschuld .
in Rechnung zu stellen so dafs zur
Abschreibung von der Staatseisen-
bahn-Kapitalschuld
132 594 028,10 „
: 346 366 020,»:M.
verbleiben
Nach dem Etat für 1902 sind für diese
Abschreibungen verblieben . . 388583018,s „
Mithin für 1903 weniger 42216 997,24 M.
IV. Besondere Erläuterungen der Betriebs-
Einnahmen und Ausgaben.
l. Betriebs-Einnahmen.
Tit. 1. Personen- und Gepäckver-
kehr . , . 389750000 M.
mithin gegen die wirklichen
Ergebnisse für 1901 höher um
rund 6 331 500 M.
Tit. 2. Güterverkehr Fr . 893440000 „
oder gegen 1901 mehr rund
9 266 500 M.
Tit. 3. Für UeberlassungvonBahn-
anlagen und für Leistungen
zu Gunsten Dritter. 27817000 „
oder gegen 1901 weniger
rund 128500 M.
Tit. 4. Für Ueberlassung von Be-
triebsmitteln Së 14795000 „
mithin gegen 1901 "weniger
rund 79400 M.
Seite 1325802000 M.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
[No. 616.] 69
Uebertrag 1325802000 M.
Tit. 5. Erträgeaus Veräufserungen 30534000 „
oder gegen 1901 höher um
rund 3 546 800 M.
Tit. 6. Verschiedene Einnahmen . 16519000 „
oder gegen 1901 mehr rund
195400 M.
Summe Titel 1—6 1372855000 M.
was gegen die wirklichen Er-
gebnisse für 1901 ein Mehr
von 19132300 M. ergicbt.
2. Betricbs-Ausgaben.
Tit. 1, 2u.3. Gehälter, Wohnungsgeldzuschüsse,
Remunerirung von Hilfsarbeitern,
Löhne, Stellenzulagen.
Die ermittelte Gesammtan-
schlagssumme beträgt . . 338206300 M.
und sind hiernach gegenüber
der wirklichen Ausgabe des
Jahres 1901 rund 8969300 M.
mehr vorgesehen. Hiervon
entfallen auf die Mehrein-
stellung von Bediensteten
47189000 M., während 4 180300
M. durch Erhöhung der Ein-
kommensbezüge des Dienst-
personals bedingt sind.
Tit. A Tagegelder, Reise-und Um-
zugskosten, sowie andere
Nebenbezüge Be ae. 32454000 „
oder gegen 191 höher
469 900 M.
Tit. 5. Aufserordentliche Remune-
rationen und Unterstützun-
gen éi Oe, ay a 5066 000 „
mithin gegen 1901 mehr
264 000 M.
Tit. 6 Wohlfahrtszwecke . 25683000 ,
oder gegen 1901 mehr
970700 M.
lit. 7. Unterhaltung und Ergänzung der Irven-
tarien, sowie Beschaffung der Betriebs-
materialien.
Es sind im Einzelnen veranschlagt:
Betrag
No. Gegenstand „Im im
Kinzelnen Ganzen
M. M.
|
Unterhaltung und Er- |
gänzung der Inventarien. |
1. | Dienstkleidung . .| 1.351 900
2. |Inventarien . .| 5 908 500
Summe — 7 260 400
Beschaffung der Betriebs-
materialien.
a) Drucksachen, Schreib- und
Zeichenmaterialien 5 669 000
b) Kohlen, Koks und Brikets |
t. | Steinkohlen, Steinkohlenbri-
kets und Koks zur Lokomo-
tivfeuerung . 162 808 en
2. | Steinkohlen und E E
u. s. w., für alle anderen
Zwecke. VU 6715 000
Summe =o ' 69 583 000
Seite =
82 512 400
70 (No, 616.]
Betrag
No. Gegenstand Im im
Einzelnen Ganzen
Uebertrag| — 82512400
c) Sonstige Betriebs-
materialien.
1. |Rohes Rabol 1 327 900)
2. | Gereinigtes Rüböl 1 581 300
3. | Petroleum 2 693 900
4. | Mineral-Schmieröl 3 163 600
5. | Putzbaumwolle (Garnabfall) 2 076 600
6. | Alle anderen Betriebsmateria-
lien zusammen . . | 6 842 600
Summe me | 17 685 900
Bezug von Wasser, Gas
und Elektricität von frem-
den Werken. ..... ' 8408 700
Summe Tit. 7 =
Mee
Die vorstehend angegebenen Kosten sind nach der
wirklichen Ausgabe des Jahres 1901 unter Berück-
sichtigung der eingetretenen und zu erwartenden
Streckenvermehrung, des Hinzutritts der Main - Neckar-
Bahn und der anschliefsenden Hessischen Nebenbahnen,
sowie der sonstigen Aenderungen veranschlagt worden.
Die unter b und c veranschlagten Kosten für Be-
schaffung der Feuerungs- und sonstigen Betriebs-
materialien sind nach dem wirklichen Verbrauche des
Jahres 1901 unter Berücksichtigung des Hinzutritts der
Main-Neckar-Bahn und der anschliefsenden Hessischen
Nebenbahnen sowie der sonst noch eingetretenen und
zu erwartenden Veränderungen bemessen worden.
Diese Materialien finden vorwiegend für den Zugdienst
Verwendung und sind deshalb von der Anzahl der da-
für veranschlagten Lokomotivkilometer und Wagenachs-
kilometer abhängig. Diese sind festgesetzt auf Grund
der wirklichen Leistungen im Etatsjahre 1901 unter
Berücksichtigung der in Betracht zu ziehenden Ver-
änderungen auf
444 360000 Lokomotivkilometer (Leistungen
der Lokomotiven vor Zügen (Nutzkilometer) zusätzlich
der Leerfahrt-Kilometer und der Nebenleistungen im
Rangir- und Reservedienste; betreffs des letzteren ist,
entsprechend dem Materialienverbrauche, jede Stunde
Rangirdienst zu 5 und jede Stunde Zugreservedienst
zu 2 Lokomotiv-Kilometern gerechnet),
13 006 000 000 Wagenachskilometer (Leistungen
der eigenen und fremden Wagen sowie der Eisenbahn-
postwagen auf eigenen Bahnstrecken).
Es entfallen somit von den unter b und c veran-
schlagten Kosten auf 1000 Lokomotivkilometer 196,3» M.,
auf 1000 Wagenachskilometer 6,:1 M., während diese
Ausgaben im Etatsjahre 190! rund 196,33 M. und Dess M.
betragen haben. Die bei diesen beiden Unterpositionen
angenommenen Beträge bleiben hinter der wirklichen
Ausgabe für 1901 zusammen um rund 974 000 M. zurück.
Diese Minderausgabe ist, obwohl in Folge des
Hinzutritts der Main-Neckar-Bahn u. s. w., sowie mit
Rücksicht auf den milden Winter des Jahres 1901 mit
einem höheren Materialverbrauche gerechnet wird, im
Wesentlichen auf die Annahme niedrigerer Beschaffungs-
preise für Feuerungsmaterialien und Petroleum zurück-
zuführen.
Unter b I sind in Berücksichtigung der vorstehend
erwähnten Umstände 5 741 130 t Steinkohlen, Stein-
kohlenbrikets und Koks zur Lokomotivfeuerung zum
durchschnittlichen Preise von 10,94 M., im Ganzen rund
62 808 000 M. veranschlagt, mithin für 1000 Lokomotiv-
kilometer 12,92t zum Werthe von 141,4 M., gegenüber
(Zant zum Werthe von !41,» M. im Etatsjahre 1901.
Der Mehrverbrauch an Feuerungsmaterialien für 1000 Loko-
motivkilometer ist auf die Annahme normaler Witterungs-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
eege
[15. Februar 1903.]
verhältnisse und auf die weitere Einführung schwererer
und leıstungsfähigerer Lokomotiven zurückzuführen.
Die überhaupt veranschlagten Steinkohlen u. s. w. sind
nach ihrer Art und Bezugsquelle in der Zusammen-
stellung V näher nachgewiesen.
Bei der Beschaffung von Wasser, Gas und Elek-
tricitét von fremden Werken ist die Veranschlagung
nach dem wirklichen Verbrauche des Etatsjahres 1901
unter Berücksichtigung des Hinzutritts der Main-Neckar-
Bahn u. s. w., sowie der sonstigen Streckenvermehrung
und der weiteren Einführung von elektrischem Licht an
Stelle von Gas- oder Oelbeleuchtung um rund 513000 M.
höher erfolgt, als die wirkliche Ausgabe für 1901 ergiebt.
Tit. 8 Unterhaltung, Erneuerung und Er-
gänzung der baulichen Anlagen.
Pos Gegenstand Betrag
M.
1. | Löhne der Bahnunterhaltungs-Ar-
beiter . 2 2 2 1... ee | 44 719 000
2. | Beschaffung der Oberbau- und Bau-
materialien:
l. Schienen 22 554 000
2. Kleineisenzeug 12 492 000
3. Weichen 6 987 000
4. Schwellen . 26 855 000
5. Baumaterialien e, 11525 000
3. | Sonstige Ausgaben einschliefslich der
Kosten kleinerer Ergänzungen 42 239 000
4. | Kosten erheblicher Ergänzungen 8 522 000
Summe Tit. 8 | 175 893 000
Für die Unterhaltung der baulichen Anlagen sind
63915 Arbeiter mit einem Lohnaufwand von rund
44 119000 M. veranschlagt. Im Jahre 1901 betrug die
wirkliche Ausgabe an Löhnen bei einer Beschäftigung
von 58511 Köpfen rund 40483000 M., für das Etats-
jahr 1903 sind sonach 5464 Arbeiter und 4 236000 M.
Lohn mehr vorgesehen. Für die unter der Voraussetzung
normaler Witterungsverhältnisse erfolgte Veranschlagung
war die Erweiterung des Bahnnetzes insbesondere auch
durch Hinzutritt der Main-Neckar-Bahn, sowie die Ver-
mehrung der Unterhaltungsgegenstände auf den älteren
Betriebsstrecken und der gröfsere Umfang des Gleis-
umbaues zu berücksichtigen. Insgesammt ist hierfür
eine Mehrausgabe von 3323000 M. in Ansatz gebracht
worden. Ausserdem war die Erhöhung der Lohnsätze
in Betracht zu ziehen, die sich aus dem Aufrücken der
Arbeiter in den Lohnstufen des Lohn-Etats ergiebt und
im Ganzen einen Betrag von rund 415000 M. er-
fordert.
Die Kosten der Schneeräumung sind um rund
498 000 M. höher als die wirkliche Ausgabe in 1901 zum
Ansatz gekommen.
Die für die gewöhnliche Unterhaltung der baulichen
Anlagen überhaupt in Betracht kommende Arbeiter-
kopfzahl für 1 km durchschnittliche Länge der unter-
haltenen Bahnstrecken ist von 1,7 im Jahre 1901 auf
Le im Etatsentwurf für 1903 gestiegen.
Von den unter Pos. 2, Unterpos. 1 bis 5, ver-
anschlagten Materialien sind zur Abgabe an Dritte
Materialien im Gesammtbetrage von rund 1201 700 M.
gegenüber rund 1127000 M. nach der Wirklichkeit
des Jahres 1901 — vorgesehen.
Davon entfallen auf:
Schienen 193900 M.
Kleineisenzeug . 100 800 „
Weichen 506 100 ,
Schwellen . 348100 „
Baumaterialien 52800 „
Die bei den Unterpos. 1 bis 4 nach Abzug der
vorstehend mit ihren Beschaflungskosten angegebenen
Mengen verbleibenden Materialien sind für die Er-
neuerung des Oberbaues, auch auf den neu hinzuge-
tretenen Strecken der Main-Neckar-Bahn, bestimmt.
[15. Februar 1903.)
Nach dem durch örtliche Aufnahme festgestellten Bedarf
sollen mit neuem Material umgebaut werden:
1 187,17 km mit hölzernen Querschwellen
021,8 , 4» eisernen 5
zusammen 2 109,3 km.
Zu den vorbezeichneten Gleisumbauten sowie zu
den nothwendigen Einzelauswechselungen sind er-
forderlich:
l. Schienen: M. M.
187 900 t durchschnittlich zu
119 M. à
2. Kleineisenzeug:
80 000 t durchschnittlich zu
154,809 M. .
3. Weichen, einschliefslich Herz-
und Kreuzungsstücke :
a) 6400 Stück Zungenvor-
richtungen zu 450 M.
b) 4 800 Stück Stellböcke zu
30 M. .
c) 8800 Stück Herz- und
Kreuzungsstücke zul95M.
d) für das Kleineisenzeug zu
den Weichen undsonstige
Weichentheile .| 1740900 -—
6 480 900
22 360 100
12 391 200
2 880 000
144 000 —
1 716.000 `
4. Schwellen:
a) 3001 100 Stück hölzerne
Bahnschwellen, ` durch,
schnittlich zu 4,5 M,
rund. 2
b) 385000 m hölzerne
Weichenschwellen,durch-
schnittlich zu 2,63 M., rund
c) 110300 t eiserne Schwel-
len zu Gleisen und
Weichen, durchschnitt-
lich zu 110 M., . . | 12 133 000
26 506 900
67 739 100
13 362 100 =
1 011 800 —
Gegen die wirkliche Ausgabe für die Erneuerung
des Oberbaues im Jahre 1901 stellt sich die vorstehende
Veranschlagung um rund 8090000 M. höher.
Die Lange des zum Zweck der Oberbau-Erncuerung
nothwendigen Gleisumbaues mit neuem Material über-
steigt die Länge der im Etatsjahre 1901 mit solchem
Material wirklich umgebauten Gleise um rund 253 km
(14 vom Hundert). Das Mehr entfällt ausschliefslich
auf die Gleiserneuerung mit dem auf den wichtigeren,
von Schnellzügen befahrenen oder sonst stark belasteten
Strecken eingeführten schweren Oberbau. Ebenso wie
beim Gleisumbau, stellte sich auch bei der Einzelaus-
wechselung unter Berücksichtigung der aufkommenden
und der in den Beständen vorhandenen brauchbaren
Materialien das Bedirfnifs an neuem Material höher als
im Etatsjahre 1901. Aufserdem mufsten die inzwischen
eingetretenen, zum Theil erheblichen Preisveränderungen
berücksichtigt werden.
Bei den veranschlagten Durchschnittspreisen für
die Oberbaumaterialien sind aufser den Nebenkosten
auch die Buchpreise der aus Beständen zu entnehmen-
den Materialien mit in Rechnung gezogen.
Im Einzelnen beträgt der Bedarf gegen die wirk-
lichen Ergebnisse des Jahres 1901:
a) für Schienen mehr rund 2 244 000 M.
b) für Kleineisenzeug mehr rund . 125000 „
c) für Weichen mehr rund 636 000 ,
d) für Schwellen mehr rund. 5082000 „
8090 000 M.
Die im Ganzen veranschlagten Mengen an Schienen,
Kleineisenzeug und eisernen Schwellen ergeben sich
aus der Zusammenstellung V.
Für die Veranschlagung des Bettungsmatcrials, wo-
für die Kosten bei Pos. 2 Unterpos. 5 vorgeschen sind,
waren die Erweiterung des Bahnnetzes und die Ver-
|
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 616.) d
mehrung der Gleise auf den älteren Betriebsstrecken,
ferner der gröfsere Umfang der Gleiserneuerung und
die eingetretene Erhöhung des Durchschnittspreises ın
Betracht zu ziehen. Die Verbesserung der Bettung
durch eine ausgedehnte Verwendung von gesiebtem
Kies und namentlich von Steinschlag ist, wıe in den
Vorjahren, auch für das Veranschlagungsjahr in Aus-
sicht genommen. Der Gesammtbedarf an Bettungs-
material für die Unterhaltung und Erneuerung der
Gleise und Weichen
ist zu rund 3721000 cbm er-
mittelt.
Von der bei der Pos. 3 für die zu unterhaltenden
Bahnstrecken mit Einschlufs der Main-Neckar-Bahn
vorgesehenen Ausgabe von 42239000 M. entfallen
21212000 M. auf aufsergewöhnliche Unterhaltungs-
arbeiten und kleinere Ergänzungen, der Rest mit
21027000 M. auf die gewöhnliche Unterhaltung der
baulichen Anlagen.
In dem Bedarf für die aufsergewöhnliche Unter-
haltung und für kleinere Ergänzungen ist eine Summe
von rund 1500 000 M. vorgesehen, um an 115 Orten
und Stellen, an denen das Bedürfnifs des Betriebs-
dienstes es erfordert, Dienstwohnungen für 72 mittlere
Beamte (überwiegend Stationsbeamte und Bahnmeister)
und für 193 untere Beamte (überwiegend Bahnwärter
und Weichensteller) herzustellen.
Die Ausgabe für die gewöhnliche Unterhaltung —
einschliefslich der Kosten für die zur unmittelbaren
Verwendung beschafften Baumaterialien, aber aus-
schliefslich der bereits bei Pos. I berücksichtigten Löhne
und der bei Pos. 2 Unterpos. 5 vorgesehenen Kosten
für die auf Vorrath beschafften Baumaterialien — ist wie
folgt veranschlagt:
t. Unterhaltung des Bahnkörpers mit
allen Bauwerken und Nebenanlagen,
32 255 km Bahnkörper zu 150 M. rund 4 838 300 M.
2. Unterhaltung der Weichen und
Kreuzungen mit Zubehör, 119880
Stück Zungenvorrichtungen und
Kreuzungen zu 5 M. : 599 400 ,,
3. Unterhaltung der Gebaade . . . 8600000 „
4, Unterhaltung der Stellwerke und op-
tischen Signale, 18 880 Hebel zu
22 M. rund . 1735400 ,
9. Unterhaltung der elektrischen Lei-
tungen sowie der elektrischen Signal-,
Sprech- und Schreibwerke, 32 259 km
Bahnkörper zu 36 M. rund . . 1161200 „
6. Unterhaltung der Zufuhrwege, Vor-
plätze und Ladestrafsen u. s. w.
245 120a Befestigungen zu 5 M. . 1225600 ,,
7. Unterhaltung aller sonstigen Anlagen 2500 000 „
8. Insgemein, nicht besonders vorge-
sehene Ausgaben
: i 300000 ,
9. Für neu zu eröffnende Strecken :
67100 ,
21 027000 M.
Die Vordersätze zu No. 1 bis 6 entsprechen dem
voraussichtlichen Bestande der Bahnanlagen auf den
älteren Betriebsstrecken mit Einschlufs der Main-Neckar-
Bahn am 1. April 1903.
Die Anforderungen für die bei Pos. 4 vorzusehenden
erheblichen Ergänzungen sind im Einzelnen örtlichgeprüft
und insoweit berücksichtigt worden, als ein dringendes
Bedürfnifs vorliegt. Im Ganzen nd dafür 8 522 000 M.
eingestellt, welche sich in folgender Weise vertheilen:
Eisenbahndirektionsbezirk Altona 250 500 M.
R Berlin . 236 000 „
e Breslau 177200 ,
y Bromberg 137500 ,
. Cassel . 389000 „
S Cöln 291 500 „
s Danzig 283 000 „
= Elberfeld . 126 200 „
S Erfurt 330 300 „
e Essen. . 816500 „
a Frankfurt a. M. 284 500 „
Scite 3922200 M.
72 [No. 616.]
Uebertrag 3922 200 M.
Eisenbahndirektionsbezirk Halle a. S. . 422 500 ,
d Hannover 617100 „
= Kattowitz 256 800 ,
A Königsbergi. Pr. — o
2 Magdeburg . 256 400 „
A Mainz . 96 500 „
Münster i. W.. 91 500 ,
S Posen . : 80 000 ,
i Saarbrücken 140 200 ,
a Stettin. 138 500 „
Hierzu treten noch für unvorhergesehene
dringliche Ergänzungen . 2500 000 ,,
zusammen wie oben rund 8522 000 M.
Dieser Betrag übersteigt die wirkliche Ausgabe
in 1901 um 1 720 823 M.
Tit. 9. Unterhaltung, Erneuerung
und Ergänzung der Betriebsmittel und der
maschinellen Anlagen.
trag
Pos Gegenstand. Se
M.
l. | Löhne der Werkstätten-Arbeiter 52 752 000
2. | Beschaffung der Werkstatten-Mate-
rialien auf Vorrath . . | 31582000
3. | Sonstige Ausgaben ' 7 339 000
4. | Beschaffung ganzer Fahrzeuge
a) Lokomotiven (503 Stück ver-
schiedener Gattung) 28 607 000
b) Personenwagen (664 Stück ver-
schiedener Gattung) e. A 11 575 000
c) Gepäck- u. Güterwagen (5190
Stück verschiedener Gattung) 15 118 000
Zusammen Tit. 9 | 146 973 000
Von dem Gesammtbetrage entfallen 91 673000 M.
auf die Kosten für die Unterhaltung, Erneuerung und
Ergänzung der Betriebsmittel und der maschinellen
Anlagen, die bei Position 1, 2 und 3 zu veranschlagen
und nachstehend einzeln nachgewiesen sind.
Aufser den bei Position 1 eingestellten Tage- und
Stücklöhnen für Woerkstättenarbeiter sind an solchen
Löhnen noch bei Tit. 7 und 8 des Etats 3073400 M.
vorgeschen, so dafs im Ganzen eine Lohnausgabe
von 55825400 M. für Werkstättenarbeiter, ge genüber
einer wirklichen Lohnausgabe im Etatsjahre 1901 von
53 280 925 M., angenommen ist. Während im letzteren
Jahre im Durchschnitt 48 120 Arbeiter beschäftigt waren,
sind für 1903 in Folge Uebernahme der Verwaltung der
Main-Neckar-Bahn und der anschliefsenden Hessischen
Nebenbahnen und im Hinblick auf die an den Betriebs-
mitteln und maschinellen Anlagen vorzunehmenden
Arbeiten 49663 Arbeiter, mithin 1543 Köpfe mehr, als
erforderlich erachtet worden.
An Werkstattsmaterialien sind veranschlagt:
1. für Metalle . 23 536 000 M.
2. „ Hölzer . e 4 583 800 „
3. „ Drogen und Farben A 2157900 „
4. „ Manufaktur-, Posamentier-,
Leder- und Seilerwaaren 1 355 400 „
5. „ Glas und Glaswaaren 502 700 ,,
6. „ sonstige Matcrialien 1 737200 „
zusammen 33 873 000M.,
wovon 31 582000 M. auf Tit. 9 entfallen, während die
verbleibenden 2291 000 M. bei ‘Tit. 7 und 8 vorgesehen
sind. Der unter 1 für Metalle veranschlagte Betrag
enthält für Erneuerung einzelner Theile:
der Lokomotiven und Tender . . 4693 000 M.
„n Personenwagen : . 9590000 ,
» Gepäck- und Güterw ragen ; . 1 979 000 „
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Februar 1903.]
Die Ausgaben bei Pos. 1, 2 und 3, einschliefslich
der auf die Main-Neckar-Bahn und die anschliefsenden
Hessischen Nebenbahnen entfallenden Beträge, sind nach
den wirklichen Ausgaben des Etatsjahres 1901 unter
Berücksichtigung der eingetretenen oder zu erwartenden
Veränderungen sowie der zur Zeit geltenden Lohnsätze
und Materialpreise veranschlagt.
Die Kosten für Unterhaltung der Betriebsmittel
sind im Besonderen abhängig von der Anzahl der
hierfür veranschlagten Lokomotivkilometer und Wagen-
achskilometer. Die Leistungen sind festgesetzt auf
519600000 Lokomotivkilometer und 12 902 000 000
Wagenachskilometer, wobei zur Berechnung gezogen
sind:
a) bezüglich der Lokomotivkilometer: die Leistungen
der Lokomotiven vor Zügen (Nutzkilometer)
zusätzlich der Leerfahrtkilometer und der Neben-
leistungen im Rangirdienst. Betreffs der letzteren
ist jede Stunde Rangirdienst zu 10 Lokomotiv-
kilometer gerechnet, dagegen ist der Zugreserve-
dienst aufser Betracht gelassen;
b) bezüglich der Wagenachskilometer: die Leistungen
der eigenen Wagen auf eigenen und fremden
Strecken.
Von den hiernach für das Etatsjahr 1903 ermittelten
Ausgaben bei Pos. I, 2 und 3 entfallen 765000 M. auf
die Main-Neckar-Bahn und die anschliefsenden Hessischen
Nebenbahnen. Der für die älteren Strecken verbleibende
Betrag übersteigt die wirkliche Ausgabe des Jahres 1901
um rund 4307000 M., was in den veranschlagten
kilometrischen Mehrleistungen der Wagen sowie in
besonderen Arbeiten zur Verbesserung der Fahrzeuge
für die Personenbeförderung seine Begründung findet.
Es sind im Einzelnen veranschlagt:
Gewöhnliche Unterhaltung.
l. Lokomotiven und Tender nebst Zu-
behör:
519 600 000 Lokomotivkilometer,
für 1000 Lokomotivkilometer
75,11 M., rund , . . 39026500 M.
2: Personenwagen nebst Zubehör:
2803 000 000 Achskilometer der
Personenwagen, für 1000 Achs-
kilometer 5,09 M., rund . . 14269200 „
3. Gepäck-, Güter-, Arbeits- und Bahn-
dienstwagen nebst Zubehör ein-
schlielslich Wagendecken:
10099 000 000 Achskilometer
der Gepäck- und Güterwagen,
für 1000 Achskilometer 2,97 M.
rund : . 30022 300 „
4. Mechanische und maschinelle An-
lagen und Einrichtungen, sowie
Dampfboote, Schalden, Prahme und
Geräthe der Trajekte nebst Zu-
behör EN ZEN
5. Aufsergewöhnliche. Unter-
haltung und Ergänzung der
Betriebsmittel und der maschinellen
Anlagen . : e
6. Arbeitsausführungen der
Werkstätten für die Neubau-
verwaltung, Reichspostverwaltung,
fremde Eisenbahnen und Privat-
personen .
2781100 „
3733200 ,
1 840 700 „
Zusammen 91673000 M.
Die Kosten für die Beschaffung ganzer Fahrzeuge
(Pos. 4) sind im Einzelnen wie folgt veranschlagt:
a) für die älteren Strecken:
500 Stück Lokomotiven verschiedener
Gattung . 28500 000 M.
650 Stück Personenw agen verschiedener
11 400 000 „
Gattung
15 100 000 ,
5188 Stück Gepäck- und "Güterwagen ver-
schicdener Gattung DN
zusammen 55 000 000 M.
[15. Februar 1903.]
b) für die Main-Neckar-Bahn:
3 Lokomotiven gate. See 107 000 M.
14 Personenwagen III. Klasse 175 000 „
2 Gepäckwagen 18000 „
zusammen 300 000 M.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 616.) 73
Die Gesammtkosten zu a im Betrage von 55000000 M.
übersteigen die wirkliche Ausgabe für 1901 in Folge
Beschaftung einer gröfseren Zahl schwerer Wagen für
schnellfahrende Personenzüge um rund 1591 000 M.
(Forts. folgt.)
Beiträge zur Lehre von der Patentfähigkeit.
Von Dr. jur. Oscar Schanze in Dresden.
(Fortsetzung von Seite 19.)
Dreizehnter Beitrag.
Munk läfst sich in seinem Kommentare „Das
österreichische Patentgesetz“!) über die Erfordernisse
der Patentfähigkeit wie folgt vernehmen.
I. „Erfindung ist eine geistige Schöpfung, welche
die Naturkräfte der Befriedigung wirthschaftlicher Be-
dürfnisse mit dem Erfolge unterwirft, dafs diese Befrie-
digung eine Steigerung aufweist.“*)
Die Erfindung ist „eine geistige Schöpfung“.
„Die Entdeckung unterscheidet sich von der Erfindung
durch die Art ihres Entstehens; jene schafft nicht,
sondern erfafst. Wird eine in Vergessenheit gerathene
Erfindung entdeckt, so kann diese Entdeckung gleich-
wohl nicht als Erfindung behandelt werden; es mangelt
die Urheberschaft“.?)
Zu letzterem Satze ist zu bemerken: das Entdecken
der in Vergessenheit gerathenen Erfindung ist gewils
kein Erfinden. Allein der in Vergessenheit gerathenen
Erfindung fehlt doch deshalb nicht die Urheberschaft,
richtiger die Ursprünglichkeit, weil sie nachmals ent-
deckt worden ist.*)
Das Erfordernifs der geistigen Schöpfung ist dem
Erfindungsschutze nach Munk‘) „gemeinsam mit dem
literarischen Urheberschutz; dort wie hier kann verlangt
werden, dafs das Schutzobjekt ein individuelles Geprage
aufweise. Technologisch ausgedrückt, mufs sich die
Erfindung von der einfachen Konstruktion unterscheiden,
welche sich auf die Formverbesserung der früher in
Uebung gestandenen Objekte beschränkt, durch Routine
zu erreichen ist“.
Dem läfst sich nicht vorbehaltlich beipflichten.
Ein wichtiger Unterschied zwischen dem Schrift-
werk, dem Kunstwerke überhaupt und der Erfindung
besteht doch gerade darin, dafs ersteres ein individuelles
Gepräge in dem Sinne hat, dafs niemals zwei ver-
schiedene Urheber das gleiche Kunstwerk hervorbringen,
während inhaltlich gleiche Erfindungen mehrfach selbst-
ständig von verschiedenen Personen gemacht worden
sind; dafs in dem Kunstwerk die persönliche Eigenart
des Urhebers sich dauernd objektivirt, so dafs man oft
mit ziemlicher Sicherheit von dem Werk auf den Meister
schliefsen kann, während sich das Gleiche von der
Erfindung nicht behaupten lafst.°) Will Munk diesen
Unterschied in Abrede stellen? Seine Behauptung, dafs
das Schutzobjekt beim Urheber- und beim Erfindungs-
schutz übereinstimmend ein individuelles Gepräge trage,
ist wohl nur ein mifslungener Ausdruck für das beiden
Schutzarten gemeinsame Erfordernifs der Ursprünglich-
keit, welches darin besteht, dafs das Schutzobjekt seinen
Ursprung der Geistesthätigkeit einzelner Individuen
verdankt, dafs es sich um ein Werk individuell schöpfe-
rischen Ursprungs handelt. Der Gegensatz zwischen
blofser Konstruktion und Erfindung, auf den Munk in
diesem Zusammenhange zukommt, hat freilich mit der
Entstehungsweise unmittelbar nichts zu schaften, er
bezieht sich vielmehr auf den Inhalt der Schöpfung.
1) Berlin 1901.
2) S. 2.
3) S. 3.
4) Vgl. mein Recht der Erfindungen und der Muster, S. 223 ff,
330, 403._
5) S. 2.
6) Mein Recht der Erfindungen und der Muster S. 339. Kohler,
Handbuch des deutschen Patentrechts, S. 32, S. 54. Vgl. auch oben
den zweiten Beitrag bei Note 1o.
Und was diesen Gegensatz selbst anlangt, so läfst sich
nicht sagen, dafs es sich bei der blofsen Konstruktion
immer nur um eine Formverbesserung handle und dafs
andererseits ein Formgedanke nicht auch über die blofse
Konstruktion hervorragen könne.
„Die Erfindung wirkt durch Unterwerfung der
Naturkräfte“. Somit „sind von derselben begrifflich
alle Neuerungen ausgeschlossen, welche lediglich eine
persönliche Bethätigung zum Gegenstande haben, wie
Tänze, Malweisen oder Prestidigitateurhandgriffe, aus-
geschlossen die Gegenstände literarischer oder künst-
lerischer Produktion und ausgeschlossen die Gegen-
stände, welche sich lediglich durch die Formgebung
von dem Gemeingut unterscheiden, also nicht qualitativ
hervortreten“.’)
Von sehr beachtlicher Seite*) wird bekanntlich die
Ansicht vertreten, dafs es sich bei patentfahigen Er-
findungen um Naturkräftekombinationen, bei Gebrauchs-
mustern um Raumgebilde handle. Munk scheint diesen
Gegensatz im Sinne zu haben, wenn er Gegenstände
vom Patentschutze ausschliefst, die „sich lediglich durch
die Formgebung von dem Gemeingut unterscheiden“.
Dafs die Formgebung aufser Stande ist, qualitative
Unterschiede hervorzurufen, wird sich freilich nicht
aufrechterhalten lassen. Der Haupteinwand aber ist
der: das österreichische Recht kennt einen Gebrauchs-
musterschutz nicht, deshalb fallen auch Raumgebilde,
vorausgesetzt, dafs sie im Uebrigen die Erfordernisse
der Patentfähigkeit erfüllen, zur Zeit wenigstens in das
Gebiet des Patentschutzes. Oder will Munk solche
Raumgebilde schutzlos lassen? Wahrscheinlich betrachtet
Munk die Formgebilde als blofse Konstruktionen und
kommt von diesem — wie wir bereits gesehen aller-
dings irrigen — Standpunkte zur Verneinung ihrer
Patentfähigkeit.
„Die Erfindung mufs weiters der Befriedigung
wirthschaftlicher Bedürfnisse dienen, sie muls
zweckmäfsig, mufs ein Gut sein. Das wirthschaftliche
Bedürfnifs ist aber hier im weitesten Sinne zu nehmen,
nicht beschränkt auf Industrie und Gewerbe in engerem
Sinne, sondern ausgedehnt auf alle Gebiete der stoft-
erzeugenden oder -bearbeitenden Produktion, ja selbst
des Handels. Dieser Befriedigung dienen auch Gegen-
stände des Spieles und des Aberglaubens. Nicht
wesentlich ist, dafs der Erfindungsgegenstand das bis-
her an seiner Stelle verwendete Gemeingut zu ver-
drängen geeignet sei, wenn ihm nur überhaupt die
Eignung innewohnt, seinem Zwecke zugeführt zu werden.
Selbst dann wird einem Objekte der Erfindungscharakter
kaum abzusprechen sein, wenn dasselbe nicht bis zur
Marktfähigkeit ausgestaltet erscheint, seine technische
Weiterbildung aber dem Bereiche der Wahrscheinlich-
keit angehört, man denke an ein lenkbares Luftschift,
das seinen Zweck noch nicht vollkommen erreicht,
aber die bisherigen Versuche gleichwohl überflügelt.
Dagegen werden solche Gegenstände nicht als Erfin-
dungen in unserem Sinne behandelt werden können,
welche ausschliefslich für Verbrechen, sanitätswidrige
oder unmoralische Zwecke Anwendung finden können“.?)
Die Erfindung mufs der Befriedigung eines mensch-
lichen Bedürfnisses dienen, m. a. W. sie mufs Brauch-
"SA f.
8) Von Kohler und umsomehr auch von Seligsohn, vgl. den
Kommentar des Letzteren, 2. Aufl., S. 373 f.
9 S.7f
14 INo. 616.|
barkeit aufweisen. Aber die Befriedigung irgend eines
Bedürfnisses erfüllt das Ertordernifs der Brauchbarkeit,
es ist nicht erforderlich, dafs es sich um ein wirthschaft-
liches Bedtrfnifs handelt; und der verbrecherische,
sanitätswidrige, unmoralische Charakter der Bedürfnifs-
befriedigung ist immer nur ein Hindernils der Patent-
fähigkeit, nicht aber der Erfindungseigenschaft.!°) Prak-
tische Brauchbarkeit für die Gegenwart, wenn auch nur
in geringem Maatse, mufs vorhanden sein. Ersinnt
also Jemand ein Luftschiff, das lediglich einen inter-
essanten Beitrag zur Theorie der Luttschifffahrt bietet,
so ist an den Patentschutz nicht zu denken.)
„Dafs wirthschaftliche Bedürfnisse befriedigt werden,
fährt Munk fort, reicht nicht aus; die Befriedigung mufs
eine gesteigerte sein. Wir meinen eine Steigerung
im ursprünglichen Sinne des Wortes, eine Steigerung,
welche einen Fortschritt nach oben bedeutet; nicht eine
Vermehrung, nicht eine Ausdehnung in die Breite. Die
Erfindung mufs eigenartig sein, sei es, dafs sie Pro-
bleme löst, die früher noch nicht gelöst worden, sei
es, dafs sie den bisherigen Lösungen eine solche an
die Seite stellt, die sich von den übrigen dem Wesen
nach unterscheidet“.2?) — — „Die eben erörterte Eigen-
schaft der Erfindung wird oft als Neuheit derselben
bezeichnet; diese Bezeichnung ist jedoch irreführend.
Allerdings könnte man sagen, es gebe nur neue Er-
findungen, weil sich dieselben von dem Althergebrachten
unterscheiden müssen. Doch wäre dies nicht der
Neuheitsbegriff in dem Sinne des § 3, demnach auch
nicht in dem Sinne, in welchem § 1 von „neuen“ Er-
findungen spricht; es wäre dies eine Neuheit, welche
bereits im Begriffe der Erfindung selbst eingeschlossen
ist. Neuheit in diesem Sinne ist Originalität; ihr
steht gegenüber die „Neuheit“ im Sinne der §§ 1 und 3
des Gesetzes, die Novität. Jede Erfindung erfordert
Originalität, die patentfähige Erfindung überdies Novität.
Was aber als originell anzusehen sei, läfst sich nur
schwer definiren; charakterisirt wird es durch den
hervorgebrachten Eindruck, die Ueberraschung und ist
deshalb gut mit dem Witz verglichen worden. So
erscheint die Beurtheilung, ob einem Gegenstande diese
Erfindungseigenschaft zukomme, subjektiv, als Werth-
schätzung, als Gefühlssache. Befriedigen kann dies
nicht; die rechtliche Seite der Erfindung erfordert eine
zweifelsfreie Abgrenzung. Wir meinen, dafs die Grund-
sätzc, welche die Spezifikation regeln, auch auf unserem
Gebiet eine begriffliche Klärung herbeizuführen gecignet
sein werden“.!)
Munk gebraucht die Ausdrücke Fortschritt, Eigen-
artigkeit, Originalität als gleichbedeutend; cr stellt die
mit ihnen gekennzeichneten Eigenschaften der Erfindung
in Gegensatz zur Novität. In Uebereinstimmung hier-
mit bemerkt Munk an anderer Stelle!'); Wenn das
Gesetz in § 52 sage, der Anspruch habe hervorzuheben,
was neu ist und somit den Gegenstand des Patentes
bilde, so sei unter die Neuheit nicht die Novität, son-
dern die Originalität zu verstehen. Von der Novität
und der Originalität im Sinne Munks mufs wiederum
die oben erwähnte Ursprünglichkeit unterschieden
werden. Die schwankende Terminologie darf hier nicht
zu sachlichen Mitsverstandnissen verleiten. Der Aus-
druck Originalität wird nämlich vielfach in der Bedeutung
von Ursprünglichkeit angewendet."’) Die Originalität
soll nach Munk in einer Steigerung, nicht in einer
Vermehrung bestehen; wie aber dann, wenn sich der
Fortschritt in einem Mehrertrage kundgtebt?“
Munk betont zutreffend den Witz, die Ueber-
raschung als Element der Erfindung. Sein Versuch,
das Werthurtheil, das der Erfindungsbegriff in sich
schliefst, auszuschalten, ist indefs vergeblich. Die
Grundsätze der Spezifikation werden schwerlich zum
Ziele führen; denn in Mitten der Lehre von der Spezi-
fikation steht die Streitfrage, wann ein Arbeitserzeugnils
1) Vgl. meinen Aufsatz in der Zeitschrift gewerbl. Rechtsschutz
Bd. IV, S. 128.
11) Meine patentrechtlichen Untersuchungen, S. 304.
12) S, 8.
13) 5,9.
14) S. 227.
1) Mein Recht der Erfindungen und der Muster, S. 328 f.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Februar 1903.]
im Verhältnisse zu den als Stoff verwendeten Sachen
eine neue Sache darstellt. Man ist darüber einig, dafs
diese Frage nach der Verkchrsanschauung zu ent-
scheiden ist, nach der Auffassung des praktischen
Lebens. Dafs damit kein bestimmter, in allen Fällen
zweifelsfreier Malsstab gegeben ist, liegt auf der Hand.
An anderem Orte wird dann auch von Munk das
Werthurtheil, das die Eigenschaft der Patentfahigkeit
in sich schliefst, anerkannt. Er macht geltend:!®) „Nicht
zu leugnen ist, dafs ein gewisses Maals von Werth-
schätzung in jeder Prüfung auf Patentfahigkeit gelegen
sein wird. Die Norm (in § 55 Abs. 5 des österreichi-
schen Patentgesetzes) ist deshalb so aufzufassen, dafs
der Vorprüfer sich darauf zu beschränken habe, fest-
zustellen, ob eine Erfindung überhaupt vorliege, während
die ökonomische Bedeutung derselben seiner Beurthei-
lung entrückt bleiben solls In
An letzter Stelle hebt Munk die Ausführbarkeit
als Merkmal des Erfindungsbegriffes hervor, „Der mit
der Erfindung angestrebte Zweck muts auch von Erfolg
begleitet sein; der Erfindungsgegenstand muls der
praktischen Benützung zugeführt werden können. Dies
ergiebt sich nicht nur aus & 1, sondern auch aus § 52
Z.1. Wie die auf gesetzlichen Schutz Anspruch erheben-
den Literaturwerke zum Verlage geeignet sein müssen,
müssen Erfindungen, um patentfähig zu sein, der Tech-
nik dienen. Patentfahige Erfindungen sind nur fertige
Erfindungen; Vorbchalte sind da ausgeschlossen. Indets
ist die Erfindungsidee nicht zu verwechseln mit dem
Erfindungsideal. Erstere ist schon dann patentfähig,
wenn die Möglichkeit, sie praktisch anzuwenden, dar-
gethan erscheint; dafs die Produkte unvollkommen
sind, bleibt rechtlich ohne Belang“.!*)
ll. Ueber die Neuheit spricht sich Munk wie
folgt aus:'’) „Die Erfindung hat den Charakter der
Originalität aufzuweisen und diesem Element des Er-
findungsbegriffes steht die Novität der Erfindung gegen-
über.:°) Letztere allein hat § 3 zum Gegenstand.
Diese Norm erläutert, was unter neuen Erfindungen
nach § I zu verstehen sei. Im weitesten Sinne des
Wortes ist Neuheit die Unbekanntheit für die mensch-
liche Gesellschaft, die gegenwärtige wie die vergangene.
Mit einem derartigen Umfang des Begriffes kann kein
Gesetz operiren; so erklärt sich auch die Textirung.
Das Gesetz stellt nur fest, was nicht als neu zu gelten
habe, statuirt also die Fälle, in welchen eine Erfindung
als bekannt anzuschen sei, mit der Wirkung, dafs ein
Patent auf dieselbe nicht ertheilt werden solle. Die
Norm ist daher nicht, wie cs den Anschein hat, nega-
tiver, sondern positiver Natur. Indem aber das Gesetz
bestimmt, unter welchen Voraussetzungen eine Erfindung
als nicht-ncu, also als bekannt, behandelt werden müsse,
ergiebt sich von selbst, dats die Aufzählung dieser
Fälle eine taxative sei. — Voraussetzung der Neuheits-
schädlichkeit ist Lebercinstimmung des Gegenstandes
der angemeldeten Erfindung mit einem anderen, hin-
sichtlich dessen einer der Fälle Z. 1 bis 3 zutrifft. Es
mufs nicht Identität vorlicgen, mafsgebend ist vielmehr
die Uebereinstimmung in Bezug auf jene Elemente,
welche den Erfindungscharakter verleihen. Liegt die
Erfindung in der Stellung der Aufgabe, so kommt es
nicht darauf an, dafs die Einrichtung schon bekannt
war, wenn sie bisher anderen Zwecken diente. Ist
ein Prinzip wissenschaftiich aufgestellt, so wirkt es auf
die gewerbliche Anwendung nicht neuheitsschädlich.
Dagegen kann durch den Austausch äquivalenter Ele-
mente keine neue Erfindung geschaffen werden. Ebenso
wenig vermag ciner Kombinationserfindung die Be-
kanntheit der einzelnen Elemente den Neuheitscharakter
zu nehmen. Unterscheidet sich aber der Gegenstand
der angemeldeten Erfindung von einem früher bekannten
nur durch die Zahl oder das Mafs der wirkenden Kräfte,
so wird jener in der Regel nicht als neu anzusehen
sein. Die Entscheidung ist theils technischer, theils
16) S. 251 f.
17) Vgl. mein Recht der Erfindungen und der Muster, S. 7,
S. 170.
In Sot
19) S, 21 f.
2) Vgl. oben bei Note 13.
[15. Februar 1903.]
juridischer Natur. — Die Neuheitsschädlichkeit ist ob-
jektiv zu beurtheilen; darauf, ob der Anmelder, sobald
der $ 3 zutrifft, die Erfindung selbstständig gemacht
habe oder nicht, kommt es hier nicht an“.
Munk hat Recht: Bei der Novität kommt es auf
die Ursprünglichkeit nicht an, und ebenso ist die Novität
von der Originalität im Sinne von Eigenartigkeit zu
unterscheiden. Ursprünglichkeit und Originalität (Eigen-
artigkeit) sind konstitutive Merkmale des Erfindungs-
begriffes, die Novität ist ein Qualifikationsmerkmal der
Erfindung, das zur Patentfähigkeit erforderlich ist. Von
einem Unterschiede zwischen Originalität (Eigenartigkeit)
und Novität läfst sich aber nur dann reden, wenn man
sagt: Bei der Originalität (Eigenartigkeit) handelt es
sich um die Frage, sind bereits andere Dinge als der
Anmeldungsgegenstand bekannt geworden, die mit dem
letzteren übereinstimmen? Bei der Novität handelt es
sich um die Frage, ist der Anmeldungsgegenstand
selbst bereits bekannt geworden?!) Soviel ich sehe,
verfährt Munk insofern widerspruchsvoll, als er
zwischen Originalität (Eigenartigkeit) und Neuheit unter-
scheidet, zur Erläuterung der letzteren aber Aus-
führungen giebt, die sich auf die erstere beziehen.
Nicht beipflichten läfst sich Munk, wenn er sagt,
aus der Fassung der Gesetzesvorschrift folge, dafs die
Fälle des Neuheitsmangels taxativ aufgezählt seien; die
Fassung gestattet auch die Annahme blos exempli-
fikativer Aufzählung.
Ill. Verhaltnifsmafsig kurze Erledigung findet das
Erfordernifs der gewerblichen Anwendbarkeit.
Munk begnügt sich mit den Bemerkungen:??) „Durch
die beiwörtliche Bestimmung gewerblich anwendbar
werden die patentfahigen Erfindungen denjenigen Er-
findungen gegenüber gestellt, die dem Bereiche der
Kunst oder der Literatur angehören. Was als
gewerblich anwendbar betrachtet werden soll, wird
nicht gesagt. Wir werden mit Schanze diejenigen
Erfindungen als gewerblich anwendbar bezeichnen
können, deren Ausführung in das Gebiet der mecha-
nischen und chemischen Bearbeitung oder Verarbeitung
von Rohstoffen fällt. Der Zweck, welchem der Er-
findungsgegenstand zu dienen bestimmt ist, erscheint
hierbei gleichgültig; derselbe kann der industriellen,
—
21) Mein Recht der Erfindungen und der Muster, S. 345 ff.
2) S.1 f.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 616.) 75
der landwirthschaftlichen oder der montanistischen
Produktion, der Arbeit oder dem Vergnügen gewidmet
sein“.?)
Ich begrüfse es mit Genugthuung, dafs Munk sich
meiner Ansicht über die gewerbliche Verwerthbarkeit
anschliefst, insbesondere auch betont, dafs die Ver-
werthbarkeit nichts mit der Brauchbarkeit zu thun hat.
Die Uebereinstimmung im Prinzip beseitigt freilich
nicht jede Differenz bei Erledigung schwieriger Grenz-
fragen. Munk sagt:*') „Die Entscheidung des öster-
reichischen Ilandelsministeriums vom 4. Mai 1896, mit
welcher ein Verfahren zur Impfung des Feldbodens
mit Reinkulturen von Wurzelknöllchen - Bakterien von
dem Privilegienschutz ausgeschlossen wurde, kann im
Wortlaute des alten Gesetzes begründet, nach dem
neuen nicht mehr als richtig angesehen werden.“
Hierzu möchte ich Folgendes bemerken. Trotz
Verschiedenheit der Fassung stimmen das alte und das
neue Gesetz darin überein, dafs nur Erfindungen patent-
fähig sind, deren Ausführung in das Gebiet der mecha-
nischen und chemischen Bearbeitung und Verarbeitung
der Rohstoffe fällt. Das wird im neuen Gesetze durch
die Gewerblichkeit der Anwendbarkeit, im alten Gesetze
durch den Hinweis auf die Industrie zum Ausdrucke
gebracht. Es liegt kein Grund zu der Annahme vor,
dafs das nene Gesetz in der hier fraglichen Beziehung
vom alten Gesetze habe abweichen wollen. Aber lassen
wir die Tragweite des alten Gesetzes dahin gestellt,
will denn Munk, der die von mir vertretene Auf-
fassung der gewerblichen Anwendbarkeit theilt, behaup-
ten, dafs die Impfung des Feldbodens mit Reinkulturen
sich als mechanische oder chemische Bearbeitung eines
Rohstoffes darstellt? Rohstoff ist allerdings in so
weitem Sinne zu nehmen, dafs der Grund und Boden
mit darunter fällt; Mafsnahmen des Tiefbaues wie An-
legung von Tunnels, von Wasserleitungen sind gewifs
mechanische Rohstoff-Bearbeitungen und deshalb dem
Patentschutze zugänglich. Allein das Impfen des Feld-
bodens mit Lebewesen ist doch wohl mit der Pflanzen-
zucht, also mit der Biologie zu enge verknüpft, als
dafs man darin eine mechanische oder chemische
Gebahrung erblicken könnte.
) Vgl. oben bei Note 9.
24) S. 5.
(Forts. folgt.)
Graphit-Schmierung d der Lokomotiven.
Der Zusatz von Graphit zum Schmieröl der ZZ
motiven ist bereits vor Jahrzehnten in Gebrauch ge-
wesen, seit längerer Zeit aber, wie es scheint, allgemein
wieder aufgegeben worden. Wie bei manchen anderen
Einrichtungen der Eisenbahnen veränderte Verhältnisse
Anlafs gegeben haben, die Versuche wieder aufzunehmen
und zwar mit besserem Erfolge, so ist es auch in diesem
Falle geschehen, wo eine neue Graphitart, die vor
einigen Jahren auftauchte, gewisse Vortheile vor dem
früher verwendeten Material versprach. Sie hat den
Namen „Flocken-Graphit“ von der Form kleiner, ganz
- dünner Schuppen, sie ist weicher und demnach schmier-
fahiger als der sonst gebrauchte Graphit und soll sich
auch durch grofse Reinheit von erdigen Beimengungen
vor diesem auszeichnen.
Mit der Verwendung des neuen Materials zur
Schmierung der unter Dampf gehenden Theile der Loko-
motiven sind bereits vor einiger Zeit bei den bairischen
Staatsbahnen grdfsere Versuche gemacht und in Fach-
blättern beschrieben worden. Bei den Versuchen im
Bezirk der Maschinen-Inspektion Cottbus, welche vor
etwa (in Jahren auf Veranlassung der Kgl. Eisen-
bahn-Direktion Halle oe wurden, erwies es
sich bald als zweckmäfsig, das Hauptgewicht auf die
Verwendung von Graphit zur Schmierung der äufseren
Triebwerkstheile und der Achsschenkel zu legen;
einerseits, weil diese den gröfsten Theil des Oelver-
brauchs der Lokomotive beanspruchen, andererseits
die einfachste Durchführung der Versuche zuliefsen, da
wenig Aenderungen an Schmicr-Einrichtungen nöthig
wurden und das Verhalten der geschmierten Theile
leichter zu beobachten war. Es wurden hauptsächlich
nur die beweglichen Schmierkissengestelle mit auf-
genähtem Polster in den Achsbuchs-Untertheilen der
Lokomotiven und Tender entfernt, weil das dünne
Polster mit Saugedochten für die beabsichtigte geringere
Oelzufuhr und die Ansammlung von Graphit nicht ge-
eignet erschien und diese Einrichtung an sich durch
mangelhafte Federwirkung oder Führung des Gestells
häufig Schwierigkeiten verursacht, die besonders bei
den Lokomotiv-Achsen wegen der erschwerten Zu-
gänglichkeit nicht rechtzeitig zu erkennen und zu
beheben sind. Statt dessen wurde der ganze Hohl-
raum des Achslager-Unterkastens nach Zudeckung des
Führungs-Theils vollständig mit guter Putzwolle aus-
gefüllt, welche mit einem Gemisch von Mineral, Oel,
tlockengraphit und etwas Talg reichlich getränkt war,
und zwar wurde die Füllung so hoch gemacht, dafs
sie beim Einsetzen kräftig zusammen- und an die Lauf-
fläche gedrückt wurde. Die dauernde Zuführung von
Oel ım Betriebe fand dann nur noch von oben, und
auch hier nur durch das eine der beiden vorhandenen
Schmier-Röhrchen statt. Bei den eintheiligen Achs-
buchsen der neueren Tender konnte das vorhandene
dicke Schmierpolster eine ähnliche Anwendung finden,
wie sie vorstehend bezüglich der Putzwolle beschrieben
16 (No. 616.]
wurde. Es genügte die starke Trankung mit Oel und
Anbringung einer Graphit-Lage auf der Oberfläche des
Polsters vor dem Einlegen. Graphit wurde bei diesen
eintheiligen Achsbuchsen etwa täglich durch unmittel-
bares Aufgiefsen einiger Tropfen einer dünnen Mischung
mit Mineralöl auf den Anlauf der Schenkel nachgefüllt,
bei den mit Putzwolle verschenen Achsbuchsen ebenso
in das zweite, nicht mehr mit Docht versehene Schmier-
rohr. Bei den übrigen mit Dochtschmierung versehenen
Gangwerkstheilen beschränkte sich überhaupt die An-
wendung von Graphit auf eine ebensolche zeitweise
Zuführung nach Herausnahme der Dochte, während
die stetige Schmierung durch die Dochte beibehalten
wurde, welche das gewöhnliche Oel, nur in bedeutend
verringertem Maalse, ansaugten. Nebenher wurden die
Arbeitsflächen, soweit angängig, direkt mittels Pinsels
mit der dünnen Graphitmischung bestrichen, z. B. die
Gleitbahnen und Schwingen. In den Stiftschmier-
Gefafsen der Treib- und Kuppelstangen hingegen liefs
sich ohne Weiteres das Gemenge von Oel und Graphit
laufend anwenden, da die kleinen Graphit-Flocken gut
durch den feinen Kanal am Federstift hindurchglitten.
Es war hierbei nur ein Zuviel an Graphit zu vermeiden,
durch welches die Kanäle verstopft werden konnten.
Ueberhaupt ist das Verhältnifs der angewandten Graphit-
Menge zum Gesammt-Oel-Verbrauch ein aufserordent-
lich kleines, etwa "seco. Die hiesigen Lokomotivführer
haben etwa auf 9000 km Leistung 0,1—0,2 kg Flocken-
graphit entnommen.
Die Erfolge waren nach der Ueberwindung einiger
anfänglichen Schwierigkeiten durchweg so bedeutend,
dafs mit der Anwendung des Verfahrens auf sämmtliche
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. Februar 1903.)
Lokomotiven übergegangen wurde. Sie zeigten sich
besonders auffällig an den mit der geschilderten festen
Füllung in den Untertheilen ausgerüsteten Achsbuchsen.
Der Oelverbrauch der hierbei in Frage kommenden
Lokomotiven ging auf die Hälfte des früheren und
weniger zurück.
In einem Personenzugs-Dienste z. B. in welchem
22 kg Mineral-Oel (bezw. auf Mineral-Oel umgerechnete
ausgiebigere Schmiermittel als: Rüböl, Cylinderöl, Talg)
als Gesammt-Verbrauch für 1000 kg Lokomotiv-Kilometer
zugelassen werden, ergab sich nach Durchführung der
Graphitschmierung ein durchschnittlicher Verbrauch von
etwa 10 kg. Hervorzuheben ist dabei das viel seltenere
Vorkommen von Heifsläufern an den mit Graphit laufenden
Lokomotiven gegenüber den nur mit Oel geschmierten
trotz des verminderten Material-Verbrauchs.
Die Wirkung des Flocken-Graphits scheint einerseits
darin zu liegen, dafs er das Wegfliefsen des dünnflüssigen
Oels von den Laufflächen, zumal unter den bei Loko-
motiven vorhandenen grofsen Lagerdrucken, vermindert,
indem er das Schmiermittel dicker macht, ohne ihm
die Nachtheile zähflüssiger Oele zu geben, andererseits
dafs sich Graphit-Theilchen in den feinen Unebenheiten
der Zapfen und Schenkel festsetzen und schneller den
Zustand des „eingelaufenen“ Lagers herbeiführen. Diese
Ansicht wird durch die Beobachtung gestützt, dafs die
längere Zeit in Graphit laufenden Schenkel in politur-
artiger Glätte, dabei in dunklerem Farb-Tone als sonst
erscheinen.
Cottbus im November 1902.
Bruck
Eisenbahnbauinspektor.
Weitere Versuche mit dem System Voet zur Ersparung von Brennstoff.*)
Das obige, in No. 600 der Annalen bereits be-
schriebene System Voet ist seit einiger Zeit auch von
der Niederländischen Elektrischen Trambahngesellschaft
in Haarlem eingeführt. Von den 3 Lancashire-Kesseln,
deren jeder 60 qm Heizfläche, 2,15 qm Rostfläche und
10,25 Atm. Dampfdruck hat, sind zwei bereits mit den
Einrichtungen nach dem System Voet verschen, während
der dritte Kessel damit unter Berücksichtigung des
Anschlusses eines vierten Kessels zur Zeit versehen
wird..
Je zwei der Kessel haben ein gemeinschaftliches
Luftzufuhrrohr von 0,75 m Weite, das vor der Front-
mauer inmitten zweier Kessel angebracht, in gerader
Richtung nach oben durch das Dach des Kesselhauses
geführt und mit einem drehbaren Windfang versehen
|
entfernen bezw. wiederanzubringen und derartig an-
geordnet, dafs Mannloch und Ablafshahn gänzlich frei
bleiben.
Die Ergebnisse der in letzter Zeit mit und ohne
System Voet angestellten offiziellen Heizversuche sind
weiter unten aufgeführt. Die Betriebsverhältnisse waren
nahezu gleich; am ersten Tage lieferten die Maschinen
nur 26 Kilowatt-Stunden mehr als am zweiten Tage.
An beiden Tagen war der Wind sehr schwach, zum
Nachtheil des Systemes Voet, das bei stärkerem Wind
naturgemäfs besser wirkt als bei flauem Winde. Das
Speisewasser, an beiden Tagen nahezu von gleicher
Temperatur, wurde in geaichten Kästen von 10001
Inhalt gemessen; Leckwasser wurde davon abgezogen.
Die Ergebnisse waren:
In Betrieb 2 Kessel I. und II. zu je 60 qm Heizfläche.
T Ge Kohlen-
oe STPS verbrauch
Dauer 2 in CO ke Ge-
Ver- des | ere --— | sammt
Datum O. p en
A ! er
suchsart | Ver ‘a. |Rauch- Speise-| Im , r
suches S kanal |wasser [Ganzen Kilo- | watt
A | | Wa tt
180 | 53
ae Ersparung Windgeschwindigkeit
Liter in pCt. in m/sek.
Auf | Nach | Nach
i Ge | Wasser-| Nach Aufgabe des Königl. Niederl.
Ganzen 6 ver- Meteorol. Institut zu Amsterdam
‚Kohlen Watts dampfung
Mit 10,2
1902 [system | JD | bis | bis | bis | 1910 | 1,83 | 1039 |16370| 8,56 | 15,7 | 15,7 Abwechselnd te Aan) sek:
11. Juni vos Std. 9,5 215 65 (Normales Mittel 5—10 m)
DEN Ohne | 10 Se ns . > e Abwechselnd 2—5,5 m/sck.
. Juni | System Std. is is is 200 | 2,17 | 1013 115880 | 7,21 — — (Normales Mittel 5—10 m).
Voet 9,6 250 68
ist. Letzterer stellt sich mittels 2 Flügel leicht nach | Dafs keine gröfsere Ersparung erzielt wurde, ist
jeder Windrichtung, der geringste Luftzug ist zur
Drehung genügend. Die beiden Aschgruben eines jeden
Kessels sind durch eiserne Kasten, die nach einer Seite
in das gemeinschaftliche Luftzufuhrrohr übergehen,
miteinander verbunden. Diese Kästen sind leicht zu
bestimmt dem sehr schwachen Winddruck zuzuschreiben.
Ein vorläufiger Versuch bei normaler Windstärke ergab
EES
*) Nach dem Wochenblatt ‚de ingenieur“ No. 31, Jahrg. 1902.
[15. Februar 1903.)
Ohne Mit
System System Mit System
Voet Voct Voet
Datum . 12. April | 11. April 14. April 1902
1902 1902
Versuchsdauer 10 Std. 10 Std. 10 Std.
Anzahl Kessel in Be-
trieb. e e % 2 2 l
Kessel H auf 10 Atm.
Spannung gchalten.
Mittlere Dampf-
spannung : 10 Atm 10 Atm 9,5 Atm.
Steinkohlenverbraich 1752 kg | 1450 kg 1700 Kessel l
60 „ H
Gelieferte Kilowatt-
Stunde . ; 164 195 811
2096 allein fir Kessel I.
kg Kohlen für I Kilo-
watt-Stunde 2,29 1,82 2,17 für beide Kessel
zusammen.
Kohlenersparnifs
in DL . . . . Zar 20,59 pCt. | 8,47 für Kessel I,
5,24 für beide Kessel
zusammen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 616.) 71
Der Einflufs der Windstärke geht aus vorstehenden
Ziffern deutlich hervor. Mit dem System Voet läfst
sich die Dampferzeugung in die Höhe treiben. Auf
der Centrale in Haarlem kann bei normalem Betrieb
mit 1 Kessel ohne System Voet sehr schwierig Dampf
gehalten werden, dagegen mit System Voet ohne
besondere Schwierigkeiten. Wie man ferner sieht, war
der Betrieb mit I Kessel und mit dem System Voet
noch vortheilhafter als der mit 2 Kesseln ohne
dasselbe.
Während der Zeit, dafs man durch zufällige Um-
stände gezwungen war, mit I Kessel zu arbeiten ohne
System Voet, betrugen die täglichen Ziffern:
Steinkohlen für
Kilowatt-Stunden I Kilowatt: Stunde
Steinkohlen
3900 kg 1235 3,15
3800 „ 1209 3,14
4000 , 1272 3,14
Das System Voet ist seit 2 Monaten in Gebrauch
und funktionirt vorzüglich, während das Personal sehr
schnell mit der Behandlung desselben vertraut war.
Gefahren aus dem Besichtigenlassen der Betriebe.
Seit Inkrafttreten des B. G. B. und der auf dessen
Einf.-G. beruhenden Verschärfung des Haftpflichtgesetzes
haben wegen der daraus sie bedrohenden Schadensersatz-
verbindlichkeiten vielfach die Unternehmer industrieller
Grofsbetriebe Bedenken getragen, die bisher von ihnen
anstandslos genehmigte Besichtigung ihrer Betriebs-
stätten seitens der Schüler gewerblicher Fachschulen —-
insbesondere Baugewerk-, Maschinenbau-, Textilfach-
schulen — fernerhin zuzulassen. In Würdigung der
hohen Bedeutung, welche eine Inaugenscheinnahme
solcher Werkstätten und der darin geübten Thätigkeit
auf den Ausbildungsgang der Schüler auszuüben vermag,
indem ihnen das richtige Verständnifs für die ihnen
vorgetragenen theoretischen Grundlehren dadurch ver-
schafft wird, sucht ein Runderlafs des Handelsministers
vom 6. August 1902 die Bedenken der Geschäftsinhaber
dadurch zu beseitigen bezw. deren Geneigtheit zur
Besichtigung ihrer Betriebe wiederzugewinnen, dafs er
eine Versicherung der Schüler gewerblicher Lehr-
anstalten gegen die Unfallgefahr bei derarten praktischen
Uebungen in das Auge fafst. Er schlägt zu diesem
Zwecke vor, dafs die Vorsteher der bezüglichen gewerb-
lichen Lehranstalten mit einer leistungsfähigen Unfall-
versicherungsgesellschaft einen Versicherungsvertrag
abschliefsen, auf Grund dessen letztere sich verpflichtet,
den bei solcher Gelegenheit umgekommenen Zöglingen
für den Todesfall die Summe von 1000, bei bleibender
dauernder Erwerbsunfähigkeit eine jährliche Rente aus
15000 M. oder eine dieser Rente entsprechende Ab-
findungssumme, bei bleibender theilweiser Erwerbs-
unfähigkeit eine dem vorstehenden Betrage von 15000 M.
entsprechende, nach dem Grade der Erwerbsunfähigkeit
zu bemessende jährliche Rente oder eine dieser Rente
entsprechende Abfindungssumme und bei vorüber-
gehender gänzlicher Erwerbsunfähigkeit endlich täglich
3 M. zu zahlen, wogegen nach Abschlufs der Versicherung
die bezüglichen Zöglinge selbst bezw. unter Beitritt
ihrer gesetzlichen Vertreter, d. h. Vater oder Vormund
eine Erklärung zu verlautbaren haben, dafs sie für die
bei der Besichtigung von Betriebsstätten ihnen etwa
zustofsenden Unfälle auf Entschädigung nach dem Haft-
pflichtgesetze gegen den Haftpflichtschuldner verzichten.
Rechtlich ist allerdings nicht streitig, dafs eine derart zu
Stande gekommene Vereinbarung die rechtliche Wirkung
haben würde, dafs die Zöglinge der beregten solcher-
gestalt versicherten gewerblichen Unterrichtsanstalten
bezw. die Familienangehörigen derselben sich mit der
Entschädigung einverstanden erklären, welche die Ver-
sicherungsgesellschaft an sie den Policebedingungen
entsprechend zu zahlen übernommen hat und dafs ihnen
nicht das Recht mehr zusteht, gegen den Unternehmer
des Betriebes, innerhalb dessen das schädigende Ereig-
nifs sich zutrug, einen weitergehenden oder überhaupt
irgend welchen Entschädigungsanspruch zu erheben;
demungeachtet ist aber die Auffassung rechtsir rthümlich,
dafs dadurch der bezüglıche Betriebsunternehmer aus
seiner gesetzlichen Haftverbindlichkeit befreit werde,
weil in die Stelle der unmittelbar Verletzten als mittel-
bare Anspruchsberechtigte die Versicherungsgesellschaft
eintritt. Das Haftpflicht-G. vom 7. Juni 1871 hat nämlich
im § 2 eine neue Verantwortlichkeit einführen wollen,
als es dem Bergwerks- und Fabrikunternehmer die
Verantwortlichkeit für den Lebens- und Leibesschaden
auferlegte, welcher durch eigenes oder seiner Vertreter
Verschulden herbeigeführt wurde. Diese Steigerung
der bisherigen rechtlichen Verantwortlichkeit fand in
dem leitenden Grundgedanken ihre Rechtfertigung, weil
die Betriebsanlagen, welche Naturkräfte in ihren Dienst
nehmen, die nur zu leicht eine von dem Arbeiter
nicht vorherzusehende oder abzuwendende zerstörende
Wirkung ausüben, im Interesse der durch die gesteigerte
Unfallgefahr bedrohten Personen einen erweiterten Grad
von Verantwortlichkeit für die dadurch verursachten
Schäden bedingen. Das B.G.B. hat in den §§ 823 ff.
und dessen Einf.-G. in dem Art. 42 den gleichen Stand-
punkt festgehalten, ja sogar den Umfang der Ersatz-
verbindlichkeit wesentlich verschärft. Es kann, womit
auch die Spruchübung der Urthcilsgerichte übereinstimmt,
nach den heut geltenden Rechtsregeln nicht zweifelhaft
sein, dafs die Vortheile aus denselben nicht nur den in
einer mit erhöhter Unfallgefahr verbundenen Betriebs-
stätte werkthätigen Arbeitern vielmehr allen denjenigen
Personen zu Gute kommen sollen, welche mit Wissen
und Willen des Geschäftsinhabers oder seiner Vertreter
sich daselbst aufhaltend, durch ein auf die eigenthüm-
lichen Gefahren des Betriebes ursachlich zurückführbares
schädigendes Ereignifs in ihrer körperlichen Unversehrt-
heit verletzt werden. Infolgedessen hat auf die Haft-
pflichtentschädigung der Zögling einer technischen Fach-
schule Anspruch, welcher zur Besichtigung des Betriebes
zugelassen wurde und selbst dann, wenn ein cigenes
Verschulden an dem Herbeiführen der Unfallursache
mit beitrug, solches aber als ein erhebliches gerichts-
seitig nicht erachtet wird. In Würdigung dessen kann
es den Fabrikunternehmern nicht verdacht werden,
wenn sie die Erlaubnifs zur Besichtigung ihrer Betriebe
versagen, also von dem Betreten derselben jeden aus-
schliefsen, der nicht wegen seiner Beschäftigung daselbst
verkehren mufs.
Solches anerkennt auch der Ministerial-Erlafs vom
D August 1902, indem er vorsicht, dafs von der Theil-
nahme an der Besichtigung diejenigen Zöglinge auszu-
78 (No. 616.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. Februar 1903.)
schliefsen sind, betrefts deren die Verzichtleistung auf
die Ansprüche aus der Haftpflicht des Fabrikinhabers
nicht ausgestellt wurde, und deshalb vorschlägt, den
Inhabern von Betriebsstätten, die besichtigt werden
sollen, zu eröffnen, dafs nur Schüler, welche gegen Unfall
versichert seien und die vorbezeichnete Erklärung ab-
gegeben hätten, an den Besichtigungen theilnehmen
würden. Allein er verkennt, dafs der von ihm beab-
Sichtigte Zweck damit noch nicht erreicht wird. Denn
cin Mal bietet er keine Gewähr dafür, dafs nicht auch
andere Zöglinge den Besuchern sich anschliefsen, sodann
wird die auf Gesetz beruhende Haftpflicht nicht auf-
gehoben, bleibt vielmehr bestehen. Abgesehen davon,
dafs es rechtlich nicht unstreitig ist, ob eine Verein-
barung im Sinne des Erlasses mit § 5 des Hpfl.-G. ver-
einbar sein würde, also die Wirkung haben könnte,
dem verletzten Zöglinge gegenüber den über die Ab-
findung hinausgehenden Entschädigungsanspruch dem
Betriebsinhaber gegenüber auszuschliefsen, so steht
aulser allem Zweifel fest, dafs die Vereinbarung zwischen
der gewerblichen Lehranstalt und deren Zöglingen mit
der Versicherungsgesellschaft rechtlich einflufslos auf
die Verpflichtungen des Haftpflichtschuldners bleibt.
Hiervon ausgehend pflegen die Policebedingungen der
Unfallversicherungsgesellschaften die Bestimmung zu
enthalten, dafs die Ansprüche des Versicherten auf
Entschädigung gegen einen Schadensurheber in dem
Umfange auf die Versicherungsgesellschaft übergehen,
als diese eine Entschädigung geleistet hat. Der durch
sie abgefundene Zögling wird dadurch verpflichtet,
seine Rechte auf Schadensersatz an den abfindenden
Versicherer abzutreten. Eine derarte Abmachung wider-
streitet auch nicht gegen Treu und Glauben im öffent-
lichen Verkehre, weil sie dem Grundsatze vollständig
entspricht, welcher im G.-U.-V.-G. § 140 darin seinen
Ausdruck fand, dafs, insoweit den durch die Unfallberufs-
genossenschaften schadlos gehaltenen Personen ein
gesetzlicher Anspruch gegen Dritte zusteht, solcher
auf die Berufsgenossenschaft im Umfange der ihrerseits
zu gewährenden Leistungen übergeht. Als Endergebnifs
ist deshalb für die Betriebsinhaber zu beachten, dafs
selbst bei Einführung eines Versicherungszwanges im
Umfange des Erlasses vom 6. August 1902 sie nach wie
vor die Haftpflichtgefahr trifft, indem an Stelle des
unmittelbar Geschädigten die diesen abfindende Ver-
sicherungsgesellschaft als Haftpflichtgläubigerin An-
sprüche gegen sie zu verfolgen befugt ist.
Verschiedenes.
Technische Hochschule zu Berlin. Der zweite der zu
Gunsten der Hilfskasse der Technischen Hochschule zu Berlin im
laufenden Winterhalbjahr stattfindenden Vorträge ist auf Mittwoch,
den 18. Februar d. J, abends 7 Uhr, im Hörsal für Physik
angesetzt worden. Als Vortragender wird der Professor Dr. Miethe
über „Farbige Photographie mit Projektionsbildern nach
der Natur“ sprechen.
Eintrittskarten zum Preise von 2 M. und 1 M. sind im Bureau
der Hochschule werktägig von 10—2 Uhr zu haben.
Andrew Carnegie Stipendium. Der Vicepräsident des Iron and
Steel Institute, Herr Andrew Carnegic, hat dem Iron and Steel Institute
in London 28 Victoria Street eine Summe von 64 000 Dollar 5 pCt.
Obligationen im „Pittsburg, Bessemer, and Lake Erie Railroad“ zu
dem Zwecke übergeben, jährlich ein oder mehrere Stipendien, deren
Höhe dem Belieben des Vorstandes
Bewerber ohne Rücksicht auf Geschlecht oder Nation zu verleihen.
überlassen ist, an geeignete
Bewerber, welche das 35. Lebensjahr noch nicht erreicht haben,
haben sich unter Benutzung eines besonderen Formulars bis Ende
Februar beim Sekretär des Instituts anzumelden. Zweck dieser
Stipendien ist es nicht, die gewöhnlichen Studien zu erleichtern,
sondern solchen, welche ihre Studien vollendet haben, oder in
industriellen Etablissements ausgebildet wurden, die Möglichkeit zur
Durchführung von Untersuchungen auf cisenhüttenmännischem oder
welche die Entwicklung der-
Die
fraglichen Untersuchungen ausgeführt
verwandtem Gebiete zu gewähren,
selben oder ihre Anwendung in der Industrie fördern wollen.
Wahl des Ortes,
werden sollen (Universitäten, technische Lehranstalten oder Werke),
dafs derselbe für die Durch-
führung metallurgischer Untersuchungen passend eingerichtet ist.
wo die
wird nicht beschränkt, vorausgesetzt,
Jedes Stipendium wird für ein Jahr verliehen, doch steht es
dem Institutsvorstand frei, dasselbe für eine weitere Periode zu
verlängern. Die Untersuchungsergebnisse sollen dem Iron and Steel
Institute bei seiner Jahresversammlung in Form einer Abhandlung
Der Vorstand kann,
vorgelegt werden. wenn er die Abhandlung
genügend werthvoll findet, dem Verfasser die goldene Andrew
Carnegie Medaille verleihen. Sollte keine genügend würdig befundene
Arbeit vorliegen, so unterbleibt in diesem Jahre die Verleihung der
Medaille.
Die Weltausstellung in St. Louis 1904 behandelt Paul Möller,
Berlin in der Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure nament-
Nachdem er die Ent-
stehung des Planes, in St. Louis eine Weltausstellung zu veranstalten,
lich vom architektonischen Standpunkt aus.
eingehend bespricht, hebt er hervor, dafs die Wahl von St. Louis
als Austellungsort im allgemeinen nicht als günstig bezeichnet werden
kann. Die Stadt am Mississippi nimmt mit ihren 600 000 Einwohnern,
worunter etwa Ja Deutsche, zwar an Gröfse die 4-te Stelle unter
den Städten Amerikas ein und ist auch als Industrieplatz bemerkens-
werth, aber der innere Stadtheil, in dem sich die gröfseren Hotels
befinden und den der Fremde daher zuerst betritt, enthält meist
unansehnliche Häuser und schlecht gepflasterte, abends ungenügend
beleuchtete Strafsen, und wo wirklich architektonisch bemerkens-
werthe Bauten stehen, sind sie gleich den übrigen Häusern wie
mit einem Nebelschleier von einer Staubschicht überzogen, welche
von der allgemein verwendeten bituminösen Illinoiskohle herrührt.
Zu den wirklichen Zierden der Stadt gehören ihre prächtigen Parke,
die insgesammt eine Fläche von 850 ha bedecken. Der gröfste
davon, der im Westen gelegene Forest Park, ist theilweise für die
Ausstellung bestimmt. Als ein Vorzug ist es anzusehen, dafs die
Hauptgebäude derselben um eine Mittelachse angeordnet sind, wodurch
ein Auseinanderreifsen der einzelnen Gruppen vermieden wird. Die
Gebäude stehen von allen vier Seiten frei. Von einer Anhöhe, auf
der sich das Gebäude für bildende Kunst erhebt, ergielst sich ein
Um
diese Mittelachse sind dıe übrigen Gebäude fächerförmig in zwei
Wasserfall in ein breites Becken mit seitlichen Abzweigungen.
Reihen angeordnet. Das deutsche Haus wird auf einem Hügel bei
dem Gebäude für Bergbau und Hüttenwesen, einem aufserordentlich
günstigen Platz errichtet werden. Die gesammte zur Verfügung
485 ha (Paris 1900 nur 108 ha).
Alle Gebäude bedecken zusanımen eine Fläche von mehr als 80 ha.
stehende Grundfläche beträgt
Die Entwürfe der Gebäude zeigen zum groisen Theil antike Formen
Sämmtliche Gebäude mit
Ausnahme des Hauses der Vereinigten Staaten, das eiserne Bogen-
träger enhält, und des Mittelbaues vom Kunstpalast, der in Sand-
mit einer überreichen Menge von Säulen.
stein ausgeführt und dauernd erhalten werden soll, werden aus Holz
erbaut. Um die Bauarbeiten zu beschleunigen, soll in kürzester
Frist eine elektrische Anlage von 1000 PS. zur Beleuchtung der
Bauplätze geschaffen werden. Es werden nicht weniger als 30 500 Kw.
für Kraftzwecke, zum Betrieb der für den Wasserfall erforderlichen
Pumpen für Beleuchtung zur Verfügung stehen.
soll am 1. Mai 1904 eröfinet werden.
Die Ausstellung
Die Eisenbahnen in Siam.
verschiedener Art ausgestatteten Reiche Siam in Hinterindien wurde
In dem mit reichen Naturschätzen
der Bau von Eisenbahnen vor etwa 10 Jahren in Angriff genommen.
An solchen sind jetzt die nachstehenden im Betrieb, im Bau und geplant.
l. Die 20 km lange Strecke von der Hauptstadt Bangkok nach dem
südlich davon am Menamflusse gelegenen Orte Packnam. Diese Bahn,
die einen sehr lebhaften Personenverkehr hat, wurde von einer Privat-
gesellschaft mit einem Kostenaufwande von 450000 Ticals’) erbaut.
*) 1 Tical = 2,45 M. Silber, wirklicher Silberwerth etwa 1,10 M.
[15. Februar 1903.)
2. Die 262 km lange Hauptbahn von Bangkok über Aguthia
nach Korat (die Nagara - Rajasima - Eisenbahn),
17500 000 Ticals berechnete Anlagekosten, wie die aller übrigen
bis jetzt fertiggestellten und im Bau begriffenen Eisenbahnen Siams
deren auf
aus Staatsmitteln bestritten wurden.**)
3. Die 44 km lange, nördlich von Aguthia von der vorbezeichneten
das nördliche
Für die
Fortsetzung dieser Bahn in’ nördlicher Richtung sind die Vorarbeiten
Eisenbahn bei der Station Ban Phai abzweigende,
Ufer des Menamflusses begleitende Linie nach Lopburi.
gemacht.
4. Im Bau befindlich ist eine von Bangkok in südwestlicher
Richtung nach Petschabury führende Linie, deren Eröffnung zum
1. April 1903
ein besonders an Zinn und Reis sehr reiches Gebiet
Diese Bahn wird
durch-
in Aussicht genommen ist.
schneiden.
Sämmtliche Eisenbahnen Siams sind mit der deutschen Normal-
spurweite von 1,435 m ausgeführt. Die unter 2 genanute Eisenbahn
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 616.) 79
war urspringlich einem englischen Unternehmer konzessionirt worden.
Der Vertrag mit diesem wurde aber wegen schlechter und saum-
seliger Ausführung im Jahre 1896 von der siamesischen Regierung
aufgelöst und der Bau danach unter der Leitung deutscher Beamten
auf Staatskosten fertiggestellt. Die technische Leitung des Eisenbahn-
wesens Siams untersteht auch jetzt noch deutschen Beamten, an
deren Spitze zur Zeit der kgl. preufsische Baurath Gehrts als
Generaldirektor der siamesischen Staatsbahnen steht. Den von
letzterem alljährlich an den König von Siam erstatteten Betriebs-
berichten sind die nachstehenden Angaben über die hauptsächlichsten
Ergebnisse entnommen.
Der Verkehr, wie das finanzielle Ergebnifs sind danach in
günstiger Entwicklung begriffen. Die Reineinnahme entspricht für
das Jahr 1901/02 einer Verzinsung des Anlagekapitals von 2,8 pCt.
gegen 2,5 pCt. im Jahre 1900/01. Bei weiterem Ausbau des Netzes
und Aufschlufs
jedenfalls noch wesentlich besser gestalten.
des innern Landes werden die Ergebnisse sich
Es betrug:
Die Betriebslänge km
Die Roheinnahme:
aus dem Personenverkehr . . Ticals
aus dem Güterverkehr . s . 2 2 2 2 2 20. ?
RE e je JE mn. Je A e SA SH Am E À F
Die Anzahl:
der beförderten Personen . Anzahl
der geleisteten Personenkilometer . . . . 2 2 + »
der beförderten Gütertonnen d. ve Ke a ep
der geleisteten Tonnenkilometer . . . .~. 2.2
Die Remenmehme i « «6.6 & ee . Ticals
Das Verhältnifs der Ausgaben zu den Einnahmen pCt.
Die Roheisenproduction des Deutschen Reichs (einschl.
Luxemburgs) belief sich
im Monat November 1902 auf 730928 t; darunter Puddel-
roheisen und Spiegeleisen 97 494 t, Bessemerroheisen 26 624 t,
Thomasroheisen 458 067 t, Giefsereiroheisen 148 743 t;
im Monat Dezemer 1902 auf 753 995 t; darunter Puddelroheisen
und Spiegeleisen 112 035 t, Bessemerroheisen 34 079 t,
roheisen 454 486 t, Giefsereiroheisen 153 395 t.
Vom 1. Januar bis 31. Dezember 1902 wurden producirt
8 402 660 t gegen 7785 887 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Hiervon entfallen auf die rheinisch-westfälischen Bezirke mit Hessen-
Nassau 45,5 pCt., auf die Saar, Lothringen und Luxemburg 39,2 pCt.,
auf Ober-Schlesien 8,1 pCt., der Rest auf die übrigen Bezirke.
Thomas-
Die Verlängerung desFundaments eines hohen Schornsteins
nach unten hin ist vor kurzem von der Firma Sulze & Schröder
in Hannover zur Ausführung gebracht worden. Derartige Arbeiten,
die mit besonderen Schwierigkeiten verbunden sind, kommen freilich
nur äufserst selten vor. Es handelte sich um einen vor 12 Jahren
erbauten Schornstein, der auf 3,50 m tiefem Fundament, bei einem
unteren Durchmesser von 2,50 m, 33 m in die Höhe ragte, welcher
gelegentlich eines auf demselben Grundstücke auszuführenden
Neubaues erhalten bleiben sollte.
erforderte hinsichtlich des nicht gerade billigen Bauplatzes die
möglichste Ausnutzung der vorhandenen Grundfläche. Dabei erschien
es nothwendig, das Kellergeschols bei einer Tiefe von fünf Metern
auszubauen. dafs der
mächtige Schornstein ein nicht genügend tiefes Fundament hatte.
mufste das Fundament
Aber der projektirte Neubau
Hierbei trat nun die Schwierigkeit hervor,
Um den Schornstein erhalten zu können,
desselben nothwendigerweise um 1,60 m unterfangen, also nach
unten verlängert werden. Nachdem der Erbauer des Schornsteins
**) Die Anlagekosten der bis zum 31. Marz 1902 fertiggestellten
306 km Staatsbahnen werden auf 19400000 Ticals, für das km
also auf 63 400 Ticals berechnet.
***) Das Berichtsjahr läuft vom 1. April bis 31. März.
+) Die 44 km lange Strecke Ban Phai—Lopburi wurde erst
im Laufe des Berichtsjahres eröffnet.
1898/99"**)
1901/02
1899/1900 1900/01
125 125 180 306 t)
314 750 370 249 404 890 678 625
116 938 177 144 232 737 424 186
435 932 552 240 643 511 1 112 934
417 826 497 848 440 296 850 525
15 062 758 17 176 398 15 143 310 34 954 873
22 654 30 810 34 786 61 769
2 460 374 3 800 104 4 447 844 9 012 125
203 245 237 483 301 089 589 203
53 57 : 53 47
die Ausführung dieser erforderlichen Arbeit abgelehnt, wurde solche
von der Firma Sulze & Schröder, die den Schornsteinbau als
Spezialität betreibt, Nachdem die
Sicherheit erforderliche Absteifung des Schornsteinkolosses sowie
übernommen. zunächst zur
der benachbarten altersschwachen Gebäulichkeiten erfolgte, ist das
Fundament desselben in der angegebenen Tiefe stückweise unter-
mauert worden. Der Schornstein hat dabei seine stabilen Verhält-
nisse nicht im geringsten geändert.
Die deutsche Gummi- und Guttapercha-Waaren-Fabrik
A. G. vorm. Volpi & Schlüter, Berlin hat anläfslich
50 jährigen Bestehens eine kleine Festschrift herausgegeben,
ihres
welche einen Einblick in die Entwicklung des Unternehmens und
seine Bedeutung für die Kautschuk-Industrie gewährt. Die im
Jahre 1852 gegründete Fabrik hat es verstanden, dem Wechsel der
Zeiten und deren Erfordernissen folgend, den veränderten Verhält-
nissen sich anzupassen und den Betrieb durch Aufnahme neuer
Zweige der vielseitigen Kautschuk-Industrie nach und nach zu ver-
gröfsern. Das mit wenigen Gebäuden eröffnete Fabrikunternehmen
erweiterte sich namentlich in Folge des Ausbaues der Eisenbahnen
in Deutschland, was einen gröfseren Bedarf an Kautschukartikeln,
besonders Puffer u. drgl. hervorrief; aber auch andere für Industrie
und Handel erforderliche Gegenstände, wie Dichtungen, Packungen,
Schläuche u. s. w. für zahlreiche Firmen des In- und Auslandes
sicherten der Fabrik einen fortgesetzt steigenden Absatz, welcher
die stetige Erweiterung der Gebäude- und Maschinenanlagen noth-
wendig machte. Der Schrift sind zahlreiche Abbildungen beigegeben,
welche insbesondere die inneren Betriebseinrichtungen und die Her-
Im Jahre 1872 wurde
das Unternehmen in eine Aktien-Gesellschaft umgewandelt.
stellung der Erzeugnisse veranschaulichen.
em
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Geh. Baurath der Marine-Intendantur- und Bau-
rath Wüerst und zum Marine-Intendantur- und Baurath der Marine-
Garnisonbauinspektor Zimmermann in Wilhelmshaven;
bei der Verwaltung der Reichseisenbahnen in Elsafs-Lothringen
zum Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor der württembergische
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80 (No. 616.)
Regier.-Baumeister Otto Kommerell in Strafsburg und zum Eisen-
bahn-Bauinspektor der preufsische Regier.-Baumeister Wilhelm Berg-
mann in Strafsburg.
_ Verliehen: der Charakter als Geh. Baurath dem Marine-
Intendantur- und Baurath im Reichsmarineamt Zeidler, der Charakter
als Baurath mit dem persönlichen Range cines Rathes vierter Klasse
den Eisenbahn-Maschineninspektoren bei der Verwaltung der Reichs-
eisenbahnen in Elsafs-Lothringen Kuntz in Mülhausen, Hannig in
Bischheim, Richter und Lübken, beide in Strafsburg i. E. und
der Charakter als Marine-Baurath mit dem persönlichen Range als
Rath vierter Klasse den Marine-Hafenbaumeistern Mönch und
Möller.
Garnison-Bauverwaltung Preufsen.
zum 1. März 1903 die
Oskar Boettcher in Neuhammer a. Qu. als techn. Hülfsarbeiter zur
Intendantur des IV. Armeecorps und Breisig in Düsseldorf nach
Neuhammer a. Qu.
Versetzt: Garnison-Bauinspektoren
Preufsen.
Ernannt: zum ausländischen Ritter des Ordens pour le merite
für Wissenschaften und Künste der Direktor der Scuola d’applicazione
per gl’ingegneri in Rom, Professor Luigi Cremona daselbst;
zu ordentlichen Mitgliedern der Akademie des Bauwesens der
Baurath Schwechten in Berlin, der Königl. Sächsische Geh. Hof-
rath, Baurath und Professor Giese in Charlottenburg und der Geh.
Oberbaurath z. D. Küll in Berlin; |
zu aufserordentlichen Mitgliedern der Akademie des Bauwesens
der vortragende Rath im Ministerium der geistlichen, Unterrichts-
und Medizinal-Angelegenheiten und Konservator der Kunstdenkmäler
Geh. Regierungsrath Lutsch, der Professor Geh. Regierungsrath
Hehl in Berlin, der Architckt Professor Friedrich v. Thiersch in
München, der Architekt Professor Gabriel v. Seidl in München,
der Architekt v. Hoven in Frankfurt a. M, der Professor Geh.
Baurath Bubendey in Berlin und der vortragende Rath im Reichs-
amt für die Verwaltung der Reichseisenbahnen Geh. Oberbaurath
Kriesche;
zum Regier.- und Baurath der Wasserbauinspektor, Baurath
Werneburg in Trier;
zum Wasserbauinspektor der Regier.-Baumeister Wellmann in
Safsnitz;
zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer Hermann Potthoff
aus Berlin (Maschinenbaufach); Julius Metzger aus Turöcz-Szt-Märton
in Ungarn, Kurt Tecklenburg aus Weifsenfels, Reg.-Bez. Merseburg,
Willi Behrens aus Brunnen in Mecklenburg-Schwerin und Fritz
Lauser aus Jena (Eisenbahnbaufach); Johannes Rothe aus Weida
im Grofsherzogthum Sachsen, Felix Kuwert aus Wernsdorf, Land-
kreis Königsberg i. Pr., und Rudolf Seifert aus Frankenstein in
Schlesien (Wasser- und Strafsenbaufach); Hugo Schwanbeck aus
Klausdorf, Kreis Deutsch-Krone, Otto Hotzen aus Goslar am Harz
und Richard Dähne aus Hohenmölsen, Kreis Weifsenfels (Hoch-
baufach).
Verliehen: die (mittels Allerhöchsten Erlasses vom 13. Juni
1881 gestiftete) Medaille für Verdienste um das Bauwesen in Silber
den vortragenden Räthen im Ministerium der öffentlichen Arbeiten
Geh. Oberbaurath Sarrazin und Geh. Bauratlı Hofsfeld.
Versetzt: der Wasserbauinspektor, Baurath Koch von Meppen
nach Gleiwitz und der Wasserbauinspektor, Baurath Lampe von
Gleiwitz nach Verden an der Aller.
Aus dem preufsischen Staatseisenbahndienste aus-
geschieden: infolge Ernennung zum Kaiserl. Eisenbahn-Bauinspektor
bei der Verwaltung der Reichseisenbahnen in Elsafs-Lothringen der
Regier.-Baumeister des Maschinenbaufaches Bergmann in Strafs-
burg 1. Els.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienste
ertheilt: dem Regier.-Baumeister des Wasserbaufaches Heinrich
Kayser in Charlottenburg, den Regier.-Baumeistern des Maschinen-
baufaches Wilhelm Hause in Berlin und Friedrich Lorenz in
Bruchsal.
Bayern.
Verlichen: der Titel und Rang eines Königl. Baurathes den
Bauamtmännern Friedrich Moser, Vorstand des Landbauamtes Ansbach
und Josef Schildhauer, Vorstand des Strafsen- und Flufsbauamtes
Regensburg, sowie dem Ingenieur Oskar v. Miller in München.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Februar 1903.)
Sachsen.
Ernannt: zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer Thiele
bei der Bauleitung des Ministerialgebäudes in Dresden-N. und Raffelt,
bisher in dem hochbautechnischen Bureau des Finanzministeriums,
unter Versetzung zum Landbauamte Chemnitz.
Verliehen: der Titel und Rang als Oberbaurath dem Mitgliede der
Generaldirektion der Staatseisenbahnen Finanz- und Baurath Rother.
Befördert:
kammer zum Brandversicherungsinspektor in Marienberg der Brand-
beim techn. Personal der Brandversicherungs-
versicherungsinspektorats-Assistent Regier.-Baumeister Temper.
Versetzt: nach Dresden der Brandversicherungsinspektor Kühn
in Marienberg;
die Regier.-Baumeister Krüger bei der Betriebsdirektion Dresden-
Altstadt zum Baubureau Tharandt, Rudolf Pfeiffer bei der Bau-
inspcktion Dresden-Friedrichstadt zum Baubureau Dresden-Altstadt,
Schuster beim Baubureau Bischofswerda zum Baubureau Copitz,
Starke bei der Bauinspektion Altenburg l und Friedrich beim Bau-
bureau Hilbersdorf zum Baubureau Leipzig;
in Wartegeld der Regier.-Baumeister Fickert beim vormaligen
Baubureau Reichenau.
In den Ruhestand getreten: der Baurath Geyer bei der
Betriebsdirektion Dresden-Neustadt.
Ausgeschieden: die Regier.-Baumeister Hempel bei der
Bauinspektion Zwickau I und Gerhardt beim Baubureau Chemnitz III.
Baden.
Versetzt: die Regier.-Baumeister Hermann Bürgelin in Rastatt
zur Wasser- und Strafsenbauinspektion in Donaueschingen und Emil
Schwarzmann in Bonndorf zur Wasser- und Strafsenbauinspektion
in Rastatt.
Oldenburg.
Ernannt: zu Geh. Oberbauräthen der Oberdeichgrafe Tenge,
die Oberbauräthe Köppen und Böhlk in Oldenburg;
zu Bauräthen der Ober-Weg- und Wasserbauinspektor Meendsen-
Bohlken in Brake und der Oberbauinspektor Witte in Eutin.
Sachsen-Weimar.
Verliehen: der Titel Baurath dem Grofsherzogl. I.and-Bau-
meister Günther in Apolda.
Bei der Firma Fried. Krupp, Kiel-
Gaarden ist der Marine-Oberbaurath a. D. Ernst Rauchfufs von
Schiffbaudirektor aus Gesundheitsrücksichten
zurückgetreten und hat dafür die Stellung eines techn. Beiraths der
Germaniawerft,
seiner Stellung als
Direktion übernommen. In die Direktion sind neu eingetreten als
Schiffbaudirektor Herr Karl Steinike, als Maschinenbaudirektor der
seitherige Maschinenbau-Betriebs-Direktor Wilhelm Müller.
Gestorben: der Direktionsrath August Zangl bei der Eisen-
bahnbetriebsdirektion Regensburg, der Eisenbahn-Bau- und Betriebs-
inspektor Paul Stoll in Hagen, der l.andesbauinspektor Ferdinand
Lindenberg in Eschwege, der Regier.-Baumeister Ernst Wiggert
in Breslau und der Direktor der Werkzeugmaschinenfabrik von
Loewe & Co. in Berlin Julius Fr. Pajeken.
Regierungs-Baumeister
oder Regierungs-Bauführer
des Maschinenbaufaches,
welche beabsichtigen, sich in der Privatpraxis
eine Lebensstellung zu erwerben, werden von
einer grossen Maschinenfabrik in Cöln zu mög-
lichst baldigem Antritt gesucht.
Bewerbungen mit Angabe des Lebenslaufes,
des Ausbildungsganges, der bisherigen Thätig-
keit, der Gehaltsansprüche und des event. An-
trittstermines, sowie Zeugnifsabschriften werden
erbeten unter K. R. 3021 an
| Rudolf Mosse, Cöln.
OOO0000000008
3
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
[1. März 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 617.] 81
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin.
Versammlung am 13. Januar 1903.
Vorsitzender: Herr Ministerial-Direktor, Wirklicher Geheimer Rath Schroeder.
Schriftführer: Herr Regierungs- und Baurath Diesel.
(Mit 29 Abbildungen).
Der Vorsitzende: Meine Herren! Die Sitzung ist
eröffnet.
Da wir uns heute zum ersten Male in diesem Jahre
versammeln, so nehme ich diesen Anlafs gern wahr,
allen Mitgliedern die herzlichsten Glückwünsche aus-
zusprechen. Möge Ihnen das neue Jahr ein recht ge-
segnetes sein!
Leider haben wir seit unserer letzten Versammlung
wiederum einen grofsen Verlust zu verzeichnen. Am
25. Dezemher, also am Weihnachtstage, ist der Geh.
Baurath Fritz Keil in Breslau verstorben. Herr Keil
war Mitglied seit dem Jahre 1855, also eines unserer
ältesten Mitglieder. Im Jahre 1824 zu Potsdam geboren,
ist er lange Zeit im Eisenbahnwesen thätig gewesen,
schliefslich wurde er Landesbaurath in Schlesien. Herr
Keil hat stets dem Verein ein reges Interesse entgegen-
gebracht. Wir werden sein Andenken in Ehren halten.
Ich bitte Sie, sich zu Ehren des Entschlafenen von den
Sitzen zu erheben. (Geschieht.)
Der Bericht der letzten Sitzung liegt hier aus. Ich
bitte diejenigen Herren, die etwaige Einwendungen
en wollen, dies bis zum Schlufs der Sitzung zu
thun
Redner theilt die laufenden Eingänge mit und fährt
dann fort:
Sodann hat uns die Direktion der Grofsen
Berliner Strafsenbahn-Gesellschaft aus Anlafs der
vollständigen Durchführung des elektrischen Betriebes
auf ihren Linien eine Denkschrift über die Entwickelung
dieses grofsen Unternehmens überreicht, wofür wir ihr
sehr dankbar sind. Sie giebt darin eine sehr interessante
Darstellung der ganzen Entwickelung des Unternehmens,
von Beginn des Betriebes mit Pferden bis zum voll-
ständigen Uebergang zum elektrischen Betrieb. Für
die Herren, die davon Einsicht nehmen wollen, lege
ich das Werk hier auf dem Tische nieder.
Zur Anfnahme in den Verein haben sich ver-
schiedene Herren gemeldet, zunächst Herr Geh. Ober-
Baurath Gustav Mayer, vorgeschlagen durch die Herren
Scholkmann und Wittfeld; zweitens Herr Professor
Boost von der Technischen Hochschule, vorgeschlagen
durch die Herren Goering und Callam; dann Herr
Regierungs-Assessor Dr. E. Schneider, vorgeschlagen
durch die Herren Scholkmann und Wittfeld; ferner
Herr Geh. Baurath Hermann Lohse, vorgeschlagen
durch die Herren Semler und Petri. Wir werden
über die Aufnahme dieser Herren in der nächsten Sitzung
beschliefsen.
Heute haben wir abzustimmen über die Aufnahme
der Herren Regierungs-Baumeister Johannes Bousset
und Regierungs- und Baurath Otto Günther.
Ich bitte nunmehr den Herrn Kassenführer, über die
Einnahme und Ausgabe im Jahre 1902 Bericht zu er-
statten.
Herr Oberstleutnant a. D. Buchholtz: Die Einnahmen
und Ausgaben sind im wesentlichen so geblieben wie
ich sie Ihnen in der vorigen Sitzung schon als voraus-
sichtlich mitgetheilt habe. (Redner verliefst die einzelnen
Positionen der Einnahmen und Ausgaben.)
Um die ausgesetzten Preise bezahlen zu können,
mufsten wir 2 Papiere, preufsische Konsols zu 300 und
400 M. veräufsern, das ergab eine Einnahme von 716,30M.
Vor zwei Jahren wurden keine Preise gezahlt, weil
keine der eingegangenen Arbeiten prämiirt werden
konnte. Der Vorstand hat damals, um das Geld nicht
nutzlos liegen zu lassen diese beiden Papiere angekauft.
Wir kämen nun zu dem Voranschlag für das Jahr 1903.
Bei dem Voranschlag des vorigen Jahres haben
Ueberschreitungen im wesentlichen nicht stattgefunden,
nur bei den Kanzleibedürfnissen waren 50 M. aufgestellt
und sind 95 M. verbraucht worden, auch bei Druck-
sachen ist die Ausgabe über dem Voranschlag hinaus
gegangen. Diese Positionen sind infolgedessen in dem
Voranschlage für das nächste Jahr erhöht worden.
Die übrigen sind in der Höhe wie bisher belassen
worden.
Wir haben für das nächste Jahr den Voranschlag
demgemäfs aufgestellt, und wird Ihnen derselbe in der
nächsten Sitzung zur Beschlufsfassung vorgelegt werden.
Vorsitzender: Ich erdftne die Besprechung. Wünscht
einer der Herren das Wort zu dieser Sache? |
Herr Betriebsdirektor Liebmann: Meine Herren! Ich
möchte für den Voranschlag Ihre Aufmerksamkeit auf
die Vereinsbibliothek richten. Diese entspricht bisher.
durchaus nicht den Anforderungen, die man an eine
Fachbibliothek stellen kann. Von den neueren Werken
findet man beinahe gar nichts, nur die Pflichtexemplare
der Autoren, die dem Verein angehören. Ich möchte
deshalb vorschlagen, dafs im nächsten Jahre ein Betrag
für neue Werke auf dem Eisenbahngebiete in den Vor-
anschlag eingestellt werde. Die Literatur ist ja nicht
sehr reichhaltig, und ich glaube, dafs der Betrag von
100 oder 150 M. vollkommen ausreichen würde, um die
wesentlichen Neuerscheinungen zu erwerben. Es ist
sonst fiir einen Privattechniker, dem nicht eine grofse
amtliche Bibliothek zur Verfügung steht, wirklich sehr
schwer, die Werke zur Einsicht zu bekommen.
Herr Oberstleutnant a. D. Buchholtz: Meine Herren!
Schon früher einmal hat diese Angelegenheit den Vor-
stand beschäftigt. Es ist ein grofser Uebelstand, dafs
wir hier im Hause keinen geeigneten Bibliothekraum
haben können. Unsere Bibliothek ist hier im Architekten-
hause in einem beschränkten Bodenraum untergebracht.
Aufserhalb desHauses einen geeigneten Raum zu miethen,
würde schwer gehen, denn dann müfste ein besonderer
Bibliothekar angestellt werden. Bei der äufserst seltenen
Benutzung unserer Bibliothek würde sich aber eine
derartige Ausgabe kaum rechtfertigen lassen. Unsere
Herren haben in der Bibliothek des Architektenvereins
wohl immer dasjenige gefunden, was sie suchten, und
deshalb ist die Frage noch nicht an uns herangetreten,
die Bibliothek zu vermehren, um einem Bedürfnifs nach-
zukommen. Selbstverständlich würden wir, wenn der
Wunsch ausgesprochen wird, eben so gut dafür Mittel
aufwenden können, wie für Preisaufgaben. Es handelt
sich nur darum, einen Raum zu beschaffen, in welchem
die Bibliothek so aufgestellt würde, dafs die Herren
sich ungestört der Lektüre widmen könnten. Das ist
aber eine Frage, die vorläufig noch nicht gelöst ist.
Wenn in dieser Hinsicht ein Vorschlag gemacht werden
sollte, so wird der Vorstand dieser Angelegenheit gewifs
sehr gern näher treten.
Herr Betriebsdirektor Liebmann: Es ist ja kein
grofser Uebelstand und kann auch dabei verbleiben,
dafs wir die Gastfreundschaft des Architektenvereins in
Anspruch nehmen. Der Architektenverein hat aber ein
anderes Ziel als wir, und ich möchte nur dafür eintreten,
dafs auch die neuen Werke auf dem Gebiet des Eisen-
bahnwesens in die Bibliothek des Architektenvereins
eingereiht werden.
Vorsitzender: Wollen Sie einen Antrag stellen, so
würde es zweckmäfsig sein, wenn er in der nächsten
Sitzung hier zur Berathung gestellt würde, da wir dann
über den Voranschlag definitiv beschliefsen können.
Augenblicklich würde das nicht gut möglich sein. Aber
es ist eine ganz dankenswerthe Anregung. Ich bitte
den Antrag rechtzeitig beim Vorstande einzureichen,
damit wir ihn auf die Tagesordnung der nächsten
Sitzung bringen können. Hat noch einer der Herren
etwas zu bemerken? Das ist nicht der Fall.
82 [No. 617.]
Wir kommen zu dem folgenden Punkte der Tages-
ordnung: „Wahl eines Ausschusses für die Besichtigung
von Anlagen“. Die bisherigen Mitglieder des Aus-
schusses waren Herr Buchholtz, Herr Bathmann,
Herr Giese, Herr Glaser, Herr llling, Herr Koschel
und Herr Zielfelder. Meine Herren, ich bitte Sie,
sich zu dieser Sache zu äufsern und etwaige Vorschläge
zu machen. Das geschieht nicht. Ich würde dann
vorschlagen, dafs wir die bisherigen Mitglieder wieder
wählen, die ihre Sache ganz ausgezeichnet gemacht
haben, und denen wir grofsen Dank schuldig sind.
Herr Oberstleutnant a. D. Buchholtz: Meine Herren!
Ich setze meine freie Zeit sehr gern für den Verein
ein. Aber ich habe schon lange Jahre, wie Sie wissen,
die Ausflüge veranstaltet, und ich glaube, Sie haben auch
eine gewisse Abnahme schon bemerkt. (Zurufe: Nein!
Heiterkeit). Die Herren unterstützen mich ja immer
sehr freundlich, aber man verbraucht sich mit der Zeit.
Ich würde jedenfalls noch eine Kraft dazu erbitten, die
uns bisher schon unterstützt hat; es ist Herr Gredy,
und ich würde bitten, ihn hinzuzuwählen.
Vorsitzender: Meine Herren! Hat jemand etwas
dagegen zu erinnern, dafs Herr Gredy auch noch
ersucht wird, diese Wahl anzunehmen? Das ist nicht
der Fall. Ich darf also die Herren fragen, ob sie
bereit sind, dieses Amt auch im nächsten Jahre zu
übernehmen.
Herr Oberstleutnant a. D. Buchholtz: Ja, wenn Sie
vorlieb nehmen mit dem, was ich Ihnen bieten kann.
(Beifall).
Vorsitzender: Die Zustimmung der anderen Herren
darf ich wohl annehmen.
Ich bitte nun Herrn Ober-Ingenieur Dettmar von
der Elektricitäts-Aktien-Gesellschaft vorm. W. Lahmeyer
& Co. in Frankfurt a. M., uns den versprochenen Vortrag
zu halten.
Herr Ober-Ingenieur Dettmar (als Gast):
a) Ein neuer Geschwindigkeitsmesser.
Da die mechanischen Geschwindigkeitsmesser sich
im Allgemeinen nicht bewährt haben, lag es nahe, dieses
Problem auf elektrischem Wege zu lösen. Dieser Weg
ist nun auch von vielen Seiten beschritten worden. Ich
selbst habe auf Anregung des Herrn Regierungs- und
Baurath Wittfeld mich damit befafst, einen solchen
Apparat zu bauen und zwar unter Verwendung einer
kleinen Wechselstrom-Maschine.
Erregt man eine solche Maschine gleichmäfsig,
so wird die Spannung derselben abhängig sein von der
Geschwindigkeit und somit ein Mafs für die Geschwindig-
keit geben. Man ist also in der Lage, an einem Volt-
meter, welches direkt in Kilometer pro Stunde geaicht
sein kann, jederzeit die Geschwindigkeit abzulesen.
Diese Lösung hat jedoch verschiedene Nachtheile
und ist es mir schliefslich gelungen, ein System zu
finden, welches erheblich einfacher ist und fast alle
Nachtheile vermeidet. Dieser neue Geschwindigkeits-
messer basirt im Wesentlichen auf der bekannten Er-
scheinung bei Drosselspulen. Läfst man Wechselstrom
verschiedener Periodenzahl durch eine Drosselspule
gehen, so wird der hindurchgehende Strom mit zu-
nehmender Wechselzahl abnehmen. Es ist nun aber
nicht nothwendig, unbedingt reinen Wechselstrom zu
verwenden, sondern dieselben Erscheinungen treten
natürlich auch dann auf, wenn man pulsirenden Gleich-
strom durch die Drosselspule schickt. Verbindet man
nun mit dem Körper, dessen Geschwindigkeit gemessen
werden soll, einen Apparat, welcher eine vorhandene
Gleichstromquelle zeitweise auf die Drosselspule schaltet
und diese Verbindung zeitweise wieder unterbricht, so
wird der die Drosselspule durchfliefsende Strom mit
zunehmender Geschwindigkeit des Körpers abnehmen.
Wir haben also in dem Stromverbrauch der Drossel-
spule ein Mafs für die Geschwindigkeit. (Vergl. Abb. 1.)
In dieser einfachsten Form hat das Prinzip noch
gewisse Nachtheile und zwar deswegen, weil die zu
messende Stromstärke mit zunehmender Geschwindigkeit
kleiner wird, d. h. also die Genauigkeit sinkt, während
man gerade das Umgekehrte verlangt.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Marz 1903.)
Ordnet man auf der Drosselspule eine zweite
Wicklung an, d. h. verwendet man einen kleinen Trans-
formator, so wird in der Sekundärwicklung eine
Spannung induzirt, welche bei verschiedener Ge-
schwindigkeit annähernd gleich bleibt, da der Strom in
der Primärwicklung abnimmt, die Zahl der Ein-
schaltungen aber zunimmt und infolge dessen die
Sekundärspannung annähernd konstant sein wird.
Schaltet man dagegen vor die Primärwicklung einen
Widerstand, so wird der Stromverbrauch nur in ver-
Abb. 1.
haltnifsmafsig geringerem Mafse sich ändern und dem-
entsprechend wird die in der Sekundärwicklung erzeugte
Spannung mit zunehmender Geschwindigkeit jetzt stark
zunehmen. Die Abb. 2 stellt diese Schaltung im Prinzip
dar und ist dies auch diejenige Schaltung, welche
fernerhin im allgemeinen beibehalten wird.
Der vorgeschaltete Widerstand erweist sich insofern
aufserordentlich zweckmäfsig bei der Durchbildung des
Systems, als man mit demselben es in der Hand hat,
die Form der Skala den verschiedenen Benutzungsarten
Be Geschwindigkeitsmessers entsprechend zu beein-
ussen.
Abb. 2.
BERGHE BBE.
RHERRBRGS
[i
Es liegt nun nahe, dafs zunächst das Bedenken
erhoben wird, der Apparat, welcher die periodische
Einschaltung der Primärwicklung des Transformators
besorgt (in Zukunft kurz Unterbrecher genannt), sei
einer stärkeren Abnutzung unterworfen. Dies ist nun
durchaus nicht der Fall, denn
1. handelt es sich hier um Stromstärken, welche
zwischen 0,1 und 0,2 Ampère schwanken und
2. ist es gelungen, auch diese geringen Strom-
stärken mit Sicherheit unschädlich zu machen, dadurch,
dafs parallel zu ihrer Unterbrechungsstelle ein Wider-
stand angeordnet wurde, welcher ein Funken vollständig
verhindert. Wendet man für diesen Zweck einen
gewöhnlichen Widerstand an, so wird der Ausschlag
des Geschwindigkeitsmessers erheblich beeinflufst, da
ja keine vollkommene Unterbrechung mehr eintritt,
sondern nur eine Reduktion des Primärstromes auf ein
gewisses Minimum. Dieser Uebelstand ist dadurch
beseitigt worden, dafs der parallel zur Unterbrechungs-
stelle gelegte Widerstand auf den Transformator auf-
gewickelt wird. Dadurch erreicht man, dafs der Aus-
(1. März 1903.)
schlag des Geschwindigkeitsmessers nicht nur nicht
reduzirt, sondern sogar noch etwas erhöht wird.
In dieser einfachen Ausführung ist der Geschwindig-
keitsmesser natürlich abhängig von der Spannung der
Stromquelle. Aendert sich diese, so ändern sich die
Angaben des Apparates. In vielen Fallen, wo eine
sehr genaue Betriebsspannung zur Verfügung steht,
wird also diese einfache Ausführung möglich sein. In
Abb. 3.
Abb. 4.
Sa S,
einer grofsen Reihe von Anwendungen wird dagegen
eine solche konstante Spannung nicht zur Verfügung
sein. Es ist nun aber möglich, zu erreichen, dafs die
Angaben des Geschwindigkeitsmcssers unabhängig
von den Schwankungen der Betriebsspannung
sind.
Zunächst kann man einen Eisenwiderstand vor den
ganzen Apparat schalten und dadurch die Einwirkungen
der Spannungsschwankungen auf ein Mafs reduziren,
Abb. 6.
Sp Sekundäre Spannung in Volt.
130 140 150 160 170 180
»—>> Klemmenspannung in Volt.
welches als unschädlich zu betrachten ist. In solchen
Fällen, wo jedoch ein genaues Konstanthalten verlangt
wird, würde die sogenannte kompensirte Schaltung, für
die es wiederum zwei im Prinzip verschiedene Aus-
führungen giebt, möglich sein. Die Abb. 3, 4 und 5
stellen die eine derselben, welche auf der Verwendung
von Leitern mit verschiedenen Temperatur-Coeffizienten
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. (No 617.] 83
beruht, in 3 verschiedenen Ausführungen dar. In den
Abbildungen bedeutet o einen Leiter mit positivem,
b einen Leiter mit negativem Temperatur-Coeffizienten.
Legt man nun den Geschwindigkeitsmesser nicht direkt
an die Betriebsspannung, sondern an den Widerstand 2,
so wird bei schwankender Spannung die Spannung in
dem Widerstande 5 annähernd konstant bleiben. Die
Abb. 4 und 5 geben Abarten dieser Schaltung unter
Verwendung des Differential-Prinzipes an. Das zweite
Prinzip der Kompensation ist nun ein solches, das den
Fehler nicht nur reduzirt, sondern ihn innerhalb eines
gewissen Gebietes absolut beseitigt. Diese Kompen-
sation beruht darauf, dafs auf dem Eisenkreis des
Transformators eine ununterbrochenen Gleichstrom
führende Wicklung angebracht wird. Durch die richtige
Einstellung des durch diese Wicklung gehenden Stromes
ist man in der Lage, die Feldstärke, mit welcher der
Transformator arbeitet, beliebig zu verändern und
dadurch gelingt es, die Spannungs-Schwankungen ganz
zu eliminiren, wie dies Abb. 6 angicbt.
Abb. 7.
U = Unterbrecher
| A = Ausschalter
= Kupplung
W = Vorschaltwider-
stand
d R = Regulir-
mechanismus
P = Primarspule
S = Sekundarspule
M = Mefsinstrument
Ein ganz besonderer Vortheil des vorstehend
geschilderten Systems besteht darin, dafs die An-
gaben dieses Geschwindigkeitsmessers von Temperatur-
schwankungen so gut wie vollständig unabhängig sind,
da die Widerstände in der Primär- wie auch Sekundär-
Wicklung des Transformators lediglich von Wechsel-
strom durchflossen sind, bei welchem die Aenderung
des Ohm’schen Widerstandes ganz zu vernachlässigen ist.
Thatsächlich hat sich ergeben, dafs die Angaben des
Geschwindigkeitsmessers bei Temperatur-Schwankungen
von + 35° C. nur um + 0,2 pCt. differiren.
Dem Haupt-Anwendungsgebiete entsprechend hat
die Elektrizitäts-Aktien-Gesellschaft vorm. W. Lahmeyer
& Co., welche im Besitze der, das vorstehende System
betreffenden Patente ist, eine Eingabe an den Herrn
Minister der öffentlichen Arbeiten gemacht und den-
selben gebeten, eine Lokomotive der Preufsischen Staats-
bahn zu Versuchen mit diesem Geschwindigkeitsmesser
zur Verfügung zu stellen. Dieses ist entgegenkommender-
weise gestattet worden und wurde die Schnellzugs-
lokomotive No. 243 im Direktionsbezirke Frankfurt a. M.
84 [No. 617.]
mit einem Geschwindigkeitsmesser dieses Systems aus-
gerüstet, dessen Beschreibung hier noch folgen soll.
Es sei hier gleich erwähnt, dafs zuerst beabsichtigt
war, diesen Versuch nur auf kurze Zeit zu erstrecken.
Infolgedessen wurde, da ja bekanntlich bei den Loko-
motiven der Preufsischen Staatsbahn keine Elektrizität
vorhanden ist, eine Batterie von Trocken-Elementen
verwendet. Diese haben nun bekanntlich die Eigen-
schaft, dafs sie keine gröfseren Strommengen abgeben
können und da die Versuche sich während mehrerer
Abb. 8.
KL:
Y
ZELL,
=n Dr}
S111
OSS TTOESS LA
Monate hinzogen, so liefs diese Batterie bald nach, so-
dafs die Angaben des unkompensirten Geschwindigkeits-
messers nicht mehr zuverlässig waren. Der Zweck
dieses Vorversuches war aber erreicht, indem dadurch
nachgewiesen wurde, dafs sowohl das Mefsinstrument
den Anforderungen, welche auf der Lokomotive an
dasselbe gestellt werden, vollständig gewachsen ist,
wie auch der Unterbrecher vollständig einwandsfrei
arbeitet. Die Lokomotive hat während dieser Vor-
versuche 11,000 km durchlaufen und sind die Kontakt-
Abb. 9.
stellen noch in genau demselben Zustande, in welchem
der Unterbrecher eingebaut worden ist. Es ist demnach
nach den bis jetzt vorliegenden Erfahrungen anzunehmen,
dafs die Theile, an welchen die Unterbrechung statt-
findet, mindestens 200000 km aushalten werden. Da
nun die Theile leicht auswechselbar sind und aufserdem
einen ganz geringen Werth repräsentiren, so ist damit
der Haupteinwand, welcher gegen dieses System vor-
gebracht werden kann, als beseitigt zu betrachten. Zur
Fortsetzung der Versuche wird nun z. Zt. eine richtige
Akkumulatorenbatterie eingebaut und wird auch dann
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Marz 1903.]
die anfangs verwendete unkompensirte Schaltung, welche
Abb. 7 wiedergiebt, in eine kompensirte umgewandelt,
sodafs der Geschwindigkeitsmesser jetzt von Spannung-
schwankungen vollkommen unabhängig arbeitet.
In beiden Schaltungen ist ein Theil des vor der
Primärwicklung des Transformators liegenden Wider-
standes abschaltbar angeordnet und zwar hat dies den
Zweck, den Fehler, welcher sich durch Abnutzung der
Laufräder ergiebt, jederzeit beseitigen zu können. Von
einzelnen Stellen des Widerstandes sind Abzweigungen
an einen Umschalter gelegt, an dessen Kontakte direkt der
zugehörige Durchmesser des Laufrades beigeschrieben
ist. Wird also das Rad abgedreht, so braucht man nur
den Umschalter auf denjenigen Kontakt zu stellen,
welcher dem betr. Mafs am nächsten kommt.
Abb. 10.
Der Unterbrecher, dessen Schnittzeichnung Abb. 8
darstellt, ist in der Achsbuchse der vorderen Tender-
Achse angebracht und zwar ist derselbe direkt auf der
Achse befestigt. Es sind also durch den Einbau des
Apparates keinerlei Aenderungen an den vorhandenen
Theilen nothwendig. Die ganze Arbeit beschränkt sich
darauf, in die Achse ein Loch von Ae" Durchmesser zu
bohren und Gewinde zu schneiden, ferner in die Achs-
buchse ein Loch zu bohren, durch welches die Leitungen
herausgeführt werden können. Weitere Aenderungen
sind an den vorhandenen Theilen nicht vorzunehmen.
Abb. 11.
Diese Anbringung des Geschwindigkeitsmessers
hat des Weiteren noch den Vortheil, dafs derselbe
aufserordentlich leicht zugänglich ist. Zuerst waren
Bedenken vorhanden, dafs die Herausnahme des Schmier-
kissens Schwierigkeiten bieten würde, wenn der Unter-
brecher eingebaut ist. Dies ist insofern nicht von Be-
deutung, als das Abnehmen des Unterbrechers in Zeit
von 2 Minuten bewerkstelligt ist, sodafs also das Heraus-
nehmen des Kissens immerhin schnell ausgeführt werden
kann. Für die gewöhnliche Bedienung bleibt das Schmier-
kissen auch ohne Herausnahme des Unterbrechers ge-
nügend zugänglich. In Abb. 9 ist dargestellt, wie der
Unterbrecher in der Achsbuchse angeordnet ist. Des
Weiteren stellen die Abb. 10 und 11 die wirkliche Aus-
führung des Unterbrechers in offenem und geschlossenem
[1. März 1903. ]
Zustande dar. Die Schmierung geschieht durch Dochte,
welche in den Oelraum hineinhängen. Der kleine Trans-
formator ist in einem Kasten gleichzeitig mit dem vorhin
erwähnten Schalter, welcher den durch die Abnutzung
der Räder bedingten Fehler beseitigen soll, angebracht.
Abb. 12 stellt diese beiden Theile dar. Abb. 13 giebt
die Gesammt-Anordnung und die Leitungsverlegung auf
Maschine und Tender.
Der Anzeigeapparat besteht aus einem Hitzdraht-
Voltmeter für etwa 2,5 Volt. Die Skala dieses Volt-
meters ist in Kilometer pro Stunde getheilt, wie dies
aus Abb. 14 ersichtlich ist. Man ersieht daraus, dafs
sich eine sehr gute Eintheilung der Skala ergiebt und
ist es mit diesem Geschwindigkeitsmesser möglich, in
der Grenze von 20 bis
120 km pro Stunde mit
gröfster Genauigkeit
jeden Augenblick die
Geschwindigkeit abzu-
——— 0 o
Abb. 12.
lesen. Abb. 15 zeigt die Anbringung des
Anzeige - Apparates auf der Lokomotive.
Dieser Apparat ist am 19. September 1902
erstmalig in Betrieb genommen worden
und hat die Lokomotive seit dieser Zeit
ihren normalen Dienst gethan. Der Unter-
brecher ist während dieser Zeit stets im
Betriebe gewesen und haben sich alle
Theile bis auf die oben erwähnte Unge-
nauigkeit, welche durch die erstgenannte
Batterie bedingt war, ausgezeichnet be-
währt.
Der Geschwindigkeitsmesser ist natürlich in vielen
anderen Fällen noch anwendbar und wird derselbe eine
ganz besondere Wichtigkeit für den Strafsenbahn -Be-
trieb noch dadurch bekommen, dafs hier stets Elek-
trizität vorhanden ist, da es ohne Weiteres möglich
sein wird, den Oberleitungsstrom für die Messung zu
benutzen.
Ein weiteres wichtiges Anwendungsgebiet desselben
ist die Kriegs- und Handelsmarine und ist auch hier
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 617.) 85
bereits ein Versuch im Gange. Das Verkehrsboot der
Kaiserlichen Werft in Kiel, welches durch Akkumulatoren
und Elektromotor getrieben wird, ist mit einem Ge-
schwindigkeitsmesser diesesSystems ausgerüstet worden.
Gerade für die Marine bietet der elektrische Ge-
schwindigkeitsmesser den aufserordentlichen Vortheil,
Abb. 13.
B = Batterie
A = Ausschalter
D = Anschlufsdose
S = Steckkontakt
T = Transformator
M = Mefsinstrument
Abb. 15.
dafs es sehr leicht möglich ist, nach mehreren Stellen
hin die Geschwindigkeit der Betriebsmaschinen zu
übertragen.
Ein weiteres, ebenfalls sehr wichtiges Anwendungs-
gebiet dürfte noch die Ueberwachung von Betriebs-
Maschinen durch den Betriebs-Chef darstellen. Man
kann bequem über dem Schreibtische den Apparat an-
bringen und ist jederzeit orientirt, mit welcher Touren-
zahl die Betriebsmaschine arbeitet.
86 (No 617.)
Vorsitzender: Meine Herren! Der Herr hat den
ersten Theil seines Vortrages geschlossen. Ich darf
ihm daher den Dank des Vereins aussprechen. Hat
vielleicht einer der Herren an den Herrn Vortragenden
eine Frage zu richten?
Herr Regierungs- und Baurath Scholkmann: Meine
Herren! Der Apparat scheint in der That einfacher zu
sein als der Wittfeld’sche, insofern er von Wärme-
schwankungen vollständig unabhängig ist. Ich möchte mir
aber eine Bemerkung erlauben über eine Erklärung,
die ein bifschen nebensächlich herauskam. Der Herr
Vortragende sagt nämlich: die Batterie hätte nach-
gelassen. Nach meiner Meinung ist das aber das
Wesentliche für die Messung. Geaicht ist doch der
Apparat auf eine bestimmte elektro-motorische Kraft,
und wenn diese nun nachläfst, wenn sie von 2 Volt
auf 1,5 heruntergeht, dann kann doch die Angabe über
die Geschwindigkeit nicht mehr richtig sein. Ich ver-
stehe nicht recht, wie man da noch sicher ablesen kann,
denn wenn der Apparat z. B. auf 1,8 Volt geaicht und
die Spannung gesunken ist, so wird eine Geschwindig-
keit, sagen wir von 80 km abgelesen, während nur mit
60 km gefahren wird, oder es kann das Umgekehrte
eintreten, was ja viel schlimmer ist, nämlich, dafs der
Apparat 60 km Geschwindigkeit anzeigt, während der
Zug in Wirklichkeit mit 80 km fährt. Ich kann mir
denken, wenn eine sicher wirkende, kompendiöse Strom-
erzeugungsmaschine erfunden sein wird, dafs man dann
die gleichmäfsige Spannung haben kann. Aber so
lange eine Batterie verwendet wird, scheint mir das
doch zweifelhaft zu sein. Vielleicht kann der Herr
Vortragende darüber Auskunft geben.
Herr Ober-Ingenieur Dettmar: Meine Herren! In
dem Bestreben, mich kurz zu fassen, habe ich leider
gerade diesen wichtigen Punkt übersehen, über welchen
ich Ihnen von vorn herein etwas mittheilen wollte.
Ich habe in den letzten beiden Abbildungen zwei
Schaltungen dargestellt, welche diese Spannungs-
schwankungen vollständig unschädlich machen.
Es läfst sich dasselbe Resultat auch auf andere
Weise erreichen. Ich habe im ganzen 3 verschiedene
Kompensations-Methoden ausgearbeitet. Bei dem ersten
Versuch ist noch keine der kompensirten Schaltungen
angewendet worden, weil man da Trockenelemente
genommen, für die ein sehr geringer Stromverbrauch
Hauptbedingung ist. Die Kompensation brauchte aber
etwas mehr Strom, und infolge dessen wurde damals
von der Kompensation abgesehen. Wenn aber Akkumu-
latoren angewendet werden oder eine Betriebsmaschine,
dann kann die Spannung in sehr grofsen Grenzen
schwanken, ohne dafs die Angaben des Mefsinstruments
beeinflufst werden.
Ich möchte noch näher auf die vom Herrn Vorredner
erwähnte Kompensation eingehen. Es wird bei dieser
das gewünschte Resultat nur theilweise erreicht, da
der Eisenwiderstand die Schwankungen nur verringert,
nicht aber beseitigt. Bringt man aber, wie dies hier
geschehen ist an dem Transformator aufser den beiden
Wickelungen (Primär- und Sekundärwickelung) noch eine
dritte Wickelung an, durch welche man einen konstanten
ununterbrochenen Gleichstrom schickt, so erhält man eine
vorzüglich wirkende Kompensation. Sie sehen hier die
Angaben des Instrumentes in Abhängigkeit von der
Spannungsschwankung. Es hat dabei die Spannung
geschwankt von 130—180 Volt und trotzdem hat die
Angabe des Instrumentes sich nicht geändert. Es ist
also mit dieser kompensirten Schaltung möglich, unab-
hängig von der Spannungsschwankung des elektrischen
Stromes zu werden.
Herr Geheimer Regierungsrath von Borries: Ich
möchte mir die Frage erlauben, was eine solche Ein-
richtung ‘an’ einer Lokomotive kostet. Die alten Vor-
richtungen kosten etwa 400—500 M. Ich möchte noch
erwähnen, dafs die Geschwindigkeitsmesser von Haus-
hälter und Anderen zuverlässig sind, nur etwas theuer.
Wenn jetzt eine billigere Vorrichtung geliefert würde
als die bisherigen, so wäre das sehr erwünscht.
Herr Ober-Ingenieur Dettmar: Der Preis ist noch
nicht genau festgelegt, weil erst einzelne Versuche an-
gestellt sind. Ungefähr wird der Preis 120—170 M.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
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(1. März 1903.)
für die Lokomotive betragen, also erheblich billiger sein
als alle mechanischen Mefsapparate bisher.
Vorsitzender: Das Wort wird nicht weiter verlangt.
Ich möchte den Herrn Ober-Ingenieur bitten, seinen
zweiten Vortrag zu beginnen.
Herr Ober-Ingenieur Dettmar:
b) Ein neuer Oelprüfapparat.
Dieser Apparat, welcher für die gesammte Technik
von weitgehendstem Interesse ist, hat sich die Aufgabe
gestellt, Jeden in die Lage zu versetzen, die Schmier-
Oele auf ihre mechanische Eigenschaft hin in einfacher
Weise prüfen zu können. Die Konstruktions-Prinzipien
dieses Apparates waren nun folgende:
Der Apparat mufs der Haupt-Anwendungsart mög-
lichst nahe kommen und demgemäls wurde die Form
eines Lagers gewählt. (Es können selbstverständlich
jedoch auch Cylinderöle mit dem Apparat untersucht
werden.) Wenn man nun eine Welle in mehreren
Lagern laufen läfst, nimmt die einzelnen Theile aus-
einander und setzt sie wieder zusammen, so wird sich
regelmäfsig ein anderer Reibungs-Verlust und dem-
gemäls eine andere Angabe des Apparates ergeben.
Demgemafs wurde als Hauptbedingung für die Ver-
wendbarkeit cines solchen Apparates für Oel-Unter-
suchungen der Umstand angesehen, dafs der Apparat
unbedingt nur aus einem Lager bestehen darf. Das
Wesentliche an dem Apparate aber ist, dafs dabei eine
Mefsmethode verwendet wird, welche in Bezug auf die
Durchführung der Messung die äufserste Einfachheit
darstellt. Die in dem Lager liegende Welle ist mit
2 Schwungscheiben versehen, die auf eine gewisse
Tourenzahl gebracht werden. Dadurch wird eine be-
stimmte Arbeitsmenge aufgespeichert und es wird dann
die Zeit bis zum Stillstande gemessen, woraus man
einen Schlufs auf die Güte des Oeles zu ziehen in der
Lage ist.
Die eingehende theoretische Behandlung, welche
hier mit Rücksicht auf die geringe zur Verfügung
stehende Zeit leider nicht gebracht werden kann, findet
sich in Dingler’s Polytechnischem Journal 1900, Heft 6
und 1902, Heft 42.
Abb. 1.
Der Apparat wird in 4 verschiedenen Typen zur
Ausführung gebracht und zwar
für Antrieb durch Elektromotor,
für Antrieb von der Transmission aus,
für Antrieb durch Hand,
für elektrischen Antrieb, jedoch in so voll-
kommener Ausführung, wie dies für wissenschaft-
liche Untersuchungen erwünscht ist.
Die ersteren 3 Typen sind im Wesentlichen für
den technischen Gebrauch bestinmt.
Am meisten Anwendung findet der elektrisch ange-
triebene Apparat, welcher in Abb. 1 dargestellt ist.
Der eigentliche Oelprüfer, welcher aus einem kräftig
BON
(1. März 1903.]
gebauten Lager, einer Welle und 2 Schwungscheiben
besteht, ist mit dem Elektromotor auf einer gemein-
samen Grundplatte angeordnet. Der Elektromotor treibt
den eigentlichen Oelprüfer durch eine Stiftenkupplung,
deren eine Hälfte auf der Welle des Motors sitzt, an.
Diese ist nun um 4 mm einseitig gelagert und in dieser
Stellung durch einen Schieber gehalten. Durch Heraus-
nahme dieses Schiebers bewegt sich die Welle um 4 mm
von dem Oelprüfer weg und hebt damit den Eingriff
Dadurch wird ein aufser-
ordentlich präcises Ausrücken in einfachster Weise
erreicht, sodafs die Zeit von der Ausriickung bis zum
Stillstande auf das Genaueste festgestellt werden kann.
Abb. 2 stellt den mechanisch angetriebenen Oelprüfer
dar, während Abb. 3 den elektrisch angetriebenen
Apparat, wie er speziell für wissenschaftliche Unter-
suchungen gebaut wird, wiedergiebt.
Um die Oel- Untersuchungen bei verschiedenen
Temperaturen durchführen zu können, ist im Oelsacke
des Lagers eine Heiz- und Kühlschlange angeordnet
und aufserdem wird der Apparat auf Wunsch mit einer
elektrischen Heizvorrichtung versehen. Je nach Ver-
wendung des Apparates wird diese für 80° oder für 200 °
geliefert.
Der Vergleich verschiedener Oelsorten wird nun
in der Weise durchgeführt, dafs dieselben nacheinander
der Stiftenkupplung auf.
Abb. 2.
in den Apparat gebracht werden. Der Apparat wird
auf eine beliebige, jedoch gleichmäfsige ‘lourenzahl
zwischen 1500 und 2000 gebracht und bei jedem Oel die
Zeit bis zum Stillstande beobachtet. Es steht dann die
Zeit in direktem Verhältnifs zu der Güte des Oeles, was
sich vollkommen nachweisen läfst und in der oben er-
wähnten Literaturstelle auch geschehen ist. Es ist auch
möglich, in diesem Apparate absolute Werthe bezüglich
der Reibung zu erhalten und zwar kann der Reibungs-
Coeffizient ausgerechnet werden nach der Formel:
an
uC, T
und die Reibungs-Constante nach der Formel:
Van
ER ER
Auch hierüber sind genauere Angaben in Dingler’s
Polytechnischem Journal zu finden.
Mit dem Apparat ist man in der Lage, genaue
Untersuchungen über den Verlauf des Reibungs- Coeff-
zienten bei verschiedener Geschwindigkeit “und die
Abhängigkeit des Reibungs-Coeffizienten vom Druck
bei ganzen und getheilten Lagern vorzunehmen. Die
Abhängigkeit des Reibungs - Coeffizienten von der
Schmierschichtdicke und von der Temperatur ist eben-
falls in einfachster Weise zu untersuchen.
Für alle grofsen Betriebe ist der Apparat von
aufserordentlicher Wichtigkeit, da derselbe in ein-
fachster Weise eine Untersuchung des Oeles gestattet.
Er ist des Weiteren wichtig, weil man in der Lage ist,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 617.) 87
zu kontrolliren, ob man stets die gleiche Oelsorte ge-
liefert bekommt.
Die Güte der Oele steht in vielen Fällen durchaus
nicht im richtigen Verhältnifs zu den Preisen, welche
dafür verlangt werden. Ein sehr interessantes Beispiel,
welches beliebig herausgegriffen ist, giebt nachstehende
Tabelle über die Untersuchung von D Oelen eines
Lieferanten.
T'= Aus- : lempe- ;
Oel- laufzeit EUREN ratur Fa Preis d
sorte | von 1400 RARE t pr: ag xr ER
Touren an ö Grad Pi,
I. 960 0,05 33 32 1,6 2,80
If. Soe 0,068 | 40,8 63 4,28 2,62
III. 339 0,081 40 65 9,20 2,82
IV. 294 0,088 | 39,2 42 3,70 2,10
Vë 289 0,091 40,5 32 2,91 2,63
VI. 214 0,095 | 42 48 4,95 2,60
Als ungefähres Mais für die Preiswürdigkeit eines
Oeles kann man das Produkt, Preis X Reibungs-
konstante betrachten, wie es in Spalte 6 der Tabelle
angegeben ist. Diese Zusammenstellung ergiebt nun
das überraschende Resultat, dafs hier gerade die billigste
Sorte zugleich auch die preiswertheste ist.
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= "BR en J P f i t Ah deu iets ames oe zn er
i i a I) E ane ce A. ff
Es ist daraus ersichtlich, dafs durch den Apparat
ganz bedeutende Ersparnisse erzielt werden können
und hat der Apparat infolgedessen auch schnell eine
grofse Verbreitung gefunden. Die Ersparnisse, welche
erzielt werden können, betragen bis zu 50 pCt. und
bewirken, dafs der Apparat selbst in kleineren Betrieben
sich in wenigen Monaten bezahlt macht.
Der Apparat ist in Deutschland, England, Belgien
bereits patentirt und in einer grölseren Anzahl von
anderen Staaten zum Patent angemeldet. Derselbe wird
hergestellt von der Elektrizitäts- Aktien -Gesellschaft
vorm. W. Lahmeyer & Co. in Frankfurt a. M.
Vorsitzender: Meine Herren! Ich darf dem Herrn
Vortragenden namens des Vereins fiir seine interessanten
Mittheilungen danken. Ich frage, ob das Wort zu diesem
Vortrage gewiinscht wird.
Herr Geheimer Regierungsrath von Borries: Es sind
vor kurzem in der „Zeitschrift des Vereins Deutscher
Ingenieure“ eingehende Versuche mit ähnlichen Vor-
richtungen mitgetheilt worden, von Herrn Professor
Stribeck in Dresden und von Herrn Ober-Ingenieur
Lasche. Der Verlauf der Linien der Reibung ist hier, so
viel ich übersehe, ähnlich. Namentlich die Lasche’schen
Versuche haben sich auf sehr verschiedene Wärme-
grade erstreckt und waren besonders dazu bestimmt,
die Reibung bei verschiedenen Wärmegraden zu
prüfen. Ich möchte mir daher die Frage gestatten:
Ist bei verschiedenen Wärmegraden ein Unterschied
in der Reibung eingetreten, hat mit zunehmender
88 (No. 617.]
Wärme die Reibung abgenommen oder hat sie zuge-
nommen’?
Eine zweite Frage, welche ich mir gestatte, ist:
Wie grofs war der Druck auf die Lager; entprach
er den Werthen, die wir im Eisenbahnwesen haben?
Wagenachsschenkel sind Drucken von 250—300 kg auf
das Quadratcentimeter ausgesetzt. Die mitgetheilten
Ergebnisse würden für die Eisenbahn nur dann mafs-
gebend sein, wenn ähnliche Belastungen beständen.
Herr Ober-Ingenieur Dettmar: Was die Abhängig-
keit der Grölse des Reibungskoéfficienten von der
Temperatur anbelangt, so sind Resultate der Versuche
des Herrn Lasche genau .die gleichen, wie die meinigen.
Ich habe derartige Versuche schon im Jahre 1899 in
der Elektrotechnischen Zeitschrift und 1900 in Dinglers
Polytechnischem Journal veröffentlicht. Es hat sich da
ergeben, dafs das Produkt des Reibungskoéfficienten
und der Temperatur konstant ist. Hier ist eine dies-
bezügliche Zusammenstellung für verschiedene Ge-
schwindigkeiten. (Redner verliest die Angaben der
Tabelle.)
Sie sehen, das Produkt ist ziemlich genau konstant.
Meine neueren Versuche habe ich viel weiter ausgedehnt
und zwar auf 20 bis 180 Grad, und ich habe dabei
gefunden, dafs auch bei diesen Produkt und Reibungs-
koéfficient konstant ist. Das deckt sich mit dem von
Lasche Festgestellten.
Was den Druck anlangt, so ist derselbe hier cr,
heblich kleiner als derjenige in Achsschenkeln. Bei
dem Apparat ist es nicht möglich, den Druck so hoch
zu treiben, weil dann von grofser Genauigkeit nicht
mehr die Rede sein kann. In der Praxis läuft ein
solches Lager wohl noch gut, da die Stöfse die Bildung
einer Schmierschicht begünstigen, aber Messungen kann
man nicht mehr machen. Ich bin aber dabei, meinen
Apparat umzukonstruiren, sodafs er bei schr hohem
Drucke zu verwenden ist.
Vorsitzender: Das Wort wird nicht weiter verlangt
und wir können nunmehr diesen Gegenstand verlassen.
Ich möchte nun Herrn Ingenieur Zacharias bitten,
uns seinen Vortrag über:
Die Ursachen des Magnetismus
zu halten.
Herr Ingenieur Zacharias: Meine Herren! Der
Gegenstand meines Vortrages ist scheinbar nur theo-
retischer Natur, es wird Ihnen jedoch im Laufe des-
selben alsbald klar werden, dafs derselbe auch einen
durchaus praktischen Zweck verfolgt.
Man hat sich bereits über ein Jahrhundert lang
bemüht, die Räthsel der Elektrizität und des Magnetismus
zu lösen, doch wollte dies lange Zeit nicht gelingen,
wenn man auch schon seit Jahren darüber gewisse
Vermuthungen ausgesprochen hatte.
Man war sich wohl auch klar darüber, dafs die
alte Theorie wie sie heute noch auf den Schulen gelehrt
wird, den wirklichen Vorgängen durchaus nicht ent-
spräche, man konnte aber vorläufig nichts Besscres an
deren Stelle setzen.
Schon vor 20 Jahren habe ich in einem Vortrage
zu Breslau auf Grund der Forschungen von Angelo Secchi
und Anderer die Vermuthung ausgesprochen, dafs der
Magnetismus als Folge des elektrischen Stromes eine
Druckerscheinung sein müsse und wir das Wesen der
Elektrizität wie es bereits der Mathematiker Euler vor
130 Jahren gethan, als die Folge von Aetherwirkungen
anzusehen hätten.
Schon in den Jahren 1880 — 1884 habe ich an
einem Elektromagneten, sogen. Glockenmagneten, der
mit einem eisernen Mantel nach der Konstruktion von
Romershausen versehen war, der unten auch einen
eisernen Boden hatte, Versuche angestellt, um wenn
irgend möglich, diesen vermutheten magnetischen Druck
nachzuweisen. Es hat jedoch eine unerhört schwere
Arbeit und einen unermüdlichen Kampf mit mir selbst
und den fest eingewurzelten alten Lehren der Physik
gekostet, bis ich endlich zu einem ganz unerwarteten
Schlufs gekommen bin. Die Erfolge der Technik und
Wissenschaft der letzten Jahre haben hierzu nicht
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
- beruhen müsse.
(1. März 1903.)
wenig beigetragen und mich der Lösung der Frage
bedeutend näher gebracht. Es sind natürlich Angrifte
hierauf nicht ausgeblieben, doch habe ich unentwegt
an dem geringen Erfolge festgehalten und bin nun in
der Lage die meisten elektrischen und magnetischen
Erscheinungen nach einer höchst einfachen Drucktheorie
zu erklären, sie bildet jedoch erst das Ende vom
Anfang. —
Die Erfolge von Professor Hertz, die Entdeckung
der Röntgenstrahlen, die elektrische Kraftübertragung
und vieles andere beis keinen Zweifel mehr darüber,
dafs wir es bei allen diesen Vorgängen mit einer Kraft
zu thun haben, welche auf der lange als Anziehung
bezeichneten Urkraft des Weltalls beruhen müsse.
Wir sprechen auch sonst bei uns bekannten und
geläufigen Erscheinungen, z. B. von Luftdruck, Wasser-
druck oder vom Druck eines Hicbels, einer Schraube
u. s. w., nur die Elektrizitätslehre machte hiervon immer
noch eine Ausnahme. Die englische Sprache kennt
allerdings bereits die Bezeichnung „Druck“ für das
deutsche Wort „Spannung“ bezüglich des elektrischen
Stromes, aber im übrigen hat man sich trotz aller Fort-
schritte noch nicht dazu entschlossen, auch die Elek-
trizitätslchre und den Magnetismus nach einheitlicher
Naturanschauung zu erklären.
Wenn ich es daher unternommen habe, in dieser
Richtung eine Aenderung anzubahnen, so kann dieser
Versuch noch nichts vollkommenes und ein abge-
schlossenes Ganze bieten und bitte ich, wenn die
Herren Lücken und Unvollkommenheiten an einzelnen
Stellen finden werden, in dieser Beziehung um Ent-
schuldigung und Rücksichtnahme bei der Neuheit der
ganzen Forschung. Es wird sich jedoch bei rein
sachlicher Prüfung meiner Ausführungen ergeben, dafs
die von mir aufgestellte Theorie durchaus brauch-
bar und wahrscheinlich ist, während die Versuche,
welche ich zum Beweise deren Richtigkeit unternommen
habe, in keiner Weise widerlegt werden können. —
Um ın kurzem das zu erläutern, worauf es hier an-
kommt, und den Weg zu schildern, auf welchem ich
zu diesen Erklärungen gekommen bin, will ich zunächst
die von mir ausgeführten Versuche an Hand von Ab-
bildungen beschreiben und dann in kurzen Sätzen die
daran geknüpfte Theorie erläutern. Durch das Werk
von Angelo Secchi über „die Einheit der Naturkräfte“
angeregt und auf Veranlassung des Herrn Aurel Anders-
sohn in Breslau, suchte ich bereits im Jahre 1882 die
Erscheinungen des Magnetismus auch als eine Druck-
erscheinung zu erklären, und durch Vergleich der sonst
bekannten Naturerscheinungen war es mir auch nicht
zweifelhaft, dafs thatsächlich der Magnetismus auf Druck
Es gelang mir jedoch damals noch
nicht, auch nur annähernd den Schein eines Beweises
hierfür zu finden; erst vor etwa 2 Jahren fand ich durch
weitere Untersuchungen an einem Mantel-Elektromag-
neten, dafs man bisher verschiedene Vorgänge an dem-
selben unbeachtet gelassen bezw. dieselben falsch
aufgefalst hatte und dies führte mich schliefslich zu der
jetzt aufgestellten Theorie, aus welcher gleichzeitig
auch hervorgeht, dafs viele Apparate und Maschinen
wahrscheinlich mit viel geringerem Aufwand an Matcrial
gebaut werden können und auch die Elektromagnete
unserer 'lelegraphen-Apparate eine viel vortheilhaftere
Gestalt unter viel geringerer Aufwendung von Kupfer-
Draht erhalten können. — Ich habe dann später in
2 Werken des bekannten Professors Herrn Silvanus
P. Thompson Bemerkungen gefunden, die mich gleich-
falls in meiner Annahme des magnetischen Druckes
bestärkten, und wenn man den im Herbst 1901 gehaltenen
Vortrag des Herrn Professors W. Kaufmann in Göt-
tingen auf der Naturforscher-Versammlung in Hamburg
liest, woselbst er von der heftigen Wirkung der
Röntgen-Strahlen spricht, dann bleibt eben nur noch
der eine Schlufs übrig, dafs alle Kräfte, die in einem
Elektromagneten oder in sonstigen elektrischen Appa-
raten thatig sind, nur durch cine elektrische Druck-
kraft sich erklären lassen.
Herr Professor Thompson sagt nämlich in seinem
bekannten Werke „Die Dynamoelektrischen Maschinen“
bereits im Jahre 1884 in der ersten englischen Aus-
[1. März 1903.)
gabe auf Seite 8: „worüber auch kein Elcktriker mehr
zweifelhaft sein könne, dafs die Kraft, welche bei
einem Elektromagneten thätig ist, aufserhalb der
Drahtwindungen läge“. Hieraus folgt ohne weiteres,
dafs von der bisher angenommenen „Anziehungskraft“
überhaupt nicht mehr die Rede sein und nur die
von aufsen nach innen wirkende Druckkraft vorhanden
sein kann.
In einem zweiten Werke desselben genannten
Herrn Professors „Der Elektromagnet“ bildet er in
Figur 26 in der deutschen Ausgabe einen Mantel-
Elektromagneten ab und sagt dazu: dafs der eine
Pol dieses Elektromagneten in dem Eisenkern der
Drahtspule und der andere Pol in dem eisernen Mantel
am offenen Ende läge. Dieser Elektromagnet soll
bereits im Jahre 1850 von Romershausen konstruirt
worden sein. — Ich habe die ganze Literatur hierüber
durchforscht und überall die gleiche Behauptung
wie bei Professor Thompson gefunden. Ich folgerte
aber bereits im Jahre 1882 aus meiner Anschauung
über die Druckkraft des Magnetismus heraus, dafs, wenn
Magnetismus auf Druckkraft beruhe, es nicht wahr-
scheinlich sei, dafs der Mantel an diesem Elektro-
magneten einen Pol bildet und diese Vermuthung hat
sich thatsächlich bei genauerer Untersuchung als rıchtig
erwiesen. — |
Zum Beweise der Richtigkeit meiner Behauptung
habe ich verschiedene Elektromagnete angefertigt und `
an denselben, wie auch bereits erwähnt, etwa 20 Jahre
lang die eingehendsten Versuche gemacht. Während
ich zuerst mit einer Magnetnadel die Polarität fest-
zustellen suchte, mufste ich schliefslich diese Versuche
als unbrauchbar aufgeben, weil nämlich mit Sicherheit
niemals, bei den nahe aneinander gelegenen Polen,
der Einflufs des einen oder des anderen Poles aus-
einander zu halten war, wohl aber gelang dies in un-
widerleglicher Weise durch die bekannten Feilspanbilder,
von denen ich hier eine ganze Reihe, theils nach
Zeichnungen, theils nach photographischen Aufnahmen
vorlegen kann. Es zeigte sich bei Mantel-Elektro-
magneten der verschiedensten Formen, dafs der untere
Pol sich keineswegs nach dem oberen Mantelrande fort-
pflanzt, sondern, dafs er am unteren Ende des Kernes
ist, und in dem Mantel höchstens bis zur halben Höhe
sich fortsetzt. Diese Erscheinung war in gleicher
Weise festzustellen an einem sogenannten drcipoligen
Elektromagneten, bei welchem zwei seitliche Pollappen
neben der Drahtspule sich befinden. Immer zeigt sich
wieder dasselbe Bild, der starken Polarität am Kern
und des Hinübergreifens der Feilspankurven über die
Seitenschenkel, bis etwa zur halben Höhe, während
der andere Pol am unteren Ende je nach der an-
gewendeten Stromstärke und der Dicke des eisernen
Mantels meist nur wenig in die Erscheinung trat, oder
vollkommen verdeckt wurde. Es ist also thatsächlich
hierdurch erwiesen, dafs der Mantel kein Pol ist,
sondern nur einen Schutz bildet, nämlich gegen den
äufseren Druck, der auf der Drahtspule mit dem Eisen-
kern lastet. Diesen Druck habe ich durch eine eigen-
artig hergestellte Wage auch gemessen und gefunden,
dafs er bei ganz sorgfältigem Abschlufs der Drahtspule
mit Kern, eisernem Boden und eisernem Mantel das
36 fache beträgt gegen die Kraft der Drahtspule mit
Kern ohne Mantel, und ich habe durch zwei seit-
liche Oeffnungen am Boden aufserdem nachgewiesen,
dafs in dem Augenblick, wo man in dem Mantel am
Boden zwei gröfsere Oeffnungen schafft, durch Fort-
nahme segmentförmiger Eisenstücke die Kraft ganz
bedeutend sinkt. Da also der Mantel kein Pol ist, und
trotzdem durch Anwendung desselben eine ganz un-
verhältnifsmäfsige Zunahme der Kraft stattfindet, so
bleibt eben nur die eine Erklärung übrig, dafs wir es
hier mit einer Druckkraft thatsächlich zu thun haben
und dafs alle Vorgänge, die uns bisher so räthselhaft
erschienen, ganz analog stattfinden müssen, wie bei den
bekannten Erscheinungen des Luftdruckes, die ja jeder
durch physikalische Versuche an der Luftpumpe hin-
reichend kennt. Wenn auch dieser ausschlaggebende
Versuch mir eine gewisse Sicherheit für weitere For-
schungen und die weitere Entwickelung über die
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
|
i
(No, 617.] 89
Anschauungen der Elektrizitätslehre und des Magnetis-
mus gegeben hat, so war ich damit noch lange nicht
in der Lage, die Ihnen heute gebotene Theorie aus-
arbeiten zu können und es bedurfte noch einer weiteren
zweijährigen Thätigkeit, um alle Erscheinungen dieser
Naturkraft der Einheit in der Natur unterzuordnen.
Während die sogenannten „Induktions-Erschei-
nungen“, welche zwischen beweglichen Leitern und
Magneten eintreten, oder die auch wie im Transformator
durch Wechselstrom erzeugt werden, verhaltnifsmalsig
leicht sich erklären lassen, machten andere Vorgänge
ganz erhebliche Schwierigkeiten, die um so grölser
waren, als ich lange Zeit hindurch von den einge-
wurzclten alten Anschauungen mich gar nicht losmachen
konnte und es auch nicht wagte, den durch die Tradition
gefestigten Lehren, wie sie auf unseren Hochschulen
üblich sind, entgegenzutreten. Ich trug jedoch immer
mehr Momente für die Richtigkeit meiner Theorie zu-
sammen und wurde durch mancherlei Opposition darın
nur weiter bestärkt, sodafs ich heute zu einem gewissen
Abschlufs damit gekommen bin.
Von jeher wollte mir die Theorie von Ampere be-
züglich des Magnetismus, die derselbe vor etwa 82 Jahren
aufgestellt hat, durchaus nicht in den Sinn, und wenn
man sich überlegt, dafs harter Stahl entweder gar nicht
nachgiebt, oder so elastisch ist, dafs er immer wieder
in scine alte Lage zurückkehrt, wenn man ihn aus der-
selben herausbringt, so wurde es mir klar, dafs von
einem Herumdrehen magnetischer Moleküle, wie dies
Ampere sich vorgestellt hat, nimmermehr die Rede
sein kann, und des weiteren mufste auch das Doppel-
wesen der Elektrizität, das man sich aus positiver und
negativer Masse zusammengesetzt dachte, der Wirklich-
keit nicht entsprechen, und damit fiel auch die Ampere-
Theorie über zwei Magnetismen, die in den Magneten
vertheilt sein sollten. — Es kann nur eine Elektrizität
geben und dieselbe kann nur in jedem Augenblick sich
in einer Richtung bewegen, sodals positiv die Richtung
wäre, von der sie ausgeht, und negativ diejenige, nach
der sie hingeht, gerade so, wie wir es bei Wasser-
und Luftstrom bereits kennen, bei denen wir nimmer-
mehr von positiven und negativen Strömen etwa
sprechen würden, und in diesem Sinne können wir
auch nur von „Polen“ sprechen.
Es genügt jedoch nicht, die thatsächlichen Vorgänge
bei den elektrischen und magnetischen Erscheinungen
zu erforschen, und sie auf Grund meiner Versuche nach
einheitlicher Naturanschauung zu erklären, sondern man
müfste nothgedrungen auch die sonstigen kosmischen
Erscheinungen zu Hilfe ziehen, um das Wesen der
natürlichen Elcktrizität und deren Erscheinungen gleich-
falls erklären zu können, denn es ist kein Zweifel
darüber, dafs die Elektrizität, die wir durch unsere
Dynamomaschinen hervorbringen, gleichfalls natürlichen
Ursprungs ist und unsere Maschinen sie nur aus der
Umgebung, als einer unerschöpflichen Quelle ent-
nehmen, sodafs unsere Maschinen gewissermafsen den
Nebenschlufs zu einem grofsen natürlichen elektrischen
Strom bilden, der unsere Erde umkreist. l
Die Erdkugel, welche sich mit einer Geschwindig-
keit von 464 m am Aequator die Sekunde in dem
elektrischen Felde, welches der sie umgebende mit
Aether erfüllte Raum darstellt, dreht, ist infolgedessen
von elektrischen Strömen umgeben, die wahrscheinlich
vom Aequator ausgehend, direkt oder indirekt nach
den Polen hinfliefsen, wobei auch die ungleiche Er-
wärmung bei der Umdrehung durch die Sonne nicht
ohne Einflufs sein wird. Die Pole dieser grofsen elek-
trischen Maschine sind gewissermafsen die Kollektoren
derselben, und strömt von hier aus bei diesem grolsen
Weltenstromkreis die Elektrizität wieder in den um-
gebenden Raum. Wir kennen diese Erscheinung als
Polarlichter, während die Ansammlung der Elcktrizität,
die uns als Gewitter bemerkbar ist, jedenfalls auf dem
grolsen Wege vom Acquator zu den Polen in den
Dampfbläschen der Wolken stattfindet. Hat diese An-
sammlung eine gewisse Flöhe erreicht, so entweicht
dieselbe ınfolge Ueberdruckes nach Orten geringeren
Druckes, und wir sehen Blitze infolgedessen nicht allein
nach der Erde, sondern nach verschiedenen Wolken-
90 (No, 617.)
theilen überspringen. Diese hypothetische Erklärung
der Vorgänge bei den Gewittern findet Unterstützung
in Beobachtungen des Astronomen Palmieri, welcher
beobachtet hat, dafs sehr oft bei Gewittern starke
Niederschläge stattfinden oder meistens voraufgehen.
Einen Theil der Apparate, welche ich für diese
Versuche benutzt habe, will ich nachstehend näher be-
schreiben:
Der Versuchsapparat aus den Jahren 1883 und
1884 ist in Abb. 1 dargestellt. Auf der linken Seite
Abb. 1.
befindet sich der Elektromagnet mit einem kreisförmigen
Anker, welcher von einem dünnen Stahldraht getragen
wird, der über zwei Rollen nach einer Wagschale geht.
Rechts neben der Säule ist der Elektromagnet abge-
bildet mit einem senkrechten Feilspanbilde, welches
zuvor in horizontaler Lage angefertigt und durch
Schellack fixirt wurde, um es bei der photographischen
Abb. 2.
Aufnahme senkrecht stellen zu können. Links unten
befindet sich noch ein besonders starker Mantel und
eine Eisenkappe dazu. Die Abb. 2 und 3 stellen wage-
rechte Feilspanbilder an diesem Elektromagneten dar. Es
zeigt sich, dafs lediglich zwischen Kern und Mantel dieFeil-
späne gruppirt sind, während sie aufserhalb vollkommen
regellos liegen und der Mantel einen weilsen Kreis zeigt.
Die Abb. 4 stellt einen geraden Elektromagneten
dar, der unten eine eiserne Platte mit Gewindezapfen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. März 1903.)
hat, während oben der Eisenkern dicht über der
Drahtspule abschneidet. Denselben Elektromagnet mit
eisernem Mantel giebt die Abb. 5. Hier verlaufen die
Feilspankurven von dem oberen offenen Ende kreis-
formig nach der Mitte des Mantels und gehen am
offenen Ende wie bei einer Fontäne auseinander,
während am unteren Ende nur eine sehr schwache
Gruppirung der Feilspäne wahrnehmbar ist, wie dies
Abb. 5a besonders erkennen läfst.
Ein ganz analoges Bild zeigt Abb. 6, bei welchem
neben der Drahtspule mit Eisenkern zwei
seitliche eiserne Schenkel angeordnet sind,
die man bisher als entgegengesetzter
Polarität gegenüber dem oberen Ende des
Eisenkernes betrachtete. Wäre dies that-
sächlich der Fall, so dürften jedoch die
Feilspäne sich nicht in der Weise an-
ordnen, wie diese photographischen Auf-
nahmen zeigen, sondern sie müfsten ähn-
lich verlaufen wie in Abb. 7, welche einen
dreipoligen Stahlmagneten darstellt, der
dadurch gebildet ist, dafs zwei Hufeisen-
magnete mit gleichen Polen in der Mitte
durch ein kupfernes Band zusammenge-
halten werden. Hier verlaufen die Feil-
spine von dem mittleren Pol nach den
beiden Seitenpolen, die aufserdem auf
ihrer äAufseren Seite gleichfalls zahlreiche
Strahlen aufweisen, während dies bei dem
Mantel - Elektromagneten durchaus nicht
der Fall ist. Ich kann hier meine Betrach-
tungen nicht weiter ausdehnen, woher wohl
dieser Irrtum, der sich überall in der
Literatur wiederfindet, entstanden sein mag
und habe in einer längeren Arbeit diese
Gründe des näheren auseinandergesetzt.
Ich will heute nur einiges über die Folge-
rungen mittheilen, die sich aus diesen
Versuchen und den hierbei erzielten Ergebnissen ab-
leiten lassen.
Betrachten wir das Feilspanbild an einem geraden
Elektromagneten mit einer Drahtspule und einem Eisen-
kern, wie ıhn z. B. die Abb. 4 darstellt, so sehen wir,
dafs sich im allgemeinen die Feilspäne in kreisförmigen
Kurven, etwa um den Mittelpunkt der Drahtspule bezw.
Abb. 3.
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des Eisenkernes, anordnen. Nehmen wir an Stelle
eines Elektromagneten einen Stahlmagneten, so sehen
wir ganz dieselbe Erscheinung nämlich wie in Abb. 8.
Es findet also zwischen einem Elektromagneten und
einem Dauermagneten in dieser Beziehung gar kein
Unterschied statt. Ich will jedoch heute, bei der Kürze
der Zeit, mich lediglich an die Erscheinungen des
Elektromagnetismus halten.
Steg Google
(1. März 1903.)
Man hat sich bisher die Erscheinungen des Elektro-
magnetismus in der Weise erklärt, dafs man sagte,
es findet ein Kreislauf in dem Eisen eines elektro-
magnetischen Systemes statt und erst durch das
Schliefsen dieses Kreislaufes, z. B. durch einen Anker
bei einem Hufeisen-Elektromagneten, erziele man zufolge
Abb. 4.
dieses dann eintretenden Kreislaufes stärkere mag-
netische Wirkungen. Des weıteren stellt man sich vor,
dafs zufolge dieses magnetischen Kreislaufes, an den
freien Enden, die man bisher als Pole bezeichnete,
der Magnetismus besonders stark sich geltend mache
und sich die Pole gewissermatsen nach diesen freien
Enden fortsetzen.
Abb. 5.
Dafs diese Anschauungsweise nicht zutreffend sein
kann, zeigen die beiden Abb. 9 und 10. Die eine stellt
einen Elektromagneten dar, der aus einem hufeisen-
förmigen eisernen Gestell und einer auf dem einen
Schenkel befindlichen Drahtspule gebildet wird. Wir
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
(No. 617.| 9]
sehen hier auf der äufseren freien Seite der Drahtspule
wieder wie bei den früheren Abbildungen die kreis-
förmigen Feilspankurven, während im Innern zwischen
den eisernen Schenkeln derartige Kurven nur in ganz
geringer Menge vorhanden sind und sich theilweise
ziemlich gerade Linien in der Diagonale gebildet haben.
Aufserdem ist auch noch eine Gruppirung oben zwischen
den Polschuhen wahrnehmbar und zwar in der Weise,
Abb. 7.
dafs sich über und unter den Polschuhen, Bogen aus
Feilspänen gebildet haben. Die Abb. 10 stellt ein
elektromagnetisches System dar, bei dem gleichfalls
das Eisengestell Hufeisen-Gestalt hat, jedoch die Draht-
spule in der Mitte zwischen den langen Schenkeln sitzt.
Hier erkennt man ganz deutlich, dafs um die Draht-
spule herum sich die Feilspäne zu beiden Seiten kurven-
formig anordnen, während wie man nach der alten
Theorie erklärte, an den Enden der Schenkel an den
sogenannten Polen kaum eine Anordnung der Feilspäne
wahrnehmbar ist.
Abb. 8.
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->
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N
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Alle untersuchten und hier dargestellten Elektro-
magnete zeigen also unwiderleglich dieselbe Erscheinung,
nämlich, dafs der Punkt, nach welchem die Kraft ge-
richtet ist, mehr oder weniger die Mitte des Eisen-
kernes bezw. der Drahtspule ist. Diese Erkenntnifs
führte mich schliefslich zu der Erklärung der bisher
ganz rathselhaften kreistförmigen Anordnung der Feil-
späne.
Da nach Professor Hertz die Metalle den elektrischen
Wellen einen Widerstand bieten und die Fortbewegung
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wn, fg eg, mg, ee BE ALR, 8. WA
92 (No. 617.]
derselben nicht in den Metallen, sondern in dem
Dielektrikum stattfindet und da insbesondere Eisen
einen Schutz vor der Magnetwirkung bekanntlich bildet,
sodafs man z. B. von Panzer-Galvanometern und von
eisernen Schutzkapseln bei Taschenuhren spricht, so
kann darüber kein Zweifel sein, dafs diese Feilspan-
kurven auch nichts weiter als ein Schutzmantel sind.
Die Mitte der Drahtspule bezw. des in ihr befindlichen
Eisenkernes ist der Maximaldruckpunkt, und da wir den
elektrischen Druck als allseitig und gleichmäfsig an-
Abb. 9.
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nehmen müssen, so haben wir es bei dem Elektro-
magneten mit einem sphärischen Druck zu thun, der
sich infolge der Gestalt der Elektromagnete auf die
freien Flächen an den Enden der Drahtspule konzentrirt.
Ueberall da, wo eine Lücke in dem Eisengcestell vor-
handen ist, bilden sich gleichfalls solche äufseren Schutz-
kurven und da die Kraft nach bekanntem Gesetz mit
dem Quadrat der Entfernung abnehmen mufs, so liegen
Abb. 10.
die Feilspankurven um ein solches Druckzentrun in
immer weiter und schwächer werdenden Kreisen, bis
die Kraft in gewisser Entfernung praktisch gleich Null
wird, sodafs schlielslich die Feilspäne ungeordnet liegen
bleiben.
Wenn wir also ein offenes elektromagnetisches
Hufeisen durch Auflegen eines sogenannten Ankers
schhiefsen, so ist der elektrische Druck nur theilweise
ausgenutzt und zwar in dem Mafsc, als die Fläche des
Ankers Widerstand biete. Wenn wir aber wie in
Abb. 10, sehr weit ab von der Drahtspule hinausragende
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. März 1903.)
Schenkel verwenden, so kommen wir schliefslich aus
der Wirkungssphäre der Drahtspule immer weiter heraus
und es geht ein grofser Theil der nutzbaren sphärischen
Kraft verloren, die nur in der Nähe der Drahtrolle und
hauptsächlich an deren Enden von gröfster Wirkung ist.
Aus diesen Betrachtungen ergiebt sich jetzt auch,
warum der Mantel- oder Glocken-Elektromagnet eine
so sehr viel stärkere Wirkung ausübt, als ein offener
Elektromagnet. Bei dem im Jahre 1882 untersuchten
Glocken-Elektromagneten verhielt sich die Fläche des
Kernes zur Gesammtflache der oberen Mantel-Oeffnung
wie 1:12, während die Kraft ohne bezw. mit Mantel
sich wie 1:36 verhielt. Für diese enorme Kraft-
steigerung giebt es eben keine andere Erklärung, als
die, nämlich dafs der Mantel den sphärischen Druck
allseitig ausschliefst und lediglich auf die obere Oeffnung
konzentrirt.
Hieraus folgt, dafs insbesondere die Elektromagnete
unserer Schwachstromtechnik sehr wenig rationell gebaut
worden sind und dafs man mit Mantel-Elektromagneten
kleinster Form dasselbe und mehr erreichen kann, als
mit grolsen und theueren Konstruktionen. So trägt z. B.
der in Abb. 5 dargestellte kleine Mantel-Elektromagnet,
der nur einen 22 mm langen Mantel von 16 mm äufserem
Durchmesser hat, je nach der angewendeten Strom-
stärke 3—4 kg, obgleich sein Eigengewicht nur 25,6 g
beträgt.
Aus diesen Betrachtungen folgen auch noch zwei
weitere Regeln, nämlich, dafs es durchaus nicht genügt,
die Ampérewindungen eines Elektromagneten zu be-
rechnen oder zu berücksichtigen, sondern dafs es vor
allen Dingen erforderlich ist, die Windungen möglichst
dicht auf dem Kern und dicht nebeneinander anzubringen.
Wollte man dieselbe Anzahl Windungen in einer ge-
wissen Entfernung von dem Eisenkern anordnen, so
würde damit ein grofser Theil der Kraft verloren gehen,
weil nämlich dann der elektrische Druck auch zwischen
Drahtwindungen und Eisenkern eintreten könnte. Es
scheint jedoch nach meinen Untersuchungen eine grofse
Hauptsache zu sein, dafs in dem Eisenkern, ich möchte
sagen, ein elektrisches Vakuum erzeugt wird, dessen
Entstehung wir uns sehr wohl aus den um die Draht-
windungen kreisenden elektrischen Stromwirbeln oder
Wellen zu erklären vermögen.
Da der Aetherdruck nach unseren bisherigen Kennt-
nissen und unserer Annahme alle Körper durchdringt,
so kommt es bei der Konstruktion der Elektromagnete
insbesondere der Mantel-Elektromagnete auch darauf an,
dafs der Mantel und der Anker gewisse Metallstärken
haben, damit möglichst starker Druck erzielt wird und
nicht ein Theil durch die Wandungen hindurchdringen
kann, sondern sich auf die dargebotene Fläche allseitig
konzentrirt. Es geht hieraus auch hervor, dafs wir die
Kerne innerhalb der Drahtspule nicht zu schwach
machen dürfen, und dafs man bei gröfserem Querschnitt
der Kerne eine bessere Wirkung erzielen mufs. That-
sächlich hat man neuerdings auch bei der Konstruktion
von Transformatoren sehr viel gröfsere Eisen-Quer-
schnitte angewendet als es bisher allgemein üblich war
und dadurch einen namhaften Vortheil erzielt.
Wir können nach vorstehenden Betrachtungen also
nicht mehr vom Elektromagnetismus als einer Sonder-
erscheinung sprechen, sondern wir haben den Vorgang
so aufzufassen, dafs die magnetische Kraft lediglich eine
elektrische Druckerscheinung ist, die dadurch hervor-
gerufen wird, dafs die um den Eisenkern kreisenden
elektrischen Wellen eine Differenz erzeugen, indem
sie den Druck im Innern des Eisenkernes vermindern,
sodafs der äufsere Druck in Erscheinung treten kann.
Fassen wir die Regeln für den Bau der Elektromagnete
nach obigen Ausführungen zusammen, so lassen sich
etwa folgende Prinzipien hierfür aufstellen:
l. Die Kraft ist so zu legen, dafs sie überall, wo
sie Arbeit leisten soll, ein Maximum wird.
2. Um Verluste an Kraft zu vermeiden oder sie
auf ein Minimum zu bringen, mufs der Druck auf den
arbeitenden Ort konzentrirt werden. |
3. Die Konzentration der Kraft auf den arbeitenden
Ort mufs durch Druckausschlufs an den Seiten der Draht-
spulen herbeigeführt werden.
[1. März 1903.)
4. Das elektrische Vakuum in dem Eisenkern soll
in der Mitte oder nahe der Mitte sich befinden, woraus
sich die Gestalt der Drahtwicklungen ergiebt.
5. Die Eisenflächen zwischen Kern und Anker bezw.
Mantel und Anker sind so zu gestalten, dafs der Druck-
ausschlufs sowohl am Anfang der Wirkung, wie beim
Aufliegen des Ankers ein Maximum wird.
6. Die sphärische Kraft um ein jedes stromdurch-
flossenes Solenoid soll durch die Konstruktion des
eisernen Systemes zum höchsten Betrage zur Wirkung
gebracht werden.
7. Der elektrische Druck ist abhängig von der
Stromstärke, der Spannung, der Fläche, der molekularen
Beschaffenheit des verwendeten Eisens, dem Druck-
ausschlufs (von Metallstärke und Beschaffenheit des
Mantels abhängig) und der Dichtigkeit des Abschlusses
zwischen Anker und dem magnetischen System.
Indem ich diese Versuche und die daran geknüpften
Folgerungen hiermit zur Diskussion stelle, möchte ich
noch mit einigen Leitsätzen meinen Vortrag schliefsen,
welche zeigen, dafs man auch das Wort Magnetismus
eventuell in Zukunft entbehren könnte.
sätze der Ihnen hier vorgetragenen elektromotorischen
Mechanik lauten folgendermafsen:
l. Jeder Körper geeigneter molekularer Beschaffen-
heit wird dauernd oder vorübergehend elektrisch
evakuirt, sodafs elektrischer Druck an demselben wahr-
nehmbar ist. (Eisen, Nickel, Stahl.)
2. Jeder Körper, der dauernd das elektrische
Vakuum behält, mufs längliche Form haben, da kugelige
oder kubische Körper dem natürlichen elektrischen
Druck keine Bewegungsrichtung geben, welche hierbei
nothwendig ist. (Dauermagnete.)
3. Jeder elektrisch evakuirbare oder von elek-
trischer Bewegung umgebene bewegliche Körper stellt
sich in die Richtung natürlicher und elektrischer Be-
wegungen, entsprechend der an ihm selbst vorhandenen
elektrischen Bewegungsrichtung. (Magnetnadeln, dreh-
bare Solenoide.)
4. Treffen die elektrischen Bewegungen eines festen
und eines um seine Achse drehbaren mit Leitern ver-
sehenen Körpers aufeinander, sodafs beide Richtungen
sich im rechten Winkel schneiden, so entsteht Rotation
des Körpers; ist der Letztere nicht von elektrischer
Bewegung in seinen Leitern umgeben, wird aber in
Umdrehung durch eine Kraft gesetzt, so entstehen in
seinen auf ihm befindlichen Leitern selbst elektrische
Bewegungen. (Elektromotor, Dynamomaschine.)
5. Die elektrischen Bewegungen um einen Leiter
erzeugen in benachbarten Leitern analoge Bewegungen
sobald und solange Richtung oder Stärke der ersteren
Diese Leit--
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 617.) 93
sich ändern; diese Wirkungen treten auch ein, wenn
der von elektrischer Bewegung umgebene Leiter bewegt
wird. (Induktion.)
In diesen wenigen Sätzen sind die hauptsächlichsten
Vorgänge der elektromotorischen Mechanik, wie ich sie
Ihnen heute hier in Kürze vorgetragen habe, ent-
halten. Sie stellen gewissermafsen eine der gröfsten
Revolutionen auf dem Gebiete der Physik dar. Ich
habe in diesen Sätzen weder das Wort „Strom“,
„Magnet“ oder „Magnetismus“ gebraucht und damit
den Beweis geliefert, dafs auch ohne Anziehung, :
ohne Polarität, Induktion und wie sonst alle unsere
bisherigen Begriffe genannt werden mögen, die elek-
trischen Erscheinungen sich erklären lassen.*)
Anziehung lenket die Welten,
So lehrte die Wissenschaft früher,
Bis die magnetische Kraft
Sich in dem Drucke gezeigt.
Vorsitzender: Meine Herren! Ich darf namens des
Vereins dem Herrn Vortragenden für den interessanten
Vortrag danken. Ich stelle den Vortrag jetzt zur all-
gemeinen Besprechung und frage, wer von den Herren
das Wort dazu wünscht. — Das Wort wird nicht
gewünscht, ich kann also die Besprechung schliefsen.
Wahrend der Sitzung ist noch ein neues Gesuch
um Aufnahme in den Verein eingegangen und zwar
von Herrn Eisenbahnbau-und Betriebsinspektor Krause,
vorgeschlagen von den Herren Scholkmann und Oder.
Auch über die Aufnahme dieses Herrn wird in der
nächsten Sitzung beschlossen werden.
Im Fragekasten befindet sich nichts.
Ich habe dann noch mitzutheilen, dafs wir als
Gäste unter uns sehen die Herren Verlagsbuchhändler
Grothke, Regierungs-Baumeister Foellner und Bau-
inspektor Krause. Ich habe diese Herren bereits
vorher begrüfst und wiederhole diese Begrüfsung.
Weiter habe ich mitzutheilen, dafs die beiden
Herren, die sich zur Aufnahme gemeldet haben, Herr
Johannes Bousset, Regierungs-Baumeister, und Herr
Otto Günther, Regierungs- und Baurath, mit allen ab-
gegebenen 43 Stimmen in den Verein aufgenommen
worden sind.
Ein Widerspruch gegen das Protokoll der vorigen
Sitzung ist nicht geltend gemacht worden, der Bericht
ist also als angenommen anzusehen. Ich schliefse die
Sitzung.
*) Von den etwa 80 photographischen Aufnahmen von Feilspan-
bildern führte der Vortragende eine grölsere Anzahl in Projektions-
bildern vor. Ein Theil der Versuche wurde auch durch Wand-
tafeln erläutert.
Lokomotiven und Wagen für Schnellverkehr.
(Hierzu Tafel I bis VI und 4 Abbildungen.)
Die mit Preisen bedachten Arbeiten zu dem vom
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure ausgeschrie-
benen Wettbewerb für Entwürfe von Betriebsmitteln für
schnellfahrende, durch Dampflokomotiven zu befördernde
Personenzüge, werden nachstehend im Auszuge mit-
getheilt.*)
l. Entwurf mit dem Kennwort „Zeit ist
Geld“ von Ingenieur Richard Avenmarg in München.
Die auf Tafel I dargestellte Verbund-Tenderlokomotive
dieser Bewerbung hat zwei gekuppelte Treibachsen
und vor- und nachlaufend je ein dreiachsiges Dreh-
gestell. Die Lokomotive soll bei der Zugförderung
rückwärts fahren, wodurch die Möglichkeit gegeben
ist, einen gemeinschaftlichen Führer- und Heizer-
stand vor der Feuerungsstelle anzuordnen und dem
Lokomotivpersonal eine völlig freie Aussicht auf die
Strecke zu gewähren. Der mitgeführte Wasservorrath
beträgt 20 cbm wovon 12 cbm in Wasserkasten zu
beiden Seiten des Kessels und 8 cbm unter dem Führer-
stande untergebracht sind. Neben dem Führerstand
*) Siehe Annalen No. 615 S. 50.
sind seitlich die Kohlenkästen für 6 t Kohlen angeordnet
und zwischen diesen der Mittelraum zur Beschickung
des Rostes freigelassen. Der Lokomotivkessel wird
von einem Barrenrahmen amerikanischer Bauart getragen
und ist aulser an der Feuerkiste noch an drei Stellen
aufgelagert. Die Drehgestelle haben ebenfalls aufsen-
liegende Barrenrahmen; zu beiden Seiten jeder Achse
sind Spiralfedern angeordnet, welche die Belastung
durch einen Zwischenhebel auf die Achsbuchse über-
tragen. Beide Drehgestelle sind seitlich verschiebbar,
die Auflager- und Drehpunkte liegen aufser der Mitte
hinter der zweiten Achse. Bei dieser Anordnung des
Laufwerkes und bei einem Gesammtradstand von 14,5 m
ist ein ruhiger Lauf der Lokomotive und ein sanftes
Einlenken in die Krümmungen zu erwarten.
Der Kessel hat eine genügend grofse Heizfläche,
ebenso die Feuerbuchse, welche seitlich über die
Rahmen ausgebaut ist und dadurch eine innere Breite
von 2 m erhalten konnte. Die Lokomotive hat 4 Dampf-
cylinder, deren Kurbeln um je 90° versetzt sind. Die
innen liegenden Niederdruckcylinder sind mit den
Schieberkästen aus einem Stück gegossen, das die
94 [No. 617.)
l.
Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. IL. März 1903.]
sattelförmige vordere Unterstützung des Kessels bildet.
Die Kolben der Hoch- und Niederdruck-Cylinder jeder
Seite laufen gegeneinander. Die Kolben der Hoch-
druckcylinder haben innere, die der Niederdruckcylinder
äufsere Einströmung, so dafs nur ein Steuerungsantrieb
erforderlich ist; dabei werden aber die Füllungsgrade
in allen 4 Cylindern gleich grofs. Für das Bremsen
der Lokomotive sind 3 Bremscylinder vorgesehen,
welche auf je ein Drehgestell und die beiden Treibräder
wirken. Bremsklötze sind nur an der einen Seite der
Treibräder und der Vorderräder der Drehgestelle an-
gebracht, der Gesammtbremsdruck beträgt nur 60 pCt.
des Gewichtes der Lokomotive.
2. Der Entwurf mit dem Kennwort „Excel-
sior“ vom QOberingenieur Kuhn der Maschinenfabrik
von Henschel & Sohn in Kassel, ist auf Tafel II dar-
gestellt und zeigt eine sechsachsige Verbundlokomotive
mit drei Dampfcylindern. Zwischen den beiden zwei-
achsigen Drehgestellen liegen die beiden gekuppelten
Treibachsen. Der Führerstand befindet sich vorn vor
der Rauchkammer, der Heizerstand vor der Feuerungs-
stelle, Zur Verbindung der beiden Stände ist zu beiden
Steuerung.
Seiten des Kessels ein breiter, durch Geländer ge-
schützter Gang angeordnet, aufserdem ist eine elektrische
Klingel und ein Sprachrohr angebracht. Der in üb-
licher Weise hergestellte Innenrahmen läuft bis zur
Feuerbuchse und geht dann in einen Aufsenrahmen
über, um die 2 m breite Feuerbuchse aufzunehmen.
Die Drehgestelle zeigen die preufsische Normalbauart.
Nur das vordere Drehgestell ist seitlich verschiebbar
und mit einer besonderen Rückstellvorrichtung ver-
sehen, die in der Mittelstellung am kräftigsten und in
den Aufsenstellungen schwächer wirkt.
Für den Kessel sind zwei Ausführungen vor-
geschlagen, entweder mit einem Dampfüberhitzer der
üblichen Bauart, oder mit einem Dampftrockner.
Letzterer, der in Tafel II dargestellt ist, besteht aus
einer in das Einströmungsrohr eingeschalteten, vor der
Rauchkammer - Rohrwand liegenden flachen Kammer,
die mit Rohren durchsetzt ist, welche die Verlängerung
der Siederöhren bilden.
Die Lokomotive ist eine Verbundmaschine nach
Wittfeldscher Anordnung; die beiden aufsen liegenden
Niederdruckcylinder haben gleichlaufene Kolben und
die Kurbel des innen liegenden Hochdruckcylinders
ist um 90° gegen die aufsen liegenden Kurbeln versetzt.
Die zweite Treibachse ist mit der ersten durch drei
Kuppelstangen verbunden, während zwei genügen
würden. Die für die Kurbel- und Kuppelstangen
angegebenen Abmessungen dürften für die vorge-
schriebene grofse Fahrgeschwindigkeit nicht ausreichen.
Die Steuerung, deren Anordnung aus Abb. I ersicht-
lich ist, giebt den Niederdruckcylindern stets volle
Füllung von 90%. Der Koulissenstein steht immer in
der Endlage und wird nur beim Umsteuern mitgenommen.
Für das Anfahren ist ein Wechselventil (Abb. 2) vor-
gesehen. In das Verbinderrohr ist eine Klappe
eingeschaltet, welche beim Anfahren geschlossen wird,
während der Frischdampf in den Verbinder eintreten
kann. Beim ersten Auspuff öffnet sich die Klappe
selbstthätig und gleichzeitig wird dem Frischdampf der
Weg nach dem Verbinder verschlossen. Die Klappe
kann in beiden Lagen vom Führer aus festgestellt
werden. Das Fahren mit Hochdruck in allen drei
Cylindern ist nicht möglich, da am Hochdruckcylinder
kein Ausblasrohr vorhanden ist.
Als Einzelheiten sind noch anzuführen: Die Dampf-
heizung der vorderen Doppelglasfenster am Führer-
stand, behufs Verhütung des Gefrierens und die An-
ordnung einer Turbinendynamo auf dem Führerstand,
sowie einer Reservebatterie auf dem Tender für die
Beleuchtung des Zuges. Als Bremse ist die Highspeed-
Bremse von Westinghouse angenommen, mit 7 Atm.
Leitungsdruck und zeitlich wirkendem Druckabminde-
rungsventil. Alle Räder,, mit alleiniger Ausnahme der
Räder des vorderen Drehgestelles, werden zweiseitig
gebremst.
Zur Verminderung des Luftwiderstandes sind der
Führerstand und der Heizerstand in der Fahrrichtung
[1. März 1903.]
zugeschärft und die Treibräder mit Blechscheiben ver-
kleidet.
Der Tender ist nach den preufsischen Normalien
ausgeführt, jedoch nicht überdacht.
3. Der Entwurf mit dem Kennwort: „Mit
Dampf“, vom Reg.-BaumeisterMehlis in Berlin, Tafellll,
stellt eine Tenderlokomotive mit vier Hochdruckcylindern
dar. Das Laufwerk besteht aus zwei gekuppelten Treib-
achsen mit vor- und nachlaufendem, zweiachsigem Dreh-
gestell. Der Führer steht vorn, der Heizer hinten vor der
Feuerung; zur Verminderung des Luftwiderstandes bei
schneller Fahrt ist die ganze Lokomotive mit einer vorn
zugeschärften Umhüllung versehen, die weit herabreicht.
Die Treibräder sind mit Blech verkleidet und die Dreh-
gestellrader mit Pockholz ausgeschlagen.
Als Feuerungsmaterial ist Teer angenommen der
nebst einem kleinen Kohlenvorrath von 0,55 t in Kästen
über dem hinteren Drehgestell untergebracht ist. Die
beiden Wasserkästen von zusammen 8,75 cbm Inhalt
sind über den beiden Drehgestellen angebracht und
durch Rohre verbunden. Beide Drehgestelle sind seitlich
verschiebbar und nach den preufsischen Normalien aus-
geführt. Der Kessel zeigt die gewöhnliche Bauart, hat
jedoch Serve-Rohre und ist in der Rauchkammer mit
einem Dampfüberhitzer ausgerüstet.
Als Bremsvorrichtung ist die gewöhnliche Schnell-
bremse von Westinghouse angenommen, welche auf
sammtliche Räder der Lokomotive beiderseitig wirkt.
Die vier Dampfcylinder, zwei innere und zwei
äufsere, liegen über dem vorderen Drehgestell. An die
inneren, ein gemeinsames Gufsstück bildenden Cylinder
ist der Drehzapfen des Gestelles unten angegossen.
Die Kurbeln sind nach Schlick’scher Bauweise so ver-
setzt, dafs keine freien Massenkräfte auftreten können;
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
zurınıe ee eS ET TEE DELL ERTL Tee TS
TEE DT ET le lie. Theta Bo owl:
[No. 617.] 95
4. Die Arbeit mit dem Kennwort ,Volldampf
voraus“ von Oberingenieur Franz Peglow der Berliner
Maschinenbau A. G. vorm. L. Schwartzkopff, Berlin be-
handelt die auf Tafel V dargestellte Lokomotive mit
drei Cylindern und Schlepptender. Das Laufwerk be-
steht aus zwei gekuppelten Treibachsen und vor- und
nachlaufend je einem zweiachsigen Drehgestell. Der
Führerstand befindet sich vorn und Lokomotive und
Tender sind vollständig in eine glatte Blechhülle ein-
geschlossen, die nach vorn unter 45° zugeschärft ist.
Die Blechwände reichen bis auf 400 mm über SO.
herab und innerhalb derselben befindet sich ein Ver-
bindungsgang zwischen Führer- und Heizerstand. Nur
das vordere Drehgestell ist seitlich verschiebbar und
die Rückstellung erfolgt indirekt, unter Einschaltung
von Zwischenhebeln, durch die Blattfedern.
Auf den Kessel ist an Stelle des Domes ein 3,4 m
langes Dampfsammelrohr gelegt. Die untere Wölbung
Abb. 2.
I VON neers E, |
Anfahrvorrichtung.
dabei ergiebt sich für die Innenkurbeln ein Winkel von
112° und für die Aufsenkurbeln ein solcher von 52°.
Die Steuerung aller Cylinder erfolgt mittels der bei
überhitztem Dampf gebräuchlichen Kolbenschieber. Der
Verfasser hat den Zugwiderstand, unter Bezugnahme
auf den durch die angewandte Bauart verringerten
Luftwiderstand, zu gering berechnet und ist dadurch
zu recht kleinen Abmessungen für Kessel und Maschine
gelangt. Dadurch ist es zwar gelungen, eine Tender-
lokomotive mit 6 Achsen und 75t Gewicht zu entwerfen,
die rechnungsmäfsig den gestellten Anforderungen ent-
sprechen könnte, aber im praktischen Betriebe nicht
wohl ausreichen würde.
Bemerkenswerth sind die dem Entwurfe beigegebenen
und auf Tafel IV dargestellten Schaulinien über die
störenden Bewegungen der Lokomotive bei verschie-
denen Triebwerkanordnungen. Die Schaulinien sind
unter Annahme gleicher Verhältnisse und unter Berück-
sichtigung der Länge der Kurbelstangen berechnet, so
dafs sie unmittelbar mit einander verglichen werden
können.
des Rohres und die obere Wölbung des Kessels sind
ausgeschnitten und durch ein gerades, durchlöchertes
Blech ersetzt. In der Feuerbuchse ist ein sehr langer
Feuerschirm angebracht und mit Schlitzen versehen,
sodafs die Flamme hindurchschlagen kann.
Die Maschine besitzt drei ochdrücktylinder in
symmetrischer Anordnung, von denen der mittlere die
gleiche Leistung hat, wie die beiden äufseren zusammen.
Die Kurbelanordnung entspricht der Wittfeld’schen An-
gabe. Die zweite Treibachse ist mit drei, einer innen-
liegenden und zwei aufsenliegenden Kuppelstangen
gekuppelt. Die umlaufenden Massen des zwischen den
Rahmen liegenden Triebwerkes sind direkt an der
Kurbelachse ausgeglichen, so dafs die Biegungs-
beanspruchung der Kurbelachse durch die Centrifugal-
kraft beseitigt ist.
Die Steuerung ähnelt in ihrem Antriebe der von
Heusinger, besitzt aber schwingende Hahnschieber
und zwar für jeden Cylinder zwei für Dampf-Einlafs
und Auslafs, im Ganzen also 12. Die Auslafsschieber
werden direkt von den Kreuzköpfen aus angetrieben,
96 [No. 617.]
so dafs Kompression und Vorausströmung für alle
Füllungen der Cylinder gleich grofs sind. Diese
Steuerung ist neu, aber es erscheint fraglich, ob sie sich
bei ihrer Vieltheiligkeit im Betriebe bewähren wird.
Als Bremsvorrichtung dient die Westinghouse-
Schnellbremse; mit Ausnahme der Räder des vorderen
Drehgestelles werden sämmtliche Räder der Lokomotive
und des Tenders gebremst. |
Der Tender entspricht in seiner Ausführung im Allge
meinen den Normalien der preufsischen Staatsbahnen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. März 1903.)
Vorschriften der technischen Vereinbarungen, deren
Einhaltung in der Ausschreibung gefordert ist, und
konnte deshalb nicht in Betracht gezogen werden.
Für den Wagenzug (Tafel VI) sind drei sechs-
achsige Durchgangswagen von 46,5 bezw. 48t Gewicht_
vorgesehen, welche zusammen 110 Sitzplätze für Reisende
bieten und bezüglich der inneren Ausstattung den
reufsischen D-Wagen II. Klasse gleichen. Der mittlere
agen enthält 9 offene Abtheile von je 2m Länge
und einen Mittelgang von 600 mm Breite. Jeder Aufsen-
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Geschlossener Uebergang mit vereinigter Zug- und Stofsvorrichtung.
5. Die Arbeit mit dem Kennwort „Sparsam“
vom Geheimen Regierungsrath Professor A. von Borries,
Berlin, in Gemeinschaft mit der Hannoverschen Ma-
schinenbau-Aktien-Gesellschaft vorm. Georg Egestorff,
in Hannover - Linden, und Maschinenbau- Gesellschaft
vormals Klett in Nürnberg enthält neben dem Entwurfe
für eine Lokomotive noch bemerkenswerthe Entwürfe
für einen Wagenzug. Die im Entwurf eingereichte
vierachsige Verbundlokomotive, die nur eine Treibachse
mit 18t Schienendruck besitzt, überschreitet damit die
wagen enthält 5 geschlossene Abtheile für Reisende,
zwei Aborte und einen Seitengang von 820 mm Breite.
Der erste dieser Wagen hat vorn hinter dem Gepäck-
raum zwei Räume für Zugpersonal und Geräthschaften,
und der letzte Wagen hat am Ende vor dem Gepäck-
raum zwei Räume für Küche und Gepäck. Diese Dienst-
und Gepäckräume sind als Ersatz für den mangelnden
Schutzwagen angenommen und deshalb durch eine
eiserne Schutzwand, die allerdings nur 4 mm stark ist,
abgeschlossen. Um bequeme Einsteigetritte zu erhalten,
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(1. März 1903.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [No. 617.) 97
Abb. 4
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Drehgestell.
sind die Wagen an den Enden so weit schrag ein-
gezogen, als dies die Buffer gestatten. Die Seitenwände
sa A — kees ` der Wagen (Tafel VI) sind in ihrem unteren Theile als
3 L-—t 201 +— TER 1 tragendes Holzfachwerk mit Eisenverstärkung ausgeführt.
- ` A Hu AN Mer Der untere Langträger ist um 40 mm nach innen ver-
legt, das Verkleidungsblech aber in der oberen Breite
durchgeführt, so dafs für die Fallfenster genügender
Raum freibleibt.
An der Stirnseite der Wagen sind, anstatt der
üblichen Faltenbälge, buffernde Balgenrahmen nach
amerikanischer Bauart angebracht. er erforderliche
Druck zwischen diesen Rahmen wird durch die in
Abb. 3 dargestellte Federanordnung erzielt. Die äufseren
Bufferfedern und die Federn an den nicht durchgehenden
TER eee Zugstangen übertragen die Zugkraft auf die Kopf-
E pii e i {H| schwelle, während die inneren Federn die Anpressung
Cl (wl be? E der Balgenrahmen bewirken. Die Schraubenkuppelung
KE LEE ES ac ist beibehalten, wird aber besser durch eine selbst-
Se en = thätige Mittelkuppelung zu ersetzen sein, zumal die Ent-
2] i fernung der Wagen von einander auf 400 mm verkürzt ist.
zi T FREE Die dreiachsigen Drehgestelle der Wagen (Abb. 4)
sind ähnlich wie die Drehgestelle zu den Wagen der
Studien - Gesellschaft für elektrische Schnellbahnen aus-
geführt. Das Wagengewicht ruht in vier Punkten auf
den als Oelbehälter ausgebildeten Tragplatten der Quer-
verbindungen des Drehgestelles. Die Drehzapfen sind,
Digitized by Google
98 [No. 617.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. (1. Marz 1903.]
wie bei den Drehgestellen der Lokomotive, seitlich ver- durch schrägstellbare Klappen über den Fenstern, die
schiebbar und mit Rückstellfedern versehen. Die Dampf- Beleuchtung durch elektrisches Glühlicht.
heizungs-Einrichtung ist als Niederdruckheizung vom An jedem Drehgestell ist ein Bremscylinder der
Hauptheizrohre abgezweigt und in drei Gruppen getheilt, Westinghouse-Schnellbremse angeordnet, der sämtliche
von denen zwei vom Wageninnern aus durch die Räder des Gestelles zweiseitig bremst.
Reisenden abgestellt werden können, während das letzte Aus der folgenden Zusammenstellung sind die
Drittel nur von aussen bedient werden kann. Die hauptsächlichsten Abmessungen der vorstehend be-
Lüftung der Wagen erfolgt in der gewöhnlichen Weise schriebenen Lokomotiven zu ersehen.
Heizfläche Kessel Vorräthe Gewichte
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Kennwort |Anordnung| 22] 2 vo} 5 2 = S Sols 3 d 5 motive Tenders S
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S = SE Dienst Dienst
kg/qem qm qm m m cbm t t t t t t
Zeit ist 4 Cylinder | 359
Verbund | ——~ | 680 | 2,25 80,8 |115,2
cog (v. Borries) 600
3 Cylinder
Excelsior | Verbund | 500 | 630 | 2,30 65,7 | 74,7} 22 | 45 [119,7
(Wittfeld)
4 Cylinder Tecr-
Mit Dampf | Hochdruck} 380 | 500 | 2,13 11,9 | 158,7 8,75 | 2,8 f
l euerung
(Schlick)
; fsen
3 Cylinder we
Volldampf | Hochdruck| 399 i 2,30 13,26 1216,25
(Wittfeld) Wei e
510 | 650
Ersetzung der Vorprüfung und der ersten Hauptprüfung für den Staats-
dienst im Baufache durch die Diplomprüfung.*)
In Ausführung der Bekanntmachung vom 27. No- Die Technischen Prüfungsämter werden am 1. Juli 1904
vember 1902 betreffend die Ersetzung der Vor- aufgelöst.
prüfung und der ersten Hauptprüfung für den | IV. Diplom-Ingenieure, welche die Prüfung bei
Staatsdienst im Baufache durch die Diplom- einer Technischen Hochschule in Preufsen nach dem
prüfung — Zentralblatt der Bauverwaltung 1902, No. 99. 1. April 1903 unter den im Erlafs vom 27. November
Eisenbahn-Verordnungs-Blatt 1902, No. 57 — hat der 1902 enthaltenen Voraussetzungen bestanden haben,
Herr Minister der öffentlichen Arbeiten mittels Erlafs können sich spätestens sechs Monate nach bestandener
vom 10. Februar d. Js. YI. 910/03 I. IV. B 3/10 folgendes iprompronng bei dem Herrn Minister der öffentlichen
bestimmt: Arbeiten zur Ernennung zum Regierungs-Bauführer und
I. Maschinenbau-Eleven werden zur praktischen | Zur Ausbildung im Staatsbaudienste melden und zwar
Vorbildung auf Grund der §§ 5 bis 13 der Vorschriften entweder in der Richtung des See Meer j
über die Ausbildung und Prüfung für den Staatsdienst und Strafsenbaus, des Eisenbahnbaus oder des Eisen-
im Baufache vom 1. Juli 1900**) fortan nicht mehr ein- bahnmaschinenwesens. Der Meldung sind beizufügen:
gestellt, die bereits eingestellten Maschinenbau-Eleven I. Ein Lebenslauf, in er auch die ee ee
werden noch in der vorgeschriebenen Weise vollständig darzulegen sind. (Meldung und Lebenslauf sind
ausgebildet. Es kann jedoch vom 1. April 1903 ab die in deutscher Sprache abzufassen und eigenhändig
in den Diplomprüfungsordnungen geforderte einjährige zu schreiben.)
2. Das Reifezeugnifs der Schule.
praktische Beschäftigung auch in den Staatseisen- :
bahnwerkstätten unter den in der nachfolgenden 3. Die A der an Hochschulen, auf
Anweisung vorgesehenen Bedingungen abgeleistet denen der Bewerber studiert hat.
werden: S SE zn Ge SE ee DE
. Das 'Zeugnifs über die bestandene Hauptprüfung.
Dr eee eg Ablegung i bet a 6. Die Ernennung zum Diplom-Ingenieur.
($ 14 der Vorschriften u. s. w. vom 1. Juli ) werden 7. Ein Zeugnifs über die praktische Beschäftigung
bei den Technischen Prüfungsämtern in Aachen, Berlin a) für Diplom-Ingenieure des Hochbaufaches:
und Hannover nur noch für die am 1. April 1903 be- Corden Beginne des Studiums oder während
ginnende Prüfungsperiode angenommen; in der am der Sommerferien vor Ablegung der Vor-
I. Oktober 1903 beginnenden Prüfungsperiode werden | prüfung (mindestens acht Wochen) — §§ 14
nu en a und 28 der Vorschriften u. s. w. vom I. Juli
. Meldungen zur egung der ersten 1900 —,
Hauptprüfung (§ 20 der Vorschriften u. s. w. vom b) für Diplom - Ingenieure des Wasser- und
1. Juli 1900) werden bei den Technischen Prüfungs- Strafsenbaufaches und des Eisenbahn-
ämtern in Aachen, Berlin und Hannover nur noch bis baufaches:
zum 31. Dezember 1903 angenommen. Wiederholungs- vor dem Beginne des Studiums oder während
prüfungen finden nur noch bis zum 30. Juni 1904 statt. der Sommerferien vor Ablegung der Vor-
En prüfung (falls eine solche Beschäftigung statt-
*) Siehe Annalen 1902, No. 612, S. 261. | gefunden hat) — §§ 14 und 28 der Vor-
**) Zentralblatt der Bauverwaltung 1900, S. 325. | schriften u. s. w. vom 1. Juli 1900 —,
[1. März 1903.)
c) für Diplom-Ingenieure des Maschinenbau-
faches:
in einer Werkstätte während eines Jahres
nach der Bestimmung in der Diplom-Pritungs-
ordnung.
V. Die Diplom-Ingenieure, die von dem
Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten zur
. Ausbildung im Staatsbaudienste in Aussicht
genommen werden, haben ferner beizubringen: |
1. Ein amtliches Führungszeugnifs.
2. Ein ärztliches Zeugnifs, dafs der Antragsteller frei
von körperlichen Gebrechen und wahrnehmbaren
Anlagen zu chronischen Krankheiten ist sowie
genügendes Seh- und Hörvermögen und fehler-
freie Sprache hat.
Für diejenigen Diplom-Ingenieure, die zur Aus-
bildung im Staatseisenbahndienste in Aus-
sicht genommen sind, kommen hierbei zur An-
wendung § I der Anweisung für die Annahme
und praktische Ausbildung der Regierungs-Bau-
führer des Eisenbahnbaufaches vom 13. September
1900°) und § 1 der Anweisung für die Annahme
und praktische Ausbildung der Eleven und der
Regierungs - Bauführer des Maschinenbaufaches
vom 13. September 1900**). (Der Wortlaut dieser
Bestimmungen ist am Schlusse der Bekannt-
machung abgedruckt.)
3. Den Nachweis, dafs für die Dauer von vier Jahren
die zum standesgemäfsen Unterhalt erforderlichen
Mittel gesichert sind.
VI. Die zur Ausbildung im Staatsbaudienste
zugelassenen Diplom-Ingenieure haben sich bei
dem Chef derjenigen Provinzialbehörde zu melden, in
deren Bezirk sie die praktische Ausbildung zu erlangen
wünschen. Ihre Ernennung zum Regierungs-Bauführer,
ihre praktische Ausbildung und ihre Zulassung zur
zweiten Hauptprüfung regelt sich nach den Bestimmungen
der §§ 26 und folgende der Vorschriften über die Aus-
bildung und Prüfung für den Staatsdienst im Baufache
vom 1. Juli 1900. Die Regierungs - Bauführer des
Maschinenbaufaches, welche die Lokomotivführer-
prüfung noch nicht abgelegt haben, sind jedoch vor
Eintritt in die im § 29 festgesetzte zweijährige Aus-
bildungszeit zunächst noch drei Monate im Lokomotiv-
fahrdienst zu beschäftigen, wonach sie die Lokomotiv-
führerprüfung abzulegen haben.
Anweisung für die Annahme und praktische
Beschäftigung von Maschinenbau-Beflissenen
in den Werkstätten der preufsisch-hessischen
Staatseisenbahngemeinschaft.
1. Junge Leute, die im Besitz des Reifezeugnisses
eines Gymnasiums oder Realgymnasiums des Deutschen
Reiches oder einer preufsischen Oberrealschule sind
und beabsichtigen, das Maschinenbaufach auf einer
Technischen Hochschule zu studieren, werden, soweit
Platz vorhanden ist, in die Werkstätten der preufsisch-
hessischen Staatseisenbahngemeinschaft zu der ein-
jährigen praktischen Beschäftigung aufgenommen, die
durch die Diplom-Prüfungsordnungen 1902 für die Ab-
legung der Diplom-Prüfung für das Maschinen-Ingenieur-
wesen vorgeschrieben ist. Bei einer solchen Be-
schäftigung haben sich die Maschinenbau - Beflissenen
der Arbeitsordnung und den für ihre Ausbildung ge-
gebenen Anweisungen unweigerlich zu fügen.
2. Durch die Aufnahme und Ausbildung wird keine
Berechtigung für die spätere Uebernahme in den Staats-
dienst erworben, ebensowenig wird die Ausbildung in
einer Staatseisenbahnwerkstätte für die etwaige Ueber-
nahme von Diplom-Ingenieuren in den Staatsdienst
verlangt.
3. Für die Ausbildung ist eine Gebühr von 300 M.
zu zahlen. Hiervon sind 200 M. bei dem Eintritt, der
Rest nach sechs Monaten der Beschäftigung zu ent-
richten. Bei freiwilliger oder unfreiwilliger Entlassung
aus der Beschäftigung wird die bis dahin entrichtete
Gebühr nicht zurückgezahlt.
*) Zentralblatt der Bauverwaltung 1900, S. 489 u. 497.
**) Zentralblatt der Bauverwaltung 1900, S. 489 u. 499.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
INo. 617.| 99
4. Die Meldung ist unter Beifügung des Schul-
zeugnisses bei derjenigen Königlichen Eisenbahn-
direktion oder der Königlich Preufsischen und Grofs-
herzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz
einzureichen, in deren Bezirk die praktische Ausbildung
gewünscht wird. Der Wunsch auf Aufnahme in eine
bestimmte Werkstatt kann gestellt werden. Die Meldung
soll so frühzeitig erfolgen, dafs der Eintritt thunlichst
schon am 1. April oder am 1. Oktober stattfinden kann.
5. Die praktische Beschäftigung kann zur Aufnahme
des Studiums am 1. Oktober oder am 1. April unter-
brochen und während der Ferien (August und September)
fortgesetzt werden; unter besonderen Umständen kann
in diesem Fall die Weiterbeschäftigung in einer anderen
Eisenbahnwerkstätte auf Antrag genehmigt werden.
6. Die praktische Beschäftigung ist so zu leiten,
dafs die Maschinenbau-Beflissenen einen allgemeinen
Einblick in das gewählte Fach erlangen, dafs sie über
die Eigenschaften und die verschiedenartige Bearbeitung
der im Maschinenbau zur Verwendung kommenden
Materialien durch eigene Handhabung der betreffenden
Werkzeuge im allgemeinen unterrichtet werden und die
gebräuchlichsten Kraft- und Arbeitsmaschinen durch
eigene Anschauung kennen lernen, um, so vorbereitet,
demnächst den Vorlesungen auf der Technischen Hoch-
schule leichter folgen zu können.
7. Auf die Beschäftigung in der Modellschreinerei,
Formerei, Schmiede und Dreherei ist ein Zeitraum von
je ein bis zwei Monaten zu verwenden; die übrige Zeit
entfällt auf die Beschäftigung in der Schlosserei. Die
Reihenfolge der Beschäftigung in den verschiedenen
Werkstätten - Abtheilungen wird durch den Vorstand
der Werkstätteninspektion bestimmt. Er hat einen be-
stimmten Vorarbeiter zur Anleitung der Maschinenbau-
Beflissenen in der Handhabung der Werkzeuge u. s. w.
zu beauftragen, die Maschinenbau-Beflissenen auch anzu-
halten, in einem Skizzenbuch Handzeichnungen der
ihnen überwiesenen Werkzeuge und einfachen Arbeits-
stücke anzufertigen. .
8. Der Maschinenbau-Beflissene hat ein Geschäfts-
verzeichnifs nach nachstehendem Muster zu führen, in
dem eine Uebersicht seiner Thatigkeit unter Hervor-
hebung der einzelnen bedeutenderen Geschäfte zu geben
ist. Das Verzeichnifs ist monatlich dem Vorstand der
Werkstätteninspektion zur Prüfung und Bescheinigung
vorzulegen.
Geschäftsverzeichnifs
des
Maschinenbau -Beflissenen N. N.
AUSH Sue , wohnhaft ........ Strafse Nr...
Eisenbahndirektionsbezirk ..........
Werkstätteninspektion
—
Zeitdauer der | Bezeichnung |
Beschäftigung der ` Ge
Werkstätten- | “Uebersicht
| Bemerkungen
| (Versaumnifs
durch Krankheit,
Bescheinigung
des Vorstandes
Jahr,
& | Abtheilun der der
v 52 8.
Monat, ES in der die $ | Werkstatten- Urlaub,
Tag = pes Beschaftigung `, "Ir: militärische
5 _ | Beschaftigung inspektion Dienstleistung)
von | bis |V X stattfand sueistung
DE | | |
9. Der Maschinenbau -Beflissene erhält über die
Dauer der praktischen Beschäftigung, über seine Führung
und über die erlangte Vorbildung durch den Vorstand
der Werkstätteninspektion ein Zeugnils, dafs von der
vorgesetzten Eisenbahndirektion zu bestätigen ist. In
dem Zeugnifs ist anzugeben, dafs der Maschinenbau-
Beflissene sich während seiner praktischen Beschäftigung
der Arbeitsordnung ohne Ausnahmestellung unterworfen
hat. Das Geschäftsverzeichnifs ist mit dem Zeugnifs
zurückzugeben.
Zu V.2. der Bekanntmachung.
§ 1 der Anweisung für die Annahme und praktische
Ausbildung der Regierungs-Bauführer des Eisenbahn-
baufaches vom 13. September 1900:
Die Ernennung zu Regierungs - Bauführern des
Eisenbahnbaufaches darf nur erfolgen, wenn die Be-
werber den Nachweis der für den Staatseisenbahndienst
100 (No, 617.)
(1. März 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
erforderlichen körperlichen Tauglichkeit erbringen. Dazu
gehört insbesondere die Fähigkeit, die Farben richtig
zu unterscheiden, und eine Sehschärfe auf den einzelnen
Augen von mindestens "bh und '/s der von Snellen
angenommenen Einheit, und zwar mindestens beim Ge-
brauch der gewohnheitsgemäfs getragenen Brille. Dafs
diese Voraussetzungen vorhanden sind, mufs durch einen
Bahnarzt der Staatseisenbahnverwaltung oder durch
einen Staatsmedizinalbeamten in der hierfür von der
Verwaltung vorgeschriebenen Form bescheinigt werden.
Bewerber, die diesen Anforderungen nicht genügen oder
an sonstigen, ihre Verwendbarkeit im Eisenbahndienst
ausschliefsenden körperlichen Mängeln, insbesondere an
Schwerhörigkeit oder Sprachfehlern leiden, die eine
sachgemäfse Verständigung erschweren, sind von der
Ernennung zum Regierungs - Bauführer und von der
Annahme zur praktischen Ausbildung auszuschliefsen.
Ebenso sind nach § 35, Absatz 2 der Vorschriften
über die Ausbildung und Prüfung für den Staatsdienst
im Baufache vom 1. Juli 1900 von der praktischen Aus-
bildung die Regierungs-Bauführer auszuschliefsen, bei
denen körperliche Mängel der vorbezeichneten Art erst
nach der Ze zum Regierungs-Bauführer hervor-
treten.
§ 1 der Anweisung für die Annahme und praktische
Ausbildung der Eleven und der Regierungs-Bauführer
des Maschinenbaufaches vom 13. September 1900:
Die Annahme der Eleven des Maschinenbaufaches
und die Ernennung der Regierungs-Bauführer des Ma-
schinenbaufaches darf, sofern die Bewerber im höheren
Staatseisenbahndienst angestellt zu werden wünschen,
nur erfolgen, wenn diese den Nachweis der für den
Staatseisenbahndienst erforderlichen körperlichen Taug-
lichkeit erbringen. Dazu gehört insbesondere ein
ausreichendes Hlörvermögen, sowie die Fähigkeit,
die Farben richtig zu unterscheiden, und auf jedem
Auge eine Sehschärfe von mindestens ix der von Snellen
angenommenen Einheit ohne Gebrauch einer Brille.
Dafs diese Voraussetzungen vorhanden sind, mufs durch
einen Bahnarzt der Staatseisenbahn-Verwaltung oder
durch einen Staatsmedizinal-Beamten in der hierfür von
der Verwaltung vorgeschriebenen Form bescheinigt
werden. Bewerber, die diesen Anforderungen nicht
genügen und die schriftliche Erklärung abgeben, dafs
sie eine Anstellung im Staatseisenbahndienste nicht
wünschen, sondern eine Anstellung in einem der übrigen
Staatsdienstzweige erstreben, können als Eleven ange-
nommen und zu Regierungs-Bauführern des Maschinen-
baufaches ernannt werden, bei der Annahme zur Aus-
bildung haben jedoch die für den Staatseisenbahndienst
geeigneten Bewerber bei gleichzeitiger Meldung den
Vorzug. Bewerber mit solchen körperlichen Mängeln,
die ihre Verwendbarkeit auch in den übrigen Staats-
dienstzweigen ausschliefsen, namentlich solche, die an
Schwerhörigkeit oder Sprachfehlern leiden, die eine
sachgemäfse Verständigung erschweren, sind von der
Annahme überhaupt auszuschliefsen. Bereits ange-
nommene Bewerber, bei denen Mängel dieser Art
hervortreten, sind alsbald von der weiteren Ausbildung
auszuschliefsen. Zeigen sich nach der Annahme Mängel,
die nur die Verwendung im Staatseisenbahndienste
hindern, so ist den Bewerbern zu eröffnen, dafs sie als
Anwärter für den Staatseisenbahndienst nicht mehr in
Betracht kommen können, und ihnen anheimzugeben,
ob sie unter diesen Umständen noch eine Fortsetzung
der Ausbildung wünschen.
Die Feuerungsanlage der Lokomotiven.
Von Ernst Happel, Ingenieur in Cassel.
Unaufhörlich wird an der Verbesserung des
Wirkungsgrades der Lokomotivdampfmaschine gear-
beitet; Verbundcylinder, Heifsdampf und Steuerungen
mit günstigen Füllungsverhältnissen sind diesen Be-
strebungen entsprungen und haben mehr oder weniger
die angestrebten Ziele auch erreicht. Der Lokomotiv-
kessel hat seine Form und Einrichtung nicht geändert,
viele daraufhinzielende Versuche können als mifslungen
bezeichnet werden, sodafs der alte Kessel trotz seiner
augenfälligen Mängel noch immer als der beste Dampf-
erzeuger für die Een dasteht, zumal er auch
hinsichtlich der Sicherheit und Forcirfähigkeit voll ge-
nügte. Auch bezüglich der Gröfse hat man im Loko-
motivkessel noch stets die gewünschte Heizfläche unter-
bringen können, nachdem bereits vor 12 Jahren auf
Torpedobooten, Avisos u. s. w. Kessel von weit über
300 qm Heizfläche gar nicht mehr zu den Seltenheiten
gehörten. Sehr zweifelhaft dürfte es ferner sein, ob
die, nach amerikanischem Urtheil, nöthige Einführung
der Wasserrohrkessel für die Schnellbahnlokomotiven
der Zukunft überhaupt Vortheile zu bieten vermag, da
schon jetzt angestellte Konstruktionsversuche ergeben
- haben, dafs Wasserrohrkessel einen erheblich gröfseren
Raum beanspruchen als gleichgrofse Kessel des Loko-
motivtypes, ein Umstand, mit dem im Eisenbahnwesen
noch besonders zu rechnen ist.
Wenn nun der Lokomotivkessel, abgesehen von
der höheren Spannung und einigen untergeordneten
Konstruktionstheilen, keine besonderen Fortschritte zu
zeigen vermag, so ist es doch auffallend, dafs die Ver-
brennungsanlage, nach alten Regeln konstruirt, bei Ver-
suchen meistens unbeachtet bleibt und .höchstens hin-
sichtlich des Brennmaterials, sowie dessen Zuführung
einige Aufmerksamkeit auf sich zieht, während doch
in der Feuerungsanlage, durch ungünstige Verhältnisse
verursacht, mehr Verluste entstehen können, wie
Gewinne durch weitere Verbesserung der Maschine
überhaupt zu erzielen sind. Es ist zwar nicht an-
zunehmen, dafs nun alle einschlägigen Abmessungen
unserer Lokomotivfeuerungen unrichtig seien, denn
gegen diese Annahmen steht ein erdrückendes Material
von Erfahrung, aber mehr als bisher sollte mit der
chemischen Rauchgasanalyse, dem einzig erschöpfenden
Mittel eine Kontrolle der Verbrennungsvorgänge zu
haben, eine solche ausgeübt werden. Dieses umsomehr,
als sich auch heute noch die schon vor Dezenien
eingeführte Verstellbarkeit des Blasrohres dringend
empfehlen würde, wenn ihre Handhabung nicht zu
umständlich wäre.
Im stationären Kesselbau giebt es keine gründliche
Untersuchung einer Dampfkraftanlage ohne Einblick in
die Verbrennungsvorgänge und im Lokomotivbetrieb,
wo die Verhältnisse ganz ähnlich liegen, dürfte es nur
von Vortheil sein den Zusammenhang von Zug, Brenn-
material und Rostfläche für jeden Fall auch von dieser
Seite kennen zu lernen. Ein zu enges Blasrohr hat,
abgesehen von dem Rückdruck auf den Kolben, den
. Nachtheil, dafs ein grofser Luftüberschufs auftritt, der
sich in der Analyse als ein Zuviel von ungebundenem
Sauerstoff (O) sofort anzeigt. Diese überschüssige Luft
durchstreicht den Feuerkasten und die Rohre, um sodann
mit der aufgenommenen Wärme nutzlos ins Freie zu
entweichen. Bezüglich dieser Luftmenge wirkt also das
Blasrohr wie ein kühlender Ventilator, welcher Wärme
abführt, während gerade die vollständige Ausnutzung
der Heizgase, in denen sich nur soviel Luft, wie zur
Verbrennung nöthig ist, befindet, das erstrebenswerthe
Ziel bildet. Ein zu weites Blasrohr mit zu geringem Zug
führt dem Rost bei genügender Bedeckung mit Brenn-
material nicht den zur vollständigen Verbrennung zu
Kohlensäure (C O2) nöthigen Sauerstoff (O) zu, was in
der Analyse durch das Auftreten von Kohlenoxydgasen
(C we erkennbar wird. Diesem Gase fehlt die weitere
zur Verbrennung zu C Os nöthige Luft. Mit Bezug auf
die Kohlenoxydgase wirkt in diesem Falle die Feuerung
wie eine Gasanstalt, der Brennstoff wird in Luftform
abgeführt. ,
Praktisch ist es unmöglich mit dem gerade zur
Verbrennung nöthigen Luftquantum auszukommen, weil
die dann nöthige innige Vermischung von Brennstoff
[1. März 1903.)
und Sauerstoff unmöglich ist und ein Theil des Brenn-
stoffes nur vergasen würde. Bei Stückkohlenteuerung
ist das doppelte Quantum des theoretisch nothwendigen
Sauerstoffes erforderlich, um eine vollständige Ver-
brennung zu erzielen, doch darf die den Rost völlig
bedeckende Kohlenschicht etwa 200 mm nicht über-
steigen und ist zur Erhaltung eines gleichmäfsig
brennenden Feuers, die Zuführung von weniger Brenn-
material, in kürzeren Pausen geboten. In dieser Hin-
sicht würde also die constante Zuführung flüssigen
Brennmaterials in fein zerstäubtem Zustande innig mit
angewärmter Luft vermengt, das beste Resultat abgeben.
Von grofsem Einflusse auf den Wirkungsgrad des
Kessels ist natürlich auch die Beanspruchung desselben,
sodafs die Verdampfungsziffer mit zunehmender Cylinder-
füllung beständig fällt. Dieses zeigte sich augenfällig
bei Probefahrten mit 4/4 gek. Güterzuglokomotiven,
welche im Herbste 1901 auf der Strecke Soest — Pader-
born — Altenbeken stattfanden. Auf der flachen Strecke
Soest — Paderborn, wo mit einer mittleren Füllung von
25 pCt. gefahren wurde, war die Verdampfungsziffer bei
sehr guter Prefskohlenfeuerung 8,2, während dieselbe
auf der Steigung Paderborn — Altenbeken bei 65 pCt.
Cylinderfüllung sofort auf 5,3 herabging.
Nunmehr wieder auf die Rauchgasanalyse zürück-
kommend, dürfte der Orsat’sche Apparat auf der Loko-
motive am vortheilhaftesten sein, da Gaswaagen, wie
überhaupt Apparate mit mechanischen Einrichtungen, der
Stöfse wegen, nicht richtig anzeigen. Genannter Apparat
besteht aus einer Bürette, welche mit den aus der
Rauchkammer abgesaugten Rauchgasen gefüllt wird,
sowie 3 Gefafsen, welche mittelst abstellbarer Rohr-
leitung einzeln mit der Bürette in Verbindung gesetzt
werden können. Im ersten Gefäfs befindet sich für die
Aufnahme der Kohlensäure eine Flüssigkeit, welche
dargestellt ist durch 110 ccm Kalilauge von 1,20 bis 1,28
spez. Gewicht. Im zweiten Gefäfs ist für die Ab-
sorbtion des Sauerstoffes die nachstehend aufgeführte
Flüssigkeit enthalten: 15 g Pyrogallussäure in 40 ccm
heifsem Wasser vermischt und hinzugefügt 70 ccm der
obigen Kalilauge. Zur Aufnahme des Kohlenoxydgases
befinden sich im dritten Gefafs: 35 g Kupferchlorid mit
200 ccm conzentrirter Salzsäure und einigen Kupferblech-
stückchen zwei Tage gut verschlossen stehen gelassen,
häufig umgeschüttelt und mit 60 ccm Wasser vermengt.
Die Rauchgasmenge wird von der Bürette in die ein-
zelnen Gefäfse gedrückt und ihre jedesmalige Ver-
ringerung nach erfolgter Rückleitung, an der Hundert-
theilung der Bürette abgelesen.
Sind in einem Kessel von 12 Atm. 10000 kg Wasser
` verdampft und 1700kg Kohle von 6400 Kalorien Heizwerth
verbrannt, so ist die Verdampfungsziffer Laag = w6. Die
auf dem Rost erzeugte Wärme ist 1700 . 6400 = 10880000
Kalorien. I kg Wasserdampf von 12 Atm. Ueberdruck
enthält 665 WE und die gesammte im Dampf enthaltene
Wärme ist 10000 . 665 — 6 650 000 WE.
Demnach ist der Wirkungsgrad des Kessels
10880000 = 991
Die Kohle enthielt:
Kohlenstoff . 68,22 pCt. Gewicht
Wasserstoff . . « 3,15 pCt. Gewicht
und 5 pCt. hygroskop. Wasser:
Der Rest war Asche und sonstige Stoffe, die hier
weniger in Frage kommen. Die zur Verbrennung
obiger Kohle nothwendige Luft läfst sich wie folgt
berechnen:
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 617.] 101
1 kg Kohlenstoff hat in Gasform den Raum von 0,933 cbm
l „ Wasserstoff „ „ S j = „11,170 „
also das Kilo Kohle
0,682 . 0,933 = 0,636306 cbm Kohlenstoffgas
und 0,037 . 11,170 = 0,418875 „ Wasserstoffgas
1 Vol. Kohlenstoffgas verbindet sich mit 2 Vol. Sauerstoff
1 „ Wasserstoffgas 5 = OO” A x
Demnach ist der Bedarf an Sauerstoff für das Kilo der
verwendeten Kohle
0,636306 . 2 + 0,418875 . 0,5 = 1,4820 cbm.
Hieraus ist der Luftbedarf für 1 kg Kohle
on . 1,4820 =- 6,58 cbm.
Nach der Rauchgasanalyse seien vorhanden:
10 Volumprozent Kohlensäure und
11 S " Sauerstoff
11 pCt. Sauerstoff bedingen das Vorhandensein von
N — 52,3 pCt. Luft, welche überschüssig durch die
Feuerung passirte und mit den übrigen Gasen zusammen
an Wärme abführte
0,32 C
100 (6.536 co, + 90048 oH + wi T-d=
WE
0,32 . 68,22
100 erg + 0,0048 (9.3,75 + 5)) , (300 — 12)
6400
= 19,16 pCt.
Hierin bedeutet:
C Kohlenstoffgehalt der verbrannten Kohle in
Gew.-Proz. |
CO, Kohlensäuregehalt der Feuergase in Vol.-Proz.
H Wasserstoffgehalt der verwendeten Kohlen in
Gew.-Proz.
W Wassergehalt der verwendeten Kohle in Gew.-Proz.
WE Warmeeinheiten der verwendeten Kohle in 1 kg.
T Temperatur der abziehenden Feuergase.
t Temperatur der in die Feuerung einströmendenLuft.
Bei Steinkohlenfeuerung genügt in der Praxis auch
die Siegert’sche Naherungsformel
—t 300 — 12
0,65 co, = 0,65 7 ag ~ 18,72 pCt.
3
Die Feststellung von Wärmeverlusten durch Luft-
mangel entzieht sich unserer Betrachtung, da wir im
Lokomotivbetrieb nur mit Luftüberschufs zu rechnen
haben, wenn auch bei stillstehender Lokomotive
die Bildung des Kohlenoxydgases fortgesetzt zu be-
obachten ist.
Das Auftreten von 10 pCt. Kohlensäure in den
Rauchgasen dürfte noch als nicht gerade ungünstiges
Betriebsresultat gelten, da nur 6 pCt. im Betriebe gar
keine Seltenheit sind. In letzterem Falle wird der
Schornsteinverlust sogar 31,38 pCt. und müssen das
Blasrohr, die Höhe der Brennschicht, sowie deren Be-
schickung u. s. w. einer eingehenden Prüfung unterzogen
werden, um die Fehlerquelle dieses zu hohen Luftüber-
schusses zu finden und geeignete Abstellung zu treffen.
Schliefslich sei noch mitgetheilt, dafs unsere
preufsischen 2/4 Personenzug-Verbundlokomotiven bei
10 km stündlicher Geschwindigkeit im Mittel und 28 Last-
achsen eine ganz vorzügliche Verbrennung zeigen. Bei
Beobachtung einer nicht stark schwankenden Abzugs-
temperatur von im Mittel 300° C. waren durchschnitt-
lich 12 pCt. Kohlensäure während einer ganzen Reihe
von Versuchsfahrten zu beobachten. Gewifs ein Durch-
schnittsresultat, wie es nur wenige stationäre Kessel
erreichen.
Preisausschreiben des Congresses der Vertreter der russischen Eisenbahnen.
Zufolge eines Beschlusses des Congresses der Ver-
treter der russischen Eisenbahnen sind für die besten
Entwürfe einer selbstthätigen Eisenbahnwagenkupplung
ein erster Preis von 5000 Rubel, ein zweiter Preis von
3000 Rubel und ein dritter Preis von 1000 Rubel aus-
gesetzt worden.
An der Preisbewerbung dürfen Russen und Aus-
länder theilnehmen. Die Bewerbungen müssen spätestens
bis zum 15. April 1903 postfrei an den Congrefs der
Vertreter der russischen Eisenbahnen (Au Congres
des Representants des Chemins de Fer Russes) in
St. Petersburg, Newsky 30 in versiegeltem, mit der
102 [No. 617.]
Aufschrift „Au Concours pour l’elaboration du projet
d’un appareil d’attaches automatiques de wagons“ ver-
sehenem Couvert eingereicht werden und den in der
Folge genannten Bedingungen entsprechen.
Das Hauptcouvert soll noch ein weiteres ver-
siegeltes Couvert einschliefsen, welches Angaben über
Vor- und Zunamen des Bewerbers oder über die
Firma des Erfinders und über sein Kennwort, welches
ebenfalls auf dem Entwurf anzubringen ist, enthält.
Den Bewerbern bleibt es anheim gestellt, gleichzeitig
ein dasselbe Kennwort tragendes Modell einzureichen.
Es ist erforderlich, die Einreichung des Modelles auf dem-
jenigen Couvert zu erwähnen, welches den Entwurf enthält.
Die Prüfung der eingegangenen Anträge auf Zuer-
kennung eines Preises erfolgt durch Sachverständige
und die Entscheidung hierüber trifft der Congrefs,
welcher die gefafsten Beschlüsse veröffentlicht.
Erachtet der Congrefs keinen der eingegangenen
Entwürfe für preiswürdig und zwar für Zuerkennung
des ersten oder des zweiten Preises, so soll dem Congrefs
das Recht zustehen, die verbleibenden Beträge bei einem
neuen Preisausschreiben zu verwenden und wird dies
alsdann veröffentlicht werden.
Nach erfolgter Auszahlung der Preise übernehmen
weder das Eisenbahnministerium noch die Eisenbahn-
verwaltungen den Verfassern der preisgekrönten Ent-
würfe gegenüber irgendwelche Verpflichtung in Bezug
auf die Einführung der preisgekrönten Kupplungen im
russischen Eisenbahnnetz.
Programm des Wettbewerbes.
§ 1. Die mit selbstthätigen Kupplungen ausgerüsteten
Eisenbahnwagen müssen auch mit den Wagen der älteren
Bauart gekuppelt werden können. Ferner mufs das
Kuppeln durch den Arbeiter gefahrlos erfolgen können.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. März 1903.]
§ 2. Das Kuppeln mufs beim Zusammenschieben
zweier Wagen selbstthätig erfolgen, also ohne Mit-
wirkung eines Arbeiters.
§ 3. Das Entkuppeln hat möglichst mittelst eines
von aufsen durch den Arbeiter zu bedienenden Hebels
oder Handgriffes zu erfolgen.
§ 4. Die Zugvorrichtung kann durchlaufend sein
oder nicht. |
§ 5. Die Anordnung der Buffer zwischen den
Wagen soll möglichst unverändert beibehalten werden.
§ 6. Bei verhältnifsmäfsig unvortheilhafter An-
ordnung der Wagen dürfen in den einzelnen Theilen
letzterer keine Spannungen auftreten, die die Elastizitäts-
grenze des Wagenmateriales übertreffen. Durch ge-
eignete Mittel mufs einer Entkupplung der Wagen auf
Steigungen oder beim Bremsen vorgebeugt werden.
§ 7. Die einzelnen Theile der Kupplungsvorrichtung
müssen für eine konstante Beanspruchung von 14 Tonnen
berechnet sein.
§ 8. Ist zum Kuppeln der mit der neuen Ein-
richtung versehenen Eisenbahnwagen mit Wagen älterer
Bauart eine besondere Handhabung der Kupplung er-
forderlich, so darf die hierbei aufgewendete Kraft. die
eines einzigen Menschen nicht übersteigen.
§ 9. Sämmtliche Kupplungstheile müssen gegen
Witterungseinflüsss, wie Regen, Schnee, Staub,
Kälte u. s. w. unempfänglich sein, sodafs die Wirkungs-
weise des Apparates stets gesichert bleibt.
§ 10. Im allgemeinen mufs die Konstruktion der
Kupplungen möglichst einfach und billig sein.
§ 11. Aufser den genannten Bedingungen ist es
erwiinscht, dafs die neue Kupplung nicht nur zum
Anbringen an Güterwagen normaler Bauart, sondern
auch an solche anderer Typen geeignet erscheint.
Zuschrift an die Redaktion.
(Unter Verantwortlichkeit des Einsenders.)
Einige Prüfungsresultate des elektrischen Gruppen- und Einzel-Antriebes in den
Werkstätten Pruschkowo der Warschau— Wiener Eisenbahn.
Die in No. 608 der „Annalen“ von Herrn v. Reichel
über elektrischen Einzelantrieb aufgestellten Schlufs-
folgerungen treffen in ihrer Allgemeinheit nicht zu,
sondern nur für den untersuchten Fall, nämlich bei
4 Achsbänken. Berücksichtigt man nämlich, dafs auch
eine grofse Anzahl kleinerer Bänke, Bohrmaschinen u.s.w.
in derselben Werkstatt betrieben werden müssen, für
welche die gleiche Wellenleitung vorhanden ist, so
kommt man zu ganz anderen Ergebnissen. Nur die
Gegenüberstellung der sämmtlichen Maschinen im
Gruppen- und Einzelantrieb, unter antheiliger Ver-
rechnung der Betriebs- und Tilgungskosten der Wellen-
leitung auf die einzelnen Arbeitsmaschinen ergiebt ein
richtiges Bild, welches allerdings von dem entworfenen
abweicht. Denn bisher sind sowohl bei den Eisenbahn-
werkstätten als auch in sonstigen Fabriken mit dem.
vollständig durchgeführten Einzelantrieb wirthschaftlich
günstige Erfahrungen nicht gemacht worden.
Breslau, im Januar 1903.
- E. Frankel
Eisenbahn-Bauinspektor.
Verschiedenes.
Vortrag im Ministerium der öffentlichen Arbeiten über
die Sicherheit des Eisenbahnbetriebes.
der Thatkraft unseres Monarchen ist das grofse Interesse, welches
Ein erfreuliches Zeichen
Kaiser Wilhelm allen neueren Vorgängen auf den Gebieten der
Technik und des Verkehrswesens widmet. Ueber seinen Herrscher-
beruf hinaus wendet er allen führenden geistigen Strömungen volle
Aufmerksamkeit zu und wird nimmer müde, alles Neue zu würdigen,
was die Arbeit des menschlichen Geistes schafft. — Die Ziele,
welche die Schiffbautechnische Gesellschaft zu erreichen bestrebt
ist und erreicht hat, sind von Kaiser Wilhelm lebhaft durch persön-
Auch die Förderung der
Funkentelegraphie durch Kaiser Wilhelm,
liche Einwirkung unterstützt worden.
sowie sein lebhaftes
Interesse an Elektrotechnik, welches er durch mehrfachen Besuch
der Vorlesungen des Geheimen Regierungsrath Professor Dr. Slaby
bekundete, und der Besuch des Vortrages des Professors von Linde
über Luft-Verflüssigung sind allgemein bekannt geworden.
Am 12. Februar besichtigte der Kaiser in Begleitung seiner
Gemahlin in der technischen Hochschule zu Charlottenburg im An-
schlufs an einen Vortrag des Geheimen Regierungsrath Dr. Slaby
den Schnelltelegraphen von Pollak & Virág, der mit den neuesten
Verbesserungen versehen war. Die Apparate wurden vom Geheim-
rath Slaby und dem Erfinder Pollak vorgeführt und erklärt.
Am 13. Februar besuchte der Kaiser mit der Kaiserin, dem
Kronprinzen, dem Prinzen und der Prinzessin Heinrich die Werkzeug-
maschinenfabrik von Ludwig Loewe & Co. und die Fabrik der
Union Elektricitäts- Gesellschaft in Martinikenfelde.
gleitung befanden sich der Minister der öffentlichen Arbeiten Budde
Unter Führung des
Kommerzienraths Loewe wurde ein Rundgang durch die Werk-
In ihrer Be-
und andere hochgestellte Persönlichkeiten.
stätten unternommen, wobei sich der Kaiser in eingehendster Weise
die Arbeitsmethoden und Erzeugnisse vorführen liefs. Ebenso wurden
die Fabrikräume der Union aufs Eingehendste besichtigt. Mit dem
f1. März 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 617.] 103
Ausdrucke besonderer Anerkennung über die gesehenen Anlagen
und Einrichtungen der Fabriken verliefs der Kaiser dieselben nach
etwa dreistündigem Aufenthalte.
Es war wohl das erste Mal, dafs der Kaiser die Räume des
` preufsischen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten betrat, als er
am 10. Februar d. J. mit seinem Besuche den Staatsminister Budde
beehrte, um zwei Vorträge mit anzuhören, die vom Geheimen Ober-
baurath Blum und dem Regierungs- und Baurath Scholkmann im
Festsaal des Ministeriums über die Sicherheit des Eisenbahnbetriebes
gehalten wurden. der Reichs-
kanzler Graf Bülow, fast das gesammte Staatsministerium, eine An-
Aufserdem waren noch anwesend:
zahl hoher Beamter desselben, die Vorstände der Reichs-, Staats-
und städtischen Behörden,
u.a. m.
Hierüber theilen wir nach einem Berichte der Zeit. d. Vereins
Deutscher Eisenb.-Verwalt. folgendes mit:
die Generalitat der Verkehrstruppen
An der Rückwand des Saales waren eine Anzahl von Modellen
der hauptsächlichsten Sicherheitsvorrichtungen, insbesondere Stell-
werke und Blockwerke aufgestellt. Das Modell einer durch 2 Bahn-
höfe begrenzten Strecke mit einer Blockstation in der Mitte und
den zugehörigen Signalen nahm fast die ganze Breite des schönen
Festraumes ein. Geheimrath Blum entwickelte in knappen, licht-
vollem Vortrage die zahllosen Sicherheitsvorkehrungen, die bei der
Fahrt mit einem Eisenbahnzuge von ihrem Beginn bis zu ihrem
Ende in Wirksamkeit treten, um den Zug mit seinen Insassen vor
jeder Gefahr zu behüten. Er schilderte zunächst die Grund-
bedingungen der Betriebssicherheit, die tadellose Beschaffenheit des
Unterbaus und des Oberbaus wie der Betriebsmittel, die Einrichtungen
der Bahnhöfe und der Weichenstellung insbesondere. Die Bedeutung
des Signalwesens und die gewaltigen Fortschritte, die
Betriebssicherheit durch die Einführung der elektrisch betriebenen
Blockwerke gemacht seien, um deren Vervollkommnung sich die
in der
Firma Siemens & Halske unvergängliche Verdienste erworben habe,
wurden eingehend gewürdigt und dabei die Vorzüge der deutschen,
die Bedienung durch Blockwärter voraussetzenden Blockeinrichtungen
vor dem rein selbstthätigen, den menschlichen Willen bei der
Blockung der Züge ausschaltenden amerikanischen System lebhaft
hervorgehoben. Die jetzt bei allen Personenzügen der preufsisch-
hessischen Staatsbahnen eingeführte durchgehende Bremsung wurde
erwähnt und die neue deutsche Erfindung der Heifsdampfvorrichtung
bei Lokomotiven als ein Mittel zur Erhöhung der Fahrgeschwindig-
keit und Ersparung von Heizstoff bezeichnet. Redner streifte die
Frage der selbstthätigen Kupplung und der ungeheuren ihrer
baldigen Einführung entgegenstehenden Schwierigkeiten. Er wies
dann auf die Nothwendigkeit hin, bei dem stets wachsenden Verkehr
die Sicherheit durch weiteren Ausbau der Bahnhöfe und durch
thunlichste Trennung der Gleise für die schnellfahrenden und die
langsamfahrenden Züge zu erhöhen, den Ausbau der Wasserstrafsen
zur Entlastung der Eisenbahnen zu pflegen und betonte namentlich,
dafs für die stete Erhöhung der Betriebssicherheit finanzielle Opfer
nicht gescheut werden dürfen. Die preufsisch-hessische Staatsbahn-
verwaltung insbesondere, wie das gesammte deutsche Eisenbahn-
wesen stehe in der Sicherheit allen Eisenbahnen der Welt voran;
Die Blüthe der Eisen-
bahnen fördere zugleich die deutsche Industrie, für
grofsen Aufträge der Staatsbahnverwaltungen ein wichtiges Mittel
seien, den Platz an der Sonne, den sie sich erkämpft habe, zu
diesen Ruhm müsse man sich bewahren.
welche die
behaupten.
Waren die Ausführungen des Geheimrath Blum mehr zusammen-
fassender Natur, gaben sie mehr einen allgemeinen Ueberblick, so
ging Regierungs- und Baurath Scholkmann auf die Einzelheiten
des neuesten Standes der Sicherheitsvorkehrungen ein, indem er
diese an der Hand der Modelle zur anschaulichen Darstellung brachte.
Er versetzte sich selbst in die Rolle eines verantwortlichen Stations-
vorstehers, der vor dem Auge und Ohr der Anwesenden alle die
verwickelten Vorgänge bei der Bewegung eines Zuges auf der oben
geschilderten, im Modell vorgeführten Strecke vorüberziehen liefs.
Er schilderte insbesondere die Sicherheit des Weichenverschlusses
durch das Hakenschlofs, das Zunge und Backe der Weiche anein-
ander prefst und mit der Weichenstellvorrichtung derartig verbunden
ist, dafs, wenn etwa dieser Zusammenschlufs durch dazwischen
gefallene Gegenstände (Steine, Erde, Schnee, Eis u. s, w.) gehindert
wird, alsdann sich dieser Umstand sogleich bemerkbar macht und
zugleich das Stellen der Weiche bis zur Beseitigung des Hindernisses
unmöglich macht. Besonders eingehend schilderte Redner die durch
den Altenbekener Unfall so brennend gewordene Frage der selbst-
thätigen Blockung durch den fahrenden Zug. Er führte eine höchst
sinnreiche Vorrichtung vor, wonach das Fahrsignal für den in eine
Blockstrecke einfahrenden Zug solange in dieser Stellung elektrisch
verriegelt bleibt, bis der Zug bei der Ausfahrt aus der Blockstrecke
einen mit der Fahrschiene verbundenen Schienenkontakt mit seiner
letzten Achse durchfahren hat.
für den Blockwärter die Möglichkeit gegeben,
Sobald dies geschehen, ist nun erst
die durchfahrene
Strecke zu entblocken, während ohne solche Vorkehrung die Mög-
lichkeit besteht, dafs der vorliegende Blockwärter irrthümlicher- oder
nachlässigerweise die Strecke freigiebt, che die Vorüberfahrt erfolgt
ist und während der Zug etwa durch einen Unfall auf der Strecke
festgehalten wird. Um zu zeigen, in wie hohem Grade die jetzt
vervollkommneten elektrischen Block- und Weichenstelleinrichtungen
geeignet sind, menschlichen Irrthümern vorzubeugen oder sie zu
berichtigen, machte Redner selbst als Stationsvorsteher „eine Dumm-
heit“, wie er sich ausdrückte, indem er ein irrthümliches Signal zu
geben versuchte, was ihm aber wegen der bestehenden Verriegelungen
nicht gelang. — Redner ging weiter auf die neueren vervollkommneten
Weichen- und Signal-Stellwerke ein, bei denen die Kraftanstrengung,
welche das Ziehen der Signal- und Weichenhebel verursacht, be-
seitigt und durch elektrische Kraft ersetzt wird, sodafs eine leichte
Handbewegung zum Stellen der schwersten und entferntesten Signale
und Weichen genügt.
Wir verzichten auf weitere Einzelheiten aus diesem durch die
Anschaulichkeit der Vorführungen besonders fesselnden Vortrage
und erwähnen nur noch die letzten statistischen Anführungen über
die jetzt erzielte Sicherheit des Reisens auf den preufsischen Staats-
bahnen. Diese ist bekanntlich so grofs, dafs es keinen Platz weder
auf der Strafse noch im Hause, weder zu Wasser noch zu Lande
giebt, wo man vor Unfällen sicherer ist, als in einem fahrenden
Eisenbahnzuge. Dies wurde auf Grund der Unfallstatistik der
preufsisch-hessischen Staatsbahnen in den beiden an sich hierfür
keineswegs günstigen Jahren 1900 und 1901 durch folgende humor-
volle Angabe beleuchtet: Wer zur Zeit der Thronbesteigung des
ersten preufsischen Königs 1701 einen Eisenbahnzug bestiegen und’
in ihm bis heute unaufhörlich 1200 km täglich zurückgelegt hätte,
würde jetzt die Wahrscheinlichkeit haben, wenigstens verletzt zu
werden. Wer aber durchaus sich sein Lebenslicht durch einen
Eisenbahnunfall ausblasen lassen wolle, der hätte schon zu Zeiten
des Kaisers Augustus in den Zug steigen müssen und hätte jetzt
noch 300 Jahre zu fahren, ehe er sein Ziel erreichte.
Mit diesen Ausführungen, die die Heiterkeit Sr. Majestät und
der übrigen Zuhörer erregten, schlofs Redner. Der Kaiser dankte
den beiden Vortragenden, deren Ausführungen er mit grölster Auf-
merksamkeit gefolgt war, liefs sich die Einzelheiten der vorgeführten
Modelle ausführlich und unter lebhaftester Antheilnahme erklären
und verweilte noch lange im anregendsten Gespräch unter der
Versammlung.
Die neuen Preisaufgaben des Berliner Architektenvereins
zum Schinkelfest 1904 sind mit Frist bis zum 20. November 1903
ausgeschrieben. Aus dem Gebiete des Wasserbaues ist der
Entwurf einer Wasserkraftanlage mit Schiffahrtschleuse
und Tunnel am Prinzenkopf in der Mosel verlangt. Bei der
Kanalisirung der Mosel soll behufs Abkürzung des Schiffahrtsweges
die Stromschleife zwischen Pünderich und Bullay abgeschnitten und
der schmale Bergrücken, „Prinzenkopf“ genannt, durchtunnelt werden,
wobei gleichzeitig auf thunlichste Ausnutzung der dadurch verfügbar
werdenden Wasserkraft Bedacht zu nelımen ist. Auf Erhaltung der
Schiffbarkeit des oberhalb Zell liegenden Theils der abgeschnittenen
Stromschleife ist keine Rücksicht zu nehmen. Für die Ausnutzung
der Wasserkraft ist mafsgebend, dafs mindestens 10 cbm/sek. für
den abgeschnittenen Stromschlauch und 5 cbm für den Schleusen-
betrieb verbleiben müssen. Die Wasserkraft soll mittels Turbinen ge-
wonnen und zur Erzeugung von elektrischer Energie für den Betrieb
der Schleuse und der Schiffahrt im Tunnel, sowie zur Abgabe für
andere Zwecke ausgenutzt werden.
Aus dem Gebiete des Eisenbahnbaues wird der Entwurf
für den viergleisigen Ausbau der Strecke Vohwinkel-
104 (No. 617.)
>
Elberfeld verlangt.
Steinbeck der Bahnlinie Gruiten-Hagen soll zur Entlastung der
Die zweigleisige Strecke Vohwinkel-Elberfeld-
Personenzuggleise vom Güterverkehr viergleisig ausgebaut werden.
Die Einmündung der Bahn von Cronenberg verbleibt in Elberfeld-Stein-
beck.
und - Zoologischer Garten, sind nur soweit umzugestalten, als es für
Die Zwischenstationen, die Haltepunkte Elberfeld-Sonnborn
die Durchführung der beiden neuen Gleise erforderlich ist. Dagegen
mufs der Bahnhof Elberfeld-Steinbeck, auf dem neben einem mäfsigen
Personenverkehr der bei weitem gröfste Theil des Ortsgüterverkehrs
von Elberfeld abgewickelt wird, und an den sehr bedeutende in-
dustrielle Anlagen angeschlossen sind, unter Belassung an seiner
jetzigen Stelle den veränderten Betriebsverhältnissen entsprechend
umgestaltet werden. Dabei ist auf eine angemessene Erweiterungs-
fähigkeit Bedacht zu nehmen.
thales ist die Lage der Schwebebahn beizubehalten.
Bei der Ueberschreitung des Wupper-
Die Wahl des
Materials und der Bauart ist freigestellt.
Die Verafsser der mit Staatspreisen gekrönten Entwürfe sind
verpflichtet, innerhalb zweier Jahre die auf wenigstens drei
Monate auszudehnende Studienreise anzutreten und bei Einreichung
des Reiseplans vier Wochen vor Antritt der Reise beim Vorstande des
Berliner Architektenvereins die Auszahlung des Preises zu beantragen.
Der Bericht der Auskunftei W. Schimmelpfeng vom
Januar 1903 giebt nach den üblichen statistischen Mittheilungen eine
interessante Uebersicht über die Thätigkeit im abgelaufenen Geschäfts-
jahre und erörtert insbesondere die Pflichten, die dem Auskunfts-
bureau für die Auswahl seiner Mitarbeiter nahegelegt sind, da es
sich bei den Auskunftsertheilungen um die höchsten Güter des
und Kredit handelt.
trachtungen über den Wettbewerb unter den verschiedenen Auskunfts-
Geschäftsmannes, um Ehre Dann folgen Be-
bureaus, die Haftung für falsche Auskunft sowie über die Unter-
handlungen der Auskunftei mit ausländischen Regierungen wegen
Errichtung neuer Niederlassungen, welche interessante Streiflichter
auf ausländische Verhältnisse werfen u. a. m. Die Auskunftei ver-
mehrte im vorigen Jahre die Zahl ihrer Angestellten um 114 Personen;
der Gesammtbestand beträgt jetzt 1271, für welche an Gehaltern
über 2 Millionen gezahlt werden. —n.
Ueber 40 Jahre deutschen Lokomobilbaues. Der der
der Firma R. Wolf,
Magdeburg-Buckau stellt in einem ausgezeichneten Holzschnitt
heutigen Nummer bciliegende Prospekt
grofsen Formats eine fahrbare Hochdruck-Lokomobile dar, mit der
Die Grundzüge
der Wolf’schen Konstruktion, der ausziehbare Röhrenkessel und
genannte Firma 1862 den Lokomobilbau aufnahm.
der im Dampfdom gelagerte Cylinder, die ja überall Anerkennung
gefunden haben, sind auch bei der jetzigen Ausführung beibehalten,
und doch, welche vielfachen Verbesserungen sind inzwischen vor-
genommen worden. Es würde zu weit führen, darauf näher ein-
zugehen, und wir möchten nur noch unsere Leser darauf aufmerksam
machen, dafs genannter Prospekt eine vollständige Leistungs- und
Gewichtstabelle aller Modelle dieses Typs enthält. —
Interessenten zu empfehlen, den Prospekt aufzubewahren, um vor-
Auf Wunsch
ist die Firma Wolf gern bereit, weitere Exemplare zur Verfügung
Es ist allen
kommenden Falles darauf zurückkommen zu können.
zu stellen.
Personal-Nachrichten.
Preufsen.
Ernannt: zum Wasserbauinspektor der Regier.-Baumeister
Stüwert in Marienburg;
zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer Albrecht Tischbein
aus Rostock i. Meckl. (Maschinenbaufach), Ewald Henkel aus Schleib-
nitz, Reg.-Bez. Magdeburg und Kurt Becker aus Friedensthal,
Fürstenthum Waldeck (Eisenbahnbaufach).
Zur Beschäftigung überwiesen: der Königl. Eisenbahn-
direktion in Kassel der Regier.-Baumeister des Maschinenbaufaches
Arthur Adler, bisher zur Militärverwaltung beurlaubt.
Uebertragen: als remunerirte Vorlesung vom I. Aprit 1903
ab das für die Studirenden der Architektur und des Bau-Ingenieur-
faches bestimmte Kolleg über bauwissenschaftliche Technologie dem
bisherigen Privatdozenten bei der Abtheilung für Chemie und Hütten-
kunde Dr. Schoch. Dem bisherigen Dozenten für dieses Kolleg
Dr. Stavenhagen ist zugleich die für obengenannten Zeitpunkt
nachgesuchte Enthebung von dieser Lehrstelle gewährt worden.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
— =e
(1. März 1903.]
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienste
ertheilt: dem Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Michelsohn
in Hannover und den Regier.-Baumeistern des Maschinenbaufaches
Rudolf Weyland in Stettin und Hilmar Müller in Senftenberg N.-L.
Bayern.
zum Oberbaudirektor bei der K. Obersten Bau-
behörde den K. Oberbaurath Johann Ritter v. Sörgel; zum Assessor
bei und Flufsbauamte Schweinfurt der Staatsbau-
assistent Otto Müller in Schweinfurt.
die dem
Strafsen- und Flufsbauamte Landshut dem Regier.- und Kreisbau-
assessor Emil Nenning in Regensburg.
Befördert: zum Oberbaurath bei der Obersten Baubehörde
der Regier.- und Kreisbaurath Theodor Weinmann in München,
zum Reg.- und Kreisbaurath für das Ingenieurfach bei der Regierung
von Niederbayern der Bauamtmann Georg Böcking in Landshut -
und zum Regier.- und Kreisbauassessor für das Ingenieurfach bei der
Ernannt:
dem Strafsen-
Verliehen: freiwerdende Bauamtmannstelle bei
Regierung der Oberpfalz und von Regensburg der Bauamtsassessor
Theodor Wand in Aschaffenburg;
zu Direktionsassessoren die Eisenbahnassessoren Josef Eser
bei der Eisenbahnbetriebsdirektion Kempten, Friedrich Münz bei
der Generaldirektion der Staatseisenbahnen, Theodor Ebermeyer
bei der Eisenbahnbetriebsdirektion Kempten, Karl Neumann bei
die sämmtlichen Ge-
nannten bei ihren bisherigen Dienststellen, Ernst Zeis in Aschaffen-
burg bei der Eisenbahnbetriebsdirektion Bamberg, Otto Zintgraf in
Salzburg bei der Eisenbahnbetriebsdirektion Weiden, August Stegner
in Landshut bei der Eisenbahnbetriebsdirektion Ingolstadt, Friedrich
Iblher bei der Generaldirektion der Staatscisenbahnen, Anton Vorn-
dran bei der Eisenbahnbetriebsdircktion München, Emil Leykauf,
Vorstand der Betriebswerkstätte Schweinfurt Z. B., Karl Wind-
stofser bei der Betriebswerkstätte Augsburg und Otto Rathmeyer,
Vorstand der Betriebswerkstätte Eger, die fünf Letztgenannten bei
ihren bisherigen Dienststellen.
der Eisenbahnbetriebsdirektion Nürnberg,
Berufen: zum Direktionsrath bei der Eisenbahnbetriebsdirektion
Augsburg der Oberbauinspektor Georg Haberstumpf in Schweinfurt.
Uebertragen: die Assessorstelle am Strafsen- und Flufsbau-
amte Aschaffenburg dem Bauamtsassessor Anton Spiegel in Schwein-
furt, z. Z. Bauführer der Loisachregulirung in Kochel.
Versetzt: auf die Regier.- und Kreisbaurathstelle für das
Ingenieurfach bei der Regierung von Oberbayern der Regier.- und
Kreisbaurath Alois Nägele in Landshut.
Seinem Ansuchen entsprechend in den bleibenden
Ruhestand getreten: unter Verleihung des Titels eines K. Geh.
Rathes der K. Oberbaudirektor Georg Friedrich Joseph Ritter
v. Maxon.
Sachsen.
Ernannt: zu Regier.-Baumeistern in Dresden die Regier.-Bau-
führer bei der Verwaltung der Staatseisenbahnen K. R. Ebert und
K. G. R. Lehmann.
Bei der Firma Henschel & Sohn in Cassel ist dem kauf-
männischen Direktor, Bernhard Beyer, Prokura ertheilt worden,
welche ihn ermächtigt, in Gemeinschaft mit einem der
Collektiv-Prokuristen, den Herren Direktor Heinrich Grimke, Franz
Koch und Hans von Gontard rechtsverbindlich zu zeichnen.
die Firma
Gestorben: der Königl. Gch. Oberbaurath z. D. Stambke in
Berlin, der Grofsherzogl. Hessische Geh. Oberbaurath Gustav Mayer,
vortragender Rath im Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Berlin
und der Vorstand des Königl. Strafsen- und Flufsbauamts München,
Königl. Baurath Max Sepp.
EEE SEIEN LESERREISEN
K. Technische Hochschule
in Stuttgart.
Die Vorlesungen des Sommersemesters beginnen
am 16. April. Gegen Einsendung von 50 Pf. (Aus-
land 60 Pf.) erfolgt Zusendung des Programms.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier. Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
[15. März 1903.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. -TNo. 618.] 105
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure.
Versammlung am 24. Februar 1903.
Vorsitzender: Herr Geheimer Oberbaurath Wichert. — Schriftführer: Herr Geheimer Kommissions-Rath F. C. Glaser.
Der Vorsitzende: Meine Herren! Bevor wir in die Tagesordnung unserer heutigen Versammlung
eintreten, liegt mir zunächst die traurige Pflicht ob, des Mannes, unseres Ehrenmitgliedes, des hoch-
verdienten Geheimen Oberbaurath
Moritz Stambke 7
zu gedenken, dessen sterbliche Hülle wır gestern zur letzten Ruhe bestattet haben.
Nach langem schweren Leiden ist Stambke am 18. Februar d. Js., wenige Tage vor Vollendung
seines 73. Lebensjahres, aus einem arbeitsamen, erfolg- und segensreichen Leben abberufen, während
dessen es ihm beschieden war, an hervorragender Stelle auf verschiedenen Gebieten der Technik thätig
zu sein, eine nutzbare, bahnbrechende Thätigkeit zu entfalten, vorbildlich für viele seiner Fachgenossen.
Geboren am 23. Februar 1830 zu Klein Lübars, Reg.-Bez. Magdeburg, trat Stambke nach
Beendigung seiner Schulzeit im August 1848 in die Werkstätten der Magdeburg-Leipziger Eisenbahn ein,
genügte bei den Pioniren in Magdeburg als Einjährig-Freiwilliger seiner Militärpflicht und war später ın
der Wöhlert’schen Maschinenbauanstalt in Berlin beschäftigt. Im September 1853 wurde er Maschinen-
meister bei der Bergisch-Märkischen Eisenbahn, erhielt am 22. Januar 1859 seine Ernennung zum
Königlichen Maschinenmeister und am 19. September 1863 zum Königlichen Obermaschinenmeister. Am
l. Oktober 1873 von Witten nach Elberfeld versetzt, wurde er hier mit der Wahrnehmung der Geschäfte
eines Mitgliedes der Königlichen Eisenbahndirektion betraut und am 13. Januar 1874 zum Direktions-
Mitglied mit dem Range der Räthe IV. Klasse ernannt. Am 19. April 1881 wurde er als Hilfsarbeiter in
das Ministerium der öffentlichen Arbeiten berufen, am 26. August 1881 zum Geheimen Baurath und
vortragenden Rath und am 24. August 1887 zum Geheimen Oberbaurath ernannt. Im Jahre 1870 wurde
er mit dem Rothen Adlerorden IV. Klasse ausgezeichnet, erhielt 1889 den Rothen Adlerorden III. Klasse
mit der Schleife, 1892 den Rothen Adlerorden II. Klasse, sowie 1895 den Kronenorden II. Klasse mit
dem Stern.
Stambke hatte das Glück, schon frühzeitig seinen Beruf zu finden und in ihm bis an sein
Lebensende zu bleiben. Es war ihm vergönnt, zu einer Zeit in den Eisenbahndienst einzutreten, wo
dieser sich noch in der Kindheit befand, so dafs er mit dem Eisenbahnwesen grofs werden und sich
entwickeln konnte, dafs er lernen, schaffen und lehren konnte.
Fast 28 Jahre lang ist Stambke als Maschinenmeister, Obermaschinenmeister und Direktions-
mitglied im Dienste der Bergisch-Märkischen Eisenbahn thätig und daher mit diesem Unternehmen voll-
ständig verwachsen gewesen. Er gehörte zu den maschinentechnischen Oberbeamten jener Zeit, die in
106 [No. 618.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [15. März 1903.)
gemeinsamer Arbeit und Berufstreue an dem Fortschritt des Eisenbahnmaschinenwesens gearbeitet haben, denen
wir so unendlich viel Dank schulden. Er war einer von der Garde jener alten Obermaschinenmeister, deren
Reihen sich mehr und mehr gelichtet haben und von denen leider nur noch Wenige vorhanden sind.
Im Jahre 1881 wurde ihm die Auszeichnung zu Theil, als erster maschinentechnischer vortragender Rath
in das Ministerium der öffentlichen Arbeiten berufen zu werden. In dieser Stellung eröffnete sich ihm eine
lange, erfolgreiche und segenbringende Thatigkeit. An die Spitze der Eisenbahnmaschinentechnik in Preufsen
gestellt, ist er den Aufgaben, die ihm zufielen, jederzeit gerecht geworden. War seine Thätigkeit auch nicht so
unmittelbar eingreifend, wie vorher bei der Elberfelder Direktion, so war sie doch viel umfassender und weit-
schauender, und wenn man den Spuren seiner Thätigkeit nachgeht, so findet man sie in einer grofsen Anzahl
von Werken jeder Zeit. Ich will nur erinnern an den Ausbau der Normalien für Betriebsmittel, Wasserstationen,
Drehscheiben, Schiebebühnen u. s. w.
Wenn seine Thatigkeit auch schon die vollständige Kraft eines Mannes in Anspruch nahm, so suchte er
doch noch nebenbei weitere Beschäftigung. Er hat oft und gern von seiner Thätigkeit als Stadtverordneter
von Witten und Elberfeld gesprochen, wo es ihm vergönnt war, für diese Städte auf technischem und Verwaltungs-
gebiet thätig zu sein. Auch den Bestrebungen zur Hebung des Lehrlingswesens hat er sich mit besonderer
Hingabe gewidmet.
Schon 1881 wurde er Mitglied der technischen Prüfungs- und Ober-Prüfungskommission und am 22. August
desselben Jahres Mitglied der Akademie des Bauwesens. In diesen Körperschaften konnte er seine reichen
Erfahrungen nutzbringend anwenden. Besonders das Prüfungswesen der Maschinentechniker lag ihm sehr am
Herzen, und als er am 1. April 1895 bei der Neuorganisation des Preufsischen Eisenbahnwesens aus seiner Stellung
im Ministerium schied, behielt er doch sein Amt als Vorsitzender des technischen Prüfungsamtes bei, bis er am
l. Juni 1899 sich von dieser ihm lieb gewordenen Thätigkeit entbinden lassen mufste.
Wenn der grofse Umfang seines Wirkens und seine Verdienste ihm schon die Dankbarkeit seiner Fach-
genossen sichern, so haben wir noch ganz besondere Veranlassung, seiner in Dankbarkeit und Verehrung zu
gedenken, indem wir ihm durch seine Thätigkeit ım Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure noch nähergetreten
sind. Ganz kurze Zeit nach der Begründung unseres Vereins trat er demselben als Mitglied bei. Er hat durch
Rath und That dem jungen Verein über viele Klippen hinweggeholfen; er hat sich an allen Bestrebungen betheiligt,
die der Verein pflegte, besonders zur Hebung des Anschens der Fachgenossen. Auch bei der Einführung und
Aufstellung der Beuth-Aufgaben hat er sich schr verdient gemacht. Er liebte es in den Versammlungen aus seinen
reichen Erfahrungen und Wissen vorzutragen oder in die Diskussionen einzugreifen. Er suchte und fand Erholung
unter den Vereinsgenossen, und es war ihm schmerzlich, als er aus Gesundheitsrücksichten mehr und mehr den
Vereinsversammlungen fernbleiben mufste.
Aber auch aufserhalb der eigentlichen Vereinsthätigkeit in den Versammlungen war er bemüht, den
Zusammenhang der Mitglieder in den geselligen Veranstaltungen zu fördern; unterstützt durch seine liebens-
würdige Familie war er der Kristallisationspunkt der Gesclligkeit und hat erreicht, dafs auch aufserhalb des
Vereins sich die Mitglieder mehr und mehr zusammenfanden.
In dankbarer Verchrung hat der Verein ihn anläfslich seines sıebzigsten Geburtstages zu seinem Ehren-
mitglied ernannt. Stambke hat sich hierüber sehr gefreut, und nur lebhaft bedauert, dafs er infolge seiner körper-
lichen Beschaffenheit nicht mehr in der Lage wäre, persönlich an unseren Bestrebungen theilzunehmen. Leider
ist er in den letzten Jahren nicht von den Unbilden des Alters verschont geblieben, sodafs der Tod ihm eine
längst von ihm gewünschte Erlösung gewesen ist. Mit Stambke ist ein Biedermann ersten Ranges, ein echter,
tüchtiger, altpreufsischer Beamter, ein hervorragender Techniker und zuverlässiger Freund dahingegangen, dem
wir Alle ein treues Andenken bewahren werden!
Zu Ehren des Verstorbenen erheben sich die Anwesenden von ihren Sitzen.
Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen bringt ' Es erhält hierauf das Wort Herr C. Arldt, Ober-
der Vorsitzende ein Schreiben des Königlichen Techni- | ingenieur der Allgemeinen Elektricitäts - Gesellschaft,
schen Oberprüfungsamtes zu Berlin zur Kenntnits, wonach Berlin (als Gast) zu seinem Vortrag über
der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten die als } , m:
Bearbeitungen der Beuth-Aufgabe 1902 eingereichten Lichtwellen und elektrische Wellen in ihrer prak-
Entwürfe mit den Kennworten „Expreisverlader“, „Wirth- tischen Verwendung‘)
schaftliche Verladung“, „Erst wägs dann wags“, „Selbst- unter Vorführung von Experimenten und Lichtbildern.
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thitige Verladung“, „Prometheus“, „Hermes“, „Eisen Des Vorsitzende: Der BO hac Ihnen: wohl
Beton“ und „Zeit ist Geld“ (Verfasser die Herren we , SE : i
Regierungs-Bauführer W.L.Suchowiak, Ad.Schilling, gezeigt, Herr Add, mit welchem Interesse wir Ihren
Vorführungen gefolgt sind. Ich spreche Ihnen für Ihre
Gust. Wagner, Wilh. Stellfeld, Ernst Sauer, Kurt es Le
Dorenberg, Otto von der Mühlen u. Otto Kefsler) Darstellungen den Dank des Vereins aus und erlaube
a er a ge mir, diesen Dank auch auf die Allgemeine Elektricitats-
als häusliche Probearbeit für die zweite Hauptprüfung Gesellschaft auszudehnen, durch deren Güte es möglich
im Maschinenbaufache genehmigt hat.
l geworden ist, diese interessanten Vorführungen zu
Bci der darauf folgenden Ersatzwahl für den Vor- veranstalten. |
stand an Stelle des Herrn Geheimen Oberbaurath
Stambke wird llerr Geheimer Regierungsrath Professor
A. von Borries gewählt, der sich zur Annahme bereit
Eine Besprechung wird nicht beliebt, und stelle
ich fest, dafs der Bericht über die letzte Versammlung
genchmigt ist. Die eingesammelten Stimmzettel ergeben
erklärt.
Die Beschlufsfassung über den auf der Tages-
ordnung stehenden Antrag des „Ausschusses zur Be-
rathung über die Verwendung des Fonds der Wagen-
und Lokomotivfabriken“ wird auf Vorschlag des Vor-
standes vertagt.
die Aufnahme der Herren Regierungs-Baumeister Karl
Lorenz, Berlin, Regierungs-Bauführer Paul Neubert,
Magdeburg, Walther Rudolph, Charlottenburg und
Ernst Ammermann, Essen.
*) Der Vortrag wird nachträglich veröffentlicht werden.
[15. Marz 1903.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. (No. 618.] 107
Die Düsseldorfer Ausstellung 1902.
Mittelgrosse und leichtere Werkzeugmaschinen.
Vom Eisenbahn-Bauinspektor Unger in Charlottenburg.
(Mit 20 Abbildungen.)
(Schlufs von Seite 67.)
VI. Fräsmaschinen. Der Antrieb besteht in einer dreistufigen Riem-
l. Die Universal-Zahnstangen-Frasmaschine scheibe, einem Kegelraderwendegetriebe, einer Stirnrad-
von Wilh. Scharmann in Rheydt (Abb. 14) dient übersetzung und zwei auf die Frässpindel gleichzeitig
zum Fräsen von Zahnstangen mit geraden, schrägen wirkende Schneckengetriebe. Durch einstellbare An-
und konkaven Zähnen.
An dem Hohlgufsständer der Maschine läfst Abb. 15.
sich der Winkeltisch von Hand auf- und abwärts
bewegen und auch bis auf '/2 mm fein einstellen KH
zum genauen Anstellen des Frasers auf richtige av.
Zahnhöhe. Der senkrecht zum Ständer verschieb- Bn — a T,
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bare Zwischenschlitten wird gleichfalls durch Hand-
kurbel vor- und zurückbewegt, während die Ver-
schiebung des Aufspanntisches sich maschinell
vollzieht.
Abb. 14.
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Schwere Räder-Fräsmaschine der Werkzeugmaschinenfabrik und
Eisengiefserei von Droop & Rein in Bielefeld.
Abb. 16.
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der Werkzeugmaschinenfabrik und Eisengielserei von
Wilh. Scharmann in Rheydt (Rheinland).
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Stemmkanten-Fräsmaschine D. R. P. 131757 für Kesselböden jeder beliebigen Form und Gröfse der
Werkzeugmaschinenfabrik und Eisengielserei von Otto Froriep in Rheydt.
Der durch Stufenräder selbstthätig in drei verschie- | schläge wird der Hub des Fräserschlittens begrenzt,
denen Vorschubgeschwindigkeiten verstellbare Fräser- und nach erfolgter selbstthätiger Umsteuerung erfolgt der
schlitten wird am Auslegerarm geführt, der sich mittelst schnelle Rücklauf maschinell. Am Ende des Rücklaufs
Schnecke um etwa 20° nach rechts und links drehen lälst. löst sich der Schlitten von selbst aus und bleibt stehen.
108 (No, 618.)
Das Theilen der aufgespannten Zahnstangen wird
von Hand bewirkt mittelst einer an der Vorderseite
des Winkeltisches angebrachten besonderen Theilvor-
richtung, welche es ermöglicht, Theilungen nach Milli-
meter, engl. Zoll oder Modul auszuführen, ohne ein
Umwechseln von Theilscheiben vornehmen zu müssen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
[15. März 1903.]
neuer Spahn angesetzt, und erfolgt dann der zweite,
dritte u. s. w. Durchgang, bis die ganze Zahnbreite
gefräst ist.
Sollen Zahnstangen mit konkaven Zähnen ange-
fertigt werden, so wird der Schneckenfräser mit seiner
Achse parallel zur Zahnstange eingestellt, wonach man
Abb. 17.
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Hydraulische Rohrbiegemaschine der Bonner Werkzeugmaschinenfabrik und Eisengiefserei
von Fr. Mönkemöller et Cie. in Bonn.
Abb. 18.
Verschiedene Rollenstellungen obiger Maschine.
Beim Fräsen von Zahnstangen mittelst Schnecken-
fräsers wird der Auslegerarm um die der Theilung
entsprechende Zahnschräge nach rechts oder links
gedreht, und der Fräserschlitten in seiner richtigen Lage
festgeklemmt. Durch Einsetzen geeigneter Wechsel-
räder auf dem links am Winkeltisch angebrachten
Stelleisen erhält sodann der Aufspanntisch eine Längs-
verschiebung, die für eine Umdrehung des Schnecken-
fräsers einer vollendeten Theilung der Zahnstange ent-
spricht. Am Ende des Hubes angelangt, wird die
Tischbewegung durch den rechts am Ständer an-
gebrachten Handhebel umgesteuert, worauf der Tisch
selbstthätig zurückläuft. Nach dem Stillsetzen des
letzteren wird mittelst des Zwischenschlittens ein
Abb. 19.
Ein auf obiger Maschine gebogenes Rohr.
die Wechselräder für den der Theilung entsprechenden
Tischvorschub aufsteckt.
Das Fräsen von Zahnstangen mit schrägen Zähnen
erfolgt mittelst gewöhnlichen Scheibenfräsers, nur wird
hierbei der Auslegerarm dem verlangten Neigungs-
winkel entsprechend schräggestellt.
[15. März 1903.)
Zu der beschriebenen Maschine werden mitgeliefert:
ein Theil- und Fräsapparat für kleinere Räder, der
auf den Arbeitstisch aufzuschrauben ist, und ein Fräser-
Schleifapparat, welcher gleichfalls an der Maschine
befestigt und sowohl beim Stillstande derselben als
auch während des Fräsens benutzt werden kann.
2. Ebenso vielseitig verwendbar wie die obige
Maschine hinsichtlich des Fräsens von Zahnstangen ist
die Räder-Fräsmaschine von Droop & Rein in
Bielefeld bei der Herstellung von Zahnrädern (Abb. 15);
denn auf letzterer Maschine können gefräst werden:
a) Stirnräder mit geraden Zähnen,
b) cylindrische Schrauben-
räder mit Rechts- und
Linkssteigungen der
Gänge bis zu 45°,
c) Schneckenräder mit ein-
fach schräg durchschnitte-
nen Lücken, |
d) Schneckenräder mit an-
schliefsenden Zähnen, so-
wie unter Zuhilfenahme
eines besonderen Appa-
rats,
e) Räder mit Winkelzähnen.
Die Maschine ist so kräftig
gebaut, dafs sie sich vorzüglich
zur Bearbeitung von Stah!-
rädern eignet; infolge dessen
können bei gufseisernen Rädern
Theilungen bis zu 50 mm in
einem Schnitte ausgefräst
werden.
Da die Frässpindel durch
Schneckenübersetzung ange-
trieben wird, so ist ihre Be-
wegung auch bei Benutzung
hinterdrehter Fräser eine sehr
ruhige. Die Spindelkasten-
führung läfst sich von Hand
mittelst Schneckengetriebes
nach jeder Seite um 45° schräg-
stellen.
Beim Fräsen von Stirn-
und Schneckenrädern mit ein-
fach schrägen Zähnen wird der
Frässchlitten seitlich geschaltet,
während das zu fräsende Rad
(abgesehen von der Theil-
drehung) stillsteht.
Für Schraubenräder wird
die Frässpindel entsprechend
der zu fräsenden Steigung
schräggestellt und bleibt so
stehen, während dem Rade die
seitliche Schaltung und die
Drehung ertheilt wird.
Schneckenräder, deren Zähne
an die Schneckengänge an-
schliefsen sollen, werden ent-
weder mittelst gewöhnlicher
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GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
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(No. 618.| 109
der Kesselböden entsprechend verstellbare Rolle gewähr-
leistet eine überall gleichmäfsige Höhe des Bördels,
und eine Druckrolle dient dazu, ein ruhiges Fräsen zu
sichern.
Als Fräser kommen nur einfache Walzenfräser bis
35 mm Durchmesser zur Verwendung; der Vorschub
ist veränderlich und läfst sich daher der Festigkeit des zu
bearbeitenden Materials anpassen. Im Allgemeinen wird
die aufserordentliche Schnittleistung von 3 m i. d. Std.
bei tadelloser Arbeitsausführung erreicht.
Die Kesselböden können jede beliebige Form,
Abb. 20.
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Scheibenfräser vorgefräst und
hierauf durch einen Schnecken-
fräser nachgeschnitten oder
auch mit Hilfe des letzteren
unmittelbar fertiggestellt. Das
zu fräsende Rad wird_ bei dieser
angetrieben.
3. Die Werkzeugmaschinenfabrik und Eisen-
giefserei von Otto Froriepin Rheydt (Rheinland)
führt eine neue patentirte Spezialmaschine zur
Bearbeitung der Stemmkanten an Kesselböden
vor (Abb. 16).
Die Maschine besteht aus einem Fräsapparat mit
den erforderlichen Antrieb- und Vorschubmechanismen.
Vor der Maschine werden die Kesselböden, je nach
ihrer Gröfse, auf einem oder drei Rollwagen gelagert
und durch ein Drahtseil, welches gleichzeitig den Vor-
schub bewirkt, an drei Rollen vorübergeführt, von
denen die eine nachgiebig gelagert ist. Eine der Höhe
Arbeit zwangläufig
Elektrisch-hydraulische Trägerscheere der Kalker Werkzeugmaschinenfabrik von
Breuer, Schumacher & Co., A.-G., in Kalk bei Köln a. Rh.
Gröfse und Stärke besitzen, auch läfst sich bei den in
der Höhe abgesetzten Böden, wie z. B. bei Schiffskesseln,
die Vertikal-Fräsarbeit durch Handverstellung während
des Ganges der Maschine in einfachster Weise voll-
ziehen, so dafs also Höhenunterschiede ohne jeden
Einflufs sind.
VII. Richt- und Biegemaschinen.
Unter den Maschinen dieser Gattung ‘darf die
zum Patent angemeldete hydraulische Rohrbiege-
maschine der Bonner Maschinenfabrik und
Eisengiefserei von Fr. Mönkemöller & Cie. in
Bonn-Dottendorf (Abb. 17 bis 19) das Hauptinteresse
in Anspruch nehmen
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110 [No. 618.]
Die Maschine dient in erster Linie zum Biegen
weiter Kupferrohre, sie kann aber auch zum Biegen von
schmiedeeisernen Rohren, Wellen, Profileisen u. s. w.
benutzt werden. Das zu biegende Rohr wird zwischen
die drei Biegerollen gelegt, von denen die mittlere
durch den hydraulischen Kolben bewegt wird. Der
Abstand der beiden Seitenrollen läfst sich durch ge-
lochte Laschen dem jeweiligen Rohrdurchmesser und
Krümmungsradius entsprechend ändern (vergl. Abb. 18).
Oberhalb der grofsen Biegerollen ist noch ein Satz
kleiner Rollen angebracht, welche beim Biegen dünnerer
Rohre zu benutzen sind.
In dem kräftig gehaltenen Prefscylinder läuft ein
Prefskolben, der gleichzeitig als Rückzugkolben ausge-
bildet ist. Der Arbeitsdruck von 250 Atm. wird von
Hand durch eine Prefspumpe mit Doppelkolben von
40 und 16 mm Durchmesser erzeugt.
Auf der Maschine können Rohre bis auf die kleinsten
Krümmungsradien gebogen werden und zwar auf einmal,
ohne vorheriges Vorbiegen und Ausglühen. Zu welchen
Leistungen die Maschine befähigt ist, ergiebt sich aus
der Abb. 19.
VIII. Scheeren und Lochmaschinen.
Um schliefslich noch aus dieser reichbesetzten
Gruppe wenigstens eine Maschine zu erwähnen, führen
wir in Abb. 20 die elektrisch-hydraulische Träger-
scheere der Kalker Werkzeugmaschinenfabrik
von Breuer, Schumacher & Co., A.-G., in Kalk
bei Köln a Rh. vor.
An der Maschine lassen sich zwei Haupttheile
unterscheiden: die eigentliche Scheere mit den Prefs-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
(15. März 1903.]
cylindern und die durch einen 10-pferdigen Elektromotor
angetriebene Prefspumpe. Die Trägerscheere besteht
aus zwei kräftigen Ständern aus Stahlgufs, welche oben
hakenförmig den ebenfalls aus Stahlgufs hergestellten
Druckcylinder umschliefsen. Der Kolben dieses Cylinders
trägt an seinem unteren Ende den Messerhalter für das
bewegliche Obermesser. Da der Messerhalter seitlich
an den Ständern Führung besitzt, so vermag er auch etwa
auftretenden Seitendruck, wie solcher beim Schneiden
ungleich harten Materials vorkommen kann, aufzunehmen;
die untere Führung dient gleichzeitig dazu, ein Aus-
weichen des Obermessers nach vorn oder hinten zu
verhindern. Zwischen den beiden Trägerhälften sind
die festliegenden Untermesser sowie die durch Spindel
und Rädervorgelege verstellbaren Seitenmesser unter-
gebracht. Sämmtliche Messer lassen sich leicht und
schnell auswechseln, und für sicheres Herausfallen der
Abschnitte ist ebenfalls Sorge getragen. l
Der Rückgang des Messers nach vollendetem Schnitt
wird durch einen kleinen, über dem Druckcylinder
angebrachten Rückhubcylinder bewirkt. Für beide
Cylinder geschieht die Wasservertheilung vermöge der
an der linken Seite der Scheere angeordneten Steuerung,
welche von Hand zu bedienen ist.
Rechts neben der Scheere befindet sich die Druck-
pumpe mit Doppelkolben. Beim Beginn des Nieder-
ganges arbeitet die Pumpe mit beiden Kolben, so dafs
der todte Weg und der Weg zum Vorlochen sehr
schnell zurückgelegt wird, Setzt das Material hierauf
dem Durchschneiden einen gewissen Widerstand ent-
gegen, so rückt selbstthätig ein Pumpenkolben aus, und
der zweite arbeitet mit entsprechend höherem Druck
allein weiter.
Die Elsner-Ventilsteuerung.
(D. R. P. 82 138.)
Vom Regierungs-Baumeister Georg W. Koehler.
(Mit 47 Abbildungen.)
Einleitung.
Collmanns zwangläufige Ventilsteuerung besitzt
trotz mehrerer wichtiger Vorzüge den Nachtheil eines
sehr wenig einfachen Gestänges. Wie die beistehende
Abbildung | zeigt, erfordert die Einlafssteuerung jeder
Cylinderhälfte aufser dem Excenter und der geraden
Kulisse sechs längere oder kürzere Hebel bezw. Stangen,
welche durch neun Zapfen gelenkig miteinander oder
mit dem Dampfcylinder verbunden sind. Diese Viel-
theiligkeit erklärt die mannigfachen Bemühungen anderer,
den Grundzug der Collmannsteuerung, d. h. die Ver-
änderlichkeit des Zusammenwirkens zweier Excenter-
antriebe, mit weniger Einzeltheilen zur Ausführung zu
bringen. So entstanden die Steuerungen von Kliebisch
und Kuchenbecker, welche aber schwerlich als
eine Vereinfachung der Collmann-Anordnung gelten
können.
Dann | wandten andere Konstrukteure (die Patent-
schriften lassen die zeitliche Folge der einzelnen Ver-
suche deutlich erkennen) den neuen Gedanken der
veränderlichen Ableitungsrichtung auf die Ventil-
steuerungen an; das Ergebnifs dieser Bestrebungen
waren die Bauarten von Höffner, Pröll, Recke und
Widnmann. Besonders die letzte Anordnung hat wegen
ihrer grofsen Einfachheit weite Verbreitung gefunden.
Endlich ist die dritte Gruppe der zwangläufigen
Ventilsteuerungen dadurch gekennzeichnet, dafs bei
ihnen die Veränderlichkeit des Antriebes von einem
Excenterstangenpunkte zur Regelung des Füllungsgrades
benutzt wird. Die nach diesem Grundsatz entwickelten
Bauarten Hartung-Radovanovict und König stellen
gewissermafsen eine Uebertragung der bei Schieber-
maschinen schon vorher gebräuchlichen „Lenker-
steuerungen“ auf Ventilmaschinen dar. Diese
Steuerungen haben ein anschnliches Verwendungs-
gebiet gewonnen, weil sie mit grofser Einfachheit de
Getriebes andere Vorzüge verbinden, auf die jedoc
hier nicht weiter eingegangen werden soll.
4
Abb. 1.
In diese letzte Gruppe von Zwanglaufsteuerungen
gehört auch diejenige von Elsner-Görlitz, welche
sich von den beiden vorigen Bauarten wesentlich unter-
scheidet, aber neben deren guten Eigenschaften den
Vortheil noch gröfserer Einfachheit aufweist. Die
[15. März 1903.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. (No 618.] A
genannte Steuerung ist durch D. R. P. 82 138 geschützt ii Abb. 2
und wird von der Maschinenfabrik Richard Raupach T PEREA on
in Görlitz, dem Fürstlich Stolbergschen Hütten- `z
amt in Ilsenburg, der Carlshütte in Alfeld a. L.
von Ulrich Kohllöffel in Reutlingen, von den
Oderwerkenin Stettin-Grabow und der Friedrich-
Augusthütte in Potschappel gebaut; erstere Firma
hatte bis März 1902 allein 350 Dampfmaschinen in einer
Gesammtleistung von 30000 PS mit Elsnersteuerung
ausgerüstet.
Auch bei dieser Steuerung empfangen die Ventile
in üblicher Weise ihre Bewegung von einer gleich-
laufend zur Cylinderachse gelagerten Welle, die mittels
eines Kegelräderpaares durch die Kurbelwelle in Drehung
versetzt wird. (Abb. 2) Zwei auf die Steuerwelle
gekeilte Excenter bethätigen die beiden Wälzungshebel
der Auslafsventile; diese Anordnung bietet anderen
Bauarten gegenüber nichts Neues, weshalb es über-
flüssig ist, sie einer näheren Betrachtung zu unter-
ziehen. Die Steuerwelle besitzt für jedes Einlafsventil
eine Kurbel, deren Zapfen von einem Gleitklotz um-
schlossen wird. Dieser verschiebt sich im Schlitz einer
aulsen sauber abgedrehten Scheibe, welche ein zwei-
theiliger Bügel umschliefst. Dessen untere Hälfte wird
mittels eines cylindrischen Ansatzes in einer drehbar
am Steuerwellenlager befestigten Hülse geführt, der
Abb. 3.
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obere Theil des Bügels nimmt die Ventilzugstange auf. | gegen die Normale zur Schubrichtung des Führungs-
Letztere bewegt das freie Ende des mit der Ventil- bügels vergröfsert oder verkleinert. In der Zeichnung
spindel gelenkig verbundenen Wälzungshebels und ist die auf etwa 0,20 Füllung eingestellte Steuerung in
überträgt so mit veränderlicher Uebersetzung die Aus- demjenigen Augenblicke wiedergegeben, wo sich der
schläge der Schlitzscheibe auf das Einlafsventil. | Kolben in seiner Todlage befindet, das Ventil also
Die Aenderung des Füllungsgrades durch den Regler um den Betrag des Voranhubes geöffnet hat. Weil
geschieht, indem dieser mit Hilfe der angedeuteten hier die Mittelpunkte des Steuerkurbelzapfens und der
Hebelverbindung den Neigungswinkel der Gleitbahn | Schlitzscheibe zusammenfallen, übt eine Verdrehung
112 (No. 618.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [15. März 1903.)
der letzteren keinen Einflufs auf die Stellung des Abbildung 9a bis 9c zeigt die Einzelausführung
übrigen Gestänges aus, demnach bleibt die Vor- eines Elsnergetriebes nach den Werkzeichnungen zu
öffnung bei allen Füllungsgraden der Maschine `, ; ; 450,710
kónstänt | einer liegenden Tandemmaschine von e00 mm.
Schon die kurze Beschreibung der Elsnersteuerung
lälst ihre hervorragende Einfachheit klar zu Tage treten,
einige Bilder von Dampfmaschinen, welche die Firma |
Richard Raupach in Görlitz mit dieser Steuerung Das in Abb. 10 dargestellte Getriebe, aus dem die
ausgeführt hat, werden als Bestätigung hierfür dienen | Elsnersteuerung hervorgegangen ist, bezeichnet man
|
können. Nachfolgende Tafel giebt Aufschlufs über die mit dem Namen „Kreuzschleife“. Sein Wesen wird
Die Bewegungsverhältnisse der Elsner-
steuerung.
Abb. 4.
abgebildeten Anlagen hinsichtlich ihres Baujahres, ' durch die vereinfachte Abb. Il näher erläutert. Hier
ihrer Maschinengattung, der Leistung und der ` ist die äufsere Form der Schleife, welche für ihre
Hauptabmessungen nebst Umdrehungszahl. | Wirkungsweise ohne Belang bleibt, geändert, und die
Lage der Führungsachse ist nur durch vier Pfeilspitzen
angedeutet. Die drehende Bewegung der Antriebs-
EENG SE Manise | kurbel setzt sich in eine geradlinige Verschiebung der
DEE | Kulisse um, und zwar fallen die Todpunkte beider
= 1.1898 Cblegende-Eineylinder ode zusammen, wenn die Kulisse genau senkrecht zur
EE i, ee Schubrichtung steht. Für jeden von der Mittellage
aus gemessenen Drehwinkel e der Kurbel r ist die Aus-
Geer Eincylinder- 425 ich der Kuli
ER 300; 80 weichung x der Kulisse
EE ees gr SIDe,, . .. (D)
Tecendo Verbindmaschine 320,510 es liegen also ganz dieselben Verhältnisse vor wie bei
= ee E einem Schubkurbelgetriebe mit unendlich langer Pleuel-
mit Kondensator 600
— Ke | stange.
Liegende Varbisanaschine 450,750 | Wird jedoch die Gleitbahn um einen Winkel „ im
BEER OR ; 75 Sinne des Umlaufs aus der normalen Lage gedreht
Br =, I | | (Abb. 12), dann tritt eine durchgreifende Aenderung der
higvende Veibundniaschine 525,830 Bewegungsübertragung zwischen Kurbel und Schlitz-
Penge nee 1000 ‚75 | scheibe ein. Zunächst ist aus Abb. 13 ersichtlich, dafs
= = EA ee die Todlagen beider nicht mehr gleichzeitig vorhanden
8 |1898 | Liegende Dreifach-Verbund- 475,750,1190 | sind, sondern dafs diejenige der Kulisse später eintreten
she wit 600 |" SE is als die der Kurbel. Die Schlitzscheibe geht sol
maschine mit Kondensator 1000 muls als die der Kurbe le Schlitzscheibe geht solange
| abwärts, bis die Antriebskurbel winkelrecht zur Gleit-
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GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
Abb. 5.
[15. Marz 1903. ]
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(No 618.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. |15. Marz 1903.]
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f F H dp
|
[15. März 1903.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [No. 618.] 115
Abb. 9a. Abb. 9b. bahn steht, und für den Gesammthub 7 findet man die
Formel
| 2r
f Er e e e e e e e (2)
Die Gröfse x der Ausweichungen, welche unter-
halb der Kurbelmitte als positiv gelten mögen,
| bestimmt man durch die Zeichnung (Abb. 14) für die
Abb. 14.
Kurbellage 47A, indem man von A aus der Richtung
des Schlitzes folgt und hierdurch zum Punkte 3 auf
der Führungsachse gelangt, in welchem sich dann
der Kulissenmittelpunkt befindet. 472 ist daher das
gesuchte x. Aus dem rechtwinkligen Dreieck M A P
ist abzulesen, dafs
Canas SC "a (3)
x COS y == r sin le — ») und x = ——
cos v
Abb. 15.
Abb. 11. | Abb. 13.
— l d
cosy 2
a wird gleich r, wenn « = 90°, und bei « = (90° + 2 »).
Tragt man auf einer Anzahl von Kurbelhalbmessern
Bei « = v ist x = 0; «a = (90°-+ v) bedingt x =
MA.... MA'.... MA" die zugehörigen Beträge x
(MB ics: MB... MB" von M her ab; so legen
sämmtliche Punkte Q....@Q‘....@Q“ auf einem Kreise,
dessen Durchmesser M A = S um den Winkel» gegen
die Schubrichtung geneigt ist, und der stets auch den
Scheitelpunkt Æ des Kurbelkreises schneidet. Für andere
Neigungswinkel » liegen die Mittelpunkte S dieser Kreise,
deren Fahrstrahlen ähnlich wie das Zeunersche
Schieberdiagramm die Ausweichungen der Kulisse
angeben, sämmtlich auf dem Mittellote von M Æ (Abb. 15).
| (Forts. folgt.)
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116 (No, 618.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. (15. März 1903.]
Etat der Eisenbahn-Verwaltung für das Etatsjahr 1903.
(Schlufs von Seite 73.)
V. Zusammenstellung
der bei den Ausgabetiteln 7 und 8 des Kapitels 23 veranschlagten Gesammtbeschaffungen an eisernen
Oberbaumaterialien, Kohlen, Koks und Brikets.
Es sind veranschlagt:
Da im | Durch-
Gewicht | G¢sammt- | schnitts- Bemerkungen.
son kostenbe- |preis für
trage von |I Tonne
E, nee eee le PR es EE
l. 2. 3. | 4. 5. 6.
I. Oberbaumaterialien. |
1. Schienen ; 189530 | 22 554 000 | 119 In den Durchschnittspreisen
2. Kleineisenzeug . . . . 2 20. 80650 | 12492000 , 154,50 | (Spalte 5) sind die auf den eige-
3. Eiserne Lang- und Querschwellen . 111 750 | 12293 000 | 110 a en no
en rrac osten nic entnalten.
Zus. Oberbaumaterialien ausschl. Weichen 381 930 | 47 339 000 — Die Preise für Normalschienen
4. Weichen nebst Zubehör . . = 6 987 000 = un nr stents a
Zusammen I. Oberbaumaterialien . — 54 326 000 — ten und der Zuschläge für län-
gere Schienen, Weichenschwellen
H u. s. w. 116 M. bezw. 108 M.
d Kohlen, Koks und Brikets. Unter I sind in den Spalten 3
A. Steinkohlen. und 4, aufser den lediglich für
Westfälischer Bezirk . 2 102 150 | 29 054 600 10,75 | die Erneuerung des Oberbaues
Oberschlesischer Bezirk . 2 144 500 | 22 002 600 10,26 | bestimmten, auch die zur Ab-
Niederschlesischer Bezirk 187500 | 2431 900 12,07: | 22206 an Dritte: ‘veranschlagten
Saarbezirk. . . . . . 252510 +) 31651300: ene an na E E
Wurm- und Indebezirk . 138850 | 1334 300 Oe Van
Sonstige ..... 14 000 133 400 Ha
Summe A. | 5440 110 | 58608 100 | 10,
B. Steinkohlenbrikets.
Westfälischer Bezirk . 642 720 | 7597000 11,83
Oberschlesischer Bezirk . 92200 | 960700 10,43
Sonstiger ; 12400 ` 223200 | 18,00
Summe B.. 747320 | 8780900 | 11,7
C. Koks.
Westfälischer Bezirk . 37820 594 200 15,71
Oberschlesischer Bezirk . 27830 457 200 16,48
Sonstige eo A 3000 | 41 900 13,07
Summe C.. 68650 | 1093300 15,93
D Braunkohlen und Braunkohlen-
brikets ; 128 140 | 1100 700 8,59
Zusammen lI. Kohlen, Koks und Brikets . | 6 384 220 | 69 583 000 | 10,90
VI. Einmalige und aufserordentliche Ausgaben.
Tit. Ausgabe.
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Altona.
1, | Zur Herstellung des zweiten Gleises auf der Strecke Stade — Cuxhaven und zur Verstärkung
des Oberbaues des ersten Gleises auf der Strecke Harburg — Cuxhaven (3 161 000),
letzte Rate... 2. ds ice. 2 wu Rw! ee ee 361 000
2. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Wrist (149000), letzte Rate . . 49 000
3. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Halstenbek (121 000), letzte Rate er Lg ep 21 000
4. | Zur Umgestaltung der Eisenbahnanlagen in Hamburg (37888500), fernere Rate 2 500 000
5. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Neumünster (2250000), fernere Rate . : 300 000
6. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Wittenberge (8/0000), fernere Rate . . . 2. 2 2... 50 000
7. | Zur Errichtung einer Kesselschmiede für die Hauptwerkstätte Neumünster (130 000),
erste Rate ty ee ce Gk ee ee Oe a a a e E 100 000
Seite 3 381 000
Kap.4
Tit.
[15. März 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Uebertrag
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Berlin.
Zur Erweiterung des Stettiner Bahnhofes in Berlin (8850 000), letzte Rate de.
Zur Herstellung des dritten und vierten Gleises auf der Strecke der Berliner Ringbahn vom
Bahnhof Rixdorf bis Haltepunkt Ebersstrafse (1 990 000), fernere Rate .
Zum Ausbau der an den Schlesischen Bahnhof in Berlin angrenzenden Strecken der Ostbahn
und der Schlesischen Bahn (8800 000), fernere Rate .
Zur Herstellung besonderer Vorortgleise der Schlesischen Bahn vom Schlesischen Bahnhofe
in Berlin bis Erkner (7300000), fernere Rate. . . :
Zum Ausbau der Berlin-Görlitzer Bahn von der Berliner Ringbahn bis Niederschöne-
weide-Johannisthal und Adlershof, ferner zum Ausbau der Anschlufsbahn von
Rixdorfbis Niederschön eweide-Johannisthal und zum Grunderwerb für den späteren
Ausbau der Berlin-Görlitzer Bahn von Adlershof bis Grünau (10350000), fernere Rate
Zur Herstellung besonderer Vorortgleise der Berlin-Stettiner Bahn auf der Strecke Berlin
(Gesundbrunnen)— Blankenburg, fernere Rate .
Zur Herstellung des zweiten Gleises auf der Strecke Schénholz—T egel (2 600 000),
fernere Rate . .
Zur Herstellung besonderer Vorortgleise der Nordbahn auf der Strecke Berlin—Schonholz
(3 717000), fernere Rate .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Werder (234 000), fernere Rate .
Zur Unterführung der Gleimstrafse unter den Gleisen des Nordbahnhofes i in Berlin (1 000 000),
fernere Rate . .
Zur Herstellung schienenfreier Zugänge z zum 1 Mittelbahnsteig und Verbreiterung des letzteren
auf Bahnhof Potsdam (257000), erste Rate . .
Zur Erweiterung des Güterbahnhofes Frankfurter Allee der Berliner Ringbahn (1 550 000),
erste Rate
Zur Erweiterung der Wagenabtheilung in der Hauptwerkstatte | Berlin an der Warschauer
Strafse (173000), erste Rate
Zur Verstärkung des eisernen Ueberbaues der Spreebrücke | in km 34,2 der Berliner
Ringbahn
Zur Herstellung neuer Telegraphenleitungen \ von Berlin nach dem Westen
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Breslau.
Zur Vermehrung der Durchlafsöffnungen für das Hochwasser der Neifse bei Radmeritz
(133 000), letzte Rate .
Zum Umbau des Oberschlesischen Bahnhofes und der anschliefsenden Stadtverbindungsbahn
in Breslau (6500000), fernere Rate .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Dittersbach (3 000 000), fernere Rate .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Jauer (289000), fernere Rate . . :
Zur Erweiterung des Bahnhofes Grottkau (591 000), fernere Rate . .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Schweidnitz-Oberstadt (550 000), fernere Rate .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Hirschberg (2000000), fernere Rate . .
Zur Herstellung des zweiten Gleises auf der Strecke Lauban— Lichtenau (440 000),
fernere Rate . . SÉ
Zur Erweiterung des Bahnhofes Brieg t 076 000), fernere Rate. .
Zum Neubau der nl E auf Bahnhof Breslau (Freiburg) (680 000),
erste Rate.
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Cassel.
Zur Herstellung des zweiten Gleises auf der Strecke Münden— éiere? (1 ones
letzte Rate .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Sangerhausen (932 000), letzte Rate
Zur Erweiterung des Bahnhofes Kirchhaın (324 000), letzte Rate. .
Zur Erweiterung des ringförmigen Lokomotivschuppens auf Bahnhof Soest (126 000),
letzte Rate .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Cassel (Oberstadt) (3 000 000), fernere Rate .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Nordhausen (395000), fernere Rate E x
Zur Erweiterung des Bahnhofes Kreiensen (552000), fernere Rate
Zur Erweiterung des Bahnhofes Marburg (700 000), fernere Rate .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Wilhelmshöhe und Herstellung besonderer Gütergleise
zwischen Wilhelmshöhe und Cassel (Rangirbahnhof) (630 000), fernere Rate . .
Zur Erweiterung der Lokomotivschuppenanlage auf Bahnhof Warburg (155000), erste Rate
Zur Herstellung des zweiten Gleises auf der Strecke a E de 150 Se
erste Rate
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Cöln.
Zur Erweiterung des Bahnhofes Ehrenbreitstein (768000), letzte Rate .
Zum Neubau eines Güterschuppens mit Abfertigungsgebäude auf Bahnhof Bonn (G .) (308 000),
letzte Rate . .
Zur Herstellung des zweiten Gleises auf der Strecke Crefeld— Viersen (520 000), letzte Rate
Seite
[No. GIS.
Betrag
für 1903.
33 000
200 000
1 000 000
50 000
200 000
150 000
800 000
150 000
50 000
100 000
100 000
132 000
24 000
26 000
150 000
100 000
250 000
150 000
100 000
100 000
250 000
218 000
98 000
220 000
11 935 000
[No. 618.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Ausgabe.
[15. März 1903.)
Betrag
für 1903.
M.
Uebertrag
Zur Verstärkung des eisernen Ueberbaues der Eisenbahnbrücke über die a in km 83,365
der Strecke Troisdorf—Niederlahnstein (150000), letzte Rate o 2
Zur Umgestaltung der Bahnanlagen in Coblenz (5340000), fernere Rate
Zur Erweiterung der Bahnhofsanlagen in Crefeld (7500000), fernere Rate
Zur Erweiterung der Bahnhofsanlagen in Aachen (7400000), fernere Rate
Zur Erweiterung der Bahnhofsanlagen in Neufs (10500000), fernere Rate .
Zur Anlage eines neuen Rangirbahnhofes am Eifelthore im Süden von Cöln (4 380 000),
fernere Rate . . : oe ss
Zur Erweiterung des Bahnhofes Stolberg (Rh). (532 000), fernere Rate . .
Zur Erweiterung des Bahnhofes M.-Gladbach IP -M.) (6 000 000), fernere Rate
Zur Erweiterung des Bahnhofes Nieder-Dollendorf (518000), fernere Rate
Zur Erweiterung des Aufstellungsbahnhofes Uerdingen (Vorbahnhof) zu einem Rangir-
bahnhofe (1 380 000), fernere Rate . . i
Zur Erweiterung des Güterbahnhofes Bonn (l 556 000), fernere Rate .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Rheydt einschliefslich der Herstellung von Verbindungen
mit den Linien nach Odenkirchen und Viersen und zur Herstellung “des zweiten Gleises
auf der Strecke Neersen—Rheydt unter ihrer Verlegung bei M.-Gladbach (7470 000),
fernere Rate .
Zur Erweiterung des Lokomotivschuppens für Personenzug- Lokomotiven auf dem Betriebs-
bahnhof Cöln (140 000), erste Rate . .
Zur Herstellung eines Ragirbahnhofes bei Kalk Nord (8 800 000), erste Rate
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Danzig.
Zur Erweiterung des Bahnhofes Praust (247000), letzte Rate . . .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Graudenz (1 130000), fernere Rate .
‘Zum Ausbau der Nebenbahn Thorn-—Marienburg zur Hauptbahn (2 400 000), fernere Rate
Zur Herstellung einer Verbindungsbahn von Danzig nach dem Holm (2 150 000), fernere Rate
Zur Erweiterung des Bahnhofes Laskowitz (373 000), fernere Rate i aS
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Elberfeld.
Zur Herstellung des zweiten Gleises auf der Strecke PATI en E nye ae ue ele
(1 330000), letzte Rate . .
Zur Beseitigung der Schienenübergänge der Heidter- und der Selhofstrafse in Barmen (376 000),
letzte Rate .
Zur Erweiterung der Gleis-
letzte Rate .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Sprockhövel (191 000), letzte Rate
Zu baulichen Anlagen aus Anlafs der Düsseldorfer Ausstellung im Jahre 1902 a 618 3 000),
fernere Rate . . .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Schwerte (4 395 000), fernere Rate .
Zur Erbauung einer Hauptwerkstätte bei Opladen (4 500 000), fernere Rate
Zur Erweiterung des Bahnhofes Finnentrop (260000), fernere Rate .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Vohwinkel (9520 000), fernere Rate
Zur Umgestaltung der Bahnanlagen in Mülheim a. Rhein (9000 000), fernere Rate
Zur Erweiterung des Bahnhofes Neviges (580 000), fernere Rate
Zur Erweiterung des Bahnhofes Lennep (940 000), fernere Rate . .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Ber (270 000), fernere Rate
Zur Erweiterung des Bahnhofes Geisweid (335000), erste Rate .
Zur Herstellung einer Verbindungsbahn von Rath nach Disseldor fH. B. unter Umgehung
des Bahnhofes Düsseldorf-Derendorf (1 500 000), erste Rate .
und Bahnsteiganlagen ‘auf Bahnhof Gerresheim n (295 000),
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Erfurt.
Zur Erweiterung des Bahnhofes Eisenach (4939000), fernere Rate .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Neudietendorf (900 000), fernere Rate Be a
Zur Herstellung eines besonderen Güterbahnhofes bei Coburg (1 160 000), fernere Rate .
Zur Herstellung des zweiten Gleises auf der Strecke Weida—Triptis (840 000), fernere Rate
Zur Erweiterung des Bahnhofes Wernshausen (664 000), fernere Rate .
Zur Herstellung des zweiten Gleises auf der Strecke Saalfeld— Probstzelle a 740 000),
fernere Rate . .
Zur Erweiterung der Nebenwerkstätte in Jena (315 000), fernere Rate
Zur Verlegung des Bahnhofes Sonneberg (2740 000), erste Rate . . E
Zur Herstellung des zweiten Gleises auf der Strecke Rudolstadt—Saalfeld (570 000),
erste Rate. . .
Zur Herstellung eines , Rangirbahnhofes mit Freiladeanlagen in Zeitz (2 520 000), erste Rate
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Essen a. Ruhr.
Zur Erweiterung des Bahnhofes Essen (Hauptbahnhof) (6080000), letzte Rate
Zur Erweiterung des Bahnhofes Merklinde (456 000), letzte Rate . .
Zur Herstellung einer SE in km 13,22 der Strecke Duisburg- Hamm
(230 000), letzte Rate . ers, m S ee Ania is
Seite
l1
|
l
935 000
90 000
400 000
000 000
150 000
200 000
500 000
200 000
400 000
300 000
250 000
800 000
500 000
100 000
200 000
47 000
200 000
900 000
400 000
150 000
180 000
26 000
95 000
41 000
200 000
100 000
600 000
50 000
100 000
000 000
100 000
200 000
100 000
100 000
200 000
100 000
100 000
100 000
100 000
150 000
400 000
100 000
200 000
200 000
200 000
330 000
156 000
30 000
27 180 000
[15. März 1903.)
GLASERS ANNALEN TÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 618.]
119
Betrag
für 1903.
M.
100.
101.
102.
103.
107.
110.
111.
112.
113.
114.
115.
116.
117.
118.
119.
120.
121.
122.
123.
124.
125.
126.
127.
128.
129.
130.
131.
132.
133.
134.
135.
136.
137.
138.
139.
Uebertrag
Zur Erweiterung der Gleisanlagen auf Bahnhof Recklinghausen (180000), letzte Rate .
Zur Herstellung eines Lokomotivschuppens mit Nebenanlagen auf Bahnhof Recklinghausen
(310 000), letzte Rate . . a a
Zur Erweiterung des Bahnhofes Herbede (190 000), letzte Rate.
Zur Herstellung eines Lokomotivschuppens mit Nebenanlagen auf Bahnhof Speldorf (480 000),
letzte Rate . .
Zur Herstellung von Einfahrgleisen auf Bahnhof Dortmunderfeld (740 000), letzte Rate
Zur Erweiterung der Freiladeanlagen auf Bahnhof Oberhausen (230000), letzte Rate .
Zur Verlängerung der östlichen Einfahrgleise auf Bahnhof Frintrop (180000), letzte Rate
Zum Ausbau der Lokomotivschuppenanlage auf Bahnhof Osterfeld Süd (144 000), letzte Rate
Zur Herstellung einer Unterführung der Essen-Horster Landstrafse am Bahnhofe Alten-
essen (C. M.) (1 050000), letzte Rate. . . . 2 2.2.
Zur Erweiterung des Bahnhofes Dortmund (C. M. und B. M.) (11 500 000), fernere Rate
Zur Erweiterung des Bahnhofes Gelsenkirchen (4515500), fernere Rate .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Witten West (3800000), fernere Rate .
Zur Erweiterung der Gleise und Herstellung einer Wegeüberführung auf Bahnhof Berge-
Borbeck (330000), fernere Rate . . ao Se
Zur Erweiterung des Bahnhofes Bocholt (250 000), fernere Rate
Zur Erweiterung des Bahnhofes Broich (610000), fernere Rate .
Zur Herstellung eines neuen Hafenbahnhofs südlich von Meiderich (7 000 000), fernere Rate
Zur Erweiterung der Gleisanlagen auf Bahnhof Courl (358000), erste Rate . .
Zur Herstellung einer Wegeüberführung in km 121,6 + 50 der Strecke Mülheim- Epping-
hofen—Altendorf-Essen Süd und km 25,6 + 20 der Strecke Mülheim-Eppinghofen—
Heifsen (118000), erste Rate . .
Zur Herstellung einer Verbindungsbahn von Essen H. B. nach der Strecke Essen Nord—
Kray Nord (530 000), erste Rate
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Frankfurt a.M.
Zur Erweiterung der Werkstättenanlagen zu Frankfurt a. M. (1 365 000), letzte Rate
Zur Erweiterung des südlichen Lokomotiv Schunpens auf dem Hauptgüterbahnhofe zu
Frankfurt a. M. (129000), letzte Rate . . E ar E
Zur Erweiterung des Bahnhofes Giefsen (3 100 000), fernere Rate
Zur Erweiterung des Bahnhofes Limburg (1093000), fernere Rate
Zur Erweiterung des Bahnhofes Bebra (3 870000), fernere Rate . . .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Altenkirchen (296000), fernere Rate . .
Zur Erweiterung der Bahnhofsanlagen in und bei Wiesbaden (17 140 000), fernere Rate
Zur Erweiterung der Bahnhofsanlagen in Homburg v. d. H. (4 690 eg ternere Rate
Zur Erweiterung des Bahnhofes Langgöns (150000), erste Rate l
Zur Erbauung eines neuen GE für die Eisenbahndirektion zu Frankfurt a. M.
(2 123 000), erste Rate
Zur Herstellung einer elektrischen Kraft- und Lichtanlage für den Bahnhof und die Haupt.
werkstätte Fulda (215000), erste Rate . .
Zur Verstärkung der Brücke in km 2,14 der Strecke Frankfurt a. M.—Bockenheim
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Halle a.S.
Zur Erweiterung des Bahnhofes Cottbus (3 109 100), fernere Rate. .
Zur Herstellung eines Rangirbahnhofes bei Wahren und einer Güterverbindungsbahn v von
Leutzsch nach Wahren (6900000), fernere Rate . :
Zur Erweiterung des Güterbahnhofes Falkenberg (H. S. G.) (500 000), fernere Rate .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Ammendorf (699000), fernere Rate .
Zur Herstellung des zweiten Gleises auf der Strecke Uckro— Wendisch- Drehna (510 000),
erste Rate . .
Zur Herstellung eines ‘Hauptbahnhofes in Leipzig und einer r Verbindungsbahn von Wahren
nach Schönefeld und Heiterblick, sowie zur Erweiterung des Bahnhofes Plagwitz-
Lindenau (52 438 210), erste Rate. Mae das of, SE mühe ee a A Re de
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Hannover.
Zur Erweiterung des Verwaltungsgebäudes und Erbauung eines neuen Dienstgebäudes für
die Eisenbahndirektion zu Hannover (640 000), letzte Rate
Zur Erweiterung der Wagenreparaturwerkstatte in Leinhausen (498 000), letzte Rate
Zur Verstärkung des eisernen Ueberbaues der Eisenbahnbrücke über die Weser in km 67
der Strecke Elze—Löhne (130000), letzte Rate. . .
Zur Erweiterung des Bahnhofes Herford (1 965 000), fernere Rate. . . . . .
Zur Anlage eines neuen Güterbahnhofes bei Bielefeld (1 022000), fernere Rate.
Zur Erweiterung des Bahnhofes Hameln (790 000), fernere Rate a i
Zur Erweiterung des Bahnhofes Peine (285000), fernere Rate .
Zur Herstellung des zweiten Gleises auf der Strecke Hildesheim—Goslar (2 697 000), fernere
Rate. .
Zur Herstellung. des zweiten Gleises auf der Strecke Elze—Coppenbragge (885 000);
fernere Rate . :
Seite
27 180 000
30 000
60 000
40 000
80 000
390 000
30 000
80 000
44 000
150 000
2 150 000
1 000 000
1 000 000
100 000
100 000
300 000
200 000
150 000
80 000
200 000
265 000
29 000
100 000
180 000
103 000
150 000
2 000 000
150 000
200 000
150 000
2 500 000
190 000
48 000
30 000
200 000
250 000
150 000
50 000
400 000
400 000
43 959 000
120 (No 618.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [15. März 1903.)
Betrag
Kap.4
Tit. Ausgabe für 1903.
M.
Uebertrag | 43959 000
140. | Zur Herstellung des zweiten Gleiscs auf der Strecke Hannover— Weetzen von Bahnhof
Hannover Nord bis Bahnhof Hannover Süd und von Bahnhof Linden (F.) bis Bahnhof
W eetzen (625.000), fernere Rate 200 000
141. | Zur Herstellung eines Lokomotivschuppens ‘auf Bahnhof Hameln (140 000), “erste Rate e 100 000
142. | Zur Beseitigung der Gleiskreuzung in Schienenhöhe an der Abzweigung der Nebenbahn
Hannover—Soltau von der Hauptbahn Hannover— Wunstorf. 128 000
143. | Zur Verstärkung der eisernen Ueberbauten der Weserbrücke bei Emmerthal in km 59 der
Strecke Hannover—Altenbeken 190 000
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Kattowitz.
144. | Zur Herstellung des zweiten Gleises auf der Strecke Kreuzburg—Lublinitz— Tarnowitz
(3 980 000), letzte Rate 80 000
145. | Zur Herstellung des zweiten Gleises auf der Strecke Kandrzin—Deutsch-Rasselwitz
(1 350 000), letzte Rate . . 50 000
146. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Kattowitz (7 705 000), fernere Rate . 500 000
147. | Zur Erweiterung des Rangirbahnhofes Gleiwitz (3 130000), fernere Rate 600 000
148. | Zur Erbauung einer neuen Lokomotivreparaturwerkstätte in Gleiwitz (2 750 000), fernere Rate 800 000
149. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Leobschütz (573000), fernere Rate . . 100 000
150. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Myslowitz (1 360000), ferncre Rate 100 000
151. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Ratibor (234000), fernere Rate . . . 100 000
152. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Peiskretscham (1 850000), erste Rate 200 000
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Königsberg i. Pr.
153. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Allenstein (920 000), fernere Rate 150 000
154. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Insterburg (1 175000), erste Rate 150 000
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Magdeburg.
155. | Zur Beseitigung des Schienenüberganges des Breitenweges und Erweiterung des Bahnhofes
in der Neuen Neustadt-Magdeburg (3 100000), letzte Rate . . . er 100 000
156. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Oschersleben (1 090000), letzte Rate. . 710 000
157. | Zur Herstellung “des dritten und vierten Gleises auf der Strecke Westerhüsen— Schönebeck
(530 000), letzte Rate . 80 000
158. | Zur Erweiterung der Lokomotivreparaturwerkstatte | in Magdebur g- Buckau | (210 000), letzte
Rate . 70 000
159. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Wernigerode (170 000), letzte Rate 70 000
160. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Frellstedt (160000), letzte Rate . 60 000
161. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Helmstedt (500000), fernere Rate . . . 150 000
162. | Zur Erweiterung des Güterbahnhofes Vienenburg (260 000), ferncre Rate 100 000
163. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Güsten (1220000), fernere Rate . 200 000
164. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Oker (263 000), erste Rate 50 000
165. | Zur Auswechselung der eisernen Ueberbauten der Saalebrücke bei Grizehne (östliches
Gleis) (192000), erste Rate . 100 000
166. | Zur Herstellung einer Steinbrechanlage bei Frankenscharrnhütte (192 000), erste Rate 3 150 000
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Mainz.
167. Zur Erweiterung des Bahnhofes Waldhof (740 000), fernere Rate . 400 000 M. ~~
168. | Zur Erbauung einer Hauptwerkstatte in Darmstadt (2930000), fernere Rate. 1000000 „ —
169. | Zur Umgestaltung der Bahnhofsanlagen in Darmstadt (9 200 000), fernere Rate. 1000000 , —
170. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Mainz (2240 000), erste Rate 1 000 000 „ -—
171. | Zur Herstellung einer Verbindungsbahn zwischen der Strecke Lamper theim—
Mannheim und dem neuen Rangirbahnhof Mannheim der Badischen
Staatsbahn . 365 000 „ —
172. | Zur Herstellung neuer eiserner “Ueberbauten für die Strafsenbrücke über die
Nahe bei Bingen.
Gesammtkosten 210 000 M., davon entfallen auf Hessen 105 000 M., auf
Preufsen 105 000 M., erste Rate f 50 000 „ 50 000
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Münster i. W.
173. | Zur Erbauung einer Kesselschmiede für die Hauptwerkstätte in Osnabrück ES SE fernere
Rate. . 50 000
174. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Kirchwey he (1 320 000), erste Rate. 200 000
175. | Zur Herstellung eines selbständigen Bahnkörpers für die ostfriesische Küstenbahn von Emden
bis Norden a E unter Einführung des PPRS e 675 N
erste Rate . 300 000
Bezirk der EE CN zu Basen,
176. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Posen (Gerberdamm) (600000), fernere Rate . 250 000
Bezirk der Eisenbahndirektion zu St. Johann— Saarbrücken.
177. Zur Erweiterung des Bahnhofes Trier r. M. (471 000), letzte Rate. . 71 000
178. | Zur Erweiterung des Nordflügels des Bahnhofes Karthaus (225 000), letzte Rate 25 000
Seite | 49 553 000
[15. März 1903.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [No. 618.| 121
Betrag
für 1903.
M.
Uebertrag | 49553 000
179. | Zur Vermehrung der Lokomotivstände und der Wasserversorgungsanlagen auf dem Bahnhofe
Saarbrücken (280000), letzte Rate . . Be E ee 30 000
180. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Cochem (1 420 000), fernere Rate . 200 000
181. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Schleifmühle (865 000), fernere Rate . 150 000
182. | Zur Erweiterung des Bahnhofes St. Wendel (485000), fernere Rate . 100 000
183. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Merzig (420000), fernere Rate. . 100 000
184. | Zur Erweiterung des Hauptgeschäftsgebäudes der Eisenbahndirektion zu St. Johann- Saar-
brücken (600 000), fernere Rate. . 50 000
185. | Zur Erbauung einer Hauptwerkstätte bei Burbach (3 900 000), fernere Rate 600 000
186. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Bullay (582000), fernere Rate. . . 100 000
187. | Zur Erweiterung des Bingerbrücker Flügels auf Bahnhof Neunkirchen (835 000), | erste Rate . 200 000
188. | Zur Erweiterung des Haltepunktes Löwenbrücken (150000), erste Rate . ; 100 000
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Stettin.
189. | Zur Herstellung des zweiten Gleises auf der Strecke Nechlin—Pasewalk--Jatznick
(780 000), letzte Rate . . 180 000
190. | Zur Verstärkung des eisernen Ueberbaues der ‘aweigleisigen Fluthbrücke auf dem Central-
güterbahnhofe zu Stettin (400000), letzte Rate. . 200 000
191. | Zur Erweiterung des Bahnhofes Stralsund (1 000 000), fernere Rate . . Su ee ze 200 000
192. | Zur Erweiterung des Gemeinschaftsbahnhofes Neubrandenburg (260 000), fernere Rate 100 000
Vermerk zu den Tit. 1 bis 192.
Dem Ausgabe-Soll treten diejenigen Beträge hinzu, die zur Deckung nicht ver-
anschlagter Kosten von Dritten als verlorene Zuschüsse gezahlt und bei Kap. 21
des Etats vereinnahmt sind.
Centralfonds.
Vermerk zu den Tit. 193 bis 197, 201 und 202.
Falls Aufwendungen dieser Art fiir die Hessischen Bahnlinien nothwendig werden,
sind sie entsprechend den Bestimmungen in Artikel Il und 12 des Staatsvertrages
vom 23. Juni 1896 von lessen zu tragen.
193. | Zur Herstellung und Verbesserung von Weichen- und N
sechsundzwanzigste Rate 2 500 000
194. | Zur Vermehrung und Verbesserung der Vorkehrungen zur "Verhütung von
Schneeverwehungen und Waldbränden, vierzehnte Rate 300 000
195. | Zur Herstellung von elektrischen Sicherungsanlagen, zehnte Rate 2 300 000
196. | Zur Aufstellung von Ausfahrsignalen, vierte Rate M 800 000
197. | Zur Herstellung von schwerem Oberbau, erste Rate ; 15 000 000
198. | Zur Errichtung von Dienst- und Miethwohngebäuden für untere Eisenbahn-
bedienstete in den östlichen Grenzgebieten 1 000 000
199. | Zur Betheiligung an Schnellfahrversuchen . 300 000
200. | Zur Vermehrung der Betriebsmittel für die bereits bestehenden Staatsbahnen.
Gesammtaufwendung 15306000 M., davon entfallen auf Hessen 306 000 M., auf Preufsen | 15000 000
201. | Dispositionsfonds zum Erwerb von Grund und Boden für Eisenbahnzwecke 100 000
202. | Dispositionsfonds zu unvorhergesehenen Ausgaben für die für Staatsrechnung
verwalteten Eisenbahnen, sowie zur Deckung von Ausgaben bereits geschlossener extra-
ordinärer Baufonds, insofern diese Ausgaben innerhalb der ursprünglich bewilligten
Summe liegen ee A SE e aL a ee SE 2 500 000
Summe | 91 663 000
Der neue Verkehrsweg nach Ostasien durch Rulsland und Sibirien.
Die Eröffnung des regelmäfsigen Verkehrs auf allgemeinen Bauzüge, deren Geschwindigkeit kaum
der chinesischem Ostbahn und auf der südmandschu-
rischen Zweigbahn sollte nach den ursprünglichen
Bestimmungen zu Anfang des Jahres 1903 stattfinden.
Durch den Aufstand in China, das Auftreten der Cholera
an einzelnen Bahnstellen in der Mandschurei und durch
verschiedene unvorhergesehene Umstände ist der Bau-
fortschritt derartig verzögert worden, dafs der regel-
mäfsige Verkehr erst zu Anfang des Jahres 1904 zu
erwarten steht. Von der Station Mandschuria, dem Aus-
gangspunkt der chinesischen Ostbahn an der Grenze
Transbaikaliens, verkehren die Züge nach Charbin
(Knotenpunkt der chinesischen Ostbahn mit der süd-
mandschurischen Zweigbahn), Dalny (russischer Frei-
handelshafen im Südosten der Halbinsel Liao-tung) und
Port Arthur (russischer Kriegshafen im Südosten der
Halbinsel Liao-tung) noch unregelmäfsig; es sind im
20 km in der Stunde beträgt und die zur Abgabe der
Baustoffe an bestimmten Stellen der Bahn, für den
Personenverkehr nur nach Bedarf an einzelnen Stationen
halten.!) Auf den sibirischen Bahnstrecken ist dagegen
der regelmäfsige Verkehr bis zur Station Mandschuria `
eröffnet worden. Da die Umgehungslinie im Südosten
des Baikal, die sogenannte Baikal-Ringbahn, noch im
Bau begriffen ist und der regelmäfsige Verkehr auf
dieser Theilstrecke der Ueberlandbahn frühestens erst
mit Beginn des Jahres 1904 eröffnet werden kann, sind
1) Nach Mittheilungen russischer Zeitschriften sind inzwischen
die Bauarbeiten auf dem westlichen Theil der chinesischen Ostbahn
soweit vorgeschritten, dafs der regelmäfsige Verkehr dort und
auf der südmandschurischen Zweigbahn bis nach Port Arthur im
Frühjahr (spätestens im Sommer) 1903 stattfinden wird.
122 (No. 618.]
bis dahin Personen und Güter auf die Fährdampfer des
Baikal angewiesen. °)
Auf den sibirischen Bahnstrecken beträgt die
mittlere Fahrgeschwindigkeit der Schnellzüge (I. u. II. KL),
die zur Zeit dreimal wöchentlich zwischen Moskau und
Irkutsk verkehren, nur rund 27 km in der Stunde
(einschl. der Aufenthalte), gewöhnliche Personenzüge
verkehren mit einer erheblich geringeren Geschwindig-
keit, die insbesondere durch die verwendeten leichten
Schienen bedingt ist. Zur Erhöhung der Leistungs-
fähigkeit der sibirischen Eisenbahn werden jetzt von
der Betriebsverwaltung die leichten Schienenprofile
auf den west- und mittelsibirischen Bahnstrecken gegen
solche von etwa 33 kg für I m ausgewechselt, hölzerne
Brücken durch steinerne oder eiserne ersetzt, neue
Weichenstellen eingeschaltet und die Betriebsmittel
vergrölsert, überhaupt verschiedene Erweiterungsarbeiten
vorgenommen, die nach einer Itegierungsverfügung
bis zum Jahre 1906 durchgeführt sein müssen. Nach
Vollendung dieser Arbeiten soll dann die mittlere Fahr-
geschwindigkeit der sibirischen Sonderzüge auf 40 bis
45 km in der Stunde (einschl. der Aufenthalte) erhöht
werden. °)
Der Personenverkehr aus Westeuropa nach Ostasien
über Rufsland wird sich voraussichtlich auf der sibirischen
Eisenbahn erst dann bemerkbar machen, wenn alle
Regierungsmafsnahmen zur Erhöhung der Leistungs-
fähigkeit der Eisenbahn durchgeführt sind. Durch
verschiedene neue Bestimmungen, die in nächster
Zeit auf der sibirischen Eisenbahn zur Anwendung
gelangen, soll aber schon jetzt bei dem gleichsam noch
unfertigen Zustande der internationalen Verbindung,
der Personenverkehr aus Westeuropa über Sibirien
nach Ostasien angeregt werden. Für diesen Zweck
besteht die Absicht, demnächst auf den Grenzstationen
Wirballen, Alexandrowo, Ssosnowice und Graniza be-
sondere Fahrkarten für den durchgehenden Personen-
verkehr bis zur Station Mandschuria zu verabfolgen.
Der Durchgangsverkehr wird sich vorläufig im Anschlufs
an die Sonderzüge vollziehen, die zwischen Moskau und
Irkutsk verkehren. Die Sonderzüge bestehen aus Wagen
erster und zweiter Klasse des sibirischen Luxuszuges
und aus Wagen erster Klasse der internationalen Schlaf-
wagengcsellschaft, sie werden zwischen Moskau und
Irkutsk zweimal wöchentlich verkehren. Von Wirballen
wird die Verbindung in Schnellzügen über St. Peters-
burg, von Alexandrowo, Ssosnowice und Graniza über
Warschau und Brest Litowsk bewerkstelligt. Die Fahr-
preise werden betragen: Von Wirballen über St. Peters-
burg bis zur Station. Mandschuria
I. Klasse H. Klasse
154 Rubel 144 Rubel
etwa Mark 331,10 309,60
Von Alexandrowo, Ssosnowice und Graniza über
Warschau und Brest Litowsk bis zur Station Mandschuria
I. Klasse ll. Klasse
154 Rubel 85 Kop. 144 Rubel 35 Kop.
etwa Mark 333,— 310,35
Von Wirballen und Alexandrowo betragt die Entfernung
bis zur Station Mandschuria etwa 7800 Werst oder
8320 Kilometer, von Ssosnowice und Graniza etwa
1880 Werst oder 8406 Kilometer. Die Fahrzeit wird
2) Auf der Baikal Ringbahn, die 260 km Länge umfassen wird,
sind etwa 60 km im Bau vollendet; die Bauarbeiten wurden dort
erst vor etwa zwei Jahren in Angriff genommen.
21 Vom Januar oder Mai 1903 sollen die Schnellzüge fünfınal
wöchentlich, vom Januar 1904 täglich von Moskau aus befördert
werden.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. März 1903.)
vorläufig noch 12 bis 13 Tage in Anspruch nehmen.
Nach Eröffnung des regelmäfsigen Verkehrs auf der
chinesischen Ostbahn und auf der südmandschurischen
Zweigbahn, sowie nach Fertigstellung der Baikal-Ring-
bahn, d. h. mit Beginn des Jahres 1904, beabsichtigt
die Verwaltung der chinesischen Ostbahn und die
internationale Schlafwagengesellschaft Sonderzügc ein-
zustellen, die dreimal wöchentlich zwischen der Station
Mandschuria und Dalny beziehungsweise Port Arthur
über Charbin verkehren werden. Die weitere Ver-
bindung mit japanischen und chinesischen Häfen soll
durch eigene Dampfer der chinesischen Ostbahn-Gesell-
schaft bewerkstelligt werden, für die Unterkunft der
Fahrgäste will die Gesellschaft in Inkou (Inkoo) und
Dalny besondere Hotels errichten.
Auf den Versammlungen der Vertreter russischer und
ausländischer Eisenbahnverwaltungen und der inter-
nationalen Schlafwagengesellschaft, die im September 1902
in Paris und im November in St. Petersburg stattfanden,
wurde der Beschlufs gefafst, mit Beginn des Jahres 1904
für den Durchgangsverkehr nach Ostasien von fast allen
Hauptstädten Europas unmittelbare Fahrkarten nach:
Mandschuria, Charbin, Mukden, Inkou, Dalny, Port Arthur,
Schanghai, Nangasaci, Peking und Tientsin zu verab-
folgen.
Die Gültigkeitsdauer der Fahrkarten wird 60 Tage,
der Riicktahrkarten 9 Monate betragen. Jedem Fahr-
gast soll das Recht auf 50 kg Freigepäck eingeräumt
werden. Aufserdem besteht die Absicht, für die Be-
nutzung der Sonderzüge mit Speisewagen besondere
Jahresfahrkarten einzuführen, deren Inhaber auf volle
Beköstigung (ausschliefslich Getränke) Anspruch erheben
können. Hinsichtlich der Beförderung von Kindern
wurde beschlossen, die auf den russischen Eisenbahnen
übliche Regel beizubehalten und Kinder unter fünf
Jahren kostenfrei, im Alter von fünf bis zehn Jahren
zum halben Preis zu befördern. Nach einer Ueber-
einkunft zwischen der russischen Regierung und der
internationalen Schlafwagengesellschaft werden die
Fahrkarten für den Durchgangsverkehr in Zukunft
auch in allen Zweiggeschäften der genannten Gesell-
schaft verkauft werden.
Nach den Angaben russischer Zeitschriften werden
1904 im europäisch-ostasiatischen Verkehr die Durch-
gangszüge (ostasiatische Exprefsziige) folgende mittlere
Fahrgeschwindigkeiten entwickeln: Paris—Berlin rund
80 km in der Stunde, Berlin—Alexandrowo rund 60 km,
Alexandrowo— Moskau rund 54 km, Moskau--Irkutsk
rund 36 km, Irkutsk—Port Arthur rund 32 km in der
Stunde (einschl. der Aufenthalte).
Unter dieser Voraussetzung wird schon mit Beginn
des Jahres 1904 die Reise von den wichtigsten Haupt-
städten Westeuropas bis nach Port Arthur oder Dalny
etwa 18 Tage, nach chinesischen und japanischen Häfen
22 bis 24 Tage beanspruchen,‘ was gegenüber der
Seetahrt eine wesentliche Zeitersparnifs bedeuten würde.
Ob diese Geschwindigkeiten auf den sibirischen Bahn-
strecken noch vor dem endgültigen Ausbau der Eisen-
bahn thatsächlich erzielt werden, wird erst die Zukunft
lehren.*)
4) Die russische Zeitung „Oestliche Rundschau“ berichtete
kürzlich, dafs die Erweiterungsarbeiten zur Erhöhung der Leistungs-
fähigkeit der sibirischen Eisenbahn auf einzelnen Bahnstrecken in
grölserem Umfange ausgeführt werden müssen, als ursprünglich ge-
plant wurde. Beispielsweise soll sich auf der über 1200 km
langen Strecke Atschinsk--Irkutsk eine theilweise Veränderung der
Trace als nothwendig herausgestellt haben. Unter diesen Umständen
werden vor dem endgültigen Ausbau die angenommenen Ge-
schwindigkciten im Durchgangsverkehr wohl kaum erreicht werden.
Verschiedenes.
Technische Hochschule zu Berlin. den
19. März d. J., Abends 7 Uhr,
der Hiltskasse der Technischen Hoch-
Am Donnerstag,
wird im Hörsaal für Physik ein
dritter Vortrag zu Gunsten
schule zu Berlin stattfinden. Der Professor Dr. Rubens wird über
|
„Sichtbare und unsichtbare Strahlen‘ unter Vorführung von Experi-
menten sprechen.
Eintrittskarten zum Preise von 2 Mk. und I Mk. sind im Bureau
der Hochschule werktägig von 10 bis 2 Uhr zu haben.
[15. März 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 618.] 123
Eisenbahnbau in Südchina. Während
der Eisenbahnbau an verschiedenen Stellen schon weit vorgeschritten,
im Norden Chinas
ist im Süden des Riesenreichs bis jetzt trotz der vielfachen dahin
zielenden Bestrebungen noch kaum ein Anfang damit gemacht worden.
Hier ist es besonders die grofse Hochlandsprovinz Yünnan in der
Südwestecke des eigentlichen China, nach welcher von Tonkin
aus ihren wirth-
die Franzosen,
Eintlufs
namentlich viel von den Mineralschätzen, die in den mächtigen Gebirgen
von Burma aus die Engländer
schaftlichen auszuüben streben’). sich
Man verspricht
dieser Provinz der kundigen Erschliefsung harren sollen, worüber
allerdings zuverlässige Feststellungen noch nicht bekannt geworden
sind. Schiffbare Flüsse zur Erreichung des Innern der Provinz sind
nicht vorhanden, wefshalb mannigfache Eisenbahnbauplane für diesen
Zweck aufgetaucht sind.
Das Eisenbahnnetz des unter britischer Herrschaft stehenden
Reiches Burma (Birma), das mit der Spurweite von I m gebaut ist, reicht
mit 3 Zweigen bis in die Nähe der Provinz Yünnan Der Fortsetzung
dieser burmanischen Bahnen in das Innere Chinas setzt aber die
Bodengestaltung sehr grolse Hindernisse entgegen, da zwischen der
chinesisch-burmanischen Grenze und der Provinzialhauptstadt Yünnan
sıeben parallel laufende Gebirgszüge liegen, von denen 6 bis zu
2400 m ansteigen, während die dazwischen liegenden Thäler sich
1500 m senken.
tür jetzt von Fortsetzung der
bis zu
halb
nach dem Innern Chinas Abstand genommen, um die ihr zur Ver-
Die englische Kolonialverwaltung hat des-
burmanischen Eisenbahnen
fügung stehenden Mittel zum Ausbau des Eisenbahnnetzes im Innern
Burmas verwenden zu können. Eine Verbesserung der Verkehrs-
verhaltnisse soll dabei durch den Bau von Stratsen, die an die
jetzigen Endstationen der burmanischen Bahnen anschliefsen und in
die Provinz Yünnan führen, sowie durch bessere Organisation des
Karawancnverkehrs herbeigeführt werden.
Zeit
ihnen schon seit langer Zeit geplanten Erschliefsung der Provinz
In neuester gehen nun die Franzosen mit der von
Yünnan durch einen Eisenbahnbau vor. Wie im »Luginecring«
mitgetheilt wird, ist nach dem Berichte des britischen Konsuls
für die
Konzession für den Bau und Betrieb einer mit I m Spurweite her-
Jsumao und Mengtse ciner Unternehmer -Gescllschaft
zustellenden Eisenbahn von Haiphong, dem Hauptsechaten Tonkins,
über Laukai an der chinesischen Grenze nach Yünnan (etwa 400 km)
auf die Dauer von 75 Jahren von der Kolonialverwaltung in Tonkin
verlichen worden. Der auf französischem Gebiete liegende Theil der
Bahn,
Haiphong — Laukai, die auf
soll auf Kosten der Kolonie,
Strecke,
früher ein Abkommen zwischen Frankreich und China getroffen wurde,
chinesischem Gebiete liegende wegen deren Bau schon
aus eigenen Mitteln der Gesellschaft, für welche die Kolonie aber
Zinsbürgschaft übernimmt, gebaut werden. Als besonders bemerkens-
werth wird im Engineering bezeichnet, dats die Gesellschaft nach
den Konzessionsbedingungen verpflichtet ist, mineralische Erzeugnisse
(Eisen, Kohlen, Zinn u. dgl.) zu einem schr niedrigen Tarifsatze
— 13 Dollars für It von Yünnanfu bis Haiphong —- zu befördern.
Aus dieser Bestimmung wird geschlossen, dafs ein Hauptzweck des
Balınbaues sei, die Mineralschätze der Provinz Yünnan französischen
Unternehmern zu erschlielsen. Damit die Englander dabei von Burma
aus in Wettbewerb treten können, wird im Engineering als noth-
wendig bezeichnet, dafs von den indischen Behörden die Frage der
Fortsetzung der burmanischen Eisenbahnen in das Innere von China
erneuter Prüfung unterzogen werde.
Selbstfahrerverkebr in Italien.
italienische Postverwaltung cinen regelmäfsigen Selbstfahrer-
In ähnlicher Weise, wie
die
dienst für den Personen- und Postverkehr zwischen Vievola und
Ventimiglia eingerichtet hat (vgl. Annalen Bd. 51, S. 83), ist, wie
im elen, d. str. Err mitgetheilt wird, von der Gemeinde Spoleto
im Oktober 1902 ein regelmäisiger Verkehr mit Dampfselbstfahrern
Die
18 km betragende Entfernung zwischen den beiden Städten wird
zwischen den Städten Spoleto und Norcia eröflnet worden.
von den Selbstfahrern in 4 Stunden zurückgelegt bei Aufenthalt an
8 Zwischenorten.
sachen und Packete. In jeder Richtung verkehrt täglich ein Selbst-
*) Vgl. den Aufsatz:
China.“ Von Dr. Herrmann Schumacher. Mit einer Karte, im
„Archiv für Eisenbahnwesen“ 1899 S. 901 ff. und 1900 S. 1 ff.
„Eisenbahnbau und Eisenbahnpläne in
Befördert werden Personen, Reisegepäck, Post-
fahrer, der aufser dem Gepäck u. s. w. 20 Personen in 2 Klassen
aufnehmen kann. Die beiden verbundenen Städte und die dazwischen
liegenden Ortschaften haben eine betriebsame Bevölkerung, in dem
fruchtbaren Bezirke von Norcia wird besonders starke Schweine-
zucht betrieben, sodafs die Entwicklung eines regen Verkehrs auf
dieser Strecke, auf der wegen der Gelandebeschatfenheit eine
Eisenbahn nicht wohl angelegt werden kann, erwartet wird.
Baupolizeiliches. Baupolizeibehörden in der Provinz, bei
denen Anträge auf Erlaubnils zur Ausführung neuer massiver Decken-
und Tieppenkonstruktionen gestellt wurden, haben mehrfach erklärt,
nur solche Konstruktionen zuzulassen, welche von der Bauabtheilung
des Polizeipräsidiums in Berlin allgemein zur Ausführung genehmigt
worden sind. Infolge dessen haben sich die Unternehmer mit der
` Bitte um derartige allgemeine Genehmigung an den Polizeipräsidenten
in Berlin gewandt, haben aber abschlägig beschieden werden müssen,
da dessen Zuständigkeit sich auf die Polizeibezirke Berlin, Charlotten-
burg, Schöneberg und Rixdorf beschränkt.
Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat daher, um den Polizei-
behörden der Provinz die Möglichkeit der unmittelbaren Entschliefsung
Decken-
zu geben, den Berliner Polizeipräsidenten
über Anträge auf Erlaubnifs zur Ausführung und
neuer
Treppenkonstruktionen
veranlatst, von den für den Landespolizeibezirk Berlin geprüften und
zur Ausführung zugelassenen Konstruktionen Zusammenstellungen
fertigen zu lassen, die von jedem System Zeichnung und kurze
Beschreibung, die statische Berechnung und die Ergebnisse der
stattgehabten Probebclastung in einheitlicher Anordnung sowie den
Namen des zur Ausführung verstatteten Unternehmers enthalten, und
diese Zusammenstellungen, die erforderlichenfalls durch Aufnahme
neu hinzugekommencr Konstruktionen ergänzt werden sollen, den
Regierungspräsidenten behufs Verwendung für die dortigen bau-
technischen Referenten und behufs Mittheilung an die in Betracht
kommenden Baupolizcibehörden in der nöthigen Zahl von Exemplaren
zu übersenden.
Dabei bleibt den Baupolizeibehörden überlassen, für etwaige
nicht in den Zusammenstellungen enthaltene Konstruktionen, deren
Ausführung in
ihrem Bezirk beabsichtigt wird, den rechnerischen
Nachweis der Standsicherheit in gleicher Weise, wie dies für den
Landespolizeibezirk Berlin angeordnet ist, zu fordern und in geeigneten
Fällen Probebelastungen vorzuschreiben. Die Vornahme dieser
Belastungen braucht nicht auf die mechanisch-technische Versuchs-
anstalt ın Berlin beschränkt zu werden, kann vielmehr auch anderweit
erfolgen.
Die Baupolizeibehörden sind ausdrücklich darauf hinzu-
weisen, dals die Befugnils, allgemein genchmigte Konstruktionen
auszuführen, nur bestimmten als zuverlässig bewährten Firmen und
Unternehmern einzuräumen ist und zwar unter Vorbehalt jeder-
zeitigen Widerrufs.
Die preufsische Gewerbeinspektion im Etat der Handels-
und Gewerbeverwaltung für das Etatsjahr 1903. Der preufsische
Haushaltungs-Etat für 1903,
Entwurf vorgelegt ist, zeigt, dafs die preutsische Gewerbeinspcktion
welcher dem Abgeordnetenhause im
seit einigen Jahren in das Stadium einer ruhigen und gleichmälsigen
Entwickelung eingetreten ist. An Besoldungen sind unter Kapitel 68
Tit. 3 ausgeworfen: .
für 28 Regierungs- und Gewerberathe (4200 bis 7200 M.)
„ 120 Gewerbe-Inspektoren (3600 bis 5700 Mi.
„ 12 Gewerbe-Inspektions-Assistenten (je 3300 M.).
. 161 400 M.
. 539 400 ,,
39 600 ,
Gegen das Vorjahr soll sonach eine Vermehrung um eine Re-
gierungs- und Gewerberathsstelle und um 7 Gewerbcinspektoren-
Stellen eintreten. Die Regierungs- und Gewerberathsstelle soll für
den Regierungsbezirk Bromberg geschaffen werden; bisher besteht
die Einrichtung, dafs der Regierungs- und Gewerberath in Posen
zugleich als gewerbetechnischer Rath bei der Regierung in Bromberg
fungirt. Von den neuen Gewerbeinspektor-Stellen sind 6 dazu be-
stimmt, bisher nur auftragsweise verwaltete Stellen in etatsmälsige
Die 7. Stelle wird
Gewerberath in Berlin beizugebenden zweiten gewerbetechnischen
umzuwandeln. für einen dem Regierungs- und
Hülfsarbeiter verlangt.
In den Regierungsbezirken Münster und Potsdam soll das Be-
dürfnifs durch
Errichtung je einer Gewerbeinspektion befriedigt werden. Die neuen
nach Vermehrung der Gewerbeaufsichtsbeamten
Dienststellen sollen von je einem auftragsweise zu beschäftigenden
124 [No. 618.]
Der
zur ordnungsmafsigen Erledigung der
Gewerbeinspektor verwaltet werden. Gewerbeinspcktion
Kattowitz
dauernd ein Assistent zugetheilt werden.
Hülfskräfte ist für das nächste Etatsjahr nicht vorgesehen.
Das gesammte Personal der preufsischen Gewerbeaufsicht würde
soll Geschäfte
Die Einstellung weiblicher
sich nach diesem Etats-Voranschlag um 11 Personen vermehren.
Internationale Union. Bereits in der Nummer vom 1. Februar
d. J. haben wir berichtet, dafs es in der Absicht der Reichsregierung
liegt, den Anschlufs des Reichs an den Verband derjenigen Staaten,
welche die Brüsseler Zusatzakte vom 14. Dezember 1900 ratifizirt
haben (s. No. 574 der Annalen vom 15. Mai 1901), bei dem Reichstag
zu befürworten. Nachdem vor kurzem Spanien die Ratifikation der
Brüsseler Zusatzakte vollzogen hat, und nachdem auch Brasilien
seine Bereitwilligkeit erklärt hat die Brüsseler Zusatzakte zu voll-
ziehen, die Ratifikation auch
demnächst erfolgen wird, so werden der Ucbereinkunft über den
Schutz des gewaiblichen Eigenthums vom 20. März 1893 in der
Gestalt, welche die Uebereinkunft über die Brüsseler Zusatzakte
vom 14. Dezember 1900 erhalten hat, die folgenden Staaten an-
so dafs von Seiten dieses Staates
gehören:
Belgien, Brasilien, Dänemark nebst den Farörn, Spanien, Ver-
einigte Staaten von Nordamerika, Frankreich mit Algier und den
Colonien, Grofsbritannien mit Ncu-Seeland und Queensland, Italien,
Niederlande mit Niederländisch Indien,
Schweden,
Japan, Norwegen, Surinam
und Curacao, Portugal mit den Azoren und Madeira,
Schweiz und Tunis.
Diejenigen Staaten, welche zwar der Internationalen Ueber-
einkunft über den Schutz des gewerblichen Figenthums vom 20. März
1883 beigetreten sind, die Brüsseler Zusatzakte vom 14. Dezember
1900 jedoch nicht ratifizirt haben, sind nunmehr nur noch die
Dominikanische Republik und Serbien.
Preisausschreiben der russischen Eisenbahnen. Unter
Bezugnahme auf die Ausführungen in No. 617 der Annalen wird
noch mitgetheilt, dafs die Abfassung der Eingaben in russischer
Sprache nicht vorgeschrieben ist, so dafs also auch Bewerbungen
in deutscher, französischer und englischer Sprache Berücksichtigung
finden. Die Frist läuft am
15. April russischen Stils, also am 28. April des hier gültigen
Kalenders ab.
Druckfehler-Berichtigung zu dem in No. 615 d. Zeitschr.
auf Seite 44 enthaltenen Bericht über die Beurtheilung der
In der zweiten
zur Einreichung der Bewerbungen
Preisaufgaben im Verein für Eisenbahnkunde.
Spalte Zeile 22 von oben, mufs es — wie für den sachkundigen
Leser wohl ohne weiteres ersichtlich -- heifsen 30°; gg statt 30% u.
Zuverlässigkeit und Sparsamkeit des Betriebes sind die
Zeichen, unter welchen die erstklassige deutsche Industrie-I-okomobile
auf der ganzen Linie gesiegt hat und weiter siegen wird. Interessante
Angaben über die Verwendung der Lokomobilen in den cinzelnen
Industrieen enthält der der heutigen Gesammtauflage beiliegende
Prospekt, den die Firma R. Wolf,
Anschlufs an die kürzlich erschienene Beilage über fahrbare Loko-
mobilen veröffentlicht hat.
neben einer ausgezeichneten Darstellung einer Wolf’schen Hochdruck-
Magdeburg-Buckau im
In diesem Prospekt befindet sich ferner,
l.okomobile auf Tragfüfsen eine vollständige Leistungs- und Gewichts-
tabelle dieser Modelle, die den zahlreichen Interessenten hoch-
willkommen sein dürfte und eine Aufbewahrung dieses Blattes
empfeblenswerth erscheinen lälst.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Eisenbahn-Betriebsdirektor unter Belassung
des Ranges eines Rathes vierter Klasse der bisherige Eisenbahn-
Bauinspektor, Baurath Schad in Strafsburg;
zum Kaiserl. Eisenbahn-Bauinspektor bei der Verwaltung der
Reichseisenbahnen in Flsafs-Lothringen der preufsische Regier.-Bau-
meister Ernst Brenner in Luxemburg.
die Stelle
Generaldircktion der Eisenbahnen
Uebertragen: des Vorstehers des Materialien-
Bureaus der Kaiserl. ın Elsats-
Lothringen in Strafsburg dem Eisenbahn-Betriebsdirektor Schad.
GLASFRS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. März 1903.)
Preufsen.
Ernannt: zum Mitgliede des Königl. Techn. Prüfungsamtes in
Berlin der Professor an der Kénigl. Techn. Hochschule in Char-
lottenburg W. Werner;
zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer Wilhelm Hans-
mann aus Strausberg, Reg.-Bezirk Potsdam (Maschinenbautach);
Franz Koester aus Limburg a. d. Lahn, Wilhelm Kloevekorn aus
Kl.-Haferbeck, Kr. Pr.-Eylau, und Walter Pleger aus Pröbbernau,
Hermann Plinke aus
Hannover, Kurt Abel aus Cofsdorf, Kreis Liebenwerda, Hermann
Siebert aus Pr.-Eylau und Karl Pietzker aus Tarnowitz (Hochbaufach).
Bestellt:
Direktor des Provinzialmuseums in Posen, Professor Dr. Kaemmerer.
Versctzt: die
Thiele, bisher in Stargard i. Pom. in den Bezirk der König]. Eisen-
bahndirektion in Erfurt und Heinrich bisher in Neumark in Westpr.,
Kreis Danzig-Niederung (Eisenbahnbautach);
zum Provinzialkonservator der Provinz Posen der
Regier.-Baumeister des Eisenbahnbaufaches
in den Bezirk der Königl. Eisenbahndircktion in Halle a. d. S., sowie
der Regier.-Baumeister des Maschinenbaufaches Eschweiler, bisher
in Magdeburg-Buckau, in den Bezirk der Königl. Fisenbahndircktion
in Frankfurt a. M.
Aus dem Staatseisenbahndienst ausgeschieden: der
Regier.-Baumeister des Ingenieurbaufaches Giraud in Stettin in Folge
Uebernahme zur landwirthschaftlichen Verwaltung.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienste
ertheilt: dem Regier.-Baumeister des Wasserbaufachs Friedrich
Sylvester in Kiel.
Bayern.
Ernannt: zum Assessor bei dem Landbauamte Bayreuth der
Staatsbauassistent Franz Branschowsky in München und zu
Eisenbahnassessoren die geprüften maschinentechnischen Praktikanten
Benedikt Baumann
Nürnberg und Friedrich Schappert in Nürnberg bei der Central-
in Regensburg bei der Betriebswerkstätte
werkstätte daselbst.
> Verlichen: die Bauamtmannstelle am Landbauamte Aschaffen-
burg dem Regier.- und Kreisbauassessor Karl Bruch in Bayreuth.
Befördert: zum Regierungsrath bei der Generaldirektion der
Staatseisenbahnen der Direktionsrath bei dieser Stelle Michael
Schiller, zum Regier.- und Kreisbaurath für das Landhaufach bei
der Regierung von Schwaben und Neuburg der Bauamtmann Arthur
Heberlein in Aschaffenburg und zum Regier.- und Kreisbauassessor
für das Landbaufach bei der Regierung von Oberfranken der Bauamts-
assessor Raimund Schäffer in Bayreuth.
der Oberbau-
inspektor Karl Maistre in Buchloe, seinem Ansuchen entsprechend.
In den dauernden Ruhestand versetzt:
Sachsen.
Ernannt: zum aufseretatmäfsigen aufserordentlichen Professor
der Privatdozent an der Technischen Hochschule in Dresden Dr.
phil. Max Toepler.
Württemberg.
Ernannt: zum Mitglied der Gencraldirektion der Posten und
Telegraphen mit der Dienststellung eines Bauraths der Vorstand
der Telegrapheninspektion in Stuttgart Baurath Ritter und zum
Telegrapheningenieur (etatmalsigen Regier.-Baumeister) vorbehaltlich
der Anweisung des dienstlichen Wohnsitzes der Regier.-Baumeister
Mössinger.
Versetzt: auf die erledigte Strafsenbauinspektion Cannstadt der
Strafsenbauinspektor Schad in Calw.
Baden.
der Titel Professor dem Architekten und Lehrer
Akademie der bildenden Künste Hermann
Verliehen:
an der Grolsherzogl.
Billing in Karlsruhe.
Sachsen-Altenburg.
Verlichen: das Prädikat Bezirks-Baumcister dem Bauamts-
assistent Max Gentsch in Altenburg.
Gestorben: der Geh. Regierungsrath Professor an der Techn.
Hochschule Heinrich Köhler in Hlannover, der Geh. Oberbaurath
und Oberlandbaumeister a. D. Adolph Canzler in Dresden und der
Bahnbauinspektor, Baurath Guido Kern in Basel.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebruder Grunert, Berlin.
[1. April 1903. |
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 619.] 125
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin.
Versammlung am 10. Februar 1903.
Vorsitzender: Herr Geheimer Regierungs-Rath Professor Goering. — Schriftführer: Herr Regierungs- und Baurath Diesel.
(Mit 18 Abbildungen).
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung: Meine Herren!
In Vertretung unseres Herrn Vorsitzenden, der aus
einer für ihn ehrenvollen Veranlassung heute verhindert
ist, hier zu erscheinen, liegt es mir ob, die heutige
Sitzung zu eröflnen.
An geschäftlichen Mittheilungen habe ich zunächst
zu erwähnen, dafs der Bericht der vorigen Sitzung hier
ausliegt zu jedermanns Einsicht. Ich bitte, etwaige
Einwendungen dagegen bemerken zu wollen. An Ein-
gängen liegen vor: zunächst die regelmälsigen Nummern
der Zeitschriften (Redner führt dieselben an); weiter
von der Technischen Hochschule zu Charlottenburg die
Rede, welche der Rektor zur Feier des Geburtstages
Sr. Majestät des Kaisers und Königs am 26. Januar d. J.
gehalten hat; ferner der Bericht über die Gestaltung
der Betriebsverhältnisse der preufsischen und hessischen
Staatseisenbahnen im Jahre 1901, von dem Herrn
Minister der öffentlichen Arbeiten übersandt; ebenso
die Statistik der im Betriebe befindlichen Eisenbahnen
Deutschlands vom Reichseisenbahnamt. Sodann ist
eingegangen ein Dankschreiben des Herrn Generals
der Infanterie à la suite des Kadettenkorps, Excellenz
v. Kessler — ich werde das gleich verlesen —, und
ein Dankschreiben des Herrn Civilingenieurs Ziffer.
Beide Dankschreiben sind veranlafst durch schriftliche
Glückwünsche des Vereins zum 70. Geburtstage. (Redner
verliest beide Schreiben). Dann ist hier noch soeben
von unserem Mitgliede Herrn Zacharias ein Buch über
elektrische Strafsenbahnen eingegangen, für welches ich
zunächst meinen persönlichen Dank ausspreche. Aufser-
dem wird den Be Einsendern noch ein Dank-
schreiben zugehen.
Sodann liegen eine Reihe von Anmeldungen zur
Aufnahme in den Verein vor: Herr Karl Fuchs,
Kgl. Eisenbahnbau- und Betriebsinspektor a. D. in Berlin,
vorgeschlagen von Herrn Regierungs- und Baurath
Mohr hierselbst und Herrn Schirmer, Eisenbahn-
direktor in Stettin; ferner Herr Moritz Marhold, Bau-
und Betriebsdirektor der Grofsen Berliner Strafsenbahn,
eingeführt und vorgeschlagen von den Herren Peiser
und Kemmann, sodann Herr Franz Richard, Geh.
Baurath, Berlin, vorgeschlagen von den Herren Scholk-
mann und Lehmann; endlich Herr Kasimir Storm,
Eisenbahnbau- und Betriebsinspektor, Berlin, vor-
geschlagen von den Herren Sarre und Fritsch.
Nun kommt folgender Punkt der Tagesordnung:
Bericht des Ausschusses zur Prüfung der Kassenführung
im Jahre 1902. Den Bericht haben übernommen die
Herren von Mühlenfels und Blanck. Ich darf den
letzteren wohl bitten, den Bericht hier zu erstatten.
Herr Oberbaurath Blanck: Meine Herren! Wir
haben die Prüfung vorgenommen und alles in jeder
Beziehung nachgerechnet, die Rechnungen einzeln mit
den Positionen des Kontobuches verglichen und für
richtig befunden. Angenehm ist es mir, Ihnen mittheilen
zu können, dafs das Saldo abschliefst mit einem Ueber-
schufs von 141,46 M. als Vortrag für das laufende Jahr.
Dies wäre es, was ich in geschäftlicher Beziehung mit-
zutheilen habe.
Dann aber fühle ich mich verpflichtet, auszusprechen,
dafs wir die ganze Buchführung in geradezu muster-
hafter Ordnung gefunden haben. Es gab auch kein
Titelchen, das wir moniren konnten. Ich kann nur
den Verein bitten, dafs er dem Herrn Oberstleutnant
Buchholtz seinen tiefstgefühlten Dank ausspricht, und
ich wünsche dem Verein, dafs ihm ein derartiger
Kassenführer noch jahrelang erhalten bleibe. (Beifall.)
Vorsitzender: Nach dem eben Gehörten darf ich
gewifs annehmen, dafs es in Ihrer aller Sinne liegt,
wenn ich namens des Vereins dem Herrn Kassenführer
den allerverbindlichsten Dank ausspreche. Ich glaube
auch keine Fehlbitte zu thun, wenn ich Sie bitte, die
Entlastung auszusprechen. Es erfolgt kein Widerspruch,
die Entlastung ist ertheilt.
Wir kommen zum nächsten Punkte der Tages-
ordnung: Beschlufsfassung über den Voranschlag der
Einnahmen und Ausgaben für 1903. — Ich möchte zu-
nächst fragen, ob zu diesem Voranschlag, welcher Ihnen
vorliegt, irgend eine besondere Bemerkung zu machen
ist. Das scheint nicht der Fall zu sein. Dann möchte
ich den Herrn Schriftführer bitten, einen Antrag zu
verlesen, der hierzu von Herrn Liebmann vorliegt.
Herr Regierungsrath Diesel verliest den Antrag:
Gemäfs den mündlichen Ausführungen in der Vereins-
versammlung vom 13. d. M. stelle ich hierdurch den
nachstehenden Antrag mit der höflichen Bitte, denselben
der weiteren geschäftsordnungsmäfsigen Behandlung
gefälligst zuführen zu wollen.
„In den diesjährigen Etat ist ein Betrag von 200 M.,
und auch in folgenden Jahren ein entsprechender Betrag
einzusetzen zur fortlaufenden Vervollständigung der
Vereinsbibliothek durch den Ankauf solcher neueren
wichtigeren Werke der Eisenbahnfachliteratur, die nicht
in der Bibliothek des Architekten-Vereins enthalten sind.
Die Auswahl der zu beschaffenden Werke ist einem
zu wählenden, aus mindestens 3 Mitgliedern bestehenden
ständigen Bibliotheks-Ausschufs zu überlassen.
Soweit nicht die ganze Bibliothek im Lesesaale des
Architekten-Vereins Platz findet, sollen die wesent-
licheren Werke dort aufgestellt und auch jene Zeit-
schriften öffentlich ausgelegt werden, die nicht schon
beim Architekten-Verein ausliegen.“
Vorsitzender: Meine Herren! Ich glaube, dafs dieser
Antrag, unsere Bibliothek besser auszustatten und auch
etwas nutzbringender für die Mitglieder zu machen,
mit Freuden zu begrüfsen ist. Ich glaube, es wird auch
wohl dem Verein nicht allzu schwer fallen, einen der-
artigen Betrag von 200 M. dafür in den Etat einzustellen,
die aus Position 12 gedeckt werden könnten. Für die
Zukunft würde sich das nöthige Geld auch wohl finden.
Aber eine wichtige Frage ist dabei die, wie es mit der
Oertlichkeit sein würde, damit die Bücher auch benutzt
werden könnten. Es ist ja bisher üblich gewesen,
stillschweigend gewissermafsen, dafs die Herren, die
unsere Bücher haben benutzen wollen, dies in den
Räumen des Architekten-Vereins gethan haben, auch
wenn sie diesem Verein nicht angehören. Das wird
ja auch wohl später möglich sein. Aber unsere Bücher
sind gegenwärtig an einer Stelle aufgestellt, wo sie
schwer zukömmlich sind, nämlich oben im Dachgeschofs.
Die Bücher müssen also einzeln von da heruntergeholt
werden, um sie zu benutzen. Es würde ja wünschens-
werth sein, dafs es gelingen möchte, unsere Bibliothek
mit unterzubringen in einem Raum des Architekten-
Verein. Das können wir aber nur, wenn der Architekten-
Verein darauf eingehen will, was vielleicht zu hoffen
ist, wenn wir ihm als Gegenleistung die Mitbenutzung
dieser Werke anbieten. Das sind ja aber Einzelfragen,
die wohl erst im Vorstande besprochen werden müssen
und diesem zu überlassen sein möchten. Es würde
sich hier nur darum handeln, ob der Verein es für
angemessen und richtig halt, diesen Posten von 200 M.
in den Etat einzustellen für Anschaffungen für die
Bibliothek. Es wird, wie es aus dem Antrage hervor-
geht, nicht beabsichtigt, ältere Werke anzuschaffen,
namentlich nicht solche, die in der Bibliothek des
Architekten-Vereins zur Verfügung stehen, sondern
namentlich neue Werke auf dem Gebiet des Eisenbahn-
wesens, besonders solche, welche nicht in der Bibliothek
des Architekten. Vereins vorhanden sind, so z. B. die
126 [No. 619.)
neueren Handbücher des Eisenbahnwesens nach der
elektrotechnischen Seite hin.
Wünscht noch jemand etwas zu bemerken? Wenn
niemand das Wort nimmt, so darf ich das Einver-
ständnifs des Vereins annehmen, dafs 200 M. in den
Etat eingesetzt werden, und dafs die weiteren Mafs-
nahmen dem Vorstande überlassen bleiben.
Herr Oberbaurath Blanck: Die Sache ist ja sehr
wünschenswerth, ich bin auch dafür. Aber es wird
sich auch der Kassenführer darüber äufsern müssen,
ob er die Mittel hat; denn wenn wir 200 M. mehr in
den Voranschlag einsetzten, so würden wir mit einem
Defizit abschliefsen.
Herr Oberstleutnant a. D. Buchholtz: Meine Herren,
für solche Zwecke mufs immer, wenn es Ihr Wunsch
ist, Geld vorhanden sein; es mufs dann an anderer
Stelle gespart werden.
rofse Summe für Preise ausgeben, können wir auch
00 M., um Bücher zu beschaffen, auswerfen.
Herr Oberbaurath Dr. zur Nieden: Ich möchte darauf
hinweisen, dafs wir 27000 M. Vermögen haben, da
spielen 200 M. keine Rolle. Wenn wir das beschaffen,
was in letzter Zeit über elektrische Anlagen geschrieben
ist, kommen wir aber mit 200 M. nicht weit.
Herr Oberstleutnant a. D. Buchholtz: Meine Herren!
Ich möchte nochmals auf die Beschaffung unseres Ver-
mögens zurückkommen. Wir haben davon s. Z. 25000 M.
fest angelegt, und ich glaube nicht, dafs wir diese ander-
weitig verwenden können. Das Geld ist uns seinerzeit
ausdrücklich, um von den Zinsen Beträge für Preis-
aufgaben zu erhalten, gegeben worden. Es ist damals
ein Schreiben an einzelne Mitglieder ergangen, die sich
in guten Verhältnissen befanden, und darin gesagt
worden, der Verein wolle Preisaufgaben stellen, dazu
wäre ein gewisses Kapital nothwendig, da die Einnahmen
des Vereins hierzu nicht ausreichten; so ist unser Ver-
mögen entstanden. Deshalb glaube ich, wir dürfen
nicht dies Stamm-Kapital von 25000 M. angreifen. Ich
glaube aber trotzdem, dafs, wenn wir die Preise etwas
niedriger ansetzen als bisher, wir zur Vervollständigung
unserer Bibliothek das Geld flüssig machen können.
Herr Oberbaurath Dr. zur Nieden: Mir ist gesagt
worden, dafs die Preise garnicht aus diesem Fonds
bezahlt werden, sondern aus unseren laufenden Ein-
nahmen. Ich weifs nicht, ob das richtig ist. Dann
würde ja der Fonds für den Zweck garnicht angegriffen
werden, für den er gestiftet ist. Wir haben aber aufser-
dem noch 2000 M., die nicht in das Schuldbuch ein-
getragen sind.
Herr Oberstleutnant a. D. Buchholtz: Meine Herren!
Dafs wir die nicht in die Hand nehmen können, werden
Sie aus dem Voranschlag leicht ersehen können. Wir
haben an Zinsen 945 M. an sonstigen Einnahmen die
Beiträge der Mitglieder und einen kleinen Betrag aus
verkauften Schriften. Das reicht gerade aus, um unsere
Ausgaben zu decken. Wenn Sie nun auf die andere
Seite des Voranschlages blicken, so werden Sie sehen,
dafs wir zum Ausgleich schon etwas von den Zinsen
haben entnehmen müssen, die wir früher erspart haben.
Wir haben für 700 M. Papiere verkauft, die s. Z. an-
geschafft waren, weil bei dem vorletzten Preisaus-
schreiben keine Preise vertheilt werden konnten, so
blieb das Geld zu diesem Zweck liegen, und konnte
jetzt verwendet werden. Die 2000 M., die wir bei der
Deutschen Bank noch haben, sind allerdings verfügbar.
Wenn wir die aber aufbrauchen, so könnten wir, wenn
wir mal gröfsere Ausgaben für den Verein machen
müssen, leicht in Verlegenheiten kommen. Ich möchte
deshalb empfehlen, diese für etwa nothwendige Mehr-
ausgaben zu reserviren.
Herr Geh. Regierungsrath Schwabe: Ich möchte
zu dem Besuch der Bibliothek erwähnen, dafs nach
meinen Erfahrungen die Mitglieder nur einen äufserst
geringen Gebrauch davon machen werden. Ich glaube
deshalb auch, dafs der Bedarf, neue Bücher zu beschaffen,
nur in sehr geringem Mafse vorhanden sein wird.
Vorsitzender: Ich möchte noch bemerken, dafs unser
Verein eine grofse Reihe von Mitgliedern hat, die nicht
zugleich dem Architckten-Verein angehören, die also
nicht ohne Weiteres berechtigt sind, die Bibliothek des
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Eben so gut, wie wir eine `
(1. April 1903.]
Architekten-Vereins mitzubenutzen. Wenn es trotzdem
zu geschehen pflegt, so danken wir das einem freund-
lichen Entgegenkommen des Architekten-Vereins, haben
aber keineswegs einen Rechtsanspruch darauf. Sodann
glaube ich, es wäre doch gut, wenn wir einige neuere
Bücher, namentlich speziell eisenbahn-technische, an-
schaffen könnten, und wenn Mittel dafür eingesetzt
werden in den Etat. Ich glaube nicht, dafs es ein sehr
umfangreiches Gebiet sein wird, das hier in Frage
kommt, weil ein grofser Theil der Bücher in der
Bibliothek des Architekten-Vereins vorhanden ist. Be-
züglich anderer, für uns wichtiger Werke, die dort
fehlen, werden wir wohl mit einem jährlichen Betrage
von 200 M. etwas ausrichten.
Herr Geh. Oberbaurath $emler: Ich glaube, dafs es
ganz gut wäre, wenn der Eisenbahn-Verein in dieser
Beziehung selbständig dastände. Die Angelegenheit
scheint mir indes gegenwärtig noch nicht ausreichend
geklärt zu sein, um überblicken zu können, wie grofs
die Bibliothek werden soll und welche Mittel dazu
erforderlich sind. Ich möchte daher empfehlen, dafs
der Vorstand zunächst Erhebungen darüber anstellt,
wie viele Mittel ungefähr erforderlich sind, um die haupt-
sächlichsten Werke anzuschaffen, damit wir wissen,
welche Kosten erstmalig und welche alljährlich hierfür
aufzuwenden sein würden. Die zweite Frage würde
die Raumfrage betreffen, um mit einem für uns nicht zu
hohen Aufwande die Bibliothek zweckmäfsig benutzen
zu können. Es möchte sich vielleicht ein Abkommen
mit dem Architekten-Verein dahin empfehlen, dafs wir
in seiner Bibliothek nicht nur geduldet, sondern in ihrer
Mitbenutzung auch rechtlich gesichert sind. Ich schlage
daher vor, den Vorstand zu ersuchen, Verhandlungen
nach dieser Richtung einzuleiten und die Angelegenheit
einstweilen bis zur nächsten Sitzung aufzuschieben,
damit wir nicht in unerwartet hohe Ausgaben hinein-
kommen, ohne doch einen entsprechenden Nutzen davon
zu haben.
Vorsitzender: Wünscht sonst noch einer der Herren
das Wort in der Sache? Das ist nicht der Fall. Dann
darf ich wohl als Ansicht des Vereins annehmen, dafs
wir in dem von Herrn Semler erwähnten Sinne vor-
gehen. Der Antrag wird demnach auf eine andere
Tagesordnung, vielleicht auf die der nächsten oder
übernächsten Sitzung gestellt werden.
Dann erfolgt die Abstimmung über die Aufnahme
von 5 Mitgliedern. Die Stimmzettel werden eingesammelt
werden.
Sodann bitte ich Herrn Oberingenieur Reichel der
Siemens & Halske A.-G., uns den angekündigten
Vortrag über
Neues aus dem Gebiete elektrischen Betriebes
für Vollbahnen
halten zu wollen.
Einleitung.
Meine Herren! In den vergangenen Jahren sind
auf dem Gebiete elektrischen Betriebes für Vollbahnen
einige Erfolge erzielt worden, welche zu entschiedenen
Hofinungen für weitere Ausbreitung des elektrischen
Bahnbetriebes berechtigen und die Früchte einer mehr-
jährigen Arbeit, sowie einer ganzen Reihe von Ver-
suchen sind. Die Ausführungen beziehen sich auf
zweierlei Arten von Bahnbetrieben und zwar:
l. Auf die Anwendung von hochgespanntem Dreh-
strom für Fernbahnen (Schnellbahnversuche auf
der Strecke Marienfelde-Zossen),
2. auf die Anwendung von Gleichstrom erhöhter
Spannung für Stadt- und Vorortbahnen (Wannsee-
bahn und elektrische Hoch- und Untergrundbahn.)
Ich mache nun zunächst einige nähere Angaben
über beide Gebiete, werde mich aber im Folgenden
heute auf Gebiet I beschränken müssen. |
A. Ueber die neueren Errungenschaften.
Nachdem in den Jahren 1897—1900 auf der Ver-
suchsbahn der Siemens & Halske A.-G. in Grofs-Lichter-
felde in der Lokomotive und Leitungsanlage (E. T. Z.
1900 Heft 23) die Grundlagen zu der Ausführung für
(1. April 1903.)
die Schnellbahnversuche festgestellt waren, nämlich
den hochgespannten Drehstrom von wenigstens 10 000
Volt Spannung von den Fahrleitungen elektrischer
Bahnen abzunehmen und auf den Fahrzeugen in mecha-
nische Arbeit umzusetzen, konnte das ermittelte System
für die Konstruktionen und den Ausbau der Schnell-
bahn im Jahre 1901 in Anwendung gebracht werden
(E. T. Z. 1901 Heft 34—41). Der nach diesem System
gebaute Wagen und die Leitungsanlage entsprachen
thatsächlich den gehegten Erwartungen und Hoffnungen,
denn es gelang, damit eine Fahrgeschwindigkeit von
160 km zu erreichen.
Die hierbei von der Leitung abgenommene Span-
nung betrug 12000—15000 Volt, die beim Anfahren
geleistete mechanische Arbeit 2500 PS und diejenige
während voller Fahrt 700 PS. Die Stromabnahme
erfolgte dabei durch zwei Stromabnehmer von einer
Fahrleitung, bestehend aus hartgezogenem Kupferdraht
von 100 qmm Querschnitt. Trotz der hohen Geschwin-
digkeit von etwa 45 m in der Sekunde zeigte sich an
den Stromabnehmern und der Leitungsanlage keinerlei
störende Erscheinung. Aufser den verschiedenen
Schnellfahrten von 150—160 km wurde auch an einem
der Versuchstage eine Dauerfahrt mit 120—125 km
Grundgeschwindigkeit unternommen, wobei während
eines Zeitraumes von etwa 2°, Stunden eine Weglänge
von 230 km zurückgelegt wurde, entsprechend fünf
vollen Hin- und Rückfahrten zwischen Marienfelde und
Zossen, verbunden mit etwa 15maligem Anfahren.
Die erreichte Reisegeschwindigkeit bei einer Halte-
stellenentfernung von 23 km würde etwa 85 km pro
Stunde betragen, d. h. man würde selbst bei 10 maligem
Anhalten die Strecke Berlin-Hannover in der genannten
Zeit von 2⁄4 Stunden bequem zurücklegen können.
Aus dem Versuch ging hervor, dafs die elektrische
Einrichtung des Fahrzeuges auch für diese Fälle von
Personenzugverkehr kräftig genug bemessen ist, da die
höchstzulässige Temperaturzunahme der Einrichtung
noch bei weitem nicht erreicht war und das Fahrzeug
voraussichtlich eine Weglänge von 400 km bei der
genannten Haltestellenentfernung würde zurücklegen
können, Trotzdem solches Ergebnifs als ein sehr
günstiges angesehen werden kann, so ist nun doch
vielfach der Einwand gemacht worden, dafs die elek-
trische Einrichtung des Fahrzeuges nur gerade für
dieses allein stark genug sei. Es haben aber die im
vergangenen Jahre mit beiden Schnellwagen angestellten
Zugkraft-Versuche auch noch andere befriedigende Er-
gebnisse gezeitigt, indem es gelang, mit jedem der
beiden Schnellbahnwagen drei D-Zugwagen im Gesammt-
gewicht von etwa 98 t mit 120 km bequem zu ziehen,
also einen Zug von 200 t Bruttogewicht fortzubewegen.
Das Anfahren konnte naturgemäfs hierbei nicht so rasch
erfolgen, als wenn der Wagen allen fuhr, sondern
nahm einen längeren Anfahrweg von etwa 9 km in
Anspruch. Es ist hiernach kaum zu bezweifeln, dafs
das für die Schnellbahn gesteckte Ziel, nämlich die
Erreichung einer Fahrgeschwindigkeit von 200 km,
wird erreicht werden. Die bei den Versuchen erhaltenen
Zugwiderstände lassen allerdings darauf schliefsen, dafs
der Kraftbedarf für 200 km noch ein höherer sein wird
als ursprünglich vorausgesehen und zwar anstatt 1000
bis 1200 PS werden etwa 1400—1500 PS für die volle
Fahrt nöthig sein. Da aber für den Siemens & Halske
Wagen von vornherein die Möglichkeit einer Leistungs-
steigerung vorgesehen war, wie in der Druckschrift
„Elektrische Schnellbahnen im Jahre 1901“ Heft 34—41
unter „Motoren“ bereits angegeben ist, so wird das
Fahrzeug auch diesem Kraftbedarf gewachsen sein,
wenn das Kraftwerk zur Lieferung der erforderlichen
elektrischen Energie und die Speiseleitung zur Fort-
leitung derselben ausreichend sein wird. Wie bekannt,
ist sowohl die erste Lichterfelder Lokomotive von 1900
als auch der Schnellbahnwagen mit Transformatoren
ausgerüstet, die die Hochspannung in für die Motoren
passende Niederspannung umwandeln. Es ist nun ein
weiterer Fortschritt im vergangenen Jahre dadurch
erzielt worden, dafs es gelungen ist, Motoren für un-
mittelbare Zuführung der Hochspannung von 10 000
Volt zu bauen und in einer Lokomotive (E. T. Z. 1902
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 619.] 127
Heft 32) zu erproben, welche keine Transformatoren
enthält. Bereits im Juli des vergangenen Jahres fanden
mit der Lokomotive, die mit zwei solchen Motoren
ausgerüstet ist, Versuchsfahrten mit angehängten D-Zug-
wagen bis zu einer Geschwindigkeit von 105 km mit
einer Spannung von 11000 Volt statt, ohne dafs an
den Motoren irgend welche störenden Erscheinungen
sich bemerkbar machten. In der Zwischenzeit bis zur
Wiederaufnahme der Versuche im Herbst wurde an
der Lokomotive die Zahnradübersetzung für Betrieb
mit Grüterzügen eingerichtet. Bei der Wiederholung
der Versuche war die Lokomotive imstande, mit einer
Spannung von 12500 Volt einen Güterzug von einem
Bruttogewicht von 200 t mit 52 km Geschwindigkeit
über Steigungen von 1:200 zu schleppen. Mit der
Möglichkeit, die Hochspannung von 10000 Volt den
Motoren unmittelbar zuzuführen, ist erreicht, dafs das
Gewicht eines Schnellbahnwagens gegenüber der
früheren Ausführung sich neuerdings um das Gewicht
der Transformatoren und zwar von 92t auf etwa 78t
vermindern läfst. Leider wird sich dies, so wünschens-
werth es wäre, bei dem jetzigen Schnellbahnwagen mit
Rücksicht auf die Kosten nicht mehr durchführen
lassen.
Gleichzeitig mit der Ausbildung eines Systemes
für Schnellbahnen und den hiermit angestellten Fahr-
versuchen wurde auch die erste Ausführung auf dem
Gebiete des Vorort- und Stadtbahnwesens, nämlich die
Berliner elektrische Hoch- und Untergrundbahn, in
Betrieb genommen.
Wenn ich auch heute nicht auf diesen zweiten
Theil näher eingehen kann, sondern mir dieses für
später vorbehalten mufs, so möchte ich doch nicht
unterlassen, auf einige Sonderheiten der genannten
Bahn hinzuweisen, zumal da ich auf diese bei der
Wahl der Leitungsanlage für Schnellbahnen zurück-
greifen mufs, Es wird gewifs jeder von Ihnen bei
Benutzung der Hochbahn den Eindruck eines ungewöhn-
lich flotten Betriebes im Vergleich zu dem bisher
gewohnten Dampfbetrieb gehabt haben. Beim Anfahren
treten ungewöhnliche Beschleunigungen bis zu 0,7 m
pro Sekunde und beim Bremsen Verzögerungen bis
zu l, m pro Sekunde auf. (Abb. 1. Anfahrdiagramm.)
Abb. 1.
Sochbahn Berlin
Gahrlinie für horizontale Srecke u mi H Stations ntfermung
Mi thlere Mationsentfe vg Jie 1800 m
Mittlere Span der Bis ong 780 Volt
= wicht hatt ée sort (2 Motor- un ı Anhänge
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BiB ee
Infolge der aufserordentlich starken Beschleunigung
beträgt die Reisegeschwindigkeit 25—27 km, je nach-
dem starker oder schwächerer Andrang stattfindet.
Dieselbe ist um etwa 25 pCt. höher als diejenige der
Berliner Stadtbahn, trotzdem bei letzterer die Ent-
fernung der Haltestellen gröfser ist als die bei der
Hochbahn, nämlich 1,4 km gegen 0,88 km. Ist nun in
Hinsicht auf den äufseren Betrieb die Hochbahn ein
Beispiel für flotte Beförderung, so ist sie andererseits
in Sicktroteahnischer Hinsicht höchst interessant. Hier
ist nämlich infolge der Nothwendigkeit der Ueber-
tragung grofser Energiemengen und zum Zwecke der
Ersparnifs von mehreren Kraftwerken oder Hilfskraft-
werken zum ersten Male die Gleichstromspannung an
Stelle der bisher üblichen von 500—600 Volt auf 800
Volt erhöht worden und die Stromzuführung mittels
der sogenannten dritten Schiene mit dieser Spannung
zum ersten Male durchgeführt worden. Es war natür-
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128 (No, 619.]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
lich erforderlich, besondere Vorsichtsmafsregeln zu
treffen, namentlich hinsichtlich der Isolation sowohl der
Leitungsanlagen als auch der elektrischen Einrichtungen
der Wagen. Aber es hat sich bereits im Laufe des
ersten Betriebsjahres gezeigt, dafs alle Einrichtungen
mit vollster Sicherheit zu arbeiten vermögen. Die
erwähnten Beschleunigungen sind natürlich nur unter
Aufwendung grofser elektrischer Energie möglich und
zwar unter Aufwendung von 450—600 KW pro Zug,
bestehend aus 3 Wagen bezw. 4 Wagen. Die Strom-
stärke beträgt hierbei 550—750 Amp. pro Zug bei
einer Spannung von 800 Volt. Von den 12 Achsen
eines 3-Wagenzuges sind die Hälfte, also 50 pCt. der
Zahl nach und etwa 60 pCt. dem Gewichte nach mit
je einem Elektromotor von 80—100 PS Höchstleistung
angetrieben. Die Unterbringung der elektrischen Ein-
richtung war nicht leicht, denn die Nothwendigkeit,
auch Untergrundbahnstrecken zu befahren, brachte
starke Profilbeschränkungen mit sich und deshalb
bereitete die Wagen-Konstruktion aufserordentliche
Schwierigkeiten, da es einmal nothwendig war, sehr
kräftige elektrische Schaltapparate und Maschinen ein-
zubauen und andererseits der Fassungsraum für die
Fahrgäste trotz kleinen Profils des lichten Raumes
nicht zu sehr beschränkt werden durfte. Infolge sorg-
faltiger Durcharbeitung ist es aber erreicht, dafs das
Gewicht pro beförderte Person 340 kg beträgt, also
etwa gleich dem der Schwebebahn ist, während doch
die Schwebebahn nur eine Reisegeschwindigkeit von
19—20 km entwickelt. Nachdem nun die Steigerung
der Spannung von 600 auf 800 Volt für einen Motor
von 1350 kg nicht nachtheilig war, so liefs sich
schliefsen, dafs man mit schweren und geräumigen
Motoren, z. B. von 2500 kg Gewicht und mehr auf
1000 Volt gehen kann. Das glückte auch in der That
für einen Motor von 2500 kg. Gewicht und es wird
daher bei Motoren von 4000 kg Gewicht für Schnell-
bahnen die Grenze der mit Sicherheit erreichbaren
Spannung zwischen 1200--1500 Volt liegen, so dafs
man bei Hintereinanderschaltung von 2 Motoren auf
2500—3000 Volt in den Fahrleitungen kommen könnte.
Die Grenze von 3000 Volt Gleichstrom für Schnell-
bahnen bietet jedenfalls nicht die geringsten Schwierig-
keiten für die Maschinen der Kraftwerke, denn es
ist z. B. eine Kraftübertragung zwischen Lausanne
und St. Moritz von Thury & Co. Genf ausgeführt,
bei der 10 Maschinen in Hintereinanderschaltung mit
22500 Volt arbeiten. Es müfste aber bei 3000 Volt
auf die dritte Schiene verzichtet und Oberleitung an-
gewendet werden.
Was nun die Leistungsfähigkeit des Betriebes mit
3. Schiene bei 800 Volt, d. i. also der Hochbahn anlangt,
so ist dieselbe bereits erhöht worden und es sind theil-
weise anstelle der 3- Wagenzüge neuerdings 4- Wagen-
züge eingeführt worden. Die nächste Erweiterung
der Leistungsfähigkeit wird darin bestehen, dafs man
zusammengekuppelt zwei 3-Wagenzüge und später
endlich zwei 4-Wagenzüge während der verkehrs-
reichen Stunden wird verkehren lassen. Mit den Zügen
von 8 Wagen wird es dann gelungen sein, 1200 KW
oder 1300 mechanische PS von der Zuleitung durch
die 8 Stromabnehmer auf die Züge zu übertragen, also
200 Amp. pro Stromabnehmer. Aus der ganzen Anlage
der Hochbahn ist aber ersichtlich, dafs die genannten
Leistungen fast nur mit elektrischem Betrieb zu er-
reichen sind, der letztere also als dem Dampfbetrieb
in dieser Hinsicht überlegen zu bezeichnen ist, während
sich die Betriebskosten niedriger stellen, als bei gleich-
werthigem Dampfbetrieb.
Nachdem ich in Vorstehendem über die letzten
Erfolge auf dem Gebiete elektrischen Betriebes Ihnen
berichtet habe, komme ich jetzt dazu, von der Aus-
nutzung derselben in mehr eisenbahntechnischer Hin-
sicht im Folgenden ein Bild zu entwerfen und zwar
hauptsächlich für den ersten Theil, die Fern- und
Schnellbahnen betreffend.
Das Wichtigste für jede Bahn ist der Bau der
Fahrzeuge, denn von dieser Grundlage hängen die
Gestaltung der Leitungsanlage, die Gestaltung des
Kraftwerkes, der Strecke u. s. w. ab.
[1. April 1903.)
Wir besprechen daher jetzt zunächst den:
B. Bau der Fahrzeuge
a. in Bezug auf elektrische Ausrüstung.
Die Grundlage für den Bau der Fahrzeuge wiederum
bilden die Motoren, auf deren Konstruktion ich noch
ein Mal etwas näher eingehen will. Es ist natürlich
nicht gleich von vornherein beabsichtigt worden, Motoren
für 10000 Volt zu bauen, konnte auch nicht von vorn-
herein gelingen, sondern es mufste erst in stufenweiser
Entwicklung ein Schritt nach dem anderen zum end-
giltigen Ergebnifs gethan werden.
Nachdem man bei der Versuchsbahn in Lichter-
felde die Transformatoren mit sekundär 750 Volt auf
die Motoren hatte arbeiten lassen, konnte bei der darauf-
folgenden Konstruktion des Schnellbahnwagens bereits
daran gedacht werden, für die wesentlich gröfseren
und stärkeren Motoren selbst bei Stabwickelung die
Klemmenspannung bis 1850 Volt zu erhöhen, und so
lag denn schliefslich der Gedanke nahe, zu versuchen,
ob nicht die Hochspannung sich unmittelbar den Motoren
zuführen lasse.
Zuerst wurde durch die Berechnung der Schnell-
bahnmotoren hinsichtlich Art und Unterbringung der
Wicklung die theoretische Möglichkeit der Ausführung
festgestellt, und später wurde diese wieder durch
praktische Versuche geprüft, indem einzelne Spulen
des Motors gewickelt und in ein Stück nachgeahmtes
Gehäuse eingelegt wurden. Diese Prüfung der Wicklung
ergab, dafs sie die doppelte Spannung von 20000 Volt
aushielt, ohne durchzuschlagen. Die Wicklung wurde
dann ausgeführt wie die Abb. 2 zeigt.
Abb. 2.
SIEMENS &HALSKE
Das Gehäuse, welches das wirksame Eisen und die
Wicklung umgiebt, ist ein einfacher Cylinder aus
Stahlgufs mit 2 Stirnflächen.
Nach Fertigstellung des ersten Motors wurden
wiederum Isolationsprüfungen vorgenommen und es
zeigte sich, dafs der Motor bei einstündiger Probe die
doppelte Betriebsspannung aushielt, ohne Störungen zu
zeigen, ebenso die Leerlaufs- Versuche mit der eigent-
lichen Betriebsspannung von 10000 Volt während einer
Anzahl von Stunden. Die Leistungen und Wirkungs-
grade des Motors sind trotz der hohen Spannung noch
gute und gehen aus den hier abgebildeten Schaulinien
der Bremswerthe hervor, die ungefähr für etwas über
9300 Volt Spannung aufgestellt sind. (Abb. 3) Lokomotive
braucht also bei voller Leistung mit 200 Tonnenzug
etwa 10 bis 20 Ampère.
Der Motor ist sowohl für direkten Antrieb der
Radachsen, als auch für Antrieb mittels Zahnräder
eingerichtet. Im vorliegenden Falle wurden absichtlich
Zahnräder angewendet, um nicht zu der Entwicklung
einer grofsen Geschwindigkeit von 200 km für diesen
Fall der Erprobung der Motoren gezwungen zu sein.
Der Motor wiegt ohne Zahnräder 4300 kg.
[1. April 1903.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 619.) 129
Aus der näheren Betrachtung der oben erwähnten
Gewicht-Ersparnifs ergiebt sich nun Folgendes:
Die Hochspannungsmotoren werden zwar etwas
schwerer als die Niederspannungsmotoren, aber die
Summe der Gewichte von Transformator plus Nieder-
spannungsmotor ist auf alle Fälle wesentlich gröfser
als das Gewicht des Hochspannungsmotors, und es
kommt aufserdem nicht blos das Gewicht der Trans-
formatoren in Wegfall, sondern auch können Wagen-
kasten und die Drehgestelle leichter werden, da sie
die Last der Transformatoren nicht mehr zu tragen
brauchen.
Läfst sich nun auf der einen Seite das Gewicht
des Wagens vermindern, so kann auch auf der anderen
Seite noch eine Erhöhung der Leistung des Motors
gegenüber der zuerst ermittelten vorgenommen werden.
Man kann nämlich bei einem Fahrzeug, welches mit
4 Motoren ausgerüstet ist, je 2 derselben in Bezug auf
die primäre Wicklung hintereinander schalten, so dafs
jeder nur 5000 Volt bekommt, und man so Greg?
mafsen mit einem Gruppenmotor arbeitet. Hierdurch
wird die Sicherheit des Motors erhöht, indem die
Spannung der einzelnen Drähte gegeneinander kleiner
wird. Ferner kann der Durchmesser der einzelnen
Drähte wesentlich gröfser ausfallen und der Wickelraum
infolgedessen günstiger ausgenutzt werden. Es ergeben
sich hieraus zwei Sorten Motoren, je nachdem der
Raddurchmesser 1250 oder 1500 mm beträgt (Abb. 4).
Die Gewichte der Motoren betragen dann 4 bis 5t,
die Leistungen 180 bis 250 PS.
zahl oder dem Verhältnifs von Zahnradübersetzungen
kann die Geschwindigkeit der Fahrzeuge mit diesen
Motoren zwischen 60 und 160 km Grundgeschwindigkeit
für volle Fahrt bestimmt werden.
In Verbindung mit der einfachen Uebertragung der
Spannung auf die Motoren entwickelt sich nun auch
ein ziemlich einfaches Schaltungsschema für das ganze
Fahrzeug (Abb. 5) und ebenso eine einfache Handhabung
sämmtlicher Apparate auf dem Führerstand. Ferner
kann der mechanische Theil des Fahrzeuges einfach
und leicht gehalten werden, so z. B. der mechanische
Theil der genannten Lokomotive, die mit 2 Motoren
versehen 42 t wiegt, aber mit 4 Motoren ausgerüstet
werden kann und dabei etwa 56t wiegen würde. Es
konnten 2 zweiachsige Drehgestelle als vollkommen
ausreichend sowohl hinsichtlich Achslast als hinsichtlich
ruhigem Gang der Lokomotive bis zu 120 km Fahr-
geschwindigkeit angesehen werden.
Auf die Einzelheiten
der elektrischen Apparate
möchte ich nicht näher
eingehen, da dieselben
bereits genau genug in
der Druckschrift über den missen
Schnellbahnwagen vom e er Pear
Jahre 1901 beschrieben ee WOBEI
sind. Es sei nur soviel
‘erwähnt, dafs gleichzeitig
mit der fortschreitenden
Erfahrung im Bau der
Motoren auch die Technik
der Unterbringung und
Isolirung der Apparate |
und der Verbindungsleitungen im Fahrzeug soweit aus-
gebildet worden ist, um vollkommene Sicherheit zu
gewährleisten.
Legen wir nun die eben näher besprochene moto-
rische und sonstige elektrische Ausrüstung zu Grunde,
so können wir hiermit über die
_b) eisenbahn-technische Gesammtanordnung
der Fahrzeuge und den mechanischen Theil
disponiren.
Die beschriebene Anwendung der Hochspannung
auf die Motoren macht den Bau des mechanischen Theiles
der Fahrzeuge einfach und bietet vor allem hinsichtlich
der Bauart die gröfste Freiheit. Sowohl Motorwagen,
wie Lokomotiven sind ohne Weiteres ausführbar.
Es wird hierbei die Zahl der Achsen für eines der
beiden Fahrzeuge von dem Gesammtgewicht desselben
Je nach der Perioden- -
D e . D . - tiso a e
D
5000 Volt Mannung
abhängig sein. Im allgemeinen wird man sagen können,
dafs man die Drehgestelle der Motorwagen mit 3 bis
4 Achsen und die Drehgestelle. der Lokomotiven mit
2 bis 3 Achsen ausrüsten wird. Hieraus ergiebt sich
das Gewicht eines Motorwagens, wenn man 12!⁄ t
Achslast nicht überschreitet, zu 75 bis 100 t, das Ge-
wicht einer Lokomotive zu 50 bis 75 t.
Würde man z. B. eine Vollbahn für Fernschnell-
verkehr zu bauen haben, so wird man sich wohl mit
150 bis 160 km/Std. begnügen. Denn m. E. kann es
Abb, 3.
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nie beabsichtigt gewesen sein, die Versuche bis 200 km
auf einer Strecke von 23 km Länge anzustellen, damit
| 200 km als Betriebsgeschwindigkeit später angewendet
' werden, sondern damit 150 bis 160 km später mit
Sicherheit gefahren werden können.
Mit Rücksicht nun auf die bisherigen Erfahrungen,
nach denen der Luftwiderstand für ein einzelnes Fahr-
Abb. 4.
——
| zeug einen ganz erheblichen Theil der Kraftleistung
und zwar etwa "in derselben ausmacht, würde man es wohl
vorziehen, die elektrische Ausrüstung des Fahrzeuges
so stark zu bemessen, dafs der Zug nicht blos aus
einem Motorwagen oder Lokomotive und Anhänger be-
steht, sondern beide müssen noch mehrere Beiwagen
ziehen können. Für eine sehr dichte Zugfolge in
Abständen von einer halben Stunde wird auch zu-
nächst wohl kein Bedürfnifs vorhanden sein, sondern
es wird wohl nützlicher sein, in Abständen von
2 Stunden etwas längere Züge verkehren zu lassen.
Es soll deshalb an die mittlere Zusammensetzung eines
Zuges, bestehend aus einem Motorwagen und 4 sechs-
achsigen Beiwagen von je 41 t Gewicht gedacht
werden, wie sie in Glasers Annalen vom 1. März 1902,
No. 593 von Herrn Regierungsrath Wittfeld vorge-
schlagen ist.
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VM MAAN MA
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130 (No 619.]
Aus diesen Vorbedingungen entwickelt sich auf
natürlichem Wege
l. für einen Motorwagen
die Ausrüstung des Fahrzeuges mit vierachsigen Dreh-
gestellen. Wie aus Abb. 6 ersichtlich, sind in jedem
Drehgestell auf den mittleren Achsen sehr grofse und
kräftige Motoren für Laufräder von 1500 mm Durch-
messer untergebracht, die die Fortbewegung des Wagens
in der vollen Fahrt mit insgesammt 1000 PS zu bewirken
Abb. 5.
E
pe
haben. Die äufseren Achsen des Drehgestelles haben
einen Bandagendurchmesser von 1000 mm und einen
Abstand von 6 m. Sie sind mit kleinen, ganz leichten
Motoren ausgerüstet und zwar sollen diese Motoren in
Cascadenschaltung mit den Hauptmotoren arbeiten,
wenn beabsichtigt wird, mit einer stark verminderten
Geschwindigkeit des Fahrzeuges zu fahren. Mit Hilfe
dieser Cascadenmotoren ist es möglich, mit 60km Grund-
rel zu fahren und bei Vorschaltung von
iderständen letztere noch auf etwa die Hälfte mit
Sicherheit herabzumindern. Sie wollen daraus erkennen,
dafs die eben erwähnte Bauart von vierachsigen Dreh-
Abb. 6.
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nein Hirt er ee Meere Be ee S d a a aiad Ae
gestellen für den Motorwagen noch den besonderen
eisenbahntechnischen Vortheil gewährt, über reparatur-
bedürftige Stellen und dergleichen mit Sicherheit eine
stark eingeschränkte Geschwindigkeit zu halten.
Die Abfederung der Drehgestelle gegen die Achsen
würde in derselben Weise ausgebildet werden, wie bei
dem jetzigen Schnellbahnwagen, bei welchem sie sich
durchaus gut bewährt hat. Denn der Schnellbahnwagen
fuhr bei guter Gleislage und 120 km Geschwindigkeit
derartig ruhig, dafs ein auf den Boden gestelltes Glas
mit Flüssigkeit keinen Tropfen derselben verlor, obwohl
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
am WWW WWW
uee Kimeta,
[1. April 1903.)
die Flüssigkeit bis etwa 10mm unter den Rand des
Glases reichte.
Bei dem abgebildeten Wagen können nun die
Federn infolge des gröfseren Radstandes noch länger
werden, arbeiten also noch günstiger, während durch
eine passende Lage der Aufsetzpfannen und hierdurch
vergröfserte Reibungsarbeit, sowie durch eine Ver-
schieblichkeit des Drehzapfens die Schlingerbewegungen
gedämpft werden können. Die Motoren werden gegen
die Achsen abgefedert, wofür eine ganze Reihe von
Ausführungsmöglichkeiten vorliegt. Wenn eine solche
Abfederung bei dem Schnellbahnwagen von Siemens &
Halske bisher absichtlich nicht vorgenommen wurde,
so hat dieses daran gelegen, dafs mit Rücksicht auf die
sehr hohe Umdrehungszahl von 900 in der Minute
entsprechend 200 km/Std. ein störendes Zwischenglied
zwischen Motor und Achse vermieden werden sollte.
Bei der vorliegenden geplanten Ausführung dagegen
kommt nur eine Umdrehungszahl von etwa 500 in Be-
tracht und ist anzunehmen, dafs eine richtige Entwicklung
der Federung zwischen Motorwelle und Radachse er-
folgen kann. Die innere Anordnung des Motorwagens
istin der Weise gedacht, wie die hier vorliegende Skizze
andeutet. (Abb. 7.)
Hinsichtlich der Bremseinrichtung des Fahrzeuges —
und das gilt nicht blos für die Motorwagen, sondern
auch für die Lokomotive — ist zu bemerken, dafs mit
der. gewöhnlichen Westinghouse - Bremse ein Aus-
langen nicht zu finden ist und zwar liegt das an
Folgendem:
Die Bremse mufs zunächst so eingestellt sein, und
der Luftdruck so hoch sein, dafs ein den gröfseren Ge-
schwindigkeiten entsprechender Bremsklotzdruck (150 pCt.
des Adhäsionsgewichts) erzielt werden kann. Wird nun
beispielsweise die Bremse bei 160 km Geschwindigkeit
angesetzt, so wirkt sie vollkommen ordnungsmäfsig,
namentlich wenn das bekannte Druckminderungs-Ventil
von Westinghouse vorhanden ist. Wenn man dagegen
die Bremse bei 60 bis 100 km ansetzt, so wird sie
natürlich entsprechend dem weit gröfseren Reibungs-
Coefficienten eine sehr heftige Wirkung ausüben. Die
Bremse mufs also so eingerichtet sein, dafs es möglich
Abb. 7.
ist, die Bremscylinder stufenweise mit gröfserem oder
kleinerem Luftdruck zu füllen und ebenso stufenweise
den Druck in den Bremscylindern zu vermindern. Bei
einem einzelnen Fahrzeug und bei einem kurzen Zug läfst
sich das wohl mit der einfachen Carpenter-Zweikammer-
bremse oder Westinghousebremse ohne Funktionsventil
erreichen; am vortheilhaftesten würde dagegen sowohl
für lange wie für kurze Züge die bekannte elektro-
pneumatische Steuerung nach dem System von Siemens
& Halske angewendet werden, bei welcher gleichzeitige
Füllung oder Entleerung aller Bremscylinder durch
elektrische Ventile erzielt wird. Die sonstige elektrische
Ausrüstung der Fahrzeuge, namentlich Schaltausrüstung
bleibt dieselbe, wie bei dem ersten Schnellbahnwagen,
da diese Einrichtung sich durchaus bewährt hat. Die
eigentlichen Schaltapparate zum Einschalten der Hoch-
spannung werden mit Luftdruck angetrieben, während
der Anlasser einfach von Hand in derselben Weise be-
wegt werden wird, wie bisher. Als Widerstände würden
metallische Widerstände verwendet werden, welche mit
Rücksicht auf die ständige Betriebsbereitschaft den
Flüssigkeitswiderständen vorzuziehen sind. Für die
Ausbildung der Stromabnehmer, Luftpumpen u. s. w.
[1. April 1903.]
sind Verbesserungen gegenüber der bisherigen Aus-
führung nicht erforderlich.
2. Lokomotiven.
Ein Vergleich zwischen dem oben genannten Fahr-
zeug und einer Lokomotive zeigt von vornherein einen
rein Aufserlichen Vortheil zu Gunsten der letzteren,
nämlich den, dafs bei der Lokomotive die Fahrgäste
von allen Triebwerks - Einrichtungen
entfernt sind, die einzelnen Gegen-
stande der elektrischen Ausrüstung dem
Beamtenpersonal also zugängig sind.
Dieser Vortheil wird durch das höhere
Gewicht des gesammten Zuges wieder
aufgehoben.
Bei den Drehgestellen der Loko-
motive erscheint es nicht gut angängig,
die schweren Massen der Motoren, selbst
wenn sie abgefedert sind, ganz weit
nach aufsen hin zu bringen, da sie zwar
den Eintritt von Schlingerbewegungen
infolge des gröfseren Trägheitsmomentes
hindern, nach erfolgtem Eintritt jedoch
um so schwerer auf das Schienenge-
stänge wirken würden.
Daher wird man die Motoren mehr
nach innen legen und den Antrieb auf
die Aufsenachsen mittelst Kuppelstangen erfolgen lassen,
welche bei 500 Umdrehungen nichts bedenkliches haben.
Die Lokomotive kann dann eine Anordnung nach neben-
stehendem Bilde (Abb. 8) erhalten. Eine Zusammen-
stellung der Gewichte des Motorwagenzuges und des
Lokomotivzuges bestehend aus einer Lokomotive und
fünf sechsachsigen Beiwagen zu je 41 t Gewicht ergiebt
sich nach folgender Tabelle:
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 619.] 131
mafsgebend, sondern wenn die Leistung des Fahrzeuges
und die Menge elektrischer Energie bekannt ist, so
sind noch besonders zwei Punkte für die Wahl des Strom-
systems als wichtig zu beachten:
l. Die Erzielung eines vorzüglichen Kontaktes
zwischen dem Stromabnehmer des Fahrzeuges
und der Leitung, bei kleinster Abnützung der-
selben.
2. Mit den kleinsten Anlage- und Betriebskosten die
verlangten Kraftleistungen in den Leitungen auf
möglichst grolse Entfernungen zu übertragen.
Bei Schnellbahnen liegen nun aller Wahrscheinlich-
keit nach die schwierigsten Aufgaben vor. Nicht blos
sind die gröfsten überhaupt denkbaren Energiemengen
fortzuleiten, sondern auch nach dem Fahrzeug zu über-
tragen. Es wird daher schon allein mit Rücksicht auf
Zug mit elektrischem Motorwagen.
Wagen mit 4achsigen Dreh-
gestellen .
Elektrische Ausrheting d
Leer,
53 500? gewicht Drehgestellen
39 000) 92 500 kg
30 Personen à 70 kg. 2 100
Gepäck . . 2. 2 20. 900
Bedienung, Vorräthe u. s. w. 500
Gewicht bei voller Belastung 96 000 kg
4 sechsachsige Beiwagen
a 41000 kg Bruttogewicht 164 000 „
Gewicht des ganzen Zuges 260 000 kg
Personenzahl im Motorwagen Personenzahl
ausschl. Erfrischungsplätze
Personenzahl in den 4 Bei-
wagen. . . . . 4,42 168 ,
Summa 180 PI.
12 Pl.
platze .
Es ist hieraus ersichtlich, dafs der Motorwagenzug
mit etwa 260t und 180 Personen 1450 kg pro Person
dem Lokomotivzug mit etwa 280t und 168 Personen
(1670 kg pro Person) und dem Dampfzuge von 330t
und 168 Personen (1960 kg pro Person) überlegen ist.
Im übrigen würden die sonstigen Theile der
elektrischen Ausrüstung in gleicher bezw. ähnlicher
Weise ausgeführt werden, wie bei dem eben be-
schriebenen Motorwagen. Hiermit würde die Bauart
der Lokomotive für 160 km festgelegt sein.
Nachdem nun für den Bau der Fahrzeuge die
erforderlichen Anordnungen getroffen sind, kommen
wir zum zweiten Theil unserer Betrachtungen.
C. Leitungsanlage und Stromabnehmer.
a. Stand der heutigen Ausführungen und
Gründe dafür.
Wie ich schon weiter oben auseinander gesetzt
hatte, ist die Gestaltung der Leitungsanlage und die
Wahl des Stromsystems durch die Gröfse der zu über-
tragenden elektrischen Energie und der Art und Weise,
diese auf dem Fahrzeug in mechanische Energie um-
zusetzen, bestimmt. Aber letzteres ist nicht allein
Zug mit elektrischer Lokomotive.
Wagenkasten mit 3achsigen
Elektrische Ausrüstung. .
5 sechsachsige Beiwagen
a 41000 kg Bruttogewicht .
Gewicht des ganzen Zuges
wagen ausschl. Erfrischungs-
—
Zug mit Dampflokomotive.
Lokomotive mit Tender . . 125000 kg
36 000 kg
39000 ,
15 000 kg 125 000 kg
5 sechsachsige Beiwagen ` `
205000 „ a 41000 kg Bruttogewicht 205000 ,
. 280000 kg 330 000 kg
in den 4 Bei- Personenzahl in den 4 Bei-
wagen ohne Einzählung der
ve. 168 PI. Platze im Erfrischungsraum 168 Pl.
Summa 168 Pl. Summa 168 Pl.
die Güte der Fortleitung in den Leitungen die An-
wendung von höherer als der gewöhnlichen Spannung
gedacht werden müssen. Die Anwendung der höheren
Spannung ist nur für Luftleitungen möglich, da sie
zunächst aus dem gewöhnlichen Berührungsbereich
gebracht werden mufs. Wird aber Luftleitung an-
gewendet, so ist auch wiederum für den Stromabnehmer
selbst eine hohe Spannung von Vortheil, ja man kann
sagen, es ist fast ein absoluter Zwang vorhanden, für
eine bestimmte Energiemenge auch eine bestimmte
Spannung zu wählen und zwar richtete sich dieselbe
nach der Zahl der Stromabnehmer, die auf dem ge-
-dachten Fahrzeug zur Berührung mit der Fahrleitung
gebracht werden können.
Die Stromabnehmer lassen nämlich, wenn die
Abnützung in normalen Grenzen bleiben soll, nur eine
bestimmte Strommenge (wie bekannt bis 100 Amp.)
durch und daher ist bei einer bestimmten Energie- und
Strommenge nur eine bestimmte um so höhere Spanning
anwendbar, je gröfser die zu übertragende Energie-
menge ist.
Es hängt nun aber die Abnützung von Strom-
abnehmern und Leitungen nicht nur vom Strom ab,
sondern es sind aufser den Gründen, die von dem
132 [No. 619.]
Standpunkte des Elektrotechnikers eine hohe Spannung
verlangen, auch noch Gründe vorhanden, welche die
gleiche Forderung in mechanischer Hinsicht stellen.
Die Stromabnehmer müssen ständig in Berührung
mit der Fahrleitung bleiben, damit sowohl starke
mechanische Schläge an die Leitung als auch die damit
verknüpften starken Funkenbildungen vermieden werden,
welche eine gefahrbringende Abnützung der Leitung
und der Schleifstücke hervorrufen. Diese müssen daher
so leicht wie möglich sein.
Bei verschiedenen Bahnen, zun Beispiel auch bei
der Kleinbahn von Düsseldorf nach Krefeld hat es sich
gezeigt, dafs eine Oberleitung mit Bügelbetrieb für
gröfsere Geschwindigkeiten als etwa 60 bis 80 km in
der Stunde in der gewöhnlichen Form nicht mehr gut
anwendbar erscheint, (Bild Düsseldorf-Krefeld Abb. 9).
Das gleiche ist bei verschiedenen amerikanischen
Bahnen beobachtet worden, welche mit Rollenkontakt
ausgerüstet sind.
Ich habe selbst bei mehreren solcher Bahnen
gesehen, dafs, abgesehen von heftiger Funkenbildung
an der Rolle, diese heftige Schläge an jedem Aufhänge-
punkt gegen die Leitung ausübte und habe auch von
den betreffenden Herren Betriebsleitern erfahren, dafs
Abb. 9.
an eine Auswechselung der Oberleitung gegen dritte
Schiene gedacht würde. Diese Bahnen werden meist
mit 600 Volt und etwa 70 km Geschwindigkeit betrieben.
Es würde daher bei noch gröfseren Geschwindig- .
keiten über 70 km für alle solche Bahnen nöthig sein,
die Zahl der Aufhängepunkte bedeutend zu vermehren
und zu besonderen Konstruktionen von Aufhängungs-
netzen zu greifen, um die Kontaktbahn und den Fahr-
draht möglichst in eine Ebene zu bekommen.
Die Erkenntnifs dieser Erscheinungen hat zu dem
Gedanken geführt, den Einflufs der Durchhänge der
Fahrleitungen dadurch zu beseitigen, dafs man dieselben
mit den Stromabnehmern nicht mehr von unten, sondern
von der Seite bestrich. Die Berechnungen ergaben
dann auch in der That, dafs die Aufhängung vortheil-
hafter ist und die von den Federn des Stromabnehmers
aufzubringenden Drehmomente ganz bedeutend kleiner
werden. (Abb. 10, Profil der Schnellbahnleitung). Die
Fahrversuche haben gezeigt, dafs selbst bei 160 km der
Kontakt zwischen Stromabnehmer und Fahrleitung ein,
guter war, solange das Fahrzeug nicht heftige Schlinger-
bewegungen auf dem mangelhaften Gleis ausführte.
Es bleibt nun noch die zweite Forderung zu er-
füllen, nämlich die Energiemenge ohne grofse Verluste
in den Fahrleitungen und Speiseleitungen zu übertragen.
Diese zweite Forderung deckt sich mit der eben be-
sprochenen ersten bis zu einem gewissen Grade, denn
wenn z. B. bei niedriger Spannung hohe Ströme zu
übertragen sind, so sind gleichzeitig sowohl schwere
Stromabnehmer, als auch Leitungen von grofsem Quer-
schnitt erforderlich. Um nun aber genauer begründen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. April 1903.)
zu können, weshalb die Wahl der Hochspannung auch
der zweiten Forderung am meisten Rechnung trägt,
mufs ich zunächst darauf eingehen, welche Systeme
von Uebertragungen zur Zeit im Betrieb angewendet
worden sind und wie weit solche für Schnellbahnen
mit langen Strecken und mit 1000 PS Dauerleistung
sowie 2500 PS Anfahrleistung anwendbar sind. Es
kommen in Betracht:
1. Gleichstrom, als Fahrleitung wird dritte Schiene
angewendet. Die höchste bisher angewendete Spannung
beträgt 800 Volt, während die Grenze der Mittelspannung
vom Verband deutscher Elektrotechniker auf 1000 Volt
festgesetzt ist. Höher wird man nicht gehen, da alsdann
die Gefahr der zufälligen Berührung zu grofs werden
würde. Als Beispiele hierfür gelten Berliner Hochbahn,
Wiener Stadtbahn S. & H., bei der die Schiene in der
Abb. 10.
see a
e
Ina aa. on am om wm ep wee’
WEN 25 = = Ee
er gene 2760
A
i
Mitte liegt und für längere Strecken die Linie Mailand-—
Gallarate— Varese— Porto Ceresio. Diese ist von
Thomson Houston, Paris, ausgeführt und hat eine Länge
von 73 km, 650 Volt in dritter Schiene von 45 kg
Gewicht, Zuggewicht 80t besetzt, Motorwagen und
‚Anhänger, vierachsig, 80 km Geschwindigkeit, Haupt-
station und 5 Unterstationen zu etwa 15 km Entfernung
im Mittel, Hauptkraftwerk 11 km (13000 Volt und 25
Perioden) seitlich ab der Bahn; gröfste Leistung pro
Zug 400 KW.
2. Einphasen-Wechselstrom.
a. mit Reihenschlufsmotoren: System Westinghouse
(Baltimore Washington-Annapolis), Streckenlänge 75 km,
mittlere Geschwindigkeit 64 km/Std., Kraftwerk 15 000
Volt, 16 *⁄ Perioden, Fahrdraht gegen Schiene 1000 Volt
(9 Umformerstationen mit je 2 Transformatoren zu
250 KW). Am Fahrzeug ein Spartransformator, welcher
rund 300 Volt liefert. Ein drehbarer Zusatztransfor-
mator giebt + 100 Volt, die Motorenspannung also
200—400 Volt, 4 Motoren für das Fahrzeug, je 2 hinter-
einander. Gewichtsangaben fehlen.
(1. April 1903.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. (No, 619.) 133
b. Umlaufende Umformer auf einer Lokomotive ! tragungsbereich für die vortheilhaftesten Querschnitte
(Oerlikon), Spannung angenommen 10000 Volt. Noch der Leitungen angegeben. (1000 PS bis 2500 PS,
nicht ausgeführt. Huber giebt an: Lokomotivgewicht 3. Schiene 60 kg Gewicht, Oberleitung 120 qmm Profil).
44 t, hiervon 16 t für Umformer und Erreger. Letzteres Aus der Tabelle geht hervor, dafs wohl eine Uebertragung
dürfte zu niedrig sein. Nach der Patentanmeldung ist mit Drehstrom und 10000 Volt Spannung in den Fahr-
vorhanden: Eine Gruppe, bestehend aus einem Einphasen- leitungen den anderen Systemen überlegen sein dürfte.
Zulässige Entfernungen von 2 Speisepunkten bei einem Spannungsverlust von 10 pCt.
und einer Höchstleistung von 2500 PS an den Motoren.
Querschnitt | Wirkungsgrad Zulässige Ent-
Strom- Anzahl
der der motorischen f fernung zweier nea
Betriebsart Fahrleitung | Einrichtung POSE ae Speisepunkte on
m
qmm pCt. Amp. km
Gleichstrom 1800
800 Volt (Eisen) 0,81 l 2650 1,15 10
Einphasenstrom
(Reihenschlufs)
1000 Volt
Einphasenstrom-
Motoren 0,9
Leitung 0,9 0,81
Primärmotoren 0,9
(Umformer) Joar 0,81 4
10.000 Volt Leitung |
leichst
an 120 | 0,87 = | 700 2,35 7
Drehstrom
Lecco Colico 120 0,86 oe ge? 0,18 530 2,25 7
3000 Volt ele
Drehstrom
Schnellbahnen 120 0,86 eh 0,18 158 25,00 2
10 000 Volt a
Induktionsmotor, gekuppelt mit Nebenschlufsgleichstrom- | b. Nutzanwendung.
maschine und eine Gruppe bestehend aus einem |
Induktionsmotor (mit Phasenspaltung) mit zwei Gleich-
strommaschinen gekuppelt. Die zweite Gruppe dient
zum Anlassen der ersten Gruppe (von der Gleichstrom-
seite), sowie zum Erregen der Felder der Gleichstrom-
hauptmaschine und der Wagenmotoren, also 5 elektrische Abb. 11
Maschinen auf der Lokomotive und verwickelte | Nee
Schaltung: nur für längere Dauerfahrt geeignet. ge
3. Dreiphasen-Strom, Spannung in den Fahrleitungen
bis 3000 Volt. Ein Beispiel für 750 Volt ist die elektrische
Bahn von Burgdorf— Thun (Brown, Boveri & Co.).
36 km Geschwindigkeit, Länge etwa 40 km, 10 Trans-
formatoren. In Bezug auf die Höhe der Spannung ist
diese bereits überholt von der von Ganz & Co. gebauten M
Obwohl nun die Seitenleitung sich in jeder Weise
bei den Fahrversuchen bewährt hat, wird vielfach da-
egen eingewendet, dafs sie infolge der senkrechten
ge übereinander für die Fernbahn nicht geeignet sei,
Linie am Comersee von Lecco nach Colico, Chiavenna
und Sondrio, Länge 65 bezw. 79 km, 3000 Volt in
2 oberird. Fahrleitungen, 3. Phase an Erde. Telephone:
60 km Geschwindigkeit, Zuggewicht 102t; gröfste
Leistung 270 KW 10 Transformatoren. Stationen längs
der Strecke à 10 km Entfernung. Hauptkraftwerk
20000 Volt 15 Perioden.
4. Drehstrom, 10000 Volt, oberirdische Fahrleitungen,
Schnellbahn. |
Aus der Entfernung der Unterstationen von 15 km
von einander für den Fall I, der Transformatoren- a
Stationen von 10 km für den Fall 2 und 3 ist wohl : A
erkennbar, dafs weder 3. Schiene noch Einphasensystem i i |
mit 1000 Volt, noch Drehstrom mit 3000 Volt für Fern- Si l
bahnen ausreichend ist. Es lassen sich wohl schliefslich
für alle 3 Arten so viele und so schwere Stromabnehmer
anbringen — bei 3. Schiene z. B. wenigstens 8 Strom-
abnehmer — dafs die Uebertragung von Stromabnehmern
auf das Fahrzeug möglich ist, aber die grofse Zahl der Z
Stromabnehmer ist schwer unterzubringen und lästig,
und der Bereich der Fortleitung der Energie in den
Leitungen ist zu klein. Einphasenstrom mit rotierenden
r---— -
Umformern ist nur für schwere Lokomotiven geeignet da sie eine zu grofse Höhe des lichten Raumprofiles
und wohl für kleinere Geschwindigkeiten mit Vortheil beanspruche. Es wird hierbei ganz vergessen, dafs
verwendbar. Zum besseren Verständnifs der Sachlage die für die Versuche zwischen Marienfelde und Zossen
ist noch in der vorstehenden Tabelle für jedes der ge- erstellte Leitung ja schliefslich aus Sparsamkeitsgründen
nannten vier Systeme die Stromstärke und der Ueber- in dieser Weise angeordnet worden ist und dafs man
134 (No. 619.)
ebensogut die Leitungen in eine wagerechte Ebene
legen kann, namentlich dann, wenn die dritte Phase
an die Schienen angeschlossen wird, wie dies bereits
bei der elektrischen Bahn Burgdorf— Thun und Lecco—
Colico der Fall ist. Aus der Abbildung der Profile
Abb. 11 (Burgdorf— Thun) und 12 (Lecco—Colico) er-
kennt man, dafs man an eine Lage der Leitungen über-
einander durchaus nicht gebunden ist, sondern die
Fahrleitungen auch innerhalb des gewöhnlichen, bereits
bestehenden lichten Raumprofils anordnen kann.
Abb. 12.
Auch die Stromabnehmer können ebenfalls annähernd
innerhalb desselben die Leitungen bestreichen. Der
Querschnitt der Fahrleitung würde aus rein mechanischen
Gründen mindestens 100qmm eventuell sogar bis 150qmm
betragen und würden schon aus diesem Grunde auch
aufserordentlich geringe Energieverluste eintreten. Auf
Hindernisse gegen die Einführung einer solchen Leitung
würde man nur dann stofsen, wenn auf der zu be-
fahrenden Strecke gleichzeitig längere Tunnels zu
befahren sein würden. Dies ist jedoch kaum anzunehmen,
da Schnellbahnen sich sicherlich fast nur in der Ebene
bewegen werden und so, wie dies auch schon jetzt
geschieht, an Uebergangsstellen zu bergigem Terrain
ein Maschinenwechsel stattfinden wird. Wenn alsdann
in bergigem Gelände eine Geschwindigkeit von 60 km
in der Stunde entwickelt werden würde, so dürfte das
schon viel sein und könnte man dann wieder eine, der
gewöhnlichen Leitungsanordnung ähnliche, zur An-
wendung kommen lassen.
Es läfst sich aus Vorstehendem entnehmen, dafs
die bei den Versuchen angewendete Hochspannung mit
Drehstrom überall sowohl für Schnellbahnen wie für
Bergbahnen zu verwenden ist.
Nun wären noch ein paar Worte über
D. Die Ausbildung der Kraftwerke
zu sagen.
Es sind in den letzten Jahren sowohl von uns, als
auch von anderen Firmen, mehrere Kraftwerke gebaut
worden, in denen Spannungen über 10000 Volt un-
mittelbar in den Primärmaschinen erzeugt werden. So
z. B. in Ceres bei Turin 13000 Volt, Paderno bei
Mailand 15000 Volt, Valtellinabahn 20000 Volt, endlich
Mailand—Varese 13000 Volt u. a. m.
Bei grofsen, kräftigen Maschinen, wie sie für
Schnellbahnen und Bergbahnen von grofser Leistung
erforderlich sind, bietet die unmittelbare Erzeugung
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. April 1903.)
der Drehstromspannung keine Schwierigkeiten mehr,
ebensowenig die Konstruktion und Ausführung der
Schaltapparate.
Schlufswort.
Es sind nun in technischer Hinsicht alle Vor-
bedingungen zu dem Bau von Schnellbahnen erfüllt, und
es käme nur noch darauf an, zu erwägen, ob die An-
legung grofser Kapitalien zum Zwecke der Ausführung
solcher gerechtfertigt und nicht etwa die Betriebskosten
zu hoch sein würden. Hierüber kann uns folgende
Betrachtung Aufschlufs geben:
Nimmt man beispielsweise eine eingleisige Strecke
von rund 150 km (etwa Entfernung Berlin—-Leipzig)
und auf dieser Strecke einen zweistündigen Verkehr in
beiden Richtungen an, so würden von morgens 8 bis
abends 10 Uhr im Ganzen 16 Züge verkehren. Die
Züge bestehen aus einem Motorwagen und je nach
Bedarf aus 2 bis 5 Beiwagen, sodafs bei voller Platz-
ausnutzung im Zuge 100—220 Personen, im Mittel
160 Personen, am Tage also 2500 Personen befördert
werden können. Kostet der Kilometer 5 Pfg., so kostet
die Fahrt 8M. (Rückfahrkarten giebt es nicht). Mithin
beträgt die Tageseinnahme 20000 M., die Jahres-
einnahme rund 7,2 Millionen Mark. Ist die Dauer der
Konzession ausreichend lang, z. B. neunzig Jahre und
soll vierprozentige Verzinsung des Anlagekapitals min-
destens vorhanden sein, so werden voraussichtlich
12 pCt. des Anlagekapitals als Bruttoeinnahme aus-
reichen, um die Betriebskosten zu decken, d. h. das
Anlagekapital darf 60 Millionen Mark betragen. Ueber
‘die Betriebskosten läfst sich an der Hand der seiner
Zeit von Herrn Regierungsrath Wittfeld in Glasers
Annalen gemachten Angaben ein Ueberblick gewinnen
und nachweisen, dafs dieselben bei elektrischem Betriebe
nicht höher sein würden, als bei Dampfbetrieb. Die
in der genannten Zeitschrift gemachten Angaben be-
wiesen, dafs sich ungünstige Verhältnisse bei Betrieb
mit einzelnen Motorwagen ergeben. Wird jedoch, wie
ich unter dem Kapitel „Fahrzeuge“ erwähnte, ein
längerer Zug von derselben Zusammensetzung wie bei
Dampfbetrieb gewählt, so stellen sich die Angaben, wie
schon damals von Herrn Wittfeld hervorgehoben,
wesentlich günstiger. Zu diesem Zwecke sollen im
Folgenden die Betriebskosten eines mit Dampf und
eines mit Elektrizität betriebenen Zuges verglichen
werden. Ersterer besteht aus einer Lokomotive nebst
Tender, 4 Personen- und | Dienstwagen, der elektrische
Zug aus einem Motorwagen, welcher zugleich die
Diensträume enthält und ebenfalls 4 Personenwagen.
Der Bahnwiderstand wird mit 3,5 kg/t angenommen.
Für den Luftwiderstand können die Werthe als mafs-
gebend angesehen werden, welche bei den Versuchs-
fahrten mit den Wagen der Studiengesellschaft für
elektrische Schnellbahnen auf der Militärbahn im Jahre
1901 gewonnen wurden. Darnach wäre der Wider-
stand mit 50 kg pro qm Grundfläche bei annähernd
parabolischer Form anzusetzen, das macht bei 10 qm
Grundfläche 500 kg. Rechnet man der Vorsicht halber
den Luftwiderstand einschliefslich Seitenreibung am
Motorwagen zu 550 kg und macht aufserdem noch für
jeden Anhängewagen einen Zuschlag von 50 kg als Be-
trag für die Seitenreibung, so ist bei einem Zuge von
1 Motor- und 4 Anhängewagen insgesammt eine Zug-
kraft von etwa 1650 kg auszuüben. Dies entspricht bei
160 km Stundengeschwindigkeit einer Leistung von
Pv 1650. 44,5
= ag = 1000 PS.
Bei dem von der Dampflokomotive beförderten
Zuge ist der Luftwiderstand gröfser, da erstens der
Mehrbetrag für einen Anhängewagen und den Tender
hinzukommt und zweitens die Stirnfläche der Lokomotive
nicht in der günstigen Bauart ausgebildet ist, wie bei
dem Motorwagen. Aufserdem steigt der Zugwiderstand
auf den Schienen im Verhältnifs der Gewichte. Es
ergiebt sich nach Wittfeld eine Zugkraft von rd. 2300 kg
und die Lokomotivleistung beträgt also normal 1400 PS
(maximal 1800 PS); der stündliche Dampfverbrauch be-
ziffert sich auf 1400 kg.
(1. April 1903.]
Der unmittelbar auf die Dampflokomotive folgende
Wagen enthält einen Erfrischungsraum, einen Gepäck-
und einen Dienstraum. Die übrigen vier Wagen
haben je sieben Abtheile zu sechs Plätzen, im ganzen
also 168 Plätze. Ihr Gewicht stellt sich leer auf 38 t,
besetzt auf 41 t; das Gesammtgewicht der Wagen er-
giebt sich hieraus zu 205 t.
Nach den später von Kirchhoff ergänzten Angaben
(Vgl. Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahn-Ver-
waltungen) hat die Lokomotive ein Dienstgewicht von
18 t, der dazu gehörige Tender ein solches von 47.
Das mittlere Dienstgewicht von Lokomotive und Tender
zusammen beträgt mithin 125 t.
Das Gesammtgewicht beläuft sich auf 330 t.
Das auf einen Platz entfallende Gewicht ergiebt
0 000
sich zu "en = = 1950 kg, die Nutzleistung fir einen
1400
Platz zu 7168 = 8,35 PS. Bei der grofsen hier in Be-
tracht kommenden Leistung ist der Dampfverbrauch zu
10 kg, der Kohlenverbrauch zu 1,35 kg und einschliefs-
lich Anheizen zu 1,5 Pfg. far die Pferdestarke und
Stunde zurechnen. Bei einem Kohlenpreis von 18 M./t
ergiebt dies den Betrag von 2,1 Pfg. für eine PS/Std.
Rechnet man noch fiir Putz- und Schmiermatcrial 10pCt.
der Ausgaben fiir Brennstoff, sowie Wasserkosten zu
0,13 Pfg., so erhält man die Energiekosten zu 3,1 Pfg.
für die Stunde und Pferdekraft.
Für 160 Platzkilometer ergeben sich hiernach die
Kosten zu 8,35 . 3,1 = 25,9 Pie, für 100 Platzkilometer
demnach zu 16,2 Pfg. Bei dem durch die elektrische
Lokomotive gezogenen Zuge stellen sich die Verhältnisse
wie folgt:
Der Gepäckwagen fällt fort, dafür ist die Loko-
motive als Motorwagen ausgeführt und enthält dieselben
Räune, wie der Dienstwagen des Dampfzuges; der
Wagen bietet aufserdem noch zwölf Plätze, sodafs der
Zug, welcher im übrigen auch die vier Anhängewagen
wie der Dampfzug führt, insgesammt 180 Plätze falst.
Das Gewicht des Motorwagenzuges beträgt nach
der früheren Tabelle 260 t.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No 619.] 135
Wagenkasten mit Drehgestellen 53 500 kg
Elektrische Ausrüstung . 39000 ,
zusammen 92500 kg
30 Personen a 70 Kg E 2 100 kg
Gepäck : E sap Be y 900 „
Bedienungsvor räthe u. S. W.. 500 ,
Gesammtgewicht 96000 kg
Es ergicbt sich das Gewicht für 1 Platz zu
260 0 l
on = 1440 kg, die Nutzleistung für 1 Platz zu
1000
180 = SPS
Die Energiekosten an den Stromabnehmern mögen
1 Pfg. für die Kilowattstunde betragen (einschlicfslich
der Kosten für Zinsen, Tilgung und Unterhaltung der
Leitungsanlage). Wird das Verhältnifs der von den
Stromabnehmern aufgenommenen zu der am Umfang
der Treibräder geleisteten Arbeit zu 0,9 angenommen,
so stellen sich die Stromkosten auf 7,8 Pig. pro Kilo-
wattstunde oder 5,74 Pig. für 1 PS/Std.
Für 160 Platzkilometer ergeben sich hiernach die
Kosten zu 5,5.5,74 = 31,6 Pfg., für 100 Platzkilometer
demnach zu 19,7 Dip, Zieht man hierzu das Anfahren
in Betracht, wobei anstatt 330 t nur 260 zu beschleunigen
sind, so werden die reinen Zugkosten bei elektrischem
Betrieb voraussichtlich billiger. Die Unterhaltungskosten
für die Lokomotive sind nach den Erfahrungen im
Eisenbahnbetriebe auf höchstens 45 M. für 1000 km zu
schätzen, für die Wagen auf höchstens 15 M. pro 1000 km,
für den ganzen Zug also auf 45 + 5. 15 = 120 M. für
1000 Zugkilometer und für 160 Platzkilometer rd. 12 Pfg.;
das macht bei 100 Platzkilometer 7,5 Pfg. Ausgaben.
Bei elektrischem Betrieb kosten 1000 Motorwagen-
kilometer 45 M., dazu kommen 4000 Anhängewagen-
kilometer mit 4.15 = 60 M., zusammen also 105 M.
für 1000 Zugkilometer und für 160 Platzkilometer 10,5 Pfg.,
das macht auf 100 Platzkilometer 5,85 Pfg. Ausgaben.
Die Personal-Ausgaben stellen sich auf 3,75 Pfg.
für 100 Platzkilometer bei Dampfbetrieb und 2,8 Pig.
für den elektrischen Betrieb.
Vergleich zwischen einem mit Dampf und einem elektrisch betriebenen Zug bei 160 km/Std.
Triebwagen Bei Gewicht Normalleistung
des ganzen der
Betriebsart | An- | Ge- |wagen
ič Zuges
int Anzahl int
in PS
Antriebsmotoren
Plätze Gewicht Nutz- Energiekosten
leistung
Gesammt- pro Platz pro Stunde und Pferdekraft
pro Platz
Anzahl in kg in PS in Pig.
330 000 1400 2,7 Pfg. Kohlenkosten
Dampf ev a el 1400 4(7.6)=168| ` 6g | "wes |027 » Putz u. Schmier-| =
= 330 — 1964 — 835 materialien 3,
zu a 0,13 „ Wasserkosten
(35 260 + 750). 44,5 260000 | 1000 1.736
Elektrisch | 1 | | 4 | PTA lU "ae 4(7.6)+12.180| 180 | 180 0.9. i000 = BH
— 1000 —1440 | =55
Pro 100 Platzkilometer Zinsen und Tilgung
Anschaffungskosten des ganzen bei 3,5. pCt- Zinstufs
Betriebsart | Energiekosten | Unterhaltungs- | Personal- EG Zuges einschliefslich Reserve und 6,5 pCt.
für volle Fahrt kosten ausgaben f in M Tilgungsquote
in Pig. in Pfe. in Pfg. in EIS: in Pig.
8,35 . 3,1 . 100 |(45+5,15). 100
Dampf 160 1000 . 160 3,75
= 16,2 = 1,5
16,2 + 7,5 + 3,75
= 27,45
1 Lokom. m. Tend. 100 000
4 Wagen a 45000 180 000
1 Dienstwagen .. 40000
30 pCt. Reserve
fir Lokomotiven 30 000
20 pCt. Reserve
für Wagen ...
394 000 23,5
44 000
l Motorwagen .. 50000
514.55. 100 | (45-44, 15). en Elektr. Ausrüstung 80 000
(d DA. 3 e
e 1 \ 19,7 4- 5,85 + 2,8 20 pCt. Reserve
Elektrisch . 160 1000.180 2,8 — 98 35 für Motorwagen 36000 — 372 000 21
= 19,7 = 5,85 Re 4 Anhäng. 245000 180 000
20 pCt. Reserve
für Anhänger . . 36 000
136 ‘No. 619.]
Die Anschaffungskosten für einen Dampfzug würden
sich wie folgt stellen:
l Lokomotive mit Tender . 100000 M.
4 Wagen zu je M. 45000 180000 ,
l Dienstwagen.. . . . 40000 „
30 pCt. Reserve für Lokomotiven 30000 „
20 pCt. Reserve für Wagen . 44000 ,
394000 M.
Diejenigen für den elektrischen Zug betragen:
1 Motorwagen Bae a 50000 M.
Elektrische Ausrüstung 80000
20 pCt. Reserve . . . . 26000 „
4 Anhänger a 45000 M. 180000 „
20 pCt. Reserve . ar 36000 „
372000 M.
Die Kosten für Zinsen und Tilgung belaufen sich
bei 3,5 pCt. Zinsfufs und 6,5 pCt. Tilgungsbetrag für
Dampfbetrieb auf 23,5 Pfg. für elektrischen Betrieb auf
21 Pfg.
Es ergiebt sich hieraus die vorstehende Tabelle.
Aus dieser Zusammenstellung ist zu entnehmen,
dafs die Anlegung von Kapitalien für elektrischen
- Schnellbahnenbetrieb gerechtfertigt ist, sobald das
zur Erzielung einer Rentabilität erforderliche Ver-
kehrsbedürfnifs vorhanden ist. Wenn man nun die
Entwicklung des Eisenbahnverkehrs überhaupt in Be-
tracht zieht, so kann man kaum zweifelhaft sein, dafs
eine Schnellbahn zwischen zwei grölseren Städten, wenn
auch nicht in den ersten 2—3 Jahren, so doch sicher-
lich mit der Zeit rentabel sein würde. So z. B. würden
die Hauptschwierigkeiten und Kosten einer Schnellbahn
Berlin--Hamburg durch die Einführung dieser in die
beiden Städte erwachsen und könnten diese wesentlich
vermindert werden, wenn die theilweise Benutzung der
Staatsbahngleise mit verminderter Geschwindigkeit er-
möglicht werden könnte.
Da aber hieran wohl gedacht werden kann und
auch die Elektrotechnik soweit ist, um den Anforde-
rungen des Eisenbahnwesens gerecht zu werden, so
bleibt nur der Wunsch auszusprechen, dafs bedeutende
Bankfirmen den Muth haben und sich dazu bereit finden
lassen möchten, die erforderlichen Mittel aufzubringen.
Die neueren Ausführungen im grofsen Stile, z. B. in
Oberitalien, in Amerika, England u. s. w. zeigen, dafs
es die höchste Zeit ist, etwas Ernsthaftes zu unter-
nehmen, damit wir nicht blos in unserer Heimath die
Ehre gehabt haben, mit schweren Opfern zu zeigen,
wie sich die Schnellbahnen mit gröfster Annehmlichkeit
und mit der erforderlichen Sicherheit ausgestalten lassen,
sondern auch in Bezug auf die praktische Ausführung
solcher Bahnen als Erste der ganzen Welt in der
Verkehrsentwickelung vorangehen dürfen.
(Lebhafter Beifall.)
Vorsitzender: Ich habe zunächst dem Herrn Redner,
dessen inhaltreiche Mittheilungen ja bereits den lebhaften
Beifall der Versammlung gefunden haben, den Dank des
Vereins auszusprechen. Ich frage dann, ob jemand zu
dem Vortrage etwas zu bemerken oder eine Frage an
den Herrn Vortragenden zu richten hat?
Herr Geh. Regierungsrath v. Borries: Ich gestatte
mir die Frage, welche Geschwindigkeiten bei dem letzten
Vergleich zu Grunde liegen, ob in beiden Fällen 160,
oder bei Dampf 120 und bei elektrischem Betrieb 160 kın?
Herr Oberingenieur Reichel! Nein in beiden
Fällen 160.
Herr Geh. Regierungsrath v. Borries; Sie nehmen
also an, dafs bei Dampfwagen auch 160 erreicht werden
können. Ich habe mich zwar viel mit dem Dampfbetrieb
befalst, bezweifle aber, dafs man in der Lage sein wird,
damit regelmäfsig 160 km zu fahren.
Herr Oberingenieur Reichel: Ich habe den Ver-
gleich unter der Annahme von 160 km Geschwindigkeit
auf den Dampfbetrieb angestellt, um denselben möglichst
einwandfrei gestalten zu können, aber über die Frage,
ob man mit Dampf die 160 km erreichen kann, kann
ich kein Urtheil abgeben, da nach dieser Richtung hin
die Erfahrungen fehlen; ich glaube wohl, dafs die
Möglichkeit dazu vorliegt.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. April 1903.)
Herr Eisenbahn -Bauinspektor Mellin: Der Herr
Vortragende hat vorhin, als er die Kosten der Züge
zusammenstellte, die Kosten der elektrischen Kraft-
anlagen und Leitungen nicht näher erwähnt.
Herr Oberingenieur Reichel: Das ist bereits in der
Ziffer von 7 Pf. die Kilowattstunde enthalten. Diese
Zahl ist dieselbe, welche Herr Wittfeld für seine
Zusammenstellung vom März 1902 angenommen hat.
Die reinen Gestehungskosten des elektrischen Stromes
betragen für grofse Kraftwerke ungefähr 4 bis höchstens
4'jı PL: die übrigen 2'/2 bis 3 Pf. sind zum Gestehungs-
preise der Kilowattstunde zuzuschlagen und stellen die
Kosten für Verzinsung und Amortisation des Anlage-
kapitals der Kraftwerke und der Leitungsanlage sowie
Unterhaltung dieser dar, so dafs in der Summe von 7 Pf.
die gesammten Kosten für Erzeugung und Fortleitung
des elektrischen Stromes enthalten sind.
Vorsitzender: Wünscht sonst niemand mehr das
Wort zu der Sache? — Dann darf ich nochmals ver-
bindlichst danken für den hochinteressanten Vortrag.
Ich bitte nun unser Ehrenmitglied, Herrn Geh.
Regierungsrath Reuleaux, uns den angekündigten Vor-
trag über
eine neue Herstellung von Eisenbahnachsen
zu halten.
Herr Geh. Regierungsrath Professor Dr. Reuleaux:
Meine Herren! Der Gegenstand, über welchen ich mir
erlauben wollte, Ihnen eine kurze Mittheilung zu machen,
betrifft stählerne Achsen für Eisenbahnfahrzeuge. Die
neue Herstellungsart derselben ist erst seit wenigen
Monaten in Amerika in vollen Betrieb gelangt und wird
deshalb wohl noch nicht allen Mitgliedern bekannt sein.
Es handelt sich um die Formung der genannten Achsen
auf einer eigenthümlichen Schmiedepresse. Diese ist
die Erfindung eines Ingenieurs der Carnegie-Werke,
Herrn Camille Mercader aus Bredoock in Pennsylvanien;
sie ist auch in Deutschland, und zwar unter Nr. 111309,
ausgegeben im Juli 1900, patentirt.
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Der halbzöllige Versuchsstab.
Ehe ich die Presse und ihre Thätigkeit bespreche,
möchte ich erwähnen, dafs in den Vereinigten Staaten
im vorigen Jahre feste Abmachungen über die An-
forderungen, die an Baustahl verschiedener Art zu
machen seien, zu Stande gekommen sind. Dies geschah
auf Betrieb der Stahlfabrikanten-Gesellschaft, die die
Techniker bereit fanden, die Sache durchzuberathen.
[1. April 1903.)
Wie Sie wissen, sind auch bei uns verwandte Ab-
machungen in Vorbereitung und beschäftigen unsere
Versuchsanstalten nach verschiedenen Richtungen.
Die amerikanische Uebereinkunft von 1902 setzt
zunächst allgemein die Formen und wesentlichen Ab-
messungen der Versuchsstäbe für die Festigkeits-
prüfungen fest. Es sind deren zwei. Nämlich der halb-
zöllige Rundstab mit 2“ langer Kehle und Gewinde an
den Enden, und der 18” lange Flachstab mit 8“ langer
Kehlstrecke, genannt der achtzöllige Stab, der 1'/2 “
Breite bei wechselnder Dicke, je nach der Probeplatte,
aufweist. Dieser Flachstab ist absichtlich unserem 200 er
Versuchsstab nahegestellt worden bei den internationalen
Vorberathungen. Untersucht werden: Zerreifsungs-
modul, Elastizitätsgrenze, Streckgrenze, Dehnung, Ein-
schnürung, alles durch Zugversuche festgestellt, aufser-
dem die chemische Zusammensetzung. Für verschiedene
Einzelerzeugnisse sind besondere Stückversuche vor-
gesehen.
Das ist auch geschehen für die Eisenbahnachsen.
Für diese gelten die Vorschriften der folgenden vierzehn
Punkte.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 619.| 137
4. Für Treibradachsen werden folgende Mindest-
werthe*) verlangt:
zreibrad- | ae: 3
re Treibrad-
achsen
Mindestwerthe > 5 achsen
Kohlenstoff- | ,,-
tal Nickelstahl
Zerreifsungsmodul kg/qmm 56 56
Streckgrenze. — « a 2 35
Dehnung in 100steln von 2 “ 18 25
Querschnittseinschniirung
mn, TOUSE a 5 2 A 5 — 45
Fallwerkversuche.
9. Eine Achse aus jeder Schmelze soll bei den
Fallwerkversuchen unter 9. die hierunter angegebene
Zahl von Schlägen aus der angeführten Höhe aushalten,
ohne zu brechen**) und ohne nach dem ersten Schlage
eine gröfsere als die hierunter angegebene Ausbiegung
zu zeigen. Sollte die Achse diese Bedingungen nicht
Abb. 2.
Mercader-Achsen.
l. Hüttenmännische Herstellung.
Der Stahl soll im Siemens-Martin-Ofen erzeugt sein.
2. Chemische Eigenschaften.
Es werden drei Klassen von Achsenstahl unter-
schieden, die hinsichtlich der chemischen Zusammen-
setzung folgende Grenzen innehalten sollen:
Achsen fir] Treibrad u
Treibrad-
Wagen |achsen aus Käler cate
Bestand an atid Truck Bohem- Taea 5 .- 45
gestelle | stoffstahl | Nickelstahl
100 stel 100 stel 100 stel
Phosphor nicht über 0,06 | 0,06 0,04
Schwefel nicht über 0,06 0,06 0,04
Nickel sonte & á — — 3,00 bis 4,00
Physikalische Eigenschaften.
3. Für Wagen- wie für Truckachsen werden Zug-
festigkeitsversuche nicht verlangt.
erfüllen, so wird die ganze Schmelze, aus der sie ge-
nommen ist, verworfen.
e Dicke der Pils. def Fallhöhe |Ausbiegung
Achse ın der Mitte in in
in Millimeter Schlage Meter Millimeter
108 9 7,30 210
111 5 7,90 210
113 5 8,66 210
117 5 0,42 203
121 5 10,34 203
137 a 13,07 178
149 7 13,07 140
6. Treibradachsen aus Kohlenstoffstahl und aus
Nickelstahl werden Fallwerkversuchen nicht unter-
worten.
*) Hier von englisch Pfund und Quadratzoll umgerechnet auf
kg/qmm.
KE) $ = jr ~ e
‚Im Urtext heifst es „without rupture“, was auch be:
deuten könnte „ohne einen Bruch oder Rifs zu zeigen“.
138 [No. 619.]
Versuchsstäbe.
7. Zur Ermittelung der physikalischen Eigen-
schaften, die unter 4. aufgezählt sind, ist der runde
Normalstab von !js “ Dicke und 2“ Kehllänge anzu-
wenden. Umstehende Abb. I stellt ihn dar in Umrifs-
zeichnung, die Mafse sind sowohl in englischem Zoll,
als in Millimeter beigeschrieben.
8. Für die Treibachsen ist ein solcher Versuchs-
stab aus einer Achse aus jeder Schmelze herauszu-
schneiden. Sein mittelster Punkt soll halbwegs zwischen
Mitte und Ende der Achse liegen.
9. Fallwerkversuche.
Die Stützpunkte, auf welchen die Achse während
der Fallwerkversuche ruht, müssen drei Fufs von Mitte
zu Mitte auseinanderliegen; der Fallbär mufs 1640 Pfund,
der Ambos, der auf Federn ruht, 17500 Pfund (also
etwas über 10 !/s mal so viel) wiegen. Der Ambos
mufs sich in senkrechter Richtung frei bewegen können;
Abb. 3.
Mercader-Achsen.
seine Stützfedern müssen zwölf an der Zahl sein. Der
Krümmungshalbmesser der Achsstützen mufs, ebenso
wie derjenige des Schlagballens des Fallbären in der
Längsrichtung der Achse, fünf Zoll betragen. Vor
jedem Schlage ist die Achse so einzulegen, dafs der
Bär sie mitten zwischen den Enden trifft; nach dem
ersten und dem dritten Schlage ist sie zu wenden und,
sollte es erforderlich sein, auch vor dem sechsten
Schlage. Für die Messung der Durchbiegung nach dem
ersten Schlage ist ein Richtscheit bereit zu halten, das
an den Enden mit Vorsprüngen versehen ist, mit denen
es auf die äufseren Zapfenanläufe aufgesetzt wird. Nach
der ersten Einlegung der Achse ist das Richtscheit auf-
zusetzen und sein Abstand von der Achse in der Mitte
zu messen. Dasselbe hat nach dem ersten Schlag an
dem am weitesten abgedrängten Punkte der Achse zu
geschehen. Der Unterschied der beiden Mafse ist die
Ausbiegung. In dem Bericht über die Fallwerkversuche
ist die Luftwärme, die während der Versuche herrschte,
aufzuführen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. April 1903.)
10. Streckgrenze.
Der unter 4. geforderte Mindestwerth der Streck-
grenze soll durch sorgfältige Beobachtung des Hebels
oder Halters der Versuchsmaschine bestimmt werden.*)
ll. Proben für die chemische Untersuchung.
Drehspähne vom Versuchsstab, Bohrspähne von
dessen Ausschnittstelle, ebensolche vom Probeblock, je
nachdem der Inspektor es vorzieht, sollen zu der
chemischen und hüttenmännischen Prüfung, die unter 2.
gefordert ist, verwandt werden.
12. Fertigstellung.
Die Achsen sollen nach Mafsen, Formen und
Gewichtsgrenzen dem Auftrag und dessen Beilagen ent-
sprechen. Sie sollen in werkstattsmäfsiger Weise fertig
gestellt und sich danach frei von allen schädlichen
Rissen, Sprüngen und Blasen zeigen. Die Drehkörner
| sollen mit sechzig Grad Zuspitzung ausgeführt und im
Grunde versenkt sein, um das Malmen der Körn-
spitze der Drehbank zu verhüten.**)
13. Stempelung.
Jede Achse soll in leserlicher Weise ge-
stempelt sein und zwar mit der Nummer der
Schmelze und dem Namenszeichen des Lieferers,
anzubringen an den, auf dem Vordruck ange-
gebenen, oder den vom Inspektor bezeichneten
Stellen.
14. Abnahme.
Dem den Besteller vertretenden Inspektor
sollen alle Erleichterungen, die vernünftiger-
weise gefordert werden können, gewährt werden,
um ihm zu ermöglichen, seine Untersuchungen,
betreffend die bedingungsgemäfse Lieferung,
durchzuführen. Alle Prüfungen und Versuche
sollen am Herstellungsplatz und vor der Ver-
ladung ausgeführt werden.
« *
+
Zur Mercader’schen Herstellungsweise der
Achsen übergehend, habe ich hervorzuheben,
dafs dabei die Achse zwischen hälftigen Matrizen
aus einem cylindrischen Rohblock „geprefst“
wird. Ä
Die Matrizen haben die sauber ausgeführte
Hohlform an sich, die der Aufsenform der her-
zustellenden Achse entspricht. Bei der bekannten
üblichen Ausführungsform der Wagenachsen sind
diese in der Mitte des Schaftes um ein gut Theil
dünner, als an den Keilstellen. Dem Rohblock
wird nun seiner ganzen Länge nach eine etwas
weniges geringere Dicke gegeben, als die Achsen-
mitte erfordert. Er wird in Schweifsgluth zwischen
die Matrizenhälften gebracht, diese werden dann
fest zusammen geschlossen und nun von jedem
Ende des Blockes her ein stählerner Dorn in
den Block hineingeprefst. Die Stahlmasse dringt
demzufolge mit zähem Fliefsen in die bis dahin
nicht gefüllten Höhlungen der Matrize ein und füllt
sie vollständig aus, vorausgesetzt, dafs die beiden
Dorne den genügenden räumlichen Inhalt haben. Es
findet, wie man wohl sagen kann, ein Schmieden von
innen statt, ein Schmieden von innen nach aufsen,
während wir gewohnt sind, beim Schmieden wesentlich
von aufsen nach innen zu verfahren. Das Eintreiben
der Dorne verlegt übrigens auch Theile der glühenden,
zäh fliefsenden Masse in den Längsrichtungen, sei
es nach der Mitte zu, sei es nach den Enden hin. Die
Kräfte, die bei diesem Vorgang auf die Matrizenschalen
und deren Umgebung ausgeübt werden, sind sehr grofs.
Die folgenden beiden Abb. 2 u. 3 stellen in zwei
Ansichten einen kleinen Stapel fertiger Mercader’scher
Achsen dar. Die zu unterst liegenden fünf .Stück sind
"JI Wohl der schwächste Punkt der ganzen Bestimmungsreihe
angesichts der Kürze des Versuchsstabes.
**) Von dieser letzteren Vorschrift ist bei den neuen Mercader-
schen Achsen abzusehen, da sie keine Körnerbohrung haben,
[1. April 1903.]
fertig abgedreht, das oberste Stück aber in dem Zustand
gelassen, wie es von der Presse kommt. Die Formung
der Stücke in der Presse gelingt so vollständig, dafs
nur sehr wenig Dreharbeit an den Radsitzen und,
selbstverständlich, an den Zapfen nöthig bleibt. Die
photographische Wiedergabe läfst bei zwei der Achsen
Sex Abdruck der Matrizenfuge als feine Naht er-
ennen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
(No, 619. 139
Vorsitzender: Ich darf dem Herrn Vortragenden
den Dank des Vereins aussprechen für das, was wir
gehört haben und frage, ob jemand vielleicht eine
Frage an den Herrn Vortragenden zu richten hat.
Herr Geh. Baurath Lochner: Ich gestatte mir zu
bemerken, dafs ein ähnliches Verfahren bereits vor
mehreren Jahren von dem bekannten Industriellen
Heinrich Ehrhardt in Düsseldorf erfunden und praktisch
Abb. 4.
N Ei ei
scene?
bk, e
BZ
D
Die Mercader’sche Schmiede- N
presse selbst ist in Abb. 4 bis 6
nach der deutschen Patent-
schrift dargestellt. Abb. 4 u. 5
lassen die in ihre Lagerung
genau eingefafste Matrize, die
eine fertige Achse umschliefst,
erkennen. Um letztere heraus-
zubekommen, werden die
Keile 11 zurückgezogen und
darauf Kolben 13, mit ihm das
Auflager 6 und das Unter-
theil der Matrize gesenkt. Die
Achse wird am _ Herabfallen
vorlaufig dadurch noch ver-
hindert, dafs man die beiden et
Dorne noch eine kurze Strecke Ben
in die Achsenhöhlungen hin-
eingreifen läfst. Das Auf-
lager 6, das die untere
Matrizenhälfte trägt, sinkt mit
Tauchkolben 13 nıeder bis es
denSchlitten 8 erreicht. Dieser
wird nun, während Tauch-
kolben 13 noch ein wenig
weiter sinkt, vom Druck-
cylinder 10 aus, s. Abb. 5,
seitlich verschoben bis in die
punktirte Lage; mit ihm zu-
gleich verschiebt sich quer
der Auflagebock 15. Sobald
dieser mitten nnter die Achse gelangt ıst, werden die
Dorne vollends zurückgezogen und lassen das fertige
Stück auf den Bock 15 fallen. Inzwischen wird auf die
ausgerückte Untermatrize ein frischer Rohblock gelegt,
darauf Schlitten 8 wieder in die Mittellage gezogen,
Tauchkolben 13 steigen gelassen und die Matrize in
ihrer geschlossenen Lage durch Vorschieben der Keile 11
gesichert, worauf das Vortreiben der Dorne, also die
Hauptthätigkeit der Presse, wieder stattfinden kann.
Gegen Ende des Vorschubs der Dorne stofsen die
Bünde 22 gegen die Zapfenstirnen und formen diese,
wenn noch glühendes Metall nach vorne getreten ist,
fertig. Das in Abb. 3 wiedergegebene Photogramm
läfst erkennen, dafs manchmal mehr, ein andermal
weniger Stahl herausquillt, wohl weil der Rohblock um
eine Kleinigkeit zu lang, oder aber zu kurz war. Ein-
leuchtend scheint, dafs, wie der Erfinder annimmt, die
Prefsarbeit für die Dichtigkeit des fertigen Stückes von
wesentlichem Vortheil sein wird. Die verschiedenen
Druck- und Vorschubkolben werden mit Dampf, mit
Prefsluft oder mit Hochdruckwasser betrieben, je
nachdem das eine oder andere zur Verfügung steht.
In dem Ganzen ist, wie mir scheint, ein sehr beachtens-
werther Fortschritt der machinalen Hüttentechnik zu
erblicken.
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Abb. 5.
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Abb. 6.
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ee __ E 11)
III |
Schmiedepresse zur Herstellung von Achsen.
ausgeführt worden ist. Die Herstellung von Kanonen-
rohren in dieser Weise habe ich bereits vor längerer
Zeit in dem Stahlwerke in Rath bei Düsseldorf gesehen.
Ein stark erwärmter Stahlblock von achteckigem Quer-
schnitt wurde in eine cylindrische Hohlform eingespannt
und dann erfolgte mittelst hydraulischen Drucks das
Einpressen eines Stempels in den Block, der dabei
einen, der cylindrischen Hohlform entsprechenden
Querschnitt annahm. Ob dies Verfahren auch zur Her-
stellung von Achsen für Eisenbahnfahrzeuge Verwendung
gefunden hat, ist mir nicht bekannt.
Herr Oberstleutnant a. D. Buchholtz. Meine Herren!
Das soeben Gehörte veranlafst mich auf eine Be-
obachtung zurückzukommen, die ich früher einmal zu
machen Gelegenheit hatte. Ich war damals genöthigt,
mich nach einem leichten und festen Material um-
zusehen, als Ersatz des bis dahin verwendeten Bambus-
rohres. Dies hat nämlich den grofsen Uebelstand, dats
es leicht Längsrisse bekommt und dann seine Bruch-
festigkeit verliert. Da hörte ich von der Erfindung
eines Russen, die Herstellung eines gewissermafsen
künstlichen Bambusrohres betreffend, durch welche der
angeführte Uebelstand beseitigt worden sei. Es wurden
hierzu etwa 2 mm starke Furnirblätter von zähem
Holz verwendet, welche in Streifen geschnitten spiral-
Digitized by Google
J?
140 (No, 619.)
formig um einen beliebig langen und beliebig dicken
eisernen Dorn gewickelt wurden und zwar zwei Lagen
übereinander in verschiedener Richtung, die dann mit
einander verleimt und zum Schutz gegen Feuchtigkeit
aufsen lackirt wurden; die auf meine Veranlassung ge-
fertigten Proben hatten eine aufserordentliche Festigkeit.
In Rufsland sollen aus diesem Material Leitern, Trag-
bahren und verschiedene andere Geräthe gefertigt
worden sein. Ich bin nun der Ansicht, dafs man in
gleicher Weise auch aus Eisen solche Röhren in be-
liebiger Länge und Stärke würde fertigen können,
welche bei guter Verschweilsung der einzelnen Lagen
miteinander eine hervorragende Bruchfestigkeit erlangen
müfsten und sich evtl. auch als Eisenbahnwagenachsen
verwenden liefsen. Sie würden in ihrer Struktur eine
gewisse Aehnlichkeit mit den Mannesmann’schen Röhren
haben, aber den Vorzug, dafs die Faserung die Rohr-
wände in verschiedener Richtung durchläuft. Ich möchte
mir nun die Frage erlauben, ob einem von Ihnen viel-
leicht bekannt ist, ob in der Eisenindustrie ein ähnliches
Verfahren angewendet wird, oder versucht worden ist,
und welche Erfahrungen man in dieser Hinsicht gemacht
hat?
Herr Geh. Regierungsrath Schwabe: Ich wollte
mir die Frage erlauben, wie grofs der Durchmesser
bei den vom Herrn Vortragenden erwähnten Achsen
ist gegenüber unseren Achsen.
Herr Geh. Regierungsrath Prof. Dr. Reuleaux: Es
sind ziemlich schwere Achsen. Auf 4, 5, S’s und
9°; Zoll ist die Dicke des Radsitzes angegeben, das
ist also ganz unseren gewöhnlichen Abmessungen ent-
sprechend. Sie werden aus den herumgereichten Ab-
bildungen ersehen, dafs die Dicke des Zapfens gré{ser
ist, als wir sie gewöhnlich nehmen. Anfangs war der
Dorn ziemlich cylindrisch, aber später hat man wohl
gefunden, dafs es besser sei, ihn sich nach vorne ver-
jüngen zu lassen, weil dann der Dorn beim Zurück-
ziehen rascher frei wird, als wenn er cylindrisch gestaltet
ist. Deshalb finden Sie vielleicht die Zapfen auf den
Photographien ungewöhnlich dick, was aber wohl kein
grofser Fehler ist, wenn es auch dabei ein bischen mehr
Reibung giebt. Aber die Achse wird leichter, und ihre
Herstellung so vorzüglich einfach. Die Dicke der Achse
in der Mitte ist 108, 111, 113, 117, 121, 137, 143 mm;
das sind die Mafse, die in der Vereinbarung genannt
sind. Die Fallwerkversuche werden in der Vereinbarung
betont; es wird ein Fallblock von 744 Pfd. angewandt
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. April 1903.)
gegen 1938 Pfd. des Ambosgewichtes. Der Ambos steht
auf Federn. Man scheint auf diese Fallwerkversuche
ganz besonderen Werth zu legen.
Herr Geh. Regierungsrath v. Borries: Ich gestatte
mir die Frage, was die Herstellung dieser Achse kostet
im Vergleich zu der bisher üblichen, denn das würde
für die allgemeine Einführung von Bedeutung sein.
Andererseits ist nicht zu verkennen, dafs der Stoff der
Achse bei diesem Verfahren besser durchgearbeitet wird,
er wird durch den Stempel dichter zusammengeprefst.
Die Achse wird etwas leichter, während die Reibung
der Schenkel etwas vergrölsert wird; auch das Gewicht
der Achsbuchse wird etwas gröfser werden.
Im Anschlufs an die Bemerkung des Herrn Geh.
Rath Lochner möchte ich noch hervorheben, dafs das
Prefsverfahren von Ehrhardt nicht etwa versuchsweise
eingeführt ist, sondern längst in allgemeinster Ver-
wendung ist. Es unterscheidet sich von dem hier ge-
schilderten Verfahren dadurch, dafs das Stück, welches
eingelegt wird, vierkantig ist. Der Stempel wird hinein-
geprelst, und dabei drückt sich der Querschnitt in diese
Form hinein. Das Pressen mit dem Stempel ist also
eine deutsche Erfindung.
Vorsitzender: Meine Herren! Ist noch etwas dazu
zu bemerken? Das ist nicht der Fall. So darf ich dem
Herrn Vortragenden nochmals verbindlichsten Dank
sagen. |
Weiter ist dann noch zu bemerken, dafs die Auf-
nahme der 5 Herren mit allen abgegebenen 61 Stimmen
stattgefunden hat.
Im Fragekasten hat sich nichts gefunden.
Das Fremdenbuch enthält die Namen der Herren,
die wir als Gäste zu begriifsen haben: Herr Pollak,
eingeführt durch Herrn Kemmann, Herr Grottke,
eingeführt von Herrn Liebmann, Herr Dominik,
eingeführt von Herrn Liebmann, Herr Styx, ein-
geführt von Herrn Lochner, Herr Schöngart, ein-
geführt von Herrn Lochner, Herr Storm, eingeführt
von den Herren Sarre und Fritsch, Herr Dr. Haas,
eingeführt von Herrn Schrimpff, Herr Poetter, ein-
geführt von Herrn Schrimpff, Herr Dunkel, ein-
geführt von Herrn Reichel.
Gegen den Bericht der vorigen Sitzung sind Ein-
wendungen nicht erhoben, derselbe ist demnach als
genehmigt anzusehen.
Wird sonst noch das Wort gewünscht? Das ist
nicht der Fall. Dann schliefse ich die Sitzung.
Schwerer Oberbau auf den preufsischen Staatsbahnen.
In der Sitzung des preufsischen Abgeordneten-
hauses am 23. Februar 1903, für welche die zweite
Berathung des Eisenbahnetats auf der Tagesordnung
stand, legte der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten,
Budde, in längerer Rede die Grundsätze dar, nach
welchen er die Verwaltung seines Ressorts zu führen
beabsichtigt. In dieser hochbedeutsamen Rede äulserte
sich der Minister in Bezug auf den Oberbau etwa wie
folgt: „Die Hauptaufgabe des Eisenbahnministers ist es,
Betriebssicherheit herbeizuführen. Unfälle können vor-
kommen, denn Menschenwerk ist Stückwerk, wir müssen
mit Fehlern rechnen. Aber was geschehen kann zur
Sicherung, das mufs geschehen. Im: Vordergrund
steht hier der schwere Oberbau. Die 19330 km,
die hierfür in Betracht kommen, können natürlich nicht
von heute auf morgen damit versehen werden usw.“
Schon früher, bei der Berathung des Eisenbahn-
etats in der Budgetkommission des Abgeordnetenhauses
am 10. Februar, hatte der Herr Minister in Bezug auf
den Oberbau sich dahin ausgesprochen, dafs der Stein-
schlag sich zur Bettung besser als Kies bewähre und
künftig in gröfscrem Umfange zur Anwendung kommen
solle. Der Oberbau solle auf 19330 km Bahn verstärkt
werden und zwar bereits in 5, statt wie früher in Aus-
sicht genommen war, in 10 Jahren. Der schwere
Oberbau stelle sich billiger, halte besser, ver-
mindere die Unfallgefahr und die Zahl der
Rottenarbeiter. Im Ganzen seien die für die Her-
stellung des schweren Oberbaues aufzuwendenden Kosten
auf 90 Millionen Mark veranschlagt.
Diesen Aeufserungen des Herrn Ministers ent-
sprechend ist im Etat der Eisenbahnverwaltung für das
Etatsjahr 1903 unter den „einmaligen und aufserordent-
lichen Ausgaben“ ein Betrag von 15 Millionen Mark
als erste Rate zur Herstellung von schwerem Oberbau
eingestellt.*) Aufserdem aber soll noch ein gröfserer
Theil der zum Umbau bestimmten Gleisstrecken **) — im
Ganzen 2109 km —, wofür die Kosten im Ordinarium
vorgesehen sind, mit schwerem Oberbau ausgebaut
werden. Für diesen schweren Oberbau kommen
Schienen (No. 8b) von rund 41 kg/m Gewicht in An-
wendung, die auf eisernen oder hölzernen Querschwellen
verlegt werden.
Mit der Einführung dieses schweren Oberbaues,
durch welche der Herr Minister sich unstreitig ein grofses
Verdienst um die Leistungsfähigkeit und Betriebs-
sicherheit der preufsischen Staatsbahnen erworben hat,
ist ein in den Annalen mehrfach zum Ausdruck ge-
brachter Wunsch in Erfüllung gegangen.
In der Nummer 350 der Annalen vom 15. Januar 1892
wurden Betrachtungen über den damaligen Stand der
*) Vergl. Annalen 1903, No. 618, S. 121.
“j Annalen 1903, No. 616, S. 71.
(1. April 1903.)
Oberbaufrage veröffentlicht, deren Schlufsergebnifs dahin
zusammengefafst wurde, dafs bei der Gestaltung des
Oberbaues auf Hauptbahnen mit starkerem Verkehr in
erster Reihe nur Querschwellen-Anordnungen in Be-
tracht kommen könnten, bei denen auf eine gewisse
Massigkeit und Schwere Bedacht genommen ist.
In einem weiteren „Zur Öberbaufrage“ über-
schriebenen, vom Geh. Baurath a. D. Claus verfafsten
Aufsatze in der Nummer 505 der Annalen vom 1. Juli 1898
wurde nach Erörterung der inzwischen gemachten Er-
fahrungen und nachdem erwähnt worden, dafs bei den
belgischen Staatsbahnen eine 52 kg/m schwere Schiene
zur Anwendung gekommen, am Schlusse gesagt: „Die
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 619.) 141
Anwendung einer so schweren Schiene, wie die der
belgischen Staatsbahn ist nicht erforderlich, der neue
Oberbau der preufsischen Staatsbahn mit 41 kg/m
schwerer Schiene (No. 8) dürfte vielmehr für jetzt und
absehbare Zeit allen zu machenden Ansprüchen genügen.
Im Interesse unseres vaterländischen Eisenbahnwesens
ist nur zu wünschen, dafs dieser Oberbau recht bald
auf allen stärker belasteten Linien zur Anwendung
kommt.“
Dafs dieser vor 5 Jahren ausgesprochene Wunsch
in Erfüllung gegangen, giebt uns frohe Zuversicht für
die weitere gedeihliche Entwicklung des vaterländischen
Eisenbahnwesens,
Amerikanische Arbeitsverhältnisse.
Weitaus die Mehrzahl derer, die über den Ocean
gehen um die amerikanischen Verhältnisse, amerika-
nisches Geschäfts- und Fabriktreiben kennen zu lernen,
müssen sich mit einem Ueberblick begnügen. Ein
wirklicher Einblick kann ihnen nicht zu Theil werden,
weil die Zeit zu knapp bemessen ist gegenüber der
Fülle des Neuen und Ungewohnten, das sich dem
Europäer darbietet.
Aber vorausgesetzt selbst, dafs sich der Reisende
schnell mit Leuten und Sitten, mit Umgangsformen und
mit der Sprache vertraut gemacht hat; um in das Wesen
des amerikanischen Fabrikbetriebes einzudringen, mufs
man selbst mitten darin stehen, ein Glied in der grofsen
Kette sein, mit den Arbeitern arbeiten. Durch Ge-
spräche oder selbst durch Zusehen wird man nie das
eigentliche Wesen, den Unterschied gegen europäische
Arbeit erfassen können.
Ein von vielen Ingenieuren bevorzugter Weg um
amerikanische Fabrikation zu studiren ist der, den Weg
durch das Zeichenbureau, den drafting-room zu nehmen.
. Hierbei gelingt es ihnen wohl die Konstruktionsmethoden
zu erfassen, aber die eigentliche Fabrikation, das System,
die Arbeit und vor allem die Arbeiter bleiben ihnen
fremd. Und doch ist grade dies das Wesentliche, grade
hierin wird man in Europa der gröfsten Unwissenheit
und sogar falschen Anschauungen begegnen.
Was ich von dem amerikanischen Arbeiterstande
wufste, als ich Europa verliefs, war ungefähr Folgendes:
Der Amerikaner ist viel intelligenter, erfinderischer
wie der Deutsche und schafft bedeutend mehr, da er
infolge des dort herrschenden Stücklohnes viel fleifsiger
arbeitet. Gegen schlechte Behandlung seiner Vor-
gesetzten und gegen zu niedrige Löhne schützt er sich
durch Streike, die von den Unions arrangirt werden.
Er ist ein grofser Freund des Wisky, den er in Mengen
zu jeder Tageszeit zu sich nimmt. Abends ist er meist
in den Bars beim Würfel oder Pokerspiele anzutreffen.
Von den amerikanischen Arbeiterinnen wufste ich nichts.
Das einzige, was mir gar nicht in den Sinn wollte,
ist, dafs der Amerikaner viel mehr leistet wie der
Deutsche. Aus welchem Grunde suchen die Fabriken
denn grade deutsche Arbeiter besonders heranzuziehen
und festzuhalten? Sollte etwa das Klima einen derartigen
Einflufs ausüben?
Der einzige Weg um in dieses Dunkel etwas Licht
zu bringen war, wie gesagt, als Arbeiter in eine Fabrik
einzutreten, da nur im persönlichen Umgange mit den
Arbeitern eine genauere Kenntnis ihrer Eigenart und
ihrer Leistungsfähigkeit möglich ist.
Eine ganz ungewohnte Sache ist die praktische
Thätigkeit nicht für einen, der als Volontär thätig ge-
wesen ist. Doch ist ein erheblicher Unterschied vor-
handen, ob man sich seine Arbeit je nach Belieben aus-
suchen darf, oder ob man für einen bestimmten Lohn
eine bestimmte Leistung abzuliefern oder gar im Stück-
lohn mit einer Colonne zu arbeiten hat. Volontäre nach
unserer Ansicht giebt es in Amerika nicht, die jungen
Studenten müssen wie jeder andere in die Colonne ein-
treten, erhalten ihren Lohn und die Marke: sie gehen
dafür auch ganz anders ins Zeug und lernen in der-
selben Zeit bedeutend besser als unsere Volontäre
die Werkzeuge, die Maschinen und die Mitarbeiter selbst
kennen.
Der Arbeiter.
Ein Arbeiterstand, wie ihn die meisten europäischen
Länder besitzen, besteht in Amerika nicht. Die Gesetze
kennen nur Amerikaner undNichtamerikaner, aber keinen
Unterschied zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern;
vielmehr sind derartige Ausdrücke absichtlich vermieden
worden, um nicht künstlich verschiedene Klassen zu
konstruiren. Wohl besteht hier eine arbeitende Klasse
wie bei uns, wohl ist der Abschlufs der Reichen gegen-
über den Armen hier viel ausgesprochener als in Europa,
aber eine Grenze ist nicht so scharf gezogen wie bei-
spielsweise in Deutschland durch das „Kleben der
Marken“,
Es wird hier dagegen ein scharfer Unterschied
gemacht zwischen workmen, d. h. Handwerker oder
gelernten Arbeitern und laborer, zu Deutsch Tage-
löhnern.
In den Arbeitergenossenschaften, den Unien, werden
nur workmen aufgenommen; jede Genossenschaft hat
in ihren Statuten genau festgelegt, was sie darunter
versteht. So nimmt z. B. die Machinist (Schlosser)-
Union nur solche Leute auf, die entweder das Hand-
werk gelernt oder mindestens zwei Jahr in einer Werk-
statt gearbeitet haben und eine Werkzeugmaschine wie
Drehbank, Hobelmaschine oder Stofsmaschine (die Bohr-
maschine gilt nicht als voll) bedienen können und einen
Mindestlohn von täglich 1,85 $ (für die verschiedenen
Städte verschieden) verdienen. Der Beitritt geschieht
freiwillig, doch versuchen die Mitglieder der Unien alle
aufsenstehenden Beitrittsfähigen durch Aufforderungen
in öffentlichen Versammlungen und durch persönliches
Zureden hineinzuziehen, so dafs sich die meisten mora-
lisch zum Beitritt gezwungen fühlen.
Der Beitrag zur Union beträgt etwa "so des Ver-
dienstes; dafür erhalten die Mitglieder Unterstützung
im Krankheitsfalle (6 $ pro Woche für sich und freie
Arznei für sich und ihre Familie) sowie Sterbegelder;
freie Behandlung in Krankenhäusern wird meist von der
Stadt gewährt. Die Gelder werden von einem Vorstande,
Präsident, Secretary und Treasurer verwaltet, der zu-
gleich die Kontrolle der Mitglieder im Krankheitsfalle
übernimmt.
Die Unien einer Branche wählen in einem Bezirke
einen Vorstand und für sämmtliche Unien einen Central-
vorstand, mit einem Präsidenten als Geschäftsleiter, an
den ein bestimmter Theil der Beitragsgelder für die
Verwaltung abgeführt wird. Die Präsidenten sämmtlicher
Unien bilden die American federation of labor, welche
die allgemeinen Fragen regelt.
Oeffentlich treten die Unien einmal im Jahre am
l. September, dem sogenanten Labor-day auf, indem
sie diesen Tag festlich durch Umzug in den Strafsen
begehen. Viele Leute würden an dem Tage lieber
arbeiten als diese ungewohnte Anstrengung mitmachen,
aber die Fabriken sind an dem Tage geschlossen und
die Union verlangt die Theilnahme am Festzuge.
142 (No, 619.]
Ich habe diesen Umzug in San Francisco mit ange-
sehen, wo über 13000 Arbeiter und Arbeiterinnen (die
Putzmacherinnen und Schneiderinnen treten den Unien
bei) über 5 Stunden in Achterreihen mit vier Schritt
Abstand bezw. in Wagen vorbeizogen.
Jeder Mann trug einen Spazierstock in den National-
farben, die einzelnen Unien waren durch ihrem Hand-
werk entsprechende Abzeichen, der Beginn einer neuen
Gruppe durch Kapelle, Vorreiter und Fahnenträger
kenntlich.
Der Zuschauer gewann den Eindruck von einem
Arbeiterheere, das sich seiner Macht wohl bewufst ist
und dieselbe zum Wohle und Nutzen des Staates ver-
wenden will. Das überall wehende Sternenbanner
zeigte die gut nationale Gesinnung der Unien an, die
gegen die Anarchisten energisch Front machen und die
Socialisten als Schwärmer verlachen.
Der Werth der Unien.
Die Frage, ob die Unien sich einer Beliebtheit
seitens der Fabrikleitung erfreuen, läfst sich nicht ein-
fach mit „ja“ oder „nein“ beantworten.
Es hängt sehr viel von der Leitung der Genossen-
schaft ab, ob dieselbe ihrem eigentlichen Zwecke treu
bleibt oder ob sie sich auch in andere fremde Gebiete
hineinmischt.
Zweck der Unien ist durch Zusammenschlufs aller
handwerksmäfsig ausgebildeten Leute einen Rückhalt
und eine ständige Vertretung ihrer Interessen den
Arbeitgebern und der Regierung gegenüber zu besitzen
und einzelnen Bedürftigen eine Unterstützung zu Theil
werden zu lassen. Sie gleichen darin vollkommen
unseren Knappschaften mit ihren Knappschaftskassen.
Falls die Union bei Aufnahme neuer Mitglieder
gewissenhaft vorgeht, kann die Zugehörigkeit zur Union
dem Arbeitgeber eine genügende Bürgschaft dafür sein,
dafs er einen ausgebildeten Arbeiter annimmt. Dann
hat die Fabrik eine geregelte Vertretung der einzelnen
Handwerke, mit der sie bei Beschwerden über den
Meister oder bei Lohnänderungen verhandeln kann.
Es erscheint vollkommen berechtigt, in derartigen Fragen
die jungen Leute und die Tagelöhner wegen Mangel
eines reifen Urtheils nicht mitsprechen zu lassen.
Bleibt die Union in diesen gezogenen Grenzen, so
wird die Fabrik dieselbe gern sehen und selbst die
Aufsenstehenden zum Beitritt zur Genossenschaft auf-
fordern.
Derartige Unien sind z. B. die brotherhood of
locomotiv engineers und die brotherhood of locomotiv
firemen, welche vorzüglich geleitet sind und sich einer
grofsen Beliebtheit seitens der Eisenbahngesellschaften
erfreuen.
Nun ist das leider nicht die Regel. Sehr viele
Unien haben Krakehler an ihrer Spitze, die sich durch
energisches Auftreten unddurch interessante Forderungen
die Achtung ihrer Wähler verschaffen wollen. Derartige
Leute kümmern sich weniger um die innere Organisation
ihrer eigenen Union als um allgemeinere Dinge. So
stellt ein Genossenschaftspräsident die Forderung, dafs
in dem Krankenhause eines Werkes die Wäsche an
eine Union-Waschanstalt gegeben würde, anstatt sie
von armen Frauen besorgen zu lassen, wie es bisher
Brauch war. Ein anderer findet heraus, dafs die Thür-
verschlüsse von einer Fabrik bezogen werden, die keine
Unienmitglieder beschäftigt; er wünscht die Neu-
bestellungen an eine andere Fabrik gehen zu lassen.
Derartige Einmischungen sind für den Betrieb aufser-
ordentlich lästig, weil sie stets zu längeren Unter-
handlungen führen.
Solange also die Unien sich mit der inneren Politik
begnügen, sind sie den Gesellschaften sehr willkommen,
nichts weniger als dieses aber, wenn sie sich auch mit
äufserer Politik befassen.
Kann man ihnen dies aber gänzlich verbieten?
Kann vom Staate das Zusammengehen der Unien ver-
schiedener Handwerke gesetzlich verhindert werden?
Meiner Ansicht nach nicht. Und so halte ich es
vom Standpunkte des Fabrikanten für das Günstigste,
wenn die Regierung die Frage durch Einführung des
Innungszwanges lösen würde, wodurch allen Dictations-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. April 1903.]
gelüsten der Unien in dieser Hinsicht der Grund
entzogen würde.
Technische Vorbildung.
Die Forderung der handwerksmäfsigen Vorbildung
auf alle Mitglieder der Unien auszudehnen, würde in
Amerika nicht möglich sein, da es in den Fabriken
keine fachgemäfse Ausbildung der Lehrlinge oder gar
Lehrlingswerkstätten giebt. Das würde zu viel Geld
kosten. Jedermann wird nach seinen Fähigkeiten sofort
im Betriebe verwandt und so nehmen, da ein voll-
ständiges Mitarbeiten verlangt wird, die Fabriken nicht
junge Leute unter sechzehn Jahren, manche sogar nicht
unter achtzehn Jahren,
Was fangen denn aber die Jungen an, wenn sie
mit 14 Jahren aus der öffentlichen Schule entlassen
werden? Die Söhne bemittelterer Eltern besuchen für
einige Jahre die high-scool, eine Art freies Gymnasium,
in dem zwei Sprachen, je nach Wahl, Deutsch, Franzö-
sisch, Latein oder Griechisch, etwas Mathematik, Physik
und Geschichte gelehrt werden und wo man nach vier-
jährigem erfolgreichen Studium seinen „degree“ macht,
das heifst die Berechtigung zum Besuche eines Colleg
oder einer University erhält.
Die meisten aber, der Schulbank überdrüssig, sehnen
sich nach Arbeit;und dabieten sich genugBeschäftigungen
für die Jungen, bei denen sie sich schon ein gutes
Taschengeld verdienen können: Alle Geschäfte, Bureaux
und Hotels brauchen Laufjungen, jeder Werkmeister
hat seinen Officeboy, der Zeitungsverkauf und nicht zum
a das Stiefelputzen erfordert jugendliche Hilfs-
rälte.
Die Ausbildung der sogenannten Lehrlinge, von
denen jede Fabrik nur eine bestimmte Anzahl annimmt,
beginnt meist in der Dreherei, wo die Jungen einfache
Stücke bearbeiten oder automatische Maschinen bedienen.
Ein zweites Jahr wird am Schraubstock, ein drittes
in der Montage und das vierte gewöhnlich an einer
gröfseren Werkzeugmaschine zugebracht. Der einzige
Unterschied gegenüber den älteren ungelernten Arbeitern
ist der, dafs die Lehrlinge zuerst weniger Lohn erhalten
(etwa 50 cent im ersten Jahre, steigend bis 1,50 Dollar
im vierten), dafür aber in den verschiedenen Werkstätten
herumkommen. Nach dieser Ausbildung können die
jungen Leute als Maschinisten (Schlosser) in jede be-
liebige Werkstatt eintreten.
In anderen Gebieten, speciell in der Tischlerei und
Formerei, haben die Fabriken früher überhaupt keine `
Lehrlinge angenommen. Das hat sich in den letzten
Jahren, in denen der Zuzug von Europa geringer ge-
worden ist, in einem grofsen Mangel an gelernten Leuten
fühlbar gemacht.
Es bleibt den Fabriken nichts anderes übrig als in
den sauren Apfel der eigenen Lehrlingserziehung zu
beifsen, während sie bisher von dem Ueberflufs Europas
gezehrt und Jungen nur dort verwendet haben, wo sie
gut ihren Platz ausfüllen konnten. |
Die Regierungen der einzelnen Staaten versuchen
diesem Mangel durch Errichtung von Handwerkerschulen
nachzukommen, die aber mehr Mechaniker, Bauschlosser,
Kunsttischler als Fabrikarbeiter erziehen.
Der amerikanische Arbeiter oder vielmehr der
Arbeiter Amerika’s, denn eine sehr bedeutende Zahl
sind keine Amerikaner, ist zum allergröfsten Theile
nicht für die Fabrik vorgebildet. Am günstigsten ist
der Prozentsatz noch bei den Deutschen, von denen
viele, besonders Süddeutsche, nach der Lehrzeit aus
Furcht vor dem Militär ausgerückt sind, während andere
wegen schlechter Behandlung während der Dienstzeit,
oder weil sie daheim keine passende Stelle gefunden,
sich einer besseren Welt zugewendet haben.
Viele brauchbare Handwerker haben die Fabriken
auch von England und aus der Schweiz erhalten, der
übrige Zuzug aus Polen, Rufsland, Oesterreich und be-
sonders aus Italien hat ihnen dagegen wenig gutes
Material geliefert.
Neger werden in Fabrikbetrieben überhaupt nicht
beschäftigt, weniger weil sie nicht intelligent genug als
weil sie zu unzuverlässig sind; in den Unien findet
man sie infolgedessen auch nicht vertreten,
[1. April 1903.)
Gegen die Chinesen, die bekanntermafsen sehr
tüchtige Arbeiter sind, hat sich die amerikanische Re-
gierung aus nationalökonomischen Rücksichten durch
ein Gesetz abgesperrt, weil sich dieselben ihr Geld im
Auslande nur erwerben, um dasselbe später daheim in
Ruhe verzehren zu können.
Die gesellschaftliche Stellung.
Abgesehen von den Italienern und Polen findet man
unter den Arbeitern wenig ungebildete Leute. Viele
von ihnen haben nach Verlassen der Volksschule noch
einige Semester die high-scool (freies Gymnasium) be-
sucht, alle anderen aber haben sich durch die vielseitige
Beschäftigung als Knaben gehörig in der Welt umsehen
müssen. Jedermann liest seine Zeitung mit Interesse,
verfolgt die Tagesfragen und diskutirt dieselben ein-
gehend mit seinen Freunden. Auch die Unterhaltung
mit dem weiblichen Geschlecht, dem eigentlichen Träger
der allgemeinen Bildung, fördert die Männer. Und dann
das Interesse an allen politischen Handlungen, die
Wahlen, die neuen Gesetze, Prozefsverhandlungen!
Ueber allgemeine Fragen kann man sich mit jedem
amerikanischen Arbeiter unterhalten, zu jeder Zeit,
selbst Montags, ohne im geringsten fürchten zu müssen,
es mit einem halbnüchternen Manne zu thun zu haben.
Bier oder Brandy wird von wenigen auf dem Heim-
wege von der Arbeit, von vielen Sonnabends in der
Bar, von sehr vielen überhaupt nicht getrunken. Mögen
die strengen Gesetze immerhin einen Einflufs haben,
die in vielen Staaten den Verkauf von Alkohol ver-
bieten, mögen auch die theuren Bierpreise mitsprechen,
1/4 Liter ist nicht unter 5 cents = 20 Pfennig zu haben,
so giebt die Enthaltsamkeit vom Alkohol dem amerika-
nischen Arbeiter einen grofsen Vorsprung vor allen
anderen. Er ermüdet besonders in der heifsen Zeit
nicht so leicht, ist frischer bei der Arbeit und infolge-
dessen aufmerksamer.*)
Der infolge einer allgemeineren Bildung weitere
Blick lafst den Amerikaner über seine direkte Arbeit
hinaus denken, für schnellere und praktischere Methoden
sorgen und selbst für andere mitdenken. Wenn dies
auch manchmal der Arbeit direkt nicht von Nutzen ist,
so haben die Leute doch schon viel Vereinfachungen
im Betriebe selbst angeregt.
Behandlung der Arbeiter.
Es ist für jede Fabrik von bedeutendem Werthe,
sich einen Stamm von Arbeitern zu erhalten. Der
Arbeiter mufs seine Arbeitsstätte gern haben, sich in
derselben wohl fühlen. Die Häuslichkeit spielt auch
mit, kommt für ihn aber erst in zweiter Reihe in Betracht.
Schon hierin hat Amerika mit seinen kleinen Wohn-
häusern einen grofsen Vorsprung gegenüber unseren
Miethskasernen, in denen sich der Mensch nie recht
zufrieden und heimisch fühlt. Mit dem eigenen Heim
ein eigenes Haus zu verbinden, ist der Wunsch und
das Bestreben jedes Amerikaners. Ä
Die Löhne sind so hoch, dafs jeder sich etwas
sparen kann; und da die Arbeiterkassen, allerdings
gegen bedeutende Zinsen, einen Vorschufs gestatten,
elingt es allen sparsamen Leuten, schon nach wenigen
Jahren in den Besitz eines eigenen Hauses zu ge-
langen.
Um aber dazu bewogen zu werden, sich ein eigenes
Haus am Platze zu bauen, mufs der Mann sich in seiner
Werkstätte wohl fühlen. Guter Lohn und gute Be-
handlung seitens seiner Vorgesetzten sind dazu in erster
Linie erforderlich: Alle erdenklichen Wohlfahrtsein-
richtungen, wie Kranken- und Unfallkassen, Wittwen-
und Waisenversorgungen, Krankenhäuser und Erholungs-
stätten, Schutzvorrichtungen, gute Heizung und Lüftung,
Licht und Bequemlichkeiten sprechen dabei nur sehr
wenig mit. Diciehizen, denen dergleichen zu Gute
kommt, freuen sich dessen und lernen es zu schätzen,
aber die grofse Mehrzahl glaubt, dafs dies nur durch ihr
°) Die Eisenbahngesellschaften nehmen keinen Mann auf die
Lokomotive, von dem sie wissen, dafs er Bier trinkt. Ebenso hat
jeder Lokomotivführer oder Motormann durch einmalige Ange-
trunkenheit im Dienste seine Stellung sofort verwirkt.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
INo. 619.] 143
Geld bezahlt wird und würde lieber den Mehrlohn
direkt verwenden für eigene Zwecke.
Nun ist der Amerikaner sehr selbstständig erzogen;
als Kind darf er daheim, als Bube im Kreise Erwachsener
mitreden; militärischer oder polizeilicher Zwang wird
ihm nicht auferlegt und so liebt er es auch nicht, be-
vormundet zu werden. Ich habe von alten vernünftigen
Leuten oftmals die Ansicht gehört, dafs sie ihr Leben
lieber bei einer nicht unbedingt sicheren Privatgesell-
schaft als gezwungen beim Staate versichern würden,
weil sie die freie Verfügung über ihre Gelder wünschen.
Das ist echt amerikanisch !
Bislang kannte das Gesetz keine Arbeiter.
Bei dem letzten grofsen Kohlenstrike ist aber die
Union von der Regierung als Vertretung der Arbeiter
anerkannt worden, die Minenbesitzer haben sie als
solche anerkennen müssen; damit sind auch die Arbeiter
als eine besondere Klasse wie in Europa offen erklärt
worden.
Wenn der Staat beabsichtigen sollte, nun ein Gesetz
für die Arbeiterversicherung einzubringen, so werden
die Demokraten geschlossen dagegen Front machen, da
sie nicht mehr ihren vollen Lohn für sich verwenden
können. Schon die Abgabe an die Unien, die dem
Verdienste entsprechend verschieden geregelt ist, macht
ihnen keine Freude, Aber sie sind doch freiwillig der
Union beigetreten und geniefsen dafür deren Schutz
und Unterstützung im Krankheitsfalle.
Fühlt sich nun der Arbeiter in der Fabrik wohl?
Im grofsen und ganzen, ja. Er ist zufrieden mit seinem
Verdienst, der ihm aufserhalb der Arbeitszeit genügende
Bequemlichkeit gestattet und er ist zufrieden mit der
Behandlung seitens seiner Vorgesetzten.
Der Unteroffizierston hat in keine Fabrik Eingang
gefunden. Ich habe in der ganzen Zeit kein einziges
rauhes oder geschweige denn ein Schimpfwort gegen
einen Untergebenen gehört.
Geschieht einmal eine Widersetzlichkeit gegen den
Willen des Vorgesetzten, so sagt der Betreffende ganz
ruhig: Sie dürfen sich heute Ihr Geld holen und
kümmert sich nur in sofern noch um den Mann, als er
die Anweisung auf Auszahlung des Geldes schreibt.
Dies ist nur dadurch möglich, dafs jeder Meister
seine Leute selbstständig annehmen und entlassen kann,
ohne den Leiter der Fabrik befragen zu brauchen. Das
wissen die Leute und dadurch wird der Respekt vor
den Meistern sehr grofs. |
Die leitenden Ingenieure geben sich mit den Arbeitern
nur insofern ab, als spezielle Fragen wegen der Be-
arbeitung einzelner Sticke oder Wirkungsweisen von
Werkzeugmaschinen in Frage kommen. Wenn irgend-
welche Fehler oder Nachlässigkeiten entdeckt werden,
werden sie sich nie an den Arbeiter wenden, sondern
stets den Meister dafür verantwortlich machen.
Ohne durch eine strenge militärische Schule daran
gewöhnt zu sein, wird der Instanzenweg hier von allen
sehr genau eingehalten.
Beschwerden über die Meister bei dem leitenden
Ingenieur sind nicht gestattet. Fühlt ein Arbeiter sich
ungerecht behandelt, so erklärt er seinen Austritt. Ist
er ein Mitglied der Union, so tritt diese, falls er nach
ihrer Ansicht im Recht ist, für ihn ein; alle Angehörigen
der Union erklären durch eine Abordnung dem Direk-
torium ebenfalls die Arbeit niederlegen zu wollen, falls
nicht der betreffende Meister entlassen oder dem Manne
in einer anderen Weise Genugthuung gegeben wird;
nicht selten enden diese Fälle nach genauerer Unter-
suchung mit der Entlassung des Meisters.
Rügen oder Verwarnungen bestehen nicht, Geld-
strafen nur für Verspätungen oder Beschädigungen von
Fabrikeigenthum; bei allen ernsteren Fällen handelt es
sich nur um Entlassung und deshalb sind Meister und
Leute vorsichtig und lassen es nicht gern bis zum
äufsersten kommen.
Der Superintendent der New-York-Central shops
sagte mir beim Besuche derselben, bei ihnen dürfte
kein hartes Wort zu den Arbeitern gesprochen werden,
der betreffende Vorınann würde sofort entlassen, Ich
glaubte dies „cum grano salis“ auffassen zu müssen,
144 (No, 619.)
bin aber durch meine Erfahrung zu der Ueberzeugung
gekommen, dafs dies thatsächlich der Fall ist.
Ob wir in dieser Beziehung nicht viel zu lernen
haben? Ich kenne kleine deutsche Betriebe, in denen
der Besitzer mit den Leuten arbeitet, in denen durch
seine Autorität ein ernstes ruhiges Verhältnifs zwischen
ihm und den Arbeitern besteht. Ich kenne grofse Be-
triebe, in denen der Besitzer die Leute kaum vom
Sehen kennt und wo es kaum einen Tag ohne einen
Krach zwischen Meister und Leuten abgeht. Ich habe
nicht beobachten können, dafs dadurch das Ansehen
des Meisters gestiegen wäre. Allerdings spricht hierbei
viel das cholerische Temparament des Deutschen mit,
der nicht alles mit dem Pflegma des Amerikaners auf-
nehmen kann. Immerhin vermag eine gute Regelung
der Arbeitsvertheilung schon viele aufgeregte Scenen
zu vermeiden.
Ein grofses Hülfsmittel ist die Ertheilung schrift-
licher Arbeitsanweisungen. Durch diese sind einerseits
Mifsverständnisse ausgeschlossen, andererseits können
sich die Vorgesetzten bei Vernachlässigungen daran
halten. Eine weitere gute Einrichtung ist die Selbst-
kontrolle des einzelnen Mannes, die darin besteht, dafs
Jeder abends eine Karte mit Angabe der von ihm ge-
leisteten Arbeit und seiner Arbeitszeit auszufüllen hat.
Dadurch, dafs Fehler am nächsten Tage sofort vom
Meister berichtigt und vom Arbeiter anerkannt werden,
wird späteren Einwendungen direkt vorgebeugt, da jedem
die von ihm selbst geschriebenen Karten vorgelegt
werden können.
Ein drittes Mittel ist, Befehle mündlich nur dann
zu ertheilen, wenn dieselben sofort ausgeführt werden
können, da der Vormann bei Nichtbefolgung sofort streng
eingreifen kann.
Das gute Verhältnifs der Meister und Arbeiter zu
einander liegt viel in der gegenseitigen Erziehung, die
durch ein gut geregeltes Arbeitsverhältnifs, durch das
sogenannte System beeinflufst ist, in dem jedem Manne
seine Pflichten genau vorgeschrieben sind, ihm aber
nach Möglichkeit überlassen bleibt, mit welchen Mitteln
er den Forderungen nachkommt.
Verwendung der Arbeiter.
Die Entwickelung der amerikanischen Industrie, die
in vielen Zweigen führend auf dem Weltmarkte dasteht,
ist wohl hauptsächlich dem Umstande zu danken ge-
wesen, dafs die Fabrikanten es verstanden haben alle
sich ihnen zur Verfügung stellenden Mittel in geschickter
und lohnender Weise auszunutzen.
Der Mangel an Menschenmaterial und der damit
verbundene hohe Arbeitslohn hat zur Verwendung
möglichst vieler Maschinen geführt. Ebenso hat aber
auch der Mangel an geschulten Arbeitskräften die
Fabrikanten dahin gebracht, so sparsam wie möglich
mit denselben umzugehen, ihr Wissen gehörig aus-
zunutzen und wo irgend angängig, ungeschulte Leute
zu beschäftigen.
In Schenectady z. B. finden wir in der Dreherei
der Lokomotivfabrik neben einem gelernten Dreher
einen früheren Kaufmann seit zwei Jahren den Dreh-
stahl führend, einen früheren Schuhmacher seit drei Jahren
und einen Jüngling, der es auf dem Colleg nicht aus-
gehalten hat, seit einem Jahr thätig. Ein früherer Post-
beamter bedient zwei Hobelmaschinen für wichtige
Rahmentheile. Mit einem gelernten Schlosser reifst ein
junger lustiger Bursch die gröfseren Stücke vor, der
bis vor einem Jahr sein Geld mit Zeitungsverkauf
verdient hat.
Der Drehermeister in den Lokomotivreparaturwerk-
stätten in Altoona erklärt unter seinen siebzig Drehern
und Hoblern nur drei Leute zu haben, die als Jungen
das Handwerk gelernt haben.
In manchen Reparaturwerkstätten ist nicht einmal
der Meister ein gelernter Mann und doch werden die
Arbeiten zweckentsprechend ausgeführt.
Uns erscheint dies unmöglich. Es ist aber auch
in Deutschland nicht nöthig, derartige Experimente zu
machen, da die Maschinenfabriken genug ausgebildete
Handwerker zur Verfügung haben, um mit solchen die
meisten Maschinen zu besetzen. In Amerika haben die
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. April 1903.)
Fabriken jedoch alles Material nehmen müssen, was
sich ihnen darbot, um überhaupt arbeiten zu können.
Dabei sind die gelernten Leute einerseits sehr ausgenutzt
worden, andrerseits aufserordentlich schnell in leitende
gut bezahlte Stellen aufgerückt.
Das Verfahren gestaltet sich dabei fogendermafsen:
Ein im Betriebe erfahrener Meister giebt seine
Aufträge an handwerksmälsig ausgebildete Arbeiter;
diese vertheilen die Arbeit wieder an einzelne Arbeits-
maschinen, die von gewöhnlichen Arbeitern bedient
werden, oder führen die Arbeit selbst aus, wobei ihnen
ein oder mehrere ungelernte Leute zur Hand gehen.
In beiden Fällen beaufsichtigen die Vorarbeiter die
übrigen Leute, helfen zuweilen selbst nach, machen sie
auf Fehler aufmerksam und erziehen sie auf diese Weise
für die Fabrik.
Wie mit neu eintretenden Arbeitern verfahren wird,
habe ich an mir selbst gesehen. Von dem Meister
wurde ich einem Vorarbeiter zugetheilt, dem eine Gruppe
von Bohrmaschinen unterstellt war. Zunächst hatte ich
hier und dort zu helfen, beim Gewindeschneiden die
Maschinen ein- und auszurücken und beim Schwenken
der Bohrkrahne behülflich zu sein. Fünf Tage nach
meinem Eintritt fehlte ein Mann, dessen Maschine ich
probeweise bedienen durfte. Dabei half mir ein Arbeiter,
der eigens zu diesem Zweck angestellt war, beim Anheben
und Einrichten des Arbeitsstückes, eines schweren Loko-
motivcylinders, mittelst eines Laufkrahnes. Der Vor-
arbeiter gab mir die Zeichnung, half beim Heraussuchen
der Schablonen und rifs die nöthigen Löcher vor.
Später controllirte er die Geschwindigkeit des Bohrers
und den Vorschub, schliff den Stahl und sorgte für ein
neues Arbeitsstück, damit die Bohrmaschine nicht länger
als irgend nöthig still stände.
Als der Bohrer zurückkam, wurde ich an eine andere
Krahnbohrmaschine gestellt, die ebenfalls Cylinder zu
bearbeiten hatte. Innerhalb weiterer zwei Wochen war
ich so gewandt in der Handhabung der Maschine, in
der Reihenfolge der verschiedenen Arbeiten und im
Einrichten des Arbeitsstückes, dals ich kaum noch hinter
den anderen Leuten zurückstand.
Der Meister hatte sich in der ganzen Zeit gar nicht
um mich gekümmert. Nur einmal, als die Bohrmaschine
infolge des Bruches eines Triebwerktheiles für einige
Zeit still stand, kam er heran, um sich nach dem Grunde
zu erkundigen.
So wie in der Cylinderbearbeitungswerkstatt ist
die Arbeitstheilung überall bis ins Einzelne durchgeführt;
dies kommt auch dem Arbeiter zu Gute. In kurzer Zeit
lernt er sein Arbeitsstück behandeln, und bald kann er
auch andere in seine Kunst einweihen, da dieselbe nicht
sehr umfassend ist. |
Erweist sich ein Mann als besonders geschickt, so
kommt er an eine gröfsere Maschine und wird im Laufe
der Jahre zu schwierigeren Arbeiten herangezogen.
Auf diese Art haben sich die Fabriken sehr brauch-
bare Leute herangebildet, die eben erst spät mit der
Lehrzeit begonnen haben. Im allgemeinen werden diese
Leute nur für besondere Zwecke brauchbar sein, aber
z.B. nie rechte Schlosser werden, die zu jeder beliebigen
Arbeit geschickt sind. Deshalb werden in den Werkzeug-
räumen und für die Reparatur und das Instandhalten
der maschinellen Einrichtungen und als Maschinisten
nur gelernte Leute verwendet.
Lohn-System.
Wie der Amerikaner durch ständige Ueberwachung
durch ausgebildete Leute mit gewöhnlichen Arbeitern
eine gute Waare herstellt, versteht er auch durch eine
geschickte Regelung des Lohnes die Arbeiter zur gröfst-
möglichen Leistung anzustacheln.
Als Beispiel hierfür möchte ich einige Lohnsysteme
anführen, die in grofsen amerikanischen Werkstätten
mit Erfolg Anwendung gefunden haben, in Deutschland
aber wenig oder gar nicht bekannt sind.
Bonus System.
Anstatt eine Durchschnittsleistung zu fordern und
die besseren Arbeiter in eine höhere Lohnklasse zu
[1. April 1903.)
bringen, haben einige Werke die höchst ausführbare
Leistung als das von allen erstrebenswerthe hingestellt.
Die Betlehem steel works haben dies System für
die Walzwerke, Walzendrehereien und für alle irgend
angängigen Hilfsarbeiten durchgeführt.
Durch Statistik und Erfahrung im Betriebe ist für
die Herstellung jedes Stückes die kürzeste Zeit fest-
gesetzt worden. Neue Stücke werden dem besten
Arbeiter zur Fertigstellung gegeben an eine Maschine,
die in sehr gutem Zustande ıst. Der beste Werkzeug-
stahl wird für das Vor- und das Fertigdrehen verwandt,
der schnellste Vorschub und die gröflste Spandicke,
welche das Material und die Maschine gestattet, wird
eingestellt, jeder Werkzeugwechsel mit der grölstmög-
lichen Schnelligkeit vorgenommen und für den Wechsel
des Arbeitsstückes sofort das nächste bereit gehalten.
Die auf diese Weise nach Fertigstellung mehrerer
Stücke gewonnene Zeit wird als Arbeitszeit für das be-
treftende Stück festgesetzt. Wer diese Zeit einhält, be-
kommt aufser dem festgesetzten Stundenlohn eine Ver-
gütung, Bonus genannt, die etwa ein Viertel seines
Stundenlohnes beträgt.
Die mit diesem System z. B. in der Walzendreherei
gemachten Erfahrungen haben den gehofften Erfolg bei
weitem übertroffen.
Zunächst sah allerdings der gröfsere Theil der
Arbeiter ruhig zu, wie einige „Streber“ sich abmühten,
um den „Bonus“ zu erlangen. Sie glaubten, dais dieser
Mehrverdienst nur mit einer Ueberanstrengung aufge-
wogen werden könnte und blieben deshalb in der alt
gewohnten gemüthlichen Arbeitsweise.
Als sie dann aber sahen, dafs denjenigen, die genau
die für ein Arbeitsstück angegebene Arbeitsweise ein-
hielten, die Werkzeuge stets zur Auswechselung bereit
hatten und nicht viel Worte beim Umwechseln der
Walzen verloren, stets ihr Bonus zu Theil wurde, und
dafs dies einen beträchtlichen Mehrverdienst ausmachte,
wurde selbst der früher bequemste angestachelt, es den
fleifsigen gleich zu thun.
Dabei stellte es sich denn oftmals heraus, dafs ihre
Maschinen die geforderte Arbeit thatsächlich nicht leisten
konnten, weil sie nicht in voller Ordnung oder einzelne
Theile stark ausgelaufen oder schlecht geschmiert waren.
Mancher erklärte, dafs der Stahl die geforderte Span-
stärke bei der Geschwindigkeit nicht leisten könne, ohne
sehr bald ausgewechselt zu werden und erfuhr erst bei
der daraufhin angestellten Untersuchung, dafs er bis
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 619.| 145
dahin stets eine falsche Stahlsorte zu der Arbeit ver-
wandt hatte, oder dafs sein Stahl falsch geschliffen war.
Wenn derartige Mängel abgestellt waren, gelang es
allen, die keine unnützen Pausen in der Arbeit eintreten
beisen, die festgesetzte Zeit einzuhalten. Jetzt sollen
dıe meisten Leute in der Walzendreherei regelmäfsig
ihr Bonus verdienen, was damit gleichbedeutend ist,
dafs die Werkstatt die gröflstmögliche Arbeitsmenge
liefert.
Ein weiteres Beispiel für den Erfolg des Bonus-
Systems zeigt das Umladen von Kohle, Erz und Sand.
Durch Versuche mit besonders kräftigen und ausdauernden
Arbeitern ist unter ständiger Beaufsichtigung und Be-
reithaltung der Beförderungsmittel die stündlich zu
leistende Arbeitsmenge festgestellt worden. Dabei
wurde bemerkt, dals sich für die verschiedenen Mate-
alen verschiedene Schaufeln, die lange gebraucht
worden waren, gar nicht eigneten und durch anders
gefornte ersetzt werden mufsten.
Zunächst wurde in diesem Betrieb eine Ueber-
anstrengung der weniger kräftigen Leute festgestellt.
Als es aber weiterhin bekannt wurde, dafs starke Leute
in den Betlehem steelworks 25 pCt. mehr als anderswo
verdienen konnten, war dort ein so grofser Andrang,
dafs nur die kräftigsten Leute ausgesucht zu werden
brauchten, und die alten ungeeigneten für andere
Arbeiten verwendct werden konnten.
Im weiteren Verlauf konnte die Anzahl der Schaufler
um ein drittel verringert werden, wobei das Werk noch
mit Vortheil arbeitete, da diese kräftigen Leute mehr
als die frühere gröfsere Zahl leistete.
Bei diesem System ist nicht zu unterschätzen, dafs
dieMaschinen und Transporteinrichtungen stets in bestem
Zustande sein und erhalten werden müssen, und dafs
Mängel von den Arbeitern in ihrem eigenen Interesse
sofort gemeldet werden.
Für die Fabrikleitung erschwerend ist der Umstand,
dafs neben dem technischen und dem Rechnungsbureau
noch ein besonderes Arbeitsbureau besteht, welches unter
Leitung eines sehr erfahrenen Werkstattingenieurs die
Arbeitsweisen und Arbeitszeit für alle im Betriebe vor-
kommenden Arbeiten festzulegen hat. Dieses Arbeits-
bureau wird sich bei allen grofsen Betrieben, bei denen
oft wiederkehrende Arbeiten ausgeführt werden, sehr
gut rentiren, da die Mehrausgabe, die dadurch entsteht,
bei weitem durch die Mehrleistuug des Werkes auf-
gewogen wird. (Schlufs folgt.)
Zuschriften an die Redaktion.*)
(Unter Verantwortlichkeit der Einsender.)
In seinem Aufsatz über chemische Gütebestimmung
des Eisens, der auch in den „Annalen für Gewerbe und
Bauwesen“ veröffentlicht ist, glaubt Herr O. Knaudt,
Essen a. Ruhr, den Nachweis geführt zu haben, dafs man
mit Sicherheit behaupten kann, dafs der
derzeitige Stand der chemischen Wissenschaft in
Deutschland nicht so ist, dafs man sie bei Ab-
nahme der Erzeugnisse unserer Hütten- und
Walzwerkindustrie benutzen kann.
Ich bin nicht berufen, die deutsche chemische
Wissenschaft als solche zu vertheidigen. Jedenfalls
fühle ich mich aber als ein Vertreter des Öffentlichen
Materialprüfungswesens verpflichtet, auszusprechen, dafs
die Veröffentlichung des Herrn Knaudt noch nicht
überzeugend wirken kann, weil erstens aus thr nicht
hervorgeht, dafs ein Probenmaterial einwandfrei ent-
nommen worden ist, und zweitens, weil auch das ganze
Verfahren des Herrn Knaudt nicht beweiskräftig und
erschöpfend ist.
*) Anmerkung: Diese Zuschriften sind uns von den Herren
Verfassern zur Veröffentlichung überwiesen worden, nachdem die
gleichen Zuschriften bereits in der Zeitschrift des Vereins Deutscher
Ingenieure u. a. veröffentlicht waren. Einem besonderen Wunsche
der Herren Verfasser entsprechend werden diese Zuschriften noch-
mals auch den Lesern unserer Zeitschrift zur Kenntnifs gebracht.
Die Redaktion.
|
Zu 1 habe ich zu fragen: Wie und unter welchen
Umständen sind die Späne entnommen? In welchem
Zustand (Form und Gröfse) befanden sie sich? In
welcher Weise ist dafür Sorge getragen, dafs. die den
einzelnen Prüfungsstellen übergebenen Proben wirklich
genau gleich waren? |
Zweitens: Will man beweiskräftig und erschöpfend
feststellen, in welchem Mafse verschiedene Prüfungs-
stellen oder verschiedene Prüfungsverfahren überein-
stimmend arbeiten, so sollte man vor allen Dingen
ermitteln, mit welcher Sicherheit die verschiedenen
Prüfungsstellen, ganz besonders die öffentlichen, an
wirklich gleichem Probematerial bei wiederholter Prüfung
und zu verschiedenen Zeiten gleiche Ergebnisse finden.
Das ist doch der Kernpunkt bei der Frage, ob man
die chemische Analyse in den Kreis der Abnahme-
proben ziehen darf oder nicht. Wenn diese Sicherheit
wirklich nicht ausreichend ist, wovon ich nicht über-
zeugt bin, da ja die Hüttenwerke die Analyse ausgiebig
benutzen, dann ist meines Erachtens auch der vom
Verein deutscher Eisenhüttenleute und anderen unter-
nommene Versuch der Vereinheitlichung der chemischen
Prüfungsverfahren von vornherein aussichtslos und
Niemand wird mehr davon sprechen dürfen, die Analyse
in den Bereich der Abnahmeproben zu stellen. Bei
der hohen Bedeutung der Frage schlage ich daher vor,
146 [No. 619.)
sie sicherer und erschöpfender zu prüfen, als dies durch
Herrn Knaudt*) geschehen, indem durch sachver-
ständige Vertreter verschiedener Kreise viele ganz
gleichwerthige Proben von Handelseisen verschiedener
Zusammensetzung entnommen werden. Diese Proben
werden verschlossen, durcheinander nummerirt, und
die Nummern in ein Schlüsselverzeichnifs eingetragen,
das bis zum Abschlufs der Prüfung aufbewahrt und
erst dann bekannt gegeben wird. Die Proben werden
unmittelbar, oder meinetwegen durch Mittelspersonen,
zu verschiedenen Zeiten so an die Prüfungsstellen
geschickt, dafs jede Stelle jede Eisengattung mindestens
dreimal analysırt.
Bei Anwendung von fünf Eisensorten wird man
dann von jeder Prüfungsstelle etwa 15 Bestimmungen
gleicher Art haben, aus denen man sich ein zutreflendes
Bild von der Sicherheit machen kann, mit welcher an
diesen Stellen von gleichen Personen nach gleichem
Verfahren gearbeitet wird. Die Fehlergrenzen der
verschiedenen Stellen kann man in Vergleich ziehen
und kann dann aus dem ganzen Vergleich mit einiger
Berechtigung so schwerwiegende Schlüsse ziehen, wie
sie Herr Knaudt nach meiner Ueberzeugung nicht
vollgültig genug aus den Ergebnissen seiner Reihe
zieht. Solange ein solcher Beweis nicht geführt ist,
mufs ich mich den neuen Feststellungen von Herrn
Knaudt in gleicher Weise gegenüberstellen, wie ich
es seinerzeit seinen Behauptungen über den Sicherheits-
grad der Festigkeitsprüfungen **) gegenüber gethan habe.
Bei der Frage, in welchem Mafse die Material-
prüfungsstellen zuverlässig arbeiten, handelt es sich um
öftentliche und grofse wirthschaftliche Interessen und
wer an öffentlicher Stelle mitarbeitet, darf nicht müfsig
zusehen, wenn er die Gefahr einseitiger Beleuchtung
erkennt. Das öffentliche Interesse verlangt von den
Materialprüfungsstellen, öffentlichen wie privaten, mit
Recht zuverlässige Arbeit; aber diese Arbeit mufs auch
zuverlässig geprüft werden.
A. Martens.
* *
+
Geehrte Redaktion!
Die Beantwortung der zu I von lHerrn Prof. Martens
gestellten Frage, betreffend die Art und Weise der
Probeentnahme, habe ich Herrn Dr. Hausdorff über-
lassen, welcher die Probeentnahme seinerzeit speziell
geleitet und beaufsichtigt hat und welcher sich zu diesem
Punkte nunmehr folgendermafsen äufsert:
„Aus der Angabe, dafs die Proben durch einen
Chemiker entnommen worden sind, geht wohl zweifellos
hervor, dafs die Entnahme einwandfrei ist. Um jeden
Zweifel zu beseitigen, erkläre ich, dafs die Proben nur
in meinem Beisein gehobelt worden sind. Zuerst wurde
auf beiden Seiten des Bleches die Walzhaut entfernt,
sodafs nur blankes Eisen in die Proben gelangte. Der
verwandte Stahl war ganz besonders zähes und hartes
Material, nach der Probenahme habe ich mich davon
überzeugt, dafs der Stahl unverändert, nicht aus-
gesprungen war. Die Dicke der abgehobelten Späne
betrug nur Bruchtheile von I mm. Die Entnahmestelle
des Bleches war rund 200 mm lang, 20 mm breit (die
*) Auch aus den von Axel Wahlberg (Stahl und Eisen 1902)
veröffentlichten Analysen kann man noch nicht den Sicherheitsgrad
erkennen, mit welchem im laufenden Betriebe an den verschiedenen
Prüfungsstellen gearbeitet wird. Ueber die Zulässigkeit und Unzu-
lässigkeit der chemischen Analyse als Abnahmeprobe kann man
zuverlässig aber nur dann urtheilen, wenn festgestellt wird, mit
welchem Sicherheitsgrade man Recht oder Unrecht nachweisen kann.
Meines Erachtens mufs man aber verlangen, dafs die chemischen
Vertahren mindestens den gleichen Sicherheitsgrad bieten, wie die
bereits üblichen Abnahmevertahren.
**) „Stahl und Eisen“ 1897 Seite 619, 684, 736, 818 und
1902, Seite 954, 1008. „Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure“
1897, Seite 1116.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. April 1903.)
ganze Dicke des Bleches) und rund 5 mm tief. Es wurde
ohne Fett oder Seifenwasser gehobelt, und die Späne
wurden in einem neuen eigens dazu gefertigten Zink-
kasten aufgefangen. Ich habe sie dann noch gemischt,
in die Schachteln gethan und diese versiegelt.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Dr. Georg Hausdorff,
vereideter Chemiker.“
Meinerseits bemerke ich zu der vorstehenden
Aeufserung des Herrn Dr. Hausdorff noch, dafs die
Probeentnahme in dem vorliegenden Falle unzweifelhaft
mit erheblich gröfserer Sorgfalt und Genauigkeit aus-
geführt worden ist, als dies im Durchschnitt der fast
unzähligen Fälle möglich sein würde, wenn die chemische
Analyse später einmal in den Kreis der Material-
Abnahmeproben einbezogen werden sollte.
Bezüglich des zu 2 von Herrn Prof. Martens an-
geregten Prüfungsverfahrens kann ich nicht umhin zu
erklären, dafs dieses Verfahren zur Klarstellung der
Frage, ob die chemische Analyse in den Kreis der
Abnahmeproben hineinbezogen werden darf oder nicht,
meines Erachtens wenig oder garnichts beizutragen
geeignet ist. Während ich, wie schon andere vor mir,
gezeigt habe, dafs die bei der Analysirung eines und
desselben Materials von den verschiedenen Prüfungs-
anstalten gefundenen Ergebnisse ganz erhebliche Ab-
weichungen voneinander aufweisen, dafs also die
chemische Analyse, so wie sie jetzt gehandhabt wird,
auf Grund dieser stark abweichenden Ergebnisse als zu
Abnahmezwecken unbrauchbar zu bezeichnen ist, habe
ich zugleich in meinen Ausführungen keinen Zweifel
darüber gelassen, dafs derGrund zu diesen Abweichungen
meines Erachtens hauptsächlich in der Benutzung ver-
schiedener Analysirverfahren seitens der einzelnen
Prüfungsanstalten zu suchen sei.
Ich habe sogar ausdrücklich anerkannt, dafs die
einzelnen Laboratorien relativ (d. h. dem jeweilig von
ihnen angewandten Analysirverfahren entsprechend)
gut gearbeitet hätten, obgleich die gefundenen absoluten
Werthe sehr verschieden seien.
Demgegenüber will sich Herr Prof. Martens nach
den Ergebnissen des oben von ihm vorgeschlagenen
Prüfungsverfahrens
„ein zutreffendes Bild von der Sicherheit
machen, mit welcher an den verschiedenen Stellen
von gleichen Personen nach gleichem Verfahren
gearbeitet wird.“
Ich behaupte, dafs mit solchen Ermittlungen nichts
Brauchbares erreicht werden würde; denn erstens werden
die Analysen in der Praxis leider bis jetzt nicht nach
überall gleichen Verfahren gemacht, und zweitens können
sie erst recht nicht immer von den gleichen Personen
ausgeführt werden.
Wenn Herr Prof. Martens Zweifel in die Richtigkeit
der Handhabung bei der Entnahme und der Versendung
der von mir benutzten Proben setzt, so empfehle ich
ihm, das von mir eingeschlagene Verfahren (selbst-
verständlich jetzt durch Vermittlung dritter Personen)
zu wiederholen. Ich bezweifle nicht, dafs er dabei ganz
ähnliche Ergebnisse erzielen wird, wie Herr Prof.
v. Bach und ich sie festgestellt haben.
Was meine von Herrn Prof. Martens noch erwähnte
Erörterung über den Zuverlässigkeitsgrad von Festig-
keitsprüfungen anbetrifft, so ist diese Frage zu ver-
schiedenen Zeiten in ausführlicher Weise in einigen
andern Zeitschriften behandelt worden, weshalb ich ein
weiteres Eingehen auf diesen Punkt für überflüssig
erachten mufs.
Ich verbleibe mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebener
O. Knaudt.
[1. April 1903.)
4
»
Die Eisenbahnen Europas und der Vereinigten Staaten
von Amerika im Jahre 1903.
Ministerium der Offentlichen Arbeiten gefertigten
J. H. u. I veröffentlichten Zusammenstellung gestaltet sich ein
Nach einer im französischen
in den „Nachr.
Vergleich der am 1, Januar 1901 und 1902 in den verschiedenen
Ländern Europas im Betrieb gewesenen Eisenbahnlinien, wie folgt:
Länge
Zunahme
im Jahre 1901
der Eisenbahnlinien
am I. Januar
1901 1902
km km pCt.
Deutschland . 51 391 52710 1319 2,57
Rufsland und Finland 48460 51409 2949 6,09
Frankreich 42827 43657 830 1,94
Oesterreich-Ungarn 36 883 37492 609 1,65
Grofsbritannien 35 186 35 462 276 0,78
Italien 15787 15810 23 0,15
Spanien 13 357 13 516 159 1,19
Schweden 11 320 11 588 268 2,37
Belgien 6 345 6 476 131 2,06
Schweiz . Sen IE A 3 783 3910 127 3,36
Türkei, Bulgarien und Rumelien 3142 3142 — NR
Rumänien 3 098 3171 73 2,36
Dänemark 3 001 3 067 66 2,20
Niederlande . 2 743 2 791 48 1,75
Portugal . 2 376 2 388 12 0,51
Norwegen 2 053 2 101 48 2,34
Griechenland 972 972 — —
Serbien 578 578 — —
Luxemburg . . e 466 466 — —
Malta, Jersey und Man . 110 110 — —
Zusammen 283878 290816 6938 2,44
Während des Jahres 1901 wurden hiernach 6938 km neu crdfinet.
Die gröfste Zunahme hat das Schienennetz des europäischen Rufslands
mit Finland zu verzeichnen (2949 km), an zweiter Stelle kommt
Deutschland (1319 km), dann Frankreich (830 km), Oesterreich-Ungarn
(609 km), Grofsbritannien (276 km) und Schweden (268 km).
Im Verhältnifs zur B-völkerung hat Schweden das ausgedehnteste
Schienennetz, da in diesem Lande 22,7 km auf 10 000 Einwohner
entfallen. Luxemburg kommt an zweiter Stelle mit 19,4 kın
10 000 Einwohner, sodann Dänemark mit 12,3 km, die Schweiz
11,8 km, Frankreich mit 11,3 km, Deutschland sowie Norwegen
auf
mit
mit
mit
je 9,4 km, Belgien mit etwas über 9 km, Grofsbritannien
8,5 km, Oesterreich-Ungarn mit 8 km und Spanien mit 7,6 km auf
10000 Einwohner. Rufsland hat nächst Deutschland zwar
ausgedehnteste Bahnnctz, es 4,4 km
10 000 Einwohner. Im Verhältnifs zur Bevölkerung ganz Europas
kommen 7,3 km auf 10 000 Bewohner.
Wenn auch noch immer eine Vergröfserung des Schienennetzes
das
entfallen aber nur auf
zu verzeichnen ist, so hat sie doch sehr nachgelassen im Vergleich
zu dem Bahnbau vor 20 oder 30 Jahren. Es werden auch weniger
Hauptlinien als kleine Nebenlinien gebaut. Dic Zeit der grofsen
Bahnbauten ist vorüber, namentlich in West- und Mitteleuropa.
Aehnlich scheinen die Verhältnisse in den Vereinigten
Es sind dort 318 000 bis
also etwa 27000 bis
Seit zehn Jahren ist auch in den
Staaten von Amerika zu liegen.
319000 km Schienenlänge im Betriebe,
28 000 km mehr als in Europa,
Vereinigten Staaten ein langsameres Tempo im Eisenbahnbau ein-
geschlagen worden. In der Periode 1881 bis 1890 wurden noch
mehr als 118000 km gebaut, was einer durchschnittlichen Jahres-
leistung von etwa 12000 km entspricht; in den Jahren 1882 und
1887 wurden sogar 18600 und 20 700 km neu eröffnet. Dagegen
wurden in der Periode 1891 bis 1900 nur noch 44 400 km gebaut,
also etwa nur ein Drittel der in dem vorhergehenden zehnjährigen
Zeitraum hergestellten Schienenlänge. Nachdem in den Jahren 1894
bis 1897 die jährliche Zunahme der Schienenlange auf 3200 km
gesunken war, brachte erst wieder das Jahr 1898 intolge der guten
Ernte und des wirthschaftlichen Aufschwunges ein schnelleres Tempo
im Bahnbau, und im Jahre 1900 konnte wieder eine Vergröfserung
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 619.) 147
Verschiedenes.
des Schienennetzes um 5600 km verzeichnet werden. Allerdings
ist hiermit nicht einmal die Hälfte der durchschnittlichen Jahres-
leistung in der Periode 1881 bis 1890 erreicht worden.
Bau von Eisenbahnwagen und Lokomotiven in den
Vereinigten Staaten von Nordamerika im Jahre 1902. Nach
der Railroad Gazette haben die an die Lokomotiv- und Wagen-
fabriken des Landes gerichteten Anfragen ergeben, dafs ungefähr
164547 Wagen im Jahre
einschliefslich der auf der Hochbahn zu benutzenden Wagen, aber
1902 gebaut worden sind und zwar
mit Ausschlufs von Wagen für Strafsen- und andere elcktrische
Bahnen. Das ist das günstigste Ergebnils, welches jemals in den
Vereinigten Staaten von Nordamerika erreicht worden ist, dassclbe
übertrifft die Fabrikation im Jahre 1901 um 25542 Wagen.
Zahlen schliefsen jedoch nicht diejenigen Wagen ein, welche die
Diese
Balınen in ihren eigenen Werkstätten gebaut haben. Von den
angegebenen Wagen sind ungefähr 162599 zum Güterverkehr und
161 747 sind für Benutzung
im Inlande und 2800 für den Export hergestellt worden. Im Jahre
1901 betrug die Gesammtzahl der hergestellten Wagen 144267,
was die für das Jahr 1900 angegebene Fabrikationsziffer um 20161
übersteigt. In den Zahlen für das Jahr 1901 waren auch 5262
Strafsenbahnwagen eingeschlossen. Fast alle Zahlenangaben, sowohl
für 1902 als für 1901 sind von offizieller Seite gemacht. Es dürfte
dafs 5571 Wagen während
des Jahres 1902 von 3 Firmen in Canada gebaut wurden.
Während des Jahres 1902 wurden 4070 Lokomotiven in den
verschiedenen Lokomotivfabriken des Landes gegenüber 3384 im
Jahre 1901 gebaut.
nicht auf Schätzung beruhend.
1948 zum Personenverkehr bestimmt.
auch von Interesse sein zu bemerken,
Diese Zahlenangabe ist durchaus amtlich und
Die Zahlen für 1902 schlieisen
14 elektrische Lokomotiven ein.
(Nach dem Journal of the Franklin Institute.)
Die 44. Hauptversammlung des Vereins Deutscher In-
genieure findet in diesem Jahre in den Tagen vom 30, Juni bis
2. Juli in München statt.
Die erste elektrisch betriebene Hauptschacht - Förder-
maschine für grofse Leistungen, welche bereits in dem in No. 604
der »Annalen« centhaitenen Bericht über die bergbaulichen Anlagen
auf der Düsseldorfer Ausstellung 1902 erwähnt ist, wurde in den
ersten Tagen des Monats Dezember v. J. auf der Zeche Preussen Il
der Harpener Bergbau-Aktiengesellschaft in Betrieb genommen. Ein
Drehstrom - Elektromotor von 1500 PS. treibt dabei die Förder-
maschine, die stündlich 100 t aus 700 m Tiefe zu fördern vermag,
was einer Jahresförderung von etwa 60 000 Doppelladern entspricht.
Ohne dafs ein Probebetricb möglich gewesen wäre, wurde die
Maschine vom ersten Tage an mit ihrer vollen Leistungsfähigkeit
in Anspruch genommen. Da ‚sie indessen sofort ohne jeden Anstand
arbeitete, so konnte trotz der Neuheit der Förderungsweise schon
acht Tage später die Abnahme durch die Kgl. Bergbehorde erfolgen,
wobei gleichzeitig die Konzession für Mannschaftstörderung ertheilt
wurde.
Bei der Anordnung der Anlage war der Grundsatz leitend,
durch Zentralisation der Kraftanlage für sämmtliche Antriebe des
ganzen Werkes die Betriebskosten herabzumindern. So lange es
indessen an grofsen Fördermaschinen mit elektrischem Antrieb
fehlte,
Nachdem nun hier mit Hilfe
liefs sich dieser Grundsatz nicht vollkommen durchführen.
des zum Antrieb benutzten hoch-
gespannten Drehstroms die Autgabe in so befriedigender und durchaus
betriebssicherer Weise gelöst ist, wird voraussichtlich die Elektricität
noch mehr als bisher im Bergbau festen Fufs fassen. .
Der gesammte elcktrotechnische Theil der Anlage wurde durch
die Allgemeine Elektricitats-Gesellschaft, Berlin, geliefert;
der Harpener Bergbau-Atiengesellschaft aber gebührt das
Verdienst, bei der Einführung der elektrischen Förderung bahn-
brechend vorangegangen zu sein, wobei sie gleichzeitig das Prinzip
der Zentralisirung, der unzweifelhaft die Zukunft gehört, als Erste
Hierdurch hat
sie dem Bergbau ein neues hervorragendes Betricbsmittel und der
auch auf die grofsen Fördermaschinen ausdehnte.
Elektrotechnik ein bedeutsames Arbeitsgebiet zugewiesen,
148 (No. 619.)
Die Produktion der deutschen Eisen- und Stahlindustrie
im Jahre 1901 ist von dem Kaiserlichen statistischen Amte ver-
öffentlicht worden. Aus den von Dr. H. Rentzsch in Dresden für
den Verein Deutscher und Stahlindustrieller
Zusammenstellungen geben wir die nachstehende Uebersicht der in
den Jahren 1892 bis 1901 stattgefundenen Produktion, jedoch aus-
schliefslich Luxemburgs, da hierfür nur theilweise Angaben gemacht
Eisen- gefertigten
worden sind.
Aus dieser Uebersicht geht hervor, dafs die geschäftlichen Ver-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. April 1903.)
hältnisse auf dem Eisen- und Stahlmarkte im Jahre 1901 gegen das
Vorjahr, theilweis sogar sehr erheblich im Rückgange begrifien gewesen
sind, nicht blos hinsichtlich der Erzeugung sondern auch bezüglich
der durchschnittlich erzielten Verkaufswerthe. Eine Wendung zum
Besseren war auch im Jahre 1902 noch nicht eingetreten und
dürfte die Einwirkung der rückläufigen Zeitverhältnisse auch in der
Eisenindustrie des genannten Jahres noch zum Ausdruck kommen.
Dagegen hat sich mit Beginn des Jahres 1903 eine theilweise
Wiederbelebung der Geschäftslage bemerkbar gemacht.
Produktion der deutschen Stahl- und Eisen-Industrie (ausschl. Luxemburg) in den Jahren 1892 bis 1901.
(Nach der Statistik des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller.)
1892 1893 1894 1895 1896 1897 1898 | 1899 | aso | asos 1900 1901
Eisenerz-Produktion . t 8 168 841 8 105 595 8433 784 8 436 523 9 403 594 | 10116 el 10 552 312 11975 241 12793 065) 12115 003
Werth . ; . M. 34 844 816 33 562 786 31628 638 33 403 385 41 916 628 | 48 903 250, 40677 528 57 180 000 63 801 000! 62583 000
Werth für i t.. . M. 4,27 414 411 3,96 4,46 4,83 4,71 4,77 4,99 5,17
Hütten-Produkte:
Roheisen SÉ 4 350 945 4 427 714 4 700 221 4 769 687 3563 676 6 009 008 6 366 900 7 100 202 7 549 655 © 968 683
Werth . s . M. | 207 875 351 | 197 088 757 | 206379400 | 211214775 | 266 495 285 310 692 687! 336 781 092 411 283 000; 491 759 000| 488 752 000
Werth für It. . M. 47,66 44,51 43,91 44,28 47,90 51,61 52,90 57,44 65,14 63,01
Fabrikate :
I. Gufseisen . . t 1 039 248 1 077 214 1 147 390 1 177 800 1 387 341 1 481 687 1618415 1 806 446 1 835 585 1 550 027
Werth . M. | 168 925 433 | 177 745 487 179 154 800 | 187 197 913 | 228 514 117 250 492 158| 279 432 619 333 005 000} 353 465 000! 276 403 000
Werth für 1 t . M. 162,55 165,10 156,14 158,94 164,71 169,06 172,66 184,34 192,56 178,32
II. Schweifseisen . t 1 368 293 1173 860 1 188 816 1 076 720 1 197 909 1 111 583 1 160 274 1 208 844 1 015 608 822 871
Werth . . M. | 168781703 | 141 497896 | 129414561 ' 120901 290 | 149791 924 149 360 681! 157 547 618 186 256 000! 179327000; 122 992 000
Werth für It .M. 123,79 120,54 113,64 112,29 125,04 134,37 135,78 154,72 176,57 149,47
III. Flufseisen . a t 2 756 217 3 163 442 3 641 224 3 961 925 4 820 521 5 186 557 5 781 004 6 328 666 6 178 936 5953 611
Werth -. M. | 336 980 980 | 350 790 602 | 386501 057 | 412694 292 | 540 732 295 613 325 218) 709 586 414 839 135 000) 943 463 000| 769 284 000
Werth für I t . M, 122,24 110,89 106,15 104,17 112,17 119,40 122,74 132,59 152,74 129,21
Fabrikate zusammen... t 5 158 758 | 5 414 516 5 927 430 6 216 445 7405 771 8 559 693 | 9 338 956 9 028 129 8 326 509
Werth e. e a a © . M. | 6748618060 | 670 033 985 695 070 418 | 720793 495 | 919038 336 | 1 013 178 057:1146 566 646 j 358 396 000: 1 476 255 000! 1 168 679 000
Werth fir it... . .M. 130,77 123,75 Ä 117,26 115,95 124,10 131,07 133,95 145,45 | 163,52 | 140,86
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Garnison-Bauverwaltung Preufsen.
1903 als techn.
Intendantur der militärischen Institute der Garnison- Bauinspektor
Martin Meyer in Potsdam.
Versetzt: zum Juni Hilfsarbeiter zur
Preufsen.
Ernannt: zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer Erich
Riemer aus Königsberg i. Pr. (Maschinenbaufach); August Eckardt
aus Sömmerda, Kreis Weifsensee, Felix Maier aus Lingen, Otto
Merzenich aus Berlin und Jürgen Andersen aus Röllum, Kreis
Apenrade (Hochbaufach); Otto Gravenhorst aus Segeberg und Karl
Tiburtius aus Berlin (Wasser- und Strafsenbaufach).
Uebertragen: Mit-
gliedes der Klosterkammer in Hannover, im Nebenamt dem Professor
an der Techn. Hochschule daselbst, Regier.- und Baurath Danckwerts.
Verlegt:
die Geschäfte eines meliorationstechn.
der Amtssitz der Kreisbauinspektion Zielenzig von
Drossen nach Reppen.
Versetzt: nach Darmstadt als Vorstand der Bauabtheilung
der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Röhmer, bisher in Kreuz-
nach, und nach Oppeln der Wasserbauinspektor Winter in Potsdam.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienste
ertheilt: dem Regier.-Baumeister des Hochbaufachs Friedrich Mohr
in New York.
Aus dem preufsischen Staatseisenbahndienst aus-
geschieden: infolge Ernennung zum Kaiserl. Eisenbahn -Bau-
inspektor bei der Verwaltung der Reichseisenbahnen in Elsafs-
Lothringen der Regier.-Baumeister des Maschinenbaufachs Brenner
in Luxemburg.
Württemberg.
Uebertragen: die erledigte Strafsenbauinspektion Calw dem
etatmäfsigen Regier.-Baumeister Burger in Ludwigsburg.
der Regier.- und Baurath Oskar Hoffmann,
Vorstand der Eisenbahn-Maschineninspektion in Bremen, die Kreis-
bauinspektoren Friedrich Scholz in Neustadt O.-S. und Alfred
Sproemberg in Allenstein und der Ingenieur Julius Brass in Berlin.
Gestorben:
Senge
K. S. Technische Hochschule Dresden.
Das Studienjahr beginnt zu Ostern.
Im Sommer-Semester 1903 Anfang der
Vorlesungen und Uebungen am 21. April. An-
meldungen zum Eintritt vom 16. April ab. Das
Verzeichnifs der Vorlesungen und Uebungen
sanımt den Stunden- und Studienplänen ist
gegen Einsendung von 60 Pfg. (nach dem
Q Ausland 1 M.) vom Sekretariate zu beziehen.
Königlich Bayerische Technische Hochschule
in München.
Die Inskription für das Sommer-Semester 1903
beginnt für Angehörige des deutschen Reiches am
20. April, für Ausländer am 23. April. Die Vor-
lesungen und Uebungen nehmen am 23. April ihren
Anfang. Das ausführliche Verzeichniss der Vor-
lesungen, Uebungen und Praktika nebst Angabe der
Tage und Stunden ist im Programm für das Studien-
jahr 1902/03 enthalten, welches auch die näheren
Aufschlüsse über die Organisation der Technischen
Hochschule, Bedingungen der Aufnahme, Gebühren,
Stipendien, Prüfungen, Studienpläne u. s. w. giebt.
Dasselbe kann vom Sekretariate der Hochschule
gegen Einsendung von 60 Pfennigen (mit Post-
anweisung oder in Briefmarken jeden Landes) oder
gegen Nachnahme dieses Betrages bezogen werden.
Schriftliche Anfragen wolle man an das Rektorat
oder das Sekretariat richten.
Rektorat
der Königl. Technischen Hochschule:
Dr. W. v. Dyck.
EEE
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 620. 149
(15. April 1903.)
Die Elsner-Ventilsteuerung.
(O-R: 2.821938)”
Vom Regierungs-Baumeister Georg W. Koehler.
(Mit 47 Abbildungen.)
TEEN OT von Seite 115.)
Verwendet man eine Kreuzschleife mit TE ar
zur Bewegung des Einlafsschiebers einer Dampf-
maschine, so hat das für diesen Fall gültige Schieber-
Diagramm, wenn man zunächst von der Voreinströmung
absieht, etwa das Aussehen der Abb. 16. Die Steuer-
kurbelstellung ME entspricht der Todlage des Dampf-
kolbens; in diesem Augenblicke stehen die Steuerkanten
des Schiebers und des Spiegels gerade übereinander,
Kulisse und Schieber sind um das Mafs Ueberdeckung e
— Kurbelarm r niedergegangen. Bei der Weiterdrehung
der Kurbel öffnet sich der Kanal, dessen Breite & ist,
entsprechend der Länge der F ahrstrahlen zwischen dem
Ueberdeckungskreise und dem Schieberkreise.
Die gröfste Ausweichung des Schiebers nach unten wird
mindestens
o
í
sein müssen; nach dem Füllungsabschlufs steigt der
Schieber um 5 aufwärts, seine Länge / soll aber so
grofs sein, dafs die untere Kante nie den Dampfkanal
freigiebt, d.h.
/2i+o. (5)
worin o die zur Erzielung der Dichtheit erforderliche
Deckung bezeichnet.
Der Eintritt des Dampfes findet nur während der-
Zeit statt, in welcher die Kurbel den Winkel E MF
— 2% durchläuft, und ein Lot vom Punkte F zum
Durchmesser ED würde, wenn man, wie gesagt, die
Voreinströmung aufser Acht läfst und eine unendlich
lange Schubstange annimmt, auf diesem eine Strecke
abschneiden, deren Verhältnifs zum ganzen Durch-
messer Æ D den Füllungsgrad « angiebt. Der Zusammen-
hang zwischen e und dem „Füllungswinkel“ y wird
bekanntlich durch die Gleichung
l= cos fy
(6)
bestimmt; meist dürfte nicht » sondern € gegeben sein,
und man wird deshalb „ aus der Formel
—:
ar (7)
berechnen müssen. Zur raschen zeichnerischen
Auffindung von » für ein gefordertes e kann Abb. 17
dienen. Die neben der Strecke 0 — 100, welche den
Kolbenhub darstellt, verzeichnete Kurve schneidet auf
den aus O mit dem Halbmesser e geschlagenen Kreis-
bögen unmittelbar den gesuchten Winkel » ab. Für
einen Füllungsgrad von «= 0,35 ist das Verfahren
angedeutet.
Es wird an Hand der Abb. 16 leicht einzusehen
sein, dafs der mittels schräger Kreuzschleife angetriebene
Schieber infolge des grofsen e und des dagegen recht
kleinen & unverhältnifsmäfsig lang ausgeführt werden
mufs. Die Nothwendigkeit eines entsprechend hohen
Schieberkastens und ungünstige Kraftverhältnisse (wegen
des beträchtlichen Schieberhubes) machen demnach eine
Anwendung des Getriebes in dieser Form auf Schieber-
maschinen nicht gerade empfehlenswerth. Nebenbei
möge darauf hingewiesen werden, dafs dieselben nach-
theiligen Kennzeichen auch den Umsteuerungen von
Fink, Hackworth, Klug, Marshall u. a. anhaften,
welche ebenso wie die Elsnersteuerung mittels ver-
änderlichen Antriebes von einem Excenterstangenpunkte
tan» ==
A RER Auf Seite 115 der Annalen No. 618 ist die
Abb. 14 so zu drehen, dafs der Durchmesser D E lothrecht steht;
i i f
ferner mufs es in der 7. Zeile von unten statt M R = 2 heifsen:
War
2
arbeiten, und bei denen ebenfalls der Voreilwinkel des
Excenters d — 90° wird.
Man braucht, um eine normale Dampfvertheilung
mit Voreinströmung zu erzielen, bei der in Abb. 16
dargestellten Bauart nur die Einlafsdeckung e um das
Matz A, des „Voreilens“ zu verkürzen. Dieses Ver-
fahren bedingt aber im Schieberdiagramm einen anderen
Deckungskreis und übt auch auf den Füllungsgrad einen
Einflufs aus, welcher in Abb. 18 berücksichtigt worden
ist. Es handelt sich dort um die Aufgabe, die Schieber-
elemente (Excentricitat 7, Schlitzneigung v, Kanalweite 4
und die Ueberdeckungen e und a) für das neben-
Abb. 16.
Abb. 17.
x
ZZ SEN
IN
x ZANN
ZANN
| G IQ
E
Z
G
D
Pe a‘
gezeichnete Dampfdiagramm (Niederdruckcylinder einer
Verbundmaschine) zu bestimmen. Fafst man den Kreis
der Steuerkurbel als eine verkleinerte Wiedergabe des
Hauptkurbelkreises auf, wird also der Durchmesser E D
gleich dem ganzen Kolbenhube gesetzt, so mufs die
Kulisse, in welcher der Kurbelzapfen gleitet, in Richtung
der einander gleichlaufenden Kreissehnend. €.— D.
und D.A.—K. liegen. Danach sind die beiden Schieber-
kreise für den Einlafs und Auslafs leicht zu zeichnen,
sie schneiden auf den Halbmessern MD. €. und MD.
bezw. MD. A. und MH. Strecken ab, welche den Ueber-
dekungen e bezw. a gleich sind. Ein nach diesen Gröfsen
ausgeführter Muschelschieber würde durchaus übliche
Abmessungen erhalten, namentlich wenn man ihn —
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150 [No. 620.)
die Abb. 18 weist deutlich auf diese Bauart hin — als
Trickschieber mit Ueberströmkanal ausbildet.
Beide Diagramme (Abb. 16 und 18) sind für einen
Füllungsgrad « = 0,50 entworfen, im letzteren Beispiel
ist jedoch der Winkel », ein Stück kleiner als im ersten
Falle. Während dort »=5 war, mufs hier
y¥—8
Ee e (8)
sein, wenn man mit g den „Voreinströmungswinkel“
bezeichnet. (Dafs diese Verringerung der Schlitzneigung
bezüglich der Kraftverhältnisse in der Steuerung nur
vortheilhaft wirkt, wird weiter unten nachgewiesen
werden). Die aus Abb. 17 entnommenen Werthe für »
hat man demnach um 5 zu verkleinern, deshalb sind
dort für einen Voreintrittshub s. von (0,01 .... 0,015
....- 0,02) . Æ die jeweils giltigen Nulllinien mit einge-
tragen.
Bisher war stets vorausgesetzt worden, dafs die
vom Kurbelzapfen angetriebene Kulisse so, wie es die
Abb. 10 bis 13 und 16 zeigen, starr mit den Führungs-
stangen verbunden sei. Für Abb. 15 mufs man die
Annahme machen, dafs die dort angegebenen Schieber-
Abb.
18.
p
U
e N €, ZA
REN
N
N
N
kreise für drei verschiedene Getriebe mit den bezw.
Werthen von » gelten. Wie man nun an einer einzigen
Ausführung den Neigungswinkel der Gleitbahn ver-
änderlich machen kann, das hat schon oben die Be-
schreibung der Elsnersteuerung erwiesen (vgl. Abb. 2
und 9): man bildet den Umfang der Kulisse als Cylinder
aus und umschliefst ihn mittels eines Führungsbügels,
welcher die Verschiebungen weitergiebt. Die Schlitz-
scheibe wird dann noch mit einem zur Kulisse senk-
rechten Arm versehen, dessen Zapfen möglichst genau
auf einer zur Schubrichtung gleichlaufenden Geraden
geführt werden mufs. Diese letztere Bedingung wird
durch einen genügend langen Lenker mit hinreichender
Annäherung erfüllt; dadurch dafs man das Hebelauge
im Sinne der Kurbeldrehung von der Führungsachse
entfernt, vergröfsert man ».
Allen vorherigen Betrachtungen lag die Annahme
zu Grunde, dafs sich die Mittelpunkte der Kulisse und
des Bügels auf dem senkrechten Durchmesser des
Kurbelkreises bewegen. Eine Verdrehung des Schlitzes,
welche keine gleichzeitige Schieberbewegung zur
Folge haben soll, kann nur in demjenigen Punkte
geschehen, in welchem die Bahn des Scheibenmittel-
unktes den Kurbelkreis schneidet, also in D oder in Æ.
Beide Punkte haben, wenn man die Steuerung beider
Cylinderseiten ins Auge fafst, ganz dieselbe Bedeutung,
deshalb genügt es, hier nur die letztere Möglichkeit
(Kurbelstellung M EI zu berücksichtigen. Der Durch-
messer Æ D entspricht dem Kolbenhube, und für eine
Maschine, welche mit konstanter Voröffnung des
Eintrittsorganes arbeiten soll, mufs dieses im Punkte Z
stets um den erforderlichen Betrag (e beim Schieber,
Ae beim Ventil) offenstehen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. April 1903.]
Läfst man jedoch den Kulissen- und den Bügel-
mittelpunkt neben der Kurbelwelle im Abstande z
vorbeigehen, so ist der Schnitt 7’ (Abb. 19) der seitlich
verschobenen Bahn mit dem Kurbelkreise derjenige
Punkt, in welchem der Schlitz gedreht werden darf,
ohne dafs dadurch eine Bewegung des Gestänges ein-
tritt. Rein äufserliche Gründe sprechen dafür, die
Führungsachse mit dem Wege des Bügelmittelpunktes
zusammenfallen zu lassen, ihr also ebenfalls den
Abstand z von der Antriebswelle zu geben; mit dem-
selben Recht dürfte man sie an einer ganz beliebigen
Stelle wählen, etwa so wie es auch in Abb. 19 gestrichelt
angedeutet ist.
Abb. 19.
Abb. 20.
Die Ausweichungen des Punktes U, in welchem die
Gleitbahnmittellinie den senkrechten Kreisdurchmesser
schneidet, werden durch die Verlegung der Führungs-
achse in keiner Weise beeinflufst, sie sind laut Gleichung (3)
x sin (« u v).
COS vy
Der Mittelpunkt der Schlitzscheibe steht aber bei
allen Kurbellagen um das konstante Mats A = z tan»
tiefer als U, für seine Ausschläge x* von der wage-
rechten Mittellinie ergiebt sich demnach die Formel
r
x =s b= ze: (9)
Die zeichnerische Darstellung der z* beruht somit auf
derselben Grundlage wie Abb. 14, alle Fahrstrahlen x
müssen indefs um den Betrag 4 vergröfsert oder ver-
kleinert werden, je nachdem a >» odera<» (Abb. 20).
Liegt die Bahn des Kulissenmittelpunktes links der
Kurbelwelle, so bekommen bei gleicher Drehrichtung z
und 5 negative Vorzeichen. Die Aufzeichnung der
8-formigen Schieberkurve, welche für eine volle Um-
sin (a — y) + z tan »
[15. April 1903.)
drehung der Steuerkurbel gilt, ist bei der excentrischen
Führung nicht gerade bequem, man vermeidet sie aber
beim Entwurf des Diagramms einer Schiebersteurung
mit schräger Kreuzschleife, indem man die Halbmesser e
und æ der Deckungskreise um das Matz A vergröfsert
oder verkleinert. Bei einem Schieber mit gleichen
Einlafsüberdeckungen für beide Cylinderseiten kann
man durch excentrische Führung des Scheiben-
mittelpunktes trotz der endlichen Schubstangen-
länge genau gleiche Füllungen beider Cylinder-
hälften erzielen. Ein näheres Eingehen auf diese
Erscheinung dürfte überflüssig sein, weil diese Kon-
struktion nur ee Werth besitzt. Um nämlich bei
excentrischer Führung die Steuerung des Auslasses,
welche stets mitberücksichtigt werden mufs, gleich-
mäfsig für beide Cylinderseiten zu machen, werden
hier verschieden grofse Deckungen a nöthig. Voll-
ständige Symmetrie des Schiebers kann man deshalb
Abb. 21.
Abb. 22.
unter keinen Umständen erzielen, daher wird es wohl
stets vorzuziehen sein, die centrische Anordnung beizu-
behalten und den Einflufs der endlichen Stangenlänge
auf die Füllung nur mittels verschieden grofser Ueber-
deckungen e und a zu beseitigen.
Wenn man die Neigung der Schlitzscheibe nicht
im Sinne der Kurbeldrehung (» > 0), sondern in ent-
gegengesetzter Richtung (v <0) verändert, so steuert
man dadurch die Maschine um. Die Verfolgung der
dann vorhandenen Bewegungsverhältnisse des Schiebers
würde zu sehr ähnlichen Ergebnissen führen wie die
Betrachtung anderer Umsteuerungen mit Kulisse oder
Lenker. In dem Buche von C. Leist, Steuerungen der
Dampfmaschinen, ist diese Frage ausführlich behandelt,
deswegen möge hier der Hinweis auf das genannte
Werk genügen, umsomehr als das Elsnergetriebe auf
Dampfmaschinen mit Schiebersteuerung bisher wenig
oder gar keine Anwendung gefunden hat. Der Haupt-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. "7 Nő. 620. 151
| as vi à
grund hierfür ist in der Nothwendigkeit der Steuer-
kurbel zu erblicken, welche den Ersatz durch ein
Excenter nicht zuläfst.
Bei Ventilmaschinen, wo eine zur Cylinderachse
gleichlaufende Steuerwelle unter allen Umständen er-
forderlich wird, stöfst die Kröpfung derselben auf keine
Schwierigkeiten; die Ausführung geschieht am besten,
indem man dieselbe nicht im Ganzen herstellt, sondern
theilt. Dann besteht ein in seiner ganzen Länge
cylindrisches Wellenstück, das man mit dem besonders
geschmiedeten Theile, welcher die Steuerkurbeln enthält,
durch eine längsbewegliche Zahnkupplung verbindet.
Mit Rücksicht auf die Erwärmung der Cylinder im
Betriebe ist diese Trennung der Steuerwelle namentlich
bei Tandemmaschinen schon an sich wünschenswerth.
Es ist üblich, bei Untersuchung der Wirkungs-
weise von Ventilsteuerungen den Weg eines Gestänge-
punktes ins Auge zu fassen, welchen dieser während
einer Umdrehung des Steuerexcenters zurücklegt. Aus
den für verschiedene Füllungsgrade verzeichneten Bahnen
Abb. 23.
ewinnt man einen Einblick in die Bewegungsverhiltnisse
S Getriebes. Bei der Elsnersteuerung ist dieses Ver-
fahren nicht ohne weiteres anwendbar, weil der Kulissen-
und der Bügelmittelpunkt auf einer Geraden wandern, in
welcher ihre Einzellagen nicht erkennbar sind, deshalb
wird es nöthig, für sie eine andere Darstellungsweise
einzuführen.
Zu diesem Behufe trägt man ähnlich wie bei der
Aufzeichnung der sog. „Schieberellipsen“ für jede
Stellung der Steuerkurbel die Ausweichungen des
Schlitzmittelpunktes vom wagerechten Durchmesser
des Kurbelkreises in Richtung der Führungsachse,
welche wie bisher lothrecht angenommen wird, von
den einzelnen Kreispunkten auf. Für» — 0° ent-
stände hierdurch der Kreis der Steuerkurbel selber;
in den Abb. 21 bis 23 sind die für drei verschiedene
Schräglagen des Schlitzes (vy = 30°.. . 45°... 60°)
gültigen Steuerkurven wiedergegeben. Man bestimmt
diese, indem man (Abb. 22 und 23) durch die Punkte
des Kurbelkreises Gleichlaufende zur Kulisse zieht und
auf der Führungsachse einschneidet (4 B), dann aus
diesen Schnittpunkten wagerechte und aus den zu-
gehörigen Kreispunkten senkrechte Linien zeichnet.
(BC und AC). Dieses Verfahren findet ganz und
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152 (No, 620.]
gar in den zu Abb. 14 gegebenen Erläuterungen
seine Begründung. Man kann nunmehr bei allen
weiteren Untersuchungen dieAnnahme machen,
der Scheibenmittelpunkt würde nicht in der
Führungsachse, sondern aufeiner derbetreffen-
den Steuerkurven bewegt.
Die Anwendbarkeit der Steuerkurven ist keines-
wegs allein auf Ventilsteuerungen beschränkt, sondern
erstreckt sich, wie Abb. 24 zeigt, auch auf Schieber-
maschinen. Dort war das angegebene Dampfdiagramm
mittels eines Elsnergetriebes zu verwirklichen. K WZ
bedeutet die Kolbenweglinie und SMZ die Schieber-
mittellinie. Der Durchmesser, welcher den Sehnen
V. €. — D. und VY. A. — K. gleichläuft, schliefst mit SMZ
Winkel » ein, unter welchem die Kulisse gegen die
Normale zur Schubrichtung des Getriebes geneigt sein
mufs. Ausr und » kann nunmehr die mafsgebliche
Steuerkurve ermittelt werden. Die Abstände der
Abb. 24.
„D
Punkte D. €. und D. A. von SZM lassen wie gewöhnlich
die Ueberdeckungen e und a des Schiebers in einem
Mafsstabe erkennen, welcher sich durch Vergleichung
der gezeichneten Kanalweite 2 mit der wirklich vor-
handenen ergiebt. (Dieses Schieberdiagramm ist be-
deutend umständlicher aufzuzeichnen wie dasjenige
in Abb. 18, letzteres wird man deshalb stets vorziehen,
wenn man eine Elsner-Schiebersteuerung zu ent-
werfen hat).
Auf eine solche bezogen sich die früheren Be-
trachtungen und Rechnungen, nichtsdestoweniger
besitzen diese gröfstentheils auch für die Elsner-
Ventilsteuerung Gültigkeit. Die Entwickelungen ver-
einfachen sich bei Ventilmaschinen dadurch, dafs die
Auslafssteuerung, welche von besonderen Excentern
angetrieben wird, überhaupt nicht in Betracht zu
ziehen ist.
Bezüglich des Winkels, unter welchem die Haupt-
kurbel der Maschine und die Steuerkurbel gegeneinander
versetzt sein müssen, ist noch folgendes zu bemerken.
Wenn die Ventilzugstange, welche vom Führungsbügel
zum aufseren Zapfen des Wälzungshebels führt, richtige
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. April 1903.)
Länge besitzt, dann erfolgt der Dampfeintritt während
derjenigen Zeit, wo die Kulissenmitte unterhalb der
Linie xx (Abb. 21) steht; bei der Kurbellage M E fängt
die Einströmung an, in M F hört sie auf. Der Füllungs-
grad einer Maschine, deren Steuerkurbel mit der Haupt-
kurbel gleich gerichtet ist, und die demnach ohne
Voreintritt arbeitet, wird durch das Verhältnifs
EG
2r
=e bestimmt. Füllungswinkel y = 2 ».
Ein Dampfdiagramm ohne Voreinströmung gilt
jedoch mit Recht als fehlerhaft, man läafst deshalb
(Abb. 25) die Hauptkurbel AZ H der Steuerkurbel M E
um den Voreintrittswinkel g nacheilen und erzielt
dadurch, dafs die Gröfse s., der Voreintrittshub, für alle
Füllungsgrade konstant bleibt, da das Ventil stets bei
derselben Kurbelstellung zu öffnen beginnt. Benennt
man das Verhältnifs von se zum ganzen Kolbenwege 2r
mit x = Si so findet man für e den Werth
(10)
cos p = | — 2x.
Abb. 25.
Abb. 26.
Abb. 25 zeigt die Todlage der Steuerkurbel, Abb. 26
stellt den Augenblick dar, in welchem die Hauptkurbel
ihre Todlage M #’ einnimmt, jene aber sich in Richtung
M E‘ befindet. Wie leicht einzusehen, ist der Neigungs-
winkel y», für ein gegebenes e um den Betrag £ gröfser
yY
als E also
„th, a se ës JE
in Abb. 17 sind deshalb für x — 0,01... 0,015... OO
drei Nulllinien verzeichnet, bis zu welchen man bei
dem betreffenden Werthe von x den Winkel », messen
mufs. |
In der Todlage des Kolbens soll das Einlafsventil
bereits um den Voranhub 4. geöffnet sein. Aus Abb. 26
ergiebt sich — sofern vorläufig vom Einflufs der Hub-
übersetzung durch Wälzungshebel o dgl. abgesehen
[15. April 1903.)
wird — dieses A. als dasjenige Stück der Senkrechten
durch Æ‘, welches zwischen der Scheitelberührenden x x
und den gewählten drei Steuerkurven gelegen ist. Für
verschiedene Füllungsgrade « und verschiedene Kulissen-
schrägen » ändert sich der Werth 4, beträchtlich, trotz-
dem s. stets gleich grofs bleibt.
Die meisten zwangläufigenVentilsteuerungen werden
(vgl. C. Leist, S. 585) für konstantes s. entworfen und
müssen dann ein mehr oder minder veränderliches A,
aufweisen. Dem gegenüber liegt ein Vorzug der
Ausklinksteuerungen darin, dafs sie für alle Cylinder-
füllungen konstante A. und s, besitzen, weil bei einer
bestimmten Ausführung stets dieselbe Ventil-
erhebungskurve Gültigkeit hat und die Ver-
änderung von e nur durch frühere oder spätere
Auslösung der beiden Mitnehmerklinken bewerkstelligt
wird. Hinsichtlich gleichmäfsigen Voreintrittes und
gleichmäfsiger Voröffnung schafft diese Steuerungsart
mehr als die besten Kulissen- und Lenkersteuerungen,
bei welchen zwar die Centralkurve eine zur Kanal-
kante gleichlaufende Gerade sein kann Lë, konstant),
die aber unter Umständen ein recht veränderliches s.
haben. (Abb. 27.)
Abb. 27.
al AR
fice RRE
\ kA | I
Sk M J
\ > ER S
Auch bei der Elsner-Ventilsteuerung ist es möglich,
ebenso wie bei den Umsteuerungen von Gooch,
Heusinger, Fink, Hackworth u. a. m. eine Unver-
änderlichkeit der Voröffnung mittels konstanten Voran-
hubes A. zu erreichen. Verkürzt man nämlich die zum
Einlafsventil führende Zugstange (das entspricht einer
Verkleinerung der Einlafsüberdeckung bei der Schieber-
steuerung), so rückt man dadurch x x höher, z. B. nach
vv. (Abb. 28). Der Abstand zwischen beiden Linien
bildet, wenn Steuerkurbel und Hauptkurbel genau im
gleichen Augenblick in den Todpunkt gelangen, ein
Matz für den Voranhub že. In ihrer Todlage MÆ hat
bei jeder der drei dargestellten Steuerkurven das Ventil
um Åe geöffnet, dies trifft natürlich auch für jede
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 620.) 153
beliebige Schlitzneigung » und jeden Füllungsgrad e zu.
Die zu den Anfangspunkten der Voreinströmung
gehörigen Kurbellagen findet man aus den Schnitten
von vv mit den Steuerkurven in einfachster Weise.
Es tritt klar hervor, dafs nun s, nicht mehr konstant
Die
Elsnersteuerung verhält sich mithin ganz ebenso wie
die oben erwähnten Schiebersteuerungen. Die Scheitel-
kurve, welche dort (Abb. 27) eine Gerade war, wird
hier (Abb. 28) durch die Linie vv ersetzt, statt der
Schieberkreise über Durchmessern von verschiedener
Länge und Neigung erscheinen hier die verschiedenen
Steuerkurven.
Es ist zu untersuchen, ob diese Schwankungen
des se von grofser Bedeutung sind oder nicht. Die drei |
Steuerkurven der Abb. 28 sind mit „= 30°.... 45°
....60° aufgezeichnet, A. ist mit Rücksicht auf die
Deutlichkeit verhältnifsmäfsig grofs angenommen, und
trotzdem bewegen sich die Aenderungen von se zwischen
den Grenzen x = 0,005 und 0,025, die also kaum das
sonst übliche Mafs über- oder unterschreiten. Für
kleinere Neigungen als y = 30° wächst freilich die Ver-
änderlichkeit von s. beträchtlich mehr, und bei »—0°
vergessen,
š , ‘ Se
ist, sondern je grölser «, um so kleiner x = ay"
he
ist sogar x= J,- Man darf aber nicht
zweifachen
Doppelsitz-
aller Fälle
dafs A. für Ventilsteuerungen wegen der
Eröffnung des Durchlafsquerschnittes der
ventile sehr klein ist und in der Mehrzahl
nur wenige Millimeter beträgt.
Und selbst wenn der Einflufs des Winkels » auf
die Gröfse von s. ein stärkerer wäre, als er es that-
sächlich ist, so würde diese Eigenschaft am Hochdruck-
cylinder von Verbundmaschinen sogar in gewisser
Beziehung nützlich sein. Denn jede Zunahme der
Cylinderfüllung führt eine Erhöhung des Aufnehmer-
druckes und der Kompressionsspannungen herbei, man
benöthigt aber ein kleines x bei hohem, ein gröfseres
hingegen bei niedrigem Kompressionsdruck, und die
Elsnersteuerung bringt, wie Abb. 28 beweist, gerade
diese Erscheinung hervor.
Durch Verlegung der Oeffnungslinie von xx nach
vv ändert sich der einfache Zusammenhang zwischen
dem Füllungsgrade e und dem Neigungswinkel », welcher
nach Gleichung (7) durch
tan y = | geg eg
dargestellt werden konnte. Auf die Kurbelstellung M 7,
in welcher der Abschlufs des Dampfeintritts erfolgt,
gelangt man aus A. und y, indem man nicht durch Æ,
sondern durch den Schnittpunkt J von ME mit v v eine
Gleichlaufende zum Schlitz zieht. Die Aehnlichkeit
der beiden Abb. 18 und 28 betreffs der Voreintritts-
und der Füllungsverhältnisse leuchtet ein, auch bei der
Ventilsteuerung wird der Neigungswinkel », der Kulisse
BR eg A (8)
SE —
Als Grundlage für den Entwurf einer Elsner-
steuerung wird wahrscheinlich meist x und e gegeben
sein; falls man den erforderlichen Winkel », nicht durch
Zeichnung bestimmen will, kann man ihn aus der
Gleichung
E — x j
tan r, =y; Bes +V x — x? (12)
berechnen, welche sich aus den Beziehungen der
Abb. 28 ableiten läfst.
Mit der Mehrzahl der Kulissensteuerungen (helt
die Elsnersteuerung die Eigenschaft, dafs sie bei
konstantem A. keine genaue Nullfüllung zuläfst, das
kleinstmögliche s ist €+ = x. Als Nachtheil wird dieses
Verhalten schwerlich je empfunden werden, denn der
Leergangswiderstand aller Dampfmaschinen, welchen
Zwecken sie auch dienen mögen, dürfte stets gröfser als
die bei etwa 2 pCt. Füllung verrichtete Dampfarbeit sein. `
In den Abb. 21 bis 23 sind die Steuerkurven für
verschiedene Schräglagen des Schlitzes dargestellt
worden, wobei der Winkel „ im Sinne der Kurbel-
drehung gerechnet stets » > 0° gewählt war. In gleicher
ZE Google
154 (No 620.)
Weise kann aber auch ve 0° gemacht werden; dann
entstehen andere Steuerkurven, deren Hauptrichtung
gegen die Führungsachse des Getriebes zur anderen
Seite geneigt ist, und es bedarf wohl kaum der
Erwähnung, dafs hierdurch die Umsteuerung der
Maschine bewirkt wird. Die vier Ellipsen in Abb. 29
gelten bezw. für Füllungsgrade e = + 0,50....-+ 0,25
....—0,25....— 0,50, dazu tritt noch der Kurbelkreis
selber für die Kleinstfüllung + x.
Bei excentrischer Führung des Kulissenmittelpunktes
sind, wie oben gezeigt war, die Ausweichungen der
Schlitzscheibe von ihrer Mittellage x* = x + z tan v (9).
Die Aufzeichnung der Steuerkurven für eine derartige
Anordnung führt zu denselben Ellipsen, welche bei
centrischer Führung gelten; zwei Beispiele sind in den
Abb. 30 und 31 unter Annahme eines » = 30° heraus-
gegriffen, und zwar ist im einen Falle die Steuerkurve
für z = Har angegeben, im anderen Falle beträgt z =", r.
Die Ermittelung der einzelnen Kurvenpunkte aus dem
Kurbelkreise geschieht hier ähnlich wie bei der cen-
trischen Führung (Abb. 22 und 23) mit der einzigen
Abweichung, dafs die Gleichlaufenden zur Schlitzrichtung
nicht bis an die Mittellinie des Kreises, sondern bis
zur Führungsachse des Scheibenmittelpunktes gezogen
werden. Daraus ergiebt sich bei gleicher Schräglage »
der Kulisse genau dieselbe Form der Steuerkurven wie
oben, letztere sind jedoch um den Betrag 6 = z tan y
abwärts verschoben.
Der Punkt Æ, in welchem nunmehr die Bahn der
Schlitzmitte den Kurbelkreis schneidet, möge dem ersten
Augenblicke des Dampfeintritts entsprechen, zur Kurbel-
lage MF, in der das Ventil wieder aufsetzt, gelangt
man aus Z mittels einer Gleichlaufenden zur Schlitz-
richtung. Da der Durchmesser D E des Kurbelkreises,
dessen Endpunkte gleichbedeutend mit den Kolben-
todlagen sein mögen, bei excentrischer Anordnung
nicht gleichlaufend zur Führungsrichtung ist, so ergiebt
infolgedessen ein gewisser Neigungswinkel » einen weit
gröfseren Füllungsgrad e = Ge als die anfängliche vor-
ausgesetzte centrische Führung. Vgl. Abb. 21 und 30;
dort war bei » = 30° Schrage « = 0,25, hier aber wird
e = 0,00!
Man vermindert also durch die Seitenverschiebung
der Führungsachse für die höheren Füllungsgrade die
Gröfse der Schlitzneigung; die hiermit verknüpften Vor-
theile werden weiter unten bei Untersuchung der Kraft-
verhältnisse im Elsnergetriebe eingehend besprochen
werden. Für dieselben Füllungsgrenzen e, und er bleibt
` die gesammte Verdrehung des Schlitzes ebenso grofs
bei excentrischer wie bei centrischer Ausführung. Einen
deutlichen Beweis dafür liefert Abb. 32, in welcher
unter Annahme von z = "ar die Steuerkurven für
e=0 ....025....050.... 0,75 erscheinen; als
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. April 1908.)
Kurve für e = 0,25 kommt der Kurbelkreis selber
(» = 0°) in Betracht. Auch hier ist ebenso wie in den
Abb. 21 bis 23 der Winkelunterschied Lo — »,) = 60°.
Ein Uebelstand der meisten zwangläufigen Ventil-
steuerungen, welcher den Ausklinksteuerungen in wesent-
lich schwächerem Mafse anhaftet, liegt in dem für grofse
Füllungen unvermeidlichen Ueberhub des Einlafs-
ventils, der bisweilen dem dreifachen erforderlichen
Gröfsthube gleichkommt. Bei excentrischer Führung des
Schlitzscheiben-Mittelpunktes fallen wegen der kleineren
Neigungswinkel » die Steuerkurven für ein und das-
selbe e viel runder aus als bei der centrischen Anordnung.
Die Kurventheile unterhalb der durch Punkt Z ge-
zogenen Oeffnungslinie xx bieten nun einen Mafsstab
für die Gröfse der Ventilhübe, und es ist wohl erklarlich,
dafs bei Ausführungen nach Abb. 30 bis 32 die Erhebungs-
Abb. 30.
Abb. 31.
kurven durchweg niedriger bleiben als bei der zuerst
besprochenen centrischen Bauart. Die Füllung e = 0,75
erfordert beispielsweise in Abb. 23 einen gröfsten Ventil-
hub = r, dieser stellt sich hingegen in Abb. 32 nur zu
0,56 r heraus, wenn zwischen dem Führungsbügel und
der Ventilspindel ein Hebel mit der Uebersetzung 1:1
eingeschaltet ist.
Wie Abb. 32 lehrt, mufs die Veränderung von »
zwischen se = 0,715 und e = 0,25 etwa 30° betragen,
ebenso grofs wird aber auch (vəs — »,). Diese Er-
scheinung läfst darauf schliefsen, dafs namentlich bei
geringen Beanspruchungen der Dampfmaschine die
Elsnersteuerung durch den Regler sehr genau auf die
richtige der jeweiligen Belastung angepafste Füllung
eingestellt wird.
Man wird jedenfalls immer die aus den Abb. 9a—9c
ersichtliche Aussparung des Führungsbügels, in welcher
der Gelenkbolzen im Stellarm der Schlitzscheibe mit
genügendem Spielraum Platz hat, gleichmäfsig zur
Mittellinie des Bügels ausbilden, trotzdem ihre eine
[15. April 1903.)
Hälfte bei centrischer Führung der Kulisse überhaupt
nicht nothwendig ist, da alle » > 0° sind. Hierdurch
erhält der Bügel leicht eine ungeschickte Form. Bei
der excentrischen Anordnung kann aber, wenn man
die Hebelausschläge gleichmafsig nach beiden Seiten
der Mitte vertheilt, die Breite der Aussparung auf die
Hälfte ermafsigt werden, was jedenfalls einen Vortheil zu
Gunsten des äufseren Ansehens der Steuerung bedeutet.
Abb. 32.
ER gp
Pd ~
ZS
Bezeichnet man das Verhältnis SS? it dem Buch-
staben e, so kann für ein gegebenes e die zugehörige
Schräge » nach einer Formel berechnet werden, welche
etwa die Gestalt tan v =f (e, o) besitzt, da sie sich
für e D in Gleichung (7) umwandeln mufs. Diese
Formel wird aber so unhandlich und unübersichtlich,
dafs es sich nicht lohnt, sie hier überhaupt mitzutheilen.
Der Entwurf einer Elsnersteuerung erfolgt deshalb,
wenn man die Vortheile der excentrischen Führung
ganz ausnutzen will, einfacher auf zeichnerischem als
auf rechnerischem Wege, indem man für die verlangten
Füllungsgrenzen in der centrischen Anordnung (»; — vr)
ermittelt, dann
k dv = E aad oe
und re = 5
. . (13)
macht und so die Gröfse von
z= or findet. Betreffs des
Werthes o ist noch zu be-
merken, dafs dieses etwa
zwischen den Grenzen '/4 und
1/3 liegt, wenn Füllungsgrade
zwischen 0 und 0,60 möglich
sein sollen. Zur raschen Be-
stimmung von z kann auch die
Abb. 33 dienen, deren Be-
nutzung ähnlich wie Abb. 17
ist, und welche einer weiteren
Erläuterung wohl nicht be-
darf.
Auf die Voreinströmung
ist bis jetzt bei der Unter-
suchung , der excentrischen
Kreuzschleife keine Rücksicht
genommen worden; denn
Abb. 32 gilt nur für den Fall,
dafs Steuer- und Maschinen-
kurbel gleichgerichtet sind
(wobei im Kreise der ersteren
als Kolbenweglinie der Durch-
messer Æ D anzusehen ist), und dafs alle Stellungen
der Schlitzmitte unterhalb xx die Ventilöffnung be-
wirken. Ganz so ‘wie oben bei der centrischen An-
ordnung kann jedoch auch hier durch den Entwurf
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 620.] 155
der Steuerung entweder konstantes s. oder konstantes
A, erreicht werden.
Lafst man (Abb. 34) die Hauptkurbel der Steuer-
kurbel um den Voreintrittswinkel g nacheilen, so ent-
spricht die Lage ME der Steuerkurbel dem ersten
Augenblick der Dampfeinströmung, und auf der Senk-
rechten durch den Punkt £’ (Z E ME=/ EMA)
mifst man den Voranhub %. des Einlafsventils als das
Stück zwischen «x und der zugehörigen Steuerkurve.
Infolge der jetzigen flacheren Steuerkurven sind die
Verschiedenheiten der A. viel geringer als bei einer
Ausführung nach Abb. 26.
Auf den ersten Anblick könnte es scheinen, als ob
die Verkleinerung der A. das Dampfdiagramm ungünstig
beeinflussen müfste, dies ist aber nicht der Fall.
Zeichnet man nämlich für eine höchste zulässige Dampf-
Abb. 34.
| \ së
| \ | d /
| | | Ze
\ Er
= GE \
Abb. 35.
geschwindigkeit (© 40m) über dem Kolbenwege die
Mindesthubkurve des Ventils, welche die Form einer
Halbellipse besitzt, und trägt ferner die entweder
einer fertigen Steuerung abgenommenen oder aus der
Zeichnung ermittelten Ventilerhebungskurven ein, so
wird man stets finden, dafs im Anfange des Kolben-
weges die wirklichen Ventilhübe das nothwendige Mafs
bei weitem überschreiten. Eine Verringerung des
Anhubes innerhalb gewisser Grenzen ist demnach
nicht nur statthaft, sondern sogar erwünscht.
Aus Abb. 34 ist ersichtlich, dafs mit jeder Ver-
kleinerung des Füllungsgrades e sich A. vermindert,
bei e S x wird sogar Åe <0, weil dann die Schlitz-
neigung ss gleichlaufend zur Sehne Æ Ei ist. Hierin
dürfte kaum ein besonderer Nachtheil zu erblicken sein,
da Füllungsgrade von weniger als etwa 0,03 entschieden
nicht mehr dem dauernden Betriebszustande einer
156 [No. 620.) GLASERS ANNALEN FÜR
Dampfmaschine entsprechen, sondern einen Ausnahme-
fall bilden, dessen Möglichkeit nur im Hinblick auf cin
etwaiges „Durchgehen“ der Maschine bei völliger Ent-
lastung gesichert sein mufs.
Durch Verkürzung der Ventilzugstange wird die
Linie xx, unterhalb welcher die Ventilöffnungen statt-
GEWERBE UND BAUWESEN.
finden, höher gerückt, etwa nach v v, wie es Abb. 35 —
darstellt. Sind nun Steuerkurbel und Hauptkurbel der
Maschine einander gleichgerichtet, dann entspricht der
Stellung M E beider (Todlage des Kolbens) ein Voran-
hub A, der bei allen Schräglagen des Schlitzes gleich
grofs bleibt. Der Voreintrittsweg s. bestimmt sich in
der angedeuteten Weise aus den Schnittpunkten der
Steuerkurven mit der Linie vv, und zwar ist s. um so
kleiner, je gröfser e, Es zeigt sich, dafs die excentrische
Anordnung der Schlitzscheibenführung auch die Unter-
schiede der s. für verschiedene Füllungsgrade in
schwächerem Mafse hervortreten läfst als die centrische
Bauart.
Nicht unmöglich ist es, die beiden angegebenen Ver-
fahren zur Erzielung der Voreinströmung des Dampfes
(entweder Kurbelversetzung oder Stangenver-
kürzung) miteinander zu vereinigen, dadurch also keine
der Gröfsen s. und A. genau konstant zu halten und
beide in einem desto geringerem Grade veränderlich
zu lassen. Im allgemeinen wird man jedoch hiervon
keinen Gebrauch machen, weil einerseits bei der Aus-
führung nach Abb. 26 und 34 die Veränderlichkeit
von A. wenig ins Gewicht fällt, und andererseits bei
einer Anordnung nach Abb. 28 und 35 die Schwankungen
von se so geringe sind, dafs sie wohl erträglich scheinen.
Abb. 36.
Die Geschwindigkeits- und Beschleunigungs-
verhältnisse.
Die beiden Hauptanforderungen, denen jede gute
Dampfmaschinensteuerung genügen mufs, sind möglichst
rasche Wirkung und vollkommenste Dichtheit
der Abschlufsorgane. Während die letztere Eigenschaft
in hohem Mafse von der Güte der Ausführung beeinflufst
wird, bleibt die Erfüllung der ersten Bedingung ganz
und gar eine Aufgabe des Konstrukteurs.
Bei der Elsnersteuerung ist, wenn man von der
veränderlichen Uebersetzung durch den Wälzungshebel
absieht, die Ventileröffnung hauptsächlich von der
Geschwindigkeit abhängig, mit welcher Schlitzscheibe
und Ventilzugstange durch die Steuerkurbel in der
Führungsrichtung bewegt werden. Die Umfangs-
geschwindigkeit der Steuerkurbel, welche man als
konstant annehmen darf, weil die normale Umlaufzahl »
durch den Regler aufrecht erhalten wird, ist
(14)
Für die Ausweichungen der Kulisse kommt nur
derjenige Theilbetrag ze, der Geschwindigkeit w in Frage,
welcher die Richtung der Führungsachse hat; gleich-
zeitig bewegt sich bei der Kurbeldrehung der Gleit-
stein im Schlitz mit einer Geschwindigkeit ws, die mit
n |
w =o 27r = or :
ES 70
hierbei ws = —
cos
(15. April 1903.)
besagtem ze, zusammengesetzt nach Gröfse und Richtung
stets das gegebene w liefern mufs (Abb. 36). Durch
Rechnung findet man in einfachster Weise
Wwy = W COS e + w sine tan vy
_ Wf = Wr (COS a + sing tan v)
Mit w = 1, also bei w = r, stellt in der Zeichnung für die
Kurbellage M V die Strecke V W das zugehörige wyp dar.
Die Beschleunigungen % der Kulisse ermittelt man
‚ (15)
aus Gleichung (15), indem man (= AN
d w
=" (16)
bilde. Für w = 1 bestimmt sich am Abb. 36 als die
Strecke VA.
rw’. (coS« tan y — sina)
Abb. 37.
u.
LH, Ze
Abb. 38.
Das Ergebnifs der letzten Betrachtungen lautet
demnach: Bei der schrägen Kreuzschleife mifst man
für jede Stellung M V der Antriebskurbel die augen-
blickliche Geschwindigkeit ws der Kulisse als Länge
der Linie V IV zwischen dem Punkte V und dem auf
der Schlitzrichtung senkrechten Kreisdurchmesser. Die
Beschleunigung / der Kulisse ist aber durch die Länge
der zur Führungsachse gleichlaufenden Strecke VX
zwischen dem Punkte V und dem in der Schlitzrichtung
gezogenen Kreisdurchmesser gegeben. Der Längen-
mafsstab der wy und? wird durch die Annahme w = l
(w = r) bedingt.
Besondere Werthe von wy liefert «= 0° und « = 180°,
nämlich wy = tw,
sowie a = 90° und « = 270°, wo
i wy = E w tan v.
Aufserdem lehrt die Gleichung (15), ein Gröfstwerth
von wy liegt bei « = » und « = (v + 180°), und zwar wird
R ein Kleinstwerth von zu, besteht bei
« = (vy + 90°) und « = (» + 270°), indem dort wy = 0 ist.
Die . Bewegungsverhaltnisse > der ` Schlitzscheibe
bleiben dieselben, wenn man die Bahn ihres Mittel-
115. April 1903.)
punktes excentrisch zum Kurbelkreise anordnet; denn
die Form der betreffenden Steuerkurven wird, wie oben
nachgewiesen, hierdurch nicht im geringsten geändert.
Die Werthe r und » allein genügen also in jedem Falle
zur Bestimmung von ze und a
Von besonderer Wichtigkeit ist es, auf Grund der
gewonnenen Erkenntnifs fiir eine Elsnersteuerung die
Geschwindigkeiten zu ermitteln, mit denen bei ver-
schiedenen Fillungsgraden e das Einlafsventil. sich
erhebt und wieder absetzt. Diese Werthe sind bekannt-
lich mafsgebend für die Raschheit der Steuerwirkung
und somit auch für die Güte des Dampfdiagramms.
Es mufs vor allen Dingen geprüft werden, inwieweit
durch excentrische Kulissenführung, welche man in
Anbetracht gewisser Vortheile gern anwendet, die
Ventilgeschwindigkeiten (da die Steuerkurven unterhalb
der Oeffnungslinie xx flacher verlaufen) verringert
werden. Die Betrachtung der einschlägigen Verhältnisse
möge an einem Beispiel durchgeführt werden.
Dampfmaschine von D = 300 mm Durchmesser und
# — 500 mm Hub; . z = 90 minutliche Umdrehungen;
Füllungsgrenzen 0 und 0,60. — Da die Excenter der
Elsnersteuerung im Vergleich zu anderen Ventil-
steuerungen klein ausfallen, kann man sie für Hübe
zwischen 500 mm und 1200 mm nach folgenden Formeln
annehmen:
Einlafsr. = a + 10 (mm)
Auslafs ra = re + 59 (mm),
also wird im vorliegenden Falle r = 20 mm sein müssen;
daraus ergiebt sich w = 18,9 ~œ 19 cm i. d. S. und w = 9,42.
’ Im Mafsstabe (5:4) sind in den Abb. 37 und 38
die Kurbelkreise und die zugehörigen Kulissenneigungen
für Füllungen von 0,10...0,20...... 0,60 gezeichnet,
das eine Mal bei. centrischer, das andere Mal bei
excentrischer Führung der Schlitzscheibe; nach Abb. 33
wird z = 0,425 r; als a wurde A = 0,01
gewählt. Aus den fürs=0,10...020...... 0,60
giltigen Schräglagen v... von der Kulisse
findet man die dazu SE Nulllinien für wy, bis
zu welchen man auf der Wagerechten durch D €. von
diesem Punkte aus die Oeffnungsgeschwindigkeiten
Be Big ONE Da es o, des Einlafs-
ventils messen kann, wenn vorerst jede
Hebelübersetzung im Gestänge unberück-
sichtigt bleibt.
Die Abschlufsgeschwindigkeiten des Ventils
müssen genau ebenso grofs wie diejenigen der
Eröffnung sein, da (vgl. Abb. 36) in zwei be-
liebigen Punkten YZ des Kurbelkreises, welche
auf derselben zum Schlitze gleichlaufenden
Sehne liegen, die wy entgegengesetzt gerichtet
aber gleich grofs sind. Dies geht auch auf
dem Wege der Rechnung aus Gleichung (15)
hervor.
In Abb. 39 sind die gefundenen Werthe
der o und oe zur Vergleichung zusammen-
gestellt. Je gröfser e, um so gröfser wird
selbstverständlich auch o bezw. oi: letzteres
ist aber, wie schon vorher zu vermuthen war,
x
e D 0 Mr Ô so
stets kleiner als o, und zwar wird — ra 1/4.
(17)
Dieser Unterschied bleibt ohne Bedeutung bei
der Ventileröffnung, weil zu jener Zeit
die Kurbel nahe ihrer Todlage steht und die
Kolbengeschwindigkeit eine nur geringe ist.
Der Nachtheil geringerer Geschwindigkeit
des Abschlusses, welcher sich bei der excentrischen
Führung ergiebt, wird durch andere der centrischen
Anordnung gegenüber begründete Vortheile reichlich
aufgewogen.
Bei anderen. Ventilsteuerungen, deren Getriebe
nicht so einfach wie das der Elsnersteuerung ist, fafst
man gewöhnlich zur Untersuchung der Raschheit ihres
Abschlufses die Ventilerhebungskurve ins Auge.
Diese Darstellungsweise, bei welcher über den einzelnen
Punkten des Kolbenweges die zugehörigen Ventilhübe
verzeichnet werden, entspricht dem Schörchschen
Diagramm für Schiebersteuerungen. In der Abb. 40
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 620.] 157
sind für das gewählte Beispiel (Dampfmaschine ec 90)
die Erhebungskurven unter der Annahme bestimmt, dafs
die Ventilzugstange nicht am Wälzungshebel, sondern
an einem festgelagerten doppelarmigen Hebel angreift,
dessen Armverhaltnifs 1:2 ist, und dessen Mittellage
ungefähr senkrecht zur Ventilspindel bezw. zur Zug-
stange gerichtet ist. Die linke Kurvenschaar wurde
aus Abb. 37, die rechte aus Abb. 38 hergeleitet; weil
bei excentrischer Kulissenführung die Steuerkurven
unterhalb der Linie xx flacher verlaufen als bei der
centrischen Anordnung, so besitzen auch die rechten
Kurven durchweg geringere Höhe als die linken. Der
Füllung eg = 0,60 entspricht
ein gröfster Ventilhub von
24 bezw. 16 mm.
Die der Betrachtung zu
Grunde gelegte Maschine mufs
für eine gröfste Eintritts-
geschwindigkeit des Dampfes
von 33 Metern einen Ventil-
durchmesser von 100 mm
unter Berücksichtigung der
Verengung des Querschnittes
durch Nabe und Rippen er-
halten. Die Dampfgeschwin-
digkeit v zwischen den Dichtungsflächen ist von
der jeweiligen Kolbengeschwindigkeit und dem Ventil-
hube abhängig. In Abb. 40 sind deshalb für
v = 20, 30 und 60 m die Mindesthubkurven (Halb-
ellipsen) eingetragen; auf der Mitte des Kolbenweges
müfsten wie leicht nachzuweisen, die Ventilhübe 13,
91/2 und Ais mm vorhanden sein. Eine merkliche
Drosselung des Dampfes ist erst bei Ueberschreitung
von v=60m zu befürchten, je früher demnach die
einzelnen Erhebungskurven die unterste Mindesthub-
kurve (v = 60 m) schneiden, um so gröfser wird der-
jenige Theil des Kolbenhubes, auf welchem eine Dampf-
drosselung vor völligem Abschlufs eintritt. Es zeigt
sich, dafs selbst bei excentrischer Schlitzführung und
trotz der kleinen Steuerkurbel die Drosselhübe der
Elsnersteuerung nur auf etwa 0,08 des ganzen Kolben-
hubes steigen, während andere zwangläufige Steuerungen
Abb. 39.
Abb. 40.
Umständen das
Werthes erreichen.
die Elsnersteuerung hinsichtlich der Wirthschaftlichkeit
Doppelte des angegebenen
Die Vortheile, welche deswegen
unter
der Dampfausnutzung bietet, sind somit nicht unbe-
trächtlich.
Mittels der Erhebungskurven einer Ventilsteuerung,
mag dieselbe nun eine zwangläufige oder eine aus-
lösende sein, ist es möglich, die nothwendige Stärke
der Schlufsfeder zu bestimmen.
Bei den Ausklinksteuerungen hat bekanntlich die
Feder während der Schlufsdauer den Zweck, dem Ventil
Sait Google
158 (No. 620.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. April 1903.)
eine solche Beschleunigung zu ertheilen, dafs es in der
für richtig erkannten Zeit auf seinen Sitz niedergeht.
Die Neigung des absteigendes Astes der Erhebungs-
kurve, die Fallkurve, ist beim Entwurf der Steuerung
meist dem Ermessen des Konstrukteurs anheimgestellt,
sie ändert sich mit dem Füllungsgrade e W. Trinks
giebt in der „Zeitschrift des Vereines Deutscher
Ingenieure“ von 1898, Seite 1163, für ihre wagerechte
Länge Mittelwerthe von Yıo bis lie des Kolbenhubes an.
Bei den Zwanglaufsteuerungen fällt der Ventilfeder die
Aufgabe zu, dem Ventil nebst den daran starr befestigten
Theilen auf der ersten Hälfte des Niederganges eine
so grofse Beschleunigung zu verleihen, dafs keine
Abb. 41.
Trennung und nachheriges stofsartiges Zusammentreffen
der nur durch Kraftschlufs miteinander verbundenen
Gestängetheile erfolgt. Die Form der Erhebungskurve
lafst sich mit jeder gewünschten Genauigkeit aus der
Steuerungszeichnung herleiten, wobei der Einflufs des
Wälzungshebels nicht aufser Acht gelassen werden darf.
An Hand der Abb. 41 soll gezeigt werden, wie
man aus einer ganz allgemein gültigen Erhebungskurve
die erforderliche Federstarke zu berechnen hat. Ueber
dem Kolbenhube 77! ist der Kurbelkreis gezeichnet.
Während einer Sekunde durchläuft der Kurbelzapfen
einen auf dem Umtange scines Kreises gemessenen
Weg von Kë ` Zar), wenn die Welle » minutliche
Umdrehungen macht. In der Theilzeit "tz ES Sekunde
2
legt deshalb die Kurbel die Strecke -
Rn dere
60 = 6° zurück.
Zum Kolbenhube 7A, auf welchem die Dampfein-
strömung stattfindet, gehört, unendliche Länge der
Schubstange vorausgesetzt, die Kurbelstellung M Z.
_ pare rare © Sekunden früher lag die Kurbel in
n 7
den Richtungen M1... M2...... M8, und zu diesen
a war das Ventil noch um den Abstand der
Punkte I... Il VIII von der Linie 77? an-
gehoben.
Die senkrechten Katheten der schraffierten kleinen
Dreiecke geben die Fallhöhen des Ventils in den
t= > Sekunde) an. Durch
Vergleichung dieser Beträge miteinander findet man
die gröfste sekundliche Beschleunigung
2AA
DER si . (18)
mit welcher das Ventil abwärts Be eg, wenn es
durch sein Eigengewicht und die Kraft der Schlufs-
feder gezwungen wird, sich gemäfs der gezeichneten
Erhebungskurve zu bewegen.
Das Gewicht des Ventiles sammt Spindel, Gelenk
und Führungskolben sei G, dann ist die Masse dieser
Theile M = >
einzelnen Theilzeiten ( ‘
Zur Erzeugung des angegebenen g
wird dann eine Beschleunigungskraft Q = Mg = oa
erforderlich; von dieser Kraft Q wird indefs ein Theil
durch das Eigengewicht G selber herbeigeführt, nur
der Rest (Q — G) braucht durch den Druck der Ventil-
feder erzeugt zu werden. Man mufs die Feder mit soviel
Vorspannung einbauen, dafs sie das geschlossene
Ventil mit der berechneten Stärke (Q -- G) niederdrückt.
Aufserdem soll die Schlufsfeder noch dem Dampf-
druck D das Gleichgewicht halten, welcher vom Innern
des Ventilgehäuses her die Ventilspindel belastet, sie
mufs ferner die Reibung S der Stopfbüchse über-
winden, deren Vorausbestimmung aber nur schätzungs-
weise möglich ist. Die Summe dieser Kräfte liefert
den wirklich nothwendigen Federdruck
F=0-G+D+S. . (19)
(Schlufs folgt.)
Amerikanische Arbeitsverhaltnisse.
Von Georg Dinglinger, Regierungs-Baumeister, New York.
(Schlufs von Seite 145.)
Prämien-System.
Aehnlich wie das oben beschriebene Bonus-System
ist auch das bei der Westinghouse electric and manu-
factoring Co. angewandte Prämien-System entstanden.
Der Grund für die Einführung eines neuen Systems
war die Beobachtung, dafs mit der Accord- oder Stück-
arbeit eine Vergröfserung der Leistung nicht erzielt
werden kann.
Wenn die Arbeiter in einem Gebiete geübter werden
und mehr schaffen als es bei der Festsetzung des Stück-
preises der Fall war, oder wenn die Löhne im ganzen
fallen, so wird der Stückpreis von der Fabrikleitung
heruntergesetzt.
Dies wissen die Arbeiter sehr wohl und stellen
auch, wenn es ihnen leicht möglich wäre, nicht mehr
fertig als für den allgemein von der Leitung festge-
setzten Höchstlohn, also etwa das anderthalbfache ihres
Tagelohnes. Sie würden sich selbst ber Mehrarbeit
schaden, da dann der Stückpreis heruntergesetzt würde,
und sie für dasselbe Geld mehr als früher leisten müfsten.
Gewöhnlich ist der Meister nicht genügend Specialist,
um ein genaues Urtheil darüber abgeben zu können,
ob die Arbeiter noch ein wenig mehr leisten können.
So hat denn die Westinghouse Gesellschaft in East
Pittsburg folgendes System vor sechs Jahren eingeführt.
Die Arbeiter werden zu cinem bestimmten Lohn-
satz angenommen und stundenweis bezahlt. Für jede
Arbeit ist durch einen geübten Mann die Zeit der Hand-
habung an den verschiedenen Maschinen festgestellt
und durch Unterschrift des Superintendents oder Be-
triebsleiters gewährleistet.
Braucht ein Mann zu einer Arbeit, für die 4 Stunden
Zeit gegeben ist, 5Stunden, so erhält er nur für 4 Stunden
Lohn; liefert er die Arbeit aber in 3 Stunden, so er-
halt er für 3'’, Stunden Lohn, das Geld für die andere
halbe Stunde behalt die Fabrik. Das erscheint im ersten
Augenblick ungerecht, ist aber durch die der Fabrik
entstehenden Unkosten begründet.
Der Arbeiter kann eben nur dann die Arbeit schneller
liefern als in der durch einen geübten Arbeiter mit
guten Werkzeugen festgesetzten Zeit, wenn er die Werk-
zeuge verbessert oder andere Werkzeuge und Hialfs-
maschinen benutzt, die ihm von der Fabrik zur Ver-
fügung gestellt werden.
Da den Arbeitern ein fester Preis gesichert ist,
werden sie sich erstens anstrengen so viel wie möglich
zu schaften und zweitens auf Verbesserung der
Arbeitsmethoden und Anwendung von Hülfsvorrich-
tungen sinnen, die dann später der Fabrik zu Gute
kommen.
[15. April 1903.)
Und dafs dies thatsächlich geschieht, zcigt der bei
der Westinghouse Gesellschaft gemachte Versuch.
Dort wird dem neuen System nachgerühmt: eine
verhältnifsmäfsig gröfsere Menge fertiggestellter Waare
und ein ungleich gröfseres Interesse der Leute an ihrer
Arbeit, wie dies früher der Fall gewesen war.
Jeden Tag kommt cin Arbeiter mit einer neuen
Erfindung oder einem Wunsche für Aenderung; es ist
Sache des Meisters zu entscheiden, ob der Gedanke
des Mannes wirklich eine Verbesserung bedeutet und
dann sofort ihn abzuweisen oder die Abänderung zu
veranlassen.
Freilich hat sich wie bei jeder Neueinführung zuerst
ein gewisses Mifstrauen bei den Leuten gezeigt. Sie
glaubten, dafs die für jedes Stück festgesetzten Arbeits-
zeiten wie einst der Stücklohn geändert würden, wenn
sie gegen ihren alten Lohnsatz zuviel Geld verdienen
würden. Als es ihnen jedoch klar geworden war, dafs
ihnen die Unterschrift des Superintendents den Preis
nicht nur für kurze Zeit, sondern für immer fest ge-
sichert hatte, gingen sie mit Vertrauen an ihre Arbeit.
Und dafs die Ueberlegung der Leitung richtig gewesen
war, zeigte sich daraus, dafs manche geübte Leute an
grofsen Specialmaschinen überdas doppelte ihres früheren
Lohnes verdienen.
Ist es denn aber vortheilhaft durch derartige
umständliche Systeme die Geldsucht des Menschen
anzustacheln, kann dies nicht ebenso gut durch den
gewöhnlichen Stücklohn geschehen oder könnte nicht
gar im Stundenlohn gearbeitet werden, wenn man das
Ehrgefühl des Einzelnen weckte?
Allgemein läfst sich eine derartige Frage gar nicht
lösen.
Der Wunsch und das Bestreben eines jeden Werkes
ist möglichst viel und möglichst gute Waare heraus-
zubringen; das läfst sich aber schwer vereinigen.
Um gute Waare zu fabriciren, mufs man den
Arbeitern genügend Zeit gönnen; stellt man das Urtheil
hierüber in ihre Macht und bezahlt sie nur nach der
Zahl der Arbeitsstunden, so kann man sicher sein, dafs
sie mehr Zeit als unbedingt nöthig brauchen würden.
Bezahlt man dagegen für das fertig gestellte Stück, so
wird wenig Werth auf die Güte der Ausführung gelegt.
Im Stücklohn mufs die Arbeit, im Stundenlohn der
Arbeiter kontrollirt werden. Beides macht Aufsicht
nöthig und bei genügender Aufsicht wird man vielleicht
mit beiden Systemen dieselbe Menge und dieselbe Güte
der Waare erzielen können.
Aber welche Arbeitsweise ist für die Fabrik billiger,
welche für die Leute angenehmer?
Stundenlohn.
Ist der Meister genau unterrichtet, wie viel Zeit zu
allen vorkommenden Arbeiten erforderlich ist, so kann
er seine Leute zu einem bestimmten Stundenlohn
annehmen und dafür eine bestimmte Durchschnitts-
leistung verlangen. Leistet der Mann die Arbeit nicht
in der bestimmten Zeit oder von der verlangten Güte,
so wird er als unbrauchbar entlassen. Leistet der Be-
treffende aber mehr als verlangt, so kann er in eine
höhere Lohnklasse übergeführt werden.
Ohne die letzte Klausel wäre dieses Lohnsystem
das Ideal der Arbeiter-Union. Dieselbe erstrebt als
Ziel einen festen Lohn für eine Durchschnittsleistung,
die zu überschreiten dem Einzelnen verboten sein soll.
Der Zweck dieser Forderung ist ein doppelter.
Erstens soll dem Arbeiter, der seine Pflicht thut, ein
bestimmter Lohn zu Theil werden, ohne dafs er sich zu
überanstrengen braucht, um den Höchstlohn zu verdienen.
Zweitens soll dem Fabrikanten die Möglichkeit der
Lohnerniedrigung entzogen werden, die dann eintreten
würde, wenn die Durchschnittsleistung infolge grölserer
Fertigkeit der Leute gesteigert würde: die Preise sollen
also nicht von Strebern gedrückt werden.
Würde dieser Wunsch der Unien in Erfüllung
gehen, so würden die Arbeiter im Lande der Freiheit
die gröfsten Sklaven werden, da durch derartige Be-
stimmungen tüchtige, fleifsige und geschickte Leute voll-
ständig an die unfähigen und bequemen Elemente ge-
fesselt wären.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 620.| 159
Eine weitere Folge wäre diejenige, dals die Ge-
schicklichkeit und die Erfindungskraft” der Leute nach-
lassen würde, da über eine Durchschnittsleistung nicht
hinausgegangen werden dart, und damit würde auch die
Durchschnittsleistung der Arbeiter abnehmen.
Der für die Fabrik entstchende Nachtheil hegt auf
der Hand: anstatt die Leistungsfähigkeit der Werkstatt
aus sich heraus zu steigern,würde eine stetig zunehmende
Verringerung derselben eintreten.
Wenn es dem Unternehmer nicht überlassen bleibt,
die Leute nach ihrer Leistungsfähigkeit zu bezahlen,
wird er sich nie auf den Stundenlohn einlassen können.
Selbst aber wenn er dies kann, bedarf er einer ständigen
Aufmerksamkeit sehr tüchtiger erfahrener Meister, um
gerecht zu sein und möglichst vortheilhaft zu arbeiten.
Die Leute ihrerseits sind vollkommen auf die Beurtheilung
seitens des Meisters angewiesen, wobei mancher über-
schätzt wird, mancher sich aber auch unterschätzt glaubt.
Auf jeden Fall hat aber der Stundenlohn den grofsen
Vortheil, dafs die Arbeit in Ruhe ohne Uebereilung
und deshalb gut ausgeführt wird und dals sich der
Arbeiter nicht über seine Kräfte anstrengt.
Stücklohn.
Man wird den Stücklohn gerechterweise so fest-
stellen, dafs ein mittelmäfsiger Arbeiter bei ruhiger
Arbeit unter gewöhnlichen Verhältnissen den normalen
Tagelohn verdient. Alles dies zu beachten ist schwer
und so ist es in Amerika zur Regel geworden, die
Arbeit zuerst ‘einem der besten Leute zu geben und .
nach einiger Zeit, wenn dieser sich an die Arbeit
gewöhnt hat, den Stücklohn so festzustellen, dafs er
dabei das anderthalbfache seines Tagelohnes verdient.
Die weniger geübten Leute werden dann mit dieser
Arbeit zuerst nicht über den Tagelohn herauskommen,
können aber später je nach Anstrengung mehr ver-
dienen. Es ist bekannt, dafs alle besseren Leute diese
Arbeitsweise vorziehen; sie stehen während der Arbeit
nicht unter direkter Aufsicht und können sich infolge-
dessen freier bewegen, Versäumnisse am Vormittage
durch angestrengteres Arbeiten am Nachmittage nach-
holen und so fort. Der Meister kann die Arbeit zu
einer ihm bequemen Zeit revidiren, und infolgedessen
seine Zeit beliebig eintheilen.
Da sich die einzelnen Leute anstrengen so viel wie
möglich fertigzubringen, ist dies bei richtiger Kontrolle
auch für den Fabrikanten günstig, dessen Maschinen
und baulichen Anlagen eine gute Ausnutzung erfahren.
Aus diesem Grunde wird in Amerika der Stücklohn
angewandt, wo es irgend möglich ist. Nur einige Gruppen
von Leuten werden stets im Stundenlohn beschättigt,
nämlich das Personal für die Krafterzeugung, für die
Unterhaltung der maschinellen und baulichen Anlagen
sowie für den Transport der Werkstücke.
Maschinenführer, Heizer und ‘Transmissions-Re-
visoren nach der Menge des verbrauchten Oeles oder
Brennstoffes zu bezahlen, wäre unvortheilhaft für die
Fabrik, da dann nicht sparsam umgegangen würde; andrer-
seits sind warme Lager und Wassermangel die Folge,
wenn Prämien für Materialersparnifs ausgesetzt werden.
Die Arbeiten der Reparatur-Schlosser und Zimmer-
leute sind so vielseitig, dafs es sich nur in grofsen Repa-
raturwerkstätten lohnt, einzelne Stückpreise aufzustellen.
Krahnführer können nicht für einzelne Handlungen
bezahlt werden und ebensowenig Arbeiter, die zum
Transport von Werkstücken und zu verschiedenen
Handlangerdicnsten in den Werkstätten verwandt werden.
In allen diesen Fällen werden die Leute pro Stunde
bezahlt. Ihr Stundenlohn ist dabei meist nicht höher
als der für gute Handwerker, die an Werkzeug-Maschinen
verwendet werden und dort im Stücklohn das anderthalb-
fache und mehr verdienen.
Es ist dem Arbeiter überlassen, sich für die ver-
schiedenen Arbeitsmöglichkeiten zu entscheiden. Wer an-
gestrengt arbeiten will und kann, geht an eine Werkzeug-
maschine, wo er ein ausgezeichnetes Geld „machen“ kann.
Wer aber hierfür nicht kräftig genug ist, oder eine
angestrengte Arbeit nicht schätzt oder es nicht nöthig
hat so viel Geld zu verdienen, findet als gelernter Mann im
Stundenlohn eine thin passende lohnende Beschäftigung.
160 [No. 620.)
Wenn man auch im Stande ist, im Stundenlohn
wie im Stücklohn eine gute und reichliche Arbeits-
leistung zu erzielen, wird man doch ein System wie
die oben erwähnten einführen müssen, um die gröfst-
mögliche Leistung zu erzielen. Dabei hat sowohl das
Bonus- wie das Pramien-System vor dem Stücklohn den
Vortheil der gröfseren Anpassungsfähigkeit. Der Arbeits-
lohn ist der Geschäftslage vollständig unterworfen. Er
fallt in schlechten Zeiten und steigt mit dem besseren
Verdienst des Unternehmers. Im Stücklohn hat man
deshalb, um der Geschäftslage gerecht zu werden, das
gesammte Stücklohnverzeichnifs odereinen beträchtlichen
Theil desselben zu ändern. Bei dem Bonus- wie beim
Prämien-System bleiben jedoch die für eine Arbeits-
weise festgesetzten Zeiten vollkommen unverändert
bestehen, nur der Stundenlohn der Arbeiter wird der
Geschäftslage entsprechend geändert.
Arbeitsweisen für Colonnen.
In allen Zweigen der Maschinenfabrikation giebt es
Arbeiten, zu deren Verrichtung mehrere Leute im
Zusammenwirken verhältnifsmäfsig viel weniger Zeit
gebrauchen als ein Einzelner.
An Holzbearbeitungsmaschinen läfst man im Massen-
betriebe z. B. einen Mann die Stücke zureichen, zwei
Leute die Maschine bedienen und einen für das Fort-
bringen der Stücke sorgen.
In der Formerei arbeiten an gröfseren Stücken
mehrere Former gemeinsam, vielleicht noch mit einem
. Lehrling und einem Arbeiter, der für das Sieben und
Anfeuchten des Sandes, für Heranschaffen der nöthigen
Hilfsmaterialien sorgt.
In der Dreherei werden vortheilhaft Gruppen kleinerer
Werkzeugmaschinen an eine Colonne gegeben, wie schon
oben erwähnt war.
In der Montage müssen stets mehrere Leute zu-
sammenwirken, um Theile einer Maschine und dann
diese selbst zusammenzusetzen.
Für derartige Arbeiten, bei denen zwei oder mehr
Arbeiter beschäftigt sind, werden in amerikanischen
Werkstätten verschiedene Wege eingeschlagen.
a) Die ganze Colonne arbeitet im Stücklohn und
der Verdienst wird unter die einzelnen Leute ihrem
vorher festgesetzten Stundenlohn entsprechend vertheilt.
b) Der Vorarbeiter erhält neben seinem Stundenlohn
eine bestimmte Summe für jedes abgelieferte Stück, die
Helfer arbeiten im Stundenlohn.
c) Die ganze Colonne arbeitet im Stundenlohn.
d) Der Vorarbeiter erhält ein Bestimmtes für die
abgelieferte Arbeit und hat dafür seine Helfer zu be-
zahlen, wobei ein Mindestlohn vorgesehen ist.
In jedem Falle mufs besonders überlegt werden, welche
von diesen Arbeitsweisen anzuwenden ist,da jede einzelne
nur unter besonderen Verhältnissen von Vortheil ist.
Legen wir den Mafstab der Verantwortlichkeit an, so
ist bei a) die ganze Colonne und zwar jeder einzelne nach
dem Prozentsatze seines Verdienstes zur Verantwortung
zu ziehen. Bei den übrigen Arbeitsweisen wird man
stets den Vorarbeiter verantwortlich machen, gerechter-
weise aber nur dann, wenn die Colonne so klein ist,
dafs er thatsächlich die Arbeit übersehen kann.
Die bei a) und d) stattfindende Abrechnung zeigen
folgende Beispiele.
l. Beispiel zu a.
Nummer | Lohnsatz | Arbeits- | Antheile Lohn
des pro am in
Arbeiters | Stunde | Stunden | Verdienst $
300 30 c 55 1650 22,47
301 20 50 1000 13,62
302 18 55 990 13,48
303 15 45 675 9,19
304 15 55 825 11,24
der Antheile Summa | 5140 | 70,00
Preis für die abgelieferte Arbeit. . . § 70,00
Verdienst pro Antheil . 70 : 5140 = 0,01362
Die Colonne participirt gleichmäfsig am Gewinn.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. April 1903.)
2. Beispiel zu a.
Nummer | Lohnsatz | Arbeits- | Antheile
Lohn
des pro a | am in
Arbeiters | Stunde | Stunden Verdienst} $
300 30 c 55 1650 14,44
301 20 50 ‚1000 8,16
302 18 55 990 8,67
303 15 45 675 5,91
304 15 55 825 1,22
Summa 5140 | 45,00 `
Preis für die abgelieferte Arbeit . $ 45,00
Verdienst pro Antheil 45 : 5140 — 0,008755
Die Colonne participirt gleichmafsig am Verlust.
I. Beispiel zu d.
Preis für die abgelieferte Arbeit e 70,00
Nummer |Lohnsatz] Arbeits-] Ver-
des pro l Bonus | Summe
Arbeiters| Stunde e e
301 20 c 50 10,00 2,50 12,50
302 | 18 55 990 | 200 | 11.90.
303 15 45 6,15 1,75 8,50
304 15 55 8,25 1,75 10,00
` 42,90
Verdienst des Gangvormann . 27,10
Der Gangvormann hat den Hauptantheil am Ver-
dienst, er kann den Bonus der Leute nach Belieben
einrichten. Ä
2. Beispiel zu d. Ä |
Preis für die abgelieferte Arbeit € 45,00.
Nummer [Lohnsatz| Arbeits-| Ver-
des pro Bonus | Summe
Arbeiters| Stunde UBER ato
301 20 c 50 10,00 — 10,00
302 18 55 9,90 —-- 9,90
303 15 45 6,75 — 6,15
304 15 55 8,25 — 8,25
34,90
Verdienst des Gangvormann . $ 10,10
Der Gangvormann trägt den Verlust allein, die
Leute erhalten den angegebenen Lohnsatz.
a) Die „Colonne im Stücklohn“ ist bei kleinen
Abtheilungen gut, für grofse nicht rathsam.
In kleinen Colonnen überwacht einer den anderen,
es herrscht das Bestreben, Hand in Hand zu arbeiten,
um gut zu verdienen, wobei faule und untüchtige Elemente
ausgestofsen werden. Diese gegenseitige Ueberwachung
hört bei grofsen Abtheilungen (etwa über 10 Mann) auf,
und es wird untüchtigen Leuten leicht gemacht, auf
Kosten anderer sich herumzudrücken.
Es ist sogar einmal im Staate New York der Ver-
such gemacht worden, eine ganze Werkstatt im Stücklohn
arbeiten zu lassen, so dafs jeder, auch der Meister, an
dem Verdienste seinem Stundenlohn entsprechend theil-
nahm. So ideal diese Einrichtung erscheint, in der
Praxis hat sie sich nicht bewährt. Zunächst ist nicht
ein Mehr-, sondern ein Minderumsatz bemerkbar ge-
worden, da die Leute mehr auf ihre Mitarbeiter als auf
ihre Arbeit acht gaben. Dann trat Zwietracht und
Unzufriedenheit unter den Arbeitern ein, weil sie be-
haupteten, dafs einige von ihnen zu hoch eingeschätzt
waren. Der Begünstigung seitens des Meisters war
dabei Haus und Thür geöffnet, der einige Leute steigerte
und sich dafür von ihnen die Hälfte des Mehrlohnes als
Belohnung auszahlen liefs. Dieses schon halb brüchige
System wurde schliefslich von der Gesellschaft ge-
sprengt, als sie dahinter kam, dafs Leute in der Liste
geführt wurden, die thatsächlich nicht in der Werkstatt
[15. April 1903.)
waren, und für die das Geld in die Tasche des Meisters
und des Schreibers flofs.
b) Nur dem Colonnenführer einen Antheil an dem
Umsatz zu geben ist bei sehr stark wechselnden Colonnen
im Gebrauch, wo eine technische Beaufsichtigung einer
Gruppe einfacher Arbeitsmaschinen, die von wenig ge-
übten Leuten bedient wird; so sind zum Beispiel Gruppen
von Bohrmaschinen oder Stanzen einem Vorarbeiter
unterstellt, der für die Behandlung der Maschinen wie
für die Vertheilung des Materiales gleichmälsig ver-
antwortlich ist. Mehr findet diese Methode im Hochbau
oder auf der Strecke Anwendung. Die Methode, dafs
einem im Stücklohn arbeitenden Manne ein Arbeiter
oder zwei im Tagelohn zugetheilt werden, hat sich hier
in der Formerei sehr gut bewährt.
c) Die ganze Colonne im Stundenlohn findet sich
in jeder Werkstatt für den Transport grofser Werk-
stücke, nach Stellen, an die Krahne oder Schiebebühnen
nicht hinreichen. |
d) Die „Contractarbeit“, bei der ein Arbeiter
von dem Meister die Fertigstellung eines Stückes gegen
einen bestimmten Preis übernimmt und dafür seine Leute
selbst bezahlt, ist z. B. in den Schenectady Locomotiv
Works von dem Baugewerbe auch auf die Werkstatt
übertragen.
Der Vorarbeiter erhält die Bestellung und Frist
der Lieferung schriftlich vom Werkmeister und ist im
Uebrigen ganz sein eigener Herr: er kann sich neue
Leute selbst annehmen, hat dem Meister nur anzugeben,
in welcher Lohnstufe er sie hält, falls sie in einen
anderen Gang eintreten. Wenn einer der Leute ihm
die Arbeit nicht recht macht, sagt er dem Meister, dafs
er den Mann in seinem Gang nicht gebrauchen kann, des-
gleichen wenn es weniger Arbeit zu thun giebt; hat der
Meister für den Mann anderweitige Verwendung, so wird
er dort eingestellt, sonst ist er aus der Werkstatt ent-
lassen. |
Arbeitet der Mann jedoch zur Zufriedenheit des
Contractors, so erhält er neben seinem Stundenlohn
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 620.| 161
einen Bonus, der je nach dem Gesammtverdienst nach
dem Belieben des Contractors bemessen ist.
Der Gangvormann ist für die von ihm abgclieferte
Waare haftbar, d. h. er mufs Nacharbeiten umsonst `
machen. Er wird aus dem Grunde darauf achten, dafs
keine mangelhafte und unfertige Waare abgeliefert wird,
und seine Leute so gut wie möglich instruiren. Diese
werden ihrerseits sich möglichst anstrengen Gutes zu
leisten, da danach ihr Lohn bemessen wird und der-
jenige, der thn bemifst, ständig mit ihnen arbeitet.
Diese Arbeitsmethode erzieht gute Specialisten und
ist so lange mit Vortheil anzuwenden als der Gang nicht
zu grofs ist, im Interesse der Fabrik, weil dann die
nöthige Aufsicht nicht mehr vorhanden ist, im Interesse
des Vormann, da er nicht mehr genügend auf die
einzelne Arbeit achten kann, um vollständig verantwort-
lich sein zu können und im Interesse der Leute, weil
ihre Arbeit nicht richtig abgeschätzt werden kann.
Die Berechnung des Lohnes für b) und c) gestaltet
sich sehr einfach, dagegen sind für a) und d) Theil-
rechnungen nöthig. Bei a) wird die Abschlufsrechnung
ım Werkstättenbureau von besonderen Schreibern ge-
macht und nachgeprüft; bei d) macht dagegen der Con-
tractor die Abrechnung selbst, während im Bureau nur
die zahlenmälsige Richtigkeit geprüft wird.
Schlufswort.
Wenn die amerikanischen Arbeitsmethoden sich
auch nicht direkt auf deutsche Verhältnisse übertragen
lassen — mancher Versuch, dies mit Ililfe amerikanischer
Meister zu thun, ist bereits gescheitert —, so sehen wir
doch, dafs sich durch eine systematische Arbeitstheilung,
durch Anwendung für den einzelnen Fall praktischer
Methoden die Leistungsfähigkeit eines Werkes erheb-
lich steigern läfst. Vorbedingung für eine rationelle
Fabrikation aber ist eine durchgreifende Specialisirung
in den Fabrikaten und nur durch energisches Vorgehen
auch in dieser Richtung wird es unserer heimischen
Industrie gelingen, den Amerikanern erfolgreich auf dem
Weltmarkte entgegenzutreten.
—m A E a ee ee
Uebereinkunft zum Schutze des gewerblichen Eigenthums.
Der Uebereinkunft zum Schutze des gewerblichen
Eigenthums, welche am 20. März 1883 zu Paris abge-
schlossen worden ist und welche durch die Zusatzakte
d. d. Brüssel den 14. Dezember 1900 in verschiedenen
wesentlichen Bestimmungen abgeändert ist, ist mit
Rechtswirkung vom 1. Mai d. J. ab das Deutsche
Reich beigetreten. Die Bestimmungen des Vertrages
von Paris vom 20. März 1883 nebst Schlufsprotokoll
und die Brüsseler Zusatzakte vom 14. Dezember 1900
haben folgenden Wortlaut:
Uebereinkunft.
Seine Majestät der König der Belgier, Seine
Majestät der Kaiser von Brasilien, Seine Majestät der
König von Spanien, der Präsident der Französischen
Republik, der Präsident der Republik von Guatemala,
Seine Majestät der König von Italien, Seine Majestät
der König der Niederlande, Seine Majestät der König
von Portugal und Algarbien, der Präsident der Republik
von Salvador, Seine Majestät der König von Serbien
und der Bundesrath der Schweizerischen Eidgenossen-
schaft haben, gleichmäfsig von dem Wunsche beseelt,
im Einvernehmen mit einander der Gewerbethätigkeit
und dem Handel der Angehörigen ihrer betreffenden
Staaten einen vollkommenen und wirksamen Schutz zu
sichern und zur Gewährleistung der Rechte der Erfinder
und der Loyalität des Handelsverkehrs beizutragen,
beschlossen, zu diesem Zwecke eine Üebereinkunft
zu schliefsen und zu Ihren Bevollmächtigten ernannt,
nämlich: - Ea
(folgen die Namen der Bevollmächtigten)
welche nach gegenseitiger Mittheilung ihrer in guter
und gehöriger Form befundenen Vollmachten über die
folgenden Artikel übereingekommen sind:
Art. 1.
Die Regierungen von Belgien, Brasilien, Spanien,
Frankreich, Guatemala, Italien, den Niederlanden, Por-
tugal, Salvador, Serbien und der Schweiz bilden einen
Verband zum Schutze des gewerblichen Eigenthums.
Art. 2.
Die Unterthanen oder Bürger der vertrag-
schliefsenden Staaten sollen in allen übrigen Staaten
des Verbandes in Betreff der Erfindungspatente, der
gewerblichen Muster oder Modelle, der Fabrik- oder
Handelsmarken und der Handelsnamen die Vortheile
geniefsen, welche die betreffenden Gesetze den Staats-
angehörigen gegenwärtig gewähren oder in «Zukunft
gewähren werden. Demgemafs sollen sie denselben
Schutz wie diese und dieselbe Rechtshülfe gegen jeden
Eingriff in ihre Rechte haben, vorbehaltlich der Erfüllung
der Förmlichkeiten und Bedingungen, welche den Staats-
angchörigen durch die innere Gesetzgebung jedes Staates
auferlegt werden.
Art. 3.
Den Unterthanen oder Bürgern der vertrag-
schliefsenden Staaten werden gleichgestellt die Unter-
thanen oder Bürger der dem Verbande nicht beige-
tretenen Staaten, welche in dem Gebiet eines der
Verbandsstaaten ihren Wohnsitz oder gewerbliche oder
Handelsniederlassungen haben.
Art. 4.
Derjenige, welcher in einem der vertragschliefsenden
Staaten ein Gesuch um ein Erfindungspatent, ein gewerb-
liches Muster oder Modell, eine Fabrik- oder Handels-
marke vorschriftsmälsig hinterlegt, soll zum Zwecke
162 (No. 620.]
der Hinterlegung in den anderen Staaten während der
unten bestimmten Fristen und vorbehaltlich der Rechte
Dritter ein Prioritätsrecht geniefsen.
Demgemiats soll die hiernächst in einem der übrigen
Verbandsstaaten vor Ablauf dieser Fristen bewirkte
Hinterlegung durch inzwischen eingetretene Thatsachen,
wie namentlich durch eine andere Hinterlegung, durch
die Veröffentlichung der Erfindung oder deren Aus-
übung seitens eines Dritten, durch das Feilbieten von
Exemplaren des Musters oder Modells, durch die An-
wendung der Marke nicht unwirksam gemacht werden
können.
Die oben erwähnten Prioritätsfristen sollen sechs
Monate für Erfindungspatente und drei Monate für
gewerbliche Muster oder Modelle sowie für Fabrik- oder
Handelsmarken betragen; sie sollen für übersceische
Länder um einen Monat verlängert werden.
Art.5.
Die durch den Patentinhaber bewirkte Einfuhr von
Gegenständen, welche in einem oder dem anderen
Verbandsstaate hergestellt sind, in das Land, in welchem
das Patent ertheilt worden ist, soll den Verfall des
letzteren nicht zur Folge haben.
Gleichwohl soll der Patentinhaber verpflichtet
bleiben, sein Patent nach Mafsgabe der Gesetze des
Landes, in welches er die patentirten Gegenstände ein-
führt, auszuüben.
Art. 6.
Jede in dem Ursprungslande vorschriftsmälsig
hinterlegte Fabrik- oder llandelsmarke soll so wie sie
ist in allen anderen Verbandsstaaten zur Hinterlegung
zugelassen und geschützt werden.
Als Ursprungsland soll das Land angeschen
werden, in welchem der Hinterlegende seine Haupt-
niederlassung hat.
Liegt die Hauptniederlassung nicht ın einem der
Verbandsstaaten, so soll als Ursprungsland dasjenige
angesehen werden, welchem der Hinterlegende angehört.
Die Hinterlegung kann zurückgewiesen werden,
wenn der Gegenstand, für welchen sie verlangt wird,
als den guten Sitten oder der öffentlichen Ordnung
zuwider angesehen wird.
Art. T.
Die Natur des Erzeugnisses, auf welchem die
Fabrik- oder Handelsmarke angebracht werden soll,
darf in keinem Falle die Hinterlegung der Marke
hindern.
Art. 8.
Der Handelsname soll in allen Verbandsstaaten,
ohne Verpflichtung zur Hinterlegung, geschiitzt werden,
gleichviel ob er den Theil einer Fabrik- oder Handels-
marke bildet oder nicht.
Art. 9.
Jedes widerrechtlich mit einer Fabrik- oder Handels-
marke oder mit einem Handelsnamen versehene Er-
zeugnifs darf bei der Einführung in diejenigen Verbands-
staaten, in welchen diese Marke oder dieser Handels-
name Recht auf gesetzlichen Schutz hat, beschlagnahmt
werden.
Die Beschlagnahme soll nach Mafsgabe der inneren
Gesetzgebung jedes Staates auf Antrag entweder der
Staatsanwaltschaft oder der Betheiligten erfolgen.
Art. 10.
Die Bestimmungen des vorigen Artikels sollen auf
jedes Erzeugnils anwendbar sein, welches als Bezeich-
nung der Herkunft fälschlich den Namen eines be-
stimmten Ortes trägt, wenn diese Bezeichnung einem
erfundenen oder einem zum Zwecke der Jäuschung
entlehnten Handelsnamen beigefügt wird.
Als Betheiligter gilt jeder Fabrikant oder Kaufmann,
welcher die Fabrikation des Erzeugnisses oder den
llandel mit demselben betreibt und in dem fälschlich
als Herkunftsort bezeichneten Orte seine Nieder-
lassung hat.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. April 1903.]
Art. Il.
Die Hohen vertragschliefsenden Theile verpflichten
sich, den patentfähigen Erfindungen, den gewerblichen
Mustern oder Modellen sowie den Fabrik- oder Handels-
marken für Erzeugnisse, welche auf amtlichen oder
amtlıch anerkannten internationalen Ausstellungen zur
Schau gestellt werden, einen zeitweiligen Schutz zu
gewähren.
Art. 12.
Jeder der Hohen vertragschliefsenden Theile ver-
pflichtet sich, cine besondere Behörde für das gewerb-
liche Eigenthum und eine Zentral-!linterlegungsstelle
zur Mittheilung der Erfindungspatente, der gewerblichen
Muster oder Modelle und der Fabrik- oder Handels-
marken an das Publikum einzurichten.
Art. 13.
Unter der Bezeichnung: „Internationales Büreau
des Verbandes zum Schutze des gewerblichen Eigen-
thums“ ist ein internationales Amt einzurichten.
Dieses Büreau, dessen Kosten durch die Regierungen
sämmtlicher vertragschlicfsenden Staaten zu tragen sind,
wird der hohen Autorität der oberen Verwaltungsbehörde
der Schweizerischen Eidgenossenschaft unterstellt und
hat unter deren Aufsicht zu arbeiten. Die Befugnisse
desselben werden durch Vereinbarung der Verbands-
staaten bestimmt.
Art. 14.
Die vorliegende Uebereinkunft soll periodischen
Revisionen unterzogen werden, um Verbesserungen
herbeizuführen, welche geeignet sind, das System des
Verbandes zu vervollkommnen.
Zu diesem Zwecke werden der Reihe nach in einem
der vertragschliefsenden Staaten Konferenzen zwischen
den Delegirten der genannten Staaten stattfinden.
Die nächste Zusammenkunft soll 1885 in Rom
stattfinden.
Art. 15.
Man ist einverstanden, dafs die Hohen vertrag-
schliefsenden Theile sich das Recht vorbehalten, einzeln
mit einander besondere Abmachungen zum Schutze des
gewerblichen Eigenthums zu treffen, sofern diese Ab-
machungen den Bestimmungen der vorliegenden Ueber-
einkunft nicht zuwiderlaufen.
Art. 16.
Die Staaten, welche an der vorliegenden Ueber-
einkunft nicht Theil genommen haben, sollen auf ihren
Antrag zum Beitritte zugelassen werden.
Dieser Beitritt ist auf diplomatischem Wege der
Regierung der Schweizerischen Eidgenossenschaft und
von dieser den Uebrigen anzuzeigen.
Er hat mit voller Rechtswirkung den Anschlufs an
alle Bestimmungen und die Zulassung zu allen Vortheilen
zur l'olge, welche in der vorliegenden Uebereinkunft
vereinbart sind.
Art. 17.
Die Ausführung der in der vorliegenden Ueber-
einkunft enthaltenen gegenseitigen Verbindlichkeiten
unterliegt, soweit nöthig, der Erfüllung der Förmlich-
keiten und Vorschriften, welche die verfassungsmäfsigen
Gesetze derjenigen Hohen vertragschliefsenden Theile
erfordern, die deren Anwendung herbeizuführen ge-
halten sind, was sie in möglichst kurzer Frist zu thun
sich verpflichten.
Art. 18.
Die vorliegende Uebereinkunft soll innerhalb eines
Monats nach Austausch der Ratifikationen in Wirksam-
keit treten und auf unbestimmte Zeit bis nach Ablauf
eines Jahres vom Tage der erfolgten Kündigung ab in
Kraft bleiben.
Diese Kündigung ist an die mit der Empfang-
nahme der Beitrittserklärungen beauftragte Regierung
zu richten. Sie erstreckt ihre Wirkung nur auf den
Staat, welcher sie ausspricht; für die übrigen vertrag-
schliefsenden Theile bleibt die Uebereinkunft wirksam.
[15. April 1903.)
Art. 19.
Die vorliegende Uebereinkunft soll ratifizirt werden
und die Ratifikationen sollen zu Paris spätestens inner-
halb eines Jahres ausgetauscht werden.
Zu Urkund dessen haben die betreffenden Bevoll-
mächtigten die Uebereinkunft vollzogen und ihre Siegel
beigedrückt.
So geschehen zu Paris, am 20. März 1883.
Schlufsprotokoll.
Im Begriffe, den unter heutigem Tage zwischen
den Regierungen von Belgien, Brasilien, Spanien, Frank-
reich, Guatemala, Italien, den Niederlanden, Portugal,
Salvador, Serbien und der Schweiz abgeschlossenen
Vertrag zum Schutze des gewerblichen Eigenthums zu
unterzeichnen, sind die unterzeichneten Bevollmächtigten
über Nachstehendes übereingekommen:
l. Die Worte: „Gewerbliches Eigenthum“ sollen
in ihrer weitesten Bedeutung verstanden werden, derart,
dafs sie nicht blos auf Gewerbeerzeugnisse im eigent-
lichen Sinne, sondern ebenso auf die Erzeugnisse des
Ackerbaues (Wein, Getreide, Früchte, Vieh etc.) und
auf die in den Handel gebrachten mineralischen Erzeug-
nisse (Mineralwasser etc.) Anwendung finden.
2. Unter der Bezeichnung „Erfindungspatente“ sind
die von den Gesetzgebungen der vertragschliefsenden
Staaten zugelassenen verschiedenen Arten gewerblicher
Patente, wie Einführungs-, Verbesserungs- etc. Patente,
begriffen.
3. Man ist einverstanden, dafs dieSchlufsbestimmung
des Artikel 2 der Uebereinkuntt die Gesetzgebung jedes
der vertragschliefsenden Staaten in Betreff des Ver-
fahrens vor den Gerichten und die Zuständigkeit dieser
Gerichte in keiner Weise berühren soll.
4. Abs. I des Artikel 6 ist dahin zu verstehen,
dafs keine Fabrik- oder Handelsmarke von dem Schutze
in einem der Verbandsstaaten ausgeschlossen werden
darf, lediglich der Thatsache wegen, dafs dieselbe hin-
sichtlich der Zeichen, aus denen sie besteht, den An-
forderungen der Gesetzgebung dieses Staates nicht
genügt, vorausgesetzt, dafs sie in dieser Beziehung der
Gesetzgebung des Ursprungslandes genügt und dafs sie
in diesem letzteren Lande Gegenstand einer vorschrifts-
mäfsigen Hinterlegung gewesen ist. Von dieser Aus-
nahme abgesehen, welche nur die Form der Marke be-
trifft, und vorbehaltlich der Bestimmungen der übrigen
Artikel der Uebereinkunft soll die innere Gesetzgebung
jedes Staates Anwendung finden.
Um jeder falschen Auslegung zu begegnen, ist man
einverstanden, dafs der Gebrauch der öffentlichen
Wappen und Ehrenzeichen als im Sinne des Schlufs-
satzes des Artikel 6 der öffentlichen Ordnung zuwider
angesehen werden kann.
5. Bei Einrichtung der im Artikel 12 erwähnten
besonderen Behörde für das gewerbliche Eigenthum
soll auf die Veröffentlichung eines periodischen amt-
lichen Blattes in jedem Staate thunlichst Bedacht ge-
nommen werden.
6. Die gemeinsamen Kosten des nach Artikel 13
eingesetzten internationalen Büreaus dürfen in keinem
Falle eine Gesammtsumme von durchschnittlich
2000 Franken jährlich für jeden vertragschliefsenden
Staat übersteigen.
Um den Beitrag jedes Staates zu dieser Gesammt-
summe der Kosten zu bestimmen, werden die vertrag-
schliefsenden Staaten und diejenigen, welche dem
Verbande später beitreten möchten, in sechs Klassen
_ getheilt, von denen jede im Verhältnifs einer bestimmten
Zahl von Einheiten beiträgt, nämlich
die 1. Klasse . 25 Einheiten,
2. 20
Oe: ee om ee Ae
s4 4 te AO.
os Ge wate, Bs
, 6. 3
Diese Coeffizienten werden mit "der Zahl der
Staaten jeder Klasse multiplizirt und die Summe der
so erhaltenen Produkte bildet die Zahl von Einheiten,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 620.) 163
mit der die Gesamnmitausgabe zu dividiren ist. Der
Quotient ergiebt dann den Betrag der Ausgabeeinheit.
Hinsichtlich der Vertheilung der Kosten werden
die vertragschliefsenden Staaten wie folgt klassifizirt:
Klasse l“rankreich, Italien,
$ Spanien,
H Belgien, Brasilien, Portugal, Schweiz,
Niederlande,
s Serbien,
Guatemala, Salvador.
Die Schweizerische Regierung wird die Ausgaben
des internationalen Büreaus überwachen, die nöthigen
Vorschüsse leisten und die Jahresrechnung aufstellen,
welche allen anderen Regierungen mitgetheilt wird.
Das internationale Büreau hat die auf den Schutz
des gewerblichen Eigenthums bezüglichen Mittheilungen
aller Art zu sammeln und in einer allgemeinen Statistik
zu vereinigen, welche an alle Regierungen zu ver-
theilen ist. Es hat sich mit gemeinnützigen Studien,
welche für den Verband von Interesse sind, zu be-
schäftigen und mit Hülfe des ihm von den verschiedenen
Regierungen zur Verfügung gestellten Aktenmaterials
ein periodisches Blatt in französischer Sprache zu
redigiren, welches die den Gegenstand des Verbandes
betreffenden Fragen behandelt.
Die Nummern dieses Blattes sowie alle von dem
internationalen Bureau veröffentlichten Schriftstücke
sind auf die Regierungen der Verbandsstaaten im Ver-
hältnisse der Zahl der oben erwähnten Beitragseinheiten
zu vertheilen. Die aufserdem von den genannten
Regierungen oder von Gesellschaften oder Privat-
personen etwa beanspruchten Exemplare und Schrift-
stücke sind besonders zu bezahlen.
Das internationale Büreau hat sich jederzeit zur
Verfügung der Verbandsmitglicder zu halten, um ihnen
über die auf die internationale Verwaltung des gewerb-
lichen Eigenthums bezüglichen Fragen die besonderen
Mittheilungen zu machen, deren sie bedürfen könnten.
Die Regierung des Landes, in welchem die nächste
Konferenz tagen soll, hat mit Hülfe des internationalen
Büreaus die Arbeiten dieser Konferenz vorzubereiten.
Der Vorsteher des internationalen Büreaus hat den
Sitzungen der Konferenzen bcizuwohnen und an den
Verhandlungen ohne beschliefsende Stimme Theil zu
nehmen. Ueber seine Amtsführung hat er jährlich
einen Bericht zu erstatten, welcher den Mitgliedern
des Verbandes mitzutheilen ist.
Die Amtssprache des internationalen Büreaus soll
die französische Spracne sein.
7. Das vorliegende Schlufsprotokoll, welches gleich-
zeitig mit der am heutigen Tage abgeschlossenen Ueber-
einkunft ratifizirt werden soll, ist als integrirender Theil
dieser Uebereinkunft anzuschen und soll dieselbe Kraft,
Gültigkeit und Dauer haben.
Zu Urkund dessen haben die unterzeichneten Bevoll-
mächtigten das vorliegende Protokoll aufgenommen.
So geschehen zu Paris, den 20. März 1883.
DOP OP
Protokoll,
betreffend
die Ausstattung des internationalen Büreaus
des zum Schutze des gewerblichen Eigenthums
zwischen
Belgien, Brasilien, Spanien, den Vereinigten
Staaten von Amerika, Frankreich, Grofs-
britannien, Guatemala, Italien, Norwegen, den
Niederlanden, Portugal, Schweden, der Schweiz
und Tunis geschlossenen Verbandes.
Die Unterzeichneten, Bevollmächtigte der oben auf-
geführten Staaten, haben angesichts der am 12. März
1883 von der in Paris versammelten internationalen
Konferenz zum Schutze des gewerblichen Eigenthums
angenommenen Deklaration im Einvernehmen mit ein-
ander und unter Vorbehalt der Ratifikation das folgende
Protokoll abgeschlossen:
Artikel 1.
Der erste Absatz der Ziffer 6 des der inter-
nationalen Uebereinkunft zum Schutze des gewerblichen
164 (No, 620.)
Eigenthums vom 20. März 1883 beigefügten Schlufs-
protokolls wird aufgehoben und durch die folgende
Bestimmung ersetzt:
„Die Ausgaben des nach Artikel 13 eingesetzten
internationalen Büreaus werden gemeinsam von den
vertragschliefsenden Staaten getragen. Sie dürfen in
keinem Falle die Summe von 60000 Franken jährlich
übersteigen.“
Art. 2.
Das vorliegende Protokoll soll ratifizirt werden,
und die Ratifikationen sollen in Madrid spätestens
innerhalb 6 Monaten ausgetauscht werden.
Es soll einen Monat nach Austausch der Rati-
fikationen in Kraft treten und dieselbe Kraft und Dauer
haben wie die Uebereinkunft vom 20. März 1883, als
deren integrirender Theil es angesehen werden soll.
Zu Urkund dessen haben die Bevollmächtigten der
oben aufgeführten Staaten das vorliegende Protokoll in
Madrid, am 15. April 1891 unterzeichnet.
Zusatzakte
vom 14. Dezember 1900,
durch welche die Uebereinkunft vom 20. März
1883 sowie das beigefügte Schlufsprotokoll "ab,
geändert wird.
Seine Majestät der König der Belgier, der Präsident
der Vereinigten Staaten von Brasilien, Seine Majestät
der König von Dänemark, der Präsident der Domini-
kanischen Republik, Seine Majestät der König von
Spanien und in Seinem Namen Ihre Majestät die
Königin-Regentin des Königreichs, der Präsident der
Vereinigten Staaten von Amerika, der Präsident der
Französischen Republik, Ihre Majestät die Königin des
Vereinigten Königreichs von Grofsbritannien uud Irland,
Kaiserin von Indien, Seine Majestät der König von
Italien, Seine Majestät der Kaiser von Japan, Ihre
Majestät die Königin der Niederlande, Seine Majestät
der König von Portugal und Algarbien, Seine Majestät
der König von Serbien, Seine Majestät der König von
Schweden und Norwegen, der Bundesrath der Schweize-
rischen Eidgenossenschaft, die Regierung von Tunis
haben es für nützlich erachtet, gewisse Abänderungen
und Zusätze der internationalen Uebereinkunft vom
20. März 1883 sowie des der genannten Uebereinkunft
beigefügten Schlufsprotokolls zu veranlassen und zu
Ihren Bevollmächtigten ernannt:
(folgen Namen der Bevollmächtigten)
welche nach gegenseitiger Mittheilung ihrer in guter
und gehöriger Form befundenen Vollmachten über
folgende Artikel übereingekommen sind:
Artikel L.
Die internationale Ucbereinkunft vom 20. Marz 1883
wird geändert, wie folgt:
I. Artikel 3 der Uebereinkunft erhält folgenden
Wortlaut:
Art. 3. Den Unterthanen oder Bürgern der
vertragschliefsenden Staaten werden gleichgestellt
die Unterthanen oder Bürger der dem Verbande
nicht beigetretenen Staaten, welche in dem Ge-
biet eines der Verbandsstaaten ihren Wohnsitz
oder thatsächliche und wirkliche gewerbliche oder
Handelsniederlassungen haben.
Il. Artikel 4 erhält folgenden Wortlaut:
Art. 4. Derjenige, welcher in einem der ver-
tragschliefsenden Staaten ein Gesuch um ein Er-
findungspatent, ein gewerbliches Muster oder
Modell, eine Fabrik- oder Handelsmarke vorschrifts-
mälsig hinterlegt, soll zum Zwecke der Hinter-
legung in den anderen Staaten während der unten
bestimmten Fristen und vorbehaltlich der Rechte
Dritter ein Prioritätsrecht geniefsen.
Demgemats soll die hiernächst in einem der
übrigen Verbandsstaaten vor Ablauf dieser Fristen
bewirkte llinterlegung durch inzwischen cinge-
tretene Thatsachen, wie namentlich durch eine
andere Hinterlegung, durch die Veröttentlichung
der Erfindung oder deren Ausübung, durch das
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. April 1903.)
Feilbieten von Exemplaren des Musters oder
Modells, durch die Anwendung der Marke, nicht
unwirksam gemacht werden können.
Die oben erwähnten Prioritätsfristen sollen
zwölf Monate für Erfindungspatente und vier
Monate für gewerbliche Muster oder Modelle,
sowie für Fabrik- oder Handelsmarken betragen.
Ill. In die Uebereinkunft wird ein Artikel 4b ein-
gefügt, der folgendermafsen lautet:
Art. 4b. Die Patente, deren Ertheilung in den
verschiedenen vertragschliefsenden Staaten von
den zur Wohlthat der Uebereinkunft nach Mats-
gabe der Artikel 2 und 3 verstatteten Personen
beantragt wird, sollen von den für dieselbe Er-
findung in anderen zum Verbande gehörigen oder
nicht gehörigen Staaten ertheilten Patenten unab-
hängig sein.
Diese Bestimmung soll auf die bestehenden
Patente mit dem Zeitpunkt, in welchem sie ın
Kraft tritt, Anwendung finden.
Für den Fall des Beitritts neuer Staaten soll
es mit den im Zeitpunkte des Beitritts auf beiden
. Seiten bestehenden Patenten ebenso gehalten
werden.
IV. Dem Artikel 9 werden zwei
gefügt, die folgendermafsen lauten:
In den Staaten, deren Gesetzgebung die Be-
schlagnahme bei der Einführung nicht zuläfst,
kann diese Beschlagnahme durch das Verbot der
Einführung ersetzt werden.
Die Behörden sollen nicht gehalten sein, die
Beschlagnahme im Falle der Durchfuhr zu be-
wirken.
V. Artikel 10 erhält folgenden Wortlaut:
Art. 10. Die Bestimmungen des vorigen
Artikel sollen auf jedes Erzeugnifs anwendbar
sein, welches als Bezeichnung der Herkunft
falschlich den Namen eines bestimmten Ortes
trägt, wenn diese Bezeichnung einem erfundenen
oder einem zum Zwecke der Täuschung entlehnten
Handelsnamen beigefügt wird.
Als Betheiligter gilt jeder Produzent, Fabrikant
oder Kaufmann, welcher die Produktion oder die
Fabrikation des Erzeugnisses oder den Handel
mit demselben betreibt und in dem fälschlich als
Herkunftsort bezeichneten Orte oder in der Gegend,
in der dieser Ort liegt, seine Niederlassung hat.
VI. In die Uebereinkunft wird ein Artikel 10b ein-
gefügt, der folgendermafsen lautet:
Art. 10b. Die unter der Uebereinkunft
stehenden Personen (Art. 2 und 3) sollen ın
allen Verbandsstaaten den den Staatsangehörigen
gegen den unlautern Wettbewerb zugesicherten
Schutz geniefsen.
VIL. Artikel 11 erhält folgenden Wortlaut:
Art. 11. Die Hohen vertragschliefsenden Theile
werden den patentfähigen Erfindungen, den ge-
werblichen Mustern oder Modellen sowie den
Fabrik- oder Handelsmarken für Erzeugnisse, welche
auf den auf dem Gebiet eines von ihnen ver-
anstalteten, amtlichen oder amtlich anerkannten
internationalen Ausstellungen zur Schau gestellt
werden, in Gemäfsheit der Gesetzgebung jedes
Landes einen zeitweiligen Schutz gewähren.
VHI. Artikel 14 erhält folgenden Wortlaut: |
Art. 14. Die vorliegende Uebereinkunft sol
periodischen Revisionen unterzogen werden, um
Verbesserungen herbeizuführen, welche geeignet
sind, das System des Verbandes zu vervoll-
kommnen.
Zu diesem Zwecke werden der Reihe nach in
einemder vertragschliefsenden Staaten Konferenzen
zwischen den Delegirten der genannten Staaten
stattfinden.
IX. Artikel 16 erhält folgenden Wortlaut:
Art. 16. Die Staaten, welche an der vor-
liegenden Uebereinkunft nicht Theil genommen
haben, sollen auf ihren Antrag zum Beitritte zu-
gelassen werden.
Absätze hinzu-
(15. April 1903.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. (No. 620.| 165
Dieser Beitritt ist auf diplomatischem Wege ' in dem Lande, um das es sich handelt, und nur
der Regierung der Schweizerischen Eidgenossen- | dann ausgesprochen werden können, wenn der
schaft und von dieser den übrigen anzuzeigen. | Patentinhaber rechtfertigende Gründe für seine
Er hat mit voller Rechtswirkung den Anschlufs | Unthätigkeit nicht darthut.
an alle Bestimmungen und die Zulassung zu allen Artikel 3
Vortheilen zur Folge, welche in der vorliegenden
Die vorliegende Zusatzakte soll dieselbe Gültig-
Uebereinkunft vereinbart sind, und tritt einen
Monat nach der Absendung der Anzeige durch keit und Dauer haben wie die Uebereinkunft vom
20. Marz 1883.
die Schweizerische Regierung an die übrigen
Verbandsstaaten in Kraft, sofern der beitretende Sie soll ratifizirt werden und die Ratifikationen
sollen in Brüssel im Ministerium der auswärtigen
Staat nicht einen späteren Zeitpunkt angiebt.
Angelegenheiten sobald als möglich und spätestens
Artikel 2. innerhalb achtzehn Monaten seit dem Tage der Unter-
Das der internationalen Uebereinkunft vom 20. März zeichnung niedergelegt werden.
1883 beigefügte Schlufsprotokoll wird durch die Hinzu- | Sıe soll drei Monate nach dem Abschlusse des
fügung einer Nummer 3b vervollständigt, die folgender- ' Niederlegungs-Protokolls in Kraft treten.
mafsen lautet: Zu Urkund dessen haben die betreffenden Bevoll-
3b. Der Verfall eines Patents wegen Nicht- mächtigten die vorliegende Zusatzakte unterzeichnet.
Ausübung soll in jedem Lande nicht vor Ablauf So geschehen zu Brüssel in einem einzigen Exemplar,
von drei Jahren seit der Hinterlegung des Gesuchs ' am 14. Dezember 1900.
Verzeichnils*)
derjenigen Staaten, welche der internationalen Konvention vom 20. März 1883 und dem Protokoll
vom 15. April 1891, betreffend die Dotirung des internationalen Büreaus, beigetreten sind.
Staaten. Zeitpunkt des Beitritts. Bemerkungen.
Belgien. u. & we we fe ae Bi ver, ae dei & S 20. März 1883.
Brasilien . . See AL Te ee 20. Marz 1883.
Dänemark nebst den Faroern . . . . . . l. Oktober 1894.
Dominikanische Republik. . . 2. ..... 20. Oktober 1884 ausgeschieden: 15. März 1889,
wieder eingetreten: 11. Juli 1890.
Spanien . . ee er 20. März 1883.
Vereinigte Staaten von Amerika . . ENEE 30. Mai 1887.
Frankreich mit Algier und den Kolonien . . . . 20. März 1883.
Grofsbritannien . a er 17. März 1884.
mit Neu-Seeland und "Queensland en Bo, A T. September 1891.
Krallen ce a. ee eae a ee ae ce ek 20. Marz 1883.
Japa. lé te ok ok Zë a ae Bee ee, A 15. Juli 1899.
Norwegen = wa cig ur ee eA 1. Juli 1885.
Niederlande . . ret se a a u e 20. Marz 1883.
mit Niederländisch Indien. . . . 1... 1. Oktober 1888.
=, (SUPINANY s e o> te A ee cae e Se AE N l
» Curaçao. . DIEN } l. Juli 1890.
Portugal (mit den Azoren und Madeira) e 2 "5 $ 20. März 1883.
Serbien: e ce ia. Gl ie. e, Ae e ae OR 20. Marz 1883.
Schweden, <<. o a ut ja a me AC te wR Le 1. Juli 1885.
SCHWEIZ A u. e ai ar a ee ee ee G 20. März 1883.
Tanis ak. s im. a. Be A A ee OG 20. Marz 1884.
*) Anmerkung. Die Staaten Guatemala und Salvador, welche die Konvention vom 20. März 1883 mitgezeichnet hatten, sowie
Ecuador, welches nachträglich beigetreten war, sind inzwischen ausgeschieden.
— ae
Präcisions-Spar-Schmier-Apparat (Patent Walch).
(Mit 3 Abbildungen.)
Vor mehreren Monaten wurde seitens des Kaiser- | be “Beanie sie fortwahrender Wartung und das Maschinen-
lichen Patentamtes in Berlin ein Präcisions-Spar-Schmier- | personal ist dadurch leicht Unglücksfällen ausgesetzt.
Apparat durch Patent geschützt, welcher wegen seiner Umsomehr ist es mit Freuden zu begrüfsen, dafs
sinnreichen Konstruktion und praktischen Handhabung der oben erwähnte Präcisions-Spar-Schmier-Apparat
den weitesten Kreisen bekannt gegeben zu werden (Patent Walch) alle diese Mängel ausschliefst und wirklich
verdient. Die gebrauchlichsten Schmierapparate sind heute einen Apparat darstellt, welcher, wie kein anderer
wohl die Tropf- und Dochtöler, sowie Federdruck- berufen ist, der gesammten Industrie viel Geld zu
Apparate, neben den an wichtigsten Stellen weniger ersparen und neben einem gesicherten Betrieb das
in Frage kommenden Staufferbüchsen. Bedienungspersonal vor Unglücksfällen zu bewahren.
Alle diese Systeme kränkeln mehr oder minder; Der Apparat schmiert nur consistentes Fett und
entweder ist die Schmiermaterialzuführung nicht staubfrei, wird nach 2 Systemen gebaut. System A ist zum
sodafs durch das Eindringen von Fremdkörpern dann Schmieren der feststehenden Maschinentheile wie
Heifsläufe entstehen, oder die Apparate arbeiten nicht Hauptlager, Gleitflächen, Transmissionslager, System B
automatisch, sind abhängig von der Zuverlässigkeit des für bewegliche Lager, also für Kurbellager, Kreuzkopf,
Bedienungspersonales, verbrauchen, da sie sich nicht Excenter u. drgl. bestimmt. Die Apparate beider Systeme
selbstthatig reguliren, enorme Quantitäten Schmier- werden entsprechend der Abmessungen oder Bean-
material, welches meistens nutzlos abtropft, die Maschinen spruchung der zu schmierenden Maschinentheile in drei
beschmutzt und den Maschinenraum unter Oel setzt. Dazu bezw. vier verschiedenen Grdfsen mit je neun ver-
166 [No. 620.]
[15. April 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
schiedenen Schmierstufen geliefert, sodafs man in der
Lage ist, jede Maschine, von der kleinsten bis zur
schwersten, auf das Sparsamste zu schmieren.
Die Bauart der Apparate ist aus nebenstehender
Abb. 1l ersichtlich.
Beim System A fiir feststehende Maschinen-
theile, besteht der Apparat aus zwei Haupttheilen,
dem Auslauf 4 und der Vase B, die durch Gewinde
zusammen geschraubt sind.
Abb. 1.
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Auf die Vase B ist das Gangwerk montirt, welches
durch den Deckel C und den durchsichtigen Celluloid-
Cylinder D (auf Wunsch auch Blech-Cylinder) nach
aufsenhin staubdicht abgeschlossen ist.
Das kräftige, sauber gebaute Gangwerk wird durch
eine Zugfeder im Federhaus Z in Bewegung gesetzt
und die Kraft mittelst des Doppeltriebes F und Spindel-
rades G auf die Spindel Æ übertragen.
Der Kolben /, welcher gleiches Gewinde wie die
Spindel Æ hat, wird nun durch die Spindel abwärts
bewegt und drückt das Fett vor sich her durch den
Auslauf 4 in das zu schmierende Lager. Die Regulirung
der Fettzufuhr geschieht durch die verschiedenen
Steigungen des Gewindes der Spindel.
Der im Kolben / befestigte Stift A (Fettanzeiger)
ist durch das Celluloid sichtbar und zeigt den Stand
des Kolbens und somit auch den Stand des Fettes dem
Maschinenführer an. Er dient auch gleichzeitig als
Führung für den Kolben.
Mittelst der Kurbel Z wird der Kolben / vor
dem Füllen des Apparates emporgezogen, während die
Federhaus-Welle M zum Aufziehen und der Knopf N
zum An- und Abstellen des Werkes dient.
System B ist ähnlich dem System A, nur wird
das Gangwerk statt durch Federzug mittelst eines durch
die Bewegung hin und her geworfenen im Innern des
Werkes angebrachten Pendel angetrieben.
Es fallen also hier Aufzieh- und Abstellvorrichtung
fort. Das Anbringen der Apparate geschieht sehr
einfach, denn in den meisten Fällen können dieselben
direkt nach Entfernen der bestehenden Schmier-
vorrichtung aufgeschraubt werden.
In Abb. 2 stellt 4 den Apparat auf dem Lager
angeschraubt vor, G das Gewinde desselben, 2 die
Fortsetzung der Bohrung des Gewindes, welcher Raum,
da die Schraube des Apparates nicht bis auf die Welle
geht, als Vorrathskammer des Fettes benutzt wird, die
durch stetes Nachdrücken des Apparates gefüllt bleibt;
H die Lagerschale; / die Welle.
Der Lagerdeckel C soll dicht auf der Lagerschale Æ
aufliegen, damit das Fett sich nicht seitwärts durch-
drücken kann.
Bei Gleitflächen setzt man den Apparat auf die
obere Gleitfläche auf und genügt das überflüssige an
den Enden der Gleitbahn herunter fallende Fett, auch
die untere Bahn zu schmieren.
Bei Kurbellagern, deren Zapfen seitlich *angebohrt
sind und bei denen das Schmiermaterial mittelst
gekrümmten Rohres von einem gewöhnlich seitlich am
Geländer angebrachten Schmiergefäfse zugeführt wird,
ist der Schmierapparat nach Entfernung der bestehenden
Schmiervorrichtung, wie Abb. 3 zeigt, parallel zur
Hauptachse der Maschine seitlich in den Kurbelzapfen
zu schrauben.
Abb. 3.
Bei Maschinen mit continuirlichem Betrieb wird
der Apparat im Centrum der Kurbelwelle angeordnet,
und liefert die Fabrik bei Angabe des Kurbelhubes ein
passend gebogenes Rohr, welches in den Kurbelzapfen
einzuschrauben ist.
Auch bei Kreuzköpfen kann der Apparat seitlich
horizontal in den Zapfen geschraubt werden.
Von den Apparaten befinden sich bereits weit über
1000 Stück im Betrieb und lauten die Urtheile der
Fachleute, die dieselben seit längerer Zeit täglich zu
beobachten Gelegenheit hatten, übereinstimmend günstig.
Für die Damptschiffahrt hat der Apparat ganz be-
sonderen Werth, da die Schwankungen des Schiffes
keinen Einflufs auf die Zufuhr des Schmiermaterials
haben, und weil infolge des minimalen Schmiermaterial-
verbrauches die Schiffe nicht mehr genöthigt sein
werden, gröfsere Vorräthe an Schmiermaterial mit-
zunehmen, sondern die einmalige Füllung der Apparate
meistens für mehrtägige Reisen genügt.
Angefertigt und vertrieben wird der Apparat durch
das Schiersteiner Metallwerk, H. Eodendorft
in Schierstein a. Rh.
[15. April 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 620.) 167
Verschiedenes.
Bau einer neuen Fisenbahn durch Canada. Die Grand
Trunk Eisenbahn-Gesellschaft in Canada beabsichtigt den Bau einer
neuen Eisenbahnlinie durch das ganze Dominium, deren Kosten
etwa 75 000 000 $ bis 100 000 000 $ betragen werden. Wie die
„Nachr. f. H. u. J. nach „Bradstreet’s“ ist zur Aus-
führung dieses Projekts eine besondere Gesellschaft, die Grand
berichten,
Trunk Pacific Railway Company gebildet worden, welche den Bau
Bei der
Aufnahme des erforderlichen Kapitals werden natürlich ausländische
und Betrieb der neuen Bahn selbständig besorgen soll.
Geldicute in Anspruch genommen werden, wenn auch ein grofser
Theil der Aktien
Wahrscheinlich wird die Regierung des Dominiums, welche diesem
in Canada selbst untergebracht werden kann.
Projekt günstig gesinnt ist, dasselbe durch reichliche Ueberweisung
von Land unterstützen, und auch an Geldzuschüssen werden sowohl
die Bundesregierung von Canada wie auch die Provinzialregierungen
von Ontario, Britisch Columbien und Manitoba es nicht fehlen lassen.
Im allgemeinen soll die neue Eisenbahn die Strecke verfolgen, die
für
genommen hatte.
hurst, die am Eingang in das Gebiet des Muskokasees belegene
gegenwärtig nördlichste Station der Grand Trunk-Bahn sein. Dann
man ehemals die erste canadische Pacificbahn in Aussicht
Der Ausgangspunkt wird wahrscheinlich Graven-
wird die Eisenbahn das Jemiscaming-Gebiet im nördlichen Ontario
etwa in der Höhe des Albanyflusses durchschneiden, Winnipeg
berühren und durch Manitoba, Alberta
im Thale des Peace River nach der Küste des grofsen Ozeans
Saskatchewan, Assiniboia,
geführt werden. Von der Ausdehnung der Gebiete im Norden und
Westen Manitobas kann man sich eine Vorstellung machen, wenn
man hört, dafs die neue Linie im Westen Manitobas 800 engl. Meilen
nördlich von der alten Canadischen Pacific Eisenbahn zu liegen
kommt. Es ist möglich, dafs die neue Eisenbahnlinie die Rocky
Mountains im Peace River-Pafs überschreitet und die Küste bedeutend
nördlich Vancouvers, des Endpunkts der Canadischen Pacificbahn,
Für die neue Linie würde die nördliche Lage insofern
durch dieselbe der Verkehr nach dem
Yukongebiet gesichert wäre, weil der natürliche Ausgangspunkt für
erreicht.
vortheilhaft sein, als ihr
irgend eine Bahnstrecke in das Yukongebiet in ihre Linie fallen
würde. Die nothwendigen gesetzlichen Vorarbeiten zur Sicherung
des etwa fünf Jahre währenden Bahnbaues sind bereits in Angriff
genommen.
Der Metallstaub auf der Pariser Stadtbahn. Der starke
Betrieb auf der Stadtbahn, das fortwährende und heftige Bremsen,
das Aufschlagen (coincement) der Wagenräder auf die Schienen ent-
wickeln in den unterirdischen Theilen der Pariser Stadtbahn Metall-
staub, welcher durch Anhäufung auf den Dynamos eine metallische
Die
Verwaltung der Bahn hat versucht, diesem’ die Unterhaltung sehr
Leitungsmasse bildet und Kurzschlüsse herbeiführen kann.
vertheuernden Uebelstand dadurch abzuhelfen, dafs sie an den End-
Sie hofft
allmählich den Eisenstaub, der übrigens auf die Gesundheit des
punkten der Linie ein Gebläse in Thätigkeit setzt.
Personals ohne schädlichen Einflufs ist, ganz zu vermeiden, indem
sie auf den neuen Abschnitten nur Drehgestellwagen in Dienst stellt.
(2. d. V. D. E.V.)
Elektrische Kraftanlagen an der Westküste Nordamerikas.
In hervorragender Ausdehnung und Grofsartigkeit finden sich, wie
im „Zngineering‘‘ nach einem im Newyorker Elektrotechnikerverein
gehaltenen Vortrage mitgetheilt wird, elektrische Kraftanlagen in
den an der nordamerikanischen Küste des Stillen Ozeans gelegenen
Ländern. Viele von diesen Anlagen sind bemerkenswerth wegen ihrer
hohen Kraftleistungen, ferner wegen der den örtlichen Verhältnissen
entsprechenden Eigenthümlichkeiten der Anordnung, und die hohe
Spannung, in welcher der elektrische Strom auf beträchtliche
Entfernung geleitet wird. Zur Erzeugung des Stromes wird nur an
wenigen Stellen Dampfkraft benutzt, meistens dienen dazu Wasser-
kräfte,
Ursprung haben.
die in den der Westküste vorgelagerten Gebirgen ihren
Um die aus diesen Gebirgen kommenden Wasser-
laufe zweckmäfsig zu verwenden, dieselben namentlich an eine für
die Einrichtung der Kraftstation geeignete Stelle zu bringen und
daselbst die nöthige Druckhöhe zu haben, sind bei einzelnen Anlagen
Kanalleitungen von zum Theil sehr beträchtlicher Länge, 100 km und
mehr, zur Ausführung gekommen. An den Snoqualmie-Wasserfällen
in den Cascaden-Gebirgen im Staate Washington ist eine elektrische
Kraftanlage errichtet zur Versorgung der Städte Seattle und Tacoma
mit Licht und Kraft.
Fufse der Fälle wegen des starken Sprühregens nicht angängig war,
so wurde dafür in dem Felsen hinter
Da die Aufstellung der Dynamomaschinen am
den Fällen ein Raum her-
gestellt, zu dem von oben ein 75 m tiefer Schacht führt. In diesem
Raum sind 6 Dynamomaschinen von 1500 Kilowatt Leistung auf-
gestellt.
Der Wasserstand der für den Betrieb der elektrischen Anlagen
benutzten Gewässer ist fast überall ein schr wechselnder. Während
derselbe in der trockenen Jahreszeit auf ein Mindestmafs herabgeht,
Bei
der Anordnung der Anlagen mufste daher dafür Sorge getragen
werden, dafs dieselben einerseits auch bei höchstem Wasserstande
nicht überfluthet werden,
schwellen die Gewässer zu anderen Zeiten in hohem Mafse an.
andererseits aber der Betrieb auch bei
niedrigstem Wasserstande aufrecht erhalten Für
diesen Zweck sind an einzelnen Stellen Stauwerke zur Ansammlung
werden kann
Im
Bezirke Plumas in Californien wird eine elektrische Kraftanlage
errichtet, welche die 290 km entfernte Stadt San Francisko mit Licht
und Kraft versehen soll.
des Wassers in grofsem Mafstabe zur Ausführung gekommen.
Für diese Anlage wird im Gebirge ein
Sammelteich von 3200 ha Fläche und 75 m Tiefe, ein zweiter von
800 ha Fläche hergestellt.
ausführt,
verfügen.
Die Gesellschaft, welche diese Anlage
über eine Wasserkraft von 270000 Pferdestärken
Der Strom soll auf die angegebene Entfernung (290 km)
mit einer Spannung von 40000 Volt geleitet werden. An einer
andern Stelle soll für die Leitung eine Spannung von 50 000 Volt,
mindestens versuchsweise,
soll
zur Anwendung kommen. Leitungen
mit Spannungen bis zu 30 000 Volt sind mehrfach im Betriebe. Die
gröfste Entfernung zwischen Erzeugungs- und Verwendungsstelle
des elektrischen Stromes — 354 km — findet sich bei den Anlagen
der Standard-Electric-Gesellschaft in Californien.
Die IV. Versammlung von Heizungs- und Lüftungs-Fach-
männern wird vom 23. bis 25. Juli 1903 in Dresden und zwar
in Verbindung mit der ordentlichen Mitgliederversammlung des Ver-
bandes Deutscher Centralheizungs-Industrieller stattfinden.
Dresden ist mit Rücksicht darauf gewählt worden, dafs dort vom
20. Mai bis Ende September 1903 die „Deutsche Stadteausstellung “
stattfindet, die Weise
zur Darstellung bringen und daher den Fachgenossen viel Inter-
essantes bieten wird.
welche Städtehygiene in umfassender
In den Vorträgen und Berichten soll u. A. folgendes behandelt
werden: Vergleich der Niederdruck-Dampfheizung mit der Warm-
wasserheizung. — Ueber die Nothwendigkeit gesetzlicher und
polizeilicher Vorschriften für Zentralheizungsanlagen. — Vertrags-
abschlüsse und Abnahme von Zentralheizungsanlagen. — Bericht über
die Arbeiten des Verbandes Deutscher Zentralheizungs-Industrieller.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
zum Marine-Oberbaurath und Schiffbau - Betriebs-
direktor der Marine-Schiffbaumeister Eugen Schmidt, zum Marine-
Oberbaurath und Maschinenbau-Betriebsdirektor der Marine-Maschinen-
baumeister Euterneck und zum Marine-Baurath und Hafenbau-
Betriebsdirektor der Marine-Hafenbaumeister, Marine-Baurath Mönch.
Berufen: bis auf weiteres zum ständigen Mitgliede der Reichs-
Schulkommission der Königl. bayerische ordentliche Professor und
derzeitige Rektor der Techn. Hochschule in München Dr. Ritter
v. Dyck.
Ernannt:
Garnison-Bauverwaltung Preuisen.
Hilfsarbeiter Intendantur des
XVII. Armeecorps der Gamison-Bauinspektor Friedrich Boettcher
in Danzig.
Versetzt: als techn. zur
Preufsen.
Ernannt: zum Mitgliede des Königl. Techn. Prüfungsamtes in
Hannover der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Schultze da-
selbst;
168 (No, 620.)
zum etatinälsigen Professor der Königl. Landwirthschaftlichen
Hochschule in Berlin der Regier-Baumeister Dr. Fischer in Charlotten-
burg;
zu Regier- und Bauräthen der Landbauinspektor, Baurath Natorp
in Berlin, der Kreisbauinspektor, Baurath Kruttge in Glatz, der
Wasserbauinspektor, Baurath Wachsmuth in Hoya, der Landbau-
inspektor, Baurath Friedrich Schultze in Berlin und der Landbau-
inspektor, Baurath Walter Hesse in Magdeburg;
zum Kreisbauinspektor in Thorn der Landbauinspektor Gold-
bach daselbst, zu Landbauinspektoren
Kickton in Potsdam, Timmermann in Berlin, Raésfeldt in Dort-
mund und Hoschke in Frankfurt a. d. O.
zu Kreisbauinspektoren die Regier.-Baumeister Johl in Gnesen
und Nettmann in Karlsruhe i. O.-S., zu Wasserbauinspektoren die
Regier.-Baumeister Teerkorn in Landsberg a. d. W. und Aschmoneit
in Beeskow;
die Regier. - Baumeister
zu Regier.-Baumeistern die Regier -Bauführer Edmund Schütz aus
Trebbin, Kreis Deutsch-Krone, Georg Schulzendorf aus Berlin
(Maschinenbaufach); Fritz Senffleben aus Gotha (Eisenbahnbaufach);
Paul Kranz aus Marienburg i. W.-Pr., Richard Lang aus Heilbronn
in Württemberg und Emil Hoepffner aus Schönebeck a. d. Elbe
(Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Geh. Regierungsrath dem etat-
mäfsigen Professor an der Techn. Hochschule in Aachen Henrici,
sowie der Charakter als Geh. Baurath den Regier.- und Bauräthen
Klopsch und Mühlke in Schleswig.
Kommittirt: zur Wahrnehmung der Geschäfte eines Referenten
in das Ministerium der öffentlichen Arbeiten der Regier.- und Baurath
Herr, Mitglied der Konig]. Eisenbahndirektion in Essen a. d. Ruhr.
Berufen: in das Techn. Bureau der Bauabtheilung des
Ministeriums der öffentlichen Arbeiten der bisher beurlaubte Regier.-
Baumeister des Hochbaufaches Schrammen.
Betraut: mit der örtlichen Leitung des Neubaues der Strafsen-
brücke über die Havel bei Plaue der bisher in Tsingtau beschäftigt
gewesene Wasserbauinspektor Born.
Uebertragen: die Stelle des Wohnungsinspektors bei der
Königl. Regierung in Düsseldorf dem Bauinspektor, Baurath Lehmann
in Rixdorf.
Ueberwiesen: der Königl. Regierung in Gumbinnen der
Regier.- und Baurath Kruttge und der Königl. Regierung in Schles-
wig der Regier.- und Baurath Wachsmuth, sowie zur Beschäftigung
der Königl. Eisenbahndirektion in Bromberg der Regier.-Baumeister des
Maschinenbaufaches Otto Krüger, bisher zur Marinceverwaltung be-
urlaubt.
Zugetheilt: der Kaiserl Deutschen Botschaft in Wien der
Regier.- und Baurath Prüsmann in Ruhrort.
Versetzt: die Regier.- und Bauräthe Breisig von Gumbinnen
nach Breslau, Lindner von Schleswig nach Potsdam und Stever
von der Kaiserl. Deutschen Botschaft in Paris nach Münster;
die Wasserbauinspektoren Bauräthe Kreide von Magdeburg
nach Hoya, Düsing von Potsdam nach Magdeburg und Twiehaus
von Magdeburg nach Potsdam, Crackau von Magdeburg nach
Wittenberg, Hagen von Berlin nach Stolpmünde und Mundorf
von Breslau nach Ruhrort;
die Kreisbauinspektoren Bauräthe Nolte von Pr.-Stargard nach
Einbeck, Kleinert von Einbeck als Bauinspektor nach Hannover,
Elkisch unter Ernennung zum Bauinspektor von Delitzsch nach
Rixdorf und Engelhart von Lissa nach Delitzsch, sowie Kreis-
bauinspektor Petersen von Neumark (Westpreufsen) nach Glatz,
die Bauräthe Hohenberg von Friedeberg N.-M. nach Berlin und
Morin von Thorn nach Arnsberg, beide unter Ernennung zu Land-
bauinspektoren, sowie Callenberg von Memel nach Rüdesheim und
Leutfeld von Rüdesheim nach Pr.-Stargard;
der Landbauinspektor Baurath Scholz von Breslau nach Erfurt,
die Landbauinspektoren Holtzheuer von Erfurt nach Koblenz und
Jaffke unter Ernennung zum Kreisbauinspektor von Trier nach
Friedeberg ;
die Regier.-Baumeister des Hochbaufaches Josef Redlich von
Berlin nach Memel und Starkloff von Bonn nach Neumark i. W.-Pr.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienste
ertheilt: dem Revier.- und Baurath Bormann in Münster unter
Beilegung des Charakters als Geh. Baurath, dem Regier.-Baumeister
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. April 1903.)
des Wasserbaufaches Gustav Schulz in Weidenhausen, Kreis
Biedenkopf und den Regier.-Baumeistern des Eisenbahnbaufaches
Julius Behse in Barmen, Karl Schweitzer in Neheim i. Westf.,
Karl Schroeder in Recklinghausen und Otto Zennig in Wilhelms-
haven.
In den Ruhestand getreten: der Wasserbauinspektor
Baurath Beckmann in Verden a. d. Aller und der Regier.-Bau-
meister des Ingenicurbaufaches Philipp Fischer in Frankfurt a. M.
Bayern.
Ernannt: zum Assessor bei dem Strafsen- und Flufsbauamte
Aschaffenburg der Staatsbauassistent Hans Deml in Aschaffenburg.
Verliehen: die erledigte Bauamtmannstelle bei dem Strafsen-
und Flufsbauamte München dem Regier.- und Kreisbauassessor
August Kahn in München.
Befördert: zum Öberregierungsrath aufser dem Status be
der Generaldirektion der Staatseisenbahnen der Vorstand der
Eisenbahnbetriebsdirektion München, Generaldirektionsrath Eugen
Freiherr v. Schacky auf Schönfeld und genehmigt, dafs er zur
Dienstleistung in die Verkehrsabtheilung des Staatsministeriums des
Königl. Hauses und des Aeufsern einberufen wird;
ferner unter Belassung der Rechte eines Kollegialrathes zum
Eisenbahnbetriebsdirektor in Bamberg der Regierungsrath bei der
Generaldircktion der Staatseisenbahnen Karl Welcker.
Berufen: in seiner bisherigen Diensteigenschaft zur General-
direktion der Staatseisenbahnen der Regierungsrath bei der Eisenbahn-
betriebsdirektion Bamberg Albrecht Grimm und auf die freiwerdende
Regier.- und Kreisbauassessorstelle für das Ingenieurfach bei der
Regierung von Oberbayern der Nebenbeamte des Strafsen- und
Flufsbauamtes München, Bauamtmann Max Reichl unter Belassung
des Titels eines Bauamtmannes.
Uebertragen: die sich eröffnende Assessorstelle am Strafsen-
und Flufsbauamte München dem Bauamtsassessor Anton Spiegel in
Aschaffenburg, zur Zeit Bauführer der Loisachregulirung in Kochel.
Sachsen.
und Techn. Hilfsarbeiter im
Finanzministerium der Vorstand des Brückenbaubureaus bei der
Generaldirektion der Staatseisenbahnen Baurath Krüger.
Ernannt: zum Oberbaurath
Die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand
bewilligt: dem Techn. Vortragenden Rathe im Finanzministerium,
Geh. Rathe Dr.-Ing. Köpcke.
Württemberg.
Verliehen: der Titel und Rang eines Oberbauraths dem
Bauinspektor, tit. Baurath Ganfser bei der Gebäudebrandversicherungs-
anstalt.
Ucbertragen: die an der Techn. Hochschule in Stuttgart
Professur für Baukonstruktionslehre und
Eisenbahnhochbau unter Verleihung des Titels und Ranges eines
Oberbauraths dem Baurath Mörike bei der Ministerialabtheilung für
das Hochbauwesen;
erledigte ordentliche
die Stelle des Vorstandes der Maschineninspektion Tübingen
dem K. Regier.-Baumeister Schober daselbst mit der Dienststellung
eines Maschineningenieurs.
Elsafs-Lothringen.
Ernannt: zum Kreisbauinspektor in Saarunion der Bauinspektor
Flaisch, bisher in Kolmar.
In den Ruhestand getreten: der
Schlachter in Saarunion.
Kreisbauinspektor
Bremen.
Ernannt: zum Staatsbaumeister mit dem Titel Bauinspektor
der bisherige Assistent der Bauinspektion für den Wasserbau
Baumeister Georg Jakob August Sinzig.
Die Siemens-Schuckert-Werke G. m. b. H. Berlin bezw.
Nürnberg, cine Vereinigung der früheren Firmen Siemens &
Halske A.-G., Berlinund Schuckert & Co., Nürnberg haben
mit dem 1. April d. J. ihren Geschäftsbetrieb aufgenommen.
Gestorben: der Regier.- und Baurath Richard Schwedler
in Fulda, der Wasserbaudirektor Max Jürgen Buchheister in
Hamburg und der Eisenbahningenieur beim Bahnbauinspektor in
Karlsruhe Paul Senteck.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
(1. Mai 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 621.| 169
Die Elsner-Ventilsteuerung. (D. R. P. 82138.)
Vom Regierungs-Baumeister Georg W. Koehler.
(Mit 47 Abbildungen.)
(Schlufs von Seite 158.)
Bei einer Elsnersteuerung, deren Beschleu-
nigungsverhältnisse in Anbetracht ihrer hervorragenden
Einfachheit ungewöhnlich leicht zu übersehen sind,
braucht man zur Bestimmung der grölsten Be-
schleunigung g garnicht auf die Ventilerhebungskurve
zurückzugehen, sondern kann hierzu Gleichung (16) oder
Abb. 36 und 37 bezw. 38 benutzen. Der Werth von
(Gl. 16) wird am gröfsten, wenn der Kurbelwinkel
«a = (» + 90°); dies macht
. rw?
py = — ro” . (sin »tan y + cos ») = —
a (20)
Zu demselben Ergebnifs führt auch die Betrachtung
der Abb. 37. Die als Beispiel behandelte Dampf-
maschine besitzt r = 0,020 m; e = 9,42 und ra œ 49°,
daraus folgt unter Berücksichtigung einer Hebelüber-
setzung von 2: 1, dafs g = 5m/Sek. Ein Doppelsitzventil
von 100 mm Durchmesser wiegt einschl. der oben
bezeichneten mit ihm verbundenen Theile etwa G = 4 kg,
demnach wird Q = N -4w 2kg und (Q — C) = — 2kg.
Den Durchmesser der Ventilspindel wird man im vor-
liegenden Falle etwa zu d= 12 mm ausführen, bei
einem Dampfüberdruck von 10 Atm entsteht hierdurch
eine aufwärtsgerichtete Kraft von B= 11,3 kg. Die
Reibung der Stopfbüchse wird mit Sw5Skg an-
genommen werden können. Als nothwendiger Feder-
druck ergiebt sich laut Gleichung (19) aus diesen Werthen
F=-—2+113+5»15kg; durch eine geeignete
Stellvorrichtung hat man es in der Gewalt, diese Kraft
zu vergröfsern oder zu verringern, wenn es die Betriebs-
umstände erfordern.
Ein unzulässig starkes Nachspannen der Schlufs-
feder würde sich bei den Ausklinksteuerungen sofort
durch den Schlag bemerkbar machen, mit welchem das
Ventil auf seinen Sitz prallt. Es ist daher kaum zu
befürchten, dafs ein einigermafsen geschickter Maschinist
in diesen für die Lebensdauer des Ventils so schädlichen
Fehler verfallen wird, eher dürfte die Gefahr bestehen,
dafs durch eine zu schwache Feder die Raschheit
der Steuerwirkung beeinträchtigt wird. Bei den Zwang-
laufsteuerungen ist das Gegentheil der Fall. Hier liegt
mehr das Bestreben vor, die Feder kräftiger als noth-
wendig (Gleichung 19) zu wählen, ein mälsiger Ueber-
schufs wird auch unbedenklich gestattet werden können.
Allzu starkes Nachspannen der Feder erzeugt aber
eine Erhöhung des Steuerungswiderstandes, welcher
erst nach einiger Betriebszeit eine ungewöhnliche
Abnutzung der Gelenke zur Folge hat.
Noch zwei andere Einflüsse dürfen bei Bemessung
der Federstärke nicht aufser Acht gelassen werden.
Das Gewicht des Ventils wird grölstentheils vom
äufseren Steuergestänge aufgehoben, bei kleineren
Maschinen überwiegt letzteres sogar meist, da es am
längeren Arm des Wälzungsshebels angreift. Die
Berücksichtigung dieser Verhältnisse würde demnach
zu stärkeren Schlufsfedern führen als es die vorherige
Rechnung ergiebt.
Dann übt der Strahldruck des in den Cylinder ein-
fliefsenden Dampfes auf die Oberseite des Ventils eine
abwärtsgerichtete Kraft aus, welche desto gröfser wird,
je mehr sich der Durchschnittsquerschnitt verengt.
Diese Kraft ist gerade zu Anfang des Ventilniederganges,
wo sie von einigem Nutzen wäre, am kleinsten.
Im ersten Augenblick des Anhubes bestehen als
abwärts gerichtete Kräfte: das Eigengewicht @ des
Ventils, die Spannung Æ der Schlufsteder und der
Dampfdruck 3, welcher die Dichtungsflächen belastet;
letzterer gilt natürlich nur als Unterschied zwischen
dem Einlafs- und dem Kompressionsenddruck und kann
durch absichtliche Verdickung der Ventilspindel zum
1
1
Theil aufgehoben werden. Die Reibung S in der Stopf-
büchse muts, da sie stets die Bewegungen zu hindern
bestrebt ist, ebenfalls zu diesen Widerständen gezählt
werden. Demgegenüber ist als aufwärts gerichtete
Kraft nur der Druck D des Dampfes gegen den Quer-
schnitt der Ventilspindel vorhanden, sodafs sich ein
beträchtlicher Ueberschufs JD der ersteren Kräfte
ergeben wird. In Verbindung mit Gleichung (19) geht
daraus hervor
ID, =G+7F+B+S—- D=B+0+2%°S.. . (21)
Ein Ausgleich der Dampfspannungen über und
unter dem Ventil soll stattgefunden haben, wenn sich
der Kolben in seiner Todlage befindet. Damit entfällt
dann die Belastung 3 der Sitzflächen, und der Wider-
stand W würde geringer werden, wenn nicht die Kraft
der Schlufsfeder mit dem Hube des Ventils um A
wüchse. Beim Emporgang desselben tritt aufserdem
infolge der Trägheit ein Massenwiderstand auf, welcher
ebenso grofs ist wie der erforderliche Beschleunigungs-
druck Q beim Niedersetzen des Ventils; wenn man
nämlich die Erhebungskurven in Abb. 40 und 41 auf
die Zeit als Basis bezieht, so findet man, dafs ihr
ansteigender Ast genau das Spiegelbild des fallenden
darstellt. Hieraus folgt dann, dafs
W’--G+F4+-4S8+Q0—-D=204+2S+ X. (22)
(Die Zusatzspannung bleibt während der ganzen
Ventilerhebung nicht konstant, sondern steigt und fällt
im selben Verhältnifs wie das Ventil, in der Schlufs-
stellung ist also A zU. Der Beschleunigungswider-
stand Q ist ebenfalls, streng genommen, nicht genau
konstant, war doch Q = Mg aus dem grölsten g
während einer der Theilzeiten bestimmt worden, in
anderen Theilzeiten wird somit Q kleiner als der an-
gegebene Werth sein müssen.)
Bei der höchsten Stellung des Ventils, wo also
ein augenblicklicher Ruhezustand erreicht ist, unterliegt
dieses den abwärts gerichteten Kräften
NA =G+F+ N -S5S—- D=OHNX... (23)
Der Betrag A der Stopfbüchsreibung ist in Abzug zu
bringen, weil er einer Abwärtsbewegung der Ventil-
spindel entgegenwirkt.
Während des Ventilniederganges kommt eine
Kraft Hi zur Geltung, die
W,=G4+FtA—S—Q@—D=" (24)
ist. Betreffs der veränderlichen Gröfse von A wäre
das in der Anmerkung bei Hi" Gesagte zu beachten.
Die Beschleunigungskraft Q = Mg, welche, wie bereits
erwähnt, aus dem gröfsten g berechnet worden ist,
kann sich während eines Theilcs der Fallzeit nicht ganz
auf das Ventil übertragen und giebt daher den unaus-
genutzten Theil an das Steuergestinge ab. Da nun
im allgemeinen beim Sinken des Ventils g kleiner, der
Rest aus Q also gröfser wird, * hingegen umsomehr
abnimmt, je niedriger das Ventil steht, so dürfte W,
ungefähr konstant sein. —
Die Anwendung von Wälzungshebeln ist bei den
zwangläufigen Ventilsteuerungen eine ganz allgemeine.
- Ihr Charakter ist der eines Hebels mit veränder-
licher Uebersetzung. Sie sollen einen allmählichen
und stofsfreien Uebergang zwischen dem Ruhezustand
und der Bewegung des Ventils herbeiführen, indem
zu Beginn des Anhubes die Hebelunterstützung sehr
nahe dem Ventil liegt, während die Steuerkraft an dem
bedeutend längeren Hebelarm angreift; dieses Ueber-
setzungsverhaltnifs beträgt durchschnittlich (1:4) bis
(1:5). Der Berührungspunkt zwischen dem Wälzungs-
hebel und seiner Unterlage wandert dann bei der
Weiterbewegung von der Ventilspindel fort, und die
Ventilgeschwindigkeit, welche anfänglich nur klein war,
vergrölsert sich entsprechend dem veränderlichen Arm-
170 (No. 621.]
verhältnifs, das schliefslich die mittlere Gröfse (1,5 : 1)
bis (2: 1) annimmt.
(Neben diesem Vortheil gestattet die Einführung
von Wälzungshebeln, den Abstand des Gelenks an der
Ventilspindel von der Stopfbüchse kleiner zu wählen,
als dies bei der Anbringung von Hebeln mit festem
Drehpunkt zulässig wäre, für die Ventilhaube ergiebt
sich daraus eine geringere Bauhöhe.)
Abb.‘.42.
Was den Einflufs der Wälzungshebel
Steuerung anbelangt, so erstreckt sich dieser keines-
wegs auf deren zeitliche Wirkung (Anfang und
Ende des Dampfeintritts finden also bei ihrer Ver-
wendung zu ganz derselben Zeit statt, wie bei fest-
gelagerten Hebeln), wohl aber werden durch sie die
Kraft- und Geschwindigkeitsverhältnisse der Ventile in
auf die
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
I
[1. Mai 1903.)
günstigem Sinne geändert. Näher auf diese Frage
einzugehen ist hier nicht der Ort, es möge nur auf
die einschlägigen Abschnitte des Werkes von C. Leist,
Steuerungen der Dampfmaschinen, hingewiesen werden.
Die Erhebungskurven der Elsnersteuerung waren
oben (Abb. 40) unter der Voraussetzung eines Doppel-
hebels mit konstantem Uebersetzungsverhältnifs (2: 1)
entwickelt worden. Durch einen statt dessen an-
gebrachten Wälzungshebel würde sich freilich eine
etwas abweichende Form der Kurven namentlich beim
ersten Anhub und beim Aufsetzen ergeben, diese
Aenderungen sind jedoch nicht von solcher Bedeutung
für das wesentliche Verhalten der Steuerung, dafs sie
hier einer weiteren Erörterung unterzogen werden
müfsten.
Die Kraftverhältnisse, Klemmgrenze und
Reglerrückdruck.
Aus der früher entwickelten Gleichung (2) folgt für
die mittels einer Kurbel r angetriebene schräge Kreuz-
schleife (Neigungswinkel ») ein Hub (Abb. 13)
r
PN SE;
cos »
y darf positive oder negative Werthe besitzen; » = 0°
ergiebt die normale Kreuzschleife mit ¿= 2r. Bei
y = 90° ware i= œ, das ist aber unmöglich; denn bei
einer Kulisse, welche genau in die Schubrichtung
gedreht ist, würde das Getriebe unbedingt irgendwo
brechen müssen. Mit Rücksicht auf die Reibung
zwischen dem Gleitklotz und dem Schlitze einerseits
und dem Führungszapfen und der zugehörigen Hülse
(Abb. 2) andererseits darf man beim Entwurf einer
Elsnersteuerung nicht eine gewisse Gröfse von » über-
schreiten, ohne dafs dadurch das Getriebe anfängt sich zu
spreizen. Diese Grenze, von welcher an der Bestand
des Steuerungsgestänges gefährdet erscheint, möge
„Klemmgrenze“ genannt werden.
Je weniger Sorgfalt man auf die Herstellung und
Schmierung der Gleitflächen verwendet, um so gröfser
ist der Koefficient „= tan o der Reibung zwischen den
ebenbezeichneten Flächen, desto niedriger mufs auch
die Klemmgrenze gezogen werden. Um den nach-
folgenden Betrachtungen keine zu günstigen Annahmen
zu Grunde zu legen, möge fortan u = "s (e = 11° 29’)
gewählt werden.
Den Kreis der Steuerkurbel denke man sich
(Abb. 42) durch die Punkte 1, 2, 3 und 4 geviertheilt;
die Richtung 1 — 3 ist unter dem Winkel „ gegen die
Schubrichtung geneigt, der Durchmesser 2 — 4 giebt
die Lage des Schlitzes an. Während der Kurbelzapfen
den Halbkreis 4 — 1 — 2 durchläuft, wandert der Gleit-
klotz in der Kulisse von links nach rechts, die zwischen
beiden auftretenden Kräfte werden durch die Reibung
an den Berührungsflächen im Sinne der Bewegung um
den Betrag des Reibungswinkels von der Normalen
abgelenkt. Die Kurbelkräfte X weichen indefs nach der
entgegengesetzten Seite von der Normalen ab, während
der andere Halbkreis 2 — 3 — 4 zurückgelegt wird.
Ebenso schliefsen die Drücke Æ zwischen der Führungs-
hülse und dem Führungszapfen mit der Normalen zur
Schubrichtung den Reibungswinkel o ein; bei der
Kurbelbewegung auf dem Halbkreise 1 — 2 — 3 mufs die
Kraft Æ schräg aufwärts, während der übrigen Kurbel-
stellungen hingegen schräg abwärts gerichtet sein.
Die Führung des Endgelenkes der Schubstange,
an welchem ein konstanter Widerstand V in der
Verschiebungsrichtung wirken soll, wird durch einen
Hebel mit festem oder beweglichem Drehpunkt bewerk-
stelligt. Die Bahn des Zapfenmittelpunktes darf man
bei genügender Länge dieses Hebels durch eine gerade
Linie ersetzen.
Mittels einer einfachen zeichnerischen Konstruktion
ist es möglich, die beiden Kräfte A und A aufzufinden,
welche zur Ueberwindung des angegebenen Wider-
standes H erforderlich sind. Genau genommen müfste
nun V für jede Stellung des Getriebes in zwei Seiten-
krafte V! und V" zerlegt werden, von denen die
eine (V!) durch den Schnittpunkt der Richtungen von A
und Æ, die andere (HI) aber durch den Drehpunkt des
(1. Mai 1903.]
besagten Hebels läuft. (In Abb. 42 punktirt angedeutet).
Das Verfahren führt aber zu Werthen von X und Æ,
welche von der Annahme V!= V (konstant) so wenig
abweichen, dafs diese Annäherung durchaus statthaft
erscheint. Zu berücksichtigen ist dabei, dafs die meisten
Ausführungen der Elsnersteuerung als Abstand der
Führungshülsenmitte von der Steuerwellenachse etwa
den 10fachen Kurbelhalbmesser und als Länge der
Schubstange, vom Mittelpunkte der Kulisse bis zum
oberen Zapfen gerechnet, den 50fachen Kurbelhalb-
messer besitzen.
Die Kräfte A und Æ bleiben, wie leicht einzusehen, in
jedem Kreisviertel (1—2, 2—3, 3—4, 4— 1) konstant,
da sich während dieser Zeit ihre Richtungen nicht
ändern. Für verschieden grofse Schlitzneigungen »
können die Kräftepläne vereinigt werden (Abb. 43 und 44),
und es zeigt sich dann, dafs A und Æ bei unveränder-
lichem H besonders in dem Kreisviertel 2—3 rasch
mit der Vergröfserung von » wachsen. Auf diesem
Gebiete (2—3) arbeitet somit das Getriebe am un-
günstigsten; Kurbelkraft und Hülsendruck wären unend-
lich, wenn (vgl. Abb. 42)
vy = (90° — 2 ol ~ 67° 20’ (25)
würde. Dort läge also die eigentliche Klemmgrenze.
Abb. 43.
Abb. 44.
Schon vorher nehmen aber A und Æ, sehr bedeutende
Werthe an, welchen die Ausführung eines solchen
Getriebes bezüglich hinreichender Festigkeit nur noch
schwer gerecht werden kann, sodafs » = 60° die that-
sächliche Grenze der Kulissenneigung sein dürfte.
Aus dem Kräftedreieck in Abb. 45 lassen sich X
und A für ein gegebenes H und » berechnen; es wird
nämlich
4
für 1—2 und 3—4 X= —— . sin (90°+0). . (26)
cos v
und 7/ = Ch sin (v + eo) è (27)
für 2—3 und 4—1 A RS ES sin (90° + e) (28)
und H= RIE YI sin Ir +e). (29)
Die vorstehenden Betrachtungen gelten nicht nur
für eine Steuerung mit centrischer Führung des Schlitz-
scheibenmittelpunktes, sondern ebenso für die excen-
trische Bauart. Bei dieser nimmt dann, wenn v < 0°,
der Druck Æ die umgekehrte Richtung an wie bisher,
der Führungszapfen mufs demnach, wenn spielfreier
Gang erzielt werden soll, sehr sauber in die Hülse
eingepafst werden. Da die Gröfse der Kräfte X und 7
(aufser von V) hauptsächlich von der Schlitzneigung »
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 621.] 171
abhängt, diese aber im excentrischen Getriebe bei
richtiger Wahl des 3 auf die Hälfte derjenigen einer
gleichwerthen centrischen Anordnung beschränkt werden
kann, so ergiebt sich dort eine bedeutende Verringerung
der Gestängedrücke, und der ruhige Gang der Steuerung
wird dadurch leichter erreichbar gemacht.
Dafs man bei Elsner-Umsteuerungen nur die
centrische Bauart anwenden darf, ist selbstverständlich.
Wenn als Grenze für die Schräglage des Schlitzes
vg — 60° gewählt wird, dann beträgt die gröfstmögliche
Füllung immerhin ¢, œ 0,85; einen noch gröfseren
Werth wird man jedenfalls kaum von irgend einer
Umsteuerung verlangen.
An allen zwangläufigen Ventilsteuerungen bildet
der Rückdruck A, welchen die Widerstände der Ventil-
bewegung auf den Regler ausüben, einen wichtigen
Punkt. Bei den Ausklinksteuerungen hat dieser eine
sehr viel geringere Bedeutung, weil dort im wesentlichen
nur die Reibung zwischen den Mitnehmerflächen rück-
wärts auf die Reglermuffe übertragen wird.
Die Prüfung des Reglerrückdruckes AS der Elsner-
steuerung beginnt am besten bei der Kreuzschleife mit
Normalschlitz (v = 0°). Abb. 46 stellt diesen Fall in
einfachen Linien dar. Die Kurbel vom Halbmesser r
hat ihre Mittellage um den Winkel e überschritten, die
Entfernung des Gleitklotzes von der Führungsachse ist
somit m —=rcos« Das Auge der Schlitzscheibe, in
dem der durch den Regler verstellbare Lenker (vgl.
Abb. 2) angreift, möge den Abstand c vom Mittelpunkte
der Scheibe besitzen. In der Ventilzugstange soll
Abb. 45.
+ für 2-3-4
- fürn 4-1-7
Y
+ für 1-2-3
- für 3-4-4
eine konstante aufwärts gerichtete Kraft Y herrschen.
u ist wieder der Koefficient der gleitenden Reibung,
welche sowohl zwischen dem Führungszapfen und der
Hülse als auch zwischen der Schlitzscheibe und dem
Bügel besteht.
Der Normaldruck Æ’, welche die Führungshülse
auf den Zapfen ausübt, ist
rs dr ie ur
und die Kraft, mit welcher die Scheibe gegen den Bügel
geprefst wird, ist A. Die Momente aller Kräfte
bezüglich des. Kurbelzapfen -Mittelpunktes müssen ein-
ander das Gleichgewicht halten. Das rechtsdrehende
Moment (V.m) wird durch die Hülsenreibung um den
Werth (u HIT. m) vermindert, beträgt mithin nur
CF EP ee A, e Jh
Das linksdrehende Moment LN. cl mufs, wenn man auf
den Reibungswiderstand (u A) am Umfange der Schlitz-
scheibe, deren Halbmesser A ist, Rücksicht nimmt,
R.c=(V—uH).m—uÄh. (32)
sein.
Für einen gegebenen Widerstand V wird der
Rückdruck £ um so gröfser, je weniger Eigenreibung
dem fraglichen Getriebe innewohnt, je kleiner also u.
Um daher den Betrachtungen eine möglichst ungünstige
Annahme zu Grunde zu legen, soll im folgenden durch-
weg u = Vr gesetzt werden. Die Steuerung wird, sofern
man das Gewicht ihrer Einzeltheile vernachlässigt, stets
nur während derjenigen Zeit von Kräften beansprucht,
in welcher die Kurbel den Halbkreis 2 — 3 —4 (Abb. 42)
zurücklegt, und bei konstantem V ist in diesem
Gebiete A um so gröfser, je geringer die Kräfte A
und Æ ausfallen, weil dann die Reibungsverluste (u X)
und (u Æ’) am kleinsten werden. Auf dem Viertel-
kreise 2 — 3 besitzen indefs, wie oben gezeigt, X und Æ
ihren Gröfstwerth, man hat als die für 3—4 gültigen
Gleichungen (26) und (27) ins Auge zu fassen, um mit
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172 (No. 621.)
Sicherheit ein besonders ungünstiges Bild des Regler-
rückdruckes & für ein bestimmtes unveränderliches V
zu erlangen. Demnach wäre zu setzen
Le H Ld
= cosy cose und H= cosy ` Sin ("+ 9). (33)
Für »= 0° entsteht hieraus wegen u = tan ọ = 1/7
(e = 8° 10') X = 0,99 Hund Æ’ = H cos ¿œ H= 0,14 V.
Gleichung (32) verwandelt sich durch Einführung dieser
Werthe in e 098m—0,144_m— ih
FE ee EE, ` eg s (34)
V € €
Diese Formel gestattet eine sehr einfache zeichnerische
Darstellung der Abhängigkeit des R von V unde. Es
wird einleuchten, dafs Æ = 0 ist, das Getriebe sich also
selber sperrt, solange m“ ji: A, andererseits nimmt A
seinen gröfsten Werth an, wenn m=r, nämlich
— 1
=" SE Wird in Abb. 47 der Mafsstab für V
so gewählt, dafs V = ist, dann lassen sich für alle
Kurbellagen die & unmittelbar als Lotlängen von den
Punkten des Kurbelumfanges auf die im Abstande
(+ YA) zur Schubrichtung gleichlaufenden Sehnen
Abb. 46.
messen.
In den Abb. 46 und 47 bezeichnen die ange-
gebenen & die vom Regler zur Erhaltung des Gleich-
Messe auszuübenden Kräfte, der eigentliche
ückdruck ist diesen also entgegengerichtet. Die
Reglermuffe würde demnach beim Gange der Maschine
durch die Ventilwiderstände entlastet werden, und
die Umdrehungszahl müfste unter dasjenige Mafs sinken,
welches sich bei der Prüfung des Reglers ohne Rück-
druck eingestellt hat.
Je gröfser u, desto geringer werden die Werthe
von &, um so weniger ist auch ein Zucken des Reglers
im Betriebe zu befürchten. Daraus etwa zu schliefsen,
dafs man, um einen schwächeren Regler anwenden zu
können, absichtlich den Umfang der Schlitzscheibe und
die Innenfläche des Bügels nicht peinlich sauber zu
bearbeiten brauche, wäre ein Fehler. Denn erstens
würde man hierdurch ungünstige Abnutzungsverhältnisse
hervorrufen, und zweitens wäre dann zur Veränderung
des Füllungsgrades ein Regler von desto gröfserer
Verstellungskraft erforderlich. |
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
i
!
|
[1. Mai 1903.]
Die Schrauben, welche die beiden Bügelhälften
zusammenhalten, dürfen, wie es überhaupt bei jedem
Zapfen und jedem Excenter sein soll, gerade soweit
angezogen werden, dafs kein Spielraum zwischen der
Scheibe und dem Bügel besteht. Durch eine etwa
vorhandene Anpressungskraft P ändert sich die rechte
Seite der Gleichung (32) in
| Z’).m—u(XÄ+P).h . . . (8
man könnte auf diese Weise zwar den Reglerrückdruck
dämpfen, würde indefs dadurch wieder den Ver-
stellungswiderstand der Steuerung vergröfsern.
Der Bruch S (Gleichung 34) wird um so kleiner, je
gröfser A und ¢ sind, man soll also dahin streben, die
beiden so grofs auszuführen wie es die Umstände
erlauben. Durchschnittlich wird bei der Elsnersteuerung
A= 4r und ¢ = 5r ausfallen. Die Einsetzung dieser
Zahlen führt zu der Erkenntnifs, dafs der Gröfstwerth
von Ss laut Formel (34) etwa 0,08 beträgt. Selbst
wenn man also, wie es auch geschehen ist, in der
Rechnung an allen Stellen stets die denkbar
ungünstigsten Annahmen macht, kann der
Rückdruck & nur etwa auf den zwölften Theil
des Widerstandes V steigen.
Abb. 47.
Die Uebertragung der zuvor gefundenen Ergebnisse,
welche nur für die normale Kreuzschleife mit cen-
trischer Führung gelten, auf eine schräge Kreuz-
schleife in excentrischer Anordnung dürfte nach den
Ausführungen der vorhergehenden Abschnitte nicht
mehr schwierig sein. Sie liefert ziemlich umfangreiche
Formeln, welche nur in der zeichnerischen Darstellung
einigermafsen übersichtlich werden, ergiebt aber schon
aus dem Grunde kein wesentlich anderes Bild von den
Rückdruckverhältnissen der Steuerung, weil diese, wenn
das Mafs z (die seitliche Verschiebung der Führungs-
achse) richtig gewählt wurde, bei den meistüblichen
mittleren Führungsgraden » — 0° besitzt, sich also der
bereits behandelten normalen Kreuzschleife stark nähert.
Mit Rücksicht darauf soll es an dieser Stelle genügen,
wenigstens den Weg zu einer derartigen Untersuchung
angedeutet zu haben.
Nochmals möge hervorgehoben werden, dafs die
Betrachtung des Rückdruckes der Elsnersteuerung von
der Voraussetzung begann, in der Ventilzugstange
herrsche eine konstante Kraft V. Thatsächlich trifft
[1. Mai 1903.)
dies nicht zu. Denn während der Dauer des Dampfein-
trittes bleibt, wie oben nachgewiesen, weder der Ventil-
widerstand W noch die Uebersetzung des Wälzungs-
hebels gleich grofs, beide ändern sich sogar innerhalb
weiter Grenzen. Es ist aber nur an Hand einer genauen
Werkzeichnung der Steuerung möglich, die wahre
Gröfse des Reglerrückdruckes für jede Stellung der
Steuerkurbel zu bestimmen, mit Rücksicht auf den hier
verfügbaren Raum mufste davon Abstand genommen
werden, näher auf diesen Punkt einzugehen.
Ein besonderer Vorzug der Elsnersteuerung den
meisten anderen zwangläufigen Ventilsteuerungen gegen-
über liegt in dem Umstande, dafs sie bei allen
Füllungsgraden während des ersten Ventilanhubes
völlig rückdruckfrei ist. Denn die Voreinströmung
fallt stets fast genau mit derjenigen Lage des Steuer-
kurbelzapfens zusammen, in welcher die Bahn des
Kulissenmittelpunktes den Kurbelkreis schneidet, deshalb
wird das Moment der Kraft V in der Ventilzugstange
ganz durch die Reibung zwischen Schlitzscheibe und
Bügel aufgehoben, und jeder Rückdruck auf das Stell-
zeug des Reglers ist hierdurch ausgeschlossen.
- Als weitere Vorzüge der Elsnersteuerung wären
zu erwähnen: die unübertroffene Einfachheit, durch
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 621.] 173
welche die gröfste Uebersichtlichkeit und leich-
teste Zugänglichkeit aller Einzeltheile bedingt wird;
günstige Eröffnungs- und Abschlufsverhältnisse der
Ventile trotz kleiner Steuerkurbeln; einfache Aus-
gleichung des Einflusses der endlichen Schubstangen-
länge auf die Füllung beider Cylinderseiten durch
passende Bemessung der Hebellängen des Regler-
gestänges.
Gleich den übrigen Zwanglaufsteuerungen besitzt
die Elsnersteuerung im Vergleich zu allen Ausklink-
steuerungen eine Anzahl wichtiger Vortheile: Ver-
meidung von jederlei Klinken, Luft- oder Oel-
buffern und ähnlichen empfindlichen Vorrichtungen,
somit von der Wartung unabhängige dauernd gleich-
mafsige Wirkung nach einmaliger richtiger Einstellung;
infolge des Wälzungshebels sanftes Anheben und
Absetzen der Ventile und geräuschloser Gang.
Aufserdem zeigt die Elsnersteuerung einen Fortfall
von Wechseldrücken im Gestänge, sie arbeitet
demnach selbst bei etwaigem Verschleifs mit unver-
minderter Genauigkeit; die Voröffnung ist bei allen
Füllungsgraden konstant, deshalb erzielt man stets
richtige Dampfdiagramme und eine wirthschaft-
lich günstige Ausnutzung des Dampfes.
Elektrische Steuerung für Luftdruckbremsen (Siemens-Bremse).
(Mit 13 Abbildungen.)
In No. 578 dieser Zeitschrift vom 15. Juli 1901 ist
ein im Verein deutscher Maschinen-Ingenieure gehaltener
Vortrag über die elektrische Steuerung der Luftdruck-
bremsen Bauart Siemens und die mit derselben auf der
Königlichen Militärbahn Berlin- Jüterbog angestellten
Bremsversuche veröffentlicht worden. Die dort be-
schriebene elektrische Steuerung sollte in erster Linie
die der pneumatischen Steuerung anhaftende Unvoll-
kommenheit einer zu langsamen Uebertragung der
Bremskraft von einem Fahrzeug zum anderen beseitigen.
Wie aus der Veröffentlichung hervorging, sind die
erstrebten Vortheile auch erreicht worden. Im regel-
mäfsigen Betriebe hat sich diese elektrische Steuerung
der Luftdruckbremse, mit welcher seit August 1900
2 Lokomotiven und eine gröfsere Anzahl von Personen-
wagen der Königlichen Militärbahn gefahren werden,
ebenfalls aufs beste bewährt.
Auf Veranlassung des Ministeriums für öffentliche
Arbeiten, das die Anstellung umfassender Versuche in
Aussicht genommen hatte, ist auf Grund eines von
diesem aufgestellten Programms die elektrische Steuerung
der Bremse umgearbeitet worden. Unter Mitwirkung
des Herrn Kgl. Bauinspektor Kunze wurden Einrich-
tungen geschaffen, welche ein elektrisches Anstellen der
Bremse von jedem Punkte des Zuges aus ermöglichen
und ferner eine dauernde Ueberwachung des betriebs-
fähigen Zustandes sowohl der elektrischen wie auch
der pneumatischen Einrichtung sicherstellen.
Da seit dem Januar d. Js. die Züge 321, 205, 208,
322 der Linie Berlin-Stralsund bereits mit der neuen
elektrischen Steuerung gefahren werden, dürften nähere
Angaben über diese Steuerung willkommen sein.
Wesen und Wirkung der elektrischen Steuerung
für Luftdruckbremsen.
Das Wesen der vorvollkommneten elektrischen
Steuerung für Luftdruckbremsen besteht darin, die
sämmtlichen Bremsen von jedem Theile des Zuges aus
unter wirksamer Benutzung der Hauptleitungs-Druckluft
gleichzeitig anzustellen, sowie die Bremsen dauernd
derartig zu überwachen, dafs die Bremsung selbstthätig
eintritt, sobald der Luftdruck unter eine bestimmte
Grenze sinkt oder ein wesentlicher Theil der Brems-
einrichtung schadhaft wird. Es wird dies erreicht ohne
Aenderung der bestehenden Einrichtungen der Luft-
druckbremse und ohne Beeinträchtigung der bisherigen
Wirkung der Luftdruckbremse bei abgeschalteter elek-
trischer Steuerung.
Um sämmtliche im Zuge vorhandenen Bremsen
gleichzeitig anzustellen, werden besondere Ventile
(elektrische Steuerventile) zwischen die Hauptluftleitung
und die Breniscylinder geschaltet, welche für gewöhnlich
durch den Leitungsdruck geschlossen gehalten und
entgegen diesem Druck durch Elektromagnete geöffnet
werden, sobald ein elektrischer Strom letztere durch-
fliefst. Beim Anstellen der elektrischen Steuerventile
werden somit die Bremscylinder mit Druckluft aus
der Hauptluftleitung geladen; infolge der hiermit
verbundenen Verminderung des Hauptleitungsdruckes
werden gleichzeitig die Steuerungsvorrichtungen der
Funktionsventile in die Bremsstellung umgelegt und
es strömt nun auch eine der Verminderung des Haupt-
leitungsdruckes entsprechende Menge Druckluft aus den
Hilfsluftbehältern in die Bremscylinder über.
Die Einschaltung des elektrischen Stromes zum
Oeffnen der elektrisch gesteuerten Steuerventile erfolgt
im gewöhnlichen Betriebe von der Lokomotive aus
mittelst eines mit dem Führerbremsventil verbundenen
elektrischen Schalters. Die Verbindung ist derart, dafs
das Anstellen der Bremsen rein elektrisch oder elektrisch-
ne erfolgen kann. Im ersteren Falle wird der
rehschieber des Führerbremsventils in die Abschlufs-
stellung gebracht und dann der elektrische Strom
kürzere oder längere Zeit geschlossen. Wird der Strom-
kreis längere Zeit geschlossen gehalten, so steigt in
sämmtlichen Fahrzeugen der Bremediack ununter-
brochen schnell (in etwa 21/2 Sek.) bis zu seinem Höchst-
werth an (elektrische Vollbremsung); wird dagegen der
Stromkreis mehrmals hinter einander und nur auf kurze
Zeit geschlossen, so steigt der Bremsdruck stufen-
weise an (elektrische Betriebsbremsung). Bei elektrisch-
pneumatischer Bremsung wird der Bremsventilhebel in
die äufserste Stellung „Schnellbremsung“ gebracht, wo-
durch auch der Stromkreis gleichzeitig geschlossen wird.
Um in Nothfällen die elektrischen Steuerventile
auch vom Zuge aus öffnen zu können, sind die in den
Wagen vorhandenen Nothbremshahne mit einem elek-
trischen Schalter derart gekuppelt, dafs noch vor dem
Oeffnen der Nothbremshähne der elektrische Strom zur
Erregung der elektrischen Steuerventile geschlossen wird.
Zum selbstthätigen Anstellen der Bremsen beim
allmählichen Sinken des Leitungsdruckes unter eine
bestimmte Grenze dient ein am Schlufs des Zuges auf-
gehängter elektrischer Schalter, der von einem Kolben
gesteuert wird, welcher einerseits unter dem Druck der
Leitungsluft und andererseits unter dem Druck einer Feder
1⁄4 [No. 621.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [1. Mai 1903.]
steht. Sinkt der Leitungsdruck unter ungefähr 2,8 Atm.,
so schliefst der elektrische Schalter unter dem Einflufs
der Feder den zum Oeffnen der elektrisch gesteuerten 6.
Ventile dienenden Strom und sämmtliche Bremsen des
Zuges werden gleichzeitig angezogen. Mit dem Kolben |
ist noch ein Ventil verbunden, das unmittelbar nach
erfolgtem Stromschlufs die Hauptluftleitung mit der
Aufsenluft verbindet, sodafs auch bei abgeschalteter
elektrischer Steuerung die Bremsen selbstthätig an-
gezogen werden, wenn der Leitungsdruck zu tief sinkt.
Damit auch bei eintretender Störung der elek-
trischen Einrichtung die Bremsung selbstthätig er-
folgt, befindet sich in dem Gehäuse, welches den vor-
erwähnten pneumatisch gesteuerten Schalter enthält,
ein zwischen Hauptluftleitung und Aufsenluft liegen-
des Luftventil, welches für gewöhnlich entgegen
dem Leitungsdruck durch einen Ruhestrom - Elektro-
magneten geschlossen gehalten wird. Da nun die
Stromquelle stets auf der Lokomotive bezw. dem
Tender untergebracht ist, so wird sowohl beim Ver-
sagen der Stromquelle, wie auch bei Kurzschlufs oder
Unterbrechung der den Zug entlang geführten elek-
trischen Leitungen der Ruhestrom-Elektromagnet
stromlos, das vorerwähnte Ventil öffnet sich und in
Folge der hiermit verbundenen plötzlichen Minderung
des Leitungsdruckes werden die Bremsen in be-
kannter Weise angestellt.
Durch die Anwendung des Ruhestromes ist ferner
der Lokomotivführer in den Stand gesetzt, ohne
fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen und ohne seinen
Platz zu verlassen, sich von dem betriebssicheren Zu-
stande sowohl der Luftleitungen als auch der elek-
trischen Leitungen bereits vor der Abfahrt zu über-
zeugen. Indem er nämlich mittelst eines auf der
Lokomotive befindlichen elektrischen Schalters den
Ruhestrom unterbricht, zieht er die Bremse vom
letzten Wagen aus an. Ist die Hauptluftleitung in
Ordnung, so schreitet die Bremsung bis zur Loko-
motive fort. Gleichzeitig ist hierdurch der Beweis
erbracht, dafs auch die elektrischen Leitungen in
Ordnung sind und das Schlufsventil ordnungsgemäfs
angeschlossen ist. Wären die elektrischen Leitungen
nicht in betriebsfähigem Zustande, so wäre die
Bremsung selbstthätig bereits in dem Augenblick ein-
getreten, in welchem das Schlufsventil an das Zugende
angeschlossen wurde und es wäre hierauf ein Lösen
der Bremsen nicht möglich, da die Hauptluftleitung
am Schlusse des Zuges durch das Ruhestromventil
mit der Aufsenluft verbunden bleibt.
Die Vortheile, welche die elektrisch gesteuerte &
Luftdruckbremse gegenüber der Westinghouse- QS
Schnellbremse gewährt, sind folgende: en
l. Die Züge werden stofsfrei gebremst, unabhängig
von ihrer Länge und Fahrgeschwindigkeit, wobei
es gleichgültig ist, ob die Bremsung von der
Lokomotive oder vom Zuge aus erfolgt und
ob die Bremsung eine Betriebs-, Schnell- oder
Nothbremsung ist.
2. Der Bremsweg wird je nach der Länge der
Züge bis um 20 pCt. verkürzt.
3. Die Bremswirkung ist unabhängig von der Ver-
theilung der Leitungswagen im Zuge, während
bei Anwendung der pneumatischen Steuerung
die Schnellwirkung der Luftbremse durch
mehrere aufeinander folgende Leitungswagen
vereitelt wird. |
4. Die Bremsen können nach erfolgtem Lösen
sofort wieder angestellt werden, während bei
der pneumatischen Steuerung ein Laden der
Bremscylinder erst eintritt, nachdem der Druck
in der Luftleitung unter den infolge der voran-
gegangenen Bremsung verminderten Druck im
Hilfsluftbehälter gesunken ist. (Dieser Vortheil
kommt besonders beim Einfahren in Kopf-
bahnhöfe in a
9. Bei der elektrischen Steuerung wird die Druck-
luft der Hauptleitung stets in den Brems-
cylindern nutzbar gemacht, bevor sie in die
Aufsenluft entweicht. Der Verbrauch an Druck-
luft ist daher ein Aufserst geringer, was nament-
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lich für das Herabfahren auf langen stark geneigten
Strecken von grofser Wichtigkeit ist.
Es findet eine dauernde Ueberwachung des
betriebssicheren Zustandes der Luftleitung statt,
indem beim Sinken des Luftdruckes in der Luft-
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Il. Mai 1903.| GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. (No, 62t} 175
leitung unter die zulässige Grenze sämmtliche
Bremsen selbstthätig angezogen werden. Die
elektrische Einrichtung wird ebenfalls dauernd
überwacht, indem die Bremsen selbstthätig vom
Schlufs des Zuges aus auf pneumatischem Wege
angezogen werden, sobald ein wesentlicher Theil
der elektrischen Einrichtung schadhaft wird.
7. Der Lokomotivführer ist imstande, ohne fremde
Hülfe in Anspruch zu nehmen und ohne seinen
Platz zu verlassen, sich davon zu überzeugen,
dafs die Bremswirkung sich den ganzen Zug ent-
lang fortpflanzt.
Gesammtanordnung und Beschreibung der
einzelnen Theile der elektrischen Steuerung
für Luftdruckbremsen.
In Abb. I ist die Anordnung der elektrischen
Steuerung für Fahrzeuge mit Westinghouse-Bremse
dargestellt.
Auf dem hintern Theile des Tenders befindet sich,
in einem mit Eisenblech beschlagenen Holzkasten ein-
gebaut, die Stromquelle /, welche aus 20 Akkumulatoren-
Elementen bezw. 40 Trockenelementen besteht. Die
Stromquelle ist mit den den Zug entlang geführten
elektrischen Kabeln z, & durch die
Kabel A a in welchen der Schalter e
und die Sicherung d liegen, ver-
bunden. Zwischen Kabel z und Erde
liegen der auf dem Führerbrems-
ventil sitzende Bremsschalter a,
sämmtliehe mit der Nothbremse ge-
kuppelten Nothbremsschalter A und
der durch den Druck in der Haupt-
luftleitung gesteuerte elektrische
Schalter 5 des Schlufsventils a
zwischen Kabel & und Erde die
Elektromagnet - Wicklungen der
elektrischen Steuerventile g; ferner
liegen zwischen den Kabeln 7 und
& die Ruhestromwicklung 10 des
Schlufsventils z und der Spannungs-
zeiger ¢. Letzterer zeigt an, ob
die Stromquelle mit den Kabeln ż, &
verbunden ist und giebt gleichzeitig
Aufschlufs über den Ladezustand
der Stromquelle /.
Durch Schliefsen des Bremsschalters æ oder eines
Nothbremsschalters 4 von Hand wird das Kabel 7 an
Erde gelegt und der Stromlauf: + Pol der Stromquelle /,
Kabel m, Kabel A Wicklung 10 der elektrischen Steuer-
ventile g, Erde, Bremsschalter z bezw. Nothbrems-
schalter 4, Kabel j, Kabel A — Pol der Stromquelle /
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hergestellt. Die Elektromagnete der Steuerventile g
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werden erregt und öflnen die zwischen Bremscylinder
und Hauptluftleitung liegenden Ventile g 4; es strömt
nunmehr in sämmtlichen Bremswagen gleichzeitig Druck-
luft aus der Hauptleitung in die Brenscylinder über.
Infolge der hiermit verbundenen plötzlichen Druck-
minderung in der Hauptluftleitung steuern die Funktions-
ventile um und verbinden die Bremscylinder auch mit
den Hilfsluftbehältern. Es findet also auf doppeltem
Wege eine Ladung der Bremscylinder und damit ein
sehr schnelles Anziehen der Bremse statt und zwar in
allen Bremswagen gleichzeitig. Entsprechend der Dauer
des Stromschlusses ist die in die Bremscylinder über-
geführte Menge Druckluft verschieden grofs. Durch
wiederholtes, kurze Zeit dauerndes Schlietsen des elek-
trischen Stromes kann die Bremskraft in beliebig feinen
Stufen allmählich gesteigert werden. Wird dagegen
der Stromkreis längere Zeit geschlossen gehalten, so
steigt der Bremsdruck ununterbrochen schnell bis zu
seinem Höchstwerth an.
Sinkt der Druck in der Luftleitung unter 2,8 Atm.,
so schliefst die dem Luftdruck entgegenwirkende Feder 7
zuerst den elektrischen Schalter 5 des Schlufsventils a
und öffnet sodann das zwischen Luftleitung und Aufsen-
luft liegende Ventil z 8. Der Schalter # 5 legt das
Kabel ¢ an Erde, wodurch in der bereits angegebenen
Weise sämmtliche Bremsen auf elektrischem Wege
angezogen werden und das Ventil z 8 sucht die Bremsen
weiterhin auch noch pneumatisch anzustellen.
Durch Oeffnen des Schalters @ von Hand, Lösen
der elektrischen Kupplungen, oder infolge von Durch-
brennen der Sicherungen A Versagen der Stromquelle
oder Zerreifsen der elektrischen Kabel wird der vom
+ Pol der Stromquelle / über Kabel m, Kabel & zur
Elektromagnet-Wicklung 10 des Schlufsventils » fliefsende
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176 (No, 621.]
und von hier aus über Kabel ; und / zum — Pol der
Stromquelle / zurückkehrende Ruhestrom unterbrochen.
Die Wicklung z 10 wird stromlos und ihr Eisenkern
ist nicht mehr imstande, das zwischen Hauptluftleitung
und Aufsenluft liegende Ventil 7 9 geschlossen zu halten,
dieses wird sich daher unter der Wirkung des auf ihm
lastenden Leitungsdruckes öffnen. Die Leitungsluft strömt
ins Freie und die Bremsen werden hierdurch in bekannter
Weise angezogen.
Bremsschalter.
Der Bremsschalter (Abb. 2, 3) ist auf dem Führer-
bremsventil derart angeordnet, dafs letzteres bis auf den
Handgriff unverändert bleibt und Bremsventil und Brems-
schalter durch cin und denselben llandgriff bewegt
werden können.
Behufs Abhebens des Bremsschalters vom Führer-
bremsventil ist aufser den auf der Handgriffspindel
bereits vorhandenen Muttern nur noch eine einzige
Schraube 10 zu lösen.
Der Bremsschalter besteht aus einem Gehäuse 1,
in welchem isolirt die Kontaktschiene 2 gelagert ist und
einem die Kontaktfedern 3 und 4 tragenden Handgriff 5.
Kontaktfeder 4 dient nur dazu, die Erdung von 2 sicher-
zustellen. Eine magnetische Funkenlöschvorrichtung
bekannter Art verhindert das Verbrennen der Kontakte.
Der Handgriff 5 sitzt nicht unmittelbar, sondern
unter Zwischenschaltung eines Hilfshebels 6 auf der
Handgriffspindel 7, wobei sich 5 und 6 gegeneinander
um einen begrenzten Winkel bewegen können. Der
sich hierbei ergebende tote Gang kann durch Nieder-
drücken des Handgriffs aufgehoben werden, zu welchem
Zweck die Nase 12 vorgesehen ist, die sich beim Nieder-
drücken des Handgriffs (drehbar um Achse 11) vor den
Anschlag 13 schiebt. Der Hilfshebel trägt die bekannte
Sperrklinke 8 zur Einstellung des Führerbrensventils
in bestimmte Stellungen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Mai 1903.)
Abgesehen von der rein elektrischen Steuerung
wird der Handgriff nur in herabgedrücktem Zustande,
also fest verbunden mit dem Drehschieber des Führer-
bremsventils, bewegt. Soll elektrisch gebremst werden,
so wird zunächst der herabgedrückte Handgriff in die
Abschlufsstellung gebracht und dann der Handgriff allein,
soweit es der tote Gang zwischen ihm und dem Dreh-
schieber gestattet, weitergedrcht. Hierbei berührt die
Kontaktfeder 3 die Kontaktschiene 2 und ein elektrischer
Strom durchfliefst die Steuerventile, wodurch sämmtliche
Bremsen gleichzeitig angezogen werden. Wird jetzt der
Handgriff losgelassen, so geht er unter dem Ein-
flufs der zwischen ihm und 6 liegenden Feder 9 um
das Mats des toten Ganges wieder zurück und der
elektrische Strom wird unterbrochen; eine weitere
Steigerung der Bremskraft findet daher nicht mehr statt.
Fig. N et er
Die Länge der Kontaktschiene 2 ist derartig be-
messen, dafs das Anstellen der Bremsen auf elektrischem
Wege in allen Stellungen selbstthätig eintritt, in denen
es auch auf pneumatischem Wege erfolgt. Ein Anstellen
der Bremsen auf pneumatischem und elektrischem Wege
soll jedoch nur in Nothfällen stattfinden, zu welchem
Zweck dann der Bremshebel in die äufserste Stellung
„Schnellbremsung“ umgelegt wird.
Elektrisches Steuerventil.
Das elektrische Steuerventil (Abb. 4, 5) ist mittelst
Eisenschellen am Untergestell der Wagen und Tender
in der Nähe der Bremscylinder befestigt. Es besteht
aus einem Ventilgehäuse 1, dessen oberhalb des Ventil-
sitzes liegender Theil mittelst des Stutzens 2 an die
Hauptluftleitung und dessen unterer Theil unterZwischen-
schaltung des im Gehäuse 9 sitzenden Rückschlag-
ventils 3 an den Bremscylinder angeschlossen ist. Der
Ventilkörper 4 ist mit dem im Kern des Elektro-
magneten 5 geführten Anker 6 fest verbunden. Die
Wicklung des Elektromagneten ist einerseits an das
[1. Mai 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 621.] 177
Kabel & (Abb. 1) und andererseits an Erde angeschlossen.
Der Anschlufs des Kabels erfolgt mittelst Steckkontaktes;
ein unbeabsichtigtes Lösen wird durch eine um das
Kabel gegossene Bleiplombe, die durch die Ueberwurt-
mutter 7 festgehalten wird, gehindert. Der auf dem
Ventilkörper 4 lastende Leitungsdruck hält das Ventil
geschlossen, während der Elektromagnet es öffnet, so-
bald er von Strom durchflossen wird. Das Rückschlag-
ventil 3 verhindert ein Rückströmen der Druckluft aus
dem Bremscylinder in die Hauptluftleitung. Die Re-
manenz des Elektromagneten wird durch die Platten-
feder 8 unschädlich gemacht.
Zweipolige elektrische Kupplung.
Die zweipolige elektrische Kupplung (Abb. 6, 7)
dient zur Verbindung der Kabel zwischen den einzelnen
Wagen sowie zwischen Wagen und Tender der Loko-
motive.
Die Kupplungshälften sind einander vollständig
gleich und gewährleisten durch die Verwendung der
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Zungen | und 2 und die gezeichnete Lage der Kontakte
stets die richtige Verbindung der Kabelenden, wie auch
immer die Wagen im Zuge stehen. Die Zungen 1, 2
verhindern weiterhin die zufällige Berührung der beiden
Kontaktstifte 3, 4 einer Kupplungshälfte durch einen
fremden Gegenstand.
Trotzdem stets die gleich gelegenen Kontakte der
Kupplungshälften zusammenkommen, ist es ferner durch
die eigenartige Querschnittsform möglich geworden,
die Kontakte als Steckkontakte auszubilden und ihnen
mehrere Berührungsflächen zu geben, sodafs eine gute
elektrische Verbindung unter allen Umständen gewähr-
leistet ist.
Das Eindringen von Wasser in die Kupplung wird
durch die Gummiringe 5 verhindert, aufserdem sind die
Isolationswege so grofs, dafs die Betriebssicherheit der
elektrischen Steuerung auch noch vorhanden ist, wenn
Wasser in die Kupplung eingedrungen sein sollte.
Ein unbeabsichtigtes Lösen der Kupplung wird
durch die Schnapphebel 6 verhindert.
Vierpolige elektrische Kupplung.
Die vierpolige elektrische Kupplung (a, Abb. 1) dient
zur Verbindung der Kabel zwischen Lokomotive und
Tender; sie unterscheidet sich von der vorhergehenden
nur dadurch, dafs noch 2 Steckkontakte hinzugekommen
sind, welche die Stromquelle auf dem Tender mit dem
Schaltbrett auf der Lokomotive verbinden.
Blindkupplung.
Die Blindkupplung (Abb. 8, 9) dient dazu, die unge-
kuppelten Kupplungshälften gegen das Eindringen von
Regen und Schmutz zu schützen und gleichzeitig die
Kabel aus den Fahrzeugen herauszuführen. Sie besteht
aus einem mit dem Boden nach oben stehenden topf-
artigen Gefäls 1, über welches die Kabelausführung 2
rohrförmig gelagert ist. Schnapphebel 3 und Nase 4
dienen zum Festhalten der eingesteckten Kupplung und
der Gummiring 5 zur Abdichtung. Die Befestigung
der Blindkupplung an der Stirnwand des Fahrzeuges
erfolgt mittelst der Lappen 6.
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Nothbremsschalter.
Der Nothbremsschalter (Abb. 10, 11) ist als ein ge-
schlossener Cylinder I ausgebildet, in dem die mit dem
Hebel des Nothbremshahnes verbundene Stange 2 ver-
schiebbar ist. Auf der Stange 2, welche dauernd an
Erde liegt, sitzen Schleiffedern 3, welche einen isolirt
im Gehäuse sitzenden Schleitring berühren, sobald die
Stange beim Oeffnen des Nothbremshahnes etwas heraus-
gezogen wird. Der Schleifring ist mittelst Steckkon-
taktes 4 an das Kabel angeschlossen; ein unbeab-
sichtigtes Lösen des Kabels wird durch eine um dasselbe
gegossene Plombe und die Ueberwurfsmutter 5 ver-
hindert.
Rückschlagventil.
Das Rückschlagventil (4, Abb. 1) ist zwischen Haupt-
luftleitung und Bremsventil-Luftbehälter derart geschaltet,
dafs Luft wohl aus dem Luftbehälter in die Hauptluft-
leitung, nicht aber umgekehrt fliefsen kann. Hierdurch
178 (No. 621.)
wird es möglich, das den Druck im Bremsventil-Luft-
behälter anzeigende Manonicter auch zum Messen des
Druckes in der Llauptluftleitung bei elektrischer Steuerung
der Bremse zu benutzen.
Schlufsventil.
Das Schlufsventil (Abb. 12, 13) wird am Ende des
Zuges mit der Oeffnung | auf einen an der Stirnwand
angebrachten Eisenwinkel aufgeschoben und auf diesem
durch einen im Cylinder 2 befindlichen, unter dem
Druck der Luft in der Hauptluftleitung stehenden Kolben
festgehalten. Der Anschlufs an die Hauptluftleitung
erfolgt durch Kupplung 3, der Anschlufs an die elek-
trischen Leitungen z, E durch Kupplung 4.
In dem Schlufsventil befindet sich der Schalter 5
(Abb. I), welcher durch den Kolben 6 gesteuert wird,
der einerseits unter dem Druck der Luft in der Haupt-
luftleitung, andererseits unter dem Druck der Feder 7
steht. Durch diesen Kolben wird ferner beim Sinken
des Luftdruckes in der Hauptluftleitung ein zwischen
letzterer und Aufsenluft hegendes Ventil 8 geöffnet,
nachdem der Schalter 5 geschlossen ist.
In dem Schlufsventil z befindet sich noch ein
zweites ebenfalls zwischen Hauptluftleitung und Aufsen-
luft liegendes Ventil 9, das durch den zwischen den
Leitungen A liegenden Ruhestrom-Elektromagneten 10
geschlossen gehalten und bei Unterbrechung des Ruhe-
stromes durch den auf ihm lastenden Leitungsdruck
selbstthätig geöffnet wird.
Schlufsbemerkungen.
Wie bereits erwähnt, werden vier zwischen Berlin
und Stralsund verkehrende, fahrplanmälsige Züge seit
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Mai 1903.)
Januar 1903 mit der vervollkonmneten elektrischen
Steuerung für Luftdruckbremsen gefahren, und zwar
verkehren in diesen Zügen Wagen verschiedenster
Gattung, welche theilweise mit Westinghouse-Bremse
und theilweise mit Schleifer-Brenise ausgerüstet sind.
Wenngleich die bisherige Betriebszeit natürlich noch
zu kurz ist, um ein abschliefsendes Urtheil über die
Bewährung der neuen Steuerung zu gestatten, so
steht es doch bereits fest, dafs durch letztere die
Sicherheit des Eisenbahnbetriebes ganz wesentlich
erhöht wird. Insbesondere ist festgestellt, dafs diese
Steuerung nach menschlichem Ermessen ein Versagen
der Bremse ausschliefst, da die Bremse sofort selbst-
thätig angezogen wird, sobald die Bremskraft unter
eine bestimmte Grenze sinkt oder aber die Steuerkraft
versagt.
Wie der Betrieb erwiesen hat, ist der Stromverbrauch
der elektrischen Steuerung der Luftdruckbremse äulserst
gering; es werden im Durchschnitt täglich noch nicht
14, Amperestunden verbraucht, soda{s bei einer Capacität
von 9 Amperestunden die Batterie mindestens 18 Tage
aushält ohne geladen zu werden. Diesem geringen
Stromverbrauch entsprechend können auch Trocken-
elemente als Stromquelle für die elektrische Steuerung
benutzt werden, was besonders in solchen Fällen von
Wichtigkeit ist, in denen elektrische Energie auf den
Bahnhöfen zum Laden der Akkumulatoren nicht zur
Verfügung steht. Die bei einer Lokomotive seit Januar
verwendete Batterie von 40 Trockenelementen hat
bisher ohne jede Beaufsichtigung tadellos gearbeitet
und dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach noch viele
Monate vorhalten.
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure.
Versammlung am 24. März 1903.
Vorsitzender: Herr Geheimer Oberbaurath Wichert. — Schriftführer: Herr Geheimer Kommissions-Rath F. C. Glaser.
Nach Eröffnung der Versammlung theilt der Vor-
sitzende mit, dafs der Vorstand erst jetzt Kenntnifs von |
dem ım Oktober vorigen Jahres erfolgten Ableben
unseres Vereinsmitgliedes, des Herrn Kaiser]. Baurathes -
Friedrich Schnitzlein in Luxemburg erhalten habe.
Friedrich Schnitzlein fF.
Am 20. Oktober 1902 starb am Schlagflusse der Kaiserliche
Baurath Friedrich Schnitzlein in Luxemburg.
Zu Theilenhofen im Königreich Bayern am 21. Februar 1846
geboren, besuchte der Verstorbene nach Absolutorium der Kgl.
Polytechnischen Schule in München die Bau- und Ingenieurschule
zu München und auch kurze Zeit die dortige Universität, trat dann
1866 als Techniker ın das Eisenwerk Hirschau und nachher in die
Lokomotivtabrik von Kraufs & Co. in München, übte von 1868 ab
bei der Königlich bayrischen Staatsbahn die praktische Thatigkeit aus
und den Lokomotivfahrdienst. Ende 1871 zum Obermaschinisten
vorgerückt trat der Dahingeschiedene ein Jahr später als Maschinen-
Ingenieur bei der Kaiserlichen General-Direktion der Reichseisen-
bahnen in Stratsburg ein, wurde hier als Assistent des Obermaschinen-
meisters 1873 zum Eisenbahn-Maschinenmeister ernannt und übernahm
von 1876 ab die Stelle des Vorstandes der der Reichseisenbahn
unterstellten Maschinen-Inspektion Luxemburg.
Dem Verblichenen war der Charakter als Kaiscerlicher Baurath
und das Ritterkreuz des Grofsherzoglich luxemburgischen Ordens
der Eichenkrone verlichen worden.
Das an Thatigkeit und vielseitizem Interesse reiche Leben ver-
bunden mit den Gaben eines liebenswürdigen Gesellschafters hatte
dem als fürsorglichen Familienvater und lieben Kollexen Betrauerten
vicie Freunde im Grofsherzogthum Luxemburg und damit eine zweite
Heimath erworben.
Die Anwesenden erheben sich zum Andenken an
den Verstorbenen von ihren Sitzen. —
Der Vorsitzende macht einige geschäftliche Mit-
theilungen und stellt hierauf den Antrag des Ausschusses
zur Verhandlung, der über die Verwendung des von
den Wagen- und Lokomotivfabriken gestifteten Fonds
Vorschläge zu machen hat:
„Der Verein wolle beschliefsen, dafs die
Einsender der 5 mit Preisen bedachten
Bearbeitungen desPreisausschreibensvom
l. März 1902 zu einem engeren Wettbewerb
auf Grund der nachstehenden Bedingungen
aufgefordert werden:“
Bedingungen
für den Entwurf einer Lokomotive zur Beförderung
von Zügen mit grofser Fahrgeschwindigkeit.
l. Verlangt wird der vollständige, für die Aus-
führung geeignete Entwurf einer Dampf- Lokomotive,
die im Stande ist, auf gerader wagerechter Bahn einen
Zug im Gewicht von etwa 180 t (ausschliefslich der
Lokomotive) mit einer Geschwindigkeit von 120 km in
der Stunde auf die Dauer von Urs Stunden ohne Auf-
enthalt zu befördern. Die Höchstgeschwindigkeit des
Zuges soll auf günstigen Strecken bis zu 150 km in der
Stunde gesteigert werden können. Die Lokomotive
mufs geeignet sein, Krümmungen bis zu 1000 m Halb-
messer mit 120 km in der Stunde und auch solche bis
zu 300 m Halbmesser mit ermälsigter Geschwindigkeit
sicher zu durchfahren.
2. Es steht den Bewerbern frei, entweder eine
Lokomotive mit Tender oder eine Tenderlokomotive
zu wählen. Der Tender soll Drehgestellanordnung
erhalten und eine solche Verbindung mit der Loko-
motive haben, dafs er keine wesentlichen Eigen-
bewegungen ausführen kann. Der Raddruck der Loko-
motive und des Tenders darf 8t nicht übersteigen, er
soll nach Verbrauch der mitgeführten Vorräthe an Wasser
und Kohlen bei der Vorderachse mindestens noch 6 t
und bei den übrigen Achsen mindestens noch 4 t be-
tragen. Die Lokomotive und der Tender sind mit
Umhüllungen zur besseren Ueberwindung des Luft-
widerstandes während der Fahrt zu verschen.
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[1. Mai 1903.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. (No 621.|
179
3. Der Berechnung der Lokomotive sind folgende
Angaben zu Grunde zu legen:
a) die Zugkraft an der Verkuppelung mit dem
Zuge soll bei 120 km Geschwindigkeit im Be-
harrungszustand mindestens 1200 kg betragen;
der Eigenwiderstand der Lokomotive einschliefs-
lich des Tenders ist mit 14 kg für die Tonne in
Rechnung zu stellen. Sind besondere Ein-
richtungen zur Verminderung des Eigenwider-
standes vorgesehen, so kann mit einer kleineren
Widerstandszifter gerechnet werden, die jedoch
eingehend begründet werden mufs;
bei Berechnung der Kesselheizfläche ist eine
stündliche Verdampfung von etwa 60 kg auf
1 qm bei der unter 1. vorgeschriebenen Leistung
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anzunehmen. Bei Verwendung von Heifsdampf |
oder bei besonderer Bauart des Kessels sind
andere Annahmen unter eingehender Begründung
zulässig. Für Heizung und Beleuchtung des
Zuges sind 20 qm Heizfläche zu rechnen;
d) bei der Festsetzung der Gröfse der Rostfläche
ist eine Verbrennung von nicht mehr als
450 kg Kohlen stündlich auf 1 qm Rostfläche
zu Grunde zu legen;
e) als Brennstoff sollen gute Stückkohlen oder
Prefskohlen verwandt werden, für die eine
71/3 fache Verdampfung vorausgesetzt werden
kann. Flüssige Brennstoffe sind ausgeschlossen;
f) an Vorräthen sind mitzuführen mindestens
18 cbm Wasser und 6 t Kohlen.
Im Allgemeinen sind die Bestimmungen der Be-
triebsordnung für die Haupteisenbahnen Deutschlands,
der Normen für den Bau und die Ausrüstung der
Haupteisenbahnen Deutschlands, sowie der technischen
Vereinbarungen des Vereins deutscher Eisenbahn -Ver-
waltungen, soweit diese bindend sind, einzuhalten. Ab-
weichungen hiervon bedürfen der Begründung.
4. Die Bremseinrichtung der Lokomotive soll
geeignet sein, ihr eine mittlere Verzögerung von 0,66 m
zu ertheilen, dabei ist eine durchgehende Bremse für
den ganzen Zug vorausgesetzt. Die Verwendung von
Elektrizität beim Bremsen ist nicht ausgeschlossen.
5. Dem Entwurf ist ein eingehender Erläuterungs-
bericht, eine Gewichtsberechnung mit Schwerpunkts-
bestimmung und eine Berechnung der wesentlichen
Einzeltheile, namentlich derjenigen, deren Beanspruchung
mit der Fahrgeschwindigkeit wächst, beizufügen.
Ferner sind die störenden Bewegungen, die durch die
Massenkräfte und den Dampfdruck hervorgerufen werden,
zeichnerisch und rechnerisch auf ihre Gröfse zu unter-
suchen.
6. Die Entwürfe sind bis zum 31. Oktober 1903,
Mittags 12 Uhr, bei dem Schriftführer des Vereins
Deutscher Maschinen-Ingenieure, Herrn Geheimen Kom-
missionsrath F. C. Glaser, Berlin SW., Lindenstr. 80
I Treppe, einzureichen. Für die beste, den Bedingungen
und den praktischen Anforderungen des Betriebes ent-
sprechende Lösung der Aufgabe wird
ein Preis von 5000 Mark
gewährt. Der Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
behält sich das Recht vor, die preisgekrönte Arbeit
letzten Vereinsversammlung abgesetzt
zu veröffentlichen und an mafsgebender Stelle vor-
zulegen.
Das Preisgericht besteht aus den Herren
Oberbaurath Klose,
Geheimer Baurath Lochner,
Eisenbahn-Bauinspektor Rischboth,
Baurath Rumschoettel,
Regierungs- und Baurath Wittfeld.
Das Ergebnifs der Beurtheilung wird in der im
Januar 1904 stattfindenden Versammlung des Vereins
kundgegeben.
Der Vorsitzende: Ich möchte zu diesem Antrag
bemerken, dafs derselbe von der Tagesordnung der
worden war,
weil es nach der früheren Fassung zweifelhaft erscheinen
konnte, ob die Verfasser oder die Einsender der preis-
gekrönten Bearbeitungen zu diesem neuen Wettbewerb
aufzufordern seien. Der Ausschufs sowohl, als auch
der Vorstand hatten deshalb den Antrag vorerst zurück-
gezogen, um in der vorliegenden Fassung unzweifelhaft
zum Ausdruck zu bringen, dafs lediglich die Einsender
der mit Preisen bedachten 5 Arbeiten für den engeren
Wettbewerb in Betracht kämen.
Ohne weitere Besprechung wird hierauf der Antrag
mit den Bedingungen im vorgeschlagenen Wortlaut
angenommen.
Herr Eisenbahn -Bauinspektor $. Fraenkel (Guben)
erhält das Wort zu seinem Vortrag über
Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung.*)
Der Vorsitzende dankt dem Herrn Vortragenden
Namens des Vereins.
Herr Geheimer Regierungsrath von Borries: Ich
möchte mir die Frage gestatten, ob dem Herrn Vor-
tragenden bekannt ist, welche Erfahrungen die Fabriken
hinsichtlich der Polizei-Vorschriften für die Personen-
Aufzüge mit Knopfsteuerung gemacht haben. Soviel
ich weifs, ist überall vorgeschrieben, dafs Personen-
Aufzüge nur von geprüftem Personal bedient werden
dürfen, und dafs der Fahrstuhlwärter jede Fahrt begleiten
mufs.
Herr Eisenbahn-Bauinspektor §. Fraenkel: Mir ist
nichts Genaues hierüber bekannt; meines Wissens
haben die betheiligten Fabriken bereits Schritte ein-
geleitet, um für Fahrstühle mit Knopfsteuerung Er-
leichterungen hinsichtlich der Bedienungsvorschriften
zu erlangen.
Herr Regierungs-Baumeister Block: Soviel ich von
dem Aufzug-Fabrikanten Herrn Carl Flohr gehört habe,
ist bereits bei dem Berliner Polizei-Präsidium durch-
gesetzt worden, dafs überall Personen- Aufzüge mit
Knopfsteuerung zugelassen sind.
Die angemeldeten Herren Regierungs -Bauführer
Hans Goltdammer-Berlin, Oberingenieur Franz
Peglow-Berlin und Regierungs-Bauführer Richard
Günther-Erfurt werden als ordentliche Mitglieder auf-
genommen. Einwendungen gegen die Niederschrift der
Februar-Versammlung sind nicht erhoben.
°) Der Vortrag wird nachträglich veröffentlicht werden.
Ueber Verwendung von flufseisernen Stehbolzen zu den Feuerkisten
der Lokomotiven. |
Von Memmert, Königl. Eisenbahn-Direktor in Oppum b. Crefeld.
(Mit 2 Abbildungen.)
Die Schwierigkeit bei der Anwendung von Kupfer
zu Feuerkisten. wächst bekanntlich mit dem Dampfdruck
und zwar nicht allein in Folge seiner an und für sich
geringen Festigkeit, sondern auch weil dieselbe bei
wachsender Temperatur bedeutend abnimmt.
Die s. Zt. von Amerika gemeldeten, mit grofsem
Interesse verfolgten günstigen Ergebnisse bei Ver-
wendung von Flufseisen gaben daher schon in den
Jahren 1893/1896 Veranlassung, ebenfalls flufseiserne
Feuerkisten versuchsweise einzubauen. Wenn nun auch
im Allgemeinen die hieran geknüpften Erwartungen
nicht in vollem Mafse erfüllt worden sind, so mulste
doch die gute Beschaffenheit der „flufseisernen Steh-
bolzen“ nach einer dreijährigen Betriebsdauer auffallen.
Wir ersetzten daher im Jahre 1896 an einer
kupfernen Feuerkiste etwa 40 Stehbolzen, die fort-
180 (No. 621.)
während abrissen, versuchsweise durch solche aus Flufs-
eisen. Da in Folge dessen das Abreifsen aufhörte,
gingen wir dazu über, zunächst Rohrwände und endlich
ganze Feuerkisten mit flufseisernen Stehbolzen einzu-
bauen, so dafs wir seit dem Jahre 1896 nach und nach
zwölf Lokomotiven und zwar zehn Normal-Personenzug-
lokomotiven, eine Normal- Tender- und eine Normal-
Giterzuglokomotive von je 12 Atm. Dampfdruck damit
ausgerüstet haben.
Gegen die Verwendung flufseiserner Stehbolzen
wird angeführt:
l. dafs die Köpfe leichter abbrennen,
2. dafs dieselben oft abspringen,
3. dafs die Bolzen rosten und in Folge dessen
reifsen.
Was die Punkte I und 2 betrifft, so sei hierzu
Folgendes bemerkt:
Nach Ablauf der dreijährigen Periode für die Wasser-
druckprobe mufsten an einer mit flufseisernen Steh-
bolzen versehenen Lokomotive 30 Stück erneuert
werden, weil deren Köpfe abgebrannt, dagegen nur 2,
an denen dieselben abgerissen waren. Sonstige Arbeiten
an den Stehbolzen waren während dieser Zeit nicht
vorgekommen, wohingegen an Lokomotiven mit gleicher
Dienst- und Betriebsdauer 120 bis 150 kupferne Steh-
bolzen ausgewechselt werden mufsten. Aehnliche
günstige Ergebnisse zeigten sich bei den übrigen Loko-
motiven, wie auch von den Maschineninspektionen das
bessere Verhalten der eisernen Stehbolzen gegenüber
den kupfernen übereinstimmend anerkannt wurde.
Wenn weiter behauptet wird, dafs die Bolzen in
Folge Rostens leicht abreifsen, so ist es richtig, dafs
derjenige Theil des Bolzens, der in der eisernen Aufsen-
wand sitzt, mehr leidet, als wie der in der kupfernen
Wand befestigte. Bei der Beanspruchung der Steh-
bolzen in Folge Verschiebung der Wände gegenein-
ander giebt der im Kupfer befindliche Gewindetheil
nach, während die Verbindung in der eisernen Wand
starrer ist. Es entstehen dann an diesen Stellen kleine
Anrisse der Bolzen, die sich durch Rosten vergröfsern.
Diese Beschädigungen zeigen sich indessen auch an
den kupfernen Bolzen, sie schaden jedoch hier mehr
in Folge der geringeren Festigkeit des Materials. An
einer wegen Verbiegungen und Rissen in den Stegen
zwischen den Siederohrlöchern ausgemusterten Rohr-
wand, welche mit eisernen Stehbolzen eingesetzt war,
fand sich, dafs von 72 der letzteren nur 9 Stück der-
artige kleine Roststellen zeigten. Die Bolzen waren
Jedoch gegen Hammerschläge noch so widerstandsfähig,
dafs das Abreifsen im Betriebe wohl kaum zu befürchten
gewesen wäre.
Das von uns zur Verwendung gelangende Flufs-
eisen entspricht den Vorschriften für die Güte und Be-
schaffenheit der beim Bau von Betriebsmitteln und
deren Zubehörtheilen zu verwendenden Materialien und
besitzt eine Festigkeit von 36 kg für das qmm bei
25 pCt Dehnung.
Die Kosten für die eisernen Stehbolzen gegenüber
den kupfernen stellen sich folgendermafsen zusammen:
Stehbolzen:
»Kupferne“ „Eiserne“
l. Lohn für Anfertigen und
Einsetzen . . . . 0,68M. 0,80 M.
2. Generalkosten . . 04 „ 0,48 „
1,09M. 1,28 M.
3. Material . e 151, 0,11 ,
2,60 M. 1,39 M.
Abzüglich Altmaterial . 0,88 ,, 0,06 ,
Bleiben 1,72 M. 1,33 M.
Bei einer Durchschnittszahl von 350 Stehbolzen
würde daher der Unterschied für eine Lokomotive
350 (2,60 — 1,39) = 424 M. ohne und 350 (1,72 — 1,33) =
137 M. mit Rücksicht auf den Werth des Altmaterials
betragen.
Hiernach sind die eisernen Stehbolzen bei der
Beschaffung nicht unwesentlich billiger, als wie die
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Mai 1903.)
kupfernen, während allerdings dieser Unterschied bei
Berücksichtigung des Altmaterials geringer wird.
Für die Verwendung von flufseisernen Stehbolzen
spricht auch noch folgendes:
Das häufige Abreifsen der kupfernen Stehbolzen
hat viele und kostspielige Arbeiten an den Feuerkisten
zur Folge. Beim Einziehen neuer Stehbolzen müssen
die Gewinde in den Löchern nachgeschnitten und die
Ersatzbolzen naturgemäfs stärker gemacht werden, was
wiederum allerlei Nachtheile mit sich bringt. Dem einen
abgerissenen Bolzen folgen bald mehrere, es entstehen
Ausbeulungen der Wände, mithin grofse mit vielen
Kosten verknüpfte Wiederherstellungsarbeiten. Alle
diese Uebelstande werden durch die Verwendung der
flufseisernen Stehbolzen vermindert. Die Wände der
mit letzteren versehenen Feuerkisten zeigen ein tadel-
loses Aussehen.
Im Uebrigen giebt es für die zweckmäfsige Ver-
wendung des Flufseisens auch ältere Beispiele. Die
Kurzankerschrauben, welche die Feuerkiste mit dem
Langkessel verbinden und von den Lokomotivfabrikanten
gewöhnlich aus Kupfer hergestellt werden, reifsen sehr
bald ab und werden hier, wie auch in anderen Eisen-
bahnwerkstätten durch flufseiserne Schrauben ersetzt.
Sodann verwendete man früher zu der Verbindung
der Feuerkistenwände Kupfernieten, während man jetzt
schon seit langer Zeit zu eisernen Nieten über-
gegangen ist.
Abb. 1.
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Abb. 2.
Zum Schlufs noch einiges über die Anfertigung
und das Einziehen der flufseisernen Stehbolzen.
Die Härte des Flufseisens machte Anfangs den
Arbeitern, die an das weichere Kupfer gewöhnt waren,
beim Anfertigen und Einziehen der Bolzen, sowie auch
namentlich beim Anstauchen der Köpfe Schwierigkeiten.
Im Laufe der Zeit jedoch haben die Leute die nöthige
Fertigkeit erlangt, so dafs die Herstellung der eisernen
Bolzen nunmehr ebenso gut von statten geht, wie die
der kupfernen.
Die Bolzen werden konisch mit einer Neigung 1: 100
gedreht, mit Gewinde von 10 Gängen auf I Zoll engl.
versehen — die früher angewandten, feineren Gewinde
haben sich nicht bewährt — und alsdann so fest ein-
geschraubt, dafs das Vierkantende (s. Abb. I) abreifst.
Hiernach werden die etwa 10 mm auf jeder Seite
vorstehenden Enden mit Handhämmern angestaucht
und die auf der Feuerseite befindlichen Köpfe (k) Abb. 2
aufserdem noch mit einem Kopfhammer fest angestemmt,
damit das Gewinde nicht so leicht abbrennt.
Der Ersatz der kupfernen Stehbolzen durch flufs-
eiserne ist ohne Zweifel eine sehr wichtige Sache und
wenn die vorstehenden Ausführungen, die sich auf
sechsjährige Erfahrungen stützen, Veranlassung dazu
geben sollten, dafs auch anderweitig solche Versuche
gemacht bezw. wieder aufgenommen werden, so wäre
ihr Zweck erreicht.
[1. Mai 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 621.) 181
Das Nilstauwerk bei Assuan in Aegypten.
Am 10. Dezember 1902 wurde, wie die Tages-
zeitungen mittheilten, das seit Frühjahr 1898 im Bau
befindliche Nilstauwerk bei Assuan in Oberägypten in
Gegenwart des Herzogs und der Herzogin von
Connaught, des Khedive von Aegypten und vieler
anderer Würdenträger seiner Bestimmung übergeben.
Die feierliche Weise, in der dies geschah, entsprach
der hohen Bedeutung dieses grofsen Bauwerks, das dazu
bestimmt ist, als Regler des N ende zu dienen
und damit zur Erhöhung der Fruchtbarkeit des Landes
und des Wohlstandes der Bevölkerung beizutragen.
Die befruchtende Wirkung des Nilwassers ist für
das gesammte wirthschaftliche Leben Aegyptens von
höchster Bedeutung. Nur wo das Nilwasser, dieser
Lebens- und Segensspender des Landes, in genügender
Menge hinkommen und die von ihm mitgeführten
befruchtenden Sinkstoffe ablagern kann, ist eine gute
Ernte zu erwarten. Auf möglichste Ausdehnung der
bewässerten Fläche und den Zwecken der Landwirth-
schaft entsprechende Vertheilung des Wassers wurde
daher auch von Alters her die gröfste Sorgfalt ver-
wendet und dafür ein ausgedehntes Netz von Kanälen,
Stauvorrichtungen und Dämmen angelegt. Die Menge
des zur Verfügung stehenden Wassers ist aber abhängig
von der Höhe der alljährlich in der Regenzeit (Juli
bis September) eintretenden Anschwellung des Nil-
flusses. Eine genügend starke Anschwellung bringt
reiche Ernte und damit Wohlstand für die Bevölkerung,
eine zu geringe hat Mifswachs und Noth im Gefolge.
Von gröfster Wichtigkeit für das Land ist daher eine
Regelung der Wasserzuführung.
Eine solche Regelung ist schon im Alterthum durch
den künstlich hergestellten Möris-See in der Provinz
Fayum herbeigeführt worden, in den das überschüssige
Ueberschwemmungswasser durch einen Kanal geleitet
und dann zur Zeit der Dürre abgelassen wurde. Aber
die regelnde Wirkung dieses Sees konnte nach seiner
Lage nur Unterägypten zu gute kommen und die
Anlagen sind auch schon seit langer Zeit wieder zer-
fallen. Auch in späteren Zeiten sind derartige Anlagen
zur Regelung der Wasserzuführung wohl mehrfach
geplant worden, es fehlten aber für die Ausführung
solcher Pläne die erforderlichen technischen und
finanziellen Mittel. Erst in der Mitte des vorigen
Jahrhunderts wurde von der ägyptischen Regierung
an der Südspitze des Deltas dicht unterhalb Kairos
eine Stauanlage, die sogenannte Barrage, erbaut. Dieser
unter der Leitung französischer Ingenieure hergestellte
Bau sperrt in 2 getrennten Wehren die beiden bei
Rosette und Damiette in das Meer mündenden Haupt-
arme des Nils ab. In den beiden Wehren befinden
sich zusammen 132 überwölbte Schützenöffnungen von
je 4,9 m Weite zwischen 2m dicken Pfeilern. Fünfzehn
Jahre lang wurde an diesem Bauwerk gearbeitet,
schliefslich aber doch nur ein sehr mäfsiger Erfolg
damit erzielt.
Nach Besetzung Aegyptens durch die Engländer
(1882) wurde. von diesen der Wasserwirthschaft, dieser
wichtigsten Grundlage der Wohlfahrt des Landes, be-
sondere Aufmerksamkeit gewidmet. Zur Verbesserung
der Bewässerungsverhältnisse wurden umfassende Mafs-
nahmen getroffen, diesem Zwecke dienende vorhandene
Bauwerke verbessert und eine Reihe neuer mit erheb-
lichem Kostenaufwand zur Ausführung gebracht.*)
Die erwähnte alte Barrage, deren Sohle sich als
unsicher erwies, wurde in den Jahren 1884/86 von
englischen Ingenieuren einer gründlichen Instandsetzung
unterzogen und in neuerer Zeit, um sie gegen einen
höheren Aufstau genügend widerstandsfähig zu machen,
mit einem Kostenaufwande von etwa 10 Millionen Mark
verstärkt. Ferner wurde weiter abwärts bei Sifte eine
neue Stauanlage erbaut. Ein weiteres neues Bauwerk,
das der englischen Verwaltung des Landes seine Ent-
°?) Die nachstehenden Angaben sind Mittheilungen des Scientific
American und des Engineering entnommen.
stehung verdankt, ist die in der Zeit von Ende 1898
bis zum Frühjahr 1902 ausgeführte Wehranlage bei dem
etwa 400 km oberhalb Kairos gelegenen Assiut (Siut),
dem alten Lykonpolis, die den Zweck hat, das Sommer-
wasser um 3m aufzustauen und bei Hochwasser eine
Hebung des Wassers um 15 cm herbeizuführen. Dieses
835 m lange Bauwerk enthält 111 überwölbte Oeffnungen
von je 5m Weite, die durch je 2 Schützen geschlossen
sind. Die Höhe von Sohle bis Oberkante beträgt
12,5 m. Da die Flufssohle aus Sandboden bestand, der
sich von vielen Quellen durchsetzt zeigte, boten sich
für die Gründung erhebliche Schwierigkeiten. Der
Grundbau wurde in der ganzen Strombreite aus Mauer-
werk von 26m Breite und 3m Dicke hergestellt, das
ober- und unterhalb durch gulseiserne tief herabgehende
Spundwände geschützt ist. Die Ausführung erfolgte
stickweise zwischen Fangdämmen unter Trocken-
legung der Baustelle. Die Dämme wurden nach Ablauf
des Hochwassers gebaut und vor Eintritt des nächsten
Hochwassers wieder beseitigt. Der Grundbau nebst
den aufstehenden Pfeilern mufste für die einzelnen
Abschnitte deishalb stets in der Zeit des Niedrigwassers
zwischen November und Juli fertiggestellt sein. Er-
schwerend wirkte noch, dafs während des Baues auch
der Schiffahrtsweg stets offen gehalten werden mufste.
Die bedeutendste, zum Zwecke der Verbesserung
der Wasserverhältnisse von den Engländern in Aegypten
zur Ausführung gebrachte Neuanlage ist das eingangs
erwähnte Stauwerk bei der 966 km oberhalb von Kairo
gelegenen Stadt Assuan, dem alten Syene. Dieses,
das Nilthal am ersten Katarakt in einer Länge von
2012 m gradlinig durchquerende Bauwerk hat den Zweck,
ein Sammelbecken zu bilden, in dem über eine Milliarde
Kubikmeter Wasser aufgestaut werden kann. Dabei
soll der Damm die eigentliche Hochfluth mit ihren
befruchtenden Sinkstoffen ungehindert abführen, dann
aber das nachfolgende Wasser aufspeichern, sodafs es
nach und nach dem Bedarf entsprechend abgegeben
werden kann. Für diese Zwecke sind in dem Bauwerk
180 Schleusenöffnungen angeordnet, wovon die 140
unteren eine Höhe von 7m bei 2m Breite, die 40 oberen
bei gleicher Breite 3,5 m Höhe haben. Die Schützen
zum Schliefsen der Auslässe, sowie deren Führungen
und Bewegungseinrichtungen sind aus Stahl gefertigt.
Von Unterkante Grundbau bis zur Dammkrone hat das
Bauwerk eine gröfste Höhe von 40 m, das Mauerwerk
ist im oberen Theile 5 m breit, die gröfste Sohlenbreite
beträgt 25 m. Die gröfste Stauhöhe ist für jetzt auf
20 m angenommen, doch ist bei der Anordnung des
Bauwerks darauf Bedacht genommen, dafs dasselbe eine
spätere Aufhöhung gestattet, die eine Erhöhung des
Staues um 6 m ermöglicht, wodurch der Inhalt des
Sammelbeckens sich verdoppeln würde.
In Verbindung mit dem Stauwerke wurde auch ein
den Katarakt umgehender Schiffahrtskanal hergestellt,
in dem eine Schleusentreppe von 4 je 78m langen,
9,6 m breiten Schleusen angeordnet sind. Die aus
Eisen gefertigten Schleusenthore sind bis zu 18 m hoch.
Als Baustoff ist der am Orte gewonnene Granit ver-
wendet. Die Gründungsarbeiten haben besondere
Schwierigkeiten und grofse Kosten verursacht, da die
Flufssohle sich als stark verwittert erwies, sodafs mit
dem Grundbau bedeutend tiefer gegangen werden mufste,
als bei Aufstellung des Entwurfs angenommen worden
war. Als dies erkannt wurde, berichtete der bauleitende
Ingenieur Sir William Baker an Lord Cromer, den
englischen Kommissar für Aegypten, dafs er nicht
übersehen könne, wie viel Zeit und Mehrkosten die
vorgefundene Bodenbeschaffenheit verursachen werde.
Lord Cromer erwiderte, dafs das Stauwerk zur Aus-
führung zu bringen sei, einerlei, welche Zeit und welche
Kosten erforderlich sein würden. Die Fertigstellung
gelang indessen in verhältnifsmäfsig kurzer Zeit, obgleich
die in Wassertiefen bis zu 10 m und bei grofser Strom-
geschwindigkeit auszuführenden Gründungsarbeiten be-
trächtliche Schwierigkeiten boten.
182 (No. 621.)
Die Ausführung erfolgte in Baugruben, die nach
einander in den durch die Felsen des Katarakts
gebildeten Stromrinnen mittels starker Fangdämme
hergestellt und trocken gelegt wurden. Zur Bildung
der Fangdämme, die einem starken Wasserdrucke
widerstehen mufsten, wurden zuerst Felsblöcke im
Gewichte bis zu 4t versenkt. Da die starke Strömung
diese wegrifs, wurden schliefslich ganze Wagenladungen
Steine, die mittels Drahtnetzen und Drahtseilen mit den
Wagen zu einer zusammenhängenden Masse von 25t
Gewicht verbunden waren, in den Strom versenkt, um
damit einen festliegenden Körper zu schaffen, gegen
den die Steinschüttung angebracht werden konnte.
Dicht oberhalb des neuen Stauwerks liegt im Nil
die durch ihre Denkmäler altägyptischer Baukunst be-
rühmte Insel Phila. Bei dem ersten, im Anfang der
90er Jahre des vorigen Jahrhunderts von dem Ingenieur
Wilcocks für das Stauwerk aufgestelltem Entwurfe, nach
dem das Wasser um 8 m höher als jetzt angenommen
aufgestaut werden sollte, würde diese Insel ganz und
dauernd unter Wasser gesetzt, ihre Kunstdenkmäler
also der Vernichtung preisgegeben worden sein. Gegen
die Ausführung dieses Planes erhob sich deshalb heftiger
Widerspruch seitens der für die Erhaltung der ägyp-
tischen Baudenkmäler sich interessirenden Kreise, was
zur Folge hatte, dafs der Entwurf abgeändert wurde.
Immerhin wird aber auch bei der jetzigen Ausführung
ein Theil der Insel mit verschiedenen alten Bauten bei
höheren Wasserständen vom Wasser überfluthet. Um
die dadurch gefährdeten Bauwerke gegen Einsturz zu
sichern, wurden mit Aufwendung nicht unbeträchtlicher
Kosten Verbesserungen an den Grundmauern derselben
ausgeführt und die sonst zur Erhaltung für erforderlich
erachteten Mafsnahmen getroffen.
Die Entwürfe für den Staudamm bei Assuan und
die Wehranlage bei Assiut wurden zuerst von dem schon
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Mai 1903.)
von einem für die Prüfung dieser Entwürfe eingesetzten
internationalen Ausschusse, der aus den Ingenieuren
Benjamin Baker, Giacomo Torricelli und Auguste Boulé
bestand, abgeändert und im wesentlichen so festgestellt,
wie sie jetzt zur Ausführung gebracht worden. Bei der
oberen Leitung der Ausführung waren danach die Amts-
nachfolger des Ingenieurs Wilcocks, zunächst der
Generaldirektor der Bewässerungsanlagen in Aegypten,
Wilson, und nach dessen Tode Webb, sowie der
ebenfalls schon genannte Ingenieur Baker betheiligt.
Die Ausführung der gesammten Arbeiten wurde von
der englischen Unternehmerfirma Aird & Co. gegen
einen Betrag von etwa 42 Millionen Mark übernommen.
Dieser Betrag erhöhte sich aber wegen der schwierigen
Gründungsarbeiten auf etwa 70 Millionen Mark. Die
gesammten für die Bauten bei Assuan und Assiut
erforderlichen Geldmittel wurden. von der Firma Aird
& Co. vorgeschossen und werden dieser Firma von der.
ägyptischen Regierung mit Zinsen in halbjährlichen
Zahlungen binnen 30 Jahren zurückerstattet. Die Eisen-
arbeiten an den Schleusen usw. wurden seitens der
Firma Aird & Co. der Firma Ransomes & Rapier
übertragen.
Als Wirkung der Anlage wird angegeben, dafs
dadurch die kulturfähige Fläche Aegyptens um etwa
650 000 ha vergröfsert, die jährliche Einnahme aus dem
Ackerbau sich um einen Betrag, der den Baukosten
etwa gleichkommt, erhöht und die jährliche Mehrein-
nahme der Regierung aus Steuern usw. sich auf etwa
8 Millionen Mark belaufen wird.
Die Regelung der Fluthverhältnisse im Nilthal soll
nicht bei Assuan stehen bleiben, vielmehr wird geplant,
noch weiter oberhalb grofse Anlagen zu schaffen, durch
welche weitere ausgedehnte Flächen kulturfähig und
namentlich für den Baumwollenbau geeignet gemacht
würden. Greifbare Gestalt haben diese weiteren Pläne
genannten Ingenieur Wilcocks aufgestellt, dann aber | indessen, soweit bekannt geworden, noch nicht gewonnen.
Verschiedenes.
Die Jahresversammlung des Iron and Steel Institute,
London wird am 7. und 8. Mai d. Js. in der Institution of Civil
Engineers, Great George Street, Westminster, London stattfinden.
1. Ueber die
angebliche Diffusion von Silicium in Eisen, von J. E. Stead, Mitglied
Es werden folgende Vorträge gehalten werden:
des Ausschusses. 2. Ueber den Einflufs von Schwefel und Mangan
auf Stahl, von Professor J. O. Arnold und Herrn G. B. Waterhouse
in Sheffield. 3. Ueber das Offenherd - (Siemens - Martin-) Verfahren,
von Oberstleutnant L. Cubillo in Trubia, Spanien. 4 Ueber die
Anwendung von elektrischen Oefen in der Metallurgie, von Albert
Keller, Paris. 5. Ueber hohle gepreiste Achsen, von B. Mercader
in Pittsburg. 6. Ueber einen neuen Hochofenaufsatz, von Axel Sahlin
in Millom, 7. Ueber die Fabrikation von Portlandcement aus
Hochofenschlacke, von C. von Schwarz in Lüttich. 8. Ueber das
continuirliche Arbeitsverfahren mit Haematit-Eisen, von B. Talbot,
Leeds. 9. Ueber die Einwirkung von Flugstaub auf die Warme-
wirkung von Heifs-Windöfen, von B.H. Thwaite, London. 10. Ueber
eine Probe von Sussex - Gufseisen, von Professor T. Turner,
Birmingham. Berichte über wissenschaftliche Untersuchungen, die
während des verflossenen Jahres ausgeführt wurden, werden unter-
breitet werden von O. Boudouard in Paris, von W. Campbell in
New York, von A. Campion in Cooper’s Hill, von P. Longmuir in
Sheffield, von E. Schott in Berlin und von F. H. Wigham in
Wakefield, sämmtlich Stipendiaten der Andrew Carnegie - Stiftung
für wissenschaftliche Untersuchungen von 1902.
Die Herbstversammlung soll in Barrow-in-Furness während der
ersten Woche des Scptember stattfinden.
Der Bau eines Elbe-Kiel-Kanals*) wird von der Stadt Kiel
angestrebt. Nach dem für diesen Kanal von dem verdicnstvollen
Präsidenten der dortigen Handelskammer, Geh. Kommerzienrath
*) Vgl. die Schrift: Der Elbe-Kiel-Kanal. Von August Sartori,
Geheimer Kommerzienrath. Mit 3 Anlagen. Berlin 1898. Ernst
Siegfried Mittler u. Sohn, Königl. Hofbuchhandlung.
!
Sartori, unter Mitwirkung technischer Kräfte aufgestellten allgemeinen
Entwurfe soll die Stadt Lauenburg an der Elbe den Ausgangs-
punkt bilden. Von da wird der Elbe-Trave-Kanal für die neue
Wasserstrafse mitbenutzt und von letzterem in einer Entfernung von
etwa 52 km von Lauenburg und 12 km von Lübeck bei der Ort-
schaft Krumesse der neue Kanal nach Kiel abgezweigt. Derselbe
führt von der Abzweigung ab in fast gerader Linie dem grofsen
Plöner See zu und erreicht nach Durchquerung desselben im Thale
des Schwentineflusses den Kieler Hafen bei Neumühlen. Von der
etwa 75 km betragenden Länge des neu zu bauenden Kanals ent-.
fallen etwa 20 km auf Flufs- und Seestrecken, die nur geringen
Ausbaues bedürfen, sodafs nur etwa 55 km Kanal vollständig neu
herzustellen sind. Für diese Strecke sind nach dem vorläufigen
Entwurfe zur Ueberwindung der Höhenunterschiede 12 Schleusen
und 2 geneigte Ebenen angenommen. Die Baukosten sind auf
10!/, Millionen, die jährlichen Unterhaltungs- und Betriebskosten
(ohne Verzinsung) auf 136 000 M. veranschlagt. Durch den Bau des
Kanals würden sehr wesentliche Vortheile für Handel und Verkehr,
insbesondere der Stadt Kiel, für Industrie und Landwirthschaft der be-
rührten Gebiete, für die Kriegsmarine und den Kaiser Wilhelm-Kanal
erzielt werden, wefshalb angenommen wird, dafs die Aufbringung
der Baukosten besondere Schwierigkeiten nicht machen wird. Um
die Angelegenheit in Flufs zu bringen, hat die Verwaltung der
Stadt Kiel kürzlich den Minister der öffentlichen Arbeiten um Auf-
stellung eines genauen Entwurfs für die gewünschte Kanalanlage
gebeten und ihm für diesen Zweck den Betrag von 31 000 M. zur
Verfügung gestellt.
Die Roheisenproduction des Deutschen Reichs (einschl.
Luxemburgs) belief sich
im Monat Januar 1903 auf 782 484 t, darunter Giefsereiroheisen
144 405 t, Bessemerroheisen 26 857 t, Thomasroheisen 461 839 t,
Stahl- und Spiegeleisen 77 255 und Puddel-Roheisen 72 128 t;
im Monat Februar 1903 auf 734259 t, darunter Giefsereiroheisen
mm
Gy rn a MË E = wi
r
[1. Mai 1903.)
131 121 t, Bessemerroheisen 25 139 t, Thomasroheisen 444 780 t,
Stahl- und Spiegeleisen 60 039 t und Puddel-Roheisen 73 180 t.
Vom 1. Januar bis 28. Februar 1903 produeirt
1516 743 t gegen 1 254 022 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Kugellagerring für Thür- und Thorfischbänder. Die An-
wendung der Kugellagerung hat in neuerer Zeit, vermöge ihrer
vorzüglichen Eigenschaften weitere Fortschritte gemacht. So bringt
die Beschlagfabrik Wilhelm Hegenscheidt, G. m. b. H., Ratibor,
seit einiger Zeit ein patentamtlich geschütztes Kugellager, in Form
wurden
eines Ringes in den Handel, welcher als Zwischenlegring für Thür-
und Thorfischbänder bestimmt ist.
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Abbildung
in seinem Innern die Stahlkugeln auf-
Dieser Kugellagerring, welcher nach beistehender
aus 2 Theilen besteht und
nimmt, ist in seiner Konstruktion äufserst sinnreich durchgeführt und
läfst die mannigfachen Vorzüge sofort erkennen.
Das lästige ,Quietschen“ der Thür wird beseitigt;
das Oelen erübrigt sich, wodurch die sonst trotz gröfster Acht-
überaus
samkeit der Hausfrau am Thürpfosten bildende Unsauberkeit ver-
hütet Dabei wird der Thür durch das Kugellager neben
denkbar leichtester Beweglichkeit ein absolut geräuschloser Gang
wird.
verliehen. Die der Firma bereits zu Theil gewordenen namhaften
Aufträge dienen als Beweis für die allgemeine Anerkennung der
vielen Vorzüge. Die Anwendung der geschilderten Kugellagerung
dürfte für alle Wohn-, Geschäfts- undKrankenhäuser, Schulen
und sonstige öffentliche Gebäude von gröfster Wichtigkeit sein.
Berichtigung zu dem in Nr. 619 d. Zeitschrift enthaltenen
Vortrage des Geh. Regierungsraths Reuleaux über: eine neue Her-
stellung von Eisenbahnachsen. Auf S. 136 rechte Spalte Zeile 9 von
unten ist statt Nr. 111309 zu setzen: 111369.
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Bekanntmachung.
Die Baubeflissenen, die ihre zur Vorprüfung und ersten Haupt-
prüfung im Jahre 1902 und früher eingereichten Studienzeichnungen
bisher nicht abgeholt haben, werden aufgefordert, die Rückgabe
dieser Zeichnungen und Mappen u. s. w. nunmehr zu beantragen.
Die Zeichnungen, deren Rückgabe bis zum 31. Juli d. J. nicht be-
antragt ist, werden zur Vernichtung veräufsert werden.
In dem schriftlich an uns zu richtenden Antrage sind die
Die Rückgabe wird
entweder an den Verfasser der Zeichnungen oder
Vornamen, Geburtstag und -Jahr anzugeben.
an dessen
Bevollmächtigten gegen Quittung erfolgen; auch kann die Rück-
sendung durch die Post unfrankirt beantragt werden.
Berlin, den 5. April 1903.
Königliches technisches Prüfungsamt.
T. P. 622. Wichert.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Direktor im Patentamt unter Beilegung des
Charakters als Geh. Regierungsrath der Kaiserl. Regierungsrath
Friedrich von Specht, Mitglied des Patentamts;
zu Kaiserl. Regier.- und Gewerberäthen in der Verwaltung von
Elsafs-Lothringen die bisherigen Gewerbeinspektoren, Gewerberäthe
Rick in Metz und Crépin in Colmar;
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 621.] 183
zu techn. Hilfsarbeitern bei dem Kaiserl. Patentamt der Diplom-
Ingenieur Walter Horn, sowie die Ingenieure Theodor Schlötzer,
Alfred Makowka und Paul Heyn.
Garnison-Bauverwaltung Preufsen.
Ernannt: zu Garnison-Bauinspektoren die Regier.-Baumeister
Benda in Frankfurt a. M., Herzog in Koblenz, unter Ueberweisung
nach Saarbrücken, John in Berlin, unter Ueberweisung an die Inten-
dantur der militärischen Institute und Kommandirung als techn.
Hilfsarbeiter in die Bauabtheilung des Kriegsministeriums, Luedecke
in Berlin, Borowski in Metz, Schwetje in Lippstadt, unter Ueber-
weisung als techn. Hilfsarbeiter zur Intendantur des XVI. Armee-
corps und Kuntze in Pillau.
Ueberwiesen: der Intendantur der militärischen Institute der
Garnison-Bauinspektor Zeyfs, techn. Hiltsarbeiter in der Bauabtheilung
des Kriegsministeriums.
Garnison-Bauverwaltung Sachsen.
Ernannt: zum Garnison-Bauinspektor der Regier.-Baumeister
Weber, techn. Hilfsarbeiter bei der Intendantur des XIX. (2.K. S.)
Armeecorps.
Garnison-Bauverwaltung Württemberg.
Ernannt: zum Intendantur- und Baurath der charakterisirte
Baurath Märklin bei der Corps-Intendantur.
Preufsen.
Ernannt: zum Unterstaatssekretar der. Bauabtheilungen des
Ministeriums der öffentl. Arbeiten der bisherige Ministerialdirektor,
Wirkliche Geh. Rath Alfred Schultz, zum Ministerialdirektor der
Oberbaudirektor Karl Hinckeldeyn, zum Geh. Oberbaurath der
Geh. Baurath und vortragende Rath im Ministerium der öffentlichen
Arbeiten Germelmann, zu Geh. Oberregierungsräthen die Geh. Re-
gierungsräthe und vortragenden Räthe in demselben Ministerium
Martini und Bredow, zu Geh. Bauräthen und vortragenden Räthen
die bisherigen Regier.- und Bauräthe Eduard Scholkmann, Alexander
Rüdell und Walter Körte und zum Geh. Regierungsrath und
vortragenden Rath in demseiben Ministerium der bisherige Regierungs-
rath Dr. jur. Friedrich Münchgesang;
zum Mitgliede des Königl. Techn. Prüfungsamtes in Berlin der
Marine-Oberbaurath und Schiffbau-Betriebsdirektor Bockhacker ;
zu Eisenbahn-Bau-
meister des Ingemeurbaufaches Hans Nebelung in Heilsberg, Peter
Hildebrand z. Zt. bei der Schantung - Eisenbahngesellschaft in
Kiautschou (China) und Franz Jacobs in Hersfeld, bisher in Kassel;
zu Eisenbahn -Bauinspektoren die Regier. - Baumeister des Ma-
schinenbaufaches Julius Alexander in Berlin, bisher in Magdeburg,
Ernst Krüger in Stettin, August Riebicke in Neumünster, Emil
Wimmer in Essen a. d. Ruhr, Albert Christ in Hamburg und
Otto Nellessen in Berlin;
zu Meliorations-Bauinspektoren die bisherigen Regier.-Baumeister
Giraud in Konitz, Bätge in Magdeburg, Mothes in Osnabrück und
Wichmann in Frfurt;
zu Gewerbeinspektoren die bisherigen kommissarischen Gewerbe-
inspektoren Pohl in Saarbrücken, Dr. Geisler in Schwelm, Kawka
in Prenzlau, Dr. Helwig in Pr.-Stargard, Dr. von Langsdorff in
Oppeln, Dr. Heucke in Wesel, Dr. Welzel in Aachen (II) und
Matthiolius in Unna;
zu etatmäfsigen Gewerbeinspektionsassistenten die bisher auftrags-
weise beschäftigten Gewerbeinspektionsassistenten Stöckel in Lingen,
Debusmann in Saarbrücken und Lüdemann in Kassel;
zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer Wilhelm Müller
aus Köln, Eduard Köttgen aus Schwelm (Maschinenbaufach); Julius
Brix aus Brunsholm, Landkreis Flensburg und Franz Rahm aus
Stralsund (Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Wirklicher Geh. Oberregierungs-
und Betriebsinspektoren die Regier.-Bau-
rath mit dem Range eines Raths erster Klasse dem Geh. Ober-
regierungsrath und vortragenden Rath im Ministerium der öffentl.
Arbeiten Paul Francke;
der Charakter als Oberbaurath mit dem Range der Oberregierungs-
räthe dem techn. Leiter der Verwaltung der märkischen Wasser-
strafsen Regier.- und Baurath, Geh. Baurath Teubert in Potsdam;
die Stelle eines Mitglieds der Königl. Eisenbahndirektion in
Halle a. d. S. dem Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Graeger
184 (No. 621.]
daselbst, die Stelle des Vorstandes der Eisenbahn-Betriebsinspektion
in Jülich dem Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Emil Meyer
daselbst, die Stelle des Vorstandes der Eisenbahn-Betriebsinspektion 1
in Glogau dem Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Franzen daselbst,
die Stelle eines Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektors bei der Königl.
Eisenbahndircktion in Frankfurt a. M. dem Eisenbahn-Betriebsinspektor
Lorey daselbst, die Stelle des
inspektion bei der Eisenbahn-Hauptwerkstätte in Wittenberge dem
Fisenbahn-Bauinspektor Wolfen daselbst und die Stelle des Vor-
standes einer Werkstätteninspektion bei der Eisenbahn-Hauptwerk-
stätte 2 in Berlin dem Eisenbahn-Bauinspektor Schramke daselbst;
ferner die etatmafsige Stelle eines gewerbetechn. Raths bei
Vorstandes einer Werkstätten-
der Regierung in Münster bezw. Bromberg dem Regier.- und Ge-
werberath Fritz Pirsch in Münster i. W. und dem vom Urlaub
zurückgekchrten Regier.. und Gewerberath Beckmann; dieselben
sind gleichzeitig zu Aufsichtsbeamten im Sinne des § 139b der Ge-
werbeordnung für den Bezirk der Regierung in Münster bezw.
Bromberg bestellt worden;
die etatmäfsige Stelle des zweiten gewerbetechn. Hilfsarbeiters
bei dem Polizeipräsidium in Berlin dem Gewerbeinspektor Schmidt
in Berlin.
Genehmigt: durch Allerhöchsten Erlafs vom 1. April d. Js.,
dafs dem techn. Leiter der Verwaltung der märkischen Wasser-
strafsen der Charakter als Oberbaurath mit dem Range der Ober-
regierungsräthe beigelegt werde.
Betraut: mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Vorstandes
einer Werkstätteninspektion bei der Eisenbahn-Hauptwerkstätte in
Frankfurt a. M. der Eisenbahn-Bauinspektor Harr daselbst.
Uebertragen: die Stellen des Direktors der Baugewerkschule
in Posen, Eckernförde, Nienburg a. W. und Buxtehude den Königl.
Baugewerkschuldirektoren Bluhm, Jessen, Schau und Hertlein;
die Verwaltung einer Gewerbeinspektion den bisherigen Gewerbe-
inspektionsassistenten Wauer aus Berlin (S) in Essen a. d Ruhr,
Dr. Schröder aus Magdeburg (I) in Fulda und v. Gizycki aus
Berlin (C) in Berlin (W).
Zur Beschäftigung überwiesen: der Königl. Ministerial-,
Militär- und Baukommission in Berlin der bisher beurlaubte Regier.-
Baumeister des Eisenbahnbaufaches Kohnke und der Regier.-Bau-
meister des Hochbaufaches Rahm, der Königl. Eisenbahndirektion
in Altona bezw. Breslau die Regier.-Baumeister des Maschinenbau-
faches Wallbaum und Brunner, bisher zur Marineverwaltung be-
urlaubt, sowie der Königl. Eisenbahndirektion in Breslau der Regier.-
Baumeister Schreyer, bisher zur Militärverwaltung beurlaubt.
Zur Beschäftigung zugetheilt: der Königl. Eisenbahn-
direktion in Hannover der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor
Denicke, bisher zu den Anatolıschen Eisenbahnen beurlaubt.
Versetzt: die Regier.- und Bauräthe Lohmeyer, bisher in
Arnstadt, als Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion nach Frank-
furt a. M., Gustav Wegner, bisher in Düsseldorf, als Mitglied der
Königl. Eisenbalindirektion nach Breslau, Haas, bisher in St. Johann-
Saarbrücken, als Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion nach Berlin,
Karl Kirchhoff, bisher in Frankfurt a. M., als Mitglied (auftrw.)
der Kong), Eisenbahndirektion nach St. Johann-Saarbrücken, Eckardt,
bisher in Bromberg, als Mitglied der Königl. Eisenbahndircktion
nach Posen, Wambsganfs, bisher in Frankfurt a. d. O., als Vorstand
der Eisenbahn-Betriebsinspektion 1 nach Berlin und Freye, bisher
in Magdeburg, als Vorstand der Eisenbahn-Betriebsinspektion nach
Arnstadt;
dıe Eisenbahn-Direktoren Alfred Meyer, bisher in Kattowitz,
als Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion nach Breslau und
Schayer, bisher in Breslau, als Vorstand der Eisenbahn-Maschinen-
inspektion nach Frankfurt a. M.;
die Eisenbahn-Bauinspektoren Detzner, bisher in Kassel, zur
Königl. Fisenbahndirektion in Magdeburg, Kucherti, bisher in Stolp,
als Vorstand der Eisenbahn-Werkstätteninspektion nach Arnsberg,
Karl Müller,
einer
bisher in Arnsberg, nach Bromberg als Vorstand
Werkstätteninspektion bei der Eisenbahn - Hauptwerkstätte
daselbst, Rosenthal, bisher in Altona, als Vorstand der Eisenbahn-
Maschineninspektion nach Stolp, Grund, bisher in Berlin, als Vorstand
(auttrw.) der Eisenbahn-Maschineninspektion 1 nach Breslau, Kleimen-
hagen, bisher in Breslau, nach Kassel als Vorstand (auftrw.) ciner
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Mai 1903.)
Werkstätteninspektion bei der Eiscnbahn-Hauptwerkstatte daselbst,
Staebler, bisher in Posen, als Vorstand (auftrw.) der Eisenbalın-
Maschineninspektion nach Ostrowo und Ritze, bisher in Berlin, als
Vorstand (auftrw.) der Eisenbahn-Maschineninspektion nach Bremen;
die Regier.-Baumeister des Maschinenbaufaches Tesnow und
Ihlow, bisher in Breslau, in den Bezirk der Königl. Eisenbahn-
direktion Posen, bezw. Erfurt, die Regier.-Baumeister des Ingenieur-
baufaches Nebelung und Bleiss, bisher in Königsberg i. Pr., als
Vorstände der Eisenbahnbauabtlieilungen I und 2 nach Heilsberg und
Wilhelm Zander von Stolpmünde nach Berlin, die Regier.-Baumeister
des Eisenbahnbaufaches Holland, bisher in Prechlau, und Wolfhagen,
beide in den Bezirk der Königl. Eisenbahn-
direktion in Königsberg i. Pr., die Regier.-Baumeister des Wasser-
baufaches Bracht von Swinemünde nach Danzig und Schiricke
von Danzig nach Swinemünde, die Regier.-Baumeister des Hoch,
baufaches Wilhelm Janfsen von Georgenburg nach Heydekrug und
Keyfselitz von Bochum nach Stift-Keppel, Kreis Siegen.
bisher in Kattowitz,
Baden.
Ernannt: zum bautechn. Referenten beim Ministerium des
Innern, unter Belassung desselben in sciner bisherigen Stellung im
Nebenamt, der Professor an der Baugewerkschule in Karlsruhe,
Baurath Ludwig Levy;
zu Mitgliedern der Ministerialkommission für das Hochbauwesen
für dıe fünf Jahre 1903 bis 1907 der Kirchenbauinspektor, Baurath
Behaghel in Heidelberg, der Architekt und Lehrer an der Akademie
der bildenden Künste, Professor Billing in Karlruhe, der Direktor
der Kunstgewerbeschule, Professor Hoffacker in Karlsrulie, der
Konservator der öffentlichen Baudenkmale und Direktor der Bau-
gewerkschule, Oberbaurath Kircher in Karlsruhe, der Erzbischöfliche
Baudirektor a. D. Meckel in Freiburg, der Professor Ratzel und
der Professor Oberbaurath Schäfer, beide an der Techn. Hochschule
in Karlsruhe.
Verliehen: der Charakter als aufserordentlicher Professor
dem Privatdozenten Dr. Reinhold Freiherrn v. Lichtenberg an.
der Techn. Hochschule in Karlsruhe.
Hessen.
Ernannt: zum Kreisbauinspektor des Kreises Gicfsen der
Kreisbauinspektor des Kreises Erbach Baurath Heinrich Diehm,
zum Kreisbauinspektor des Kreises Erbach der Kreisbauinspcktor
des Kreises Alsfeld Albert Plitt, zum Bauassessor unter Verleihung
des Titels und Ranges cines Bauinspektors der Regier.-Baumeister
Hugo Landmann aus Offenbach a. M., zum Kreisbauinspektor des
Kreises Alsfeld der Regier.-Baumeister Heinrich Baltz aus Darmstadt,
sowie ferner vom l. April d. J. an zum Bauinspektor ohne Amts-
bezirk mit dem Wohnsitz in Mainz der Bauassessor Bauinspektor
Paul Kubo in Mainz;
zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer Wilhelm Kayser
aus Darmstadt (Maschinenbaufach); August Walloth aus Saargemünd
in Lothringen und August Hildebrand aus Hungen in Obcrhessen
(Eisenbahnbaufach).
Verliehen: der Titel und Rang eines Bauinspektors den
Bauasscssoren Karl Kraufs in Mainz, Otto Berth in Alsfeld und
Ludwig Haag in Bensheim.
Beauftragt: mit der Weiterversehung der Stelle des Bau-
inspektors des Hochbauamts Mainz der Bauinspektor ohne Amts-
bezirk Paul Kubo
Bauinspektors des Hochbauamts Friedberg vom 1. April d. J. an der
in Mainz, mit der Verschung der Stelle des
Bauassessor Bauinspektor Ludwig Haag in Bensheim und mit der
Verschung der Stelle des Kreisbauinspektors des Kreises Lauterbach,
ebenfalls vom 1. April d. J. an, der Regier -Baumeister Karl Hechler
in Giefsen.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienste
ertheilt: dem Kreisbauinspektor des Kreises Giefsen Baurath
Karl Stahl, den Regier.-Baumeistern Friedrich Lorey in Bernburg
a. d. S. und Karl Scheuermann in Wiesbaden.
Gestorben: der Wasserbauinspektor, Baurath Otto Bricken-
stein in Ostpreufsen und der Eisenbahn-
Alexander Thomas,
Eisenbahn-Bauabthcilung in Koblenz.
in Zolp ber Maldeuten
Bau- und Betricbsinspektor Vorstand der
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag : Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
[15. Mai 1903.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 622] 18
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin.
Versammlung am 10. März 1903.
Vorsitzender: Herr Ministerial-Direktor, Wirklicher Geheimer Rath Schroeder.
Schriftführer: Herr Regierungs- und Baurath Diesel.
(Mit 18 Abbildungen).
Vorsitzender: Meine Herren! Die Sitzung ist eröffnet.
Bevor wir in die heutige Tagesordnung eintreten, habe
ich des grofsen Verlustes zu gedenken, den der Verein
seit unserer letzten Sitzung durch den Tod zweier
Mitglieder erlitten hat.
Am 17. Februar starb nach kurzem Leiden bald
nach seiner Aufnahme in den Verein Herr Geh. Ober-
baurath Gustav Mayer, der von Hessen bestellte vor-
tragende Rath im Eisenbahnministerium. Mit ihm, einem
langbewährten Fachmann und licbenswirdigen Kollegen
haben wir die Hoffnungen zu Grabe getragen, die wir
auf ihn für die Förderung unserer Vereinszwecke setzen
durften.
Am Tage darauf, am 18. Februar, wurde unser
langjähriges Mitglied, Herr Geh. Oberbaurath Moritz
Stambke nach langem, schweren Leiden aus dieser
Zeitlichkeit abgerufen. Mit ihm ist ein Mann aus unserer
Mitte geschieden, der in einem langen, an Arbeit aber
auch an Erfolgen reichen Leben ım Eisenbahnwesen
im Allgemeinen wie in seinem Sonderfache, im Eisen-
bahnmaschinenwesen, Hervorragendes geleistet und
segensreich gewirkt hat.
Am 23. Februar 1830 in der Nähe von Magdeburg
geboren, trat Stambke, nachdem er seine Studien beendet
und in verschiedenen Maschinenfabriken thätig gewesen
war, mit 23 Jahren als Maschinenmeister in den Dienst
der Bergisch-Märkischen Eisenbahn. An dieser Privat-
bahn, die sich unter der Verwaltung des Staates aus
kleinen Anfängen zu einer der wichtigsten und gröfsten
Privatbahnen entwickelt hatte, hat Stambke 28 Jahre
lang als Maschinenmeister, Obermaschinenmeister und
schliefslich als Mitglied der Direktion in hervorragender
Weise gewirkt und Mustergültiges geschaffen.
Nachdem die Verstaatlichung der Privatbahnen in
die Wege geleitet, wurde Stambke im Jahre 1881 als
vortragender Rath in das Ministerium der öffentlichen
Arbeiten berufen. Hier fand er den Boden für eine
neue umfassende und nutzbringende Thätigkeit. Un-
vergessen werden seine Verdienste bleiben, die er
sich in langjähriger Arbeit namentlich um die Normal-
anordnungen für die Betriebsmittel der Preufsischen
Staatsbahnen erworben hat. Stambke war nach seiner
Uebersiedelung hierher auch Mitglied unseres Vereins
geworden. Stets ist er für die Förderung der Zwecke des
Vereins eingetreten. Bis in die letzte Zeit, wo die
wachsenden Beschwerden des Alters ihn hinderten, hat er
sich regelmäfsig an unseren Zusammenkünften, vielfach
und in hervorragender Weise an den Vorträgen
betheiligt. Stets war er bereit, aus dem reichen Schatze
seiner Erfahrungen mitzutheilen, wo Auskunft gewünscht
wurde. Dabei war er ein stets treuer Kollege, bei der
Lauterkeit und Liebenswürdigkeit seines Charakters
überall beliebt und verehrt. Dauernd und dankbar werden
wir ihm ein treues Andenken bewahren.
Ich bitte Sie, Sich zu Ehren unserer entschlafenen
Mitglieder von Ihren Sitzen zu erheben. (Geschieht.)
Zur Tagesordnung habe ich mitzutheilen, dafs der
Bericht der vorigen Sitzung hier zur Einsicht ausliegt,
und etwa zu erhebende Einwendungen bis zum Schluls
der Sitzung erbeten werden.
Zur erwähnen sind ferner die regelmäfsigen Ein-
gänge (werden einzeln angegeben), dann ist noch ein-
gegangen ein Schreiben des Herrn Geh. Regierungsraths
Schwabe, dem wir zu seinem 75. Geburtstage unsere
Glückwünsche übersandt haben; ferner ein Dank-
schreiben aus gleichem Anlafs vom Geh. Baurath Herrn
Kricheldorff aus Braunschweig, sowie ein Dank-
schreiben der verwittweten Frau Geh. Rath Stambke
für die Theilnahme, die der Verein beim Ableben ihres
Gatten bezeugt hat. Sodann liegt hier eine Mittheilung
|
|
t
des Architektenvereins zu Berlin vor über das bevor-
stehende Schinkeliest.
Wir haben abzustimmen
4 Mitgliedern.
Sodann bitte ich Herrn Geh. Rath Bork, den in
Aussicht gestellten Vortrag halten zu wollen.
über die Aufnahme von
Die bisherigen Ergebnisse des elektrischen
Betriebes auf Hauptbahnen und die Einrichtung der
gegenwärtig in Ausführung begriffenen elektrischen
Zugförderungsanlage für die Vorortstrecke
Berlin— Gr. Lichterfelde (Ost).
Herr Geh. Baurath Bork: Meine Herren! Auf den
elektrisch betriebenen Strafsenbahnen des Preufsischen
Staates sind im Jahre 1901 gegen 750 Millionen Personen
befördert worden, in ganz Deutschland etwa 1200 Millionen.
Erwägt man, dafs die elektrische Betriebsweise auf
Strafsenbahnen in dem verhälnifsmäfsig kurzen Zeitraum
von annähernd 10 Jahren sich entwickelt hat, so ist
aus diesen Zahlen zu erkennen, dafs die elektrische
Betriebsführung auf Strafsenbahnen einen sehr be-
deutenden Aufschwung genonmen hat. Auch die Durch-
bildung der Betriebseinrichtungen hat in allen Einzelheiten
eine äufserst sachgemäfse Lösung gefunden. Im Be-
sondern ist hervorzuhcben, dafs bei Verwendung von
Gleichstrom und Benutzung von Hauptstrommotoren
den Betriebsverhältnissen entsprechende Anzugskraft,
leichte Regulirbarkeit, einfachste Bauart der Steuerungs-
organe sich haben ermöglichen lassen. Auch der
Umstand, dafs durch anfängliches Hintereinander- und
darauf folgendes Parallelschalten der Motoren ein ver-
hältnifsmäfsig hoher Wirkungsgrad erzielt wird und dafs
vor allem die aufserordentlich einfache und leicht zu
isolirende Arbeitsleitung als Oberleitung mit Spannungen
von 550—750 Volt verhältnifsmäfsig billig herzustellen
ist, gestaltet die ganze Einrichtung sowohl in betriebs-
technischer als auch in wirthschaftlicher Beziehung zu
einer sehr vortheilhaften.
Gegenüber den vorgenannten Leistungen hat die
elektrische Zugförderung auf Hauptbahnen bisher nur
ganz verschwindende Erfolge zu verzeichnen, wenngleich
auch in letzter Zeit einzelne Ausführungen insofern von
hervorragendem Interesse sind, als sie wesentlich dazu
beigetragen haben, die hauptsächlichsten für die elek-
trısche Betriebsweise in Betracht kommenden Fragen
zu klären. Eine der wesentlichsten Ursachen für die
langsame Entwicklung der elektrischen Betriebsweise
auf Hauptbahnen ist darin zu finden, dafs es sich hierbei
um viel gröfsere Leistungen und um viel gröfsere Ent-
fernungen handelt. Während bei den Strafsenbahnen
Leistungen von 20—40 PS und Entfernungen von wenig
mehr als 10 km die Regel bilden, kommen auf Haupt-
bahnen im Allgemeinen Leistungen von mehr als 600 PS
und Entfernungen, welche nach Hunderten von Kilometern
rechnen, in Frage. Die ganze Entwicklung der Betriebs-
einrichtungen hat sich danach gleich von vornherein
nach anderen Gesichtspunkten vollziehen müssen. Im
Allgemeinen sind es zwei Hauptanordnungen, nach denen
bisher die Anlagen geschaffen sind. Bei der ersten ist
wie bei den Strafsenbahnen Gleichstrom mit Hauptstrom-
motoren zur Anwendung gekommen. Dabei hat jedoch
die unmittelbare Stromzuführung nur bis wenig über
10 km angewendet werden können, während bei grölseren
Bahnnetzen den weiter abgelegenen Strecken hoch-
gespannter Wechselstrom zugeführt und dann in Gleich-
strom umgeformt werden mufste. Die Arbeitsleitung
hat hier nicht mehr als oberirdische Kupferleitung zur
Anwendung kommen können und ist fast allgemein als
Schienenleitung neben dem Gleise ausgeführt worden.
Bei der zweiten Anordnung wird grundsätzlich hoch-
186 [No. 622.]
gespannter Wechselstrom angewendet, welcher entweder
unmittelbar oder mittels Umformer den Motoren zuge-
führt wird. Hierbei mufste jedoch bisher allgemein drei-
phasiger Wechselstrom (Drehstrom) angewendet werden,
weil es bis z. Zt. nicht gelungen ist, einphasige Wechsel-
strommotoren für Bahnbetrieb herzustellen. — Augen-
blicklich sind indes, wie ich späterhin noch kurz anführen
werde, Versuche in die Wege geleitet, nach denen die
Anwendung einphasiger Wechselstrommotoren mit hoher
Anzugskraft ermöglicht werden soll. — Bei den bisher aus-
geführten elektrischen Zugförderungsanlagen mit hoch-
gespanntem Drehstrom sind hinsichtlich der Leitungen
im Allgemeinen zwei verschiedene Anordnungen zur
Anwendung gekommen. Entweder hat man 2 Leitungen
oberirdisch verlegt und die Fahrschienen als dritte
Leitung benutzt oder es sind 3 Leitungen oberirdisch
verlegt worden. Abgesehen von amerikanischen Bahnen
sind im Wesentlichen folgende Hauptbahnen elcktrisch
betrieben worden:
a) mit Gleichstrommotoren:
Wannseebahn, 12km, 1. August 1900 bis 1. Juli 1902.
Mailand — Gallarate-- Varese— Porto Ceresio, 80km,
14. Oktober 1901 eröffnet.
Paris Quai d’Orsay—Bahnhof Austerlitz (Orleans-
bahn), 4 km, 1900 eröffnet.
Paris— Versailles, 30 km, 1901 eröffnet.
Aufserdem als Hoch- bezw. Stadtbahnen:
Berliner elektrische Hoch- und Untergrundbahn,
ll km, Februar 1902 eröffnet.
Pariser Stadtbahn, 15 km, 1900 eröffnet.
b) mit Drehstrommotoren:
Valtellina-Bahn, 108 km, September 1902 eröffnet.
Marienfelde— Zossen, 23 km, Oktober 1901 eröffnet.
Burgdort— Thun, 40 km, 1900 eröffnet.
In dem heutigen Vortrage will ich des Näheren nur
auf die Wannseebahn eingehen. Die übrigen Bahnen
sind in ihrer allgemeinen Anlage in der Zeitschrift des
Vereins Deutscher Ingenieure, der elektrotechnischen
Zeitschrift, Glasers Annalen und der Schweizerischen
Bauzeitung veröffentlicht, während über die Betriebs-
ergebnisse mit Rücksicht auf die kurze Betriebsdauer
zunächst nur spärliche Angaben vorliegen. Bei der
Wannsecbahn sind dagegen nach der annähernd zwei-
jährigen Betriebszeit (der elektrische Betrieb wurde am
l. August 1900 eröffnet und am 1. Juli 1902 beendet)
schr eingehende Aufzeichnungen gemacht worden. Der
Versuchsbetrieb auf der Wannseebahn ist mit der aus-
gesprochenen Absicht eingerichtet worden, um erstens
genaue Anhaltspunkte für die wesentlichsten Bautheile
elektrischer Zugförderungsanlagen für Hauptbahnen und
zwar besonders für Vorort- und Stadtbahnen zu ge-
winnen, zweitens den Nachweis der für Hauptbahnen
unbedingt erforderlichen Betriebstüchtigkeit festzustellen
und drittens möglichst einwandsfreie Unterlagen für die
Betriebskosten der elektrischen Zugförderung gegenüber
der bisherigen Zugförderung mit Lokomotiven zu ge-
winnen. Auf die Einrichtung dieser Zugförderungsanlage
will ich hier nicht näher eingehen, weil ich dieselbe be-
reits an dieser Stelle beschrieben habe und die näheren
Angaben darüber in der Vereinsschrift vom Jahre 1900
und in Glasers Annalen, Band 47, Nr. 563 ausführlich
enthalten sind.
Wattstunden-Verbrauch.
Eine der wichtigsten Feststellungen bildete die des
Wattstundenverbrauchs in den Motorwagen. Diese
ist daher mit ganz besonderer Sorgfalt durchgeführt
worden, indem mit wenigen Ausnahmen für jeden Zug
während der ganzen Versuchsdauer der Kilowattstunden-
verbrauch an den Zählern in den Motorwagen abgelesen
und notirt wurde. Die Zähler sind vor der Benutzung
gcaicht und während des Betriebes wiederholt auf ihre
Richtigkeit nachgepraft. Aus den Aufschreibungen
ergab sich ein mittlerer Verbrauch im Zuge für das
Tonnenkilometer von 22,0 Wattstunden im Sommer
und von 23,3 Wattstunden im Winter. Der Verbrauch
im Kraftwerk für das Tonnenkilometer wurde fest-
gestellt zu
27,1 Wattstunden im Sommer und
29,4 Wattstunden im Winter.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. Mai 1903.)
Wie sich der Verbrauch im Zuge während einer Fahrt
in den einzelnen Streckenabschnitten stellt, ist in den
zu dem vorgenannten Vortrage gehörigen Abbildungen
zur Darstellung gekommen.
Verluste und Wirkungsgrade.
Die abgegebenen bezw. verbrauchten Wattstunden
im Kraftwerk, am Speisepunkte (in Steglitz) und in den
Motorwagen sind mit einander in Vergleich gestellt
und zwar einmal für dauernden Parallelbetrieb zwischen
Dynamomaschine und Batterieen und zweitens für eine
Betricbsweise, bei welcher zeitweilig die Batterieen
den erforderlichen Strom allein geliefert haben. Aus
den ermittelten Verlusten in der Speiseleitung, der
Streckenleitung (Arbeitsleitung und Schienenrückleitung)
und den Batterieen sind die Wirkungsgrade dieser
Theile beim dauernden Parallelbetriebe, wie folgt,
festgestellt:
Speiseleitung . . . . 0,977
Streckenleitung . . . . 0,964
Batterieen . 0,910.
Leitungswiderstand.
Aus den vorgenommenen Widerstandsmessungen
hat sich bei den vorliegenden Schienenprofilen und
den angewendeten Verbindungen anfänglich ein Wider-
stand von 0,0449 Ohm für ein km Hin- und Rückleitung
der zweigleisigen Strecke ergeben. Dabei war jedoch
eine ganze Anzahl der zur Verwendung gekommenen
Fahrschienen - Verbindungen zerbrochen. Nach Er-
neuerung dieser Verbindungen und nach theilweisem
Ersatz der Fahrschienen durch längere hat sich der
Widerstand zum Schlufs des Versuchsbetriebes auf
annähernd 0,04 Ohm gestellt.
Isolationswiderstand.
Die jeweiligen Isolationswiderstände der Strecken-
leitung sind alltäglich vor Beginn und nach Beendigung
des Betriebes festgestellt worden. Der kleinste beob-
achtete Isolationswiderstand für 1 km eingleisiger Strecke
hat hierbei 16000 Ohm betragen. Als Durchschnitts-
widerstand ergiebt sich ein Werth von rund 500 000
Ohm für 1 km eingleisiger Strecke. Der durchschnitt-
liche Isolationsverlust beträgt daher für den Versuchs-
betrieb bei rund 25 kın Leitungslänge und 700 Volt
Spannung EN = 0,035 Ampere oder 700 - 0,035 =
22,5 Watt.
Ergebnisse betriebstechnischer Art.
a) Im Allgemeinen.
Der Betrieb des Versuchszuges, welcher im Fahr-
plan der Wannscebahnzüge durchgeführt ist, hat sich
im Allgemeinen glatt abgewickelt. Einzelne Unter-
brechungen haben allerdings stattgefunden, welche
jedoch der Hauptsache nach auf Mängel der Dampf-
maschine im Kraftwerk beruhten. Als ein besonderer
Vorzug mufs hervorgehoben werden, dafs durch die
Anordnung je eines Motorwagens an der Spitze und
am Schlusse des Zuges eine Zugeinheit geschaften ist,
die gegenüber dem Dampfbetrieb grofse Vortheile
besitzt. Zunächst ist ein an der Endstation eingehender
Zug sofort wieder betriebsbereit, sobald sich der Fahrer
an das andere Ende des Zuges begeben hat. Hier-
durch ist die Möglichkeit einer besseren Ausnutzung
des Fahrpersonals: und der Triebwagen gegeben. So-
dann kann, wie weiter unten noch näher ausgeführt
wird, durch Bildung der Züge aus 2 Zugeinheiten ein
Anpassen an die Verkehrsbedürfnisse in einfachster
Weise ermöglicht werden, wodurch ganz bedeutende
Ersparnisse an Betriebskosten eintreten.
Das Anfahren des elektrischen Zuges erfolgt durch-
aus stolstrei ohne jedes lästige Geräusch. Während
der Fahrt werden die Reisenden nicht durch Rauch
und Kohlenstaub belästigt. Auch für die zu durch-
fahrenden Ortschaften kommt diese Belästigung in
Wegfall.
[15. Mai 1903.)
b) Im Besonderen.
Hinsichtlich der an den einzelnen Einrichtungen
gemachten Beobachtungen ist folgendes anzuführen:
l. Streckenleitung.
Die Streckenleitung hat sich allgemein gut bewährt.
Es haben sich keinerlei Schwierigkeiten bei den Unter-
haltungsarbeiten sowie beim Auswechseln von Schienen
und Schwellen ergeben. Beschädigungen des Bahn-
aufsichts- und Unterhaltungspersonals sind durch die
elektrische Leitung nicht verursacht. Die Arbeiten an
der Leitung haben zu Störungen des regelmäfsigen
Betriebes keinen Anlafs gegeben. Die Abnutzung der
stromführenden Schienen ist bei der fast zweijährigen
Betriebsdauer aufserordentlich gering gewesen und kaum
wahrnehmbar. Auch die zum Schutz gegen unbeab-
sichtigte Berührung angebrachten seitlichen Schutz-
bretter haben sich allgemein bewährt. Bei den an-
gewendeten Brettstärken sind allerdings Verwerfungen
: vorgekommen. Dieselben haben jedoch zu Störungen
keinen Anlafs gegeben. Immerhin wird es zweckmälsig
sein, bei späteren Ausführungen die Anbringung nicht
an besonderen Bügeln, sondern direkt an den Leitungs-
schienen mittels geeigneter Isolirungen vorzunehmen,
wie es auch bei der später noch zu besprechenden,
gegenwärtig in Ausführung begriffenen Anlage Berlin-
Gr. Lichterfelde (Ost) geschehen ist. Die an den Strom-
führungsschienen angebrachten Stofsverbindungen aus
Kupferseilen zeigten sich als durchaus zweckent-
sprechend, während die zuerst für die Fahrschienen
verwendeten Verbindungen aus einzelnen starken
Kupferdrähten in grofser Anzahl zerbrachen und aus-
gewechselt werden mufsten. Die starken Drähte waren
nämlich bei der ihnen innewohnenden Steifigkeit nicht
im Stande, die namhaften Bewegungen der Schienen-
stöfse bei theilweise mangelhafter Gleislage (infolge
voraufgegangener ungünstiger Witterungseinflüsse) un-
beschadet mitzumachen. Deswegen wurden später auch
für die Fahrschienen Kupferseile zur Anwendung
gebracht. Die Isolatoren für die Stromzuführungs-
schienen haben nach genauen Aufschreibungen eine
genügende Isolirung selbst bei ungünstigen Witterungs-
verhältnissen bewirkt. Auch die Anwendung der
Sattelhölzer zur Unterstützung der Isolatoren hat sich
vollständig bewährt. Die gesammte zur Anwendung
gekommene Anordnung der Stromzuführung hat auch
bei ungünstigen Witterungseinflüssen, Regen, Nebel,
Glatteis und heftigem Schneetreiben den Anforderungen
entsprochen. Wenn auch in 3 Fällen, in denen. die
Leitungsschienen infolge eingetretenen Frostes nach
voraufgegangenem nassen Schneefall sich sehr stark
mit Eis überzogen hatten, ein Aussetzen einzelner
Züge veranlafst wurde, so kann dies doch nicht als
ein Mangel der Stromzuführungsanordnung bezeichnet
werden. Bei Einführung des vollen elektrischen Be-
triebes würde nämlich auch durch derartige ungünstige
Witterungseinflüsse die Stromzuführung nicht behindert
werden, weil die Betriebspause zwischen dem letzten
Abend- und dem ersten Frühzuge so kurz wird, dafs
eine Vereisung in dem jetzt bei der langen Betriebs-
éen vorgekommenen Umfange nicht möglich ist. Im
ebrigen würde auch durch Anbringung von Draht-
bürsten an den Stromabnehmern der Motorwagen
diesem Uebelstande zu begegnen sein. Hinsichtlich
der Unterhaltungskosten ist hervorzuheben, dafs die
hierüber gemachten Aufzeichnungen einen zuverlässigen
Anhalt für die späteren Unterhaltungskosten nicht
bieten können. Der Grund hierfür liegt in den sehr
bedeutenden Gleisumbauten und in den ganz erheb-
lichen Auswechselungen der, wie bereits erwähnt,
anfangs nicht genügenden Kupferverbindungen der
Fahrschienen. Hierzu kommt noch, dafs das Personal
zu den in Frage kommenden Arbeiten erst angelernt
werden mufste und dafs auch über die zweckmäfsigste
Art der Arbeitsausführung zunächst Erfahrungen ge-
sammelt werden mufsten. Im Besonderen werden sich
die Kosten für diese Arbeiten schon deshalb wesentlich
ermäfsigen, weil die für die Kupferverbindungen
erforderlichen Löcher in den Fahrschienen schon gleich
im Walzwerk hergestellt werden können, während sie
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 622.] 187
jetzt mit ziemlich erheblichen Kosten auf der Strecke
von Hand gebohrt werden mutsten. Allgemein darf
angenommen werden, dafs die Unterhaltungskosten
sich der Hauptsache nach auf die in gewissen Zeit-
räumen erforderlich werdende Auswechselung der
hölzernen Schutzbretter, der bei Schwellenerneuerungen
erforderlichen Auswechselung der Sattelhölzer und der
bei Schienenauswechselungen nothwendigen Auswech-
selung der Kupferverbindungen beschränken werden.
Alle übrigen Theile sind nur so geringen Abnutzungen
unterworfen, dafs diese fast gar nicht in Betracht
kommen. |
2. Akkumulatoren.
An den Akkumulatoren sind während der ganzen
Betriebszeit keinerlei Störungen eingetreten. Sie haben
vielmehr in durchaus betricbstichtiger Weise den zu
stellenden Anforderungen entsprochen. Unterhaltungs-
kosten sind nicht zu verzcichnen gewesen bis auf den
erforderlichen Säure-Ersatz. Kosten für Bedienung sind
bei der Batterie in Zehlendorf nicht entstanden, da es
sich im wesentlichen nur um die Ein- und Ausschaltung
der Batterie vor dem Anfang und nach der Beendigung
des Betriebes handelt und diese Verrichtungen sowie
das etwa erforderliche Wiedereinschalten des selbst-
thätigen Ausschalters von einem unmittelbar neben dem
Schaltraum beschäftigten Bediensteten mit ausgeführt
worden sind. In Berlin hat mit Rücksicht auf die ab-
gesonderte Lage des Batterieraumes ein besonderer
Wärter gestellt werden müssen, um im Falle eines
Kurzschlusses ein Wiedereinschalten sofort ermöglichen
zu können. Bei einer endgültigen Anlage entstehen
für die Wartung der Batterieen im Kraftwerk und in
den Unterstationen keine besonderen Kosten, weil diese
Arbeit von dem Maschinenpersonal mit erledigt wird.
3. Elektrische Ausrüstung des Zuges.
Aus Anlafs von Schäden an der elektrischen Aus-
rüstung der Motorwagen ist das Ausfallen von Zügen
nur ganz vereinzelt vorgekommen. Im Allgemeinen
hat sich danach die Einrichtung gut bewährt. Einzelne
Vorkommnisse, wie z. B. der stattgehabte Brand, sind
zum Theil durch Unaufmerksamkeit oder nicht genügende
Geistesgegenwart des Personals und zum Theil durch
zufällige Isolirungsmängel hervorgerufen. Im einzelnen
ist folgendes anzuführen:
Motoren.
Die Motoren haben sowohl hinsichtlich der all-
gemeinen Anordnung als auch in Bezug auf die Einzel-
heiten den Anforderungen entsprochen. Als Mangel
mufs jedoch die Bauart der Motorlager hervorgehoben
werden, weil diese zu einem ganz ungewöhnlich hohen
Oelverbrauch Veranlassung gegeben haben. Bei einem
etwa einzuführenden elektrischen Vollbetrieb werden
diese Lager eine Umgestaltung erfahren müssen. Die
Wickelungen der Magnetschenkel gaben anfangs bei
stärkerer Inanspruchnahme der Motoren dadurch zu
Störungen Anlafs, dafs die Erwärmung zu grofs wurde
und infolge dessen die Isolirung Schaden erlitt. Nach
Ausrüstung der Magnetschenkel mit neuen Spulen aus
stärkerem Draht ist dieser Uebelstand vollständig beseitigt
worden. Besondere Unterhaltungsarbeiten an den Motoren
sind — abgesehen von dem Ersatz einiger Ankerdrähte —
aufser einem einmaligen Abdrehen der Kollektoren
nicht nothwendig geworden.
Fahrschalter.
An den Fahrschaltern haben sich, nachdem die
anfangs vor der fahrplanmäflsigen Betriebseröffnung
vorhandene starke Funkenbildung durch geeignete Mafs-
nahmen beseitigt war, keine Mängel gezeigt.
Auch der elektrische Antrieb für die Luftpumpe
der Westinghouse-Bremse und die übrigen elektrischen
Einrichtungen, als Widerstände, Ausschalter, Mefs-
apparate u. s. w. haben sich bewährt.
Stromabnehmer.
Die Stromabnehmer, von denen verschiedene Aus-
führungstormen zur Anwendung gekommen sind, haben
188 [No. 622.]
sämmtlich den zu stellenden Anforderungen entsprochen.
Dies ist wohl hauptsächlich dem Umstande zuzuschreiben,
dafs von vornherein durch Anbringung der Strom-
abnehmer an den Achsbuchsen die relativen Bewegungen
der Abnehmer zu den Leitungsschienen auf das geringste
Mafs beschränkt wurden. Die Abnutzung der Gleitschuhe
ist im Verhältnifs zum zurückgelegten Wege ganz un-
bedeutend.
Gang der Motorwagen.
Um den Einflufs der direkt auf den Achsen sitzenden
Motoren auf die Abnutzung der Radreifen zu ermitteln,
sind von letzteren bei jeder bahnpolizeilichen Unter-
suchung des Versuchszuges genaue Profile aufgezeichnet.
Wie die Aufnahmen zeigten, sind die Abnutzungen der
Reifen sowohl in der Lauffläche als auch seitlich an
den Flanschen in Bezug auf die durchlaufenen Kilometer
sehr unbedeutende. Namentlich ist die Zurücklegung
von rd. 80000 km ohne Abdrehen der Räder als ein
aufserordentlich günstiges Ergebnifs insofern anzuschen,
als bei den Trieb- und Kuppelrädern der Lokomotiven
trotz des grölseren Laufkreisdurchmessers ein Ab-
drehen meist schon nach einem Wege von 20000 bis
50 000 km erforderlich wird. An einem Wagen war
die Aufhängung der Motoren so angeordnet, dats das
Gewicht der Magnetgestelle bei unbelasteten Wagen
durch besondere, am Untergestell angebrachte Blatt-
federn gerade aufgenommen wurde, während am anderen
Wagen die Magnetgestelle unmittelbar auf den Achsen
ruhten. Nennenswerthe Unterschiede in der Abnutzung
der Radreifen sind indefs durch diese verschiedenartige
Aufhängung nicht herbeigeführt worden, sodafs auch
aus diesem Umstande ein Schlufs auf das Nicht-
vorhandensein der früher befürchteten ungünstigen Ein-
wirkungen der unabgefederten Motormassen auf die
Abnutzung der Radreifen und der Gleise gezogen
werden kann.
Im Uebrigen hat der Gang der Motorwagen in Bezug
auf ruhigen und stofsfreien Lauf derart befriedigt, dafs
ein Unterschied zwischen den Motorwagen und den
gewöhnlichen Wagen nicht besonders hervortrat.
Auch die Anordnung der Motorwagen am Anfang
und am Ende des Zuges hat in vollkommenster Weise
den gehegten Erwartungen entsprochen. Es sind keiner-
lei Stöfse und Zerrungen im Zuge bei der Anfahrt oder
beim Bremsen vorgekommen und ist diese Art der Zug-
förderung derjenigen mit einer an der Spitze fahrenden
Lokomotive entschieden überlegen. Es steht mit Sicher-
heit zu erwarten, dafs Stöfse und Zerrungen im Zuge
ebensowenig auftreten werden, wenn für den in Aus-
sicht zu nehmenden Vollbetrieb jeder Zug von 30 Achsen
aus 2 Zugeinheiten mit je 2 Motorwagen gebildet wird.
Beleuchtung.
Hinsichtlich der probeweise angewendeten elek-
trischen Beleuchtung haben sich recht beträchtliche
Schwankungen in der Lichtstärke beim Anfahren gezeigt,
weshalb seit der letzten bahnpolizeilichen Untersuchung
des Zuges wieder die Gasbeleuchtung benutzt ist. Diese
Schwankungen in der Lichtstärke mufsten jedoch beim
Versuchszuge wegen der stark wechselnden Belastung
der Strecke und wegen der dadurch hervorgerufenen
Ungleichmäfsigkeit der Spannung nothwendig eintreten,
weil der Beleuchtungsstrom ohne Vermittelung irgend
welcher Vorrichtungen zum Regeln der Spannung aus
der Arbeitsleitung entnommen wurde. Beim vollen
elektrischen Betriebe würden jedoch diese Schwan-
kungen infolge der alsdann vorhandenen gleichmäfsigeren
Belastung der Strecke schon von selbst schr verringern
und im Uebrigen durch geeignete Maisnahmen wie ich
sie noch bei Besprechung des in Ausführung begriffenen
Betriebes Berlin—Gr. Lichterfelde (Ost) anführen werde,
bescitigt werden können.
Bremsung.
Von Versuchen mit elektrischer Bremsung, wie sie
ursprünglich in Aussicht genommen waren, ist abgesehen
worden, weil nach den inzwischen gemachten Erfahrungen
mit elektrischen Bremsen an Strafsenbahnwagen diese
Bremscinrichtungen den Luftdruckbremsen keinesfalls
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Mai 1903.)
überlegen sind. In Bezug auf die Betriebssicherheit
gebührt der bestehenden Luftdruckbremse noch insofern
der Vorzug, als sie bei Zugtrennungen selbstthätig
wirkt, was bei den bis jetzt bekannten elektrischen
Bremsen nicht der Fall ist. Auch in wirthschaftlicher
Beziehung bietet die elektrische Bremsung keine Vor-
theile, weil nach den ebenfalls bei Strafsenbahnen
gemachten Erfahrungen die erzielten Ersparnisse an
Betriebskraft durch die höheren Unterhaltungskosten
der elektrischen Bremseinrichtungen annähernd auf-
gewogen werden.
Heizung.
Von Versuchen mit elektrischer Heizung ist mit
Rücksicht auf die erheblichen Stromkosten Abstand
genommen.
Vorzüge des elektrischen Betriebes,
Nach den vorstehenden Ausführungen kann die
Frage,
technischer Beziehung allen zu stellenden Anforderungen
entspricht, bejaht werden. " Als Vorzüge gegen den
Lokomotivbetrieb sind hervorzuheben:
l. Bessere und leichtere Anpassungfähigkeit an die
jeweilig vorliegenden Verkehrsbedürfnisse durch
beliebige Verwendung von einer oder mehreren
selbstständigen Zugeinheiten.
2. Beseitigung der Rauch- und Rufsplage sowohl für
die Reisenden, als auch für die Anwohner der
Bahn.
3. Weitgehendste Steigerung des Adhäsionsgewichts
durch Vertheilung der Motoren auf eine gröfsere
Anzahl von Achsen.
4. Erzielung grölserer Anfahrtsbeschleunigung und
geringerer Arbeitsverluste durch theilweises Gleiten
der Triebräder.
5. Gleichzeitige Verminderung des Maximal- Rad-
drucks und dadurch bedingte Verminderung der
Abnutzung des Oberbaues.
Betriebskosten.
Die wirthschaftliche Seite des elektrischen Betriebes
ist von ebensolcher, wenn nicht noch grölserer Be-
deutung als die Betriebstüchtigkeit. Ueber die Betriebs-
kosten selbst sind bisher so wenig zutreffende und ohne
Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse heraus-
gegriffene Angaben gemacht, dals ich mich veranlafst
sehe, auf diese Angelegenheit näher einzugehen.
Die Frage, ob der elektrische Betrieb billiger ist
als der Lokomotivbetrieb, läfst sich allgemein gar
nicht beantworten, sondern es können dıese Betriebs-
kosten nur von Fall zu Fall für die jeweilig vorliegenden
Verhältnisse in Vergleich gezogen werden. So werden
beispielsweise die Betriebskosten auf ein und derselben
Strecke für die gleiche Zugleistungseinheit sehr ver-
schieden sein bei gréfserer oder geringerer Verkehrs-
dichtigkeit und bei stärkeren oder schwächeren
Schwankungen in der Belastung der Strecke zu den
verschiedenen Tageszeiten oder auch beim Sonntags-
und Wochentagsverkehr.
Um einen zutreffenden Vergleich der Betriebskosten
auf der Wannseebahn zwischen elektrischem und
Lokomotivbetrieb zu erhalten, dürfen sonach nicht die
für die Leistungseinheit des beim Versuchsbetriebe
gefahrenen einen Wagenzuges ermittelten Kosten in
unmittelbaren Vergleich mit den Kosten der Leistungs-
einheit des Dampfbetriebes für alle übrigen Züge ge-
stellt werden. Es mufs vielmehr zunächst ermittelt
werden, wie sich beim elektrischen Betriebe die Kosten
für die Leistungseinheit stellen, wenn die Betriebs-
einrichtungen für die Bewältigung des gesammten Ver-
kehrs ausgestaltet werden. Daher war in erster Reihe
festzustellen, wie die ganze elcktrische Einrichtung anzu-
legen ist, um dem gesammten Verkehrsbedürfnifs zu
entsprechen. Diese Betriebseinrichtung ist in ihren
allgemeinen Grundzügen wie folgt geplant.
Die normalen Züge von 30 Achsen sollen aus
2 Zugeinheiten von je 15 Achsen (5 dreiachsigen Wagen)
gebildet und je nach dem Verkehrsbedürtnifs entweder
ganz oder getheilt bis zu den jeweiligen Endstationen
ob die elektrische Zugförderung in betriebs-.
[15. Mai 1903.]
durchgeführt werden. Sofern für den Sonntag die Zahl
von 30 Achsen nicht ausreicht, ist eine Verstärkung
durch Einstellung von einem oder zwei Wagen zwischen
die beiden Zugeinheiten leicht zu bewirken.
Unter dieser Voraussetzung ergiebt sich für den
vollen elektrischen Betrieb unter Zugrundelegung des
gegenwärtig bestehenden Fahrplans eine Leistung von
rd. 1200 000 Zugkilometern im Jahre.
Die gesammte Stromerzeugungsanlage ist in der
Weise geplant, dafs ein grofses Kraftwerk auf einem
geeigneten Grundstücke in Grofs Lichterfelde (West) und
zwei Unterstationen in Schöneberg und in Schlachtensee
errichtet werden. Diesen beiden Unterstationen wird
von dem Kraftwerk hochgespannter Drehstrom von etwa
6000 Volt zugeführt und daselbst in Gleichstrom von
150—800 Volt umgewandelt, welcher unmittelbar an
den Unterstationen auf die Streckenleitung überzuführen
ist. Die Stromversorgung für die dem Kraftwerk zu-
nächst gelegenen Streckenabschnitte erfolgt direkt durch
im Kraftwerk aufzustellende besondere Gleichstrom-
maschinen. Sowohl das Kraftwerk als auch die Untcr-
stationen sind zum Ausgleich des Arbeitsverbrauchs
mit Bufferbatterieen auszurüsten.
Von Bedeutung ist nun der Verlust durch die
Uebertragung von dem Kraftwerk über die Unter-
stationen bis zur Streckenleitung. Nach den ander-
weitig gewonnenen Erfahrungen ist der Verlust in den
Hochspannungsleitungen zu 3 v. H. und der Verlust
durch die Umformung zu 7 v. H. der vom Kraftwerk
an die Unterstationen abgegebenen Arbeit zu bemessen.
Was nun den Arbeitsverlust in den Batterieen be-
trifft, so hat sich dieser beim Versuchsbetriebe bei
dauernder Parallelschaltung zwischen Maschine und
Batterieen zu 9 v. H. der vom Kraftwerk abgegebenen
Arbeit, das sind rd. 10 v. H. der in den Motorwagen
verbrauchten Arbeit, ergeben. Ein so hoher Verlust
kommt indefs bei dem vollen elektrischen Betrieb nicht
vor, weil mit Rücksicht auf die gröfsere Gleichmäfsigkeit
des Arbeitsverbrauchs auf der Strecke ein wesentlich ge-
ringerer Theil des Gesammtstromes durch die Batterieen
hindurchfliefst. Wie die Verhältnisse liegen, kann mit
Sicherheit angenommen werden, dafs der Verlust in den
Batterieen höchstens auf 6 v. H. der in den Motor-
wagen verbrauchten Arbeit zu beziffern ist.
Neben der richtigen Bemessung des Verbrauchs an
elektrischer Arbeit ist der Einheitspreis für die am
Schaltbrett des Kraftwerks erzeugte Kilowattstunde von
hervorragender Bedeutung. Hierfür kann nun der bei
dem Versuchsbetrieb verausgabte Einheitspreis von
8,65 Pf. mit Rücksicht auf die ganz unvollkommene
provisorische Anlage selbstverständlich nicht in Frage
kommen. Dieser Einheitspreis wird auch nicht als
mafsgebend zu betrachten sein, da derartig kleine
Anlagen mit kleinen Dampfmaschinen und Dynamo-
maschinen stets weniger wirthschaftlich arbeiten als
grofse Anlagen, wie eine solche für den vollen Betrieb
zu errichten sein würde. Nach den vorliegenden Er-
fahrungen bei gröfseren Kraftwerken für Bahnbetrieb
oder Arbeitsübertragung kann ein Höchstpreis von 6 Pf.
für die erzeugte Kilowattstunde mit Sicherheit zu Grunde
gelegt werden.
Hiernach sind die Zugförderungskosten für 1000 Zug-
nutzkilometer für den elektrischen und für den Lokomotiv-
Betrieb unter sonst gleichen Betriebsverhältnissen wie
nebenstehend zusammengestellt.
Nach dieser Zusammenstellung ist der elektrische
Betrieb zwar um einen geringen Betrag theurer als der,
Lokomotivbetrieb; die bei ersterem zu erreichenden Vor-
theile fallen jedoch und zwar besonders bei Vorortbahnen
so erheblich ins Gewicht, dafs schon aus diesem Grunde
bei diesen Bahnen der elektrischen Zugförderung der Vor-
zug zu geben sein würde. Es läfst sich jedoch auch in
wirthschaftlicher Beziehung eine Ueberlegenheit des elek-
trischen Betriebes über den Lokomotivbetrieb herbei-
führen, wenn man die bereits erwähnte bessere An-
passungsfähigkeit des elektrischen Betriebes an die
jeweilig vorliegenden Verkehrsbedürfnisse durch Ver-
wendung von einer oder zwei selbstständigen Zug-
einheiten in angemessener Weise ausnutzt.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
12.
14.
Lfd.
ZS SR = >
10.
Cao Mey
[No. 622.]
A. Lokomotivbetrieb.
Gegenstand
13 t Kohle zu IM,
120 cbm Wasser zu 0,08 M.
Schmier- , Verpackungs- u. Putzmaterial
Löhne für Putzer u. Schuppenfeuerleute
Gehälter u. Nebeneinnahmen für Loko-
motivführer
Gehälter u. Nebeneinnahmen für Heizer
Gasbeleuchtung der Züge . .
Heizung (Materialverbrauch in lfd.
No. I u. 2, Unterhaltungskosten in
lfd. No. 9 u. 13, Verzinsung und
Tilgung in lfd. No. 10 u. 14 enthalten)
Unterhaltung der Lokomotiven (einschl.
Erneuerung einzelner Theile) .
Verzinsung (3 '/s pCt.) u. Tilgung des
Anlagekapitals von 920000 M. für
20 Lokomotiven berechnet auf 20 Jahre
Summe 1 bis 10
Gehälter u. Nebeneinnahmen für Zug-
führer
Schmier- u. Putzmaterial für Wagen
Unterhaltung u. Reinigung der Wagen
Verzinsung (37/2 pCt.) u. Tilgung des
Anlagekapitals von 2610000 M. für
den Wagenpark berechnet auf 25 Jahre
Im Ganzen (1 bis 14) | 1026.
B. Elektrischer Betrieb.
189
Geldbetrag
für 1000 Zug-
nutzkilometer
M. |Pf.
Gegenstand
5950 Kilowattstunden im Kraftwerk zu
erzeugen zu 6 Pf.
3450 Kilowattstunden in den Unter-
stationen umzuformen zu 1 Pf.
Schmier- u. Putzmaterial für die Motoren
Gehälter u. Nebeneinnahmen für Motor-
wagenführer
Beleuchtung
a) Elektrische Innenbeleuchtung .
b) Signallaternen - Petroleumbeleuch-
tung .
Dampfheizung durch besonderen Dampf-
kessel
Unterhaltung der elektrischen Einrich-
tung der Züge . .
Unterhaltung der elektrischen Strecken-
ausrüstung . .
Verzinsung (3 '/, pCt.) u. . Tilgung des
Anlagekapitals von 1080000 M. für
die elektrische Einrichtung von 18
Wagenzügen von je 30 Achsen be-
rechnet auf 25 Jahre . .
Verzinsung (3 '/s pCt.) für das Anlage-
kapital von 150 000 M. für die Schutz-
bretter, Sattelhölzer, Kupferverbin-
dungen u.Isolatoren sowie Verzinsung
und Tilgung des Anlagekapitals von
100 000 M. für den übrigen Theil der
elektrischen Streckenausrüstung .
Summe 1 bis 10
Gehälter u. Nebeneinnahmen für Zug-
führer
Schmier- u. Putzmaterial für Wagen
Unterhaltung u. Reinigung der Wagen
Verzinsung (3 '/s pCt.) u. Tilgung des
Anlagekapitals von 2610000 M. für
den Seng berechnet auf 25 Jahre
=.
Geldbetrag
fur 1000 Zug-
nutzkilometer
ed nn nn a er ER
Im Ganzen (1 bis 14) | 1065 | 90
BEA Google
190 [No. 622.]
Wie ungünstig bei Durchführung der gleichen Zug-
stärke zu den verschiedenen Tageszeiten die Betriebs-
mittel ausgenutzt werden, zeigen die bildlichen Verkehrs-
übersichten A und B. Die eine derselben stellt die
A.
Mikehzsübersicht
deg GL un Age Ba"
an den antela oF.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
jetzigen Vorortwagen entsprechen.
[15. Mai 1903.)
auf der erstgenannten Bahn die Züge den jeweiligen
Verkehrsbedürfnissen entsprechend aus 2 oder | Zug-
einheit von je 15 Achsen, so lassen die punktirten
Linien die nunmehr zu befördernden Platzezahlen er.
kennen, und geht hieraus hervor, dafs eine bei weitem
günstigere Platz-Ausnutzung herbeigeführt wird, ohne
dafs dabei eine Beschränkung der erforderlichen Plätze-
zahl eintritt. Auf der Strecke Berlin— Gr. Lichterfelde Ost
würden sich die Verhältnisse ebenfalls günstiger gestalten
lassen, wenn die Züge je nach Bedarf aus Zugeinheiten
von 3 bezw. 2 vierachsigen Wagen gebildet werden,
welche der Plätzezahl nach 15 bezw. 10 Achsen der
Es kann nun der
Einwand erhoben werden, dafs eine derartige Anpassung
auch beim Lokomotivbetriebe ermöglicht werden könne.
Dem gegenüber ist aber anzuführen, dafs schon in
betriebstechnischer Beziehung diese Anpassung viel
schwieriger durchzuführen ist als bei elektrisch be-
triebenen Zügen, weil bei letzteren jede abgetrennte
Zugeinheit den ihrer Stärke entsprechenden Theil der
Zugkraft mit sich führt, während beim Lokomotivbetriebe
eine Theilung der Zugkraft im Vorortverkehr nicht
möglich ist und die Maschine vielmehr so stark be-
schafft werden mufs, dafs sie die gréfste Zuglast mit
der für die Innehaltung des Fahrplans erforderlichen
Anfahrtsbeschleunigung befördern kann. Diesem Um-
stande ist es auch zuzuschreiben, dafs abgesehen von
den betriebstechnischen Gründen, welche gegen die
Theilung der Züge beim Lokomotivbetriebe sprechen,
auch ein nennenswerther wirthschaftlicher Vortheil nicht
zu verzeichnen ist, wenigstens lange nicht in dem Mafse
wie beim elektrischen Betriebe. Aus den gesammten
Darlegungen kann gefolgert werden, dafs für Vorort-
und Stadtbahnen der elektrische Betrieb dem bisherigen
Lokomotivbetriebe in vielen Fällen vorzuziehen sein wird.
Um weitere Erfahrungen zu sammeln, hat sich die
u DON enna 4 Preufsische Staatseisenbahnverwaltung entschlossen, mit
~~ Seier Se e der vollen Durchführung dieses Betriebes auf einer
kürzeren Vorortstrecke und zwar auf der Strecke
Dh e a 8 Berlin — Gr. Lichterfelde (Ost) vorzugehen. Die Zug-
Het ee es
B.
DMDerhehrsübezsicht
su den einselnen Sagssseiten auf der Vorortbahn Berlin — Ge. Lichterfelde (Ost).
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Dakt der Hate brim Hehrischen Betrieb.
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Vaht der befördsrten Gurronem
f 500 Gen ae
——
Verhältnisse auf der Wannscebahn bei Zugstärken von
30 Achsen und die andere die Verhältnisse auf der
Vorortstrecke Berlin—Gr. Lichterfelde (Ost) bei Zügen
von 15 Personenwagenachsen dar. Bildet man dagegen
t
|
förderungsanlage schliefst sich in ihrer allgemeinen
Anordnung dem Versuchsbetriebe auf der Wannseebahn
an. In Einzelheiten, namentlich hinsichtlich der Steuerung,
sind jedoch, wie aus den folgenden Darlegungen hervor-
[15. Mai 1903.)
geht, wesentliche Abweichungen vorhanden. Die ganze
Anlage wird von der Union Elektrizitäts-Gesellschaft in
Berlin ausgeführt. Ich will nun dazu übergehen, die Ein-
richtungen in ihren wesentlichsten Bautheilen unter
Vorführung von Lichtbildern näher zu erläutern.
Der Lageplan.
Die Linie nimmt ihren Anfang am Potsdamer Bahn-
hof Berlin (Vorortbahnhof) und führt über die Halte-
stellen Papestrafse, Südende und Lankwitz nach Grofs-
lichterfelde-Ost. Die Lange der doppelgleisigen Strecke
betragt 9,2 km, die eigentliche Betriebslange 9,05 km.
Zwischen Potsdamer Bahnhof und Papestrafse wird z. Zt.
eine weitere Haltestelle Yorkstrafse eingerichtet, sodafs
die mittlere Entfernung der einzelnen Haltestellen von
einander etwas über 1800 m betragen wird (vergl. Lage-
plan Abb. 1).
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 622. 191
Die Gröfse des Stromverbrauches ist aus den am
Kopfe des Fahrplanes aufgezeichneten Stromdiagrammen
zu entnehmen. Aus diesen geht hervor, dafs die
Stromstärke während der Anfahrtszeit anfangs etwa
600 Ampere beträgt, sodann bis zur Erreichung der
gröfsten Geschwindigkeit und während dieser bis unter
400 Ampere fällt.
Wagen.
Die Züge werden vorerst aus je 2 Triebwagen
Ill. Klasse und 1 Triebwagen Il. Klasse zusammen-
gestellt. Eine solche Zugeinheit hat 206 Sitzplätze und
wiegt vollbesetzt etwa 135 t. Sollte sich später eine
Verstärkung der Züge als nöthig erweisen, so können
ohne weiteres 2 der jetzt beim Dampfbetrieb gebrauchten
3 achsigen Vorortwagen dem Zuge eingefügt werden.
Dem Bedürfnifs entsprechend können durch Abschalten
Abb. 1.
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Lageplan.
Der Betriebsstrom wird von dem Elektrizitätswerk
Südwest geliefert, das unweit der Haltestelle Papestrafse
gelegen ist. Er wird in einer Maschine von 1600 KW
Leistung erzeugt.
Der Betriebsbahnhof liegt zwischen der Haltestelle
Yorkstrafse und Papestrafse. Die Aufstellungsgleise
sind für die Zugrevisionen mit Arbeitsstuben ausgestattet
und ist für die Ausführung geringfügiger Arbeiten eine
kleine Betriebswerkstatt vorgesehen.
Fahrplan.
Vorläufig ist eine Zugfolge von 20 Minuten, in den
Hauptverkehrsstunden eine solche von 10 Minuten vor-
gesehen; jedoch steht nichts im Wege, im Bedarfsfalle
die Zugfolge später auf 5 Minuten herabzusetzen.
Der in Abb. 2 dargestellte Fahrplan zeigt die
Zugbewegungen auf der Strecke unter Annahme eines
10 Minutenverkehrs. Wie aus demselben ersichtlich,
wird die Strecke bei einem Aufenthalt von 30 Sekunden
auf jeder Haltestelle in etwa 17 Minuten zurückgelegt
werden.
eines Triebwagens Ill. Klasse auch Zugeinheiten aus
2 Wagen gebildet werden. Einstweilen werden 6 Züge
beschafft. Die Wagen III. Klasse haben ein Führer-
abtheil, einen Gepäckraum und neun Personenabtheile;
die Wagen II. Klasse haben 7 Personenabtheile und
einen Heizkesselraum. Die allgemeine Anordnung der
Wagen sowie deren Abmessungen sind aus Tafel VII
ersichtlich.
Die Wagen werden durch elektrische Glühlampen
beleuchtet. Da die Spannung, wie später gezeigt wird,
erheblich schwankt, die Beleuchtung aber möglichst
gleichmäfsig sein soll, so sind den Glühlampen Eisen-
widerstände vorgeschaltet. Diese Eisenwiderstände
haben die Eigenschaft, bei Spannungsänderungen inner-
halb gewisser Grenzen ihren Widerstand gleichmäfsig
mit der Spannung zu erhöhen, sodafs also innerhalb
dieser Grenzen die Stromstärke in dem Stromkreis nur
geringe Schwankungen zeigt.
Als Heizanlage ist eine kombinirte Hoch- und
Niederdruckheizung vorgesehen. Ein stehender Siede-
rohrkessel von 6 qm Heizfläche und 4 Atm. Ueberdruck
liefert den Dampf und ist in den schon vorher erwähnten
Digitized by Google
192 (No. 622.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Mai 1903. |
Heizraum der Motorwagen Il. Klasse eingebaut. Der
Rost des Kessels ist fir Koksfeuerung eingerichtet.
Stromzuführung.
Als Betriebsstrom wird Gleichstrom verwendet,
dessen Spannung in der Kraftstation 550 Volt beträgt.
Die Stromzuführung zur Strecke erfolgt durch drei
eisenbandarmirte Bleikabel von je 500 qmm Kupfer-
querschnitt. Als Rückleitung zwischen Strecke und
Kraftwerk werden die Fahrschienen der Ringbahn be-
nutzt. Natürlich müssen die Stöfse dieser Gleise durch
Kupferseile leitend verbunden und auch die Endan-
schlüsse durch Kabel hergestellt werden.
hergestellt, der zuerst in Amerika zu diesem Zwecke
verwandt wurde.
Die Schraubenlöcher im Stahlgufsträger sind oval,
sodafs sich ein genaues Einstellen des Isolators in
wagerechter Richtung erreichen läfst, selbst wenn die
Löcher in der Schwelle nicht ganz genau vorgebohrt
sind. Das Einstellen in senkrechter Richtung wird
einfach durch Einlegen von Eisenscheiben unter die
Stütze erreicht (Abb. 3).
Bei Wegübergängen mufs die dritte Schiene unter-
brochen werden und wird durch besondere Warnungs-
tafeln auf die Gefahr des Berührens der dritten Schiene
noch hingewiesen.
Abb. 2.
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1 b l S : .
de Ee Bahrtzichtung : S S 600 Amp.
Dr ies ei WE a DEER a EEE RE) er EEE e
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Der re De eet use ee Ee Kos
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Fahrplan.
Die Stromleitung längs der Strecke wird durch
eine neben jedem Fahrgleis isolirt verlegte Stromschiene,
die sogenannte dritte oder Leitungsschiene bewirkt,
während als Rückleitung auf der Strecke die Fahrschienen
selbst dienen.
Die Stromschienen sind nach dem preufsischen
Normalprofil No. 8 aus besonders gut leitendem Eisen
gewalzt, sie wiegen 41 kg pro lfd. m und sind 15 m lang.
Wahrend bei normalen Stahlschienen die Leitungsfähig-
keit etwa5,3beträgt, hat das verwandte Eisen etwas Uber8.
Abb. 3. zeigt die Anordnung der dritten Schiene
auf freier Strecke. Der auf die Schwelle aufgeschraubte
Träger aus Stahlgufs trägt den Isolator, welcher aus
einer Stütze und einer Kappe, die gleichfalls aus Stahl-
gufs sind, sowie aus dem eigentlichen Isolatorkörper
besteht. Der Isolatorkörper ist aus künstlichem Granit
Die dritten Schienen sind auf ihrer ganzen Länge
beiderseits durch Schutzbretter gedeckt, sodafs ein
zufälliges Berühren der Schienen durch Bahnbeamte und
Arbeiter wohl als ausgeschlossen gelten kann.
Abb. 4 veranschaulicht die Befestigung der Schutz-
bretter an der dritten Schiene auf freier Strecke. Die
Schutzbretter sind 5 m lang, sodafs für jede Schiene
sechs Bretter — drei auf jeder Seite — nothwendig sind.
Die mittlere in der Abbildung sichtbare kleine Isolir-
röhre ist aus bestem Hartgummi hergestellt und hat
den Zweck, die Isolation zwischen dritter Schiene und
Befestigungsschraube zu sichern. Die Klötze, die den
Abstand zwischen Schiene und Brettern wahren, sind
wie die Bretter selbst mit Theeröl getränkt und hier-
durch gegen die Witterungseinflüsse widerstandsfähiger
gemacht.
[15. Mai 1903.)
Die elektrische Verbindung der dritten Schiene an
den Stöfsen wird auf zweierlei Art durchgeführt:
Je drei Schienen werden miteinander zu einem
Ganzen verschweilst. Diese Schweifsung erfolgt durch
das Aluminothermische Verfahren nach Goldschmidt,
| Abb. 3.
Shy = SCH
Yan
Wës L LR
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
(No, 622.] 193
der beim Einbringen der Verbindung mittelst einer
Schraubenpresse unter sehr hohem Druck zusammen-
geprelst wird, sodafs er sich staucht, wodurch das Kupfer
gegen die Lochwandung geprefst und so eine sichere
metallische Verbindung zwischen Kontaktstück und
Schienensteg hergestellt wird.
Auf drei Brücken, auf welchen die Eisenkonstruktion
keinen Platz liefs, um die dritte Schiene verlegen zu
können, mufste diese wie bei den Wegübergängen unter-
brochen werden. Die Stromabnehmer gleiten hier auf
einem stromlosen Flacheisen, das auf einer Holzschwelle
isolirt gelagert ist.
o0 —_ _ — TT —
Anordnung der dritten Schiene auf freier Strecke.
indem den Schienenfüfsen auf einer
Seite ein kleiner Eisenklotz angegossen
wird.
Da die Ausdehnung der Schienen
infolge Temperaturschwankungen be-
rücksichtigt werden mufste, sind bei
jedem dritten Schienenstofs, also alle
45m ausdehnbare Verbindungen ange-
bracht, von denen eine in Abb. 5 dar-
gestellt ist. Zur Stromleitung dienen
hier zwei Kupferverbindungen, die aus
einzelnen 0,5 mm starken Blechen zu-
sammengesetzt sind, sodafs die nöthige
Biegsamkeit der Verbindungen gesichert
ist; zur mechanischen Befestigung dienen
2 Laschen, welche die Kupferverbin-
dungen überdecken.
Gleich der dritten Schiene müssen
auch die zur Rückleitung dienenden
Fahrschienen an den Stöfsen gut leitend
verbunden werden. Als Verbindungen
dienen hier blanke Kupferseile, die
durch besondere Kontaktstücke mit dem
Schienensteg verbunden werden. Ein solches Kontakt-
stück (Abb. 6) besteht aus Kupfer. Auf der einen Seite
hat es eine Vertiefung, in die das Verbindungsseil ein-
gelötet wird, die andere cylindrische Seite wird in das
vorgebohrte Loch der Schiene eingelegt. In der Mitte
des cylindrischen Theiles befindet sich ein Eisenstift,
Abb. 4.
Sa
da SZ ee
SS:
NOS
Befestigung der Schutzbretter an der dritten Schiene auf freier Strecke.
Bei all diesen Unterbrechungen der dritten Schiene,
ebenso bei Kreuzungen und Weichen darf der Stromlauf
selbst nicht unterbrochen werden, und werden die Enden
der dritten Schiene, im ganzen sind es etwa 130, durch
eisenbandarmirte im Bahnkörper verlegte Gummiblei-
kabel unter einander verbunden.
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194 [No. 622.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. Mai 1903.)
Bei den Speisepunkten und Abtheilungsausschaltern
wird der gleiche Kabelanschlufs verwendet, nur wird
hier das Kabel nicht direkt an die dritte Schiene an-
geschlossen, sondern es werden Induktionsspulen
zwischengeschaltet(Abb. 7). Diese Induktionsspulen haben
die Aufgabe, die Ausschalter vor atmosphärischen Ent-
ladungen zu schützen (Abb. 8).
i
dieser Triebwagen entnimmt den Betriebsstrom für sich
mittelst doppelten Stromabnehmers (s. Abb. 9). Die
Stromabnehmer sind an demjenigen Untergestell an-
gebracht, in dem die Motoren eingebaut sind, und zwar
an beiden Seiten.
Vom Stromabnehmer führt die Hauptleitung für den
Betriebsstrom zu den Widerständen und Motoren und
Abb. 5.
Stofsverbindungen für die dritte Schiene.
Feste Verbindung.
Kontaktstück für Verbindungen der Fahrschienen, Weichen,
Kreuzungen u. dgl.
Durch zwei Abtheilungsisolatoren ist die ganze
Strecke in drei Theile untertheilt; auch kann die Strom-
zuführung zum Betriebsbahnhof besonders abgeschaltet
werden.
Um ein Wandern der dritten Schiene zu vermeiden,
wird diese in Abständen von 1 km verankert.
Die elektrische Ausrüstung der Züge.
Wie schon anfangs erwähnt wurde, werden die
Züge aus drei Triebwagen zusammengesetzt. Jeder
dann durch die Laufräder zur Erde. In jedem Wagen
ist eins der beiden Drehgestelle mit 2 Motoren aus-
gerüstet, die mittelst Zahnradübersetzung den Antrieb
auf die Räder bewirken.
Die Motoren mehrerer zu einem Zuge zusammen-
gestellter Wagen können von jedem dieser Wagen aus
nach Belieben gleichzeitig ein- und ausgeschaltet werden.
Die grundsätzliche allgemeine Anordnung einer solchen
Steuerung ist aus Abb. 10 zu ersehen. In der Abbildung
sind drei Wagen angenommen, und ist der Einfachheit
wegen vorausgesetzt, dafs jeder mit nur einem Motor
ausgerüstet ist.
Nach der Abbildungist dieMeisterwalze des Wagens I
aufdie erste Fahrtstellegeschaltet, währenddie deranderen
Wagen ausgeschaltet sind. Der Steuerstrom nimmt
daher seinen Weg vom Stromabnehmer des ersten
Wagens zu dessen Meisterwalze und von hier durch
das erste der drei Schütze zur Erde. Parallel hierzu
wird ein Zweigstrom gleichzeitig durch das erste Schütz
des zweiten und durch das erste des dritten Wagens
zur Erde gehen. Durch elektromagnetische Wirkung
wird der Arbeitsstromkreis in diesen drei erregten
Schützen’ geschlossen, sodafs also der Arbeitsstrom
von den drei Stromabnehmern durch die von den drei
ersten Schützen geschlossene Verbindung zu den Wider-
ständen und weiter durch die Motoren zur Erde gehen
wird. Beim Weiterschalten der Meisterwalze des ersten
[15. Mai 1903.)
Wagens auf die zweite Fahrtstellung werden auch die
zweiten Schütze sämmtlicher Wagen angezogen werden,
sodafs also der Arbeitsstrom nur noch durch den zweiten
Widerstand und Motor eines jeden Wagens geht. Beim
Schalten auf die dritte Schaltstellung endlich sind
sämmtliche Schütze erregt, die Widerstände also kurz-
geschlossen, sodafs der Betriebsstrom seinen Weg nur
durch die Motoren nimmt.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 622.) 195
Abb. 10 gezeichnet ist. Es befinden sich in jedem
Wagen zwei Motoren, die hintereinander und neben-
einander geschaltet werden müssen. Ein Schema, das
eine derartige Schaltanordnung für einen Wagen zeigt,
ist in Abb. 11 gegeben.
Die Ansicht eines Führerabtheils mit den dort
angebrachten Schalt- und Sicherheitseinrichtungen zeigt
Abb. 12 für die Wagen III. Klasse. Aufser der Meister-
Abb. 7.
GIE
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: Sos
1 OTH
Kabelanschlufs
mit Induktionsspulen für
Speisepunkte und
Abtheilungsausschalter.
Brde
Abtheilungsisolator der 3. Schiene.
Es ist aus der Abbildung ersichtlich, dafs ein
Schalten mit der Meisterwalze des zweiten oder des
dritten Wagens genau denselben Erfolg hätte, sodafs
also von jeder Schaltwalze aus der Zug, der auch aus
mehr oder weniger Wagen zusammengesetzt werden
kann, nach Belieben zu steuern ist.
In der Ausführung ist nun die Schaltung nicht ganz
so einfach, wie sie der besseren Uebersicht halber in
|
|
|
|
walze sind die Sicherungen, Ausschalter und Mets-
instrumente für den elektrischen Betrieb sowie die
Bremseinrichtungen und die Pfeife aus der Abbildung
zu ersehen.
Wie aus Abb. 12 hervorgeht, ist auf der Kurbel
der Meisterwalze ein Druckknopf angebracht. Dieser
Druckknopf mufs vom Wagenführer vor dem Einschalten
niedergedrückt werden, wodurch die elektrische Ver-
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196 [No. 622.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [15. Mai 1903.)
bindung zwischen der Stromleitung vom Kabelschuh Die Geschwindigkeitsdiagramme zwischen Potsdamer
zu den Schaltleitungen hergestellt wird. Läfst der Bahnhof und Yorkstrafse sind in Abb. 13 für beide
Führer den Druckknopf während der Fahrt los, so wird Fahrtrichtungen gegeben. Sie zeigen, dafs der Zug
diese Verbindung sofort selbstthätig unterbrochen, den | vom Stillstand aus zunächst mit einer Beschleunigung
Abb. 9.
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Wagen 2.’
Schematische Darstellung der Zugsteuerung. [I]
Abb. 11.
Schematische Darstellun Y
der Zug „ber wunng. I
Motoren des Zuges also kein Strom mehr zugeführt. | von 0,5 m pro Sekunde anfährt, sodafs er nach 8 Sek.
Durch diese Einrichtung ist es ausgeschlossen, dafs der | schon eine sekundliche Geschwindigkeit von 4 m erreicht
Zug unter Strom führerlos weiterfahrt, falls dem Führer | hat. Bei dem nun folgenden Parallelschalten der Motoren
einmal während der Fahrt ein Unfall zustofsen sollte. wird die Beschleunigung herabgesetzt, doch beträgt die
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[15. Mai 1903.)
mittlere Beschleunigung während der eigentlichen An-
fahrtszeit, d. h. bevor die letzte Fahrtstellung erreicht
ist und die Motoren ohne Widerstand nebeneinander-
geschaltet arbeiten, immerhin noch 0,21 m in der Sekunde,
sodafs der Zug in noch nicht 50 Sekunden eine Ge-
schwindigkeit von 10 m in der Sekunde, d. h. 36 km in
der Stunde erreicht. Die mittlere Beschleunigung von
Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
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(No. 622.) 197
der dritten Schiene beim Anfahren eines Zuges bis zu
50 Volt beträgt. Falls mehrere Züge gleichzeitig an-
fahren, wird dieser Spannungsverlust noch entsprechend
höher werden.
Jeder der Motoren kann ohne schädliche Er-
wärmung 100 PS leisten. Da nun in den aus drei
Wagen zusammengesetzten Zügen sechs Motoren unter-
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da ab bis zur gröfsten Geschwindigkeit von 50 km
in der Stunde (etwa 14m in der Sekunde) ist dann
etwa 0,100 m.
Die Diagramme der elektrischen und mechanischen
Arbeit zeigen, welche elektrische Kraft während einer
Fahrt der dritten Schiene entnommen wird und welche
Arbeit die Motoren leisten. Aus den Spannungs-
diagrammen geht hervor, dafs der Spannungsverlust in
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gebracht sind und die für einen Dreiwagenzug erforder-
liche gröfste Leistung nach den Diagrammen noch nicht
360 PS beträgt, werden die Motoren auch bei den
beabsichtigten verstärkten Zügen und unter ungünstigen
Verhältnissen zur Durchführung des fahrplanmäfsigen
Betriebes voll genügen.
Sämmtliche Hauptstromleitungen sind unter dem
Wagenkasten angebracht und gut isolirt. Die Leitungen
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198 (No. 622.]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. Mai 1903.]
des Steuerstromes sind zu einem biegsamen Kabel
vereint, das, wie Abb. 10 zeigt, durch den ganzen Zug
führen mufs. Die Kupplung zwischen den einzelnen
Wagen erfolgt durch ein biegsames Zwischenkabel, das
durch einfache Stechdosen beiderseits an die Enden
der Wagenkabel angeschlossen wird.
Aufser diesen Stromkabeln wird noch die Luft-
leitung der Westinghouse-Bremse durch den Zug geführt.
Die Bremseinrichtung und Nothbremse stimmt mit der
in Dampfzügen gebräuchlichen überein, nur dafs die
nöthige Druckluft bei den elektrischen Zügen in jedem
Motorwagen durch eine elektrisch angetriebene Luft-
BEES
Repulsions-Motor.
pumpe erzeugt werden mufs. Zum Anlassen und
Abstellen des Pumpenmotors dient ein selbstthätiger
Anlasser, der bei Sinken des Ueberdruckes im Haupt-.
luftbehalter auf Dis Atmosphären den Motor angehen
lafst und bei Erreichung von 8 Atmosphären ihn aus-
schaltet.
Zum Schlufs will ich noch mit wenigen Worten
auf das eingangs erwähnte, bisher noch nicht zur An-
wendung gekommene Betriebssystem eingehen, bei
welchem hochgespannter einphasiger Wechselstrom
entweder unmittelbar oder durch Vermittelung von
Transformatoren auf die Arbeitsleitung übertragen wird.
Bisher ist die Anwendung eines derartigen Systems an
|
dem Umstande gescheitert, dafs es nicht möglich war,
einphasige Wechselstrommotoren mit grofser Anzugs-
kraft, die beim Bahnbetriebe unbedingt erforderlich ist,
zu bauen. Die bekannten Synchronmotoren können
hierzu nicht verwendet werden, weil sie nur unbelastet
anlaufen, während beim Bahnbetriebe gerade zu Anfang
der Bewegung die gröfste Zugkraft erforderlich ist. Es
sind zwar schon vor längerer Zeit Versuche angestellt,
die darauf hinzielten, den einphasigen Wechselstrom
zum Betrieb von Motoren, die mit voller Belastung an-
laufen, zu verwenden; jedoch haben diese Bemühungen
bis vor kurzem zu keinem brauchbaren Ergebnifs geführt.
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Kurven eines Repulsions-Motors.
Augenblicklich ist jedoch Aussicht vorhanden, mit
Motoren, deren allgemeine Anordnung aus der Abb. 14
hervorgeht, zu dem angestrebten Ziele zu gelangen.
Bei diesen Motoren (sogenannten Repulsionsmotoren)
wird der einphasige Wechselstrom zur Erzeugung des
Magnetfeldes benutzt, während der Anker nach Art der
Gleichstromanker gebaut ist. In den Induktionsstrom-
kreis des Ankers, der bei normaler Leistung kurz-
geschlossen wird, können zu Anfang der Bewegung nach
Bedarf Widerstände eingeschaltet werden. Eine bildliche
Darstellung der Drehmomente usw. für diesen Motor ist
in der Abb. 15 gegeben, während die Abb. 16 die ent-
sprechenden Verhältnisse für den Synchronmotor zeigt.
[15. Mai 1903.)
Bei Verwendung der vorgenannten Repulsions-
motoren entfallen gegenüber der Anwendung von Drch-
strom die Schwierigkeiten, die sich bezüglich der Leitung
ergeben, und gegenüber dem Gleichstrom die Nachtheile,
die mit der erforderlichen Umformung von Wechsel-
Abb. 16.
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Kurven eines Synchron-Motors.
strom in Gleichstrom verbunden sind. Falls es gelingen
sollte, die Bauart der einphasigen Wechselstrommotoren
möglichst vollkommen auszugestalten, so würde damit
ein wesentlicher Fortschritt in der Einführung der
elektrischen Betriebsweise auf Hauptbahnen zu ver-
zeichnen sein.
Vorsitzender: Meine Herren! Neben dem Beifall,
den Sie dem Herrn Redner für den überaus inter-
essanten Vortrag gezollt haben, möchte ich noch den
Dank des Vereins aussprechen.
Ich eröffne die Besprechung über den Vortrag.
Herr Geh. Oberbaurath Blum: Ich wollte an den
Herrn Vortragenden zunächst die Frage richten, ob er
bei Anführung der Kosten auch die Verzinsung des
zusätzlichen Anlage-Kapitals für die Leitungskosten usw.
bei Einführung des elektrischen Betriebes, berück-
sichtigt hat.
Herr Geh. Baurath Bork: Ich habe mit Rücksicht
auf die knappbemessene Zeit die einzelnen Zahlen nicht
gebracht; kann das aber noch nachholen. Die Ver-
zinsung und Tilgung des Anlagekapitals für diese
zusätzlichen Anlagen erfordert auf 1000 Zugkilometer
9,70 M. für die elektrische Ausrüstung der Strecke
und 56,2 M. für die Wagen. Für die Gesammtaus-
rüstung der elektrischen Betriebseinrichtungen sind `
daher an Zinsen und Abschreibungen 65 M. oder rund
6 pCt. der Zugförderungskosten pro 1000 Zugkilometer
aufzuwenden.
Herr Geh. Oberbaurath Blum: Dann komme ich zu
einer anderen Sache. Der Herr Vortragende theilte mit,
dafs sich an einem Tage eine schwere Glatteisbildung
an den Schienen gezeigt habe, und dafs man diese durch
scharfe Drahtbürsten oder Kratzer beseitigen zu können
glaubt. Ich habe nun in einer der letzten Nummern
des Street Railway Journal, das in Chicago erscheint,
diese Frage auch erörtert gefunden. Man hat in Nord-
amerika auf einer elektrischen Bahn mit sehr dichtem
Betrieb durch Glatteisbildung sehr empfindliche Betriebs-
störungen durchgemacht und dabei haben sich die Draht-
bürsten usw. als ungenügend und unzureichend er-
wiesen, man hat dann versucht durch Spritzvorrichtungen
eine Salzlösung auf die Schienen zu spritzen und hat
damit guten Erfolg gehabt. Die Spritzvorrichtung kann
vom Fahrer aus in Gang gesetzt werden.
Herr Geh. Baurath Bork: Wir haben bei dem
Versuchsbetriebe dieSache nicht weiter verfolgen können,
weil diese Eisbildung nur einen Tag angehalten hat.
Wir haben aber günstige Erfahrungen mit Drahtbirsten
zu Anfang des Betriebes gemacht. Da hatten wir
Schienen, welche mit einer sehr starken Rostschicht
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 622.) 199
überzogen waren. Beim Befahren der Strecke trat eine
derartige Funkenbildung ein, dats die Umgebung der
betreffenden Triebwagen wie in ein Lichtmeer getaucht
erschien. Die Rostschicht wurde durch je eine am
vorderen und hinteren Stromabnehmer angebrachte
Drahtbürste in kurzer Zeit sehr vollständig beseitigt.
Ich gebe indefs zu, dafs man Störungen durch Eis auch
in der Weise verhindern kann, wie Herr Geheimrath
Blum erwähnt hat. Ich möchte auch noch anführen,
dafs nennenswerthe Störungen durch Eisbildungen im
Betriebe der Hochbahn bisher nicht eingetreten sind,
und das bestätigt die Annahme, dafs solche auch auf
der Wannseebahn vermieden wären, wenn nicht der
Betrieb in der fraglichen Zeit geruht hätte.
Herr Regierungs- und Baurath v. Borries: Ich habe
den Artikel über die Betriebsstörungen auf der Hoch-
bahn in New York, von dem Herr Geheimrath Blum
gesprochen hat, auch gelesen. Es war sehr kalt, dann
trat Tauwetter ein und es bildete sich eine starke
Eiskruste an den Schienen, die sich sogar zwischen den
einzelnen Zügen erneuert haben soll. Es handelte sich
um ein Vorkommnils, welches in Amerika häufiger ein-
tritt als bei uns. Man will dort dem Uebel durch grofse
scharfe Stahlkratzen abhelfen, welche durch Lufdruck
auf die Schienen niedergedrückt werden und während
der Fahrt die Schienen unter dem Zuge reinigen. Das
Bespritzen mit Salzwasser und Oel soll sich auch be-
währen. |
Ich möchte noch eine Frage an den Herrn Vor-
tragenden richten. Sie hatten 2 Steuerungen angeführt,
eine mit 3 Drähten, welche nur mit den Widerständen
wirkt, die zweite mit 8 Drähten, welche die Motoren
auch hintereinander schaltet. Es wurde nicht klar, welche
Steuerung zur Anwendung kommt?
Herr Geh. Baurath Bork: Die Steuerungsvorgänge
während der Anfahrt habe ich der leichteren Uebersicht
wegen in 2 getrennten Abbildungen schematisch darge-
stellt. Die erste Abbildung zeigt den Stromverlauf wie
er sich beispielsweise bei dem 3. Wagenzug allgemein
während der stufenweisen Abschaltung der Vorschalt-
widerstände abspielt, während in der 2. Abbildung im
besonderen zur Darstellung gekommen ist, wie der
Strom in einem Wagen verläuft, wenn die beiden
Motoren hintereinander oder nebeneinander geschaltet
werden. Der gesammte Steuervorgang beim Anfahren
vollzieht sich jedoch so, dafs die beiden Motoren eines
jeden Triebwagens zunächst hintereinander und dann
nebeneinander geschaltet werden.
Herr Oberstleutnant a. D. Buchholtz: In der Februar-
sitzung v. Js. stellte Herr Geh. Rath Bork in Aussicht
uns ausführlichere Mittheilungen über den Verkehr
und die Unfälle auf den Straisenbahnen zu
machen. Er sprach damals die Ansicht aus, dafs die
Verletzungen, welche beim Auf- und Absteigen vor-
kämen, nur geringfügiger Art wären, und dafs eigentlich
nur beim Ueberfahren schwere Unglücksfälle vorkämen.
Nun habe ich seitdem die Mittheilungen darüber ver-
folgt und habe dabei die Beobachtung gemacht, dafs
dies nicht zutrifft. Nach den Veröffentlichungen sind
noch in der allerletzten Zeit gerade hierbei viele schwere
Verletzungen vorgekommen, so sind im Monat Februar
d. Js. bei den Berliner Stratsenbahnen von 12 schweren
Verletzungen allein 7 durch das Auf- und Absteigen
herbeigeführt worden. Bei der vorgerückten Zeit wird
es heute wohl nicht mehr angängig scin, uns die in
Aussicht gestellten Mittheilungen zu machen, ich möchte
mir aber erlauben, Ihre Aufmerksamkeit auf einige
Umstände hinzulenken. Es ist durchaus anerkennens-
werth, dafs sich die Verwaltungen der Strafsenbahnen
in fast allen gröflseren Städten Deutschlands eifrig be-
müht haben, ihre Wagen mit Sicherheits- oder Schutzvor-
richtungen zu verschen, welche das Verunglücken durch
Ueberfahren zu verhindern bestimmt sind. Wenn bis jetzt
ein derartiges zutreffendes Schutzmittel noch nicht ge-
funden ist, so trifft deshalb die Verwaltungen kein Vor-
wurf. Nach einer Zeitungsnotiz soll nun für die Berliner
Strafsenbahnwagen als Schutzvorrichtung der federnde
Korb (die sogen. Federweste) zur Einführung gelangen.
Ich weifs nicht, ob diese Mittheilung richtig ist, da gerade
200 (No. 622.)
dieses Schutzmittel auf dem Kongrefs des Vereins
deutscher Strafsenbahnen im September 1901 in Stutt-
gart allseitig als unzureichend, sogar als gefährlich be-
zeichnet worden ist, da ein Passant durch den federnden
Korb 5m weit fortgeschleudert worden und besinnungslos
liegen geblieben sei. Wenn nun auch in dieser Richtung
viel versucht worden ist, um die Gefahren im Betrieb
der Strafsenbahnen zu vermindern, so ist doch, so viel
mir bekannt, bisher nichts geschehen, die Unglücksfälle
beim Auf- und Absteigen zu beseitigen. Meines Erachtens
liegt der Hauptübelstand hierbei in der Einrichtung der
Wagen. Die zu ersteigende Plattform liegt bei vielen
Wagen 60, bei den grofsen Charlottenburger Wagen
sogar 90 cm über dem Strafsenpflaster und mufs mittels
einer bezw. zwei Zwischenstufen von je 30 cm Abstand
fast senkrecht erklommen werden. Das ist für Damen
und ältere Leute eine sehr schwierige und gefährliche
Aufgabe und glaube ich, keiner von Ihnen würde wohl
eine derartige Verbindung zweier Räume in seiner Be-
hausung gut heifsen.
Bei der Stadtbahn hat man, in richtiger Erwägung
der damit verbundenen Gefahr, diesen Uebelstand durch
Hochlegen der Bahnsteige beseitigt, dieser Ausweg ist
nun allerdings bei den Strafsenbahnen nicht gut möglich;
dennoch liefse sich vielleicht auf andere Weise eine
Besserung herbeiführen. Ein amerikanisches Patent
sucht dies z. B, durch Einführung einer beweglichen
Treppe, die beim Halten hervortritt und ein bequemes
Absteigen ermöglicht, zu erreichen. Ich wels nicht,
ob diese Einrichtung schon praktisch erprobt ist und
wie sie sich bewährt hat, jedenfalls ist aber in dieser
Hinsicht, wenn die Unglücksfälle vermindert werden
sollen, eine Aenderung dringend geboten.
Es wäre sehr dankenswerth, wenn uns Herr Geh.
Rath Bork über diese fraglichen Punkte gelegentlich
nähere Mittheilung machen könnte.
Vorsitzender: Der Herr Vorredner ist auf ein
interessantes Thema eingegangen, das uns vor längerer
Zeit beschäftigt hat. Ueber diese wichtige Frage wird
uns Herr Geh. Baurath Bork vielleicht in einer anderen
Sitzung Näheres vortragen. (Herr Geh. Baurath Bork:
Ich bin gern bereit dazu!) Im Uebrigen möchte ich
glauben, es würde gut sein, wenn wir erst die Be-
sprechung über den heutigen Vortrag erledigten.
In dieser Beziehung möchte ich noch die Betriebs-
kostenfrage zur Sprache bringen.. Der Herr Vortragende
hat mit Recht bemerkt, dafs bei einer Vorortbahn, und
das beweist auch die Wannseebahn, viel leeres Wagen-
material gefahren werden mufs, weil der Verkehr sehr
wechselt. Vielfach ist nach der einen Richtung der
Verkehr sehr stark und nach der entgegengesetzten
Richtung sehr gering, die Züge der einen Richtung
sind stark, in der andern Richtung wenig besetzt, ohne
dafs es möglich ist, die Zahl der Wagen in den Zügen
zu ändern. Ich trete dem Herrn Vortragenden darin
vollständig bei, dafs die Züge, wenn sie aus Motorwagen
zusammengesetzt sind, leichter in ihrer Stärke geändert
werden können, als dies bei den durch Lokomotive
bewegten Zügen möglich ist, es fragt sich nur, ob es
in der Praxis durchführbar sein wird. Es ist daher
sehr interessant, dafs die Vorortbahn nach Lichterfelde
(Ost) Gelegenheit geben wird festzustellen, wie weit
das durchführbar ist. Die hiesige Hoch- und Unter-
grundbahn leidet ja unter denselben Verhältnissen, man
kann ja täglich bemerken, dafs die Züge zu gewissen
Tageszeiten sehr wenig besetzt sind, man fährt aber
nie Züge unter der normalen Zahl von 3 Wagen, es
wird nur, wie ich bemerkt habe, zu gewissen Tages-
zeiten je ein vierter Wagen eingeschoben, es wird also
ebenso verfahren wie auf den Dampfbahnen, bei denen
auch in einzelnen gröfseren Tagesabschnitten Ver-
änderungen der Zugstärke vorgenommen werden. Wenn
der elektrische Betrieb eine gröfsere Anpassung der
Zugstärke an die wechselnden Verkehrsbedürfnisse
gestatten würde, so würde er eine groise Verbesserung
bringen. Nach meinen Beobachtungen scheint es mir
aber zweifelhaft, ob es praktisch durchzuführen ist.
Herr Geh. Rath Bork: Mit Rücksicht auf die lokalen
Verhältnisse wird es zwar nicht immer möglich sein,
die Zugstärken dem jeweiligen Verkehrsbedirtnifs an-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Mai 1903.)
zupassen und auch auf der Hochbahn wird dies bis zum
vollständigen Ausbau der Endbahnhöfe mit Schwierig-
keiten verbunden sein. Auf vielen Vorortbahnen, die
über entsprechende Abstellgleise verfügen, dürfte jedoch
diese Anpassung sich in weitgehendem Mafse durch-
führen lassen.
Vorsitzender: Das Einsetzen von Wagen hat schon
seine Schwierigkeiten, aber noch mehr das Aussetzen.
In den meisten Fällen wird man den Zug ohne Aenderung
durchführen müssen, das ist nun einmal mit dem Betriebe
von Vorort- und Stadtbahnen verbunden. Man mufs
zum Beispiel damit rechnen, dafs des Morgens die
Züge aus den Vororten schwer belastet hineinfahren,
in der umgekehrten Richtung aber fast leer hinausfahren.
Wegen der Gegenzüge muls man die Züge aber un-
verändert lassen, obwohl man weils, dafs die Züge
schwach besetzt sein werden. Nachmittags ist es um-
gekehrt, dann fahren die Züge besetzt hinaus und die
Züge hinein fast leer. Aber auch dann darf die Zug-
stärke nicht verändert werden, um dem stärkeren Ver-
kehr in der anderen Richtung gerecht zu werden. Wenn
daher auch die Veränderungen in der Zusammensetzung
der Züge beim elektrischen Betrieb leichter ausführbar
sind, es bleibt bei diesen Verhältnissen doch fraglich,
ob in der Praxis damit etwas gewonnen werden kann.
Herr Ober-Ingenieur Reichel: Ich möchte doch
darauf aufmerksam machen, dafs ein solches System,
bei welchen die Züge mit 1, 2,4 oder 5 Wagen fahren,
bereits in Chicago im Betriebe durchgeführt ist. Wenn
das bei der Hochbahn noch nicht eingerichtet worden
ist, so liegt das zweifellos daran, dafs der Verkehr noch
nicht derartig stark gewesen ist, dafs man die Züge, die
aus 3 Wagen bestchen, zu Doppelzügen hätte verlängern
müssen. Das wird aber bald eintreten, und es wird
sich dann die Einrichtung, mit verschieden langen Zügen
je nach dem Verkehrsbedürfnifs zu fahren, genau so
bewähren, wie es sich in Chicago seit längerer Zeit
bewährt hat. Nach meinen Beobachtungen daselbst
vollzieht sich das Auseinandersetzen und Wieder-
zusammenkoppeln der Züge ohne jede Schwierigkeit
und es ist daher anzunehmen, dafs auch bei jeder anderen
elektrisch betriebenen Bahn, z. B. auch bei der Berliner
Hochbahn, die von Herrn Geh. Rath Bork beschriebene
Einrichtung mit grofsem Vortheil wird angewendet
werden können.
Herr Direktor Schwieger: Dieselbe Einrichtung ist
schon bei den Versuchen auf der Wiener Stadtbahn
gemacht worden. Der Zug besteht aus 10 Wagen und
zwar aus 2 Einheiten von 5 Wagen, wobei theilweise
mit 5 und theilweise mit 10 Wagen gefahren wird. Bei
der Berliner Hochbahn ist eine ähnliche Einrichtung vor-
gesehen. Da bilden 3 Wagen eine in sich geschlossene
Einheit; es sollen aber auch Züge aus 2 Einheiten
bestehend, also mit 6 Wagen gefahren werden.
Vorsitzender: Auch nach den dankenswerthen
Mittheilungen der beiden Herren handelt es sich nur
um die Zusammensetzung von Zugeinheiten, nicht aber
um die Verstärkung oder Kürzung der Züge um einzelne
Wagen je nach dem Verkehrsbedirfnifs. Das Wort wird
nicht weiter verlangt. Wir verlassen diesen Gegenstand.
Herr Regierungsbaumeister und Stadtbaurath a. D.
Stahl wird nun den Herren noch eine sogenannte
Fahrtreppe
„Klimax“
vorführen.
Herr Baurath a. D. Berthold Stahi aus Altona (Elbe):
Meine Herren! Fürchten Sie nicht, dafs ich Ihre Auf-
merksamkeit lange Zeit in Anspruch nehmen werde, nur
für einige Minuten will ich dies. Ich stelle Ihnen hier ein
junges Kind der Frau Technika vor, welches ich heute
die Ehre hatte, den Herren der Kgl. Eisenbahn-Direktion
Altona und speziell meinem verehrten Freunde, Herrn
Oberbaurath Caesar vorzuführen.
Der Erfinder ist einer meiner Herren Ingenieure,
Herr Rodeck. Die mir befreundete Allgemeine Elek-
trizitäts-Gesellschaft hat dieses Kind der betagten, aber
stets sich lebensfahig und lebensfrisch haltenden Frau
Technika aus dem Schlafe erweckt, und in eine nunmehr
völlig entwickelte Gestalt gebracht.
m We u
[15. Mai 1903.]
Heute fehlt mir die Zeit, Ihnen die Selbst-Fahrtreppe
„Klimax“ eingehend zu erläutern, und schlielse ich
deshalb mit dem Wahlspruch Till Eulenspiegels: „Sehen
gilt“. Ich hofte, dafs Sie das Kind noch im Festgewande
betrachten werden, indem Sie die Güte haben, demnächst
in den Räumen der A. E. G. sich diese interessante
Neuerung anzusehen.
Herr Oberbaurath Blanck: Ich möchte zu dem eben
gehaltenen Vortrage noch bemerken, dafs es ganz schön
ist, wenn der Pate uns das Kindlein in Decken vorlegt.
Es wäre aber besser, wenn der Vater selbst eine kleine
Explikation dazu gäbe; dann würden wir es mehr
verstehen.
Herr Baurath a. D. Stahl: Meine Herren! Stellen
Sie sich vor eine vorhandene geradläufige Treppe, dabei
nebenher eine bewegliche Treppe. Ich will mich auf
wenige Worte über diese Einrichtung beschränken.
Denken Sie sich die Stufen beweglich gemacht. Die
Podeste eines Hauses verbindet parallel zur festen
Treppe, je eine Fahrtreppe, deren Stufen eine Gallsche
Gelenkkette ohne Ende bewegt. Sobald der Eintretende
sich auf dem Podest, oder auf dem Fulsboden eines
Geschosses befindet und die erste Stufe betritt, setzt
die Stufe sich in Bewegung in der Richtung des
Laufes und eine unten und oben angeordnete Grad-
führung bewirkt die Umkehr der Stufen an den Treppen-
enden. Die Stufen laufen wie ein Paternosterwerk von
oben nach unten bezw. umgekehrt, aber zum Unter-
schiede von einem solchen in einer der Treppe parallelen
Ebene. Wenn ich mir erlauben darf, nehme ich das
Modellchen auseinander.
Die königliche Eisenbahndirektion in Altona hat
neben der festen Treppe, auf der sich das Publikum
bewegt, die Anlage von solchen Treppen in Erwägung
gezogen, die speziell volle Sicherheit gegen Unfälle
bietend, eingerichtet werden könnten. Ich setze das
Modell in Bewegung und Sie sehen, die Stufen laufen.
Die Treppe ist, wie jede Treppe in einem Hause ein-
gerichtet, nur ist sie in der Mitte getheilt; auf der einen
Seite wird hinaufgegangen, auf der anderen hinunter.
Jede Treppenstufe kann immer nur von einer Person
benutzt werden. Die Fahrtreppe ist selbstthätig,
automatisch wirkend eingerichtet, kann jedoch auch
für „willkürige“ Bewegung eingerichtet werden. Ein
Kranker kann auf derselben ungefährdet gehen und ist
ein Geländer angebracht, sodals derselbe nicht fallen
kann. Der Abschlufs der Geländerstäbe durch eine an
der Wange bis zum Handlaufer reichende Glasplatte,
verhindert jede Verletzung. Man braucht sich aber
an demselben nicht anzuhalten, wie bei der Bandtreppe
im Waarenhause Wertheim. Die Treppen werden sich
in der Anordnung im Treppenhause wie andere ver-
halten. Jedes Geschofs hat einen Elektromotor, sodafs
also bei 4 Geschossen sich 4 Motoren a 1 PS im Betriebe
befinden. Es wird selbstthätig so viel Kraft eingeschaltet,
wie die Last beträgt, sodafs wenn 20 Personen hinauf-
gehen, nur für 20 Kraft vorhanden ist. Nun kann die
Einrichtung getroffen werden, dafs für gewöhnlich jede
Treppe sich in Ruhe befindet. Man beschreitet sie
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No 622.| 201
dann in derselben Weise, wie ein Herr, der seinen
Wagen besteigt und seinem Kutscher sagt: Nun will
ich fahren. Das Stehen auf der nur La Meter pro Minute
sich fortbewegenden Treppe läfst eine unangenehme
Empfindung nicht aufkommen. Völlig in der Gewalt
des Passanten ist ein Werkzeug, welches er selbstthätig
in Bewegung setzen kann, und so ist das eine sehr
schöne Sache. Wenn der Fahrgast herauftritt, wird
durch die Belastung der Strom geschlossen und ein-
geschaltet, die Treppe läuft.
Meine Herren! Wenn man in einem Privathause
solche Fahrtreppen z. B. in einer vierten Etage anbringt,
so erleichtert man auf mechanischem Wege die Communi-
kation zu diesem Geschosse und entspricht damit einem
Bedürfnisse; sie erhöht zweifellos den Miethewerth der
höheren Geschosse. Da nur, wenn sie gebraucht wird,
die Fahrtreppe in Thätigkeit tritt, so ist der an und für
sich geringe Stromverbrauch ein rationeller. Wenn
Personen auf den Stufen der Fahrtreppe sich hinter-
einander auf je eine Stufe stellen, so befördert die
Fahrtreppe 1600 Menschen pro Stunde. Man hat nicht,
wie beim Paternosterwerk, den gähnenden Abgrund vor
sich, der, ebenso wie die Ungewilsheit, wo man im
Boden oder Keller, beim Umsetzen der Bewegungs-
richtungen bleibt, viele vor der Benutzung solcher Fahr-
stühle abhält. Die ganze Bewegungslinie der Fahrtreppe
schhefst sich parallel an die eigentliche feste Haustreppe
an, sodafs nur eine Verbreiterung der festen Stufen
durch einen etwa 60 cm breiten Streifen beweglicher
Stufen zu erblicken ist. Also ist die Sehnsucht des
Herrn Blanck vollständig befriedigt.
Vorsitzender: Meine Herren!
nichts enthalten.
DieHerren Fuchs, Marhold, Richard und Storm
sind mit allen abgegebenen 42 Stimmen in den Verein
aufgenommen worden.
Als Gäste sind hier heute anwesend die Herren
Reg.-Baumeister Stein, Block, Anger, Schimpff,
Höring, Stadtbaurath a. D. Stahl und Ingenieur
Rodeck. |
Soweit ich die Herren noch nicht begrüfst habe,
erlaube ich mir, sie jetzt zu begriifsen.
In der vorigen Sitzung ist beschlossen worden, zu
dem Antrage des Herrn Liebmann, der dahin ging,
eine bestimmte Summe für die Bibliothek in den Etat
einzusetzen: „Der Vorstand wird im Laufe der Er-
örterung ersucht, zunächst die Kosten festzustellen und
sich dann mit dem Vorstand des Architektenvereins
wegen der Unterbringung der Bibliothek in Verbindung
zu setzen.“ Ich bin noch nicht in der Lage, Ihnen ein
Ergebnifs über die Verhandlungen mit dem Vorstande
des Architektenvereins zu berichten, da das hierfür
zuständige Vorstandsmitglied erkrankt war und deshalb
die Verhandlungen noch nicht stattgefunden haben. Ich
behalte mir vor, Ihnen später darüber zu berichten.
Gegen die Niederschrift über die letzte Sitzung
sind Einwendungen nicht erfolgt, sie ist daher an-
genommen.
Im Fragekasten ist
Die Entwicklung der Kleinbahnen ın Preulsen.
Das Gesetz über Kleinbahnen und Privatanschlufs-
"bahnen vom 28. Juli 1892, das für die Bahnen unterster
Ordnung eine feste Grundlage geschaffen hat, war am
1. Oktober 1902 10 Jahre in Kraft. Aus diesem Anlafs
wurde von der im preufsischen Ministerium der öffent-
lichen Arbeiten herausgegebenen „Zeitschrift für Klein-
bahnen“ eine ausführliche Darlegung der Entwicklung
der Kleinbahnen in Preufsen und deren Stand am
31. März 1902 gebracht, der die nachstehenden Angaben
entnommen sind.
Die zum Betriebe mit Maschinenkraft eingerichteten
Kleinbahnen wurden auf Grund der Ausführungs-
anweisung vom 13. August 1898 nach ihrer Zweck-
bestimmung und Ausdehnung in „Strafsenbahnen“
und „nebenbahnähnliche Kleinbahnen“ unterschieden.
Unter den ersteren werden verstanden die städtischen
Strafsenbahnen und solche Unternehmungen, welche
trotz der Verbindung mit Nachbarorten infolge ihrer
hauptsächlichen Bestimmung für den Personenverkehr
und ihrer baulichen und Betriebseinrichtungen einen
den städtischen Strafsenbahnen ähnlichen Charakter
haben. Als „nebenbahnähnliche Kleinbahnen“ werden
diejenigen Kleinbahnen angesehen, die Personen- und
Güterverkehr von Ort zu Ort vermitteln und sich nach
ihrer Ausdehnung, Anlage und Einrichtung der Bedeutung
der nach dem Gesetze über die Eisenbahnunternehmungen
N 3.November 1838 konzessionirten Nebeneisenbahnen
nähern.
202 [No. 622.]
I. Strafsenbahnen.
Die Zahl der selbständige Unternehmen bildenden
Bahnen betrug am 1. Oktober 1892, dem Tage des Inkraft-
tretens des Kleinbahngesetzes, 79 mit einer Gesammt-
länge von 875,1 km, am 31. März 1902 142 mit 2380,7 km.
Die Länge der Strafsenbahnen ist also in der Zeit vom
l. Oktober 1892 bis zum 31. März 1902 um 1505 km oder
um 172 v. H. gestiegen.
Von den einzelnen Provinzen des Königreichs steht
in Bezug auf Länge der Strafsenbahnen die Rheinprovinz
mit 673,4 km obenan, dann folgt der Geschäftsbezirk
des Polizeipräsidenten zu Berlin mit 446,1 km und an
dritter Stelle die Provinz Westfalen mit 263,4 km. Den
letzten Platz nimmt —- abgesehen von den Hohen-
zollernschen Landen, die keine Strafsenbahn besitzen —
die Provinz Posen mit 24,3 km ein.
Der Umfang der einzelnen Strafsenbahnunter-
nehmen bewegt sich zwischen 302,457 km (Bahnen der
Grofsen Berliner Strafsenbahn) und 0,305 km (Draht-
seilbahn in Zeitz). Im Durchschnitt entfallen auf eine
Strafsenbahn 16,8 km.
Von den Bahnen dienten:
a) dem Personenverkehr, vorzugsweise in Städten
und deren Umgebung 101 B. m. 2040,7 km,
b) dem Fremden- (Bade-)
Verkehr . . 17
c) vorzugsweise dem Handel
und der Industrie. . . . 20, , 2308 „
d) vorzugsweise landwirth-
schaftlichen Zwecken. . . 2
e) annähernd in gleichem
Mafse dem Handel und der
Industrie, sowie landwirth-
schaftlichen Zwecken. . . 2 A 15,3 „
142 B. m. 2380,7 km.
Die Personenbeförderung erfolgte bei 123 Strafsen-
bahnen in einer, bei 7 in zwei Fahrklassen.
Die Spurweite war:
» »” 16,5 ”
W ” l 1,4 H
1,435 m . bei 44 Bahnen mit 1185,4 km,
1000, ... , 89 ? „ 10941 ,
0,150 ” e er p 2 n ” 10,1 ”
0, ” n 2 ” ” 19,1 ”
eine gemischte . 3 J h 941 ,
eine abweichende „ 2 t z 379
142 Bahnen mit 2380,1 Em
Als Betriebsmittel fanden Verwendung:
Dampflokomotiven bei 18 Bahnen mit 126,3 km,
elektrische Motoren „ 94 H „ 2073,17 „
Pferde . . . le aye 329 P je 094 ,,
elektrische Motoren
und Pferde ..., 3 e 5 195 „
Drahtseile. . . ., 4 S
142 Bahnen mit 2380,7 km.
Die Zahl und der kilometrische Umfang der ganz
oder theilweise mit Dampf und Pferden betriebenen
Strafsenbahnen sind in den letzten Jahren stetig ge-
sunken, während die Anwendung der Elektrizität immer
weitere Fortschritte macht. Die Zahl der im Strafsen-
bahnbetriebe am 1. April 1902 vorhandenen Dampf-
lokomotiven betrug 74, die der Personenwagen 10057
und die der Güterwagen 882.
Die Zahl der am 31. März 1902 im Betriebe der
Stralsenbahnen beschäftigten Beamten betrug 16 164, die
der ständigen Arbeiter 7379. Die Berliner Strafsen-
bahnen beschäftigten allein 5874 Beamte und 1786
ständige Arbeiter, also 36,3 und 24,2 v. H. der Gesammt-
zahl.
In Bezug auf die Form der Strafsenbahnunter-
nehmen überwiegen die Gesellschaftsunternehmen,
deren Zahl 97 beträgt. Kommunalverbände — Kreise
oder Gemeinden — sind Unternehmer von 32 Strafsen-
bahnen.
Das Anlagekapital sämmtlicher Strafsenbahnen
stellte sich auf 483 382 785 M., mithin durchschnittlich für
l km auf 203042 M. Bei Vollspur kostet 1 km Strafsenbahn
durchschnittlich 281 326 M., bei Schmalspur 125407 M.
Auf die Höhe des Betrages für I km der vollspurigen
Bahnen ist jedoch das Anlagekapital der kostspieligen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. Mai 1903.]
vollspurigen Bahnen in verschiedenen Grofsstadten von
erheblichem Einflufs. Lafst man beispielsweise die
Bahnen in Berlin und Umgebung aufser Betracht, so
ergiebt sich für I km Strafsenbahn in Vollspur ein An-
lagekapital von nur 212611 M.
Von dem angegebenen Gesammtanlagekapital sind
oder werden aufgebracht:
vom Staate (aus dem Kleinbahn-
unterstützungsfonds) 49500 M.
von den Provinzen 499167 „
» » Kreisen . . i 462471939 „
a 2 Zunächstbetheiligten . 15716034 „
in sonstiger Weise 420870145 „
483382785 M.
Bei Betrachtung der Rentabilitat ist abzusehen
von allen denjenigen Bahnen, die noch nicht voll oder
noch nicht ein Jahr im Betriebe sind, ferner von den-
jenigen, die in der Hauptsache nur dem Privatinteresse
des Eigenthümers dienen oder deren Reingewinn aus
sonstigen Gründen nicht zuverlässig festgestellt werden
konnte. Von den übrigen 116 Strafsenbahnen haben
28 (7 voll- und 21 schmalspurige) im Jahre 1901/02 einen
Reingewinn*) nicht abgeworfen. Bei 6 (schmalspurigen)
Bahnen betrug der Reingewinn bis zu I v. H., bei 9
(1 voll- und 8 schmalspurigen) bis zu 2 v. H., bei 11
(2 voll- und 9 schmalspurigen) bis zu 3 v. H., bei 20
(5 voll- und 15 schmalspurigen) bis zu 4 v. H., bei 18
(9 voll- und 9 schmalspurigen) bis zu 5 v. H., bei 20
(9 voll- und 11 schmalspurigen) mehr als 5 bis 10 v. H.
und bei 4 Bahnen (3 voll- und 1 schmalspurigen Bahn)
über 10 v. H. des Anlagekapitals.
Von den 28 Strafsenbahnen, die eine Verzinsung
des Anlagekapitals nicht ergeben haben, sind 18 erst
nach dem 1. Januar 1899 voll in Betrieb genommen;
für die 26 Bahnen, die eine Verzinsung von höchstens
3 v. H. ergeben haben, stellt sich diese Zahl auf 12.
Il. Nebenbahnähnliche Kleinbahnen.
Am 1. Oktober 1892 bestanden 11 selbständige
Unternehmen bildende nebenbahnähnliche Kleinbahnen
mit 159,1 km Länge, am 31. März 1902 war die Zahl
auf 213, die Länge auf 6847 km gewachsen. Davon
waren 174 Bahnen mit 5304,6 km voll im Betrieb, während
39 Bahnen mit 1542,4 km erst theilweise im Betrieb oder
noch in der Ausführung begriffen waren. Von den
einzelnen Provinzen hat die gröfste Länge Pommern
mit 1252,5 km, es folgen dann Brandenburg mit 710,1 km,
Posen mit 662,2 und Rheinprovinz mit 653,3 km. Den
letzten Platz nimmt — abgesehen von den Hohen-
zollern’schen Landen, in denen sich nur eine Kleinbahn
von 38,4 km Länge findet — die Provinz Westpreufsen
mit 293,4 km ein.
Der Umfang der einzelnen Unternehmungen bewegt
sich zwischen 261,977 km (Bahnen der Insterburger
Kleinbahn- Aktiengesellschaft zu Königsberg in Pr.) und
0,990 km (Bahn der Stadtgemeinde Stolp, Regierungs-
bezirk Köslin). Im Durchschnitt entfallen aufeine neben-
bahnähnliche Kleinbahn 32,1 km.
Von den Bahnen dienten:
a) dem Personenverkehr, vorzugsweise in den Städten
und deren Umgebung . 4B.m. 55,6 km,
b) dem Fremden- (Bade-) Ver-
kehr. . . Dy m 90:5
c) vorzugsweise dem Handel
und der Industrie . . 64 „ „ 10611 „
d) vorzugsweise landwirth-
schaftlichen Zwecken. . . 107 „ „ 46268 „
e) annähernd in gleichem Mafse
dem Handel und der Industrie
sowie Jlandwirthschaftlichen
Zwecken . . 2 2 2.2.38, , 10465 „
213 B. m. 6847,0 km.
*) Unter Reingewinn ist verstanden der Ueberschufs der Betriebs-
einnahmen über die Betriebsausgaben — einschl. der Rücklagen in
etwaige Erneuerungs- und Spezialreservefonds, sowie der gewöhn-
lichen Abschreibungen, aber ausschl. der Zinsen und Tilgungsbeträge
für den im Anleihewege beschafften Theil des Anlagekapitals —
der Bahnen.
[15. Mai 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 622.] 203
—— Tg CC TC TE ana" Ten
Die Personenbeförderung erfolgt bei 9 nebenbahn-
ähnlichen Kleinbahnen in einer, bei 149 in zwei und bei
12 Bahnen in drei Fahrklassen.
Die Spurweite war am 31. März 1902:
1,4355 m. . . . bei 88 B. m. 1715,9 km Länge,
1000 „. ... , 52, , 18112 „ bs
O90 nck eke oe DI: ei Ol: y S
0,600 ne e Te. y 10 nn 911,3 ” ”
eine gemischte » 159, , 9218 „ S
eine abweichende „ 11 „ „ 2493 „ ss
213 B. m. 6847,0 km Länge.
Als Betriebsmittel fanden Verwendung:
Dampflokomotiven bei 196 Bahnen mit 6470,7 km,
elektrischeMotoren „ 13 ‘ „ 294,2 „
Dampflokomotiven
u. elektr. Motoren „ 3 » - 50,3 5
Dampflokomotiven
und Pferde . . . „ l 5 a 318 ,,
213 Bahnen mit 6847,0 km.
Während bei den Strafsenbahnen die Elektrizität
als Betriebskraft vorherrschend ist und deren Anwendung
immer mehr Fortschritte macht, überwiegt bei den neben-
bahnahnlichen Kleinbahnen die Dampfkraft. Die Zahl
der bei den letzteren vorhandenen Dampflokomotiven
betrug 125, die der Personenwagen 1689 und die der
Güterwagen 10030.
Die Zahl der am 31. März 1902 bei dem Betrieb
der nebenbahnähnlichen Kleinbahnen beschättigten
Beamten betrug 3483, die der ständigen Arbeiter 3564.
Auf eine (ganz oder theilweise) im Betriebe befindliche
nebenbahnähnliche Kleinbahn entfallen durchschnittlich
(19-+-19) = 38 Bedienstete.
In Bezug auf die Form der Unternehmen über-
wiegen bei den nebenbahnähnlichen Kleinbahnen ebenso,
wie bei den Strafsenbahnen, die Gesellschaftsunter-
nehmen. Es sind deren 137 vorhanden, während
Kommunalverbände — Kreise oder Gemeinden — Unter-
nehmer von 67 nebenbahnähnlichen Kleinbahnen sind.
Das Anlagekapital sämmtlicher nebenbahn-
ähnlichen Kleinbahnen stellt sich auf 354063137 M., es
entfallen somit auf | km durchschnittlich 51711 M.; 1 km
|
+
|
|
nebenbahnähnliche Kleinbahn kostet durchschnittlich in
Vollspur 74149 M., in Schmalspur 43853 M.
Von dem angegebenen Gesammtanlagekapital sind
oder werden aufgebracht:
vom Staate (aus dem Kleinbahn-
unterstützungsfonds) 45493065 M.
von den Provinzen 38 738 204 „
» » Kreisen 3 19362869 „
» y Zunächstbetheiligten . 28822550 „
161626443 „
354063137 M.
zei Betrachtung der Rentabilität ist ebenso wie
bei den Strafsenbahnen abgesehen von den Bahnen, die
noch nicht voll oder noch nicht ein Jahr ım Betriebe
waren, sowie von solchen Bahnen, deren Reingewinn
aus besonderen Gründen nicht festgestellt werden kann.
Von den danach in Betracht zu ziehenden 147 Bahnen
haben 51 (20 voll- und 31 schmalspurige) ım Jahre 1901/02
einen Reingewinn nicht abgeworfen. Bei 14 (5 voll-
und 9 schmalspurigen) Bahnen betrug der Reingewinn
bis zu 1 v. H., bei 27 (12 voll- und 15 schmalspurigen)
bis zu 2 v.H., bei 24 (10 voll- und 14 schmalspurigen)
bis zu 3 v. H., bei Il (5 voll- und 6 schmalspurigen)
bis zu 4 v. H., bei 10 (7 voll- und 3 schmalspurigen)
bis zu 5 v. H., bei 7 (4 voll- und 3 schmalspurigen) mehr
als 5 bis 10 v. H., und bei 3 (2 voll- und 1 schmalspurigen)
über 10 v. H. des Anlagekapitals. Von den 51 Bahnen,
die eine Verzinsung nicht ergaben, sind 31 erst nach
dem 1. Januar 1899 voll in Betrieb genommen; für die
65 Bahnen, die eine Verzinsung des Anlagekapitals von
höchstens 3 v. H. ergeben haben, stellt sich diese Zahl
auf 33.
Die Zahl der im Königreich Ende des Jahres 1902
anhängigen Anträge auf Genehmigung von Bahnunter-
nehmungen, bezüglich deren die Anwendung der
Bestimmungen des Gesetzes vom 28. Juli 1892 für
zulässig erklärt ist oder, soweit es sich um Bahnen mit
thierischer Betriebskraft handelt, bezüglich deren in die
durch § 4 des Gesetzes vorgeschriebene polizeiliche
Prüfung eingetreten ist, belief sich auf 496. Eine weitere
gedeihliche Fortentwicklung des Kleinbahnwesens ist
daher vorauszusehen. —
in sonstiger Weise
een ee Gd
Verschiedenes.
Technische Hochschule zu Berlin. Das Lehrgebict des
Professors Bauraths Genzmer, der am 1. Juni 1903 in den Ver-
band der Hochschule eintreten wird, umfafst auch die bisher von
dem verstorbenen Geheimen Regierungsrath, Professor Jacobsthal
für Studierende des 7. und 8. Semesters abgchaltenen
Die
Jacobsthal’schen Professur gehörigen Uebungen
Uebungen
„Farbige Dekorationen“. zum Lehrgebiet der bisherigen
werden wie im
verflossenen Winterhalbjahr auch im Sommerhalbjahr 1903 durch
die Bauräthe Merzenich, Poetsch und Graef geleitet werden.
Welt- und internationale Ausstellung in Lüttich im
Jahre 1905. Im April 1905 soll in Lüttich, der Hauptindustriestadt
Belgiens, eine Welt- und internationale Ausstellung eröffnet werden,
Obwohl
nur einer Privatanregung entsprungen, hat die Lütticher Ausstellung
deren Dauer auf wenigstens sechs Monate festgesetzt ist.
sich die thätige Mitwirkung der belgischen Regierung sowie die
Beihülfe der Stadt und der Provinz Lüttich gesichert.
erster Linie Abtheilungen für Kunst, Wissenschaft, Industrie, Handel
Sie wird in
und Kolonialwesen enthalten.
Nach Mittheilung der »Aachr. f. AJ u. Je umfafst die Aus-
stellung eine Gesammtoberfläche von 45 ha, von welcher ein be-
deutender Theil den ausländischen Abtheilungen vorbehalten bleiben
soll. Der eigentliche Ausstellungspalast und die Ausstellungshallen
werden aus Eisen hergestellt und mit Bedachung aus hartem Material
verschen. Die durch Dächer geschützte Oberfläche wird wenigstens
100 000 qm betragen.
Um den auf der Ausstellung vorgeführten patentfähigen Er-
findungen, industriellen Zeichnungen und Modellen sowie Handels-
und Fabrikmarken den nöthigen Schutz zu sichern, sollen die erforder-
lichen Mafsregeln getroffen werden. Für die ausländischen Gegen-
stände gewährt dıe belgische Regierung auf den Staatseisenbahnen
Eın
Exekutivausschufs ist damit beschäftigt, das allgemeine Regulativ
kostenfreien Rücktransport und bei Wiedcrausfuhr Zollfreiheit.
für die Ausstellung, die Klasseneintheilung sowie die Zulassungs-
bedingungen festzustellen. Das Prinzip der Eintheilung nach nationalen
Sonderplätzen, d. h. die Gruppirung der Werke und Produkte eines
jeden einzelnen Landes, zugleich mit einem allgemeinen Klassifizirungs-
system verbunden, ist bereits jetzt angenommen.
Nach
die Regierung der Vereinigten Staaten
Internationale Union. des
Reichskanzlers hat
einer Bekanntmachung
von
Brasilien die Ratifications-Urkunde zu der Brüsseler Zusatzakte vom
14. Dezember 1900, betreffend die Abänderung der am 20. März 1883
geschlossenen Uebereinkunft zum Schutze des gewerblichen Eigen-
thums am 8. April d. J. in Brüssel im Ministerium der auswärtigen
Angelegenheiten niedergelegt (vergl. auch die betreffende Mittheilung
über den gleichen Gegenstand in den Annalen vom 15. März 1903).
Kiefsling’s Lageplan von Schöneberg, gezeichnet von A.
Graewert, Magistrats - Sekretär.
Berlin SW. Preis 6 M. — Der im Maisstabe 1:4000 gezeichnete
Plan in zweitarbigem Druck giebt ein zuverlässiges Kartenbild der
Verlag von Alexius Kiefsling,
heutigen Stadt Schöneberg-Berlin. Er verzeichnet die genauen
Grenzen jedes einzelnen Grundstücks und sämmtliche Hausnummern,
zeigt den Fortschritt der Bebauung bis zur jüngsten Zeit und ent:
hält in allen unbebauten Geländen die Namen der grundbuchlich
dafs
schwarz und dic Grenzlinien der unbebauten Grundstücke roth ein-
eingetragenen Besitzer. Dadurch, die projektirten Strafsen
getragen sind, ist aus dem Plan deutlich zu ersehen, in welcher
Weise die Ausnutzung des unbebauten Geländes zum Zwecke der
baulichen Erschliefsung am vortheilhaftesten zu ermöglichen ist.
204 (No, 622.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15; Mai 1903.)
EEE See ee Soa
Bekanntmachung.
Die Baubeflissenen, die ihre zur Vorprüfung und ersten Haupt-
prüfung im Jahre 1902 und früher eingereichten Studienzeichnungen
die Rückgabe
dieser Zeichnungen und Mappen u. s. w. nunmehr zu beantragen.
Die Zeichnungen, deren Rückgabe bis zum 31. Juli d. J. nicht be-
antragt ist, werden zur Vernichtung veräufsert werden.
bisher nicht abgeholt haben, werden aufgefordert,
zu richtenden Antrage sind die
Die Rückgabe
an dessen
In dem schriftlich an uns
Vornamen, Geburtstag und -Jahr anzugeben. wird
entweder an den Verfasser der Zeichnungen oder
Bevollmächtigten gegen Quittung erfolgen; auch kann die Rück-
sendung durch die Post unfrankirt beantragt werden.
Berlin, den 5. April 1903.
Königliches technisches Prüfungsamt.
T.P.022. Wichert.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Geh. Oberbaurath der Geh. Regierungsrath und
vortragende Rath im Reichsamt des Innern Hückels.
Garnison-Bauverwaltung Preufsen.
Ernannt: zum Intendantur- und Baurath der Baurath Lehnow
von der Intendantur des XVI. Armeecorps.
Preufsen.
Ernannt: zum Wirkl. Geh. Oberregierungsrath und Ministerial-
direktor im Ministerium der öffentlichen Arbeiten der bisherige
Präsident der Königl. Eisenbahndirektion in Köln Stieger;
zum Präsidenten der Königl. preufsischen und Grofsherzogl.
hessischen Eisenbahndirektion in Mainz der Ober- und Geh.
Regierungsrath von Rabenau;
zum etatmälsigen Professor an der Techn. Hochschule in Berlin
der Stadtbaumeister Baurath Genzmer in Wiesbaden;
zum Mitglied der Bergwerksdirektion in Dortmund der Bezirks-
baubeamte, Bauinspektor Beck daselbst;
zum Wasserbauinspektor der Regicr.-Baumeister Bachmann
in Marklissa; l
durch Seine Königl. Hoheit den Grotsherzog von Hessen und
bei Rhein zu Regier.- und Bauräthen die Bauräthe Dittmar in
Darınstadt und Simon in Worms, sowie der Eisenbahn-Bau- und
Betriebsinspcktor Wolpert in Frankfurt a. M. und zum Eisenbahn-
Bauinspektor der Regier.-Baumeister des Maschinenbaufaches Priester
in Darmstadt;
zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer Johann Wede-
meyer aus Moorseite (Gemeinde Grofsenmeer) im Grofsherzogthum
Oldenburg, Albert Lenck aus Fuhlendorf, Kreis Franzburg, und
Richard Freund aus Berlin (Wasser- und Strafsenbaufach); Hermann
Gensel aus Leipzig und Hans Laspeyres aus Giefsen (Hochbaufach).
Versetzt: der Regicr.- und Baurath Daunert, bisher in Fulda,
als Vorstand der Eisenbahn-Maschineninspektion nach Wiesbaden.
die Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren Leonhard, bisher
in Aachen, als Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion nach Kattowitz,
Labes, bisher in Nordhausen, als Mitglied der Königl. Eisenbahn-
direktion nach Kattowitz, Janensch, bisher in Berlin, als Mitglied
Königl. nach Köln, Mahn,
Waldenburg i. Schl., als Vorstand der Fisenbahn-Betriebsinspektion 2
nach Nordhausen, Rosenberg, bisher in Lennep, als Vorstand der
Fisenbahn-Betriebsinspektion 3 nach Düsseldorf, Beermann, bisher
als Vorstand der Eisenbahn-Betriebsinspektion nach
der Eisenbahndirektion bisher in
in Dortmund,
Lennep, Berndt, bisher in Hirschberg, als Vorstand der Eisenbahn-
Betriebsinspektion I nach Frankfurt a. d. O., Baur, bisher in Berlin,
nach Brandenburg als Vorstand (auftrw.) der dorthin verlegten
Eisenbahn-Betriebsinspektion Berlin 14, Meilly, bisher in Hannover,
nach Dramburg als Vorstand (auftrw.) der daselbst errichteten
Kisenbahn-Betriebsinspektion, Teichgraeber, bisher in Flensburg,
als Vorstand der Eisenbahn-Betriebsinspektion nach Waldenburg i. Schl.,
Wendenburg, bisher in Neumünster, als Vorstand der Eisenbahn-
Betriebsinspektion 2 nach Flensburg, Bulle, bisher in Schleusingen,
als Vorstand der Etsenbahn-Betriebsinspektion 4 nach Magdeburg,
1
mm nn a nn m
a ep
Klutmann, bisher in Frankfurt a. M., als Vorstand der Eisenbahn-
Betriebsinspektion 1 nach Aachen, Peters, bisher in Altona, nach
Neumünster zur Wahrnehmung der Geschäfte der an die Eisenbahn-
Betriebsinspektion daselbst angegliederten Bauabthcilung, Heinemann,
bisher in Leipzig, zur Königl. Eisenbahndirektion in Kassel, Ulrich,
bisher in Bremen, zur Königl. Eisenbahndirektion in Hannover,
Riemann, bisher in Helmstedt, zur Königl. Eisenbalindirektion in
Frankfurt a. M., Stahl, bisher in Elze, zur Königl. Eisenbahndirektion
in Hannover, Czygan,
Eisenbahn - Bauabtheilung nach Verden, Scheffer, bisher in Salz-'
detfurth, zur Fisenbahn-Betriebsinspektion 1 nach Bremen, Böttrich,
bisher in Hannover, als Vorstand der
bisher in Magdeburg, als Vorstand der Eisenbahn-Bauabtheilung
nach Schleusingen, August Staud, bisher in Neumark in Westpr.,
nach Köln, Hugo Lehmann,
zur Königl. Eisenbahndircktion in
zur Fisenbahn-Betriebsinspektion 1
bisher in Lauenburg in Pom.,
Magdeburg, Lavezzari, bisher in Velpke, zur Eisenbahn-Bauabtheilung
nach Wiesbaden, Hartwig,
Königl. Eisenbahndirektion in Bromberg, Reinhold Horn, bisher in
bisher in Lauenburg i. Pom., zur
Hannover, als Streckenbaumeister nach Schwarmstedt (Eisenbahn-
Bauabtheilung Verden), Karl Schulz, bisher in Stralsund, als Mit-
glied (auftrw.) der Königl. Eisenbahndirektion nach Elberfeld, Loeffel,
bisher in Hannover, nach Stralsund zur Wahrnehmung der Geschäfte
des Vorstandes einer Eisenbahn-Betriebsinspektion daselbst und Kraus-
grill, bisher in Düsseldorf, zur Königl. Eisenbahndirektion in Elberfeld;
die Eisenbahn-Bauinspektoren Baldamus, bisher in Dortmund,
als Vorstand der Eisenbahn-Maschineninspektion nach Fulda und
Boelling, bisher in Köln, als Vorstand (auftrw.) einer Werkstätten-
inspektion bei der Hauptwerkstätte 1 nach Dortmund;
ferner zur Verwaltung einer Gewerbeinspektion die Gewerbe-
räthe Jordan von Neuwied nach Arnsberg, Scheibel von Fulda
nach Torgau, Kres von Torgau nach Recklinghausen, Rübens von
Goslar a. H. nach Luckenwalde und die Gewerbeinspektoren Würfler
von Essen a. R. nach Goslar a. H., Dr. Markstahler von Arnsberg
nach Neuwied und Dr. Wilhelm Bender von Dorsten nach Bocholt;
ferner: die Regier.- Baumeister des Hochbaufaches Pietzker
von Berlin nach Rathenow und Bandtlow von Hannover nach Konitz.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdicnste
ertheilt: den Regier.-Baumeistern Paul Paap in Flensburg, Franz
Kurzak in Fricdenau bei Berlin (Maschinenbaufach), Richard Lieder
in Posen, Johannes Cleve in Krefeld, Heinrich Zaar in Charlottenburg
(lisenbahnbaufach) und Paul Kranz in Berlin (Hochbaufach).
Aus dem Staatsdienste ausgeschieden: der Regier.-
Baumeister des Maschinenbaufaches Georg Nicolaus in Berlin
infolge Ernennung zum Telegrapheningenieur im Roeichspostamt,
sowie die Regier.-Baumeister des Eisenbahnbaufaches Heinrich
Lehmann aus Eisenach und Georg Klinner in Frankfurt a. d. O.
infolge Ernennung zum Oberlehrer an der Königl. Baugewerkschule
daselbst.
In den
Ingenohl, Vorstand der Eisenbahn -Maschineninspektion in Wics-
baden.
Ruhestand getreten: der Eisenbahndirektor
Krupp, Akt.-Ges. Am 22. April d. J. hat in Berlin die Kon-
stituirung der Akt.-Ges. Fried. Krupp stattgefunden. Das Aktien-
Kapital beträgt 160 Mill. M. Die Gesellschaft wird mit dem 30. Jum
dieses Jahres ihre Thätigkeit beginnen. Der Vorstand wird aus den
nachfolgenden Herren bestehen: Landrath a. D. Rötger als Vor-
sitzenden, Finanzrath Klüpfel, Kaufmann Dr. Schmidt, Kaufmann
Menshausen, Ingenieur Budde, Hauptmann z. D. Dreger,
Finanzrath Haux in Essen, Kontreadmiral a. D. Barondon in Kiel,
Ingenieur Gillhausen, IngenieurEhrensberger inEssen, Ingenieur
Sorge in Magdeburg, Bergrath a D. Frielinghaus in Essen. Diese
Herren haben sämmtlich dem bisherigen Direktorium der Firma
Fried. Krupp angehört. Der Aufsichtsrath wird bestechen aus den
Herren: Geheimen Kommerzienrath Hartmann in Dresden als
Vorsitzenden, Staatsminister von Thiclen als stellvertretenden Vor-
sitzenden, Geheimen Justizrath von Simson und Banquier Ludwig
Delbrück in Berlin.
Besitz.
Die Aktien bleiben geschlossen im Kruppschen
Gestorben: der Elbstrombaudirektor, Oberbaurath und Geh.
Baurath Georg Messerschmidt in Magdeburg und der Königl.
Baurath Gustav Glasewald, früher Kreisbauinspektor in Köslin.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens. Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebruder Grunert, Berlin.
[1. Juni 1908.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 623.) 205
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin.
Versammlung am 14. April 1903.
Vorsitzender: Herr Ministerial-Direktor, Wirklicher Geheimer Rath Schroeder.
Schriftführer: Herr Regierungs- und Baurath Diesel.
(Mit 6 Abbildungen.)
Der Vorsitzende: Meine Herren! Die Sitzung ist
eröffnet.
Der Bericht der vorigen Sitzung liegt hier aus;
ich bitte, ihn einzusehen und etwaige Einwendungen
im Laufe der Sitzung anzumelden.
Redner theilt die regelmäfsigen Eingänge mit und
legt die Zeitschriften zur Einsicht aus.
Zur Aufnahme hat sich gemeldet Herr Dr. ing.
Friedrich Eichberg, der sich mit der elektrischen
Zugförderung eingehend beschäftigt, vorgeschlagen von
den Herren Wittfeld und Pforr. In der nächsten
Sitzung werden wir über die Aufnahme beschlieisen.
Ich bitte nun Herrn Eisenbahn - Bauinspektor
E. Fränkel, uns den versprochenen Vortrag über
Die Beziehungen zwischen Betriebskosten und
Tarifen
zu halten.
Herr Eisenbahn-Bauinspektor Fränkel: Wenn die
Herren Finanzleute der Eisenbahnen am Schlusse des
Etatsjahres Kasse machen und die Ausgaben in Pro-
zenten der Einnahmen festgestellt haben, so werfen
sie wohl einen etwas vorwurfsvollen Blick auf die aus-
gebenden Techniker, sobald der sog. Betriebskoeffizient
eine Steigerung erfahren hat. Und dennoch besteht kein
direkter ursächlicher Zusammenhang zwischen den beiden
Zahlen, weil ja Tarife, d. h. die Einnahmen für die
Einheit, im Allgemeinen stetig sinken, während das
ebenfalls dauernde Fallen der Einheits-Betriebsausgaben
hiermit nicht gleichen Schritt halten kann oder mufs.
Die Feststellung der Betriebskosten für die Einheit
ist wohl eine der schwierigsten, streng wissenschaftlich
überhaupt nicht lösbaren Aufgaben, schon aus dem
Grunde, weil die allgemeinen Kosten für Verwaltung,
Aufsicht, Steuern usw. nicht nach wissenschaftlichen
Grundsätzen auf die einzelnen Beförderungsarten ver-
theilt werden können. Jede technische Anlage, also
auch die Bahnen, müssen in einer gewissen Grölse
und Ausstattung angelegt werden, welcher eine ganz
bestimmte Höhe von Generalkosten entspricht, diese
lassen sich nicht auf die Erzeugnisse, hier Platz- und
Tonnenkilometer, richtig vertheilen, weil eine Ver-
gröfserung des Verkehrs innerhalb des Rahmens der
Unternehmung keine Vermehrung der allgemeinen
Kosten bedingt. Werden also gegenüber einer sehr
genauen Ausrechnung eine Anzahl Züge mehr gefahren,
so werden die allgemeinen Kosten nicht grölser, die
antheiligen Ausgaben aber werden geringer. Es wird
sich daher empfehlen, diese Kosten ganz auszuscheiden,
oder sie für die einzelnen Strecken, Züge usw. nach
den antheiligen niedrigsten Selbstkosten festzustellen.
Die Nichtbeachtung dieser Vorsicht hat es bewirkt, dals
bei einer Verwaltung der Personenverkehr rechnerisch
erheblichen Zuschufs erfordern sollte, während eine
andere Verwaltung mit ähnlichen Betriebsbedingungen
einen reichlichen Ueberschufs herausrechnete und er-
zielte.*) Obwohl Staatsbahnen vor allem dem Volkswohle
°) In dieser Berechnung würde das Ergebnifs stark beeinflufst
werden, wenn die antheiligen Kosten für Gehälter, Streckenbewachung
und Bahnhofsdienst nicht nur nach der Fahrzeit für ein Zugkilo-
meter berechnet worden wären, sondern auch nach der Dauer der
Abfertigungszeiten der einzelnen Züge auf den Bahnhöfen. Bei der
Geschwindigkeit der Personen- und Schnellzüge und der Selbst-
abfertigung bezw. Ladung der Personenzüge durch das Publikum
sind diese Kosten gegenüber den Güterzügen geringer; ingleichen
ist die Einwirkung der rasch fahrenden Schnellzüge, wie vom Geh.
Rath Blum ım Zentralblatte der Bauverwaltung nachgewiesen und
in der Praxis bekannt ist, auf den Oberbau geringer, als bei den
Güterzügen, während die obige Rechnung diesen Eintlufs mit dem
|
!
zu dienen bestimmt sind, so werden sie doch in ihrer
weiteren Eigenschaft als industrielles Unternehmen
einen gewissen Ueberschufs herauswirthschaften müssen,
und deshalb sollen die Selbstkosten stets mit den ent-
sprechenden Tarifsatzen im Einklang stehen. Es ent-
spricht diese Forderung übrigens auch dem anerkannten
Grundgesetze der \Volkswirthschaft, wonach Leistung
und Gegenleistung einander stets entsprechen sollen.
Bei Durchsicht der Tarife wird daher besonders zu
prüfen sein, ob sie etwa hinter den Selbstkosten zurück-
bleiben und ob vor allem die billigsten Tarife, nämlich
die Ausnahmetarife für Wagenladungen unter allen Um-
ständen die Selbstkosten decken; es kommen bei den
Preufsischen Staatsbahnen hauptsächlichst die Massen-
transporte von Kohlen, Steinen, Erzen usw. in offnen
Wagen in Betracht, welche rd. #3 des gesammten
Güterverkehrs ausmachen, während der Stückgut-
verkehr usw. nur La beträgt. Trotzdem beträgt nach
dem Betriebsberichte die Einnahme aus den beiden wie
1:2 sich verhaltenden Verkehrsmengen etwa die gleiche
Summe, die Tarife verhalten sich also umgekehrt wie
2:1, nämlich wie 5,24: 2,63 Pfg./tkm.*)
Im nachfolgenden sollen an Hand des Betriebs-
berichts für 1901 die Selbstkosten für 1 tkm bei Massen-
verkehr in offenen Güterwagen angenähert berechnet
werden und zwar für verschiedene Steigungsverhältnisse,
weil bei dem genannten niedrigen Tarife von 2,0—2,63
(2,6 i. V.) Pfg./tkm die Vermuthung naheliegt, dafs unter
gewissen Umständen, z. B. bei hügligen Bahnen, die
Selbstkosten unterschritten werden; man darf hier nicht
einwenden, dafs den Steigungen Gefällstrecken entgegen-
stehen; denn was auf diesen an Brennmaterial etwa
gespart wird, nehmen die Bremser durch Personalkosten
sowie Verschleifs an Bremsklétzen**), Radreifen und
Schienen und für den Rücktransport des leeren
Wagens wieder in Anspruch, obgleich hier viel zu
sparen wäre, wenn nach englischer Weise die Gefälle
zur Erreichung grofser Geschwindigkeiten dienten.
Die beifolgende Tabelle ist unter Ausscheidung aller
allgemeinen Ausgaben entstanden, sodais die persön-
lichen Ausgaben lediglich die zur Beförderung nöthigen
Fahr- und Stationsbeamten, nicht also Oberbeamten,
Verwaltungspersonal, Werkmeister, Bahnmeister usw.
enthalten; der hierfür ermittelte Betrag ist rd. IL aller
persönlichen Ausgaben = !/, 390000000 M. Der nach
dem Betriebsbericht hier und bei den sächlichen Aus-
Quadrate der Geschwindigkeit steigend, also zu ungunsten des
Personenverkehrs annimmt.
Hicr ist die Durchschnittsberechnung besonders gefährlich, weil die
Züge sehr verschiedenartig besetzt sind. Sonder- und Ferienzüge
z. B. bedeuten eine so gute Ausnitzung des rollenden Materials,
dats für diese erheblich billigere Tarife gerechttertigt sind; ähnlich
wird der Lokalverkehr unter geschickter Ausnützung von Güterzügen
oder mit Pendelzügen, deren Lokomotiven zugleich den bisher
fliegenden Verschiebedienst verrichten, billig zu bewältigen sein.
Mögen die raschfahrenden, mit allen Bequemlichkeiten aus-
gestatteten Schnellzüge hohe Tarife haben, welche auch die Kosten
der Ueberholungen der Güterzüge decken, der anspruchslosere örtliche
und Erholungsverkehr, welcher keine Vermehrung der Betriebsmittel
verlangt, im Gegentheil die vorhandenen besser ausnutzt, kann eine
Ermäisigung wohl vertragen, insbesondere auch deshalb, weil der
Handwerker oder kleinere Industrielle, der Landwirth und der
Kaufmann, welche hauptsächlichst den Ortsverkehr bilden, durch
billiges Reisen einerseits den Absatz ihrer Waaren, also auch den
Güterverkehr befördern. Andererseits gehören Erholungsreisen und
Ausflüge bei der heutigen angestrengten Zeit durchaus nicht zum Luxus.
*) Trotz Steigerung der Tarife gegen das Vorjahr ist der Betriebs-
koeffizient gestiegen, weil die Verkehrsgröfse gefallen ist und die
Verminderung der Ausgaben nicht folgen konnte.
**) Bremsklötze werden im Jahre etwa für 1 Million Mark mit
1/, Million Mark Arbeitslohn für Güterwagen verbraucht.
206 [No. 623.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Juni 1903.)
Betriebskosten für I tkm SI BREITEN
geben erheblich höhere Werthe.
> 816 Mill. Ach m wurden im | 11% oo | 1:50 |<...
12876 Mill. Achskm wurden im H a SEA Es e Steigungen
Jahre 1901 befördert = T ken! Std
(1 Achskm ~ 2,66 tkm 1,5 SS Pi 6 ` (Min. km.
nach Betriebsbericht, 120 | 120 100 | 50 Achsen (beladen)
x 5 tkm für Wagenladungen a dreifachgek. vierfachgek. | Lokomotive
10 Tons Tarifeinheit.) 6 | 8 10 20 | Bremsprozente
a) Persönliche Ausgaben (ausschl. 0,0 0,01 0,02 0,05 Vermehrung durch erhöhten längeren
g £
Aufsichtspersonal, höhere Beamte Personal- und Bremserbedarf:
usw.)==rd. + der gesammten persön- l Zugpers./Tag (8 Bremsproz.)
lichen Ausgaben (390 Mill. Mark) ~ rd. 33 M./Tag (10 Std.) 100 km.
œ 195/12 875.5 = 0,3 Pfg.jtkm . 0,3 0,3 0,3 0,3
b) Sachliche Ausgaben ausschl. vi
Kohlen, Benutzung fremder a w=25+ 1000’ Kohlenverbrauch
lagen, Betriebsmittel und verschie- bei normaler Leistung 1 kg PS,
dene Ausgaben 337 Mill. Mark. (Ge- b t ter bi
sammte Ausgabe 445 Mill. Mark.) | a BES ne 80 pct. u
317,12875.5—= 05 Pfg./tkm . . .e| 05 0,5 0,5 0,5 It Kohle 12 M. Eigengewich =
| _003 | 010 | 016 | 0,25 _ 0,6 Nutzlast.
Sa. I. 0,83 083 | 091 | 098 | ug 0,98 1,10
c) Leerfahrt (rd. 95 pCt.) œ 80 pCt. 0,66 0,73 0,78 0,88 | Widerstand bei Leerfahrt gröfser als
REN beladen.
Sa. Il. l 149 | 164 | 1,76 | 198 1,64 1,76 1,98
d Verwaltungskesten rd. 30 pCt.
836 — 597 ee
oam N rd. 30 pCt. 0,45 0,49 0,53 0,59 | Durchschnittstarif für I tkm von 2,84 Pf.
auf 2,60 seit 10 Jahren gefallen.
Sa. Ill. 2,13 | 2,29*)| 2,57*)| Gröfsere Steigungen und Krümmungen
1,94 ia) oe RN
Wagen niedrigere Werthe.
gaben erhaltene Betrag für 1 Achskilometer könnte
deshalb angefochten werden, weil derselbe auch die
Personenachskilometer enthält: indessen abgesehen von
der das Personal und Material besser ausnutzenden
Geschwindigkeit der Personenzüge (1 Personenwagen
läuft jährlich 48000 km gegen 16 000 km beim Güter-
wagen), nutzen die leichter belasteten Personenwagen
das Gleis weniger ab und schonen dasselbe sogar
vermöge der besseren kurvenbeweglichen und sonstigen
Bauart. Um aber trotzdem die Güterachskilometer nicht
zu hoch zu berechnen, soll die nach dem Betriebsbericht
nur etwa 2,66 t betragende Durchschnittsbelastung einer
Achse zu 5t Nutzlast angenommen werden, weil der
vollbelastete Wagen ja kaum mehr Betriebskosten
erfordert, als der mit Durchschnittsbelastung; die Zahlen
stellen somit einen der Tarifeinheit entsprechenden
Mindestwerth dar.
Die Tabelle ist im Uebrigen nach den Zahlen auf-
gestellt, welche aus den Fahrplanbüchern für die Ge-
schwindigkeit, Belastung und Bremsbesetzung der Züge
für verschiedene Strecken hervorgehen, im Uebrigen
also beı den mafsgebenden Steigungen der Adhäsions-
grenze der Lokomotiven entsprechen. Die persönlichen
Ausgaben, welche bei voll belasteten Zügen auf 1 tkm
entfallen, sind also bei !: 390 Millionen Mark Ausgaben
für 12876 Millionen beförderte Wagenachskilomcter zu
5t zu 0,3 Pfg./tkm berechnet, wie in der Tabelle an-
gegeben ist.
Auf den Steigungen wird der Mehrverbrauch an
Personalkosten nach der verringerten Geschwindigkeit,
also dem gröfseren Zeitaufwande zu berechnen sein, so
zwar dafs I Zugpersonal mit 8 Bremsprozenten nach den
etatsmäfsigen Besoldungen etwa 33 M. für 10 Stunden
erfordert; dies ist bei 100 km täglicher Fahrt etwa die
Durchschnittsleistung eines Güterzug-Personals. Der
Mehraufwand kommt wegen der vielen Aufenthalte
auf den Stationen wenig in Betracht.
Die sächlichen Ausgaben stellen sich bei ent-
sprechender Rechnung bei 445 Millionen Mark Aus-
gaben, von denen 44 Millionen für Benutzung fremder
zu 0,25 auf der Steigung 1 : 50 schwanken.
*) Geringere Achsenzahlen ergeben ebenfalls höhere Werthe, umgekehrt aber grofse Achsbelastungen oder grdéfsere 3 achsige
und verschiedene Ausgaben,
sowie 70 Millionen Mark für Kohlen in Abzug
kommen, auf rd. 0,5 Pfg./tkm. Die Ausgaben für
Kohlen werden deshalb besonders ermittelt, weil sie
einen Haupttheil der sächlichen Ausgaben - bilden
und vor Allem bei den Steigungen eine grofse Rolle
spielen. Der Verbrauch für I Achskilometer wurde in
der Weise ermittelt, dafs nach den bekannten Wider-
standsformeln die für die betr. Steigungen und
Geschwindigkeiten die Zugkraft und die zu leistenden
Pferdestärken bestimmt werden. Legt man für 1 Pferde-
kraftstunde bei rd. 40 km nach Lochner einen Kohlen-
verbrauch von etwa-1 kg zu Grunde, was etwa der
günstigsten Füllung im Dampfcylinder entspricht, so
wird bei gröfster Kraftleistung auf Steigungen der
Kohlenverbrauch auf rd. 1,5—1,75 kg/N. Std. bei gröfster
Füllung der Lokomotiveylinder steigen. Kostet It
Kohlen I2M., so werden unter Zugrundelegung der
mittleren Tragfähigkeit der preufsischen Güterwagen
von 6,3 t/Achse und Eigengewicht von rd. 3,5 t/Achse
der Kohlenverbrauch zwischen 0,03 auf der Ebene bis
Als Beispiel
diene die Beförderung eines Wagens von Freiburg nach
Fellhammer, welcher für die wagerechte Strecke etwa
3 PS erfordert, auf dieser Strecke mit mafsgebenden
Steigungen von 1:58 etwa durchschnittlich 20 PS, auf
einzelnen Streckenabschnitten sogar mehr wegen der
stärkeren Steigung, als der durchschnittlichen. Der
Dampf- bezw. Kohlenverbrauch ist hierbei sehr un-
ginstig**), da die Lokomotive mit hoher Füllung arbeiten
mufs. Ueberhaupt ist der Kohlenverbrauch mit etwa
16 pCt. der gesammten sächlichen Ausgaben der gröfste
zusammenhängende, also sehr wichtige Ausgabeposten,
auf dessen Herabminderung einerseits, bezw. Erstattung
andererseits hinzuwirken ist. Der Rücktransport der
leeren offnen Wagen beträgt nach Zählungen häufig
Anlagen, Betriebsmittel
**) Bei Ueberlastung arbeiten alle Motoren ungünstig, am wenigsten
der Elektromotor, welcher aber bei Minderleistungen ungünstiger
wirkt, als der Dampfmotor.
(1. Juni 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 623.] 207
bis 95 pCt., bei den bedeckten Wagen oft nur 5 pCt. | müfsten. Nebenbahnen haben ebenfalls kurze Züge, daher
Es würde sich also eine besondere Tarifklasse empfchlen,
welche mehr als bisher die Benutzung offner Wagen
mit Decken (Plänen) erstrebt. In die Tabelle sind nur
80 pCt. für Leerfahrt eingesetzt.
Die allgemeinen Ausgaben sind nach dem Prozent-
satze derselben zu den sächlichen angesetzt worden,
und zwar für den 5 t/Achse berechneten Betrag, also
sehr niedrig.
Die Tabelle lehrt vor Allem, dafs wegen Ver-
schiedenheit der Zug- und Wagenbelastungen, der
Unbestimmtheit der Zuschläge für Leerfahrten und für
allgemeine Ausgaben die Zahlen nur mittleren und
vergleichenden Werth haben, dafs diese Zahlen aber
eine mit den Steigungen und Krümmungen der Strecke
und der geringeren Achsenzahl der Züge stark
wachsende Höhe erreichen, den Frachtsätzen des
Wagenladungsverkehrs jedenfalls nahe kommen und
in einzelnen Fällen überschreiten. Es wird daher die
Tarifbildung diesen Umständen Rechnung tragen
müssen, weil ja weitere Herabsetzungen nach den
wirthschaftlichen Gesetzen nothwendig sind und auch
stattfinden werden; das Unterschreiten der Selbstkosten
wird also mehr noch als bisher wahrscheinlich sein und
daher vermieden werden müssen. Und wenn es auch
zunächst seltsam anmuthen wird, die Tarifsitze nach
virtuellen Längen, also mit Zuschlag nach Neigung usw.
zu bilden, so hat dieser Vorgang doch schon Beispiele
bei der Fahrplanbildung und der Tarifbildung selbst,
indem die Abfertigungsgebühr ebenfalls einen Zuschlag
für besondere Leistungen aufserhalb der Entfernung
darstellt. In Zukunft wird also die Technik die noth-
wendige Ergänzung des Tarifwesens nach Richtung der
Selbstkosten bilden müssen, wenn nicht wirthschaftlicher
Schaden entstehen soll. Der Einwand etwa, dafs sich
Neigungen, Steigungen und längere ebene Strecken
durch die Tarife ausgleichen, ist insofern nicht gerecht-
fertigt, als es vielleicht gelingt, durch eine Herabsetzung
auf einer ebenen Strecke Güter versandfähig zu machen,
während dieselben auf schwieriger Strecke durchaus
nicht billiger zu befördern sind, ohne verlustbringend
zu sein. Und dies widerspricht dem Grundsatze gleicher
Leistung und Gegenleistung, wie die reine Durchschnitts-
berechnung nach der Entfernung hier überhaupt ge-
fährlich ist.
Die Tabelle lehrt ferner, dafs auch bei nicht voller
Zugbelastung, wie sie im Verkehr wegen der geforderten
Beschleunigung der Güter unvermeidlich ist*), die Selbst-
kosten für | Achskilometer erheblich steigen, und es
ist sogar ein Zusammenhang zwischen der durchschnitt-
lichen Achsenzahl der Giterziige**) und den Kosten für
Kohlen und den gesammten Betriebsausgaben nach-
gewiesen, welcher besagt, dafs ein Sinken der Zug-
belastung von rd. 15 pCt. seit 1895 eine Steigerung
ces Kohlenverbrauchs um 29 pCt. veranlafste, ja auch
die gesammten Betriebsausgaben für 1 Achskilometer
stiegen um 12 pCt., wenngleich hier andere Umstände
mitwirkten. Es ist dieser Umstand von ganz erheb-
licher Wichtigkeit und es wird vielleicht zur Erhöhung
der Achszahl, gleichbedeutend mit Verringerung der
Zugzahl die Frage zu prüfen sein, ob nicht für diejenigen
Massengüter, welche beschleunigte Beförderung ver-
langen, ein dem Eilgutverkehr entsprechender, aber
kleinerer Zuschlag zu erheben wäre, während die
übrigen Wagenladungsgüter bis zu vollen Zügen, soweit
es der Wagenumlauf gestattet, gesammelt werden
*) Hierbei ist sogar angenommen, dafs die Züge voll belastet
sind, was in der Wirklichkeit bei Weitem nicht der Fall ist; im
Gegentheil weist die Statistik eine stetig sinkende Zugbelastung
auf. Besonders die Nebenbahnen führen oft sehr kurze Züge, welchen
hohe Einheitskosten entsprechen. Ein Heilmittel dürfte in der Ver-
wendung der Elektrizität zu finden sein, welche zugleich Kraft für
die benachbarten landwirthschaftlichen Betriebe liefert. Meine An-
regung in der Februarsitzung im V. f. E. K. (1902) hat sich zu dem
Antrage verdichtet, eine Studiengesellschaft hierfür zu bilden. Die
einstimmige Annahme im Breslauer Bezirksverein Deutscher Ingenieure
läfst hoffen, dats die zuständige Hauptversammlung Deutscher In-
genieure den am l. Juli d J. auf der Tagesordnung in München
stehenden Antrag annimmt.
"Il Vergl. Organ 1903, Heft 1.
hohe Kosten, Tarife können füglich nicht erhöht werden.
Weiter geht aus der Tabelle hervor, dafs eine Ver-
gröfserung des Ladegewichts der Wagen die Selbst-
kosten sehr erheblich herabsetzt, und nach dieser
Richtung ist das neuere Bestreben, Wagen von 20t
J.adegewicht und mehr herzustellen, besonders werthvoll,
und es wird durch die stets sinkenden Tarife geradezu
dahingedrängt. Wegen des Durchschnittsalters der
Wagen von 25 bis 30 Jahren geht indessen die allgemeine
Erhöhung des Ladegewichts nur sehr langsam vor sich.
Seit Anfang der 9er Jahre, da mit der Erhöhung
der Tragfähigkeit der damaligen 10 t Wagen auf 12,5 t
begonnen und die weitere Beschaffung von 15t Wagen
eingeleitet wurde, ging die durchschnittliche Tragfähigkeit
einer Achse nur von 5,3 auf 6,3t in die Höhe. Es
giebt aber ein Mittel, den Fassungsraum des gesammten
Wagenparks sehr rasch zu erhöhen, nämlich die Aus-
stattung der Wagen von 4 m Radstand und grofsen
Ladeflächen (offene Güterwagen zum Fässer-, Bretter-
und Geschütz-Transport) mit einer dritten Achse. Diese
sind in grofsen Mengen vorhanden, da bei der heutigen
Werkstättentechnik die Reserveachsen besser im Be-
triebe ihr Geld verdienen; hinzukommt die Gewinnung
der sonst wenig verwendbaren sog. schwachen Normal-
achse von ausgemusterten Wagen. Gegenüber dem
Ladegewicht von 15t bei 50 pCt. Eigengewicht des
Wagens wird der in sciner Bedeutung viel zu wenig
gewürdigte dreiachsige Wagen etwa ein Ladegewicht
von 25t bei nur 37 pCt. Eigengewicht erreichen und
die Zuglänge um 6 pCt. kürzer. Da das Untergestell
und der Wagenkasten dieselben bleiben, letzterer viel-
leicht aufgebordet, so ist auch die für ihn aufzuwendende
Unterhaltung, Abfertigung im Betriebe, sowie Personal-
bedarf gleich derjenigen beim zweiachsigen, und die in
der Tabelle aufgeführten Einzelkosten würden erheblich
sinken, insbesondere weil auch der leere Rücktransport
des tragfähigeren Wagens weniger Einflufs hat.
Der Gewinn wäre auf 30—40 pCt. zu veranschlagen
und man sieht, es drängt alles auf grofse Ladefähigkeit
der Fahrzeuge hin, womit die letzte Lehre aus der
Tabelle zu ziehen ist, dafs nämlich bei dem geplanten
Ausbau unseres Kanalnetzes selbst durch eine allfällige
Verminderung der Verkehrsmengen in den billigen
Massengiitern ein nicht grofser Ausfall an Betriebs-
überschufs zu erwarten steht, ja dafs es wegen der
voraussichtlichen Steigerung des Verkehrs gradezu
erwünscht ist, die weniger einträglichen Güter zu
gunsten der rasch zu befördernden dem Wasserwege
zuzuweisen. Auf gewissen Strecken ist eine Verkehrs-
steigerung nur noch durch Ausbau von neuen Gleisen
und Bahnhöfen möglich, was besonders bei gröfseren
Ortschaften erhebliche Aufwendungen erfordert. Da
auf dem Wasserverkehr die Tarife an sich billiger sind,
weil die Selbstkosten auf den 10. Theil der Bahn-
beförderung gebracht werden können, so werden auch
bei der Eisenbahn die Bedenken schwinden müssen,
die gröfseren Einheitsmengen mit niedrigeren Tarifen
zu verschen, oder aber das Einheitsgewicht selbst zu
erhöhen. Derartige Verschiebungen sind von Zeit zu
Zeit unausbleiblich und können wohl ohne Schaden
für den kleinen Mann durchgeführt: werden, weil die
wirthschaftliche Leistungsfähigkeit an sich gewachsen
ist, sie sind besonders geboten, wenn wie hier eine
Verbilligung der Tarife, also ein grofser wirthschaftlicher
Fortschritt durch die grofse Ladefahigkeit der Wagen
möglich wird.
Es ist ersichtlich, dafs durch technische Mitarbeit
an den Tarifen in Verbindung mit entsprechenden
Mafsnahmen nicht nur wirthschaftliche Vortheile für die
Einnahmen aus den Eisenbahnen, sondern erhebliche
Fortschritte im Verkehrswesen und in der Volks-
wirthschaft sich erzielen lassen.
Vorsitzender: Neben dem Beifall, den der Vortrag
bei Ihnen hervorgerufen, danke ich im Namen des
Vereins dem Herrn Vortragenden. Wünscht jemand
das Wort zu dem Vortrage?
Herr Geh. Ober-Baurath Schürmann: Der Herr
Vortragende hat bei der Berechnung der Selbstkosten
208 [No. 623.]
für die Transporte von Massengütern aus den That-
sachen, die in dem Betriebsbericht niedergelegt sind,
entnommen, dafs die 10t-Wagen durchschnittlich nur
mit 5t Gut beladen sind, und hieraus die Transport-
kosten ermittelt, diesen aber dann noch die Kosten der
Leerfahrten der Wagen auf dem Rücklauf zugeschlagen.
Nun, wenn ich richtig wiedergegeben habe, so ist hier
doch ein error in calculo. Diese 5 t Durchschnitts-
Beladung umfafst nämlich schon diese Lecrfahrten. Die
vollbeladenen Güterwagen mit Massengütern kehren
fast sämmtlich leer zurück, und aus dem Mittel der
beladenen Wagen und der leeren Rückläufer ergiebt
sich eben der Durchschnitt von 5t pro Wagen
des Ilerrn Frankel: Pro Achse!) Ich habe 2,5 oder
2,6t pro Achse aus dem Vortrage herausgehört — die
Zahlen an der Tafel sind leider von hier aus nicht zu
erkennen — und habe mir nur daraus den auffallend
hohen Satz der Selbstkosten erklären können, der
ermittelt ist.
Es kommt noch ein anderes Moment hinzu. Der
Herr Vortragende hat den ermittelten Zugkosten
schliefslich die hiervon unabhängigen Personalkosten
und die Generalkosten zugeschlagen, hierbei aber nicht
berücksichtigt, dafs pro Wagen auch noch cine
Abfertigungsgebühr erhoben wird, die eben cin Entgelt
dafür enthält, dafs die Wagen bereit gestellt werden
an der Ladestelle, wie an der Entladestelle und für
die anderen zusätzlichen Kosten. Rechnet man eine
solche Abfertigungsgebühr beispielsweise mit 8 M. pro
Wagen, so würde diese, wenn der Wagen 80 km läuft,
immer noch einen Zuschlag von 1 Pf. pro Tonne und
Kilometer bedeuten. : Das ist doch cin Betrag, der in's
Gewicht fällt und den man, wenn man die Selbstkosten
der Vergütung gegenüberstellt, auch in die Wagschale
legen muls. Schliefslich mufs ich sagen, dats, wenn
die Selbstkosten so hoch wären, wie sie der lerr Vor-
tragende in seiner Tabelle ermittelt hat, wir dann die
bedeutenden Ueberschüsse bei unseren Eisenbahnen
nicht würden haben können, die wir thatsächlich haben.
Ich glaube, es kann wohl kein Streit darüber sein, dafs
die Ueberschüsse den grofsen Massentransporten zu
verdanken sind, das heifst den Transporten, bei denen
nach. den Darlegungen des Herrn Vortragenden zum
gerolsen Theil die Selbstkosten durch die Tarife keine
Deckung finden
Herr Eisenbahn-Bauinspektor Frankel: Es sind in
der Rechnung 5 t für 1 Achskilometer angenommen,
also voll belastete und entsprechend tarifirte 10 t-Wagen.
Die 2,66 t beziehen sich auf die dem Betriebsbericht
entnommene Durchschnittsbelastung einer Achse, welche
aber für die Berechnung der Selbstkosten werthlos ist,
weil sie zu hohe Werthe ergiebt. Die Anzahl der ge-
fahrenen Achskilometer ist also mit 5 multiplizirt und in
die Ausgaben dividirt. Ferner beziehen sich jene 2,6 Pf.
für das Tonnenkilometer auf den Durchschnitt der Ein-
nahmen des Wagenladungsverkehrs nach dem Betriebs-
bericht, einschliefslich der Abfertigungsgebühr. Es
würden also die gesammten Einnahmen auf das Tonnen-
kilometer 2,6, im Vorjahre 2,63 Pf., ergeben. Darin
sind die Abfertigungsgebühren enthalten, sodals die
Selbstkosten auf den Steigungen diesem Werthe immerhin
ziemlich nahe konımen, auch wenn etwa strittige Einzel-
kosten in der Tabelle etwas niedriger angesetzt werden.
Es giebt eine gröfsere Anzahl von Tariten, welche er-
heblich niedriger als der Durchschnitt von 2,6 Pf./tkm
sind und bei diesen liegt die Getahr der die Einnahmen
übersteigenden Selbstkosten besonders nahe.
Vorsitzender: Wünscht noch jemand das Wort?
Das ist nicht der Fall. Dann möchte ich noch folgendes
bemerken. Der Herr Vortragende schlug vor, drei-
achsige Güterwagen einzuführen. Der Vorschlag ist
schon eingehend geprüft worden. Dabei ıst auf das
Bedenken hingewiesen worden, dafs dreiachsige Wagen
beim Ablaufen über sogenannte Eselsrücken auf Rangir-
bahnhöfen zu Entgleisungen Anlafs geben können.
Deshalb ist man bisher nicht zu dem dreiachsigen Wagen
übergegangen. Die Frage wird aber in der Preufsischen
Staatseisenbahnverw altung neuerdings wieder untersucht.
Niemand hat sich weiter zum Worte gemeldet, wir
gchen zum folgenden Gegenstand der Tagesordnung über.
(Zuruf
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Juni 1903.)
Vorher möchte ich jedoch noch mittheilen, dats
Herr Geh. Kommerzienrath Pintsch ein die erste Eisen-
bahn Deutschlands darstellendes Spielzeug, in dessen
Besitz er zufällig gelangt ist, dem Verein zum Geschenk
gemacht hat. Ich spreche dem Herrn Geschenkgeber
den Dank des Vereins aus. Dieses Spielzeug ist hier
unterhalb des Rednerpultes aufgestellt und ich gebe
anheim, nachher davon Kenntnifs zu nehmen. Sie
werden dann eine Darstellung der ersten Eisenbahn von
Nürnberg nach Fürth erblicken.
Ich bitte nun Herrn Geheim-Rath Scholkmann,
uns seine Mittheilungen über
Neuerungen an Wegeschranken
zu machen.
Herr Geh. Baurath Scholkmann: Meine Herren!
Nach der Betriebsordnung müssen die Zugschranken
so eingerichtet sein, dals sie von Personen, dic etwa von
den niedergegangenen Schrankenbäumen eingeschlossen
sind, mit der [land geöffnet werden können, und aulser-
dem mufs jeder durch Zugschranken abzuschliefsende
Ucberweg mit einer Glocke versehen sein, mit der vor
dem Schliefsen der Schranken zu läuten ist.
Ursprünglich war zu diesem Zwecke bei dem die
Schranke bedienenden Wärter ein Klingelzug angebracht,
von dem eine besondere Drahtleitung nach der Glocke
am Ueberwege führte. Es ist klar, dafs bei dieser Ein-
richtung das Ingangsetzen der Klingel ganz von dem
Belieben des Wärters abhängt. Daher wurde bald die
besondere Rlingellcitung beseitigt und die Bedienung der
Klingel mit der Bedienung der Schranke vereinigt, so
zwar, dafs die ersten Umdrehungen der Schranken-
kurbel dazu dienten, die Glocke in Bewegung zu setzen,
und erst die weiteren Kurbelumdrehungen, nachdem die
Glocke 10 bis 12 mal angeschlagen hatte, die Schranken-
baume zum Niedergehen brachten.
Diese Einrichtung wäre bei ordnungsmäfsiger Be-
dienung der Schranken ausreichend gewesen, aber es
zeigte sich, dafs sich dabei die Bequemlichkeit der
Wärter einen Mangel zu Nutzen machte, den diese
Einrichtung besitzt. -- Wenn nämlich vor dem Schliefsen
der Schranke vorgeläutet werden soll, so muss selbst-
verständlich beim Oeffnen der Schranke die Kurbel noch
über die Stelle, bei der die Schrankenbäume senkrecht
stehen, hinaus weiter gedreht, d. h. es mufs die Kurbel-
bewegung bis zu Ende geführt werden, damit zum Vor-
läuten für das folgende Schrankenschliefsen ein
Arbeitsweg vorhanden ist. — Das thut nun der bequeme
Wärter nicht immer; er dreht so lange, bis die Schranke
offen ist, nicht weiter. Damit spart er sich das Drehen
der Kurbel bis zu Ende und dementsprechend nachher
auch das Drehen nach der umgekehrten Richtung, das
das Vorläuten bewirken soll.
Um solcher Bequemlichkeit einen Riegel vor-
zuschieben, sollen auf den Staatsbahnen die Zugschranken
so eingerichtet sein, dafs der Wärter gezwungen wird,
die Kurbelbewegung bis zu Ende, also soweit zu führen,
dafs der für das nächste Vorläuten erforderliche Draht-
weg vorhanden ist. Die Einrichtung ist recht einfach.
In der Regel besteht sie aus einem mit dem Kurbel-
getriebe verbundenen Sperrad, das ein Rückwärtsdrehen
der Kurbel erst gestattet, wenn es eınmal vollständig
herumgegangen ist. Der Wärter kann die Bewegung
unterwegs nicht umkehren, da dies eine Sperrklinke
verhindert. Mit dieser Einrichtung sind die meisten
Zugschranken bereits versehen, in 2 bis 3 Jahren werden
sie durchweg so eingerichtet sein.
Man sollte meinen, dafs mit dieser Anordnung
genug geschehen sei; jedenfalls ist damit dem Wärter
die Möglichkeit genommen, aus reiner Bequemlichkeit
weniger Kurbelumdrehungen an der Schrankenwinde
zu machen, als vorgeschrieben und nothwendig ist. Es
ist aber darauf hingewiesen, dafs auch hierbei die
Möglichkeit vorliegt, die Schranken ohne Vorläuten,
d. h. ohne rechtzeitiges Vorläuten zu schliefsen. Der
Wärter kann nämlich die Vorläutebewegung zu einer
beliebigen Zeit, z. B. gleich nach dem Oeftnen vornehmen;
wenn er dann nachher, beim Herannahen des Zuges
weiter dreht, so kann er sofort ohne vorzuläuten die
[1. Juni 1903.)
Schranke schliefsen. Man könnte sich vorstellen, dafs
sich der Wärter mit einer häuslichen Angelegenheit
beschäftigen will, die er nur für möglichst kurze Zeit
unterbrechen möchte, oder dafs er vom Zuge überrascht
zu werden fürchtet und sich daher die Möglichkeit
schaffen will, die Schranke in wenigen Sekunden zu
schliefsen.
Um eine solche vorschriftswidrige Schranken-
bedienung zu verhindern, sind nun in neuester Zeit
verschiedene Anordnungen vorgeschlagen. Wenn ich
recht unterrichtet bin, ist die erste Einrichtung von
einem Civilingenieur Waldner in Linz in Oesterreich
getroffen. Sie besteht darin, dafs mit der Windekurbel
ein Regulator, ein Schwungkugelregulator verbunden ist,
der beim Drehen der Kurbel zum Zwecke des Schliefsens
der Schranke eine Sperre am Windebocke aushcbt.
Hört der Wärter mit dem Kurbeln auf halbem Wege
auf, so fällt die Sperre ein und der Wärter kann nicht
weiter kurbeln, sondern mufs den ganzen Kurbelweg
zurücknehmen und dann von vorn wieder anfangen.
Der Wärter ist also gezwungen, die Kurbelbewegung
ununterbrochen von Anfang bis zu Ende durchzuführen,
wenn er sich keine unnöthige Arbeit machen will, und
auf diese Weise wird dann wohl erreicht, dafs das
Vorläuten unmittelbar vor dem Hlerunterlassen der
Schrankenbäume vorgenommen wird.
Alle Schrankenbauanstalten haben nun schleunigst
ähnlich wirkende Einrichtungen erfunden, die einen
verwenden pneumatische Zeitverschlüsse, andere Kipp-
gefässe, wieder andere ein Uhrwerk u. dgl. m. Diese
Einrichtungen, die in einzelnen Gegenden anfangen
wollten, Mode zu werden, haben aber doch ihre grofsen
Bedenken. Denn wenn der Wärter während des Vor-
läutens oder Schlielsens mit dem Kurbeln aufhört, weil
seine Aufmerksamkeit durch irgend einen Vorgang ab-
gelenkt wird, oder weil er, was häufiger vorkomnit, sieht,
dafs sich ein Fuhrwerk noch auf dem Gleise befindet,
so sitzt die Schranke fest, er mufs erst wieder nach der
entgegengesetzten Richtung kurbeln und dann von neuem
schliefsen. Dabei geht aber viel Zeit verloren und
daher kann man wohl den sog. Vorläutezwang bei den
Schranken als betriebsgefährlich bezeichnen. Zwar ist
bei allen derartigen Einrichtungen durch einen ge-
waltsamen Eingriff in das Werk die Möglichkeit gegeben,
die eingefallene Sperre auszuhcben, aber grade die
Nothwendigkeit solcher Hülfscinrichtungen, die natürlich,
wenn sie der Wärter einmal hat benutzen müssen, oft
tagelang zu seiner Verfügung stehen, beweist, dafs der
mit derartigen Zwangeinrichtungen beabsichtigte Zweck
doch nur unvollkommen erreicht wird. Besonders aber
spricht gegen ihre Anwendung der Umstand, dafs sie
die Schrankeneinrichtung verwickelt machen und cine
Unterhaltung verlangen, die im Allgemeinen von den
Wärtern und Bahnmeistern nicht besorgt werden kann.
Auf den Preufsisch-Hessischen Bahnen ist daher neuer-
dings der Vorläutezwang bei den Schranken verboten
und dafür den Aufsichtsorganen zur Pflicht gemacht,
auf die vorschriftsmäfsige Handhabung des Schranken-
dienstes ihr besonderes Augenmerk zu richten. Schliefs-
lich sind es doch nur bestimmte Wärterposten, bei denen
man solche aus Faulheit und Bequemlichkeit stammenden
Verstöfse argwöhnt. Man kann sich die Ueberwachung
auch erleichtern, wenn mit dem vorerwälhnten Sperrade
ein Zeichen verbunden wird, das gleich erkennen läfst,
ob sich die Schrankenwinde in der Grundstellung
befindet.
Eingeschlossene Personen müssen die Schranken
mit der Hand öffnen können; es ist das nicht immer
leicht, besonders wenn Fuhrwerke eingeschlossen sind.
Daher ist schon früher versucht worden, die Schranken
so einzurichten, dafs sie in wagerechter Lage nach
aufsen aufgestofsen werden können. Das ist nun nicht
so ganz einfach, der Schrankenbaum mufs wieder von
selbst zurückfallen und sich selbstthätig mit der Dreh-
vorrichtung kuppeln. Eine anscheinend zweckmäfsige
Lösung dieser Aufgabe hat ncuerdings der techn.
Eisenbahnsekretär Boye in Cassel angegeben, dessen
Schranke ich hier im Modell vorführen kann. (Die
Schranke wird an Modellen näher erläutert). Sie unter-
liegt augenblicklich der praktischen Prüfüng.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
4
(No. 623.] 209
Sie sehen, dafs trotz des mehr als 60 jährigen Alters
des Eisenbahnbetriebes selbst bei einer anscheinend so
einfachen Einrichtung, wie die der Wegeschranken, fort-
gesetzt Erfinder thätig sind. Die Unfälle, die zu den
Verbesserungen anspornen, sind ja glücklicherweise im
Verhältnisse zu der grofsen Zahl der Wegeübergänge
nicht zahlreich. Auf den Preufsisch-Hessischen Bahnen
ist es bei etwa 25000 mit Schranken versehenen Ueber-
wegen 1899 62 mal, 1900 56 mal und 1901 34 mal vor-
gekommen, dafs Fuhrwerke überfahren wurden. Meist
hatten die Wärter geschlafen, nur in 1, 3 und 2 Fällen
waren Fuhrwerke durch die niedergehenden Schranken-
bäume eingeschlossen worden, lag also möglicherweise
eine Pflichtvergessenheit des Wärters insofern vor, als
er nicht zur richtigen Zeit vorgeläutet hatte. Auf den
nicht mit Schranken verschenen Uebergangen der Neben-
bahnen sind 1899 47, 1900 56 und 1901 68 Fuhrwerke
überfahren, bei rund 19000 Uebergängen. Wenn nun
auch die Unfälle im Verhältnifs zur Zahl der Uebergange
nicht häufig sind, so ist doch ihre absolute Zahl nicht
unbeträchtlich. Auch sind die Unfälle aus dem Grunde
so beklagenswerth, weil vielfach Menschenleben dabei
zu Grunde gehen. So sind z. B. beim Ueberfahren von
Fuhrwerken 1901 auf den Hauptbahnen 7 und auf den
Nebenbahnen 9 Personen getödtet und 15 bezw. 34
Personen verletzt.
Die Staatseisenbahn-Verwaltung schenkt den Ge-
fahren der Ueberwege, namentlich der unbewachten
Uebergänge eine besondere Aufmerksamkeit. Es wird
Sie interessiren, zu erfahren, wie darauf gehalten wird,
dafs die Uebergänge durch Abgraben von Böschungen,
Beseitigen von Bäumen u. s. w. möglichst übersichtlich
gemacht werden. Wo dies nicht zu erreichen ist, sind
geringe Zuggeschwindigkeiten vorgeschrieben, vor leb-
hafteren unübersichtlichen Uebergängen müssen die
Züge zum Stillstand gebracht werden und über das
Lauten und Geben von Achtungssignalen sowie über
das Aufstellen von Läute- und Halttafeln sind ein-
heitliche Vorschriften erlassen. In den Schulen, nament-
lich auf dem Lande, werden jetzt die Kinder auf dic
Gefahren der Ucberwege hingewiesen, und von den
Behörden sollen die Kreisinsassen durch Mittheilung
der vorgekommenen Unfälle gewarnt und dazu ver-
anlafst werden, vorsichtig zu sein und ihre Fuhrwerke
nur zuverlässigen Menschen anzuvertrauen.
Aber der Leichtsinn, das schlechte Wetter, das
die Fuhrwerksführer veranlaist, den Kragen über die
Ohren zu ziehen und sich möglichst weit in den Plan-
wagen zurückzusetzen, und nicht zum wenigsten der
Alkohol, werden immer wieder Opfer fordern.
Es kann nun keine Rede davon sein, die Neben-
bahnübergänge durchweg mit Schranken zu versehen,
die von Bahnwärtern bedient werden; wenn es aber
gelänge, eine durchaus sicher wirkende Schranke zu
erfinden, die vom Zuge geschlossen und geöffnet wird,
die keiner ungewöhnlichen Unterhaltung bedarf und
deren Anschaftung und Betrieb nicht zu theuer ist, so
könnte sie aus Sicherheitsgründen von grofsem Vortheil
sein, und wenn sie, wie gesagt, durchaus einwandfrei
arbeitet, so könnte sie sogar vielfach an die Stelle der
von Hand bedienten Schranke treten und auf dicse
Weise auch wirthschaftlichen Nutzen bringen.
Diese Gründe sind es wohl gewesen, die unseren
Verein vor etwa 3 Jahren veranlafsten, eine öffentliche
Preisbewerbung für den Entwurf einer selbstthätigen
Wegeschranke für unbewachte Wegeübergänge aus-
zuschreiben. Ich will Ihnen nicht das ganze Programm
vorlesen, die Schranke sollte eben alle Bedingungen
erfüllen, die an eine Zugschranke gestellt werden, aufser-
dem sich zwei Minuten vor Vorüberfahrt des Zuges
selbstthätig schliefsen, sich nachher wieder öffnen und
bei gesenkten Schlagbäumen beleuchtet sein.
Es gingen damals 34 Entwürfe ein, die in der
Sitzung am 13. November 1900 besprochen wurden.
Der Preis wurde nicht ertheilt, weil keine Lösung
unmittelbar für die Ausführung in Frage kommen konnte,
aber für zwei Entwürfe wurde als Anerkennung für
die darin niedergelegte Arbeit je die Hälfte des als
Preis ausgesetzten Betrages bewilligt. In einem dieser
210 [No. 623.]
Entwürfe, der von dem Ingenieur Marr herrührte, war
als wesentlichster Theil ein Gewicht vorgesehen, das
durch Niederdrücken eines Schienenkontaktes clektrisch
ausgelöst wurde. Das sinkende Gewicht brachte das
Läutewerk in Gang, setzte die Beleuchtung in Thätig-
keit und schlofs endlich die Schrankenbäume. Nach
Niederdrücken eines zweiten Kontaktes sollte ein Elektro-
motor in Gang kommen, der das Gewicht wieder in seine
ursprüngliche Lage zu bringen hatte, wobei die Be-
leuchtung gelöscht und der Elektromotor selbstthätig
Abb. 1.
nn nn oe VE om ` emp mn em — =o u o m un = e rn mm no.
D em ER = =
abgeschaltet wurde. Als schwacher Punkt wurde damals
der Elektromotor bezeichnet, insofern es in den meisten
Fällen nicht möglich sein würde, die zu seinem Be-
triebe erforderliche elektrische Arbeit zu einem annehm-
baren Preise und ohne erhebliche Anlagekosten zu
beschaffen.
An diesen Entwurf anknüpfend hat nun Herr Reg.-
und Baurath Wittfeld eine selbstthätige Schranke erdacht,
die von Gebr. Pintsch, insbesondere den Herren Ober-
ingenieur Gerdes und Ingenieur Brettschneider sehr
sorgfältig durchgearbeitet und hier in natürlicher Gröfse
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Juni 1903.)
vor Ihnen aufgestellt ist. (Abb. 1 und 2). Ihre Ein-
richtung ist folgende:*)
Auch hier wird wie bei der Marr’schen Schranke
durch Herstellung einer elektrischen Verbindung ein
Elektromagnet Æ erregt und veranlafst, einen Anker F
anzuziehen. Dadurch wird ein Gewicht G ausgelöst,
das zunächst ein Läutewerk, sodann die Beleuchtung
einschaltet und endlich durch Aufheben einer Sperre S
die Schranke freimacht, die sich durch ihr Eigengewicht
schliefst. Dabei bringt sie das Gewicht in seine ur-
Abb. 2.
wm =
en.
we |
=
d
Leg)
n|
Se aan
= eg
g TT ara
sprüngliche Lage zurück und stellt die elektromagnetische
Sperre wieder her. Die Schranke ist nun geschlossen,
bleibt aber frei beweglich. Um sie wieder zu heben,
ist abweichend von der vorerwähnten Einrichtung statt
eines Elektromotors eine einfache Gaskraftmaschine 3
angewendet. Diese besteht im wesentlichen aus einem
Cylinder mit Flugkolben. Mit letzterem ist eine Kolben-
stange verbunden, die an ihrem oberen Ende eine
*) Die Zeichnungen stellen die Schranke nur in allgemeinen
Umrissen dar.
(1. Juni 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. aA [No. 623.]
SCH Lie Mi Pas)
A
211
Sperrklinke trägt. Diese legt sich in der höchsten
Stellung des Flugkolbens gegen einen mit der Dreh-
achse des Schrankenbaumes verbundenen Sperrzahn
derart an, dats der Schrankenbaum beim Llerabsinken
des Kolbens gehoben wird.
Zum Betriebe wird. Mischgas verwandt, das in
geprefstem Zustande in einem Behälter untergebracht
wird, der in einer Aussparung des Fundamentes der
Schranke liegt. Zwischen dem Behälter und der Gas-
kraftmaschine ist ein Gasdruckregler von Pintsch an-
gebracht, der beim Oeffnen des Kinlaflsventiles // der
Maschine das Gas mit einer bestimmten Pressung in
deren Verbrennungsraum / einströmen läfst. Dort
bildet es mit der darin befindlichen Luft ein brennbares
Gemisch. Das Einlafsventil wird durch das Gewicht G
gesteuert, wenn dieses in die Nähe seiner tiefsten Lage
kommt.
Das Auslösen des Gewichtes und die davon ab-
hängigen Vorgänge werden durch den sich der Schranke
nähernden Zug veranlatst, indem dieser enen elek-
trischen Kontakt herstellt.
Nachdem der Zug an der Schranke vorübergefahren
ist, schliefst er einen zweiten Kontakt, wobei das Gas-
gemisch im Verbrennungsraum auf elektrischem Wege
— durch einen Glühdraht — entzündet wird. Durch
die Arbeitsleistung der Verbrennung wird der Flug-
kolben in seine höchste Stellung gehoben und durch
die Sperrklinke am oberen Ende der Kolbenstange mit
dem Schrankenbaum gekuppelt. Gleichzeitig wird der
Auslafsschieber A geöffnet. Der Kolben sinkt nun
durch sein Eigengewicht herab und öffnet die Schranke.
Um die Verbrennungsgase aus dem Verbrennungs-
raum zu beseitigen, ist oberhalb des Arbcitscylinders
ein zweiter Cylinder angeordnet, worin sich ein
mit dem JFlugkolben fest verbundener Kolben be-
wegt, dessen Durchmesser grölser ist, als der des Flug-
kolbens. Zu seiner höchsten Stellung steuert der Flug-
kolben den Auslafs so, dals die unter dem oberen
Kolben befindliche Luft durch den Verbrennungsraum
kräftig hindurchgeblasen wird, wobei sie die Ver-
brennungsgase in das Auspufirohr treibt.
Bei der Verwendung dieser Schranke auf ein-
gleisigen Strecken muls selbstverständlich noch eine
Einrichtung vorhanden sein, die den elektrischen Strom
in solcher Weise führt, dafs er stets bei der ersten
Kontaktgebung das Gewicht auslöst und bei der zweiten
das Gas-Luftgemisch entzündet. Es läfst sich dies
ohne Schwierigkeit herstellen. Zur Beleuchtung der
Schranke dient Gas. Der Gasverbrauch ist nach den
Versuchen schr gering. Es bietet keine Schwierigkeit
einen Vorrath für 6 Monate, ja, bei geringem Verkehr
für ein ganzes Jahr aufzuspeichern. Die Nachfüllung
der Gasbehälter würde durch Gaswagen geschehen
müssen.
Der elektrische Strom zur Erregung der Magnete
und zur Zündung soll durch eine Trockenbattcrie
erzeugt werden.
Vorsitzender: Meine Herren! Ich darf dem Herrn
Vortragenden noch neben Ihrem reichen Beifall, den
sein Vortrag hervorgerufen, den Dank des Vereins aus-
sprechen. Hat jemand an den Herrn Vortragenden
eine Frage zu richten?
Herr Gch. Oberbaurath Semler: Ich möchte mir die
Frage erlauben: was kostet wohl solch eine Vorrichtung?
Herr Geheimer Baurath Scholkmann: Die Schranke
kostet vorläufig ja noch recht viel, aber wenn sie erst
fabrikmäfsig hergestellt werden kann, so wird sie doch
wohl mit ! M. pro Kilo bezahlt werden können. Sie
wiegt etwa 1700 kg, also 1700--1800 M. wird die Her-
stellung kosten.
Herr Oberstleutnant z. D. Buchholtz: Ich möchte
fragen, ob der Herr Vortragende nicht fürchtet, dafs
durch den Knall die Pferde scheu werden. (Heiterkeit.)
Herr Geheimer Baurath Scholkmann: Ja, das weils
ich nicht. (Heiterkeit.)
Herr Ingenieur Brettschneider: Man hat sogar etwas
leicht scheuende Pferde vorbeigeführt. Der Schall ist
weit geringer als im Saal. Eher werden die Pferde
noch bei dem Läutewerk scheuen als bei dem Knall.
Vorsitzender: Das Wort wird nicht weiter verlangt,
wir können den Gegenstand verlassen.
Ich bitte nunmehr Herrn Ratfalovich uns seine
Mittheilungen über
Das System Marin zur Sicherung fahrender
Eisenbahnzüge
zu machen.
Herr Ingenieur Raffalovich: Vor Allem sei cs mir
gestattet, dem Vereine sowie Seiner Excellenz dem
Herrn Vorsitzenden meinen besten Dank für die mir
gütigst ertheilte Erlaubnifs auszusprechen, Ihnen, meine
Herren, den Signalmelder nach Bauart Marin vor-
zuführen.
Zunächst möchte ich einiges über die Signalmclde-
apparate im allgemeinen erwähnen. Die auf der Tages-
ordnung stehende brennende Frage des Eisenbahn-
betriebes ist die Sicherheit. Es ist Ihnen, meine Herren,
bekannt, dafs die meisten Herrscher und vor Allem
Seine Majestät der deutsche Kaiser, dats ferner alle
Minister der öffentlichen Arbeiten und ihre Mitarbeiter,
alle Eisenbahndircktoren und Ingenieure sich für diese
Frage interessiren. Ueberall, in allen Ländern wird
gesucht und versucht.
Der Zweck, den ich heute verfolge, indem ich diese
Frage erörtere, ist, Ihnen einen Apparat vorzuführen,
welcher nach mehrjährigen Versuchen sich als derjenige
ergeben hat, welcher allen Ansprüchen, die man be-
rechtigter Weise überhaupt stellen kann, entspricht.
Der Erfinder des Apparates, Herr Ingenieur Marin,
war Augenzeuge des grofsen Unfalles, welcher vor
einigen Jahren bei St. Mande, bei Paris, stattfand und
nebst 100 und einigen Opfern der Ostbahngesellschatt
3 000 000 fr. kostete. Er erhielt dort die Anregung
zu seinem Apparat. Die Ursache der meisten Unglücks-
fälle liegt in der Unachtsamkeit des Lokomotivführers,
in dem Nichtbeachten der Gefahrsignale und ın dem
Ueberfahren derselben. Es galt daher, einen Apparat
zu konstruiren, welcher gecignet ist zu verhindern, dats
ein unaufmerksamer Lokomotivführer ein Haltsignal
unbeachtet läfst. Die Zahl der Vorschläge auf diesem
Gebiete ist Legion. Aber alle bisherigen Vorschläge,
mögen sie nun die Lösung auf rein mechanischem oder
auf elektrischem Wege versuchen, leiden am grund-
sätzlichen Mangel, dats bei Störungen in der Gangbar-
keit der meistens komplizirten Einrichtung einfach das
Fahrsignal angezeigt wird. Hierin liegt nun ohne
Weiteres aber eine grofse Betriebsgefahr. Elektrische
Apparate Iciden an den vielen unvermeidlichen Fehler-
quellen. Ich will nur erinnern an den Lartique’schen
Krokodil der franz. Nordbahn. Zu diesem Apparate
haben sogar die Lokomotivführer infolge der vielen
Versager kein Zutrauen mehr.
Auch mit Hilfe der drahtlosen Telegraphie versucht
man augenblicklich die Aufgabe zu lösen. In Canada
will man z. B. auf der Lokomotive Zeichen erzeugen,
die durch einen elektrischen Strom hervorgerufen werden,
der nur bei Fahrstellung des Signals und tadellosem
Zustand der Anlage entstehen kann, während er bei
irgend welcher Störung ebenso unterbrochen wird wie
bei Haltstellung des Signals. Aber meine Ilerren,
dieser Apparat entspricht nicht dem Grundsatze, dafs
einem unaufmerksamen Lokomotivführer ein von ıhm
übersehenes Gefahrsignal aufgedrängt werden mufs, dem
Grundsatze, dafs nur bei wırklicher Gefahr eine Meldung
erfolgt, denn meine Herren, bei der Gefahrstellung des
Signals unterbleibt ja eine besondere Meldung und trotz
aller Mühe, welche man sich giebt, um die Signale
recht sichtbar zu machen, sei es durch ihre Form oder
Farbe, sei es durch ihre Stellung, so vermeidet man
doch nicht Unfälle durch Nichtbeachten und Uebersehen
dieser Signale, trotz der drahtlosen Meldung.
Im Jahre 1901 ist auf der franz. Ostbahn cin sehr
merkwürdiger Untall vorgekommen:
Ein Lokomotivführer wurde durch einen geschrie-
benen Zettel vorschriftsmafsig gewarnt, dals er cine
gesperrte Strecke zu befahren habe. Er hatte infolge
dessen vorsichtig zu fahren und beim ersten [altsignal
zu halten. Der Mann überfuhr aber verschiedene Halt-
signale und fuhr auf einen anderen Zug auf.
212 [No. 623.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Juni 1903.]
Zu seiner Vertheidigung gab der Mann an, er habe
zwar die Gefahrsignale gesehen, er sei aber, als er sie
überfuhr, durch Kummer infolge von Familienverhältnissen
derartig geistig in Anspruch genommen gewesen, dafs
er die Signale nicht beachtet habe und dafs er die
ihm durch Gefahrsignale auferlegten Pflichten voll-
ständig vergessen habe. Man ersicht hieraus, dats,
um etwas richtig zu schen, das Auge alleın nicht ge-
nügt, sondern der Geist dem Auge beistehen muls.
Wäre als er das Signal überfuhr, plötzlich ein akustisches
Signal ertönt, z. B. die Lokomotivpfeife, so wäre der
Lokomotivführer ohne Weiteres aus seinem Hinträumen
erwacht, er hätte gebremst und der Unfall wäre ver-
mieden. Dicses Beispiel ist insofern interessant, als
sogar Signale, welche gesehen waren, nicht beachtet
wurden, um wieviel leichter kann daher ein Signal,
welches nur schlecht sichtbar ist, überfahren werden.
Denken Sie sich ferner einen Lokomotivführer,
welcher mit einem angehenden Heizer fährt. Der Führer
giebt ihm Andeutungen, Rathschläge. Er ist gezwungen
in das Feuer zu sehen, bet Nacht blendet dies so stark,
dafs er für einige Augenblicke nichts schen kann, er
ist nicht in der Lage, die Signale zu unterscheiden.
Es kann ferner vorkommen, dafs ihm ein Kohlen-
staub in das Auge fliegt, so ist es auch in diesem Falle
leicht denkbar, dafs er ein Gefahrsignal überfährt, ohne
dafs er es bemerkt hätte.
Dieses, meine Herren, sind nur einige der vielen
Ursachen für grofse Unfälle. Sie alle weisen auf die
Nützlichkeit eines Apparates, welcher auf der Loko-
motive das Auge durch das Gehör und durch cın
Sichtzeichen unterstützt, bezw. die Annäherung an ein
Gefahrsignal angiebt. Und hier kommen eigentlich
allein die Vorsignale in Betracht, bezw. der Ort, wo
diese gewöhnlich stehen.
Ich hebe besonders hervor die Vorsignale, weil
doch dieses der äufserste Punkt ist bis wo ein Loko-
motivführer gewarnt sein mufs, um seinen Zug bis zum
Haltsignal unbedingt zum Stillstand gebracht zu haben.
Es kommt vor, dafs der Gefahrpunkt sehr nahe
hinter dem Haltsignal liegt, sodafs es sich vom Stand-
punkte der Betriebssicherheit unbedingt empfiehlt, schon
vorher die Annäherung an das Gefahrsignal anzuzeigen.
Meine Herren, ich betone dieses hier so ausdrücklich,
weil von verschiedener Seite verschiedene Auffassungen
vorliegen über den Zeitpunkt, wann gewarnt werden soll.
Es giebt automatisch auf die Bremse wirkende
Apparate, welche aber erst beim Ueberfahren des
Signales in Thätigkeit treten, wieder andere Ein-
richtungen, welche durch eine mehr oder weniger starke
Detonation nach Ueberfahren des Signales, also nur
kurz vor dem Gefahrsignal wirken. Dieses ist aber
meistens zu spät. Der Unfall im Februar 1899 bei
Valenton ist der beste Beweis dafür, dort ereignete
sich Folgendes:
Eine der franz. Nordbahn gehörende Lokomotive,
welche den Paris-Brindisi-Schnellzug bis Villeneuf-
St. Georges im Vorspann begleitet hatte, fuhr nach
ihrer Ilceimathstation Bourget zurück. Auf der, der Ost-
bahn, also ciner fremden Verwaltung gehörenden Strecke,
war die Lokomotive vorschriftsmäfsig von einem Lotsen
begleitet. Dieses geschieht immer, wenn ein Lokomotiv-
führer auf eine ihm fremde Strecke übergeht. Die
Pflicht dieses Lotsen ist, dem Lokomotivführer die Stellung
der Signale anzuzeigen und die Annäherung an ein
solches kundzuthun. Der Lotse hatte in unserem Falle
seine Pflicht nicht erfüllt, ein Beweis wie wenig zuver-
lässig diese Vorsichtsmalsregel ist. Lotse, Lokomotiv-
führer und der Heizer haben das Vorsignal überfahren,
ohne es zu schen. Sie gaben als Grund dafür den
Nebel an. Das llauptsignal haben sie roth bemerkt,
aber zu spät, der Lokomotivführer schlug seine Bremse
an, der Zwischenraum bis zur Kreuzung in Schienen-
höhe war so gering, dals sie zur Bremsung nicht ge-
nügte und die Lokomotive fuhr in einen kreuzenden
Zug hinein.
. Nicht am TJauptsignal muts der Führer gewarnt
werden, sondern vorher. Das Vorsignal soll das eigent-
liche Signal sein, das Signal hinter dem Vorsignal soll
nur die absolute Grenze angeben, bis wo der Zug
|
unbedingt zum Stillstand gebracht werden mufs. Am
Vorsignal also muls der Melder in Thätigkeit treten,
hier soll er den Lokomotivführer bei etwaiger Gefahr-
stellung warnen.
Wie Ihnen bekannt, ist die Liste der Unfälle infolge
von Uebersehen von Haltsignalen sehr grofs, fast täglich
ereignen sich derartige Vorkommnisse. Ich will nur
erwähnen die in einem Monate dieses Jahres vor-
gekommenen grofsen Unfälle bei Lamalou, Chiasso,
Duquesne, Canada. Gestatten Sie mir, bevor ich zu
dem Apparate selbst komme, noch 2 äufserst interessante
Unfälle zu erwähnen, nämlich im Februar dieses Jahres
bei Lagny, franz. Ostbahn, und 1895 bei Amsterdam.
Bei Lagny erlosch eine Signallaterne, ein Loko-
motivführer bemerkte dieses nicht und fuhr in einen
anderen Zug hinein. Mit einem Signalmelder Marin
wäre dieser Unfall vermieden worden.
Bei Amsterdam ereignete sich Folgendes:
Das Vorsignal M, welches mit dem folgenden
Hauptsignal L verbunden ist, zeigt roth oder grün, je
nach dem Stande des Hauptsignals. Gleichfalls dieses
Vorsignal O. Das Signal M ist wegen vorstchender
Bäume sehr hoch. Ein Zug von Wesp kommend
näherte sich bei starkem Nebel dem Vorsignal M und
sowohl der Lokomotivführer als auch der Heizer sahen
beide als sic unter dem Signal vorbeifuhren grün. Es
wurde infolgedessen wieder Dampf gegeben und unter
dem Hauptsignal, welches nur wenig über Augenhöhe
steht, angekommen, sahen beide Beamte rothes Licht.
Es wurde zwar sofort gebremst aber zu spät, der Zug
entgleiste auf der kurz hinter dem Signal liegenden
Weiche und von dieser Stelle kam ein anderer Zug.
Wunderbarerweise hielt der Lokomotivführer dieses
Zuges, weil er das Gefahrpfeifen der entgleisten Loko-
motive hörte. Die Ursachen dieses Unfalles lagen darin,
dafs 1., und dieses ist damals ausdrücklichst betontworden,
der Streckenwärter keine Knallkapsel vorschriftsmäfsig
300 m vor dem Vorsignal eingelegt hatte und dafs 2.
die Signallaterne des Vorsignales ein wenig zu niedrig
hing, sodafs man von unten heraufsehend, grün sah.
Ein Apparat Marin hätte auch hier den Unfall verhindert.
Ich möchte jetzt Ihnen
den Apparat vorführen; der- Abb. 1.
selbe ist das Resultat lang- ee
jähriger Versuche und ent- ein ee se age a
spricht, wie ich glaube, allen isore 1
Anforderungen, welche man
an einen Sıgnalmelder über-
haupt stellen kann. Der
Apparat besteht aus 2 Haupt-
theilen, das zwischen den
Schienen eingebaute Pedal
und der eigentliche Melder.
(S. Abb. 1.)
Das Pedal, welches aus
einem beweglichen Theile A 1
Beinen ; Ar _
de
und aus einem unbeweglichen .
Theile A 2 besteht, ist mit ët Son
figure 3 P
a
fe wé
dem Signalarm verbunden. EE
Der bewegliche Theil ist
um die Achse O drehbar gelagert und gleitet auf
der Schneide cines metallischen Prismas. Der Gleit-
widerstand ist ein nur sehr geringer, es genügt eine
Zugkraft von 700 gr um das Pedal umzustellen. Noch
weniger wie bei einer Weichenzunge kann der Schnee
das Herübergleiten verhindern. Es miifste eine Schicht
von etwa 18 cm Schnee fallen um den untersten Theil
der Gleitfläche zu erreichen, also eine noch weit höhere
Schicht um dieselbe zu verdecken, aber dann würden
die Züge auch kaum verkehren können.
Frost und Glatteis können nicht den mindesten
Einflufs auf das Pedal ausüben. Versuche haben er-
wiesen, dafs, falls ein Signal nicht ordentlich wirkte,
dieses blos der Wirkung des Frostes auf die Gegen-
gewichte des Signales oder dem Signale selbst zuzu-
schreiben war, keinesfalls aber dem Vorhandensein des
Pedals, es genügt, letzteres einfach vom Signal ab-
zuhängen, um sich davon zu überzeugen.
Das Pedal hat an seinem vorderen Ende ein
Kurvenprofil, damit der auf der Lokomotive angebrachte
mm — — a mMm
nt
(1. Juni 1903.)
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 623.] 213
Hebel mit dem Pedale leichter in Berührung kommt,
selbst wenn das Signal nicht vollkommen geschlossen
wäre.
Sollte die Scheibe des Signales nicht vollständig
bis in ihre vertikale Lage zurückgehen, so zeigt der
Apparat doch Gefahr an. Die Signalscheibe des Vor-
signals kann bekanntlich alle Stellungen von 0° bis 90°
einnehmen und nimmt dementsprechend das Pedal
irgend eine Stellung zwischen A und B ein.
Unter diesen Stellungen giebt es nun eine, aber
auch nur eine einzige, wo die Spitze des Hebels sich
grade gegenüber der Spitze des Pedals befinden mufs.
Diese Stellung ist diejenige, wenn die Vorsignalscheibe
um etwa 35° gedreht ist. In der Praxis wird dieses aber
kaum vorkommen. Sollte es aber dennoch stattfinden,
so würde ein Stofs entstehen und der Hebelarm könnte
sich verbiegen oder abbrechen, weiter könnte aber an
dem Apparate kein Schaden entstehen. Sollte der
Hebel abbrechen, welches doch eine Störung des
Apparates bedeutet, so wird der Apparat wirken, d. h.
Gefahr melden, wie Sie nachher sehen werden.
Abb. 2.
Uebrigens ist ein solcher Stofs leicht zu berechnen.
Nehmen wir einen gebogenen Arm von gegebenem
Gewichte, welcher mittels seines oberen Theiles an
einer Lokomotive hängt, und welcher um seinen
Befestigungspunkt drehbar ist. Wenn dieser Arm irgend
einem Gegenstand auf der Bahnstrecke begegnen würde,
72
a Mv
so wird er denselben mit einer Kraft =a anschlagen.
In unserm Falle wiegt dieser Arm 9 kg, nehmen wir
als Fahrgeschwindigkeit 80 km die Stunde an, d. h.
2
224 m die Sekunde, so wird a — 204 kgm.
Nun vertheilt sich diese Kraft aber in 2 Komponenten.
Die eine tangential zu der von der Rolle beschriebenen
Kurve und setzt den Hebel in Bewegung, die andere
Komponente in der Richtung des Armes selbst, hat
die Tendenz diesen abzubrechen. Diese ist die schädliche
Komponente, kann aber verhältnifsmäfsig leicht durch die
Wahl der Materialien und ihrer Form unschädlich
gemacht werden. Aber ich gestatte mir nochmals ganz
besonders darauf aufmerksam zu machen, dafs der Fall,
dafs ein solcher Stofs vorkommen könnte, unter Berück-
sichtigung der jetzt im Gebrauch befindlichen vorzüg-
lichen Signalschlufseinrichtungen so gut wie unmög-
lich ist.
Der andere Theil des Apparates (Abb. 2 und 3)
besteht zunächst aus einem Hebel L, welcher durch
einen Träger T, dessen Form der Konstruktion der
einzelnen Lokomotiven entspricht, festgehalten wird.
Der untere Theil dieses Hebels trägt eine Bronzerolle,
welche um eine Stahlachse sich dreht und welche nicht
nur bezweckt die Reibung gegen das Pedal zu ver-
ringern, sondern auch die Höhe über Schienenoberkante
zu reguliren. Das Pedal ist derart eingebaut, dals,
wenn die Strecke frei ist, der Hebel trotz Ungleich-
heiten der Spur und des unruhigen Ganges der Loko-
motive genügend Spielraum findet, um wirkungslos
vorbeizulaufen.
Bei Berührung des Hebels mit der Pedalzunge ent-
steht eine drehende Bewegung des Hebels. Sein oberer
Theil ist nun derart konstruirt, dafs diese Bewegung
nicht zu schnell vor sich gehen kann. Auch ist durch
einen Sperrring die Drehung des Hebels auf 90° be-
grenzt, wogegen eine Spiralfeder auf ein Gesperre
drückt und hierdurch den Hebel zwingt, auf der ganzen
Länge des Pedals entlang zu gleiten. Die Pedallänge
beträgt 6,40 m, die Zuggeschwindigkeit 90 km die Stunde,
so wird dieses Gleiten Ti Sekunde dauern, also zu einer
Drehung des Hebels um 90° ist 'ı Sekunde er-
forderlich, d. h. eine Umdrehung in der Sekunde. Dank
dieser äufserst geringen Umdrehungsgeschwindigkeit
kann kein Theil des Apparates irgend eine Beschädigung
erleiden. Die Drehung des Hebels wird durch eine
Stangenverbindung auf den Hebel zur Lokomotivpfeife
Abb. 3.
übertragen. In demselben Augenblick, wo die Pfeife
ertönt, erscheint vor den Augen des Lokomotivführers
eine rothe Scheibe. Diese Scheibe ist vom Hebel un-
trennbar und zeigt dem Lokomotivführer die mindeste
Drehung des Hebels an, auch solche Drehungen, welche
vorkommen könnten, falls der Hebel irgend einen Gegen-
stand, der in das Profil hereinragt, streift. Ich kann
hier 2 höchst interessante Fälle vorführen, in dem
einen Falle stiefs der Hebel bei einer Geschwindigkeit
von etwa 60 km gegen einen durch frevlerische Hand hin-
gelegten grofsen langen Stein. Der Apparat funktionirte,
der Führer brachte den Zug zum Stillstand und man
fand den Stein. Der Apparat wurde an keinem seiner
Theile beschädigt. Im anderen Falle begegnete die
Lokomotive mehrere absichtlich eingebauten hohen
Schotterhaufen, die Drehung des Hebels war nur eine
theilweise, und nahm eine, den Schienen absolut paral-
lele Stellung ein. Die Lokomotivpfeife ertönte und die
rothe Scheibe erschien, aber nur zum Theile. Die ein-
zige Wirkung war, dafs der Hebel eine Furche durch
den Schotterhaufen zog und selbst nicht die allergeringste
Beschädigung erlitt. Die vom Herrn Minister der öffent-
lichen Bauten in Frankreich angeordneten Versuche
haben die denkbar besten Resultate ergeben und sind
sämmtliche eingereichten Rapporte über diese Versuche
dem Apparat Marin durchaus günstig. Trotz seines
Werthes, vielleicht aber gerade deshalb, ist diesem
Apparate Marin der Vorwurf gemacht worden, er sei
geeignet, den Lokomotivführer dazu zu verleiten, in
seiner Aufmerksamkeit nachzulassen. Dieser Vorwurf
war durchaus berechtigt und es mufste daher etwas
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214 [No. 623.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Juni 1903.)
gefunden werden, um denselben zu entkräften. Ich
glaube, dafs es Herrn Ingenieur Marin gelungen ist, mit
einem weiteren Theile seines Apparates das Gewünschte
in vollkommenster Weise zu erzielen, ich meine den
Registrirapparat. Der Zweck desselben ist die Aufmerk-
samkeit des Lokomotivfthrers zu vergrölsern und thn zu
zwingen, durch das Ertönenlassen der Lokomotivpfeife
nachzuweisen, dafs er das Ilaltsignal bemerkt hat. Also
auch vom erzieherischen Standpunkt aus eine vorzüg-
liche Leistung. Pfeift der Lokomotivführer nämlich nicht,
so registrirt der Apparat dieses und ist sogleich ein
Beweis dafür vorhanden, dafs er unaufmerksam war.
Der Melder selbst ist von sehr einfacher und daher
sehr sicherer Bauart und ist derart erdacht, dafs er
blos bei Unachtsamkeit des lLokomotivführers registrirt.
Pfeift der Lokomotivführer selbst, so ist das Registriren
ausgeschlossen, thut er es nicht, so ist scin Fehler
sofort eingetragen. Dieses Registriren der Fehler ist
eine ausgezeichnete Kontrollmafsregel, um unauf-
merksame Lokomotivführer zur Verantwortung ziehen
zu können. Die Vorschriften verpflichten den Lokomotiv-
führer vielleicht nicht, bei einem Vorsignal zu pfeifen,
Abb. 4.
aber in der Praxis wird er, wenn das Vorsignal auf
Gefahr steht, doch pfeifen. Er hofft hierdurch den
Signalwärter zu veranlassen, das Signal frei zu geben.
Gesclieht dieses nicht, so kann das Ertönenlassen der
Pfeife während des Vorüberfahrens nichts schaden, auf
jeden Fall kann man überzeugt sein, dafs der Führer
die Annäherung an das Haltsignal bemerkt hat und
rechtzeitig bremsen wird. Uebrigens wäre diese Ver-
pflichtung des Lokomotivführers zum Pfeifen in engster
Verbindung mit einer zu erreichenden höheren Sicher-
heit. Jeder Lokomotivführer wird, um dem Registriren
einer Unaufmerksamkeit vorzubeugen, doch irgend etwas
thun, um anzuzeigen, dafs er das Gefahrsignal bemerkt
hat. In unserem Falle ist dieses eine höchst einfache,
eine ganz natürliche und eigentlich sclbstverstandliche
Handlung, nämlich das Pfeifen und zwar in einem
Augenblicke, wo er es bei einem Güterzuge beispiels-
weise doch thun mülste, um das Bremssignal zu geben.
Es ist also nicht blos eine Nothwendigkeit, sondern
sogar eine Pflicht.
Der Apparat ist höchst einfach, er kann, was die
laufende Strecke betrifft, an allen Signalen, wo diese
auch aufgestellt seien, angebracht werden, und findet
die Verbindung, falls ein Vorsignal vorhanden ist, mit
einer Stange und sonst mit einem Drahtzuge statt. Der
Apparat kann auf jeder Lokomotive leicht angebracht
werden, auch bei vorwärts- und rückwärtslaufenden
Tenderlokomotiven. Bei diesen sind 2 Hebel anzubringen,
welche jeder für sich auf den Hebel zum Registrirkasten
wirken, auch zur Sicherung von Ueberwegen kann man
das Pedal, mit der Zugschranke verbunden, zweckn älsig
anwenden.
Der Apparat ist derart eingerichtet, dafs, sobald
der Hebel eine Drehung macht, das Ertönen der
Lokomotivpfeife nicht wieder aufhört, bis der Lokomotiv-
führer mit einem besonderen Hebel den Apparat in
seine Urstellung zurückbringt.
Die Frage des Lichtraumprofiles ist gründlich studirt
worden und ist der Apparat derart eingerichtet, dafs
er auf allen Eisenbahnlinien angebracht werden kann.
Wie Sie geschen haben, ist der Apparat so cinfach,
dafs er im täglichen Betriebe mit allen seinen Zufällig-
keiten vollständig entsprechen wird, wie übrigens durch
cine bereits Sjährige ernste Probezeit bewiesen ist.
Ich käme jetzt zur Kostenfrage.
A priori scheint der Apparat kostspiclig zu sein.
Dieses ist aber nicht der Fall. Jeder Apparat, der zur
Anwendung kommt, wird Geld kosten und darum mufs
derjenige gewählt werden, welcher, indem er die grölste
Sicherheit bietet, das Wenigste kostet. Der Apparat
Marin entspricht nun diesen beiden Anforderungen voll
und ganz. Es sind 2 verschiedene Arten von Ausgaben
zu berücksichtigen, die Ausgaben für die erste Anlage
und die laufenden Unterhaltungskosten. Das Anlage,
kapital mufs verzinslich amortisirt werden und ver-
schwindet nach einer verhältnifsmäfsig kurzen Reihe von
Jahren aus der Bilanz. Die laufenden Unterhaltungs-
kosten hingegen bilden einen jährlichen Posten im
Betriebs-Haushaltsplan. Hauptsächlich müssen daher
diese Ausgaben in Betracht gezogen werden. Die bis
Jetzt bekannten mechanischen Meldeeinrichtungen ver-
ursachen bei jedesmaliger Thätigkeit verhältnifsmäfsig
hohe Auslagen, die elektrischen Anzeiger bedeutend
mehr. Beispielsweise ergeben sich bei dem auf der
französischen Nordbahn eingeführten Krokodil folgende
Posten: Erneuerung der elektrischen Batterien, Unter-
haltung und Erneuerung der Zuleitungsdrähte, theilweise
ober-, theilweise unterirdisch, die Erneuerung der Strom-
zuführungsbesen, die fortwährende Kontrolle der
Schleifkontakte, die Unterhaltung der von den Bahnhöfen
weit entfernten Batterien, das zu der gesammten Be-
dienung erforderliche bedeutende Mehr an Personal.
Im vorigen Jahre betrugen diese Kosten auf der Nord-
bahn 350000 fr. oder rd. 100 fr. im Jahr für das Bahnkm.
Aulserdem sind die Anlagekosten des Krokodils sehr
hohe.
Der Signalmelder Marin würde bei einem Eisenbahn-
netz mit 1200 Lokomotiven und 2500 Signalen einen
jährlichen Zinsenaufwand von etwa 25000 bis 30000 M.
erfordern, die laufenden Unterhaltungskosten sind
gleich Null oder wenigstens so unbedeutend, dafs diese
nicht in Betracht gezogen zu werden brauchen.
Vorsitzender: Meine Herren! Ich danke dem Herrn
Vortragenden nanıens des Vereins neben Ihrem Beifall,
den der Vortrag hervorgerufen hat.
Das Wort wird nicht weiter verlangt, wir können
den Gegenstand verlassen.
Im Fragekasten befindet sich nichts.
Ferner habe ich mitzutheilen, dafs als Gäste ein-
geführt worden sind Herr Dr. Eichberg, Ingenieur
und Herr Haller, Oberingenieur, beide eingeführt
durch Ilerrn Pforr, Herr Ingenieur Raffalovich aus
Paris, Herr Ingenieur W. Raffalovich und Herr
Leutnant C. Raffalovich, eingeführt durch Herrn
Diesel, Herr Regierungsbaumeister Fallner-Berlin,
eingeführt durch Herrn Stuertz, Herr Schulze-
Janfsen, stud. rec. techn., eingeführt durch Herrn
Schulze. So weit ich die Herren noch nicht begrülst
habe, erlaube ich mir, die Herren jetzt zu begrüfsen.
Gegen den Bericht der vorigen Sitzung sind
Einwendungen nicht erhoben, der Bericht ist ange-
nommen,
Weitere Mittheilungen werden nicht gemacht.
Ich schlieise die Sitzung.
(1. Juni 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 623. 215
Die Einführung,
Unterhaltung und Bewährung der Luftdruckbremse bei den
kisenbahnen der Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Vom Regierungs- und Baurath Sean) in New York.
Im Jahre 1892 wurde dem Kongrefs der Vereinigten
Staaten ein Gesetzentwurf vorgelegt, der betitelt war:
„Eine Akte, durch die zwecks Förderung der Sicher-
heit der Bediensteten und der Reisenden auf den Eisen-
bahnen die Transportunternehmer des Bundesverkehrs
gezwungen werden, ihre Wagen mit selbstthatigen
Kupplungen und durchgehenden Zugbremsen und ihre
Lokomotiven mit Treibradbremsen auszurüsten.“ Dieser
Entwurf erhielt am 2. März 1893 Gesetzeskraft und zwar
betrefts der Zugbremsen mit der Bestimmung, dafs kein
den Bindesverkchrie ormittceInder Zug nach dem 1. Januar
1898 verkehren dart, der nicht mit "Zugbr emsen derart
ausgerüstet ist, dals seine Geschwindigkeit von der
Lokomotive aus geregelt werden kann. Hiermit waren
also sowohl die Personen- als auch die Güterzüge ge-
trofften; eine Bestimmung der anzuwendenden Brems-
prozente war jedoch nicht vorgeschen*) und ebenso
wenig die Art der Bremse näher bezeichnet.
Die Zugbesetzung bestand seither bei Güterzügen
in der Regel aus dem Zugführer und zwei Bediensteten.
Letzteren beiden liegt noch jetzt in erster Linie bei
aufsergewohnlichem Ilalten die Sicherung des Zuges
vorn und hinten durch Flagge, Laterne oder Knallsignal
ob. Aufserdem hatten sie die sonstigen Arbeiten am
Zuge, wie Nachsehen der Wagen, Aus- und Einsetzen
von Wagen usw. auszuführen sowie auch die Bremsen
zu bedienen. Deshalb sind früher unter gewöhnlichen
Betriebsverhältnissen alle Züge mit nur drei Hand-
bremsen, einschlicfslich der des Zugführers, besetzt
gewesen. Mit der Nothwendigkeit, die Zuglange zu
steigern, und die Züge zu beschleunigen, mulsten auch
die Bremsen vermehrt werden. Wegen des steten
Mangels an zuverlässigen Arbeitskräften erschien es
vortheilhafter, durchgehende Zugbremsen anzuwenden,
weil damit noch der Vortheil eines sicheren und
schnelleren Bremsens und der Zugbeschleunigung ver-
bunden war.
Durchgehende Zugbremsen sind daher bereits lange
vor der Einführung obiger Gesetze in Anwendung ge-
wesen. Nach der Statistik des Bundesverkehrsamts
waren im Jahre 1889 bcreits 11,7 v. H. und im Jahre 1893,
demjenigen der Verabschiedung des Gesetzes, 22,8 v. I
aller vorhandenen Lokomotiven und Wagen mit solchen
Bremsen ausgerüstet. Nach dem letzt mn Bericht war
am 30. Juni 1900 jene Zahl auf 67,5 v. H. gestiegen.
Hiervon entfallen 96 v. II. auf Lokomotiven, 98 v. Il.
auf Personenwagen, 67,4 v. IL auf Güterwagen und
29 v. H. auf Bahndienstwagen. Gegenwärtig werden
alle neu beschafften Wagen ausschliefslich mit durch-
gchender Bremse versehen, während von den vor-
handenen Wagen nur noch die besseren diese nach-
träglich erhalten.
Die zuerst für den durchgehenden Verkehr allgemein
angewendete Art der Bremse war die selbstthatige
Luftdruckbremse von Westinghouse, die allein soweit
ausgebildet war, dafs nur sie in Frage kam. Im
Jahre 1890 kam auch die der Westinghousebremse schr
ähnliche New York Luftdruckbremse zur Einführung
und wird seitdem von verschiedenen Bahnen bei
Personen- wie hauptsächlich bei Güterzügen, theils ge-
mischt mit der Westinghousebremse, angewendet.
Für die Eisenbahnen der Vereinigten Staaten
besteht keine allgemeine Bestimmung, nach der die
Betriebsmittel periodisch einer bestimmten Untersuchung
*) Nach einer z. Z. zur Beschlutsfassung vorliegenden Zusatz-
bestimmung zu obigem Gesetz sollen in allen Zügen nicht weniger
als die Hälfte der Wagen mit betriebstähigen, von der Zuglokomotive
aus zu bedienenden Zugbremsen versehen sein. Ferner soll das
Bundesverkehrsamt ermächtigt werden, die Erhöhung dieser Brems-
prozente, wann immer es ihr thunlich erscheint, anzuordnen und
ebenso auf Antrag nach vorgenommener Prüfung eine Verminderung
derselben für einzelne Strecken auf begrenzte Zeit zu gestatten.
‘fahrungen zu emer
in einer Werkstätte unterworfen werden müssen. Die
Bauart der sämmtlichen Wagen ist allmählich so viel
als möglich vereinfacht und die Einzeltheile sind so
kräftig und zweckentsprechend ausgebildet worden, dafs
es für genügend erachtet wird, sie nur im Betriebe
zu untersuchen und néthigenfalls auszubessern, während
sie den Hauptwerkstatten nur zur Vornahme grofser
Ausbesserungen zugeführt werden. Die Personenwagen
werden gewöhnlich nur zum Waschen oder Erneuern der
Polster und des Anstrichs, die Güterwagen zur Erneuerung
grölserer Theile des Wagenkastens zur Hauptwerkstatte
gesandt. Hierbei werden dann alle Theile des ganzen
Wagens wie neu wiederhergestellt. Alle übrigen Aus-
besst rungen geschehen laufend im Betriebe oder in der
Betriebswerkstatt. Auf diese Einrichtung, die naturgemäfs
die Unterhaltungskosten auf das geringste Mais be-
schränkt, mufs auch bei der betriebsfähigen Unterhaltung
der Bremsen Rücksicht genommen werden.
Die Einzelthcile der Bremse werden bekanntlich
auf das Genaueste auf Spezialmaschinen in den Brems-
fabriken hergestellt, und jede Bremse wird dort vor
Ausgang einer sorgfältigen Probe auf ihre richtige
Wirkung unterzogen. Einzelne Apparate sind jedoch
zu empfindlich, als dafs sie nicht auch im Betriebe mit
grolser Sorgfalt behandelt werden mülsten. Diese
Nothwendigkeit hat sich im Laufe der Zeit auf das
Nachdrücklichste geltend gemacht und hat zur Ausbildung
verschiedener Einrichtungen hinsichtlich der Änlernung
des Personals, wie der laufenden Untersuchungen auf
den betriebsfähigen Zustand und der Ausbesserung
mangelhaft wirkender Bremsen geführt.
Der ganze Bremsbetrieb liegt bei den meisten
land eines oder einiger Beamten, die
für die richtige Handhabung und die
Unterhaltung der Bremsen zu sorgen
haben. Zum Zweck der Unterweisung des Lokomotiv-,
Zug- und Untersuchungspersonals haben die Bahnen
besondere Apparatewagen hergestellt, in denen meistens
die ganze Bremse so aufge stellt ist, dats die Wirkung der
ee Apparate genau beobachtet werden kann.
Der Beamte geht mit diesem Wagen von Station zu
Station und unterweist das dort stationirte Personal
durch Erklärung sowie durch selbstständige Cebungen
in der Ilandhabung usw., und zwar, wo ceben angängıg,
vor cinem Zuge. Diese Beamten der sämmtlichen
Bahnen haben sich sogar zwecks Austauschs ihrer Er-
allge meinen Vereinigung zusammen-
geschlossen, die allj ihrlich eine Versammlung nach be-
stimmtem Programm abhält und dabei manche "praktische
Verbesserung. innerhalb ihres Wirkungskreises verall-
gemeinert hat. (S5. z. B. Railroad Getic 1902 ,, Airbrake
Convention“ S. 337, 570 und 585.) Iland in Hand mit
diesen Beamten arbeiten die von den Bremstabriken selbst
bestellten und auf die sämmtlichen Bahnlinien vertheilten
Inspcktoren, von denen die Westinghouse-Gesellschaft
allein 21 angestellt hat. Die Aufgabe dieser letzteren
Leute ist ebenfalls die Unterweisung des Bahnpersonals,
damit die Bremse infolge unrichtiger Behandlung nicht
in Mifskredit kommt. Aufserdem haben sie auch die
Bremsfabrik auf etwaige Mängel behufs alsbaldiger
gründlicher Beseitigung Almen sain zu machen. kor
die Pr üfung des im Bremsbetriebe beschäftigten Bahn-
personals hat die Vereinigung der Wagenbau-Ingenicure
im Ganzen 131 bestimmt formulirte Fragen mit Ant-
worten aufgestellt, deren Kenntnifs und Verständnils
die richtige Behandlung der Bremse in hohem Grade
gewährleistet.
Demnächst wird das Hauptgewicht auf die Unter-
suchung der Bremsen auf den betriebsfähigen Zustand
gelegt. Zu dem Zweck wird mit jedem Zuge an der
Abgangsstation eine sehr gründliche Bremsprobe vor-
genommen. Hierbei werden die Bremsen durch Ver
Bahnen ın der
ausschliefshch
wirthschaftliche
gege
216 [No. 623.]
minderung des normalen Leitungsdruckes von 70 Pfd.
(4,16 Atm.) um 15 Pid. (x 1 Atm.) angestellt, cine genaue
Untersuchung des ganzen Zuges durch das stationäre
Untersuchungspersonal vorgenommen und demnächst
die Bremsen wicder gelöst. Ber den Personenziigen
geschicht die Bremsprobe unmittelbar vor Zugabeang
und ist bei der regelmäfsigen Beobachtung der einzelnen
Apparate schnell ausgeführt. Bei den Güterzügen hin-
gegen, in denen die Wagen stets wechseln, verursacht
die Bremsprobe einen Zeitaufwand, der bei sorgsamer
Ausführung einschliefslich der Beseitigung entdeckter
Mängel, z. B. Auswechselung undichter Schlauchkupp-
lungsri inge, Nachstellen des Kolbenhubes, Auswechselung
von Funktionsventilen usw., im Durchschnitt 4/1 bis
1 Stunde dauert. Stellenweise wird schon mit dem an-
gekommenen Zuge eine Bremsprobe vorgenommen, um
die gröbsten Mängel herauszufinden und Zeit für deren
Beseitigung zu gewinnen. Grofser Werth wird auf ein
gut ausgebildetes Untersuchungspersonal gelegt, das die
richtige Ursache eines Mangels schnell und sicher heraus-
zufinden versteht. Diese Leute werden daher auch höher
bezahlt. Verschiedene Bahnen haben auf grofsen Zug-
abgangsstationen für Güterzüge zum Zweck der Ent-
lastung der Zuglokomotiven von den zeitraubenden
Bremsproben besondere Bremsprobe-Anlagen errichtet.
Diese bestehen aus einem llauptluftbchälter, der mit
Druckluft gespeist wird, und aus Luftleitungsröhren,
die neben jedem Aufstellungsgleise verlegt und an
den gemeinsamen Hauptluftbehälter ange ‚schlossen sind.
Durch ein eingesthaltetes Lokomotivfihrer-Bremsventil
werden nach “Anschluls der Bremsleitung und Füllen
der Apparate des Zuges Bremsproben vorgenommen.
Hierbei wird auf einen möglichst gleichmäfsigen normalen
Bremsdruck im Hauptluftbehalter von 70 Pfd. Werth
gelegt, der unmittelbare Anschlufs der Luftleitungen
an eine vorbandene Arbeitsleitung mit wechselndem
Druck soll deshalb vermieden werden. Endlich wird
der Instandsetzung der Bremse grofse Wichtigkeit bei-
gelegt, so dafs die V creinigung der Wagenbau- Ingenieure
auch diese Frage aufgenommen und in diesem Jahre
die nachstehend in den Hauptpunkten wiedergegebene,
sehr eingehende Anweisung durchberathen und zur
allgemeinen Einführung empfohlen hat. Sie umfafst
die Instandsetzung des Bremscylinders und des Funktions-
ventils nebst Bestimmungen für die Probe jedes wieder-
hergestellten Funktionsve entils.
Der Bremsevlinder braucht hiernach behufs Wieder-
herstellung nicht vom Wagen abgenommen zu werden,
die Arbeite m werden also im Betriebe ausgeführt.
Wirkt ein Bremseylinder mangelhaft, so ist nach l.ösen
des Cylinderkopfes der Kolben mit Rückschubfeder
herauszunehmen, der Kolben zu zerlegen und die
sämmtlichen Theile mit in Petroleum getauchter Putz-
wolle zu reinigen. Ebenso sind die Cylinderwandungen
und besonders die Entlüftungsnuthe und
bindungsrohr nach dem Hülfsluftbehälter gründlich zu
säubern. Nach Prüfung der Kolbenthcile auf tadellosen
Zustand ist der Kolben zusammenzusetzen, die Man-
schette mit Vaseline einzufetten und der Kolben, jedoch
ohne Zuhülfenahme scharfer Werkzeuge, wieder cin-
zusetzen. FHliernach ist die Kolbenstange etwa 3 Zoll
aus der Mittellinie nach allen Richtungen zu bewegen,
um festzustellen, dafs die Kolbenfeder "eich in richtiger
Lage befindet. Schliefslich ist am Cylinder der Tag
der Wiederherstellung mit Oclfarbe. anzuschreiben.
Die bei der Bremsprobe der Züge mangelhaft
befundenen Funktionsventile sind dagegen “auszuweehseln
und ausnahmelos zum Reinigen und Wiederherstellen
zur Werkstatt zu senden. Dort sind sie von besonders
geübten Arbeitern zu öffnen, vorsichtig auseinander-
zunchmen und zu reinigen, wobei der Gebrauch harter
Metallwerkzeuge untersagt ist. Die einzelnen Theile
sollen, mit Ausnahme der Gummisitze und der Packungs-
ringe in Petroleum gelegt und demnächst sauber ab-
gewischt werden, wobei besser Leinenlappen oder
Gemsleder statt der gewöhnlichen Putzwolle, die leicht
Fasertheile zurückläfst, gebraucht werden. Besondere
Aufmerksamkeit ist dem llauptkolben mit Kolbenring
und dem Cylinderfutter zu widmen. Sofern es noth-
wendig ist, die letzteren beiden Theile nachzuarbeiten
das Ver-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
(1. Juni 1903.)
oder zu erneuern, so wird dringendst empfohlen, dies
in den Bremsfabriken ausführen zu lassen. Ferner sind
die Nothbremstheile genau nachzuschen, da der Mittel-
ventilsitz oft gebrochen, die Ventilstange verbogen und
auch das Rückschlagventil undicht ist. Vor dem
Zusammensetzen sollen die Gehäuse mit Prefsluft aus-
geblasen, Schieber und Hauptkolben mit leichtflüssigem
Mineralöl leicht geölt, das Mittel- und Rückschlagventil
dagegen nicht geölt werden. Als Packungsringe sind
nur solche von der Fabrik bezogene, nicht selbst an-
gefertigte, zu verwenden, da zu dicke oder zu dünne
oft die Ursachen von Beschädigungen bilden. (Einzelne
Bahnen, u. A. die Pennsylvania Eisenbahn, führen
keine Ausbesserungen an Funktionsventilen aus, sondern
senden diese zur Wiederherstellung nach der Brems-
fabrik.)
Jedes gereinigte und wiederhergestellte Funktions-
ventil soll folgenden 4 Proben auf einer besonderen
Vorrichtung unterworfen werden:
l. Der Schieber, das Mittel- und Rückschlagventil
und alle Verschraubungen sollen mittelst Druckluft auf
Dichtheit durch Anstreichen mit Seifenwasser geprüft
werden.
2. Erhält die Hauptleitung Druckluft von 90 Pfd.
(6,2 Atm.) so soll im Ilülfsluftbehälter der Druck auf
10 Pid. (4,76 Atm.) in nicht weniger als 45 Sekunden und
nicht mehr als 60 Sekunden ansteigen.
3. Um das Funktionsventil auf Lösen zu prüfen,
ist der Hülfsluftbehälter mit 70 Did. Druckluft zu füllen
und eine volle Betriebsbrenssung durch Druck-
verminderung von 20 Pfd. (1,5 Atm.) oder der Druck-
ausgleich im Ilülfsluftbehälter und Cylinder herbeizu-
führen. Hierauf ist der Druck des Hauptluftbehälters
von 90 Pfd. (6,2 Atm.) durch einen besonderen Abschlufs-
hahn, an dessen Durchlafsöffnung eine Scheibe mit
einer Me Zoll (1,2 mm) weiten runden Oefinung ein-
geschaltet ist, in die Hauptleitung zu lassen. Wenn
hierbei das Funktionsventil nicht löst, soll es als un-
genügend zurückgestellt werden.
4. Der Hauptkolbenring soll auf Dichtheit geprüft
werden, indem der Hauptkolben in der Endstellung
festzustellen und der Druck der Hauptleitung von 70 Pfd.
anzustellen ist. Hierbei soll der Druck im Hülfsluft-
behälter nicht um mehr als um 15 Pfd. in der Minute
steigen.
‚Dieser vorstehenden Anweisung hat die genannte
Vereinigung noch ein einheitlich geordnetes Stücklohn-
verzeichnils für die einzelnen Untersuchungs- und
Ausbesserungsarbeiten beigefügt.
Was die Bewährung der durchgehenden Zugbremse
anlangt, so wird von den Bahnen in betriebstechnischer
Hinsicht einmüthig angegeben, dafs der Lokomotiv-
führer seinen Zug —- ob Personen- oder Güterzug — stets
sicher und zuver lässig in der Hand habe und nicht von
den Bremsern abhängig sei. Das Anhalten erfolge
schneller und gleichmätsiger und der Bremsweg sc
kürzer. Ebenso geschche das Lösen der Bremsen und
demnächst das Anfahren schneller und ohne Stöfse
und Wagenbeschadigungen. Es sei deshalb eine
grölsere Zuggeschwindigkeit anwendbar und vermöge
der gröfseren Beschleunigung könne die Leistung der
Bahn erhöht werden. Stellenweise würde es unmöglich
scin den Güterverkehr mit den Wagen von 40 bis 50t
Tragfähigkeit anders als mit Hülfe der durchgehenden
Bremse zu bewältigen. Voraussetzung sc! jedoch die
gehörige Unterhaltung und die richtige Handhabung
der Bremse.
In wirthschattlicher Beziehung ist seit der Einführung
der durchgehenden Bremse cine Verminderung der
Zahl der Bremser thatsächlich zwar nicht eingetreten.
Es würde jedoch ganz unmöglich sein, die jetzigen,
theils sehr beschleunigten Güterzüge von einer Stärke
bis zu 60 und mehr Wagen von grofser Tragfähigkeit
mit den ehedem vorhandenen drei Handbremsen zu
befördern. Demnach mufs im Vergleich zur Handbremse
unter den jetzigen Betriebsverhältnissen eine erhebliche
Ersparnifs an Bremsern eingestellt werden. Dieser
Ersparnifs, sowie der durch die gröfsere Zug-
[1. Juni 1903.)
beschleunigung ermöglichten grüfseren Leistungsfähig-
keit der Bahnen stehen die Beschaflungs- und die
Unterhaltungskosten der durchgehenden Bremse gegen-
über.
Die Kosten der Bremsausrüstung belaufen sich für
einen Personenwagen hier gegenwärtig auf 76 bis 80 $,
und für einen Güterwagen auf 27 bis 28 $, ausschliefslich
des Anbringens. Der aufserordentliche Preisunterschied
wird hauptsächlich mit dem verschiedenartigen Bedarf
begründet. Auf je 10 bis 15 Personenwagen- Brems-
ausrüstungen, die meist noch von verschiedenen Ab-
messungen zu liefern sind, kommen etwa 80 Güterwagen-
bremsen, sämmtlich von gleicher Ausführung. Aufserdem
werden hier für Personenwagen stets schmiedeeiserne
Hülfsluftbehälter angewendet, wäbrend für Güterwagen
guiseiserne gebraucht werden. Auch mag wohl der
Wettbewerb zwischen der Westinghouse- und der
Newyork-Luftdruckbremse, der vorzugsweise für Güter-
wagenbremsen besteht, auf eine Preisherabminderung der
letzteren eingewirkt haben.
e N j Sr es . art
Die Entwicklung des Kiautschou-Gebiets in der Zeit vom
bis Oktober 1902. *)
Das Jahr vom Oktober 1901 bis Oktober 1902, das
fünfte seit Erwerbung des Kiautschou-Gebiets durch
das Deutsche Reich, zeigte cine friedliche, stetige Fort-
entwicklung in wirthschaftlicher und kultureller Hinsicht,
wenn gleich die Nachwehen der chinesischen Wirren
in Tsingtau, wie in allen andern Plätzen Nordchinas
noch nicht wieder völlig normale Verhältnisse haben
eintreten lassen. Handel und Verkehr zeigten eine
erfreulich steigende Richtung, die eigentliche Verkchrs-
entwicklung ist für das Gebiet indessen erst zu erwarten
mit der Fertigstellung des Hafens und der Eisenbahn
und der Einarbeitung des Bergwerksbetriebes.
Die Eisenbahnanlage ist an einen wichtigen
Abschnitt gelangt, indem am 1. Juni 1902 die Strecke
bis Wei hsien eröffnet und damit das erste Kohlenrevier
erreicht worden ist.
Die Fertigstellung dieser Bahnstrecke ist also trotz
der Wirren, die inzwischen eingetreten waren, zur
konzessionsmälsig festgesetzten Frist erfolgt.
Der Fortgang der Bauarbeiten über Wei hsien hin-
aus hat durch die Ungunst der Elemente mit unerwarteten
Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt. Ungewöhnlich
starke Regengüsse verursachten im L aufe des Sommers
1902 einen Hochwasserstand, der alle früheren Wahr-
nehmungen überstieg und sowohl die neu errichteten
Dämme, als auch namentlich die zahlreichen brücken-
bauten der Bahn einer harten Probe aussetzte. An der
kurz vor Eröffnung des Betricbs bis Wei hsien fertig-
gestellten Brücke über den Wei ho (7 Ocffnungen von
je 30 m und 4 zu je 15 m) senkten sich am 18. Juli
2 Pfeiler infolge Unterspülung; von den auf ihnen
ruhenden Brückenträgern stürzten 2 in den über den
höchsten bisher bekannt gewordenen | lochwasserstand
angeschwollenen Flufs, durch dessen wilde Strömung
das Eisenwerk der einen Ocfinung, im Gewicht von
48 t, 600 m abwärts fortgerissen wurde. Auch an den
Dämmen, namentlich auf der Strecke zwischen Riautschou
und Kaumi, wurden mancherlei Schäden angerichtet.
Trotzdem wurde der Betrieb bereits 2 lage nach der
Beschädigung der Wei ho-Brücke wieder aulgenommen;
gleichzeitig wurde die Wiederherstellung der Brücke
und die Errichtung eines provisorischen Bahndamns
über den Flufs mit allem Nachdruck begonnen. Bis
die entsprechenden Mittheilungen für die Vorjahre:
Annalen 1902 No. 602, ferner 1901, No. 573, S. 188 f. und No, 567,
S.52 fi. Dem letzteren Aufsatze ist eine Uebersichtskarte bei-
gegeben. Die amtliche Denkschritt, betreftend die Entwicklung des
Kiautschou-Gebiets in der Zeit vom Oktober 1901 bis Oktober 1902,
der die nachstehenden Mittheilungen entnommen sind, ist zu haben bei
Dietrich Reimer (Ernst Vohsen) in Berlin S.W., Wilhelmstrafse 29.
Die Denkschrift, der 2 Karten und 9 Liichtbilder beigefügt sind,
enthält 40 Drucksciten in Bogenform.
*) Vel.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 623.] 217
Die Unterhaituneskosten der Bremse umfassen die
Vorhaltung des Untersuchungspersonals bei den Brems-
proben sowie die Ausbesscrungen der schadhaften
Theile. Diese Kosten sind leider nirgends feststellbar,
da keine der Bahnen hierfür getrennte Aufschreibungen
macht. Sie werden jedoch keineswegs gering zu ver-
anschlagen scin, da das Untersuchungspersonal voll-
ständig neu einzustellen ist und besonders geschult
und fähig, also auch gut bezahlt sein mufs. Ebenso
sind für die Ausbesserungen der Funktionsventile in
den Werkstätten nur schr geübte Arbeiter verwendbar.
Dennoch sagte mir cin hiesiger Eisenbahner, den
ich für den ersten Sachverständigen in dieser Frage
halte, dafs gegebenenfalls die amerikanischen Eisen-
bahnen nach ihren bisherigen Erlahrungen sofort zur
Einführung der durchgehe nden Zugbremsen auch für
Güterzüge übergehen würden, da dies nächst der
selbstthätigen W agenkuppe lung die gröfste moderne
EC Im Eisenbahnbetrieb, BA all in betriebs-
technischer als auch in wirthschattheher Itinsicht, sei.
Oktober 1901
`
zur Vollendung dieses Dammes, anfangs Oktober, haben
die mit der Bahn bis zum Wet ho befäörderten Personen
und Güter mittels Fähre über den Fluls zu dem auf
dem andern Ufer wartenden Zuge befördert werden
MÜSSEN.
Trotz dieser Störung sind die Bauarbeiten auf der
Strecke von Wei hsien nach Tsi nan fu nachdrücklich
gefördert worden. Die Vorarbeiten sind auf dergesammten
Bahnlinie beendigt. An den Dämmen und Kunstbauten,
sowie an den Brücken, unter denen die über den Mi ho
(9 Oeffhungen zu 30 m) und die über den Tse ho
(11 Oellnunge n zu 40 m und 2 lHuthbrücken zu 20 m)
die bedeutendsten sind, wurde so kräftig gearbeitet,
dafs der Betrieb bis "Tschan lo hsien (km 208) am
Il. Dezember 1902 eröffnet werden konnte und die
Eröffnung der Strecke bis Tsching tschou fu (km 240)
im Februar 1903 zu erwarten ist. Da gleichzeitig auch
an der Zweigbahn im Po schan-Thal gearbeitet wird und
die Erdarbeiten auf der Reststrecke bis Tsi nan fu in
Angriff genommen sind, so ist anzunehmen, dats die
gesammte Bahn den Konzessionsbedingungen ent-
sprechend bis zum 1. Jun 1904 betricbsfertig hergestellt
sein wird.
Die Mochbauten der Hauptreparaturwerkstätte der
Eisenbahn in Sv fang bei Tsingtau sind sämmtlich
unter Dach gebracht, die Kessel Sind aufgestellt und
die Maschinen soweit gefördert, dafs der Betrieb auf-
genommen werden konnte.
An Fahrmitteln waren bis Ende Oktober 1902
beschafft: 22 Lokomotiven, Z8 Personen-, 10 Gepäck-,
213 Güter- und 245 Kohlenwagen. Der für die Schantung-
bahn bestimmte Salonwagen hat wegen seiner gediegenen
und zweckmälsigen Ausstattung auf der rheinischen
Industrie - Ausstellung in Düsseldorf 1902 allgemeine
Anerkennung gefunden.
Der Betrieb ist so eingerichtet, dafs je ein Tages-
zug von Tsingtau nach Wei hsicn und umgekehrt ver-
kehrt. Diese Züge befördern Personen, Güter und
Baumaterial, letzteres wird nach Bedarf auch in Sonder-
zügen auf die Strecke gebracht. Infolge der Störung
am Wei ho hat sich der Personen- und Güterverkehr
noch nicht in dem Umfange entwickeln können, wie es
nach der Erreichung dieses Knotenpunktes der alten
Handelswege von Schantung erwartet werden durfte.
Indessen ıst der Personenverkehr nicht unerheblich
(wöchentlich 4--5000); der Güterverkehr erreichte in
den ersten 9 Monaten 1902 zusammen 12000 t kracht,
und Eilgut, aufser 2500 Wagenladungen Baugüter und
befindet sich in merklich fortschreitender Entwicklung.
Das Verhältnifs der chinesischen Behörden und der
Bevölkerung von Schantung zum Bahn-Bau und Betrieb
egen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
218 ‘No. 623.]
(1. Juni 1903.]
war durchweg befriedigend. Die Bahnverwaltung lälst
es sich angelegen sein, junge Chinesen für den Betriebs-
und Stationsdienst auszubilden, sie macht mit dem auf
diese Weise vorbereiteten chinesischen Personal günstige
Erfahrungen. Ihrem Wunsche gemäfs hat der Gouverneur
der Provinz Schantung sich damit einverstanden erklärt,
dals den Stationsvorstehern und Zugführern der Bahn
die Rangabzeichen entsprechender chinesischer Beamten-
klassen verliehen werden, um ihnen das Verweilen im
Dienste der Bahn begehrenswerth zu machen.
Die bergbaulichen Arbeiten der Scehantung-
Bergbau-Gesellschaft haben im Kohlenrevier Wei hsien
zur Erschliefsung eines 4 m mächtigen, regelmälsig
gelagerten Steinkohlenflötzes in ciner Tiefe von 175 m
geführt. Der Schacht ist fertiggestellt und mit der
Kohlenförderung begonnen. Am 30. Oktober 1902 lief
der erste Kohlenzug von Wei hsien in Tsingtau ein,
von der Kolonie unter Theilnahme der amtlichen Organe
festlich begrülst.
Die gewonnene Kohle hat sich bei Versuchen in
der Gouvernementswerkstatt der japanischen Kohle an
Heizkraft und insbesondere durch geringe Rauch-
entwicklung überlegen gezcigt; auch die vorlauhgen
Brennversuche auf Schiffen des Kreuzergeschwaders
haben ein befriedigendes Ergebnifs gehabt, sodals
umfassende Versuche behufs allgemeiner Verwendung
eingeleitet sind. Wegen des Absatzes der Schantung-
kohle in den übrigen ostasiatischen Häfen sind Schritte
gethan.
Sämmtliche Betriebseinrichtungen und Maschinen
für die bergbaulichen Arbeiten sind in Deutschland
beschafft worden. Am Schachte befanden sich im
Oktober 1902 eine Kessclanlage, bestehend aus 4 Zwei-
flammrohrkesseln von je 80 qm Hleizfläche mit 35 m
hoher eiserner Esse, alle für den Betrieb des ersten
Schachtes nöthigen Fördereinrichtungen, verschiedene
Schachtpumpen sowie cine gréfsere, unterirdisch ein-
zubauende Wasserhaltungsmaschine, eine Ventilator-
anlage für eine Minutenleistung von 2000 cbm Luft,
sowie eine Reparaturwerkstätte, von der die Schmiede,
die Dreherei und die Schreinerei bereits in vollem
Betriebe waren. Der Zechenplatz ist durch ein 2 km
langes Anschlufsgleis mit dem Bahnhof Tschan lo yuen
der Schantung-Eisenbahn verbunden.
Die vorhandene Förderanlage wird für cine tägliche
Förderung von 500 bis 600 t Steinkohle hinreichen.
Die Bohrarbeiten zur Untersuchung der Lagerungs-
verhältnisse des Wei hsien - Kohlenfeldes werden fort-
gesetzt; von ihren Ergebnissen, sowie von der Gestaltung
des unterirdischen Betriebs in dem Steinkohle nbergwerke
Fang tse wird es abhängen, ob der Ausbau einer
gröfseren Förderanlage unter Abteufung eines zweiten,
leistungsfähigen Förderschachtes ins Auge gefalst werden
kann.
Der grölste Theil der vorhandenen Tiefbohrapparate
ist in den nördlichen Theil des Kohlenfeldes von Poschan
vorgerückt worden, wo Untersuchungen zum Zwecke
der Feststellung des günstigsten Ansatzpunktes für eine
Schachtanlage angestellt werden.
Die zweite Bergwerksgesellschaft in Tsingtau, die
Deutsche Gesellschaft für Bergbau und Industrie
im Auslande, hat in den 5 ihr von der chinesischen
Regierung konzessionirten Zonen in Schantung Ihren
Bergbaubetrieb begonnen, insbesondere wird an der
Erschliefsung der Goldgruben bei Ning hai gearbeitet.
In dem grofsen Hafen war bis zum Schlusse des
Jahres 1901 durch die Fertigstellung der einschliefsenden
Steindämme eine geschützte Wasserfläche geschatten
worden. Im Jahre 1902 galten die Arbeiten an diesem
Hafen vorzugsweise dem innern Ausbau, in erster Linie
der Schaffung von Liege plätzen für grofse Schitte, sowic
der Herstellung eines Bauplatzes für die Anlage einer
grofsen Privatwerft.
Der Umschliefsungsdamm am grofsen Hafen
wurde im Januar 1902 in seiner ganzen Länge von
4550 in mit einer Aufsenböschung von 1:2" bis 1:3" 2
und einer Innenböschung von 1: Pr: fertiggestellt. Die
50 m breite Krone liegt auf + 50 m N. N. Die
südliche Begrenzung der Kohlenmole wird als Damm-
r
schüttung ausgeführt. Hiervon sind 380 m mit 2,0 m
breiter, auf + 5,0 m N. N. liegender Krone fertiggestellt
und auf weitere 170 m Länge der Fufs des Dammes
mit 17 m breiter Krone bis zur Ilöhe von Niedrigwasser
vorgetricben.
Aufserdem sind in der Mitte der Kohlenmole, sowie
am südlichen Ende und in der Mitte des Werftgebiets
drei provisorische Abschlufsdämme hergestellt, die nach
Fertigstellung der Kaimauern geschlossene Becken zum
Auffangen des aufgespülten Baggerbodens bilden sollen.
Die Länge dieser Dämme, von denen die beiden ersten
aus Bruchsteinen und Steinbruchschutt, der letzte aus
Sand besteht, beträgt zusammen 340 m. Ihre Krone
ist 2 m breit und hegt auf + 5,0 m N. N.
Zur Einfassung eines aufzuschüttenden Lagerplatzes
sind ferner noch 2 Steindämme von 110 und 130 m
Länge hergestellt, deren 2,0 m, bezw. 1,0 m breite
Krone auf 4,5 m bezw. 30 m N. N. liegt.
Die Gesammtlänge der Hafendimme betrug am
1. Oktober 1902 6719 m, zu deren Herstellung im Ganzen
623800 cbm Baumaterial (Bruchsteine, Bruchsteinschutt
und Sand) verwendet wurden.
Die Baggerungen zur Vertiefung des Hafen-
beckens und der Hafeneinfahrt, sowie zur Beseitigung
des weichen — nicht tragfähigen — Kleibodens im
Zuge der zukünftigen Kaimauern sind kräftig gefördert
worden, nachdem neben den beiden bereits früher ın
Thätigkeit gewesenen Dampfbaggern am 16. November
1901 cin neu beschaftter, besonders grofser mit Schwemm-
vorrichtung ausgerüsteter Dampfbagger die Arbeit auf-
genommen hatte.
Von den 3 Baggern sind im Jahre 1902 zusammen
1223800 cbm Boden gefördert worden, wovon rund
1000300 cbm zur Auflüllung des zukünftigen Werft-
gebiets, der Kohlenmole und des Hafenvorgeländes
verwendet wurden, während 223500 cbm = aulserhalb
des Hafens verklappt werden mulsten.
Mit dem Bau der Kaimauer auf der nördlichen
Seite der Kohlenmole wurde am 31. Mai 1902 begonnen,
nachdem im April und Mai, 168 m von der Molenwurzel
entfernt, cin massiver unmittelbar auf den Felsen ge-
maucrter Pfeiler unter der "Tauchergloucke hergestellt
worden war; von diesem aus werden die Rammarbeiten
vorgetricben. Am 1. Oktober 1902 war die äufsere
Wand der Kaimauer in Länge von 260 m aus eiserner
Betonspundwand und hinter dieser aus hölzernen Pfählen
ein Pfahlrost von 213 m Länge fertiggestellt. Im
November 1902 wurde mit der Aufmauerung des über
Wasser liegenden Theiles der Kaimauer begonnen.
Es steht in Aussicht, dafs im Sommer 1903 der
erste grotse Scedampfer an der Kohlenmole wird anlegen
können.
Am kleinen Hafen wurde zum
Abschlufs des Hafenbeckens ein 400 m langer Ver-
bindungsdamm mit 2,0 m breiter, auf 5,0 m N.N.
liegender Krone zwischen dem Festlande und der
Westerplatte ausgeführt, zu dessen Herstellung24000cbm
Bruchsteine, Steinbruchschutt und Sand verwendet
wurden.
Im Interesse der Sicherung der Schiffahrt
wurden die Rifte in der Innenbucht durch Aufstellung
von Land- und Scezcichen besser bezeichnet. Für die
Laterne des Leuchtfeuers auf der Insel Tscha lien tau
(östlich von der Kaiserspitze, etwa 70 km von dieser
entfernt) wurde der massive Unterbau fertiggestellt,
der Feuerapparat soll im Frühjahr 1903 aufgestellt werden,
sodafs die Eröffnung des Feuers im Sommer 1903 zu
erwarten ist.
Ein Schwimmdock von 125 m Länge, das zur Auf-
nahme der grölsten an der ostasiatischen Küste ver-
kehrenden Dampfer geeignet ist, befindet sich im Bau.
Dasselbe soll im Jahre 1904 in Tsingtau abgeliefert
werden, zu derselben Zeit, wo das Werftgebiet auf
dem äufseren Ende des grotsen Umschliefsungsdammes
benutzbar werden wird.
Der Ausbau des Strafsennetzes von Tsingtau
und Ta pau tau hat weitere Fortschritte gemacht, ebenso
die Regenwasserkanalisation. Das Leitungsnetz für das
Gebrauchswasser wurde um 3000 m erweitert.
vollständigen
[!. Juni 1903.)
Auch im Hochbau ist nicht unbeträchtliche Thitig-
keit entfaltet worden. Zur Schaffung weiterer gesunder
Unterbringungsräume für die Besatzung wurde am Futse
des Bismarckberges an Stelle des alten chinesischen
Lagers (Östlager) mit dem Bau eines Kasernements für
zunächst 2 Kompagnien begonnen, das voraussichtlich
im Sommer 1903 seiner Bestimmung wird übergeben
werden können. Der Bau des mit Zentralheizung ver-
sehenen Gouvernementslazaretts istsoweit vorgeschritten,
dafs im Frühjahr 1903 208 Betten zur Verfügung stehen
werden. Zur zweckmäfsigen Reinigung der Wäsche
der Garnisonanstalten wird an der Iltisbucht eine
Dampfwaschanstalt errichtet. In Vorbereitung be-
griffen ist ferner. der Bau eines Schlachthofes, eines
Gouvernements-Dienstgebäudes, sowie eines Genesungs-
heimes im Lau schan-Gebirge. Für das letztere Gebäude
sind die Mittel vom deutschen Hülfskomitee und von
der Wohlthatigkeitslotterie zu Zwecken der deutschen
Schutzgebiete beschafft worden.
Auch die private Bauthätigkeit war in 1902
sehr rege. Besonders in Ta pau tau unfern dem grofsen
Hafen entwickelte sich eine starke Bauthätigkeit, es
entstanden ganze Strafsen. In Tsingtau wurden 23
europäische Wohn- und Geschäftshäuser errichtet. Für
24 chinesische Wohn- und Geschäftshäuser wurde die
baupolizeiliche Genehmigung beantragt und ertheilt. Im
ganzen wurden 124 Neu- und Umbauten beantragt,
wovon 122 genehmigt wurden. Infolge Zuwachses
der Bevölkerung herrschen trotz dieser regen Bau-
thatigkeit noch immer Wohnungsnoth und theuere
Miethspreise.
Die gewerbliche Entwicklung hat gute Fort-
schritte gemacht. Bei dem schnellen Anwachsen der
Stadt Tsingtau nehmen die Baugewerbe mit Neben-
zweigen (Ziegeleien und dgl.) noch die erste Stelle ein,
doch beginnt die Unternehmungslust sich auch auf
andern Gebieten mehr und mehr zu bethätigen. So
hat eine Maschinenfabrik und Schiffbauerei,*) deren
Inhaber vor einigen Jahren im Schutzgebiet in einem |
Bretterhäuschen begann, das gleichzeitig Werkstatt,
Büreau und Wohnung war, sich durch Tüchtigkeit und
Thatkraft inzwischen zu einer ansehnlichen Anlage
entwickelt und im Herbst 1902 das erste Dampfboot
im Schutzgebiete vom Stapel laufen lassen, das in allen
Theilen, einschliefslich Maschine, Kessel und Schraube,
in der Kolonie hergestellt ist. Eine im Schutzgebiete
bereits seit längerer Zeit ansässige Firma hat einen
Versuch eingeleitet, von Tsingtau als Stützpunkt aus,
in den chinesischen Gewässern Hlochscefischerei zu
betreiben. Die Fische sollen in Tsingtau und Umgegend
getrocknet und gesalzen und dann nach dem Innern
Chinas, insbesondere nach Südchina ausgeführt werden.
Ein Fischdampfer ist in Tsingtau eingetroffen und mit
dem Bau der Trockenschuppen begonnen worden. Die
ersten Fischzüge hatten gute Ergebnisse.
Eine Seidenindustrie-Gesellschaft hat sich im
Schutzgebiete nicdergelassen und den Bau einer in
grofsem Mafsstabe geplanten Spinnerei in Angriff
genommen.
Für die neue elektrische Zentrale ist aufser
dem Maschinen- und Kesselhause in 1902 auch ein
Wohn- und Betriebsgebäude fertig gestellt worden. Der
elektrische Betrieb geht aber vorläufig noch aus von
der alten provisorischen Zentrale, die indessen bereits
so stark in Anspruch genommen ist, dafs zur Vermeidung
von Störungen die Annahme weiterer Anschlüsse ab-
gelehnt werden mufste, trotzdem grofse Nachfrage nach
elektrischer Energie für Beleuchtungs- und Industrie-
zwecke vorhanden war.
*) Die Oster’sche Maschinenfabrik und Schiffbauanlage mit dem
zum Stapellauf fertigen ersten in T'singtau erbauten Dampfboot ist
Gegenstand einer besondern der amtlichen Denkschrift beigefügten
Abbildung.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 623.) 219
Die Zahl der Theilnehmer an der Stadtfernsprech-
einrichtung in Tsingtau ist auf 60 gestiegen, die
besondere Fernsprechanlage des Gouvernements umfa{st
50 Sprechstellen. Die Zahl der beim Postamt ver-
mittelten Gespräche beträgt im Durchschnitt 480 täglich.
Die Aufforstung des Geländes in der Umgebung
von Tsingtau, die im Interesse der Verhütung von
Bodenabschwemmungen und der Versandung des Hafens
und der Rcede, sowie zur Verbesserung der Wasser-
verhältnisse als ein dringendes Bedürfnifs angesehen
werden mufs, ist in 1902 weiter gefördert worden. Es
sind im Ganzen 231 ha Fläche mit Eichen, Kiefern,
Akazien, Ahorn, Erlen usw. bepflanzt worden.
Aufser den ım Vorstehenden aufgeführten Arbeiten
sind im Jahre 1902 von der Verwaltung sowohl als von
Privaten noch eine Reihe anderer von mehr oder minder
grolser Bedeutung zur Ausführung gebracht worden,
sodafs sich im Ganzen ein erfreuliches Bild des Fort-
schritts in der Kulturentwicklung des Schutzgebictes
bietet. Diese günstige Entwicklung, die in der kurzen
Zeit von 5 Jahren erzielt ist, springt auch 4ufserlich
in die Augen bei Betrachtung derder amtlichen Denkschrift
beigefügten Abbildungen, aus denen namentlich die
grofse Zahl bereits bestehender stattlicher Privat- und
öffentlichen Gebäude ersichtlich ist.
Neben Bauwesen und Gewerbe haben sich auch
Handel und Verkehr weiter günstig entwickelt und
sind auf organisatorischem Gebiete Fortschritte gemacht
worden. In letzterer Beziehung ist insbesondere die
Begründung einer Handelskammer zu erwähnen, die
sich zum Ziele gesetzt hat, die allgemeinen Interessen
des Handels, der Industrie und des Gewerbes der
Kolonie wahrzunehmen, Uebelstände zu beseitigen, auf
neue Erwerbsquellen aufmerksam zu machen und dgl. m.
Zur Berathung des Gouvernements in chinesischen
Angelegenheiten und zur Mitwirkung bei der Verwaltung
der chinesischen Stadtgemeinde wurde versuchsweise
ein aus 12 Mitgliedern bestehendes chinesisches Komitce
gebildet.
Die wirthschaftliche Entwicklung des Schutzgebiets
spiegelt sich auch in der Steigerung des Rechtsverkehrs
und einer starken Zunahme der richterlichen Geschäfte
wieder. Ein zweiter Richter ist erforderlich geworden,
die Niederlassung eines zweiten Rechtsanwalts in
Tsingtau würde sehr erwünscht sein.
Die Gesundheitsverhältnisse wiesen in 1902
gegen die Vorjahre weitere beträchtliche Besserung auf.
Insbesondere ist bemerkenswerth, dats die früher haupt-
sächlich gefürchtete Krankheit, Darmtyphus, mit Aus-
nahme der nachweisbar auf Einschleppung von aufserhalb
zurückzuführenden Erkrankungen in Tsingtau selbst in
keinem Falle entstanden ist. Der deutsche Hafenplatz
wurde auch im Sommer 1902 zum ersten Male von
auswärtigen Badegästen besucht. Mehrere Familien
aus Schanghai und Tientsin hielten sich in Tsingtau
wochenlang zur Erholung auf und benutzten eifrig die
Gelegenheit zum Seebaden. Der deutsche Hafenplatz
mit seiner landschaftlich schönen Umgebung hat zweifel-
los von allen Küstenstädten Mittel- und Nordchinas die
günstigsten Vorbedingungen, um auch nach dieser
Richtung hin sich günstig zu entwickeln.
Auch in kultureller Beziehung ist in 1902 eine
Fortentwicklung zu verzeichnen. Im Schulwesen für die
deutsche Bevölkerung ist ein bedeutsamer Fortschritt
gemacht, indem die Gouvernementsschule in eine
höhere Knabenschule umgewandelt und der erste
deutsche Oberlehrer im Herbst 1902 in Tsingtau ein-
getroften ist. Die Einrichtung eines Alumnats, in dem
Kinder aus anderen Orten Ostasiens aufgenommen
werden sollen, ist in Vorbereitung. Die weibliche Jugend
wird seit April 1902 zumeist in der höheren Mädchen-
schule der Schwestern (Franziskanerinnen, Missio-
narinnen Marias) unterrichtet. Auch die Chinesen-
schulen der Missionen sind erheblich erweitert worden.
220 [No. 623.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Juni 1903.)
Elektrische Brückenfähre in Rouen.*)
(Mit 5 Abbildungen.)
Die an der unteren Seite der Stadt Rouen über die
Seine führende Brückenfähre besteht in der Hauptsache
aus einer, einige Meter über der Wasserfläche hängenden
Plattform, die mit Drahtseilen an einem, elektrisch über
eine Hängebrücke fortbewegten Wagengestell befestigt
ist. Diese Hängebrücke liegt hoch über dem Wasser
und ist in der ganzen Länge an Kabeln aufgehängt, die
über 2 hohe Pfeiler führen und landseitig stark ver-
rechte Stangen mit den Kabeln befestigt. Letztere liegen
auf */s der Länge senkrecht über den Hauptträgern der
Brücke und reichen nur an den Enden nach Aufsen
hin. Ueber dem Kreuzverband liegt ein hölzerner
Belag behufs Vornahme von Reparaturen an der Brücke,
die mit Treppen an den Pfeilern zu ersteigen ist. Auf
den L- Eisen an den Enden eines jeden Untergurtes
sind Schienen von leichtem Profil befestigt (Abb. 2).
Abb. 1.
ankert sind (Abb. 1). Die Plattform ist 10 m lang,
13 m breit, die Hauptabmessungen der Hängebrücke
gehen aus Abb. 1 hervor.
Die Pfeiler (Abb. I) bestehen je aus 4, durch leichte
Verbände miteinander gekuppelten Säulen und sind
derartig konstruirt, dafs durch sie der Verkehr sowohl
parallel wie senkrecht zum
Stromlauf nicht behindert
wird. Die Auflager (4) der
Pfeiler bestehen je aus 4,
senkrecht zum Stromlauf
gerichteten Rollen von
180 mm Durchmesser und
1,3 m Länge (Abb. 4). Von
den über die Pfeiler führen-
den Tragkabeln entfallen
auf jeden der beiden Haupt-
träger 6 Kabel, die zu
2 Gruppen a 3 Kabel ver-
einigt sind. Aufser diesen
sind in der Höhe der
Brücke an jedem Pfeiler
noch 4 Stützkabel (c) von
Abb. 2.
GE 35 mm Dicke befestigt, die
Untergurt mit Wagengestell. gleich wie die Tragkabel
Abb. 3 auf 3Stellen durch hölzerne
Kuppelungen (Abb. 3) in
gleichem Abstande von-
einander gehalten werden.
An den Tragkabeln
hängt die Brücke, die aus
2, miteinander durch einen
leichten Kreuzverband ver-
bundenen Hauptträgern be-
steht. Der Obergurt aus "IC Eisen No. 15 ist leicht im Ver-
hältnifs zum Untergurt aus T-Eisen von 600 mm Höhe
(Abb. 2). Die Diagonalen werden durch runde Zugstangen
gebildet. Die Brücke hat 70 Felder. Der Untergurt ist an
seinen Enden durch schräge, in der Mitte durch senk-
Querschnitt der Stützkabel.
°) Nach „de Ingenieur“ No.5 d. J.
i V N
i T ` = we ,
Waddeldek/de dek ell edel eh gelift elek elek et LL
Elektrische Brückenfähre in Rouen.
Die über diese laufenden Räder (15 an jeder Seite eines
jeden Untergurtes, also 60 im Ganzen), sind durch
Lager, Quer- und Längsverbände zu 2 Wagengestellen
(1 unter jedem Hauptträger) vereinigt, die wiederum
miteinander durch einen Kreuzverband zu einem Gestell
‘ verbunden sind. An diesem hängt die Plattform (a)
mit 32, in 4 Reihen angebrachten Drahtseilen, von
denen 2 Reihen sich zur Vermeidung von Schwankungen
bei starkem Wind kreuzen. Unter den Wagengestellen
und über der Plattform ist eisernes Flechtwerk ange-
bracht, um die Passagiere gegen herabfallende Gegen-
stände zu schützen.
Die Plattform besteht aus einigen verstärkten
eisernen Balken mit Holzbelag darüber; links und rechts
Abb. 4.
Auflager.
anew:
ba:
sind Abtrennungen für die Fufsgänger, die für die
1. Klasse an allen Seiten und für die 2. Klasse nur an
der oberen Seite gegen Wind und Wetter geschützt
sind; der mittlere Theil ist für die Fuhrwerke bestimmt
(Abb. 5).
Ueber dem mittleren Theil ist eine kleine Brücke,
die eine grofse Trommel aufnimmt. Die Bewegung der
Plattform geschieht nun wie folgt: Ein Kabel (siehe
die gestrichelte Linie in Abb. I) bei e mit der Brücke
fest verbunden, läuft über / nach der Trommel g und
nach 5 bis 6 Windungen um diese wieder aufwärts
SC
I
Seitenansicht. Längsansicht.
(1. Juni 1903.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [No. 623.) 221
über A nach dem anderen Brückenende 7, mit dem ganze Brücke, sondern nur die Plattform kann voll
dasselbe wie bei e ebenfalls fest verbunden ist. Durch belastet werden — so kann die ganze Anlage sehr leicht
die Drehung der Trommel mittels des neben der- | gebaut sein.
selben stehenden Elektromotors
entsteht in dem Kabel eine Abb. 5.
Zugspannung, sodafs die Räder
des Wagengestelles über die mit Lett
Seife oder Fett bestrichenen Tab k;
Schienen gezogen werden. Zur AS LER
Vermeidung von Entgleisungen hy es eos =
sind die Schienen an den End- | d E KA Ee SE
punkten umgebogen. Den Strom EE Si i CECR ERS EN En DA S TAA tests EE
liefert eine elektrische Leitung auf ` Oz, Hi — 278 “Uri | Ee EE
Ge
der Brücke. Von einem erhöhten kee aer LE , Aller a
Stand aus regelt ein Mann die es vi {| MEME | EE 1
Bewegung der Plattform, die in Kr ee) Zeg
jedem Augenblick gestoppt werden Be laa deeg NS |
kann, wenn ein Fahrzeug die Ca |
Fahrt kreuzt. Am Ende der It NT L
Fahrt stöfst die Plattform gegen deich! | IN 4 Alk
ein dickes, als Puffer dienendes $ P
Kabel. A |
Die Dauer einer Ueberfahrt | t oe TT A | d E e
beträgt im Mittel 1 Min. 15 Sek., by JIL WW "` a | Aal iiS din í RT ‚na 4% LS
die Dauer des Aufenthalts im Mittel ;
1 Min. 45 Sek., sodafs also im Mittel eis oe PK JP `
stündlich 10 Fahrten hin und zu- ee“ Cafe E EE Si rA Eu
rück ausgeführt werden können.
Kann schon mit der beschriebenen
Í Í ‘ +
GT omega ‚H
1
Brückenfähre ein ansehnlicher Ver- Plattform.
kehr bewältigt werden, so dürfte
sich durch Benutzung von 2 Plattformen unter ent- Nach dem beschriebenen System sind bereits
sprechender Verbreiterung der Brücke die Leistungs- , 4 Brückenfähren angelegt, nämlich zu Portugalete
fähigkeit der Fähre noch ganz bedeutend vergröfsern (bei Bilbao), Bizerte (Tunis), Rouen und Martrou (bei
lassen. Da die bewegliche Last gering ist — nicht die | Rochefort).
Zuschrift an die Redaktion.
(Unter Verantwortlichkeit des Einsenders.)
Neues aus dem Gebiete elektrischen Betriebes für Vollbahnen.
Von dem Vorstande des Vereins für Eisenbahn- | 7 normalen zweiachsigen Eisenbahn - Personenwagen,
kunde gehen uns die nachstehenden beiden Schreiben ; nehmen auch unter normalen Verhältnissen 520 KVA,
zur Veröffentlichung zu: | bei cos # = 0,9, bei abnormalen Anlassen noch mehr
auf. Es ist zwar richtig, dafs diese Züge ur-
Budapest, 10. April 1903. sprünglich nur für 300 HP normale Kraftauf-
In Nr. 619, Band 52 der „Annalen für Gewerbe nahme, jedoch auch nur für zwei Beiwagen
und Bauwesen“ ist ein im Verein für Eisenbahnkunde | projektiert wurden, die thatsächlichen Be-
gehaltener Vortrag des Herrn Oberingenieur Reichel | triebsverhältnisse stellen aber gröfsere Ansprüche
der Firma Siemens & Halske, Aktiengesellschaft, über | an die Motorwagen, welchen Ansprüchen sie auch ent-
„Neues aus dem Gebiete des elektrischen Be- sprechen.
triebes für Vollbahnen“ veröffentlicht. l Aufser den Personenzügen verkehren auf der Val-
_ In diesem Vortrage giebt der Verfasser interessante tellinabahn auch elektrische Lastzüge. Entsprechende
Mittheilungen über die Resultate seiner Studien der | elektrische Lokomotiven waren für 600 eff. HP Normal-
Frage der elektrischen Traktion auf Vollbahnen, macht leistung (ca. 5000 kg Zugkraft bei 30 km Geschwindig-
jedoch beim Vergleiche des von der Firma Siemens keit pro Stunde) projektiert, üben jedoch im Betriebe
& Halske propagierten Systems der direkten Benutzung | thatsächlich oft 8000 kg Zugkraft bei dieser Geschwin-
von 10000 voltigem Drehstrom zur Zuführung an die | digkeit aus, was einer Kraftabnahme von 810 KVA
Fahrzeuge, mit anderen Systemen einige nicht zu- | yom Trolleydraht, entspricht.
treffende Angaben hinsichtlich der von der Firma Nach bedeutend e
E gröfser wird die Leistung der für
a & Co. gebauten elektrischen Vollbahn in Ober- die Valtellinabahn in Ausführung genommenen neuen
tauen. elektrischen Lokomotiven, welche laut Schlufsbrief
‚Ich fühle mich daher veranlafst, diese Angaben maximal 7000 kg Zugkraft bei 64 km Geschwindigkeit
richtig zu stellen, umso mehr, da der Leser nach den und 12000 kg Zugkraft bei 32 km stündlicher Ge-
in dem genannten Artikel veröffentlichten Angaben auf schwindigkeit ausüben müssen, welche Leistungen 1660
den Trugschlufs kommen könnte, dafs das Problem der CHR,
resp. 1420 effektiven Pferdekräften entsprechen, also
elektrischen te auf Vollbahnen an yon Be- Leistungen, welche heute von den in der europäischen
nutzung einer Spannung von ale nel DER DE DENN Praxis benutzten Dampflokomotiven nur noch selten
leitungen nicht ökonomisch, oder wenigstens nicht so aberat en werden
vortheilhaft gelöst werden kann, als mit 10 000 Volt.
Zunächst möchte ich erwähnen, dafs die Angabe,
wonach auf der Valtellina Linie das maximale Zug-
gewicht 102 Tonnen beträgt und die gröfste Leistung 106 F. ; i ; ;
der Fahrzeuge 270 KW sei, auf einem Irrthum beruht. fernung BT SES Së 11,8 km) bedient und wird diese
Bei diesen Leistungen wird die 106 km lange Linie
mit 9 Transformator-Unterstationen (daher mittlere Ent-
Die auf der Valtellina Linie verkehrenden elektrischen Anzahl der Transformator-Unterstationen auch in der
Schnellzige haben ein maximales Zuggewicht von Zukunft bei Benutzung der grofsen Lokomotiven bei-
145 Tonnen, bestehend aus einem Motorwagen und | behalten werden. Im Bewufstsein dieser Thatsache
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222 [No. 623.]
mufs es auftallen, dafs in der Tabelle des oben zitierten
Artikels, Seite 133, als zulässige Entfernung zweier
Speisepunkte 2,25 km für dieses System angegeben ist.
Diese Angabe ist zwar unter der Annahme gemacht,
dafs die Fahrzeuge eine Dauerleistung von 1000 HP
und eine Anfahrleistung von 2500 HP besitzen, jedoch
für einen Querschnitt der Fahrleitung von 120 mm‘,
wogegen bei den oben geschilderten Verhältnissen
Fahrdrähte von 50 mm? Querschnitt vorgesehen sind.
Abgesehen davon, dats bei einem Fahrzeug,
welches gewöhnlich eine Leistung von 1000 HP hat,
eine Antahrleistung von 2500 HP schon mit Rücksicht
auf die Belastungsstöfse in der Zentralanlage als über-
trieben erscheint, da bei Fernbahnen, wo das Anlassen
nur seltener geschieht, ein langsameres und mit kleineren
Belastungsstöfsen verbundenes Anlassen nur Vortheile
bietet, kann die erwähnte Angabe über zulässige Ent-
fernung zweier Speisepunkte nicht stichhaltig bleiben,
zumal die bei der Berechnung angenommenen Angaben
an und für sich nicht stichhaltig sind.
Zuerst sei erwähnt, dass die auf der Valtellina-
Bahn angewendete Spannung von 3000 Volt an den
Klemmen der Fahrzeugmotoren also nicht an jenen der
Transformatoren gemessen ist, weiters ist bei den
Motoren der für die Valtcllina-Bahn zu liefernden neuen
grofsen Lokomotiven ein Wirkungsgrad von 93,5 pCt.
und eine Phasenverschiebung von 91,5 pCt. garantirt,
welche bei der gröfseren Leistung von 2500 HP wohl
auch angenommen werden können. Unter diesen Vor-
aussetzungen wird die Stromstärke nicht 530 Ampere
sein, wie in der Tabelle des öfters erwähnten Artikels
angegeben, sondern nur 413 Ampere.
Ferner ist in Betracht zu ziehen, dafs die Züge
gleichzeitig nicht nur von einem Transformator, sondern
von mehreren Transformatoren gespeist werden, da
bei dem System der Valtellina-Bahn alle Transformatoren
parallel geschaltet auf die Arbeitslinie arbeiten. Der
ungünstigste Fall in Bezug auf Spannungsverluste in
den Arbeitsleitungen wird daher jener sein, wo die
2500 HP Leistung in der Mitte der Entfernung zwischen
zwei Speisepunkten den Fahrdrähten entnommen wird.
In diesem Falle wird aber die Stromstärke von
413 Ampere von zwei Seiten, von einer Seite daher
nur 206,5 Ampere zugeführt.
Wenn man annimmt, dafs der Querschnitt der
Fahrleitungen 120 mm? betragen wird und man die in
der Tabelle angenommene Zahl von cos ¢ = 0,9 für die
Phasenverschiebung in den Leitungen acceptirt, so er-
giebt sich durch einfache Berechnung des Spannungs-
abfalles, dafs der nächste Speisepunkt von der Entnahme
des oben ausgerechneten Stromes, bei einem Spannungs-
abfall von 10 pCt., 5420 m entfernt licgen muss. Diese
Entfernung gilt für beide Richtungen, so dafs die
Gesammt-Entfernung der beiden Speisepunkte zweier
nach einander folgenden Speisepunkte in diesem Falle
10 820 m sein wird.
Es sei noch bemerkt, dafs auf die Bestimmung der
zulässigen Entfernung zweier Speisepunkte aufser dieser
Berechnungsweise auch die Vertheilung der Steigungen
und der Stationen einen Einflufs haben.
Ferner sind auch die Erläuterungen des Verfassers
des citirten Artikels bezüglich der Stromabnehmer und
Grenze der Stromabnahme durch einen einzigen Strom-
abnehmer nicht zutreffend, denn diese Grenze hängt
wesentlich von der Konstruktion. und Wirkungsweise
sowohl der Aufhängung der Fahrdrähte, als auch der
Stromabnehmer ab.
Diesbezüglich soll nur darauf hingewiesen werden,
dass nach den auf der Valtellina-Bahn gesammelten
Erfahrungen die Firma Ganz & Co. keine Bedenken
hat, die oben erwähnten und in Ausführung genommenen
grossen Lokomotiven mit einem Stromabnehmer aus-
zuführen.
Für den in der Tabelle behandelten Fall könnte
man mit Sicherheit mit 2 Stromabnehmern auskommen
und wären nicht 7 nothwendig, wie es dort be-
hauptet ist.
Es soll noch hervorgehoben werden, dass, obzwar
bei einer höheren Spannung in den Fahrdrähten, wie
z. B. bei 10000 Volt, die einzelnen Transformator-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Juni 1903.)
Stationen noch weiter auseinander verlegt werden
können, als bei einer Spannung von 3000 Volt, dats
jedoch die bei der 3000 voltigen Spannung erreichbare
Entfernung der einzelnen Unterstationen bereits eine
solche ist, die aus ökonomischen Rücksichten den An-
forderungen vollkommen entspricht. Es sind nämlich
einerseits die Kosten einer solchen Unterstation im
Vergleiche zu den Kosten der Linien-Ausrüstung ver-
schwindend klein, während andererseits der Betrieb
durch die Anwendung mehrerer solcher Unterstationen
in Folge ihrer Einfachheit nicht komplizirter wird, da
diese Unterstationen nicht wie bei dem System mit
dritter Schiene, eine separate Bedienung mit grossem
Personal brauchen.
Aus dem Vorhergesagten geht hervor, dafs die
Behauptung, wonach das auf der Valtellina-Bahn ver-
wendete System mit Benützung einer Fahrdrahtspannung
von 3000 Volt für Fernbahnen nicht ausreichend ist,
nicht als richtig anerkannt werden kann.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Bela Valatin,
Ingenieur.
z x
+
Berlin, den 11. Mai 1903.
Auf die Bemerkungen des Herrn Ingenieurs B. Valatin
zu meinem Vortrage über „Neues aus dem Gebiete des
elektrischen Betriebes für Vollbahnen“ erlaube ich mir,
nachstehendes zu erwidern:
Was zunächst meine angeblich irrthümlichen An-
gaben über Zugsgewichte und Leistungen bei der
Valtellinaer Bahn anbelangt, so war ich selbstverständlich
auf die zur Zeit des Vortrages mir bekannten Ver-
öftentlichungen angewiesen (siehe z. B. Schweizer Bau-
zeitung Bd. XXXVI, Seite 175, ferner Il Monitore
Tecnico 14—18, VI und Zeitschrift des Oesterreichischen
Ingenieur- und Architekten-Vereins LIH, No.21). Dagegen
waren mir zu der betreffenden Zeit Veröffentlichungen
mit den von Herrn Valatin angegebenen Zahlen
unbekannt und halte ich daher meine Angaben für
durchaus gerechtfertigt.
Zu dem Hauptpunkte der Bemerkungen des Herrn
Valatın hinsichtlich meines Vergleichs verschiedener
Stromarten bemerke ich zunächst, dafs ich in dem Vor-
trage (siehe Glasers Annalen No. 619, Seite 131) als
eine der bei der Wahl der Stromart wichtigsten
Forderungen die nachstehende aufstellte:
„Mit den kleinsten Anlage- und Betriebskosten
die verlangten Kraftleistungen in den Leitungen
auf möglichst grolse Entfernungen zu übertragen“.
Auf Grund einer überschlägigen Berechnung für
4 Stromarten kam ich zu dem Schlufs, dafs eine Ueber-
tragung mit 10000 Volt Drehstrom in dieser Hinsicht
die günstigste ist, weil hier die kleinste Zahl von
Speisestellen bezw. Umformern erforderlich wird. Es
ist zuzugeben, dafs zu der betreffenden Tafel bei der
gerechneten Entfernung von 2 Speisepunkten noch eine
Anmerkung nothwendig ist, nämlich dafs alle Theil-
strecken als von einander isolirt angenommen sind,
also auf gleichzeitige Speisung des Fahrzeuges von
beiden Seiten verzichtet wird. Bei längeren Leitungen
von 300 km Länge ist das nicht unzweckmäfsig, da
hierdurch etwaige Störungen an einer Theilstrecke
lokalisirt werden können. Die in der Tabelle angegebene
Entfernung gilt für den gröfsten Abstand des Fahr-
zeuges von dem Speisepunkte. Verbindet man alle
Fahrleitungsstrecken unter einander, wie es Herr Valatın
annimmt, so ändert dies nur die Ziffernwerthe, nicht
aber die Verhältnifswerthe dieser Vergleichsrechnung
und ändert vor allem nichts an der Thatsache, dafs bei
Verwendung von nur 3000 Volt selbst bei den günstigsten
Annahmen die Zahl der Speisepunkte etwa 10 mal so
grofs sein mufs, wie bei 10000 Volt.
Bei der um so viel grdtseren Zahl an Transformatoren
müssen dic Anlagekosten unbedingt höher werden,
denn dann können die Kosten der Transformatoren
unmöglich mehr so verschwindend klein sein, im Ver-
haltnifs zur Streckenausrüstung, wie Herr Valatin be-
hauptet. |
TT. Juni 1903.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 623.) 223
Was’ im übrigen die von Herrn Valatin angegebenen,
an sich gewifs sehr interessanten Einzelheiten und
Zahlenwerthe der Valtellinabahn anbelangt, so bemerke
ich vor allem, dafs an den betreffenden Stellen über-
haupt keine nähere Beschreibung oder eine Kritik dieser
Bahnanlage an sich beabsichtigt war, sondern diese
vielmehr als ein gewisser Typus angezogen wurde,
dessen Anwendbarkeit auf Fernschnellbahnen zu unter-
suchen war.
Wenn die von Herrn Valatin angegebenen Zahlen
zutreffen, so werden sie ja aufser für den Typus der
Valtellinabahn auch für alle anderen Anordnungen in
Betracht gezogen werden können, die ich mit einander
in Vergleich gestellt habe. Die Erfahrungen der
|
1
4
]
Valtellinabahn beziehen sich aber zunächst noch auf
eine viel zu kurze Betriebszeit, als dafs man ihnen
gegenüber die anderen zu Gebote stehenden Erfahrungen
und deren Zahlenwerthe ohne Weiteres aufser Acht
lassen dürfte.
Aus vorstehenden Gründen möchte ich daher unter-
lassen, auf die angegebenen Zahlen hier näher ein-
zugehen, zumal dadurch voraussichtlich nur längere
nicht zum Ziel führende Auseinandersetzungen hervor-
gerufen werden, die an dem Sinne der von mir ge-
brachten Angaben nichts ändern könnnen.
Hochachtungsvollst
Dr. ing. W. Reichel.
Verschiedenes.
Stahlgleise in Strafsen.
strafse in Newyork, welche Broadway und Churchstreet mit einander
In der schr verkehrsreichen Murray-
verbindet, wurde, wie im »Scizntific American« mitgetheilt wird, im
Herbst 1902 ein Gleis aus breiten flachen Stahlschienen verlegt, das
Die
zur Verwendung gekommenen Schienen sind 12 m lang, 30 cm breit,
dem Verkehr des gewöhnlichen Strafsenfuhrwerks dienen soll.
bei einer Stärke von 9 mm an den Seiten und etwas gröfserer Stärke
in der Mitte.
haben sie auf jeder Seite nach unten eine 76 mm lange Rippe
Zur Erzielung einer festen Lage im Strafsenpflaster
und zur Leitung der Räder der Fuhrwerke oben einen kleinen Wulst.
Die Schienen, welche 37 kg auf 1 m wiegen, sind in der- Strafse
in einer Entfernung von 1,68 m von Mitte zu Mitte verlegt und
werden durch Spurstangen in dieser gegenseitigen Entfernung fest-
gchalten. Die Lagerung der Schienen in der Strafse ist in neben-
stehendem Querschnitte dargestellt. In dem Strafsenkörper sind 2
je 46 cm breite und ebenso tiefe Gräben angebracht, deren Boden
mit alten Pflastersteinen belegt ist, auf welche Steinschlag geschüttet
ist. Auf den Steinschlag ist feiner Kies gelagert, der die unmittel-
bare Unterlage für die Schienen bildet.
Querschnitt der Stahlbahn.
Die Erfahrungen, die mit der Anordnung von Stahlgleisen
in der Murraystralse in Newyork gemacht wurden, werden als sehr
günstige bezeichnet. Durch Versuche ist die zur Fortbewegung eines
Lastfuhrwerkes auf dem Gleise erforderliche Zugkraft auf nur 14 der-
jenigen festgestellt worden, die auf der gewöhnlichen Steinstrafse
aufzuwenden ist. Eine weitere Ausdehnung der Verlegung von
Stahlgleisen sowohl auf städtischen als auf gewöhnlichen Land-
strafsen wird deshalb im »Scientifie Americans befürwortet.
In Deutschland sind eiserne Strafsengleise in Landstrafsen schon
seit Anfang der 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts zur Anwendung
gekommen. Nach einem von dem Landesbaurath Nessenius in
Hannover verfafsten Aufsatze im »Organ für die Fortschritte des
(1902, Heft 7 bis 9)
waren im Jahre 1902 in den Provinzen Hannover und Sachsen
Eisenbahnwesens in technischer Bezichunge«
zusammen 85 km Strafsen mit solchen Gleisen belcgt. Beim gröfsten
Theil dieser Lange, etwa 70 km, ist eine von der amerikanischen
wesentlich abweichende Schienenform — Stegschiene — verwendet
worden, während bei dem übrigen Theile verschiedene Formen —-
Flachschienen mit nach unten gebogenen Flantschen u. a. — ange-
wendet wurden. Auch hier werden dic erzielten Erfolge als günstig
bezeichnet, wefshalb die weitere Ausdehnung dieser Anordnung
unter dafür geeigneten Stralsen- und Verkehrsverhältnissen in Aus-
sicht genommen ist.
Der V. Internationale Kongrefs für angewandte Chemie
wird, wie in No. 605 und 615 der Annalen bereits mitgetheilt, in
der Zeit vom 2.—8. Juni d. J. in der deutschen Reichshauptstadt
tagen. Hierzu haben sich nahezu 1500 Theilnehmer und 250 Damen
e re Cer
te EE LEE EE m EE nn en EE EE e e
angemeldet und nicht weniger als 350 Vorträge, darunter viele von
internationaler Bedeutung, stehen auf der Tagesordnung.
Die Regierungen aller europäischen und auch mancher aufser-
europäischer Staaten haben auf die durch das Auswärtige Amt
übermittelte Einladung die Entsendung offizieller Delegirter verfügt.
Der Kongrefs wird durch einen zwanglosen Begrüfsungsabend
Der Präsident
des Kongresses, Herr Geheimer Regierungsrath Professor Dr. Otto
N. Witt,
Ansprache begrülsen.
am 2. Juni im Reichstagsgebäude eröffnet werden.
wird die anwesenden Kongrefstheilnehmer durch eine
Am 3., 5. und 8. Juni werden die Plenarversammlungen ab-
gehalten werden. In der zweiten Plenarversammlung werden u.a.
H. W. Wiley aus Washington über ein agrikultur-
chemisches Thema, der berühmte Grofsindustrielle Ernest Solvay,
sprechen:
der Begründer der Ammoniak-Soda-Industrie, über die Entwickelung
dieser jetzt 40 Jahre alten Industrie, Henri Moissan aus Paris über
Metallhydrüre, Sir William Crooke aus London über das Radium,
Geheimrath Emil Fischer über seine neueren Untersuchungen über
die Eiweilskérper, Geheimrath C. Engler aus Karlsruhe über Autoxy-
dation und Professor van’t Hoff über die Bildung der natürlichen
Salzablagerungen.
In der dritten Plenarsitzung kommen die geschäftlichen An-
gelegenheiten des Kongresses zur Erledigung.
An festlichen Veranstaltungen sind verschiedene im Zoologischen
Garten, im Rathhause, in der Philharmonie, im Kgl. Opernhause
u. a. in Aussicht genommen.
Die Betheiligung der Arbeiter am Gewinn von gewerblichen
Unternehmungen hat in England, wie im ,,/ugineerine“ mitgetheilt
von der
wird, bis jetzt gute Erfolge nicht erzielt. Nach einem
englischen Regierung veröffentlichten Berichte waren im letzten
Jahre in England im ganzen nur 53 000 Arbeiter bei Unternehmungen
mit Gewinnbetheiligung beschäftigt. Der gröfste Theil dieser Unter-
dabei Ge-
Von der obigen Gesammtzahl dieser Arbeiter haben
nehmungen war wahrscheinlich in den Händen von
nossenschaften.
nur 14 579 einen Gewinn erzielt und zwar in sehr verschiedenem
Mafse, im Durchschnitt 14,3 pCt. ihres Lohnes. Unter den 78 ge-
werblichen Anlagen, in denen Gewinnbetheiligung der Arbeiter be-
7 Baugeschäfte und Schiffs-
werften, 4 landwirthschaftliche Betriebe, 3Kleiderfabriken, 8 Nahrungs-
und Tabakfabriken und 3 Metallfabriken. Etwa bei
Hälfte der gewerblichen Anlagen, in denen die Gewinnbetheiligung
stand, befanden sich 9 Druckereien,
mittel- der
der Arbeiter zur Einführung gelangte, ist dieselbe wieder aufgehoben
Als Gründe für die Aufhebung in 18 von 98
Fällen „Verluste* und „Mangel an Erfolg“ angegeben, in 7 Fällen
worden. wurden
„Mangel an Interesse seitens der Arbeiter“. In den übrigen Fällen
Streitigkeiten zwischen
Gründe für die
Wiederbeseitigung der Betheiligung der Arbeiter am Gewinn.
waren Auflösung der Unternehmungen,
Arbeitgebern und Arbeitnehmern u. dgl. m. die
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Garnison-Bauverwaltung Preufsen.
Ernannt: zum Geh. Oberbaurath der vortragende Rath im
Kriegsministerium, bisherige Geh.*Baurath v. Rosainski.
224 [No. 623.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Juni 1903.)
In den Ruhestand getreten: der Intendantur- und Baurath,
Geh. Baurath Steinberg von der Intendantur des VI. Armeecorps.
- Preufsen. |
Ernannt: zum Eisenbahn-Bauinspektor der Regier.-Baumeister
des Maschinenbaufaches Wilhelm Höfinghoff in Mainz;
zum Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor der Regier.-Baumeister
des Ingenieurbaufaches Oskar Roudolf in Berlin;
zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer Karl Lychenheim
aus Richtenberg, Kreis Franzburg, Ernst Wilde aus Pasewalk,
Kreis Ueckermünde und Franz Fillie aus Breslau (Maschinenbaufach);
Ernst Jochem aus Griesheim, Kreis Darmstadt, Karl Haack aus
Mainz, Johannes Urbach aus Egeln, Kreis Wanzleben und Robert
Lieffers aus Braunschweig (Eisenbahnbaufach); Rudolf von Reiche
aus Bernburg, Georg Kozlowski aus Bielefeld, Wilhelm Brandes
aus Döhren, Landkreis Hannover, Rudolf Schaefer aus Weilburg an
der Lahn und Fritz Schröter aus Dietrichswalde, Kreis Allenstein
(Wasser- und Strafsenbaufach); Wilhelm Wagner aus Rudolstadt,
Karl Kaufmann aus Wiesbaden, Haussig
Walther Strutz aus Stargard in Pommern und Heinrich Wentrup
aus Rofsleben, Kreis Querfurt (Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Wirkl. Geh. Rath mit dem
Prädikat Excellenz dem Wirkl. Geh. Oberregierungsrath
Ministerialdirektor im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Möll-
Hans aus Berlin,
und
hausen, beim Uebertritt in den Ruhestand;
der Titel Professor dem Geh. Baurath Dr. Meydenbauer in
Berlin;
die Stelle des Vorstandes der Eisenbahn-Betricbsinspektion 3 in
Darmstadt dem Grofsherzogl. Hessischen Regier.- und Baurath
Dittmar daselbst und die Stelle des Vorstandes der Werkstätten-
inspektion 2 in Darmstadt dem Grofsherzogl. Hessischen Eisenbahn-
Bauinspektor Priester daselbst, sowie die Stelle des Vorstandes
der Eisenbahn-Maschineninspektion I in Breslau dem Eisenbahn-Bau-
inspektor Grund daselbst;
der Charakter als Gewerberath mit dem persönlichen Range
als Rath vierter Klasse den Gewerbeinspektoren August Kubaneck
in Oels, Dr. Ludwig Spruck in Hildesheim, Felix Remertz in
Kiel, Wolfgang Hassenpflug in Allenstein und Oskar Becker in
Minden.
Wieder dauernd übertragen: die Dozentenstelle für
„Projektierung elektrischer Anlagen“ dem Professor Dr. Klingenberg.
Beigelegt: das Prädikat Professor dem Dozenten der franzö-
sischen Sprache an der Techn. Hochschule in Berlin, Oberrealschul-
direktor Dr. Ernst Gropp.
Bestellt: zum Provinzialkonservator der Provinz W_stpreulsen
cer Regier.-Baumeister Schmid in Marienburg und zum Bezirks-
konservator für den Regierungsbezirk Wiesbaden der Direktor der
Kunstgewerbeschule in Frankfurt a. M., Professor Luthmer.
Zur Beschäftigung überwiesen: der Eisenbahndirektion
in Kö:n der Grofsherzogl. Hessische Regier.-Baumeister des Maschinen-
baufaches Wilhelm Kayser, der Königl. Eisenbahndirektion in Berlin
bezw. Essen die Regier.-Baumeister des Eisenbahnbaufaches Bernhard
Schirmer und Rustenbeck, dem Techn. Bureau der Wasserbau-
abtheilung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten der Regier.-
Baumeister des Ingenieurbaufaches Mattern, bisher zum Thalsperren-
bau im Sengbachthale bei Solingen beurlaubt, der Königl. Regierung
in Stade der Regier.-Baumeister des Wasser- und Strafsenbautaches
Brandes, Magdeburg der
Regier. - Baumcister des Wasser-
Kozlowski, der Königl. Ministerial,- Militär- und Baukommission in
Berlin der Regier.-Baumeister des Hochbaufaches Richard Lang,
dem Königl. Polizeipräsidium in Berlin der Kegier.-Baumeister des
Hochbaufaches Merzenich, der Königl. Regierung in Düsseldorf
bezw. Liegnitz die Regier -Baumeister des Hochbaufaches Ledschbor
und Abel, der Konigl Regierung in Kö!n der Regier.-Baumeister
des Hochbaufaches Gensel und der Konigl. Eisenbahndirektion in
Hannover der Regier.Baumeister des Hochbaufaches Bruno Schulze.
der Königl. Flbstrombauverwaltung in
und Strafsenbaufaches Georg
Versetzt: zur Königl. Preutsischen und Grofsherzogl. Hessischen
Eisenbahndirektion in Mainz der Eiscnbahn-Bau- und Betriebsinspektor
Ameke, bisher in Bingen, in den Bezirk der Königl.
direktion in Breslau die Regier.-Baumeister des Ingenieurbaufaches
Eisenbahn-
PONOA eee
Kurowski in Halle a. d S. und Kellner in Hagen, in den Bezirk
der Königl. Eisenbahndirektion in Frankfurt a. M. der Regier.-Bau-
meister des Eisenbahnbaufaches Göhner, bisher in Stettin: ferner
nach Czarnikau der Wasserbauinspektor Benecke in Graudenz, in
den Bezirk der Wasserbauinspektion Fürstenwalde a. d. Spree der
Regier.-Baumeister des Wasserbaufaches Schaper in Eberswalde,
nach Gumbinnen bezw. nach Potsdam die Regier.-Baumeister des
Wasseıbaufaches Heinekamp in Tilsit und Liese in Hitzacker,
nach Hannover der Regier.-Baumeister des Wasser- und Strafsen-
baufaches Holtvogt in Köpenick und nach Hoyerswerda der Regier.-
Baumeister des Hochbaufaches Plinke in Wolmirstedt.
der der Königl.
Resier.- Baumeister
Regierung in Köln zur Be-
des . Hochbaufaches
Entbunden:
schäftigung überwiesene
Gensel von diesem Auftrage.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienste
ertheilt: dem Eisenbahn-Bauinspektor Grimke in Kassel, zuletzt
Vorstand der Eisenbahn-Maschineninspektion in Frankfurt a. M., und
dem Regier.-Baumeister des Hochbaufaches Paul Nathansohn in
Berlin.
Bayern.
Verliehen: der Titel und Rang cines Königl. Hof- Oberbau-
rathes dem Hofbaurath Heinrich Handl in München.
Befordert: zum Königl. Hofbauinspektor der Königl. Hofbau-
ingenieur Franz Xaver Haindl.
Versetzt: in ihrer bisherigen Diensteigenschaft zur Eisenbahn-
betriebsdirektion Bamberg der Direktionsrath Friedrich Dercum in
Kempten und zur Betriebswerkstätte Hof der Direktionsassessor
bei der Centralwerkstätte Weiden Adolf Kummer.
In den dauernden Ruhestand versetzt: seinem Ansuchen.
entsprechend der Oberbauinspektor Remigius Götz in Nürnberg.
Sachsen.
Ernannt: zu etatmälsigen Regier.-Baumeistern in Dresden
und Radibor die aufseretatmälsigen Regier.-Baumeister bei
Verwaltung der Staatseisenbahnen P. O. Falck und LR Korn.
der
Württemberg.
Ernannt: zum Stadtbaurath der Ernst
Braun in Ulm und zum ctatmäfsigen Regier.-Baumeister im Finanz-
Stadtbauinspcktor
departement der Regier.-Baumeister Jeremias in Stuttgart.
Verliehen: der Titel und Rang eines Oberbauraths dem
Baurath Neuffer bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen.
Uebertragen: die erledigte Stelle eines etatmäisigen Regier.-
Baumeisters im Bezirksdienst der Strafsen- und Wasserbauverwaltung
dem Regier.-Baumeister Heyd in Heilbronn.
Baden.
Ernannt: Regier.- Baumeister bei der Wasser- und’
Strafsenbauverwaltung der Ingenieurpraktikant Karl Imhoff.
Verliehen: der Titel Geh. Hofrath dem Vorstand der Landes-
gewerbehalle, Hofrath Professor Dr. Heinrich Meidinger, sowie
aus Anlafs seines Ausscheidens aus dem Dienst der staatlichen Hoch-
zum
bauverwaltung der Titel Regier. -Baumeister dem Baupraktikanten
Dr. Ernst Heifs in Konstanz.
Wieder etatmafsig angestellt: als Regier.-Baumeister der
bis zur Wiederherstellung sciner Gesundheit in den Ruhestand ver-.
setzte Regier.-Baumeister Otto Ruch; derselbe ist der Eisenbahn-
bauinspektion Basel zugetheilt worden.
Oldenburg.
Ernannt: mit cem 1. Mai 1903 zum vortragenden Rath beim
Staatsministerium, Departement der Finanzen, der Geh. Oberbaurath
Jansen, zum vortragenden Rath beim Staatsministerium, Departement
des Innern, der Geh. Oberbaurath Tenge, zum techn. Hilfsarbeiter
beim Staatsministerium, Departement der Finanzen, der Bezirks-
baumeister Baurath Freese, zum techn. Hilfsarbeiter beim Staats-
ministerium, Departement des Innern, der Bezirksbaumeister Baurath
Segebade und zum Bezirksbaumeister für den Hochbau-Nordbezirk
der Bauinspektor Rauchheld.
Gestorben: der Geh. Admiralitätsrath und vortragende Rath
im Reichs-Marineamt Emil Rechtern und der Oberbau-
inspektor Bonitaz Schmitt in Schwandorf.
in Berlin
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionosverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a D. Patentanwalt L. Glaser. Berlia. —
Druck von Gebrüder Gruner, Berlin.
[15. Juni 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 624.] 225
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure.
Versammlung am 28. April 1903.
Vorsitzender: Herr Geheimer Oberbaurath Wichert. — Schriftführer: Herr Geheimer Kommissionsrath F. C. Glaser.
(Mit 14 Abbildungen.)
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit einigen
geschäftlichen Mittheilungen.
Der Preisrichter-Ausschufs, bisher bestehend
aus den Herren:
Eisenbahn-Direktor Callam,
Regierungs- und Baurath Domschke,
Fabrikbesitzer Paul Hoppe,
Ingenieur Georg Mehlis,
Regierungs- und Baurath Max Meyer,
Geh. Oberbaurath Carl Miller,
Regierungs-Baumeister Pforr,
Eisenbahn-Bauinspektor Rischboth,
Professor Dr. phil. Vogel,
Geh. Oberbaurath Wichert,
/ Regierungs- und Baurath Wittfeld,
wird wiedergewählt und durch Zuwahl der Herren
Regierungs-Baumeister Block und Geheimer Regierungs-
rath Professor von Borries verstärkt"
Hierauf erhält das Wort Herr Oberingenieur Dr. Max
Büttner zu seinem Vortrage über
Die Verwendung des Akkumulators in der
Verkehrstechnik.
Bekanntlich spielt der Akkumulator auf dem Ge-
biete der elektrischen Beleuchtung von Fabriken, Wohn-
häusern, Städten u. a. eine bedeutende Rolle. Seine
wichtigen Vorzüge: die Möglichkeit, durch ihn Kraft
aufzuspeichern, die ausgleichende Wirkung in der
Belastung der Betriebsmaschinen, gegen Spannungs-
schwankungen im Netz, die Eignung zu einer momen-
tanen Betriebsreserve, welche dem Anlagebesitzer das
Gefühl der Sicherheit gegen jegliche Betriebsstörung
giebt, haben ihm eine ausgedehnte Verbreitung ver-
schafft. Er verleiht dem Gleichstrom festen Halt gegen
den vordringenden Wechsel- und Drehstrom und zwingt
bei Anlagen der letzteren Art vielfach zur Umformung,
um seiner Vortheile theilhaftig zu werden.
Weniger bekannt ist jedoch die ausgedehnte Rolle,
welche der Akkumulator auf dem Gebiete des Verkehrs-
wesens spielt, soweit dasselbe die Elektrotechnik sich
dienstbar gemacht hat und was davon allgemeiner
bekannt ist, betrifft fast ausschliefslich das ungünstige
Verhalten desselben beim Strafsenbahnbetrieb, speziell
in Berlin. Thatsächlich ist der Akkumulator im Verkehrs-
wesen von beträchtlicher, von Jahr zu Jahr sich stei-
gernder Bedeutung, er bietet wirthschaftliche und tech-
nische Vorzüge und in manchen Fällen ermöglicht er
überhaupt erst die Verwendung der Elektrizität. Der
Akkumulator findet hier Anwendung:
1. in Anlagen für Traktionszwecke,
2. in Beleuchtungsanlagen,
3. in Schwachstromanlagen.
Im ersteren Falle handelt es sich wesentlich um
die Verwendung des Akkumulators im Strafsenbahn-
betrieb, zum Betriebe von Lokomotiven, von Auto-
mobilen und von Booten, im zweiten Falle für die
Beleuchtung von Fahrzeugen, von Eisenbahnwagen,
Schiffen, Kutschwagen, im dritten für Telegraphie und
Telephonie.
as Anwendungsgebiet des Akkumulators im Ver-
kehrswesen ist demnach ein vielseitiges und je nach
der Verwendungsart mufs auch die Konstruktion des
Akkumulators eine besondere, für den betr. Zweck
geeignete, sein. Während er in seiner Anwendung
auf dem Gebiete des Strafsenbahnwesens hauptsächlich
als Pufferbatterie zum Ausgleich der Maschinenbelastung
in Frage kommt und als solcher dauernd in Gebäuden
*) Herr Regierungs-Baumeister Block hat nachträglich wegen
eines eingetretenen Wechsels in seiner amtlichen Stellung das Amt
als Preisrichter niedergclegt.
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aufgestellt ist, in welchen er in Bezug auf Raum-
inanspruchnahme und Gewicht keinerlei Beschränkung
unterworfen ist, liegt dies in den weiteren -genannten
Anwendungsformen jedoch ganz anders. Hier ist er
sowohl in Bezug auf Rauminanspruchnahme als auch
‚in Bezug auf Gewicht Beschränkungen unterworfen und
diese Beschränkungen sind naturgemäfs auf seine Kon-
struktion und seine Aufstellung von wesentlichem
Einflufs.
In der ersteren Form, als Pufferbatterie, hat der
Akkumulator eine grofse Verbreitung gefunden. Es
besteht jetzt wohl kaum eine grölsere Strafsenbahn-
anlage ohne Pufferbatterie in Deutschland. Die wich-
tige Eigenschaft, welche dem Akkumulator diese Stellung
errungen hat, ist seine ausgleichende Wirkung auf die
Belastungsschwankungen der Maschinenanlage. Wenn
man die Kurve der Belastung einer Strafsenbahnanlage
betrachtet, so findet man, dafs die Schwankungen ganz
beträchtliche sind, und ist dies ja erklärlich, da ja der
Kraftverbrauch je nach der Zahl der momentan im
Anfahren und in Fahrt befindlichen Wagen jederzeit
ein wechselnder ist. Die Maschine mufs, wenn sie auf
sich allein angewiesen ist, natürlich derart gebaut sein,
dafs sie diesen Schwankungen Folge leisten kann, sie
mufs also für das Maximum des Bedarfes : bemessen
sein. Es ist klar, dafs sie alsdann mit schlechtem
Nutzeffekt arbeiten, also verhältnifsmäfsig viel Feuerungs-
material für die Krafteinheit verbrauchen wird. Bei
der Strafsenbahn in Remscheid schwankte z. B. die
Stromentnahme an Werktagen zwischen 100—450 Amp.
und an Sonntag Nachmittagen, wo die Zentrale keine
Kraft an Motoren für industrielle Anlagen .abgab,
zwischen 0 und 450 Amp. Der durchschnittliche Ver-
brauch dagegen betrug im ersteren Falle 232 Amp.
und im letzteren 135 Amp. Nach Aufstellung einer
Pufferbatterie stellten sich die Schwankungen der Ma-
schine auf 125—140 Ampère. Bei Verwendung von
Akkumulatoren ist daher eine Maschinenanlage von
geringerer Gröfse möglich. Die Maschine wird so
bemessen, dafs sie normal voll belastet läuft. Der
Akkumulator giebt bei Zeiten starker Belastung das
erforderliche Mehr an Kraft her, während die Maschine
bei Zeiten schwacher Belastung die freiwerdende Kraft
in den Akkumulator zur Ladung schickt. Es ist klar,
dafs hierdurch eine bedeutende Ersparnifs an Brenn-
material stattfindet, durch welche sich der Akkumulator
in vielen Fällen allein schon bezahlt macht.
Weitere Vortheile einer Batterie sind: geringere
Reparaturen an den Maschinen infolge der gleich-
mäfsigen Beanspruchung derselben, Verkürzung der
Betriebszeit, indem man morgens die ersten Wagen
und abends die letzten Wagen unter Stillstand der
Betriebsmaschine allein aus dem Akkumulator speist.
Ganz besonders wichtig ist aber auch, dafs der Akku-
mulator für den Betrieb eine momentane Reserve bildet,
indem derselbe jederzeit, ohne dafs eine besondere
Vorrichtung dazu erforderlich ist, sofort den ganzen
Betrieb während einer entsprechenden Zeit übernimmt,
wenn die Betriebsmaschine aus irgend einem Grunde
aufser Thatigkeit kommt. Es bewirkt also der Akku-
mulator eine wesentlich gröfsere Betriebssicherheit.
Um den beabsichtigten Zweck eines genügenden
Belastungsausgleiches auch sicher zu erreichen, ist es
jedoch wichtig, die Gröfse des Akkumulators richtig
zu bemessen. Je kleiner der Akkumulator im Verhältnils
zur Maschinenleistung ist, um so weniger ist er im
stande, einen Ausgleich herbeizuführen. Die Gröfse
wird bedingt durch die Stärke des von der Batterie
geforderten höchsten Entladestromes und des von der-
selben aufzunehmenden Ladestromes, sowie zweitens
durch die Charakteristik der Maschine.
226 (No, 624.)
Man bemifst die Pufferbatterie wenigstens so grofs,
dafs die höchstauftretende Stromstärke nicht gröfser ist
als die der einstündigen Entladung, d. h. dafs man mit
dem betr. Strom die Batterie wenigstens eine Stunde
lang entladen kann.
Gröfsere Stromstärken lassen gröfsere Spannungs-
änderungen zu und haben aufserdem den Nachtheil,
dafs sie den Akkumulator zu hoch beanspruchen und
daher schädlich wirken.
Von grofsem Einflufs auf die Pufferwirkung ist
ferner ein möglichst geringer innerer Widerstand der
Batterie und mufs bei der Konstruktion des Akkumulators
hierauf Rücksicht genommen werden.
Eine gute Pufterwirkung ist aber nicht allein vom
Akkumulator abhängig, sondern auch von der Dynamo-
maschine selbst. Je gröfsere Veränderungen in der
Stromstärke bei geringer Veränderung der Span-
nung auftreten, um so weniger eignet sich die Maschine
zum Parallelbetriebe mit Pufterbatterien.
Eine ideale Kompoundmaschine mit ganz konstanter
Spannung bei noch so sehr veränderter Stromstärke
würde die Wirkung einer Pufferbatterie illusorisch
machen, denn die letztere kann nur bei Spannungs-
schwankungen wirken. Die Belastungsschwankungen
der Maschine würden bestehen bleiben. Am vortheil-
haftesten würde eine Maschine sein, welche bei allen
Stromschwankungen möglichst die gleiche Leistung in
Watt ergiebt.
Es ist also falsch, wenn man annimmt, dafs ein
Akkumulator ohne weiteres Spannungsschwankungen
ausgleicht. Die gute Pufferwirkung hängt vielmehr ab
von der Charakteristik der Dynamomaschine, sowie von
der richtigen Abmessung der Pufferbatterie.
Es ist vielfach von Vortheil, auch im Kabelnetz
selbst Spannungsschwankungen auszugleichen und
man kann dies dadurch bewirken, dafs man die
Pufferbatterie nicht in die Nähe der Maschinenanlage,
sondern entfernt davon stellt. Alsdann werden nicht
mehr alle Stromstöfse durch die langen Speisekabel
gehen, deren Querschnitt mit Rücksicht auf die zu-
lässigen Spannungsverluste bemessen werden müssen,
sondern die Batterie kann an dem Hauptkonsumort
aufgestellt werden, z. B. in der Stadt, während die
Maschinenanlage ausserhalb derselben sich befindet und
können die Stromstöfse direkt von der Batterie gedeckt
werden, während die Kabel nur den mittleren Strom
führen, für den sie dimensionirt sind. Diese Art der
Aufstellung der Pufferbatterien wird besonders wichtig
sein, falls gröfsere Bahnnetze, sowie Vollbahnen mit
elektrischem Strom betrieben werden.
Für Pufferbatterien verwendet die Akkumulatoren-
fabrik A. G. als + Platten sogenannte Grofsoberflächen-
platten, bei welchen auf der gegossenen Bleiplatte die
wirksame Schicht mittelst elektrischen Stromes erzeugt
ist. Diese Schicht haftet aufserordentlich fest auf der
Platte. Die negativen Platten sind Gitterplatten, bei
welchen die aktive Masse in Gitter künstlich eingetragen
ist. Es giebt Werke, welche auch als positive Platten
solche Gitterplatten verwenden; der weitaus gröfste
Theil der jetzt bestehenden Akkumulatorenfabriken ist
aber dem Beispiel der Akkumulatorenfabrik A. G. ge-
folgt und liefert Grofsoberflächenplatten, welche trotz
ihres gröfseren Gewichtes die Gitterplatten an Halt-
barkeit ganz wesentlich übertreffen. Der Einbau der
Elemente erfolgt entweder in Glasgefäfsen, (Abb. I) oder
in Holzkästen mit Bleiausschlag (Abb. 2). Die Platten
hängen auf Glasstützscheiben bezw. bei Glasgefäfsen
auf dem Gefäfsrand, zur Isolirung der Platten von ein-
ander dienen Glasröhren. Abb. 3 giebt das Bild einer
Pufferbatterie.
Wie bereits bemerkt, spielt bei der Anordnung
von Pufterbatterien die Rauminanspruchnahme und das
Gewicht der Akkumulatoren in technischer Beziehung
keine Rolle. Anders liegt dies bei denjenigen Akku-
mulatoren, welche Verwendung finden für Traktions-
zwecke, bei Aufstellung im Fahrzeuge selbst zum
Betriebe desselben; ferner zur Beleuchtung von Fahr-
zeugen. Möglichst geringes Gewicht oder möglichst
geringe Rauminanspruchnahme oder auch beides zu-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Juni 1903.)
gleich ist hier eine wesentliche Bedingung für die Ver-
wendungsfähigkeit des Akkumulators. Die Konstruktion
der Elemente mufs sich diesen Forderungen soweit als
angängig anpassen. Bis zu einem gewissen Grade ist
dies ohne Nachtheil für die Gebrauchsfähigkeit und Halt-
barkeit des Elementes möglich. Ueberschreitet man
jedoch ein gewisses Mafs in der Anpassung, so leidet
dementsprechend Haltbarkeit und Betriebssicherheit.
Man bezeichnet alle Elemente, welche obigen Forde-
rungen entsprechend gebaut sind, als transportable
Akkumulatoren, da sie entweder tragbar ausgebildet
sein müssen, oder in sich fortbewegenden Fahrzeugen
Aufstellung finden, also transportirt werden. Die Ver-
wendung des Akkumulators zur Fortbewegung des Fahr-
zeuges umfafst den Betrieb von Strafsenbahnwagen,
Vollbahnwagen, Lokomotiven, Automobilen und Booten.
Bild des Elements ın Glasgefälsen.
Abb. 2.
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Bild des Elements in Holzgefafsen.
Was zunächst die Strafsenbahn - Akkumulatoren
betrifft, so ist ja allgemein bekannt, dafs dieselben den
Anforderungen eines guten Betriebes nicht überall in
dem erwarteten Umfange entsprochen haben. Da der
Betrieb mit Akkumulatoren bei einem Strafsenbahnnetz
mit dichtem Verkehr naturgemäfs immer theurer sein
mufs als Oberleitung und letztere allen Anforderungen
sich anpafst, so ist auch gegenwärtig bei uns keine
Aussicht vorhanden, dafs derartige Anlagen noch aus-
geführt werden. Der Akkumulatorenbetrieb für Strafsen-
bahnen hat demnach fast nur noch ein historisches
Interesse. Immerhin ist die Periode dieses Betriebes
für die Ausbildung der transportablen Akkumulatoren
und besonders einer zweckmäfsigen Aufstellung der-
selben von ganz hervorragender Bedeutung gewesen.
Die Erfahrungen, welche hier unter den besonders
schwierigen Verhältnissen bei hoher, zuvor nie beı
[15. Juni 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 624.] 227
Batterien verwandten Betriebsspannung, engen Raum-
verhältnissen, ungenügender Wartung gemacht wurden,
kommen jetzt allgemein der Verwendung von trans-
portablen Akkumulatoren auf jedem Gebiete zu Gute.
Und nicht zum wenigsten ist es diesen Erfahrungen zu
danken, dafs man gegenwärtig transportable Akku-
mulatoren besitzt, welche an Haltbarkeit und Zu-
verlässigkeit den stationären Akkumulatoren nur wenig
nachstehen, vorausgesetzt, dafs die Verringerung des
Gewichtes und des Raumes in den gebotenen Grenzen
bleiben. Es ist daher gerechtfertigt, wenn ich auf den
Akkumulatorenbetrieb für Strafsenbahnen näher eingehe
und die Schwierigkeiten schildere, welche ein derartiger
Betrieb für Akkumulatoren bietet. Es giebt mir zugleich
am besten Gelegenheit, die Grundsätze für Aufbau der
Batterien, wie derselbe sich nach den Erfahrungen im
Strafsenbahnbetrieb allgemein für transportable Akku-
mulatoren und speziell für die Traktionsakkumulatoren
zubringen waren, oder zwang, Akkumulatoren von so
leichter Bauart zu nehmen, dafs ihre Haltbarkeit eine
ungenügende war.
Es standen nun zwei Wege offen,
Batterien auszukommen:
um mit kleineren
man konnte die Batterien im
Wagen tagsüber nach jeder Fahrt aufladen; dies hätte
aber die Beschaffung einer grofsen Anzahl Reserve-
wagen bedungen, oder man richtete die Batterien der-
art ein, dafs die entladenen leicht vom Wagen entfernt
und durch geladene Batterien ersetzt wurden. In Amerika
hat man auf der Chicago— Englewood-Linie die Batterien
in einem Behälter am Wagenunterge stell aufgestellt und
durch eine sinnreich konstruirte Vorrichtung ein rasches
Auswechseln ermöglicht. Bei den ersten Versuchen,
welche die Grosse Berliner Strafsenbahn mit Akku-
mulatorenbetrieb vornahm, wurde die Batterie unter
den Sitzbänken aufgestellt, die Seitenwände der Wagen
waren aufklappbar eingerichtet. Das Auswechseln der
Abb. 3.
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Bild einer Pufferbatterie.
herausgebildet hat, darzustellen. Das eine möchte ich
vor allem feststellen, dafs bei Erfüllung gewisser Voraus-
setzungen mit Akkumulatoren zweifellos ein ebenso
zuverlässiger Betrieb der Strafsenbahnen zu erzielen
ist, wie ihn die Oberleitung bietet.
Der Strafsenbahnbetrieb mit Akkumulatoren wurde
bereits in den achtziger Jahren kurz nach der Einführung
des Akkumulators in den praktischen Betrieb versuchs-
weise eingerichtet. Den damaligen Verhältnissen ent-
sprechend wurden natürlich nur Akkumulatoren ver-
wandt, deren + Platten gitterartige Konstruktion
hatten, in welche die wirksame Masse künstlich ein-
getragen wurde. Die Batterien wurden so grofs be-
messen, dafs sie den Tagesbedarf an elektrischer Energie
ohne Wiederaufladung hergeben konnten. Versuche
wurden vielfach angestellt, jedoch ohne nennenswerthen
Erfolg. Zu einer ausgedehnten Anwendung ist es nicht
gekommen. Die Forderung, den Wagen einen Tag
lang ohne Wiederaufladung zu betreiben, führte ent-
weder zu sehr grofsen Batterien, welche nicht unter-
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|
Batterien war natürlich hier schwieriger und mehr Zeit
in Anspruch nehmend.
Eine derartige Anordnung hätte bedingt, dafs die
Wagen nach ein oder zwei Touren in eine Ladestation
einfuhren, um die Batterien auszuwechseln. In dieser
Art wird es naturgemäfs möglich sein, den gesammten
Strafsenbahnbetrieb einer Stadt mit Akkumulatoren
durchzuführen in gleich sicherer und zuverlässiger Weise
wie Oberleitung, da jede Ladung der Batterien unter
Aufsicht stattfindet. Leider sind jedoch die Betriebs-
kosten höher als bei Oberleitung. Wenn also eine
Strafsenbahn aus ästhetischen Gründen zur Vermeidung
des Oberleitungsbetriebes in einigen Theilen der Stadt
gezwungen werden sollte, so hätte bei dieser Anordnung
nahezu der ganze Betrieb aus diesem Grunde Akku-
mulatoren erhalten müssen. Da jedoch immer nur in
bestimmten Stadttheilen der Ausschlufs der Oberleitung
verlangt wurde, so trat man dem Gedanken näher, die
Wagen für gemischten Betrieb, also sowohl für Ober-
leitung als auch Akkumulatoren einzurichten, in der
228 (No. 624.)
Art, dafs im Innern der Stadt mit Akkumulatoren ge-
fahren wurde und aufserhalb der Stadt mit Oberleitung
und gleichzeitig letztere Strecken dazu benutzt wurden,
die vorher entladenen Batterien wieder aufzuladen.
Diese Aufgabe war eine für die damalige Akku-
mulatoren-Industrie vollständig neue. Erfahrungen lagen
in keiner Weise vor, wie Batterien bei einer Spannung
von 500 Volt im Wagen unter den Sitzbänken aufzustellen
und zu isoliren sind. Erforderlich war, dafs die Batterie
mit verhältnifsmäfsig hohen Ladestromstärken geladen
werden konnten. Man mufste mit Batterien von ver-
haltnitsmatsig kleiner Kapazität jetzt auskommen und
dafür die Platten stärker und solider bauen, überhaupt
den Elementen eine den stationären Elementen ähnliche
Konstruktion geben, damit sie den hohen Anforderungen
des Betriebes gewachsen waren. Die in Verwendung
kommenden Batterien sind etwa für einen 7/2 bis ein-
stündigen Betrieb ausreichend, haben also nur eine
verhältnifsmäfsig geringe Kapazitätsreserve. Der Betrieb
erfordert, dafs die Batterien tagsüber vielmals geladen
und entladen werden, ohne dafs eine Kontrolle über die
richtige Ausführung der Ladung möglich ist. Erst in
der Nacht, wenn der Wagen in die Halle zurückkommt,
können die Batterien besichtigt werden.
Es ist nun die wichtigste Bedingung für eine
befriedigende Durchführung cines derartigen Betriebes,
dafs die Ladung zuverlässig und ausreichend erfolgt und
ist hierfür unbedingt erforderlich, wenn eine Aufsicht
bei der Ladung nicht möglich ist, dafs die Spannung
der Oberleitung, aus welcher der Ladestrom genommen
wird, konstant ist oder nur innerhalb gewisser Grenzen
schwankt. Beträgt z. B. bei einer Anzahl von 200 Ele-
menten die mittlere Spannung 500 Volt, so werden die
Elemente bis 2,5 Volt aufgeladen. Sinkt die Spannung
aber auf 450 Volt, so werden sie bis 2,25 Volt auf-
geladen, steigt dieselbe auf 550 Volt, so geht die Auf-
ladung bis 2,75 Volt. In ersterem Falle ist die Ladung
natürlich bei weitem zu gering, in letzterem zu grofs.
Je höher die Spannung ist, um so höher ist auch der
Ladestrom und um so schneller sind die Batterien
geladen. Je niedriger die Spannung, um so langsamer
erfolgt die Ladung. Leider giebt es keine praktisch
brauchbaren Instrumente, welche dem Wagenführer
über den Ladezustand der Elemente Aufschlufs geben
und mufs derselbe deshalb angewiesen werden, die
Ladung auf einer ein für allemal genau bestimmten
Strecke vorzunehmen. Schwankt nun die Spannung
auf dieser Strecke in gröfserem Mafse innerhalb grofser
Zeiträume, so wird die Batterie theils überladen, theils
zu wenig geladen, in ersterem Falle entweder schnell
abnutzen, Bleischwamm bilden und Kurzschlufs ver-
ursachen, in letzterem Falle sehr schnell sich sulfatieren
und unbrauchbar werden. Zudem wird in letzterem
Falle mit Erschöpfung der Batterie der Wagen liegen
bleiben. Die Fabriken forderten allerdings, dafs die
mittlere Betriebsspannung für den Akkumulatorenbetrieb
in der Oberleitung nicht mehr als 4—5 pCt. nach unten
oder oben schwanken dürfe, doch war dies nie durch-
zuführen. Die Spannungsschwankungen waren und
blicben meist wesentlich gröfser. Kommt bei andauernd
niedriger Spannung noch hinzu, dals seitens der Wagen-
führer dann und wann vergessen wurde, die Batterien
auf Ladung zu stellen, so ist die Folge, dals Wagen
wegen Erschöpfung der Batterie liegen bleiben. Man
richtet deshalb schon möglichst den Betrieb so ein,
dafs die Batterie bei normaler Spannung etwas Ueber-
ladung erhält, was ja für dieselbe von geringerem
Nachtheil ist. Ist die Spannung aber dann höher als
normal, so tritt naturgemats grofse Stromverschwendung
ein und hierdurch erklärt sich die Thatsache, dafs diese
Art des Betriebes bei grofsen Spannungsschwankungen
viel Strom konsumiert. Es ist auch gleichzeitig einzu-
schen, dafs auch nur ein solides System dem Betrieb
in dieser Form gewachsen ist. Naturgemäfs wird durch
das Ueberladen die Batterie schneller abgenutzt und
die Kapazität sinkt allmählich, Es ist aber ebenso
einleuchtend, dafs bei einigermafsen gleichmäfsiger
Spannung sich der Betricb tadellos abwickelt.
Eine weitere grofse Schwierigkeit war die Unter-
bringung einer Batterie von 360 Volt Entladespannung
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Juni 1903.)
und 500 Volt Ladespannung im Wagen. Die Batterie
wurde unter den Sitzbänken aufgestellt. Um das Holz
vor dem Angriff der Säure zu schützen, mufste dasselbe
mit einem säurebeständigen schützenden Ueberzug,
einer Auskleidung, versehen werden. Trotz sorgfältigster
Wahl der Materialien und bester Arbeit litt doch die
Auskleidung mit der Zeit sehr, dadurch, dafs Säure aus
den Elementen trat, den Boden anfüllte und für den
Strom Durchgang bot. Da es naturgemäfs im Interesse
eines möglichst sicheren Betriebes unbedingt erforderlich
war, die Elemente offen zu lassen, so schien dieser
Uebelstand nicht zu vermeiden zu sein.
Wenn auch von vornherein Abfliisse aus den ein-
zelnen Batteriekästen vorgesehen waren, so verhinderten
dieselben doch den Uebelstand nicht, dafs die Aus-
kleidung Schaden litt, trugen im Gegentheil viel dazu
bei, dafs die Batterien elektrischleitende Verbindung mit
dem Wagengestell bekamen und dadurch zu Wärme-
entwicklung und Verschmoren der Auskleidung und der
Holzwände Anlafs gaben. Allerdings möchte ich gleich
hier bemerken, dafs die grofse Anzahl der Brände, die
an den Strafsenbahnwagen in Berlin vorgekommen sind
und die von den Zeitungen stets den Akkumulatoren
zur Last gelegt wurden, meist mit denselben nichts zu
thun hatten. Dieselben wurden gewöhnlich verursacht
durch die Kontroller der Wagen und nur eine ganz
geringe Anzahl von Bränden ist auf die Batterien
zurückzuführen.
Die Unterhaltung der Auskleidung wurde ziemlich
kostspielig. Schliefslich jedoch haben die Erfahrungen zu
einer Anordnung geführt, bei welcher sich die Aus-
kleidung vorzüglich hält und ihre Unterhaltung nur noch
ganz minimale Kosten verursacht. Das Wichtigste ist,
dats die Batterien in mehreren Trögen, möglichst vielfach
untertheilt werden und jeder Theil der Batterie in einem
besonderen Holztrog, welcher mit einer säurebeständigen
Auskleidung versehen wird, aufgestellt und diese Holz-
tröge mit Porzellan gegen Boden und Wände des Raumes
isolirt werden. Es wird so vermieden, dafs sich inner-
halb eines Troges gröfsere Spannungsdifferenzen bilden,
welche zerstörend wirken. Das Weglassen der Abflufs-
rohre hat man lange nicht gewagt vorzunehmen; erst
zu einer Zeit, als die Aufgabe des Akkumulatoren-
betricbes schon beschlossen gewesen ist, hat man
gefunden, dafs es ebenso gut möglich sei, diese Abflüsse
weg zu lassen und hat sich herausgestellt, dafs dadurch
gemeinsam mit der Anordnung in isolirten Trögen
einer der wesentlichsten Uebelstände, der häufige Schlufs
der Batterie mit dem Wagenkasten, beseitigt worden
ist. Die Vortheile dieser neuen Aufstellungsart sind
allerdings dem Akkumulatorenbetrieb auf Strafsenbahnen
nur in beschränktem Umfange zu Gute gekommen.
Die Strafsenbahn Karlsruhe ist allein mit untertheilter
Batterie ausgerüstet. Allerdings sind bei letzterer noch
die Abflüsse in Betrieb. Aber bei der Theilung der
Batterien haben dieselben nur geringe Schwierigkeiten
verursacht. Bei den noch in Betrieb befindlichen
Stralsenbahnen ist es unmöglich gewesen, der Raum-
verhältnisse wegen die Fortschritte in der Aufstellung
nachträglich anzubringen, so dafs dieselben immerhin
mit den ziemlich hohen Unterhaltungskosten in der
Auskleidung rechnen müssen.
Obgleich das Schicksal des Akkumulatorenbetriebes
auf den Strafsenbahnen definitiv entschieden ist, möchte
ich doch gern Veranlassung nehmen, auf die Unter-
haltungskosten der Batterien bei den verschiedenen
Gesellschaften näher einzugehen, soweit dieselben mir
zugänglich gewesen sind, da genaue Veröffentlichungen
über diese Kosten nur seitens der Strafsenbahn
Hannover erfolgt und gerade über letztere vielfach
diskutirt und dieselben wegen ihrer geringen Höhe im
Gegensatz zu den Kosten, welche die Unterhaltung bei
der Grofsen Berliner Strafsenbahn verursachte, vielfach
angezweifelt worden sind.
Die meisten Strafsenbahngesellschaften liefsen ihre
Batterien seitens der Akkumulatorenfabriken unterhalten
und sind bei diesen die Kosten nach den gezahlten
Beträgen leicht zu ermitteln. Einige Verwaltungen, wie
die Bahnen von Hannover und Dresden, übernahmen
nach einiger Betriebszeit die Unterhaltung der Batterien
[15. Juni 1903.)
selbst. Die Grofse Berliner Strafsenbahn hat das gleiche
für die Batterien der Hagener Fabrik gethan, mit welchen
100 Wagen ausgerüstet gewesen sind, während für die
Batterien der Akkumulatorenwerke Oberspree, welche
300 Wagen ausgerüstet, letztere Fabrik die Unterhaltung
dauernd geführt hat. Von den letzteren Verwaltungen
wurden die aufgewandten Kosten eine Zeitlang der
den Ersatz liefernden Fabrik aufgegeben. Es ist aus
den Resultaten zu entnehmen, dafs die Gesellschaften
sämmtlich billiger die Batterien sich selbst unterhielten
und dafs das Geschäft der Unterhaltung für die Fabrik
kein schlechtes war. In den Unterhaltungsverträgen war
Rücksicht genommen auf die verschiedene Ausnützung
der Wagen im Betriebe. Es war dies nöthig, weil die
wesentlichsten Kosten der Unterhaltung, d. s. die Löhne
für das Personal, welches die Wartung und Instand-
haltung zu besorgen hat, ungefähr gleich hoch sind, ob
die Wagen viel Kilometer in automobiler Fahrt an
einem Tage zurücklegen oder nicht. Auch die Kosten
für die Unterhaltung der Auskleidung ändern sich wenig
mit erhöhter Benutzung. Die Unterhaltungsquote zerfällt
demnach in 2 Theile, in einen festen und einen mit der
Leistung veränderlichen Theil. Die feste Quote setzt
sich aus den Löhnen zusammen, der Unterhaltung der
Auskleidung, falls dieselbe mit einbegriffen ist, und der
Unterhaltung der Hartgummigefäfse. Die variable Quote
ist im wesentlichen durch den Platten- und Säure-
ersatz bedingt.
Die Grofse Berliner Strafsenbahn zahlte an die
Hagener Fabrik pro Jahr und Batterie ausschliefslich
Auskleidung 550 M. und aufserdem für jeden automobil
zurückgelegten Kilometer 2,5 Pf. für den Motorwagen,
1,25 Pf. für den Anhängewagen. Aehnlich waren die
Kosten für andere Gesellschaften.
Die entstandenen Unterhaltungskosten sind aus
beistehender Tabelle zu entnehmen.
Für Berlin würden sich die Kosten gestellt haben
für das Jahr vom 1. Juli 1899 bis 30. Juni 1900 auf
7,38 Pf. ausschliefslich Auskleidung bei 30,9 km auto-
mobiler Fahrt pro Mann und Tag, dagegen haben sie
sich bei eigener Unterhaltung auf 6,1 Pf. gestellt; ein-
schliefslich Auskleidung auf 8,19 Pf. Die Unterhaltungs-
kosten der Hannoverschen Strafsenbahn haben z. B.
auf Grund des Jahresberichtes 1901 2,5 Pf. pro km
betragen, die Zahl der automobil geleisteten Kilometer
ist mir nicht bekannt. Es ist aber anzunehmen, dafs
die tägliche automobile Leistung jedes Wagens eine
grofse war, da die Länge der mit Akkumulatoren zu
befahrenden Strecken in Hannover gröfser als bei einer
anderen Strafsenbahn war. Auf mehreren Linien waren
diese Strecken 5—6 km lang.
In Berücksichtigung dieses Umstandes, sowie der
vorzüglichen Organisation in Hannover, welche allen
Anforderungen des Akkumulatorenbetriebes angepafst
wurde, erscheinen die Unterhaltungskosten der Batterien
von 2,5 Pf. pro km keineswegs zu gering.
Trotz der gegenüber Hannover wesentlich höheren
Unkosten für die Batterien in Dresden und Karlsruhe
waren diese Strafsenbahnen doch in der Lage, 7 und
8 pCt. Dividende in den letzten Jahren zu zahlen.
Wie aus den gegebenen Zahlen hervorgeht, hat
die Grofse Berliner Strafsenbahn durch Uebernahme
der Batterien der Hagener Fabrik in eigene Unter-
haltung an Betriebskosten für das Jahr 1899/1900 mehr
als 20 pCt. gespart.
as die 300 Batterien der Akkumulatoren-Werke
Oberspree betrifft, so haben sich für die reine Batterie-
unterhaltung ausschliefslich Auskleidung die Kosten
naturgemäfs entsprechend der Garantie auf 7,3 Pf. pro
km gestellt. Interessant ist aber hier die Mittheilung
des Herrn Regierungsrath Köhler auf dem internationalen
Strafsenbahn-Kongrefs in Paris am 12. September 1900.
Derselbe sagte:
„In Berlin wird die Unterhaltung durch die Fabri-
kanten dieser Apparate (also Akkumulatorenwerke Ober-
spree) besorgt und die betreffende Firma steht in Unter-
handlung mit der Strafsenbahngesellschaft, damit der vor
4 Jahren vereinbarte Preis verdoppelt wird, unter der
Vorgabe, dafs selbst unter diesen Bedingungen, welche
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [No. 624.]
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Juni 1903.)
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230 [No. 624.]
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dem zehnfachen des von Herrn
Direktor Krüger (Direktor der
Hannoverschen Strafsenbahn) an-
gegebenen Preises entsprechen,
sie kaum ihre Selbstkosten decken
kann.“
Es würde dies also bedeuten
eine Erhöhung auf rund 15 Pf.
pro Wagenkilometer, zu einer
Zeit, als die Grofse Berliner
Strafsenbahn die Hagener Bat-
terien mit 6 Pf. sich selbst unter-
hielt. Es ist naturgemäfs klar,
dafs diese kolossale Differenz in
den Unterhaltungskosten an den
Akkumulatoren-Systemen selbst
liegt, und in der That hat sich
gezeigt, als die Akkumulatoren-
Fabrik A. G. die Akkumulatoren-
Werke Oberspree durch Kauf
übernommen hat, dafs der Auf-
bau der Batterien durchaus nicht
den Anforderungen entspricht,
welche man an Batterien, die
für derartig schwere Beanspruch-
ungen verwendet werden, stellen
miifste. Dafs mit einem unge-
eigneten System naturgemäfs
der Akkumulatorenbetrieb Fiasko
machen mufste, liegt klar auf der
Hand. Hier hat ja bekanntlich
gerade die grofse Betriebsstörung
im Winter 1899 das ganze Elend
eines derartigen Betriebes aufge-
deckt. In anderen Städten, wie
Kopenhagen, Hannover, Dresden,
ist in keiner Weise von nennens-
werthen Störungen zu berichten
gewesen, während inKiel, Lübeck,
Prag usw. der ganze Betrieb mit
Öberleitung vollständig ruhen
mufste.
Die lebhafte Agitation gegen
den Akkumulatorenbetrieb seitens
der Strafsenbahngesellschaften
hat naturgemäfs in weiten Kreisen
den Eindruck erweckt, als sei der
Akkumulator für andere Trak-
tionszwecke ebenso wenig brauch-
bar, besonders aber jedenfalls
stets theuerer wie Oberleitungs-
betrieb. Diese Ansicht ist natür-
lich von empfindlichem Nachtheil
für eine weitere Verwendung
für solche Zwecke.
Betriebsverhältnisse wie bei
den Strafsenbahnen liegen jedoch
in keinem einzigen Falle, wo der
Akkumulator noch für Traktions-
zwecke in Frage kommt, — also
bei Betrieb von Vollbahnen und
Rangirlokomotiven — vor. Stets
ist es hier möglich, die Ladung
der Batterie vorschriftsmäfsig
auszuführen, den Zustand der
Batterie jederzeit genau zu
kennen und so jede Betriebs-
störung hintanzuhalten. Da für
die gesammten Zwecke der Be-
trieb mit Akkumulatoren auch
vielfach von wirthschaftlichem
und technischem Vortheil ist,
so steht ihrer Verwendung hier
noch ein grofses Gebiet offen.
Fir den Betrieb auf ihren
Linien sind Akkumulatorenwagen
bei einigen deutschen Bahnen
in Verwendung und in regel-
mäfsigem Betriebe und zwar mit
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(15. Juni 1903.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. (No, 624.) 231
günstigem Erfolg. Bahnbrechend ist hier die Verwaltung
der Bayerisch-Pfälzischen Bahnen vorgegangen, welche
im Jahre 1896 Versuchswagen einrichtete und dieselben
auf der 30 km langen Strecke Ludwigshafen -Worms
laufen liefs. Auf Grund der günstigen Resultate und
der gewonnenen Erfahrungen wurden im Jahre 1900
4 neue für den Akkumulatorenbetrieb entsprechend
gebaute Wagen eingerichtet, denen später weitere 2
folgten. Diese Wagen haben den Zweck, wie Herr
Direktionsrath Gayer*) ausgeführt hat, auf Strecken,
wo es sich um die Bedienung eines verhältnilsmäfsig
schwachen aber nicht unwesentlichen Verkehrs handelt,
an die Stelle der schweren, mehr
Personal und Selbstkosten verur-
sachenden Dampfzüge zu treten; hier-
zu gehören besonders der Schüler-,
Markt- und Gerichtsverkehr in der
lähe grofser Städte. Ferner dienen
die Wagen zur Verbindung bedeuten-
der Stationen, (auf welchen jedoch
Schnellzüge nicht anhalten können)
mit den nächsten Schnellzugs-Halte-
stationen und zur Verbindung von
letzteren mit bedeutenden Stationen
anderer, von bestimmten Schnell-
zügen nicht befahrenen Strecken;
weiter auch zur Entlastung der
Schnell- und D-Züge von dem Lokal-
verkehr. Wie Herr Direktionsrath
Gayer ausgeführt hat, haben sich
diese Wagen die Gunst des Publikums
in hohem Mafse errungen.
Die Wagen der Pfalzbahn (Abb. 4)
sind theils 4achsige mit 113 Sitz-
plätzen, theils 3achsige mit 68 Sitz-
plätzen. Das Gewicht eines 4 achsigen
Wagens mit Zubehör beträgt 25689kg,
der Batterie 15249 kg, der Motoren
4056 kg, also ohne Personen rund
45000 kg, mit Personen 53100 kg.
Die 4achsigen Wagen besitzen
eine Kastenlänge von 17660 mm und
eine Kastenbreite von 3000 mm, die
Wagen haben einen mittleren Gang
und aufserdem noch 6 nach aufsen
aufschlagende Thüren. Da Thüren
und Fufstritte aber in das Profil
hineinreichten, so wurde eine Kon-
struktion gewählt, bei welcher die
Thüren während der Fahrt geöffnet
und die Fufstritte unter den Wagen
zurückgeschoben werden konnten.
Die Batterie bestehend aus 156
Elementen (der Type VII. G C 100
der Akkumulatoren - Fabrik Aktien-
gesellschaft) mit einer Leistung von
230 A/St. bei 130 A/St. ist unter
26 Sitzbänken (36 sind im Ganzen
vorhanden) aufgestellt. Unter den
Sitzbänken befinden sich Holzkästen
zur Aufnahme der Elemente. Diese
Holzkästen sind innen sorgfältig mit
einer säurebeständigen Auskleidung
versehen und haben im Boden einen
Ablauf für etwa ausspritzende Säure.
In jedem Holzkasten befinden sich
6 in Hartgummikasten untergebrachte Elemente. Jedes
Element besteht aus 7 pos. und 8 neg. Platten von
300 mm Höhe und 300 mm Breite. Die pos. Platten
haben eine Dicke von 8 mm, die neg. eine solche
von 6 mm. Die Fahnen zur Verbindung der einzelnen
Elemente unter sich werden nicht verlöthet, sondern
nach einer besonderen von Herrn Direktionsrath
Staby angegebenen Methode verschraubt, sodafs nach
Lösung dieser Verbindung jedes einzelne Element
herausgehoben werden kann. Die Kasten können
behufs Auswechselung unter den Sitzen hervorgezogen
werden, mit im Wagen bequem anzubringenden Hebe-
*) Glas. Ann, v. 15. März 1901.
zeugen auf eine mit Rollen versehene Pritsche gehoben
und mit dieser zur Thiire herausgefahren werden.
Das Auswechseln eines Kastens kann bequem in 10—15
Minuten erfolgen. Das Laden der Batterien findet
unmittelbar nach Beendigung einer Fahrt statt, und
zwar werden die Batterien in 2 Reihen geladen mit
einem Ladestrom von 150—200 A. Die Dauer der
Ladung richtet sich nach der zur Verfügung stehenden
Zeit und der Stromentnahme während der voraus-
gegangenen Fahrt und variirt zwischen 30—75 Minuten.
Nach den bisher vorliegenden Erfahrungen haben
die pos. Platten eine Haltbarkeit von circa 100 000 km,
Abb. 5.
Lokomotive der Accumulatoren-Fabrik A. G. Hagen i. W.
die neg. eine solche von 40—50000 km ergeben.
In Frage kann bei einem derartigen Betriebe
noch die Anordnung der Batterien in einem besonderen
Behälter am Wagen - Untergestell kommen. Indessen
ist von einer solchen Anordnung durchaus abzurathen,
da die Isolirung der Batterie dann ganz aufserordent-
liche Schwierigkeiten bietet.
In Deutschland haben gegenwärtig folgende Bahnen
Akkumulatorenwageninregelmäfsigem, fahrplanmäfsigem
Betrieb und zwar mit Batterien der Akkumulatoren-
Fabrik Aktiengesellschaft:
Die Pfalzbahn: 6 Wagen,
Die Bayerische und Badische: je 1 Wagen,
Die Ilsede-Peiner-Bahn: 1 Wagen.
232 [No. 624.]
Leider sind die Leistungen eines solchen Wagens
auf 30—40 km ohne Wiederaufladung beschränkt bei
dem jetzigen Gewicht der Akkumulatoren.
Was nun die Kosten des reinen Akkumulatoren-
betriebes anbetrifft, so stellt sich die Instandhaltung
der Batterie, wie sie für die Wagen der Pfalzbahn in
Anwendung ist, auf ca. 6—1 Pf. pro Wagenkilometer.
Die Pfalzbahn rechnete die gesammten Kosten pro
Wagenkilometer auf 27,52 Pf., und hatte dabei an-
genommen, dafs die pos. Platten nach 70000, die neg.
Platten nach 35000 km durch neue ersetzt werden
müssen. Der Wirkungsgrad der Batterie wurde mit
65 pCt., die Stromkosten mit 10 Pf. pro Kilowattstunde
in Rechnung gestellt. Alle übrigen Kosten für Putz-
und Schmiermaterial, Unterhaltung der Wagen, Per-
sonal, Verzinsung und Amortisation wurden nach üblichen
Sätzen eingesetzt. Wenn man berücksichtigt, dafs für das
Wagenkilometer im Mittel rund 1,5 Kilowattstunden kon-
sumirt werden, bei einem Wagengewicht von 53t und
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Juni 1903.]
dafs für den Betrieb also nur die höheren Unterhaltungs-
kosten, welche durch den Ladebetrieb noch erwachsen,
nebst einem geringen Amortisationsantheil in Rechnung
gestellt werden, so erscheint ein derartiger Betrieb
durchaus wirthschaftlich. Ist eine elektrische Zentrale
aus irgend welchen Gründen zur Beleuchtung des
Bahnhofes, der Werkstätten etc. sowieso erforderlich,
so werden deren Betriebskosten durch die von der
Kraftstation für das Laden der Motorwagen - Batterien
aufgewendete Leistung keineswegs in gleichem Ver-
hältnifs erhöht, wohl aber die Anlage vortheilhafter
ausgenützt.
Ich wende mich nun zu dem elektrischen Betrieb
von Lokomotiven für Werkstätten, Fabriken und für
Rangierzwecke. Es richtet sich ganz nach den Orts-
und Betriebsverhältnissen, welches System, das der
oberirdischen oder das der Akkumulatorenlokomotive
bei Einführung des elektrischen Betriebes für Lokomo-
Abb. 6.
Lokomotive der Firma Schuckert & Co., Accumulatoren-Fabrik.
einem durchschnittlichen Kraftverbrauch von 30 Watt-
stunden pro km, so erklart sich, dafs nicht die Unter-
haltung der Batterie die wesentlichste Rolle in den
Betriebskosten spielt, sondern die Betriebskraft. Bei
den Kraftkosten von 10 Pf. stellen sich die Kosten fir
den Wagenkilomcter auf ca. 15 Pf.; sie betragen also
bei der Pfalzbahn allein 55pCt. der Betriebskosten.
Man sieht hieraus, dafs, wenn sich die Stromkosten
wesentlich höher stellen, der Betrieb alsdann natur-
gemäls nicht mehr wirthschaftlich sein wird. Die
Wirthschaftlichkeit hängt also ganz davon ab, wie hoch
man die Stromkosten in die Rechnung einsetzen kann.
Es ist klar, dafs eine elektrische Zentrale, welche be-
sonders zum Betrieb einer beschränkten Zahl solcher
Motorwagen erbaut wird, zu theuer arbeiten würde.
Es ist deshalb nur möglich, einen solchen Betrieb im
Anschlufs an ein vorhandenes Elektrizitätswerk billig
zu gestalten. Liegen die Verhältnisse so, dafs durch
die Einfügung des Motorwagenbetriebes keine höheren
Personalkosten für die Maschinenstation zu tragen sind,
tiven das zweckmäfsigere ist. Andere Zuführungsarten
für elektrischen Strom dürften wohl kaum in Betracht
kommen.
Gegenüber der Dampflokomotive hat die elektrische
Lokomotive gleichviel welchen Systems, abgesehen von
den bei gleicher Leistung wohl meist billigeren Be-
triebskosten, noch den besonderen Vorzug, dafs sie in
Räumen fahren kann, welche der Dampflokomotive
wegen der Rauch- und Geruch-Entwickelung, sowie
wegen der Feuergefährlichkeit nicht zugängig sind. Die
elektrische Lokomotive hat den Vorzug jederzeitiger
Betriebsbereitschaft ohne Kraftverbrauch bei Betriebs-
pausen, während hiergegen die Dampflokomotive dauernd
unter Dampf gehalten werden mufs und dadurch unter
Umständen eine verhältnismäfsig bedeutende Kohlen-
menge unnütz verbraucht. Aufserdem kommt in vielen
Fällen hinzu, dafs die Dampf- und Rauch-Entwicklung
unangenehm für die Nachbarschaft wirkt. Da eine elek-
trische Lokomotive im allgemeinen nur dort zur An-
wendung kommt, wo bereits eine elektrische Beleuch-
[15. Juni 1903.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
tungs- oder Kraftanlage besteht, so wird die für den
Betrieb bezw. die für die Ladung der Batterie erforder-
liche Energie zur besseren Ausnutzung der Strom-Anlage
dienen. Für die Bedienung einer elektrischen Lokomo-
tive genügt ein gewöhnlicher Arbeiter.
Die Akkumulatoren-Lokomotive hat nun mit der
Dampflokomotive gegenüber der Oberleitungs-Lokomo-
tive den wesentlichen Vortheil gemeinsam, dafs die zu
befahrende Strecke keinerlei besondere Einrichtungen für
den Betrieb erfordert. Es wird sich also eine Ver-
wendung der ersteren besonders da empfehlen, wo die
Anbringung der Oberleitung grofse Schwierigkeiten mit
sich bringt, bei Gleisanlagen, vielen Weichen, Dreh-
scheiben, Schiebebühnen u. s. w., wo die Einrichtung
der Oberleitung wegen des ausgedehnten Schienennetzes
bei verhältnifsmäfsig geringem Betriebe zu grofse Anlage-
kosten bedingt und schliefslich wo die Anbringung der
Oberleitung behördlicherseits untersagt ist. In letzterem
Falle bietet die Akkumulatoren-Lokomotive die einzige
Möglichkeit, die Vorteile des elektrischen Betriebes aus-
zunützen,
Abb.
[No. 624.] 233
einer Akkumulatoren-Lokomotive da, wo bereits eine
Maschinen-Anlage voll ausgenutzt ist und mithin kein
Strom zum Betrieb einer Oberleitungs-Lokomotive zur
Verfügung steht. Bei Verwendung der letzteren mufs
die Maschinen-Anlage entsprechend gröfser sein, um
den Betrieb der Lokomotive zu ermöglichen. Ausser-
dem wird bei kleineren Anlagen die Maschine durch
die variable Kraftentnahme der Lokomotive stark be-
einflufst und kann wohl nur dann angewandt werden,
wenn die Maschinen-Anlage eine entsprechende Akkumu-
latoren - Batterie besitzt, welche auf die Spannungs-
schwankungen ausgleichend wirkt. Allerdings ist beim
Akkumulatorenbetrieb der Kraftverbrauch für die gleiche
Leistung höher, da in der Batterie etwa 25pCt. der Energie
beim Laden verloren gehen. Der Mehrverbrauch an
Kraft durch das gröfsere Gewicht der Akkumulatoren
ist jedoch durchschnittlich kaum höher zu veranschlagen,
als der Verlust in den Zuleitungsdrähten der Ober-
leitungs-Lokomotive.
Dient die Maschinen -Anlage lediglich zur Licht-
erzeugung, so ist eine Akkumulatoren-Lokomotive ohne
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Lokomotive der Maschinenbau-Anstalt Breslau.
Allerdings ist die Akkumulatoren - Lokomotive in
ihrer Leistungsdauer durch die Kapazität der Batterie
beeinträchtigt und mufs nach Erschöpfung derselben
eine Aufladung stattfinden. Doch wird die Batterie in
den meisten Fällen so grofs gewählt werden können,
— ohne dieselbe zu schwer und zu theuer zu machen —
dafs eine Aufladung nur nach einer halben oder ganzen
Tagesleistung erforderlich ist. Vielfach ist es auch
möglich, während des Betriebes aufzuladen, sodafs die
Batterie kleiner bemessen werden kann.
Beim Verschiebedienst sind längere Betriebspausen,
die, falls wirklich erforderlich, zur Aufladung benutzt
werden können, unvermeidlich, sodafs der Vortheil der
Oberleitungslokomotiven, beliebig lange und andauernd
fahren zu können, weniger wichtig ist und nur bei sehr
starkem Verkehr bei langen Zufahrtsstrecken von Be-
deutung erscheint. Ein weiterer sehr wesentlicher Vor-
zug der Akkumulatoren-Lokomotive ist der, dafs sie
sich dem Betriebe einer vorhandenen Maschinen-Anlage
viel besser angliedert. Die Möglichkeit zu jeder be-
liebigen Zeit laden zu können, gestattet die Verwendung
|
weiteres verwendbar, und wird die Anlage durch die
Lieferung der Lade-Energie aufserdem besser ausgenutzt,
während bei der Oberleitung die Stromerzeugungs-
maschine tagsüber allein während der ganzen Betriebs-
zeit laufen mufs und infolgedessen bei der aufserordentlich
wechselnden und verhältnifsmäfsig geringeren Belastung
mit sehr schlechtem Nutzeffekt arbeitet. Schliefslich sei
noch bemerkt, dafs bei aufsergewöhnlichen Betriebs-
störungen der Maschine der Betrieb mit Oberleitung
naturgemäfs unterbrochen wird, der Akkumulatoren-
betrieb jedoch nicht.
Man wird im allgemeinen für den Rangierdienst
bei schwierigen, durch Weichen, Drehscheiben u. s. w.
unterbrochenen Gleisverhältnissen die Akkumulatoren-
Lokomotive vorziehen, während Oberleitung bei starkem
Verkehr mit längeren Anschlufsgleisen mit einfachen
Gleisverhältnissen vortheilhafter ist. Bestehen lange
Zufahrtsgleise und komplizierte Gleisanlagen innerhalb
der Fabrik, so wird man auf den Zufahrtsgleisen mit
Oberleitung fahren und in der Fabrik mittelst Akkumu-
latoren rangieren.
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234 [No. 624.]
Der Aufbau der Batterien kann bei einer Loko-
motive sehr übersichtlich gewählt werden. Meistens
befindet sich der Führerstand in der Mitte und zu
beiden Seiten die Batterien. Zur Ladung werden die
Deckel in die Höhe geklappt (Abb. 5) und wird dem
Wärter dadurch ein vollkommener Einblick in die
Abb.
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Juni 1903.)
Gesellschaft, bei Schuckert & Co., Akkumulatorenfabrik
A.-G. (Abb. 6), Blechwalzwerk Schulz-Knaudt, Gaswerk
Bremen, Maschinenbauanstalt Breslau (Abb. 7), Zucker-
fabrik Nörten, Ziegelei von Fickentscher u. s. w. Krahn-
lokomotiven sind gebaut worden von Kummer & Co.
(Abb. 8), von Losenhausen, von Stuckenholz in Wetter
8.
Krahn-Lokomotive von Kummer & Co.
Abb. 9.
Lokomotive in der Eisenbahn-Hauptwerkstätte Oberhausen.
Batterie auf bequeme Weise gewährt. Die Konstruktion
der Elemente, die Auskleidung der Batterieräume wie
die Aufstellung der Batterie selbst erfolgt ganz genau
wie bei der gelegentlich der Strafsenbahn -Batterien
beschriebenen Anordnung. In Betrieb finden sich der-
artige Lokomotiven z.B. bei der Allgemeinen Elektrizitats-
für die Kaiserl. Werft in Kiel.
Neuerdings ist auch die
| preufsische Staatsbahn - Ver-
waltung der Frage näher ge-
treten, für ihre Werkstätten
Akkumulatoren - Lokomotiven
zu beschaffen und befindet
sich die erste dieser Art in
der Werkstätte Oberhausen
in Betrieb. Diese Maschine
(Abb. 9) ist dreiachsig und
mit 2 Motoren von normal
21PS ausgerüstet. Die Batterie
leistet 27 PS während 3 Std.
kontinuirlicher Entladung.
Ich komme nun zu der Ver-
wendung von Akkumulatoren
für elektrische Automobile:
Bei Fahrzeugen, welche
nicht auf Schienen fahren und
elegant und leicht gebaut sein
sollen, ist es Vorbedingung,
dafs auch das Gewicht der
elektrischen Ausrüstung ein
möglichst geringes ist. Infolge-
dessen müssen die Batterien
leichter gebaut sein, als für
die anderen Traktionszwecke
erforderlich. Die positive
Platte, wie sie seitens der
Akkumulatorenfabrik A. G. für Automobile verwendet
wird, ist 6 mm stark, im Gegensatz zu der 10 mm
starken Traktionsplatte. Aufser geringerer Platten-
stärke ist auch ein geringerer Plattenabstand vorge-
sehen, so dafs sich die Gewichte der Elemente etwa
20 pCt. niedriger stellen.
SIEMENS- SCHUCKERTWERKE
G.m.b. H-
115. Juni 1903.)
Für Automobile können als Verwendungszweck in
Frage kommen Droschken, Luxuswagen, Ablieferungs-
wagen, Lastwagen, Omnibusse u. s. w.
Was Droschken anbetrifft, so ist es nach den bis-
herigen Erfahrungen ausgeschlossen, bei den gegen-
wartigen Fahrpreisen in Konkurrenz mit den Pferde-
droschken zu treten. Bei den Taxen in Berlin beträgt
die Einnahme pro Kilometer nach Taxe I. 35 Pf., nach
Taxe 11.45 Pf. und nach Taxe lII. 70 Pf., also bei einer
täglichen Fahrt von 50 km 17,50, 22,50 und 35 M. Die
Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 624.] 235
Uebertrag 1300 M.
Unterhalt der Batterie . 600 ,
Diverse Reparaturen 600 ,
Unterhalt der ia: 1500 ,,
Stromkosten 1500 „
Führerlohn . . 2400 „
290.000 7900 M.
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d. i. pro Wagenkilometer 30 000 — 26,3 Pf. ohne General-
unkosten,
10.
Droschke.
Ausgaben bei einer durchschnittlichen Tagesleistung Es ist zweifellos, dafs das Pferd im Droschken-
betragen für elektrische Automobile bei einem Be- wesen zum gröfsten Theil durch das elektrische Auto-
schaftungspreis von 8000 M. für einen Wagen mit
2 Batterien wie folgt:
Amortisation und Verzinsung für Wagen
excl. Batterie 20 pCt. de 5000 M 1000 M.
Amortisation und Verzinsung für Batterie
10 pCt. de 3000 M.. 300 „
Unterhaltung der Batterie . a’,
Diverse Reparaturen S « e Ze 4 300 „
Unterhaltung des Gummi, 5 Pf. pro
Wagenkilometer. RU 2
Stromkosten, 5 Pf pro W agenkilome ter
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Führerlohn 1200 „
4600 M.
d. i. pro Wagenkilometer Sien — 30 Pf. ohne General:
unkosten, gegen etwa 35 Pf. Einnahme.
Durch die Nothwendigkeit, Gummireifen zu ver-
wenden, welche wenigstens 5 Pf. pro Wagenkilometer
Unterhalt kosten, ist auf dieser Basis ein Betrieb nicht
aussichtsvoll.
Die gleiche Rechnung ergiebt bei 100 km Tages-
leistung
Amortisation und Verzinsung für Wagen
20 pCt. de 5000 M. 1000 M.
Amortisation und Verzinsung für Batterie
10 pCt. de 3000 M. « = OD y
Seite 1300 M.
mobil in Städten verdrängt worden wäre, wenn letzteres
nicht Gummibereifung erforderte. Diese ist jedoch er-
forderlich 1) des grofsen Geräusches wegen, welches
motorische Droschken ohne Gummi verursachen würden,
2) bei Schnee und Eis, um ein Gleiten der Räder zu
verhindern, was bei schwereren Wagen bis zu einem
vollständigen Versagen führt. Die Einführung elek-
trischer Droschken für den Stadtverkehr liefse sich nur
ermöglichen, wenn man 1) die Leistungsfähigkeit erhöht,
was ja ohne weiteres angängig ist, also wenigstens 100 km
fährt mit einem Wagen, und 2) die Fahrpreise erhöht.
Gegen letztere Maisnahme werden jedoch die aller-
schwersten Bedenken erhoben und es wird bezweifelt,
dafs dieselbe helfen würde. Meines Erachtens würde
diese Mafsregel dann zum Ziele führen, wenn man die
Droschken mit der erhöhten Taxe als Droschken I. Klasse
bezeichnet und die jetzigen Pferde-Droschken als II. Klasse.
Es würde dadurch sicher eine gröfsere Anzahl Leute
bewogen werden, die neuen Droschken zu bev orzugen, in
derselben Weise, wie dies ja früher bei Einführung ar
Droschken I. Klasse mit erhöhtem Fahrpreis geschehen
ist. Die gegenwärtigen Fahrpreise sind ja anscheinend
auch für eine Rentabilität des Pferdebetriebesungenügend.
Was nun die Anordnung der Batterien betrifft, so
mufs bei Droschken —- und das gleiche gilt auch
für Ablieferungswagen — zweifelsohne darauf gesehen
werden, dafs die Batterien schnell ausgewechselt werden
können, damit die Droschke sofort wieder in Betrieb
236 [No. 624.)
gegeben werden kann (Abb. 10 u. 11). Es ist deshalb
durchaus erforderlich, dafs die Batterie derart aufgehängt
ist, dafs sie ohne Weiteres vom Wagen abgehoben
werden kann; es stellt sich dann als einzige Möglichkeit
dar, die Aufhängung der Batterie in einem besonderen
Behälter am Wagenuntergestell, von wo sie leicht und
bequem abgehoben werden kann. Diese Anordnung
giebt zwar der Droschke kein elegantes Aussehen,
allein in solchem Falle überwiegt ja die Zweckmäfsigkeit
und Wirthschaftlichkeit. Würde man die Batterie, wie
dies vielfach bei Luxuswagen üblich ist, unter die Sitz-
kasten vertheilen, so wäre erstens eine ‘Auswechsclung
mit grofsen Schwierigkeiten verknipft und zweitens die
Beaufsichtigung der Batterie bei der Ladung nur schwer
möglich oder ausgeschlossen. Solche Anordnungen
sind deshalb wohl nur bei Luxuswagen üblich, bei
welchen ja die genügende Zeit zur Ladung vorhanden ist.
Die Wagenbatterien sind für die in Gleichstron-
anlagen zumeist üblichen Spannungen von 110 und
220 Volt berechnet. Es werden also bei kleineren
Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
[15. Juni 1903.)
fanden. In Deutschland wurde das Interesse weiter
Kreise für Akkumulatoren-Boote erst auf der Berliner
Gewerbe-Ausstellung im Jahre 1896 geweckt, wo zehn
Boote vorgeführt wurden. Von dieser Zeit an hat das
elektrische Boot in Deutschland, wenn auch nur sehr
langsam, Eingang gefunden und ist gegenwärtig eine
nicht unbeträchtliche Anzahl mit Erfolg in Betrieb.
Das elektrische Boot ist nun naturgemäls keineswegs
in der Lage, mit den Dampfbooten im Verkehr auf
weite Entfernungen in Wettbewerb zu treten. Es ist
stets mehr oder weniger auf den örtlichen Verkehr
angewiesen und von Ladestellen für die Akkumulatoren-
Batterien abhängig. Es ist hiernach klar, dafs die
Verwendbarkeit eines solchen Bootes nur eine be-
schränkte sein kann; im örtlichen Verkehr ist es jedoch
vermöge seiner besonderen Vorzüge sehr beliebt.
Die Gröfse des Akkumulators und damit auch seine
Leistung ist nun je nach Gröfse und Bauart des Boots-
körpers, nach Gewicht und Raum mehr oder weniger
beschränkt. Die Batterie wird, falls angängig, zweck-
11.
RUDOLPH HERTZOG
NUR: ACTUR-MODE-Spmp
"WI "wun, woe
ates DECKEN
TCHS
Ablieferungswagen.
Wagen 40, bei gröfseren 80 Elemente verwandt,
woraus sich eine mittlere Entladespannung von 75 bezw.
150 Volt ergiebt.
Für Omnibusse werden unbedingt schwerere
Batterien erforderlich. Der kostspieligen Bereifung
dieser Wagen wegen haben dieselben jedoch keine
Aussicht, eingeführt zu werden.
Vielfach kommen auch in neuerer Zeit für Feuer-
wehrzwecke Dampfspritzen zur Verwendung, welche
elektrisch betrieben werden. So haben zum Beispiel die
Feuerwehren Hannover, Amsterdam, Eskilstuna derartige
Fahrzeuge in Betrieb und stehen auch andere Städte
wie Dresden vor der Beschaffung solcher Fahrzeuge.
Ich komme jetzt zum elektrischen Antrieb von
Booten. Bereits Ende der achtziger Jahre waren auf
der Themse eine gröfsere Anzahl Boote in Betrieb.
Im Jahre 1893 sind etwa 70 solche Boote auf der
Weltausstellung in Chicago zum Verkehr benutzt worden,
wo die eleganten Fahrzeuge allgemeine Anerkennung
mäfsig unter den Fufsboden des Bootes, sonst unter
den Sitzbänken, welche alsdann als Kastenbänke aus-
gebildet sind, aufgestellt. Bei Aufstellung unter dem
Fufsboden liegt der Schwerpunkt des Bootes verhältnifs-
mäfsig tief und das Boot erhält damit eine grdfsere
Stabilität. Das Gewicht der Batterie kann auf die Länge
des Schiffsraumes vertheilt werden und man hat damit
leicht in der Hand, dem Boot die gewünschte Lage im
Wasser zu geben. Für Boote, die im ruhigen Wasser
laufen, ist es angängig, offene Elemente zu nehmen,
deren Einbau alsdann wie vorher besprochen gewählt
wird. Bei bewegtem Wasser ist es jedoch erwünscht,
geschlossene Elemente zu verwenden. Auch bei Booten
verwendet man Batterien meistens von 40—80 Elementen,
je nach der vorhandenen Ladespannung.
Die Vorzüge elektrischer Motorboote gegenüber
anderen bestehen in Folgendem: Während bei letzteren
stets ein grofser Theil des Innenraumes durch Kessel
und Maschinen in Anspruch genommen wird, steht das
Deck bei elcktrischen Booten ganz für die Aufnahme
(15. Juni 1903.)
der Personen zur Verfügung. Dient ein solches Boot
dem Personenverkehr, so sind die Insassen frei von
jeder Belästigung durch strahlende Wärme, Rauch,
Geräusch oder erschütternde Bewegungen, wie sich solche
oft bei anderen Booten in unangenehmer Weise bemerk-
bar machen. Weil freie Massenkräfte in der Maschine
nicht auftreten, gleitet ein elektrisches Boot sanft dahin,
ohne dafs Erschütterungen zu verspüren sind. Voraus-
gesetzt, dafs die Akkumulatoren nach Beendigung einer
Fahrt gleich wieder geladen werden, steht das Boot
jederzeit klar zur Abfahrt bereit, ohne dafs es nöthig
ist, einen Kessel vorher anzuheizen, oder die Maschinen
in Stand zu setzen. Während das Boot liegt, findet
keinerlei Kraftverbrauch statt. Infolge der ganz be-
sonderen Einfachheit der Maschineneinrichtung ist der
Betrieb aufserordentlich sicher und die Instandhaltung
sehr leicht. Es ist nur dafür zu sorgen, dafs die
Akkumulatoren den sehr leicht zu befolgenden Vor-
schriften entsprechend dauernd in gutem, betriebsfähigem
Zustande gehalten werden, dafs die Lager der Welle
stets genügend Oel haben und dafs die Bürsten sowie
Abb.
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 624.) 237
Revisions- oder Hafenboote für Rhedereien, Geschäfts-
häuser u. s. w.; der Dienstboote für Behörden, wie
Wasserbau-Inspektionen, Polizei- und Zollbehörden. So
bedient sich z. B. die Hamburger Kriminal-Polizei eines
elektrischen Bootes. Ferner die beiden Wasserbau-
Inspektionen in Berlin (Abb. 12) und die Hauptzollämter
in Emden und in Stettin. In den meisten dieser Fälle
kommt zu der hohen Annehmlichkeit der steten Fahr-
bereitschaft noch der Vortheil, dafs man gegebenenfalls
vollständig frei von jeder Bedienungsmannschaft ist.
Gerade für Zollbehörden ist auch noch der Umstand
günstig, dafs elektrische Boote während des Liegens
keine Kraft verbrauchen. Die in den meisten Stationen
vorhandenen Dampfbarkassen liegen den gröfsten Theil
der Zeit immer fahrbereit unter Dampf und haben nur
verhältnifsmäfsig wenige und kurze Fahrten auszuführen.
Bei Anwendung des elektrischen Betriebes ist zweifels-
ohne eine bedeutende Verbilligung durch Ersparung
sowohl an Mannschaft als auch an Kosten der Betriebs-
kraft vorauszusehen. Abb. 13 stellt ein elektrisches
Boot dar, welches für den Magistrat der Stadt Berlin
LZ
Elektrisches Boot „Spree“ der Wasserbauinspektion Berlin II.
der Kollektor in Ordnung sind. Das kann aber stets
geschehen, wenn das Boot in Ruhe ist und damit ist
eine Störung während der Fahrt, soweit wenigstens der
elektrisch-maschinelle Theil daran Schuld sein kann, so
gut wie ausgeschlossen.
Diesen Vortheilen steht die Abhängigkeit der Boote
von elektrischen Ladestationen am Lande gegenüber,
was ihre Verwendbarkeit, wie bereits oben erwähnt,
auf den örtlichen Verkehr beschränkt. Auch sind die
Anschaffungskosten zum Theil gegen Dampf- und Benzin-
boote höher, dahingegen stellen sich die Betriebskosten
bei entsprechenden Betriebsverhältnissen keineswegs
ungünstiger wie bei anderen Motorbooten. Auch hier
ist von entscheidendem Einflufs die Höhe der Kosten
der elektrischen Energie. Von den auf deutschen Ge-
wässern betriebenen Booten ist hervorzuheben, dafs nur
ein verschwindender Theil derselben für Lustzwecke
gebaut ist, wofür das elektrische Boot so hervorragend
geeignet ist und von keinem anderen Motorboot erreicht
wird; die meisten Boote dienen vielmehr praktischen
Zwecken. Bemerkenswerth ist die häufige Verwendung
als Fährboote, für welche sie sich besonders eignen.
Ein anderes Verwendungsgebiet ist dasjenige der
gebaut wurde, Abb. 14 ein grofses Lustboot „Germania“,
welches sich im Besitz der Accumulatorenfabrik A.-G.
befindet.
Ein weiteres, voraussichtlich in Zukunft wichtiges
Verwendungsgebiet ist dasjenige der Unterseeboote für
Kriegszwecke.
In neuerer Zeit ist vielfach ein Projekt ventilirt
worden, welches von einem Herrn Leps bearbeitet
wurde, das die Verwendung von Unterseeboten für den
Personenverkehr, z. B. in dem Kanal von Ostende nach
Dover usw. ins Auge fafst. Der Verkehr ist so gedacht,
dafs die Boote unter Wasser an starken Seilen laufen
und durch Akkumulatoren betrieben werden. Bis jetzt
ist allerdings ein Finanz-Konsortium zur Verwirklichung
dieser Idee noch nicht zu Stande gekommen.
Ein anderer interessanter Vorschlag ist der, den
Nordpol mit einem Unterseeboot zu erreichen. Dieser
Vorschlag ist von Herrn Anschütz-Kämpfe in Wien ge-
macht worden und hat derselbe bereits mehrfach Vor-
trag über seinen Plan gehalten.
Es ist hierbei angenommen, dafs das Boot höchstens
50 m unter Wasser zu sinken und dafs dasselbe von
Zeit zu Zeit die Möglichkeit hat, wieder an die Ober-
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238 (No, 624.)
fläche zu kommen, um die Batterie zu laden. Es ist
damit gerechnet, dafs sich offene Wasserstellen im Eis-
meer überall finden und dafs kaum längere Wege als
5 km zur Erreichung solcher offenen Stellen zurück-
zulegen sind. Ob das Unternehmen begonnen werden
Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
[15. Juni 1903.)
Gebiete ist die der Beleuchtung von Eisenbahnwagen.
Bekanntlich läfst sich diese Beleuchtung ausführen ent-
weder lediglich mittelst Akkumulatoren oder mittelst
Akkumulatoren in Verbindung mit Dynamomaschine und
zwar sind die Einrichtungen verschieden, falls es sich
13.
Elektrisches Boot des Magistrats der Stadt Berlin.
Abb. 14.
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ZK
Elektrisches Lustboot „Germania“ der Accumulatoren-Fabrik A. G. Berlin, Hagen i. W.
wird, kann man heute noch nicht sagen; jedenfalls bietet
die Konstruktion eines solchen Bootes ganz gewaltige
Schwierigkeiten.
Aufser zu Traktionszwecken findet der Akkumulator
ferner Verwendung zu Beleuchtungszwecken für Ver-
kehrsmittel. Die wichtigste Verwendung auf diesem
darum handelt, den Zug von einem oder zwei Wagen
aus zu beleuchten oder jeden Wagen mit einer besonderen
Stromquelle zu versehen. Erstere Art bezeichnet man
als die geschlossene Zugbeleuchtung, letztere als Einzel-
wagen-Beleuchtung. Auf die Konstruktion der Batterien
von Einflufs ist jedoch die Frage, ob die Batterien
[15. Juni 1903.)
dauernd im Wagen bleiben und in demselben geladen
werden, oder ob dieselben behufs Ladung aus dem
Wagen entfernt werden. Bei allen Einrichtungen, bei
welchen im Zuge selbst sich Dynamomaschinen befinden,
bleiben die Batterien im Wagen. Auch bei reiner
_ Akkumulatoren-Beleuchtung läfst man die Batterien viel-
fach zur Ladung im Wagen. Nur bei kleinen Bahn-
verwaltungen ist eine Auswechselung der Batterien zur
Ladung zweckmäfsig und leicht durchführbar.
Die Aufstellung der Akkumulatoren erfolgt in einem
Behälter am Wagenuntergestell, selten in dem Wagen
selbst. Letztere Aufstellung ist merkwürdigerweise seitens
der Reichspostverwaltung für die Beleuchtung der Bahn-
ostwagen vorgesehen, trotzdem die Ladung nicht im
agen selbst, sondern in besonderen Ladestationen
erfolgt.
Infolge der Nothwendigkeit, die schweren Akkumu-
latoren in den Wagen zu heben und aus demselben
heraus zu nehmen, mufs naturgemäfs die strenge
Forderung gestellt werden, dafs das Gewicht ein äAufserst
geringes ist, so kommt es, dafs die Reichspostverwaltung
heute noch auf einer Forderung besteht, welche früher
von den Behörden vielfach zum gröfsten Nachtheil der
Entwickelung der Akkumulatoren-Industrie und speziell
der elektrischen Beleuchtung von Bahnwagen aufgestellt
worden ist, deren Fehler von den meisten Verwaltungen
jedoch schon längst erkannt ist. Je mehr man mit dem
Wesen des Akkumulators vertraut wurde, um so weniger
wurde diese Forderung noch erhoben und heutzutage
dürfte wohl nur noch ausnahmsweise demjenigen Akkumu-
latoren-System der Vorzug gegeben werden, welches
das geringste Gewicht bei gegebener Leistung besitzt.
Im Gegentheil findet man oft und ganz berechtigter
Weise, dafs das schwerste System vorgezogen wird.
Die Folge obiger Forderung ist eine geringere Haltbar-
keit der Platten und infolgedessen auch eine verminderte
Betriebssicherheit.
Das Auswechseln der Batterien zur Ladung war
früher unbedingt erforderlich wegen der grofsen Lade-
dauer von 8—10 Stunden. Bei den jetzigen Batterien
mit kurzer Ladedauer von 2—4 Stunden ist eine Auf-
ladung im Wagen angängig und das zeitraubende und
äulserst umständliche Auswechseln der Batterien wird
alsdann vermieden. Das Auswechseln der Batterien
würde betriebstechnisch bei einem einigermafsen inten-
siven Verkehr nur schwer durchführbar sein.
Die Beleuchtung von elektrisch betriebenen Voll-
bahnwagen dürfte wohl auch besondere Einrichtungen
erfordern, da die Verwendung des Zuleitungsstromes
wegen der grofsen Spannungsschwankungen in den
meisten Fällen nicht durchführbar sein wird. Auf der
Vorortbahn Lichterfelde werden versuchsweise Eisen-
drahtwiderstände vor die Lampen geschaltet. Ob die-
selben jedoch bei den grofsen Spannungsschwankungen,
welche im Betrieb vorkommen, genügen, mufs erst die
Erfahrung lehren.
Für Beleuchtung von Equipagen und anderen Fuhr-
werken werden meist kleine Batterien von 6—8 Elementen
genommen, wie solche hier ausgestellt sind.
Verwendung haben die Batterien in den letzten
Jahren auch gefunden für die Beleuchtung von Schiffen,
wo sie als Reserve für die Maschinenstation dienen.
Wenn auch Handelsschiffe bis jetzt nur verhältnifs-
mäfsig wenig mit Batterien ausgerüstet sind, so hat
doch die Reichsmarine auf den neueren Kriegsschiffen
überall solche Batterien schon aufgestellt: Für diese
Schiffe werden ausschliefslich offene Elemente ver-
wendet. Dem Schwanken des Schiffes entsprechend sind
besondere hohe Gefäfse vorgesehen, sowie besondere
Deckel, sogenannte Doppeldeckel. Die Höhe des Ge-
fälses ist einem Neigungswinkel von 45° entprechend
dimensionirt. Die Form des Deckels ist gewählt, um
ein Herausschleudern desselben bei heftigen Bewegungen
des Schiffes zu verhüten.
Die Elemente werden zu mehreren gemeinsam in
Holztrögen aufgestellt. Die Batterien dienen als Reserve
für eine Anzahl wichtiger Lampen besonders der
Positionslampen. Für den Fall, dafs die Maschinen-
anlage Schaden leidet, werden die Positionslaternen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 624.] 239
sowie eine Anzahl Ganglampen von der Batterie weiter
beleuchtet.
Eine dritte Art der Verwendung ist die für Schwach-
stromtechnik, für Telegraphen-, Telephon- und Mikro-
phonzwecke und Funkentelegraphie, wo der Akkumulator
seines geringen inneren Widerstandes wegen von
grolsem Werth ist. (0,01--0,03 Ohm gegen 5 Ohm der
Primär-Elemente). Auch unsere Kriegsschiffe haben für
Telegraphen- und Kommando-Apparate Telephon- und
Funkentelegraphie besondere Batterien. Für Strecken-
blockierung finden neuerdings Akkumulatoren versuchs-
weise Anwendung.
Für alle erwähnten Zwecke kommen ausschliefslich
Bleiakkumulatoren in Frage, abgesehen von den Anlagen
der Schwachstronitechnik, für welche noch vielfach
Primär-Elemente Verwendung finden müssen, besonders
wenn eine Gelegenheit zur Aufladung fehlt. Alle Be-
mühungen, andere Systeme von Batterien in praktische
Verwendung zu bringen, sind bisher vollständig ge-
scheitert. Aber auch beim Bleiakkumulator scheint die
Grenze der Leistungsfähigkeit mit den jetzigen Kon-
struktionen nach den bisherigen Erfahrungen erreicht
zu sein. Gewils kann er durch Verringerung des
Bleigewichtes, durch besondere Anordnung der aktiven
Masse und ferner durch Verringerung des Platten-
abstandes noch wesentlich leichter werden, aber nur
auf Kosten der Betriebssicherheit und der Lebensdauer.
Meiner Ansicht nach sind Akkumulatoren, welche
leichter sind, wie 10—12 Wattstunden pro Kilogramm
bei 5 stündiger Entladung, bei dem gegenwärtigen Stand
der Technik nicht zu empfehlen, es sei denn für be-
sondere Zwecke, bei denen es auf die Haltbarkeit nicht
ankommt. Genügt der gegenwärtige Bleiakkumulator
bezüglich Preis und Haltbarkeit bei vernünftiger Kon-
struktion insofern, als seine Verwendung in Elcktrizitäts-
anlagen wirthschaftliche Vortheile bietet, so steht doch
in vielen Fällen einer ausgedehnteren Benutzung sein
Gewicht entgegen. Ein wesentlich leichterer Akkumu-
lator würde dessen Verwendungsfähigkeit für Traktions-
zwecke wesentlich erhöhen. Für Beleuchtungszweckc,
wie Zugbeleuchtung, Schiffsbeleuchtung ist die Gewichts-
frage nicht in diesem Umfange von Bedeutung.
Ein leichterer Akkumulator wird also zunächst dem
Gebiete der Traktion zu Gute kommen.
Solange der Bleiakkumulator in praktischem Betriebe
sich befindet, solange sind auch die Erfinder eifrig
bemüht gewesen, das schwere Blei durch leichtere
Metalle zu ersetzen, immer ohne Erfolg. Bekannt sind
die Versuche 1895 mit dem Kupferzinkakkumulator, der
s. Zt. auf seine Eignung im Strafsenbahnbetrieb versucht
worden ist, aber auch hier gegen die Vorzüge des
Bleiakkumulators nicht aufkommen konnte In den
letzten Jahren sind nun eine grofse Anzahl Vorschläge
für Akkumulatoren aufgetaucht, besonders mit alkalischem
Elektrolyt, so von Jungner in Stockholm, von Micha-
lowsky in Krakau, von Auer in Wien u.a., ganz be-
sonders aber hat die allgemeine Aufmerksamkeit ein
Akkumulator erregt, welchen Th. A. Edison konstruirt
hat. Bei der grofsen Berühmtheit dieses Erfinders
erwartet man, dafs die Erfindung von grofser Bedeutung
ist. Es ist natürlich ohne nähere Kenntnifs des Akku-
mulators schwer, sich ein Urtheil über denselben zubilden,
besonders Angesichts der wenigen technischen Angaben,
welche trotzdem nahezu 3 Jahre nach der ersten reklame-
artigen Ankündigung verflossen sind, bekannt geworden
sind. Der Akkumulator besteht aus fein vertheiltem
Nickeloxyd für die positive Platte, welches bei der
Ladung in Nickelsuperoxyd verwandelt wird und aus
fein vertheiltem Eisen auf der negativen Platte. Diese
beiden Körper werden mit feinem Graphit gemischt
und in kleine Stahlblechkaspeln, deren Seiten perforirt
sind, geprefst. Nach neueren Nachrichten soll jetzt
Silberoxyd verwandt werden an Stelle des Nickeloxyds.
Der Elektrolyt ist Kalilauge. An Stelle des Bleisuper-
oxyds ist also Nickelsuperoxyd bezw. Silbersuperoxyd
und an Stelle des Bleischwamms Eisen in Verwendung.
Das dünne Stahlblech wird aus Deutschland bezogen;
in Amerika war ein allen Anforderungen entsprechendes
nicht zu erhalten.
240 [No. 624.]
Das Element soll unmittelbar nach der Ladung
1,5 Volt, nach vollständiger Entladung noch 1,1 Volt
besitzen. Nach den von Kennely veröffentlichten Kurven
ist die mittlere Entladespannung 1,25 Volt bei Sstündiger
und 1,1 Volt bei 3stündiger Entladung, die Kapazität
in Amperestunden nach diesen Kurven soll merkwürdiger-
weise bei Entladung mit höheren Stromstarken gröflser
sein als bei solchen mit schwächeren.
Die Leistung soll nach den ersten Nachrichten
30 Wattstunden für 1 kg Gewicht sein, nach neueren
nur noch 24 Wattstunden, ohne dafs dabei angegeben
ist, bei welchen Stromstärken die Messung erfolgt ist,
was doch zu einer vergleichenden Beurtheilung unbedingt
erforderlich ist. Der leichteste Grofsoberflächen-Akku-
mulator der Hagener Fabrik (A 55 Type) hat bei
10 stündiger Entladung 14 Wattstunden, bei 5 stündiger
11,8 Wattstunden, bei 3 stündiger 10 Wattstunden und
bei Istündiger 7 Wattstunden pro I kg Elementgewicht.
Die normalen Traktionselemente G O Type haben
11,2 Wattstunden bei 10 stündiger Entladung, bei
5 stündiger 9,3, bei 3stündiger 8,2, bei 1 stiindiger
5,5 Wattstunden. |
Der Nutzeffekt des alkalischen Akkumulators ist
nach Messungen an ähnlichen Konstruktionen mit etwa
50 pCt. anzunehmen. Der Preis soll etwa 33 pCt.
höher sein, als derjenige normaler Bleiakkumulatoren,
als welche natürlich amerikanische anzusehen sind.
Die Preise der Electric Storage Battery Co. in Phila-
delphia sind aber wesentlich höher als die unsrigen.
Edison beansprucht für seinen Akkumulator folgende
Vorzüge:
l. Unempfindlichkeit gegen jegliche unsachgemäfse
Behandlung,
2. grofse Haltbarkeit,
3. Aufladung und Entladung mit hohen Strömen,
4. keine Lokalaktion auf den Platten, so dafs Selbst-
entladung ausgeschlossen ist,
9. geringes Gewicht.
In Bezug auf Haltbarkeit giebt Edison an, dafs eine
Automobil-Batterie 3000 Meilen = ca. 5000 km zurück-
gelegt hat, ohne eine Abnutzung erkennen zu lassen,
eine Leistung, die jeder Bleiakkumulator mittlerer Güte
auch bei richtiger Behandlung aufweist.
Edison giebt ferner als Vorzug an, dafs er keine
Schwefelsäure benöthigt. Die Erfahrungen der Hagener
Fabrik mit dem Kupfer -Zink- Akkumulator haben aber
GLASERS ANNALTN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
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Ge e eet E Sei ere EE EE ee
(15. Juni 1903.)
gezeigt, dafs die Arbeiter viel lieber mit Säure, als mit
der ätzenden Lauge hantiren.
Den Vortheil hat der Edison-Akkumulator gegen-
über dem Kupfer-Zink-Akkumulator, dafs er kein Dia-
phragma benöthigt, dessen Haltbarkeit nur eine be-
schränkte sein kann und welches immer zu Störungen
Anlafs geben wird.
Aus obigem geht hervor, dafs der Edison-Akku-
mulator schon seines hohen Preises und des schlechten
Nutzeffektes wegen nicht für stationäre Anlagen in Frage
kommen kann. Er wird lediglich für Traktionszwecke
Verwendung finden können, seines geringen Gewichtes
und Raumbedarfes wegen. Edison selbst empfiehlt ihn
speziell für Automobilbatterien und scheint demnach
ihn zunächst nicht für andere Zwecke geeignet zu halten.
Ob er auf dem beschränkten Gebiete des Automobilis-
mus, welches, wie ich gezeigt habe, durchaus nicht des
Akkumulators wegen der Elektrotechnik noch nicht in
grofserem Umfange zugänglich ist, die Hoffnungen des
Erfinders erfüllen wird, mufs abgewartet werden. Jeden-
falls wird die Elektrotechnik einen wirklichen Fortschritt
auf dem Gebiete des Akkumulatorenbaues mit grofser
Freude begrülsen.
Vorläufig dürfen wir aber nur mit dem Blei-
akkumulator rechnen, welcher alle gerechten An-
forderungen befriedigend erfüllt, aber auch nur bei
richtiger Disposition. Soll ein Akkumulator für irgend
einen Zweck Verwendung finden, so mufs vor allem
auf die Erfordernisse desselben Rücksicht genommen
werden, wenn die Anordnung Erfolg haben soll. Hier-
gegen wird noch viel gefehlt. Mit der fortschreitenden
Erkenntnifs der Eigenschaften des Akkumulators wird
man auch lernen, diesen Rechnung zu tragen und
dadurch die Anwendung dieses werthvollen Apparates
fördern.
Der Vorsitzende dankt dem Redner Namens des
Vereins für seine interessanten Mittheilungen. Eine Be-
sprechung findet nicht statt.
Als ordentliche Mitglieder werden die angemeldeten
Fachgenossen Herren Ingenieur E. Julius Blancke,
Regierungs-Bauführer Wilhelm Wurl, Ingenieur Adolf
Kallweit und als aufserordentliches Mitglied Herr
Maximilian Gercke in üblicher Abstimmung aufge-
nommen.
Die Niederschrift der März-Versammlung wird ge-
nehmigt.
krweiterung der Fernsprechmöglichkeit.
Der Ucbertragung der menschlichen Sprache in
die Ferne sind bekanntlich viel engere Schranken
gesetzt als der Telegraphie. Insbesondere vernichtet
die sogenannte Kapazität der Leitungen einen nicht
unbeträchtlichen Theil der elektrischen Strom-Energie;
aufser von dieser Kapazität ist die Dämpfung aber
auch abhängig vom Widerstand und von der Selbst-
induktion der Leitung. Die Uebertragbarkeit oder der
Wirkungsgrad in der Ferne läfst sich nicht etwa dadurch
steigern, dafs man die Frequenz des Wechselstromes
vermehrt, weil die unvermeidliche Kapazität der
Leitungen einen um so schädlicheren Nebenschlufs
darstellt, je höher die Frequenz ist; der Strom von
höherer Frequenz wird daher in der Leitung relativ
mehr geschwächt als der von niedrigerer Periodenzahl.
Eine deutliche Sprachübertragung erfordert andrerseits,
dafs die einzelnen harmonischen Komponenten der
Sprachlaute in ihrem Intensitätsverhältnifs zu einander
unverändert bleiben, da eben durch dieses allein die
charakteristische Klangtarbe der Vokale und Kon-
sonanten bestimmt ist; deshalb durfte die Kapazität
der Telephonleitungen ein gewisses Maafs bisher
nicht überschreiten; wie hoch Leitungswiderstand und
Kapazität gesteigert werden dürfen, berechnete man in
der Praxis auf Grund der als richtig anerkannten Fest-
stellung von Precce, dafs das Produkt aus Widerstand
und Kapazität den Werth von etwa 15000 Ohm-
Mikrofared nicht übersteigen darf, ohne dafs die Ver-
ständigung wesentlich beeinträchtigt wird.
Von je her war es deshalb das Bestreben der
Telephontechnik, die Abdämpfung der elektrischen
Wellen und damit zugleich der übermittelten Sprache
zu verringern oder unschädlich zu machen und so deren
Uebertragbarkeit auf weitere Entfernungen zu ermög-
lichen, aber alle darauf hinzielenden Versuche, Wider-
stand und Kapazität zu vermindern, hatten nicht in
erwünschtem Maafse Erfolg. Zwar gelang eine Herab-
stimmung des ersteren dadurch, dafs man den Quer-
schnitt der Fernsprechleitungen vergröfserte, aber wirth-
schaftliche Rücksichten auf die damit zugleich rasch
wachsenden Anlagekosten geboten da sehr bald Einhalt
und man mufste sich auf Leitungs-Querschnitt von
nicht über 2 mm Durchmesser bei Kabeln und nicht
über 5 mm Durchmesser bei Luft-Leitungen beschränken;
mit jenen kann man aber auf höchstens 50 km, mit
diesen auf etwa 1200 km Entfernung telephoniren.
Ein andrer Weg der Abhilfe bot sich in der
Erhöhung der Selbstinduktion und dieser hat in
unerwartet schneller Weise sehr erfreuliche Ergebnisse
geliefert. Bemerkenswerth ist dabei noch insbesondere,
dafs zu ihnen nicht aufs Geradewohl angestellte Ver-
suche, sondern zielbewufste theoretische Erwägungen
geführt haben. Indem in der Darstellung dieser Errungen-
schaften hier einem in der „Physikal. Zeitschrift“ vom
[15. Juni 1903.)
1. Januar 1903 veröffentlichten Aufsatze von L. Rellstab
gefolgt wird, aus dem jedoch die rechnerischen Ab-
leitungen wegbleiben sollen, sei zunächst hervorgehoben,
dafs bereits nicht mehr nur ein Verfahren zur Besserung
der Selbstinduktion praktisch bewährt befunden wurde,
sondern schon verschiedene Wege erschlossen worden
sind, was einen edlen Wettstreit und dessen der
Allgemeinheit zugute kommende, vervollkommnetere
Früchte schon für die nächste Zukunft verspricht.
Auf den günstigen Einflufs einer gesteigerten Selbst-
induktion auf die telephonische Uebertragung hatte
schon 1899 Wietlisbach hingewiesen, als er in seinem
Handbuche der Telephonie eine ausführliche Theorie
letzterer gab; an rechnerischen Beispielen erörterte er
den Nutzen einer Vermehrung der Selbstinduktion und
sprach seine Meinung dahin aus, dafs eine solche durch
Anwendung von Eisen- oder Compounddrähten herbei-
zuführen sein müsse. Für die Praxis wichtiger er-
wiesen sich die Verfahren von CL Reed, der die
Leitung durch Transformatoren in viele Unterabschnitte
zerlegte, und von S. P. Thomson, welcher in an-
gemessenen Abständen und in bestimmter Weise
Induktanzrollen einschaltete. Erkennt man als Kern
dieser Methoden .die Aufspeicherung elektrokinetischer
Energie längs der Leitung, so stimmt generell mit ihnen
das Verfahren von Pupin überein, das neuerdings
die gröfste Bedeutung erlangt hat und zwar für uns
insbesondere deshalb, weil es von der Firma Siemens
& Halske erworben und von der Deutschen Reichs-
postverwaltung bereits in die Praxis übertragen
worden ist.
Pupins Verdienst besteht jedoch nicht allein in
einer glücklichen Wahl der Hilfsmittel zur Erreichung
des Zieles, sondern er hat auch die zu Grunde liegende
Theorie in vielen Punkten weiter ausgebildet und ins-
besondere eine Regel angegeben, nach welcher das
Maalis der Uebereinstimmung zwischen Leitungen mit
stetiger und unstetiger Vertheilung der elektrischen
Eigenschaften bestimmt werden kann. Ueber den
speziellen technischen Zweck seiner Arbeit hinaus-
gehend, hat er auch das allgemein physikalische Problem
der Wechselstrom-Fernleitung nach allen Seiten hin
beleuchtet, neue mechanische Analogien herangezogen
und seine Vorstellungen in einer überaus klaren und
anschaulichen Form zum Ausdruck gebracht. In seinen
in den Transactions ofthe American Institute of Electrical
Engineers 1899 und 1900 erschienenen Arbeiten knüpft
Pupin unmittelbar an die ersten Hertz’schen Wellen-
längenmessungen an, die das Mittel zur Bestimmung
der Fortpflanzungsgeschwindigkeit boten, und zeigt, wie
die letztere im Wesentlichen von der Fähigkeit des
Leiters, Energie aufzuspeichern, abhängig ist; gäbe es
ein Medium von millionenmal gröfserer Dielektrizitäts-
und Magnetisirungskonstante, so würde die Fort-
pflanzungsgeschwindigkeit in dem Maalse abnehmen,
dafs auch bei den sehr niedrigen Schwingungszahlen
der Telephonströme die Wellenlänge kurz genug wird,
um innerhalb des Laboratoriums beobachtet zu werden.
Um die Selbstinduktion einer langen Leitung zum
Zwecke einer Dämpfungs-Minderung zu erhöhen, wäre
es natürlich am besten, jene ganz gleichförmig zu ver-
theilen, etwa indem man den Leitungsdraht mit Eisen
umhüllt. Falls das ausgeschlossen ist, so zeigt Pupin,
dafs man den Zweck nicht etwa dadurch erreicht, dafs
man nur eine oder wenige Spulen hoher Sclbstinduktion
in die Leitung einschaltet, vielmehr mufs eine so grofse
Zahl von Spulen angewandt werden, dafs auf die Wellen-
länge des höchsten zu übertragenden Tones noch eine
Mehrzahl von Spulen entfällt, wobei aber auch die
Bedingung erfüllt werden mufs, dafs der Ohm’sche
Widerstand der Spulen den kilometrischen Leitungs-
widerstand nicht wesentlich erhöht. Für die praktische
Verwerthung kommen aber aufser der Zahl und Ver-
theilungsweise der Spulen auch noch deren Material,
Form u. a. in Betracht, worüber Pupin seine Wahl erst
nach vielen an erstklassigen amerikanischen Telephon-
Fernleitungen angestellten Experimenten getroffen hat.
Danach läfst sich jetzt für jeden natürlichen Leitungs-
draht und jede gegebene Isolirung eine äufserste Länge
angeben, bei welcher das Pupinsche Verfahren noch
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 624.) 241
anwendbar ist. So hat z. B. für eine gegebene Isolirung
von | Megohm aufs Kilometer Breisig diese Grenz-
länge berechnet
für Bronzedraht von 2 mm Durchmesser zu 612 km
DI » ” 3 ” D H 032 UI
n UI H 4 H H H 1220 »
Zunächst zur praktischen Erprobung hat die Reichs-
postverwaltung die 32,5 km lange Kabelleitung Berlin-
Potsdam und die 150 km lange oberirdische Fernleitung
Berlin-Magdeburg von der Firma Siemens & Halske
mit Induktanzrollen nach Pupins System ausrüsten
lassen; über die an ihnen angestellten Sprechversuche
und Messungen berichteten kürzlich F. Dolezalek und
A. Ebeling (in Elektrotechn. Zeitschr. vom 4. Dezember
1902): von besonderem Interesse war da der direkte
Vergleich mit den Leistungen der parallel laufenden
gewöhnlichen Kabeladern oder Fernleitungen. In dem
56 Adern von je | mm Durchmesser enthaltenden Kabel
Berlin-Potsdam war nur die Hälfte der Doppeladern mit
Spulen ausgerüstet, die im Abstand von je 1300 m
verlegt waren und je einen Widerstand von 4,1 Ohm
und eine Selbstinduktion von 0,062 Henry besafsen und
gemeinsam in einem eisernen Kasten untergebracht
waren. Durch Hintereinanderschaltung mehrerer Doppel-
adern konnte man die Länge der Sprechleitung um cin
Vielfaches der einfachen Kabellänge vergréfsern. Auf
den gewöhnlichen, nicht mit Induktanzspulen aus-
gerüsteten Kabelleitungen erlosch da die Verständigung
bei einer Länge von 162,5 km, wogegen mit dem
induktionsreichen Kabel noch über 422,5 km ein Verkehr
möglich war. Die Freileitung aus einem nur 2 mm
starken Bronzedrahte war mit Spulen von je 6 Ohm
Widerstand und 0,08 Henry Selbstinduktion in je 4 km
Entfernung ausgerüstet und wurde die Sprechübertragung
für weitaus besser gefunden als bei einer gewöhnlichen
3 mm starken und um 30 km längeren (180 km) Bronze-
leitung zwischen den gleichen Orten. Aufserdem wurden
mit Wechselströmen von 400 bis etwa 1000 Perioden mit
Hilfe eines Spiegeldynamometers genaue Messungen
der Grölsen des abgehenden und ankommenden Stromes
ausgeführt, und endlich wurde an gewöhnlichen Fern-
sprechkabeln von 28 km Länge der Einflufs des Spulen-
abstandes bei konstant gehaltener kilometrischen Im-
podanz ermittelt, wobei sich wiederum die vollkommenste
Bestätigung der Theorie ergab. Von einem gewissen
Spulenabstande an fällt nämlich die Grölse des am
Fernort ankommenden Stromes rapid, und zwar weit
stärker, als wenn überhaupt keine Spulen eingeschaltet
wären. Alsdann tritt also Reflexion der Wellen an den
Spulen oder, wenn man den Strom am Fernorte in
Betracht zieht, eine Drosselung ein. Bezieht man die
Anzahl der Spulen auf die Wellenlänge, so zeigt sich
ganz deutlich, dafs bei weniger als 2 bis 3 Spulen für
jede Wellenlänge eine geradezu ungünstige Wirkung
erzielt wird. Diese Versuche sollen gegenwärtig auf
die Fernleitung Berlin — Frankfurt a. M. ausgedehnt
worden sein.
Die für jeden Laien erkennbaren grofsen Vortheile
in technischer und wirthschaftlicher Beziehung, die sich
aus Pupins Verfahren ergeben, bestehen also erstens
darin, dafs man auf bestehenden Fernsprechlinien die
Güte der Sprachverständlichkeit etwa vervierfachen
kann, zweitens dafs es jetzt möglich ist, bei dem gleichen
telephonischen Wirkungsgrad die Leitung mit einem
geringeren Kupferaufwande herzustellen, also an Anlage-
kosten zu sparen und drittens, dafs man bei Verwendung
einer Leitung von bestimmtem Querschnitt die bisher
noch einen Fernsprechbetrieb gestattende Maximalent-
fernung künftig um das vier- oder fünffache weiter hinaus-
legen kann. An Stelle der jetzt als höchst erreichbar
geltenden Ferngespräche auf 1200km Entfernung (genauer
1186 km zwischen Berlin und Paris, wobei ein 5 mm
starker Luftleitungsdraht dient) wird man fernerhin auf
5bis 6 Tausend Kilometer unter gleichen Bedingungen
telephoniren können, also zwischen allen bedeutenden
Plätzen der verschiedenen Kontinente; man wird ferner
weiter gehen können, ohne übermäfsige Kosten scheuen
zu müssen, und wird die Orte verschiedener Kontinente
mit einander durch Fernsprechleitungen verbinden. Dabei
242 (No, 624.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. Juni 1903.)
wird immer nur die Frage der Rentabilität zu erledigen
sein, während technische Schwierigkeiten nicht mehr
im Wege stehen. Letztere würden erst wieder auf-
tauchen bei den unterseeischen Kabeln, bei denen die
Aufgabe wäre, die Spulen in grofse Meerestiefen von
einigen tausend Metern zu versenken (Pupin denkt
sich die Spulen aus feinstem Eisendrahte in der Kabel-
Armirung unterbringen zu können), aber diese Auf-
gabe drängt vorläufig noch nicht.
Wie oben erwähnt wurde, hat man inzwischen auch
schon aufanderem Wege versucht, in Kabeln eine absolut
gleichmäfsig vertheilte Selbstinduktion herzustellen. Das
Kabelwerk Rheydt, A.-G. hat vor Kurzem ein Fernsprech-
kabel für die Reichstelegraphenverwaltung zwischen
Düsseldorf und Elberfeld verlegt, bei welchem die
Selbstinduktion sowohl durch Einhalten eines gröfseren
Abstandes zwischen den Zwillingsadern jeder Doppel-
leitung, als auch durch spiralige Umwicklung der Kupfer-
drähte mit Eisendraht wesentlich gesteigert wurde; man
erreichte da eine Selbstinduktion von 0,0038 Henry auf
das Kilometer, während eine solche bei Fernsprech-
kabeln mit Doppelleitungen von gewöhnlicher Bauart
experimentell nicht erkennbar war; ein deutlicher Be-
weis für die günstige Wirkung der Selbstinduktion trat
dabei übrigens auch darin zu Tage, dafs man sich durch
das Kabel mit erhöhter Selbstinduktion auf eine Ent-
fernung von 96 km verständigen konnte. — Andre
derartige Versuche führte Krarup aus, der durch eine
Umwicklung aus feinem Eisendraht einem Fernsprech-
kabel eine Selbstinduktion bis zu 0,01 Henry pro Kilo-
meter ertheilte und zwar vermuthlich besonders infolge
des gréfseren Abstandes der Adern der Doppelleitung
von einander.
Verschiedenes.
Ueber den Verkehr fahrender Eisenbahnzüge mit den
Stationen mittels drahtloser Telegraphie
längerer Zeit auf der Königlichen Militareisenbahn Versuche angestellt
worden.
sind bereits seit
Von der Direktion dieser Bahn war der Verein für Eisen-
bahnkunde zu Berlin auf den 3. April eingeladen, um an einer Vor-
und es hatten sich zu
diesem Zwecke zahlreiche Gäste auf dem Militärbahnhof zu Schöneberg
führung solcher Versuche theilzunehmen,
eingefunden, wo sie durch den Direktor Major v. Boehn begrüfst
wurden. Unter den Erschienenen bemerkte man Se. Exzellenz den
Generalarzt Leuthold, den Ministerialdirektor Wehrmann, den Eisen-
bahndirektionspräsidenten Kranold, sowie den Erfinder des hier zur
Anwendung gebrachten Systems drahtloser Telegraphie, Professor
Braun aus Strafsburg i. E. Der Ingenieur Schmidt von der Firma
Siemens & Halske führte zunächst in einem einleitenden Vortrage
aus, dafs die drahtlose Telegraphie bereits bei Gelegenheit der
vorjährigen Kaisermanöver sich als durchaus brauchbar bewährt und
Während
die Kabeltclegraphie in der Verbindung fester Stationen ihr gegebenes
Wirkungsfeld habe, sei durch die drahtlose Telegraphie auch eine
Verbindung beweglicher Stationen ermöglicht, und damit sei ihr eine
neuc und hochwichtige Aufgabe gestellt.
damit gewissermafsen ihre Feuerprobe bestanden habe.
Jetzt sei es durch die auf
der Militärbahn angestellten Versuche gelungen, einen gesicherten
Verkehr zwischen einem fahrenden Zuge und den an der Strecke
liegenden Stationen herzustellen. Hieran schlofs sich eine Erklärung
der auf den Stationen und längs der Strecke sowie der in einem
besonderen, im Zuge laufenden Apparatewagen getroffenen Ein-
richtungen und es erfolgte sodann die Abfahrt mittels Sonderzuges
nach Zossen.
Auf der Fahrt wurde durch einen fortwährenden Depeschen-
wechsel mit den Stationen Rangsdorf und Zossen der Beweis
geführt, dafs die elektrische Verbindung zwischen ihnen und dem
Zuge eine ununterbrochene sei, und cs wurde dics namentlich durch
folgende Mafsnahmen veranschaulicht. Zwischen Rangsdorf und
Zossen wurde — unter der Annahme, dafs ein Unfall eingetreten
sci — der Zug durch Ziehung der Nothbremse zum Halten gebracht
und vom Zuge aus nach der nächsten, 7 km hinter Zossen belegenen
Maschinenstation Rehagen-Clausdorf Depesche gegeben, dafs cine
Zusammenfassend läfst sich also feststellen, dafs
sich der praktischen Telephonie jetzt zwei Wege er-
öffnen, um den Wirkungskreis der Uebertragung und
hierdurch den Aktionsradius des Telephons überhaupt
zu vergröfsern, nämlich erstens: die Einschaltung vieler,
passend dimensionirter Induktanzrollen — für
Luftlinien ohne Eisen, für Kabel mit fein untertheiltem
Eisenkerne — wobei die Pupinsche Regel für die Spulen-
abstande mafsgebend ist, und zweitens die Vergröfserung
der stetig vertheilten Selbstinduktion von
Zwillingsadern in Kabeln, einerseits durch Eisen-
beklöppelung, andrerseits durch Vergröfserung des gegen-
seitigen Abstandes der Zwillingsadern. In beiden
Fällen beschränken die Isolirungsmängel der Leitung
die Wirksamkeit des Prinzips, wobei aber berücksichtigt
werden mufs, dafs man bei Kabeln weit höhere Isolirungs-
werthe mit Leichtigkeit erreicht als bei oberirdischen
Leitungen.
Fragt man schliefslich, ob aus den dargelegten Ver-
besserungen auch die Telegraphie wird Nutzen ziehen
können, so lautet die Antwort, dafs dies voraussichtlich
sehr von dem jeweilig benutzten Telegraphirsysteme
abhängen wird. Wesentliche Vortheile bieten die In-
duktanzleitungen z. B. dem Mercadierschen Multiplex-
telegraphen, wogegenesbei den meisten modernen Schnell-
oder Mehrfachtelegraphen (dem Synchronographen, den
Systemen nach Baudot, Rowland, Pollak, Virag)
einstweilen noch unentschieden bleibt, ob die zeitliche
Form des abgehenden Stromes auf Induktanzleitungen
getreu übertragen werden kann oder ob die freien Eigen-
schwingungen der Leitung, die Pupin übrigens mathe-
matisch entwickelt hat, den ankommenden Strom gewisser-
mafsen entstellen und unkenntlich machen. O. L.
Hilfsmaschine nach Zossen entgegenzusenden sei. Durch cine
andere Depesche wurde der Station Berlin die Nachsendung eines
Hilfszuges aufgegeben, der auf der Rückfahrt in Marienfelde an-
getroffen werden sollte. Die Vorspannmaschine fand sich dann
auch bei der Weiterfahrt auf der Station Zossen bereits vor, und
auf der Rückfahrt wurde der von Berlin angeforderte Hilfszug mit
dem Sanitätswagen und den rasch alarmirten Militärärzten in Maricn-
felde angetroffen. Vor der Einfahrt in die Station Zossen, deren
Einfahrtssignal auf „Halt“ stand, wurde beim Stationsvorstand durch
„Warum keine Einfahrt?" Die
Antwort war, dafs das Signal schadhaft sei und dafs der Zug ohne Sig-
Auch auf der Rückfahrt wurde der tele-
graphische Verkehr mit den längs der Strecke liegenden Stationen
drahtlose Telegraphie angefragt:
nal einfahren könne.
fortgesetzt. Die Theilnehmer gewannen aus den verschiedenen, in
vorzüglicher Weise gelungenen Versuchen die Ueberzeugung, dafs
es sich hier um eine Erfindung handle, die im Sicherheits- und
Untallmeldedienst der Bahnen zu segensreichster Wirksamkeit be-
Der Direktion der Militäreisenbahn gebührt der lebhafteste
Dank für die ausgezeichnete Vorführung der hochinteressanten und
rufen ist.
vorausssichtlich nach mehrfacher Richtung hin bahnbrechenden Ver-
(Z. d. V. D. E. V.)
Für das abgelaufene
suche.
Prämiirung nützlicher Erfindungen.
Etatsjahr haben aus den im Etat der preufsischen Staatseisenbahn-
verwaltung zur Pramiirung nützlicher Erfindungen vorgeschencn
Mitteln
lohnungen im Gesammtbetrage von 5950 M. für Erfindungen und Ver-
16 Beamten und Arbeitern der Eisenbahnverwaltung Be-
besserungen, die für die Erhöhung der Betriebssicherheit oder in
wirthschaftlicher Beziehung von Bedeutung sind, bewilligt werden
können.
Königliche technische Versuchsanstalten Berlin.
amtlichen Bericht über die Thatigkeit dieser Anstalten im Etats-
Dem
jahre 1901 entnehmen wir folgendes.
In der angegebenen Zeit wurden insgesammt 95 Personen,
worunter 1 Direktor, 4 Abtheilungsvorsteher, 4 ständige Mitarbeiter,
44 Assistenten und technische Hülfsarbeiter beschäftigt.
In der Abtheilung für Metallprüfungen wurden 386 Anträge
welche etwa 5000 Versuche umfafsten.
erledigt, Hierzu gehören
[15. Juni 1903.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 624.] 243
u. a. Festigkeitsversuche mit Ketten, wobei die Unterschiede in der
Widerstandsfähigkeit von Ketten gleicher Abmessungen aus Schweifs-
und Flufseisen gegen stetig wachsende und gegen stofsweise wirkende
Zugbelastung sowohl bei Zimmerwärme als auch bei —15 bis 27 C0
festgestellt wurde. Dauerbiegeversuche mit Drahtseilen
zur Ermittelung des Widerstandes von Seilen gleichen Durchmessers,
aber verschiedener Konstruktion gegen wiederholtes Biegen beim
Laufen über Scheiben ergaben bei gleichem Scheibendurchmesser
für Seile mit geringerer Drahtzahl die gröfsere Widerstandsfahigkeit.
Sie zeigten ferner, dafs die Zahl der Biegungen bis zum Bruch mit
wachsendem Durchmesser der Scheiben in stärkerem Mafse zunahm,
als die Scheibendurchmesser. Die Untersuchung über die Reibungs-
widerstande von Lagermetallen bei verschiedenen Geschwindig-
keiten, wechselnden Drucken und Schmierung mit Rübölen wurden
fortgesetzt. Die Reibungswerthe nahmen für alle Lagermetalle
übereinstimmend mit wachsendem Druck ab. Für Belastungen
zwischen 6 und 50 kg/qcm, bezogen auf die Projektion der Lager-
tache, schwankten sie bei den verschiedenen Metallen zwischen
0,013 und 0,08 bei dem kleinsten ‘und zwischen 0,01 und 0,003
bei dem grdfsten Druck. Die im Betriebe der elektrischen
Bahnen vorgekommenen Drahtbrüche gaben wiederholt
Veranlassung zu Versuchen, welche die Ergründung der Ursache
für die eingetretenen Brüche und die Ermittelung der durch den
Betrieb verursachten Aenderung in den Festigkeitseigenschaften der
Drähte bezweckten.
da wo sie gelöthet waren, geringere Widerstandsfähigkeit gegen
Biegen, besonders an eingekerbten Proben, zeigten, als an den
nicht gelötheten Stellen.
Ermittelung der FormänderungenvonFufsbodenbelagplatten
Sie führten zu dem Ergebnifs, dafs die Drähte,
Neu aufgenommen wurden Versuche zur
aus verschiedenen Stoffen beim Erwärmen. Die Versuche
ergaben Wechselwirkungen zwischen Verkürzungen infolge Feuchtig-
Diese
Wechselwirkungen traten besonders stark beim Erhitzen auf 35 CH
hervor.
keitsabgabe und Verlängerungen infolge Wärmeerhöhung.
Sie bewirkten, dafs die vorher durch Erwärmung länger
gewordenen Proben sich bei etwa 35 CH bis unter die ursprüngliche
Länge verkürzten. Beim Stehen an der Luft nahm die Länge der
Proben wieder zu und beim wiederholten Erhitzen verlief die
anfängliche Längenzunahme und hierauf folgende Verkürzung stets
in annähernd gleicher Weise. Die gewonnenen Ergebnisse stimmen
mit den in der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt ermittelten
Ausdehnungszahlen fast genau überein.
Ferner wurden untersucht: 7 Festigkeitsprobirmaschinen, 3 Oel-
probirmaschinen, 1 Maschine zum Pressen von Cementplatten auf
ihre Kraftleistung, 3 Spiegelapparate Bauart Martens, 9 Kontrol-
stäbe für Zug- und 1 Kontrolcylinder für Druckbelastungen zur
Kontrole der Richtigkeit von Festigkeitsprobirmaschinen.
Gutachten wurden abgegeben über: Lieferung von Drähten
nach Probe, Vergleich von 2 Schienenlieferungen auf Unterschiede
in der Güte des Materials, das Aussehen von Aluminiumwaaren auf
Reinheit der Färbung und in 2 Fällen darüber, ob die eingereichten
Probestücke als Stahl oder Eisen anzusprechen seien.
Von den im Vorjahre unerledigt gebliebenen gröfseren Unter-
suchungen wurden abgeschlossen:
a. diejenigen mit Nickel-Eisen-Kohlenstofl-Legirungen im ge-
gossenen und mechanisch bearbeiteten Zustande, die im Auftrage
des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleifses unternommen
waren und
b. die Untersuchungen über die Widerstandsfähigkeit von Grob-
und Feinblechen gegen Rosten.
Noch in Durchführung begriffen sind die Untersuchungen über
gegen
Inanspruchnahme und die Untersuchung des Porendrucks
den Widerstand von Drahtseilen stofsweise
von Wasser im Mauerwerk. Neu aufgenommen sind im Auf-
trage des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleifses Unter-
suchungen mit Nickel-Eisen-Kohlenstoff-Mangan-Legirungen.
Bei der Abtheilung für Baumaterialprüfung wurden ins-
gesammt 626 Anträge mit 32580 Versuchen erledigt. Von denselben
entfallen 20391 auf Bindemittel und 12189 auf Steine aller Art
und Verschiedenes. Die frühere ungewöhnlich starke Beanspruchung
in der Prüfung der natürlichen Gesteine hat etwas nachgelassen;
jedoch ist wiederholt das Bedürfnifs nach Prüfung derselben auf
mineralogische Zusammensetzung und geologische Beschaffenheit
hervorgetreten. Zur Betheiligung an diesen Prüfungen hat sich die
Königl. geologische Landesanstalt bereit erklärt. Sehr groisen
Umfang hatten wieder die Deckenprüfungen, obgleich vielfach wegen
Raummangel Beschränkungen eintreten mulsten.
Auf 9 Anträge wurden Brandproben mit eigens bierfür
errichteten Versuchsgebäuden ausgeführt.
Die Prüfung der Kalksandsteine hat auch im Berichtsjahre
wieder breiten Raum eingenommen, entsprechend der vermehrten
Aufnahme, welcher sich dieser neue Baustein zu erfreuen hat. Eine
für eine Fabrik ausgeführte sehr umfangreiche Untersuchung hat
ergeben, dafs derartige Steine, wenn sie gut hergestellt sind, in
der That ganz hervorragende Eigenschaften aufweisen und auch
durchaus frostbeständig sind. Besondere Versuchsreihen sollten
feststellen, in wie weit die Festigkeit dieser Steine bei Lagerung
Dabei hat sich
gezeigt, dafs bei beiden Lagerungsarten bis zu 6 Monaten Alter die
Die Wiederholung
derartiger Versuche mit anderen Fabrikaten würde im Interesse
der Kalksandsteinfabrikanten liegen.
in feuchtem Sande oder im Wasser etwa zunimmt.
Festigkeit der Steine ständig zugenommen hat.
Wiederholte Brandversuche
haben gezeigt, dafs die Kalksandsteine im Schadenfeuer den Vergleich
Eine für eine Militärbehörde
ausgeführte Prüfung von 3 Kalksandsteinsorten hat gleichfalls die
Verwendbarkeit und die Frostbeständigkeit dieser Steine ergeben,
mit Klinkermauerwerk wohl aushalten.
wenngleich hier die Steine, die aus einer neu erbauten Fabrik
stammten, verhältnifsmäfsig geringere Festigkeit aufwiesen.
Von den Gerichten wurde die Abtheilung im Berichtsjahre
fünfmal in Anspruch genommen.
Zur Vorbereitung der Abänderung der Normen für
die Prüfung von Portlandcement wurden Prüfungen ausgeführt,
die sich unter anderm auf Sanduntersuchungen verschiedener Art,
vergleichende Druckversuche mit gewaschenem und ungewaschenem
Sande und auf weitere Erprobungen des Mörtelmischers erstreckten.
In der Abtheilung für Papierprüfung wurden 961 Anträge,
in der Abtheilung für Oelprüfung 564 Proben zu 373 Anträgen
erledigt.
Bei der chemisch technischen Versuchsanstalt wurden
neben mehrfachen umfangreichen Arbeiten 749 Analysen erledigt,
von denen 377 auf anorganische Materien, 356 auf organische
Materien und 16 auf Tinten entfielen.
Funkenfänger „System Prinz“. Die Wichtigkeit der Ver-
wendung wirkungsvoller Funkenfänger bei Lokomobilen, Dampf-
maschinen der verschiedensten Art, sowie auch bei Schornsteinen
dürfte genügend bekannt sein. Vieles ist auf diesem Gebiete ver-
sucht worden, indessen gröfstentheils nicht mit dem erwünschten
Erfolge. Entweder liefsen die verwendeten Funkenfänger noch einen
grofsen Theil kleinerer Funken, die ebenfalls Brände verursachen
können, durchfliegen, oder aber sie waren dem Durchlassen der
Feuergase und des Dampfes hinderlich.
Diese Mängel sind durch den gesetzlich
geschützten Funkenfänger der Firma
W. Hanisch u. Co., Berlin (Inh. Otto
Schmidt) „System Prinz“ bestens beseitigt
worden, dazu kommt, dafs derselbe bis
zu einem Durchmesser von 35 cm nur
20 Mark kostet. Wie die Abbildung zeigt,
besteht dieser Funkenfänger aus einem
Siebkegel, der aus einem Gerippe herge-
stellt ist und mit einem engmaschigen
Drahtgewebe überzogen wird. Der Funken-
fanger wird am oberen Rande des Schorn-
steines je nach dessen Konstruktion be-
Die Wirkung ist leicht erklär-
lich; die Funken prallen an den schrägen
festigt.
Drahtwänden ab und fallen in die Rauchkammer, aus der diese
täglich entfernt werden. Der Zug in der Esse wird hierdurch nicht
beeinträchtigt, weil die Summe der Maschenöffnungen gröfser ist
als der Querschnitt der Esse, sodafs die an den Drahtwänden ent-
Nach den Gutachten von
Fabriken und Eisenbahnverwaltungen sollen sich dieselben durchweg
stehende Reibung nicht störend wirkt.
sehr lobend über die Wirkung dieses Funkenfängers gegenüber
anderen Systemen ausgesprochen haben. Bei der Bestellung eines
solchen Funkenfangers mufs die lichte Weite des Schornsteines,
244 (No, 624.)
sowie die Entfernung des Bläsers von letzterem genau angegeben
werden, da jeder Apparat bei der verschiedenen Weite der Schorn-
steine nach den angegebenen Mafsen angefertigt werden mufs.
Die Roheisenproduction des Deutschen Reichs (einschl.
Luxemburgs) belief sich
im Monat März 1903 auf 843 224 t, darunter Gielscreiroheisen
153 910 t, Bessemerroheisen 34 905 t, Thomasroheisen 510 563 t,
Stahl- und Spiegeleisen 67 485 t und Puddel-Roheisen 76 361 t;
im Monat April 1903 auf 824452 t, darunter Giefsereiroheisen
153 497 t, Bessemerroheisen 42 288 t, Thomasroheisen 505 889 t,
Stahl- und Spiegeleisen 53 534 t und Puddel-Roheisen 69 244 t.
Vom 1, Januar bis 30. April 1903
3184419 t gegen 2608283 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
wurden producirt
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Geh. Oberbaurath der Geh. Regierungsrath und
vortragende Rath im Auswärtigen Amt Wiskow;
zu Kaiserl. Regierungsräthen und Mitgliedern des Patentamts
der Regier.-Baumeister a. D. Max Kaun und der Regier.-Bau-
meister Otto Römermann;
zum Marine-Schiffbaumeister der Marine-Bauführer des Schiff-
baufaches Ahnhudt und zu Marine-Maschinenbaumeistern die Marine-
Bauführer des Maschinenbaufaches ligen und Artus.
Verliehen: der Charakter als Geh. Postrath dem Postbau-
rath a. D. Cuno in Frankfurt am Main.
Versetzt: von Kiel nach Wilhelmshaven der Marine-Maschinen-
baumeister Artus und der Marine-Schiffbaumeister Sichtau, letzterer
zum 1. Juli 1903.
Garnison-Bauverwaltung Preufsen.
Versetzt: zum 1. Juni 1903 zur Intendantur des VI. Armee-
corps unter Uebertragung der Geschäfte des Intencantur- und
Bauraths der Garnison-Bauinspektor, Baurath Rathke in Koblenz II,
in die Lokalbaubeamtenstelle Koblenz II der Garnison-Bauinspektor
Berninger in Allenstein, nach Allenstein unter Uebertragung der
Geschäfte der Lokalbaubeamtenstelle daselbst der Garnison-Bau-
inspektor Baehr, Hilfsarbeiter bei
UL Armeecorps, als techn. Hilfsarbeiter zur Intendantur des IH. Armee-
corps der Garnison-Bauinspektor Luedecke in Berlin.
techn. der Intendantur des
Preufsen.
Ernannt: zum etatmälsigen Professor an der Techn. Hoch-
schule in Aachen der Privatdozent an dieser Hochschule Dr. Rau;
zum ständigen Stellvertreter des Präsidenten des Königl.
Techn. Oberprüfungsamtes in Berlin der Oberbaudirektor v. Démming,
zum Vorsteher der Abtheilung I (Hochbau) der Geh. Oberbaurath
Dr. med. Thür und zu Mitgliedern dieser Behörde die Geh. Bau-
räthe Kieschke und Delius;
zum Regier.- und Baurath der Wasserbauinspektor, Baurath
Stringe in Czarnikau;
zum Eisenbahn-Bauinspektor der Regier.-Baumeister des Ma-
schinenbaufaches Georg Strahl in Breslau;
zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer Gustav Uflacker
aus Elberfeld, Wilhelm Stellfeld aus Braunschweig, Eduard Meckel-
burg aus Dessau, Ernst Sauer aus Berlin, Edmund Hoeltje aus
Elberfeld, Reinhold Zugwurst aus Ollendorf bei Weimar und Georg
Oertel aus Liegnitz (Maschinenbaufach); Max Rump aus Dortmund,
Rudolf Kirberg aus Elberfeld und Otto Hallensleben aus Hars-
leben, Kreis Halberstadt (Eisenbahnbaufach); Wilhelm Teschner aus
Steglitz, Kreis Teltow und August Dinkgreve aus Badbergen, Kreis
Bersenbrück (Wasser- und Strafsenbaufach); Wilhelm Wille aus
Schleswig, Franz Schenck aus Frankfurt a. Main, Karl Caesar aus
Münster, Kreis Oberlahn, Theodor Raabe aus Wolmirstedt, Karl
Josephson aus Soest und August Bode aus Hannover (Hoch-
baufach).
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurath den nachgenannten
Eisenbahndirektionsmitgliedern, und zwar den Regier.- und Bauräthen
Urban in Breslau, v. Flotow in Magdeburg, Sartig in Breslau,
Caspar in Halle a. d. S., Gantzer in Berlin, Thewalt in St. Johann-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Juni 1903.)
Saarbrücken, Seliger in Danzig, Werner in Münster i. W., Rimrott
in Frankfurt a. M., Haas in Berlin und Rettberg in Hannover,
sowie den Eisenbahndirektoren Wagner in Breslau und Mackensen
in Magdeburg, ferner den Regier.- und Bauräthen v. Schütz, Vor-
stand der Eisenbahn-Betriebsinspektion 4 in Berlin, Hahn, Vorstand
der Eisenbahn-Betriebsinspektion in Hildesheim, Paffen, Vorstand
der Eisenbahn-Betriebsinspektion 2 in Braunschweig und Viereck,
Vorstand der Eisenbahn-Betricbsinspektion in Koblenz, sowie den
Eisenbahndirektoren Othegraven, Vorstand der Eisenbahn-Maschinen-
inspektion in Dortmund und Schlesinger, Vorstand der Eisenbahn-
Werkstätteninspektion a bei derEisenbahn-Hauptwerkstätte in Tempel-
hof; ferner die Stelle des Vorstandes einer Werkstätteninspektion
bei der Hauptwerkstätte in Kasscl dem Eisenbahn-Bauinspektor
Kleimenhagen daselbst.
Zur Beschäftigung überwiesen: der Königl. Regierung
in Aachen der Regier.-Baumeister Rudolf Schaefer und der Konig].
Weserstrombauverwaltung in Hannover der Reg.-Baumeister Fritz
Schröter (Wasser-
Militär- und Baukommission in Berlin der Regier.-Baumeister Haussig
und Straisenbaufach); der Königl. Ministerial-,
und der Königl. Regierung in Frankfurt a. d. Oder bezw. Arnsberg
die Regier.-Baumeister Strutz und Wentrup (Hochbaufach).
Versetzt: die Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren Lepère,
bisher in St. Johann-Saarbrücken, als Vorstand der Bauabtheilung
nach Koblenz und Bechtel, bisher in Kirchberg. als Vorstand der
Bauabtheilung nach Morbach, der Landbauinspektor Kickton von
Potsdam nach Berlin und der Wasserbauinspektor Volk von Geeste-
münde nach Düsseldorf, sowie die Regier.-Baumeister des Hochbau-
faches Markgraf von Königsberg i. Pr. nach Wormditt und Gülden-
pfennig von Berlin nach Grofs-Strehlitz.
Aus dem Staatseisenbahndienst ausgeschieden: die
Regier.-Baumeister des Maschinenbaufaches Otto Römermann in
Berlin infolge Ernennung zum Kaiserl. Regierungsrath und Mitglied
des Patentamts und Richard Müller in Sosnovice-Sielce (Rufsland).
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienste
ertheilt: den Regier.-Baumeistern Wilhelm Engelking in Frank-
furt a. M. und Johannes Braams in Hamburg (Maschinenbaufach) ;
Wolfgang Weber in Weifsenfels (Wasser- und Strafsenbaufach);
Friedrich Schubert in Wilhelmshaven, Wilhelm Wagner in Char-
lottenburg und Klemens Kochs in Wesel.
Bayern.
Befördert: der Eisenbahn-Betriebs-
direktion Regensburg der Direktionsassessor bei der Generaldirektion
zum Direktionsrath bei
der Staatseisenbahnen Maximilian Koch und zum Oberbauinspektor
bei der Generaldirektion der Direktionsassessor Johann Göllner.
Berufen: als Staatsbahningenieur nach Schweinfurt Z. B. der
Vorstand der Eisenbahnbausektion Wasserburg a. Inn, Oberbau-
inspektor Georg Ehrne v. Melchthal und als Staatsbahningenieur
nach Buchloe der, Direktionsassessor Max de Cillia in Regensburg.
Versetzt: in ihrer bisherigen Diensteigenschaft zur Central-
werkstätte Weiden der Direktionsassessor Otto Rathmayer in
Eger, als Vorstand zur Betriebswerkstätte Eger der Eisenbahn-
assessor Dr. Heinrich Uebelacker in Lichtenfels, zur Eisenbahn-
Betriebsdirektion Bamberg der Eisenbahnassessor Alfons Schöner
in Augsburg und zur Betriebswerkstätte Augsburg der Eisenbahn-
asscssor August Fried in München.
Baden.
Zugetheilt: dem Maschineninspektor in Karlsruhe der Regier.-
Baumeister Wilhelm Rees in Heidelberg und dem Maschineninspektor
in Heidelberg der Eisenbahningenieur Otto Berneck in Karlsruhe.
Versetzt: zum Bahnbauinspektor in Karlsruhe der Eisenbahn-
ingenieur Johann Schwerteck in Mannheim.
Gestorben: der Wasserbauinspektor a. D., Baurath Karl Siber,
früher Mitglied der Königl. Regierung in Königsberg i. Pr., der Eisen-
bahn-Bau- und Betriebsinspektor Gustav Lucae in Schmiedeberg i.R.,
bisher Vorstand der Bauabtheilung daselbst, der Architekt Skjöld
Neckelmann, früher Professor an der Techn. Hochschule in Stuttgart
und der Lektor Farmer, Lehrer der englischen, französischen und
italienischen Sprache an der Herzogl. Techn. Hochschule in Braun-
schweig.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebruder Grunert, Berlin.
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Glasers Annalen für Gewerbe u. Bauwesen. Lokomotiven und Wage
Zum Preisausschreiben des Vereins Deutscher Va
entworfen vom Ingenieur Richar
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Zum Preisausschreiben des Vereins Deutscher Masc
Glasers Annalen für Gewerbe u Bauwesen.
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Zum Preisausschreiben des Vereins Deutscher
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lzen für Schnellverkehr. Jahrgang 1903. Band LI. Tafel V.
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Glasers Annalen für Gewerbeu Bauwesen. Die bisherigen Ergebnisse des elektrischen Betriebes aul
in Ausführung begriffenen elektrischen Zugförderungsanlag
Zum Vortrag des Geheimen Baurath Bork im Vert
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Mauf Hauptbahnen und die Einrichtung der gegenwärtig Jahrgang 1909. _ Band Lil Tafel VI.
"lage für die Vorortstrecke Berlin—Gr. Lichterfelde (Ost).
d Verein für Eisenbahnkunde am 10. März 1903.
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LITERATURBLATT
ZU
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GEWERBE UND BAUWESEN
ZUSAMMENGESTELLT
VON DEN LITERARISCHEN KOMMISSIONEN
DES VEREINS FÜR EISENBAHNKUNDE ZU BERLIN UND DES VEREINS DEUTSCHER MASCHINEN-INGENIEURE
SOWIE DER REDAKTION
ANLAGE ZU BAND 52
1903
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BERLIN
VERLAG DES HERAUSGEBERS: LINDEN-STRASSE 80
KOMMISSIONS-VERLAG:
GEORG SIEMENS BERLIN W KOENIGIN AUGUSTA STRASSE 36—37
Inhalts-Verzeichniss
I. Eisenbahnwesen
1. Bahnprojekte.
Vorarbciten. 25.
2. Bau. Bahnkörper. 26.
Brücken. 26.
Tunnel. 26.
Oberbau. 1, 27.
Bahnhofsanlagen. 1, 27.
Werkstattanlagen. 2.
Bahnausrüstung. 27.
Allgemeines. 2, 27.
3. Betriebsmittel. 3, 5, 21.
4. Werkstatts-Einrichtungen. 5, 22, 29.
5. Betrieb und Verkehr. 5, 9, 29.
6. Bau-, Betricbs- und Werkstatts-Matcrialien. 13, 30, 33.
7
13, 33.
. Telegraphie, Sıgnalwesen, elektrische Beleuchtung.
8. Sekundär-, Industrie- u. drgl. Bahnen, aufsergewöhnliche Systeme
10, 14, 17, 34, 37.
9. Statistik. 19, 35, 37.
10. Verwaltung, Gesetzgebung, richterliche Entscheidungen.
23, 37.
11. Allgemeines. 10, 31, 38.
Ann. d. ponts
Ann. ind. . .
Archiv f. Ebw.
Centralbl. d. Bauverw.
Deut. Bauz.
Dingler’s J. .
- E.-Verordn.-Bl.
Elektr. Ztschr.
Engg. . .
Eng. News
Forster .
Gen. civ.
Giornale
Glasers Ann..
Hann. Ztschr.
Iron Age . . . 2...
Mitth. d. österr. Lokalb.-V.
Mon. d. str. ferr. TE
Nat. Car and Loc. Builder
Nouv. ann. ae ye ts
Oesterr. Eisenbahnztg.
Oesterr. Zeitschr.
II. Allgemeines Maschinenwesen
1. Dampfkessel. 38.
2. Dampfmaschinen. 6, 38.
3. Hydraulische Motoren.
4. Allgemeines. 6, 11, 24, 31, 38.
III. Bergwesen
1. Aufbereitung.
2. Förderung.
3. Gruben-Ausbau und Zimmerung.
4. Wasserhaltung.
5. Allgemeines. 3, 36.
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IV. Hüttenwesen
. Erzeugung von Metallen. 36.
. Giclserei,
. Einrichtung von Hammer- und Walz-Werken.
. Hilfsmaschinen (Gebläse, Ventilatoren u. s. w.)
. Allgemeines. 11.
V. Elektrizität
3, 6, 16, 20, 24, 27, 31, 36, 39.
VI. Verschiedenes
4, 6, 11, 16, 20, 24, 27, 31, 36, 40.
Abkürzungen
welche im Literaturblatt zur Bezeichnung der Titel der Zeitschriften in Anwendung gebracht sind. `
Annales des ponts et chaussées.
Annales industrielles.
Archiv fiir Eisenbabnwesen.
Centralblatt der Bauverwaltung.
Deutsche Bauzeitung.
Dingler’s polytechnisches Journal.
Fisenbahn-Verordnungsblatt.
Elektrotechnische Zeitschrift. .
Engineering.
Engineering News.
Allgemeine Bauzeitung (Forster’sche).
Le génie civil.
Giornale del genio civile.
Annalen für Gewerbe und Bauwesen.
Zeitschrift für Architcktur- und Ingenieur-
wesen, Hannover.
The Iron Age. |
Mittheilungen des Oesterr Vereins für
die Förderung des Lokal- und Strafsen-
bahnwesens,.
Monitore delle strade ferrate.
National Car and Lokomotive Builder.
Nouvelles annales de la construction.
Oesterreichische Eisenbahn-Zeitung.
Zeitschrift des Oecsterreichischen Inge-
nieur- und Architckten-Vereins.
Organ
Railr, Gaz.
Railw. Age.
Rev. gen. d. chem.
Rev. ind.
Schweiz. Bauz.
Scient. Am.
The Am. Eng.
The Eng. . ;
The Railw. Eng.
Verk.-Ztg.. . .
Verordn.-Bl. LE u. Sen.
Ztg. D. E.-V.
Ztschr. D. Ing.
Ztschr. f. Bauwesen
Ztschr. f. Kleinb.
Ztschr. f. Lokalb.
Ztschr. f. Transportw. .
. Organ für die Fortschritte des Eisen-
bahnwesens.
Railroad Gazette.
Railway Age.
Revue generale des chemins de fer.
Revue industrielle.
Schweizerische Bauzeitung.
Scientific American.
The American Engineer.
The Engineer.
The Railway Engineer.
Verkehrs-Zeitung.
Verordnungsblatt für
Schiffahrt.
Zeitung des Vereins Deutscher Eisen-
bahn-Verwaltungen.
Zeitschrift des Vereins Deutscher Inge-
nieure.
Zeitschrift für Bauwesen.
Zeitschrift für Kleinbahnen.
Zeitschrift für das gesammte Lokal- und
Strafsenbahnwesen.
Zeitschrift für Transportwesen und
Stralsenbau.
Fisenbahn und
Mit Abb. bedeutet „mit Abbildung“.
LITERATURBLATT |
GLASERS ANNALEN
für
GEWERBE UND BAUWESEN.
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V.D.M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit Tt bezeichneten von der Redaktion
No. 397.
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
Beilage zu No. 613 (1 ene 52. Heft 1).
I. Eisenbahnwesen.
2. Bau.
Oberbau.
EinheitlicheAusgestaltung derWeichenverbindungen.
Ztg. DEN 1902. S. 1155.
Das Werk: Anleitung zur einheitlichen
gestaltung von Weichenverbindungen.
Systematische Aus-
Eine- neue Methode ihrer
Anordnung und Berechnung von Friedrich Ziegler, mit einem Vorwort
des Geheimen Regierungsrathes Professor Goering wird eingehend
besprochen und auf deren Bedeutung für die Eisenbahn-Technik
nachdrücklichst hingewiesen.
Die Spurweite der deutsch-ostafrikanischen Central-
bahn. Glasers Ann. 1902. Bd.50, Heft 4, S. 78.
Die Besprechung weist darauf hin, dats bei den 5 in Betracht
kommenden Bahnen 4 verschiedene Spurweiten 1,067 m, 1 m,
0,75 m und 0,60 m vorhanden sind und dies für die weitere Ent-
wickelung unserer afrikanischen Bahnen nicht vortheilhaft sein dürfte.
Fs sei deshalb in Erwägung zu ziehen, ob man für die ostafrikanische
Centralbahn nicht eine geringere Spurweite als 1,067 m und zwar,
wenn auch nicht 0,60 m, wie in Südwest-Afrika, so doch 0,75 m,
wie bei der näher gelegenen Kongobahn, annchmen solle. B.
Eine neue Schienenstofsverbindung. Ztschr. f. Trans-
portw. 1902. No.8, S. 121. Mit Abb.
Beschreibung einer schraubenlosen Schienenstofsverbindung, die
aus einem zweithciligen Schuh, der den Schienenfufs umfafst, sowie
einem Keil besteht. Das Anbringen geschieht durch Anlegen des in
einem fahrbaren Gebläseofen glühend gemachten halben Schuhes, sowie
Eintreiben eines Keiles. Die Stofsverbindung soll sich sowohl bei
Vollbahnen als auch bei Strafsenbahnen bewährt haben, wo sie sich
besonders gut zur Verbindung stromleitender Schienen eignet.
Od.
Zur Schienenstofsfrage. Centralbl. d. Bauverw. 1902.
No. 26, S. 157. Mit Abb.
Beschreibung der Stofsverbindung nach Bauart Becherer-Knüttel.
Sie besteht aus einer Blattstofsanordnung, bei der jedes Blatt auf
der ersten Schwelle der folgenden Schiene autliegt, sodats ein „fester
Blattstofs“ entsteht. Drei Probestrecken haben bis jetzt gute Ergeb-
nisse geliefert. Od.
Widerstandsmessungen an Scheinig-Hofmann’schen
Schienenstofsverbindungen. Dingler's J. 1902.
Heft 15, S. 243.
Mittheilung über sehr günstige Ergebnisse von Versuchen mit
der Scheinig-Hofmann’schen Stofsverbindung bezüglich des Leitungs-
widerstandes. Od.
Die Schienenschweifsung nach praktischen Aus-
führungen. Von K. Beyer. Ztschr. f. Lokalb. 1902.
S. 72. Mit Abb.
Es wird auf die Ersparnisse hingewicsen,
schweilsung gegenüber der gewöhnlichen Laschenverbindung erzielt
werden und die Kosten durch Rechnungen ermittelt. Od.
Die Aluminothermie. Oesterr. Zeitschr. 1902. 5.529.
Mit Abb. Ztschr. f. Transportw. 1902. S. 387. Mit Abb.
die bei Schienen-
Ein Vortrag des Dr. Hans Goldschmidt in Wien, worin dieser
sich über die praktischen Anwendungen der Aluminothermie in der
Metallindustrie, erläutert durch Versuche, näher verbreitet. Fl.
Schwellen auf den
1902. Bd. 50,
Die Verwendung eiserner
russischen Eisenbahnen. Glasers Ann.
Hett 2, S. 41.
Auf den 62000 km russische Bahnen sind bisher vorübergehend
eiserne Schwellen verwendet worden, haben aber bisher der
klimatischen Verhältnisse halber, vielleicht auch wegen des hierbei
verwendeten Bettungsmaterials keine rechte Aufnahme gefunden.
Neuerdings ist man indessen dieser Frage auf Veranlassung des
Ministers der Verkehrsanstalten wieder näher getreten. Es sollen
auf russischen Bahnen Versuchsstrecken eingebaut und Ingenieure
zu den westeuropäischen Bahnen geschickt werden, um sich über
die dort mit den eisernen Schwellen gemachten Erfahrungen zu
unterrichten. B.
Tirefond mit metallischer Garnitur. Gén. civ.
No. 1037 vom 26. April 1902. Bd. 40, No. 26, S. 432.
Mit Abb.
Um der Schwellenschraube besseren Halt im Holz zu geben,
soll nach der Erfindung eines Herrn Thiollier eine Drahtspirale in
ein in die Lochwandung eingeschnittenes Gewinde gebracht werden.
Unter die Spirale greift genau passend das Gewinde der Schwellen-
schraube, deren Widerstand gegen Ausziehen dadurch, nach Ver-
suchen der französischen Ostbahn, von 2700 — 6200 — 6800 auf
4700 -- 7500 — 8000 kg erhöht wird. H--e.
Bahnhotsanlagen.
Diisseldorf-Reifsholz. Ze D. E.-V.
Mit Abb.
Diese neue südlich Düsseldorf bei Benrath gelegene Station
1902. S. 1221.
dient einem industriellen Unternehmen, auf dessen Kosten sie auch
gebaut ist. Ueber dıe Entstehung und Entwickelung sind eingehende
Angaben gemacht. Fl.
Der grofse gemeinschaftliche Verschiebe - Bahnhof
in Chicago. Von O. Walzel, Ingenieur in Wien.
Organ. 1902. S. 131.
Der für den gegenseitigen Wagenübergang der 23 in Chicago
einmündenden Eisenbahnlinien hergestellte gemeinschaftliche Ver-
schiebe-Bahnhof wird beschrieben und durch Zeichnungen erläutert.
Der Bahnhof ist 3,5 km lang, 0,2 km breit und enthält 160 kın Gleise
mit 450 Weichen. Er besteht aus zwei Verschiebe-Gruppen mit je
49 Gleisen, die auf den beiden Abhängen eines in der Mitte des
ganzen Bahnhofs befindlichen Bremsberges liegen, wo sich auch das
Stellwerk befindet, von dem aus die Weichen mittelst elektrisch
gesteuerter Druckluft gestellt werden.
sowie Durchfahrgleise sind mit den Verschicbegleisen, sowie mit
den von beiden Seiten einmündenden Bahnlinien zweckmäfsig ver:
bunden. Auf dem Bahnhofe können täglich 5000 bis 8000 Wagen
geordnet werden; die durchschnittliche Verschiebegeschwindigkeit
beträgt 5 km/Std. Sr.
Aufstellungs-, Zuführungs-,
Eine neue Anlage für die Verbesserung des Güter-
wagenumlaufs in Chicago. Von Glasenapp. Cen-
tralbl. d. Bauverw. 1902. S.473. Mit Abb.
2 [No. 613.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Januar 1903.)
Beschreibung des neuen Verschiebebahnhofes der Chicago
Transfer and Charing Co., der dazu dienen soll, den Güterwagen-
Od.
austausch zwischen den 23 einmündenden Bahnen zu regeln.
Central-Verschub-Bahnhof in Chicago. Gen. civ.
No. 1041 vom 24. Mai 1902. Bd. 41, No. 4, S. 60.
Mit Abb.
Dieser schon mehrfach anderweitig besprochene Bahnhof (vgl.
z.B. »Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen« 1902,
No. 22, S. 354) wird auch hier beschrieben und durch eine Lage-
Nach »Zngineering News« 1902, No. 1, S. 8.
H- e.
Der neue Rangirbahnhof in Chicago. Schweiz. Bauz.
Bd. 39, S. 154. |
Kurze Besprechung des neuen Riesenbahnhofs für 20 in Chicago
mit 27 Hauptbahnhöfen nach dem »Scientific
Vgl. auch »Organ für die Fortschritte des Eisenbahn-
1902. S. 197, von Oder. Gg.
skizze erläutert.
einlaufende Bahnen
Americane.
TOECSCEUS E.
Der Wettbewerb um die Hochbauten des neuen
Personenbahnhofes in Metz. Von Kriesche. Cen-
tralbl. d. Bauverw. 1902. S. 2908 ff. Mit Abb.
Beschreibung der Entwürfe für das Empfangsgebäude des in
Durchgangsform geplanten Bahnhofes Metz. Od.
Hochbauten der Kleinbahnen im Kreise Hadersleben,
Nord-Schleswig. Von Jablonowski. Centralbl. d.
Bauverw. 1902. S. 493. Mit Abb.
Grundrisse und Ansichten kleinerer Empfangsgebäude. Be-
merkenswerth sind scheunenartige Unterfahrten für Privatfuhrwerke.
Od.
Die Haltestellen der Berliner elektrischen Hochbahn.
Von Körber. Centralbl. d. Bauverw. 1902. S. 238.
Mit Abb.
Beschreibung des Aufgangsgebäudes der Haltestelle Prinzen-
strafse, des Krattwerkes an der Trebbinerstrafse und der archi-
tektonischen Ausschmückung der Hochbrücke über den Landwehr-
kanal. Od.
Vereinigte Wagen-Schiebebiihne und -Hebevor-
richtung. Ztschr. f. Transportw. 1902. S. 452. Mit
Abb.
Beschreibung ciner zum seitlichen Verschieben und Heben von
Wagen dienenden Vorrichtung, die zur Vertheilung der Wagen in
einem zweistöckigen Schuppen einer Waggonfabrik in Philadelphia
dient. Die l.änge der Schiebebühne beträgt rd. 15,25 m, von denen
rd. 2,4 m als Ausleger ausgebildet sind, der den Zwischenraum
zwischen dem Schuppenboden und der Bühne überdeckt. Die Trag-
fähigkeit der Bühne beträgt 13 t. Od.
Weichenverriegelung mit elektrischer Entriegelung.
Von J. Schatter, Telegraphenmeister der öster-
reichischen Nordwestbahn in Reichenberg. Organ.
1902. S. 181.
Die Vorrichtung hat den Zweck, von Hand bediente Weichen
nach der Umstellung selbstthätig zu verriegeln, sic unter elektrischem
Verschlusse zu halten und von einem entfernten Punkte aus elek-
trisch zu entriegeln. Sr.
Werkstattsanlagen.
Runderlals betreffend Bestimmungen für die Be-
rechnung der Standfestigkeit von Schornsteinen.
Centralbl. d. Bauverw. 1902. S. 297.
Vorschriften über Belastungsgrofsen und zulässige Bean-
spruchungen des Mauerwerkes und Baugrundes. Od.
Die neuen Werkstätten der russischen Staatsbahn
Kharkow - - Nicolaiew in Kroukoff. Gén. civ.
No. 1039 vom 10. Mai 1902. Bd. 41, No. 2, S. 29.
Mit Abb.
Der oben genannte „Direktionsbezirk“ hat ungefähr 1300 km
Bahnlange (einschliefslich 200 km Anschlüsse). Die Lokomotiven
werden in Pultava reparirt, die 450 Personenwagen und 7100 Güter-
wagen in Kroukoff am Dnieper. Die Wagen-Werkstatt war unzu-
reichend und wurde 1895 -
gerüstete ersetzt.
1901 durch eine neue, besser aus-
Sie liegt an einem von der Bahnrichtung scharf abschwenkenden
toten Gleis, welches sich im Werkstättenhof in eine gröfsere Anzahl
Parallelgleise verzweigt. Zwischen diesen liegen die Hauptgebäude:
mit 2180 qm Grundfläche, enthält die Schmiede,
Tischlerei und Sattlerei. Rechts davon der Montirungsschuppen für
das mittlere,
Güterwagen, links für Personenwagen, zusammen mit 13 060 qm
Grundtläche.
Die gesammte Fläche des Werkstättenhofes einschliefslich des
für spätere Erweiterung bestimmten Theils beträgt 55 ha. H—e.
Allgemeines.
Die Bregenzer Wald-Eisenbahn. Ztg. D. E.-V. 1902.
S. 933.
Eingehende Mittheilungen über diese neuerdings eröffnete inter-
essante Eisenbahn mit dem Ausgangspunkt Bregenz. Fl.
Die Albula-Bahn. Ztg. D. E.-V. 1902. S. 1011.
Die Albula-Bahn, die bei Thusis an das bisherige schweizerische
Balınnetz anschliefst, stellt die Verbindung der unteren Schweiz mit
dem Engadin her. Ihre Besonderheit besteht darin, dafs sie auf
ihrer 60 km langen Entwicklung nur eine ganz kurze Strecke auf-
weist, wo der Bau nicht ein wilder Kampf mit der Hochgebirgsnatur
gewesen wäre. Der Bahnbau ist eingehend beschrieben. Fi.
Die Eisenbahnen Australiens.
D. E.-V. 1902. S. 599.
Ein höchst interessanter Artikel, der über die geschichtliche
Entwickelung dieser Eisenbahnen, ihre Baukosten, ihre Bauart, ihre
Verwaltung u. s. w. eingehende Auskunft gicbt. Fl.
Von Dr. Jung. Ztg.
Die Eisenbahnen Britisch-Indiens. Von Dr. E. Jung
in Leipzig. Zte. D. EA 1902. S. 711.
Eine kurze Darstellung der bisherigen Entwickelung des Britisch-
Indischen Eisenbahn-Netzes mit cinem Hinweise auf den gegenwärtigen
Zustand. Fl.
Die Pariser Stadtbahnen.
S. 191, 202, 231.
Fingehende Beschreibung mit zahlreichen Abbildungen (wie be-
reits mehrfach in deutschen Zeitschriften vorhanden).
Bd. 39,
Schweiz. Bauz.
Costruzione ed esercizio delle strade ferrate e delle
tramvie. Norme pratiche dettate da una eletta di
ingegneri specialisti. Unione Tipografico - Editrice
Torinese, Torino, Via Carlo Alberto 33. 1902. Preis
Jeder Lieferung 2 Lire (1,60 M.). Lieferungen 180—185.
+
Von diesem in italienischer Sprache geschriebenen, den Bau
und Betrieb der Fisenbahnen und Trambahnen behandelnden Sammel-
werke wurden frühere Lieferungen im Literaturblatt zu den Annalen
No. 599 (Band 50, Heft 11), No. 591 (Band 50, Heft 3), No. 581
(Band 49, Hett 5) u. s. w. besprochen.
Lieferungen tragen die besonderen, die im Inhalte behandelten Gegen-
stände bezeichnenden Autschriften:
Lieferung 180 (vol. HI, parte Ila, cap. XVI): Boccole, molle di
sospensione carrelli per l'ingegnere Stanislao Fadda, 28 Druckseiten
Grofs-Viertelbogenform und I Tafel Zeichnungen;
Lieferung 180 bis (vol. IV, parte Ha, cap. XVI): Tecnologia
speciale del sellaio e del tappeziere per ingegnere Stanislao Fadda,
14 Druckseiten und 2 Tafeln Zeichnungen;
Lieferung 181 (vol. IV, parte Ila, cap. XIV):
locomotive per l'ingegnere Stanislao Fadda,
6 Tafeln Zeichnungen;
Lieferung 182 (vol. IV, parte IVa, cap XXIII): Modo di for-
mare gli orari numerici e grafici, per l'ingegnere Lino Germano,
24 Druckseiten und 3 Tafeln Zeichnungen:
Lieferung 183 (vol. I, parte la, cap. I e Ib: Costruzione della
sede stradale per l'ingegnere Vittorio Baggi, 32 Druckseiten und
3 Tafeln Zeichnungen;
Lieferung 184 (vol. III, parte Ha, cap. SUD:
generali per l’ingegnere Stanislao Fadda,
16 Druckseiten und 1 Tafel Zeichnungen;
Die vorbezeichneten neuen
Montaggio delle
12 Druckseiten und
Considerazioni
sui veicoli ferroviari
[l. Januar 1903.)
Lieferung 184 bis (vol. IV, parte IVa, cap. XXII): Modo di
formare gli orari numerici e grafici per l'ingegnere Lino Germano,
18 Druckseiten und 2 Tafeln Zeichnungen;
Lieferung 185 (vol. IV, parte Ila, cap. XIX): Organizzazione
del servizio per l'ingegnere Stanislao Fadda, 44 Druckseiten und
3 Tafeln Zeichnungen.
Wie bei den früher besprochenen Lielerungen sind auch in
den vorliegenden zahlreiche Zeichnungen in den Text eingefügt, die
ebenso wie die auf den besonderen Tafeln sich durch gute Aus-
führung auszeichnen, In der Darstellung sind auf den verschiedenen
Gebieten auch die neuesten Erscheinungen berücksichtigt, wie z. B.
die Verwendung von Kugellagern für Eisenbahnfahrzeuge. Einen
besonderen Werth erhält das Werk noch dadurch, dafs die tech-
in französischer,
nischen Ausdrücke aufser in italienischer auch
deutscher und englischer Sprache angegeben sind, sowie dafs es
eine reichhaltige Sammlung der in verschiedenen Ländern und bei
verschiedenen Eisenbahnen in Anwendung befindlichen auf das
über Fahr-
H. C.
Eisenbahnwesen bezüglichen Bestimmungen, z. B.
geschwindigkeit, giebt.
3. Betriebsmittel.
Elektrische Schienenbremse, System Westinghouse-
Newell. Dingler’s J. 1902. S. 338. Mit Abb.
Ausführliche Beschreibung der Bremse mit Schaltungszeichnung.
Od.
Neuere Fortschritte im Lokomotivbau. Von Geh. Rath
Prof. v. Borris. Ztschr. D. Ing. 1902. No. 29, S. 1066.
die Fortschritte
Die Einführung überhitzten Dampfes, die
Verfasser bespricht im Lokomotivbau und
bezeichnet als solche:
bessere Kenntnifs und Vermeidung der störenden Bewegungen und
den Kraft- und Massenausgleich bei den Viercylinder-lokomotiven.
B.
Neue Steuerung für Verbundlokomotiven. Von
M. Kuhn, Cassel. Ztschr. D. Ing. 1902. No. 30,
S. 1108. Mit Abb.
Verfasser beschreibt eine von bei
welche
ihm erfundene und der
Firma Henschel & Sohn in Cassel ausgeführte Steuerung,
gestattet, dafs bet einem unveränderlichen Füllungsgrade im Nieder-
druckcylinder der Hochdruckelyinder mit jedem beliebigen Füllungs-
grade zwischen 0 und gröflster Füllung arbeitet. B.
Elektrische Schienenbremse System Westinghouse-
Newell. Ztschr. f. Transportw. 1902. S. 338.
Die Bremse hat dreifache Wirkung: als Kurzschlufsbremse,
Schienenbremse und Radbremse. Od.
Die Anwendung hochüberhitzten Dampfes im
Lokomotivbetriebe nach dem Verfahren von Wilh.
Schmidt. Vortrag von Garbe, Geh. Baurath. Organ.
1902. S. 93
Schlufs aus dem »Organ«. 1902. S., 75. Sr.
Bericht über die Jahresversammlung der Master
Mechanic’s Association und Master Car Builder’s
Convention der Eisenbahnenin den Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Von Metzeltin, Regierungs-
Baumeister in Hannover. Organ. 1902. S. 127.
Schluls von S. 107.
Musterentwürfe für Hartgufsräder, Achsen, KRohrbüchsen,
Schraubenfedern für Drehgestellgüterwagen, Mittelkuppelungen, Ver-
schalungsbretter, Lieferungsbedingungen für Bremsschläuche oder für
Brenisklötze werden besprochen. Sr,
6achsige Duplex-Tender-Lokomotive für Schmal-
spur. The Eng. 23. Mai 1902. No. 2421, S. 515.
Mit Abb.
Die Compagnie des chemins de fer départementaux in Frankreich
und Corsica hat eine solche Lokomotive für eine neue Linie des
Netzes von Vivarais (Haute Loire) durch die Fabrik Winterthur
Nachdem die Probefahrt im Januar 1902 günstig
verlief, wurden sofort 4 gleiche Lokomotiven nachbestellt.
Die Bahn hat I m Spur, Steigungen von 3,25 pCt. (1 : 30,8),
Kriimmungen von 100 m Halbm. -
bauen lassen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No 613.) 3
Züge von 80t Gewicht sollen mit 20 Km/Stde. Geschwindigkeit
befördert werden.
Sie hat
2 Drehgestelle mit je 3 gekuppelten Achsen mit 4 m steifem Rad-
stand. H —e.
Die Lokomotive ist nach dem System Mallet gebaut.
Die grölste Belastung einer Achse beträgt 7,5 t.
4'4 gekuppelte Güterzug-Lokomotive der North-
Eastern-Bahn. The Eng. Vom 6. Juni 1902. No.2423,
S. 557. Mit Abb.
Zur Ergänzung früherer Mittheilungen wird jetzt eine per-
spektivische Ansicht der Maschine gebracht und ein Bericht über
Die wiegt 59,2 t
H e
eine günstig verlaufene Probefahrt. Maschine
und hat 1,403 m Triebraddurchmesser.
3/5 gekuppelte Güterzug-Lokomotive der Chicago
und North-Western-Bahn. The Eng. Vom 13. Juni
1902. No. 2424. S.581. Mit Abb.
Es liegt hier ein die obige Lokomotivenart beschreibender und
darstellender Abschnitt vor aus einer längeren Artikelreihe von
H— e.
einem „Amerikanischen Ingenieur“.
Neue Verbund-Lokomotiven mit 4 Cylindern, mit
Anfahr-Vorrichtung System Goelsdorf. Gen. civ.
No. 1048 vom 12. Juli 1902 Bd. 41, No. 11, S. 172.
Mit Abb.
Es handelt sich
Lokomotiven für grofse Geschwindigkeit,
um eine neue Art sehr kräftiger Verbund-
welche die Direktion der
Oesterreichischen Staatsbahnen zu Antang dieses Jahres in Dienst
gestellt hat. Die Antahr-Vorrichtung von Goelsdorf hat sich bei
den 2 cylindrigen Verbund-Maschinen der Wiener Stadtbahn bewährt,
Die neuen Maschinen sind 2/5 gekuppelt, mit vorderem
2 achsigem Drehgestell. Gesammtgewicht der Maschine ohne Tender
68,3t. Treibachslast 14,5 t.
quer zur Längsrichtung der Maschine.
Durchmesser bei 0,68 m Kolbenhub.
Bei
gestellten Anforderungen sehr
Die 4 Cylinder liegen in einer Linie
Sie haben 0,35 bezw. 0,6 m
den Versuchen genügte die erste dieser Maschinen den
vollkommen. Es wurden daher
die letzte lieferbar bis Ende Januar 1903.
Diese Lokomotiven sollen die Schnellzüge der Linien Wien— Prag
17 gleiche bestellt,
und Wien—Fger fahren, bei häufigen Steigungen 1 : 100,, worunter
eine von 30 km Lange, welche mit 50 Km/Stde. zu ersteigen sind,
und bet Kurven von 380 und 450 m Halbmesser. H—e.
III. Bergwesen.
5. Allgemeines.
Statistische Zusammenstellungen über Blei, Kupfer,
Zink, Zinn, Silber, Nickel, Aluminium und Queck-
silber. Herausgegeben von der Metallgesellschaft und
der Metallurgischen Gesellschaft A. G. Frankfurt a. M.
Juni 1902. [V. DM
Der vorliegende 9. Jahrgang der statistischen Zusammenstellungen
enthält wiederum eine reichhaltige Sammlung von Mittheilungen über
die Produktion, den Verbrauch und den Preis der einzelnen Metalle
in allen europäischen und den in Betracht kommenden aufsereuro-
päischen Ländern und zwar vom Jahre 1892 ab bis zur Mitte des
laufenden Jahres. Ferner ist die Ausfuhr und Einfuhr der Metalle von
und nach den erzeugenden und verbrauchenden Staaten und, so weit
zu ermitteln, auch der annähernde Bestand der Vorräthe angegeben,
Die in diesem Hette in tabellarischer Form enthaltenen Angaben
und die kurzgefafsten Erläuterungen hierzu, geben ein Bild von dem
Stande der Industrie, so weit diese von den behandelten Materialien
abhängig ist und die in der Berichtszeit vorgekommenen Preis-
schwankungen lassen erkennen, welchen Einflufs die rückläufige
Konjunktur der letzten Jahre und die Vereinigung grofser Producenten
zu kapitalkräftigen Gesellschaften, auf den Weltmarkt ausgeübt haben.
Der Inhalt dieses Werkchens ist daher gerade für die Gegenwart
von besonderem Interesse. Le
V. Elektrizitat.
Untersuchung eines Drehstrommotors der Berlincr
Maschinenbau-A.-G., vormals L. Schwartzkopft. Von
Emil Ziehl, Berlin. Elektr. Ztschr. 1902. Heft 12,
S. 236. B.
4 [No. 613.)
Verwendung hochgespannter Ströme in Europa.
Schweiz. Bauz. Bd. 39, S. 121.
Während in Nordamerika Spannungen bis 40 ja 50000 V
vorkommen, ist man in Europa neuerdings bis auf 20 und 30000 V
gegangen, so z. B. bei Carno (20 000), Grenoble (26 000), Waldshut
(25 000), Zaragoza (30 000 V auf 80 km), endlich bei einer Anlage
für Venedig, Udine und Perdenone auf 36 000 V bei 90 km Gröfst-
entfernung. Gg.
Das System der drahtlosen Telegraphie von Marconi,
von Anbeginn bis zu seiner gegenwärtigen Ent-
wickelung. Dingler’s J. 1902. S. 453 ff Mit Abb.
Ausführliche geschichtliche Darstellung der Entwickelung der
drahtlosen Telegraphie. Od.
Die Wechselstromtechnik. Herausgegeben von E.
Arnold, Professor und Direktor des Elektrotech-
nischen Instituts der Grofsherzoglichen Technischen
Hochschule Fridericiana zu Karlsruhe. Erster Band.
Theorie der Wechselströme und Transformatoren.
Von J. L. la Cour. Mit 263 in den Text gedruckten
Figuren. Berlin 1902. Verlag von Julius Springer.
Preis geb. 12,00 M. IV. DM
Wir haben hier den ersten Theil eines grofs angelegten Werkes
vor uns. Mit wissenschaftlicher Grtindlichkeit wird die Theorie für
Sinusströme wie auch für periodische Ströme allgemeiner Form
durchgeführt, wobei die analytische, symbolische und geometrische Be-
handlungsweise gleichmäfsig zu ihrem Rechte kommen. Die über-
aus klare Darstellung vereinigt meisterhaft die den Theoretiker be-
friedigende Allgemeinheit mit den Rücksichten auf die Praxis, und
zahlreiche Beispiele vervollständigen den hohen Werth des Werkes.
Hervorgehoben sei insbesondere die überaus präzise und korrekte
Bei der Mittheilung der Zahl 428 für das
wäre die Angabe der Temperatur
Fassung der Definitionen.
mechanische Wärmeäquivalent
und der geographischen Breite erwünscht gewesen, denn bei 15 ® ist
die Zahl auch für Karlsruhe zu grofs, bei 0° aber selbst für Berlin
Dem vortrefflichen Inhalt entspricht die tadellose
Dr. M.
noch zu klein.
Ausstattung.
Elementare Vorlesungen über Telegraphie und
Telephonie. Von Dr. Richard Heilbrun. Mit zahl-
reichen in den Text gedruckten Abbildungen. Berlin
1902. Verlag von Georg Siemens. Vollständig in
etwa 5 Lieferungen zum Preise von je 1,60 M.
(V. D. M]
In der vorliegenden zweiten Lieferung, welche die 5. und ô.,
sowie den Anfang der 7. Vorlesung umfafst, werden die Erscheinungen
der Induktion, der Elektrostatik und der chemischen Stromwirkung
in der bereits und
dabei doch wissenschattlich cinwandstreien Weise besprochen. Die
Vorlesung über Elektrostatik wird durch cinen Anhang vervollständigt,
die Identität der statischen und galvanischen Elektri-
hervorgehobenen überaus klaren, elementaren
in welchem
cität erläutert wird. Die Experimente sind wiederum sorgfältig
ausgewählt, beweiskräftig und einfach auszuführen. Dr. M.
Taschenpreisliste für Elektrotechniker. Unentbehr-
liches Vademecum für Acquisiteure und Projekteure,
zusammengestellt von Ingenieur Fritz Hoppe. Darm-
stadt-Leipzig 1902. Ed. Wartig's Verlag Ernst Hoppe.
Preis 2,25 M. iV. D. M.]
Der Verfasser des vorliegenden Taschenbuches über Material-,
Apparate- und Maschinenpreise, sowie der Montagekosten für celek-
trische Anlagen jeder Art ist der sich gestellten Aufgabe in hohem
Mafse gerecht geworden. Das Buch enthält bei handlicher Ausführung
und übersichtlicher Anordnung cine grofse Fülle reichhaltigen Materials,
Selbstredend können die angeführten Preise nur als ungefähre Durch-
schnittspreise gelten; sie geben jedoch infolge der detaillirten Be-
arbcitung sowohl dem acquirirenden wie konstruirenden Ingenieur
werthvolle Anhaltspunkte nach jeder Richtung hin bei überschlägigen
Kalkulationen unter Anwendung der verschiedensten Systeme.
Für eigene Notizen ist das Taschenbuch durchschossen gebunden,
sodats die Preise nach der herrschenden Konjunktur genauer fest-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Januar 19093.)
Schaltungsbuch für Schwachstromanlagen. Von Max
Lindner, Elektrotechniker. Leipzig 1902. Verlag von
Hachmeister & Thal. Preis geb. 1,80 M. [V.D.M.]
Das Buch enthält 164 Schaltungsskizzen mit erläuterndem Text
für alle Arten von Schwachstromanlagen mit Ausnahme der Tele-
graphen- und Eisenbahnsignalanlagen Die Skizzen,
übersichtlich gehalten sind, betreffen Haustelegraphen- und Signal-
Wachterkontroll- und
Anlagen für zeitweise Batteriebeleuchtung.
welche sehr
anlagen, Wasserstandsmelde-, Sicherheits-,
Uhrenanlagen, sowie
Das Buch ist hauptsächlich für den Installateur und Monteur bestimmt
und bietet demselben ein werthvolles Hülfsmittel bei der Einrichtung
der genannten Anlagen, Sch.
Erläuterungen zu den Feuersicherheits-Vorschriften
für elektrische Licht- und Kraftanlagen. Von
E. Lenggenhager, Montage-Ingenieur. Zürich 1902.
Verlag von Albert Raustein vormals Meyer & Zeller’s
Verlag. Preis IM. [V. DM
Das Buch giebt eine, auch für den Nichtfachmann verständliche
Erläuterung zu den Sicherheitsvorschriften der Feuerversicherungs-
gesellschaften und ist berufen, zu einer sinn- und sachgemiifsen An-
wendung dieser Vorschriften beizutragen. Dr. M.
VI. Verschiedenes.
Materialien zur Kritik des Doktor-Ingenieurs. Ein
Beitrag zum Promotionsrecht der Technischen Hoch-
schulen. Verhandlungen, Vorschriften, Petitionen und
Berichte mit einer Einleitung von Prof. P. Walle.
Berlin 1902. Kommissionsverlag von Eugen Grofser,
SW., Wilhelmstr. 121. +
Eine Kampfschritt, welche noch historischen Werth behält, nach-
dem in vielen Punkten die Wünsche des Herrn Verfassers durch
den gemeinschaftlichen Erlafs des Unterrichts-Ministers und des
Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 27. November 1902 bereits
in Erfüllung gegangen sind. Hervorgerufen durch die Zurücksetzung
der staatlichen Baubeamten bei der ersten Abfassung der Vor-
bedingungen für die Erlangung des neuen technischen Doktortitels,
giebt die Schrift ein klares Bild der Schritte der höheren Techniker
und Studierenden, welche nun durch obigen Erlafs erzielt haben,
dafs die staatlich geprüften Baumeister ohne weiteres, die staatlich
geprüften Bauführer nach Erlangung des Grades eines Diplom-In-
genieurs auf Grund einer Diplomarbeit ohne mündliche Prüfung be-
rechtigt sind, sich zur Promotion zum Doktor-Ingenieur zu melden,
während mit dem 1. April n. J. die staatliche Bauführerprüfung durch
die akademische Diplomprüfung ersetzt wird. Zurückgesetzt fühlt
sich noch der bergmännische Berufsstand, dessen Mitglieder wünschen,
dafs auch den Bergakademien das Recht zur Doktor-Ingenicur-Pro-
motion bewilligt werden möge.
Kraft, Kalender für Fabrikbetrieb. Bearbcitet und
herausgegeben von Richard Mittag, Ingenieur und
Chef-Redakteur. Sechzchnter Jahrgang 1903. Mit
einem Kalendarium für 1903, einer Eisenbahnkarte
und 184 Abbildungen im Text. Dazu eine Beilage
von 368 Seiten mit einer umfassenden Sammlung der
gewerbegesetzlichen Bestimmungen, Zolltarife, Fracht-
sätze u. s. w. Preis in Brieftaschenform, in Leder
fcin gebunden, nebst Beilage 4 M. Verlag von
Robert Tessmer, Berlin SW. 12. +
Das Handbuch, welches sich schon in vielen Fabrikbetrieben
als nützlicher Rathgeber eingebürgert hat, fällt im 16. neuen Jahrgange
durch eine klarere, deutlicher lesbare Druckschrift und die Verwendung
der neuen Rechtschreibung auf. In sachlicher Hinsicht hat die
Durcharbeitung der Abschnitte über Dampfkessel, Steuerungen, Re-
gulatoren manche bcachtenswerthe Aenderung bewirkt, ebenso ist
der Haupttheil durch Ueberweisung mancher Abschnitte in die jetzt
sehr umfangreiche Beilage vortheilhaft entlastet. Besondere Sorg-
falt ist auf die Vervollständigung und übersichtliche Anordnung der
gewerbegesetzlichen Vorschriften verwendet, die, so zweckmafsig
geordnet und vollständig zusammengestellt, wohl sonst nirgends an-
getroffen werden. Das in jeder Beziehung mustergiltige Handbuch
zulegen sind, wodurch das Buch an Werth gewinnt. Hr. verdient unsere volle Empfehlung.
Sei ring des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regierungs-Baumeister a D
Patentanwalt L. Glaser, Berlin. — Drock von Gebrüder Grunert, Berlin S.W.
LITERATURBLATT
GLASERS ANNALEN
für
GEWERBE UND BAUWESEN.
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V.D.M.j
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure, die mit Tt bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
Beilage zu No. 614 (Band 52. Heft 2).
I. Eisenbahnwesen.
3. Betriebsmittel.
Anwendungen des überhitzten Dampfes auf Loko-
motiven. Gén. civ. No. 1042 vom 31. Mai 1902
Bd. 41, No.5, S.65. Mit Abb.
Die des bei
l.okomotiven der preufsischen Staatsbahnen werden beschrieben und
die Ergebnisse der mit diesen Lokomotiven angestellten Versuche
H—e.
bekannten Anwendungen Systems Schmidt
mitgetheilt.
Druckluftlokomotiven. Von M. Buhle, Charlottenburg
und G. Schimpff, Altona. Ztschr. D. Ing. 1902.
No. 17, S. 589.
Beschreibung der Einrichtung und Leistungsfähigkceit ver-
schiedener älterer und neuer Druckluftlokomotiven, wie die der
Gotthardbahn, der Dickson l.okomotive Works, der Strafsenbahn-
Druckluftlokomotive von Hardie, die der
Pariser Westbahn und für den Simplontunnel. und
Stralsenbahnen haben sich diese Maschinen recht gut bewährt, für
längere Hauptbahnstrecken dürften sie sich aber weniger eignen,
da das oftmalige Laden von Luft und Wasserdampf die Anlage -er-
lokomotive von Mekarski,
Für Tunnel
schwert und die Verwendung beeinträchtigt. Der italienische Ingenieur
Opizzi in Mailand hat eine mit kraftsaınmelnder Bremse ausgerüstete
Lokomotive entworfen, deren Motor auf Gefällstrecken als Generator
(Luftpumpe) wirken und bis zu 75 pCt. der auf der Bergfahrt ver-
brauchten Energie theoretisch wiedergewinnen soll. B.
4. Werkstatts- Einrichtungen.
Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung.
Von Georg v. Hanffstengel. Dingler’s J. 1902.
S. 315 ff. Mit Abb.
Ausführliche Beschreibung der ausgestellten Krahne. Od.
Rauchlose Feuerung in Amerika. Dingler’s J. 1902.
S. 401. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Ingenieurverein von St. Louis von W.H.
Bryan gehaltenen Vortrages. Od.
Neue Hebel- und Stofsmaschinen der Berliner Werk-
zeugmaschinenfabrik-A.-G. vormals L. Sentker. Von
Oberingenieur P. Janson. Ztschr. D. Ing. 1902.
No. 19, S. 684.
Fortsetzung der Beschreibung verschiedener von der genannten
Firma getertigter Werkzeugmaschinen. | B.
Untersuchungen am Gasmotor. Von Eugen Meyer,
Prof. in Berlin. Ztschr. D. Ing. 1902. No. 26, S. 945;
No. 27, S. 996.
Mittheilungen über diesbezügliche Versuche in dem Institut für
technische Physik der Georg August-Universität zu Göttingen. B.
Neue Krahne mit elektrischem Antrieb. Ausgeführt
von der Duisburger Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft
vorm. Bechem & Keetmann. Ztschr. D. Ing. 1902.
No. 26, S.968. Mit Abb. B.
Bohr- und Fräsmaschine für Lenkstangen. Von
Herm. Fischer. Ztschr. D. Ing. 1902. No. 29, S. 1075.
- vorderen Theil
Beschreibung einer von Schilling & Kramer in Suhl für die
Maschinenfabrik von R. Wolf in Buckau-Magdeburg gebauten Bohr-
zum Bearbeiten von Lenk-
und Fräsmaschine, die ausschlieislich
stangen dient und so eingerichtet ist, dafs gleichzeitig 4 Werkzeuge
thätig sein können. B.
Beitrag zur Prüfung der Eisenbahn-Achsen. Ztg.
D. E.-V. 1902. S. 664 mit Abb., auch S. 931 mit Abb.
Es wird in Vorschlag gebracht, die Prüfung der Eisenbahnachsen
auf das Vorhandensein von Anbrüchen durch eine innere Revision
festzustellen, bei der man mit grofsem Vortheile den elektrischen
Strom verwenden könne. Ucber das hierbei zu beobachtende
Verfahren ist eine nähere Anweisung gegeben. Fl.
Die Rauchverbrennung in Feuerungen. Gen. civ.
No. 1044 vom 14.
Mit Abb.
Am 22. Juni 1898 verordnete der Polizei-Präfekt von Paris die
Anbringung von wirksamen Rauchverbrennungs-Vorrichtungen binnen
6 Monaten.
Die Verwaltung dem nach
durch Einführung von Feuerungen System Sabourain. Dies bestcht
des Rosts die frisch
während über dem hinteren
Juni 1902. Bd. 41, No. 7, S. 106.
der pneumatischen Röhren kam
darin, dafs auf dem vorderen Theil auf-
geschütteten Kohlen vergast werden,
Theil diese Gase und die allmählich nach hinten geschobenen Koks
Für
des Rosts sorgt ein
verbrennen. reichliche Luftzuführung von unten durch den
unterhalb, am Ende dieses
über
flaches Gewölbe
über dem hinteren
Theils Durch ein dem vorderen
Rosttheil
werden die Gase nach dem Verbrennungsraum,
Rosttheil geführt.
In Verbindung mit einer besonderen Rostform,
hat die Sabourainsche Feuerung sehr günstige Ergebnisse gehabt.
Dabei Rosts
von 8 bis 10 Minuten vorausgesetzt.
hängender Blechschirm.
angebrachtes, nach hinten geneigtes,
von Wagner,
in Zwischenräumen
H—e.
ist sorgfältige Beschickung des
5. Betrieb und Verkehr.
Fahrgeschwindigkeit auf Deutschen Eisenbahnen.
Von Dr. Albert Kuntzmüller. Ztg. D. E.-V. 1902.
S. 1091.
Ueber diesen Gegenstand, sowie über die Frage der längsten
aufenthaltlos durchfahrenen Strecken im Deutschen Reiche werden
höchst interessante Angaben gemacht. 2 Verwaltungen, die preufsische
und die badische stehen bezügl. der wirklich erreichten Höchst-
geschwindigkeit im durchgehenden Verkehr den anderen weit voraus
mit 85,29 bezw. 80,30 km pro Stunde. l
durchfahrene Strecke, 190 km, von München bis Nürnberg hat die
bayerische Staatsbahn aufzuweisen. Fl.
Die längste aufenthaltlos
Fahrbeschleunigungen auf der Französischen Nord-
bahn. The Eng. vom 13. Juni 1902. No. 2424, S. 579.
Neuerdings wird die 298,5 km lange Strecke von Paris bis
Calais (Pier) in 3 Std 5 Min. durchfahren, einschl. eines Aufenthalts
von 4 Min. in Amiens zum Wassernchmen. Das ergiebt eine Reise-
geschwindigkeit von 96,7 oder 98,8 km/Stde. je nachdem man den
Aufenthalt mit einrechnet oder nicht. H—e.
The Royal Train’s Record Run from Plymouth to
Paddington. The Railw. Eng. 1902. S. 97.
(15. Januar 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
6 (No. 614.|
Angaben über eine Schnellfahrt des Königlichen Hofzuges in
England, bei der die 246! englische Meilen lange Strecke von
Plymouth nach der Station Paddington in London in 4 Stunden
431’, Minuten durchfahren worden ist, was einer durchschnittlichen
Fahrgeschwindigkeit von etwa 84,5 km/Stde. entspricht. Fr.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
2. Dampfmaschinen.
Der Dreiflammrohrkessel und die Ergebnisse der
damit angestellten Verdampfung- und Anheizversuche.
Von Prof. Lewicki, Dresden. Ztschr. D. Ing. 1902.
No. 25, S. 926. Mit Abb.
Beschreibung cines H. Pauksch A.-G. in
Landsberg a/W. gefertigten Dreiflammrohrkessels, welcher nach der
von der Firma
Untersuchung des Verfassers mancherlei Vorzüge vor dem Zwei-
flammrohrkessel besitzen soll. B.
Der Reguliervorgang bei Dampfmaschinen. Von
Dr.-Ingenieur Benno Rülf, Köln a. Rh. Mit 15 in
den Text gedruckten Figuren und 3 Diagramm-Tafeln.
Berlin 1902. Verlag von Julius Springer. Preis 2M.
[V.D.M.]
die Gröfse und
welche die Umlaufzahl
Der Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt,
den zeitlichen Verlauf der Schwankungen,
einer Dampfmaschine mit Fliehkraftregler erleidet, mit einfachen
Mitteln zu verfolgen Er entwickelt zu diesem Zwecke ein zeichnerisch-
rechnerisches Verfahren, das eine verhältnifsmälsig leichte Berück-
sichtigung aller wesentlichen Einflüsse zuläfst; er giebt jedoch selbst
zu, dafs es noch eingehender Versuche bedürfe, um die Ueberein-
stimmung der ermittelten Werthe mit den thatsächlichen Vorgängen
zu prüfen. Als Grundlage und zur Beurtheilung derartiger Ver-
suche ist die vorliegende Arbeit jedenfalls werthvoll. Sbd.
4. Allgemeines.
Beiträge zur Frage der Regelung schnellaufender
Dampfmaschinen durch Achsenregler. Von Jos.
Finkel, Dortmund. Ztschr. D. Ing. 1902. No. 11,
S. 382. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Westfälischen Bezirksverein gehaltenen
Vortrages, in welchem der Vortragende die Ansicht ausspricht, dafs
für den Konstrukteur der Kernpunkt der Aufgabe in der vernünftigen
Durchbildung der Einzelheiten und der Steuerung läge. Er geht
dann näher auf die verschiedenen gebräuchlichen Steuerungen ein
dats,
dem Achsenregler eine hervorragende
und kommt zu dem Ergebnifs, sobald man die Umlaufzahl
nennenswerth steigern will,
Rolle eingeräumt werden mufs. B.
Neuerungen an Federmanometern, Indikatoren und
Ventilen der Firma Dreyer, Rosenkranz & Droop.
Ztschr. D. Ing. 1902. No. 27, S. 1003. Mit Abb.
Wiedergabe cines im Hannover’schen Bezirksverein von
P. H. Rosenkranz gehaltenen Vortrages. B.
Die Abhängigkeit des Dampfmaschinengewichtes von
der Kolbengeschwindigkeit. Von O. Schäfer.
Dingler's J. 1902. S. 565. Mit Abb.
Es wird auf Grund theoretischer Ermittelungen versucht, das
Verhältnifs von Kolbenhub und Cylinderdurchmesser festzulegen, bei
dem das Gewicht der Dampfmaschine am kleinsten wird. Od
Kreiselpumpen für grofse Druckhöhen mit Elektro-
motor oder Dampfturbinenantrieb. Von Em. Arp.
Dingler’s J. 1902. S. 568.
Auf Grund der Arbeiten von Rateau und Schabaver wird die
Wirkungsweise der Kreiselpumpe besprochen. Es soll möglich
sein, mit ihnen unter gewissen Bedingungen die unterirdischen
Wasser von Bergwerken bis auf 500 m in einem Druckstrang zu
heben. Od.
Untersuchung einer Tandem-Verbundmaschine von
1000 PS. Von M. Schröter. Ztschr. D Ing. 1902.
No. 22, S. 803, No. 24 S.891.
Die Untersuchung betrifft cine von der Firma Gebrüder Sulzer,
Winterthur, für das Elektricititswerk in Mannheim gelicferte Maschine
Tabellen
Darstellungen die gewonnenen Resultate mit. B.
und theilt Verfasser in verschiedenen und graphischen
Globoidschnecken. Von Professor Georg Lindner
in Karlsruhe. Ztschr. D. Ing. No. 18, S. 644.
Verfasser hat auf Veranlassung der Maschinenfabrik Lorenz in
Ettlingen die von ihr gefertigten Globoidschnecken eingehend unter-
sucht und auf ihre Leistungsfähigkeit geprüft und veröffentlicht die-
selben. Er sagt zum Schlufs seiner Abhandlung: „Je stärker das
Uebersetzungsverhältnifs, um so günstiger stellt sich der Vergleich
der Schneckenantriebe gegenüber der schwerfälligen Zahnradüber-
tragung. Unzweifelhaft ist es hier gelungen, bei der werkstatt-
gemafsen Aenderung in der Ausführung der Schneckentriebe etwas
durchaus Gutes zu leisten.“ B.
Bremsversuche an einer New American- Turbine.
Von Pfarr, Darmstadt. Ztschr. D. Ing. 1902. No. 23,
S. 845. |
Auf Veranlassung der Maschinenfabrik von Briegleb Hansen
& Comp. in Gotha wurde eine der New American-Turbinen auf ihre
Leistungsfähigkeit vom Geh. Baurath Prof. Pfarr geprüft und wie in dem
Bericht nachgewiesen wird, festgestellt, dals ihre Leistungen durch-
aus nicht den Behauptungen der amerikanischen Firma entsprechen,
dafs vielmehr einzelne bei uns gefertigte Turbinen einen höheren
Nutzetfekt erzielten. B.
Parson’s Dampfturbine, ausgeführt von Brown,
Boverie & Cie. in Baden (Schweiz). Schweiz. Bauz.
Bd. 39, S. 237 und 247.
Beschreibung und Anwendung für Dynamomaschinen.
V. Elektrizität.
Aufgaben aus der Elektrotechnik nebst deren
Lösungen. Ein Uebungs- und Hilfsbuch für Studierende
und Ingenieure von Dr. phil. E. Müllendorff, Civil-
ingenieur in Berlin. Mit 14 Textfiguren. Berlin 1902.
Verlag von Georg Siemens. Preis geb. 2,50 M.
| [V. D. MI
Das Werk enthält eine Sammlung sorgfältig ausgewählter Auf-
gaben aus vielen Gebieten der Elektrotechnik, deren Lösung ein
ticferes Eindringen in die Materie erfordert, ohne zu grofse mathe-
matische Schwierigkeiten zu bieten. Als Uebungs- und Nachschlage-
buch dürfte es für den Studierenden wie den praktischen Ingenieur
von gleichem Nutzen sein. Eine Vermehrung der Aufgaben und
Bearbeitung noch fehlender Gebiete in späteren Auflagen würde
den Werth des Buches noch erhöhen. Sbd.
VI. Verschiedenes.
Gewerbeordnung für das Deutsche Reich, Text-
ausgabe mit Anmerkungen, von T. Ph. Berger
und L. Wilhelmi. 16. Auflage, bearbeitet von
H. Spangenberg. Berlin 1902, J. Guttentag. 3 M.
Neue Auflage der beliebten Guttentag’schen Ausgabe.
allen für das Reich erlassenen Ausführungsbestimmungen.
Mit
Gewerbe- und Bau-Unfallversicherungsgesetz. Be-
arbeitet von F. X. Oefele. 3 Lieferungen. München
1902, J. Schweitzer. 8,80 M.
Das nunmehr abgeschlossene Werk auf 447 Seiten
eine cinleitende Uebersicht, das sogen. Mantel-, das Gewerbe- und
enthalt
das Bau-Unfallversicherungsgesetz mit Kommentar, sowie eine Reihe
von Ausführungsbestimmungen und dergl. und ein ausführliches
Sachregister.
Der Entwurf B eines Reichsgesetzes betr. die
Sicherung der Bauforderungen mit Bezug auf die
voraussichtlichen Wirkungen in der Praxis, sowie
einige Vorschläge zur Ergänzung desselben, nebst
Anhang: Die Verluste der Baulicferanten durch die
Zwangsversteigerungen. Von O. Reinhardt, gepr.
Baumeister. Dresden 1902, C. Weiske. Preis 80 Pf.
Beiträge zur Lehre von der Patentfähigkeit. Von
Oskar Schanze. 1. Heft. Berlin 1902, G. Siemens.
Erweiterter Sonderabdruck aus »Glasers Annal:ne.
[15. Januar 1903.)
Festschrift der Firma Borsig anlälslich der Fertig-
stellung der 5000. Lokomotive. Ze DEN 1902.
S. 874.
Wiedergabe der interessantesten Betriebsergebnisse dieser
Firma im Auszuge. Fl.
Die Wohnungsfrage. Von Dr. Eugen Jäger, Mitglied
des Reichstags und der Bayerischen Kammer der
Abgeordneten. 1. Band. 1902. Verlag der Germania,
Akt.-Ges. für Verlag und Druckerei, Berlin. Preis 5M.
Das seine Aufgabe gründlich und umfassend behandelnde Werk
beginnt, von der Thatsache der Wohnungsnoth ausgehend, mit einer
Zusammenfassung ihrer Ursachen und einer lebhaften Schilderung
Sittlichkeit,
Nach einem Ausblick auf die Wohnungsgesetzgebung
ihrer verhängnifsvollen Wirkungen auf Familienleben,
Sterblichkeit.
des Auslandes wird der gegenwärtige Stand der Frage in Deutschland,
und zwar sowohl bei den Regierungen wie bei den parlamentarischen
Parteien und den Gemeinden, ausführlich behandelt und sodann der
gemeinnützigen Thätigkeit im Arbeiter- und Kleinwohnungsbau ein-
gehend gedacht.
Ein 2. Band des Werks, das allen, die diesem wichtigen Thei
der sozialen Frage ihre Aufmerksamkeit oder Thätigkeit zuwenden, von
Interesse sein wird, soll von den Bauordnungen, der Hausspekulation,
der Lage des Baugewerbes, der Organisation des Kleinwohnungs-
baus, dem Reichswohnungsgesetze und anderen zeitgemälsen Gegen-
ständen handeln.
Bergarbeiter-Wohnungen im Ruhrrevier. Bearbeitet
von Robert Hundt, Berginspektor in Saarbrücken.
Berlin 1902. Verlag von Tulius Springer. Preis 5 M.
Herausgegeben von dem Verein für die bergbaulichen Interessen
im Oberbergamtsbezirk Dortmund.
Das bürgerliche Wohnhaus. Eine Sammlung ein-
facher bürgerlicher Wohnhäuser. Dargestellt in
Ansichten, Schnitten und Details. Für Schule und
Praxis bearbeitet von Architekt L. Geisler. II. Heft.
Eingebaute Wohnhäuser. IV.S. Text und 24 Tafeln
in Grofs-Folio. Hildburghausen 1902. Polytechnischer
Verlag Otto Pezoldt. Preis 5M.
Architektonische Hochbaumusterhefte. Herausgegceb.
von Architekt Hans Issel. Sammlung XI. 1. Theil.
Moderne Einfamilien-Häuser und Villen.
(Leipzig, Carl Scholtze). Pr. 3,50 M.
16 Tafeln mit Text.
Hausthüren und Thore. Von Architekt E. Grofs-
mann.
Moderne Bauschreiner-Arbeiten.
Stähelin, Kieser und Deeg.
Billige Wohnhäuser in moderner Bauart. Von
E. Grofsmann, alle 3 erschienen in Ravensburg,
Verlag von Otto Maier.
Von Schmohl,
Die 3 Werke bilden eine wirklich gediegene und brauchbare
Vorlagesammlung, die Fachleuten gewils zweckdienliches Material
an guten Vorbildern bieten werden. Fl.
Eiserne Treppen. Schmiedeeiserne Treppenkonstruk-
tionen mit Beschreibung, Eisenangaben, Gewichts- und
Preisberechnungen. Herausgegeben von J. Feller
und Bogus, 4. und 5. Lieferung. Ravensburg, Verlag
von Otto Maier. Vollst. in 10 Lieferungen a 3 M.
Der Kunstschmied. Vorlagen für Schlosser- und
Schmiedearbeiten. Von W. Ehlerding, Ravensburg.
Verlag von Otto Maier. 10 Hefte a 50 Pig.
Von der früher besprochenen Sammlung ist soeben das 3. und
4. Heft erschienen. Sie enthalten, wie die ersten, eine gröfsere
Zahl praktischer Zeichnungen für Schlosser und Schmiede, die
selbst dem neuesten Geschmack Rechnung tragen. B.
Einfache moderne Möbel. Eine Sammlung meist aus-
geführter bürgerlicher Zimmer-Einrichtungen. Heraus-
gegeben von Kieser & Deeg, Atelier für Kunst-
gewerbe in München. Verlag von Otto Maier,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(Ne, 614. 7
Ravensburg. Vollständig in 10 Lieferungen a 2 M.
5. bis 7. Lieferung.
Fortsetzung der früher besprochenen Sammlung. . B.
Der Ziegelofen. Konstruktion und Bauausführung von
Brennöten, Ofengebauden und Schornsteinen für
Ziegeleien. Von Otto Bock, Ziegelei-Ingenieur.
Zweite neu bearbeitete Auflage von A. Eckhart: Die
Konstruktion von Brennöfen u. s. w. Mit 22 Abb.
Verlag von Carl Scholtze in Leipzig. Preis 1,50 M.
Die Verlagshandlung hat das im Jahre 1881 von Eckart ver-
fafste Buch durch einen erfahrenen Fachmann neu bearbeiten lassen.
Eine derartige abermalige Bearbeitung war bei den grofsen Um-
in den verflossenen zwei
wälzungen, welche die Ziegelindustrie
Dezennien durchgemacht hat, durchaus geboten und hat Verfasser
seine in einer dreifsigjährigen Praxis gemachten Erfahrungen,
namentlich in Bezug auf den Ofenbau darin zum Ausdruck gebracht.
Die Ziegelcibesitzer können daraus die bautechnisch richtige Aus-
fiihrungsweise der Ziegeläfen
Buch deshalb bei
trefflicher Berather zu werden. B.
erkennen und verspricht das vor-
liegende Neuanlagen von Ziegeleien ein vor-
Otto Hübners Geographisch-statistische Tabellen.
Herausgegeben von Dr. Fr. v. Juraschek. Verlag
von Heinr. Keller in Frankfurt a. M. Ausgabe 1902.
Preis 1,50 M.
Die Gruppirung der Staaten ist in dicsem Jahrgange der Tabellen
die gleiche wie im Vorjahre geblicben. Dem auswärtigen Handel
des deutschen Zollgebietes wurde gegenüber dem Vorjahre ein
breiterer Raum gewidmet. Fl.
Die wichtigsten Gesteinsarten der Erde. Von Dr. Th.
Engel, Ravensburg. Verlag von Otto Maier. 10 Liefe-
rungen a 50 Pf. Mit zahlreichen Holzschnitten und
farbigen Illustrationen. 2. vermehrte und verbesserte
Auflage.
Dem Text ist eine Einführung in die Geologie vorangeschickt.
Für Freunde der Natur leichtfafslich zusammengestellt und in gutem
Sinne volksthümlich geschrieben, wird es vielen eine willkommene
Belehrung bieten. -FI
Verkehrspolitische Wahrscheinlichkeitsberechnun-
gen. Von Dr. rer. politic. Ernst Heubach. Ztg. D.
E.-V. 1902. S. 583.
Es wird darauf hingewiesen, von wic grofsem Werthe es sei, nach
Untersuchungsmethoden umzuschauen, die den Ergebnissen solcher
Berechnungen ein möglichst grofses Mais von Wahrscheinlichkeit
verleihen. Es sei z.B. eine im Verkehrsleben nicht seltene Aufgabe,
festzustellen, welchen Einflufs die Entstehung eines neuen Verkehrs-
weges auf die Thätigkeit schon vorhandener Verkehrswege ausüben
würde. Eingehend sind diese Betrachtungen durchgeführt an be-
sonderen Beispielen. Fl.
Fünfte Versammlung des Verbandes Deutscher
Bahnärzte in München. Ze DEN 1902. S. 1156.
Eingehender Bericht über die Ergebnisse dieser Versammlung
und die gehaltenen Vorträge, unter denen hervorzuheben sind „Ueber
die praktische Prüfung des Farbensinnes mit den gebräuchlichen
Signallaternen“, „Ueber den Alkoholmifsbrauch und dessen Verhütung“,
„Ueber die Rettungseinrichtungen“ u. A. m. : Fl.
Photographische Bibliothek. Verlag von Gustav
Schmidt. Berlin. 1902. Bd.l. Vogel-Hanneke.
Das photographische Pigment - Verfahren
(Kohledruck). Das photographische Pigment-Verfahren
von H. W. Vogel ist von Paul Hanneke in vierter,
völlig veränderter Auflage herausgegeben worden,
mit einem Anhang über das Velours-, Gummidruck-
und Ozotypie-Verfahren. Mit einer Tafel in Pigment-
druck und 15 Abb. im Text. Preis geh. 3 M., geb.
3,50 M.
Wenn Anfangs das Pigment-Vertahren den gehegten Erwartungen
nicht entsprach, so hat sich dies in den letzten zehn Jahren xe-
ändert, es hat ncuerdings sowohl in Amatcur- als in Fachkreisen
eine grölsere Aufnahme gefunden. Der Pigmentdruck hat den Vor-
8 (No 614.]
zug, dafs er in Gestaltung des Bildcharakters viele Variationen zu-
latst. In der neuen Auflage sind die Arbeitsanweisungen und Recepte
für den Pigmentprozefs revidirt und ergänzt worden. Neu aufgenommen
sind die Kapitel über den Gummidruck, Vcloursprozefs und die
Ozotypie.
Bd. 14. Hans Schmidt. Die Architektur-Photo-
graphie, unter besonderer Berücksichtigung der
Plastik und des Kunstgewerbes. Mit 20 Tafeln und
52 Abb. im Text. Preis geh. 4 M., geb. 4,50 M.
In der Behandlung des Stoffes ist der Verfasser dem logischen
Gedankengange gefolgt und hat theoretische Betrachtungen und prak-
tische Ausführungen stets zu vereinigen gesucht. Er bespricht
zuerst die Ausrüstung, dann die Berücksichtigung der Perspektive,
die Aufnahme der Objekte und die Fertigstellung der Bilder.
Bd. 15. Fritz Loescher. VergröfsernundKopiren
auf Bromsilberpapier. Mit einer Tafel in Brom-
silberdruck und 19 Abb. im Text. Preis geh. 2,50 M.,
ech, 3M.
Verfasser giebt sehr nützliche Winke zur Praxis des Brom-
silberverfahrens, er charakterisirt die Apparatensysteme und zeigt
hierbei, wie man sich unter Umständen mit einfachen Mitteln be-
helfen bezw. einen Apparat selbst zusammenbauen kann. Die Tonungen,
welche hierbei eine grofse Rolle spielen, sind eingehend besprochen
ist ein besonderer Abschnitt ge-
und auch dem Kontaktverfahren
widmet. B.
Die Grundlehren der mechanischen Wärmetheorie
und ihre elementare Anwendung in den haupt-
sächlichsten Gebieten der Technik. Von Ingenieur
Rudolf Wotruba, Lehrer am Technikum Alten-
burg, S.-A. Mit 115 Abb. Berlin 1902. Verlags-
buchhandlung von Hermann Costenoble. (Preis 10 M.)
IN D A
In dem Buche ist der zum Theil wohlgelungene Versuch ge-
macht, die mechanische Wärmetheorie clementar zu behandeln.
Die bekannten graphischen Darstellungen sind dabei mit Recht im
weitesten Umfang benutzt.
Störend wirkt manchmal die nicht ganz einheitliche Durch-
Auch mülste der Text noch gründlich
findet sich z. B. an
der Ausdruck ,Quecksilberbarometer“ für Thermometer (S. 251,
Z. 8 v. u, S. 35, Z.12 v. o.) Fig. 110 S. 265 ist die Carricatur
eines Compressors. „Schwefelsäuremaschinen“ (S 276, Z. 6) giebt
Das Buch kann zum Studium einpfohlen werden.
CS
Rechtsanwaltschaft und Patentanwaltschaft. Ein
Vergleich der Berufsstellung Beider. Von Dr. Richard
Alexander-Katz, Rechtsanwalt am Königl. Kammer-
gericht. Berlin 1902. Verlag von Otto Liebmann.
Preis 0,80 M. [ V. DM
Der Verfasser wendet sich gegen die Darlegungen des Gehcimen
führung der Bezeichnungen.
durchgesehen werden. Es mehreren Stellen
es nicht u. s. wW.
Justizrath Lesse, nach welchen ein Gegensatz in der allgemeinen
Bewerthung der Rechtsanwaltschaft und der Patentanwaltschaft be-
stehen sol. Im Besonderen widerlegt er die Behauptung, dafs ein
Rechtsanwalt, der seine Eintragung in die Rolle der Patentanwälte
durchsetze, seine Standespflichten verletzte, zumal er auch ohne diese
Eintragung berechtigt sci, die berufsmalsige Vertretung Anderer vor
dem Patentamte auszuüben.
Da die Ausführungen auf die grundlegenden Fragen des Wesens
der Rechtsanwaltschaft und der Patentanwaltschaft in ihrem Ver-
haltnifs zu einander eingehen, verdienen sie allgemeineres Interesse.
In technischen Kreisen dürfte iniets die Ansicht des Verfassers,
dafs Fragen des gewerblichen Rechtsschutzes ebenso sachgemäfs von
einem im Patentrecht erfahrenen Rechtsanwalt ohne naturwissen-
schaftliche und technische Vorbildung behandelt würden, wie von
einem berutsmäfsigen Patentanwalt, in vielen Fällen aut Widerspruch
stolsen. Ag.
1. Augsburg in kunstgeschichtlicher, baulicher und
hygienischer Beziehung. Festschrift, den Theil-
nchmern an der 15. Wanderversammlung des Ver-
bandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine
gewidinet von der Stadt Augsburg. Im Auftrage des
Stadtmagistrates bearbeitet vom städtischen Oberbau-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
15. Januar 1903.|
rath Fritz Steinhäufser. Augsburg 1902. Druck
der Kgl. Bayer. Hofbuchdruckerei von Gebrüder
Reichel. 139 Druckseiten in 4° mit 6 Plänen, zahl-
reichen Lichtdrucktafeln und Abbildungen ım Text.
2. Augsburg. Eine Sammlung seiner hervorragendsten
Baudenkmäler aus alter und neuer Zeit. Heraus-
gegeben vom Architekten- und Ingenieur-Verein Augs-
burg. Augsburg 1902. Kutscher & Gehr. In 4°.
91 Lichtdrucktateln.
3. Die Grofsindustrie Augsburgs. Den Festtheil-
nehmern an der 15. Wanderversammlung des Ver-
bandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine
gewidmet. Zusammengestellt nach Mittheilungen der
Industriellen von J. Horn, W. Miller, P. Reifser
und G. Kraus. Augsburg 1902. 150 Druckseiten in
quer gr. 8°, mit zahlreichen Lichtdrucktafeln. T
Die 15. Wanderversammlung des Verbandes deutscher Architekten-
und Ingenieur-Vereine tagte in der Zeit vom 31. August bis 3. Sep-
tember 1902 in Augsburg, der Stadt der fürstlichen Kaufleute.
diesem Anlasse wurden, wie dies auch in den Städten, in denen
Aus
frühere Wanderversammlungen stattgefunden haben, geschehen,’)
Festschriften verfaist, welche die in der Stadt vorhandenen alten und
neuen Werke der Architekten und Ingenieure zur Darstellung bringen.
Augsburg hat sich dieser Aufgabe in grofsartiger Weise entledigt,
hier haben die Stadtverwaltung, der Architekten-
Verein und Grofsindustrielle der Versammlung die vorbezeichneten 3
und Ingenicur-
reich ausgestatteten inhaltsvollen Werke als Gaben dargebracht.
In dem erstgenannten Werke wird ein Bild der städtischen
Im ersten Abschnitte wird
„Augsburgs Stellung in der Kunstgeschichte“ behandelt
Werdegang der Stadt von ihrer Gründung ab bis in unsere Tage
vom kunst- und kulturgeschichtlichen Standpunkte verfolgt. Mit
Pietat wird der zahlreichen Künstler gedacht, die in diesem Werde-
gang cine hervorragende Rolle gespielt haben. Die Festschrift
bespricht weiter die Oberflächengestaltung der Stadt, deren Unter-
Entwicklung auf allen Gebieten entrollt.
und der
grund- und hydrographischen Verhältnisse, die städtischen Verkehrs-
anlagen, die Stadt-Erweiterung, das Wohnungswesen und die Bau-
polizei, die Institute für Kunst und Wissenschaft, den erst in letzter
Zeit vollendeten Neubau des Polizeigebäudes, allgemcine Gesundheits-
pflege und Wohlfahrtseinrichtungen, Feuerlöschwesen, Armenwesen,
Einrichtungen für Krankenpflege u. s. w. Die für die Kenntnits
neuzeitlicher städtischer Einrichtungen und Anlagen sehr werthvollen
Mittheilungen sind von zahlreichen Plänen und Abbildungen begleitet
und erläutert.
Das zu 2 genannte, vom Architekten- und Ingenicur-Verein
Augsburg den Theilnehmern an der Wanderversammlung gewidmete,
sehr vornehm ausgestattete Werk führt die hervorragendsten Bau-
denkmäler aus alter und neuer Zeit in vorzüglich ausgeführten Auf-
nahmen vor Augen.
In der unter 3 aufgeführten Festgabe
Stadt unter Beigabe statistischen
werden die hervor-
ragendsten Fabrikbetriebe der
Stoffes und vorzüglicher Abbildungen besprochen.
Interesse ist in dieser Schrift der von der „Augsburger Lokalbahn“
handelnde Abschnitt.
56 km Gleise und den Verkehr von 32 Firmen mit 37 Anschlüssen
Von besonderem
Dieses Unternehmen, das zur Zeit etwa
umfafst, ist besonders bemerkenswerth durch die geniale Art der
Linienführung, mittelst welcher es möglich gemacht wurde, eine
normalspurige Bahn mit günstigen Steigungs- und Krümmungs-
verhältnissen durch theilweise eng bebaute Industriequartiere in
alle gröfseren industriellen Anlagen der Stadt und ihrer Umgebung
hinein und unmittelbar an die Lager- und Verladestellen heran-
zuführen.
Aus diesen Schriften geht hervor, dafs die Stadt Augsburg bei
pietätvoller Erhaltung des Denkwürdigen und Alten stets bestrebt
war, auf allen Gebieten auch den Anforderungen der neuen Zeit
gerecht zu werden. Die Darlegungen sind aber nicht nur von Werth
was die Theilnehmer an der
als dauernde Erinnerung an das,
Wanderversammlung in Augsburg gesehen, vielmehr sind sie auch
an dieser
H. C.
denen cs nicht vergönnt war,
für die Fachgenossen,
Versammlung Theil zu nehmen, von grofsem Interesse.
*) Vgl. Literaturblatt zu Glasers Annalen No. 565 (Bd. 48 Heft 1)
S. 4: „Bremen und seine Bauten“.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlar: Georg Siemens Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regierungs-Baumeister a. D.
Patentanwalt L. Glaser, Berlin. — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin S.W.
LITERATURBLATT i
GLASERS ANNALEN
für
GEWERBE UND BAUWESEN.
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V.D.M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit ft bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
o. 399.
Beilage zu No. 615 (Band ; 52. Heft 3).
I. Eisenbahnwesen.
5. Betrieb und Verkehr.
Schnellbetrieb auf den Eisenbahnen der Gegenwart.
Von M. Richter. Dingler’s J. 1902. S. 539.
Ausführliche Angaben über die zur Zeit in Verwendung stehenden
Lokomotiven für den Schnellzugsdienst. Od.
Höchste Zugbelastung oder beschleunigter Umlauf
von Gütern und Wagen? Von Dr. Freiherr zu
Weichs-Glon, Oberinspektor bei der K. K. Staats-
bahndirektion Innsbruck. Ztg. D. E.-V. 1902. S. 1126.
Obige Frage, eine der ältesten und wegen ihrer wirthschaftlichen
Wichtigkeit eine vielbesprochene, hat bis jetzt ihre einwandfreie
Lösung noch nicht gefunden, da die angestellten Versuche weder
in der einen noch in der anderen Richtung zu einem sicheren
Ergebnifs geführt haben. Eine Erklärung hierfür mag darin gefunden
werden, dafs man den Fehler beging, beide an sich so berechtigte
Forderungen einander gegensatzlich gegenüberzusteilen, anstatt sie
wie zwei in derselben Richtung wirkende Kräftezu behandeln.
in einer längeren
Den Beweis hierfür sucht der Verfasser
Auseinandersetzung zu erbringen. Fl.
Die Steigerung der Tragfähigkeit der Güterwagen
auf den Eisenbahnen der Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Von Herrn Regierungsrath
Glasenapp. Ztg. D. E.-V. 1902. S. 1139.
Es wird cingehend erörtert, welche Ergebnisse auf den genannten
Eisenbahnen mit der dasclbst vorgenommenen Steigerung der Trag-
fähigkeit erzielt worden sind. Bestimmend auf dıe Erhöhung der
Tragfähigkeit hat als Hauptartikel für Massentransporte die Kohle
eingewirkt. Gegenwärtig ist der 50 t Kohlenwagen der cinzige
Wagen der gröfsten Tragfähigkeit. Fl.
Sicherung der Eisenbahnzüge. 1902,
No. 16, S. 259.
Besprechung der auf den bayrischen Staatsbahnen eingeführten
Zte. D EA
Einrichtungen zur Sicherung der fahrenden Züge durch Stellwerks-
anlagen. Von den 661 Hauptstationen sind bereits 472 mit solchen
Anlagen versehen, während 103 in der Ausführung begriffen sind.
B.
Ueber die Einstellung eines Schutzwagens an den
Schlufs der Personenziige. Ztg. D. E.-V. 1902.
No. 14, S. 225.
Verfasser spricht sich für die Einstellung eines Schlufsschutz-
wagens aus und sucht die dagegen erhobenen Bedenken zu wider-
legen. B.
Von dem Newyorker Eisenbahntunnel. Ze D. E.-V.
1902. No. 11, S. 188.
Mittheilung über die bedenklichen Zustände in dem Newyorker
Tunnel, in welchem am 8. Januar ein Zusammenstols stattfand, der
17 Menschen das Leben kostete. Dem etwa 2 engl. Meilen langen
Tunnel fehlt jegliche Ventilation und er ist deshalb bei dem grofsen
Verkehr beständig so mit Rauch angefüllt, dafs ein Erkennen
optischer Signale ganz unmöglich erscheint und selbst das eingeführte
Blocksignalsystem keine ausreichende Sicherheit gewährt. B.
Die Versuchsfahrzeuge der Studiengesellschaft für
elektrische Schnellbahnen. Von W. Bredrow. Ztg.
DEN 1902. S. 643.
Fingehende Beschreibung der Einrichtung obiger Versuchs-
fahrzeuge. Fl.
Der elektrische Betrieb auf den italienischen Eisen-
bahnen. Von Frahm. Centralbl. d. Bauverw. 1902.
S. 2251. Mit Abb. |
Der Reichthum Italiens an natürlichen Wasserkritten hat dazu
mehreren Bahnlinien der Einführung des elektrischen
Probebetriebes näher zu Auf der
Mailand—-Monza verkehren seit dem Mai 1899 Sammlerwagen von
geführt auf
treten. 13 km langen Strecke
17,8 m Kastenlänge, die 88 Fahrgäste aufnehmen können, mit
günstigem Erfolge. Auf der Linie Bologna—San Felice laufen
ebenfalls Sammlerwagen. Dagegen ist für die Strecken Chiavenna—
Lecco und Colico—Sondrio, auf denen bei Steigungen von I: 50
täglich etwa 50 Züge mit Nutzlasten bis 300 t verkehren sollen,
Drehstrombetrieb in Aussicht genommen. Der Strom wird mit
20 000 Volt Spannung auf eine gröfste Entfernung von 54 km an
die Bahnlinie geführt und hier auf Unterstationen mit durchschnittlich
10 km. Abstand auf 3000 Volt Der Probebetrieb hat
Juli vorigen Jahres begonnen. Auf den Linien von Mailand
umgeformt.
am 31.
ist die Verwendung von Gleichstrom
Od.
nach den italienischen Seen
beabsichtigt.
Elektrische Zugförderung auf Vollbahnen. Schweiz.
Bauz. Bd. 39, 5. 107, 113, 129.
Der sachkundige Direktor der Maschinenfabrik (Oerlikon),
E. Iluber,
wendung der elektrischen Zugförderung nur erreichbar sei,
Ing.
geht von der Ansicht aus, dafs cine befriedigende An-
wenn
auch grolse und verschiedenartige Züge, namentlich auch Güterzüge,
wie sie heute üblich sind, ohne wesentliche Beschränkung in der
Freiheit ihrer Zusammensetzung unschwer und mit wirthschaftlichem
Erfolge befördert werden können. Dazu sei aber die Anwendung
starker elektrischer Lokomotiven unerläfslich und deren Betrieb in
wirthschattlicher Weise
etwa 15000 Volt) zu ermöglichen.
aber die Anwendung des Drehstromes wegen der zwei isolirten
nur durch hochgespannte Ströme (von
Die hohe Spannung verbiete
Kontakt-Leitungen. Nur eine einpolige Leitung sei betricbssicher.
Gleichstrom sei wegen der hohen Spannung ausgeschlossen, es
bleibe also nur Einphasen-Wechselstrom, der durch einen
mobilen umlaufenden Umformer ın den für den Achsenantrieb
geeigneten Gleichstrom umgewandelt werde. Die Regulirung soll
sondern durch gesonderte Erregung
im Gleichstromtheil erfolgen. Dadurch werde eine in Hinsicht
Abstufbarkeit und Sicherheit ideale Methode
des Anfahrens, Bremsens und der Energie-
dann nicht durch Widerstände,
„auf Ockonomie, der
Geschwindigkcitsregelung,
rückgabe“ erlangt.
Unter Hinweis auf bereits voraufgegangene Darlegungen solchen
Gedankenganges, u. a. von Ward Leonhard im »Zlektrical Ingineer«
1891, wird dieses System weiter entwickelt. Eine solche Lokomotive
für 15 000 Volt Kontaktspannung und für cine Leistung von 700 PS.
an der Schiene mit 42t Dienstgewicht sei in Oerlikon im Bau.
Auch habe die Fabrik den Bundesbahnen die Einrichtung einer
im grolsen
Strecke nach diesem System angeboten. Versuche
Matsstabe seien im Gange. Huber weist dann durch Rechnung
nach, dafs die Versorgung langer Strecken z. B. von 120 km mit
10 (No. 615.)
geringen Verlusten möglich sci. Als Leitung dienen zwei Kupfer-
drähte
genüge, weil die Stromstärke nicht allzu grofs (z. B. 45 Amp.) sei. —
von 8 mm Durchmesser oder 900 kg f. d. Kilometer; das
Der Verfasser bespricht sodann die Durchbildung verschiedener
wichtiger Theile, insbesondere auch der Leitung und der Strom-
abnahme und bemängelt die bei Berlin-—Zossen angewendete Art.
Die Leitung dürfe nicht in den Lichtraum bestehender Bahnen
bei
eine Luftweiche ohne Profilhindernisse denken solle und nimmt für
hineinreichen. Er fragt, wie man sich der Zossener Leitung
seine Anordnung wesentliche Vorzüge in Anspruch, u. a. die weit-
gehende Verminderung der Gefahr für die Reisenden und die Freiheit
in der Zusammenstellung der Züge, wobei der Motorwagenbctrieb
für Vorortverkehr keineswegs ausgeschlossen sei -- Der Aufsatz
verdient volle Beachtung für die Weiterbildung des elcktrischen
Betriebes auf Vollbahnen. Gg.
Der Betrieb mit Elektricitats-Speichern (Akkumu-
latoren) auf Hauptbahnen. Von Mühlmann, Dipl.
Elektroingenieur in Stuttgart. Organ. 1902. S. 133.
Die im Bereiche der wirttembergischen Staatseisenbahnen,
aufser mit dem Serpollet-Dampfwagen oder dem Daimler-Benzin-
triebwagen, mit einem elektrischen Selbstfahrwagen mit Speichern
angestellten Versuchsfahrten, sowie die dabei gewonnenen Ergebnisse
werden mitgetheilt. Sr.
Der sächsische Durchgangsverkehr. Ztg. D. E.-V.
1902. S. 1143.
Wiedergabe eines Aufsatzes der »Dresdener Nachrichten“ über
diese häufig erörterte Frage, in dem nachgewiesen ist, dafs die weit-
verbreitete Meinung, der Durchgangsverkehr der sächsischen Staats-
bahnen werde durch Konkurrenzmafsnahmen der preufsischen Staats-
eine durchaus irrige sei.
Fl.
Direkte Viehbeförderungskurse. Von Reffler,
München. Ztg. D. E.-V. 1902. No. 16, S. 251.
Verfasser will mit Rücksicht auf die besonderen Bedürfnisse des
eisenbahnverwaltung stark beeinträchtigt,
Viehtransportes auch für den Fernverkehr besondere Beförderungs-
vorschriften bezw. Viehkursbücher, damit die Interessenten in der
Lage sind, sich selbst jederzeit über die bestehenden Verbindungen
und Fahrzeiten zu orientiren. Bei uns sind vom Reichseisenbahnamt
solche Viehkursbücher herausgegeben worden. (Vergl. die Nummer
vom 11. Dezember 1901.) B.
Die Kilometerhefte der Eisenbahnen. Von Albert
Kunzmüller. Ztg. D. E.-V. 1902. S. 680.
Unter Bezugnahme auf einen Artikel des Verfassers in der
No. 86 dieser Zeitschrift und eine kurze -Entgegnung in No. 91 ist
obiger Gegenstand einer sehr eingehenden Erörterung unterzogen
worden. Fl.
Die Vereinfachung des Abrechnungswesens im
Güterverkehr. Ztg. D. E.-V. 1902. No. 16, S. 261.
Besprechung der neuerdings vom Regierungsrath Ritter v. Löhr
in Wien
empfiehlt der Verfasser für den gesammten Kleinverkehr die Ein-
in dieser Hinsicht gemachten Vorschläge. Besonders
führung des Markensystems, durch welches für die grofse Masse dieser
Güter der Frachtbrief, die Frachtkarte und die Baarzahlung bei der
Aufgabe fortfalle. B.
Vereinigte Eisenbahn-Routen- und Lademals-Karte
von Mittel-Europa, gezeichnet von E. Winkler,
Transportdirektor a. D. der Kgl. Sächsischen Staats-
Eisenbahnen. Adolf Urban, Dresden. Nebst einem
Verzeichnifs der Eisenbahnverwaltungen. Preis M. 4.
Ausgabe für 1902 der allgemein bekannten und weitverbreiteten
Karte.
Bemerkungen über den Güterverkehr in England.
Von J. Uhlfelder, Dreden. Ze D. E.-V. 1902.
No. 13, S. 209.
In einer tabellarischen Uebersicht der Erträge der englischen
Eisenbahnen in den Jahren von 1860 bis 1900 weist
nach, dafs die Rentabilität der englischen Bahnen in den letzten
Verfasser
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Februar 1903.)
Jahren und überhaupt andauernd im Abnehmen begriffen ist. Er
führt dies auf die durch die Konkurrenz im Eisenbahnwesen hervor-
gerufenen unwirthschaftlichen Aufwendungen, die vom volkswirth-
schaftlichen Standpunkt aus zu beklagen seien, zurück. Im allgemeinen
werden den englischen Bahnen zwei Vorwürfe in Bezug auf den
Güterverkehr gemacht, einerseits das Fehlen schwererer Güterzüge
und der hierzu erforderlichen Lastzugmaschinen nach amerikanischem
Muster, anderseits die Verwendung der kleinen Güterwagen mit
statt solcher von 30 und 50t,
ın Amerika verwendet werden.
nur 7—9 t Tragfähigkeit, wie sie
Verfasser stellt dann Vergleiche
zwischen dem Eisenbahngüterverkehr bei uns und in England an B.
8. Sekundär-, Industrie- etc. Bahnen, aussergewöhnliche Systeme.
Luftdruckbremse Marke HB. Von Hermann Heinrich
Böker & Co., Berlin-Gr. Lichterfelde. [V.D.M.]
Eine mit vielen Tafeln und Textfiguren ausgestattete Beschreibung
der von der Firma H. H. Böcker & Co. ausgeführten Achsen- und
Motorkompressoren zur Erzeugung von Druckluft und der mittels
dieser Druckluft betriebenen Luftdruckbremse Marke HB., Sandstreuer,
Schutzvorrichtung und Signalpfeife für Stralsen- und Kleinbahnen.
Ru.
11. Allgemeines.
Die Verwendung der Kohlenreste aus den Rauch-
kammern und Aschkasten der Lokomotiven. Ztg.
DEN S. 749.
Kurzer Hinweis darauf, dafs die Verwerthung der Kohlen-
rückstände von den Lokomotiven und Kesselanlagen im Eisenbahn-
betricbe auf die Dauer nicht von der Hand zu weisen sei, da, wie
festgestellte Werth der Kohlen-
rückstände aus dem Lokomotivbetrieb 5,07 pCt.
ausgabe für Lokomotivkohlen beträgt. Fl.
näher nachgewiesen ist, der
der Gesammt-
Mittheilungen aus dem japanischen Eisenbahnwesen.
Von F. Baltzer. Centralbl. d. Bauverw. 1902.
S. 387. Mit Abb.
über
gebirgigem Gelände.
verschiedenen Strecken in
Od.
Angaben Umbauten von
Neue argentinische Staatsbahnen. Von Offermann.
Centralbl. d. Bauverw. 1902. S. 394. Mit Abb.
Beschreibung der geplanten Strecke von Jujuy nach Quiaca.
Die Bahn errecht 3724 m Meereshöhe.
beträgt im Allgemeinen 1 : 40. Auf einer etwa 8 km langen Strecke
Od.
Von Claus. Archiv
Die gröfste Steigung
ist Zahnradbetrieb vorgesehen.
Die Eisenbahnfrage in Italien.
f. Ebw. 1902. S. 1023.
Die im Jahre 1885 zwischen dem Staat und den drei grofsen
Gesellschaften abgeschlossenen Verträge müssen, wenn sie nicht bis
mindestens zum Jahre 1925 weiterlaufen sollen, vor dem 1. Juli 1903
Der Artikel erörtert die Auffassung, die über
die Frage der Kündigung bei den Nächstbetheiligten,
gekündigt werden.
sowie in der
öffentlichen Meinung besteht. Vermuthlich ` wird die Kündigung
erfolgen und auf veränderter Grundlage mit den bisherigen Gesell-
schaften eine neue Vereinbarung getroffen werden.
Binnenwasserstralsen und Eisenbahnen zwischen
Manchester und Liverpool und der Manchester
Seeschiffkanal. Von Bindewald. Archiv f. Ebw.
1902. S. 519—551, 820—864, 985—1022.
I. Die Mersey-Irwell-Schiffahrtsgesellschaft und der Bridgewater-
bis zum Jahre 1825. 11.
zwischen Manchester
kanal Die erste Eisenbahn Englands
H. Die Entwicklung der
Verkehrsmittel zwischen Manchester und Liverpool bis zum Auftreten
des Manchester Seeschiffkanals. IV. Das Mersey-Dock- und Hafenamt
in Liverpool.
und Liverpool.
V. Der Manchester Seeschiffkanal: a) die Bewegung
für den Bau des Kanals und seine Bewilligung; b) die Verkehrs-
und Ertragsschätzungen; c) die Geldbeschaffung und der Bau des
Kanals.
Die Herstellung eiserner Strafsengleise’ in Land-
Strafsen. Von Nessenius, Landesbaurath ìn
Hannover. Organ. 1902. S. 151 u. folgd.
(1. Februar 1903.]
Die zu vorstehendem Zwecke entworfenen Schienenprofile nebst
Zubehör sind beschrieben und zeichnerisch dargestellt, sowie die
mit den Anordnungen verbundenen Vor- und Nachtheile angegeben.
Sr.
Ein neues Eisenbahnmuseum. 1902.
S. 1001.
Am 5. Juli d. J.
österreichischen Eisenbahnen“ für den allgemeinen Besuch geöffnet.
Ztg. DEN
wurde in Wien das „Historische Museum der
Ueber Entstehung desselben und besonders interessante Einzelheiten
enthält der genannte Artikel eingehende Auseinandersetzungen.
Fl.
Staatsminister von Thielen. Centralbl. d. Bauverw.
1902. S. 314. Mit Bild.
Lebensbeschreibung und Würdigung der amtlichen Thätigkeit.
Die Enthüllung des Dirksen-Denkmals. Ztg. D. E.-V.
1902. S. 1223.
Auf dem Bahnhofe Friedrich-Strafse, an dessen Südseite das Denkmal
errichtet ist, ist es kürzlich feierlich enthüllt worden. Dieser feierliche
Akt und die dabei gehaltene Gedachtnilsrede des Herrn Geh. Oberbau-
rath Sarrazin ist eingehend beschrieben bezw. wiedergegeben. O.
Die Spurweite eines Netzes afrikanischer Eisen-
bahnen von 10110 km Ausdehnung. Das Eisenbahn-
wesen. 1902. No. 34—35. S. 338. T
In der in russischer Sprache in Petersburg als Organ der
VII. (Eisenbahn-) Abtheilung der „kaiserlich russischen technischen
Gesellschaft“
wird unter obiger Ueberschrift unter Quellenangabe eine Ueber-
erscheinenden Wochenschrift »Das Lisenbahnwesen«
setzung des Aufsatzes „Die Spurweite der deutsch -ostafrikanischen
Centralbahn“. (Annalen vom 15. Februar 1902, Bd. 50, No. 592, S. 73)
gegeben.
in dem Autsatze ent-
H. C.
Weitere Bemerkungen werden an die
haltenen Ausführungen nicht geknüpft.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
4. Allgemeines.
Grundlagen der Theorie und des Baues der Wärme-
kraftmaschinen. Von Alfred Musil, o. 5. Professor
an der k. k. deutschen Techn. Hochschule in Brinn.
Zugleich autorisirte, erweiterte deutsche Ausgabe des
Werkes „The steam-engine and other heat-engines“
von J. A. Ewing. Mit 302 Fig. im Text. Leipzig 1902.
Verlag von B. G. Teubner. [V.D.M.]
Geschichte
Wärmetheorie und ihre Anwendung auf die
Wer Vieles bringt, wird Jedem Etwas bringen.
der Dampfmaschinen;
Dampfmaschine; Dampfmaschinentypen, Steuerungen, Kurbelmechanis-
Luft-Gas- und Oelmaschinen. —
mus; Regulatoren; Dampfkessel;
6 Bände in einen zusammengedrückt. Durch die gezwungene Viel-
seitigkeit wird der Werth des Buches sehr stark beeinträchtigt.
Besonders Dampfmaschinen-Steuerungen u. s. w. sowie Dampfkessel
das
sollten Spezialwerken überlassen bleiben; als verfehlt mufs
Eingehen auf Construktionsdetails dabei bezeichnet werden, die in
ihrer Unvollkommenheit und daher mangelnden Kritik gerade bei
Studierenden mehr Schaden als Nutzen stiften können. Was es sein
will „ein Lehrbuch für Studierende“ ist es nicht; für Anfänger wie
Fachleute ist es aufser vielleicht dem Capitel über Wärmetheorie
zu unvollkommen. Lw.
Pate Enns der Maschinenelemente. Von L. Ofter-
dinger, Ingenieur und Oberlehrer am Technikum
der freien Hansestadt Bremen. Mit 595 in den Text
gedruckten Abb. Leipz. 1902. Verlagsbuchhandlung
von J. J. Weber. Preis 6 M. IN DM
Das Werk bildet den 241. Band der bekannten Weberschen
„Ilustrirten Ingenieur und Ober-
lehrer am Technikum in Bremen, behandelt nach einem Ueberblick
über die Eigenschaften und die Verwendungsfähigkeit der wichtigsten
Materialien in knapper, klarer Form und unter Berücksichtigung der
neuesten Erfahrungen die Berechnung und Konstruktion der Maschinen-
elemente. Studierende wie auch praktische Konstrukteure dürften
das Buch gern und mit Nutzen zu Rathe ziehen. Sbd.
Katechismen“. Der Verfasser,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 615.] 11
IV. Hüttenwesen.
5. Allgemeines
Metallurgical Laboratory Notes. Von HenryM.Howe,
Professor der Columbia Universität. Verlag von
Boston Testing Laboratories, Boston Mass. 140 Seiten.
Mit 44 Abb. +
Das Buch ist cin Hülfsbuch für Studierende der Metallhüttenkunde
und beschreibt eine Reihe von Experimenten, welche die Prüfung
der Eigenschaften des Stahles, Wärmemessungen, Schmelzpunkt-
Es handelt sich
Grunderscheinungen
bestimmungen und ähnliche Ermittelungen betreffen.
dabei die
metallurgischen Prozesse, deren Beherrschung die Vorbedingung für
um Veranschaulichung der der
das Verständnifs der praktischen Verlahrensweisen ist. Für technische
Schulen,
kleine Buch ein werthvolles Hülfsmittel,
die über ein Versuchslaboratorium verfügen, ist dieses
um die vorbildlichen anıcri-
kanischen Unterrichtsmethoden zur Anwendung zu bringen. Hb.
VI. Verschiedenes.
Die Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung in
Düsseldorf 1902. Von O. Leitholf. Ztschr. D Ing.
1902. No. 18, S. 621.
Nach einer Besprechung über die Ausstellung im Allgemeinen,
ihre Anlage, Beschickung und die vorhandenen Ausstellungs-Gruppen
geht Verfasser in einem besonderen Bericht auf S. 632 zu den
„bemerkenswerthen Bauwerken“ dieser Ausstellung über und be-
schreibt schr eingehend den Bau des Industrie-Gebäudes mit zahl-
reichen Nonstruktionszeichnungen im Text und auf einer besonderen
Tafel. B.
Die Industrie- und Gewerbeausstellung in Düssel-
dorf 1902. Die Dampfmaschinen. Von H. Dubbel.
Ztschr. D. Ing. 1902. No. 18, S. 625. Mit Abb.
und 1 Tafel. No. 21, S. 769.
Eingehende Besprechung der verschiedenen Dampfinaschinen.
Es sind allein dort 26 Betriebsmaschinen verschiedener Gröfse von
25 bis zu 3500 PS. thätig, aufserdem sind noch einige stehende und
liegende Maschinen, Schiffsmaschinen und eine Dampfturbine dort
ausgestellt. B.
Die Industrie- und Gewerbeausstellung in Düsseldorf
1902. Die Dampfkessel. Von H. Dubbel. Ztschr.
D. Ing. 1902. No. 18, S. 635, No. 20, S. 716.
Beschreibung der verschiedenen auf der Ausstellung vertretenen
Kesselanlagen bezw. Systeme von 12 verschiedenen Ausstellern. Zur
Reinigung des Speisewassers sind zwei Reiniger von je 20 cbm.Std.
Leistungsfähigkeit aufgestellt, von denen derjenige der Maschinen-
fabrik Grevenbroich näher beschrieben ist. B.
Die Industrie- und Gewerbeausstellung in Düsseldorf
1902. Die Hebezeuge. Von Ad. Ernst. Ztschr.
D. Ing. 1902. No. 21, S. 748. No.25, S. 909; No. 28,
S. 1042; No. 29, S. 1070; No. 30, S. 1099. Mit Abb.
Besprechung der zahlreich ausgestellten Hebezeuge, mit eın-
gehenden Konstruktiunszeichnungen. B.
Die Industrie- und Gewerbeausstellung in Düsseldorf
1902. Die Werkzeugmaschinen. Von Herm. Fischer.
Ztschr. D. Ing. 1902. No. 23, S. 825.
Die Werkzeugmaschinen sind nach der Mittheilung des Verlassers
aufserordentlich zahlreich vertreten, er führt als Aussteller 47 Firmen
auf und bespricht die verschiedenen Typen, soweit es der Raum
gestattet. B.
Unfallverhütung und Gewerbehygiene. Von Dr.
Werner Heifter, Berlin. Ztschr. D. Ing. 1902.
No. 23, S. 853.
Besprechung der für die verschiedenen Betriebsmittel im
Gebrauch befindlichen Schutzvorrichtungen. B.
Die Industrie- und Gewerbeausstellung in Düsseldorf
1902. Die Gasmaschinen. Von R. Schötter. Ztschr.
D. Ing. 1902. No. 24, S. 869.
Besprechung der ausgestellten Gasmaschinen, von denen allein
die Gasmotorenfabrik Deutz 32 verschiedene Typen ausgestellt hat.
12 (No, 615.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Februar 1903.)
Die ausgestellten Maschinen lassen den herrschenden Konkurrenz-
kampf zwischen Zwei- und Viertaktmaschinen erkennen. B.
Zur Frage des Wärmewerthes des überhitzten
Wasserdampfes. Von C. Bach. Ztschr. D. Ing.
1902. No. 20, S. 729.
Mittheilungen über diesbezügliche Untersuchungen im Ingenieur-
laboratorium der Kgl. technischen Hochschule Stuttgart. B.
Luftdruck-Packet-Rohrpost in Boston (Ver.Staaten).
Gen civ. No. 1039 vom 10. Mai 1902. Bd. 41, No. 2,
S. 28. Mit Abb.
Am 1. August 1901 setzte die American Pneumatic Service Co.
in Boston ein System von vier je 1,6 bis 2,4 km langen Linien mit
0,254 m Packctbeförderung
mittels eines Luftüberdruckes von nur 0,14 Atm. in Betrieb. Die
Wagen sind Cylinder von 0,76 m innerer Lange und 0,228 m Weite,
welche an den Enden durch gufsstählerne Scheiben geschlossen
lichtweiten gufseisernen Röhren zur
sind. Diese tragen je fünf kleine, eiserne Räder. In der Cylinder-
fläche, ungefähr ein Drittel derselben einnchmend, ist eine Thür
angebracht.
Die Kurven haben 39 m Halbmesser. Die gekrümmten Rohre
haben elliptischen Querschnitt mit 0,273 m grofser Achse, damit die
Wagen trei durch die Kurve gehen.
Vgl. »Engineering News« vom 5. Dezember 1901, S.
»Zeitung des Vereins
5. Februar 1902, S. 189.
422 und
Deutscher Eisenbahn - Verwaltungen«e vom
H--e.
Ueber Asphaltsteinplatten. Von Daehr. Centralbl.
d. Bauverw. 1902. S.44. Mit Abb.
In Dortmund wurden Asphaltsteinplatten
Dülken mit gutem Erfolg als Belag von Bürgersteigen und Dämmen
von A. Pieper in
- verlegt. In Ilannover haben sie sich als Unterlagen und Einfassungen
von Strafsenbahnschienen gut bewährt. Der Preis ist allerdings
höher als der von Guisasphalt oder Cementplatten, doch sind die
Asphaltplatten elastischer und entwickeln bei nasser Witterung keinen
Schlamm. Od.
Rechtsprechung. Vierteljahrsübersicht von W. Coer-
mann. Ztschr. f. Lokalb. 1902. S. 105.
I. Frachtrecht, I. Haftpflichtrecht, II.
IV. Versicherungsrecht, V. Ocffentliches Recht,
Bürgerliches Recht,
VI. Strafrecht.
Od.
Erlafs des Präsidenten der französischen Republik
vom 15. Februar 1902, betr. die Einsetzung eines
Binnenschiffahrts- und Hafenraths. Archiv f. Ebw.
1902. S. 712.
Die Wärmeübertragung bei der Verdampfung von
Wasser und von wässerigen Lösungen.. Von
Dr. H. Claassen, Dormagen. Ztschr. D. Ing. 1902.
No. 12, S. 418.
Verfasser hat auf Grund der Abhandlung von Mollier „Ueber
den Wärmedurchgang und die darauf bezüglichen Versuchsergebnisse“
(»Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieures 18971 S. 155) weitere
Versuche in dieser Richtung angestellt und theilt seine Ergebnisse mit.
B.
Ueber räumliche Fachwerke. Von Müller-Breslau.
Centralbl. d. Bauverw. 1902. S. 501. Mit Abb.
Berechnung von Kuppeln verschiedener Bauart. Od.
Die Knicklast mehrfach befestigter Stäbe. Von
Prof. Ferdinand Wittenbauer. Ztschr. D. Ing. 1902.
No. 14, S. 501.
Bezugnehmend auf die Euler’sche Gleichung entwickelt Verfasser
eine neue Formel zur Berechnung der Drucklast. B.
finanzielle Entwickelung der preulsischen
Von Peters. Archiv f. Ebw.
Die
Binnenwasserstralsen.
1902. S. 749—818.
Ausführliche Untersuchung uber die finanziellen Ergebnisse
insbesondere derjenigen künstlichen Wasserstrafsen, für deren
Benutzung Abgaben tür Rechnung des preufsischen Staates erhoben
werden, und über die Ursachen der fast durchweg ungünstigen Erträge.
Bericht über Handel und Industrie von Berlin
im Jahre 1901. Erstattet von den Aeltesten der
Kauftmannschaft von Berlin. Zweiter Theil.
Spezialberichte über Berlin’s Handel und Industrie.
Das Motor-Zweirad und seine Behandlung. Von
Wolfgang Vogel (Verfasser der „Schule des Auto-
mobilfahrers“). Mit 62 Abb. Berlin 1902. Verlag
von Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim).
Pr. 1,50 M. [V.D.M.]
Das leicht in der Tasche mitzuführende, in einfacher Schreibart
verfafste Handbuch für Motorfahrer wird vielen willkommen sein,
welche die Absicht haben das einfache Zweirad mit dem Kratt-
zweirade zu vertauschen. Die ausführlichen Anweisungen zur Be-
seitigung der am häufigsten vorkommenden Störungen während der
Fahrt sind sachgemäls und sehr übersichtlich geordnet. tz.
Die strafrechtlichen Nebengesetze des Deutschen
Reiches. Erläutert von Dres. Stenglein, Appelius
und Kleinfeller. 3. Auflage bearbeitet von Dr.
M. Stenglein. 2. 3. und 4. Lieferung. Verlag von
Otto Liebmann Berlin. Preis zusammen 13,60 M.
ole
!
Diese Lieferungen bilden die Fortsetzung der bereits besprochenen
ersten Lieferung, deren Vorzüge auch bei diesen gewahrt sind.
Die Lieferungen behandeln die Gesetze betreffend den Geldverkehr,
die Verkehrsanstalten, über das Gesundheitswesen, gegen Vieh-
krankheiten, betreffend die militärischen Verhältnisse und das See-
wesen, Polizeigesetze und verschiedene strafrechtliche Materien.
Für den Techniker sind
Wichtigkeit, bei denen die strafrechtlichen Bestimmungen sehr klar
Die
neue Seemansordnung vom Juni 1902 ist bereits aufgenommen und
hauptsächlich die Verkchrsgesetze von
und knapp bei eingehenden L.tteraturhinweisen erläutert sind.
kommentirt, soweit cs bei dem Mangel an gerichtlichen Entscheidungen
möglich ist. Hlb.
Inhaltsverzeichnils der Jahrgänge 1891 bis ein-
schlie[slich ı900 des Centralblattes der Bau-
verwaltung. Bearbeitet von R. Hartmann. Berlin
1902. Verlag von Wilhelm Ernst u. Sohn. 98 S. 4°,
Preis 6 M. T
Das übersichtliche Verzeichnifs umfafst in den alphabetisch ge-
ordneten Abschnitten I und H ein Verzeichnifs der amtlichen Mit-
theilungen und ein Verfasser-, Orts- und Sachverzcichnifs. Es ergänzt
das erste zehnjährige von Gillsch bearbeitete Verzeichnifs aus dem
Jahre 1891 und bildet im Zusammenhange mit dem früheren, einen
Wegweiser durch 20 Jahre regen geistigen Schaffens im Bauwesen;
von allen schriftstellerisch oder
als solcher wird es namentlich
als Lehrer thätigen Fachgenossen höchst willkommen geheifsen
werden.
Fehlands Ingenieur-Kalender 1903. Für Maschinen-
und Hütten-Ingenieure herausgegeben von Th.Beckert
und A. Pohlhausen. 25. Jahrgang. 2 Theile. Berlin
1903. Verlag von Julius Springer. Preis 3 M.
IN. DM
Der neue (25.) Jahrgang dieses bekannten und beliebten Taschen-
Fuches weist alle nothwendigen Ergänzungen und Berichtigungen
ist beibehalten;
auf. die Ausstattung
Sbd.
Die Trennung in 2 Theile
ist die gewohnte sorgfältige.
Notizkalender und Zeitungskatalog für 1903. Heraus-
gegeben von Haasenstein & Vogler, Akt. Ges.
Berlin. +
Der altbewährte Zeitungskatalog der genannten Firma ist in
der üblichen geschmackvollen Ausstattung auch für das Jahr 1903
wieder erschienen. Den Anfang bildet ein Kalendarium mit an-
schliefsendem Notizkalender, worauf Angaben über die Reichsbank
und deren Geschäftsverkehr, sowie postalische Bestimmungen folgen.
Einen breiten Raum nimmt das nach den verschiedenen Ländern
geordnete Verzeichnits der politischen Zeitungen,
und anderer für den g.schäftlichen Verkehr wissenswerthen Angaben
Fachzeitschriften
ein, um als praktische Grundlage für das immer mchr sich ent-
wickelnde Reklamewesen dienen zu können. — n.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regierungs-Banmeister a. D.
Patenianwalt L. Glaser, Berlin. — Drack von Gebrūder Grunert, Berlin S.W.
LITERATURBLATT E
GLASERS ANNALEN
für
GEWERBE UND BAUWESEN.
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V.D.M.]
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenicure, die mit f bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern ` EE
No. 400.
1903.
I. Eisenbahnwesen.
O. Bau-, Betriebs- und Werkstatts- Materialien.
Walzwerk für das Nachwalzen alter Stahlschienen.
Gen. civ. No. 1037, vom 26. April 1902. Bd. 40,
No. 26, S. 433. Mit Abb.
Um aus alten, abgenutzten Stahlschienen, nach dem Verfahren
von Mac-Kenna neue, leichtere zu walzen, gab es in den vereinigten
Nord-Amerika 1897 2 Werke,
130 000 t Schienen umgewalzt haben.
ein neues Walzwerk in Tremley-Point (New-Jersey) gebaut, welches
330 t Schienen in 12 Stunden zu behandeln.
Ueber dieses Werk giebt unsere Quelle nach dem »/ron Agee
H—e.
Staaten von seit welche bisher
Jetzt wird zu diesem Zweck
im Stande sein soll,
einige Mittheilungen nebst einer kleinen Grundrifsskizze.
Krankheitserscheinungen im Eisen und Kupfer. Von
Prof. E. Heyn. Ztschr. D. Ing. 1902. Nr. 30, S. 1115.
Wiedergabe eines im Berliner Bezirksverein gehaltenen Vor-
trages, in welchem der Vortragende über die Ursachen der Krank-
heit des Eisens, die man gewöhnlich als „Verbrennen“ bezeichnet,
nach den in der Mechanisch- Technischen Versuchsanstalt zu Charlotten-
burg gemachten Untersuchungen nähere Mittheilung macht. B.
Zur Theorie des Bessemerverfahrens. Von Ferd.
Fischer. Ztschr. D. Ing. 1902. No. 27, S. 1006.
Verfasser unterzicht die thermochemischen Berechnungen von
Ponthiére
spater Hartley im Journ. of Arts 1898 zugestimmt hat, ciner ein-
gehenden Kritik. B.
im Journ. of the Iron and Steel Institute 1897, denen
Nevere Bauwerke und Bauweisen aus Beton und
Eisen nach dem Stande bei der Pariser Welt-
ausstellung igoo. Von Fritz v. Emperger, Bau-
ingenieur. Oesterr. Zeitschr. 1902. No. 24 und 25.
Mit Abb.
Eine hochinteressante Zusammenstellung obiger Gegenstände,
die erkennen läfst, wie grotsartig in neuester Zeit sich die Ver-
wendung einer Kombination von Eisen und Beton für Bauzwecke
entwickelt hat. Fl.
Grundzüge für die statische Berechnung der Beton-
und Betoneisenbauten. Von M. Koenen. Centralbl.
d. Bauverw. 1902. S. 229. Mit Abb.
Auf Grund der in neuester Zeit von C. Bach aufgefundenen
Gesetze für die Formänderung gedrückter Cement- und Betonkörper
werden Formeln entwickelt für die Berechnung von Druck, Biegung
und Scherspannungen von Betonkonstruktionen mit und ohne Eisen-
einlagen, Od.
Neue Schweizerische Normen für hydraulische
Bindemittel. Schweiz. Bauz. Bd. 39, S. 173.
Anleitung für die Verarbeitung und Verwendung
von Portland-Cement, unter besonderer Berück-
sichtigung der Fabrikation von Cementwaaren,
Marmor-, Mosaik-, Terrazzo- und Granilo-Kunst-
arbeiten, "Cementdachfalzziegel, sowie bei Felsen-
und Grottenbauten. Von Phil. Jacob Lucht, Tech-
niker in Frankfurt a. M.- Bockenheim. 2. Auflage.
Verlag von Bechhold. Preis 2,60 M.
Verfasser, der mehr als 30 Jahre in dieser Industrie thätig
gewesen ist, ist bestrebt gewesen, aus der Praxis für die Praxis
zu schreiben. Während es über die Verarbeitung und Verwendung
des Portland-Cements im Hoch- und Tiefbau eine Reihe sehr ge-
diegener Werke giebt, hat seine Verwendung für spezielle Arbeiten,
wie wasserdichte Keller, zu landschaftlichen Dekorationen (Felsen,
Grotten, kleine Brücken u. s. w.), sowie die Herstellung der Cement-
waaren u. s. w. keine eingehende Behandlung erfahren und soll durch
die kleine Schrift diesem Uebelstand abgeholfen werden. B.
Die Ermittelung der Spannungen in den Ständern
stehender Dampfmaschinen. Von G. Schwarz,
Obertürkheim- meutet: Ztschr. D. Ing. 1902. No. 20,
S. 724.
Theoretische Betrachtungen, bei
Berechnung von Bach in den „Maschinenelementen“
welchen Verfasser auf die
Bezug nimmt.
B.
Bauwissenschaftliche Versuche im Jahre 1900. Von
Eger. Centralbl. d. Bauverw. S. 181, 193, 218, 234.
Angaben über die Errichtung von Versuchsanstalten und über
ausgeführte Versuche aller Art. Od.
7. Telegraphie, Sıgnalwesen, elektrische Beleuchtung.
Der Ausstellungsbahnhof Düsseldorf und seine
Sicherungsanlagen. Von Zachariae. Centralbl. d.
Bauverw. 1902. S. 305.
Beschreibung der Gleisanlage sowie der elektrischen Weichen-
stellung, die gegen frühere Ausführungen eine Reihe interessanter
Abänderungen zeigt. Od.
Das (Niederdruck-) Druckluft-Stellwerk der ,,Inter-
national Pneumatic Railroad Signal Com. Von
Gustav Schimpff. Centralbl. d. Bauverw. 1902.
S. 369. Mit Abb.
Beschreibung eines nur mit Druckluft von Les bis I Atm. Ueber-
druck ohne jede Mitwirkung von Elcktricität arbeitenden Stellwerkes.
Od.
Fahrstralsen- Auflösung, Aufhaltfallen des Signal-
armes und Freigabe der elektrischen Druckknopf-
sperre durch den fahrenden Eisenbahnzug bei
Anwendung von Wechselstrom. Von Seyffert.
Centralbl. d. Bauverw. 1902. S. 264. Mit Abb.
Beschreibung eines Stromwenders, durch dessen Anwendung
es möglich wird, für die Mitwirkung des Zuges Wechselströme zu
Od.
benutzen.
Elektrische Fahrstrafsen-Festhaltung. Von B. Cen-
tralbl. d. Bauverw. 1902. S. 416.
Im Anschlufs an den Seyffertschen Artikel in No. 49 wird auf
die seit 1886 bei den sächsischen Staatseisenbahnen von Ulbricht
angegebene Blockung hingewiesen. Od.
Blockelektrische Festlegung der Fahrstralsen. Von
Seyffert. Centralbl. d. Bauverw. 1902. S. 302.
Mit Abb.
Beschreibung einer blockelcktrischen Fahrstrafsen-Festlegung
ohne Selbstverschlufsklinke, aber mit verlängerter Druckstange.
Od.
14 [No. 616.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. Februar 1903.)
im Eisenbahn-
1902. S. 271.
Beschreibung einer von Krefs in Elberfeld angegebenen Bauart,
Od.
Nachahmer für Signalstellungen
betriebe. Centralbl. d. Bauverw.
die sich gut bewährt hat.
Neue Nebenvorrichtungen zur Zugsicherung auf
Eisenbahnen. Dingler’s J. 1902. S.SI1 ff. Mit Abb.
Beschreibung der ,Streckenstromschlictser“ von Wilhelm Seitz
und von Cardani; jener ist im Direktionsbezirk Linz a. D. der öster-
reichischen Staatsbahnen, dieser auf einigen Strecken de? italienischen
Mittzlmeerbahn versuchsweise zur Anwendung gekommen. Dar-
stellung eines elektrischen Sperrsignals von Sernau für eingleisige
Od.
Strecken.
Neue Nebenvorrichtungen zur Zugsicherung auf
Eisenbahnen (Forts.).. Dingler’s J. 1902. S. 574.
Mit Abb.
Es werden beschrieben: 1V. Flektrisches Sperrsignal der
Buffalo— Eriesee -Eisenbahn, das für eingleisige Strecken, die von
V. Das Sperr-
signal der Parrish-Automatic-Signal-Company, das gleichem Zwecke
dient.
eine auf der belgischen Centralbahn in Versuch genommene Vor-
Einzelwagen befahren werden, Verwendung findet.
VI. Fernand Cumont’s Frganzungsvorrichtung zu Haltsignalen,
richtung, bei der auf einem Zifferblatt auf der Lokomotive angegeben
wird, ob und wie oft innerhalb einer gewissen Frist seitens des
VI. Selbst-
VIII. Selbstthätiges
Bei den beiden letztgenannten
Od.
Maschinenführers Haltsignale überfahren worden sind.
thätiges Blocksignal von Theodor Tiesenhausen.
Blocksignal von Rudolfo Rovere.
erfolgt die Signalgebung auf der Lokomotive.
Selbstthätige Signalvorrichtungen für Kreuzungen
und eingleisige Strecken. Von Aug. Zeise in
Leipzig. Elektr. Ztschr. 1902. Heft 18, S. 389.
Dic für elektrische Strafsenbahnen bestimmte Signalvorrichtung
wird durch die Stromabnehmer der Motorwagen selbstthätig bedient,
indem beim Passiren derselben in die Oberleitung eingebaute Kontakt-
vorrichtungen bethätigt werden, wodurch wiederum an beliebiger
Stelle angebrachte Hebel vermittels Solenoide bewegt werden, deren
Enden l.ampenstromkreise zur Signalgebung schliefsen und öffnen.
B.
Blocksignale zum Abschliefsen eingleisiger Bahn-
strecken. Von L. Kohlfürst. Elcktr. Ztschr. 1902.
Heft 12, S. 240. Mit Abb.
Bei der elektrischen Bezirksbahn Buffalo — Eriesee ist eine sehr
einfache elektrische Abschlufsblock -Signalvorrichtung im Gebrauch,
welche sich so gut bewährt hat, dafs sie auch von andcren elek-
trischen Kleinbahnen eingeführt worden ist, da sie kein besonderes
Autsichtspersonal nöthig hat. Die Einrichtung wird ausführlich be-
schrieben. B.
Einrichtung des Endfeldes bei elektrischer Strecken-
blockung. VonScholkmann. Centralbl. d. Bauverw.
1902. S. 279.
Nach der Umwandlung der zweifeldrigen Streckenblockung in
die vierfeldrige Form soll die Entblockung des Endfeldes durch
Rückgabe der Einfahrerlaubnifs (Signalfeld) bewirkt werden; zu diesem
Zwecke ist es nöthig, dem bisherigen Endfelde der vierfeldrigen
Form ein weiteres Feld zuzugescllen und beide Felder durch Ge-
meinschaftstaste zu verbinden. Das neue Feld dient zum Empfang
der Vormeldung, das hisherige Endfeld verschliefst das Signal; es
wird durch Rückgabe des Signalteldes verwandelt. Auf diese Weise
ist der Wärter gezwungen, die Einfahrerlaubnifs jedesmal zurückzu-
geben. Od.
Automatische Eisenbahn-Block-Signalisirung. The
Eng. vom 30. Mai 1902. No. 2422, S. 536. Mit Abb.
Die London & South Western-Bahn versucht eine solche Ein-
richtung (clektropneumatisch) auf einer zweigleisigen, 10 km langen
Strecke zwischen Grateley und And-over. H —e,
Electricity in Railway Signalling. The Railw. Eng.
1902. S. 116.
In der Fortsetzung des Aufsatzes werden zunächst die Block-
einrichtungen der Bostoner Hochbahn und sodann die elektrisch
gesteuerten Prefsluftstellwerke von Westinghouse beschrieben, wie
sie neuerdings in einzelnen Fällen in England angewandt worden
sind. Fr.
A. Sckundär-, Industrie- etc. Bahnen, aufsergewohnliche Systeme.
Die Schmalspurbahnen Ungarns im Jahre 1899.
Ztschr. f. Kleinb. 1902. Heft 3, S. 236.
Von den 5 in Betracht kommenden Bahnen fehlen über die
der ungarischen Staatsbahn gehörende Linie Gran— Bresnitz— Schem-
nitz nähere Angaben, während eine Tabelle über die Gröfsen- und
Betriebsverhältnisse der 4 Privatbahnen ausführliche Mittheilungen
macht. B.
Ueber die Lokal- und Strafsenbahnen in Algier und
Tunis. Ztschr. f. Kleinb. 1902. Heft 3, S. 236.
Uebersichtliche Zusammenstellung der Längen- und Betriebs-
verhältnisse der betreffenden Bahnen nach den Mittheilungen des
» Jounal officiel dz la Republique frangaisee. B.
Betriebsergebnisse der verlegbaren Bahnen ohne
Lang- oder Querschwellen in den Staatswaldungen
der Oberförsterei Schirmeck. Von Bierau. Ztschr.
f. Lokalb. 1902. S. 67.
Beschreibung der in erster Linie für Waldbahnen geeign: ten
Bauart Bicrau. Od.
Bau- und Betriebsergebnisse der verlegbaren Bahnen
ohne Lang- und Querschwellen (Bierausche Bau-
art). Von Bierau. Centralbl. d. Bauverw. 1902.
S. 451.
Die Schienen liegen unmittelbar auf dem Boden auf und sind
Der Oberbau ist besonders für
Od.
durch Spurstangen verbunden.
Forstwirthschatt geeignet.
Berg - Seilaufzug. (Bergbahn für steile Felswände.)
Von Feldmann. Centralbl. d Bauverw. 1902. S. 477.
Mit Abb.
Bei dem Berg-Scilaufzug soll ähnlich wie bei den bestehenden
Bergseilbahnen an jedem Ende des Zugseiles ein Wagen hängen,
sodafs bei der gleichzeitigen Beförderung eines Wagens zu Berg
und zu Thal die Massen stets zum grölsten Theil ausgeglichen sind.
Die Wagen sollen jedoch nicht auf einem starren Gleise laufen,
sondern thre Führung dadurch erhalten, dafs sie an straff gespannten
in ganzer Lange freischwebenden Seilen hängen. Gespannt werden
die Führungsseile durch bewegliche Spanngewichte am unteren Seil-
Bei Belastung vergröfsert sich das Durchhängen der Führungs-
seile je nach der Gröfse und der Stellung der Last, wobei die
Spanngewichte entsprechend gehoben werden.
ende.
Die Seilspannung
bleibt also, unabhängig von der Belastung durch Wagen und unab-
hangig von Wärmewechsel und Ausdehnung, stets dieselbe. Das
System soll sich in Bezug auf Anlage und Betriebskosten aufser-
- ordentlich günstig stellen. Od.
Die Nilgiri - Gebirgsbahn. Ztschr. f. Kleinb. 1902.
Heft 3, S. 244.
Zru bequemeren Verbindung der auf dem 2633 m hohen Nil-
giri-Gebirge gelegenen Luftkurorte mit den gröfseren Städten von
Indien und Birma wurde cine Schmalspur- (1 m) Bahn von 27 km
Länge, von der Station Mettapoliyan ab gebaut und 1899 dem
Betrieb übergeben. Sie beginnt mit einer 8 km langen Reibungsbahn
mit Steigungen bis 1:40, der übrige Theil ist eine Zahnradbahn
Abt’scher Bauart mit einer Höchststeigung 1: 12,5. Die Schienen
haben ein Gewicht von 25 keim und ruhen, wie auch die Zahn-
stange, Das rollende Material
besteht aus 4 Lokomotiven, 16 Güter-, 4 Personenwagen I., 4 Per-
auf sehr festem Holz aus Birma.
sonenwagen Il. Klasse und 4 Bremsgepäckwagen. Die Baukosten
haben 187500 M. für 1 km betragen. B.
Handbuch der Ingenieurwissenschaften, fünfter Band
achte Abtheilung ,,Lokomotiv - Steilbahnen und
Seilbahnen“. Bearbeitet von Roman und Siegfried
Abt.
Das Heft giebt zunächst einen sehr interessanten Ueberblick
über die Entwickelung der Lokomotiv-Steilbahnen. Es werden dann
theoretische und praktische Untersuchungen angestellt über den
[15. Februar 1903.)
Nutzen und die Berechtigung dieser Bahnen, die Steigungsverhält-
nisse zwischen Reibungs- und Zahnstangenbahnen verglichen, die
Zugkraft, Zugbelastung und Zugwiderstände erörtert.
In erschöpfender Weise sind Bau und Ausrüstung der Zahn-
stangenbahnen unter Anführung aller namhaften Systeme behandelt.
Sowohl die
älteren Systeme, als diejenigen neuerer und neuester Art sind mit
der bekannten Gründlichkeit von Roman Abt beschrieben.
Das Buch kann jedem Fachmann als ein willkommener Berather
Das nächste Kapitel handelt von den Seilbahnen.
bei Anlage und Beurtheilung von dergleichen Bahnen empfohlen
werden.
Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dafs durch die nicht immer
an der richtigen Stelle in den Text eingedruckten Figuren das
Durchlesen des Heftes erschwert wird.
Tunnel von
No. 1043 vom 7. Juni 1902.
Mit Abb.
Westbahn stellt die unmittelbare Ver-
bindung zwischen dem Invaliden-Bahnhot und Versailles (linkes Ufer)
Neue Bahnlinie Paris — Versailles.
Meudon. Gen. civ.
Bd. 41, No. 6, S. 81.
Diese neue Linie der
her. Sie zweigt bei Station Issy von der dicht am linken Seine-
Ufer verlaufenden sog. Moulineaux-Linie ab, durchfährt den Berg-
rücken des Waldes von Meudon in einem 3,35 km langen Tunnel
und geht von Virotlay dicht neben der alten, vom Bahnhof Mont-
parnasse kommenden Bahn bis Versailles. Die Gesammtlänge
Invalidenbahnhof— Bahnhof Versailles (l. U.) beträgt 17,553 km, wovon
5,207 km alte Bahn: Invaliden—Issy. Gröfste Steigung der neuen
Linie 1 : 100, im Tunnel 1 : 125.
Damm, gefolgt von fünf Viadukten, deren Gesammtlänge das Mals
In der Ebene von Issy grofser
von 2250 m erreicht. Bei den vielfachen Abzweigungen und Durch.
schneidungen von Bahnlinien sind Gleiskreuzungen in Schienenhöhe
vermieden.
Die neue Linie wird elektrisch betrieben. Dritte Schiene seit-
lich. Dreiphasiger 5000 Volt-Strom wird in drei Unterstationen in
500 Volt-Gleichstrom umgeformt.
Die Bahn wurde bis Meudon-Val-Fleury am 1. Juli 1901, der
Rest, am 31. Mai 1902 erdfinct.
Die Stationen haben aufsenliegende Bahnsteige mit Treppenzugängen.
bis Versailles, mit dem Tunnel
Der etwa 80 m Deckung habende Tunnel von Meudon ver-
ursachte ganz aufserordentliche Schwierigkeiten durch unerwarteten
Einbruch von Wasser und schwimmendem Gebirge. Die interessanten
Arbeiten und Konstruktionen, welche erforderlich wurden, sind aus-
führlich beschrieben und dargestellt. H—e.
Strafsenbahn Paris—Arpajon. Gen civ. No. 1037 vom
26. April 1902. Bd. 40, No. 26, S. 421. Mit Abb.
Die Bahn wurde 1891 genehmigt für die Strecke Paris (Stadt-
grenze)-—Arpajon, 32 km. Dazu die 3 km lange Zweigbahn Mon-
1894 wurde die
Erlaubnifs hinzugefügt, den Betrieb ins Innere der Stadt fortzusetzen
thery— Marcoussis. Zugkraft: Dampflokomotiven.
und zwar für Personen bis zum Odeon (place Medicis) für Güter,
bei Nacht, bis zu den Centralhallen. Jedoch wurde im Innern der
Stadt bei Tage die Dampfkraft ausgeschlossen.
Man behielt damals den Dampfbetricb aulserhalb der Stadt bei
und führte innerhalb derselben komprimirte Luft ein.
Dann stellte sich bald die Nothwendigkeit heraus, die Zahl der
Züge zu vermehren, während der Umfang der einzelnen (Personen-)
Züge eingeschränkt werden konnte. Dies hatte die Einführung
elektrischen Betriebes zur Folge. Die alten Betriebsmittel sollen
aber aufgebraucht werden. Die elektrischen sind nur — seit Ende
des Jahres 1901 — zur Verstärkung hinzugekommen, um nach und
Aulserhalb der Stadt wird
mit Trolley-Wagen an Oberleitung gefahren, innerhalb mit elektrischen
nach zur Alleinherrschaft zu gelangen.
Lokomotiven. —
Die maschinellen und elektrischen Anlagen der Bahn sind
a. a. O. eingehend beschrieben und dargestellt. H—e.
Elektrische Eisenbahn von le Fayet nach Chamonix.
Von Henry Martin. Gen. civ. No. 1046 und 1047
vom 28. Juni und 5. Juli 1902. Bd. 41, No.9 und 10,
S. 133 und 149. Mit Abb.
Dieses letzte Stück der zum Netz Paris— Lyon — Mittelmeer ge-
hörigen Eisenbahnverbindung Genf— Chamonix wurde gegen Ende
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 616.) 15
Juli 1901 eröffnet.
da an
Bis le Fayet ist die Bahn normalspurig, von
Im Spur. Der elektrische Betrieb hat eigenartige, vom
Da
bis 1:11 ohne Zahnstange zu nehmen sind, haben alle Wagen
Oberingenieur Auvert angegebene Einrichtungen. Steigungen
Motoren. 4 oder 5 bilden einen Zug, der jedoch von einem Führer
Geschwindigkeit 10—40 km/Std.
in Servoz
beherrscht wird. Zwei Wasser-
kraftwerke und les Chavants erzeugen die elektrische
Energie, welche durch eine dritte seitliche Schiene den Zügen zu-
geführt wird.
Die Linie folgt dem Lauf der Arve und ist 19 km lang.
Kleinste Krümmung 150 m Planumsbreite 4,4 m.
Das gröfste Bauwerk ist der gewölbte Viadukt von Sainte
Marie, 52 m hoch über dem Wasserspiegel der Arve, mit ciner
gröfsten Oeffnung von 25 m und 7 Nebenöffnungen von 15 m Weite,
bei
Sie hat eng-
alle haibkreistörmig. Die bedeutendste eiserne Brücke, les
Fgrats, hat eine Oeflnung von 45 m Lichtweite.
maschige Gitterträger mit parallelen Gurtungen und obenliegender
Fahrbahn.
Das Gleis hat 12 m lange, 34,4 kg/m schwere Schienen. In
den Steigungen 1:11 und 1:12,5 tritt eine mittlere Schiene hinzu,
an welcher die Beifsbremsen angreifen. In diesen starken Steigungen
ist das Gleis an 0,9 m tiefe, in 100 m Abstand angeordnete Mauer-
klötze verankert. Aufserdem dazwischen noch Verankerungen durch
eingegrabene Schienenstücke. Diese scheinen sich besser zu be-
währen als die Mauerklötze.
Die Bahnsteige liegen 0,475 m über S.O. Die elektrischen
Zuleitungsschienen sind nur in den Bahnhöfen und bei Niveauüber-
gängen mit Schutzvorrichtungen versehen.
Die beiden hydro-elektrischen Kraftwerke erzeugen Gleichstrom.
Das Werk von Servoz verfügt über eine Wasserkraft von 4560 PS,
das von les Chavants hat eine gröfste Leistung von 10810 PS.
Das Wasser für beide Werke wird durch Ableitungen aus der
Arve gewonnen. Die Arbeit in den Werken wird durch Turbinen
geleistet.
Es kommen
Führerabtheile mit Schalt-
vorrichtungen u. s. w. sind nur in den Gepäckwagen, deren ciner
Jeder Wagen ruht
festen Untergestell mit 3,5 m Radstand.
Die 80 Wagen der Balın tragen sämmtlich Motoren.
nur wenige leichte Anhängewagen hinzu.
stets an die Spitze des Zuges gestellt wird.
auf einem 2 achsigen,
Zwischen diesen beiden Achsen und zwar rechtwinklig dazu liegen
die zwei Motoren, welche ihre Bewegung durch Kegelzahnräder
(1:4 verlangsamend) auf die Wagenachsen übertragen. H—e.
Hamburger Stadt- und Vorortbahnen. Von Stein.
Centralbl. d. Bauverw. 1902. S. 65. Mit Abb.
Beschreibung des von Siemens & Halske bearbeiteten Planes
für die Hamburger Stadt- und Vorortbahnen, der z. Z. der Beschluls-
Die Bahn wird z. Th.
auf Dammen und in Einschnitten, z. Th. als Hochbahn, z. Th. als
und dabei u. A. die Börse
sowie den neuen Hauptbahnhof unterfahren. Länge der Ringlirie
17,5 km, der Anschlufslinie nach Ohlsdorf 5,2 km. Gröfste Steigung
Betrieb mittelst
Drehstromes, der in Unterstationen zu Gleichstrom umgeformt wird.
Od.
Ztg.
fassung durch die Bürgerschaft unterliegt.
Untergrundbahn ausgeführt werden
1: 20,7, kleinster Krümmungshalbmesser 60 m.
Die elektrische Vollbahn Burgdorf—Thun.
D. E.-V. 1902. S. 499.
Eingehende durch zahlreiche Abbildungen crläuterte Beschreibung
dieser Bahn, sowie des zugehörigen Elcktricitäts-Werkes bei Spiez
am Thuner See. Fl.
Die elektrische Hoch- und Untergrundbahn in Berlin.
Von Langbein, Regierungs-Baumeister. Ztschr. D.
Ing. 1902. No. 7, S. 217, No. 8, S. 261, No. 9, S. 302.
Ausführliche Beschreibung der ganzen Anlage, der verschiedenen
Brücken,
rüstungen;,
Bauten, der Betriebsmittel und einzelner Montage-Aus-
mit zahlreichen Abbildungen und Textzcichnungen zur
Erklärung der angewendeten Eisenkonstruktionen. B.
Die elektrische Hoch- und Untergrundbahn in Berlin.
Von G. K. Elektr. Ztschr. 1902. Heft 7, S. 123.
Ausführliche Beschreibung ihrer Anlage cinschl. Kraftcentrale,
der Betriebsmittel, Schaltungen u. s. w.- B.
16 (No, 616.)
The present position of electric traction on tram-
ways and roads, with special reference to accu-
mulator traction. By William Ranton Cooper,
M. A., B. Se., Assoc. M. Inst. C. E. Excerpt Minutes
of Proceedings of the Institution of Civil Engineers.
Vol. cx lix. Session 1901—1902. Part IIl. T
Vortrag, gehalten in einer Versammlung der Institution of Civil
Engincers in London. Der Vortragende giebt in ausführlicher, durch
Zeichnungen und bildliche Darstellungen erläuterter Weise eine all-
gemeine Vergleichung der verschiedenen für elektrische Trambahnen
jetzt im Gebrauch befindlichen Systeme und eine Betrachtung über
die Möglichkeiten für die Verwendung der Elektrizität im Selbst-
fahrerwesen. Die verschiedenen, für elektrisch betriebene Tram-
bahnen in Anwendung gekommenen Anordnungen - - Luftleitung, unter-
irdische Leitung, Obertlächen-Kontakt und Betrieb mit Akkumulatoren —
werden nach ihren Vor- und Nachtheilen, sowie insbesondere nach
ihren Anlage- und Betriebskosten gegen einander abgewogen,
wobei der Vortragende zu dem Schlusse kommt, dafs für jeden
einzelnen Fall beurtheilt werden müsse, welches System nach Lage
der besonderen Verhältnisse als zweckmälfsigstes anzunehmen ist.
Die in Paris, Ostende,
führung gekommenen Anlagen mit Akkumulatorenbetrieb werden be-
Hannover, Gent und Diinkirchen zur Aus-
schrieben und die Ursachen des Milserfolges, der sich dabei an ein-
zelnen Stellen ergeben, erörtert. Als besonders günstig hat sich der
Betrieb mit Akkumulatoren bei der 4 km langen, mit 1 m Spurweite
hergestellten ‘Trambahn in Ostende erwiesen, die nur während
3 Monate im Jahre im Betrieb ist.
Für Selbstfahrer, die auf gewöhnlichen Stratsen verkehren, be-
zeichnet der Vortragende den Betrieb mit Akkumulatoren als den
idealen, wenn überhaupt Elektrizität dabei für die Fortbewegung zur
Anwendung kommen soll, wobei er indessen die Schwierigkeiten,
die der Verwendung der Akkumulatoren für diesen Zweck im Wege
stehen, Mit Rücksicht auf diese Schwicrigkciten
hält er es für möglich, dafs das auf der Pariser Ausstellung 1900
nicht verkennt.
vorgeführte System Lombard Gerin Anwendung für die Fortbewegung
von Selbstfahrern findet. Bei diesem System wird der Strom durch
eine doppelte Luftleitung dem Wagenmotor zugeführt, aber nicht
durch eine Stange, wie bei den Trambahnen, sondern durch ein
Kabel, wodurch dem Wagen die Möglichkeit gegeben wird dem
übrigen Srafsenverkehr auszuweichen. H. C.
V. Elektrizität.
Leitfaden zur Konstruktion von Dynamomaschinen
und zur Berechnung von elektrischen Leitungen.
Von Dr. Max Corsepius. 3. vermehrte Auflage.
Mit 108 in den Text gedruckten Figuren und 2 Tabellen.
Berlin 1903. Verlag von Julius Springer. Preis
geb. 5 M. [V. D. M.]
Von diesem recht nützlichen Werke liegt die 3. Auflage vor,
und zwar zeitgemäfs vervollständigt und bereichert. Dieses Buch
hat mit der Entwicklung der Technik Schritt gehalten und kann
Es enthält
schreibungen von Musterkonstruktionen, sondern befafst sich nur
jedem Dynamobauer empfohlen werden. keine Be-
mit demjenigen, was beim Berechnen zu wissen noth thut; es setzt
Der Einflufs
eingehende Berücksichtigung,
entsprechende spezielle Kenntnisse voraus der ver-
schiedenartigen Details findet auch
sind bezügliche Coefficienten überall nach praktischen Ergebnissen
mitgetheilt. C. R.
VI. Verschiedenes.
Handbuch des deutschen Patentrechts in rechts-
vergleichender Darstellung. Von J. Kohler,
Protessor an der Universität Berlin. Verlag von
J. Bensheimer, Mannheim. Preis brosch. 40 M.,
geb. 45 M. +
Im Verlag von J. Bensheimer ist von dem bekannten Rechts-
lehrer der Universität Berlin, Herrn Professor J. Kohler, welcher
auch den Lesern unserer Zeitschrift durch seine Aufsätze in früheren
Jahrgängen bekannt geworden ist, ein aufserordentlich interessantes
Handbuch des deutschen Patentrechts erschienen. Der Verfasser
widmet dieses Werk dem deutschen Patentamte, der Hauptkultur-
Der Inhalt des Werkes,
und Vervollkommnung ähnlicher
statte dieses grofsartigen Rechtsgebietcs.
welches als eine Fortsetzung
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Februar 1903.)
früherer Arbeiten des gleichen Verfassers gelten darf, giebt cine
umfangreiche Darstellung des gesammten Patentrechts unter Berück-
sichtigung der hauptsächlichen Literatur der letzten Jahre.
Das Werk enthält
handlung des materiellen Patentrechts, und insbesondere über das
nach einer Einleitung zunächst eine Ab-
Wesen des Patentrechts, die Entstehung des Patentrechts, den
Inhalt des Patentrechts, die Pflichten des Patentberechtigten und
das Erlöschen des Patentrechts. Es folgt hierauf eine Abhandlung
über das formelle Patentrecht, und zwar ist hier insbesondere das
Nichtigkeits-
In den folgenden Haupt-
Patentamt, das Patentertheilungsverfahren, das und
Verwirkungsverfahren eingehend erläutert.
abschnitten ist noch Civilprozessualisches und Patentstrafrecht, sowie
Individualrecht in Beziehung zum Patentrecht mitgetheilt.
In denjenigen Kreisen, welche mit dem Gebiete des gewerb-
lichen Rechtsschutzes sowohl berufsmäfsig als auch im Interesse
von Gewerbe und Industrie sich zu befassen haben, kann es nur
freudig begrüfst werden, dafs der Herr Verfasser, dessen lichtvolle
Darstellungsweise aus scinen früheren Werken hinreichend bekannt
ist, es unternommen hat, in eingehender Weise dieses von ihm
erfolgreich behandelte Gebiet weiter zu erforschen und die Wissen-
schaft des Patentrechts zu vertiefen.
Wir können hier nicht auf Einzelheiten dieses werthvollen
Werkes eingehen, da eine erschöpfende Besprechung, wie sie dem
Werthe des Werkes entspricht, über den Rahmen einer Besprechung
in einer Zeitschrift hinausgehen würde. Wir können jedoch allen
denjenigen, welche an der Entwicklung des Patentrechts ein
Interesse nehmen, die Anschaffung und das Studium dieses Werkes
Auf alle Fälle
Werk als ein Merkstein in der Entwicklung der wissenschaftlichen
auf das angelegentlichste empfehlen. ist dieses
Behandlung des Patentrechts anzusehen. — a —
Das Recht des bildenden Künstlers und des Kunst-
gewerbetreibenden. Von Bruno Wolff-Beckh.
Gewidmet seinem Vetter Prof. Reinhold Begas. Verlag
von Friedrich G. B. Wolff-Beckh in Steglitz bei Berlin.
Preis 1 M. 20 Pf. T
Lebhafter als sonst werden jetzt in den Kreisen der Künstler
und der Kunstgewerbetreibenden die beruflichen Rechtsfragen er-
örtert.
Neuregelung der Kunstgesetze.
Den Anlafs hierzu bietet die in naher Aussicht stehende
Seit Beginn des Jahres 1902 be-
sitzen wir neue, zeitgemafse Gesetze über das Urheberrecht und
Für das Recht an
Werken der bildenden Künste gelten noch die Gesetze von 1870
das Verlagsrecht an Schrift- und Tonwerken.
und 1876 mit ihrer veralteten Auffassung und daneben sogar noch
weit ältere landesgesetzliche Bestimmungen. Die Neuregelung der
Kunstgesetze ist deshalb dringend nothwendig und auch bei der
Einbringung der neuen Gesetze für Schrift- und Tonwerke ausdrücklich
verheifsen worden, Eines der Kunstgesetze, das neue Photographic-
Gesetz, ist auch bereits im Entwurf veröffentlicht. Das vorliegende
L Das Urheberrecht (Geschicht-
liches, Rechtsphilosophisches, Rechtslage.) Il. Das Recht am Original.
Buch ist folgendermafsen gegliedert:
(Allgemeines, Verkauf, Arbeit auf Bestellung, Preisbewerbung, Kunst-
handel, Ausstellung, Pfändung, Künstlerische Entgleisungen, Kritik.)
Il. Das Recht der Vervielfältigung. Bildhauerkunst
Mechanische Kunst-
verfahren, Zeichenkunst, Vorlagewerke.) IV. Das Recht an Entwürfen
für gewerbliche Zwecke.
(Allgemeines,
und Malerei, Baukunst, Graphische Künste,
Zeitungskatalog für 1903. Annoncen-Expedition Rudolf
Mosse, Berlin. +
Der in 36. Auflage erschienene Zeitungskatalog ist in Folge
seiner Ausführlichkeit, Zuverlässigkeit und übersichtlichen Anordnung
wiederum ein werthvoller Rathgeber für jeden, welcher die Zeitungs-
dicses bewährte Hilfsmittel
annonce, geschäftlichen Erfolges, in
seinen Dienst zu stellen pflegt. Es nimmt deshalb das so wichtige
Kapitel der Anzeigen-Ausstattung einen breiten Raum in Anspruch und
wird die zweckmäfsigste Ausgestaltung einer Annonce an zahlreichen
neuen Beispielen erläutert. Einen erhöhten praktischen Werth erhält
der Katalog durch seine Ausstattung als Schreibmappe mit Notiz-
kalender. Neu ist die Beigabe von wichtigem Nachschlagematerial,
wie Bestimmungen über Arbeiterversicherung, über Anmeldung von
Patenten und Gebrauchsmustern, Eintreiben von Forderungen u. s. w.
nn,
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regierungs-Baumeister a. D.
Patentauwalt L. Glaser, Berlin. — Druck von Gebruder Grunert, Berlin S.W.
LITERATURBLATT i
GLASERS ANNALEN
für
GEWERBE UND BAUWESEN.
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V.D.M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure, die mit f bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern SEET
No. 401. Beilage zu No. 619 (Band 52. Heft o. 1903.
I. Eisenbahnwesen. eine Akkumulatoren-Bufferbatterie von 260 Elementen ausgeglichen.
Die ganze Anlage ist ausführlich beschrieben. B.
8. Sekundär-, Industric- etc. Bahnen, aufsergewöhnliche Systeme
: Saas fe á ; SECH Die Erschütterungen durch die elektrische Unter-
Metropolitain d’intérét local de Berlin. Gen. civ. grundbahn in London. Centralbl. d. Bauverw. 1902.
No. 1040 vom 17. Mai 1902. Bd. 41, No. 3, S. 3. | Š 107
Mit Abb. : $
. Durch Versuche wurde festgestellt, dafs bei Einstellung von
Im Anschlufs an einen früheren Aufsatz über den Bau der i f SR
u Lokomotiven mit 21/, t Achsdruck bezw. Triebwagen von 1/4} t
Berliner Hoch- und Untergrundbahn (Siemens & Halske) werden . Ge eel
` , : Achsdruck an Stelle der bisherigen Lokomotiven mit einemungefederten
hier die elektrischen Anlagen und das rollende Material ausführlich Sage? Ss , ` .
b E Gewicht von 8 t auf jeder Achse, die Erschütterungen nur ein
esprochen. : 5
P , Drittel bezw. ein Fünftel der früheren betrugen. Od.
Zum Schlufs erkennt der Verfasser (Henry Martin) dem ge-
wählten System der unmittelbaren Stromzuführung vom Kraftwerk Bahnen verschiedener Systeme. Ztschr f. Transportw
1902. No. 8, S. 126. Mit Abb.
Beschreibung des Baues der Unterpflasterbahn von New York-
zur dritten Schiene des ganzen Netzes zwar das Lob grolser
Einfachheit zu, sicht aber die damit verbundene hohe Spannung
als eine Quelle von Gefahren an. Aufserdem bringe die gewählte . í . de .
Q e S City nach einem Aufsatz von Prelini im »/agineering« 1901.
Art der Stromvertheilung grofse Kraftverluste längs der Linie Od
mit sich. ,
t . e . D S
Herr Martin zieht deshalb die französische und amerikanische Traction électrique par contact superficiel 4 deux
Art vor, wonach der hochgespannte Strom, der vom Werk kommt, conducteurs isolés, systeme B. Cruvellier. Gen. civ.
l
No. 1041 vom 24. Mai 1902. Bd. 41, No. 4, S. 57.
Mit Abb.
Das neue System soll die Uebelstände beseitigen, welche bci
in Umtormern, die am Bahnnetz vertheilt sind, auf niedrige Spannung
gebracht wird. H—e.
Die Haltestellen der Berliner elektrischen Hochbahn.
Centralbl. d. Bauverw. 1902. S. 54 u.f. Mit Abb.
Strafsenbahnen mit Oberflachenkontakt dadurch entstehen, dafs die
Fahrschienen zur Rückleitung des Stromes benutzt werden.
H—e.
Ein neues System für elektrische Bahnen. Elektr.
Ztschr. 1902. Heft 7, S. 136.
|
|
Beschreibung der Haltestellen unter Beigabe von Grundrissen,
Schnitten und photographischen Bildern, hauptsächlich vom baukünst-
lerischen Gesichtspunkt aus. Od. |
| Von den belgischen Ingenieuren Dulait, Rosenfeld und Zelenay
Die elektrische Stadtbahn In Berlin. Von Regierungs- aus Charleroi ist ein neues System erfunden, welches im »Zlectr ical
Bauführer Giese und Regierungs- Baumeister Blum
in Berlin. Organ. 1902. S. 140 u. f.
Die Verkehrsverhältnisse, die Entwickelungsgeschichte, die
Linienführung, sowie der Bau und die Ausführung der Bahn werden
World Enginvere besprochen ist. Nach demselben sollen die Wagen
ohne jeden rotirenden Motor und ohne elektrische Verbindung mit
der Energiequelle fortbewegt werden, Dies geschieht vielmehr
allein durch die Wirkung eines mit dem Wagen auf dem Bahnkörper
besprochen. Sr. fortschreitenden magnetischen Feldes. B.
Die neuen Elektricitätswerke der New Yorker Hoch-
bahn. Oestcrr. Zeitschr. 1902. S.609. Mit Abb.
Beschreibung der Anlagen, welche die Manhattan Elevated
Verkehr der elektrischen Hoch- und Untergrund-
bahn in Berlin. Von Regierungsrath a. D. D. G.
Kemmann. Ztg. D. E.-V. 1902. S.859. Mit Abb.
Die Betriebsergebnisse der ersten drei Monate sind in Vergleich Railroad gegenwärtig ausführen läfst und die bestimmt sind, jenes
gezogen mit den vom Verfasser vor Eröffnung der Bahn gemachten Unternehmen mit der leistungsfähigsten Centrale auszustatten. Fl.
Schätzungen, von denen sie nur wenig abweichen. Fl.
Ueber den Verlauf der Rückströme bei Stralsen-
bahnen und über ihre elektrolytischen Wirkungen.
Die Barmer Bergbahn. Von Direktor Daubner,
Elektr. Ztschr. 1902. Heft 4, S. 68.
Barmen. Ztschr. D. Ing. 1902. No. 1, S. 8.
Die von einer Aktiengescllschaft erbaute Bahn hat den Zweck, Wiedergabe eines vom Ingenieur M. G. Claudo aut dem letzten
|
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Barmen mit der Nachbarstadt Ronsdorf zu verbinden und gleichzeitig Pariser Elektricitats-Kongrefs über diesen Gegenstand gehaltenen
die auf dem Bergkamm gelegenen beliebten Ausflugorte dem Publikum Vortrages. B.
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leichter zugänglich zu machen. Hierzu wurde es nöthig, die 1,65 km : f .
SC : Beitrag zur Berechnung von Speiseleitungen elek-
trischer Bahnanlagen. Von Professor A. Zn,
Elektr. Ztschr.” 1902. Heft 16, S. 335.
lange Strecke Barmen —Tölleturm als Zahnradbahn anzulegen, um
die Höhe von 170 m mit Steigungen von 1:5,4 bis 1: 9,7 zu er-
reichen. Daran schliefst sich bis Ronsdorf eine Reibungsbahn 4,5 km
lang. Diese Strecke hatte bis 1897 Dampfbetrieb, seitdem wird 1000 KW - Bahngenerator der Union Elektricitäts-
aber die ganze Bahn elektrisch betrieben. Das Kraftwerk für die Gesellschaft in Berlin. Von Dr. Niethammer.
ganze Strecke befindet sich im unteren Gesehofs des Bahnhofes in Elektr. Ztschr. 1902. Heft 3, S. 45. Mit Abb.
Barmen, woselbst zwei Dampidynamos zu je 1000 PS und zwei zu Beschreibung eines für die Sheffield Corporation Tramway Ex-
je 500 PS aufgestellt sind, die aber auch Strom an industrielle Werke tensions gelieferten Gleichstromgenerator mit Compoundwickelung
von 1000 KW, 500 V und 90 Touren. B.
abgeben. Die Schwankungen im Energieverbrauch werden durch
18 (No, 619.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. April 1903.)
Schienenstols für elektrische Stralsenbahnen. Gen.
civ. No. 1039 vom 10. Mai 1902. Bd. 41, No. 2,
S. 29. Mit Abb.
Nach dem »Szreet Kailway« hat die Union Traction Co. in
Philadelphia seit einem Jahr auf 20 km Gleis einen neuen Schienen-
stofs in Versuch gestellt. Er besteht aus zwei Laschen, welche an
dem hohen Schienensteg voll und genau anliegen und mit ihm ver-
nietet werden. Dagegen haben die Lappen der Laschen, welche
sich unter den Schienenkopf legen und die, welche den Schienenfufs
ganz umfassen, überall ungefähr 5 mm Abstand von der Schiene.
Der Ertolg des
H -—e.
Diese Zwischenräume werden voll Zink gegossen.
Versuches scheint gut zu sein.
Elektrische Lokomotive für Zahnrad- und Adhäsions-
betrieb. Von M. Gaze, Berlin. Ztschr. D. Ing. 1902.
No. 17, S. 600. Mit Abb.
Auf einer gröfseren Zuckerraffinerie an der unteren Elbe, bei
welcher die Geländeverhältnisse dem Materialtransport besondere
Schwierigkeiten bereiteten, da sich der Fabrikhof 22,6 m über dem
tiefsten Wasserstand der Elbe befand, war vor etwa 10 Jahren eine
Förderung mittels Seilbetrieb eingerichtet worden. Diese Anlage
ist neuerdings in eine elcktrisch betriebene Bahn umgewandelt, bei
welcher eine Strecke von 175 m mit einem Höhenunterschied von
16 m eine Zahnstange erhalten hat. Verfasser beschreibt die für
diesen doppelten Betrieb von der Union Elektricitats-Gesellschaft
gebaute Lokomotive und den eigenartigen Oberbau dieser Förderbahn.
B.
Elektrische Schnellbahnen und die geplante Ein-
schienenbahn (Mono-Rail) zwischen Manchester
und Liverpool. Von F. B. Behr. Ztschr. D. Ing.
1902. No. 14, S. 486 und No. 15, S. 517.
Wiedergabe eines im Verein Deutscher Ingenieure in Berlin
gehaltenen Vortrages mit einer sich daran anschliefsenden Besprechung
über die elektrischen Schnellbahnwagen und die Ergebnisse der mit
ihnen angestellten Probe fahrten, sowie über die Vorzüge der Schwebe-
bahnen für den Schnellverkehr. B.
Zahnradmotoren für Stadt- und Vorortbahnen. Von
Ingenieur Siebert, Donai. Elektr. Ztschr. 1902.
Heft 10, S. 187. Mit Abb.
Beschreibung einer für die Firma Maison Breguet vom Verfasser
entworfenen Serie von 3 Motoren für 80, 120 und 160 PS. B.
Der praktische Betrieb elektrischer Strafsenbahnen.
Ztschr. f. Transportw. 1902. S. 449.
Angaben auf Grund eines Aufsatzes von Fr. Göring in der
Zeitschrift »L’ Eclairage electrigue« 1902, Bd. XXXI, No. 29 über die
Möglichkeit, den elektrischen Strafsenbahnbetrieb möglichst sparsam
zu gestalten. Od.
Gleislose Motorbahnen mit oberirdischer Stromzu-
führung. Von Schiemann. Ztschr. D. Ing. 1902.
No. 16, S. 574. |
Kurze Mittheilung über die gleislosen elektrischen Strafsenbahnen
im Bielathal, deren Wagen auf einer gewöhnlichen Strafse verkehren
Der Strom-
verbrauch ist doppelt bis dreifach so grofs, wie der einer Gleisbahn,
und ihren Strom einer oberirdischen Leitung entnchmen.
dagegen fallen die Kosten für die Anlage und Instandhaltung der
Gleise fort. B.
Die Schwebebahn Barmen — Elberfeld — Vohwinkel.
Von Regierungs - Baumeister Petri. Glasers Ann.
1902. Heft 4, S. 67. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages über den Bau und die Einrichtung der Schwebebahn nach
dem System Langen. Am 1. März 1901 wurde die 4,5 km lange
Strecke Elberfeld Kluse— Zoologischer Garten, am 24. Mai 1901
die Verlängerung vom Zoologischen Garten nach Vohwinkel eröffnet ;
die etwa 6 km lange Fortsetzung nach Barmen wird im Jahre 1902
fertiggestellt werden, womit die Gesammtstrecke eine Länge von
13,3 km erlangen wird, von denen etwa 3 km in Strafsen, der
Rest über der Wupper gelegen ist. B.
Ausführung und Betrieb der Barmen — Elberfelder
Schwebebahn. Centralbl. d. Bauverw. 1902. S. 413.
Mittheilungen aus einem neuerdings von Köpcke, Goering und
Das Gutachten behandelt in drei
Abschnitten die besonderen Eigenschaften der einschienigen Schwebe-
v. Borries erstatteten Gutachten.
bahn im Allgemeinen, sodann die Ausführung der Linie Barmen —
Elberfeld — Vohwinkel und zicht schliefslich einen Vergleich zwischen
dieser und anderen mit einer Tragschiene gebildeten Bahnarten.
Aulserdem wird die Eignung der Schwebebahn für Schnellbahn-
betrieb besprochen. Od.
Die einschienige Schwebebahn als Stadt- und
Schnellverkehrsmittel. Von W. Berdrow. Ztg.
D. E.-V. 1902. S. 971.
Das von Geheimen Rath C. Köpcke, Geheimen Regierungs-Rath
A. Goering und Regierungs-Rath v. Borries abgegebene Gutachten
über die einschienige Langensche Schwebebahn wird eingehend be-
sprochen. Fl.
Ueber die Strafsen- und Hochbahnen in Nord-
Amerika. Ztschr. f. Kleinb. 1902. Heft 3, S. 239.
Eine sehr ausführliche dem » Street Railway Journal« entnommene
tabellarische Zusammenstellung aller amerikanischen Strafsenbahnen
nach Staaten geordnet. Die erste Tabelle enthält die Zahl der
Länge der Bahn und die Zahl der Betriebsmittel,
die andere giebt Auskunft über das Aktienkapital und die sicher-
Gesellschaften,
gestellten Schulden der Gesellschaften in den einzelnen Staaten.
B.
Strafsenbahnwesen in Nordamerika. Ztschr. f. Trans-
portw. 1902. No. 10. Mit Abb.
Wiedergabe eines von Gründler gehaltenen und in der »Zeit-
schrift des Vereins Deutscher Ingenieurex veröffentlichten Vortrages.
Od.
Städtische Strafsenbahn in Luzern. Ztschr. f. Trans-
portw. 1902. No. 12. Mit Abb.
Angaben über den Unterbau, Oberbau und Leitungsnetz. Od.
Eisenbahn-Unternehmung in Britisch Nord-Borneo.
The Eng. vom 30. Mai 1902. No. 2422, S.534. Mit
Abb.
Die Bahnlänge des ganzen geplanten Netzes beträgt 483 km.
Eine 97 km lange Strecke
Sie konnte am 8. März 1902 zum ersten Mal mit einer
Davon ist ein geringer Theil im Betriebe
ist im Bau.
Lokomotive befahren werden. Eine Linie quer durch Nord-Borneo,
257 km lang, liegt erst im Entwurf vor.
Die Bahnen haben 1 m Spur. Steigungen bis 1:40. Einige
bedeutende Bauten Brücke mit
Oetinungen von je 30,5 m Weite und Einschnitte bis 35 m Tiefe.
kommen vor. So eine drei
H--e.
Bahnraumer. Von Hermann Haedicke. Dingler's J.
1902. S. 51. Mit Abb.
Verfasser bemerkt zu der auf S. 819, Bd. 316 beschriebenen
Schutzvorrichtung von Wilson & Beunet, es sei das bei dieser
Vorrichtung angewandte Princip, dafs der im Wege liegende Körper
zunächst gegen einen Fühler stöfst und diesen zurückdrängt, worauf
sich eine Schaufel niedersenkt und den Körper aufnimmt, bereits
von ihm im Jahre 1894 angegeben worden. Od.
Schutzvorrichtungen an Stralsenbahnwagen. Von
M. Kosch, Berlin. Elektr. Ztschr. 1902. Heft 5,
S. 84. Mit Abb.
Verfasser beschreibt die bei den verschiedenen Strafsenbahnen
versuchsweise eingeführten Schutzvorrichtungen. B.
Neuere Schutzvorrichtungen.
1902. S. 323.
Besprechung verschiedener Bauarten von Schutzvorrichtungen
Od.
Centralbl. d.
Ztschr. f. Transportw.
an Strafsenbahnwagen.
Kreuzungen von Stralsenbahnlinien.
Bauverw. 1902. S. 60.
Um Unglücksfälle von Straisenbahnwagen an dem Kreuzungs-
punkt zweier sehr enger Strafsen zu verhüten, ist in Leipzig eine
Signalvorrichtung in Gestalt einer vierseitigen Laterne angebracht,
die von den der Kreuzungsstelle sich nähernden Wagen bethätigt
Od.
wird.
IL. April 1903.)
Vorrichtung zum Entwässern von Stralsenbahn-
schienen. Centralbl. d. Bauverw. 1902. S. 498.
Beschreibung einer in Hamburg seit 8 Jahren in Gebrauch be-
findlichen Einrichtung. Die Anlagekosten betragen pro Stück 250 M.
Od.
Eine Vorrichtung zur Entwässerung von Stralsen-
bahnschienen. Von Ewald Genzmer. Centralbl.
d. Bauverw. 1902. S. 379.
Beschreibung einer in Halle bewährten Vorrichtung. Od.
Strafsenbahnwesen in Nordamerika. Ztschr. f. Trans-
portw. 1902. S. 401. Mit Abb.
Beschreibung verschiedener in Amerika üblicher Schienen-
bettungsarten für Strafsenbahnen. Od
Vereinigte Feder- und Stellvorrichtung für Strafsen-
bahnweichen. Von W. Wirtz. Ztsch. D. Ing. 1902.
No. 11, S. 390. Mit Abb.
Beschreibung einer Konstruktion, bei welcher die Weiche als
Feder- oder Stellweiche verwendet werden kann. B.
Der Unterbau der städtischen Strafsenbahn in Zürich.
Ztschr. f. Transportw. 1902. S. 242.
Angaben über die in Zürich mit verschiedenen Anordnungen
gemachten Erfahrungen. Od.
Betrachtungen über englische Strafsenbahnen.
Ztschr. f. Transportw. 1902. S. 291.
Angaben über Londoner Strafsenbahnverhältnisse nach einem
Artikel in » The Street«. Od.
Einrichtungen und Dienst auf den Stationen der
Kleinbahnen. Von v. Beyer. Ztschr. f. Lokalb.
1902. S.99. Mit Abb.
Abdruck des vom Vertasser in der Eisenbahntechnik der Gegen-
wart, Bd. III, 2, bearbeiteten Kapitels. Od.
Die Entwickelung der Lokalbahnen in Bayern. Von
Fritz Lohmann. Ztschr. f. Transportw. 1902. S. 228.
Abdruck der Vorrede des gleichnamigen Werkes. Od.
Der Zugwiderstand bei Strafsen und Wegen. Ztschr.
f. Transportw.
Auszug aus dem Bericht der »Znginecering News« über Ver-
suche von Protessor J. O. Baker. Od.
9. Statistik.
Die Eisenbahnen der Erde im
Archiv f. Ebw. 1902. S.501.
Uebersicht über die Entwicklung, die das Fisenbahnnetz in den
19. Jahrhundert.
verschiedenen Erdtheilen und den wichtigsten Ländern im vorigen
die
sowie das Verhältnis des
Jahrhundert genommen hat. Mit einer bildlichen Darstellung,
die Längenentwicklung jahrzehntweise,
Bahnnetzes zum Flächeninhalt und zur Volkszahl veranschaulicht.
Die bayerischen Staatseisenbahnen und Schiffahrts-
betriebe im Jahre 1900. Archiv f. Ebw. 1902. S. 552.
Wohlfahrtseinrichtungen der königl. bayerischen
Staatseisenbahnen im Jahre 1900. Archiv f. Ebw.
1902. S. 569.
Die Eisenbahnen im Grolsherzogthum Baden im
Jahre 1900. Archiv f. Ebw. 1902. S. 573.
Die k. k. österreichischen Staatsbahnen im Jahre
1900. Archiv f. Ebw. 1902. S. 582.
Die Betriebsergebnisse der italienischen Eisen-
bahnen im Jahre 1899. Archiv f. Ebw. 1902. S. 594.
Auch in dem günstigen Jahre 1899 hat der Staat für die
5 Milliarden Lire, die er auf die Eisenbahnen verwendet hat, keine
Verzinsung erhalten; aber es ist wenigstens der Betriebszuschufs
des Staates von 15 auf 11 Millionen herabgegangen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 619.] 19
Die Eisenbahnen in Schweden im Jahre 1899/1900.
Archiv f. Ebw. 1902. S. 608.
Die Eisenbahnen in Norwegen im Jahre 1900/1901.
Archiv f. Ebw. 1902. S. 618.
Die Eisenbahnen Britisch-Ostindiens im Kalender-
jahre 1900. Archiv f. Ebw. 1902. S. 626.
Die japanischen Eisenbahnen (im Jahre 1899/1900).
Archiv f. Ebw. 1902. S. 638.
Die Eisenbahnen in Frankreich im Jahre 1899.
Archiv f. Ebw. 1902. S. 878.
Unfälle auf den französischen Eisenbahnen in den
Jahren 1898 und 1899. Archiv f. Ebw. 1902. S. 884.
Die Eisenbahnen in Dänemark
1900/1901. Archiv f. Ebw.
Der Ueberschufs ist
im Betriebsjahr
1902. S. 889.
von 2,6 Millionen Kronen in
1899 auf
0,3 Millionen gesunken; die Generaldirektion spricht sich für cine
Erhöhung der Tarife aus.
Die Eisenbahnen in Ungarn im Jahre 1900. Von
Nagel. Archiv f. Ebw. 1902. S. 903.
Statistisches von den Eisenbahnen Rufslands
(2. Hälfte 1901). Archiv f. Ebw. 1902. S. 923. Fi.
Dreilsigster Geschäftsbericht der Direktion und des
Verwaltungsraths der Gotthardbahn umfassend
das Jahr 1901.
Jahresberieht über die Verwaltung der Neuhaldens-
leber Eisenbahn für das Rechnungsjahr 1901/1902.
Jahresbericht über die Verwaltung der Prignitzer
Eisenbahn für das Rechnungsjahr 1901.
Die Güterbewegung auf Deutschen Eisenbahnen
im Jahre 1901 im Vergleich zu der in den Jahren
1898, 1899 und 1900. Von Thamer. Archiv f. Ebw.
1902. S. 1035.
Die königl. württembergisehen Staatseisenbahnen
und die Bodenseedampfschiffahrt im Etatsjahr
1900. Archiv f. Ebw. 1902. S. 1075.
Wohlfahrtseinrichtungen der königlich württem-
bergischen Verkehrsanstalten. Archiv f. Ebw. 1902.
S. 1086.
Die Eisenbahnen der Schweiz in den Jahren 1898,
1899 und 1900. Archiv f. Ebw. 1902. S. 1091.
Die belgischen Eisenbahnen in den Jahren 1899
und 1900. Archiv f. Ebw. 1902. S. 1101.
Die Eisenbahnen im Königreich der Niederlande
im Jahre 1900. Archiv f. Ebw. 1902. S. 1111. FL.
Ueber Indische Eisenbahnen. The Eng. vom 20. Juni
1902. No. 2425, S. 614.
Der Aufsatz enthält besonders viele statistische Angaben. In
dem am 31. März 1902 endenden Geschäftsjahr wurden in Indien
738 km neue Bahnen eröffnet, wodurch die Betriebslänge auf
40 297 km kam. Der Zuwachs blieb
Man schreibt dies hauptsächlich der Hungersnoth zu,
unter dem Durchschnitt der
letzten Jahre
welche die Geschäfte gelahmt und deren Bekämpfung die öffentlichen
Fonds zu stark in Anspruch genommen habe. H—e.
Baukosten afrikanischer Eisenbahnen und Stralsen-
lokomotiv-Verkehr. Von Schwabe, Geheimer
Regierungsrath. Ztg. D. E.-V. 1902. S. 1174.
Anläfslich über das Selbstfahrwesen sind
unzutreffende Angaben über den Durchschnittspreis für afrikanische
eines Vortrages
Kolonialbahnen gemacht worden. Auf dicse wird mit einer aus-
führlichen Nachweisung näher eingegangen. Fl.
Statistik der Eisenbahnen Deutschlands für das
Rechnungsjahr 1900. Ztg. D. E.-V. 1902. No. 13,
S. 213. Fl.
20 [No. 619.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. April 1903.)
Ergebnisse der Wagengestellung und des Kohlen-,
Koks- und Brikettversandes im Ruhr-, Saar-
und oberschlesischen Kohlenrevier. Ztg. D. E.-V.
1902. No. 12, S. 199.
Statistische Angaben über den Versand vom 16 bis 31. Januar d J.,
wonach in diesem Zeitraum im Ruhrgebiet im ganzen 19 867 Doppel-
wagen oder 9,0 pCt. weniger gefördert und versandt wurden, als
im gleichen des Vorjahres. Im Saargebiet blieb der Versand um
1,6 pCt.,
Vorjahres zurück u. s.f.
in Oberschlesien sogar um 22,4 pCt. hinter dem des
Fl.
Rulslands Ingenieurbauten. Dingler’s J. 1902. S. 386.
Angaben tiber Längen und Verkehr russischer Eisenbahnen.
Fl.
Die Eisenbahnen der Erde. Centralbl. d. Bauverw.
1902. S. 227.
Auszug aus der unter gleichem Titel im » Archiv für Eisenbahn-
wesen« erschienenen Abhandlung. Fl.
Englische Eisenbahnstatistik. TheEng. vom 22. August
1902. No. 2434, S. 183.
Die Eisgnbahnen des vereinigten Königreichs betörderten im
vergangenen Jahre 1172395900 Reisende ausschl. derer mit Saison-
fahrkarten und nahezu 416 Millionen Tonnen Güter. Roheinnahmen
2175,8 Millionen Mark. Betricbsausgabe etwa ?’, davon, nämlich
1379 Millionen Mark. Gesammtlänge der Bahnen 35 524 km. Sie
1860 verdoppelt. 30133 km der Bahnen haben
H—e.
- hat sich seit
normale Spur.
10. Verwaltung, Gesetzgebung, richterliche Entscheidungen.
Die Haftung der Eisenbahnen bei Tötung und
körperlicher Verletzung von Unzurechnungs-
fähigen. Ztg. D. E.-V. 1902. S. 611.
Eine Studie zum Haftpflichtrechte von Dr. R. Latka. Fl.
Partikularismus im deutschen Eisenbahnrecht. Vom
Ministerialrath Dr. jur. Oesterlen in Stuttgart. Ztg.
D. E.-V. 1902. S. 1027.
Die Erwartung, dafs das Bürgerliche Gesetzbuch und seine
Nebengesetze einen weiteren Ausbau des Deutschen Eisenbahnrechts
zur Folge haben werde, ist nicht in Erfüllung gegangen.
Zweck der genannten Schrift ist es, das Beditrfnifs einer
im einzelnen
FI;
weiteren Vereinheitlichung unseres Eisenbahnrechts
nachzuweisen.
Der Etat der preulsisch-hessischen Eisenbahnver-
waltung für das Etatsjahr 1902. Von Schremmer.
Archiv f. Ebw. 1902. S. 865. l
Bahngesetz vom 7. Januar 1902 für das Grols-
herzogthum Oldenburg. Achiv f. Ebw. 1902. S. 694.
Die dem öffentlichen Verkehre dienenden Eisenbahnen werden
in „Eisenbahnen“ und „Kleinbahnen“ unterschieden. Bemerkens-
werth sind ferner die Bestimmungen über ,Bahnverbande“, d. h.
Vereinigungen kommunaler Körperschaften zum Bau und Betrieb
von Eisenbahnen.
V. Elektrizität.
Wie stellt man Kostenanschläge und Betriebskosten-
Berechnungen für elektrische Licht- und Kraft-
anlangen auf? Aus der Praxis für die Praxis von
Ingenieur Fritz Hoppe. 2. verbesserte und vermehrte
Auflage. Darmstadt-Leipzig 1902. Ed. Wartigs Verlag
Ernst Hoppe. Preis 4,50 M. IV. DM
In dem vorliegenden Werk ist in übersichtlicher und knapper
Form eine grofse Reihe von wichtigen praktischen Erfahrungen und
Zahlen aus dem Gebiet der elektrischen Starkstromtechnik zusammen-
gestellt, die bisher in der Literatur entweder garnicht oder nur
mit grofser Mühe und weit zerstreut zu finden waren. Jeder
Ingenieur, der approximative oder verbindliche Kostenanschläge,
Betriebskosten- für
oder Rentabilitäts - Berechnungen elektrische
Gesammt- oder Theilanlagen auszuarbeiten oder zu beurtheilen hat,
wird daher das Buch mit grofser Freude begrüfsen und der Werth
desselben wird noch wesentlich steigen, wenn den Fortschritten der
elektrischen Industrie entsprechend in nicht zu langen Zwischen-
räumen Neuauflagen erscheinen und an diesen möglichst viele
Praktiker mitarbeiten werden.
Sehr anzuerkennen ist, dafs auch in der vorliegenden Auflage
bereits auf neuere Erscheinungen, wie Heifsdampfmaschinen, Saug-
generator-Gasanlagen, Nernstlampen, Osmiumlampen und dergl.
mehr oder weniger ausführlich aufmerksam gemacht wird. Anderer-
seits werden allerdings Angaben über Diesel-Motore, Parsons-
Turbinen und Abwärmekraftmaschinen vermifst. Bei den Energie
verbrauchenden Maschinen fehlen die Krane, die eine ausführliche
In der Tabelle auf Seite 286 (Mitte)
der Text
derselben soll jedenfalls lauten: „eine nutzbar abgegebene Kilowatt-
Besprechung wohl verdienten.
hat sich ein unangenchmes Versehen eingeschlichen;
stunde erforderte an kg Kohlen“, anstatt „ein kg Kohle ergab an
nutzbar abgegebenen Wattstunden“.
Auf jeden Fallkann das sehr preiswerthe Werk allen in Betracht
kommenden Ingenieuren auf das wärmste empfohlen werden. Zg.
VI. Verschiedenes.
La Grande Industrie Chimique Minerale. Von
E. Sorel, ancien Ingenieur des Manufactures de
P Etat. — Mit 113 in den 899 Seiten umfassenden
Text gedrukten Abbildungen. — Verleger C. Naud,
Paris, 1902.
Das in 4 Theile eingetheilte Werk bezweckt die Vorführung
des theoretischen und praktischen Studiums der chemischen Mineral-
Grofsindustrie.
Der erste Theil behandelt die chemischen Produkte, welche
als Derivate des Schwefels oder der Metallschwefelverbindungen
die
Schwefelindustrie, den Schwefelkohlenstoff und die Sulfocarbonate,
erhalten werden. Der Verfasser bespricht hintereinander
die schweflige Säure, die Sulfite und Hyposulfite, die zur Erzeugung
von schwefliger Säure in Betracht kommenden Metallsulfide, das
Rösten der Pyrite. Er beschreibt die Blendeöfen und Zubehör.
Hierauf folgt das Studium der und gewöhnlichen
Es wird die Theorie der Fabrikation der Schwefel-
säure entwickelt, und gezeigt, in welcher Weise die Fabrikation
praktisch zu führen ist.
rauchenden
Schwefelsäure.
Im zweiten Theile sind dic Verbindungen des Stickstoffs behandelt,
insbesondere: Nitrate (Natron -Kalisalpeter), Nitrite, Salpetersäure,
Ammoniakwässer und Ammoniaksalze, Verbindungen des Cyanogens.
Die Phosphate in industrieller und landwirthschaftlicher Hinsicht
bilden den Gegenstand des dritten Theiles. Der Verfasser führt
die verschiedenen Operationen der Industrie des phosphorsauren
Dünger vor, Anreicherung der Phosphate, Fabrikation der Super-
phosphate, Phosphorsäure u. s. w. Schliefslich ist im vierten Theile
die Alaunindustrie und die Darstellung der Hülfsprodukte des
Aluminiumsulfats und des Eisen-, Kupfer- und Zinkvitriols besprochen.
M.
Haupt - Katalog der Korksteinfabrik Grünzweig
& Hartmann, G. m. b. H., Ludwigshafen a. Rh. 7 `
Die Firma hat einen modern ausgestatteten mit zahlreichen
Abbildungen versehenen Katalog über die in ihrer Korksteinfabrik
Derselbe enthält
gehende Besprechungen über die Herstellung des Korksteines und
hergestellten Erzeugnisse herausgegeben. ein-
seine vielseitige Anwendung im Hochbau, wobei insbesondere auf die
damit verbundenen Vortheile und deren Bedeutung in hygienischer
und wirthschaftlicher Beziehung hingewiesen wird. Im einzelnen
werden die verschiedenen Verwendungsarten des Korksteins im
Bauwesen besprochen und durch ‚Beschreibungen, Berechnungen,
Atteste und dergl. die vorzüglichen Eigenschaften und Ergebnisse
des Korksteins bei Isolirung von Aufsenwänden, Gewölben, Heizungs-
kanälen, Verschaalung von Dächern, Herstellung leichter freitragender
Fufsboden-
Anlage von Kühlhallen, Gähr- und Lagerkellern und dergl. des
Abbildungen
Korkstein-Baumatcrial ausgeführte Gebäudeanlagen vervollständigen
Scheidewände, und Zwischendecken - Konstruktionen,
näheren erörtert. mehrerer unter Benutzung von
den reichen Inhalt des Buches. —n.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlaz: Georg Siemens Bertin. — Verantwortlicher Redakteur: Regierungs-Baumeister a. D.
Patentanwalt L. Glaser, Berlin. — Druck von Gebrüder Grunert. Berlin SW.
LIIE RATU RBLAIT
21
GLASERS ANNALEN
für
GEWERBE UND BAUWESEN.
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V.D.M.]
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit f bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
No. 402.
Beilage zu No. 620 (Band 5 52.
Heft zt
I. Eisenbahnwesen.
3. Betriebsmittel,
Die , Leistungsfähigkeit der durch den elektrischen
Strom und der durch Dampfkraft betriebenen
Lokomotiven. Von Obering. Beyer, Essen. Glasers
Ann. 1902. Bd. 51, Heft 1, S. 17.
Verfasser unterzieht die Leistungsfähigkeit beider einer ein-
gehenden Prüfung und kommt zu dem Schlufs, dafs unter Inbetracht-
ziehen der jedweiligen Kosten sich in einzelnen Fällen die elektrische
Betriebskraft empfehlen würde, bei gröfseren Linien mit Güter- und
Personenverkehr wohl der Dampflokomotive der Vorzug gebühre.
B.
Some modern tendencies of locomotive engineering.
By Charles Roux-Martin. The Eng. vom 27. Juni
1902. No. 2426. S.624. Mit Abb.
Fortsetzung IV. He
American locomotive construction. By an American
Engineer. The Eng. vom 27. Juni und 11. Juli 1902.
No. 2426 und 2428. S.623 und 25. Mit Abb.
Fortsetzungen V und VI. H -e.
Schnellbetrieb auf den Eisenbahnen der Gegenwart
von M. Richter. Dingler’s J. 1902. S. 647. Mit Abb.
In Fortsetzung früherer Ausführungen werden eine grofse Reihe
2/4 gekuppelter Lokomotiven besprochen, nachdem Notizen über
die geschichtliche Entwickelung gegeben worden sind. Es werden
zunächst die Bauarten mit gestützter Feuerbuchse und die mit ge-
stütztem Cylinder, d. h. die sämmtlich ohne vorderes Drehgestell
ausgeführten Arten besprochen. Od.
American locomotive construction. By an American
Engineer. The Eng. vom 8. August 1902. Bd. 94.
No. 2432, S. 128.
Artikel VII (Fortsetzung). H-—e.
Die Lokomotive ,,Charles Dickens“ der London &
North Western Railway, die in 20 Jahren und 181
Tagen 2 Millionen englische Meilen durchlaufen hat,
wird aus Anlafs dieses Jubiläums in The Railw. Eng.
Oktober- und Novemberheft 1902. S. 204 und 324,
beschrieben und in Zeichnungen dargestellt.
New rolling stock, Midland Gr. Western Ry. of
Ireland. The Eng. vom 25. Juli 1902. No. 2430.
S. 76. Mit Abb.
Eine 2/4 gekuppelte Personenzuglokomotive (für gesonderten
H--e.
Von Oskar Schilff.
Tender) wird beschrieben und abgebildet.
Moderne Tenderlokomotiven.
Reform 4. Heft 1902.
Besprechung einiger neuer Tenderlokomotiven ftir den Vorort-
verkehr grofser Stadte. Mit Abbildungen.
8 wheeled 6 coupled tank engine. The Eng. vom
27. Juni 1902. No. 2426. S.627. Mit Abb.
Beschreibung einer 3/4 gekuppelten Tendermaschine mit innen
liegenden Cylindern, Sie ist für den schweren Vorortverkehr von
Bombay (Indien) bestimmt, eignet sich aber auch gut zum Rangier-
dienst. H- e.
Mineral locomotive, London & Northwestern Ry.
The Eng. vom 18. Juli 1902. No. 2429, S. 66. Mit Abb.
Schr kräftige, 4/4 gekuppelte Güterzug-Maschine mit Tender.
2 Hochdruck- und 2 Niederdruck-Cylinder. H--e.
Eight-coupled heavy goods engine. Lancashire &
Yorkshire Ry. The Eng. vom 1. August 1902. Bd. 94.
Nr. 2431, S. 120. Mit Abb.
Beschreibung dieser kräftigen, neuen 4/4 gekuppelten Güterzug-
H-e.
maschine. Auf die folgende Nummer wird hingewiesen.
Cylindrical locomotive fire boxes. The Eng. vom
15. August 1902. Bd. 94. No. 2433. S. 165. Mit
Abb.
Diese von Hoy konstruirte Feuerbüchse wird wegen ihrer
Sie ist versuchsweise an der in der
H—e.
Von F. Hood. Re-
grofsen Heizflache empfohlen.
vorigen Nummer erwähnten Lokomotive angebracht.
Wasserrohr -Lokomotivkessel.
form, 1. Septemberheft 1902.
Kurze Beschreibung mit Abbildungen der auf der amerikanischen
South Western Railroad angeblich mit gutem Erfolge verwendeten
Bauart.
„Perfection“ Fuel Economiser and Smoke Con-
sumer. The Railw. Eng. Oktober 1902. S. 297.
Die Rauchverbrennung soll durch Zuführung vorgewärmter Luft
bewirkt werden, die durch beiderseits oberhalb der Feuerthür der
Lokomotive angebrachte Röhren den Feuergasen beigemischt wird.
Die Oelfeuerung der Southern Pacific Railroad.
The Railw. Eng. Oktober 1902. S. 301.
Die Oelfeucrungseinrichtung, mit der fast 250 Lokomotiven
der genannten Bahn ausgerüstet sind und die völlig zufriedenstetlend
wirkt, ist nach einer amerikanischen Quelle beschrieben und in
Zeichnungen dargestellt. Insbesondere ist der Brenner in gröfserem
Mafsstabe veranschaulicht.
Holden’s Oelfeuerungseinrichtung für Lokomotiven;
ausgeführt auf der South Eastern & Chatham Bahn.
The Railw. Eng. Mai 1902, S. 138.
Zeichnung der Anordnung mit kurzem Text.
Application du mazout au chauffage des locomotives
russes. Gen. civ. 9. August 1902, No. 1052. (Bd. 41,
No. 15.) Mit Abb.
Masut ist ein Destillationserzeugnifs des Naphta, welches in
Rufsland mit Vortheil und in steigendem Umfange zur Lokomotiven-
feuerung verwendet wird. Einige hierzu dienende Einrichtungen an
den Kesseln bilden den Gegenstand der Abhandlung. H—e.
Das Diagramm der Achsbelastungen und seine An-
wendung bei drei- und mehrachsigen Lokomo-
tiven. Von Ing. J. Kempf in Kalk bei Cöln.
Glasers Ann. 1903, Bd. 51, Heft 3, S. 55.
Verfasser hebt hervor, dafs man um einen ruhigen Gang der
Lokomotive zu erzielen, die Lange der Federn in ein direktes Ver-
22 (No. 620.)
hältnifs zum Raddurchmesser bringt und stellt dem entsprechend
Untersuchungen über die Achsbelastung an. B.
Rückstellvorrichtung für Drehgestelle bei Lokomo-
tiven. Von Obering. M. Kuhn, Cassel. Glasers
Ann. 1902. Bd.50, Heft 12, S. 231. Mit Abb.
Beschreibung einer vom Verfasser entworfenen und von der
Lokomotivfabrik Henschel & Sohn in Cassel ausgeführten Rückstell-
vorrichtung für Drehgestelle bei Lokomotiven. B.
The construction of a I class French locomotive.
The Eng. vom 4. und 18. Juli, sowie 1. August 1902.
No. 2427, 29 und 31, S.4, 54 und 103. Mit Abb.
Abschnitt I— III einer eingehenden Mittheilung über die Arbeiten
in der Lokomotivbauanstalt sowie die zur Anwendung kommenden
Hülfsmaschinen. H—e.
The oldest working locomotive in the world. The
Eng. vom 18. Juli 1902. No. 2429, S.57. Mit Abb.
Die am 25. Juli 1814 von G. Stephenson auf der Killingworth
Kohlenbahn
Hetton Kohlenwerk in Gebrauch und kommt nun in ein Museum in
H—e.
in Dienst gestellte Lokomotive war später in dem
Newcastle on Tyne.
Neuerungen an vierachsigen Durchgangs-Personen-
wagen. Von Baurath Herr. Glasers Ann. 1902.
Bd. 50, Heft 8, S. 156. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
gehaltenen Vortrages. B.
Die Herstellung der Arztwagen für die Hülfszüge
der Preufsischen Staatseisenbahn - Verwaltung.
Von Eisenb.-Direkt. Schlesinger. Glasers Ann. 1902.
Bd. 51, Heft 10, S. 193.
Wiedergabe eines im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
gehaltenen Vortrages mit zwei Figuren-Tafeln über die Einrichtung
der Arztwagen. B.
2 achsiger 20-Tonnen Güterwagen der Belfast und
Northern-Counties-Railway. The Railw. Eng. August
1902, S. 230.
Das Schalengufsrad. (Chilled cast iron wheel.) The
Railw. Eng. August 1902, S. 231.
Eine ausführliche Darstellung seiner Herstellung und Ver-
wendung.
Federndes Wagenrad für Eisenbahn- oder Klein-
bahnwagen, Lastwagen, Motorwagen u. s. w. Von
Rudolf Mewes. Dingler’s J. 1902. S. 691. Mit Abb.
Besprechung des bekannten Toblerschen federnden Wagen-
rades, Od.
Güterwagen mit auswechselbaren Achsen. Centralbl.
d. Bauverw. 1902. S. 552.
Die nach Entwürfen des Bauraths Breidsprecher in Danzig
erbauten Güterwagen mit auswechselbaren Achsen für den deutsch-
russischen Verkehr haben sich so gut bewährt, dafs ihre Einführung
in weiterem Umfange erfolgen soll. Od.
Feuerschutzmittel für Eisenbahnfahrzeuge. Vom
Eisenb.-Direkt. Schumacher. Glasers Ann. 1902.
Bd. 51, Heft 10, S. 19.
Verfasser macht im Verein Deutscher Maschinen - Ingenieure
ausführliche Mittheilungen über die mit verschiedenen Imprägnirungs-
mitteln gemachten Versuche und die in Folge der dabei gemachten
Erfahrungen in Aussicht genommenen Sicherheitsmittel. B.
Die Industrie- und Gewerbeausstellung in Düssel-
dorf 1902. Das Eisenbahn- und Verkehrswesen. Von
M. Buhle, Charlottenburg. Ztschr. D. Ing. 1902.
No. 33, S. 1214. Mit Abb.
Besprechung der ausgestellten Fahrzeuge und besonderer Theile
derselben, Achsen, Kuppelungen, Lokomotivrahmen u. s. w. B.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. April 1903.)
4. Werkstatts- Einrichtungen.
Ueber die Ausnutzung von Hochofengasen zu Kraft-
zwecken. Glasers Ann. 1902. Bd. 51, Heft 3, S. 56.
Mittheilungen über einen von Bryan Donkin am 17. Dezember
1901 in der „Institution of Civil Engineers“ in London gehaltenen
Vortrag über die bessere Ausnutzung der Hochofengase zum Be-
tricb von Gasmaschinen und die in dieser Hinsicht angestellten Ver-
suche von B. H. Thwaite in England, Seraing in Belgien und auf
den Hörder Hüttenwerken in Deutschland. B.
Sauggeneratorgasanlagen. Von Adolf Langen, Di-
rektor der Gasmotorenfabrik Deutz. Ztschr. D. Ing.
1902. No. 45, S. 1681. Mit Abb.
Die neuen Sauggeneratoren haben als einfache und billige Ein-
richtungen das Anwendungsgebiet des Kraftgases bedeutend erweitert
und es auch kleineren Betrieben ermöglicht, sich diese billige Kraft-
quelle zu verschaffen. Verfasser bespricht den Unterschied derselben
gegenüber dem alten Druckgasverfahren und stellt zum Vergleich
beide Anlagen bildlich dar.
Gasmotorenfahrik Deutz ausführlich beschrieben. B.
Zum Schlufs ist die Sauggasanlage der
Eine neue Feuerungsweise zur Einschränkung des
Kohlenmifsbrauches. Von John H. Mehrtens.
Glasers Ann. 1902. Bd. 51, Heft 9, S. 165, Heft 10,
S. 198. Mit Abb.
Verfasser bespricht die verschiedenen Uebelstände für eine
Feuerung durch die Formveränderung der Roststäbe, sowie die
zahlreichen Versuche in dieser Richtung und beschreibt dann den
indem er die
von ihm erfundenen Wasserröhren-Feuerungsrost,
dagegen erhobenen Bedenken zu widerlegen sucht. B.
Künstlicher Zug durch Winddruck re Voet).
Glasers Ann. 1902. Bd. 50, Heft 12, S. 241.
Beim System Voet wird der Zug im Feuerraum dadurch erhöht,
dafs unter dem Rost eine oder mehrere Röhren eingeführt werden,
die bis in die freie Luft aufsteigen und mit ihren crweiterten
Oeffnungen gegen den herrschenden Wind gerichtet werden. B.
Ueber die Berechnung der Schornsteine. Von
R. Leupold. Dingler’s J. 1902. S. 636 und 652.
Mit Abb.
Berechnung von Schornsteinen sowohl zur Ermittelung der Be-
dingungen eines guten Zuges, als auch der Standsicherheit und
Festigkeit. Od.
Die Betriebsmaschinen auf der Düsseldorfer Aus-
stellung. Dingler’s J. 1902. S. 605 und 684. Mit
Abb.
Fortsetzung der Beschreibung von Dampfmaschinen und Dampf-
Od.
turbinen.
Vergleichende Untersuchungen über die hydrauli-
schen Eigenschaften der Ueberdruckturbinen. Von
Enno Heidebrak. Dingler’s J. 1902. S. 629.
Untersuchung von Radialturbinen mit innerer Beaufschlagung
(Fourneyron-Turbinen).
Verfasser kommt zu dem Ergebnifs, dafs die Fourneyron-Tur-
binen im allgemeinen nicht die hohen Wirkungsgrade aufsen beauf-
schlagter Radialturbinen haben. Od.
Neue Diagramme zur Turbinentheorie. Von Dr.
Camerer. Dingler’s J. 1902. S. 677 und S. 693. Mit
Abb.
Ableitung von Diagrammen, die eine graphische Darstellung der
Hauptgleichung der Turbinentheorie vorstellen. Od.
Die Elektrochemie auf der Industrie- und Gewerbe-
Ausstellung Düsseldorf 1902. Von Dr. Franz Peters,
Dingler’s J. 1902. S. 667. Mit Abb.
Ausführliche Besprechung der ausgestellten Akkumulatoren, der
Erzeugnisse durch Kupferelektrolyse, der Aluminothermie, die elektro-
magnetische Erzscheidung u. a. Od.
[15. April 1903.)
Eine bemerkenswerthe Magnetradkonstruktion. Von
Ing. F. Tischendörfer, Berlin. Ztschr. D. Ing.
1902. Nr. 45, S. 1708.
Beschreibung einer vom Verfasser konstruirten Schwungrad-
maschine für einen Drehstromerzeuger, welche zum Betrieb von
Karbidöfen von der Union Elektrizitäts-Gesellschaft gefertigt worden
ist. B.
Einige Prüfungsresultate des elektrischen Gruppen-
und Einzel-Antriebes in den Werkstätten Prusch-
kowo der Warschau-Wiener Eisenbahn. Von
Ing. v. Reichel, Glasers Ann. 1902, Bd. 51, Heft 8,
S. 153. Mit 10 Abb.
Bericht über einige für den Werkstattsbetrieb sehr interessante
Versuche, ob der Gruppen- oder Einzelantrieb in ökonomischer
Hinsicht den Vorzug verdient. Verfasser giebt zum Schlufs an, in
welchen Fällen ihm der eine oder der andere empfehlenswerth
erscheine. B.
Idee zu einem Indikator. Von Elemér Meitner.
Dingler’s J. 1902. S. 610. Mit Abb.
Beschreibung eines neuen Indikators, der nebst dem Diagramm
auch die numerische Gröfse des Flächeninhalts desselben unabhängig
vom Beobachter giebt. Od.
Die Lastenförderung unter dem Einflufs der Elektro-
technik. Von Kammerer in Charlottenburg. Ztschr.
D. Ing. 1902. No. 37, S. 1377 und No. 38, S. 1421.
Mit Abb.
Ausführliche Besprechung der gebräuchlichen elektrisch be-
triebenen Hebe- und Transportmaschinen. B.
Pont roulant electrique de 60 tonnes des Forges
nationales de la Chaussade. Gen. civ. 16. August 1902.
No. 1053, (Bd. 41, No. 16.) Mit Abb.
Es handelt sich um einen Laufkrahn in einem französischen
Stahlwerk, welcher 30 m überspannt, bei 120 m Länge der Lauf-
schienen. H--e.
Die Hebezeuge auf der Diisseldorfer Ausstellung.
Von Georg von Hanffstengel. Dingler’s J. 1902.
S. 621. Mit Abb.
Besprechung eines freistehenden hydraulischen Drehkrahnes für
5000 kg Tragkraft, sowie eines elcktrisch betriebenen Aufzuges für
300 kg Tragkraft und 10,13 m Hubhöhe, Od.
Io. Verwaltung, Gesetzgebung, richterliche Entscheidungen.
Der Etat des Eisenbahnministeriums im oester-
reichischen Abgeordnetenhause. Ztg. D. E.-V.
1902. S. 647.
Eingehende Wiedergabe der bezgl. Verhandlungen. Fl.
Oesterreichisches Gesetz vom 12. Juli 1902, R. G. Bl.
No. 72, betr. die Haftpflicht der Eisenbahnen. Archiv
f. Ebw. 1902. S. 1145.
Das Haftpflichtgesetz vom 5. März 1869 und der Art. VII des
Unfallversicherungs-Ausdehnungsgesetzes vom 20. Juli 1894 werden
auf alle mit elementarer Kraft betriebenen Eisenbahnen erstreckt.
Oesterreichisches Gesetz vom 19. Juli 1902, R. G. Bl.
No. 153, betr. Einführung einer Fahrkartensteuer vom
Personentransporte auf Eisenbahnen. Archiv f. Ebw.
1902. S. 1147.
Niederländische Verordnung vom 4. Januar 1901,
Staats-Kourant No. 22, betr. Allgemeine Verkehrs-
ordnung für die Eisenbahnen. Archiv f. Ebw. 1902.
S. 1151.
Niederländische Verordnung vom 18. Juni 1901 betr.
die Verwendung von Eisenbahnen und Eisenbahn-
material in Kriegs- und anderen aufserordentlichen
Fällen. Archiv f. Ebw. 1902. S. 709.
Die Eisenbahnverstaatlichung in Frankreich. Von
Dr. O. Ballerstedt. Ztg. DEN 1902. No.12, S.195.
Ausführliche Darlegung der wirthschaftlichen Verhältnisse der
grofsen französischen Privatbahnen und der vorwaltenden Gründe,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 620.) 23
dafs eine Verstaatlichung derselben bisher wenig Aussicht auf Erfolg
gehabt hat,
Staatsbahnen in Deutschland
obwohl wiederholt auf die grofsen Ueberschiisse der
hingewiesen worden ist. Nach einer
Uebereinkunft im Jahre 1883 wurden den Bahnen ihre Concessionen
bis 1954/60 unter der Bedingung verlängert, dafs, unter Gewähr-
leistung einer nicht unerheblichen Dividende, die Bahnen dann dem
Staate unentgeltlich zufallen. B.
Schwedischer Erlafs vom 5. Dezember 1901, betr.
versuchsweise Einsetzung eines Eisenbahnraths.
Archiv f. Ebw. 1902. S. 1174.
Das russische Reichsbudget für 1902 und die Eisen-
bahnen. Ztg. D. E.-V. 1902. No. 14, S. 227.
Mittheilungen aus dem offiziellen Jahresbericht des Finanz-
ministers an den Kaiser. Der Bericht führt aus, dafs in den letzten
10 Jahren 2251,9 Millionen Rubel für
wurden, die Länge des Eisenbahnnetzes ist von 31 227 Werst auf
60 000 Werst gewachsen.
Material vermehrt worden und zwar die Lokomotiven um 93 pCt.,
Eisenbahnen ausgegeben
Dementsprechend ist auch das rollende
die Personenwagen um 119 pCt. und die Frachtwagen um 118 pCt.
B.
Vom General-
Zte. D. E.-V.
Die Eisenbahnen im Burenkriege.
major z. D. Baron v. Vietinghoff.
1902. No. 15, S. 241.
Ausführliche mit einer erläuternden Karte versehene Mittheilungen
über die Verwendung der Bahnen im Burenkriege, von beiden
kriegführenden Parteien. Bei der grofsen Ausdehnung des Kriegs-
theaters waren namentlich die englischen Heerführer zur Sicherung
ihrer Verbindungen mit Kapstadt, zur Heranschaffung ihrer Nach-
schübe und Proviante auf die Bahnen angewiesen und scheuten
deshalb keine Kosten,
und durch ausgedehnte Blockhauslinien zu sichern. B.
sie im betriebsfähigen Zustand zu erhalten
Die transandinische Eisenbahn. Von Frahm. Archiv
f. Ebw. 1902. S. 920.
Besprechung eines dem chilenischen Kongresse vorgelegten
Gesetzentwurfes betr. die Vollendung der Bahn.
Ein Oldenburgisches Kleinbahngesetz. Ztschr. f.
Kleinb. 1902. Heft 5, S. 339, bezw. 343.
Besprechung und Mittheilung des Bahngesetzes vom 7. Januar
1902 für das Grofsherzogthum Oldenburg,
Begriffsbestimmung der einzelnen Arten dem preufsischen Kleinbahn-
welches sich ın der
gesetz anschliefst. B.
Ueber eine rationelle Finanzwirthschaft im Bau und
Betrieb von Strafsenbahnen und Kleinbahnen.
Von Otto Behrens. Mittheil. d. V. d. Str. u. Kleinb.
1902, Nr. 9. S. 369.
Verfasser, Kassirer der Braunschw. Landes-Eisenbahngesellschaft,
bespricht die Beschaffung des Anlagekapitals, sowie der Gelder
für Erweiterungen, Ergänzungen u. s. w.; ferner die sachgemäfse
Verwendung flüssiger Bau- und Betriebsgelder, Bestände von Fonds
u. s. w. B.
Neue Frachtsätze für den Personenverkehr von der
russisch -europäischen Grenze bis zur Station
Mandschuria der chinesischen Ostbahn. Centralbl.
d. Bauverw. 1902. S. 540.
Angabe der neuesten Tarife. Es kostet eine Fahrt I. Klasse
von Wirballen über St. Petersburg nach Station Mandschuria etwa
331 Mark; die Entfernung beträgt rd. 8320 km.
vorläufig 12 —13 Tage.
Dauer der Reise
Od.
Die Eisenbahnen Bulgariens. Von Friedr. Meinhard
in Sofia. Reform, 4. Heft 1902.
Eine Schilderung der bewegten Entstehungsgeschichte des
bulgarischen Bahnnetzes nebst einem Programm für dessen weiteren
Ausbau. Ein zweiter Aufsatz wird in Aussicht gestellt.
Verwaltungsbericht über die indischen Eisenbahnen
im Jahre 1901. The Railw. Eng. November 1902.
S. 327.
24 (No, 620.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. April 1903.)
II. Allgemeines Maschinenwesen.
4. Allgemeines.
Die Maschinen-Elemente. Ein Hilfsbuch für tech-
nische Lehranstalten sowie zum Selbststudium ge-
eignet, mit Beispielen und zahlreichen Zeichnungen im
Text wıe auf Tafeln. Bearbeitet von M. Schneider,
Ingenieur und Lehrer am Technikum Altenburg. In
zwei Bänden. Fünfte und sechste Lieferung. Wellen
und Kupplungen, mit neunundzwanzig Tafeln. Braun-
schweig, Druck und Verlag von Friedrich Vieweg
und Sohn, 1902. Preis geh.6M. [V. D. M.J
Die in der Praxis vorkommenden Wellen und Kupplungsarten
werden klar und ausführlich besprochen, theoretisch und in praktischen
Beispielen berechnet unter Beifügung von zahlreichen vorzüglichen
Zeichnungen, Text-Abbildungen und Tabellen einiger Spezialfirmen.
Bei Besprechung der biegsamen Wellen und Gelenk-Kupplungen
werden Angaben über Effektverluste vermifst. Zg.
Petrol engines for tramways. The Eng. vom
21. Juni 1902. No. 2426, S. 632.
Petroleum -Maschinen werden für ländliche Trambahnen und
leichte Eisenbahnen empfohlen. H —e.
V. Elektrizität.
Elektromotoren für Gleichstrom. Von G. Roessler,
Professor an der Königl. Techn. Hochschule zu Berlin.
Mit 49 in den Text gedruckten Figuren. 2. verbesserte
Auflage. Berlin 1902. Verlag von Julius Springer.
Preis geb. 4. M. IV. D. M.]
Das Buch, dessen Vorzüge an dieser Stelle bereits bei seinem
ersten Erscheinen beleuchtet worden sind (Nr. 532 vom 15. VIII. 99),
weist in der neuen Auflage nur wenige Aenderungen auf. Hervor-
gehoben zu werden verdient neben verschiedenen erläuternden Zu-
sätzen eine nähere Betrachtung des Vorganges der Selbsterregung.
Ehs.
Schaltungsbuch für Schwachstromanlagen. Von
Max Lindner. Leipzig 1902. Verlag von Hach-
meister u. Thal. Preis geb. 1,80 M.
Der Verfasser setzt die Konstruktion der Apparate als bekannt
voraus und giebt deshalb nur Schaltungsdiagramme und zwar für
Haustelegraphen und Signalanlagen, Fernsprechanlagen, Wasserstands-
melde-, Feuermelde- und Kontrollantagen, elektrische Uhren und
Elementbeleuchtung. Das Buch ist durchaus klar geschrieben und
schr empfehlenswerth.
H.
für Monteure und Ueberwachungsbeamte
VI. Verschiedenes.
Ersatz der Bauführerprüfung durch die Diplom-
prüfung und Zulassung der staatlich geprüften
Bauführer und Baumeister zur Doctor-Ingenieur-
Promotion. Centralbl. d. Bauverw. 1902. S. 580.
Besprechung der neuen Vorschriften über die Prüfungen im
Od.
Baufache.
Der echte Hausschwamm und andere das Bauholz
zerstörende Pilze. Von Dr. Robert Hartig. Zweite
Auflage, bearbeitet von Dr. C. Freiherr von Tubeuf.
Berlin 1902. Verlag von J. Springer. Preis 4M.
neue Auflage der Monographie des bekannten Forst-
botanikers Hartig ist unter Beibehaltung seines
Charakters durch die seit 1885 veröffentlichten neuen Forschungs-
resultate dem heutigen Stande der Wissenschaft entsprechend er-
Es werden aufser der ausführlichen Beschreibung der ver-
Diese
ursprünglichen
ganzt.
schiedenen Formen des Hausschwamms, der auch in farbigen
Abbildungen zur Anschauung gebracht wird, die Mittel zur Verhütung
und zur Beseitigung des für die Gebäude in neuerer Zeit so ver-
derblich gewordenen Pilzes angegeben. Die Kenntnifsnahme dieses
kleinen Buches ist den Baubeamten daher dringend zu empfehlen.
H.
Die Düsseldorfer Ausstellung 1902. Glasers Ann.
1902. Bd. 50, Heft 9, S. 179, Bd. 51, Heft 1, S. 15,
Heft 4, S. TI. Mit 6 Abb.
Beschreibung des Ausstellungsplatzes und der einzelnen Bau-
werke, sowie der dabei angewendeten Eisenkonstruktionen und ihre
In Bd. 51, Heft 4 und 5 sind
die bergbaulichen Anlagen dann näher besprochen. B.
Bestimmung für die Ausstellung.
Neuere Bauweisen und Bauwerke aus Beton und
Eisen. Von Fritz von Emperger. Wien 1902.
Verlag von Lehmann & Wentzel. Preis 9M.
Es liegt vor der III. und IV. Theil des Berichts über den Stand
bei der Pariser Ausstellung aus dem Gebiete des Wasserbaues,
erläutert durch zahlreiche Textfiguren und Tafeln.
Deutsche Konkurrenzen. Herausgegeben von A. Neu-
meister, Reg.-Baumeister und Professor in Karlsruhe.
Leipzig 1902. Seemans Verlag. Preis 3,60 M.
Band XIV. Arbeiterwohnungen der Solway Werke in Bernburg.
Moderne Bauschreiner-Arbeiten. Von Schmohl und
Stähelin, Architekten. Ravensburg. Otto Maier.
Neue Vorlagen für die Praxis des Bautischlers.
Hausthüren und Hausthore. Herausgegeben vom
Architekt E. Grossmann. Ravensburg. Verlag von
Otto Maier.
Sammlung mustergiltiger Hausthore mit Grundrissen und Schnitten.
Schornsteinköpfe. Ilcrausgegeben von Hugo Feld-
mann. Hannover. Helwingsche Verlagsbuchhandlung.
Preis 4M.
Eine reichhaltige und anregende Sammlung von Entwürfen. Fl.
Einführung in das Technische Zeichnen. Von
Professor B. Ross. Wiesbaden 1902. C. W. Kreidels
Verlag. Preis 12,60 M.
Jungen Technikern wird obiges Werk zum Selbststudium oder
beim Unterricht ein willkommenes Material bieten.
Hygienisches Taschenbuch für Medizinal- und Ver-
waltungsbeamte, Aerzte, Techniker und Schul-
männer. Von Dr. Erwin von Esmarch. Berlin
1902. Verlag von Julius Springer.
Das Buch enthält werthvolle Fingerzeige für die Versorgung
Licht und Wärme (Heizung), über die
hygienische Anlage von Schul- und Krankenhäusern und über die
von Wohnräumen mit Luft,
Verhütung von Infektionskrankhciten. Zr.
Kalender fiir Betriebsleitung und praktischen Ma-
schinenbau 1903. Unter Mitwirkung erfahrener
Betriebsleiter herausgegeben von H. Güldner, Ober-
ingenieur. Dresden, Verlag von Gerhard Kühtmann.
Preis in Leinwand 3 M., in Brieftaschenlederband
5 M. [V. D. M.]
Mit grofsem Fleifs und Geschick ist das technische Material,
welches für Betriebsingenicure von Wichtigkeit ist, gesammelt
und in den denkbar kleinsten Raum zusammengedrängt. Die Theilung
in 2 Theile, von denen einer für die Tasche und der andere für
den Arbeitstisch bestimmt ist, ist sehr praktisch und auch zweck-
mälsig durchgeführt.
Die Nummern der Figuren stimmen mehrfach nicht mit den
Nummern im Text überein, z. B I Seite 262—-266, II Seite 203— 205.
Zum schnelleren Auffinden des Gesuchten erscheint die Ein-
führung eines alphabetisch geordneten Sachverzeichnisses erwünscht.
Zg.
Kalender und Wegweiser für Acetylen-Techniker
und -Installateure für das Jahr 1903. Heraus-
gegeben von Desiderius Bernat, Ingenieur und Karl
Scheel, Dr. phil. Halle a. S. 1903 Verlag von Carl
Marhold. Preis 3M. IN. DM
Der Inhalt des vorliegenden Kalenders ist sehr vielseitig. Nach,
dem Wesen, Herstellung und Reinigung des Acetylens behandelt
sind, werden die verschiedenartigen Anlagen nebst dazugehörigen
Apparaten beschrieben, wobei Abbildungen und Literaturnachweise
Hieran schliefsen sich mathematische Tabellen zum
Den Schlufs
Verhütung von Explosionen und eine Zusammenstellung der Satzungen
Ehs.
nicht fehlen.
Handgebrauch. des Buches bilden Vorschriften zur
der bedeutenderen Acetylenvereine.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regierungs-Baumeister a. D.
Patentanwalt L. Glaser, Berlin. — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin S.W.
LITERATURBLATT i
zu
GLASERS ANNALEN
für
GEWERBE UND BAUWESEN.
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V.D.M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure, die mit f bezeichneten von der Redaktion
KEE
I Eisenbahnwesen. | dagegen wegen besonders grofser zu erwartenden Wasserschwierig-
keiten nach dem Vorgange des Simplontunnels in Gestalt zweier
eingleisigen Röhren, und zwar in 30 m (gegen 17 m) Abstand
Oesterreichs neue Alpenbahnen. Schweiz. Bauz. getrieben werden Diese Absicht ist aber später aufgegeben. (S. 189).
Bd. 39, S. 123 ff. und S. 189.
1. Bahnprojchte. Vorarbeiten.
Aufserdem kommen eine Reihe kurzer Tunnel und zahlreiche Viadukte
Besprechung der zum Bau bewilligten hochbedeutsamen neuen zur Ausführung, besonders auf der schwierigsten, der Wocheiner
Staatsbahnen in den Oesterreichischen Alpen mit kleinem Uebersichts- Linie.
plan und Langenprofilen. Es handelt sich um die Tauernbahn Für den Bahnkörper eines Gleises ist eine Kronenbreite der
mit 77 km Länge und 60 Mill. Kronen Baukosten, die Linie Klagenfurt- Bettung von 3,30 m bei 0,30 m Bettungsstärke und 4,00 m Planum-
Triest mit Anschlufs von Villach her (also zugleich eine Fortsetzung breite in Aussicht genommen. Der Raddruck ist zu 8t bemessen,
der vorigen Linie) mit 209 km und 122 Mill. Kronen, endlich die die Schienen zu 35,4 kg'm (Pyhrnbahn 31,72 kg) und 12,5 m Länge.
Pyhrnbahn Klaus-Salzthal mit 42,5 km und 12 Mill. Kronen, im Es ist erklärlich, dafs unter den Oesterreichischen Eisenbahn-
Ganzen also 329 km Alpenbahnen mit 194 Mill. Kronen Baukosten. baubeamten freudige Erregung herrscht ob dieser beginnenden grofs-
Die Tauernbahn bildet die Verlängerung der nordsüdlich artigen und höchst anziehenden Bauthätigkeit, wie sie in Oesterreich
laufenden Linie Salzburg - Bischofshofen - Schwarzach durch das und Deutschland seit Jahrzehnten nicht mehr vorgekommen ist.
Gasteiner Thal, den auf 8470 m Länge berechneten Tauern-Scheitel- Gg.
tunnel, und herab durch das Mallnitz- und Mölbthal zum Anschlufs Die nordtirolische Eisenbahnfrage. Von Ingenieur
an die zur Oesterreichischen Südbahn gehörige Drauthallinie nach Wittek. Oesterr. Zeitschr. 1902. S. 383. Mit Abb.
Villach. Sie steigt von 592 m bei Schwarzach bis auf 1225 m Jetzt, wo die Triester Eisenbahnfrage einer Lösung entgegen-
Mecreshöhe im Tauerntunnel und fällt dann wieder auf 533 m beim sieht, tritt eine nordtirolische Eisenbahnfrage auf, denn kein Land
südlichen Anschlufspunkte unweit Sachsenburg. Die Neigungen Mitteleuropa’s ist so arm an Eisenbahnen als Tirol. Es wird
gehen bis 25,5 % 9; die Krümmungen hier wie bei den anderen besonders 2 Linien das Wort geredet, einer Linie über den Fern-Pafs,
Linien bis auf 250 m Halbmesser herab. Die Tariflänge ist auf die als Hauptbahn gedacht ist, und einer Kleinbahnlinie von Innsbruck
101 km berechnet. nach Scharnitz im Quellgebiet der Isar. Fl.
Die Bahn Klagenfurt- bezw. Villach-Triest besteht aus
drei Haupttheilen: a) Die Karawankenbahn, welche den gleich- Der Bau und die Bedeutung der Astrachan-Eisen-
namigen Gebirgszug zwischen dem Drau- und Sauthal mit dem bahn. Ltg. D. E.-V. 1902. S. 1205.
8016 m langen ,Barengrabentunnel* auf 636 m Meereshöhe durch- Diese lange geplante Eisenbahn soll nun verwirklicht werden
bricht, und zwar mit nördlichen Anschlüssen von Klagenfurt im und zwar auf dem asiatischen Ufer der Wolga. Fl.
Osten und Villach im Westen, die vor dem Nordeingange des
Tunnels zusammenlaufen, während die Bahn 3 km südlich bei Afsling Der Anschlufs der Sibirischen Eisenbahn nach
des Scheiteltunnels wieder an die bestehende Staatsbahn Tarvis- Westen. Ztg. D. E.-V. 1902. S. 714.
Laibach anschliefst. Dieser Theil ist zusammen 66 km lang und ist Interessante Betrachtung über die nothwendigen Ergänzungen
auf 44 Mill. Kronen veranschlagt. b) Der zweite Theil Afsling-Gorz der bereits vorhandenen Anschlufslinien zwischen dem russischen
mit 89 km und 59 Mill. Kronen ist die sogen. Wocheinerbahn. Eisenbahnnetz und der Sibirischen Eisenbahn in Rücksicht auf die
Sie wendet sich von Afsling nach Kreuzung der Sauthallinie wieder zu gewärtigende Zunahme des Verkehrs zwischen den beiden
südwärts, durchbricht mit dem 6180 m langen Wocheiner Tunnel Eisenbahn-Gebieten. Fl.
in 534 m Meercshöhe die Wasserscheide zwischen Sau und Isenzo
(dem Schwarzen und Adriatischem Mcer) und erreicht auf 90 m Höhe Ueber die russischen Bahnen in der Mandschurei.
die Station Görz nördlich der Stadt. c) Der dritte Theil Görz- Ze DEN 1902. S. 913.
Triest erhält südöstlich dieser Stadt eine Anschlufsverbindung Der Aufsatz in dem Juliheft der » Revue des deux mondes« von
mit der Oesterreichischen Südbahn, geht aber selbständig weiter Jules Lagras, der hierüber mancherlei interessante Angaben enthält,
im Wippachthale zum Karst hinauf bis 315 m Meereshöhe und fällt wird eingehend besprochen. Fl.
dann von Optina aus mit mehreren Tunneln (von 1090 und 1120 m
Länge) steil nach Triest hinunter auf 3 m Meereshdhe. Bahnbauten und wirthschaftliche Erschliefsung
Alle diese Bahnen bezwecken, das Handelsgebiet Triest’s durch Persiens. Ztg. DEN 1902. S. 629.
direkte Verbindungen thunlichst weit nach Norden auszudehnen. Eingehende Schilderung der Verhältnisse in Persien nach dem
Die Pyhrnbahn von Klaus nach Selzthal bildet eine Ver- Tode des Schah Nasr-Eddin, die auf eine Belebung und Hebung
bindung zwischen Linz a. Donau und dem oberen Ennsthal, jedoch der russisch-persischen Handelsbeziehungen hindeutet und dem zufolge
ohne den Weg nach Triest erheblich abzukürzen. Sie ist auch ein kräftigeres Eintreten für den Eisenbahnbau in Persien von der
gegenüber den anderen nur als Hauptbahn zweiter Klasse bezeichnet. russischen Grenze im Norden und Nordwesten her erwarten läfst.
Sie durchbricht die Wasserscheide zwischen Steyr und Enns auf Fl.
-733 m Meereshöhe mit dem eingleisigen Bosrucktunnel von 4340 m Deutsche Eisenbahnpläne im brasilianischen Staate
Länge (5,9 m weit, 6 m hoch) und besitzt die gleichen Neigungs- St. Catharina. Von Emil Karpell. Ztg. D. E.-V.
und Krümmungsgrenzen Gëlle und 250 m) wie die anderen Linien. 1902. S. 1206.
Die vorgenannten zwei grofsen Tunnel von über 8 km Länge Es handelt sich um kleinere Unternehmungen mit deutschem
sind zweigleisig mit 8,5 m Weite entworfen, der Wocheiner sollte Kapital, die, von der Stadt Blumenau, am Itajahy ausgehend,
26 [No. 621.]
bezwecken, die Verbindung der Deutschen Kolonien mit den
geeignetsten Häfen herzustellen. Fl.
2. Bau.
Bahnkörper.
Hängebrücke als Schüttgerüst. Von F. Dircksen.
Centralbl. d. Bauverw. 1902. S. 354. Mit Abb.
Zur Schüttung eines 34 m hohen Dammes in der Nähe von
Freiburg (Schweiz) wurde eine Hängebrücke benutzt. Od.
Gurtförderer, Hochbahnkrahne und Drahtseil-Ver-
ladebahnen. Von M. Buhle. Centralbl. d. Bauverw.
1902. S. 245. Mit Abb.
Beschreibung der Anwendung von Gurtförderern bei Tief- und
Tunnelbauten. Od.
Brücken.
Auswechselung eiserner Ueberbauten an der alten
Eisenbahnbrücke bei Mainz. Centralbl. d. Bauverw.
1902. S. 367.
Die Auswechselung der Ueberbauten wurde mittelst zweier
Krahne von je 40 t Tragkraft durch die Brückenbauanstalt Gustavs-
burg bewirkt. Od.
Die Verschiebung der Reichenbachbrücke in
München. Von A. Kling. Centralbl. d. Bauverw.
S. 205. Mit Abb.
Verschiebung einer hölzernen Brücke mit Hülfe eiserner Kugeln,
die indes die untergelegten U Eisen der Länge nach aufschlitzten.
Od.
Der Wettbewerb um den Neubau der mittleren
Rheinbrücke bei Basel. Von Carl Bernhard.
Ztschr. D. Ing. 1902. No. 16, S. 568. Mit Abb.
Von den eingegangenen 28 Entwürfen haben 15 Stein für den
ganzen Bau, 13 jedoch Stein nur für den Unterbau, dagegen Eisen
für den Ueberbau in Vorschlag gebracht. Verfasser beschreibt den
mit dem II. Preis ausgezeichneten Entwurf des Prof. Zschokke, Aarau
und Architekten A. Vischer mit eisernem Ueberbau und nur einem
Strompfeiler, da er ihn für besonders beachtenswerth hält. B.
Die Rheinbrücke der Albulabahn bei Thusis.
Schweiz. Bauz. Bd. 39, S. 157 und 169.
Eingehende Beschreibung dieses erheblichen Bauwerks mit
9 gewölbten und einer Eisenöffnung von 81,9 m Stützweite in 25%),
Steigung für Im Spur. Halbparalelträger mit unterer gekrümmter
Gurtung, Fahrbahn oben, nur Schrägstreben, einmal gekreuzt,
Vertikalen nur als Zwischenstützen der Fahrbahn bis zu den Kreuzungs-
punkten der Streben. Im Querschnitt abgesehen von den Auflagern
keine Diagonal-Verbindung. Durchgehende Langs- (Schwellen-)Träger
mit Langsbeweglichkeit, Festhaltung nur in der Mitte und centrischer
Auflagerung auf den Querträgern. Viele Abbildungen. Graphische
Behandlung der Durchbiegungen und Kostenmomente. Gg.
Beton-Bogenbriicke mit 3 Eisengelenken. Schweiz.
Bauz. S. 199.
Bei Oviedo wird eine solche Brücke mit 50 m Weite und
4,5 m Pfeilhöhe erbaut.
Gelenken 1,1; dazwischen bis 1,4 m.
Bogenstärke der beiden Theile an den
Gg.
Schnelle Auswechselung einer Briicke. The Eng.
vom 30. Mai 1902. No. 2422, S. 544. Mit Abb.
Eine Strafsenunterfihrung der West-London-Extension-Bahn im
Der
neuc Ueberbau, mit 3 Haupttragern far 2 Gleise, war neben dem
Battersea-Park mufste von 9,14 auf 15,24 m erweitert werden.
Dann erfolgte das Aus- und Einschieben in einer
um 2 Uhr 25.
alten montirt.
Es war in
H—e.
Nacht zu einem Sonntag, beginnend
21’, Stunden beendet.
Pont 4 transbordeur de Duluth (Etats Unis). Gen.
civ. No. 1039 vom 10. Mai 1902. (Bd. 41, No. 2),
S. 23. Mit Abb. Nach „Eng. News“ 1902. S. 227.
Vgl. auch Ztg. D. E.-V. 1902. No. 43, S. 707.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Mai 1903.)
Die Brücke über die Hafeneinfahrt von Duluth, am Oberen See
mufste 41 m Höhe über dem Wasser für die Schiffahrt freilassen.
Um die sehr hohen Rampen zu vermeiden, wählte man eine
„Fährbrücke“, d. h. eine solche, an deren unterer Gurtung hängend
eine für Strafsenverkehr, auch für einzelne Eisenbahnwagen be-
rechnete Fährschale von einem Ufer zum anderen hinüberrollt.
Die Brücke hat rd. 120 m Spannweite.
die Pfeiler, auf denen sie ruht, aus Stahl-Fachwerk hergestellt. In
Sie wird, ebenso wie
den nach unten oflenen Hauptträgergurtungen laufen die niedrigen
Rollwagen, welche das versteifte Gehänge der Fährschale tragen.
5,18 m breite Fahrbahn und
überdacht sind.
He,
Letztere hat eine 15,24 m lange,
2,13 m breite,
Die Bewegung der Fährschale erfolgt elektrisch.
The Eng. vom 30. Mai 1902.
seitliche Fufswege, die zum Theil
Grolse Auslegerbrücke.
No. 2422, S. 541.
Eine solche ist, nach dem .»Canadian Engineer« im Bau über
dem St. Lorenz-Flufs, zwischen Quebec und Montreal. Sie erhält
eine Mittelöffnung von 549 m (Die Forthbrücke hat nur 521 m
Oeffnungsweite) und 2 Seitenöffnungen von je 152,4 m. Die 19 m
breite Fahrbahn wird in der Mitte eine zweigleisige Dampfeisenbahn
und jederseits ein elektrisches Gleis und eine Strafse tragen.
H—e.
Die neue Kinzua-Brücke. Von Fritz Müller von der
Werra, Bauingenieur. Ztschr. D. Ing. 1902. No. 20,
S. 75l. Mit Abb.
Auf der Erie-Eisenbahn im Staate Pennsylvanien wurde in den
Jahren 1880—81 eine Thalschlucht von etwa 90 m Tiefe und 600 m
Breite durch eine Eisenkonstruktion überbrückt, welche nunmehr
durch eine Neukonstruktion ersetzt worden ist. Verfasser giebt
eine schr ausführliche Beschreibung der alten, sowie der neuen
Bei die Brückenträger auf
welche aus je zwei mit einander verbundenen Böcken
Brückenkonstruktion. beiden ruhen
Thürmen,
gebildet werden. Beide Konstruktionen enthalten für den Fachmann
verschiedene interessante Einzelheiten, auf welche an dieser Stelle
nicht näher eingegangen werden kann. B.
Bestimmung des grölsten wagerechten Schubes eines
Bogenträgers für einen beweglichen Lastzug. Von
Dr. H. Zimmermann. Centralbl. d. Bauverw. 1902.
S. 492. Mit Abb.
Es wird der Satz bewiesen, dafs der wagerechte Schub für
einen beweglichen Lastzug sich von dem Schube, den die Mittelkraft
aus sämmtlichen Einzellasten hervorrufen würde, um einen von der
Od.
Laststellung unabhängigen Betrag unterscheidet.
Beanspruchung und Streckung der Winddiagonalen
infolge des Durchhängens. Von E. Häseler,
Prof. in Braunschweig. Ztschr. D. Ing. 1902. No. 19,
S. 686.
Ausführliche theoretische Abhandlung bei welcher Verfasser
zum Schlufs zugiebt, dafs die Stützpunkte der Winddiagonalen bei
Belastung der Brücke im allgemeinen nicht gleich hoch liegen bleiben,
indem die Theile, an denen sie befestigt sind, ungleiche Senkungen
Die aufgestellten Berechnungen über die Streckung und
Beanspruchung der in mehr als zwei Punkten frei aufliegenden
Winddiagonalen könnten daher nur als ein Anhalt betrachtet werden.
B.
erfahren.
Tunnel.
Bauarbeiten am Simplon- Tunnel.
Bd. 39, S. 87, 101, 138, 149.
8. bis 11. Fortsetzung, die Installationen, Ventilatoren, Bohr-
Schweiz. Bauz
maschinen u. s. w. behandelnd. Gg.
Der Simplon-Tunnel. Dingler’s J. 1902. S. 421.
Mit Abb.
Angaben über den Bauvorgang im Tunnel und die Hilfs-Anlagen
aufserhalb des Berges. Od.
Saccardo’s Tunnellüftung. Schweiz. Bauz. Bd. 39, S.97.
Diese Einrichtung, die bereits mit gutem Erfolge im grofsen
Gotthard-Tunnel,
verschiedenen Tunneln der Linien Bologna-Florenz und Turin-Savona
Gg.
im alten und neuen Giovi-Tunnel bei Genua, in
wirkt, soll auch am Mt. Cenis-Tunnel zur Ausführung kommen.
[1. Mai 1903.]
Oberbau.
Haarmanns Kritik des Eisenbahngleises. Von A.
Goering. Centralbl. d. Bauverw. 1902. S. 513.
Wiedergabe einer im Verein für Eisenbahnkunde vorgetragenen
Besprechung. Od.
Bahnhofsanlagen.
Verschiebebahnhöfe in den Vereinigten Staaten von
Nordamerika. Von Oder, Regierungs-Baumeister
in Berlin. Organ. 1902. S. 197.
Die in den Vereinigten Staaten herrschenden Anschauungen
über die Gesammtanordnung und über die Ausbildung der einzelnen
Gruppen solcher Anlagen werden mitgetheilt und daran die Be-
schreibung sowie die Beurtheilung eines gröfseren ausgeführten
Beispieles, des neuen Verschiebebahnhofes in Chicago, geknüpft.
Sr.
Ueber einen neuen elektrischen Antrieb von
Drehscheiben. Von Regierungs-Baumeister Block.
Glasers Ann. 1902. Bd. 50, Heft 9, S. 184. Mit Abb.
Beschreibung einer elektrischen Vorrichtung der Westinghouse
Elektricitäts Aktiengesellschaft, bei welcher der Antrieb durch einen
Vorspannwagen oder Schlepper von 10 PS. Leistung geschieht,
welcher sich auf der Schiene der Drehscheibengrube fortbewegt
und die Drehscheibe mitnimmt. B.
Wasserdichte Abortgruben. Von Moormann.
Centralbl. d. Bauverw. 1902. S.524. Mit Abb.
Eine Ueberwachung der Dichtigkeit der Gruben will der Verfasser
dadurch erreichen, dafs man die Grube mit Doppelwänden und
Doppelboden umgiebt, deren Hohlraum alle etwa durchgedrungene
Flüssigkeit nach einem kleinen Sammelschacht leitet, wo sie leicht
bemerkt werden kann. Od.
Bahnausrüstung.
3ton electric crane. The Eng. vom 27. Juni 1902.
No. 2426, S. 636. Mit Abb.
Drehbarer, elektrischer Auslegerkrahn auf einem 4 beinigen,
auf Schienen verschieblichen Untergestell. Er steht auf einem mit
ist der erste
Bisher dort
H—e.
Eisenbahngleisen belegten Quai in Glasgow und
elektrische Krahn, der dort zur Anwendung kommt.
hydraulischer Betrieb.
Allgemeines.
The Whitechapel & Bow Ry. The Eng. vom 25. Juli
1902. No. 2430. S. 9.
Die Linie, welche vielleicht die beste west-östliche Verbindung
durch London herstellt, wurde am 2. Juni 1902 eröffnet.
im Anschlufs an eine frühere Abhandlung im »Zngineering« vom
27. Juli 1900. H—e.
Beschreibung
Le chemin de fer de l’Engadine. Gen. civ. vom
4. Oktober 1902. No. 1060. (Bd. 41, No. 23). Mit Abb.
Die im Bau begriffene Bahn Thusis-Albula-St. Moritz wird von
Henri Martin (grölstentheils nach der »Schweizerischen Bauzeitung«)
beschrieben und durch eine Reihe von Lichtdruckbildern, welche
beachtenswerthe Augenblicke der Bauausführung festhalten, erläutert.
Von den besonders Ichrreichen Kehrtunnelentwickelungen zwischen
Bergün und dem Albula-Tunnel werden gröfsere Lageplanskizzen
mitgetheilt.
Die Bahn hat 1 m Spur, stärkste Steigungen von 0,035 und
einen Scheiteltunnel von 5866 m Länge, dessen höchster Punkt auf
1823 m liegt. H—e.
The Brighton widening into Victoria. The Eng.
vom 4. Juli 1902. No. 2427. S. 16.
Von der Erweiterung der Anlagen der London-Brighton-Bahn
ist der letzte Abschnitt, Croydon- Victoria (London) vor Kurzem
‘Die Arbeiten werden be-
H—e.
kraftig in Angriff genommen worden.
schrieben.
Die Thätigkeit der Deutschen Eisenbahntruppen in
China 1900—1901. Von Major Bauer. Glasers Ann.
1902. Bd. 50, Heft 8, S. 149; Heft 9, S. 169.
Wiedergabe des
Vortrages. B.
ım Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
INo. 621.) 27
V. Elektrizität.
Elektro-Ingenieur-Kalender 1903. Herausgegeben von
Arthur H Hirsch, Dipl.-Ingenieur und Franz
Wilking, berathender Ingenieur und gerichtlicher
Sachverständiger in Berlin. III. Jahrgang. Berlin 1903.
Verlag von Oscar Coblentz. Preis 2,50 M. [V.D.M.]
Der zweite Jahrgang dieses Kalenders ist im vorigen Jahre
im Literaturblatt No. 386 besprochen worden. In dem vorliegenden
dritten Jahrgange sind einige nützliche Erweiterungen eingetreten.
Es verdient nochmals hervorgehoben zu werden, dafs der Kalender
Die
Anzeigen nehmen, wie auch in vielen anderen derartigen Taschen-
als Unterlage für Kostenberechnungen sehr geeignet ist. —
Zweckmafsiger
Weh.
büchern, einen verhältnifsmäfsig grofsen Raum ein
dürfte es sein, dieselben als besonderes Heftchen beizufügen.
Elementare Vorlesungen über Telegraphie und
Telephonie. Von Dr. Richard Heilbrun. Mit
zahlreichen in den Text gedruckten Abbildungen.
Berlin 1902. Verlag von Georg Siemens. Voll-
standig in etwa 5 Lieferungen zum Preise von je 1,60M.
[V. DM
Die soeben erschienene 3. Lieferung enthält in der mehrfach
genannten klaren Darstellung den Abschlufs der 7. Vorlesung über
die chemische Stromwirkung, sowie die Vorlesungen 8 und 9 über
chemische Stromerzeugung und einen Theil der 10. Vorlesung über
chemische Stromspeicherung. Für Unterrichtszwecke recht geeignet
hier zum ersten Mal für
Dr.M.
erscheint das vom Verfasser erfundene,
weitere Kreise beschriebene elektrolytische Galvanometer.
VI. Verschiedenes.
Die Kunststeine. Eine Darstellung aller Arten künst-
licher Steinmassen. Von Sigmund Lehner. Wien,
Pest, Leipzig. Verlag von A. Hartleben. Preis 6 M.
Mit Abb.
Bei der in neuerer Zeit mit Recht häufigen Benutzung künstlicher
Bausteine ist eine Monographie über ihre Herstellung und Ver-
wendung durchaus am Platze. Behandelt werden Steine aus Thon,
Cement, Gips, Kalk bezw. Kalksand, Magnesia, Asphalt und zwar
in der Verwendung zu Bauten, zu Filtern, Pflaster- und Schleifsteinen.
Das Werk giebt die neuesten Verfahren zur Herstellung dieser
Kunststeine sowie die dazu benutzten Maschinen. H.
Das Objectiv im Dienst. der Photographie. Von
Dr. E.Holm. Mit zahlreichen Textfiguren und Auf-
nahmen. Verlag von Gustav Schmidt. Berlin 1902.
Pr. geb. 2. Mk.
Verfasser giebt in übersichtlicher Weise eine Anleitung zur
richtigen Benutzung des photographischen Objectivs durch Darstellung
verschiedener Aufnahmen mit den hauptsächlichsten in der Praxis
des Amateurs vorkommenden Fehlern. Es wird dadurch dem
Anfänger sehr leicht gemacht, sich gründlich über die richtige Be-
nutzung der verschiedenen Objective zu orientiren. Von ganz be-
sonderem Werth für die Praxis ist der 4. Abschnitt, welcher in
vergleichender Weise die fehlerhafte und die richtige Aufnahme
eines Objectes nebeneinander darstellt, wodurch das Auffinden des
Die
reiche Ausstattung des 142 Seiten umfassenden Buches mit 50 Text-
bei der Aufnahme gemachten Fehlers sofort zu erkennen ist.
bildern und 64 Tafeln bei dem niedrigen Preise war nur durch die
Beihilfe der bekannten Optischen Anstalt C. P. Goerz in Friedenau
möglich. B.
Handbuch der Ingenieurwissenschaften. In 5 Bänden.
Erster Band: Vorarbeiten, Erd-, Grund-, Strafsen- und
Tunnelbau. Vierte Abtheilung: der Strafsenbau
einschl. der Strafsenbahnen. Bearbeitet von
F. Laissle, Oberbaurath und Professor an der Tech-
nischen Hochschule zu Stuttgart, herausgegeben von
L. von Willmann, Professor an der Technischen
Hochschule zu Darmstadt. Dritte vermehrte Auflage.
Erste Lieferung. (Bogen 1—17). Mit 154 Textfiguren
und 11 lithographirten Tafeln. Leipzig. Verlag von
Wilhelm Engelmann, 1902. Die 2. (Schlufs)-Lieferung
ist in der Vorbereitung. Preis 12 M.
Die vorliegende Lieferung behandelt nach einer geschichtlichen
Einleitung in 4 Abschnitten: A. Die Strafsen-Fuhrwerke, B. Die Land-
28 [No. 621.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Mai 1903.)
strafsen, C. Die Unterhaltung der Landstrafsen, D. Städtische Strafsen.
Die 2. Lieferung wird noch bringen: E. Strafsenbahnen und F. Unter-
haltung und Reinigung städtischer Strafsen und der Strafsenbahnen.
Die beim Entwurf, dem Bau und der Unterhaltung aller Arten
von Strafsen zu treffenden Mafsnahmen werden in dem neu auf-
gelegten Werk sehr vollständig erörtert. Soweit möglich, wird
rechnerische Begründung gegeben. Sodann aber folgt die grade bei
den Strafsen so wichtige Beleuchtung der in der Praxis Ausschlag
gebenden Umstände. Viele ausgeführte Beispiele werden mitgetheilt.
Was im einzelnen Fall das Zweckmäfsigste sei, darüber mögen die
Meinungen hier und da auseinandergehn. Ueberall aber findet der
das Buch benutzende Strafseningenieur den nöthigen Anhalt, um sich
ein zutreffendes Urtheil zu bilden. H—e.
Verdeutschungswörterbuch der hauptsächlichsten in
der Fach-, Handels- und Verwaltungssprache vor-
kommenden Fremdwörter. Ein Handbuch für den
täglichen Gebrauch von A. Hausding, Geh. Reg.-
Rath. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Berlin
1903. Carl Heymanns Verlag. Preis geb. 3 M.
Ein treffliches und sicherlich hochwillkommenes Hilfsbuch für
jeden, der seine deutsche Muttersprache rein zu schreiben bestrebt
ist und doch an der Schwierigkeit, für Fachfremdwörter einen guten
deutschen Ersatz zu finden, bisweilen scheitert.
Ca’canny (nur immer hübsch langsam!) Ein Kapitel
aus der modernen Gewerkschaftspolitik. Von
W.G.H.von Reiswitz, Generalsekr. des Arbeit-
geberverbandes Hamburg-Altona. Berlin 1902. Ver-
lag von Otto Elsner. Preis 2 M.
Das anregende, sehr lesenswerthe Buch behandelt die von
der neueren englischen Gewerkschaftsbewegung empfohlene und von
weiten Kreisen der Arbeiter befolgte sogenannte Ca’canny-Politik,
die darin besteht, dafs der Arbeiter für den nach seiner Ansicht zu
geringen Lohn, den er erhält, auch eine minderwertige Arbeitsleistung
bictet, einen Theil seiner Arbeitskraft also dem Arbeitgeber vorenthält.
Es wird dieser Haltung der Arbeiter die Hauptschuld an dem
jetzigen Rückgang der englischen Industrie zugeschrieben und die
deutsche Industrie auf die im Ca’canny-Prinzipe liegende Gefahr
aufmerksam gemacht.
Kalender für Eisenbahn-Techniker. Begründet von
Edm. Heusinger von. Waldegg. Neubearbeitet
unter Mitwirkung von Fachgenossen von A. W. Meyer.
30 Jahrgang. 1903. Nebst einer Beilage. Wiesbaden.
Verlag von J. F. Bergmann. Preis 4M.
Die Eintheilung des allen Eisenbahn- Technikern bekannten
Kalenders ist im Allgemeinen die gleiche geblieben, wie in den
früheren Jahrgängen, doch hat der Inhalt zeitgemäfse Zuthaten erhalten.
Der in dem gebundenen Theil aufgenommene Abschnitt „Mechanik“
Der Abschnitt
„Lokomotiv- und Wagenbau“ ist vom Eisenbahn-Bauinspektor Hasen-
winkel neu bearbeitet. In dem Abschnitt „die Schmiermittel und
das Schmieren“ sind die allgemeinen Prüfungsvorschriften des deut-
schen Verbandes aufgenommen. Der Abschnitt „Notizen über Grund-
erwerb“ ist erweitert und mit Angaben über Gebäude-Abschätzung
verschen. In der „Technischen Statistik“ finden sich die Angaben
über Länge, Baukosten und Zuwachs der Eisenbahnen der Erde
und der Abschnitt „Strafsenbahnen“ sind erweitert.
im Allgemeinen, der Länder Europas im Besonderen, die Uebersicht
der Eisenbahnen Deutschlands und Mittheilungen über den Verkehr
und die Betriebsergebnisse der preufsischen Staatsbahnen der
Jetztzeit entsprechend berichtigt. Bei dem Personal-Verzeichnifs ist
ein Verzeichnifs der Hochschullehrer des Eisenbahn-Baues und Be-
triebes und des Eisenbahn-Maschinenbaues neu aufgenommen. B.
Kalender für Strafsen- und Wasserbau- und Kultur-
Ingenieure. Begründet von A. Rheinhard. Neu
bearbeitet unter Mitwirkung von Fachgenossen von
R. Scheck, Regierungs- und Baurath in Stettin.
Dreifsigster Jahrgang. 1903. Wiesbaden. Verlag von
J. F. Bergmann. Preis 4 M.
Der Kalender erscheint wieder in der bewährten Form eines
schaftlichen Anlagen, deren jede einzelne nach Bedarf leicht dem
Taschenbuch eingehängt werden kann.
Neu bearbeitet sind (laut Vorwort) ein grofser Theil des Kapitels
» Wasserdruck und Wasserbewegung“, der Abschnitt über Thal-
sperren und Staudämme, Wassertriebkraftanlagen, Uferdeckwerke
Die Abschnitte über Schiffahrtsbetrieb u. s. w.
Die Kapitel
„Mechanik“ und „Strafsenbahnen“ sind erweitert, der Abschnitt
und Deichbauten.
sind nach den neuesten Veröffentlichungen ergänzt.
„Notizen über Grunderwerb“ ist erweitert und mit Angaben über
Gebäude-Abschätzung versehen.
Zu begrüfsen ist die an einzelnen Stellen unternommene Be-
seitigung von Fremdwörtern, welche ein Fortfahren in derselben
Richtung bei späteren Jahrgängen erhoffen lälst. Das prof 1903
auf der Schutzhülle dürfte z. B. einem „für“ weichen u. s. w.
Der Kalender ist den unmittelbar betheiligten und nahestehenden
Fachkreisen von Neuem zu empfehlen. H —e.
Technisch- chemisches Jahrbuch 1900. Ein Bericht
über die Fortschritte auf dem Gebiete der chemischen
Technologie. Herausgegeben von Dr. Rudolf Bieder-
mann. 23. Jahrgang. Mit 150 in den Text gedruckten
Abbildungen. Braunschweig 192. Verlag von
Friedrich Vieweg & Sohn. Preis geb. 15 M.
[V. D. M.]
Das im 23. Jahrgange erscheinende Werk stellt eine fort-
laufende Uebersicht über alle auf dem Gebiete der chemischen
Technologie bekannt gewordenen Neuerungen und Erfindungen dar.
Die Uebersicht, welche unter Quellenangabe und unter Beigabe
erläuternder Skizzen das Wesentliche kurz zur Darstellung bringt,
giebt jedem, namentlich dem technischen Chemiker, die bequeme
Möglichkeit, sich in zuverlässiger Weise über den Stand irgend
eines Zweiges der chemischen Technologie auf dem Laufenden zu
erhalten. Bei den meisten der in 35 Kapiteln behandelten gewerb-
lichen Erzeugnisse sind auch die Erzeugungs- sowie die Aus- und
Einfuhrmengen für das deutsche Reich angegeben. Am Schlusse
des Jahrbuches ist eine sorgfältig gehaltene Bücherschau, sowie ein
Namen-, Sach- und Patentregister hinzugefügt, wodurch die Brauch-
barkeit des bewährten Sammelwerkes bedeutend unterstützt wird.
SE e eee
Neue Diagramme zur Turbinentheorie. Von Dr.
Rudolf Camerer, a. o. Professor a. d. Technischen
Hochschule zu München. Berlin 1902. Richard Dietze
(Verlag v. Dinglers Polytechnischem Journal). Preis I M.
[V. D. M]
Die vorlicgende graphische Behandlung der Turbinentheorie
weicht prinzipiell von den bereits bekannten graphischen Methoden
(von G. Herrmann u.a.) ab. Sie bietet besonders dann den Vorzug
des Zeitgewinns und der Uebersichtlichkeit, wenn der Rechnungs-
prozefs für verschiedene Annahmen mehrerg Male durchzuführen ist.
Das Buch ist nur für den verständlich, der bereits die Theorie der
Die Lektüre wird dadurch erschwert, dals
sich der Verfasser in der Bezeichnung der zahlreichen Gröfsen
Turbinen beherrscht.
weder an Zeuner noch an Bach anschliefst. S.
Die Organisation der Fabrikbetriebe. Von A. Jo-
hanning, Direktor von „Allgemeine Gesellschaft für
Dieselmotoren A.-G.“, Augsburg. 2. Auflage. Braun-
schweig 1901. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg
& Sohn. Preis geb. 3. M. [V. DM.
Die Vorschläge des Verfassers sind zweifellos zweckmäfsig
und so einfach, dafs eigentlich jedermann bei der Einrichtung oder
Führung eines Betriebes ihre Nothwendigkeit von selber erkennen
müfste. Strengste Organisation bildet ganz gewifs eine Hauptstütze
aller Fabrikbetriebe; denn jede Unordnung raubt den Beamten die
zu erspriefslicher Arbeit erforderliche Ruhe.
Ein Vergleich der Anweisungen Johannings mit dem Buch-
führungssystem der Staatsbahn-Werkstätten läfst die Vollständigkeit
des letzteren klar zu Tage treten.
Beim Lesen des Buches stören viele recht überflüssige Fremd-
wörter und die häufige Begegnung mit den „Herren Chefs“, dem
„Haupt-Commissions-Buch-Führer“ u. a. Die Vordruckmuster im
Taschenbuches von mäfsigem Umfange mit 3 gehefteten, wissen- Anhange sind eine werthvolle Beigabe. G. W. K.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regierungs-Baumeister a. D.
Patentanwalt L. Glaser, Berlin. — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin S.W.
LITERATURBLATT 29
GLASERS ANNALEN
GEWERBE UND BAUWESEN.
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit IV.D M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen Ingenieure, die mit 7 bezeichneten von der Keuaktiun
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
_ Beilage zu No. 622 (Band 52. Heft 10).
1903.
I. Eisenbahnweseh.
4. Werkstatts- Einrichtungen.
Hochnehmen vierachsiger Abtheilwagen durch elek-
trisch angetriebene Hebeböcke. Von Reg.- und
Baurath F. Bergemann, Eberswalde. Glasers Ann.
1902. Bd. 51, Heft 2, S. 37.
Beschreibung einer in der Hauptwerkstatt Eberswalde her-
gestellten Einrichtung, bei welcher die Hebung des Wagens, welche
bei Handbetrieb 96 Minuten erforderte, bei elektrischem Antrieb in
16 Minuten ausgeführt wird. Gegenüber den stationären, hydraulisch
welche einen Kosten-
hat
dafs sie an belicbiger
oder mechanisch angetriebenen Hebewerken,
12 —18 000 Mk.
Einrichtung noch den Vortheil,
aufwand von erfordern, die beschriebene
„fliegende“
Stelle verwendet werden kann und mit 400 Mk. ausgeführt worden ist.
B.
Technische Hülfsmittel zur Beförderung u. Lagerung
von Kohlen und Eisenerzen. Von M. Buhle, Prof.,
Dresden. Ztschr. D. Ing. 1902, No. 39, S. 1471.
Beschreibung der Kohlenentladungs-Anlage der Charlottenburger
Gasanstalt II, welche von der Firma C. Hoppe in Berlin ausgeführt
Bei
Hone’schen Greifern vom Kohlenschiff gehoben und mittels Förder-
worden ist. derselben werden die Kohlen durch Krahne mit
band bis zur Lager- oder Verbrauchsstelle geführt. B.
Die Düsseldorfer Ausstellung 1902, Prefsluftwerk-
zeuge und -Werkzeugmaschinen. Von Regier.-
Bauführer B. Schwarze. Glasers Ann. 1902. Bd. 51,
Heft 8, S. 145. Mit Abb.
Beschreibung der ausgestellten durch Prefsluft
Schmiedehämmer, Handhämmer, Abklopfer, Hebezeuge, Nietmaschinen,
betriebenen
Bohrmaschinen und sonstiger Werkzeuge. B.
Universal-Doppelschnitt-Hobelmaschine der Aktien-
gesellschaft für Schmirgel- und Maschinenfabri-
kation zu Frankfurt a. M.-Bockenheim. Von
Unger. Glasers Ann. 1902. Bd. 51, Heft I, S. 14.
Mit 6 Abb.
Beschreibung einer patentirten Hobelmaschine, welche sowohl
beim Hingang als auch beim Rückgang des Tisches Arbeit leistet,
da der Hobelstahl dieser Maschine mit doppelter Schneide verschen
ist. Sie ist deshalb im Stande, in der gleichen Zeit doppelt so viel
Arbeit zu leisten, wie eine gewöhnliche Hobelmaschine. B.
Rizor’s Drucklufthammer „Efef‘“ zum Anhammern
von Sprengringen der Lokomotiv-, Tender- und
Wagenradreifen. Glasers Ann. 1902. Bd. 51, Heft 9,
S. 169. Mit Abb.
Beschreibung des patentirten Drucklufthammers unter Hervor-
hebung seiner Vorzüge gegenüber der Handarbeit, dem Achsen-
hammer mit festem Gestell und Drucklufthämmern anderer Kon-
struktion. B.
Neuerungen im Werkzeugmaschinenbau. Von Herm.
Fischer. Ztschr. D. Ing. 1902, No. 34, S. 1256.
Ausführliche Beschreibung verschiedener Neuerungen mit er-
läuternden Abbildungen. B.
Die neue Kesselschmiede der Elsässischen Maschinen-
bau-Gesellschaft zu Mülhausen i. Els. Ztschr.
D. Ing. 1902. No. 43, S. 1605. Mit Abb.
Beschreibung der in den Jahren 1900 und 1901 neu erbauten
mit allen modernen Hülfsmitteln und Einrichtungen ausgestatteten
Kesselschmiede. B.
5. Betrieb und Verkehr.
Einrichtungen zur Erhöhung der Betriebssicherheit
auf den preulsisch-hessischen Staatsbahnen. Von
Reg.- und Baurath Scholkmann. Glasers Ann.
1902. Bd.51, Heft 10, S. 185.
Veröflentlichung eines im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages. B.
Wagenschieber. Centralbl. d Bauverw. 1902.
Mit Abb.
Beschreibung eines neuen Wagenschiebers von E. Wolf in
S. 536.
Chemnitz, der die Fortbewegung von Eisenbahnwagen durch nur
eine Person ermöglichen soll. Od.
Gepäckbeförderung auf dem Bahnhof Quai d’Orsay
der Orléansbahn in Paris. Ztg. D. EN. 1902.
S. 1283 u. 1299. Mit Abb.
Dieser interessante Gegenstand wird unter Hinweis auf eine
hierüber erschienene Veröffentlichung in der »Aevue Générale des
chemins de fer« eingehend erörtert. Fl.
Die Selbstkosten des Personenverkehrs. Ztg. D. E.-V.
1902. S. 1391.
Die württembergische Staatseisenbahnverwaltung hat neuerdings
die Frage der Selbstkosten des Personenverkehrs in der Beschränkung
Die
Ergebnisse sind in ausführlichen Berechnungen niedergelegt, die auch
auf die Verhältnisse des eigenen Netzes gründlich erörtert.
die angewendete eigene Methode erkennen lassen. Diese ist in
Kürze dargestellt und beleuchtet. Sie wird zur Verallgemeinerung,
zur Anwendung auf andere Eisenbahnunternehmen als geeignet
erachtet, und für die sicherste und zweckmäfsigste von allen ge-
halten, die bisher über die Frage aufgestellt und erdacht sind. Fl.
Die neuenBlitzzüge zwischen Newyork und Chicago.
Von W. A. Schulze. Ze DEN 1902. S. 1269.
Seit Mitte Juni d. Js. verkehren diese Blitzzüge täglich
1. über Albany, Buffalo und Toledo,
2. über Jersey City, Pittsburg und Fort Wayne
mit 20 Stunden Fahrzeit d. h. mit einer Abkürzung von 4 Stunden
gegen die sonst bestehenden schnellsten Eisenbahnverbindungen.
An diese Mittheilung sind schr interessante Betrachtungen ge-
knüpft. Fl.
Birmingham to London in ı h. 55 m. The Eng.
vom 8. August 1902. Bd. 94, No. 2432, S. 142.
Seit dem 1. August 1902 verkehrt auf dieser 182 Ee langen
Strecke ein neuer Zug fahrplanmäfsig in 2 Stunden,
91 km/Stde Reisegeschwindigkeit. Thatsächlich aber gelingt es, den
Zug in I Stunde 55 Minuten anzubringen, also 95 km/Stde. zu reisen.
Der Zug und die Strecke werden beschrieben. H-e.
also mit
30 (No. 622.)
Traction électrique et traction a vapeur. Comparaison
au point de vue des accélérations. Gen. civ. vom
8. November 1902. Bd. 42, No. 2 (No. 1065). Mit Abb.
Im Hinblick auf die etwaige Fintührung elektrischer Zugkraft
in den New Yorker Tunneln der N. Y. Central Rr, haben die Herren
Arnold und Potter vergleichende Versuche mit elektrischen und
Dampfzügen angestellt, und zwar besonders wegen der in jedem Falle
möglichen Beschleunigungen. Die dem Am. Inst. of Electrical En-
gineers im letzten Juni hierüber vorgelegte Denkschrift wird aus-
zugweise mitgctheilt.
immer eine grölsere Durch,
Die elektrischen Fahrten haben
schnitts-Geschwindigkeit bei kleinerer Maximal-Geschwindigkeit er-
geben, und haben in Folge dessen weniger Brennmaterial verbraucht.
Ucberhaupt sind die Versuche für die elektrische Zugkraft günstig
ausgefallen. H—e.
Vereinfachung des Abrechnungswesens im Per-
sonen- und Gepäckverkehr. Von Stationseinnehmer
Wernicke, Berlin. Ztg. D. E.-V. 1902. S. 1331.
Vorschläge eines in der Praxis des Eisenbahndienstes stehen-
den Beamten. Fl.
Die Eröffnung der elektrischen Vollbahnlinie
„Valtellina“*. Glasers Ann. 1902. Bd. 51, Heft 8,
S. 158.
Kurze Mittheilung über die am 4. Scptember d. Js. in den
elektrischen Betrieb übergegangene 67 km lange Strecke Sondrio-
Colico-Chiavenna. B.
Die Versuchsfahrten der Studiengesellschaft für
elektrische Schnellbahnen auf der Militär-Eisen-
bahn zwischen Marienfelde und Zossen 1901. Von
Geh. Baurath Lochner. Glasers Ann. 1902. Bd. 50,
Heft 10, S. 191. Mit Abb. und 2 Tafeln.
Wiedergabe eines im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages. B.
Elektrischer Betrieb von Eisenbahnen. Glasers Ann.
1902, Bd. 50, Heft 11, S. 226.
Kurze Mittheilung über einen auf der ordentl. Versammlung der
„Institution of Civil Engineers“ am 18. Februar d. Js. gehaltenen
Vortrag von W. M. Mordey und B.M. Jenkin, in welchem die vor-
kommenden drei Systeme: 1. Gleichstrom, 2. Kombinirter Gleich-
und Wechselstrom und 3. Wechselstrom besprochen werden. B.
Amerikanische Erfahrungen mit der dritten Schiene.
Mittheil. d. V. Deutsch. Str. u. Kleinb. 1902. No. 9,
S. 376.
Verfasser bespricht die Verwendung der dritten Schiene als
Stromzuführung bei elektrischen Bahnen und die günstigen Erfahrungen,
welche man damit in Amerika gemacht habe und hebt als besondere
Vorzüge derselben hervor: 1. geringere Anlagekosten (nur 60 pCt.
der Herstellung einer Kupferleitung), 2. sehr viel geringere Unter-
haltungskosten, 3. einen sicheren Betrieb, als mit der dem Zerreilsen
ausgesetzten Drahtleitung. In Amerika kostete pro engl. Mcile die
Ausrüstung mit einer dritten Schiene 3410,92 Doll.
einer Drahtleitung aber 4421,58 Doll., also 1010,66 Doll., oder pro
km 2650,00 Mk. mehr. B.
Luftdruckbremse. Marke HB der Firma Hermann
Heinrich Böker u. Co. Im eigenen Verlage der
“ Firma.
Genannte Firma ist seit
Die Anlage
langer Zeit bestrebt gewesen, eine
brauchbare Bremse für den Strafsenbahnbetrieb zu schaffen und hat
als Kraftübertragungsmittel hierfür die Prefsluft als ganz besonders
gecignet erachtet. Die bisherigen Ergebnisse ihrer Bestrebungen sind
in dem obigen Werk
Abbildungen erläutert.
und durch zahlreiche
Fl.
zusammengestellt
Ó. Bau-, Betribs- und Werkstatts- Materialien.
Stahlformgulsrahmen amerikanischer Lokomotiven.
Von Bauinsp. Glasenapp in Chicago. Glasers Ann.
1902. Bd. 51, Heft 3, S.45. Mit Abb.
Beschreibung der in Amerika gebrauchlichen Lokomotivrahmen
und ihrer Herstellungsweise im Besonderen der neuerdings bei der
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Mai 1903.)
St. Louis Southwestern Eisenbahn eingeführten Stahlformgutsrahmen,
die bei ausreichender Haltbarkeit ein viel geringeres Gewicht haben,
als die schweren Barrenrahmen. B.
Breitflanschige [-Trager (Grey-Trager). Von R.
Cramer. Ztschr. D. Ing. 1902. No. 33, S. 1221.
Mittheilung über einen im Verein Deutscher Ingenieure gehaltenen
Vortrag, in welchem der Vortragende die Vorzüge der Greyträger
und ihre Herstellungsweise bespricht. B.
Druckversuche mit geschweifsten und gelötheten
Gasbehältern für Eisenbahnwagen. Von Baurath
llerr. Glasers Ann. 1902. Bd. 50, Heft 10, S. 200.
Wiedergabe eines im Verein Deutscher Maschineningenicure
gchaltenen Vortrages. B.
Zur Frage der besseren Verwendung der Feuerungs-
rückstände der Lokomotiven. Von Reg. u. Baurath
Herrmann in Göttingen. Ztg. DEA 1902. S. 1317.
Der in No. 47. S. 749 dieser Zeitung über obiges Thema ver-
öffentlichte Aufsatz hat den vorliegenden Aufsatz veranlafst, der
über langjährige Erfahrungen nach dieser Richtung sich ausspricht
und viel bemerkenswerthes bringt. Fl.
Der Schmierölverbrauch für die Lokomotiven der
Preulsischen Staats-Eisenbahnen. Vom Reg.- und
Baurath A. Baum, Hannover. Glasers Ann. 1902.
Bd. 51, Heft 7, S. 135; Heft 8, S. 159.
Verfasser bemängelt das bestehende Verfahren der Prämiirung
von Materialersparnifs, namentlich für Schmieröl; er hat in dieser
Richtung bei der Maschinen-Inspektion 2 Hannover schr sorgfältige
Untersuchungen angestellt, deren Resultat er in mehreren Tabellen
bekannt giebt und knüpft daran Vorschläge, von denen er sich eine
bedeutende Ersparnifs an Schmieröl verspricht. B.
Zur Gesetzmälsigkeit der elastischen Dehnungen.
Von W. Schüle, Ingenieur. Ztschr. D. Ing. 1902.
No. 40, S. 1512.
Besprechung einer Arbeit von F. Kohlrausch und E. Grüneisen:
„Ueber die durch sehr kleine elastische Verschiebungen entwickelten
Kräfte“.
sorgfältiger Durchsicht der Abhandlung zu der Ansicht komme, dafs,
Verfasser kommt dabei zu dem Ergebnifs, dafs man bei
entgegen der Meinung der beiden Verfasser, aus diesen Versuchen
nichts zu entnehmen sei, was gegen das Potenzgesetz spricht, wohl
aber viel zum Vortheil desselben. B.
Ueber die Ausdehnung von Eisen, Kupfer, Aluminium,
Messing und Bronze in hoher Temperatur. Von
W. Dittenberger. Ztschr. D. Ing. 1902. No. 41,
S. 1532.
Ausführliche Mittheilungen über in dieser Richtung in der
physikalisch-technischen Reichsanstalt angestellte Versuche. B.
Die Elasticitäts- und Festigkeitseigenschaften der
Eisensorten, für welche nach dem vorhergehenden
Aufsatz die Ausdehnung durch die Wärme ermittelt
worden ist. Von C. Bach. Ztschr. D. Ing. 1902.
No. 41, S. 1536. B.
Die chemische Analyse als Mittel zur Bestimmung
der Güte des Materials bei der Abnahme. Von
O. Knaudt, Essen a. Ruhr. Ztschr. D. Ing. 1902.
No. 46, S. 1745.
Während bei uns bei Abnahme von Erzeugnissen der Hitten-
und Walzwerke die Zerrcilsproben als Maafsstab für die Brauchbarkeit
angenommen werden, legt man neuerdings in Amerika einen besonderen
Werth auf die chemische Zusammensetzung des Materials. Verfasser
zieht nun in Erwägung, in wie weit beide Prüfungsarten für die
Beurtheilung der Güte des Materials in Betracht kommen und zweck-
entsprechend sein können. B.
Die Prüfung der Indikatorfedern. Von E. Roser.
Ztschr. D. Ing. 1902. No. 42, S. 1575.
Verfasser bespricht die verschiedenen Einrichtungen zur Prüfung
der Indikatorfedern für Dampfmaschinen und zwar bei Belastung des
[15. Mai 1903.)
Indikatorkolbens durch Flitsigkeitsdruck oder durch Gewichte in
kaltem und warmen Zustande; die Vor- und Nachtheile der Prüfung
mit Dampfdruck, sowie der Prüfung mit Gewichtsbelastung in warmen
Zustande der Indikatorfedern, endlich seine Beobachtungen beim
Prüfen einer Indikatorfeder mit derselben Vorrichtung und bei an-
nähernd derselben Prüfungstemperatur. B.
Die wesentlichen Eigenschaften der Gleit- und
Rollenlager. Von Prof. R. Stribeck. Ztschr. D. Ing.
1902. No. 36, S. 1341 und No. 38, S. 1432.
Wiedergabe cines im Württembergischen Bezirksverein gehaltenen
Vortrages über die Untersuchungen der Centralstelle in Neu-Babelsberg.
| B.
Dettmars Oelprüfungsapparat. Dingler’s J. 1902.
S. 661. Mit Abb.
Zur Messung der Reibung wird die sogenannte Auslaufsmethode
verwendet, indem einer mit Schwungmassen verschenen Welle cine
mefsbare Umdrehungsgeschwindigkeit ertheilt und dann nach Ab-
stellung des Antriebes die Abnahme der Geschwindigkeit in be-
stimmten Zeitabschnitten oder die Zeit bis zum Stillstand der Welle
ermittelt wird. Od.
Das Goldschmidt’sche aluminothermische Verfahren
zur Erzeugung hoher Temperaturen und seine
technischen Anwendungen. Glasers Ann. 1902.
Bd. 50, Heft 12, S. 229. Mit Abb.
Beschreibung der Gewinnung des Thermits Ver-
wendung zum Schweifsen. B.
und seiner
11. Allgemeines.
Handbuch der Ingenieur-Wissenschaften. 5. Band:
Eisenbahnbau. 7. Abtheilung: Schmalspurbahnen. Be-
arbeitet von Alfred Birk. Leipzig 1902. Verlag von
Wilhelm Engelmann. Preis 6 M., geb. 8,50 M.
Das Heft giebt zunächst eine sehr ausführliche Darstellung über
die Entwickelung und Ausbildung des Schmalspurwesens in den
verschiedenen Ländern der Welttheile. Es werden dann die Linien-
führung, der Unterbau, der Oberbau, die Bahnhofsanlagen und Be,
triebsmittel der Schmalspurbahnen in erschöpfender Weise abge-
handelt.
die Bauwürdigkeit schmalspuriger Bahnen.
Am Schlufs findet sich eine sehr interessante Studie über
Das Buch kann jedem Fachmann zur Belehrung dienen. Z.
Die durch die Züge der Central London Bahn
verursachten Erschütterungen. The Railw. Eng.
Mai 1902. S. 149.
Beseitigung des Baumwuchses an den Bahnstrecken.
Ztg. D. E.-V. 1902. S. 1377.
Es wird darauf hingewiesen, wie schr die rechtzeitige Erkennbar-
keit von Gefahrstellen durch Baumwuchs längs der Bahn beein-
trächtigt werden kann, und einer rücksichtslosen Beseitigung des-
selben im Interesse der Betriebssicherheit das Wort geredet. Fl.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
4. Allgemeines.
Allgemeine Maschinenlehre. Von Dr. Moritz Rühl-
mann. V.Band. Ruder,- Segel- und Dampfschiffe. Von
Prof. O. Flamm, Berlin. 4. und 5. Lieferung. Verlag
von W. & S. Loewenthal, Berlin. Preis je 5M. +
Diese beiden Lieferungen vollenden den fünften Band der weit-
ausgreifenden Rühlmannschen Allgem. Maschinenlehre, welcher von
Gch. Reg.-Rath Dr. M Rühlmann begonnen und von dem Schiffbau-
professor Osw. Flamm vollendet ist. Hier wird das Entwerfen von
Schiffen, die Theorie des Schiffes und schliefslich der Bau von
Schiffskesseln und Schiffsmaschinen behandelt.
Kapitel geben auch dem Laien in der Schiffbautechnik einen Ueber-
Die beiden ersten
blick dieser schwierigen Materie. Schitfskessel und Schiffsmaschinen
werden nur kurz besprochen, dagegen ist ausführlich die Ausgleichung
der Kraftwirkungen der Maschinen besprochen, welche in Folge
grofser Patentprozesse das Interesse weiter Kreise der Ingenieure
besitzt. Zahlreiche Abbildungen
deuthch sind, erleichtern die Anschauung.
die zwar klein aber
Hib.
im Text,
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 622.] 31
Das Entwerfen und Berechnen der Verbrennungs-
motoren. Flandbuch für Konstrukteure und Erbauer
von Gas- und Oelkraftmaschinen. Von Hugo Güldner,
Oberingenieur, gerichtlich vereideter Sachverständiger
für Motorenbau. Mit 12 Konstruktionstafeln und
150 Textfiguren. Berlin 1903. Verlag von Julius
Springer. Preis geb. 20 M. IV. DM
Ein Buch, das jeder Empfehlung erübrigt, geeignet, die bisher
in der Literatur über moderne Ver-
Das hochbedeutende Werk giebt
sowohl über Theorie wie konstruktive Ausführung ausführlichen
schwer empfundene Lücke
brennungsmotoren voll auszufüllen.
Anhalt und wird daher dem Studium wie der Praxis auf Jahrzehnte
Ein
Blick auf das Inhaltsverzeichnifs bestätigt die Reichhaltigkeit des
Lw.
eine unvergleichliche, ins Kleinste ausgicbige Hilfsquelle sein.
Stoffes und die Vielseitigkeit der Betrachtung.
V. Elektrizität.
Versuche mit drahtloser Telephonie auf dem
Wannsee. Von Ernst Ruhmer. Reform, 1. Sep-
temberheft 1902.
Kurzer Bericht über die schon beträchtlichen Erfolge der
jungen Erfindung.
Les Monte-charges électriques de l’Hötel des Postes
de Paris. Gén. civ. 26. Juli 1902. No. 1050 (Bd. 41,
No. 13). Mit Abb.
Die mitgetheilten, elektrischen Aufzüge vermitteln den sehr
starken und eiligen Verkehr der Postsachen zwischen den 5 Stock-
werken des Hauptpostamtes in Paris. H—e.
Transport d’énergie par courant continu de Saint
Maurice a Lausanne. Gén. civ. 2. August 1902.
No. 1051 (Bd. 41, No. 14). Mit Abb.
Die Kraft, welche die Stadt Lausanne mittels elektrischer
Uebertragung aus dem oberen Rhone-Thal entnimmt, beträgt 5000 PS,
die Entfernung 56 km, die Spannung 23 000 Volt. Gleichstrom wurde
hauptsächlich gewählt, um Induktions-Erscheinungen zu vermeiden.
Auch wurde die Anlage einfacher als bei Wechselstrom, und ge-
nügte ein Draht für die Leitung. H—e.
Usine hydro-électrique de Vouvry aa Gen.
civ. vom 18. Oktober 1902, Bd. 41, No. 25 (No. 1062).
Mit Abb.
Diese Maschinenanlage
durch Wasserkraft liegt im Rhone-Thal,
Sie entnimmt das Wasser aus dem kleinen See von
zur Erzeugung elektrischer Energie
unmittelbar oberhalb des
Genfer Sees.
Tanay. Indem sie dabei ein Gefälle von 950 m nutzbar macht,
übertrifft sie das höchste bisherige Nutzgefälle ähnlicher Anlagen um
etwa 50 pCt.
Das Werk liefert zur Zeit 2000 PS. Die Baukosten einschl.
des Erwerbes der Wasserrechte betragen hiernach 320 M. für die
Pferdestarke. Nach Vollendung der jetzt in der Ausführung be-
griffenen Einrichtungen für fernere 2000 Pferde werden sich die
Durchschnittskosten auf 220 M./PS. ermäflsigen.
späteren Erweiterungen noch mehr sinken, da die Wasserentnahme
und der obere Theil der Leitung sogleich für 10—12000 PS. be-
H—e.
Sie werden bei
messen sind.
VI. Verschiedenes.
Tafel zur Zusammensetzung der Normal- und
Schubspannungen. Von G. König. Ztschr. D. Ing.
1902. No. 40, S. 1514.
Verfasser weist auf eine Berechnungsart hin, die schon in der
rechnerischen Behandlung gegenüber der sonst üblichen erhebliche
Abkürzungen gestattet, die aber, auf eine graphische Tafel über-
tragen, das Ermittelungsverfahren sehr vereinfacht. B.
Der Temperley-Transporter. Von Reg.-Baumeister
Ernst Lipmann, Glasers Ann. 1902. Bd. 51, Heft 5,
S. 85. Mit Abb.
Der Temperley-Transporter ist eine Vorrichtung zur Umladung
von Massengütern, bei denen nicht nur Hebung und Senkung der
32 (No. 622.]
Last,
als bei Krähnen bewirkt wird.
sondern auch die Längsbewegung in weit schnellerer Weise
Bei dem Transporter werden sämmt-
liche Bewegungen der Last durch ein einziges Seil bewirkt und
damit ist die Möglichkeit gegeben, die Vorrichtung in der denkbar
vielseitigsten Weise zu verwenden, da die Verriegelung und Ent-
ricgelung zwischen Baum, Laufkatze und Lastrolle sich in eintachster
Weise ausführen lassen. B.
Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für
Kohle, Erze und Koks. Von Georg v. Hanff-
stengel. Dingler’s J. 1902. S.597. Mit Abb.
Fortsetzung der früheren Artikel. Es werden Transport-
bänder aus Eisen beschrieben, die für sehr schwere Beanspruchung,
hartes, grofsstückiges Material an Stelle der aus biegsamen Stotlen
hergestellten Transportgurte treten. Od.
Das Bauwesen auf der Düsseldorfer Ausstellung.
Von Rauter. Dingler’s J. 1902. S. 655.
Ausführliche Besprechung der Ausstellungsgegenstände auf dem
Gebiete des Bauwesens vom technischen Standpunkte aus. Od.
Jahrbuch für Acetylen und Carbid. Berichte über
die wissenschaftlichen und technischen Fortschritte.
Im Auftrage des Acetylenvereins herausgegeben von
Dr. M. Altschul, Dr. Karl Scheel, Prof. Dr. J. H.
Vogel in Berlin. Band Il, Jahrgang 1901. Halle a. S.
Verlag von Carl Marhold. 1902. Preis 10 M.
Die Verfasser hoffen, wie es im Vorwort heifst, dafs es
gelungen ist, einen vollständigen Leberblick zu geben über alle
Neuerscheinungen aus dem Gebiete der Carbid- und Acetylenindustrie
des Jahres 1901,
Der stattliche Band behandelt im 1. Theile die Darstellung,
die nur irgend auf Beachtung Anspruch erheben
können.
die Eigenschaften und die Anwendungen des Calciumcarbids, die
Carbidöfen, das Impragnieren und Formen des
Carbids Elektrodenfabrikation. Der Il,
betreffende Haupttheil umfafst die Physik, die Chemie, die Herstellung
die Fabrikanlagen,
und die das Acetylen
des Acetylens, ferner dessen Verwendung zur Beleuchtung, für
motorische und andere Zwecke. Im III. Theile werden Explosionen,
Ausstellungen, Kongresse, Preise und Vorsichtsbedingungen, im
IV. und V. Theile endlich die Litteratur und die in Deutschland
ertheilten Patente besprochen.
Die Herstellung der 530 km langen Coolgardie-
Wasserleitung in Australien. Schweiz. Bauz. Bd.
29, S. 278.
Sie geschicht durch Biegung je zweier 8,5 m langer, 6,4 (8,2) mm
Rohr von 762 mm Durchm.
Vorher werden die beiden l.angränder gestaucht. Sie werden dann
die die Wulste der
Blechränder umklammern und dann durch hydraulische Pressen (kalt)
Die
Stofsfugen werden durch breite schmiedeiserne Ringe mit Blei-
starker Martinblechp'atten zu einem
beiderseits in Schlieisstangen eingeschoben,
um sie herumgebogen, so dafs eine völlige Dichtung entsteht.
Gg.
La Seine maritime. Von L. Sekutowicz. Gen. civ.
19. Juli und 9. August 1902. No. 1049.—1052, (Bd. 41,
No. 12, 15). Mit Abb.
Die geographische Lage der Seine wird mit der der Elbe und
einlage gedichtet.
Schelde verglichen, wonach Rouen die Bedeutung von Hamburg und
Antwerpen haben mülste. Die zur Erreichung dieses Ziels aus-
geführten und besonders seit 1895 in der Ausführung begriffenen
Vertiefungsarbeiten im unteren Seine-Lauf werden beschrieben. Des-
Auch wird die Verkehrs-
entwickclung dieses Hafens, sowie der übrigen Häfen an der unteren
H—e.
gleichen die Hafenbauten in Rouen.
Seine erörtert.
Praktischer Rathgeber bei Herstellung der Druck-
leitungen ausSteinzeugröhren für kleinere Wasser-
leitungen. Von O. Reinhardt. Dresden 1902.
Verlag von C. Weiskes Buchhandlung.
Der Verfasser giebt ausführlich die Erfahrungen, welche er bei
Herstellung einer 2,5 km langen Wasserleitung aus Steinzeugröhren
für etwa 70 Haushaltungen gemacht hat. Der Druck am tiefsten
Punkte der Leitung betrug etwa (ls Atm., der Wasserverbrauch
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. Mai 1903.)
für jede Haushaltung 250 — 300 1 für den Tag. Durch den zum Dichten
der Muffen verwendeten treibenden Cement, sowie das Zerfrieren der
zur Abführung der Luft in Scheunen u. s. w. angeordneten Steigrohre
entstanden vielfach Rcehrbrüche, die ohne Einziehung neuer Rohre
Statt
der Steigerohre wurden in weiteren Abständen laufende Brunnen mit
durch Cementmörtel und Schraubenbänder reparirt wurden.
2 mm Auslauföffnungen angeordnet, die eine ausreichende Entlüftung
herbeiführten. H.
Denkmäler für Techniker in Wien. Centralbl. d.
Bauverw. 1902. S. 548.
In Wien sollen demnächst die Standbilder von Prechtl, v. Burg,
Stampfer und Radinger errichtet werden. Od.
Das Stahl- und Walzwerk Rendsburg. Ztschr. D.
Ing. 1902. No. 31, S. 1133. Mit Abb. und I Tafel.
Beschreibung der Anlage und maschinellen Einrichtung des am
Audorter See in der Nähe von Rendsburg angelegten Walzwerkes,
welches in direkter Verbindung mit dem Kaiser Wilhelm Kanal
eine äufserst günstige Lage für den Versand seiner Erzeugnisse
nach den Häfen der Nord- und Ostsee hat. B.
Otto Hübner’s Geographisch-statistische Tabellen
für 1902. 51. Ausgabe.
Der Inhalt ist nach den neuesten und zuverlässigsten Quellen
zusammengestellt.
Technisches Auskunftsbuch für das Jahr 1903.
Notizen, Tabellen, Regeln, Formeln, Gesetze, Ver-
ordnungen, Preise und Bezugsquellen auf dem Gebiete
des Bau- und Ingenieurwesens in alphabetischer An-
ordnung von Hubert Joly. 10. Jahrgang. Leipzig,
K. F. Kochler. Zu beziehen durch H. Joly, Witten-
berg, sowie durch jede Buchhandlung. Preis 8 M.
[V. D. M.]
In der neuen Ausgabe für das Jahr 1903 hat es der Verfasser
das rühmlichst bekannte Werk durch Ver-
mehrung und Verbesserung des Inhaltes einem
wiederum verstanden,
immer gröfseren
Interessentenkreise zu einem unentbehrlichen Hülfsmittel zu machen.
Es ware jedoch freudig zu begrülsen, wenn der Verfasser auch
durch Aufnahme neuer Firmen die Bezugsqucllenliste vermehren
und verbessern würde. Die Anführung z. B. von je 2 Firmen für
die Artikel „Dampflokomotiven® und „Eisenbahnwagen“ ist in
Anbetracht der grofsen Anzahl von Fabriken für den Bau von
Eisenbahnbetriebsmitteln nicht ausreichend. Ru.
Der moderne Schlosser. Praktische Musterbücher in
Taschenformat. Herausgegeben von W. Ehlerding.
II. Band. 50 Thüren und Thore. Ravensburg. Verlag
von Otto Maier. Preis 4 M. [V. DM
Die 50 Thüren und Thore, welche zu den 100 Geländergittern
des l. Bandes die natürliche Fortsetzung bilden, sind in modernen
Stilarten gehalten und können als Muster dafür gelten, wie man
mit
verhältnitsmäfsig einfachen Mitteln künstlerische Wirkungen
Dr. M.
erzielen und hohen Anforderungen entsprechen kann.
Musterbuch für bürgerliche Zimmereinrichtungen.
Von Kieser & Deeg. Ravensburg. Verlag von
Otto Maier. 20 Tafeln in Mappe 12M. +
Enthält 20 verschiedene Vorlagen zu Zimmereinrichtungen im
neuen Stil, welche sich an die Zeichnungen des bekannten Werkes
„Einfach moderne Möbel“ von Kieser & Deeg anschliefsen. Dieses
Musterbuch bietet eine reiche Auswahl an Vorbildern, wie sie dem
heutigen modernen Geschmack entsprechen. Bei Mitbezug des Haupt-
„Einfach moderne Möbel“, 80 Tafeln mit Konstruktions-
zeichnungen, wird das Musterbuch für 4 M. abgegeben, so dafs beide
Werke nur 24 M. kosten.
werkes
—n.
Installations-Kalender 1903. Ihren Geschäftsfreunden
gewidmet von F. Butzke & Co., Aktiengesellschaft
für Metall-Industrie, Berlin S. [V. DM
Der Kalender enthält neben sorgfältig ausgewählten Tabellen
Preisangaben und Besprechungen aus dem Fabrikationsgebiete der
Sbd.
Firma.
Selbstverlag des Heransgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regierungs-Baumeister a. D.
Patentanwalt L. Glaser. Berlin. — Drack von Gehruder Grunert, Berlin S.W.
LITERATU RBLATT
GLASERS ANNALEN
für
GEWERBE UND BAUWESEN.
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V.D.M.]
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenicure, die mit ț bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
No. 405.
Beilage zu No. lo. 623 (Band | 92. Heft d
I. Eisenbahnwesen.
6. Bau-, Betriebs- und Werkstatts-Materiatien.
Resistance a la compression du béton arme et du
béton fretté. Gen. civ. vom 1. u. 8. November 1902.
Bd. 42, No. 1 u. 2 (No. 1064/65).
Anfang und Folge einer Abhandlung von Considére, welche
auf Grund von Versuchen klarlegen will, in welchem Maatse die
Druckfestigkeit von Betonkörpern erhöht wird durch Umlegen eiserner
Ringe (fretter), und zwar im Vergleich mit anderen Armirungsarten.
li—e.
Die Bereitung von Kalkmortel,
Herstellung von Kalksandsteinen. Von Dr. Steger.
Dingler’s J. 1902. S. 665.
Von den verschiedenen Verfahren
den Kalkbrei
Kalk und setzt die Masse der Einwirkung gespannten Damptes aus,
seien erwähnt das von
Michaelis; dicser mischt mit trocken gelöschtem
wodurch er Kalkhydrat gewinnt, welches einen mittleren Wasser-
gehalt hat und in dem alle ungelöschten Kalktheilchen nachträglich
abgelöscht
nur trocken gelöschter Aetzkalk verwendet wird.
bei dem
Od.
worden sind. Ferner ein neueres Verfahren,
7. Telegraphie, Signalwesen, elektrische Beleuchtung.
Kabelrohre aus Cementbeton. Von Burchartz.
Centralbl. d. Bauverw. 1902. S. 570. Mit Abb.
von Kabelrohren aus
Od.
Mittheilung von Priifungsergebnissen
Cementbeton verschiedener Systeme.
Entsprechen die telephonischen Einrichtungen den
Verkehrsanforderungen? Von Conrad Hesse.
Dingler’s J. 1902. S. 641.
Verfasser fordert Herabsetzung der Gebihrensatze, die Her-
stellung der Inncnleitungen im Gebäude durch Privatinstallateure,
während die Lieferung der Apparate der Verwaltung vorbehalten
bleibt,
gemeinsame Amtsanschlufsleitung.
endlich für wenig benutzte Anschlüsse Vereinigung auf eine
Od.
Pollak-Virag Schnelltelegraph. Von Regierungsrath
a, D. G. Kemmann. Ze D. E.-V. 1902. S. 1375
und 1407. Mit Abb.
Wenngleich dieser Schnelltelegraph in seinem Wesen schon
seit längerer Zeit bekannt ist, so scheint es, dats erst gegenwärtig
nach zahlreichen Versuchen er,so vervollkommnet ist, um mit Erfolg
ein die Praxis eingeführt zu werden. Versuche,
der rund 215 km langen Linie Pretsburg-Budapest hiermit angestellt
sind, und über die sehr eingehend und anschaulich berichtet wird,
lassen darauf schliefsen.
Bei den seit einem Monat in Budapest angestellten Versuchen
arbeitete der Schnelltelegraph tadellos.
einer 1600 km langen Leitung sind unter schr ungünstigen Witterungs-
verhältnissen glänzend verlaufen. Der Apparat gestattet eine bedeutende
Ersparnifs an Arbeitskräften und deren bessere Ausnutzung. Fi.
Vorsignallicht. Von Ulbricht. Centralbl. d. Bauverw.
1902. S. 549. Mit Abb.
Auf Grund von Versuchen wird das Doppellicht mit nur einer
Laterne und Spiegeleinrichtung für das Vorsignal empfohlen. Od.
insbesondere zur
die neuerdings auf
Versuche ın Amerika auf
Die Elektricität im Eisenbahnsignalwesen. The
Railw. Eng. August 1902. S. 237.
Eine durch zahlreiche Hefte der Zeitschrift sich erstreckende
Artikelreihe namentlich über elektrische Stellwerke, mit vielen
Abbildungen, Lageplänen von Stellwerkbezirken u. s. w.
Zur Frage der Verbesserung unserer Eisenbahn-
signale bei Dunkelheit. Von R. Sch .. Centralbl.
d. Bauverw. 1902. S.538. Mit Abb.
Beschreibung einer Vorrichtung, die am Hauptsignal für freie
läfst.
grünes ruhiges Licht in der Bedeutung „langsame Fahrt“
Für das Vorsignal soll
beibehalten
Od.
Fahrt grünes Blinklicht erscheinen
werden.
Die Einrichtung des elektrischen Distanzsignales mit
von demselben absolut abhängigem Vorsignale
(System Krizik). Ocsterr. Zeitschr. 1902. S. 725.
Mit Abb.
Diese auf der Versuchsstrecke Rothneusiedel-Oberlaa der
k. k. österreichischen Staatsbahnen eingebaute Einrichtung wird
eingehend beschrieben und besprochen. Fl.
Zur Frage der Verbesserung unserer Eisenbahn-
signale bei Dunkelheit. Ztg. DEN 1902. S. 1364.
Es werden Vorschläge eingehend erörtert, den Uebelstand der
Zweideutigkeit des grünen Lichtes bei Vor- und Hauptsignalen zu
beseitigen. Sie laufen im Wesentlichen darauf hinaus, das grüne
Blinklicht neben dem ruhigen grünen Licht zur Anwendung zu
bringen. Ft.
Selbstthatige Signalvorrichtung fir Kreuzungen und
eingleisige Strecken. Mitthl. d. V. Deutsch. Str. u.
Rl.-B. 1902. No.5, S. 203.
Mittheilung über eine bei den Strafsenbahngesellschatten ein-
geführte selbstthätige Signalvorrichtung. B.
Die Eisenbahn-Technik der Gegenwart. Herausg.
von Blum, von Borries und Barkhausen. 4. Ab-
schnitt: Signal und Sicherungs-Anlagen. 2. Theil.
Bearbeitet von Scholkmann, Berlin. Wiesbaden 1902.
C. W. Kreidels Verlag. Preis 9,40 M.
In erschöpfender Weise mit der bekannten Meisterschaft werden
die baulichen Einrichtungen der Stellwerks-Anlagen abgehandelt.
Z.
Die elektrische Beleuchtung einiger D-Züge der
Preufsischen Staatsbahn-Verwaltung. Von Geh.
Baurath Wichert. Glasers Ann. 1902. Bd.51, Heft 4,
S.65. Mit Abb.
Wiedergabe eincs im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
gehaltenen Vortrages, in welchem ein Versuch beschrieben wird,
bei welchem die Dynamomaschine sich auf der Lokomotive befindet
und durch einen besonderen Motor, welcher vom Lokomotivkessel
gespeist wird, betricben wird. In den Wagen sind Batterien unter-
gebracht, welche von der Lokomotive aus geladen werden und die
Lampen in den einzelnen Abtheilen speisen. Die Einrichtung wird
seit dem 21. März bezw. 3. April d. J. bei zwei D-Zügen, welche
zwischen Berlin und Stralsund -Safsnitz verkehren, erprobt und soll
neuerdings auf weiteren zwei D-Zügen zwischen Berlin- Altona
versuchsweise angebracht werden. B.
34 [No. 623.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Juni 1903.]
Ueber Beleuchtung der Stellwerkräume. \on Maas.
Centralbl d. Bauverw. 1902. S.523. Mit Abb.
Beschreibung eines zweitheiligen Lampenschirms für Hänge.-,
lampen, der den Zweck erfüllen soll, unter Verdunkclung des ganzen
übrigen Raumes nur die Schilder der in einer Reihe aufgestellten,
weniger weit entfernten Hebel
von der Lichtquelle mehr oder
möglichst gleichmäfsig zu beleuchten. Infolgedessen kann der Stell-
werkswärter die Vorgänge auf den Gleisen des Bahnhotes deutlicher
erkennen, als wenn es ım Stellwerksraum eben so hell oder heller
Od.
ist als drauisen.
Partridge’s neuer Lichtbogenlöscher.
1902. S. 707. Mit Abb.
Zum Ablöschen des Lichtbogens wird flüssige Kohlensäure in
Dingler’s J.
einer Stahlkapsel verwendet. Bei Bildung des Lichtbogens wird
ein die Verschlufskappe der Kapsel festhaltender Kautschukring
abgeschmolzen und die Kohlensäure freigegeben. Der Apparat wird
bei Sicherungen, Vertheilungskästen und Ausschaltern zur Anwendung
gebracht. Od.
Neuerungen auf dem Gebiete der elektrischen
Beleuchtung. Von Adolf Prasch. Dingler's J.
1902. S. 701. Mit Abb.
Besprechung der Bremerlampe und der Raschlampe., Od.
Das Bremerlicht. Von Km. Centralbl. d. Bauverw.
1902. S. 557. Mit Abb.
Ausführliche Beschreibung der Zusammensetzung der Kohlenstäbe
sowie der Bauart der Lampe. Od.
A, Sekundar-, Industrie- etc. Bahnen, aufsergewöhnliche Systeme.
Entwurf zu einem besonderen Vorortbahnhof in
Schleifenform unter der Grand Central-Station
in New-York. Von O. Bl. Ztschr. f. Kleinb. 1902.
S. 758.
Beschreibung der geplanten Anlage auf Grund einer Mittheilung
der »Aaslroad-Ga:elle«. Od.
Die neuen Dampfwagen von Gardner & Serpollet
in Paris. Von Max Unger. Glasers Ann. 1902.
Bd. 51, Heft 2, S.21. Mit Abb.
Ausführliche Beschreibung des Serpollet’schen Dampfmotors für
Automobil-Fahrzeuge. B.
Die Mängel unserer Kleinbahnen. Von A. Liebmann
in Berlin. Ztschr. f. Kleinb. Heft 9, S. 559.
Verfasser geht davon aus, dafs die Kleinbahnen sich vielfach
nicht rentiren d. h. im Durchschnitt nur mit 1,7 pCt. verzinsen und
versucht die Gründe hierfür darzulegen. Als solche führt er das
Verbot des Durchgangsverkehrs, den Ausschlufs der direkten Tarite,
die grofsen Lasten bei Benutzung von Strafsen, sowie die unzweck-
mäfsige Wahl der Trace und der Bau- und Betriebsmaterialien an.
Die 60 cm Spurweite hält er nicht für zweckmälsig. B.
Die schiefe Ebene der North British Railway auf
der Queen-Station in Glasgow. Glasers Ann. 1902.
Bd. 50, Heft 10, S. 198. Mit Abb.
Die unterirdische Eisenbahnlinie, welche Glasgow von Norden
hat auf einer 1,8 km langen Strecke eine
davon haben 1500 m eine
Der Betrieb wird
Verfasser
nach Süden durchquert,
Steigung von 45 m zu überwinden,
von 1:40 und 400 m
mittels eines Drahtseiles ausgeführt.
Steigung von 1:43.
bespricht daran
anschhiefsend die verschiedenen Arten der gebräuchlichen Seilbahnen.
B.
Belagerungs- und Festungs-Feldeisenbahnen. Seil-
rampen mit Feldeisenbahnen. Vom kk Oberst
Victor Tilschkert. Reform, 1. Oktoberheft 1902.
Mit Abbildungen
Studie:
Verfassers im vorigen Jahrgang der »Aeforme«,
zahlreichen ausgestattete Fortsetzung der
„Die flüchtig gelegte Feldeisenbahn im Kriege“ desselben
Zu Feldmanns Bergaufzügen. Centralbl. d. Bauverw.
1902. 5. 523.
Der Erfinder richtet sich gegen die von dritter Seite erhobenen
Bedenken,
aufzügen auftreten werden.
dafs durch Wind starke Schwankungen bei den Berg-
Od.
Zwei neue elektrische Bergbahnen mit Abt’scher
Zahnstange und Reibungsstrecken. Schweiz. Bauz.
bd. 39, S. 275 und 285.
Die
des Genfersces) mit 414 m Meereshdhe in nordwestlicher Richtung
eine geht von Bex im Rhonethal (etwa 16 km oberhalb
hinauf nach den vielbesuchten Sommerstationen Gryon und Villars
mit 1134 Die Balın
3,3 km eimfachen Reibungsbetrieb mit Steigungen bis 23 Uu, dann
und 1254 m Meereshöhe. hat zunächst auf
4,9 km Zahnstange bis unweit Gryon mit Steigungen bis 1959...
dann wieder 4,3 km Reibunysstrecke.
Die
unterhalb Bex im Rhoncthal, mit 908 m Mcereshöhe, geht zunächst
zweite Bahn beginnt am Bahnhofe Aigle, etwa 7 km
als Reibungsbahn 1,85 km weit bis zu einem „Grand Hötel“, bildet
dort eine Koptstation und steigt dann mit 4,85 km Zahnstrecke
steil hinauf bis zum Endpunkte auf 1394 m Meereshöhe bei einem
grofsen Hotel oberhalb des Dorfes Leysin, das als der bedeutendste
klimatische Kurort der Schweiz nächst Davos bezeichnet wird. Die
Steigungen gehen bis 230% ua
Beide Bahnen haben I m Spurweite, in den Reibungsstrecken
bis 60 bezw. 90°, u Steigung, Halbmesser bis herab zu 30 und 25
in den Reibungs-, bis SO und 60 m in Zahnstrecken; Rillenschienen
von 30,5 kg/m; Phönixschwellen von 21 kg in den Reibungsstrecken,
dagegen in den Zahnstrecken Vignolschienen von 20,6 kum und
Schwellen von 23,6 kg. Auf den Reibungsstrecken fahren Motor-
und Anhängewagen; auf den Zahnstrecken werden dieselben Motor-
wagen von ciner kräftigen 15t schweren Lokomotive bergwärts
Die Leysin-Bahn wird auch im Winter betrieben; sie
Gg.
geschoben
ist 1900 im Herbst, die andere im Juli 1901 eröffnet worden.
Application de la traction électrique au chemin
de fer metropolitain de New York (Manhattan
railway). Gen. civ. vom 13.—27. September 1902.
No. 1057—59, (Bd. 41, No. 20--22). Mit Abb.
Die Einführung der elektrischen Zugkraft auf der New Yorker
Hochbahn wurde am 28. Februar 1900 von der Generalversammlung
72 Millionen Mark wurden dafür
In weniger als 2 Jahren hat man diese grölste aller
der Aktionäre beschlossen, und
bewilligt.
bisherigen derartigen Einrichtungen, und zwar die Erzeugerstation,
die Unterstationen und die Ausstattung der Bahn fertiggestellt.
Diesen Ausführungen ist die oben bezeichnete, von Henri Martin
verfalste Artikelreihe gewidmet. H—e.
Dampf oder Elektricitat im Eisenbahnbetrieb? Von
Oberingemeur Br. Böhm-Raffay. Reform, 1. Sep-
temberheft 1902.
Der erste, vom Standpunkt des Elektrotechnikers geschriebene
Aufsatz einer von der Schriftleitung angekündigten Artikelreihe über
obige Frage.
The electric Problem of Railways. Vortrag gehalten
von J. Swinburne vor der Sektion Manchester der
Institution of electrical engineers im Februar 1902.
The Railw. Eng. vom Juni und Juli 1902. S. 182 u. 205.
Gutachten über die Langen’sche einschienige
Schwebebahn Barmen-Elberfeld-Vohwinkel der
Continentalen Gesellschaft: für elektrische Unter-
nehmungen in Nürnberg, aufgestellt im Mai 1902 vort
Dr. Ing. C. Köpcke, Geheimem Rath im Kgl. sachs.
Finanzministerrum in Dresden, A. Goering, Geh.
Regterungsrath und Professor an der Technischen
Hochschule in Berlin, und von Borries, Regierungs-
und Baurath bei der Kgl. Eisenbahndirektion in
Hannover.
Das Gutachten behandelt nach einem kurzen Rückblick auf
die Entstchunysgeschichte des ersten Schwebebahnunternehmens in
und 2. Theile
Eigenschaften des Schwebebahnsystems im Allgemeinen und die
seinem 1. in knapper und übersichtlicher Form die
Ausführung der Barmen-F.lberfeld-Vohwinkler Strecke im Besonderen.
Der 3. Theil erörtert in gleicher Weise das Verhältnifs der ein-
schienigen Schwebebahn zu anderen Bahnen mit einer Tragschiene
(1. Juni 1903.)
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
für Schnellfahrt und stellt in
überzeugenden Ausführungen
und die Eignung der Schwebebahn
seinen trotz ihrer Kürze wie im
Hinblick auf das Anschen,
Welt genieisen, einen werthvollen Beitrag zur Schnellbahntrage dar.
dafs die Verfasser in der technischen
Transporteur monorail aérien, système Armand et
Koch. Gen. civ. vom 23. August 1902. No. 1054,
(Bd. 41, No. 17). Mit Abb.
Die Fördergefälse leichten Schwebebahn können die
schartsten Kurven durchlaufen (bis 0,15 m Halbmesser).
dieser
Das System
eignet sich also besonders zum Einführen und Vertheilen von Roh-
stoffen in Fabriken. H e,
Strafsenbahnen in den Vereinigten Staaten von
Amerika. VonG.Schimpf. Ztschr. f. Kleinb. 1902.
Hett 4, S. 253, mit Abb.; Heft 6, S. 361; Heft 7, S. 442;
Heit 8, S. 524.
Die sehr ausführliche Besprechung behandelt die städtischen
Verhältnisse in Amerika und die dadurch bedingte Anlage der
Strafsenbahnen in Bezug aut Linienführung, Ausrüstung und Betrieb.
Die hierbei nothwendigen Kunstbauten, wie die Anlage von Viadukten
in Milwaukee und Quebec sind näher beschrieben, cbenso der ver-
Die
Betriebssysteme und Ausrüstung der Wagen u. s. w. sind durch
wendete Oberban mit all seinem Zubehör. Stromzuführung,
zahlreiche Zeichnungen erläutert. B.
Tramways electriques de Marseille. Station centrale
et sous-stations de transformation. Gen. civ. vom
9. August 1902. No. 1052, (Bd. 41, No. 15). Mit Abb.
Die eigenartige Vertheilung der Strafsenbahnlinien in Marseille
und Vororten (Gesammtlänge der Linien etwa 125 km) führte zur
Anlage einer Hiauptstation, wo durch Dampfmaschinen 3phasiger,
mit 5500 Volt gespannter Strom erzeugt wird. l.eistungsfähigkeit
4000 kw 1000 kw Reserve.
Strom in Gleichstrom von 550 Volt umgewandelt.
In 6 Unterstationen wird dieser
H—e.
und
Zur Frage der Anordnung der Strafsenbahn-Halte-
stellen an Strafsenkreuzungen. Von M. Dietrich.
Ztschr. f. Kleinb. 1902. 5.691. Mit Abb.
Nach den Ausführungen des Verfassers verdient die Anordnung
der Haltestellen vor den Strafsenkreuzungen den Vorzug. Od.
Die Bielathalbahn. Von Heinz Krieger. Reform.
4. Heft. 1902.
Kurze, im Erzählerton gehaltene Schilderung des gleislosen
elektrischen Omnibusbetriebes von Königstein in Sachsen ins Bielathal.
Mit mehreren recht anschaulichen Bildern.
Ueber Selbstfahrwesen. Von Hauptmann Engels.
Glasers Ann. 1902. Bd. 51, Ilett 1, S.1.
Wiedergabe eines im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages mit zahlreichen Abbildungen. B.
Luftdruckbremse mit Luftsandstreuer und Schutz-
vorrichtung (System Reitz). Ztschr. f. Kleinb. 1902.
Heft 8, S. 498. Mit I Tafel.
Beschreibung einer neuen von der Firma H. H. Boker & Comp.
durch
gleichzeitig ein Sandstreuer und eine am Wagen angebrachte Schutz-
in Berlin-Lichterfelde getertigten Luftdruckbremse, welche
vorrichtung bedient werden kann. B.
Strafsenbahnbremsen. Von Ph. Scholtes in Nürnberg
und Maxim. Müller in Berlin. Ztschr. f. Kleinb.
1902. Heft 6, S. 372 bezw. 315.
Beide Verfasser wenden sich gegen die Ausführungen in Heft 4,
in welchen die Luftdruckbremse als die einzige bezeichnet wurde,
welche allen Anforderungen genüge und weisen darauf hin, dafs die
ebentalls als durchaus
elektrischen Bremsen im Gebrauch sich
zuverlässig erwiesen hätten. B.
Strafsenbahnbremsen. Ztschr. f. Kleinb. 1902. Heft 4,
S. 273.
Verfasser ist der Ansicht, dafs
Luttdruckbremse die einzige sei, welche allen Anforderungen genüge
beim elektrischen Betrieb die
(No. 623.) 35
und sucht dies in einer Tabelle über in dieser Hinsicht angestellten
Versuche nachzuweisen. B.
Ueber Stralsenbahnbremsen. \on K. Sieber, Nürn-
berg. Mitth. d. V. Deutsch. Str. u. Rl.-B.-G. 1902.
No.5, S. 201.
Verfasser hat eingehende Versuche mit den verschiedenen
Stralsenbahnbremsen angestellt und hebt die Vorzüge der elektrischen
Nach
haltungskosten der einzelnen Systeme wic folgt: bei der Luttdruck-
bremse auf 542,40 M., bei der Handbremse auf 141,70 M., bei der
Kurzschlulsbremse 60,70 M. und bei der Elektromagnetischen Bremse
auf 84,40 M.
Bremsung hervor. ihm stellen sich die jährlichen Unter-
Elektrische Schienenbremse (System Westinghouse-
Newell). Glasers Ann. 1902. Bd. 51, Heft 7, S. 125.
Beschreibung ciner elektrischen Bremsvorrichtung für Straisen-
bei
Magnet auf die Schienen senkt und gleichzeitig die Bremsklötze an
die Räder
wird.
bahnwagen, welcher sich beim Bremsen ein hufeisenförmiger
prefst, wodurch eine doppelte Bremswirkung erzielt
Mit dieser Bremsvorrichtung kann aufserdem eine elektrische
Heizung des Wagens bewirkt werden, bei welcher die nothwendige
Energie von den Anfahrt- und Bremsströmen geliefert wird und
deshalb fast kostenlos ist; während sie sonst zu 250 -300 Watt-
stunden für das Wagenkilometer geschätzt werden. B.
Die Betriebsmittel für Strafsenbahnen und Klein-
bahnen auf der Industrie- und Gewerbe-Aus-
stellung in Düsseldorf. Von H. Fromm. Mitth.
d. V. Deutsch. Str. u. Kl.-B. 1902. No. 8, S. 314 und
No. 9, S. 345.
Beschreibung der ausgestellten Betriebsmittel unter Beigabe er-
läuternder Zeichnungen. B.
Transporteur électrique de wagons a voie normale
sur des voies étroites. Gen. civ. vom 23. August
1902. No. 1054, (Bd. 41, No. 17). Mit Abb.
Nach Erwähnung anderer Systeme zur Weiterführung normal-
spuriger Güterwagen auf Schmalspurgleisen wird cin neuer, der-
artiger, niedriger Rollwagen, welcher am 1. Mai 1902 in Reims
versucht worden ist, beschrieben und empfohlen. H-e.
Brightmore’s steam lorry. The Eng. vom 8. August
1902. Bd. 94, No. 2432, S. 129. Mit Abb.
Eigenartig gebauter Dampt-Strafsen-Lastwagen. Die Vorder-
Die Maschinerie liegt
H—e.
rader dienen zum Treiben und zum Steuern.
unter dem Wagenboden.
Q. Statistik.
Ueber den Stand und die Betriebsergebnisse der
elektrischen Eisenbahnen, Drahtseilbahnen und
Strafsenbahnen in Oesterreich für das Jahr 1899.
Von E. A. Ziffer. Ztschr. f. Kleinb. 1902. Heft 9,
S. 576.
Von den elektrischen Bahnen sind 105,971 km mit voller und
das Gesammitnetz er-
1900 auf 250,49 km.
Zahnstangenbahnen haben nur eine geringe Ausdehnung, die Strafsen-
61,041 km mit schmaler Spurweite gebaut,
weiterte sich bis Ende Die Drahtseil- und
bahnen mit Pferdebetrieb hatten Ende 1899 eine Gesainmtlange von
137,047 km,
merkwürdigerweise mit 5 verschiedenen Spurweiten:
1,445 m — 1,440 m — 1,435 m -— 1,00 m und 90 cm. Fs folgen
Tabellen mit Angaben über Anlage, Betriebsmittel und Betricbs-
ergebnisse. B.
Statistik der schmalspurigen Eisenbahnen für das
Betriebsjahr 1899/1900. Nach amtlichen Angaben
bearbeitet von Obering. F. Zezula. Ztschr. t. Kleinb.
1902. Heft 7, S. 414, Heft 8, S. 502.
Interessante Mitthcilungen über die Betriebsergebnisse und die
Rentabilität der Schmalspurbahnen. Verfasser weist darauf hin, dals
dieselben selbst bei schwachem Verkehr meistens noch 2 pCt. Ver-
zinsung ergeben haben und anderseits — wie auf der Linie Christiania-
Drammen, die über jedes Kilometer 626 240 Personen und 128 525 t
Güter befördert hat — auch den höchsten Anforderungen gerecht
werden können. B.
36 (No, 623.]
Die Grofse Berliner Strafsenbahn im Jahre 1901.
Ztschr. f. Kleinb. 1902. Ileft 5, S. 336.
Bericht über das Betriebsjahr 1901,
dem
in dem vollständig die
Umwandlung von dem Pferde- zu elektrischen Betrieb zum
gröfsten Theil zur Ausführung gelangte. Das Verhältnifs der Aus-
gaben zu den Einnahmen ist von 56,24 pCt. im Jahre 1899 und
59,65 pCt. im Jahre 1900 auf 62,33 pCt. im Jahre 1901 gestiegen.
Das Aktienkapital ist 22875 000 Mk. erhöht und betrug
68 625 000 Mk.
um
Statistik der Schweizerischen Eisenbahnen 1899 und
1900. Schweiz. Bauz. Bd. 40, S. 26.
Auszügliche Mittheilungen aus der amtlichen Statistik.
Die Schweizerischen Eisenbahen im Jahre 1901.
Schweiz. Bauz. Bd. 40. S. 48.
Auszug aus dem Bericht des Schweiz. Eisenbahndepartements.
Die Entwickelung des Kleinbahnwesens in der
Provinz Westpreufsen im Jahre 1901. Nach
amtlichen Quellen. Ztschr. f. Kleinb. 1902. Heft 9,
S. 571.
Nach Mittheilung der Entwickelung der 14 Kleinbahnen, welche
theils vollspurig, theils mit 75 cm Spurweite gebaut sind, enthält
die Besprechung noch eine kurze Angabe über die finanzielle Be-
theiligung des westpreufsischen Provinzialverbandes. B.
Die Entwickelung von Strafsenbahnbetrieben in
bildlicher Darstellung. Von Wilh. Mattersdortff.
Ztschr. f. Kleinb. 1902. Heft 5, S. 313. Mit 4 Tafeln.
Die bildliche Darstellung soll die wirkliche Entwickelung mehr
veranschaulichen, als dies durch lange Zahlenreihen möglich ist;
Verlasser hat in seiner graphischen Darstellung neben den Wagen-
kilometern im Jahr die Verkehrsdichte in Wagenkilometern für I m
Bahnlänge als Abszissen eingezeichnet und so die Entwickelung der
Strafsenbahnen der gröfseren deutschen Städte dargestellt. B.
III. Bergwesen.
5. Allgemeines
Die Bergwerks- und Hüttenmaschinen auf der
Düsseldorfer Ausstellung. Dingler’s J. 1902, S. 613.
Mit Abb.
Beschreibung der für Wasserversorgung der Ausstellung vor-
handenen langsamlaufenden Pumpenanlagen: Oddesse-Pumpe, schwung-
von Schwade u. Co. Die erstgenannte ist
radlose Damptpumpe
besonders interessant durch die Anwendung eines Kraftausgleichers,
Der Wegtall des
Schwungrades vereinfacht und verbilligt die Grundinauerung wesent-
Sodann
Od.
der das Schwungrad der Dampfmaschine ersetzt.
lich und verringert die raumlichen Abmessungen der Anlage.
werden die ausgestellten Schnellpumpen besprochen.
IV. Hüttenwesen.
I. Erzeugung von Metallen.
Die Fortschritte im Eisenhüttenwesen in den letzten
fünf Jahren. Von Karl Brisker. Dingler’s J. 1902.
S. 664.
Es werden auf die Produkte der
Schmicdeeisen- Darstellung besprochen. Das
Pressen der Ingots in konische schr stark gebaute Coquillen zum
die Fortschritte in Bezug
Es seien erwähnt:
„Dichten des Stahles“; ferner die Herstellung sehr harter Stahl-
sorten (,Schnelldrehstahle”) mit geringem Kohlenstoff- und hohem
Wolfram- und Chromgehalt in Tiegelöten.
der Messer auf dem gewöhnlichen Wege (Walzen und Schmieden)
mit Asche bedeckt, in
12500
Nach dem Fertigstellen
und Anbringung der Schneide wird diese,
einem Glühofen längere Zeit bei einer Temperatur von
`
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Juni 1903.]
315 Abbildungen im Texte und 66 lithographirten
Tafeln. Wiesbaden 1903. C. W. Kreidel’s Verlag.
Preis 27 M. IV. D. M.]
Der vorliegende erste Band ‘stellt ein Sammelwerk dar, in
welchem der Verfasser die in der einschlägigen Literatur verstreuten
Angaben und Aufsätze zu einem einheitlichen Ganzen systematisch
zusammengestellt hat. Im ersten Theil werden die Betriebsmittel im
wesentlichen nach ihrer maschinentechnischen Seite behandelt, während
im zweiten Theile die elektrische Ausrüstung besprochen wird.
Die übertricbene Abneigung des Verfassers gegen. Fremdwörter
ist leider etwas störend; es ist z. B. nicht recht einzuschen, wes-
halb er das gut deutsche und treffende Wort „Fahrschalter“ für
„Kontroller* durch das ganz ungebräuchliche „Regler“ ersetzt
Ist auch die vorliegende Arbeit keine in jeder Beziehung er-
schöpfende, so wird sie doch als Hand- und Nachschlagebuch all-
seitig willkommen sein. P.
Gesichtspunkte für Einrichtung und Betrieb elek-
trischer Licht- und Kraftanlagen. Von F. Tischen-
dörfer, berathender Ingenieur, Berlin. Berlin 1903.
Polytechnische Buchhandlung A. Seydel. Preis 1,60M.
[V. DM
Der Verfasser wendet sich mit seinem Büchlein nicht an den
Fachmann, den Elektrotechniker, sondern an den Ingenieur, welcher
gelegentlich bei seinen Projekten und Bauausführungen elektrische
Maschinen benutzt, sowie an dic Verbraucher elektrischer Energie
überhaupt; er bespricht kurz die wesentlichsten Unterschiede des
elektrischen Betriebes mit Gleichstrom und Wechselstrom und zwar
nacheinander für Motoren, Beleuchtung, Leitungsnetz und Maschinen.
Die
was über diese Dinge zu sagen ist, mit Geschick herausgegriflen,
schr knapp gehaltenen Angaben sind aus der Fülle dessen,
im Ganzen krankt aber das Büchlein, wie die meisten derartigen
Schriften, an dem Mangel, dafs es viel bringen will und dabei
schwierige Begriffe, welche zum Verständnifs nothwendig sind, nicht
erklärt. Der Anhang bildet mit den wichtigsten Vorschriften der
Feuerversicherungen, der Berliner Baupolizei, der Reichspost- und
der Staatseisenbahnverwaltung brauchbares Material für das Pro-
jektiren von Installationsanlagen.
VI. Verschiedenes.
Die Geschäfts- und Bauführung. Von G. Benkwitz.
2. Aufl. Berlin 1902. Julius Springer. VII und
125 Seiten. Preis 2M.
Handbuch und Lehrbuch für Baubeamte, Architekten, Bau-
gewerksmeister, Baugewerks- und Tiefbauschulen. Erster Theil:
Geschäfts- und Bauführung (im Anschlufs an die Dienstanweisung
für die I.okalbaubeamten, mit Formularen und Vertragsmustern);
zweiter Theil: Baupolizeirecht (Uebersicht über die einschlägigen
Bestimmungen des B. G.-B., der Gewerbe-O., des St.-G.-B. und
des Landesrechts).
Jahrbuch desPhotographen und der photographischen
Industrie. 1903. Ein Hand- und Hilfsbuch far Photo-
graphen, Reproduktionstechniker und Industrielle.
Herausgeber: G. H. Emmerich, Direktor der „Lehr-
und Versuchsanstalt für Photographie in München“.
Mit 51 Abb. I. Jahrg. Verlag von Gustav Schmidt
vorm. R. Oppenheim in Berlin. Geb. 3 M.
Der 384 Seiten starke Oktavband behandelt das Gesammtgebiet
der Photographie unter Besprechung der neuesten Fortschritte und
Das Buch
Referate zuvörderst alle Fortschritte des Jahres 1902 beim Negativ-
Errungenschalten auf diesem Gebiet. bespricht als
Prozefs, beim Aufnahmeraum, beim Positiv-Prozefs, sowie ver-
schiedene wissenschaftliche Instrumente. Es folgt dann die Angabe
einer Reihe von Rezepten für die verschiedenen Entwickelungs-
geglüht und dann an der Luft abgekühlt. Dadurch entsteht eine arten, nebst einer Chemikalien-Tabelle, ein juristischer Rathgeber,
Masse von völlig entkohltem Eisen mit intermolekular vertheilten, eiischl-der Patentgesctze,, E E ‚Aber ‚die wirtischaltliäbe
sich durch hervorragende Härte auszeichnenden Woltram- und E tee photographischen. Gewerbes. in Deutschland, Oesterreich
EE Se SS und der Schweiz, über die vorhandenen Lehranstalten, Zeitschriften,
V. Elektrizität. Vereine, photographische Institute und ein Industrie- Adrefsbuch.
Handbuch der elektrischen Eisenbahnen. In vier | Das Jahrbuch wird deshalb für den Fachmann und auch für den
Bänden. Bearbeitet von E. C. Zehme. Erster Band: ' Amateur ein zuverlässiger Rathgeber werden können und ist ihm
Die Betriebsmittel der elektrischen Eisenbahnen. Mit ! deshalb eine jährliche Wiederkehr zu wünschen. B.
Selbstverlag des Herausgebers. S EE Georg Siemens Berlin. -- Verantwortlicher Redakteur: Regierangs-Baumeister a. D.
Patentanwalt L. Glaser. Berlin. — Druck von Gebruder Grunert, Berlin S.W.
LITERATURBLATT 31
GLASERS ANNALEN
; für
GEWERBE UND BAUWESEN.
emm
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V.D.M.]
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit f bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
eft 12). 1903.
No. 406. _ o Beilage zu No. 624 (Band 52.
I. Eisenbahnwesen. Die Betriebsergebnisse der Eisenbahnen in Frank-
| Se | a ege
8. Sckundär-, Industrie- etc. Bahnen, aufsergewöhnliche Systeme. reich im Jahre 1901. Arch. f. Ebw. 1903. S. 120.
Compound road locomotive. Eng. vom 21. November
1902. Bd. 94, No. 2447, S. 502. Mit Abb.
| Die Betriebsergebnisse der italienischenEisenbahnen
|
Kurze Beschreibung einer neuen Strafsenlokomotivenart, welche
im Jahre 1goo. Arch. f. Ebw. 1903. S. 146.
Der deutsche Eisenbahngütertarif Theil I. Ztg. D.
E.-V. S. 1455 u. 1472.
Die ständige Tarifkommission der deutschen Eisenbahnen kann
jetzt viel von der bekannten Firma Clayton & Shuttleworth gebaut
wird, namentlich für Südatrika. H—e.
The Dayton, Covington and Piqua electric railway. im Februar 1903 ihr 25 jähriges Jubiläum feiern. Aus diesem
Eng. vom 5. September 1902. Bd. 94, No. 2436, S. 240.
In dem Staate Ohio sind die elektrischen, mehrere Städte mit
Anlafs sind Betrachtungen angestellt; sie sollen kurze Rückblicke
auf einzelne besonders wichtige Wandlungen des Reformtarifes
einander verbindenden (interurban) Schnellbahnen sehr entwickelt. geben, die im Laufe der 25 Jahre durchgesetzt oder nur beabsichtigt
Die obige Linie ist eins der neuesten Beispiele. Sie wird ziemlich worden sind, sowie einige Wünsche und Anregungen für die weitere
eingehend, wenn auch ohne Abbildungen, beschrieben. H—e. Ausgestaltung des Tarifes. Fl.
Compound traction engine for the colonies. Eng. | Die Entwickelung der preufsischen Wasserstralsen.
vom 9. Januar 1903. Bd. 95. No. 2454, S. 43. Mit Abb. Glasers Ann. 1903. Bd. 52, Heft 3, S. 56.
Die zum Fahren auf Strafsen (ohne Gleise) bestimmte Maschine
ist von Ch. Burrel & Sons in Thetford gebaut. Sie hat 10 PS.
H—e.
Die gleislosen elektrischen Bahnen mit Oberleitung.
Dinglers J. 1903. S.79. Mit Abb.
Kurze Beschreibung verschiedener Systeme. (System Schiemann
und System Lombard Gerin). Od.
|
|
|
|
}
|
Mittheilung aus der im vorigen Jahr im Auftrage des Ministers
der öffentlichen Arbeiten angefertigten Zusammenstellung. Danach
hat der Gütertransport in den letzten 25 Jahren auf den Wasser-
strafsen, ohne weitere Ausdehnung derselben, um 297 pCt. zu-
genommen, während er auf den Eisenbahnen bei einer Erweiterung
von 26500 auf 49600 km nur um 237 pCt. gestiegen ist. In
Zahlen ausgedrückt ist der Gesammtgüterverkehr auf den Wasser-
strafsen seit dem Jahre 1875 von 1750 Millionen t/km auf 9350
Millionen gestiegen, davon entfällt die gröfste Zunahme auf die Oder
mit 577 pCt., den Rhein mit 500 pCt. und die Elbe mit 499 pCt.
B.
Elektrische Stralsenbahn Bremgarten - Dieticon.
Schwz. Bauztg. Bd. 40, S. 19.
Beschreibung dieser Bahnanlage zur Verbindung des Limmat-
mit dem Reufsthal mit 162 m Hebung bei Uebersteigung des
zwischenliegenden Höhenrückens. Spur 1 m, Steigung bis 60% og,
im Durchschnitt 31,5% ,,; Länge 11 km, Halbmesser bis herab zu
30 m, am Wagenschuppen 25 m. Die Bahn dient dem Personcn-
10. Verwaltung, Gesetzgebung, richterliche Entscheidungen.
Aus dem Reichshaushalt für 1903. Zentralbl. d. Bau-
verw. 1903. S. 49.
und Güterverkehr. Die Stationen und ihre Gebäude sind demgemäfs : DS .
F Ausführliche Angaben über die für die verschiedenen Ressorts
eingerichtet, wovon viele Abbildungen Kunde geben. Gg. - henen Anal Od
orgesehenen Mittel. i
, GE Etat der Eisenbahn-Verwaltung für das Jahr 1903.
Die Gotthardbahn im Jahre 1901. Arch. f. Ebw. 1902. Glasers Ann. 1903. Bd. 52, Heft 4, S. 67.
S. 1262.
Die russischen Eisenbahnen im Jahre 1899. Arch. |
f. Ebw. 1902. S. 1268. |
Mittheilung des dem Abgeordnetenhause vorgelegten Etat fir
das Jahr 1903. B.
Aus dem preulsischen Staatshaushalt für 1903.
Die Eisenbahnen der Vereinigten Staaten von Zentralbl. d. Bauverw. 1903. S. 33.
Amerika in den Jahren 1898/99 und 1899/1900. '
Arch. £. Ebw. 1902. S. 1308. | Ausführliche Angaben der für die verschiedenen Ressorts vor-
` ` ; 8 | gesehenen Summen. Ol.
Die Pensionskasse, die Krankenkassen und die
'Unfallversicherung der Arbeiter bei der preulsisch- Die bevorstehende Aenderung im Prüfungswesen
hessischen Eisenbahngemeinschaft im Jahre 1901. für den Staatsbaudienst in Preufsen. Vom Geh.
Von Wesener. Arch. f. Ebw. 1903. 5S. 1. Oberbaurath Wichert. Glasers Ann. 1902. Bd. 51,
Die unter Königl. sächsischer Staatsverwaltung Heft 12, S. 239.
stehenden Staats- und Privatbahnen im König-
|
|
| Wiedergabe der im Vereine deutscher Maschinen-Ingenictire
reich Sachsen im Jahre 1901. Arch. f. Ebw. 1903. darüber gemachten Mittheilungen. B.
|
S. 91.
re f Die Wahrung der öffentlichen Int af
Hauptergebnisse der österreichischen Eisenbahn- D 6 eg on a er
statistik für das Jahr 1900. Arch. f. Ebw. 1903. 5. 102. - 2. Juli 1875. Von Pannenberg. Arch. f. Ebw. 1902.
e i : ; — 122
Die Eisenbahnen der australischen Kolonien Neusüd- | S. 1209—1228.
wales, Queensland, Südaustralien und Tosmanien | Untersuchung der Frage, in welcher Weise bei der Feststellung
im Jahre 1900/01. Arch. f. Ebw. 1903. S. 162. , von Fluchtlinienplänen, bei denen Festungen, Offentliche Flüsse,
38 [No. 624.]
Chausseen oder Eisenbahnen in Betracht kommen, die hierauf be-
züglichen öffentlichen Interessen zu wahren sind.
Unfallverhütungs-Vorschriften der Stralsen- und
Kleinbahn-Berufsgenossenschaft. Mitt. d. V. d. Str.
u. Kleinb. 1902. 5. 539.
Wiedergabe der am 8. Juni 1902 in Kraft getrctenen Vor-
schriften. Od.
Das Recht im gewerblichen Arbeitsverhältnils. \on
Rich. Lipinski. Leipzig, Lipinski. Preis 15 Pt. p. Heft.
Vollständig in fünfzehn Heften, von denen das erste vorliegt.
Oesterreichisches Gesetz vom 28. Juli 1902 betr.
Regelung der Arbeitsverhältnisse der bei Regie-
bauten von Eisenbahnen und in den Hilfsanstalten
derselben verwendeten Arbeiter. Arch. f. Ebw.
1903. S. 199.
Das Schweizerische Bundesgesetz betr. die elek-
trischenSchwach-undStarkstrom-Anlagen. Schwz. |
Bd. 40, S. 265—271.
Wöoörtliche
l. Februar 1903 in Kraft getreten ist.
Bauztg.
Anführung des umfangreichen Gesctzes, das am
Abänderung des Patentgesetzes für Grofsbritannien.
Von L. Glaser, Patentanwalt. Glasers Ann. 1903.
Bd. 52, Heft 3, S. 53.
die als „Patents Act,
1902. 2 E. D. W.
7 C. H. 34 tür das Vereinigte Königreich Grofsbritannien und Irland“
Mittheilung über
erlassenen neuen gesctzlichen Bestimmungen an Stelle der bisher
gültigen. B.
11. Allgemeines.
Zur Eisenbahnfrage in Frankreich. Von A. von
der Leyen. Arch. f Ebw. 1902. S. 1229—1243.
Kritische Betrachtungen im Anschlufs an einen Bericht, den
der Minister Baudin im Februar 1902 dem Präsidenten der Republik
erstattet hat, und an die hierauf beziighchen Verhandlungen der
Deputirtenkammer.
Die anatolischen Eisenbahnen und ihre Fortsetzung
bis zum persischen Golf. Von Ileeser. Arch. t.
Ebw. 1903. S. 75—90.
Vortrag gehalten in Abtheilung Elberfeld der deutschen Kolonial-
gesellschaft.
Stahlgleise für Lastwagen auf Landstrafsen. Von
Fred Hood. Ztschr. f. Transportw. 1902. S. 529.
Beschreibung derartiger Anlagen in Amerika und in Spanien.
Od.
The Panama railroad. Eng. vom 10. Oktober 1902.
Bd. 94, No. 2441, S. 343. Mit Abb.
Der Ankauf des ganzen Unternehmens der „Neuen Panama-
Gesellschaft“ durch die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika ist
Die
Betricbsergebnisse werden erörtert.
wird kurz beschrieben. Ihre
H —e.
wahrscheinlich. Panama-Bahn
Il. Allgemeines Maschinenwesen.
I. Dampfkessel.
Moderne Dampfkessel- Anlagen.
Dinglers J. 1903. 5.17. Mit Abb.
In Fortsetzung früherer Artikel werden Flammrohr- und Feuer-
Od.
Von O. Herre.
Mit Abb.
Von O. Herre.
rohrkessel verschiedener Art beschrieben.
Moderne Dampfkessel- Anlagen.
Dinglers J. 1902. S. 789 und 805.
In Fortsetzung früherer Artikel werden Feuerrohrkessel der
verschiedensten Bauarten mit Angabe der Abmessungen beschrieben.
Od.
Neue Rauchverbrennungs -Vorrichtung für fest-
stehende und bewegliche Kessel. Dinglers J. 1902.
S. 138.
Beschreibung der vom Dircktionsrath Staby in Ludwigshafen
erfundenen Einrichtung, die darauf beruht, dafs der Feuerung vom
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Juni 1903.)
Augenblicke des Aufschüttens an bis zur vollständigen Entgasung
des frischen Brennstofles die mangelnde und erst allmählıg mehr
zutretende Unterluft durch einen Dampflattstrahl als Oberluft ersetzt
wird, der von aufsen selbstthätig zugeführt wird. O4.
2. Dampfmaschinen.
Doppelschiebersteuerungen für Dampfmaschinen.
Von B. Stein, Berlin. Ztschr. d. Ing.
S. 11. Mit Abb.
In den dem Verfasser patentirten Doppelschiebersteuerungen
überdeckt
1903. No. 1,
der vom Achsenregler-Excenter gesteuerte Expansions-
schicber in seiner relativen Mittellage die Dampfkanäle in dem vom
festen Excenter bewegten Grundschieber. Sobald die vom Regler-
excenter veränderte Relativexcentricität des Expansionsschriebers
grotser ist als die Relativdeckung, wird Füllung gegeben; dagegen
unterbleibt jeder Dampfeintritt und wird also auch absolute Null-
füllung erzielt, so lange die Relativexcentricität kleiner als die
Relativdeckung ist. B.
Neuerungen an Dampfmaschinen mit Ventil-
steuerung, Bauart Lentz. Von Fr. Freytag. Ztschr.
d. Ing. 1902. No.51, 5. 1921. Mit Abb.
Austührliche Besprechung zweier auf der Düsseldorfer Ausstellung
ausgestellten von Gebr. Meer in M.-Gladbach gefertigter Maschinen.
B.
Die Theorie der Mehrstoffdampfmaschinen. Von
Dr. K. Schreber, Greitswald. Dinglers J. 1902.
S. 709. Mit Abb.
Wiedergabe eines auf der Versammlung deutscher Naturforscher
und Aerzte in Karlsbad gehaltenen Vortrages. Es werden die
Wasser und
dats
Maschine hinsichtlich der Ausnutzung der Brennstoffe den Generator-
Od.
Leistungen einer Dreistoffdampfmaschine tAnilin,
Aethylamin) berechnet und es wird nachgewiesen, diese
gasanlagen überlegen sei.
4. Allgemeines.
Neuerungen auf dem Gebiete der Kühl- und Eis-
maschinen. \on Prof. Alois Schwarz. Dinglers ].
1902. S. 7134 und 753.
Beschreibung der in den Jahren 1899 tis Ende 1901 vor-
geschlagenen und patentirten Neuerungen von Luftexpansions-
maschinen, Kaltdamptmaschinen, Absorptionsmaschinen, Eis- und
Kühlapparaten. Od.
Die Dampfturbinen und die Aussichten der Wärme-
kraftmaschinen. Von Professor Dr. A. Stodola.
Ztschr. d. Ing. 1903. No. 1, S. 1, No. 2, S. 47.
Nachdem die Parsons’schen und Laval’schen Dampfturbinen mehr
und mehr vervollkommnet sind und man ihnen nicht mehr den
Vorwurf der Unwirthschattlichkeit machen kann, haben sich diese
neuen Kraftmaschinen mit einer unerwarteten Schnelligkeit verbreitet,
so dafs heute etwa 200 000 PS von ihnen geliefert werden dürften;
darunter schon einzelne Turbinen mit 5000 PS. Vertasser bespricht
sodann die Schwierigkeiten ihrer Konstruktion, die ihrer Ausbreitung
lange Zeit hinderlich gewesen scien. Er erörtert ferner als thermo-
dynamische Grundlage die strOmende Bewegung des Dampfes und
Be-
wegungswiderstände, die Pressung am Strahlrande, künstlich erhöhten
die in dieser Hinsicht angestellten Versuche, Druckmessung,
Gegendruck u. s. w. B.
Neuere Pumpen. Von A. Freytag. Dinglers J. 1902.
S. 719. Mit Abb.
Beschreibung neuerer Pumpmaschinen verschiedener Gröfse und
Bauart
bemerkenswerthe Pumpen der internationalen Ausstellung in Glasgow
und für verschiedene Verwendungszwecke, insbesondere
1901 und der Pariser Weltausstellung, sowie Wasserwerkspumpen
englischer Firmen für englische und amerikanische Städte. Od.
Neuere Pumpen. \on Fr. Freytag. Dinglers J. 1903.
S. 21, 37 und 59. Mit Abb.
In Fortsetzung früherer Artikel werden Pumpen der Worthington
Pumpengesellschaft, von Audemar-Guyon, von Decoudun, von Belle-
(15. Juni 1903.]
ville, von Weir und viele andere beschrieben unter Angabe der
Od.
Abmessungen und der Leistungsfähirkeit.
Propellerrinnen und Wurfgetriebe. Von Herm.
Marcus, Ingemeur in Cöln. Ztschr. d. Ing. No. 48,
S. 1808. Mit Abb.
Beschreibung einer eigenartigen Transportvorrichtung für Massen-
güter auf kurzen Strecken von etwa 100 bis 200 m, die Achnlichkeit
Erfinder
ausgeführt
mit den bekannten Schüttelrinnen hat und von dem
„Propellerrinnen“ genannt, in verschiedenartiger Form
werden kann. weit höhere
bei
kleinerem Kraftbedarf, sowie die Möglichkeit, in bedeutend grotseren
Die
Einzelheiten der Konstruktion sind durch Figuren erläutert, B.
Er verspricht sich von ihnen eine
Leistung viel kleineren Umlaufzahlen und verhaltnifsmatsig
Längen als die Schüttelrinnen ausgeführt werden zu können.
Verbrennungskraftmaschinen und deren Betrieb
mit Kraftgas, Hochofengas, Spiritus und dergl.
Von Joh. Körting. Glasers Ann. 1902. Bd. 51,
Heft 11, S. 208. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages. B.
Vergleichende Versuche an einem Explosionsmotor
mit Benzin- und Spiritusbetrieb. Von W. A. Th.
Müller. Ztschr. d. Ing. 1903. No. 2, S. 59.
Mittheilung über cinen im Fränkisch-Oberpfälzischen Bezirksverein
gehaltenen Vortrag, in welchem der Referent dem Benzin den Vorzug
indessen von verschiedenen
gegen den Spiritus zuerkennt, was
Seiten beanstandet wird B.
Versuche mit Verbrennungsmotoren. Von Professor
Emil Schimanek, Budapest. Ztschr. d. Ing. 1903.
No. 3, S. 8l.
Verfasser hat an verschiedenen Motoren (vorwiegend Bauart
Banki) der Firma Ganz & Comp. in Budapest eingehende Versuche
mit verschiedenen Brennstoften, Benzin, Spiritus und Gas angestellt,
Er ertheilt zum Schlufs seiner
über die er ausführlich berichtet.
Besprechung den Banki-Motoren hohes Lob und glaubt, dafs sie
wegen ihrer Einfachheit und wirthschaftlichen Arbeitsweise bald das
Bürgerrecht auf allen Gebieten der Verbrennungsmotoren erlangen
werden. B.
Grofse Turbinen an den Niagarafällen. Geliefert von
Escher, Wyss & Cie. in Zürich. „Schw. Bauztg.
Bd. 40, S. 243.
Solche von je 5500 PS sind bereits im Betriebe, solche von
je 10000 PS — die gröfste bisherige Leistung — im Bau. Gg.
Tadelloses Verhalten einer Parsons-Dampfturbine `
in Oberschlesien nach 7000 Betriebsstunden.
Schwz. Bauztg. Bd. 40, S. 243. Ge.
V. Elektrizität.
Versuche mit einer Dampfdynamo, Bauart Schichau-
Schuckert, für elektrische Beleuchtung von Eisenbahn-
zügen. Glasers Ann. 1902. Bd. 51, Heft 12, S. 258.
Mit 3 Abb.
Nachdem der Versuch mit einer von F. Schichau in Elbing
gefertigten Eincylindermaschine trotz möglichsten Ausgleichens der
bewegten Massen bei 1000 Minutenumdrehungen zeigte, dats sich
und als
die Erschütterungen auf den Lokomotivkessel übertrugen
unzulässig bezeichnet werden mufsten, wurde eine Zweicylindrige-
Verbundmaschine für diesen Zweck hergestellt und mit einer
Nebenschlufs-Dynamo von Schuckert gekuppelt und damit gute
Erfolge erzielt, wenn auch die Erschütterungen nicht ganz beseitigt
werden konnten. Beide sind zum Schutz gegen Witterungseinfliisse
und Staub mit einem Gehäuse umgeben. B.
Betrachtungen über Elektromotoren für Traktions-
zwecke. Von Dr. Paul Berkitz. Dinglers J. 1903.
S. 94.
Es werden die Wirkungsweisen der Nebenschlufsmotoren und
Od.
der Mehrphasenmotoren mit einander verglichen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
[No. 624.] 39
Die Licht- und Kraftanlagen des Rheinhafens zu
Karlsruhe. Von F. Winawer und C. Bender in
Karlsruhe. Ztschr. d. Ing. No. 48, S. 1801. Mit Abb.
April 1901 Betrieb
Zuvörderst hat die Anlage die Aufgabe 6 Hafenkrahne,
eine Wertthalle
Beschreibung der im dem übergebenen
Anlage.
mit zwei Aufzūgen, 3 Spills zum Verholen der
Eisenbahnwagen, eine Hochbahnanlage zur Bedienung der Kohlen-
lagerplätze, Schiebebühnen, sowie eine umfangreiche Beleuchtungs-
anlage mit Kraft zu versehen bezw. zu speisen. Es wird Drehstrom
von 4000 Volt erzeugt, welcher auf 8 oberirdischen Transformator-
stationen den Verbrauchsstellen zugeführt wird. B.
Graphische Ermittelung von Geschwindigkeit,
Stromverbrauch und Motorbelastung elektrischer
Fahrzeuge aus dem Motordiagramm. Von
R. Mauermann. Elektr. Ztschr. 1903. Heft 2.
Aus dem Motordiagramm, der Last und einem als Festwerth
angenommenen Bahnwiderstand werden die Geschwindigkeit und
Energieverbrauchs-Kurven ermittelt Achnliche Berechnungen finden
sich im » The Street Railway Journale, namentlich in einem Aufsatz
von Storer vom Januar 1901. Pf.
DieKraftübertragung von St. Maurice nachLausanne.
Ztschr. d. Ing. 1903. No. 3, S. 73.
Von der Stadt Lausanne ist eine Anlage ins Leben gerufen
worden, bei der cin Gefälle der Rhone von rd. 33 m in der Nähe
von St. Maurice zur Erzeugung hochgespannten Gleichstromes aus-
genutzt und mittels einer Fernleitung von 56 km Lange in Lausanne
zu Beleuchtungs- und Kraftzwecken, sowie zum Betrieb von Stratsen-
Bei
45 cbm. sk. würde man etwa 15 000 PS erhalten können, hat sich
von 5000 PS Die
Einzelheiten der Anlage sind ausführlich beschrieben und durch
Abbildungen erläutert. B.
bahnen verwendet werden soll. ` einer Wassermenge von
aber vorläufig auf eine Entnahme beschränkt.
Dampfdynamogruppen von je 3000 bis 3500 KW.
für die Kraftanlage der Metropolitan Electric
Supply Co. in London. Schwz. Bauztg. Bd. 40,
S. 257, 269.
Die dreicylindrigen WVerbund-Ventil-Dampfmaschinen von je
5000 eff. PS sind erbaut Winterthur, die
Dynamomaschinen von der El. Akt.-Ges. vormals Kolben & Cie. in
Gg.
von Gebr. Sulzer in
Prag.
Elektrische Kraftanlage von 12000 PS am Mt. Cenis
mit Uebertragung nach Turin auf 60km Entfernung.
Schwz. Bauztg. Bd. 40, S. 206.
Handbuch für Installateure elektrischer Starkstrom-
anlagen. Von Max Jehnke, Elektrotechniker.
Berlin 1903. Louis Marcus, Verlagsbuchhandlung.
Preis geb. 6M.
Das Handbuch soll sowohl die Installation, Acquisition als auch
die Kalkulation von elektrischen Anlagen erleichtern. Es ist daher
in 3 Abschnitte getheilt.
Der erste als technisches Hilfsbuch mit den für die Installation
erforderlichen Formeln, Tabellen u. s. w.
Der zweite als Kalkulationsbuch mit den Preisen für die ge-
bräuchlichsten Materialien.
Der dritte als Schaltungsbuch mit den verschiedenen Schaltungs-
arten von Dynamos, Motoren u. s. w. FI.
Induktionsmotoren. Ein Kompendium für Studierende
und Ingenieure. Deutsche autorisirte und erweiterte
Bearbeitung von B. A. Behrend „The induction
motor.“ Unter Mitwirkung von Professor W. Kübler-
Dresden herausgegeben von Dr. Paul Berkitz.
Berlin 1903. Verlag von M. Krayn. Preis br. 10 M.,
geb. 11,50 M. [V. DM
Es war ein glücklicher Gedanke, die im Jahrgang 1900 von
„Electrical World and Engineer“ veröffentlichten und in dem Buch
„Ihe induction motor“
zusammengetatsten Vorlesungen, welche
Professor Behrend an der Universität Wisconsin gehalten hat, den
40 [No. 624.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Juni 1903.)
deutschen Fachkreisen näher zu bringen. Die Ausführung dieses
Gedankens
eine blofse Uebersetzung beschränkt worden ist,
vortrefflichen Bearbeitung und sehr willkommenen Erweiterung besteht.
Dadurch ist nicht nur das Verständnifs vieler, im Original recht knapp
gehaltener Entwickelungen auch für weniger vorgeschrittene Leser
erleichtert, dafs das Studium des
Buches einen erschöpfenden UÜcberblick über die Theorie und die
Eigenschatten des seltsamsten aller Gebilde der Elektrotechnik ge-
Mit der gewählten Darstellungsweise kann man einverstanden
ist umso verdienstvoller zu nennen, als sie nicht auf
sondern in einer
sondern auch erreicht worden,
währt.
sein, auch ohne die vom Herausgeber im Vorwort geübte ver-
gleichende Kritik der graphischen und analytischen Behandlung zu
unterschreiben. Dr. M.
VI. Verschiedenes.
Einige Bemerkungen über die Bestimmung der
Abmessungen excentrisch und centrisch bean-
spruchter Säulen. Von A. Ostenfeld, Prof. in
Kopenhagen. Ztschr. d. Ing. 1902. No. 49, S. 1858.
Kurze theoretische Abhandlung. B.
Die Weltausstellung in St. Louis 1904. Von Paul
Möller. Ztschr. d. Ing. 1903. No.2, S. 39.
Ausführliche Mittheilung über Anlage und Ausdehnung der
Ausstellung, bei welcher die Hauptgebäude um eine Mittelachse
angeordnet sind. Sämmtliche Gebäude mit Ausnahme des Hauses
der Vereinigten Staaten, das eiserne Bogenträger enthält,
Mittelbaues vom Kunstpalast, der in Sandstein aufgeführt und dauernd
und des
erhalten bleiben soll, werden aus Holz erbaut. Einzelne Gebäude,
sowie verschiedene im Bau begrifiene sind bildlich dargestellt und
erläutert. Zum
die Konstruktionen, soweit sie Interesse bieten,
Schlufs empfichlt der Verfasser eine reiche Beschickung derselben
von Seiten Deutschlands. B.
Werth und Bestimmung des Kohlensäuregehaltes
der Heizgase. Von A. Dosch. Dinglers J. 1902.
S. 713, 794 und 811.
Gewichtsverhältnisse und Volumenverhältnifs der Kohlensäure zu
den Heizgasen, Werth der Kohlensäurebestimmung, Beeinflussungen
Ausführliche Untersuchungen mit zahl-
Od.
des Kohlensäuregehaltes.
reichen Tabellen und Beispielen.
Par le Lt. colonel G. Espitaltier.
Le port de Bizerte.
Bd. 42,
Gen. civ. vom 15., 22. und 29. November 1902.
No. 3, 4 u. 5, S. 33, 55 u. 65. Mit Abb.
Der Haten von Biserta, am nördlichsten Punkte Afrikas, gegen-
über von Sardinien und Sicilien gelegen, war verfallen und versandet.
Wegen seiner militärisch ganz hervorragenden, aber auch für den
Handel guten Lage wurde er von den Franzosen seit 1889 neu
Ein Vorhafen, Handelshafen und Kricgshafen wurden
angelegt. Die Quais erhielten 1000 m Gleise,
der Normalspurbahn Tunis-Biserta.
Der Vorhafen hat 86 ha Wasserfläche bei 10 m Tiefe. Ein
führt aus ihm in den Binnensce von Biserta, an welchem
erweiterungsfähige
ausgebaut.
in Verbindung mit
Kanal
zunächst, in der Bucht von Sebra, der schr
Handelshafen mit 8 bis 9 m Wassertiefe
„namenlosen* Bucht und bei Sidi Abdallah der Kriegshafen liegt.
Der Binnensee bietet aufserdem Ankerraum für grofse Flotten.
Auf die Einzelheiten der Anlagen und der Bauarbeiten geht
der sehr gediegene Aufsatz in Wort und Bild ausführlich ein.
He,
Le raccordement dn ` réseau ferré et du réseau
navigable. Gen. civ. vom D Dezember 1902. Bd. 42,
No. 6 (1069), S. 88. Mit Abb.
Herr Paul Leon, Professeur Agrégé de l Universite,
dafs im östlichen Frankreich die Anlage und Ausnutzung der
und Bahnhöte sehr vernachlässigt sei. Er macht
von Ergänzungsvorschlägen und nimmt an, dafs durch
und Fisenbahnen
und weiterhin, in der
weist
nach,
Umschlaghäfen
eine Reihe
ein zweckmalsiges Zusammenwirken der Kanäle
nicht nur der Handel im Allgemeinen und die Kanalverwaltungen
H
Durchbruch des Hafendamms
27. November 1898. Schwz. Bauztg.
u. 187.
von Genua am
Bd. 40, S. 179
Eingehende Beschreibung des Vorganges und der Wieder-
herstellung. Mit Abbildungen.
Zusammenstellung der Abmessungen von 17 Thal-
sperren (Ausführungen und Entwürfe) im Rhein-
land und Westfalen. Schw. Bauztg. Bd. 40, S. 267.
Die bedeutendste ist die bei Gmünd in der Eifel mit 375 qkm
Niederschlagsgebiet, 58 m Mauerhöhe und 45,5 Millionen Kubikmeter
Wasserfassung. Ge.
Die Assanirung von Wien. (Fortschritte der Ingenieur-
wissenschaften. Zweite Gruppe. 9. Heft). Bearbeitet
von Paul Kortz, H. Schneider, H. Goldemund,
Dr. med. Alois Grünberg und Dr. med. Alfred
Fremd. Herausgegeben von Dr. Th. Wevl. Leipzig.
Verlag von Wilhelm Engelmann. 1902. Preis 13 M.
Das Buch zerfällt in einen technischen und in einen medizinal-
statistischen Theil. Der erste enthält äufserst interessante Angaben
über die Wasserversorgung, die Entwässerung, die Regulirung des
Wienflusses, die Regulirung des Donaukanales, Strafsenpflege und
Müllbeseitigung und die bauliche Entwickelung und Stadtregulirung.
Das Buch kann
nicht nur jedem Techniker, sondern auch weiteren Kreisen zur Lektüre
Od.
Nicht weniger reichhaltig ist der zweite Theil.
empfohlen werden.
Die preulsische geologische Landesaufnahme. Von
O. Lang. Dinglers J. 1903. S. 31.
Beschreibung der Thätigkeit der Anstalt auf Grund eines
Berichts in »Stahl und Eisen«, Od.
Von der Düsseldorfer Ausstellung. Schwz. Bauztg.
Bd. 40, S. 115, 123, 138, 150, 155, 172, 191.
Ausführlicher Bericht mit vielen vortrefflichen Abbildungen.
Graphische Flächenberechnung. Von Reinhardt.
Zentralbl. d. Bauverw. 1903. 5.75. Mit Abb.
Angabe eines einfachen zeichnerischen Verfahrens zur Ermittelung
des Inhaltes von Querprofilen. Od.
Pflaster-Unterbettung aus Beton-Dielen mit Draht-
gewebe-Einlage und mit Betonschwellen als Wider-
lager. Von Schallehn. Zentralbl. d. Bauverw.
1903. S.86. Mit Abb.
Beschreibung einer mit Erfolg auf Chausseen im Wolmirstedter
Kreise verwandten Unterbettung aus Betondiclen mit Drahtgewebe-
Einlagen und Betonschwellen als Widerlager. Dieser Bauweise
wird besonders eine äufserst rasche Herstellung nachgerülimt.
Od.
Leitfaden zum Entwerfen und Berechnen von
Lüftungs- und Heizungs-Anlagen. Auf Anregung
des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten bearbeitet
von H. Rietschel, Geh. Reg.-Rath. 3. Auflage.
Julius Springer. Berlin 1902. Preis geb. 20 M.
Der Verfasser bringt eine vollständige Neubearbeitung seines
Werkes, die die ncuesten Fortschritte der Technik berücksichtigt.
Viele Beispiele aus der Praxis und von der neuerrichteten Versuchs-
anstalt an der technischen Hochschule, sowie umfangreiche Tabellen
z. B. für Rohrweiten, sind als eine Bereicherung anzusehen, die das
Werk zu einem höchst werthvollen Handbuch und unentbehrlichen
Hilfsmittel machen.
Höhere Analysis für Ingenieure. VonDr. John Perry.
Autorisirte Deutsche Bearbeitung von Dr. Robert
Fricke und Fritz Süchting. Mit 106 in den Text
gedruckten Figuren. Leipzig und Berlin. Druck und
Verlag von B. G. Teubner. 1902. Preis geb. 12 M.
Das Werk stellt ein Lehrbuch der Differential- und Integral-
rechnung dar und ist in erster Linie für Ingenieure bestimmt. Durch
eine reiche Anzahl von Beispielen, die dem Gesichtskreise des
sondern demnächst auch die Eisenbahngesellschaften gewinnen Technikers entnommen sind, wird das Verständnifs wesentlich
werden. H—e. erleichtert. Od.
Selbstverlag dem E WEE Kammierlons terae EE des Herausgebers. — Kommissionsverlar: Georg Siemens Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regierangs-Bauneister a. D.
Patentanwalt L. Glaser, Beriin. — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin S.W.
ANNALEN
FÜR
HERAUSGEGEBEN
VON
CIVIL-INGENIEUR F C G L A S E R PATENT-ANWALT
g u
KGL. GEHEIMER KOMMISSIONS-RAT
BAND 53
1903
JULI — DEZEMBER
MIT 258 ABBILDUNGEN UND 6 TAFELN
BERLIN
VERLAG DES HERAUSGEBERS: LINDEN-STRASSE 80
KOMMISSIONS -VERLAG:
GEORG SIEMENS BERLIN W. KOENIGIN AUGUSTA STRASSE 36-37
Inhalts-Verzeiehnis des 53.
1903
Juli— Dezember
Bandes
1. Abhandlungen und kleine Mitteilungen
Adressbuch des Vereins für deutsches Kunstgewerbe
in Berlin. 1:3.
Ausstellung der Oppelner Handwerkskammer in Glei-
witz. Vom Regierungs-Baumeister Hache,
Gleiwitz. Mit Abb. 17°.
Ausstellung, Industrie- und Gewerbe - , in Düsseldorf
1902. Die Hebezeuge auf derselben. Vor-
trag des Eisenbahn-Bauinspektors 8. Fraenkel
Guben, im Verein deutscher Maschinen-
Ingenieure am 24. März 1903. Mit Abb. 9.
34. 52.
Ausstellung in Mailand 1906. 63.
Ausstellung, internationale, für Spiritus - Verwertung
und Gärungsgewerbe in Wien 1904. 192.
Ausstellung von Automobilen auf der Wellausstellung
in St. Louis 1904. 207.
Ausstellung, Welt —, in St. Louis 1904. Vorschriften
über Abgabe von elektrischem Strom. 238.
Bahnsteigrampen. Mitteilungen des Geh. Re-
gierungsrats Schwabe im Verein für Eisen-
hahnkunde am 13. Oktober 1903, Mit Abb. 198.
Beiträge zur Lehre von der Patentfahigkeit. Von
Professor Dr. jur. Oscar Schanze in Dresden.
38, 59. 79. 224. 241.
Bekanntmachungen. 183. 227.
Berichtigung. 227.
Betriebskrankenkassen. Rechtsverhältnisse derselben
auf Grund der Krankenkassennovelle vom 25. Mai
1903. Vom Kreixgerichtsrat Dr. Benno Hilse,
Berlin. 249.
Bulgarien, Warenzeichen-Erneuerung.
Der Ausbau des Panamakanais. 23.
Der Suezkanal und seine Verbesserungen.
131.
Die Eisenbahnen der Erde. +2.
Die Grösse des Winddrucks bei der Berechnung der
Standsicherheit von Schornsteinen. Vom Konigl.
Gewerberat Claussen, Hageni. W. Mit Abb. 139.
Die grösste Lokomotive der Weit auf der Weltaus-
stellung in St. Louis 1904. 22.
Die Naturschätze Rhodesia’s. v3.
Die Verankerung des Feuerkastens bei Lokomotiv-
kessein. Von J. Kempf, Ingenieur in Kalk bei
Coln a. Rhein. Mit Abb. 120.
Donau - Main - Wasserstrasse. Vom Geh. Ober-Baa-
rath a. D. Lange in Cassel. Mit Abb. 99.
DruckluHhammer ‚‚Etet‘“ zum Nieten und Nieder-
stauchen von Stehbolzen von Rizor. Mit Abb. 51.
Eigenbewegungen der Lokomotiven, erläutert an einem
Modell. Vortrag des Geh. Regierungsrats
v. Borrier im Verein für Eisenbahnkunde am
13.Oktober und im Verein deutscher Maschinen-
Ingenieure am 27. Oktober 1903. Mit Abb. 185.
229.
Ein deutsches Museum für Meisterwerke der Wissen-
schaft und Technik. 43
Einschienenbahn Liverpool—Manchester. 53.
Einwirkung des Seewassers auf Kupfer und einige
Kupferlegierungen, sowie auf Eisen mit verschie-
denem Phosphor- und Nickelgehalte. Vom
Torpedo-Stabsingenieur Diegel. Mit Abb. 85.
Eisenbahntahrzeuge. Selbsttälige Kuppelungen für —.
Vom Regierungs-Baumeister Sauer, Berlin.
Mit Abb. 151. 165.
Eisenbahn, nördlichste. derErde. Vom Geh. Baurata.D.
Claus, Cassel— Wehlheiden. Mit Abb.
63.
Mit Abb.
221:
te a a an af ee eS EE
a) Sachverzeichnis
Eisenbahn. Ueber die Schantung —. Vortrag des
Direktors der Schantung-Eisenbahn - Gesell-
schaft Baurat Gaedertz im Verein für Kisen-
bahnkunde. Mit Abb. 1.
Elektrische Bahn auf den Montblanc. 246.
Elektrischer Vollbahnbetrieb in Italien. 62.
Entscheidung des Reichsgerichtes betr. Nichtigkeits-
erklärung des D. R. Patent No. 80974 von Otto
Schlick in Hamburg übertragen auf die Stettiner
Maschinenbau - Aktiengeselischaft „Vulkan“ in
Bredow bei Stettin. 20.
Entwickelung der Stahlindustrie der Welt. 83.
Ergebnisse der Prüfungen für den preussischen Staats-
dienst im Baufache. 102.
Erholungsheim für deutsche Lokomotivbeamte
Hanndv.-Münden. 103
Ersatz der Vorprifung und der ersten Hauptprüfung
für das Schiffbaufach und das Schiffsmaschinen-
baufach durch die Diplomprüfung pp. 193.
Ersatz der Vorprüfung und der ersten Hauptprüfung
tür den Staatsdienst im Baufache durch die
Diplomprüfung. 227.
Erteilung von Reiseprämien an Regierungs-Baumeister
und Regierungs-Bauführer in Preussen. 102.
Fahrversuche der Studiengesellschaft für elektrische
Schnelibahnen. 122.
Fernheiz- und Elektrizitdtswerk zu Dresden. Von
R. Trautmann, Konig]. Sachs. Baurat. Mit Abb.
und 1 Tafel. 25.
Fernschalter für elektrische Anlagen mit Gleichstrom-
betrieb. 163.
Fragekasten. Im Verein für Eisenbahnkunde am
13. Oktober 1903. 1. „Wie gross sind die Halb-
messer der Kurven, welche die elektrische
Schnellbahn mit 200 km Geschwindigkeit
durchfährt, und wie gestaltet sich in den
Kurven die Ceberhohung der Aussenschiene.“
2. „Könnte nicht unserem Verein Gelegenheit
gegeben werden, den Versuchsfahrten beizu-
wohnen, wenn auch nur als Zuschauer?“ 199.
75. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte.
123.
Gebrauch von Graphit bei Luftdruck-Bremsapparaten.
(Versuche a d. Purdue University, Lafavette
Ind. Ver. St. A.) Mit Abb. 77.
Gesetz betr. den Gebrauch der Vereinigten Staaten-
Flagge und Gesetz betr. cas Recht am eignen
Bilde. 143.
Giesserei-Zeitung. 245.
Graphit bei Luftdruck - Bremsapparaten. Gebrauch
von —. (Versuche a. d. Purdue University,
Lafayette Ind. Ver. St. A.) Mit Abb. 77.
Gross-London und die Strassenbahnen. 122.
Gurt- Förderer. Robins —. Von M. Buhle, Professor
in Dresden. Mit Abb, 21.
Hamburg. Die Umgestaltung der Eisenbahnanlagen in
und um —. Vortrag des Ober- und Geh. Bau-
rats Caesar im Verein fur Kisenbahnkunde
am 8. September 113. Mit Abb. 145.
Hebezeuge aut der Düsseldorfer Ausstellung 1902.
Vortrag des Eisenbahn - Bauinspektors
S. Fraenkel, Guben. im Verein
Maschinen-Ingenieure am 24. März 1903.
Abb, 34.
Herstellung gepresster Kesseibleche. Mitteilung des
zu
deutscher
Mit
a2,
Geh. Baurat Lochner im Verein deutscher
Maschinen-Ingenieure am 26. Mai 1403. 113.
Holzschwellen. Das Verfahren der Geselischaft
„Dübelwerke‘“ in Frankfurt a. M. zur Verdübelung
von —. Vortrag des Regierungsbaumeisters
Schwabach im Verein für Eisenbahnkunde am
13. Oktober 1103. Mit Abb. 187.
Hydraulisch betriebene Wasserhaltungsanlage der
Gewerkschaft der Zeche Altendorf bei Dahl-
hausen a. d. Ruhr. Vom Eisenhahn-Bauinspektor
Unger, Berlin. Mit Abb. und 2 Tafeln. 173.
Internationale Ausstellung für Spiritusverwertung und
Gärungsgewerbe in Wien 1904. 182.
Iron and Steel Institute, London. Herbstversammlung.
102.
Jubiläumsstiftung der deutschen Industrie. 142.
Königl. Geologische Landesanstalt und Bergakademie
zu Berlin. 162.
Konig!. Fernheiz- und Elektrizitätswerk zu Dresden.
Von R. Trautmann, Königl. Sächs. Baurat.
Mit Abb. und 1 Tafel. 25.
Kritische Beschreibung der bis jetzt gebauten Zahn-
radlokomotiven für gemischten Betrieb. Von
Arthur Werner, Regierungs - Baumeister. Mit
Abb. 65. 92. 113. 125. 15%
Kugellager. Moderne Konstruktionen im Elektro -
Maschinenbau mit besonderer Berücksichtigung
der Verwendung von —. Vortrag des Regierungs-
Baumeisters Albr. Tischbein, Oberingenieur
der Gesellschaft für elektrische Industrie in
Karlsruhe im Verein deutscher Maschinen -
Ingenieure am 20. Mai 1903. Mit Abb. 105.
Kuppelungen für Eisenbahntahrzeuge, seibsttätige. —
Vom Regierungs-Baumeister Sauer, Berlin.
Mit Abb. 151. 165.
Ladefähigkeit der offenen Güterwagen bei den
preussischen Staatsbahnen.
der —. Von Schwabe, Geheimer Regierungs-
rata. D. 1S.
Liliput-Bogenlampe tür Einzel- und Serienschaltung. $3.
Lokomotiven, die Eigenbewegungen der —, erläutert
an einem Modell. Vortrag des Geh. Regierungs-
rats v. Borries im Verein fur Eisenbahnkunde
am 13. Oktober und im Verein deutscher
Maschinen - Ingenieure am 27. Oktober 1903.
Mit Abb. (na, 229,
Lokomotiv-Hebeböcke mit elektrischem Antrieb. Vom
kKonigl. Eisenbahn -Bauinspektor 8. Fraenkel,
Veber die Erhöhung
Guben. 240.
Lokomotivkessel. Die Verankerung des Feuerkastens
bei — Von J. Kempf. Ingenieur in Kalk bei
Coln a. Rhein. Mit Abb. 120.
Lokomotivprüfungen auf der Weltausstellung in
St. Louis 1904. 182.
„Made in Germany” in Amerika. 14:.
Mechanischer Einschienen-Förderer für krummlinige
Förderwege. (System F. Beck, D. R. P. 147022.)
Mit Abb. 205.
Mit der Eisenbahn von Paris nach New York.
Moderne Konstruktionen im Elektro-Maschinenbau mit
besonderer Berücksichtigung der Verwendung von
Kugellagern. Vortrag des Regierungs - Bau-
meisters Albr. Tischbein, Oberingenieur der
Gesellschaft elektrische Industrie in
Karlsruhe Verein deutscher Maschinen-
Ingenieure am 26. Mai 1903 Mit Abb. 105.
62.
fur
im
[Band 53)
„Monoline“. Ueber Riemenvorgelere und ihre An-
wendung bei der Zeilenxetz- und Giess-
maschine —. Von Rudolf Hundhausen. Mit
Abb. 130.
Museum für Meisterwerke der Wissenschaft und
Technik. Ein Deutsches —. 413.
Nachruf für den verstorbenen Baurat F.W. Grund,
Direktor der Breslauer Aktien - Gesellschaft
für Eisenbahn-Wagenbau in Breslau im Verein
Deutscher Maschinen Ingenieure am 22. Sep-
tember 1903. 200,
— für «den verstorbenen Eisenbahn - Direktor
Fr. Klemann in Guben im Verein Deutscher
Maschinen - Ingenieure am 22. September 1003.
200.
Neuere Vorschläge zur Ueberwindung hoher Stufen in
Schitfahrtskanälen. Vortrag des Regierungs-
Baumeisters Rintelen im Verein deutscher
Maschinen-Ingenieure am 27. Oktober 1903.
Mit Abb. 229.
Nördlichste Eisenbahn der Erde. Vom Geh. Baurat a D.
Claus, Cassel—Wehlheiden, Mit Abb. 221,
Normaischiene für die Hauptbahnen Oesterreichs. 162.
Patentlähigkeit. Beiträge zur Lehre von der —. Von
Professor Dr. jur. Oscar Schanze in Dresden.
38. 39. 79. 224. 24
Personal - Nachrichten. 23. 43. 63.
ILL 163. 183. 208. 225. 248.
Pharusplan zu den Baupolizeiordnungen für Berlin und
seine Vororte. 123.
Preisaufgaben der industriellen Gesellschaft
Mülhausen i.E. 227.
Preisausschreiben für die besten Projekte zur Aus-
nutzung der elektrischen Kräfte für Zwecke der
Industrie Im Kanton Waadt (Schweiz). 143.
Projekt einer neuen russischen Eisenbahnverbindung
zwischen Europa und Asien. 143.
Rechenscheibe zur Erleichterung der Aufstellung der
Dienstpläne für das Lokomotiv- und Zugpersonal.
Vom Regierungs-Baumeister Müller, Breslau.
Mit Abb. 23%.
Rechtsverhältnisse der Betriebskrankenkassen auf
Grund der Krankenkassennovelle vom 25. Mai 1903.
Vom Kreisgerichtsrat Dr. Benno Hilse, Berlin.
245,
Rechtswirkung eines Versprechens, sich einer Arbeiter-
organisation nicht anzuschliessen. Vom Kreis-
gerichtsrat Dr. Benno Hilse, Berlin. 121.
Rizors Diuckiutihammer „Etef“‘ zum Nieten und Nieder-
stauchen von Stehbolzen. Mit Abb. 51.
Robins-Gurt-Förderer. Von M. Buhle, Professor in
Dresden. Mit Abb. 21%.
Roheisenproduktion des Deutschen Reichs. 103. 183. 247.
„Saekular'. Spiritus- Starklicht-Lampe. Mitteilung
des Herrn Heinrichsdorff, im Verein für Eisen-
bahnkunde am 12. Mai 1903. nu
Schitfahrtskanäle. Neuere Vorschläge zur Ueber-
wincung hoher Stufen —. Vortrag des Regierungs-
Rintelen im Verein deutscher
Oktober 1903.
von
Baumeisters
Maschinen -Ingenieure am 27.
Mit Abb.
Schiffskanal durch Schottland, 227.
Schnellfahrversuche einer amerikanischen elektrischen
220),
Bahn. 152.
Schwebebahn Barmen—Elberfeld— Vohwinkel. 123.
Seillörderanlagen. 207.
Selbsttätige Kuppelungen für Eisenbahnfahrzeuge.
Vom Regierungs - Baumeister Sauer, Berlin.
Mit Abb. 151. 165.
„Serve“ - Heizrohre für Lokomotivkessel.
Verwendung von —. Mit Abb.
Ueber die
57.
Sicherung von Bahnübergängen. 12.
Strassenbahnwesen in Italien. 163.
Studiengeselischaft für elektrische Schnellbahnen. 162.
Suezkanal und seine Verbesserungen. Der —. Mit
Abb. 131.
Technische Hochschule zu Berlin. 42. 142. 183. 207.
Transtormatoren tür Drehstrom und Wechselstrom
für bedeckte, trockene Räume, sowie tür feuchte
Räume und fürs Freie. 153.
Ueber die Erhöhung der Ladefahigkeit der offenen
Güterwagen bei den preussischen Staatsbahnen.
Von Schwabe, Geh. Regierungsrat a. D. 18.
Ueber die Schantung-Eisenbahn. Vortrag des Direktors
der Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft Baurat
Gaedertz im Verein für Eisenbahnknude am
12. Mai 1903. Mit Abb. 1.
Ueber die Verwendung von ,,Serve’‘-Heizrohren für
Lokomotivkessel. Von James Marchbanks. Mit
Abb.
Ueber Riemenvorgelege und ihre Anwendung bei der
Zeilensetz- und Giessmaschine „Monoline‘“. Von
Rudolf Hundhausen, Berlin. Mit Abb. 138.
Ueber Zugschranken bei Wegeübergängen. Mit-
teilungen des Eisenbahndirektors Schubert im
Verein fur Eisenbahnkunde am 12. Mai 1903.
Mit Abb. nm
Umgestaltung der Eisenbahnanlagen in und um Hamburg.
Vortrag des Ober- a. Geh. Baurats Caesar im
Verein fur Eisenbahnkunde am 8. September
It. Mit Abb. 145.
Ungekuppelte Lokomotiven. S83.
Unterseetunnel zwischen Spanien und Marokko durch
die Meerenge von Gibraltar. 227.
Untersuchungen über telephonische Fernleitungen
Pupinschen Systems. Mit Abb. 73.
Vacuum-Reiniger. 247.
Verein deutscher Maschinen - Ingenieure. Versamm-
lung am 206. Mai 1003. Vortrag des Regie-
rungs - Baumeisters Albr. Tischbein, Ober-
ingenieur der Gesellschaft für elektrische
Industrie in Karlsruhe über: „Moderne Kon-
struktionen im Elektro-Maschinenbau mit be-
sonderer Berücksichtigung der Verwendung
von Kugellagern“, Mitteilung des Geheimen
Baurats Lochner über: „Die Herstellung ge-
presster Kesselbleche“ und Vortrag des Ober-
ingenieur Riebe: „Abriss uber moderne Kugel-
lager“, Mit Abb. 105.
— Versammlung am 22. September 1903. Nachruf
für 2 Verstorbene: Baurat F. W. Grand, Direktor
der Breslauer Aktien -Gesellschaft für Eisen-
bahn-Wagenbau in Breslau und Eisenbahn-
Direktor F. Klemann in Guben. — Vortrag des
Kisenbahnbauinspektor M Unger über: „Ver-
suchsfahrten mit drei nenen Lokomotiv-
gattungen behufs Ermittelung der für einen
beschleunigten Stadthahnbetrieb geeiznetsten
Lokomotive. Mit Abb. und 3 Tafeln. 199. 209,
Versammlung am 27. Oktober 1903. Vortrag
des Geh. Regierungsrats v. Borries über: „Die
Eigenbewegungen der Lokomotiven, erläutert
an einem Modell“ und Vortrag des Regierunes-
Baumeisters Rintelen über: „Neuere Vor-
schlage zur Ueberwindung hoher Stufen in
Schiffahrtskanälen“. Mit Abb. 229,
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin. Versammlung
am 12. Mai 1903. Vortrag des Direktors der
Schantung - Eisenbahn - Gesellschaft Baurat
Gaedertz: „Ueber die Schantung-Eisenbahn ;“
Mitteilungen des FEisenbalindirektor Schubert:
„Ueber Zugschranken bei Wegeühergängen"
97.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Inhalt.)
und Mitteilung des Herrn Heinrichsdorff uber:
Die Spiritus-Starklicht-Lampe ,Saekular“ Mit
Abb. 1.
— Versammlung am &. September 1903. Vortrag
des Ober- und Geheimen Baurats Caesar über:
„Die Umgestaltung der Eisenbahnanlagen in
und am Hamburg.“ Mit Abb. 145.
— Versammlung am 13. Oktober 1903. Vortrag
des Geh. Regierungsrats v. Borries über: „Die
Eigenbewegungen der Lokomotiven, erläutert
an einem Modell“, Vortrag des Regierungs-
Baumeisters Schwabach über: „Das Verfahren
der Gesellschaft „Dübelwerke“ in Frankfurt
am Main zur Verdübelung von Holzschwellen“
und Mitteilung des Geheimen Regierungsrats
Schwabe über: „Bahnsteigrampen“, Mit Abb.
185.
Verfahren der Gesellschaft „Dübelwerke‘‘ in Frankfurt
am Main zur Verdübelung von Holzschwellen.
Vortrag des Regierungsbaumeisters Schwabach
im Verein für Eisenbahnkunde am 13. Ok-
tober 1903. Mit Abb. 187.
Vergleich zwischen Dampf- und elektrischer Traktion
auf Vollbahnen. Von Eugen Cserhati, Maschinen-
Ingenieur. Mit Abb. 45.
Verkehr der Eisenbahnen in den Vereinigten Staaten
von Nordamerika. 207.
Verkehr des Sault Ste - Marie - Kanals (Nordamerika).
207.
Versuchstahrten mit drei neuen Lokomotivgattungen
behufs Ermittelung der für einen beschleunigten
Stadtbahnbetrieb geeignetsten Lokomotive. Vor-
trag des Eisenbahn-Bauinspektors Unger im
Verein deutscher Maschinen-Ingenieure am
22. September 1903. Mit Abb. und 8 Tafeln.
200. 209.
Verwendung von Alumiaium für elektrische Leitungen.
247.
44. Hauptversammlung des Vereins
genieure in München. 13.
Vorschritten über Abgabe von elektrischem Strom auf
der Weltausstellung, St. Louis, 1904. 238.
Wagen mit 60t Tragfähigkeit. 247.
Wagenpark der russischen Eisenbahnen nach dem
Stande vom 1. Januar 1903. v3.
Wasserhaltungsanlage der Gewerkschaft der Zeche
Altendorf bei Dahihausen a. d. Ruhr. Die hydraulisch
betriebene —. Vom Eisenbahn - Bauinspektor
‘Unger, Berlin. Mit Abb, u. 2 Tafeln. 973.
Wettbewerb zwischen elektrischen und Dampt-Bahnen
in den Vereinigten Staaten von Amerika. 62.
Winddruck bei der Berechaung der Standsicherheit von
Schornsteinen. Die Grösse des —. Vom Königl.
Gewerberat Claussen, Hagen i. W. Mit Abb.
13%,
Zahnradlokomotiven für gemischten Betrieb. Kritische
Beschreibung der bis jetzt gebauten —. Von
Arthar Werner, Regierungs-Banmeister. Mit
Abb, 65. 92. 113%. 125. 159.
10 000 PS Dampfturbine, System Browa-Boveri-Parsons.
23.
Zugschranken bel Wegeübergängen. Mitteilungen des
Eisenbahndirektor Schubert im Verein für
Eisenbahnkunde am 12. Mai 1903. Mit Abb. 6.
Zulassung von Diplom-Ingenieuren anderer Hochschulen
zur Promotion zum Doktor-Ingenieur an einer der
Königlichen Technischen Hochschulen Preussens.
162.
Zwangsmittel zur Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses.
Von Kreisgerichtsrat Dr. Benno Hilse, Berlin.
82.
Deutscher in-
Inhalt.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[Band 53.]
Beck, F. Ein mechanischer Einschienen-Forderer
für krammlinige Förderwege. Mit Abb. 205.
v. Borries, Professor, Geh. Regierungsrat. Vortrag
über: „Die Eigenbewegungen derLokomotiven,
erläutert an einem Modell“ im Verein für
Eisenbahnkunde am 13. Oktober und im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 27.Oktober
1903. Mit Abb. 185, 229,
— Besprechung des Vortrages des Eisenbahn-
Bauinspektor Unger über: ,,Versachsfahrten
mit drei neuen Lokonotivgattunren behufs
Ermittelung der für einen beschleunigten
Stadtbahnbetrieb geelgnetsten Lokomotive“ im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenienre am
22. September 1903. 215.
Bräuning, Reg.- u. Baurat. Besprechung des Vor-
trages des Regierungsbaumeisters Schwabach
über: „Das Verfahren der Gesellschaft „Dübel-
werke“ in Frankfurt a. M. zur Verdübelung
von Holzschwellen“ im Verein für Eisenbahn-
kunde am 13. Oktober 1903. 106.
Brown—Boveri—Parsons System, Dampftarbine von
10000 PS. 23.
Buchholtz, Oberstleutnant z. D. Besprechung des
Vortrages des Ober- u. Geh. Baurats Caesar
über: „Die Umgestaltung derEisenbahnanlagen
in und am Hamburg“ im Verein für Efsenbabn-
kunde am 8. September 1903. 150.
Buhle, M., Professor in Dresden. Der Robins-
Gurt-Förderer. Mit Abb. 219.
Caesar, Ober- u. Geheimer Baurat, Hamburg. Vortrag
über: „Die Umgestaltung der Eisenbahnanlaven
in und um Hamburg“ im Verein für Eisenbahn-
kunde am 8. September 1903. Mit Abb. 145.
Claus, (ieh. Baurat a.D., Cassel-Wehlheiden. Die
nördlichste Eisenbahn der Erde. Mit Abb. 221.
Claussen, Kgl. Gewerberat, Hazen i.W. Die Grosse
des Winddracks bei der Berechnuny der Stand-
sicherheit von Schornsteinen. Mit Abb. 139,
Cserháti, Eugen, Maschinen-Ingenieur. Vergleich
zwischen Dampf- und elektrischer Traktion
auf Vollbahnen. Mit Abb. 45.
Diegel, Torpedostabsingenieur. Einwirkung des
Seewassers auf Kupfer und einige Kupfer-
lerierungen. sowie auf Eisen mit verschiedenem
Phosphor- and Nickelgehalte. Mit Abb. 85.
„Dübelwerke“ in Frankfurt a. M., Gesellschaft. Ver-
fahren zur Verdübelunz von Holzschwellen.
Vortrag des Regierungsbaumeisters Schwabach
im Verein für Eisenbahnkunde am 13. Oktober
1903. Mit Abb. 197.
Fraenkel, S., Eisenbahn-Bauinspektor, Guben. Vor-
trag uber: „Die Hebezeuge auf der Düssel-
dorfer Ausstellung 1902“ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 24. März 1903. Mit
Abb. 9. 31 32.
— Lokomotiv-Hebebocke mit
trieb. 240.
Gaedertz, A., Baurat,
Eisenbahn-Gesellschaft.
Schantung-Eisenbahn“ im Verein für Fisen-
bahnkunde am 12 Mai 1903. Mit Abb. 1.
Grund, F. W., Baurat, Direktor der Breslauer
Aktien-Gesellschaft für Eisenbahn - Wagenbau
in Bresiau. Nachruf für denselben im Verein
Deutscher Maschinen -Ingenieure am 22. Sep-
tember 1903. 200.
Gutbrod, Regierungs-Baumeister. Besprechung des
Vortrages des Eisenbahn-Bauinspektor Unger
über: „Versuchsfahrten mit drei neuen Loko-
motivgattangen behufs Ermittelung der für
einen beschleunigten Stadtbahnbetrieb geeig-
netsten Lokomotive“ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 22. September 1903.
216.
Hache, Regierungs-Baumeister, Gleiwitz. Die Aus-
stellung der Oppelner Handwerkskammer in
Gleiwitz. Mit Abb. 177.
Heinrichsdorfl. Mitteilung über die Spiritus-Stark-
licht-Lampe „Saekular‘“ im Verein fur Eisen-
bahnkunde am 12. Mai 1903, 8.
Hilse, Benno, Dr., Kreisgerichtsrat, Berlin. Zwangs-
mittel zur Fortsetzung des Arbcitsverhalt-
nisses. S82,
— Rechtswirkung eines Versprechens, sich einer
Arbeiterorganisation nicht anzuschliessen. 121,
elektrischem An-
Direktor der Schantung-
Vortrag: „Ueber die
‘
|
!
|
|
O) Namenverzetchnis
— Rechtsverhaltnisse der Betriebskrankenkassen
auf Grund der Krankenkassennovelle vom
25. Mai 1903. 245.
Hundhausen, Rudolf, Berlin. Ueher Riemenvor-
gelege und ihre Anwendung bei der Zeilensetz-
und Giessmaschine „Monoline“. Mit Abb, 136.
Kempf, J., Ingenieur in Kalk bei Cöln a. R. Die
Verankerung des Feuerkastens bei Lokomotiv-
kesseln. Mit Abb. 120.
Klemann, Fr., Eisenbahn-Direktor, Guben. Nachruf
für denselben im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 22. September 1903. 200.
Klose, Oberbaurat. Besprechung des Vortrages
des Eisenbahn - Bauinspektor Unger über:
„versuchsfahrten mit drei neuen Lokomotiv-
gattangen behufs Ermittelung der für einen
beschleunigten Stadtbahnhetrieb geeignetsten
Lokomotive“ im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 22. September 1903. 216.
Krause, Regicrungs-Baumeister. Besprechung des
Vortrages des Geh. Regierungsrats Professor
v. Borries über: „Die Figenbewegungen der
Lokomotiven“ im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 27. Oktober 1903. 220.
Lange, (ieh. Oberbaurat a.D., Cassel. Die Donau-
Main-Wasserstrasse. Mit Abb. 99.
Lochner, (ieh. Baurat. Mitteilung „über die Her-
stellung gepresster Kesselbleche“ im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 26. Mai
1903. 113.
— Besprechung zum Fravekasten im Verein für
Eisenbahnkunde am 13. Oktober 1903,
die Versuchsfahrten auf der elektrischen
Schnellbahn. 19%.
Marchbanks, James. Ueber die Verwendung von
„Serve“-Heizrohren für Lokomotivkessel. Mit
Abb. 57.
Mehlis, H., Dr., Regierungs-Baumeister. Besprechung
des Vortrages des Geh. Regierungsrats Prof.
v. Borries ther: „Die Eigenbewegungen der
Lokomotiven“ im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 27. Oktober 1903. Mit Abb. 22%.
Meyer, Reg.- u. Baurat. Besprechung des Vortrages
des Eisenbahn - Bauinspektor Unzer über:
»Versuchsfahrten mit drei neuen Lokomotiv-
gattungen behufs Ermittelung der für einen
beschleunigten Stadtbahnbetrieb geeignetsten
Lokomotive“ im Verein Deutscher Maschinen-
betr.
Ingenieure am 22 September 1903 216.
Müller, Rezierungs-Baumeister, Breslau. Rechen-
scheibe zur Erleichterung der Aufstellung der
Dienstpläne für das Lokomotiv- u. Zugpersonal.
Mit Abb. 237.
Pupinsches System. Untersuchungen über telepho-
nische Fernleitungen desselben. Mit Abb. 73.
Rintelen, Regierungs-Baumeister. Vortrag über:
„Neuere Vorschläge zur Veberwindung hoher
Stufen in Schiffahrtskanilen® im Verein
Deutscher Maschinen -Ingenieure am 27. Ok-
tober 1903. Mit Abb. 22%.
Rizors Drucklufthammer „Efef‘ zum Nieten und
- Niederstauchen von Stehbolzen. Mit Abb. 51.
Sauer, Regierungs-Kaumeister, Berlin. Selbsttatige
Kuppelungen für Eisenbahnfahrzeuge. Mit Abb.
fol. 165.
— Besprechung des Vortrages des Eisenbahn-
Bauinspektor Unger über: „Versuchsfahrten
mit drei neuen Lokommptivgattungen behufs
Ermittelung der für einen beschleunigten
Stadtbahnbetrieb geeignetsten Lokomotive“ im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
22. September 1103. 216,
Schanze, Oscar, Dr. jur., Professor, Dresden. Bei-
träge zur Lehre von der Patentfähigkeit. 38.
99. 79. 224 241.
Schlick, Otto, in Hamburg. D. R. Patent No. 80974
Entscheidung desReichsgerichtes betr. Nichtig-
keitserklärung übertragen auf die Stettiner
Maschinenbau-Aktiengesellschaft „Vulkan“ in
Bredow bei Stettin. 20.
Schneidt, Geh. Baurat. Besprechung des Vortrages
des Regierungsbaumeisters Schwabach über:
„Das Verfahren der Gesellschaft „Dübelwerke“
in Frankfurt a. M. zur Verdübelung von Holz-
schwellen“ im Verein für Eisenbahnkunde
am 13. Oktober 1903. 187.
|
|
Schroeder. \Wirkl. Geh. Rat, Ministerial- Direktor.
Besprechung des Vortrages des Ober- u. Geh.
Baurats Caesar über: „Die Umgestaltung der
Eisenbahnanlagen in und um Hamburg“ im
Verein für Eisenbahnkunde am 8. September
1903. 150.
Besprechung zum Frayekasten im Verein für
Eisenbahnkunde am 13. Oktober 1903, betr. die
Versuchsfahrten auf der elektrischen Schnell-
bahn. 199.
Schubert, Kisenbahn-Direktor. Mitteilnngen: „Ueber
Zurschranken bei Wegetibergingen“ im Verein
für Eisenbahnkunde am 12.Mai 1903. Mit Abb. 6.
— Besprechung des Vortrages des Rerierungs-
Baumeisters Schwabach über: „Das Verfahren
der Gesellschaft „Dübeiwerke“ in Frankfurt
a. M. zur Verdübelunz von Holzschwellen“ im
Verein für Eisenbahnkunde am 13. Oktober 1903,
197.
Schwabach, Regierungs-Baumeister. Vortrag über:
„Das Verfahren der Gesellschaft „Dübelwerke“
in Frankfurt a M. zur Verdübelung von Holz-
schwellen" im Verein für Kisenbahnkunde am
13. Oktober 1403. Mit Abb, 187.
Schwabe. Geheimer Regierungsrat a D. Ueber die
Erhöhung der Ladefähigkeit der offenen Güter-
wagen bei den preussischen Staatsbahnen. 18.
— Besprechung des Vortrares des Ober- und
Geh Baurats Caesar über: „Die Umgestaltung
der Eisenbahnanlagen in und um Hamburg“
im Verein für Eisenbahnkunde am 8. Sep-
tember 1903. 150,
— Mitteilungen über Rahnsteigrampen im Verein
für Eisenbahnkunde am 13. Oktober 1903. Mit
AbD. 195.
Semler, Geh. Oberbaurat. Besprechung des Vor-
trages des Ober- u. Geh, Baurats Caesar über:
„Die Umgestaltung der Eisenbahnanlagen in
und um Hamburg“ im Verein für Eisenbahn-
kunde am $. September 1903. 149.
Tischbein, Albrecht, Regierungs - Baumeister und
Oberingenieur der Gesellschaft für elektrische
Industrie in Karlsruhe. Vortrag über: „Moderne
Konstruktionen im Elektro-Maschinenban mit
besonderer Berücksichtigung der Verwendung
von Knerellägern“ im Verein Deutscher Ma-
schinen-Inzenieare am 26. Mai 1903. Mit Abb.
105.
Trautmann, R., Kontz) Sächs. Baurat. Konigliches
Fernheiz- und Elektrizitätswerk zu Dresden-
Mit Abb. und 1 Tafel.
Unger, Eisenbahn-Bauinspektor, Berlin. Die hy-
draulisch betriebene Wasserhaltungsanlage der
Gewerkschaft der Zeche Altendorf bei Dahl-
hausen a.d. Ruhr. Mit Abb. u. 2 Tafeln. 173.
-- Vortrag ther: „Versuchsfahrten mit drei nenen
Lokomotivygattungen behufs Ermittelung der
fur einen beschleunigten Stadtbahnbetrieb ge-
im Verein Deutscher
25,
eirnetsten Lokomotive“
Maschinen-Inzenienre am 22. September 1903.
Mit Abb, u. 3 Tafeln. 200. 209.
Wedding, Hermann, Dr., Professor, Geh. Bergrat.
220.
Werner. Arthur, Regierungs-Baumeister. Kritische
Beschreibung der bis jetzt gebanten Zahurad-
lokomotiven für gemischten Betrieb. Mit Abb.
DA. 113. 125. 159.
Wichert, Geh. Oberbaurat. Besprechung des Vor-
trages des Eisenbahn - Bauinspektor Unger
über: „Versuchsfahrten mit drei neuen Loko-
motivgattungen behufs Ermittelung der fur
einen neuen beschleunigten Stadtbahnbetrieh
geeignetsten Lokomotive“ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 22. September 1903.
217.
Zimmermann, Tr.-Xng., Geheimer Oberbaurat. Be-
sprechung des Vortrages des Regierungs-
Banmeisters Schwabach über: „Das Verfahren
der Gesellschaft „Dubelwerke“ in Frankfurt
a. M. zur Verdübelung von Holzachwellen“ im
Verein für Eisenbahnkunde am 13. Oktober 1903.
198.
— Besprechung zum Fragekasten im Verein für
Eisenbahnkunde am 13. Oktober 1903, betr. die
Versuchsfahrten auf der elektrischen Schnell-
bahn. 199,
Jubiläumsfeier.
92.,
[Band 53.]
626.
633.
633.
634.
634.
635.
-e fg" — a
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [Inhalt.]
2. Verzeichnis der Tafeln
Königl. Fernheiz- und Elektrizitatswerk zu Dresden.
Die hydraulisch betriebene Wasserhaltungsanlage de: Gewerkschaft der Zeche Altendorf bei Dahlhausen a. d. Ruhr.
Versuchstahrten mit drei neuen Lokomotivgattungen behufs Ermittelung der für einen beschleunigten Stadtbahn-
betrieb geeignetsten Lokomotive. Zum Vortrag des Eisenbahn-Bauinspektor Unger im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 22. September 1903.
Seite I bis 32.
3. Anlage: Literaturblatt
Inhalts-Verzeichnis siehe Rückseite des betreffenden Titelblattes.
fl. Juli 1903, Band 53.]
ANNALEN
GEWERBE ven BAUWESEN
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin.
Versammlung am 12. Mai 1903.
Vorsitzender:
Herr Geheimer Regierungs-Rat Professor Goering. — Schriftführer: Herr Regierungs- und Baurat Diesel.
(Mit 4 Abbildungen.)
Der Vorsitzende: Meine Herren! In Abwesenheit
unseres Herrn Vorsitzenden habe ich heute die Leitung
der Verhandlung zu übernehmen. Ich habe zunächst
mitzuteilen, dafs der Bericht der vorigen Sitzung hier
ausliegt zur event. Einsicht. Ich bitte, etwaige Be-
merkungen dagegen nachher anbringen zu wollen.
Sodann habe ich mitzuteilen, dafs zunächst die regel-
mälsig vorliegenden Zeitschriften sämtlich eingegangen
sind. Aufserdem sind noch an besonderen Eingängen
eine ganze Reihe von Dankschreiben von den Empfängern
unserer Drucksachen, unserer Verhandlungen und unserer
Mitteilungen aus der Tagesliteratur, vorhanden. Aulser-
dem liegt eine besondere Schrift vor von der Wagen-
fabrik A.-G. Rastatt in Baden. Diese Gesellschaft
macht eine Reihe von Vorschlägen zur Verbesserung
der Personenwagen in bezug auf die Regelung der Lüftung
und Wärme, in bezug auf die Beleuchtung, auf freien
Ausblick vom Wagen, auf den Blick in der Fahr-
richtung usw. Die Sachen sind vielleicht für einige
der Herren von besonderem Interesse, die Darlegungen
sind auch mit kleinen Zeichnungen versehen. Ich werde
die Schrift hierher legen zur etwaigen näheren Einsicht.
Ich habe Ihnen weiter mitzuteilen, dafs eine An-
meldung zum Eintritt in den Verein vorliegt von dem
Herrn Ingenieur Michael Raffalovich in Paris, der
hier vor kurzem den Vortrag gehalten hat über Eisen-
bahnsicherung. Der Herr ist vorgeschlagen von Sr. Exc.
von Thielen und von Herrn Kollegen Scholkmann.
Die Abstimmung kann erst stattfinden im September,
da wir bis dahin eine Sitzung nicht haben.
Dann haben wir abzustimmen über die Aufnahme
eines einheimischen ordentlichen Mitgliedes, des Herrn
Ingenieurs Dr. ing. Friedrich Eichberg, vorgeschlagen
von den Herren Wittfeld und Pforr.
Weiter möchte
den Ausflug, der in dieser Woche am Freitag den
15. Mai stattfinden soll zur Besichtigung der Bauwerke
auf der oberen Strecke des Teltowkanals. Die Abfahrt
vom Bahnhof Zoologischer Garten findet statt nach-
mittags 2,57, vom Bahnhof Friedrichstrafse 3,10, vom
Görlitzer Bahnhof 3,37 bis zur Station Niederschöne-
weide, Ankunft 3,44 bezw. 3,50. (Redner verliest das
weitere Programm.)
Sodann möchte ich Herrn Kollegen Bessert-
- Nettelbeck bitten, das Wort zu einer kurzen Be-
merkung zu nehmen.
Herr Geh. Baurat Bessert-Nettelbeck: Meine Herren!
Unser verehrter Vorstand hat mir zum 7. d. M., an
welchem Tage ich das 70. Lebensjahr erreicht hatte,
den Glückwunsch des Vereins ausgesprochen und daran
anerkennende Worte bezüglich des von mir Erstrebten
und Erreichten geknüpft. Das hat mich überrascht und
hoch erfreut und der zahlreichen Meinigen Festfreude
wesentlich erhöht. Ich danke Ihnen allen, voraus dem
verehrten Vorstande, von ganzem Herzen.
Vorsitzender: Ich bitte sodann unseren Schriftführer,
Herrn Kollegen Diesel, Mitteilung über den Stand der
Verhandlungen über die Bibliothek zu machen.
Herr Reg.- und Baurat Diesel: Der Verein hatte in
der Februarsitzung den Vorstand beauftragt, wegen der
Errichtung einer Bibliothek mit dem Vorstand des
Architektenvereins zu verhandeln. Das ist auch sofort ge-
schehen, aber die Verhandlungen sind noch nicht zu einem
Ergebnis gekommen, namentlich deshalb nicht, weil auf
Seiten des Architektenvereins gewisse Bedenken be-
ich noch aufmerksam machen auf
ee E be Á e e LE E EE =
stehen, die sich auf den verfügbaren Raum und auf das
Bibliothekpersonal beziehen. Am 1. April hat überdies
ein Vorstandswechsel im Architektenverein stattgefunden,
wobei auch der Bibliothekausschufs eine neue Zusammen-
setzung und einen neuen Vorsitzenden erhalten hat.
Dadurch sind die Verhandlungen natürlich schr verzögert
worden. Sie sind jedoch mit dem neuen Vorstande
wieder angeknüpft, und cs steht zu hoffen, dafs sie bald
zu einem befriedigenden Ergebnis führen. Leider konnte
ein solches vor den Sommerferien nicht mehr erreicht
werden.
Vorsitzender: Ich bitte nun Herrn Baurat Gaedertz,
Direktor der Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft, seinen
angekündigten Vortrag
i Ueber die Schantung-Eisenbahn
zu halten.
Herr Baurat A.Gaedertz: Meine Ferren! Unser hoch-
verehrter verstorbene Vorsitzende Herr Wirkl. Geh.
Oberbaurat Streckert hatte mich schon zu Anfang des
Jahres 1901 aufgefordert, vor Ihnen über die Schantung-
Eisenbahn zu sprechen. Ich hatte damals gebeten,
später erst dieser Einladung Folge leisten zu dürfen,
wenn der Bau weiter fortgeschritten sein würde. Auf
die erneute Anfrage unseres verehrten Vorstandes habe
ich nicht gezögert, jetzt vor Sie zu treten, nachdem am
Östersonntag, den 12. April 1903, die Linie bis km 24]
dem Betriebe übergeben worden ist und im September
%3 der Schantung-Bahn, d. h. bis km 302 eröffnet scin
werden.
Ich darf wohl Ihr Interesse für die von Seiten der
Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft in Bau gelegte Bahn
Isingtau— Tsinanfu nebst Zweiglinie Tschangtien —-
Poschan umsomehr als ein reges anschen, da es die
erste deutsche, dem Unternehmungsgeiste der grolsen
deutschen Banken entsprossene Arbeit ist, welche in
fremden Ländern ohne irgendwelche Garantie oder
Gewährung von dauernden Landvorrechten ins Leben
gerufen wurde.
Ehe ich zum eigentlichen Inhalt meines Vortrages
übergehe, möchte ich Sie bitten, an Hand der Ihnen
vorgeführten Karten zunächst das in Betracht kommende
Land in raschen Zügen skizzieren zu dürfen.
Schantung ist die nordöstlichste des achtzehn Pro-
vinzen umfassenden alten Reiches der Mitte. Bei dicser
Zählung sind die Mandschurei, Mongolei und die anderen
an der Peripherie des Reiches liegenden Provinzen,
wie Thibet usw. sowie die suzeränen Staaten nicht
einbegriffen. Die Fläche der Provinz Schantung milst
168000 qkm, ist also kleiner als die Hälfte des König-
reichs Preufsen. Die Bevölkerung der Provinz beträgt
nach der letzten Zählung vom Jahre 1902 38250000 Ein-
wohner, so dals sich als mittlere Kopfzahl 230 pro qkm
ergibt; da nun aber etwa ein Viertel der Fläche aus
sehr spärlich bevölkertem Bergland besteht, so kann als
annäherndes Hauptmittel eine Einwohnerzahl von fast
280 pro qkm angenommen werden, welche diejenige
unserer dichtbevölkertsten heimischen Provinzen oder
etwa Belgiens übersteigt.
Die ost-westliche Ausdehnung der Provinz Schan-
tung mit etwa 700 km entspricht ungefähr der Ent-
fernung Berlin--Insterburg, die nordsüdliche mu etwa
425 km der Entfernung Berlin—Hannover—Hamm.
Die aulserordentliche Dichtigkeit der Bevölkerung
hat eine so intensive Bebauung des Bodens im Gefolge,
2 (No. 625.)
dafs der Europäer staunt, wenn er neben der Bewirt-
schaftung des flachen Landes sicht, wie bis hoch in die
Gebirgstaler hinein jede kleine Terrasse von nur wenigen
Quadratmetern Grölse zum Anbau von Getreide oder
anderen Erzeugnissen dem Felsen abgetrotzt ist. Die
Dörfer folgen sich in kurzen Abständen; in der Nähe
der gröfsceren Orte vor allem und als Regel westlich
des Hwangho ist schon der nähere Horizont von den
in Grün versteckten Dörfern so abgeschlossen, dafs man
glauben möchte, ringsum Waldungen zu sehen. An-
gesichts einer so gedrängten Bevölkerung ist es nicht
erstaunlich, wenn frühere Reisende das Land als arm
geschildert haben; es mufs allerdings zugegeben werden,
dafs die weitab vom Meere liegenden Landesteile einen
Absatz für Cerealien nicht haben und dafs demgemäls
deren Bewohner von der Hand in den Mund leben,
da ausschliefslich hochwertliche Güter den langen Weg
auf den primitiven Stralsen zu machen vermögen. Da-
mit hängt auch direkt zusammen, dafs bei Miflsernten
ein ungeheures Elend ım Volke herrscht, da es keine
Mittel hat, in guten Jahren aus dem Absatz der Boden-
erzeugnisse für schlechte Zeiten Vorsorge zu treffen.
Aufserdem ist in Betracht zu ziehen, dats die einzigen
Austuhrwege aus der Provinz vor der Pachtung des
Schutzgebietes Kiautschou nach dem Vertragshafen
Tschifu, dem einzigen, den Schantung besafs, gingen
und dafs ein Teil des Verkehrs nach Süden zu auf den
Kaiserkanal überging. Einige wenige Dschunkenhäfen
an der Ostküste ermöglichten die Ausfuhr von
Cerealien und Derivaten derselben nach chinesischen
Häfen.
Der reiche Boden besteht in den Niederungen fast
durchweg aus 1.öls, dessen charakteristische Eigenschaften
ich Ihnen nicht mehr zu schildern brauche. Er liefert
zwei Ernten jährlich; gebaut werden Weizen, Gerste,
Goldhirse, Riesenhirse (Sorghum-Kauliang), Mais, Baum-
wolle, Hanf, Tabak sowie alle Gartenfrüchte; alsdann
kommen in Betracht die für die Seidenraupenzucht
nötigen Maulbeerbäume und die Schantungeiche.
Aulser diesen Erzeugnissen birgt aber der Boden
noch erst zum geringsten Teile festgestellte Schätze an
Mineralien und Kohlen, welche nur an wenigen Stellen,
wie z. B. in Poschan und bei Weihsien, ausgebeutet
werden und im erstgenannten Orte eine schon alte
Industrie erweckt haben.
Die Einwohner der Provinz unterscheiden sich von
den Südchinesen durch einen kräftigeren Wuchs; sie
sind äufserst arbeitsam. Es wird Ihnen bekannt sein,
dafs die Russen für ihre Bahn- und Hafenbauten in der
Mandschurei schon seit Jahren die Arbeiter hauptsächlich
aus Schantung rekrutieren.
Bei den vorstehend geschilderten Verhältnissen lag
es nun nahe zu versuchen, die schlummernden Schätze
der Provinz durch den Bau von Eisenbahnen nach der
Küste zu bringen und dadurch handelsfähig zu machen,
denn wie schon vorher angedeutct, sind die Wege und
selbst die sogenannten grolsen Strafsen nichts weiter
als Feldwege in unserem Sinne. Von Unterbau oder
Chaussierung ist keine Rede, wenn man nicht die kurzen
dicht vor der Provinzialhauptstadt gelegenen Strecken
ausnimmt, wo eine Chaussierung angelegt ist und unter-
halten wird. Bemerkenswert ist, dafs aus den Zeiten
der alten Kaiser Strafsenreste übrig geblieben sind, die
grofse Kalksteinplatten als Pflaster aufweisen; heute
führt der Weg in mehr oder wenig gröfserer Tiefe
neben den Ueberresten dieser Pflasterstrafsen hin. In
der Provinz Tschili bestehen noch lange Strafsenzüge
in gleicher Konstruktion; sie werden aber nur bei
schlechtem Wetter benutzt, wenn der Boden neben der
Stralse unergründlich ist.
Es leuchtet ein, dafs bei diesen Erdwegen und noch
dazu im Löfsgebiet nach einem Regenfall die Wege
unpassierbar werden, denn die Struktur des Löfses wird
durch die Räder zerstört, sodals der Boden zu einem
zähen, kalkreichen Lehm wird, in dem die Räder bis
zur Achse einsinken und tiefe Gleise bilden, welche
unter der scharfen Sonne rasch erhärten und dann für
die Fülse der Reit- und Zugtiere geradezu gefährlich
werden können. Dieser Zustand erklärt auch die Breite
der Wege; sind sie an einer Stelle schlecht, so fährt
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
[1. Juli 1903.)
der Karrenbauer daneben ins Feld hinein ohne sich an
die keimende oder aufgegangene Frucht zu kehren. Es
liegt auf der Hand, dafs die Ackerbauern diesem Treiben
nicht mülsig zusehen; sie wehren sich nun dadurch,
dals sie von ihren Feldern aus tiefe Gräben bis weit in
die Strafse hineinzichen, wobei es häufig zu schlimmen
Streitigkeiten und einem ewigen Kriege zwischen den
Acker- und den Karrenbauern kommt.
Entsprechend. dem Zustande der Wege und der
Art der Verkehrsmittel lohnt sich ein reger Verkehr
nur für wenige Waren. Die Verkehrsmittel für Waren
sind die folgenden:
a) der auf gespaltener Bambusstange von einem
oder selten zwei Kulis getragene Tragkorb.
© b} der chinesische Schubkarren mit einer Frag-
kraft von 150 bis 180 kg; die Konstruktion ist eine sehr
praktische mit einem grofsen Rade, auf dessen beiden
Seiten die Last liegt oder auch Personen und selbst
kleinere Tiere befördert werden. Der Kuli hat nach
dem Antrieb nur das Gleichgewicht zu halten und kann
somit wesentlich mehr leisten als dies bei der europäischen
Konstruktion der Fall ist. Mit dem Schubkarren werden
denn auch pro Tag im Winter 25 bis 30 km, im Sommer
30 bis 35 km zurückgelegt. Bei günstigem Winde spannt
der Kuli ein Segel auf, welches ihm die Arbeit erleichtert.
Der Preis pro Kilometertonne betrug im Jahre 1898
etwa 1,5 bis 2 Mark.
c) Der zweirädrige leichte Karren mit zwei
voreinander gespannten Maultieren. Der Karren trägt
300 bis 450 kg. Pro Tag werden 50 bis 55 km zurück-
gelegt. Der Preis der Kilometertonne beträgt eben-
soviel wie für die Schubkarren. Der Preis eines solchen
Wagens, welcher in sämtlichen nordchinesischen Pro-
vinzen nach dem gleichen Muster und mit genau der-
selben Spurweite von 1,323 m von Mitte zu Mitte Rad
gebaut sind, beträgt 125 bis 150 Mark; die beiden Maul-
tiere kosten 250 bis 300 Mark.
d) Der schwere zweirädrige Karren mit vier
bis fünf Zugtieren und einer Tragkraft von 1300 bis
1500 kg. Pro Tag wird mit demselben höchstens 30 km
gemacht. Der Preis pro Kilometertonne wechselt je
nach der Konkurrenz und der Leichtigkeit der Güter
zwischen 30 und 50 Pf. pro Kilometertonne.
Die leichten Karren werden auch zur Personen-
beförderung benutzt. Für eine 10 tagige Reise, wie
etwa von Weihsien nach Peking, ohne Rückfahrt wird
bei einer mittleren Belastung des Karrens von 350 kg
im Sommer 5,8 bis 6,5 Mark pro Tag, im Winter 4,5
bis 5 Mark pro Tag bezahlt. Bei Rückkehr mit dem
gleichen Wagen bezahlt man pro Monat im Sommer
95 bis 100 Mark und im Winter 80 bis 90 Mark. Dabei
mufs bemerkt werden, dals bei einem derartigen Ab-
kommen der Reisende ganz in die Hände der Karren-
bauern, denen er sich anvertraut hat, gegeben ist und
auf dem raschesten Wege an seinen Bestimmungsort
gebracht wırd; scharfe Gangarten sind nicht üblich,
was sich bei dem gewöhnlichen Zustand der Wege
schon von selbst verbietet.
Die vorausgesandten Bemerkungen erschienen mir
zur Verständlichmachung der eigenartigen Verhältnisse
des chinesischen Verkehrswesens erforderlich.
Der am 14. November 1897 erfolgten Besetzung
Tsingtau’s durch die Landungstruppen des unter dem
Befehl des Vize-Admirals von Diederichs stehenden
Geschwaders folgte am 6. März 1898 der Abschlufs des
deutsch-chinesischen Staatsvertrages, durch welchen das
Schutzgebiet von Kiautschou auf 99 Jahre an Deutsch-
land abgetreten und in welchem der Bau bestimmter
Eisenbahnlinien sowie die Anlage von Kohlen- und
anderen Bergwerken ausdrücklich behandelt wurde.
Auf Grund dieses Staatsvertrages verlieh die
Kaiserlich Deutsche Regierung einem aus den gröfsten
deutschen Banken unter Führung der Direktion der
Diskonto-Gesellschaft und einer Reihe hervorragender
industrieller Werke bestehenden Syndikat am 1. Juni
1899 die Konzession zum Bau einer normalspurigen
Eisenbahn, welche vom Hauptorte Tsingtau des Schutz-
gebietes ausgehend über die beiden Kohlenreviere bei
Weihsien und Poschan die Provinzialhauptstadt Tsinanfu
mit der Küste verbinden sollte. Die im Staatsvertrage
[1. Juli 1903.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [No. 625.] 3
und in der Konzession enthaltenen Bestimmungen über | mäfsig wenig beschädigt; die zurückgelassenen Arbeits-
das Eisenbahnnetz von Schantung behandelten aufser | geräte und Baumaschinen, wie Pumpen und eine Dampf-
der vorerwähnten nördlichen Linie noch zwei weitere | ramme, waren natürlich nützlich verwendet worden;
mit der nördlichen Linie ein fast gleichschenkliges ; die für die FHochbauten gebrannten Ziegel waren anstatt
Dreieck bildende Linien und zwar die Strecke von — zum Bau der Stationen in die Mauern chinesischer
Tsinanfu nach Itschoufu und von Kaumi nach Itschoufu, Häuser gewandert. Die Hauptstörung hatte in der
für welche der aus dem Syndikat hervorgegangenen `. Unterbrechung der wichtigsten Arbeit, d. h. der Fest-
Gesellschaft das Optionsrecht bis zum Ablauf des Jahres legung der Linie und der Vernichtung der leider ver-
1908 gewahrt ist. Die drei Linien haben zusammen loren gegangenen Aufnahmen für eine bedeutende
eine Länge von 1100 bis 1200 km. ' Strecke gelegen.
Am 14. Juni 1899 wurde alsdann von dem Syndikat
die Schantung-Eisenbahn - Gesellschaft gegründet; Vor-
studien waren von zwei Gruppen des genannten Syn-
dikats im Jahre 1898 gemacht worden. Als erster war
im Januar 1898 ich entsandt worden mit der Aufgabe,
Wie schon erwähnt, konnten die ersten 74 km der
Bahn nach etwas mehr als 1: jähriger Bautätigkeit
eröffnet werden; am 8. September 1901 wurde die Bahn
bis zur Stadt Kaumi bei km 100 dem Betriebe über-
i ich € i geben. Die Eröffnung einer weiteren Teilstrecke von
den nördlichen Teil Schantungs von Tsingtau aus west- 28 km bot dadurch besonderes Interesse, dafs diese
wärts bis zum Kaiserkanal zum Zwecke der späteren | den Teil durchschnitt, in welchem während des Herbstes
Führung einer Eisenbahnlinie zu erkunden. Als zweiter ' 1900 die gröfste Feindseligkeit geherrscht hatte, was
wurde von der GER der Diskonto-Gesellschaft der | zum Teil auf Ausstreuungen der unglaublichsten Art
jetzige Kgl. Baurat Hildebrand im September zum | zurückgeführt werden konnte; so war z. B. den Ein-
gleichen Zwecke entsandt, dem verschiedene deutsche wohnern dieses Gebietes im Haulital weifsgemacht
Ingenieure beigegeben waren. worden, wenn das Feuerrofs durch ihre Felder schnaube,
Auf Grund dieser Studien wurde für die allgemeine würde kein Halm mehr in der früheren Weise fort-
Linienführung die von mir gewählte Linie mit der Aus- kommen; Mifsernten würden sich häufen; das Wasser
nahme angenommen, dafs anstatt der vom Norden der würde nicht ablaufen u.s.w. Die Vorsteher der hier
Kiautschou-Bucht direkt westlich auf das Kohlengebiet liegenden Dörfer, die wie immer auch hier zur Er--
südlich von Weihsien laufenden Linie, welche die öffnungsfahrt eingeladen waren, bestiegen nur zögernd
Strohgeflechtgebiete südlich Pingtu berührte, eine Linie
vom Norden der Bucht über Kiautschou und Kaumi
nach dem erwähnten Kohlenfelde führen sollte, welche
die Strecke Tsingtau—-Tsinanfu allerdings etwas länger
werden liefs, dagegen aber den Vorteil bot, eine spätere
Verbindung von Itschoufu nach Kaumi um etwa 40 km
zu verkürzen. trieb; noch vor Beendigung der Brückenarbeiten über
Gleich nach dem Ende der Regenzeit des Jahres diesen Strom und den kurz darauffolgenden Yünho,
den Zug und kamen von selbst auf die vorausgegangenen
1899 wurde mit der Achsabsteckung begonnen, welcher | welche beide umfahren wurden, wurde am 20. März 1902
l
|
|
Unruhen zu sprechen, wobei sie ihre Angriffe bedauerten,
denn sie hätten eingesehen, dafs das ıhnen von dem
Schicksal ihrer Felder Gesagte nur Lügen sein könnten.
Am 26. Dezember 1901 kam die Linie bis km 141, der
Station Tsoschan am rechten Ufer des Weiho in Be-
_ kurz darauf der Beginn der Arbeiten und zwar von die Station Nanlin und am 1. Juni, dem Ablauf der
Isingtau wie von Kiautschou aus folgte. Am 23. Sep- konzessionsmäfsigen Frist, die erste Hauptstrecke bis
tember 1899 tat S. Kgl. Hoheit Prinz Heinrich von Weihsien mit 184 km Länge eröffnet. Am 10. Dezember
Preufsen bei Kiautschou die ersten Spatenstiche mit konnte dann die 24 km entfernte Station Tschanglohsien
den Worten: „Nach dem Inneren des Landes, nach und am 12. April 1903 die Strecke bis zur Handelsstadt
dem Meere und nach der neuen deutschen Heimat | ‘Tsingtschoufu eröffnet werden, womit 241 km sich in
en f Betrieb befinden.
eider sollten schon bald Stürme das kaum be- Heute befindet sich das Gleis bei km 280, aller-
gonnene Werk stören; im Dezember 1899 brachen lokale dings unter Umfahrung einer Brücke von 270 m und
nn en welche man camali ASY onden ire miden einer weiteren grofsen Brücke von 470 m Gesamtweite,
eindlichen Literaten geschürt ansah; dieselben wurden deren: Eertiestellino erste mach der Regenzeit: dieses
aber bald durch das tatkräftige Einschreiten des General- | Jahres möglich SEET so dafs die ac bis km 302
gouverneurs Yuanschikai, dem heutigen Vizekönig von geplante Eröffnung etwa Anfang September möglich
Petschili, beruhigt. Infolge einer Aufforderung des | wird, Damit wird aber die dritte Handelsstadt von
der Küste her und der Hauptseidenmarkt Tschoutsun
| erreicht.
Generalgouverneurs begab sich der Bauleiter der Eisen-
bahn, Baurat Hildebrand, nach Tsinanfu, um dort mit
neral i Kaiserli i- ar
dem enregouvernearund dem EEN | "ER Braurbcen auf der metich dieser Stadt ge
die zur Weiterführung der Arbeiten und zum Schutze | legenen Strecke sind trotz des schwierigeren Geländes
der Bahn erforderlichen Mafsnahmen zu vereinbaren. | Und damit verbundener grölserer Damme so weit vor-
Die hierauf sofort wieder aufgenommenen Arbeiten ` geschritten und die Mauerungsarbeiten auch derartig
schritten energisch voran; die Studienabteilung war gefördert, dafs die Monticrung der zahlreichen Brücken
mit den endgültigen Vorarbeiten bis in das Kohlengebiet nn ee Beendigung der Be eye A
von Weihsien vorgedrungen. Da brach Ende Juni 1900 der “H N WS 150° b des d a SC
im Norden der Aufstand aus, welcher sehr bald zur eren Flöchststeigung eträgt, und ein erheb-
; i er Jicher Teil der Strecke bei Tsinanfu vollendet sein
sé ae Sicherheit en De : wird. Die Stadt Tsinanfu mit etwa 400 000 Einwohnern,
? elche das Endziel der Schantungbahn ist, wird bei
bes Se da Š oa e GE E GE i am 395 erreicht. Abgesehen von unerwarteten Zwischen-
auf das Energischste an der Fertigstellung der 74 km pane We SC Beendigung Gei Së ed En der
langen Strecke Tsingtau—Kiautschou mitzuarbeiten, so (tr (004 an BESTELLEN REISE, AO DIS ZUM
dafs es gelang, trotz der über 1500 m langen eisernen - Juni ENDE
Brücken dieser Strecke unter Umfahrung der Takuho- Zur gleichen Zeit mufs auch die etwa 40 km lange
Brücke am 8. April 1901 dieselbe in Betrieb zu nehmen. Zweigbahn von Tschangtien bis Poschan, dem Haupt-
Der Klugheit des Generalgouverneurs Yuanschikai : Sitz des Kohlenbergbaues, sowie einer Eisen- und Farb-
einerseits, der kräftigen Amtsführung des verstorbenen | industrie, beendet werden. Diese Gegend ist eine der
Gouverneurs von Kiautschou, Kap. z. S. Jaeschke, landschaftlich reizendsten des nördlichen Schantung;
andererseits ist es zu danken, dals die vielen Versuche, 400 m hohe Berge rahmen das Tal ein, höhere Kuppen
das Boxertum auch in Schantung grofs werden zu lassen, überragen die Talränder. Nach Norden schliefst der
nur auf vereinzelte Angriffe beschränkt blieben, bei mit 700 m relativer Höhe sich erhebende Tschangpei-
welchen aber keinem Beamten etwas zu Leide geschah. schan die Aussicht ab.
Im Oktober 1900 wurden die Arbeiten westlich | Nach diesem Abrifs des schon Erreichten und des
von Kiautschou wieder aufgenommen; an den erst an- ` weiteren Bauprogramms komme ich zu einigen tech-
gefangenen Kunstbauten dieser Strecke war verhältnis- , nischen Einzelheiten.
(1. Juli 1903.)
4 (No. 625.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
man pro Grab mit einem oder zwei Särgen cine Summe
von etwa 10 Mark gewährte. Auch diese Frage wurde
so zur allseitigen Zufriedenheit gelöst.
Wie schon angeführt, ist die Hauptbahn 395,375 km
lang, zu welcher die Zweiglinie mit etwa 40 km hinzu-
tritt, so dafs die Gesamtlänge einschliefslich zweier
Zechengleise rund 440 km beträgt.
Eine nähere Kennzeichnung des Geländes ergiebt
sich für die Hauptlinie aus den Krümmungsverhält-
nissen, bei welchen 75,7 pCt. Gerade 24,3 pCt. Krüm-
mungen gegenüberstehen; 1 pCt. dieser Krümmungen
bezichen sich auf Radien von 300 bis 499 m, 9,25 pCt.
auf Radien von 500 bis 999 m und 14,0 pCt. auf Radien
von 1000 bis 5000 m, wovon allein 10 pCt. auf Radien
von 1000 m entfallen.
Bei der Betrachtung der Steigungsverhältnisse
fällt nach Mafsgabe des anliegenden l.ängenprofils die
Häufigkeit und Gröfse der für den nach der Küste zu
gehenden Hauptbetrieb hinderlichen Gegengefälle auf;
die Notwendigkeit derselben erklärt sich aus der Ueber-
schreitung verschiedener Wasserscheiden, aus dem
Eindringen in die Kohlengebiete von Weihsien und
bestimmt;
Gräben und flache Böschungen; an einigen gröfseren
Löfseinschnitten wurden ausgedehnte Sicherungsarbeiten
Die Kronenbreite der Damme wurde mit 5,1 m
die wenigen Einschnitte erhielten breite
bei Annahme sehr flacher Böschungen notwendig. Bei
dem Ueberwiegen der Damme, welches durch die Natur
des Löfses geboten wurde, ist fast ausschliefslich mit
Seitenentnahmen gearbeitet worden. Die Durchschnitts-
leistung cines Kuli’s kann mit 3 cbm pro Tag an-
genommen werden; bei dieser‘Arbeit wird die Erde
nur mit kleinen Körben in den Damm gebracht.
Die Bahn wird von einer sehr grofsen Zahl von
Wasserläufen und häufig beträchtlichen Flüssen gekreuzt;
demgemafs sind viele Kunstbauten benötigt worden,
deren Ausführung je nach der Lage zum Gebirge ent-
Putsun und aus der Berührung gröflserer Handelsstädte à
3. vs S
wie z. B. Tsingtschoufu. Bei der 395 km langen Haupt- N S
. ‘ ` e em ` e ; pe ` x s
linie ergeben sich 41,6 pCt. Horizontale und 58,4 pCt. d E
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Steigungen und Gefälle; von den letzteren sind 29 pCt. scha
Steigungen und 29,4 pCt. Gefälle, so dals das Gegen- 7 \2
gefälle etwas überwiegt. Das Planum des Ausgangs- f e
punktes Tsingtau liegt auf 8,0; am Ende der Bahn, din | |> N
310 km vom Meere entfernt, liegt die Nivellette aut X Aje N
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30,20 im Tale des Hwangho; die gröfste Höhe aut 3 is $ ale
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Uebersichts-Längenprofil der Linie Tsingtau — Tsinanfu.
t al
Summary Longitudinal Profile of Tsing=-tao to Tsi-nan-fu (Shantung) Railway, NE-China
Showing positions of main bridges; mmber and length of spans in each;main
stations; divides and crests, with elevations, along the route.
From Herr Baurat A.GAEDERTZ:Ueber die Schantung-Eisenbahn, in Berlin, July 1,
1903: Glaser's Annalen für Gewerbe und Bauwesenm vol.53, page 4.
en
kommen 12,5 pCt. auf Neigungen bis ausschliefslich
3 mm und 16,9 pCt. auf solche von 3 bis einschliefs-
lich 5 mm. | S
Die Bahn ist normalspurig und im Allgemeinen
nach den Vorschriften des Vereins Deutscher Eisenbahn-
verwaltungen gebaut. Der Grunderwerb ist für den
etwaigen Bau eines zweiten Gleises auf der ganzen
Lange durchgeführt; er wurde unter Beihülfe der Kreis-
beamten ohne nennenswerte Schwierigkeiten durch-
geführt. Die für den Grunderwerb aufgewendeten
Kosten betrugen im grofsen Durchschnitt 950 Mark
p. ha; der Höchstpreis stellte sich auf 1100 Mark p. ha.
Flurentschädigungen wurden in reichlicher Weise
gewährt. Als gröfste für jeden Bahnbau in China
geltende Schwierigkeit wurde zu Anfang die Ueber-
windung des Fengschui hingestellt, welche aber wesent-
lich leichter als ähnliche Schwierigkeiten in muha-
medanischen Ländern dadurch erledigt wurde, dafs
al ge ah ng
l
peral mit Nietung an Ort und Stelle. Die senr vga
d@ckende Leichtigkeit der Montirung bei der Fe
MAn Gelenkbolzen an den Knotenpunkten mufste
Rücksicht auf die häufigen Staubstürme und die Fee.
heit des verwehten, in die dichtesten Verschlüsse ein-
dringenden Staubes aufser Acht gelassen werden.
Bei den gröfseren Trägern mit Fahrbahn oben
wurde die Konstruktion so. gewählt, dafs die Querträger
in Schneiden auf dem Obergurt aufliegen.
Zur Sicherung gegen die Kraft der Stürme sind
sämtliche Träger auf den Widerlagern durch mit den
Endquerrahmen verbundene starke Bolzen senkrecht
verankert. 7
Bei der Berechnung der Briicken kam aufser dem
schwersten Lokomotivenzug eine Windkraft von 150 kg
und bei unbelasteter Briicke ein Winddruck von 250 kg
p. qm zur Anwendung.
Sämtliche Brücken haben eisernen Belag, welcher
zur Vermeidung der Versuchung für die Bauern mit
pas
(1. Juli 1903.)
ihren Karren über die Brücken zu fahren, nur so breit
gewählt ist, dafs sie zu dem Zwecke nicht benutzbar
sind. Der mittlere Laufsteg hat 900 mm, die beiden
seitlichen je 1000 mm Breite.
Im Ganzen sind für die Hauptlinie 8100 t eiserne
Brücken notwendig, von welchen allein 2250 t auf
Brücken von je 30 m Spannweite und darüber entfallen.
Auf die ersten 184 km entfallen von den 8100 t mehr
als die Hälfte mit 4450 t bei 3504 Ifd. m Lichtweite
oder 19,07 lfd. m entsprechend 24,22t p. km; bei dieser
Strecke kommen acht grofse Brücken mit 1465 m Licht-
weiten zu 30m und bis zu 8 Oeftnungen vor; die Fun-
damente derselben bestanden mit Ausnahme einer auf
Holzpfählen und einer auf Eisenpfählen gegründeten
Brücke bei sämtlichen anderen aus viereckigen Brunnen.
Auf der zweiten 211 km langen Strecke werden
3120 lfd. m eiserne Brücken mit einem Gewicht von
3620 t benötigt; es ergibt sich damit eine kilometrische
Einheitslänge von 14,84 m und ein Einheitsgewicht von
17,1 t p. km.
Insgesamt ist bei einer Brückenweite der Eisen-
konstruktionen allein von 6625 m die Einheitszahl gleich
16,76 lfd. m p. km, welcher ein Einheitsgewicht von
20,4 t p. km entspricht.
An Oeffnungen von Brücken und Durchlässen über-
haupt sind zur Ausführung gekommen 7170,4 lfd. m oder
18,14 m p. km.
Die gröfste Brücke der Linie ist diejenige über das
Tsehotal, welche nebst 9 Oeffnungen von 40 m und 2
Oeffnungen von 35m in der Hauptbrücke noch 2 Flut-
brücken von je 20 m besitzt. Das Gesamtgewicht dieser
Brücken beträgt 840 t bei Fahrbahn oben und einem
Abstand der Hauptträger von 2,8 m mit einer Träger-
höhe von 5,200 m.
Die meisten der gröfseren Brücken des zweiten
Teiles sind auf Eisenpfählen aus Normalprofilen No. 25
von 12m mit einigen unter die Auflagerquader reichen-
den Pfählen von 14 m Länge fundiert. Die Neigung
der äufseren Reihen beträgt 1:4. Die Belastung der
Pfähle schwankt zwischen 30 und 38 t. Die Pfähle
wurden ınnerhalb einer bis zu 4,5 m unter Flufssohle
gerammten Spundwand mit Rammbären von 800 kg
geschlagen; die Sohle des um die Pfähle geschütteten
Betonfundaments (1:2:4) reicht bis 4 m unter Sohle.
Der aufgehende Teil der Pfeiler und Widerlager be-
steht aus gestampftem Beton ım Verhältnis von 1:3:6
und ist mit Kalksteinquadern verkleidet. Diese Bauart
hat sich bis jetzt wegen der gröfseren Schnelligkeit
gegenüber abgesenkten Brunnen und namentlich wegen
der Leichtigkeit tiefer fundieren zu können, bewährt
und hat seine Probe an einer Brücke von 7 Oeffnungen
zu 30 m über den Yünho während der Hochfluten des
letzten Jahres bestanden, wo Brunnen bei dem leichten
Boden des Flufsbettes unterspült worden wären. Die
Kosten stellen sich bei einer um 4 bis 5 m gröfseren
Fundierungstiefe als bei Brunnen annähernd auf die
gleiche Summe, wobei aber der Zeitgewinn nicht in
Anschlag gebracht ist.
Der Oberbau besteht aus Stahlschienen von 30 kg
Gewicht p. lfd. m, welche der Verschiffung wegen
nicht über 10 m Länge haben durften. Das Gleis von
10 m Länge ruht auf 12 flufseisernen Querschwellen
von 2,40 m Länge und 50 kg Gewicht mit gewalzter
mittlerer Verstärkung, wodurch die Hakenplatten ver-
mieden werden. Vier Sorten Klemmplatten ermöglichen
die Legung der Kurven. Der Stofs ist schwebend bei
0,55 m Abstand der Endquerschwellen.
Was nun das Betriebsmaterial anlangt, so sind
als Tenderlokomotiven die bei den Kgl. Preufs. Staats-
eisenbahnen bewährten Typen der 3/3 gekuppelten
Lokomotive und 3/4 gekuppelten Lokomotive mit
hinterer Laufachse verwendet. Das Dienstgewicht der
ersteren beträgt 30 t mit 2 t im Kohlenkasten und 4 cbm
Wasser; das der zweiten hat 53 t bei 2 t Kohlen und
5,8 cbm Wasser. Zur Beförderung der schweren Kohlen-
züge wie auch gemischter Züge, wobei bei letzteren
die Höchstgeschwindigkeit 60 km betragen darf, ist ein
besonderer Typ konstruiert worden, welcher bei 3/5
Kupplung und vorderem Drehgestell eine grofse Kessel-
leistung gewähren sollte. Bei einem Gewicht der
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 625.) 5
Lokomotive von 55,2 t im Dienst und 49 t leer hat die
wasserberührte Heizfläche 172 qm und die Rostfläche
2,49 qm. Als Triebraddurchmesser wurde 1350 mm
angenommen. Der Zylinder hat 500 mm Durchmesser
bei 630 mm Hub. Der Dampfdruck ist 12 Atm. Der
zugehörige dreiachsige Tender fafst 12 cbm Wasser
und 8 t Kohlen.
Die Lokomotiven sind von den folgenden Werken
geliefert: die Tenderlokomotiven von Humboldt u.
Borsig; die 3/5 gekuppelten von der Berliner Ma-
schinenbau - Aktien - Gesellschaft, der Sächsi-
schen Maschinenfabrik in Chemnitz und dem
Vulkan in Stettin.
Bei dem Wagenpark wurde davon ausgegangen,
von vorne herein ein einheitliches System einzuführen.
So wurde für sämtliche Güterwagen eine Tragfähigkeit
von 15 t festgesetzt, Lenkachsen nach dem Muster des
Vereins D. E. V. angenommen und unter Beobachtung
der des Seetransports wegen erforderlichen Aenderungen
im Allgemeinen die Typen der Kgl. Preufsischen Staats-
eisenbahnverwaltung der Ausführung zu Grunde gelegt.
Die Kohlenwagen sind mit eisernem Kasten ausgeführt.
Die Güterwagen wurden von den Werken
Brückenbauanstalt Gustavsburg und v. d. Zypen &
Charlier-Deutz geliefert. Die Lieferung der Kohlen-
wagen wurde von den Werken Bochumer Verein,
Union-Dortmund und Vereinigte Königs- und Laura-
hütte bewirkt.
Bei dem Entwurf der Personenwagen wurde
mit Rücksicht auf die hohe sommerliche Temperatur
davon ausgegangen, einen möglichst grofsen Luftraum
und reichliche Ventilation zu schaffen; dies ist durch
ein Anpassen an die oberen Linien des Normalprofils
erzielt worden. Des Transports der zerlegten Wagen
auf den Eisenbahnen wegen mufste leider die Breite
der Wagenkasten auf 3 m beschränkt bleiben.
Die Wagen der l. und 2. Klasse, von der Ma-
schinenbaugesellschaft Nürnberg und v. d. Zypen &
Charlier geliefert, sind mit zwei zweiachsigen Dreh-
gestellen ausgeführt; die Länge der Wagen zwischen
den Buffern beträgt 15,1 m, die des Wagenkastens
12,2 m. Zahlreiche grofse mit Jalousien versehene
Fenster mit oberer Ventilationsöffnung sowie Decken-
ventilatoren sorgen für Lufterneuerung. Die Dächer
sind doppelt. Für den Winter ist eine Dampfheizung
von der Lokomotive aus angeordnet. Sämtliche Per-
sonen- wie die Gepäckwagen und die Lokomotiven
sind mit einer Luftsaugebremse nach System Schleifer
versehen.
Als Wagen für die Chinesen, von denen die Fre-
quenz 90 pCt. der gesamten Reisenden ausmacht, ist
ein bänkeloser Güterwagen mit Plattformen und sechs
kleinen Fenstern zur Ausführung gekommen, in welchen
die Reisenden ihr Gepäck mitnehmen.
Das Betriebsmaterial der Bahn besteht aus 10
Tenderlokomotiven und 14 3/5 gekuppelten Lokomotiven
mit Tendern, 109 Gepäck- und Personenwagen, sowie
670 Güterwagen.
Das sämtliche Material für die Eisenbahn mit Aus-
nahme des aus Korea und Amerika stammenden Bau-
holzes, sowie der an Ort und Stelle gewonnenen Steine
und des Kalkes wurde aus Deutschland bezogen. Die
erforderlichen Schiffstransporte erfolgten auf Grund
eines mit der Hamburg-Amerika-Linie und dem Nord-
deutschen Lloyd geschlossenen Vertrages in regel-
mäfsigen zweimonatlichen Fahrten, wobei mitunter in
dringlichen Fällen ein Dampfer eingelegt wurde. Im
Ganzen sind von Januar 1899 bis jetzt 27 Dampfer mit
einer Gesamtladung von 86000 t abgefertigt worden,
wobei das angegebene Gewicht einer Frachttonnenzahl
von 101 200 und cbm entspricht.
Die Löschung der Materialien in Tsingtau war zu
Beginn des Baues sehr schwierig und mit Material-
verlusten verbunden, da die Schiffe draufsen auf der
Rhede liegen mulsten, dort die Güter an kleine Leichter
abgaben, welche wiederum nicht ganz ans flache Ufer
herankonnten, sondern bei Hochwasser so weit als
möglich nahekamen und sich bei fallendem Wasser auf
den Strand setzten. Das Material wurde dann über
Bord geworfen und so viel als angängig davon vor
6 [No. 625.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Juli 1903.)
Eintritt der nächsten Flut aus dem Bereiche des Wassers
aufgeschleppt. Es ist klar, dafs dabei viel verloren
ging. Seit 1'/s Jahren können die Leichter an eine
Landebrücke im kleinen Hafen anlegen, was die Arbeit
erheblich erleichtert hat.
Eine nicht geringe Schwierigkeit neben den viel-
fachen Erschwernissen, die jeder Bau in einem fremden
Lande bietet, war die Auswahl des Personals, während
die Arbeiter immer mit alleiniger Ausnahme der beiden
Erntezeiten leicht zu haben waren, nachdem sie sahen,
dafs die deutsche Gesellschaft regelmäfsig zahlte und
gegen Erpressungen von Unterbeamten sofort einschritt.
Dank dem grofsen Entgegenkommen des Herrn Ministers
der öftentlichen Arbeiten wurde den Ingenieuren und
Beamten, welche in die Dienste der Gesellschaft treten
wollten, bereitwilligst und unter Wahrung ihrer An-
ziennetät Urlaub erteilt und verlängert. Diese Beamten
mufsten neben ihrer Arbeit sich in die neuen Verhält-
nisse hineinarbeiten, die chinesische Sprache erlernen
und mit den Arbeitern umgehen lernen. Ich freue
mich hier sagen zu dürfen, dafs mit wenigen Aus-
nahmen alle diese Herren unter teilweise sehr schwie-
rigen Verhältnissen die ihnen anvertrauten Posten auf
das Beste ausgefüllt und den Bau der Linie in an-
gestrengter Arbeit gefördert haben, wobei der Betriebs-
und Bauleiter der Schantung- Eisenbahn -Gesellschatt,
Herr Baurath Hildebrand, mit unermüdlichem Eifer
ihnen als Beispiel voranging. Die Beschaffung des
unteren Personals war zu Anfang sehr schwierig; die
von hier hinausgesandten Leute wurden durch die
anderen Lebensbedingungen draufsen verwöhnt und
fanden sich schwer in die Verhältnisse. Nach Beendi-
gung der Wirren wurde vielen Unteroffizieren des
ostasiatischen Expeditionskorps Gelegenheit geboten,
als Stationsvorsteher, Sekretäre oder Aufseher über-
zutreten. Manche davon haben sich gut bewährt,
andere haben Schantung verlassen.
Die Schantung-Eisenbahn wird, von nicht vorauszu-
sehenden Ereignissen abgesehen, am 1. Juni 1904 voll-
endet sein. Im Frühjahr 1904 wird die Südmole des
groisen Hafens von Tsingtau in Betrieb genommen
werden und tiefgehende Seedampfer werden an ihr
löschen und laden können. Im ersten der Küste am
nächsten gelegenen Kohlenrevier südlich Weihsien
ist seit Oktober 1902 der erste deutsche Förderschacht
im Betriebe, in welchem zwei Flöze mit je über 3m
Mächtigkeit angefahren sind. Nördlich desselben wird
ein zweiter Förderschacht niedergebracht. Im Revier
von Hungschan nördlich Poschan werden die Bohrungen
emsig betrieben und im Laufe dieses Jahres die Schacht-
abteufungsarbeiten voraussichtlich begonnen werden
können. Die drei Faktoren des Hafens, der Bahn und
der Kohle bilden die Grundbedingungen für das Gedeihen
unserer Jüngsten deutschen Kolonie; in Tsingtau ist in
den Di: Jahren seit der Besetzung durch die Energie
des Reichs-Marine-Amts eine Summe von Arbeit geleistet
worden, welche von den deutschen Bestrebungen im
Allgemeinen unfreundlich gesinnten Reisenden anderer
Nationen teils unumschränkt, teils mit süfssaurer Miene
anerkannt worden sind. Die Entwicklung des Verkehrs
auf der Eisenbahn hat die Einlegung eines zweiten täg-
lichen Zugspaares erforderlich gemacht; der Personen-
verkehr hat sich aut den im Sommer im Betrieb befind-
lichen 208 km auf über 25000 Reisende im Monat
gehoben; der Güterverkehr nimmt stetig zu. Mit dem
Anschlufs der grofsen westlich Weihsien gelegenen
Handelsstädte Tsingtschoufu und Tschoutsun darf auf
ein kräftiges Anwachsen der Ein- wie der Ausfuhr
gerechnet werden. Die in dieser Weise nach Tsingtau
gelangenden Werte tragen ihrerseits wiederum zur
Hebung der Kolonie und ihres Handels bei. Der ältere
Vertragshafen der Provinz, Tschifu, hat naturgemäfs
einen grolsen Vorsprung vor Tsingtau voraus; die
Entwicklung Tsingtau’s und der Bau der Bahn haben
einen erheblichen Anteil des Verkehrs von Tschifu
abgezogen. Der Handel Schantungs kann bei der
Gröise der Provinz zwei Häfen versorgen, er kann bei
der Konkurrenz nur gewinnen und mufs durch die
Erleichterung des Verkehrs in kurzer Zeit um ein Viel-
faches zunehmen. Chinesische Kaufleute haben schon
seit Jahresfrist in der Voraussicht einer bedeutenden
-Verkehrsentwicklung an den gröfseren Stationen Lager-
schuppen und Agenturen errichtet und sind jetzt im
Zuge auf den vor Ende dieses Jahres zu eröffnenden
Stationen die gleichen Mafsnahmen zu treffen.
Ohne etwas Optimismus der Finanzkreise und der
Leiter ähnlicher Unternehmungen werden solche Werke
nicht geschaffen. Nach dem bisher Erreichten glaube
ich sagen zu dürfen, dafs die Zukunft der Bahn als
eine gesicherte betrachtet werden kann und dafs mit
ihrer Entwicklung wie mit der des Kohlenbergbaues
und später des Abbaues der Eisenerzlager die Aussicht
besteht, dafs die Bahn ein finanziell günstiges Resultat
ergeben wird, sowie dafs die Zeit nicht mehr ferne ist,
wo das deutsche Schutzgebiet Kiautschou auf eigenen
Fülsen zu stehen im Stande sein wird.
Die Zeit erlaubt mir es leider nicht, Ihnen, meine
Herren, von den Wasserwegen Schantungs Näheres
vorzutragen. Ich bitte Sie mir nur noch zu gestatten,
Ihnen einige wenige Worte über die weiteren Eisenbahn-
projekte im nördlichen China zu sagen.
Aufser der im Bau befindlichen, von einem belgischen
Konsortium geleiteten Bahn Peking--Hankau wird bald
eine neue Linie begonnen werden können, deren
Konzession von einem deutsch-englischen Syndikat nach-
gesucht ist. Diese als chinesische Staatsbahn gedachte
Bahn verbindet Tientsin mit der altberühnten südlichen
Hauptstadt Nanking am Jangtse; der deutsche Teil
dieser Linie ist nebst den Zweiglinien über 1100 km
lang und führt von Tientsin am Kaiserkanal aufwärts
bis Tetschou, geht dann auf Tsinanfu, den Endpunkt
der Schantung-Eisenbahn zu und von hier südlich nach
den grofsen Wallfahrtsplatzen Tainganfu und Yen-
tschoufu um sein Ende an der Südgrenze Schantungs
zu finden, von wo aus der englische Teil der Linie
beginnt. Die vorgenannte Bahn wird von deutschen
Ingenieuren gebaut und betrieben werden. So wird
binnen weiteren fünf Jahren ein Eisenbahnnetz von
1550 km aus deutschem Material und von deutschen
Kräften hergestellt sein. Der Ruf der deutschen Arbeit
wird damit weit ins Innere Chinas vorgedrungen sein;
die Bahn wird neben vielen ausländischen auch zahl-
reiche deutsche Fabrikate dem Lande zuführen. Den
deutschen Industriellen wie den deutschen Kaufleuten
liegt es dann ob, in friedlichen Wettkampf mit den
fremden Wettbewerbern die Erzeugnisse der deutschen
Industrie zum Siege zu führen.
Vorsitzender: Indem ich dem Herrn Vortragenden
den bereits durch Beifall kundgegebenen Dank des
Vereins für seinen Vortrag noch ausdrücklich aus-
spreche, erlaube ich mir zunächst die Frage, ob jemand
irgend eine Anfrage an den Herrn Vortragenden zu
richten hat. Wenn niemand das Wort wünscht, dann
darf ich mir vielleicht eine Frage erlauben. Wenn ich
nicht irre, steht auf der Zeichnung der grofsen Loko-
motive als Name des Herstellers „Schwartzkopff“,
während Sie den Namen nicht erwähnt haben.
Herr Baurat Direktor Gaedertz: Vielleicht habe ich
die Maschinenfabrik anzugeben vergessen.
Vorsitzender: Es fiel mir auf, weil Sie die anderen
nannten und diese gerade nicht.
Herr Baurat Direktor Gaedertz: Chemnitz, Schwartz-
kopff und Vulkan haben sich in die grofsen Maschinen
geteilt.
Vorsitzender: Hat sonst noch jemand etwas zu dem
Vortrage zu bemerken? — Es ist nicht der Fall. —
Dann sage ich dem Herrn Vortragenden noch meinen
verbindlichsten Dank.
Ich würde dann Herrn Kollegen Schubert bitten,
uns seine Mitteilungen
Ueber Zugschranken bei Wegeübergängen
zu machen.
Herr Eisenbahn-Direktor Schubert: Der Vortrag des
Herrn Geh. Baurat Scholkmann in letzter Sitzung brachte
mir einen Vorgang in Erinnerung, der sich vor einigen
Jahren in meinem früheren Bezirke zwischen Sorau und
Sagan zugetragen hat. Dort wurde ein Fuhrwerk durch
eine Zugschranke eingeschlossen. Ein Unfall trat nicht
(1. Juli 1903.)
ein, da der Lokomotivführer bei der vorhandenen graden
Strecke rechtzeitig anhalten konnte, doch kam die Sache
zur Anzeige und der Kutscher des Fuhrwerks wurde
wegen Gefährdung eines kisenbahntransportes in den
Anklagezustand gesetzt. In der mündlichen Verhandlung,
der ich als Sachverständiger beiwohnte, behauptete der
Fuhrmann, die Glocke habe erst geläutet, als er mit
den Pferden schon auf dem Gleise gewesen wäre und
gleich darauf seien die Bäume niedergegangen. Der
Wärter habe vorgekurbelt, wie es meistens ge-
schähe. Er meinte damit, dafs der Wärter das eigent-
liche Vorläuten schon lange vorher besorgt habe und
nicht unmittelbar im Anschlufs an das Schliefsen der
Schranke. Auf meine Frage, woran er dieses erkannt
habe, sagte er, „das Gewicht am Läutewerk war schon
oben“.
Die fragliche Schranke hatte die in Abb. I u. 2
dargestellte Anordnung; das Gewicht konnte von x
bis zur Höhe g aufgewunden, somit der gröfste Theil
des Vorläutens schon ausgeführt werden, ehe der
Schrankenbaum zu schliefsen begann.
Der anwesende Bahnwärter war ob dieser Angabe
des Fuhrmanns nicht wenig erstaunt, gestand seine
pflichtwidrige Handlung ein und der angeklagte Fuhr-
mann wurde freigesprochen. Dafs derartige pflicht-
widrige Bedienung des Läutewerks nichts neues ist,
beweist eine Mitteilung Rüppells vom Jahr 1878 im
Organ f. d. F. d. Eisenbahnw., wo er auf Seite 227
schreibt: „Bei dieser
Gelegenheit möchte ich
nicht unterlassen, darauf
aufmerksam zu machen,
dafs man trotz aller
mechanischer Vorrich-
tungen, welche den
Wärter zwingen sollen,
eine gewisse Zeit lang
vorzuläuten, sich nicht
versichert halten darf,
dafs dieses Läuten auch
stets vor dem Schliefsen
der Bäume geschieht.
Ich habe beobachtet, wie
ein Wärter nach dem
Oeffnen der Schranke
sofort das Vorlauten
vornahm und darauf
die Kurbei festzustellen
wulste, offenbar in der
Absicht, bei dem näch-
sten Zuge die Schranke
schneller schliefsen zu
können.“
Der in der erzählten
Gerichtsverhandlung
klar gelegte Vorgang,
insbesondere der Aus-
spruch des Fuhrmanns
unter Hinweis auf das
schon hoch gezogene
Gewicht, gaben mir s. Z.
Veranlassung, ein sicht-
bares Zeichen, wie im Modell, an einigen Schranken an-
zubringen und dasselbe so einzurichten, dafs es sofort
beim Beginn des Vorläutens dem Publikum deutlich
sichtbar in Erscheinung tritt und erst wieder zurück-
gestellt wird, wenn die Schranke geöffnet und der
Vorläuteweg vollständig zurückbewegt worden ist.
Ich bin dabei auch noch von der Erwägung aus-
gegangen, dafs, weil die Ueberwege meist von denselben
Leuten benutzt werden, die im Laufe der Zeit mit den
Einrichtungen vertraut und auch mit den Dienstobliegen-
heiten des Wärters bekannt werden, diese Leute vielfach
geneigt sind, die Handlungsweise des Wärters zu über-
wachen. Es ist deshalb, wie die Gerichtsverhandlung
lehrte, von Wert, den Passanten ein sichtbares Zeichen
zu geben, durch welches unzweifelhaft zu erkennen ist,
wenn der Wärter die Schranke vorschriftswidrig bedient
hat. Auch Schwerhörige kann ein solches sichtbares
Zeichen über das baldige Schliefsen der Bäume benach-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
| No. 625. | d
richtigen. Als Zeichen ist, wie an dem (vom Vortragenden
vorgezeigten) Modell sichtbar, eine dreieckige Scheibe
mit beiderseitiger Aufschrift „Es hat schon vorgeläutet!“
oder „Die Bäume schliefsen sofort! Achtung!“ versehen,
doch kann auch jede andere Bezeichnungsweise gewählt
werden.
Am Windebock hat das Modell der Schranke, von
welcher eine bildliche Darstellung in Abb. 3 wieder-
gegeben ist, ebenfalls ein bewegliches Zeichen, welches
Abb. 1.
Abb. 2.
dem Erlasse des Herrn Ministers vom 16. Dez. v. J.
I. D. 13 786 entspricht. Das Kurbelwerk am Windebock
ist mit einer Sperre verbunden, die das Zurückdrehen des
Vorläuteweges erzwingen soll. Diese Sperren, welche
bei den älteren Schranken (von Oberbeck z. B.) noch
nicht vorhanden waren, wurden notwendig, als man
dazu überging, die Schranken zunächst zu öffnen und
Abb. 3.
at
CN Ve iachk 237
dann den Vorläuteweg zurückzunehmen. Bei Oberbeck
war dieses umgekehrt, dort wurde zunächst der Vor-
läuteweg zurückgenommen und dann erst die Schranke
geöffnet.
Wie die neue Anordnung zweifellos Vorzüge hat, so
hat sie doch auch einen Nachteil. Um die Möglichkeit
zu haben, ein eingeschlossenes Fuhrwerk noch durchzu-
lassen und darauf die Bäume sofort wieder schliefsen
zu können, läfst man die Sperre nicht sofort beim
Beginn des Oeffnens eintreten, sondern erst, nachdem
die Bäume um ein bestimmtes Mafs — im vorliegenden
Modell um 75° — sich geöffnet haben. Dieses Öeffnen
ist nötig, um ein hochbeladenes Gefährt hindurch zu
lassen, deshalb ist es aber auch für alle Fälle aus-
reichend, und der Wärter wird versucht, sofern er sich
unbeobachtet und sicher glaubt, seine Schranke überhaupt
nicht weiter zu öffnen, das Vorläuten also nicht erst
auszuführen.
8 (No. 625.)
Am Windebock ist zwar ein Zeichen vorhanden,
durch welches diese vorschriftswidrige Handlung sicht-
bar gemacht wird, aber dies ist nur den Eingeweihten
erkennbar, von Weitem aber nicht zu sehen. Der Bahn-
meister kommt nur zweitäglich einmal und wird meistens
durch Fernsprecher vom vorliegenden Posten vorher an-
gekündigt, schlimmsten Falls kann der Wärter das ver-
räterische Zeichen auch rasch noch ändern. Man kann
gewils annehmen, dafs in der Nacht nur selten vor-
geläutet wird.
Da kann nun das neue Scheibensignal am Ueber-
wege zur Geltung kommen, denn es steht stets quer
zum Ueberwege und ist dem Publikum und auch dem
von der anderen Seite der Strecke kommenden Bahn-
meister lange vorher sichtbar, sobald der Wärter das
Vorläuten unterläfst.
Auf einen ferneren Mangel der mit Sperren arbeiten-
den Schranken will ich noch hinweisen. Nach § 4 Abs.5
der Betriebsordnung müssen die Zugschranken auch mit
der Hand geöffnet und geschlossen werden können.
Diese Bestimmung ist offenbar erlassen, um nötigenfalls,
sei es bei gewissen, besonders zu sichernden Zügen,
oder bei vorübergehend starkem Verkehr auf dem
Ueberwege, die Schranke von Hand durch einen be-
sonderen Wärter bedienen zu lassen. Das ist aber
bei der Schranke mit Sperre nur möglich, sobald die
Bäume nicht ganz geöffnet werden; wird der Baum mehr
als 75° hochgehoben, so tritt die Sperre am Windebock
ein und der Wärter ist nicht mehr im stande den Baum
vom Ueberwege aus zu schlieisen. Will der Wärter
aber mit dem Windebock schliefsen, so muls er den
ganzen Vorläuteweg erst zurückdrehen.
Die Schranke entspricht also nicht den Vorschriften
der Betriebs-Ordnung, die Sperre mufs beseitigt werden,
was bei der vorliegenden Anordnung ohne Weiteres
angängig ist, da durch das Schild am Ueberwege das
Vorläuten überwacht werden kann.
Meine Herren ich empfehle diese Anordnung ver-
suchsweise einzuführen.
Vorsitzender: Hat jemand vielleicht zur Sache etwas
zu bemerken? Es ist nicht der Fall. Dann danke
ich dem Herrn Kollegen für seine Mitteilungen.
Dann bitte ich Herrn Heinrichsdorff um seine
Mitteilung.
Herr Heinrichsdorff: Die Spiritus -Starklicht - Lampe
„Saekular“ zeichnet sich insbesondere dadurch aus,
dafs sie weder durch besonderen künstlich erzeugten
Druck in Funktion gesctzt wird, noch die bekannten
Mängel der Asbest- und Baumwoll-Packungen im Ver-
dampfer usw. aufweist, die sich im Laufe der Zeit als
überaus nachteilig herausgestellt haben. Von den etwa
7000 im Betrieb befindlichen Spiritus-Lampen ist ein
schr grofser Teil demgemäfs gegenwärtig schon aufser
Funktion.
Bei der Spiritus-Starklicht-Lampe „Sackular“ ist in
möglichster Höhe der Spiritus-Behälter um das Zugrohr
angeordnet. Alsdann befinden sich im Zusammenhang
mit dem Behälter die Rohrleitung mit 2 Hähnen. Im
linken Ilahn befindet sich stets die Quantität Spiritus,
die zur Vorwärmung erforderlich ist; nach Oeffnung
dicses Hahnes läuft diese Menge Spiritus in die Anheiz-
schale und erwärmt den Verdampfer innerhalb einer
Minute ausreichend. Der rechte Hahn vermittelt den
Abflufs vom Reservoir direkt zum Verdampfer. Nach
Ocftnung des rechten Hahnes tritt der Spiritus in den
erwärmten Verdampfer, wird dort zu Dampf, welcher
aus der Gasausströmdüse austritt, die nötige Luft an-
saugt und alsdann durch das Mischrohr in den Brenner
gelangt, wo er sich an der Vorwärme-Flamme von
selbst entzündet.
Ich darf die Lampe nunmehr wohl in Funktion
vorführen:
Der linke Hahn ist jetzt geöffnet; der hierdurch
der Anheizschale zugeführte Spiritus wird hierauf ent-
zündet und der Verdampfer so erhitzt. Ich öffne nun
den rechten Hebel; es wird hierdurch der Zuflufs vom
Spiritus -Behälter zum erhitzten Vergaser, wie oben
gesagt, direkt vermittelt. Der nunmehr entstandene
Spiritus-Dampf tritt alsdann aus der am Verdampfer
(1. Juli 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
befindlichen Gasausströmdüse aus, wo er sich die er-
forderliche Luftmenge ansaugt und durch das Brenner-
oder Mischrohr in den Brenner austritt und sich dort
an der brennenden Anheizschale von selbst entzündet.
Diese Manipulation erfordert genau eine Minute Zeit
und ist sehr einfach.
Gewöhnlich werden die „Saekular-Lampen“ auf
Güterbahnhöfen, Rangier-Bahnhöfen usw. verwendet,
wo sie etwa 8 m über der Erde montiert werden, um
das Licht über die höchsten Wagen zu werfen, natürlich
können sie auch für Bahnsteige, Strecken-Beleuchtung,
Güterschuppen und Ladestraisen usw. Verwendung
finden.
Die „Saekular-Lampe“ eignet sich für alle Zwecke
der Eisenbahn-Beleuchtung, sie zeichnet sich, wie soeben
ausgeführt, besonders durch ihre Einfachheit aus, wes-
halb sie jeder Bahnarbeiter richtig bedienen kann und
unterscheidet sich hierdurch vorteilhaft von den Intensiv-
Petroleum-Lampen, deren Mechanismus ein zu kompli-
zierter ist, als dafs man sie dem gewöhnlichen Arbeiter
anvertrauen kann. Während die eine Art dieser Lampen
mit Luftdruck arbeiten, wird bei den anderen der Druck
durch Kohlensäure erzeugt; Betriebsstörungen an diesen
Lampen-Systemen sind häufig wahrnehmbar und lassen
sich nicht vermeiden, weil der Druck nie konstant ist,
worunter die Glühkörper erheblich leiden und schnell
verbraucht sind. Das beim Brennen der Lampe wahr-
nehmbare Geräusch hat effektiv nichts zu sagen, es ist
hervorgerufen durch die starke Luft- und Gasmischung,
sowie durch den natürlichen Druck, unter dem die
Lampe arbeıtet. Das Geräusch der Lampe spielt bei
der Aufsenbeleuchtung keine Rolle, während die Lampe
in Innenräumen nur zur Verwendung konmt, wenn
diese grofs und hoch sind, sodafs sich auch in diesem
Falle das Geräusch kaum bemerkbar macht.
Wenn irgend einer der Herren noch etwas zu be-
merken hat, so bin ich gern bereit, darauf zu antworten.
Herr Geheimrat Wedding: Ich möchte fragen, wie
hoch dabei der Kerzen-Preis ist?
Herr Heinrichsdorff: Die Betriebskosten sind unge-
fahr 30 pCt. geringer als bei allen andern Spiritus-
glühlichtlampen. Der Verbrauch ist etwa pro Stunde
1/4 —1/3 l, es ist dies davon abhängig, wieviel Volumen
pCt. der Spiritus hat; bei 86 pCt. ist er gröfser als bei
90 pCt. Im grofsen und ganzen ist es gegenwärtig
anerkannt, dafs die Spiritus-Starklicht-Lampe „Saekular“
im Verhältnis zur Leuchtkraft den geringsten Verbrauch
hat; das ist authentisch festgestellt.
Aus eben Gesagtem geht zur Genüge hervor, dafs
die „Saekular-Lampe“ infolge ihrer überaus hohen
Leuchtkraft, Betriebssicherheit und Einfachheit für alle
Zwecke der Beleuchtung auf den Eisenbahnen Ver-
wendung finden kann, dafs sie nicht allein die erste
Spiritus-Lampe von wirklich praktischem Wert, sondern
auch als Beleuchtungsmittel ersten Ranges von grofser
Bedeutung ist.
Vorsitzender: Hat sonst noch jemand etwas zu der
Sache zu bemerken? Mir scheint, dafs das Licht etwas
Schwankendes hat, vielleicht durch die Pendelbewegung
der Lampe veranlafst.
Herr Heinrichsdorff: Es ist vorher noch nicht ge-
nügend reguliert, das können wir gleich machen. Es
kann eben jeder Uebelstand von jedem Laien sofort
abgestellt werden. E
Vorsitzender: Ist sonst nichts weiter zu bemerken ? —
Dann danke ich bestens für die Vorführung.
Dann habe ich noch mitzuteilen, dafs der vorge-
schlagene Herr Eichberg mit sämtlichen abgegebenen
53 Stimmen aufgenommen worden ist.
Im Fremdenbuch sind .eingetragen Herr Müller
von der Werra, Ingenieur, eingeführt von Herrn
Gaedertz, und Herr Blum, Regierungsbaumeister,
eingeführt von seinem Vater. Ich habe die Herren
vorhin schon begriifst.
Der Bericht der vorigen Sitzung hat ausgelegen,
Einwendungen sind dagegen nicht erhoben, derselbe
ist also angenommen.
Wenn sonst weiter keine Bemerkungen zu machen
sind, so schliefse ich die Sitzung.
(1. Juli 1903.)
Ss“ [No. 625.] 9
Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung.
. Vortrag des Eisenbahn-Bauinspektors S. Fraenkel, Guben, im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
am 24. März 1903.*)
(Mit 35 Abbildungen.)
Wie so viele andere Zweige des Maschinenbaues
waren auch die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Aus-
stellung des Jahres 1902 sehr gut vertreten. Da aber
viele von ihnen nicht nur als Ausstellungs-Gegenstand
hingeschickt waren, son-
dern hauptsächlich zur Abb. 1.
Aufstellung und Ab-
rüstung anderer Ma-
schinen dienen sollten, Mut > Kattemad.
waren sie über die ganze
Ausstellung zerstreut
und zum Theil auch wie
die Laufkrahne nicht
leicht zugänglich. Eigent-
liche Ausstellungen von N: H
Hebezeugen boten die
Benrather Maschinen- RUZ
fabrik Aktien - Gesell-
schaft, die Düssel-
dorfer Maschinenbau-
A.-G. vorm. J. Losen- A
hausen und die Duis-
burger Maschinenbau-
Akt. -Gesellschaft vorm.
Bechem & Keetman.
Aufserdem waren in
der grofsen Maschinen-
halle eine ganze Anzahl
Krahne nebeneinander
in Thätigkeit.
Die Ausstellung bot
einen guten Ueberblick
über den heutigen hoch-
entwickelten Stand
unseres Hebezeugbaues.
Es ist nicht meine Ab-
sicht, die ausgestellt ge-
wesenen Hebezeuge hier
auch nur theilweise zu
beschreiben. In folgen-
dem sollen vielmehr die
wichtigeren Neuerungen
und Fortschritte, die auf
diesem Gebiet zu Tage
traten, kritisch zu-
sammengefafst werden,
auch auf die Gefahr hin,
z. Th. schon Bekanntes
zu wiederholen. Es ist
dies jetzt um so leichter,
als die ausführlichen
Veröffentlichungen von
Ernst,**) v. Hanff-
stengel ***) und Kam-
merer**) mit ihren
zahlreichenAbbildungen
von Konstruktionszeich-
nungen als Studienma-
terial vorliegen. Auch
möchte ich bei dieser
Gelegenheit einige Er-
fahrungen erwähnen,
die nicht von der Düssel-
dorfer Ausstellung her-
rühren.
*) Siehe Annalen No. 621.
**, Zeitschrift des Vereins
Deutscher Ingenieure 1902
bis 1903.
***) Dinglers Polytech-
nisches Journal.
Allgemeines.
Die Anwendung des Drahtseils überwiegt bei weiten
bei Krahnen aller Art und für alle Zwecke. Das Seil
verlangt zwar gröfsere Trommel- und Rollen-Durch-
messer, dafür wird aber die Länge der Trommel auch
weit kleiner als bei der gewöhnlichen Kette. Diese
wird für gröfsere Krahne fast garnicht mehr verwendet.
Die Sicherheit eines Drahtseils ist ja auch weit grdfser,
als die einer geschweilsten Kette, weil ja ein Seil be-
kanntlich nicht plötzlich reifst, sondern sich zunächst
dehnt und die gebrochenen Drähte durch Heraustreten
der Enden bemerkbar werden. Neben dem Drahtseil
behauptet die Gallsche Kette immer noch ein grofses
Feld. Sie verdankt dies wohl hauptsächlich dem Um-
stande, dafs man bei ihr ohne Weiteres eine genauc
senkrechte Hebung erzielt, die bei den meisten älteren
Krahnen nicht erreicht wird, bei denen Kette oder
Seil den Schraubengängen auf der Trommel folgen muls.
Solche Krahne sind in Giefsereien z. B. nicht brauch-
bar, wennModelle und Formkästen abgehoben werden
sollen. Aber auch bei den Krahnen in den Montage-
Räumen wünscht man neuerdings ebenfalls eine genau
senkrechte Bewegung, weil das Arbeiten damit schneller
und gefahrloser vor sich geht. Um nun auch bei den
Drahtseilen genau senkrechte Hebung zu erzielen,
werden doppelte Seiltrommeln angewendet, auf die
sich beide Seil-Enden in Rechts- und Linksgang auf-
wickeln. Der Haken wandert dann nicht mehr. Die
bei dieser Anordnung unvermeidliche lose Rolle wirkt
natürlich nicht als Hubübersetzung; deshalb ist die in
Spalte 7 der weiter unten folgenden Zusammenstellung |
angegebene Zahl bei den Doppeltrommeln um 1 zu ver-
mindern, um die Zahl der wirksamen losen Rollen zu
erhalten. Die Trommeln würden bei gröfserem Hub
Schlingzeuge mit Halver’schen Verschlüssen für die Krahne der Werkstätten-
Inspektion Ib Dortmund. Tragkraft 15 t.
10 (No, 625.]
eine zu grofse Breite der Katze ergeben; sie liegen
daher oft gegenüber. Die Anwendung der Doppel-
trommel hat auch noch den Vorzug, dats die Belastung
stets in der Mitte bleibt, also Zwängungen infolge
Abb. 4.
Halver’scher Kettenverschlufs. D.R.G.M. 116 494.
einseitiger Durchbiegung vermieden werden. Ferner
wäre Werth darauf zu legen, dafs sich die Drahtseile
stets in demselben Biegungssinne um die Rollen und
Trommeln winden, um eine gröfsere Haltbarkeit zu er-
zielen. Dies wird aber nur bei wenigen Anordnungen
Abb.
=
vk zn
Zn ER
ER EEE
ATI er
durchgeführt; eine solche hat Stuckenholz ausgestellt.
Die Haken laufen jetzt meist auf Stahlkugeln, sodats
sie sich auch mit der Last willig drehen.
Für die allergröfsten Hebezeuge werden bekanntlich
geschlossene Schäkel angewendet, von welchen Bechem
& Keetman ein sehr beachtenswerthes neues Muster aus-
stellte. Es war für einen 130 Tonnen-Krahn bestimmt
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
[1. Juli 1908.)
und hing mit der zugehörigen 4 rolligen Flasche im
Haken des 6 Tonnen-Drehkrahns in der Maschinenhalle
zur Schau. Dieses Schäkel ist kein eintheiliges Schmiede-
stück, sondern aus Gehängen und Tragbalken mittels
Gelenkbolzen zusammengesetzt,
also leichter ausführbar und in
allen Thelen rechnerisch be-
stimmt.
Für alle anderen Krahne ist
dem einfachen Haken vor dem
doppelten oder Widderhaken
durchaus der Vorzug zu geben,
weil man bei diesem nie sicher
ist, dafs nicht eine Seite über-
lastet oder gar allein belastet
wird. Bei der Festsetzung der
Stärken des Widderhakens ist
daher besondere Vorsicht am
Platze. Für die Krahne der
neuen Dortmunder Werkstatt,
welche zum Heben der Kessel
bestimmt sind und Widderhaken
hatten, sind nach meinem Vor-
schlage Gehänge zur Anwendung
gekommen, bei denen eine
einseitige Belastung der
Haken ausgeschlossen ist
und gleichzeitig einem Rutschen
des Kessels im Schlingzeug vor-
gebeugt wird. (Vergl. Abb. 1
bis 3.) Je ein kürzeres Gehänge :
mit Verschlufsglied nach Abb. 2 eee
und ein längeres ohne Verschlufs führung des Grusonwerks.
nach Abb. 3 gehören zusammen.
Diese Schlingzeuge, die sich gut bewähren, und von
denen ich hier ein Modell habe, lieferte J. D. Halver
in Grüne bei Iserlohn für etwa 95 M. das Stück; die
Tragfähigkeit ıst 15 Tonnen.
Abb. 5.
Laufkatzengehäuse
aus Stahl-Formgufs für einen
30 Tonnen-Laufkrahn, von Krupp.
Gewicht = 2100 kg.
a = 2450 nm
b = 1400 „
c= 565 „
Der Verschlufs ist diesem Werke als D. R. - Ge-
brauchsmuster Nr. 116494 geschützt. Er ist in Abb. 4
in der urspriinglichen Form wiedergegeben. Die Kette
kann durch den weiten Theil bei c bequem durch-
gezogen werden; läfst man sie in den engen Hals bei d
hineinfallen, so ist der Verschlufs hergestellt. Er gestattet
die beliebige Verlängerung oder Verkürzung der Schling-
[1. Juli 1903.)
. . GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. A À
kette um je ein Schakenpaar und ist unbedingt sicherer
als Haken, die oft mifsbräuchlich mit der Spitze allein
belastet werden, oder das häufig angewendete Verknoten
der Ketten, das für grofse Lasten überhaupt nicht ge-
duldet werden soll. Für Dortmund habe ich den Ver-
schlufs unten hingelegt, um an Hub zu sparen; er hängt
nun mit dem weiten Theil in der Kette; um eine
verkehrte Lage unmöglich zu machen, hat Halver dann
nach mehreren anderen Versuchen ein einfaches Aus-
kunftsmittel gefunden: er machte das erste Glied so
stark, dafs es nicht mehr in den Hals hineingeht, das
Verschlufsstück läfst sich nun nicht verkehrt einhängen.
Viele der gröfseren Krahne erhalten sehr zweck-
mäfsiger Weise noch eine Hilfswinde oder eine
[No. 625.] 11
stellung ganz abhängig ist und nicht helfen kann, wenn
geringe, sonst unschädliche Bewegungen des Bauwerks
eintreten. Sind dagegen die Schienen von gewöhnlicher
oder Glockenform angeschraubt oder noch besser
mit Klemmplatten befestigt, wie das Beispiel in
Abb. 5, so kann man sowohl die Spurweite als auch
die Höhenlage ausrichten und letztere durch Unterlegen
genau erhalten. Krahne mit mechanischem Antrieb
und namentlich solche mit gröfseren Fahrgeschwindig-
keiten sind naturgemäfs empfindlicher in dieser Beziehung
als langsam laufende Handkrahne. Eine Durchbiegung
von 2 mm in der Mitte auf 4 m freitragende Länge
ergiebt z. B. eine Steigung von ~ 1 : 1000 oder eine
rechnerische Erhöhung des reinen Fahrwiderstandes
Abb. 7.
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Elektrisch betriebener- Laufkrahn vom Grusonwerk in der „Krupp-Halle‘.
Traglähigkeit 25 000 kg — Spannweite 22,8 m --- Hubhöhe 12 m.
zweite Katze von geringerer Tragkraft, um} kleinere
Lasten entsprechend schneller heben zu können. Diese
kleinere Laststufe mufs nach den Werkstücken bemessen
sein, die am häufigsten vorkommen; es wäre ein Fehler,
sie unnöthig grofs zu machen. Für Eisenbahnwerkstätten
würde man 2000 kg nehmen können; dies genügt für
Führerhäuser, Wasserkästen, Cylinder u.s.w. In den
grofsen Schmieden der Hüttenwerke dient sie auch zum
Drehen und Wenden grofser Werkstücke. l
Es ist leider ganz allgemein üblich, die Schienen
für die Laufkatze auf den Krahnen und auf den Lauf-
bahnen der Krahne anzunieten, in dem man meist
vierkantig gewalzte, sogenannte Flachschienen verwendet
und glatt versenkte Niete einzieht. Man erzielt dadurch
wohl eine gewisse Verstärkung des Trägers, hat aber
den Nachtheil, dafs man von der Genauigkeit der Auf-
getroffen werden.
um © 33 v. H.! Eslist mir ein Fall bekannt, in welchem
Laufbahnen mit aufgenieteten Fahrschienen unter grofsen
Mühen und Kosten berichtigt werden mufsten, bei dem
die Ansichten des Abnehmers und des Werkes weit
auseinander gingen. Ich möchte annehmen, dafs man
sich über die hier zu verlangende Genauigkeit noch
nicht allgemein klar geworden ist und würde anrathen,
eine Bestimmung hierüber in die Lieferungsbedingungen
aufzunehmen. Auch über die zulässige Gröfse der
Durchbiegung unter der Last müfsten Bestimmungen
Es scheint nämlich empfehlenswerth,
sowohl die Krahnbahnen als auch die Ausleger und
Laufkrahnträger selbst von vornherein mit einer
, Sprengung nach oben zu versehen, damit die Durch-
biegung unter der Last weniger fühlbar wird. Aus-
geführt ist etwas derartiges bei dem grofsen Werft-
No.
bo
12 (No, 625.]
Erbauer
Benrather Maschinen-
fabrik Aktiengesell-
schaft, Benrath bei
Düsseldorf.
Desgleichen.
Desgleichen.
Desgleichen. ,
Desgleichen.
Collet & Engelhardt,
Offenbach a. Main
Duisburger Maschinen-
bau - Aktien - Gesell-
schaft vorm. Bechem
& Keetmann, Duis-
burg.
Düsseldorfer Krahnbau-
Gesellschaft, Liebe-
Harkort m. b. H.,
Düsseldorf - Ober-
cassel.
Desgleichen.
Desgleichen.
Düsseldorfer Ma-
schinenbau - Aktien-
Gesellschaft vorn.
J. Losenhausen,
Düsseldorf-Grafen-
berg.
Desgleichen.
Desgleichen.
Gute - Hoffnungshatte,
Akt.-Ver. Oberhausen.
Desgleichen.
Desgleichen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Ort der
Aufstellung
Haupt-
Maschinenhalle,
Mittelschiff.
Desgleichen
Seitenschifte.
Desgleichen
Seitenschiffe.
Desgleichen
rechtes
Seitenschiff.
Halle der
Ausstellerin.
Haupt-
Maschinenhalle,
rechtes
Seitenschiff.
Desgleichen
Mittelschift.
Desgleichen
linkes
Scitenschiff.
Desgleichen
rechtes
Seitenschiff.
Halle des
Bergbaulichen
Vereins.
Haupt-
Maschinenhalle,
linkes
Seitenschiff.
Desgleichen
rechtes
Seitenschiff.
Halle der
Ausstellerin.
Desgleichen.
Desgleichen.
Desgleichen.
|
Tragkraft
or
1
i
"o
|
|
|
Spannweite
—
ui)
J
21,34
21,34
12,96
12,96
8,9
Die Last
hangt
an
(1. Juli 1903.]
I. Zusammenstellung der Laufkrahne
Anzahl der losen
Rollen
Senkrechte
Hebung
erreicht ?
4 (6) fachem| 2 (3) | Ja. Doppel-
a EH
d 10
Bauart der Die
!
| Sei- [Plattform
| ten- | besteht
aus
Haupt-
Anzahl der
Lauf-Katzen
träger
2 | Blechtrager Fach-| Waben-
Drahtseil trommel | zum werk | blech
(Annähernd) | Ver- |
2(2) fachem I (1) |Nein (Nein) [gleich| Die Angaben in( ) beziehen
Drahtseil
4 fachem | 2 Doppel- 1 | Blechträger Fach-| grots-
Drahtseil trommel werk | maschigem
Wabcn-
blech
desgl. 2 desgl. | | Blechträger Fach-| desgl.
_ werk
Gallscher l Ja l breitflanschiger ` -— zen
Kette Differdinger
I-Träger, |
400 hoch, 300 br.
desgl. e Ja l — oo =
Drahtseil 2 z l Fachwerk, Holz-
gekrümmte | belag
Gurtung oben
|
6 fachem | 3 J|Annähernd| 1 Fachwerk | Fach) Waben-
Drahtseil werk | blech
26 mm
Durchm.
Drahtseil 2 |Ja.Doppel-| I Blechträger Fach-| desgl.
trommel | werk
|
4 fachem | 2 desgl. 1 Fachwerk Fach-| desgl
Drahtseil werk
22 mm
7,6 16 Drahtseile] 3 Nein l I-Träger ` -- -n
von 26 mm NP 55 |
2v.14mm] 1 |
12,96| Gallscher | 1 Ja | | Blechträger | Fach-| Waben-
Kette werk] blech
12,96| Drahtseil 2 | Ja.Doppel-| 1 | Blechträger Fach-| desgl.
Drahtseil trommel werk
17 mm
|
|
= u BR 1 Br Si Se
Gallscher l Ja 3 | Blechträger | nicht --
Kette vor-
han-
desgl. desgl. 2 Blechträger den Je
8 fachem 2 | Ja.Doppel-| I nicht ausgestellt —
Drahtseil trommel
4 fachem
Drahtseil
(1. Juli 1903.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. (No. 625.] 13
der Düsseldorfer Ausstellung.
13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24
Elektrischer Theil Geschwindigkeit
p Z v i
gi GH = beim |
ee ZS =- Bauart | . _ 2 E SE pg
Antrieb ee ie Z V ZS o 2s % 5g mä Gewichte Bemerkungen.
SN D Lieferer eo der nn wu, A se E Z l
gr gs + u m u = — oO pm Gei
Q N O ar TY poten GA. I
= ES Motoren = % = b
ke SW m in der Minute t
| |
elektrisch | seitlich | Union El. Ges. 4 (4) Haupt- | 26 (26) 540 (540)|25 04 — — |Neue Katze 10,5,
ange- (desgl.) | © strom- : 26 (29) 540 154011415) —- = Kralinbuhne SE i
hängt Motoren 745) TIS (525) 18118) = 28,5, zus. 39 E für
. . ; l ER rolle Last; für ange-
sich auf die Katze älterer Bauart. , | 26 | 540 -- | — 60 Jeinschl. d. Motor. Ra a
. © Passend. f
desgl. desgl. | E. A.-G. Lahmeyer 3 — - Kë e == Bo eae og SC Bei geringerer Belastung
xC : erhöhen sich die Ge-
S = 12 | schwindigkeiten noch.
i | 30 Dës Motoren eingekapselt.
3 | |
deeg), | desgl. | E. A.-G. Schuckert 3 — dd -- “ub ae GO )
| D D
desgl. unten | Motoren von Berg- | 3 SE | 6 --- 2,3 — — -— Bauart für weniger stark-
mann, Anlasser 2 axe = 20 ge benutzte Krahne.
von der Union | 6 ae S5 oe 40
El.-Ges. ,
|
an url. desgl. SE | I SC GG =e d -— -— - Se Winde pendelnd aufge-
Katze u.Wagen hi
langt.
von Hand
{
elektrisch SN sn |] Pa as en Se en So an
desgl. seitlich | Helios in Kaln- 3 Haupt- 30 450 3 7 > Katze 8,3, | Wie bei No. 1 3 Das
Gleichstron] ange- Ehrenfeld strom- , 6 600 = 20 ate Krahnhühne Laufkatzengestell ` be:
hängt Motoren 30 600 ge ge 63 124,85, zus.33,15] Steht aus einem Stahl-
| einschl. Motoren Gufsstück von Krupp.
|
elektrisch | desgl. kl. A.-G. vorm. 3 = «= ZO 510 3,6 = -— —
W. Lahmeyer & | 4 OI0 za (202 de
Co., Frankfurt a. M. | . 12 — 600 ge:
Kë
desgl. desgl. Desgleichen 3 | — 20 510 9,3 Yom =e ae) Schnecken- u. Stirnräder-
| | 4 010 eg 266 -- Getriebe.
|- 12 600 — | — 85
von Hand] unten Auf einem fahrbaren Bock zu Montirungszwecken. — Stirnräder-Vorgelege.
Für einen Laufkrahn bce-
| | | stimmt.
|
elektrisch | seitlich | A.-G.Losenhausen 3 85 | 700 we Ih ae = Hub 6,5 m.
ange- selbst 2 900 - me
hangt. | 25. 90 | — — AN
sg |
desgl. desgl. Desgleichen | 4 — 12 600 — — ~- -— Schneckengetriebe.
| 5 800 Se ep Se Hub 6,5 m.
2,5 900 — _ = |
— — — ; — 62
von Hand] unten wes = Bit ege = a ` d ine es SS
desgl. desgl. - - - - ae | — — oe Te _— — Nur zu Montirungs-
zweeken.
desgl. desgl. aw a 2 ak cd ae ae ae
clektrisch = = 9 BR
ag
CN
ot
fe)
N
|
i
|
No.
17
21
22
14 (No 625.)
2
Erbauer
Krupp, Grusonwerk,
Magdeburg-Buckau.
Rheiner
Cie.,
Rheine in Westf.
Ludwig Stuckenholz,
Wetter a. d Ruhr.
Desgleichen.
Desgleichen.
Desgleichen.
Desgleichen.
Maschinen-
fabrik, Windhoff &
G. m. b. H.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE
3 PSA 4 5 6
K
= D Die Last
Ort der E > ?
= angt
Aufstellung d d S
— N an
t m
Halle des 25 | 22,8 | 4fachem
Ausstellers. Drahtseil
34 mm
Durchm.
Maschinenhalle, 10 |12,96] Gallscher
linkes Kette
Seitenschift.
Desgleichen 30 21,34] 6 fachem
Mittelschiff. und Drahtseil
1,5 4 fachem
Drahtseil
Halle der 10 15 4 fachem
Deutzer Gas- Drahtseil
motoren-Fabrik.
Desgleichen 6 14 | Gallscher
Generator-Raum. Kette
17,4 | Gallscher
Halle des 25
Bochumer Kette
Vereins. 100 mm Theil.,
6 Lamellen,
40 mm Bolzen
6 fachem
Drahtseil
Desgleichen. 25 17,4
nhau Gesellschaft |
LIEDE -8
E PR Ui | UA,
Jragzkr 1000 Kea.
UND BAUWESEN.
3 la Doppel I
trommel
l
E
~
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a
u
o SEN
u EN -
I NSIN
‘nie? Actin. _ RR
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E
an) ewe --
TTC eh "a
SZ TN
ee
M
d
KR
ıo Tonnen-Laufkrahn von Liebe-Harkort im Seitenschiff der Maschinenhalle.
[1. Juli 1903.]
11
ajos poj m n
a Bauart der
= _ |Senkrechte P D |
a x — 2 Sei-
o S| Hebung |< x Haupt-
Ex Ne EK SE
< erreicht? = = |
< träger
2 |Ja.Doppel-| 1 Fachwerk Fach-
trommel werk
| | Blechträger | Fach-
ı werk
3 1Ja.Doppel-| 1 Blechträger Fach-
trommel werk
2 desgl.
2 desgl. l Blechträger Fach,
| werk
|
l Ja | I Normal- —
profil 45
l desgl. I Blechtrager Fach-
werk
Blechtrager | Fach-
‚werk
12
Die
Plattform
besteht
aus
8€-
lochtes
Blech
Waben-
blech
8€-
lochtes
Blech
desgl.
nicht
vor-
handen
8€-
lochtes
Blech
desgl.
(1. Juli 1903.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [No. 625.] 15
3 | «a [ bB 16 mm
Elektrischer Theil
ep E
=o o
Antrieb E E Ss | mau È T
. . ~ D — eg as =É
e " Lieferer E 2 : der o E
U N ; : E
g a = Motoren ™ ®
elektrisch | seitlich | Siemens & Halske 3 Haupt. 27
ange- A.-G. strom- 2,5
hängt Motoren 27
500 V
desgl. — EL A.-G. vorm. 3 se
Lahmeyer, geg
Frankfurt a. M. ` =
elektrisch | seitlich | Helios in Köln- 4 Haupt- 30
ange- Ehrenfeld | . strom- 30
hängt | Motoren! 15
| 200 V 34
desgl. — El. A.-G. ee: en. Be
Schuckert | Së
von Hand| unten ER BR Bä Ge
desgl. auf den = i = d
Lauf- |
stegen |
elektrisch | seitlich E. A.-G. A =- - 21.
ange- Schuckert | 10
hängt | | Ä 21
Abb.
ER 21,340 m
Elektrisch betriebener Laufkrahn von 30 000 kg EE im Mittelschiff der Maschinenhalle. Bechem & Keetman.
Hammerkrahn von Bechem & Keetman, der
im Modell (Mafsstab 1 : 30) und in Abbildungen aus-
Be! war. Er gehört zu den gröfsten Krahnen der
elt und hat inzwischen seine Probe nach der Voll-
endung auf der Krupp’schen Germaniawerft in Kiel
glänzend bestanden.*) Bei diesem Krahn hat der Aus-
leger, dessen längerer Arm eine Ausladung von ~ 38 m (!) `
besitzt, von m 21 an einen Knick in der Oberkante |
erhalten; er steigt von hier in grader Linie an und `
liegt mit dem Endpunkt 225 mm höher als in der Mitte,
was einer NOE INE von 1‘: 75 im unbelasteten Zustande
*) S. Ernst, Zeitschrift Deutscher Ingenieure. 1903.. S. 1848.
19 20 21 22 23 24
Geschwindigkeit
Sy beim
w z
== c © = e, = er A
F = x S £ | Sp Gewichte Bemerkungen.
fe V <3
E dër Qe re
SS 2s m in der Minute t
| ;
400 3 BR = Bühne 30,9, | Nur Stirnräder-Getricbe.
635 = 15,4 E Katze 9,17, | Hubhohe 12 m.
710 — — 19 Flasche 686 kg
= 3 => 22 ae Stirnräder.
Ge - 19 -. |
Be = Ls 10
620 2,6 eek, ` te Schnecken- u. Stirnräder-
620 11 Pare ae ae Getricbe.
i |
680 — 40 | —
= -- `" gp
700 20 u Er er Schnecken- u. Stirnräder-
715 4 oœ | ae Getriebe.
— Bm * zei: ee SSC 60 kg am Haspelrade cr-
zielen mit ciner Um-
drehung 14 mm Hub
der vollen Last.
= = -e 4 4 Mann für die volle Last.
3 faches Vorgeicge.
a OR > S
ete -- | 40 —
rs e pi 80
9.
— mcnn. - —_ . + -=o zemmer ems
entspricht. Dadurch win die Durchbiegung unter der
gröfsten Last soweit unschädlich gemacht, dafs die
Katze nicht selbstthätig nach aufsen abrollen kann.
B. Laufkrahne.
Das Mittelschiff der grofsen Machinenhalle enthielt 3,
die beiden Seitenschiffe zusammen 9 Laufkrahne, welche
auf denselben durchgehenden Bahnen in 11 m und in
den Seitenschiffen in 6,7 m Höhe über dem Fufsboden
angebracht waren.
Ferner enthielten die Halle der Gute-Hoffnungs-
Hütte 3, die Halle des Bochumer - Vereins 2, die
Krupp’sche Halle, die Halle des Bergbaulichen Vereins
16
und di
(No 625.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. It. Juli 1903.)
e Hallen der Deutzer Gasmotorenfabrik je
einen Laufkrahn. Aufserdem waren von dem Ben-
rather Werk und von Losenhausen ın ihren Sonderaus-
Elektrisch angetriebener Laufkrahn von 25 ooo kg Tragfähigkeit im Pavillon des
TA Deg
eug
Ka
~
m
=
Führerko
Abb. 10.
stellungen noch eine Anzahl Laufkrahne für sich aus-
gestellt.
Die Hauptaltmessungen und wichtigsten Anordnungen
der meisten Laufkrahne `
sind aus der Zusammen-
stellung ] zu entnehmen.
Die vorherrschende
Anordnung ist die mit
elektrischem Antrieb,
der sich seit Jahren
grade für Laufkrahne
als vorzüglich geeignet
erwiesen hat; und zwar
bevorzugt man jetzt all-
gemein die Drei-Mo-
toren-Bauart. Sie ist
A zwar immer noch etwas
B Kat, KE theurer bei der An-
"e schaffung, giebt aber
höhere Wirkungsgrade
und ist weit leichter zu
bedienen, namentlich
wenn die Motoren, wie
meist üblich, vor- und
rückwärts laufen. Die
gröfseren Laufkrahne
haben sogar zum Theil
einen 4. Motor für die
Hilfswinde erhalten.
Kar, Ganz allgemein ist
NEN. das Streben nach grofser
A DUSSELBORT vm ` Geschwindigkeit ersicht-
ee jich, namentlich für die
Längsbewegung des
Bochumer Vereins. L. Stuckenholz. ganzen Krahns; letzterc
Abb. 11.
Teen Eege
t Aaii
ars aN
Sea
GE.
rb eines Mehrmotoren-Laufkrahnes. L. Stuckenholz.
findet man auf 60 bis
85 m in der Minute gesteigert; die Laufkrahne
werden eben vielfach nicht mehr als reines Hebezeug,
sondern auch zugleich als Transportmittel innerhalb
der Grenzen ihrer Bahn verwendet. Während der
Aufstellung der Maschinen in der Düsseldorfer Haupt-
maschinenhalle mufsten die Laufkrahne sogar Verschub-
Dienst thuen. Wenn ein Güterwagen in dem Mittelgleis
zu bewegen war, so wurde einer der 30-Tonnen-Krahne
herangepfiffen, sein Schlingzeug an dem Zughaken
befestigt und dann konnte die Reise losgehen.
Um die grofsen Geschwindigkeiten, zu deren all-
gemeinerer Anwendung die Pariser Weltausstellung
den Anstols gegeben hat, zu erreichen, ist es, wie
Kammerer gezeigt hat, nöthig:
1. langsam laufende Motoren von grofser Anzugskraft
zu verwenden, da bei schnelllaufenden der gröfste
Theil des Anlaufsmomentes für die Anker-Be-
schleunigung verzehrt wird;
2. die gröfsere Uebersetzung in die langsam laufenden
Räder an der Trommel und die kleinere in das
Vorgelege am Motor zu verlegen, um die schnell-
laufenden Massen zu verringern.
Beide Anordnungen vertheuern naturgemäfs die
Gesammt-Anordnung. Dagegen wird die Bremsung und
das genaue Anhalten dadurch erleichtert. Nebenher
geht das Bestreben, den Wirkungsgrad der Getriebe
möglichst hoch zu bringen. Die Verwendung gefräster
Zahnräder wird immer allgemeiner. Manche Werke
verwenden mit Vorliebe ausschliefslich Stirnräder und
erreichen auf diese Weise, wie die Messungen in
Düsseldorf ergaben, die höchsten Wirkungsgrade.
Andere sind seit Jahren bemüht, die Schneckengetriebe,
die ihrerseits den Vorzug geräuschlosen und stofsfreien
Ganges für sich haben, zu vervollkommnen. Man macht
z. B. den Rückdruck unschädlich, indem man die
Schneckenwelle gegen ein Kugellager abstützt. Bechem
& Keetman haben bei der Winde für den erwähnten
grolsen Werftkrahn je eine Rechts- und Links-Schnecke
auf dieselbe Welle gesetzt, sodafs sich der Längsdruck
vollständig ausgleicht, jedenfalls eine vortreffliche An-
ordnung für den Antrieb von Doppeltrommeln. Ferner
hat es sich als vortheilhaft erwiesen, Trommeln und
Laufräder auf festen Wellen statt in Zapfen zu lagern.
(1. Juli 1903.)
Die genaueste Werkstatts-Arbeit macht sich bezahlt
und giebt mefsbare Ersparnisse.
Um einen leichten Gang des Windwerks zu erzielen,
mufs ferner die Katze steif und unnachgiebig sein, damit
die parallele Lagerung aller Wellen und Achsen erhalten
bleibt. Eine beachtenswerthe Neuerung sind die Lauf-
katzen-Gestelle, die aus einem einzigen Gufs-
stück bestehen, und zwar aus Stahlformgufs von Krupp.
Mit einem solchen Katzengestell war der 30 Tonnen-
Krahn von Bechem & Keetmann in der Maschinenhalle
versehen. Ein ganz gleiches Stück war zur bequemeren
Betrachtung von Krupp in seiner Halle ausgestellt; es
ist in Abb. 6 wiedergegeben. Sie ist sogar noch leichter
als ein genietetes Gestell. Die beiden Schilde mit allen
Abb.
175,0 m
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Laufkrahn zum Verladen 15 m langer Trager in Kamenskoje.
wagerechten und senkrechten Verbindungen, Lager-
böcken und Augen bilden ein einziges, so zu sagen
starres Ganze von 2100 kg Gewicht. Nur der Haupt-
Querbalken ist getrennt hergestellt, aber kühner Weise
nicht geschmiedet, sondern ebenfalls aus Stahlgufs.
Man sieht daraus, bis zu welcher Sicherheit man in der
Herstellung des Stahlformgusses gelangt ist, wenn
unsere ersten Werke dazu übergehen, die tragenden
Theile der Hebezeuge daraus herzustellen! Und wenn
es nicht diese ersten Werke wären, würde man versucht
sein, es als ein Wagnifs abzulehnen.
Die Anwendung der grofsen Fahrgeschwindigkeiten
bedingt ferner ein sehr steifes Krahngerüst. Es werden
daher meist die seitlichen Nebenträger, auf denen die
Plattform ruht, mit den Haupttragern in geeigneter
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Lk 1
TEE TEE
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DEE ORK.
s EE E y ga E a eens meee Te -——- = AL
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FERN
(No, 625.) 17
Weise querüber mehrfach verbunden, sodafs sie diese
aussteifen und mit ihnen zusammen einen kastenförmigen
Träger bilden. Der gröfseren Leichtigkeit und des
besseren Aussehens wegen werden diese Nebenträger
stets aus Formeisen fachwerkartig zusammengesetzt,
während die Hauptträger der Mehrzahl nach als voll-
wandige Blechträger ausgeführt sind. Es will mir als
ein Vorzug erscheinen, wenn einzelne Werke (vgl. die
Zusammenstellung I, Spalte 10), wie z. B. das Gruson-
werk an dem Laufkrahn in der Krupp-Halle, auch
die Hauptträger in Fachwerk gebildet haben, wie
Abb. 7 erkennen läfst. Der Werkstattsraum wird durch
einen so durchbrochenen Träger viel weniger verdunkelt
unddas Geräusch, dasschnellfahrende Krahne verursachen,
Ir,
I worry 40
I en er “1295 * 4278
Fme D
j 7 ae :
IK NIX TNX TSN
LZA SR a ar DRA SRK DIQK Laufkrahne
"Ss für eine Helling-Anlage.
Bechem & Keetman.
Bechem & Keetman.
wird wesentlich gemildert. Dazu wird der brückenartige
Träger leichter und, wenn man in der Bauhöhe nicht
etwa sehr beschränkt ist, kaum theurer als ein Blech-
träger. Aus den gleichen Gründen sind auch die Fahr-
bahnen in der Maschinenhalle nicht aus vollwandigen
sondern aus Fachwerkträgern hergestellt worden, weil
sie zum Theil vor den Fenstern liegen.
Bei kleineren Spannweiten und Lasten tritt an die
Stelle der genieteten Träger das Formeisen in seinen
schwereren Profilen. Hier mufs es als ein wesentliches
Verdienst der Benrather Maschinenfabrik angesehen
werden, die Differdinger breitflanschigen Doppel-
Träger nach Patent Grey in den Hebezeugbau
eingeführt zu haben. Sie stellte im rechten Seitenschiff
der Maschinenhalle einen Laufkrahn von 10 Tonnen
an Google
18 (No 625.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. (1. Juli 1903.]
Tragkraft und rund 13 m Spannweite aus, dessen | momente war kürzlich im Centralblatt der Bauverwaltung
Hauptträger aus je einem Differdinger-Träger, Profil 40 | veröffentlicht. |
(400 mm Höhe bei 300 mm Flanschbreite), ohne jede In folgender Zusammenstellung II ist ein Vergleich
Seitenversteifung hergerichtet waren. Hinter ihrer | zwischen ' einigen Normal- und Breitflansch -Profilen,
eigenen Ausstellungshalle war ferner ein 16 m frei- ` angestellt. Man ersieht daraus, dafs diese bei gleicher
tragendes Laufkrahngerüst für 10-Tonnen-Laufkrahne | Höhe in beiden Richtungen erheblich stärker,
aufgestellt; die eine Bahn bildete ein genieteter Blech- | aber natirlich auch schwerer sind als Normalprofile.
trager, die andere ein Differdinger-Trager. Ersterer Bei gleichen Gewichten fällt ein Breitflanschträger
wiegt œ 5500, der Breitflansch-Träger dagegen nur niedriger aus, und ist in senkrechter Richtung etwas
co 4000 kg. Seine Höhe beträgt 750 mm. Die vier ` schwächer, gegen wagerechte Kräfte dagegen erheblich
Tragsäulen des Gerüstes waren gleichfalls Breitflansch- ; stärker als das Normalprofil. Bei Trägern endlich
Träger von 300 mm Breite und Höhe. von gleichem Widerstandsmoment gegen senkrechte
Diese Grey-Träger walzt die Deutsch-Luxem- | Kräfte wird der Breitflanschträger niedriger und etwas
burgische Bergwerks- und Hütten-Aktien-Gesell- _ schwerer; gegen wagerechte Kräfte ist der Grey-Träger
schaft in Differdingen, Luxemburg, nach einem be- : in jeder Beziehung vortheilhafter. Sie sind also da am
sonderen Verfahren von 240 bis 750 mm Höhe.*) Eine ` Platze, wo es auf gröfsere Seitensteifigkeit und auf
Tafel der Abmessungen, Gewichte und Widerstands- : Einschränkung der Bauhöhe in erster Reihe ankommt.
II. Zusammenstellung einiger Differdinger und normaler ]-Träger.
Höhe |Flansch-| Quer- |Gew. pr. Tragheits- | Widerstands- \ + J
Profil MIC] E CA lds wie) en a J----4--W.
: b hih | wm | w i |
mm mm qcm kg cm? | cm! cm? | cm? W,
Differdinger No. 24 240 240 96,8 76 10260} 3043] 855 | 254
Normal No. 24 240 106 46,1 35,9 | 4239| 220| 353 41,6 gleiche Bauhöhe.
Normal No. 36 360 143 97 75,7 119576 817| 1088 | 114 gleiches Gewicht.
Differdinger No. 42%, 425 300 213,9 167,9 168249 | 10078] 3212 | 672:
Normal No. 421/, 425 163 132 103 36 956| 1433| 1739 | 176 gleiche Bauhöhe.
Normal No. 55 550 200 212 166 99 054; 3486| 3602 349 gleiches Gewicht.
Bei gleicher Bauhöhe ist der Differdinger Träger tragfähiger in beiden Richtungen, aber auch schwerer.
Bei gleichem Gewicht ist der Differdinger Träger senkrecht etwas schwächer, wagerecht erheblich stärker.
Bei gleichem Widerstandsmoment für senkrechte Kräfte ist der Differdinger Träger nur wenig schwerer,
aber seitlich bedeutend steifer und hat kleinere Bauhöhe.
*) Es verlautet, dafs solche Träger bis 1 m Höhe gewalzt | Zur Abdeckung der Plattformen wird vorwiegend
werden sollen. In einem Anbau der Haupthalle hatte die Maschinen- durchlochtes Blech verwendet. Am besten macht sich
fabrik Eduard Laeis & Co. in Trier an der Mosel eine für sechseckig und recht grofs gelochtes Blech,
Differdingen bestimmte Warmsäge von mächtigen Abmessungen Wabenblech“ genannt wie es bereits mehrere Werke
ausgestellt, auf welcher Träger bis zu dieser Höhe geschnitten d d hes . li h Tichtdnrchläss; ht t
werden können. Die Kreissäge lagert in einem wagerecht beweglichen VET WENGEN; s ist ziemlich lichtdurc IB SIE gu
Schlitten und wird durch einen Elektromotor getrieben. Der Vorschub aus und verdient vor den älteren enggelochten Vierpafs-
erfolgt hydraulisch. Einige Abschnitte von Breitflansch- Trägern Mustern den Vorzug. Einige der Düsseldorfer Lauf-
standen in der Nähe. krahne sind in Abb. 8 bis 13 dargestellt. (Forts. folgt.)
Ueber die Erhöhung der Ladefähigkeit der offenen Güterwagen bei den
preulsischen Staatsbahnen.
Von Schwabe, Geheimer Regierungsrat a. D.
Unter vorstehender Ueberschrift veröffentlicht Re- jedoch bis einschl. 1900 bereits 3,4 Milliarden Mark ab-
gierungs- und Baurat Dorner in Essen in No. 23 der geschrieben waren, bei einer Durchschnittsdividende
Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen im letzten Jahrzehnt von 6,589 pCt: nicht nur als das
eine Abhandlung, welche sich zwar lediglich mit der ; grofsartigste und ertragreichste, sondern auch, wie wir
eisenbahntechnischen Seite dieser hochwichtigen Frage gern anerkennen, als das am besten geleitete Transport-
beschäftigt, dessenungeachtet aber als ein wertvoller unternehmen anzusehen ist.
Beitrag zur Klärung derselben anzusehen ist. Leider | Aber es ist nicht minder richtig, dafs dessenunge-
wird das Urteil über die gegenwärtige Sachlage und achtet die Bau- und Betriebskosten noch weiter ermäfsigt,
das weitere Vorgehen dadurch erschwert, dafs über die sowie die Einnahmen und Erträgnisse noch gesteigert
neuerdings in Essen und Kattowitz stattgefundenen werden können, wenn nach dem Vorgange der amerika-
Beratungen nur kurze Mitteilungen gemacht werden, nischen Bahnen mit der weiteren Erhöhung der Lade-
und aufser den wiederholten Anregungen seitens des fähigkeit der offenen Güterwagen und Einführung der
Abgeordneten Macco, den Verdffentlichungen von Selbstentladung vorgegangen wird. Auch unterliegt es
Glasenapp über amerikanische, sowie von Frahm über keinem Zweifel, dafs mit der weiteren Verzögerung
englische Verhältnisse, alle sonstigen Schritte keine dieser Reform sich steigende Verluste für die Staats-
Berücksichtigung gefunden haben. eisenbahnverwaltung ergeben.
Es erscheint daher zunächst notwendig, nochmals Dies ist indessen nur die eine — fiskalische —
auf die Ziele einzugehen, die als Ausgangspunkt der Seite, nicht minder wichtig ist auch die — wirtschaft-
in Rede stehenden Reform anzusehen sind. | liche — Seite dieser Reform. Die auf den amerikanischen
Es ist richtig, dafs die preufsische Staatseisenbahn- : Bahnen bereits in grofser Ausdehnung eingeführte Be-
verwaltung bei einer Länge von 30267 km, einem ' förderung der Massengüter: Kohlen, Erze usw. in
Anlagekapital von 7,9 Milliarden Mark, von welchem | geschlossenen Zügen aus Wagen von 50 t Lade-
(1. Juli 1903.)
fähigkeit mit Selbstentladung bestehend, haben nicht
nur die Leistungsfähigkeit der amerikanischen Bahnen
in hohem Grade gesteigert, sondern auch eine wesent-
liche Verminderung der Selbstkosten zur Folge gehabt,
so dafs die Bahnen, mit veranlafst durch den gegen-
seitigen Wettbewerb, sowie durch den Einflufs der
Wasserstrafsen, ohne langes Zögern zu aufserordent-
lichen Tarifermäfsigungen übergegangen sind.
Es klingt für uns, die wir daran gewöhnt sind,
einen Tarifsatz von 2,2 Pf. für ein 1 tkm als Notstands-
tarıf bezeichnet zu sehen, fast märchenhaft, dafs die
amerikanischen Bahnen Massengüter in geschlossenen
Zügen zu dem Satze von 0,64 Pf. für 1 tkm befördern,
bei den Carnegiebahnen sogar nur 0,4 Pf. für die eigenen
Werte, und doch ist dem so.
Diese Tatsache, sowie der Umstand, dafs der
atlantische Ozean trotz der 6660 km betragenden Ent-
fernung zwischen Hamburg und New York durch die
beispiellos niedrigen Seefrachten bis herunter zu 3M.
für It oder 0,045 Pf. für 1 tkm überbrückt ist und uns
nur noch geringen Schutz gewährt, macht es zur
gebieterischen Notwendigkeit, uns gegen die Vereinigten
Staaten, den gefährlichsten Mitbewerber auf dem Welt-
markt, wirtschaftlich zu rüsten.
Dies kann aber, abgesehen von den Handels-
verträgen und so lange der Ausbau der Wasserstrafsen
noch nicht erfolgt ist, was wohl erst nach einem Jahr-
zehnt zu erwarten sein wird, nur durch eine Ermäfsigung
der Eisenbahntarife erreicht werden.
Hierzu bietet die Erhöhung der Ladefähigkeit der
Güterwagen und die Einführung der Selbstentladung
die denkbar günstigste Gelegenheit, weil mit dieser
Reform gleichzeitig weit überwiegende finanzielle Vor-
teile für die Eisenbahnverwaltung verbunden sind.
Dies vorausgeschickt können wir nunmehr auf die
technische Seite der Frage näher eingehen, indem wir
dabei auf die nachstehende Uebersicht der preufsischen
Staatsbahnen Bezug nehmen.
Einnahme ım
Sonstige | Gesamt-
Personen- | Güter- Ein- Ein- ate
| verkehr nahmen | nahmen eg
in schüsse
Millionen Mark | Millionen Mark
i | |
1890/91 | 228,75 | 610,0 | 41,65 ; 880,4 | 115,5 | 60,50
1891/92 | 237,2 | 627,45 46,15 910,8 | 99,1
1892/93 | 234,8 632,5 | 43,80 911,1 | 1188
1893/94 | 247,9 658,6 51,20 951,7 | 162,8
1894/95 | 2508 | 6655 | 20,70 | 9460 | 1715
1895/96 | 273,9 : 697,2 14,6 1012,5 | 258,9
1896/97 | 290,7 134,1 14,6 1099,5 | 306,5
1897/98 | 319,2 185,9 83,9 1188,6 | 329,9
1898/99 | 341,9 836,9 85,1 1263,4 | 351,2 |
1899 358 885,6 96,2 1339,8 | 384,2 |
1900 384 922,8 | 85,5 1392,3 | 396,3
1901 383,4 884,2 | 86, | 1353,7 | 414
Regierungsrat Dorner bemerkt in der erwähnten
Abhandlung, dats die Erfolge der amerikanischen Eisen-
bahnen in der Verbesserung der Einrichtungen für den
Massenverkehr in zweifacher Hinsicht besonders
auffällig sind: 1. in Hinsicht auf die Verringerung
der toten Last der Wagen und 2. in Hinsicht auf
ihre schnelle Ent- und Beladung und führt in
ersterer Beziehung folgende Beispiele an:
Preufsische Staatsbahnen
Verhältnis des
Ladefähigkeit Eigengewicht Eigengewichts
zur Ladefähigkeit
10 t 6,3 1: 1,59
15t 8,4 1: 1,8
30 t 16,0 1:1,9
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
Se ee ee ee
[No. 625.] 19
Amerikanische Bahnen
nach Glasenapp Verhältnis des
Ladefahigkeit Eigengewicht ee
30 t 12,5 1: 2,4 |
nach Macco
40t 13,3 1 : 3,3
50 t 16,67 1: 3,3
Wir können diese Angaben noch durch die Mit-
teilung ergänzen, dafs auf der unter dem Einflufs der
Carnegiegruppe stehenden Eisenbahn Pittsburg-Conneaut
(Eriehafen) mit einer langen und starken Steigung Erz-
züge verkehren, welche nur aus 25 Wagen bis zu 50t
Ladefahigkeit und einem Eigengewicht von nur 12 t
bestehen. Das Verhältnis zwischen Eigengewicht und
Ladefähigkeit ist 1 : 4,17 und mufs daher als aufser-
ordentlich günstig bezeichnet werden.
Ist auch nicht daran zu denken, dafs bei einer Lade-
fähigkeit von nur 30t ein gleich günstiges Verhältnis
erzielt werden kann, so zeigen doch die schon Anfang
der 70er Jahre von der Niederschlesisch- Markischen,
Breslau- Freiburger- und Rechte-Oder-Ufer-Bahn be-
schafften eisernen 15t- Wagen, bei welchen das Ver-
hältnis zwischen Eigengewicht und Ladefähigkeit 1 : 2,87
betrug, dafs auch bei den 30 t-Wagen ein günstigeres
Verhältnis als 1:1,9 zu erreichen sein wird, wie ja auch
die in der Ausführung begriffenen, aus geprefstem Stahl-
blech herzustellenden 20t- Wagen ein Eigenwicht von
nur 8t haben sollen, somit ein Verhältnis von 1 :2,5
zwischen Eigengewicht und Ladefähigkeit zeigen.
Mit der Verringerung der toten Last vermindern
sich natürlich auch die Beschaffungskosten der Wagen,
sowie die Kosten der Zugförderung. Leider besitzen
wir darüber noch keine Ermittelungen, aber nach den
Angaben des Bauinspektor Frahm werden die Er-
sparnisse an Lokomotivkraft zu ne und an Er-
neuerungskosten der Wagen zu 50 p geschätzt.
Es ist ferner unerwähnt geblieben, dafs mit der
d
Ver-
| uf ei | Für jede Güter-
K Beförderte, EES T ame a. | or jede Gate
Betriebs- MAME Güter | ist durch- agen Deeg?
u schnittlich | achse " Nettolast
Koeffizient Zoe gege befanden kommen denen
: Kapitals Achskilo- Zustande
‚in pCt. | monnen km meter Ä Tonnen
5,38 | 1382 116,75 | 37217 , 37
58,83 506 ` 1464 | 114,73 16659 38
61,64 5,03 147,7 114,4 15 913 3,9
59,20 9,15 154,0 115,0 16 291 3,9
58,8 5,67 160,0 111,8 16 124 | 3,9
54,83 6,15 187,4 116,6 16 721 3,85
54,17 1,15 | 205,2 | 112,6 16 653 | 3,83
55,27 7,14 | 217,5 | 113,1 | 16745 | 3,93
57,53 : 7,07 233,1 | 115,1 16675 | 4,0
57,95 , 7,28 | 248,2 | 116,2 16 814 | 4,0
59,48 1,14 265 / 117,10 ; 16566 4,16
61,75 | 6,41 259,4 | — — —
Erhöhung der Ladefähigkeit der Wagen die Länge der
Züge verkürzt, die Menge der auf den Gleisen aufzu-
stellenden Fracht vergrölsert und dadurch die Leistungs-
fähigkeit der Bahnhöfe erhöht wird. Welchen Einfluls
dies auf die Einschränkung der Bau-, Unterhaltungs-
und Betriebskosten der Bahnhöfe haben wird, kann nur
von Fall zu Fall entschieden werden. Indessen lälst
doch die im Abgeordnetenhause vom Eisenbahnminister
Budde gemachte Mitteilung, dafs allein im Direktions-
bezirk Essen der Umbau der Bahnhöfe die Summe von
88 Millionen Mark erfordert hat, erkennen, von welcher
Bedeutung diese Frage ist.
Aber ganz abgesehen von den Kosten zeigt doch
das Beispiel von der Schliefsung des Potsdamer Bahn-
hofs in Berlin für den Kohlenverkekr, und Ueberweisung
dieses Verkehrs nach dem Anhalt-Dresdener Bahnhofe,
um vielleicht nach einem Jahrzehnt von dort nach
20 (No, 625.)
Tempelhof verwiesen zu werden, von welcher aufser-
ordentlichen Bedeutung es für den öffentlichen Verkehr
ist, durch intensivere Ausnutzung der Gleisanlagen die
günstig gelegenen Bahnhöfe lo lange als möglich zu
erhalten.
Wir besitzen leider keine Aufzeichnungen darüber,
welchen Einflufs auf Verminderung der Betriebsausgaben
die seit Anfang der 90er Jahre erfolgte Einführung der
15- Wagen gehabt hat, aber die Tatsache, dafs der
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Betriebs-Koeftizient von 60,50 pCt im Jahre 1890/91 auf |
54,17 pCt. im Jahre 1896/97 gefallen ist, und erst in den
letzten Jahren infolge Steigerung der Gehalte und Löhne,
sowie der Kohlen- und Eisenpreise u. s. w. wieder ge-
stiegen ist, dabei aber immer noch erheblich günstiger
ist, wie bei allen übrigen deutschen Staatsbahnen, dürfte
auf den Einflufs der höheren Tragfähigkeit zurückzu-
führen sein.
Was endlich die Selbst- oder Schnellentladung der
Wagen anbetrifft, die nicht nur in Amerika, sondern
auch auf den englischen Bahnen allgemein eingeführt
ist, und die auch bei uns früher oder später allgemein
zur Anwendung kommen mufs, weil es undenkbar ist,
dafs die bei uns aufser in den Häfen allgemein übliche,
zeitraubende und kostspielige Entladung mit der Schaufel
für alle Zeiten beibehalten werden könnte, so ist es
wenn auch nicht unmöglich, so doch jedenfalls sehr
schwierig, über die mit der Selbstentladung verbundene
Abkürzung der Entladefristen und die dadurch zu
erreichende Beschleunigung des Wagenumlaufes bezw.
die Verringerung des Wagenbedarfs einigermafsen zu-
verlässige Angaben zu machen.
Von welcher grofsen Bedeutung es jedoch ist, eine
Besserung anzustreben, lehrt die Tatsache, dafs die Zahl
der jährlich auf eine Güterwagenachse kommenden
Achskilometer fast gar keinen Fortschritt zeigt, in den
11 Jahren von 1890/91 nur zwischen 15913 km und
17217 km schwankt und im Durchschnitt 16580 km be-
trägt, sodafs bei 300 Betriebstagen nur etwa 55 km auf
den Tag kommen. Auch läfst die im Organ für
die Fortschritte des Eisenbahnwesens enthaltene An-
gabe, dafs in einem gegebenen Falle bei Anwendung
Talbot’scher Selbstentlader mit 20 derselben dieselbe
Transportleistung erzielt werden kann, welche bei Be-
nutzung der gewöhnlichen 15t- Wagen 30 Stück er-
fordert, schon einigermafsen erkennen, welche Ver-
minderung des Wagenbedarfs bei den verschiedenen
Transportentfernungen zu erreichen ist, und welche
Ersparnis auf den preufsischen Staatsbahnen bei einem
Bestande von rd. 200 000 Kohlen- bezw. offenen
Güterwagen mit einem Neubeschaffungswert von rd.
500 Millionen Mark erzielt werden kann.
(1. Juli 1903.)
Sind wir nunmehr, nachdem wir bereits einige Jahre
verloren und die Amerikaner einen immer gröfseren
Vorsprung in der Verbilligung der Güterbeförderung
gewonnen haben, soweit gekommen, dafs die Vorteile
der höheren Ladefähigkeit und der Selbstentladung nicht
mehr bestritten werden, so scheint doch nach den
Ausführungen des Regierungsrat Dorner noch voll-
ständige Ungewifsheit darüber zu herrschen,
l. ob die Erhöhung der Ladefähigkeit und die Selbst-
entladung a) allgemein eingeführt oder b) auf die
Beförderung der Massengüter in geschlossenen
Zügen beschränkt werden soll, |
2. ob die Erhöhung der Ladefähigkeit im Fall a auf
20 t und im Fall b auf 25—40 t erfolgen soll,
3. ob für die Selbstentladung die amerikanische,
Talbot’sche oder die englische Bauweise zur An-
wendung kommen soll,
4. welche Entschädigung in Form einer Tarif-
ermäfsigung den Verkehrsinteressenten für die
Aenderung der Be- und Entladungsvorrichtungen,
sowie für die Unbequemlichkeiten zugesprochen
werden soll, welche mit dem Bezuge gröfserer
Mengen in einer Sendung verbunden sind.
Es unterliegt keinem Zweifel, dafs die grofsen
Schwierigkeiten, welche der Durchführung dieser Reform
entgegenstehen, wesentlich vermindert werden, wenn
dieselbe zunächst auf die Beförderung der Massengüter
in ganzen Zügen beschränkt wird, und wenn zunächst
solche Zugverbindungen ausgewählt werden, bei denen
ein gleichmäfsiger Verkehr während des ganzen Jahres
stattfindet, sodals die Züge in voller Stärke zwischen
Versand- und Empfangsstation hin- und herlaufen, und
Rangierarbeiten nicht erforderlich sind. Wird damit
begonnen, in jedem der industriellen Reviere zunächst
eine Zugverbindung mit Wagen von hoher Ladefähigkeit
und Selbstentladung einzurichten, so wird es dann an
der Hand der damit gewonnenen Erfahrungen leicht
sein, um so schneller mit der weiteren Ausdehnung
dieser Reform vorzugehen, auch wird sich dann um so.
sicherer beurteilen lassen, ob für den allgemeinen
Verkehr die Erhöhung der Ladefähigkeit über 15 t hin-
aus ausführbar ist. Ä
Schliefslich darf nicht unerwähnt bleiben, dafs mit
der Beförderung der Massengüter in geschlossenen
Zügen aus Wagen von hoher Ladefähigkeit auch die
Sicherheit des Betriebes erhöht werden kann, wenn
diese günstige Gelegenheit benutzt wird, die Züge mit
durchgehenden Bremsen und selbsttätigen Kupplungen
auszurüsten, Verbesserungen, die von den amerikanischen
Bahnen, trotz des ungeheuren Wagenparks, schon zum
gröfsten Teil eingeführt worden sind. Ä
Entscheidung des Reichsgerichtes betreffend Nichtigkeitserklärung des
D. R. Patentes No. 80974 von Otto Schlick in Hamburg übertragen auf die
Stettiner Maschinenbau-Actiengesellschaft „Vulkan“ in Bredow bei Stettin.*)
Im Namen des Reichs.
In der Patentstreitsache der Stettiner Maschinenbau-
Actiengesellschaft „Vulkan“ zu Bredow bei Stettin,
vertreten durch ihren aus den Direktoren Flohr, Zimmer-
mann und Stahl bestehenden Vorstand, Beklagte und
Berufungsklägerin,
wider
den Schiff- und Maschinen-Inspektor der Mannheimer
Dampf - Schleppschiffahrtsgesellschatt Philipp Kippen-
han, Klager und Berufungsbeklagten,
hat das Reichsgericht, 1. Civilsenat in der Sitzung vom
4. März 1903, an welcher teilgenommen haben der
Präsident Dr. Bolze und die Reichsgerichtsräte Dr. Reh-
bein, Planck, Hofman, Dr. Hagens, Dr. Sprecher von
Bernegg, Dr. Düringer für Recht erkannt:
*) Vgl. unsere früheren Mitteilungen über das Schlick’sche
Patent im Jahre 1900: No. 553, 555, 557, 558, 560 und 564 der
Annalen, im Jahre 1901: No. 568 und 571, im Jahre 1902: No. 596.
Die Red.
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Die Entscheidung des Kaiserlichen Patentamtes vom
20. März 1902 wird wie folgt abgeändert:
Der Nichtigkeitskläger wird mit der erhobenen
Nichtigkeitsklage abgewiesen und verurteilt, die Kosten
der ersten Instanz und des Berufungsverfahrens zu
tragen.
Rechts
Tatbestand.
Auf Antrag des Ingenieurs, Konsul Otto Schlick in
Hamburg vom 9. November 1893 ist demselben das
Patent No. 80974 erteilt worden. Die Ueberschrift
lautet: „Mehrcylindrige Kraftmaschine mit durch die
Betriebsteile infolge der Cylinder- und Kurbelanordnung
tunlichst ausgeglichenen Massenwirkungen“; der Patent-
anspruch hatte ursprünglich folgenden Wortlaut:
»Kraftmaschine mit mehr als drei Kurbeln an:
einer und derselben Betriebswelle, deren Betriebs-
teile infolge richtiger Verhältnisbestimmung der
Kurbelwinkelstellungen und Armlängen, der Ent-
Von Wegen.
(1. Juli 1903.)
fernungen der Cylindermittel und der Gewichte
der Betriebsteile und etwaiger sonstiger Be-
wegungsmassen derart auf.die Welle einwirken,
dafs die Resultante der in irgend einer durch das
Wellenmittel gelegten Ebene auf die Welle in der
einen Richtung wirkenden Massendrucke und die
Resultante aus den in dieser Ebene in der ent-
gegengesetzten Richtung auf die Welle wirkenden
Massendruck bis auf eine durch die endliche
l.änge der Betriebstangen bedingte Ungenauigkeit
ganz oder nahezu gleich grofs sind und in einer
geraden Linie liegen.“
Dies Patent ist alsdann auf die Stettiner Maschinen-
bau-Actiengesellschaft „Vulkan“ übertragen worden.
Durch eine am 7. September 1895 erhobene Klage be-
antragte die Firma F. Schichau in Elbing die Vernichtung
des Patentes auf Grund des § 10 Ziff. I des Patent-
gesetzes und zwar in erster Linie deshalb, weil eine
patentfähige Erfindung nicht vorliege. Durch Ent-
scheidung des Kaiserlichen Patentamtes vom 7. Mai 1896
wurde der Klage stattgegeben und das Patent für nichtig
erklärt; auf Berufung der damaligen Beklagten wurde
jedoch vom Ersten Civilsenat des Reichsgericht durch
Urteil vom 20. Juni 1898 abändernd erkannt und das
Patent aufrechterhalten, mit der Einschränkung, dafs in
Zeile 1 des Anspruches „Schiftskraftmaschinen“ statt
„Kraftmäschinen“ zu lesen sei.
Mittels einer am 23. März 1900 an das Patentamt
gelangten Klage wurde von dem jetzigen Kläger aber-
mals auf Grund des § 10 Ziff. | des Patentgesetzes be-
antragt, das Patent, dessen Erteilung am 25. März 1895
bekannt gemacht worden ist, für nichtig zu erklären,
während von der Beklagten in erster Instanz zunächst
der Einwand erhoben ward, dafs Kläger die Klage
ohne eigenes Interesse, lediglich im Auftrage und für
Rechnung der in dem vorerwähnten Prozesse abge-
wiesenen Klägerin anhängig gemacht habe. Durch Ent-
scheidung des Patentamtes vom 20. März 1902 wurde
dieser Einwand nach stattgehabter Beweisaufnahme ver-
worfen und in der Sache selbst auch der gegenwärtigen
Klage stattgegeben, mithin das Patent No.80974 wiederum
für nichtig erklärt.
Nunmehr hat Beklagte Berufung eingelegt und be-
antragt, unter Aufhebung der angefochtenen Entscheidung
die Klage abzuweisen, während Kläger Bestätigung jener
Entscheidung beantragt.
Beklagte giebt die Erklärung ab, dafs sie den in
erster Instanz erhobenen Einwand der rechtskräftig ent-
schiedenen Sache nicht weiter verfolgen wolle. Dem-
gemäfs sind beide Parteien vor dem "Berufungsgericht
auf diesen Einwand nicht mehr zurückgekonmen.
In der Sache selbst ist durch die angefochtene Ent-
scheidung erkannt worden, wie geschehen, weil der
Nachweis geführt sei, dafs der Gegenstand des Patentes
No. 80974 bei dessen Anmeldung der Neuheit ermangelt
habe. Beklagte beanstandet diese Entscheidung und
suchte darzulegen, dafs in jenem Patente eine neue
Erfindung offenbart worden sei. Den Inhalt des Patentes
hatte sie in der mündlichen Verhandlung vor dem
Patentamte nach Ausweis des Protokolls vom 20. März
1902 dahin angegeben: „Der Erfindungsgedanke bestche
darin, dals bei Schiffsmaschinen mit mehr als drei in
einer Ebene liegenden Cylindern die Massenwirkungen
lediglich durch die Betriebsteile, also unter Vermeidung
hin- und hergehender Gegengewichte, der sogenannten
bobweights, aufgehoben würden, jedoch erforderlichen-
falls unter der Benutzung einer Aenderung (Korrektur)
der Kolbengewichte; dabei seien zweckmälsig die
grölseren Massen in die Mitte zu bringen.“ Hieran
hält sie auch jetzt fest, doch hat sie hinzugefügt, dats,
ihr Patent zwar nur die Betriebsteile selbst zur Aus-
gleichung benutze, aber mit der Mafsgabe, dafs einzeln
diese Betriebsteile, soweit es der Zweck der Aus-
gleichung fordere, schwerer gemacht werden dürfen,
als es ihr eigentlicher Arbeitszweck bedinge. Hierzu
beruft sie sich darauf, dafs dies in der Beschreibung
des Patentes No. 80 974 Abs. 4 und Abs. 17, sowie in
dem Patentanspruch zum Ausdruck gebracht sei. Endlich
hat sie noch erklärt, dafs die ihr geschützte Erfindung
auch die Verw endung kleiner roticrender Gegengewichte
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Gewichts
(No 625.] 21
gestatte, aber nur für einen besonderen Fall, nämlich
für den, dafs man es im Interesse der Kostenersparung
vorziehe, ein Gestänge, dafs der Gewichtsverteilung
wegen eigentlich als llohlgestänge ausgeführt werden
sollte, als volles Gestänge auszuführen.
Kläger bleibt dabei, dafs die durch das angefochtene
Patent geschützte Anordnung, zumal in Anbetracht der
soeben wicdergegebenen Erklärungen nicht als Erfindung
betrachtet werden könne, und stellt ihre Neuheit in
Abrede. Er hebt hervor, der Anspruch des Patentes
schlielse diejenige Ausgleichung aus, bei der die Wirkung
jeder einzelnen bewegten Masse durch die Wirkungen
symmetrisch zu ihr angebrachter und genau entgegen-
gesetzt bewegter Massen einzeln aufgehoben werde,
als Erfindung patentiert sei, vielmehr die andersartige
Ausgleichung aber sei bei Anmeldung des streitigen
Patentes längst bekannt und tatsächlich in Uebung
gewesen und zwar letzteres unter einander ausgeglichen,
infolge der zwischen ihren Gewichten, Stellungen,
Kurbeln bestehenden Verhältnisse. Eine solche Aus-
gleichung aber sei bei Anmeldung des streitigen Patentes
längst bekannt gewesen und tatsächlich in Uebung
gewesen und zwar letzteres unter Anwendung der
nämlichen Formeln und der nämlichen Mittel, die das
Patent angebe. Zum Beweis beruft sich Kläger
auf die in der angefochtenen Entscheidung erwähnten
öffentlichen Druckschriften und auf einen Aufsatz des
Admirals Melville in der amerikanischen Zeitschrift
Marine Review 1901 No. 23 S.18, sodann aber auch
auf das Patent No. 80974 selbst, dessen Beschreibung
in Abs. 45 auf S.6 des Neudrucks (beginnend mit den
Worten „das hier erläuterte Prinzip“) nach seiner An-
sicht einen unmittelbaren Beleg dafür liefert, dats der
Anmelder lediglich die längst "bekannte Ausgleichung
dargestellt und nur das, bekannte, Gegengewicht durch
einen Arbeitscylinder ersetzt habe.
Bei ihrem Vortrage sind von beiden Parteien Modelle
zur Erläuterung vorgeführt, bei der Erörterung des Auf-
satzes von Taylor im Journal der American Society of
Naval Engineers 1891 Bd. 3 Seite 12 ist auch die Be-
schreibung des amerikanischen Torpedoboots „Cushing“
in dem nämlichen Journal vom Mai 1890 erwähnt und
sind zwei Briefe von Taylor an den Ingenieur Deifsler
vom 3. Februar 1897 und an den Schifisbauer Tweedy
vom 18. August 1897 zum Vortrag gebracht worden.
Bet der Berichterstattung war zuvor der wesentliche
Inhalt der in dem oben erwähnten Vorprozess er-
gangenen, den Parteien bekannten Entscheidungen mit-
geteilt worden.
Entscheidungsgründe.
Nach dem Inhalte des Patentes No. 80914 ist
Gegenstand der durch dasselbe geschützten Erfindung:
die Ausgleichung der Maschine durch zweckmäfsige
Gestaltung des Gestänges, d. h. durch die blofse Ver-
haltnisbestinmung der bewegten Teile. Hierzu hat
jetzt allerdings, was in dem Vorprozels nicht zur Sprache
gebracht worden ist, Beklagte nach Inhalt der oben
wiedergegebenen Erklärungen den Vorbehalt gemacht,
dafs die in dem Patent beschriebene Anordnung die
Beschwerung einzelner Betricbsteile zum Zweck der
Ausgleichung und die Verwendung seiner rotierenden
Gegengewichte zu dem nämlichen Zweck gestatte. Allcin
hierdurch ist nicht, wie Kläger geltend macht, die bisher
bekannte Verwendung hin- und hergehender oder ro-
tierender Gewichte ebenfalls beansprucht oder der Gegen-
stand des Patentes völlig ins Ungewisse gestellt; es
sind vielmehr Einrichtungen in Anspruch genommen,
die mit der Patentbeschreibung im Einklang stehen und
dem Patentanspruch entsprechen. Denn für die pa-
tentierte Ausgleichung ist u. a. die Verteilung des
von Bedeutung und zwar müssen die
schwereren Massen an den mittleren Kurbeln arbeiten.
Dies ist in der Patentbeschreibung Absatz 17 hervor-
‚gehoben und für ein „charakteristisches Merkmal der
Konstruktion“ erklärt. Ferner ist in Abs. 4 gesagt,
dafs der Fortfall der Gegengewichte „ganz oder teil-
soll. Die geschützte An-
wie im Patentanspruch
Ver-
weise“ ermöglicht werden
ordnung bleibt jedoch stets,
gesagt wird, die Ausgleichung infolge richtiger
22 [No. 625.]
hältnisbestimmung der Kurbelwinkelstellung und Arm-
längen, der Entfernungen der Cylindermittel und der
Gewichte der Betriebsteile und etwaiger sonstiger
Bewegungsmassen.
Hierin mufs eine neue Erfindung erblickt werden.
Die Theorie der Ausgleichung, die auch durch das
patentierte Verfahren erzielt werden soll, war aller-
dings bekannt und die zu ihrer Berechnung dienenden
Formeln waren, wie nicht zu beanstanden ist, Gemeingut
geworden. Aber bis zur Anmeldung des angefochtenen
Patents war diese Ausgleichung durch die Anwendung
hin- und hergehender oder rotierender Gegengewichte
erfolgt und hiervon ist die in dem Patent gegebene
Anordnung wesentlich verschieden. Diese Anordnung
aber kommt allein in Betracht. Die Einsicht in die
Naturgesetze über die Wirkung beweglicher Massen,
die Fähigkeit, den Wert der hierdurch erzeugten Kräfte
zu berechnen und die dadurch gewonnene Möglichkeit,
die störenden freien Kräfte unschädlich zu machen,
sind Entdeckungen, jedoch keine Erfindungen, denn
eine solche liegt erst vor, wenn durch menschliche
Arbeit Bedingungen gesetzt werden, unter denen ein
Naturgesetz in die Erscheinung tritt, das vorher und
ohne diese Arbeit sich nicht betätigte (vergl. No. 14
von 1888 Gareis, Entscheidungen in Patentsachen VII
Seite 47). Jene Entdeckungen haben deshalb nur die
Bedeutung von Hilfsmitteln, die zu einer Erfindung
führen können. Deshalb aber kann eine solche und
zwar eine neue Erfindung nicht blofs dann angenommen
werden, wenn die Hilfsmittel selbst bereits bekannt
gewesen sind, sondern auch dann, wenn ihre Ver-
wertung bereits eine Erfindung zur Folge gehabt hat;
es kommt nur darauf an, wie sie benutzt werden und
ob die Art ihrer Benutzung zu neuen bisher nicht
gekannten technischen Erfolgen führt.
Letzteres trifft zu auf die in dem angefochtenen
Patent offenbarte Anordnung. Anzuerkennen ist ferner,
dafs es für dieselbe eines Erfindungsgedankens bedurfte.
Kläger stellt dies in Abrede, weil gegenüber der Ver-
öffentlichung in dem englischen Patente von Yarrow
No. 5321 von 1892 und in dessen Aufsatz in der eng-
lischen Zeitschrift „Engineering“ 1892 S. 436 von einer
Erfindertätigkeit des Patentanmelders nicht mehr die
Rede sein könne. Yarrow beschreibt dort die Aus-
gleichung durch hin- und hergehende Gegengewichte,
sogen. bobweights. Kläger bemerkt hierzu, es sei diese
Art der Ausgleichung für Maschinen mit 2 oder 3 Kurbeln
bestimmt für solche aber notwendig gewesen, da jede
indirekte Ausgleichung mindestens vier Massen erfordere.
Sobald man jedoch begonnen habe, Maschinen mit 4 und
mehr Kurbeln zu bauen, sei die Notwendigkeit, bob-
weights anzuwenden, weggefallen und es nur noch die
Frage der Zweckmäfsigkeit gewesen, ob man sic etwa
doch anbringen wolle. Habe hierzu genügender Grund
gefehlt, so habe es sich von selbst verstanden, dafs
man die Maschine ohne Gegengewichte, also in sich,
ausglich; hierzu sei man nicht durch Ueberlegung,
sondern nur durch Naturnotwendigkeit geführt worden.
Wie dann die Maschine gestaltet werden. müsse, sei
nicht mehr Sache des Erfinders, sondern die des Kon-
strukteurs gewesen. Die anzuwendenden Berechnungen
seien dieselben geblieben, wie bei der Ausgleichung
mit bobweights, die Anordnung habe einige besondere
Matsnahmen bedingt, namentlich wohl der zweckmäfsigen
Kurbelstellung und Verteilung des Gewichts, aber
Schwierigkeiten habe dies nicht geboten.
In diesen seinen Ausführungen kann dem Kläger
jedoch nicht gefolgt werden. Dafs nicht einfach die
sogen. bobweigths durch Arbeitsgestange ersetzt werden
konnten, versteht sich von selbst und wird auch von
dem Kläger zugegeben. Dats aber die Ersetzung der
bobweights durch die von dem Anmelder des streitigen
Patentes vorgeschriebenen Mafsnahmen: Versetzung
der Kurbeln, Bestimmung der Cylinderentfernungen
und Verteilung der Massen in eigenartiger Weise eine
geistige Arbeit erforderte, die als Erfindertatigkeit
betrachtet werden muts, wird durch die Tatsache erhärtet,
dafs vor dem Anmelder niemand auf den Gedanken der
von ihm offenbarten Art der Ausgleichung gekommen
ist, obwohl die Aufgabe der Ausgleichung gestellt war
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Juli 1903.)
und hervorragende Ingenieure sich mit ihrer Lösung
beschäftigten. Der Abs. 45 der Patentschrift enthält
nur eine Anwendung der von dem Anmelder gefundenen
neuen Gestaltung.
In der angefochtenen Entscheidung wird allerdings
angenommen, dafs der Gedanke des Anmelders vorweg-
genommen worden sei und zwar durch eine an den
Herausgeber der Zeitschrift „Engineering“ gerichtete,
in dieser 1892 I. S. 536 veröffentlichte, mit den Buch-
staben J. D. T. gezeichnete Zuschrift. Diese knüpft
an einen von Hill mit Bezug auf den oben erwähnten
Aufsatz von Yarrow gemachten in der nämlichen Zeit-
schrift mitgeteilten Vorschlag an, wirft die Frage auf,
ob es nicht vorteilhafter sei, in die von Hill an Stelle
der bobweights vorgeschlagenen Cylinder Dampf ein-
zulassen und fährt fort: „Or more simpley, to design
a balanced engine in the first placc, when wishing to
avvid vibration?“ Das Patentamt findet hierin die für
den Fachmann verständliche Offenbarung folgenden
Gedankens: „Man berechnet für eine Dreicylinder-
maschine die beiden zum Massenausgleich erforder-
lichen Gegengewichte nach Yarrow, konstruiert an Stelle
dieser Gegengewichte zwei Arbeitscylinder, deren hin-
und hergehende Massen gleich der betreffenden Gewichte
sind und hat dann eine in sich ausgeglichene Fünf-
cylindermaschine.“ In der Uebertragung der so vor-
geschlagenen Ausgleichsweise auf Maschinen mit sechs
und mehr oder mit vier Kurbeln erblickt sodann das
Patentamt eine Erfindung nicht mehr.
Aus den bereits oben bei Erörterung des vom
Kläger gegen die Annahme einer Erfindung des Patent-
anmelders erhobenen Einwandes gegebenen Gründen
vermag indes der erkennende Senat hierin nicht zu
folgen, kann vielmehr in der Aeusserung des J. D.T.
nichts finden, als die Stellung einer Aufgabe ohne die
Angabe der Lösung. Deshalb konımt diese Aeusserung
als Veröffentlichung nicht in Betracht, denn eine solche
liegt, wie auch in § 2 des Patentgesetzes gesagt wird,
nur in einer solchen Beschreibung der Erfindung, dafs
danach die Benutzung durch andere Sachverständige
möglich erscheint.
In Frage kommen würde danach, ob etwa sonst
eine Veröffentlichung stattgefunden habe. Dies an-
langend darf man allen übrigen seitens des Klägers
bezeichneten Druckschriften, da diese die patentierte
Anordnung nicht berühren, abgesehen und die Erörte-
rung darauf beschränkt werden, ob von Taylor in
seinem am Schlufs des Tatbestandes bezeichneten Auf-
satz die hier in Rede stehende Erfindung beschrieben
worden ist. Diese Frage ist indes zu verneinen. Taylor
beschäftigt sich dort mit der Ausgleichung, erörtert die
Möglichkeit einer solchen durch Veränderungen in dem
Gewicht der Gestängeteile, der Cylinder-Entfernungen
oder deren Reihenfolge, sowie durch die Stellung der
Kurbelwinkel, hebt jedoch die Nachteile jedes einzelnen
dieser Mittel hervor und empfiehlt nicht eine Kombi-
nation derselben, sondern gelangt dazu, für die Aus-
gleichung und zwar einer Maschine mit vier Kurbeln —
die Anbringung eines hin- und hergehenden Gewichts
und dessen Ausgestaltung als Luftpumpe vorzuschlagen.
Es geht hieraus hervor, dafs Taylor, was er in seinem
Briefe an Tweedy vom 18. August 1897 ohne jeden
Rückhalt bestätigt, die Ausgleichung des angefochtenen
Patentes bei der Niederschrift des erwähnten Aufsatzes
nicht erkannt und nicht in diesem offenbart hat. Mit
Rücksicht hierauf ist es endlich auch ohne Bedeutung,
dafs Tavlor in dem nämlichen Aufsatz für eine der von
ihm damals untersuchten Maschinen, diejenige des ameri-
kanischen Torpedoboots „Cushing“ die Möglichkeit
“einer vollständigen Ausgleichung ohne Verwendung
von Gegengewichten, nur durch Aenderung in der
Reihenfolge der Kurbelwinkel, angegeben hat. Denn
diese Maschine, die fünf Kurbeln hat, war, wie in der
am Schlufs des 'Fatbestandes cbentalls erwähnten Be-
schreibung derselben gesagt wird, so eingerichtet, dafs
sie im übrigen bereits nahezu ausgeglichen war. Wes-
halb aber dies tatsächlich vorhandene günstige Ergebnis
erzielt worden war, und wie man es machen müsse,
um bei andern Maschinen zu dem gleichen Ergebnis
zu gelangen, ist von Taylor in seinem Aufsatze nicht
[1. Juli 1903.)
gesagt: er hat das Gesetz und die Methode nicht an-
gegeben und nicht erkannt. Infolgedessen kann die
von ihm dargelegte Möglichkeit einer Ausgleichung der
Maschine des „Cushing“ nicht als Veröffentlichung der
patentierten Erfindung gelten, denn eine Erfindung ist
erst dann gemacht, wenn eine solche Lösung der ge-
stellten Aufgabe gefunden ist, die eine beliebige Wieder-
holung gestattet und eine Veröffentlichung liegt deshalb
nur in der Beschreibung einer derartigen Lösung. Eine
solche aber hat Taylor nicht gegeben.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 625.) 23
Darnach war eine neue Erfindung in dem ange-
fochtenen Patent anzuerkennen, deshalb dasselbe auf-
recht zu erhalten und demgemäls zu erkennen, wie ge-
schehen, unter Anwendung des § 33 Abs. 2 des Patent-
gesctzes in Ansehung der Kosten.
Urkundlich unter Siegel und Unterschrift.
Das Reichsgericht, Erster Civilsenat.
Dr. Bolze.
Verschiedenes.
Der Ausbau des Panamakanals*®) ist nunmehr als gesichert
anzusehen, nachdem ein die Bedingungen des Kanalbaues
regelnder Vertrag zwischen den Regierungen der Vereinigten
Staaten und der Republik Columbien zu Stande gekommen
ist. Nach diesem Vertrag tritt die letztere einen 6 engl.
Meilen (9,7 km) breiten Streifen auf der Landenge von
Panama zum Zwecke des Kanalbaues an die Vereinigten
Staaten ab und gesteht diesen das Schutzrecht auf demselben
Landstreifen zu. Die Vereinigten Staaten zahlen dafür an
Columbien eine einmalige Abfindung von 10 Millionen Dollars
und eine jährliche Abgabe von 250 000 Dollars. Ferner zahlen
die Vereinigten Staaten der Compagnie nouvelle du canal de
Panama, welche im Jahre 1894 an die Stelle der in Konkurs
geratenen Lesseps’schen Panama-Aktien-Gesellschaft trat, für
die Abtretung ihres gesamten Besitzes und aller ihrer Rechte
den Betrag von 40 Millionen Dollars.
Ueber den endgültigen Entwurf, welcher von den
Ingenieuren der Vereinigten Staaten der Ausführung zu
Grunde gelegt werden soll, ist Näheres noch nicht bekannt
geworden. Für die Aufstellung dieses Entwurfs liegen gute
Unterlagen in grofsem Umfange vor. Insbesondere sind
solche auch von der neuen Panama- Gesellschaft beschafft
worden, die durch einen Ausschufs erfahrener Ingenieure
verschiedener Nationen darunter auch deutsche gründliche
Untersuchungen über die zweckmäfsigste Art der Bauaus-
führung anstellen liefs. Der aus diesen Untersuchungen
hervorgegangene Entwurf wird wahrscheinlich im Wesent-
- lichen auch der Ausführung durch die Vereinigten Staaten
zu Grunde gelegt werden. Danach soll der Kanal nicht,
wie ursprünglich von Lesseps geplant wurde, in gleicher
Ebene vom Atlantischen zum Stillen Ozean durchgeführt,
sondern auf jeder Seite der Wasserscheide - des Culebra-
Passes — mit 4 Schleusen versehen werden. In der höchsten
Haltung soll die Oberfläche des Wassers bei mittlerem
Stande um etwa 30 m über dem Spiegel der beiden Meere
liegen. Die Kosten der Ausführung nach diesem Entwurfe
werden auf 130 Millionen Dollars veranschlagt. An Aus-
schachtungen sind noch 72 Millionen Kubikmeter zu leisten,
wovon allein 33 Millionen auf den grofsen Einschnitt am
Culebra-Pafs kommen.
Bei dem Eifer und der Lebhaftigkeit, mit welcher der
Gedanke der Durchstechung des Isthmus von der Regierung
und dem Volke der Vereinigten Staaten aufgegriffen wurde
und den reichen dort vorhandenen Mitteln ist nicht daran
zu zweifeln, dafs vor Ablauf eines Jahrzehnts die Schaffung
eines für die gröfsten Seeschiffe benutzbaren Kanals zur
Tatsache geworden sein wird. Dem dadurch ins Leben
gerufenen neuen Verkehrswege wird in der amerikanischen
und englischen Fachpresse in wirtschaftlicher und politischer
Beziehung eine sehr grofse Bedeutung zugesprochen. Im
Engineering”) wird darauf hingewiesen, dafs vor Allem
die Vereinigten Staaten grofse Vorteile von diesem Schiff-
fahrtswege haben würden. Durch denselben wird eine gute
* Vgl. die Mitteilung „vom Panamakanal“ in Annalen No, 535
I. Oktober 1899 S 139, | „Der
Nicaraguakanal“ Annalen No. 516 vom 15. Dezember 1898.
**) 1903, No. 1935.
vom sowie auch den Aufsatz:
Verbindung zwischen der Öst- und Westküste der grofsen
Republik geschaffen, deren nationale Einheit gekräftigt und
vermehrter Anreiz zur Erhöhung der Produktion im ganzen
Lande gegeben. Grofsen Einflufs wird die neue Schiftahrts-
strafse auch üben auf die Frage der Vorherrschaft im Stillen
Ozean, wie auf die Entwicklung des amerikanischen Handels
in Ostasien. Für England und die anderen Seemächte West-
europas sei es geboten, bei Zeiten Bedacht auf die Mafs-
nahmen zu nehmen, welche durch die in Folge des Kanal-
baucs eintretende Aenderung der Verkehrs- und Handels-
verhältnisse erforderlich werden.
10000 PS Dampfturbine, System Brown-Boveri-Parsons.
Die rasch zunehmende Entwicklung der Elektrizitätszentralen
bringt es mit sich, dafs zur Vermeidung einer allzugrofsen
Anzahl von Maschineneinheiten die Einzelleistung derselben
immer gröfser gewählt werden mufs. Während vor einigen
Jahren Maschinenleistungen von 1000 Kw. noch zu den Aus-
nahmen gehörten, sind Generatorengruppen von mehreren
1000 PS heute keine Seltenheit mehr. In einem Berliner Elek-
trizitatswerk arbeiten beispielsweise Drehstrom -Maschinen
von r. 5000 PS direkt mit langsam laufenden Kolben-Dampf-
maschinen gekuppelt, während in den Elcktrizitätswerken
Frankfurt a.M. und Mailand Dampfturbinen- Alternatoren
von ebenfalls 5000 PS zu finden sind. Amerika ist noch
etwas weiter gegangen, denn dort sind Dampfmaschinen-
Einheiten von 5000 Kw., r. 7000 PS in neuester Zeit zur
Ausführung gekommen. Der europäische Kontinent wird
in dieser Beziehung nicht lange zurückbleiben, nachdem das
Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk in Essen der
Aktiengesellschaft Brown, Boveri & Cie. in Baden eine
Dampfturbine in Bestellung gegeben, die eine Leistung von
10000 PS hat und welche einen 5000 Kw.-Drehstrom-Alter-
nator von 5000 Volt Spannung und eine Gleichstrom-Dynamo
von 1500 Kilowatt für 600 Volt Spannung in direkter Kupplung
antreibt. Diese Gruppe wird also die gröfsten amerikanischen
Maschiuen noch erheblich übertreffen und das genannte
deutsche Werk wird demnach die mächtigste Turbinen-
Dynamo der Welt besitzen.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Verliehen: der Charakter als Baurat mit dem persön-
lichen Range eines Rats vierter Klasse dem Kanalbauinspektor
bei dem Kaiserl. Kanalamt Gilbert.
Preufsen.
Ernannt: zum Präsidenten der Königl. Eisenbahn-
direktion in Posen der Geh. Oberregierungsrat und vor-
tragende Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten Dr.
Kieschke;
zum Königl.Maschinenbauschuldirektor unter Uebertragung
der Stelle des Direktors der Königl. Vereinigten Maschinen-
bauschulen in Cöln der Direktor der bisherigen städtischen
Vereinigten Maschinenbauschulen daselbst Friedrich Romberg;
zum Wasserbauinspektor der Regier.-Baumeister Hent-
schel in Neufahrwasser ;
EN
24 (No. 625.)
zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer Richard
Willner aus Wüstewaltersdorf, Kreis Waldenburg i. Schl.
(Maschinenbaufach); Hugo Hartmann aus Greiffenberg, Kreis
Lowenberg, und Fritz Beuster aus Potsdam (Wasser- und
Strafsenbaufach); Bernhard Lehmann aus Frankfurt a. d. Oder,
Paul Jordan aus Münster in Westfalen und Alexander Heyne
aus Berlin (Hlochbaufach).
Verlichen: die Stelle des hessischen vortragenden Rats
im Ministerium der öftentlichen Arbeiten dem Grofsberzoglich
Hessischen Geh. Regierungsrat und vortragenden Rat Welcker,
bisher Oberregierungsrat bei der Königl. Preufsischen und
Grofsherzogl. Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz.
Uebertragen: die durch den Staatshaushaltsetat für 1903
in der Abteilung für Architektur neuerriehtete Dozentur für
„Städtebau, sowie Anlage und Einrichtung von Gebäuden
vom Standpunkte der allgemeinen Wohlfahrt und Volks-
erzichung® dem bisherigen Privatdozenten, L.andesbaurat
Goecke vom 1. April 1903 ab; der Genannte tritt hierdurch
in die Reihe der Dozenten.
Zur Beschäftigung überwiesen: der Kgl. Oderstrom-
bauverwaltung im Breslau der Regier.-Baumeister Teschner
und der Königl. Regierung in Potsdam der Regier.-Baumeister
Dinkgreve (Wasser- und Strafsenbaufach); den Königl. Eisen-
bahndirektionen in Hannover, St. Johann-Saarbrücken und
Danzig die Rewier.-Baumeister Günter Sievert, Bühren und
Ziemeck (lÜısenbalinbaufach).
Kommittiert: zur Wahrnehmung der Geschäfte eines
Referenten in den Eisenbahnabteilungen des Ministeriums
der öffentlichen Arbeiten nach Berlin der Regier.. und
Baurat Breusing, Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion in
Hannover,
Versetzt: nach Gleiwitz der Wasserbauinspektor Bau-
rat Pfannschmidt in Breslau, und nach Fürstenberg ae d. O.
der Wasserbauinspektor Urban in Breslau, sowie nach
Hannover der Regier.-Baumeister des Hochbautaches Plinke
m Hoyerswerda.
AusdemStaatsdiensteausgeschieden: der Regier.-
Baumeister des Maschinenbaufaches Dr. Paul Juliusburger in
Breslau.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Regier.-Baumeister des Wasserbau-
faches Selmar Hatzky in Rummelsburg bet Berlin.
Sachsen.
Ernannt: zum aufseretatmafsigen aufserordentlichen
Professor in der Allgemeinen Abteilung der Techn. Hoch-
schule in Dresden der Privatdozent an dieser Hochschule
Dr. Emil Naetsch; s
zum Vorstande des Brückenbau-Bureaus der Bauinspektor
Christoph bei dieser Dienststelle.
© Verliehen: der Titel und Rang als Finanz- und Baurat
in der 1.Gruppe der IV. Klasse der Hofrangordnung den
Banräten bei der Staatseisenbahnverwaltung Eschke in Leipzig
und Drefsler in Dresden.
Versetzt: der Baurat Cunradi beim Baubureau Reichen-
bach i. V. zur Betriebsdirektion Zwickau, die Regter.-Bau-
meister Callenberg bei der Maschineninspektion Chemnitz
zur Maschineninspektion Dresden-A., Michauck bei der
\Werkstätteninspektion Chemnitz zur Masehineninspektion
Chemnitz, Friedrich Wilhelm Müller bei der Maschinen-
inspektion Dresden-Altst. zum Werkstättenbureau, Thiele
beim Werkstattenbureau zur Werkstätteninspektion Chemnitz,
Pokorny beim Baubureau Dresden-Neust. I zum Baubureau
Markneukirehen als Leiter desselben, Schreiber beim Bau-
bureau Markneukirehen zum Allgemeinen Techn. Bureau und
Schmidt beim Baubureau Zittau zum Baubureau Dresden-
Altstadt.
Die nachgesuchte Versetzung ın den Ruhestand
bewilligt: dem Finanz- und Baurat bei der Staatseisen-
bahn-Verwaltung Eschke in Leipzig.
Selbstverlag des Herausgebers.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Juli 1903.)
Württemberg.
Ernannt: zu Regier.-Baumeistern die Kandidaten Otto
Endrifs aus Lampoldshausen, Karl Mühlmann aus Chemnitz
und Gottlob Schopf aus Ditzingen (Maschineningenieurfach);
Viktor Binder aus Hürben, OA. Heidenheim, Viktor Bläfsle aus
Stuttgart, Friedrich Bühler aus Degerloch, Karl Clement aus
Stuttgart, Wilhelm Eberhardt aus Ulm, Paul Endrifs aus
Oberholzheim, Oskar Grofs aus Stuttgart, Albert Hahn aus
Nürtingen, August Lambert aus Langenau, Julius Nast aus
Münster OA. Cannstatt, Rudolf Schleicher aus Biberach
a. d. Rifs, Karl Schmidt aus Ulm, Heinrich Schneider und
Karl Zimmermann aus Stuttgart (Bauingenieurfach); Gustav
Blaich aus Reutlingen, Adolf Burr aus Heidenheim a. d. Brenz,
Friedrich Elsäfser aus Stuttgart, Hermann Frost aus Leon-
berg, Hermann Kessel aus Heiligkreuzthal, Robert Lang aus
Stuttgart, Emil Lauser aus Mannheim, Gottlieb Link aus
Dürrenmettstetten, Hermann Mack aus Schrozberg, Georg
Martz aus Stuttgart, Hugo Schlöfser aus Ratingen, Reg.-Bez.
Düsseldorf, Karl Schwab aus Stuttgart, Karl Stock aus Crails-
heim, Alfred Storz aus Stuttgart, Heinrich Troll aus Reut-
lingen, Karl Wachter aus Ulm, Ernst Weil aus Offenbach
am Main und Paul Ziegler aus Heidenheim a. d. Brenz
(Ilochbaufach).
Verliehen: der Titel eines Oberinspektors dem Vor-
stand der Werkstätteninspektion und der Werft in Friedrichs-
hafen, Eisenbahnmaschineninspektor Süfsdorf.
Befördert: zum Baurat mit der Dienststellung eines
Kollegialrats der Bauinspektor tit. Baurat Schiller bei der
Gebäudebrandversicherungsanstalt.
Ucbertragen: die erledigte Stelle eines Baurats bei
der Ministerialabteilung für das Hochbauwesen dem Eisen-
bahn-Bauinspektor Kübler, Vorstand der Eisenbahnbausektion
Ravensburg.
Seinem Ansuchen gemäfs in den Ruhestand
versetzt: der Professor Dr. v. Lemcke an der Techn. Hoch-
schule und an der Akademie der Bildenden Künste in Stutt-
gart unter gleichzeitiger Enthebung von dem Nebenamt eines
Mitgliedes der Kommission für die Verwaltung der Staats-
sammlung vaterländischer Kunst und Altertumsdenkmale.
Baden.
Verliehen: der Charakter als Hofrat dem Professor
Dr. Mare Rosenberg an der Techn. Hochschule in Karlsruhe.
Bestätigt: die Wahl des Professors Dr. Klein zum
Rektor der Techn. Hochschule Karlsruhe für das Studienjahr
1903/1904.
Braunschweig.
Ernannt: zum Professor an der Herzogl. Techn. Hoch-
schule als Nachfolger des verstorbenen Professors Querfurth
(Maschinenbau) der Oberingenieur Hermann Franke aus
Dresden;
zum 1. Marz d. Js. zum Herzogl. Regier.-Baumeister und
als solcher fest angestellt der tit. Regier.-Baumeister Hermann
Förster in Helmstedt.
Verliehen: der Titel Baurat dem Kreisbauinspektor
Korner in Braunschweig und der Titel Professor dem Kreis-
bauinspektor Bohnsack daselbst mit Rücksicht auf seine
nebenamtliche Lehrtätigkeit bei der Herzogl. Techn. Hoch-
schule,
Seine Lehrtätigkeit eingestellt: der Lektor Hertel
(Stenographie, doppelte Buchführung für den techn. und
Apothekenbetrieb usw.); amtliche Wiederbesetzung wird
nicht beabsichtigt.
Anhalt.
Verliehen: der Titel Baurat dem Vorsteher der Herzogl.
Bauverwaltung, Bauinspektor Teichmüller in Dessau.
Gestorben: der Baurat Friedrich Stolz, Mitglied der
Generaldirektion der Staatseisenbahnen in Karlsruhe und
der Kisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Donnerberg bei
der Königl. Eisenbahndirektion in Kassel.
Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier. Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser. Berlin. —
Druck von Gebrider Grunert, Berlin.
[15. Juli 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 626.]
Königliches Fernheiz- und Elektrizitätswerk zu Dresdan. `
Von R. Trautmann, Königl. Sächs. Baurat.
(Hierzu Tafel I u. 10 Abbildungen.)
}
Die Bedeutung, welche die Frage der Beseitigung
der Rauch- und Rufsbelästigung für die modernen
grofsen Städte. angenommen hat, läfst das Vorgehen
der Sachs. Regierung, ein Fernheizwerk gröfsten Mafs-
stabes zu errichten, besonders beachtlich und wichtig
erscheinen. Nachdem sich jetzt am Abschlusse einer
zweijährigen Betriebszeit die erzielten Erfolge über-
blicken lassen, dürfte eine eingehendere sachliche Dar-
stellung des Werkes und seiner Entstehung, sowie
eine Uebersicht über die Ergebnisse in Fachkreisen
allgemeineres Interesse finden.
sich für die erforderlichen Kesselhausanlagen kein
geeigneter Platz.
Einen weiteren Anstofs ergab das gleichzeitig auf-
tretende Bedürfnis nach Beseitigung gewisser Uebel-
stände, die sich an den vorhandenen Heizanlagen des `
Hofopernhauses, des Albertinums und der Akademie
der bildenden Künste gezeigt hatten, und die dringend
der Abhülfe bedurften.
Es ist das Verdienst des Geheimen Baurat Temper
(in Dresden), für diese verschiedenen Aufgaben eine
eigenartige, bis dahin in Europa noch nicht durchgeführte
Abb. 1.
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Lageplan.
Die Anregung und den Ausgangspunkt für die Er-
richtung des Werkes bildete die Aufgabe, verschiedene
dem Staatsfiskus gehörige Gebäude in Dresden-Altstadt
mit Heizungsanlagen zu versehen, die den berechtigten
Ansprüchen an dergleichen Einrichtungen nicht nur in
technischer sondern auch in ästhetischer Beziehung
vollkommen Genüge leisteten. Die nicht zu umgehende
Errichtung grofser Schornsteine liefs sich mit dem
monumentalen Aeufseren der in Frage kommenden
prächtigen Bauwerke: der katholischen Hofkirche, der
Zwingergebäude, des geplanten neuen Ständehauses
schwer in Uebereinstimmung bringen; andererseits fand
|
|
Lösung vorgeschlagen und trotz vielfachen Widerstandes
zielbewufst und tatkräftig zur Ausführung gebracht zu
haben. — Die auf dem Plane Abb. 1 ersichtliche gegen-
seitige Lage der in Frage kommenden Gebäude ver-
anlalste Temper, ihre sämtlichen Heizungen von einer
einzigen gemeinsamen, aber entfernt gelegenen Dampf-
kesselanlage aus, d. h. durch ein Fernheizwerk zu ver-
sorgen. Aufserdem vereinigte er in dem Bestreben,
den Betrieb des Werkes möglichst vorteilhaft und wirt-
schaftlich günstig zu gestalten, den Heizbetrieb mit der
Erzeugung von Elektrizität. Durch diese Planung er-
reichte er neben den erwähnten rein materiellen Vor-
26 [No. 626.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [15. Juli 1903.)
zügen den ferneren, mit Zahlen nicht bemefsbaren
Nutzen, dals die zum gröfsten Teile unersetzbaren
Kunstschätze in den Museen und im Residenzschlofs in
bisher unerreichter Weise gegen Feuersgefahr geschützt
wurden.
Für das Fernheizwerk wäre naturgemäls eine
möglichst zentrale Lage inmitten der zu versorgen-
den Gebäudegruppe erwünscht gewesen. Die dahin
gerichteten Bemühungen liefsen sich jedoch nicht ver- |
wirklichen, vielmehr mufste auf den jetzigen Platz an
der Stallstrafse, also fast am Ende des zu versorgenden
Teil), den Geheimen Hofrat Prof. Lewicki, Dresden,
und den Oberingenieur des Sachs. Dampfkesselüber-
wachungsvereins Baurat Haage, Chemnitz (für die Dampf-
kessel- und Dampfmaschinenanlage), den Geheimen Bau-
rat Prof. Dr. Ulbricht, Dresden (für die elektrischen
Einrichtungen) und Stadtbaurat Oberbaurat Hechler,
Chemnitz (für den hoch- und tiefbautechnischen Teil).
Konnte zwar auch die Kommission keinen der
eingereichten Entwürfe als unmittelbar für die Aus-
führung geeignet bezeichnen, so wurde doch die Planung
der Firma Rietschel & Henneberg, Dresden-Berlin,
Abb. 2.
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Ansicht.
Gebietes zugekommen werden, wo überdies die un-
mittelbare Nachbarschaft berühmter Monumentalbauten
eine künstlerische Gestaltung des Aeufseren erforderte.
(Abb. 2.)
Nachdem auf Grund der Vorentwürfe Tempers der
Landtag 1898 eine erste Baurate von 1000000 M. be-
willigt hatte, wurde — einem Wunsche des letzteren ent-
sprechend — ein Wettbewerb unter den bedeutendsten
Heizungsfirmen Deutschlands ausgeschrieben und dessen
Ergebnis durch eine Kommission von Sachverständigen
geprüft und begutachtet. — Zu Mitgliedern dieser
Kommission berief die Regierung an hervorragenden
Fachmännern den Geheimen Regierungsrat Professor
Rietschel, Charlottenburg (für den heiztechnischen
als die vollkommenste und am besten durchgearbeitete
befunden und bei der weiteren Bearbeitung benutzt.
Der nunmehr unter Tempers Oberleitung und
unter Zugrundelegung des erlangten Materials fertig-
gestellte Entwurf wurde nach endgültiger Genehmigung
durch beide Ständekammern in der Zeit vom Februar
1899 bis Dezember 1900 ausgeführt. Die Bausumme
betrug etwa 3000 000 M.
Auf Grund der Ergebnisse des erwähnten Wett-
bewerbes wurde die Herstellung des heiztechnischen
Teiles des Werkes der Firma Rietschel & Henneberg
übertragen. Von den übrigen Teilen der Werksanlage
wurden nach weiteren engeren Ausschreibungen die
Dampfkesselanlage der Maschinenfabrik Germania
[15. Juli 1903.)
vorm. J. S. Schwalbe & Sohn, Chemnitz, die Dampf-
maschinen der Sächs. Maschinenfabrik vorm. Rich.
Hartmann, Chemnitz, die elektrischen Anlagen den
Firmen Allgemeine Elektrizitäts- Gesellschaft
Berlin und der Aktien-Gesellschaft Elektrizitäts-
werke vorm. O. L. Kummer & Co, Niedersedlitz,
gemeinsam und der Bau des Betriebsgebäudes und des
Rohrleitungskanales der Firma Louis Geyer, Dresden,
in Auftrag gegeben. Ueberdies übernahm infolge eines
Wunsches der Ständekammern die Firma Rietschel
& Henneberg auf der Grundlage der von der Regierung
abgeschlossenen Einzelverträge für die gesamte Ein-
richtung und Funktionierung des Werkes eine General-
garantie. |
Gemäls Tempers Planung dient das Werk dazu,
die nachgenannten Königlichen Hof- und Staatsgebäude
|
|
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 626.] 27
18. das alte Theaterrequisiten- und das Garderobe-
gebäude (an der Stallstr.),
das neue Theaterrequisitengebäude |
den Futterspeicher des Königl.
Marstalles
. die Hofapotheke (auf der Schlofsstr.),
. die Königl. Porzellanniederlage (auf d. Schlofsstr.),
das Königl. Belvedere (auf der Brühl’schen
Terrasse).
Die Wärme, die den zu beheizenden Gebäuden zu-
geführt wird, ist an denjenigen Wärmeträger gebunden,
welcher die bequemste Art der Verteilung und die
leichteste Förderung auf grofse Entfernungen gestattet,
nämlich an Wasserdampf. Dieser wird in der benötigten
Spannung in einer grofsen Dampfkesselanlage in dem mit
A (s. Abb. 1) bezeichneten Betriebsgebäude erzeugt und
(an der
| Devrientstr.),
Abb. 3.
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Grundrifs.
mit Wärme für Heizzwecke und mit elektrischer Energie
für Beleuchtung und Kraftbetrieb zu versorgen. Wärme
wird geliefert für:
das Zoll- und Steuerdirektionsgebäude (an der
Stallstr.),
das Königliche Opernhaus,
die Gemäldegalerie und das Kupferstichkabinet,
die Zwingergebäude,
die katholische Hofkirche,
das Königliche Residenzschlofs,
das zukünftige Ständehaus (am Schlofsplatz),
das Johanneum (am Neumarkt),
die Sekundogenitur-Bibliothek (auf der Brühlschen
Terrasse),
das Kunstakademie- und Ausstellungsgebäude,
. das Albertinum, Z
das Cosel-Palais (an der Frauenkirche),
das Polizeidirektionsgebäude (an der Schiefsgasse),
die zukünftigen Neubauten auf dem ehemaligen
botanischen Garten und dem ehemaligen Militär-
bahnhofe.
Elektrizität wird aufser für die meisten der vor-
genannten Gebäude geliefert für:
15. das Hauptzollamtsgebäude I
16. das Hauptzollamtsgebäude lI
17. die Zollschuppen und Hofflächen
(OD OA Go 5
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| (im Packhofe),
|
durch Rohrleitungen nach den Verteilungspunkten in den
verschiedenen Gebäuden hingeleitet. Dort gibt er seine
Wärme an die verschiedenartigsten Heizeinrichtungen
(direkte Hoch- und Niederdruck-Dampfheizungen, Warm-
wasser-, Heifswasser- und Luftheizungen) ab und ver-
dichtet sich infolgedessen wieder zu Wasser. Dieses
Niederschlagswasser wird in jedem Gebäude aufgefangen
und in einer besonderen Rohrleitung nach dem Betriebs-
gebäude zurückgeleitet, wo es in noch heifsem Zustande
in die Kessel gespeist und wieder verdampft wird zu
neuem Kreislaufe im Heizbetriebe.
Für die Beleuchtung und etwaigen Kraftbetrieb wird
in demselben Betriebsgebäude Gleichstrom- Elektrizität
erzeugt und durch ein ausgedehntes und besonders
sicher angelegtes Verteilungsnetz im Dreileitersystem
den Verbrauchsstellen zugeführt. Diese elektrischen
Leitungen sowie die erwähnten Fernheizleitungen sind,
soweit sie durch die öffentlichen Strafsen und Plätze
führen, in einem begehbaren Kanale untergebracht, der
eine gesamte Länge von etwa 1100 m aufweist.
Die geschilderte Vereinigung des Fernheizbetriebes
mit der Erzeugung von Elektrizität gestattet eine doppelte
Ausnutzung der Dampfkesselanlage und der Bedienungs-
mannschaft, indem der Hauptbedarf an Dampf für Heiz-
zwecke (im Max. etwa 14000000 W E stündlich) in den
Morgenstunden, für Beleuchtung dagegen (im Max. etwa
Rad Google
28 [No. 626.]
7000000 WE stündlich) in den Abendstunden stattfindet,
sodafs der absolute Höchstbedarf nur etwa 16000000 WE
stündlich beträgt.
Somit ist die Verbindung beider
Betriebe für die Ausnutzung der Anlage und daher für
die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens von wesent-
licher Bedeutung.
Die Ausdehnung und der Grundrifs des Betriebs-
gebAudes wurden durch den angewiesenen Bauplatz
zwischen dem Elbkai und der grofsen Packhofstrafse,
Hotel Bellevue und der Stallstrafse bestimmt und be-
Den gröfsten Raum
schränkt (s. Abb. 3 u. 4 u. Tafel I).
beansprucht das Kesselhaus (32 m breit und 29,5 m lang),
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
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22
[15. Juli 1903.]
Von der Dampfmaschinenhalle wird das Kesselhaus
durch einen Querflügel getrennt, in dessen Mitte sich
der Schornstein (mit 60 m Höhe und 3,2 m l. oberer
Weite) erhebt, und in dem der zweigeschossige
Apparatenraum, die Akkumulatorenräume, die Werk-
stätten und Magazine untergebracht sind.
Die Ummantelung des Schornsteins birgt vier Ven-
tilationskanäle zur Entlüftung der Kohlenkeller, der
Akkumulatorenräume und des Fernleitungskanales.
Wegen der äufseren Gestaltung des Bauwerkes
war, vielseitigen Wünschen entsprechend, unter Dresdner
Architekten ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben worden,
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Längendurchschnitt.
in dem 14 Kessel von je 200 qm Heizfläche (bei vollem
Ausbau) in zwei Gruppen Platz finden. Das Aus- und
Einbringen der Kessel ist — auch für etwaige zukünftige
Reparaturfälle — dadurch erleichtert, dafs die Längs-
mauern entprechend der Kesselbreite durch Pfeiler
geteilt sind, die ein Herausnehmen der Zwischen-
schilder gestatten.
An der Elbseite ist dem Kesselraume eine Halle
vorgelagert, in der sich die Aufzüge für die Kohlen-
zufuhr befinden. In den seitlichen Eckbauten liegen
Aufenthalts- und Baderäume für das Personal sowie
Vorratsraunie.
in welchem dem Plane der Firma Lossow & Vie-
weger der erste Preis zuerkannt wurde. Dieser preis-
gekrönte Entwurf gelangte unter verschiedenen Aende-
rungen zur Ausführung, die unter anderem darin be-
standen, dafs die Essenummantelung vollständig unab-
hängig von dem eigentlichen Essenrohre gemacht
wurde, damit sie von den Ausdehnungen des letzteren
nicht zu leiden hat. —
Da der standfeste Boden sich erst in beträchtlicher
Tiefe fand und infolgedessen tiefe Gründungen benötigt
wurden, andererseits aber die Maschinen und Kessel
in völlig hochwasserfreier Lage aufgestellt werden
N
[15. Juli 1903.]
mufsten, entstanden ausgedehnte und tiefe Keller, die
hauptsächlich als Vorratsräume für Brennmaterial aus-
genutzt wurden, die aber auch in sicherer Weise gegen
das Eindringen von Grund- und Hochwasser geschützt
werden mufsten. Zu dem Zwecke wurde zunächst eine
Sohle aus einer Kalkbetonschicht gebildet und mit einer
Asphaltmasse überstrichen, die mit der in gleicher Tiefe
hergestellten Isolierung der Gründungsmauern und
Pfeiler zusammenhängt, so dafs das
Gebäude ın voller Ausdehnung wasser-
dicht abgeschlossen ist. Die Flächen
zwischen Mauern und Pfeilern haben
zur Sicherung gegen den Auftrieb des
Wassers noch einen starken Zement-
betonestrich erhalten. Die Aufsen-
flächen der Umfassungsmauern wurden
im dichten Anschlusse an die Grund-
isolierung bis zur äufseren Terrainhöhe
mit geglättetem Zementputz über-
zogen. — Alle Kellerfenster liegen
über dem Hochwasserstand vom Jahre
1890; nur die Türöffnung am Elbkai
zur Kohlenzufuhr und Ascheabfuhr
liegt in Ueberschwemmungshohe. Sie
hat deshalb ein Granitgeschranke er-
halten, an welches bei drohender Hoch-
wassergefahr eine eiserne lür wasser-
dicht angeprefst wird.
Sämtliche Decken des Betriebs-
gebäudes sind feuersicher, und zwar
teils in Ziegeln gewölbt, teils in
Stampfbeton oder Monierkonstruktion
ausgeführt. In den Akkumulatoren-
räumen ist zum Schutze der eisernen
Einlagen und des Stampfbetons ein
Ueberzug der Fufsbodenflächen aus
natürlichem Asphalt angebracht. —
Das Kessel- und Maschinenhausdach
ist, soweit nicht Oberlichte anzu-
bringen waren, mit Pfannenblech, der
(Juerflügel und der Verwaltungsanbau
mit Ziegeln eingedeckt. (Siehe Abb. 4.)
Die zur Unterbringung der Dampf-
rohr- und elektrischen Leitungen
dienenden Fernleitungskanäle (von
2 m l. Höhe und 2 m]. Breite) wurden,
soweit sie in das Bereich des Grund-
und Ilochwassers zu liegen kamen, in
folgender Weise wasserdicht herge-
stellt. Die Sohle wird von einer 50 cm
starken Kalkbetonschicht gebildet, die
mit 3 cm starkem geglätteten Zement-
putz überzogen und mit einer 1 cm
starken Asphaltisolierschicht versehen
und zum Schutze gegen Beschädigung
mit einer Ziegelflachschicht abgedeckt
ist. Als weitere Sicherung gegen den
Auftrieb des Grundwassers folgt hierauf
eine 20 cm dicke Zementbetonschicht
und eine Rollschicht aus klinkerharten
Ziegeln in Zementmortel. Die Um-
fassungen sind aus hartgebrannten
gesinderten Ziegeln in Zementmörtel
gemauert. Die Decke ist zur Ver-
hütung jeglichen Horizontalschubes
zwischen senkrecht zu den Um-
fassungen liegenden T- Trägern in dem-
selben Material gewölbt und oberhalb
satteldachförmig abgeschrägt. Die
Aufsenflächen der Seitenwände und
der Decke haben zur Erzielung völliger
Dichtheit einen 3 cm starken geglätteten Zementputz
und unter Zuhülfenahme einer das Abfliefsen ver-
hindernden Jutestoffeinlage einen mehrfachen Asphalt-
anstrich erhalten, der gegen Beschädigungen von aufsen
her noch durch Ziegelflachschichten in Kalkmörtel ge-
schützt wird.
Von der gesamten maschinellen Einrichtung bean-
sprucht die Dampfkesselanlage das wesentlichste
Interesse. (Tafel I u. Abb. 5.) Zur Erzeugung’des Dampf-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 626. 29
bedarfes, der auf etwa 26 000 kg stündlich im Höchstfalle
ermittelt wurde, sind einschlietslich der nötigen Reserve
10Stiick Doppelkessel von je 200 qm Heizfläche und einem
Betriebsüberdruck von 8 kg/qem aufgestellt. Um einen
zu gewärtigenden Mehrbedarf befriedigen zu können,
ist dem Vorschlage der Sachverständigen-Kommission
entsprechend, die Möglichkeit der Aufstellung von
weiteren 4 Stück dergleichen Dampfkesseln ins Auge
Abb. 5.
Kesselhaus (Innenansicht).
Abb. 6.
Hauptdampfverteiler.
gefalst. Zur Erzielung gröfster Betriebssicherheit und
einfachster Wartung haben diese Kessel nur einen
Dampfraum (im Oberkessel) erhalten.
Die Unterkessel enthalten je zwei Flammrohre aus
Stufenrohren, Bauart Paucksch, und haben bei 6,250 m
Länge einen Durchmesser von 2,260 m, während die
Oberkessel als Heizröhrenkessel ausgebildet sind.
Im Hinblick auf den Zweck des Werkes, der Be-
seitigung der Rauchbelästigung zu dienen, wurde auf
30 [No. 626.)
die Ausbildung der Feuerungsanlagen das gröfste Ge-
wicht gelegt. Da erfahrungsgemals umständliche Ein-
richtungen auf die Dauer nicht richtig bedient werden
und nur zu Störungen Anlafs geben, war auf möglichste
Einfachheit der Rostanlagen besonders geachtet worden.
Die Kessel sind deshalb nur mit gewöhnlichen Treppen-
rosten (für Braunkohlen) und mit Zuführung sekundärer
Verbrennungsluft, Bauart E.Lewicki, ausgestattet worden.
Der erzeugte Dampf erfährt eine mäfsige Ueber-
hitzung (um 40° C), um einerseits die Abkühlungs-
verluste in den Fernleitungen, andererseits den Ver-
brauch der Dampfmaschinen herabzuziehen. Eine höhere
Ueberhitzung mufste wegen des Hauptzweckes des
Heizens unterbleiben. — Die Ueberhitzer liegen im
aufsteigenden Feuerzuge zwischen Unter- und Ober-
kessel und bestehen aus je 4 Rohrschlangen, die keine
Dichtungsstelle innerhalb des Feuerraumes aufweisen.
Besonderer Wert ist darauf gelegt, dafs keinesfalls
eine Unterbrechung des Kesselbetriebes eintreten kann,
falls aus irgend einer Ursache ein Teil der Anlage
aufser Dienst gestellt oder plötzlich unbrauchbar wird.
Aus diesem Grunde sind vier verschiedene Dampf-
Abb. 7.
Fernleitungskanal (Innenansicht).
sammler über den 10 Kesseln vorgesehen, die gegen
einander abgesperrt werden können, und die in doppelter
Weise sowohl mit der Dampffernleitung als auch mit
den Dampfmasehinen verbunden sind. Aus der gleichen
Ursache ist auch cine doppelte Speiseleitung eingebaut.
(Tafel I.)
Da während der Llauptbetriebszeit — im Winter —
das heifse Rücklaufwasser aus den Heizungen der Ge-
bäude zum Kesselspeisen verwendet wird, dienen in
der Regel Dampfpumpen, in der nötigen Tieflage auf-
gestellt, diesem Zwecke. Ihr Auspuffdampf wird zur
Beheizung der Verwaltungsräume ausgenutzt. Damit
aber auch während der Sommerzeit bei mangelndem
heifsen Spcisewasser noch vorteilhaft gearbeitet werden
kann, ist eine Injcktoranlage für die Kesselspeisung
vorgesehen.
Die Kohlenzufuhr geschieht von der Seite des
Elbkais her und zwar in der Regel auf Eisenbahnwagen.
Von diesen werden die Kohlen in kleine Kippwagen
entladen und nach der Vorhalle gefahren, von wo sie
mittels zweier l’ahrstühle entweder nach den Vorrats-
räumen im Keller oder unmittelbar nach dem Kessel-
hause vor die Fülltrichter befördert werden. Bei der
Einfahrt in das letztere erfolgt die Verwiegung mittels
selbsttätiger Wage.
Solange der Schiffsverkehr auf der Elbe möglich
ist, können auch Kohlen zu Schiff angeliefert werden.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Juli 1903.]
Um diese zu entladen, wird ein elektrisch betriebener
fahrbarer Drehkrahn benutzt, der die erwähnten Kipp-
karren nach dem Schiff hinabsenkt und wieder emporhebt.
Der in den Kesseln erzeugte und zur Beheizung
der Gebäude bestimmte Dampf wird von den Dampf-
sammlern aus in zwei Rohrleitungen von je 250 mm
l. W. nach dem Hauptdampfverteiler im anstofsenden
Apparatenraum geleitet (Abb. 6) und passiert auf diesem
Wege je ein Druckminderungsventil, welches die ver-
langte Anfangsspannung von 6 kg/qem Ueberdruck
selbsttätig und dauernd herstellt. Von dem Haupt-
verteiler gelangt der Dampf in die eigentlichen Fern-
leitungen, die ihn durch den Rohrleitungskanal nach
den zu beheizenden Gebäuden hinführen. Es wurden
zwei Hauptferndampfleitungen von je 216 mm anfäng-
licher ]. Weite ausgeführt, von denen jede bei dem
genannten Anfangsdrucke von 6 kg/qcm bis zu einer
Aufsentemperatur von etwa — 5° C den Wärmebedarf
aller jetzt angeschlossenen Gebäude, einschliefslich der
Lüftung, decken kann. Bei niedrigeren Aufsentempe-
raturen werden beide Leitungen zugleich in Betrieb
genommen. Auf diese Weise ist eine ziemliche Reserve
vorhanden, da jede Leitung im Notfalle
mit einem höheren Anfangsdrucke von
7,5 kg/qem betrieben werden kann, und
dann auch für niedrigere Temperaturen,
besonders bei Verzicht auf die Lüftung
noch ausreicht. Für das Opernhaus ist
wegen des Sommerbetriebes noch eine
weitere besondere Rohrleitung vorge-
sehen. -— Die Berechnung der erforder-
lichen Rohrdurchmesser der einzelnen
Leitungsstrecken erfolgte unter Benutzung
der bekannten Fischer’schen Formel, in-
dem nur der Dampfdruck statt nach der
Formel von Navier nach der von Zeuner
bestimmt wurde. Der Spannungsabfall
wurde so gewählt, dafs auch bei stärkstem
Bedarfe an der entferntesten Stelle noch
ein Ueberdruck von 2 kg/qem zur Ver-
fügung steht.
Die beiden Fernleitungen sind inner-
halb des mehrerwähnten Kanales längs
der einen Seitenwand mittels Kugel-
schlitten auf Wandkonsolen gelagert.
(Abb. 7.) Besondere Kompensatoren,
welche die Längenänderung bei den auf-
tretenden Temperaturänderungen aus-
gleichen, sind nicht vorgesehen; vor allenı
wurden jegliche Stopfbüchsen vermieden.
Der erforderliche Ausgleich geschieht in
der Ilauptsache dadurch, dafs die Rohr-
leitungen und mit ihnen der Kanal in
grolsen flachen Bögen geführt sind, die sich aus geraden
und gekrümmten Strecken zusammensetzen. In den
geraden Strecken sind die Leitungen an Fixpunkten,
die im Durchschnitt etwa 57 m von einander entfernt
liegen, fest verankert, während die aus Kupferrohr her-
gestellten gekrümmten Leitungsteile sich der Aus-
dehnung entsprechend ausbiegen. -- Zum Schutze
gegen Abkühlung sind die Dampfleitungen mit dem
Pasquay’schen Wärmeschutzmittel: Luftschicht mit Um-
wickelung von Seidenabfällen versehen.
Von beiden Fernleitungen führen entsprechende
Abzweige nach den Dampfverteilern in den Gebäuden, wo
sie an die dort vorhandenen Heizanlagen angeschlossen
werden (s. Abb. 8). Das gesamte sich bildende Nieder-
schlagswasser aus diesen Gebäudeheizungen wird in be-
sonderen Behältern aufgefangen und durch Wassermesser
hindurch geleitet, welche den Wasser-, also Dampf-
verbrauch der einzelnen Gebäude feststellen. — Aus
den meisten der genannten Behälter fliefst das gesam-
melte Wasser unmittelbar nach der Hauptrücklaufleitung
ab und gelangt in dieser mit beständigem Gefälle nach
den Hauptsammelbehältern im Betriebsgebäude zurück.
Nur in den hinter der Brühl’schen Terrasse gelegenen
Gebäuden mufs das Niederschlagswasser, damit es über
die Strafsenunterführungen hinweg abfliefsen kann, zu-
nächst mittels selbsttätiger Schwimmerpumpen in hoch-
gelegene Behälter gedrückt werden. Dies ist bei dem
ng `
[15. Juli 1903.)
Kunstakademiegebäude, dem Albertinum, dem Cosel-
Palais, dem neuen Polizeidirektionsgebäude der Fall.
Aus den Hochbehältern fliefst das Wasser nach einem
Behälter innerhalb der Kasematten (unter der Brühl-
schen Terrasse), der in derselben Höhenlage aufgestellt
ist wie die übrigen Sammelbehälter und sich deshalb
unmittelbar in die (nicht unter Druck stehende) Haupt-
kondensleitung entleeren kann. Letztere wird in ähn-
licher Weise wie die Dampfleitungen gelagert und
gegen Abkühlung geschützt.
Die für den elektrischen Betrieb erforderliche
Antriebskraft wird von drei Dampfmaschinen geliefert,
von denen zwei Stück je eine Normalleistung von
452 ind. Pferdestärken und ein Stück eine solche von
233 ind. Pferdestärken besitzen, und die eine Steigerung
ihrer Leistung um etwa 30 pCt. gestatten. Für spätere
Vergröfserung ist Raum und die Möglichkeit des An-
schlusses einer weiteren grofsen Dampfmaschine vor-
handen.
Die drei Dampfmaschinen sind wegen des be-
schränkten Platzes stehende, unmittelbar mit den Dyna-
mos verbundene Zweicylinder - Verbundmaschinen mit
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 626.) 31
dafs jede einzelne unabhängig von der andern ein-
oder ausgeschaltet werden kann. —
Als Generatoren der Elektrizität dienen zwei
Gleichstrommaschinen von 350 Kw. maximaler Leistung,
eine Maschine von 175 Kw. maximaler Leistung und
eine Akkumulatorenbatterie von 163 Kw. (bei drei-
stündiger Entladung). Es steht zwar nicht zu erwarten,
dafs schon in den ersten Betriebsjahren dieses Gesamt-
maximum erreicht wird; da aber erfahrungsgemäls gerade
an den Tagen des grölsten Energiebedarfes am leichtesten
Störungen eintreten, soll auch bei stärkster Inanspruch-
nahme des Werkes noch einer der gröfsten Maschinen-
apparate in Reserve stehen.
Die erwähnte Akkumulatorenbatterie hat die Auf-
gabe, den kleinen Maschinensatz zur Stärke eines grofsen
zu ergänzen; gleichzeitig dient sie als Spannungsteiler,
sodann als Ausgleichsbatterie zur Milderung des Ein-
flusses plötzlicher Stromschwankungen und schliefslich
auch als Kraftspeicher, aus dem zu Zeiten schwachen
Betriebs der Bedarf selbständig gedeckt werden kann.
Die gesamte Anlage ist im Dreileitersystem mit
2110 Volt Spannung angeordnet. Um bei etwaiger
Abb. 8.
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Abzweigstelle für das Opernhaus.
Einspritzkondensation (Abb. 9). Die beiden gröfseren
machen bei Normalleistung 120 Umdrehungen, die
kleinere 160 Umdrehungen in der Minute. — Die beim
elektrischen Betriebe besonders wichtige Gleichförmigkeit
im Gange beträgt 1:250, und die Schwankungen beim
Uebergange von der gröfsten Leistung zum Leerlaufe
bleiben innerhalb 1'/, pCt. — Da mit Rücksicht auf die
Nachbarschaft ein völlig geräuschloser Gang gewähr-
leistet werden mufste, haben die Maschinen Schieber-
steuerung erhalten und zwar an den Hochdruckcylindern
Riderschieber und an dem Niederdruckcylinder ent-
lastete Trickschieber.
Die Schmierung der laufenden Teile geschieht in
der Hauptsache selbsttätig; das verbrauchte und ab-
tropfende Oel wird zu anderweiter Verwendung auf-
gefangen.
Das zur Kondensation des verbrauchten Dampfes
benötigte Einspritzwasser steht in zwei Sammelbehältern
im Kellergeschofs des Apparatenraumes zur Verfügung,
gelangt von dort nach einem für sämtliche Dampf-
maschinen gemeinsamen Saugwindkessel und wird von
hier den eigentlichen Kondensatoren der einzelnen
Maschinen zugeführt. Das entstehende Kondensat wird
von den Luft- und Warmwasserpumpen in eine gemein-
same Ausgufsleitung gefördert, die es nach der Elbe
ableitet. — Im Notfalle können die Maschinen ohne
Kondensation mit Auspuff arbeiten.
Um jeder Betriebsstörung nach Möglichkeit vor-
zubeugen, sind die Dampfmaschinen derart an eine vom
Kesselhause kommende Ringdampfleitung angeschlossen,
späterer aufserordentlicher Steigerung des Energie-
bedarfes dasselbe Leitungsnetz beibehalten zu können,
ist der Vebergang zum Betriebe mit 2X 220 Volt Spannung
in Aussicht genommen, und demgemäfs wurden die Dyna-
mos, Motoren, Schaltungen und Apparate derart ein-
gerichtet, dafs später dieser Uebergang ohne Schwierig-
keiten möglich wird.
Die Dynamos sind Nebenschlufsmaschinen, die
gröfseren beiden leisten bei 120 Umläufen in der
Minute 250 Kw. normal und 350 Kw. maximal, die
kleinere bei 160 Umläufen in der Minute 130 Kw. normal
und 175 Kw. maximal. Um einerseits die Batterie bei
gleichzeitiger Stromabgabe an das Netz laden zu können
und andererseits die Teilung der Spannung in 2X 110 Volt
auch ohne Benutzung der Batterie zu ermöglichen, sind
für die beiden gröfseren Dynamos „Zusatzmaschinen“, die
auch als „Ausgleichsmaschinen“ für die beiden Batterie-
hälften benutzt werden können, vorgesehen; aufserdem
ist noch ein ,Spannungsteiler,“ Bauart A. E. G. auf-
gestellt, der mit sämtlichen drei Maschinen verbunden
werden kann. Die kleine Dynamo gestattet überdies
ein unmittelbares Laden der Akkumulatorenbatterie des
Hofopernhauses.
Mit Rücksicht auf die später zu gewärtigende
Spannungserhöhung ist dieAkkumulatorenbatterie (Tudor)
aus zwei zunächst parallel geschalteten Hälften gebildet,
die eine spätere Hintereinanderschaltung ohne besondere
Schwierigkeiten ermöglichen. Ihre Kapazität beträgt:
2» 1080 Ampérestunden bei 3 stündiger Entladung,
oder 2% 1450 Ampérestunden bei 10stiindiger Entladung.
Steg Google
32 [No. 626.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Juli 1903.]
Das elektrische Leitungs- und Verteilungsnetz folgt
in der Hauptsache dem für die Fernheizleitung benötigten
Kanale und ist — soweit angängig — in diesem als
blanke Leitung verlegt. Sofern dies nicht tunlich war,
kamen asphaltierte eisenbandarmierte Bleikabel in An-
wendung.
Die Stromverteilung geschieht in der Weise, dafs
von der Schalttafel (Abb. 10) aus der Strom nach sechs
Abb. 9.
— il i u — — — — ae
Maschinenhalle.
Abb. 10.
Schalttafel.
Speisepunkten geleitet wird, von denen er durch Ver-
teilungsleitungen an die einzelnen Verbrauchsstellen
sich verteilt. Das Königliche Schlofs und das Hofopern-
haus erhielten überdies als weitere Reserve noch be-
sondere Zuleitungskabel unmittelbar vom Betriebsgebäude
her. — Zur Erzielung eines möglichst vollkommenen
selbsttätigen Spannungsausgleiches sind die sechs Speise-
punkte durch eine Ringleitung verbunden, sodafs auch
bei gröfstem Unterschiede in der Stromabnahme der
Spannungsunterschied in zwei benachbarten Speise-
punkten den Wert von 2 pCt. nicht überschreitet. In
die kürzeren Speiseleitungen wurden Widerstände ein-
geschaltet. Auf diese Weise ist es möglich, durch eine ein-
heitliche Netzregulierung an allen Stellen die Spannungs-
grofsen in den zulässigen Grenzen zu halten. Der
Mittelleiter ist allenthalben als blanke Leitung isoliert
verlegt und nur an den Speisepunkten und im Betriebs-
gebäude gut geerdet.
Innerhalb des Kanales sind die
blanken Kupferleitungen (teils Seile,
teils Stäbe und Drähte) auf Porzellan-
Isolatoren verlegt, die auf eingemauerten
Eisenstützen längs der einen Kanalwand
befestigt und gegen zufällige Berührung
durch ein Drahtgitter geschützt sind.
Von allen Speisepunkten führen Mefs-
leitungen nach der Schalttafel im Be-
triebsgebäude.
Die Schaltanlage ist auf einer er-
höhten Bühne im Maschinenraum derart
angeordnet, dafs von ihr aus eine leichte
und sichere Erkennung und Regulierung
der elektrischen Zustände in den Ma-
schinen und Hauptleitungen erfolgen
kann.
Der innere Betrieb des Werkes
erfordert eine gröfsere Anzahl von
Elektromotoren (zwei für die Aufzüge
und zwei für den Drehkrahn zur Kohlen-
förderung, zwei zum Pumpenbetrieb für
die Hebung des Einspritzwassers aus
dem Brunnen, einen zum Betrieb einer
Kesselspeisepumpe und verschiedene
kleinere zum Antrieb von Werkzeug-
maschinen). Diese erhalten sämtlich
Bä ihre Kraft durch Leitungen, die von
einer besonderen Motorenschalttafel im
Maschinenraume abzweigen.
Wie das ganze Betriebsgebäude mit
elektrischer Beleuchtung ausgestattet
wurde, so ist auch durch Anbringung
einer einfachen aber ausreichenden Glüh-
lampenbeleuchtung des Fernleitkanales
die Möglichkeit geschaffen, die regel-
mäfsigen Besichtigungen und etwaigen
Ausbesserungen in Sicherheit vor-
nehmen zu können.
Für den Dampfmaschinenbetrieb
werden bei der künftig zu erwartenden
Höchstleistung bis zu 300 cbm Wasser
stündlich zu Kondensationszwecken ge-
braucht. Der naheliegende Gedanke,
diese Wassermenge dem Elbstrome zu
entnehmen, liefs sich nicht verwirk-
lichen; denn die Verunreinigungen des
Elbwassers erreichen zeitweilig ein Mafs,
dafs die Verwendbarkeit zu dem ge-
dachten Zwecke ausgeschlossen bleibt.
Das Wasser wird daher aus einem
Brunnen gewonnen, der auf der Kai-
fläche in unmittelbarer Nähe des Be-
triebsgebäudes und des Elbstromes bis
zu einer Tiefe von 12 m geteuft wurde,
und wird mittels elektrisch betriebener
Flügelpumpen, in ausreichender Tiefe
aufgestellt, gehoben und nach den Kalt-
wasserbehältern im Kellergeschofs des
Apparatenraumes gefördert. Von dort
gelangt es in die Kondensleitungen der
Dampfmaschinen. — Ein Teil des Kon-
densates der letzteren und zwar der Bedarf an Dampf für
die Dampfmaschinen wird zum Kesselspeisen verwendet,
nachdem er eine entsprechende. Reinigung in ange-
messenen Apparaten erfahren hat. — Ein anderer Teil
des geförderten Wassers findet zu Wirtschaftszwecken
Verwendung und wird deshalb durch eine der Kessel-
speisepumpen nach Behältern im obersten Geschosse
des östlichen Eckturmes am Elbkai gedrückt. Einer
dieser Behälter besitzt eine Einrichtung zum Erwärmen
des Wassers, um bei längerer Betriebsunterbrechung
ki
[15. Juli 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 626.) 33
(während des Sommers) die Dampffernleitungen mit aus-
gekochtem Wasser füllen zu können, damit das Rosten
im Innern vermindert wird.
Da das ganze Keller- und Sockelgeschofs des
Betriebsgebäudes gegen die Gefahr des Eindringens von
Grund- oder Hochwasser durch allseitigen wasserdichten
Abschlufs und Vermeidung von Schleusenverbindungen
geschützt ist, müssen auch sämtliche im Gebäude ent-
stehenden Plansch- und Ueberlaufwässer aus diesen tief-
liegenden Räumen gepumpt werden. Zu diesem Zwecke
sind verschiedene Pulsometer mit den entsprechenden
Rohrleitungen vorgesehen. — Im Fernleitungskanale
sind zu dem gleichen Zwecke an verschiedenen Stellen
kleine Flügelpumpen aufgestellt, die im Bedarfsfalle
mittels eines fahrbaren Elektromotors angetrieben werden.
Damit sowohl der Fernheiz- als auch der elektrische
Betrieb sich den jeweiligen Bedürfnisssen im Verbrauchs-
gebiete anpassen kann, mufs das Bedienungspersonal im
Betriebsgebäude sich jederzeit über die Vorgänge an
den Verbrauchsstellen und im Leitungsnetz unterrichten
können. Diesem Zwecke dient eine Reihe besonderer
Sicherheits-Einrichtungen.
Zu diesen gehört eine durch die Fernheizkanäle
geführte Telephonanlage, welche die Möglichkeit bietet,
sowohl von den zu beheizenden Gebäuden Wünsche
an das Werk zu melden, als auch die Bediensteten des
Werkes in den Stand setzt, von ihren Revisionsgängen
jederzeit rasch an das Werk zu berichten. — Demselben
Zwecke dient weiter eine Fernthermometeranlage, die
aus verschiedenen Teilen des Rohrkanales selbsttätig
ein aufsergewöhnliches Wachsen der Lufttemperatur im
Kanale, also eine eingetretene Unregelmäfsigkeit meldet.
Ferner geben andere Meldevorrichtungen mittels
Schwimmer und elektrischer Kontakte selbsttätig Klingel-
und Lichtzeichen, falls an irgend einem Teile des Kellers
des Betriebsgebäudes oder in den entfernt gelegenen
Kanalstrecken Plansch- oder Sickerwässer eindringen
sollten.
Die interessantesten Einrichtungen sind aber wohl
die Fernmanometer, mittels deren vom Apparatenraum
aus festgestellt werden kann, ob an den Abgabestellen
die erforderliche Dampfspannung vorhanden ist. Das
Manometer an der Abgabestelle ist zu dem Zwecke
nach System Mönnich mit einem Telephon im Betriebs-
gebäude verbunden, sodafs an einem eigentümlichen
Geräusche im Hörer die Stellung des Manometerzeigers
erkannt wird.
Diese sämtlichen Meldeapparate sind aufeiner Tafel
im Apparatenraume vereinigt.
Nachdem nunmehr die Erfahrungen eines zwei: .
jährigen Betriebes vorliegen, kann mit Genugtuung
festgestellt werden, dafs sich das Werk allenthalben
in seinen Einrichtungen bewährt hat. —
Von besonderem Werte für die Erprobung der
Bauweise des Fernleitungskanales und der Keller-
geschosse war es, dafs schon während des Baues des
Kanales seine Wasserdichtheit geprüft werden konnte.
Noch ehe der Bau vollendet war, trat mehrmals hinter
einander Elbhochwasser ein und zwar derart, dafs der
Wasserstand der Elbe bis zur Höhe der Kanaldecke
stieg. Während der ganzen Zeit der Hochflut und des
nachfolgenden Steigens des Grundwassers haben sich
die bercits fertigen Teile des Kanales vollkommen
dicht erwiesen. Die gewählte Bauweise hat sich durch-
aus bewährt.
-Unter den erzielten Ergebnissen macht sich als
augenfälligste Tatsache die Verminderung des Rauches
in der Umgebung der weltbekannten Monumentalbauten
in der Nähe der Augustusbrücke geltend. Während
früher den Essen des Hofopernhauses, des Zwingers
und vieler anderer jetzt an das Fernheizwerk ange-
schlossener Gebäude täglich und ununterbrochen dicke
schwarze Rauchwolken entströmten, sieht man jetzt —
obgleich die Dampfkessel im Werke während des
Winters Tag für Tag von morgens äis Uhr bis abends
10' a Uhr ohne Unterbrechung im Betriebe sind — ganz
selten und höchstens auf die Dauer von einer halben
bis ganzen Minute ein leichtes Rauchwölkchen dem
Schornsteine des Werkes entsteigen.
Ebenso wichtig wie dieser Erfolg ist aber die
erreichte Leistung der Dampfkesselanlage. In der
Erkenntnis, dafs allein die Güte der Kesselanlage für
den wirtschaftlichen Erfolg des Fernheizwerkes ent-
scheidend sein würde, ist wie ihrer Durchbildung so
auch ihrer Bedienung von Anfang an die gröfste Sorgfalt
gewidmet worden. Der Fernheizbetrieb ist naturgemäfs
mit Verlusten infolge der Abkühlung in den Fern-
leitungen verknüpft, die sich unter ein gewisses Mafs
nicht herabziehen lassen. Wenn auch bei voller Inan-
spruchnahme einer Rohrleitung wegen der gewählten
guten Wärmeschutzmittel die Verluste nur einen kleinen
Bruchteil der gesamten beförderten Wärmemenge dar-
stellen — bei Versuchen an einer gleichartigen Leitung
in Bad Elster haben sich die Verluste zu nur 4 pCt.
herausgestellt — so giebt es doch lange Zeiten schwachen
Betriebes, in denen die nahezu unveränderlichen Ver-
luste einen wesentlich gröfseren Teil der gesamten
fortgeleiteten Wärmemenge ausmachen. Diese unver-
meidlichen Verluste konnten nur dadurch ausgeglichen
werden, dafs die Betriebskosten der zentralen Kessel-
anlage erheblich niedriger gehalten wurden, als die-
jenigen der Einzelheizungen jemals sein können. Deshalb
mulste einerseits die Ausnutzung des Brennstoffes eine
sehr vollkommene und andererseits die Bedienung eine
billigere sein. — Die Dampfkessel des Werkes erreichen
im normalen durchschnittlichen Betriebe einen Wirkungs-
grad von 72 bis 76 pCt. bei einer Verdampfung von
etwa 14 kg auf 1 qm Heizfläche. Bei vorbereiteten Ver-
suchen läfst sich ein Wirkungsgrad von 80 bis 82 pCt.
erzielen. Wie schon angedeutet, war ferner auf gröfste
Einfachheit der Feuerungseinrichtung, auf Bequemlich-
keit bei der Beschickung und Reinigung besonderer
Wert gelegt worden. Es ist dadurch erreicht, dafs bei
stärkstem Betriebe, als 8 Dampfkessel mit 1600 qm
Heizfläche unter Feuer standen, zwei Heizer und ein
Handarbeiter (als Kohlenfahrer) vollständig zur Be-
dienung genügten.
Welchen Umfang die Leistung des Werkes z. Z.
erreicht, lehrt folgendes Beispiel. Während des Monates
Dezember 1902 betrug die gesamte Dampferzeugung des
Werkes 5930 700 kg, entsprechend einer Wärmemenge
von 3677034000 WE. Der gleichzeitige Verbrauch
an Brennmaterial belief sich auf 1276760 kg (meist
geringwertige Braunkohle), die einen Gesamtkosten-
aufwand von etwa 10780 M. verursachten. Die Er-
zeugung von je 100000 WE im Fernheizwerke hat also
29,3 Pf. an Ausgaben für Brennstoff gekostet, während
unter gleichen örtlichen Verhältnissen bei Heizung
mittels gewöhnlicher Stuben- oder Expeditionsöfen zur
Erzeugung von 100000 WE durchschnittlich 70 bis
80 Pf. und bei kleinen Zentralheizungen 65 bis 75 Pf.
aufzuwenden sind.
Aechnlich vorteilhaft haben sich auch die übrigen Ein-
richtungen der Fernheiz- und Maschinenanlage bewährt.
Im Besondern gilt dies von den Fernleitungen mit
ihren Befestigungen, Dichtungen und Kompensations-
vorkehrungen, sowie von der Ueberhitzung des Dampies,
die eine wesentliche Verringerung der Abkühlungs-
verluste in der Fernleitung herbeiführt.
Das Unternehmen weist somit in technischer Be-
ziehung Erfolge auf, die in hohem Mafse zur Nach-
ahmung ermuntern. Unstreitig ist die im Königlichen
Fernheiz- und Elektrizitätswerke zu Dresden von Temper
durchgeführte Vereinigung der Fernheizung mit einem
anderen Betriebe, der die Ausnutzung der Kesselanlage
auch während der Pausen des Heizbetriebes gestattet, —
sel es nun, wie hier, die Erzeugung von Elektrizität,
oder die Wasscrförderung usw. — in vielen Fällen
berufen, nicht nur Abhilfe gegen Rauch- und Rufs-
belästigung und eine Vermehrung der Feuersicherheit
zu schaffen, sondern sie wird häufig auch eine Ver-
minderung der Betriebskosten herbeiführen können.
Allerdings mufs unter allen Umständen eine genaue
und sachverständige Untersuchung sämtlicher in Betracht
kommenden Verhältnisse vorausgesetzt werden, wenn
der Aufwand an Kosten im Einklange mit den zu
erzielenden Erfolgen bleiben soll. —
34 [No. 626.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [15. Juli 1903.]
Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung.
Vortrag des Eisenbahn-Bauinspektors S. Fraenkel, Guben, im Verein Deutscher Maschinen- -Ingenieure
am 24. März 1903.
(Mit 35 Abbildungen.)
(Fortsetzung von Seite 18.)
C. Motorlaufwinden. | in gröfserem Mafsstabe einzuführen hofft und die auf
In den Sonderausstellungen vom Benrather Werk Vorrath in Normalgröfsen gearbeitet und in den Handel
und von Losenhausen befinden sich noch eine Anzahl gebracht werden sollen. Das Benrather Werk nennt
Laufkatzen mit elektrischem Antrieb, die man sie: „Motor-Laufwinden“ (Abb. 14 und 15.) Es ist
Abb. 14. | Abb. 15.
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Benrather Maschinenfabrik.
| zweifellos, dafs das Verfahren des Krahnwagens und
| auch der Katze von Hand für viele Fälle genügt und
| dafs sich die Umänderung vorhandener Laufkrahne in
elektrisch betriebene oder die Beschaffung von solchen
mit Hilfe dieser Laufwinden für mittlere und kleinere
Betriebe dadurch wesentlich vereinfacht. Eine weit all-
gemeinere Anwendung können aber die Motorlaufwinden
nach den geistvollen Vorschlägen von Kammerer
finden,*) wenn die Werkstätten und Höfe mit Hänge-
bahnen für sie versehen werden und eine Mehrzahl
| von ihnen das Anheben und Fortschaffen der Lasten
übernimmt. Durch hängende Drehscheiben soll sogar
der Uebergang der Laufwinden von den einzelnen
Krähnen auf die allgemeine Transportbahn und umge-
kehrt ermöglicht werden. Ein Beispiel ist die Abb. 16
und 17, Hangebahn-Anlage für eine Giefserei. Wie
überhaupt der Transport innerhalb der Werkstätten
mittels Hängebahnen die allergröfste Beachtung
verdient und sich auch für Eisenbahnwerkstätten sehr
nützlich erweisen würde, so scheint hier eine äufserst
fruchtbare Anregung gegeben zu sein, die dem Hebe-
zeugbau neue Wege eröffnet.
Bei den erwähnten Laufwinden hat man, um ein
einfaches Getriebe zu erhalten, grofse Trommeln zu
vermeiden, und um von der für den einzelnen Fall er-
forderlichen Hubhöhe unabhängig zu sein, zur Gallschen
Kette gegriffen. Dieselbe hat den einen Nachtheil, dafs
sie in der Richtung ihrer Bolzen genommen steif ist
und durchaus keinen schiefen Last-Angriff verträgt.
*) Vortrag in der 43. Hauptversammlung des Vereins Deutscher
Hängebahn mit Motorwinden für eine Giefserei Ingenieure, Düsseldorf, abgedruckt in der Zeitschrift des Vereins
nach Kammerer. | Deutscher Ingenieure 1902. Seite 1377.
[15. Juli 1903.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [No. 626.] 35
Diesen Fehler haben die beiden genannten Werke in | von Union, Bergmann, Lahmeyer u. A. Ausgestellt
sehr netter Weise dadurch unschädlich gemacht, dafs | waren von Benrath:
sie die Winde in die Katze pendelnd eingehängt 1 Motorlaufwinde von 3000 kg Tragkraft mit einem
haben, sodafs die ganze Winde einem schiefen Kraft- ; 3 pferdigen Motor; Hubgeschwindigkeit etwa 3 m in
Abb. 18.
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Freistehender Wasserdruck-Drehkrahn für Stahlgiefsereien, Bauart Daelen, vom Neusser Eisenwerk A. G. in Heerdt b. Neuss.
Tragkraft 5000 kg, mit Abstufungen für 3500 und 1500 kg.
Abb. 19.
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Freistehender Drehkrahn
in Hammerform
von 6000 kg Tragfahigkeit.
Bechem & Keetman.
angriffe folgen und sich dementsprechend selbstthatig der Minute, Fahren von Hand. 1 Motorlaufwinde von
einstellen kann. Die Benrather Fabrik baut diese 4000 kg Tragkraft auf einem Handlaufkrahn von 5 m
Laufwinden in den Gröfsen von 2 bis 20 Tonnen in Spannweite; Stärke des einen Motors gleichfalls 3 PS,
bestimmten Lagergröfsen mit gufseisernen Gehäusen Hubgeschwindigkeit etwa 2 m in der Minute, Fahren
und mit Elektromotoren zu 1, 2, 3 und 6 PS Leistung von Hand. 1 Motorlaufwinde von 5000 kg Tragkraft
SGU
36 (No, 626.]
mit zwei Motoren von ebenfalls je 3 PS, Hubge-
schwindigkeit etwa 1,8 m in der Minute, Fahrge-
schwindigkeit 20 m in der Minute.
Von Losenhausen aufser anderen ähnlichen wie
vorstehend: 1 Laufwinde („elektrischer Flaschenzug“
genannt) auf den unteren Flanschen eines Trägers
laufend; Tragkraft 1500kg; ein Motor, Fahren von Hand.
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Werft-Krahn von 150 t Tragkraft auf den Howaldtswerken in Kiel.
Benrather Maschinenfabrik.
Abb. 21.
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Hammerkrahn der Germania-Werft von 150 t Tragfähigkeit. R
Bechem & Keetman.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
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[15. Juli 1903.]
D. Hammerkrahne.
Am Ende der Maschinenhalle hatten das Neusser
Eisenwerk in Heerdt bei Neuss einen mit Wasserdruck
betriebenen und in unmittelbarer Nachbarschaft davon
Bechem & Keetmann einen elektrisch angetriebenen,
freistehenden Drehkrahn ausgestellt, wie sie viel-
fach zum Einsetzen und Ausheben von Gufsformen
| (Coquillen) und Blöcken in Giefs-
gruben u. s. w. benutzt werden.
Man nennt sie daher meist noch
„Ingot-Krahne“ oder neuerdings
„Block-Krahne“. Vgl. die Abb. 18
und 19. Der Duisburger Krahn
war in gefalligem Eisenfachwerk
ausgeführt; er besteht aus einer
feststehenden Stahlsäule, um
welchen sich das nach unten
verjüngte Gerüst mit seinem
wagerechten, nach rückwärts ver-
längerten Ausleger dreht. Diese
Form hat derartigen Krahnen
den Namen „Hammerkrahne“
eingetragen. Auf dem längeren
Ausleger-Arm läuft die Katze,
der kürzere trägt ein Gegen-
gewicht. Die Hammerform hat
man neuerdings auf die aller-
gröfsten Werft - Krahne über-
tragen; nur verlegt man wegen
der gewaltigen Kräfte und Höhen
den festen Theil nach aufsen
und nimmt die Drehsäule nach
innen. Die Benrather Ma-
schinenfabrik, die diese Form
der Werft-Krahne zuerst aus-
führte*), giebt dem Stützgerüst
eine thurmartige vierseitige Form
(vgl. Abb. 20), während Bechem
& Keetman bei dem oben
schon erwähnten Krahn der
Germania - Werft eine pyra-
midenartige, dreibeinige An-
ordnung angewendet haben,
durch deren Fufspunkte drei
Eisenbahn - Gleise durchgeführt
werden können; vgl. Abb. 21
und 22.
Von einem der Benrather
Riesenkrahne**) stand ein Modell
im Mafsstabe 1 : 25 im Mittel-
raum der Sonder-Ausstellung der
Firma. Ein ähnlicher ist für
die Schiffswerft von William
Beardmore & Co. Ltd. in Glas-
gow bestimmt und wird also
den Ruf des deutschen Hebe-
zeugbaues jenseits des Kanals
befestigen. Beide Krahne sind
so vortrefflich durchgearbeitet,
wie es bei dem begründeten
Ruf der genannten Werke zu
erwarten ist, und bieten eine
Fülle von beachtenswerthen
Einzelheiten. Ihre Beschreibung
würde allein einen Abend füllen.
Die Hauptabmessungen dieser
beiden Goliats unter den Hebe-
zeugen folgen hier in Zusammen-
stellung III.
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* Wie Prof. Ernst berichtet, hat
die Anregung dazu Abtheilungsingenieur
O. Günther von der Hafenbauinspektion
in Bremerhaven gegeben, nach welcher
auch der Riesenkrahn im dortigen Kaiser-
dock zuerst ausgeführt worden ist.
Auf den Howaldtswerken in
Kiel aufgestellt und Februar 1902 in
Betricb gesetzt.
[15. Juli 1903.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
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II. Zusammenstellung der grofsen Werft-Hammerkrahne.
Tragkraft.
Probelast .
Grölste Ausladung
Gröfste Ausladung ; ;
Ganze Länge des Ausleges S AS
Höhe der Katzenbahn über der Sohle
©- Hakenhöhe über der Sohle
Hauptwinde:
Die Last hängt an
Genau senkrechte Hebung ist crreicht `.
Antrieb
Lieferer a8
Bedienungsstand .
Anzahl der Motoren zum Heben
Bauart .
Spannung
Pferdestärken
Leerlaufarbeit . .
Umdrehungen in d. Min.
Hubgeschwindigkeit in d. Min.
Hubgeschwindigkeit des leeren Hakens
Art der Getriebe .
Wirkungsgrad .
Hilfswinde:
Tragkraft
Anzahl der Motoren zum Heben .
Pferdestärken
Umdrehungen in d. Min. .
Hubgeschwindigkeit in d. Min. .
2. Hilfswinde trägt
Katzenbewegung:
Bauart des Motors
Pferdestärken des Motors .
Umdrehungen in d. Min. . .
Anzahl der Räder der Katze
Angetrieben werden
Anzahl der Fahrschienen .
Art der Getriebe .
Geschwindigkeit in d. Min.
Drehvorrichtung:
Sitz
Pferdestärken des store,
Umdrehungen in d. Min. .
Art der Getricbe .
Drehgeschwindigkeit für volle Last
Werft-Krahn der Krupp’schen
Germania-Werft in Kiel, von
Bechem & Keetman in Duisburg.
150 t
200 t
für 150 t 22 m
für 45t 37,65 m
- 509 m
36 m
œ~ 32 m
. : Sfachem Drahtseil von 52 mm
Stärke
durch Doppeltrommeln
elektrisch
Siemens & Halske, A.-G.
Auf der. unteren Gurtung nahe
_ der Mitte
Gleichstrom, Hauptstrom-
Motoren
550 Volt
3 xX 35 (gemessen 102,4) PS
44 PS
bei voller Last 400
(höchstens 800)
berechnet 1,5 (gemessen 1,76) m
3
m
1 Schnecken- und 1 Stirnrad-
Getriebe
berechnet 0,46 (gemessen 0,56)
45 t
d Die Motoren der Hauptwinde
RER nach Umkuppelung der
Ritzel die Hilfswinde
6m
1000 kg
4 Räder
4
1Schnecken-, 2 Stirnrad-Getriebe
5m
am oberen Stützring
2x18PS
(hintereinander geschaltet)
510
30m am Haken oder
eine Drehung in 3,7 Min.
Werft-Krahn
für William Beardmore & Co. Ltd.
in Glasgow, von der Benrather
Maschinenfabrik.
150 t
200 t
22 m
für 50 t 42,5 m
172,8 m
47,5 m
für 150t 42 m
t» 90: 43,
8 fachem Drahtscil von 60 mm
Stärke
durch Spillwinden mit Spann-
flaschenzug
elektrisch
Union Berlin
Auf der oberen Gurtung in der
Mitte `
Gleichstrom, Hauptstrom-
Motoren
440 Volt
2x52PS
30 PS
530
1,52 m
3m
1 Schnecken- und 2 Stirnrad-
` Getriebe
U
50 t
2
2X52 P5
530
6,3 m
Gleichstrom, Hauptstrom
16 PS (1 in jeder Katze)
660
8 bei der 150 t Katze,
4 » è » 50 ” ”
4 ” ” D ”
2 ” ” 50 ” ”
4 ” ” l ” ”
2 ” ” ” ”
1 Schnecken-, 2 Stirnrad-Getricbe
E die grofse Katze 7,3 m
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in der Min.
am Fufs der Krahnsäule
18 PS
350
1 Schnecken- und 3 Stirnradcr-
Getriebe wirken auf einen an der
Säule befestigten Zahnkranz.
für 150 t 13,8 m i. d. Min.
” 50 H 26,8 H nm D ”
oder 1 Drehung in 10 Min.
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Pyramiden-Werftkrahn für 150 t Tragfähigkeit der Germania-
Werft von Bechem & Keetman.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. Juli 1903.]
Bei dem Duisburger Krahn befinden sich beide
Winden in einer gemeinsamen Katze und haben gemein-
samen Antrieb.
Die
beiläufig
7,02 m in der Länge,
691 m „ „ Breite,
S11 m „ e Höhe;
sie nimmt also etwa den Luftraum eines grofsen
Berliner Zimmers ein! Der Duisburger Krahn hat
dann noch eine 2. Hilfswinde von 1000 kg Trag-
kraft erhalten, welche aus einer elektrisch betriebenen
Winde im Führerstand und einem fahrbaren Bock-
gerüst besteht und zu Montirungs- und Unterhaltungs-
arbeiten dient. Die Ausführung des Krahn-Gerüstes
bewirkte die DBrückenbauanstalt Aug. Klönne in
Dortmund.
Bei dem Benrather Krahn läuft die Hauptwinde
auf dem kürzeren, die Hilfswinde auf dem längeren
Arm; sie sind derart geschaltet, dafs nur eine von ihnen
arbeiten kann; die andere mufs während dessen un-
belastet in ihrer äufsersten Endstellung stehen und das
Gleichgewicht herstellen. Ein Gegengewicht ist gänzlich
vermieden.
Abmessungen der Doppelkatze betragen
(Schlufs folgt.)
Beiträge zur Lehre von der Patentfähigkeit.
Von Professor Dr. jur. Oscar Schanze in Dresden.
(Fortsetzung von Seite 75 in Band 52.)
Vierzehnter Beitrag.
Von ganz hervorragender Bedeutung für Theorie
und Praxis sind selbstverständlich die Ausführungen,
die Kohler in seinem Handbuche des Deutschen Patent-
rechts (Mannheim 1900) über die Erfordernisse der
Patentfähigkeit veröffentlicht hat.
Silberschmidt?) erklärt: „Wo Schanze und
Kohler auseinandergehen, da ist durchweg Kohler bei-
zupflichten.“ Es wird mir indes wohl nicht verargt
werden, wenn ich, trotz dieser Erklärung, Kohlers
Darlegungen einer kritischen Besprechung unterziehe,
selbst auf die Gefahr hin, dafs ich Kohler nicht allent-
halben recht verstanden habe, denn Kohler?) erhebt
den Vorwurf, dafs fast eine jede Polemik gegen ihn auf
Mifsverständnissen beruhe.
A
l. Kohler unterscheidet zwischen Erfindung im
objektiven und im subjektiven Sinne.
„Erfindung im objektiven Sinne ist eine zum
technischen Ausdruck gebrachte Ideenschöpfung des
Menschengeistes, die der Natur eine neue Seite abgewinnt
und hierdurch mit Erfolg darauf abzielt, durch Benützung
von Naturkräften menschliche Postulate zu erfüllen.“ *)
„Erfindung im subjektiven Sinne ist eine geistige
Tätigkeit des Erfinders, welche den Zusammenhang
zwischen den technischen Mitteln und dem technischen
Erfolg in solcher Weise zur Erkenntnis bringt, dafs der
Zusammenhang technisch hergestellt werden kann, und
welche zugleich dartut, dafs hierdurch ein menschliches
Postulat erfüllt werden kann“. 3
Kohler hat Recht. Es handelt sich natürlich nicht
um verschiedene Erfindungsbegriffe, sondern um ver-
schiedene Merkmale des einen Erfindungsbegriffes.
Es müssen, wie Robolski°) zutreffend darlegt,
I) Kritische Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechts-
wissenschaft 3. Folge Bd. VII. (1901), S. 284.
2) Handbuch S. 128, Note **). Vgl. unten bei Note 18 — Die
blofsen Seitenangaben im folgenden beziehen sich insgesamt auf
Kohlers Handbuch.
8) S. 83.
4) S. 203.
>) Commentar 2. Aufl. S. 9f.
gewisse objektive und gewisse subjektive Erfordernisse
zusammentreffen, damit eine Erfindung vorliegt.
In subjektiver Hinsicht wird ein Erkenntnisakt des
Erfinders verlangt. Es ist aber zu beachten, dafs dieser
Erkenntnisakt nicht alle objektive Elemente der Erfindung
zu umfassen braucht. In objektiver Beziehung ist die
Erfindung was ihren Inhalt anlangt, eine Regel mensch-
lichen Handelns, die durch die Merkmale:
Ausführbarkeit (Problemlösung)
Brauchbarkeit (Postulaterfüllung)
Ueberraschung (Apercu) und
Fortschritt ê)
gekennzeichnet wird. In subjektiver Hinsicht genügt es,
wenn die Ausführbarkeit und die Brauchbarkeit vom
Erfinder erkannt worden sind; nicht erforderlich ist
dagegen, dafs der Erfinder erkannt hat, dafs die von
ihm gefundene Mafsnahme eine Ueberraschung und einen
Fortschritt darbietet.
Noch in einem anderen Sinne haben die Merkmale
der Ueberraschung und des Fortschrittes objektiven
Charakter. Ihr Vorhandensein ist nämlich nicht vom
subjektiven Standpunkte des Erfinders aus, sondern nach
dem objektiven Stande der Technik zu beurteilen.
Eine anderweite Unterscheidung, deren Kohler’)
gleichfalls gedenkt, ist die in aktive und passive Er-
findung; es handelt sich bei dieser Unterscheidung um
zwei verschiedene Begriffe, dort um den Vorgang, um
die Tätigkeit des Erfinders, hier um das Ergebnis des
Erfindens, um das Erfundene.
2. Die Erfindung wird objektiv nicht blos durch
ihren Inhalt, sondern auch durch ihre Entstehung
gekennzeichnet, sie mufs Ursprünglichkeit aufweisen,
d. h. ihre Entstehung einer individuellen schöpferischen
Geistestätigkeit verdanken.
„Die Erfindung ist eine Schöpfung, keine Ent-
deckung, sie verlangt Originalität“, sagt Kohler‘).
8) Ich habe häufig noch die Eigenartigkeit aufgeführt. Das ist
von nöten, wenn die konstitutive Eigenartigkeit und die qualifizierende
Neuheit auseinander gehalten werden sollen. Abgesehen hiervon
bedarf es der Hervorhebung der Eigenartigkeit nicht, weil sie in
den Merkmalen der Ueberraschung und des Fortschrittes bereits
enthalten ist.
7) S. 83. 8) S. 89, S. 178, S. 204.
[15. Juli 1903.) _
Der Ausdruck Originalität ist mehrdeutig. Origi-
nalität will einmal die Eigenschaft der Erfindung kenn-
zeichnen, dafs sie das Ergebnis individuell schöpferischer
Geistestätigkeit ist. In diesem Sinne legt Kohler der
Erfindung an den eben angezogenen Stellen Originalität
bei. Ich habe die Originalität in dieser Bedeutung
Ursprünglichkeit genannt. — In einem anderen Sinne
bezieht sich die Originalität nicht auf den Ursprung,
sondern auf den Inhalt der Erfindung; es soll ausge-
sprochen werden, dafs es sich um etwas handelt, was
von den bereits vorhandenen Dingen abweicht, ihnen
gegenüber Eigenartigkeit aufweist. — Häufig werden
auch beide Bedeutungen kombiniert, es soll ausgedrückt
werden, dafs der Gegenstand, wie es oft der Fall ist,
beide Qualitäten zugleich aufweist. Immerhin haben
beide Eigenschaften, Ursprünglichkeit und Eigenartigkeit,
doch ihren selbständigen Charakter. Denn es ist vor-
gekommen, dafs Jemand ursprünglich etwas ersonnen
hat, was längst bekannt war. Und Eigenartigkeit kann
ein Gegenstand auch ohne Ursprünglichkeit besitzen,
wenn er z. B. entdeckt ist; eine Originalität im Sinne
der Eigenartigkeitwäre auch denkbar, wenn, wie Kohler’)
sagt, die Kunstwerke nicht geschaffen würden, sondern
vom Himmel fielen.
Ich habe, um die Mehrdeutigkeit des Wortes Origi-
nalität darzutun, auf letzteren Ausspruch Kohlers Be-
zug genommen!P) mit dem Bemerken, dafs Kohler das
Wort Originalität an der einen Stelle in dieser, an der
anderen Stelle in jener Bedeutung gebrauche. Ich habe
dies nicht getan, um eine Kritik oder gar eine Polemik
Kohler gegenüber zu üben; zu solcher ist nicht der ge-
ringste Anlafs gegeben, weil sich gegen den Gebrauch
eines Wortes in seinen verschiedenen Bedeutungen an
verschiedenen Stellen, wo sich aus dem Zusammenhange
der spezifische Sinn ergibt, gar nichts einwenden läfst.
Der Vorwurf Kohlers?!), dafs ich zu Unrecht gegen
ihn polemisiert habe, ist hiernach gegenstandslos. Wenn
Kohler weiter behauptet, dafs von einer verschiedenen
Bedeutung der Originalität nur insofern geredet werden
dürfe, als sie positiv oder negativ gefafst werden könne,
positiv als eigenschöpferisch, negativ im Gegensatz zur
Reproduktion, und dafs er diese Doppelbedeutung im
Sinne gehabt habe, so mufs ich freilich einwenden:
Kunstwerke, welche nicht von Menschen geschaffen,
sondern vom Hinmel gefallen sind, entbehren der Origi-
nalität in diesem Sinne, positiv und negativ; wenn
Kohler ihnen gleichwohl Originalität beilegt, so kann
er eben nur die Eigenartigkeit meinen.
3. Die Erfindung mufs nach Kohler") als
„Befriedigungsmittel menschlicher Postulate“
dienen. Ich habe dieses Element der Erfindung ihre
Brauchbarkeit genannt.
Kohler fügt hinzu: „Mit dem Erfordernisse der
Erfüllung eines menschlichen Postulates tritt dasjenige
ein, was man im allgemeinen zutreffend, aber nicht
erschöpfend, das ökonomische Element der Erfindung
genannt hat. Nur darf man das ökonomische Element
nicht in das Erfindungsproblem legen, sondern in den
Erfindungszweck; das Erfindungsproblem ist stets ein
technisches, das allerdings dem ökonomischen Zwecke
dienstbar ist. Ein blos ökonomisches Problem z. B. eine
Art der Arbeitsteilung ist nicht Grundlage für eine
Erfindung.“
Kohler hat Recht: die ökonomische Charakteri-
sierung des Erfindungszweckes ist nicht erschöpfend ’?).
Es gibt zahlreiche Erfindungen, man denke an astro-
nomische Instrumente, Spielzeuge, die eine wirtschaftliche
Brauchbarkeit nicht besitzen. Die weitere Behauptung
Kohlers dagegen, dafs eine Art der Arbeitsteilung
keine Erfindung ausmachen könne, steht in schroffem
Widerspruche mit dem Sprachgebrauche. Ob die Arbeits-
teilung eine patentfähige Erfindung sei, ist eine Frage
%9 Archiv für bürgerl. Recht Bd. X, S. 249f.
I!) Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht Bd. 1V, S. 14,
nunmehr mein Recht der Erfindungen und der Muster S. 328 f.
11) S, 204, Note °.
12, S. 121.
13) Mein Recht der Erfindungen und der Muster, S. 156 ff.,
S. 164 ff., S. 261 f.
vgl.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 626.] 39
für sich. Von vornherein steht nur soviel fest, dafs die
Patentgesetzgebung mit den künstlerischen Erfindungen
nichts zu schaffen hat, dafs nur praktische, nur nützliche
Erfindungen, nur Zweckgebilde in Betracht kommen.
Welche von diesen praktischen Erfindungen aber patent-
fáhig sind, hängt, abgesehen von den sonstigen gesetz-
lichen Erfordernissen, davon ab, was unter gewerblicher
Verwertbarkeit zu verstehen ist. Im weitesten Sinne
des Wortes läfst sich auch einer Art der Arbeitsteilung
die technische Natur gewifs nicht abstreiten.
Die Befriedigung des Erfindungspostulates, des
menschlichen Bedürfnisses darf nicht verwechselt werden
mit der Lösungsidee, durch welche das Erfindungs-
problem, die technische Aufgabe ihre Erledigung findet.
Postulaterfüllung und Problemlösung sind, wie
Kohler'!*) ausdrücklich hervorhebt, verschiedene Dinge.
Dort handelt es sich, sage ich, um die Brauchbarkeit,
hier um die Ausführbarkeit der Erfindung. Die Ausführ-
barkeit der Erfindung ist gegeben, wenn der Erfinder
in der Durchführung der Lösungsidee den Boden der
allgemeinen Technik erreicht hat!’). Das perpetuum
mobile entbehrt der Ausführbarkeit, der Brauchbarkeit
würde es gewifs nicht entbehren.
Kohler?) betont zutreffend, dafs das Bedürfnis
ein soziales sein mufs in dem Sinne, dafs es nicht nur
von ein oder zwei Menschen empfunden wird. Silber-
schmidt!’) zieht hieraus die verkehrte Konsequenz,
dafs die Patentierbarkeit für einen Taschenspielapparat,
der lediglich zum eignen Vergnügen dienen soll, zu
verneinen sei. Als ob nicht unzählige Menschen das
Bedürfnis empfinden könnten, sich ein jeder für sich mit
einem Taschenspielapparat zu amüsieren. Nicht weniger
verfehlt ist natürlich die Ansicht Silberschmidts,
dafs ein Taschenspielapparat, der lediglich dem eigenen
Vergnügen dient, der gewerblichen Verwertbarkeit ent-
behrt; es ist schwer zu verstehen, wie Silberschmidt
zu dieser Meinung kommt, da die Möglichkeit gewerblicher
Herstellung solcher Taschenspielapparate aufser allem
Zweifel steht.
Dafs Taschenspielerapparate patentfähig sind, wird
von Kohler jetzt'*) ausdrücklich eingeräumt, früher in
seinem Patentrecht S. 61 hatte er es, wie er zugibt,
verneint. Dieser Verneinung gegenüber hatte ich Ein-
sprache erhoben!?).. Wenn Kohler meint, dafs diese
Einsprache wie fast eine jede Polemik gegen ihn auf
Mifsverständnissen beruhe, so mufs ich hier den Vor-
wurf des Mifsverstandnisses zurückgeben. Da Kohler
früher die Patentfahigkeit der Taschenspielerapparate
bestritten hat, so war meine Polemik gerechtfertigt, sie
ist erst jetzt durch seinen Meinungswechsel gegenstands-
los geworden.
Einverständnis herrscht darüber, dafs die Kenntnis
einer Brauchbarkeit oder Postulatbefriedigung auf Seiten
des Erfinders für die Erfindung einerseits erforderlich,
andrerseits genügend ist, und dafs der Patentschutz
nicht blos die von Anfang an erkannten, sondern auch
die erst später ausfindig gemachten Brauchbarkeiten mit
umfafst. Ich meine: nur der Patentschutz, nicht aber die
Erfindung geht über die vom Erfinder erkannte Brauch-
barkeit hinaus; Kohler sagt: nicht blos der Patent-
schutz, sondern bereits die Erfindung umfafst die noch
14) S. 222, Note °). Diese Verschiedenheit wird zutreffend
anerkannt in einer Entscheidung des österreich. Handelsministeriums
vom I. November 1898: „Dais das von Dr. von Auer als neu in An-
spruch genommene Verfahren ausführbar ist, dürfte wohl ernstlich
nicht in Abrede gestellt werden können, dafs aber auch nach diesem
Verfahren für den Bunsenbrenner brauchbare Glühkörper ge-
wonnen werden können, wurde ohne weiteres angenommen usw.“
Oesterr. Patenblatt Bd. I, S. 46.
15) 148,
18) S. 127.
IM) Kritische Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechts-
wissenschaft 3. Folge Bd. VII (1901), S. 285.
IS) S. 128.
19) Aber nicht, wie Kohler behauptet, im Blatt für Patent- usw.
Wesen Bd. H, S 59 (nunmehr mein Recht der Erfindungen und der
Muster S. 280), hier wird nur gesagt, dafs Kohler, Aus dem Patent-
und Industrierecht Bd. Il, S. 62, Note Spielzeuge gleichfalls für
patentfähig erachte; wohl aber in den Annalen des Deutschen Reichs
Jahrgang 1897 bei Note 134 (nunmehr mein Recht der Erfindungen
und der Muster S. 73).
40 [No. 626.]
nicht erkannten Brauchbarkeiten mit. Ich bin an anderem
Orte *°) auf diese Streitfrage des näheren eingegangen
und habe Kohlers Ansicht zu widerlegen versucht. Man
könnte auf den ersten Blick vielleicht geneigt sein, dieser
Meinungsverschiedenheit die praktische Bedeutung ab-
zusprechen. Ich möchte indes darauf aufmerksam machen,
dafs nach Kohler sich der Patentschutz nicht nur auf
alle später erkannten Postulate erstreckt, sondern
dafs weiter „der Erfinder, der die Lösung auch nur in
einer Problemlösung erkannt hat, ein Recht auf die
Lösungsidee hat mit allen Problemlösungen, welche
innerhalb derselben Lösungsidee ruhen“?'). Letztere
Ansicht läfst sich meines Erachtens nur halten,
wenn man sagen kann: die Erfindung umfasse
auch die noch nicht erkannte Losungsidee mit den noch
nicht erkannten Problemlösungen. Ich behalte mir vor,
diesen Punkt anderweit einer eingehenden Erörterung
zu unterziehen. Hier will ich nur darauf hinweisen,
dafs es ın einer Entscheidung des Reichgerichts von
16. Okt./3. Nov. 1900?) heifst: „So weittragend die
Erfindung auch gewesen sein mag, so lälst sich doch
die Frage, welches ihr Umfang und ihre Grenzen sind,
rechtlich nach keinem anderen Mafsstabe bemessen, als
nach dem Inhalte des Patentes, welches die gemachte
Erfindung so wie sie der Erfinder offenbart hat, unter
den Schutz des Gesetzes stellten. Bei der Beurteilung
der hier strittigen Frage, ob die Beklagte in das auf
die Klägerin eingegangene Patent rechtswidrig ein-
gegriffen hat, kann es deshalb nur darauf ankommen,
den Inhalt der Patentschrift so, wie ihn diese kundgibt,
in sicheren Umrissen zu bestimmen und den Gegenstand
der Erfindung nach dem Mafse der Erkenntnis, welche
zur Zeit der Patentierung der Erfindung vorhanden war,
der Beschreibung der Patentschrift genau folgend, auf-
zufassen. Was aus der Erfindung in der Folge geworden
ist und was im Anschlufs an die durch die Offenbarungen
derselben angeregten neuen Forschungen sich späterhin
weiter entwickelt hat, ist bei der Bestimmung der Grenz-
linien der ursprünglichen Erfindung auszuscheiden.“
4. „Die Erfindung unterscheidet sich, sagt
Kohler’), von der Konstruktion. Konstruktion ist
Alles, was nach dem Stande der Technik kraft der
normalen technischen Hülfsmittel zu erreichen ist; Er-
findung ist, was darüber hinausgeht, und nur durch
ein über die technischen Kenntnisse hinausgehendes
Apercu gefunden werden kann. — — Der wesentliche
Unterschied ergibt sich aus dem Verhältnisse des
Vorhandenen zu der in der Konzeption des Erfinders
liegenden neuen Errungenschaft. Man mag dies so
ausdrücken, dafs das Wesen der Erfindung in dem
Ueberraschenden bestehe: (Schanze), allein damit ist
nicht viel gewonnen; im Gegenteil kann diese Ausdrucks-
form die Quelle von Irrtümern werden, insbesondere
kann sie zu einer unzulässigen Verengerung des Er-
findungsbegriffes führen.“
Der Unterschied zwischen Erfindung und Kon-
struktion bildet das punctum saliens für die Feststellung
des Erfindungsbegriftes. Kohler glaubt der Schwierig-
keit am besten durch den Gebrauch des Fremdwortes
Apercu Herr zu werden.
Was ist unter Aperçu zu verstehen? Es sei ge-
stattet, etwas ausführlicher auf diese Frage einzugehen.
Goethe bedient sich mit Vorliebe des Ausdruckes
Apercu und hat sich über das Wesen des Apercus
wiederholt ausführlich ausgesprochen*). „Er sieht es
20) Vgl. meine Patentrechtlichen Untersuchungen S. 301 ff.
21) S. 220.
22) Blatt für Patentmuster- und Zeichenwesen Bd. VII, S. 134.
3) S. 95 fl.
24) Geschichte der Farbenlehre: „Alles kommt in der Wissen-
schaft auf das an, was man cin Aperçu nennt, auf ein Gewahr-
werden dessen, was "eigentlich den Erscheinungen zum Grunde
legt.” -- — „Ein entschiedenes Aperçu ist wie eine inokulierte
Krankheit anzusehen; man wird sie nicht los, bis sie durchgekämptt
ist.“ Hempel’sche Ausgabe Bd. XXXVI S. 160, S. 419. Und an
anderer Stelle: „Wenn ıch zu einer Meinung gekommen war, so
verlangte ich nicht, dats mir die Natur sogleich Recht geben sollte;
vielmehr ging ich ihr in Beobachtungen und Versuchen prüfend
nach und war zufrieden, wenn sie sich so gefällig erweisen wollte,
gelegentlich meine Meinung zu bestätigen. Tat sie es nicht, so
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. Juli 1903.)
— führt Richard M. Meyer?’) aus — als »unverhofftes
Geschenk von oben: an; es steht in Niemandes Ge-
walt und ist über aller irdischen Macht erhaben (Ecker-
mann 3, 162). Man fühlt es voraus; es bereitet sich
vor, wenn man fühlt, dafs von vielen Wegen Alles
gleichsam auf einen Punkt zusammenrückt (Italienische
Reise, Hempel 24, 395). Die Wirkung des Aperçus
beschreibt er: >Alles, was wir Erfinden, Entdecken im
höheren Sinne nennen, ist die bedeutende Ausübung,
Betätigung eines originalen Wahrheitsgefühles, das, im
Stillen längst ausgebildet, unversehens mit Blitzes-
schnelle zu einer fruchtbaren Erkenntnis führt. Es ist
eine aus dem Innern am Äeufsern sich entwickelnde
Offenbarung, die den Menschen seine Gottähnlichkeit
vorahnen läfst. Es ist eine Synthese von Welt und
Geist, welche von der cwigen Harmonie des Daseins
die seligste Versicherung gibt-. (Sprüche in Prosa
Nr. 903). Der Kern dieser Beschreibung liegt in den
Worten Synthese von Welt und Geist«. Denn dies
eben sind sonst getrennte Kreise. :Möchte man doch
immer wohl bedenken, sagt Goethe einmal (Zur Mine-
ralogie und Geologie, Hempel 33, 350), dafs alle solche
Versuche, die Probleme der Natur zu lösen, eigentlich
nur Konflikte der Denkkraft mit dem Anschauen sind.
Das Apercu also bewährt seine Wunderkraft dadurch,
dafs es plötzlich diesen Konflikt beilegt und dem Geist
eine wirkliche Anschauung der Welt gestattet. Denn
die Denkkraft, die vorausgefafste »hohe Meinung, wo-
mit der Geist sich selbst umfängt«, ist der geborene
Feind unbefangenen Anschauens. »Da bei meinen
physikalischen und naturhistorischen Arbeiten alles
darauf ankommt, dafs ich das sinnliche Anschauen von
der Meinung, insofern es möglich ist, reinige und
sondere, so ist mir jede Belehrung sehr willkommen,
die zunächst hierauf. deutete. (An W. v. Humboldt;
Briefe, Weim. Ausgabe 10, 344). — -— Es klingt wie
ein Paradoxon, wenn man Goethe wieder und wieder
beteuern hört, wie schwer es sei, die Dinge wie sie
sind zu sehen, wenn man in der Kunst, dies zu sehen,
ihn das Geheimnis der Antike ahnen sieht. Wie deuten
wir jene geheimnisvollen Worte, die Goethe so gern
und fast wie Zauberformeln braucht? Was heifst denn
das eigentlich, die Dinge sehen wie sie sind? Es heifst
für Goethe: Die Dinge in ihrer vollen Wesenheit sehen,
so nämlich, dafs das Allgemeine und das Besondere in
ihnen zugleich hervortritt. — — Wie ist nun Beides
zu vereinen? Das Einzelne, das Besondere mufs auf-
gefafst werden als Vertreter einer ganzen Klasse.
»Der Poet soll das Besondere ergreifen, und er wird,
wenn dieses nur etwas Gesundes ist, darin ein All-
gemeines darstellen« (Eckermann I, 154. — — Er
zeigt die Dinge in ihrer uralten natürlichen Verwandt-
schaft. Er fafst in jedem Individuum neben der spezi-
fischen die typische Seite auf. Dies ist jene oft zitierte
Lehre Goethes von den symbolischen Fällen«: »es sind
eminente Fälle, die in einer charakteristischen Mannig-
faltigkeit als Repräsentanten von vielen anderen da-
stehen, eine gewisse Totalität in sich schliefsen, eine
gewisse Reihe fordern, Aehnliches und Fremdes in
meinem Geiste aufregen und so, von aufsen wie von
innen, an eine gewisse Einheit und Allheit Anspruch
machen . (Briefwechsel mit Schiller, 3. Ausg. I, 338.)
-— — Demnach können wir den Goetheschen Begriff
des Apercus jetzt weiter dahin verdeutlichen: Das
Apercu bringt Licht und Ordnung in eine noch unter-
geordnete Masse, indem es dieselbe sub specie aeterni,
unter dem Gesichtspunkte einer dauernden Erfahrung,
eines typischen Falles anschauen lehrt. — — Niemandem
wird es entgehen, wie innig diese tiefste Wurzel der
individuellen Poetik Goethes verwandt ist mit seiner
Art wissenschaftliche Probleme anzufassen. Auch hier
ist das Aperçu ihm die Hauptsache: Be der Wissen-
schaft ist die Behandlung null, und alle Wirkung liegt
im Apercu« (Soret, Gespräche 4, 335). Auch hier findet
brachte sie mich wohl auf ein anderes Aperçu, welchem ich nach-
ging und welches sich zu bewahrheiten vielleicht williger fand.“
Harnack, Goethe in der Epoche seiner Vollendung, 2. Aufl., S. 116.
>) In seinem Aufsatze über „Goethes Art zu arbeiten“, Goethe-
Jahrbuch Bd. XIV, S. 171 ff.
[15. Juli 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 626.) 41
er erst Ruhe, wenn er in einem reinen, klassischen
Beispiel das Typische durch die individuelle Hülle
durchschimmern sieht (vgl. die Bemerkung des Kanzlers
v. Müller, Gespräche 8, 199). So spricht er in der
italienischen Reise von neu errungenen Anschauungen:
italien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der Seele,
hier ist der Schlüssel zu allem: (Ital. Reise, Hempel 24,
239.) Schlüssel: ist ihm Sizilien in demselben Sinne,
wie die Urpflanze ihm Modell und Schlüssel der Natur
ist (ebenda 308), wie die menschliche Figur ihm das
A und O aller uns bekannten Dinge heifst (ebenda 385).
Goethe hat ja auch selbst in der -Konfession des Ver-
fassers» in der Geschichte der Farbenlehre (Hempel 36,
409) seine künstlerische und wissenschaftliche Methode
verglichen, hat auf beide mit Freude das Prädikat der
»Gegenständlichkeit- angewendet (ebenda 27, 351) und
hiermit auf die letzte Verwandtschaft seiner Dichtung
mit seiner Forschung hingewiesen. Sie besteht eben
in der Erfassung der -pragnanten Stelle (Zur Mor-
phologie 33, 255): des Punktes, der im besonderen das
Allgemeine erkennen läfst.“
So Meyer. Und Bouke**) sagt über die Goethesche
Terminologie des Schaffensprozesses: „Ihre wichtigsten
Glieder sind: Dumpfheit (im positiven Sinne = stilles
Keimen, Empfindungsfülle, unklarer Drang) — Apercu
(blitzartige Erkenntnis einer fruchtbaren Wahrheit,
:Gewahr werden der inneren Form) — Auffindung
des »Mittelpunktes im Chaos - - das ‚Kristallisieren-
und »Dauer verleihen. Aus dem Zustande stillen
Keimens tritt das Empfangene an das Licht vermittels
des Aperçus, des Gewahrwerdens des prägnanten
Punktes, der Maxime, und der Zurückführung des
spezifischen Falls auf den typischen Begriff. Das Apercu
prägt dem Stoff die -innere Form: auf und verleiht
dem Augenblick Dauer, indem die einzelnen Teile sich
zu einem organischen Ganzen zusammenordnen, um
einen Mittelpunkt krvstallisieren.“ Sowie an anderen
Stellen: „Das Apercu bricht scheinbar plötzlich aus
dem Inneren hervor, aber es ist längst im Stillen, in
der Dämmerung vorbereitet worden. Es kommt aus
einer Folge und bringt Folge; es ist ein Mittelglied
einer grolsen produktiv aufsteigenden Kette, (Sprüche
1053).“*7) Und: „Die Lehre vom Aperçu kehrt bei
Goethe unter mancherlei Einkleidungen wieder, von
denen wohl das Bild des Punktes am beliebtesten ist.
Es ist gewissermafsen das Proteplasma der neuen
Erkenntnis, das sich triebkräftig erweisen wird. Daher
der öfters gebrauchte Ausdruck: -pragnanter Punkt 29
Auch auf Hebbel und dessen Aufsatz „Wie ver-
halten sich im Dichter Kraft und Erkenntnis zu ein-
ander?“ weist Boucke?®) hin: „Hier wird der schöpte-
rische Prozefs in zwei Stadien zerlegt, von denen das
eine, die eigentlich naive Seite, sein beharrlicher Zu-
stand dumpfer Unbewufstheit« ist, das andere, die Aus-
gestaltung, notwendig eine klare Erkenntnis bedingt.
Damit stimmt eine offenbar gleichzeitig nicdergeschriebene
Betrachtung in den Tagebüchern überein; auch hier wird
ein Zustand vollkommener Dumpfheit- angenommen,
worin sich alles Stoffliche erzeugt, und zwar (dem
Goetheschen ‚Apercu: entsprechend), indem es »plötz-
lich und ohne Ankündigung aus der Phantasie. hervor-
tritt. »Alles übrige aber fällt notwendig in den Kreis
des Bewulfstseins.. Daneben verdienen zwei weitere
Stellen Erwähnung, in denen das Wort fehlt, aber die
Vorstellung in meisterhafter und zugleich poetischer
Weise umschrieben ist. »Der Zustand dichterischer
Begeisterung ist ein Traumzustand — —; es bereitet
sich in des Dichters Seele vor, was er selbst nicht
weils, »In die dämmernde, duftende Gefühlswelt des
begeisterten Dichters fällt ein Mondenstrahl des Be-
wulstseins und das, was es beleuchtet, wird Gestalt«.“
Aus den im Vorstehenden mitgeteilten Aeufserungen
dürfte wohl hervorgehen, in welchem Sinne Kohler
das Wort Apercu verstanden wissen will. Lehnt Kohler
den individuellen Sprachgebrauch Goethes ab, so bleibt
nichts übrig als Apercu allgemein im Sinne von Ein-
fall, Eingebung zu nehmen.
W) Wort und Bedeutung in Goethes Sprache, S. 129 f.
27) S. 189. 28) S, 225. 29) A. a. ©. S. 315.
|
4
Wie dem auch sein mag, gewifs lafst sich nicht
bestreiten, dafs das Apercu fir die Entstehung der Er-
findung, für die erfinderische Geistestatigkeit eine erheb-
liche Rolle spielt. Allein wenn Erfindung und
Konstruktion gegenübergestellt und mit einander
verglichen werden, so handelt es sich doch wohl vor-
wiegend um die Erfindung als Erfundenes, um die
Erfindung ihrem inhaltlichen Bestande nach; für die
Erfindung in diesem Sinne aber ist es gleichgültig,
wie sie zu stande gekommen ist, sie könnte um mit
K ohler*’) zu reden, auch fertig vom Himmel gefallen
sein.
Es soll nicht in Abrede gestellt werden, dafs
zwischen Werden und Sein eine Relation besteht, dafs
die Eigenartigkeit des Werdens oft ihren Niederschlag
in einer entsprechenden Eigenartigkeit des Seins hinter-
lafst. So ist es auch bei der Erfindung; das Aperçu,
das beim Erfinden eine Rolle spielt, weist die Eigen-
schaft des Unvermittelten, des Nichtabgeleiteten, des
Unerwarteten auf; dem entsprechend besitzt auch das
Erfundene die Eigenschaft des Unvermittelten usw. und
hat deshalb als Wirkung eine Ueberraschung im Gefolge.
Wie das Apercu für das Erfinden, so ist die
Ueberraschung für das Erfundene charakteri-
stisch. Da aber bei Entscheidung der Frage, ob eine
Erfindung oder eine blofse Konstruktion vorliegt, nicht
die Entstehung, sondern der Inhalt der Erfindung im
Vordergrunde der Betrachtung steht?'), so ist es meines
Erachtens wichtiger, wenn nicht das genetische Merkmal
des Apercus, sondern das inhaltliche Merkmal der
Ueberraschung zur Unterscheidung hervorgehoben wird.
Weshalb der Ausdruck Ueberraschung, wie Kohler
meint, Irrtümer nahe legen, besonders zu einer unzu-
lässigen Verengerung des Erfindungsbegriftfes führen
soll, ist nicht einzusehen. Man mufs nur eingedenk
sein, dafs es auch kleine Ueberraschungen gibt.
Robolski**), der in seinen Formulierungen sehr vor-
sichtig ist, trägt denn auch kein Bedenken, die Ueber-
raschung als Element des Erfindungsbegriffes anzu-
erkennen. Ich meine, durch das Wort Ueberraschung
findet ein unentbehrliches Merkmal des Erfindungs-
begriffes seinen sprachlich richtigen und für Jeden, der
nicht Verfänglichkeiten künstlich hineindeutet, durchaus
unverfänglichen Ausdruck.
Noch Eins sei bemerkt. Die Frage, ob es eines
Aperçus bedurft hat, ob eine Ueberraschung vorliegt,
ist nicht im Hinblick auf den konkreten Urheber zu
beantworten, dessen Geistestätigkeit beziehentlich Geistes-
produkt als Erfindung gewertet werden soll, sondern
mit Rücksicht auf einen Fachmann mittlerer Güte des
betreffenden Spezialgebietes. Es ist möglich, dafs für
den Urheber selbst weder die Geistestätigkeit noch
das Geistesprodukt mit demEindrucke des Unvermittelten
und Unerwarteten verknüpft ist; dies steht der Annahme
einer Erfindung nicht entgegen, wenn nur das Geistes-
produkt für den seinem Werdegange fernstehenden
Fachmann, dem es fertig gegenübertritt, den Eindruck
der Ueberraschung hervorruft.
Auf den Standpunkt des konkreten Urhebers kann
es nicht ankommen, weil er bei hervorragender Be-
fähigung derselben häufig eines Apercus für ihn nicht
bedurfte, zu einer Ueberraschung für ihn nicht kam.
Auch fehlt es nicht selten an einer Ueberraschung für
den konkreten Urheber deshalb, weil die Schöpfung
allmählich Schritt für Schritt vor seinem Auge entstanden
oder weil sie hinter seinen Wünschen und Erwartungen
erheblich zurückgeblieben ist.
Ich verweise auf den in and. Zusammenhange "77
mitgeteilten Ausspruch von Helmholtz. Er sagt: Er
wisse, wie einfach und wie langsam Alles, was er zu-
stande gebracht habe, entstanden sei; seinen Mit-
menschen sei das Ergebnis seiner Leistungen plötzlich,
wie eine gewappnete Pallas aus dem Haupte des Jupiter,
D) Vgl. oben bei Note 9.
31) Kohler behandelt den Gegensatz von Erfindung und Kon-
struktion in der Lehre vom Erfundenen, nicht in dem Kapitel über
die Genesis der Erfindung.
32) Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 2. Aufl., Bd. XI,
S. 48.
3) Dritter Beitrag bei Note 21.
42 [No. 626.]
vor Augen gesprungen. Ihr Urteil sei deshalb durch
Ueberraschung beeinflufst, das seinige nicht; „es mag
auch vielleicht, fügt Helmholtz hinzu,durch die Ermüdung
der Arbeit und durch Aerger über alle irrationelle Schritte,
die ich unterwegs gemacht hatte, oft etwas herabgestimmt
worden sein. Die Fachgenossen und das Publikum
urteilen über ein Werk der Wissenschaft oder der
Kunst nach dem Nutzen, der Belehrung oder Freude,
die es ihnen gebracht hat. Der Autor ist meist geneigt,
seine Wertschätzung nach der darauf verwendeten Mühe
anzusetzen; und diese beiden Arten der Schätzung treffen
selten zusammen. Im Gegenteil ist aus den gelegent-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Juli 1903.]
lichen Aeufserungen einiger der berühmtesten Männer,
namentlich unter den Künstlern, zu erkennen, dafs sie
auf die Leistungen, die uns in ihren Werken als
unnachahmlich und unerreichbar entgegentreten, ver-
hältnismälsig geringes Gewicht legten, im Vergleich zu
anderen, die ihnen schwer werden, die aber den Lesern
und Beschauern viel weniger gelungen erscheinen. Ich
erinnere nur an Goethe, der nach Eckermanns Bericht
einmal geäufsert hat, seine dichterischen Werke schätze
er nicht so hoch ein, wie das, was er in der Farben-
lehre geleistet.“
(Forts. folgt.)
Verschiedenes.
Die Eisenbahnen der Erde‘) hatten am Schlusse des
Jahres 1901 nach einer, wie alljährlich, im „Archiv für Eisen-
bahnwesen“ veröffentlichten, auf zuverlässigen, gröfstenteils
amtlichen Quellen beruhenden Zusammenstellung cine Lange
von 816 755 km erreicht. Diese Länge übertrifft das 20 fache
des Erdumfangs am Acquator (40070 km) um mehr als
15000 km und das ZU fache der mittleren Entfernung des
Mondes von der Erde (384 420 km) um nahezu 10000 km.
Die angegebene Länge bezeichnet die Bahn-, nicht die
Gleislänge, die wegen der vielen zwei- und mehrgleisigen
Eisenbahnen bedeutend gröfser ist und umfafst nur die sog.
„Hauptbahnen“, sowie die für öffentlichen Verkehr bestimmten
voll- und schmalspurigen „Nebenbahnen“, während die unter
den Begriff „Kleinbahnen“ fallenden Eisenbahnen, ins-
besondere die städtischen Strafsenbahnen und dergl. aus-
geschlossen sind.
Von den einzelnen Erdteilen steht in bezug auf Eisen-
bahnlänge, wie auch seither, Amerika mit 410 630 km, also
mit etwa 2200 km mchr als der Hälfte der gesamten Länge
der Erde, obenan. Danach folgen Europa mit 290 816, Asien
mit 67 292, Australien mit 25185 und Afrika mit 22 832 km.
Unter den einzelnen Staaten besitzen die Vereinigten
Staaten von Amerika das gröfste Netz — 317354 km. An
zweiter Stelle steht das Deutsche Reich mit 52 710 km.
Darauf folgen: das sein Eisenbahnnetz stark entwickelnde euro-
päische Rufsland mit 51 409 km, Frankreich mit 43657, Britisch
Ostindien mit 40825, Oesterreich-Ungarn mit 37492, Grofs-
britannien und Irland mit 35 462, Britisch Nordamerika mit
29 435 km Eisenbahn.
In bezug auf die Dichtigkeit des Eisenbahnnetzes,
d.h. das Verhältnis der Eisenbahnlänge eines Landes zu
seiner Flächengröfse, steht das industriereiche dichtbevölkerte
Belgien mit 22 km Eisenbahn auf je 100 qkm Fläche obenan.
Danach folgt das Königreich Sachsen mit 19,2km. Die ge-
ringste Dichtigkeit hat unter den europäischen Ländern
Norwegen mit 0,6 km auf je 100 qkm Fläche. Von den aufser-
europäischen Ländern haben die Vereinigten Staaten von
Amerika die gröfste Dichtigkeit mit 4,1 km Eisenbahn auf je
100 qkm Fläche. Das Verhältnis der Eisenbahnlänge zur
Einwohnerzahl ist unter den europäischen Ländern am
gröfsten in Schweden, wo 22,7 km auf je 10 000 Einwohner
kommen. Danach folgen Dänemark mit 12,3, die Schweiz
mit 11,8, Frankreich mit 11,3 km Eisenbahn auf je 10 000 Ein-
wohner. In aufsereuropäischen Ländern, in denen sich bei
geringer Bevölkerung schon ein ausgedehnteres Eisenbahnnetz
findet, ist diese Verhältniszahl wesentlich gröfser. So kommen
in der australischen Kolonie Queensland 93, in Süd-Australien
83,4, in West-Australien 77,2 km Eisenbahn auf je 10 000 Ein-
wohner. |
Zur Berechnung der auf die Eisenbahnen der Erde
annäherungsweise verwendeten Anlagekosten sind im „Archiv
für Eisenbahnwesen“ in einer Uebersicht als zuverlässig
anzusehende Angaben über die in verschiedenen Ländern
°”) Vergl. die entsprechenden Mitteilungen für die Vorjahre, zu-
letzt Annalen No. 609 vom 1. November 1902 S.182.
auf den Eisenbahnbau verwendeten Geldbeträge zusammen-
gestellt und zwar getrennt für Europa und aufsereuropäische
Länder. Danach ergeben sich die durehschnittlichen Kosten
eines Kilometers Eisenbahn in Europa zu 292 448 M., in
aufscereuropäischen Ländern zu 146877 M. Das gesamte auf
dic Eisenbahnen der Erde verwendete Anlagckapital berechnet
sich danach zu rund 1621‘, Milliarden Mark.
Eine Rolle von Zwanzigmarkstücken, die diesen Betrag
enthielte, würde eine Lange von etwa 11300 km haben und
zur Verladung dieses Betrages, ebenfalls in Zwanzigmark-
stücken, würden etwa 6500 Eisenbahnwagen von je 10 000 kg
Tragfähigkeit erforderlich sein. :
Sicherung von Bahnübergängen. Dic Zeit. d. V. D. E. V.
berichtet über eine Warnungssignalanlage, die an der un-
bewachten Kreuzung der elektrischen Kleinbahn Neuhaus-
Senne mit der eingleisigen Staatsbahn Paderborn-Brackwede,
nahe der Station Sennelager, angebracht worden ist. Die-
selbe verdient Beachtung, weil sie selbsttätig dem Wagen-
führer der elektrischen Bahn das Herrannahen eines Zuges
der Staatsbahn nicht nur durch ein Alarm-, sondern auch
durch ein Sichtsignal ankündet. Allerdings ist zum Betriebe
“elektrischer Starkstrom nötig, dessen Zuleitung jedoch in
der Nähe von Elektrizitätswerken keiner Schwierigkeit be-
gegnet. Das Warnungssignal gleicht in der Form vollkommen
dem gewöhnlichen Streckenläutewerk, birgt aber in seinem
eisernen Mantel einen kleinen schnellaufenden Elektromotor,
welcher durch Zahradübertragung und durch Winkelhebel
und Zugdraht den Hammer eines Läutewerks zum Anschlagen
bringt; gleichzeitig treten durch den elektrischen Strom vier
Glühlampen, von denen drei in einer grofsen Signallaterne
angebracht sind, während die vierte auf der Station Senne-
lager als Kontrollampe dient, in Tätigkeit. Das Motorläute-
werk wird durch den herrannahenden Zug mittels zweier
Kontakte, die rund 500 m vor und hinter der Kreuzung
liegen, eingeschaltet, während ein dritter Kontakt unmittel-
bar bei dem Bahnübergange eingebaut ist. Beim Befahren
des ersten Kontakts bringt der Zug das Läutewerk zum
Ertönen und auf den weifsen Scheiben der Laterne leuchtet
die Inschrift „Zug kommt“ auf. An der Kreuzung angelangt,
schaltet der Zug mittels des zweiten Kontakts das Läute-
werk und die Glühlampen wieder aus, und das Befahren
des dritten Kontakts führt das auf der Station Sennclager
aufgestellte Schaltwerk wieder in die Normalstellung zurück.
Schaltwerk und Schienenkontakte sind durch eine Draht-
leitung verbunden, während die Zuleitung des elektrischen
Stromes nach dem Schaltwerk auf Station Sennelager und
von diesem nach dem Läutewerk durch eine Kupferdraht-
leitung erfolgt. Die ganze Anlage, von der Siemens & Halske-
Aktiengesellschaft hergestellt, hat sich trotz ihrer Einfachheit
bisher bewährt. |
Technische Hochschule zu Berlin. Das neueste Personal-
Verzeichnis, abgeschlossen am 13. Juni 1903, enthält in der
üblichen Weise alle wesentlichen Mitteilungen über Lehr-
körper und Beamte, und zwar über den Rektor und Senat,
über die einzelnen Abteilungen und ferner cin Verzeichnis
der sämtlichen Studierenden, Hlospitanten und sonstigen
(15. Juli 1903.)
Hörer. Es folgen sodann statistische Uebersichten der
Studierenden usw. in Teil III für das Winterhalbjahr 1902/03
und in Teil IV nach vorläufiger Feststellung für das Sommer-
halbjahr 1903. Nach letzteren entfallen auf die Abteilung für
Architektur 453, für Bauingenieurwesen 591, für Maschinen-
Ingenieurwesen 1334, für Schiff- und Schiffsmaschinenbau 322,
für Chemie und Hüttenkunde 302 sowie für allgemeine
Wissenschaften 6, zusammen 3008
Aufserdem sind eingeschrieben:
a) Hospitanten im Fachgebiet der Abteilung für
Architektur 200, für Bauingenieurwesen 37, für
Maschinen-Ingenieurwesen 203, für Schiff- und
Schiffsmaschinenbau 33, für Chemie und Hütten- |
kunde 23, zusammen... ..... =. ~. 496
b) andere Personen, welche zur Annahme von
Unterricht berechtigt, bezw. zugelassen sind,
insgesamt . 2 2 2 ww eee OUR
Gesamtzahl der Hörer, welche für das Sommer-
halbjahr 1903 Vorlesungen angenommen haben . 3812
—n.
Ein deutsches Museum fiir Meisterwerke der Wissen-
schaft und Technik ist der Name einer bedeutsamen Griin-
dung, welche, einer von Baurat Oskar von Miller, dem
Vorsitzenden des bayrischen Bezirksvereins deutscher In-
genieure ausgehenden Anregung folgend, am 28. Juni d. J. in
München in einer unter dem Vorsitz Sr. K. Hoheit des Prinzen
Ludwig von Bayern tagenden Versammlung beschlossen
worden ist. Dieses zeitgemäfse Unternehmen soll in dem
geplanten Museum eine Stätte schaften, wo der Zusammen-
hang wissenschaftlicher Forschung und technischer Errungen-
schaften sowie die Entwickelung einzelner Zweige unserer
heutigen Technik historisch durch eine systematisch geordnete
Sammlung von bahnbrechenden, richtunggebenden Original-
werken deutscher Forscher und Erfinder dargestellt wird
und dem deutschen Volke hier Gelegenheit gegeben werden
soll, das Werden der Leistungen kennen zu lernen, welche
ihm auf dem Gebiete der Technik einen Platz an erster
Stelle verschaftt haben.
Was die Organisation des Museums anlangt, so ist geplant,
dafs dasselbe unter dem Protektorate Sr. K. Hoheit des
Prinzen Ludwig von Bayern von einem allgemeinen Deutschen
Verein gegründet und unterhalten werden soll. Die Ober-
aufsicht über diesen und das Museum wird die bayrische
Regierung führen. Verwaltungsorgane sind der Vorstand,
bestehend aus 3 Mitgliedern, welche die eigentliche Geschäfts-
führung zu übernehmen haben; ferner der Vorstandsrat von
30 Mitgliedern mit 3 Vorsitzenden, von denen je zwei Mit-
glieder durch die deutsche Reichsleitung und die bayerische
Staatsregierung, weitere elf Mitglieder durch die verschiedenen
technischen Anstalten und Verbände in Deutschland, die
übrigen von der Mitgliederversammlung ernannt werden.
Endlich ist ein Ausschufs zu wählen, welcher aus den ersten
Gründern, aus den Stiftern bedeutenderer Kapitalien, aus
den austretenden Mitgliedern des Vorstandes und Vorstand-
rates sowie aus Vereinsmitgliedern, die vom Ausschufs
cooptiert werden, besteht. Der Mitglieder - Beitrag beträgt
9u.6M.
In der Versammlung am 28. Juni wurden die Satzungen.
einstimmig angenommen. Die Wahlen für die Verwaltungs-
organe hatten folgendes Ergebnis: Ehrenpräsidium die Staats-
minister Freiherr v. Feilitzsch und Dr. v. Wehner. In
den Vorstand wurden die Herren Baurat Dr. O. v. Miller,
Rektor W. v. Dyck und Prof. Dr. v. Linde einstimmig be-
rufen. In den Vorstandsrat wurden gewählt: Wilh. v.
Siemens-Berlin; Baurat Dr. Rieppel-Nürnberg; Geh.
Rat Dr. v. Röntgen-München; Ing. Rud. Diesel-München;
Prot. Schröter-München; Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Slaby-
Charlottenburg; Geh. Baurat Rathenau-Berlin; Hofrat
Prof. Dr. Ostwald-Leipzig; Kom. - Rat Dr. G. Krauss-
München; Gen.-Dir. Dr. v. Oechelhäuser-Dessau; Gen.-
Dir. Böttinger-Elberfeld; Ob.-Baudirektor Dr. v. Bach-
Stuttgart; Geh. Hofrat Prof. Dr. Bunte in Karlsruhe; Ziv.-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
i
(No. 626.) 43
Ing. F. Lührmann in Berlin und Dir. H. v. Pechmann in
München.
Die 44. Hauptversammlung des Vereins deutscher In-
genieure in München ist am 30. Juni im deutschen Theater
unter dem Vorsitze des Generaldirektors v. Oechelhaeuser,
Dessau eröffnet worden. Prinz Ludwig beehrte die Ver-
sammlung mit seiner Gegenwart; ausserdem waren Ministerial-
präsident Frhr. v. Podewils, die Minister Frhr. v. Feilitzsch
und Dr. v. Wehner, der Präsident des kaiserl. Patentamtes
Hauss, I. Bürgermeister der Stadt München v. Borscht,
die Rektoren der Universität und der Technischen Hoch-
schule in München, sowie zahlreiche andere Ehrengäste er-
schienen. Aus den Begrüfsungsansprachen ist zu erwähnen,
dafs der Rektor Professor Dr. v. Dyck die Verleihung der
Würde eines Doktors der Technischen Wissenschaften ehren-
halber seitens der Technischen Hochschule München an die
Herren Generaldirektor v. Oechelhaeuser-Dessau, Baurat
Th. Peters-Berlin, Baurat Rieppel-Nürnberg, Kommerzien-
rat Krauss-München und Baurat v.Miller-München — alle
fünf Mitglieder des Vereins deutscher Ingenieure -- verkündete.
Nachdem der Vorsitzende die eigentlichen Verhandlungen mit
einer Ansprache über die heutige Wirtschaftslage in Deutsch-
land und die Aufgaben des Ingenieurs im wirtschaftlichen
Leben eingeleitet hatte, sprach im weiteren Verlauf der Sitzung
Professor Dr. Schmoller, Berlin, über: „Das Maschinen-
zeitalter in seinem Zusammenhang mit dem Volkswohlstand
und der sozialen Verfassung der Volkswirtschaft“.
Am 2.Sitzungstage wurde nach den üblichen Begrüfsungen
in die geschäftlichen Verhandlungen eingetreten. Von be-
sonderem Interesse ist der Beschlufs des Vereins, sich in
nachdrücklicher Weise an der Förderung des „Museums für
Meisterwerke der Naturwissenschaft und Technik“ zu be-
teiligen, dessen Begründung in München auf Anregung des
Baurats O. v. Miller bei Gelegenheit der Hauptversammlung
vor einigen Tagen stattgefunden hatte. Nach Erledigung der
geschäftlichen Angelegenheiten sprach der Ingenieur Möller,
Berlin über: „Die amerikanische Maschinenindustrie und die
Ursachen ihrer Erfolge.“
Der 3. Sitzungstag war ausschliefslich Vorträgen ge-
widmet. Es sprachen Professor Dr. C. v. Linde, München
über: „Die Auswertung der Brennstoffe als Energieträger“
und Geheimrat Professor Dr. Ostwald, Leipzig über: „In-
genieurwissenschaft und Chemie“. Am Abend fand ein Fest-
bankett im Deutschen Theater statt. Am 3. Juli wurde von
den Festteilnehmern ein Ausflug nach Partenkirchen unter-
nommen.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zu Marine-Maschinenbaumeistern die Marine-
Bauführer des Maschinenbaufaches Peters unter Versetzung
von Wilhelmshaven nach Danzig und Otto Neumann.
Verliehen: der Charakter als Baurat mit dem persön-
lichen Range eines Rats vierter Klasse dem Postbauinspektor
Langhoff in Kiel.
Preufsen.
Ernannt: zume Geh. Baurat und vortragenden Rat im
Ministerium der öffentl. Arbeiten der Regier.- und Baurat
Arthur Herr, Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion in
Essen a.d. Rs
zum etatmäfsigen Professor an der Techn. Hochschule
in Berlin der Dozent an dieser Anstalt Eisenbahn-Bau- und
Betriebsinspektor Prof. Cauer;
zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer Karl Weber
aus Gr.-Bülten, Kreis Peine, Eugen Seel aus Elberfeld, Arthur
Ehrenhaus aus Berlin, Kurt Dorenberg aus Breslau und
Waclaw Suchowiak aus Buk, Kreis Gratz (Maschinenbaufach) ;
Georg Rettberg aus Hildesheim, Georg Broeg aus Marburg
a.d. Lahn, Paul Nordhausen aus Breslau, Jakob Lagro aus
Nakel, Kreis Wirsitz, Josef Bendix aus Dülmen i. W., Kreis
Koesfeld, und Stephan Horstmann aus Warendorf i. W. (Eisen-
44 [No. 626.]
bahnbaufach); Kurt Michael aus Löbnitz, Kreis Kalbe, und
Franz Barnick aus Marienwerder (Wasser- und Strafsen-
baufach); August Seebold aus Wiesbaden, Friedrich Schultz
aus Stettin, Julius Kallmeyer aus Erfurt, Karl Müller aus
Merzig a. d. Saar, Franz Meyer aus Münster i. W., Erwin
Linkenbach aus Wesel und Wilhelm Freiherr v. Tettau aus
Erfurt (Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Baurat den Architekten
v. Hoven und Neher in Frankfurt a. M.;
die Stelle eines Mitgliedes der Konig}. Eisenbahndirektion
in Berlin dem Regier.- und Baurat Hans Lehmann, bisher
Vorstand des Techn. Eisenbahnbureaus im Ministerium der
öffentl. Arbeiten.
Erteilt: die Erlaubnis zur Führung des Titels als
Fürstlich Reufsischer Baurat dem ordentlichen Mitgliede der
Akademie der Künste Architekten Heinrich Seeling in Neu-
Babelsberg.
Beauftragt: mit der Wahrnehmung der Geschäfte des
Vorstandes der inKoesfeld neu errichteten Eisenbahn-Betriebs-
inspektion der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Hugo
Bischoff daselbst.
Zur Beschäftigung überwiesen: die Regier.-Bau-
meister des Eisenbahnbaufaches Franz Behrens der Königl.
Eisenbahndirektion in Essen a. d. Ruhr, Papmeyer der Königl.
Eisenbahndirektion in Kassel, William Wolff der Königl.
Eisenbahndirektion in Erfurt, Winkelmann der Königl. Eisen-
bahndirektion in Kassel und Francke der Königl. Eisenbahn-
direktion in Erfurt.
Bestätigt: die Wahl des etatmäfsigen Prof. Dr. Hettner
zum Rektor der Techn. Hochschule in Berlin für die Amts-
zeit vom |. Juli 1903 bis dahin 1904;
durch Erlafs vom 9. Juni 1903 die für das Amtsjahr
l. Juli 1903/04 erfolgten Wahlen nachstehend genannter
Ilerren Abteilungs-Vorsteher und zwar des Prof. Dr. Zimmer-
mann für die Abteilung f. Architektur, Regier.- und Baurat
Prof. Grantz für die Abteilung f. Bau-Ingenieurwesen, Geh.
Regierungsrat, Prof. Dr. Riedler für die Abteilung f.Masch.-
Ingenieurwesen, Prof. Romberg für die Abteilung f. Schiff- und
Schiffsmaschinen-Bau, Prof. Dr. von Knorre für die Abteilung
f. Chemie und llüttenkunde, Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Lampe
tür die Abteilung f. Allgem. Wissenschaften.
Abberufen: zur anderweiten Verwendung im Staats-
dienste der Landbauinspektor Dr.-Ing. Muthesius bei der
Kaiserl. Deutschen Botschaft in London.
Versetzt: die Regier.- und Bauräte Demanget, bisher
in St. Johann-Saarbrücken, als Mitglied der Königl. Eisen-
bahndirektion nach Kassel, Armin Wegner (Hochbaufach),
bisher in Kassel, zur Königl. Eisenbahndirektion in Frank-
furt a. M., Flender, bisher in Lissa, als Vorstand der Eisen-
balın-Betriebsinspektion 2 nach Breslau und Dyrsfen, bisher
in Krefeld, als Mitglied (auftrw.) der Königl. Eisenbahn-
direktion nach Münster i. W.; der Eisenbahndirektor Philipp
Müller, bisher in Hagen, als Vorstand der Eisenbahn-Betriebs-
inspektion nach Angerburg; die Eisenbahn-Bau- und Betriebs-
inspektoren Albert Schrader, bisher in Lüneburg, als Mitglied
(auftrw.) der Königl. Eisenbahndirektion nach Essen a. d.Ruhr,
Wilhelm Schmidt, bisher in Gera, als Mitglied (auftrw.) der
Königl. Eisenbahndirektion nach St. Johann-Saarbrücken, Otto
Lehmann, bisher in Kottbus, als Mitglied (auftrw.) der Königl.
Eisenbahndirektion nach Kassel, Jahn, bisher in Breslau,
als Vorstand der Eisenbahn-Betriebsinspektion nach Gera,
Am Ende, bisher in Inowrazlaw, als Vorstand der Eisenbahn-
Betriebsinspektion 2 nach Kottbus, Menzel, bisher in Ostrowo,
als Vorstand der Eisenbahn - Betriebsinspektion 2 nach
Inowrazlaw, Ehrich, bisher in Stargard i. Pomm., als Vor-
stand der Eisenbahn-Betriebsinspektion 1 nach Krefeld,
Günter, bisher in Morbach, als Vorstand (auftrw.) der Eisen-
bahn-Betriebsinspektion 1 nach Fulda, Häfsler, bisher in
Posen, als Vorstand (auftrw.) der Eisenbahn-Betriebsinspek-
tion 1 nach Lissa, Krüger, bisher in Ilannover, als Vorstand
(auftrw.) der Eisenbahn-Betriebsinspektion nach Lüneburg,
Moeser, bisher in Potsdam, als Vorstand (auftrw.) der Eisen-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Juli 1903.)
bahn-Betriebsinspektion 2 nach Stargard i. Pomm., Hugo
Linke, bisher in Konitz, als Vorstand (auftrw.) der Eisenbahn-
Betriebsinspektion nach Ostrowo, Heinrich Schaefer, bisher
in Essen a. d. Ruhr, als Vorstand (auftrw.) der Eisenbahn-
Betriebsinspektion 2 nach Hagen i. W., Krome, bisher in
Stettin, nach Danzig als Vorstand (auftrw.) der daselbst neu
errichteten Eisenbahn-Betriebsinspektion 2, Bernhard Meyer,
bisher in Angerburg, zur Königl. Eisenbahndirektion in
Königsberg ı. Pr., Gutjahr, bisher in Dortmund, als Vorstand
der an die Eisenbahn-Betriebsinspektion 3 in Hagen ange-
gliederten Bauabteilung, Friedrich Hartwig, bisher in Brom-
berg, in den Bezirk der Königl. Eisenbahndirektion in Breslau,
Adolf Schrader, bisher in Danzig, als Vorstand der Eisenbahn-
Bauabteilung nach Neukirchen und Reinhold Horn, bisher
in Schwarmstedt, als Vorstand der Eisenbahn-Bauabteilung
nach Schmiedeberg i. Riesengeb.; die Eisenbahn-Bauinspektoren
Weule, bisher in Essen a. d. Ruhr, als Vorstand der Eisen-
bahn-Werkstätteninspektion nach Meiningen, Gadow, bisher
in Meiningen, als Vorstand der Eisenbahn-Werkstätteninspek-
tion 2 nach Dortmund, Trenn, bisher in Dortmund, als Vor-
stand der Eisenbahn-Maschineninspektion 2 nach Essen a. d.
Ruhr und Scheer, bisher in Erfurt, als Vorstand (auftrw.) der
Eisenbahn - Werkstätteninspektion 1 nach Darmstadt; der
Regier.-Baumeister des Eisenbahnbaufaches Pistor, bisher in
Danzig, in den Bezirk der Königl. Eisenbahndirektion in
Posen; :
ferner: die Kreisbauinspektoren, Baurat Schultz von
Konigsberg i. Pr. nach Allenstein und Trimborn von Hersfeld
nach Kassel, der Wasserbauinspektor, Baurat Knispel von
Köpenick nach Liegnitz, die Regier.-Baumeister des Hoch-
baufaches Fritsch von Pforta nach Hersfeld, Hartmann von
Emden nach Georgenburg, Rassow von Halle a. d. Saale
nach Pforta und Raffelsiefen von Frankenberg nach Wormditt.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Regier.-Baumeistern des Maschinen-
bautaches Ludwig Leib, Max Frauendienst und Georg Brand,
sämtlich in Berlin, sowie Heinrich Lomnitz in Frankfurt a. M.
In den Ruhestand getreten: der Geh. Baurat z. D.
Altenloh, früher Direktor des Eisenbahn-Betriebsamts in
Koblenz, und der Kreisbauinspektor, Baurat Arenberg in
Kassel.
AusdemStaatsdiensteausgeschieden: derRegier.-
Baumeister des Maschinenbaufaches Otto Vollmar in Krefeld.
Bayern.
Ernannt: zum Ässessor bei dem Strafsen- und Flufs-
bauamte Bayreuth der Staatsbauassistent im Kreisbaureferate
der Königl. Regierung von Mittelfranken Hermann Thomafs.
Uebertragen: seiner Bitte um Verleihung der Vorstands-
stelle eines Bauamtes entsprechend die Stelle eines Bauamt-
mannes bei dem Strafsen- und Flufsbauamte Kaiserslautern
dem Nebenbeamten des Strafsen- und Flufsbauamtes Bayreuth,
Bauamtmann Martin Wagus.
Versetzt: auf die Bauamtmannstelle am Strafsen- und
Flufsbauamte Würzburg der Bauamtmann Josef Frauenholz
in Kaiserslautern.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: auf die
Dauer eines Jahres der Bauamtmann Heinrich Wehrle in
Würzburg.
Württemberg.
Ernannt: zum Rektor der Techn. Hochschule in Stutt-
gart auf das Studienjahr 1903/04 der bisherige Rektor Prof.
Weitbrecht an der Abteilung für allgemein bildende Fächer.
Seinem Ansuchen gemäfs in den Ruhestand
versetzt: der Oberbaurat v. Laifsle, ordentlicher Professor
an der Techn. Hochschule in Stuttgart, unter Verleihung des
Titels eines Baudirektors mit dem Rang auf der vierten
Stufe der Rangordnung.
Gestorben: der Öberbaudirektor Dr.-Ing. Ludwig
Franzius in Bremen, der Wasserbauinspektor, Baurat Schier-
horn in Husum und der Direktor der Breslauer Aktien-Gesell-
schaft für Eisenbahn-Wagenbau, Baurat Grund in Breslau.
at Se re a EE EE E —
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlio. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
(1. August 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 627.) 45
Vergleich zwischen Dampf- und elektrischer Traktion auf Vollbahnen.
Von Eugen Cserhäti, Maschinen-Ingenieur.
(Mit 4 Abbildungen.)
Die bisher bekannten Traktionssysteme für den
Betrieb auf Vollbahnen bieten keinen vollständigen Er-
satz für die Dampftraktion, denn es wurden auf den
elektrisch umgestalteten Linien, gleichviel, ob dieselben
nach dem System der dritten Schiene oder mit Luft-
leitung, ob für Gleich- oder für Wechselstrom eingerichtet
waren, je nach der Dichtigkeit des Verkehrs aus 2,
höchstens aus 6 Wagen bestehende Personenzüge be-
fördert, während Lastzüge entweder gar nicht, oder
nur mit ganz geringer Belastung elektrisch befördert
wurden. —
Als die italienische Südbahn sich dazu entschlofs,
ihre 106 km lange Linie Lecco—Chiavenna und Colico—
Sondrio, die sogenannte Valtellina (Abb. I), auf elek-
trischen Betrieb umzugestalten, stellte sie die Bedingung,
dafs das anzuwendende System geeignet sei, die Dampf-
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Lageplan.
traktion voll und ganz zu ersetzen, dafs also nicht nur
die Eil- und Personenzüge, sondern auch die Lastzüge —
letztere ohne reduzierte Belastung — elektrisch befördert
werden können. —
Die Firma Ganz & Co. in Budapest hat sich zur
Lösung dieses wichtigen technischen Problems bereit
erklärt; die Umgestaltungsarbeiten wurden im Jahre 1900
begonnen und im Monat August vorigen Jahres beendet.
Der elektrische Betrieb wurde am 4. September 1902
begonnen und seit dieser Zeit anstandslos ohne jede
Störung fortgeführt. Die Eil- und Personenzüge haben
ein Gesamtgewicht von 100—130t und verkehren auf
der Horizontalen und auf Steigungen bis 10 °/oo mit
60 km Geschwindigkeit, auf gröfseren Steigungen mit
30 km. Dieselben werden durch Motorwagen befördert.
(Abb. 2.) — Die Lastzüge haben eine maximale Belastung
von 400 t exklusive Lokomotive und fahren mit dieser
Last auf Steigungen bis 10°/oo mit 30 km. Auf gröfseren
Steigungen wird die Belastung entsprechend reduziert.
Die Lastzüge werden mit elektrischen Lokomotiven be-
fördert. (Abb. 3.)
Die zum Betriebe nötige elektrische Energie wird
in einer hydraulischen Zentrale bei Morbegno erzeugt
| und mit einer Spannung von 20 000 Volt längs der Linie
verteilt. Der hochgespannte Drehstrom wird in den
neun Transformator -Stationen auf 3000 Volt Spannung
reduziert und mittels der Arbeitsleitung den Fahrzeug-
motoren ohne weitere Transformation zugeführt.
Die Arbeitsleitung besteht aus zwei hartgezogenen
Kupferdrähten von 8mm Durchmesser, die mit Spezial-
isolatoren auf Spanndrähte aus verzinntem Stahldraht
aufgehängt sind. (Abb. 4.) Die dritte Leitung wird
durch die Fahrschienen gebildet, die an den Stöfsen
mit Kupferdrähten leitend verbunden sind. Die Luft-
weichen sind so konstruiert, dafs daselbst nur eine
Leitung unterbrochen wird.
Die auf dieser Bahn bisher gesammelten Betriebs-
daten und Erfahrungen, die nicht nur während der ver-
hältnismäfsig kurzen Betriebsdauer, sondern auch
während der nahezu einjährigen Probezeit gesammelt
wurden, bilden die Grundlage zu dem nachfolgend be-
handelten Vergleich zwischen Dampf- und elektrischer
Traktion.
Allgemeines.
Für den Fall der Einführung der elektrischen
Traktion auf Vollbahnen wird es sich in den meisten
Fällen nicht um die Einrichtung neu zu bauender
Linien, sondern darum handeln, bestehende, mit Dampf-
Lokomotiven betriebene Linien auf elektrischen Betrieb
einzurichten. Auf solchen Linien wird der gesamte
Wagenpark ohne jede Aenderung beibehalten und nur die
Dampf-Lokomotiven werden durch elektrische Loko-
motiven ersetzt werden.
Die bisherige Erfahrung hat nämlich gezeigt, dafs
zur Beförderung der Vollbahn - Züge die elektrische
Lokomotive sich am besten eignet, und dafs Motor-
wagen nur bei Lokalziigen, deren Reisende zumeist
nur Handgepäck mit sich nehmen, mit
om Vorteil angewendet werden können. Bei
e 5%” durchgehenden Personen- und inter-
= nationalen Eilzügen ist die Verwendung
von Motorwagen ausgeschlossen.
Bei der Berechnung der Kosten der
elektrischen Traktion ist zunächst die
Frage der Amortisation und Verzinsung
des für die elektrische Einrichtung ver-
wendeten Kapitals zu klären. Bei Staats-
bahnen entfällt die Kapitals-Amortisation,
während die Amortisationskosten der Ein-
richtung deshalb nicht in Rechnung zu
ziehen sind, weil die Instandhaltung,
wozu auch die Erneuerung gewisser
Teile der Gesamt-Einrichtung zu zählen ist, von den
Betriebsausgaben bestritten werden mufs. Bei Privat-
bahnen ist die Dauer der Konzession zumeist eine
sehr lange, gewöhnlich 90 Jahre, die Quote für die
Kapitals - Amortisation beträgt daher 0,12 pCt. und
kann füglich, da die Berechnung doch nur eine an-
nähernde sein kann, auch aufser Acht gelassen werden.
Bei der Berechnung der Quote für die Verzinsung der
elektrischen Einrichtung müssen die Kosten der Motor-
fahrzeuge ausgeschieden werden, denn sie gelten als
Ersatz für die bis zur Umgestaltung in Verwendung
gewesenen Dampf-Lokomotiven, die auf anderen Linien
verwendet, oder je nach ihrem Zustande aufser Dienst
gestellt, — kassiert — und auf Konto des Erncuerungs-
fonds, oder zu Lasten der Betriebseinnahmen durch
elektrische Motorfahrzeuge ersetzt werden.
Erfahrungsgemäls ist die Erhaltung der Dampf-
Lokomotiven länger als 20, höchstens 30 Jahre Betriebs-
zeit nicht ökonomisch, daher nicht rationell, denn bei
einer Dienstzeit, die länger ist, als die oben angegebene,
kommen fast alle Teile der Dampf-Lokomotive nach
und nach zur Auswechslung, wodurch die Instand-
haltung sich verteuert und es werden die veralteten,
46 [No. 627.]
den modernen Anforderungen nicht mehr entsprechen-
den Typen mit hohen Kosten erhalten. Es ist
zweckmäfsiger, die Erhaltung — wie es bereits auf
vielen Bahnen geschieht — so einzurichten, dafs nach
20 Jahren Dienstzeit die Lokomotive gänzlich ausge-
nützt, kassiert und durch moderne Typen ersetzt werden
könne.
Bei dem allmäligen Uebergang von Dampf- auf
elektrische Traktion können dann die so ausgeschiedenen
Dampf-Lokomotiven mit elektrischen Motorfahrzeugen
ersetzt werden.
Es bleiben daher für die Berechnung der gesamten
Ausgaben nur die Zinsen nach den Investitionskosten
der Kraftzentrale und der Stromzuleitung, inklusive
Transformatoren. Es fragt sich nun, in welcher Weise
wir dieselben in Rechnung ziehen sollen. Werden
dieselben nur den Zugförderungskosten zu Lasten
geschrieben, so erhalten wir kein richtiges Bild für
den Vergleich, denn die elektrische Traktion ermöglicht,
Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
(1. August 1903.]
Die Kosten der Stromerzeugung und Stromzuführung
bis zur Verbrauchsstelle sind:
1. Kosten in der Zentrale:
Kosten des Personals der Zentrale, Kanal-
aufsicht, Schmiermaterial, Erhaltung der
Turbinen und Dynamos, Erhaltung der
hydraulischen Anlagen L. 34 000°)
2. Kosten fiir die Leitung:
Kosten des Personals fiir Leitungsaufsicht
und Erhaltung, Transformatorwächter,
Material und Taglöhner für die Leitungs-
erhaltung ee ee 4 000
Zusammen L. 68 000
Der tägliche Stromverbrauch beträgt 9600 Kilo-
wattstunden im Durchschnitt, was jährlich 3504000 Kilo-
wattstunden entspricht; eine Kilowattstunde kostet daher
1,94 Centesimi, somit kosten 1000 Tonnenkilometer
2:
Eilzug.
wie wir im Nachstehenden sehen werden, einerseits
Ersparnisse in den Betriebs- und Erhaltungskosten,
ermöglicht aber auch andererseits die Erhöhung der
Einnahmen. Es ist daher richtiger, wenn man die
Kosten der Zugförderung mittels Elektrizität ohne
Berücksichtigung der Zinsen für die Mehrinvestition
berechnet und Letzteren als teilweisen Gegenwert der
erreichbaren Verminderung der Ausgaben und Erhöhung
der Einnahmen gegenüberstellt. Letztere Momente
können wohl schwer alle in Zahlen ausgedrückt werden,
da man stets von gewissen Voraussetzungen ausgehen
mufs. Jene aber, die im Eisenbahn-Betrieb erfahren
sind, werden trotzdem den Wert dieser Momente
abzuschätzen wissen.
l. Zugförderungskosten.
a) Energieverbrauch. Laut genauen Versuchen
auf der Valtellinabahn beträgt der Stromverbrauch
pro virtuellen Brutto-Tonnenkilometer im Durchschnitt
33,5 Wattstunden und zwar gemessen an der Schalt-
tafel der Zentrale; es sind also in dieser Zahl sämtliche
Verluste in den Leitungen, Transformatoren und Motoren
inbegriffen.
65,0 Centesimi, während auf dieser Linie der Kohlen-
verbrauch der Dampflokomotiven pro 1000 Tonnen-
kilometer im Durchschnitt 235,6 Centesimi betrug.
Nachdem ohne wesentliche Vermehrung des Per-
sonales in der Zentrale und auf der Linie ohne weiteres
die doppelte Strommenge erzeugt, also ein doppelt
so starker Verkehr bewältigt werden könnte, würden
die Stromkosten für das Tonnenkilometer bei einem
popper so starken Verkehr wesentlich günstiger aus-
allen.
Der elektrische Betrieb ist jedoch nicht nur dann
wirtschaftlich, wenn die Energie durch Wasserkraft
erzeugt, sondern auch dann, wenn der Strom durch
Dampfdynamos erzeugt wird. Für diesen Fall dürften
sich Dampfturbinen als Antriebsmotoren eignen, da laut
Angaben der Konstrukteure dieser Maschinen deren
Leerlaufarbeit und Wirkungsgrad bei Belastungsschwan-
kungen nicht so ungünstig sein soll, wie dies bei den
Kolbendampfmaschinen der Fall ist.
b) Gewicht der Lokomotiven. Vergleichen wir
das Verhältnis der elektrischen und der Dampfloko-
*,1L=Lira ital. Währung.
(1. August 1903.]
47
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
motiven von gleicher Leistung. Zunächst entfällt bei der
elektrischen Lokomotive der Tender, resp. der Kohlen-
und Wasserbehälter; dies bedeutet, dafs bei elektrischem
Betriebe das mitzuschleppende tote Gewicht um ca. 20
bis 50 Tonnen geringer ausfällt; aber die elektrische
Lokomotive selbst kann bei gleicher Leistung leichter
sein, als die Dampflokomotive. Es ist nämlich die
Leistungsfähigkeit einer Dampflokomotive durch jene
Dampfmenge gegeben, die im Kessel
in der Zeiteinheit erzeugt werden
kann. Für eine Lokomotive mit grofser
Leistungsfähigkeit ist daher ein Kessel
mit grofser Rost- und grofser Heiz-
fläche, d. h. ein Kessel von grofsem
Gewichte erforderlich, welches ge-
wöhnlich gröfser ist, als das durch die
Zugkraft bedingte Adhäsionsgewicht.
Aus diesem Grunde besitzen alle
Schnell- undPersonenzugslokomotiven,
auch manche Lastzugstypen, Lauf-
achsen oder drehbare Untergestelle,
welche jenes Mehrgewicht tragen, um
welches das Lokomotivgewicht das
nötige Adhäsionsgewicht überragt.
Die elektrische Lokomotive hat
blofs das Gewicht der Motore und
der elektrischen Apparate zu tragen,
welches samt dem Rahmen, Gestelle
und Führerstand wohl auch gröfser
ist, als das erforderliche Adhäsions-
gewicht, doch ist das Verhältnis ent-
schieden günstiger.
Im Heft No. 47 der Zeitschrift des
Vereins deutscher Ingenieure teilt
Herr v. Borries die Versuchsresultate
mit drei neuen Lokomotivtypen mit,
aus welcher Mitteilung die nachfolgen-
den Daten entnommen sind:
Elektr. Loko-
E S peang E ©
EK = ek 2 ‘5 | motive f. hoch-
2 E GER Zë = gespannten
Ta Sebel = 8 Drehstrom
Gi bs = N 3 Kr S für fur Eil-u.
+ N Lastzüge Lastzuge
|
Gewicht samt Ten- |
der in Tonnen 87 89,0 75,1 47 56
Leistung am Zug-
haken gemessen
in PS : 493 500 420 1 :555 | TT
Lokomotiv-Gewicht
in kg auf IPS .| 176 178 180 85 72
Es ist also das Gewicht der elektrischen Lokomotive
pro effektive Unterleistung um 52 pCt. bis 60 pCt. kleiner,
als das der Dampflokomotive.
Die elektrische Lokomotive ist der Dampflokomotive
auch noch darin überlegen, dafs sie bei dem gleichen
Adhäsionsgewichte eine fast doppelt so grofse Zugkraft
ausüben kann, denn während bei der Dampflokomotive
gewöhnlich nur 16 pCt. des Adhäsionsgewichtes als Zug-
kraft in Betracht gezogen werden, kann man bei der
elektrischen Lokomotive 25 bis 30 pCt. des Adhäsions-
gewichtes als Zugkraft in Rechnung ziehen. Beispiele
aus der Praxis bestätigen diese Behauptung.
Dieser Umstand spielt bei der Beförderung von
Lastzügen, insbesondere auf Bergbahnen, eine wichtige
Rolle, denn beim elektrischen Betriebe mufs die Loko-
motive auch in diesem Falle nicht mit Ballastgewicht
belastet werden. Der Grund dieser Tatsache liegt zum
Teile darin, dafs die Tangentialkraft auf dem Triebrad-
umfange der elektrischen Lokomotive konstant ist, zum
Teile hingegen in jener bisher nicht ganz aufgeklärten,
aber konstatierten Tatsache, dafs der Reibungskoéfficient
zwischen Schiene und Rad durch den Stromdurchgang
vergröfsert wird.
Am günstigsten gestalten sich die Verhältnisse für
die elektrische Traktion, wenn nicht Lokomotiven,
sondern sofern es sonst zulässig erscheint — Motor-
wagen angewendet werden, weil hierbei blofs die elek-
(No, 627.)
trische Ausrüstung als Mehrbelastung in Betracht zu
ziehen ist.
Aber nicht nur das Gewicht der elektrischen Loko-
motive, sondern auch ihr Eigenwiderstand ist geringer
als der der Dampflokomotive. Die Reibung der Dampf-
maschinenteile, besonders die unvermeidliche Kupplung
der Achsen, verursacht, dafs der Widerstand der
Lokomotive pro Tonne mehr als doppelt so grofs ist,
Abb. 3.
Elektrische Lokomotive.
Abb. 4.
Leitungsgestänge.
4
als jener der Wagen. Auf der horizontalen geraden
Strecke beträgt nämlich der Widerstand der Wagen:
W = 1,5 + 0,001 Y? per Tonne,
jener der Lokomotive hingegen
W, = 4 Va + 0,002 7?
wobei a die Anzahl der gekuppelten Achsen, V die
Geschwindigkeit des Zuges pro Stunde in Kilometer
bedeutet.
Nach dieser Formel beträgt der Eigenwiderstand
bei 60 km stündlicher Geschwindigkeit für Wagen 5,1 kg,
für Lokomotiven 15,2 kg.
Digitized by Google
48 (No. 627.]
Der Eigenwiderstand der elektrischen Lokomotive
ist nur um ein Geringes gröfser als derjenige der Per-
sonenwagen, da pro Achse nur um zwei vorzüglich
geschmierte Lager mehr vorhanden sind, und aufserdem
blofs die kaum nennenswerte Reibung der gelenkigen
Kuppelung, welche den rotierenden Teil des Motors
mit dem Rade verbindet, in Betracht kommit.
Nach den Versuchen mit einem Motorwagen
zwischen den Stationen Morbegno und Ardenno betrug
der Eigenwiderstand eines Motorwagens pro Tonne
bei 60 km Geschwindigkeit blofs 7,0 kg, also nur um
1,9 kg mehr als für die gewöhnlichen Wagen.
Es ist eine bekannte Tatsache, dafs die gröfsten
Leistungen der Lokomotiven bei grofser Geschwindigkeit
erreicht werden können. Der rasche Auspuff bei grofser
Geschwindigkeit resp. der hierdurch verursachte inten-
sive Luftzug macht die Steigerung der Leistung des
Kessels möglich. In den Kesseln der Berglokomotiven
kann wegen des, durch die geringere Geschwindigkeit
bedingten weniger raschen Auspufles nur eine geringere
Menge Kohle verbrannt werden; es kann daher ein
Kessel mit gleich grofser Heizfläche (gleich grofsem
Gewichte) auf einer Strecke mit grofser Steigung nicht
soviel Dampf erzeugen, als auf der Ebene.
Auf die Leistungsfähigkeit einer elektrischen Loko-
motive übt die Geschwindigkeit, mit welcher sie fährt,
gar keinen Einflufs aus; sie ist daher auch von diesem
Gesichtspunkte der Dampflokomotive überlegen.
Welche Bedeutung der vorhin erwähnte Fortfall
des Tenders besitzt, ist aus dem nachfolgenden Beispiel
ersichtlich.
Das Durchschnitts-Gewicht der Tender auf der
Kaschau-Oderberger Bahn beträgt bei halber Belastung
mit Kohle und Wasser 20,1 Tonnen. Die Anzahl der
Lokomotiv- Kilometer war im Jahre 1897 4 217000 km,
d. h. die Beförderung der Tender erforderte eine
Leistung von 84 761 700 Tonnen-Kilometern. Nachdem
aber im selben Jahre die Gesamtkosten eines Tonnen-
Kilometers 0,888 Heller betrugen, kostete die Beförde-
rung der Tender in diesem Jahre 752683 Kronen
Mehrausgaben, was beiläufig 9 pCt. der Gesamtausgaben
ausmacht.
Gegen diese Berechnung kann eingewendet werden,
dafs in den Gesamtausgaben auch solche vorkommen,
die von der Zugbelastung unabhängig sind, wie z. B.
die Kosten der Direktion, des Stationspersonals u. s. w.
Diese Einwendung ist richtig, es ist aber schr schwierig,
diese Ausgaben genau auszuscheiden. Wir können
aber ohne weiteres behaupten, dafs mit einer elek-
trischen Einrichtung von der Kapazität der Dampf-
einrichtung auf der oben genannten Bahn unter den-
selben Verhältnissen um 84 Millionen tkm mehr Nutz-
leistung erreicht werden könnte.
c) Zurückgewonnene Energie. Es ist eine
bekannte Tatsache, dafs die Umdrehungszahl der Mehr-
phasenstrom-Motoren auch bei variabler Belastung
praktisch genommen konstant ist, und wenn man die
Tourenzahl eines solchen Motors durch eine äufsere
Kraft erhöhen will, der Motor zum Generator wird und
Strom in die Leitungen sendet.
Diese Eigenschaft der Mehrphasenstrom-Motoren
ist besonders wertvoll für die elektrische Traktion der
Vollbahnen. Fährt nämlich ein Zug bergab und die
Geschwindigkeit wird gröfser, als es der normalen
Tourenzahl der Motoren entspricht, so wird der Zug
durch die Motoren gebremst, die abgebremste Energie
wird jedoch nicht vernichtet, resp. in Wärme umgesetzt,
sondern tliefst in Form elektrischen Stromes in die
Leitung zurück. Es wird daher jene Arbeitsmenge,
welche erforderlich war, um die Steigung zu überwinden,
beim Abwärtsfahren gröfstenteils wieder zurückgewonnen.
Die Betriebskosten der Hauptbahnen mit grofsen
Steigungen werden auf diese Weise bedeutend ver-
mindert und es mufs beim Projektieren neuer Linien
nicht so ängstlich darauf gesehen werden, möglichst
geringe Steigungen zu erhalten und hierdurch die Be-
triebskosten herabzumindern.
Die sogenannte Kaskadenschaltung der Mehrphasen-
Motoren ermöglicht die normale Geschwindigkeit auf
die Hälfte zu reduzieren, so dafs der Zug mit zweierlei
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
(1. August 1903.)
Geschwindigkeiten verkehren kann. Wenn nun die
Motoren des mit voller Geschwindigkeit fahrenden Zuges
auf die halbe Geschwindigkeit geschaltet werden, so
wird die der Differenz beider Geschwindigkeiten ent-
sprechende Arbeitsmenge ebenfalls in Form elektrischen
Stromes in die Leitungen zurückströmen; d. h. es kann
die Geschwindigkeit des Zuges ohne Bremsung durch
blofses Umschalten der Motoren auf die Hälfte reduziert
werden und auf diese Weise ein Teil der Beschleunigungs-
arbeit zurückgewonnen werden. Diese Eigenschaft
der Mehrphasenstrom-Motoren, beziehungsweise diese
Schaltungsweise könnte bei Bahnen, auf welchen die
Züge oft stehen zu bleiben und anzufahren haben, wie
z. B. bei Stadtbahnen mit starkem Verkehre (London,
Paris oder Wien), mit Vorteil angewendet werden.
2. Erhaltungskosten.
a) Lokomotiven. Der Dampfkessel resp. die
Feuerbüchse ist jener Teil der Damplokomotive, welcher
die meiste Reparatur erfordert. Der Kessel ist immer
nur während einer verhältnismäfsig kurzen Zeit im
Betriebe und infolgedessen durch die sich immer wieder-
holende Abkühlung und neuerliche Erhitzung einer sehr
gewaltsamen Inanspruchnahme ausgesetzt. Die Feuerung
ist äufserst forciert, beim Einfeuern strömt die äufsere
kalte Luft in den stark erhitzten Feuerkasten, was für
den Kessel ebenfalls schädlich ist. Das Speisewasser
der Lokomotiven wird, wie es eben auf den Wasser-
stationen erhältlich ist, verwendet und ist zum gröfsten
Teil für diesen Zweck nicht sehr geeignet. Speisewasser-
reinigungs - Einrichtungen sind aber bis heute von
den wenigsten Eisenbahngesellschaften eingerichtet.
Schlechtes Speisewasser bedeutet hohe Erhaltungs- und
auch erhöhte Betriebskosten.
Welche Rolle die Lokomotiv-Kesselreparaturen vom
Standpunkte der guten Ausnützung der Lokomotiven
spielen, wird am besten durch jene Verfügung. der
königlich preufsischen Staatsbahnen illustriert, wonach
besondere Reservekessel zu dem Zwecke angeschafft
wurden, um während der Dauer der Kesselreparatur
die sonstigen betriebsfähigen Teile der Lokomotiven
nicht unbenützt in der Werkstätte stehen zu lassen.
Die Instandhaltung der stabilen Kessel einer Zentral-
anlage ist eine wesentlich günstigere. Dieselben befinden
sich lange Zeit ununterbrochen im Betriebe, und wenn
sie auch mehrere Stunden hindurch aufser Betrieb ge-
setzt werden müssen, so ist die Abkühlung eine sehr
langsanıe, weil die Einmauerung und die Wärmeschutz-
hülle eine rasche Abkühlung verhindern. Die stabilen
Kessel können durch Anwendung der bewährten Ein-
richtungen stets mit gutem, weichen Wasser gespeist
werden.
Bei derart grofsen Kesselanlagen, wie jene der
elektrischen Vollbahnzentralen sein werden, wird die
veraltete, aber noch heute ziemlich allgemein gebrauchte
Handfeuerung durch mechanische Feuerung durch soge-
nannte Stoker ersetzt werden können.
Derartige Einrichtungen sind schon seit Jahren in
grofsen Kesselanlagen besonders inEngland und Amerika
mit bestem Erfolge in Verwendung und da sie auch
bereits für Braunkohlenfeuerung erfolgreich angewendet
werden, steht deren Anwendung in weiten Kreisen
nichts mehr im Wege. Diese Einrichtungen ermöglichen
eine nicht unbedeutende Ersparnis an Personal und
Feuerungsmaterial.
Die Dampfmaschine der Lokomotive ist im. Dienste
stets der Einwirkung von Staub, Sand, Regen, Schnee
usw. ausgesetzt, was die rasche Abnutzung aller sich
reibenden Teile zur Folge hat, und nachdem die Dampt-
ausströmung in den Rauchkasten mündet, wird bei der
Fahrt ohne Dampf der Inhalt des Rauchkastens während
eines Teiles des Kolbenhubes in die Zylinder gesaugt,
und es gelangen Ruls und feine Asche in dieselben.
Die Dampfmaschinen und Dynamomaschinen der
Zentrale arbeiten in gut beleuchteten, reinen, staub-
freien Räumen, stehen unter sachkundiger Wartung
und strenger Aufsicht, es ist somit selbstverständlich,
dals diese Maschinen viel weniger als die Lokomotiven
reparaturbedürftig werden.
(1. August 1903.)
Die Konstruktion der Drehstrommotoren der elek-
trischen Fahrzeuge auf der „Valtellina“ ist eine der-
artige, dafs deren empfindlichster Teil, d. i. die Be-
wicklung, hermetisch verschlossen ist, so dafs weder
Oel noch Wasser eindringen kann; es sind blofs wenige
Teile der Abnützung ausgesetzt und da auch diese gegen
die Einwirkung von Staub und Schmutz geschützt sind,
ist ihre Abnützung eine geringe. Eventuelle Reparaturen
nehmen nicht viel Zeit in Anspruch, da alle Teile aus-
wechselbar konstruiert sind, und man kann mit Reserve-
teilen sich leicht helfen. Die Zapfen und Büchsen der
Kuppelung, die den rotierenden Teil des Motors mit
dem Rade verbindet, sind gehärtet und geschliffen und
da dieselben ohnehin eine geringe relative Bewegung
ausführen, ist deren Abnützung auch eine sehr geringe.
Die Radreifen der Dampflokomotiven werden wegen
Fluktuation der Tangentialkräfte ungleich abgenützt,
während die der elektrischen Lokomotive wegen der
gleichmäfsigen Umfangskraft und weil das Rädergleiten
seltener vorkommt, einer gleichmäfsigen und geringeren
Abnützung unterworfen sind. Die gebremsten Räder
der Dampflokomotiven und Tender werden besonders
‘auf Strecken mit grofsem Gefälle zur Verminderung
der Geschwindigkeit mitbenützt, sind daher samt den
Bremsklötzen einer raschen Abnützung unterworfen;
die Räder der elektrischen Lokomotiven werden blofs
beim Anhalten des Zuges gebremst, während auf Gefällen
die Generatorwirkung der Motoren zur Geltung kommt
und bei Annäherung an Stationen die oben erwähnte
Kaskadenschaltung zur Anwendung gelangen kann, was
mit keiner so gewaltsamen Inanspruchnahme verbunden
ist als die Benützung der Reibungsbremse.
Laut approximativer, jedoch sehr vorsichtiger Be-
rechnung werden die Reparaturkosten der elektrischen
Lokomotiven pro Kilometer etwa 3 Heller betragen,
während jene der Dampflokomotiven über 9 Heller
zu stehen kommen; es werden daher die Lokomotiv-
Reparaturwerkstätten kleiner und einfacher als die
jetzigen und es werden für gleich lange Strecken und
für den gleich starken Verkehr weniger elektrische
Lokomotiven, als jetzt Dampflokomotiven erforderlich
werden, weil die Reparaturen in einer viel kürzeren
Zeit durchgeführt und infolgedessen weniger Loko-
motiven in Reparatur stehen werden.
b) Instandhaltung der Wagen. Es ıst zur
Genüge bekannt, wie sehr die äufsere Lackierung und
insbesondere die innere Einrichtung der Wagen durch
den Lokomotivrauch leiden. Das sanfte Anfahren der
"elektrischen Drehstromlokomotiven und die seltenere
Anwendung der Reibungsbremse schont die Wagen,
auch die Wagenbremsen und Radreifen werden nicht
so rasch abgenützt wie beim Dampfbetriebe; schliefslich
leidet auch die innere Einrichtung nicht durch den
Lokomotivrauch.
c) Bahnerhaltung. Wir haben früher erwähnt,
dafs das Gesamtgewicht der elektrischen Lokomotiven
' geringer ist als dasjenige der Dampflokomotiven bei
gleicher Leistung und dafs die Anzahl der Triebachsen
nicht so beschränkt ist, wie bei den Dampflokomotiven,
wo die Kupplung von mehr als 4 Achsen sozusagen
ausgeschlossen ist, infolgedessen kann der Raddruck
der elektrischen Lokomotiven geringer gewählt werden,
als jener der Dampflokomotiven. Die Federn der elek-
trischen Lokomotive werden daher nicht so kurz und
steif wie die der Treib- und Kupplungsachsen der Dampf-
lokomotiven.
Es sei hierbei bemerkt, dafs mit einer vierachsigen
elektrischen Lokomotive bei einem Achsdruck von 14 t
schon eine so grofse Zugkraft entwickelt werden kann,
wie dies die derzeit zugelassene gröfste Beanspruchung
der Zugvorrichtung zuläfst.
Die hin- und hergehenden Massen der Dampf-
lokomotive verursachen die sogenannten störenden, für
den Oberbau schädlichen Bewegungen. Die elektrische
Lokomotive besitzt keine solche störenden Bewegungen,
ihr Gang ist daher ein ruhigerer, der Raddruck geringer,
die Federn sind weniger steif, es wird daher der Ober-
bau durch die elektrischen Lokomotiven nicht so in
Anspruch genommen, als durch die Dampflokomotiven.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
© [L August 1903] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. ` Dom 49
Es ist bekannt, welche Schwierigkeiten der Loko-
motivrauch in den Tunnels gewisser Strecken ver-
ursacht, so dafs manchmal sogar die Bahnerhaltungs-
arbeiten eingestellt werden müssen. So wurde z. B.
im Gotthardtunnel und in allen gröfseren Tunnels der
Linie Bologna—Pistoja, und auch an anderen Orten
behufs Vermeidung dieses Uebelstandes eine künstliche
Ventilation eingerichtet.
Es ist ferner bekannt, dafs in längeren Tunnels
die Schienen in verhältnismäfsig kurzer Zeit zu Grunde
gehen, da aus den Verbrennungsgasen der schwefel-
haltigen Kohlensorten Säuren entstehen, die die
Schienen angreifen. Bei elektrischem Betriebe würden
beide Uebelstände entfallen.
3. Kosten des Lokomotivpersonales.
Die einfache Handhabung der elektrischen Loko-
motiven ermöglicht, von der Anstellung von geprüften,
höher qualifizierten Personen abzusehen. Professionisten
der Metallarbeiterbranche mit Zugführerqualifikation
genügen vollkommen für diesen Dienst und es werden
auch nicht zwei Personen auf der Lokomotive er-
forderlich sein. Wenn die Eisenbahnen eine Statistik
führen würden, wie viel Lokomotivführer so plötzlich
dienstunfähig geworden sind, dafs sie ihre Maschine
nicht mehr zum Stehen bringen konnten, würde diese
Zahl so verschwindend klein sein, dafs behufs Ver-
meidung dieser vielleicht im Laufe mehrerer Jahre nur
einmal vorkommenden Unfälle die konstante Anstellung
zweier Personen durchaus nicht gerechtfertigt erschiene.
Auf der Valtellina-Bahn haben sich die Heizer der
Dampflokomotiven als Wagen- und Lokomotivführer am
besten bewährt; dortselbst sind auch sämtliche Zug-
führer in der Handhabung der elektrischen Ein-
richtung geschult, damit sich im Zuge eine zweite
Person befinde, die den Wagenführer ersetzen. kann.
Das Personal, welches in einem geschlossenen Raume
vor den Unbilden der Witterung vollkommen geschützt
seinen Dienst versieht, hat keinerlei physische Arbeit zu
leisten, es kann daher von demselben viel mehr ver-
langt werden, als vom Personal der Dampflokomotiven.
Laut den bei der „Valtellina“ gemachten. Erfahrungen
befahren sie täglich mit Personenzügen, trotz der ver-
hältnismäfsig kurzen Strecken 250—300 und mit Last-
zügen etwa 200 km ohne Schwierigkeit. Die elektrische
Traktion gestattet daher infolge der besseren Aus-
nützung des Personals eine weitere Verminderung
desselben.
4. Vorteile der elektrischen Traktion vom
Standpunkte des Verkehrsdienstes.
a) Gröfsere Betriebssicherheit. Aufserhalb
der Endweichen jeder Station sind 300 m lange, aus-
schaltbare Leitungsstrecken angeordnet, die nur dann
unter Strom gesetzt werden können, wenn die Stations-
deckungssignale vorher auf freie Fahrt gestellt sind.
Die Betriebssicherheit der Züge ist daher bei elek-
trischer Traktion entschieden gröfser, weil der Zug nur
dann in die Station einfahren und nur dann dieselbe
verlassen kann, wenn der Verkehrsbeamte, die Ein-
oder Ausfahrt freigebend, nach der richtigen Einstellung
der Signale die betreffenden Leitungen in den Strom-
kreis eingeschaltet hat. Die Nichtbeachtung der auf
„Halt“ gestellten Signale kann daher nicht so ver-
hängnisvoll werden, wie bei der Dampftraktion.
b) Regerer und rascherer Verkehr. Mit Rück-
sicht auf die geringeren Betriebs- und Erhaltungskosten
wird es möglich, mit rascher fahrenden leichten Zügen
einen dichteren Verkehr einzurichten, was eine Ver-
mehrung des Personenverkehrs und eine raschere
Warenbewegung nach sich ziehen wird. Das Wasser-
nehmen entfällt, wodurch eine, wenn auch nicht be-
deutende, Kürzung der Reisegeschwindigkeit der Züge
erreicht werden kann.
Nachdem mit Dampflokomotiven eine gröfsere Ge-
schwindigkeit nur dadurch erreicht werden kann, dafs
die Leistungsfähigkeit des Kessels, d. h. mit anderen
Worten das Lokomotivgewicht erhöht wird, mufs auch
der Achsdruck erhöht, also auch das Gewicht des
50 [No. 627.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. August 1903.)
Oberbaues vermehrt werden. Da bei der elektrischen
Lokomotive die Anzahl der Treibachsen nicht so be-
schränkt ist, wie bei der Dampflokomotive, ist der
grofse Achsdruck nicht unbedingt erforderlich; dies
bedeutet, dafs mit elektrischen Lokomotiven unter Bei-
behaltung der bestehenden Schienenprofile, die Züge
schneller als heute verkehren können, natürlich stets
nur innerhalb der Grenzen des wirtschaftlichen Betriebes
und der Betriebssicherheit, daher keinesfalls mit einer
gröfseren Geschwindigkeit als 100, höchstens 120 km
per Stunde.
c) Leichte Lösung der Beleuchtungsfrage.
Auf elektrisch betriebenen Linien ergiebt sich die elek-
trische Beleuchtung der Züge und der Stationen von
selbst.
Nachdem das Anfahren der Züge im Leitungsnetze
bedeutende Stöfse, resp. Spannungsschwankungen ver-
ursacht, ist es zweckmäfsig, die Beleuchtung der
gröfseren Stationen mittels Stromumformern und Akku-
mulatoren-Batterien zu bewerkstelligen. Mit dem Strome
der Hauptlinie können nebenbei die Krahne, Lasten-
aufzüge, Schiebebühnen, Drehscheiben und eventuell
die Maschinen der Werkstätten betrieben werden.
d) Entfallen des Rauches und des Funken-
werfens. Jeder, der im Sommer bei grofser Hitze zu
reisen genötigt war, mufs es zugeben, wie Aufserst
unangenehm und lästig der durch die offen gehaltenen
Fenster eindringende Lokomotivrauch werden kann.
Dieser als nebensächlich erscheinende, aber für das
reisende Publikum ungemein lästige Begleiter des Dampf-
betriebes, entfällt gänzlich im Falle des elektrischen
Betriebes.
Schon dieser Umstand allein wird unter zwei
Konkurrenzlinien derjenigen einen gröfseren Personen-
verkehr sichern, welche auf elektrischen Betrieb ein-
gerichtet ist.
Aber nicht blofs der Rauch entfällt, sondern auch
das in vielen Fällen so schädliche Funkenwerfen und
mit diesem der breite Schutzstreifen längs des Bahn-
körpers.
e) Verminderung der Regiekohlenlieferung.
Die auf Dampfbetrieb eingerichteten Zentralen können
in vielen Fällen in der Nähe von Kohlenbergwerken
errichtet werden; da eine solche Zentrale eine Strecke
bis 200 km Länge speisen kann, verringert sich die
Zahl der Regiekohlenzüge wesentlich.
5. Züge mit grofser Geschwindigkeit.
Wir haben vorhin erwähnt, dafs beim elektrischen
Vollbahnbetriebe die Geschwindigkeit auch auf dem vor-
handenen Oberbau bedeutend gesteigert werden kann.
Es ist nicht uninteressant, dafs das grofse Publikum,
wenn von der elektrischen Traktion der Vollbahnen
die Rede ist, in erster Linie die erreichbare grofse
Geschwindigkeit als Hauptvorteil würdigt.
Tatsächlich verursacht die Beschaffung der zur
grofsen Geschwindigkeit nötigen Energiemenge keine
solche Schwierigkeit, wie bei den Dampflokomotiven,
wo das Lokomotivgewicht mit der erreichbaren Ge-
schwindigkeit zunimmt, es wird daher die obere Grenze
der Zuggeschwindigkeit durch die Betriebssicherheit
und durch den wirtschaftlichen Standpunkt
bestimmt werden.
Die Steigerung der Geschwindigkeit über eine be-
stimmte Grenze ist nur mit einem geringen Zeitgewinne,
dagegen mit grofsen Betriebskosten verbunden, denn
bei Vergröfserung der Geschwindigkeit über 100 km
gewinnen wir an Zeit sehr wenig (z. B., wenn wir die
Geschwindigkeit von 100 km auf 110 erhöhen, so ge-
winnen wir von Budapest bis Wien nur 15 Minuten),
wogegen die Widerstände, also die Kosten der Trak-
tion, sich bedeutend steigern; wenn wir nun noch die
bedeutend gröfsere Inanspruchnahme der Fahrzeuge
und der Strecke in Betracht ziehen, gelangen wir zur
Ueberzeugung, dafs diese paar Minuten äufserst teuer
erkauft sind; nachdem ferner mit der Vergröfserung
der Geschwindigkeit die Betriebssicherheit abnimmt, ist
es vom Standpunkte der Oekonomie und der Betriebs-
sicherheit nicht empfehlenswert, die Geschwindigkeit
über 100, höchstens 120 km zu erhöhen.
6. Möglichkeit der Ausnützung der Wasser-
krafte.
An Orten, wo eine nicht zu teure Wasserkraft zur
Verfügung steht, ist es natürlich, dafs diese für die
Energieerzeugung herangezogen wird; die elektrische
Traktion ist aber auch dann noch genügend wirtschaft-
lich, wenn die Energie durch Dampf erzeugt wird.
Vorsichtig angestellte Berechnungen ergaben, dafs auf
Linien mit dichtem Verkehr die Kosten der Pferdekraft-
stunde auf dem Radumfange des Traktionsfahrzeuges
gemessen bei elektrischem Betriebe geringer ausfallen,
als beim Dampflokomotiv-Betriebe. Aber selbst wenn
die Kohlenkosten gleich hoch ausfielen, bieten die
übrigen aufgezählten Eigenschaften des elektrischen Be-
triebes überwiegende Vorteile gegenüber dem Dampf-
lokomotiv-Betriebe.
Nachdem die Leistungsfahigkeit der einzelnen Cen-
tralen auf Linien mit starkem Verkehr auf 10 bis 15 000 PS
oder auch noch höher steigen dürfte, wird sowohl das
Kessel- wie das Maschinenhaus unter die Leitung und
Aufsicht theoretisch und praktisch gebildeter Ingenieure
gestellt werden können.
Die Feuerung im Kesselhause wird nicht nur einigen
Heizern anvertraut sein,sondern es werden die Kessel mit
Hilfe der heutzutage bereits vollkommen ausgebildeten
Instrumente (Pyrometer, Rauchgasanalysator, Zug-
messer usw.) hinsichtlich des erreichbaren höchsten
Nutzeffektes unter steter Kontrolle stehen können.
Ebenso wird auch das Speisewasser hinsichtlich dessen
Härtegrad einer fortgesetzten Kontrolle unterworfen
sein. Kohle und Wasser werden konstant gemessen
und die Dampfmaschinen mittelst Indikatoren regelmäfsig
kontrolliert werden. Auf diese Weise dürften die
entstehenden kleineren Fehler leicht erkannt werden
und die Anlage mit guter Oekonomie arbeiten können.
Schlufs.
Die elektrische Traktion hat gegenüber der Dampf-
lokomotivförderung folgende Vorteile: Möglichkeit
der Ausnützung der Wasserkräfte oder Erspar-
nis an Heizmaterial, leichtere Lokomotiven,
deren Eigenwiderstand überdies auch be-
deutend geringer ist, als der der Dampfloko-
motiven; teilweiser Rückgewinn der Hebe-
arbeit auf Gebirgsbahnen, billigere Erhaltung
der Fahrbetriebsmittel, somit weniger Loko-
motiven und kleinere Werkstatten, Schonung
der Personenwagen, geringere Personalkosten
durch Ausfall des Heizers oder Lokomotiv-
führers, gröfsere Betriebssicherheit, Möglich-
keit eines dichten Verkehrs mit leichteren
schnell fahrenden Personen-Zügen, gröfsere
Geschwindigkeiten auf dem bestehenden Ober-
bau, rascher fahrende Lastzüge, bequeme Be-
leuchtung der Züge und Stationen, kein Rauch
und kein Funkenwerfen. Diesen Vorteilen steht
eine nicht unbedeutende Mehrinvestition gegenüber.
Dies kann jedoch keinen Grund gegen die Anwendung
des Systems bilden, denn auch die Frage der Geld-
beschaffung ist lösbar. In Italien wurde eine Ge-
sellschaft gegründet, welche die Umgestaltungsarbeiten
der Valtellina vornahm und unter gewissen Bedingungen
auch die Beförderung der Züge besorgt; für die Bahn-
gesellschaft selbst erwachsen in diesem Falle gar keine
Spesen; denn die Abgaben an die Unternehmerin werden
aus den Ersparnissen gedeckt. Der Gründung solcher
Unternehmungen steht auch in anderen Ländern nichts
im Wege.
Eine zweite Lösung der Frage ist die, dafs die
Bahn-Verwaltung die Linienausrüstung auf eigene Kosten
herstellt und die elektrischen Lokomotiven, als Ersatz
der alten, aufser Betrieb zu setzenden Lokomotiven zu
Lasten des Betriebes anschafft. Es ist ja nicht schwer
nachzuweisen, dafs die Aufserbetriebsetzung von Loko-
motiven, die schon etwa 20, höchstens 30 Jahre Dienst
leisten und der Ersatz derselben durch neue, ökonomische
Vorteile bietet. Nun käme noch die Stromerzeugungs-
Zentrale in Betracht. Heute kauft die Bahn Kohle,
ebenso könnte sie die nötige Energie in Form von
. dort.
[1. August 1903.]
elektrischem Strom von einer Stromerzeugungs-Unter-
nehmung beziehen, sofern sie die Zentrale nicht selbst
errichten will, denn — wie aus dem Vorhergehenden
ersichtlich — besitzt die elektrische Traktion gegen-
über der Dampftraktion so viele und bedeutende Vor-
teile, dafs auf Linien mit dichtem Verkehr, durch die
zu erzielenden Ersparnisse die Investitionskosten reich-
lich verzinst und aufserdem die aufgezählten anderen
Vorteile geboten werden.
Der grofse Vorteil der elektrischen Traktion der
Dampftraktion gegenüber wird allerseits erkannt und
durch Tatsachen, wie die günstigen Ergebnisse des
elektrischen Strafsenbahnbetriebes auf sehr frequentierten
Linien auch bereits erwiesen, es fehlte jedoch bisher für
die Traktion auf Vollbahnen die auch vom wirtschaft-
lichen Standpunkte entsprechende technische Lösung.
Diese Lösung wäre nun da, das System ist in allen
seinen Details erprobt, und hat auch die Feuerprobe
im öffentlichen Verkehr bereits bestanden. Hierauf
hat Herr Borgnini, Generaldirektor der Rete Adriatica,
gelegentlich der Besichtigung der Valtellina durch Herrn
Ballenzano, den Minister für öffentliche Arbeiten in
Italien, hingewiesen, indem er hervorhob, dafs bei
Erteilung der Konzession seitens der Regierung vor
‘drei Jahren die Annahme des Systems von zwei Be-
dingungen abhängig gemacht worden sei: erstens, dafs
das System bezüglich der Sicherheit und Regelmäfsig-
keit des Verkehrs dieselbe Gewähr biete, wie die
Dampftraktion, und zweitens, dafs dasselbe, was die
Wirtschaftlichkeit anbelangt, dem Letzteren mindestens
nicht nachstehe. Zu den Versuchen sei die Valtellina
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 627.] 51
deshalb gewählt worden, weil diese Linie mit ihren
zahlreichen Tunnels, den starken Steigungen und vielen
Krümmungen mit sehr kleinem Radius besonders
schwierige Verhältnisse darbot und sollte der Versuch
gelingen, so konnte man mit Bestimmtheit behaupten,
dafs der ersten Bedingung vollkommen entsprochen
worden sei. Dies habe nun auch der seit September 1902
aufgenommene regelmäfsige Betrieb ergeben und es
erübrige noch, die Verhältnisse der Wirtschaftlichkeit zu
klären. Nachdem aber der Verkehr auf der Valtellina
nicht stark genug ist, um nach dieser Richtung hin
mafsgebende Ergebnisse für die Wirtschaftlichkeit des
angewendeten elektrischen Zugbeförderungssystems zu
liefern, habe man die Absicht, dieses System auch auf
der Linie Lecco— Milano in Anwendung zu bringen.
Diese Linie weise einen äufserst lebhaften Verkehr auf
und betragen deren kilometrische Einnahmen 37000 Lire.
Die hydro-elektrische Zentralanlage habe eine Leistungs-
fähigkeit von 6000 PS, von denen für die schon ein-
gerichteten Linien nur etwa 1000 PS benötigt werden,
folglich wird sie die Betriebskraft auch für die zu er-
bauende Linie abgeben können. Es sei daran nicht zu
zweifeln, dafs der elektrische Betrieb bei den grofsen
Vorteilen betriebstechnischer und ökonomischer Natur,
welche er bietet, zu einem weiteren bedeutenden Auf.
schwung des Verkehrs auf der in’s Auge gefafsten
Linie führen werde. — Es sei noch erwähnt, dafs der
Minister bei dieser Gelegenheit seiner Absicht Ausdruck
verliehen habe, die Bewilligung zur Einführung des
elektrischen Betriebes auf der Linie Lecco—Milano mit
dem angewendeten System zu erteilen.
Rizor’s Drucklufthammer „Efef“
zum Nieten und Niederstauchen von Stehbolzen.
(Mit 4 Abbildungen.)
Dieser Drucklufthammer ist ein Handhammer
gröfserer Ausführung mit 45 mm Kolbendurchmesser
und findet vorteilhafte Verwendung zum Schlagen
warmer Nieten von 13 bis 23 mm Durchmesser bei Be-
hältern, Tender- und Wagenuntergestellen und ver-
schiedenen Eisenkonstruktionen, sowie auch zum Runden
der Köpfe kupferner Stehbolzen von 29 bis 34 mm Durch-
messer bei Lokomotivkesseln.
Bei den schwächeren Nieten wird der vierte Mann
erspart. Die Stehbolzenköpfe erhalten ein sehr gefälliges
Aeufsere, die Ränder gelangen bestens zum Anliegen und
voraussichtlich sind die Köpfe auch wider standsfähiger
gegen Abbrand.
Der Hammer zeichnet sich aus, gegenüber anderen
dem gleichen Zwecke dienenden Drucklufthämmern, durch
geringe Länge und geringen Luftverbrauch.
Die Abbildungen 1—3 zeigen den Hammer in seiner
Gestaltung und zwar
Abb. I im Längsschnitt,
Abb. 2 in einer Oberansicht,
Abb. 3 in einem Querschnitt durch die Büchse 2.
Seiner Konstruktion liegt die Steuerung (D. R. P.)
zu Grunde, welche in No. 578 dieser Zeitschrift vom
15. Juli 1901 S. 37 u. 38 eingehend beschrieben ist. Die
Bezeichnung der einzelnen Teile ist dieselbe hier wie
Die Druckluft tritt bei e ein, bei o und a aus.
Die inzwischen gewonnenen Erfahrungen haben
jedoch zu folgenden Konstruktionsänderungen geführt,
welche als wesentliche Verbesserungen anzusehen sind:
l. Der Schieber 2 ist innen nicht wie vordem einfach
cylindrisch, sondern stufenförmig abgesetzt, des-
gleichen aufsen der Zapfen 7. Hierdurch ist ein
ringförmiger Spalt 10 gebildet, in welchen bei ge-
öffnetem Einlafsventil von der Einströmung e her
ständig Druckluft bei v eintritt und erforderlichen-
falls den Schieber in die vordere Endstellung be-
wegt. Auf diese Weise ist das sofortige Angehen
des Hammers in jeder Lage gesichert.
2. Der Zapfen 7 endet in eine ebene runde Platte
und stützt sich mit dieser auf den mit dem Hammer-
kopf aus einem Stück angefertigten hinteren
Boden der Büchse 4, so dafs bei dem vorge-
sehenen seitlichen Spielraum die notwendige
zentrale Stellung des Zapfens zur Büchse ge-
sichert ist.
3. Der vordere Zapfen 6 des Schiebers ist von diesem
getrennt ausgeführt, so dafs derselbe unabhängig
vom Schieber in den als einfacher Rotationskörper
gestalteten vorderen Boden der Büchse geführt
wird und den Raum hinter dem Kolben ¢ zu-
verlässig abdichtet.
Die Konstruktionsänderungen zu 2u. 3 erleichtern
insofern die Ausführung, als die früher vorgesehenen
eingeschraubten beiden Böden der Büchse bei nicht
ganz tadelloser Ausführung den Schieber seitlich drücken,
in welchem Falle die Abdichtung der Ein- und Auslafs-
öffnungen /,8, Å, i 2,4 m,n nachteilig beeinflufst wurde,
bezw. konnten beide Böden sich auch etwas verdrehen,
in welchem Falle dann eine Verengung der Kanäle z, y
eintrat. In beiden Fällen aber mufste der Gang des
Hammers darunter leiden.
Von besonderer Wichtigkeit ist bei Hämmern dieser
Bauart ein dichter Abschlufs des Schiebers in der Büchse
und da bei den im Betriebe befindlichen Hämmern ent-
sprechend der Gebrauchsdauer eine Abnutzung auf den
cylindrisehen Flächen des Schiebers unvermeidlich ist,
so bedarf der Schieber nach einem gewissen Grade der
Abnutzung der Erneuerung; er ist aber auch der ein-
zige Teil, welcher einer Abnutzung von Bedeutung
unterliegt und weil einerseits er einfach gestaltet ist,
andererseits mehr oder weniger alle Drucklufthämmer
laufend Unterhaltungsarbeiten erfordern, so ist seine
Erneuerung in Bezug auf Zeit und Kosten uner-
heblich.
Indessen kann die Erneuerung des Schiebers
auch dadurch umgangen werden, dafs derselbe, wie
52 (No, 627.)
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GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
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(1. August 1903. |
in Abb. 4 dargestellt, mit
2 geschlossenen mit einem
Zinnrand leicht und aus-
reichend zu befestigen-
den Dichtungsringen ver-
sehen wird, um ihn
wieder gebrauchsfähig her-
zustellen.
Im Anschlufs hieran
sei erwähnt, dafs bei der
Wahl eines Hammers nicht
dessen einfache Konstruk-
tion allein mafsgebend sein,
sondern weiter in Betracht
gezogen werden sollte,
welche Betriebskosten der
Hammer bedingt, und letz-
tere sind in erster Linie
von dem Luftverbrauch ab-
hängig.
OLE 3.
° Beispielsweise sind wohl
die einfachsten Druckluft-
hämmer diejenigen, welche
ohne besonderes Steue-
rungsventil (oder Schieber)
arbeiten. Bei diesen Häm-
mern wird aber der Kolben
nur mit einer Kraft nach
vorn geschnellt, welche der
Differenz der beiden Druck-
flächen entspricht; der
Hammer mufs also, wenn
er annähernd dieselbe
Schlagkraft wie ein in den
Abbildungen 1—3 darge-
stellter entwickeln soll,
einen im Verhältnis zur
zusätzlichen Ringfläche
gröfseren Durchmesser er-
halten, und dement-
sprechend fällt dann nicht
nur der Hammer schwerer,
sondern auch der Luftver-
brauch gröfser aus.
Angenommen, ein Druck-
luft-Handhammer arbeitet
täglich 6 Stunden und
l cbm Druckluft von 6 Atm.
Ueberdruck kostet rund
4 Pf., dann betragen die
Kosten desMehrverbrauchs
an Druckluft nach 47'/,
Jahren, welche Zeit der
ungefähren Lebensdauer
eines solchen Hammers
entspricht, etwa ebenso-
viel wie die Beschaffungs-
kosten eines neuen
Hammers.
Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung.
Vortrag des Eisenbahn-Bauinspektors S. Fraenkel, Guben, im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
am 24. März 1903.
(Mit 34 Abbildungen.)
(Schlufs von Seite 38.)
E. Sonstige Krahne und Hebezeuge.
Unter den sonstigen Krahnen verdient ein Kohlen-
krahn von Losenhausen mit elektrischem Antrieb
Erwähnung. Die Bauart des Krahns entspricht genau
der normalen Anordnung der Staatsbahn für die Loko-
motiv-Bekohlung (1000 kg Tragkraft, 3 m Ausladung,
4 m Rollenhöhe) und der elektrische Antrieb ist so
ausgeführt, dafs er sich an jeden vorhandenen Kohlen-
krahn dieser Art ohne grofse Umstände nachträglich
anbringen lafst. Motor und Getriebe sind gut ein-
gekapselt, wie es gegen die Einwirkungen des Kohlen-
staubes nothwendig ist. Der Krahn, der in Abb. 23
bis 25 wiedergegeben ist, kann aushilfsweise auch von
Hand bedient werden.
Die Abb. 26 bis 29 veranschaulichen einige neuere
Ufer- und Werftkrahne, die in Düsseldorf ausge-
[1. August 1903.]
stellt oder durch Modelle und Abbildungen vertreten
waren.
Hebeböcke zum Heben von Eisenbahnwagen und
Lokomotiven waren mehrfach ausgestellt. Eine Neuerung
zeigte der vom Werdohler Stanz- und Dampf-
hammerwerk AdolfSchlesinger, Werdohl in West-
falen zur Hälfte ausgestellte Satz von 60000 kg Trag-
fähigkeit.
eingerichtet und mit einer Moment-Umsteuerung
versehen, sodals jeder einzelne von den vier zusammen-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Die Hebeböcke sind für elektrischen Antrieb '
(No, 627.] 53
in Rheydt für diesen Zweck ausgestellt und schon
mehrfach geliefert hat. Ebensogut kann aber auch die
Anordnung von Herrn Reg.- und Baurath Cordes in
Grunewald verwendet werden, welcher den Antrieb
von dem Schiebebühnen-Motor ableitet. (Ein Modell
einer elektrisch angetriebenen Schiebebühne mit kuppel-
barer Welle zu diesem Zwecke befand sich ın der
Staats-Eisenbahn-Ausstellung. Es ist in der Werkstätten-
Inspektion Witten c mit ungemein weitgehender Durch-
führung und Liebe zur Sache peinlich sauber ausgeführt
Abb. 23—25.
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arbeitenden Böcken durch einen Handgriff aus dem
Getriebe aus- und eingeschaltet werden kann. Den
elektrischen Antrieb hat, wie bekannt, Regierungs- und
Baurath Mayer in Nippes eingeführt und lebensfähig
gemacht. Derselbe ist überall, wo er versucht wurde,
unentbehrlich geworden, weil er in gleichem Mafse die
Betriebssicherheit wie die Wirthschaftlichkeit erhöht.
In der Abb. 30 ist ein fahrbarer Elektromotor als
Antrieb angenommen, und zwar in der Bauart, wie
sie die Elektrotechnische Fabrik Max Schorch
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Normaler Kohlenladekrahn für 1000 kg Tragkraft mit
elektrischem Antrieb von Losenhausen.
worden und war dadurch bemerkenswerth, dafs es mit
Hilfe seiner winzigen Elektromotoren thatsächlich in
Gang gesetzt werden konnte.) Abweichend von Nippes
schlägt das Werdohler Werk vor, die Verbindung der
Hebeböcke beider Langseiten durch eine ausziehbare
Welle statt durch eine Gelenk-Kette herzustellen. Noch
anders verfährt Werkstätten-Inspektion b in Tempelhof;
Herr Reg.- und Baurath Gronewald hat bei seiner
Schiebebühne rechts und links je eine Welle vorgesehen,
die beide vom Schiebebühnenmotor aus angetrieben
an Google
54 (No. 627.)
und durch ausziehbare Wellen mit je 2 Hebeböcken
verbunden werden; dann bleibt das Gleis vor und
hinter der Lokomotive vollständig frei und die Achsen
können ohne Aufenthalt aus- und eingebracht werden.
Der Motor ist fahrbar und kann auch von der Bühne
heruntergefahren werden.
Ufer-Drehkrahne in der Benrather Krahn-Ausstellung.
Zeigt es sich etwa beim Anheben von Hebeböcken
mit irgend einem dieser Antriebe, dafs die Belastung
der vier Böcke nicht gleichmäfsig ist, oder dafs eine der
Holzunterlagen nachgiebt, oder tritt sonst ein Hinder-
nifs ein, so kann man mittels der Werdohler Moment-
umschaltung, die in Abb. 31 dargestellt ist, auf die
Abb. 27.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
|
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|
(1. August 1903.)
böcke unterscheiden sich mehrfach von unserer normalen
Bauart; zur Uebersetzung ist zur Verminderung der
Erschütterungen je 1 Schneckengetriebe verwendet,
dessen Längsdruck durch Kugellager aufgenommen wird.
Der Antrieb der Spindel liegt unten, wie dies auch
sonst vereinzelt ausgeführt wird; das Gestell wird da-
durch weniger auf Verdrehung bean-
sprucht und der Gang ist ruhiger.
Ferner sind die Muttern mit einem
kugeligen Sattel (Bauart Mayer-Nippes)
versehen, sodafs sich der Träger frei
einstellen kann. Endlich sind die
Böcke — nach meinen Erfahrungen
mit Recht — aus Doppel -T- Eisen
statt aus Blechen und Winkeleisen
zusammengesetzt; derartige Böcke sind
in Rheinland und Westfalen viel in
Gebrauch; sie sind standfester und
billiger.
Bei den elektrisch betriebenen
Aufzügen von Stigler, Hopmann
sowie in der Ausstellung von Lah-
meyer-Frankfurt fanden sich die
neuesten Steuerungen, die Knopf-
steuerungen, in verschiedenen Aus-
führungsformen. Sie zeigen alle eine
Reihe von elektrischen Druckknöpfen,
welche die Bezeichnung der verschie-
denen Stockwerke tragen. Drückt man
auf den betreffenden Knopf, der dem
Ziele der Fahrt entspricht, so begiebt
sich der Fahrstuhl unweigerlich nach
dem bezeichneten Stockwerk, gleich-
gültig, ob er zu diesem Zweck nach
oben oder unten wandern mufs. So-
lange eine der Fahrstuhl- oder der
Schachtthüren indessen offen steht, ist die Leitung
unterbrochen und der Aufzug bleibt stehen. Wird das
Hindernifs beseitigt, so setzt er sich ohne nochmalige
„Aufforderung“ in Bewegung. Selbstverständlich rückt
sich der Aufzug oben und unten selbstthätig aus.
Diese Steuerungen haben alle das gemeinsam, dafs zu-
Abb. 28.
Portaldrehkrahn von 50 000 kg Tragfähigkeit.
Bechem & Keetman.
schnellste Weise Abhilfe schaffen, ohne dafs die Kupp-
lungen und Wellen gelöst werden. Durch die zweiseitige
Klauenkupplung kann die Verbindung der Spindel des
liebebocks mit der Antriebswelle gelöst und die mit der
Handkurbelwelle hergestellt werden. Die Kurbeln werden
nicht abgenommen; sie stehen still, wenn mit dem
Wellen-Antrieb gehoben wird. Die Werdohler Hebe-
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Werftkrahn von 150 t Tragfähigkeit für
Blohm & Voss, Hamburg. Bechem & Keetman.
nächst ein Hilfsmotor durch den Knopf-Kontakt mit
Strom versehen wird, der dann den Anlasser bewegt.
Die Ingangsetzung erfolgt auf diese Weise stets gleich-
mäfsig und unabhängig von der Geschicklichkeit und
dem guten Willen des Wärters. Die Steuerknöpfe
können sowohl aufserhalb ortsfest, als auch in der
Koje selbst angebracht werden. Aufzüge dieser Art
[1. August 1903.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [No. 627.] 55
Abb. 29,
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Schwimmkrahn von 30 000 kg Tragfähigkeit. Bechem & Keetman.
Abb. 30.
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[No. 627.]
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Abb. 32.
Elektrische Chargiermaschine für Siemens-Martin-Oefen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
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|1. August 1903.]
könnten vom Publikum selbst bedient werden und be-
dürften wohl kaum eines Wärters.
Eine besonders verwickelte Art von Hebezeugen
sind die „Chargir-Maschinen“ für Siemens-Martin-
öfen, auch „Einsatz-Vorrichtungen“ genannt; besser wären
sie vielleicht als „Beschickungswagen“ zu bezeichnen,
um einen deutschen Namen dafür einzuführen. Während
früher das Einwerfen und Einschaufeln des Eisen-
Einsatzes in die Thüren der Martinöfen von Hand geschah,
verlangt man dies jetzt nach amerikanischem Muster
= Kupplung für Handbetrieb.
KW SE - Ausgeriickt.
B2 = Kupplung für clektrischen Betrieb.
Werdohler Schnellumschaltung für Hebeböcke.
von einer maschinellen Vorrichtung. Der
Eisen-Einsatz wird zu diesem Zweck in
gufseiserne halbcylindrische Mulden (auch
Chargir-Loffel genannt) gefüllt, welche etwa
I m lang und 0,5 m breit und tief sind.
Der Beschickungswagen mufs folgende Be-
wegungen ausführen: von einem Ofen zum
andern fahren, den Greifer ın den Schlitz
der Mulde einlassen, die Mulde durch Zurück-
ziehen des Greifers fest packen, die Mulde
heben, sie durch die Ofen-Oeffnung einführen,
sie durch Drehung entleeren und wieder
herumdrehen, zurückziehen, die Mulde ab-
setzen und den Greifer lösen und an-
heben.
Die Benrather Fabrik hatte zwei
derartige Vorrichtungen, die auf Schienen
laufen und elektrischen Antrieb haben, zur
Ausstellung gebracht. Die eine, niedrig
gebaute war für 2000 kg Muldenfüllung be-
stimmt und stellt die normale Bauart dar.
Das Verfahren der ganzen Maschine
erfolgt mit œ 60 m in der Minute durch
einen Elektromotor von 12 PS, das Heben
und Senken der Mulde mit œ 6 m i. d. Min.
durch einen Elektromotor von 16 PS, das
Vorschieben der Mulde mit œ 25 m i. d. Min.
durch einen Elektromotor von 12 PS und
das Kippen der Mulde 10 bis 12 x i. d. Min.
durch einen Elektromotor von 12 PS.
Die Maschine ist dementsprechend mit
4 Elektromotoren ausgerüstet; Abb. 32 giebt
das uns etwas befremdlich anmuthende
Aeufsere der Anordnung wieder. Wo der
Platz vor den Oefen nicht ausreicht, wird
eine „hoch gebaute“ Anordnung nach Abb. 33
angewendet. Bei dieser ist der Angriff des
Hubmotors günstiger: man erreicht mit
einem 12pferdigen Motor bei gleicher Mulden-
füllung wie vorher 1,2 m Geschwindigkeit in
der Minute. Bei der geringen Hubhöhe ist
dies übrigens nicht von Bedeutung. Die
übrigen Geschwindigkeiten bleiben die
gleichen. Einen laufkrahnähnlichen Be-
schickungswagen baut das Neusser Eisen-
werk nach Abb. 34.
F. Schlufs.
Wir sehen, dafs auf allen Gebieten dieses
begrenzten und doch umfangreichen Zweiges
des heimischen Maschinenbaues eine rege
Thätigkeit herrscht. Vielfach treten Fort-
schritte zu Tage, die auch für uns be-
achtenswerth sind, die wir zumeist die
Hebezeuge nicht selbst herstellen, sondern
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IT. August 1903.)
in jedem Falle nur das auszuwählen haben, was für
unsere Zwecke am vortheilhaftesten ist.
Meine Herren! Es sei gestattet, die Schlufsworte des
oben erwähnten, ungemein anregenden Kammerer’-
schen Vortrages wörtlich anzuführen: i
„Aber noch ein anderes ist es, was jedem Fort-
schritt auf dem Gebiet der Lastenförderung eine besondere
Bedeutung giebt. Von allen körperlichen Arbeiten ist
der Lastentransport die menschenunwürdigste und, wie
alle unwürdigen Arbeiten auch die schlechtest gelohnte
Thatigkeit. Während die mit scharfer Anspannung
aller Sinne und mit Ueberlegung ausgeführte körperliche
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
EH
[No. 627.) 57
hang mit der Elektrotechnik herzustellen vermag.“
Hier wäre nur eine Einwendung zu machen. Es
mufs auffallen, dafs Kammerer den Lokomotivführer
nicht erwähnt, wie es überhaupt Mode geworden ist,
dessen Thätigkeit geringer zu schätzen als früher.
Demgegenüber möchte ich die Gelegenheit benutzen,
darauf hinzuweisen, dafs doch noch Unterschiede be-
stehen. Wohl müssen der Führer einer Fördermaschine
und andere ohne Zweifel dauernd die gröfste geistige
Anspannung aufwenden. Aber alle die genannten
Maschinisten stehen auf festem Boden, geschützt vor
Wetter und Wind, zum Theil weit vom Gefahrpunkt,
Thatigkeit — wie sie der Steuermann des Walzwerkes und keinem von ihnen ist neben seiner Thätigkeit noch die
oder der Fördermaschine, der Maschinist in dem elek- Verantwortung für einen hochgespannten, angestrengt
trischen Kraftwerk oder im Stahlwerk ausübt — dem geheizten und den Erschütterungen der schnellen Fahrt
Abb. 34.
Laufkrahnartige Einsatz-Vorrichtung (Beschickungswagen!
Menschen jene eigenartige Prägung giebt, die wir etwa
an den kraftvollen Arbeitergestalten des Bildhauers
Meunier beobachten, drückt die nur körperliche Arbeit
der Lastenförderung den Menschen zum Lastthier herab.
Wir Ingenieure wissen sehr wohl, dafs jeder
wirkliche soziale Fortschritt nicht durch neue staats-
wissenschaftliche Theorien und nicht durch Ausmalen
von Utopien, sondern einzig und allein durch praktische
Organisation und durch technische Vervollkommnung
errungen werden kann. Freizügigkeit ist dem Arbeiter
nicht durch die französische Revolution, sondern durch
die Eisenbahnen erwachsen, und Befreiung von der
schlecht gelohnten Arbeit des Lastentransportes schafft
nicht ein geträumter Zukunftsstaat, sondern die Ver-
breitung zweckmäfsiger maschinentechnischer Mittel,
wie sie der moderne Hebemaschinenbau in Zusammen-
für Martin-Oefen, Bauart Daelen D R. P., Neusser Eisenwerk.
ausgesetzten Dampfkessel übertragen. Auch ist bei
keinem anderen Maschinenführer die Summe der ihnen
anvertrauten Leben und Güter gleich grofs, bei keinem
sind die angesammelten lebendigen Kräfte gleich gewaltig.
Welche Anspannung die Beobachtung der Signale bei
Nebel, Schneegestöber, Gewitterregen erfordert, das
mufs man selbst erlebt haben, um es zu beurtheilen.
Sehr richtig sagt Kammerer, wir Ingenieur
wissen sehr wohl, wie viel sozialer Fortschritt der
Technik zu verdanken ist. Aber, meine Herren, wir
müssen die Hoffnung hegen, dafs eine Zeit kommt, in
der auch Andere als Ingenieure anerkennen, dafs Kultur
und Technik im engsten Wechsel-Verhältnifs stehen
und dafs in ungezählten Fällen der Techniker und kein
Anderer der Anbahner des Kulturfortschritts gewesen
ist und für die Zukunft bleiben wird.
Ueber die Verwendung von „Serve‘“-Heizrohren für Lokomotivkessel.
Von James Marchbanks.
Nach einem Sitzungsprotokoll der Institution of Civil Engineers.
(Mit 4 Abbildungen.)
In Jahre 1897 liefs sich die Wellington und Mana-
watu Railway Company von den Baldwin l.okomotive
Works in Philadelphia eine viercylindrige Compound-
lokomotive („Vauclain“ No. 16) mit gerippten „Serve“-
Röhren liefern. Auf den Rat des New Yorker Vertreters
des Röhrenfabrikanten wurden Röhren von Zi Zoll
(70 mm) Durchmesser, welcher nach der Feuerbüchsen-
seite auf 2°/s Zoll (66 mm) vermindert und nach der
58 (No. 627.)
Rauchkammerseite auf 27/s Zoll (73 mm) vergröfsert ist.
Die verwandten Röhren besafsen eine Länge zwischen
den Rohrwänden von 3,505 m, wobei am vorderen Ende
127mm und am Feuerbüchsenende 102 mm eben waren,
während der übrige Teil des Rohres gerippt war. Die
Rohrwand der stählernen, gut versteiften Feuerbüchse wie
auch die vordere Rohrwand waren '/s Zoll (12,7 mm) dick.
Die Deckenversteifung besteht aus T-Eisen von
6 Zollx1 Zoll (152 mmx 25,4 mm) Querschnitt, welche
quer auf der Feuerbüchse angeordnet und mit den
an der äufseren Rohrdecke festgenieteten T -Eisen durch
4 Versteifungsstreben verbunden sind, die aus flachen
Stahlstäben von 3 ZollxX js Zoll (16 mmx 16 mm) Quer-
schnitt bestehen und an jedem Ende mit Löchern für
Abb. 1.
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1',ı zöllige Bolzen zur Verbindung der Stahlstäbe mit
den Stegen der T-Eisen versehen sind. Die oberen
Locher der Stäbe besitzen einen Spielraum von !;, Zoll
(3 mm) (Abb. I). Durch Stehbolzen mit Köpfen von
1 Zoll Durchmesser und 4 Zoll (102 mm) Länge sind
die Flanschen der T-Eisen mit der Feuerbüchsendecke
verbunden. Zwischen letzterer und den Flanschen
sind die Bolzen durch 3Zoll (76 mm) lange Rohrstücke
geführt (Abb. 2, Es ist ersichtlich, dafs bei guter
Sicherung der Decke gegen inneren Druck eine Bewegung
Abb. 3.
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Feuerbüchse.
infolge von Temperaturänderungen nicht gehindert wird.
Dic Anordnung der Stehbolzen und der Röhren ist in
Abb. 3 veranschaulicht.
Die Maschine wurde für Güterzüge von etwa 250t
Nettogewicht verwendet, wobei auf einer sehr wellen-
förmigen Strecke von 43 km Länge der Kesseldruck
abwechselnd auf sein Maximum gebracht und dann auf
einen geringeren Betrag abfallen gelassen wurde, nach-
dem die verschiedenen Steigungen überwunden waren.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. August 1903.)
Die gröfsten Steigungen waren: in nördlicher Richtung
8km 1:40 und 4,8 km 1:56;. in südlicher Richtung
48km und 88 km 1:56. Bei Steigungen 1:40 wurde
eine Hilfsmaschine verwendet. Die Dienstverhältnisse
erforderten, dafs die Maschine etwa 2 Stunden stillstand
am Ende von je 43km Fahrt. Pro Tag wurden etwa
193 km gefahren.
Das verwendete Wasser war sehr rein und der
Kessel wurde sorgfältig sauber gehalten. Der Letztere
wurde nach je 7 Tagen Dienst nach genügender Ab-
kühlung gereinigt. Von der ersten Zeit der Indienst-
setzung der Maschine an wurde eine ziemliche Störung
durch Undichtigkeiten am Feuerbüchsenende verursacht.
Dieses wurde etwas verbessert durch klares Feuer und
gleichmäfsigen Dampfdruck beim Bergabfahren und
Halten an den Endstationen, aber es war immerhin
noch ein Verlust vorhanden. Es wurde aufserdem
bemerkt, dafs der Verlust schlimmer wurde beim Klären
des Feuers, und da der Kessel mit Schüttelrost versehen
war, so konnte dieser mit Vorteil zum Klären des Feuers
verwendet werden. Hieraus ergab sich eine grofse
Verbesserung und es wurde gefunden, dafs, wenn der
Eintritt grofser kalter Luftmengen in die Feuerbüchse
vermieden wurde, die Röhren dicht gehalten werden
konnten. Nach etwa sechsmonatlichem Betrieb begannen
einzelne Röhren undicht zu werden, weshalb an jedem
Abb. 4.
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„Serve‘‘t-Rohr.
Reinigungstage einige Röhren herausgenommen werden
mufsten. Auch an der Rauchkammerseite machten sich
Undichtigkeiten bemerkbar und es stellte sich bei
Entfernung der Röhren heraus, dafs sich dicht an der
Innenseite der Rohrwand Risse gebildet hatten, zum
Teil auf mehr als die Hälfte des Rohres und fast ganz
durch das Metall hindurch (Abb. 4). Dieses fand haupt-
sächlich in den beiden unteren Rohrreihen statt und
erstreckte sich halbwegs rund um den Kessel. Obgleich
diese Röhren durch neue ersetzt wurden, stellte sich
derselbe Uebelstand bald wieder ein und nach 12 monat-
lichem Betrieb entschlofs sich der Verfasser, alle Serve-
röhren herauszunehmen. An ihre Stelle wurden ebene,
2zöllige (51 mm) Eisenröhren gesetzt. Seit der Zeit
war der Kessel nur sehr wenigen Störungen unter-
worfen. Die Heizfläche der Serveröhren, d. h. die
innere, mit den Heizgasen in Berührung stehende Fläche,
umfafste 114,6 qm, die Verteilungsfläche d. h. die äufsere
Fläche der Röhren 69,2 qm und der gesamte Durchflufs-
querschnitt betrug 0,235 qm.
Die Heizfläche der später eingesetzten ebenen
Röhren betrug 80 qm, die Verteilungsfläche 87,7 qm
und der Durchflufsquerschnitt 0,263 qm. Die Feuer-
büchsenheizfläche war in jedem Falle 8,59 qm und die
Rostfläche 1,58 qm grofs. Der Kessel gab gut Dampf
sowohl mit den Serve-, als mit den ebenen Eisen-
röhren, jedoch nach 800 km Fahrt wurde die Dampf-
erzeugung mit Serveröhren merklich schwächer. Die
Serveröhren wurden durchschnittlich zweimal und die
ebenen Eisenröhren einmal in der Woche gereinigt.
Die Rauchkammer war vor den Röhren mit einer Platte
versehen, um die in der Rauchkammer lagernden Funken
fortzuführen; dieselben wurden, wenn nötig, durch einen
(1. August 1903.)
Funkenlöscher gelöscht. Die Rauchkammertür wurde
nur zwecks Reinigung der Röhren geöffnet. Was den
relativen Wirkungsgrad der Serve- und ebenen Eisen-
röhren anbetrifft, so sei hierzu bemerkt, dafs die Maschine
mit Serveröhren durchschnittlich 15,65kg Kohlen pro km
verbrauchte, während in den 6 Monaten, nachdem die
Serveröhren entfernt waren, der Verbrauch nur
15,59 kg Kohlen pro km und im darauffolgenden Jahre
15,8 kg Kohlen pro km oder 0,0767 kg pro Tonnen-
kilometer betrug. Hieraus ist ersichtlich, dafs die 80 qm
Heizfläche der ebenen Eisenröhren ebenso wirksam
waren wie 114,6 qm Heizfläche der Serveröhren oder die
Heizfläche der Serveröhren nur 69,6 pCt. der Leistungs-
fähigkeit der Heizflache der ebenen Röhren besitzt.
Der Verfasser ist der Meinung, dafs infolge der Un-
dichtigkeiten der Kohlenverbrauch bei den Serveröhren
gröfser war als er es ohne dieselben gewesen ware.
Ueber die Kosten des Kessels wurde keine be-
sondere Rechnung geführt, jedoch sind Einzelheiten der
Ausbesserungskosten die folgenden: für I km
Für 6 Monate, bis Ende Februar 189 . 9 Pf.
Kessel mit Serveröhren;
Für 12 Monate, bis Ende Februar 1899 . . 19 Pf.
Kessel mit Serveröhren;
Für 12 Monate, bis Ende Februar 1900 . . 17 PF.
Serveröhren entfernt, ebene Röhren eingesetzt;
Für 12 Monate, bis Ende Februar 1901 . 8,45 Pf.
Kessel mit ebenen Röhren.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
4
|
INo. 627.| 59
Es ıst hieraus zu ersehen, dafs für die 12 Monate,
bevor die Serveröhren herausgenommen wurden, die
Ausbesserungskosten 19 Pf. pro km, für das erste Jahr
des Betriebes mit ebenen Röhren 17 Pf. pro km (ein-
schhiefslich der Kosten für Einsetzung der ebenen
Röhren) und für die letzten 12 Monate 8,45 Pf. pro km
betrugen.
Anschliefsend hieran mag der Kohlenverbrauch einer
Verbundmaschine derselben Klasse auf der gleichen
Strecke erwähnt werden. Diese Maschine arbeitet mit
einem Dampfdruck von 12,65 Atm., besitzt 89,2 qm
Röhrenheizfläche, 8,6 qm Feuerbüchsen -Heizfläche und
1,58 qm Rostflache. Die Röhren aus Eisen haben 2 Zoll
(50,8 mm) äAufseren Durchmesser und der Kessel ist
radial versteift. Die geförderte Last war etwa 14t
geringer als mit Maschine No. 16. Der Kohlenverbrauch
während der letzten 2 Jahre betrug 15,91 kg pro km
bezw. 15,78 kg pro km und der Verbrauch pro Tonnen-
kilometer bezifferte sich auf 0,0844 kg.
Der Verfasser ist der Ansicht, dafs der Fehler der
Serveröhren darin liegt, dafs der gerippte Teil so starr
ist, dafs alle Erschütterungen auf das vordere Ende kon-
zentriert werden, welches der dünnste und schwächste
Teil der Röhren ist und dats, wenn der innere Durch,
messer beim Durchgang durch die Rohrwand anstatt
vergrölsert, in der vorhergehenden Gröfse weiterge-
führt und die Wandstärke hinter dem gerippten Teil
verstärkt würde, bessere Ergebnisse erhalten werden
dürften.
Beiträge zur Lehre von der Patentfähigkeit.
Von Professor Dr. jur. Oscar Schanze in Dresden.
(Fortsetzung von Seite 42.)
Und weiter macht Helmholtz geltend: „Auch bin
ich imstande gewesen, einige mathematisch-physikalische
Probleme zu lösen, und darunter sogar solche, an
welchen die grofsen Mathematiker seit Euler sich ver-
gebens bemüht hatten, z. B. die Frage über die Wirbel-
bewegungen und die Diskontinuität der Bewegung in
Flüssigkeiten, die Frage über die Schallbewegung an
den offenen Enden der Orgelpfeifen usw. Aber der
Stolz, den ich über das Endresultat in diesen Fällen
hätte empfinden können, wurde beträchtlich herabgesetzt
dadurch, dafs ich wohl wulste, wie mir die Lösungen
solcher Probleme fast immer nur durch allmählich
wachsende Generalisationen von günstigen Beispielen,
durch eine Reihe glücklicher Einfälle nach mancherlei
Irrfahrten gelungen waren. Ich mufste mich vergleichen
einem Bergsteiger, der, ohne den Weg zu kennen,
langsam und mühselig hinaufklimmt, oft umkehren mufs,
weil er nicht weiter kann, der bald durch Ueberlegung,
bald durch Zufall neue Wegspuren entdeckt, die ihn
wieder ein Stück vorwärts leiten, und endlich, wenn
er sein Ziel erreicht, zu seiner Beschämung einen könig-
lichen Weg findet, auf dem er hätte herauffahren können,
wenn er gescheidt genug gewesen wäre, den richtigen
Anfang zu finden. In meinen Abhandlungen habe ich
natürlich den Leser dann nicht von meinen Irrfahrten
unterhalten, sondern ihm nur den gebahnten Weg be-
schrieben, auf dem er jetzt ohne Mühe die Höhe erreichen
mag.“ t!) — — „Die grolsen Genies sind, wie ich immer
gesehen, bescheiden grade in Beziehung auf das, worin
sie Anderen höchst überlegen sind. Gerade das wird
ihnen so leicht, dafs sie schwer begreifen, warum die
Anderen es nicht auch machen können. Mit der hohen
Begabung ist aber immer auch die entsprechende grofse
Feinfühligkeit für die Fehler ihrer eigenen Werke ver-
bunden.“ 29
Auch einer Bemerkung, die ich bei Mdbius*)
finde, sei noch gedacht: „Es ist ganz begreiflich, wenn
ein Mathematiker in der mathematischen Anlage gar
H) Vorträge und Reden, 4. Aufl., Bd. I, S. 14 f.
©) Ebenda Bd. II, S. 319.
36) Ueber Kunst und Künstler S. 5 f.
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nichts besonderes sehen will, sondern meint, da handle
es sich eben um die Grundfähigkeiten des menschlichen
Geistes und ein geistreicher Mensch habe eo ipso
Anlage zur Mathematik. Ein grofser Mathematiker sagte
einst bei einer schwierigen Rechnung: ach Gott, im
Grunde versteht sich das Alles von selbst. Für andere
Menschen aber versteht es sich garnicht von selbst.“
Auf „die anderen Menschen“ kommt es an, wenn
es festzustellen gilt, ob eine Ueberraschung, ein Fort-
schritt vorhanden ist.
Kohler’) meint, dafs der Ausdruck Ueberraschung
zu einer unzulässigen Verengerung des Erfindungs-
begriffes namentlich dort Anlafs geben könne, wo sich
die Erfindung als eine Kombination von Entdeckung
und Konstruktion darstelle.
Dies führt zu einem weiteren Punkt.
5. Ueber das Verhältnis von Erfindung und Ent
“deckung spricht sich Kohler?) dahin aus:
„So sehr Entdeckung und Erfindung prinzipiell
verschieden sind, so sehr können sie praktisch inein-
ander greifen und ineinander übergehen.
Die Erfindung vereinigt in sich unbewufst ein
Doppeltes, was in der bewulsten Tätigkeit auseinander-
gelegt wäre. Würden wir alles durchschauen und
stets bewulst handeln, so gäbe es keine Erfindungen,
es gäbe nur Entdeckungen und Konstruktionen; man
würde das Problem und die mit dem Problem zusammen-
hängenden, dem Problem verwandten Kräfte sofort
erfassen, und die Problemlösung wäre von selbst ge-
geben. — —
Die Erfindung im eigentlichen Sinne ist nun ein
unbewulstes geniales Schauen, ein Lichtblitz in das Be-
reich der dem Problem nahe stehenden Kräfte, ein Blick,
bei dem der Schauende nicht rechts, nicht links sieht,
sondern nur die entsprechende Stelle erfafst. Wie der
Musiker meist unbewulst genial schafft, in der Weise, dals
die Erfassung der zur Lösung des musikalischen Problems
dienenden Eftektmittel und ihre Konstruktion unbewufst
vereinigt sind, so schafft der Erfinder genial in der Art,
dafs er die dem Problem entsprechenden Kräfte, soweit
3) S. 96, Note *). 38) S. 92 f.
60 [No. 627.)
sie für ihn passen, unbewufst erkennt und unbewufst
die Konstruktion hinzufügt.
Die Erfindungstätigkeit ist daher, im Gegensatz zur
bewulfsten Entdeckertätigkeit, eine unbewulste Ver-
einigung von Erkenntnis und Konstruktion.
Danach wäre also die Erfindung im strengsten Sinne
demjenigen abzusprechen, der die Sache wissenschaftlich
durchleuchtet und daraufhin die Konstruktion beigefügt,
der also die zwei Teile der Erfindung in bewulster
Trennung, nicht in unbewulster Verbindung vollzogen
hat. Dies wäre jedoch ein rechtliches Unding. Was
er an Minus hat in der blofsen Konstruktion, das hat
er an Plus in der Erkenntnis, —- seine schöpferische
Wirkung ist darum die gleiche: ja er fügt der Schöpfung
noch ein Plus an Erkenntnis bei. Er muts daher
mindestens dem gleichgestellt werden, der unbewulst
dasselbe geschaffen hat. Kann der Entdecker, der blos
entdeckt hat, kein Recht beanspruchen, so kann es der
Schöpfer, der von der Entdeckung aus etwas ncues ge-
schaften, der Menschheit etwas neues gegeben hat.
Daher ist es nicht völlig zutreffend ausgedrückt,
wenn Wirth in der österreichischen Zeitschrift für ge-
werblichen Rechtsschutz Bd. V., S. 17 annimmt, dafs
Erfindung dann ausgeschlossen sei, wenn man Schritt
für Schritt von dem Bekannten den Uebergang zu dem
Neuen als logisch notwendig aufweisen kann und jede
Schlufsfolgerung in dem Sinne unvermeidlich ist, dafs
jeder Vordersatz und jeder Nachsatz zu einer Konklusion
sich ohne einen Funken von Spontanität ergebe.« Dies
ist nur für die Erfindung im eigentlichen Sinne richtig,
nicht aber für den obigen Fall, der sicher der Erfindung
gleichzustellen und rechtlich als Erfindung zu behandeln
ist.“
Kohler unterscheidet also die Erfindung im eigent-
lichen Sinne und die Erfindung im uneigentlichen Sinne.
Die letztere sei streng genommen überhaupt keine Er-
findung, sie sei aber patentrechtlich der Erfindung gleich
zu behandeln. Die eigentliche Erfindung sei ein unbe-
wufstes geniales Schauen, die uneigentliche Erfindung
sei eine Vereinigung bewufster Entdeckertätigkeit und
bewulster Konstruktion.
Wenn Kohler die eigentliche Erfindung als ein
unbewufstes geniales Schauen bezeichnet, so will er
nicht in Abrede stellen, dafs der Erfindungsinhalt, damit
eine Erfindung vorliege, dem Erfinder schliefslich zum
Bewufstsein gekommen sein mufs.**) Kohler will nur
sagen, dafs der Vorgang des Erfindens sich in Regionen
des Geistes vollzieht, die der psychologischen Analyse im
wesentlichen unzugänglich sind. Dem ist beizupflichten.
Allein wie kommt Kohler dazu, die Tätigkeit des
Entdeckens anders wie die des Erfindens als eine be-
wufste hinzustellen? Auch das Entdecken ist doch ein
unbewulstes geniales Schauen, es hat ganz den gleich
rätselhaften und wunderbaren Charakter wie das Erfinden,
das Entdecken beruht gleichfalls auf einem Aperçu.“ *°)
Dieser Einwand trifft indefs schwerlich das, was
Kohler im Sinne hat. Er meint vielmehr, wenn ich
ihn recht verstehe: Während beim Erfinden Erkenntnis
und Konstruktion gleichzeitig im Verlaufe eines einheit-
lichen unbewufsten Geistesvorganges zusammentreflen
und dann beide zugleich für den Erfinder über die
Schwelle des Bewufstseins treten, gibt es andere Fälle,
wo Erkenntnis und Konstruktion zeitlich in der Weise
auseinander fallen, dafs vom Urheber zur Konstruktion
erst, und zwar bewulst verschritten wird, nachdem thm
die Entdeckung zum Bewulstsein gekommen ist.
Kohler hat Recht, solche Fälle, wo sich die be-
wufste Konstruktion an die dem Entdecker bewuist ge-
wordene Entdeckung anschliefst, gibt es.
Auch darin muls Kohler beigepflichtet werden,
dafs der hervorgehobene Unterschied der Fälle für die
Genesis der Erfindung von Bedeutung ist. Allein nicht
läfst sich zustimmen seiner Annahme, dafs nur die
simultane und unbewufste Kombination von Entdeckung
und Konstruktion zur Erfindung im eigentlichen Sinne
führe. Wenn im täglichen Leben von einer Erfindung
W S, 203 f.
49 Zu vgl. mein Recht der Erfindungen und der Muster,
S. 180 if
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. August 1903.)
schlechthin die Rede ist, wird gewöhnlich die Erfindung
im passiven Sinne "ll gemeint, die Erfindung im passiven
Sinne kommt auch für das Patentrecht vorwiegend in
Betracht, Kohler hat sie gleichfalls im Auge bei seiner
Gegenüberstellung von Erfindung und Konstruktion.
Von dieser Erfindung im passiven Sinne wird aber —
abgesehen von den Erfordernissen **), die uns hier nicht
interessieren — nur verlangt, dafs ihr Inhalt für den
unbeteiligten Fachmann eine Ueberraschung dar-
bietet; dals für den Erfinder eine Ueberraschung
vorgelegen hat, wird überhaupt nicht verlangt 27, noch
viel weniger, dafs für den Erfinder gerade mit dem
Elemente der Schöpfung eine Ueberraschung ver-
knüpft gewesen sei. Wie eine Entdeckung dadurch in
ihrem wahren Charakter nicht beeinträchtigt wird, dafs
um sie zu machen, die Erfindung eines wissenschaftlichen
Hülfsmittels vorausgehen mulste, durch dessen An-
wendung sie sich dann von selbst ergibt, so wenig
verliert umgekehrt eine Erfindung ihre eigentliche Natur,
wenn sie auf einer Entdeckung beruht, die ohne weiteres
auf die zu ihrer praktischen Verwertung erforderliche
Konstruktion hinweist — vorausgesetzt natürlich, dafs
dort nicht die Erfindung, hier nicht die Entdeckung im
voraus bekannt geworden ist.
Ich meine deshalb, Wirth hat sich völlig zutreflend
ausgedrückt mit seiner Behauptung, dafs eine Erfindung
dann ausgeschlossen sei, wenn „man“, d. h. wenn der
Fachmann, der vom Werdegange der angeblichen
Erfindung nichts weifs, „Schritt für Schritt von dem
Bekannten den Uebergang zu dem Neuen als logisch
notwendig aufweisen kann usw.“ Selbstverständlich
folgt hieraus nicht, dafs eine Erfindung auch dann aus-
geschlossen ist, wenn der Erfinder, der zunächst nur
eine Entdeckung gemacht hatte, in unvermeidlicher
Schlufsfolgerung von derselben zur Konstruktion ge-
langte. Denn bei der Entscheidung, ob ein Gegenstand
sich als Erfindung qualifiziert, kommt es eben, was die
Ueberraschung und den Fortschritt anlangt, nicht auf
den Standpunkt des Urhebers, sondern auf den Stand-
punkt der Sachverständigen an, denen unmittelbar das
Endergebnis der erfinderischen Tätigkeit vor die Augen
tritt.
Kohler*!) bemerkt, dafs meine Ausführungen über
den Unterschied von Erfindung und Entdeckung **) nur
teilweise zutreffend sind. Schade, dafs er die Punkte,
wo ich geirrt habe, nicht angegeben hat. Ich bin gern
bereit, Irrtümer zu widerrufen.
6. Nicht blos für den Fall, wo bewufste Entdecker-
tatigkeit und bewufste Konstruktion sich vereinigen,
sondern auch sonst statuiert Kohler einen besonderen
Erfindungsbegriff des Patentrechts. Erfindung im
Sinne des Patentrechts ist nach Kohler nur die
Naturkrafterfindung, nicht die Raumerfindung, nicht die
Erfindung, welche sich auf eine Methode geistiger Tätig-
keit bezieht, nicht die Erfindung, welche lediglich die
Selbstbehandlung des menschlichen Körpers zum Gegen-
stande bat, "9 Erfindung im Sinne des Patentrechts ist
auch nicht die Erfindung, die gegen die Gesetze oder
guten Sitten verstdfst.’)
Ich halte es nach wie vor‘*) für unzulässig, dem
gewöhnlichen Erfindungsbegriff einen besonderen patent-
41) Vgl. oben bei Note 7.
42) Vgl. z. B. auch das was Kohler S. 305 ausführt.
43) Vgl. oben bei Note 33 f.
44) S. 89 Note *)
45) Annalen des Deutschen Reichs Jahrgang 1897, S. 661 f.
S. 699 f. und Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht, Bd II,
S. 285 ; vgl. nunmehr mein Recht der Erfindungen und Muster S. 8.
S. 188 ff. und meine Patentrechtlichen Untersuchungen S. 385 fl.
bes. S. 400 f.
46) S. 106 ff.
7) S. 130, S. 172.
48) Mein Recht der Erfindungen und der Muster S. 32 f. S. 285.
Vgl. auch Entscheidung des Reichsgerichts vom 1. Mai 1899.
Civilsachen Bd. XXXII, S. 179: „Wenn das Gesetz einen Begriff
als gegeben oder bekannt voraussetzt, so ist die Rechtswissenschaft
in die Lage gekommen, dem Sprachgebrauche auf dasjenige besondere
Gebiet, welchem der Begriff angehört, nachzugehen und hierbei ins-
besondere auf dem Gebiete des Naturlebens die allgemeine gültige
Erkenntnis zu Rate zu ziehen; und in der natürlichen Anschauung
ist der Ursprung der einfachen Rechtsbegrifle zunächst zu suchen.“
m
(1. August 1903.)
rechtlichen Erfindungsbegriff gegenüber zu stellen. Für
alle nicht spezifisch juristischen Begriffe gilt 1. E. § 2,
D. 33,10: ex communi usu nomina exandiri debent, es
müfsten denn ganz zwingende Gründe zu einer Modi-
fikation oder Determination des natürlichen Begriffes
nötigen. An solchen Gründen fehlt es im vorliegenden
Falle. Alle Erfindungen, soweit sie neu und gewerblich
verwertbar sind und nicht unter die im Patentgesetze
aufgeführten Ausnahmen fallen, sind deshalb patentfähig.
Kohler hat Recht, dafs Erfindungen, welche sich
auf eine Methode geistiger Tätigkeit beziehen, oder
lediglich die Selbstbehandlung des menschlichen Körpers
zum Gegenstande haben, nicht patentfähig sind, aber
nicht deshalb, weil sie im Sinne des Patentrechts keine
Erfindungen sind, sondern deshalb, weil ihre Ausführung
sich nicht als mechanische oder chemische Be- oder Ver-
arbeitung von Rohstoften darstellt und sie somit der ge-
werblichen Verwertbarkeit entbehren. Wenn Kohler?’)
einwendet, dals die Stenographie doch der gewerblichen
Verwertbarkeit nicht entbehre, so ist dies nur richtig
in einem anderen Sinne der gewerblichen Verwertbarkeit
(der meines Erachtens für das Patentrecht nicht in Be-
tracht kommt) und insofern nie von mir bestritten worden.
Die praktische Differenz ist z. B. die, dafs Kohler’)
Verfahren zur Verbrennung und Einbalsamierung mensch-
licher Leichen für patentfähig hält, ich dagegen nicht.
Was die patentrechtliche Beschränkung des Er-
findungsbegriffes auf die Naturkrafterfindungen anbe-
langt°'), so kommt es lediglich darauf an, ob und in
wie weit gleichzeitig vorhandenes Musterrecht den
Raumerfindungen ausschliefslich Schutz gewährt oder
nicht. Dieser Punkt bedarf selbständiger Untersuchung.
Dafs endlich die Gesetzwidrigkeit oder Unsittlichkeit
wie ich schon anderwärts°?) betont habe, nicht dem
Erfindungscharakter, sondern nur der Patentfähigkeit
hinderlich ist, erhellt mit aller Deutlichkeit aus der
Fassung der betreftenden Vorschrift des Patentgesetzes.
Es gilt ganz das Analoge, was Kohler’) von der
gewerblichen Verwertbarkeit sagt: es handelt sich um
eine Voraussetzung des Erfinderrechts, nicht aber um
eine Voraussetzung der Erfindung. |
1. Dafs die Erfindung einen Fortschritt dar-
bieten müsse, wird von Kohler ausdrücklich nicht
hervorgehoben. Er macht geltend:’*) „Es genügt, dafs
ein menschliches Postulat erfüllt werde; es ist nicht
nötig, dafs dieses ein neues ist, es kann auch ein altes
Postulat sein; es ist nicht nötig, dafs das Postulat bis-
her in keiner anderen Weise befriedigt werden konnte;
Ferner Burkhard, zum Begriffe der Schenkung S. 23: Wenn ein
Gesetz den Begriff der Schenkung als bekannt voraussetzt, so ver-
steht es ihn, sofern nicht aus besonderen Gründen cin Anderes sich
ergibt, einfach in Gemäfsheit des allgemeinen Sprachgebrauchs, wie
das bei allen anderen nicht spezifisch juristischen Begriffen der Fall
ist.“ Vgl. ferner das, was Jacobi in Jherings Jahrbüchern Bd. 41,
S. 68 ff. im Anschlufs an Jhering über die Bedeutung des Sprach
gebrauches ausführt, sowie das, was M. E. Mayer in seinem Buche
„Die schuldhatte Handlung“ S. 16 ff gegen den „juristischen“
Handlungsbegriff einwendet. Silberschmidt, Kritische Vierteljahr-
schrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft 3 Folge Bd. VIH (1901),
S. 286 sagt freilich: „Wenn Schanze dem reinen Wortsinn folgend,
den Begriff der Erfindung ganz weit falst und diesem Begriff den
der patentfähigen Erfindung gegenüberstellt, welcher nur die vom
positiven Rechte zur Patentierung zugelassenen Erfindungen umtalst,
so hat eine solche Unterscheidung für das praktische Leben ganz
wenig Wert.“
49) S. 111, Note "zu
Sl) Hausding hat sich gegen
sechsten Beitrag bei Note 22. Es fragt sich, wie die Objekte des
Urheberrechts: 1, Erfindungen, 2. Gebrauchsmuster, 3. Geschmacks-
muster, 4. Kunstwerke zu gruppieren sind; ob I und 2 zusammen,
gehören und 3 und 4; oder ob 2 und 3 enger ancinanderzuschlietsen
sind, so dafs drei Gruppen entstehen: 1—2 und 3—4. Die Be-
strebungen, das Geschmacksmusterrecht unter die Kategorie des
Kunstwerkrechts zu bringen, sprechen für die erstere Alternative
und damit wohl gegen Kohlers Annahme, dats die Gebrauchsmuster
und Geschmacksmuster eine Kategorie bilden, dafs deshalb ein durch-
greifender Unterschied zwischen Gebrauchsmustern und Erfindungen
bestehe.
52) Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht Bd. VI, S. 128.
Wenn Erfindungen, die unsittlichen Zwecken dienen, keine Erfindungen
im Rechtssinne sind, dann sind wohl auch Sachen, die unsittlichen
Zwecken dienen, keine Sachen im Rechtssinne ?
93) S. 171. 54, S. 122 ft.
50) S. 127, S. 131.
sie ausgesprochen, vgl. den
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 627.] 61
es ist nicht nötig, dafs das neue Befriedigungsmittel
ein besseres, durchgreifenderes, tauglicheres, billigeres
ist, als die bisher vorhandenen. Gerade die neuen
Mittel sind oft schwerfällig, uneben; sie bringen oft
nach anderer Seite hin Nachteile, die nachträglich
beglichen werden müssen; neue Erfindungen bedürfen
oft wesentlicher Verbesserungen, um mit dem vor-
handenen eisernen Bestande der technischen Hülfsmittel
zu konkurrieren; aber die Zeit der Konkurrenz naht
oft schr bald, und aus kleinen, unscheinbaren, unprak-
tischen Anfängen haben sich die mächtigsten Erfindungen
hervorgerungen. Ebenso wie die Buchdruckerkunst in
der ersten Zeit schwerfälliger arbeitete als das ent-
wickelte Schreiberwesen, ebenso wird ein neues Mit-
teilungs- oder Beförderungsmittel vielleicht im Anfang
noch solche Schwierigkeiten finden, dafs es der Kon-
kurrenz nicht gewachsen ist, und trotzdem wird es
vielleicht Alles überbieten; und lenkbare Ballons wären
patentfähig, wenn sie auch noch so umständlich wären,
dals die Reise per Eisenbahn angenehmer, billiger oder
gar geschwinder ist. Ueberhaupt genügt es, dafs ein
zweites Mittel, wenn auch nur als Reservemittel, neben
anderen vorhanden ist, um der Menschheit auszuhelfen,
wenn etwa das erste versagen oder Hindernisse finden
sollte, welche seinen Gebrauch beeinträchtigen. — —
Daher ist die Erfindung eines neuen Stoffes, der einige
Nützlichkeiten bietet, unter allen Umständen patentierbar,
sollte er auch keine anderen Postulate erfüllen, als
andere längst bekannte Stoffe, sollte er sie auch nicht
besser, sollte er sie selbst schlechter erfüllen. Schon
das ist ein Vorteil für die Menschheit, dafs sie an
Mitteln, ihre Postulate zu erfüllen, reicher ist, dafs sie
nicht darum Sorge zu haben braucht, wenn einmal
eines dieser Mittel gebricht. Und was momentan als
überflüssig erscheint, das kann sich unter späteren
Umständen als notwendig oder doch als besonders
wertvoll herausstellen. Und ebenso ist die Auffindung
eines neuen Verfahrens, einen Stoft herzustellen, paten-
tierbar, sollte dieses Verfahren auch nicht besser, son-
dern schlechter sein, als das frühere. Nur dann wäre
eine gewerbliche Verwertung ausgeschlossen, wenn
das neue Verfahren nur in dem alten Verfahren plus
einem ncuen Umwege bestände.“
Das klingt beinahe so, als ob Kohler das Erfordernis
des Fortschrittes in Abrede stellte. Allein dem ist
nicht so. Denn richtig verstanden bedeutet dieses
Erfordernis nicht mehr als: Die Erfindung mufs einen
Vorteil bieten; bietet sie einen Vorteil, so ist es nicht
erforderlich, dafs ein menschliches Bedürfnis zum ersten
Male oder in jeder Hinsicht besser als bisher oder
auf anderem Wege als bisher befriedigt wird, und ein
neuer Weg kann auch dann cinen Fortschritt ent-
halten, wenn er das Bedürfnis nicht so gut als das
bisherige Mittel befriedigt. Es genügt eben, dafs in
irgend einer Richtung ein Vorteil geboten wird.°°)
Freilich ein Vorteil für die Gegenwart; wenn Kohler
argumentiert: was momentan unzulänglich oder über-
flüssig erscheine, könne sich später als wertvoll oder
gar notwendig herausstellen, so ist darauf hinzuweisen:
ein die Rentabilität in der Gegenwart garantierender
Fortschritt ist nicht erforderlich, aber ein Fortschritt,
der sich überhaupt erst unter Umständen in der Zu-
kunft geltend macht, reicht nicht aus; um die Bedürf-
nisse der Gegenwart handelt es sich bei der Erfindung.”*)
Und noch Eins ist zu beachten. Ein Fortschritt
ist erforderlich, aber er allein reicht nicht aus, er bildet
nur eines von mchreren Erfindungsmerkmalen. Trotz
Vorhandensein eines Fortschrittes fehlt es an einer
Erfindung, wenn keine Ueberraschung vorhanden ist.
Deshalb entbehrt der Gegenstand des deutschen Patentes
Nr. 18767 betreffend ein Verfahren zur Herstellung
von Leinölersatz der Patentfahigkeit®’), deshalb kann
nicht jede Legierung, jedes Lötmittel Anspruch auf
Patentierung erhalten.?*)
5) Mein Recht der Erfindungen und der Muster S. 152 f und
Hausding oben im sechsten Beitrage bei Note 12 fl.
my S. 125.
57) Vgl. oben den fünften Beitrag bei Note 11.
58) Mein Recht der Ertindungen und der Muster S. 153 f.
(Forts. folgt.
62 (No, 627.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. August 1903.]
Verschiedenes.
Wettbewerb zwischen elektrischen und Dampf-Bahnen
in den Vereinigten Staaten von Amerika. Der Verkehr auf
den Bahnen der Vereinigten Staaten von Amerika hat in
neucrer Zeit erheblich zugenommen, aber an dem ver-
gröfserten Personentransport sind die Dampfbahnen nicht
in gleichem Mafse wie die mit Elektrizität betriebenen be-
teiligt. Immer mehr dringt die elektrische Bahn vor, und die
Dampflokomotive scheint langsam und unmerklich durch den
Motorwagen in den Hintergrund gedrängt werden zu sollen.
Nach Mitteilungen in den Nachr. f. H. u. I. sind in Massa-
chusetts im letzten Jahr viermal so viel Personen auf den
elektrischen als auf den mit Dampf betriebenen Strecken
gefahren. Natürlich ist zum gröfsten Teil der starke Stadt-
verkehr an dieser Verschiebung schuld; aber die Strafsen-
bahnnetze bestanden schon vor sieben Jahren, und seit dieser
Zeit hat sich das Personentransportgeschäft auf den Bahnen
mit elektrischer Oberleitung verdoppelt, während dasselbe
auf Dampf bahnen tatsächlich abgenommen hat. Die elektrisch
betriebenen Bahnen dehnten seit 1894 ihr Netz im ganzen
Staate um jährlich 9 bis 18 pCt. aus, im Jahre 1901 allein um
242,7 englische Meilen. In demselben Jahre wurde das Netz
der Dampfbahnen in Massachusetts um 1,39 Meilen verkürzt.
In Connecticut, wo weniger Grofsstädte als im vorgenannten
Staate das Uebergewicht der Elektrizität bedingen, wurden
1900 doch 20 pCt. mehr Passagiere auf elektrischen als auf
Dampfbahn-Linien fortbewegt. Und überall nimmt die Ent-
wicklung beider Bahnarten ungefähr den gleichen Verlauf.
Die Zeitunterschiede bei Benutzung der elektrischen und
der Dampfbahnen sind bedeutend. Zum Beispiel braucht
man auf der Eisenbahn der Union Traction Company of
Indiana zwei Stunden, um im Exprefszug die Strecke von
Indianopolis nach Muncie, welche 53 Meilen beträgt, zurück-
zulegen. Dieselbe Entfernung bewältigt eine parallele elek-
trische Bahn in wenig mehr als einer Stunde; die elektrischen
Wagen, die innerhalb der Stadtgrenzen ihre Fahrgeschwindig-
keit mäfsigen müssen, fahren streckenweise eine Meile in der
Minute. — Auf der Linie zwischen Buffalo und Lockport er-
zielt die elektrische Bahn gegenwärtig eine Geschwindigkeit
von 50 Meilen die Stunde; eine Gesellschaft hat sich aber
angeboten, Maschinen zu liefern, die eine Leistung von
75 Meilen die Stunde auf jener Strecke ermöglichen.
Auch für die Güterbeförderung zeigt sich der elektrische
Bahnbetrieb aufserordentlich geeignet; er ist besonders im-
stande, den Kleinigkeitsverkehr zu besorgen, mit dem sich
die Dampfbahnen nicht gut abgeben können, weil sie sich
nicht mit Nutzen den Anforderungen dieser Verkehrsart an-
passen lassen. Wie bequem der Frachtverkehr auf der
elektrischen Bahn sich gestaltet, dafür liefert die Cleveland
and Eastern-Bahn einen Beweis. Auf ihrer elektrisch be-
triebenen Strecke von 40 Meilen befördert sie Milch zum
Einheitssatze von 2 Cent die Gallone (4,51) ohne Unterschied
der Entfernung. Die Farmer lösen Fahrkarten und geben
diese bei der Versendung der Milch dem Kondukteur ab.
Weitere Formalitäten sind nicht zu erfüllen. Die Bahn liefert
auch die leeren Kannen frei zurück.
Mit der Eisenbahn von Paris nach Newyork. Noch ist
die grofse sibirische Eisenbahn mit ihren in das chinesische
Riesenreich eindringenden Verzweigungen nicht fertiggestellt,
und schon knüpfen sich, wie in der als Organ der VIII. (Eisen-
bahn-) Abteilung der kaiserl. russ. techn. Gesellschaft in
Petersburg in russischer Sprache erscheinende Zeitschrift „Das
Kisenbahnwesen“ mitgeteilt wird, an sie schon weitere grofs-
artige Pläne, die nichts geringeres zum Gegenstande haben,
als die Herstellung eines ununterbrochenen Schienenweges von
Furopa über Asien nach Amerika mittelst Untertunnelung
der Behringstrafse. Die Länge dieser Eisenbahnverbindung
würde von Paris aus über Berlin, Moskau, Irkutsk und Jakutsk
bis zur Behringstrafse etwa 18000 km betragen, von denen
etwa 3000 km, die Strecke von der Station Irkutsk der
sibirischen Eisenbahn bis zur Behringstrafse noch zu bauen
sind. Von da durch Alaska und Canada bis zur nächsten
Eisenbahnstation an einer Zweiglinie der canadischen Pacifik-
bahn würden dann noch weitere 6000 km Eisenbahn neu
herzustellen sein. Die weitere Eisenbahnverbindung bis New-
york ist vorhanden.
Zur Verwirklichung dieser Pläne haben sich 2 Gesell-
schaften gebildet, eine in Paris, deren Protektorat der Prä-
sident der Republik übernommen hat und eine in Newyork,
die in nahen Beziehungen zu einem grofsen Eisenbahn-
unternehmen stehen soll. Beide Gesellschaften haben im Jahre
1902 Expeditionen zur Erforschung der für die Führung der
geplanten Eisenbahn in Betracht kommenden Gebiete des
nordöstlichen Sibiriens, Alaska’s und Canada’s entsendet. Der
Führer der amerikanischen Expedition, Harry de Windt,
Mitglied der Londoner Geographischen Gesellschaft, dem
ebenso wie verschiedenen anderen Gliedern der Expedition
jene Gegenden von früheren Reisen her schon bekannt
waren, besuchte auf der Durchreise in Petersburg den Minister
der Verkehrsanstalten, Fürst Chilkow. Derselbe äufserte sich
dahin, dafs die russische Regierung dem Plane sehr sympatisch
gegenüberstehe, dafs sie aber zunächst noch durch den Bau
der übrigen asiatischen Eisenbahnen zu sehr in Anspruch
genommen sei, um der Verwirklichung ihrerseits schon jetzt
näher treten zu können.
Dafs Eisenbahnen im hohen Norden überhaupt gebaut
und betrieben werden können, wenn nur die Einrichtungen
den besonderen Verhältnissen richtig angepafst werden, dafür
werden als Beweise die bereits bestehende Eisenbahn in Alaska
von Klondyke zum Meere, die Ofotenbahn in Norwegen, die
russische Eisenbahn nach Archangel und die in Finland bis
Tornea an der Nordspitze des Bottnischen Busens führende
Eisenbahn angeführt. Die Geländegestaltung soll auf der
ganzen noch auszubauenden Strecke von 9000 km besondere
Schwierigkeiten für den Bau nicht bieten. Der Tunnel unter
der Behringstrafse würde 60 km lang werden, also dreimal
so lang als der Simplontunnel und um etwa 20 km länger
als der geplante Tunnel zwischen Schottland und Irland."
Die Ausführung dieses Tunnels wird nicht als schwierig
erachtet, da an der für die Durchführung in Aussicht zu
nehmenden Stelle die Meerestiefe 50 m nicht übersteige und
ungefähr in der Mitte der Meerenge sich eine Insel befindet,
auf der ein Schacht niedergetrieben werden könne, mittelst
dessen zwei weitere Angriffspunkte für den Tunnelbau ge-
wonnen würden.
Der von dieser Eisenbahnverbindung erwartete Vorteil
soll hauptsächlich darin bestehen, dafs die Ausbeutung der
reichen Mineralschätze, insbesondere Gold und Kupfer, die
sich sowohl im nordöstlichen Sibirien, als im nordwestlichen
Amerika finden, durch dieselbe ermöglicht wird. Auf den
grofsen Mineralreichtum Alaskas wird vielfach auch in der
amerikanischen Fachpresse**) hingewiesen und dabei betont,
dafs dieses Gebiet nur der Verkehrsmittel bedürfe, um zu
ungeahnter Blüte zu gelangen. Mit Rücksicht auf die zu
hebenden Schätze wird auch angenommen, dafs die für den
Bau der geplanten grofsartigen Eisenbahnverbindung er-
forderlichen Geldmittel unschwer zu erlangen sein werden.
Namentlich würden französische und amerikanische Kapitalisten
zur Hergabe des nötigen Geldes sich gerne bereit finden
lassen.
Elektrischer Vollbahnbetrieb in Italien. Nach Mitteilung
der „Voss. Zeit.“ hat die Eisenbahngesellschaft „Nord-
Milano“ bei der italienischen Regierung ein Projekt ein-
gereicht, um den gesamten Betrieb ihrer 293 km langen Linien,
von denen 270 km Vollbahn mit Normalspur sind, in elek-
*) Vel. Annalen v. 15. Februar 1902 (Bd. 50, S. 80).
*), Vgl. u. a.:
den Aufsatz: „The opening of the Alaskan Territory*.
„Engineering Magazine* No. 5 v. Februar 1903
—
[1. August 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 627.] 63
trischen umzuwandeln. Die Linien dieser Gesellschaft be-
sorgen den weitaus gröfsten Teil des Verkehrs zwischen
Mailand und den oberitalienischen Seen. Die Gesellschaft,
welche ihren Sitz in Brüssel hat und mit einem voll ein-
gezahlten Kapital von 20 Millionen Lire arbeitet, hat gleich-
zeitig ein Projekt vorgelegt und die Konzession nachgesucht
zur Nutzbarmachung der Wasserkräfte des Gebirgsbaches
Liro bei Chiavenna am oberen Ende des Comersees. Der
Liro hat eine mittlere Wassermenge von 16001 die Sekunde
bei einem Absturze von 264 m, so dafs eine Betriebskraft
von nominell 5600 PS erhältlich ist. Die Unkpsten des Aus-
baues sind auf 2096 800 Lire veranschlagt. Man hofft, dafs,
falls die Regierung das Konzessionsgesuch schleunig genug.
erledigt, den elektrischen Betrieb der Linien schon 1905 bei
Gelegenheit der Eröffnung des Simplontunnels und der inter-
nationalen Transport-Ausstellung in Mailand eröffnen zu
können.
Wagenpark der russischen Eisenbahnen nach dem Stande
vom 1. Januar 1903. Die Zahl der Personenwagen auf den
gesamten, dem öffentlichen Verkehr übergebenen Eisen-
bahnen Rufslands (mit Ausnahme von Finland) belief sich am
l. Januar d Js. auf 15545 Stück im Werte von 98461 858 Rbl.
Auf die Staatsbahnen in Europa entfielen 9733, auf die im
Besitz von Privatunternehmern befindlichen Hauptbalinen 3858,
auf die Staatsbahnen im asiatischen Rufsland 1541 und auf
die privaten Lokalbahnen 413 Personenwagen. An Post-
wagen waren im ganzen 521 vorhanden, während die Zahl
der Gepäckwagen 1582 (Tragfähigkeit: 961143 Pud) betrug.
Die Zahl der Güterwagen auf den russischen Eisen-
bahnen belief sich auf 315 046 mit einer Tragfähigkeit von
232 586 669 Pud. Der Gesamtwert dieser Waggons wird auf
404 024 566 Rbl. geschätzt. - (Nachr. f. H. u. I.)
Ausstellung in Mailand 1905. Die Fertigstellung des
Simplontunnels und die sich daran anschliefsende Betriebs-
eröffnung der Simplonbahn soll im Jahre 1905 durch eine vor-
wiegend internationale Ausstellung in Mailand gefeiert werden.
Wie die „Nachr. f. H. u. I.“ berichten, ist es dem Bemühen
des Ausstellungs-Ausschusses gelungen, die vorhandenen
Schwierigkeiten zu überwinden und einen Ausstellungs-
fonds von mehr als drei Millionen Lire zu sammeln, wovon
Il Millionen Lire nicht rückzahlbar sein sollen. Die Mai-
länder Stadtverwaltung hat dazu eine Million Lire beigesteuert.
Mit diesem Erfolg ist das Ausstellungsunternehmen inso-
weit gesichert, als an seiner Verwirklichung nicht mehr zu
zweifeln ist; das Protektorat über die Ausstellung ist von
Seiner Majestät dem Könige von Italien übernommen worden.
Der Ausschufs hat bereits wichtige Entscheidungen getroffen,
wodurch die Ausstellung näher umschrieben wird und ge-
wisse Grenzen für die auszustellenden Erzeugnisse gezogen
werden. So ist beschlossen worden, dafs die Abteilungen
für das Transportwesen zu Wasser und zu Lande, die Luft-
schiffahrt und die zu dem Transportwesen in Beziehung
stehenden Einrichtungen zur Verhütung von Unfällen sowie
auch die für dekorative Kunst international sein sollen,
während die Ausstellung für die schönen Künste einen aus-
schliefslich nationalen Charakter tragen soll. Des weiteren
ist bestimmt worden, dafs nur solche Erzeugnisse zur Aus-
stellung zugelassen werden sollen, die einen wirklichen
technischen oder künstlerischen Wert haben oder sich als
charakteristische Neuhciten darstellen. Damit hofft man zu
verhüten, dafs die Ausstellung mit minderwertigen Bazar-
artikeln überfüllt werde.
Die Naturschätze Rhodesia’s. Das nordwestlich von der
früheren „Südafrikanischen Republik“ (Transvaal) gelegene
englische Gebiet Rhodesia zeichnet sich nach einem im
Engineering auszugsweise wiedergegebenen, der Britischen
Südafrika - Gesellschaft erstatteten Bericht durch seinen
Reichtum an Naturschätzen der verschiedensten Art in einer
Weise aus, dafs dadurch selbst die reichgesegnete Umgebung
der grofsen Binnenseen in Nordamerika in den Schatten ge-
stellt wird. Zunächst ist dies der Fall in Bezug auf Wasser-
kraft. In dem 2660 km langen Zambesistrom*) finden sich
in einer Entfernung von etwa 1450 km von der Mündung
Wasserfälle — die Victoriafälle — ım Vergleich zu denen die
Niagarafälle sehr klein erscheinen. Während an den letzteren
die Strombreite 800 m, die Fallhöhe 47 m beträgt, hat der
Zambesi an den Victoriafällen eine Breite von 2 km und
eine Fallhöhe von 120 m. Gewaltig ist daher die Kraft, die
in Form von elektrischem Strom sich an diesen Fällen wird
gewinnen und weithin nutzbar verwerten lassen. Nördlich
von den Fällen befinden sich mächtige Lager von Kupfer-
erzen, die 20 bis 30 v. H. Kupfer enthalten, sowie Eisen-
und Zinkerze, während südlich nicht weit ab die Wankie-
Kohlenfelder liegen, in denen eine Kohle gewonnen wird, die
besser als jede andere bis jetzt in Südafrika gefundene sein und
der besten Wales-Kohle nur wenig nachstehen soll. Die Eisen-
bahn (Kap-Cairo) ist bereits bis zum Zambesi herangeführt,
der an den Fällen überbrückt werden soll. Mit der Weiter-
führung der Eisenbahn auf der Nordseite des Stromes soll
indessen schon vor Fertigstellung der Brücke vorgegangen
werden und über den Strom zunächst eine Drahtseilbriicke
hergestellt werden, um die Ausbeute und Verwertung der
Erze zu ermöglichen. Neben wertvollen Mineralien bietet
aber Rhodesien auch gute Aussichten für den Ackerbau.
Ueberall soll Getreide gedeihen und Baumwolle von guter
Beschaffenheit wild wachsen, auch soll mit Erfolg Taback
gebaut werden.
Bulgarien, Warenzeichen-Erneuerung. Mit Rücksicht
darauf, dafs seit der am 4. Mai 1893 eingetretenen Wirksamkeit
des bulgarischen Markenschutzgesetzes nunmehr zehn Jahre
abgelaufen sind, wird in den „Nachrichten für Handel und
Industrie“, herausgegeben im Reichsamt des Innern in Berlin,
auf Grund einer Mitteilung im Konstantinopler Handelsblatt
darauf aufmerksam gemacht, dafs es für diejenigen
Industriellen, welche für ihre Marken, in der ersten Zeit
nach Inslebentreten des bulgarischen Markenschutzgesetzes,
also vor nunmehr zehn Jahren, den Markenschutz in Bulgarien
erworben haben, von gröfster Wichtigkeit ist, für die
rechtzeitige Erneuerung dieser Marken zu sorgen. Das
bulgarische Markenschutzgesetz vom 27. Dezember 1892
schützt nur die in Bulgarien eingetragenen Marken; der
längere Gebrauch einer nicht eingetragenen Marke ge-
währt gegen denjenigen, welcher die Marke für sich zuerst
in Bulgarien eintragen liefs, keinerlei Recht und auch
keinen Grund für die Anfechtung seiner Eintragung. Nach
‘Artikel 13 des Gesetzes haben die bulgarischen Zollämter
die aus dem Auslande eingehenden Waren, die mit einer
für einen bulgarischen Gewerbe- oder Handeltreibenden
eingetragenen Marke versehen sind, zurückzuweisen; unter
Umständen unterliegen solche Waren gemäfs Art. 18 des
Gesetzes der Beschlagnahme. Art. Il des Gesetzes schreibt
vor, dafs die Eintragung der Marken von zehn zu zehn Jahren
zu erneuern ist, widrigenfalls das Markenrecht erlischt und
das Recht auf die erloschene Marke von einem anderen
Gewerbe- oder Handeltreibenden erworben werden kann.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zu Marine-Hafenbaumeistern die Regier.-Bau-
meister Brune, Vogeler, Zennig und Röhlke.
Kommandiert: zur Baubeaufsichtigung nach Hamburg
der Marine-Schiffbaumeister Bürkner.
Abgelöst: mit dem1.November d. J. von dem Kommando
zur Baubeaufsichtigung in Hamburg der Marine-Schiffbau-
meister Schirmer; derselbe wird von Wilhelmshaven nach Kiel
versetzt und der Kaiserl. Werft daselbst überwiesen.
Garnison-Bauverwaltung Preufsen.
Aus dem Reichsdienst entlassen: mit Ende Juni
1903 behufs Rücktritts als Regier.-Baumeister in den Dienst
*) Zum Vergleich sei bemerkt, dafs der Stromlauf des Rheins
eine Länge von 1295 km hat.
64 (No. 627.)
der allgemeinen Bauverwaltung der bisherige Bauinspektor
bei der Bauverwaltung der Ostasiatischen Besatzungs-Brigade
Lohse.
Preufsen.
Ernannt: zum Königl. Gewerbeinspektor der bisherige
kommissarische Gewerbeinspektor Dr. Moeller in Wittstock ;
zu Regier.- und Bauräten die Eisenbahn-Bau- und Betriebs-
inspektoren Leonhard, Mitglied der Königl. Eisenbahndircktion
in Kattowitz, Labes, Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion
in Kattowitz. Janensch, Mitglied der Königl.Eisenbahndirektion
in Köln, Graeger, Mitglied der Königl. Eisenbahndircktion ın
Halle a. d. S. und die Eisenbahn-Bauinspektoren Wistnei,
Vorstand der Werkstätteninspektion a bei der Eisenbahn-
Hauptwerkstätte in Wittenberge, Leske, Vorstand der Eisen-
balın-Werkstätteninspektion 4 in Breslau, Kucherti, Vorstand
der Eisenbahn-Werkstätteninspektion in Arnsberg;
zu Eisenbahndirektoren mit dem Range der Räte vierter
Klasse der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Lund, Vor-
stand der Eisenbahn-Betriebsinspektion 2 in Göttingen und
der Eisenbahn -Maschineninspektor Kosinski, Vorstand der
Eisenbahn-Werkstätteninspektion b bei der Eisenbahn-I Haupt-
werkstätte 1 in Breslau;
zu Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren die Regier.-
Baumeister des Ingenieurbaufaches Max Kloetzscher ın Breslau,
Georg Hamilton in Altona, Franz Möckel in Hünfeld, Adolf
Hoese in Beuthen O.-S., Max Büttner in Breslau und Eduard
Kloke, z. Z. bei den Königl. Siamesischen Staatsbahnen;
zum Eisenbahn-Bauinspektor der Regier.-Baumeister des
Maschinenbaufaches Ewald Tesnow in Posen;
zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer Otto Ahlf
aus Linden bei Hannover, Wilhelm Weil aus Wiesbaden,
Friedrich Eckhardt aus Daaden, Kreis Altenkirchen, Otto
Kessler aus Berlin, Fritz Trurnit aus Menden, Kreis Iserlohn
und Alfred Kaeferstein aus Mcifsen in Sachsen (Maschinen-
baufach); Willy Banck aus Berlin, Witold v. Wyszyński aus
Kosten, Walter Prang aus Unter-Barmen, Reg.-Bez. Düsseldorf
und Gustav Lüttmann aus Hörstmar, Fürstentum Lippe, (Fisen-
bahnbaufach); Georg Oppermann aus Meppen und Otto
Schroeder aus Buchholtz, Kreis Arnswalde (Wasser- und
Strafsenbaufach); Oskar Thunsdorff aus Königsberg 1. Pr., Otto
Blell aus Brandenburg a. d. H., Erhard Gortzitza aus Gum-
binnen und Emil Ploke aus Gurkau, Kreis Sorau (Hochbaufach).
Verliehen: den Regier... und Bauräten Dyrssen in
Münster i. W. die Stelle eines Mitgliedes der Königl. Eisen-
bahndirektion daselbst, Karl Kirchhoff in St. Johann-Saar-
brücken die Stelle eines Mitgliedes der Königl. Eisenbahn-
direktion daselbst, den Eisenbahn-Bau- und Betricbsinspektoren
Albert Schrader in Essen a. d. Ruhr die Stelle eines Mitgliedes
der Königl. Eisenbahndirektion daselbst, Wilhelm Schmidt
in St. Johann-Saarbrücken die Stelle eines Mitgliedes der
Königl. Eisenbahndircktion daselbst, Meilly in Dramburg die
Stelle des Vorstandes der Eisenbahn-Betriebsinspektion da-
selbst, Baur in Brandenburg a. d. H. die Stelle des Vor-
standes der Eisenbahn-Betriebsinspektion daselbst, Günter in
Fulda die Stelle des Vorstandes der Eisenbahn-Betriebs-
inspektion 1 daselbst, Hassler in Lissa i. Pr. die Stelle des
Vorstandes der Eisenbahn - Betriebsinspektion 1 daselbst,
Krüger in Lüneburg die Stelle des Vorstandes der Eisenbahn-
Betriebsinspektion daselbst, Moeser in Stargard in Pommern
die Stelle des Vorstandes der Eisenbahn-Betriebsinspektion 2
daselbst, dem Eisenbahn-Bauinspektor Staehler in Ostrowo
die Stelle des Vorstandes der Eisenbahn-Maschineninspektion
daselbst.
Uebertragen: vom 1. Oktober 1903 ab die infolge Aus-
scheidens des Wirkl. Geh. Ober-Baurats Professors D. theol.
Adler erledigte Stelle eines Dozenten für Geschiehte der
Baukunst dem Dircktorial-Assistenten am Königl. Kunst-
gewerbe-Museum Herrn Prof. R. Borrmann; derselbe ist da-
durch Mitglied des Kollegiums der Abteilung für Architektur
geworden.
ferner vom 1. Oktober 1903 ab die durch das Ableben
des Professors Dr. Hamburger erledigte Dozentur für Mathe-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. August 1903.)
matik dem bisherigen Privatdozenten bei der Abteilung für
Allgemeine Wissenschaften Dr. Ernst Steinitz.
Zur Beschäftigung überwiesen: der Regier.-Bau-
meister des Maschinenbaufaches Emil Krause, bisher zum
Reichsmarincamt beurlaubt, der Königl. Eisenbahndirektion
in Berlin, der Regier.-Baumeister des Hochbaufaches Alfred
Salinger dem Königl. Polizeipräsidium in Berlin, die Regier.-
Baumeister des Eisenbahnbaufaches Lohse, bisher zur Militär-
verwaltung beurlaubt, der Königl. Eisenbahndirektion in Berlin,
Foellner der Königl. Eisenbahndirektion in Breslau, Slevogt
der König]. Eisenbahndirektion in Stettin und Süfs der Königl.
Eisenbahndirektion in Essen a. d. Ruhr.
Versetzt: in den Bezirk der Königl. Eisenbahndirektion
in Danzig der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Sieh, bis-
her in Altona;
nach Glatz zur Verwaltung der dortigen Gewerbe-
inspektion der Gewerberat Ernst Laurisch in Düren.
Aus dem Staatseisenbahndienst ausgeschieden:
der Regier.-Baumeister des Eisenbahnbaufaches Helmut
Strelow in Deutsch-Krone infolge Ernennung zum Oberlehrer
an der Königl. Baugewerkschule daselbst.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Regier.-Baumeister des Eisenbahn-
baufaches Heinrich Schluckebier in Oberkassel (Siegkreis)
und dem Regier.-Baumeister des Maschinenbaufaches Friedrich
Lantzendoerffer in Berlin.
Bayern.
Ernannt: zu Eisenbahnassessoren die geprüften Staats-
baupraktikanten Albert Lehr in Bamberg bei der Eisenbahn-
betriebsdirektion daselbst, Theodor Lauböck in Nürnberg
bei der Eisenbahnbetriebsdirektion daselbst, Gustav Höhn
in Passau bei dem Staatsbahningenieur Regensburg V in
Passau, Josef Gleich in Salzburg bei dem Staatsbahningenieur
Rosenheim HI in Salzburg, Anton Klotz in München bei der
Eisenbahnbausektion Donauwörth, Ludwig Keim in Hof bei
dem Staatsbahningenieur Bamberg V in Hof, Friedrich Schlier
in Ansbach bei dem Staatsbahningenieur Nürnberg IV in
Ansbach, Georg Martin in Kempten bei der Eisenbahn-
betriebsdirektion daselbst und Hugo Arnold in Aschaffenburg
bei dem Staatsbahningenieur Würzburg IV in Aschaffenburg.
Befördert: zu Oberpostassessoren die Postassessoren
Edmund Rapp in Nürnberg bei der Generaldirektion der
K. Posten und Telegraphen und Karl Glauning in Bamberg
bei dem Oberpostamte Augsburg.
Versetzt: in seiner bisherigen Diensteigenschaft zur
Generaldirektion der K. Posten und Telegraphen der Ober-
postassessor bei dem Oberpostamte München Hermann Wild.
SeinemAnsuchenentsprechendindendauernden
Ruhestand versetzt: der Obermaschineninspektor und
Vorstand der Betriebswerkstätte Nürnberg, Adolf Hauck.
Baden.
Ernannt: zum Kollegialmitglied der Generaldirektion der
Staatseisenbahnen unter Verleihung des Titels Baurat der Bahn-
bauinspektor, Oberingenieur Hermann Eissenhauer in Singen.
Bei der Dinglerschen Maschinenfabrik A.-G.,
Zweibrücken (Pfalz) ist den Herren Cale.-Ing. Gregor
Loesch und Ober-Ing. Christian Reiling Handlungs-Vollmacht
in Gemäfsheit des § 54 des H.-G.-B. erteilt worden. Beide
Herren sind befugt, entweder zusammen oder in Gemeinschaft
mit einem anderen zur Unterfertigung berechtigten Herren die
Firma in Vollmacht zu zeichnen.
Gestorben: der Professor an der Techn. Hochschule in
Dresden Geh. Regierungsrat und vortragende Rat im Königl.
Ministerium des Kultus und öffentl. Unterrichts Kurt Magnus
Richard Freiherr v. Welck, der Geh. Baurat und vortragende
Rat im Ministerium der öffentl. Arbeiten Arthur Herr, der
Geh. Baurat Rettberg, Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion in
Hannover, der Regier.- und Baurat a. D., Geh. Baurat Albrecht
Eitner, früher Mitglied der Königl. Regierung in Minden und
der Kreisbauinspektor Baurat Hans Breymann in Göttingen.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens. Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
—
[15. August 1903.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 628.] 65
Kritische Beschreibung der bis jetzt gebauten Zahnradlokomotiven
für gemischten Betrieb.)
Von Arthur Werner, Regierungs-Baumeister.
(Mit 57 Abbildungen.)
A. Geschichtliches. ')
Die Anwendung von Zahnrädern zur Fortbewegung
liegt bereits den frühesten Gedanken des Lokomotiv-
baues zu Grunde.
Im Jahre 1804 baute Richard Trevethik eine Loko-
motive, deren Räder, mit starken Nägeln beschlagen,
in hölzerne Langschwellen eingreifen und dort einen
festen Halt finden sollten, da er der Ueberzeugung war,
dafs die natürliche Reibung der Räder auf den Schienen
nur bei vollkommen wagerechter Strecke zur Fort-
bewegung einer Lokomotive ausreiche.
Diese erste einfache Zahnradlokomotive wurde 1812
durch Blenkinsop dahin verbessert, dafs ein wirkliches
Zahnrad angewendet wurde, welches in eine besondere
Zahnstange eingriff.
Nachdem jedoch im Jahre 1814 W. Blackett den
Nachweis geliefert hatte, dafs die natürliche Reibung
der Räder auf den Schienen genüge, um einen Zug
auf nicht zu grofsen Steigungen bergwärts zu fördern,
gerieth das System der Zahnradbahn fast in Ver-
gessenheit.
Erst im Jahre 1831 trat Emor Rimber von Rimberton
mit der Erfindung einer Zahnradlokomotive hervor, bei
welcher auf wagerechter Strecke und auf schwachen
Steigungen die natürliche Reibung, auf starken Steigungen
ein Pahsral zur Fortbewegung benutzt wurde (Abb. 1u.2).
Abb. 1.
Abb. 2.
Rimberton’s Zahnradbahn.
Ihm folgten Thomas Morris im Jahre 1837, William
Hoyt von Dupont im Jahre 1845 und Cathart im Jahre
1847, nach deren Entwürfen Zahnradlokomotiven für
kleinere Bahnen mit verhältnifsmäfsig schwachen
Steigungen ausgeführt wurden.
An die Ueberschienung höherer Berge hatte man
sich jedoch noch nicht herangewagt. Erst der Ameri-
kaner Sylvester Marsh fafste den Gedanken, eine Ge-
birgsbahn mit Zahnradbetrieb zu bauen, und es wurde
unter seiner Leitung eine Zahnstangenbahn auf den
Mt. Washington ausgeführt und in Betrieb genommen.
Nachdem somit der Beweis für die Möglichkeit der
Ersteigung hoher Berge durch das Zahnrad erbracht
war, fing man auch in Europa an, mit dem neuen System
Versuche anzustellen. So wurde im Jahre 1870 nach
Entwürfen des Schweizers Nicolaus Riggenbach eine
Zahnstangenbahn auf den Rigi gebaut, welche sich im
Betriebe so vortrefflich bewährte, dafs das selbst in
Technikerkreisen noch vorhanden gewesene Mifstrauen
gegen die Zahnradbahn zu schwinden begann. Von
allen Seiten wurden nunmehr Vorschläge für Ver-
besserungen und Neuerungen gemacht.
*) Dieser Aufsatz ist uns bereits vor längerer Zeit zur Veröffent-
lichung übergeben worden. Besonderer Umstände wegen ist es uns
jedoch erst jetzt möglich, denselben zu veröffentlichen. Die Red.
1) Heus. Handb., Bd. V, S. 401. — Glas. Ann. 1886, Bd. 18,
S. 1. — Z. d; V. d: I. 1887, S. 136. — Glas. Ann. 1892, Bd. 30,
S. 94. — Ztg. D. E. V. 1894, S. 204.
|
Grassi schlug vor, statt des Zahnrades eine
Schraube, deren Achse die Längsrichtung der Bahn hat,
in eine Zahnstange eingreifen zu lassen’). Die Zähne
der Zahnstange sollten aus Rollen bestehen, welche
auf einer Mittelschiene sitzen. Dieses System verhält
sich zu dem Zahnradsystem so, wie bei den Dampf-
schiffen der Antrieb durch Schraube zu dem durch
Schaufelräder.
Die grofse Geschwindigkeit, mit welcher sich die
Schraube drehen mufs und die Rollen sich drehen, das
dadurch veranlafste Geräusch, der einseitige Druck usw.
haben dieses System nicht weiter aufkommen lassen.
Wetli?) schuf für den Angriff der Lokomotiv-
Zugkraft einen Stützpunkt, indem er zwischen die
Gleisschienen besondere Schienenstücke paarweise
legte, welche in gleichen Winkeln zur Gleisachse ge-
neigt, von der Mitte aus
gegen die Gleisschienen
hinlaufen (Abb. 3). Unter
der Lokomotive ist dabei
eine wagerechte Walze
angebracht, auf deren
Oberfläche Vorsprünge in
Schraubenlinien angeord-
net sind. Diese Vorsprünge
legen sich gegen die er- _
wähnten Schienenstücke
und bewirken, wenn die
Walze gedreht wird, ein
gleichmafsiges Vorrücken
der Lokomotive.
Bei einer der Probe-
fahrten ereignete sich auf
der Thalfahrt der Unglücks-
fall, dafs die Vorsprünge der
Walze plötzlich an den schrägen Schienen aufzusteigen
begannen und aufser Eingriff geriethen. Die Lokomotive,
in immer schnellere Gangart geratend, konnte durch
keine Bremse mehr gehalten werden, entgleiste schliefs-
lich sammt dem angehängten Wagen und zerschellte.
Als Grund für die Entgleisung wurde angegeben,
dafs die auf die Tragräder wirkende Bremse infolge
Ueberspritzens von Oel von der geschmierten Walze aus
versagt hätte.
Der Grund für das Aufsteigen der Walze liegt
l. darin, dafs dieselbe behufs Einfahrt in die Winkel-
schienen in senkrechter Ebene beweglichangeordnet
war und nur durch ihr Eigengewicht nach unten
gedrückt wurde;
2. in der Anordnung der Winkelschienen, welche
ein Aufsteigen der Walze um so leichter gestatten,
je kleiner der von ihnen eingeschlossene Winkel
ist. Macht man nun diesen Winkel möglichst
grofs, gleich 180°, — so hat man die Anordnung
einer gewöhnlichen Zahnstange, wie sie auf der
Rigibahn bereits verwendet war;
3. in dem viel zu geringen Eingriff, welcher nur
15 mm betrug.
Wegen dieser erheblichen Mängel wurde das System
verlassen.
Die auf der Rigibahn erprobten Konstruktionen
wurden bald auf einer ganzen Anzahl kleinerer, meistens
Material-Bahnen, weiter verwendet. Es machte sich
Wetli’s Zahnradsystem.
2) Z. 6. I. V. 1870, S. 105.
3) Deut. Bauz. 1870, S. 294. — Centrbl. d. Bauv. 1869, S. 96. —
x Buy; L 7 1870, S. fm Be. AM Ne 9, 24.96, 2. Li es
Organ, 1872, S. 44. — Organ 1875, S. 49 und 53. — W.6.I. V.
1876, No. 52. — Organ, 1877, S. 86. -— Hann. Wochenbl. 1877,
S: 336.
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66 (No 628.)
jedoch bald bei diesen Bahnen das Bedürfnifs geltend,
auch Strecken ohne Zahnstange mit derselben Maschine
befahren zu können; die Lokomotiven wurden daher
mit Einrichtungen versehen, welche es ermöglichten,
auch die natürliche Reibung der Tragräder zur Zug-
förderung mit heranzuziehen.
Um die Vervollkommnung dieses neuen Systems
war Riggenbach eifrig bemüht, aber alle seine Maschinen
hatten noch den grofsen Mangel, dafs sie wegen der
Eigenthümlichkeiten ihrer Bauart wohl für kleinere
Bahnen, nicht aber für Vollbahnen mit starkem Verkehr
und hohen Fahrgeschwindigkeiten verwendbar waren.
Riggenbach war sich bewulst, dafs letzterem Zweck
nur eine Maschine entsprechen könne, welche, gleichsam
aus zwei Maschinen zusammengesetzt, völlig getrennte
Triebwerke für Reibungs- und Zahnradbetrieb besals.
Dieser Gedanke wurde durch die Entwürfe Roman
Abt’s aus Luzern verwirklicht. Im Jahre 1885 baute
Abt für die Linie Blankenburg--Tanne am Harz eine
l.okomotive, welche zwei Dampfmaschinen und zwei
gänzlich von einander unabhängige Triebwerke besafs,
sodafs sie nach Belieben als Zahnradlokomotive oder
als gewöhnliche Reibungslokomotive benutzt werden
konnte.
Damit war eine Maschine erfunden, welche allen
an eine moderne Personenzuglokomotive und an eine
Zahnradlokomotive zu stellenden Ansprüchen genügte.
Der Bau von Maschinen gemischten Systems nahm
einen ungeheuren Aufschwung. Allerorten wurden der-
artige Bahnen nach Abt’schem System angelegt und mit
bestem Erfolge betrieben.
Heut sind über 40 verschiedene Bahnen mit Abt-
schen Lokomotiven in Ländern aller Erdtheile im Be-
triebe; ihre Anzahl wird von Jahr zu Jahr eine grölsere.
B. Eintheilung der Lokomotiven für Zahnstangen-
bahnen. ‘)
Die Lokomotiven für Zahnstangenbahnen können je
nach Anordnung des Triebwerkes eingetheilt werden in:
I. Lokomotiven für reine Zahnstangenbahnen, d.h.
Lokomotiven, welche nur durch das Zahnrad an der
Zahnstange fortbewegt werden, also im Uebrigen nur
Tragräder besitzen.
Bei diesen Maschinen wird das Zahntriebrad in
der Regel von der rascher laufenden Kurbelwelle mittels
Räderübersetzung angetrieben.
ll. Lokomotiven für gemischten Betrieb, d. h. Loko-
motiven, welche im Stande sind, sich sowohl auf reinen
Reibungsstrecken als auch auf Zahnstangenstrecken
fortzubewegen. Hier kann man wiederum unterscheiden:
l. Lokomotiven, deren Tragräder sämmtlich oder zum
Theil mit der Zahnradachse durch Kurbeln und
Stangen gekuppelt sind. Der Antrieb des Zahn-
rades erfolgt wie unter I.
Diese Maschinen können sich daher auch auf
reinen Reibungsstrecken fortbewegen, jedoch wegen
der Räderübersetzung nur mit geringer Ge-
schwindigkeit.
2. Lokomotiven, deren Zahnradachsen mit den in
gewöhnlicher Weise angetriebenen Reibungs-
treibachsen durch Kurbeln und Stangen verbunden
sind, welche daher auf glatten Strecken wie ge-
wöhnliche Lokomotiven mit gröfserer Geschwindig-
. keit fahren können.
3. Lokomotiven, welche für die Zahnräder und die
Reibungs-Triebräder völlig unabhängige Dampf-
maschinen haben, also auf glatten Strecken eben-
falls wie andere Lokomotiven fahren können.
C. Allgemeine kritische Beschreibung des Baues
der Zahnradlokomotiven.’)
Die Verschiedenheiten in Bau und Anordnung der
Zahnradlokomotiven ergeben sich aus den verschieden-
4) Heus, Handb., Bd. 5, S. 424. — E. T. d. G.I, I, S. 339. —
Z. fr. Lokalb. Bd. 16, S. 10. — Ztg. D. E. V. 1894, S. 204.
5) Organ 1875, S. 295. — Rev. ind. 1877, S. 274. — Hann.
Wochenbl. 1877, S. 349. — Ztg. D. E. V., Bd. 23, S. 889. —
Sc. Am. Suppl, Bd. 4, S. 1313. — Z. d. V., Bd. 24, S. 549. —
Eng., Bd. 62, S. 15. — Railr. Gaz., Bd. 18, S. 312. — Ztg. D. E. V.,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. August 1903.)
artigen Anforderungen des Betriebes, welchem die
Maschinen zu dienen haben.
I. Reine Zahnradlokomotiven.
Das System der reinen Zahnradlokomotive (vergl.
BJ), zuerst von Riggenbach bei der Rigibahn angewandt,
eignet sich für Bahnen, welche mit starken, wenig
wechselnden Steigungen auf hoch gelegene Punkte
führen und verhältnifsmäfsig geringe Lasten zu be-
fördern haben.
Eine Kuppelung der Tragräder würde bei
diesen Maschinen keinen Nutzen haben, da die
Reibung dieser Räder nur einen geringen
Bruchtheil der erforderlichen Zugkraft leisten
könnte.
Der Antrieb des Zahnrades wird gewöhnlich mittels
rascher laufenden Vorgeleges ausgeführt. Das Vor-
gelege hat den Zweck, die Kesselleistung auf
das bei raschem Laufe der Dampfmaschine
erreichbare Mafs zu steigern und die Ab-
messungen des Triebwerkes zu verringern.
Auf den Bau dieser Lokomotiven soll im Folgenden
nicht näher eingegangen werden, vielmehr nur die
Lokomotiven der zweiten Art, diejenigen für gemischten
Betrieb, einer eingehenderen Betrachtung unterzogen
werden.
II. Zahnradlokomotiven für gemischten
Betrieb. |
Das System der Zahnradlokomotiven für gemischten
Betrieb dient für Bahnen, bei welchen Steigungen ver-
schiedener Gröfse mit wagerechten Strecken abwechseln,
sodafs die Maschine ım Stande sein mufs, sowohl als
Zahnradmaschine wie als gewöhnliche Reibungsmaschine
zu arbeiten.
a) „Gattung 1“ (vergl. B, I, 1).
Die von Riggenbach entworfenen Lokomotiven,
deren Zahnradachsen angetrieben und deren Tragräder
mit diesen Achsen gekuppelt sind, waren die ersten
Lokomotiven für gemischten Betrieb, welche überhaupt
ausgeführt worden sind.
Das Triebwerk ist folgendermafsen angeordnet:
Zwei gewöhnlich aufsen liegende Cylinder treiben
eine Blindachse an, durch welche die Bewegungsüber-
tragung auf die Zahntriebachse mittels Räderübersetzung
erfolgt.
Das Zahntriebrad kann entweder
l. mittelbar oder
2. unmittelbar
angetrieben werden.
Bei mittelbarem Antrieb sitzen auf der Blindachse
zwei kleine Zahnräder, welche in zwei gröfsere, auf
der Zahntriebachse befindliche, eingreifen. Zwischen
letzteren Rädern sitzt, auf gleicher Achse festgekeilt,
das eigentliche Zahntriebrad. (Vergl. Lokomotive
Ostermundingen, Rorschach-Heiden, Friedrichssegen,
Eschweiler, Padang I, Brünig.)
Bei unmittelbarem Antrieb ist auf der Blindachse
nur ein kleines Zahnrad vorhanden, welches ohne
Zwischenglied unmittelbar in das Zahntriebrad eingreift.
(Vergl. Lokomotive Wasseralfingen.)
Durch letztere Anordnung werden drei Zahnräder
erspart, also sowohl Herstellungs- wie Unterhaltungs-
kosten vermindert.
Der Antrieb der Tragachsen erfolgt entweder
I. von der Blindachse (Ostermundingen) oder
2. von der Zahntriebachse aus, und zwar entweder
a) durch Kuppelstangen (Ostermundingen, Fried-
richssegen, Wasseralfingen, Padang I,Eschweiler,
Brünig) oder
b) durch Zahnräder (Rorschach-Heiden).
Bd. 28, S. 35 und 91. — Masch. Constr. Uhl., Bd. 13, S. 156. —
Oester. Eisenb. Ztg., Bd. 17, S. 65. — Polyt. Centrbl., Bd. 55,
S. 184. — Uhland T. R., Bd. 4, S. 122. — Heus. Handb., Bd. 5,
S. 424. — E. T. d. G., 1, I, S. 339. — Z. D. E. V. 1891, S. 798. —
Glas. Ann. 1892, Bd. 30, S. 94.
[15. August 1903.)
Die Nachtheile dieser ersten Gattung sind
die folgenden:
l. Die Lokomotiven können wegen der
Zahnradübertragungen auf wagerechten
Strecken nur wenig odergarnichtschneller
fahren, als auf der Zahnstange.
2. Bei denjenigen Lokomotiven, deren Trag-
achsen von der Blindachse aus durch
Kuppelstangen angetrieben werden, findet
auf den Zahnstangenstrecken keine Aus-
nutzung der natürlichen Reibung der
Trägräder statt, da dieselben wegen ihrer
vom Zahntriebrad abweichenden Umfangs-
geschwindigkeit nur als Laufräder wirken
dürfen.
3. Findet eine Ausnutzung der natürlichen
Reibung auf den Zahnstangenstrecken
statt (bei Antrieb der Tragachsen mittels Kuppel-
stangen von der Zahntriebachse aus), so besteht
die Schwierigkeit, den Durchmesser der
Reibungstriebrader annähernd dem der
Zahntriebräder gleich zu erhalten. Erstere
werden daher in neuem Zustande etwas gröfser
als letztere ausgeführt, sodafs sie auf den Zahn-
strecken etwas gleiten. Dieses Gleiten ver-
ursacht starke Abnutzung der Räder und
Schienen und verzehrt viel Zugkraft.
4. Die grofse Anzahl der Zahnräder, welche auch
bei Fahrt auf reinen Reibungsstrecken entweder
treibend oder leer mitlaufen, verursacht hohe
Unterhaltungskosten.
Der Vortheil der Räderübersetzungen
ist, wie beiden reinen Zahnradlokomotiven
bereits erwähnt, der, dafs durch den
rascheren Lauf der Dampfmaschine die
Kesselleistung erhöht wird.
b) „Gattung 2“ (vergl. B, Il, 1).
Bei der zweiten Gattung der Lokomotiven fir ge-
mischten Betrieb sind die genannten Uebelstände theil-
weise vermieden worden.
Der Antrieb erfolgt bei diesen Maschinen nicht
mehr von einer besonderen Blindachse aus, sondern
unmittelbar von den Cylindern auf die Zahntriebachse.
Damit ist vor allem der grofse Vorzug er-
reicht, dafs die Lokomotiven aufglatter Strecke
mit höherer Geschwindigkeit fahren können.
Ferner fallen alle aus dem Zahnradantrieb
hervorgehenden Nachtheile fort (vergl. oben
l., 2. und 4.), damit allerdings auch der Vortheil
der besseren Dampferzeugung.
Der unter 3. genannte Uebelstand dagegen,
das Gleiten der Reibungsräder und die daraus
folgende Abnutzung, bleibt bestehen und ist
ein wesentlicher Hinderungsgrund, diese
Gattung für gröfsere Zugkräfte, also grofse
Maschinen mit hohen Leistungen zu verwenden.
Für kleine Maschinen dagegen, welche für
Materialbahnen oder auch für den Verschiebe-
dienst auf Bahnhöfen bestimmt sind, oder bei
welchen sonstige Gründe eine möglichst ein-
fache Bauart erfordern, ist diese Gattung gut
verwendbar und wird auch heut noch gebaut.
(Vergl. die Lokomotiven der Bahnlinien Oertelsbruch,
Berner Oberland, Padang II, Sálgó Tarjan, Hernädthal.)
c) „Gattung 3“ (vergl. B, II, 3).
Die Nachtheile der beiden ersten Gattungen wurden
durch die von Roman Abt erfundene Bauart des Trieb-
werkes gänzlich beseitigt, während alle Vortheile dieser
Systeme bestehen blieben.
Abt wandte zwei völlig getrennte und von einander
unabhängige Dampfmaschinen an, die eine für den
Reibungsbetrieb, die andere für den Zahnradbetrieb.
Auf den glatten Strecken arbeitet erstere allein, während
letztere still steht. Auf der Zahnstange arbeiten beide
Maschinen gleichzeitig, sodafs stets die gesammte an
den Reibungsrädern verfügbare Zugkraft ausgenutzt
wird. |
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 628.] 67
Die Triebrader der Zahnradmaschine sind so klein
gebaut, dafs auch auf den Zahnstangenstrecken eine zu
guter Dampferzeugung genügende Umlaufsgeschwindig-
keit eintritt, obgleich die Reibungsmaschine langsam
arbeitet.
Diese Maschinen können daher wie gewöhnliche
Vollbahnmaschinen für beliebige Geschwindigkeiten und
beliebig grofse Zugkräfte gebaut werden und sind allen
Anforderungen grofsen Verkehrs gewachsen.
Die Triebwerke dieser Lokomotiven sind im Ein-
zelnen folgendermafsen angeordnet:
l. Reibungstriebwerk.
Die sämmtlich oder nur zum Theil gekuppelten
Reibungstriebräder werden von zwei aufsenliegenden
Cylindern in derselben Weise wie bei gewöhnlichen
Lokomotiven angetrieben.
Mit dem Zahnradtriebwerk besteht keinerlei Ver-
bindung.
2. Zahnradtriebwerk.
Der Antrieb der Zahnräder erfolgt gewöhnlich von
zwei innen liegenden Cylindern aus und zwar entweder
1. mittels Hebelübersetzung oder
2. mittels Zahnradvorgelege oder
3. unmittelbar mittels Kurbelstange.
Der Antrieb mittels Hebel wurde bei den ersten
Maschinen Abt’scher Bauart (Harz, Höllenthal) an-
gewendet.
Die Anordnung gestattet eine wagerechte Lagerung
derInnencylinder, bringt jedoch eine Gewichtsvermehrung
mit sich und hat auf eine bessere Dampferzeugung
keinen Einflufs.
Die Hebelübersetzung wird daher von europäischen
Fabriken nicht mehr angewendet. Nur in Amerika baut
man auch neuerdings noch Maschinen mit derartigem
Antrieb; bei diesen amerikanischen Lokomotiven sind
nämlich fast durchweg alle Cylinder aufsen übereinander
angeordnet, wodurch der Hebelantrieb sich am einfachsten
gestaltet, wenn nicht der einzig mögliche ist.
Der Antrieb mittels Zahnradvorgelege ist von den
Gattungen | und 2 übernommen, jedoch bei Gattung 3
nur vereinzelt ausgeführt (vergl. Lokomotive Appenzell).
Da die Abt’schen Maschinen fast nur für grofse Leistungen
und Zugkräfte ausgeführt werden, ist die Beanspruchung
des kleinen Zahnrades eine hohe; dasselbe nutzt sich
schnell ab und giebt dann zu Stöfsen, zu schlottrigem
Gang der Maschine bei Thalfahrt, zu Fehlern in der
Wirkung der Steuerung und der Luftbremse Ver-
anlassung.
Diese Antriebsart besitzt zwar den bereits er-
wähnten Vortheil der Erzeugung höherer Kesselleistung,
jedoch läfst sich die letztere auch bei unmittelbarem
Antriebe und genügend kleinen Zahntriebrädern in aus-
reichender Weise steigern.
Der unmittelbare Antrieb mittels Kurbelstange ist
der bei weitem einfachste und sicherste und wird heut
ausschliefslich ausgeführt. Die Zahnradcylinder müssen
zwar geneigt angeordnet werden, um mit dem Trieb-
werk über die vordere Achse hinwegzukommen, jedoch
lafst sich diese Neigung so gering ausführen, dafs die
in der Schieber- und Kolbenbewegung entstehenden
Fehler verschwindend klein sind. Die Zahnräder sind
bei den Abt’schen Maschinen in einem besonderen
Rahmen gelagert, welcher auf den Achsen der Reibungs-
räder ruht. Die Triebkraft wird daher zunächst auf die
Tragachsen und durch diese auf das Rahmengestell
übertragen, wodurch viel Reibung und starke Be-
anspruchung dieser Achsen und Lager entsteht. Infolge
dieser Lagerung des Rahmens nehmen die Zahnräder
an der Federung der Maschine nicht theil und es können
Tragfedern von beliebiger Nachgiebigkeit angewandt
werden, was für die Fahrt auf flachen Strecken
mit gröfserer Geschwindigkeit von Bedeutung
ist. Bei den Lokomotiven der früheren Bauart mufsten
die Federn ziemlich starr sein, um die zu richtigem
Eingriff erforderliche Höhenlage der Zahnräder mög-
lichst unverändert zu lassen. Die Erreichung einer
gröfseren Geschwindigkeit war daher auch aus
68 [No. 628.]
diesem Grunde bei letzteren Maschinen aus-
geschlossen.
Bei den Abt’schen Maschinen ändert sich die Höhen-
lage der Zahnräder nur durch die Abnutzung der
Radreifen der Tragräder. Zur Wiederherstellung des
richtigen Eingriffes können die Zahnräder durch Ein-
legen von Palsstücken in ihren Lagern gehoben werden.
Die Zahnradrahmen selbst werden neuerdings
zweckmäfsig aus Stahlformgufs hergestellt, welche Bauart
gegenüber den Blechrahmen den Vortheil der Billig-
keit und leichten Herstellbarkeit besitzt.
Bei den Zahnrädern werden zwei Bauarten an-
gewendet, die eine für Zahnräder, die in einer Zahnstange
Riggenbach’scher Bauart arbeiten sollen, die zweite für
Zahnräder, welche für die Abt’sche Zahnstange be-
stimmt sind.
Die Riggenbach’sche Zahnstange besteht im Wesent-
lichen aus zwei parallel laufenden Winkeleisen, oder
einem U-Eisen, zwischen deren senkrechte Schenkel
die Zähne als Sprossenstäbe von geeigneter Querschnitts-
form eingenictet werden. Gewöhnlich werden zwei
gekuppelte Zahnräder angewendet, um den Druck auf
zwei Stellen zu vertheilen und die Abnutzung der Räder
zu vermindern.
Die Abt’sche Zahnstange besteht aus zwei oder
drei senkrecht neben einander gestellten Flacheisen,
aus welchen die Zahnlücken ausgeschnitten sind. Die
Zähne der Flacheisen liegen um die Hälfte bezw. ein
Drittel der Theilung versetzt nebeneinander; jedes
Zahnrad ıst aus zwei Scheiben zusammengesetzt, welche
in gleicher Weise wie die Theile der Zahnstange gegen
einander versetzt sind.
Die Zahnräder baut Abt so, dafs die Zahnkränze
mit den Radscheiben nicht aus einem Stück hergestellt,
sondern mit denselben durch Federn verbunden sind.
Die Federn sind so bemessen, dafs sie erst in Wirk-
samkeit treten, wenn die betreffende Scheibe infolge
Ungleichheit der Zahnstangentheilung erheblich über-
lastet wird. Die Federn geben dann nach und es tritt
eine höhere Beanspruchung der einzelnen Zähne nicht
ein. Die Maschine erhält durch diese Anordnung einen
sehr ruhigen Gang. Neuerdings werden jedoch (bei der
Jungfraubahn) die Zähne der Flacheisen-Lamellen mittels
besonderer Maschinen so genau ausgeschnitten, dafs die
Abt’sche Bauart der Zahnräder aufgegeben werden
kann, da auch mit gewöhnlichen Zahnrädern ein hin-
rcichend ruhiger Gang der Lokomotive erzielt wird.
Die aus einem Stück gefertigten Zahnräder sind ein-
mal erheblich leichter herzustellen und ferner
bieten sie eine hohe Betriebssicherheit, welche bei
den Abt schen Zahnrädern sehr fraglich erscheint.
Der Abstand der Zahnradachsen bei Riggenbach
sowohl wie bei Abt weicht von einem vollen Vielfachen
der Theilung um Ya, An, Vs der Theilung bei ein-, zwei-
und dreischieniger Zahnstange ab.
Durch diese Anordnung wird ein aufserordentlich
ruhiger Gang der Maschine hervorgerufen, und zwar
bei der Abt’schen Zahnstange in ungleich höherem
Matse als bei der Riggenbach’schen, da bei ersterer z. B.
bei einer Theilung von 120 mm, 2 gekuppelten Zahn-
rädern und zweitheiliger Zahnstange alle 30 mm, bei
letzterer unter gleichen Bedingungen nur alle 60 mm
ein neuer Eingriff erfolgt.
Bei der Riggenbach'schen Zahnstange müssen die
Zahnräder in der Zahnstange nach jeder Seite 15—25 mm
Seitenspielraum haben, bei der Abt’schen müssen die
Zahnkränze 25—30 mm breiter sein als die Zahn-
schienen. Hieraus folgt der Nachtheil für die Abt-
schen Zahnräder, dafs sich dieselben nur auf
Lamellenbreite abnutzen, während bei den Riggen-
bach'schen die ganze Zahnfläche anliegt.
Als Zahnform ist nur Evolventenverzahnung brauch-
bar, da nur bei dieser das durch Ablauf der Radreifen
hervorgerufene Senken der Zahnräder zulässig ist.
Diese Zahnform hat aufserdem den Vortheil, dafs die
Zähne an der Stange gerade Flanken erhalten.
Von besonderer Wichtigkeit sind bei allen Zahnrad-
lokomotiven die Bremsen, da von ihrer Wirksamkeit
die Sicherheit des Betriebes in erster Linie und in
höherem Matse als bei den Reibungsbahnen abhängt.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. August 1903.)
Gewöhnlich wird jede Zahnradlokomotive für ge-
mischten Betrieb mit drei verschiedenen Bremsen aus-
gerüstet, nämlich:
l. mit einer Klotzbremse,
2. mit einer Bremse für die Zahnräder,
3. mit einer l.uftgegendruckbremse.
Die Klotzbremse ist wie bei gewöhnlichen Loko-
motiven gebaut und dient nur zum Halten bei Rangir-
bewegungen.
“Die Bremse für die Zahnräder ist folgendermafsen
eingerichtet:
Zu beiden Seiten jedes Zahnrades befinden sich,
mit demselben fest verschraubt, geriffelte Bremsscheiben,
auf welche keilförmige Bremsklötze wirken. Die Brems-
klötze sind gewöhnlich auf einem Stahlband in gröfserer
Anzahl hintereinander angeordnet, sodafs die Bremse
ähnlich wie eine Bandbremse wirkt.
Diese Keilnuthbremse soll im Allgemeinen nicht
als Gebrauchsbremse sondern nur als Reservebremse
benutzt werden, da bei dauerndem Gebrauche auf den
Gefällen starke Abnutzung und Erwärmung eintreten
würde. |
Für den dauernden Gebrauch, d. h. vornehmlich
zur Regelung der Fahrgeschwindigkeit auf Gefällen, ist
vielmehr die Luftdruckbremse vorgesehen, deren Ein-
richtung und Bethätigung die folgende ist:
Der Führer legt die Steuerung bei geschlossenem
Regler ganz rückwärts, sodafs die Kolben Luft ansaugen
und in die Schieberkästen drücken. Die Spannung in
den Schieberkästen, welche den Gegendruck auf die
Kolben bildet, wird durch ein vom Führer zu bedienendes
Ausströmungsventil leicht so geregelt, dafs die be-
absichtigte Fahrgeschwindigkeit erhalten bleibt. Da
diese Spannung gelegentlich diejenige im Kessel über-
steigen kann, so mufs der Dampfregler so eingerichtet
sein, dafs er sich nach dem Kessel hin nicht selbstthatig
öffnen kann. An dem Ableitungsrohre des Ausstromungs-
ventiles mufs ein mit kleinen Steinen, Spänen oder
Sieben gefülltes Gefafs als Schalldämpfer angebracht
werden, um das starke Geräusch der ausströmenden
Luft zu beseitigen.
Damit die Kolben nicht die Gase der Rauchkammer
mit ihren Verunreinigungen, sondern reine Luft ansaugen
können, wird die Rauchkammer vom Führer durch ein
Ventil gegen die Cylinder abgeschlossen und gleich-
zeitig eine Verbindung mit der freien Luft geschaffen.
Zur Vermeidung zu starker Erwärmung wird etwas
Wasser in die Schieberkästen gespritzt, welches als
Dampf mit der Luft vermischt aus dem Schalldämpfer
entweicht.
Da die Abt’schen Maschinen zwei getrennte Dampf-
maschinen besitzen, so sind sie auch mit 2 Luftdruck-
bremsen ausgerüstet. Aufserdem sind diese Maschinen,
da sie fast ausnahmslos für grofse Leistungen gebaut
sind, noch mit einer selbstthätigen durchgehenden Bremse
zur Bremsung des Zuges versehen, sodafs also für
Lokomotive und Zug im Ganzen fünf Bremsen vor-
handen sind und damit eine grofse Sicherheit für den
Betrieb gewährleistet ist.
Die Abmessungen und Verhältnisse der Zahnrad-
. lokomotiven weisen in verschiedener Hinsicht bemerkens-
werthe Unterschiede von den bei gewöhnlichen Loko-
motiven üblichen auf.
Namentlich ist es die Beanspruchung der Kessel-
heizfläche, welche trotz der bei höchster Anstrengung
vorhandenen geringen Fahrgeschwindigkeit der Loko-
motive vielfach hohe Werthe aufweist. Diese Werthe
sind zulässig und werden thatsächlich vom Kessel ge-
leistet, weil wegen des Auspuffes aus vier Cylindern
bei den Abt’schen Maschinen, wegen des schnelleren
Laufes der Dampfmaschine durch Anwendung von
Räderübersetzungen bei den Riggenbach’schen Maschinen
die Anfachung des Feuers eine ebenso starke wie gleich-
mafsige ist.
Auch grofse Rostflächen kommen aus gleichem
Grunde vielfach mit Erfolg zur Anwendung.
Bei den einzelnen Lokomotiven, deren Beschreibung
nunmehr folgt, sind diesbezügliche Werthe berechnet
und als letzter Abschnitt jeder einzelnen Beschreibung
angefügt worden.
[15. August 1903.)
Für jede Maschine sind die nachstehenden Werthe
ermittelt worden:
l. Z=2Z,+2Z,, die gröfste Zugkraft der Dampf:
maschine in kg, gleich der Summe der Zug-
kräfte der Reibungsmaschine und der Zahnrad-
maschinen.
2. N, die Anzahl der PS., welche die Dampfmaschinen
bei höchster Zugkraft und zugehöriger Fahr-
ee ae ee N Zr VE" sta
geschwindigkeit leisten, =-~ - mm
3. a, die Umlaufszahl der Dampfmaschine in 1 Sek,
welche sich bei den Abt’schen Lokomotiven aus
a, und gx den Umlaufzahlen der Reibungs- und
der Zahnradmaschine, zusammensetzt.
4. GË Anzahl der PS. für 1 m? Heizflache.
5. F _= Verhältnifs von Heizfläche zu Rostfläche.
Bei gewöhnlichen Lokomotiven mufs vielfach
zur Erzielung einer grofsen Reibung der Räder
auf den Schienen und damit einer hohen Zugkraft
das Reibungsgewicht grofs sein. Da bei den
Zahnradlokomotiven die Zugkraft ganz oder theil-
weise vom Zahnrade geleistet wird, können die-
selben erheblich leichter gebaut werden und haben
daher im Verhältnifs zu ihrem Gewicht eine
grofse Heizfläche und hohe Zugkraft und Leistung.
Zur Feststellung dieser Besonderheit sind noch
die Werthe:
6. a = Verhältnifs von Heizflache zum Dienstgewicht,
Z
1. Ga Anzahl der kg Zugkraft für 1 t Dienstgewicht,
8. = Anzahl der PS. für 1 t Dienstgewicht
hinzugefügt worden.
D. Kritische Beschreibung der einzelnen bis jetzt
ausgeführten Zahnrad-Lokomotiven für gemischten
Betrieb.
l. Lokomotiven für die Ostermundinger
Steinbrüche. (Abb. 4.)
a) Bahnlinie.
Die Steinbruchbahn in Ostermundingen bei Bern
wurde im Jahre 1870 zur Verbindung der Steinbrüche
und der Station Ostermundingen angelegt‘).
Diese Bahn ist die erste, auf: welcher das von
_ Riggenbach erdachte System Anwendung fand, eine
Bergbahn mit Zahnstange und eine Bahnlinie ohne
Zahnstange mit der gleichen Lokomotive zu betreiben.
b) Lokomotive.
Die Lokomotive der Ostermundinger Bahn wurde
in Olten unter Aufsicht Riggenbach’s gebaut und gehört
nach Anordnung ihres Triebwerkes zu „Gattung 1“ der
Zahnradlokomotiven gemischten Systems.
Das Triebwerk ist folgendermafsen eingerichtet:
Von zwei aufsen liegenden Cylindern aus wird eine
Kurbelwelle angetrieben, welche zwei kleine Zahnräder
und zwei Brensrollen trägt. Die Zahnräder greifen in
zwei andere ein, welche zusammen mit dem Zahntrieb-
rad auf einer eigenen Achse sitzen. Von der Kurbel-
welle führen zwei Schubstangen rückwärts nach einer
zweiten Kurbelwelle, welche von einer Hohl-Achse
umhüllt ist. Auf letzterer sitzen zwei Triebrader fest
aufgezogen.
Soll nun die Reibung dieser beiden Triebräder
nutzbar gemacht werden, so wird durch eine vom
Führerstand aus zu bedienende Kupplung eine Ver-
bindung der hohlen Achse mit der durch sie hindurch-
gehenden angetriebenen vollen Achse hergestellt.
Das Einrücken der Kupplung geschieht auf der
Thalfahrt während der Fahrt. Das Ausrücken kann
jedoch nur erfolgen, wenn die Maschine angehalten
6) Organ, 1876, S. 52. — Heus. Handb., 1878, Bd. V, S. 420.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 628.) 69
wird und das Zahntriebrad den richtigen Eingriff er-
halten hat. | |
Die Lokomotive läuft also auf den Zahnstangen-
strecken als reine Zahnradlokomotive ohne Ausnutzung
der Reibung der Tragräder auf den Schienen.
Zur Bremsung der Lokomotive wird Gegendampf
verwendet; eine Luftbremse ist nicht vorhanden.
Die auptabmessunpen und Verhältnisse der Loko-
‘motive sind die folgenden:
Cylinder-Durchmesser Br 270 mm
Hub. . . Ba ae di 400 ,
Laufrad- Durchmesser . 840 „
Kuppelrad-Durchmesser . 1152 ,
Bremsrad-Durchmesser . 300 ,
Radstand . 2985 ,
Zahntriebrad- Durchmesser f 196 ,
Theilung gp 100 ,
Zähnezahl 25
Uebersetzungsräder -Durchmesser 286/815 mm
Theilung . Dg bs oe A
Uebersetzung . DECHE 1:3
Kessel-Durchmesser l 1200 mm
Heizfläche:
Feuerbüchse . 3,37 m’
Rohre . 41,43 „
gesammte . 50,8 ,
Rost. . . DEENEN 0,73 „
Dampfüber druck `... 9 at
Heizrohre:
Länge. . ino le He g 2000 mm
Durchmesser. . . .... . 3) 5
Anzahl . 132 ,
Gewicht:
leer. . . Sr ok oe, Gs Zs 18 t
Dienstgewicht a 2) x
Zugkraft per It Lok. -Gew. 257 kg
Geschwindigkeit in km/Std. 6
Abb. 4.
Lokomotive der Steinbruchbahn in Ostermundingen.
Die grofsen Nachtheile der Bauart dieser
Lokomotive sind namentlich die folgenden:
l. Die natürliche Reibung der hinteren Achse
wird bei der Bergfahrt nicht ausgenutzt.
2. Wegen des unvermeidlichen Anhaltens
der Züge bei Einfahrt in die Zahnstange
ist die Bauart für die Anforderungen
gröfseren Verkehrs unzureichend.
3. Die Zahnräder laufen auch bei der Fahrt
auf den reinen Reibungsstrecken mit.
4. Die grofse Zahl der Zahnräder verursacht
hohe Unterhaltungskosten.
5. Wegen des Antriebes der Tragräder von
der Zahnradachse aus bewegt sich diese
Lokomotive in der Ebene nur wenig oder
garnicht schneller als auf der Zahnstange.
710 [No. 628.]
Rechnerische Werthe:
1. Z = 5500kg | |
2. N = 163 PS. fir v = ~ 8 km
3. 2 = 2,117
N
H Z
9. EK 1. ç ~= 260
H N
6. G 7 242 8 ga hts
N. :
Die Umlaufszahl a ist hoch, H jedoch wegen eines
kleinen Rostes verhältnifsmäfsig nicht grofs; auch das
Gewicht ist hoch, und daher nicht besonders günstig
ausgenutzt.
2. Lokomotive der Bahn Rorschach—Heiden.
(Abb. 5 und 6).
a) Bahnlinie.
Die 5,1726 km lange Bahnstrecke zur Verbindung
des Kurortes Heiden mit dem wichtigen Hafenplatz
Rorschach ist eingleisig angelegt und besitzt eine gröfste
Steigung von 0% und Kurven von 120 m. Ihre Spur-
weite ist die normale’).
Abb. 5.
Lokomotive der Bahn Rorschach— Heiden.
Abb. 6.
Zahnradtriebwerk.
b) Lokomotive. |
Die Lokomotive dieser Bahn war ursprünglich für
reinen Zahnradbetrieb bestimmt und ist erst später für
gemischten Betrieb umgebaut worden.
Das Zahntriebrad besafs einen bedeutend gröfseren
Durchmesser als die Laufräder, und es mufste daher
beim Umbau die Einrichtung so getroffen werden, dafs
die Lauiräder auf der Zahnstange nicht mehr als Trieb-
räder wirkten. Zu diesem Zweck ist in den Federstützen
der vorderen Achse eine Welle gelagert, welche durch
einen Hebel mittels Schraube vom Führerstande aus
1) Organ, — Heus.
Handb., Bd. 5.
1876, S. 16. — Organ, 1882, S. 138.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
ri mr a a Be Tb EEN
a a FD Sg et
[15. August 1903.)
gedreht werden kann. Zwei weitere Hebel wirken auf
eine Achse & (Abb. 6), welche zwischen den Rahmen
gelagert ist und auf- und abwärts bewegt werden kann.
Auf dieser Welle sitzen ein Zahnrad und zwei Trans-
missionsräder /, welch’ letztere mit zwei entsprechenden
Rädern Z auf der Laufachse in Eingriff gebracht werden
können.
Durch Heben oder Senken der Achse werden die
Räderpaare F f je nach Bedürfnifs in oder aufser Ein-
griff gebracht, sodals die vorderen Tragräder bald als
Trieb-, bald als blofse Laufräder wirken.
Dadurch, dafs die Welle zin den Feder-
stützen selbst gelagert ist, wird die schädliche
Wirkung vorkommender Stöfse auf die Lauf-
achse und von dort auf die Getricbe bedeutend
gemildert.
Wegen der schrägen Lage des Kessels auf den
Steigungen sind die Wasserstandsanzeiger seitlich in
der Kesselmitte angebracht.
Um auch bei schräger Lage des Kessels stets einen
genügenden Dampfraum zur Verfügung zu haben, ist
ein Verbindungsrohr von der Feuerbüchsdecke nach
dem Dom angeordnet.
Die Hauptabmessungen der Lokomotive sind dic
folgenden:
Rostfläche 1,04 m’
Rohre:
Aeufserer Durchmesser. 45 mm
Zahl . 133
Heizfläche 50,34 m?
Dampfüberdruck 10 at
Cylinder-Durchmesser 300 mm
Hub . . 500 ,
Radstand . T 3000 ,
Laufrad-Durchmesser 860 ,
Gewicht:
leer . ENEE 12,5 t
im Dienst... ..... ~~. 18 „
Vorrathe: |
Kohlen 500 kg
Wasser:
zur Speisung x 2 ; 1300 ,
zur Luftbremse . . . . . . 200,
Uebersetzung 22:55 mm
Triebrad . 33 Zähne
Die Lokomotive besitzt 3 Bremsen:
l. eine Luftbremse,
2. eine Backenbremse,
3. eine Klotzbremse für die Laufräder.
Die ursprünglich verwendete Gegendampfbrenise
von le Chatelier wurde als nicht genügend befunden -
und durch die Luftbremse ersetzt.
Leistung.
Die Maschine ist im Stande, ein Zuggewicht von
40 t auf einer Steigung von 10%% mit 15 km Ge-
schwindigkeit fortzubewegen.
Die Lokomotive, ebenfalls zur „Gattung 1“
gehörig, besitzt gegen diejenige von Oster-
mundingen den Vortheil, dafs sie bei Ucber-
gang auf die Zahnstange nicht anzuhalten
braucht, jedoch die gleichen Nachtheile,
welche bei der Ostermundinger Maschine unter
3, 4 und 5 aufgeführt sind.
Die eingebaute Hülfskonstruktion ist zwar
zur Beförderung leichter Züge auf schwachen
Steigungen geeignet, aber für Maschinen mit
grofsen Leistungen nicht verwendbar.
Rechnerische Werthe:
1.
2. N = 215 H
3. n — LÉI 6. g = 28
N Z
H N
5. p 485 8. = 12
Obwohl » etwas kleiner ist, als bei der Oster-
mundinger Maschine, ist durch Anwendung eines er-
[15. August 1903.]
N
heblich gröfseren Restes vu gesteigert worden. Das
Gewicht ist im Verhältnifs niedriger, also günstiger
ausgenutzt.
3. Lokomotive der Grubenbahn in Wasser-
alfingen.
a) Bahnlinie.
Die Grubenbahn in Wasseralfingen ê) verbindet das
dortige Hüttenwerk mit der Erzgrube. Die Länge der
Bahn beträgt 1,79 km, die Länge der Zahnstangen-
strecke 0,807 km. Die gröfste Steigung auf der Reibungs-
strecke 1:40, auf der Zahnstangenstrecke 78,8%% mit
Kurven von 80 m Radius, die Spurweite 1000 mm. Die
Zahnstange ist die Riggenbach’sche mit einer Theilung
von 80 nım.
b) Lokomotive.
Die Lokomotive ist
maschine.
Bei der Anordnung des Triebwerkes war die Ver-
einfachung angestrebt, die 4 Transmissionsräder der
früheren Bergmaschine wegfallen und das obere Rad
der Kurbelwelle direkt in das Zahnstangenrad eingreifen
zu lassen. Beim Betrieb im Winter kam jedoch der
Schnee in das obere Rad und beseitigte das Schmier-
material so gründlich, dafs starke Abnutzung der Räder
eintrat. Erst durch Anwendung eines wirksamen
Schneepfluges wurde diesem Uebelstande abgeholfen.
Triebwerk.
Die Lokomotive gehört gemäfs der Anordnung
ihres Triebwerkes zur „Gattung 2“.
Die Triebräder hätten bei richtigem Zusammen-
arbeiten mit dem Zahnrade einen Durchmesser von
164 mm haben müssen, wurden jedoch um 6 mnı gröfser
hergestellt. Diese Differenz war nach 2's jahrigem
Betriebe gleich Null. Als die Räder um weitere 2 mm
abgelaufen waren, bekam die Maschine einen sehr
unruhigen, vibrirenden Gang. Die neu aufgelegten
Radreifen erhielten einen Durchmesser von 772 min,
worauf die Maschine wieder ruhig lief.
Die Wasserstandsgläser sind nicht seitlich an-
gebracht, vielmehr richtet sich der Führer nach dem
Wasserstandsglase in der horizontalen Bahn und weils,
dafs beim Befahren von 78,4°%/oo Steigung das Wasser
im Glase um 70 mm höher steht. `
Gegen Ueberreifsen von Wasser sind 2 Dampf-
dome angebracht und diese durch ein Kupferrohr ver-
bunden. Es ist daher wenigstens unter einem Dome
immer ein genügender Dampfraum vorhanden.
Die Hauptabmessungen der Lokomotive sind die
eine zweiachsige Tender-
folgenden:
Rostfläche. . 0,62 m?
Heizfläche (direkt) . 39 ,,
Rohre:
Länge 1980 mm
Durchmesser 41/45 ,
Anzahl . 15
Heizfläche 21,1 m?
Heizfläche, totale 25,0 ,,
Dampfüberdruck 9 at
Cylinder-Durchmesser 240 mm
Hub. . 450 ,
Radstand . 1850 „
Triebrad- Durchmesser 70 ,
Leergewicht . 9,3 t
Dienstgewicht 11,1,
Vorräthe:
Kohlen . ; 300 kg
Wasser im Kessel 710 ,
Wasser zur Speisung 410 „
Wasser für die Luftbremse 140 „
Uebersetzung . 17:30
Grofses Rad: Theilkr. _-Durchm. : 164,08 mm
Kleines Rad: Theilkr.-Durchm. . 432,98 „
Theilung 80 ,
8) Organ, Supp., 1882. S. 138. — Heus Handb., Bd. 5, Taf. 68,
Fig. 6-8. — Wien. Bauz. 1878, S. 30.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 628.] d
Bremsen.
Die Lokomotive besitzt eine Luftbremse und eine
Bandbremse mit hölzernen Bremsbacken.
Leistung.
Die Gorete beträgt gewöhnlich 18270kg bei einer Ge-
schwindigkeit von 7,5 km/Std., im Maximum 30 000 kg,
jedoch nur mit 5,5 km Geschwindigkeit, da die Dampf-
erzeugung begrenzt ist.
Rechnerische Werthe:
1. Z = 3240
d EE - 6. = 2,21
3. n = 1,34 Z
N 7. a 290
4. = 2,65 U
a 8 4 6
H ee
nae G
5. R — 40,3
Die Werthe dieser Maschine sind etwas günstiger
als die der Ostermundinger, aber ungünstiger als die-
jenigen der Rorschacher Maschine.
Die Bauart dieser Lokomotive bewährte sich im
allgemeinen, sodafs auch die Lokomotiven für die Bahn
Rüti in der Schweiz und für die Grube Friedrichssegen
nach derselben Bauart ausgeführt wurden.
Die Lokomotive für die Bahn in Rüti besitzt jedoch
nur eine Triebachse und normale Spurweite.
Auch eine zweite im Jahre 1876 für Ostermundingen
gebaute Maschine wurde nach dieser Bauart ausgeführt,
jedoch die ältere Uebersetzung mit 4 Transmissionsrädern
angenommen, um für beide Maschinen gleiche Ersatz-
stücke verwenden zu können.
4. Riggenbach’s Lokomotive (Weltausstellung
Paris 1878, Abb. 7).
Auf der Weltausstellung in Paris im Jahre 1878
war eine von Riggenbach nach neuer Bauart ausgeführte
Lokomotive’) ausgestellt, welche folgendermafsen ein-
gerichtet war:
Abb. 7.
7
ON SCT
Riggenbach’s Lokomotive. (Weltausst. Paris 1878.)
Von zwei aufsen liegenden Cylindern wird eine
Blindachse angetrieben, auf welcher zwei Zahnräder
sitzen. Unterhalb dieser Welle befindet sich eine zweite,
auf der ein in das Zahntriebrad eingreifendes Zahnrad
frei drehbar und ein zweites Zahnrad fest aufgekeilt
sitzt. Von dieser unteren Welle werden die beiden
Tragachsen mittels Kurbel und Triebstangen angetrieben.
Die auf der oberen Welle befindlichen Zahnräder
können nun vom Führer mittels einer Ausrückung so
gestellt werden, dafs entweder das eine in das das.
Zahntriebrad bewegende Zahnrad eingreift, oder das
andere in das die Triebräder antreibende.
9) Engg. 1878, Bd. 46, S. 11.
12 (No. 628.]
Die Maschine ist demnach nach Gattung 1 gebaut
und besitzt alle bereits erwähnten Nachtheile dieser
Gattung.
Bei dieser Maschine kommt noch die sehr verwickelte
Bauart hinzu, durch welche der Vortheil, dafs die Ein-
und Ausrückung der Zahnräder während der Fahrt
vorgenommen werden kann, theuer erkauft ist.
Die Hauptabmessungen der Maschine sind die
folgenden:
Cylinder-Durchmesser 300 mm
Hub. EECH 500 „
Kessel-Durchmesser . 1030 „
Länge der Heizrohre f 2300 „
Durchmesser der Heizrohre . 46 ,
Heizfläche sou en 50 m?
Zahntriebrad-Durchniesser 1050 mm
Antriebsrad-Durchmesser . 540 „
Kleine Zahnräder-Durchmesser . 445 ,
Theilung . . . . . 8 ,
Triebrad-Durchmesser 895 „
Wasservorrath . 1,6 t
Kohlenvorrath . 1,0 „
Dienstgewicht 18 „
Leistung.
Die Lokomotive ist im Stande, einen Zug von 75t
auf einer Steigung 1: 16 und einen solchen von 150 t
auf einer Steigung | : 100 zu befördern.
5. Lokomotive der Steinbruchbahn in Laufen!)
(Abb. 8).
Den s. Zt. von Rimberton angeregten Gedanken
der Benutzung von Hilfs-Tragrädern hat Riggenbach
bei einer kleinen Lokomotive zur Ausführung gebracht,
welche in den Laufener Steinbrüchen im Dienst ist.
Abb. 8.
Cotte... 2-18.
ULLUU
Lokomotive der Steinbruchbahn in Laufen.
Die Lokomotive besitzt aufser den Haupttragrädern,
welche von den beiden aufsen liegenden Cylindern
unmittelbar angetrieben werden, noch zwei Hilfstrag-
räder, welche in einem besonderen Rahmen gelagert
sind.
Die Achse des hinteren Haupttragrades trägt ein
fest aufgekeiltes Zahnrad. |
Solange nun die Lokomotive auf gewöhnlichen
Schienen läuft, sind die Trieb- und Kuppelräder allein
in Berührung mit den Schienen, während die Hilfstrag-
rider in ihren Lagern frei hängen bleiben.
Bei Beginn der Steigung fahren die Hilfstragräder
auf die etwas überhöhten Ilülfsschienen auf und zugleich
greift das Zahnrad in die Zahnstange. Die Haupttrag-
räder drehen sich dabei frei in der Luft und wirken
nur als Kurbelscheiben. Die Spurweite der Aufseren
Räder beträgt 850 mm, die der inneren 700 mm.
Die Lokomotive gehört zur Gattung 2 und hat
den Vortheil, dafs sie ohne anzuhalten von der
10, Ann. industr. 1883, Il, S. 106.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. August 1903.]
Reibungsstrecke auf die Zahnradstrecke über-
gehen kann und dafs auf letzterer ein Gleiten
der Reibungsräder nicht stattfindet. Die natür-
liche Reibung ist jedoch überhaupt auf der Zahn-
stangenstrecke nicht ausgenutzt und aufser-
dem ist der ganze Bau der Lokomotive, deren
Rader auf 3 in verschiedenen Höhen liegenden
Schienen laufen, so verwickelt, dafs derselbe
bei keiner anderen Lokomotive wieder ausge-
führt ist.
6. Lokomotive der Bahn von der Lahn nach
der Grube Friedrichssegen!!) (Abb. 9).
a) Bahnlinie.
Die von der Grube Friedrichssegen bei Oberlahn-
stein nach dem Lahnufer gebaute schmalspurige Eisen-
bahn für Reibungs- und Zahnradbetrieb dient zur Be-
förderung der in der Grube gewonnenen Blei- und
Silbererze, welche behufs Verhüttung zu Schiff weiter
gehen sollen.
Die Länge der Bahnlinie beträgt 2,5 km, wovon
0,6 km mit Zahnstange (Bauart Riggenbach) versehen
sind. Die stärkste Steigung beträgt auf der Reibungs-
strecke 50%, auf der Zahnradstrecke 100%o. Die
kleinste Krümmung besitzt auf der Reibungsstrecke
einen Halbmesser von 40 m, auf der Zahnradstrecke
einen Halbmesser von 145 m.
b) Lokomotive.
Die Lokomotive wurde nach den Plänen Riggen-
bachs in der Hauptwerkstatt Olten (Schweiz. Centr.-
Bahn.) gebaut. Sie ist eine zweiachsige Tendermaschine
mit wagerecht liegenden Kessel.
Triebwerk.
Die beiden aufsen liegenden Cylinder treiben cine
Zwischenwelle an, welche die Arbeit mittels zwei
symmetrisch zur Längsachse der Maschine angeordneten
Zahnräderpaaren auf die Haupttriebwelle überträgt. Diese
Haupttriebwelle trägt in der Mitte das in die Zahnstange
eingreifende Triebrad und ist mit den Reibungsrädern
durch Kuppelstangen verbunden.
Der Dampf wird aus dem auf dem vorderen Theil
des Langkessels befindlichen Dom entnommen; zwischen
diesem und dem über der Freuerbüchse angebrachten
Ventilkopf ist aufserhalb des Kessels ein Rohr ein-
geschaltet, welches dem Dampf beständigen Kreislauf `
gestattet, auch wenn die Feuerbüchse auf der Steigung
der Bahn ganz mit Wasser gefüllt ist. Ein Mitreifsen
von Wasser wird nur bei Fahrt mit voller Steuerung
und nicht genügender Dampfspannung bemerkbar.
Bremsen.
An Bremseinrichtungen besitzt die Maschine die
Riggenbach’sche Luftbremse und eine Bandbremse,
welche auf zwei besondere Bremsscheiben auf der
Zwischenwelle wirkt.
Die Hauptabmessungen und wesentlichen Ver-
hältnisse der Maschine sind die folgenden:
Cylinder-Durchmesser . 240 mm
Hub. E en ee ee . 450 ,
Reibungsrad-Durchmesser . . 70 ,
Zahnrad-Durchmesser . 164 „
Uebersetzung . 23:40
Radstand . . 1850 mm
Spurweite ....... 1000
Kessel, innerer Durchmesser : 162
Lange zwischen den Rohrwanden. 1980 ,
Innere Breite der Feuerkiste . 662 „
Innere Länge der Feuerkiste 932 „
Heizrohre:
Anzahl 1S
Durchmesser 41/45 mm
Direkte Heizflache 3,9 m?
Indirekte Heizflache . oe. Ce a
Gesammte Heizflache . . . ... 25 „
Rostflache . .......~. ~~. 062 „
il) Z.d. V. 1882, S. 169. — Organ Supp. VIII, 1882, S. 138.
[15. August 1903.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [No. 628.] 13
Dampfüberdruck . . . . . 9 atm
Länge der Lokomotive . . 5230 mm
Breite. . . .... . . 1800 „
Höhe . . . ©... 3100 ,
Gewicht im Dienst .. . 2. “PES
Gewicht leer . . . . . . 100,
Leistung.
Die Maschine ist im Stande, auf den
Reibungs- und Zahnradstrecken einen Zug von
10t Gewicht mit einer Geschwindigkeit von
li km/Std. zu Berg und einen solchen von
18 bei mindestens 2 gebremsten Wagen zu
Thal zu führen.
Die Fahrt der Lokomotive geht auf den
Zahnradstrecken mit gröfster Sicherheit, auf
den Reibungsstrecken jedoch, auf welchen
vorübergehend Steigungen 1:16 vorkommen,
bei feuchter Witterung vielfach nur unter Sn EEN
Schwierigkeiten von Statten.
Der zu LU, angenommene Reibungs-
Koeffizient erweist sich damit als ent-
schieden zu hoch; bei Versuchen ergab sich
derselbe zu !/ıo bis "u.
Diese Werthe kommen bei Industrie-
bahnen häufig vor, da wegen des
feinen Staubes die Schienen schlecht
trocknen.
Gleiche Werthe fand man in Wasser-
alfingen (Vs bei trockenen, !/ıs bei feuchten Schienen).
Da der Durchmesser der Reibungsräder um 6 mm
gröfser als der Theilkreisdurchmesser des Zahnrades
ist, so haben die ersteren das Bestreben, dem Zahnrade
vorzueilen, sodafs auf den Zahnstangenstrecken die
Maschine theilweise als Reibungsmaschine wirkt und
die Zahnstange entlastet.
Der Bau der Lokomotive hat sich, abgeschen von
den im System selbst begründeten Nachtheilen, zur
Zufriedenheit bewährt.
|
|
Abb. 9.
|
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—1
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i
i
Lokomotive der Grubenbahn in Friedrichssegen.
Rechnerische Werthe:
1. Z = 3200 H
2 N — 130 6. G 7 a
3. n — 221 i Z P
a H 22
H 8 cn
E e
5. RT 40,3
Durch Erhöhung von a und Anwendung grofsen
Rostes ist eine sehr hohe Leistungsfähigkeit des Kessels
erreicht. (Forts. folgt.)
Untersuchungen über telephonische Fernleitungen Pupinschen Systems.
(Mit 8 Abbildungen.)
Es ist allgemein bekannt, dafs man bisher nür
über beschränkte Entfernungen eine telephonische Ver-
ständigung erzielen konnte, bei Fernleitungen, d. h. bei
Fernsprechleitungen, die als blanke Leitungen durch
die Luft gezogen sind, ist diese Entfernung immerhin
recht beträchtlich, insofern man beispielsweise seit einiger
Zeit zwischen Berlin und Paris, d. i. auf eine Entfernung
von 1186 km, neuerdings auch auf die noch bedeutend
längere Strecke Paris--Rom (1593 km) Telephonbetrieb
eingerichtet hat. Freilich ist der dabei benutzte Draht
ziemlich kostspielig, insofern die als Doppelleitung
montierte Linie einen Bronzeleiter von 5 mm Durch-
messer aufweist. Bei Kabeln hörte jedoch die technische
Verständigung selbst bei Verwendung eines Kupferleiters
von 2 mm Durchmesser schon bei etwa 50 km auf, da
in den Kabeln die Kapazität eine erheblich gröfsere
ist als in Freileitungen und da aufserdem mit dem
wachsenden Querschnitt der Kupferleiter auch die Durch-
messer der Kabel und damit die Materialkosten aufser-
ordentlich schnell anwachsen.
Ein in der „Elektrotechnischen Zeitschrift“ kürzlich
veröffentlichter Aufsatz der Herren Dr. F. Dolezalek
und Dr. A. Ebeling eröffnet nun in dieser Hinsicht
die weitesten Ausblicke auf eine ganz neue Aera des
Fernsprechwesens. Wir erfahren daraus, dafs durch
die Bemühungen von Siemens & Halske eine in
Amerika gemachte Erfindung in der praktischen An-
wendung zu Resultaten geführt hat, welche zu den
schönsten Hoffnungen berechtigen. Um das Prinzip
dieser Erfindung und das Wesen ihrer praktischen
Nutzbarmachung zu erläutern, scien zunächst die fol-
genden Betrachtungen vorausgeschickt.
Der Grund, weshalb man bisher durch Freileitungen
über nicht viel mehr als höchstens 1200—1600 km,
durch Kabel gar nur auf etwa 50 km Entfernung zu
telephonieren vermochte, lag in der durch die Kapazität
Abb. 1.
der Leitung bedingten, erheblichen Abschwächung der
übertragenen elektrischen Energie, von welcher stets
ein gewisser Bruchteil in Joulesche Wärme umgesetzt
wird und so für die praktische Verwertung verloren
geht. Die Verminderung der Energie besteht in einer
14 [No. 628.)
Verringerung der Amplitude der übertragenen elek-
trischen Schwingungen, die ihrerseits wieder in einer
entsprechend starken Abdämpfung der Sprachtöne ihren
sinnlich wahrnehmbaren Ausdruck findet. Wird dieLänge
der Leitung zu grofs, so wird die Abdämpfung der elek-
Abb. 2.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
i
[15. August 1903.]
Bruch, in dem Widerstand und Kapazität im Zähler,
die Selbstinduktion im Nenner stehen. Man vermag
also die Dämpfung zu verringern, indem man entweder
die Werte für Widerstand und Kapazität herabmindert
oder die Selbstinduktion der Leitung erhöht. Bisher
beschränkte man sich für praktische Zwecke lediglich
auf die Herabsetzung von Widerstand und Kapazität.
Demgemäfs richtete man sein Augenmerk einerseits auf
eine möglichst grofse, rationell noch zu billigende Ver-
grofserung des Querschnitts der Leiter, andererseits
— im Kabel — auf eine möglichst viel Luft enthaltende
Isolirschicht um die ganze Länge der Kupferader, deren
Erreichung speziell dadurch möglich wurde, dafs man
eine Hohlbespinnung der Kupferleiter mit Papier an-
wendete.
Die durch solche Hilfsmittel errungenen Erfolge auf
dem Gebiete der Sprachverbesserung hielten sich in
bescheidenen Grenzen, und auf diesem Wege konnte
man nicht weiter gelangen, als es bisher schon ge-
schehen war. Man mufste sich also, um weiter vor-
warts zu kommen, nach anderen Wegen umsehen.
Dafs man durch Vergröfserung der Selbstinduktion
gleichfalls die Dämpfung herabdrücken könne, wufste
man schon seit einigen Jahren, und besonders Heaviside
und Silvanus P. Thompson haben dies bereits klar aus-
gesprochen, indem sie darauf hinwiesen, dafs man Selbst-
induktionsspulen in die Linien einschalten solle, jedoch
fehlte die Frkeinins, wie diese Spulen eingeschaltet
werden sollten.
Diese Frage hat nun Pupin sowohl in theoretischer
wie praktischer Hinsicht genial gelöst. Er wies theo-
retisch nach, dafs die Selbstinduktion in bestimniter
Gesetzmäfsigkeit in der Linie angeordnet werden
müsse, und zwar derartig, dafs diese Verteilung zu der
Wellenlänge der elektrischen Wellen, die über den
Leiter fortgepflanzt werden sollen, in einer bestimmten
Beziehung stehen mufs. Bei den von der menschlichen
Stimme erzeugten Wellen genügt es, diese Verteilung
für die höchsten, mafsgebenden Schwingungen vor-
Abb. 3.
trischen Wellen und damit die Abdämpfung der Sprache
so bedeutend, dafs jede Verständigung unmöglich ist.
Um diese Dämpfung zu verringern, gibt es ver-
schiedene Wege. Die Stärke der Schwingungs-Dämpfung
wird bestimmt durch Widerstand, Kapazität und Selbst-
induktion der Leitung und ist darstellbar durch einen
—
zunehmen, fiir die geringeren Schwingungen ist dann der
Forderung sachgemäfser Verteilung von selbst genügt.
Das allgemeine Gesetz lautet, dafs die Verteilung der-
artig sein mufs, dafs der Abstand zweier benachbarter
Spulen einen Bruchteil der Wellenlänge betragen mufs,
die über den Leiter fortgepflanzt werden soll.
[15. August 1903.)
Die Firma Siemens & Halske A. G., welche die
hohe Bedeutung der Pupin’schen Entdeckung erkannte,
erwarb die Patente Pupins für ganz Europa, nachdem
sie sich durch sehr gründliche Versuche im Laboratorium
und in der Praxis von den aufserordentlichen Vorzügen
der Pupin-Telephonie, ihrer unbedingten Zuverlässigkeit
und grolsen Entwickelungsfähigkeit überzeugt hatte.
Nachdem man durch umfangreiche Laboratoriums-
versuche die nötigen Vorerfahrungen gesammelt hatte,
wurde von Siemens & Halske gemeinsam mit der
Deutschen Reichspost, welche der Erfindung weitgchen-
des Interesse entgegenbrachte, das System zunächst an
bestehenden Fernsprechverbindungen erprobt.
Man wählte zunächst eine der
längsten in Deutschland vorhandenen
Fernsprech - Kabelverbindungen, um
die ncue Erfindung praktisch zu er-
proben, das Kabel Berlin—Potsdanı,
das im Jahre 1898 von Siemens &
Halske geliefert und verlegt worden
war. Es ist dies ein 32,5 km langes, 3
direkt in der Erde ‚liegendes, armirtes
Kabel mit 28 je I mm starken Doppel-
adern. Von diesen 28 Fernsprech-
kreisen wurden 14 nach dem Pupin-
System mit geeigneten Selbstinduk-
tionsspulen ausgerüstet, von denen je 2
eine auf 1300 m Entfernung in die
Doppelleitungen eingeschaltet wurde.
Abb. | zeigt einen geöffneten Kasten
mit einmontirten Spulen, Abb. 2 den
gleichen Kasten in die Erde cinge- 1
bettet während der Montage, Abb. 3
ein Momentbild während der Arbeiten
am Kabel. Die 14 anderen Adcrnpaare
wurden zunächst im bisherigen Zu-
stande belassen, um ein Vergleichen
der alten und der neuen Anordnung
zu ermöglichen. Durch Hintereinander-
schalten einzelner Adernpaare konnte
man die Entfernung, auf welche die
Sprache übertragen wurde, auf ein
Vielfaches der ursprünglichen Ent-
fernung von 32,5 km erhöhen. Der
Unterschied war geradezu verblüffend,
denn es zeigte sich z. B., dafs die 3 |
Sprachlautheit bei 5 hintereinanderge-
‚schalteten Adernpaaren mit Spulenaus-
rüstung, also auf eine Entfernung von
5x 32,5 = 1625 km noch dieselbe
war, wie bei einem einzigen Adern-
paar ohne Spulenausrüstung, d. h. auf 2
32,5 km bei Anwendung der bisherigen
Methode.
Als man cine solche mit Spulen
belastete Kabellinie mit einer gleich
langen Bronze - Freileitungslinie von
2 mm Durchmesser verglich, erhielt
man nahezu gleiche Lautstärke, d. h.
nıan konnte durch Einschalten solcher
Pupinspulen eine Kabelleitung von
l mm Durchmesser einer Freileitung
von 2 mm Durchmesser oder von dem
vierfachen Querschnitt und der vier-
fachen Leitungsfähigkeit gleichwertig machen.
Diese Resultate konnten auch durch dynamometrische
Messungen bestätigt werden, welche an diesem Kabel
vorgenommen wurden. In Abb. 4 und 5 ist der Strom-
verlauf für einen Wechselstrom von 900 bezw. 400
Perioden in der Sekunde aufgetragen, wie er sowohl
an dem mit Pupinspulen belasteten wie unbelasteten
Kabel durch Messung festgestellt wurde. Die Abscissen
stellen die Linienlänge in Kilometern, die Ordinaten
die ankommenden Stromstärken dar. Man erkennt aus
der graphischen Darstellung für den Wechselstrom von
900 Perioden, dafs die mit Spulen belastete Linie bei
32,5 km etwa den 7 fachen Betrag der unbelasteten Linie
an Strom hindurchläfst; bei 97,5 km ist dieses Ver-
hältnis bereits auf das 48 fache gestiegen. Andererseits
sieht man, dafs die Ordinate der belasteten Linie bei
{| lee
| Bis
N ei
ans aD
os”
A
ws
=
=
m
A
d
0
e
d
ge,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
E
>
(No. 628.) 15
160 km nahe den gleichen Wert wie diejenigen einer
unbelasteten Linie von 32,5 km erreicht.
Nach den aufserordentlich günstigen Resultaten,
welche die Versuche am Berlin—Potsdamer Kabel er-
geben hatten, ging man zu einer Erprobung des Pupin-
Systems an Freileitungen über, und zwar wählte man
zu diesem Zweck zunächst eine zwischen Berlin und
Magdeburg vorhandene 150 km lange Linie von 2 min
starkem Bronzedraht, welche dem Fernsprech-Verkehr
der verschiedenen Ortschaften zwischen diesen beiden
Städten dient. Mit dieser Linie konnte eine zweite
Bronzeleitung von 3 mm Durchmesser und etwa 180 km
Länge verglichen werden, welche den direkten Verkehr
Abb. 4.
150
=
S
zwischen Berlin und Magdeburg vermittelt. Die Linien
wurden einmal verglichen, che die 2 mm starke Linie
mit Selbstinduktionsspulen belastet war, und cin zweites
Mal, nachdem die Ausrüstung mit Pupinspulen erfolgt
war, von denen Je cine auf 4000 m Abstand angebracht
wurde. Im ersteren Falle ergab die 3 mm starke
Linie, wie zu erwarten war, eine gröfsere Lautheit
der Sprache als die 2 mm - Leitung, im zweiten Falle
war die nunmehr belastete 2 mm-Leitung nicht unbe-
trächtlich lauter als die 3 mm-Linie. Abb. 6 zeigt
die Anbringung der Spulen auf den Isolatoren der
Freileitung.
Die Montage der Spulen war verhältnismäfsig cin-
fach, da ja der Abstand der Spulen immerhin grofls war.
Es ist nicht ohne Interesse, dafs durch das Einschalten
der Spulen in die Freileitung nicht die geringste Iso-
250 Am Schleifenlänge
16 (No, 628.]
lationsveränderung hervorgerufen ist, da die Spulen auf
den Isolatoren selbst montiert sind.
Es wurden nun, um die Theorie Pupins zu prüfen,
im Laboratorium von Siemens & Halske Versuche dar-
über angestellt, welchen Einflufs die Verteilung der
Selbstinduktion auf die Resultate hat. Diese Versuche
wurden zunächst auch wieder mit den normalen Telephon-
apparaten angestellt, indem man festlegte, welchen Ein-
Abb. 6.
Nufs diese Verteilung auf die ankommende Sprache
besitzt. Hierbei stellte sich heraus, dafs, wenn man
sich der von der Theorie Pupins geforderten Grenze
der Verteilung der Selbstinduktion nähert, die Sprache
immer unverständlicher wird, und dafs sie ganz un-
deutlich wird, wenn man über diese Grenze hinausgeht.
Dabei bleibt die Lautstärke der hindurchgehenden
Schwingungen verhältnismäfsig grofs.
Auch messende Versuche wurden wiederum aus-
geführt, indem man Wechselströme bestimmter Schwin-
gungszahl und zwar von 400, 600 und 980 Perioden
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. August 1903.]
durch ein Kabel von 0,8 mm starkem Kupferleiter und
etwa 30 km Lange hindurchsandte und feststellte, welcher
Anteil der Stromstärke des hineingesandten Stromes am
Ende ankam. Das Resultat ist aus Abb. 7 und 8 zu
entnehmen, wo für die oben angegebenen Periodenzahlen
der Verlauf für verschiedene Verteilung der Spulen auf
die Wellenlänge angegeben ist. Es ergibt sich das
mit der Theorie in Einklang befindliche Resultat, dafs
bei etwa 2 Spulen auf die Wellenlänge die Schwingungen
nicht mehr durch das Kabel hindurchgehen, sondern
reflektiert werden. Ein Kontrollversuch, bei dem an
Stelle des am Ende der Linie befindlichen Dynamo-
meters ein Telephon eingeschaltet wurde, ergab das
bemerkenswerte Resultat, dafs, entsprechend der Theorie
und den vorstehenden Angaben, von dem in die Linie
gesandten Ton nicht das Geringste mehr zu hören war,
wenn weniger als zwei Spulen auf die Wellenlänge
eingeschaltet waren.
Die Ergebnisse der Versuche, welche Siemens &
Halske mit dem Pupin-System angestellt haben, sind
also die denkbar günstigsten.
Dafs auf bereits bestehenden Fernsprechleitungen,
die hinsichtlich ihrer Sprechverständigung zu wünschen
übrig lassen, die Einschaltung von Pupin-Spulen dem
Ücbelstand sofort Abhilfe schaffen und die Sprachlautheit
auf den 4- bis 5fachen Wert steigern kann, sei nur
nebenbei bemerkt. Die wahrhaft
epochemachenden, weiteren Vor-
teile, welche die Erfindung dar-
bietet, sind anderswo zu suchen:
sie sind teils ökonomischer Natur,
indem die verhältnismäfsig wenig
kostspielige Einschaltung der Spulen
gestattet, auf gleiche Strecken wie
bisher eine wesentlich dünnere
und somit auch entsprechend viel
billigere Freileitung anzuwenden,
teils sind sie allgemein verkehrs-
fördernder Art, indem man fortan
ohne Schwierigkeit in der Lage sein
wird, zwischen irgend welchen be-
liebigen Orten Europas einen Tele-
phonverkehr herzustellen, sobald
sich ein Verlangen darnach geltend
macht. Stellte bisher die Linie
Berlin — Paris, eine 5 mm starke
Freileitung mit 1186 km Länge, die
längste Fernsprechverbindung in
Europa dar, so wird man künftig,
wenn ein Bedürfnis dazu vorliegt,
durch gleich dicke Bronzedrähte auf
5000 — 6000 km Entfernung tele-
phonieren können. Es sind dies
aber Entfernungen, welche von jeder
beliebigen deutschen Stadt weit
hineinreichen in die Nachbarkonti-
nente Asien und Afrika; praktisch
brauchbare Fernsprechverbindungen
zwischen Deutschland, Egypten oder
Algerien, ja noch darüber hinaus,
würden irgend welchen tech-
nischen Schwierigkeiten bei der
Herstellung nicht mehr begegnen.
Sollte sich daher die Ueberzeugung
herausbilden, dafs derartig grofse,
kostspielige Anlagen sich rentieren
könnten (was einstweilen durchaus
unwahrscheinlich ist), so steht der
praktischen Verwirklichung so weit-
schauender Ideen nichts mehr im Wege.
Jedenfalls rückt mit der Erfindung Pupins ein Fern-
sprechverkehr zwischen allen beliebigen lHauptorten
Europas nicht nur in den Bereich der Möglichkeit,
sondern dürfte in nicht allzu ferner Zeit vollendete
Tatsache geworden sein.
Die telephonische Verständigung durch Kabel wird
man voraussichtlich fortan bis auf 300 bis 500 km
Entfernung ermöglichen können. Dies ist nicht ohne
Bedeutung, weil interurbane Gespräche im Sommer
dauernd unter Gewitterstörungen leiden, was bei Be-
(15. August 1903.)
nutzung von Kabeln ausgeschlossen ist. Darüber hin-
aus wird man jedoch einstweilen kaum gehen können.
Ein Telephonieren über den atlantischen Ocean
hinweg, an das man natürlich in erster Linie denken
wird, ist daher, nach dem heutigen Stande der Versuche
zu urteilen, vorläufig noch nicht zu erzielen, denn hierfür
ist man natürlich ausschliefslich auf Kabel angewiesen.
Aber selbst, wenn nicht schon allein die grofse Ent-
fernung die Benutzung von Seekabeln mit Pupinaus-
rüstung bis auf weiteres unmöglich machte, so würden
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
|
(No, 628.] 17
doch die sehr bedeutenden, vorläufig noch gar nicht
abzumessenden technischen Schwierigkeiten, ein langes
Kabel mit Spulenausrüstung in ein Meer von gröfserer
Tiefe zu versenken, jedem dahin zielenden Bestreben
— wenigstens vorläufig — recht bedeutende Hindernisse
in den Weg legen; immerhin ist die Möglichkeit, zwischen
Europa und Amerika telephonisch zu verkehren, mit
der Pupinschen Erfindung erheblich näher gerückt als
bisher, und die Verwirklichung der Idee dürfte wohl
dereinst erreicht werden.
Gebrauch von Graphit bei Luftdruck-Bremsapparaten.
(Versuche a. d. Purdue University, Lafayetie Ind. Ver. St. A.)
(Mit 2 Abbildungen.)
Die in dem folgenden gegebenen Resultate wurden
durch Experimente erhalten, welche von den Herren
T. W. Newburn und C. B. Veal Ende des Jahres 1902
zum Zwecke einer Prüfungsarbeit zur Erhaltung des
Ingenieurgrades an der „Purdue Universität Lafayette
Ind. V.S. A.“ ausgeführt wurden.
Zum Zwecke dieser Versuche wurde die Luftdruck-
bremsen-Prüfungsvorrichtung des „Master Car Builder
Association“ verwendet; Abb. lu. 2 zeigt eine Ansicht
dieser Einrichtung. Abb. 1 zeigt die Dreiweg-Ventile
und Abb. 2 die Ansicht der Druckcylinder. Diese Ein-
richtung, welche sich in dem Laboratorium der Purdue
Universität befindet, umfafst eine komplette Luftdruck-
bremsen-Ausrüstung für zwei Eisenbahnzüge von je
fünfzig Wagen. Alle Rohre, Ventile
und Zubehörteile, welche zu einer nor-
malen Luftdruckbremsen - Ausrüstung
für einen Eisenbahnzug gehören, haben
ihren Platz auf diesem Gestell ge-
funden. Diese Ausrüstung war seiner
Zeit entworfen worden zum Zwecke
der Bestimmung der Wirkung von
Dreiweg - Ventilen bei Frachtwagen,
welche von einer Strecke auf cine
andere umgesetzt werden müssen, und
wird auch jetzt hauptsächlich für diesen
Zweck gebraucht. Ausfer anderem ent-
halt die Vorrichtung noch alle notwen-
digen Apparate, un die genaue Zeit zu
bestimmen, bei der die Bremsen in
Wirkung treten.
Der Apparat für die Betätigung des
ganzen Systems ist das Dreiweg-Ventil,
wovon für jeden Wagen eines vorge-
schen ist. Dieses Dreiweg-Ventil ge-
stattet bei einer durch den Maschinisten
verursachten Verminderung des Druckes
in dem Rohrsystem des Zuges das Ein-
treten der Luft aus dem Hlilfscylinder
in den Bremscylinder und betätigt da-
durch die Bremse. Dasselbe Dreiweg-
Ventil verursacht, indem es auf eine
Erhöhung des Druckes in den Rohr-
leitungen reagiert, das Entleeren des
Bremscylinders und stellt beim Lösen
der Bremse die Verbindung zwischen
dem Hilfsreservoir und der Rohr-
leitung des Zuges wieder her. Der Mechanismus dieser
Dreiweg -Ventile ist naturgemäfs sehr ara
und müssen die Ventile sorgfältig eingeschliffen sein.
Die der Abnützung unterworfenen Teile bestehen aus
Messing und da der auf die Reibungsfläche ausgeübte
Druck nur leicht ist, so wurden alle Bedingungen für
die Anwendung von Graphit als Schmiermittel als
günstig gegeben erachtet.
Allen, die je mit Luftdruckbremsen zu tun gehabt
haben, dürfte zur Genüge bekannt sein, dafs die Bremsen
einer gewissen Anzahl von Wagen eines Zuges aufser
Tätigkeit gesetzt werden können, ohne dadurch die
Wirksamkeit der in Funktion bleibenden Bremsen
irgendwie zu stören. Wenn jedoch eine zu grolse
Zahl von Bremsen aufser Tätigkeit gesetzt wird, oder
wenn die ausgeschalteten Bremsen zu dicht beisammen
liegen, ist es unmöglich, eine momentane Betätigung
derjenigen Bremsen zu erzielen, welche, ;von der
Maschine aus gerechnet, hinter der ausgeschalteten
Gruppe liegen. Zum Beispiel wurde bei der zur Ver-
wendung gelangten Prüfvorrichtung gefunden, dafs,
wenn die Dreiweg-Ventile mit Vaseline geschmiert sind,
in einem Zuge mit dreifsig Wagen immer abwechselnd
Gruppen von zwei Bremsen abgeschaltet werden können,
ohne die exakte Wirkungsweise der im Betrieb ge-
bliebenen Bremsen zu stören. Wenn die Ventile in
gutem Zustande sind und wenn man die drei direkt
hinter der Maschine liegenden im Betriebe läfst, so
Abb. 1.
Ansicht der Dreiweg-Ventile.
kann man abwechselnd sogar je Gruppen von drei
Ventilen ausschalten. Dieser schwierige Versuch führte
dazu, den Wert von Graphit als Schmiermittel zu
prüfen.
Das Vorgehen, nach dem die in Frage stehenden
Versuche ausgeführt wurden, bestand darin, gewisse
wohl bestimmte Gruppen der Bremsen abzuschalten
und dann jeweils den Bremsmechanismus in Tätigkeit
zu Setzen; hierauf wurden eine oder zwei weitere
Bremsen abgeschaltet und dann die Bremswirkung der
ganzen Vorrichtung wieder versucht. Dies Verfahren
wurde solange fortgesetzt, bis schliefslich eine Grenze
gefunden wurde, bei der die Bremsen am Ende des
Zuges in ihrer exakten Wirkungsweise versagten.
718 (No, 628.)
Vor dem Versuch wurden alle Dreiwceg- Ventile
aus dem Gestell herausgenommen, gründlich nachge-
schen, gereinigt und mit weichem Flocken - Graphit
geschmiert und wieder auf das Gestell montiert. Beim
Probieren der Luftpumpe vor dem Versuch zeigte
sich, dafs es unmöglich war, einen höheren Druck als
2,86 Atın. in der Leitung des Zuges zu erreichen, und
dafs an jedem der Ventile des Gestelles ununterbrochen
ein Ausblasen von Luft stattfand. Es wurde angenommen,
dats die Ursache hierfür in dem Vorhandensein von
Graphit zwischen Ventil und Ventilsitz zu suchen war,
was ein Lüften des Ventils” zur Folge hatte. In der
Annahme, dafs durch wenige Betätigungen der Ventile
sich dieselben einschleifen und dadurch das Entweichen
der Luft aufhören würde, wurden die Bremsen wieder-
holte Male in Betrieb gesetzt. Bei dem ersten Versuch
arbeitete nur die der Maschine zunächst liegende Bremse
ordnungsgemäfs; aber nach mehrmaliger Wiederholung
Abb. 2.
Ansicht der Druckcylinder.
des Versuches funktionierten auch die übrigen neun
Bremsen des aus zehn Wagen zusammengesetzten Zuges
zur vollsten Zufriedenheit. Hierauf wurden andere
Bremsen, immer zwei zu zwei hinzugefügt, bis ein Zug
von dreilsig Wagen damit ausgerüstet war, und dies
Verfahren wurde solange fortgesetzt, bis ein Zug mit
fünfzig Wagen mit absoluter Sicherheit gebremst werden
konnte. Diese vorbereitenden Arbeiten schlossen ein
fünfzig bis sechzigmaliges Betätigen derjenigen Bremsen
in sich, die sich am vordersten Ende des Zuges befanden,
während die weniger benützten Bremsen nicht weniger
als fünfzehn Mal in Funktion gesetzt wurden. Nachdem
so die Ventile dicht gemacht worden waren, wurde der
eigentliche Versuch des Ueberspringens der Ventile
unternommen. Es wurde mit einem Zuge, bestehend
aus fünfzig Wagen, begonnen und dann mit einem aus
dreifsig Wagen bestehenden Zuge operiert, indem immer
unter Ueberspringung von zwei Ventilen die Ventile
abwechselnd in Abteilungen von zwei zu zweien aus-
geschaltet wurden, wobei die beiden Ventile am Anfang
des Zuges entweder aus- oder eingeschaltet sein konnten.
An dem aus dreifsig Wagen bestehenden Zuge gelang
jedoch der Versuch nicht, wenn diese ersten Ventile aus-
geschaltet waren. Mit abwechselnd drei ausgeschalteten
Ventilen, wobei die drei Ventile am Anfang des Zuges
eingeschaltet waren, konnte ein gutes Funktioniren bis
zum sechsten Wagen des aus fünfzig Wagen bestehenden
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. August 1903.)
Zuges crreicht werden, während an dem aus dreifsig
Wagen bestehenden Zuge die Bremsen versagten. Bei
dem Versuch, abwechselnd immer Gruppen von vier Ven-
tilen auszuschalten, wobei die ersten vier am Anfang des
Zuges eingeschaltet waren, traten bei beiden Arten von
Zügen nur die ersten vier Bremsen richtig in Tätigkeit.
Wiederholte Versuche erwiesen, dafs mit Sicherheit an
irgend einer Stelle des Zuges und mit den beiden Arten
von Zügen immer zwei aufeinander folgende Bremsen
ausgeschaltet werden konnten. Drei Wagen konnten
übersprungen werden unter fünfzig, zwei unter dreifsig
und einer unter fünfzehn. Die Aufzeichnungen, die im
Verlaufe dieser Arbeiten gemacht wurden, sind sehr
umfangreich und es würde zu weit führen, dieselben
im Einzelnen wiederzugeben. Ein sorgfältiges Studium
der erhaltenen Daten ergibt, dafs die Ventile unter den
Versuchsbedingungen weniger empfindlich sind als unter
normalen Verhältnissen; die mit Graphit geschmierten
Ventile sprechen, wie die Zeittabellen
zeigen, langsamer an als unter normalen
Verhältnissen. Z. B. der Zeitraum
zwischen dem Infunktiontreten der
Bremse des ersten Wagens und dem
des letzten in einem aus fünfzig Wagen
bestehenden Zuge war Alix Sekunde
länger bei Verwendung von Graphit als
Schmiermittel an Stelle des gewöhnlich
angewandten Vaselins. . Die diesbezüg-
lichen Daten sind in der folgenden
Tabelle angegeben:
Graphit Vaseline
Sekunden zwischen dem
Intätigkeittreten der
Bremse des ersten
Wagens und der des
letzten in einem aus
25 Wagen bestehen-
den Zuge 13,5 12
desgl. bei einem aus
50 Wagen bestehen-
den Zuge 28,9 25
Nach Beendigung der Versuche mit
Graphit, laut obiger Beschreibung,
wurden die Ventile wieder auseinander
genommen. Dabei stellte sich heraus,
dafs bei einigen der Ventile der Ventil-
kegel so fest im Ventilsitz safs, dafs
es nur mit Hilfe eines langen Hebels
möglich war, den Ventilkegel zu be-
wegen. Die gewöhnliche Bewegungs-
freiheit, die verschiedene Teile der
Ventile charakterisiert, war in vielen Fällen ganz
und gar verloren gegangen. In keinem der Ventile
konnte irgend ein Anzeichen von Beschädigung ent-
deckt werden und nirgends wurde ein Ueberschufs von
Graphit vorgefunden. Die verschiedenen Teile der
zerlegten Ventile wurden nun sorgfältig mit Vaseline
eingefettet, dann wieder zusammengesetzt und wieder
auf dem Gestell montiert. Die Versuche, wie sie in
oben beschriebener Weise mit Graphit gemacht worden
waren, wurden nun wiederholt, wobei sich herausstellte,
dafs die Betätigung der Ventile jetzt exakter und
schneller erfolgte, als dies je zuvor der Fall gewesen
war. Die Aufzeichnungen zeigen, dafs die Versuche
des Ueberspringens günstigere Resultate ergaben als
mit den vorher geprüften Materialien.
Die wichtigen Schlüsse, die aus diesem Versuch
gezogen werden können, lassen sich kurz in Folgendem
zusammenfassen: 1. Graphit allein ist kein hinreichendes
Schmiermittel für Dreiweg-Ventile. 2. Wenn die
arbeitenden Flächen erst mit Graphit eingerieben und
hierauf gründlich mit Vaseline geschmiert werden, er-
folgt die Betätigung der Ventile schneller und präziser
als mit Vaseline allein und zwar in Folge der An-
wendung von Graphit. 3. Die Gegenwart von Graphit
auf der Metalloberfliche der Ventile, die normal mit
Vaseline geschmiert werden, beeinflufst das gute
Arbeiten derselben in besonders günstiger Weise.
[15. August 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 628.) 79
Beiträge zur Lehre von der Patentfähigkeit.
Von Professor Dr. jur. Oscar Schanze in Dresden.
(Fortsetzung von Seite 61.)
If.
Wie denkt Kohler über die Neuheit?
„Die Erfindung, sagt er,°’) ist eine Schöpfung; jede
Schöpfung ist original d. h. etwas durch eigene Geistes-
kraft Hervorgebrachtes, nicht von anderer Seite Ent-
lehntes. Die Erfindung ist eine Menschenschöpfung,
sie setzt also voraus, dafs das Erfundene nicht bereits
durch die Natur gegeben ist.
Dagegen schlietst der Begriff der Erfindung nicht
aus, dafs das Erfundene schon von anderer Seite
erfunden wurde; es schliefst nicht aus, dafs es
bereits bekannt war; eine Erfindung ist nicht notwendig
eine neue Erfindung.
Wohl aber ist die Neuheit der Erfindung Bedingung
der Patenterlangung; nur der hat ein Postulat auf
Alleinrecht, der etwas geschaffen hat, was bisher in
der Menschheit oder mindestens in der für das Recht
in Betracht kommenden Kultursphäre noch nicht vor-
handen war; denn es ist ein Hauptprinzip des Erfinder-
rechts, dafs der Erfinder der Kultur nichts entziehen
soll, was sie bereits hat, sondern sich lediglich etwas
vorbehalten darf, was die Menschheit noch nicht hat
und was bestimmt ist, mit der Zeit an die Menschheit
zu fallen.
Der Begriff der Neuheit ist daher so zu fassen:
neu ist, was der Kultursphäre, die für unser Recht
mafsgebend ist, noch nicht zu Gebote steht, sondern
erst durch den Erfinder dieser Kultursphäre zugänglich
gemacht wird.
Eines ist hierbei zu bemerken. Soeben sind wir
von dem gewöhnlichen Falle ausgegangen, dafs die
Erfindung bereits von einem Anderen gemacht ist;
dies ist nicht unbedingt nötig; es braucht sich nicht
Erfindung und Erfindung gegenüber zu stehen. — —
Vergleicht man das Produkt mit dem bereits Vor-
handenen, so kann man von völliger oder teilweiser
Neuheit des Produktes sprechen, und es steht ja nichts
im Wege, darnach das Produkt als mehr oder minder
eigenartig zu bezeichnen. Einen besonderen Eigen-
artigkeitsbegriff neben dem Neuheitsbegriff aber kennt
das Erfinderrecht nicht.“
Damit, meint Kohler, erledigen sich die mehrfachen
Aufstellungen Schanzes®) in dieser Richtung. Ich
gestatte mir nach wie vor abweichender Ansicht zu
sein und halte meine Unterscheidung zwischen Neuheit
und Eigenartigkeit durch die obigen Ausführungen
Kohlers, die ja auf diesen Unterschied mit keinem
Worte näher eingehen, durchaus nicht für erledigt.
Das Problem ist das: Der Erfindungsbegriff schliefst
in gewissem Sinne zweifellos das Element des Neuen
bereits in sich; wie kommt es, dafs das Gesetz neben
der Erfindungseigenschaft die Neuheit noch einmal
besonders fordert? Der Vorwurf der Tautologie mufs
natürlich, wenn irgend möglich vermieden werden.
Kohler sagt: Die Lösung ist so zu finden: Der Er-
findungsbegriff schliefst nur die subjektive Neuheit in
sich, das Gesetz mufs also das für die Patentfähigkeit
unentbehrliche Erfordernis der objektiven Neuheit be-
sonders zum Ausdruck bringen. Ich halte die Aus-
schaltung der objektiven Neuheit aus dem Erfindungs-
begriff für sprachwidrig, die blos subjektive Neuheit
reicht, meine ich, niemals aus, um die Charakterisierung
als Erfindung zu rechtfertigen. Ich unterscheide
zwischen der den Erfindungsbegriff konstituierenden
Eigenartigkeit und der ihn qualifizierenden „Neuheit“.
Meine Ansicht geht dahin:
l. Die Annahme einer Erfindung erfordert, dafs
der durch seinen Ursprung konkretisierte Anmeldungs-
gegenstand objektiv von den bekannten Dingen der
59) S. 178 f.
60) Recht der Erfindungen und Muster S. 10 f, S, 306 ff.
jeweiligen Kultur abweicht, ihnen gegenüber Eigen-
artigkeit aufweist.
2. Damit der durch seinen Ursprung konkretisierte
Anmeldungsgegenstand, der sich als Erfindung aus-
gewiesen hat, patentfähig sei, ist erforderlich, dafs
dieser Anmeldungsgegenstand selbst noch nicht fremden
Personen bekannt gegeben, m. a. W. noch „neu“ ist.
v. Boehmer‘!) stimmt dem zu; er sagt: „Schanze
stellt in wohldurchdachter Weise zwischen der Eigen-
artigkeit und der Neuheit einer Erfindung einen Unter-
schied auf, der sich theoretisch recht gut aufrecht
erhalten läfst.“
Auch Bonne" hält meine Ansicht sachlich für
richtig, er zweifelt nur, ob sie sich in der Praxis des
Patentamtes Anerkennung erringen werde. Ferner
sei auf Gaudry‘®) hingewiesen; er macht meiner Auf-
fassung ein beachtenswertes Zugeständnis, indem er aus-
einanderhält l absence d'identité avec tout objet an-
térieurement connu (d. i. meine Eigenartigkeit) und
(absence de publicité (d. i. meine Neuheit); Gaudry
irrt freilich darin, dafs er beide Arten der absence für
Merkmale der Neuheit ansicht.
Dafs wir in Deutschland Neuheit und Eigenartigkeit
bisher nicht unterschieden haben, dürfte in’ gewissem
Mafse auf französischen Einflufs zurückzuführen sein.
In Frankreich ist der Mangel der Neuheit ganz wie der
der Eigenartigkeit gesetzlich nicht festgelegt, beide sind
ins richterliche Ermessen gestellt, die Verwechselung
ist deshalb praktisch belanglos.°) Allein bei uns in
Deutschland ist wohl der Neuheitsmangel, nicht da-
gegen der Eigenartigkeitsmangel gesetzlich definiert,
und damit wird die Unterscheidung beider Merkmale
auch praktisch bedcutsam. |
Kohler verlangt®)
damit eine Erfindung vorliege, nur: dafs der
Anmeldungsgegenstand individuell schöpferischen Ur-
sprunges sei; 3 |
damit Patentfähigkeit gegeben sei, überdies: dafs
der Anmeldungsgegenstand von den bekannten Dingen
der jeweiligen Kulturwelt abweicht. Ze
Eine Erfindung liegt nach Kohler auch dann vor,
wenn der Anmeldungsgegenstand, der individuell
schöpferischen Ursprungs ist, von den bekannten
Dingen der jeweiligen Kulturwelt nicht abweicht.
Wenn ein einsiedlerischer Sonderling, der nie etwas
vom Telephon gehört hat, dasselbe jetzt von neuem
ersinnt, so liegt nach Kohler eine Erfindung vor.
Diese Ansicht steht in schroffem Widerspruche
mit dem Sprachgebrauche. Staub“) hat Recht, wenn
er sagt: „Wer etwas was allgemein bekannt ist, durch
Millionen Versuche selbst herausgefunden hat, statt
sichs vom Nachbar durch einen Handgriff zeigen zu
61) Offenkundiges Vorbenutztsein von Erfindungen S. 50.
2) Etude de la legislation allemande sur les brevets d'invention,
Paris Nr. 182 ff.
63) De la nouveauté en matiere de brevets d'invention, Paris
(1900) S. 46 ff. '
64) In Frankreich ist das Erfordernis des Erfindungscharakters
so gut wie unentwickelt geblieben; man unterscheidet nicht zwischen
Erfindung und Neuheit, sondern ist der Ansicht, dafs das Erfordernis
der Neuheit das der Erfindung mit umfafst. Bei den Schriftstellern
findet man die Erörterungen, die in ein besonderes Kapitel, die Er-
findung betreffend, gehören, in der Lehre von der Neuheit. Das
französische Gesetz kennt keinen Nichtigkeitsgrund des Erfindungs-
mangels; die französischen Gerichte empfinden keine Lücke, sie
operieren mit dem Gesichtspunkte des Neuhcitsmangels; anders in
Deutschland nach dem alten Gesetze von 1877 und in der Schweiz
nach geltendem Recht, der fehlende Nichtigkeitsgrund des Erfindungs-
mangels wird hier von den Gerichten neben dem Neuheitsmangel durch
Interpretation besonders anerkannt. Vgl. Spiro in der Zeitschrift für
Schweizerisches Recht. Bd. 42 (1901) S. 396.
6) Abgesehen von Erfordernissen, die hier nicht in Betracht
kommen.
Dm Patentrechtliche Erörterungen S, 18.
80 (No. 628.]
lassen, ist im Sprachgebrauch des Lebens kein Erfinder,
sondern ein unglücklicher Tropf, der etwas erfinden
wollte, und nur gefunden hat, was alle schon kannten.
Die objektive Neuheit, die Neuheit für die Allgemeinheit,
von der der Erfinder selbst ein Teil ist, gehört nach
dem Sprachgebrauche zum Worte Erfindung.“ Dem
unglücklichen Tropf soll gewifs die Anerkennung seiner
erfinderischen Befähigung, seiner Erfindsanıkeit, nicht
vorenthalten werden; es mag meinetwegen auch zu-
lässig sein, in Fällen der gedachten Art von einer
Erfindung vom Standpunkte des Urhebers aus zu reden.
Allein darüber kann kein Zweifel obwalten, dafs, wenn
wie im Patentgesetze von Erfindung schlechthin die
Rede ist, immer eine Erfindung gemeint ist, die nicht
blos nach dem Wissensstandpunkte des Urhebers,
sondern objektiv von den bereits bekannten Dingen
abweicht.
Man kann wohl den normalen Umfang des Er-
findungsbegriffes dadurch modifizieren, dafs man erklärt,
der Standpunkt des Urhebers solle mafsgebend sein;
aber niemals hat der Erfindungsbegriff von Haus aus
diese Nuance, so dafs es, wenn der Standpunkt der
Allgemeinheit gemeint ist, einer besonderen Hervor-
hebung dieses Umstandes durch das Epitheton „neu“
bedürfte.
So wenig die Annahme einer Erfindung einerseits
voraussetzt, dafs auch dem Urheber der Fortschritt, die
Ueberraschung seiner Schöpfung zum _ Bewufstsein
gekommen ist, so wenig rechtfertigt andererseits der
Umstand, dafs die Schöpfung blos dem Urheber den
Eindruck ‘ des Fortschrittes und der Ueberraschung
macht, die Annahme einer Erfindung.
Kohler selbst vertritt diese Ansicht dort, wo er
den Unterschied zwischen Erfindung und Konstruktion
darlegt. Kohler sagt:*’) „Konstruktion ist Alles, was
nach dem Stande der Technik kraft der normalen tech-
nischen Hülfsmittel zu erreichen ist; Erfindung ist, was
darüber hinausgeht, und nur durch ein über die tech-
nischen Kenntnisse hinausgehendes Aperçu gefunden
werden kann.“ Dies müfste nunmehr, wenn der Wissens-
standpunkt des Urhebers entscheidet, dahin richtig ge-
stellt werden: Konstruktion ist Alles, was nach dem
Stande der Technik, soweit ihn der Urheber
kannte, kraft der normalen technischen Hülfsmittel,
soweit sie dem Urheber geläufig waren, zu
erreichen ist; Erfindung ist, was darüber hinausgeht
und nur durch ein über die technischen Kenntnisse
des Urhebers hinausgehendes Aperçu gefunden
werden kann. Es wird sich freilich kaum in Abrede
stellen lassen, dafs durch diese Korrektur ein Wider-
spruch in die Definition hineingetragen wird. Denn
die Ausdrücke „Stand der Technik“, „normale technische
Hülfsmittel“ geben klar und deutlich an die Hand, dafs
der anzulegende Mafsstab nicht dem Urheber, sondern
der Allgemeinheit zu entnehmen! ist.
Kohler‘*) sagt weiter, keine Konstruktion, sondern
eine Erfindung liege vor
„a. wenn der Zusammenhang zwischen einer be-
stimmten Aenderung des Mittels und einer bestimmten
Aenderung des Erfolgs bisher nicht bekannt war und
nunmehr diese Aenderungsbeziehung erkannt wird;
b. wenn bei einer bestimmten Art der Ideen-
durchführung neue Schwierigkeiten auftauchen, welche
durch die bekannten Hülfsmittel der Technik noch nicht
zu überwinden sind.“
Käme es nicht auf die objektive, sondern lediglich
auf die subjektive Auffassung an, so wäre auch hier
zu ergänzen, dafs die Unkenntnis dessen, der die Er-
findung für sich in Anspruch nimmt, von dem sonst
allgemein bekannten Zusammenhang oder Hülfsmittel
zur Annahme einer Erfindung ausreiche.
Die oben“) mitgetcilte Definition der Erfindung
im objektiven Sinne, die Kohler gibt, würde korrekt
lauten: Erfindung im objektiven Sinne ist eine zum
technischen Ausdrucke gebrachte Ideenschöpfung des
Menschengeistes, die der Natur eine für den Urheber
67) Vgl. oben bei Note 23.
68) S, 98, S. 100.
©) Vgl. bei Note 3.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. August 1903.]
neue Seite abgewinnt und hierdurch mit Erfolg darauf
abzielt, durch Benutzung von Naturkräften menschliche
Postulate zu erfüllen.
In keiner der Entscheidungen’°) aber, in denen die
Prüfung nach Erfindungscharakter und Neuheit ausein-
ander gehalten wird, ist die Trennung so gemeint, als ob
dort nur vom subjektiven Standpunkte des Erfinders, hier
erst vom objektiven Standpunkte der Allgemeinheit aus-
gegangen werden soll, es ist ganz zweifellos, dafs be-
reits für die Erfindungseigenschaft die Anforderung an
den Anmeldungsgegenstand gestellt wird, dafs er ob-
jektiv von den bekannten Dingen unserer Kulturwelt
abweicht. Und dies entspricht durchaus dem allgemeinen
Sprachgefühl und Sprachgebrauch.
Besonderes Gewicht lege ich schlicfslich auch
darauf, dafs im Geschmacksmustergesetze Neuheit und
Eigenartigkeit vom Gesetzgeber scharf auseinander
gehalten worden sind. Es wäre mir von Wert, die
Gründe zu hören, weshalb diese Annahme nicht zutrifft,
oder aber, weshalb das, was für das Geschmacks-
musterrecht gilt, für das Patentrecht abzulehnen et, "7
Silberschmidt’?) bemerkt: „Die positive Vor-
schrift (über die Neuheit) würde durch die Einfügung
der Eigenartigkeit überflüssig werden; denn »wenn
andere Dinge gleicher Beschaffenheit irgendwie bekannt
geworden sind«, mangelt es ja nach Schanze am Be-
griffe der Erfindung. Dieser Einwand ist unbegründet,
weil neben der Eigenartigkeit immer Neuheit erforder-
lich ist, damit die Patentfähigkeit bejaht werde. Fehlt
es an der Eigenartigkeit, so bedarf es allerdings keiner
Prüfung der Neuheit mehr, um die Patentfähigkeit zu
verneinen, und ebenso kann die Eigenartigkeit dahin-
10) Vgl. mein Recht der Erfindungen und Muster S. 312 f.
Ferner Entscheidungen des Reichsgerichts vom 12. Dezember 1889
und 7. Oktober 1899, Patentblatt 1891 S. 95 u. Blatt für Patent-,
Muster- u. Zeichenwesen. Bd. VI, S. 23.
71) Mein Recht der Erfindungen und der Muster S. 368 f.
Das schweizerische Musterschutzgesetz vom 21. Dezember 1888
bestimmt in Art. 7: „Eine bewerkstelligte Hinterlegung ist als
nichtig zu erklären: 1., wenn die hinterlegten Muster und Modelle
nicht neu sind; wenn sie vor der Hinterlegung in gewerblicher
Weise bekannt geworden sind.“ Diese Vorschrift findet in einer
Entscheidung des Schweizerischen Bundesgerichts vom 6. Juli 1895
folgende Erläuterung: Die in Art. 7 Ziffer 1 und 2 des Bundes-
gesetzes genannten Nichtigkeitsgründe sind keineswegs identisch.
Ziff. 2 bildet nur cine Ausnahme zu der in Ziff. 1 enthaltenen Be-
stimmung. Die Frage, ob die beiden Muster der Beklagten für
Damenhutgeflechte Nr. 8740 und 8840 als neu zu betrachten scien,
hat die Vorinstanz im Gegensatz zur Auflassung der sachverständigen
Zeugen bejaht. Sie stellt fest, dafs die Flechtart cinen wesentlich
andern Charakter hat als bei den bisher bekannten Mustern.
Während nämlich bei dieser die sämtlichen dabei verwendeten
Halme einfach fortlaufend zusammengeflochten werden, wird bei
den Muschelmustern der Beklagten eine quer über die Halme
laufende Strohschnur zur Verbindung verwendet, wodurch die Halme
etwas zusammengezogen und muschelartige Erhöhungen hervor-
gebracht werden. Diese geben dem Geflecht cinen eigenartigen
Charakter und die Vorinstanz stellt ausdrücklich fest, dafs dieser
Effekt von den früheren Mustern nicht erzielt werde. Wenn sie
nun gestützt darauf geschlossen hat, dafs die angefochtenen Muster
im Sinne des Gesetzes als neue aufzufassen seien, so ist dies nicht
rechtsirrtümlich. Ist aber, auf Grund der kantonalen Feststellung
davon auszugehen, dafs die beiden Muster in den Geflcchten ein
Relief von origineller Wirkung hervorbringen, so mufs das Requisit
der Neuheit als vorhanden betrachtet werden. Auch der Nichtigkeits-
grund der Ziff. 2 liegt nicht vor. Das Muster 8740, das anfangs
IV. 1893 von der Beklagten angefertigt und verwendet wurde, war
damals keiner anderen Firma bekannt. Was das Muster 8838, das
erst am 3. VI. 1893 hinterlegt wurde, betrifft, so hat Kläger aller-
dings behauptet, dais cs bereits im V. 1893 der Firma B. durch
den Geflechthandler H. geliefert worden sei. Aus den Zeugen-
aussagen geht jedoch hervor, dafs es sich hierbei nicht um dieses
Muster, sondern um das bereits hinterlegte, allerdings ähnliche
Muster 8470 handelte und dafs überdies die Kenntnis Hs. von der
Herstellungsweise nicht auf bereits erfolgter Veröffentlichung, sondern
lediglich darauf beruht, dafs er sich von einer Arbeiterin der Be-
klagten die Flechtart hatte zeigen lassen.“ Amtliche Sammlung
Bd. XXI, 896; Curti, Sämtliche Entscheidungen des schweiz. Bundes-
gerichts etc. Bd. II S. 546 f. Die Unterscheidung, welche das
Bundesgericht hier zutreffend zwischen den Nichtigkeitsgründen in
§ 7 Ziff. 1 und Ziff. 2 macht, entspricht vollständig meiner Gegen-
überstellung von eigenartig und neu. Vgl. auch meinen Aufsatz
„Gewerbl. Rechtsschutz und Urheberrecht Bd. V S. 364 ff.
12) Kritische Vierteljahresschritt für Gesetzgebung und Rechts-
wissenschaft 3. Folge Bd. VII (1901) S. 288.
[15. August 1903.]
gestellt bleiben, wenn es an der Neuheit fehlt. In
letzterem Falle schlägt meine von Silberschmidt wohl
übersehene Erklärung'?) ein: „Die Neuheitsfrage ist
logisch immer sekundärer Natur, sie wird nur bedeut-
sam, wenn die Eigenartigkeit und damit das Vorhanden-
sein einer Erfindung nicht zu verneinen ist. Dies ist
festzuhalten, wenn schon es in der Praxis natürlich zu-
lässig ist, den Erfindungscharakter dahingestellt zu
lassen und die Patentfähigkeit wegen Neuheitsmangels
zu verneinen, ganz so wie die Civilrichter die Klag-
abweisung auf die Beachtlichkeit der Verjährungseinrede
stützt, ohne zuvor die Existenz des Anspruchs fest-
gestellt zu haben.“
UL
Ich komme zur gewerblichen Verwertbarkeit.
Meiner Ansicht nach hat die gewerbliche Verwert-
barkeit als Erfordernis der Patentfahigkeit in § 1 des
P. G. nichts zu tun mit der gewerbsmäisigen Benutzung
als der dem Patentinhaber vorbehaltenen Rechtssphäre
in § 4 P.G. Die gewerbliche Verwertbarkeit ist von
der zur Erteilung und Vernichtung des Patentes zu-
ständigen Behörde zu prüfen, die Grenze der gewerbs-
mäfsigen Benutzung hat der Richter festzustellen. Dort
handelt es sich um die Frage, ob die Ausführung der
Erfindung sich als mechanische oder chemische Be-
oder Verarbeitung von Rohstoffen darstellt, hier um
die andere Frage, ob die Benutzung in den Rahmen
einer Tätigkeit fällt, die in der vorausgefafsten Absicht
künftiger Wiederholung vorgenommen wird und aufser-
halb des Privatlebens und der Privatwirtschaft liegt.’*)
Gleicher Ansicht z. B. Rhenius’’) und Seligs-
sohn;’") gleicher Ansicht auch die Motive des öster-
reichischen Patentgesetzes: „Der gewerbliche Char-
rakter der Erfindung äufsert sich keineswegs darin, dafs
die Erfindung in einem Gewerbe, d. h. in einer auf Erwerb
gerichteten berufsmälsigen Tätigkeitsonachgewerbsmäfsig
anwendbar sein mufs; denn dadurch würde der Erfindung,
welche die schöpferische Verwertung von Naturkräften
zur Grundlage hat, von vornherein ein ihrer Natur
fremdes Merkmal aufgedrückt.“
Anderer Meinung Kohler.’‘) Nach ihm bedeutet
gewerbliche Verwertbarkeit in § 1 des P. G. soviel wie
gewerbsmäfsige Benutzung in $4 des P.G. „Die Vor-
aussetzung der gewerblichen Verwertbarkeit ist nur die
Widerseite dessen, dals die vom Recht geschützte Er-
findungsbenutzung eine gewerbliche sein mufs, dafs eine
private Erfindungsbenutzung dem Patentrecht entzogen
ist. Daher ist die Frage über die gewerbliche Verwert-
barkeit zu erörtern in der Lehre vom Erfindungsschutz,
wo darzutun ist, welche Benutzung der Erfindung als
gewerblich dem Erfinder vorbehalten sein kann: Das
eine ist das Correlat des anderen.“
Der Auffassung Kohlers gegenüber, dafsErfindungen,
die der gewerblichen Verwertung in seinem Sinne
nicht zugänglich sind, von vornherein vom Rechts-
schutze ausgeschlossen sein sollen, möchte ich die Frage
aufwerfen: giebt es überhaupt Naturkrafterfindungen,
die ja nach Kohler’*) ausschliefslich in Betracht kommen,
‘bei denen die Möglichkeit, dafs ihre Benutzung über
die Sphäre des Privatlebens und der Privatwirtschaft
hinausreicht, völlig ausgeschlossen ist? Ich glaube nicht,
dafs sich diese Frage bejahen läfst; Kohler hat, so viel
ich sehe, kein einziges Beispiel einer Naturkrafterfindung
namhaft gemacht, die in diesem Sinne des gewerblichen
Charakters entbehrt. Damit erweist sich aber die Auf-
fassung Kohlers als hinfällig. Gibt es keine Naturkraft-
erfindung, bei der eine gewerbsmäfsige Benutzung im
Sinne von § 4 des P. G. unmöglich ist, so kann der § 1
des P.G. sich nicht mit dem Ausschlusse der solcher
gewerbsmälsigen Benutzung unzugänglichen Erfindungen
vom Patentschutze beschäftigen, er mufs vielmehr eine
andere Bedeutung haben.
73) Mein Recht der Erfindungen und Muster S. 346.
74) Das Erfordernis des Vermögenserwerbes halte ich für die
Gewerbsmäfsigkeit des Patentgesctzes nicht mehr aufrecht.
Di Juristisches Literaturblatt 1897 S. 85.
76) Kommentar 2. Aufl. S. 40 Nr. 16.
7) S. 171.
73) S. 106.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 628.] 8l
In der Lehre von der Erfindungsbenutzung führt
Kohler’®) dann aus: „Die Gewerblichkeit gehört hierher
ohne Rücksicht auf die Stellung des Gewerbes im
Wirtschaftsleben. Es gehört hierher die Rohproduktion,
der Ackerbau, die Waldkultur, der Bergwerksbetrieb;
daher auch ein Verfahren zur Vertreibung der Reblaus
oder Blattlaus, zur Vertilgung der Feldmäuse, oder der
Gebrauch einer Sä- oder Mähmaschine; daher auch der
Gebrauch einer Lufterneuerungs- oder Sicherungs-
vorrichtung im Bergwerk, ein Verfahren zur Entdeckung
von Erzen, Sprengvorrichtungen hierbei; alles dies
unterliegt dem Patentrecht. Ebenso auch eine land-
wirtschaftliche Methode z. B. eine Methode um bessere
Baumrinde zu erzielen, eine Methode um Regenwasser
vorteilhafter zu verwenden, eine Methode der Bewässe-
rung, eine Methode der Düngung, eine Art der Boden-
mischung für den Gartenbau, eine Methode des Pfropfens,
u. a. auch eine Methode um Wasserquellen aufzufinden
und die dazu gehörigen Geräte. Nur mufs es eine
ausgebildete Methode sein, nicht blos eine allgemeine
Anweisung. — — Patentierbar ist auch ein Verfahren
der künstlichen Züchtung, z. B. eine Methode der
Austernmast, eine Methode der künstlichen Brütung,
der künstlichen Zucht der Seidenraupen usw.“
Dafs auf allen diesen Gebieten eine Tätigkeit ent-
faltet werden kann, die in der vorausgefafsten Absicht
künftiger Wiederholung vor sich geht und aufserhalb
des privaten Lebens und der privaten Wirtschaft liegt,
lafst sich nicht bestreiten. Es ist auch zuzugeben, dafs
alle Vorrichtungserfindungen, welche auf diesen
Gebieten gebraucht werden, patentfähig sind, denn ihre
Herstellung stellt sich als mechanische und chemische
Be- oder Verarbeitung von Rohstoffen dar, sie besitzen
also gewerbliche Verwertbarkeit. Die Verfahren auf
dem Gebiete *der Urproduktion entbehren dagegen
dieser Eigenschaft, sie liegen deshalb aufserhalb des
Bereiches des Patentschutzes. In den Motiven des
deutschen Patentgesetzes werden Methoden des Acker-
baues und Bergbaues ausdrücklich als nicht patentfähig
bezeichnet und in den Motiven des neuen österreichischen
Gesetzes wird deutlich und klar gesagt, dafs das Wesen
der gewerblichen Tätigkeit, wie es für die gewerbliche
Anwendbarkeit als Voraussetzung der Patentfähigkeit
in Betracht komme, in der Bearbeitung und Ver-
arbeitung von Rohstoffen und Halbfabrikaten für den
menschlichen Gebrauch liegt.
Silberschmidt”) ist für Kohler eingetreten. Er
führt aus: „Mit dem Begriffe der Patentfähigkeit berührt
man natürlich das positive Recht, oder wenn man will,
die positiven Rechte. Die Wissenschaft wird aber zu
unterscheiden haben zwischen dem, was jedes Patent-
recht nach dem Wesen desselben vorschreiben mufs
und den hiervon abweichenden auf speziellen Gründen
beruhenden Vorschriften einzelner Länder. — — Die
Wissenschaft des Patentrechtes hat den Nachdruck auf
die gewerbliche Zweckbestimmung zu legen, sie wird
die Erfindungen ohne solche aus dem Rahmen des
Patentrechts überhaupt ausschliessen, wird aber anderer-
seits danach trachten, den Begriff des Gewerblichen
nicht zu eng zu fassen, um nicht berechtigte Ansprüche
wegen einer ungenügenden Definition zurückweisen zu
müssen. — — Der Begriff des gewerblichen Unter-
nehmens, des gewerblichen Brauchs etc. ist ein viel
weiterer als Schanze zugibt und umfafst weite von
Schanze ausgeschlossene Kreise. Die früher von Land-
graf vertretene Einengung des Gewerbebegriffs ist vom
Patentamt und Reichsgericht nicht angenommen worden
und wird auch durch Schanze wohl nicht zum Siege
kommen.“
Diese gegen mich erhobenen Einwendungen sind
wenig glücklich, ich bin überzeugt, dafs Kohler sie
sich nicht aneignet. Silberschmidt unterscheidet
Naturrecht und positives Recht, das ist soviel wie lex
ferenda und lex lata. Es handelt sich im vorliegenden
Falle um die lex lata; Zweckmäfsigkeitserwägungen
kann bei ihr, anders als bei der lex ferenda, nur inner-
19) S. 438 f.
&) Kritische Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechts-
wissenschaft 3. Folge Bd. VII (1901) S. 286 f.
82 (No. 628.]
halb gewisser Grenzen Rechnung getragen werden.
Ich bestreite, dafs cın dringendes Bedürfnis vorliegt,
Verfahren auf dem Gebiete der Urproduktion im Wider-
spruch mit den Gesetzesmotiven und anderen Argu-
menten des Patentschutzes teilhaftig werden zu lassen.
Dafs das Bedürfnis wirklich kein dringendes ist, dürfte
schon daraus erhellen, dafs bis jetzt kein Nichtigkeits-
prozets bekannt geworden ist, in welchem es sich um
ein landwirtschaftliches etc. Verfahren gehandelt hätte.
Silbermann befindet sich im Irrtum mit seiner Annahme,
dafs das Reichsgericht sich über die streitige Frage
bereits ausgesprochen habe. Der Vorwurf, dafs ich
den Begriff Gewerbe zu eng fasse, ist unbegründet,
denn ich unterscheide im Anschlufs an eine so gewichtige
Autorität wie Bücher") zwischen Gewerbe im weiteren
81) Handwörterbuch der Staatswissenschaften 2. Aufl. Bd. IV
S. 360 ff; Wörterbuch der Volkswirtschaft Bd. I S. 850 f.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
t
|
[15. August 1903.)
und engeren Sinne; es ist also keine schlüssige Wider-
legung meiner Ansicht, dafs in § 1 des P.G. von Ge-
werbe im engeren Sinne die Rede sei, wenn darauf
hingewiesen wird, dafs es sich an anderen Stellen um
Gewerbe im weiteren Sinne handle. Wenn Silber-
schmidt") noch geltend macht, dafs ich an dem engen
Begriffe nicht festhalte, weil ich einräume, dafs der
Begriff des Rohstoffes ein relativer sei, so ist auch
dieser Einwand unzutreffend, denn aus dem Zusammen-
hang erhellt, dafs unter Rohstoff die Halbfabrikate und
Zwischenprodukte mit eingeschlossen sein sollen. Die Be-
hauptung Silberschmidts, dafs wegen der Relativitat
des Rohstoffes die Patentfähigkeit eines Einbalsamierungs-
verfahrens nicht zu beanstanden sei, ist schlechterdings
unhaltbar, denn der menschliche Leichnam ist weder
Rohstoff, noch Halbtabrikat, noch Zwischenprodukt.
8) A. a. O. S. 285. (Forts. folgt.)
Zwangsmittel zur Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses.
Von Kreisgerichtsrat Dr. Benno Hilse, Berlin.
Es darf zufolge Gew.-Ord. §§ 122, 134 das Arbeits-
verhältnis zwischen den Inhabern und den Gehülfen
eines Gewerbebetriebes nur unter Einhalten der gesetz-
lichen oder vertraglichen Kündigungsfrist gelöst werden.
Streitigkeiten über den Antritt, die Fortsetzung oder
Auflösung des Arbeitsverhältnisses gehören nach Gew.-
Ger.-G. § 4 in erster Linie zur Zuständigkeit der Ge-
werbegerichte. Die Vergleiche und Entscheidungen
der letzteren unterliegen der ordentlichen, diese des
Gemeindevorstehers der administrativen Zwangsvoll-
streckung auf Grund Gew.-Ger.-G. §§°56, 13 bezw.
57, 18. Erfahrungsgemäfs pflegen in Sonderheit dann,
wenn zwecks Erzielung günstigerer Lohn- und Arbeits-
bedingungen seitens der Organisationen im Gewerbe
eine Arbeitsniederlegung bezw. eine Arbeiterentlassung
für zweckdienlich erachtet wird, die gesetzlichen
Kündigungsfristen nicht immer gewahrt, vielmehr der-
selben ungeachtet eine einseitige vorzeitige Lösung
durchgeführt zu werden. Rechtlich kommt deshalb in
Frage, ob und welche Mittel jeder der beiden sich be-
kämpfenden Gruppen der gewerblichen Tätigkeit zu
Gebote stehen, um gegen die nachteiligen Wirkungen
eines eigenmächtigen widerrechtlichen Vertragsbruches
sich zu schützen. Dafs der vertragsuntreue Teil dem
vertragstreuen für den ihm zugefügten Schaden ın vollem
Umfange aufzukommen habe, kann nach den Rechts-
regeln in Gew.-Ord. $ 124b mit B. G. B. $ 628 einem
rechtlichen Bedenken nicht unterliegen. Demungeachtet
lehrt die Erfahrung, dafs insofern eine Ungleichheit
zwischen den Gruppen der Arbeitgeber und der Arbeit-
nehmer besteht, als erstere überwiegend im, letztere
aber aufser Stande sein werden, die an sie heran-
tretenden Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen, so dafs
die vorzeitig ausgeschlossenen Arbeiter zwar auf eine
Entschädigung der ihnen verursachten Verdienstausfälle
rechnen können, jedoch die Inhaber der gesperrten Be-
tricbe auf solche verzichten müssen, weil die ihnen
zustehende Zwangsvollstreckung wegen steten Wechsels
des Beschäftigungsortes des Zwangsbeklagten unmöglich
gemacht oder infolge Mangels an beschlagnahmefähigen
Gegenständen ergebnislos verlaufen wird. Angesichts
dessen liegt die Frage nahe, ob die Vollstreckung eines
auf Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses erkennenden
Urteils durch zwangsweise Zurückführung in die bis-
herige Beschäftigung zulässig sei.
Dies ist nach dem heutgeltenden Rechte zu ver-
neinen. Uebereinstimmend finden nach Gew.-Ger.-G.
§ 56a. F. § 57 n. F. auf die Zwangsvollstreckung sowie
auf den Arrest und die einstweiligen Verfügungen zwar
die Vorschriften im 8. Buche der Civilprozefs-Ord. An-
wendung; allein gerade hier ist eine beachtenswerte
Aenderung durch das G. v. 20. Mai 1898 geschaffen.
Der § 7/4 a. F. stimmt zwar mit dem § 888 n. F. in
seinem ersten Absatze überein, wonach, wenn eine
Handlung durch einen Dritten nicht vorgenommen werden
kann, sie aber ausschliefslich von dem Willen des
Schuldners abhängt, auf Antrag des Prozefsgerichtes
erster Instanz zu erkennen ist, dafs der Schuldner zur
Vornahme der Handlung durch Geldstrafen bis zum
Gesammtbetrage von 1500 M. oder durch Haft anzu-
halten sei; sie unterscheiden sich aber darin, dafs auf
Grund Abs. 2 des in die Stelle des $ 774 a. F. getretenen
8 888 n. F. diese Bestimmung im Falle der Verurteilung
zur Leistung von Diensten aus einem Dienstverhältnisse
nicht zur Anwendung kommt. Diese Rechtsänderung
beruht auf einem Beschlusse der Reichstagskommission
und ging aus der Erwägung hervor, dafs die Erzwingung
von Diensten mit den modernen Anschauungen unver-
einbar sei, weil es den heutigen freiheitlichen An-
schauungen nicht entspreche, jemanden durch Geld-
strafen oder gar durch Haft in seinem Dienste fest-
zuhalten. Gegenstand des Dienstvertrages im Sinne des
B. G. B. können nach dessen $ 611 jedoch Dienste jeder
Art sein, so dafs darunter zweifellos auch das Be-
schäftigungsverhältnis im Gewerbe fällt. Dafs diese
Rechtsüberzeugung dem gesetzgeberischen Willen ent-
spricht, ergiebt unverkennbar eine Vergleichung des
Gew.-Ger.-G. & 73 in der Fassung v. 29. Juli 1890 mit
§ 78 in der Fassung v. 30. Juni 1901. Beide Rechts-
regeln behandeln die Vollstreckung der vor dem Ge-
meindevorsteher geschlossenen Vergleiche bezw. der
rechtskräftigen oder vollstreckbaren Entscheidungen
desselben. Auch hier ist im § 78 am Schlusse die Vor-
schrift hinzugefügt, „die Leistung von Diensten aus
einem Dienstvertrage kann durch Geldstrafen nicht er-
zwungen werden“, welche im § 73 fehlte. Ausschlag- -
gebend für die Einschaltung waren auch hier nach der
Entstehungsgeschichte der Rechtsregel die gleichen
Erwägungen, welche den C. Pr. Ord. § 888 beeinflussen.
Auf Grund dieser Rechtsänderung mufs jedoch als un-
anfechtbares Endergebnis festgehalten werden, dafs es
unstatthaft ist, einen Gewerbegehülfen oder Fabrik-
arbeiter durch Androhung und Festsetzung von Geld-
strafen oder Haft zum Verbleibe in seinem bisherigen
Arbeitsverhältnisse oder zur Rückkehr in dasselbe
zwangsweise anzuhalten. Nur bei Lehrlingen ist auf
Grund Gew.-Ord. $ 127d mit Gew.-Ger.-G. § 78 die
Ausübung eines Zwanges nach dieser Richtung hin ge-
stattet, jedoch auch wieder nur, wenn ein formgerechter
schriftlicher Lehrvertrag vorliegt. Formungerecht ist
nach der ausgebildeten Spruchübung ein solcher jedoch
auch dann, wenn die in Gew.-Ord. $ 126b angeordnete
eigenhändige Unterschrift des Lehrlings fehlt, sowie
auf Grund Gew.-Ord. § 130a hinsichtlich einer 4 Jahre
überdauernden Lehrzeit. Ausgelernten Personen gegen-
über steht dem Arbeitgeber mithin nur zu, gemäfs
C. Pr. Ord. § 893 die Leistung des Interesse zu ver-
langen, welchen Anspruch er im Wege der Klage bei dem
Prozelsgerichte erster Instanz bezw. dem Gewerbegerichte
geltend zu machen hat, eine Aussicht, welche infolge
des Verhaltens der zu Beklagenden erfahrungsgemäfs
als von recht geringem praktischen Werte sich erweist.
[15. August 1903.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 628.) 83
Verschiedenes.
Ungekuppelte Lokomotiven. Auch in Amerika, dem
sprödesten Lande gegenüber ungekuppelten Lokomotiven
fängt man jetzt an, diesen „Single“ Maschinen Beachtung zu
schenken. Im letzten Januarheft der Railroad Gazette ist
über die Frage eine Betrachtung angestellt, welche den
Schnellverkehr zwischen grofsen Städten dieser Lokomotiv-
gattung zuweist, indem die bekannten Vorteile derselben,
wie leichter Gang, grofse Räder und Leistung, Fortfall der
Kuppelstangen, daher wenige bewegte Teile, geringe störende
Bewegungen usw. hervorgehoben werden. Dieserhalb können
auch die Achsdrucke der Treibachsen entsprechend höher
steigen — was hier bekanntlich noch nicht berücksichtigt wird.
Bei einer Ueberschlagsrechnung wird festgestellt, dafs eine
derartig ungekuppelte Maschine, welcher unter Umständen
3 Cylinder zugemutet werden, einen Zug von 200 t mit
r. 100 km/Std. und mehr befördern kann. Dem Umstande,
dafs der Langkessel zwischen den hohen Rädern etwas an
Durchmesser einbüfst, kann durch die Möglichkeit, eine schr
grofse Feuerbuchse unterzubringen, entgegengewirkt werden.
Bezüglich der Verdampfung, Zugkraft usw. wird erwartet,
dafs sie ohne Zweifel allen Anforderungen genügen werden.
Es würde diese neue Lokomotivgattung, welche nicht eigent-
lich in den Rahmen des amerikanischen Lokomotivbaues
hineinpafst, jedenfalls eine gewisse Umwälzung auf dem
Gebiete der Schnellzuglokomotiven hervorbringen,’da man in
Amerika bekanntlich nicht lange zégert, einmal erkannte
Vorteile entsprechend auszunutzen.
Einschienenbahn Liverpool-Manchester. Nach langen
Beratungen, an denen die hervorragendsten englischen und
fremden Fachmänner teilgenommen haben, hat das englische
Parlament die Bewilligung zur Erbauung dieser Eisenbahn
erteilt, die bei elektrischem Betriebe eine Höchstgeschwindig-
keit von 110 englischen Meilen (= 177 km) in der Stunde
erhalten soll. Die Strecke Liverpool-Manchester (34 !/, engl.
Meilen = 55 km) soll in Zukunft in 20 Minuten zurückgelegt
werden gegen 40 bis 45 Minuten mit dem jetzigen schnellsten
Zuge. Die Bahn wird nach dem Behrschen Einschienen-
system, das nach Ansicht des Erbauers alle anderen Systeme
hoher Geschwindigkeit durch die Unmöglichkeit einer Ent-
gleisung übertreffen soll, gebaut werden. Es wird beab-
sichtigt, die Züge in Zwischenräumen von je 10 Minuten in
jeder Richtung verkehren zu lassen. Bei einem täglichen
Verkehr von 4000 Personen, d. h. 20 Personen auf den Zug,
und nicht höheren Fahrpreisen als den jetzt auf den Eisen-
bahnen geltenden wäre die wirtschaftliche Grundlage des
Unternehmens gesichert und eine 5 prozentige Verzinsung des
notwendigen Anlagekapitals von 2 100 000 £ (= 42000000 M.)
möglich, nach allen üblichen Abschreibungen, Kosten für
Ausbesserungen usw. Die auf 10 £ lautenden Aktien ge-
niefsen während des Baues eine 3 prozentige Zinsgewähr
aus den Baukosten. (Zeit. d. V. D. E. V.)
Entwickelung der Stahlindustrie der Welt. Von den an
der Stahlgewinnung beteiligten Ländern hatten 1902, wie seit
mehreren Jahren, die Vereinigten Staaten von Amerika die
gröfste Ausbeute an Stahl aufzuweisen; sie bezifferte sich,
wie wir dem „Deutsch. Reichsanz.“ entnehmen, für Bessemer-
und Flammherdstahl auf rund 15 000 000 t. Diese Ziffer ge-
winnt an Bedeutung, wenn man berücksichtigt, dafs die
Menge des auf der ganzen Welt im Jahre 1894 gewonnenen
Stahls sich nur auf 12851 000t belief, also rund 2000 000 t
weniger ausmachte, als allein in den Vereinigten Staaten von
Amerika im Jahre 1902 gewonnen wurde. In Deutschland
wurden im Jahre 1902 etwa 7780 000 t Stahl erzeugt, mithin
ungefähr halb so viel wie in der Union, während die Stahl-
gewinnung Englands mit weniger als 5000000t nur den
dritten Teil der amerikanischen ausmachte. Die gesamte
Stahlgewinnung der Erde wird für das Jahr 1902 auf 35 000 000 t
geschätzt, hiervon entfallen auf die fünf hauptbeteiligten
Länder allein mehr als 32000000 t. Die gesamte Stahl-
produktion der Erde hat sich innerhalb der letzten 22 Jahre
um reichlich 700 pCt. erhöht, indem im Jahre 1880 wenig |
mehr als 4000 000 t gewonnen wurden.
Von bedeutendem Einflufs auf eine günstige Weiter-
entwickelung der Stahlproduktion war in der letzten Zeit
die Anwendung und Verbesserung des Flammherdverfahrens.
Die ausgedehnteste Verbreitung hat dieses Verfahren im
Staate Pensylvanien gefunden. Nächst Pensylvanien kommen
in der Union Illinois, dann Neu-England und Ohio für das
Flammherdverfahren in Betracht.
Der im Laufe der letzten 15 Jahre im Bessemerverfahren
gewonnene Stahl fand hauptsächlich bei der Herstellung von
Eisenbahnschienen Verwendung. In England wird mehr als
die Hälfte der insgesamt gewonnenen Ingots aus Bessemer-
stahl zu Eisenbahnschienen verarbeitet; in Deutschland da-
gegen und in den Vereinigten Staaten von Amerika ist dies
nicht in demselben Mafse der Fall. In der Union wurden
im Jahre 1902 insgesamt nur 2876 293 t Eisenbahnschienen
hergestellt, dagegen 9306471t Ingots; zur Schienenfabrikation
wurde also nur 30 pCt. der Gesamterzeugung von Ingots
verwendet. In Deutschland ist die Verwendung von Bessemer-
stahl zur Herstellung von Eisenbahnschienen verhältnismäfsig
noch unbedeutender. Infolge der gröfseren Widerstands-
fähigkeit des Stahls ist die Abnutzung der Eisenbahnschienen
eine wesentlich geringere geworden, andererseits haben aber
die verschiedenartigen neuen Gebrauchszwecke des Stahls
die Bedeutung der Schienenfabrikation für die Stahlver-
wendung im allgemeinen herabgemindert.
In den letzten 20 Jahren ist gewissermafsen ein Zeitalter
des Stahls geschaffen worden, und heutzutage wird dreimal
so viel oder noch mehr Stahl erzeugt als im Jahre 1894.
Das allgemeine Urteil spricht dafür, dafs eine Steigerung
der Stahlgewinnung auch ferner anhalten wird. Wenn diese
während der nächsten 20 Jahre in demselben Mafse fort-
schreitet wie in dem gleichen Zeitraume der Vergangenheit,
dann würde die Welt im Jahre 1923 20 bis 25 Millionen Tons
Stahl mehr produzieren als heutzutage. Man ist allgemein
der Ansicht, dafs hauptsächlich die Vereinigten Staaten von
Amerika für diese Mehrerzeugung in Frage kommen. Zum
mindesten liegt diese Annahme sehr nahe. In den Vereinigten
Staaten werden aber zur Zeit über 30 Millionen Tons
der besten Eisenerze in jedem Jahre verbraucht, was für
einen Zeitraum von 20 Jahren einen Gesamtverbrauch von
600 Millionen Tons ergibt, der möglicherweise eine Erschöpfung
der dortigen brauchbaren Erzlager mit sich brächte.
Liliput-Bogenlampe für Einzel- und Serienschaltung sind
in der diesem Hefte beiliegenden No. 15 der „Nachrichten“
der Siemens-Schuckert Werke behandelt; die Siemens-
Schuckert Werke sind ständig bemüht, die mit so grofsem
Beifall aufgenommene Liliputlampe allen Bedürfnissen anzu-
passen. Die Lampe wird nunmehr auch mit wetterfester
Laterne versehen zur Aufhängung im Freien geliefert.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Verliehen: der Charakter als Geh. Regierungsrat den
Mitgliedern des Patentamts, Regierungsraten Hintz und
Schaefer.
Garnison-Bauverwaltung Preufsen.
Versetzt: zum 1. Januar 1904 als techn. Hilfsarbeiter
zur Intendantur des XIV. Armeckorps der Garnison- Bau-
inspektor Hohn in Mannheim.
Preufsen.
Ernannt: zu Geh. Oberbauräten die vortragenden Räte
im Ministerium der öffentl. Arbeiten, Geh. Bauräte Röder
und Nitschmann sowie zum etatsmäfsigen Professor an der
techn. Hochschule in Hannover der Docent Professor Rofs.
daselbst;
84 [No. 628.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. August 1903.]
zum etatsmäfsigen Professor an der Techn. Hochschule
in Berlin der in den Eisenbahnabteilungen des Ministeriums
der öffentl. Arbeiten beschäftigte Eisenbahn-Bau- und Betriebs-
inspektor, Professor Cauer unter nebenamtlicher Weiter-
beschäftigung als Hilfsarbeiter in den genannten Eisenbahn-
abteilungen;
zu Landbauinspektoren die Regier.- Baumeister Bruno
Schultz zur Zeit in Baalbek in Syrien, Hamm in Essen und
Cornelius in Berlin;
zu Kreisbauinspektoren die Regier.-Baumeister Schesmer
in Kammin i. Pom., Dethlefsen in Königsberg i. Pr., Fritsch
in Hersfeld, Eduard Peters in Schleswig, Eduard Becker in
Stallupönen, Starkloff in Neumark i. Westpr., Clouth in Mogilno,
Wilhelm Janfsen in Heydekrug, Gofsen in Ostrowo, Eugen
Körner in Schönebeck a d. E., Christian Peters in Lauenburg
und Max Schulze in Neustadt OS.;
zu Regier.- Baumeistern die Regier. - Bauführer Paul
Knoetzelein aus Bromberg und Ernst Witte aus Cassebruch,
Kreis Geestemünde (Wasser- und Strafsenbaufach); Julian
Bärwald aus Jaratschewo, Kreis Jarotschin (Hochbaufach);
Kurt Röhrs aus Northeim in Hannover, Karl Fehling aus
Tempelhof bei Berlin, Moritz Niemeier aus Torgau, Bruno
Spiesecke ausKlein-Briesen, Kreis Zauch-Belzig, Hans Lichten-
fels aus Halle a.d.S. und Paul Lehmann aus Zachasberg,
Kreis Kolmar i. Pos. (Eisenbahnbaufach); Karl Reinicke aus
Sangerhausen, Ludwig Hoffmann aus Bockenheim, Regier.-
Bez. Wiesbaden, Manfred Goebecke aus Braunschweig und
Ernst Regula aus Osnabrück (Maschinenbaufach).
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem Eisen-
bahndirektor Reiche, bisher Vorsitzender und techn. Mitglied
der Direktion der Stargard-Küstriner Eisenbahn und der Titel
Professor dem Architekten Bernhard Schäde in Schöneberg
bei Berlin.
Bestätigt: die Wahl des Geh. Regierungsrats, Professors
Dr. Jna. Ende zum Präsidenten der Akademie der Künste
in Berlin für das Jahr vom 1. Oktober 1903 bis dahin 1904.
Zur Beschäftigung überwiesen: die Regier.-Bau-
meister des Hochbaufaches Bärwald dem Königl. Polizei-
Präsidium in Berlin, Gortzitza der Königl. Regierung in
Königsberg i. Pr., Jordan der Königl. Regierung in Arnsberg,
Kallmeyer dem Techn. Bureau der Hochbauabteilung des
Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, Linkenbach der
Königl. Regierung in Potsdam, Ploke der Königl. Regierung
in Oppeln und Rüdiger der Königl. Regierung in Magdeburg;
der Regier.-Baumeister des Wasserbaufaches Fähndrich der
Königl. Weichselstrombauverwaltung in Danzig; die Regicr.-
Baumeister des Wasser- und Strafsenbaufaches Barnick der
Königl. Regierung in Königsberg i. Pr., Knoetzelein der
Landesanstalt für Gewässerkunde in Berlin und Oppermann
der Königl. Regierung in Lüneburg; die Regier.-Baumeister
des Eisenbahnbaufaches Riedel der Königl. Eisenbahndirektion
in Halle a d S., Bathmann der Königl. Eisenbahndirektion
in Altona und Tecklenburg der Königl. Eisenbahndirektion in
Berlin.
Versetzt: nach Berlin unter Ernennung zum Landbau-
inspektor der Kreisbauinspektor Metzing aus Ostrowo; nach
Soldin als Vorstand der daselbst neu errichteten Eisenbahn-
Betriebsinspektion der Regier.- und Baurat Schlonski, bisher
in Thorn, die Eisenbahnbau- und Betriebsinspektoren Otto
Herzog, bisher in Eisenach, als Vorstand (auftrw.) der
Eisenbahn-Betriebsinspektion 2 nach Thorn, Wallwitz, bisher
in Polzin, zur Eisenbahn-Betriebsinspektion I nach Hannover
und Scheffer, bisher in Bremen, zur Königl. Eisenbahndirektion
in Essen (Ruhr);
ferner die Regier.-Baumeister des Ilochbaufaches Jänecke
von Berlin nach Marienwerder, Markgraf von Wormditt nach
Danzig und Wendt von Magdeburg nach Sagan.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Regier.-Baumeistern des Hochbaufaches
Emil Hoepfiner in Steglitz, Eugen Michel in Göttingen und
Adolf Wollenberg in Berlin.
Bayern.
Verliehen: das Prädikat Excellenz dem Generaldirektor
der Königl. Staatseisenbahnen Gustav Ritter v. Ebermayer.
Ernannt: zum Rektor der Techn. Hochschule München
für die Studienjahre 1903 bis 1906 nach erfolgter Wahl durch
das Gesamtkollegium der Techn. Hochschule auf dessen Vor-
schlag den derzeitigen Rektor, ordentlichen Professor der
Mathematik an dieser Hochschule, Mitglied der Akademie
der Wissenschaften und des Obersten Schulrates Dr. Walther
Ritter v. Dyck und zum Prorektor der Techn. Hochschule
München für die gleiche Zeitdauer den derzeitigen Prorektor,
ordentlichen Professor der mechanischen Technologie und
Maschinenbaukunde an dieser Hochschule, Geheimen Rat
Egbert Ritter v. Hoyer.
In den dauernden Ruhestand versetzt: der
Regierungsrat Max Rosmann bei der Eisenbahnbetriebs-
direktion Regensburg.
Sachsen.
Ernannt: zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer
Köhler bei dem Landbauamte Dresden II, Fochtmann bei
dem Landbauamte Leipzig und Zopff bei dem Landbauamte
Chemnitz.
Versetzt: der Landbauinspektor Uhlig, bisher mit der
Leitung des Neubaues der Frauenklinik in Dresden beauftragt,
nach Auflösung des Baubureaus zum Landbauamte Dresden I.
Die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand
bewilligt: dem Finanz- und Baurat bei der Staatseisenbahn-
Verwaltung Drefsler in Dresden.
, Württemberg.
Ernannt: zum wirklichen Oberbaurat den Staatstechniker
für öffentl. Wasserversorgungswesen, tit. Oberbaurat Ehmann.
Uebertragen: die bei der Zentralstelle für die Land-
wirtschaft, Abteilung für Feldbereinigung, neu errichtete
Stelle eines kulturtechnischen Kollegialrats und gleichzeitigen
Vorstands der Kulturinspektion für den Neckarkreis mit dem
Sitz in Stuttgart dem tit. Baurat Canz bei dieser Zentralstelle,
ferner die Vorstandsstelle der neu errichteten Kulturinspektion
für den Donaukreis in Ulm dem Regier.-Baumeister Maier
bei der Zentralstelle für die Landwirtschaft und die Vor-
standsstelle der neu errichteten Kulturinspektion für den
Schwarzwaldkreis in Reutlingen dem Regier.-Baumeister
Riekert bei derselben Zentralstelle je unter Verleihung des
Titels eines Bauinspektors.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: unter
Verleihung von Titel und Rang eines Oberbaurats der Bau-
rat Preu, Vorstand der Eisenbahnbauinspektion Efslingen.
Die nachgesuchte Dienstentlassung gewährt:
dem Maschineninspektor Dr. Aug, Roser am Ingenieurlabora-
torium der Techn. Hochschule in Stuttgart.
Baden.
Ernannt: zum Zentralinspektor bei der Generaldirektion
der Staatseisenbahnen den Regier.-Baumeister Richard Roth
in Karlsruhe unter Verleihung des Titels Bahnbauinspektor
sowie zu Regier.-Baumeistern die Ingenieurpraktikanten Max
Weizel aus Karlsruhe und Ludwig Maas aus Mannheim.
Landesherrlich angestellt: die Eisenbahningenieure
Otto Spekter in Karlsruhe und Jakob Nagelstein in Lauda.
Versetzt: zur Eisenbahnbauinspektion Basel der Regier.-
Baumeister Albert Stauffert in Gernsbach.
Bei der Firma Fried. Krupp, Aktiengesellschaft,
Grusonwerk, Magdeburg ist den Oberingenieuren Eber-
hard Boecklen und Adolf Lange Prokura erteilt worden,
die jeden von ihnen ermächtigt, in Gemeinschaft mit einem
andern der zur Vertretung der Firma berechtigten Herren
rechtsgiltig zu zeichnen.
Gestorben: der Regier.- und Baurat, Geh. Baurat Otto
Wille in Magdeburg und der Hüttendirektor Waldemar
Brandt der Akt.-Ges. Friedr. Wilh.-Hütte zu Mülheim (Ruhr).
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
[1. September 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 629.) 85
Einwirkung des Seewassers auf Kupfer und einige Kupferlegierungen,
sowie auf Eisen mit verschiedenem Phosphor- und Nickelgehalte.*)
Von Torpedostabsingenieur Diegel.
(Mit 9 Abbildungen.)
I. Einwirkung des
Seewassers auf verschiedenartiges Kupfer.
Bisher ist vielfach angenommen worden, dafs der
Widerstand der Metalle gegen Korrosion mit ihrer
Reinheit in der Zusammensetzung wachse. In dem
einen oder anderen Falle mag diese Annahme auch
zutreffen, als allgemeinen Grundsatz kann man sie aber
keineswegs aufstellen. Im Gegenteil ist die Widerstands-
fähigkeit unreiner Metalle gegen Korrosion oft grölser
als die der reinen. So erhöht z. B. ein Zusatz von
Phosphor zur Zinnbronze deren Seewasserbeständigkeit,
und, wie wir weiter unten sehen werden, korrodiert
auch Eisen umso weniger, je höher dessen Gehalt an
Phospor und an Nickel ist. Die Widerstandsfähigkeit
des Kupfers gegen den Angriff des Seewassers kann
wahrscheinlich durch den Zusatz von Arsen gesteigert
werden, wie nachstehend ausgeführt werden soll.
bei dieser Untersuchung viele, sehr kleine, schlacken-
ähnliche Einschlüsse von grauer Farbe, die das reinere
Kupfer nicht aufwies. |
2. Umgeschmolzenes Elektrolytkupfer, das zur
äufseren Beplattung des Schiffskérpers eines Dampf-
bootes diente, wurde ebenfalls sehr rasch zerfressen.
Bei einem zweiten, ganz gleichen Boote hat sich da-
gegen die Beplattung aus hüttenmäfsig erzeugtem Kupfer
lange Zeit gut erhalten. Letzteres Kupfer enthielt als
wesentlichste Verunreinigungen je 0,20 pCt. Blei und
Nickel, sowie 0,24 pCt. Arsen. Das rasch zerstörte
Kupfer mit 99,885 pCt. Reingehalt war reich an Sauerstoft.
3. Die aufgrund dieser Beobachtungen mit ver-
schiedenen Kupfersorten angestellten Dauererprobungen
führten zu folgenden Ergebnissen:
a) Ein erheblicher Unterschied in der Einwirkung
des Seewassers auf unrcines Hüttenkupfer und um-
Abb. 1.
Reines Kupfer, welches in Berührung mit unreinem im Seewasser zerfressen worden ist.
Vergröfserung (li fach.
Die Stücke a, 6 und ¢ sind aus ein und demselben Stücke, dem Aufhängedrahte, herausgeschnitten, a oben ëm der Mitte und ¢ unten.
Oben bei a ist der Draht nicht in das Wasser eingetaucht gewesen, in der Mitte bei 5 kam er bei niedrigem Wasserstande aus dem
` Wasser heraus und unten bei ¢ war er immer eingetaucht.
1. Umgeschmolzenes Elektrolytkupfer stand bei einer
Erprobung im Seewasser längere Zeit in metallischer
Berührung mit hüttenmäfsig erzeugtem Kupfer, das
neben anderen Verunreinigungen von geringen Mengen
0,6 pCt. Arsen enthielt. Das reine Elektrolytkupfer, das
als Aufhängestange für eine Platte aus Hüttenkupfer
diente, wurde hierbei stark angefressen. Sein Gewichts-
verlust war pro Oberflächeneinheit fast 13 mal so grofs
als der des Hüttenkupfers. (Siehe Abb. 1.)
Der Kupfergehalt des Elektrolytkupfers betrug
99,955 pCt., der des Hüttenkupfers 98,98 pCt. Nach
den ausgeführten Messungen kann nicht angenommen
werden, dals beide Kupfersorten im Secwasser ein
galvanisches Element bildeten, in dem das reine Kupfer
Anode war und deshalb stärker angegriffen werden
mufste. Auch die mikroskopische Untersuchung gab
keinen Anhalt für das verschiedene Verhalten beider
Kupfersorten. Allerdings zeigte das arsenhaltige Kupfer
*) Eingehendere Beschreibung dieser Untersuchungen siehe
Zeitschrift des Vereins zur Beförderung des Gewerbetleifses, 1903,
Heft II—V.
' geschmolzenes, sowie nicht umgeschmolzenes Elektrolyt-
kupfer war nicht bemerkbar, wenn die einzelnen
Kupfersorten von einander isoliert waren. Auch unter
reichlicher Zuführung von Kohlensäure und atmo-
sphärischer Luft ergab sich dasselbe Resultat.
b) Stäbe aus Elektrolytkupfer, die in metallischer
Berührung mit arsenhaltigem Kupfer standen, erlitten
örtliche Anfressungen.
c) Eine Platte aus Elektrolytkupfer, deren Ober-
fläche vor dem Aushängen im Seewasser bis auf einige
kleine Stellen oxydiert worden war, zeigte an den blanken
Stellen bald tiefere Einfressungen. Dies läfst schliefsen,
dafs das Kupfer mit seinen Zersetzungsprodukten ein
galvanisches Element bildet, in dem das Metall Anode
ist und gelöst wird.
d) Nicht umgeschmolzenes Elcktrolytkupfer ver-
hielt sich im allgemeinen nicht schlechter als umge-
schmolzenes.
e) Geglühtes Kupfer wurde nahezu doppelt so stark
angegriffen als kalt verdichtetes mit etwa fünfmal so
hoher Festigkeit an der Streckgrenze.
86 [No. 629.]
f) Die Verzinkung schützt das Kupfer nur für
kurze Zeit. Nach der Zersetzung des Zinks korrodiert
das Kupfer umso stärker.
g) In metallischer Berührung mit Eisen wird das
Kupfer erheblich weniger angegriffen als wenn es für
sich allein dem Seewasser ausgesetzt ist.
II. Das Zerfressen kupferner Rohrleitungen
auf Schiffen.
Die kupfernen Rohrleitungen der auf Schiffen zum
Herbeibringen von Seewasser dienenden Spül-, Feuer-
lösch- und Kühlwasserpumpen, sowie der zum Fort-
schaffen des Leckwassers dienenden Lenzpumpen werden
in neuerer Zeit oft sehr rasch zerfressen. Zuweilen
sind die Kupferrohre bereits nach einem Jahre oder in
noch kürzerer Zeit so durchlöchert, dafs ihre Erneuerung
notwendig wird.
Die Anfressungen treten im Innern der Röhren
auf, also in der Berührung des Kupfers mit dem See-
wasser. Die innere Wandung wird nicht gleichmäfsig
angegriffen, sondern es entstehen gröfsere und kleinere,
meistens scharf umgrenzte Gruben, die bei genügender
Tiefe die Rohrwandung durchdringen. Die Anfressungen
bilden mit der inneren Rohrwand oft messerscharfe und
vorspringende Kanten. Am häufigsten treten sie an den-
jenigen Stellen der Röhren auf, die beim Auflöten von
Flanschen und Anschlufsstutzen stark erhitzt worden
sind.
Die Beseitigung dieses Uebelstandes wird allgemein
angestrebt, jedoch ist es bisher noch nicht gelungen,
dessen eigentliche Veranlassung festzustellen. Vermutet
werden folgende Ursachen: |
l. Herstellung der Röhren aus ungeeigneten Kupfer-
sorten, |
2. Eintritt von atm. Luft in die Rohrleitungen,
3. Einwirkung elektrischer Ströme.
Die in diesen Richtungen angestellten Unter-
suchungen und Erprobungen hatten nachstehende
Ergebnisse:
Zu 1. Alle erhältlichen, auf Schiffen eingebaut ge-
wesenen, zerfressenen und gut erhaltenen Kupferrohre
wurden analysiert. Diese Analysen lassen annehmen:
a) Reines Kupfer erleidet unter sonst gleichen Ver-
hältnissen im allgemeinen rascher Anfressungen als
unreines.
b) Hüttenmäfsig erzeugtes Kupfer wird ebenfalls
zerfressen, in der Regel aber wohl nicht so rasch als
das durchschnittlich reinere Elektrolytkupfer.
c) Grofser Gehalt des Kupfers an Oxydul be-
günstigt vielleicht die Anfressungen.
d) Der Gehalt des Kupfers an Arsen wirkt wahr-
scheinlich dem Entstehen und Fortschreiten der An-
fressungen entgegen.
Zu 2. Die atm. Luft ist in ihrer direkten (Oxydations-)
Wirkung. wohl nicht die Ursache der Zerstörung.
Wahrscheinlich bilden aber die Oxydationsprodukte des
Kupfers mit diesem im Seewasser ein galvanisches
Element, das ungeschwächt auch dann fortwirkt, wenn
aufser der im Wasser gelösten atm. Luft solche nicht
hinzutritt. In Kupferröhren eingelegtes Kupferoxydul,
Kupferoxyd usw. bewirkten im Seewasser Einfressungen
der Rohrwandung. Die Energie eines solchen Ele-
mentes ist vermutlich bei arsenhaltigem Kupfer geringer
als bei reinem. `
Zu 3. Soweit die angestellten Untersuchungen ein
Urteil zulassen, ist nicht anzunehmen, dafs die aus den
Kabeln für Licht- und Kraftübertragung in die Rohr-
leitungen übertretenden elektrischen Ströme die haupt-
sächlichste Veranlassung der Anfressungen sind.
Möglicherweise wirkt aber bei dem besonders leicht
eintretenden Zerfressen von Saugerohren und Flügel-
rädern der Zirkulationspumpen für
neben anderen Ursachen ein elektrischer Strom mit,
der dadurch erzeugt wird, dafs während der Rotation
der Flügelräder fortwährend ein Abtrennen der salz-
haltigen Flüssigkeitsschichten von den benetzt bleibenden
Flügelflächen stattfindet. Der im Seewasser rotierende
Schiffspropeller erzeugt unter annähernd denselben Ver-
hältnissen tatsächlich einen elektrischen Strom, wie
Kondensatoren
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. September 1903.]
durch angestellte Messungen nachgewiesen werden
konnte. Dieser Strom bewirkt wahrscheinlich das
rasche Zerfressen eiserner Propellerschrauben, wie das
bei Handelsschiffen vielfach eintritt und dazu geführt
hat, die Vorderseiten der eisernen Propellerflügel an
den äufseren Enden mit Kupfer zu bekleiden, Bronze-
spitzen an die eisernen Flügel anzuschweifsen oder die
Propeller ganz aus Bronze zu giefsen. Das Kupfer
(bezw. die Bronze) bildet mit dem eisernen Schiffe ein
galvanisches Element, dessen Strom vorerwähntem
Strömungsstrome entgegengerichtet ist und dessen
Wirkung aufhebt.
Als Schutzmittel gegen das Anfressen der Kupfer-
röhren sind bisher hauptsächlich das Einfügen von Zink-
schutzkörpern und das Einleiten eines elektrischen
Stromes in die Rohrleitungen empfohlen worden. Dieser
Schutz würde auch voraussichtlich ausreichen, wenn im
ersteren Falle der Zinkschutzkörper und im letzteren
Falle eine als Anode dienende, vom Kupferrohre isolierte
Metallstange durch den ganzen Rohrstrang hindurch
geführt werden könnte. Das ist aber in der Praxis
nicht gut möglich. Die Anwendung von Zinkschutz-
körpern schliefst aufserdem noch die Gefahr in sich,
dafs deren Zersetzungsprodukte, soweit sie sich in den
Röhren ablagern, zerstörend auf das Kupfer einwirken.
Abb. 2.
Es wird vorgeschlagen, Röhren aus Kupfer mit
rund 0,5 pCt. Arsengehalt herzustellen und auf Schiffen
in solchen Leitungen zu erproben, die bisher leicht
zerstört worden sind. Dabei würde sich mit Sicherheit
herausstellen, ob arsenhaltiges Kupfer tatsächlich wider-
standsfähiger gegen die Anfressungen durch das See-
wasser ist als arsenfreies. Auch Nickelkupfer und
Kupfer mit reichlichem Siliciumgehalt erscheinen einer
Erprobung wert.
Ill. Nickelkupfer.
Legierungen aus Kupfer, Zink und Nickel werden
wegen ihres silberartigen Aussehens und ihres erheb-
lichen Widerstandes gegen Oxydation unter den Be-
zeichnungen „Neusilber“, „Argentan“, „Nickelin“ usw.
vielfach zu gewerblichen Zwecken verarbeitet. Für
Gufsstücke eignen sich solche Legierungen am besten
in den Zusammensetzungen von 16—21 pCt. Ni, 60 bis
64 pCt. Cu und 24—16 pCt. Zn. Diese sogenannten
Neusilber-Legierungen lassen sich nur im kalten Zu-
stande verarbeiten.
Die zinkfreien Nickel-Kupfer-Legierungen
können dagegen warm geschmiedet und gewalzt werden.
Sie finden in der Industrie bereits Anwendung zu
Geschofsmänteln, Widerstandsdrähten, Münzen, Stanz-
[1. September 1903.]
blechen usw. Ihre Zusammensetzung schwankt zwischen
88 pCt. Cu mit 12 pCt. Ni und 60 pCt. Cu mit 40 pCt. Ni.
Die Färbung wird um so weifser und schöner, je höher
der Nickelgehalt ist. Die Festigkeitseigenschaften einiger
dieser Legierungen ergeben sich aus folgender Zusammen-
stellung.
Festigkeit in kg
pro qmm an der | Bruch-
etwa
UK: 100 | 2
o | Hauptsächlichste Bestand- Le
E teile ä fe ; C soge- deh-
E elle der Legierung in ptt. nannten Bruch: gie
Z rund Elastizi-
täts- grenze] pCt.
grenze
1 | 57 Cu 42 Ni 0,4 Fe, 0,4 Mn 24 48 34
21 715 Cu 20 Ni 25 Fe . . 31 49 29
3] 805 Cu 145 Ni5 Al . . 84 92 6
4
16 Cu 185 Ni 55 Al
Die Legierungen unter 1 und 2 haben also an-
nähernd die Eigenschaften von weichem Flufsstahle, wie
dieser für Schmiedestücke zu Achsen, Wellen, Kurbeln
usw. verwendet wird. Beide Legierungen lassen sich
gut mit schneidenden Werkzeugen bearbeiten, sowie
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 629.] 87
Die zu der Erprobung des Nickelkupfers mit heran-
gezogenen Legierungen hatten folgende Zusammen-
setzung:
Zinnbronze = 89 Cu und 11 Sn.
Eisenbronze = 57 Cu 42 Zn und 0,5—1 Fe.
Aluminiumbronze = 88 Cu 7 Al 1,5 Si 3 Fe
und 0,5 Zn.
Alle Stäbe wurden vor dem Aushängen in das See-
wasser aufgemessen und einzeln genau gewogen.
Durch Zerreifsprüfungen wurde auch versucht, den
Verlust an Festigkeit und Dehnung zu ermitteln, der
durch die Einwirkung des Seewassers eintrat. Der
Verlust an Bruchdehnung liefs sich jedoch nicht einwand-
frei feststellen.
Die durch eine 25'/s monatige Einwirkung des
Seewassers eingetretenen, mittleren Verluste an Gewicht
und Festigkeit sind aus den Schaulinien der Abb. 3 und
4 ersichtlich.
Diese und die sonstigen Versuchsergebnisse lassen
sich kurz in folgende Sätze zusammenfassen.
a) Beide Nickel-Kupfer-Legierungen verhalten sich
im Seewasser nicht sehr abweichend. Dieselben können
allgemein als gut seewasserbeständig bezeichnet werden,
wie das auch aus der Stellung beider Legierungen in
der Spannungsreihe anzunehmen war.
© b) Wenn Nickelkupfer für sich allein oder in Ver-
bindung mit Kupfer dem Seewasser ausgesetzt ist, so
Abb. 3.
Verlust des Nickelkupfers nach 251/, monatiger Einwirkung des Seewassers.
b) Verlust an Festigkeit.
far Imit 42 B Nickel,
a) Gewichtsverlust pro 1 qdm Oberflache.
de bedeutet
v
a
il
p
e
schleifen und polieren. Für laufende Wellen, Zapfen
usw. eignet sich das Nickel-Kupfer jedoch nicht, weil
es zum Schmieren und Fressen in den Lagerstellen
neigt.
"Die Legierungen unter I und 2 sind auch auf ihre
Widerstandsfähigkeit gegen die Einwirkung des See-
wassers erprobt worden. Die dazu verwendeten Proben
waren als Zerreifsstäbe hergerichtet, die an Platten aus
den gleichen Legierungen, sowie an Platten aus ver-
schiedenen anderen Metallen angenietet und so in das
Seewasser des Kieler Hafens ausgehängt wurden. Die
Anordnung ist aus Abb. 2 ersichtlich.
Die einzelnen Aufhängedrähte waren aus dem
gleichen Materiale hergestellt wie die daran befestigten
Platten.
Bei dieser Art der Erprobung konnte die Zer-
störung festgestellt werden, die das Nickelkupfer erleidet,
wenn es entweder für sich allein oder in Verbindung
mit anderen Metallen der Einwirkung des Seewassers
ausgesetzt ist.
Um auch zu ermitteln,
Nickelkupfer auf die Zerstörung anderer Kupfer-
legierungen ausübt, wenn es mit diesen im Seewasser
in metallischer Berührung ist, wurden an Platten aus
Nickelkupfer Stäbe aus Zinn-, Eisen- und Aluminium-
bronze im Seewasser erprobt.
-Qe em en leg
welche Wirkung das
d .
me- -Huger Sirti -... Bown:
AKOMECE,
wird dasjenige mit 42 pCt. Ni etwas gleichmäfsiger
angegriffen als das mit 20 pCt. Ni. Bei der Ver-
bindung des Nickelkupfers mit Zinnbronze war es um-
gekehrt.
c) Beide Nickel-Kupfer-Legierungen leiden im See-
wasser weniger, wenn sie mit anderen Metallen in Ver-
bindung stehen, als wenn sie für sich allein der Ein-
wirkung des Seewassers ausgesetzt sind. Das Nickel-
kupfer wird also in der Berührung mit anderen Metallen
durch diese geschützt. Der Schutz durch Kupfer und
Zinnbronze ist nicht beträchtlich, dagegen verhindert
Eisen die Korrosion vollständig. Die an Eisen aus-
gehängten Nickelkupferstäbe sahen, als sie nach 32
monatigem Aushängen im Seewasser gereinigt waren,
noch genau so aus, wie vor dem Versuche.
d) Andere Kupferlegierungen werden, wenn sie in
Berührung mit Nickelkupfer dem Seewasser ausgesetzt
sind, verhältnismäfsig stark angegriffen.
Die Eisenbronze (57 Cu, 42 Zn, 1Fe) war nach
32monatigem Aushängen vollständig korrodiert. Wenn
auch die äufsere Form und die Abmessungen der Stäbe
kaum eine Veränderung wahrnehmen liefsen, so waren
doch infolge der stattgefundenen Zink-Auslaugung
Festigkeit und Dehnung auf Null heruntergegangen.
Von aufsen liefs sich das nur an der rötlichen Färbung
des Materials erkennen.
[No. 629.]
IV. Kupfer-Zink-Legierungen
mit und ohne Nickelzusatz.
Die Kupfer-Zink-Legierungen mit hohem Zinkgehalte
zeichnen sich im Seewasser dadurch unvorteilhaft aus,
dafs sie nicht nur von aufsen angegriffen werden, sondern
dafs auch das Zink aus der Legierung auslaugt, wodurch
die Festigkeit des Materials schliefslich ganz verloren
geht. Es war zu erwarten, dafs der Zusatz von
Nickel in dieser Flinsicht günstig auf die Kupfer-Zink-
Legierungen einwirken würde, und es ist daher eine
Anzahl solcher Legierungen ohne und mit Nickelzusatz
im Seewasser erprobt worden. Die Oberflächen der
erprobten Stäbe von gleichen Abmessungen standen
Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
|
|
|
[1. September 1903.]
Die obere dieser Schaulinien läfst ersehen, dafs
das Auslaugen des Zinkes aus Kupfer-Zink-Legierungen
bei einem Zinkgehalte von mehr als 24 pCt. sehr stark
in die Erscheinung tritt. Legierungen mit mehr als
24 pCt. Zink sind daher für die Verwendung im See-
wasser ganz ungeeignet. Ein geringerer Zinkgehalt
empfiehlt sich aber ebenfalls nicht, weil auch die infolge
der Einwirkung des Seewassers eintretende Querschnitts-
abnahme bei zinkhaltigen Kupferlegierungen gröfser ist,
als bei zinkfreien.
Wie die untere Schaulinie ın Abb. 5 ersehen läfst,
wird das Auslaugen des Zinkes durch einen Zusatz
von 15 pCt. Nickel ganz oder nahezu verhindert.
4.
Verlust der mit dem Nickelkupfer in Berührung gestandenen Metalle nach 251/, Monaten.
a) Gewichtsverlust.
N
a
|
Ba
Ge
‘
|
Biss. Benn- Aler.
Sgorobteo Katocial Bianco beance. emoe
während der Aushängung im Seewasser zu den Ober-
flächen der Befestigungsplatten aus Kupfer bezw. Nickel-
kupfer im Verhältnisse von rund 1:4 bis 1:5. Die
Ergebnisse sind nachstehend zusammengestellt.
= e
Be | |
Vergleichszahlen über den Einflufs des Nickels
in zinkreichen Kupfer-Legierungen, auf deren
Seewasserbeständigkeit,
ermittelt oder umgerechnet für eine 12 monatige
Dauer der Einwirkung des Seewassers.
oo Erprobt durch Aushangung im See-
wasser des Kieler Hafens, in
Berührung mit Kupfer usw.
Erprobte Legierungen
|
k Eingetretener (8 5 3
E wo pe)
E Haupt- Verlust an 23 _ k
= D d Ou
Z : f SEEE
> Be- sächlichste | Ausgehängt in Ge- ag
= wicht 2 gu -
& | zeich- | Bestandteile | Berührung mit | Quer- pro 23. |
a | | 1 qdm %48
= | nung | der Zusammen- | einer Platte aus | schnitt a Bä
GE | fläche £ „2
| Bon
7 | pct. | g i pct.
1] 2 | 3 | 4 Au 6 | 7
i
1 | Neu- | 60,5 Cu, 24 Zn, | Hüttenkupfer | |
silber- 15 Ni, 0,5 Fe [mitca.0,6pCt.As' 0,87 ıca.97
draht | |
2 | Gufs- 45,5 Cu, 39 Zn, | Hüttenkupfer `
bronze’ 15 Ni, 0,5 Fe |mitca.0,6pCt.As’ 0,78 2,12 98,3
3 I desgl. | 75,5 Cu, 24 Zn, | Hüttenkupfer
0,5 Fe mitca.0,6pCt.As‘ 0,70 2,08 'ca. 94,2
4 | desgl. 71,2 Cu,28,3 Zn, | Hüttenkupfer
| 0,5 Fe mitca.0,6pCt.As! 0,37 6,04 ca.90,7
5 |Eisen- , 57 Cu, 42 Zn, | Nickelkupfer
Bronze 0,5—1 Fe mit 20 pCt. Ni | 0,66 | 17,29, 61,0
Hieraus und aus einigen anderen Versuchen ergeben
sich für das Verhältnis zwischen Querschnittsverlust und
Gewichtsabnahme, also für die eingetretene Auslaugung
des Zinkes, die in Abb. 5 dargestellten Schaulinien.
b) Verlust an Festigkeit.
snit HicheHupfper deed Aë Tacchel
Baitang mi KiheBupfer omit 0% Richel
k
74
|
LU
|
P
A,
\
Wa
M
A
Pd UI
Baal
y
W
Ecke
—
Am:
Seonce. Aaance. roseg,
Die Spannungsreihe der zinkreichen Kupfer-Legie-
rungen für Seewasser ergab keinen genauen Mafsstab
für deren Neigung zur Korrosion.
V. Einwirkung des Seewassers auf verschiedene
Metalle und Schutz derselben durch Eisen.
Für sich allein in das Seewasser des Hafens ein-
gehängte Platten, die also nicht mit anderen Metallen
in Berührung standen, erlitten in 12 Monaten pro | qdm
Oberfläche folgende Gewichtsverluste:
Flufseisen mit 0,05 pCt. C, en Mn und
0,071 pCt.P . . . 9,015g
Kupfer ( lektrolyt, umgeschmolzen) . : . 0,563 „
Zinnbronze, sc miedbar, mit 3,5 pCt. Zinn . 1,638 ,,
Zinnbronze mit 11 pCt. Zinn . . 1,470 „
Bronze 86 pCt.Cu 8pCt. Sn und 4 pCt. Zn . 2,303 „
Eisenbronze, rund 57pCt. Cu 42pCt. Zn
0,5—1 pCt. Fe. . 4,515 „
Aluminiumbronze, rund o pCt. Cu 9 pCt. Al 0,600 „
Nickelkupfer mit rund 42pCt. Ni. . . . 2,162,
Nickelkupfer mit rund 20 pCt. Ni . . . . 1,848,
Die Wassertemperatur betrug dabei im Durchschnitte
rund 10°C.
Von Herrn Professor Rudeloff ist der Gewichts-
verlust des Flufseisens viel niedriger gefunden worden,
nämlich zu 3,11 g. Wahrscheinlich gilt diese Zahl aber
für Eisen, das noch mit der Walzkruste bedeckt war,
während die Gewichtsverluste nach vorstehender Zu-
sammenstellung an vorher bearbeiteten Platten ermittelt
worden sind.
Der Gewichtsverlust wird gröfser oder geringer
als vorstehend angegeben, wenn verschiedene Metalle
im Seewasser mit einander in Berührung stehen und
gegenseitig auf Zerstörung und Schutz einwirken. So
zeigte z. B. Eisenbronze pro 1 qdm Oberfläche in
12 Monaten folgende Gewichtsverluste:
a) wenn sie für sich allein dem Seewasser
ausgesetzt war .
b) in Berührung mit Zinnbrenze
4,915 g
5,175 „
[1. September 1903.)
c) in Berührung mit
20procentig .
d) in Berührung mit Eisen
Nickelkupfer,
00 ,
Das Eisen schützt die Kupfer-Legierungen aus-
nahmsweise fast vollstandig gegen Korrosion. Selbst
wird es durch Zink geschützt.
Die Erprobungen ergaben, dafs eine direkte Be-
rührung des schützenden und des zu schützenden
Metalles nicht erforderlich ist. Soll z. B. Eisen gegen
die zerstörende Wirkung von Bronze geschützt werden,
die mit ihm im Seewasser in Berührung steht, so ge-
nügt es, das Zink an der Bronze zu befestigen oder
es in anderer Weise leitend mit dem Eisen zu ver-
binden.
Diese Regel wird indessen nur insoweit zutreffen,
als die Oberfläche des Schutzmetalles ausreichend grofs
ist, und die Entfernung zwischen dem schützenden und
dem zu schützenden Metalle genügend klein gewählt
wird. Mit dieser Entfernung wächst der Widerstand
des Stromkreises.
Das Zink wird am besten als Schutzmittel anderer
Metalle wirken, wenn diese an der ganzen Oberfläche
verzinkt sind, jedoch nur so lange, als die Zinkschicht
vorhält, und diese Zeit wird bei den gebräuchlichen
Verzinkungsmethoden meistens nur sehr
kurz sein.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 629.] 89
Gewichtsabnahme pro 1 qdm in 12 Monaten.
Oberflächen-
2 u me ey
© D 7 i
S verhältnis der Mittel
E beiden mitein- | Durch den | Durch den aus dem
zZ, ’ galva- galva- Differenz | Verluste
8 ander in Be- nischen ‚nischen EE a des ge-
S | rührung ge- Strom ge- | Strom an- Spalte schützten
= schütztes | gegriffenes P und ange-
S | standenen Material | Material 3 und 4 griffenen
Eisensorten (BE) | (ME) Materials
EE EE od g g g
1 | 2 | 3 | 4 | 5 6
1 1: 1 5,9 10,8 49 ' 8,35
2 2 A 3,36 13,41 10,05 | 8,38
Die gegenseitige Einwirkung des Eisens von
höherem und geringerem Phosphorgehalte ist also recht
stark in die Erscheinung getreten. Auch hat sich der
Einflufs des Oberflachenverhaltnisses beider in Be-
rührung gestandener Eisensorten deutlich bemerkbar
gemacht.
Abb. 5.
Verhältnis zwischen den im Seewasser eingetretenen Querschnitts-
VI. Einflufs des Phosphors
und Nickels im Eisen auf dessen
Seewasserbeständigkeit.
A. Phosphorgehalt des Eisens. og 9
Die bisher angestellten Untersuchungen
hatten einen Einflufs des Phosphors im
Eisen auf dessen Neigung zum Verrosten
nicht erkennen lassen. Sie waren jedoch
entweder nicht im See- und Kesselwasser
ausgeführt worden oder doch — soweit dies
geschehen — mit voneinander isolierten
Proben. Nach einigen Beobachtungen aus
der Praxis war aber anzunehmen, dafs zwei
in Berührung stehende Eisensorten von ver-
schiedenem Phosphorgehalte im Scewasser
ein galvanisches Element bilden, bei dem
das Eisen mit geringstem Phosphorgehalte
die Anode darstellt und mehr an Gewicht
verliert, als wenn es für sich allein dem
Seewasser ausgesetzt ist, während das
phosphorreichere Eisen mehr oder weniger
geschützt wird.
l. Vorversuch.
Durch eine Erprobung im kleinen Mafsstabe wurde
zunächst festgestellt, ob der vermutete Einflufs des
Phosphors überhaupt vorhanden war. Es sind dazu
zwei Sorten Flufseisen von verschiedenem Phosphor-
gehalte verwendet worden, von denen die eine mit
0,006 pCt. P Martineisen, die andere mit 0,098 pCt. P
BessemerMaterial war. Der Phosphorgehalt beider Eisen-
sorten entsprach also etwa dem in der Praxis vor-
kommenden Maximum und Minimum.
Zur Erprobung wurde das Material aufsen bearbeitet
und dann zu Versuchsstücken hergerichtet, die in jedem
Falle durch das Zusammennieten von ME und BE ge-
bildet wurden. Die Oberflächen beider Eisensorten
standen bei den einzelnen Versuchsstücken zueinander
in den Verhältnissen 1:1 und 1:2. Jeder einzelne
Teil wurde vor dem Zusammennieten aufgemessen und
genau gewogen. Die Erprobung erfolgte im Kieler
Hafen. Sie dauerte 17 Monate.
Das ME mit niedrigstem Phosphorgehalte erlitt
durch die Einwirkung des Seewassers erheblich umfang-
reichere, ungleichmalsigere und tiefere Einfressungen
als das BE mit höherem Phosphorgehalte. Die ein-
getretenen mittleren Gewichtsverluste ergeben sich aus
nachstehender Zusammenstellung, und zwar für eine
Versuchszeit von 12 Monaten. :
und Gewichtsverlusten verschiedener zinkreicher Kupferlegierungen ohne und
mit Nickelzusatz.
ADIL EE Kicktlnuoale:
"3O
nes EHHH EE
wd SR HEATHER EES Poo
3 N, Goen EE
A T ae
A deoo) TARE HHA H HHHH HHH
Rage: <0 æ 20; i0 zZ,
(2%) (28) (39) (42)
2. Umfangreicherer Versuch,
ausgeführt mit einer gröfseren Anzahl Versuchsstücke,
zur Bestätigung der Ergebnisse des Vorversuches.
a) Versuchsmaterial. Aufser Flufseisen mit dem
in der Praxis in der Regel vorkommenden Maximal-
und Minimalgehalte an Phosphor wurde auch solches
mit mehr Phosphor zu den Erprobungen herangezogen.
Die Proben hatten ‘einen Phosphorgehalt von weniger
als 0,01 pCt. bis zu 1,08 pCt.
= b) Die Probestücke wurden in gleicher Weise her-
gerichtet wie bei dem Vorversuche.
c) Die Erprobung erfolgte einerseits im freien Sce-
wasser des Kieler Hafens, andererseits in gröfseren
Behältern mit gleichem Seewasser, das oft erneuert worden
ist. Im Hafen wurden nur Versuchsstücke ausgehängt,
die je aus zwei zusammengenieteten Eisensorten be-
standen, während in den Behältern auch einzelne, für
sich isolierte Platten zur Erprobung kamen, die bis zur
Hälfte eingetaucht worden sind. Die Erprobung dauerte
16 Monate.
d) Die mittleren Ergebnisse sind für eine 12 monatige
Einwirkung des Seewassers aus den Schaulinien der
Abb. 6 und 7 ersichtlich. (Die Ergebnisse der in den
Behältern erprobten Versuchsstücke, soweit diese je
aus 2 verschiedenen Eisensorten bestanden, sind aus den
Abbildungen fortgelassen.)
90 (No, 629.]
Die Hauptergebnisse lassen sich kurz in folgende
Sätze zusammenfassen:
«) Von zwei im Seewasser miteinander in metallischer
Berührung stehenden Eisensorten
Phosphorgehalte wird die phosphorreichere mehr oder
weniger geschützt, die phosphorärmere aber umso stär-
berflächenverhältnisse 1:1
beider Eisensorten war der Gewichtsverlust pro 1 qdm
Oberfläche des phosphorärmeren Eisens im freien See-
wasser des Hafens rund 3 bis 6mal so grofs als der
ker angegriffen. Bei dem
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. September 1903.)
Eine erheblich gröfsere gegenseitige Einwirkung
von phosphorarmem und phosphorreichem Eisen auf
mit verschiedenem
ergeben.
die Korrosion im Seewasser, als solche in der Praxis
vorkommen wird, hat sich also bei viel gröfserem
Unterschiede in dem Phosphorgehalte der beiden mit-
einander in Berührung stehenden Eisensorten nicht
y) Das Verhältnis, in denı die Oberflächen zweier
Eisensorten von verschiedenem Phosphorgehalte stehen,
die inı Seewasser miteinander in metallischer Berührung
des phosphorreicheren. (Siehe Abb. 6.) sind, ist von erheblicher Bedeutung.
Bei den gewählten Ober-
Abb. 6. flächenverhältnissen für ge-
Gewichtsverlust der im Hafen erprobten Versuchsstücke, die je aus zwei Eisensorten von
verschiedenem Phosphorgehalte und gleich grofsen Oberflächen bestanden.
ringsten Angriff des phos-
phorärmeren und geringsten
Schutz des phosphorreicheren
phosphorreichem Eisen be-
de Basen SKoopkorärsmereo btoen (Qeode,) Eisens war im Hafen der
n » nm PWooploreeichereo Eisen (Hathade. J Gewichtsverlust des ersteren
EES 2 bis 3,4 mal so grofs als
E Se den Nittel aus beiden. der des letzteren. Bei umge-
kehrten Oberflächenverhält-
NR 4p TOTT Sooo To nissen wurde das phosphor-
x H TPE pa Ee | armere Eisen dagegen 5,9 bis
of ETH UA H 137 mal so stark ff
12 SS PEEP Aa peer Pr N yf mal SO Stark angegrilien
Së SCH (HIT SITE DEG 4 als das phosphorreichere. Es
eS oh EE d darf hiernach angenommen
2 Zona me BEER HEHHEE HEEE J werden, dafs man das Ver-
DIE EE EEEH J hältnis zwischen der Korrosion
Ņ HH Onh betaat te bee 44H L des hos horärmeren und
EPH eE EEE : BEE Eisens
e E e een, Wahl
TEHE casa EEPE J der Oberfläch Bass
N S07) EEEEREEREREERERENINENEEREIENBENERNRNENNERE a er erllächen noch weiter
A cas. HHHH HHHH PEO EE EEEEEER H steigern kann, so dafs z. B.
$ 8 Ess J eine kleine Eisenplatte mit
SHEET HH HH HF H weniger als 0,01 pCt. P, die
N 3 HH nadan EEEH EE HFE 4 in einem Dampfkessel aus
soca HEC HHHH HHHH EE HEHH J Eisen mit etwa 0,09 pCt. P
scene im Moopkorge- G+; Ge Gé č eingesetzt würde, in kurzer
Zar? ad | | Zeit erfressen werden mülst
hatte zweiecin Baci ge Ge Selen 4018 ee S
ëss ' ) d) Der mittlere Gewichts-
med wate; verlust der Versuchssticke,
ER pigs WM Ge eebe 208 die aus phosphorarmem und
Abb. 7.
Gewichtsverlust einzeln isoliert eingehängter Platten aus Eisen von
probten
verschiedenem Phosphorgehalte, die in Seewasser eines Behälters bis zur Hälfte jn Abb. 6.)
standen, hat sich bei den
verschiedenen über in gleicher Weise er-
Versuchsstücken
gleich ergeben. (Siehe mittlere Schaulinie
Der Phosphorgehalt ist hier-
praktisch als
EIBRSLAUEHE WAREN: auf nicht von erheblichem Einflusse ge-
wesen.
D f A ah LTE e .
T DEIER GEET Im freien Seewasser des Hafens ist
s HERE ERHET ein mehr als doppelt so grofser Gewichts
A AI EREE EEE HEEE HH J verlust eingetreten, als in den Behältern
Y. EEEE E HH EE HHH mit Seewasser, obwohl dies oft erneuert
AeH GES HHHH wurde
. GITT EK a a RUNCUPEENGLTGE
KEE FREI e) Bei den halb eingetauchten Platten,
6 * ’ alinaın a tt Pee eee von denen jede für sich isoliert aufge-
€ Wë ETS EE HEE h ät ebenfalls ein Einflufs d
IEEE HEE Peep H hängt war, ist ebenfalls ein Einflufs des
N SEEE E E RAIER ERR RER RE RE EE Phosphors vorhanden, wenn derselbe auch
HEHEHEHE EE nicht sehr grofs ist. Mit steigendem Phos-
4 PEE ERE ZERE EHEHE phorgehalte nimmt die Korrosion ab. (Siehe
SEET in a HEHE Abb. 7.)
S OR SE E EE, ` "Nach Giesett Frgehnisseh. darfrange:
SEA , ZI = J us nommen werden, dafs das Schweifseisen,
doten &-\ a 923 O45 e Ve ’ das im Durchschnitte reicher an Phosphor
enorm I 4 ist als Flufseisen, in der Regel besser
erhalten bleibt als dieses Material, nament-
lich aber, wenn beide Eisensorten im See-
oder Kesselwasser miteinander in Berührung stehen.
B. Nickelgehalt des Eisens.
Die Erprobungen sind mit nickelfreiem Eisen, sowie
mit 6- und 30prozentigem Nickelstahle ebenso ausgeführt
worden, wie die mit Eisen von verschiedenem Phos-
phorgehalte. Die in 12 Monaten eingetretenen mittleren
Gewichtsverluste sind aus den Schaulinien der Abb. 8
und 9 ersichtlich. (Es sind dabei die aus 2 Eisensorten
bestehenden, in Behältern ausgehängt gewesenen Ver-
suchsstücke wieder fortgelassen.)
8) Das Verhältnis, in dem die Gewichtsverluste
beider Eisensorten stehen, wächst auffallender Weise bei |
steigender Differenz desPhosphorgehaltes nicht erheblich.
Bei den im Hafen ausgehängten Versuchsstücken
zeigte die Differenz im Phosphorgehalte von 0,08pCt.
einen nahezu ebenso grofsen Einflufs wie die Differenz
von 0,6lpCt. Am gröfsten war der Einflufs einer Diffe-
renz des Phosphorgehaltes von 0,44 pCt. (Siehe Abb. 6).
Bei den in einem Behälter ausgehängten Stücken hatte
die Differenz von 0,08% im Phosphorgehalte den gröfsten
Einflufs.
[1. September 1903.]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 629.] 91
Die gesamten Ergebnisse lassen sich kurz in
folgende Sätze zusammenfassen:
a) Steht Nickelflufseisen (Nickelstahl) im Seewasser
in metallischer Berührung mit Flufseisen von erheblich
geringerem oder gar keinem Nickelgehalte, so wird
ersteres Material ganz oder zum Teile gegen Korrosion
geschützt, das nickelfreie oder nickelärmere Eisen aber
umso stärker angegriffen. (Siehe Abb. 8.)
p) Bei einer Differenz im Nickelgehalte beider Eisen-
sorten von 6pCt. wurde das nickelreichere Material im
freien Seewasser des Hafens nur noch eben merklich,
im Seewasser eines Behälters dagegen garnicht mehr
angegriffen.
Abb. 8.
Gewichtsverlust der im Hafen erprobten Versuchsstücke,
die je aus 2 Eisensorten von verschiedenem Nickelgehalte
bestanden und gleich grofse Oberflache hatten.
” D 17 ~mm om m e Kittel auo Bader
l VEER RER ER DES RRERE ee BPE
ITT | bd een
RK, EEE ataa E
Du N 15 ae H+ aH (IITTI)
S BEER EEE
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gehalte zmeinin ei 618 ----------- 51.90)
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met Koenocartenin
Abb. 9.
Gewichtsverlust einzeln isoliert eingehängter Platten aus
Eisen von verschiedenem Nickelgehalte, die in Seewasser
eines Behälters bis zur Hälfte eingetaucht waren.
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: 3 L E
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d ` N, PSS GL
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Bei einer Differenz von 23,5—30pCt. im Nickel-
gehalte blieb das nickelreichere Material vollständig un-
verändert. Die Oberflächen waren nach 16monatigem
Aushängen im Seewasser noch fast ebenso rein, glatt
und blank wie ursprünglich.
y) Das Öberflächenverhältnis beider Eisensorten
war bei der Erprobung 1:1. Bei anders gewählten
Verhältnissen wird die gegenseitige Einwirkung auf
Schutz bezw. Zerstörung wahrscheinlich gröfser bezw.
geringer. So ist es z.B. nicht ausgeschlossen, dafs
schon 3 prozentiger Nickelstahl durch die Berührung
|
mit nickelfreiem Eisen vollständig geschützt wird, wenn
das Oberflächenverhältnis 1:2 oder gröfser ist.
d) Im Hafen war der Gewichtsverlust des nickel-
freien bezw. nickelärmeren Materials bei einer Differenz
im Nickelgehalte zweier sich berührender Eisensorten
von 23,5 bis 30pCt. rund 1’/s mal so grofs, als bei
einer Differenz von nur 6pCt. (Abb. 8, obere Schau-
linie.) Das mit 20- bis 30prozentigem Nickelstahle im
Seewasser in Berührung stehende gewöhnliche (nickel-
freie) Eisen wird also sehr stark angegriffen.
e) Unter sonst gleichen Verhältnissen ergab sich
im freien Seewasser des Hafens durchschnittlich ein
nahezu 4mal so grofser Gewichtsverlust als in einem
Behälter mit Seewasser, obwohl dies oft erneuert
wurde.
c) Bei den halb ee Platten, von denen
jede für sich isoliert aufgehängt war, hat der Nickel-
gehalt die Korrosion ebenfalls stark beeinflufst. (Abb. 9.)
Die Gewichtsverluste stehen in dem Verhältnisse:
Harter Martinstahl mit 0,062 pCt. P = 60 oder 100
Nickelstahl 6prozentig =: , 65
Nickelstahl 30 prozentig = ID „ 26,6.
n) Wenn unter ¢ die Korrosion des 30prozentigen
Nickelstahles verhältnismäfsig gering erscheint, so waren
doch die Anfressungen, die nur am unteren Ende der
Platte eingetreten sind, erheblich tiefer, als bei Martin-
stahl und 6prozentigem Nickelstahle.
Diese örtlichen Anfressungen sind vielleicht auf
einen galvanischen Strom zurückzuführen, der sich
zwischen dem Nickelstahle und seinen Zersetzungs-
produkten gebildet hat, die sich unten an der Platte
ablagerten. Ungleichmäfsige Zusammensetzung des
Nickelstahles war nicht die Ursache der Anfressungen.
Bei nickelfreiem Eisen ist noch nicht beobachtet worden,
dafs die Oberfläche zum grofsen Teile fast garnicht, an
einzelnen Stellen aber so stark angegriffen war.
C. Elektrische Spannungsreihe der erprobten
Eisensorten für Seewasser.
Die während längerer Zeit in bestimmten Zwischen-
räumen ausgeführten Messungen der elektrischen
Spannungen zwischen den verschiedenen Eisensorten,
die in Seewasser eingetaucht waren, hatten nachstehende
Ergebnisse:
«) Der Phosphorgehalt der verschiedenen Flufseisen-
sorten ist für deren Stellung in der Spannungsreihe für
Seewasser bestimmend. Je gröfser der Phosphorgehalt
ist, umsomehr nähert sich das Flufseisen in der
Spannungsreihe der Stellung des Kupfers.
3) Gerade die geringen Unterschiede im Phosphor-
gehalte der gebräuchlichen Eisensorten von rund 0,05
bis 0,06 pCt., wie sie in der Praxis vorkommen, haben
den gröfsten Einflufs auf die Potentialdifferenz.
Mit dem Steigen des Phosphorgehaltes im Eisen
über etwa 0,1 pCt. hinaus wächst die Potentialdifferenz
zwischen dem Eisen und dem Zink nur noch verhältnis-
mälsig wenig.
y) Mit steigendem Nickelgehalte des Nickelstahles
wächst die Potentialdifferenz zwischen diesem und dem
Zinke erheblich.
d) Die Differenz im Gewichtsverluste zweier im
Seewasser miteinander in Berührung stehender Eisen-
sorten tritt allgemein um so stärker in die Erscheinung,
je gröfser die Potentialdifferenz zwischen diesen beiden
Eisensorten ist. Die geringe Spannungsdifferenz von
5—10 Millivolt genügt bereits, um eine erhebliche
gegenseitige Einwirkung beider Eisensorten zu veran-
lassen.
d Von zwei in Berührung miteinander erprobten
Eisensorten ist ausnahmslos diejenige am stärksten an-
gegriffen worden, die in der Spannungsreihe dem Zink
am nächsten steht.
¢) Bei allein für sich (isoliert) ausgehängten, halb
in Seewasser eingetauchten Platten aus verschiedenen
Eisensorten fällt der Gewichtsverlust um so geringer
aus, je gröfser die Potentialdifferenz zwischen dem Eisen
und dem Zink ist.
92 (No. 629.]
D. Anwendung der Ergebnisse auf
die Praxis.
a) Hinsichtlich des Phosphorgehaltes.
Wenn auch ein höherer Phosphorgehalt die Kor-
rosion des Eisens im Seewasser allgemein etwas herab-
setzt, so wird man doch mit Rücksicht auf die Qualität,
namentlich die Zähigkeit des Eisens, den Phosphor-
gehalt so niedrig als möglich zu halten suchen. Die
Gesamt-Korrosion eines Dampfkessels, eines Schiffs-
körpers usw. wird also durch Wahl eines bestimmten
Phosphorgchaltes für das Eisen nicht verringert werden
können. Wohl aber wird es möglich sein, der raschen
und vorzeitigen Zerstörung einzelner Teile dieser
Körper (Platten, Röhren usw.) mehr als bisher vor-
zubeugen, wenn auf den Phosphorgehalt in folgender
Weise geachtet wird.
el Alle Teile eines Schiffskörpers, Dampfkessels
usw., die im See- oder Kesselwasser miteinander in
Berührung stehen, sollten aus Eisen von möglichst gleich-
mälsigem Phosphorgehalte hergestellt werden. Namentlich
ist es zu vermeiden, einzelne Teile von verhältnismäfsig
geringer Oberfläche aus einem Eisen herzustellen, dessen
Phosphorgehalt geringer ist als der des übrigen Eisens.
Solche Teile würden rasch korrodieren.
p) Bei Dampfkesseln wäre es vorteilhaft, alles Ma-
terial eines Kessels aus derselben Charge zu entnehmen
oder bei der Entnahme aus mehreren Chargen auf
deren Gleichmäfsigkeit im Phosphorgehalte zu achten.
In der Regel wird im Dampfkesselbau für die sogenannten
Mantelbleche ein härteres Material verwendet, als für
die feuerberührten. Das für letztere Bleche meistens
vorgeschriebene sehr weiche Eisen wird oft einen
merklich niedrigeren Phosphorgehalt haben als das
härtere Mantelblech und mufs daher in Verbindung mit
diesem auch stärker korrodieren. Deshalb würde es
zweckmälsig sein, überhaupt nur das weiche Material
anzuwenden.
y) Kommt es darauf an, bestimmte Teile, z. B. die
Feuerrohre eines Dampfkessels, in erster Linie gegen
starke Korrosion zu schützen, so werden diese vorteil-
haft aus einem Eisen herzustellen sein, das etwas mehr
Phosphor enthält als das übrige Eisen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. September 1903.]
Die Teile des Kessels aus phosphorreicherem Eisen
werden umsoweniger korrodieren, je kleiner ihre Ober-
fläche im Verhältnisse zu derjenigen der Teile aus
Eisen mit geringerem Phosphorgehalte ist. Es wird
also z. B. leichter gelingen, einige Rohre des Kessels
in dieser Weise zu schützen, als alle.
b. Hinsichtlich des Nickelstahles.
a) Soll Nickelstahl in Verbindung mit nickelfreiem
Eisen für Teile verwendet werden, die mit dem See-
wasser dauernd in Berührung stehen, so wird der
Nickelgehalt möglichst niedrig zu bemessen sein, damit
das nickelfreie Eisen nicht zu stark angegriffen wird.
Stehen die Oberflächen beider Materialsorten in den
Verhältnissen 1:1, so wird bei Verwendung von
6prozentigem Nickelstahle schon das nickelfreie Eisen
fast ausschliefslich angegriffen, und zwar etwa (is mal
so stark, als bei alleiniger Verwendung dieses Materials.
Bei Torpedobooten mit einer Aufsenhaut aus 25-
prozentigem Nickelstahle sind die Hinterstewen aus
nickelfreiem Eisen (Stahlgufs) in verhältnismäfsig kurzer
Zeit stark angefressen worden, obwohl die Schiffskörper
aufsen mit einem konservierenden Farbenanstriche be-
deckt waren.
3) Kommt es darauf an, einen Teil eines im übrigen aus
Flufs- oder Schweilseisen hergestellten Körpers im See-
wasser besonders gut zu schützen und ist die Oberfläche
dieses Teiles verhältnismäfsig gering, so wird sich die
Herstellung aus 30prozentigem Nickelstahle empfehlen.
Der betreffende Teil korrodiert dann wenig oder gar-
nicht und eine allzu starke Einwirkung auf dic Korro-
sion des nickelfreien Eisens wird nicht zu befürchten sein.
y) Ist die Oberfläche des zu schützenden Teiles
aus Nickelstahl mit 30pCt. Ni dagegen verhältnismäfsig
grofs, so wird das damit in Berührung stehende nickel-
freie Eisen sehr stark korrodieren.
d) Die Verwendung des 30prozentigen Nickelstahles
im Seewasser in Berührung mit allen Metallen, die in
der Spannungsreihe für Seewasser näher nach dem
Kupfer hin stehen (Kupfer selbst, Bronze etc.), ist zu
vermeiden. In solcher Verbindung erleidet der 30-
prozentige Nickelstahl als Anode sehr tief gehende,
ungleichmälsige Anfressungen.
Kritische Beschreibung der bis jetzt gebauten Zahnradlokomotiven
für gemischten Betrieb.
Von Arthur Werner, Regierungs-Baumeister.
(Mit 57 Abbildungen.)
(Fortsetzung von Seite 73.)
1. Klose’s Zahnradlokomotive (Abb. 10).
Unter dem 9. April 1882 nahm Adolph Klose in
Rorschach (Schweiz) ein Patent auf eine Lokomotive
(D. R.-P. Kl. 20, No. 22216), deren Einrichtung die
folgende ist!?):
Um durch Anwendung von zwei oder mehr ge-
kuppelten Zahnrädern der Lokomotive bei unveränderter
Zahnstärke eine gröfsere Leistungsfähigkeit zu geben
und aufserdem zu ermöglichen, mittels eines einzigen
Cylinderpaares beliebig mit dem Zahnrade allein, mit
den Reibungsrädern allein oder mit beiden zusammen
zu arbeiten, werden die Tragräder der Maschine nicht
unmittelbar von den Cylindern angetrieben, sondern
nach Grund’schem Systeme durchReibungsrollen, welche
auf der angetriebenen Kurbelwelle angebracht sind und
gleichzeitig die Gesammtlast der Maschine auf die
Tragräder übertragen.
Die zwei über einander liegenden Achsen bilden
also ein starres Ganzes, an welchem die Maschine
federnd aufgehängt ist. Die Kupplung der einzelnen
Achsen erfolgt durch die Wellen der Reibungsräder.
Die Zahnstangenräder sind in einem Hebelsystem 52
12) Dingter J., 1886, 262, S. 496. -- Glas. Ann., Bd. 10,
1882, S. 238.
gelagert, dessen äufsere Drehpunkte mit dem gefederten
Rahmen der Maschine verbunden sind, während die
mittlere senkrechte Druckstange bewirkt, dafs der obere,
das Zahnstangenrad tragende Hebel den Bewegungen
des unteren, auf die Tragachse gestützten Hebels folgen
muils. In Folge dessen behalten die drei zusammen-
arbeitenden Achsen immer dieselbe relative Lage,
unabhängig von den Bewegungen der gefederten Kon-
struktion.
Um eine Gewähr für das gleichzeitige Eingreifen
beider Zahnstangenräder zu haben, sind die letzteren
in drehbaren Rahmen gelagert, deren obere Enden im
Hebelmittel angreifen, während die unteren Enden EH
durch Kuppelstangen mit eingeschaltctem Doppelhebel
verbunden sind. Durch die drehbaren Rahmen überträgt
sich der Zahndruck auf die Kuppelstangen in der
Richtung der Pfeile und bewirkt unter Vermittelung des
Doppelhebels AA selbstthätig durch kleine Verschiebung
der Zahnräderwellen gleichmäfsigen Zahndruck auf
beide Räder.
Auf der Reibungsstrecke laufen die Zahnstangen-
räder leer mit. Soll auf der Zahnstangenstrecke die
Zugwirkung der Reibungsräder ganz ausgeschaltet
werden, so werden die letzteren mittels der Wellen w,
welche in Ansätzen der Tragachslager gelagert sind
[1. September 1903.)
und die Lager der Kurbelwelle mit Hebedaumen be-
rühren, um ein geringes gehoben, sodafs das gefederte
Maschinengewicht nunmehr unmittelbar auf dem unteren
Achslager ruht und die Verbindung mit den Reibungs-
rädern gelöst ist.
Die ganze Anordnung ist sehr verwickelt
und deshalb bisher bei keiner Lokomotive zur
Ausführung gekommen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 629.] 93
die Vortheile eines kleinen festen, dagegen langen
Gesammtradstandes bietet, also ruhigen, sicheren Gang
und Schonung der Schienen verbürgt.
Das seitliche Spiel dieser Achse beträgt bei
Krümmungshalbmessern von 250 m = 40 mm. Die
Tragfedern der Bissel-Achse sind durch einen Querhebel
verbunden.
Die beiden rechteckigen Gleitbacken sind an einem
8. Lokoınotive der Abb. 10.
Harzbahn Blankenburg — ee en een an ABER RA eee
Tanne. (Abb. 11—15). | T
| WE er = ERBEN ES Fo
a) Bahnlinie. Ä ver lu SI | | AE Dt
e LS de lé WSA 3 8
Die Linie der Harzbahn geht i SEINE hd wid 4 ae e A |
vom Bahnhof Blankenburg am ae ® Pit SE SC Opor fos
Harz aus und berührt die Eisen- | | d E e LGE SS Ei ei / E |
steinlager bei Hüttenrode, die ____ TEE ee ee ee ee ee T GE
Orte Rübeland, Elbingerode und
endet im Orte Tanne.
Für die Reibungsstrecken __
wurden Steigungen bis zu 1:40,
für die Zahnstangenstrecken
solche bis 1: 16,6 vorgesehen
und Krümmungen von 30 m
Halbmesser zugelassen.
Bei der ersten Lokomotive
legte Abt das System Engerth zu
Grunde. Man befürchtete jedoch,
dafs bei völlig leerem Tender das Gewicht der Maschine
nicht hinreichen würde, um bei starker Anstrengung der
Zahnradmaschine ein Herausspringen aus der Zahn-
stange zu verhindern. Deshalb wurde Abt gebeten, eine
dreifach gekuppelte Tendermaschine zu entwerfen.
b) Lokomotive.
Die nach dem neuen Entwurfe ausgeführte Loko-
motive !?) ist eine dreifach gekuppelte Tender-Maschine
mit Aufsenrahmen ‘nach System Hall; sie ist die
erste Zahnradmaschine gemischten Systems, welche mit
vollständig getrennten und unabhängig von einander
arbeitenden Triebwerken versehen ist und vertritt als
erste das nach ihrem Erfinder und Erbauer, in der
Folge benannte „System Abt“ (Gattung 3).
Abb. 11.
-- ASO...
Klose’s Zahnradlokomotive.
Querriegel des Hauptrahmens befestigt und in gufs-
eisernen Pfannen verschiebbar. Ursprünglich waren
diese Pfannen nach der Mitte zu geneigt, sodafs
der hintere Theil der Maschine beim Befahren der
Krümmungen gehoben und die beiden Mittelachsen
starkt entlastet, dagegen die Bissel-Achse und besonders
die vordere Triebachse stark belastet wurden.
Die Folge davon war, dafs die Krümmungen nicht
Abb. 12. |
|
n a IN
ro) e Te
KA A Kéi b
Kalte OA ie
ame wm eer, ed
= VS ees A
WEN AS
— 2624642622 aD
-- 1080 -- -
Lokomotive der Harzbahn.
Ueber die grofsen Vorzüge dieses Systems ist
bereits oben gesprochen worden, sodafs hier nur eine
Beschreibung der konstruktiven Ausführung der Loko-
motive selbst erübrigt.
Der hinten weit überragend angeordnete Rahmen
wird durch eine nach dem Krümmungsmittelpunkte
einstellbare Achse (System Bissel) unterstützt, welche
13) Z.d.V.d.I., 1889, S. 972. — Organ 1887, Bd. 24, S. 189. —
Z. d. V. d. 1., Bd. 31, 1887, S. 362. — Glas. Ann. 1883, Bd. 13,
S. 182. — Glas. Ann. 1885, Bd. 17, S. 105. — Glas. Ann. 1889,
Bd. 25, S. 177. — Railr. Gaz. 1887, S. 21. — W. 6. Ing. V. 1886,
S. 105. — Organ 1886, Bd. 23. — Trans. Mec. Ing. 1893, No. 14. —
Organ 1888, S. 287. — Dingler J., Bd. 260, S. 490. — Z.6. I. V.
1897, S. 83.
|
mit der wünschenswerthen Leichtigkeit durchfahren
wurden und ein Bestreben vorhanden war, die Weichen
aufzuschneiden. ,
Die geneigte Form der Pfannen und Gleitlager
wurde daher aufgegeben, womit die beregten Uebelstände
verschwanden.
Der Kessel ist, um die Zugänglichkeit und Ueber-
sichtlichkeit des Zahnradtriebwerkes zu erleichtern, so
hoch gelegt, wie es mit Rücksicht auf guten Gang der
Maschine angängig war.
Der Dom ist zur Erzielung der Entnahme möglichst
trockenen Dampfes auf dem vordersten Schusse an-
geordnet. Ä
Die „ai un Bun zum Dome geschah ursprüng-
lich durch ein langes Dampfsammelrohr, welches den
sich über der Feuerkiste entwickelnden Dampf 'mittels
94 (No, 629.)
einer senkrechten, in den Dom hineinragenden Fort-
setzung vor den Regulatorkopf leitete.
Der an allen übrigen Theilen des Kessels sich
bildende Dampf gelangte unmittelbar in den Dom.
Bei der lebhaften Dampfentwicklung der Maschine wurde
jedoch soviel Wasser in die Cylinder mitgerissen, dafs
Abb. 13.
Aeltere Ausführung.
Neuere
Einführung des Dampfes
in den Dom.
ES EE ee
LS ne gi
eege IL BEER |
Deg
Abb. 15.
Zahnradtriebwerk der Harzbahnlokomotive.
die Maschine nur mit Mühe die von ihr verlangte gröfste
Leistung bewältigen konnte. Es wurde daher durch
die in Abb, 13 dargestellte Anordnung die Geschwindig-
keit des Dampfes so vermindert, dafs ein Mitreifsen von
Kesselwasser nicht mehr eintreten kann.
Die Decke der Feuerkiste ist nach hinten geneigt,
um beim Rückwärtsfahren auf den Steigungen 1: 16,6
sowohl bei Berg- wie bei Thalfahrt, ein Entblöfsen der
Decke vom Kesselwasser zu verhüten.
Ursprünglich war eine Feuerkiste von 12 m? Heiz-
fläche vorgesehen, da ein m? Heizfläche der Feuerbüchse
die T-fache Wirkung eines m? der Heizrohre besitzt
und man daher bei einer grofsen Feuerbüchse den
Langkessel kürzer halten kann.
Unmittelbar hinter der Feuerkiste ist der hintere
Zughaken befestigt,' welcher somit im Stofsbalken nur
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
az
ST Ty
————
|
|
|
[1. September 1903.]
geführt ist. Sein Zug kann also in Beziehung auf die
führenden Achsen nur günstig wirken, da seine Be-
festigung sich ganz in der Nähe der Endtriebachse be-
findet.
Die beiden mit einander gekuppelten Zahnradachsen
sind in einem besonderen Rahmen gelagert, welcher
auf der ersten und dritten Achse ruht. Die Zahnräder
sind daher mit ihrem Eingriff von dem Federspiel der
Lokomotive unabhängig. Bei Abnutzung der Radreifen
kann der Rahmen in den Lagern durch Unterlagen
gehoben werden.
Die Zahnräder (Patent Abt) bestehen je aus 3 gegen
einander versetzten Scheiben und sind mit den auf die
Zahnradachse aufgekeilten Bremsscheiben durch Bolzen
verbunden. Die Bolzen sind flach, die Bolzenlöcher
rund. In die Zwischenräume sind Kautschuk- und
Stahlabschnitte gelegt. Durch die hierdurch erzielte
geringe gegenseitige Beweglichkeit der 3 Zahnscheiben
werden kleine Unregelmäfsigkeiten in der Theilung der
Zahnstange ausgeglichen und zugleich wird erreicht, dafs
die drei Zahnscheiben eines Rades immer gleichmäfsig
belastet werden.
Der Antrieb der Zahnräder erfolgt von zwei Innen-
cylindern aus mittels Schwinghebel auf die Kurbeln des
hinteren Zahnrades. Für die Lagerung der Schwing-
hebel ist eine besondere Blindachse eingelegt, welche
im Hauptrahmen fest gelagert ist.
Die Dampfcylinder für den Zahnradbetrieb sind mit
den Schieberkästen nach unten wagerecht am Haupt-
rahmen befestigt. Die beiden Cylinder sind mit dem
Verbindungsstücke und der Ausströmung zu einem
Gufsstücke vereinigt, wodurch eine kräftige Versteifung
des Hauptrahmens bewirkt und ein Wandern oder Lose-
werden der inneren Dampfcylinder verhindert wird.
Die Auspuffrohre für die
äufseren und inneren Cy-
linder sind durch eine Gub.
wand gesondert zu einem
Gufsstücke verbunden.
Als Blasrohr war ur-
sprünglich ein vom Führer-
stande veränderliches nach
System Polonceau vorge-
sehen.
Wurde nun gedrosselt,
so trat jedesmal, wenn der
Abdampf der Zahnrad-
maschine nicht gleichzeitig
mit dem der Reibungs-
maschine ausströmte, Dampf
aus dem Ausströmungsrohre
der letzteren in das unter
l atm. leer gesogene der
ersteren zurück und be-
S ee — hinderte das freie Aus-
ooo strömen des Dampfes der
t= Ah : | ~~ Zahnradmaschine. Infolge
dessen war die Zugwirkung
schlecht und der Führer
hatte Schwierigkeiten, auf
den Steigungen genügend
Dampf zu halten.
achdem man das ver-
änderliche Blasrohr durch
eine unverstellbare Kappe ersetzt hatte, welche die
Trennung des Abdampfes beider Maschinen bis zuletzt
ermöglichte, wurde die Dampfentwickelung infolge der
besseren Zugwirkung auch bei höchster Leistung eine
ausgezeichnete.
WULLI I IT UI
tel Ops Sorone
Bremsen.
Die Maschine ist mit vier Bremsen ausgerüstet,
und zwar
l. einer Klotzbremse (durch den Heizer von Hand
zu bethätigen), auf die zu beiden Seiten jedes
Zahnrades angebrachten Bremsscheiben wirkend;
2. einer gewöhnlichen Schrauben-Klotzbremse, auf
die Triebräder der Lokomotive wirkend;
3. und 4. je einer Luftbremse für die Cylinder der
Reibungs- und der Zahnradmaschine.
[1. September 1903.)
Die Luftbremse war anfänglich nach Art derjenigen
der Riggenbach’schen Zahnradmaschinen angeordnet.
Die Preisluft aus den Reibungs- und Zahnradcylindern
wurde in einem einzigen Rohre als vereinigter Luft-
strom nach dem Führerstande geführt und mittels nur
eines Ventiles gedrosselt.
In der Luftleitung aus den Cylindern der Reibungs-
maschine war ein Ventil eingeschaltet, um zu verhindern,
dafs auf den Reibungsstrecken bei gewöhnlicher Fahrt
Dampf in die Zahnradcylinder eintreten konnte.
ierdurch wurde jedoch die Vereinigung der beiden
Luftströme verhindert, da die Prefsluft aus den Reibungs-
cylindern vermöge ihres Ueberdruckes das Ventil zurück-
drückte. Es gelangte daher nur die Luft aus den
Zahnradcylindern zum Führerstand und waren nur
2 Cylinder zur Bremsung benutzbar.
Man entschlofs sich daher zu einer vollständigen
Trennung der Luftbremsen. Das den Kesseldampf
abschliefsende Ventil wurde entfernt, und von den
Cylindern der Reibungs- und Zahnradmaschine je ein
besonderes Luftbremsrohr nach dem Führerstande ge-
führt. Jedes Rohr erhielt sein eigenes Regelungs-
ventil, sodafs jetzt beide Bremsen getrennt benutzbar
waren.
Aufser diesem Vortheil hatte die neue Anordnung
noch den Vorzug gröfserer Sicherheit, da früher bei
Undichtheit des einen Leitungsrohres beide Bremsen
unbrauchbar wurden, während jetzt bei Dienstuntauglich-
keit der einen Bremse die zweite noch zur Verfügung
steht. |
Nach den Schieberkästen der Maschine führen ge-
trennte Kühlwasserleitungen um eine Erhitzung der-
selben durch die Prefsluft zu vermeiden.
Die Hauptabmessungen der Lokomotive sind die
folgenden:
R Z
Cylinder-Durchmesser . , 450 300 mm
Hub......... . . 600 600
Triebrad-Durchmesser 1250 573 „
n/km. . . re: 254 637
eizfläche:
Rohre : 127,739 m?
Feuerbüchse . 8,305 „
Gesammte . 136,044 „
Rostfläche . 187 „
Radstand, fester . 3050 mm
der Zahnräder . 2180 ,
Gewicht im Dienst DECHE 55 t
Gewicht im Reibungs-Dienst bei
vollem Kasten BE Se 43 „
bei halbvollem Kasten 40 „
Raddruck max. . A 12
Vorräthe: Wasser . 6 cbm
Kohlen 2000 kg
Ueberdruck 5 te & te e & e 10 atm
Hebelübersetzung . ...... Ka
Leistung.
Die Lokomotive ist im Stande, ein Zuggewicht von
120 t auf der Steigung 60% mit 12 km/Std. Fahr-
geschwindigkeit fortzubewegen.
Rechnerische Werthe:
L Z = Z, + Z: = 5800 + 5650 = 11 450
2. N = 510 H `
3. 2 = 0,85 + 1,85 = 2,7 6. G Zi
N 2
4. 7 = 3,15 1. Z = 210
a N
5 gen 1 =93
Trotz des kleinen Rostes dürfte angesichts der
hohen Umlaufszahl a die Heizfläche sicherlich noch
höhere Werthe von N hergeben, als die von ihr ver-
langten.
9. Lokomotive der Marienhütte bei Gölnitz.
a) Bahnlinie.
Zur Verfrachtung der in 6 verschiedenen Stollen
des Zsakarocz-Thales (Ungarn) gewonnenen Eisenerze
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
95
wurde eine gemischte Zahnstangen- und Reibungsbahn
bis nach dem Gulmitz-Thale angelegt‘).
Die Spurweite beträgt 1000 mm, die Länge der
Bahn 3,875 km, wovon 1,84 reine Reibungsstrecke und
2,034 km Zahnstangenstrecke sind. Die gröfste Steigung
auf den Reibungsstrecken beträgt 32°/oo, auf den Zahn-
stangenstrecken 110°/o. Die kleinste Kurve auf der
Zahnstangenstrecke 200 m, der Reibungsstrecke 120 m.
Die Zahnstange ist die Riggenbach’sche.
b) Lokomotive.
Die Lokomotive, in Olten ausgeführt, besitzt die
gleiche Bauart wie die Lokomotive für Friedrichssegen.
Die wesentlichen Verhältnisse nnd Abmessungen
der Lokmotive sind die folgenden:
Cylinder-Durchmesser 240 mm
Hub ........ 450 ,
Triebzahnrad-Durchmesser 164 „
Rost . . 0,636 m?
Heizfläche 21,813 „
Ueberdruck . 11 atm
Wasservorrath . 1070 |
Kohlen Stim Se De ek, a Ee r a 150 k
Gewicht im Dienst ...... . 13,93 ¢t
Lange der Lokomotive . i 5,5 m
Radstand . o 2 1785 mm
Leistung.
Die Lokomotive befördert auf einer Steigung von
110%% einen Zug von 18t mit 12 km Geschwindigkeit
zu Berg und 28t zu Thal.
Rechnerische Werthe:
Z = 3900
l.
2. N = 115 firv=w8 6. Gg — 20
3. 2 — 1,16 e Z 55
4. ag CG"
7 8 Wu)
5 = AAD Wee
Die Kesselleistung ist hoch; es ist zwar ein grofser
Rost angewendet, aber » ist nicht grofs.
Abb. 16.
Lokomotive der Bahn Lehesten-Oertelsbruch.
(Neuere Bauart.) a
10. Lokomotive der Bahn Lehesten—Oertels-
bruch'’). (Abb. 16 u. 18—20.)
a) Bahnlinie.
Nach Herstellung einer Eisenbahn-Verbindung von
Lehesten nach Ludwigstadt in Bayern setzte Kommerzien-
rath Oertel diese 7 km lange Linie aus eigenen Mitteln
bis in seine Schieferwerke fort.
Die Bahn ist normalspurig und hat eine 1,26 km
lange Zahnstangenrampe von 80% Steigung, welche
zwischen Reibungsstrecken mit 31°/00 Steigung ein-
geschaltet ist.
Die Zahnstange ist die Abt’sche, sie ist zweitheilig
und mit einer Theilung von 120 mm ausgeführt.
14) Z.0.1.V. 1887, S. 174.
15) Schw. B. Z. 1886, S. 63. — Dingler J., Bd. 260, S. 490. —
Trans. Mec. Ing., 1893, Bd. 14, S. 708.
96 [No. 629.]
b) Lokomotive.
Die in Winterthur gebaute Lokomotive hat 2
Reibungstriebachsen und ein hinteres Bissel- Gestell,
sowie 2 Zahntriebachsen mit besonderem Cylinderpaar.
Sie wiegt im Dienst 23t und befördert 3 beladene
Wagen auf der Steigung 80%.
Bei der Probefahrt betrug die Geschwindigkeit auf
der Zahnstangenstrecke 25 km, soll jedoch gewöhnlich
nur 8 km betragen.
An den Hauptstrang schliefst sich ein über 10 km
langes Schmalspurnetz an mit 690 mm Spur.
Lokomotive der Bahn Lehesten-Oertelsbruch.
(Aeltere Bauart.)
Abb. 20.
Zahnradtriebwerk.
Die wesentlichen Abmessungen der Lokomotive
sind die folgenden: R Z
Cylinder-Durchmesser 300 300 mm
Hub se: oe iu. A 500 400 „
Triebrad-Durchmesser . 900 573 „
Laufrad-Durchmesser . . 150 Ge
Radstand, fester . 2000 1050 ,
Radstand, gesammter . . 3500 e
Heizflache . D Sé 48 m?
Rostfläche . LI,
Dampfüberdruck . 10 atm
Vorrathe: Wasser. . . . .. . 1900 kg
Kohlen . . . 2. 2... 500 „
Gewicht, leer. 18,5 t
Gewicht im Dienst . . 2 2... 23 „
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. September 1903.]
Rechnerische Werthe:
I. Z = 3000 + 3800 = 6800, Z_ a,
2. N = 210, 5 dk
3. 2 — 0,19 + 1,24 = 2,03 /
N a 1. Z — 295
d" A G
a s o
1 =: 43,5 CG"
Die Kesselleistung ist durch hohes # und grofsen
Rost sehr günstig, das Gewicht niedrig.
11. Lokomotive für die Steinbruchbahn in
Oertelsbruch. (Abb. 17.)
a) Bahnlinie.
Der dem Kommerzienrath Oertel gehörige grofse
Schieferbruch wird in mehreren Stockwerken betrieben,
von denen jedes ein Spalthaus und Lagerschuppen für
die fertige Waare, sowie mehrere Kilometer Gleise be-
sitzt, auf denen der Schutt auf die Halde befördert wird.
Die Anlage der Schleppbahn machte es nothwendig, die
Gleise der verschiedenen
Stockwerke mit einander
zu verbinden. Dies ge-
schah durch vier schiefe
Ebenen mit einer Steigung
von 173 %o, welche mit
einer zweitheiligen Abt-
schen Zahnschiene ver-
sehen wurden.
Spurweite 690 mm.
Abb. 17.
b) Lokomotive.
Die kleine Lokomotive
gemischten Systems '°), in
Winterthur gebaut, trägt
nur ein Zahnrad und be-
sitzt nur 2 Cylinder. Sie wiegt im Dienst 6,4 t und ist
im Stande, drei beladene Wagen a 2,5 t Tragfähigkeit
und 0,9 t Eigengewicht, also zusammen 10 t Bruttolast
zu schieben.
Rechnerische Werthe:
Lokomotive der Steinbruchbahn
in Oertelsbruch.
1. Z — 1740 H
2. N=39 D 5; = 2,8
3. a = 1,08 a Z Se
A A8 G
2 een
H : =
H ` aan
5. =
N
Durch Anwendung grofsen Rostes ist H aufeinen
recht günstigen Werth gesteigert.
12. Lokomotive der Badischen Höllenthalbahn.
(Abb. 21—23.)
a) Bahnlinie.
Zur Erschliefsung und Verbindung des am Fufse
des Feldberges sich hinziehenden Höllenthales wurden
die Städte des Schwarzwaldes an die grofsen Thal-
linien durch eine Bahnlinie angeschlossen, welche als
gemischte Reibungs- und Zahnstangenbahn ausgeführt
wurde. Die Länge der Reibungsstrecken beträgt 18 km,
die der Zahnstangenstrecken 7,25 km, die gröfste
Steigung auf der Reibungsstrecke 25% mit kleinsten
Krümmungen von 300 m Halbmesser, auf den Zahn-
stangenstrecken 55°%o mit Krümmungen von 240 m
Halbmesser.
Es wurde normale Spur angewendet, um das
Ucbergehen von Wagen der Hauptbahn zu ermög-
lichen.
Die Zahnstange ist nach der von Bissinger ver-
besserten Riggenbach’schen Bauart ausgeführt.
16, W. 6. I. V. 1886, S. 105. -- Schw. B. Z. VII, S. 64. —
W. BI. Bau k. 8, S. 505.
[1. September 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 629.) 97
b) Lokomotive.
Die Lokomotiven!) sind als Abt’sche Maschinen
mit getrennten Zahnrad- und Reibungstriebwerken ge-
baut. (Bauanstalt: Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe,
Baujahr: 1887.)
Kessel und Rahmen.
Beim Entwurfe der Maschinen wurde vor allem
darauf gesehen, einen möglichst festen, starren Rahmen-
bau zu gewinnen, derart, dafs jeder einzelne Theil der
Maschine und auch der Kessel leicht abgenommen
werden kann, ohne dadurch dem Rahmen seine Festig-
keit zu nehmen. Die Rahmenbleche sind deshalb mit
den Kesselträgern, den Bufferbalken und sonstigen
Querverbindungen vernietet und es sind gegen Ver-
schiebung des Baues zwischen mehreren Querver-
bindungen starke Blechtafeln eingebaut. Ferner wurde
sorgfältig vermieden, Theile des Kessels und die Cylinder
als Versteifungen des Rahmens oder die Cylinder zur
Lagerung des Kessels zu benutzen. Zu letzterem Zweck
ist vielmehr an der Rauchkammer ein
aus Blechen und Winkeln gebildeter Fufs
angebracht, welcher mit dem vorderen
Theile des Rahmenbaues unmittelbar
durch Schrauben verbunden ist.
Der Vortheildes festen Rahmens
ist damit allerdings durch höheres
Gewicht und theurere Herstellung
erkauft.
Die Decke der Feuerkiste ist geneigt
angeordnet.
Reibungstriebwerk.
Die Cylinder für den Reibungsbetrieb
sind seitlich an den Rahmenblechen an-
geschraubt.
Die Lokomotive besitzt drei Trag-
achsen, von denen die hintere durch den
Aschkasten hindurchgeht und seitlich be-
weglich ist.
Die drei Achsen sind sämmtlich ge-
kuppelt, da mit Rücksicht auf die Witte-
rungsverhältnisse der von der Bahn durch-
zogenen Gegend das volle Reibungs-
gewicht der Lokomotive ausgenutzt werden mufste.
Die mittlere Achse ist Triebachse. Die Kuppel-
stange zwischen Triebachse und hinterer Kuppelachse
ist auf kugelförmigen Zapfen gelagert, um das für die vor-
handenen engen Krümmungen erforderliche seitliche Spiel
der Achsen ohne Zwängen der Stangen zu ermöglichen.
Zahnradtriebwerk.
Die Achsen der Zahnräder sind in einem besonderen
Rahmen gelagert, welcher auf den Achsen der Trieb-
—
17) Nouv. Ann. 37, S. 120. — Eng. Bd. 51, S. 139. — Eng.
Bd. 52, S. 154. — Portef. éh. 36, S. 117. — Z. d. V. Bd. 34,
S. 146. — Gen. civ. Bd. 18, S. 84. — Organ 1889, Bd. 26, S. 95. —
E. T. d. G.I, I, S. 350. — Z.d. V. 1890, S. 120. — Organ 1887,
S. 200. — Organ, Bd. 25, S. 242. -- Deut. Bauz. 1887, S. 286.
l
räder ruht und bei Abnutzung der Radreifen in seiner
Höhenlage regulirt werden kann.
Die Zahnradcylinder sind oben auf dem Rahmen
und dem zwischen denselben eingebauten starken Ver-
bindungsbleche befestigt. Sie übertragen ihre Arbeit auf
die tief liegenden Zahnradtriebachsen mittels je einer
Schwinge, welche durch Anordnung von ungleichen
Hebelarmen zugleich dazu benutzt wird, um höhere
Kolbengeschwindigkeit und kleinere Cylinder zu er-
halten.
Abb. 22.
Zahnradtriebwerk der Lokomotive der Höllenthal-Bahn.
Die beiden Zahnräder liegen hinter einander, sind
durch Kuppelstangen verbunden und mit versetztem
Eingriffe (Abstand = 12,5 Theilungen) angebracht. Sie
sitzen fest auf ihren Achsen.
Bei der Bemessung der Zahnräder war darauf
Rücksicht zu nehmen, dafs bei den durch Wärme-
ausdehnung sowie von der Herstellung hervorgerufenen
Ungenauigkeiten der Zahntheilung zeitweise nur ein
Zahnrad in kraftschlüssigem Eingriff sein konnte.
Dazu kommt, dafs bei den ungünstigen Reibungs-
verhältnissen der Gebirgsstrecke dem Auftreten von
Radschleudern Vorschub geleistet ist, sodafs vorüber-
gehend die gesammte Last an den Zahnrädern hängt.
Die Stärke der Zähne ist daher so berechnet, dafs
ein einziger Zahn im Stande ist, der Beanspruchung
durch die ganze Last sicher zu widerstehen.
98 (No, 629.)
Bremsen.
Die Lokomotiven besitzen folgende Bremsein-
richtungen:
l. eine Handbremse mit Schraubenantrieb;
2. eine Klotzbremse (Handbremse), auf seitlich
von den Zahnrädern angeschraubte Bremsrollen
wirkend;
3. eine Luftbremse für die Reibungs-Cylinder;
4. desgleichen für die Zahnradcylinder.
Die Luftbremse gestattet eine aufserordentlich feine
Regelung der Bremswirkung und hat dabei den Vortheil,
dafs kein Schleudern der Räder eintreten kann und
daher weder Radreifen noch Schienen übermäfsig ab-
genutzt werden.
Steuerung und Ausrüstung.
Die Steuerung ist die Allan’sche.
Die Lokomotiven sind mit einem Haspel zur Be-
dienung der an den Wagen angebrachten Schmid’schen
Schraubenradbremse sowie mit dem Latowski’schen
Läutewerk ausgerüstet.
Die Wasserstandsanzeiger befinden sich an der
Hinterwand des Kessels, da die starken Steigungen
nur in einer Fahrrichtung liegen.
Die zur Bethätigung der beiden Triebwerke auf
dem Führerstand getrennt vorhandenen Griffe sind plan-
mäfsig so angeordnet, dafs ihre Handhabung leicht und
einfach zu bewerkstelligen ist.
Hauptabmessungen.
Die Hauptabmessungen der Lokomotive sind die
folgenden:
Cylinderdurchm. Reibungsmaschine . 356 mm
Zahnradmaschine 315 „
Kolbenhub Reibungsmaschine . 550 ,
Zahnradmaschine 500 „
Triebraddurchmesser ; 1080 ,
Hebellänge der SE 560/360 „
Uebersetzung . . er 3:5
Zahnräder: Theilkr. 'Durchm. er 604,8 mm
Theilung i 100 ,
Zahnezahl . 19
Achsstand: fester 1370 mm
gesammter . 3500 ,
der Zahnräder 1250 ,
Ganze Länge zw. d. Buffern 8980 ,
Heizfläche: Feuerkiste . 6,6 mi
Rohre 780 ,
= gesammte . 84,6 „
Rostfläche . 1,37 5
Kesselüberdruck . 10 atm
Gewicht: leer . 34,3 t
im Dienst 42,4 „
Vorrathe: Wasser a ee ar Se 4 m?
Kohlen . . . 2. 2.0. Lot
Leistung.
Die Lokomotive ist im Stande, in einem Bogen
von 240 m Halbmesser einen Zug von 100 t Gewicht
auf den Reibungsstrecken von 25 °/oo Steigung mit 20 km,
auf der Zahnradstrecke von 55% Steigung mit 10 km
Geschwindigkeit in der Stunde zu befördern.
Rechnerische Werthe:
. Z = 4000 + 5500 = 9500
1
2. N = 350 6. a0
3. n = 0,82 + 1,46 = 2,28
N S Z — 994
4. °° = 412 G
fi 8 d 8,2
H ee
S — Å G )
5. R = 62
13. Lokomotive der Brünigbahn. (Abb. 24.)
a) Bahnlinie.
Die Brünigbahn überschreitet, von Luzern, am Ufer
des Vierwaldstätter Sees ausgehend, den Brünigpals,
berührt Meiringen und endet in Brienz am Brienzer See.
Die Gesammtlänge der Bahn beträgt 42 km, von
denen die mit besonderen Lokomotiven für gemischtes
System befahrene Bergstrecke von Giswyl über den
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
i
IL. September 1903.)
Brünigpass nach Meiringen 16 km lang ist und etwa
8,5 km Zahnstange besitzt. Die gröfste Steigung beträgt
auf der Reibungsstrecke 25°/oo, auf der Zahnstangen-
strecke 120°/oo. Die kleinste Krümmung besitzt einen
Halbmesser von 120 m.
b) Lokomotiven.
Die Lokomotiven'?) sind nach gemischtem System
und zwar nach Gattung 1 gebaut. (Bauanstalt: Loko-
motivfabrik Winterthur, Baujahr: 1889.)
Wegen der auf der Zahnstangenstrecke vorhandenen
starken Steigungen ist der Kessel geneigt angeordnet,
da die Steigungen im Wesentlichen nur in einer Fahrt-
richtung liegen.
Triebwerk.
Die Lokomotive besitzt 2 Reibungsachsen, welche
gekuppelt sind. Die Kuppelstange hat in der Mitte ein
Lager für den Kuppelzapfen der Zahntriebachse; durch
dieses Lager wird die Zahntriebachse stets in ent-
sprechendem Abstand von der Zahnschiene gehalten.
Diese Anordnung hat den Nachtheil, dafs
ein in die Zahnstange hineingeratenes Hinder-
nifs höchst wahrscheinlich einen Bruch der
Kuppelstange verursachen würde.
Ein derartiger Unfall ist allerdings bisher noch
nicht bekannt geworden.
Abb. 24.
Lokomotive der Brünigbahn.
Der Antrieb erfolgt allein auf die Zahnradachse
mittels Zahnradübersetzung. Aufserdem ist noch ein
zweites Zahnrad zum Bremsen auf der vorderen Reibungs-
triebachse angebracht.
Die Schmierung der Zahnstange erfolgt selbstthätig
durch die Zahnräder der Maschine, wobei es jedoch
vorkommt, dafs auf den glatten Strecken Schmiere von
dem leer laufenden Zahntriebrade auf die Fahrschienen
abgespritzt wird und diese schlüpfrig macht. Es ist
deshalb nachträglich eine Sandstreuvorrichtung ange-
bracht.
Da die Lokemeuve den Zug stets zieht, besitzt
sie zu diesem Zwecke unter der Hauptkupplung ein
Sicherheitsdrahtseil.
Bremsen.
Die Lokomotive ist mit folgenden Bremseinrichtungen
versehen:
l. einer Spindelbremse,
2. der Klose’schen Dampfbremse,
3. einer Luftbremse.
Hauptabmessungen.
Die Hauptabmessungen der Lokomotive sind die
folgenden:
Cylinder-Durchmesser 340 mm
Kolbenhub . . 480 ,
Triebrad-Durchm. f. Reibung 800 „
Zahnrad-Theilkreis 7196 „
Gesammtradstand . 2400 „
18) Z. d. V. d. I. 1892, S. 342. — Uhland W. J. 4, S. 23. —
Eng. 1889 Il, S. 395. — Inv. nouv. 18, S. 3. — Railw. Eng. 11,
S. 178. — Organ 1891, S. 109. — E. T. d. G. I, I. — Modern
Lokomotives, S. 370.
[1. September 1903.]
Kesselüberdruck 12 afm
Heizflache 54,1 m?
Uebersetzung 1,85
Gewicht im Dienst 22 800 kg
Leistung.
Die Lokomotive ist im Stande, auf der Horizontalen
ein Zuggewicht von 40 t mit 25 km/Std. Geschwindig-
keit, und auf der Steigung 120°/oo mit 10 km/Std. fort-
zubewegen.
Bei der festen Verbindung des Zahn- und Reibungs-
getriebes ist ein ungestörtes Zusammenarbeiten der
beiden, also eine wirkliche Ausnutzung der Reibung
natürlich unmöglich. Schon die geringste Abnutzung
der Reibungsräder hat zur Folge, dafs ihr Durchmesser
von dem Theilkreis verschieden wird. Sie müssen
dann theilweise schleifen, wodurch sie noch
mehr abgenutzt werden und Arbeit nutzlos ver-
zehrt wird.
Die Lokomotive kann wegen der Räder-
übersetzung auf glatten Strecken nur langsam
fahren; es findet daher, wie erwähnt, in Meiringen
Maschinenwechsel statt, was nicht nöthig würde, wenn
die Lokomotive nach Abt’schem System gebaut wäre.
Rechnerische Werthe:
1. Z = 9300 E
2. N= 345 6. ç = 400
3. n = 2,06 j N 2
N E
— G
4. H = >
H
5. = 24
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 629.] 99
Durch die Räderübersetzung wird a hoch und ge-
l N ; :
stattet einen sehr hohen Werth von H` bei dem hier
geforderten Werth von 6,25 PS. hat die Mannschaft
allerdings Schwierigkeiten, die benðthigte Dampfmenge
zu erzeugen. |
14. Lokomotive der Bolanpass-Bahn in Indien.
a) Bahnlinie.
Der auf dem Wege von Indien nach Kandahar nahe
der südlichen Grenze Afganistans belegene Bolanpass
wurde im Jahre 1888 von der englisch-indischen Re-
gierung überschient.
Die Bahn hat bei 40%% gröfster Steigung eine Spur-
weite von 1676 mm und kleinste Kurven von 186 m
Radius. Das Zuggewicht ohne Lokomotive beträgt 170t'%).
Die Zahnschiene ist dreitheilig und Abt’scher
Bauart.
b) Lokomotive.
Die Lokomotive, in Winterthur gebaut, hat 3 ge-
kuppelte Reibungsachsen, eine Laufachse, 2 gekuppelte
Zahnradachsen, 4 Cylinder und 54 t Maximaldienst-
gewicht.
Sie ist im Stande, 135 t Zuglast mit 11 km/Std. auf
50°%oo Steigung und auf 25% Steigung mit 21 km zu
befördern. Wegen der grofsen Spur dieser Bahn wurde
eine sehr grofse Feuerbüchsheizfläche mit 9,6 m? direkter
Heizfläche bei 138 m? ganzer Heizfläche und 2,4 m?
Rostfläche möglich.
19) W. 6. I. V. 1888, S. 83. — Organ 1888, S. 290. —- Glas.
Ann. 1889, Bd. 25, S. 223. (Forts. folgt.)
Die Donau-Main-Wasserstralse.
Vom Geheimen Ober-Baurat a. D. Lange in Cassel.
(Mit Abbildung.)
Von dem Verein für Hebung der Flufs- und Kanal-
schiffahrt in Bayern ist die von seinem technischen
Amte*) ausgearbeitete Denkschrift zu dem technischen
Entwurf einer neuen Donau-Main - Wasserstrafse von
Kelheim nach Aschaffenburg nunmehr der Oeffentlichkeit
übergeben. Es ist hiermit eine Grundlage geschaffen,
welche allen denen, die sich für die Förderung der
Wasserstrafsen in Bayern interessieren, eingehende
‚ Information über die in Betracht kommenden örtlichen
Verhältnisse und über die daraus hervorgegangenen
Vorschläge bietet, die für die Lösung der Donau-Main-
frage bisher gemacht worden sind. An der Hand ein-
gehender technischer Untersuchungen ist die Bau-
würdigkeit der verschiedenen in Vorschlag gebrachten
Linien geprüft, ein Vergleich unter ihnen gezogen und
dann durch eine ganz objektive und in hohem Grade
überzeugende Darstellung aller zur Zeit in Betracht
kommenden Verhältnisse der Nachweis geführt, wie in
der zweckentsprechendsten Weise und mit tunlichster
Beschränkung des Kostenaufwandes das Ziel zu erreichen
sein wird. Das technische Amt des Vereins hat hiermit
die ihm übertragene Aufgabe ın einer Weise erfüllt,
welche sich den gleichartigen Arbeiten, die für die
Kanalbauten in Preufsen und Oesterreich neuerdings
veröffentlicht worden sind, würdig an die Seite stellen
kann. Dabei ist besonders rühmend anzuerkennen die
präcise und doch erschöpfende Darstellung der örtlichen
*) Das Amt wurde vom 1. Januar 1899 ab von dem Kgl. Bau-
amtmann Hensel und vom 1. Mai 1900 an von dem Kgl. Bauamt-
mann Faber geleitet. Kgl. Bauamtmann Vogt und Betriebsingenicur
Wöhrl gehörten zeitweise dem Amte an, ferner waren dabei be-
schattigt Bauführer Geyer und die Techniker von der Linden und
Greis. Die Denkschrift fahrt die Aufschrift „Denkschrift zu dem
technischen Entwurf einer neuen Donau-Main-Wasserstrafse von
Kelheim nach Aschaffenburg, bearbeitet von Eduard Faber, Kgl.
Bauamtmann und Vorstand des technischen Amts des Vereins für
Hebung der Flufs- und Kanalschiffahrt in Bayern. Mit 7 Karten-
beilagen. 1903“. `
|
Verhältnisse und der technischen und Kostenfragen,
welche es auch dem Nichttechniker leicht macht, dem
Gange der Denkschrift zu folgen und sich zu ihren
Schlufsfolgerungen ein Urteil zu bilden, ohne durch
umständliche Auseinandersetzungen ermüdet zu werden.
Nach einer kurzen Beschreibung des jetzigen Zu-
standes des Ludwigskanals und einem Vergleich des-
selben mit einer zeitgemäfsen Wasserstrafse, geht die
Denkschrift über zu den Anforderungen, die an eine
solche zu stellen sind, und damit zu der dafür Grund
legenden Bestimmung der Gröfse des Normalschiffs und
des Kanalquerschnitts, sie entscheidet sich im Anhalt
an die Gründe, welche für den Dortmund-Ems-Kanal
und den Elbe-Trave-Kanal mafsgebend gewesen, und
auch für die Kanäle in Oesterreich zur Verbindung der
Donau mit Oder und Elbe angenommen sind, für das
600 t Schiff von 67 m Länge, 8,2 m Breite, 1,75 m Tief-
ang und stellt damit den Querschnitt des Kanals auf
8m Sohlen- und 30 m Wasserspiegelbreite bei 2,5 m
Wassertiefe fest. Die Schleusen sollen in der Kammer
eine Breite von 8,6 m, eine Länge von 61 m und eine
Wassertiefe von 3 m, die Brücken eine lichte Höhe von
4 m über Normalwasserstand erhalten. In Betreff der
Gestaltung des Längenschnitts des Kanals wird die
Frage, ob nur Schleusen oder stellenweise auch me-
chanische Hebewerke zur Ueberwindung der Gefälle
anzuwenden seien, eingehend erörtert. Die letzteren
würden besonders dort angezeigt sein, wo die Wasser-
versorgung des Kanals Schwierigkeiten findet, was auf
der Scheitelstrecke der Fall ist. Andererseits bieten
sie nicht die volle Sicherheit für die Betriebsfähigkeit
des Kanals, wie denn auch neben dem Hebewerk im
Dortmund-Ems-Kanal bei Henrichenburg deshalb noch
eine Schleusenanlage in Aussicht genommen ist. Eine
solche Lösung der Frage ist aber nur dann möglich,
wenn eine Linie für den Kanal gefunden werden kann,
bei der die Ausführung eines reinen Schleusenkanals
möglich, bei der aber auch eine starke Konzentration
100 (No, 629.)
des Gefälles behufs rationeller Anwendung eines Hebe-
werkes ohne wesentliche Aenderung in dem Zuge der
Wasserstrafse zulässig ist. In einem solchen Falle ist
es tunlich, sei es Schleusentreppe, sei es mechanisches
Hebewerk zuerst herzustellen und bei Wassermangel
oder stärkerem Verkehr die nötige Ergänzung später
auszuführen. Es ist erfreulich, dafs es gelungen ist, für
den vorliegenden Fall eine solche Linie ausfindig zu
machen.
Nach dem Entwurf des technischen Amts soll die
neue Wasserstrafse von Kelheim bis Bamberg der
Hauptsache nach die gleiche Richtung nehmen, wie
der jetzt bestehende Kanal. Nur in der Absicht, das
Gefälle von Haltung zu Haltung nach Möglichkeit zu
konzentrieren, wurde der Kanal auf längere Strecken
verlassen, so dafs nur65km seiner 177,645km betragenden
Länge mit dem neuen Kanal zusammenfallen. Die Höhe
des Wasserstandes von 417,7 m + N.N. wird in der
Scheitelhaltung beibehalten, die Länge derselben aber
nach dem Main hin bis gegen Ochenbruck, nach der
Donau hin bis gegen Beilngries vergröfsert, so dafs
9 XY ulbucg
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. September 1903.]
Letzterer Bedarf wird gedeckt aus den seitherigen
Zuflüssen zum Ludwigskanal mit 1,0 cbm und aus neu
herzustellenden Sammelweihern mit 2,5 cbm. Diese
Wassermengen sind mit den für die Wasserversorgung
angegebenen Kosten sicher zu beschaffen.
Die Kosten für den neuen Kanal von Kelheim bis
Bamberg sind nun, wie folgt, ermittelt:
für den Kanalkörper mit allem Zubehör 73 803 000 M.
„ die Kammerschleusen 11 602 000 „
„ die 3 Schiffshebewerke 14 640 000 „
„ die Wasserversorgung . 17 400 000 „,
„ Einrichtungen zum Betrieb 1 001 000 „
„ Vorarbeiten, Bauleitung und Unvor-
hergesehenes . 11 554 000 ,,
zusammen 130 000 000 M.
bei einer Länge von 171,5 km.
Unerlafsliche Vorbedingung für die Ausführung
dieses Umbaus ist nun die Kanalisierung des Mains
bis hinauf nach Bamberg. Vom Rhein hinauf bis Offen-
bach ist die Kanalisierung bekanntlich ausgeführt und
hat sich seither bei teilweise 17 jährigem Betrieb vor-
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sie 48,4 km betragen wird. Dadurch wird eine Kon-
zentration des Gefälles bei Ochenbruck auf 59,7 m und
bei Beilngries auf 49,7 m erzielt. Das ganze Gefälle
von der Scheitelstrecke bis zur Donau beträgt 79,2 m,
bis ins Maintal bei Bamberg 186,8 m, die Gesamthöhe
der Abstiege also 266 m. Zur Ueberwindung sind nach
der Donau 4, nach dem Main 14 Stufen angenommen;
12 davon mit einem mittleren Gefälle von 6,05 m sind
durch Schleusen, die 6 übrigen von 15 bis zu 59,7 m
Gefälle statt durch Schleusentreppen auch durch Hebe-
werke zu überwinden. Aus der sehr eingehend be-
handelten Untersuchung über die Wasserversorgung
ergibt sich, dafs bei einem stärkeren Verkehr von etwa
I Million Tonnen Güter es mit Rücksicht auf die Kosten
zweckmäfsig wäre, die Gefällstufen bei Beilngries,
Ochenbruck und Worzeldorf mittelst mechanischer Hebe-
werke zu überwinden. In diesem Falle stellt sich bei
einem jährlichen Güterverkehr von 2 Millionen Tonnen
die mittlere sckundliche Wasserlieferung zum neuen
Kanal für die beiden Hauptabschnitte desselben, nämlich
für den Abstieg zur Donau auf 1,8 cbm und für die
Scheitelhaltung und den Abstieg zum Main auf 3,5 cbm.
züglich bewährt. Deren Fortsetzung bis Aschaffenburg
darf als gesichert angesehen werden, es werden also
demnächst grofse Rheinschiffe von 1500 t Tragfähigkeit
den Weg dorthin offen finden. Die Denkschrift erörtert
nun eingehend die Frage, welche Leistungsfähigkeit der
nach oben weiter zu führenden kanalisierten Wasser-
strafse gegeben werden soll. In dieser Ilinsicht ist
die Meinung geäufsert worden, es könne oberhalb
Aschaffenburg, jedenfalls aber von Würzburg aufwärts,
eine Wasserstrafse für Schiffe bis zu etwa 600 t, wie
sie für den neuen Main-Donau-Kanal vorgesehen sei, .
genügen. Die Denkschrift betont dagegen mit Recht,
dafs, wie überall, so auch auf dem kanalisierten Main,
sich das Bestreben nach Vergröfserung der Schiffahrts-
gefälse geltend gemacht habe, dafs man die Main-
wasserstrafse nachträglich entsprechend verbessert habe
und dafs man die Leistungsfähigkeit derselben soweit
hinauf anstreben müsse, als solches die Wasserführung
des Mains zuläfst. Hiernach gelangt sie zu dem Schlufs,
dafs man zwar davon absehen solle, den Schleusen die
bis nach Aschaffenburg hinauf angenommene Länge von
300 m für ganze Schleppzüge zu geben, ihre Abmessung
[1. September 1903.)
aber doch ebenso bestimmen solle, wie diejenige des
für sich abschliefsbaren Teils dieser Schleusen, nämlich
mit 12 m lichter Weite und 117,2 m Länge zwischen
den Drempelspitzen, so dafs ein grofses Rheinschiff
mit seinem Dampfer darin Platz finden könne. Wir
stimmen dieser Entschliefsung durchaus bei, möchten
sogar empfehlen, diese Anordnung auch für die etwa
60 km lange Strecke des neuen Main-Donau-Kanals bis
Nürnberg durchzuführen. Nürnberg ist für die neue
Wasserstrafse von so grofser Bedeutung und der Rhein
durch seine Verbindung mit den Nordseehäfen von so
grofsem Werte für den Verkehr von und nach Nürn-
berg, dafs man die Mehrkosten für die Durchführung
der Rheinschiffe dorthin nicht scheuen sollte.
Soll nun die Kanalisierung des Mains in gleicher
Weise, wie vom Rhein bis Aschaffenburg, nämlich im
Flufsbett selbst, ausgeführt werden, so ergiebt sich, dafs
auf der 300 km langen Strecke von Aschaffenburg bis
Bamberg 55 Wehre nebst Schleusen mit einem mittleren
Gefälle von 2,23 m herzustellen wären. Das ergäbe
Haltungen von 5,56 km Länge. Schiffe, die vom Rhein
bis Bamberg gelangen wollten, müfsten auf einem Wege
von 390 km 67 Schleusen passieren, es würde ihnen kaum
möglich sein, länger als 1 Stunde mit voller Geschwindig-
keit zu fahren, bei jeder Staustufe hätten sie mindestens
IL Stunde Verzögerung. Das technische Amt hat hieraus
den Schlufs gezogen, dafs vom betriebstechnischen
Standpunkte aus das im Main seither angewendete
System der Kanalisierung für dessen obere Strecke
nicht angezeigt sei, und hat einen anderen Entwurf
ausgearbeitet, bei welchem das Mainbett nur teilweise,
soweit namentlich örtliche Rücksichten das bedingen,
für die Wasserstrafse benutzt wird und sie im Uebrigen
in Seitenkanäle des Mains verlegt wird. Nach diesem
Entwurf beträgt die Länge der Seitenkanäle 204,4 km
und die Länge der Wasserstrafse im Mainbett selbst
78,1 km, sie wird im Ganzen etwa 20 km kürzer als
der Lauf des Mains. Dafür sind nur 17 neue Wehr-
anlagen herzustellen, also nur etwa 1/3 derjenigen,
welche die reine Kanalisierung erfordert. Von diesen
liegen 3 zwischen je 2 kanalisierten Flufsstrecken und
erhalten neben sich Kammerschleusen, 20 weitere be-
finden sich in den Seitenkanälen, sodafs im Ganzen
23 Staustufen, nicht einmal halb soviel wie bei einer
Kanalisierung vorkommen. Die durchschnittliche Länge
der Haltungen berechnet sich auf 12,28 km. Die Fahr-
rinne im kanalisierten Main soll auf 2,9 bis 3m Tiefe,
in den Seitenkanälen auf 3,5 m Tiefe hergestellt werden,
damit Schiffe von 1500t noch 1,2m Wasser unter dem
Boden finden. Für die Wasserspiegelbreite der Kanäle
werden 34 m als genügend angesehen. Die Kosten
dieses Entwurfs stellen sich auf 120 Millionen Mark,
allerdings 25 Millionen Mark höher, als die Kanalisierung
allein im Mainbett. Dem gegenüber steht der wesent-
lich leichtere Schiffahrtsbetrieb und der geringere Kosten-
aufwand für die Bedienung der Wehre, der Schleusen
und Flofsdurchlässe, sowie für die Unterhaltung der
ganzen Bauanlage. Ein weiterer Vorteil beruht in der
Möglichkeit einer gleichmäfsigeren Ausnutzung der
Wasserkrafte. Die Denkschrift berechnet die verwert-
bare Wasserkraft in den Seitenkanälen (bei einem nutz-
baren Gefälle von 91 m in den Staustufen) durch-
schnittlich für das ganze Jahr auf 10192 PS. und
bei den Wehren auf 8544 PS. Da von Bamberg bis
Aschaffenburg unmittelbar am Main 172 Ortschaften mit
300 000 Einwohnern liegen, so kann auf Verwertung
elektrischer Kraft für Beleuchtungszwecke, für Fabriken,
Kleingewerbe, landwirtschaftliche Betriebe usw. wohl
mit einiger Sicherheit gerechnet werden.
Das technische Amt hat nun ferner die Vorschläge
geprüft, welche im Hinblick darauf, dafs die Luftlinie
von Aschaffenburg bis Bamberg nur 120 km mifst gegen
die Länge des Flufslaufs von 303 km, von verschiedenen
Seiten dahin gemacht worden sind, dafs man die grofsen
Serpentinen des Mains durch Kanäle abschneiden solle.
Es hat sich dabei um die drei Linien Würzburg— Hom-
burg, Heidenfeld—Himmelstadt, und Aschaftenburg—
Lohr gehandelt, welche Abkürzungen von 55,1—53,8 km
und 65,5km ergeben würden. Die Untersuchungen
haben jedoch zu solchen Erschwernissen für Bau und
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 629.] 101
Betrieb geführt, dafs davon gänzlich abgesehen werden
mufs. Wir erwähnen deshalb nur kurz, dafs die Linie
Aschaffenburg—Lohr eine verlorene Steigung von 110 km
bedingen, und den Bau von 3 Tunnels in einer Länge
von 3,3 km erfordern würde. Bei allen 3 Linien führen
die hohen Schiffshebewerke, ferner tief eingeschnittene,
quer zur Richtung der Wasserstrafse verlaufende Täler
mit steilen Gehängen zu übermäfsig hohen Baukosten.
Eine weiter vorgeschlagene Abkürzung der Wasser-
strafse, bei der der Weg über Bamberg aufgegeben
werden müfste, ist ein direkter Kanal von Marktbreit
am Main nach Nürnberg. Die Abkürzung würde 86,3 km
betragen, dagegen wäre eine verlorene Steigung von
35 m zu überwinden. Grofse Kosten würden die Kreu-
zungen des Kanals mit 7, darunter auch gröfseren Flufs-
tälern, wie das der Regnitz, der Aurach und der Aisch,
erfordern; die Kanalbrücken würden eine Länge von
zusammen 900 m erhalten, ein Tunnel von 600 m Länge
wäre durch Keupersandstein auszuführen. Die gröfste
Schwierigkeit würde die Wasserversorgung bieten, weil
der Kanal über die gröfseren Wasserläufe hoch hinweg
zieht. Alles in allem würden sich die Kosten dieser
13km langen Abkürzungslinie auf 1,1 Millionen M. für
das km belaufen. Die Denkschrift betont mit Recht,
dafs man sich durch die Ausführung dieses Kanals der
Möglichkeit begeben würde, die grofsen Rheinschiffe,
welche die unterste Mainschleuse bei Kostheim durch-
fahren können, bis nach Nürnberg in die Mitte von
Bayern zu bringen. Dieses Ziel kann man am ehesten
erreichen, wenn man den Weg im Maintal bis Bamberg
hinauf verfolgt, und wenn man die wirtschaftlichen Nach-
teile, welche durch die grofse Langenentwicklung dieses
Tals gegeben sind, auszugleichen sucht durch einen
bequemen Betrieb auf tiefen, langgezogenen Kanälen
und durch einen billigen Betrieb mittelst der zu ge-
winnenden Wasserkräfte.
Von dem wichtigsten Punkte der Main—Donau-
Wasserstrafse, dem Verkehrs-Centrum Fürth-Nürnberg
aus, ist nun noch eine andere Kanalverbindung zur
Donau, als diejenige in der Richtung des Ludwigs-
kanals, in Vorschlag gebracht. Sie führt durch das
Tal der Rednitz und der schwäbischen Rezat bis zur
Wasserscheide bei Graben. Hier wird die Fossa Caro-
lina*) an ihrem Ende gegen die Rezat hin durchschnitten
und der Kanal zum linken Ufer der Altmühl hingeführt.
Diesem Tal folgt er bis Dollnstein oberhalb Eichstädt
und nimmt dann seinen Weg seitlich durch ein bis zur
Donau bei Steppberg sich hinziehendes Tal, dessen
Entstehung einem früheren Einbruch der Donau in das
untere Altmühltal zugeschrieben wird. Die Länge dieses
Weges beträgt 100 km, 10 km weniger als bei der Kel.
heimer Linie. Da Kelheim 70 km donauabwärts von
Steppberg gelegen ist, so bemifst sich der Umweg von
Nürnberg nach Kelheim zu 60 km. Gegenüber den
anderen bisher besprochenen Abweichungen von der
Linie Aschaffenburg - Maintal- Bamberg-Kelheim, deren
weitere Verfolgung von dem technischen Amt aus
guten Gründen abgelehnt wird, verdient diese Linie
besondere Beachtung, allerdings unter der Voraus-
setzung, dafs an einen Bau derselben erst dann gedacht
werden kann, wenn die Ausführung einer gleich leistungs-
fähigen Wasserstrafse im Donautal gesichert ist. Eine
solche kann nur mittelst eines Seitenkanals wie beim
Main geschaffen werden.
Die technische Bearbeitung der Linie hat ergeben,
dafs eine Scheitelhaltung in 410 m Höhe von Pleinfeld
bis nahe an die Donau bei Steppberg auf 56 km Länge
durchgeführt werden kann. Der Seitenkanal der Donau
würde bei Steppberg voraussichtlich nur 15—18 m tiefer
*) Der erste Versuch, einen ununterbrochenen Schiffahrtsweg
zwischen Donau und Main herzustellen, ist auf Anordnung Karl’s
des Grofsen gemacht. Der 5—-6 m tiefe Graben, welcher in das
ursprüngliche Gelände zwischen dem Tal der schwäbischen Rezat
und dem Tal der Altmühl einschneidet, ist jetzt noch auf 1300 m
zu erkennen. Die vorhandenen Baureste weisen darauf hin, dats
man einen Kanal von 8—10 m Wasserspiegelbreite hat herstellen
wollen. Nach der Angabe des Chronisten Einhard mutste der Ver-
such aufgegeben werden, weil es mit den damals zu Gebote stehen-
den Mitteln nicht möglich war, den Graben wegen des starken Zu-
drangs von Grundwasser zu vertiefen.
102 [No. 629.]
liegen, als diese Scheitelstrecke. Es würde daher die |
Speisung derselben durch ein Pumpwerk in der aus-
reichendsten Weise und mit verhältnismäfsig geringem
Kostenaufwand zu ermöglichen sein. Diesem grofsen
Vorzug stehen allerdings nicht unerhebliche bauliche
Schwierigkeiten gegenüber. Zwischen Weissenburg
und Treuchtlingen wird ein Einschnitt von 5 km Länge |
mit einer gröfsten Tiefe von 15 m notwendig, 7 m tiefer
als die Sohle der Fossa Carolina. In dem engen Alt-
mühltal, wo neben den Ortschaften, neben Strafse, Eisen-
bahn und Flufs wenig freier Raum verbleibt, aber das
Hochwasser nicht eingeschränkt werden darf, wo die
Verkehrswege erhalten, aber Kreuzungen mit dem Kanal
möglichst vermieden werden müssen, wo deshalb
2 Tunnels von 900 bezw. 600 m Länge durch das Kalk-
gebirge hindurch gebrochen werden müssen, steigern
sich die Baukosten sehr erheblich; allein die Kanal-
brücke über die Altmühl ist zu 1254000 M. veranschlagt.
Weil nun aber die Kosten der Wasserversorgung
10 Millionen M. weniger betragen werden, und da ferner
die um 7,7 m tiefere Scheitelhaltung eine Minderausgabe
von 1,5 Millionen M. ergibt, so berechnet sich der ge-
samte Kostenaufwand für die Wasserstrafse Bamberg-
Nürnberg-Steppberg doch nur zu 118 Millionen M., so-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. September 1903.)
nach um 12 Millionen M. weniger als für den Umbau
des Ludwigskanals bei der Linie über Neumarkt. Da-
gegen besteht ein Uebergewicht der letzteren Linie darin,
dafs sie den um 60 km kürzeren Weg zwischen dem
Main und der unteren Donau darstellt. Freilich ist die
Aussicht, dafs die Donau in einen Grofsschiffahrtsweg
verwandelt werde, der dem Normalschiff von 600 bei
kleinstem Wasserstande die Fahrt bis nach Wien ge-
stattet, noch in weiter Ferne. Für die bayrischen Be-
strebungen scheint uns daher das Ziel dahin gesteckt,
dafs man schrittweise mit der weiteren Kanalisierung
des Mains über Aschaffenburg hinaus bis Bamberg vor-
geht, und dann den Umbau des Ludwigkanals bis Nürn-
berg in die Hand nimmt, eine Aufgabe, die mit dem
Aufwand von etwa 160 Millionen M. gelöst werden kann,
und deren Lösung sicher dem Lande zu grofsem Segen
gereichen würde. Möge die Denkschrift vor allem dazu
dienen, dafs sie alle diejenigen, welche dieser so wichtigen
Angelegenheit bisher verständnislos oder gleichgültig
gegenüber gestanden haben, dazu anregt, dafs sie sich
die Frage vorlegen, ob sie sich noch länger der Ver-
antwortlichkeit entziehen können, welche sie treffen
würde, wenn sie sich von der Förderung eines für ihr
Vaterland so bedeutungsvollen Unternehmens fern halten
Verschiedenes.
Erteilung von Reiseprämien an Regierungs-Baumeister
und Regierungs-Bauführer in Preufsen. Der Herr Minister
der öffentlichen Arbeiten hat in Anerkennung der im Prüfungs-
jahre 1. April 1902/03 bei Ablegung der zweiten Hauptprüfung
für den preufsischen Staatsdienst im Baufache bekundeten
tüchtigen Kenntnisse und Leistungen den Regierungs-Bau-
meistern Heinrich Schmieden, Otto Blum, Erich Giese, |
Otto Peter und Kurt Burkowitz Prämien von je 1800 M. |
zur Ausführung von Studienreisen bewilligt.
Ferner hat der Herr Minister den Regierungs-Bauführern
Uvo Hölscher, Friedrich Lahrs, Arthur Schilbach, Ernst
Linde und Max Reschke, die sich in demselben Prüfungs-
jahre bei Ablegung der ersten Hauptprüfung für den
preufsischen Staatsdienst 1m Baufache durch besonders tüchtige
Leistungen ausgezeichnet haben, Prämien von je 900 M. zur
Ausführung von Studienreisen zuerkannt.
Ergebnisse der Prüfungen für den preufsischen Staats-
dienst im Baufache. Vor den Königlichen Technischen
Prüfungsämtern in Berlin, Hannover und Aachen haben in
der Zeit vom 1. April 1902 bis dahin 1903 im ganzen die
Vor- bezw. die erste Hauptprüfung für den Staatsdienst im
Baufache abgelegt:
a) die Vorprüfung: in Berlin 473, in Hannover 188
und in Aachen 31, zusammen 692Kandidaten (im Vorjahre 644),
b) die erste Hauptprüfung: in Berlin 240, in Hannover
99 und in Aachen 35, zusammen 374 Kandidaten (im Vor-
Jahre 365).
Von den 692 Kandidaten zu a) sind 173 für das Hoch-
baufach, 259 für das Ingenieurbaufach und 260 für das
Maschinenbaufach geprüft worden und haben 478, also
69,1 pCt. (im Vorjahre von 644 Kandidaten 416 oder 64,6 pCt.)
die Prüfung bestanden, darunter 8 „mit Auszeichnung“ und
13 mit „gut“.
Von den in die erste Hauptprüfung eingetretenen 374
Kandidaten sind 130 für das Ilochbaufach, 148 für das
Ingenieurbaufach und 96 für das Maschinenbaufach geprüft
worden und haben 290, also 77,5 pCt. (im Vorjahre von 365
Kandidaten 291 oder 79,7 pCt.) die Prüfung bestanden,
darunter 7 „mit Auszeichnung“ und 27 mit „gut“.
Bei dem Königlichen Technischen Prüfungsamte in Berlin
haben sich aufserdem 17 Kandidaten der Vorprüfurg und
30 Kandidaten der ersten Hauptprüfung im Schiffbau- und
Maschinenbaufache der Kaiserlichen Marine unterzogen (im |
Vorjahre je 25 Kandidaten). Hiervon haben bestanden: die
Vorprüfung 15 Kandidaten, also 88,2 pCt. (im Vorjahre
von 25 Kandidaten 16 oder 64 pCt.), darunter 2 mit „gut“,
die erste Hauptprüfung 29 Kandidaten, also 96,7 pCt.
im Vorjahre von 25 Kandidaten 23 oder 92,0 pCt.), darunter
2 „mit Auszeichnung“ und 4 mit „gut“.
Vor dem Königlichen Technischen Ober-Prüfungsamte
in Berlin haben in der Zeit vom 1. April 1902 bis dahin 1903
im ganzen 250 Regierungs-Bauführer die zweite Haupt-
prüfung für den Staatsdienst im Baufache abgelegt. Von
diesen Bauführern haben 223 die Prüfung bestanden und
zwar 76 als Baumeister für das Hochbaufach, 2 als Bau-
meister für das Wasserbaufach, 31 als Baumeister für das
Wasser- und Strafsenbaufach, 58 als Baumeister für das
Eisenbahnbaufach und 56 als Baumeister für das Ma-
schinenbaufach. Dieselben sind sämtlich zu Regierungs-
Baumeistern ernannt worden. Nach den Vorschriften vom
15. April 1895 sind 13 Regierungs-Bauführer und zwar: 5 für
das Hochbaufach, 4 für das Wasserbaufach und 4 für das
Maschinenbaufach und nach den Vorschriften vom 1. Juli 1900:
237 Regierungs-Bauführer und zwar: 76 für das Hochbaufach,
35 für das Wasser- und Strafsenbaufach, 61 für das Eisen-
bahnbaufach und 65 für das Maschinenbaufach geprüft worden.
Von den 223 Regierungs-Bauführern, welche die zweite Haupt-
prüfung mit Erfolg abgelegt haben, haben 4 das Prädikat
„mit Auszeichnung“ und 15 das Prädikat „gut“ zuerkannt
erhalten.
Von 489 Regierungs-Baumeistern, welche am 1. April
1902 im Staatsdienst beschäftigt waren, gehörten dem Hoch-
baufach 183, dem Ingenieurbaufach 72, dem Wasserbaufach 73,
dem Wasser- und Strafsenbaufach 13, dem Eisenbahnbau-
fach 89 und dem Maschinenbaufach 59 an.
Im Laufe des letzten Etatsjahrs sind als Bauinspektoren
etatmäfsig angestellt worden: 101 Regierungs-Baumeister,
und zwar für das Hochbaufach 35, für das Ingenieurbaufach
und das Wasserbaufach zusammen 50 und für das Maschinen-
baufach 16. Gestorben sind im letzten Etatsjahre 3 Regierungs-
Baumeister, von denen dem Hochbaufach 2 und dem Ma-
schinenbaufach 1 angehörten. Die Entlasung aus dem Staats-
dienste haben erhalten 83 Regierungs-Baumeister, davon
gehörten: dem Hochbaufach 32, dem Ingenieurbaufach 4, dem
Wasserbaufach 9, dem Wasser- und Strafsenbaufach 1, dem
Eisenbahnbaufach 11 und dem Maschinenbaufach 26 an.
Iron and Steel Institute, London. Vom 1. bis 4. Sep-
tember d. Js. findet die Herbstversammlung in Barrow-in-
Furness statt, aus Anlafs welcher folgende Vortrage gehalten
werden:
(1. September 1903.)
l. Ueber Legierungen von Eisen und Wolfram, von
R. A. Hadfield, Vice-Präsident. 2. Ueber die Wiederher-
stellung des ursprünglichen Zustandes bei, eine gefährliche
Kristallisation zeigendem Stahl durch Behandlung in der
Wärme, von J. E. Stead, Mitglied des Rats und A. Windsor
Richards (Middlesbrough). 3 Ueber sorbitische (absorbierende)
Stahlschienen, von J. E. Stead und A. Windsor Richards
(Middlesbrough). 4. Ueber den Einflufs von Silicium auf
Eisen, von Thomas Baker, M. Sc. (Sheffield). 5. Ueber die
Diffusion von Sulfiden im Stahl, von Professor E. D. Camp-
bell aus Ann Arbor, Michigan. 6. Ueber die Behandlung
von Stahl in der Hitze, von William Campbell aus New-
York, Stipendiat des Carnegie-Untersuchungs-Fonds. 7. Ueber
das Walzen von breiten Röhren, von R. M. Daelen, Düssel-
dorf. 8. Ueber die Regelung der Verbrennung bei der
praktischen Arbeit am Koks-Ofen, von D. A. Louis, London.
9. Ueber das in dem Barrow-in-Furness-Distriet benutzte
Brennmaterial, von W. F. Pettigrew, Barrow-in- Furness.
10. Ueber die Krankheiten des Stahls, von C. H. Ridsdale,
Middlesbrough. 11. Ueber Kohlenstoff im Stahl, von Professor
A. Stansfield, Montreal.
Im Anschlufs an die Versammlung sollen verschiedene
Werke besichtigt werden.
Das Erholungsheim für deutsche Lokomotivbeamte zu
Hannöv.-Münden wurde am 7. August d. J. feierlich eröffnet.
Zu diesem Zwecke war eine stattliche Anzahl von Lokomotiv-
beamten aus allen Teilen Deutschlands herbeigeeilt, auch
waren zahlreiche höhere Beamte und Vertreter mehrerer
Eisenbahndirektionen und anderer Körperschaften sowie als
Vertreter des Herrn Ministers der öffentl. Arbeiten der
Ministerialdirektor Wehrmann erschienen. Am 8. August
besichtigten sie auf Einladung der Direktion die Lokomotiv-
fabrik von Henschel & Sohn in Cassel.
Im weiteren Verfulg wurde sodann am 10. u. 11. August
in Bremen die Generalversammlung des Vereins deutscher
Lokomotivführer abgehalten. Hiermit war gleichzeitig eine
Ausstellung von selbstgefertigten Arbeiten deutscher Loko-
motivbeamten verbunden, welche bereits am 9. August
feierlich eröffnet worden war. Diese Ausstellung umfafste
Gegenstände der verschiedensten Art, und auf allen nur
erdenklichen Gebieten, wie maschinelle Einrichtungen,
Lokomotiven, Motore, Holzbearbeitung, Kunstschlosserei,
Zeichnungen, Malereien, schriftliche Arbeiten u. a. hatte sich
die kunstfertige und kunstverständige Hand, welche sonst
nur gewohnt ist, harte Arbeit zu verrichten, mit gutem Er-
folge versucht.
Die Roheisenproduktion des Deutschen Reichs (einschl.
Luxemburgs) belief sich
im Monat Mai 1903 auf 858311 t, darunter Giefserei-
roheisen 155 341t, Bessemerroheisen 39 027 t, Thomasroheisen
519 215 t, Stahl- und Spiegeleisen 57623 t und Puddel-
Roheisen 87 105 t;
im Monat Juni 1903 auf 839541 t, darunter Giefserei-
roheisen 145 489 t, Bessemerroheisen 41 488t, Thomasroheisen
518824 t, Stahl- und Spiegeleisen 60802 t und Puddel-
Roheisen 72 938 t.
Vom 1. Januar bis 30. Juni 1903 wurden produziert
4 882 271 t gegen 4013776 t im gleichen Zeitraum des Vor-
jahres.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Garnisonbauinspektor der Regier.-Bau-
meister Mundt, beauftragt mit Wahrnehmung der Geschäfte
eines Baubeamten des Baukreises V Dresden.
Garnison-Bauverwaltung Sachsen.
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem Ober-
baurat Grimm im Kriegsministerium und der Charakter als
Baurat den Garnisonbauinspektoren Kämmel des Baukreises
Riesa, Hartung des Baukreises III Dresden und Ofswald des
Baukreises Chemnitz.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 629.] 103
Preufsen.
Ernannt: zum Regier.- und Baurat der Eisenbahn-Bau-
und ‘Betriebsinspektor Weise, Vorstand der Eisenbahn-Be-
triebsinspektion in Heilsberg, und zum Eisenbahn-Bau- und
Betriebsinspektor der Regier.-Baumeister des Ingenieurbau-
faches Reinhold Springer in Kattowitz.
Verliehen: das Prädikat Professor dem Dozenten der
Techn. Hochschule zu Berlin Oberlehrer Dr. Steinitz;
der Charakter als Geh. Hofbaurat dem bisherigen
Architekten bei den Königl. Theatern in Berlin, Hofbaurat
Ludwig Heim und der Charakter als Baurat dem Direktor
der Firma A. Borsig, Ingenieur Max Krause in Berlin;
die Stelle eines Mitgliedes der Königl. Eisenbahndirektion
in Elberfeld dem Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Karl
Schulz daselbst und die Stelle des Vorstandes der Eisenbahn-
Betriebsinspektion in Ostrowo dem Eisenbahn-Bau- und Be-
triebsinspektor Linke daselbst.
Kommittiert: in das Ministerium der öffentl. Arbeiten
zur Wahrnehmung der Geschäfte eines Referenten der Regier.-
und Baurat Sprengell, Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion
in Altona.
Ueberwiesen: dem Ministerium der öffentl. Arbeiten
zur aushilfsweisen Beschäftigung bei den Eisenbahnabteilungen
der Regier.-Baumeister des Ingenieurbaufaches Grages in
Frankfurt a. M.
Zur Beschäftigung überwiesen: die Regier.-Bau-
meister des Eisenbahnbaufaches Scheel, Henkel und Koester
der Königl. Eisenbahndirektion in Berlin, Schlott der Königl.
Eisenbahndirektion in Kassel, Metzger der Königl. Eisenbahn-
direktion in Königsberg in Pr., Jochem der Königl. Eisen-
bahndirektion in Köln, Urbach der Königl. Eisenbahndirektion
in Erfurt und Fehling der Königl. Eisenbahndirektion in
Breslau; der Regier.-Baumeister des Hochbaufaches Caesar
dem Techn. Bureau der Hochbauabteilung des Ministeriums
der öffentl. Arbeiten.
In den unmittelbaren Staatsdienst über-
nommen: die Regier.-Baumeister a. D. Karl Grofse und
Richard Hannemann, beide unter Ernennung zum Eisenbahn-
Bau- und Betriebsinspektor, der Maschineninspektor Friedrich
Stange unter Ernennung zum Eisenbahn-Maschineninspektor,
sämtlich bisher bei der Ostpreufsischen Südbahn in Königs-
berg i. Pr., der Betriebsinspektor Emil Krolow in Kolberg,
unter Ernennung zum Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor,
der Maschineninspektor Albert Diekmann in Naugard, unter
Ernennung zum Eisenbahn-Maschimeninspektor, beide bisher
bei der Altdamm - Kolberger Eisenbahn; der Betriebsdirektor
der Kiel — Eckernförde — Flensburger Eisenbahn Heinrich
Kleyböcker in Kiel, unter Ernennung zum Eisenbahn-Bau-
und Betriebsinspektor, sowie der Regier.-Baumeister a. D.
(Maschinenbaufach) Gottfried Bode, bisher bei der Dortmund —
Gronau -Enscheder Eisenbahn in Dortmund.
Versetzt: der Wasserbauinspektor Baurat v. Fragstein
und Niemsdorff von Breslau nach Loetzen, der Eisenbahn-
Bau- und Betriebsinspektor Rudow, bisher in Bielefeld, als
Vorstand der Eisenbahn-Bauabteilung nach Murowana-Goslin
und der Regier.-Baumeister des Hochbaufaches Antze von
Kassel nach Potsdam.
Entbunden: der der Königl. Regierung in Königsberg
zur Beschäftigung überwiesene Regier.-Baumeister des Hoch-
baufaches Gortzitza von diesem Auftrage.
Aus dem Staatsdienste entlassen: der Regıer.-
Baumeister des Hochbaufaches Max Conrad.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Regier.- Baumeistern Otto Keindorff
in Berlin (Eisenbahnbaufach) und Herbert v. Kobylinski in
Woterkeim O. Pr.
Aus dem Staatseisenbahndienste ausgeschieden:
die Regier. - Baumeister des Eisenbahnbaufaches Siegmund
Brune in Wilhelmshaven und Erich Röhlke in Danzig infolge
Ernennung zum Kaiserl. Marine-Hafenbaumeister, sowie Ernst
Kofsmehl in Idstein infolge Ernennung zum Oberlehrer an
der Königl. Baugewerkschule daselbst.
104 [No. 629.]
[1. September 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Bayern.
Versetzt: in seiner bisherigen Diensteigenschaft zur
Eisenbahnbetricbsdirektion Regensburg der Direktionsassessor
Ernst Zeis in Bamberg.
Die erbetene Entlassung aus dem Staatseisen-
bahndienste bewilligt: dem Eisenbahnassessor Hugo
Arnold in Aschaflenburg.
Sachsen.
Ernannt: vom L Oktober d. Js. an zum ordentl. Pro-
fessor für Nationalökonomie und Statistik in der Allgemeinen
Abteilung der Techn. Hochschule in Dresden der Dozent an der
Gehestiftung in Dresden Prof. Dr. jur. et phil. Robert Wuttke;
zum Mitglied der Akademie der Bildenden Künste in
Dresden der Architekt Prof. A. F. Bluntschli in Zürich;
zu etatmäfsigen Regier.-Baumeistern bei der Königl.
Strafsen- und Wasserbauverwaltung die bisherigen Regier.-
Bauführer Arno Hänsel und Ernst Range, ersterer bei der
Königl. Strafsen- und Wasser-Bauinspektion Döbeln, letzterer
bei der Königl. Wasser-Baudirektion in Dresden.
Verliehen: der Titel und Rang eines Oberbaurates
dem Mitgliede der Generaldirektion der Staatseisenbahnen, —
Finanz- und Baurat Wiechel in Dresden und dem Eisen-
bahndirektor Hempel in Zwickau;
der Titel und Rang eines Finanz- und Baurates in
Gruppe 1 der IV. Klasse der Hofrangordnung dem techn.
Hilfsarbeiter in der Generaldirektion der Staatseisenbahnen,
Baurat Baumann und dem Vorstande des Betriebsmaschinen-
bureaus bei der Staatseisenbahnverwaltung, Baurat Friedrich,
beide in Dresden;
der Titel und Rang eines Baurates in Gruppe 14 der
IV. Klasse der Hofrangordnung dem Vorstande des Brücken-
baubureaus bei der Staatseisenbahnverwaltung, Bauinspektor
Christoph in Dresden, den Bauinspektoren bei der Staats-
eisenbahnverwaltung Claufsnitzer in Geithain, Müller in Pirna,
Reinhold in Chemnitz und dem Strafsen- und Wasserbau-
inspektor Lindig in Dresden;
der Titel und Rang eines Geh. Baurats dem Rate für
bautechn. Angelegenheiten im Ministerium des Innern, Ober-
baurat Prof. Frühling;
der Titel und Rang als Geh. Hofrat in der Ill. Klasse
der Hofrangordnung den ordentl. Professoren an der Techn.
Hochschule Müller und Dr. Helm in Dresden.
Zugeteilt: der Königl. Strafsen- und Wasser-Bauin-
spektion Plauen der Regier.-Baumeister Hänsel.
Württemberg.
Ernannt:zum Telegrapheningenieur (etatmäfsigen Regier.-
Baumeister) vorbehaltlich der Anweisung des dienstlichen
Wohnsitzes bei der Durchführung der anderweitigen Organi-
sation des telegraphentechn. Dienstes bei der Post- und
Telegraphenverwaltung der Regier.-Baumeister Brumm bei
der Telegrapheninspektion Stuttgart.
Verliehen: der Titel und Rang eines Baurats dem
Vorstand der Bahnbausektion Reutlingen, Eisenbahnbau-
inspektor Hebsacker ;
die Dienstrechte eines Baurats dem Obermaschinen-
meister tit. Baurat Beyerlen und dem Vorstand des ma-
schinentechn. Bureaus der Generaldirektion der Staatseisen-
bahnen, Oberinspektor Nallinger.
Befördert: zum Telegrapheninspektor in Stuttgart mit
der Dienststellung eines Bezirksbeamten der Telegraphen-
ingenieur tit. Telegrapheninspektor Weegmann bei der Tele-
grapheninspektion Stuttgart;
auf die Stelle eines Baurats bei der Generaldirektion
der Staatseisenbahnen der Kollegialhilfsarbeiter, Eisenbahn-
bauinspektor Kräutle in Jagstfeld, sowie auf je eine
Eisenbahnbauinspektorstelle bei der Generaldircktion der
Staatseisenbahnen der Abteilungsingenieur, tit. Bauinspektor
Wagenmann beim bautechn. Bureau dieser Generaldirektion
und der Abteilungsingenieur tit. Bauinspektor Korherr bei
demselben Burcau, auf die Bauinspektorstelle bei der Haupt-
magazinverwaltung Efslingen der Abteilungsingenieur, tit. | PEG WWW IE DE
EEG NS NE N Won: Be EE ER
|
|
|
Bauinspektor Freiherr v. Kechler-Schwandorf daselbst und
auf die Stelle eines Eisenbahnbauinspektors bei der General-
direktion der Staatseisenbahnen der Abteilungsingenieur, tit.
Bauinspektor Hoffacker beim bautechn. Bureau dieser General-
direktion.
Uebertragen: die an der Techn. Hochschule in Stuttgart
neuerrichteten Stellen und zwar: die ordentl. Professur für
Wasserbau dem aufserordentl. Prof. Dr. Lueger daselbst und
die ordentl. Professur für Maschineningenieurwesen dem
aufserordentl. Professor Berg daselbst, sowie die an dem
Ingenieurlaboratorium der Techn. Hochschule in Stuttgart
erledigte Stelle eines Maschineninspektors dem Ingenieur
Karl Schmid in Berg.
Baden.
Zugeteilt: die Regier.-Baumeister Max Weizel der
Generaldirektion der Staatseisenbahnen und Ludwig Maas
dem Bahnbauinspektor in Mannheim.
Uebertragen: die etatsmäfsige Amtsstelle des Bahn-
bauinspektors in Singen dem Zentralinspektor Bahnbau-
inspektor Johannes Riegger in Karlsruhe.
Gestorben: der Oberbaurat Dr. H. Scheffler ın Braun-
schweig und der Oberingenieur der Firma Henschel & Sohn
in Cassel Michael Kuhn.
00000
Beim städtischen Maschinen-Betriebs-Amt ist die
Stelle eines
städtischen Maschinen-Ingenieurs
zu besetzen.
Bewerber unter 34 Jahren mit akademischer Bildung,
welche eine genügende Praxis im Konstruktionsbureau und
im Werkstattsbetriebe nachweisen können und besondere
Erfahrungen in der Leitung von Maschinenbetrieben und
in der Elektrotechnik besitzen, wollen ihre Gesuche unter
Beifügung eines Lebenslaufes und beglaubigter Zeugnis-
abschriften bis zum 5. September d. J. an die unter-
zeichnete Behörde einreichen.
Als Anfangsgehalt können bis zu 3600 M. bewilligt
werden.
Die Anstellung erfolgt zunächst probeweise auf ein
Jahr. Bei entsprechender Bewährung wird lebenslängliche
Anstellung als städtischer Beamter nach den hierfür
geltenden Bestimmungen in Aussicht gestellt.
Magdeburg, den 15. August 1903.
Der Magistrat der Stadt Magdeburg.
Schneider.
Königlich Bayerische Technische Hochschule
in München.
Die Inskription für das Winter-Semester 1903/04
beginnt für Angehörige des Deutschen Reiches am
15. Oktober, für Ausländer am 26. Oktober und
dauert 4 Wochen. Die Vorlesungen und Uebungen
fangen am 3. November an. Das ausführliche Ver-
zeichnis derselben nebst Angabe der Tage und
Stunden ist im Programm pro 1903/04 enthalten,
welches auch die näheren Aufschlüsse über die
Organisation der Technischen Hochschule, die Be-
dingungen der Aufnahme, Gebühren, Stipendien,
Prüfungen, Studienpläne u. s. w. gibt.
Dasselbe kann vom Sekretariate der Hochschule
gegen Einsendung von 60 Pfennigen (in Brief-
marken) oder gegen Nachnahme dieses Betrages
bezogen werden. l
Schriftliche Anfragen wolle man an das Rektorat
oder das Sekretariat richten.
Rektorat
der Königl. Technischen Hochschule:
Dr. W. v. Dyck.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag : Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
[15. September 1903.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. No. 630.] 105
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure.
Versammlung am 26. Mai 1903.
Vorsitzender: Herr Geheimer Oberbaurat Wichert. —- Schriftführer: Herr Geheimer Kommissions-Rat F. C. Glaser.
_ Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung und macht
einige geschäftliche Mitteilungen.
Das Wort erhält hierauf Herr Regierungs-Baumeister
Albrecht Tischbein, Oberingenieur der Gesellschaft für
elektrische Industrie in Karlsruhe zu seinem Vortrag
über
Moderne Konstruktionen
im Elektro-Maschinenbau mit besonderer
Berücksichtigung der Verwendung von Kugellagern.
Wer Gelegenheit dazu hatte und Interesse daran
fand, in den Jahren des wirtschaftlichen Niedergangs
die Lage der elektrischen Industrie aus der Nähe zu
studieren, und wer beobachten konnte, welcher An-
strengungen es bedurfte, das gefährdete Schiff über
alle Klippen dieser Zeit hinwegzubringen, wird sich
der Einsicht nicht verschliefsen können, dafs dies nicht
allein auf finanz- und verwaltungstechnischem Wege
möglich war, sondern dafs gerade dem schaffenden
Ingenieur ein wesentlicher Teil der Aufgabe zufiel, in-
dem er auf seiner eigensten Domäne,
der weiteren Durchbildung der Kon-
struktionen, den Fabrikaten seiner Firma
im schärfsten Konkurrenzkampfe den
Markt sicherte.
Die grofsen praktischen Erfahrungen,
die die Jahre der Hochkonjunktur uns
sammeln liefsen, ohne dafs bei der Leich-
tigkeit des damaligen Geschäftes und der
grofsen Aufnahmefahigkeit des Marktes
eine ernstliche Veranlassung vorlag,
unmittelbar daraus Lehren zu ziehen,
diese Erfahrungen eben waren die Grund-
lagen, auf denen man in den schweren
Jahren bei dem ernsten Streben nach
weiterer Vervollkommnung und nach
Ersparnissen in der Konstruktion und
Fabrikation weiterbauen konnte. Unter-
stützt und gefördert wurden diese Be-
strebungen durch gewisse Fortschritte,
die bei der Herstellung wichtiger Mate-
rialien gemacht wurden. So waren es
besonders die gesteigerten elektrischen
bezw. magnetischen Eigenschaften der
im Elektromaschinenbau zur Verwen-
dung kommenden Eisenbleche und des
Stahlgusses. Wie denn überhaupt der
letztere erst in diesen Jahren, nicht
zum wenigsten begünstigt durch seinen
billigen Preis zur allgemeineren Ver-
wendung gelangte. Den Wert dieser
Fortschritte zeigen am deutlichsten die
nachstehenden Angaben. Noch vor
wenigen Jahren wurde für Dynamo-
bleche von 0,5 mm Stärke ein Maximalverlust von
40 Watt für 1 cbem bei 50 Perioden und einer Induktion
von 10000 Linien garantiert. Heute werden bei gleicher
Induktionsdichte die Garantiewerte für die entsprechen-
den Maximalverluste 30 pCt. geringer, also mit etwa
28 Watt angegeben.
Es ist ohne weiteres klar, dafs dieser Gewinn sich
auf zweierlei Weise verwerten läfst, entweder um bei
gleichem Wirkungsgrad das Gewicht der Maschine
herunter zu bringen, oder um bei gleichem Gewicht
den Wirkungsgrad der Maschine entsprechend zu
steigern.
Die vorerwähnte bessere magnetische Ausnutzungs-
fähigkeit des Stahlgusses ergab sich daraus, dats es den
Werken gelang, ein Fabrikat von gröfserer Gleich-
mäfsigkeit und Weichheit herzustellen, das es gestattete,
diejenigen Teile des Gestells, die eine Ersparnis an
Material als besonders wünschenswert erscheinen liefsen,
wie die Magnetschenkel, stärker zu induzieren wie bisher.
So verschob sich die obere Grenze für die Induktion
von 15000 Linien auf 17000 Linien. Dies ergibt eine
Steigerung der Induktionsfähigkeit um rund 13 pCt.
Eine weitere Leistungssteigerung kommt durch die
Verminderung des toten Raums an der Maschine hinzu.
Ich meine damit den für das Isoliermaterial beanspruchten
Platz. Dieser läfst sich deshalb geringer dimensionieren,
weil die Qualität des Isoliermaterials sich nicht un-
beträchtlich verbesserte. Hier läfst sich erfreulicherweise
konstatieren, dafs die Grenze für die durch Ersparnis
an Isoliermaterial erreichte Leistungssteigerung noch
nicht als eine endgültige zu betrachten ist. Gerade nach
dieser Seite hin steht eine fernere Besserung dadurch
zu erwarten, dafs das Material bei einer an sich ge-
steigerten Isolationsfähigkeit diese Eigenschaften selbst
durch hohe Erwärmung nicht verliert.
Doch wir wollen auch nicht unterlassen, die be-
denklichen Seiten einer allzugrofsen, aus einseitigen
Erwägungen resultierenden, Gewichtsverminderung der
Abb. 1.
Anker einer 275 KW Gleichstrommaschine mit Ventilationsschlitzen.
Maschinen hervorzuheben. Denn abgesehen davon,
dafs die Gewichtsverminderung niemals so hoch getrieben
werden darf, dafs die Festigkeit der Konstruktion dar-
unter leidet, so ist auch nicht zu vergessen, dafs sie
gleichzeitig eine Abnahme der Abkühlungsoberflächen
der Maschinen im Gefolge hat. Nun ist mit hinreichender
Genauigkeit anzunehmen, dafs die Verluste in der
Maschine proportional der Leistung sind. Da aber
andererseits die Temperaturerhöhung proportional den
Verlusten ist, so ergibt sich ohne weiteres, dafs die
fortschreitende Verkleinerung der Typen eben wegen der
Verringerung der Abkühlungsoberfläche ihre Grenze in
der zulässigen Temperaturerhöhung findet. — Es war
also offenbar notwendig, geeignete Mittel zu finden,
um dieser Gefahr zu begegnen, damit nicht der erreich-
bare Gewinn gerade durch die aus ıhm selbst ent-
stehenden Nachteile unausnutzbar blieb oder doch zum
mindesten erheblichen Einschränkungen ausgesetzt war.
106 [No. 630.]
Auf doppelte Weise gelang dies. Einmal durch
künstliche Erhöhung der Abkühlungsoberflächen durch
den Einbau von Ventilationsschlitzen (Abb. I) und durch
eine möglichst freiliegende Anordnung der Wicklung,
welche so in grofsen Flächen mit der umgebenden Luft
in Berührung kommen kann, dann aber durch eine dis-
kontinuierliche Gestaltung der Oberfläche der Wicklung,
die durch ihre Form eine kräftige Luftbewegung und
damit eine gute Wärmeabführung bewirkte.
Es dürfte sich nunmehr verlohnen, einmal aus-
drücklich die Bedingungen zusammenzustellen, die eine
moderne und gute Maschine unbedingt erfüllen mufs.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. September 1903.]
bei diesen die beiden Polspitzen verschieden aus und
hält, um die Feldverzerrung gering werden zu lassen,
die auflaufende, stark gesättigte möglichst lang, die
ablaufende dagegen möglichst kurz und wenig ge-
sättigt.
Aufserdem hat man durch eine excentrische An-
ordnung des Luftraums zum Anker, bei welcher der
radiale Abstand der auflaufenden Polkante geringer ist
wie der der ablaufenden, eine weitere Besserung der
Verhältnisse, also eine noch geringere Feldverzerrung
und eine noch günstigere Form des kommutierenden
Feldes erhalten. |
Abb. 2. |
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1000 ` vu SS
°° PPP
E ee EE Shtommarme
120 Son 250 ` So
Die wichtigsten sind offenbar: Mechanisch geschützte
und gut isolierte Bauart, geringstes Gewicht bei höchster
Leistungsfahigkeit, hoher Wirkungsgrad für weite
Belastungsgrenzen, geringe Erwärmung, hohe Ueber-
lastungsfahigkeit. Hierzu kommt bei Drehstrom-
motoren die Forderung eines günstigen Leistungs-
faktors und für Gleichstrommaschinen die Bedingung,
dafs dieselben in den weitesten Belastungsgrenzen ohne
Bürstenverschiebung funkenlos arbeiten.
Für kleinere derartige Maschinentypen läfst sich
diese Bedingung durch starke Sättigung der Polspitzen
erfüllen, wodurch das Streufeld, in welchem die
Kommutierung stattfindet, nicht zu steil verläuft und
durch die Ankerrückwirkung nicht zu sehr verschoben
wird.
Da bei gröfseren Maschinen für gewöhnlich nur eine
Drehrichtung verlangt wird und nur die auflaufende
Polspitze stark gesättigt werden braucht, so führt man
3754»
éco
FFE 2ABae
500 Zon 750
Um diesen immerhin allgemein gehaltenen Angaben
einen kurzen Beleg beizufügen, sind in der nachstehenden
Tabelle die für die Beurteilung der verschiedenen Typen
mafsgebenden Werte in zeitlicher Aufeinanderfolge
eingetragen.
Die Werte dieser Tabelle reden eine deutliche
Sprache. — Bei den einpferdigen Drehstrommotoren stieg
die Luftinduktion bei dem Modell des Jahres 1899
gegen die nur zwei Jahre ältere Konstruktion um rund
20 pCt., um dann bei den neueren und neuesten Modellen
um weitere dp höher gewählt zu werden. Für die
gleichen Typen beträgt die Steigerung der Anker-
induktion erst 35 pCt. und dann noch fast 33 pCt., während
endlich bei der Zahninduktion die entsprechenden pro-
centualen Sätze gar 86 pCt. und 44 pCt. erreichen. Indem
ich noch kurz auf die gröfsere Stromdichte bei der
neuesten Type hinweise, bitte ich in erster Linie auf
die geradezu verblüffende Gewichtsverminderung zu
[15. September 1903.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [No. 630.) 107
nit ` ; Strom- | Ampere Gewicht
a a er © = dichte |Stabzahl | aktives
a ase me rioden- A./pro Js 5 ` | total
duktion | duktion | duktion | zahl qmm za |Kupfer| Eisen
ı PS 1897| | 3380 4000 7000 — 3,0 67 5,5 | 62 125 kg
Drehstrom- || 1899 Tiir | 4040 | 5400 | 13000 | — | 35 | 9 | 65 30 o,
er
a | 1902 S l 5860 | 7170 | 18700 | — 9,25 | 150 | 8,4 3 Pi,
1903 | Kugel-Lager —- — — - - — — em — 44 „
e Ss 1897 Ringschmier- | 3700 - 9300 24 3,4 70 8,1 43 95 ,
motor | 1809] Lager || 5400 | — | 14000] 2 | 43 | 5 | 85 | 335! e,
n = 1500 1903 | Kugel-Lager | 6000 — 15000 52 5,0 95 5,5 26 60 „
achten. Es war also vor 6 Jahren ein Motor gleicher Es mufs also ein derartiger Reguliermotor jedenfalls
Leistung 284 pCt. schwerer wie die diesjährige Type,
während das Modell des Jahres 1899 sie noch um etwa
105 pCt. an Gesamtgewicht übertraf. Von den Ge-
wichten der besonders aufgeführten elektrisch wirksamen
Materialien an der Maschine, den sogenannten „aktiven
Gewichten“ nahm der Betrag für Eisen sehr wesentlich
ab, während das Kupfergewicht die nicht unbeträchtliche
Steigerung von 53 pCt. erfuhr.
Da die Gleichstrommotoren im Jahre 1897 bereits
einen verhältnismälsig höheren Grad der Vollkommen-
heit erreicht hatten als die Drehstrommotoren, so sind
die bei diesen erreich-
ten Fortschritte in der
Gewichtsverminderung
nicht ganz so in die
Augen springend, aber
immerhin noch bemer-
kenswert genug. Die
im zweiten Teile der
Tabelle eingetragenen
Werte für einen 1 PS
Gleichstrommotor geben
die Vergleichsdaten. —
Das Modell 1899 über-
trifft das heutige an
Gesamtgewicht um etwa
42 pCt., während die
Type vom Jahre 1897 so-
gar um 98 pCt. schwerer
ist; es ist selbstverständ-
lich, dafs hierbei die
Verminderung des
aktiven Gewichts des
Eisens auch in etwas
bescheideneren Grenzen
bleibt wie beim Dreh-
strommotor.
Aber auch beim
Gleichstrommotor ent-
fällt ein grofser Teil
des erreichten Fort-
schrittes auf die Er-
höhung der Induktionen.
Betrachten wir lediglich
die Steigerung der Zahn-
induktion, so ist die auf
die Flächeneinheit ent-
fallende Linienzahl im Jahre 1899 etwa 51 pCt. höher
wie beim vorhergehenden Modell, während sie sich
wiederum bei dem diesjährigen um weitere 7 pCt.
steigert.
Inwieweit es gelang, besonderen Forderungen an
die Leistungsfähigkeit bestimmter Maschinen Rechnung
zu tragen, das sei kurz an den Wirkungsgradkurven
eines Nebenschlufsmotors gezeigt, der bestimmt ist
zum Antrieb von Rotationspressen, Papiermaschinen
und ähnlichen Maschinen mit stark variabler Touren-
zahl, die zudem noch bei wachsender Tourenzahl
den gleichen oder einen noch gesteigerten Kraftbedarf
haben.
60 PS Motor mit Nebenschlufsregulierung in den Grenzen n = 250 bis n =
|
|
|
die Bedingungen erfüllen, dafs in ihm die Summe der
gesamten Verluste annähernd konstant ist.
In Abb. 2 sind die Kurven eines 60 PS Motors auf-
getragen. Der Verlauf der Wirkungsgradskurve erweist,
dafs er bei einer Tourenzahl von 125—250 in der
Minute am besten mit einer Spannung von 110 Volt und
bei 250—750 Umdrehungen am besten mit einer solchen
von 220 Volt arbeitet, im ersten Falle leistet er 30 PS,
im letzteren die doppelte Anzahl. Die Bedingung des
funkenfreien Arbeitens bei allen Tourenzahlen und Be-
lastungen ohne Veränderung der Bürstenstellung gilt
Abb. 3.
750 sowie der
dazu gehörige Anlasser.
von diesen Reguliermotoren in besonderem Mafse.
Dabei ist seine Tourenzahl allein durch Nebenschlufs-
regulierung in den Grenzen von 1:6 variabel. Die
Abb. 3 zeigt einen solchen Motor mit dem zugehörigen
Regulieranlasser.
Die weitgehende Berücksichtigung der Streuungs-
verhältnisse haben es auch gestattet, selbst kleine langsam
laufende Motoren mit einem recht günstigen Leistungs-
faktor zu bauen. So beträgt der Leerlaufstrom eines
'/ PS Drehstrommotors, der bei einer Umdrehungszahl
von nur 750 Touren für eine Spannung von 120 Volt
gewickelt ist, nur 0,8 Amp. — 60 pCt. des 1,8 Amp.
betragenden Belastungsstromes. Hierbei ist der cos
108 [No. 630.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. September 1903.)
y = 0,18 und ņ = 0,75. Das Anzugmoment des Motors
kann auf mehr wie das Doppelte, auf 0,56 PS gebracht
werden.
Soweit es im Rahmen einer kurzen Erörterung
möglich ist, glaube ich die wesentlichen Punkte hervor-
gehoben zu haben, die den Fortschritt der letzten Jahre
im Elektromaschinenbau nach der elektrischen Seite
hin ausmachen. Aber auch in mechanischer Be-
ziehung sind wichtige Neuerungen zur Durchführung
gelangt.
Der natürliche Lehrmeister des Elektroma-
So PS Gleichstrommotor mit Kugellagern.
Abb. 5.
E
! 412
Einbau eines Kugellagers in das Lagerschild.
schinenbaus, der allgemeine Maschinenbau, bot für den
ersteren jene schöne Basis reicher, auf Jahrzehnte langer
Arbeit aufgebauter Erfahrungen, die es ermöglichten,
die Konstruktionen in schneller zeitlicher Aufeinander-
folge auf eine hohe Stufe der Vollkommenheit zu bringen.
Doch das docendo discitur gilt auch hier: Ich brauche
nur an die hohen Aufgaben zu erinnern, die die Elektro-
technik an den modernen Werkzeugmaschinenbau stellte.
Hier befriedigte den Bedarf, unmittelbar bei seinem
Auftreten, eine wohlgeschulte Spezialtechnik. Anderer-
seits begünstigten die besonderen Aufgaben, die die
Eigenart der elektrischen Maschinen ihrem Erbauer
stellten, die Einführung neuer Konstruktionselemente,
wie der Ringschmierlager, die dann seinerseits später
der allgemeine Maschinenbau übernahm.
So haben Allgemeiner und Elektromaschinenbau
im gegenseitigen Austausch wertvoller, auf dem eigensten
Gebiet gemachter Erfahrungen in gedeihlicher Wechsel-
wirkung an ihrer Vervollkommnung gearbeitet.
Auch bei der Durchführung der mechanischen Fort-
schritte im Elektromaschinenbau war der leitende Ge-
danke: Die Erhöhung der Leistungsfähigkeit.
Lager-Bürsten und Luftreibung sind die Ur-
sachen der mechanischen Verluste. Der Anteil
der Bürstenreibung an ihnen entfällt natürlich
bei den Kurzschlufsmotoren. Von verhältnis-
mälsig geringem Einflufs ist die Luftreibung,
deren normaler Wert durchschnittlich mit
10 pCt. der gesamten Reibung einzusetzen
ist. Es sei hier darum auch von ihrer
weiteren Berücksichtigung Abstand genommen
und nur erwähnt, dafs man bei schnelllaufen-
den Maschinen, wie bei den Turbo-Gene-
ratoren, gezwungen ist, auch ihr besondere
Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Die Lager-Reibung hingegen ist von er-
heblicherem Einflufs auf die Leistungsfähig-
keit der Maschine; beträgt sie doch bei den
bisherigen Konstruktionen bei kleineren Typen
8 — 10 pCt. des gesamten Kraftbedarfes, welcher
Wert mit der steigenden Vergröfserung der
Typen, wenn auch nicht im gleichen Mafse,
so doch immerhin schnell fällt. Will man
also mit allen Mitteln eine Leistungssteigerung
der Maschinen herbeiführen, so ist unbedingt
auch hier der Hebel einzusetzen, um die Gröfse
dieser Verluste herabzumindern.
Die von den Deutschen Waffen- und
Munitionsfabriken auf den Markt gebrachten
Patentkugellager boten der Gesellschaft für
elektrische Industrie das gewünschte Mittel.
Im Vertrauen auf den hervorragenden
Ruf und die Leistungsfähigkeit der Deutschen
Waffen- und Munitionsfabriken unternahm es
die Karlsruher Gesellschaft, an eine Umkon-
struktion ihrer sämtlichen Modelle
heranzugehen und hat nunmehr nach
l ’/s jahrigem schrittweisen Vorgehen
und nach Anstellung umfassender
Versuche im eigenen Betriebe das
mutig begonnene Werk zu einem
erfolgreichen Ende geführt. Denn
im wirtschaftlichen Leben mufs sich
jeder Erfolg zahlenmäfsıg ausdrücken
lassen. Und die sehr erhebliche
Steigerung der Umsatzziffern zeigt
am besten die Bereitwilligkeit des
sonst noch immer nicht übermäfsig
kaufkräftigen Marktes, dieser wesent-
lichen Neuerung Aufmerksamkeit und
Vertrauen entgegenzubringen.
Es ist ohne weiteres klar und
auch schon vorstehend hervorge-
hoben, dafs die Reibungsarbeit und
ihre Verminderung nur bei den
kleineren Typen etwa bis zu 15 KW
von ausschlaggebendem Einflufs auf
den gesamten Kraftverbrauch ist.
Wenn daher auch bei den gröfseren
Maschinen und Motoren die Kugel-
lager Verwendung fanden, so liegt dies eben mehr an ihren
anderen noch weiterhin zu erörternden Vorzügen. Hier
sei nur erwähnt, dafs die Gesellschaft für elektrische
Industrie, die noch vor einigen Monaten bei der Ver-
wendung von Kugellagern bis zu 80 PS Motoren (Abb. 4)
ging, gegenwärtig bereits gröfsere Maschinen mit Patent-
kugellagern ausrüstet.
Ich will mich auf die Mitteilung der technischen
Grundlagen, die zu der Konstruktion dieser Kugellager
führten und auf Angaben über ihre Herstellung nicht
einlassen; diese seien einem Berufeneren, Herrn Ober-
[15. September 1903.)
[No. 630.] 109
i i GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. : i
ingenieur Riebe von den Deutschen Waffen- und
Munitionsfabriken, vorbehalten. Erwähnt sei nur, dafs
die Lager im wesentlichen aus 2 glashart geschliffenen
Stahlringen, zwischen welchen die ebenfalls glashart
geschliffenen Stahlkugeln laufen, bestehen.
Ihr Einbau und ihre Behandlung im Betrieb bieten
keinerlei Schwierigkeiten (vergl. Abb. 5). Im Gegenteil
sind dieselben weitaus einfacher wie bei den bisher
gebrauchten Lagern.
Das Kugellager wird ohne Anwendung stärkerer
Pressungen auf die nach dem Kaliber gedrehte Achse
geschoben und hat man nur darauf zu achten, dafs beim
Einbauen gröfsere seitliche Drucke vermieden werden.
Es ist also der Möglichkeit Rechnung zu tragen, dafs
sich bei kleineren Langsdehnungen der Welle oder des Ge-
triebes die Kugellager frei in ihrem Futter bewegen können,
ane
Belles
EN Dé lagen
Ersparniskurven eines 0,3, 3 und 30 PS Kugellager-Motors
gegeniiber an gleicher Konstruktion mit Ringschmierlagern.
um auf alle Fälle eine ungleichmälsige seitliche Be-
anspruchung zu vermeiden; denn da das Spiel der Kugel-
lager-Elemente nach dieser Richtung nur ein ganz
geringes ist, so tritt beim Festhalten eines Laufringes,
selbst schon bei einem Druck auf den inneren Laufring,
eine kniehebelartige Wirkung auf, welche leicht eine
Zerstörung herbeiführen kann.
Es ist aber noch ein Weiteres beim Einbau der
Kugellager zu berücksichtigen:
Das Einbringen der Kugeln in die Laufringe ge-
schieht durch Lösen einer Verschlufsschraube, die da-
nach wieder angezogen wird. Es ist nun nicht angängig,
diese Schraube ganz in demselben Mafs zu härten wie
die übrige Lauffläche. Man mufs daher darauf achten,
dafs sie auf die unbelastete Seite des Kugelringes zu
liegen kommt.
Eine Sicherung der
Herausdrehen läfst sich
Verschlufsschraube gegen
sehr leicht durch Flachteilen
jemals zu Anständen Anlafs gegeben.
des Kopfes herbeiführen, sodafs sie sich in die Nute
des Lagergehäuses eindrücken kann.
Wie schon erwähnt, ging die Gesellschaft für
elektrische Industrie vor mehr als 1'/ Jahren dazu
über, für ihre Konstruktionen diese Kugellager zu ver-
wenden. Zu irgend welchen grundsätzlichen Bean-
standungen haben dieselben keinerlei Veranlassung
gegeben, besonders sobald man diejenigen Erfahrungen
gesammelt hatte, die bei ihrem Einbau und bei ihrer
Behandlung zu ber ücksichtigen waren, sobald man also
mit anderen Worten die Versuche abgeschlossen hatte,
die vorausgehen mufsten, bevor man diese Neuerung
auf den Markt brachte.
Die Zahl der Defekte bei normal eingebauten und
richtig behandelten Lagern ist aufserordentlich gering,
sie beträgt nicht ganz 2°/oo, gewifs eine so verschwindend
geringe Anzahl, dafs allein diese Angabe geeignet ist,
das Vertrauen in die Lager zu heben. Dats falsche
Behandlung, besonders beim Umwechseln von Riemen-
scheiben und ganz ungenügende Wartung nach kürzerer
oder längerer Frist eine Zerstörung der Lager herbei-
führen, bedarf wohl keines besonderen Hinweises. Ein-
Abb. 8.
~ i ee
— 6 OO.
we vor ` K A
MEERE Er ai
A ee SEN
= RR = ER 7,
ebe,
Motor mit Vorgelege beide in Kugellagern laufend.
fache Montagevorschriften und ein wenig Aufmerksam-
keit lassen die aus ersterwähnter Veranlassung ent-
stehenden Schäden vermeiden. Ebenso ist es, wenn
die Vorschrift, dafs ab und zu einige Tropfen Oel oder
etwas Fett in die Lager einzuführen ist, so verstanden
wird, dafs das Schmieren gänzlich unterbleibt, be-
greiflicherweise unvermeidlich, dafs bei Arbeiten der
Motoren in feuchten oder der Feuchtigkeit zugänglichen
Räumen die Kugeln und Laufringe nach und nach
oxydieren und so eine gegenseitige Zerstörung herbei-
führen.
In Hüttenwerken und anderen Betrieben, bei denen
das Vorhandensein scharfen Staubes und sein all-
mähliches Eindringen in die Lagerkörper zu berück-
sichtigen ist, mufs von Zeit zu Zeit eine Reinigung
der Lager mit Benzin oder mit Petroleum vorgenommen
werden.
Dafs letztere Vorschrift wohl am Platze, aber nicht
immer notwendig ist, erhellt aus Versuchen, die die
Karlsruher Gesellschaft in ihren eigenen Betrieben und
zwar gerade dort, wo am meisten Staub und Un-
reinlichkeiten zu erwarten waren, anstellte, indem sie
Motoren ohne jede Wartung arbeiten liefs. Die Ver-
schlüsse der Lagerschmierlöcher waren absichtlich ent-
fernt und die Motoren andauernd im Betriebe.
Trotz dieser gewifs schlechter als üblichen Be-
handlung haben weder die Motoren noch die Lager
Sie entsprechen
demnach beide in jeder Weise den höchsten Ansprüchen,
die man billigerweise an die Betriebssicherheit stellen
kann.
—
Digitized by KU)
110 (No, 630.)
Es dürfte nun am Platze sein, nachdem das Wesent-
lichste über die Betriebsbedingungen und über die
Zuverlässigkeit der Kugellager hervorgehoben ist, auf
das einzugehen, was sie für die gesteigerte Wirtschaft-
lichkeit moderner Generatoren und Motoren ausmachen.
Wie ich schon vorher erwähnte, liegt hier der Haupt-
gewinn bei den kleineren Typen.
Ueber die näheren Arbeitsverhältnisse der Kugel-
lager geben die dargestellten Kurven und die nach-
stehenden Tabellen am besten Auskunft.
Tabelle A.
Vergleich der Reibungsarbeiten bei einem
3 PS Drehstrommotor
Ausgerüstet:
I. mit Ring- II. mit Kugel-
schmierlagern lagern
a) Lagerreibungsarbeit 155 Watt 15 Watt |
b) Leerlaufsarbeit 35 , 170 j
c) Wirkungs- {1. bei Vollast 81 pCt. 87 pCt.
grad \2. bei IG Belast. 69 7 17195 , |
Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. September 1903.)
zahl der Vorgelegwelle etwas geringer sein wird, als
an der Motorwelle, so ist doch die Gesamtverminderung
der Reibung bei Verwendung von Kugellagern noch
ganz bedeutend. Es ist auf den ersten Versuch so
recht frappierend, wie leicht ein Motor mit Räder-
vorgelege und Kugellagern läuft. Und auch hier sind
gerade bei ganz kleinen Motoren die Ersparnisse
bedeutend, wie die folgende Zusammenstellung ergiebt.
Ein v PS Drehstrommotor für 1500 Touren mit
Vorgelege und Patentkugellagern wurde das eine mal
direkt auf der Ankerwelle, das andere mal auf der
Vorgelegwelle abgebremst, und es ergaben sich dabei
die folgenden Werte:
Leerlauf- Strombedarf bei
strom 3 Belastung 7/1 Belastung
ohne Vorgelege 48 Watt 243 Watt 480 Watt
mit Vorgelege 55 , 260 , .
Wirkungsgrad: Vollbelastung 1/3 Belastung
ohne Vorgelege 78 pCt. 77 pCt.
mit Vorgelege 69 , 13: 5
9.
Lagerschild für einen Kohlenverladekran, Seilrolle ı PS und 30 PS Drehstrommotor.
Tabelle B.
Stromverbrauch-Wirkungsgrad und Schlüpfung eines
0,2 PS Drehstrommotor (Webstuhlmotor) (Abb. 6)
Ausgerüstet:
L mit Ring- II. mit Kugel-
schmierlagern lagern
a) Lecrlaufsarbeit 75 Watt 35 Watt
b) Belastungsarbeit 242 , 208 ,
c) Wirkungs- jl. bei Vollast 64 pCt. 12 pCt
grad {2 bei !/ı Belast. 42 „ ze s
, jl. bei Leerlauf 2 , Lë
d) Schlüpfung \2 bei Vollast 10 ? 5
Die beigestellten (Abb. 7) Kurven, zeigen ent-
sprechend den jeweiligen Belastungen, fiir einen 0,3,
3 und 30 PS Motor die prozentuale Ersparnis gegenüber
den gleichen mit Ringschmicrlagern ausgerüsteten Typen.
Auch hier ergeben sich die Höchstwerte einmal für
kleine Belastungen und dann insbesondere bei dem
Motor der kleinsten, zum Vergleich gezogenen Type.
Es ergibt sich von selbst, dafs die geschilderten
Vorteile bei den Motoren mit Radervorgelege (Abb. 8),
bei welchen also 4 und noch mehr Lager vorhanden
sind, noch bedeutend mehr zur Geltung kommen, da in
diesem Fall 2 mal der Reibungsverlust in den Lagern
zu berücksichtigen ist. Wenn auch die Reibung in den
Vorgelegelagern im Verhältnis der kleineren Touren-
Bei einem Motor mit Ringschmierlagern und einem
gleichen Vorgelege würde man höchstens auf etwa
60 pCt. bei voller Belastung kommen. Bei geringer
Belastung würden sich die Verhältnisse ähnlich ver-
halten, wie die bereits geschilderten.
Da die Gesellschaft für elektrische Industrie in
Karlsruhe neben dem Elektromaschinenbau auch als
besondere Spezialität in ihren Werkstätten für Eisen-
konstruktionen elektrisch betriebene Hebe- und Trans-
portvorrichtungen baut, so war es vorauszusehen, dafs
sie die grofsen Vorzüge der Kugellager, gestützt
auf die bei ihren Maschinen und Motoren gemachten
günstigen Erfahrungen, auch für diesen Zweig des
allgemeinen Maschinenbaus auszunützen bestrebt war
(Abb. 9), nachdem sie, wie ich nur beiläufig erwähnen
will, bereits mit Erfolg die Fabrikation von Transmissions-
kugellagern aufgenommen hatte.
Die beigefügten Abb. 10 und 11 zeigen einen solchen
mit Kugellagern ausgerüsteten Kohlenverladekran und
sein Triebwerk. Aus der Darstellung des letzteren ist
zu ersehen, wie vom Motor an jedes Lager als Kugel-
lager ausgebildet ist, es erübrigt sich also, wenn noch
erwähnt wird, dafs auch noch die Auslegerrolle in
Kugellagern läuft, weiteres über seine Konstruktion zu
bemerken. Für uns ist cs bei Festlegung der wirt-
schaftlichen Vorteile natürlich ungleich wichtiger, einmal
den Stromverbrauch dieses Kranes mit dem eines
111
[No. 630.]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. September 1903.]
10.
Abb.
A a
KAZEN
Va
fi
|
3
te
Se
"Lob
= te a a $
u ag Te e ee
Vorgelege fiir einen Kohlenverladekran.
ae
Abb.
Kohlenverladekran mit Kugellagern.
112 [No. 630.]
gleichartigen mit Gleitlagern ausgerüsteten in Parallele
zu stellen.
Hierzu bot sich bei den Anlagen des Karlsruher
Rheinhafens eine um so günstigere Gelegenheit, als
die Vergleichsobjekte ebenfalls von der Gesellschaft
für elektrische Industrie erbaut waren.
Die Krane haben 14 m Auslegung und 13 m Rollen-
höhe über Schienenoberkante, sie sind wie die Ab-
bildung zeigt fahrbar und für Selbstgreiferbetrieb ein-
gerichtet. Der leere Greifer (System Jäger) wiegt
Abb. 12.
Transformatorenhaus.
1800 kg, die maximale Nutzlast betrug 2200 kg. Die
Versuche wurden für 4000, 2000 und 500 kg Belastung
durchgeführt; doch will ich, um nicht zu ermüden, nur
die Ergebnisse der mit maximaler Belastung angestellten
Versuche erwähnen. Zur Verfügung stand Drehstrom
von 250 Volt; die Spannung schwankte indessen
meist zwischen 238 — 243 Volt, betrug also durch-
schnittlich 240 Volt. Von den verschiedenen Ab-
lesungen interessieren in erster Linie die am Watt-
stundenzähler gemachten. Dies war cin solcher
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. September 1903.)
Schuckert’scher Konstruktion. Seine Aichungskonstante
betrug 11,86.
Das Kranspiel setzte sich nun folgendermafsen
zusammen:
a) Heben der Last von 14,5 m, Scheibenumdrehung
des Zählers 19,5,
b) Schwenken des Auslegers mit Last um 140°,
Scheibenumdrehung des Zählers 1,82,
c) Senken der Last um 7,5 m, Scheibenumdrehung des
Zählers minus 4,
d) Heben des leeren Hakens um 7,5 m,
Scheibenumdrehung des Zählers 2,1,
cl Zurückschwenken des Auslegers mit
leerem Haken um 140°, Scheibenum-
drehung des Zählers 1,33,
D Schwenken des leeren Hakens um 14,5 m,
Scheibenumdrehung des Zählers 1,9, ins-
gesamt 22,65 Scheibenumdrehungen;
somit erforderte das vollständige Kranspiel
22,65% 11,86 — 272,6 Wattstunden.
Das sind rund nur 75 pCt. des Stromver-
brauches der mit Gleitlagern ausgerüsteten
Krane. Bei jährlich 50000 Kranspielen und
Abb. 13.
ı2 PS Dampfturbine.
cinem Strompreise von 15 Pfg. für die Kilowatt-
Stunde bedeutet dies eine Ersparnis an Strom-
kosten von 670 Mk. —
Ferner sind Kugellager mit Erfolg als
Stützlager für Drehkrane benützt, ebenso um
bei den Lasthaken eine leichte Drehung der
angehängten Last zu ermöglichen, als Stütz-
kugellager. Auch für Schneckengetriebe werden
Druck- und Gegendrucklager als Kugellager
ausgebildet.
Eine weitere Verwendung endlich finden
sie bei den Transformatorenhäuschen (Abb. 12),
bei welchen der Transformator und die ganze
elektrische Einrichtung in einem feststehenden Eisen-
gerüst aufmontiert ist, während das Ganze durch einen
darübergehängten Eisenmantel zugedeckt ist. Dieser
Mantel ist drehbar und läuft ebenfalls in Kugellagern.
Es sei mir gestattet, zum Schlusse meiner Aus-
führungen noch auf eine moderne Maschine hinzuweisen,
bei der die Gesellschaft für elektrische Industrie, gleich-
falls ermutigt durch die seitherigen günstigen Er-
fahrungen, schon bei den ersten Konstruktionen zur
durchgehenden Verwendung der Kugellager gelangte;
[15. September 1903.)
ich meine die Dampfturbine (Abb. 13), die die Gesell-
schaft nach cigenem System gebaut hat und rn nächster
Zeit auf den Markt bringen wird. Auch hier haben
die Versuche ergeben, dafs trotz der verhältnismäfsig
hohen Tourenzahl von 3000 in der Minute (bei einer
12 PS Maschine) die Kugellager in jeder Beziehung
allen Ansprüchen an Zuverlässigkeit und Sicherheit
entsprechen.
Der Vorsitzende: Ich möchte im Anschlufs hieran
Herrn Oberingenieur Riebe das Wort zu seinen
Mitteilungen geben; da ich indessen soeben höre, dats
Herr Riebe noch einige Minuten zur Vorbereitung be-
dart, so erteile ich inzwischen Herrn Geheimen Baurat
Lochner das Wort zu ciner
Mitteilung
über die Herstellung geprelster Kesselbleche.
Herr Geheimer Baurat Lochner: Meine Herren!
Bei einer vor kurzer Zeit unternommenen Reise nach
dem Rhein habe ich Gelegenheit gehabt in dem neuen
Walzwerk zu Reisholz bei Düsseldorf eine höchst
interessante Herstellungsweise von Dampfkesseln und
Flammenrohren, nach dem Ehrhardt’schen Verfahren
ohne Schweifs- oder Nietnaht, aus eigener Anschauung
kennen zu lernen. Dort habe ich gesehen, wie Kessel-
schüsse von mehr als 2 m lichtem Durchmesser und
2,5 m Länge aus einem massiven Stahlblock hergestellt
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
]
(No. 630.] 113
wurden. Das fertige Fabrikat zeigte bei genau kreis-
runder Form eine völlig gleichmäfsige Wandstärke und
glattes, tadelloses Material. Der aus dem vollen Block
zuerst durch Lochung hergestellte dickwandige Cylinder
wurde auf einer grofsen Presse bis zu einer gewissen
Länge und Wandstärke gezogen und sodann durch Aus-
walzen auf den verlangten Durchmesser gebracht. Die
hierzu erforderlichen einzelnen, scheinbar einfachen
Manipulationen erfolgten mit geradezu erstaunlicher
Schnelligkeit und Sicherheit. In ähnlicher Weise werden
glatte und auch gewellte Rohre von den verschiedensten
Durchmessern und Wandstärken hergestellt.
Indem ich mir vorbehalte, später auf diese hoch-
interessante Fabrikation und ihre grofse Wichtigkeit
für die Herstellung von Dampfkesseln näher einzugehen,
möchte ich heute nur die Herren Kollegen, welche
vielleicht bet ihrer Sommerreise in die Nähe von Düssel-
dorf kommen, darauf aufmerksam machen, sich dieses
neue Verfahren anzusehen, und ich bin überzeugt, sie
werden die hierauf verwendete Zeit nicht für verloren
erachten.
Der Vorsitzende: Ich danke Herrn Lochner für
seine freundlichen Mitteilungen und bitte nunmehr
Herrn Oberingenieur Riebe zu seinem
Abrifs über moderne Kugellager
das Wort zu nehmen. (Schlufs folgt.)
Kritische Beschreibung der bis jetzt gebauten Zahnradlokomotiven
für gemischten Betrieb.
Von Arthur Werner, Regierungs-Baumeister.
(Mit 57 Abbildungen.)
(onsctzune Ye von Seite 99.)
15. Lokomotive der Achensee-Bahn.
a) Bahnlinie. |
Die Achensee-Bahn führt von der Station Jenbach
(an der Linie Kufstein—Innsbruck belegen) zu dem
Achensee hinauf. Die Strecke ist 6,37 km lang mit
3,3km Zahnstange und ist die erste in Oesterreich gebaute
Lokalbahn mit gemischtem Systeme. Die gröfste Steigung
beträgt auf der Reibungsstrecke 25°/oo, auf der Zahn-
stangenstrecke 160 oo.
Die Zahnstange ist nach Bauart Riggenbach aus-
geführt.
Die Lokomotive’), von der Wiener Lokomotiv-
fabrık in Floridsdorf gebaut, besitzt 3 Bremsen, eine
auf die Räder der Kurbelachse, eine auf die der vor-
deren Laufachse, und eine Luftbremse, welche auf das
Zahnrad einwirkt.
16. Lokomotive der Bergwerksbahn in Esch-
weiler-Pumpe. (Abb. 25.)
a) Bahnlinie.
Die Bergwerksbahn in Eschweiler-Pumpe bei Aachen
besitzt eine Spurweite von 1435 mm und eine grdfste
Steigung von 10%.
b) Lokomotive.
Die Lokomotive?) ist nach Gattung 2 gebaut und
nur zur Erzförderung von den Gruben nach dem Hütten-
werke bestimmt. Sie bedurfte daher keines grofsen
Kessels und nur zweier Tragachsen, welche beide mit-
getrieben werden.
Triebwerk und Bremsen sind genau wie bei der
Lokomotive der Padang-Staatsbahn angeordnet. Der
wagerecht liegende Kessel hat eine schräg abfallende
Feuerkistendecke und seitliche Wasserstandsanzeiger.
Die Lokomotive wurde im Jahre 1889 in Esslingen
gebaut.
20) Zeitschr. f. Transp. 1894, Bd. 11, S. 366. — Oesterr. Eisenb.
Ztg., Bd. 17, S. 65, 1894.
2l) FE. T. d. G. I, 1.
Die Hauptabmessungen der Lokomotive sind die
folgenden:
Durchmesser der Triebrader. 710 mm
Cylinder-Durchmesser 315 „
Hub. . 450 ,
Theilkr.-Durchm. der Zahnräder 164 „
Zahntheilung : 100
Heizfläche, innere. 32,3 m?
Rostfläche 3 0,83 „
Dampfüberdruck 12 atm
Gewicht: leer . . 14,0 t
betricbsfahig 16,7 ,,
Vorrathe: Wasser 1,25. ,
Kohlen . . . » « 100 kg
Radübersetzung . . ... . . .1:1,74
Abb. 25.
Lokomotive der Bahn Eschweiler-Pumpe.
Rechnerische Werthe:
Z == 1300 H
l.
2. N= 216 6. Gay
3. n = 1,6 7 Z 440
gg "e"
Gs 8 a 1,3
H =
EN G á
5. Rp — 39 ,
114 (No. 630.)
17. Lokomotive der Appenzeller Bahnen
(St. Gallen—Gais). (Abb. 26 und 27.)
a) Bahnlinie.
Die Bahn von St. Gallen nach Gais ist als ver-
einigte Reibungs- und Zahnradbahn ausgeführt. Die
Strecke besitzt einen ständigen Gefällwechsel und weist
Gegengefälle ohne wagerechte Zwischenstrecken und
Ausrundungen auf. In den engen Kurven, welche nur
30 m Halbmesser besitzen, ist eine Spurerweiterung von
84 mm und eine Ueberhöhung von 60 mm angewandt.
Die gröfste Steigung beträgt 92% oo.
b) Lokomotive.
Infolge dieser Anlage der Strecke mufsten an die
Lokomotive ganz aufsergewöhnliche Anforderungen ge-
stellt werden und verdient die Ausführung der Maschine
volle Beachtung.
Die Lokomotive?) ist nach Gattung 3 gebaut. (Bau-
anstalt: Lokomotivfabrik Winterthur.)
Reibungstriebwerk.
Die Lokomotive besitzt zwei gekuppelte Reibungs-
Triebachsen und unter dem Tender eine Bissel-Achse,
welche ein Bremszahnrad trägt.
Die Triebachsen werden von zwei aufsen liegenden
Cylindern angetrieben. Zwischen ihnen liegt das Trieb-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
I
\
(15. September t903.)
Aufserdem ist die Lokomotive mit der Klose’schen
Luftdruckbremse zur Bremsung des Zuges ausgeristet.
Abmessungen.
Die Abmessungen der Lokomotive sind die folgenden:
(Die eingeklammerten Werthe gelten für die 1890
gelieferten, die übrigen für die 1889 gebauten Loko-
motiven.)
Reibungsräder-Durchm. 800 mm
Zahnrad-Durchm. . 860 „
Rostflache . . 1,4 m?
Heizrohre: Zahl 141 (154)
Länge . 4108 mm
Durchmesser 42/45
Heizfläche: Feuerbüchse 6 m’
Rohre 88 „
Gesammte 04 „
Wasser im Kessel 3 m’
Dampfvolumen . 0,79 „
Dampfüberdruck 12 atm
Cylinder-Durchm. . 360 mm
ub. an 400 „
Lokomotive der Appenzeller Bahnen.
zahnrad, dessen Höhe regulirbar ist. Wegen der starken
Spurerweiterung in den Kurven ist die Welle des Trieb-
zahnrades seitlich verschiebbar eingerichtet, wodurch
der ständige Eingriff des Zahnrades gesichert ist, da
das Zahnrad auf der Achse beweglich ist und die
Seitenbewegung nicht mitmacht.
Das Triebzahnrad wird von zwei Innencylindern
aus mittels eines Zahnradgetriebes angetrieben. Eine
derartige Antriebsart ıst zwar im allgemeinen nicht
rathsam, jedoch wird hier durch dieselbe eine so hohe
Umlaufszahl erzielt, dafs die Leistung des Kessels sehr
günstig ausfällt. (Vergl. Rechnerische Werthe.)
Die Speisung der Cylinder ist so eingerichtet, dafs
die Maschine auf den Zahnradstrecken auch als Verbund-
lokomotive laufen kann. e
Bremsen.
Die Lokomotive besitzt folgende Bremseinrichtungen.
l. eine Handbremse mit Keilnuthbremsrollen auf der
Triebzahnradwelle;
2. eine Backenbremse (glatt) für das Bremszahnrad;
3. eine Backenbremse für die Laufräder der Bissel-
Achse;
4. eine Luftbremse für beide Cylinderpaare.
— 0 — — _
2) Eng. 1892, S. 805. — Skizzenb. 1894, Heft 6. — Portef.
d. Mach. 1891, S. 180. — Railr. G. 25, S. 44. — Centralbl. d. Bauv.
12, S. 292. — Nouv. Ann. 91, S. 178. — Z. f. Lokalb., Bd. 12, S. 2.
Leergewicht . . 26 t (27,6 t)
Dienstgewicht . 32,5 t (34,6 t)
Reibungsgewicht:
Geringstes 18 t (19 t)
Gröfstes . DEE 22 t (23 t)
Radstand der Reibrader . . . 3000 mm
Länge zwischen den Buffern. . . . 9320 „
Gröfste Geschwindigkeit auf den Reib-
strecken . . . 2 2 22. . 30 km/Std.
auf der Zahnstangenstrecke . . . . 12 ,
Durchmesser des Laufrades . 555 mm
Wasservorrath . SG. at oh ee 3 m?
Kohlen . . 2.» 2 2 2 2 2 02. E:
Entfernung der Bissel-Achse von der
nächsten Achse 3000 mm
Die Lokomotive schleppt einen Zug von 57t auf
Steigungen von 92%oo in Kurven von 30 m Radius.
Rechnerische Werthe:
1. Z = 4100 + 6100 — 10 800 H
2. V= 480 6. G Zi
3. 2 = 1,33 + 1,13 = 3,06 Z
N T. -= 330
4. — = 5,1
2 2 14
H e
-~ — G
5. Eau
Die aus dem Antrieb mit Rädervorgelege sich
ergebende hohe Umlaufszahl o gestattet eine hohe
Beanspruchung der Heizfläche.
[15. September 1903.)
18. Die Lokomotive der Padang-Bahn auf
Sumatra. (Abb. 28—30.)
a) Bahnlinie.
Zur Ausnutzung der im Padang-Hochgebirge an
der Westküste von Sumatra entdeckten reichen Kohlen-
felder wurde eine Bahn über Padang-Pandjang bis zu
dem an der Küste gelegenen Orte Emmahaven gebaut.
Die Bahn dient nur nebenher dem Personenverkehr;
sie besitzt eine Länge von 179 km mit 29 km Zahn-
Abb, 28.
Lokomotive I der Badang-Bahn (Sumatra.)
Abb. 29.
EE)
mm ës eege e
Ja
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iy
|
TRANS
= ee i
GE
R AR | MA
A
ZU | ei
h HE Eee)
Ul Lt
SQN yy H
+ EN WY BEE
N
| Bu — |
| ARN C Jt
Zahnradtriebwerk.
stangenstrecke, einer gröfsten Steigung von 80°/% und
kleinsten Krümmungen von 150 m Halbmesser. Die
Zahnstange ist Riggenbach’scher Bauart; als Spur wurde
die normale Spurweite der holländischen Staatsbahnen
in den Kolonieen, 1067 mm, angewendet.
b) Lokomotiven.
Die Bahn besitzt vier Arten von Lokomotiven, und
zwar je zwei Arten für reinen Reibungsbetrieb und für
gemischten Betrieb 291.
Letztere Maschinen gehören zur Gattung 2 und 3.
(Bauanstalt: Maschinenfabrik Esslingen, Baujahr : 1889/92).
1. Lokomotive I.
Die zur Gattung 2 gehörigen 2/3 gekuppelten Loko-
motiven haben Aufsenrahmen und zwei aufsenliegende
2) E. T. d. G. I, I, S. 346. — Centralbl. d. Bauv. 1891, S. 182. —
Schw. Bauztg. 1891, Bd. 17, S. 109. — Eng. 1895, S. 597. —
Eng. 1897, S. 281. — Z. d. V. d. I. 1898, S. 580. — Z. 6. I. V. 1898,
S. 45. — Dingler-J. 1898, Bd. 308, S. 142.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 630.] 115
Cylinder, die auf eine Blindachse wirken. Die Kraft-
übertragung geschieht durch 2 kleine, um eine halbe
Zahntheilung versetzte Zahnräder über ein Doppel-
zahnrad auf die eigentliche Zahnradtreibachse. Die
Zahnradachse wirkt mittels Kurbeln und Kuppelstangen
auf die beiden daneben liegenden Reibungsachsen, von
denen die vordere in der Mitte ein Bremszahnrad trägt.
Die Kuppelstangen sind zweitheilig mit Mittelgelenk
hergestellt. Da die Zahnradachse, wie immer, höher
liegt, als die Treibachsen, so mufsten die Führungen
der letzteren entsprechend schräg gestellt
werden, um winkelrecht zu den Kuppel-
stangen zu bleiben. Aufserdem mufste
diese Anordnung getroffen werden, da-
mit die Kuppelstangen beim Federspiel
der Reibungsachsen nahezu konstante
Länge beibehalten.
Die unter dem Führerstande an-
geordnete Laufachse ist eine Adam-
Achse.
Bremsen.
Die Lokomotiven sind mit
Bremsen ausgerüstet:
l. einer Handbremse, die auf die
vordere Reibungsachse wirkt;
2. einerHandbremse mit Bremsbändern und hölzernen
Bremsklötzen, welche auf die beiden rillenförmig
gedrehten Bremskurbelscheiben der Blindachse
wirken;
3. einer vereinigten Hand- und Dampfbremse, als
Bandbremse auf 2 Bremsscheiben wirkend, welche
seitlich an dem auf der ersten Reibungsachse lose
sitzenden Zahnrade befestigt sind;
4. einer Luftbremse mit Wasserkühlung der Cylinder.
vier
Steuerung. |
Die Steuerung ist die Allan’sche. Sie liegt innen
und bewegt die aufsen liegenden Schieber durch
Zwischenwellen.
Hauptabmessungen.
Die Hauptabmessungen der Lokomotiven sind in
der unten mitgetheilten Zusammenstellung mit denen
der Lokomotiven zweiter Bauart angegeben.
Leistung.
Die Lokomotiven schieben auf Steigungen von
50—80°/oo hinauf 65 t, hinunter 70—110 t Zuggewicht
mit einer mittleren Geschwindigkeit von 12,8 km/Std.
2. Lokomotive Il.
Da die mit den Lokomotiven I auf den Reibungs-
strecken erreichbare Fahrgeschwindigkeit (vergl. die
Nachtheile der betreffenden Gattung) für den sich
entwickelnden Personenverkehr zu gering war, wurden
die später beschafften Lokomotiven nach Gattung 3 aus-
geführt.
Die Maschinen erhielten Innenrahmen und sind
2/2 gekuppelt.
Der Kessel hat eine verhältnifsmäfsig grofse Rost-
fläche, um auch bei der langsamen Fahrt auf den
Zahnstangenstrecken gut Dampf zu erzeugen.
Triebwerk.
Die aufsen liegenden Cylinder wirken unmittelbar
auf die hintere Reibungstriebachse, die durch Kuppel-
stangen mit der mittleren Zahnrad- und der vorderen
Reibungsachse verbunden ist. Die Zahnradachse ist
dreimal gelagert.
Bremsen.
An Bremsen besitzen die Lokomotiven drei:
l. eine vereinigte Hand- und Dampfbremse (links),
die nur auf die hintere Reibungsachse wirkt;
2. eine vereinigte Hand- und Dampfbremse (rechts),
welche mittels Bremsbändern auf die zwei Riffel-
kurbelscheiben der Zahnradachse wirkt;
3. eine Luftsaugebremse mit Wasserkühlung der
Cylinder.
116 (No. 630.)
Steuerung und Ausrüstung.
Als Steuerung wurde die Allan’sche beibehalten.
Sie wurde jedoch ganz nach aufsen verlegt, sodafs die
Zwischenwelle in Fortfall kam.
Leistung.
Die Lokomotiven schieben auf der Steigung 80 Zoe
aufwärts einen Zug von 45t mit 18 km/Std. Fahr-
geschwindigkeit, abwärts einen solchen von 50t mit
24 km/Std. Geschwindigkeit. Die Maschinen leisten
etwa 6,5 PS für 1 qm Heizfläche.
Abb. 30.
Lokomotive II der Padang-Bahn (Sumatra).
Hauptabmessungen.
Die Hauptabmessungen der beiden Lokomotivarten
sind die folgenden:
Bauart . . «© 2 2 2 2 2 020. | I | Il
Cylinder-Durchmesser . mm| 340 | 430
Kolbenhub . Be Wn gis ae 500 | 500
Umdrehungen pro Minute . >. .| 185 —
Zahnrad- Theilk.-Durchm. d. Hilfswelle| 369 ! —
do auf der Zahnradwelle 820 —
do des Zahnstangengetriebes . 975 975
Uebersetzung . . . ..... 1: 2,22 —
Belastung der vorderen Triebachse kel 9600 . —
Belastung der hinteren Triebachse „ 9600 —
Belastung der Laufachse . » | 7050 =
Zahl der Triebachsen. . . . . . 2 2
Triebrad-Durchmesser i mm| 98 983
Laufrad-Durchmesser . ge 550 —
Gesammtradstand m 3900 2800
Kesselüberdruck . atm 11 12
Rostflache . e r m?| 1,408 1,328
Heizfläche: Feuerkiste j 6,636 6,841
Rohre . . » | 67,145 | 53,619
Gesammte. . . . y 13,181 | 60,460
Gewicht: leer. kel 21280 17860
im Dienst » | 26250 ' 21610
Vorrathe: Wasser . » | 2200 | 1480
Kohlen 3 400 i 250
Zugkraft . Se + 71500 5500
Rechnerische Werthe:
a, Lok. Il Lok. I Lok. Il
Z = 8100 6650 H
2. N 410 400 D g =28 3,4
3. n = 2,6 1,47 Z
4. i £25.55 6,5 u A i en
5 Se EE 455 8. G = 15,5 18,5
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. September 1903.)
Die Leistung der Heizfläche ist bei beiden Maschinen
eine beachtenswerthe; bei I wird diese hohe Leistung
durch die hohe, in der Anwendung des Vorgeleges be- -
gründete Umlaufszahl der Dampfmaschinen, bei II durch
Anwendung einer grofsen Rostfläche erreicht.
19. Die Lokomotiven der Berner Oberland-
Bahnen. (Abb. 31 und 32.)
a) Bahnlinie.
Die Berner Oberland-Bahnen beginnen bei Inter-
laken und führen bis Zweilitschinen, wo sie sich in die
- Bahnen nach Grindelwald und nach
Lauterbrunnen theilen. Die Strecke
Interlaken. Zweilitschinen ist als reine
Reibungsbahn mit 1 : 40 stärkster
Steigung gebaut, während die. nach
Grindelwald undLauterbrunnen führen-
den Bahnen als vereinigte Reibungs-
und Zahnradbahnen ausgeführt sind.
Die Zahnstange ist nach Bauart
Riggenbach ausgeführt; die gröfste
Steigung auf der Zahnstangenstrecke
beträgt 120%o0, die kleinste Krümmung
hat einen Halbmesser von 100 m.
b) Lokomotiven.
l. Für den Zugdienst.
Für den ersten Betrieb wurden
1890 vier vereinigte Reibungs- und Zahnradlokomotiven
beschafft und 1893 zwei neue, in vielen Einzelheiten
verbesserte, im allgemeinen aber gleichartige Loko-
motiven’*).
Die Lokomotiven sind nach Gattung 3 gebaut.
(Bauanstalt: Lokomotivfabrik Winterthur). Sie sind
3/3 gekuppelte Tenderlokomotiven mit getrenntem Trieb-
werk für den Reibungs- und für den Zahnradbetrieb.
Die vier Cylinder haben gleichen Inhalt und unabhängige
Speisung. |
Kessel und Rahmen.
Die Maschinen besitzen Aufsenrahmen. Der Kessel
ist bei den vier ersten Mäschinen wagerecht, bei den
zwei letzten aber um 5° nach vorn geneigt angeordnet;
die Feuerbüchsdecke fällt nach hinten stark ab.
Reibungstriebwerk.
Das Reibungstriebwerk bietet nichts besonderes dar.
Die drei Achsen sind mit den Kurbeln aus einem Stück
geschmiedet.
Zahnradtriebwerk.
Das innere Cylinderpaar treibt ein kleines Zahnrad
an, das in einem an der ersten und zweiten Reibungs-
achse hängenden Barrenrahmen gelagert ist und in ein
auf der zweiten Reibungsachse drehbares Zahnrad ein-
greift. Dieses Zahnrad allein ist Triebrad. Da die
Stangenzähne bei 40000 kg, die abgenutzten Zahnrad-
zähne aber bei 100000 kg Belastung brechen, so genügt
dieses eine Triebzahnrad vollkommen.
Das auf der ersten Reibungsachse sitzende zweite
Zahnrad dient nur zu Bremszwecken.
Der Zahneingriff wird durch die Tragfedern nicht
beeinflufst.
Da die Lokomotiven nur ein Zahntriebrad
besitzen, findet keine Vertheilung des Zahn-
druckes statt und kann der Lauf der Maschine
nicht in dem Grade ruhig und stofsfrei sein,
wie bei Vorhandensein von 2 gekuppelten Zahn-
rädern mit versetzter Theilung. Die Abnutzung
des Vorgeleges (Tiegelgufsstahl und Delta-
metall) erfolgtrasch und verleiht der Maschine
namentlich bei Thalfahrt einen schlotterigen
Gang. Durch die damit auftretenden Stöfse
werden die Steuerungszapfen angegriffen, die
Dampfvertheilung und die Wirkung der Luft-
bremsen beeinträchtigt. Die Räderübersetzung
24) Z. d. V. d. I. 1898, S. 291. — Schw. Bauz. 1893, S. 140. —
Uhl. Ind. R. 1894, S. 4. — Z. d. V. d. I. 1892, S. 342. — Schw.
Bauz., Bd. 25, S. 51, Bd. 22, S. 50. — Railr. Gaz., Bd. 26, S. 98.
[15. September 1903.)
ist daher ein erheblicher Nachtheil dieser
Maschinen. Vorzuziehen wäre noch eine Ueber-
setzung durch Hebel; am besten jedoch sieht
man von einer Uebersetzung überhaupt ab und
treibt die Zahnräder unmittelbar an.
Bremsen.
Sowohl das Zahnrad- als auch das Reibungstrieb-
werk ist mit einer gewöhnlichen Luftgegendruckbremse,
beide Zahnräder aufserdem noch mit getrennten von
Hand anzuziehenden Keilnuthbremsen ausgerüstet. Eine
dritte Handbremse, die auf alle Reibräder wirkt, wird
hauptsächlich beim Rangieren benutzt. Aufserdem ist
die Lokomotive noch mit der Klose’schen Dampfbremse
für die Wagen versehen.
Abb. 31.
S pee eng A $ $
CON oS
N iil en = = KT: |
er - ` i o X +
\ £ £
Abb. 32.
Rangierlokomotive.
Lokomotiven der Berner Oberland-Bahnen.
Steuerung.
Die Steuerung ist bei den ersten vier Maschinen
nach Belpaire, bei den letzten zwei nach Joy eingerichtet,
mit Befestigung des Gegenlenkers nicht am Rahmen
sondern am Kreuzkopf. Beide Cylindergruppen werden
durch eine GE umgesteuert.
Leistung.
Die Lokomotiven sind im Stande, auf der Steigung
1:40 Züge von 90t gröfstem Gewicht mit 25 km Ge-
schwindigkeit bei offenem Regulator und 60 pCt. Füllung
zu befördern. |
Auf der Steigung 120% kann die Maschine bei
offenem Regulator, rd. 60 pCt. Füllung der Zahnrad- und
rd. 35 pCt. Füllung der Reibungsmaschine mit 9 km/Std.
Fahrgeschwindigkeit Züge von 45 t befördern.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 630.] 117
2. Für den Rangierdienst.
Aufser den genannten Lokomotiven wurde 1893
noch eine 2/2 gekuppelte zweicylindrige Rangierloko-
motive eingestellt, die jetzt auch für den Winterdienst
verwandt wird.
Bei dieser kleinen Lokomotive sind Reibungs- und
Zahnradtriebwerk nicht getrennt, vielmehr treibt ein
aufsen liegendes Cylinderpaar eine mit angeschmiedeten
Gegengewichten versehene Kurbelwelle an, auf der
innen das Triebzahnrad sitzt, während von aufsen
mittels je einer Kuppelstange die beiden Reibungsachsen
in Umdrehung versetzt werden.
Auf der vorderen Reibungsachse sitzt aufserdem
noch drehbar ein Bremszahnrad.
Die Steuerung ist die Joy’sche.
Diese Lokomotive kann auf der Zahnradstrecke bis
rd. 4000 kg und auf der Reibungsstrecke bei 25°/oco
Steigung 900 kg Zugkraft entwickeln.
Hauptabmessungen.
Die Hauptabmessungen der beschriebenen Loko-
motiven sind die folgenden:
2/2 ge-
3/3 gekuppelte
ee bee
okomo-
Reibung | Zahnrad tiven.
Cylinder-Durchm. . mm| 320 ` 320 285
Kolbenhub ne a 450 | 400 500
Triebrad-Durchm.. . „ 915 414/764) 772
Uebersetzung . .. .. — 1: 1,84 —
Kesselüberdruck atm 12 12
Rostfläche ir “ee, AM 0,92 0,48
Heizfläche: Feuerkiste > 5,40 —
gesammte 5 56,20 23,0
Radstand: fester mm 2100 1960
gesammter „ 2700 1960
Gewicht: leer . . . . t 23,600 12,350
im Dienst . . „ 28,100 15,380
Vorräthe:
Wasser. . . . kg 2500 1600
Kohlen . . .. 3, 150 500
Gröfste Geschwindigkeit
Reibungsstrecke. km 30 30
Zahnradstrecke . A 10 10
Preis ab Fabrik . . M. 43 600 21 760
Rechnerische Werthe:
1. Z = 3600 + 7100 = 10 700
2. N — 356
3. n = 0,87 + 1,92 — 2,89
4. so 6,3 Z
1. = = 375
H G
8. —- = 12,5
6 u 1,95 S
d :
Durch die Räderübersetzung wird eine So hohe
Umlaufzahl a erzielt, dafs die Heizfläche 6,3 PS für
l m? zu leisten im Stande ist.
20. Lokomotive der Bahn Diakophto—
Kalavryta. (Abb. 33—38.)
a) Bahnlinie.
Die 22 km lange Linie Diakophto—Kalavryta in
Griechenland enthält 35km Zahnstrecken mit einer
ponten Steigung von 145% und einem kleinsten
rümmungsradius von 30 m. Die Spurweite beträgt
150 mm. Die gröfste Steigung auf der Reibungsstrecke
beträgt 35°00, gleichfalls mit Kurven von 30 m Radius.
b) Lokomotiven.
Die Lokomotiven sind nach Gattung 3 ausgeführt ?°).
(Bauanstalt: Atelier „Cail“, Frankreich, Baujahr: 1890/91.)
2) Ann. industr. 1891, II, S. 11. — Skizzenb. 34, Blatt 3. —
Trans. Mec. Ing. 1893, No. 14. — Rév. ind., Bd. 22, S. 253. — Gen.
civ., Bd. 19, S. 85. — Maschb., Bd. 27, S. 151.
118 [No. 630.]
Sie besitzen Aufsenrahmen; die hintere Achse ist be-
weglich und erlaubt eine Bewegung von 50 mm nach
jederSeite. Das Reibungstriebwerk ist aufsen angeordnet,
die mittlere Achse ist Treibachse.
Zahnradtriebwerk.
Die Cylinder des Zahnradtriebwerkes sind in der
Mitte des Rahmens angeordnet, welchen sie gegen den
Kessel abstützen.
Die Kolben wirken auf einen Schwinghebel, welcher
die Bewegung auf die Zahnradachsen durch eine Kuppel-
stange überträgt.
Zahnradtriebwerk.
Das Triebwerk ist in einem besonderen auf den
beiden Reibungsachsen ruhenden Rahmen gelagert.
Die Zahnräder bestehen aus 4 Scheiben mit versetzter
Theilung. Ihr Abstand beträgt 570 mm, die Theilung
120 mm; es findet also alle 30 mm ein neuer Eingriff
statt. Die Zahnräder sitzen nicht fest auf ihren Achsen,
sondern können eine kleine Drehbewegung ausführen.
Bremsen.
DieLokomotive besitzt folgende Bremseinrichtungen:
l. eineHandbremse, auf4 der Reibungsräder wirkend;
2. eine Bandbremse, auf die Zahnräder wirkend;
Die Riffelscheiben lassen den Zahnradscheiben
ein Spiel von !/s mm.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Em ee
|
|
(15. September 1903.] .
3. und 4. zwei Luftbremsen für die beiden Cylinder-
paare, welche vollständig von einander un-
abhängig sind.
Hauptabmessungen.
Cylinderdurchm. d. Reibungsmasch. 240 mm
d. Zahnradmasch. 220 ,
Hub d. Reibungsmasch. e Zi 340 ,
d. Zahnradmasch. . 500 „
Triebraddurchmesser 600 „
Laufraddurchmesser . . . 500 „
Zahnrad-Theilkr.-Durchm. . 497 „
Hinteransicht.
durch das Führerhaus.
Zahnezahl . . . 2 2 2 2 2 0. 13
Kesselüberdruck ; 12 atm
Feuerrohre: Zahl : 142
aufs. Durchm. 35 mm
Lange. . .. . 1650 „
Heizflache: Rohre 25,17 m?
übrige 2,80 „
totale 28,57 „
Rostfläche 0,75 „
Gewicht: leer 12 500 kg
im Dienst . 15600 ,
Wasser im Kessel 850 „
Kohlen 600 ,
Speisewasser 1200 ,
Kühlwasser . 200 „
Steuerung.
Die Steuerung der Lokomotive ist die Walschaert’sche.
Leistung.
Die Lokomotive entwickelt eine Zugkraft von 5,04 t.
Die Fahrgeschwindigkeit beträgt auf den Reibungs-
—
[15. Scptember 1903.)
strecken 15 km auf den Steigungen von 35° und
1—10 km auf der Steigung von 145°.
Rechnerische Werthe:
1. Z = 2360 + 3500 — 5860
2.:N 22152) .
3. n= 1,03 + 1,24 = 2,27
4. nn, Z
H 1. l = 305
H G
HW 8. ESA:
6. g — 183
Die hohe Kesselleistung wird durch Anwendung
hoher Umlaufszahl und grofsen Rostes erreicht.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
Bremse der Zahnräder.
Lokomotive der Bahn Diakophto-Kalavryta.
21. Lokomotive der Bahn Visp—Zermatt.
(Abb. 39.)
a) Bahnlinie.
Die Bahn von Visp im Rhonethal nach Zermatt
ist 35,3km lang und besitzt 6 Zahnradstrecken von 7,45 km
Gesammtlänge. Die gröfste Steigung beträgt 125°oo,
die Spurweite I m; die kleinste Krümmung hat einen
Halbmesser von 80 ın.
Die Zahnstange ist nach Bauart Abt ausgeführt.
(No, 630.] 119
Reibungstriebwerk.
Das Reibungstriebwerk besteht aus 2 Aufsen-
cylindern, welche geneigt angeordnet sind, und 2 Kuppel-
achsen, deren hintere Treibachse ist. Unter dem Führer-
hause befindet sich aufserdem eine Bissel-Achse.
Zahntadtniehwerk.
Das Zahnradtriebwerk ist in einem besonderen
Rahmen zwischen den beiden Triebachsen so auf-
gehängt, dafs es vom Spiel der Federn unabhängig
bleibt. Der Antrieb erfolgt ohne Zwischenglied un-
mittelbar von zwei Innencylindern aus auf die hintere
der beiden gekuppelten Zahnradachsen mittels Schub-
stange. Die Zahntriebräder sind aus zwei Scheiben
zusammengesezt und um die Hälfte der Zahntheilung
gegen einander versetzt. Die Scheiben der zweiten
Achse sind wiederum gegen die der ersteren um ein
viertel der Theilung versetzt, sodafs nach je 30 mm ein
neuer Eingriff stattfindet und stets 4 Zähne im Eingriff
.sind. Der Gang der Lokomotive ist demgemäfs durchaus
ruhig und geräuschlos.
Bremsen.
Die Lokomotiven besitzen vier Bremsen und zwar:
l. Luftbremsvorrichtungen für beide Cylinderpaare,
von denen diejenige der Reibungscylinder zur
Mäfsigung der Geschwindigkeit bei der Thalfahrt
dient und auf sehr starkem Gefälle durch die der
Innencylinder unterstützt wird;
2. eine Klotzbremse, vom Heizer bedient, auf die
. glatten Triebräder wirkend, zum Anhalten auf
Bahnhöfen bestimmt;
3. Bandbremse für die Zahnräder;
4. durchgehende Luftsaugebremse, System Hardy-
Schmidt.
Steuerung.
Die Steuerung ist die Walschaert’sche.
Jedes Cylinderpaar hat seinen eigenen Regler und
seine eigene Steuerung, jedoch ist eine gemeinsame
Steuerschraube vorhanden.
Abb. 39.
e e me e es zs ome e
b) Lokomotiven.
Die Tenderlokomotiven °’) (Bauanstalt: Lokomotiven-
fabrik Winterthur) sind nach Gattung 3 gebaut und
besitzen Aufsenrahmen.
2) E. T. d. G.I, I, S. 349. — Organ, Bd. 28, S. 148. — Bull.
Mulh., 1890, S. 532. — Rev. gen. chem. d. f. 1890, II, S. 63. —
Eng. News 1890, S. 367. — Uhl. W. T., 6, S. 173. — Z. d. V. d. J.
1892, S. 342. — Dingler-J. 1892, Bd. 284, S. 108. — Trans. Méc.
Ing. 1893, No. 14.
wg.
|
Lokomotive der Bahn Viep Zermatt,
Hauptabmessungen.
Die Hauptabmessungen der Lokomotive sind die
folgenden:
Cylinderdurchm. d. Reibungsmasch. 320 mm
d. Zahnradmasch. 360 „
Kolbenhub d. Reibungsmasch. 450 ,
d. Zahnradmasch. 450 „
Trieb- und Kuppelraddurchmesser . 900 ,
Laufraddurchmesser . ER 600 „
Zahnrad-Theilkreis 688 „
120 (No 630.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [15. September 1903.)
Theilung . . . . 2 2 ee) 120 mm ` Leistung.
Achsstand: fester. . . . 1964 „ Die Lokomotive kann als Reibungsmaschine eine
des Zahnr adgestelles . . 930, Zugkraft von 3—4000 kg ausüben und einen Zug von
gesammter . . . , . 4304 , 15 t auf Steigungen von 35°/oo mit einer Geschwindig-
Heizfläche: unmittelbar. . . . . . 6,5 m? | keit von 30—35 km schleppen.
mittelbar . ..... 590 , | Da der gröfste Theil der Bahn nur geringe Steigungen
gesammte ..... . 655, ' aufweist, die auf glatten Schienen betrieben werden
Rostflache . 22 2 nn 2 0. 2° 4 | können, so mufste die Lokomotive in erster Linie gut
Rohre: Zahl `... 166 | durch Reibung wirken.
aufs. Durchmesser . . . . 45 mm | Rechnerische Werthe:
Länge . . . nn 2500 p 5 Z = Ate + 6100 =: 9800
Inhalt des Dam fkessel: ©... . 2000 1 | N=
Ganze Länge a d. Buffern . . . 1620 mm 3. Ha 0,19 + 1,03 = 1,82
Kesselüberdruck . . . 2. 2.2... 12 atm 4, A8 Z
Wasservorrath , . . 2.2.2... . 25001 A 1. — = 340
Kohlen . . 2. 2 2 2.202.202. 1000 kg 5 H ` op G
Gewicht: leer . . 2 2 2 2 22... RDE | RT 8 N ` 10,3
im Dienst. . . . . . . 200, 6 H ` 2.95 CG
Reibungsgewicht . . . .. . . . 10,250 „ "Gu ” (Forts. folgt.)
Die Verankerung des Feuerkastens bei Lokomotivkesseln.
Von J. Kempf, Ingenieur in Kalk bei Cöln a. R.
(Mit 3 Abbildungen.)
Nach etwa einjährigem Betriebe zeigten sich bei Es müssen also andere Ursachen vorhanden sein,
mehreren Lokomotivkesseln Risse in der Feuerkasten- die bei einer Anzahl Kesseln genau an derselben Stelle
Seitenwand an der in Abb. I näher bezeichneten Stelle. zur Bildung von Rissen führten.
Die Biegung des Bleches für die Naht zur Ver- In Nachstehendem sei die Verankerung des Feuer-
bindung der Seitenwand mit der Decke wurde bei kastens einer Prüfung unterzogen.
Abb. 1.
Abb. 2.
DUDU ` HD
E AE ERs
n g
H? Gi Hi oa
LU U U OU A Di ASAZ oe SEL LEI EE H oo Ge Kai 00 sol;
D
t
ct | 444-444 E — 7 =
=- ___ Mi ji E BBS SEN sr +++ a lee
EE
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H y
we 1 i N as win |
Fe eae ull es
et H ? 2
prensesi pme
1
6204
ausgeführt, auch ergaben die Materialprüfungen aus unter Fortfall der Längsnaht aus einem Stück hergestellt
Probestäben, die der Nähe des Risses entnommen waren, sind, wie dasselbe bei kleinen Kesseln auch ausgeführt
dafs das Blech gesund und den vorgeschriebenen Güte- | wird.
ziffern — 34 bis 41 kg Festigkeit auf das qmm bei Welchen Einflufs die Längsnaht zwischen Seiten-
mindestens 25 pCt. Dehnung — entsprochen hatte. = wand und Decke ausübt, ist rechnerisch nicht fest-
obigen Kesseln auf das Sorgfältigste unter einer Presse gi Vorausgesetzt sei, dafs die Seitenwände und Decke
[15. September 1903.)
zustellen und in folgendem, ohne das Resultat der
Untersuchung wesentlich zu ändern, unberücksichtigt
gelassen.
Die Verankerung des Feuerkastens eines Lokomotiv-
kessels erfolgt nun unter folgenden Gesichtspunkten.
Die beiden durch Anker verbundenen Decken ad
und cd sind im Gleichgewicht, wenn die Entfernungen
ab und cd gleich sind.
Unterhalb / bis zum Bodenring sind die beiden
Seitenwände durch Stehbolzen verankert und daher
auch im Gleichgewicht. In a darf nun keinerlei Spannung
entstehen, da ab und cd sich im Gleichgewicht befinden
sollen. Im Punkte / darf nur eine vertikale Spannung
herrschen, da jede weitere Horizontalkraft eine gröfsere
Beanspruchung der Stehbolzen verursachen würde, was
aber zu vermeiden ist. Es ist also das Bogenstück der
Seitenwand af so abzusteifen, dafs obigen Bedingungen
genügt wird.
Die Resultierende P für das Bogenstück or mufs
durch Mitte Kessel gehen, senkrecht zu af stehen und
daher die Mitte des Bogenstückes in g schneiden. Der
Punkt g ist der Angriffspunkt für die Queranker. Die-
selben können nun aus praktischen Gründen nicht nach
der Richtung zur Kesselmitte verlegt werden, sondern
horizontal.
Durch diese Anordnung zerlegt sich die Resultierende
P im Punkte g in 2 Kräfte s und s. 2=s’+Ss’.
Dreieck af und gik sind ähnlich und daher P: s = af: fa.
Bezeichnet nun a den Kesselüberdruck in kg pro qcm,
soist=af.poder(af.p):s—af:fhunds Zë. a
Ferner ist s, :s = fh:ah und s, =ah.p. Die
Rundung, also die Form des Bogenstückes af ist nun
durch die Anbringung der Queranker noch nicht ge-
sichert, da die zur Erhaltung der Rundung nötige
Spannung im Punkte z ganz verschwindet und im
Punkte f ungenügend ist.
Zur Erhaltung der Rundung werden in der Längs-
richtung des Kessels in möglichst gleichen Abständen
kräftige Formeisen — meistens 7 -Eisen — angenietet.
Legt man nun, um die oberen Stehbolzenreihen zu
entlasten, die Queranker tiefer als die theoretische Lage
angibt, so befindet sich das Bogenstück or nicht mehr
im Gleichgewicht und es entsteht im Punkte a eine
Spannung x. Diese und die in dem tiefer gelegten
Queranker entstehende Spannung y müssen zusammen
s, sein, also x + y = s,» Bezeichnen nun m und z die
Hebelarme dieser beiden Kräfte, so ist m.x=n.y.
n. n. Sım
= apy as, also +y=s, und YS te
Betrachten wir uns nach diesem den in Abb. I dar-
gestellten Lokomotivkessel, an welchem die Risse an
der bezeichneten Stelle auftraten.
Für die Queranker | und II ergibt
Spannung
S, Zu ah. l.p = EEN .12 = 41244 kg
Sem 47 245 . 25
IT m+n 235410 Ze
x = s, —y = 41245 — 33 745 = 13500 „
Die Werte für den Queranker III sind:
s, = 62 . 22,5 . 12 — 16740 kg
y= 95 e = 11955 ,
x = 16 740 — 11 955 = 478 ,
sich die
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 630.] 121
Für die Anker IV und V ist:
s, = 62 . 07,25 . 12 = 50035 kg
Sopdet = 35740 „
I= B+ 10
x = 50035 — 35 740 = 14295 ,
Bei einem Durchmesser der Queranker von 42 mm
ergibt sich eine Beanspruchung pro qmm fir die Anker
33 745
I und Il | o därs — 12,4 kg
e ` 4 Ka?
EE
II 42? 0 = 8,6 ”
4
35 140
IV und V 2 az an ld. 5
Die Ausdehnung innerhalb der Elastizitätsgrenze ist
nl: und beträgt für die Queranker
12,4
I und II = 1400 . 35,905 = 9,86 mm
8,6
II = 1400 50 000 = 2,60 i
13 |
e IV und V = 14000. 20 000 = 0,90 ”
Die durch Tieferlegen der Queranker entstehenden
Spannungen x in den Seitenwänden, welche für die
Entfernungen / = 13500 kg, 7, = 4785 kg und für
2 = 14295 kg betragen, sowie die verschiedenen Be-
anspruchungen der Queranker verursachen im Betrieb
eine ungleiche Breitenausdehnung des Kessels. Beim
Warm- und Kaltwerden desselben findet also ein Hin-
und Herbiegen des Bleches in der Ebene des am
wenigst beanspruchten Querankers III statt, was schliefs-
lich an dieser Stelle zu einem Bruche führen mufs.
Auch für die Längenausdehnung ist bei dem in
Abb. 1 dargestellten Kessel die Ebene des Querankers
III die am meisten beanspruchte Stelle.
Die innen im Kessel aufgenieteten T-Eisen haben
die Innentemperatur des Kessels und können sich mit
dem Blech frei ausdehnen. Die aufsen aufgenieteten
sehr grofsen Lukenuntersätze sind nur handwarm und
verhindern eine freie Ausdehnung des Bleches. Bei
dem Entwurf für die Verankerung eines Lokomotiv-
kessels ist nach Vorstehendem folgendes zu beachten:
Für die Mitte der Queranker in der Querrichtung
des Kessels ist die theoretische Lage zu wählen, in der
Längsrichtung sind die Queranker, T-Eisen und Luken-
untersätze in möglichst gleichen Abständen zu verteilen
und die aufsen aufgenieteten Verstärkungen für Luken
und Queranker klein und nicht zusammenhängend aus-
zuführen.
Der in Abb. I dargestellte Kessel entspricht in
keiner Weise diesen Bedingungen.
In Abb. 2 sind die Queranker höher gelegt, während
nach Abb. 3 die Verankerung nach dieser Abhandlung
ausgeführt ist.
Mögen diese Zeilen dazu beitragen den sonst in
jeder Beziehung vorzüglichen Kesseltyp auch von den
ihm noch anhaftenden Mängeln zu befreien.
Rechtswirkung eines Versprechens, sich einer Arbeiterorganisation
nicht anzuschlielsen.
Von Kreisgerichtsrat Dr. Benno Hilse, Berlin.
Die seitens der Arbeiterorganisationen zahlreich
eingeleiteten und durchgeführten Arbeitseinstellungen
in den letzten Jahren haben die erfreuliche Wirkung
gehabt, dafs auch die Arbeitgeber sich fester in Ver-
bänden zusammenschlossen, um mit vereinten Kräften
den ihnen aufgedrängten Kampf aufzunehmen. Die
gewonnene Erfahrung, dafs hierbei es sich weniger um
Ä
Aufbesserung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse als
um eine Kraftprobe zu dem Zwecke handelte, die Macht
der Organisationen zur Geltung zu bringen, war be-
stimmend dafür, bei einem für die Arbeitnehmer un-
günstigen Ausgange der Bewegung die Wiederein-
stellung der ausgetretenen bezw. ausgesperrten Personen
von der Bedingung abhängig zu machen, dafs dieselben
122 [No. 630.]
schriftlich sich verpflichteten, die Mitgliedschaft bei
einer Organisation nicht zu erwerben bezw. die bereits
besessene aufzugeben, und zwar unter Einräumung der
Befugnis sofortiger kündigungsloser Entlassung für den
Fall des Zuwiderhandelns hiergegen. Angesichts dessen
kommt rechtlich ın Frage, ob das Abfordern und Ent-
gegennehmen einer derarten Verzichtleistung überhaupt
statthaft sei oder nicht vielmehr gegen das Gesetz
verstofse, und welche rechtliche Wirkung der Unter-
werfung unter die sofortige Entlassung beizulegen sei,
wenn die für den Betrieb erlassene Arbeitsordnung eine
Kündigungstrist festhält.
Auf Grund B. G. B. § 134 ist ein Rechtsgeschäft,
das gegen ein gesetzliches Verbot verstölst, nichtig,
wenn sich nicht aus dem Gesetz ein Anderes ergiebt.
In Verfolgung des Grundsatzes in Gew.-Ord. § 105,
wonach die Festsetzung der Verhältnisse zwischen den
selbständigen Gewerbetreibenden und den gewerblichen
Arbeitern Gegenstand freier Uebereinkunft sein soll,
hat Gew.-Ord. § 152 alle Verbote und Strafbestimmungen
gegen Gewerbetreibende, gewerbliche Gehülfen, Gesellen
oder Fabrikarbeiter wegen Verabredungen und Ver-
einigungen zum Behufe der Erlangung günstiger Lohn-
und Arbeitsbedingungen, insbesondere mittelst Ein-
stellung der Arbeit oder Entlassung der Arbeiter auf-
gehoben, also das freie Koalitionsrecht geschaffen. Doch
steht jedem Teilnehmer der Rücktritt von solchen
Vereinigungen und Verabredungen frei und es findet
aus letzteren weder Klage noch Einrede statt. Um
das Koalitionsrecht nicht in einen Koalitionszwang
ausarten zu lassen, strafbedroht Gew.-Ord. § 153 den-
jenigen, welcher Andere durch Anwendung körperlichen
Zwanges, durch Drohungen, durch Ehrverletzung oder
durch Verrufserklärung bestimmt oder zu bestimmen
versucht an solchen de teil zu nehmen,
oder ihnen Folge zu leisten, oder Andere durch gleiche
Mittel hindert oder zu hindern versucht, von solchen
Verabredungen zurückzutreten, während nach Str. G. B.
§ 253 die Begriffsmerkmale einer unerlaubten Nötigung
erfüllt werden, wenn zur Erzielung eines Vermögens-
vorteiles Jemand durch Gewalt oder Drohung zu einer
Handlung, Duldung oder Unterlassung veranlafst wird.
Der leitende Grundgedanke in beiden Rechtsregeln ist
darin zu finden, die Freiheit der Willensentschliefsung
zu gewährleisten und jede Einwirkung auf dieselbe,
also jeden Schritt zu untersagen, welcher einen Druck
auf den Willen Jemandes auszuüben vermag. Dies
wird auch in der Spruchübung der Gerichte festgehalten,
in Sonderheit nach einem Urteile des Reichsgerichts vom
25. April 1902 (J.-M.-Bl. S. 99) eine Drohung im Sinne
des § 153 schon darin gefunden, dafs ein organisierter
Arbeiter auf die Weigerung seines Mitarbeiters, der
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
[15. September 1903.]
Organisation beizutreten, diesem erklärt, er werde seinen
Schaden aus dem Fernbleiben schon kennen lernen und
ergänzend hierzu den Betriebsinhaber auffordert, den-
selben zu entlassen unter dem Zusatze, dafs er anderen-
falls den Austritt der Organisierten zu gewärtigen habe.
Weil nicht nur ein physischer, vielmehr auch schon ein
psychischer Druck auf den Vertragswillen zur Erfüllung
des Tatbestandes in § 153 bezw. § 253 ausreicht, das
Inaussichtstellen der kündigungslosen Entlassung aber
bestimmend sein kann zur Vermeidung des dadurch
drohenden Erwerbsausfalles sich der Forderung zu
fügen, der Organisation fernzubleiben, so kennzeichnet
sich die vorangestellte Vereinbarung als ein Verstofs
gegen ein gesetzliches Verbot, ist sie also nichtig.
Aber selbst unbekümmert hierum vermag sie die
erhoffte Wirkung nicht herbeizuführen. Denn es kann
daraufhin die kündigungslose Entlassung aus der Be-
schäftigung nicht eintreten, wenn die für den Betrieb
geltende Arbeitsordnung eine Kündigungsfrist festhält.
Es würde nämlich der Grundsatz in B. G. B. $ 344
durchgreifen, wonach die für den Fall der Nichterfüllung
des Versprechens getroffene Vereinbarung einer Strafe
unwirksam ist, wenn das Gesetz das Versprechen einer
Leistung für unwirksam erklärt. Seiner rechtlichen Natur
nach kennzeichnet sich der Verzicht auf die geltende
Kündigungsfrist als eine Vertragsstrafe im Sinne des
B. G. B. § 339. Nun gestattet zwar Gew.-Ord. § 122
die Vereinbarung anderer Kündigungsfristen als der hier
aufgestellten vierzehntägigen; allein dieselben müssen
für beide Teile gleich sein und sind Vereinbarungen,
welche dieser Bestimmung zuwiderlaufen, nichtig. In
Fabrikbetrieben, welche zufolge Gew.-Ord. $ 134a zum
Erlasse einer Arbeitsordnung verpflichtet sind, mufs
letztere laut § 134b, sofern es nicht bei den gesetzlichen
Bestimmungen bewenden soll, über die Frist der zu-
lässigen Aufkündigung, sowie über die Gründe, aus
welchen die Entlassung und der Austritt aus der Arbeit
ohne Aufkündigung erfolgen darf, Bestimmungen ent-
halten. Der Inhalt der Arbeitsordnung ist auf Grund
§ 134c für die Arbeitgeber und Arbeiter rechtsver-
bindlich. In Sonderheit dürfen andere als die in der
Arbeitsordnung oder in den Gew.-Ord. §§ 123, 124 vor-
gesehenen Gründe der Entlassung und des Austrittes
aus der Arbeit im Arbeitsvertrage nicht vereinbart
werden. Daraus folgt jedoch, dafs Nebenabmachungen zu
einer Arbeitsordnung nicht gestattet sind, solchen also
eine rechtliche Wirkung nicht beiwohnen kann. Dem-
gemäfs wird der Klage auf Zahlung der in Gew.-Ord.
§ 124b geregelten Entschädigung wegen kündigungs-
loser Entlassung die Einrede wirksam nicht entgegen-
gehalten werden können, dafs solche auf einer gültigen
Vereinbarung mit dem Arbeiter beruht.
Verschiedenes.
Die Fahrversuche der Studiengesellschaft für elektrische
Schnellbahnen sollen, wie wir dem „Reichsanzeiger“ ent-
nehmen, gegen Ende d.M. auf der Militärbahn zwischen
Marienfelde und Zossen wieder aufgenommen werden.
Die beiden Motorwagen brachten es im vorigen Jahre auf
eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km in der Stunde; in
Aussicht genommen war aber die Erreichung einer Fahr-
geschwindigkeit von 200 km in der Stunde. Um dies Ziel
erreichen zu können, mulste der alte, viel beanspruchte Ober-
bau der Militärbahn vollständig erneuert und bedeutend ver-
stärkt werden. Diese Arbeiten sind jetzt vollendet: es sind
durchweg schwere Eisenbahnschienen (42 kg für das laufende
Meter, anstatt der gewöhnlichen von 36 kg Gewicht) zur Ver-
wendung gelangt, und die Zahl der Querschwellen ist
erheblich vermehrt worden, so dafs jetzt auf 12 m Schienen-
länge 18 Schwellen kommen. Um ferner die Entgleisungs-
gefahr auf cin Mindestmafs herabzudrücken, wurden Zwangs-
schienen angeordnet, die auf besonders hergestellten Stühlen
ruhen und die Köpfe der Fahrschienen um etwa 5 cm
überragen. Hand in Hand mit diesen Verbesserungen
gingen wesentliche Veränderungen der beiden Schnellbahn-
motorwagen, die diesen einen ruhigeren Lauf sichern und
die Entgleisung der Räder verhindern sollen. Zu diesem
Behufe haben die Wagen Drehgestelle mit gröfserem Rad-
stand erhalten, auch sind die Drehzapfen verschoben und
der ganze Aufbau ist übersichtlicher angeordnet worden,
damit man die Federn während des Betriebes besser be-
obachten kann. Endlich wurden die Wagen noch mit ver-
schiedenen neuen Mefsvorrichtungen ausgerüstet, mit denen die
Geschwindigkeit, der Luftwiderstand, die Bewegungswider-
stände usw. genauer kontrolliert werden können, auch auf
der Strecke der Militärbahn werden zu dem Behufe Kontakte
angebracht. Da die beiden Wagen fertiggestellt sind, können,
sobald die jetzt stattfindenden Revisionsarbeiten auf der
Strecke beendet sind, kleine Fahrversuche zur Prüfung des
Oberbaues stattfinden.
Grofs-London und die Strafsenbahnen. Die Zeit. d. V.
D. E. V. berichtet nach den vom Londoner Grafschaftsrat
herausgegebenen „London Statistics“, dafs die Einwohnerzahl
dieser Riesenstadt (mit 3200 km Strafsen und einem be-
[15. September 1903.)
steuerten Eigentumswert an Gebäuden von über 800000000 M.)
bereits 6500000 erreicht hat; ihr Wachstum erfolgt gleich-
mafsig um den Mittelpunkt, indem sich der äufsere Ring
stetig erweitert. Wie früher die Bewohner die City ver-
liefsen und gegen die Vorstädte zogen, streben sie jetzt aus
den Vorstädten in die Vororte „Greater Londons“ (Reading,
St. Albans, Tunbridge Wells u. a.) hinaus. Diese neuerliche
Wanderung haben in erster Reihe und in hervorragendem
Mafse die rasche Erweiterung des Strafsenbahnnetzes sowie
die „Elektrisierung“ der Pferdebahnen, dann aber auch die
steigende Verwendung von Automobilen bewirkt.
Lange schon wurde diese Bewegung von den in London
mündenden Eisenbahnen, die mit ansehnlichen Opfern den
Stadt- und Vorortverkehr pflegen, mit regem Interesse ver-
folgt. Es fanden auch wiederholte Besprechungen unter den
Leitern verschiedener Bahngesellschaften statt, die ihr weiteres
Verhalten gegenüber dieser Verschiebung zum Gegenstande
hatten. Der Direktor eines der gröfsten Bahnnetze äufserte
sich hierüber folgendermafsen: „Wenn das Publikum glaubt,
dafs es beim jetzigen Wettbewerb zwischen Strafsen- und
Eisenbahn auf die übliche Art des Gurgelabschneidens rechnen
könne, ist es stark im Irrtum. Wir haben die Ueberzeugung
gewonnen, dafs, abgesehen von unwesentlichen Kleinigkeiten,
unser Dienst weder verbessert, noch verwohlfeilt werden
kann. Wo neue Linien noch möglich sind, werden sie auch
gebaut, dann aber müssen die Strafsenbahnen ihren Verkehr
suchen, wo sie ihn bekommen. Das hervorragendste Merkmal
unserer künftigen Eisenbahnpolitik wird das Werben um den
Verkehr in der zwischen 16 bis 48 km von London entfernt
liegenden Zone sein. Es ist unser Ziel, den Verkehrsdienst
zwischen London und dieser am meisten tragenden Zone,
in welche jetzt die Bevölkerung flüchtet, soweit als angängig
zu verbessern. Die inneren durch die Strafsenbahnen be-
dienten Vororte mögen für sich selbst sorgen.“
Die Schwebebahn Barmen — Elberfeld — Vohwinkel ist
nunmehr, wie aus dem von der „Continentalen Gesellschaft für
elektrische Unternehmungen, Nürnberg“ erteilten Geschäfts-
bericht für das Jahr v. I. April 1902 bis 31. März 1903 hervor-
geht, ın ihrer ganzen Länge fertiggestellt. Die nahezu 8 km
lange Teilstrecke Kluse —Vohwinkel ist jetzt über 2 Jahre
im Betriebe und nach wie vor infolge der Schnelligkeit,
Annehmlichkeit und Sicherheit der Beförderung bei dem
Publikum sehr beliebt. Die Ueberschüsse haben eine geringe
Steigerung erfahren. Der Garantiefonds beträgt nach der
Entnahme für das Berichtsjahr nunmehr noch rund 1100 000M.
Die Fortsetzung nach Barmen wurde Ende Juni d. J. dem
Betriebe übergeben. Dem durch den Zutritt des Barmer
Verkehrs erheblich erhöhten Fahrbedürfnisse ist durch Be-
stellung von 24 z. Zt. erst teilweise angelieferten neuen Wagen
einer vervollkommneten Konstruktion Rechnung getragen
worden. Nach deren Einstellung soll mit Zügen bis zu
3 Wagen gefahren werden.
Nachdem nunmehr feststeht, dafs das Schwebebahn-
System in jeder Hinsicht sich bewährt hat, beabsichtigt die
Gesellschaft, die Vorzüge des Systems auch in anderen Städten
zur Anwendung zu bringen. Unter anderem ist ein Projekt
für eine Stadt- und Vorortsbahn in Hamburg ausgearbeitet
und sind auch in Berlin wegen Erbauung einer Stadtlinie
von nord-südlicher Richtung Unterhandlungen angeknüpft.
Da die Schwebebahn infolge der Möglichkeit, kleine Kurven
zu durchfahren, aufserordentlich anpassungsfähig und durch
die geringe Beeinträchtigung des Strafsenbildes auch in
Strafsen zulässig ist, in welchen andere Hochbahnen nicht
ausführbar erscheinen, so ist anzunehmen, dafs durch An-
wendung dieses Systems in einer Reihe von Grofsstädten
dringend erforderliche Schnellbahnen sich verwirklichen
lassen, für welche sonst nur Untergrundbahnen mit aufser-
ordentlichen Kosten in Frage kommen würden.
75. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte.
Die „Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte“ wurde
am 18. September 1822 in Leipzig zu dem Zwecke gegründet,
die Naturwissenschaften und die Medizin zu fördern und die
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
i
nn
(No, 630.] 123
persönlichen Beziehungen unter den deutschen Naturforschern
und Aerzten zu pflegen. Eines der wichtigsten Mittel für diesen
Zweck sind die alljährlich im Herbst an wechselndem Orte ab-
zuhaltenden Versammlungen, die im Laufe der Zeit durch
die auf ihnen gehaltenen wissenschaftlichen Vorträge und
Besprechungen immer gröfsere Bedeutung erlangt haben.
Immer mehr haben sich an diesen Versammlungen nicht nur
hervorragende Forscher aus Deutschland, sondern auch aus
dem Auslande beteiligt. Auch für die in diesem Jahre in der
Zeit vom 21. bis 26. September in Cassel tagende Ver-
sammlung ist eine gröfsere Anzahl namhafter Gelehrten des
In- und Auslandes für die Vorträge gewonnen. Letztere
werden, soweit sie von allgemeinem Interesse sind, auch
in allgemeinen Sitzungen gehalten, soweit sie ein mehr
spezialistisches Interesse haben, in den Sitzungen der für
die einzelnen Zweige der Natur wissenschaften und der
Medizin gebildeten Abteilungen. Von den zahlreichen, in
der Einladung zu der diesjährigen Versammlung aufgeführten
Vorträgen mögen hier nur erwähnt werden: Sommerfeld
(Aachen): über technische Mechanik, Schlink (Darmstadt):
über Raumfachwerke, Nernst (Göttingen): zur Bestimmung
hoher Temperaturen, Simon und Reich (Göttingen): über
Erzeugung hochfrequenter Wechselströme und ihre Ver-
wendung zur drahtlosen Telegraphie; Thilo (Riga): die
Bedeutung der technischen Wissenschaften für die Natur-
forschung, Prandtl (Hannover): zur Torsion von pris-
matischen Stäben, Zacharias (Charlottenburg): Nachweis
mechanischer Vorgänge als die Ursache des Magnetismus,
Krebs (Münster im Oberelsafs): Einheitsmafs für Bewegungs-
geschwindigkeiten, Polis (Aachen): Der heutige Wetternach-
richtendienst, Keller (Berlin): Die Hochwassererscheinungen
in den deutschen Strömen.
Die Beteiligung an der Versammlung steht, wie noch
bemerkt werden möge, gegen Erwerb einer Teilnehmerkarte
jedem frei, auch wenn er nicht zu dem jetzt etwa 3000 Mit-
glieder zählenden „Vereine Deutscher Naturforscher und
Aerzte“ gehört. —
Ein Pharusplan zu den Baupolizeiordnungen für Berlin
und seine Vororte ist in der Plankammer des Ministeriums
der öffentlichen Arbeiten bearbeitet, der im Pharus Verlage
Berlin, Königin Augustastr. 3 erschienen ist. Der Plan um-
fafst das gesamte Gebiet aller in Geltung befindlichen Bau-
polizeiordnungen für Berlin und Vororte und reicht von
(nördlich) Oranienburg-Klosterfelde bis (südlich) Königs-
wusterhausen-Dahlwitz-Ahrensdorf, von (östlich) Rüdersdorf-
Kagel-Spreenhagen bis (westlich) Potsdam-Steglitz-Crampnitz ;
Der Plan erscheint, abgesehen von den 3 kleineren Neben-
karten, im grofsen übersichtlichen Mafsstabe von 1 : 30000,
im Formate von 95: 125 cm und weist 17 Farben auf. Die
einschläglichen Bestimmungen der Baupolizeiordnungen sind
sofort ablesbar, durch Farben erläutert, auf dem Plane selbst
in übersichtlicher Tabelle dargestellt. Ein auf dem Plane
befindliches Verzeichnis sämtlicher in der neuen Baupolizei-
ordnung genannten Orte mit Auffindungsvermerk erspart
jedes zeitraubende Suchen. Der Plan ist im Taschenformat
gefaltet durch jede Buchhandlung zu beziehen.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Geh. Oberbaurat der vortragende Rat im
Reichseisenbahnamt, Geh. Baurat Petri.
Erstreckt: auf weitere fünf Jahre die Ernennung des
nichtständigen Mitglieds des Patentamts, Geh. Regierungs-
rats Hausding in Berlin.
Garnison-Bauverwaltung Preufsen.
Ernannt: zum Intendantur- und Baurat der Baurat
Rathke von der Intendantur des VI. Armeekorps.
Preufsen.
Ernannt: zum etatmäfsigen Professor an der Techn.
Hochschule zu Berlin der Privatdozent in der philosophischen
124 [No. 630.]
Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universitat in Berlin Prof.
Dr. Krigar-Menzel; demselben ist vom 1. August d. J. ab die
infolge Ausscheidens des Geh. Regierungsrats Dr. Weingarten
freigewordene Professur für theoretische Physik verliehen
worden;
zum Gch. Regierungsrat und vortragenden Rat im
Ministerium der öffentl. Arbeiten der Regierungsrat Herrmann,
Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion in Berlin;
zum Eisenbahndirektor mit dem Range der Räte vierter
Klasse der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Kleyböcker
in Kiel;
zu Wasserbauinspektoren die Regier.-Baumeister Todsen
in Husum und Roy in Breslau.
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem Wasser-
bauinspektor, Baurat Bauer in Magdeburg und dem Baurat
Jacobi in Homburg v. d. H.;
der Charakter als Baurat dem Kreisbaumeister August
Massing in Trier, dem Stadtbaurat Höpfner in Kassel und
dem Direktor der Aktien-Gesellschaft für Fabrikation von
Eisenbahnmaterial, Regier.-Baumeister a. D. Paul Kurth in
Görlitz. |
Betraut: mit der Wahrnehmung der Geschäfte des
Vorstandes der Eisenbahn-Betriebsinspektion in Kolberg der
Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Krolow daselbst.
Zur Beschäftigung überwiesen: die Regier.-Bau-
meister des Maschinenbaufaches Hasse, bisher zum Reichs-
marineamt beurlaubt, der Königl. Eisenbahndirektion in
Breslau und Borghaus, bisher zur Kaiserl. Werft in Kiel
beurlaubt, der Königl. Eisenbahndirektion in Elberfeld; der
Grofsherzogl. Hessische Regier.-Baumeister des Maschinen-
baufaches Emil Möller der Königl. Eisenbahndirektion in
Erfurt; die Regier.-Baumeister des Eisenbahnbaufaches Ernst
der Königl. Eisenbahndirektion in Hannover, Baumgarten der
Königl. Eisenbahndirektion in Köln, Kirberg der Königl. Eisen-
bahndirektion in Hannover, Hallensleben der Königl. Eisen-
bahndirektion in Magdeburg, Pommerehne der Königl. Eisen-
bahndirektion in Hannover und Nordhausen der Könjgl.
Eisenbahndirektion in Köln;
Wasser- und Strafsenbaufaches Witte der Königl. Regierung
in Potsdam; der Regier.-Baumeister des Hochbaufaches Karl
Josephson der Königl. Eisenbahndirektion in Köln.
Versetzt: der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor
Hamilton, bisher in Altona, nach Neumünster als Vorstand
der an die Betriebsinspektion daselbst angegliederten Bau-
abteilung, die Wasserbauinspektoren, Baurat Heuner von
Northeim nach Breslau, Varneseus von Husum nach Nort-
heim, Hessler von Emden nach Husum, John von Loetzen
nach Zölp und Westphal von Glückstadt nach Emden, der
Landbauinspektor Hertel von Berlin nach Köln, die Regier.-
Baumeister Foellner, bisher in Schreibendorf, in den Bezirk
der Königl. Eisenbahndirektion in Halle a. d S. (Eisenbahn-
baufach), Knoetzelein von Berlin nach Brieg a d. O. (Wasser-
und Strafsenbaufach), Wentrup von Bochum nach Königs-
berg 1. Pr., Ahrns von Posen nach Berlin, Fust von Posen
nach Konitz, Steinbrecher von Danzig nach Briesen und
Matthei von Lüttringhausen nach Kempen i. Posen (Hoch-
baufach).
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Regier.- und Baurat Karsch in
Frankfurt a. M., zuletzt Mitglied der Königl. Eisenbahn-
direktion in Essen a. d. Ruhr, den Regier.-Baumeistern Artur
Führ in Hannover (Maschinenbaufach) und Klewitz in Koblenz
(Hlochbaufach).
Bayern.
Befördert: zum Obermaschineninspektor bei der Central-
werkstätte in Nürnberg der Direktionsassessor Michael Hauck
daselbst, zum Direktionsrat bei der Eisenbahnbetriebsdirektion
in Nürnberg der Direktionsassessor Stephan Fischer daselbst,
zu Direktionsassessoren die Eisenbahnassessoren Georg
Hinkelbein in Lindau als Vorstand der Betriebswerkstätte
daselbst, Wilhelm Hensolt ın München bei der Eisenbahn-
betriebsdirektion Weiden, Valentin Koch in München bei der
der Regier.-Baumeister des `
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. September 1903.)
Generaldirektion der Staatseisenbahnen, Erich Kaler in
Schwandorf als Vorstand der Betriebswerkstätte daselbst.
Württemberg.
Auf Ansuchen in den Ruhestand versetzt: der
Eisenbahn-Bauinspektor, tit. Baurat Lambert in Ravensburg.
Baden.
Ernannt: zum ordentl. Professor der Volkswirtschafts-
lehre an der Techn. Hochschule in Karlsruhe der etatmäfsige
aufserordentliche Professor dieses Faches an genannter Hoch-
schule Dr. Otto v. Zwiedineck-Siidenhorst.
Hessen.
Ernannt: zum Kreisbauinspektor des Kreises Dieburg
der Kreisbauinspektor des Kreises Lauterbach Georg Theifs,
derzeit in Dieburg; zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bau-
führer Ludwig Emil Möller (Maschinenbaufach); Eduard
Wolfskehl und Fritz Hartmann (Eisenbahnbaufach); Franz
Beck und Rudolf Reuling (Hochbaufach).
Hamburg.
Erwählt: zum Wasserbaudirektor an Stelle des ver-
storbenen Wasserbaudirektors Buchheister der bisherige
Geh. Baurat Prof. J. F. Bubendey.
Bremen.
Ernannt: zum Baumeister bei der Hochbauinspektion
der Architekt Bernhard Hermann Max Fritsche.
Gestorben: der Eisenbahndirektor Klemann, Vorstand
der Eisenbahn-Maschineninspektion in Guben und der Dr.: Ing.
Ewald Bellingrath, Generaldirektor der „Kette, deutsche
Elbschiffahrts-Gesellschaft“ in Dresden.
AAT AAA A AAA AE AAA
Bekanntmachung.
Das Programm der Technischen Hochschule zu
Berlin für 1. Oktober 1903/1904 ist erschienen und vom
Sekretariat fir 50 Pfg., ausschliefslich Porto far Zusendung,
zu beziehen.
Immatrikulationen finden vom 1. bis 24. Oktober 1903
und vom |. bis 20. April 1904 statt.
Charlottenburg, den 25. August 1903.
Der Rektor
der Königl. Technischen Hochschule zu Berlin
Hettner. Q
0000000000000000000
S
Königlich Bayerische Technische Hochschule
in München.
Die Inskription für das Winter-Semester 1903/04
beginnt für Angehörige des Deutschen Reiches am
15. Oktober, für Ausländer am 26. Oktober und
dauert 4 Wochen. Die Vorlesungen und Uebungen
fangen am 3. November an. Das ausführliche Ver-
zeichnis derselben nebst Angabe der Tage und
Stunden ist im Programm pro 1903/04 enthalten,
welches auch die näheren Aufschlüsse über die
Organisation der Technischen Hochschule, die Be-
dingungen der Aufnahme, Gebühren, Stipendien,
Prüfungen, Studienpläne u. s. w. gibt.
Dasselbe kann vom Sekretariate der Hochschule
gegen Einsendung von 60 Pfennigen (in Brief-
marken) oder gegen Nachnahme dieses Betrages
bezogen werden.
Schriftliche Anfragen wolle man an das Rektorat
oder das Sekretariat richten.
Rektorat
der Königl. Technischen Hochschule:
Dr. W. v. Dyck.
x
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser. Berlin. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
[1. Oktober 1903.)
[No. 631.] 125
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Kritische Beschreibung der bis jetzt gebauten Zahnradlokomotiven
für gemischten Betrieb.
Von Arthur Werner, Regierungs-Baumeister.
(Mt 57 Abbildungen.)
(Fortsetzung von Seite 120.)
22. Lokomotive der Bahn Eisenerz—Vordern-
berg. (Abb. 40--44.)
a) Bahnlinie.
Die Bahnlinie Eisenerz—Vordernberg ist für die
Ausnutzung der alten Spateisensteinbrüche am Erzberge
in Oesterreich bestimmt.
Die Bahn ist eingleisig. Von ihrer 19,5 km be-
tragenden Länge entfallen 4,8km auf Reibungs- und
14,6 km auf Zahnstangenstrecken. Der kleinste Kurven-
radius beträgt auf beiden Strecken 180 m, die gröfste
Steigung auf der Reibungsstrecke 26°/oo, auf den Zahn-
radstrecken 71% (nach Z. 6. V. 68°/oo), die Spurweite
1435 mm.
Die Zahnstange ist Abt’scher Bauart.
b) Lokomotiven.
Die Lokomotiven?) sind nach Bauart Abt (Gattung 3)
ausgeführt. (Bauanstalt: Wiener Lokomotivfabrik A.-G.
Floridsdorf; Baujahr: 1891 vier Stück; 1892 weitere
vier Stück.)
Kessel und Feuerung.
Kessel und Feuerung haben die bei den Güterzug-
Lokomotiven der österreichischen Staatsbahn übliche
Anordnung. In der Rauchkammer ist ein engmaschiges
Gitter als Funkenfänger angebracht.
Reibungstriebwerk.
Die beiden Triebwerke sind völlig unabhängig von
einander. |
Das Reibungstriebwerk besteht aus2 Aufsencylindern
und 3 Kuppelachsen, von denen die mittlere Trieb-
achse ist.
Die beiden hinteren Kuppelachsen tragen unter den
Lagern Ausgleichhebel, die hintere Laufachse ist seitlich
verschiebbar; die Rückführung in die Mittellager ge-
schieht durch Keilflächen. Von den Kuppelachsen trägt
eine jede 16,1 t, die Laufachse 14,4 t.
Zahnradtriebwerk.
Das Zahnradtriebwerk hat zwei gekuppelte Achsen
von 1050 mm Achstand, deren hintere von 2 Innen-
Cylindern ohne Zwischenübertragung angetrieben wird.
Wegen des unmittelbaren Antriebes mufsten die
Innen-Cylinder geneigt angeordnet werden (Neigung der
Cylindermittellinie gegen die Horizontale 1 : 3,9).
Die beiden Zahnradachsen ruhen in einem besonderen
Rahmen, welcher auf den beiden vorderen Kuppelachsen
hängt. Die beiden Querträger des Rahmens sind
kastenförmig ausgebildet, umschliefsen die Schenkel der
Kuppelachsen und werden am Hauptrahmen in Gleit-
backen geführt. Infolge dieser Anordnung haben
die Kuppelachsen nur das Gewicht des Zahn-
radwerkes zu tragen, während der horizontale
Zahnraddruck unmittelbar auf den Hauptrahmen
übertragen wird. Letzterer beeinflufst den Rahmen
der Zahnräder durch seine Federung nicht, sodafs die
Höhenlage der Zahnradachsen stets die gleiche bleibt.
Bremsen.
Die Lokomotive besitzt folgende Bremseinrichtungen:
l. und 2. eine Gegendampfbremse für die Reibungs-
und Zahnradcylinder;
3. eine Handbremse für die Zahnräder;
4. eine Klotzbremse für die Reibungsräder.
27) Zeitschr. 6. Ing. V., 1892, S. 251. — Organ Supp. 1893, X,
S. 52. — Zeitschr. Hannov. Ing. V. 1892, S. 374. — Eisenb. Ztg.
17, S. 251. -- Oesterr. Fisenb. Ztg. 1894, S. 251.
d
Bei den älteren Lokomotiven wirkte die Dampf-
bremse nur gleichzeitig auf beide Maschinen; jetzt ist
Anstellrad und Auspuff für jede gesondert, sodafs sie
auf jede der beiden Maschinen gesondert oder auf beide
zugleich wirken kann.
Aufserdem ist zum Bremsen des Zuges eine Sauge-
bremse vorhanden.
Abb. 40.
Lokomotive der Bahn Eisenerz--Vordernberg.
Abb. 4l.
3 U
- „on BOO SLO nm Ee men o e op EE wm nenne
D
i
Vorderansicht.
Querschnitt.
Steuerung und Armatur.
Als Steuerung ist für beide Maschinen die Wal-
schaert’sche verwendet. Die Lokomotiven besitzen eine
Feuerlöschvorrichtung am linken Injektor-Druckrohre.
Im rechtsseitigen Wasserkasten ist durch eine Scheide-
wandein besonderer Wasserraum abgetrennt, aus welchem
die Gegendampfbremse mit Einspritzwasser versorgt
wird.
Die Schieberkästen der Zahnradcylinder
liegen innen und sind nur schwer zugänglich;
sie werden neuerdings stets nach aufsen gelegt.
(Vergl. die Lokomotiven Beirut--Damaskus und
alle Lokomotiven der Bosnischen Bahnen.
126 (No 631.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [1. Oktober 1903.)
Hauptabmessungen. | Ganze Länge zw. d. Buffern. . . . 10597 mm
Die Hauptabmessungen der Lokomotive sind die | Siederohre: rar un Sé A9 Se »
DEN | Länge rn. 3515
Cylinderdurchm. d. Reibungsmasch. . 480 mm | Anzahl ` ` 280Stck.
ae s> SEO ae Heizfläche: Feuerkiste . . . .°. . 8,9 m?
Kolbenhub d. Reibungsmasch. . . . 500 „ | Roh 120.55
d. Zahnradmasch. . . . 450 , | er Be
Rostflache . . . 2,10 ,
Kesselüberdruck . il atm
Gewicht: leer . . 42500 kg
im Dienst . . 55500 „
BEE de EE Baukosten . . .68800 M.
Sear Z Vorräthe:
| 6 m? Wasser, 2 t Kohlen.
Leistung.
Die Lokomotive fördert
unter ungünstigen Verhält-
nissen auf der Steigung von
11% eine Zuglast von 120 t
mit v = 8 bis 9 km/Std.
Die gröfste Fahrgeschwin-
digkeit auf der Reibungsstrecke
ist auf 30 km festgesetzt.
Rechnerische Werthe:
. Z = 1250 + 7600 = 14 850
. N — 450
. a = 0,115 + 1,1 — 1,815
N
e 3,5
Innere Steuerung. 5 H — 615
. E R = A
Abb. 43 u. 44. 6. = 2,34
Z
7. c= 268
N
8. G ~ 8,2
n und AS besitzen mittlere
Werthe; daher ist auch für
7
yy ner ein mittlerer Werth zu-
lässig.
23. Lokomotiven für die
Linien Serajewo—Konjica
und Iravnik — Bugojno
(Bosnisch-Herzegowinische
Staatsbahn). (Abb. 45—47.)
a) Bahnlinie.
Die in Bosnien am Adri-
atischen Meer gelegene Hafen-
stadt Metkovic ist mit der
Hauptstadt Serajewo durch eine
Bahnlinie verbunden, welche
über Mostar — Rama — Konjica
führt. Die Strecke Metkovic—-
Konjica ist reine Reibungsbahn,
die Strecke Konjica—Serajewo
gemischte Reibungs- und Zahn-
stangenbahn.
Von Serajewo aus läuft die
Bahn als reine Reibungsbahn
weiter über Zenica bis Brod,
hat jedoch bei Zenica eine nach
Travnik und Bugojno führende
Abzweigung, welche bis Trav-
nik als Reibungsbahn, von
dort bis Bugojno als Zahn-
Bremse der Zahnräder. stangenbahn ausgeführt ist.
Die gröfste Steigung der
Trieb- und Kuppelraddurchmesser. . 1050 mm Zahnstangenstrecken beträgt 60 oe, die kleinste Krüm-
Laufraddurchmesser . . . . . . . 750 „ mung hat einen Halbmesser von 125 m.
Zahntriebrad-Theilkr.-Durchm. . . . 68 , Die Spurweite beträgt 760 mm. Dieses Mafs rührt
Achsstand: fester. . 2 2 . . . . 3450 „ davon her, dafs die erste Bau-Lokomotive, welche sich
des Zahnradgestelles . . 1050 , in der Eile beschaffen liefs, eine zweiachsige Krauss’sche
gesammter . . . . . . 5000 , |= Tenderlokomotive mit dieser Spurweite war.
TT. Oktober 1903.)
b) Lokomotiven.
Auf der Gesammtstrecke Metkovic—Serajewo ver-
kehren vier Arten von Lokomotiven" und zwar:
1. 2/3 gekuppelte Tenderlokomotiven (Metkovic—
ostar);
2. 3'4 gekuppelte Klose’sche Radiallokomotiven
(Mostar— Konjica);
3. und 4. Vereinigte Reibungs- und Zahnradloko-
motiven, Bauart Abt, und zwar Maschinen älterer
(3/4 gekuppelt) und neuerer Bauart (3/5 gekuppelt).
Von den 7 Lokomotiven der neueren Bauart laufen
einige auch auf der Zahnstangenstrecke Travnik--
Bugojno.
Sammtliche Lokomotiven sind in der Wiener Loko-
motivfabrik Floridsdorf gebaut; Baujahre: 1890/95.
Bei beiden Arten von Maschinen ruht der Kessel
auf 3 Achsen mit Hall’schen Kurbeln, welche in einem
aufsen liegenden Rahmen gelagert sind.
Aufser diesen 3 Achsen besitzen die
älteren Maschinen ein hinteres einachsiges,
die neueren ein hinteres zweiachsiges
Drehgestell. Diese Drehgestelle werden
durch Keilplatten und Spiralfedern selbst-
thätig in die Mittelstellung eingerückt.
Zahnradtriebwerk.
Die erste und dritte Achse tragen
einen starken Barrenrahmen, in dem die
beiden Zahnradachsen gelagert sind; der
Barrenrahmen kann bei Abnutzung der
Laufradreifen durch Unterschieben von
Zwischenlagen so angehoben werden, dafs
der Zahnradeingriff stets normal bleibt.
Die Zahnradachsen sind in einem Ab- x -------
stande von 1170 m = 9°, Zahntheilungen
(von 120 mm) angeordnet.
Jedes Zahnrad besteht
aus 2 Scheiben, deren Zähne
gegen einander um eine halbe
Zahntheilung (60 mm) versetzt
sind, sodafs alle 30 mm ein
neuer Zahneingriff stattfindet
und der Gang der Lokomotive
ein durchaus ruhiger wird.
Die Zahnkränze sind mit den
Zahnradscheiben durch Mit-
nehmerfedern von Lyraform
elastisch verbunden. Ist eine
Scheibe nicht in richtigem
Eingrifi, so mufs die andere
den gesammten, auf eine
Achse entfallenden Zahndruck
von etwa 1800 kg allein auf-
nehmen. Hierdurch werden
aber ihre zehn Federn, welche
nur mit einem Drucke von
900 kg gespannt sind und
deren jede bei einem Drucke
von 130 kg zu spielen beginnt,
zusammengedrückt und infolge
dessen die andere Scheibe so
lange verdreht, bis sie Widerstand leistet, also eben-
falls in Eingriff gelangt ist.
Von den innen liegenden Cylindern aus werden
die Zahnradachsen durch zweifach geführte Doppel-
kreuzköpfe mittels je zweier Pleuelstangen angetrieben.
Die Zahnradachsen sind nicht gekuppelt, vielmehr
wird die Kupplung von den Doppelkreuzköpfen über-
nommen.
Die Verwendung der eigenartigen Doppel-
kreuzköpfe wurde nöthig, weil wegen des
durch die kleine Spurweite aufserordentlich
begrenzten Raumeskeine Kuppelzapfen für die
Zahnräder angebracht werden konnten.
533,
28) Eng. 1894, S. 657. -- Eng. 1896, S. 466. - Dingler-J. 1896,
Bd. 299, S. 122. —- Dingler-J. 1897, Bd. 305, S. 173, —- Eng. 1897,
S. 84. — Organ, 1897, S. 5. — Z. f. Eisenb. u. Dampfschiff. 1897,
S. 109 — Z. ð. I. V., 1898, S. 297.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
i ! ’ 1 H i
"535m -780 - we -- 1200 --- K-730 me -1170 -- -- 3 -- - -
Lokomotive I der Bosnischen Bahn Travnik —Bugojno.
Abb. 46.
(No, 631.) 127
Die zum Zahnradtriebwerk gehörigen Dampfcylinder
sind innerhalb des Hauptrahmens miteinander ver-
schraubt und bilden gleichzeitig die Verbindung der
beiden Rahmenbleche sowie das vordere Auflager für
den Rundkessel. Die Schieberkasten sind an den
Cylindern aufsen über den Rahmen angeordnet und so
wie die vorderen frei über der Rahmenbrust liegenden
abnehmbaren Cylinderdeckel leicht zugänglich.
Sowohl beim Reibungs- wie beim Zahnradtriebwerk
sind Hall’sche Kurbeln angewendet; für die Triebwerke
sind am Führerstande getrennte, von einander unab-
hängige Stellvorrichtungen, aus Schraube und Mutter
bestehend, angeordnet, welche beide Füllungen bis zu
715 pCt. gestatten. Auch für die Dampfleitungen zu den
inneren und äufseren Cylindern sind getrennte Re-
gulatoren mit den entsprechenden Handhebeln am Führer-
stande vorhanden.
Da es von Wichtigkeit ist, dafs vor dem Einfahren
Abb. 45.
, mI2k--.7770 n--8)0. a aa
i f
1495 de - 1170 - - -X - - 1173 -- -M STE - -00ER S-a
-mame sm e rm ne me mm mm e mi
-10128 nn en nn neun nme ee nen
(Neuere Bauart.)
Lokomotive II
der Bosnischen Bahn
Travnik—-Bugojna.
(Aeltere Bauart.)
der Maschine in die Zahnstange das Zahnradtriebwerk
bereits in langsamen Gang gebracht ist, so ermöglicht
eine Vorrichtung, bestehend aus einer senkrechten Welle
mit schwingender farbiger Scheibe, welche von der
Schieberstange der inneren Steuerung bewegt wird, den
Gang des Zahnradtriebwerkes vom Führerstande zu be-
obachten.
Diese Anordnung, in Verbindung mit den federnd
gelagerten Einfahrtstücken der Zahnstange sowie den
federnd aufgezogenen Zahnradkränzen bewirkt ein
durchaus stofsfreies und geräuschloses Einfahren der
Maschine ın die Zahnstange.
Bremsen.
Die Maschinen besitzen vier Bremsen:
l. eine Klotzbremse (Handbremse), auf die zweite und
dritte Reibungsachse wirkend, vom Heizerstande
aus zu bethätigen;
--- DRO. ----------
-— u, eem o o
e ee e
128 [No. 631.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [1. Oktober 1903.)
2. die zahlreichen Ausrüstungstheile und Handgriffe
am Führerstande mufsten sämmtlich mit Rücksicht
auf die Seitenbewegung des Tendergestelles am
Stehkessel untergebracht werden. Die Handgrifte,
deren Zahl allein mehr als 50 beträgt, sind in
2. eine Bandbremse (Handbremse), auf die beiden
bequemer und handlicher Weise derart angeordnet,
|
|
Zahnradachsen wirkend, vom Führerstande aus
bethätigt; |
3. eine Luftbremse für die Reibungscylinder;
4. desgleichen für die Zahnradcylinder.
Steuerung und Ausrüstung. dafs von den paarweise neben- und übereinander
Die Maschinen haben aufsen Heusinger-, innen des liegenden Griffen gleichartiger Bestimmung jene
beschränkten Raumes wegen Joy-Steuerung. Bei letzterer für das Reibungstriebwerk, als dem vorangehenden,
wird die Bewegung von der Treibstange der hinteren über oder rechts von dem für das Zahnradtrieb-
Zahnradachse abgeleitet und mittels Zwischenwelle nach _- werk, angebracht und die letzteren überdies mit
aufsen auf die Schieber übertragen. Die Maschinen einem kleinen Wulste versehen sind.
sind mit Hardy’scher Vakuumbremse ausgerüstet. | Bei den neueren Maschinen wurden sämmtliche
Vorräthe nach rückwärts verlegt, wo-
Abb. 47. durch die Lokomotive in allen Theilen
sehr zugänglich und die Bedienung be-
de gh ft E quem wird.
Das Tendergestell ist mit dem
Hauptrahmen durch einen Hebel ver-
bunden, welcher um einen Kuppelzapfen
drehbar und zugleich senkrecht gelagert
ist. Der Zapfen ist an zwei Querträgern
unter dem Stehkessel befestigt. Die
; Kuppelung des Tendergestelles mit dem
ud. Hebel erfolgt durch 2 wagerechte
HERE Kuppelbolzen mit Keilen.
A. e SS. An der hinten abschliessenden Quer-
verbindung des Hauptrahmens ist die
Querfeder aufgehängt, welche das Ge-
wicht des überhängenden Theiles der
Lokomotive auf den Tender überträgt.
Die gewählte Anordnung des
Tendergestelles gestattet das anstands-
Zahnrad (Bauart Abt.) lose Befahren von Krümmungen mit
70 m Halbmesser. Der gröfste Schienen-
Hauptabmessungen. druck jeder Achse durfte 8t nicht überschreiten.
Die Hauptabmessungen der beiden Lokomotiv- Rechnerische Werthe:
4 x N
7
4
|
|
arten sind folgende: | Bauart
Bauart: | ältere neuere
ältere neuere 1. Z = 4700 + 3400 = 8100 4700 + 4900 — 9600
Cylinderdurchm. d Reibungsmasch. 340 340 mm 2. N = 250 285
d. Zahnradmasch. 300 360 , | 3. 2 — 0,92 + 1,08 = 2,0 0,885 + 1,03 = 1,915
Kolbenhub d Reibungsmasch. . . 450 450 , N
d. Zahnradmasch. . . 360 360 ` 4. mz 3,99
Triebraddurchm. . . . . .. . 800 800 , ` H
Zahnrad-Theilkr.-Durchm. . . . 668 068 p. ð. RT 61 48
Achsstand: fester. . . . . . . 240 2340 „ H
der Zahnräder . . . 1170 1170 , | 6. -.- = 2,6 2,2
gesaminter . . . . . 4850 6/40 , G
Heizfläche: Feuerkiste . . . . . 7 Im | 7, 4 — 263 263
Rohre .... . . 73,26 73,26 , | T
esammte . . . . . 8026 80,26 , =
Rostflache C Omie soosoo: Sa 166” GE ue
Kesseliiberdruck . . . 2... 12 12 atm Die Umlaufszahlen sind bei beiden Lokomotivarten
Gewicht: leer . . . 2 2 2 2200 — 28000 kg fast gleich und konnten bei den neucren ohne Nach-
im Dienst. . . . . . 30800 36500 , theile nicht erhöht werden; es ist daher bei letzteren
Vorräthe: Wasser . . . . . . 2,750 4,000 m? Maschinen zur Erzeugung eines höheren Werthes für
Kohlen. . . . . . . 2000 3,500 , N .
l o ein gröfserer Rost angewendet worden.
Leistung.
Die älteren Lokomotiven schaffen auf den Reibungs- 24. Lokomotive für San Domingo. (Abb. 48.)
strecken Züge von 110 t Gewicht über Steigungen von Te
15%oo, auf den Zahnstangenstrecken gleiche Züge über. a) Bahnlinie.
Steigungen von 35% mit 8 bis 8,5 km/Std. hinweg, Die für die Improvement Company in San Domingo
auf den Zahnstangenstrecken mit 60° oo Steigung ziehen erbaute Zahnstangenbahn für gemischten Betrieb be-
sie 60t schwere Züge mit derselben Geschwindigkeit. sitzt eine gröfste Steigung von % und kleinste
Die neueren Lokomotiven befördern auf 45°/oo Steigung Krümmungen von 100 m Halbmesser.
120 t, auf 60°%o Steigung 85 t Zuggewicht mit 10 bezw.
8 km/Std. Geschwindigkeit. b) Lokomotive.
Auf den Reibungsstrecken werden 30 km/Std. Fahr- Die Lokomotive, von den Baldwin Works in Phila-
geschwindigkeit erreicht. delphia gebaut, besitzt 3 Achsen, von denen die beiden
Erfah hinteren gekuppelt sind. Die Räder der vorn ange-
TIaunrungen. ordneten Laufachse laufen lose auf der Achse, während
Die besonderen Schwierigkeiten, welche die Kon- auf derselben ein Zahnrad fest aufgekeilt ist. Die Achse
struktion der Maschinen bot, waren wesentlich zweierlei mit dem Zahnrad wird mittels Hebelübersetzung durch
Art: zwei aufsenliegende Cylinder mit einfacher Expansion
1. Für die Unterbringung des Zahnradtriebwerkes angetrieben, während die Reibungsachsen durch vier
stand nur die Schmalspur von 690 mm zur Ver- gleichfalls aufsen liegende Cylinder bewegt werden
fügung; von denen je zwei auf derselben Seite liegende mit
E
[1. Oktober 1903.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. (No 631.) 129
Verbundwirkung arbeiten. Für die Verbundevlinder
ist Stephenson-Steuerung, für die Zahnradcylinder
Walschaert-Steuerung vorgesehen.
Die Haupttriebräder sind glatt, ohne Flanschen
ausgeführt.
Die Ausströmung des Niederdruck-Cylinders wird
vom Führerstand aus durch ein Ventil geregelt.
Die Lokomotive besitzt Dampfbremsen für die
Reibungsräder und eine Handbremse für die Zahnräder.
Aufserdem ist die Le Chatelier’sche Bremse vorgesehen.
Es war beabsichtigt, die Lokomotive so einzurichten,
dafs sie nach Ersetzung der vorderen Zahntriebachse
durch eine gewöhnliche Laufachse oder Triebachse als
Reibungsmaschine benutzt werden konnte.
Die Hauptabmessungen und Verhältnisse der Loko-
motive sind die folgenden:
Radstand: der Treibräder. . . . . 1093 mm
gesammter . .. . . . 2/60 „
Treibraddurchmesser . . ... . 838 ,
Laufraddurchmesser . . . 2 2.2.. 654 ,
Zahnradtheilkreisdurchmesser . . . 570 ,
Heizrohre: Anzahl . . 94
(Material: Eisen mit Kupferschuhen
an der Feuerkiste)
Heizrohre: Durchmesser . . . .. . 51 mm
Länge... a. & 82. 304 ,
Cylinderdurchm. Hochdruck- .
Niederdruck-
mit einfacher Ex-
pansion
Hub. ... . e
Dampfüberdruck
Gewicht . . .
Abb. 48.
Lokomotive der Zahnradbahn auf San Domingo.
25. Lokomotive der Usui—Töge-Bahn in Japan.
(Abb. 49 und 50.)
a) Bahnlinie.
Von der an der südwestlichen Küste Japans be-
legenen Hauptstadt Yokohama war bis an den Col d’ Usui
eine Eisenbahn gebaut worden. Ebenso war eine Bahn
von der an der nordöstlichen Küste gelegenen Stadt
Yokogawa bis zum östlichen Fufs des gleichen Berges
angelegt worden. Zur Verbindung der beiden Küsten-
städte wurde nun über den Col d’ Usui eine gemischte
Reibungs- und Zahnradbahn angelegt.
Die Reibungsstrecke ist 2km, die Zahnradstrecke
11'⁄2 km lang. Letztere besitzt eine gröfste Steigung
von 67°. Die Spurweite beträgt 1067 mm, die Zahn-
stange ist dreitheilig und Abt’scher Bauart.
b) Lokomotiven.
Die Lokomotiven "91 besitzen nur drei Achsen, daher
sind Kessel und Kohlenraum im Verhältnifs zur
Zugkraft ziemlich klein. (Bauanstalt: Maschinenfabrik
Esslingen, Baujahr 1893.)
Zahnradtriebwerk.
Die beiden innen liegenden Cylinder sind geneigt
angeordnet und treiben die hintere Zahnradachse
29) Trans. Mec. Ing. 1893, No. 14. —- E. T. d. G. I, I, S. 352. —
Gén. civ. 26, S. 72. — Z. d. V. d. J. 1897, S. 470. — Eng. 1894,
S. 508.
unmittelbar an. Sie greifen an den Kuppelstangen in
der mittleren Kraftrichtung an, um die Breite für be-
| sondere Triebzapfen zu sparen.
Bremsen.
Die Lokomotive besitzt 5 Bremsen und zwar:
l. eine Handbremse für die Reibungsräder;
2. eine Keilnuthbremse für die Zahnräder;
3. und 4. je eine Luftbremse für die Reibungs- und
Zahnradmaschine;
5. eine Luftsaugebremse für den Zug.
Abb. 49.
Lokomotive der Usui-Töge Bahn (Japan.)
Abb. 50.
Lade wi
i e : í
eye ee BE.) Seneca |
Querschnitt.
Hauptabmessungen.
Die Hauptabmessungen und Verhältnisse der Loko-
motive sind die folgenden:
Reibung Zahnrad
Cylinderdurchmesser . . . . 390 340 mm
Hub ......... DU 400 ,
Triebraddurchmesser . . . . 900 573 ,
Laufraddurchmesser . . . . .. . £890 ,
Gesammtradstand. ..... . . 3600 „
Zahntheilung . . . x 2 2 2020. 120
Heizfläche, innere. . . . 2 2.2. 68 m?
Rostfläche . . 2, & :& = are Zu £ 15 ,
Dampfüberdruck . . . 2. 2.2.0. 12 atm
Gewicht im Dienst... ... . 35t
Vorräthe: Wasser ....... 3,5 m?
Kohlen. . . . .. . . £800 kg
Zugkraft: Reibung . . . » . . . 6000 „
Zahnrad ...... . 7200 „
130 (No. 631.)
Leistung.
Die Fahrgeschwindigkeit beträgt auf der Zahn-
stangenstrecke 8 km, auf der Reibungsstrecke 16 km.
Die Lokomotive befördert eine Zuglast von 100 t
auf der Steigung 1: 15.
Rechnerische Werthe:
1. Z = 6100 + 5800 = 11 900
2. N = 350
3. 2 = 0,79 + 1,32 = 2,11
N
4. ,„—=5,5 7
H 7. < = 335
H G
5, <== e iV
A 8... =—99
6. 10 S
E
Durch Anwendung grofsen Rostes und hoher
- — erzielt.
Umlaufszahl ist ein hoher Werth für P
26. Lokomotive der Beirut—Damaskus—El Mu-
zerib-Bahn in Syrien. (Abb. 5l und 52.)
a) Bahnlinie.
Die Bahnlinie führt von der syrischen Küstenstadt
Beirut über den Libanon nach Damaskus. Die Bahn
ist als vereinigte Reibungs- und Zahnradbahn ausgeführt;
ihre Gesammtlänge beträgt 146,6 km, die gröfste Steigung
10°/oo, die Spurweite 1050 mm. Die Zahnstange ist
nach Bauart Abt ausgeführt.
Abb. 51.
i i KO: 930 - -m 510 x
ZI ui
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
i t
-- k- ------7900------m- 950 -6S0 500»
(1. Oktober 1903.)
Unter der Feuerbüchse sind die Rahmen gut ver-
steift und die Feuerbüchse selbst ruht auf Stahlgufs-
haltern.
Zahnradtriebwerk.
Das Zahnradgetriebe ist in einem eigenen ge-
schmiedeten Rahmen, der an der ersten und zweiten
Kuppelachse hängt, untergebracht. Die beiden Zahn-
radachsen sind gekuppelt, die hintere ist Triebachse.
Bremsen.
Die Maschine besitzt die gewöhnliche Luftdruck-
bremse für die Reibungs- und für die Zahnradcylinder.
Aufserdem sind noch 2 getrennte Handbremsen für beide
Getriebegruppen und eine Vacuumbremse mit Schall-
dämpfung, die aber nur auf die Reibungsachsen wirkt,
vorgesehen.
Steuerung und Ausrüstung.
Die Steuerungen sind für beide Cylindergruppen
nach Bauart Joy ausgeführt und werden durch eine ge-
meinschaftliche Steuerschraube regulirt, was die Hand-
habung der Maschine sehr vereinfacht. Alle vier Dampf-
cylinder haben einen gemeinschaftlichen Auspuffraum
und ein Blasrohr mit unveränderlicher Austrittsöffnung,
welche Anordnung wohl einfach, aber nicht sehr ver-
trauenerweckend ist. Einfach wird dadurch allerdings
auch die Anbringung eines Luftventiles, um im Gefalle
alle 4 Cylinder in eine Luftbremse umwandeln zu
können.
Abb. 52.
----- SISO .-----.---.
N H
"LL oa
i
4
|
t
1
|
Lokomotive der Bahn Beirut- Damaskus.
b) Lokomotiven.
Kessel.
Die Lokomotiven) sind nach Abt’schem System
mit getrennten Triebwerken eingerichtet (Bauanstalt
Winterthur). Der Kessel, Führerstand und Umlauf sind
horizontal angeordnet; die Feuerbüchsdecke fällt nach
hinten stark ab.
Reibungstriebwerk.
Die Lokomotiven haben 3 gekuppelte Reibungs-
achsen und aufserdem eine unter dem Führerstande
angeordnete Adam-Achse. Der Aufsenrahmen ist mit
Hall’schen Kurbelachslagern ausgestattet.
Die Hauptrahmenbleche sind aus zwei Theilen
zusammengenietet, von denen die hinteren nach aufsen
gekröpft sind, um für die seitlich ausschlagende Adam-
Achse Raum zu gewinnen. |
D) Z. d. V. d. J. 1898, S. 170. — Schw. Bauz. 1896, I, S. 87. —
Rev. techn. 1896, XVIL S. 337. — Eng. 1897, S. 58. — Dingler-J.
1596, Bd. 299, 5. 122.
Hauptabmessungen.
Die Hauptabmessungen der Lokomotive sind die
folgenden:
Reibung Zahnrad
Cylinderdurchmesser 380 380 mm
Kolbenhub Se 500 450 „
Triebraddurchmesser 000 688 „
Kesselüberdruck er 12 atm
Rostflache DESEN 1,63 m?
Heizfläche, Feuerbüchse 800 „
Rohre . 87,80 „
gesammte 95,80 „
Radstand, fester 3000 mm
gesammter 5250 „
Gewicht, leer 34 100 kg
im Dienst 44 140 „
Vorräthe:
Wasser 5000 1
Kohlen 2500 kg
Reibungsgewicht . 34 000 ,
(1. Oktober 1903.)
Leistung.
Die Lokomotive befördert ein Zuggewicht von 100 t
(ausschliefslich Lokomotive) auf Steigungen bis zu 60°00,
und ein solches von 80 t aut 70°/o Steigungen mit einer
Mindest-Geschwindigkeit von 9 km/Std.
Die Leistung der Zahnradlokomotive kann je nach
den Witterungsverhältnissen von der normalen erheblich
abweichen; bei gutem, trockenem Wetter, also günstigen
Reibungsverhältnissen kann sie bis auf 3000 kg herab-
sinken, bei feuchtem Wetter dagegen oft bis auf 7000 kg
steigen. Bei den Probefahrten wurden Zugkräfte von
4540 und 5660 kg ausgeübt, also bei 12 km/Std. Fahr-
02
ee Een " -= 453 PS., oder auf I m?
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
[No. 631.] 131
453
Heizfläche Sch
Rechnerische Werthe:
— 4,12 PS geleistet.
1. Z — 5800 -+ 6800 — 12 600
2. N = 420
3. n — 0,885 + 1,16 = 2,045
N
4,° — 44 ;
H 7. Z _ 989
H G
8... = 9,35
EE S
e
(Schlufs folgt.)
Der Suezkanal und seine Verbesserungen“)
(Mit 5 Abbildungen.)
l. Entwurf der Internationalen Kommission
vom Dezember 1856.
Der im Dezember 1856 bezüglich der Anlage eines
Grofsschiffahrtskanales zwischen dem Golf von Pelusium
an dem Mittelländischen Meer und Suez am Roten Meer auf-
gestellte Endentwurf enthielt u.a. folgende Bestimmungen:
Die Richtung des Kanales zwischen den Häfen von
Port-Said und Suez ist im Allgemeinen von NW. z. N.
nach SO. z. S. längs dem See Menzaleh, durch den See
Ballah, die Hügel El Ferdane und EI Guisr, das Tal
des Sees Timsah, die Hügel Toessoem und Serapeum,
das Tal der grofsen und kleinen Bitterseen, die Ebene
von Suez bis zur Stadt Suez.
Der Kanal erhält zwischen den Landenden der
Hafendämme in Port-Said und Suez 156957 m Länge,
hat Il gerade Strecken von 985 m bis 53655 m Länge,
die durch 10 kreisförmige Bögen von 5000 m bis 15 000 m
Halbmesser miteinander verbunden sind.
Die geringste Tiefe der Kanalsohle beträgt 8 m
unter dem Kanalwasserstande, entsprechend dem Tief-
gang der gröfsten Schiffe (7,24 m). Sollte später eine
gröflsere Tiefe erforderlich sein, so kann diese durch
Baggerungen erhalten werden.
Die Breite des Kanales beträgt zwischen dem Hafen
von Port-Said und dem nördlichen Ende der Bitterseen
im Wasserspiegel 80 m und in der Sohle 44 m, zwischen
dem südlichen Ende der Bitterseen und dem Roten
Meere 100 m bezw. 64 m.
"Die mit der Boschung 1:2 angelegten Kanalufer
erhalten 1m unter dem Wasserspiegel ein 2 m breites
Bankett, und von I m unter bis 0,50 m über Wasser-
spiegel eine Befestigung mit Steinpflasterung.
In Abb. 2 sind die festgesetzten Querprofile mit
gestrichelten Linien angegeben.
Auf einigen Stellen zwischen dem Mittelländischen
Meer und den Bitterseen werden Wechselplätze an-
gelegt, während solche zwischen den Bitterseen und
Suez wegen der gröfseren Breite nicht notwendig sind.
Eine Dampf-Schleppkabel-Einrichtung mit 2 Kabeln
(in jeder Richtung 1.Kabel) ist für die Schiffe vor-
geschen.
Die Anlage eines Süfswasserkanales von Cairo bis
zum Tal von Oeady und der Seitenkanäle vom Meer
Timsah nach Suez bezw. Port-Said, sowie die Ein-
richtung des Meeres Timsah als Binnenhafen sollen
ebenso wenig, wie die Anlage der beiden Häfen Port-
Said und Suez hier Erwähnung finden.
2. Zustand des Kanales während der Eröffnung
am 17. November 1869.
Während des, am 23. April 1859 begonnenen Baues
ist die Richtung des Kanales zwecks Verminderung
der Erdarbeiten in den Hügeln und in Verbindung mit
den für die Häfen an den Endpunkten bestimmten neuen
Stellen geändert. Bei der Eröffnung hatte der Kanal
*) Nach der Zeitschrift des Königlichen Instituts der Ingenieure
in den Niederlanden. 1902,1903, I. Lieferung.
die in Abb. I dargestellte Richtung uud bestand aus
13 geraden Strecken, die miteinander durch Bögen von
1011 bis 3192 m Halbmesser verbunden sind.
Abgesehen von dieser Richtungsänderung hatte
der Kanal bei der Eröffnung auch nicht die von der
Internationalen Konmission festgesetzten Abmessungen,
wie Abb. 2 zeigt, in der die ausgezogenen Linien die
hergestellten Querprofile angeben.
Zwischen Port-Said und dem Meer Timsah waren
bei km 14, 24, 34, 45 und 54 am Ostufer und bei km 45
am Westufer, zwischen den kleinen Bitterseen und dem
Roten Meer bei km 133 und 146 an beiden Seiten des
Kanales Wechselplätze von 300 m Länge und 5 m
Sohlenbreite angelegt.
Schraubendampfer, deren Geschwindigkeit 2,55 km
die Stunde nicht überstieg, verursachten bei diesem
Zustande wenig Schaden an den Kanalufern.
Schiffe von 5,19 m Tiefgang konnten bei der Er-
öffnung den Kanal sicher befahren; eine Untiefe in dem
Hügel Serapeum, die aus Felsen bestand, verhinderte
einen gröfseren Tiefgang. Die Seeschiffe konnten sich
in den Wechselplätzen kreuzen, wenn 1 Schiff am Ufer
festgemacht war.
Es ergiebt sich somit eine nicht unwesentliche
Abweichung von dem festgesetzten Entwurf, die in
folgenden Punkten besteht:
Der Kanal ist nicht für doppelten Schleppkabel-
dienst eingerichtet zu dem Zweck, dafs 2 Schiffe überall
sich kreuzen können, auch wenn noch ein Schiff am
Kreuzungspunkt am Ufer festgemacht hat. Statt dieses
von der Kommission vom Jahre 1856 anempfohlenen
Systemes ist die Bestimmung getroffen, dafs die Schiffe
mit eigenem Dampf oder mit Hülfe von Schleppdampfern
den Kanal durchfahren, zu welchem Zweck anfänglich
längs der Häfen und Wechselplätze und schlieislich
längs des ganzen Kanales Festmachpfähle und Duc
d’Alben errichtet sind, die 1856 nur für die Aufsen-
und Binnenhäfen vorgesehen waren.
Die behufs Einführung des Schleppkabelsystemes
festgesetzte Sohlenbreite von 44 m bezw. 64 m betrug
nur 22 m mit 6 einfachen und 2 doppelten Wechsel-
plätzen, wo lange und breite Schiffe sich kreuzen können.
Die Sohlentiefe war statt 8m über grofse Längen
nur 6,11—1,32 m mit Untiefen von 5,49—6,10 m unter
dem Kanalwasserstand.
Statt der Bögen von 5000 bis 15 000 m Halbmesser
waren solche von 1011 bis 3192 m Halbmesser eingelegt.
In 1871 wurde der Kanal von 120 m langen und
14,93 m breiten Schiffen befahren, während in 1813
diese Abmessungen schon 124,90 m und 14,93 m und
der Tiefgang 7,39 m betrugen.
3. Verbesserungen nach der Eröffnung des
Kanals bis 1887.
In den Jahren 1870 und 1871 nach der Eröffnung
sind die Untiefen in der Fahrrinne, namentlich bei
km 43, in den Seen Ballah und Timsah, in den Hügeln
bei Serapeum und den kleinen Bitterseen, sowie die
(1. Oktober 1903.)
132 [No. 631.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Abrundung der scharfen Buchten in dem Hügel El Guisr,
dem See Timsah, den kleinen Bitterseen und bei Suez
unterblieb, während die Verbesserungen sich auf die
Herstellung eines Wechselplatzes im Sce Timsah von
eingewehten Sandmassen weggeräumt. Im Dezember
1871 war die Sohlenticfe im ganzen Kanal mindestens
8m unter dem Wasserspiegel. Der Kanal wurde von
Dampfschiffen mit 6,91 bis 7,21 m Tiefgang befahren.
Abb. 1.
Die Schiffahrt durch den Kanal, die ausschliefslich | 20 ha Oberfläche und 8 m Tiefe, auf die Verlängerung
aus Dampfern bestand, hatte in den ersten Jahren nach ! und Verbreiterung der Wechselplätze bei km 34, 133
der Eröffnung nach Anzahl, Abmesssungen und Lade- und 146 von 300 m auf 500 m bezw. 10m, auf die
fähigkeit beträchtlich zugenommen, dementsprechend : Anlage eines sicheren Ankerplatzes von 8,5 Tiefe
auch die Einnahmen gestiegen waren, wie aus der zwischen den grofsen und kleinen Bitterseen für die
folgenden Tabelle hervorgeht. nach dem Roten Meere bestimmten Schiffe, sowie
Anzahl | . . ee inhalt | Mittlerer u
Seeschifte Tonneninhalt d a m es Tonneninhalt
Jah in beiden | (nach 24. April es grölsten durchgefahrenen Schifies pro Schiff Einnahmen
am |Richtungen| 1874) in Netto ke WR i orn in Fres.
durch- Registert Lange | Breite Tiefgang | Tonnen-
gefahren E EE Se | w ` inhalt | Brutto | Netto
. | l
1870 486 436 609 117 | 13,50 6,76 4414 1348 898 9718 757
1871 165 161 467 120 14,93 7,21 4464 1493 995 9 250 458
1872 1082 1 439 169 120 | 14,93 7,19 4464 1612 1073 16 592 801
1873 1173 ` 2085 072 124,9 | 14,93 1,39 4464 1777 1166 23 199 992
1874 1264 1 915 570 124,9 14,93 1,39 4464 1917 1291 25 109 290
1875 1494 2 009 984 128,01 14,93 7,39 4464 1969 |; 1345 29 123 718
1876 1457 2 096 772 126,15 : 14,93 | 7,49 4464 2109 ; 1439 30 154 774
‚In den Jahren 1872 bis 1876 sind nur Arbeiten von |
geringer Bedeutung zur Verbesserung des, infolge
endlich auf die Anlage eines dritten Wechselplatzes
bei km 152 von 425 m Länge und 10 m Breite be-
der Zunahme in Anzahl und Abmessungen der durch-
fahrenden Schiffe sich mehr und mehr fühlbar machenden
ungenügenden Zustandes des Kanals vorgenommen.
Die von der Gesellschaft als notwendig anerkannte
schränkten.
Diese ungenügenden Verbesserungen waren die
Folge der, der Kanalgesellschaft von den Seemächten
und namentlich von der englischen Regierung auf-
[1. Oktober 1903.)
genötigten Schiffsvermessung nach dem Moorson-System, |
wodurch die Einnahmen in solchem Mafse fielen, dafs |
die Gesellschaft im Interesse der Aktionäre sich auf die
notwendigsten Arbeiten beschränken mufste. Ä
Nachdem indessen die englische Regierung durch
den Ankauf von 176602 Anteilen a 500 Fres. für |
4 Millionen Pfund der gröfste Aktionär geworden und |
damit in den Besitz des Schlüssels zum Kanal gelangt
war, nahm dieselbe eine. andere Haltung an und wurde |
ein mächtiger Bundesgenosse der Gesellschaft, die sich
Anzahl
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 631.) 133
Bucht im See Timsah bei km 76 und die Abrundung
derselben mit 886 m Halbmesser, die Vertiefung des
Binnenhafens Ismail und der Einfahrt zum Kanal bei
Port-Said, sowie die Befestigung der Kanalufer. Aufser-
dem wurde die Beleuchtung der Häfen und die Beton-
nung des Kanales verbessert.
Die schon in dem Zeitraum 1870—1876 bedeutend
zugenommene Schiffahrt erfuhr in dem Zeitraum 1876
bis 1883, namentlich nach 1879, eine weitere Zunahme,
wie die folgende Tabelle zeigt:
Mittlerer
Seeschifte en nana d ees Er prenen Schi Tonneninhalt
durch: in es grölsten durchgelahrenen Schifies pro Schiff Einnahmen
Jahr gefahren Netto S | ge in Frcs.
in beiden | Reeistertonnen ange Breite Tiefgang Ben
Richtungen 5 n , gz | Se Brutto | Netto
l 7 | |
1876 1457 2 096 772 126,15 . 14,93 | 7,49 | 4464 2109 : 1439 30 154 774
1871 1663 2 355 448 126,15 16,716 17,49 4981 2056 | 1416 32 952 510
1818 1593 2 269 678 126,15 15,32 1,49 4464 2066 1425 31 292 347
1879 1411 2 263 332 126,15 15,32 1,49 4680 2192 |; 1532 29 876 367
1880 2026 3 057 422 135,78 | 15,40 750 . 5071 2144 | 1509 39 992 537
1881 2127 4 136 180 135,78 15,40 150 |; S437 2125 1515 51 737 718
1882 3108 5 074 809 138,99 | 15,40 1,50 | 56175 222l 1587 61 075 548
1883 3307 5 715 862 135,18 15,40 7,50 9126 2435 1747 66 137 645
auf Grund eines Abkommens vom 21. Februar 1876 u.a.
nunmehr dazu verpflichtete, während der nächsten
30 Jahre aufser der gewöhnlichen Unterhaltung noch
Verbesserungen bis zu einem Betrage von I Million |
Francs jährlich und zu dem Zweck auszuführen, die |
Abb.
In dem Zeitraum 1880—1883 hatte die Anzahl der
jährlich durchgefahrenen Seeschiffe von 2026 auf 3307
zugenommen und ihre Abmessungen eine Länge von
nahezu 139 m, eine Breite von 15,40 m und einen Tief-
gang von 7,50 m erreicht bei einer Sohlentiefe des
2.
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(1826) GAT 60
Die gestrichelten Linien bezeichnen den Entwurf der Internationalen Kommission von 1856, die ausgezogenen Linien
den Zustand kurz nach der Eröffnung des Kanals im Jahre 1870.
Leistungsfahigkeit des Kanales auf eine Durchfahrt von
10 Millionen Tonnen jährlich zu bringen.
Die in dem Zeitraum 1873 bis 1876 nahezu ganz
eingestellten Verbesserungsarbeiten wurden nunmehr
wieder aufgenommen. Dazu gehörten die Verlängerung
und Verbreiterung der Wechselplätze bei km 14, 24,
34, 54, 64, 90, 133, 146 und 152, die Verbreiterung der
Kanales von 8m unter dem Niedrigwasserstand. Im
Jahre 1882 durchfuhren den Kanal 350 Dampfer mit
mehr als 7m Tiefgang und im April 1883 153 Dampfer.
Für den stets zunehmenden Schiffahrtsverkehr stellte
sich der Zustand des Kanales mehr und mehr als un-
genügend heraus. Die zu geringen Abmessungen des
Kanalprofiles verursachten Verzögerungen der Durch-
134
ka
[No. 631.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [1. Oktober 1903.]
Abb. 3.
Ducch die drees Kemcalekh und Balak. H.Wb.3-60.
Abb. 4.
on St Said durch dendie Nensaleh bis zum Bügel bl budant: Ari
RB
(1815)
Drdoc Ebene van chien:
9263) CHW!
fahrt, Versperrungen und
Havarien. Das Kreuzen
von 2 Schiffen aufserhalb
der Wechselplätze war sehr
gefährlich. Die Durchfahrts-
zeit betrug ım Mittel
1877—79 31 Std. 30 Min.
1882—83 51 „ 11 „
. Obgleich die Gesell-
schaft am 12. Juni 1882 be-
schlofs, die im Jahre 1876
festgesetzten Verbesse-
rungen zu beschleunigen
und den Kanal für einen
Durchgang von 10 Millionen
Tonnen jährlich einzu-
richten, im Falle eines
grölseren Verkehrs aber
die Anlage einer zweiten
Wasserstrafse in Erwägung
zu ziehen, erhoben die
englischen Dampfergesell-
schaften, auf die 75 bis
80 pCt. des ganzen Ver-
kehres entfiel, ernstliche
Klagen über die unzweck-
mälsige und ungenügende
Einrichtung des Kanales,
den trägen Fortgang der
Verbesserungsarbeiten und
zu hohe Kanalabgaben, wo-
rin sie von der englischen
Regierung unterstützt
wurden. Auf die Anteil-
scheine à 500 Frcs. entfiel
im Jahre 1883 eine Divi-
dende von 83, 136 Frcs.
Die englischen Forde-
rungen bezüglich Verbesse-
rung des Wasserweges und Ver-
ringerung der Kanalabgaben führten
am 30. November 1883 zu dem
sog. Londoner Programm, das u. a.
die Bestimmung enthielt, dafs das
bestehende Kanalprofil erweitert
oder dafür ein zweiter Kanal ange-
legt werden soll. Die zur Ausführung
dieses Programmes ernannte inter-
nationale Kommission, die zur Hälfte
aus Engländern bestand, gab in der
Sitzung vom Il. Februar 1885 ihr
Urteil dahin ab, dafs die einfache
Vergröfserung des Profiles des be-
stehenden Kanales der Anlage
eines zweiten Kanales bezw. der Er-
weiterung des bestehenden Kanales
zwischen Port-Said und km 130
und Anlage eines zweiten Kanales
zwischen km 130 und Suez vorzu-
ziehen sei, weil in dem erweiterten
Kanalprofil das Festfahren und der
Verlust der Steuerfähigkeit der
Schiffe nur ausnahmsweise erfolgen
wird und die Gefahr der Schiff-
fahrtsstörung viel geringer als in
einem der beiden Kanäle von ge-
ringeren Abmessungen ist, weil
ferner das gréfsere Profil auch mit
grölserer Geschwindigkeit durch-
fahren werden kann und nur 2Kanal-
ufer gegen Wellenschlag zu be-
festigen sind, und schlietslich sich
in dem erweiterten Kanalprofi
überall 2 Schiffe ohne Gefahr
kreuzen können.
Die von der internationalen
Kommission festgesetzten Quer-
profile sind in Abb. 3 dargestellt.
Das im Jahre 1884 vorhandene Quer-
profil ist durch dünne, die Erweite-
(1. Oktober 1903.)
rung desselben durch dicke Linien angegeben, die
Reihenfolge der verschiedenen Arbeiten durch ge-
strichelte Linien und Ziffern. Die zuzulassende gröfste
Geschwindigkeit der Schiffe bei hinreichender Be-
festigung der Kanalufer setzt die Kommission auf
8 Knoten (14816 m) stündlich, die Durchfahrtzeit auf
24 Stunden fest.
Mit den vorgenannten Arbeiten ist in den Jahren
1886 und 1887 begonnen. Abweichend von der in Abb. 3
angegebenen Reihenfolge ist 1887 schon die Vertiefung
der Kanalsohle bis 9 m unter Niedrigwasser in Angriff
genommen, weil die Schiffahrtgesellschaften mehr Ge-
wicht auf gröfsere Fahrtiefe als auf gröfsere Fahrbreite
legten. Die nach 1887 ausgeführten Verbesserungen
sollen nunmehr kurz mitgeteilt werden.
4. Verbesserungen nach dem Jahre 1887.
Gegen Ende des Jahres 1887 hatte die Fahrrinne
des Kanales mit Ausnahme der Strecken, die die ver-
schiedenen Seen durchschneiden, eine Sohlenbreite
von 22 m, eine Wasserspiegelbreite von 60 m, eine
Sohlentiefe von 8m unter dem mittleren Wasserstande
mit Ausnahme von 86 km Kanallänge, wo die Tiefe 9 m
betrug. Anzahl, Abmessungen und Tonneninhalt der
Schiffe haben nach 1883 bis 1887 jährlich wesentlich
zugenommen. In 1887 sind 3137 Seeschiffe mit einem
mittleren Bruttoinhalt von 2687 t durchfahren, wovon
2359 Schiffe einen Tiefgang unter 1,00 m
189 , A „ von 7,00—7,10 ,
173 ” ” ” ” 7,1 l — 1,20 ”
109 ” ” ” ” 1,21--1,30 ”
151 ” ” ” ” 1,31 — 1,40 ”
156 ” n ” ” 1,41 — 1,50 ”
hatten. Die mittlere Durchfahrtzeit betrug in 1887
34 Std. 3 Min. Die gröfsten Schiffe konnten wegen des
auf 7,50 m beschränkten Tiefganges nicht volle Ladung
führen.
Die Vertiefung bis 8,50 m ist in den Jahren 1886
bis 1889 ausgeführt. |
Infolge der weiteren Zunahme der Abmessungen
der Seeschiffe ergab sich im Jahre 1895 die Notwendig-
keit einer gröfseren Fahrtiefe. Noch in demselben Jahre
wurde mit der Ausbaggerung der vorhandenen Kanal-
sohle mit beiderseitigen Böschungen 1:2 bis 9,50 m
unter Niedrigwasser begonnen, um eine bleibende Tiefe
von mindestens 9m zu sichern. Am |. Januar 1901
war diese Vertiefung bis auf 26200 m vollendet, am
l. Januar 1902 die Kanalsohle in der ganzen Breite auf
mindestens 8,70 m gebracht, sodafs von diesem Tage
an der zuzulassende Tiefgang der Schiffe zu 8m fest-
gesetzt ist. Die Vertiefung bis 9,50 m bezw. 9,80 m in
Anzahl
Seeschiffe Tonneninhalt
in
Jahr in beiden Neo;
Dichtungen Registertonnen Länge
durchgefahren ne
1884 3284 5871501 138,91
1885 3624 6 335 753 138,91
1886 3100 5 767 656 140,20
1887 3137 5 903 024 141,93
1888 3440 6 640 834 142,79
1889 3425 6 183 187 142,79
1890 3389 6 890 094 147,53
1891 4207 8698 777 147,53
1892 3559 1712 029 147,53
1893 3341 7 659 060 147,53
1894 3352 8 039 175 148,13
1895 3434 8 448 383 148,13
1896 3409 8 560 284 159,4 1
1897 2986 1899 314 160,45
1898 3503 9 238 603 160,45
1899 3607 9 895 630 160,45
1900 3441 9 738 152 159,56
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 631.] 135
dem Felsboden kann erst im Laufe des Jahres 1903 in
der ganzen Kanallänge beendet sein.
In Rücksicht auf die noch stets erhöhten An-
forderungen der Schiffahrt hat ım Jahre 1901 die
Kommission eine weitere Vertiefung der Kanalsohle
bis 10 m in Sand- und Klaiboden und 10,50 m in Fels-
boden in Erwägung gezogen, um zur Zulassung von
Schiffen mit 9m Tiefgang die Kanalsohle auf die
bleibende Tiefe von 9,50 m zu bringen. Wegen der
hohen Kosten (33Ys Million Francs), sowie in Hinsicht
darauf, dafs auch die beiden Häfen Port-Said und Suez
auf diese Tiefe gebracht werden müssen, wird auf diese
Vertiefung wohl nicht eher gerechnet werden können,
als bis die europäischen Mächte gezwungen werden,
durch Verbesserung und Verbilhgung ihres Ver-
kehres über den Suez-Kanal die Konkurrenz mit
den Vereinigten Staaten von Nordamerika in Ostasien
nach Eröffnung des Panama-Kanales erfolgreich zu
bestehen.
Die erste Verbreiterung der Kanalsohle um
15 m, gemessen in 8m Tiefe unter Niedrigwasser, ist
am 28. Dezember 1898 fertiggestellt. In den Buchten
erfolgte die Verbreiterung an einer oder an beiden
Seiten durch Abrundung mit gröfserem Halbmesser.
Die vorhandenen Wechselplätze bilden einen Teil dieser
Verbreiterung und sind daher als solche verschwunden.
Abb. 4 gibt den Zustand des Kanales gegen Ende des
Jahres 1903 an, Profil A das Kanalprofil an einem
der 10 neuen, während der Verbreiterung angelegten
Wechselplätze, die durch die nach 1893 noch stets zu-
nehmenden Abmessungen der Schiffe (Handelsschifte
bis 16 m und mehr, Kriegsschiffe bis 20 m Breite)
erforderlich wurden. Schiffe von mehr als 15 m Breite
dürfen nur auf: diesen neuen Wechselplätzen kreuzen,
Schiffen unter 15 m Breite ist das Kreuzen in den
geraden Strecken gestattet, wenn das eine am Ufer
festgemacht hat.
Als Anfang der zweiten Verbreiterung der
Kanalsohle bis auf 65 m zwischen Port-Said und den
grofsen Bitterseen und auf 75 m zwischen diesen und
Suez bezw. auf 90 m in dem Scheitel der Bögen gemäfs
den getroffenen Bestimmungen können die genannten
10 neuen Wechselplätze betrachtet werden. Abb. 5 gibt
das Querprofil des zukünftigen Kanales in den geraden
Strecken. Die Kosten dieser zweiten Verbreiterung
sind auf mehr als 101 Million Francs veranschlagt in
der Annahme, dafs für die Ausführung ein Zeitraum
von 20 Jahren vorgesehen ist.
5. Die Schiffahrt durch den Suez-Kanal.
Die Schiffahrt in dem Zeitraum 1884—1900 gibt
folgende Tabelle:
Abmessungen und Tonneninhalt des gröfsten
durchgefahrenen Schiffes Einnahmen
Dee ee in Frcs.
Breite Tiefe Tonneninhalt
m m Brutto
|
| 15,40 | 7,50 5 665 62.638 964
Ä 20,11 . 7,50 5 665 62 474 491
| 20,11 750 | 6378 56 798 285
| 15,91 7,50 6 378 58 125 375
20,11 7,50 6 463 65 242 621
20,11 7,58 6 990 66 592 190
17,45 7,80 6 990 67 425 278
18,59 7,80 7001 83 945 564
| 16,28 7,80 7 001 74 888 561
16,28 7,80 7 001 71112182
21,34 7,80 7 338 74 127 056
20,42 7,80 7 338 78 426 110
20,42 | 7,80 10 785 79 957 519
22.45 180 | 10785 13 214 220
22,86 | 7,80 | 10785 85 329 654
| 20,73 | 780 ! 10819 91 361 298
| 23,32 7,80 | 13402 90 707 007
©
136 [No. 631.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [1. Oktober 1903.)
Der ganze Kanal hat eine Länge von 161150 m. | der elektrischen Nachtfahrt betrug die
Das Kreuzen der Schiffe durfte am 1. Januar 1901 mittlere Durchfahrtzeit 41 Std. 56 Min.
nicht auf Strecken über 38257 m geschehen, wo | " Aufenthaltszeit 23 „ 37 „ also
die Böschungen felsig sind, der Boden das Ein- die wirkliche Durchtfahrtszeit 18 Std. 19 Min., letztere
rammen von Duc d’Alben oder Festmachpfählen ver-
hindert, und ın Buchten, die dazu noch nicht einge-
richtet sind.
Abb. 5.
Iun den een MKenzalik und Baal.
Yicha:
rn / x
Së sl
Die ausgezogenen Linien geben das in 1901 vorbandene Kanalprofil an, die
gestrichelten Linien das Kanalprofil nach der in ı901 festgesetzten Verbreiterung.
Die durch das Betriebsreglement zugelassene gröfste
Fahrgeschwindigkeit ist 10 “km/Std. In den kleinen
Bilterseen auf 15 km Länge ist diese Geschwindigkeit
auf 15 km/Std. und in den grofsen Bitterseen zwischen
den Leuchttürmen über 16 km Länge auf 22 km/Std.
erhöht. Die Durchfahrt kann somit ohne Aufenthalt in
den Wechselplätzen en in
l 15 16
SS +- 15 4. 29 = 14 Std. 44 Min.
In dem Zeitraum 1876—1886, also vor Einführung
~s
rz mr er es wm em ze mm we pen ee ve wn
SC sabisa CO
in dem Zeitraum 1887-1900 nach Einführung der elck-
trischen Nachtfahrt 16 Std. 48 Min.
Nach der Tabelle haben im Jahre 1900 3441 Schiffe
mit einem Nettoinhalt von
9738152 t den Kanal befahren.
Die Durchfahrtzeit derselben war
im Mittel 18 Std. 38 Min., wo-
von 15 Std. 39 Min. auf die wirk-
liche Fahrzeit und 2 Std. 59 Min.
Qorin.
a= auf Liegezeit entfällt. Die Zahl
10% der durchfahrenden Schiffe in
ER L 1901 betrug 3699 mit 10823830 t
me 3012 Nettoinhalt. Der im Jahre 1885
gestellten Anforderung der inter-
nationalen Kommission bezüglich
der Leistungsfähigkeit hinsicht-
lich Tonneninhalt wie Durch-
fahrtzeit ist somit in vollem Mafse
entsprochen, sodafs man daraus
folgern kann, dafs für die gegen-
wärtige Schiffahrt der Suezkanal
seinen Zweck erfüllt.
Wenn nach Ablauf des Jahres
1903 der Kanal überall eine
mindeste Tiefe von 9 m mit einer
zeitlichen Uebertiefe von 0,50 m
unter Niedrigwasser erhalten
hat, haben die Schiffe mit dem
grölsten Tiefgang von 8 m noch
mindestens 1 m Wasser unter
dem Kiel, was ohne Zweifel für
die sichere Durchfahrt genügt
und eine Vergröfserung des Tief-
ganges um 0,20 m zuläfst. Der
Kanal hat jetzt einen Querschnitt
von 459 qm bei 33 m Sohlen-
breite in 9 m Tiefe (s. Abb. 4),
der Querschnitt eines 18 m breiten
Schiffes mit 8m Tiefgang beträgt
ungefähr 140 qm, sodafs das
Kanalprofil nur 3'4 mal gröfser
ist. Mufs ein solches Schiff ein
anderes von 15 m Breite mit 8m
Tiefgang, also von ungefähr
125 qm Querschnitt kreuzen, so
ist die ganze Sohlenbreite von
33m durch die beiden Schiffe
eingenommen und das Kanal-
profil nur 1” mal gröfser als die Querschnitte der
beiden Schifte. Es mufsten daher die 10 neuen
in 1901 vollendeten Wechselplatze mit 48 m Sohlen-
breite (siehe A in Abb. 4) angelegt werden, die das
Kanalprofil auf 594 qm vergröfsern und zum ausschlieis-
lichen Kreuzen der Schiffe von mehr als 15 m Breite
dienen. In Rücksicht auf die Neigung, Schiffe von
gröfseren Abmessungen einzustellen, erscheint es
wünschenswert, die zweite Verbreiterung der Kanalsohle
baldıgst vorzunehmen. H.
E
E Ire
| |
EEN
ser ai
Ueber Riemenvorgelege
und ihre Anwendung bei der Zeilensetz- und Gielsmaschine „Monoline“.
Von Rudolf Hundhausen, Berlin.
(Mit 6 Abbildungen.)
Wenn man, wie es besonders bei elektrischen
Antriebsvorrichtungen für sehr langsam laufende Arbeits-
maschinen der Fall ist, grofse Geschwindigkeitsüber-
setzungen erreichen will, so greift man bisher gewöhnlich
zu Schneckengetricben oder Zahnräder - Vorgelegen,
obwohl deren Nachteile im praktischen Betriebe be-
kannt sind, was Kraftverlust und namentlich bei rasch
laufenden Zahnrädern das entstehende Geräusch be-
trifft. Man ist zwar bestrebt, solche Vorgelege durch
Riementriebe zu ersetzen, jedoch entstehen besonders
bei kurzen Entfernungen hierbei laufend Betriebs-
schwierigkeiten, denn bei einer geringen Längung zieht
der Riemen nicht mehr durch, und um die Längung und
das ımmer wiederkehrende störende und zeitraubende
[1. Oktober 1903.]
Nachspannen zu vermeiden, wird er möglichst straff
gezogen, worauf dann das Oel in den Lagern weg-
geprefst wird und diese dadurch zum Warmlaufen und
Fressen gebracht werden. Man kann diesem Uebelstand
zum Teil durch bewegliche Lagerung des Motors
oder durch Anwendung von Spannrollen begegnen,
jedoch ist auch dann ein übermäfsiges Anspannen des
Riemens zu befürchten. Bei der starren Einstellung
der exzentrisch gelagerten Spannrollen oder des ver-
schieblichen, den Motor tragenden Lagergestells ist
dieser Uebelstand unvermeidbar, denn, um für eine
gewisse Zeit der Notwendigkeit eines erneuten An-
spannens der Riemen überhoben zu sein, mufs man sie
von vornherein so stark recken, dafs sie während des
Betriebes nicht so bald wieder zu lang werden. Dies
bringt aber verschiedene sehr erhebliche Nachteile mit
sich, welche bisher allerdings leider zu wenig beachtet
wurden; sie bestehen in folgendem:
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 6314 137
4. Schliefslich ist ein Moment hervorzuheben, welches
gerade in vielen Fällen von gröfster Bedeutung ist.
Dasselbe besteht darin, dafs der Riemen als solcher
in vorzüglicher Weise die wesentliche Eigentümlichkeit
jedes Reibungsgetriebes besitzt, bei Ueberschreitung
einer gewissen Schlufskraft die zwangläufige Bewegung
der durch ihn verbundenen Cylinder eines Mechanismus
oder einer Maschine derart zu modifizieren, dafs die
„Haftung“ in „Gleitung“ übergeht, dafs also keine
unbedingte Mitnahme, sondern ein Gleiten der Reib-
flächen auf einander bezw. ein Gleiten des Riemens
auf den Riemscheiben erfolgt. Wie wichtig dieser
zuletzt angeführte Gesichtspunkt aber auch für die
Maschinentechnik im allgemeinen ist, geht deutlich
daraus hervor, dafs beispielsweise bei Ziegeleimaschinen
u. a. eine Sicherheitsvorrichtung angebracht wurde,
welche in einem auf Abscherung beanspruchten Messing-
stift besteht, sodafs beim Eintreten einer Störung, wo-
Setzerschule.
l. Der Riemen wird übermäfsig stark beansprucht
und infolgedessen vorzeitig verbraucht, indem er aus-
gezogen, brüchig und rissig wird.
2. Die Achsen und Lager werden unter dem über-
mäfsigen Riemenzug in unnötiger Weise beansprucht
und z. T. in unzulässigem Mafse überlastet, sodafs sie
warm laufen, unter Umständen „sich festfressen“ und
jedenfalls stark abgenutzt werden. Es kommt dies
sowohl für die sonstigen Triebwerke, als namentlich
auch für die z. T. besonders empfindlichen Elektro-
motoren in Betracht.
3. Infolge der vorerwähnten, vielfach ganz sinnlosen
und aufserordentlich starken Ueberlastung der Trieb-
werke, bezw. infolge der dadurch bedingten vergröfserten
Reibungswiderstände an den Laufstellen, welche selbst
unter Vergeudung von Schmiermaterial sich nicht fort-
schaffen lassen, wird dauernd der durch die Nutzarbeit
verlangte Energieaufwand erheblich überschritten, was
auf jeden Fall einen unnützen und kostspieligen Kraft-
verbrauch bedeutet, und bei elektrischem Betriebe unter
Umständen aufserdem noch eine schädliche Ueberlastung
des Motors verursacht. °
durch der Widerstand in der Maschine wächst, dieser
Stift vermöge der seine Haltbarkeit übersteigenden
Antriebskraft abgeschnitten wird und dadurch das Ge-
triebe gewissermafsen wie eine Kupplung ausrückt.
Bei der Matrizensetz- und Zeilengiefsmaschine des
Monoline-Systems wurden nun früher elektrische An-
triebsvorrichtungen angewendet, bei denen die Ge-
schwindigkeitsübertragung durch ein doppeltes Riemen-
getriebe mit Spannrollen und verschiebbaren Elektro-
motor erreicht wurde, wie eine in Abbildung 1 wieder-
gegebene ältere Aufnahme der Setzerschule erkennen
läfst. Bei der vorn links stehenden Maschine befindet
sich der Motor auf einem rechtwinkligen Konsol, dessen
senkrechte Anschraubfläche in einer entsprechenden
Schlittenführung verschiebbar ist, sodafs mittels einer
unten angebrachten Knebelschraube das Konsol mit
dem Motor nach oben bewegt und so der von dem
Motor zu der unten liegenden Vorgelegewelle führende
Riemen angespannt werden kann. Die neben dem
Motorriemen sichtbaren zwei kleinen Rollen wirken auf
zwei andere Treibriemen, welche von dem unteren
Vorgelege zu der Antriebsscheibe der Hauptwelle und
138 (No. 631.)
derjenigen eines besonders anzutreibenden Teils der
Maschine, des (die Zusammenfügung der Matrizen und
Spatienstabe bewirkenden) Oszillators, führen. Diese
Rollen sind auf exzentrisch verstellbaren Zapfen ge-
lagert und ermöglichen so ein Anspannen der beiden
genannten Riemen bei eintretender Längung in ähn-
Abb. 2.
Aelterer Antrieb der Monoline.
Abb: 8 licher Weise, wie das vorer-
wähnte verschiebbare Kon-
sol diesem Zwecke hin-
sichtlich des Motorriemens
dient. — Und da sie wesent-
lich billiger, dagegen nicht
minder geeignet sind, als
jenes Konsol, so hat man
letzteres später ebenfalls
durch eine solche verstell-
bare Spannrolle ersetzt,
während der Motor unbe-
weglich am Maschinengestell
befestigt ist. Diese Anord-
nung zeigt nun die zweite
Maschine auf Abb. 1, wobei
also drei derartige, mittels
exzentrischer Drehzapfen
verstellbare Rollen zum
Spannen des Motorriemens
und der beiden Antriebs-
riemen (bezw. Treibschnüre),
die vom Vorgelege zur Ma-
schine führen, vorgesehen
sind.
Bei einer späteren Aus-
führung wurde der Motor
pendelnd aufgehängt und
Riemenvorgelege von einer Feder gestützt,
von Siemens & Halske. wodurch man eine selbst-
tätige Nachstellung des vom
Motor zur Vorgelegewelle führenden Riemens erhielt,
wie aus Abb. 2 ersichtlich ist. Bei eintretender Längung
oder Streckung dieses Riemens wird der Motor durch
die etwas stärker angespannte Druckfeder entsprechend
angehoben, sodafs der Riemen auch bei grofsen Längen-
unterschieden stets mit annähernd unveränderter Kraft
elastisch angespannt bleibt, ohne zu schlaff oder über-
mäfsig straft zu werden.
Die erwähnten bei der starren Einstellung der
Spannrollen und des verschieblichen Motorkonsols
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Oktober 1903.)
unvermeidlichen Uebelstände veranlafsten nun den Ver-
fasser, die aus Abb. 2 ersichtliche elastische Nachstellung
des vom Motor zum Vorgelege führenden Antriebs-
riemens auch auf die beiden anderen Antriebsriemen
anzuwenden.
Abb. 4.
N
Ah S KJ
N
AWA
=%
©
Riemenvorgelege von Hundhausen.
Ein vorzügliches Vorbild war dazu allerdings ge-
geben in einer seit etwa 10 Jahren bereits vielfach und
überall mit bestem Erfolge von der Firma Siemens
& Halske angewandten Anordnung, die in Abb. 3 dar-
gestellt ist. Diese, s. Z. von den Herren Richter
Abb. 5.
TG
XN
LN
Monoline mit Hundhausenschem Vorgelege.
und Hoffmann, Oberingenieuren der Firma Siemens
& Halske, angegebene Neuerung besteht — nach An-
spruch | der deutschen Patentschrift Nr. 66 984 — in
einer pendelnden Lagerung von Kleinmotoren und deren
Vorgelege zur Arbeitsmaschine in Hebeln derart, dafs
durch das Gewicht von Motor und Vorgelege die
Spannung des vom Motor zum Vorgelege und des von
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[1. Oktober 1903.]
letzterem zur Arbeitsmaschine führenden Riemens bezw.
das Anpressen der an Stelle dieser Riemen etwa ver-
wendeten Reibscheiben erfolgt.
Diese Anordnung setzt aber gewisse räumliche
Verhältnisse voraus, die nicht immer vorhanden sind
und so auch im vorliegenden Falle weder zutrafen noch
zu erreichen waren. Es mufste daher auf eine Neuerung
gesonnen werden, die sich jenen Umständen anpalste;
und dies gelang durch eine — dem Verfasser (in
Deutschland unter Nr. 138124) patentierte — Aenderung
jenes Getriebes, die aus der Abbildung 4 ersicht-
lich ist. Dabei wurde der Motor (m) nach ober-
halb des Vorgeleges (v) verlegt, und die Kraft
zum Spannen des von ihm zu diesem führenden
Riemens (r) anstatt durch das Gewicht des
Motors (m), Abb. 3, durch eine diesem Gewichte
entgegenwirkende Feder (7), Abb. 4, ausgeübt;
diese Feder (d) überträgt das Gewicht des Motors (m)
auf das Vorgelege (v), sodafs es, mit dem Ge-
wichte des letzteren vereinigt, zum Spannen des
vom Vorgelege (v) zur Arbeitsmaschine (z) führen-
den Riemens Le") beiträgt, wie bei der älteren
Anordnung nach Abb. 3. Ein Vergleich der beiden
Abbildungen 3 und 4 zeigt übrigens den Vorteil
der neuen Anordnung, dafs innerhalb einer ge-
gebenen Höhe die Riemenlängen verdoppelt
werden können, oder dafs bei gegebener Riemen-
länge nur die halbe Höhe der älteren Anordnung
erforderlich ist. Aufserdem besafs letztere, wie
aus Abb. 3 ersichtlich, den Nachteil, dafs bei ein-
tretender Streckung der Riemen der Motor (m)
etwa um den doppelten Weg oder Winkel sich
abwärts senkt, als das Vorgelege (v), während
bei der neuen Anordnung des Verfassers, wie
Abb. 4 erkennen läfst, der Motor (m) seine Lage
nahezu unverändert beibehält, weil durch das Herab-
sinken des Vorgeleges (v) auch der Motorriemen (7)
nach unten hin sich ausdehnen kann. Diese Vor-
züge kommen nun auch bei der praktischen An-
wendung des Patentes zum Antriebe der Zeilensetz- und
Giefsmaschine „Monoline“ zur Geltung, wie aus Abb. 5,
die mit der vorangehenden Abb. 4 übereinstimmende
Bezeichnungen trägt, ohne weiteres ersichtlich ist. Die
Vorgelegetraverse ist links auf einem Drehbolzen am
Maschinengestell gelagert und rechts mit einem länglichen
Auge auf einem Führungsbolzen um einen Spielraum
von etwa 40 mm auf und ab beweglich. Bei der
allmählich stattfindenden Streckung des ursprünglich
möglichst kurz aufgelegten Riemens z’ senkt sich nun die
Vorgelegetraverse (v) abwärts, wogegen der Motor (m),
da sich dessen Riemen » annähernd gleich jenem v’
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Hr: BT D
[No. 631.) 139
verhält, seine ursprüngliche wagerechte Stellung kaum
merklich verändert; es ist dies namentlich bei Motoren
mit Ringschmierlagern von Wichtigkeit, während bei
den hier vorzugsweise verwandten Motoren mit
Kugellagern ein gefälligeres Aussehen dadurch er-
zielt wird.
Die Abbildung 6 schliefslich gibt eine Ansicht der
Maschine wieder, wie sie beispielsweise auf des Düssel-
dorfer Ausstellung*) in Tätigkeit vorgeführt und von
vielen Besuchern aufmerksam besichtigt wurde. Die
Abb. 6.
En Pre
EC Aer AE Va ae Sea ag
aa
Monoline-Maschine im Betrieb.
vorliegende Neuerung wurde von Herrn Ingenieur
Seyfferth, Düsseldorf, in seinem Berichte über die Stark-
stromtechnik, insbesondere die elektrischen Einzel-
antriebe auf der Düsseldorfer Ausstellung („Elektrot.
Zeitschrift“, 1903, Heft 12) als sehr bemerkenswert
hervorgehoben.
Auch für die Uebertragung gröfserer Kräfte ist
die Anordnung sehr brauchbar und wird in vielen
Fällen die Zahnrädervorgelege ersetzen können.
*) Bekanntlich wurde das gesamte Ausstellerverzeichnis des
offiziellen Katalogs auf der Monoline gesetzt.
Die Grölse des Winddrucks
bei der Berechnung der Standsicherheit von Schornsteinen.
Vom Königlichen Gewerberat Claulsen, Hagen i. W.
(Mit Abbildung.)
Aus Anlafs eines besonderen Falles hat der Herr
Minister der öftentlichen Arbeiten im Jahre 1889 ein
Gutachten der Akademie des Bauwesens über die Stand-
sicherheit von hohen Bauwerken auf geringer Grund-
fläche, wie Schornsteine u. dgl., eingeholt. Dieses wurde
am 13. Juli 1889 erstattet und ist im amtlichen Teil des
Zentralblattes der Bauverwaltung vom 3. August 1889
Nr.31 veröffentlicht worden. Darin heifst es über die
Gröfse des Winddrucks wörtlich:
„Den Berechnungen der Stabilität und Festigkeit
der Bauwerke ist bisher ein Winddruck von 125 kg für
das qm einer der Windrichtung normal entgegen-
stehenden Ebene zugrunde gelegt worden. Trifft der
Wind die Ebene nicht normal, so ist der Normaldruck
auf die Einheit der Ebene nach dem Quadrate des
Cosinus des Richtungswinkels verringert worden. Von
diesen Regeln abzugehen liegt, obwohl in verschiedenen
technischen Zeitschriften einzelne Mitteilungen über
gröfsere Windpressungen gemacht worden sind, ein
Anlafs nicht vor. Der Druck von 125kg für das qm
ist gröfser, als solcher bei den stärksten Stürmen im
deutschen Binnenlande beobachtet worden ist usw.“
Es ist dann noch gesagt worden, dafs an gewissen
Orten, an denen durch lokale Verhältnisse eine Zu-
sammenziehung des Windstromes bedingt ist und in
den Küstengebieten, namentlich in Schottland, gröfsere
Pressungen entstehen können. Die Akademie des Bau-
wesens spricht sich deshalb dafür aus, dafs mit keinem
geringeren Winddruck als 125 kg gerechnet werde
und nur da ein gröfserer Wert zu nehmen sei, wo
erfahrungsgemäfs gröfsere Windpressungen auf-
treten.
Im Jahre 1899, also 10 Jahre später, wurde die
Akademie nochmals zur Abgabe eines Gutachtens auf-
gefordert. Dieses erstattete sie am 17. April 1899, es ist
im amtlichen Teil des Zentralblattes der Bauverwaltung
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140 (No, 631.]
vom 3. Juni 1899 Nr. 43 veröffentlicht worden. Hierin
heifst es wörtlich:
„Bei der Berechnung der Standfestigkeit hoher
Schornsteine ist die Saugwirkung des Windes auf der
Leeseite nicht zu berücksichtigen, sondern der Winddruck
lediglich mit der für gewöhnliche Verhältnisse an-
gegebenen Zahl von 125 kg auf I qm ebener, recht-
winklig getroffener Flache in Rechnung zu stellen.“
Damit hielt die Akademie ausdricklich an ihrem
früheren Gutachten fest, das man auchkurz so zusammen-
fassen kann: Bei der Berechnung der Schornsteine ist
mit einem Winddruck von 125kg zu rechnen, nur da,
wo erfahrungsgemäfs gröfsere Windpressungen vor-
kommen, sind diese zu nehmen.
In dem Ministerialerlafs vom 30. April 1902, ver-
öffentlicht im Ministerialblatt für Handel und Gewerbe
vom 10. Juni 1902 Nr. 12 und erlassen von dem Herrn
Minister der öffentlichen Arbeiten und dem Herrn Handels-
minister gemeinschaftlich, ist von diesem Grundsatz ab-
gewichen und verlangt worden:
„Die Druckspannungen im Mauerwerk sind sowohl
für den Winddruck von 125 kg/qm als auch für einen
solchen von 150 kg/qm zu berechnen, in beiden Fällen
unter Vernachlässigung der Zugspannungen usw.
Wenn nun auch vorher in dem Erlafs gesagt ist:
„Als mafsgebender Winddruck gegen eine zur Wind-
richtung senkrechte ebene Fläche sollen bei Schorn-
steinen in der Regel 125 kg auf 1 qm in Rechnung ge-
stellt werden,“ so ist damit doch die frühere Norm für
die Berechnung aufgegeben worden, denn man kann
aus dem Vorstehenden nicht etwa folgern, dafs 125 kg
die Regel und 150 kg die Ausnahme bildet, also für
Orte gelten soll, in denen erfahrungsgemäfs höhere
Windpressungen auftreten, weil die Druckspannungen
sowohl für den Winddruck von 125 kg/qmals auch
für einen solchen von 150 kg/qm zu berechnen
sind. Die Vorschrift, alle Rechnungen fir zwei ver-
schiedene Windpressungen durchzuführen, findet meines
Erachtens in dem erwähnten Erlafs keine Begründung.
Darin sind nämlich in dieser Hinsicht nur folgende
Vorschriften enthalten:
l. „Auf der Windseite (sollen) die Fugen sich
bei dem Winddrucke von 125 kg’/qm nicht weiter als
höchstens bis zur Schwerpunktsachse öffnen.“
Diese Vorschrift erfordert keine Berechnung mit
150 kg.
2. „Wenn die Verwendung von festeren Steinen
und zementreicheren Mörtels nachgewiesen wird, können
aufgrund einwandfreier Festigkeitsprüfungen an ganzen
Mauerkörpern auch höhere Beanspruchungen zugelassen
werden. Dabei ist aber mindestens mit einer zehnfachen
Sicherheit und auf keinen Fall mit mehr als 25 kg auf
i qcm bei Annahme des Winddrucks von 150 kg auf
I qm zu rechnen.“
Diese Vorschrift macht eine Berechnung mit 150 kg
nur dann erforderlich, wenn bei hohen Schornsteinen
hohe Pressungen auftreten, bei allen übrigen Schorn-
steinen ist sie also überflüssig. Und auch hier könnte
sie umgangen werden, wenn man bei 125 kg Winddruck
eine 12fache Sicherheit und eine höchste Druckspannung
von 21 kg zuliefse.
Ein zwingender Grund, die ganze Rechnung aufser
mit 125 kg noch mit 150 kg durchzuführen, liegt also auch
hier nicht vor.
3. Ferner heifst es in dem Erlafs:
„Guter Baugrund darf bei Annahme des Wind-
druckes von 125 kg bis 150 kg auf I qm in der Regel
bis zu 3 kg, in Ausnahmetallen bis zu 4kg auf 1 qcm
beansprucht werden.“
Auch in diesem Falle kann die Berechnung mit
150 kg vermieden werden, wenn man die zulässigen
Beanspruchungen bei 125kg Winddruck auf 2,5 und
3,4 kg festsetzen würde.
Es liegt demnach kein zwingender Grund vor, von
dem Unternehmer die ihm aufserordentlich lästige
Schornsteinberechnung doppelt und zwar einmal für
125 kg und einmal für 150 kg Winddruck anfertigen zu
lassen und den Behörden die zweifache Durchrechnung
aufzucrlegen.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Oktober 1903.]
Wie mag nur die Vorschrift über den Winddruck
von 150 kg in den Ministerialerlafs hineingekommen
sein? Wenn ich natürlich auch keine autentischen
Angaben darüber machen kann, so glaube ich doch im
folgenden im grofsen und ganzen nicht fehl zu gehen.
In der Anweisung zur Genehmigung von Dampf-
kesseln vom 15. März 1897 hat der Herr Handelsminister
im §10, IV.5 vorgeschrieben:
(dem Gesuche sind in je zwei Ausfertigungen bei-
zufügen)
„9. die statischen Berechnungen für neu zu er-
richtende Schornsteine sowie für gröfsere Dachkonstruk-
tionen.“
Es ist hierin nicht angegeben, wie die Berechnung
angefertigt werden soll, deshalb erschienen mehrere
kleine Schriften, die eine Methode angaben; dahin ge-
hören die Anleitungen von Claufsen 1897, Jahr 1897,
Bastine 1898. Claufsen und Bastine legen ihren Be-
rechnungen einen Winddruck von 125 kg, entsprechend
den Angaben der Akademie des Bauwesens, zu Grunde,
während Jahr auf einer ausgedehnten oder hoch ge-
legenen Fläche den Winddruck unten >220 kg nimmt
und ihn für runde Säulen auf 300 kg erhöht, im Wind-
schutze aber 150 bezw. für runde Säule 200 kg annimmt.
(Zeitschrift der Centralstelle für Arbeiter-Wohlfahrts-
einrichtungen No. 3, 1898.) Im Jahre 1896 erschienen
die beiden ersten Hefte des Schornsteinbaues von Prof.
Lang, die noch keine Berechnungsmethode enthielten.
Ihnen folgte 1898 eine „Anleitung zum Entwerfen und
zur statischen Berechnung gemauerter Schornsteine“,
in welcher ebenfalls für das deutsche Binnenland ein
Winddruck an der Schaftsohle von 125 kg angenommen
wurde, und in die Rechnung ein durchschnittlicher
Winddruck w eingeführt werden sollte, der sich aus
folgender Formel ergab
w = wn + 0,0006 4,
in Tonnen, wenn w, = 0,125 gesetzt wird und A, die
© Schafthöhe des Schornsteines in Metern bedeutet, dann
ist für
H, = 15 2 25 30 40 50 100 m.
w = 0,134 0,137 0,140 0,143 0,149 0,155 0,185 t.
Diese verschiedenen Angaben und wohl noch mehr
die abweichenden Berechnungsmethoden dürften die
Veranlassung gewesen sein, dafs der Herr Handels-
minister den Zentralverband der Dampfkessel-Ueber-
wachungs- Vereine aufforderte, ihm einheitliche Be-
stimmungen über Konstruktion und Abmessungen von
Schornsteinen zu machen. Dieses Ersuchen wurde
einer bereits vorhandenen Kommission, die sich aus
Mitgliedern des Vereins deutscher Ingenieure und
anderen Sachverständigen ergänzte,überwiesen. Während
einzelne Mitglicder der Ansicht waren, dafs man allge-
mein mit einem Winddruck von 125 kg nach dem Gut-
achten der Akademie des Bauwesens unbedenklich
rechnen könne, glaubten andere, gestützt auf die Aus-
führungen in der Litteratur (Zeitschrift des Vereins
deutscher Ingenieure 1876, S. 717 und 718), wonach in
einzelnen Fällen schon ein Winddruck von 144 kg in
Deutschland und Belgien beobachtet sei, einen Wind-
druck von 150 kg allgemein annehmen zu sollen, und
zwar scheint für sie ausschlaggebend gewesen zu sein,
dafs dieser Winddruck am 12. März 1876 direkt gemessen
wurde. Herr Prof. Pinzger, der diese Angaben macht,
beruft sich auf die Beobachtungen des Prof. Quetelet
in Brüssel, der ihn an einer Anemometerplatte, die mit
Feder- und Hebelapparat verbunden war, beobachtete.
Seit 1876 sind aber schon höhere Windpressungen mit
ähnlichen Apparaten gemessen worden und zwar am
23. und 24. Januar 1884 zu Hamburg mehrfach über
150 kg und am 10. Dezember desselben Jahres zu Wien
solche von 161 kg, 175 kg, ja sogar von 190 kg, dabei
ist auffallend, dafs das Anemometer bei 190 kg Pressung
nur eine Windgeschwindigkeit von 35,3 m und bei der
geringeren Pressung von 175 kg die gröfsere Ge-
schwindigkeit von 36,1 m angibt. Da schon damals
die Anemometer im allgemeinen zuverlässige Angaben
machten, so zeigt das wie wenig Wert man den direkten
Messungen der \Windpressungen beimessen kann.
Uebrigens hätten die Herren der Kommission an Stelle
[1. Oktober 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
der 150 kg hiernach eigentlich einen Winddruck von
mehr als 190 kg vorschlagen müssen.
Viel wichtiger scheinen mir deshalb die Angaben
des Herrn Dr. Köppen von der Hamburger Seewarte
in No. 4 der illustrierten aeronautischen Mitteilungen
von 1901 zu sein. Dieser führt zunächst aus, dafs die
von ihm angegebenen Werte wirkliche Geschwindig-
keiten seien und deshalb von den vielfach verdffent-
lichten unberichtigten und somit falschen Angaben ab-
weichen. Dic stärksten Stürme scien seit 1876, der
Gründung des Beobachtungsnetzes der Seewarte, am
12. Februar 1894 und am 11. Dezember 1891 beobachtet
worden, bei dem ersteren wurden in Hamburg in den
Stölsen gemessen 30—32 m Geschwindigkeit, in dem
letzteren 29 m, schätzungsweise waren in den stärksten
Stofsen Geschwindigkeiten von 30—32 m vorhanden.
Köppen gibt ferner an, dafs in England in der Zeit
von 1868--1897 die gröfste Windgeschwindigkeit im
Stundenmittel betragen habe: in 10 Fällen 27 m, in 10
anderen Fällen 28—31 m und in je einem Falle 34 und
35 m. In den Stöfsen mufs sie daher etwas gröfser
gewesen sein. Zum Vergleiche führt er dann noch an,
dafs in den tropischen Orkanen gemessen wurden und
zwar in Aden am 3. Juni 1885 36 m, auf Mauritius am
29. April 1892 in Böen 40 m und in Manila am 20. Ok-
tober 1882 !⁄4 Stunde lang 40 m oder noch mehr.
Da tropische Orkane in Deutschland wohl niemals
auftreten werden, so kann man als gröflste Windge-
schwindigkeit einen etwas geringeren Wert nämlich
36 m als durchaus zutreffend hierfür annehmen.
Es fragt sich nun, wie kann man aus dieser Wind-
geschwindigkeit den Winddruck bestimmen.
‚Eine bewegliche Platte nach beistehender Abbildung,
die die Gréfse von I qm haben mag, werde senkrecht
vom Winde, der eine Masse m und cine Geschwindig-
keit v hat, getroffen, so wird ein Teil der im Winde
mu’
überhaupt enthaltenen Arbeit von der Gröfse 2 durch
den Stofs gegen die Platte verloren gehen. Die dann
übrig bleibende Arbeit ist in dem Winde hinter der
Platte noch enthalten. Nach dem Stofse möge der
Wind die Geschwindigkeit z, haben, so ist offenbar die
v — 7, )* gn Ani
Stofsarbeit = Eu N gewesen und die hinter der
Gë , mv,” ,
Platte in ihm enthaltene Arbeit a . Die von der
Platte aufgenommene Arbeit A ist somit
Je mo? mt vn) mo,”
SNE 2 ~~ 2
Die Platte möge einen Gegendruck D ausüben und
mit der Geschwindigkeit v, ausweichen, so ist die vom
Winde auf sie übertragene Arbeit = Dv, und diese
mufs gleich dem vorhin gefundenen Werte 4 sein.
Daraus folgt
De er
D = m (v -—v).
Wenn die Platte feststehend ist, also nicht aus-
weichen kann, so ist und D = mv.
Bezeichnet man das Gewicht von 1 cbm Luft mit G,
so würde bei der Geschwindigkeit v des Windes in m
die Luftsäule Gv die Platte treffen, somit ist
et —
Zu —
[No. 631.] 141
G.V
m= oe und
Ga,
D= 9.8] für eine feststehende Wand.
Da nun I cbm Luft bei 760 mm Barometerstand und
0° C = 1,293 kg wiegt, so ist für diesen Fall theoretisch
, 9
Ds gar P
D, = 0,132 ec,
In Wirklichkeit wird dieser Ausdruck noch mit
einem Erfahrungskoefficienten « zu multiplicieren sein,
der im wesentlichen von der Dicke der Platte abhängig
ist. Da meines Wissens dieser Wert für die Wirkung
des Windes auf solche Platten noch nicht ermittelt ist,
so wird man sich an die Versuche halten müssen, die
mit Wasser vorgenommen wurden. Bei ihnen setzte
man die Druckwirkung
E „me“ o v Gv?
get
o
Es entspricht also das 2 dem obigen «.
Nach den Versuchen von Dubuat und Duchemin
ist für einen quadratischen Querschnitt im freien Wasser-
strom # — 1,46.
Nach den Versuchen von Grashof ist # = 1,3.
Wählt man einen mittleren Wert zwischen beiden
+ — 1,4, so ist
— 2 == 0,7 und
a = ae un
somit
D, = 0,1 . 0,132 . v*
D, = 0,0924 v”.
Da die Luft aber viel dünnflüssiger als das Wasser ist,
so wird in Wirklichkeit trotz der gröfseren Geschwindig-
keit # erheblich kleiner ausfallen und deshalb D, als
ein Maximalwert anzusehen sein, der nie erreicht wird.
Wird hierin der vorhin gefundene gröfste Wert
von v = 36 m eingesetzt, so ist
D, = 0,0924 . 36 . 36.
D, = 119,15 oder 120 kg.
Wenn nun, wie schon erwähnt, gelegentlich höhere
Windpressungen gemessen wurden, so können sie
nur von der Unvollkommenheit der Mefsapparate her-
rühren, denn 120 kg ist, wie ich schon vorhin ausführte,
als ein nichterreichbarer Maximalwert anzusehen. Viel-
fach wird die Gröfse des Winddrucks aus der Wind-
geschwindigkeit unter Benutzung eines Koefficienten
a — 1,86 also « = 0,93 berechnet, wie das auch Weis-
bach in der Ingenieur- und Maschinenmechanik Il. Teil
2. Abt. S. 650 tut. Dieser Wert von % ist aber für
Schornsteine nicht brauchbar, weil er nur für den
Fall pafst, in welchem die Dicke der vom Wasser
(Winde) getroffenen Platte etwa den 4100 Teil der Breite
beträgt.
Nach den Ergebnissen der Berliner wissenschaft-
lichen Luftfahrten (Himmel und Erde No. 2 1901) ist
die gröfste Windgeschwindigkeit in verschiedenen Höhen
über der Erdoberfläche in der cyklonalen Lage, wenn
die Geschwindigkeit an der Erdoberfläche mit v be-
zeichnet wird:
Unterschied
in 0 m Höhe = 1,0 al
„ 100, , = 1,982) Se A
„200 „ , = 312 el Sit?
„300 „ , = 241») 035v
dabei ist erwähnt, dafs die Geschwindigkeit in den
ersten 500 m von der Erdoberfläche ab am meisten
mit der Höhe zunimmt, dann wächst die Geschwindig-
keit in der Höhe von 500—-1500 m — in der Haupt-
zone der Cumulusbildung — nur langsam usw. Man
kann deshalb die Windgeschwindigkeit in 500—550 m
Höhe über der Erdoberfläche zutreffend mit
z — 1,6»
annehmen, d. h. es wird in dieser Höhe eine Wind-
geschwindigkeit
za = 1,6 . 36 — 57,6 m
vorhanden sein, |
142 (No, 631.)
Ferner ist nach von Lössl in 544 m Höhe das Ge-
wicht cines cbm Luft geteilt durch die Erdacceleration
= 0,1236 und somit
D, = 0,1.0,1236 . 57,6 . 57,6
D; = 281 kg.
Es ist also von der Erdoberfläche ab bis zu 544 m
Höhe die Zunahme 7 für jeden Meter Flöhe
, 281 — 120
Ge 544 = 0,307 kg.
Bei einem Schornstein von 40 m Hohe ist in Folge
dessen unten ein Winddruck von allerhöchstens 120 kg
und oben ein solcher von 120 + 40. 0,307 — 132,3 kg,
im Mittel also von 126,1 kg vorhanden; bei cinem
Schornstein von 50 m Höhe ist der mittlere Wert
121,1 kg und bei einem solchen von 60 m Höhe 129,6 kg.
Diese Werte weichen nur ganz unerheblich von dem-
jenigen der Akademie des Bauwesens ab, so dafs man
unter Berücksichtigung des Umstandes, dafs 120 kg ein
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Oktober 1903.)
in Deutschland niemals "vorkommender Maximalwert
ist, in allen Fällen ganz unbedenklich mit 125 kg Wind-
druck rechnen kann.
Es scheint mir deshalb nicht nötig zu sein, dafs
jede Schornsteinberechnung einmal mit einem Wind-
druck von 125 kg und einmal mit einem solchen von
150 kg gemacht wird. Im Interesse nicht nur der Schorn-
steinbauer, die 2 Berechnungen machen müssen und der
Behörden, die sie zu prüfen haben, sondern vor allem
auch derIndustricllen, deren Kesselgenehmigungsgesuche
erhebliche Verzögerungen durch das Einfordern der
fast immer fehlenden Berechnung mit 150 kg erleiden,
ist es dringend erwünscht, dafs die zweite Berechnung,
die ja doch meistens nur unvollständig gemacht wird,
ganz fortfällt. Wenn auf eine gute Ausführung und
gutes Material geachtet wird, stürzt selbst bei dem
stärksten Sturme ein mit 125kg richtig berechneter
Schornstein nicht ein.
Verschiedenes.
Königliche Technische Hochschule zu Berlin.
Programm für das Studienjahr 1903/04.
Das Programm enthält neben den bisher üblichen Nach-
richten die Mitteilung betreffend die Erlangung akademischer
Grade.
Es wurden danach verliehen die Würde eines Dr.-Ing.
ehrenhalber auf einstimmigen Antrag der Abteilung für
Architektur
dem Geheimen Regierungs-Rat, Professor Hermann Ende,
Präsidenten der Königlichen Akademie der Künste in
Berlin, in Anerkennung seiner hervorragenden Ver-
. dienste als schaffender Architekt um die künstlerische
Entwicklung des Hochbauwesens in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts,
dem Oberbaudirektor Professor Dr. Josef Durm in Karls-
ruhe, in Anerkennung seiner hochbedeutenden bau-
künstlerischen Arbeiten und erfolgreichen Forschungen
und Veröffentlichungen auf dem kunstgeschichtlichen
Gebiete der Architektur;
ferner auf einstimmigen Antrag der Abteilung für Schiff-
und Schiffsmaschinen-Bau
dem Direktor der Stettiner Maschinenbau - Aktien - Gesell-
schaft „Vulcan“, Kommerzienrat Herman Josef Stahl
in Bredow bei Stettin, in Anerkennung seiner hervor-
ragenden Verdienste um die Ausgestaltung und Ent-
wicklung des deutschen Schiffbaues,
dem Ingenieur und Inhaber der Schichau’schen Werke zu
Elbing und Danzig, Geheimen Kommerzienrat Carl
H. Ziese in Elbing, in Anerkennung seiner hervor-
ragenden Verdienste um die konstruktive Durchbildung
und Ausgestaltung des deutschen Kriegs- und Handels-
schiffbaues;
ferner auf einstimmigen Antrag der Abteilung für Maschinen-
Ingenieurwesen
dem Königlich Württembergischen Baudirektor und Pro-
fessor an der Technischen Hochschule in Stuttgart
C. von Bach, wegen seiner. hervorragenden Ver-
dienste um die wissenschaftliche Entwicklung des
Maschinenbaues und seiner bahnbrechenden Tätigkeit
als akademischer Lehrer und Forscher. i
Die Würde eines Drema. nach Erledigung des Pro-
motionsverfahrens wurde verliehen
auf Antrag des Kollegiums der Abteilung für Bau-Ingenieur-
wesen
dem Regierungs-Baumeister Otto Blum aus Neun-
kirchen;
auf Antrag des Kollegiums der Abteilung für Maschinen-
Ingenieurwesen
dem Dipl.-Ing. Paul Roth aus Berlin,
t
|
dem Dipl.-Ing., Ober-Ingenieur der Siemens & Halske
A.-G. Berlin Walter Reichel aus Laurahttte,
dem Dipl.-Ing. Franz Jordan aus Eimersleben;
auf Antrag des Kollegiums der Abteilung für Schiff- und
Schiffsmaschinen-Bau
dem Dipl.-Ing. Clarence Schultz aus Cincinnati;
auf Antrag des Kollegiums der Abteilung für Chemie und
Hüttenkunde
dem Dipl.-Ing. Jacob Lukaszczyk aus Rosenberg O.-S.,
dem Dipl.-Ing. Kontre-Admiral z. D. Oscar Boeters
aus Wernigerode,
dem Dipl.-Ing. Emil Collett aus Trondhjem,
dem Dipl.-Ing. Oswald Brück aus Bielitz,
dem Dipl.-Ing. Naftaly Ozorovitz aus Bukarest,
dem Dipl.-Ing. Georg Wenzel aus Zduny,
dem Dipl.-Ing. Ernst Kollmann aus Dortmund sowie
dem Dipl.-Ing. Alfred Sadlon aus Hohenlohehitte.
Der Grad eines Dipl.-Ing. ist in der Zeit vom 1. Juli
1902 bis 30. Juni 1903 72 Inhabern eines Diploms der
Königlich Technischen Hochschule zu Berlin vom Senat
erteilt worden.
Die Jubiläumsstiftung der deutschen Industrie hat nach
dem uns vorliegenden Bericht für das Jahr 1902 unter dem
Vorsitz des Geheimen Regierungsrats Professor H. Rietschel
am 18. Juni d. J. ihre diesjährige ordentliche Sitzung ab-
gehalten. Nach einigen geschäftlichen Mitteilungen wurde
der Bericht des Schatzmeisters über das Stiftungsvermögen,
die Anlegung und Verwaltung desselben, entgegengenommen.
Der Entwurf des Vorstandes zu einer Geschäftsordnung für
das Kuratorium und den Vorstand der Stiftung wurde mit
geringen Aenderungen angenommen, ebenso erfolgte die
Zustimmung zur Wahl der vier Kommissionen zur Begut-
achtung der Anträge und die Annahme der vom Vorstand
aufgestellten Leitsätze.
Die Beratung über die Gesuche um Geldbewilligung fand
nach der Reihenfolge ihres Eingangs, unter Berücksichtigung
der Vorschläge der Kommissionen und des Vorstandes, statt.
Es wurden bewilligt:
l. Zur Ausführung von Reibungsversuchen an den Pro-
fessor Dr. A. Föppl in München, unter der Voraus-
setzung, dafs dieser selbst die Oberleitung der Versuche
übernimmt, je 5000 M. für die Jahre 1902 und 1903,
zusammen 10000 M.;
2. Zur Fortführung seiner Versuche über Funken-
telegraphie an den Geheimen Regierungsrat, Professor
Dr. Slaby in Charlottenburg ein Betrag von 20 000 M.;
3. Zur Unterstützung von metallurgischen Versuchen mit
sauerstoffreicher Luft an den Geheimen Regierungsrat,
Professor Dr. Borchers in Aachen und zur Ausführung
von solchen wissenschaftlichen Untersuchungen für das
We
(1. Oktober 1903.)
Gebiet der Metallhüttenkunde, die den unmittelbaren
Bedürfnissen der Praxis entsprechen, an Professor
Doeltz in Clausthal, zusammen die Summe von 10000M.
für zwei Jahre mit der Mafsgabe, dafs jedem 5000 M.
zustehen sollen, und mit dem Wunsche, dafs die
Arbeiten beider Empfänger nach gemeinschaftlichem
Programm ausgeführt werden möchten;
4. Zu Versuchen über das Zerreifsen von rotierenden Ring-
und Vollscheiben an den Assistenten bei der Tech-
nischen Hochschule in Braunschweig Erich Prümm
der Betrag von 600 M.;
5. Zur Ausführung von experimentellen Untersuchungen
in dem von Professor Dr. Oscar Knoblauch geleiteten
Laboratorium für technische Physik bei der Technischen
Hochschule in München über die Ausflufs-Erscheinungen
von Gasen, Dämpfen und von erhitzten Flüssigkeiten
an den Professor Dr. C. von Linde in Thalkirchen
bei München eine Summe von 10000 M.;
6. Zur Untersuchung von Legierungen der Ceritmetalle
an den Professor Dr. W. Muthmann in München der
Betrag von 3000 M.; ;
7. Zur Fortsetzung und notwendigen Vervollstandigung
seiner bisherigen Versuche über die Festigkeit rotieren-
der Scheiben (Schleifräder) an den Professor M.Grübler
in Dresden ein Betrag von 2800 M. und
_ 8. Zu theoretischen und experimentellen Untersuchungen
der chemisch-technischen Prozesse mit den Hilfsmitteln
‚der neueren physikalischen Chemie an Professor Dr.
Bodländer in Braunschweig die Summe von 3000 M.
Nach Vorstehendem bezifferten sich die Bewilligungen
für das Jahr 1902 auf 49 400 M.
1903 , 2 10 000 „
zusammen auf 59400 M.
Projekt einer neuen russischen Eisenbahnverbindung
zwischen Europa und Asien. Nach einer Mitteilung des
französischen Konsuls in Odessa ist in Kertsch ein Ingenieur
eingetroffen, welcher von der russischen Regierung mit der
Prüfung der projektierten Trace einer neuen Eisenbahn be-
auftragt worden ist, welche die Verbindung des südlichen
Europa mit Persien vermitteln soll. Wie die Nachr. f. H. u. I.
nach Moniteur officiel du commerce berichten, soll auf einer
21), Werst langen Brücke die Meerenge von Kertsch bei
Jenikale überschritten und die Stadt Jenikale mit Anapa,
einer Station der bereits bestehenden kaukasischen Eisen-
bahn, durch eine 70 Werst lange Strecke verbunden werden.
Auf diese Weise soll ein direkter Verkehr zwischen Europa
und Asien über Kertsch, Taman, Anapa und dem Kaukasus
bis an das Kaspische Meer hergestellt werden.
Der vom russischen Finanzministerium abgeordnete
Ingenieur soll nach eingehender Prüfung erklärt haben, dafs
beide Ufer der genannten Meerenge zur Anlage der Brücke
geeignet wären und im übrigen der sofortigen Ausführung
der neuen Eisenbahnlinie irgend welche Hindernisse nicht
im Wege ständen.
Preisausschreiben für Spiritusglühlichtlampen. Der
Gesamtausschufs der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft
hat in seiner Sitzung am 22. Juni auf Antrag des Sonder-
ausschusses für technische Spiritusverwertung beschlossen,
für die im Juni 1904 in Danzig stattfindende Wanderaus-
stellung ein Preisausschreiben für die Hauptprüfung von
Spirituslampen aller Art zu veranstalten,. bei welchem
3 Klassen von Lampen geprüft werden sollen:
l. Lampen für Beleuchtung von Wohn- und Geschäfts-
räumen, sowie Mannschaftszimmern in den Kasernen.
2. Lampen für Wirtschaftszwecke aller Art, also nament-
lich zur Verwendung in Küchen, Treppenhäusern, Fluren,
Stallungen, Werkstätten, Molkereien, Brennereien, Stärke-
fabriken usw.
3. Lampen für Beleuchtung im Freien, grofsen Fabrik-
räumen, Turnsälen, Reitbahnen usw.
Dem Umfange dieses Preisausschreibens und der grofsen
Bedeutung der Spiritusbeleuchtung für die verschiedenen
H ” Ui
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 631.) 143
Zwecke entsprechend, sind auch die den Preisrichtern zur
Verteilung von Preisen zur Verfügung stehenden Mittel sehr
erhebliche. Im ganzen sind für die Preisverteilung 21 000 M.
bereits gestiftet worden. An der Stiftung der Preise sind
aufser der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft die Centrale
für Spiritusverwertung und die Preufsischen Landwirtschafts-
kammern beteiligt, namentlich diejenige für Schlesien. Aufser-
dem hat Seine Majestät der Kaiser einen Siegerpreis gestiftet.
Die Anmeldungen müssen bis zum 15. Januar 1904 bei der
unten bezeichneten Geschäftsstelle erfolgen.
Das lebhafte Interesse, welches der Spiritusbeleuchtung
von allen Seiten entgegengebracht wird, die verschiedenen
Preisausschreiben, welche für Spirituslampen in den letzten
Jahren veranstaltet wurden, und die zahlreichen Ausstellungen
haben den Fabrikanten von Spirituslampen reiche Anregungen
gegeben, denen sie mit anerkennenswertem Eifer nachgegangen
sind. Daher hat auch die Spiritusbeleuchtung gerade in den
letzten Jahren sehr erhebliche Fortschritte gemacht, und es
erscheint wohl angebracht, durch eine im grofsen veran-
staltete Hauptprüfung der jetzt vorhandenen und noch in der
Ausarbeitung begriffenen Systeme diejenigen festzustellen,
welche einer besonderen Anerkennung und dementsprechend
auch einer gröfseren Verbreitung würdig sind.
Man darf mit Recht erwarten, dafs aus dem von der
Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft veranstalteten Preis-
ausschreiben eine Anzahl von Lampen hervorgehen wird,
die für die weitere Ausbreitung der Spiritusbeleuchtung
wesentliche Dienste leisten werden. Die näheren Be-
dingungen des Preisausschreibens sind durch die Geschäfts-
stelle der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Berlin SW,
Dessauer Strafse 14, zu beziehen.
Ein Preisausschreiben für die besten Projekte zur Aus-
nutzung der elektrischen Kräfte für Zwecke der Industrie im
Kanton Waadt (Schweiz) ist seitens der Union vaudoise du
commerce et de industrie in Lausanne erlassen worden.
Für Preise steht eine Summe von 4000 Fres. zur Verfügung.
| (Nachr. f. H. u. 1.)
Gesetz betreffend den Gebrauch der Vereinigten Staaten-
Flagge und Gesetz betreffend das Recht am eignen Bilde.
Am 1. September d. J. traten im Staate New York zwei
Gesetze in Kraft, von denen das eine die Nationalflagge der
Vereinigten Staaten, das Sternenbanner, gegen Mifsbrauch
durch Reklamezwecke usw. schützen soll. Das Gesetz besagt,
dafs jeder, der auf eine Flagge, Fahne, Standarte oder
Wimpel der Vereinigten Staaten oder des Staates New York
Worte, Figuren, Schutzmarken oder irgend andere Mittel
zum Zweck der Reklame druckt, malt oder stempelt, einer
Strafe bis 100 Dollars oder einer Gefängnisstrafe bis 30 Tagen
oder beidem verfallen soll. Die Benutzung der Vereinigten
Staaten-Flagge in Zeitungen, Büchern, Diplomen, Zertifikaten,
als Beamtenabzeichen, als Schmucksache, auf Briefpapier ist
nur dann gestattet, wenn die Flagge frei von jeder Reklame
bleibt. Gleichzeitig tritt in New York ein anderes Gesetz
in Kraft, das verbietet, Name oder Bild irgend einer lebenden
Person zu Reklamezwecken zu verwenden oder mit Reklame
zu verbinden, wenn nicht die betreffende Person ihre Er-
laubnis dazu schriftlich gegeben hat. Bei minorennen Per-
sonen ist die Erlaubnis der Eltern oder des Vormundes
notwendig. (Oesterreichisches Patentblatt.)
„Made in Germany“ in Amerika. Eine Herkunftsangabe,
wenigstens für gewisse eingeführte Waren, soll künftig auch
in den Vereinigten Staaten von Nordamerika erzwungen
werden. Hierüber, sowie über die Einführung einer amt-
lichen Untersuchung gewisser Einfuhrartikel hat das Schatz-
amt der Vereinigten Staaten "Bestimmungen erlassen. Auf
ein neues Gesetz gründet sich folgende, für alle Exportfirmen
sehr beachtenswerte Verfügung:
„Alle ausländischen Waren, Drogen und Flüssigkeiten,
welche vom Auslande nach den Vereinigten Staaten einge-
führt werden, unterliegen der Prüfung und Untersuchung
nach Anweisung und Befinden des Staatssekretärs des
144 (No, 631.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Oktober 1903.)
Ackerbau-Departements, welcher, durch Vermittelung des
Schatzamtes und der verschiedenen Zolleinnehmer, die
Originalpackungen solcher Waren öffnen und daraus von
den Waren selbst Proben zur Untersuchung und Analyse
entnehmen lassen kann.“
„Wenn sich bei solcher Untersuchung oder Analyse
ergibt, dafs die Waren unter eine der drei, vom Gesetz ver-
botenen Klassen fallen, nämlich:
1. Waren, welche der Gesundheit schädlich sind;
2. Waren, deren Verkauf in ihrem Ausfuhr- oder Her-
stellungslande verboten oder eingeschränkt ist;
3. Waren mit falscher Bezeichnung des Ortes oder Ur-
sprungs oder des Inhalts ihrer Verpackung;
so sollen in diesem Falle die erwähnten Waren entweder
unter amtlichem Verschlufs, mit der Bedingung der sicheren
Landung im Auslande, ausgeführt oder von den betreffenden
Zollbehörden vernichtet werden.“
Die Durchführung der Bestimmungen eines schon früher
in Kraft getretenen Gesctzes bezweckt folgende Verfügung:
„Alle eingeführten Nahrungsmittel, Drogen und Flüssig-
keiten müssen, in deutlicher englischer Stempelung, a) auf
den Waren selbst, wenn sie irgendwelche Marken tragen,
den Namen ihres Ursprungslandes tragen, b) alle Ver-
packungen solcher Waren müssen ebenso mit dem Namen
des Ursprungslandes und der darin enthaltenen Menge
gestempelt werden, c) wenn eingeführte Waren mit einer
Bezeichnung versehen sind, welche in dem Publikum den
Glauben erwecken, dafs sie in den Vereinigten Staaten her-
gestellt seien, so soll ihnen die Einfuhr in unsere Häfen
versagt werden.“
Die Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika
will von jetzt an die Erfüllung’ dieser Anforderung mit aller
Strenge verlangen.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Marine-Maschinenbaumeister der Marine-
Bauführer Becker, zum Marine-Schiffbaumeister der Marine-
Bauführer Berghoff und zum Marine-Hafenbaumeister der
Regier.-Baumeister Nübling.
Garnison-Bauverwaltung Preufsen.
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat den Garnison-
Bauinspektoren, Bauräten Reinmann in Mainz I und Schneider
in Halle a.d. S.
Versetzt: gegenseitig die Garnison - Bauinspektoren
Kaiser, technischer Hilfsarbeiter bei der Intendantur des
II. Armeekorps in Stettin, und Ludwig, Lokalbaubeamter in
Jüterbog.
Preufsen.
Ernannt: zum Präsidenten der Königl. Eisenbahn-
direktion in Münster i. W. der Gch. Oberregierungsrat und
vortragende Rat im Ministerium der öffentl. Arbeiten Pannen-
berg;
zu Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren die Regier.-
Baumeister des Ingenieurbaufaches Alfred Morgenstern in
Koblenz und Balduin Schmitz in Hamburg.
Verliehen: der Charakter als Oberbaurat mit dem
Range der Oberregierungsräte dem Regier.- und Baurat
Roloff in Marienwerder und der Charakter als Geh. Baurat
dem Stadtrat Gustav Behnke in Frankfurt a.M.
Berufen: in das techn. Bureau der Wasserbau-Abteilung
des Ministeriums der öffentl. Arbeiten der bisher beurlaubte
Regier.-Baumeister des Wasser- und Strafsenbaufaches
Friedrich Vofs.
Zur Beschäftigung überwiesen: der Regier.-Bau-
meister des Maschinenbaufaches Rosenfeldt, bisher zur Kaiserl.
Werft in Wilhelmshaven beurlaubt, der Königl. Eisenbahn-
dircktion in Erfurt, die Regier.-Baumeister des Eisenbahn-
baufaches Lieser der Königl. Eisenbahndirektion in Frank-
furt a.M. und Blell der Königl. Eisenbahndirektion in Breslau.
Versetzt: der Oberbaurat Roloff von Marienwerder
als Elbstrombaudirektor nach Magdeburg, der Regier.- und
Baurat Niese von Thorn nach Marienwerder und der Regier.-
Baumeister des Eisenbahnbaufaches Otzen in Rheydt zur
Konigl. Eisenbahndirektion nach Hannover.
Die nachge suchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Regier.-Baumeister des Hochbaufaches
Oskar Bandtlow in Konitz.
Aus dem Staatseisenbahndienste ausgeschieden:
der Regier.-Baumeister des Maschinenbaufaches Ernst Lunow
in Dortmund infolge Ernennung zum Königl. Oberlehrer an
den vereinigten Maschinenbauschulen daselbst.
Bayern.
Befördert: zum Regierungsrat bei der Eisenbahn-
Betriebsdirektion in Weiden der Direktionsrat Ludwig Sperr
daselbst.
Versetzt: in seiner bisherigen Diensteigenschaft zur
Eisenbahn-Betriebsdirektion Regensburg der Regierungsrat
August Roos in Weiden, als Direktionsrat zur Eisenbahn-
Betriebsdirektion Weiden der Oberbauinspektor Friedrich
Rünnewolff in München;
in ihrer bisherigen Diensteigenschaft die Oberbau-
inspektoren Friedrich Fahr in Ochsenfurt als Staatsbahn-
ingenieur nach Nürnberg, Karl Seefried in München zur
Generaldirektion der Staatseisenbahnen und Philipp Kefsler
in Nabburg als Staatsbahningenieur nach Schwandorf, die
Direktionsassessoren Artur Wünscher in München, zur
Eisenbahn-Betriebsdirektion Nürnberg und Gustav Lang in
Lichtenfels zur Eisenbahn-Betriebsdirektion Bamberg, sowie
die Eisenbahnassessoren Alexander Kober in Bamberg zum
Staatsbahningenieur Bamberg II in Lichtenfels und Ludwig
Bauer in Bamberg zum Staatsbahningenieur Würzburg IV
in Aschaffenburg.
Württemberg.
Befördert: zum Abteilungsingenieur bei dem bautechn.
Bureau der Generaldirektion der Staatseisenbahnen der
Regier.-Baumeister Hoffmann.
Bremen.
Ernannt: zum Öberbaudirektor der bisherige Bau-
inspektor Baurat Hermann Bücking.
Verliehen: der Titel Baurat dem Bauinspektor Georg
de Thierry.
Gestorben: der Geh. Kommerzienrat Max v. Duttenhofer
in Rottweil, Hermann Berckemeyer, General-Direktor der A.-G.
Eisenindustrie zu Menden und Schwerte, der Regierungsrat
Heinrich Maier in Augsburg und der Oberbauinspektor Otto
Stettner in Regensburg.
Bedeutende Maschinenfabrik sucht einen
Ingenieur
zum Bau und Vertrieb von Eisenbahn-Weichen, Drehbrücken und
Schiebebühnen. Offerten sub. K. U. 52323 an
Rudolf Mosse, Cöln.
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Berlin, gesucht.
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SOME EE EE EE
Lebenslauf und Gehalts-
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. 1). Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
[15. Oktober 1903.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 632.] 145
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin.
Versammlung am 8. September 1903.
Vorsitzender: Herr Ministerial-Direktor, Wirklicher Geheimer Rat Schroeder.
Schriftführer: Herr Regierungs- und Baurat Diesel.
(Mit 3 Abbildungen.) *)
Der Vorsitzende: Meine Herren! Die Sitzung ist
eröffnet.
Seit der letzten Sitzung hat leider der Tod unserem
Verein viele Mitglieder entrissen. Am 23. März ist,
wie verspätet bekannt geworden, Herr Eisenbahn-Bau-
inspektor Richard Schwedler in Fulda, im 56. Le-
bensjahre gestorben; er war Mitglied seit dem Jahre
1892. Am 19. Mai wurde Herr Geh. Baurat Hermann
Kricheldorff in Braunschweig im 75. Lebensjahre
aus dieser Zeitlichkeit abgerufen; er war Mitglied seit
dem Jahre 1889. Am 2. Juli starb Herr Baurat Friedrich
Grund in Breslau im 64. Lebensjahre, Mitglied seit
dem Jahre 1880. Herr Grund hat sich als Direktor
einer sehr hervorragenden Wagenbauanstalt, namentlich
um den Bau von Personenwagen verdient gemacht.
Am 20. Juli ist Herr Geh. Baurat A. Herr im 50. Lebens-
jahre gestorben; er war Mitglied seit 1884. Herr war
eben zum Vortragenden Rat im Ministerium der öffent-
lichen Arbeiten ernannt worden, als er nach kurzer
Krankheit durch den Tod dahingerafft wurde. Am
13. August wurde dem Verein eines seiner ältesten Ehren-
mitglieder entrissen, Herr Ober-Baurat Dr. Scheffler
in Braunschweig im hohen Greisenalter von 83 Jahren;
er war Mitglied seit dem Jahre 1857. Am 18. August
starb Herr Regierungs- und Baurat Gier im 55. Lebens-
jahre, Mitglied seit 1890. Herr Gier war bekanntlich bis
zu seiner Erkrankung bauleitender Ingenieur der Hoch-
und Untergrundbahn. Ganz neuerdings, am Sonntag, ist
Herr Fabrikbesitzer Julius Rütgers im 73. Lebensjahre
gestorben, seit 1881 Mitglied des Vereins. Herr Rütgers
war bekannt durch seine Bestrebungen und seine Er-
folge bei der Tränkung der Eisenbahnholzschwellen
zum Schutze gegen Faulnis. Wir betrauern und be-
klagen tief den Verlust aller dieser Mitglieder und
werden ihnen ein treues Angedenken bewahren. Ich
bitte Sie, sich zu Ehren der entschlafenen Mitglieder
von Ihren Sitzen zu erheben. (Geschieht.)
Das Protokoll über die vorige Sitzung liegt zur
Einsicht hier aus. Etwaige Ausstellungen bitte ich, vor
dem Schlufs der Sitzung anzumelden.
Sodann werden die regelmafsigen Eingänge auf-
geführt. Ich lege die einzelnen Stücke hier zur An-
sicht aus und bitte diejenigen Herren, die etwa Kenntnis
davon nehmen wollen, sich hier an den Tisch zu be-
mühen.
Sodann sind weiter eingegangen: vomk.k.Eisenbahn-
ministerium zu Wien der Bericht über die Ergebnisse
der k. k. Staatseisenbahnen für das Jahr 1902; von der
Metallwarenfabrik F. F. A. Schulze Preislisten für
Beleuchtungsgegenstände; von Herrn Regierungsbau-
meister Blum die Arbeit, auf die ihm der Verein den
Preis erteilt hatte, nämlich: Reibungsbahnen und Bahnen
gemischten Systems. Herr Blum hat diese Arbeit als
Doktordissertation eingereicht. Ferner sind eingegangen
von der Direktion der Gotthardbahn: der 31. Geschätts-
bericht der Direktion und des Verwaltungsrates, um-
fassend das Jahr 1902; vom Verein deutscher Eisenbahn-
verwaltungen: Statistische Nachrichten von den Eisen-
bahnen des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen
für das Rechnungsjahr 1901; von der Institution of civil
engineers in London: verschiedene Abhandlungen; von
der Association des ingénieurs sortis des écoles spéciales
de Gand: Les eaux alimentaires de l'agglomération
Bruxelloise en 1903; von der Waggonfabrik Rastatt:
eine Abhandlung über Eisenbahnwagen mit Schnellent-
ladung zur Beförderung von Massengütern; von Herrn
*) Diese Abbildungen sind mit freundlicher Erlaubnis der Schrift-
leitung aus dem „Centralblatt der Bauverwaltung 1899 No. 55“
übernommen. D. Red.
Civilingenieur Ziffer in Wien: die Entwickelung der Bu-
kowinaer Lokalbahnen; von der Waggonfabrik Rastatt:
eine Abhandlung über schattenlose Gittermaste für
Bogenlampen mit Chubbschlofswinde; von Herrn
Eisenbahn-Bauinspektor Prof. Cauer: sein Werk über
Personen- und Güterverkehr der vereinigten preufsischen
und hessischen Staatsbahnen.
Den Einsendern darf ich hier unseren Dank aus-
sprechen.
Ihren siebenzigsten Geburtstag haben gefeiert: die
Mitglieder Herr Geh. Regierungsrat Simon und Herr
General der Infanterie z. D. v. Golz, der früher
längere Zeit stellvertretender Vorsitzender des Vereins
war. Wir haben beide dazu beglückwünscht und beide
haben sich dafür in warm gehaltenen Schreiben bedankt.
Zur Aufnahme in den Verein hat sich gemeldet
Herr Ober-Ingenieur Charles King von der Firma
Borsig in Tegel, eingeführt durch Herrn Borsig und
Herrn Geh. Baurat Garbe.
Dann haben wir heute abend abzustimmen über
die Aufnahme des Herrn Ingenieur MichaelRaffalovich;
die Stimmzettel werden demnächst eingesammelt werden.
Ich bitte nunmehr Herrn Ober- und Geh. Baurat
Caesar, uns den versprochenen Vortrag über
Die Umgestaltung der Eisenbahnanlagen
in und um Hamburg
zu halten.
Herr Ober- und Geh. Baurat Caesar: Meine Herren!
Der Gegenstand, über den ich heute sprechen will, ist
nicht mehr ganz neu und mufs ich um Entschuldigung
bitten, dafs ich Ihnen hier Dinge erzähle, welche teil-
weise schon anderweitig veröffentlicht sind.
Die beiden Städte Hamburg und Altona, ähnlich
wie Berlin und Charlottenburg eng zusammengebaut,
sind, obwohl verschiedenen Staaten angehörig, vom
Standpunkt des Verkehrs, doch als eine einzige Stadt
anzusehen. Dementsprechend waren die, seit dem
Jahre 1842 nach und nach auf Hamburger und Altonaer
Gebiet entstehenden Eisenbahnanlagen auch für beide
Städte bestimmt. Auf ersterem bauten unabhängig von
einander und zu verschiedenen Zeiten die Berlin-
Hamburger, die Lübeck-Büchener und Köln-Mindener,
auf letzterem die Altona-Kieler Eisenbahn-Gesellschaft
ihre Endbahnhöfe.
Die sogenannte Verbindungsbahn, von dem in un-
mittelbarer Nähe des Berliner Bahnhofes gelegenen
Bahnhofe Klosterthor beginnend und auf dem Altona-
Kieler Bahnhofe endigend, wurde erst 1866, und zwar
auf Hamburgischem Gebiete auf Kosten der Freien- und
Hansastadt Hamburg, auf Preufsischem Gebiet auf Kosten
der Altona-Kieler Eisenbahn-Gesellschaft, erbaut. Die-
selbe diente, nachdem die Hamburg-Berliner Eisenbahn-
Gesellschaft eine Anschlufsbahn an ihren Bahnhof her-
gestellt hatte, zur Ueberführung der Güter vom Berliner
zum Altona-Kieler Bahnhof und in umgekehrter Richtung.
Aufserdem liefen auf ihr eine Anzahl Lokal-Personen-
züge, welche auch zur Beförderung der die Städte
Hamburg und Altona ohne Aufenthalt passierenden und
auf den Bahnhöfen Klosterthor und Altona neu zu-
gehenden Reisenden benutzt wurden. Der Personen-
verkehr auf dieser mit 3 Zwischenstationen, und
zwar Dammthor und Sternschanze auf Hamburgischem,
Schulterblatt auf Preufsischem Gebiet, ausgestatteten
Bahn, wuchs erheblich, nachdem die Züge auf die im
Jahre 1866 von der Altona-Kieler Bahn erbauten,
Blankeneser Lokalbahn übergeführt wurden.
Als. die Köln-Mindener Bahn im Jahre 1870 den
Venloer Bahnhof, zunächst für ihren eigenen Verkehr,
146 (No. 632.)
sodann aber auch für den der Hannoverschen Staats-
bahn, eröttnete, stellte sie, ebenso wie dies die Berliner
Bahn gemacht hatte, unter Benutzung der öftentlichen
Stratsen eine Verbindung mit dem Klosterthorbahnhof
und für dıe Ueberführung von Güterzügen auch mit
dem Berliner Bahnhofe her.
Weder bei Einführung der verschiedenen Bahnen
in die beiden Städte, noch bei Erbauung der Ver-
bindungsbahn war auf grundsätzliche Vermeidung von
Kreuzungen der Strafsen in Schienenhöhe Bedacht ge-
nommen, sondern waren solche nur da vermieden, wo
die Natur des durchschnittenen Geländes dies ohne
Schwierigkeit gestattete. Nachdem nun der Preufsische
Staat, welcher bereits Eigentümer, der Hannoverschen
Bahn war, die Berliner (1884), die Köln-Mindener (1880)
und die Altona-Kieler (1884) erworben und den dem
Hamburgischen Staat gehörigen Teil der Verbindungs-
bahn gepachtet hatte, wurden aufser den Güter- und
Lokalzügen allmählich alle Personenzüge der nördlichen.
Strecken und alle schnellaufenden Züge der Berliner
und Harburger Richtung (Bremen-Hannover-Magdeburg)
aut die Verbindungsbahn übergeführt, so dafs die Zahl
der auf derselben in jeder Richtung laufenden Züge bis
auf 100 anwuchs.
Da auch der Strafsenverkehr auf den von der
Verbindungsbahn in Strafsenhéhe geschnittenen Ueber-
wegen, sowie auf den zwischen dem Venloer, Berliner
und Klosterthorbahnhof gelegenen mit Schienen belegten
Strafsen von Jahr zu Jahr stärker geworden war, so
wurden die Mifsstande für den Eisenbahnverkehr immer
gröfser und die Hemmnisse und Gefahren für den
Strafsenverkehr immer unerträglicher.
Dazu kam, dafs die aus den Jahren 1842 stammenden
Bahnhofsanlagen der Berliner und Altona-Kieler Bahn
völlig veraltet waren und in keiner Weise dem Umfange
des Verkehrs und den Ansprüchen, welche heute an
moderne Verkehrseinrichtungen gestellt werden, ge-
nügten. Ferner, dafs der Lokalgüterverkehr auf dem
Venloer Bahnhofe so stark geworden war, dats der
Personenverkehr neben ihm nicht genügenden Platz
hatte. Die Verhältnisse drängten daher zu einer völligen
zeitgemäfsen Umgestaltung der vorhandenen Anlagen.
Die mit dem Hamburgischen Staate im Jahre 1887
angeknüpften Verhandlungen fanden zwar bereitwilliges
Entgegenkommen, waren aber bis zum Ende 1888 noch
nicht zum Abschlufs gediehen.
Da die Neuanlage eines Rangierbahnhofes für den
Verkehr der ehemaligen Köln-Mindener Linie, der
Hannoverschen und der mittlerweile auch eingeführten
Cuxhavener Bahn auf der Insel Wilhelmsburg und der
Umbau des Rangierbahnhofes Rothenburgsort, sowie
eines Teiles des Venloer Güterbahnhotes nicht länger
verschoben werden konnte, da ferner die Umgestaltung
der Bahnanlagen auf Altonaer Gebiet bei ihrer völligen
Unzulänglichkeit für den Betrieb besonders dringend
erschien, und auch eine Einigung über die Umge-
staltung der an die Altonaer Grenze anstofsenden dem
Ilamburgischen Staate gehörigen Verbindungsbahn be-
reits erzielt war, so trug man, trotz der über die Ge-
staltung der Hamburger Personenbahnhöfe noch fehlenden
Einigung, kein Bedenken, im Frühjahr 1889 für diese
Arbeiten 16 300000 M. und im Frühjahr 1890 weitere
3100000 M von dem Landtage zu fordern. Diese
Summen wurden anstandslos bewilligt und bis zum Jahre
1899 grölstenteils verausgabt. |
Die Verhandlungen mit [lamburg wurden inzwischen
weitergeführt. Während die ersten Verhandlungen sich
darauf beschränkt hatten, die zwischen dem Berliner
und Venloer Bahnhofe einerseits und dem Bahnhofe
Altona andrerseits vorhandene Eisenbahnanlage zeit-
gemäfs umzugestalten, wurde nunmehr auch die Be-
seitigung der Niveauübergänge im Zuge der Berliner
Bahn durch Hebung der Gleise angestrebt und schliefslich
tür wünschenswert erachtet, in den gemeinsamen Haupt-
bahnhof auch die, im Besitz der Lübeck-Büchener Eisen-
bahngesellschaft befindliche Lübecker Bahn einzuführen.
Unter Zuzichung der Direktion der vorgenannten Ge-
sellschaft fanden nunmehr jahrelange Verhandlungen
statt, welche sich grölstenteils um die finanzielle Be-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Ä
[15. Oktober 1903.]
teiligung der drei Verwaltungen drehten, und welche
endlich am 30. Dezember 1898 zu einem Vertrage führten.
(Redner wendet sich zu dem ausgehängten Karten-
material und fährt fort.)
. Der Gesamtentwurf zu dem ja auch die in den
Jahren 1890—1899 fertiggestellten Altonaer usw. An-
lagen gehören, umfafst:
l. den Altonaer Hauptbahnhof,
2. die 4 gleisige Verbindungsbahn
stellen,
3. den Hauptbahnhof Hamburg,
4. die sogenannte 6 gleisige Strecke zwischen dem
Hamburger Hauptbahnhof und Berliner Thor, an
welchem die Berliner Strecke von der Lübecker
Strecke und der Stadtbahn abzweigt,
5. die 4 gleisige Strecke bis Hafselbrook mit 3 Halte-
stellen,
6. die 2 gleisige Berliner Strecke bis Tiefstak, dem
Endpunkte des Rangierbahnhofes Rothenburgsort
mit 3 Haltestellen,
7. den Umbau des Rangierbahnhofes Rothenburgsort,
8. die 4 gleisige Strecke Hauptbahnhof Hamburg, H.
Elbbriicke, Wilhelmsburg mit 4 Haltestellen,
9. den Rangierbahnhof Wilhelmsburg,
0. die 2 gleisige Güterverbindungsbahn zwischen
Rangierbahnhof Rotenburgsort und Wilhelmsburg,
ll. die Verbindungsbahn Wandsbeck-Rothenburgsort,
12. den Ausbau der verschiedenen Vorortsbahnhöfe
nämlich Blankenese, Friedrichsruh, Elmshorn.
mit 4 Halte-
Diesem Gesamtentwurfe wurde folgendes sich im
Laufe der Projektierungen entwickelndes Programm zu
Grunde gelegt:
a) der Personenfernverkehr soll von dem Lokal-
und Vorortverkehr möglichst getrennt werden.
b) Hamburg-Altona soll Endpunkt sämtlicher ge-
wöhnlicher Fernzüge bleiben, dabei sollen sämtliche
Züge der nördlichen Richtung also der Marschbahn,
der Kieler und Flensburger Richtung in Hamburg,
sämtliche Züge der Richtungen Berlin, Hannover, Bremen,
Cuxhaven in Altona endigen.
c) Der Güterverkehr ist soviel als möglich von dem
Personenverkehr zu trennen. Da wo dies zur Zeit
noch nicht ausgeführt werden soll, sind die Projekte
so zu entwerfen, dafs Ergänzungsbauten für diese
Trennung jeder Zeit möglich bleiben.
d) Die Anlagen für den Lokalgüterverkehr sind dem
Mittelpunkt der Stadt möglichst nahe zu rücken.
e) Sämtliche Niveauübergänge sind zu beseitigen
und zwar ist anzustreben die Strafsen möglichst unter
der Bahn durchzuführen. Möglichste Vermeidung von
Gleiskreuzungen in Schienenhöhe ist anzustreben.
Was nun zunächst die Trennung des Personen-
fernverkehrs von dem Lokal- und Vorortverkehr betriftt,
so wird dazu folgendes bemerkt:
Es hat sich bereits ein selbständiger Stadt- und
Vorortverkehr auf der Strecke Blankencse-Altona-
Hamburg und Hamburg-Friedrichsruh bezw. Büchen
herausgebildet und werden zur Bewältigung desselben
auch bereits eine ziemlich grofse Anzahl selbständiger
Rn gefahren. Aufser diesen werden aber auch die
ernzüge für diesen Verkehr mitbenutzt. Auf den
übrigen Strecken Hamburg-Harburg und Flamburg-
Elmshorn, auf denen sich ebenfalls ein Naheverkehr
entwickelt hat, wird derselbe durch die sehr grofse
Anzahl Fernzüge und durch nur einige wenige Lokal-
züge aufgenommen.
Die Strecke Altona-Hamburg bezw. Hafselbrook
soll nun 4 gleisig ausgebaut werden und sollen 2 Gleise
dem Fern- und dem schwachen Vorortverkehr Harburg-
Elmshorn, 2 Gleise dem Lokal- und Vorortverkehr
Blankenese, Altona, Hamburg, Hafselbrook und event.
Ohlsdorf bezw. Hamburg-Friedrichsruh dienen.
Die Linie Hamburg-Friedrichsruh soll zwar vor-
laufig 2 gleisig bleiben, alle Anlagen aber sind bereits
für den 4 gleisigen Ausbau dieser Strecke vorgesehen.
Den Vorortverkehr Harburg, Hamburg-Elmshorn
ebenfalls auf die Stadtbahngleise überzuführen, erwies
sich ohne starke Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit
des Verkehrs der Blankeneser, Ohlsdorfer und Friedrichs-
[15. Oktober 1903.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [No. 632.] 147
ruher Richtung nicht ausführbar
und wurde umsoweniger Be-
denken getragen, denselben auf
den Ferngleisen zu belassen,
als die Anzahl der Personenzüge
für den Fernverkehr sowohl in
der Richtung Harburg wie Elms-
horn schon jetzt eine so grofse
ist, dafs sie dem Vorortverkehr
noch auf eine längere Reihe von
Jahren genügte und als ein Ver-
kehr von Harburg über Hamburg
hinaus nach Elmshorn und in um-
gekehrter Richtung minimal ist.
Die Betriebsbahnhöfe der
Vorortzüge sollen an den End-
punkten des Laufes der Züge
also in Blankenese, Ohlsdorf und
Friedrichsruh bezw. Elmshorn
und Harburg umgebaut werden.
Die Durchführung der Züge
von Norden bis Hamburg und
von Berlin-Hannover, Bremen-
Cuxhafen nach Altona hat den
Zweck, den Verkehr zu dezen-
tralisieren und sind dement-
sprechend auch die zwischen den
beiden Hauptbahnhöfen Hamburg
und Altona liegenden 3 Halte-
punkte sowohl für den Fern-
wie Lokalverkehr ausgebaut.
Die Folge der Durchführung
und Endigung der Züge ist die
Anlage zweier grofser Betriebs-
bahnhöfe in Altona und Hamburg,
von denen der erstere der bei
Weitem wichtigere ist.
Zwecks Trennung des Güter-
von dem Personenverkehr sind
3 grofse Rangierbahnhöfe aufser-
halb Hamburg’s und Altona’s und
zwar einer im Norden bei Langen-
felde, einer im Westen, auf der
Insel Wilhelmsburg und zwar für
die Staatsbahn und die Lübecker
Bahn je einer im Süden bei dem
Vorort Rothenburgsort erbaut.
Dieselben sollen, wenn auch
zum Teil erst später, durch
selbständige 2 gleisige Bahnen
mit einander verbunden werden.
Die Verbindung zwischen
Wilhelmsburg und Rothenburgs-
ort ist bereits fertig gestellt,
während die sogen. Güterum-
gehungsbahn Rothenburgsort-
Barmbeck - Langenfelde nur
zwischenWandsbeck und Rothen-
burgsort und zwar für die Lü-
becker Bahn hergestellt wurde,
im übrigen aber nur in ihrer
Lage gesichert ist. Bis zur Her-
stellung dieser Linie müssen die
Güterzüge zwischen Wilhelms-
burg und Rothenburgsort einer- -
seits und Altona bezw. Langen-
felde andrerseits, die Ferngleise
der Verbindungsbahn benutzen.
Es läfst sich schon jetzt über-
sehen, dafs dies nach programm-
mäfsiger Benutzung der Fern-
gleise nicht lange möglich sein
wird und dafs ein Ausbau der
Güterumgehungsbahn nicht lange
auf sich warten lassen wird.
Auch nach Fertigstellung
dieser Bahn wird der Zugver-
kehr darunter leiden, dafs ein
Teil der Verbindungsbahn zur Be-
dienung des mitten in Hamburg
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Abb. 1.
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[15. Oktober 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No 632.)
148
Abb. 3.
Hauptbahnhof Hamburg.
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[15. Oktober 1903.]
gelegenen Güter- und Viehbahnhofes Sternschanze in
Anspruch genommen werden mufs.
Ferner wird eine Zeit kommen, in der die Inanspruch-
nahme des sehr beengten Güterbahnhofes Hamburg H
für das Ein- und Auslaufen der Züge Rothenburgsort-
Wilhelmsburg und Rothenburgsort-Langenfelde und
umgekehrt, welche den Bahnhof als Kopfstation be-
nutzen, nicht mehr angängig ist und ist für diesen Fall
bereits eine direkte Linie Wilhelmsburg-Rothenburgsort
gesichert, bei der der Bahnhof Hamburg H nicht
berührt wird.
Was nun die Lage der Lokalgüterbahnhöfe betrifft,
so sind dieselben möglichst in der alten, für den Mittel-
punkt der Stadt günstigen Lage belassen. Sie sind
ebenso wie die zahlreichen Häfen in Hamburg und
Altona durch selbständige Gleise mit den Rangier-
bahnhöfen verbunden.
Die Forderung Gleiskreuzungen in Schienenhöhe
zu vermeiden ist ja heutzutage eine gewöhnliche, in
den meisten Fällen aber beschränkt man sich bei der
Schwierigkeit der Sache darauf, verschiedene Linien
übereinander wegzuführen und Kreuzungen ein- und
ausfahrender Züge in den Kauf zu nehmen. ;
Bei den Umbauten in Altona lagen nun besonders
schwierige Verhältnisse vor. Es war zunächst ein
Durchgangsbahnhof projektiert. Auf das Andrängen
der Stadt Altona aber wurde schliefslich die Erbauung
einer Kopfstation beschlossen.
Für eine solche stand aber ein verhältnismäfsig
schmaler Platz zur Verfügung, welcher nur die Anlage
von 4 Bahnsteigen mit 8 Kanten gestattete. Um dieselben
nun gegenüber den hohen Anforderungen möglichst
leistungsfähig zu machen, wurde die hier dargestellte
(Redner zeigt auf ein in grofsem verzerrtem Mafsstabe
gezeichnetes Blatt) Anlage gewählt, bei welcher nicht
nur gleichzeitig Züge in jeder Richtung ein- und aus-
fahren, sondern auch ohne Kreuzung gleichzeitig bei
Seite gesetzt und zugeführt werden können.
Bei der gewählten Anordnung ist auch vermieden,
dafs die von dem Rangier-Bahnhofe Langenfelde aus-
laufenden Güterzüge sowohl in der Richtung nach der
Verbindungsbahn, wie nach Norden mit irgend einem
Gleise kreuzen. Auch bei den einlaufenden Zügen
findet nur eine Gabelung statt.
Dasselbe ist erreicht bei dem Ein- und Auslauf
der Züge aus Bahnhof Rothenburgsort in der Richtung
Berlin.
Die Kreuzung der Friedrichsruher Lokalgleise mit
den Stadtbahn- und Lübecker Ferngleisen, welche hier
dargestellt ist (Redner zeigt auf ein anderes Blatt)
zeigt auch die anderwärts gewählte Anordnung, nach
welcher 2 Bahnlinien ohne Kreuzung über einander
hinweggeführt werden.
Die Beseitigung sämtlicher Niveauübergänge durch
Strafsenunterführungen ist bei dem vielfach welligen
Terrain nicht überall möglich gewesen, sondern hat
auch eine gröfsere Zahl Strafsenüberführungen her-
gestellt werden müssen.
Die Herstellung derselben war, da namentlich auf
Hamburger Gebiet durchweg künstliche Fundierung not-
wendig ist, gröfstenteils schwierig und kostspielig.
Ich werde mir nun gestatten, Ihnen noch die
Hauptbahnhöfe der Strecke, nämlich den Hauptbahnhof
Altona, Hauptbahnhof Hamburg und den Bahnhof
Dammthor vorzuführen.
Der Bahnhof Altona ist, wie bereits erwähnt, ebenso
wie der alte als Kopfstation erbaut. Das Stationsgebäude
ist ähnlich wie das des Frankfurter Bahnhofes gestaltet;
die Reisenden können also ohne Benutzung von Treppen
zu sämtlichen Bahnsteigen gelangen.
2 Gleise dienen dem Stadtbahn- und Vorortsverkehr,
3 Gleise dem Verkehr der von Hamburg einlaufenden
und in Altona endigenden bezw. nach Norden weiter-
laufenden, 3 Gleise dem Verkehr der von Norden
kommenden und nach Hamburg ausgehenden bezw. der
von Altona in derselben Richtung abgelassenen Fern-
züge.
Die 4 Bahnsteige sind in einer Länge von 160 m
mit 4 nahezu gleichgespannten seitlich geschlossenen
Hallen überdeckt.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 632.] 149
Der Hauptbahnhof in Hamburg wird im Anschlufs
an die 4 gleisige Verbindungsbahn gebaut und sich
in einer Lange von 1500 m bis zum Oberhafenkanal
erstrecken.
Zwischen Kunsthalle und Klosterthor liegen die
Bahnhofsgleise und Bahnsteige in tiefer Lage und die
gekreuzten Strafsen, die Ernst Merkstrafse, Steinthor-
damm und Altmannsstrafse werden über die ganze
Breite des Bahnhofes hinweggeführt. Vom Klosterthor
steigen die Gleise um die zur Unterführung der in der
Elb- und Billeniederung die Gleise kreuzenden Strafsen
nötige Höhe zu gewinnen. Das Empfangsgebäude wird
hier (Redner zeigt auf eine Zeichnung in grofsem Mafs-
stabe) zwischen Ernst Merkstrafse und Steinthordamm
6 m über den Gleisen und mit seiner Längsrichtung
senkrecht zu denselben erbaut und vom Glockengiefser-
Walle, sowie von einem an der Kirchenallee herzu-
stellenden Vorplatze zugänglich gemacht.
Von dem hochliegenden, gewissermafsen auf den
Gleisen reitenden Empfangsgebäude, führen Treppen
nach den 5 Bahnsteigen hinab, von denen einer dem
Stadt- und Vorortverkehr, 4 dem Fernverkehr dienen
werden.
Der Bahnhof Dammthor ist ein Zwischenbahnhof
mit 2 Bahnsteigkanten für den Fernverkehr und 2 solchen
für den Stadt- und Vorortverkehr. Die Bahnhofsräume
befinden sich unter den Gleisen und Bahnsteigen und
es hat die gesamte Anlage viel Aehnlichkeit mit dem
Bahnhof Friedrichstrafse hierselbst.
Die Anlage zeichnet sich indessen von der letzteren
dadurch aus, dafs es gelungen ist, nicht nur für die 36m
weite Bahnsteighalle, sondern auch für die unter den
Gleisen liegenden Räume gutes Tageslicht zu schaffen. `
Zur Beurteilung des Umfanges der Bauten dürften
noch folgende Angaben beitragen:
Aufser den sehr umfangreichen Erd- und Gleis-
arbeiten sind herzustellen bezw. bereits hergestellt:
2 Hauptbahnhöfe,
3 Zwischenbahnhöfe für Stadtbahn-, Vorort- und
Fernverkehr,
Il Haltepunkte für Stadtbahn und Vorortverkehr,
3 grofse Rangierbahnhöfe,
2 Ortsgüterbahnhöfe,
3 2 gleisige Elbbrücken, von denen die eine
in ihrem oberen Teile für die Ueberführung
von 4 Gleisen in ihrem untern Teile für die
Aufnahme einer Strafse bestimmt ist,
17 Brücken über die Bille, Alster und über Schiff-
fahrts-Kanäle,
84 Strafsen- und Gleis-Unter- und Ueberführungen,
etwa 2000 m Viadukte, etwa 3000 m Futter-
und Quaimauern.
Die Gesamtkosten belaufen sich auf 64 528000 M.
Dabei sind indessen weder die der Lübeck-Büchener
Eisenbahn-Gesellschaft für ihren neuen Rangierbahnhof
und den Umbau des Lokalgüterbahnhofes erwachsenden
Ausgaben, noch die der Reichspost für ein grofses
Bahnpostamt entstehenden Kosten, noch diejenigen Aus-
gaben in Höhe von etwa5000000 M. eingerechnet, welche
Hamburg für im engen Zusammenhang mit obigen
Arbeiten stehende Verbesserungen seiner Strafsen-
anlagen verausgaben wird. Die Gesamtkosten belaufen
sich daher auf mehr als 70000000 M. Von den obigen
Gesamtkosten von 64528000 M. entfallen auf die
Preufsische Eisenbahn-Verwaltung 41 681 000 M., wovon
die Lübeck-Büchener Eisenbahn-Gesellschaft 845 000 M.
verzinst, 19 462 000 M. auf Hamburg, von denen Preufsen
7390 000 M. verzinsen wird, 2870000 auf die Lübeck-
Büchener Eisenbahn-Gesellschaft, 515000 M. auf die
Stadt Altona.
Vorsitzender: Der lebhafte Beifall zeigt dem Herrn
Vortragenden, wie allgemein sein Vortrag hier interessiert
hat, und ich möchte auch noch neben diesem Beifall
den Dank des Vereins dem Herrn Vortragenden aus-
sprechen.
Wünscht jemand zu dem Vortrage das Wort?
Herr Geh. Ober-Baurat $emler: Der Herr Vor-
tragende sagte, dafs eine unmittelbare Verbindung von
der Richtung Wilhelmsburg nach dem Rangierbahnhofe
150 (No, 632.)
Rothenburgsort in Aussicht genommen wäre, sodafs von
Westen kommende und nach Norden weiterfahrende
Güterzüge nicht über die Verbindungsbahn geführt zu
werden brauchen, sondern ohne zurückzusetzen nach
Rothenburgsort und von dort auf der Ringbahn nach dem
Rangierbahnhof Langenfelde geleitet werden können.
Ich möchte mir die Frage erlauben, ob auch für die
Berliner Strecke eine unmittelbare Verbindung mit der
Ringbahn vorgesehen ist.
Herr Ober- und Geh. Baurat R. Caesar: Diese Frage
mufs verneint werden. Alle Züge, welche von Norden
kommen, müssen fast ohne Ausnahme zunächst rangiert
werden. Ebenso werden alle Züge, die von Süden
kommen, umrangiert werden müssen. Sollte der Zug,
der von Norden her kommt, nicht voll sein, so wird er
selbstverstandlich in Langenfelde Berliner Gut aufnehmen,
und er wird dann weiter gefahren. Ebenso könnten selbst-
verständlich von Süden aus auch Züge nach Norden der-
art weiter laufen. Aber wir müssen auch daran denken,
dafs das ja gröfstenteils Züge sind, welche teilweise
Lokalgut für Altona haben. Dieselben müssen demnach
zunächst auf Bahnhof Langenfelde halten, wo sie neu
rangiert werden müssen; es sind dies gewissermalsen
Rangierzüge, die für ein Weiterlaufen noch nicht voll-
ständig geordnet sind. Nur für die Militärzüge würde
das Rangieren nicht notwendig sein. Im Uebrigen
würden Züge, die des Rangierens nicht bedürfen, nur
Ausnahmen sein.
Herr Geh. Oberbaurat Semler: Ich habe bei meiner
Frage allerdings zunächst an die Militärzüge gedacht,
indes auch das Interesse des allgemeinen Verkehrs
im Auge gehabt. Wenn nördlich von Hamburg bis
jetzt vielleicht auch wenige grofse Produktions- und
Verbrauchsstellen bestehen, für die ein Verkehr mit
dem Westen und mit Berlin in geschlossenen Zügen, also
ohne in Rothenburgsort Wagen abzusetzen oder auf-
zunehmen, zweckmäfsig erscheint, so läfst sich die
künftige Verkehrsentwickelung doch nicht sicher voraus-
sehen. Auch entsinne ich mich, dafs schon in
früheren Jahren geschlossene Viehzüge von Husum
nach dem Rhein (Neufs) und m. W. auch nach Berlin
gefahren worden sind.
Herr Ober- und Geh. Baurat Caesar: Was die Be-
sorgnis betrifft, dafs z. B. die Viehzüge benachteiligt
werden, so trifft dies nicht zu. Es werden ja regel-
mäfsig Viehzüge gefahren, indessen sind in der Regel
die meisten Viehwagen für Bahnhof Sternschanze be-
stimmt. Auch diese Züge laufen also in Langenfelde
ein und müssen daselbst rangiert werden. Ich habe
noch vergessen, zu erwähnen, dafs die Sternschanze,
die an der Verbindungsbahn Altona-Hamburg mitten in
der Stadt liegt, ein wunder Punkt für den ganzen Betrieb
ist. Auch wenn wir die Umgehungsbahn bauen, kann
nie vermieden werden, für den Viehverkehr die Fern-
gleise der Verbindungsbahn zu benutzen. Direkter
Verkehr nach Berlin von Norden her ıst nicht zu erwarten,
denn der geht über Oldesloe-Neumünster. Im Uebrigen
könnte für die Durchführung ganzer Züge etwa der
Kohlenverkehr in Frage kommen. Ein Bedürfnis, solche
Züge durchzuführen, hat sich bis jetzt nicht herausgestellt.
Indessen würde, da ja am Nordende von Langentelde das
Terrain noch frei ist, es immer möglich bleiben, einen
direkten Anschlufs nach Norden zu schaften. Dagegen
würde es bei den jetzigen Anlagen nicht möglich sein, am
Südende des Bahnhofes Rothenburgsort eine direkte Ver-
bindung zwischen den Berliner Fern- und Güterzug-
gleisen und der Umgehungsbahn herzustellen, da zwischen
beiden die Vorortsgleise geplant sind und cine Kreuzung
derselben in Schienenhöhe sich nicht empfiehlt. Ich
Wiederhole nochmals, ich halte eine solche direkte Ver-
bindung nicht für notwendig, da dieser Verkehr nie
bedeutend werden kann.
Herr Geh. Ober-Baurat Semler: Vielleicht hatte der
Herr Vortragende die Güte, seinen Vortrag noch durch
einige Mitteilungen über den von dem Hamburger Staat
beabsichtigten umfassenden Ausbau des Stadtbahnnetzes,
das auf dem Plan mit dargestellt ist und anscheinend
teilweise in enger Beziehung zu der Umgestaltung der
Staatsbahnanlagen steht, zu ergänzen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
1
[15. Oktober 1903.]
Herr Ober- und Geh. Baurat R. Caesar (der Vor-
tragende zeigt auf die Karte): Vom Bahnhof Hafselbrook
ab ist eine sechsgleisige Bahn geplant, von denen 2 Gleise
für eine Bahn nach Ohlsdorf, 2 für die Güterumgehungs-
bahn, 2 für die städtische elektrische Kleinbahn bestimmt
sind. Die Hauptbahn, welche nach Ohlsdorf gebaut
werden soll, liegt. zwischen der Güterumgehungsbahn
und der städtischen elektrischen Kleinbahn. Von der
stadtischen elektrischen Kleinbahn ist in dem Vortrage
nichts erwähnt, weil dieselbe mit dem Gegenstand des
Vortrages nicht zusammenhing. Die Führung der Klein-
bahn ist in Hamburg lebhaft umstritten, und es ist noch
sehr die Frage, ob das Projekt, wie es hier zwischen
Hafselbrook und Barmbeck dargestellt ist, jemals zur
Ausführung gebracht wird. Die Firmen, welche sich um
die Ausführung dieser Bahn bemühen, haben alle geraten,
man solle die Linie durch die Stadt und nicht am Rande
derselben entlang führen und glaube ich, dafs diesem
Rate auch gefolgt werden wird. Trotzdem wird amt-
licherseits noch an dem Grunderwerb für diese Linie fest-
gehalten.
Herr Geh. Regierungsrat Schwabe: Ich wollte mir
erlauben, eine Frage allgemeinerer Natur zu berühren.
Soweit mir bekannt, ist es bei uns allgemein üblich,
die schienenfreie Verbindung der Bahnsteige durch
Treppenanlagen zu bewirken. Ich habe nun auf dem
Bahnhof Basel der Schweizer Zentralbahn eine Ein-
richtung gesehen, bei welcher diese Verbindung einer-
seits durch Treppen, andererseits durch Rampen erfolgt.
DieEinrichtung erfordert allerdings eine gröfsere Längen-
ausdehnung, bietet aber für die Erleichterung und Be-
schleunigung des Verkehrs grofse Vorteile.
Vorsitzender: Das ist ein ganz guter Vorschlag,
aber es fehlt eben meist an dem nötigen Platz, um die
Rampen anzulegen. Deshalb hat man wohl auch solche
sonst nicht ausgeführt.
Herr Geh. Regierungsrat Schwabe: Ich habe aller-
dings eine derartige Anlage bisher noch nicht gesehen.
Vorsitzender: Ich habe es auch noch nicht gesehen.
Bisher hat man sich mit Treppen begnügt.
Herr Ober-Baurat Blanck: An der Ringbahnstation
Treptow hatten wir eine Rampe angelegt, die vom
Publikum viel benutzt wurde, dagegen eine in der Nähe
befindliche Treppe nur ungern.
Vorsitzender: Eine Rampe ist auch viel bequemer
als eine Treppe. (Zuruf: Glatteis!) Das einzige Be-
denken dagegen wäre Glatteis. Aber in Basel ist die
Rampe doch wahrscheinlich überdacht. (Zuruf: Ja wohl!)
Da kommt Glatteis also nicht in Frage. Gleisunter-
oder -überführungen mit Treppen für den öffentlichen
Fufsgängerverkchr werden neben Uebergängen in
Schienenhöhe ungern benutzt, solche mit Rampen da-
gegen meist mehr. Die Leute können dann auch mit
kleinen Handwagen durchfahren, was bei Treppen nicht
möglich ist. Wenn man auf Bahnsteigen für die Zugänge
zu Ueber- oder Unterführungen trotz der Vorzüge keine
Rampen sondern Treppen angelegt hat, so liegt dies wohl
daran, dafs, wie bercits bemerkt, selten der Raum für
Rampen vorhanden ist.
Herr Oberstleutnant z. D. Buchholtz: Wir haben
hier vor einiger Zeit einen Vortrag über eine bewegliche
Treppe gehört, bei welchem sich der Herr Vortragende
darauf berief, dafs auf einem Bahnhof in Hamburg oder
Altona Versuche damit gemacht worden seien, er berief
sich dabei auch speziell auf den Herrn Vortragenden,
der sie dort in Vorschlag gebracht hätte. Er führte,
wie Sie sich erinnern werden, die Treppe im Modell
hier vor, hatte sie auch bei der Allgemeinen Elektrizitäts-
Gesellschaft hier ausgestellt; sie wurde aber abgebrochen,
ehe sie von uns besichtigt werden konnte. Ich glaube,
er nannte sie „Klimax“. Kann uns der Herr Vor-
tragende darüber vielleicht eine Mitteilung machen? —
Herr Ober- und Geh. Baurat Caesar: Der Erfinder
dieser Treppe ist ein gewisser Rodeck, er hat dieselbe
„Klimax“ genannt. Es ist ein kleines Modell davon
gefertigt worden, welches aufserordentlich einfach war
und viel Gutes versprach. Auf unsere Anregung wurde
ein gröfseres Modell in der Allgemeinen Elektrizitäts-
Gesellschaft aufgestellt, und es ist wohl den meisten
Herren auch ein Schreiben von dem Erfinder zugegangen,
[15. Oktober 1903.]
worin sie aufgefordert wurden, sich die Treppe an-
zusehen. Leider war die Ausstellung dieser Treppe
etwas überhastet, sie war aus Holz gefertigt und zwar
in wenig exakter Weise, Trotzdem konnte man sehen,
dafs die Treppe, wenn sie gut ausgeführt wird, wohl
auch exakt arbeiten kann. Es ist jetzt ein Vertrag
zwischen Rodeck und Wertheim hier abgeschlossen,
wonach die Treppe im November d. J. in dem Waaren-
haus des letzteren aufgestellt wird. Aufserdem ist jetzt
in Dresden auf der Städteausstellung ein Modell aus-
gestellt. Es wird den meisten Herren wohl am besten
passen, wenn Sie einmal zu Wertheim gehen und sich
die Sache dort anschn. Ich glaube, dafs der Treppe eine
sehr gute Idee zu Grunde liegt, die eine grölsere
Verbreitung finden wird. Ob sic für Eisenbahnzwecke
verwendbar ist, ist zweifelhaft. Wir haben die Be-
nutzung dieser Einrichtung bei den Bahnhofsanlagen ın
Hamburg einstweilen nicht in Aussicht genommen. Wir
ziehen vielmehr für den Transport schwacher und
kranker Personen Hebewerke vor. Um die Treppe für
uns nutzbar zu machen, regten wir eine Einrichtung an,
welche die Bewegung der Treppe anhalten sollte, sobald
die belastete Stufe den höchsten Punkt ihrer Bewegung
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 632.] 151
erreicht hat. Eine solche Einrichtung ist von dem
Erfinder angebracht. So lange jemand auf der Stufe
steht, kann sie nicht verschwinden; sie bleibt plötzlich
stehen und es wird der auf ihr stehenden Person hin-
reichend Zeit gewährt, die Stufe ohne Gefahr zu
verlassen. Gesunde Personen können die Treppe in
ihrem gewöhnlichen Gang ohne jede Gefahr und Un-
bequemlichkeit benutzen.
Vorsitzender: Das würde also dahin führen, dafs sie
als Treppe für Eisenbahnzwecke kaum benutzt werden
könnte, denn bei der dadurch bedingten starken Be-
nutzung würde die letzte Stufe selten frei werden, und
infolge dessen die Beweglichkeit meist aufhören.
Sonst wird das Wort nicht weiter verlangt? —
Wir können also den Gegenstand verlassen.
‘Im Fragekasten befindet sich nichts. Herr Ingenieur
Ratfalovich ist mit allen abgegebenen 35 Stimmen als
Mitglied aufgenommen. Als Gäste sehen wir unter uns
die Herren Sprengell und Schimpff, der erstere
eingeführt durch Herrn Breusing und der andere ein-
geführt durch Herrn Oder. Ich war bereits vorher in
der angenehmen Lage, die Herren zu begriifsen.
Ich schhefse die Sitzung.
Selbstiatige Kuppelungen für Eisenbahnfahrzeuge.
Vom Regierungsbaumeister Sauer, Berlin.
(Mit 20 Abbildungen.)
In dem unter gleichnamiger Ueberschrift in dieser
Zeitschrift (Bd. 51, 1902 No. 612) veröffentlichten, im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 28. Oktober
1902 gehaltenen Vortrage sind eine Reihe von Vor-
richtungen besprochen, welche den Uebergang von der
zur Zeit in Benutzung befindlichen Schraubenkuppelung
und dem Zweibuffersystem zu einer selbsttätigen Mittel-
kuppelung, welche zugleich ein Mittelbuffer ist, ermög-
lichen sollen. Im Anschlufs an diesen Vortrag seien
im folgenden die Versuche besprochen, welche die
Firma Fried. Krupp in Essen mit einer Reihe solcher
Uebergangsvorrichtungen, welche in vorhandene Wagen
des genannten Werkes eingebaut worden sind,
vor Mitgliedern des Vereins Deutscher Eisenbahn-
Verwaltungen am 12. Februar dieses Jahres angestellt
hat. Weiter soll dieser Aufsatz auch konstruktive und
betriebstechnische Eigenheiten der selbsttätigen Mittel-
kuppelung amerikanischer Bauart in den Kreis der
Betrachtung ziehen und sich somit auf die verschiedenen
Arten der Kuppelköpfe, Vorrichtungen zur mittleren
Einstellung und zur Ermöglichung einer genügenden
seitlichen Auslenkung, Zug- und Stofsvorrichtungen
sowie der Auslösevorrichtungen erstrecken, um zu-
sammen mit dem genannten Vortrage ein abgerundetes
Bild von dem derzeitigen Stand der Frage der Ein-
führbarkeit von selbsttätigen Mittelkuppelungen ameri-
kanischer Bauart zu geben.
I. Die Versuche der Firma Fried. Krupp in Essen
am 12. Februar 1903.
In den Nummern 30 und 44 der Zeitung des Vereins
Deutscher Eisenb.-Verw. vom 18. April und 10. Juni d. Js.
sind die selbsttatigen Kuppelungen zum Gegenstand der
Ausführungen gemacht worden. Hiervon dürfte der
erstere Aufsatz nicht gerade geeignet sein, wesentlich
zur Klärung der wichtigen Kuppelungsfrage beizutragen
und somit der letzteren eher hinderlich als förderlich
sein. Im zweiten der genannten Aufsätze hat Herr
Regierungsbaumeister Weddigen bereits die Aus-
führungen des ersteren widerlegt, bezw. berichtigt,
unter Bezugnahme auf die Versuche der Firma Fried.
Krupp in Essen. Da jedoch nur einige dieser Versuchs-
ergebnisse, dem Zwecke jenes Aufsatzes entsprechend,
angeführt worden sind, so seien im folgenden die
genannten Versuche in ihrer Gesamtheit besprochen,
damit deren Ergebnisse auch weiteren Kreisen zu-
gänglich gemacht werden.
-zug schematisch dargestellt.
Vorführung der mit selbsttätigen Kuppelungen
ausgerüsteten Wagen (Uebergangs-
vorrichtungen):
Die Gufsstahlfabrik Fried. Krupp hatte zu den Ver-
suchen am 12. Februar d. Js. insgesamt 17 Wagenenden
mit den verschiedensten Uebergangsvorrichtungen, sowie
Kuppelköpfen mit amerikanischer und hakenförmiger :
Eingriffslinie ausgerüstet.
Gemäfs der im Vortrage vom 28. Oktober 1902
nach kinematischen Gesichtspunkten gemachten Ein-
teilung der Uebergangsvorrichtungen, waren An-
ordnungen für jede der erwähnten Gattungen aus-
geführt worden. Nur der Aufsteckkopf von J. Jedlicka
in Prag (Gattung Hb) war mit Rücksicht auf die un-
günstige Gestalt des Kuppelkopfes, welche diese Art
des Ueberganges erforderlich macht, und welche die
Einführbarkeit der selbsttätigen Mittelkuppelung beein-
trächtigt, nicht zur Ausführung gelangt.
In Abb. I ist der zur Vorführung gelangte Wagen-
Die Erläuterung der ein-
zelnen Vorrichtungen hatte der Ressortchef der Firma
Fried. Krupp, Herr Regierungsbaumeister a. D. Nagel,
übernommen.
Tieflage der selbsttätigen Kuppelung. Haken
und Kuppelkopf sind fest angebracht (Gattung 1).
Die in Abbildung 2 gezeigte ältere bayerische An-
ordnung ist mit Rücksicht auf das kinematische Schema
die einfachste und richtigste Form einer reinen Ueber-
gangsvorrichtung durch gleichzeitige feste Anbringung
des Kuppelkopfes und des Zughakens. Damit soll gesagt
werden: sobald der Kopf in der Tieflage, zwecks Ent-
fernbarkeit aus dem durch die technischen Verein-
barungen für die Kuppler zwischen den Wagen vor-
geschriebenen Raum, schwenkbar eingerichtet wird
oder gemäfs der neueren bayerischen Anordnung (vgl.
Zeitung des Vereins Deutscher Eisenb.-Verw. vom
18. April 1903 No. 30) sich als eine Aufsteckvorrichtung
entpuppt und damit der von Weddigen und Grimme
vorgeschlagenen Uebergangsweise nähert, dann fängt
jene durch Tieflage an aus den guten Eigenschaften der
Uebergangsvorrichtungen für die normale Höhenlage‘)
*) Anmerkung: Die Bezeichnung „normale“ Lage sei im
folgenden für die Höhenlage der Schraubenkuppelung angewandt,
da die Bezeichnungen „Hochlage“ und „Mittellage“ zu Mifsverständ-
nissen führen können.
Abb. 1.
152 [No. 632.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [15. Oktober 1903.)
ihren Nutzen zu ziehen und beweist,
Knpp'sche Hobsrgang>- Kuppelur dafs sie allein durch ihre unter-
e schiedliche Höhenanordnung nicht
e mit Amoteckkopf (abgenommen ) amd Ümoteckhaken{einge retet ) imstande ist, den Bedingungen einer
> - zweckmäfsigen Uebergangsvorrichtung
We zu genügen.
LA Kuppsher Winkel -ekhnenkkopf Abbildung 2 zeigt also die einfache
ep mit ` ES Uebergangsvorrichtung durch Tieflage.
eee ee Die amerikanische Kuppelung liegt
240 mm unter der Zugstange der nor-
Memrprcher Winkel - denkbar malen. Der vordere Buffer ist der
EE A Gë E besseren Uebersicht wegen abge-
= EE i nommen. Abbildung 3 zeigt zwei
& K solcher Wagen im gekuppelten Zu-
& stande.
. ` 2 f mp
So Leet Keppa Dinkel geess Kette und Bolzen (Gattung IIIb).
mut übergreifenden bakin. Die Abbildung 4 zeigt die Uebergangs-
vorrichtung durch Kette und en,
Kuupp‘ Tbe od welche der seinerzeit in Amerika ge-
ne e ee Be S ee wählten Uebergangsvorrichtung nach-
e mb Äßergreifenden Jaken. gebildet ist und deren besondere für
hiesige Verhältnisse geeigneten Ab-
messungen von der Kgl. Eisenbahn-
Hruppacher Kuppel - Hopf Ne 7, Direktion Cöln vorgeschlagen worden
sind. Um eine Verbindung zu ermög-
lichen, ist die Klaue des Kuppelkopfes
mit einem Schlitz und einer senk-
rechten Bohrung zur Aufnahme eines
Bolzens versehen. Die Schrauben-
kuppelung ist an dem nicht mit der
selbsttätigen Kuppelung ausgerüsteten
Wagen durch eine Kette von be-
stimmten Abmessungen und vier
Gliedern ersetzt. Das zweite Ketten-
glied wird zur Uebergangsverbindung
benutzt, das dritte und vierte hängen
herunter. Treffen zwei Wagen ohne
selbsttätige Kuppelung zusammen, so
wird das letzte Glied in den Zughaken
eingehängt, d. h. die Wagen werden
in der bisher üblichen eise mit-
einander gekuppelt. Den Kopf der
selbsttätigen Kuppelung mit den für
einen solchen Uebergang erforder-
lichen Teilen und dem Ausschnitt in
der Klaue, dessen Nachteile bereits
früher eingehend dargelegt sind, zeigt
Abbildung 5. Der Janney-Kopf trägt
aulser dem zur Befestigung der Kette
notwendigen Bolzen einen vertikal
drehbaren Bügel zum Einhängen
der Sicherheitskuppelung, wie er von
der Kgl. Eisenbahn-Direktion Erfurt
ee JonneyRopf mt Mea schonn Übergang - Bügel,
angegeben worden ist. Ein solcher
— Omini Ahrauben -Kuppebung, Bügel kann auch bei geeigneter Aus-
CH bildung als Hilfsmittel (Gattung lIla)
verwendet werden, um einen sonst nur
im geschlossenen, mit selbsttätigen
Kuppelungen ausgerüsteten Zuge lau-
` fenden Wagen einer Werkstatt zu-
efpoccer ache Kete. führen zu können, indem das auf
Abbildung 5 sichtbare Kettenglied des
be Jammeykopf mit Sekunden Bügel, Bügels in den Zughaken eines anderen
a Wagens eingehängt wird.
7 Eine Uebergangsvorrichtung mit
G
SSS eR E Hauemweschluß.
Kruppace Übergangs ~ Kuppelung mab AUmsteckkonf QZ,
Schrauben ~- Huppelung abgenommen.
Keuppicher Huppel- Kopf Xe 9.
Knppncher Huppel - Kopf X29,
i
Wagenzug mit selbsttätigen Kuppelungen der Firma Fried. Krupp.
horizontal drehbarem Bügel
(Gattung Illa), welcher die Vorrichtung
zur Wagenverbindung nach bisheriger
Sai ees Janney Kopf Art trägt, ist bereits in Abbildung 13
und 14 des früher veröffentlichten
Tie Plage. | Aufsatzes zur Darstellung gebracht.
Dieselbe war nicht als eigentliche
| Uebergangsvorrichtung in Aussicht
©
genommen, sondern sollte nur ein
Hilfsmittel sein, um den Kopf und
Re Q ` F, Schaft aus einem Stück bei Wagen,
Jang argonn Kuppelung welche vorzugsweise in geschlosse-
mit msteckkiopf (obgenommen) und: Almstsckhalen ( cingexbat:) en laufen, anbringen zu
[15. Oktober 1903.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [No. 632.] 153
Schwenkkopf nach An-
gaben von Weddigen und Grimme
(Gattung Ila). Der Haken ist
fest angebracht. Der Kuppel-
kopf kann vor demselben ge-
schwenkt werden, um selbsttätig
kuppeln zu können, oder zur
Seite geschwenkt und an der
Bufferbohle festgestellt werden,
um den Haken mit der Schrauben-
kuppelung freizulegen. Abb. 6
zeigt den Kuppelkopf in dieser
Stellung, in welcher ein Ver-
binden des Wagens mittelst der
normalen Schraubenkuppelung ın
der gebräuchlichen Weise statt-
finden kann. (Siehe die Abb. 11
des früheren Aufsatzes in Glasers
Annalen vom 15, Dezember 1902,
No. 612).
Durch besondere Konstruk-
tion lafst sich dieser Schwenk-
kopf, als teilbarer Schwenk-
kopf (Abb. 7) so ausführen, dafs
er den nach den technischen Ver-
einbarungen geforderten Raum
für den Kuppler zwischen den
Wagen von 300 x 400 mm auf
jeder Bufferseite freiläfst. Diese
Konstruktion, welche nur er-
wähnt, aber nicht vorgeführt
wurde, hat allerdings den Nach-
teil der gröfseren Vielteiligkeit
und für gleiche Festigkeit
schwereren und teureren Aus-
führung gegen andere Vorrich-
tungen ähnlicher Art.
Winkelschwenkkopf (Gat-
tung IVa), horizontal um einen
senkrechten Bolzen schwingend
angeordnet. Abbildung 8 zeigt
die Lage desselben, bei welcher
der Zughaken sich in der Ge-
brauchsstellung befindet. Abb.9
zeigt denselben Winkelschwenk-
kopf in der. anderen Lage fest-
gestellt, in welcher jetzt der
Zughaken zur Seite gedreht
und der Kuppelkopf zum Kuppeln
bereit liegt. Die Klaue des
letzteren ist nach der Haken-
form ausgebildet, um den un-
günstigen Erfahrungen der
Amerikaner mit der von den-
selben gewählten Eingriffslinie
Rechnung zu tragen.
Umsteckvorrichtung nach
Weddigen und Grimme (Gat-
tung IVb). Abbildung 10 zeigt
das für diese Uebergangsvor-
richtung hergerichtete Ende
eines Wagens, der aber noch
mit Haken und Schraubenkuppe-
lung ausgerüstet ist. Der Kopf
hängt, wie Abbildung 18 des
früheren Aufsatzes zeigt, an der
Wagenseite. Nach erfolgtem
Umstecken bezw. Auswechseln
von Haken und Kuppelkopf
ist der Wagen zum selbsttätigen
Kuppeln hergerichtet, wie Ab-
bildung 11 zeigt. Auch dieser
Kuppelkopf hat eine Haken-
klaue. Seine einfache konstruk-
tive Ausführung läfst kaum
einen Unterschied mit einem in
einem Stück gegossenen Kuppel-
kopf und Schaft erkennen, wie
er nach Abb. 1 ebenfalls zur
Vorführung gelangte.
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Abb. 2.
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Selbsttätige Kuppelung in der Tieflage.
Abb. 3.
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Selbsttatige Kuppelung in der Tieflage.
Abb. 4.
Spoerer’sche Kette.
154 (No. 632.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [15. Oktober 1903.)
Abb. 6.
` Deech `
oy
|
Uebergangsvorrichtung mit Schwenkkopf.
Abb. 7.
Teilbarer Schwenkkopf.
Kuppelversuche ingeradem
Gleise mit den vorstehend
erwähnten Kuppelungen.
a) Kuppeln in der bisher
bei Schraubenkuppelungen
gebräuchlichen Art unter
Benutzung der Uebergangs-
vorrichtungen.
Tieflage. Einem stehen-
den mit Schraubenkuppelung aus-
gerüsteten Wagen wurde ein
Wagen mit tiefliegendem Kuppel-
kopfe genähert. Das Einhängen
der Schraubenkuppelung in den
über dem Kuppelkopfe liegenden
Haken war für den Kuppler
schwer und gefährlich, weil er
die Schraubenkuppelung über
den Kuppelkopf hinweg heben
mulste.
Kette und Bolzen. Die
Verbindung der Wagen mit Kette
und Bolzen erfolgte, ebenso wie
das Lösen nur mit Anstrengung,
weil die herunterhängenden
Kettenglieder (vgl. Abb. 4) und
der schwere Bügel eine Gefahr
für den Kuppler insofern bilden,
als dieser sich einmal längere
Zeit zwischen den Wagen und
dabei in gebückter Stellung auf-
zuhalten gezwungen ist, und
zweitens beim Kuppeln und Ent-
kuppeln selbst die Hände des
Kupplers, wegen der vielen
dicht nebeneinander herabhän-
genden Ketten- und Kuppelungs-
glieder, leicht verletzt werden
können. Hierzu kommt noch
das mit Schwierigkeiten ver-
bundene Lösen des Bolzens,
welcher sich im Betriebe durch-
biegt. Bei diesen Versuchen
war die Anwendung eines Hand-
hammers notwendig, denn der
Bolzen hatte bei den Vorver-
suchen am vorangehenden Tage
den Beanspruchungen nachge-
geben.
Schwenkbarer Bügel. Das
Einhängen des Kettengliedes des
Bügels in den Haken des anderen
Wagens war den Händen des
Kupplers sehr gefährlich. Die
Anwendung des Bügels ist ohne
äufsere Griffe an dem fraglichen
Kettengliede überhaupt nicht zu
empfehlen. Bei starkem Stofse
kann im übrigen der Bügel selbst
dem Kuppler getährlich werden,
wenn der erstere vom Haken
des anderen Wagens getroffen
und zur Seite geschleudert wird.
Schwenkkopf nach Wed-
digen und Grimme. Beide
Stellungen liefsen sich leicht
herstellen. Das Verbinden der
Wagen unter Benutzung der
Schraubenkuppelung liefs sich
genau so leicht bewerkstelligen,
wie wenn der Kopf nicht vor-
handen gewesen wäre.
Winkelschwenkkopf. So-
wohl die Winkelschwenkköpfe
mit übergreifendem (vgl. Abb. 8),
wie mit angegossenem Haken
(vergl. Abb. 15 des früheren Auf-
satzes) liefsen sich äufserst leicht
in die eine oder andere Stellung
[15. Oktober 1903.]
bringen und durch einen Sperrkeil, bezw. Sperrbolzen,
feststellen. Das Verbinden mit der Schraubenkuppelung
erfolgte, wie bei dem Schwenkkopf, leicht und schnell.
Umsteckvorrichtung nach Weddigen und
Grimme. Das Umstecken bezw. Auswechseln von
Kopf und Haken konnte von den Arbeitern in ungefähr
einer Minute bei einem Wagenende vollendet werden.
Die Kette der Auslösevorrichtung war durch einen
Karabinerhaken angeschlossen. Wenn das Umstecken
bezw. das Herrichten des Wagens für die eine oder
die andere Art der Kuppelung nicht so schnell, wie
bei den früher erwähnten Vorrichtungen geschah, so
darf hierbei nicht vergessen
werden, dafs diese Vorrichtung
den besonderen Zweck eines
raschen Ueberganges in wenigen
Tagen, also die Vermeidung einer
längeren Uebergangszeit, ver-
folgt. Das Verbinden der Wagen
mit der Schraubenkuppelung
konnte selbstverständlich wie
bisher stattfinden.
b) Kuppeln mit
vorstehenden selbsttätigen
Kuppelköpfen.
Nach Herrichtung der Ueber-
gangsvorrichtungen für diese
Kuppelungsart wurden die Wagen
mehrmals durch Gegeneinander-
drücken selbsttätig gekuppelt.
Dies geschah bei allen Wagen
gleich rasch und ohne jede
Schwierigkeit. Die Bedienung
beim Kuppeln und Entkuppeln
konnte sich naturgemäfs auf die
der Auslösevorrichtungen allein
beschränken und erfolgte von
der Wagenseite aus. Es liefs
sich unschwer erkennen, dats
die zum Kuppeln und Entkuppeln
und damit zum Rangieren er-
forderliche Zeit durch die An-
wendung der selbsttätigen Kuppe-
lung ganz erheblich verringert
wird.
Jede Kuppelung des Ver-
suchszuges wurde dreimal auf
die Kuppelfähigkeit untersucht.
Es wurden je einmal die Klauen
beider Kuppelköpfe und je zwei-
mal die Klaue eines Kopfes ge-
öffnet, um zu zeigen, dafs das
Kuppeln stets in gleich guter
Weise gelingt. Zum Entkuppeln
war es stets nur nötig eine Klaue
zu öffnen. Da diese Versuche
zugleich zeigen sollten und tat-
sächlich gezeigt haben, dafs ein
nennenswerter Unterschied im
Kuppeln und Entkuppeln
zwischen Klauen mit amerika-
nischer und mit hakenförmiger
Eingriffslinie nicht besteht, so
mufs die in No. 30 der Zeitung
des Vereins Deutscher Eisenb.-Verw. aufgestellte Behaup-
tung, dafs es bei hakenförmiger Eingriffslinie zum Ent-
kuppeln notwendig sei, beide Klauen zu öffnen, auf einem
Irrtum beruhen.
Kuppelversuche in einer Kurve von
100 m Radius.
Die in dem geraden Gleis vorgenommenen Ver-
suche über die Kuppelfähigkeit der amerikanischen und
Krupp’schen Köpfe wurden in einer Kurve von 100 m
Radius wiederholt. Auch hierbei war ein Unterschied
im Kuppeln zwischen den Köpfen mit amerikanischer
und hakenförmiger Eingriffslinie nicht zu bemerken.
Das Auslösen war bei beiden Kopfarten trotz der sich
an der Innenseite der Kurve pressenden ‚Buffer noch
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 632.] 155
leicht möglich und war es auch hierbei nur notwendig
eine Klaue beim Entkuppeln auszulösen.
Fahrversuch über ein Herzstück.
Um die Nachteile der unterschiedlichen Höhenlage
der Schrauben- und der selbsttätigen Kuppelungen, wie
sie mit der Anwendung der Tieflage der selbsttätigen
Kuppelung während des Ueberganges verknüpft sein
würden, zu zeigen, wurden zwei nach bayerischer Art
tiefgekuppelte Wagen in einen Zug eingestellt, der im
übrigen in normaler Höhe gekuppelt war. Der Wagen-
zug, welcher durchweg aus beladenen Wagen bestand,
Abb. 8.
Uebergangsvorrichtung mit Winkelschwenkkopf.
wurde über eine Weiche gefahren. Es zeigte sich, dafs
die Wagen, welche nach bayerischer Art tiefgekuppelt
waren, dem durch die Zugkraft erzeugten Kräftepaar
(vergl. auch Glas. Ann. 1902, No. 612, S. 247) nachgaben
und beim Befahren des Herzstückes an der Seite der
tiefliegenden Kuppelung hochkippten, was unschwer
mit blofsem Auge erkennbar war.
Zerrungsversuche auf wechselndem Gefälle.
In dem Versuchszuge befanden sich zwei Wagen,
welche mit Köpfen nach amerikanischer Bauart (Erfurter
Modell des Janneykopfes) ausgerüstet waren, die, um
den Gang der Abnutzung feststellen zu können, drei
Monate ununterbrochen im Betriebe gelaufen waren.
Diese Köpfe liefsen beim Zerren auf dem Neigungs-
156 [No. 632.]
wechsel jedesmal los. Die Zugbeanspruchung wurde
durch Bremsen und schnelles Wiederanfahren so ge-
steigert, dafs ein Haken der Schraubenkuppelung im
gesunden Querschnitt zerbrach.
Es sei jedoch bemerkt, dafs die Begrenzungslinie
der sich entkuppelnden Köpfe nicht genau mit der
amerikanischen Schablone infolge Gufsfehlers überein-
stimmte, wodurch das Loslassen der Köpfe schon nach
so kurzer Betriebsdauer begünstigt wurde. Bei Kuppel-
köpfen, deren Begrenzungslinien ganz genau nach den
Vorschriften der M. C. B. Association ausgeführt sind,
würde das selbsttätige Loslassen wohl erst nach ein
Abb. 10.
Wagen mit Umsteckvorrichtung.
Abb. 11.
Wagen mit Umsteckvorrichtung.
bis zwei Jahren erfolgen. Die Versuche sind zugleich
ein Beweis dafür, dafs die Eingriffslinie der amerika-
nischen Klauen allein ohne Unterstützung durch den
Greifer des Kopfes, also den für das Hineinführen der
Klauen in die Schlufsstellung bestimmten Teil der Be-
grenzungslinie, nicht imstande ist, eine genügend sichere
Wagenverbindung herzustellen.
Es ist durch diese Zerrungsversuche festgestellt,
dals Köpfe mit einer Begrenzungslinie, die der amerika-
nischen sehr nahe kommt, bereits nach kurzer Betriebs-
zeit die Veranlassung zu Zugtrennungen geworden
sind. Bei früheren Zerrungsversuchen hatten sich
dieselben, damals noch unabgenutzten Köpfe nicht ge-
trennt.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
[15. Oktober 1903.]
Stofsversuche auf Ablaufgleisen.
Zum Schlufs wurden von einem Ablaufgleise die
Wagen einzeln oder ın Gruppen abgelassen, um die
Festigkeit der selbsttätigen Kuppelungen gegen Stöfse
nachzuweisen. Bremsschuhe wurden hierbei nicht be-
nutzt und die Wagen beim Ablaufen nicht gebremst,
weshalb die Stöfse so stark waren, dafs sich die
Stirnwände der beladenen Wagen etwas durchdrückten.
Irgend ein Schaden an den selbsttätigen Kuppelungen
oder an den mit diesen zusammenhängenden Ein-
richtungen ergab sich nicht. Auch bei diesen Ver-
suchen folgten beim Anprall die Wagen mit tiefliegenden
Köpfen dem durch die Stofskraft
erzeugten Kräftepaare und zeigten
die Neigung tiefzukippen, obwohl
die normalen Buffer die tief-
liegende Kuppelung in günstiger
Weise bei der Aufnahme des
Stofses unterstützten. Unbe-
ladene Wagen wären vielleicht
aus dem Gleise gesprungen.
II. Die Ergebnisse der
Essener Versuche.
Uebergangsvorrichtungen
und Höhenlage.
Von den zur Vorführung
gelangten Uebergangsvorrich-
tungen kommen nach Ansicht
des Verfassers in Abwägung der
Vorteile und Nachteile hinsicht-
lich Beschaffungskosten, Bau und
Betrieb nur die Umsteckvorrich-
tung nach Weddigen und Grimme
und der Krupp’sche Winkel-
schwenkkopf für eine etwaige
Einführung ernstlich in Betracht.
Welcher von diesen beiden Vor-
richtungen man den Vorzug
geben will, ist an sich nicht von
erheblicher Bedeutung, da beide,
weil in derselben Höhenlage be-
findlich, ohne Gefahr gleichzeitig
versucht werden können.
Die Umsteckvorrichtung hat
den Vorteil der geringeren Be-
schaffungskosten und der beson-
ders für Güterwagen wichtigen
einfacheren und festeren Bauart,
dagegen den Nachteil, dafs der
Uebergang in kurzer Zeit er-
folgen muis.
Für den Fall, dafs es be-
sonders mit Rücksicht auf den
Wagenübergang zu fremden Ver-
waltungen erforderlich werden
sollte, die ältere Zugvorrichtung
für längere Zeit beizubehalten,
also das Auswechseln von Kopf
und Haken häufiger notwendig
und zu einer dauernden Ver-
richtung werden mufs, dann ge-
winnt die Schwenkvorrichtung
wegen ihrer leichten nur eine
Arbeitskraft erfordernden Hand-
habung an Bedeutung, zumal sich die Anwendung
dieser Uebergangsvorrichtung an Lokomotiven und der
Mehrzahl der Personenwagen ohnedies als vorteilhafter
erweisen dürfte.
Wie dem auch sei, Versuche im gröfseren Mafs-
stabe werden allein entscheiden können, welche Ueber-
gangsvorrichtung schliefslich als die geeignetere zu
befinden sein wird.
An dieser Stelle ist es notwendig auf einige Be-
denken näher einzugehen, welche man gegen die An-
wendung der Tieflage und der neuerdings damit ver-
knüpften Uebergangsweise, bei objektiver Erwägung,
mit Rücksicht auf den Betrieb und den Bau der Wagen
haben mufs.
[15. Oktober 1903.]
157
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Die Anbringung der selbsttätigen Kuppelung unter
dem Zughaken (vgl. Abb. 2) ist bereits von den meisten
Vertretern der Tieflage wieder verlassen worden,
wohl weil sich dieselben der Erkenntnis nicht ver-
schliefsen konnten, dafs der vorstehende Kuppelkopf
eine stete Gefahr für die Kuppler bedeutet, das Ein-
hängen der Schraubenkuppelung wesentlich erschwert
und die Zahl der Unfälle daher unbedingt vermehren
mufs. Deshalb hat man mit Recht die Entfernung des
Kuppelkopfes aus dem für die Kuppler zwischen den
Wagen erforderlichen Raum zum Teil durch Aus-
schwenken angestrebt, zum Teil versucht man sich
der von Herrn Regierungsbaumeister Weddigen ange-
gebenen Uebergangsweise zu nähern. (Vgl. die neuere
bayerische Anordnung in der Zeitung des Vereins
Deutscher Eisenb.-Verw. 1903 No. 30). Durch das An-
lehnen an diese Uebergangsvorrichtungen für die nor-
male Höhenlage haben die Vertreter der Tieflage die
Ueberlegenheit dieser Vorrichtungen gewissermafsen
zugegeben, weil diese letzteren denselben Zweck ein-
facher und billiger in der normalen Höhenlage er-
reichen und damit die Anwendung einer Tieflage über-
haupt überflüssig machen.
Tatsächlich vermag man einen wesentlichen Unter-
schied zwischen der in No. 30 und jener in No. 44 der
Zeitung des Vereins Deutscher Eisenb.-Verw. 1903 ge-
schilderten Uebergangsweise nicht zu entdecken, abge-
sehen von der durch die erstere bedingten Betriebs-
gefahren und ungünstigen Folgen für die Bauart der
Wagen.
Beide Uebergangsvorrichtungen, die bayerische Auf-
steckvorrichtung in der Tieflage und die Umsteck-
vorrichtung in der normalen Höhenlage gestatten „bei
der Anbringung der neuen Kuppelung sofort auf die
Endform überzugehen“, beide machen die Anwendung
von „Verbindungswagen“ möglich. Die Verbindungs-
wagen sollen nämlich nach dem Uebergange die Ein-
stellung von Wagen mit der alten Kuppelung in die
Züge mit selbsttätigen Kuppelungen ermöglichen. Dies
bedingt natürlich, dafs beim Uebergang eines Wagens
mit selbsttätigen Kuppelungen in ein Bahnnetz, das noch
Schraubenkuppelungen besitzt, ein Verbindungswagen
mitlaufen muls, bezw. fremde Wagen mit Schrauben-
kuppelungen nur mit. Hilfe besonders vorrätig zu
haltender Verbindungswagen in die inländischen Züge
eingestellt werden können.
Es mufs recht sehr bezweifelt werden, dafs mit
der Verwendung einer Anzahl von Verbindungswagen
während und nach der Uebergangszeit Erleichterungen
für den Betrieb eintreten werden.
Stellt man sich die Frage, eine wie grofse Zahl
solcher Verbindungswagen man während und nach der
Uebergangszeit mit Rücksicht auf eine möglichst schnelle
Zugbildung benötigt, so kommt man sehr schnell zu
dem Ergebnis, dafs es mit Rücksicht auf das Ausgehen
des Vorrates einer Station an solchen Verbindungs-
wagen wünschenswert wäre, wenn sich ein jeder Wagen
bei Bedarf als Verbindungswagen berichten licfse.
Wie oft dagegen die Herrichtung eines Wagens für die
eine oder die andere Art der Kuppelung notwendig
werden wird, hängt allerdings in jedem einzelnen Falle
nur von dem Bedürfnis nach einem solchen Verbindungs-
wagen, bezw. nach einer Uebergangsvorrichtung, ab.
Dieses Bedürfnis nach dem Vorhandensein einer Ueber-
gangsvorrichtung kann aber bald bei diesem bald bei
jenem Wagen, also bei jedem Wagen eintreten, weshalb
es empfehlenswert wäre, wenn ein jeder derselben die
Möglichkeit bieten würde sich bald für die Benutzung
der Schrauben- bald der selbsttätigen Kuppelung her-
richten zu lassen, will man anders nicht gezwungen
sein, Wagenverschiebungen einzig mit Rücksicht auf
die jeweilig vorhandenen Kuppelungen vorzunehmen.
Auch die Notwendigkeit, die Verbindungswagen auf die
verschiedenen Stationen in der erforderlichen Zahl zu
verteilen, hätte eine erhebliche Beschränkung der Frei-
zügigkeit derselben zur Folge, d. h. die Wagen mülsten
häufig zum Zwecke der Versendung an eine Zugbildungs-
station, bei welcher ein Bedarf daran vorhanden ist,
leer laufen und würden demnach dem allgemeinen Ver-
kehre entzogen.
[No. 632.]
Ein Ortsgüterverkehr dürfte bei Zügen, welche zu
einem Teile aus Wagen mit Schraubenkuppelungen zum
anderen Teile aus Wagen mit nur selbsttätigen Kuppe-
lungen bestehen, infolge der Notwendigkeit Wagen bald
vor bald hinter dem Verbindungswagen je nach Art
der vorhandenen Kuppelung in den Zug einzustellen
bezw. aus demselben zu entnehmen, ganz unzulässige
Verzögerungen und Erschwernisse erleiden. Die
greulichste Verwirrung im Rangier- und Zugverkehr
dürften gemäfs den angeführten Gründen allein die Ver-
bindungswagen zu bringen geeignet sein. Wenn jeder
Wagen mit Winkelschwenkkopf oder Umsteckvorrichtung
ausgerüstet ist und sich somit in mehr oder minder
kurzer Zeit bei Bedarf als Verbindungswagen herrichten
läfst, wird sich der Verschiebedienst sicherlich bedeutend
einfacher und schneller gestalten, als wenn nur eine
geringere Zahl von Verbindungswagen vorhanden wäre.
Bei den Schwenkköpfen wird das Umschwenken in
die eine oder die andere Lage auch nur von dem
Bedürfnis nach einem solchen „Verbindungswagen“
abhängen. Bei den Umsteckvorrichtungen liegt der
Fall genau so, wie bei dem im Organ für die Fort-
schritte des Eisenbahnwesens 1901, Tafel XXIV ab-
gebildeten Wagen in der neueren bayerischen Aus-
führung mit Uebergangsvorrichtung durch Tieflage der
selbsttätigen Kuppelung, denn die Anwendung von
Verbindungswagen hat naturgemäfs mit der Höhenlage
der selbsttätigen Kuppelung nichts gemein und ist für
jede Art Uebergangsvorrichtung möglich.
Die Beweisgründe, welche für die Anbringung der
selbsttätigen Kuppelung unter dem Zughaken angeführt
werden (vergl. No. 30 der Zeitung des Vereins D.
Eisenb.-Verw. 1903, S. 458), können in gleicher Weise
für die Anbringung derselben in normaler Lage in
Anspruch genommen werden, bezw. gibt es keine
Schwierigkeiten, welche nicht auch bei Anbringung der
selbsttätigen Kuppelung in der normalen Lage über-
wunden werden könnten. Dafür aber bringt die An-
wendung der Tieflage Schwierigkeiten in der Aus-
führung und Nachteile für den Betrieb mit sich, welche
bei der normalen Höhenlage der selbsttätigen Kuppelung
von selbst entfallen.
Gerade der Einbau der selbsttätigen Kuppelungen
in der normalen Höhenlage ist an Billigkeit und Festig-
keit dem in der Tieflage überlegen, weil gröfsere
Konstruktionsgewichte erforderlich sind, um bei der
letzteren den Anschlufs an das höher gelegene Unter-
gestell überhaupt zu ermöglichen und zugleich die noch
dazu exzentrisch aufgefangene Stolskraft auf dasselbe
sicher zu übertragen. Bei dem Einbau der selbsttätigen
Kuppelung in der normalen Lage kann das vorhandene
Untergestell viel besser ausgenutzt werden, weshalb in
dieser Lage die Abänderung des Untergestells für den
Einbau der selbsttätigen Kuppelung notwendiger Weise
einfacher werden mufs. Die bisher ausgeführten Ent-
würfe für die tiefere Anbringung der selbsttätigen
Kuppelung leiden fast durchweg an einer zu leichten
Konstruktion. Vergleichsversuche dürften die gröfsere
Festigkeit des Untergestells bei Einbau der Kuppelung
in normaler Höhenlage ergeben, wenn das für den
Einbau aufgewendete Mehrgewicht bei beiden An-
ordnungen gleichgehalten wird.
Stolsversuche, welche nicht auf zwei bis drei Wagen-
längen, sondern mit der roheren Behandlung der Wagen,
wie sie mit der Benutzung von selbsttätigen Kuppe-
lungen von selbst eintritt, vorgenommen werden, dürften
diese Behauptungen bestätigen.
Bezüglich der gröberen Wagenbehandlung im Ver-
schiebedienst sei folgende Stelle aus dem Senatsberichte
der Interstate Commerce Commission (Amerika) über
die Sicherheit von Angestellten und Reisenden auf
Eisenbahnen, S. 92, angeführt:
„Bahnbeamte haben sich vielfach über die rohe
Behandlung der Wagen in den Bahnhöfen beklagt.
Mit der allgemeinen Benutzung von selbsttätigen
Kuppelungen, welche die Leute von der Not-
wendigkeit befreit, zwischen die aufeinander zu
kommenden Wagen zu treten, ist es möglich
geworden, den Verschiebedienst zu beschleunigen
durch ein gegen früher schnelleres Bewegen der
158 (No, 632.]
Wagen und durch die geringere Aufmerksamkeit
beim Abpassen der Geschwindigkeit eines Wagens
oder einer Gruppe von Wagen, wenn sie sich
einem anderen nähern.“
- Zu den vorerwähnten baulichen Nachteilen, welche
der Einbau der selbsttätigen Kuppelung in der Tieflage
mit sich bringt, kommt eine nicht geringe Gefahr für
den Betrieb, welche mit der dadurch bedingten unter-
schiedlichen Höhenlage der alten und neuen Kuppelung
zusammenhängt. |
Die Gefahr des Entgleisens, welche, wie die Essener
Versuche gezeigt haben, nicht zu unterschätzen ist und
bei allen Verbindungswagen der bayerischen Anordnung
vorliegt, dürfte wohl grofs genug sein, dafs die Eisenbahn-
Verwaltungen sich der Erkenntnis derselben im Bewufst-
sein ihrer Verantwortlichkeit kaum werden verschliefsen
können.
Zieht man diese Umstände in Betracht, welche
während der Uebergangszeit den Einbau der selbst-
tätigen Kuppelung in der Tieflage ungünstig gestalten
und de Anwendung derselben zu einer Betriebsgefahr
machen, dann wird man umsoweniger der Einführung
der tiefen Anordnung das Wort reden können, weil
man für die Folge an diese Lage der Kuppelungen
gebunden bleibt und ohne eine abermalige langwierige
Uebergangszeit nicht wieder davon zurück auf die
normale Lage der Kuppelungen gelangen kann.
Die tiefe Anordnung der Kuppelungen würde nichts
schaden, wenn sie, wie z. B. bei Kohlentrichterwagen,
wegen Vergröfserung des Laderaums sogar günstig
wäre. Aber bei allen flachbödigen Wagen, und das
sind alle Personenwagen, offene und bedeckte Güter-
wagen, Plattformwagen usw., wird man mit dem Unter-
gestell nicht in die tiefere Lage der app une hinab-
rücken können (vgl. Glas. Ann. 1902 No. 612, S. 246
und S. 254), weil man sich wohl kaum entschliefsen
wird, die Raddurchmesser entsprechend zu verkleinern
oder die Räder durch die Böden der Wagen, wie bei
der früheren Bauart der Berliner Stadtbahnwagen,
durchtreten zu lassen.
Diese Uebelstände des ungünstigen Einbaues und
der Betriebsgefahr während der Uebergangszeit und
der ungünstigen Bauart der Wagen nach derselben,
würde man vielleicht mit in Kauf nehmen müssen,
wenn keine andere Möglichkeit zum Uebergange vor-
handen wäre, als die durch Tieflage der selbsttätigen
Kuppelung. Tatsächlich hat man aber in dem Krupp’schen
Winkelschwenkkopf und der Umsteckvorrichtung von
Weddigen und Grimme zweckmäfsigere Lösungen für
einen Uebergang in normaler Höhenlage gefunden,
welche an Betriebsfähigkeit und leichter Ausbildung in
nichts hinter den Schwenkköpfen und Aufsteckköpfen
der Tieflage zurückstehen, so dafs es unverständlich
wäre, sich ohne Not die erwähnten Nachteile der tieferen
Anordnung freiwillig aufzubürden.
Eingriffslinie der selbsttätigen Kuppelungen.
Die Versuche der Firma Fried. Krupp in Essen
haben gezeigt, dafs es möglich ist, eine hakenförmige
Eingriffslinie für die Kuppelköpfe auszubilden, ohne dafs
die Fähigkeit des Kopfes, sich leicht kuppeln und ent-
kuppeln zu lassen, darunter leidet. Der Versuche durch
abgenutzte amerikanische Kuppelköpfe die Unzulänglich-
keit der amerikanischen Eingriffslinie nachzuweisen hätte
es, mit Rücksicht auf die Ergebnisse in Amerika selbst,
nicht einmal bedurft.
Die amerikanische Eingriffslinie ist nicht durch
jahrelanges Studieren und Probieren festgelegt. Wohl
hat man versucht, an der einen oder der andern Stelle
durch einige, des allgemeinen Eingriffs wegen, nur
geringfügige Abänderungen dem Grundübel des selbst-
tätigen Auseinandergleitens der Kuppelköpfe bei ge-
schlossenen Klauen nach Möglichkeit abzuhelfen, hat
aber die ungünstige Gestalt der Eingriffslinie im Wesent-
lichen beibehalten müssen, da man sich natürlich zu
einer abermaligen langwierigen Uebergangszeit, welche
die Einführung einer anderen Eingriffslinie bedingt
hätte, nicht entschliefsen konnte. Dafs es seinerzeit
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Oktober 1903.]
in Amerika an Warnern nicht gefehlt hat, zeigt eine
dahingehende Zuschrift in der Railroad Gazette vom
30. Januar 1891 S. 73.
The coupler contour.
An den Herausgeber der Railroad Gazette.
„Ich habe sorgfältig den von Herrn D. L. Barnes
vor dem Western Railway Club 1m letzten Monat
gelesenen Vortrag über die Vertikalflachenkupp-
lung durchgesehen und habe ein grofses Inter-
esse daran genommen. Der Punkt, auf welchen
ich besonders die Aufmerksamkeit zu lenken
wünsche, ist die Abnutzung der Innenfläche der
Klauen. Die beistehenden Abb. 12 werden meine
Ausführungen erläutern.
Wenn die Innenflächen der Klauen nach 4 A
ausgeschnitten wären, so dafs die Punkte der
Klauen bei 32 an diesen Stellen vom Tragen
befreit werden könnten, würden sich die Innen-
flächen der Klauen gerade überkreuz, anstatt der
Abnutzung, wie in Fig. 2 gezeigt, auf der punk-
tierten Linie D Æ, abnutzen.
Ich behaupte, dafs die Klauen sich nach der
Linie D Z abnutzen, weil der Punkt B bei 4 in
Berührung kommt, woraus ein Auseinander-
drängen der Klauen, wie in Fig. 2 gezeigt, folgt.
Fig. 1 soll die Klaue vor der Indienststellung
zeigen und Fig. 2 nach erfolgter Abnutzung usw.“
Jas. Timms.
Abb. 12.
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U
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U
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t
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Folgen der amerikanischen Eingriffslinie.
Was in dieser Zuschrift angedeutet ist, wird unter
den später zu besprechenden Einzelheiten näher ausge-
führt werden.
Auch der im Heft 17 der Zeitung des Vereins
Deutscher Eisenb.-Verw. 1902 von Herrn Regierungs,
und Baurat Glasenapp veröffentlichte Bericht macht auf
den Mangel der amerikanischen Eingriffslinie aufmerk-
sam, so dafs an dieser trotz gegenteiliger Behauptungen
(vgl. No. 30, 1903 der gen. Zeitung) noch recht viel
auszusetzen ist. Es dürfte daher zweckmäfsig sein, die
Frage der Eingriffslinie weiter eingehend zu studieren,
damit man am Tage einer etwaigen allgemeinen Ein-
führung der selbsttätigen Kuppelung im Besitze einer
Eingriffslinie ist, die allen billigen Anforderungen an
eine solche genügt und eine Sicherheitskuppelung ent-
behrlich macht, welche nach Ansicht des Verfassers
bei der amerikanischen Form der Eingriffslinie zur
Sicherung gegen Zugtrennungen schliefslich wieder ein-
geführt werden dürfte.
Es wäre jedenfalls der wichtigen Kuppelungsfrage
nicht dienlich, wenn man die fremden Konstruktionen,
deren Mängel doch die Amerikaner selbst infolge der
langen Versuchszeit erkannt und gerügt haben, ohne
langes Besinnen übernehmen wollte, wo man in der
Lage ist, denselben von vornherein zu begegnen und
besseres zu schaffen; dies zu erreichen, ist bisher noch
stets der Ehrgeiz deutscher Ingenieure gewesen.
(Schlufs folgt.)
.[15. Oktober 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No 632.) 159
Kritische Beschreibung der bis jetzt gebauten Zahnradlokomotiven
für gemischten Betrieb.
Von Arthur Werner, Regierungs-Baumeister.
(Mit 57 Abbildungen.)
(Schlufs von Seite 131.)
21. Die Lokomotiven der Ungarischen Staats-
bahnen für die Linien:
l. Tiszolcz—Zölyöm brézo.
2. Sálgó—T árján.
3. Hernádthal’’).
1. Tiszolez—Zölyöm brézo.
a) Bahnlinie.
Die am Fufse der Karpathen sich hinziehende Bahn-
linie Tiszolez—Zölyöm brézo bildet ein Verbindungs-
glied von bis dahin durch das Gebirge getrennten
Bahnen. Auf dem kürzesten Wege vermittelt sie den
Austausch von Kohlen und Erzen.
(Abb. 53—56.)
Zahnradtriebwerk.
Das Zahnradtriebwerk befindet sich zwischen der
zweiten und dritten Achse und besteht wie gewöhnlich
aus zwei gekuppelten Zahnradachsen, welche ihren
Antrieb von einem unter der Rauchkammer liegenden
Cylinderpaare erhalten und in sehr kräftigen Rahmen
gelagert sind, die mit den Enden die erwähnten Reibungs-
achsen umfassen.
Die Hauptverhältnisse dieser Lokomotiven sind
die folgenden:
| Reibung Zahnrad
Cylinderdurchmesser . . 900 420 mm
Hub ......... . 500 450 ,
Abb. 53.
Lokomotive der Bahn Tiszolz--Zölöm brézo.
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Abb. 54.
Zahnradtriebwerk.
Die gröfste Steigung der Reibungsstrecke beträgt Triebraddurchmesser . . 1050 688 mm
.20°%/oo, die der Zahnstangenstrecke 50°/oo, die engsten Laufrad . ....,... TO — ,
Kurven haben 180 bezw. 200 m Radius. Fester Radstand 4300 930 „
Die Zahnstange ist zweitheilig und nach Bauart Gesammter Radstand e ”
Abt ausgeführt. Dampfüberdruck 12 atm
Heizfläche:
b) Lokomotive. | Feuerbüchse . . . . . . . . 10,7 m?
Die Lokomotiven gehören zu den gröfsten und Siederohre . 222... 198 „
kräftigsten der bis heut gebauten Zahnradlokomotiven. gesammte ......... 168 „
Ihr Dienstgewicht sammt Vorräthen beträgt 71 t, ver- Länge der Heizrohre ~ . «. , 4000 mm
theilt auf sechs Achsen; vier von diesen sind gekuppelt Durchm. d. Heizrohre, aufsen . . . 44 „
und tragen ein konstantes Reibungsgewicht von 53t, Anzahl d Heizrohre. . . . . . . 280
wahrend die Vorrathe an Wasser und Kohle auf zwei Gewicht, leer Si 56,0 t
Laufachsen ruhen, welche als Drehgestell hinter der Wasser im Kessel 39,
‚Feuerbüchse angeordnet sind. Speisewasser is ts ie hs war A 75t
en u Kühlwasser . . . 2 2 2 2 202. 0,5 ,,
8) Z. 6.1. V. 1898, S. 297. — Z. d. V. d. I. 1898, S. 170.
Brennmaterial . . . 2 2 2 20. 3,05
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
160 (No 632.)
Dienstgewicht: gröfstes . Il t
mittleres = j
Reibungsgewicht
Zugkraft 14 000 kg
Leistung.
Da das zu benutzende Brennmaterial nicht besonders
günstig war, wurden die Maschinen ursprünglich für
eine Leistung von 150 t veranschlagt. Das Betriebs-
personal arbeitete sich jedoch so schnell ein, dafs schon
nach wenigen Monaten die normale Zuglast auf 175 t
festgesetzt werden konnte.
Auf der Zahnstange betragt die Fahrgeschwindig-
keit 9—12 km, auf den Reibungsstrecken, soweit die
Züge geschoben werden müssen 15—20, sonst 25 km.
Rechnerische Werthe:
1. Z = 8600 + 8300 — 16 900
2. N — 630 :
3 Ge 1,91 6. Z _ 949
G
4. -= 38
H N
H 1. G -= 8,9
5. g 72A
2. Rima—Murany—Sálgó—T árján.
Eine besonders schwierige Aufgabe war im Jahre
1894/95 in den ungarischen Eisenwerken Rima-Murany
in Sálgó-Tárján zu lösen. Eine gemischte Reibungs-
und Zahnradbahn sollte einzelne in verschiedenen Höhen
Abb. 55.
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Abb. 56.
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Lokomotive der Bahn in Hernädthal (Ungarn.)
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gelegene Theile des Werkes verbinden. Die Spurweite,
635 mm, war gegeben, die gröfste Steigung betrug 140°%oo,
der kleinste Krümmungsradius 8 m, auch in der Zahn.
stan
Die Lokomotiven sind elektrisch betrieben und be-
fördern eine Last von 7t. Die Motoren wiegen St.
Die Einrichtung ist so getroffen, dafs auf der Zahn-
stange das Zahntriebrad allein arbeitet.
Die gesammte elektrische Einrichtung wurde von
der Union-Elektricitätsgesellschaft in Berlin geliefert.
Eine zweite Lokomotiv-Gattung, welche für eine
andere gleichfalls in Sälgö-Tärjän belegene Schmal-
spurbahn ausgeführt ist, zeigt Abb. 53.
3, Hernädthal.
Für die Hernädthaler Ungarischen Eisenwerke in
Krompach wurde zur Beförderung von Wagen der
160 [No. 032] ` OLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. (15. Oktober 1903.) Oktober 1903.]
Normalbahn auf kurzen Rampen mit starken Steigungen
eine kleine Bahn mit gemischtem Betriebe angelegt.
Die gröfste Steigung beträgt 100%. Eine sehr
einfach gehaltene Zahnradlokomotive (Abb. 56) mit einem
Dienstgewicht von 15 t befördert zwei beladene Güter-
wagen, also eine Last von 32t.
28. Lokomotive der Cia Merida de Penoles in
Mexiko. (Abb. 57.)
a) Bahnlinie.
Die der Cia Merida de Penoles gehörige Bahn
wurde erbaut, um die nahe der Stadt Mampimi in
Mexiko belegenen Silberbergwerke zu erschliefsen.
Die grölste Steigung der Strecke beträgt 136oo,
die kleinste Krümmung hat 70 m Radius.
b) Lokomotive.
Die Lokomotive dient dazu, die Silbererze aus den
verschiedenen Theilen des Bergwerkes bis zur Stelle
der Verhüttung zu befördern. Der Oberbau aller dieser
Strecken ist mit Zahnstange versehen.
Abb. 57.
Lokomotive der Bergwerks-Bahn in Penoles (Mexiko.)
Die Schuppen, in denen die Lokomotiven unterge-
bracht sind, befinden sich in der Stadt Mampimi, bis
zu welcher vom Bergwerk aus eine 3'/, englische Meilen
lange reine Reibungsstrecke führt, die von den Loko-
motiven morgens und abends, zu Beginn und Schlufs
des Dienstes, durchlaufen wird. Züge werden auf dieser
Strecke nicht befördert, und hat die Lokomotive daher
auf der Reibungsstrecke nur ihre Eigenlast zu schleppen.
Die Maschine konnte daher einfach gestaltet werden,
und es wurde davon abgesehen, zwei getrennte Trieb-
werke anzuwenden.
Die Reibungsräder sitzen sämmtlich lose auf
den Achsen. 2 Räderpaare können jedoch mit den
Achsen durch Kupplungen fest verbunden werden,
während das dritte Paar stets nur als Laufräder benutzt
wird. Die drei Treibachsen sind gekuppelt und je mit
einem Zahntriebrad versehen. Die mittlere Achse wird
von den aufsen angeordneten Cylindern mittels Schwing-
hebel angetrieben.
An jeder Seite der Lokomotive sind zwei über
einander liegende Cylinder angebracht, welche für Ver-
bundwirkung gebaut sind und auf einen gemeinsamen
Kreuzkopf arbeiten.
Eine Mitwirkung der Reibungsräder auf der Zahn-
stangenstrecke findet nicht statt, vielmehr wirken
sämmtliche Tragachsen als Laufräder.
Die Hauptabmessungen dieser Lokomotive sind die
folgenden:
Spurweite 162 mm
Hochdr. -Cylinderdurchm. 241 „
Niederdr. EE 38l „
Hub .. 559 „
Reibungsräder- Durchm. 6054 „
Zahntriebrad 571 „
Triebrad-Durchm. 824 „
Dienstgewicht ; ; 24,15 t
Gewicht a. d. Triebrädern 20,43 „
Dampfkessel-Durchmesser 914 mm
Anzahl der Rohre 106
Durchm. der Rohre . 38 mm
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Oktober 1903.)
162 [No. 632.]
Länge 5: u. & 2 8: 4 . . 3109 mm
Feuerkiste 867 x 946 „
Wasservorrath . 1,816 m?
Bei den zuerst gelieferten Lokomotiven war das
vordere einachsige Drehgestell nicht vorhanden; es
zeigte sich jedoch an der ersten stark belasteten Achse
eine so grofse Abnutzung der Spurkränze durch die
zahlreichen engen Kurven, dafs die folgenden Loko-
motiven mit einem vorderen Leitungsrad verschen
wurden.
|
|
Durch die Anbringung dieser 5 t-Achse erhöht sich
das Gesammtgewicht auf 26,55t und vermindert sich
das Gewicht auf den Triebrädern auf 18,45 t.
Leistung.
Die Maschine war veranschlagt für die Beförderung
einer Last von 14 t auf der Steigung 13,5°/oo und von
36 t bergabwärts.
Im Betrieb beförderte die Lokomotive 17,7t bergauf
und 39 t bergab.
Verschiedenes.
Zulassung von Diplom-Ingenieuren anderer Hochschulen
zur Promotion zum Doktor-Ingenieur an einer der Königlichen
Technischen Hochschulen Preufsens. Nach den hierüber
neu aufgestellten Bedingungen werden zur Promotion als
Doktor-Ingenieur zugelassen:
1. Bewerber, welche im Sinne der „Promotions-Ordnung
für die Erteilung der Würde eines Doktor-Ingenieurs durch
die Technischen Hochschulen Preufsens“ das Reifezeugnis
eines Gymnasiums oder Realgymnasiums oder einer Oberreal-
schule des Deutschen Reichs besitzen und die Diplomprüfung
an einer deutschen technischen Hochschule oder einer
deutschen Bergakademie bestanden haben.
2. Bewerber, welche statt eines unter 1 erwähnten Reife-
zeugnisses das Reifezeugnis einer bayerischen In-
dustrieschule, der sächsischen Gewerbe-Akademie
in Chemnitz oder eines österreichischen Gymnasiums, Real-
gymnasiums oder einer Oberrealschule besitzen, sofern diese
Schulen deutschsprachig sind.
3. Bewerber, welche statt der Diplomprüfung an einer
deutschen technischen Hochschule die Regierungsbaumeister-
Prüfung bei einer deutschen staatlichen Prüfungs-Kommission
oder die zweite Staatsprüfung an einer österreichischen Hoch-
schule mit deutscher Unterrichtssprache oder die Diplom-
prüfung an der eidgenössischen polytechnischen Schule in
Zürich bestanden haben.
4. Ueber die Zulassung Studierender von anderen als
den unter 2 und 3 genannten Lehranstalten entscheidet im
Sinne der Promotions-Ordnung das vorgeordnete Ministerium
von Fall zu Fall, auf Grund der Anträge der betreflenden
Abteilung, bei welcher sich der Bewerber meldet und der
Berichte von Rektor und Senat.
5. Es wird hierbei angenommen, dafs die deutschen
technischen Hochschulen und die ausländischen technischen
Hochschulen mit deutscher Unterrichtssprache Gegenseitigkeit
üben.
6. Studierende von anderen als den unter 2 genannten
Industrieschulen und der Gewerbe-Akademie, insbesondere
von höheren Gewerbeschulen, Baugewerksschulen und
sonstigen Fachlehranstalten können zur Promotion nicht zu-
gelassen werden. Das Reifezeugnis oder Diplom dieser
Schulen kann die unter 1 bis 3 genannten Reifezeugnisse
und Diplome nicht ersetzen.
Der Studiengesellschaft für elektrische Schnellbahnen ist
es am 6.d.M. gelungen, auf der Militärbahnstrecke Marien-
felde— Zossen, wo die Versuche stattfanden, bei einer Strom-
spannung von 14 000 Volt eine höchste Fahrgeschwindigkeit
von 201 km in der Stunde zu erreichen. Die 23km lange
Strecke wurde wiederholt in 8 Minuten (einschl. Anfahren
und Bremsen) zurückgelegt.
Der Oberbau, die elektrische Ausrüstung der Strecke
wie der Wagen zeigten sich dieser ungeheuren Leistung
vollkommen gewachsen. Die Stromleitung entsprach in
ausreichendem Mafse den ungewöhnlichen Anforderungen.
Es dürfte unbestritten sein, dafs die Studiengesellschaft für
elektrische Schnellbahnen und dieBehörden, welche sie inihren
Bestrebungen unterstützten, sich mit den genannten Versuchen
grofse Verdienste um den Fortschritt des Verkehrswesens
erworben haben.
Eine Normalschiene für die Hauptbahnen Oesterreichs.
Wie die „Zeit. d. V. D. E.-V.“ bereits mitgeteilt, soll auf den
Hauptstrecken der österreichischen Staatsbahnen ein neues
schwereres Schienenprofil eingeführt werden. Hierbei soll
jene Schienenform zur Anwendung gelangen, welche vom
Eisenbahnministerium auf Grund von Verhandlungen mit den
Privatbahnen als einheitliche Form für schwere Schienen fest-
gestellt worden ist. Diese Normalschiene wiegt rund 44 kg
für das laufende Meter, während die bisher verwendeten
Formen 36 kg oder weniger wiegen. Das Gewicht der auf den
preufsischen Staatsbahnen gröfstenteils verwendeten Schiene
beträgt rund 34 kg und das der sogen. Goliathschiene 52 kg
für das laufende Meter. Festgehalten wurde am System
Vignoles (die sogen. Stuhlschiene ist kostspieliger, sie wurde
auf den Staatsbahnen bisher nur auf etwa 62 km probeweise
gelegt), aber die Form zeigt wesentliche Abweichungen.
Der Schienenkopf ist stärker, auch der Fufs ist gröfser
gestaltet und die Höhe der Schiene ist ebenfalls wesentlich
gesteigert; sic beläuft sich auf 140 mm.
Die Staatsbahnen werden die neuen Schienen probeweise
zunächst in einer Strecke von 7 bis 8km legen und sie auch
schon bei den neuen Alpenbahnen (Tauernbahn usw.) benutzen.
Die staatliche Eisenbahnaufsicht hat aber auch bereits die
Privatbahnen davon verständigt, dafs künftig bei gröfseren
Schienenerneuerungen und bei Neuanlagen auf Hauptstrecken
die neue Schienenform angewendet werden soll.
Das Strafsenbahnwesen in Italien hat sich, wie die
„Voss. Zeit.“ erwähnt, im Laufe der Jahre mächtig ent-
wickelt. Vor 29 Jahren wurde in Italien die erste Dampf-
strafsenbahn erbaut, die Turin mit dem wenige Kilometer
entfernten Moncalicri verband. Seitdem hat das Strafsenbahn-
wesen, wie aus einer vom Ministerium für öffentliche Arbeiten
veröffentlichten Statistik hervorgeht, einen aufserordentlichen
Aufschwung genommen. Denn im Jahre 1900, das zur
Grundlage der gesammelten Daten dient, gab es in Italien
nicht weniger als 3 306,527 km Strafsenbahnen, welche von
73 Gesellschaften betrieben wurden. Viele dieser Gesell-
schaften wurden mit ausländischem Kapital gegründet, und
sind besonders in der Lombardei und in Piemont deutsche
Kapitalien in bedeutendem Mafse angelegt. Seitdem im
Jahre 1890 die erste elektrische Tramway Italiens zwischen
Florenz und dem Villenorte Fiesole errichtet wurde, folgten
andere 353,660 km lange Strecken mit elektrischem Betriebe,
während der Dampflokomotivbetrieb noch immer 2952,867 km
umfafst. Dafs die italienischen Strafsenbahnen mehr dem
Güter- als dem Personenverkehr dienen, beweist der Umstand,
dafs 2889 Güterwagen 1728 Personenwagen gegenüberstehen.
577 Dampflokomotiven und 1043 elektrische Motorwagen
stehen im Dienste der am meisten in Norditalien verbreiteten
Strafsenbahnen, die ein Personal von 11002 Personen be-
schaftigen. .
Königliche Geologische Landesanstalt und Bergakademie
zu Berlin. Für diese beiden höheren Lehranstalten, welche
in Bezug auf die Vertretung, die Verwaltung einschl. des
Kassen- und Rechnungswesens, sowie in Bezug auf die
Bibliothek und die Sammlungen vereinigt sind, sind aufgrund
Allerhöchster Ermächtigung v. 14 Juli d. J. unter Aufhebung
des Statuts genannter Anstalten vom 8. April 1875 neue
[15. Oktober 1903.)
Satzungen nebst Ausführungsbestimmungen vom
21. August d. J. erlassen worden.
Aus diesen gegen früher erweiterten Vorschriften möge
noch hervorgehoben werden, dafs die Bedingungen für die
Aufnahme der Studierenden der Bergakademie ähnlich den-
jenigen sind, welche für den Besuch der Techn. Hochschule
in Charlottenburg gelten. Auch können Studierende, welche
einen Lehrgang im Berg- oder Hüttenwesen zurückgelegt
und mindestens ein Studienjahr an der Bergakademie zu
Berlin zugebracht haben, aufgrund einer besonderen Prüfung
ein Diplom als Berg-, Metall- oder Eisenhütteningenieur er-
halten, wodurch ihre Kenntnisse und ihre technische Aus-
bildung bekundet werden.
Die Vorbedingungen, die Diplomerteilung sowie die für
dieselbe zu bestehende Prüfung werden durch von dem
Minister für Handel und Gewerbe zu erlassende besondere
Vorschriften geregelt.
An der Bergakademie besteht eine besondere Kommission
zur Vornahme der ersten Prüfung für den höheren Staats-
dienst in der Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung. Die
Prüfung ist durch die dafür von dem Minister erlassenen be-
sonderen Vorschriften geregelt.
Fernschalter für elektrische Anlagen mit Gleichstrom-
betrieb sind in der diesem Hefte beiliegenden Nachricht
No. 25 der Siemens-Schuckert Werke behandelt; dieselben
sind dazu bestimmt, einzelne Verbrauchsstellen, z. B. Gruppen
von Lampen von der Centrale aus ein- und auszuschalten.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Garnison-Bauverwaltung Sachsen.
Versetzt: als techn. Hilfsarbeiter zur Intendantur des
XII. (1. K. S.) Armeekorps der Garnison-Bauinspektor, Baurat
Kämmel in Riesa und in die Lokal-Baubeamtenstelle Riesa
der Garnison-Bauinspektor Rietschel in Wurzen.
Preufsen.
Ernannt: zum Geh. Baurat und vortragenden Rat im
Ministerium. der öffentl. Arbeiten der Regier.- und Baurat
Breusing, Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion in Han-
nover;
zum Maschinenbauinspektor der Regier.-Baumeister Paul
Hermann in Münster i. W.;
zu Wasserbauinspektoren die Regier.-Baumeister Hobrecht
in Potsdam und Kozlowski in Fürstenwalde;
zum Bauinspektor bei dem Salzwerk in Bleicherode der
Regier.-Baumeister Wedding. |
Verliehen: der Charakter als Geh. Regierungsrat dem
etatmäfsigen Professor an der Techn. Hochschule in Berlin
Dr. Hirschwald;
der Charakter als Geh. Baurat den Regier.- und Bau-
räten Kaerger bei der Königl. Eisenbahndirektion in Altona
und Hanke, Vorstand der Eisenbahnbetriebsinspektion 2 in
Dortmund, dem Baurat Fritz Georg Hubert Honthumb in
Münster, sowie den Eisenbahndirektoren Memmert, Vorstand
der Eisenbahn-Werkstätteninspektion a in Oppum und Böcker,
Vorstand der Eisenbahn -Werkstätteninspektion a in Witten;
der Charakter als Baurat dem Eisenbahn-Bau- und Be-
triebsinspektor Auffermann bei der König]. Eisenbahndirektion
in Essen a. d. Ruhr und dem Eisenbahndirektor und Mit-
glied der Direktion der Altona-Kaltenkirchener Eisenbahn-
gesellschaft Franckenberg in Altona;
die etatmäfsige Stelle eines Mitgliedes der Königl. Eisen-
bahndirektion inKöln demEisenbahndirektor Hövener daselbst.
Uebertragen: die Leitung der Eisenbahn-Maschinen-
inspektion 1 in Magdeburg dem Eisenbahndirektor August
Meyer daselbst und die Leitung der Eisenbahn-Betriebs-
inspektion 1 in Essen a. d Ruhr dem Eisenbahn-Bau- und Be-
triebsinspektor Rhode daselbst;
die Stelle des Direktors der höheren Maschinenbauschule
in Aachen dem Maschinenbauschuldirektor, Professor Hansen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 632.] 163
und die Stelle des Direktors der Maschinenbauschule in
Görlitz dem Maschinenbauschuldirektor Kosch.
Beauftragt: mit der Wahrnehmung der Geschäfte eines
Mitgliedes der Königl. Eisenbahndirektion die Eisenbahn-Bau-
und Betriebsinspektoren Zschirnt in Frankfurt a. M. und Cloos
in Köln.
Zur Beschäftigung überwiesen: der Regier.-Bau-
meister des Maschinenbaufaches Adalbert Wagner, bisher
zur Königl. Gewehrfabrik in Erfurt beurlaubt, der Königl.
Eisenbahndirektion in Halle a. d. S. und der Regier.-Baumeister
des Eisenbahnbaufaches v. Wyszyński der Königl. Eisenbahn-
direktion in Hannover.
Versetzt: die Geh. Bauräte Daub, bisher in Frank-
furt a. M., als Oberbaurat (auftrw.) zur Königl. Eisenbahn-
direktion in Danzig, Farwick, bisher in Mainz, als Oberbaurat
(auftrw.) zur Königl. Eisenbahndirektion in Magdeburg und
Gustav Schmitz, bisher in Essen a. d. Ruhr, als Mitglied der
Königl. Eisenbahndirektion nach Köln; die Regier.- und Bauräte
Bremer, bisher in Mainz, als Oberbaurat (auftrw.) zur Königl.
Eisenbahndirektion in Königsberg i. Pr., Berger, bisher in
Frankfurt a. M., als Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion
nach Köln, Boie, bisher in Kattowitz, als Mitglied der
Königl. Eisenbahndirektion nach Hannover, Liepe, bisher in
Münster i. W., als Mitglied der Königl. Preufs. und Grofsh.
Hessischen Eisenbahndirektion nach Mainz, Riemer, bisher
in Magdeburg, als Mitglied (auftrw.) der Königl. Eisenbahn-
direktion nach Essen a. d. Ruhr, Partenscky, bisher in Königs-
berg 1. Pr., als Mitglied (auftrw.) der Königl. Eisenbahndirektion
nach Danzig, Fidelak, bisher in Konitz, als Vorstand der
Eisenbahn-Betriebsinspektion nach Hirschberg i. Schles. und
Bauer, bisher in Glogau, als Vorstand der Eisenbahnbetriebs-
inspektion 1 nach Tilsit; die Eisenbahndirektoren Recke,
bisher inKattowitz, als Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion
nach Erfurt und Kleybécker, bisher in Kiel, als Vorstand
(auftrw.) der Eisenbahn-Betriebsinspektion 2 nach Glogau; die
Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren Kullmann, bisher in
Trier, als Mitglied (auftrw.) der Königl. Eisenbahndirektion
nach Kattowitz, Samans, bisher in Kattowitz, als Mitglied
(auftrw.) der Königl. Eisenbahndirektion nach Frankfurt a.M,,
Hartmann, bisher in Bremen, als Mitglied (auftrw.) der
Königl. Preufs. und Grofsh. Hessischen Eisenbahndirektion
nach Mainz, Schreiber, bisher in Duisburg, als Mitglied
(auftrw.) der Königl. Eisenbahndirektion nach Altona, Kobe,
bisher in Essen a. d. Ruhr, als Mitglied (auftrw.) der Königl.
Eisenbahndirektion nach Elberfeld, Gutbier, bisher in Duis-
burg, als Mitglied (auftrw.) der Königl. Eisenbahndirektion
nach Hannover, Kressin, bisher in Gleiwitz, als Mitglied
(auftrw.) der Königl. Eisenbahndirektion nach Kattowitz,
Brosche, bisher in Meiningen, als Mitglied (auftrw.) der
Königl. Eisenbahndirektion nach Erfurt, Galmert, bisher in
Hirschberg i. Schles., als Mitglied (auftrw.) der Königl. Eisen-
bahndirektion nach Altona, Stuhl, bisher in Bochum, als
Vorstand der Eisenbahn-Betriebsinspektion 2 nach Köln-Deutz,
Wächter, bisher in Hameln, als Vorstand der Eisenbahn-
Betriebsinspektion nach Bochum, Falkenstein, bisher inGlogau,
als Vorstand der Eisenbahn-Betriebsinspektion I nach Gleiwitz,
Bindel, bisher in Altena, als Vorstand der Eisenbahn-Betriebs-
inspektion | nach Trier, Oesten, bisher in Köln-Deutz, als
Vorstand der Eisenbahn-Betriebsinspektion 1 nach Frankfurt
a. Main, Michaelis, bisher in Tarnowitz, als Vorstand der
Eisenbahn - Betriebsinspektion 1 nach Duisburg, Barschdorff,
bisher in Stargard 1. Pomm., als Vorstand der Eisenbahn-
Betriebsinspektion 1 nach Köln, Jaspers, bisher in Nideggen,
als Vorstand (auftrw.) der Eisenbahn-Betriebsinspektion nach
Tarnowitz, Peters, bisher in Neumünster, als Vorstand (auftrw.)
der Eisenbahn-Betriebsinspektion 2 nach Konitz, Richard, bis-
her in Lünen, als Vorstand (auftrw.) der Eisenbahn-Betriebs-
inspektion nach Altena, Stockfisch, bisher in Pr.-Stargard,
als Vorstand (auftrw.) der Eisenbahn-Betriebsinspektion nach
Kattowitz, Schürmann, bisher in M.-Gladbach, als Vorstand
(auftrw.) der Eisenbahn-Betriebsinspektion 3 nach Glogau,
Schlüter, bisher in Paderborn, als Vorstand (auftrw.) der
164 [No. 632.]
Eisenbahn - Betriebsinspektion nach Meiningen, Schnock,
bisher in Witten, als Vorstand (auftrw.) der Eisenbahn-Be-
triebsinspektion 4 nach Essen a. d. Ruhr, Karl Hartwig, bisher
in Hannover, als Vorstand (auftrw.) der Eisenbahn-Betriebs-
inspektion 2 nach Hameln, Lüpke, bisher in Recklinghausen,
als Vorstand (auftrw.) der Eisenbahn-Betriebsinspektion 2
nach Duisburg, Wehde, bisher in Berlin, als Vorstand (auftrw.)
der Eisenbahn-Betriebsinspektion | nach Bremen, Bernhard
Meyer, bisher in Königsberg i. Pr., als Vorstand (auftrw.)
der Eisenbahn-Betriebsinspektion 1 nach Stargard i. Pomm.,
Raabe, bisher in Stettin, als Vorstand der Bauabteilung nach
Lünen, Schröder, bisher in Magdeburg, nach Dortmund als
Vorstand der an die Eisenbahn-Betriebsinspektion 3 ange-
gliederten Bauabteilung, Kraus, bisher in Erfurt, als Vor-
stand der Bauabteilung nach Recklinghausen, Nacke, bisher
in St. Johann-Saarbrücken, als Vorstand der Bauabteilung
nach M.-Gladbach, Kühn, bisher in Breslau, als Vorstand der
Bauabteilung nach Pr. Stargard, Reiser, bisher in Königs-
berg i. Pr., nach Rastenburg zur Leitung der ausführlichen
Vorarbeiten für die Nebenbahn Angerburg-- Rastenburg —
Bischdorf, sowie der Eisenbahn-Maschineninspektor Diekmann,
bisher in Naugard, als Vorstand (auftrw.) der Maschinen-
inspektion 2 nach Magdeburg;
die Eisenbahn-Bauinspektoren Reppenhagen, bisher in
Berlin, als Vorstand einer Werkstätteninspektion bei der
Eisenbahn-Hauptwerkstätte nach Grunewald, Unger, bisher
in Grunewald, als Vorstand der Eisenbahn-Maschineninspek-
tion 5 nach Berlin, Kohlhardt, bisher in Glückstadt, als Vor-
stand der Eisenbahn-Maschineninspektion nach Wittenberge,
Kette, bisher in Wittenberge, als Vorstand der Eisenbahn-
Maschineninspektion nach Königsberg i. Pr., Bluhm, bisher
in Langenberg nach Opladen, als Vorstand der daselbst neu
errichteten Eisenbahn-Werkstätteninspektion, Ludwig Hell-
mann, bisher in Erfurt, als Vorstand (auftrw.) einer Werk‘
stätteninspektion bei der Eisenbahn-Hauptwerkstätte nach
Witten, Staehler, bisher in Ostrowo, als Vorstand der Eisen-
bahn-Werkstätteninspektion nach Langenberg, Wefsing, bisher
in Breslau, als Vorstand (auftrw.) der Eisenbahn-Maschinen-
inspektion 2 nach Münster i. W., Beeck, bisher in Duisburg,
als Vorstand (auftrw.) einer Werkstätteninspektion bei der
Eisenbahn-Hauptwerkstätte nach Oppum, Füllner, bisher in
Halle a.d.S., zur Eisenbahn-Maschineninspektion nach Dirschau
und Meifsel, bisher in Halle a. d. S., als Vorstand (auftrw.)
der Eisenbahn-Maschineninspektion nach Ostrowo;
der Landbauinspektor, Baurat Borggreve von Oppeln
nach Düsseldorf, der Kreisbauinspektor Bennstein von
Schneidemühl als Landbauinspektor nach Oppeln, der Kreis-
bauinspektor Koch von Guben als Landbauinspektor nach
Marienwerder, der Landbauinspektor Dewald von Marien-
werder als Kreisbauinspektor nach Guben, die Wasserbau-
inspektoren Joseph von Königsberg nach Flensburg, Römer
von Hoya nach Glückstadt und der Kreisbauinspektor
Gronewald von Sagan nach Göttingen; der Grofsherzogl. Hessi-
sche Regier.-Baumeister des Eisenbahnbaufaches Rothamel,
bisher in Kreuznach, in den Bezirk der Königl. Eisenbahn-
direktion in St. Johann-Saarbrücken, die Regier.-Baumeister
des Maschinenbaufaches Wilhelm Schmitz, bisher in Saar-
brücken, in den Bezirk der Königl. Eisenbahndirektion in
Berlin und Queitsch, bisher in Dirschau, in den Bezirk der
Königl. Eisenbahndirektion in Halle a. d. S., der Regier.-
Baumeister des Ingenieurbaufaches Landsberger von Trier
nach Potsdam und der Regierungsassessor Dr. Niepage,
bisher in Stettin, zur Königl. Eisenbahndirektion in Erfurt.
Verlegt: der Amtssitz der Kreisbauinspektion Rawitsch
von Lissa nach Rawitsch.
In den Ruhestand getreten: der Grofsherzogl.
Hessische Eisenbahndirektor Querner, Vorstand der Eisenb.-
Werkstätteninspektion 1 in Darmstadt, die Regier.- und Bau-
räte z. D. Vollrath in Marburg a. d. L., zuletzt Mitglied des
ehemaligen Kisenbahn-Betriebsamts Halberstadt, und Bufse
in Wiesbaden, zuletzt Mitglied des ehemaligen Eisenbahn-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
[15. Oktober 1903.)
Betriebsamts Koblenz, der Eisenbahndirektor z. D. Brosius
in Hannover, zuletzt Mitglied des ehemaligen Eisenbahn-Be-
triebsamts Harburg, der Baurat z. D. Eibach in Darmstadt,
zuletzt Mitglied des ehemaligen Eisenbahnbetriebsamts Kassel
(Kassel-Schwerte), die Wasserbauinspektoren, Bauräte Jensen
in Flensburg und Jacob in Liegnitz sowie der Bauinspektor,
Baurat Lodemann in Berlin.
Aus dem Staatseisenbahndienste ausgeschieden:
der Regier.-Baumeister des Maschinenbaufaches Friedrich
Euler in Hagen i. W. infolge Ernennung zum Königl. Ober-
lehrer an der höheren Maschinenbauschule daselbst.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Regier.-Baumeister des Maschinen-
baufaches Eduard Rubach in Köln, dem Regier.-Baumeister
des Wasser- und Strafsenbaufaches Erich Wulsten in Frank-
furt a. M. und den Regier.-Baumeistern des Hochbaufaches
Wilhelm Barrink in Bromberg und Otto Hotzen in Bremen.
Bayern.
Im Ruhestande belassen: der im zeitlichen Ruhe-
stande befindliche Oberbauinspektor Daniel Horn in Würz-
burg auf die Dauer eines weiteren Jahres.
In den dauernden Ruhestand versetzt: ihrem
Ansuchen entsprechend der Eisenbahn-Betriebsdirektor Karl
Eickemeyer in Würzburg unter Verleihung des Titels eines
Königl. Oberregierungsrats und der mit dem Titel und Rang
eines Königl. Oberingenieurs bekleidete Oberpostinspektor
bei der Generaldirektion der Königl. Posten und Telegraphen
Karl Gottfried Mirus.
Württemberg.
Uebertragen: diean der Techn. Hochschule in Stuttgart
erledigte ordentl. Professur für Eisenbahn- und Strafsenbau,
ım Bedarfsfall auch Tunnelbau, dem Baurat Kübler bei der
Ministerialabteilung für das Hochbauwesen unter Belassung
des Titels eines Baurats; ferner die mit den Dienstrechten
eines Baurats verbundene Eisenbahn-Bauinspektorstelle in
Efslingen dem Eisenbahn-Bauinspektor, tit. Baurat Veigele,
Vorstand der Eisenbahnbausektion Feuerbach;
die Stelle des Vorstandes der Maschineninspektion
Heilbronn dem Königl. Preufs. Regier.-Baumeister Pippow
bei dem maschinentechn. Bureau der Generaldirektion der
Staatseisenbahnen.
Sachsen-Altenburg.
Ernannt: zum Geh. Baurat der bautechn. Referent im
Ministerium, Regier.- und Baurat Alfred Wanckel in Alten-
burg.
Gestorben: der Regier.- und Baurat a. D. A. Gier,
die Regier.-Baumeister a. D. August Menken und Karl
Teichen in Berlin, sowie der Regier.-Bauführer Albert Hülse
‚aus Elberfeld.
© 0 A AA © © © © © AAA
Ein gebildeter Ingenieur
wird als Leiter unserer Lokomotivmontage-
abteilung gesucht. Derselbe mufs grofse
praktische und theoretische Erfahrungen haben
und eine selbständige Stellung in demselben
oder verwandtem Fache innegehabt haben,
durch welche er nachweisen kann, dafs er
zu disponieren versteht. Es wird Wert auf
baldigen Eintritt gelegt. Wir bitten, dem
Anerbicten einen Lebenslauf und Zeugnis-
abschriften unter Angabe der Gehaltsansprüche
beizulegen. Persönliche Vorstellungen werden
nur nach vorheriger Aufforderung entgegen-
genommen.
Henschel & Sohn, Cassel.
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Selbstverlag den Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
[1. November 1903.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 633.] 165
Selbsttatige Kuppelungen für Eisenbahnfahrzeuge.
Vom Regierungsbaumeister Sauer, Berlin.
(Mit 20 Abbildungen.)
(Schlufs von Seite 158.)
II. Einzelheiten der selbsttatigen Kuppelung.
Kuppelköpfe.
Begrenzungslinie: Ist, wie vorher dargetan,
durch die Ergebnisse in Amerika einerseits, sowie
durch die Versuche der Firma Fried. Krupp andrerseits,
erwiesen, dafs Köpfe mit Eingriffslinien nach amerika-
nischer Form keine dauernde Sicherheit gegen Zug-
trennungen zu geben vermögen, so mufs das dringende
Bedürfnis nach einer zweckmäfsigen und betriebs-
sicheren Eingriffslinie für die selbsttätigen Kuppelköpfe
für den Fall einer Verwendung der letzteren auf euro-
päischen Bahnen anerkannt werden. Die Notwendigkeit,
die Eingriffslinien der Köpfe ständig mit Schablonen
auf ihre Abnutzung hin zu untersuchen, wozu die
Abb. 13.
Kraftverteilung bei amerikanischen Eingriffslinien.
Abb. 14.
Abnutzung der amerikanischen Eingriffslinien.
Amerikaner durch die Not gezwungen wurden, macht
die Sicherheit auf den Bahnen von der Zuverlässigkeit
und Gewissenhaftigkeit der mit der Ueberwachung der
Kuppelungen betrauten Beamten in einer Weise ab-
hängig, dafs einer Ausbildung der Eingriffslinie, welche
diese ständige Beaufsichtigung entbehrlich macht, un-
bedingt der Vorrang gegeben werden mufs. Eine solche
Form, welche jahrelang ohne jede Gefahr einer Zug-
trennung und ohne Ueberwachung im Betriebe verbleiben
kann, dürfte bereits in der Krupp’schen Hakenklaue
gefunden sein und steht, wie die Versuche der Firma
Fried. Krupp ergeben haben, an Fähigkeit sich auch auf
starken Krümmungen der Gleise, soweit solche praktisch
in Betracht kommen, leicht kuppeln und entkuppeln zu
lassen, hinter der amerikanischen Form nicht zurück.
Auf dem Werke der genannten Firma wurden
zwei Wagen mit Winkelschwenkköpfen und Haken-
klauen, die durch die selbsttätigen Kuppelungen zu
einer Wageneinheit verbunden waren, während acht
Wochen im Dauerbetriebe erprobt. Die vor der Ueber-
gabe an den Betrieb von den Begrenzungslinien der
Köpfe angefertigten Schablonen, liefsen nach der ge-
nannten Zeit noch keine Abnutzung der Eingriffslinien
erkennen; mit dem Auge konnten nur einige Druck-
stellen wahrgenommen werden. Es darf erwartet
werden, dafs diese Köpfe im dauernden Betriebe nur
soweit abgenutzt werden, dafs es genügend sein wird
dieselben gelegentlich der Zuführung der Wagen zur
Werkstatt, also alle drei Jahre, zu untersuchen, bezw.
die Klauen auszuwechseln. Es dürfte die Anwendung
der hakenförmigen Eingriffslinie als ein nicht zu unter-
schätzender Vorteil angesehen werden müssen, wenn
eine ständige Beaufsichtigung im Betriebe entfallen
könnte.
Der Nachteil der amerikanischen Eingriffslinie, mit
fortschreitender Abnutzung eine Neigung zum Aus-
einandergleiten der Köpfe zu verursachen, läfst sich
auch leicht theoretisch nachweisen. (Vergl. hierzu die
früher angeführte Notiz aus der Railroad Gazette 1891
S. 73 „The coupler contour“; Abb. 12).
Es sei angenommen, dafs die amerikanische Ein-
griffslinie im unabgenutzten Zustande bei Zugbean-
spruchung auf den Abschnitten y, und y, (Abb. 13)
mit gleichen Kraftgröfsen — deren Seitenkomponenten,
d. h. Komponenten senkrecht zur Zugkraftrichtung, sich
aufheben — belastet wäre, was in Wirklichkeit deshalb
nicht der Fall ist, weil eine Auflage der Klauen bei
der in Amerika vorgeschriebenen Form auch auf den
Flächen z von vornherein stattfindet, bezw. die Abschnitte
Jı > y, sind, so dafs bereits bei neuen Klauen die
nicht aufgehobenen Seitenkomponenten der Flächen-
abschnitte z auf Trennen wirken. Es liefse sich jedoch
die Gleichheit der Abschnitte y, und y, der Eingrifts-
fläche (linie) *) bei Neuentwürfen vorsehen, bezw. ein
Aufliegen der Flächen z vermeiden.
Bei eintretender Abnutzung erhält man jedoch
sofort wieder unaufgehobene Komponenten senkrecht
zur Zugkraftrichtung, welche auf seitliches Verschieben
und damit auf Trennen wirken, indem die Strecken <
wieder auftreten und sich ständig mit der Abnutzung
vergröfsern.
Verschiebt man, wie in Abbildung 14 den be-
rührenden Teil der Begrenzungslinie in die Klauen
hinein, unter der Annahme, dafs die Abnutzung in der
Zugrichtung gleichmäfsig vor sich ginge, so erkennt
man sofort, dafs bei: dem konkaven und konvexen
Kurvenstück, nur je auf einer Seite die Kurve sich
verlängert, bezw. dafs die Abschnitte „ der Abb. 13
sich allein vergröfsern und y, konstant bleibt. Die
einseitigen Verlängerungen der Eingriffslinie erzeugen
Seitenkomponenten, welche sich nicht aufheben, sondern
addieren und daher auf Auseinanderziehen der Klauen
in seitlicher Richtung wirken, gemäfs den in Abb. 14
gezeichneten Pfeilen.
Berücksichtigt man noch, dafs dieses Trennungs-
bestreben, bei der in Amerika vorgeschriebenen Form
* Anm. Genau genommen würde stets der Ausdruck Eingriffs-
fläche für Eingriffslinie und Begrenzungstlache für Begrenzungslinie
anzuwenden sein, doch ist mit Rücksicht auf die stets nur dar-
gestellte Projektion, welche sich als Linie zeigt, dieser Ausdruck
wohl anwendbar und auch gebräuchlich. Unter Eingriffslinie bezw.
-fläche ist hier immer der zur Berührung kommende Abschnitt der
Begrenzungslinie bezw. -fläche gemeint. Letztere wird bis zum
- Ende des Greifers am Kopfe gerechnet, der zum Hineinleiten der
Klaue in die Schlufsstellung dient. Die Aufsenseite der Klauen ist
ebenfalls dazu zu rechnen.
166 [No. 633.]
der Eingriffslinie, gleich von Anfang an vorhanden ist,
so kann es nicht Wunder nehmen, dafs die Eingriffs-
linie mit der Abnutzung gemäfs den durch Pfeile in
Abb. 14 angedeuteten Kraftrichtungen, also seitlich
wandert. Dies hat zur Folge, dafs allein der Greifer
des Kopfes, also der eigentlich nur zum Hineinleiten
der Klaue in die Schlufsstellung dienende Teil der
Begrenzungslinie, noch die Gefahr der Zugtrennung so
lange vermeidet, bis er selbst infolge von Ab-
nutzungen den Klauen den Weg frei geben mufs.
Das Trennen der abgenutzten Köpfe beim Zerren
ist also eine theoretisch vorauszusehende und durch
die Praxis bestätigte, natürliche Folge der ungünstigen
Ausbildung der amerikanischen Eingriffslinie.
Bei Kuppelköpfen, bei denen die Zugkraftlinien und
die Tangenten an dem Wendepunkt der Berührungs-
kurven (vergl. Glas. Ann. 1902 Nr. 612 Abb. 3) in eine
Gerade zusammenfallen, wird dieses Trennungs-
bestreben vermieden, was sich leicht durch eine
ähnliche Aufzeichnung der Kraftverteilung und Ab-
nutzung nachweisen läfst.
Die hakenförmige Eingriffslinie bietet aufserdem
den Vorteil, dafs den Köpfen eine gröfsere seitliche
Stützung gegeben wird und der Greifer des Kopfes
nur dem Zwecke dient, die Klaue beim Kuppeln in die
Schlufsstellung hineinzuleiten.
Aus diesem Grunde darf man erwarten, dafs Köpfe
mit hakenförmiger Klaue, infolge des festeren Zusammen-
schlusses bei steigenden Zugbeanspruchungen und in-
folge des gröfseren Widerstandes gegen seitliches Ver-
schieben der Klauen, eine Sicherheitskuppelung und
eine ständige Nachprüfung mit Schablonen entbehrlich
machen werden.
Sperrvorrichtungen: Im Gegensatz zu den in
Amerika am meisten gebräuchlichen Sperrvorrichtungen
für die Klauen der selbsttätigen Kuppelköpfe, welche
durch das Gewicht des Sperrkeiles wirken, mufs betont
werden, dafs Sperren von relativ geringen Massen, also
z. B. durch Federkraft schliefsende Sperren, den Vor-
zug verdienen. Dieses deshalb, weil die in senkrechter
Richtung beweglichen Schlufskeile wegen ihrer Massen,
die sie, um durch ihr Gewicht wirken zu können, haben
müssen, und infolge von Erschütterungen, z. B. beim
Befahren von Herzstücken oder Schienenstöfsen, im
Augenblicke eines Nachlassens der Zugbeanspruchung
leicht selbsttätig hochfliegen und die Sperrung aufheben
können.
In jedem derartigen Falle, welcher häufig genug
eintreten kann, ist eine Zugtrennung zu befürchten.
Das Stehenbleiben des Janneykeiles in gehobener Lage
ist vom Verfasser selbst bei Gelegenheit von Versuchen
beobachtet worden. Desgleichen ist ein ähnlicher Fall
bei neueren Versuchen eingetreten. Die vielleicht
etwas teureren Federsperren, deren Sperrdaumen sich
in wagerechter Ebene bewegen, dürften mit Rücksicht
auf die Betriebssicherheit den Vorzug verdienen weil
Halbstellungen des Daumens viel weniger leicht auf-
treten und durch geeignete Ausbildung — z.B. exzentrisch
vom Daumendrehpunkt angreifender und auf Schliefsen
wirkender Druck des Klauenarms — eher unschädlich
gemacht werden können. Selbstverstandlich müssen
Federn ab und zu auf Rostbildung hin untersucht und
nötigenfalls ersetzt werden.
Die Zurückführung aller Teile der Klauenverschlüsse
auf einfache Gufsstücke und die Vermeidung von
Federn ist wohl in Amerika etwas zu weit getrieben.
Der Konkurrenzkampf der die verschiedenen Köpfe
vertreibenden Gesellschaften (œ 100) dürfte das Be-
streben nach Herabsetzung der Herstellungskosten von
Kuppelköpfen, welches im allgemeinen selbstverständlich
anerkannt werden mufs, veranlafst haben. Aber bei
dem Streben nach Vereinfachung und Verbilligung
scheint die Betriebssicherheit, welcher in Deutschland
cher Kosten geopfert werden als in Amerika, nicht
immer im Auge behalten zu sein.
Dafs die Amerikaner jedoch auch federnde Klauen-
verschlüsse zu schätzen wissen, dafür ist z. B. der
Gould-Kopf anzuführen. Sehr interessant ist ein neuerer
Klauenverschlufs, welcher mit dem Kuppelkopf in
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. November 1903.)
Amerika am 9. Sept. 1902 patentiert worden ist. Der-
selbe ist in Abbildung 15 wiedergegeben und zeigt
grofse Aehnlichkeit mit der bei den Krupp’schen Kuppel-
köpfen mit Hakenklauen ausgeführten Sperrvorrichtung,
welche in Abb. 15 des früheren Aufsatzes (Glas. Ann.
1902 Nr. 612) dargestellt ist. Es ist dies ein Zeichen
dafür, dafs man in Deutschland auch auf diesem Ge-
biete gar nicht so weit hinter Amerika zurück ist, als
man in Anbetracht der Neuheit desselben anzunehmen
geneigt sein könnte.
Der Grundsatz, welcher auch bei einer Reihe von
neueren amerikanischen Kopfarten gewahrt ist, nämlich
die Vermeidung von Oeffnungen auf der Oberseite des
Kopfes, zum Zwecke dem Eindringen von Fremd-
körpern, Schmutz, Schnee und Regenwasser vorzu-
beugen, ist mit Rücksicht auf das sichere Wirken der
Klauensperren bei Neuentwürfen zur Nachahmung zu
empfehlen. Bedenklich dagegen wird die verdeckte
Lage der durch Eigengewicht wirkenden Sperrstücke bei
einer Reihe von amerikanischen Kuppelköpfen, weil
ein Beobachten derselben von aussen nicht möglich
ist und Halbstellungen infolgedessen vom Zugpersonal
schwer oder garnicht erkannt werden können. In
Amerika sind die Rangierer und Zugbeamten noch
Abb. 15.
Yearwood-Kupplung.
eher in der Lage, sich von dem richtig erfolgten Ver-
schlufs der Köpfe zu überzeugen, weil keine Seiten-
buffer, mit deren Beibehaltung für die Uebergangszeit
man in Europa zu rechnen hat, den Zutritt zu den
Kuppelköpfen erschweren.
Klauenöffner: Mit Rücksicht auf die stete Kuppel-
bereitschaft ist es notwendig Halbstellungen der Klauen
zu vermeiden. Nach Aufhebung der Sperrung durch
die Auslösevorrichtung mufs die Klaue deshalb selbst-
tätig aufspringen. Die das Oeffnen bewirkende Vor-
richtung mufs auch ein selbsttätiges Zurückbewegen
der Klaue nach der Schlufsstellung hin, welches beim
Abstofsen und Verschieben des Wagens ohne Vorhanden-
sein solcher Oeffnungsvorrichtung eintritt, verhindern.
Einige amerikanische Gesellschaften versuchen diese
Bedingung durch eine eigenartige Ausbildung des Fall-
stückes zu erfüllen, indem dasselbe beim Anheben den
Klauenarm mit einer Nase nach vorn schiebt. Diese
Einrichtungen haben zum Teil den Nachteil, dafs Halb-
stellungen auch hierbei, wenn auch seltener, eintreten
können, zum Teil den für unser Rangierverfahren
wesentlicheren Uebelstand, dafs eine dauernde Aus-
lösung, bezw. ein Festhalten der Klaue in der geöffneten
Stellung, deshalb nicht möglich ist, weil ein Stofs in
solchem Falle die öffnende Nase des Sperrstückes zer-
trümmern würde. Da solche Kuppelköpfe nach Aus-
lösung beim Auftreffen auf andere Köpfe sofort wieder
kuppeln müssen, ist ein Abstofsen der Wagen, wie
weiter unten ausgeführt, mit Schwierigkeiten verbunden.
(1. November 1903.)
Die wohl zuerst von der Kgl. Eisenbahn - Direktion
Erfurt angegebene Oeffnung der Klaue durch eine
Torsionsfeder, welche am Drehbolzen der Klaue angreift,
dürfte eine zwar weniger einfache aber dafür zuver-
lässigere und zweckmäfsigere Lösung sein. Diese Art
Klauenöffner bietet im übrigen noch den schätzens-
werten Nebenvorteil, dafs beim Aufhören der Zugkraft
noch ein Druck von dem Klauenarm auf dem Sperr-
daumen, bezw. den Sperrkeil, ausgeübt und damit die
Gefahr einer Zugtrennung durch selbsttätige Bewegung
des Verschlufsstückes erheblich vermindert wird. Der
amerikanische Kopf der Abb. 15 hat ebenfalls eine
Torsionsfeder zum Oeffnen der Klaue.
Das selbsttätige Aufspringen der Klauen in die
vollgeöffnete Stellung ist nicht allein für die stete Kuppel-
bereitschaft an sich sondern auch deshalb notwendig,
weil die Kuppler sonst, um eine Wiederholung der
Rangierbewegung zu vermeiden, also aus Bequemlich-
keitsrücksichten oder zur schnellen Erledigung der
Rangierarbeit, die halbgeöffneten Klauen noch kurz vor
dem Augenblick des Anpralls zweier Wagen mit dem
Fufse oder den Händen in die geöffnete Stellung zu
stofsen versuchen, ein Verfahren, welches, wie nach-
stehende Notiz beweist, in Amerika eine Reihe von
Unfällen hervorgerufen hat.
S. 111 des Senatsberichtes der Interstate Commerce
Commission vom 14. Juni 1902.
„Die Gewohnheit der Leute vor die sich nähernden
Wagen zu laufen, um die Klauen zu öffnen, ist
noch sehr allgemein und daraus entstehen sehr
viele Unfälle. Zum Beispiel, die Klaue kann an
dem stehenden Wagen aus irgend einem Grunde
nicht geöffnet werden oder der Mann mag glauben,
dafs gewisse Kuppelungen sich nicht verbinden,
wenn nicht beide Klauen geöffnet sind. Er tritt
daher vor den sich nähernden Wagen und öffnet
die klaue, Dieselbe mag sich schwer öffnen
lassen und er läuft rückwärts mit, indem er noch
immer die Klaue zu Öffnen versucht und ver-
nachlässigt dabei acht zu geben, wie nahe er dem
stehenden Wagen sein mag, als er plötzlich zwischen
den Kuppelköpfen gefangen ist. Während ge-
wissermafsen der Unfall seiner eignen Unachtsam-
keit zuzuschreiben ist, so war seine ganze Auf-
merksamkeit dennoch auf seine Arbeit gerichtet,
in der Absicht, seine Pflicht mit Gründlichkeit und
Eile zu erfüllen“.
Es würde demnach bei einer Einführung der selbst-
tätigen Kuppelung die Frage der selbsttätigen Klauen-
öffnung mit Rücksicht auf die Kuppelfähigkeit und die
Vermeidung von Unfällen ernstlich in Erwägung zu
ziehen sein.
Seitliche Auslenkbarkeit der Kuppelköpfe.
Berücksichtigung der Seitenverschiebung
der Enden von Wagen verschiedener Länge
in scharfen Kurven: Herr Oberbaurat Klose hat in
der an den Vortrag vom 28. Oktober 1902 im Verein
Deutscher Maschinen - Ingenieure anschliefsenden Dis-
kussion (Glas. Ann. 1902, No. 612) sich dahin geäufsert,
dafs die Seitenverschiebung der Wagen in Amerika
deshalb weniger in Frage käme, weil man dort nicht
so erhebliche Unterschiede in den Wagenlangen als
bei uns habe. Deshalb seien im folgenden einige dem
Car Builder Dictionary. 1898 entnommene Zahlen über
die Längenabmessungen einiger Wagen mitgeteilt:
Abb. Wagengattung
251 | Bedeckter Güterwagen 25° 6”
295 | Plattformwagen 30‘ 10“
305 | Bodenentlader 17° 0”
325 | Bodenentlader Be 13° 6”
385 | Zugpersonalwagen (Packwagen) Di 0”
450 | vierachsiger Personenwagen 38/ KO
524 | sechsachsiger Personenwagen . 54’ 0“
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Entfern. der äufseren
Achsen, oder der
Drehzapfen
[No. 633.] 167
Wenn in Amerika die vierachsigen Güterwagen in
‘der Ueberzahl sind, so sind dies in Deutschland in
gleicher Weise die zweiachsigen Güterwagen. Personen-
wagen kommen hierbei nur wenig in Betracht, da die
Züge vorzugsweise aus Wagen gleicher Gattung bestehen
und die letzteren nur selten einzeln in Kurven rangiert
werden. i
Aber abgesehen von diesen Unterschieden in den
Wagenlängen, welche sich vorzugsweise in einfachen
Gleiskrümmungen bemerkbar machen, geben gerade
Wagen von grofsem Radstande die gröfsten Seiten-
verschiebungen an den Kuppelstellen in Wendekurven.
Bei Wagen, gleich dem letzten in der Uebersicht auf-
geführten von über 23 m Länge erhält man beim Durch-
fahren von normalen Weichen bereits recht beträcht-
liche Seitenverschiebungen. In Amerika haben sich
daher auch solche Schwierigkeiten gleich bei der Ein-
führung der selbsttätigen Kuppelung gezeigt.
Vergl. The Railroad Gazette 1891, S. 217 über The
Standard Car Coupler (die Normal-Wagenkuppelung).
„Es hat sich eine Gattung von Schwierigkeiten
beim Betriebe herausgestellt, welche mit dem ge-
genwärtigen Typus der Vertikalflächenkuppelung
und zweifellos mit jeder anwendbaren Form einer
geschlossenen Kuppelung zusammenhängt, nämlich
der vermehrte Widerstand beim Durchfahren von
Kurven und der Abstand zwischen den Lagen
der Mittellinien der Kuppelungen, wenn sie sich
an Wagen verschiedener Länge und in starken
Krümmungen befinden. Dieses ist eine mechanische
Einzelheit, welche durch die Erfahrung verbessert
werden mufs, und sie ist, wie wir sagten, allen
geschlossenen Kuppelungen gemeinsam“.
In Deutschland ist man in Hinsicht auf die Seiten-
verschiebung etwas im Vorteil wegen der vorwiegend
verwendeten kürzeren zweiachsigen Wagen, welche
aufserdem für das Rangieren mit Ablaufgleisen infolge
ihrer geringeren Masse günstiger sind. Da jedoch auch
längere Wagen, wie die vierachsigen 13 m Plattform-
wagen, in Verwendung sind, ist es notwendig, um ein
Kuppeln auch in Kurven bis herab auf 100 m Radius
zu ermöglichen, eine genügende Ausladung des Greifers
am Kopfe vorzusehen und für das Durchfahren solcher
Kurven den Köpfen die Möglichkeit zu geben, sich seit-
wärts zu verschieben. Deshalb ist bei den Entwürfen
verschiedener Eisenbahn-Verwaltungen und der Firma
Fried. Krupp eine seitliche Verschiebbarkeit der Köpfe
an der Kuppelstelle von 75 mm nach jeder Seite hin
vorgesehen worden; und zwar wird der Schaft des
Kuppelkopfes ausgelenkt, indem der Drehpunkt des-
selben in der Mitte des Zugapparates liegt. Demnach
braucht der Kuppelkopf nicht aufserdem noch für sich
drehbar zu sein, wie es Herr Geheimer Baurat Lochner
in der Diskussion des Vortrages vom 28. Oktober 1902
als erforderlich hingestellt hat.
Versuche im Werke der Firma Fried. Krupp mit
einem Plattformwagen von 14,3 m Buffer- und 8 m
Drehzapfenentfernung sowie einem 10 t Kohlenwagen
von 6,3 m Bufferentfernung und 2,8 m Radstand haben
erwiesen, dafs das Durchfahren von Kurven mit diesen
beiden selbsttätig gekuppelten Wagen, gleichviel mit
welcher Art Eingriffslinie der Kupplung bis auf Krüm-
mungen von 60 m Radius und auf Gegenkrümmungen
von */so m Radius herunter noch anstandslos geschehen
kann, trotzdem die Seitverschiebungen nach der Rechnung
232 und 291 mm betragen würden. In Wirklichkeit
Bufferentfernungen Ueberhang
= 7,1717 m| 39° 2!/s“ — 11,95 m | 6/ 1034” — 2,088 m
— 9,398 „144°0° = 1341 „| 6° 7° = 2,006 „
— 5,18 „j29°9” =- 907 , | 6° 442‘ = 1,943 „
= 4115, 1246" == 7A65.,. | 5° 6° = Lolo ,
= 2143, 2175" — 6,527 , Į 6° 21:3” = 1,89: ,
— 11,722 „|59' 7/4" — 18,167 „ | 10° 67/8” = 3,223 „
— 16,46 „I 760/4“ = 23,266 „ Ill’ 2° = 3358 ,
168 [No. 633.)
treten solche Seitenverschiebungen bei verschlossenen
Kuppelungen deshalb nicht auf, weil der Spielraum
zwischen Rad und Schiene in günstiger Weise durch
die zwangläufige Führung der Wagen ausgenutzt wird.
Eine gröfsere Auslenkung, als die vorgesehene von
15 mm nach jeder Seite, für die Kupplungsschäfte ist
also für das Durchfahren auch ganz aufsergewöhnlich
scharfer Kurven, wie sie wohl kaum bei Rangiergeleisen
vorkommen dürften, praktisch nicht notwendig.
In so scharfen Kurven, bezw. bei so starken Seiten-
verschiebungen, kann selbstverständlich ein Kuppeln
und, der Seitenpressungen wegen, ein Entkuppeln der
Köpfe nicht mehr verlangt werden, und zwar umso-
weniger als einmal eine Rücksichtnahme auf derartige
Seitenverschiebungen, die nur Aufserst selten auftreten
können, zu unverhältnismäfsig breiten Köpfen mit weit
ausladenden Greifern führen würde, und zweitens auch
die Grenze der Kuppelfähigkeit der Schraubenkuppe-
lungen für die selbsttätigen Kuppelungen wohl kaum
zu überschreiten nötig sein dürfte.
Versuche haben ergeben, dafs die Grenze der
Kuppelfähigkeit bei Schraubenkuppelungen und selbst-
tätigen Kuppelungen annähernd gleich ist und bei etwa
90 m Krümmungsradius der Kurven liegt, wenn man
Wagen mit Längenunterschieden zu Grunde legt, wie
sie weiter oben erwähnt und bei den in Frage stehenden
Versuchen benutzt worden sind. Die bei den Vergleichs-
versuchen verwendete Schraubenkuppelung war dem
Betriebe entnommen und nicht bis zum Ende gangbar
(vgl. Glas. Ann. 1902 No. 612 S. 242), es fehlten bei
der Gangfähigkeit an beiden Enden ungefähr 20 mm.
In einer 90 m Kurve standen die äufseren Buffer 200 mm
auseinander. Das Kuppeln und Entkuppeln war nur
bei gleichzeitigem starken Drücken der Lokomotive
möglich. Die Seitenverschiebung wurde zu 125 mm
gemessen. In einer Kurve von 60 m Radius war da-
gegen ein Kuppeln und Entkuppeln unmöglich. In der-
artig scharf gekrümmten Kurven wird es eben nicht
notwendig werden, Wagen zu verbinden oder zu
trennen, es wırd genügen die selbsttätigen Kuppelköpfe
so zu konstruieren, dafs sie sich bei einer Kurve von
100 m Radius kuppeln und entkuppeln lassen. Es mufs
als wesentlicher Vorzug der neueren Anordnungen der
selbsttätigen Kuppelungen bezeichnet werden, dafs im
Gegensatz zu den amerikanischen Anordnungen noch
Kurven bis herab zu 60 m Krümmungsradius mit einer
geschlossenen Kuppelung überhaupt ohne Schwierigkeit
durchfahren werden können. Für den Fall, dafs in
stärker als mit 100 m Radius gekrümmten Kurven bei
einigen älteren Hüttenwerken ein Verbinden bezw.
Trennen von Wagen verschiedener Länge notwendig
werden sollte, obwohl dies kaum zu erwarten ist, weil,
wie vorher ausgeführt, auch Schraubenkuppelungen das-
selbe nicht mehr gestatten, wird man entweder die
Wagen aus der starken Krümmung herausdrücken oder
Abb. 16.
I
Sep pt e
Sargent-Kupplung.
ein Hilfsmittel, wie man es in Amerika benutzt, z. B.
die in Abb. 16 gezeigte Sargent-Kuppelung anwenden.
Vergl. hierzu Railway Master Mechanic Febr. 1901.
The „Sargent, Coupling:
„Ein trefflicher Ersatz für Kette und Bolzen
oder die Kette oder Seil beim Bewegen von
Wagen, die mit M. C. B. Kuppelungen ausgerüstet
sind, auf schwierigen Kurven wird mit der Sargent-
Kuppelung geboten. Diese, in (Fig. 1) Abb. 16
gezeigte Kuppelung, welche bestimmt ist über den
Kuppelkopfarm dicht hinter dem Drehzapfen ge-
steckt zu werden, wird durch die geschlossene
Klaue an ihrem Platze festgehalten. Eine einzöllige
Kette, sechzehn Zoll lang, verbindet diese beiden
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. November 1903.]
Joche und geht um die Innenfläche jeder Klaue
herum und stellt so eine starke und wirksame
Kuppelung her“.
Die Anwendung dieses Hilfsmittels oder von Kette
und Bolzen unter Benutzung der Klauenausschnitte,
welche in den amerikanischen Köpfen von der Ubergangs-
zeit her vorhanden sind, ist in Amerika deshalb viel
mehr als für die neueren deutschen Anordnungen ge-
boten, weil, wie erwähnt, einmal die in Amerika oft
fehlende Auslenkbarkeit der Köpfe das Durchfahren aller
Kurven unmöglich macht und zweitens die Uebergangs-
brücken bei Trajekten des starken Neigungswechsels
wegen die Benutzung der Vertikalflächenkuppelung nicht
gestatten. Daher ist bereits frühzeitig auch in Amerika
darauf aufmerksam gemacht worden, dafs die Kuppe-
lungen besser auslenkbar angebracht werden. Vergl.
The Railroad Gazette 1891 S. 413; Car couplers at the
Conventions.
— — — — — Wahrscheinlich infolge der
Diskussion“ während des vergangenen Jahres über
die Wirkung von Kuppelungen, wenn sie an
Wagen verschiedener Lange und an Lokomotiv-
tendern verwendet werden, sind Entwürfe aus-
gestellt, um die notwendigen Unterschiede in der
seitlichen Verschiebung der Enden von Wagen
verschiedener Länge in Kurven zu überwinden.
Diese Entwürfe sind zweierlei Art, einer für
die Rückseite von Tendern hat die Gestalt eines
drehbaren Kuppelkopfes, der andere für Güter-
wagen hat auf jeder Seite des Zugschaftes eine
Feder, welche eine beträchtliche seitliche Bewegung
gestattet und zugleich die Kuppelung auf geradem
Wege in die Mittellage zurückführt“.
Mittlere Einstellung der Köpfe: Diein Abb. 15
des Vortrages vom 28. Okt. 1902 (Glas. Ann. 1902 Nr. 612
S. 251) gezeigte Vorrichtung, welche durch Federn den
ausgelenkten Kopf wieder in die Mittellage zurückführt,
wäre demnach eine Vorrichtung in dem Sinne der
angeführten Notiz aus der Railroad Gazette.
Eine mittlere Einstellung der Kuppelköpfe durch
geneigte Flächen, wie sie bei früheren Entwürfen ange-
strebt wurde, hat sich nicht als wirksam erwiesen. Nur
Einstellfedern oder federnde Seitenbuffer werden diesen
Zweck mit Sicherheit zu erreichen vermögen.
Zug- und Stofsvorrichtungen.
Elastisches Anfahren: Mit der Einführung der
selbsttätigen Kuppelung und der Vereinigung der Zug-
und Stofsvorrichtung geht das Aufgeben der durch-
gehenden Zugstange Hand in Hand. Zur Zeit ist es
üblich, die Wagen in Parallelschaltung, d.h. mit durch-
gehender Zugstange, an welcher die einzelnen Wagen
federnd angehängt sind, zu fahren, wodurch ein gleich-
zeitiges Anziehen aller Wagen des Zuges durch die
Lokomotive bedingt wird. Mit den selbsttätigen Kuppe-
lungen sollen die Wagen in Hintereinanderschaltung,
also mit elastischer Zugstange, mit welcher die Loko-
motive einen Wagen nach dem anderen anzieht, bezw.
bei welcher eine Feder nach der anderen mit dem Zug-
Widerstand der folgenden Wagen belastet wird, ge-
fahren werden.
Als günstige Folge der elastischen Zugstangen
wird sich demnach ein schnelleres und leichteres An-
fahren der Züge ergeben, bezw. wird die Zugkraft der
Lokomotive für das Anfahren vergleichsweise geringer
zu sein brauchen, als bei den durchgehenden Zugstangen,
bei welchen man künstlich dasselbe Ziel zu erreichen
sucht, indem man bei Güterzügen die Wagen nur lose
kuppelt.
Die Notwendigkeit, die durchgehende Zugstange
mit Einführung der selbsttätigen Kuppelungen zu ver-
lassen, dürfte demnach nur als ein Vorzug anzusehen
sein.
Federzugvorrichtungen: Die stärksten noch
zweckmälsig ausführbaren Rundstabfedern sind imstande,
eine Beanspruchung von ungefähr 25 t aufzunehmen.
Will man allein mit Federn noch stärkeren Stöfsen
elastisch begegnen, dann mufs man sich entschliefsen,
mehrere Federn in Parallelschaltung anzuwenden. Bei
[1. November 1903.]
leichten Wagen, also solchen von geringer Masse, wird
im allgemeinen eine Feder genügen, um die lebendige
Kraft beim Anprall gegen einen anderen Wagen auf-
zunehmen. Aufsergewöhnlich starken Stöfsen wird am
besten zum Schutze des Federapparates durch Anschläge
unelastisch begegnet. Solche Anschläge haben die
Amerikaner meist am Kuppelkopfe selbst in einer
sogenannten Stofsschulter angebracht, welche bei ge-
nügender Zusammenpressung der Federn gegen die
Bufferbohle stöfst und so den Rest des Stofses ver-
nichtet. Die Bufferblöcke seitlich neben den Köpfen
dienen demselben Zwecke. Anschläge zwischen den
Federplatten erreichen dasselbe in gedrängterer Bauart.
(Vgl. Glas. Ann. 1902 Nr. 612 S. 256).
Die Anwendung mehrerer starker Federn in Parallel-
schaltung hat den Nachteil eines kräftigeren Rückpralls,
welcher den Kuppelköpfen, wenn sie sich bereits ver-
schlossen haben, nachteilig ist. Deshalb sind eine
Reihe von Zug- und Stofsvorrichtungen in Amerika,
besonders für die Verwendung bei Wagen grofser
Tragfähigkeit, entstanden, die einen Teil des Stofses
nicht federnd aufnehmen, sondern vernichten und zwar
meist in Reibungsarbeit umsetzen.
Reibungszugvorrichtungen: In Amerika ist
bereits eine Reihe solcher Vorrichtungen erprobt worden.
(Vgl. Glas. Ann. 1902 Nr. 612). Dieselben haben sich
zwar bewährt, doch fehlt es nicht an Einwänden gegen
die allgemeine Verwendung derselben, wie die nach-
stehende Notiz aus der Railroad Gazette 1902. vom
21. Juni S. 513 beweist:
„Der Reibungszugapparat ist von verhältnis-
mälsig geringem Nutzen, wenn er nicht Zeit hat,
um in Tätigkeit zu treten. Wenn ein Stofs mit
der Geschwindigkeit von 30 Meilen pro Stunde
ausgeübt wird, hat er sicherlich nicht die Zeit um
zu wirken, wie er sie unter Bedingungen des
Betriebes bei der Zugbildung, beim Abfahren der
Züge oder beim Laufen durch Senkungen hätte.
S. 514.
Ich glaube, der Zugapparat, welcher nach dem
Reibungsprinzip arbeitet, mufs erheblich vereinfacht
werden — — — —
— — — sie kosten zuviel Geld, um der Durch,
schnittsgesellschaft zu gestatten, sie an Wagen
von weniger als 80000 Did. Trag-
fähigkeit anzubringen“.
Zu diesen Ausführungen, gegen welche
kaum etwas einzuwenden sein dürfte, sei
bemerkt, dafs ein gut eingelaufener Zug-
apparat, dessen Reibungsflächen sich blank
gerieben haben, bedeutend weniger Stofs-
kraft in Reibungsarbeit umsetzen wird, als
ein Zugapparat, welcher längere Zeit unbe-
nutzt gewesen ist und dessen Reibungs-
flächen angerostet sind. Es mufs daher
nach einem Zug- und Stofsapparat gesucht
werden, welcher wohl einen Teil der Kräfte
vernichtet, aber in seiner Wirksamkeit
konstanter ist.
Luftfederzugvorrichtungen: Nach dem Vor-
bild der im Maschinenbau zu den verschiedensten
Zwecken verwendeten Luftbuffer lassen sich die Feder-
zugvorrichtungen mit solchen Luftbuffern derart ver-
einigen, dafs ein Teil des Stofses durch Zusammen-
pressen eines Luftvolumens aufgenommen wird. Gestattet
man der geprefsten Luft aus einer Bohrung, deren
Gröfse natürlich die Erfahrung bestimmen würde, ver-
hältnismäfsig langsam auszutreten, so wird es möglich
sein einen Teil der Rückprallkraft zu vernichten, da
die Spannung der geprefsten Luft sich durch das Aus-
strömen aus der Oeffnung vermindert.
Die Abbildungen 17 und 18 geben einfache Prinzip-
skizzen solcher Zug- und Stofsvorrichtungen mit Luft-
buffer an. Die Bohrungen, welche theoretisch für den
Austritt der Luft notwendig wären, können hierbei
durch die natürliche oder künstliche Undichtigkeit der
sich ineinanderschiebenden Teile ersetzt werden. Da
nach Wissen des Verfassers solche Zugapparate bisher
noch nicht ausgeführt sind, so dürften erst Versuche
zeigen, inwieweit solche Luftfederapparate praktisch die
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
i
|
Abb.£17.
(No, 633.] 169
theoretisch gefolgerte Wirkung erreichen und die
höheren Kosten lohnen.
Auslösevorrichtungen.
Praktische Ausführungen von Auslösevorrichtungen
sind in so grofser Zahl vorhanden, dats. es zu weit
führen würde auf die ganze Reihe derselben an dieser
Stelle auch nur oberflächlich einzugehen. Es wird
daher genügen müssen, einige grundsätzliche Fragen
derselben in den Kreis der Betrachtung zu ziehen.
Bei Anordnung von Vorrichtungen, welche von
der Wagenseite aus ein Auslösen der Kuppelungen,
d. h. eine Aufhebung der Klauensperrung in den Kuppel-
köpfen, gestatten sollen, handelt es sich allgemein
darum, ob einmal einer einseitigen oder zweiseitigen
Auslösevorrichtung der Vorzug zu geben ist, und
zweitens ob die Auslösevorrichtung ein dauerndes Auf-
heben der Sperrung oder nur ein solches für den
Augenblick des Entkuppelns gewährleisten soll.
Ein- oder zweiseitige Auslösevorrichtungen:
Diese Frage ist bereits mehrfach Gegenstand von
Erörterungen gewesen, z. B. in der Zeitung des Vereins
Deutscher Eisenb.-Verw. 1903, Hefte 30 u. 44. Hierin
bemängelt der eine Aufsatz die Möglichkeit des Auf-
einandertreffens zweier geschlossener Klauen bei An-
wendung zweiseitiger Auslésevorrichtungen, wenn die-
selben bald bei dem ablaufenden, bald bei dem stehen-
bleibenden Wagen bedient werden.
Demgegenüber mufs bemerkt werden, dafs diese
Möglichkeit bei den einseitigen Vorrichtungen ebenfalls
vorliegt, besonders wenn von zwei verschiedenen
Stellen aus rangiert wird; ferner dafs das Aufeinander-
treffen geschlossener Klauen im übrigen weiter nichts
auf sich hat.
Dieser Fall wird aber auch bei doppelseitigen
Auslösevorrichtungen bei genügender Aufmerksamkeit
der Rangierer zu vermeiden sein, da dieselben schon,
um der Notwendigkeit eines abermaligen Zusammen-
schiebens der zu kuppelnden Wagen enthoben zu sein,
von selbst darauf kommen werden, entweder die Aus-
lösevorrichtung nur an dem jeweilig ablaufenden oder
stehenbleibenden Wagen zu bedienen. Eine besondere
Vorschrift für die Bedienung, wie sic Herr Regierungs-
Abb. 18.
Zug- und Stofsvorrichtung mit Luftbuffer.
baumeister Weddigen in No. 44 der erwähnten Zeitung
vorschlägt, wäre demnach gar nicht einmal notwendig.
Wenn von anderer Seite behauptet wird, dafs die
als Mangel gerügten einseitigen Auslösevorrichtungen
der amerikanischen Bauart wohlüberlegte Ausführungen
sind, so wäre darauf zu erwidern, dafs zweiseitige
Ausführungen, welche wie weiter unten angeführt, auch
in Amerika geschätzt werden, etwas mehr Material
erfordern und daher teurer, wenn allerdings auch nur
unwesentlich teurer sind, und dafs dies der gewichtigste
Grund dafür sein dürfte, wenn man in Amerika bisher
meist einseitige oft recht rohe Auslösevorrichtungen an
den Wagen angebracht hat.
Was die Zweckmäfsigkeit zweiseitiger Auslöse-
vorrichtungen anbetrifft, so sei zum Belege eine Stelle
aus dein Senatsbericht über die Verhandlungen der
Interstate Commerce Commission vom 14. Juni 1902,
S. 105, angeführt:
„Wir finden, dafs ungefähr 20 pCt. der Wagen
durch den Auslösehebel nicht getrennt werden.
Wir sollten eine: einfache Einrichtung im all-
170 [No. 633.]
gemeinen Gebrauch haben, welche an vielen
Wagen verwendet ist, eine Entkuppelstange an
jeder Seite beider Wagenenden. Die Möglichkeit,
dafs zwei schlechte Enden zusammentreffen, würde
gering sein, es würde nur eine Kleinigkeit kosten,
der Rangierer würde keine Gelegenheit zur Ver-
letzung finden und er würde viel Zeit bei Ver-
richtung seiner Arbeit sparen“.
Im übrigen kann auf die Ausführungen des Herrn
Regierungsbaumeister Weddigen in dem erwähnten
Aufsatze verwiesen werden, worin derselbe darlegt, dafs
beim Schadhaftwerden einer Auslösevorrichtung der
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. November 1903.)
Die dauernde Auslösung, d. h. die Feststellung der
Auslösewelle in der Stellung, in welcher die Klaue des
Kuppelkopfes dauernd geöffnet bleibt, bringt den Vorteil
mit sich, dafs sie ein leichteres Abstofsen der Wagen
ermöglicht.
Die Augenblicksauslösungen, welche nur während
des Auseinanderziehens der Wagen die Klauensperrung
aufheben und sofort wieder die Köpfe kuppelbereit
machen, erfordern besondere Geschicklichkeit der Ran-
gierer beim Abstofsen. Die Notwendigkeit, dafs dieselben
im Augenblick des Abstofsens, also am in Bewegung
befindlichen Wagen die Auslösung vornehmen müssen,
da anderenfalls die ausgerückten
Köpfe noch vor dem Augenblick des
Abstofsens wieder kuppeln würden,
ist keine angenehme Zugabe.
Da jedoch die Auslösevorrich-
tungen, welche ein Feststellen in
der Auslösestellung ermöglichen,
ebenfalls durch einfaches Zurück-
bewegen des Handhebels der Welle
in die Kuppelstellung, also durch
Nichtbenutzen der Feststellungs-
see mp em o an ww m em ep am nun =
e op vm ve wm db wn ann.
Doppelseitige Auslösevorrichtung.
Bedienstete bei einseitigen Vorrichtungen um den Zug | einrichtung, gleich den Augenblicksausrückvorrichtungen
herumlaufen oder zwischen den Wagen durchklettern
muls, um zu der des anderen Wagens zu gelangen.
Es dürfte somit die Durchführung der Auslösewelle
nach beiden Seiten des Wagens doch gröfsere Vorteile
in der Betriebsfähigkeit gewähren, zumal, wie auch die
Amerikaner zugeben, die Mehrkosten unerheblich sind.
Dauernde oder augenblickliche Auslösung:
Was die Frage der Zweckmäfsigkeit einer dauernden
oder nur augenblicklichen Auslösung anbetrifft, so ist
hierfür in erster Linie das Rangierverfahren mais,
gebend.
H
benutzt werden können, so dürfte den ersteren
wegen der gröfseren Vielseitigkeit der Vorzug zu
geben sein.
Ausführungen von zweiseitigen Auslösevor-
richtungen mit der Möglichkeit einer dauernden Aus-
rückung:
Von derartigen Auslösevorrichtungen, welche eine
Bedienung von beiden Seiten des Wagens gestatten
und sowohl in der Fahrt- bezw. Kuppelstellung wie in
der Entkuppelstellung feststellbar sind, seien zwei Aus-
führungen wiedergegeben.
[1. November 1903.)
Abbildung 19 zeigt eine doppelseitige Vorrichtung,
deren Welle verschiebbar ist und eine Sperrscheibe trägt.
Durch Schieben der Welle und damit eines Ausschnittes
der Sperrscheibe in einen am Wagen fest angebrachten
Daumen wird die Welle in der einen oder der anderen
Endstellung festgelegt. Federn verhindern eine selbst-
tätige Verschiebung der Auslösewelle. Das eigentliche
Auslösen des Kuppelkopfes wird durch Drehen der Welle
an den seitlich sitzenden Handhebeln bewirkt, indem
die Bewegung durch Hebel und Kette von der Welle auf
den Sperrdaumen des Kuppelkopfes übertragen wird.
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
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[No. 633.) 171
Schlufs.
Durch den in Glas. Ann. 1902 Nr. 612 veröffent-
lichten Vortrag, sowie durch vorstehende Ausführungen
dürfte ausreichend dargetan sein, dafs der Einführung
der selbsttätigen Kuppelung amerikanischer Bauart
wesentliche technische Schwierigkeiten nicht mehr
entgegenstehen.
Sowohl in der Umsteckvorrichtung nach Weddigen
und Grimme für einen Uebergang in wenigen Tagen,
wie in der Krupp’schen Winkelschwenkvorrichtung für
eine längere Dauer der Einführung sind bereits Ein-
richtungen vorhanden, welche den
Uebergang von der Schrauben-
kuppelung zu der selbsttätigen
Mittelkuppelung in der normalen
Lage ermöglichen, und zwar mit
einem Mindestmafs von Unbequem-
lichkeiten in der Handhabung, so-
weit dies billiger Weise überhaupt
gefordert werden kann.
Bei der Anordnung und Aus-
bildung der Kuppelköpfe und der
übrigen Einrichtungen, welche mit
einer selbsttätigen Mittelkuppelung
amerikanischer Bauart verknüpft
sind, sind vorzugsweise die in
©-
E
Doppeiseitige Auslösevorrichtung.
Abbildung 20 zeigt eine doppelseitige Auslöse-
vorrichtung, bei welcher die Ver- und Entriegelung der
Welle in der Entkuppelstellung durch getrennte Scheiben
je nach dem Drehungssinn des Handhebels bezw. der
Welle bewirkt wird. Die Uebertragung der Drehbewegung
der letzteren auf die Klauensperre des Kuppelkopfes
erfolgt wie bei Abb. 19. Die Handhabung dieser Vor-
richtung ist einfacher als bei der vorigen, weil das
Verschieben der Welle fortfällt und einfaches Drehen
derselben in die eine oder die andere Endstellung
genügt.
Amerika gemachten Erfahrungen benutzt worden, um die
selbsttätige Kuppelung für ihre Einführung in Europa so
vorzubereiten, dafs möglichst keine grundsätzlichen
Mängel ihrer weiteren Vervollkommnung imWege stehen.
Einwendungen, welche gegen mehrere der besprochenen
Neuerungen von einzelnen Seiten gemacht werden,
dürften deshalb nicht stichhaltig sein, weil diese Neue-
rungen fast ausnahmslos mit Rücksicht auf die von den
Amerikanern selbst hervorgehobenen Mängel, welche
sich bei der jahrelangen Betriebszeit drüben ergeben
haben, getroffen wurden, weshalb bei den Wider-
172 [No. 633.]
legungen und Ausführungen fast überall Stellen aus ameri-
kanischen Zeitschriften angeführt werden konnten.
Vielmehr als die theoretischen Erwägungen über
die Einführbarkeit der selbsttätigen Mittelkuppelung
wird allgemein die Kostenfrage als derselben hinderlich
angesehen.
Aber gerade die wirtschaftlichen und betriebs-
technischen Vorteile der selbsttätigen Kuppelungen
dürften zweifellos grofs genug sein, dafs die Einführung
derselben die aufgewendeten Kosten reichlich verzinsen
werden. Zu den seinerzeit im Vortrage vom 28. Okt.
1902, Glas. Ann. 1902 Nr. 612, gemachten Ausführungen
seien zur Klarstellung der wirtschaftlichen Seite einige
Angaben hinzugefügt.
Nur für die beim Kuppeln und Entkuppeln von
Wagen verunglückten Beamten und Arbeiter zahlen die
Verwaltungen des Vereins Deutscher Eisenbahn-Ver-
waltungen jährlich rund 5 Millionen Mark. Dieser
Betrag wäre die Verzinsung zu 5 pCt. für ein Anlage-
kapital von 100 Millionen Mark. Nimmt man an, dafs
sich die Anzahl der in Frage stehenden Unfälle nur
um die Hälfte verringert, dann könnte man ein Kapital
von 50 Millionen Mark für den Umbau des Wagenparkes
ohne wirtschaftlichen Nachteil verwenden. Zu der
früher eingehend berührten humanen Seite der Kupp-
lungsfrage sei folgende Stelle aus dem Senatsbericht
der Interstate Commerce Commission vom 14. Juni 1902
S. 97 hinzugefügt:
„Die Eisenbahnbeamten, deren Namen diesen
Briefen unterzeichnet sind, müssen als Führer auf
ihren bezüglichen Gebieten anerkannt werden —
Männer, deren Ansichten hochgeschätzt in der
American Railway Association und der Master
Car Builders’ Association sind — und die Ge-
nossenschaftsführer sind als konservative Leute
bekannt, die gewohnt sind, jedes ihrer Worte auf
die Wagschale zu legen. Wenn Leute von solcher
Gesinnung von dem „unschätzbaren Werte“ und
dem „unschätzbaren Nutzen“ des Gesetzes der
Sicherheitsvorrichtungen sprechen, dann haben
diese Worte eine aulsergewöhnliche, bezeichnende
Bedeutung. Eisenbahn-Direktoren sprechen nicht
gern von grofsen Prozentsätzen, welche bei Unfall-
ausgaben in dieser Beziehung gespart sind, wenn
diese Ersparnis nicht deutlich zu sehen ist. Eine
merkliche Zunahme in dem Reservefonds einer
Versicherungsgesellschaft ist ein Beweismittel,
welches der oberflächlichste oder gleichgiltigste
Beobachter anerkennen wird“.
Zu den Ersparnissen an Unfallausgaben kommen
die zwar weniger leicht rechnerisch nachweisbaren, aber
dennoch weit wesentlicheren Ersparnisse, welche die
Einführung der amerikanischen Kuppelung direkt und
indirekt im Gefolge haben wird. Auch hier sei den
Amerikanern das Wort gegeben, indem einige bemerkens-
werte Stellen des mehrfach angezogenen Berichtes
wiedergegeben werden.
„S. 92: Es ist nicht zu leugnen, dafs die Zeit,
welche infolge der schnelleren Bewegung der
Wagen bei der Bahnhofsarbeit gespart wird, der
Verwendung selbsttätiger Kuppelungen und der
schnelleren Bremsung durch Luftbremsen zu ver-
danken ist, in vielen Fällen einen erheblichen
Vorteil ausmacht. Eisenbahnbeante haben eine
grofse Ersparnis an Kosten bei der Verrichtung
der Bahnhofsarbeit bezeugt, wegen dieser Zeit-
ersparnis; und einiges aus diesem Zeugnis erscheint
in den Berichten, welche im Anhange beigefügt
sind. In Wirklichkeit können die Kosten der
Bahnhofsarbeit nicht mit viel Genauigkeit fest-
gestellt werden, aber wo eine von einer Anzahl
Rangiermaschinen (deren Tätigkeit rund 25 Dollar
pro Tag kostet) infolge der schneller verrichteten
Arbeit aus dem Dienst genommen werden kann,
wie es auf mehreren Bahnhöfen der Fall war, dort
ist die Ersparnis bestimmt und wirklich. Die
vermehrte Ersparnis ist auch in dem Falle zu
bemerken, wo Bahnhöfe, welche durch die Arbeit,
die vor 4 oder 5 Jahren verlangt wurde, bis zu
ihrer äufsersten Leistungsfähigkeit belastet waren,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. November 1903.)
dennoch imstande gewesen sind, das grofse An-
wachsen des Verkehrs in den letzten paar Jahren
ohne neue Gleise oder Weichen zu bewältigen.
S. 105: Bezüglich der Nützlichkeit der Kupp-
lung als Hilfsmittel für die schnelle Ausführung
von Rangierbewegungen kann kein Zweifel
herrschen. Ein Zweifler braucht nur wenige
Jahre im Gedächtnis zurückzugehen und sich die
langsamen und mühevollen Methoden zurückzurufen,
welche mit der Zugbildung verbunden waren, und
diese Methoden mit der Schnelligkeit, die heute
allgemein ist, zu vergleichen: und man kann sich
leicht die bedrängte Lage jeden Güterverkehrs
des Landes vorstellen, wenn die älteren Zustände
noch vorhanden wären.
S. 114: Ohne die selbsttätige Kuppelung
würde beinahe jeder Bahnhof des Landes gesperrt
scin, da mit Kette und Bolzen ein Drittel mehr
Raum zur Verrichtung der Arbeit erforderlich
wäre. Bei dem grofsen Umfang des Verkehrs im
Lande, kenne ich keine Bahn, welche ihr Geschäft
verrichten könnte, wenn sie in die Tage der
Kettenbolzenkuppelungen und Handbremsen zurück-
versetzt werden würde.
S. 115: Die Anwendung der selbsttätigen
Kuppelungen hat die Betriebskosten wesentlich
vermindert. Ich bin durch Eisenbahnangestellte
unterrichtet worden, dafs in vielen Bahnhöfen die
Rangierkosten sich auf drei und einen halben cent
für den Wagen ermäfsigt haben; und wenn viel
Schnee auf dem Boden liegt, verrichten die
Rangierer vier Mal so viel Arbeit in derselben
Zeit, wie unter den früheren Bedingungen. Seit-
dem diese Arbeit so wenig gefährlich geworden
ist, kommt allmählich eine treuere und bessere
Klasse von Leuten zu derselben“. (Vergl. hierzu
auch die Ausführungen in Nr. 55 der Zeitung
des Ver. D. Eisenb.-Verw. vom 18. Juli 1903
S. 852: Betriebssicherheit und Verschiebedienst).
Von verschiedenen Seiten wird die Verkürzung der
Wagenlange als einer der wesentlichen Vorzüge der
selbsttätigen Kuppelungen angeführt. Diese Verkürzung
kommt aber tatsächlich nur für Personenwagen in Frage,
da an denselben Bahnsteigen längere Züge verkehren
können. Für Güterwagen ist diese Verkürzung deshalb
ohne praktische Bedeutung, weil mit Rücksicht auf die
vorhandenen Brücken die Wagenlänge nicht viel weniger
als Im für 3,6t Gewicht betragen darf und dieses Mafs
auch bei den bisherigen Wagenabständen ausnutzbar ist.
Wirklich wesentliche Ersparnisse, werden einmal
durch die, wie vorstehend belegt, bedeutend schnellere
und leichtere Handhabung des Rangiergeschäftes erzielt
werden, und zweitens wird die daraus sich ergebende
bessere Ausnutzung des Wagenparkes naturgemäfs
Ersparnisse mit sich bringen. Die Unpünktlichkeit der
Güterzüge wegen nicht rechtzeitiger Fertigstellung der-
selben, worüber in Nr. 55 der Zeitung des Ver. D.
Eisenb.- Verw. vom 18. Juli 1903 S. 852 geklagt wird,
dürfte nach der Einführung selbsttätiger Kuppelungen
demnach von selbst aufhören, weil das Grundübel, die
den Verschiebedienst erschwerende und verzögernde
Schraubenkuppelung beseitigt sein wird. Führt man
zugleich mit den selbsttätigen Kuppelungen auch selbst-
entladende Wagen ein, dann wird man zweifellos durch
den schnelleren Wagenumlauf noch erheblichere Er-
sparnisse erzielen, was nicht genug hervorgehoben
werden kann.
Da bekanntlich die Herabsetzung der Transport-
kosten die Entfernungen entsprechend verringert, wofür
der starke amerikanische Wettbewerb infolge des
billigen Frachtverkehrs über den Ocean das beste
Beispiel bietet, so kann nur gehofft werden, dafs sich
Deutschland in der Verbesserung seiner Verkehrs- und
Verladeeinrichtungen auf dem Kontinent nicht über-
flügeln lassen, sondern weiter an der Spitze des Fort-
schritts marschieren möge. Dafs zu diesen Fortschritten
auch die Einführung selbsttätiger Kuppelung mit Rück-
sicht auf Humanität, Wirtschaftlichkeit und Betriebs-
sicherheit gehört, dürfte bereits von den meisten Fach-
leuten anerkannt werden.
[1. November 1903.]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 633.] 173
Die hydraulisch betriebene Wasserhaltungsanlage
der Gewerkschaft der Zeche Altendorf ber Dahlhausen a. d. Ruhr.
Von Eisenbahn-Bauinspektor Unger in Berlin.
(Hierzu Tafel H u. III u. 10 Abbildungen.)
Unter der grofsen Anzahl hydraulisch be-
triebener Wasserhaltungsanlagen, welche von
der Berliner Maschinenbau-Aktiengesellschaft
vormals L. Schwarzkopff zu Berlin seit dem
Jahre 1895 im In- und Auslande zur Ausführung gebracht
worden sind, ist diejenige der Gewerkschaft der
Zeche Altendorf bei Dahlhausen a. d. Ruhr die
bedeutendste.
Die allgemeine Anordnung einer solchen
Wasserhaltungsanlage ist aus Abb. I, 2 und 3
ersichtlich.
Die oberirdisch aufgestellte Dampf-
maschine treibt die dahinter liegende direkt
mit ihr gekuppelte, doppeltwirkende Prefs-
umpe, welche das für den Betrieb der An-
laze erforderliche Prefswasser unter den
Luftdruck-Akkumulator prefst. Von hier aus
gelangt das Prefswasser durch die Prefs-
wasserzuleitung an die unterirdisch aufge-
stellte Zwillingspumpe, die das Grubenwasser
aus dem Sumpfe ansaugt, es in die Steige-
leitung drückt und über Tage ausgielst.
Das in der Pumpe ausgenutzte Prefswasser
verläfst dieselbe durch eine besondere,
ebenfalls durch den Schacht führende Rück-
leitung und kehrt in den Rücklaufbehälter
zurück, um hierauf der Prefspumpe wieder
zuzufliefsen. Die Bewegung des Prefswassers
erfolgt mithin in einem vollständig ge-
schlossenen Kreislaufe, so dafs stets mit
demselben reinen Wasser gearbeitet wird
und ein Verbrauch an Druckwasser kaum
stattfindet.
Auf Tafel II ist der oberirdische Teil
der Anlage in gröfserem Mafsstabe dar-
gestellt.
In Rücksicht darauf, dafs man bei der
vorhandenen Kesselanlage nur auf eine Ein-
trittsdampfspannung von 4 at rechnen durfte,
war man genötigt, auf Verbundwirkung zu
verzichten und eine gewöhnliche Zwillings-
maschine als Betriebsmaschine zu wählen.
Diese ist liegend angeordnet und mit abstell-
barer Kondensation sowie mit zwangläufiger
Ventilsteuerung nach eigenem System der
Firma ausgerüstet. Um der aufsergewöhn-
lichen Anforderung, dafs in der Minute 14 cbm
Grubenwasser auf 400 m Höhe zu heben
sind, zu genügen, mufsten die Dampfcylinder
einen Durchmesser von 1275 mm und einen
Hub von 1400 mm erhalten. Bei 50 Um-
drehungen i. d. Min. und 0,18 Füllung leistet
die Maschine infolgedessen 1925 indiz. Pferde-
stärken; im Notfalle können mit einer Dampf-
maschinenhälfte (bei 0,30 Füllung und 65 Um-
drehungen) und mit einer Prefspumpe noch
immer 12 cbm i. d. Min. gefördert werden,
was einer Maschinenleistung von 1650 PS
entspricht. Es ist ferner in Aussicht ge-
nommen, mit der Teufe bis auf 800 m
herunterzugehen; aus diesem Grunde ist
die Dampfmaschine so kräftig gebaut, dafs
sie später auch mit 8 at Eintrittsspannung
zu arbeiten vermag und alsdann im Stande ist, bei der-
selben Pumpenleistung von 14 cbm i. d. Min. 3850 PS
zu entwickeln:
Da die beiden Prefspumpen mit der Dampf-
maschine direkt gekuppelt sind, so besitzen sie natürlich
auch einen Hub von 1400 mm. Der Durchmesser der
Plunger beträgt 122 mm. Wenn gegebenenfalls nur
mit einer Maschinenseite gearbeitet werden kann, so
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wird der betreffende Plunger durch einen solchen von
140 mm Durchmesser ersetzt.
Zwischen den beiden Maschinenhälften und zwar
dicht am Eingange zum Maschinenhause befindet sich der
nach dem System Prött-Seelhoff gebaute Luftdruck-
Akkumulator, welcher den Zweck hat, jeden Stofs
oder schädlichen Ueberdruck in der Leitung und dem
hydraulischen Antriebe zu vermeiden. Dieser Akkumu-
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, Senkrechter Schnitt durch die oberirdische Anlage, den Schacht und
die unterirdische Anlage einer hydraulischen Wasserhaltung.
. Grundrifs der oberirdischen Anlage.
. Grundrifs der unterirdischen Anlage.
lator (Abb. 4) besteht im wesentlichen aus einem Luft-
kessel mit Kolben, der unter dem Drucke hochgespannter
Luft steht (hier 63 at) und einem Wassercylinder
mit Plunger, welcher der Pressung der Hochdruckleitung
(hier 250 at) ausgesetzt ist. Vermdge einer Keil-
verbindung bilden beide Kolben ein starres Ganzes,
während die beiden Cylinder durch 4 starke schmiede-
eiserne Säulen fest miteinander verkuppelt sind. Den
174 (No, 633.]
angegebenen Drücken entsprechend müssen sich die
Querschnitte beider Kolben wie 1:4 verhalten; der
Wasserkolben besitzt daher (abweichend von der Ab-
bildung) einen Durchmesser von 225 mm und der Luft-
kolben einen solchen von 450 mm; der Hub beträgt
1500 mm. Wird nun dem unteren Cylinder Prefswasser
zugeführt, so steigen beide Kolben, und die Luft im
Luftkessel wird komprimiert;
findet dagegen eine Entnahme
von Prefswasser statt, so dehnt
sich die Luft wieder aus und
u. Ges drückt die Kolben herunter, ohne
i dafs hierbei selbst bei schnellem
: Sinken, ein Stofs ausgeübt wird.
Der hohle und oben mit einer
Oeffnung versehene Luftkolben
dient zugleich als Luftreservoir.
| Damit bei einem etwaigen
ae : Rohrbruche eine Zertrümmerung
4 des Apparates durch Herunter-
fallen des Plungers ausge-
schlossen bleibe, ist an dem
Akkumulator eine Fang- oder
Aufsatzvorrichtung angebracht.
So geringfügig sich auch der
Verbrauch an Luft bei dem be-
schriebenen Akkumulator natur-
gemäfs gestaltet, so ist doch eine
Luftkompressionspumpe
(Abb.5) notwendig, welche das
erste Füllen zu besorgen hat, im
übrigen aber nur selten und auf
: ganz kurze Zeit in Betrieb ge-
' setzt zu werden braucht. Auf
: Tafel If ist diese Pumpe in der
unteren Ecke rechts angedeutet.
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Der stehend und mit direktem
N Dampfantriebe ausgeführte Luft-
: kompressor ist nach dem System
: Kaselowsky gebaut. Die Arbeit
| : des im unteren Dampfcylinder
: sich bewegenden Kolbens er-
| | folgt durch Uebertragung mittelst
: zweier Kolbenstangen auf eine
Sr zur Kurbelschleife ausgebildete
nz | Traverse und von dieser un-
. Ki Y dere auf ee Sa
WEIL: er Kompressionscylinder. 1e
YY Wag Ronipression selbe: vollzichi sich
Le ; in drei Stadien: beim Hochgang
GG E : der Kolben wird zunächst die
2 Luft in den beiden seitlichen
J Niederdruckcylindern angesaugt
und beim Niedergange in den
mittleren Hochdruckcylinder ge-
prefst; in diesem Cylinder wird
die Luft dann beim nächsten
Hochgang des Kolbens auf ihren
: ` Maximaldruck komprimiert und
in die Luftleitung gedrückt. Zur
Ableitung der Wärme, welche
während der Kompression frei
wird, geht die Luft bei beiden
Kompressionsperioden durch
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X N ANNS €
Nr EN, N, Sa Ms
NN SUN SOREN NN
i ak ay Sah ge 2453 -
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E kupferne Kühlschlangen, die
| Es aufsen dauernd von kaltem
G Wasser umspült werden. Das-
VELL ALG Lo.
Zi
selbe Wasser wird auch um die
Kompressionscylinder geleitet.
Zu diesem Zwecke sind letztere
mit einem Wasserkasten um-
geben. Eine besondere Kühl-
wasserpumpe ist nicht vorgesehen; dieselbe wird durch
unmittelbaren Anschlufs der Luftkompressionspumpe
an die Wasserleitung ersetzt.
Wie bereits im Eingange angedeutet wurde, dient
der Rücklaufbehälter dazu, das von der unter-
irdischen Pumpe zurückkehrende Druckwasser aufzu-
nehmen, welches von hier aus wieder zur Prefspumpe
gelangt. Der Rücklaufbehälter von 1400 mm Durchmesser
Luftdruck-Akkumulator
System Prött-Seelhoff.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
IL. November 1903.]
und 3000 mm Höhe ist gleichfalls zwischen den beiden
Maschinenhälften angeordnet (vergl. Tafel II) und besteht
in einem oben offenen, nur mit einer Abdeckung ver-
sehenen Blechgefäfse, in dessen unterem Teile ein zur
Abscheidung etwa mitgerissener Unreinigkeiten be-
stimmter Schlammfänger vorgesehen ist. Das Rücklauf-
wasser wird durch ein von unten in das Gefafs ragenden
Rohrstutzen demselben zugeführt und durch ein zweites
gleichfalls im Boden angeordnetes Rohr unter hydro-
statischem Drucke der Prefspumpe zugeleitet. Um ein
langsames Anlassen der unterirdischen Pumpe zu er-
zielen, ist ein Hilfsventil vorhanden, welches mittels
Rohrleitung den Rücklaufbehälter mit dem Akkumulator
verbindet. Beim Inbetriebsetzen der Prefspumpe fliefst
dann bei etwas geöffnetem Ventil ein Teil des Prefs-
Abb. 5.
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Luftkompressionspumpe System Kaselowsky.
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wassers nach dem Behälter zurück, bis das Ventil all-
mählich ganz geschlossen wird, und die Wasserhaltung
in regelrechtem Gange ist. Der Rücklaufbehälter ist
aufserdem noch mit einem Anfüllventil ausgerüstet, das
mit einer Wasserleitung in Verbindung steht; dieses
Ventil dient dazu, das durch etwaige Undichtigkeiten
verloren gehende Druckwasser von Zeit zu Zeit zu
ersetzen. Zur Erkennung der Höhe des Wasserspiegels
ist am Gefäfs ein Wasserstandsanzeiger angebracht.
Abb. 6 gewährt einen perspektivischen Einblick in
die vorstehend beschriebene oberirdische Anlage. In
dieser Abbildung wird auch ein Laufkrahn sichtbar,
welcher zur bequemen Montage und Demontage mit-
geliefert worden ist. Der Krahn hat eine Spannweite
von 12 m und eine Hubhöhe von 5,5 m; seine Trag-
kraft beträgt 20000 kg.
Tafel III stellt den unterirdischen Teil der
Wasserhaltungsanlage dar. Derselbe besteht aus
zweihydraulisch betriebenen Zwillingspumpen,
welche zusammen bei 20 Doppelhüben i. d. Min. 14 cbm
Wasser 400 m hoch fördern und Kraftplunger von
172 mm Durchmesser und Förderplunger von 385 mm
Durchmesser besitzen, während der gemeinschaftliche
Hub 835 mm beträgt.
[1. November 1903.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 633.) 175
Die nach dem System Kaselowsky-Prött gebauten
Pumpen zeichnen sich durch Einfachheit und geringen
Raumbedarf aus, da die Antriebcylinder, in welche das
Druckwasser vermittels zweier Steuerkolben gelangt,
gleichzeitig die Förderplunger bilden, derart, dafs in
dieselben die Kraft- oder Antriebsplunger eintauchen,
welche ihrerseits feststehend angeordnet sind. Je zwei
solcher Kraft- oder Förderplunger sind zu einem System
vereinigt und bilden eine doppelte Plungerpumpe mit nach
aufsen freiliegenden Pumpen-
cylindern. Die neben einander
liegenden Pumpen steuern sich
in zwangläufiger Weise (Abb. 7)
gegenseitig so, dafs niemals ein
Stillstand in den bewegten
Wassersäulen vorkommen kann,
vielmehr sowohl in der Prefs-
wasser-Zu- und Rückleitung als
auch im Steigerohr eine fast voll-
kommen gleichförmige Wasser-
bewegung stattfindet, und das
Wasser aus der Steigeleitung
in einem ganz gleichmäfsigen
Strome ausfliefst. Infolge dieser
Verhältnisse ist der Gang der
Pumpen ein durchaus ruhiger
und geräuschloser.
Die beiden seitlich von den
Pumpencylindern angeordneten,
zu einer und derselben Pumpen-
seite gehörigen Saugventilkästen
sind an eine gemeinschaftliche
Saugleitung angeschlossen; eben-
so sind die über den Pumpen-
cylindern liegenden Druckventil-
kästen derselben Pumpenhälfte
durch ein gemeinschaftliches
Druckrohr verbunden. Beide
Druckrohre sind wiederum durch
ein Hosenrohr vereinigt, welches
zur Steigeleitung führt. Zwischen
dem Hosenrohr jeder der beiden
Zwillingspumpen und demSteige-
rohr ist je ein Rückschlagventil
und je ein Druck-Windkessel mit Wasserstandszeiger
und Hydraulikmanometer eingeschaltet. Zur Erleichte-
rung des Anstellens der Absperrschieber sind die-
selben mit Umlaufventilen versehen, wie solche auch die
Saug- und Druckventilkästen zum bequemen Ingang-
setzen der Pumpen und zum etwaigen Entleeren beim
Stillstande besitzen. Die Windkessel stehen mit dem
oberirdisch aufgestellten Luftkompressor durch eıne
Kupferrohrleitung von 10 mm I. W.in Verbindung, durch
welche die vom Wasser mitgerissene und absorbierte
Druckluft von Zeit zu Zeit ergänzt wird, und vermittels
Zweigleitungen wird den Druckrohren der Pumpe Luft
zugeführt, um die Windhauben der Druckventilkästen
zeitweilig mit Druckluft nachfüllen zu können. Sämtliche
Ventile sind als Fernisventile ausgebildet und so ein-
gerichtet, dafs sie sich, unter Druck stehend, nach-
dichten lassen.
Um ein tadelloses Arbeiten der Pumpen unter allen
Verhältnissen, namentlich bei zu schnellem Anlassen,
zu sichern, ist schliefslich noch in der Prefswasser-
zuleitung kurz vor deren Einmündung in die Steuerung
der Pumpe ein sog. Druckausgleicher vorhanden
(Abb. 8). Im wesentlichen stimmt die Konstruktion
desselben mit derjenigen des oberirdisch aufgestellten
Luftdruckakkumulators überein; die Durchmesser der
Plunger betragen jedoch nur 148 bezw. 330 mm und
der Hub 600 mm. Fir die Prefswasserrückleitung genügt
bei jeder Pumpe ein einfacher Windkessel, der ebenso
wie die Druckausgleicher an die Luftrohrleitung an-
geschlossen ist.
Hinsichtlich der verschiedenen Rohrleitungen
ist noch folgendes zu bemerken:
Bei jeder der beiden Zwillingspumpen ist die für
jede Pumpenseite getrennt angeordnete Saugleitung
unterhalb der Saugventilkästen als Windkessel” aus-
gebildet und mit Wasserstandszeiger versehen. Die
mittelst Krümmer nach dem Sumpf führenden Saugrohre
besitzen an ihrem unteren Ende je einen Saugkorb mit
Rückschlagventil. Um etwaige Druckschwankungen
auszugleichen, stehen beide Saugleitungen durch ein
gemeinschaftliches Rohr mit Sicherheitsventil mit ein-
ander in Verbindung.
In die Steigeleitung sind zum Ausgleich etwaiger
Längenveränderungen
mehrere Kompensationsstücke
eingeschaltet, aufserdem ist eine Reihe von Tragrohren
in dieser Leitung vorgesehen.
Die durch den Schacht gehende Prefswasserzuleitung
und Rückleitung ist in nahtlosen Stahlrohren ausgeführt,
welche durch Flanschenverschraubungen und Kupfer-
dichtungen untereinander verbunden sind. Auch für
Abb. 7.
Unterirdische Pumpe.
diese Leitungen sind Ausdehnungsmuffen notwendig,
während je ein Hochdruckschieber am Druckausgleicher
und Windkessel zum Absperren der ganzen Leitung
dient. Dem Prefswasser selbst wird eine geringe
Menge wasserlöslichen Oeles zugesetzt, wodurch jedes
Rosten der Teile, welche mit der Druckflüssigkeit in
Berührung kommen, verhindert und ein sonstiges
176 [No. 688.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [1. November 1903.)
Schmieren der Hochdruckplunger, Steuerkolben usw.
vollständig überflüssig wird.
Abb. 8.
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Abb.
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Abb.
Von besonderem Interesse sind die
der Versuche, welche mit der vorgeschriebenen An-
lage amtlich angestellt worden sind:
10.
Ergebnisse
Cylinderdurchmesser der Dampfmaschine 1275 mm
Hub der Dampfmaschine .
Cylinderquerschnitt .
1400 ,
. 12767,85qcm
Kolbenstangendurchmesser vorn . . . 205 mm
x a ji hinten . . 150 „
Kolbenstangenquerschnitt im Mittel . . 253,39qcm
Nutzbarer Cylinderquerschnitt . . . . 12514,46 „
a) Versuch mit einer unterirdischen
Pumpe.
Umdrehungen der Dampfmaschine i. d.
Minute . 25,4
Mittlere Kolbengeschwindigkeit i.d.Sek. 1 ‚1853 m
Mittlerer Druck aus den Indikator-Schau-
linien (Abb. 9) 2,13 + 2,28 = ... 4,41 at
Indizierte Leistung der Maschine:
12514,46 . 4,41 . 1,1853 `
75 ES 872,2 PS
Cylinderdurchmesser der Zwillingspumpe 385 mm
Mittlere Hublänge e 5 835 „
Doppelhübe i. d. Min . . . 2.2... 18,6
Wassermenge i. d. Mm:
11,642 . 18,6 . 4 . 8,35 _
> 000 . 0,98 = e e œ 1,088 cbm
Manometerdruck am Windkessel . . . 41 at
Höhe vom Wasserspiegel im Sumpf bis
zum Wasserspiegel im Windkessel . Im
Gesamtdruckhöhe . . . 2. 2.2... 417m
l 7088 . 417
Pumpenleistung 600 = cc 656,82 PS
A 656,82 _
Wirkungsgrad Bio ee 75,3 pCt.
b) Versuch mit beiden unterirdischen
Pumpen.
Umdrehungen der Dampfmaschine i. d.
Minute . 33,2
Mittlere Kolbengeschwindigkeit i. d. Sek. 1,549 m
Mittlerer Druck aus den Indikator-Schau-
linien (Abb. 10) 2,1 + 2,35 — ... 4,45at
Indizierte Leistung der Maschine:
12514,46 . 4,45 . 1,549 `
ap 1150 PS
Wassermenge i. d. Min. = 9,265cbm
Leistung beider Pumpen n = 858 PS
Wirkungsgrad Ge — u er 74,6 pCt.
Die volle Leistung der
Anlage konnte bis jetzt noch
nicht ausgenutzt werden,
weil, wie bereits erwähnt
wurde, die ganze Anlage
für eine spätere Teufe von
800 m bestimmt ist, und die
derzeitigen Wasserverhalt-
nisse ein längeres ange-
strengtes Arbeiten der Dampf-
maschine nicht zulassen.
Wirkungsgrade ähnlich
den oben ermittelten, werden
von keinem anderen Wasser-
haltungs-Systeme, auch nur
entfernt, erreicht; allen an-
deren Systemen ist aber
die hydraulisch betriebene
Wasserhaltungsanlage be-
sonders dadurch überlegen,
dafs ihre Pumpen bei plötz-
lichen Wasserdurchbrüchen ungestört fortarbeiten und
sich wieder freipumpen können, wodurch ein Er-
saufen der unterirdischen Anlage verhütet wird.
dieser Beziehung haben sich die Wasserhaltungen
Firma Schwartzkopff schon wiederholt glänzend
währt.
In
der
be-
(1. November 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 633] 177
Die Ausstellung der Oppelner Handwerkskammer in Gleiwitz.
Von Regierungsbaumeister Hache, Gleiwitz.
(Mit 14 Abbildungen.)
Am 15. August 1903 wurde die Ausstellung der
Oppelner Handwerkskammer in Gleiwitz in Gegenwart
des Protektors, Herrn Regierungspräsidenten Holtz aus
Oppeln, eröffnet.
Die Gründe, welche die genannte Kammer ver-
anlafsten, eine solche Ausstellung, das erste derartige
Unternehmen in unserem Lande, zu veranstalten, waren
wohl hauptsächlich folgende: 1. Mit den Erzeugnissen
ihres Fleifses und Könnens vor die Oeffentlichkeit zu
treten, als ein Zeichen wirtschaftlicher Energie, als ein
Zeugnis davon, dafs die beteiligten Kreise das Vertrauen
auf ihr Wissen und Können noch nicht verloren haben,
2. dem Handwerk, das noch heute vielfach veraltete
Arbeitsmethoden anwendet, neue Anregungen zu geben,
insbesondere ihm von den enormen Fortschritten der
Technik Kenntnis zu verschaffen, und dadurch wieder
zu einer solchen Höhe zu bringen, dafs es im wirtschaft-
lichen und sozialen Leben seine wohlbegründete Stellung
behaupten kann.
Neue Arbeitsmethoden, neue Arbeitsgebiete sind
erschlossen, und der Handwerker mufs, um den heutigen
Zeitverhältnissen und Geschmacksrichtungen Rechnung
zu tragen, diese kennen und benutzen lernen. Der
wichtigste Faktor im heutigen Handwerk ist nun einmal
die Maschine, die in Verbindung mit irgend einer
Motorenkraft sich den jeweiligen Verhältnissen leicht
a vermag. |
o war also der Handwerkskammer ihr Programm
von selbst gegeben. Um zu zeigen, was das Ober-
schlesische Handwerk zu leisten vermag, wurden aus-
gestellt:
I. Die verschiedensten Erzeugnisse aller Hand-
werker des Bezirks; als Lehrzwecke dienten:
Il. Die Motoren, die der Handwerker gebrauchen
kann.
Die Maschinen, die von solchen Motoren ge-
trieben werden.
IV. Die Handmaschinen
schliefslich
V. Die Rohstoffe, Hilfsstoffe und Halbfabrikate.
Nach rastloser, aber segensreicher Arbeitstätigkeit
gelang es, die Ausstellung zum festgesetzten Termin
fertig zu stellen; nur wenige Ausstellungsgegenstände
fehlten noch, so dafs die Ausstellung gleich am Anfang
ein wirklich Ganzes bot. Um einen ungefähren Begriff
von der Gröfse der Ausstellung zu geben, mögen hier
einige Zahlen genannt werden. Die meisten Gegen-
stande waren in 3 grofsen Hallen, dem geräumigen
Saal und verschiedenen kleineren Räumen des grolsen
Vergnügungslokals der „Neuen Welt“ in Gleiwitz auf-
gestellt. Aufserdem hatten einige Firmen kleinere eigene
Pavillons für sich errichtet. Andere grofse Objekte, z. B.
Lokomobilen, landwirtschaftliche Maschinen und gröfsere
Wagen befanden sich im Freien. Halle I hatte eine
Grundfläche von 80 x 20 qm, Halle Il eine solche von
88 x 8 qm, Halle III eine solche von 30 x 12 qm.
Bei der grofsen Verschiedenartigkeit der Handwerks-
erzeugnisse, der Motoren und Maschinen gelang es nicht,
wenn man nach Möglichkeit den gegebenen Raum aus-
nutzen wollte, bei der Verteilung der Gegenstände streng
nach dem Programm zu gehen, so dafs beim ersten
Ueberblick über die Ausstellung der Leitung leicht der
Vorwurf gemacht wurde, dafs kein System in der ganzen
Anlage läge; aber bei näherer Betrachtung und unter
der Berücksichtigung, dafs es äufserst schwierig ist, ein
solches Programm genau inne zu halten, kam man doch
zu der Ueberzeugung, dafs die Leitung es nicht besser
machen konnte.
Wenden wir uns nun zu den verschiedenen Gegen-
ständen, so kann es natürlich nicht die Aufgabe sein,
über alle gleichmäfsig zu berichten, sondern in der
Hauptsache hier nur das hervorzuheben, was einen
Maschinentechniker interessiert, also insbesondere auf
II.
und Werkzeuge und
eine nähere Beschreibung der ausgestellten Motoren,
Maschinen mit Motoren-, Hand- oder Fufsbetrieb einzu-
gehen.
Was die verschiedensten Handwerkserzeugnisse
anbetrifft, so waren alle Handwerker in zusammen
19 Gruppen vertreten; die einen mehr, die anderen
weniger. Mögen sie auch nur das Geringste ausgestellt
haben, allen kann man uneingeschränktes Lob erteilen;
sie haben bewiesen, dafs das oberschlesische Handwerk
den goldenen Boden noch nicht verloren hat, und dafs sie
zum grdfsten Teile nicht mehr altüberlieferten Zünften
huldigen, sondern schon den Neuerungen der Technik
Eingang in ihre Kreise verschafft haben.
Der zweite Punkt des Programms waren die Mo-
toren. Hier finden wir den Elektromotor vorherrschend,
und das ist naturgemäfs, da die Stadt Gleiwitz von der
Oberschlesischen Elektricitätsgesellschaft mit Drehstrom
versehen ist, also jeder Handwerker mit Leichtigkeit
durch Aufstellung eines den jeweiligen Verhältnissen
passenden Elektromotors seine Maschinen antreiben kann.
Die Eisengiefserei und Maschinenfabrik Güttler
& Co. Brieg stellte eine stationäre Hochdruck-
Expansionslokomobile aus, mit 7 atm Betriebsdruck und
einfacher veränderlicher Expansionssteuerung mit selbst-
tätiger Regulierung. Solche Lokomobilen haben sich
bereits in kleineren Tischlereien, Schneidemühlen,
Ziegeleien usw. bewährt. Der Dampfkessel, welcher
stationär auf eisernen Tragfüfsen gelagert ist, ist mit
einem ausziehbaren Röhrenkessel versehen, der leicht
eine gründliche Reinigung gestattet. Die Feuerbüchse
ist geschweifst und sauber geflanscht, so dafs die Niet-
nähte derselben im Wasserraum liegen. In derselben
befindet sich eine Sicherheitsschraube, welche bei
etwaigem Wassermangel den Heizer zur Pflicht mahnt.
Die Maschine hat eine gute Expansionssteuerung
mit einem energischen und sehr empfindlichen Regulator,
der während des Ganges der Maschine auf die ver-
schiedensten Tourenzahlen eingestellt werden kann;
eine am Regulator angebrachte Skala läfst sofort die
augenblickliche Tourenzahl erkennen.
Die Maschine leistet bei einem Cylinderdurchmesser
von 160 mm, einem Hube von 220 mm, und einer
Tourenzahl von 170 in der Minute, normal 5, maximal
10 effektive Pferdestärken.
Eine zweite, aber fahrbare Hochdrucklokomobile
mit 7 atm Betriebsdruck stellte die Maschinenbauanstalt
und Eisengiefserei vorm. Th. Flöther A.-G. Gasseni.L.
aus. Der Kessel ist hier ein sogenannter Lokomotiv-
kessel.
In der Feuerbuchsdecke befindet sich ein Sicherheits-
pfropfen, welcher, sobald derselbe vom Wasser nicht
mehr bedeckt ist, schmilzt und den Dampf in die Feuer-
büchse strömen lafst, wodurch das Feuer erlöscht und
somit jede Gefahr beseitigt wird.
Die Regulierung der Maschine wird mittelst Drossel-
klappe bewirkt, welche durch einen Pendelregulator in
der erforderlichen Stellung erhalten wird und in höchster
Stellung desselben den Dampfeinströmungskanal voll-
ständig abschliefst, so dafs ein Durchgehen der Maschine
ausgeschlossen ist. Die Lokomobile entwickelt bei
125 qm Heizflache, 7 atm Betriebsdruck, 220 mm
Cylinderdurchmesser, 310 mm Hubund 140 Umdrehungen
pro Minute normal 16, maximal 21 effektive Pferdestärken.
An dieser Stelle mag die von der Maschinenbau-
anstalt Jelaffke & Seliger, Ratibor ausgestellte
Kreissäge erwähnt werden, die durch die oben be-
schriebene Lokomobile angetrieben wird. Mit dieser
Säge ist eine Vorrichtung zum Transportieren der Blöcke
verbunden, wie Abb. 1 zeigt. Dasselbe geschieht sehr
leicht mittelst eines Hanftaues, das mit einem Stahlhaken
an dem Block befestigt ist. Das Tau läuft über eine
entfernt stehende Rolle und wird durch einen Arbeiter
mittelst einer Handkurbel auf die Vorzugswalze auf-
178 (No, 683.]
gewickelt. Die ganze Vorrichtung ist Aufserst stark
gebaut und überall aufstellbar.
Gebrüder Körting in Körtingsdorf bei Hannover
stellen einen 8pferdigen Gasmotor mit einer lOpferdigen
Sauggasanlage aus, der die von der Maschinenbau-
gesellschaft Erfordia ausgestellten Holzbearbeitungs-
maschinen treibt. Die Sauggasanlage besteht aus einem
Generator mit Füllschacht. Im Verbrennungsraum ist der-
selbe mit einem Futter aus feuerfestem Material versehen
und in seinem unteren Teile befindet sich der Rost und der
Aschenfall, welcher mit einer Tür verschlossen ist. Der
Boden des Generators ist mit Wasser bedeckt. Neben
Abb. 1.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. November 1903.)
Brennstoff, dem aber der bei der Abkühlung der heifsen
Gase entwickelte Wasserdampf zugeführt wird. Der
Brennstoffverbrauch einer solchen Anlage beträgt ?/s bis
1 Pfennig pro eff. Pferdekraftstunde.
Neben dieser Sauggasanlage steht ein 4 pferdiger,
von derselben Firma ausgestellter Spiritusmotor, der
mit allen flüssigen Brennstoffen, wie Benzin, Benzol,
Petroleum, Benzolspiritus usw. betrieben werden kann.
Der Brennstoffbehälter, welcher das für den ganzen
Tag nötige Quantum fafst, steht etwas höher wie der
Motor, so dafs der Brennstoff der an dem Motor
befindlichen kleinen Plungerpumpe selbsttätig zufliefst.
Diese drückt den Brennstoff in jeder Saug-
periode in den Motor und sorgt die gleich-
zeitig schnell angesaugte Luft für eine feine
Zerstäubung, der beim weiteren Einsaugen
die Verdampfung an den heifsen Wänden
folgt. Spiritus und Petroleum müssen vor
der Verbrennung verdampft werden, wozu
sie heifser Flächen bedürfen, während beim
Benzin bekanntlich schon die feine Zer-
Si stäubung hinreicht, um brennbare Gemische
zu erhalten. Der Motor arbeitet im Otto-
schen Viertakt; es folgt also dem Ansaugen
des Gemisches das Komprimieren, die
Kreissägen-Vorrichtung mit Transportwagen, auf Schienen laufend.
diesem steht der mit. abnehmbarem Deckel zwecks
Reinigung versehene Verdampfer, welcher den der
Vergasungsluft zuzusetzenden Wasserdampf liefert. Die
Heizung desselben erfolgt durch das erzeugte Gas selbst.
Das durch den Verdampfer etwas abgekühlte Gas geht
durch den Skrubber und wird durch Wasser und die darin
befindlichen Holzhorde von den anhängenden Verun-
reinigungen befreit. Das Anblasen des Generators ge-
schieht mittels eines Flügelventilators, der Luft zur
Anfachung des Feuers unter den Rost führt, solange
bis das Gas gut ist, was bei der ausgestellten Anlage
in etwa 1/4 Stunde der Fall ist. Dann wird die Maschine
Abb. 2.
Liegende doppeltwirkende Kolbenpumpe für Riemenbetrieb.
in Tätigkeit gesetzt und saugt nun selbsttätig soviel
Gas ein, als sie wirklich verbraucht. Der Vorteil einer
solchen Sauggasanlage ist hauptsächlich der geringe
Raum, der dafür notwendig ist, die Einfachheit des
Betriebes, sowie der Umstand, dafs sie die Konzession
erübrigt.
Die Gasmotorenfabrik Deutz hat eine 16 pferdige
Sauggasanlage für Licht- und Gewerbebetrieb ausgestellt,
die von der Firma Teichert & Sohn, Liegnitz zum
Antrieb ihrer Maschinen benutzt wird.
Der Unterschied dieser Sauggasanlage gegen die
oben erwähnte besteht darin, dafs hier der Verdampfer
fortfallt. Das Kraftgas entsteht auch hier durch die
Berührung der durchstreichenden Luft mit dem glühenden
|
I
t
H Verbrennung und das Ausstofsen der ver-
l brannten Gase.
Die Zündung wird durch einen am
Cylinderkopf montierten magnet - elek-
trischen Apparat bewirkt, welcher durch schnelle
Drehung einer bewickelten Spule zwischen Magneten
kurz vor der Kompressionsendspannung einen zur
Zündung des Gemisches genügend starken Strom er-
zeugt. Dieser wird zur richtigen Zeit durch einen
gesteuerten Hebel im Innern des Cylinders unterbrochen,
wobei ein Funke überspringt und das Gemisch zur
Entzündung bringt. Die Inbetriebsetzung des Motors
erfolgt mittelst einer kleinen Menge Benzin, welche um
den Hohlraum des Einströmungsventils gegossen wird.
In diesem Hohlraum befindet sich ein Messingröhrchen,
welches mit einer in das Ansaugrohr mündenden Düse
verbunden ist. Beim An-
saugen der Luft tritt durch
die Depression ein feiner
Strahl Benzin durch die
Düse, welcher vergast
und zum Betrieb der Ma-
schine dient, bis dieselbe
soweit erwärmt ist, dafs
die Spirituspumpe durch
Umlegen eines Hebels ein-
geschaltet werden kann,
was nach ungefähr einer
Minute der Fall ist. Voll-
belastet braucht dieser
Motor 0,4 kg Spiritus pro
Pferdekraft und Stunde.
Der Spiritusmotor treibt
eine liegende doppelt
wirkende Kolbenpumpe
mit einer Leistung von
15 cbm in der Stunde an,
welche ebenfalls von der
Gasmotorenfabrik Deutz
ausgestellt war. Das
Wasser wird einem eiser-
nen Behälter entnommen und wieder in denselben
hineingepumpt. Die sehr einfache, aber gut und ruhig
arbeitende Pumpe zeigt Abb. 2.
Die Breslauer Dampfkessel- und Maschinenfabrik
Boehme hat einen Dampfmotor von 5 PS ausgestellt,
wie Abb. 3 zeigt.
Derselbe ist eine auf einem stehenden Dampfkessel
angebrachte kleine Dampfmaschine; er besitzt einen
grofsen Wasserraum, grofsen Dampfraum, gerade, an
beiden Enden offene Wasserrohre, Speisewasservor-
wärmer, direkte durch den Regulator beeinflufste,
also sich selbsttätig nach dem Kraftbedarf einstellende
entlastete Expansionsschiebersteuerung, ohne hin- und
hergehende weine, aufserdem eine nach dem je-
[1. November 1903.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. (No 633.] 179
weiligen Dampfverbrauch einstellbare Speisepumpe, Lang- und Plandrehen mittelst Nutwelle und Gewinde-
selbsttätige Cylinderschmierpumpe und Lagerschmier- schneiden mittelst Leitspindel, als auch zum Schneiden
apparate. Solche Dampfmotoren werden in 9 ver- | steilsteigender Gewinde nach Withworth und Millimeter-
schiedenen Gröfsenverhältnissen gebaut. Der ausge- skala. Die selbsttätigen Bewegungen für Längs- und
stellte Dampfmotor hat eine Heizfläche von 6 qm, einen | -Planzug sind viermal veränderlich und können durch
Kolbendurchmesser von 130 mm und einen Hub von ` Räderumsteuerung vom Support für Vor- und Rück-
160 mm. Die Umdrehungszahl beträgt 240 Touren in , wärtsgang betätigt werden. Der Reitstock besitzt seit-
der Minute. Dieser Motor zeichnet sich durch seine liche Verschiebbarkeit zum Drehen schwach konischer
einfache aber gute Konstruktion aus; auch ist eine | Körper.
gründliche und übersichtliche Reinigung aller Teile Zu erwähnen sind ferner die beiden ausgestellten
möglich. Die Billigkeit des Betriebes hat ihn in vielen | Bohrmaschinen. Dieselben arbeiten mit Hand- oder
Abb. 3.
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kleinen Gewerben eingeführt und kann überall da | auch mit selbsttätigem Vorschub und sind mit Moment-
empfohlen werden, wo billige Brennmaterialien und auslösung zum schnellen Zurückziehen des Bohrers
Abfälle verwendet werden können. | versehen. Die Bohrspindel und deren Hülse sind durch
Die Deutschen Windturbinen-Werke stellen ein ein Gegengewicht, welches sich im Hohlraum des
Modell eines Windmotors aus, der im Gegensatz zu Ständers befindet, ausbalanziert. Der Tisch ist weg-
den amerikanischen Halladay’schen Windrädern ein wendbar und mittelst Zahnrad und Zahnstange in der
festvernietetes Rad hat, dessen Flügel nicht verstellbar _Höhenrichtung verstellbar.
sind. Die Konstruktion einer solchen Anlage ist höchst
einfach; ein solcher Motor leistet z. B. bei einem Rad- Abb. 4.
durchmesser von 8 m bei 4—5 m Wind pro Sekunde
gut Zb PS und kostet dabei 2000 Mark.
Die Gleiwitzer Maschinenfabrik und Mühlenbau-
anstalt P. E. Drost stellte einige Turbinenteile aus, auf
die nicht weiter eingegangen werden soll.
Wenden wir uns nun zu den Maschinen mit
Motoren, Fufs- oder Handbetrieb, so ist zuerst die
Neifser Eisengiefserei und Maschinenbauanstalt Hahn
& Koplowitz Nachf. zu erwähnen.
Diese Firma ist mit mehreren interessanten gröfseren
Werkzeugmaschinen vertreten. Zunächst eine Support-
Drehbank mit elektrischem Antrieb, 250 mm Spitzen-
höhe. Der Elektromotor ist in den vorderen Teil des
Bettes eingebaut und überträgt durch das um die
Achse a (siehe Abb. 4) drehbare Vorgelege die Kraft
auf die Arbeitsspindel der Maschine. Der Motor spannt Support-Drehbank. 250 mm Sph. mit elektrischem Antrieb und
seinen Riemen durch sein Eigengewicht, da er auf einer Vorrichtung zum bequemen und gefahrlosen Umlegen des
einer Wippe steht; der Riemen von der Stufenscheibe Riemens zwischen den Stufenscheiben bei vollem Gang der
des Vorgeleges zu der Arbeitsspindel wird durch das Maschine.
Kippmoment, welches das Vorgelege nach hinten aus-
übt, angespannt. Mit dem Fufstritt A und dem Gestänge c Ferner ist eine Shapingmaschine ausgestellt, deren
kann das Vorgelege gegen die Maschine zu gehoben Hauptvorteil darin liegt, dafs sie beim Arbeits- als auch
werden, und ist der Riemen zwischen den Stufenscheiben beim beschleunigten Rückgang stets mit gleicher Ge-
leicht und bequem beim vollen Gang des Motors um- schwindigkeit läuft, also nicht den Nachteil ungleich-
zulegen, jenachdem die Schnittgeschwindigkeit einen mäfsiger Schnittgeschwindigkeit hat, wie dies bei Ma-
langsameren oder schnelleren Gang der Arbeitsspindel schinen mit Kurbelgetrieben der Fall ist.
benötigt. Durch Drehen des Handrades d nach der Schliefslich ist noch die aufgestellte Plandrehbank
einen oder anderen Richtung kann die Feder f und ' erwähnenswert. Dieselbe dient zum Abdrehen von
dadurch der Riemen des Vorgeleges mehr oder weniger | Riemenscheiben usw. und ist mit dreifachem Vorgelege
gespannt werden. Die Drehbank ist eingerichtet zum | versehen,
180 [No. 633.]
Die Liegnitzer Eisengiefserei und Maschinenfabrik
Teichert & Sohn, Liegnitz bringt eine interessante
Ausstellung von Holzbearbeitungsmaschinen.
l. Bandsägen für Kraftbetrieb in den verschiedensten
Gröfsen. Die Blätter laufen an Stahlrollen, die im
schrägen Winkel zum Blatt stehen, wodurch vermieden
wird, dafs ein Grad im Blatte entsteht. Die Tische sind
schräg im Winkel bis zu 30° verstellbar; die oberen
und unteren Sägerollen laufen in Ringschmierlagerung.
2. Bandsägen für Fufs- und Handbetrieb. Der Fuis-
betrieb geschieht mittels Rolle, Kette und Excenter,
eine Konstruktion, die man in neuerer Zeit häufiger
anwendet.
Abb. 5.
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Abb. 6.
3. Eine Dicktenhobelmaschine. Antrieb und Trans-
port auf einer Seite. Um ein Verschieben des Tisches
unmöglich zu machen, sind 4 Prismenführungen vor-
handen.
4. Kombinierte Abrichthobel-, Füge-, Dicktenhobel-
und Kehlmaschinen, besonders geeignet für kleinere
Betriebe, bei welcher ein Auseinanderschieben der Tische
nicht nötig ist, da oben abgerichtet wird, während im
Innern die Maschine als Dicktenhobelmaschine benutzt
wird. Die Messerrolle ist mit 4 Schlitzen versehen;
und es brauchen die Hobelmesser, wenn Kehlarbeiten
gefertigt werden sollen, nicht beim Aufbringen der Kehl-
messer entfernt werden. Kehlleisten können sowohl
von Hand oder selbsttätig unter Verwendung der oberen
oder inneren Seite hergestellt werden. Der Antrieb
erfolgt durch ein Fufsbodenvorgelege.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. November 1903.)
5. Eine Fras- und Zapfenschneidmaschine, geeignet
für gerade und gebogene Fräsarbeiten, zum Füllung-
Abplatten, Zapfenschneiden, Schlitzen und Kehlen
(siehe Abb. 5). Die Frässpindel ist sehr stark und
durch einen auf dem Tisch angebrachten Lagerbock
gelagert. Die Fräsdornen sind auswechselbar; auf der
Tischplatte können sämtliche Apparate, welche sonst
bei Fräsmaschinen Verwendung finden, angebracht
werden. Zum Zapfenschneiden werden besonders kon-
struierte Messerscheiben mit auswechselbaren Messern
gebraucht. Das zuzuführende Holz ist auf einen leicht
beweglichen Rollentisch festgespannt, der auf einem
drehbaren Arme fest gelagert ist. Antrieb durch Vor-
gelege für Rechts- und Linksgang.
6. Eine Fräsmaschine mit Kreissäge und Langloch-
bohrvorrichtung. Tisch schräg verstellbar. Die Langloch-
bohrvorrichtung mit Kreuzsupport besitzt Vorrichtungen
zum genauen Einstellen der Bohrtiefe; Frässpindel ver-
stellbar; die Maschine ist äufserst praktisch für kleinere
Werkstätten, da sie nur einen geringen Raum beansprucht
und vollkommen 3 Maschinen ersetzt. (Abb. 6).
Die Maschinenwerke Gubisch-Liegnitz haben
eine reichhaltige Anzahl von Holzbearbeitungsmaschinen
der verschiedensten Gattungen ausgestellt, die aber
natürlich hier nicht alle besprochen werden können.
Hervorzuheben ist unter anderem 1. eine grofse doppelt
wirkende Spund- und Nutenmaschine, 3'/2 m lang; die-
selbe hat je 2 doppelt gelagerte Wellen mit abziehbaren
Messerköpfen, welche im Betriebe seitlich verstellbar
sind. Diese Vorteile ermöglichen ein äufserst leichtes
Einstellen der Messer, sowie eine sofortige Mittelung
zur jeweiligen Stärke des Holzes; auch hat man nicht
nötig, falls erst schwächere, dann stärkere Bretter ge-
spundet bezw. genutet werden sollen, die Messer aus-
zuwechseln, sondern man zieht einfach die Köpfe von
den Wellen und setzt andere, auf denen man vorher
die passenden Messer geschraubt hat, auf die Welle.
Die Einstellung auf die Mitte des Holzes geschieht dann
durch die seitliche Verstellbarkeit der beiden Wellen
bezw. Messerköpfe.
2. Eine kombinierte Abrichthobel- und Dickten-
maschine. Diese Maschine ist eine Dicktenmaschine,
über deren Messerwelle noch ein zweiter Abrichtetisch
angebracht ist, welcher es dem Arbeiter ermöglicht,
ohne Umstellen der Maschine vom Abrichten sofort auf
Dickte hobeln zu können.
Von den ausgestellten Bandsägen sei noch eine bei
diesen Maschinen eingeführte Neuerung erwähnt; es
fällt das zur Blattspannung nötige Hebelgewicht hier
fort und wird durch eine im Inneren des hohlen Ständers
sich befindliche Feder ersetzt. Bei einer Maschine war
eine noch bisher unbekannte Sägenführung angebracht,
die für den Rückenlauf des Blattes eine schräg verstell-
bare Stahlrolle sowie daran selbsttätig wirkende Schutz-
vorrichtung besafs.
Die Maschinenbaugesellschaft Erfordia in Ilvers-
gehofen, Erfurt hat eine kleine komplete Anlage fir
mittlere Möbel- und Bauschreinereien ausgestellt, die
aus folgenden Maschinen zusammengesetzt war.
l. Eine Bandsäge, die mit Neigbarkeit der oberen
Rolle, Gewichtsbelastung, schräg verstellbarem Tisch,
[1. November 1903.)
Gummibandagen und gutenSchutzvorrichtungen versehen
ist. Dieselbe erzielte sehr saubere Schnittleistung und
vermied vollständig ein Reifsen der Blätter.
2. Eine Universal-Tischlerei-Kreissäge mit Fräs-
maschine und Langlochbohrapparat. Die Kreissäge,
deren Welle in guten Ringschmierlagern mit Babbit-
metallfutter läuft, besitzt parallel, hoch und tief, sowie
schräg verstellbaren Tisch, ein grofses doppelt ver-
stellbares Führungslineal und ein besonderes verbessertes
Gehrungslineal. Die Fräsmaschine ist für alle Fräs-
und Kehlarbeiten mit Kronenfräsern, Kehlmessern und
Abplattkopf, und zum Zapfen- und Schlitzenfräsen ge-
eignet. Die Welle derselben läuft in einer Stahlkugel-
Spurlagerung stets unter Oel, wodurch ein sehr leichtes
Laufen erzielt wird. Auf dem Langlochbohrapparat
lassen sich alle normalen Rund- undLanglochbohrarbeiten
ausführen. (Siehe Abb. 7.)
3. Eine kombinierte Abricht-, Füge-, Kehl- und
Dickten-Hobelmaschine dient zum Abrichten, Abfasen,
Nuten und Spunden, auf Dicktehobeln bis 180 mm stark
und zur Ausführung der verschiedensten Kehlarbeiten
bis 25 mm Profilausladung. Zu dieser Maschine gehören
ein doppelt verstellbares Führungslineal und ein kom-
pleter Kehldruckapparat. Der Antriebsmechanismus
befindet sich auf einer Seite, so dafs die vordere Seite
ganz von allen beweglichen Teilen freigelassen ist.
(Siehe Abb. 8.)
Abb. 9.
Die Leipziger Holzbearbeitungsmaschinenfabrik
Lorenz & Kırsten stellt I. eine Universal-Tischlerei-
maschine für Hand- und Fufsbetrieb aus. Bei dieser
Maschine fällt der Fufsantrieb auf. Der Angriffspunkt
des Zughakens ist soweit nach hinten gelegt, dafs
3⁄4 des Fufstrittes zum Treten und der dadurch be-
dingten Kraftanwendung frei bleibt, so dafs die Ma-
schine spielend leicht in Bewegung gesetzt werden
kann und daher eine grofse Leistungsfähigkeit besitzt
und überall da empfohlen werden kann, wo keine
Motorenkraft vorhanden ist.
2. Eine Langlochbohrmaschine zum Bohren von Naben,
Felgen fir Hand- und Fufsbetrieb. Man kann auf dieser
Maschine jedes runde und jedes lange Stemmloch bohren.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 633.) 181
Beim Bohren der Naben werden dieselben zwischen
2 Böcke gespannt, und mit einem an einem Schlitten
angebrachten Handhebel bewegt man die eingespannte
Nabe vor dem Bohrer hin und her, wodurch das
Speichenloch ganz sauber ausgeführt wird. Eine Teil-
scheibe, welche durch einen Federhebel festgehalten
wird, gibt eine genaue Teilung der zu bohrenden
Speichenlöcher an, was naturgemäfs von grofsem
Vorteil ist.
3. Eine Radmaschine, die eingerichtet ist zum Drehen
der Naben, zum Bohren der Achsenlöcher in die Naben,
zum Bohren und Stemmen der Speichenlöcher in die
Abb. 10.
Abb. 11.
Naben, zum Bohren der Speichen- und Diebellöcher in
die Felgen, Leiterbäaume usw, zum Fräsen der
runden und flachen Speichenzapfen und zum Ueber-
schneiden der Räder. Auf eine nähere Beschreibung
der Maschine soll verzichtet werden.
Die Aktiengesellschaft Billeter &Klunz, Aschers-
leben stellt einen sogenannten Yeakley-Lufthammer
von 25 kg Bärgewicht aus, der für leichte und schwere
Schmiedearbeiten in Eisen und Stahl gleich gut ver-
wendet werden kann. Die Konstruktion des Hammers
geht aus Abbildung 9 hervor. In dem kräftigen Gestell
sind der Luftpumpencylinderamit demLuftpumpenkolben 4,
der Bärcylinder c mit dem vierkantigen Bär d, ferner
der Verbindungskanal ¢, das Steuerventil / und die
Windkammer g angeordnet. Das Steuerventil wird durch
Hand- oder Fufshebel bewegt. Ein solcher Hammer
macht bei einem Hube von 225 mm 210 Schläge in der
Minute und ist geeignet zum rationellen Schmieden von
Material bis 50 qmm oder Flacheisen bis 120 mm Höhe.
Der Antrieb erfolgt durch einen Elektromotor von 3 PS.
Die Firma E. Nacks Nachfolger, Kattowitz hat
eine Reihe von Lochstanzen und Scheeren für Hand-
betrieb aufgestellt, die gegenüber den bisherigen in der
Praxis gebräuchlichen den grofsen Vorzug haben, dafs
alle Teile, also auch der Hauptkörper aus Stahl ge-
schmiedet sind.
Abb. 10 und 11 zeigen eine solche Lochstanze mit
Hebelübersetzung. Beim Lochen von schwachen Eisen-
stücken wird man ohne Uebersetzung arbeiten. Zu
182 [No. 633.]
diesem Zwecke schaltet man den Schubkegel S$ durch
Hochstellen des an der linken Seite der Maschine be-
findlichen Ausschaltgriffes G aus und legt den am
Handhebel A drehbar befestigten Sperrkegel Z in die
Zahnscheibe ein. Dann drückt man wie bei jeder anderen
Stanze den Hebel Æ abwärts. Bei starken Werkstücken
bringt man bei eingeschaltetem Sperrkegel Z und aus-
geschaltetem Schubkegel S (also ohne Uebersetzung)
den Stempel zum Aufsitzen. Hierauf schaltet man den
Sperrkegel Z aus und den Schubkegel S$ durch Tief-
stellen des Handgriffes G ein und drückt unter ab-
wechselndem Heben und Senken des Handhebels Æ,
den Stempel Zahn für Zahn nieder. Nach erfolgter
Lochung schaltet man die Uebersetzung wieder aus und
drückt den Stempel vollständig durch.
Abb. 12 und 13 zeigen eine Universal Blech-, Stab-
und Faconeisenschere mit Hebelübersetzung. Auf
dieser werden schwache Bleche ohne Uebersetzung
geschnitten. Zu diesem Zwecke schaltet man den
Schubkegel A durch Rückwärtsstellen des an der linken
Seite der Maschine befindlichen Ausschaltgriffes G aus
und legt den am Handhebel Æ drehbar befestigten
Sperrkegel Z in die Zahnscheibe ein. Dann drückt
man wie bei jeder anderen Schere den Handhebel Æ
nieder. Bei starken Arbeitsstücken. schaltet man den
Sperrkegel Z aus und den Schubkegel S durch Vorwärts-
stellen des Ausschaltgriffes G ein und drückt unter
abwechselndem Heben und Senken des Handhebels Æ
Zahn für Zahn das Messer nieder. Nach erfolgtem
Durchschneiden schaltet man die Uebersetzung aus und
kann nun mit einer einzigen Handbewegung das Messer
. wieder in die höchste Lage bringen. In jedem Falle
ist das Arbeitsstiick durch das Niederhalteisen AN in
horizontaler Lage festzuhalten.
In einem geschmackvollen eigenen Pavillon hat das
Naxos -Schmirgelwerk Georg Voss & Cie., Deuben
eine reichhaltige Austellung von Schmirgel, Schleif- und
Karborundumwaren ausgestellt. Unter anderem sind
besonders zu erwähnen die Koronit-Schmirgelfeilen mit
Holzkern, die bei richtiger Benutzung die Stahlfeilen in
vielen Fällen völlig ersetzen und besonders bei Hart-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
[1. November 1903.]
gufs, Zinn, Zink, Messing usw. Anwendung finden.
Weiterhin sind die Rubinitabziehsteine bemerkenswert,
die zum Schärfen und Abziehen von Schmiedewerkzeugen
aller Art dienen. Dieselben unterscheiden sich von den
natürlichen Abziehsteinen durch gleichmäfsigeres Korn
und gleichmäfsige Harte und können bis auf den letzten
Rest aufgebraucht werden. Dieselben werden nur unter
Anwendung von Wasser benutzt.
Eine grofse Anzahl von den verschiedensten
Schmirgelscheiben zeigt, dafs sich dieses Gebiet der
Technik rasch ausgedehnt hat. Die Benutzung solcher
Scheiben, die die verschiedensten Körnungen und
Härtegrade besitzen, geschieht trocken, wenn der zu
bearbeitende Gegenstand eine Erwärmung vertragen
kann, nals (mit Wasser), wenn Erwärmung vermieden
werden soll und schliefslich mit Oel, wenn man ganz
feinen Schlift erzielen will, Um nun unrunde oder
Abb. 14.
unebene Scheiben wieder abzurichten, bediente man sich
bisher der schwarzen Diamanten. Neuerdings wird
aber vielfach der sogenannte Huntington -Abrichter
gebraucht, der ganz bedeutend billiger ist. (Siehe Abb. 14.)
Diese Abrichter haben 2 Ansätze, die in einen bequemen
Handgriff übergehen und in welchen vier aus weichem
Eisen hergestellte gezackte Rädchen laufen, die vor der
abzurichtenden Scheibe leicht hin- und hergeführt werden,
wodurch die zu schleifende Fläche wieder vollständig
rund läuft. Das Abschleifen geschieht bei der gewöhn-
lichen Umdrehungsgeschwindigkeit der Scheibe, während
das Schleifen durch einen Diamanten ein langsames
Laufen der Scheibe bedingt.
Hiermit soll der Bericht geschlossen werden, obwohl
noch eine grofse Anzahl erwähnenswerter Gegenstände
ausgestellt war.
Möge der am Anfang dieser Arbeit besprochene
Zweck der Ausstellung im vollen Mafse erfüllt werden.
Verschiedenes.
Schnellfahrversuche einer amerikanischen elektrischen
Bahn. Die Aurora, Elgin & Chicago Railway, eine elektrische
Bahn in den Vereinigten Staaten von Amerika, läfst sich nach
einer Meldung des in New York erscheinenden Fachblatts
The Iron Age in Elizabethport (New Jersey) einen elcktri-
schen Wagen bauen, mit welchem sie Schnellfahrversuche
anzustellen und eine Geschwindigkeit von 150 engl. Meilen
die Stunde zu erreichen gedenkt. Der Unterbau der Bahn
soll angeblich geeignet sein, die bei einer derartigen Ge-
schwindigkeit entstehenden Erschütterungen auszuhalten. Dic
amerikanische Quelle bezweifelt das Gelingen der Versuche
und nimmt an, dafs eine Geschwindigkeit von mehr als 100
engl. Meilen in der Stunde nur auf Bahnen zu erreichen
wäre, welche einen absolut ebenen und unverrückbar festen
Schienenweg darböten. (Nachr. f. H. u. 1.)
Lokomotivprüfungen auf der. Weltausstellung in
St. Louis 1904. Die Pennsylvaniaeisenbahn errichtet im
Gebäude für das Transportwesen ein besonderesLaboratorium,
in welchem Lokomotiven auf ihre Leistungsfähigkeit geprüft
werden sollen. Man wird in technischen Kreisen sich für
diese Prüfungen um so mehr interessieren, als gerade Dauer-
leistungen der Lokomotiven untersucht werden sollen. Eine
Personenzug-, eine Güterzug- und eine Rangiermaschine
sollen auf Schnelligkeit, Stärke, Zugleistung, Steuerung usw.
geprüft werden.
Eine Internationale Ausstellung für Spiritusverwertung
und Gärungsgewerbe wird im Frühjahr 1904 in Wien statt-
finden, für welche die österreichische Regierung in der
„Rotunde“ im k. k. Prater überdeckte Räume von 25000
Quadratmeter und einen Ausstellungspark von etwa 80000
Quadratmeter Fläche kostenfrei überlassen hat.
In dem imposanten Kuppelbau der Rotunde von 136 m
Durchmesser werden die Ausstellungen Deutschlands, Frank-
reichs und Oesterreichs auf dem Gebiete der Spiritus-
verwertung untergebracht werden sowie kleinere Bauten
nationalen Charakters, die als Kosthallen für die Produkte
der Gärungsgewerbe dienen sollen. Dort wird auch die
Ausstellung der kaiserlich russischen Alkohol-Monopol- Ver-
waltung (einschliefslich der russischen Privatindustrie) und
aufserdem die Ausstellung von Spirituosen, Lacken, ver-
schiedenen aus Spiritus erzeugten Chemikalien u. drgl. und
von wissenschaftlichen Laboratorien stattfinden. Die Seiten-
galerien der Rotunde von 504 m Länge und 14,8 m Breite
werden eine Landwirtschaftliche Abteilung für die Roh-
produkte der Gärungsgewerbe und ferner die Maschinen
und Apparate für die Brauerei, Mälzerei, Brennerei, Spiritus-
preishefe-, Essig- und Stärkefabrikation enthalten. Eine eigene
Arbeitsgalerie dient zur Vorführung der Spiritusmotoren und
Spirituslokomobilen im Betriebe.
Infolge namhafter Zuschüsse von seiten des k. k. Handels-
ministeriums, der Landesausschüsse, der Handels- und
Gewerbckammern, der Stadt Wien und anderer Behörden
und Körperschaften ist die Ausstellungsleitung in der Lage,
den Ausstellern besondere Vergünstigungen zu gewähren.
Sie haben keine Platzmiete, keinen Einfuhrzoll für die Aus-
stellungsgüter und auf den österreichischen und deutschen
Bahnen keine Rückfracht zu bezahlen.
Im Anschlusse an diese Internationale Ausstellung für
[1. November 1903.]
Spiritusverwertung und Gärungsgewerbe findet auch eine
Internationale Automobil - Ausstellung statt, zu der alle Motor-
fahrzeuge ohne Unterschied der Antriebsart zugelassen
werden. Im Ausstellungsparke wird eine Fahrbahn zur Vor-
führung der Automobile errichtet werden.
Der Anmeldetermin schliefst für alle Gruppen mit Aus-
nahme der Automobile mit dem 31. Oktober 1903. Auf-
schlüsse über alle die Ausstellung betreffenden Fragen werden
erteilt von der Geschäftsstelle: Wien I, Eschenbachgasse 11.
Die Roheisenproduktion des Deutschen Reichs (einschl.
Luxemburgs) belief sich
im Monat Juli 1903 auf 865343 t, darunter Giefserei-
roheisen 147 355t, Bessemerroheisen 45 006 t, Thomasroheisen
549 693 t, Stahl- und Spiegeleisen 55238 t und Puddel-
Roheisen 68 051 t;
im Monat August 1903 auf 875 829 t, darunter Gicfserei-
roheisen 160 369 t, Bessemerroheisen 36 044 t, Thomasroheisen
554 475 t, Stahl- und Spiegeleisen 58015 t und Puddel-
Roheisen 66 926 t.
Vom 1. Januar bis 31. August 1903 wurden produziert
6 675 704 t gegen 5 456 533 t im gleichen Zeitraum des Vor-
Jahres.
Ein Adrefsbuch des Vereins für Deutsches Kunstgewerbe
in Berlin ist soeben herausgegeben worden, das einen statt-
lichen Band in gediegener Ausstattung bildet. Das Ge-
schäftsverzeichnis führt 1267 Miglieder aus allen Gebieten
der Kunst und des Gewerbes auf und kann bei Bedarf als
bequemes Nachschlagebuch dienen. Aus den Mitteilungen
über die Tätigkeit des Vereins geht hervor, wie hier alle
Kräfte des Kunstgewerbes zu gemeinsamer Arbeit und Be-
lehrung zusammengefafst werden. Das Adrefsbuch wird
dazu dienen, dem Kunstgewerbe und seinem Verein bei
Fachleuten und Kunstfreunden neue Anhänger zu gewinnen.
Die Geschäftstelle ist: Berlin W. 9, Bellevuestr. 3 II, Künstler-
haus.
Transformatoren für Drehstrom und Wechselstrom für
bedeckte, trockene Räume, sowie für feuchte Räume und
für’s Freie sind in der diesem Hefte beiliegenden Nachricht
No. 26 der Siemens-Schuckert-Werke behandelt.
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Bekanntmachung.
Von dem Herrn Minister der geistlichen, Unterrichts-
und Medizinal-Angelegenheiten ist in Gemeinschaft mit dem
Herrn Staatssekretär des Reichs-Marine- Amts, betreffend
Ersetzung der Vorprüfung und der ersten Hauptprüfung
für das Schiffbaufach und für das Schiffsmaschinen-
baufach durch die Diplomprüfung und Zulassung der
staatlich geprüften Bauführer und Baumeister des Schiffbau-
und des Schiffsmaschinen - Baufaches zur Doktoringenieur-
promotion nachstehendes vereinbart worden:
l. Die Vorprüfung und die erste Hauptprüfung für das
Schiffbaufach und für das Schiffsmaschinenbaufach werden
durch die auf Grund der Diplomprüfungsordnungen von 1902
neu geregelte, eine Vor- und Hauptprüfung umfassende
Diplomprüfung an den Technischen Hochschulen vom 1. April
1903 ab ersetzt.
Während einer Uebergangszeit werden aber noch die
Vorprüfung und erste Hauptprüfung für das Schiffbaufach
und für das Schiffsmaschinenbaufach daneben abgehalten.
Meldungen zur Ablegung der Vorprüfung werden bis
Ende Oktober 1903, Meldungen zur Ablegung der ersten
Hauptprüfung bis zum 31. Dezember 1903 angenommen.
Wiederholungsprüfungen finden bis zum 30. Juni 1904 statt.
Das Technische Prüfungsamt in Berlin wird am 1. Juli
1904 aufgelöst.
Nach Ablauf der Uebergangszeit werden die Marine-
bauführer nur aus den Diplomingenieuren entnommen werden.
Die nach dem I. April 1903 geprüften Diplomingenieure sind
aber schon wie die staatlich geprüften Bauführer berechtigt,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 633.] 183
sich zur Ernennung zum Marinebauführer und zur Ausbilduug
im Marinedienste zu melden. Der Meldung ist aufser den ım
§ 26 der bisherigen Vorschriften unter a bis f bezeichneten
Nachweisen beizufügen:
g. ein amtliches Führungszeugnis.
Die Auswahl ‘unter den Bewerbern erfolgt unter Berück-
sichtigung des Bedarfs der Marineverwaltung.
Die Vorprüfungen, die bis Ende März 1904 bei einem
vom Reichsmarineamt anerkannten technischen Prüfungsamt
im Deutschen Reich in der Richtung des allgemeinen Maschinen-
baues mit Erfolg bestanden sind, ersetzen bei der späteren
Ablegung der Diplomprüfung die in den Diplomprüfungs-
ordnungen vorgesehene Vorpriifung, falls die erforderlichen
schiffbaulichen Zeichnungen nachgeliefert werden. Ebenso
ersetzt die von den Studierenden des Schiffbaufaches und
des Schiffsmaschinenbaufaches bis dahin nach den bisherigen
„Vorschriften über die Ausbildung, Prüfung und Anstellung
im Schiffbaufache und im Maschinenbaufache der Kaiser-
lichen Marine“ zurückgelegte Elevenpraxis die in den
Diplomprüfungsordnungen vorgesehene einjährige praktische
Tätigkeit.
Der Diplomprüfung bleibt auch bei der Neuregelung des
Prüfungswesens für den Marinedienst der Charakter einer
akademischen Prüfung gewahrt. Zur Teilnahme an den
Diplomprüfungen - Vor- und Hauptprüfungen — wird aber
für jede bei den Technischen Hochschulen bestehende Ab-
teilung (Fachrichtung) ein ständiger Kommissar des Staats-
sekretärs des Reichsmarineamts bestellt, der, ohne dafs ihm
eine unmittelbare Einwirkung auf das Prüfungsgeschäft zu-
steht, befugt ist, von allen Prüfungsvorgängen Kenntnis zu
nehmen. Bei der Hauptprüfung tritt ferner eine Mitwirkung
von Marinebaubeamten ein. Zu dem Zwecke wird je ein
Baubeamter durch den Minister der geistlichen, Unterrichts-
und Medizinalangelegenheiten nach vorgängigem Einver-
nehmen mit dem Staatssekretär des Reichsmarineamts zum
Mitglied der bei den Technischen Hochschulen bestehenden
Prüfungsausschüsse berufen.
II. Marineschiffbau- oder Maschinenbaumeister sind fortan
ohne weiteres berechtigt, sich zur Doktoringenieurpromotion
zu melden. Marinebauführer und staatlich geprüfte Bau-
führer des Schiffbaufaches oder des Schiffsmaschinenbau-
faches, die zu der Promotion zugelassen werden sollen, haben
zunächst den Grad eines Diplomingenieurs zu erwerben.
Während einer Uebergangszeit bis Ende März 1906 wird
aber zu diesem Zwecke von den Marinebauführern und den
staatlich geprüften Bauführern des Schiffbaufaches und des
Schiffsmaschinenbaufaches nur die Anfertigung einer auf
sechs Wochen berechneten Diplomarbeit verlangt, während
die mündliche Prüfung ganz wegfällt.
Der Rektor
der Königl. Technischen Hochschule zu Berlin.
“N. 4400 T. H. ez. Hettner.
J g
Personal-Nachrichten.
Preufsen.
Ernannt: zum Präsidenten der Königl. Eisenbahn-
direktion in Hannover der Geh. Oberbaurat und vortragende
Rat im Ministerium der öffentl. Arbeiten Wiesner und zum
Präsidenten der Königl. Eisenbahndirektion in Elberfeld der
Oberbaurat Hoeft, bisher in Königsberg in Pr,;
zum Geh. Oberbaurat bezw. zum Geh. Oberregierungs-
rat die vortragenden Räte in dem Ministerium der öffentl.
Arbeiten, der bisherige Geh. Baurat Kieschke und der bis-
herige Geh. Regierungsrat Kisker, sowie zum Geh. Ober-
regierungsrat der Geh. Regierungsrat und vortragende Rat
im Ministerium für Handel und Gewerbe Heinrich Jaeger
in Berlin;
zu Oberbauraten mit dem Range der Oberregierungs-
rate die Geh. Bauräte Daub und Farwick bei den Königl.
Eisenbahndirektionen in Danzig und Magdeburg sowie die
184 [No. 633.]
Regier.- und Bauräte Bremer und Stündeck bei den Königl.
lisenbahndirektionen in Königsberg i. Pr. und Elberfeld;
zu Eisenbahn - Bauinspektoren die Regier.- Baumeister
des Maschinenbaufaches Ernst Weddigen in Berlin, Gottfried
Bode in Dortmund und Walter Fischer in Berlin;
zu Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren die Regier.-
Baumeister des Ingenieurbaufaches Martin Rosenfeld in
Erfurt, Josef Kurowski in Breslau, Karl Heidensleben in
Königsberg i. Pr., Ferdinand Grages und Gustav Thimann
in Berlin; der Regier.-Baumeister des Eisenbahnbaufaches
Max Kumbier in Berlin;
zum etatmäfsigen wissenschaftl. Mitglied der Königl.
Versuchs- und Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und
Abwässerbeseitigung in Berlin der Regier.-BaumeisterReichle.
Verliehen: die Stelle eines Mitgliedes der Königl.
Eisenbahndirektion den Regier.- und Bauräten vom Hove in
Münster i. W., Riemer in Essen a. d. Ruhr und Partenscky
in Danzig, sowie den Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren
Kullmann in Kattowitz, Samans und Zschirnt in Frankfurta.M.,
Hartmann in Mainz, Otto Lebmann inKassel, Schreiber ın Altona,
Kobe in Elberfeld, Gutbier in Hannover und Kressin in
Kattowitz; den Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren
Jaspers die Stelle des Vorstandes der Eisenbahn-Betriebs-
inspektion in Tarnowitz, Richard Peters die Stelle des Vor-
standes der Eisenbahn-Betriebsinspektion 2 ın Konitz, Grimm
die Stelle des Vorstandes der Eisenbahn-Betriebsinspektion 2
in Dortmund, Loeffel die Stelle des Vorstandes der Eisen-
bahn-Betriebsinspektion 1 in Stralsund, Richard die Stelle
des Vorstandes der Eisenbahn-Betriebsinspektion in Altena,
Stockfisch die Stelle des Vorstandes der Eisenbahn-Betriebs-
inspektion in Kattowitz, Schaefer die Stelle des Vorstandes
der Eisenbahn-Betriebsinspektion 2 in Hagen, Krome die Stelle
des Vorstandes einer Eisenbahn-Betriebsinspektion mit dem
amtlichen Wohnsitze in Danzig, Schürmann die Stelle des
Vorstandes der Eisenbahn -Betriebsinspektion 3 in Glogau,
Schlüter die Stelle des Vorstandes der Eisenbahn-Betriebs-
inspektion in Meiningen und Schnock die Stelle des Vorstandes
der Eisenbahn-Betriebsinspektion 4 ın Essen a. d. Ruhr, dem
Eisenbahn-Maschineninspektor Diekmann die Stelle des Vor-
standes der Eisenbahn-Maschineninspektion 2 in Magdeburg,
den Eisenbahn-Bauinspektoren Ludwig Hellmann die Stelle
des Vorstandes einer Werkstätteninspektion bei der Eisen-
bahn-Hauptwerkstätte in Witten, Scheer die Stelle des Vor-
standes der Eisenbahn-Werkstätteninspektion | in Darmstadt,
Boelling die Stelle des Vorstandes einer Werkstätteninspektion
der Eisenbahn-Hauptwerkstätte 1 in Dortmund, Harr die Stelle
des Vorstandes einer Werkstätteninspektion bei der Eisen-
bahn-Hauptwerkstätte in Frankfurt a. M., Ritze die Stelle
des Vorstandes der Eisenbahn-Maschineninspektion in Bremen
und Wessing die Stelle des Vorstandes der Eisenbahn-
Maschineninspektion 2 in Münster i. W.
_ Uebertragen: die Wahrnehmung der Geschäfte des
Vorstandes der Eisenb.-Maschineninspektion I in Kassel dem
Eisenb.-Bauinspektor v. Sturmfeder daselbst.
Zur Beschäftigung überwiesen: der Königl. Eisenb.-
Direktion in Erfurt der Regier.-Baumeister des Eisenbahn-
baufaches Rettberg und der Königl. Oderstrombauverwaltung
in Breslau der Regier.-Baumeister des Wasser- und Strafsen-
baufaches Beuster. l
Versetzt: der Wasserbauinspektor Priefs von Breslau
nach Königsberg in Pr., der Regier.-Baumeister des Ingenieur-
baufaches Quedefeld von Memel nach Glogau, die Regicr.-
Baumeister des Wasserbaufaches Diete von Oppeln nach
Gumbinnen, Haubenreisser von Wesel nach Brandenburg
a. d. H., Lekve von Norburg auf Alsen nach Wesel und
Thomas von Gleiwitz nach Oppeln, der Regier.-Baumeister
des Wasser- und Strafsenbaufaches Weinrich von Berlin
nach Wiesbaden, die Regier.-Baumeister des Hochbaufaches
Walter Hahn von Bursfelde nach Schneidemühl, Ismar
Herrmann von Frankfurt a. M. nach Bromberg, Seckel von
Rheydt nach Lüttringhausen und Plinke von Hannover nach
Nienburg a. d. Weser.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. November 1903.]
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Regier.-Baumeister des Wasser- und
Strafsenbaufaches Karl Preetz in Berlin und dem Regier.-
Baumeister des Hochbaufaches Karl Bühriag in Nien-
burg a. d. W.
Bayern.
Ernannt: zum Assessor bei dem Landbauamte Passau
der Staatsbauassistent Eduard Brill in Nürnberg.
Verliehen: die sich erledigende Bauamtmannstelle am
Landbauamte Hof dem Regier.- und Kreisbauassessor Georg
Dittmar in Landshut und die bei dem Landbauamte Freising
sich erledigende Assessorstelle dem Staatsbauassistenten
Hugo Kaiser in Kaiserslautern.
Befördert: zum Eisenbahnbetriebsdirektor und Vor-
stand der Eisenbahnbetriebsdirektion Rosenheim der Re-
gierungsrat bei der Eisenbahnbetriebsdirektion Bamberg
Nikolaus Körper und zum Regier.- und Kreisbauassessor für
das Landbaufach der Regierung der Pfalz der Bauamts-
assessor Wilhelm Rheinberger in Passau.
Versetzt: zur Eisenbahnbetriebsdirektion Würzburg
als deren Vorstand der Eisenbahnbetriebsdirektor Johann
Rasp in Rosenheim, zur Generaldirektion der Staatseisen-
bahnen der Direktionsassessor Josef Schimpfle in Eger, zum
Staatsbahningenieur Weiden II in Schwandorf bezw. zum
Staatsbahningenieur Weiden Vin Eger die Eisenbahnassessoren
Christian Koeber in Nürnberg und Heinrich Hölzel in Weiden
und auf die freiwerdende Regier.- und Kreisbauassessorstelle
für das Landbaufach bei der Regierung von Niederbayern
der Regier.- und Kreisbauassessor Max Hof in Speyer.
In den dauernden Ruhestand getreten: der Bau-
amtmann Friedrich Eisenbiegler in Hof. |
Württemberg.
Verliehen: der Titel und Rang eines Baurats dem Eisen-
bahnbauinspektor Ott bei der Generaldirektion der Staats-
eisenbahnen.
Befördert: auf die Stellen des Eisenbahnbauinspektors
in Jagstfeld der Abteilungsingenieur, tit. Eisenbahnbauinspektor
Kallee bei dem bautechn. Bureau der Generaldirektion der
Staatseisenbahnen und eines Eisenbahnbauinspektors mit noch
zu bestimmendem Wohnsitz der Abteilungsingenieur tit.
Eisenbahnbauinspektor Kleemann bei der Eisenbahnbauin-
spektion Stuttgart.
Baden.
Versetzt: zur Wasser- und Strafsenbauinspektion Offen-
burg der Kulturinspektor Friedrich Siebert bei der Kultur-
inspektion in Karlsruhe.
Aus dem staatlichen Dienste entlassen: seinem
Ansuchen entsprechend behufs des Uebertritts in den Königl.
Preufsischen Staatsdienst der Regier.-Baumeister Karl Imhoff
in Karlsruhe.
Mit dem 21. September ds. J. sind die unter der Firma
Gebr. Körting betriebenen Fabrik- und Handelsgeschäfte
mit Ausnahme der elektrischen und elektrochemischen Ab-
teilung derselben in den Besitz der Gebr. Körting Aktien-
gesellschaft mit dem Sitze in Linden bei Hannover über-
gegangen.
Die elektrischen und elektrochemischen Geschäfte werden
von der Firma Gebr. Körting G.m.b.H. mit dem Sitze
in Berlin fortgeführt.
Der Vorstand der Aktiengesellschaft besteht aus den
Herren Wilhelm Fricke, Ernst Körting jun. und Otto
W. Roth. Zu Prokuristen sind ernannt die Herren Carl
Bütow, Oskar Hüter, Otto Hunaeus und Adolf Thamm.
Gestorben: der Königl. Sächs. Geh. Hofrat Baurat Prof.
Giese, ordentl. Mitglied der Akademie des Bauwesens, der
Regierungsrat Karl Wagner in Weiden, der Baurat Dr. Oskar
Mothes in Dresden, der Kreisbauinspektor Baurat Schultess
in Karthaus und der Landesbauinspektor Joseph Voigt
in Berlin.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a.D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
[15. November 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 634.) 185
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin.
Versammlung am 13. Oktober 1903.
Vorsitzender: Herr Ministerial-Direktor, Wirklicher Geheimer Rat Schroeder.
Schriftführer: Herr Regierungs- und Baurat Diesel.
(Mit 16 Abbildungen.)
Der Vorsitzende: Meine Herren! Die Sitzung ist
eröffnet.
Heute sind es 8 Tage her, unsere Tagesordnung
war bereits im Druck, als sich mit Blitzesschnelle die
Nachricht verbreitete, dafs bei den Schnellfahrversuchen
auf der Militärbahn bei Zossen die grofse, langersehnte
Fahrgeschwindigkeit von 200 km in der Stunde erreicht
worden sei. Wie Sie wissen, ist diese Geschwindigkeit
erreicht worden auf einem Öberbau, der nach der
Normalanordnung der preufsischen Staatsbahnen für
wichtigere Strecken hergestellt ist und nur noch durch
zwei Streichschienen, die innen angebracht sind, ver-
stärkt ist. Diese Geschwindigkeit ist erreicht worden mit
einem Wagen, der auf zwei dreiachsigen Truckgestellen
läuft, die sich in ihrer Bauart nicht wesentlich von den
normalen unterscheiden, dessen elektrische Ausrüstung
ebenso, wie die Zuleitung des elektrischen Stromes von
der Firma Siemens & Halske entworfen und ausgeführt
worden ist. Die Versuche sind noch nicht zum Abschlufs
gekommen, es wäre deshalb verfrüht, schon heute ihre
Bedeutung für die Entwicklung des Eisenbahnwesens zu
erörtern. Aber die Tatsache allein, dafs man diese grofse,
ungewöhnliche Fahrgeschwindigkeit durch elektrische
Maschinen mit einem Fahrzeug und auf einem Oberbau,
die sich in ihren wesentlichen Teilen von den auch
sonst üblichen Anordnungen der Betriebsmittel und des
‘Oberbaues nicht unterscheiden, erreicht hat, diese Tat-
sache allein scheint mir von einer solchen Bedeutung
für das Eisenbahnwesen zu sein, dafs ihrer in einem
Verein, dessen Aufgabe und Zweck die Förderung des
Eisenbahnwesens ist, unter allen Umständen bei nächster
Gelegenheit gedacht werden mufste. Ich möchte diese
Gelegenheit aber auch dazu benutzen, alle diejenigen
im Namen des Vereins zu beglückwünschen, die zu
diesem grolsen Erfolg der Technik mitgewirkt haben,
insbesondere die leitenden Ingenieure, die Studien-
gesellschaft für elektrische Schnellbahnen und die aus-
führende Firma Siemens & Halske. Zugleich darf ich,
und ich glaube auch dabei auf Ihre Zustimmung rechnen
zu können, der grofsen Befriedigung darüber Ausdruck
geben, dafs dieser grofse Erfolg der Technik deutscher
Tatkraft und deutschem Wissen und Können zu ver-
danken ist. (Lebhafter Beifall).
Wir treten, meine Herren, in die Tagesordnung ein.
Ich habe zunächt zu bemerken, dafs das Protokoll
der vorigen Sitzung hier ausliegt. Etwaige Ein-
wendungen dagegen bitte ich, bis zum Schlufs der
Sitzung hier zur Sprache zu bringen.
Redner verliest das Verzeichnis der üblichen Ein-
gänge.
Aulserdem ist cingegangen vom Herrn Geh. Ober-
baurat Sarrazin das Taschenbuch zum Abstecken von
Kreisbögen, 14. Auflage, sowie das Wörterbuch für eine
deutsche Einheitsschreibung, 2. Auflage. Im Namen
des Vereins danke ich dem Herrn Geh. Oberbaurat
Sarrazin für die Zusendungen. Ferner ist ein Dank-
schreiben eingegangen von Herrn Geh. Rat Bachmann
in Niederlöfsnitz, den wir zu seinem 80. Geburtstage,
den er vor einiger Zeit gefeiert hat, beglückwünscht
hatten.
Zur Aufnahme in den Verein gemeldet hat sich
Herr Fritz Müller von der Werra, Ingenieur und
Direktor der Grofsen Venezuela-Eisenbahn-Gesellschaft,
in Berlin wohnhaft, eingeführt durch die Herren Goering
und Gaedertz. Ueber die Aufnahme dieses Herrn
wird in der nächsten Sitzung abgestimmt werden.
Heute haben wir abzustimmen über die Aufnahme
des in der vorigen Sitzung angemeldeten Herrn Ober-
ingenieur Charles King. |
}
Ich bitte nunmehr Herrn Geh. Rat v. Borries, den
Vortrag über
Die Eigenbewegungen der Lokomotiven, erläutert
an einem Modell"
halten zu wollen.
Redner nimmt zunächst Bezug auf seinen Vortrag
vom 14. Februar 1899 (siehe Glasers Annalen vom
1.9. 99, S. 137) und seine Veröffentlichungen in der
Eisenbahn-Technik der Gegenwart Bd. I und der Zeit-
schrift des Vereins deutscher Ingenieure 1902, S. 1349,
über denselben Gegenstand. In diesen wurde rechnerisch
nachgewiesen, dals unter den sogenannten störenden
Eigenbewegungen der Lokomotiven, welche durch die
nicht ausgeglichenen Triebwerks-Kräfte und -Massen her-
vorgerufen werden, nur die Drehbewegung um die senk-
rechte Schwerpunktsachse und das Zucken in der Längs-
richtung wirklich störend wirken können. Die Grölse
dieser Bewegungen wurde auf Grund des Satzes der
Mechanik von der Erhaltung der Kraft berechnet.
Redner wiederholt kurz die Berechnungsweise. Bei
zweckmäfsiger Bauart der Lokomotiven und ange-
messenem Ausgleich der wagerecht bewegten Trieb-
werksmassen durch die Gegengewichte in den Trieb-
rädern, fallen diese Bewegungen indefs so gering aus,
dats sie nicht als störend gelten können. Sie sind selbst-
begrenzt und unabhängig von der Geschwindigkeit.
Der Ausschlag der Drehbewegung an den Rahmenenden
einer 2/4 gek. Schnellzuglokomotive beträgt z. B. bei
Ausgleich von 20 pCt. der wagerecht bewegten Trieb-
werksmassen nur etwa 4 mm.**)
Das für die technische Hochschule hier angefertigte,
in etwa Je der natürlichen Gröfse ausgeführte Modell
(siehe beistehende Abb.) gestattet die Beobachtung der
beiden Eigenbewegungen bei verschiedenen Anord-
nungen des Triebwerkes. Auf einem an den vier
Ecken an Pendeln aufgehängten Rahmengestell ist eine
Achse mit 2 Rädern und 4 Kurbeln gelagert, welche
die Triebachse der Lokomotive darstellt. An einem
Ende des Gestelles laufen in Gleitbahnen 4 Kolben,
welche die wagerecht bewegten Massen der Dampf-
kolben mit Stangen, Kreuzköpfe und Ankeilen der Schub-
stangen darstellen. Die Kolben können durch Schub-
stangen mit den Kurbeln verbunden werden, sodals
das Triebwerk mit 2 Aufsencylindern, mit 2 Innen-
cylindern und mit 4 Cylindern hergestellt werden kann.
Jeder Kolben wiegt 3,15 kg oder 7,5 pCt. des
ganzen Gestelles, welches mit 2 Kolben 41 kg wiegt.
Bei gewöhnlichen Lokomotiven beträgt dies Verhältnis
300
nur etwa go gog = 0,6 pCt. Die Kolben sind hier so
schwer gemacht, um die Eigenbewegungen zu ver-
gröfsern. Um sie noch besser sichtbar zu machen sind
zwei Zeiger angebracht, deren einer nur das Zucken,
der andere nur das Drehen, beide in dreifacher Ver-
grölserung angeben. Am anderen Ende befindet sich ein
Schreibstift, welcher die Schwingungen aufzeichnet.
An den Triebrädern sind zunächst nur die drehend
bewegten Massen der Kurbeln und Schubstangen fest
ausgeglichen. Weitere Gegengewichte, welche die Hälfte
und die ganzen Massen zweier aufsenliegender Kolben
ausgleichen, können angebracht werden. Die Achse
wird durch eine darunter liegende Schnurscheibe mit
Kurbel angetrieben.
*) Der Vortrag ist in der ausführlichen Gestalt wiedergegeben,
wie er im Verein deutscher Maschinen-Ingenicure gehalten wurde.
**) Im genannten Vortrage sind diese Ausschläge infolge einer
unrichtigen Ziffer in der Gleichung (3) doppelt so grofs berechnet,
wie sie wirklich sind.
186 (No, 634.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. November 1903.]
Das Modell wird zunächst mit 2 aufsenliegenden
Kolben ohne Gegengewichte vorgeführt. Bei den ge-
ringen Geschwindigkeiten, bei welchen die Umdrehungs-
zahlen der Achse mit den Pendelschwingungen des
Gestelles an seiner Aufhängung übereinstimmen, zeigen
sich starke Anhäufungen des Zuckens und des Drehens.
Diese Anhäufungen müssen stattfinden, weil die Gestell-
masse den Wirkungen der Triebwerksmassen keinen
Widerstand leistet, sondern sie fördert. Sie treten aber
für jede Bewegung nur bei der einen bestimmten Ge-
schwindigkeit auf. In Wirklichkeit kann man Aehnliches
beobachten in dem Zucken der Lokomotiven gegen
schwach gespannte Tenderfedern bei Leerlauf und grofser
Geschwindigkeit; weiter in seitlichen Schwingungen des
Vorderteiles gegen die Rückstellfedern des Drehgestells
an Lokomotiven mit aufsenliegenden Cylindern, die aber
bei geringen Geschwindigkeiten, etwa 1 Umdrehung in
der Sekunde und in ganz unschädlichem Mafse auf-
treten.
Bei rascherer Drehung verschwinden diese An-
häufungen wieder und es treten die der teoretischen
ra Kr A ET W RE Aal ry Tva?
Ki "ae" Ae E A WT x
2: Yan A PL IH = d TARP ETY = EI KZ 5 IATA
Betrachtung entsprechende Schwingungen ein. Man
mufs ziemlich rasch drehen, um auch die kleinen störenden
Pendelbewegungen zum Verschwinden zu bringen.
Die Aufzeichnung ergiebt ein Zucken von 6,2 mm
und ein Drehen am Schreibstift von 5,5 mm unabhängig
von der Geschwindigkeit. Das Zucken stimmt mit der
Rechnung fast überein, das Drehen ist etwas gröfser,
wofür die Ursache noch nicht gefunden ist.
Darauf werden die Gegengewichte für vollen Aus-
gleich angebracht. Bei rascher Bewegung sind beide
Schwingungen verschwunden. Die überschüssigen Flieh-
kräfte der Gegengewichte erzeugen aber starke senkrechte
Erschütterungen des ganzen Gestelles, die in Wirklich-
keit auf das Gleis übertragen werden würden.
Hierauf werden die äuflseren Kolben nebst den
Gegengewichten entfernt und die inneren Kolben mit
ihren Schubstangen an die beiden inneren Kurbeln
gehängt. Bei der Ingangsetzung zeigt die Aufschreibung,
dafs das Zucken ebenso grofs geblieben ist, wie bei
dem ersten Versuch, das Drehen aber nur noch 1,4 mm
beträgt, also nur Yı so grofs ist. Das Ergebnifs ent-
spricht der Rechnung, da der Querabstand der Kolben
von 200 auf 50 mm verringert ist.
Schliefslich werden alle vier Kolben angebracht
und mit ihren Kurbeln verbunden, einer Viercylinder-
Lokomotive entsprechend. Der Versuch zeigt, dafs das
Zucken völlig verschwunden ist und der Ausschlag der
Drehbewegung 4 mm beträgt, also Zu derjenigen bei
Aufsencylindern. Auch diese Ergebnisse entsprechen
der Rechnung, da das innere Triebwerk dem äufseren
mit einem Querabstande von 50 mm gleich 7/1 des
äufseren entgegenwirkt.
In Wirklichkeit würde das Drehen bei der Vier-
cylinder-Lokomotive nur etwa !/2 so grofs ausfallen,
wie bei 2 Aufsencylindern, weil die einzelnen Triebwerks-
massen um etwa Vs leichter sind, als bei zwei Dampf-
cylindern.
Die Versuche an dem Modell bestatigen also, dafs
das Zucken und Drehen kleine, in sich selbst begrenzte
Schwingungen sind, deren Zeitdauer mit der Umdrehungs-
zeit der Triebräder übereinstimmt. Ihre Gröfse ändert
sich nicht mit der Geschwindigkeit, sodafs in dieser
Beziehung kein Bedenken bestehen würde, Lokomotiven
für Geschwindigkeiten von 150 km und mehr zu bauen.
Die vielverbreitete Ansicht, dafs diese Bewegungen mit
der Geschwindigkeit zunehmen, ist also unrichtig. Sie
scheint meistens daher zu.rühren, dafs das Drehen mit
dem Schlingern, dem bekannten seitlichen Anlaufen des
Fahrzeuges im Gleise, verwechselt wird. Das Schlingern
hat aber stets längere Schwingungsdauer als das Drehen,
entsteht erst bei einer gewissen Geschwindigkeit und
nımmt darüber hinaus stark zu. Will man Eigen-
bewegungen sicher unterscheiden, so mufs man ihre
Zeitdauer beachten, also die Triebradumdrehungen mit-
zählen.
An der fahrenden Lokomotive kommt das Zucken
fast voll zur Geltung, da ihm keine erheblichen Wider-
stände entgegenwirken. Es ist für grofse Geschwindig-
keiten bedenklich, da die wirksamen Kräfte recht grofs
werden. Bei einem Gewichte der wagerecht bewegten
Triebswerksmassen jeder Seite von 300 kg, von denen
20 pGt. ausgeglichen sind, einem Triebraddurchmesser
von 2200 mm, der bei Geschwindigkeiten von 100, 125
und 150 km Umdrehungszahlen von 4, 5 und 6 i. d. Sec.
entsprechen würden und 0,6 m Kolbenhub, erreichen die
auf Zucken wirkenden Kräfte an jeder Seite Höchstwerte
von 4600, 7200 und 10400 kg, die bei jeder Umdrehung
[15. November 1903.)
zweimal in entgegengesetzter Richtung auftreten. Bei
dem Wittfeld’schen Triebwerke mit drei Cylindern,
dessen Massen für die beiden Aufsenkurbeln um etwa
50 pCt. schwerer sind und nicht ausgeglichen werden,
betragen diese Kräfte aufsen 8600, 13500 und 19500 kg,
innen 5750, 9000 und 13000 kg. Es ist ersichtlich,
dafs diese rasch wechselnden Kräfte den Zusammen-
hang der ganzen Lokomotive, namentlich die Kupplung
mit dem Tender stark beanspruchen und schlietslich
alles in rüttelnde Bewegung bringen müssen. Das
Zucken ist also nicht so unschuldig, wie es aussieht
und ich halte seine Beseitigung für einen Hauptvorzug
der Viercylinder-Lokomotive.
Das Drehen wird durch die entgegenwirkenden
Widerstände umsomehr beschränkt, je gröfser der Rad-
stand ist. Den wirksamen Drehkräften, welche als Kräfte
paar an dem Abstande der Cylindermitten als Hebelarm
angreifen, wirken die Widerstände an dem Hebelarm
des Radstandes (bei Drehgestellen von Mitte Drehzapfen
gerechnet) entgegen. Der Cylinderabstand beträgt bei
Aufsenlage rd. 2 m, bei Innenlage rd. 0,6 m. Der Hebelarm
der Widerstände bei 2/4 gek. Lokomotiven mindestens
6m; die gleichzeitig wirkenden Kräfte sind an jeder Seite
nur 0,7 so grofs, wie beim Zucken. Ihre Wirkung an den
Angriffspunkten der Widerstände ist daher bei Aufsen-
cylindern höchstens "ia, bei Innencylindern "ıs des
Zuckens. Bei der Viercylinder-Anordnung würde sie
unter Berücksichtigung der um '/s leichteren Triebwerke
S 2 — 0,6
3 DI, e = höchstens '/ıı des Zuckens betragen.
Diese Verhälnisse erklären es, dafs das Drehen an den
heutigen Lokomotiven mit langen Radständen selbst
bei Aufsencylindern kaum noch erkennbar, bei den
Innen- und den Viercylinderlokomotiven aber vollständig
verschwunden ist.
Abb. 1.
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Befestigung der Schiene No. Sa.
Lokomotiven für grofse Geschwindigkeiten sollten
also stets das Viercylinder-Triebwerk erhalten, da es
das einzige ist, welches das Zucken ganz beseitigt und
das Drehen unwirksam macht. Aufserdem hat es be-
kanntlich den Vorteil der Aufhebung des gröfsten
Teiles des Kolbendruckes auf die Lager, wodurch die
Dauer des ganzen Triebwerkes sehr erhöht wird.
Gegen das Viercylinder-Triebwerk bietet hiernach
der Elektromotor für die Ruhe des Ganges und die
Beanspruchung der Gleise keine wesentlichen Vorteile.
Trotzdem wird man vermutlich keine Lokomotiven für
Geschwindigkeiten von 150 km bauen, weil sie zu
wenig zahlende Last ziehen, also unwirtschaftlich sein
würden.
(Lebhafter Beifall).
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
CR
IN
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(No, 634.] 187
Vorsitzender: Meine Herren! Ich darf dem reichen
Beifall, der dem Herrn Vortragenden gespendet ist,
noch den Dank des Vereins hinzufügen. `
Ich bitte nunmehr den Herrn Regierungsbau-
meister Schwabach das Wort zu nehmen zu dem
Vortrage über
Das Verfahren der Gesellschaft ,,Diibelwerke* in
Frankfurt a. M. zur Verdübelung von Holzschwellen.
Herr Regierungs- Baumeister Schwabach (als Gast):
Meine Herren! Im Jahre 1896 war es, als ein fran-
zösischer Ingenieur, Albert Collet, mit einer Erfindung
vor die Eisenbahnverwaltungen seines Vaterlandes trat,
der es beschieden sein sollte, binnen weniger Jahre
auch das lebhafte Interesse der Fachgenossen aufserhalb
der französischen Grenzen zu erwecken. Ein neues
System der Befestigung der Schienen auf den Schwellen
zum Zwecke der Erhöhung der Betriebssicherheit unter
gleichzeitiger Verminderung der Betriebskosten, das war
die Aufgabe, welche Collet gelöst zu haben angab,
die Erhöhung der Betriebssicherheit durch verbesserten
Halt des Gleises, die Verminderung der Betriebskosten
durch Verringerung der Bahnunterhaltungsarbeiten und
durch Verlängerung der Nutzungsdauer der Schwellen.
Welche Bedeutung grade diesem letzten Moment, der
Verlängerung der Nutzungsdauer, beizumessen ist, wird
klar und verständlich, wenn man erfährt, dafs heute bei
allen Bahnverwaltungen der Erde insgesamt ein Holz-
schwellenquantum von 1,5 Milliarden verlegt ist, und
dafs der gesamte Bedarf an neuen Schwellen zur Zeit
auf etwa 200 Millionen Stück jährlich veranschlagt werden
kann, ein Quantum, das einem jährlichen Umhiebe von
rund 400000 Hektaren guten kräftigen Waldbestandes
entspricht. Die Vereinigten Staaten von Nord- Amerika
verbrauchten allein im letzten Geschäftsjahre 111 Millionen
Schwellen, das dreifache des Holzquantums, das selbst
in einem so holzreichen Lande, wie dıe Vereinigten
Staaten es sind, jährlich nachwachsen kann. Nimmt
man hinzu, dafs der Wert dieser 111 Millionen Schwellen
mindestens einer Jahresausgabe von 300 Millionen Mark
entspricht, so wird es klar, welche Bedeutung einer
auch nur geringen Erhöhung der Nutzungsdauer beizu-
messen ist, und man findet das Vorgehen der Vereinigten
Staaten gerechtfertigt, welche in diesem Sommer den
Chef des Staatsdepartements für Ackerbau und Forst-
wirtschaft Herrn Dr. Hermann von Schrenk zum
IN
N
eg G
Leem: AR
Deutscher Dübel.
Studium dieser Frage nach Europa delegierten, um im
Interesse der Landeskultur und des Volkswohlstandes
Abhülfe zu schaffen.
Die geringe Nutzungsdauer der Holzschwelle findet
ihren Grund einmal in der je nach den klimatischen
Verhältnissen mehr oder minder schnell eintretenden
Fäulnis, ein andermal in der mechanischen Zerstörung,
hervorgerufen durch die verhältnismäfsig geringe Wider-
standsfähigkeit gegenüber den Einwirkungen der darüber
hinrollenden Lasten. Etwa 80 pCt. aller Schwellen,
welche jährlich zur Auswechselung gelangen, sind durch
mechanische Einflüsse zerstört. Die Bestrebungen, die
Nutzungsdauer zu erhöhen, hätten sich dementsprechend
besonders nach dieser Richtung erstrecken müssen, sie
beschränkten sich indessen darauf, der eintretenden
Balzer Google
188 (No, 634.]
Fäulnis zu begegnen, und zwar, wie bekannt, durch die
verschiedenartigsten Methoden der Tränkung. Auch der
mechanischen Zerstörung durch systematisches Vorgehen
Herr zu werden, gelang mit überraschendem Erfolge
durch Verwendung von Hartholzdübeln, welche in die
Schwellen eingeschraubt werden und ihrerseits die
Schienenbefestigungsmittel aufnehmen.
Die Form eines solchen Dübels, wie sich dieselbe
auf Grund vieler und eingehender Versuche in der Praxis
für die deutschen Verhältnisse als am besten geeignet
erwiesen hat, bitte ich in der Abbildung zeigen zu dürfen.
(Abb. 1.) Der Dübel besitzt ein kräftiges Schrauben-
gewinde, welches ihm den nötigen Halt gegen senkrecht
wirkende Kräfte verleiht. Am oberen Ende ist er kegel-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. November 1903.)
Schwelle zeigen. Die Abbildung zeigt auch die voll-
ständige Verbindung einer Schiene mit der Schwelle.
Das Einbringen der Dübel geschieht bei kleineren
Mengen zweckmäfsig von Hand, bei gröfseren mit
mechanischer Kraft. Zur Handverdübelung dient eine
Reihe sinnreich konstruierter Werkzeuge. (Abb. 2.)
Zunächst werden die Schwellen mittels eines Bohrers
gebohrt, entweder von Hand oder mit Hülfe der bekannten
Schwellenbohrmaschinen, wie sie die Bahnmeister be-
sitzen und wie eine solche hier ebenfalls ausgestellt ist.
Darauf wird gleichzeitig mittels eines Gewindeschneiders
und eines Conusmessers das Gewinde und die kegel-
förmige Erweiterung eingeschnitten. Sodann wird der
Dübel mit Hülfe eines Einschraubers eingeschraubt und
Abb. 2.
Dibel.
Grundrifs.
Ansicht.
Einschrauber.
formig ausgebildet, sodafs er sich beim
Einschrauben fest in die Schwelle preist,
wodurch ein dichter Abschlufs gegen ein-
tretende Feuchtigkeit geschaffen wird und
eine vorzügliche Aufnahme seitlicher Kräfte
stattfindet. Der Dübel erhält gleich bei der
Herstellung die für die zu verwendenden
Befestigungsmittel passende Bohrung, welche
durch ihre maschinenmäfsige und daher ge-
naue Ausführung eine Gewähr für den stets
gleichmäfsig festen und senkrechten Sitz
der Schienenbefestigungsmittel bildet. Am
unteren Ende ist eine Metallkapsel angebracht,
welche das Aufreifsen des Dübels beim Einschrauben
verhindert und gleichzeitig durch ihre trichterförmige
Ausbildung etwa aufsteigender Bodenfeuchtigkeit den
Eintritt verwehrt. Der Kopf des Dübels zeigt einen
kleinen evlindrischen Ansatz, an welchem derselbe beim
Einschrauben gefafst wird. Der Ansatz ragt nach
vollendetem Einschrauben aus der Schwelle heraus und
wird später abgefräst. Der Dübel wird aus sorgfältig
ausgewählten Hölzern gefertigt, welche einem mehr-
jährigen natürlichen Trocknungsprozesse unterworfen
waren. Vor der Verwendung wird er zum Schutz
gegen Fäulnis mit Creosot getränkt, und es ist klar,
dals bei den geringen Abmessungen des Dübels diese
Trankung mit Leichtigkeit auf’s intensivste erfolgen
kann. Einige Dübel sind hier ausgelegt und auch einige
Schwellenstücke, welche den Sitz des Dübels in der
Lochbohrer.
Gewindeschneider mit Konusschneider.
Grundrifs.
Ansicht.
Werkzeuge.
schliefslich der hervorstehende cylindrische Kopf mittels
eines Frasers abgefrast. Die Messer sämtlicher Werk-
zeuge sind auswechselbar, und können beı Beschädigung
und Abnützung ersetzt werden. Die Handhabung ge-
schieht durch den gleichen Krückenschlüssel, welchen
die Bahnmeister zum Einschrauben der Schwellen-
schrauben benutzen. Die Werkzeuge werden in voll-
ständigen Sätzen in tragbaren Kästen geliefert; Werk-
zeuge und Werkzeugkasten sind ebenfalls hier ausgelegt.
Zur mechanischen Verdübelung dienen elektrisch
betriebene Maschinen. (Abb. 3.) Die Abbildung zeigt
eine Verdübelungsmaschine, die hauptsächlich zum Bohren
benutzt wird und deren Spindel dementsprechend eine
senkrechte Führung besitzt. Der Antrieb erfolgt durch
Räderübersetzung von einem 5 pferdigen Elektromotor
aus. (Abb. 4.) Die Abbildung zeigt eine Verdübelungs-
RE Google
[15. November 1903.)
maschine leichterer Bauart, die vorzugsweise zum Ein-
schneiden der Gewinde, zum Einschrauben und Ab-
fräsen verwendet wird. Der Antrieb erfolgt durch einen
dreipferdigen Motor.
Eine vollständige mechanische Verdübelungsanlage,
welche besonderes Interesse beansprucht, möchte ich
gleich hieran anschliefsend vorführen (Abb. 5). Die
Anlage war in Finkenheerd zur Verdübelung kieferner
Schwellen für den zu verstärken-
den Oberbau der Schnellbahnstrecke
Marienfelde--Zossen eingerichtet. Man
sieht im Hintergrunde die zur Kraft-
erzeugung dienende Dampflokomobile,
welche durch Riemen eine Dynamo
treibt. Diese liefert Gleichstrom von
110 Volt in drei parallele Kabelstränge.
Der Strom wird den Leitungen durch
kleine Laufkatzen entnommen. (Abb. 6).
Die Abbildung zeigt den Arbeitsvor-
gang im einzelnen. Die Schwellen
sind parallel auf untergelegten Lang-
schwellen gelagert und tragen doppel-
spurige Fahrgleise. Nachdem die
5 pferdigen Maschinen, die auf der
Aufsenspur fahren, das Bohren und
gleichzeitig das Einschneiden des
Kegels besorgt haben, folgen nach-
einander auf dem inneren Gleise eine
Reihe dreipferdiger Maschinen, schnei-
den das Gewinde, schrauben die Dübel
ein und fräsen den vorstehenden Kopf
ab. In dieser Weise wurde in Finken-
heerd auf sechs parallelen Schwellen-
reihen gleichzeitig gearbeitet, dabei
wurden tägliche Leistungen bis zu
1600 Schwellen erzielt.
Die folgende Abbildung (Abb. 7)
stellt eine ältere Verdübelungsanlage
in Bordeaux dar; dort ist seit mehreren
Jahren ein Dauerbetrieb für den Bedarf
der französischen und spanischen Bahnen eingerichtet,
in welchem Leistungen bis zu 2400 Schwellen täglich
erzielt werden. Auf den vorderen Strängen ist die
Verdübelung mit der Hand erkennbar. (Abb. 8). Die
Abbildung zeigt dieselbe Anlage, läfst aber die hinteren
Schwellenreihen erkennen, auf denen mechanisch ver-
dübelt wird. Die Type der Antriebsmotore ist eine
ältere, die heute nicht mehr gebaut wird.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
|
(No, 634. 189
Die jetzt seit mehr als 7 Jahren vorliegenden
Erfahrungen haben ergeben, dafs die Erwartungen,
die man in bezug auf die praktischen Vorteile des Systems
hegte, berechtigt waren. Zunächst ist die Haltekraft,
welche die Schienenbefestigungsmittel in dem Lang-
holze des Dübels finden, eine ganz vorziigliche. Der
Widerstand gegen das Herausreifsen und somit gegen
das Lockerwerden der Befestigungsmittel ist nach Ver-
Abb. 3.
Einschraubmaschine System ,,Diibelwerke".
suchen der Kgl. mechanisch-technischen Versuchsanstalt
in Charlottenburg nicht nur bei Weichholz-, sondern
auch besonders bei gebrauchten Hartholzschwellen um
50—60 pCt. gröfser als bei der unverdübelten Schwelle.
Ferner kann ein Ueberdrehen der Schwellenschrauben
beim Einziehen, das so häufig vorkommt, und dem Tire-
fond von vornherein jeden Halt nimmt, im Dübel, selbst
wenn zwei oder sogar drei Leute den Schlüssel fassen,
Abb. 4.
Tourewrahl 1200 po
N Ate in Mer
Ser
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Verdiibelungs-Maschine.
Zur mechanischen Verdiibelung geringerer Schwellen-
mengen dienen kleine leicht bewegliche Kraftanlagen,
wie sie die folgende Abbildung darstellt (Abb. 9). Ein
6 pferdiger Benzinmotor mit 2 Cylindern und je 2 gegen-
laufigen Kolben treibt durch Riemen eine kleine Dynamo
für Gleichstrom von 110 Volt Spannung. Die Maschinen
sind auf einem Wagen montiert, welcher wiederum aus
zwei selbständigen für sich fahrbaren Teilen besteht.
Das Gesamtgewicht beträgt etwa 500 kg.
nicht eintreten. Nach den diesbezüglichen Versuchen
der vorhin genannten Änstalt ist der Widerstand gegen
Ueberdrehung besonders bei Weichholzschwellen mehr
als verdoppelt.
Aeufserst wertvoll ist weiter die hohe Widerstands-
fähigkeit der Dübelbefestigung gegenüber seitlichen
Kräften, die es ermöglicht, verdübelte Weichholz-
schwellen in den stärksten Kurven zur Anwendung zu
bringen, in denen bisher selbst bei eichenen Schwellen
&
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Digitized by I
190 (No 634.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. November 1903.)
Mechanische Verdübelungsanlage für die Schwellen der Schnellbahnstrecke Berlin— Zossen in Finkenheerd bei
Frankfurt a. O. im Sommer 1903.
Abb. 5.
Abb. 6.
4, Abfrasen d. über-
stehenden Kopfes. 3. Finschrauben d. Dübel.
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2, Einschneiden d. Gewindes.
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1. Bohren der Locher.
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dauernd die Spur zu erhalten unmöglich schien. Hier-
über liegen besonders in Deutschland bereits wertvolle
Erfahrungen vor (Abb. 10). In den Kurven sind die
Resultate von Versuchen graphisch dargestellt, welche
die Kgl. mechanisch -technische Versuchsanstalt in
Charlottenburg auch nach dieser Richtung hin angestellt
hat. Sie zeigen die bleibenden Vi rdriickungen eincs
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Gleises unter Einwirkung bestimmter seitlicher Be-
lastungen bei alten und neuen Weichholz- und Hartholz-
schwellen. Aus den Darstellungen geht klar hervor,
dafs sowohl die gebrauchten wie neuen verdübelten
Schwellen den unverdübelten überlegen sind. Es ist
dabei zu bemerken, dafs die Kurvenzüge für die neuen
Schwellen bereits nach so kurzer Zeit in die der alten
[15. November 1903.] _GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
übergehen, dafs ın der Praxis eigentlich nur wenige
Monate nach der Verlegung von neuen Schwellen noch
gesprochen werden kann.
Zum Nachweis der vergröfserten Haltekraft, sei es
auf der Strecke, sei es in der Versuchsanstalt, dienen
eine Reihe interessanter Mefsapparate (Abb. 11). Die
Abb; ii:
Abbildung zeigt ein Dynamometer, welches dazu dient,
vergleichend die Kräfte zu messen, bei welchen ein
Herausreifsen der Befestigungsmittel aus der Schwelle
bezw. aus dem Diibel stattfindet. In einem Gestelle ist
auf dem Deckel ein Cylinder angeordnet, welcher zum
Teil mit Glycerin gefüllt wird. Auf der Flüssigkeit
(No, 634.] 191
ruht ein Kolben, auf den sich mittels einer Schraube
und einer dazwischen gelagerten Druckkugel ein Bügel
stützt, der mit einem Fufsstück in dem Gestell gleitet.
Dieses Fufsstück greift mit hakenförmigem Ansatze unter
den Kopf des Tirefonds bezw. des Hakennagels. Wird
nun oben die Schraube gedreht, so mufs sich der Bügel
Verdübelungsanlage in Bordeaux.
Kä
heben, da sich der Kolben durch Vermittelung der
Flüssigkeit gegen das Gestell und das Gestell gegen
die Schwelle abstützt. Mit dem Cylinderraum ist durch
eine Bohrung ein Manometer verbunden, welches den
auf die Flüssigkeit ausgeübten Druck, das heifst den an
dem Tiretond ausgeübten Zug anzeigt. Man kann mit
192 (No. 634.)
dem Apparat Kräfte bis zu 8000 kg messen, das Gewicht
des Dynamometers beträgt dabei nur 6 kg. Zum Messen
seitlicher Kräfte und der dabei auftretenden Ver-
drückungen sowie auch zur Feststellung der Ueber-
drehungswiderstände dienen nach gleichen Grundsätzen
gebaute Apparate. Ein Torsiometer zum Messen des
Ea
A b b.
Ueberdrehungswiderstandes liegt ebenso wie das eben
beschriebene Dynamometer aus.
kin Vorteil der verdübelten Schwelle, der nicht
hoch genug veranschlagt werden kann, liegt in der
Beseitigung der Einkerbungen durch die Unterlagsplatten
(Abb. 12). Die Abbildung zeigt eine imprägnierte
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. November 1903.)
Schwelle aus Kiefernholz. Die Schwelle wurde mit
anderen im Jahre 1888 auf der Schnellzugstrecke Paris—
Lyon verlegt, im Jahre 1896 als unbrauchbar heraus-
genommen, verdübelt und wieder eingelegt. Im Ok-
tober 1902, nachdem sie also 14 Jahre gelegen hatte,
wurde sie mit einer Reihe anderer gleichzeitig ver-
Verdübelungsanlage in Bordeaux.
legter Schwellen der französischen Dübelgesellschaft auf
deren Wunsch zum Zwecke der Vorführung überlassen.
Im Jahre 1896 gleichzeitig verlegte neue verdübelte
Schwellen mufsten bereits wieder ausgewechselt werden,
während die damals verlegten verdübelten altenSchwellen
noch heute, nachdem wiederum ein Jahr verflossen ist, auf
[15. November 1903.)
der Strecke liegen und nach Ansicht des Herrn Cochin,
des dortigen Abteilungschefs der Paris—Lyon—Mittel-
meer-Bahn, noch auf praktisch unabsehbare Zeit weiter
liegen können, wie derselbe erst kürzlich der Gesell-
schaft mitteilte. Die Strecke wird täglich von 45 Zügen
mit Geschwindigkeiten bis 100km befahren. Die Schwellen
sind mit einem Zeugnis und der Unterschrift des Herrn
Cochin versehen. Die Einkerbungen sind in Anbetracht
der langen Zeit gleich Null, eine Erscheinung, welche
die Verwendung des Dübels auch in der Geraden zur
Notwendigkeit macht. Wie auch das hier ausgelegte
Schwellenstück, welches der gleichen Strecke entnommen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 634.] 193
„Unverdübelte kieferne Schwellen, die versuchs-
weise gleichzeitig mit verdübelten verlegt wurden,
zeigten beim Durchsägen an verschiedenen Stellen und
nach verschiedenen Richtungen sehr deutliche Spuren
von Feuchtigkeit, die, von den Löchern der Schwellen-
schrauben ausgehend, sich auf gröfsere Entfernungen
in Richtung der Holzfasern erstreckten. Die verdübelten
Schwellen dagegen wiesen ein durchaus gesundes und
trockenes Holz auf.
Gerade aber der Feuchtigkeit, welche durch die
Bohrung der Schwellenschraube eindringt, und sich
durch Vermittlung der Langfasern dem einer Tränkung
Abb 9.
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Längsschnitt.
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Ansicht von oben.
Kraftwagen.
A. Petroleum-Motor v. 6 PS. B Primar-Dynamo.
C. Petroleum-Behälter.
D. Kühlwasser. E. Auslafs. F. Schaltbrett.
G. Klemmschrauben.
ist, zeigt, nehmen die Dübel einen so grofsen Teil des
Druckes auf, dafs die Verwendung schwerer Unterlags-
platten, besonders der teuren Hakenplatten, sicherübrigen
dürfte, ein wichtiges wirtschaftliches Moment.
Aufser diesen Vorzügen, durch welche die Nutzungs-
dauer der Schwellen gegenüber mechanischen Einwir-
kungen nach den vorliegenden Erfahrungen mindestens
verdoppelt wird, gibt der Dübel selbsttätig gleichzeitig
einen wirksamen Schutz gegen die Fäulnis und zwar
nicht nur in der unmittelbaren Umgebung der Schwellen-
schrauben, sondern für die ganze Schwelle. Der Ab-
teilungschef der Paris— Lyon — Mittelmeer-Bahn, Herr
Cochin, sagt darüber in einem Berichte im Auszuge
folgendes:
widerstehenden Kernholze mitteilt, ist die hauptsächliche,
wenn nicht die einzige Schuld an der so überaus raschen
Fäulnis der Schwelle beizumessen.
Durch die Erfindung der einschraubbaren Dübel
ist es gelungen, diese eintretende Fäulnis zu verhindern
und gleichzeitig den Halt der Schienenbefestigungs-
mittel zu verbessern.“
Die ausgelegten alten Schwellenstücke lassen deut-
lich erkennen, dafs tatsächlich die Feuchtigkeit von den
alten Nagel- und Schraubenlöchern ausgehend, sich der
Schwelle mitteilt und diese schliefslich zerstören mufs.
Bemerkenswert ist weiter die vorzügliche Erhaltung
der Schienenbefestigungsmittel selbst, welche in dem
mit Creosot getränkten Dübel sitzen, das die Eisen-
Digitized by Google
194 (No. 634.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. November 1903.)
Abb. 10.
Verdrückungen in mm bei seitlichen Kräften.
Nach den amtlichen Ergebnissen der Kgl. mechanisch-technischen Versuchsanstalt in Charlottenburg zusammengestellt.
Versuche in alten Schwellen.
SesflicheVerarucku 23
as
Secsthohe Verarectunrg
A
.. p =-=. -=m
Dynamometer.
Zugkraft: 8000 kg. Gewicht: 6 kg.
teile nicht angreift, sich aber wegen des hohen Preises
zur lränkung der ganzen Schwellen kaum empfiehlt. Die
L:senteile leiden nun aber sehr durch die Einwirkungen
anderer Tränktlüssigkeiten. Ber Verwendung des Dübel-
Versuche in neuen Schwellen.
Sethche YVerdruck ung
4S 2 as
Seth he Verarvuctung.
systems wird somit ein gegen die billigen Tränkflüssig-
keiten wie Kupfersulfat und Chlorzink häufig geäufserter
Einwand, dafs dieselben die Befestigungsmittel zer-
stören, hinfällig, indem die Schwellen dann ohne Schaden
für die im Dübel sitzenden Befestigungsmittel damit
getränkt werden können.
Ucberhaupt ist neben den rein technischen Vorteilen
kennzeichnend für das System seine hohe Wirtschaftlich-
keit. Rechnet man den Preis einer getränkten kiefernen
Schwelle zu 4 M., so entspricht die Verlegung einer
solchen einem jährlichen Kostenaufwande von rund DOP.
eine ctwa 10 jährige Nutzungsdauer und 3!/s pCt. Ver-
zinsung vorausgesetzt. Der Preis der Ausrüstung einer
Schwelle mit 6 Dübeln kann zu etwa 1,10 M. angenommen
werden. Wenn man somit alte Schwellen, die aus dem
Gleis entfernt werden, verdübelt, statt sie durch neue
zu ersetzen, so machen sich die Kosten der Verdübelung
bereits bei einer Verlängerung der Nutzungsdauer von
2 Jahren bezahlt. Heute ist nun der Nachweis erbracht,
dafs die Verlängerung ein vielfaches von der oben
berechneten ist. Rechnet man nur mit einer etwa
8 --10 jährigen Verlängerung der Nutzungsdauer, so
ergibt sich während dieser Zeit eine gesamte Ersparnis
von rund 4 M. die Schwelle, das macht für jede Million
alter Schwellen, die verdübelt werden, cine Ersparnis
von rund 4 Millionen Mark. In Ländern, in denen die
Schwellenpreise niedriger sind, wie z.B. in Rufsland
und Norwegen, bleibt die Rechnung dennoch als richtig
bestehen, da auch die Nutzungsdauer der unverdübelten
Schwellen in diesen Ländern eine entsprechend geringere
ist. Dazu kommt, dafs ein verdübeltes Gleis in der
Unterhaltung erheblich geringere Kosten verursacht.
Auf der Strecke Paris--Lyon beziffert sich der Unter-
schied nach genauen Aufzeichnungen auf rund 50 pCt.
Sind dies die direkt greifbaren Ersparnisse, so
ergeben sich noch indirekte aus der verminderten Nach-
frage und dem daraus resultierenden Nachlafs der
Schwellenpreise. Besonders erwähnenswert dürfte sein,
dats z. B. die preufsischen Staatsbahnen in diesem Jahre
350 000 alte Schwellen verdübeln.
Die Erfahrungen mit alten Schwellen veranlafsten
bald, dals man, besonders in Frankreich und Spanien,
auch der Verdübelung neuer Schwellen näher trat. —
Neben der Paris -1.yon—Mittelmeer-Bahn möchte ich
[15. November 1903.)
in dieser Beziehung besonders die andalusischen Bahnen
erwähnen, für welche bereits seit mehreren Jahren
250—300 000 Stück jährlich in den V erdübelungsanstalten
in Campo Real und in der vorhin erwahnten Anstalt
in Bordeaux verdübelt werden. Was die verdübelte
Schwelle dort zu leisten hat, geht daraus hervor, dats
z.B. auf der zu dem Bahnnetze gehörigen Linie Cordova-—
Belmetz Kurven von 200 m Radius beı Steigungen von
1: 33,3 vorkommen. Auf den deutschen Staatsbahnen
fand die neue verdübelte Schwelle im Jahre 1901 zuerst
Eingang. Bemerkenswert ist die Verwendung derselben
bei ei Verstärkung des Oberbaues der Schnellbahn-
strecke Marienfelde—Zossen, nachdem der vorhandene
eiserne Oberbau den auftretenden Beanspruchungen
nicht genügt hatte. Wie bekannt, wurden dort ın
jüngster Zeit Geschwindigkeiten bis zu 200 km erzielt,
Abb.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 634.] 195
Vorsitzender: Meine Herren! Dem Beifall der Ver-
sammlung füge ich den Dank des Vereins für den
interessanten Vortrag hinzu.
Zugleich, meine Herren, mufs ich mich noch eines
Versehens schuldig bekennen. Ich habe vorhin ver-
gessen zu fragen, ob einer von den Herren zu dem
Vortrage des Herrn Geh. Rats v. Borries etwas zu be-
merken hat. Ich stelle nachträglich diese Frage. Das
Wort wird nicht verlangt.
Dann frage ich, ob jemand etwas zu dem eben
gehörten Vortrage zu bemerken hat.
Herr Gehcimer Baurat Schneidt: Die Verdübelung
von hölzernen Bahnschwellen in der vorgetragenen
Weise hat zweifelsohne grofse Bedeutung, weil dadurch
ein Mittel gegeben ist, Schwellen aus dem weichen
Kiefernholz zu Hartholzschwellen zu verwandeln und
12
—
ohne dafs ein Lockerwerden der Betestigungsmittel oder
dergleichen bisher beobachtet wurde, und auch für die
Zukunft scheint das System nach dem bisherigen Be-
funde jede wünschenswerte Sicherheit zu bieten. Dabei
wurden auf dieser kurzen Strecke — es handelte sich
im ganzen um 34500 Schwellen — allein in der
Anschaffung eine Ersparnis von 50--60 000 M. gegen-
über Eichenschwellen gemacht, sodafs das zu Beginn
meiner Ausführungen bezeichnete Ziel, „die Erhöhung
der Betriebssicherheit unter gleichzeitiger Verminderung
der Betriebskosten“ auch bei neuen Schwellen als voll
erreicht bezeichnet werden darf.
Auch sonst hat das Verfahren der Dübelwerke bei
den deutschen Staatsbahnverwaltungen allseitig ernst-
hafte Beachtung und lebhafte Förderung gefunden, und
ich hoffe, meine Herren, auch Sie haben den Eindruck
gewonnen, dafs in den einschraubbaren Hartholzdübeln
eine Erfindung von bedeutender wirtschaftlicher und
technischer Tragweite vorliegt.
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RETIREE
POUR EXAMEN
14 ANS DE SEJOUR DANS LA VOIE PRINCIPALE
DE PARIS A LYON
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1 Vue de la traverse en dessus
ZS Vue de la traverse en dessous
3— Vue du dessous dun plan de sabotage
4__Nue du dessus du meme plan
5_ Section montrant l'état de conservation du bois
6__ Certificat d'origine
APRES
“TRENAIL”
Societé Anonyme
20, Boul’ des Capucines. Paris.
so der sonst schnellen mechanischen Abnutzung der
kiefernen Hölzer vorzubeugen. Die Verwaltung der
Preufsischen Staatsbahnen beschafft von dem gesamten
Bedarf an Holzschwellen, der jährlich 3'/2 bis 4 Millionen
Stück beträgt, ungefähr achtzig pCt. aus Kiefernholz,
so dafs auch auf einem grofsen Teil der stark befahrenen
Hauptgleise ausschliefslich kieferne Schwellen zur Ein-
lage kommen. Nur einige Direktionen melden bei der
Beschaffungsdirektion Berlin einen gröfseren Bedarf an
eichenen oder buchenen Schwellen an, die übrigen
verwenden, soweit nicht eiserne Schwellen beschafft
werden, in der Hauptsache ja fast ausschliefslich
kieferne Schwellen, zum Teil wahrscheinlich infolge
eines früheren Erlasses, inhaltlich dessen die Direktionen
wegen der damals sehr hohen Preise für eichene
Schwellen angewiesen worden sind, die billigeren
kiefernen Schwellen in gröfserer Menge zu verwenden.
Die Verwendung kieferner Schwellen in Hauptgleisen,
namentlich stark befahrener, halte ich nicht für wirt-
196 [No. 634.]
schaftlich, zumal sich die héheren Kosten der Hartholz-
schwellen eichener, wie buchener, durch die erheblich
langere Dauer der Schwellen mehr wie bezahlt machen.
Der Herr Minister bewilligt besondere Mittel, damit
die von Schnellzügen befahrenen Hauptgleise baldigst
mit dem schwereren Schienenprofil umgebaut werden,
Schienen von 41 kg auf den laufenden Meter, und
achtzehn Schwellen auf eine 12 m lange Schiene kommen
zur Einlage; als Bettungsmaterial wird teurer aber vor-
züglicher Basaltkleinschlag verwendet, der meist aus
grofsen Entfernungen beigefahren werden mufs. Es
werden keine Kosten gescheut, um ein vorzügliches Gleis
herzustellen, da sehe ich doch nicht ein, dafs gerade bei
den Schwellen gespart wird, zumal für die Holzschwellen
auch guter Kies, der billiger als Steinschlag ist, voll-
kommen genügen würde Die Erfahrung lehrt, dafs
von den aus den Gleisen genommenen kiefernen
Schwellen mindestens 70 pCt., bei stark befahrenen
Hauptgleisen fast sämtliche nicht wegen Fäulnis des
Holzes, sondern allein wegen starker mechanischer Ab-
nutzung ausgewechselt werden. Der Verschleifs des
Holzes an den Auflagerstellen der Schienen ist bei den
kiefernen Schwellen ein sehr rascher. Ich hatte vier
Jahre lang diesbezügliche genaue Beobachtungen auf
der stark befahrenen Strecke Remilly—Rieding in
Lothringen angestellt. Es hat sich ergeben, dafs nach
vier Jahren die Unterlagsplatten sich bei den kiefernen
Schwellen fast um ein Centimeter, bei den eichenen um `
drei Millimeter eingearbeitet hatten; bei den buchenen
waren nur Begrenzungsstriche wahrzunehmen. In stark
befahrenen Hauptgleisen sollten m. E. buchene oder
eichene Schwellen verwendet werden und, wenn deren
Kosten zu hohe sein sollten, nur mit Buchenholzdübeln
versehene kieferne Schwellen. Eine andere Frage aber
ist der Kostenpunkt bei den verdübelten kiefernen
Schwellen gegenüber den buchenen Schwellen. Die
Verwendung buchener Schwellen macht bei uns, wenn
auch langsam, doch immer mehr Fortschritte. Ein
Haupthindernis lag bisher in den hohen Tränkungs-
kosten von 2,45 Mk. für die Schwelle. Auf der Schwellen-
tränkanstalt in Bingen wurden vergangenes Jahr
60 000 buchene Schwellen geliefert und getränkt, für die
der Unternehmer eine Garantie von 15 Jahren über-
nommen hatte, und auf der fiskalischen Trankanstalt
in Northeim ungefähr 100 000 Stück buchene Schwellen
imprägniert. Zur Zeit lagern in Northeim 60 000 rohe
buchene Schwellen, zum gröfsten Teil von ganz vor-
züglicher Qualität des Holzes, wie ich mich erst vor
kurzem an Ort und Stelle überzeugt habe. Nur ein
ganz geringer Prozentsatz der Schwellen zeigt Risse
und hat die Anwendung von $ Haken oder Schrauben-
bolzen notwendig gemacht. Dies beweist, dafs man das
Buchenholz in Deutschland ebenso gut zu brauchbaren
Schwellen zu verarbeiten vermag wie in Frankreich,
wo bei den Eisenbahnen bekanntlich schon seit vielen
Jahren buchene Schwellen in grofsen Mengen verwendet
werden. Nun ist bei uns zur Zeit der Preis der rohen
kiefernen und buchenen Schwellen, abgesehen von den
Eingangshäfen für russische Schwellen ın Danzig,
Memel, Schulitz, Königsberg usw., durchschnittlich der
gleiche. Im Südwesten der Monarchie ist die buchene
Schwelle etwas billiger als die kieferne, in Berlin ist
es gerade umgekehrt.
Gegenwärtig sind aber die Preise für kicferne Hölzer
sehr niedrige. Die grofsen Mengen Holzes, welche in
den vom Raupenfrafs und Windbriichen | befallenen
Wäldern in der Provinz Sachsen bezw. in Oberschlesien
zum Verkauf kommen, haben geradezu einen Preissturz
für inländisches Kiefernholz und eine Umwälzung auf
dem Ilolzmarkt zur Folge gehabt. Während unser
Schwellenbedarf früher zu 70 pCt. bis 75 pCt. aus dem
Ausland gedeckt werden mufste, stellt sıch das Ver-
haltnis nach den letzten drei grofsen Verdingungen,
die sich auf 1600000 Stück Schwellen beziehen, gerade
umgekehrt, 60 pCt. inländisches und 40 pCt. ausländisches
llolz; ja auf Grund der letzten Verdingung von 500000
Schwellen werden sogar 66 pCt. inländische und nur
34 pCt. ausländische Schwellen beschafft. Kommen
später diese grofsen Mengen billigen inländischen Holzes
nicht mehr auf den Markt, so wird die rohe kieferne
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [15. November 1903.)
Schwelle etwas teurer sein wie die buchene. Der durch-
schnittliche Preis einer rohen kiefernen oder buchenen
Schwelle beträgt ungefähr vier Mark, das Verdübeln
kostet pro Schwelle 1M. 15 Pfg. und das Imprägnieren
85 Pfg., so dafs eine verdübelte kieferne Schwelle auf
6 M. zu stehen kommt. Die buchene Schwelle dagegen
kostet 4M. Anschaffung und 2,45 M. für die Tränkung mit
Teeröl, in Summa = 6M. 45 Pfg. Der Tränkungspreis
von 2 M. 45 Pfg. für die buchene Schwelle gründet sich
aber auf die früheren Teerölpreise von 5'/2 bis 6 Pis,
fir das kg Teeröl. Heute sind die Teerölpreise sehr
gesunken und werden infolge der steten Steigerung
der Teergewinnung und Teerölerzeugung kaum jemals
wieder die frühere Höhe erreichen. Die Tränkkosten
für eine buchene Schwelle werden sich auf 2M. 10 Pfg.
ermäfsigen lassen, so dafs die buchene Schwelle nicht
teurer zu stehen kommt wie eine verdübelte kieferne
Schwelle. Dann aber und selbst, wenn der Preisunter-
schied 40 Pfg. beträgt, ist es vorzuziehen, anstatt der
verdübelten kiefernen Schwelle eine gut getränkte
buchene Schwelle zu beschaffen, zumal die verdübelte
Schwelle den nicht unwesentlichen Nachteil hat, dafs
man in dem Gebrauch von Unterlagsplatten auf die
einmal verwendete Platte beschränkt ist. Ueberrascht hat
mich die Mitteilung des Herrn Vortragenden, dafs nach
den in der technischen Versuchsanstalt zu Charlottenburg
ausgeführten Versuchen die verdübelte kieferne Schwelle
gegen das Herausziehen der Schwellenschrauben eine
gröfsere Festigkeit gezeigt habe wie die buchene Schwelle.
Es ist dies mir schon deshalb unerklärlich, weil es sich
doch um dasselbe Holz handelt. Zur Zeit wird auf der
chemischen Versuchsanstalt hier ein neues Tränkver-
fahren ausgearbeitet, welches den buchenen Schwellen
genügende Sicherheit gegen Fäulnis gewähren und
nicht mehr als 1 M. 30 Pfg. auf die Schwelle Kosten ver-
ursachen wird. Es besteht in einer geringen Aenderung
des bisherigen Rütgers’schen Verfahrens mit einer
Mischung von Chlorzink und Teeröl, welches Verfahren
in jüngster Zeit vielfachen Angriffen seitens der Kon-
kurrenz ausgesetzt war. Dasselbe hat zweifelsohne
Mängel und ist verbesserungsfähig, allein bei sorgfältiger
Ausführung und bei Verwendung gesunden Holzes
sind auch mit demselben sehr günstige Ergebnisse
erzielt worden. Im Jahre 1888 wurden auf der Strecke
Erndtebrück—Feudingen im Direktionsbezirk Elberfeld
18000 Stück buchene Schwellen verlegt, welche die
Firma Rütgers geliefert und mit Mischung von Chlor-
zink und Teerdl getränkt hat. Die Schwellen standen
zehn Jahre lang unter Garantie; die Statistik der Aus-
wechslungen wurde von der Direktion Elberfeld weiter
geführt. Bis zum 1. Januar d. Js. sind nicht ganz 30 pCt.
aus dem Gleise genommen worden, so dais also nach
14 Jahren noch über 70 pCt. der Schwellen im Gleise
liegen. Gewils ein günstiges Ergebnis, das beweist, dafs
die teure, ausschliefsliche Teeröltränkung nicht unbedingt
zur Sicherung gegen Fäulnis erforderlich ist, und Ver-
anlassung gegeben hat, die erwähnte Ausarbeitung eines
billigeren Verfahrens in die Wege zu leiten. Können
aber, wie jetzt schon sicher anzunehmen ist, die bis-
herigen Tränkkosten für bucheneSchwellen so wesentlich
vermindert werden, so wäre es unwirtschaftlich, ver-
dübelte kieferne Schwellen anstatt buchene Schwellen
zu verwenden. Die Verdübelung kieferner Schwellen
wird überall da von grofsem Vorteil sein, wo die für
die Hauptgleise zu beschaffenden buchenen oder eichenen
Schwellen zu mäfsigen Preisen nicht zu haben sind.
Durch die Verdübelung wird die Gebrauchsdauer einer
kiefernen Schwelle sicher um 8—10 Jahre verlängert.
Herr Regierungs- und Baurat Bräuning: Ich möchte
noch auf einige Sachen aufmerksam machen, die sich
in der Praxis herausgestellt haben.
Es wird, soviel ich erfahren habe, vielfach die sonst
gebräuchliche Unterlagsplatte mit 3 Löchern verwendet,
von denen das cine auf der inneren Seite, die beiden
andern auf der äufseren sich befinden. Bei den gröfseren
Unterlagsplatten ist das Loch über dem inneren Dübel
aulserdem weiter ausgeschnitten, so dafs bei dem inneren
Dübel der Einheitsdruck auf die Oberfläche etwa 6 mal
so grofs ist als bei den äufseren. Ich glaube, das ist
doch zu viel, das würde den Vorteil wieder illusorisch
[15. November 1903.)
machen. Die Franzosen verwenden, wie die Abbildungen
zeigen, durchweg 4 Dübel, symmetrisch angeordnet und
es würde auch wohl für uns das Praktischste sein, wenn
die Dübel symmetrisch zur Mitte der Schiene stehen.
Man braucht nicht, wie es jetzt vielfach geschieht, die
grofsen Hakenplatten zu verwenden, sondern es würden
kleine Platten mit 4 Dübeln genügen.
Ferner wird behauptet, dafs die mechanische Ab-
nutzung der Kiefernschwellen ganz enorm ist. Aber in
neuerer Zeit, wo wir gröfsere Platten und kräftigere
Schrauben benutzen, hat doch die Abnutzung ganz er-
heblich abgenommen. Wenn man jetzt eine Schwelle,
die vielleicht 10 Jahre gelegen hat, herausnimmt, so ist
das Holz unter den Platten schön glatt und fest und
nicht angepolstert. Auch in den Schraubenlöchern ist
das Holz vollständig gesund und noch nicht angefault.
Man sollte da einen Unterschied machen zwischen den
alten Schwellen mit Nagelung und mangelhafter Ver-
pforkung und zwischen den neueren Methoden der
Verschraubung. Bei der Anwendung dieser, namentlich
durch straffes Anziehen der Schrauben, wird das Holz
ganz erheblich geschont. Die Verdübelung wird zweck-
mälsig wohl nur auf Strecken anzuwenden sein, die
eine grolse j Inanspruchnahme haben. Für mittlere
Strecken bis 2 Millionen Tonnen Bruttolast wird es
kaum nötig sein. Ich möchte nochmals darauf hin-
Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 634.) 197
dehnenden Arbeitsplatze. Die Schwellen werden dabei
herausgehoben, gehobelt, gedübelt und wieder hinein-
gelegt. Bei einer Stärke der Rotte von 12 Mann bringt
es dieselbe auf 60 Schwellen täglich, es kostet daher
bei obigem Lohnsatz die Schwelle 60 Pfg. Die Arbeit
geht ganz glatt von statten und wird jetzt vom Bahn-
meister mit eigenen Leuten ausgeführt. Die alten
Schwellen hatten etwa 10 Jahr im Gleise gelegen und
darf wohl angenommen werden, dafs sie jetzt, nachdem
sie neu verdübelt sind noch fernere 10—15 Jahre aus-
halten werden.
Herr Regierungs-Baumeister Schwabach: Herr Geh.
Rat Schneidt äufserte sich dahin überrascht, dafs die
Versuche der Kgl. mechanisch-technischen Versuchs-
anstalt ergeben hätten, dafs eine verdübelte buchene
Schwelle besser sei als eine unverdübelte, der Dübel
sowohl wie die Schwelle seien doch beide aus Buchen-
holz. Der bessere Halt ist indessen wohl erklärlich.
Zunächst besteht der Dübel aus Weifsbuchenholz,
während die Schwellen aus Rotbuchenholz sind. Ferner
ist der Dübel, wie ich auch im Vortrage ausführte, aus
sorgfältig ausgewählten Hölzern gefertigt, welche einem
mehrjährigen Trocknungsprozesse unterworfen waren.
Sodann sitzt die Schwellenschraube im Dübel im Lang-
holze und findet bei den heute üblichen grofsen Ge-
windesteigungen der Schrauben einen vorzüglichen Halt.
13.
Ausbau, Hobelung, Verdübelung und Wiedereinbau alter kieferner Holzschwellen auf der Strecke.
weisen, dafs ich es für notwendig halte, die Dübelung
möglichst symmetrisch zur Schienenmitte vorzunehmen
und nicht mit 3, sondern mit 4 Dübeln.
Herr Eisenbahn-Direktor Schubert: Von den gleichen
Gesichtspunkten wie der Herr Vorredner ausgehend,
sind auf der Strecke bei Rangsdorf Unterlagsplatten
der älteren Form verwendet, die 2 Schrauben innen
und 1 Schraube aufsen besitzen. Von dieser alten
Plattenform, 6b, waren noch von früher her grofse Be-
stände vorhanden, so dafs dieselben vorteilhaft auf-
gebraucht werden konnten. Die Verdübelung, wie sie
uns der Herr Vortragende vorgeführt hat, mufs auf
einer gréfseren Sammelstelle geschehen, was bedingt,
dafs bei Verdübelung alter Schwellen diese vorher nach
dem Bahnhofe geschafft, dort gesammelt und nach der
Verdübelung wieder herausgeschafft werden müssen.
Diese Transportkosten lassen sich vermeiden, wenn man
die Verdübelung auf der Strecke selbst besorgt. Das
kann am besten geschehen gelegentlich des sonst er-
forderlichen Nachkappens der Schwellen. Ich habe
derartige Versuche gemacht und festgestellt, dafs ein
Mann pro Tag 15 Schwellen nachkappen (hobeln) und
verdübeln kann, so dafs bei einem Lohnsatz von 3M.
die Schwelle 20 Pfg. kostet. Die ganze Arbeit einschl.
der Auswechselung der Schwellen vollzieht sich, wie
Abb. 13 erkennen läfst, dem Gleise entlang auf der
Strecke auf einem neben dem Gleise hergestellten etwa
1,25 m breiten und auf 2 Schienenlängen sich aus-
|
Beim direkten Einschranben in die Schwelle dagegen
wird die Langfaser der Schwellen zerschnitten. Auch
seitlich ist die Druckübertragung von den Befestigungs-
mitteln auf den Dübel und von dort auf die Schwelle
günstiger als wenn die Befestigungsmittel direkt die
Schwelle zu zerschneiden suchen. Uebrigens sind die
Unterschiede, welche die vorgeführten Kurven für die
neuen buchenen Schwellen zeigten, nicht so grofs wie
z. B. bei kiefernen Schwellen. Ich sagte aber bereits,
dafs diese Kurven für die neuen Schwellen bereits
kurze Zeit nach der Verlegung mehr und mehr in die
der alten übergehen. Bei diesen war der Unterschied
zwischen verdübelten und unverdübelten Schwellen ein
recht erheblicher, sodafs sich auch die Verdübelung
buchener Schwellen von vornherein empfehlen möchte.
Herr Regierungsrat Bräuning machte darauf auf-
merksam, dafs, wie die vorgeführte Abbildung gezeigt
habe, auf den französischen Bahnen vier Dübel ver-
wendet werden, und dafs bei drei Dübeln die Ver-
hältnisse doch ungünstiger lägen. Die Dübelwerke
würden natürlich lieber vier Dübel einziehen als drei.
Indessen haben die Erfahrungen auf anderen französischen
Strecken als auf der Paris—Lyon—Mittelmeer-Bahn ge-
zeigt, dafs vier Dübel nicht notwendig sind, sondern
drei vollständig ausreichen. |
Herr Eisenbahndirektor Schubert berichtete über die
interessanten Ergebnisse der Versuche bei Rangsdorf,
direkt an der Strecke zu verdübeln. Die Resultate
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198 [No. 634.)
sind allerdings derartig günstig, dafs die Dübelwerke
selbst durch dieselben überrascht waren.
Herr Geh. Oberbaurat Dr. Jna. Zimmermann: Ich habe
zu der Bemerkung des Herrn Vortragenden, dafs
bisher immer nur das vorzeitige Faulen, nicht aber die
mechanische Abnutzung der Schwellen bekämpft worden
sei, zu sagen, dafs dies nicht ganz richtig ist. Die Unter-
lagsplatten haben z. B. immer an Gröfse und Stärke
zugenommen, und das ist doch ohne Zweifel ein Mittel,
die mechanische Abnutzung zu vermindern. Ich will
darauf nicht weiter eingehen, da Herr Kollege Bräuning
schon das Nötige erwähnt hat. Aber noch eine andere
Bemerkung. Der Herr Vortragende hob hervor, dafs
durch die Anwendung der Dübel die Unterlagsplatten
gewissermalsen entbehrlich gemacht würden. Nach einer
der vorgeführten Abbildungen verwenden aber die
Franzosen doch auch solche Platten und zwar recht
grofse. Die Umrifslinien, die man auf der Schwelle
sah, waren doch wohl die Spuren der Eindrücke einer
solchen Platte? (Zuruf: Ja wohl!) Ich kann mir auch
nicht denken, dafs es zweckmäfsig wäre, die Dübel ohne
Unterlagsplatte anzuwenden.
Herr Regierungs-Baumeister Schwabach: Ich wollte
damit nur sagen, dafs die Einkerbungen der fränzösischen
Schwellen, nachdem sie so lange auf der Strecke ge-
legen haben, derartig geringe sind, dafs man eventuell
mit leichteren Unterlagsplatten auch auskommen könnte.
Die gezeigte französische Unterlagsplatte ist allerdings
recht grofs.
Herr Geh. Ober-Baurat Dr.-Ing. Zimmermann: Die
Aeufserungen des Herrn Bräuning bezüglich der Frage,
ob 3 oder 4 Dübel, sind durch die Auskunft des Herrn
Vortragenden erledigt. Im übrigen möchte ich bemerken,
dafs die grofsen Unterlagsplatten, die Herr Bräuning
erwähnte, nur für kieferne Schwellen bestimmt sind und
durch die Vergréfserung der Druckfläche die Weichheit
dieses Holzes ausgleichen sollen. Wird dies in andrer
Weise durch die Dübel bewirkt, so fällt der Grund für
die Anwendung solcher Platten (wenigstens für die
Mittelschwellen) fort. Im übrigen sind es hauptsächlich
die Spurerweiterungen in den Gleisen mit weichen
Kiefernholzschwellen gewesen, die zur Einführung der
neuen, vergröfserten Unterlagsplatten veranlafst haben.
Diesen Erscheinungen gegenüber erscheint es nicht
unzweckmäfsig, die Plattenbreite nach aufsen etwas
mehr zu vergröfsern, als nach innen, zumal dadurch
die Möglichkeit geboten wird, die Platten mit den
Schwellen durch besondere, den Schienenfufs nicht mit-
fassende Schrauben zu verbinden. Es kann wohl als
feststehende Erfahrung bezeichnet werden, dafs so an-
gebrachte Schrauben sich viel weniger leicht lockern,
als solche, die den Angriffen des Schienenfufses un-
mittelbar ausgesetzt sind.
Herr Regierungs- und Baurat Bräuning: Ich möchte
darauf hinweisen, dafs wohl bezüglich des ungleich-
mälsigen Druckes der Platten schlechte Erfahrungen vor-
liegen. Ich erinnere nur an die Hakenplatte 6b. Diese
hat zu einer erheblichen Spurveränderung geführt. Es
ist eine bekannte Tatsache, dafs im geraden Gleise die
Mittellinie des Raddruckes innerhalb der Schienenachse
liegt, so dafs also das Gleis nicht die Neigung zur
Erweiterung, sondern zur Verengung hat. Es ist ganz
richtig, die Platten sind nicht für Dübel konstruiert.
Darauf sollte hingewiesen werden, weil sie gleichwohl
vielfach verwendet werden. Wenn die Dübel die Haupt-
stütze der Platte sind und man sie nicht symmetrisch
stellt, so mufs das zu einer Veränderung oder Schief-
stellung führen, mit der Zeit wenigstens.
Herr Geheimer Baurat Schneidt: Auf die Sicherung
der Schwellen gegen mechanische Abnutzung durch
Unterlagsplatten wird bei den französischen Bahnen
nicht soviel Sorgfalt verwendet wie bei uns, weil bei
den französischen Bahnen meist nur hartes Schwellen-
holz, Buche und Eiche, Verwendung findet, da Frankreich
arm an Nadelholzwaldungen ist. Nur im Departement
des Landes sind ausgedehnte Nadelholzwaldungen, wes-
halb auch auf einem Teil der südlichen Linien kieferne
Schwellen in gröfseren Mengen verwendet werden.
Beispielsweise die französische Ostbahn, deren bezügliche
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [15. November 1903.)
Verhältnisse ich genau kenne, verwendet ausschliefslich
buchene und eichene Schwellen, in erster Linie buchene.
Eiserne Unterlagsplatten kennt mandort seit vielen Jahren
nicht mehr. Zum Schutze der Schwellen gegen schnelle
mechanische Abnutzung werden unter den Fufs der
Schienen auf die geneigt gehobelte Auflagefläche der
Schwelle 7 mm starke, mit Teeröl getränkte Filzplättchen
von der Breite des Schienenfufses gelegt, und soll diese
seit langer Zeit erprobte Einrichtung vollkommenen
Schutz gegen die mechanische Abnutzung der Schwellen
gewähren.
Herr Geh. Ober-Baurat Dr.-Ing. Zimmermann: Ich
möchte nochmals zu dem, was Herr Bräuning eben
sagte, bemerken, dafs seine Bedenken insofern gegen-
standslos sind, als die in Rede stehende Unterlagsplatte
garnicht für verdübelte Schwellen bestimmt ist. Ein
Auftrag, sie für solche anzuwenden, ist m. W. nicht
erteilt.
Vorsitzender: Meine Herren: Das Wort wird nicht
weiter verlangt.
Ich bitte nun Herrn Geh. Regierungsrat Schwabe,
uns die in Aussicht gestellten Mitteilungen über Bahn-
steigrampen zu machen.
Herr Geh. Regierungsrat Schwabe: Nachdem die
Generaldirektion der Schweizerischen Bundesbahnen in
Bern in sehr dankenswerter Weise mir die Zeichnungen
der Bahnsteig-Anlagen auf dem, in grofsem Mafsstabe
erweiterten Bahnhofe Basel der früheren Centralbahn
übersandt hat, bin ich nunmehr in der Lage meine in
der vorigen Sitzung gemachte Mitteilung an der Hand
dieser Zeichnungen, von welchen Abb. 1 u. 2 folgen,
zu erläutern. Der Bahnhof Basel, welcher die zahl-
reichen Züge einerseits von Luzern, Zürich und Bern,
Abb. 1.
andererseits von Heidelberg und Strafsburg aufnimmt,
und im Sommer, besonders an einzelnen Tagen, einen
sehr starken Verkehr hat, besitzt einen Haupt-Bahnsteig
und 3 Zwischen -Bahnsteige, welche in nahezu gleicher
Höhe mit den Wartesälen liegen. Die Eigentümlichkeit
der Anlage besteht nun darin, dafs die Verbindung mit
den Zwischen -Bahnsteigen nicht, wie allgemein üblich,
ausschliefslich durch Treppen, sondern bei den beiden
ersten Bahnsteigen II und Ill durch Rampen mit einer
bequemen Steigung 1: 10 vom Personentunnel aus erfolgt,
und der letztere ebenfalls durch eine, beim Eintritt in
das Aufnahmegebäude beginnende, Rampe 1: 10 zu-
gänglich gemacht worden ist. Die Verbindung des
Hauptbahnsteiges mit dem Personentunnel wird dagegen
auf den beiden Seiten desselben durch Treppen ver-
mittelt.
oz Google
[15. November 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 634.] 199
Abb. 2.
|
VAN
[—-—_ hs ME A 10% — 7°
Längenschnitt normal zur Gleisachse.
Vorsitzender: Wünscht jemand das Wort zu dieser
Mitteilung? Das ist nicht der Fall. Dann darf ich dem
Herrn Vortragenden für diese Mitteilung danken. Ich
frage, ob etwa sonst noch Mitteilungen zu machen sind.
Das ist nicht der Fall.
Ich habe mitzuteilen, dafs im Fragekasten sich
2 Fragen befinden, und zwar: 1. „Wie grofs sind
die Halbmesser der Kurven, welche die elek-
trischeSchnellbahn mit200 km Geschwindigkeit
durchfährt, und wie gestaltet sichindenKurven
die Veberhéhung der Aufsenschiene.“ 2. konnte
nicht unserem Verein Gelegenheit gegeben
werden, den Versuchsfahrten beizuwohnen,
wenn auch nur als Zuschauer?“
Herr Geh. Baurat Lochner: Die Kurven, die mit
200 km durchfahren werden, haben Radien von 4000
bis 6000 m; aufser diesen sind auf der Versuchsstrecke
nur noch 2 Kurven vorhanden, die einen Halbmesser
von 2000 m haben. In diesen beiden Kurven beträgt
die Ueberhöhung der äufseren Schiene 8 cm und war
ursprünglich auf 50 m ausgeglichen. Für die höheren
Geschwindigkeiten war diese Einfahrtsrampe nicht lang
genug, und bei der Einfahrt in die Kurve war die
einseitige Hebung des Wagens deutlich als Stofs zu
spüren. Nun sind diese Rampen auf 100 m Länge aus-
gedehnt worden und es sind keine Stöfse mehr bemerk-
bar. Es sollen diese Kurven vorläufig nicht mit gröfserer
Geschwindigkeit als 160 km durchfahren werden.
Was die zweite Frage anlangt, so ist es nicht
angängig, dafs Herren, die nicht der Studiengesellschaft
angehören, an den Versuchsfahrten teilnehmen. . Es
finden zur Zeit noch keine regelmäfsigen Fahrten statt,
weil sich bei den grofsen Geschwindigkeiten, die erreicht
worden sind, doch noch so manche Schwierigkeiten
gezeigt haben, welche überwunden werden müssen, ehe
ein regelmälsiger Betrieb stattfinden kann. Bei Fahr-
geschwindigkeiten von mehr als 170 km erfolgte die
Stromabnahme aus der Fahrleitung nicht mehr gleich-
mäfsig, die Abnahmebügel sprangen bei kleinen Uneben-
heiten von der Leitung leicht ab, so dafs Stromunter-
brechungen eintraten. Dieser Ucbelstand ist durch eine
bessere Federung der Stromabnehmer beseitigt. Ferner
hat sich ein Mangel in der Zuleitung des elektrischen
Stromes nach der Fahrleitung gezeigt und zwar an der
Stelle, wo das Zuleitungskabel in die Leitung übergeht.
Die Herren Elektrotechniker haben dort ganz gewaltige
elektrische Spannungen als Folge von Resonnanz-
erscheinungen gefunden, die schon mehrfach zu Kurz-
schlüssen geführt haben. Es wird sicher gelingen, alle
diese Mängel zu beseitigen, so dafs die Versuchsfahrten
regelmälsig stattfinden können und dann wird es möglich
sein auch den Herren Mitgliedern des Vereins Gelegenheit
zu geben, sich die Einrichtung der Schnellbahnwagen
und die Fahrten derselben anzusehen.
Vorsitzender: Das ist auch leicht zu machen, wenn
man morgens 8 Uhr mit der Zossener Bahn nach
Dahlwitz fährt, da kann man den Wagen mit grofser
Geschwindigkeit vorbeifahren schen, wenn er fährt.
(Heiterkeit.) Ich bin heute da gewesen und habe ihn
nicht fahren sehen, weil die Erscheinungen eintraten,
von denen Herr Lochner gesprochen hat. Aber das
wird ja wohl bald überwunden scin, und dann wird
man in dieser Weise, nämlich um 8 Uhr früh vom
Potsdamer Vorortbahnhof ab und gegen 12 Uhr zurück,
eine derartige Exkursion mit Erfolg machen können.
Dann mögen sich die Herren, die sich dafür inter-
essieren, nur an unseren verehrten und bewährten
Herrn Oberstleutnant Buchholtz wenden.
Herr Geh. Ober-Baurat Dr.- na Zimmermann: Ich
möchte noch bemerken, dafs die vorschriftsmäfsige
Ueberhöhung der äufseren Schiene für eine Krümmung
von 2000 m Halbmesser bei 100 Kilometer Fahr-
geschwindigkeit 25 mm beträgt, während in dem Ver-
suchsgleis für die Schnellfahrten mit einer Höchst-
geschwindigkeit von etwa 170 km, wie Herr Lochner
schon mitgeteilt hat, eine Ueberhöhung von 80 mm
angewendet worden ist. Eine Uebergangskurve hat
wegen Platzmangel nicht hergestellt werden können.
Die Ueberhöhungsrampe liegt ganz in der Geraden;
und zwar ist die Rampe auf grund der Wahrnehmungen
beim Befahren immer mehr abgetlacht worden bis auf
das Mals von 1: 1200 (statt des sonst gebräuchlichen
1:200). Der Einlauf ist jetzt fast ganz stofsfrei, so
dafs z. B. mit Wasser gefüllte Gläser niemals umgefallen
oder übergelaufen sind.
Vorsitzender: Ich habe noch mitzuteilen, dafs wir
hier als Gäste begrüfsen können Herrn Dr. Lasker,
Mathematiker aus Charlottenburg, eingeführt durch Herrn
Zacharias; Herrn Regierungsbaumeister Schlüp-
mann, eingeführt durch Herrn Goepel; Herrn Regie-
rungsbaumeister Gutbrod, eingeführt durch Herrn
Ober - Baurat Müller; Herrn Regierungsbaumeister
Ritter, eingeführt durch Herrn v. Borries. Soweit
es noch nicht geschehen ist, erlaube ich mir, die
Herren zu begrülsen.
Ich habe weiter mitzuteilen, dafs Herr Oberingenieur
Charles King mit allen 57 abgegebenen Stimmen in
den Verein aufgenommen worden ist.
Endlich habe ich mitzuteilen, dafs gegen den Bericht
über die letzte Sitzung ein Einspruch nicht erfolgt ist,
der Bericht ist also als festgestellt anzusehen.
Ich schliefse die Sitzung.
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure.
Versammlung am 22. September 1903.
Vorsitzender: Herr Geheimer Oberbaurat Wichert. — Schriftführer: Herr Geheimer Kommissionsrat F. C. Glaser.
(Hierzu Tafel IV—VI und 4 Abbildungen.) | |
Meine Herren! Ich erlaube
mir, Sie zu Beginn der ersten Sitzung nach den
Sommerferien zu begrüfsen. Leider mufs ich die
Versammlung mit der Mitteilung eröffnen, dafs in-
zwischen wieder zwei unserer Mitglieder mit Tode
Der Vorsitzende:
abgegangen sind, und zwar der Königliche Baurat
F. W. Grund, Direktor der Breslauer Aktien-Gesell-
schaft für Eisenbahn - Wagenbau in Breslau, und
der Königliche Eisenbahn - Direktor F. Klemann in
Guben.
200 [No. 634.)
Friedrich Wilhelm Grund +
Geboren am 24. Juni 1839 zu Gottesbelohnungshütte-Grofsörner
bei Hettstedt im Mansfeld’schen Gebirgskreise, besuchte Grund das
Realgymnasium zu Aschersleben und nach seiner praktischen Tätig-
keit auf der Saigerhütte die Königliche Gewerbe-Akademie zu
Nach Erfüllung
Freiwilliger bei dem Garde-Füsilier-Regiment in Berlin trat er als
Berlin. seiner Militardienstpflicht als Einjährig-
Ingenieur bei der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn in Frank-
furt a. d. O. ein, wurde bald Werkmeister und machte den Feldzug
Im Jahre 1867 zum
Königlichen Eisenbahn-Maschinenmeister ernannt, wurde Grund 1869
im Jahre 1866 als Feldmaschinenmeister mit.
nach Bromberg versetzt, folgte jedoch noch in demselben Jahre
einem Rufe als Obermaschinenmeister bei der Breslau —Schweidnitz —
In dieser Stellung verblieb er bis zum
Jahre 1871, trat darauf bei der Breslauer Aktien-Gesellschaft für
Eisenbahn-Wagenbau (vormals Linke’sche Waggontabrik) in Breslau
Freiburger Eisenbahn.
ein, der er bis zu seinem am 2, Juli 1903 erfolgten Ableben als
leitender Direktor angchörte.
In Grund verliert die Eisenbahntechnik einen ihrer berufensten
hat in rastloser Arbeit
und fähigsten Vertreter. Der Verstorbene
hervorragende Verdienste als Konstrukteur von Fisenbahn-Betriebs-
mitteln erworben,
Fabrikleiter
hat die Breslauer-Aktiengesellschaft
sich jedoch in gleicher Weise als vorzüglicher
und Geschäftsmann erwiesen. Unter seiner l.eitung
die
heutige hochangesehene Stellung als Waggonfabrik erlangt; seiner
für Eisenbahn-Wagenbau
Tätigkeit war u. a. die Herstellung der Kaiserlichen Hotsalonwagen
anvertraut, sein Rat und scine Mitarbeit wurde gern und oft in
Anspruch genommen, wenn es sich um die Ausgestaltung der Bau-
weise der Normalbetriebsmittel handelte.
Von seinem Schaflensgeist zeugt auch die von der Firma be-
wirkte Lebernahme und der Ausbau oder vielmehr der vollständige
die
nunmehr aufser dem allgemeinen Maschinenbau auch die Herstellung
Neubau der ehemals Ruffer’schen Maschinenfabrik in Breslau,
von Lokomotiven aufgenommen hat. Aber auch auf anderen Ge-
bieten hat sich der Verstorbene in hervorragendem Mafse betätigt,
so in der Breslauer Stadtverwaltung, wo er scine Arbeitskraft in
den Dienst der Allgemeinheit stellte; er war Stadtverordneter und
Mitglied der Bau- und Betriebs-Deputation, in der er sich um das
Vetkehrswesen der Stadt Breslau sehr verdient machte. Er war
ferner Handelsrichter und Mitglied der Breslauer Handelskammer.
Grund bewältigte in der Erfüllung seiner Obliegenheiten eine Arbcits-
der nur ein Mann von seinem Können und Wissen,
menge, von
seiner Tatkraft und Energie gewachsen war. Eine äufsere Aner-
kennung seiner vielen Verdienste fand er durch scine Ernennung
zum Königlichen Baurat und durch mehrfache Ordensauszcichnungen.
hat der Ver-
stets ein grolses
Dem Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure
storbene seit der Begründung angehört und
Interesse für dessen Bestrebungen gezeigt.
Fr. Klemann f
wurde am 5. Juni 1845 in Frankfurt a. O. geboren, besuchte in den
Jahren 1864 bis 1868 die Königliche Gewerbe-Akademie zu Berlin
und trat am 1. Oktober 1868 als Ingenieur bei der Niederschlesisch-
Märkischen Eisenbahn ein. In dieser Stellung war er beim Bau der
schlesischen Gebirgsbahn tätig. Am 16. Januar 1872 ging er als
Maschinenmcister-Assistent zur Magdeburg - Cöthen - Halle - Leipziger
Eisenbahn über, wurde hier Maschinenmeister und im Jahre 1873
bei der Verstaatlichung dieser Bahn in den Preufsischen Staatsdienst
übernommen. Nachdem er seit dem 1: April 1879 die Maschincn-
meistcrei Eschwege verwaltet hatte, erhielt er am 1. Juli 1881 die
Stelle eines Maschinenmeisters bei dem Eisenbahn-Betriebsamt Nord-
hausen, in welcher Stellung er am 31. März 1882 zum Königlichen
Eisenbahn-Maschineninspektor ernannt wurde. Am 1. Dezember 1882
Guben 16. September 1890 der
Charakter als Königlicher Baurat verlichen. Bei der Neuorganisation
nach versetzt, wurde thm am
der Staatseisenbahn -Verwaltung verblieb er in Guben als Vorstand
der dortigen Maschinen-Inspektion und wurde im Jahre 1895 zum
Königlichen Eisenbahn-Direktor ernannt. In dieser Stellung creilte
ihn der Tod am 28. August 1903; er starb an den Folgen eines
Herzleidens,
Der Verstorbene hat an dem Feldzuge 1870/71 teilgenommen
und erhielt das Eiserne Kreuz II. Klasse.
Klemann zeichnete sich
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. November 1903.]
in allen Zweigen scines Geschäftsbereichs durch weitgehende Dienst-
kenntnisse und durch hervorragendes Verständnis für den maschinen-
technischen Teil des Eisenbahnbetriebes aus.
Nachdem sich die Anwesenden zu Ehren der Ver-
storbenen von ihren Sitzen erhoben hatten, macht
der Vorsitzende einige geschäftliche Mitteilungen und
gibt alsdann das Wort Herrn Eisenbahn -Bauinspektor
M. Unger zu scinem Vortrag über
Versuchsfahrten mit drei neuen Lokomotivgattungen
behufs Ermittelung der für einen beschleunigten
Stadtbahnbetrieb geeignetsten Lokomotive.
I. Einleitung.
Im Jahre 1900 wurde in der Januar- und in der
Februarsitzung unseres Vereins der Vorschlag der
Union -Elektrizitäts-Gesellschaft zur Einführung des
elcktrischen Betriebes auf der Berliner Stadt- und Ring-
bahn auf das Eingehendste erörtert.*) Die Vertreter
der Union wiesen darauf hin, dafs innerhalb 18 Jahre
der Verkehr auf der Stadtbahn auf das Sechsfache, der
Verkehr auf der Ringbahn sogar auf das Zehnfache
gestiegen sci, sie stellten die Behauptung auf, dafs hier-
mit die Grenze der Leistungsfähigkeit für die jetzige
Betricbsweise erreicht wäre, und betonten ferner, dafs
nur durch Einführung des elektrischen Betriebes den
stetig wachsenden Anforderungen des Verkehrs Genüge
geleistet werden könnte. Diese Ausführungen stiefsen
hier auf lebhaften Widerspruch: Unter Anerkennung
mancher Vorzüge des elcktrischen Betriebes wurden
doch auch die Mängel desselben in das richtige Licht
gesetzt, und es wurde vor allem der Nachweis erbracht,
dafs sich auch beim Dampfbetriebe noch erhebliche
Verbesserungen erzielen lassen miifsten. Die Staats-
eisenbahnverwaltung hat sich letzterer Anschauung an-
geschlossen und leistungsfähigere Lokomotiven beschafft,
um so auf einfacherem, billigerem und sichererem Wege
dasselbe zu vollbringen, was die Union durch den
elektrischen Betrieb in Aussicht gestellt hatte.
Zur Zeit besteht bekanntlich ein Stadtbahnzug ge-
wöhnlich aus 9 Wagen (3 Wagen II. Kl. und 6 Wagen
Ill. KI), in welchen
3.34 + 6.44 366 Sitzplatze
vorhanden sind. Die Union beabsichtigte, zunächst
8 vierachsige Motorwagen (2 Wagen II. Kl. und 6 Wagen
HI. Kl.) zu verwenden mit
2.45 + 6.60 450 Sitzplätzen.
Hierbei würde eine Mehrleistung von 23 v. H. vorliegen.
Ein solcher Zug besäflse aber eine Länge von 131 m.
Wollte man daher einen Stadtbahnzug ebenso lang
gestalten, so würde er aus 14 Wagen (4 Wagen II KI.
und 10 Wagen III. KJ.) bestehen können und
4.34 + 10.44 = 576 Sitzplätze
enthalten, also 57 v. H. mehr als bisher und noch
28 v.H. mehr als der Union-Zug!
Der weitergehende Vorschlag der Union, später
die Züge sogar aus 12 vierachsigen Motorwagen zu-
sammenzusctzen, wobei sich eine Zuglänge von 210 m
ergeben würde, ist nicht durchführbar, weil sich die
Bahnsteige der Stadtbahn nicht über 150 m verlängern
lassen.
Entscheidend für die Leistungsfahigkeit der einen
oder der anderen Betriebsweise könnte nun noch die
zwässige Dichte der Zugfolge sein. Die Union hatte
einen Zweiminuten-Verkehr ins Auge gefalst, es wurde
hier aber rechnerisch nachgewiesen, dafs auch beim
Dampfbetriebe ein derartig dichter Verkehr möglich sei.
Zweifel hierüber können ja auch kaum bestehen, da sich
schon jetzt die Stadtbahnzüge zeitweilig in Abständen
von nur 2"a Minuten folgen.
Aus dem Vorstehenden geht also hervor, dafs,
wenn es möglich ist, Stadtbahnzüge von 14 Wagen
durch Lokomotiven zu befördern, der Dampfbetrieb den
elektrischen Betrieb in seiner Leistungsfähigkeit um
28 v. H. übertrifft.
Für die vom Ministerium der öffentlichen Arbeiten
angeordneten Versuchsfahrten mit drei neuen Lokomotiv-
gattungen war daher ein Stadtbahnzug von 14 Wagen
*) Vergi. Heft 545 und 548 der Annalen.
[15. November 1903.)
(natürlich besetzten Wagen) zu Grunde zu legen, und
das Gewicht der Fahrgäste durch Vermehrung der
Wagenzahl auszugleichen. Hierbei erschien es zweck-
entsprechend, im Hinblick auf die häufigere Ueberfüllung
einzelner Stadtbahnzüge mit der anderthalbfachen
Personenzahl zu rechnen, das Durchschnittsgewicht
eines Fahrgastes jedoch nur zu 60 kg anzunchmen, da
Reisegepäck hier nicht in Betracht kommt. Unter
diesen Annahmen berechnete sich das zu befördernde
Zuggewicht wie folgt:
1 Stadtbahnwagen II. Kl.
wiegt leer . . . . . . 13600 kg
Belastung: 1,5 . 34 . 60 kg 3060 „
16 660 kg
4 beladene Stadtbahnwagen
IK, z 4.1666 t = 66,64 t
l Stadtbahnwagen HI Kl.
wiegt leer . . . . . . 13320 kg
Belastung: 1,5 . 44.60 kg 3960 ,
17 280 kg
10 beladene Stadtbahnwagen
HE KI +e. ue ër e oe e na = 10. 17,28 t = 172,80 t
zus.: 239,44 t
œ 240 t.
Diesem Gewichte entspricht ein aus Vorort-
wagen bestehender Leerzug von 44 bis 45
Achsen; es wurden daher die Versuchszüge
nach und nach bis auf diese Achsenzahl ge-
bracht. l
Man wird zugeben müssen, dafs die hier-
nach an die neuen Lokomotiven gestellten
Anforderungen nicht zu niedrig bemessen
wurden; denn sicherlich ist auf den kurven-
reichen Strecken der Stadtbahn ein beladener
Zug von 28 Achsen seiner erheblich geringeren
Länge wegen leichter zu befördern als ein
Leerzug von 45 Achsen. Der längere Zug
aber bot zugleich willkommene Gelegenheit
dazu, festzustellen, dafs auch unter den un-
günstigsten Verhältnissen die Westinghouse-
Luftpumpe stets imstande ist, die zum Bremsen er-
forderliche Druckluft herbeizuschatten, selbst dann, wenn
beim jedesmaligen Anfahren der Prefsluftsandstreuer in
Tätigkeit gesctzt wird.
j Der Fahrplan der Stadtbahn beruht bis jetzt auf
einer Grundgeschwindigkeit von 45 km in der Stunde.
Durch die Versuchsfahrten sollte gleichzeitig ermittelt
werden, ob es angängig sei, diese Grundgeschwindigkeit
auf 50 oder auch auf 60 km in der Stunde zu steigern.
I. Die hauptsächlichsten Konstruktionsver-
hältnisse der Versuchslokomotiven.
Als eigentliche Konkurrenzlokomotive gegenüber
dem elektrischen Betriebe wurde eine neue Lokomotiv-
gattung, eine 3/5 gekuppelte Tenderlokomotive mit drei
Cylindern, entworten und von der Firma Schwartzkopft
in Berlin erbaut. Das bedeutende Reibungsgewicht der
drei gekuppelten Achsen in Verbindung mit den um
120° gegeneinander versetzten Kurbeln sicherte von
vornherein ein glattes und kräftiges Anziehen der
Maschine. Bei den zuerst angelieferten Lokomotiven
stellte es sich jedoch als ein besonderer Uebelstand
heraus, dafs bei Anwendung gröfserer Füllungen für
die drei 500 mm weiten Dampfcylinder aufserordentlich
viel Wasser mitgerissen wurde; dieser Mangel wurde
bei der Versuchslokomotive No. 2209 durch Einbringung
eines geeigneten Wasserabscheiders in den Kessel
beseitigt. Wie aus Abb. 1 ersichtlich, läfst sich ferner
gegen die Maschine der Vorwurf erheben, dafs sie in
betriebsfähigem Zustande den zulässigen Raddruck von
8 t wesentlich überschreitet, und dats sowohl ihr Rad-
stand als auch ihre Gesamtlänge so aufsergewöhnliche
Mafse aufweisen, dafs die Unterbringung derartiger
Lokomotiven nur in wenigen der vorhandenen Eisen-
bahnwerkstätten angängig ist.
Mit vorerwähnter Lokomotive No. 2209 wurde zu-
nächst eine 3/4 gekuppelte Heifsdampf- Tenderlokomotive
No. 2103 (Abb. 2) und später noch eine 3/4 gekuppelte
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 634.) 201
Nafsdampf-Tenderlokomotive No. 2104 (Abb. 3), beide
von der Union-Giefserei in Königsberg i. P. erbaut, in
Vergleich gestellt. Die letzteren Lokomotiven, welche
mit einfacher Zwillingswirkung arbeiteten, waren nicht
speziell für den verbesserten Stadtbahnbetrieb vor-
gesehen, sondern für allgemeinere Verwendung bestimmt.
Aus der nachstehenden Tabelle I sind die wichtig-
sten Angaben über die drei Vergleichslokomotiven zu
entnehmen.
III. Vorbereitungen zu den Versuchsfahrten.
Vor Beginn der Vergleichsfahrten wurden die drei
Versuchslokomotiven zunächst in der Hauptwerkstätte
Grunewald in allen Teilen genau untersucht und in
gleich guten baulichen Zustand versetzt. Sie wurden
sodann leer gehörig eingefahren und schliefslich in
Probezügen verwendet, um für jede Lokomotive die
günstigste Dampferzeugung herzustellen, sowie die
Blasrohre so zu gestalten, dafs die Luftverdünnung in
der Rauchkammer bei sämtlichen Maschinen annähernd
dieselbe Gröfse erreichte und das Ueberreifsen von
Lösche in den zulässigen Grenzen verblieb. Erst auf
diese Weise gelangte man zu den Blasrohr-Abmessungen,
wie sie in Tabelle I angegeben sind: Die zuerst schlecht
dampfmachende Dreicylinder-Lokomotive No. 2209 er-
Abb. 1.
917735 8135 8575
7200 hg:
3/5 gek. Nafsdampf-Tenderlokomotive mit 3 Zylindern No. 2209.
Abb. 2.
GOGOL
DIN
Raddıuch : 1850 1735 7905
1125 hy:
3/4 gek. Heifsdampf-Tenderlokomotive No. 2103.
Abb. 3.
|
ZC EE m
1G) GD GL BT
Bu
FEAT ed TL Ju
650 4950 AGO 4920 A610 630
144R 40
63 |50 Sesamteader.
Raddiuxch: 1660 1100 1550 1440 hy:
3/4 gek. Nafsdampf-Tenderlokomotive No. 2104.
hielt statt des ursprünglichen Blasrohrs von 145 mm
Durchmesser ohne Steg ein solches von 130 mm Durch-
messer mit einem Steg von 10 mm Breite; bei der
Nafsdampt-Lokomotive No. 2104 dagegen, die viel zu
stark durchrifs und heftig Funken auswarf, mufste das
Blasrohr von 115 mm Durchmesser mit 13 mm breitem
Steg ausgetauscht werden gegen ein Blasrohr von
125 mm Durchmesser mit einem Steg von 10 mm Breite;
und nur die Heifsdampf-Lokomotive konnte ihr Blasrohr
von 120 mm Durchmesser mit 12 mm breitem Steg
beibehalten.
202 (No 634.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [15. November 1903.]
Tabelle I.
Konstruktionsverhältnisse der Versuchslokomotiven.
8 2 ; 3 | 4 [5 ); 6 ' 7 | 8 i 9: mu 2:13,14 | 15 16
| | e ! | | | - |
| E 4 E KE ~ | u i. le 2 fue
‘ Gattung Ela ù | |f E E | ZS £ 22 |2 |2 BE jog
z d Dlugo alt Eg SE S iggi Se lä ëeiëëelzelëfelëëe
5 er 2 gE vsjo ajoe DAR en e 2 H BoRIS SE 8 EISZ ESSE
4 Lokomotiv 5 3 Ö o ve 2:5 = YX aS OF 18 TO E5
AN DE : i o
= : 7 | =
| | | | | : |
1 | 3/5 gek. Nafsdampf-Lok. |1902 | 74880: 14 | 64,55 79,20 | 6,3 25 15440 2,3 130 ' 500 ; 630 | 200 ' 1500
| mit 3 Cylindern No. 2209 | | | | ! davon mit Steg. | |
| | ' 0,42 von
| : | | ab- 10 mm |
i | Ä | ! | gedeckt Breite |
| | | | t | |
2 | 3/4 gek. Heifsdampf-Lok. | 1902 , 58800 12 | 48,85 | 61,23: 6,5 Zä 105,34 | 1,7 120 500 630 | 150 1500
No. 2103 | + 29,50 | mit Steg t | |
| im von
| | Ueber | | 12 mm |
| | hitzer | | Breite | |
3 | 3/4 gek. Nafsdampf-I.ok. 1903 53030 | 12 | 46,88 Ä 60,10 6,9 25 12050 | 1,7 | 125 | 480 | 630 | 240 | 1500
No. 2104 | ! | | mit Steg
| | | von |
| | 10 mm |
' Breite |
| | | Ä | Ä
Alle drei Lokomotiven besafsen Kolbenschieber Schwieriger gestaltete sich das Messen des verbrauchten
mit geschlossenen, nicht federnden Ringen von 150,
bezw. 200 und 240 mm Durchmesser. Da derartige
Schieber auch bei der Erwärmung noch immer etwas
Spiel in ihrer Buchse haben müssen, damit sie sich
nicht festklemmen, so zeigen sie — besonders im
Ruhezustande — stets eine gewisse Undichtigkeit und
daher Dampfdurchlässigkeit, die naturgemäfs mit dem
Durchmesser der Schieber wächst. Bei den ‘vor-
genommenen Untersuchungen ergab sich daher für die
Heifsdampf-Lokomotive mit Kolbenschiebern von 150 mm
Durchmesser eine Dampfdurchlässigkeit von 8001 in der
Stunde, für die Dreicylinder-Lokomotive mit Kolben-
schiebern von 200 mm Durchmesser eine Durchlässigkeit
von 15001 und für die 3/4 gek. Nafsdampf-Lokomotive
mit Schiebern von 240 mm Durchmesser eine solche
von 2400 | i. d. Stunde. Auf einen Cylinder umgerechnet,
betrug also die Durchlässigkeit
bei der Lokomotive No. 2103. 4001 i. d. Std.,
D ” ” H 2209 2 500 H H D ”
2104. 1200, „ »
UI D ” » UI
Hiernach hatte die Dreicylinder-Lokomotive No. 2209
die günstigsten Schieber, während die Schieber der
Lokomotive No. 2104 zu viel Luft besafsen, denn hier
hätte die Durchlässigkeit im Vergleich zur Heilsdampf.-
Lokomotive No. 2103 nur 6401 betragen dürfen. In
dieser Beziehung konnten jedoch vor den Versuchs-
fahrten keine Abänderungen seitens der Werkstätte
mehr ausgeführt werden.
Die sorgfältige Einstellung der Schieber wurde
bei den Vorversuchen unter Aufnahme von Indikator-
diagrammen bewirkt. Auch bei den späteren Vergleichs-
fahrten wurden derartige Diagramme aufgenommen,
um ein Bild über die theoretischen Leistungen der
Maschinen zu gewinnen. Eine besondere Ergänzung
erfuhren diese Diagramme noch dadurch, dafs von einem
sonst auf Lokomotiven nicht vorhandenen Manometer
der Druck im Schieberkasten und aufserdem bei der
Heifsdampf-Lokomotive die Temperatur des überhitzten
Dampfes von einem Pyrometer abgelesen werden konnte.
Gleichzeitig wurde mittels Vakuummeters die Luftver-
dünnung in der Rauchkammer gemessen.
Da bei den Versuchsfahrten nicht nur die Leistungs-
fähigkeit der einzelnen Lokomotiven, sondern auch
thre Wirtschaftlichkeit festzustellen war, so mufste für
jede Fahrt der Verbrauch an Kohlen und Wasser
ermittelt werden. Die Kohlen wurden einfach zu-
gewogen und der verbleibende Rest zurückgewogen.
Wassers, da einerseits auf die Skala der Schwimmer
wenig Verlafs ist, und andrerseits der Verlust an
Schlabberwasser beim Pumpen zu berücksichtigen bleibt.
Die Skala der Schwimmer wurde in der Weise berichtigt,
dafs die Wasserkasten zunächst ganz gefüllt, und dann
nach und nach immer 2001 in ein geeignetes Gefäfs
abgelassen wurden. Bei gänzlicher Entleerung der
Wasserkasten ergab sich dann der wirkliche Null-
punkt, von dem aus nach oben (entsprechend den vor-
her erhaltenen Teilstrichen für je 2001) die neue Skala
eingeteilt werden konnte. Dafs die Schwimmer gut
gangbar hergerichtet wurden, dürfte sich von selbst
verstehen. Um schliefslich mit dem Schlabberwasser
überhaupt nicht rechnen zu brauchen, wurde dasselbe
bei allen drei Maschinen in den Wasserkasten zurück-
geleitet.
Zur Bestimmung der Fahrgeschwindigkeit und zum
Aufzeichnen des ganzen Verlaufs einer Fahrt wurde
ein Geschwindigkeitsmesser von Haushälter verwendet,
dessen Richtigkeit bei den Vorversuchen mit Hilfe
einer sog. Stechuhr geprüft worden war. Da die Treib-
räder sämtlicher Lokomotiven denselben Durchmesser
hatten, nämlich 1500 mm, so konnte der Apparat stets
ohne weiteres von einer Maschine auf die andere über-
tragen werden.
IV. Fahrpläne.
Die Versuchsfahrten fanden auf der Strecke Grune-
wald—Grünau und zurück über die Stadtbahngleise
statt. Auf dieser Strecke wird bis jetzt mit einer Grund-
geschwindigkeit von 45 km i. d. Std. gefahren, während
die Versuche klarstellen sollten, ob die Vergleichs-
lokomotiven imstande wären, Züge von 14 Stadtbahn-
wagen (= 240 t) mit 50, gegebenenfalls mit 60 km Grund-
geschwindigkeit planmäfsig zu befördern. Es war daher
die Aufstellung neuer Fahrpläne erforderlich, die in
Tabelle II und UI wiedergegeben sind. Die zulässige
Fahrtdauer von Station zu Station wurde auch hier,
wie bisher üblich, auf halbe Minuten abgerundet.
V. Ausführung der Versuchsfahrten und
Ergebnisse derselben.
Bei der dichten Zugfolge auf den Stadtbahngleisen
zwischen Charlottenburg und Stralau - Rummelsburg
stellten sich begreiflicherweise der Durchführung der
schnellfahrenden Versuchszüge, die zwischen zwei in
einem Abstande von 5 Minuten verkehrende planmäfsige
203
[No. 634.]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. November 1903.]
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pun oe Ay neunIy pun Pjemaunin, UJPSIMZ UOLIS NZ UONEIS UOA USJIIZIYe I
u eeqey
204 (No, 634.]
Stadtbahnzüge eingelegt werden mufsten, mancherlei
Schwierigkeiten entgegen. Um stets freie Strecke bis
zur nächsten Station zu erhalten, mufste der Aufenthalt
auf den Stationen meist erheblich über die übliche Dauer
(ia Minute) ausgedehnt werden. Diese längeren Aufent-
halte kamen besonders den beiden Nafsdampf-Loko-
motiven zustatten, die sich auf solche Weise häufiger
erholen konnten; bei der lleifsdampf-Lokomotive dagegen
lag hierfür kaum je ein Bedürfnis vor. Da diese störenden
Einflüsse Unsicherheit in dem Urteil über die Leistungs-
fähigkeit der einzelnen Lokomotiven hätten entstehen
lassen können, so wurden auf einem Teil des Hin-
weges (und in ähnlicher Art auch auf einem Teil des
Rückweges) eigentliche Stadtbahnverhältnisse dadurch
erzielt, dats erstens zur Herbeiführung einer mälsigen
Verspätung die Lokomotiven stets auf dem Schlesischen
Bahnhofe Wasser nahmen, wodurch der Aufenthalt auf
den Stationen Warschauerstrafse, Stralau-Rummelsburg
und Treptow auf 3 Minute beschränkt werden konnte,
und dats zweitens hinter Treptow auch bei jedem Block
gchalten wurde und zwar selbstverständlich gleichfalls
immer nur Tra Minute (vergl. Tabelle II und III). So
ergaben sich für die ganze Strecke Grunewald—Grinau
22 Abschnitte oder 23 Haltestellen, während sonst nur
20 Haltestellen vorhanden sind. Das vorerwähnte Ver-
fahren erwies sich als recht zweckdienlich, denn es
zeigte sich, dafs der Streckenteil Schlesischer Bahnhof—
Grünau und zurück stets der anstrengendste für die
Lokomotiven war.
Nach dem Obengesagten ist es erklärlich, dafs für
die Versuchsfahrten keine festen Fahrpläne aufgestellt
werden konnten; andrerseits erschien es aber auch
nicht angebracht, dem Lokomotivführer (der natürlich
stets derselbe bei allen Fahrten war), die Fahrzeiten von
Station zu Station anzugeben, da er ja in diesem Falle
nach dem Sekundenzeiger sciner Uhr hätte arbeiten
müssen. Die Versuche wurden daher in der Weise
zur Ausführung gebracht, dafs der Lokomotivführer
angewiesen war, den Zug von jeder Station aus so
schnell als möglich auf eine Geschwindigkeit von50 bezw.
60 km zu bringen und ihn dann in dieser Geschwindig-
keit zu erhalten. Dieser Aufgabe konnte der Führer
unschwer gerecht werden, da thm der Haushältersche
Geschwindigkcitsmesser in jedem Augenblicke die wirk-
liche Fahrgeschwindigkeit deutlich anzeigte. Die in den
Tabellen II und III berechneten Fahrzeiten dienten also
schliefslich nur dazu, feststellen zu können, wieweit sich
die wirklichen Fahrzeiten mit den zulässigen deckten.
Der Verlauf jeder Fahrt wurde, wie bereits erwähnt,
durch den Haushälterschen Geschwindigkeitsmesser auf
einem Papierstreifen durch Stiche verzeichnet (Abb. 4).
Abb. 4.
=| s e %e S S we D ba
sc = < S S S i
40 ` e
ac : = 2 E
Se s D e
40
H
Da dieser Apparat jedoch nur von 12 zu 12 Sekunden
Angaben macht (der Zeiger auf dem Zifferblatt wird
dagegen alle 6 Sekunden beeinflufst), und infolgedessen
der Augenblick des Anfahrens und des Haltens sich
für den vorliegenden Fall nicht genügend genau er-
mitteln hefs, so wurde die Fahrtdauer von Station zu
Station in Sekunden aufserdem noch durch eine Stech-
uhr kontrolliert. Dieselbe wurde in Gang gesetzt, so-
bald der Führer den Regulator öffnete und stillgestellt,
sobald der Zug zum Halten gekommen war. Von dieser
Uhr konnte ferner leicht die Sekunde abgelesen werden,
in welcher die Geschwindigkeit von 50 oder 60 km
erreicht wurde.
Bei den Fahrten mit vollem Zuggewicht (240 t)
wurden no 28 Achsen (= 14 Stadtbahnwagen) mit
1,5 bis 2,0 at Dampf geheizt, und zwischen je zwei
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. November 1903.)
Stationen wurden, gewöhnlich genau 1 Minute nach
Abfahrt, Indikar-Schaulinien aufgenommen.
Wenn es nun auch nicht möglich war, für die
ganze Dauer der Versuche immer dasselbe Brennmaterial
zu verwenden, so kam doch für Fahrten der gleichen
Art bei allen drei Lokomotiven gleichwertige Kohle zur
Benutzung. Für die letzten Entscheidungsfahrten bestand
das Brennmaterial ausschliefslich aus Anthrazit-Briketts
der Zeche Dahlhausen, nicht alleın um einen durchaus
gleichmafsigen, vorzüglichen Heizstoff zur Verfügung
zu haben, sondern auch um das recht lästige Qualmen
der Stückkohle innerhalb der Stadt zu vermeiden.
Es bedarf schhetslich wohl kaum der besonderen
Erwähnung, dafs die drei Lokomotiven während der
ganzen Zeit der WVersuchsfahrten hinsichtlich der
Reinigung, des Auswaschens usw. in vollkommen über-
einstimmender Weise behandelt wurden.
In den hier beigefügten Tafeln sind die Angaben über
die Dreicvlinder-Lokomotive No. 2209 durch
H
„ Heifsdampf- ‘3 » 2103 ,, == + emm > come,
» Nafsdampf- 5 2104: ne
unterschieden.
a) Fahrten mit 50km Geschwindigkeit.
Auf Tafel IV sind unter a) die Anfahrkurven für
die drei Vergleichslokomotiven bei einer Grundge-
schwindigkeit von 50 km i. d. Std. für die Strecke
Grunewald — Grünau dargestellt, während b) die
Anfahrkurven für die Rückfahrt wiedergibt. Die Länge
der Rechtecke entspricht den zwischen je zwei Halte-
stellen zulässigen Fahrzeiten in Sekunden, wie sie
in den Tabellen I] und HI berechnet worden sind.
Verbleibt daher das Ende einer Anfahrkurve innerhalb
des Rechtecks, so wird auch die zulässige Fahrzeit nicht
überschritten, d. h. die Lokomotive ist imstande, einen
Zug von 240 t Gewicht planmafsig zu befördern. Wie
ersichtlich, kamen nennenswerte Ueberschreitungen der
zulässigen Fahrzeiten bei keiner der drei Lokomotiven
vor, abgesehen von der Einfahrt in den Schlesischen
Bahnhof (Tafel IV, No. 12), wo durch das langsame Vor-
fahren an den über den Bahnsteig hinaus stehenden
Wasserkran etwas Zeit verloren ging, die im Fahrplan
nicht berücksichtigt war.
Obgleich nun hiernach jede der Versuchslokomotiven
als gecignet zur Beförderung eines 14 Wagen starken
Stadtbahnzuges mit 50 km Geschwindigkeit angeschen
werden kann, so deutet doch der Verlauf der Anfahr-
kurven darauf hin, dafs die Heifsdampf-Lokomotive
(=æ . = . em) der gestellten Forderung am leichtesten
entspricht, denn diese Maschine weist im allgemeinen
die gröfste Beschleunigung und die kürzeste Fahrzeit aut.
Welcher Ueberschufs an Fahrzeit bei den einzelnen
Lokomotiven überhaupt vorhanden war, ist in noch
deutlicherer und zugleich übersichtlicherer Form aus
Tafel V zu entnchmen. Hier sind einzelne Stationen
in entsprechender Entfernung auf der Horizontalen auf-
getragen und in der Mitte zwischen je zwei Haltestellen
ist eine Senkrechte errichtet, deren Länge die zulässige
Fahrzeit zwischen diesen Stationen darstellt. Die dünn
gezogene Verbindungslinie der so gefundenen Punkte
begrenzt also die auf der ganzen Strecke zulässigen
Fahrzeiten. Trägt man nun auf die erwähnten Senk-
rechten die wirklichen Fahrzeiten für jede einzelne
Lokomotive auf, und verbindet man sodann gleichfalls
die erhaltenen Punkte durch eine (geknickte) Linie, so
zeigt der Abstand beider Linien voneinander, wie sich
die wirklichen Fahrzeiten zu den zulässigen verhalten.
Auch hierbei fällt der Vergleich zu Gunsten der Heifs-
dampf-Lokomotive aus; am nächsten steht ıhr noch die
Dreicylinder-Lokomotive, während die 3/4 gek. Nafs-
dampf-Lokomotive als die schwächste Maschine gelten
kann.
Von entscheidender Bedeutung für die Auswahl
der demnächstigen Stadtbahn-Lokomotive ist natürlich
in erster Linie der Kohlenverbrauch; aber auch der
Wasserverbrauch ist in betriebstechnischer Hinsicht
nicht als gleichgültig anzusehen. Die nachstehenden
Tabellen IV und V, in welche auch einige brauchbare
Ergebnisse der Vorversuche mitaufgenominen sind,
liefern die Unterlagen zur Entscheidung jener Frage.
[15. November 1903.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 634.] 205
Tabelle IV.
Kohlenverbrauch in Kilogramm für Hin- und Rückfahrt (61 km) bei 50km Grundgeschwindigkeit.
al un „ha A 0 ee | a E
Lfd Oberschlesische Stückkohle mn. Kohle und Briketts
Gattung der Lokomotiven - ——— - -— ne ee RR reg
No. 30 Achsen | 36 Achsen |41 Achsen 44 Achsen] 45 heen: Gesamt- | a
=156t | =186t | =222t | =240t | =247t | verbrauch yerbrauchs
| | | |
l 3/5 gek. Nafsdampf- Lokomotive | | | |
mit 3 Cylindern No. 2209. . 1860 2120 2460 2580 2465 11 485 1,50
2 | 3/4 gek. EE Lokomotive |
No. 2103 . . | 1370 1320 1520 : 1870 1585 71665 1,00
| (4425)
3 | 3/4 gek. Nasa Lokomotive ,
No. 2104 . . — 1770 23710 — — 1920 6060 |; 1,37
| |
Tabelle V.
Wasserverbrauch in Kubikmetern für Hin- und Rückfahrt (61 km) bei 50 km Grundgeschwindigkeit.
de 2 nee ee ee
Lfd. 30 Achsen | 36 Achsen | 41 Achsen | 44 Achsen | 45 Achsen | Gesamt- Verhältnis
No. EE EE EEN —156t | =186t | =222t | =240t | =247t | verbrauch a
l 3/5 gek. Nafsdampf- Lokomotive
mit 3 Cylindern No. 2209. .| 14,35 15,20 17,15 17,60 19,20 83,50 1,75
2 3/4 gek. ae Lokomotive |
No. 2103 . 8,50 7,80 9,80 10,30 11,40 47,80 1,00
| (29,00)
3 3,4 gek. Nafsdampf-Lokomotive
No: 2104: 3: & 2.2. 2 ie 5 -— 13,30 14,20 — 15,00 42,50 1,47
Aus Tabelle IV geht ohne weiteres hervor, dafs
die leistungsfähigste der drei Versuchslokomotiven, die
Heifsdampf-Lokomotive, den geringsten Kohlenver-
brauch hatte. Setzt man den Gesamtverbrauch dieser
Lokomotive = 1, so berechnet sich für die Dreicylinder-
Lokomotive ein Mehrverbrauch von 50 v.H. und für
die 3/4 gek. Nafsdampf-Lokomotive ein Mehrverbrauch
von 37 v. Hi
Auch im Wasserverbrauch ist nach vorstehender
Tabelle V die Heifsdampt-Lokomotive die sparsamste
Maschine; die Dreicylinderlokomotive verbraucht 75 v. H.
und die 3/4 gek. Nafsdampf-Lokomotive 47 v. H. Wasser
*) Da wegen Mangels an Zeit mit dieser Lokomotive weniger
Fahrten vorgenommen wurden als mit den beiden anderen, so
können beim Vergleich mit der Heifsdampt-Lokomotive für letztere
natürlich auch nur die Spalten 4, 5 und 7 in Betracht kommen.
mehr als erstere Lokomotive. Infolge dieser günstigen
Eigenschaften vermag die Heifsdampf-Lokomotive mit
demselben Vorrat an Wasser bedeutend längere Strecken
zurückzulegen, als die beiden anderen Lokomotiven.
Die Verdampfungsziffer (das Verhältnis des
Gesamtverbrauchs an Wasser in | zum Gesamtverbrauch
an Kohle in kg) stellt sich
für Lokomotive No. 2209 auf 7,3
„ n » 2103 „ 6,2
„ 2104 , 7,0
Diese Zahlen sind im allgemeinen als befriedigend
anzusehen, obgleich die Verdampfungsziffer für die
3/4 gek. Nafsdampf-Lokomotive No. 2104 nicht un-
wesentlich gegenüber der Lokomotive No. 2209 zurück-
bleibt; es läfst dieser Umstand darauf schliefsen, dafs
die Lokomotive No. 2104 schon reichlich stark ange-
strengt wurde. (Schlufs folgt.)
Ein mechanischer Einschienen-Förderer für krummlinige Förderwege.
(System F. Beck, D. R. P. 147022.)
(Mit 4 Abbildungen.)
Mit Rücksicht auf die Wertschätzung, die seit einer
Reihe von Jahren auch in Europa den mechanischen
Massengut-Förderern entgegengebracht wird, dürfte der
in Nachfolgendem kurz erläuterte, aus den Vereinigten
Staaten stammende Einschienen - Förderer, System
F. Beck, für weitere Kreise von Interesse sein.
Die Konstruktion bringt in einfacher Weise die
lange gesuchte Lösung des Problems, einen mecha-
nischen Förderer zu schaffen, der es erlaubt, ohne
besondere Vorrichtungen in den Kurven, beliebige
krummlinige Förderwege zu bedienen.
Der Einschienen-Förderer besteht aus der Lauf-
schiene 4 (vergl. Abb. I), und den durch die Kupplungs-
stangen C’ zu einer endlosen Kette verbundenen Lauf-
gestellen C, auf welchen vermittelst muldenförmiger
um Æ' drehbarer und durch Ei gestützter Gurthalter 7
der Fördergurt P in Stücken von passender Länge be-
festigt ist und so ein ununterbrochenes Aufnahmegefäfs
für das zu fördernde Gut bildet. Um beim Durchlaufen
der Kurven ein radiales Einstellen der Laufgestelle
bezw. Gurthalter zu ermöglichen, wird der Gurt nicht
straff aufgelegt, sondern in Stücken, die etwas länger
sind als der Abstand zweier Laufgestelle, so dats
er sackartig zwischen letzteren durchhängt, wobei
hölzerne Randleisten Pi die Bildung einer Querfalte
verhindern.
Das Prinzip der Abwurfvorrichtung ist aus den ge-
strichelten Linien der Abb. | ohne weiteres ersichtlich.
206 [No. 634.)
Der Antrieb geschieht durch eine kurze, mit einem
geraden Stücke der Förderbahn parallel laufende, mit
Mitnehmern versehene Bolzenkette in der Weise, dafs
sich die Mitnehmer gegen die auf den Kupplungsstangen
sitzenden Anschläge / legen und so die Bewegung auf
den Förderer übertragen. Indem der Antrieb nicht
auf die Laufgestelle direkt wirkt, und die Kupplungs-
stangen genau in der senkrechten Symmetrieachse der
Laufgestelle mit einander verbunden sind, treten in
letzteren bei der Bewegung der Förderkette auf der
Laufschiene keine klemmenden Momente auf, wodurch
der Kraftverbrauch ein sehr geringer wird; derselbe
Abb. 1.
betrug nach Angaben des Erfinders bei einer ebenen
Anlage von 86 m Länge und einer stündlichen Förder-
menge von 60 t Kohle nur Zä, PS.
Das System bietet einige weitere Vorteile, die
öfters seine Verwendung empfehlen werden, auch
wo es sich nicht um eine krummlinige Förderung
handelt.
Da der Gurt nur zum Tragen des Gutes, nicht
aber, wie bei den bekannten Fördergurten, zum Ueber-
tragen der Bewegung dient, kann er verhältnismäfsig
dünn sein und ist in seiner Stärke nicht von der Länge
des l’örderweges abhängig.
Der Ersatz fehlerhafter Stücke ist sehr leicht.
Auf einer schiefen Ebene wird das Gut in den
einzelnen Abteilungen des Fördergurtes von den Gurt-
haltern gestützt, und sind so bedeutend gröfsere
Steigungen zulässig als bei den gewöhnlichen Förder-
gurten, etwa 40° gegenüber 27°
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. November 1903.)
Die ganze Länge der Bahn kann zu Förderzwecken
benutzt werden, d. h. eine Anlage nach dem vorliegen-
den System wird nicht selten imstande sein, die Arbeit
mehrerer Förderer anderer Systeme zu verrichten, ein
Vorteil, der namentlich bei gröfseren Betrieben, wo ein
Komplex von Gebäuden oder Räumen durch mecha-
nische Fördervorrichtungen zu verbinden ist, erheblich
geringere Anlage- und Betriebskosten bedingen wird.
Nebenstehende Abbildungen geben Einzelheiten
einer im Kesselhause der Trenton Iron Co. in Trenton
vom Erfinder errichteten Anlage wieder, und zwar
zeigt Abb. 2 die Einheit der Förderkette mit abge-
Abb. 3.
~
Ee
e 14 i - KR
Ge sf kam p~- HN ` a N f}
ar nr = a
Be rk Mann
-~ KT ze
- - ER hr
are f
nommenem Gurt, Abb. 3 eine Kurve und Abb. 4 eine
längere gerade Strecke des Förderers. Die Haupt-
dimensionen desselben waren in Millimeter: |
Laufschiene 250 x 10,
Konstruktionshöhe 550,
Gurt 500 x 6,
Abstand der Laufgestelle 990.
Bei einem Abstande der Laufgestelle von 500 mm
sind noch Kurvenradien von 800 mm zulässig.
Das System kann natürlich nicht nur mit einem
Gurte als Träger des Gutes, sondern auch mit Bechern
oder Platformen, oder als endlos betriebene Hängebahn
ausgeführt werden und dürfte sich infolge der viel-
seitigen Verwendbarkeit und gut durchdachten Kon-
struktion rasch das ihm zukommende Feld erobern,
um so mehr, da das Ausführungsrecht der Apparate in
den Vereinigten Staaten, Deutschland und der Schweiz
bereits in den Händen namhafter Firmen ist.
[15. November 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 634.] 207
Verschiedenes.
Technische Hochschule zu Berlin. Rektor und Senat
der Technischen Hochschule zu Berlin haben durch ein-
stimmigen Beschlufs vom 30. Oktober 1903 auf einstimmigen
Antrag der Abteilung für Architektur dem Wirklichen
Geheimen Ober-Baurat, Herrn Professor Dr. theol. Friedrich
Adler in Berlin, in Anerkennung seiner hervorragenden
Verdienste als schöpferischer Architekt, namentlich auf dem
Gebiete des Kirchenbaues, als langjähriger, Begeisterung
weckender Lehrer der akademischen Jugend und als erfolg-
reicher Forscher auf dem Gebiete der Geschichte der Baukunst
die Würde eines Doktor-Ingenieurs ehrenhalber verliehen.
Von dem Verkehr der Eisenbahnen in den Vereinigten
Staaten von Nordamerika gibt der soeben veröffentlichte
Bericht der Kommission für zwischenstaatlichen Handel für
das mit dem 30. Juni d. J. beendigte Jahr ein anschauliches
Bild. Nach den dieserhalb in der Zeit. d. V. DEN ge-
machten Angaben hatte während des letzten Jahres die Länge
der Bahngleise in den Vereinigten Staaten um 5234 engl. Meilen
zugenommen; die jetzige Gesamtlänge beträgt 274 196 Meilen;
die Zahl der Lokomotiven beträgt 41228, die der Bahnwagen
1640 220; von den letzteren waren 36991 Personenwagen.
Die Gesamtzahl der Angestellten ist 1189315; an Gehältern,
Löhnen usw. wurden rund 2700 Millionen Mark bezahlt. Das
in Eisenbahnen angelegte Kapital beträgt 50000 MillionenMark,
die fundierte Schuld der Eisenbahnen 25 000 Millionen Mark.
Von 10000 Millionen Mark dieses Gesamtkapitals oder etwa
44 pCt. wurden keine Dividenden bezahlt. Die Gesamtsumme
der bezahlten Dividenden war 750 000000M. Die Zahl der
beförderten Personen betrug 650 000 000, die Tonnenzahl der
beförderten Fracht 112000000. Die gesamten Betriebs-
einnahmen aller Eisenbahnen betrugen 6800 Millionen Mark,
die Ausgaben 4500 Millionen Mark. Bei Eisenbahnunfällen
wurden während des Jahres im ganzen 8588 Personen ge-
tötet, 64662 verletzt; Eisenbahnangestellte befinden sich
unter den Getöteten 2969, unter den Verletzten 50524. Die
Verhältniszahl der getöteten Reisenden war 1: 1883 706, die
der getöteten Angestellten 1:401.
Der Verkehr des Sault Ste-Marie-Kanals (Nordamerika).
Die 5 grofsen Binnenseen Nordamerika’s bilden eine für
Schiffe mit Tiefgang bis 6 m fahrbare Wasserstrafse von
250 370 qkm Flächeninhalt und 2325 km Gesamtlänge. Der
durch diese grofse Wasserstrafse ermöglichten billigen
Massenfrachtbeförderung ist nicht nur die allgemeine Hebung
der wirtschaftlichen Verhältnisse in den die Seen umgebenden
Gebieten zu danken, sondern es sind gewisse Industriezweige
dadurch erst möglich geworden. Ohne die Möglichkeit der
Wasserbeförderung würden die am Oberen See gewonnenen
Eisenerze zu den Eisenwerkstätten in den Staaten Ohio,
Pensylvanien, West-Virginien, New York und Illinois nicht
gelangen können, da ihr Wert geringer ist, als die Selbst-
kosten der Eisenbahnbeförderung.
Ein Bild des grofsartigen Verkehrs, der. sich auf diesen
Seen abwickelt, gibt der von dem amerikanischen Betriebs-
leiter (general Superintendent) der Schiffahrt im Sault Ste-
Marie-Kanal für das Jahr 1902 erstattete Bericht. Der ge-
nannte Kanal, in Amerika kurz als „the Soo“ bezeichnet,
verbindet in 2, je etwa 3km langen Armen, von denen
einer auf dem Gebiete der Vereinigten Staaten, der andere
auf kanadischem Gebiete liegt, den Oberen mit dem Huron-
See, wobei der Höhenunterschied von 6 m zwischen beiden
Seen durch Schleusen überwunden wird. Durch diese
Kanäle wurden nach dem erwähnten Berichte, dessen
wesentlichste Angaben in der Railroad Gazette vom
8. Mai 1903 wiedergegeben sind, im Jahre 1902 im ganzen
35 961146 t*) Güter befördert gegenüber 28 403 065 t im Jahre
*) Die amerikanische Tonne ist = 2000 Pfund engl. = 907 kg.
Zum Vergleiche möge bemerkt werden, dafs durch den Suez-Kanal
im Jahre nur etwa 10000 000 t befördert werden.
|
|
|
1901. Das Jahr 1902 weist also eine Zunahme von 7 558 081 t
oder von 27 v. H. gegen das Vorjahr auf. Die angegebenen
Zahlen stellen die Beförderungsmengen auf dem amerika-
nischen und dem kanadischen Kanal zusammen dar, also den
gesamten Verkehr zwischen dem Oberen und dem Huron-
See. Die wichtigsten Beförderungsgegenstände waren: Eisen-
erze 24271555t, Kohle 4812478t, Weizen 76730965 Buschel,*)
Korn 27 740 822 Buschel, Mehl 8910 240 Barrel.**) Die Zahl
der durch die beiden Kanäle in 1902 beförderten Personen
betrug 59 377.
Von der gesamten beförderten Fracht kommen 31232795 t
auf den amerikanischen, 4 728 351t auf den kanadischen Kanal.
Für den Verkehr offen war in 1902 der letztere 264 Tage,
der amerikanische 256 Tage. Die gewaltige Steigerung des
Verkehrs seit dem Jahre 1887 geht aus nachstehender Ueber-
sicht hervor:
Wert der
Jahr Beförderte Güter beförderten Güter
t Dollars
1887 5 494 649 79 031 757
1888 6 411 423 82 156 019
1889 7516 022 83 732 527
1890 9 041 213 102 214 948
1891 8 888 759 128 178 208
1892 11 214 333 135 117 267
1893 10 796 572 145 436 957
1894 13 195 860 143 114 502
1895 15 062 580 159 575 129
1896 16 239 061 195 146 842
1897 18 982 755 218 235 927
1898 21 234 664 233 069 740
1899 25 255 810 281 364 750
1900 25 643 073 267 041 959
1901 28 403 065 289 906 865
1902 35 961 146 358 306 300
Der durchschnittliche Frachtsatz ist für die Tonnenmeile
von 2,3 mill***) (0,66 Pf. für 1 tkm) in 1887 auf 0,89 mill (0,26 Pf.
für I tkm) in 1902 herabgegangen. Diese aufserordentlich
niedrigen Frachtsätze erklären sich dadurch, dafs fast aus-
schliefslich Massengüter, wie Erze, Getreide usw. zur Be-
förderung kommen.
Die Gröfse und Tragfähigkeit der zur Fahrt auf den
Binnenseen verwendeten Schiffe haben in neuerer Zeit
sehr zugenommen, ebenso die Fahrgeschwindigkeit. In 1902
sind Frachtschiffe eingestellt worden von 225 bis 436 Fufs
(67 bis 131 m) Länge, die für eine Fahrgeschwindigkeit von
12 Meilen (19km) in der Stunde gebaut sind.
Den Ausstellern von Automobilen auf der Weltaus-
stellung in St. Louis 1904 ist eine besondere Vergünstigung
vor allen anderen Ausstellern von der Ausstellungsleitung
zugebilligt worden. Die Aussteller dürfen Probefahrten mit
ihren Automobilen innerhalb der Ausstellung in der für die
athletischen Spiele bestimmten Rennbahn veranstalten, wenn
sie Interessenten die Leistungsfähigkeit ihrer Maschinen
zeigen wollen.
Seilförderanlagen. Ein oft beklagter Uebelstand der
meisten Seilförderanlagen im Grubenbetrieb ist der grofse
Verschleifs des Férderseiles. Es kommt häufig vor, dafs
*) Das amerikanische Buschel ist ein Raummafs und enthält
351.
angenommen und zwar für das Buschel Weizen 27 kg, Roggen 25,2 kg,
Gerste 21,6 kg, Hafer 14,4 kg.
“) Im Handel mit Weizenmehl wird nach dem „Barrel“ ge-
rechnet. Dasselbe ist ein Raummafs von 163,561 Inhalt, wofür
196 Pfd. (88 kg) Handelsgewicht angenommen werden.
***) 1 miil = le Cent.
Im Getreidehandel werden Normalgewichte für das Buschel
208 [No. 634.]
bereits nach einem halben Jahre eine Auswechselung des
teuren Seiles erfolgen mufs, und es ist eine Seltenheit, wenn
ein Förderseil mehrere Jahre benutzt werden kann. Der Uebel-
stand wird fast immer durch Verwendung von zu kleinen
Seilscheiben und Kuppelvorrichtungen hervorgerufen, die
zerstörend auf das Seil einwirken. Dafs bei zwekmäfsigen
Kupplungen und richtiger Seilführung und grofsen Seilscheiben
auch andere Ergebnisse erzielt werden können, geht aus
Nachstehendem hervor.
Im Jahre 1894 wurde von der Firma Adolf Bleichert
& Co. für den Kohlen-Industrie-Verein, Wien, im Kaiser
Franz Josef Stollen, Böhmen, eine kontinuierliche Seilförderung
mit Bleichertschen Muffenkupplungsapparaten für eine stünd-
liche Förderung von 103 t eingerichtet. Diese Anlage ist
seitdem ununterbrochen im Betriebe gewesen, sie hat 16
Millionen Hektoliter Kohlen gefördert, ohne dafs eine Seil-
auswechselung bis jetzt vorgenommen werden mufste, viel-
mehr ist das erste aufgelegte Förderseil von 26 mm Durch-
messer auch heute noch im Betriebe, wohl der beste Beweis
dafür, welche Betriebsersparnisse durch zweckmäfsige Aus-
gestaltung einer derartigen Fördereinrichtung erzielt werden
können.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Verliehen: der Charakter als Marine-Ober-Baurat dem
Marine-Schiffbauinspektor, Marine-Baurat Flach.
Garnison-Bauverwaltung Bayern.
Versetzt: gegenseitig der Garnison - Bauinspektor
Müller vom Garnison-Baukreis Würzburg | und der Baurat
Kreichgauer, Garnison-Bauinspektor von der Intendantur des
Il. Armee-Korps.
Preufsen.
Ernannt: zum etatmäfsigen Professor an der Techn.
Hochschule in Berlin der Wasserbauinspektor in Bremen
Baurat George de Thierry; demselben ist die durch das Aus-
scheiden des Geh. Baurats Professor Bubendey erledigte
etatmafsige Professur für Wasserbau vom 1. November d. Js.
ab verliehen worden;
zu Regier.- und Bauräten die Eisenbahn - Bau- und
Betriebsinspektoren Kullmann in Kattowitz, Schrader in
Essen a. d. R, Samans und Zschirnt in Frankfurt a. M.
Wilhelm Schmidt in St. Johann-Saarbrücken, Karl Schulz in
Elberfeld, Hartmann in Mainz, Otto Lehmann in Kassel,
Schreiber in Altona, Kobé in Elberfeld, Gutbier in Hannover,
Kressin in Kattowitz und Schroeter in Liegnitz, die Eisenbahn-
Bauinspektoren Hoefer in Kassel, Schénemann in Stralsund,
Emil Frankel in Breslau, Tanneberger in Stendal, Bruck
in Kottbus und Reppenhagen in Grunewald, sowie der
Meliorationsbauinspektor Baurat Knauer in Königsberg;
zu Eisenbahndirektoren mit dem Range der Räte vierter
Klasse der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Krolow in
Kolberg, sowie die Eisenbahn-Maschineninspektoren Diekmann
in Magdeburg und Stange in Lyck;
zum Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor der Regier.-
Baumeister des Ingenieurbaufaches Adolf Pistor in Posen
und zum Wasserbauinspektor der Regier.-Baumeister Braeuer
in Schulitz ;
zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer Otto Wendt
aus Berlin und Bruno Balfanz aus Kolberg (Maschinenbaufach) ;
Eugen Granitza aus Sawdin, Kreis Graudenz und Philipp Becker
aus Sachsenhausen bei Frankfurt a. M. (Eisenbahnbaufach) ;
Erich Göfsler aus Dargun in Mecklenburg-Schwerin, Erich
Lichthorn aus Berlin und Rudolf Krumbholtz aus Huttendorf,
Kreis Oppeln (Hochbaufach).
Verlichen: der Charakter als Geh. Baurat dem Stadt-
baurat Richard Plüddemann in Breslau, dem Baurat Schmieden
ın Berlin und dem Königlichen Eisenbahndirektor a. D. und
Zweiten Direktor der Berliner Maschinenbau-Aktiengesell-
schaft vorm. L. Schwartzkopff Hermann Rumschöttel in
Berlin;
|
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN. [15. November 1903.]
der Charakter als Königl. Baurat dem Landesbauinspektor
Berrens in Aachen, dem Baumeister Knoblauch in Berlin
und dem Regier.-Baumeister Becker in Dt. Wilmersdorf;
die Stelle eines Mitgliedes der Königl. Eisenbahn-Direktion
in Erfurt dem Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Brosche
und die Stelle des Vorstandes der Eisenbahn - Betriebs-
inspektion 2 ın Hameln dem Eisenbahn-Bau- und Betriebs-
inspektor Karl Hartwig.
Zur Beschäftigung überwiesen: der Königl. Eisen-
bahn-Direktion in Essen a. d. R. der Regier.-Baumeister
Hansen (Eisenbahnbaufach), der Königl. Eisenbahndirektion
in Frankfurt a.M. der Regier.-Baumeister Schenck, der Königl.
Regierung in Posen der bisher beurlaubte Regier.-Baumeister
Grütter und der Königl. Ministerial-, Militär- und Bau-
kommission in Berlin der bisher beurlaubte Regier.-Bau-
meister Hintz (Hochbaufach).
Versetzt: zur Königl. Eisenbahn-Direktion in Kassel
der Eisenbahn-Bauinspektor Bode, bisher in Dortmund, zur
Königl. Eisenbahndirektion in Breslau, bezw. Essen a.d.R.
die Regier.-Baumeister des Eisenbahnbaufaches Henske, bis-
her in Dortmund und Haupt, bisher in Breslau.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Regier.-Baumeistern des Maschinen-
baufaches Albrecht Tischbein ın Berlin, Ernst Pippow in
Heilbronn, Georg Schwabach in Frankfurt a. M. und Paul
Sachs in Berlin, dem Regier.-Baumeister des Wasser- und
Strafsenbaufaches Karl Preetz in Berlin, den Regier.-Bau-
meistern des Hochbaufaches Friedrich Beblo in Trarbach,
Richard Blunck in Schöneberg bei Berlin, Julius. Brix in
Kiel, Karl Meyer in Neustadt i. O.-Schl. und Otto Winckler
in Bethel bei Bielefeld.
Bayern.
Ernannt: zum Assessor bei dem Strafsen- und Flufs-
bauamte Weilheim der Staatsbauassistent Friedrich v. Oelhafen
in Rosenheim.
Verlichen: die freiwerdende Bauamtmannstelle bei
dem Strafsen- und Flufsbauamte Nürnberg dem Nebenbeamten
des Strafsen- und Flufsbauamtes Weilheim Bauamtmann
Franz Jungkunz.
Übertragen: die Stelle des Vorstandes der Sektion
für Wildbachverbauungen in Rosenheim dem Bauamtmann
Martin Werle in Nürnberg in gleicher Diensteigenschaft.
Sachsen.
Verliehen: der Titel und Rang als Geh. Hofrat in der
3. Klasse der Hofrangordnung dem ordentl. Professor an der
Techn. Hochschule in Dresden Hofrat Dr. phil. Kornelius Gurlitt.
Württemberg.
Übertragen: die Stelle des Vorstandes von Telegraphen-
inspektionen dem Telegrapheninspektor Weegmann in
Stuttgart, den Telegrapheningenieuren Brumm in Heilbronn,
Mössinger in Tübingen und Bogenschütz in Ulm.
Versetzt: auf die Stellen des Eisenbahnbauinspektors
in Ravensburg der Eisenbahnbauinspektor Dulk in Ehingen
und des Eisenbahnbauinspektors in Heilbronn der Eisenbahn-
bauinspektor Fischer in Freudenstadt.
Elsafs-Lothringen.
Verliehen: der Charakter als Kaiserl. Baurat mit dem
Range der Räte vierter Klasse dem Meliorationsbauinspektor
Herrmann in Mülhausen.
Bremen.
Ernannt: zum Staatsbaumeister bei der Deputation für
Regulierung der Baulinien in Bremen mit dem Titel Bau-
inspektor der bisherige Stadtbauinspektor in Stettin Karl
Erasmus Bahnson und zum Baumeister bei der Polizei-
direktion in Bremen der bisherige Königl. preufsische Regier.-
Baumeister Otto Karl Eduard Hotzen.
Gestorben: der Geh. Regierungsrat Christian August
Nagel, früher ordentlicher Professor der Geodäsie an der
Techn. Hochschule in Dresden und der Baurat Otto Straub,
Mitglied der Grofsherzogl. Badischen Generaldirektion der
Staatseisenbahnen.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlio. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
[1. Dezember 1903.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 635.] 209
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure.
Versammlung am 22. September 1903.
Vorsitzender: Herr Geheimer Oberbaurat Wichert. — Schriftführer: Herr Geheimer Kommissionsrat F. C. Glaser.
(Hierzu Tafel IV—VI und 4 Abbildungen.)
enue vel: von Seite 205.)
Vortrag des Herrn Eisenbahn- Bauinspektor Unger
über
Versuchsfahrten mit drei neuen Lokomotivgattungen
behufs Ermittelung der für einen beschleunigten
Stadtbahnbetrieb geeignetsten Lokomotive.
(Schlufs.)
Als Ersatz für die zwischen je zwei Stationen auf-
genommenen Indikator-Diagramme, deren Wieder-
gabe hier unverhältnismäfsig viel Raum erfordern würde,
mögen die Tabellen VI und VII dienen; dieselben ge-
währen einen genauen Einblick in das Verhalten der
einzelnen Kessel und in die Leistungen der Lokomotiven.
Bei der Hinfahrt (Tabelle VI, S. 210) konnte also für
die Dreicylinder-Lokomotive No. 2209 im Durchschnitt
keine höhere Füllung angewandt werden als 0,29,
dabei erreichte die Maschine nach einer Minute eine
Geschwindigkeit von 31 km; die Heifsdampf- Lokomotive
No. 2103 kam in derselben Zeit bei 0,30 Füllung aut
36 km Geschwindigkeit; bei der Nafsdampf-Lokomotive
No. 2104 gelangte zwar eine Füllung von 0,32 zur An-
wendung, die Geschwindigkeit betrug aber trotzdem
nur 30 km. Die Luftverdünnung in der Rauchkammer
fiel tatsächlich ziemlich gleich aus, denn sie betrug
durchschnittlich 196 bezw. 206 und 212 mm Wasser-
säule. Interessant sind die Angaben über den Verlauf
der Dampfüberhitzung bei der Lokomotive No. 2103
(Spalte 13), im Durchschnitt stellte sich die Temperatur
des Heifsdampfes auf 283° C.
Auf der Rückfahrt (Tabelle VII, S. 211) erreichte
Lokomotive 2209 bei 0,28 Füllung eine Geschwindigkeit
von 30 km, Lokomotive 2103 bei 0,32 Füllung 34 km,
und Lokomotive 2104 bei 0,31 Füllung nur 27 km. Das
Vakuum betrug 254 bezw. 206 und 204 mm. Die
Durchschnittstemperatur des überhitzten Dampfes stieg
hier sogar bis auf 310° C.
Die grofsen Leistungen der Heifsdampf-Lokomotive
sind zum Teil darin begründet, dafs hier der Spannungs-
abfall zwischen Kessel (Ueberhitzer) und Schieberkasten
meist sehr gering ist; gegenüber den Nafsdampf-Loko-
motiven besteht hier häufig ein Vorteil bis zu | at.
b) Fahrten mit 60 km Geschwindigkeit.
Da, wie aus dem Vorstehenden hervorgeht, die
Fahrten mit 50 km Grundgeschwindigkeit glatt verlaufen
waren, so wurden auch solche mit 60 km Geschwindigkeit
ausgeführt. In den bezüglichen Anfahrkurven (Tafel V
Hinfahrt, Tafel VI Rückfahrt) kommt die bedeutende
Ueberlegenheit der Heifsdampf-Lokomotive noch viel
schärfer zum Ausdruck als zuvor, und die vergleichende
Darstellung der zulässigen Fahrzeiten und der wirklichen
Fahrzeiten der drei Versuchslokomotiven (Tafel VI) läfst
deutlich erkennen, dafs es allein die Heifsdampf-Loko-
motive vermag, einen Zug im Gewichte von 240 t bei
60 km Grundgeschwindigkeit planmäfsig zu befördern.
Ueber den Kohlenverbrauch bei diesen Versuchs-
fahrten gibt Tabelle VIII (S. 212) Auskunft.
Hiernach hätte jetzt gegenüber der Heifsdampf-
Lokomotive die Dreicylinder-Lokomotive nur einen
Mehrverbrauch von 34 v. H., und die 3/4 gek. Nafsdanpf-
Lokomotive nur einen Mehrverbrauch von 17 v. H. an
Kohle gehabt. Es bleibt jedoch zu berücksichtigen,
dafs die Heifsdampf-Lokomotive eine bedeutend grölsere
Leistung vollbrachte, indem sie alle Züge planmäfsig
beförderte, und dafs der Kohlenverbrauch bei den beiden
Nafsdampf-Lokomotiven wesentlich höher ausgefallen
wäre, wenn diese es überhaupt vermocht hätten, die
schwereren Züge mit 60 km Geschwindigkeit zu fahren.
Das zutreffendere Verhältnis des Kohlenverbrauchs
dürfte somit in der früheren Tabelle IV enthalten sein.
Entsprechend den gröfseren Leistungen der Heifs-
dampf-Lokomotive mufs sich selbstverstandlich auch ihre
Ersparnis an Wasser einigermafsen vermindern, wie
aus Tabelle IX (S. 212) ersichtlich ist; aus den zuvor
angeführten Gründen ist indessen auch hier den Angaben
in Tabelle V ein höherer Wert beizulegen.
Die stärkere Inanspruchnahme der Maschinen macht
sich auch in dem Niedergange der Verdampfungs-
ziffer bemerkbar, welche sich jetzt
für Lokomotive 2209 zu 6,9
2103 „ 6,0
2104 „ 6,3
berechnet. Als leistungsfahigste Lokomotive hat die
Heifsdampf-Lokomotive den geringsten Verlust in der
Verdamptungsziffer aufzuweisen (6,0 gegen 6,2), während
diese Ziffer bei der schwächsten Lokomotive, der 3/4 gek.
Nafsdampf-Lokomotive, den stärksten Abfall erlitt (von
7,0 auf 6,3).
Aus den Durchschnittswerten der Tabelle X (S. 213)
ergibt sich für die Hinfahrt, dafs Lok. 2209 mit 0,32
Füllung fuhr und dabei nach einer Minute eine Geschwin-
digkeit von 33 km erreichte. Für die Lok. 2103 sind die
entsprechenden Zahlen 0,36 und 40. Bei Lok. 2104 kam
zwar sogar eine Füllung von 0,37 zur Anwendung,
ihre Fahrgeschwindigkeit betrug aber nur 29km. Das
Vakuum stellte sich auf 244, 280 und 235 mm Wasser-
saule. Bei der Heifsdampf- Lokomotive wurde eine
durchschnittliche Ueberhitzung von 304° C erzielt.
Die Rückfahrt (Tabelle XI, S.214) gestaltete sich
für die Dreicylinder-Lokomotive "ziemlich ungünstig, da
der Druck im Kessel mehrfach erheblich herunterging.
Infolgedessen konnte nur noch mit 0,28 Füllung gefahren,
und die Geschwindigkeit auf nicht mehr als 29 km
(im Durchschnitt nach einer Minute) gebracht werden.
Das Vakuum erreichte dementsprechend auch nur eine
mittlere Höhe von 188 mm. — Bei der Heifsdampf-
Lokomotive dagegen war ein Vakuum von 289 mm
vorhanden, denn diese Maschine hielt Normaldruck; es
konnte daher mit 0,36 Füllung gefahren werden, wobei
sich die Fahrgeschwindigkeit auf 37 km stellte. Ueber-
hitzung 317° C. — Die Nafsdampf-Lokomotive No. 2104
erlitt nur geringen Druckverlust bei 0,37 Füllung und
257 mm Vakuum; ihre Leistung war aber dennoch
schwach, da die durchschnittliche Geschwindigkeit nur
28 km nach einer Minute war.
Die indizierten Leistungen (immer eine Minute
nach der Abfahrt) stiegen
bei Lokomotive 2209 bis auf 947 PS
2108 „ „ HI ,
” n 2104 ” » 688 n
Hieraus könnte man schliefsen, dafs sich die beiden
ersteren Lokomotiven sehr nahe stehen müfsten;
Lok. 2209 verbraucht jedoch zur Eigenbewegung be-
deutend mehr Arbeit als die Heifsdampf-Lokomotive,
denn Lok. 2209 ist 18 t schwerer als letztere Maschine,
sie besitzt 5 Achsen statt 4 und 3 Dampfmaschinen
statt 2. Die Ueberlegenheit der Heifsdampf-Lokomotive
ist also auch hiernach wohl zu begreifen.
H H
n H
VI. Besondere Beobachtungen während der
Versuchsfahrten.
Der schlüpfrige Zustand der Schienen innerhalb
der Stadt verursachte schon bei den leichteren Zügen
häufig ein starkes Schleudern der Lokomotiven; es
wurde deshalb später beim Anfahren stets der Prefsluft-
sandstreuer in Tätigkeit gesetzt. Für schwere Züge
war dieser Apparat tatsächlich unentbehrlich; er erwies
sich aber auch oftmals als nützlich beim schnellen An-
halten der Züge. Bei Einführung schwererer Stadtbahn-
[1. Dezember 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
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[No. 635.]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Dezember 1903.)
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212 [No. 635.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Dezember 1903.]
Tabelle VIII.
Kohlenverbrauch in kg für Hin- und Rückfahrt (61 km) bei 60 km Grundgeschwindigkeit.
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S x Anthrazit- ;
La Oberschlesische Stückkohle Briketts Kohle und Briketts
f Gattung der Lokomotiven Ce EE EE See E ` Verhältnis
No. 30 Achsen 36 Achsen 41 Achsen 45 Achsen Gesamt- des Kohlen
= 156t | =190t | =219t | = 247t | verbrauch | Verbrauchs
| 3/5 gek. Nafsdampf-Lokomotive
|
2500
mit 3 Cylindern No. 2209 2620 2670 2700 10790 | 1,34
2 | 3/4 gek. Heifsdampf-Lokomotive | |
No. 2103 . ze = »% 1670 2070 2245 2080 8065 | 1,00
(4325)
3 3/4 gek. Nafsdampf-Lokomotive |
Ño. 2104 .....2.. = — | 2690 2370 5060 | Lu
Tabelle IX.
Wasserverbrauch in cbm für Hin- und Rückfahrt (61 km) bei 60 km Grundgeschwindigkeit.
SC Ey ar en, E e EE EECH
Lfd. ‘ 30 Achsen 36 Achsen 41 Achsen 45 Achsen Gesamt- Verhaltnis
No. Gattung der Lokomotiven = 156t | =190t | =219t | = 247 t | verbrauch a
1 | 3/5 gek. Nafsdampf-Lokomotive
mit 3 Cylindern No. 2209 17,60
2 3/4 gek. Heifsdampf-Lokomotive
No: 2103 o s = 2 e e & 10,80
3 3/4 gek. Nafsdampf- Lokomotive
No. 2104 . 2. 2. 220.0.
züge erscheint daher die Ausrüstung sämtlicher Loko-
motiven mit Prefsluftsandstreuern durchaus geboten.
Dafs die Dreicylinder-Lokomotive beim Anfahren
niemals versagte, ist in der Bauart dieser Maschine
begründet. Dieselbe gute Eigenschaft zeigte indessen
auch die Herfsdampf- Lokomotive, während die 3/4 gek.
Nafsdampf-Lokomotive mehrfach zurückdrücken mufste,
wodurch natürlich Zeitverlust entstand. Da die beiden
letzteren Lokomotiven dieselbe Voröffnung besitzen
(4 mm), so läfst sich nur annehmen, dafs die gröfsere
Leichtflüssigkeit des Heifsdampfes bei der Ingangsetzung
der Maschine eine Rolle spielt.
Was die Gangart der einzelnen Lokomotiven
anbetrifft, so war dieselbe in der Geraden bei allen drei
Gattungen eine gleich ruhige; durch Gleiskrümmungen
lief indessen nur die Heifsdampf-Lokomotive einwands-
frei, die 3/4 gek. Nafsdampf-Lokomotive liefs mehrfach ein
starkes Kreischen vernehmen, und bei der Dreicylinder-
Lokomotive zwängte sich die Hinterachse durch die
engsten Kurven in auffallender Weise, sodafs auf dem
Führerstande erhebliche Stöfse fühlbar wurden.
Wesentliche Unterschiede zeigten sich auch hin-
sichtlich des durch den Auspuffdampf hervor-
gerufenen Getdses. Bei der Heifsdampf-Lokomotive
übertraf dieses Geräusch dasjenige der bisherigen
Stadtbahn-Lokomotiven nur um ein geringes; erheblich
stärker war das Geräusch bei der 3/4 gek. Nafsdampf-
Lokomotive; mit geradezu Aufsehen erregendem Aus-
puff aber arbeitete die Dreicylinder-Lokomotive infolge
ihrer 6 Schläge bei einer Treibradumdrehung. Ueber
diese Lokomotive gelangten schon während der Versuchs-
fahrten zahlreiche Beschwerden der Stadtbahn-Anwohner
an die Königliche Eisenbahndirektion zu Berlin.
Erwähnt sei endlich noch, dafs mit der Marcotty-
schen Rauchverzehrung (die Lokomotive No. 2209
und 2104 waren mit einer solchen ausgerüstet) keine
befriedigenden Ergebnisse inbezug auf die Beseitigung
des Qualmens der Lokomotive erzielt wurden. Die
Apparate blieben daher bei den eigentlichen Vergleichs-
fahrten ausgeschaltet. Einige (hier nicht in Betracht
gezogene) Fahrten mit der Marcotty-Einrichtung führten
18,90 18,00 19,90 74,40 1,54
12,10 12,50 12,90 48,30 1,00
(25,40)
= 16,10 16,00 32,10 1,26
zu dem verblüffenden Resultat, dafs der Kohlenverbrauch
durchschnittlich um 22 v. H. wuchs, ohne dafs auch nur
entfernt von einer rauchfreien Verbrennung die Rede
sein konnte.
VII Schlufsfolgerungen.
Die Ergebnisse der Versuchsfahrten führen zu dem
Schlusse, dafs für die Beförderung schwererer Stadtbahn-
züge sowohl aus betriebstechnischen als auch aus
wirtschaftlichen Gründen einzig und alleın die 3/4 gek.
Heifsdampf-Lokomotive in Betracht kommen kann.
Eine weitere Frage ist die, ob es sich empfichlt,
von der jetzigen Fahrgeschwindigkeit (45 km) über-
zugehen zu 50 oder 60 km. Bei dem Uebergange von
45 zu 50 km Grundgeschwindigkeit werden auf der
Strecke Grunewald—Grünau und zurück je œ 5 Minuten
an Fahrzeit gewonnen; geht man weiter zu 60 km, so
beträgt der fernere Gewinn wieder ~ 6 Minuten. Diese
6 Minuten werden aber teuer erkauft; denn bei 50 km
Grundgeschwindigkeit hatte die Heifsdampf-Lokomotive
einen Verbrauch an Briketts von 1585 kg, bei 60 km
dagegen schon einen Verbrauch von 2080 kg. Der
Mehrverbrauch an Brennstoff ist also ein recht be-
deutender (31 v. H.), und die Arbeitsleistung des Heizers
wird, wie dies bei den Versuchsfahrten deutlich in die
Erscheinung trat, eine derartige, dafs sie nicht für
längere Dauer gefordert werden kann.
Aber auch vom betriebstechnischen Standpunkte
aus erscheint der Uebergang zu einer Fahrgeschwindig-
keit von 60 km i. d. Std. nicht unbedenklich. Bei durch-
aus regelmäfsigem Betriebe und einer Zugfolge von
5 Minuten dürfte zwar der Durchführung schnellfahrender
Stadtbahnzüge nichts entgegenstehen; wenn aber ein-
mal irgend welche Störung eintritt, sei es durch Ver-
spätung, sei es durch Schäden an den Signalen u. drgl.,
oder wenn zeitweise sich die Züge in einem Abstande
von nur 2'/s Minuten folgen, so wachsen die Betriebs-
gefahren ganz aufserordentlich, wie sich dies schon
bei den Versuchsfahrten selbst gezeigt hat. Die Un-
übersichtlichkeit der stark gekrimmten Stadtbahngleise
bereitet naturgemäfs dem Lokomotivführer um so
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(No 635.)
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(1. Dezember 1903.)
grölsere Schwierigkeiten, je höher die Fahrgeschwindig-
keit gewählt wird. Mit der höheren Geschwindigkeit
wächst ferner auch die Abnutzung der Gleise, deren
Instandhaltung sich schon jetzt nur mit Mühe in aus-
reichender Weise bewirken lälst.
Die Anwendung einer Grundgeschwindigkeit von
60 km i.d. Std. für den Stadtbahnbetrieb konnte daher
nicht in Vorschlag gebracht werden, und das Ministerium
der öffentlichen Arbeiten hat sich inzwischen dahin
entschlossen, vorläufig die Grundgeschwindigkeit von
45 km beizubehalten.
Der Vorsitzende dankt dem Vortragenden Namens
des Vereins und eröffnet die Besprechung.
Herr Geheimer Regierungsrat Professor von Borries:
Meine Herren! Der soeben gehörte Vortrag war sehr
anregend. Aus den Ergebnissen der Versuche haben
wir so viele Zahlen- und andere Angaben bekommen,
dafs es kaum möglich sein wird, gleich in eine Be-
sprechung aller Einzelheiten einzutreten. Ich möchte
mir daher nur erlauben, einige allgemeine Bemerkungen
zu machen. |
Ich habe zunächst den Eindruck, dafs die Versuche
bewiesen haben, dafs der Dampfbetrieb für die Erhöhung
der Leistungsfähigkeit und Geschwindigkeit des Berliner
Stadtbahnbetriebes nicht geeignet ist. Ich möchte das
kurz nachweisen. Ä
Aus früheren Vorträgen haben wir gesehen, dats
die Fahrgeschwindigkeitslinie beim Dampfbetrieb, wie
Sie auch aus den hier ausgehängten Darstellungen
erkennen, etwa wie folgt aussieht (a), das ist das
Aeufserste, was die Dampflokomotive leisten kann.
Beim elektrischen Betrieb, wo die Beschleunigung weit
gröfser sein kann, stellt sich die Fahrlinie so wie es
in der punktierten Linie b angedeutet ist.
AU
Sie sehen aus dieser Skizze, dafs beim elektrischen
Betriebe, infolge der grofsen Beschleunigung, schon
kurz nach dem Anfahren die gröfste Geschwindigkeit
erreicht wird, worauf langes Auslaufen ohne Kraft-
verbrauch folgt. Beim Dampfbetrieb mufs dagegen,
wenn die höchste Geschwindigkeit eingetreten ist, als-
bald wieder gebremst werden. Die grölste erforder-
liche Geschwindigkeit ist also beim elektrischen Be-
triebe erheblich niedriger als beim Dampfbetriebe. In-
folgedessen ist auch der Arbeitsverbrauch beim elek-
trischen Betrieb erheblich geringer, denn was auf den
kurzen Stadtbahnstrecken geleistet werden mufs, ist im
wesentlichen Beschleunigungsarbeit. Der Kraftbedarf
steht also annähernd im Verhältnis zum Quadrat der
re Geschwindigkeit. Dem entspricht auch der
ohle- und Wasserverbrauch der Lokomotive, bezw.
der Verbrauch an elektrischem Strom.
Einen zweiten Grund für meine Anschauung finde
ich darin, dafs die Versuchszüge mit ganz gewaltigen
Anstrengungen der Lokomotiven gefahren worden sind.
Soviel ich gehört habe, hat die Luftverdünnung in der
Rauchkammer 200—240 mm Wassersäule betragen, und
zwar bei verhältnismäfsig geringen Fahrgeschwindig-
keiten. Man pflegt bei Schnellzügen durchschnittlich
80-- 100 mm, im Falle besonderer Beanspruchung 100 bis
120 und ausnahmsweise bis 150 mm Luftverdünnung
anzuwenden; mehr halten die Maschinen nicht aus. In
Frankreich ist die Luftverdünnung noch geringer. In
Amerika, wo die Lokomotiven mehr angestrengt werden,
kommt man zu höheren Zahlen, als bei uns. Ich möchte
daraus schliefsen, dafs es kaum möglich sein wird, mit
einer Luftverdünnung, wie von dem Herrn Vortragenden
angegeben ist, dauernd zu fahren.
Alsdann ist mir in dem Bericht bei dem Vergleich
der Versuchslokomotiven die grofse Undichtigkeit der
Schieber aufgefallen. Da hat die 3/5 gek. Dreicylinder-
Lokomotive stündlich 1500 1, die Heifsdampflokomotive
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No 635.]
215
800 I und die Nafsdampflokomotive sogar 2400 1 Dampf
durch die Schieber entweichen lassen. Von der letzt-
genannten Maschine kann man erwarten, dafs sie bei
durchschnittlicher Geschwindigkeit höchstens 60 kg pro
qm/Stunde verdampft, das wären bei 105 qm Heizfläche
63001, denen eine Durchlässigkeit der Schieber von 2400 1
gegenübersteht. Das sind also fast 40 pCt. der ganzen
Verdampfung. Auch bei den anderen beiden I.okomo-
tiven sind die Zahlen noch sehr hoch. Ich erinnere
mich aus anderen Beobachtungen, .die ich in Hannover
gemacht habe, dafs wir bei Kolbenschiebern etwa 200 |,
und bei Flachschiebern 200-—250 1 Durchlässigkeit hatten.
Das war aber das Aeufserste. Die in dem Vortrag er-
wähnten Durchlässigkeitszahlen der Schieber stören
hiernach das ganze Ergebnis, da sie viel zu hoch sind.
Insbesondere sehe ich nicht ein, dafs dieser Verlust bei
der 3/4 gek. Nafsdampflokomotive gröfser sein mufste,
wie bei der Heifsdampflokomotive. Allerdings ist der
Durchmesser der Schieber verschieden.
Das Gesamtergebnis der Versuche ist so wie ich
es erwartet habe. Dafs die Heifsdampflokomotive siegen
würde, war nicht zu bezweifeln, da der Heifsdampf für
die hier in Frage kommenden Betriebsverhältnisse be-
sonders gute Eigenschaften hat.
Es wird die Herren vielleicht interessiren zu hören,
was in anderen Landern geschieht, wo ähnliche Aufgaben
zu lösen sind, und der Stadt- und Vorortverkehr den
Bahnen über den Kopf wächst. Eine ähnliche Maschine,
wie die hier beschriebene 3;5 gek. Tenderlokomotive, hat
auch die Wiener Stadtbahn; sie ist etwas leichter, und
hat Verbundwirkung. Die beiden Laufachsen sind ein-
stellbar, die Maschine läuft daher in Krümmungen gut.
Die französischen Bahnen haben seit langem 3/3 und
3/4 gek. Tenderlokomotiven für ihren Vorortverkehr
eingeführt. Neuerdings haben die englischen Bahnen,
die scheinbar am meisten Schwierigkeiten mit ihrem
Vorortverkehr haben, nämlich die Great Northern Bahn
4/5 gek. Tenderlokomotiven, und die Great Eastern Bahn
5/5 gek. Tenderlokomotiven mit 3 Dampfcylindern ein-
geführt.
In den Vereinigten Staaten sind seit längerer Zeit
für den Vorortverkehr Lokomotiven mit 3 gekuppelten
Achsen, und je einem vorderen zweiachsigen und
hinteren dreiachsigen Drehgestell, also 3/8 gek. Tender-
lokomotiven eingeführt. Man hat 8 Achsen gewählt,
um Wasser für gröfsere Entfernungen mitnehmen zu
können.
Die Bayrischen Staatsbahnen beschafften neuerdings
eine 3/7 gek. Lokomotive mit je einem Drehgestell
vorne und hinten.
Herr Eisenbahn-Bauinspektor Unger: Dafs das Er-
gebnis der Versuchsfahrten im Grunde beweise, dafs
der Dampfbetrieb besonders ungünstig gegenüber dem
elektrischen Betrieb sei, kann ich doch nicht zugestehen.
Die Union-Elektrizitäts-Gesellschaft hatte in ihrem
Projekt eine erhöhte Fahrgeschwindigkeit von 50 km
in der Stunde angenommen, und wir haben gesehen,
dafs jede der drei Versuchslokomotiven imstande ist,
den Zug mit 50 km Geschwindigkeit fahrplanmäfsig zu
befördern. Dabei konnte dieser Dampfzug noch 28 pCt.
mehr Personen befördern, als der Union-Zug. Die
Zugfolge würde sich mit Dampf sehr gut im Zwei-
minutenverkehr bewerkstelligen lassen.
Ich hatte nur erwähnt, dafs der Geschwindigkeit
von 60 km bedenkliche Schwierigkeiten wegen der
geringen Uebersichtlichkeit der Stregke entgegenstehen.
Dafs die Versuchslokomotiven einigermafsen an-
gestrengt wurden, ist richtig, das würde auch nicht
schaden. Ich erinnere da an einen Ausspruch des
verstorbenen Oberbaurats Brandhoff in Elberfeld, der
immer darauf hinwies, man dürfte die Lokomotiven
nicht in Watte wickeln. Wenn wir im Betriebe nach-
her noch auf ein höheres Vakuum in der Rauchkammer
kommen, vielleicht auf 300 mm Wassersdule, so wird
das zwar etwas kostspieliger im Kohle- und Wasser-
verbrauch werden, es läfst sich aber immer noch damit
fahren, so lange nicht zu viel Lösche in die Rauch-
kammer hinübergerissen wird. Diese hohe Luftver-
diinnung tritt aber nur bei der Fahrt mit 60 km Ge-
schwindigkeit ein.
216 [No. 635.]
Was die Durchlässigkeit der Kolbenschieber an-
belangt, so mufs ich gestehen, dafs wir in Grunewald
Maschinen, die weniger als 400 Liter durchlassen, bis-
her noch nicht gehabt haben. Wir haben sogar
Maschinen bekommen, die 6000 Liter durch die Schieber
liefsen; sie wurden dann auf 600 Liter zurückgebracht.
Herr Oberbaurat Klose: Ich bin auch der Ansicht
des Herrn Geheimrat von Borries, dafs ich von den
Versuchen, wie sie uns hier mitgeteilt wurden, gegen-
über dem elektrischen Betriebe nicht besonders erbaut
bin. Ich glaube, man hätte unter Umständen viel
eklatantere Leistungen erreichen können, allerdings
durch andere Mafsnahmen und andere Lokomotiv-
Konstruktionen. Ich bin überzeugt, dafs man mit
Dampflokomotiven ebenso schnell fahren kann, und
ähnliche Anfahr-Beschleunigungen erreichen kann, wie
mit elektrischem Betrieb. Dazu müfste aber für vor-
liegende Verhältnisse in erster Linie erheblich mehr
Adhäsionsgewicht genommen werden. |
Bei den Versuchen war das Gewicht des Zuges
240 t, das der Lokomotive 50—60t, zusammen also
etwa 300t. Es fällt auf, dafs nur mit einem durch-
schnittlichen Adhäsionsgewicht von etwa 50 tt, also
eigentlich nur je des Zuggewichts gearbeitet worden ist.
Mit diesem geringen Prozentsatz an Adhäsion werden
Sie aber eine auch nur annähernde Beschleunigung,
wie beim elektrischen Antrieb, der einen viel gröfseren
Teil vom ganzen Zuggewicht zu Hilfe nimmt, nie
erreichen.
Ich sehe garnicht ein, wenn man Lokomotiven von
60—70 t Gewicht hat, weshalb man nicht alle Achsen
als Treibachsen verwendet, und von leerlaufenden
Achsen überhaupt absieht! Für einen Zug von 300 t
Gewicht wird mit einem Adhäsionsgewicht von nur
3 gekuppelten Achsen grofse Anfangs-Beschleunigung
nie erzielt werden können. Will man erheblichere
Beschleunigungen, wie beim elektrischen Betrieb er-
reichen, so muis man mindestens 4 Achsen der Maschine,
also mindestens Is des Zuggewichts, besser aber noch
mehr ausnutzen.
Herr Regierungs- und Baurat Meyer: Ich möchte
zunächst bemerken, dafs sich ein Befahren der Stadtbahn-
gleise mit einer Geschwindigkeit von 60 km i. d. Std.
wegen der vielen Krümmungen mit kleinem Halbmesser
nicht empfiehlt. Auch wird von Einführung einer der-
artigen Geschwindigkeit abzuraten sein, weil, um dieselbe
bei der kurzen Entternung der Stationen zu erreichen,
mit grofser Beschleunigung angefahren werden muls
und hierdurch sowohl Reisende, welche den Zug nach
den Ingangsetzen besteigen, zu Schaden kommen, als
auch die Zugführer auf Kehrstationen mit kurzer Wende-
zeit die ihnen obliegenden Dienstgeschäfte ordnungs-
mafsig nicht wahrnehmen können.
Bezüglich der Mitteilung des Herrn Vortragenden,
die zur Anwendung gebrachte Rauchverbrennungs-
einrichtung, Bauart Marcotty, habe das Qualmen der
Lokomotive nicht verhütet, ist zu bemerken, dafs hieran
nicht die Einrichtung, sondern die Ueberlastung der
Rostfläche Schuld sein dürfte. Seinen weiteren An-
gaben bezüglich Steigerung des Brennmaterialverbrauchs
durch diese Einrichtung kann ich mich anschliefsen; bei
Stadtbahnlokomotiven wurde durch Versuche ein erheb-
licher Mehrverbrauch festgestellt. Diese Erscheinung
findet ihre Begründung in dem Stadtbahnbetriebe, wo
bei der geringen Entfernung der Stationen von einander
nur kurze Zeit mit Dampf gefahren und mit kurzen
Unterbrechungen der Feuerbüchse kalte Oberluft zuge-
führt wird, da ein Oeffnen des Drehschiebers in der
Feuertür nicht nur bei Beschickung der Feuerung,
sondern auch beim Absperren des Dampfes eintritt. Es
wurde versucht, die Menge der eingeführten Oberluft
dadurch zu verringern, dafs der Drehschieber gehindert
wurde, sich beim Absperren des Dampfes zu öffnen.
Das Ergebnis war jedoch ein ungünstiges, die Loko-
motiven qualmten bei der Einfahrt in die Stationen.
Der Ansicht des Herrn Vorredners, durch die Dampf-
lokomotive lasse sich die Leistungsfähigkeit der Stadt-
bahn nicht erhöhen, vermag ich nicht beizutreten. Die
Besprechung des Vorschlages der Union Elektrizitäts-
Gesellschaft zur Einführung des elektrischen Betriebes
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
ai Ta
TT. Dezember 1903.)
auf der Berliner Stadt- und Ringbahn hat gerade
das Gegenteil ergeben. Damals bestanden nur noch
Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der finanziellen
Wirkung derartiger Mafsnahmen, und wurde in erster
Linie bestritten, dafs der elektrische Betrieb 28 pCt.
billiger als der Dampfbetrieb sein würde.
Um sich ein klares Bild über die Beanspruchung
der Versuchslokomotiven machen zu können, wäre es
zweckmäfsig gewesen, wenn der Herr Vortragende sich
nicht nur auf die Mitteilung von Zahlen über den
Materialverbrauch bei gleichen Leistungen beschränkt,
sondern auch diesbezügliche Angaben für 1000 Loko-
motivkilometer gemacht hätte.
Im Hinblick auf die mitgeteilten grofsen Dampf-
verluste durch Verwendung ungeteilter Ringe in den
Steuerungskolben, dürfte zu erwägen sein, dieselben
durch geteilte, federnde Ringe zu ersetzen.
Auch erscheint es zweckmälsig, die in Rede stehen-
den Versuche auf die 3/4 gekuppelte Güterzug - Tender-
lokomotive auszudehnen.
Herr Regierungs-Baumeister Gutbrod: Ich möchte
den Bemerkungen, die Herr Geheimrat v. Borries über
Vorzug des elektrischen Betriebes gemacht hat, voll
beipflichten. Wenn man bedenkt, dafs die Heifsdampf-
lokomotive, welche in jeder Beziehung die günstigsten
Resultate bei den Versuchsfahrten aufzuweisen hat,
im Durchschnitt keine höheren Beschleunigungen als
0,27 m/sec/sec erreicht hat, und wenn man ferner in
Erwägung zieht, dafs in den Vereinigten Staaten Nord-
Amerikas heutzutage Beschleunigungen von 0,8 und
1,0 m/sec/sec im elektrischen Bahnbetrieb keine Selten-
heiten mehr sind, so liegt die unbedingte Ueberlegen-
heit des Elektromotors über die Dampflokomotive im
Stadtbahnbetrieb auf der Hand.
Dafs die hohe Beschleunigung des elektrischen
Betriebes mit Dampflokomotiven in der Weise erreicht
werden kann, wie Herr Oberbaurat Klose andeutete,
indem man die Zahl der gekuppelten Achsen vermehrte,
bezweifle ich, und zwar aus dem Grunde, weil mit der
Zahl der gekuppelten Achsen auch der Kraftbedarf und
der Dampfverbrauch der Maschine wächst. Eine Ver-
mehrung der Kuppelachsen bedingt somit unter allen
Umständen eine Vergröfserung des Kessels. Nun
haben aber gerade diese Versuche dargetan, dafs die
Grenze für die Leistung der Stadtbahnlokomotiven nicht
durch die Dampfmaschine, sondern durch den Kessel
bedingt war, und dafs insbesondere bei der 3/5 gek.
Dreicylinder-Lokomotive nach Angabe des Herrn Vor-
tragenden der Heizer kaum mehr im Stande war, die
vollständig erschöpfte Maschine im Gang zu erhalten.
Eine Vermehrung der Kuppelachsen erfordert somit
eine Vergröfserung des Kessels mit weiteren Lauf-
achsen und erhöht insbesondere den Kohlen- und
Wasserverbrauch so sehr, dafs der Heizer den für so
hohe Leistungen erforderlichen Dampf nicht mehr zu
liefern im Stande ist.
Herr Regierungs-Baumeister Sauer: Ich möchte auf
einige Punkte betreffend ungleichmäfsige Behandlung
der Versuchs-Lokomotiven aufmerksam machen, wo-
durch die Heifsdampf-Lokomotive benachteiligt wurde.
Die letztere mufste bei den Vergleichsfahrten viel
schneller anfahren; infolgedessen wurde sie mehr an-
gestrengt als die Nafsdampf-Lokomotiven, denen ge-
stattet wurde, erst nach Zurücklegung einer längeren
Strecke ihre Höchstgeschwindigkeit zu erreichen und
die also nicht eine verhältnismäfsig ebenso hohe Luft-
verdünnung in derRauchkammer und dementsprechenden
Mehrverbrauch an Kohle und Wasser gegenüber der
Heifsdampf-Lokomotive haben konnten.
Aufserdem kommt der längere Aufenthalt der Ver-
suchsziige auf den Stationen in Betracht. Dieser
Aufenthalt ist für Nafsdampf-Lokomotiven bedeutend
günstiger gewesen, weil sie sich erholen konnten,
während die Heifsdampf- Lokomotive der Erholung
wegen der bedeutend höheren Leistungsfähigkeit des
Kessels nicht bedurfte.
Ferner möchte ich bezüglich der Verdampfungs-
ziffern noch etwas hervorheben. Es scheint nach den
hier mitgeteilten Zahlen, dafs die Heifsdampf-Lokomotive
nicht soviel verdampft wie die anderen Maschinen.
[1. Dezember 1903.)
Aber man mufs hierbei die Qualität des erzeugten
Dampfes berücksichtigen. Es ist die einfache Gegen-
überstellung der Verdampfungsziffern nicht angängig,
ohne wie es auch geschehen ist, darauf hinzuweisen,
dafs die Rauchgase der Heifsdampf-Lokomotive auch
benutzt werden, um die Dampfüberhitzung, d. h. einen
anderen Arbeitsträger zu schaffen. Ich meine, man
sollte solche Verdampfungsziffern überhaupt nur bei
gleichartigen Arbeitsträgern gegenüberstellen, da sonst
aus solchen Aufzeichnungen keine Schlüsse gezogen
werden können.
Die Vergleichsfahrten haben aus den anfangs er-
wähnten Gründen bezüglich der Wirtschaftlichkeit kein
ganz zutreffendes Bild ergeben können.
Ich bin in der Lage, Ihnen über den Kohlenver-
brauch der in Frage stehenden Lokomotivgattungen
pro 1000 km einige Zahlen aus dem Betriebe mitzuteilen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 635.] 217
Betriebsdruck eingehalten hat, was jedoch die Nafsdampf-
Lokomotiven zur Erreichung der geforderten Leistung
nicht konnten. Ein wesentlich höheres Vakuum hat in
der Rauchkammer der Heifsdampf-Lokomotive auch
nicht vorgelegen.
Die vorhin hinsichtlich der Prüfung der Kolben-
schieber gestellte Frage beantworte ich dahin, dafs die
Durchlässigkeit natürlich in der Werkstatt, im Ruhe-
zustande, festgestellt worden ist, wobei die Schieber
selbstverständlich gröfsere Undichtigkeiten zeigen, als
wenn die Maschine im Gange ist. Die für die Durch-
lassigkeit angegebenen Zahlen können daher nur als
Verhältniszahlen angesehen werden. Die a gek. Nafs-
dampflokomotive war von der Union-Giefserei in
Konigsberg geliefert, und hatte man zum ersten Male
einen Kolbenschieber bei einer Nafsdampf-Lokomotive
angewendet. Die Fabrik hatte wohl aus diesem Grunde
Kohlenverbrauch in den Monaten April, Mai, Juni 1903 nach den Leistungsbüchern.
. Empfang. Kohlenver- Verhältnis-
SE EES? Kehle brauch für zahlen des
Rangierd.- ` Reserved. 1000 Lok./km Kohlen-
Std. Std. t t verbrauchs
Betriebs- Zurück-
werk- | Gattung der Vergleichslokomotiven gelegte
meisterei Lok. /km
Grune- (| 3/4 Heifsdampf-Tenderlok. (4 Stck.) 70 515
wald | 3/5 Dreicylind.-Tenderlok. (3 Stck.) 15 821
Schles. (| 3/4 Nafsdampf- Tenderlok. (4 Stck.) 25 815
Bhf. | 3/5 Dreicylind.-Tenderlok. (4 Stck.) 30 729
1781 ` 1828 877,4 10,5 100
608 319 345,5 17,7 169
818 | 536 526,3 16,9 161
2170 | 660 702, 1 16,4 156
|
Anmerkung: Zur Berechnung des Kohlenverbrauchs für 1000 Lok.jkm sind, wie üblich, 1 Stunde Rangierdienst gleich 5 km und I Stunde
Reservedienst gleich 2 km angerechnet worden.
Es haben darnach die 3/5 gek. Dreicvlinder- Nafs-
dampf-Lokomotiven im Vergleich zu den Ergebnissen
der besprochenen Versuchsfahrten noch ungünstiger
gearbeitet, als die 3/4 Heifsdampflokomotiven, mit denen
sie im gleichen Dienstplan liefen. Der Wasserverbrauch
ist leider nicht festgestellt worden, der Unterschied
würde aber auch hierbei entsprechend gröfser gewesen
sein.
Es ist bei den Vergleichsfahrten des Vortrages
allerdings zu bemerken, dafs die betreffende Nafsdampf-
Lokomotive nicht besonders günstig in Hinsicht auf
die Wirtschaftlichkeit durchgebildet war.
Es wäre interessant, von dem Herrn Vortragenden
zu erfahren, ob die mitgeteilten Zahlen über die
Durchlässigkeit der Kolbenschieber bei der stehenden
Maschine, kurz nach dem Betriebe oder gelegentlich
des Aufenthalts in der Werkstatt ermittelt worden sind.
Es hat sich gezeigt, dafs die Dampfdurchlässigkeit bei
solchen Versuchen in der Werkstatt höher ist, als im
Betriebe, bezw. dafs dieselbe sich während der Fahrt
vermindert.
Meines Erachtens kommen indessen bei den in Rede
stehenden Versuchen die Schieberverhältnisse nicht so
sehr in Betracht, dafs ein Vergleich nicht stattfinden
konnte. Es hat sich hierbei in erster Linie um einen
Vergleich der Leistungsfähigkeit und nicht der Wirt-
schaftlichkeit gehandelt. Das Ergebnis wird also durch
solche Verluste nicht beeinträchtigt.
Ich zweifle nicht, dafs man in der Lage ist, auch
Nafsdampfmaschinen bedeutend wirtschaftlicher, durch
bessere Durchbildung, auch der Kolbenschieber, zu
bauen. Aber man mag selbst 50 pCt. des Mehr-
verbrauchs dieser Lokomotiven im Betriebe auf die
Schieber rechnen und wird mit den Heifsdampf-Loko-
motiven noch immer eine genügende Ersparnis erzielt
haben.
Herr Eisenbahn -Bauinspektor Unger: Wenn Herr
Kollege Sauer meinte, dafs die Heifsdampf-Lokomotive
zu sehr angestrengt worden wäre, so irrt er sich wohl.
Die Nafsdampfmaschinen leisteten eben nicht soviel,
weil sie dazu überhaupt nicht imstande waren. Ueber-
anstrengt ist die Heifsdampf-Lokomotive aber nicht
worden. Sie werden aus den zu veröffentlichenden
Tabellen ersehen, dafs diese Lokomotive ihren normalen
etwas mehr Luft gegeben. Später haben wir die
Schieber ausgewechselt; zu den Versuchen war dies
indessen nicht mehr angängig.
Herr Geheimer Regierungsrat Professor von Borries:
Ich möchte meine vorherigen Angaben über die Durch-
lassigkeitszahlen der Kolbenschieber in Hannover dahin
ergänzen, dafs die Schieber mit Dichtungsringen ver-
sehen waren; diese Dichtung hat sich auch an einer
Heifsdampflokomotive gut bewährt.
Herrn Regierungs-Baumeister Sauer möchte ich
fragen, warum die Schieber während des Laufens der
Maschine besser dichten sollen, als im Ruhezustande?
Dies ist eine wichtige Frage; bei dem Schmidt’schen
Schieber erwärmen sich Schieber und Hülse in gleichem
Mafse, die Undichtigkeit wird also bleiben.
Herr Regierungs-Baumeister Sauer: Die von dem
Herrn Vortragenden mitgeteilten Zahlen über die Un-
dichtigkeit der Schieber können nur als Verhältniszahlen
angesehen werden, also das Ergebnis der Versuche nicht
so wesentlich beeinflussen, wie es Herr Geheimrat
v. Borries annimmt. Dafs die Schieber einer Loko-
motive während der Fahrt besser dichten, wie beim
Stehen in der Werkstatt, ist eine bekannte Tatsache,
und wohl damit zu erklären, dafs die Schieber sich durch
die Wärme des strömenden Dampfes mehr ausdehnen
als die Buchsen, weshalb man von vornherein den
Schiebern reichlich Spiel zu geben pflegt. Die völlig
veränderten Dampfströmungsverhältnisse während der
Fahrt sind ebenfalls zu berücksichtigen.
Bezüglich der Beschleunigungskurven für das An-
fahren wollte ich vorhin nur erwähnen, dafs wenn die
Heifsdampflokomotive dieselbe Beschleunigung gehabt
hätte, wie die Nafsdampflokomotiven, sie noch wirt-
schaftlicher, wie es die Tabelle aus dem Betriebe auch
zeigt, gearbeitet haben würde.
Der Vorsitzende: Es ist mir aufgefallen, dafs bei den
Versuchen die 3/5 gek. Dreicylinder-Lokomotive so
schlecht abgeschnitten hat. Das mag zum Teil daran
liegen, dafs die Maschinen mit ihrer gröfsten Leistungs-
fahigkeit gefahren sind, und dabei hat wohl die Heifs-
dampflokomotive infolge ihrer besonderen Eigenschaften
so gute Erfolge gehabt. Aber abgesehen davon ist
mir aufgefallen, dafs die Lokomotive mit 3 Cylindern
218 [No. 635.]
keine gröfsere Beschleunigung erreicht hat, und es liegt
die Frage nahe, ob diese Maschine in ihrer Ausführung
schon eine so gute ist, dafs in der Konstruktion eine
Verbesserung ausgeschlossen ist. Es scheint fast, als
wenn die Durchbildung der Konstruktion noch keine
vollkommene ist, denn dafs die Maschine 3 Cylinder
hat, kann doch nicht als Grund ihrer geringeren Leistung
angesehen werden. Es gibt schon seit langer Zeit
Lokomotiven mit 3 Cylindern, die keinen so grofsen
inneren Widerstand haben. Ich glaube daher, dafs die
Konstruktion der Dreicylinder-Lokomotive noch Mängel
hat, die zu beheben sein müssen, und möchte nicht
dem Prinzip der Dreicylinder-Anordnung die Schuld
eben.
j Vielleicht kann Herr Bauinspektor Unger sich
hierüber äufsern.
Herr Eisenbahn-Bauinspektor Unger: Jedenfalls hat
sich gezeigt, dafs der Kessel der Dreicylinder-Lokomotive
nicht das Dampfquantum leistet, das die drei Cylinder
erfordern. Es war daher nicht möglich, bei dieser
Lokomotive so hohe Füllungen anzuwenden, wie bei
den anderen Lokomotiven; es wurde sonst das Wasser
mit herausgerissen. Die Maschine braucht zu ihrer
Eigenbewegung viel mehr Kraft als die anderen Loko-
motiven, denn sie hat 5 Achsen und aufserdem den
dritten Cylinder. Für diese Mehrleistung reicht der
Kessel nicht aus.
Herr Regierungs- und Baurat Meyer: Der grofse
Wasserverbrauch bei der 35 gek. Personenzug-Tender-
lokomotive liegt meines Erachtens vornehmlich in ihrer
Bauart und dürfte darauf zurückzuführen sein, dafs mit
dem Dampf bei schnellem Fahren infolge der sechs-
maligen Dampfentnahme bei einmaliger Treibradum-
drehung eine grofse Menge Kesselwasser fortgerissen
wird. Gelingt es, den nach den Dampfcylindern ab-
zugebenden Dampf noch weiter von dem mitgerissenen
Wasser zu befreien, wird der Kohlen- und Wasser-
verbrauch dieser Lokomotive sich günstiger gestalten.
Herr Geheimer Regierungsrat Professor v. Borries:
Der Mehrverbrauch der Dreicylinder-Lokomotive erklärt
sich wohl durch ihre Abmessungen. Es sind 3 Cylinder
von je 500 mm Durchmesser vorhanden, während deren
2 ausreichen würden. Beim ersten Anfahren mögen
die 3 Cylinder vorteilhaft sein, aber für die Fahrt sind
sie viel zu grofs.
Der Vorsitzende: Die Dreicylinder - Lokomotive
müfste doch wohl mit geringeren Füllungen arbeiten
können? Wenn aber 3 Cylinder zu viel sind, wie wäre
es denn zu erklären, dafs man mit Viercylinder-Loko-
motiven so günstige Erfahrungen gemacht hat?
Herr Geheimer Regierungsrat Professor v. Borries:
Nach meiner Ansicht würden 2 Cylinder mit grofser
Füllung zum Anfahren genügen. Mit geringer Füllung
anzufahren ist erfahrungsmäfsig nicht vorteilhaft, da
die Reibungsverluste zu grofs werden. Erst bei gröfserer
Geschwindigkeit kann man mit kleinen Füllungen fahren.
Wie ich vernommen habe, hat man auch schon bei
einer Dreicylinder-Maschine Büchsen in die Cylinder
eingesetzt.
Aufserdem ist wohl auch die Rostfläche der Loko-
motive zu klein, zumal sie zum Teil abgedeckt ist.
Der Vorsitzende: Dies würde sich jedoch alles auf
die Ausführung der Maschine beziehen, und nicht gegen
das Dreicylindersystem sprechen. Ich hatte nur die Frage
Se ob das Prinzip der Dreicylinder-Anordnung
chuld an dem ungünstigen Verhalten der Lokomotive
trägt.
Herr Oberbaurat Klose: Was die Dreicylinder-
l.okomotive anbelangt, so ist dies meines Erachtens
keine Maschine, die mit den anderen beiden Zwei-
cylinder-Lokomotiven in dieser’ Weise in Vergleich
gestellt werden durfte, denn erstere hat 3 Cylinder von
je 500 mm Durchmesser und letztere nur je 2 Stück.
Es ist eine allgemeine Erfahrung, dafs bei kleineren
Leistungen eine Maschine mit gröfseren Cylindern
mehr Kohle verbraucht, als eine solche mit kleineren
Cylindern. Denn das, was bei ihr durch die Expansions-
ausnutzung gewonnen wird, geht wieder verloren durch
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Dezember 1903.)
stärkere Triebwerke. Reibungsverluste und durch die
schwerere, vielteilige Maschine überhaupt.
Bei der Dreicylinder-Lokomotive sind gegenüber
den anderen beiden Typen etwa 50 pCt. mehr Maschinen-
Reibungsverluste vorhanden bei gleichen Leistungen;
es sind nämlich nicht 2, sondern 3 gleich grofse Cylinder
mit Triebwerken in Bewegung zu setzen und zu halten.
Diese Maschine mufs also eine erheblich gröfsere innere
Arbeit überwinden. Die gewählten Abmessungen sind
aber bei dieser Maschine mit 3 Kuppelachsen nicht not-
wendig. Der Cylinderdurchmesser bezw, Inhalt kann bei
einer Dreicylinder-Lokomotive, wenn die Kurbeln unter
120° versetzt sind, erheblich kleiner sein wie beim Zwei-
cylinder-System, weil die Variation der Umdrehungs-
kräfte beim Anfahren, die durch die verschiedenen
Kurbelstellungen eintritt, nur 13pCt. bei 3 Cylindern
ist, während sie bei 2Cylindern 28—29 pCt. beträgt.
Es sind dies natürlich nur Konstruktionsmifsgriffe
dieser Maschine, nicht Fehler des Systems. Diese
Maschine wäre aber mit ihren Cylinderverhältnissen
imstande, 5 gekuppelte Achsen und damit den ent-
sprechenden Zug mit gröfserer Anfangsbeschleunigung
anzutreiben. Dabei möchte ich bemerken, dafs die
Maschine selbstverständlich nur nach der mittleren
Gesamtleistung bemessene Kessel- und Rostverhältnisse
haben müfste.
Diese Dreicylinder-Lokomotive war hiernach ihrer
Konstruktion nach nicht geeignet, als Vergleichsmaschine
.gegenüber den anderen zu dienen.
Herr Regierungs- und Baurat Meyer: Ich erlaube
mir noch zu bemerken, dafs durch andere Gestaltung
der Dampfentnahme im Kessel und Einbau von Wasser-
abscheidern ein wirtschaftlicheres Arbeiten der 3/5 gek.
Personenzug-Tenderlokomotive zu erreichen sein dürfte.
Herr Regierungs-Baumeister Sauer: Ich erlaube mir
darauf aufmerksam zu machen, dafs die 3/5 gek. Nafs-
dampf-Lokomotiven nach der Tabelle wirtschaftlicher
gearbeitet haben, als die 3/4 gek. Nafsdampfmaschinen.
Die Heifsdampf-Lokomotiven können auch mit
gröfseren Cylindern wirtschaftlich arbeiten, weil die
Niederschlagsverluste vermieden werden. — Ich glaube
deshalb, dats man mit Nafsdampfmaschinen, gleichviel
welcher Bauart, bedeutend ‘günstigere Ergebnisse als
bisher nicht wird erzielen können. Vielleicht würde
die 3/5 gek. Dreicylinder-Lokomotive als Heifsdampf-
maschine bessere Wirtschaftlichkeit ergeben. Bei Heifs-
dampf-Lokomotiven kann man das volle Reibungsgewicht
der Lokomotive dauernd wirtschaftlich in der Zugkraft
ausnutzen. Nafsdampf-Lokomotiven müssen gröfsere
Kessel und damit auch mehr Laufachsen erhalten, be-
dingen also eine schwerere Ausführung; gröfsere Massen
aber erschweren das Anfahren. Der 3. Cylinder kommt
beim Anfahren wohl auf kurze Zeit zur Geltung, später:
hin aber ist die Dreicylinder-Anordnung nicht notwendig.
Deshalb hat die Zweicylindermaschine bei den Versuchen
ebensogut ausreichen können. Der dritte Cylinder
bedingt meines Erachtens zum grofsen Teil die geringere
Wirtschaftlichkeit der in Frage stehenden Lokomotiven.
Der Vorsitzende: Da niemand mehr das Wort
wünscht, schlieise ich diese interessante Besprechung.
In üblicher Abstimmung werden als ordentliche
Mitglieder aufgenommen die Herren Regierungs-Bau-
meister Erich Riemer-Eberswalde, Otto Schweimer-
Magdeburg, Georg Crayen-Buckau, Regierungs-Bau-
führer Otto Martinı- Magdeburg, Theodor Holz-
Bochum, Hans Gellhorn-Bochum, Ernst Braun-
Charlottenburg, Arthur Exner-Charlottenburg, Günther
Promnitz-Bromberg, Regierungs-Baumeister Wilhelm
Kayser-Köln, Ingenieur Carl Schaller-Berlin,
Maschinenfabrikant Otto Mohr-Mannheim, Regierungs-
Bauführer Paul Schüler-Magdeburg, Direktor Otto
Krell-Berlin, Regierungs-Baumeister Friedrich Müller-
Breslau, Oberingenieur Georg Germershausen-Berlin,
Regierungs-Baumeister Georg Schwabach-Frankfurt
ah Main, Geheimer Marine-Baurat Rudolph Assmann-
crlin.
Die ausgelegte Niederschrift der Mai-Sitzung wird
genehmigt. |
[1. Dezember 1903.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 635.) 219
Der Robıns-Gurt-Förderer.
Von M. Buhle, Professor in Dresden.
(Mit 6 Abbildungen.)
Der Robins-Gurt-Förderer*) stellt als Ergebnis
jahrelanger Beobachtungen, Erfahrungen und Ver-
besserungen in seiner jetzigen Gestalt eines der am
weitesten vorgeschrittenen und sparsamsten Förder-
mittel der Gegenwart dar. Hervorgegangen aus dem
Förder- und Lesebande ist er in Hunderten von An-
lagen in allen Teilen der Welt mit überraschendem
Erfolge überall da angewendet worden, wo es sich um
das schnelle und billige Transportiren von Kohlen,
Koks, Erzen aller Art, Cement, Klinkern, Kalk, Salz,
Abb. 1.
während die Ränder leicht emporstehen. Als Vorteil
gegenüber den sogenannten „Klaubtischen“ ist bei
den Gurten anzuführen, dals darin keine schmalen
Spalten vorkommen, in denen sich Lesegutstückchen
festklemmen können; es giebt in denselben ferner keine
Zähne oder Gelenke, die sich abnützen oder ihre Form
verändern, auch sind die Lager nicht dem Staube oder
Sande ausgesetzt. Hinzu kommt noch, dafs der Gurt
in Folge seiner Geschmeidigkeit Schläge und eine
rauhe Behandlung verträgt, durch welche eine starrere
Abb. 2.
Robins-Gurt-Förderer
von 1100 t/Std. Leistungsfähigkeit.
Steinen, Sand, Zuckerrüben, Chemikalien, Holz-
klötzen für die Papierfabrikation usw. handelt.
Besonders hervorgehoben sei, dafs die Robins
Conveying Belt Company für ihre Gurt-Förderer
ein volles Jahr Garantie übernimmt, indem sie
alle fehlerhaft befundenen Teile während dieser
Zeit kostenlos ersetzt. Die Robins-Gesellschaft
ist die Erfinderin und ausschliefsliche Her-
stellerin des nach ihr benannten Gurt-Förderer-
Transport-Systems, welches aus einem auf der
Förderfläche mit verstärkter Gummischicht ver-
sehenen, auf Muldenrollen laufenden Gummi-
gurt zum Massentransport schwerer, scharf-
kantiger Materialien besteht. Der Haupt-
bestandteil des Robins-Gurt-Förderers ist der
Robins-Gurt, der auf einer 15m langen, eigens
für diesen Zweck hergestellten Presse nach
einem nur der Robins-Gesellschaft bekannten
Verfahren vulkanisirt wird und an Dauerhaftig-
keit wohl jeden anderen Gummigurt bei Weitem
übertreffen dürfte.
Während Abb. | einen 21 m langen, 91 cm
breiten, bei 2,8m/sek. Geschwindigkeit 1100 t/Std.
leistenden Gurt-Förderer darstellt, welcher bei
der Donauregulierung am eisernen Tor ge-
arbeitet hat, zeigt Abb. 2 einen der kleinsten,
fahrbaren Gurt- Förderer von 8 m Länge,
welcher zum Anhäufen von Kohle, Erzen,
Koks usw. bestimmt ist.
An Stelle der aus Holz und Eisen ver-
fertigten Sortirtische und eisernen Lesebänder
wird von der Robins-Gesellschaft für diesen
Zweck ein Lesegurt gefertigt, der in Abb. 3
dargestellt ist. Der Gurt ist breit und schwer, und
die Rollen sind so geformt, dafs sie demselben eine
weite, ebene Oberfläche in der Mitte verleihen,
*) Vergl. das über Förderbänder vom Verfasser Ausgeführte in
den Annalen 1899, Nr. 520, S. 75 u. f., ferner: Zeitschrift des Ver-
eins deutscher Ingenieure 1899, S. 1389 u. f.; Centralblatt der Bau-
verwaltung 1900, S. 358 und 1902, S. 245; Zeitschrift für Klein-
bahnen 1902, S. 627 u. f., sowie Dinglers Polytechnisches Journal
1902, S: 247 ut
Fahrbarer Gurt-Förderer von Robins.
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alas.
|
Lesegurt auf der ,,Mother Lode‘‘-Hiitte bei Anaconda
(Britisch-Columbien).
Maschine oft schnell zerstört werden kann. Für solche
Gurte sind Breiten von 76 bis 122 cm angewendet, dabei
beträgt ihre stündliche Förderfähigkeit 25 bis 100 t Erz,
Salz, Kohlen usw.; sie laufen mit einer Geschwindig-
keit von 6 bis 18 m/min.
Die Abb. 4 und 5 veranschaulichen die vorteilhafte
Verwendbarkeit von Robins-Gurt-Förderern in Kraft-
werken und Kesselhäusern. Abb. 4 stellt die Kohlen-
entlade- und Verteilungs - Einrichtung der Light and
220 [No. 635.) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [1. Dezember 1903.)
Railway-Company in Livington, Staten Island, dar. Die Patentablader verteilt die Kohle in eine Reihe silo-
Kohle wird zuerst mittels eines. Greifers in einen artiger Kohlenbehälter, aus denen die Kohle unmittel-
Kohlenbrecher geworfen und fällt von dort in cine bar in die Feuerung geleitet wird.
selbsttätige Waage, um dann in die Lagerbehälter zu ` Abb. 5 veranschaulicht das Kraftwerk der 3. Avenue
gleiten. Von den Lagersilos, die 1600 t fassen, wird Railway Company. Die Kohle wird durch einen 1 t-Greifer
Abb. 4.
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Robins-Gurt-Förderer-System der Gesellschaft für elektrische Beleuchtung und Strafsenbahnen in Livington
(Light & Railway Company in Livington, Staten Island).
Abb. 5.
Robins-Gurt-Förderer-System der Kraft-Centrale der New Yorker Strafsenbahn-Gesellschaft (3. Avenue Railway Company).
die Kohle mittels eines aufsteigenden, 405 mm breiten auf einen Turm gehoben und geht dann durch einen
Gurt-Förderers (1) nach einem ebenfalls aufsteigenden Rost; die grofsen Stücke werden in einem Kohlen-
Gurt-Förderer (2) und von diesem durch einen dritten | brecher zerkleinert, während die kleinere Kohle in
Gurt-Förderer (3), welcher mit selbsttätigem Patent- einen mit einer selbsttatigen Waage verschenen
ablader verschen ist, nach den Kesseln geführt. Dieser Trichter fällt. Die durch den Brecher zerkleinerte
[1. Dezember 1903.)
Kohle fällt in eine andere selbsttätige Waage. Aus
dem Trichter der beiden Waagen wird die Kohle auf
einen der zwei je 610 mm breiten Gurt-Förderer
Nr. l und 2 geleitet, welche je eine Leistungsfähigkeit
von 250 t/Std. besitzen. Diese beiden parallel neben
einander laufenden Gurt-Förderer leiten die Kohle von
dem Turm nach dem Kohlenlagerraum über den
Kesseln, woselbst sie durch die Gurt-Förderer 4, bezw.
3 und 5 vermitteist selbsttätiger Patentablader verteilt
wird. Die Asche ın diesem Kraftwerk wird von Kipp-
wagen gesammelt und aus diesen
in die Trichter geschafft, welche
auf einen im Erdgeschofs ange-
brachten Robinsgurt führen. Der-
selbe hebt die Asche und trägt sie
nach dem Turmgebäude zurück,
woselbst sie durch einen selbst-
tätigen Patentablader in Asche-Silos
verteilt wird. Aus diesen Asche-
Silos kann sie beliebig entweder
in Böte oder in Waggons verladen
werden.
Interessant dürfte es sein zu
erfahren, dafs der Robins-Gesell-
schaft in New York die Lieferung
für die gesammte Kohlen- und
Aschenförderung des grofsen auf
rund 100 000 PS bemessenen Kraft-
werkes für die neue Untergrund-
bahn in New York im Werte von
640 000 M. übertragen worden ist.
Endlich sei noch die in Abb. 6
dargestellte für die Pan Engineering
and Mine Supply Co. in Brecken-
ridge, Colorado (Ver. Staaten), der
grölsten Goldwäscherei der Welt,
ausgeführte Transportanlage kurz
besprochen. Allein die Vorarbeiten
für diese Wäscherei nahmen bei
unausgesetzter Tätigkeit drei volle
Jahre in Anspruch. Es kommen bei
dieser Förder-Anlage 910 mm breite
Robins-Gurt-Förderer von 450—500 cbm/Std. Leistungs-
fähigkeit zur Verwendung, welche dazu dienen, den
vom Golde befreiten Sand (Tailings) in riesige Lager-
haufen mittels eines selbsttätigen Abladers aufzu-
speichern. Die Längen der Gurt-Förderer betragen je
31,5 m und 94,5 m; der erste überwindet eine Steigung
von rund 23° während der zweite Gurt-Förderer
etwa 3'/2° steigt bis zum Ende der beliebig verlänger-
baren Förder-Anlage, welche dort eine Höhe von 24,5 m
über dem Boden erreicht. Es ist leicht zu ersehen,
welche riesigen Lagerhaufen sich mittels dieser Abraum-
Anlage aufwerfen lassen. In derselben Weise, wie der
von Gold befreite Sand kann auch jeder andere Abraum
durch solche Gurt-Förderer fortgeführt und aufge-
speichert werden, wie Kohlenschiefer in Kohlenwäschen;
armes Erz in Schmelzwerken, Stampfmühlen, Bleimühlen,
Erzaufbereitungs-Anlagen; Abfälle in Papiermühlen,
Gerbereien; Schlacke, Asche in Eisenwerken, Kraft-
werken und Kesselhäusern; Grus in Gasanstalten usw.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
jetziger junger rühriger
[No. 635.] 221
Unter den ersten Männern, welche Versuche mit
Fördergurten für schwere Sammelkörper anstellten, ist
besonders zu nennen Thomas A. Edison, welcher in
seinen Erzbrikett-Werken in New-Jersey namentlich
durch Thomas Robins, den Gründer der Robins
Conveying Belt Co. in New York, schon i. J. 1890 Gurt-
Förderer von 800 mm Breite und mehr als 300 m Ge-
sammtlänge erproben liefs. Die Versuche sind bis auf
den heutigen Tag von der Gesellschaft fortgeführt, deren
Präsident gleichen Namens die
Abb. 6.
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manean En 2
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x
Gurt-Förderer-Anlage der Goldwäscherei in Breckenridge (Colorado).
Erzeugnisse seiner Fabrik auch dem Auslande zuganglich
machte. Von den in Deutschland aufgestellten Gurt-
Förderern seien hier erwähnt das Kaliwerk der Gewerk-
schaft , Einigkeit“ in Ehmen bei Fallersleben (Hannover)
[Kalisalz, Kainit]; 1. bayerische Basaltstein A.-G., Bay-
reuth (Hornblendeschotter) und die deutschen Solvay-
werke A.-G. in Wyhlen (Kalksteine), Maschinenfabrik
Geislingen, Thyssen & Co., Mühlheim a. Ruhr, und
in Oesterreich Alpine- u. Montangesellschaft, Wien,
Gebr. Redlich & Berger, Wien und Wienerberger
Ziegeleifabrik und Baugesellschaft, Wien. England
hatte am Ende d. J. 1902 bereits 11, Frankreich 9,
Belgien 4, Spanien 3, Oesterreich, Holland und
Schweden je 2 Anlagen mit Robins-Gurt-Förderern im
Betriebe.
Es sci mir gestattet, an dieser Stelle der Robins
Conveying Belt Co., Berlin W. 8, für ihre freundliche
Unterstützung bei meinen Studien meinen verbindlichsten
Dank auszusprechen.
Die nördlichste Eisenbahn der Erde.
(Mit 2 Abbildungen.)
Am 14. Juli 1903 wurde die nördlichste Eisenbahn
der Erde, die im Norden von Schweden und Norwegen
gelegene Eisenbahn von Gellivara nach Narvik am
Ofoten-Fjord durch den König Oskar von Schweden
und Norwegen feierlich eröffnet. Durch diese Eisen-
bahn, welche den Polarkreis überschreitet und mit ihrem
nördlichsten Teile 3 km von Narvik entfernt die Breite
von 68°27’ erreicht, wird eine Verbindung zwischen
der Ostsee und dem Atlantischen Ozean hergestellt.
Der Zweck dieser, das Land der Lappländer durch-
querenden Bahn, deren Ausführung der Leistungsfähig-
keit der norwegischen und schwedischen Ingenieure ein
glänzendes Zeugnis ausstellt, ist in erster Reihe die
Ausbeutung der an ihr gelegenen reichen Erzlagerstätten.
Schon seit langer Zeit sind die Erzlagerstätten in
dem in Nordschweden gelegenen Kirchspiel Gellivara
bekannt. Weitere ausgedehnte Erzlager finden sich
nördlich von Gellivara bei Kiirunavara und Luossavara.
Das hier zu gewinnende Eisenerz eignet sich besonders
für den Thomasprozets, es enthält im Mittel 65 pCt. Eisen
und zum Teil einen hohen Gehalt an Phosphor (1 bis
2 pCt... Daneben findet sich aber auch phosphorarmes
Eisenerz mit etwa 68 pCt. Eisen, für den sauern Bessemer-
prozels geeignet. Die Fläche des Gebietes, auf dem sich
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222 [No. 635.]
hier Erze finden, beträgt 425000 qm und die Menge
des Erzes, die gewonnen werden kann, wenn man über
dem Spiegel des Luossajärvis See bleibt, wird von dem
schwedischen Staatsgeologen Professor Lundbohm auf
233 bis 292 Millionen Tonnen berechnet. Wird mit
der Ausbeute bis unter den Seespiegel gegangen, so
wird das Feld 500 bis 750 Millionen Tonnen und auch
mehr liefern können.
Auf die Ausbeutung dieser Erzlager, die durch
Anlage einer zum offenen Meere führenden Eisenbahn
bewirkt werden kann, war schon seit den 70er Jahren
des vorigen Jahrhunderts die Aufmerksamkeit ın- und
ausländischer, namentlich engiischer Unternehmer ge-
richtet.*) Nach langen Verhandlungen wurde im Jahre 1883
die Konzession für den Bau und Betrieb einer Eisen-
bahn von Lulea bis zum Ofoten-Fjord sowohl für den
Abb. 1.
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Eisenbahn Lulea — Narvik (Ofoten-Fjord).
schwedischen als für den norwegischen Teil einer
Unternehmer - Gesellschaft erteilt, die sich zuerst „Ihe
Northern of Europe Railway Co., limited“ nannte und
später als „The Swedish and Norwegian Railway Co.,
limited“ bezeichnete. Diese Gesellschaft vermochte aber
den von ihr übernommenen Verpflichtungen, nach denen
der Bau im Jahre 1891 vollendet sein sollte, nicht nach-
zukommen, da sie in finanzielle Schwierigkeiten geriet
und stellte die Arbeiten am Bahnbau im Jahre 1889 ein.
Auf schwedischem Gebiet war zu dieser Zeit die Strecke
von Lulea bis Gellivara im wesentlichen fertiggestellt,
auf dem übrigen schwedischen Teile, sowie auf dem
norwegischen Gebiete war mit dem Bau erst begonnen.
Von Schweden sowohl als von Norwegen wurde infolge
dessen die Konzession zurückgenommen, die Gesellschaft
trat den beiden Staaten, jedem für sein Gebiet, gegen
* Die nachstehenden Mitteilungen sind Vorträgen entnommen,
die von dem norwegischen Staatsbahndirektor Fleischer und von dem
Vorstand der Brückenbau-Abteilung der norwegischen Staatsbahnen
Ingenieur Lund im Ingenieur- und Architektenverein in Kristiania
gehalten wurden, Diese Vorträge, von denen der letztere die im
Zuge der Bahn hergestellten Kunstbauten behandelt, finden sich im
„Teknisk Ugeblad“ No. 14 bis 18, 1903, mit zahlreichen Ab-
bildungen veröffentlicht.
,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Dezember 1903.]
vereinbarte Entschädigung den von ihr erworbenen
Grund und Boden, die aufgestellten Entwürfe und aus-
geführten Bauten ab.
Die fertig gestellte Strecke Lulea-Gellivara wurde
seit 1891 vom schwedischen Staate betrieben, während
die übrige Strecke unvollendet liegen blieb. Erst im
Jahre 1896 suchte wieder eine Gesellschaft um die Er-
teilung der Konzession zur Wiederaufnahme des Bahn-
baues auf der Strecke von Gellivara bis zum Ofoten-
Fjord, nach. Die schwedische Regierung war aber
inzwischen, ebenso wie die norwegische zu der An-
schauung gekommen, dafs die Eisenbahn Lulea— Ofoten-
Fjord mit Rücksicht auf ihren internationalen Charakter
und ihre strategische Bedeutung Privaten nicht über-
lassen werden könne, vielmehr von den StaatenSchweden
und Norwegen gebaut und betrieben werden müsse.
Auch hatte die schwedische Regierung
durch eingehende Untersuchungen die
Ueberzeugung gewonnen, dafs die Mäch-
tigkeit der durch die Bahn zu erschliefsen-
den Erzlager, wie die Güte der daselbst
zu gewinnenden Erze, der Bahn auf lange
Zeit reichliche Fracht zuführen und die-
selbe dadurch zu einer Einnahmequelle
für den Staat machen werde. Die Aus-
führung des Baues auf Staatskosten wurde
deshalb im Jahre 1898 sowohl von
Schweden als von Norwegen beschlossen.
Mit der zum Zwecke der Ausbeutung der
Erzfelder gebildeten Gesellschaft wurde
ein Vertrag abgeschlossen, wonach sich
diese für ein Mindestmafs von zu beför-
dernder Erzmenge verbürgt und die Ver-
pflichtung übernimmt, dafür zu sorgen,
dafs die von Schweden und Norwegen
für den Bahnbau aufgewandten Geld-
beträge mit 3,8 pCt. verzinst und getilgt
werden.
Die Bahn, die zunächst eingleisig
hergestellt worden ist, durchschneidet
namentlich im norwegischen Teile sehr
gebirgiges Land und verursachte des-
halb für die Bauausführung mannigfache
Schwierigkeiten. Solche wurden be-
sonders auch noch dadurch herbeigeführt,
dafs das durchschnittene Gebiet nur schr
spärlich bevölkert ist und daher Arbeiter
von auswärts herangezogen werden
mufsten, für deren Unterkunft und Ver-
pflegung zu sorgen war.
Als Ausgang der Bahn wurde Narvik
am Ofoten-Fjord gewählt, weil sich da-
selbst sehr günstige Hafenverhältnisse
finden. Die Station Narvik liegt 46 m
über dem Meeresspiegel, von da steigt
die Bahn bis zur schwedisch-norwegischen
Grenze auf die Höhe von 522 m. Als stärkstes
Neigungsverhältnis ist 1,73 auf Hundert in Anwendung
gekommen, in Krümmungen ist dieses Verhältnis er-
mälsigt. Der kleinste Krümmungshalbmesser ist 300 m,
der im norwegischen Teile auf 30 vom Hundert der
gesamten Bahnlänge zur Anwendung gekommen ist.
Im Ganzen liegen 41 vom Hundert der gesamten Bahn-
länge in gerader Linie und Krümmungen mit Halb-
messer über 1000 m und 59 vom Hundert in schärferen
Krümmungen. Zwischen je 2 Gegenkrümmungen ist
eine Gerade von mindestens 40 m Länge eingeschaltet.
Eine Spurerweiterung ist in Krümmungen nicht zur An-
wendung gekommen.
Der gröfste Abstand zwischen 2 Kreuzungsstationen
ist zunächst auf 12,4 km bemessen, doch ist durch
Einlegung von horizontalen Strecken die Möglichkeit
gegeben, die Zahl der Kreuzungsstationen so zu ver-
mehren, dafs der gröfste Abstand zwischen zweien sich
auf 7 km herabmindert.
Der Oberbau besteht aus Stahlschienen von 40kg/m
Gewicht, die auf hölzernen Querschwellen von 2,5 m
Länge, 25 cm Breite und 14 cm Dicke gelagert sind.
Auf die Schienen von 10 m Länge kommen 14, auf die
von 9 m Länge 13 Schwellen. Die Mitten der Stofs-
D Google
[1. Dezember 1903.)
schwellen liegen dabei 25 cm von den Schienenenden
ab, die Zwischenschwellen sind zwischen den Stofs-
schwellen gleichmälsig verteilt. Zwischen Schwellen
und Schienen sind keilförmige Unterlagsplatten an-
geordnet, zur Befestigung der Schienen auf den
Schwellen dienen keilförmige Hakenbolzen mit drei-
kantigen Muttern auf der Unterseite. Die Schienen sind
mit schwebendem Stofs verlegt, die Bettung besteht
aus Steinschlag.
Von den mannigfachen Kunstbauten, die im Zuge
der Bahn herzustellen waren, ist die Ueberführung über
„Norddalsende“ zu erwähnen, die im nördlichst gelegenen
Teile der Bahn, also unter 68°27' nördlicher Breite liegt
und damit die nördlichst gelegene Brücke der Erde
ist. Das Bauwerk hat 10 Oeffnungen von je 18 m
Spannweite, der 30 m über Talsohle liegende eiserne
Ueberbau wird von 9 eisernen Zwischenpfeilern ge-
tragen.
Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 635.] 223
Uleaborg— Tornea fertig gestellt worden. Auf schwe-
discher Seite ist die Eisenbahn von Boden nach Tornea
im Bau. Eine Schwierigkeit für den Anschlufs der
beiden Netze an einander besteht in der Verschiedenheit
der Spurweite. Diese ist bei den schwedischen Bahnen
1,435 m, bei den russischen 1,524 m, letztere ist also
um 89 mm gröfser als erstere. Um den Uebergang der
Güter von der russischen auf die schwedische Bahn
und umgekehrt nach Möglichkeit zu erleichtern, sollen
Wagen mit auswechselbaren Untergestellen beschafft
werden, in gleicher Weise wie solche für den russisch-
deutschen Verkehr im Gebrauche sind. Mit Rücksicht
hierauf ist auch die Umgrenzungslinie des freien Raumes
für die Lulea-Ofotenbahn so bemessen, dafs die breiten
russischen Wagen daselbst verkehren können. Die
russischen Eisenbahnen erlangen durch diese Bahn eine
Ausmündung auf einen-am Atlantischen Ozean gelegenen
stets eisfreien Hafen.
Eisenbahn von Narvik am Atlantischen bis Wladiwostok am Stillen Ozean.
Besondere Sorgfalt ist der tunlichsten Verhütung
von Betriebsstörungen durch Schneeverwehungen ge-
widmet. An besonders gefährdeten Stellen sind für
diesen Zweck aus Holz oder Stein hergestellte Gallerien
angeordnet worden, in ähnlicher Weise, wie dies bei
den in Nordamerika durch die Felsengebirge geführten
Eisenbahnen geschehen ist.
Wie schon erwähnt, wird dieser Eisenbahn in
Schweden, wie in Norwegen eine grofse Bedeutung für
den internationalen Verkehr, sowie in militärischer
Beziehung beigemessen. Bei der Anlage sind deshalb
auch überall die seitens der Militärverwaltung im Interesse
der Landesverteidigung gestellten Forderungen berück-
sichtigt worden. An der Re der Eisenbahn Lulea-
Narvik mit der schwedischen Nordbahn bei Boden
werden starke Befestigungen hergestellt. Diese Be-
deutung der neuen Bahn kann allerdings erst in vollem
Umfange zu Tage treten, wenn sie nicht nur, wie
dies schon jetzt der Fall ist, über Boden südlich mit
dem schwedischen Eisenbahnnetz in Verbindung steht,
sondern auch nördlich über Tornea mit den russischen
Eisenbahnen. Auf russischer Seite ist Eisenbahnan-
schlufs von Tornea an der russisch-schwedischen Grenze
ab vorhanden, nachdem in letzter Zeit die Strecke
|
Das von der Lulea-Ofotenbahn durchschnittene
Gebiet weist grofse Naturschönheiten auf, weshalb auch
für die Sommerzeit auf einen regen mit der Zeit steigen-
den Personenverkehr gerechnet wird.
Schliefslich mögen noch die Entfernungen zwischen
dem Hafen von Narvik und Punkten, die durch die neue
Eisenbahn mit diesem in Verbindung gebracht sind, an-
gegeben werden. Es beträgt die Enfernung:
von Narvik bis zur schwedisch - norwegischen
Grenze e, 43 km
e i » Kiirunavara (Erzlagerstätte) . 174 ,
F ji » Gellivara desgl. 286 „
» S » Boden (Kreuzung mit Nord- z
bahn) . . 2 2 2 . Zéi
n j „ Lulea (am Bottnischen Busen) 48 „
r „ „ Stockholm 1587 „
” j „ Petersburg . 1800,
Wladiwostok . 11900 ,,
Bei einer durchschnittlichen Fahrgeschwindigkeit
von 30 km/Std. würde die Fahrt von Narvik bis
Wladiwostok etwa 16 Tage in Anspruch nehmen.
H. Claus.
224 [No. 635.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Dezember 1903.]
Beiträge zur Lehre von der Patentfahigkeit.
Von Professor Dr. jur. Oscar Schanze in Dresden.
(Fortsetzung von Seite 82.)
Fünfzehnter Beitrag.
I.
Seligsohn!) versteht unter „Erfindung im Sinne
des Patentgesetzes eine durch Benutzung der Natur-
kräfte hergestellte Schöpfung, welche gegenüber dem
bisherigen Zustande einen wesentlichen Fortschritt dar-
stellt und ein menschliches Bedürfnis befriedigt.“ „Den
Gegensatz zu den Naturkräften bilden menschliche
Fähigkeiten, seien es geistige oder körperliche.?) Aus
dem Ausschlusse der geistigen Fähigkeiten ergibt sich
die Nichtpatentierbarkeit der Stenographie, der Ein-
richtung eines Adrefsbuches, einer Methode der Reklame,
eines Systems der Buchführung, eines Etikettierungs-
systems, eines Kontrolsystems, einer Erziehungsmethode
usw. Aus dem Ausschlusse der körperlichen Fähigkeiten
ergibt sich die Versagung des Patentschutzes für alle
Verfahren, welche eine Einwirkung auf den menschlichen
Körper zum Gegenstande haben, z. B. einer Entfettungs-
kur, einer Terrainkur. In allen diesen Fällen wird
aufserdem noch der Gesichtspunkt in Betracht kommen,
dafs es an einem technischen Ergebnisse mangelt. Der
tierische Körper steht dem menschlichen nicht gleich.
Man wird deshalb ein bestimmtes Mästungsverfahren
für Tiere oder ein Verfahren zur Vertilgung von Feld-
mäusen, Hamstern oder Rebläusen, welches in der
Landwirtschaft Anwendung finden kann, prinzipiell vom
Patentschutz nicht ausschliefsen dürfen.“
Ich halte es für richtiger zu sagen: Die Erfindung
ist eine Geistesschöpfung, welche die Benutzung von
Naturkräften zum Inhalte hat"), und mufs im übrigen
dabei bleiben, dafs es falsch ist, wenn ein besonderer
Erfindungsbegriff im Sinne des Patentgesetzes aul-
gestellt wird, der sich auf die Benutzung der Naturkräfte
beschränkt*). Die künstlerischen Erfindungen sind allen-
falls von vornherein auszuscheiden?), abgesehen hiervon
1) Commentar 2. Aufl. (1901), S. 28 f.
2) In der 1. Auflage hatte Seligsohn die tierischen Fähigkeiten
den menschlichen gleichgestellt.
3) Mein Recht der Erfindungen und der Muster, S. 49; S. 52
N. 82; S.206 N. 498. Der Sachverhalt ist der: Die Erfindung in
abstracto hat eine Benutzung der Naturkräfte zum Inhalte; die Er-
findung in concreto, die durch Ausführung der Erfindung in abstracto
in die Erscheinung tritt, kommt durch die Benutzung der Natur-
kräfte zu Stande. Gegenstand des Patentes aber ist die Erfindung
in abstracto.
4) Ebenda S. 32.
5) Meine Patentrechtlichen Untersuchungen S. 394. Baldwin hebt
den Unterschied zwischen technischen und ästhetischen Erfindungen her-
vor, vernachlässigt freilich den Unterschied zwischen Erfindungen
und Entdeckungen. Er sagt: „Die Erfindungen zerfallen in zwei
Klassen. Erstens, die wissenschaftlichen Erfindungen, welche
in jedem Falle, entweder als die Entdeckung einer neuen Wahrheit,
sei es in der eigentlichen Wissenschaft, in der Literatur oder im
sozialen Leben, oder als die neue Anpassung und Anwendung einer
bereits genügend bekannten Seite der Wissenschaft beschrieben
werden können. Und zweitens gibt es die ästhetischen Erfindungen,
welche neue Anordnungen des Gedankenmaterials zum Zwecke der
Gemütsbewegung sind. Diese beiden Klassen der neuen Schöpfungen
schliefsen sich nicht gegenseitig aus, noch kann man sagen, dals sie
als Klassen strikte psychologische Rechtfertigung für sich haben.
Denn die neue wissenschaftliche Tatsache oder die neue An-
wendung eines wissenschattlichen Prinzipes erregt das Gemüt, und
die ästhetischen Konstruktionen des Künstlers dienen dazu, das
Wissen zu vermehren und die menschliche Schätzung der Wahrheit
zu verfeinern. Auf der Obertläche sind aber diese beiden traditio-
nellen Phasen der Neuheiten, welche der erfinderische Geist
hervorbringt, so deutlich von einander unterschieden und die Geistes-
typen, welche sie darstellen, sind so verschieden und so selten bei
demselben Individuum vereinigt, dafs wir sie mit Bezug auf ihre
soziale Bedeutung wohl unterscheiden können. Die sogen. wissen-
schattlichen Erfindungen haben trotz ihrer scheinbaren Entfernung
vom sozialen Leben wichtige Beziehungen zu demselben. Wir
brauchen nur an die Druckerpresse, die Egreniermaschine, die Dampf-
maschine und das Dampischiff zu erinnern, um zu sehen, dats wegen
dieser Vorrichtungen unser Leben von dem unscrer Vorfahren sehr
verschieden ist. Der soziale Finflufs der Fisenbahn und des
umfafst der Erfindungsbegriff des Patentgesetzes alle
Erscheinungen, die der gewöhnliche Sprachgebrauch
Erfindungen nennt, mithin auch alle die Beispiele, die
Seligsohn ausgeschieden wissen will, weil es sich bei
ihnen um geistige oder körperliche Fähigkeiten des
Menschen handle. Gewifs kann in diesen Fällen von
keiner Patentfahigkeit die Rede sein, aber nicht, weil
es an einer Erfindung, sondern weil es an der gewerb-
lichen Verwertbarkeit fehlt.
Die Annahme Seligsohns, dafs es bei den an-
geführten Beispielen an einem technischen Ergebnisse
mangle, ist unzutreffend; denn überall handelt es sich
bei ihnen um Anwendung eines Mittels zur Herbeiführung
eines Erfolges, darin beruht aber das Wesen der Technik
im weitesten Sinne, und diese kommt inbetracht, wenn
der Erfindungsbegriff bestimmt werden soll. Wenn
übrigens der tierische Körper dem menschlichen nicht
gleich steht, wie verhält es sich dann mit dem tierischen
Geiste? Ist ein Verfahren, Tiere zu dressieren, eine
Erfindung? Diese Frage läfst Seligsohn unbeantwortet.
Ich trage kein Bedenken, sie zu bejahen. Dafs Dressur-
verfahren nicht patentfähig sind, hat seinen Grund darin,
dafs ihre Ausführung keine mechanische oder chemische
Bearbeitung von Rohstoffen darstellt.
Etwas eingehender möchte ich mich mit dem Er-
findungserfordernisse des Fortschrittes beschäftigen.
Die Erfindung mufs nach Seligsohn*4) gegenüber
dem bisherigen Zustande einen wesentlichen F ortschritt
darstellen; es ist aber nicht notwendig, dafs die Erfindung
das Produkt einer aufsergewöhnlichen geistigen Arbeit
ist; es kommt darauf, ob die Erfindung leicht oder schwer
zu machen war, nicht an.
Dem ist beizupflichten.5b) Freilich nur in dem Sinne,
dafs es kein Hindernis für die Annahme einer Erfindung
ist, wenn sie in concreto ihrem Urheber keine Mühe
gemacht hat. Allein wir pflegen wohl die Erfindung
auf ihre Schwierigkeit vom Standpunkte eines mit durch-
schnittlichen Fähigkeiten und Kenntnissen ausgerüsteten
Telegraphen ist enorm. Die Zeitung mit all ihrer erzieherischen
Einwirkung, die Bibliothek ım Hause, in der Schule und auf dem
Dorfe, das sind die Ergebnisse der Druckerpresse.“ „Um die
wirkliche Macht der beiden dargestellten Prinzipien zu erhalten,
müssen wir uns erinnern, dafs das Wort »Erfindung« in seiner
Anwendung nicht auf Maschinen beschränkt ist; es gilt für originale
Gedanken jeder Art. Der Mann, der ein neues Bankgesetz oder
einen neuen Steuerplan vorschlägt, der Theoretiker, der ein über-
zeugendes Buch über die Methoden der Stadtverwaltung oder über
die Mittel und Wege Oftentlicher Erziehung schreibt, — diese Männer
sind Erfinder und ihre Vorschläge kommen direkt vor das Volk
zur sozialen Assimilation. Die heutigen Sozialisten sind eine Gruppe
mehr oder weniger originaler Menschen, die Neuerungen für die
wirkliche Anordnung der sozialen Kräfte untereinander vorschlagen.
Der Marineminister, welcher einen neuen Plan der Küstenverteidigung
vorschlägt, und der kontinentale Staatsmann, der eine Idee über
den Anlafs der Unruhen in Armenien hat, sind Erfinder und alle
Bewerber um die Ehre, ein sozialer Funke zu sein, der eine
Explosion und einen dauernden Kern des Fortschrittes erzeugen wird,
genau so wie der Mann, der die Doppelnadel-Telegraphie oder eine
Schriftsetzmaschine erfindet.“ Das soziale und sittliche Leben
erklärt durch die seelische Entwicklung. Aus dem Englischen
übersetzt (Leipzig 1900). S. 134, S. 142.
ba) S,31 f, S.34.
5b) v.Böhm-Bawerk in den Festgaben für Knies, S. 14T f.
„Wert und Mühe sind keineswegs zwei so zusammengehörige Be-
griffe, dais man unmittelbar von der Einsicht ergriffen werden mufs,
dafs die Mühe der Grund des Wertes ist. »Dats ich mich um ein
Ding geplagt habe, ist eine Tatsache, dafs das Ding die Plage auch
wert ist, eine zweite, davon verschiedene, und dats beide Tatsachen
nicht immer Hand in Hand gehen, ist von der Erfahrung viel zu
sicher bekräftigt, als dafs darüber irgend ein Zweifel möglich sein
könnte. Jede der unzähligen erfolglosen Mühen, die täglich aus
technischem Ungeschick oder aus verfehlter Spekulation oder einfach
aus Unglück an ein unwertes Resultat verschwendet werden, gibt
ein Zeugnis dafür ab. Nicht minder aber auch jeder der zahlreichen
Fälle, in denen sich wenig Mühe mit hohem Werte lohnt- Ge-
schichte und Kritik der Kapitalzinstheorien, S. 429 f.“
(1. Dezember 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 635.] 225
Fachmannes abzuschätzen und in diesem Sinne stellt die
Schwierigkeit als Correlat des wesentlichen Fortschrittes
ein Erfordernis der Erfindung dar°e).
Seligsohn‘) sagt weiter: „Der technische Fort-
schritt kann auch in der billigeren Herstellung liegen,
vorausgesetzt, dafs die Billigkeit nicht durch mindere
Qualität des Gegenstandes erzielt wird,“ und beruft
sich auf eine Entscheidung des Reichsgerichts vom
21. September 1898‘), die in einer Gebrauchsmustersache
ergangen ist. Hier heifst es: „Es ist anzuerkennen, dafs
ein technischer und gewerblicher Fortschritt vorliegt,
wenn es gelingt, einen Apparat wesentlich billiger her-
zustellen, ohne dafs derselbe an Leistungsfähigkeit und
Dauerhaftigkeit gegenüber den bis dahin bekannten
Apparaten gleicher Art zurücksteht. Die Billigkeit allein
reicht aber der Regel nach nicht hin, um die Schutz-
fähigkeit eines im übrigen nichts neues darbietenden
Modells zu begründen, weil sie, wenn sie auf Kosten
anderer wichtiger Eigenschaften des Apparates erreicht
wird, meist sogar als eine Verschlechterung desselben
erscheint. Nun hat aber der Beklagte es unterlassen,
im einzelnen näher darzulegen, worauf die angebliche
Billigkeit seiner Häckselmaschine beruhe und dafs die-
selbe trotz ihrer Billigkeit die gleiche Leistungsfähigkeit
und Dauer besitze, wie die vorher bekannten Häcksel-
maschinen.“
Das Reichsgericht spricht sich also weit vorsichtiger
aus als Seligsohn: Die gröfsere Billigkeit allein soll
regelmäfsig nicht genügen, weil sie meist eine Ver-
schlechterung im Gefolge hat. Das Reichsgericht hat
Recht: die blofse Billigkeit, die sich durch Minder-
wertigkeit der Herstellung erreichen läfst, genügt zur
Annahme einer Erfindung nicht; denn auf diese Weise
gröfsere Billigkeit zu erzielen, ist jedem Fachmann ge-
laufig. Wenn es aber jemandem gelingt, auf eigen-
artige, überraschende Weise ein Verfahren oder ein
Erzeugnis zu verbilligen, so kann trotz Verschlechterung
des Resultates sehr wohl eine Erfindung vorhanden
sein‘). Der von Seligsohn aufgestellte Satz läfst sich
nicht halten. Nach § 2 Z. 1 des österreichischen Patent-
gesetzes sind nicht patentfahig „Erfindungen, die offenbar
auf eine Irreführung der Bevölkerung abzielen“.*#) Bei
Beratung des Gesetzes wurde im Privilegienausschusse
des Abgeordnetenhauses das Bedenken geaufsert, es
könnten zu Folge der Dehnbarkeit der Bestimmung
z. B. Erfindungen vom Patentschutze ausgeschlossen
werden, welche eine neue Behandlung von Baumwolle
betreffen, um den aus derselben erzeugten Stoffen die
Festigkeit oder das Aussehen von Leinenstoffen oder
Seidenstoffen zu verleihen, oder welche sich auf ein
neuartiges Verfahren zur Präparierung von Papier be-
ziehen, um demselben das Aussehen von Leder zu
geben.“ Munk fügt hinzu, dafs bei solcher Auslegung
auch ein Patent auf künstliche Seide nicht zu erlangen
wäre. Allein diese Auslegung der Gesetzesvorschrift
5c) Zu vgl. den dritten Beitrag bei Note 22 ff. und Kraft, Das
System der technischen Arbeit S. 239: „Das charakteristische Merk-
mal der schöpferischen Arbeit ist das verbindende, trennende, be-
ziehende Denken, die Phantasie; der Grad dieser Arbeit, besser die
Qualität derselben, ist nicht die gleiche. Der Mafsstab für diesen
Grad, diese Qualität ist allerdings nicht leicht festzustellen, dürfte
aber wohl durch den Einflufs der Neuerung auf die Bedürfnis-
befriedigung annähernd bestimmbar sein“.
6) S. 33.
7) Blatt für Patent-, Muster- und Zeichenwesen. Bd. IV, S. 234 f.
8) Krafft, Das System der technischen Arbeit, S. 278 f: „Es er-
fordert keine besondere geistige Anstrengung, mit irgend einem der
Produktionsfaktoren zu sparen, wenn die Qualität des Produktes
sinken darf und in diesem Falle wird auch eine weniger technisch
gebildete geistige Energie auf Modifikationen des technischen Vor-
ganges verfallen können, durch welche ein verminderter Aufwand
an Produktionselementen ermöglicht wird.“ S. 298: „Der Voll-
kommenheit wird häufig im Verhältnis zur Ockonomie der höhere
ethische Wert zugesprochen; es ist jedoch klar, dats der Oekonomie `
der gleiche ethische Wert zukommt, da diese auf die Allgemein-
heit der Bediirfnisbetriedigung d. h. Zufriedenheit, jene auf die
Qualität derselben den grölseren Eintlufs ausübt, beide einander
jedoch ethisch gleichgestellt werden müssen.“
8a) Vgl. P.Schulz, Die Vorschriften betr. den Schutz der Er-
findungen, Marken und Muster, S. 337 f. Munk, Das österreichische
Patentgesetz, S. 14 f. Adler, Krit. Vierteljahresschrift für Gesetz-
Schung und Rechtswissenschaft 3. F. Bd. VIII, S. 386 f.
ist unzutreffend. Die Regierungsvertreter wiesen auf
die Forderung des Ministeriums des Innern hin, „dafs
Gegenstände von den Vorteilen eines Patentes aus-
geschlossen sein sollen, welche unberechtigter Matzen
für medizinische, hygienische oder kosmetische Zwecke
angerühmt werden.“ Eine Maschine oder ein Verfahren
zur Herstellung künstlicher Kafleebohnen (vgl. deutsches
Gesetz vom 1. Februar 1891) dürfte dagegen unter
die Gesetzesvorschrift fallen, ebenso ein Fleisch-
konservierungsmittel, das die Möglichkeit bietet, Fleisch,
das in Zersetzung übergegangen ist, geruchlos zu
machen. Ich darf im übrigen wohl auf das verweisen,
was ich an anderer Stelle’) über diesen Punkt aus-
geführt habe.
Andererseits darf man auch nicht soweit gehen zu
sagen: eine Erfindung sei schlechthin ausgeschlossen,
wenn ihre Ausführung übermälsig hohe Kosten
verursache.
Hierher gehört eine Entscheidung des Reichs-
gerichts vom 6. Februar 1899'°), das Patent Nr. 78 142
betreffend. Das Reichsgericht hat dieses Patent, erteilt
für ein Verfahren der Reinigung von Zuckerlösungen
durch schweflige Säure und Knochenkohle, vernichtet
aufgrund folgenden Sachverständigengutachtens: „Neu
sei an dem geschützten Verfahren lediglich die An-
wendung der Zuführung von schwefliger Säure in der
vorgeschriebenen übergrofsen Menge und die hiermit im
Zusammenhange stehende Uebertragung der Arbeit
unter niedriger Temperatur von Rohzucker auf Rüben-
zuckersafte. Was dagegen den Erfolg anlange, so sei
Raffinade bisher nach dem geschützten Verfahren nicht
hergestellt und es sei nicht bewiesen, dafs dies aus-
führbar sei. Es müsse aber bezweifelt werden, dafs man
mittels jenes Verfahrens gute Raffinade herstellen könne,
da bei seiner Anwendung die Bildung von Invertzucker
nicht vermieden werde. Abgesehen davon könne aber
nicht zugegeben werden, dafs durch das geschützte |
Verfahren die Reinigung des Saftes von Nichtzucker-
stoffen befördert werde. Das ganze Verfahren habe
Wirkung nur in Rücksicht auf das Bleichen des Saftes.
Dies anlangend sei die Zuführung einer so übergrofsen
9) Mein Recht der Erfindungen und der Muster, S. 150 ff. Vgl.
auch Reinhold, der Weg des Geistes in den Gewerben, erster
Band: Arbeit und Werkzeug, S.213, S.216: „Der vom Standpunkt
der Solidität, der Ehrlichkeit, des künstlerischen Geschmacks geführte
Kampf gegen die Surrogatwirtschaft, die Unechtheit, Fälschung
enthält eine Vermischung zweier völlig heterogener Gedanken. Der
berechtigte Widerspruch gegen Willenstauschung und Betrug fordert,
dafs geliefert und geleistet werde, was verlangt und bezahlt wird.
Aber er hat nur Anspruch auf Wahrheit im Vertragsverhältnis und
auf Erfüllung der übernommenen Leistungspflicht. Diese Forderung
aber greift über ihr Gebiet vielfach hinaus und bekämpft das Surro-
gat als solches. Damit wendet sich dieser Widerspruch gegen den
Geist selbst, gegen seine Freiheit und seine Wunder. Der richtige
Inhalt jener Forderung begreift lediglich die Pflicht des Lieferanten,
seine Leistung als das, was sie ist, anzubieten und sie, zur praktischen
Vermeidung von Betrug und Verwechselung, äufserlich als Surrogat
kennbar zu machen. Der Konsum und die Gesetzgebung haben
daher das Recht, den Deklarationszwang zu schaffen, nicht aber die
Befugnis, das Aufkommen von Surrogaten zu verhindern.“ „Dem
vornehmen Seidenwurm sucht der Geist seit langer Zeit einen
Konkurrenten zu schaften. Schon soll eine Spinnenart auf Madagaskar
das Produkt Spinnenseide liefern. Aber man macht sich weit un-
abhängiger von bestimmten Naturquellen, indem man durch chemische
Prozesse, wie die Verwendung von Kollodium, eine künstliche Seide
herstellt und den Gedanken der wilden Seide im modernen
Geiste erweitert. Dem teuern Seidensammet ist in dem Baumwollen-
sammet ein sehr schönes Surrogat für breite Bedürfniskreise an dic
Seite getreten. Es wird von Damenkleidern aus Stroh berichtet, die in
Paris auftauchen. Es wäre nur ein neuer Fall auf erfolgreichem
Wege, wenn dieser Versuch gelänge. In der Papierfabrikation hat
der menschliche Geist für seinen charakteristisch grofsen Bedarf
ein weites Feld von neuem Stoff und sehr billige Surrogate erobert.
Die frühere Fabrikation kannte nicht das Stroh, das Holzmehl, den
Gips, den Porzellanton, die Cellulose als Papiermaterialien. Mögen
diese Stoffe auch nur mit Einschränkung zu loben sein, so dienen
sie doch einem bestimmten Bedürfniskreise durchaus zweck-
entsprechend und es ist nur Sache des umsichtigen und kaut-
kräftigen Verbrauches, bei gewissen Verwendungsarten die an-
gemessenen besseren Sorten von Papier zu wählen.“ Vgl. auch
Krafft, Das System der technischen Arbeit, S. 313.
10) Blatt für Patent-, Muster- und Zeichenwesen Bd. V (1899),
S. 192 ff.
226 [No. 635.)
Menge von schwefliger Säure, wie Beklagter vorschreibe,
vollkommen zwecklos und im übrigen sei einerseits
das Bleichen des Saftes mittels schwefliger Säure keine
Erfindung, andererseits werde durch das geschützte
Verfahren keine bessere Ausbeute gewonnen und ein
etwaiger Vorteil dadurch aufgewogen, dafs das Verfahren
kostspieliger sein würde und, wie die Erfahrung gezeigt
habe, doch zur Bildung von Invertzucker, wenn auch in
geringer Menge, führe.“ Das Reichsgericht stützt seine
Entscheidung auf folgende Erwägung: „Es ist anzuer-
kennen, dafs nach Erteilung eines Patentes dessen Ver-
nichtung nicht schon dann erfolgen darf, wenn es zwar
zweifelhaft, aber noch unentschieden ist, ob die ge-
schützte Erfindung für das Gewerbe von Nutzen ist,
sondern dafs die Vernichtung nur auszusprechen ist,
wenn die Verneinung dieser Frage sicher erscheint.
Letzteres aber ist nach dem Ergebnisse der Beweis-
aufnahme der Fall. Zweck des geschützten Verfahrens
ist nach dem Patent die Gewinnung möglichst reiner
Zuckerlösungen und Krystallmassen oder,wie das Patent-
amt sagt, die Gewinnung weilsen Konsumzuckers mit
völliger oder teilweiser Vermeidung der Raftinierarbeit.
Raffinade ist jedoch nach dem geschützten Verfahren
nicht hergestellt und es mufs nach dem Gutachten des
Sachverständigen für zweifelhaft erachtet werden, ob
dies möglich. Hierdurch würde indes nach dem oben
ausgesprochenen Grundsatz die Vernichtung des Patentes
noch nicht gerechtfertigt werden. Es mufs aber nach
dem Gutachten ferner angenommen werden, dafs ein
Zusatz von schwefliger Säure in der jetzt vom Beklagten
angegebenen übergrofsen Menge gar keinen Zweck hat,
dafs das geschützte Verfahren die Reinigung des Zucker-
saftes vom Nichtzucker nicht befördert und dafs es nur
das Bleichen zur Folge hat. Mit Rücksicht hierauf
könnte gewifs eine patentfähige Erfindung angenommen
werden, indes würde dies nur möglich sein, wenn
das Bleichen in einem Grade und durch Mittel
“befördert würde, dafs ein neuer technischer
Erfolg sich hierin darstellte. Dies ist jedoch
nicht der Fall, da ein etwaiger Nutzen durch
die Kosten des vorgeschriebenen Verfahrens
und dadurch aufgewogen wird, dafs es die
Bildung von Invertzucker nicht verhindert.
Beklagter will zwar letztere Erscheinung drauf zurück-
führen, dafs in den Zuckersaft Schwefelsäure geleitet,
also nicht genau nach seiner Vorschrift gearbeitet sei;
diesem Einwande steht jedoch die Tatsache gegenüber,
dais in der Fabrik, die sein Verfahren praktisch ange-
wendet hat, Invertzucker erzielt worden ist und deshalb
ist der Schlufs gerechtfertigt, dafs dies mit dem ge-
schützten Verfahren zusammenhängt. Bei dieser Sach-
lage kann nicht mehr zugegeben werden, dafs das ge-
schützte Verfahren einen neuen technischen Erfolg bietet,
da das Bleichen des Zuckersaftes mittels schwefliger
Säure längst bekannt gewesen ist. Alsdann aber ent-
hält jenes Verfahren keine patentfähige Erfindung.“
Kohler!!) wendet sich gegen diese Entscheidung
des Reichsgerichts vom 6. Februar 1899, indem er
geltend macht: „Es genügt (für die Erfindung), dafs ein
menschliches Postulat erfüllt werde; es ist nicht nötig,
dafs dieses ein neues ist, es kann auch ein altes Postulat
sein; es ist nicht nötig, dafs das Postulat in keiner
anderen Weise befriedigt werden konnte; es ist nicht
nötig, dafs das neue Befriedigungsmittel ein besseres,
durchgreifenderes, tauglicheres, billigeres ist, als die
bisher vorhandenen. Gerade die neuen Mittel sind oft
sehr schwertallig, uneben, sie bringen oft nach anderer
ID Handbuch des deutschen Patentrechts, S. 122.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
IL. Dezember 1903.]
Seite hin Nachteile, die nachträglich beglichen werden
müssen; neue Erfindungen bedürfen oft wesentlicher
Verbesserungen, um mit dem vorhandenen eisernen
Bestande der technischen Hülfsmittel zu konkurrieren.
Völlig verkannt ist dieses Prinzip neuerdings vom Reichs-
gericht in der Entscheidung vom 6. Februar 1899. Sollte
es für das Wesen der Erfindung negativ von Bedeutung
sein, ob sein etwaiger Nutzen durch die Kosten« auf-
gewogen wird, so könnte man gleich eine Reihe der
gröfsten Erfindungen streichen. — — Ueberhaupt genügt
es, dafs ein zweites Mittel, wenn auch nur als Reserve-
mittel, neben anderen vorhanden ist, um der Menschheit
auszuhelfen, wenn etwa das erste versagen oder
Hindernisse finden sollte, welche seinen Gebrauch be-
einträchtigen.“
Seligsohn!?) beruhigt sich dagegen bei der Ent-
scheidung des Reichsgerichts vom 6. Februar 1899,
entnimmt ihr den Grundsatz: „Ist die Erfindung für das
Gewerbe ohne Nutzen, so ist sie nicht patentfahig“ und
fügt hinzu: „Es wird also z. B. regelmäfsig keine Erfindung
vorliegen, wenn jemand zur Herstellung von Elektroden-
platten ein neues Bindemittel anwendet, ohne eine gröfsere
Leistungsfähigkeit, Festigkeit, Geschmeidigkeit der Masse
zu erreichen oder ohne einen anderen Vorteil, etwa
geringere Herstellungskosten, zu erzielen. Ebenso liegt
regelmäfsig in der Auffindung eines zweiten Verfahrens
zur Herstellung eines chemischen Produktes keine Er-
findung, wenn das neue Verfahren weniger Ausbeute,
als das bekannte Verfahren liefert und auch sonst
diesem gegenüber keinen Fortschritt bietet. Unter
Umständen kann allerdings der Vorteil bereits darin
liegen, dafs zur Erreichung desselben Zweckes es fortan
aufser dem bekannten Mittel noch ein zweites gibt,
Kohler. hält dies stets für genügend.“
Hierzu ist folgendes zu bemerken.
Es handelt sich bei dem Patent No. 78 142 um eine
Mafsnahme, welche nach der Behauptung des Patent-
inhabers Zuckersaft reinigt und bleicht. Das Reichs-
gericht nimmt mit dem Sachverständigen an, dafs der
Reinigungseffekt nicht herbeigeführt wird, dafs das
patentierte Verfahren also eine der beiden Aufgaben nicht
erfüllt und insoweit der Ausführbarkeit entbehrt. Was
den Bleicheffekt anlangt, so war es bekannt, dafs Zucker-
saft mittels schwefliger Säure gebleicht werden kann;
das Verfahren des Patentes besteht in einer doppelten
Modifikation, nämlich darin, dafs schweflige Säure in
übergrofser Menge bei Einhaltung einer bestimmten
Temperatur verwendet wird. Das Reichsgericht sagt,
dafs eine patentfähige Erfindung angenommen werden
kann, „wenn das Bleichen in einem Grade und durch
Mittel befördert würde, dafs ein neuer technischer Er-
folg sich hierin darstellte. Dies ist jedoch nicht der
Fall, da ein etwaiger Nutzen durch die Kosten des
vorgeschriebenen Verfahrens und dadurch aufgewogen
wird, dafs es die Bildung von Invertzucker nicht ver-
hindert.“ Diese Begründung des Reichsgerichts darf
nicht mifsverstanden werden. Es geht nicht an, die
Frage, ob und welchen Nutzen der Erfolg aufweist,
gänzlich offen zu lassen und gleichwohl zu behaupten,
dafs dieser Nutzen durch die Kosten des Mittels und
durch die Mängel des Erfolges aufgewogen werde. Das
Reichsgericht will offenbar sagen: Es bedarf keiner
näheren Untersuchung, welchen Nutzen das Verfahren
im Erfolge hat, denn so viel steht von vornherein
fest, dafs dieser Nutzen auch im günstigsten Falle
nicht grofs genug ist, um die Mehrkosten des Mittels
und die Mängel des Erfolges aufzuwiegen.
12) S, 33. (Forts. folgt.)
Verschiedenes.
Geh. Bergrat Prof. Dr. Hermann Wedding von der
Kgl. Bergakademie und der Techn. Hochschule zu Berlin
feierte am 6. November scin 50 jähriges Berufsjubiläum und
zugleich sein 40 jähriges Jubiläum als Dozent.
Die gröfste Lokomotive der Welt, wenigstens was das
Gewicht anbelangt, wird auf der Weltausstellung in
St. Louis 1904 zu schen sein. Die Baltimore- und Ohio-
eisenbahn hat bei den amerikanischen Lokomotivwerken eine
[1. Dezember 1903.]
„Tandem - Compoundlokomotive“ bestellt. Diese Riesen-
maschine hat sechs Paar Treibräder, von denen jedes einen
Durchmesser von 56 Zoll hat. Die vorderen drei Treibräder
sind auf einen Rahmen montiert, der unter dem Kessel
beweglich angebracht ist. Die hinteren drei Treibräderpaare
sind mit dem Körper der Lokomotive fest verbunden. Die
hinteren drei Räder werden mit Hochdruckcylindern, die
vorderen mit Niederdruckcylindern betrieben. Die Hoch-
druckcylinder haben 20, die Niederdruckcylinder 42 Zoll
Durchmesser. Der Kessel ist auf einen Dampfdruck von
235 Pfund für den Quadratzoll berechnet. Die Heizfläche der
Wasserröhren beträgt 4135, die der Feuerbuchse 190 Quadrat-
fufs, so dafs die Gesamtheizfläche 4325 Quadratfufs grofs ist.
Die Riesenlokomotive soll 285000 Pfund’) wiegen. Ihr Gewicht
wird sich aber mit voller Ausstattung des Tenders, welche
aus 7000 Gallonen Wasser und 13 Tons Kohlen besteht, auf
415000 Pfund belaufen. Auch diese Riesenlokomotive wird
der internationalen Lokomotivpriifungsstelle auf der Aus-
stellung zur Verfügung gestellt. Man wird die Lokomotive
im Laboratorium in beständigem Bestrieb sehen, um ihre
Schnelligkeit, Zugkraft und Sicherheit zu prüfen.
Ein Unterseetunnel zwischen Spanien und Marokko
durch die Meerenge von Gibraltar soll, wie die „Deutsch.
Bauztg.“ berichtet, von einem französischen Konsortium nach
den Vorschlägen des französischen Ingenieurs Jean Berlier
geplant sein. Die spanische Regierung hätte ihre Ge-
nehmigung bereits erteilt und auch Marokko seine Zustimmung
gegeben. Der Tunnel würde etwas westlich von Tarifa in ge-
rader Linie auf Tanger zu führen und im Zusammenhange
mit einer zu erbauenden Eisenbahn über Fez und dann öst-
lich gerichtet, durch das Land Marokko die Verbindung
zwischen dem spanischen Eisenbahnnetz und der algerischen
Zentralbahn herstellen. Die Kosten des mit den beider-
seitigen Rampen etwa 41 km langen Tunnels sind auf 123,
die der 591 km langen afrikanischen Eisenbahn auf 119
Millonen Fr. veranschlagt. Die Meerestiefe erreicht im Zuge
der gewählten Trace nur 396 m gröfste Tiefe, so dafs dieser
Uebergang trotz der gröfseren Länge vorteilhafter erscheint,
als die nur 14 km breite Stelle zwischen Gibraltar und Kap
Cires, abgesehen von politischen Erwägungen, die hier mit-
sprechen. Die gröfste Tiefe der Tunnelsohle ist in 440 m
unter dem Meeresspiegel gedacht. Die beiderseitigen Rampen
erhalten dann Neigungen von 25 pCt. Der Meeresboden
soll durchweg aus festem Fels bestehen, der keine Klüftung
zeigt, so dafs ein Wassereinbruch während der Ausführung
nicht zu befürchten wäre. Berlier legt seiner Kostenschätzung
die Kosten des Simplontunnels zu Grunde, die bei 20 km
Länge auf 3 Million Fr. für 1 km bemessen sind. Als Bauzeit
werden 7 Jahre angenommen. Der Plan ist jedenfalls inter-
essant und falls die Voraussetzungen über die Bodenver-
hältnisse zutreffen, technisch wohl nicht unmöglich. Aber
auch abgesehen von den derzeitigen politischen Zuständen
in Marokko, wird doch noch mancher Tropfen ins Meer
fliefsen, che der erste Eisenbahnzug die Strafse von Gibraltar
kreuzt.
Ein Schiffskanal durch Schottland. Dem schon mehrfach
aufgetauchten Plane der Durchschneidung Schottlands mit
einem für grofse Seeschiffe benutzbaren Kanal soll, wie im
Scientific American mitgeteilt wird, nunmehr näher getreten
werden. Der Kanal würde von dem weit ins Land hinein
sich erstreckenden Firth of Forth an der Nordsee zur Mündung
des Clyde am Atlantischen Ozean führen und etwa 64 km
lang werden. Die Kosten werden auf rd. 200 Millionen Mark
veranschlagt. Die englische Regierung, von der in neuerer
Zeit die Errichtung einer Flottenstation am Firth of Forth
beschlossen und in Angriff genommen ist, wird die Aus-
führung des Kanals mit Rücksicht auf dessen strategische
Bedeutung unterstützen. Für den allgemeinen Verkehr würde
der Kanal insbesondere auch durch die Schaflung eines
kürzeren Weges zwischen der Nordsee und den Häfen
*) Das englisch-amerikanische Pfund hat 453,59 Gramm.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 635.] 227
Canada’s und Neuenglands von Wert sein. Zum Vergleich
bezüglich der Länge des geplanten Kanals möge bemerkt
werden, dafs der Nordostseekanal rd. 99 km, der Suezkanal
160 km, der Nordseekanal von Amsterdam nach Ymuiden
67 km, der Manchesterkanal 57 km lang ist, während der
Panamakanal eine Länge von 73 km haben wird.
Preisaufgaben der Industriellen Gesellschaft von Mül-
hausen i. E. Das Verzeichnis der in der Generalversamm-
lung vom 24. Juni 1903 ausgeschriebenen Preisaufgaben
für das Jahr 1904 wird von der Industriellen Gesellschaft
von Mülhausen bekanntgegeben. Das Verzeichnis erscheint
jedes Jahr im Juli und wird Jedermann auf Verlangen vom
Sekretariat zugesandt. Die Bewerbungen auf Grund der
Preisaufgaben sind vor dem 15. Februar 1904 einzureichen.
Die näheren Bedingungen für die Beteiligung an dem Preis-
ausschreiben sind in dem Verzeichnis kundgegeben. Die
Preise sind durch Stiftungen der Herren Emil Dollfus,
Daniel Dollfus, Salathe, Engel-Dollfus, Emil Hübner und
Gustav Schaefler festgestellt.
Neben allgemeinen Fragen auf industriellem Gebiet sind
insbesondere Fragen der chemischen Technologie: Theo-
retische Arbeiten, Beizen, Farbstoffe, Fixieren der Farbstoffe,
Aräometrie, Drogen, Bleicherei, Druckerei, Dämpfen, Walzen-
stecherei, Elektrizität, sowie allgemeine im Gebiet der mecha-
nischen Technologie liegende Fragen: Dampfkessel, Motoren,
Triebwerke, Spinnerei, Weberei, Bleicherei, Druckerei,
Färberei, Appretur, Elektrotechnik, Fabrikunfälle, vorgesehen.
Die Preisaufgaben beziehen sich ferner auf: Naturgeschichte
und Ackerbau, Handel, Geschichte, Geographie und Statistik,
Oeffentliche Wohlfahrt und Schöne Künste.
In Anbetracht der Reichhaltigkeit der Preisaufgaben,
sowie der erheblichen Mittel, welche der Industriellen Gesell-
schaft von Mülhausen zur Verfügung stehen, dürfte es Inter-
essenten zu empfehlen sein, sich an diesen Preisausschreiben
zu beteiligen. Sollte es für einige Interessenten in diesem
Jahre schon zu spät sein sich zu bewerben, so wird ihnen
hierzu gewifs im kommenden Jahre bei Neuausgabe des
Verzeichnisses Gelegenheit gegeben sein.
Berichtigung. Die Maschinenfabrik Esslingen in Esslingen
teilt mir mit, dafs die in meinem Aufsatz, betitelt: „Kritische
Beschreibung der bisher gebauten Zahnradlokomotiven tür
gemischten Betrieb“*) erwähnten Lokomotiven für die Harz-
bahn, Marienhütte, Bolanpafs und Lehesten - Oertelsbruch
(1 Stück) nicht in den im Aufsatze angegebenen Bauanstalten,
sondern in der Maschinenfabrik Esslingen gebaut worden
sind. A. Werner.
eR
Bekanntmachung.
Nach der Bekanntmachung vom 27. November 1902,°")
betreffend die Ersetzung der Vorprüfung und der
ersten Hauptprüfung für den Staatsdienst im Bau-
fache durch die Diplomprüfung - Zentralblatt der
Bauverwaltung 1902 No. 99 Seite 609, Eisenbahn-Verordnungs-
blatt 1902 No. 57 Seite 540 --, erfolgt die Auswahl unter
den Diplomingenieuren, die sich zur Ausbildung
im Staatsdienste melden, unter Berücksichtigung des
Bedarfs der Staatsbauverwaltung.
Es können jedoch auch über den Bedarf der Staatsbau-
verwaltung hinaus Diplomingenieure lediglich zu ihrer Aus-
bildung — ohne Anwartschaft auf Anstellung im Staatsdienst
nach bestandener zweiter Hauptprüfung — so weit zugelassen
werden, als dies ohne Ueberlastung der Baubeamten durch
die Ausbildungstätigkeit und ohne Gefährdung der gründ-
lichen Ausbildung der Diplomingenieure möglich ist. Diese
Diplomingenieure scheiden nach bestandener zweiter Haupt-
prüfung aus dem Staatsdienste aus, sind aber berechtigt,
dann den Titel „staatlich geprüfter Baumeister“ zu führen.
*) Annalen No. 628—632.
**) S. Annalen No. 612.
228 (No, 635.)
Alle zur Ausbildung zugelassenen Diplomingenieure er-
langen mit dem Dienstantritt das Recht, während der Aus-
bildung den Titel „Königlicher Regierungsbauführer“ mit
dem durch den Allerhöchsten Erlafs vom 11. Oktober 1886 —
Min.-Bl. f. d. i. V.S. 212 — verliehenen Range der Referen-
darien zu führen. Mit dem Ausscheiden aus der staatlichen
Ausbildung erlischt das Recht zur Führung dieses Titels.
Auf die Entlassung aus dem Staatsdienste während der
Ausbildung findet die Bestimmung im $ 35 der Vorschriften
über die Ausbildung und Prüfung für den Staatsdienst im
Baufache vom 1. Juli 1900 Anwendung.
Im übrigen bleiben die Bestimmungen der vorgenannten
Bekanntmachung und der Bekanntmachung vom 10. Februar
d. J. —- Zentralblatt der Bauverwaltung 1903 No. 14 Seite 89,
Eisenbahn-Verordnungsblatt 1903 No. 9 Seite 67 - unver-
ändert in Kraft.
Berlin, den 19. November 1903.
Der Minister der öffentlichen Arbeiten.
Budde.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Verliehen: der Charakter als Baurat mit dem Range
der Räte vierter Klasse dem Marinegarnison - Bauinspektor
Hagen.
Versetzt: von Kiel nach Wilhelmshaven der Marine-
Schiffbaumeister Winter.
Garnison-Bauverwaltung Preufsen.
Beauftragt: mit Wahrnehmung der am 1. November 1903
einstweilen errichteten Lokalbaubeamtenstelle Aachen, deren
Sitz bis 1. April 1904 Köln ist, der Garnison-Bauinspektor
Baurat Stahr in Köln I.
Uebertragen: die Lokalbaubeamtenstelle in Allenstein
dem Garnison-Bauinspektor Baehr daselbst.
Versetzt: am 1. November 1903 in die Lokalbau-
beamtenstelle Köln I der Garnison-Bauinspektor Baurat
Schmid in Köln II und in die Lokalbaubeamtenstelle Köln II
der Garnison-Bauinspektor Kraus in Allenstein.
Preufsen.
Ernannt: zum Regier.- u. Baurat der Wasserbauinspektor
Baurat Offermann in Buenos-Aires;
zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer Adam
Hofmann aus Frankfurt a. M., Richard Arndt aus Berlin,
Emil Achard aus Homburg v. d H., Reg.-Bez. Wiesbaden,
Viktor Niemann aus Curow, Kreis Stettin, und Alfred Törpisch
aus Berlin (Maschinenbaufach); Paul Findeisen aus Danzig,
Johannes Conradi aus Helmscheid, Fürstentum Waldeck und
Georg Claus aus Philippsthal, Kreis Hersfeld (Eisenbahnbau-
fach); Otto Mohr aus Insterburg, Otto Schasler aus Bromberg,
Ernst Schönwald aus Bürgerhuben, Kreis Niederung, Edwin
Lange aus Danzig und Kurt Hafse aus Marienhagen, Kreis
Königsberg i. Pr. (Wasser- u. Strafsenbaufach); Otto Bertram
aus Klein-Cronau, Kreis Allenstein, Andreas Lorenz aus
Prenzlau, Wilhelm Drosihn aus Neustettin, Christian Gödtke
v. Adlersberg aus Potsdam, Karl Stracke aus Hagen, Kreis
Recklinghausen, Walter Epstein aus Breslau, Karl Mittelstaedt
aus Grabow, Kreis Randow und Peter Röttgen aus Rheinbach
(Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Baurat dem Schiffbau-
direktor Justus Flohr in Stettin, dem Stadtbaurat Richard
Bachsmann in Kottbus und der Charakter als Baurat mit dem
persönlichen Range der Räte vierter Klasse dem Landbau-
inspektor Carsten in Danzig;
Zur Beschäftigung überwiesen: die Regier.-Bau-
meister des Hochbaufaches Drosihn der Königl. Regierung
in Frankfurt a. d. Oder, Epstein dem Techn. Burcau des
Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-An-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Dezember 1903.)
gelegenheiten und Göfsler der Königl. Ansiedelungskommission
für die Provinzen Westpreufsen und Posen in Posen.
Versetzt: von Denklingen nach Bonn der Regicr.-
Baumeister des Hochbaufaches Erich Neumann.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Regier.-Baumeistern Richard Bartholo-
mäus in Berlin (Maschinenbaufach) und Eugen Granitza in
Frankfurt a. d. Oder (Eisenbahnbaufach).
Bayern.
Ernannt: zum Bauamtsassessor aufser dem Status am
Hydrotechn. Bureau der Staatsbauassistent Otto Schubert in
Deggendorf.
Befördert: die Direktionsräte Friedrich Rünnewolff
bei der Eisenbahnbetriebs-Direktion in Weiden und August
Kalckbrenner bei der Eisenbahnbetriebs - Direktion in
Nürnberg.
Zugelassen: als Privatdozent für neuere Geschichte
an der allgemeinen Abteilung der Techn. Hochschule in
München der Privatgelehrte Dr. phil. Albrecht Wirth aus
Frankfurt a.M.
Beigegeben: ein Bauamtsassessor aufser dem Status
bis auf weiteres dem Hydrotechn. Bureau.
Versetzt: als Direktionsrat zur Eisenbahnbetriebs-
Direktion Bamberg der Oberbauinspektor Karl Bartb in Hof.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: auf die
Dauer eines Jahres der Oberbaurat Julius Hensel am Königl.
Hydrotechn. Bureau.
Sachsen.
Ernannt: zum Landbauinspektor der Regier.-Baumeister
bei dem Landbauamte Leipzig Schulze.
Angestellt: als Lehrer an der Baugewerken- und Tief-
bauschule in Zittau der Regier.-Baumeister P. Mertens aus
Dresden.
Württemberg.
Verliehen: der Titel und Rang eines Oberbaurats dem
Baurat Ludwig Eisenlohr in Stuttgart.
Befördert: auf die Stelle des Eisenbahn-Bauinspektors
in Freudenstadt der Abteilungs-Ingenieur, tit. Eisenbahn-
Bauinspektor Nörr bei der Eisenbahn-Bauinspektion Geis-
lingen, z. Zt. Vorstand der Eisenbahnbausektion Ravensburg.
Uebertragen: eine Maschineningenieur-Stelle bei dem
maschinentechn. Bureau der Generaldirektion der Staats-
eisenbahnen dem Königl. Regier.-Baumeister Hertneck und
die Abteilungsingenieur-Stelle bei der Eisenbahnbausektion
Ulm dem Königl. Regier.-Baumeister Waas.
Versetzt: auf die Stelle des Eisenbahn-Bauinspektors
in Ehingen der Eisenbahn-Bauinspektor Faifs in Aulendorf
und auf eine Abteilungsingenieur-Stelle bei der Eisenbahn-
bauinspektion Stuttgart der Abteilungsingenieur Beringer bei
dem bautechn. Bureau der Generaldirektion der Staatseisen-
bahnen.
Seinem Ansuchen gemäfs in den Ruhestand
versetzt: unter Verleihung des Titels und Ranges eines
Baurats der Professor Rauscher an der Baugewerkschule
in Stuttgart.
Baden.
Ernannt: für die bevorstehende Ständeversammlung
zu Mitgliedern der ersten Kammer der Geh. Rat und Ober-
Baudirektor Max Honsell und der Geh. Hofrat und Professor
an der Techn. Hochschule Dr. Hans Bunte.
Versetzt: zur Kulturinspektion Waldshut mit dem
dienstlichen Wohnsitz in Lörrach der Regier.-Baumeister
Karl Schätzle in Freiburg.
In den Ruhestand versetzt: der Regier.-Baumeister
Otto Ruch, zuletzt bei der Eisenb.-Bauinspektion Basel.
Gestorben: der Regier.- und Baurat August Messow,
früher Mitglied der Königl. Eisenbahn-Direktion in Erfurt
und der Hamburgische Wasserbauinspektor a. D. Bernhard
Hugo Lentz, früher in Cuxhaven.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
[15. Dezember 1903.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 636.] 229
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure.
Versammlung am 27. Oktober 1903.
Vorsitzender: Herr Geheimer Oberbaurat Wichert. —- Schriftführer: Herr Gehefner Kommissions-Rat F. C. Glaser.
(Mit 13 Abbildungen.)
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit einigen
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geschäftlichen Mitteilungen und erteilt das Wort Herrn :
Geheimen Regierungsrat Professor von Borries zu seinem
Vortrage über
Die Eigenbewegungen der Lokomotiven, erläutert
an einem Modell.
(Der Vortrag ist in den Annalen No. 634 vom 15. No-
vember d. J. S. 185 bereits veröffentlicht.)
Der Vorsitzende spricht dem Vortragenden den
Dank des Vereins aus.
Herr Regierungs - Baumeister Krause: Der Herr
Vortragende hatte erwähnt, dafs die durch die Formeln
ermittelte Drehbewegung nicht immer genau mit der
durch das Modell erhaltenen übereinstimmt. Ich möchte
mir die Anfrage erlauben, ob bei den Rechnungen
berücksichtigt worden ist, dafs dieses Modell verhältnis-
mäfsig grofse Schwungräder besitzt, welche infolge ihrer
Trägheit das Bestreben haben, ihre Rotationsebene bei-
zubehalten. Diese Räder enthalten eine ziemlich be-
deutende Energie, die vielleicht die Ursache der von
dem Herrn Vortragenden erwähnten Differenz ist.
Herr Geheimer Regierungsrat Professor von Borries:
Dies Bestreben ist allerdings nicht berücksichtigt worden.
Ich glaube, dafs bei der geringen Umdrehungs-Ge-
schwindigkeit die entwickelte Kraft noch wenig aus-
macht. Diese Kraft würde übrigens eine Verminderung
des Ausschlages bewirken, während er gerade am
Modell gröfser ist, als nach der Berechnung.
Herr Regierungs-Baumeister Dr. H. Mehlis: Ich
möchte Sie gern auf zwei, wie es mir scheint, Wider-
sprüche aufmerksam machen, die mir bei der Vorführung
des Modells aufgefallen sind.
Die Zuck- und Drehbewegungen einer Lokomotive
sind, soweit sie von den bewegten Massen herrühren,
nach der üblichen Anschauung lediglich von der Gröfse
der Kolbenmassen und den von ihnen beschriebenen
Wogen abhängig. Von der Geschwindigkeit, mit der
sie bewegt werden, ist in der betreffenden Formel nicht
die Rede. Es wird somit in richtiger Erkenntnis der
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Sachlage der Zusammenhang der Zuck- und Drehbe-
wegung des Lokomotivkörpers mit den Bewegungen
der Kolbenmassen ein rein „statischer“ genannt. Die
Amplitude der Schwingung ist bei allen Fahrgeschwindig-
keiten der Lokomotive konstant.
Was zeigt nun das Modell?
Tragt man die Tourenzahl der Treibachse des
Modells auf der Abscisse eines Koordinatenkreuzes auf
und die Gröfse der Zuck- bezw. Drehbewegungen als
Ordinaten, so war der Verlauf beider Bewegungen der
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in der Figur dargestellte. Das Zucken nimmt ziemlich
früh ein Maxımum an, das so stark wird, dafs mit der
Hand gebremst werden mufste, verschwindet alsdann
nahezu und stellt sich erst bei sehr hoher Tourenzahl
auf einen konstanten Wert ein. Bei der Drehbewegung
ist ziemlich das Gleiche der Fall. Es zeigen also die
Zuck- und Drehbewegungen bei geringerer Tourenzahl
gröfsere Ausschläge als bei höherer Tourenzahl, während
die Ausschläge theoretisch stets gleich grofs sein sollten.
Der zweite Widerspruch zur Theorie liegt darin,
dafs das Maximum der Zuckbewegung zu einer anderen
Zeit eintritt als das Maximum der Drehbewegung,
während die Gröfse der Drehbewegung der Zuck-
bewegung proportional sein soll.
Herr Geheimer Regierungsrat Professor von Borries:
Ich glaube diese Erscheinung schon erklärt zu haben,
indem ich darauf aufmerksam machte, dafs das Modell
frei an Pendeln aufgehängt ist, und hierdurch An-
häufungen von Schwingungen entstehen, die in Wirk-
lichkeit nicht vorkommen. Das Modell hat für jede der
beiden Bewegungen eine bestimmte Schwingungsdauer
an seinen Pendeln. Stimmt die Zeit einer Umdrehung
mit einer davon überein, so entstehen die Anhäufungen.
Wenn die Pendel unendlich lang wären, würden wir
diese Erscheinungen überhaupt nicht wahrnehmen. Sie
werden also lediglich durch die Aufhängungsart des
Modelles bedingt. Ein Widerspruch zwischen der
Theorie und den Beobachtungen besteht hiernach nicht.
Der Vorsitzende erteilt hierauf das Wort Herrn
Regierungs-Baumeister Rintelen zu seinem Vortrag über
Neuere Vorschläge zur Ueberwindung hoher
Stufen in Schiffahrtskanälen.
Die Oesterreichische Regierung hat unter so
glänzenden Bedingungen, wie sie für technische Aus-
schreiben bislang unerhört sind, vor einem halben Jahre
einen Aufruf an die Ingenieure der ganzen Welt ge-
richtet, ihr bei dem grofsen Werke der Erbauung eines
Donau-Oder-Kanals mit Vorschlägen an die Hand zu
gehen, wie die hohen Kanalstufen, mit denen die Wasser-
scheide zwischen beiden Strömen überstiegen werden
soll, am zweckmäfsigsten zu überwinden sein werden.
Von diesen Kanalstufen ist die bei Prerau vorgesehene
dem Ausschreiben zu Grunde gelegt, wo bei einer
Steigung des Geländes von etwa 1:30 eine Höhe von
rund 36 m zu erklimmen ist.
Der Kanal ist bestimmt für Schiffe beliebiger Ab-
messungen bis zur Gröfse der auch für unsere Kanäle
mafsgebenden (600 t-)Schiffe von rund Dim Gesamt-
lange, 8,2 m Breite und 1,8 m Tiefgang und einer
Ladehöhe bis zu 4,5 m über dem Wasserspiegel. Die
Leistungsfähigkeit des Kanals soll 30 aufwärts und
30 abwärts gehende Schiffe innerhalb 24 Stunden auf-
weisen, also soll die Hebevorrichtung etwa alle20 Minuten
zur Aufnahme eines oder allenfalls alle 45 Minuten
zur Aufnahme zweier Schiffe zur Verfügung stehen.
Der Anforderung, mindestens in dieser zweiten Form,
würde auch die gute alte Kammerschleuse gerecht
werden. Eine Kammerschleuse von 36 m Hubhöhe zu
bauen, mufs als möglich angesehen werden; sie würde
allerdings wohl nicht aus Mauerwerk, sondern als Beton-
eisenbau herzustellen sein, in der Weise, dafs die
Seitenwände auch oberhalb der 'Durchfahrtshöhe durch
Querriegel versteift würden. Der Entwurf eines solchen
Baues allerdings für nur 20 m Hubhöhe ist bereits ein-
gehend bearbeitet worden. Ist also eine Kammer-
schleuse für 36 m Gefälle bau- und betriebstechnisch
möglich, so spricht gegen ihre Anwendung lediglich der
übermäfsige Wasserverlust bei jeder Schleusung, der sei
es an aufzuwendender Pumpenleistung, sei es an verloren-
gehender Turbinenleistung, unter Voraussetzung un-
230 (No 636.)
unterbrochenen Betriebes einer Leistung von rund
2000 Sekundenpferdestärken entspricht. Die verlorene
Arbeit bei jeder Schleusung beträgt rund 12 Millionen
Pferdestärken. Geeignete Mittel, diese Verluste mög-
lichst zu verringern, sind Gegenstand des Ausschreibens,
das jedoch von der Anordnung einer Schleusentreppe,
des ältesten und bekanntesten Mittels dazu, ausdrücklich
absieht, weil dafür eine andere Linienführung des Kanals
geeigneter sein würde; es soll vielmehr das ganze Ge-
fälle in einer Stufe überwunden werden.
Von den Vorschlägen, die unter Beibehaltung der
Kammerschleuse lediglich deren Wasserverbrauch ver-
mindern wollen, betrifft der einzige bisher ausgeführte
die Anordnung eines oder mehrerer Seitenbecken, Spar-
becken genannt, die neben der Kammer stufenweise
zwischen Ober- und Unterwasser eingeschaltet sind, beim
Entleeren der Schleuse soviel Wasser aufnehmen, als
ihre Höhenlage erlaubt, und beim Wiederauffüllen der
Schleuse dieses Wasser mit möglichst geringem Höhen-
Abb.
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verlust wieder abgeben. Die Anlage einer Spar-
schleuse erfordert grofse Bauflächen; ihr Betrieb wird
durch das Oeffnen und Schliefsen der Sparbecken sehr
umständlich; zudem läfst sich theoretisch zwar beliebig
viel, in Wirklichkeit nicht wohl mehr als die Hälfte des
Wassers ersparen.
Das gleiche Ziel vermeint das Patent Rudolf ohne
jede bauliche Aenderung, lediglich durch eine zweck-
mäfsige Betriebsweise erreichen zu können. Beim Ent-
leeren der Kammer soll etwa die obere Wasserhalfte
in das Oberwasser aufgepumpt werden und nur der
Rest ins Unterwasser ablaufen; dieser Rest soll zum
Wiederauffüllen zurückgepumpt werden, so dafs dann
die Kammer halb gefüllt sein würde; darauf erst soll
die obere Wasserschicht vom Oberwasser aus zugelassen
werden. So liefse sich allerdings die Hälfte des als
Arbeit ausgedrückten Wasserverlustes ersparen. Da
aber diese Arbeit in weit weniger als der Hälfte der
Zeit geliefert werden mufs, die im gewöhnlichen
Betriebe zur Verfügung stehen würde, so wird die
Pumpenleistung erheblich gröfser als gewöhnlich,
die Pumpenanlage also erheblich teurer, und ihr
Betricb nur unter ganz besonderen Verhältnissen
billiger.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
[15. Dezember 1903.)
Wertvoller ist der Vorschlag des Oesterreichers
Tilp, der beim Entleeren der Kammer das abfliefsende
Wasser benutzt, um mittels Strahlpumpenwirkung, die
allerdings durch gewöhnliche Pumpen unterstützt werden
müfste, Wasser aus der unteren Haltung in die obere
hinaufzupumpen; ähnlich wird zur Füllung der Kammer
das Oberwasser nicht unmittelbar eingelassen, sondern
durch Rohre so in das Unterwasser und von da in die
Kammer geführt, dafs eine erhebliche Menge Wasser
aus der unteren Haltung durch Strahlpumpenwirkung
mit in die Schleusenkammer hineingerissen wird. Der
geistreiche und als Aushülfsmittel vielleicht ausbildungs-
fähige Gedanke wird in seinem Erfolge wesentlich be-
einträchtigt durch den viel zu niedrigen Wirkungsgrad
solcher Wasserstrahlpumpen, der selbst unter günstigen
Betriebsverhältnissen, die hier keineswegs vorliegen,
25 v. H selten übersteigt.
Bewegliche, maschinelle Hülfsvorrichtungen zur
Wasserersparung bei Kammerschleusen sind von dem
Doppelkammerschleuse von Tentschert.
Oesterreicher Tentschert und dem preufsischen Bau-
inspektor Schnapp in Vorschlag gebracht.
Tentschert trennt mittels eines riesigen Rollkörpers
(Abb. 1)*) das zur Schleusung in einer Kammer not-
wendige Wasser von dem Wasser in einer anderen gleich
grofsen Kammer, die auch wieder als Schleuse ausgebildet
sein kann, so dafs eine doppelte Schleusenstrafise ent-
stehen würde. Der Rollkörper ist so eigenartig gestaltet
und durch Wasserfillung so eigenartig beschwert,
dafs das Moment, mit dem diese Wasserfüllung den
Rollkörper zu rollen trachtet, in jedem Augenblicke
demjenigen gleich ist, das von dem Druckhöhenunter-
schied in beiden Kammern herrührt. Es genügt also
eine nur Reibungshindernisse überwindende Kraft, um
das Wasser in der einen Kammer bis zum Oberwasser-
spiegel aufzustauen und in der andern Kammer bis
zum Unterwasserspiegel zu senken. Der Rollkörper
mufs zu diesem Zwecke einen Durchmesser von weit
mehr als 36 m, etwa von 50 m erhalten, und soll dabei
während der Rollung an den beiden Stirnseiten sowohl
wie an der etwa 70 m langen Unterkante dauernd dicht
halten, was unausführbar sein dürfte, zumal der Kammer-
boden sich gegen Verunreinigungen, Sandablagerungen
und dergleichen nicht genügend schützen läfst. Auch
de Riesenkammer von 50 m Höhe und 100 m Breite bei
70 m Länge dürfte Bedenken erregen. Die Tentschertsche
Doppelkammerschleuse mufs danach als ungeschlacht
bis zur Unausführbarkeit, und mit schwersten maschinen-
technischen Mängeln behaftet bezeichnet werden.
Wesentlich wertvoller ist der geistreiche Vorschlag
vonSchnapp (Abb.2). Durch Niederdrücken eines riesigen
Schwimmers innerhalb der zu dem Zwecke gewaltig
vergröfserten Kammer wird der Wasserspiegel darin
gehoben und zwar um so rascher im Vergleich zur
Schwimmerbewegung, als die vom Schwimmer in An-
spruch genommene Wasseroberfläche gröfser ist als
die freie Wasserfläche. Soll dabei das Schwimmer-
*) Um einen unmittelbaren Vergleich der sich bei den ver-
schiedenen Vorschlägen ergebenden Abmessungen zu ermöglichen,
sind sie alle für die gleiche Hubhöhe von 36 m, und für die gleiche
Schiffsgröfse in gleichem Mafsstabe (rund 1 : 1500) gezeichnet.
[15. Dezember 1903.)
gewicht mit seinem Auftrieb im Gleichgewicht bleiben,
so mufs der Schwimmer entsprechend belastet werden.
Zu dem Zwecke fliefst Wasser von wagerecht über-
einander liegenden in die Ufermauern eingebauten
Becken in ebenso viele Becken über, in die der
Schwimmer geteilt ist; den umgekehrten Weg nimmt
das Belastungswasser beim Heben des Schwimmers,
wodurch also der Kammerwasserspiegel gesenkt wird.
Die Verbindung zwischen den festen und den beweg-
lichen Becken stellen Gelenkrohre her. In diesen
Gelenkrohren, für die ein Ersatz bisher nicht gefunden
zu sein scheint, liegt der schwache Punkt der Erfindung.
Soll zum Beispiel die Schwimmerhubhöhe den vierten
Teil der Schleusenhubhöhe betragen, wie in der Abb. 2,
so sind bei einer Durchflufsgeschwindigkeit von 2 m in
der Sekunde bereits rund 130 Rohre von I m Durch-
messer erforderlich. 260 Rohrgelenke von dieser Gröfse
unter Wasser betriebsfähig zu erhalten, wird schwerlich
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Abb.
[No. 636. ] 231
Wesentlich verschieden von allen diesen Vor-
schlagen sind die Schiffshebewerke im engeren Sinne;
bei ihnen wird das Schiff in einem besonderen Behälter
gebettet, der unter Vermeidung eines sich hebenden
und senkenden Kammerwasserspiegels die Hubbewegung
infolge äufseren an dem Behälter selbst angreifenden
Antriebes ausführt. Damit dieser äufsere Antrieb nur
ein Mindestmafs an Kraftleistung erfordert, mufs das
Gewicht der gesamten zu hebenden Last in jedem
Augenblicke durch irgend welche Gegenkräfte möglichst
aufgehoben sein, so dafs nur Reibungswiderstände zu
überwinden bleiben.
Bei lotrechten Hebewerken ruht das Schiff stets
in einem Wassertroge, der ebenso wie die beiden Kanal-
haltungen durch Tore verschlossen gehalten wird; diese
Tore werden nur zur Aus- und Einfahrt der Schiffe
geöffnet, wenn also der Trog an eine der Haltungen
angefahren und wasserdicht an sie angeschlossen ist.
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möglich sein. Zudem bleiben gegenüber der Gröfse
der Schleusenkammer fast die gleichen Bedenken be-
stehen, wie bei dem vorhergenannten Vorschlage von
Tentschert.
Was den hier vorgeschlagenen Abänderungen oder
Ergänzungen der gewöhnlichen alten Kammerschleuse
mit gewissem Recht Gönner verschaffen kann, das ist
die verhältnismäfsig geringe Abweichung vom Alther-
gebrachten, die Vermeidung eines Sprunges ins Dunkle.
Bei Versagen der Hülfsvorrichtungen kann zudem, so
lange der Wasservorrat in der oberen Haltung reicht,
oder doch ersetzt werden kann, der Schleusenbetrieb
ungestört fortgesetzt werden; wir haben dann die
alte Kammerschleuse mit ihrem grofsen Wasserver-
brauch einerseits und ihrer grofsen Betriebssicherheit
andrerseits vor uns; ein nicht zu unterschätzender
Vorteil.
Schleuse mit Verdrängungsschwimmer von Schnapp.
Unter Voraussetzung unveränderlicher Wasserstände
in den Haltungen bleibt die Last so stets unverändert,
gleichgültig ob ein schweres Schiff oder gar kein Schiff
im Troge sich befindet, weil ja jedes Schiff soviel Wasser
verdrängt, wie es selbst wiegt. Auch bei veränderlichen
Wasserständen läfst sich der gleiche Vorteil erreichen,
wenn man den Trog entsprechend höher oder niedriger
an die Haltungen anfahrt. Die dann also stets gleiche
Last kann nun ausgeglichen werden entweder durch
Gegengewichte oder durch Auftrieb. Die Gegengewichte
können ihre Wirkung übertragen durch Prefswasser,
durch Seile oder durch starre Hebel. Die oft aus-
geführten Prefswasserhebewerke fallen für unsere
Zwecke aufser Betracht; sie sind weder solchen Lasten
noch solchen Hubhöhen gewachsen. Allerdings war es
von eigenartigem Reize für mich, vor wenigen Monaten
bei Anderton am Weaver jenes erste Prefskolbenhebe-
werk vor mir auftauchen zu sehen, das den Ausgangs-
punkt des gesamten Schiffshebewesens darstellt. Vor
den Seilhebewerken (Abb. 3) mit ihren zahllosen schwer-
belasteten Seilen, Rollen und Zapfen und allen deren
Bewegungswiderständen und mit den schwerfälligen
Führungen für den Trog, hat Riedler in seinem bahn-
brechenden Bericht über den früheren österreichischen
Wettbewerb für Hebewerke von 100 m Hubhöhe schon
wohl mit vollem Recht gewarnt. Eine Aufhängung der
Gegengewichte an starren Hebeln, die im Vergleich
dazu manche Vorteile haben würden, ist zwar vor-
geschlagen, jedoch ist die Uebersetzung von den
schwingenden Hebeln mit solchen Schwierigkeiten
verbunden, dafs die Nachteile überwiegen.
Die Auswuchtung der Last durch Auftrieb ist in
verschiedenen Formen vorgeschlagen, mit den glänzend-
sten Mitteln am Henrichenburger Hebewerk zur Aus-
führung gebracht worden. Der Trog stützt sich dort
(Abb. 4) auf eine Anzahl Schwimmer, die in tiefe
Schächte derart eintauchen, dafs sie stets unter Wasser
232 (No. 636.|
bleiben, ihr Auftrieb sich also nicht oder doch nur
unbedeutend verändert. Gerdau, dessen hohe Ver-
dienste um die Erbauung dieses Hebewerkes bekannt
sind, nimmt indessen selbst die Grenze der Anwen-
dungsfähigkeit dieser Bauweise bei 20 m Hubhöhe an.
Einerseits würden bei gröfseren Hubhöhen, die ohnehin
schon nur in besonders günstigem Boden möglichen
Ausschachtungen für die Schwimmer unerschwingliche
Abb. 3.
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Tauchschleuse nach Robert Welden.
Kosten verursachen, andrerseits schwebt das hohe senk-
rechte Oberhaupt in ständiger Gefahr, unterspült zu
werden. Diese Gefahr besteht mehr oder weniger bei
allen lotrechten Hebewerken; am geringsten ist sie
infolge günstiger Abstützung des Oberhauptes bei einem
anderen Auftriebhebewerke, der sogenannten Tauch-
schleuse. (Abb. 5.)
Als ich vor einigen Monaten mich mit der Frage
beschäftigte, wie der grofsartige Gedanke, den Auftrieb
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. Dezember 1903.]
als Gegengewichtskraft zu verwenden, ausgenutzt werden
könnte, unter Vermeidung der Mängel des Henrichen-
burger und ähnlicher Schwimmerhebewerke, machte
ich mir klar, dafs dessen schwerfällige Führungsvor-
richtungen wesentlich bedingt werden durch die über-
mäfsig hohe Lage des Schwerpunkts des schwimmenden
Systems, das von jedem Windstofse aus seinem labilen
Gleichgewicht heraus gegen die Führungsständer ge-
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worfen wird. Der Versuch, den Schwer-
punkt tiefer zu legen, führte dazu, den Trog
selbst als Schwimmer auszubilden, und damit
zu einer völlig veränderten Anordnung.
Der am besten als Trommel aus-
gebildete völlig geschlossene Trog, der an
den Stirnwänden mit dichtenden Toren ver-
sehen ist, bewegt sich nämlich auf und nieder
in einer Wasserkammer, (Abb. 5) die nicht
nur gegen das Unterwasser, sondern auch
gegen das Oberwasser völlig gedichtet sein
mufs und einen den Oberwasserspiegel noch
um einige Meter überragenden Wasserspiegel
halt. Die Anschlufsdichtungen, die beim An-
fahren der Trommel an einer der Haltungen
in Tätigkeit treten, müssen hier natürlich
die Toröffnungen allseitig umschliefsen.
Leider ist nun dieser Vorschlag nicht
mehr neu, vielmehr bereits im Jahre 1792
in England patentiert worden. Der damalige
Vorschlag hatte allerdings noch einige
Mängel, auf deren Beseitigung aber zu allem
Ueberflufs im Jahre 1891 ebenfalls schon in
England ein Patent erteilt worden ist. Ja,
die Tauchschleuse ist sogar im Jahre 1794
bereits ausgeführt worden, allerdings nie in
Betrieb genommen, weil die damaligen Mittel
— der Portlandzement war noch unbekannt —
zur Dichtung der Kammer nicht ausreichten.
Dafs wir heute eine solche Kammer her-
stellen können, glaubten wir vorhin schon
bejahen zu sollen. Dann spricht gegen
diesen Vorschlag nur die gewifs nicht zu
unterschätzende Gefahr, dafs der Trog un-
dicht werden und untergehen könnte. Läfst
sich diese Gefahr beseitigen — und der Bau
der ja unendlich viel mehr gefährdeten Unter-
seebote gibt entsprechend abzuändernde
Mittel dazu genug an die Hand —, so halte
ich diesen ältesten aller Vorschläge für Hebe-
werke noch heute für einen der brauch-
barsten, wegen seiner fast völligen Reibungs-
losigkeit und seiner unübertrefflichen Ein-
fachheit. Zudem weist auch er wieder den
Vorteil auf, dafs im Falle des Versagens
der Trogeinrichtungen, die Kammer wie eine
gewöhnliche Kammerschleuse benutzt werden
kann. Verzichtet man dagegen auf diesen
Betriebsvorteil, so ergibt sich im Vergleich
zu gewöhnlichen Schleusenkammern der bau-
liche Vorteil, dafs die Kammerwände — ge-
wisse Vorsichtsmafsregeln vorausgesetzt —
nur auf den Unterschied zwischen dem
dauernden inneren Wasserdruck und
dem äufseren Erddruck berechnet werden
brauchen.
Bei Schräghebewerken, die früh
schon mit den lotrechten Hebewerken in
Wettbewerb traten, erfolgt die Lastaus-
gleichung stets durch Gegengewichte mittels
Seilen und Rollen. Vorschläge zu anderer
Form der Kraftaufspeicherung sind zwar
früher gemacht, scheinen aber heute mit
Recht vergessen zu sein. Man unterscheidet bei
Schräghebewerken Längsbahnen und Querbahnen. Bei
Querbahnen, die natürlich ihrer Breite wegen zu-
nächst eine teurere Fahrbahn erfordern, kann dieser
Nachteil durch stärkere Steigung, die die Behälter-
konstruktion hier erlaubt, und dadurch kürzere Länge
wieder wettgemacht werden. Ihr wesentlicher Vorteil
ist die leichte Möglichkeit, die stumpfen Kanalenden
um ungefähr eine Schiffslange zu verlängern (vergl.
[15. Dezember 1903.] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. (No: 636.] 233
_ Abb. 7), so dafs während der Ausfahrt des einen Schiffes
| gleichzeitig ein anderes in den Trog einfahren kann,
wodurch ganz erheblich an Zeit gespart wird, die der
eigentlichen Hubbewegung zu gute kommen kann.
Am nächsten verwandt sind den lotrechten Hebe-
werken Schräghebewerke solcher Art, wie sie in dem
, Wettbewerb für den Donau — Moldau — Elbe - Kanal
| einerseits von Haniel u. Lueg als Langsbahn, andrer-
seits von 5 vereinigten Böhmischen Maschinenfabriken
als Querbahn bearbeitet und in dem berühmten Riedler-
schen Prüfungsbericht eingehend gewürdigt sind. Jener
Wettbewerb verlangte Entwürfe für die etwas theoretisch
gegriffene Hubhöhe von 100 m, für die Riedler wohl
mit vollem Rechte nur Schräghebewerke für geeignet
erklärte. Ob er das bei der unserer Besprechung zu
Grunde liegenden Hubhöhe von 36 m ebenfalls tun würde,
_ erscheint mir zweifelhaft angesichts der grofsen Nach,
| teile, die wir mit Schräghebewerken in Kauf nehmen.
5 Nicht als ob sich unüberwindliche Schwierigkeiten ihrer
Ausführung entgegenstellten, wohl aber ergeben sich
Komplikationen, das heifst Betriebsgefahren, und wahr-
scheinlich erhöhte Kosten. Hier erhebt sich nämlich
zum ersten Male eine Frage, die bei lotrechten Hebe-
werken gar nicht aufgeworfen wurde, die Forderung
einer gleichmäfsigen Druckverteilung. Die starre Last
von 2000 t und mehr soll auf Räder oder andere Lauf-
mittel abgesetzt werden, ohne dafs sich bei den unver-
meidlichen Wasserschwankungen im Trog und bei den
unvermeidlichen Unebenheiten einer noch so vorzüg-
lich gebetteten und gepflegten Bahn unzulässige Drucke
auf einzelne dieser Organe häufen. Vorschläge
dazu sind genug vorhanden. Einige wollen den Trog
in kürzere Teile gliedern, die untereinander gelenk-
artig verbunden sind. Damit würde geholfen werden
können, doch ist mir eine brauchbare Trogkon-
struktion derart noch nicht zu Gesicht gekommen.
Andere schalten zwischen den Trog und die Lauf-
mittel Druckwasser oder andere weniger geeignete
Druckübertragungsmittel ein, oder benutzen das in Gleit-
schuhen gehaltene Druckwasser zugleich als Laufmittel.
Von allen diesen Vorschlägen scheint sich nur der zu
halten, wonach der Trog auf einer Reihe von unter sich in
Verbindung stehenden Prefswassercylindern ruht, deren
Kolben auf gewöhnlichen Radgestellen befestigt sind,
wie sie aus dem Eisenbahnbetrieb unter schwierigeren
Verhältnissen als brauchbar bekannt sind. Mit dem
Undichtwerden eines einzigen dieser Druckwasser-
cylinder ist jedoch der ganze Betrieb in Frage gestellt.
Dafs die Fortbewegung der ganzen Last auf Eisenbahn-
rädern ganz andere Bewegungswiderstände ergeben mufs,
wie die meisten lotrechten Hebewerke, vor allem die
fast reibungslos arbeitende Tauchschleuse, sie aufweisen,
liegt auf der Hand. Zudem werden umständliche
Führungsvorrichtungen, Seile und Rollen für die Gegen-
gewichte, Bremsen und ähnliche Sicherheitsvorrichtungen
hier auch nicht vermieden, die Wasserschwankungen
im Troge treten gegenüber allen anderen Hebewerken
störend hinzu.
Einen völlig neuen Gedanken trug in diesen Stand
der Frage derselbe österreichische Erfinder Tentschert
hinein, von dem wir schon unter den Vorschlägen zur
Wasserersparnis bei Kammerschleusen hörten. Eine
sonst geschlossene Trommel (Abb.6) von etwa 70 m
Länge und 20 m Durchmesser weist auf. den beiden
Stirnseiten kreisrunde, mit dem äufseren Umfange kon-
zentrische, unverschlossene und auch nicht verschliefs-
bare Oeffnungen auf, gerade grofs genug, um dem
Schiff die Ein- und Ausfahrt zu gestatten. Die Roll-
trommel wird ins Unterwasser herabgerollt soweit, bis
der in Trommel und Haltung gleiche Wasserstand die
Einfahrt des Schiffes gestattet; beim Aufwärtsrollen wird
dann solange Wasser aus der Trommel ausfliefsen, wie
die Stirnöffnungen dies gestatten; in dieser Zeit ıst das
Schiff zwar immer in gleicher Hohe geblieben, aber
immer tiefer in die aufwärtsrollende Trommel herab-
gesunken, in der es nun schwimmend erhalten bleibt,
wenn die Trommel ihren Weg nach oben fortsetzt.
Um den gleichen Vorteil der Ersparnis aller Verschlufs-
tore und Dichtungsmittel auch für die obere Haltung
zu sichern, führt Tentschert die Trommel noch über
Rolltrommel von Tentschert.
: 7500.
1
Lageplan zu Abb. 6.
234 (No. 636.)
die Höhe des Oberwasserspiegels hinweg und rollt sie
über einen trockenen Scheitel genau so abwärts in
das Oberwasser hinein, wie vorher in das Unter,
wasser. Die ganze Anordnung weist grofse Verein-
fachung auf, Vermeidung der Räder und Zapfen mit
ihren Betriebsschwierigkeiten und Reibungsverlusten;
die Frage der gleichmalsigen Druckverteilung tritt in
den Hintergrund. Schon in jener Versammlung des
österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins im
April 1899, in der der Gedanke zum Vortrag kam,
wurde jedoch darauf hingewiesen, dafs die Lagerung
der Trommel entlängs einer Linie, oder in Wirklichkeit
einer sehr schmalen Fläche nicht nur eine Konstruktions-
schwierigkeit für die eiserne Trommel bedeute, sondern
vor allem Flächendrücke auf das Fundament absetze,
die bei schlechtem Baugrund zu unausführbaren, bei
gutem Baugrund zu immer noch fast unerschwinglichen
Gründungen zwingen. Das war wohl der Grund, wes-
halb
(etwa 1:3), wodurch ihre Länge ja beschränkt wird.
Um so schwerer wiegend wird dadurch aber ein anderer
Fehler der Anlage, dermerkwürdigerweiselange Zeit über-
haupt unerkannt geblieben ist. Ist namlich die Trommel
samt ihrem Inhalte für die Fahrt auf der Schrägbahn durch
Gegengewichte richtig ausgewuchtet, so setzt sich ihrem
Eintauchen in das Wasser in beständig wachsender
Stärke der Auftrieb entgegen, oder wenigstens dessen
Seitenkrafte in Richtung der Bahnneigung. Aber selbst
diese Seitenkrafte beträgt bei den von Tentschert zu
Grunde gelegten Abmessungen nicht weniger als 600 tt,
Tentschert die Schrägbahn sehr steil annimmt
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Dezember 1903.)
zuführen, der anderwärts leicht vermieden werden kann.
Die gleiche Dichtung ist an der ausschwenkbaren Ueber-
führung des Bridgewaterkanals über den Manchesterschen
Seeschiffskanal seit 10 Jahren stündlich im Gebrauch
und bewährt sich, wie ich an Ort und Stelle zu erkunden
Gelegenheit hatte, vorzüglich. Solchem erprobten, wenn
auch teuren, Maschinenteile gegenüber fallen die ge-
schilderten Schwierigkeiten, die aus der Anordnung
eines trocknen Scheitels sich ergeben, jedenfalls schwerer
ins Gewicht. Noch mehr neigte ich dieser Auffassung zu,
so lange nur die in mehreren Patenten geschützte über
die Matsen umständliche Seil- und Rollenführung von
Tentschert (Abb. 6 ) bekannt war, die ermöglichen sollte,
dieselben Gegengewichte sowohl für den langen wie für
den kurzen Schenkel der Schrägbahn und auch für die
Bewegung über den ebenen Scheitel zu benutzen. Diese
überaus verzwickt erscheinende Aufgabe ist indessen vor
kurzem durch eine der Firma Haniel u. Lueg patentierte
Erfindung (vergl. Abb. 8) so glänzend gelöst worden, dafs
von diesem Standpunkte gegen den trocknen Scheitel sich
nichts mehr einwenden läfst. Seit der Erfindung von
Tentschert scheint nämlich der Ruf nach Anordnung
eines trocknen Scheitels nicht mehr zum Schweigen
zu bringen zu sein. Für kleine Lasten war er ja schon
längst bekannt und in Anwendung. Für grofse schien
es unmöglich, Einrichtungen zu finden, die das Durch-
fahren der wechselnden Bahnneigungen ermöglichten.
Mit der Tentschertschen Rolltrommel geriet das zum
ersten Male, seitdem hören die Vorschläge dafür sowohl
für Längsbahnen, wie für Querbahnen nicht mehr auf.
Abb. 8.
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Längsbahn mit trocknem Scheitel.
das entspricht bei einer Rollgeschwindigkeit von nur
einem halben Meter in der Sekunde (einer bei Schräg-
hebewerken üblichen Geschwindigkeit) einer Leistung
von 4000 PS in der Sekunde. Nun läfst sich diesem
grundsätzlichen Fehler der Tentschertschen Erfindung
allerdings auf mannigfache Art abhelfen, am einfachsten
wohl durch eine dem allmählichen Anwachsen des
Auftriebs genau folgende stetige Aenderung der Bahn-
neigung. Weil aber der Wasserstand in den Haltungen
schwankt, müfste diese Krümmung für jeden Wasser-
stand anders liegen, also etwa das ganze unter
dem höchstmöglichen Wasserstande gelegene Bahnstück
schwimmend angeordnet sein, wie das in ähnlicher
Weise bei Fähren bekannt ist. Steigt oder sinkt nämlich,
wie für das Österreichische Ausschreiben angenommen,
der Wasserstand auch nur um 20cm gegen den Mittel-
wasserstand, würden andernfalls noch immer aufser
den Bewegungswider-tänden über 300 PS durch aufsere
Kraft zu überwinden sein. Ob es im Vergleich zu
solchen Schwierigkeiten nicht doch noch einfacher wäre,
die Rolltrommel, die dann auch geringeren Durchmesser
erhalten könnte, mit den üblichen Toren zu versehen,
und wie vorhin bei den lotrechten Hebewerken be-
schrieben, oben und unten ohne Eintauchung ın das
Haltungswasser dichtend an die Haltungen anlaufen zu
lassen, erscheint mir sehr wahrscheinlich.
Es besteht nämlich kein Zweifel, dafs unter den
zahlreichen für die Herstellung dieser Dichtungen ge-
machten Vorschlägen brauchbare, ja sogar erprobte und
bewährte Lösungen sich befinden. Die beim Henrichen-
burger Hebewerke ange wandte Gummikeildichtung zum
Beispiel hat sich trettlich bewährt; Auswechslungen
haben bis heute noch nicht stattgefunden; kleine Aus-
besserungen waren auf ganz bestimmten Anlals zurück-
Für Schrägbahnen von der üblichen Neigung von etwa
1:3 bis 1:8 dürfte aufser der Rolltrommel nur die
bei Schiffshellingen übliche Bauweise möglich sein, bei
der jedes Rad eine eigene Laufschiene erhält, die solche
Neigungsverhältnisse aufweist, dafs die Achsen sämtlicher
Räder sich unabhängig von der wechselnden Bahn-
neigung stets in einer wagerechten Ebene befinden.
Die bei der grofsen Last notwendig werdende grofse Zahl
von schwierig zu verlegenden Schienen scheint so
ernstliche Bedenken zu erregen, dafs dieser Vorschlag
verwunderlicherweise seit der Verwendung für kleine
Schiffe bei einer ostpreufsischen Seilebene in der
Literatur nicht mehr aufgetaucht ist.
Die neueren Vorschläge, soweit sie ernst zu nehmen
sind, beziehen sich vielmehr nur noch auf Bahnen mit
sehr geringer Neigung, bei denen durch eine gelenkige
Lagerung der Pretskolben, die ja gewöhnlich das
Zwischenglied zwischen Trog und Laufrädern bilden,
der Uebergang von einer Neigung zur andern ermöglicht
wird. Die ebene Lage des Schiffes wird dann bei
Querbahnen durch eine entsprechende geringe Ver-
grölserung des Troges und dessen etwas veränderte
Gestalt erzielt. Bei Längsbahnen sind dagegen um-
ständlichere Mafsnahmen erforderlich. Haniel u. Lueg
sowohl wie die Oesterreicher Kirsch u. Suppan hängen
den Trog schwingend auf besonderm Gestelle auf (Abb.8);
er pendelt jedoch nicht frei, was wegen der Wasser-
schwankungen unzulässig wäre, sondern wird der
wechselnden Bahnneigung entsprechend eingestellt, was
wiederum in recht sinnreicher Weise selbsttätig bewirkt
werden kann. Als einfach wird man diese Lösung kaum
bezeichnen wollen. Zudem verlängert die allen diesen
Vorschlägen notwendig zu Grunde gelegte schwache
Neigung von etwa 1:20 die Bahn so sehr und
[15. Dezember 1903.]
erhöht damit deren Kosten, zumal bei Querführung des
Troges, so erheblich, dafs wohl wiederum der Vorteil
des trocknen Scheitels zu teuer erkauft erscheint.
Aufserdem müssen die Fahrgesghwindigkeiten in einer
aller Wahrscheinlichkeit nach unzulässigen Weise auf
l bis 1,5 m in der Sekunde gesteigert werden, damit
die verlangte Leistungsfähigkeit des Kanales gewahrt
bleibt. Andererseits tritt bei so geringer Neigung der
Einflufs des Auftriebes auf den Trog so sehr zurück,
dafs, wenn die Bahn für einen mittleren Wasserstand
richtig gestaltet ist, die bei anderen Wasserständen zu
leistenden äufseren Kräfte innerhalb allenfalls zulässiger
Grenzen bleiben.
Wir haben bisher stets vorausgesetzt, dafs das
Schiff im Wassertrog schwimmend befördert werden
solle, und bei lotrechten Hebewerken ist davon mit
Recht nie abgegangen worden. Bei Schräghebewerken
tritt uns dagegen in einer Unzahl von brauchbaren und
unbrauchbaren Vorschlägen der Gedanke: entgegen, das
Schiff auf Wagengestellen trocken zu verlagern. Be-
zweckt und erreicht wird damit eine sehr erhebliche
Verringerung der Förderlast. Für diesen Vorteil hätten
wir sehr beträchtliche Nachteile in Kauf zu nchmen.
Während nämlich, wie vorhin schon bewiesen, der
Wassertrog mit Schiff und ohne Schiff stets das gleiche
Gewicht hat, also durch unveränderliche Gegengewichte
Abb.
SES
he
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 636.] 235
ihren Wasserinhalt nicht verliert, mufs sie unten und
an den beiden Seiten sich dichtend an die Umfassungs-
mauern legen, was sich schwerlich wird erreichen lassen;
besondere Schwierigkeiten entstehen dann noch beim
Anschlufs an die untere Haltung, wo der Erfinder ein
710 m langes Stück Kanalwand, das als solches während
des Schlusses der Talfahrt hat dichten müssen, einfach
ausfährt, um dem Schiff den Ausgang frei zu geben.
Lieber würde man dann wohl schon die ganze Schleusen-
kammer ins Unterwasser einfahren lassen. Die nähere
Betrachtung dieser Schwierigkeiten und der recht wohl
möglichen Besserungsvorschläge lohnt aber wohl nicht,
wenn der Vorschlag auch einen immerhin beachtens-
werten Versuch darstellt, die grofse Reibung bei einer
Schrägbahn zu vermindern; in gewisser Weise liegt
ja dieser Gedanke auch dem bekannten hydraulischen
Schlitten von Haniel u. Lueg zu Grunde, nur in
wenigstens möglicherweise ausführbarer Form.
Bis in die letzten Jahre hinein waren Jlotrechte
und schräge Bewegungen die einzigen, die man für
Schiffshebewerke in den Bereich der Möglichkeit ge-
zogen hatte. Es ist jedoch noch eine dritte Bewegungsart,
nämlich die auf einem oder mehreren Kreisbögen, also
eineSchwingbewegung, ausführbar. In etwasabenteuer-
licher Gestalt erscheint der Gedanke zunächst bei der
„Kippschleuse“ des Franzosen Cardot (Abb. 10). Der
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Geneigte Schleuse von Greve.
werden kann, mifsten bei Trocken-
ausgewuchtet
forderung bei jeder Hebung Gegengewichte ab- oder
‚angekuppelt werden, und eine genaue Ausgleichung
würde sich trotz dieser grofsen Umständlichkeit nicht
erzielen lassen. Zudem mufs im Allgemeinen dann der
Schiffswagen in das Haltungswasser einfahren, wobei
also wieder der Auftrieb störend auf die Auswuchtung
der Last einwirkt,
des trocknen Scheitels sahen, der übrigens hier kaum
zu umgehen ist. Soll er vermieden werden, so mufs
zum Anschlufs an das Oberhaupt eine Kammer ge-
bildet werden, die zur Ein- und Ausfahrt des Schiffes
mit Wasser gefüllt, und dann zum Zwecke der Ver-
lagerung des Schiffes und der Fortbewegung des Schiffs-
wagens entleert wird. Im grofsen und ganzen scheinen
alle die Vorschläge, die dem Moderufe: „Trockner
Scheitel und trockne Förderung“ nachgehen, eher Nach-
teile als Vorteile gegenüber den zuerst geschilderten
Schräghebewerken zu gewähren.
Den gröfsten Gegensatz zu diesen Bestrebungen
bildet eine eigenartige Schrägbahn, die als „geneigte
Schleuse“ im Jahre 1885 von Greve bekannt gemacht
worden ist (Abb. 9). Das aus der oberen Haltung
kommende Schiff fährt durch ein gewöhnliches Obertor
in eine gewöhnliche Kammerschleuse ein, deren untere
Abschlufswand nunmehr auf einer Schragbahn abwarts
gleitet, den ganzen Inhalt der Schleusenkammer hinter
sich festhaltend, und natürlich dieser Belastung ent-
sprechend durch Gegengewichte entlastet. Damit sie
wie wir das bei der Besprechung |
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mir unbekannten Gründen gelöscht
um ein Gelenk drehbare Schiffstrog wird in seiner
obersten Stellung zum. Anschlufs an das Oberwasser
durch den Auftrieb des mit dem Unterwasser in Ver-
bindung stehenden Kammerwassers festgehalten. Ein
Laufgewicht soll den Trog entgegen diesem Auftrieb
zum Anschlufs an die untere Haltung niederdrücken.
Abgesehen von sonstigen Fehlern der Anlage, würden
die Gröfse des Laufgewichtchens von rund 20000 t
und andere Abmessungen wohl doch zu unbequem sein.
Wem das Verdienst zukommt, den ersten brauch-
baren Vorschlag zur Ausnutzung der Schwingbewegung
gemacht zu haben, vermag ich nicht zu entscheiden,
da das erste darauf erteilte Patent (Weifshuhn) aus
ist. Hier ist
der Trog an einer Schar nur auf einer Längsseite des
Troges aufgestellten Hebeln ausgewuchtet befestigt
und beschreibt einen Kreisbogen, dessen Sehne den
Abstand der auch wieder lotrecht über. einander liegenden
Haltungen bildet. Zur Verringerung der Reibung ist
der Hebeldrehpunkt als Hohltrommel ausgebildet, die
in einem Wasserbecken schwimmt; natürlich kann eine
gleichzeitige Zapfenlagerung schon aus Rücksicht auf
den Winddruck nicht entbehrt werden. Auf dem
gleichen Gedanken beruht das Patent der Augsburg-
Nürnberger Maschinenbaugesellschaft, dessen Zeichnung
einer amerikanischen Schaukel nicht unähnlich ist
(Abb. 11). Hier sind die Hebellängen auf das denkbar
kleinste Mafs, nämlich auf die halbe Hubhöhe herunter-
gebracht und durch gewaltige Vergröfserung des Durch-
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236 [No. 636.]
messers der den Hebeldrehpunkt bildenden Hohltrommel
ist die Möglichkeit geschaffen worden, auch das Gegen-
gewicht als Schiffstrog auszubilden, womit die Leistungs-
fähigkeit des Hebewerkes verdoppelt ist, ohne dafs die
möglichen Störungsursachen damit ebenfalls verdoppelt
oder nur nennenswert erhöht wären, wie das bei anderen
Doppelhebewerken der Fall ist. Dieser Vorteil tritt
für das Preisausschreiben jedoch sehr in den Hinter-
grund, weil sich die verlangte Leistungsfähigkeit mit
einem Schiffstrog schon vollkommen erreichen läfst. |
Abb. 10.
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Kippschleuse von Cardot.
Abb. 11.
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Amerikanische Schaukel von Augsburg-Niirnberg.
Wir haben hier aber zumal, wenn der eine Schiffstrog
durch Gegengewichte ersetzt wird, das denkbar ein-
fachste starrgliedrige System vor uns, das als einzige
Führung der schwachen Zapfen in der Hebeldrehachse be-
darf und, obwohl fast reibungslos ohnehin schon arbeitend,
dem Kraftangriff noch überdies einen grofsen Hebelarm
zur Verfügung stellt. Die Schwierigkeit, den Trog bei der
Drehung wagerecht zu erhalten, liefse sich wohl noch
einfacher lösen. Die Haltungsanschlüsse können die-
selben sein, wie sie bei lotrechten Hebewerken erprobt
sind. Das Hebewerk behält aber andererseits das hohe
Oberhaupt mit seiner Unterspülungsgefahr. Zudem
lätst sich eine Einstellung auf wechselnde Wasserstände
Ni
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [15. Dezember 1903.)
nur sehr schwierig erreichen, in der Patentbeschreibung
selbst ist sie nicht vorgesehen.
Beide Mängel sind vermieden bei einem Vorschlage
der Firma Haniel u. Lueg, die auf allen Gebieten des
Schiffshebewesens mit geistvollen Vorschlägen bahn-
brechend vorgegangen ist. Sie führt nämlich (Abb. 12)
die stumpfen Enden der beiden Kanalhaltungen parallel
nebeneinander, so, wie wenn sie durch eine steile
Querbahn verbunden werden sollten (Abb. 7). Zwischen
beiden ist ein Schwenkkran errichtet, dessen gewaltige
Ausleger den gelenkig an ihm befestigten Trog mit
seiner Wasserlast und dem Schiff aus dem Haltungs-
wasser emporschwingt und nach einer Drehung der
Kransäule in wagerechter Ebene um etwa 180°, nieder-
schwingend in die andere Haltung eintaucht, so tief,
dafs das Schiff über den Trogrand abschwimmen kann.
Unglücklich ist daran die Haufung der ganzen Last des
Troges samt Inhalt, des Gegengewichtes und des
mächtigen Hebels, also von insgesamt rund 6000 t, auf
der kleinen Fläche, auf der die Drehung stattfinden
soll. Die dort und in dem Hebeldrehpunkt entstehende
Reibung ist allerdings durch Druckwasserentlastung
fast beseitigt; aber auch das ist
eine umständliche und für die
notwendig grofsen Durchmesser
schwierig zu wartende Anordnung.
Auch verursacht die Zusammen-
un der Last schwerfällige und
teure Eisenbauten für den Trog
und den Kranausleger, und macht
das ganze Bauwerk wenig stand-
fest. Einen grundsätzlichen Mangel
bildet ferner die Anordnung des
Gegengewichtes. Um nämlich den
starken Auftrieb auszugleichen, der
sich dem Eintauchen des Troges
ins Haltungswasser widersetzt, ist
das Gegengewicht auf ebener Bahn
verstellbar gemacht, so dafs der
Hebelarm, an dem es angreift, ver-
kürzt werden kann. Diese ebene
Bahn wird nur in einer einzigen
Stellung des Auslegers wagerecht
sein können, in allen übrigen
Stellungen, vor allem gegenüber
der anderen Haltung, wird sie so
stark davon abweichen, dafs bei
der Hin- oder Herbewegung des
Gegengewichtes gewaltige Arbeiten zu leisten
sind.
Die Vorzüge der Anlage sind immerhin so
bedeutend und so augenfällig, dafs der Gedanke
selbst in seiner jetzigen noch fehlerhaften Gestalt
als ein grofser Fortschritt bezeichnet werden,
mufs. Zudem habe ich die Ueberzeugung ge-
wonnen, dafs sich die Fehler, nämlich die
Häufung der Gesamtlast in einem Punkte, die
mangelnde Standsicherheit, und die ungenügende
Auswuchtung, werden vermeiden lassen; meine
Vorschläge in der Richtung*) sind jedoch zum
Vortrage hier noch nicht ausgereift genug.
Damit möchte ich die Zahl der Ihnen vorzu-
tragenden Vorschläge beschliefsen. Sollte mir
der eine oder andere entgangen sein, so schadet
das insofern nicht, als die Konstruktionstätigkeit
in der Frage noch andauernd so geschäftig
ist, dafs jeder Tag uns neue Vorschläge
bringen kann; es kann also nur eine Abschlags-
zahlung sein, die ich Ihnen heute auf die grolse
Summe geistreicher Gedanken, die am 31. März 1904
fällig ist, zu leisten im stande bin; es mufs genügen,
wenn wir die allgemeinen Richtungen erkennen, in
der die Erfindertätigkeit auf diesem Gebiete gegangen
ist. Zwei Gesichtspunkte werden Sie indessen bei der
Beurteilung der Vorschläge vermifst haben. Ich habe
Ihnen nämlich wenig oder nichts von den Kosten der
einzelnen Anlagen sagen können. Ein Urteil darüber,
wenn es nicht auf genauen Kostenanschlägen beruht,
=
*) Inzwischen zum Patent angemeldet.
[15. Dezember 1903.]
kann gar zu weit fehlgreifen, und mehr Verwirrung als
Nutzen stiften; ein brauchbares Urteil ist auf Grund von
Beschreibungen und Patentschriften nicht zu gewinnen.
Aber einen zweiten Gesichtspunkt dürfen wir nicht aufser
Acht lassen, das ist die Frage, welchen Einflufs das
Gelände auf die Wahl der Hebewerksart haben kann.
Die Hebewerksstelle bei Prerau liegt auf einem Abhang
mit dem mittleren Gefälle 1:30. Die Annahme liegt
nahe, dafs eine Schrägbahn mit der gleichen Neigung
das Natürlichste sein müsse. Ein solches Hebewerk
würde aber eine Länge von rund 1200 m erhalten, also
bei 10 Minuten zulässiger Fahrtdauer die zweifellos
unzulässige Troggeschwindigkeit von 2m in der Sekunde
aufweisen müssen. Nehmen wir aus diesem Grunde
die Steigung stärker, so vermindert sich die Ersparnis
an Erdbewegung gegenüber einem lotrechten oder ähn-
Abb. 12.
4
Schwenkkran von Haniel u. Lueg.
lichen, sagen wir kurz ortsfesten Hebewerke sehr rasch,
bei der üblichen Steigung von 1:3 bis 1:8 macht sie
sich kaum mehr bemerkbar. Danach wäre ein Gefälle
von 1:15 das vorteilhafteste, was in bezug auf Erd-
bewegung erreicht werden kann. Andererseits mifste
für ein solches Hebewerk die ganze Bahnlänge von
rund 600 m (bei trocknem Scheitel ist sie noch
erheblich gröfser) mit einem Oberbau ausgerüstet
sein, der die grofse Last von rund 2000 t an jeder
Stelle aufzunehmen fähig sein mufs, mit andern
Worten, wie Riedler wiederholt betont hat, mit einem
Maschinenfundament. Bei Prerau ist der tragfähige
Boden — schwerer Tonmergel -- in 5 bis 10m Tiefe
anzutreffen. Unter solchen Umständen dürften die
Gründungsbauten die Kosten der Erdbewegung reich-
lich wett machen. Die Gründung jedes ortsfesten
Hebewerkes ist bei diesem trefflichen Baugrund ohne
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No 636.) 237
Schwierigkeiten zu erreichen, wenn wenigstens solche
Haufung der Last, wie bei dem letztbeschriebenen Hebe-
werke, dem Schwenkkrahn von Haniel u. Lueg, ver-
mieden wird; ich: glaube danach, dafs die Gelände-
verhältnisse nicht das entscheidende Wort bei der Wahl
der Hebewerksart sprechen können. Deren Wert kann
also lediglich aus ihnen selbst heraus beurteilt werden.
Fassen wir dieses Urteil zusammen.
Die Versuche, die alte Kammerschleuse durch
Betriebs- oder bauliche Anordnungen für grofseHubhöhen
lebensfähig zu machen, müssen als unzureichend oder
ungeeignet bezeichnet werden, wir besprachen dabei
unter Beiseitelassung der Schleusentreppe, die Spar-
schleuse, das Aufpumpen eines Teils des Kammerinhaltes
in das Oberwasser, die Heranziehung des Unter-
wassers zur Kammerfüllung durch Strahlpumpenwirkung,
ferner die ungefüge Doppelkammerschleuse von
Tentschert (Abb. I) und den Verdrängungsschwimmer
von Schnapp (Abb. 2).
Die zweifellos ausführbare Schrägbahn, die für
Hubhöhen von 100 m wahrscheinlich das einzige Aus-
kunftsmittel sein würde, kann bei der vorliegenden Hub-
höhe noch vermieden werden; sie ist mit so unerwünschten
Eigenschaften behaftet, dafs ihre Beschränkung aut
immer gröfsere Hubhöhen als Folge weiteren Fort-
schrittes der Maschinentechnik zu erwarten steht. Die
Anordnung eines trocknen Scheitels und die Trocken-
förderung scheinen gegenüber den durch den Riedlerschen
Bericht bekannt gewordenen Bauarten eher Nachteile
als Vorteile aufzuweisen. Wir lernten kennen besonders
die Rolltrommel von Tentschert als Querbahn (Abb. 6)
und die Längsbahnen mit trocknem Scheitel von
Haniel u. Lueg und von Kirsch u. Suppan (Abb. 8),
dazu eine Aufserst zweckmäfsige Gegengewichtsführung
von Haniel u. Lueg (Abb. 8). Endlich mehr als Kuriosum
die geneigte Schleuse von Greve (Abb. 9).
Von den ortsfesten Hebewerken ergaben sich
als ausbildungsfähig und grofse Vorteile versprechend
der Schwenkkran von Haniel u. Lueg (Abb. 12) und in
gewissen Grenzen auch die „amerikanische Schaukel“
von Augsburg-Nürnberg (Abb. 11). Wenn aber nicht die
weitere Ausbildung dieser schwingenden Schiffshebe-
werke die Möglichkeit zeigt, ihre bisherigen Fehler zu
vermeiden — wozu ich beizutragen hoffe — so scheint
die altehrwürdige Tauchschleuse (Abb. 5) als einziges
in Betracht kommendes lotrechtes Hebewerk an genialer
Einfachheit allen neueren Vorschlägen ‘überlegen zu
sein und zu verdienen, an ihrem 111. Geburtstage zu
Prerau ihrem Erfinder als Denkmal aufgerichtet zu
werden.
Der Vorsitzende dankt dem Redner und bedauert,
dafs wegen der vorgerückten Stunde von einer Be-
sprechung des interessanten Vortrages Abstand ge-
nommen werden mufs.
In üblicher Abstimmung werden die Herren
Regierungs-Bauführer Ernst Jacobi-Strafsburg, Fabrik-
besitzer Oskar Pintsch-Berlin, Regierungs-Baumeister
Alfred Kaeferstein-Spandau, Regierungs - Bauführer
Walter Heymann-Witten und Hermann Ballhausen-
Stargard, Regierungs-Baumeistera.D.RichardAlbrecht-
Berlin, als ordentliche Mitglieder aufgenommen. Die
Niederschrift über die September-Versammlung wird
genehmigt.
Rechenscheibe zur Erleichterung der
Aufstellung der Dienstpläne für das Lokomotiv- und Zugpersonal.
Vom Regierungs-Baumeister Müller, Breslau.
(Mit 2 Abbildungen.)
Bei der Aufstellung der Dienstpläne der Lokomotiv-
personale sind zur Ausfüllung der Spalten 4 bis 6 (Dienst-
dauer, Fahrzeit auf der Lokomotive und Ruhezeiten)
des bei den preufsischen Staatsbahnen benutzten Vor-
|
|
druckes viele Hunderte von Rechnungen erforderlich,
die wegen des unbequemen Rechnens mit Stunden und
Minuten den Geist schnell ermüden und viel Zeit in
Anspruch nehmen.
238 (No 636.)
Zur Erleichterung und Beschleunigung dieser Rech-
nungen wird bei einer hiesigen gröfseren Maschinen-
inspektion der nebenstehend abgebildete einfache Apparat
benutzt.
In der Mitte einer festen Scheibe befindet sich eine
durch die auf der linken Seite sichtbare Kurbel dreh-
bare Scheibe. Beide Scheiben sind mit einer Teilung,
ähnlich wie bei einer Uhr, in der Weise versehen, dafs
sämtliche Minutenteilstriche aufgetragen sind. Aufjedem
Teilstrich der festen Scheibe befindet sich ein Loch, in
Abb. 1.
das eine Nadel gesteckt werden kann, gegen die sich
ein unter der drehbaren Scheibe befindlicher Anschlag,
der in der Abbildung nicht sichtbar ist, legt. Der An-
schlag selbst ist verstellbar und kann durch die in dem
Schlitz der beweglichen Scheibe befindliche Klemm-
schraube festgestellt werden.
Zum Beispiel sei die Ruhezeit des Lokomotiv-
personals auf einer Station zu berechnen, auf der das
Personal um 10° eintrifft und um 5° wieder abfährt,
Abschlufs- und Vorbereitungsdienst betrage zusammen
1 Std. 30 Min. Der Anschlag wird auf 1 Std. 30 Min.
}
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1
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. Dezember 1903.)
vor 12° der beweglichen Scheibe, also auf 10% ein-
gestellt, und die Nadel auf die Ankunftszeit 10% der
festen Scheibe eingesteckt. Mittels der Kurbel wird
nun mit der linken Hand die mittlere Scheibe gedreht,
bis sich der Anschlag gegen die Nadel legt. Inzwischen
hat man mit den Augen schon auf der festen Scheibe
die Abfahrtzeit 5°" gefunden und liest auf dem gegen-
überstehenden Teilstrich der beweglichen Scheibe 5 Std.
58 Min. als Ruhezeit des Personals ab.
Die bewegliche Scheibe hat 260 mm Durchmesser,
die Teilstriche sind demnach über
l mm von einander entfernt, und
die Zahlen, die neben jedem Teil-
strich stehen, wie das in natürlicher
Gröfse dargestellte Stück der Teilung
zeigt, bequem ablesbar.
Man wird selbstverständlich, um
die Neueinstellung des Anschlages für
jedes Exempel zu vermeiden, die
ganze Reihe gleichartiger Exempel
hintereinander rechnen, was sich bei
der Art der Arbeit ohne Umstände
tun läfst; übrigens ist auch die Neu-
einstellung des Anschlags in wenigen
Sekunden ausgeführt. '
Mit dem Apparat lafst sich die
Ausrechnung der Diensteinteilungen
mit grofser Sicherheit ohne Ermüdung
des Bearbeiters in kaum einem Drittel
der selbst für gute Rechner sonst erforderlichen Zeit
ausführen. Besonders schnell geht die neuerdings vor-
geschriebene rechnerische Nachprüfung mit Hülfe des
Apparates vor sich, wenn zwei Personen zur Verfügung
stehen, von denen die eine die Zeiten nennt, und die
andere den Apparat bedient. Es erfolgt dann nach ge-
ringer Uebung die Nennung des Resultats fast sofort
nach Nennung der letzten Ziffer. Der Apparat ist von
Julius Pintsch in Berlin angefertigt und hat bei der ersten
Anfertigung 135 Mark gekostet, bei etwaigen Nachbe-
stellungen soll erhebliche Preisermäfsigung eintreten.
Vorschriften über Abgabe von elektrischem Strom auf der
Weltausstellung, St. Louis, 1904.
l. Gesuche für Lieferung von Elektrizität zu Licht-
und Kraftzwecken auf der Weltausstellung müssen auf
Formularen gemacht werden, welche zu diesem Zwecke
von der Ausstellungsleitung geliefert werden, und auf
keinen Fall wird die Lieferung von elektrischem Strom
erfolgen, bevor nicht ein diesbezüglicher schriftlicher
Kontrakt zwischen dem Ansucher und der Weltaus-
stellungsleitung vorliegt. Gleichzeitig mit der Anmeldung
müssen Pläne und eine Beschreibung der beabsichtigten
Installation dem „Direktor für auszuführende Arbeiten“
zur Genehmigung vorgelegt werden. Alle elektrischen
Installationen für das Ausstellungsterrain unterstehen
der Kontrolle und Beaufsichtigung des „Direktors für
auszuführende Arbeiten“,
2. Die Beträge für verbrauchten Strom zu Licht-
und Kraftzwecken müssen monatlich vorausbezahlt
werden; ausgenommen bei der Verwendung des Stromes
zur Ladung von Akkumulatoren-Batterien, in welchem
Fall die Stromkosten gemäfs den Angaben eines Elek-
trizitats-Zahlers zu bezahlen sind. Der Anschlufs der
Installationen an das Leitungsnetz der Ausstellung er-
folgt nach Vorlegung der Quittung über die bezahlten
Stromkosten.
3. Die Abgabe von Strom für Licht- und Kraft-
[15. Dezember 1903.]
zwecke erfolgt aufgrund von Pauschalsätzen und aus-
genommen den Fall der Ladung von Akkumulatoren-
Batterien wird keine Elektrizität nach den Angaben
von Elektrizitätsmessern abgegeben.
4. Die im nachfolgenden angegebenen Preise und
Preissätze gelten ausschliefslich für die Dauer der Aus-
stellung und umfassen nicht die Zeit vor Eröffnung
der Ausstellung und nach der Schliefsung derselben.
Für diese Zeit werden besondere Gebühren erhoben.
5. Elektrizität wird in allen Ausstellungsgebäuden
zum Gebrauch zur Verfügung stehen. Die Ausstellungs-
leitung kann nicht verantwortlich gemacht werden für
irgend welche Unterbrechungen in der Stromlieferung,
falls dieselben auf vernunftgemäfse Ursachen zurück-
geführt werden können. Ebenso lehnt die Ausstellungs-
leitung jede Verantwortlichkeit und Schadenersatz-
Ansprüche der Aussteller für Unterbrechungen ab,
welche aus obigen Ursachen hervorgehen können oder
auf andere Weise durch die Stromabgabe entstehen.
6. Den Beamten der Ausstellung oder Personen,
welche von der Ausstellungsleitung dazu autorisiert
sind, ist jederzeit Zutritt zu den von dem Aussteller
oder Pächter eingenommenen Räumlichkeiten zu ge-
währen, sofern es sich um die Inspektion der elektrischen
Installation handelt. Diese Installationen müssen nach
den Vorschriften und Instruktionen der Ausstellungs-
leitung ausgeführt werden. Die mit der Inspektion der
Installationen betrauten Beamten tragen ein Abzeichen,
das ihre Eigenschaft als Beamte der Ausstellung andeutet.
7. Bevor die Gesuche um Stromabgabe eingereicht
werden, mufs der Aussteller oder Pächter seine Leitungs-
anlage fertiggestellt haben, da sich die Ausstellungs-
leitung nicht mit der Ausführung von elektrischen In-
stallationen für Private befafst.
8. Alle Leitungsanlagen auf dem Ausstellungsterrain
sind der Inspektion durch die von der Ausstellungs-
leitung hierfür autorisierten Personen unterworfen und
der Anschlufs wird nur dann hergestellt, wenn dazu die
schriftliche Genehmigung erteilt wurde. Für Ausstellung
dieser Genehmigungen erhält die Ausstellungsleitung
eine Gebühr von 21 M., was den Selbstkosten entspricht.
Diese Gebühr ist absolut unabhängig von den Strom-
verbrauchskosten und mufs im voraus bezahlt werden.
9. Wenn ein Stromabnehmer seine Anmeldung erst
nach der Eröffnung der Ausstellung einreicht, so werden
die Gebühren entsprechend der kürzeren Zeitdauer der
Stromabnahme ermäfsigt. Der Kontrakt erstreckt sich
alsdann nur auf die noch verbleibende Zeit der Aus-
stellungsperiode. Die Kontraktsumme mufs natürlich auch
hier im voraus bezahlt werden.
10. Rabatte. Die im nachfolgenden angegebenen
Rabatte beziehen sich nur auf die Stromabgabe für
Glühlichtbeleuchtung. Auf die Stromabgabe für Bogen-
lichtbeleuchtung und für verschiedene Zwecke werden
keine Rabatte gewährt.
11. Glühlichtbeleuchtung. Für elektrische Glüh-
lichtbeleuchtung wird Wechselstrom von 110 Volt und
25 Perioden in der Sek. zu den folgenden Preissätzen
für die Dauer der Ausstellung geliefert:
Eine 16 krz. Glühlampe von nicht mehr
als 60 Wattverbrauch für die Lampe . 29,40 M.,
eine 8krz. Glühlampe von nicht mehr
als 30 Wattverbrauch für die Lampe . 16,80 „
eine 4 krz. Glühlampe von nicht mehr
als 22 Wattverbrauch für die Lampe . 12,60 „
Glühlampen von geringerer Leuchtstärke als 4 krz. haben
proportional zum Wattverbrauch denselben Preissatz
zu bezahlen wie 4 krz. Lampen. Für Lampen von
höherer Leuchtstärke als 16 krz. kommt proportional
zum Wattverbrauch derselbe Preissatz wie für 16 krz.
Lampen zur Anwendung.
Rabatte.
Für Summen, die sich für die Ausstellungsperiode
BEACH auf 735 M. = 5 pCt
„n 1470 4. Th,
„ 2940 , = 10 ,
„ 4410 , = 12h „
„ 9880 „ 5 ,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 636.] 239
Diese Rabatte gelangen von der November-
Rechnung in Abzug, wenn die Rechnung plus den
vorherbezahlten monatlichen Beträgen die für obige
Rabatte angegebenen Summen erreicht.
Für Summen, die sich für die Ausstellungsperiode
BEE auf 7350 M. = 17 pCt.
„. 8320 , = 20
» 10290 , = 22! „
e 11760 , =D e
e 13230, = a
Zahlbar bei Quittierung der Rechnung vom No-
vember 1904, indem der Rabatt von der November-
Rechnung in Abzug gelangt. Der Ausstellungsleitung
steht jederzeit das Recht zu, die Lampen auf ihre
Kerzenstärke zu prüfen.
12. Gebühren für Motorenstrom. Für Strom,
der zum Betrieb von Motoren während der Ausstellungs-
periode dient, wird folgende Gebühr erhoben:
Für Tischventilatoren . 58,80 M.,
» Motoren von Y«PS . —y
nm ” ” "a PS.. 168,—- ”
HI ” UI l PS z 323,40 D
Für Motoren für mehr als 1 PS werden 294,---M.
die PS für die Dauer der Ausstellung berechnet.
Auf diese Preise werden folgende Rabatte gewährt:
Auf Beträge von 588 M. = 10 pCt
” ” ” 1176 » = 15 ”
” ” ” 2352 n = 20 ”
” ” ” 4104 » — 25 ”
9408 , = 28 „
H n ”
Diese Rabatte werden von der Rechnung fir
November, oder gegebenen Falls von den Rechnungen
für Oktober und November 1904 zusammen, in Abzug
gebracht. Bei der Berechnung des Rabattes für Tisch-
ventilatoren werden dieselben entweder als Teil der
Beleuchtungsanlage oder der Kraftinstallation gerechnet,
je nachdem dieselben an die eine oder andere Leitung
angeschlossen sind. Keinesfalls jedoch werden die
Tischventilatoren in beiden Abrechnungen in Betracht
gezogen. Alle Ventilatoren, die mehr als ie PS Kraft-
bedarf haben, werden zu den Preissätzen für Kraftstrom
berechnet. Ueberall da, wo ein besonderer Abzweig für
Ventilatoren gemacht wird, wird eine Gebühr von 21 M.
für den Abzweig erhoben. Aber im Falle die Tisch-
ventilatoren einen Teil der allgemeinen Beleuchtungs-
oder Kraft-Installation bilden, wird keine besondere
Gebühr für die Abzweigung eines Tischventilators be-
rechnet. Die Gebühren für Kraftstromabgabe werden
auf die Angaben des an dem Motor angebrachten
Firmenschildes basiert, ausgenommen jedoch den Fall,
dafs diese Angaben offenbar unkorrekt sind. Motoren
und Zubehörteile müssen von dem Stromabnehmer be-
schafft und unterhalten werden. Die Ausstellungsleitung
unterstützt jedoch die Abnehmer gerne darin, die Mo-
toren in gutem Zustand zu erhalten.
13. Bogenlampen-Beleuchtung. Die Aus-
stellungsleitung übernimmt nur die allgemeine Be-
leuchtung der Hauptausstellungsgebäude. Soweit Bogen-
lampenbeleuchtung für die Zwecke der Aussteller oder
Pächter notwendig ist, wird dieselbe unter den folgenden
Bedingungen geliefert. Erstens: Der Abnehmer hat
die Bogenlampen zu beschaffen. Zweitens: Der Strom-
abnehmer hat die Kosten für die Anschlufsleitung an
das Hauptkabel der Ausstellung zu bezahlen. Drittens:
Der Abnehmer hat 232,40 M. für jede einzelnbrennende
Bogenlampe, deren Wattverbrauch 450 Watt nicht
überschreitet, zu bezahlen, und 294 M. für jede Serien-
bogenlampe; diese Gebühren verstehen sich für die
Dauer der Ausstellung und sind ebenfalls im voraus
zu bezahlen.
Die Gebühren für Bogenlampen mit einem Watt-
verbrauch von mehr als 450 Watt werden nach den
obengegebenen Preissätzen im Verhältnis zu deren
wirklichem Wattverbrauch berechnet.
Viertens: Der Abnehmer hat eine Anschlufs-
gebühr zu bezahlen (21 M. für den Anschlufs). Die
Ausstellungsleitung übernimmt die Instandhaltung der
Bogenlampen der Abnehmer und den Kohlenersatz
240 [No. 636.]
für dieselben. Auf Wunsch werden auch Auskünfte
über die Verwendung von geeigneten Lampentypen
entsprechend den jeweiligen Verhältnissen, sowie über
die geeignete Spannung u. drgl. gegeben.
14. Lampen für besondere Zwecke. Alle
Glühlampen von mehr als 16 krz., Spezialtypen von
Bogenlampen und sonstige neuere Lampentypen müssen
dem „Direktor für auszuführende Arbeiten“ vor I. Januar
1904, zur Genehmigung vorgelegt werden; dieselben
werden einer Prüfung zur Feststellung des Strom-
verbrauchs unterworfen werden. Diese Prüfungen werden
auf Kosten des Fabrikanten und unter der Beauf-
sichtigung des Chefs der „Abteilung für elektrische
und maschinelle Arbeiten“ der Ausstellungsleitung aus-
geführt. Auf Grund dieser Versuche werden die Ge-
bühren betreffend Stromverbrauch dieser Apparate fest-
gestellt.
15. Akkumulatorenbatterien. Stromabnehmer,
welche die Installation von Akkumulatorenbatterien
beabsichtigen, haben die hierfür nötigen Leitungen und
Zubehörteile einschliefslich eines Elektrizitätszählers zu
beschaffen. Ueberall da, wo sich die Stromlieferung
für solche Akkumulatorenbatterien einrichten Jäfst, wird
der Strom zu 29,4 Pf. für 1 Kw.’Std. abgegeben.
16. Stromabgabe für besondere Zwecke.
Strom für Kinematographen, Scheinwerfer, galvanische
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Dezember 1903.]
und andere Zwecke, wird gemäfs einer besonderen
Uebereinkunft geliefert, deren Bedingungen nach Ein-
reichung des Gesuches festgestellt werden. DieGebühren
werden auf Grund der Preissätze für Licht und Kraft-
abgabe gemäls dem Verwendungszwecke und Strom-
verbrauch festgestellt.
17. Jeder Aussteller, der die Absicht besitzt, einen
Kontrakt bezüglich Abnahme von elektrischem Strom
zu schliefsen, mufs ein Gesuch an den Chef der Abteilung,
in welcher er ausstellt, machen. Es wird keinem Ge-
such Folge gegeben werden, sofern dasselbe nicht
auf einem vorgeschriebenen Formular eingereicht ist.
Sobald das Gesuch von dem „Direktor der Ausstellungs-
Abteilung“ genehmigt ist, wird von dem „Direktor für
auszuführende Arbeiten“ ein Kontrakt aufgestellt werden,
der in jedem Falle die Preissätze -und anderen Be-
dingungen enthält. Dem Direktor für auszuführende
Arbeiten und dem Direktor der Ausstellungs-Abteilung
steht das Recht zu, in besonderen Fällen einen be-
schränkten Betrag elektrischer Kraft zum Antriebe von
Maschinen und Arbeits-Prozessen den Ausstellern zur
Verfügung zu stellen. Der Betrag für die unentgeltlich
zu liefernde elektrische Kraft bestimmt sich nach dem
Charakter des Ausstellungsobjektes.
18. Die Ausstellungsgesellschaft behält sich das
Recht der Aenderung obiger Vorschriften vor.
Lokomotiv-Hebeböcke mit elektrischem Antrieb.
Vom Königl. Eisenbahn-Bauinspektor S. Fraenkel, Guben.
In dem Vortrage über „Die Hebezeuge auf der
- Düsseldorfer Ausstellung“ in No. 627 der Annalen ist
auf Seite 53 ein Vorschlag des Werdohler Stanz-
und Dampfhammerwerks erwähnt, wonach bei dem
Antrieb von Lokomotiv-Hebeböcken mittels Elektro-
motor die Verbindung der auf den beiden Lang-
seiten der Lokomotive stehenden Hebeböcke, also quer
über das Gleis hinweg, mittels einer tragbaren Welle
erfolgt.
Nachträglich erfahre ich, dafs etwas ähnliches in
der unter Leitung des Herrn Bauinspektor Kersten
stehenden Werkstätten -Inspektion Limburg bereits
Ende 1901 ausgeführt worden ist. Der Antrieb der
Hebeböcke erfolgt ähnlich wie in Grunewald von dem
Schiebebühnenmotor aus. Herr Regierungsbaumeister
Spiro hat hierbei eine tragbare Quer-Welle mit Kegel-
rädern angeordnet, welche an einem beliebigen Ende
Fahren der leeren Bühne
Fahren der mit 38 t belasteten Bühne
nicht eingelaufenen 3/4 Güterzug-
Heraufziehen einer soeben untersuchten, |
Lokomotive im Gewicht von œ 38 t
der Schiebebühne eingelegt werden kann; die beiden
Langswellen auf der Bühne werden dann mit je 2 Hebe-
böcken in bekannter Weise gekuppelt. Das Gewicht
der Welle beträgt 40 kg; das Einlegen soll nur
~ 40 Sekunden dauern. Das Aus- und Einbringen
der Achsen ist hierbei ebenso bequem wie bei der
Werdohler oder Tempelhofer Anordnung. Letztere ist
übrigens etwas anders ausgeführt als a. a. Stelle be-
schrieben ist. Der Motor wird hinter der Lokomotive
aufgestellt und treibt mittels zweier verstellbarer Wellen
und Kegelradern nach beiden Seiten die Hebebocke
paarweis an. Nach der Bühne zu ist zum Aus- und
Einbringen der Achsen dann nichts im Wege.
!
i
mit loser Rolle
ohne lose Rolle
Im Allgemeinen halte ich den Antrieb von der
Schiebebühne aus nur bei kleinen und mittleren Verhalt-
nissen für angebracht. Für ganz grofse Werkstätten,
wie Dortmund 1, Nippes und andere ist der besondere
fahrbare Motor zum Antrieb der Hebeböcke vorzu-
ziehen und die Schiebebühne mit einem erheblich
stärkeren Motor auszurüsten, sodafs die Lokomotiven
damit auch auf- und abgezogen werden können. Dann
ist jeder Zeitverlust durch Warten auf Freiwerden der
Bühne und umgekehrt vermieden. Die Winde zum
Ziehen der Lokomotiven verbraucht weit mehr Kraft
als die Bühne zu ihrer Bewegung nötig hat.
Nach den im Jahre 1900 von mir und Ingenieuren
der Firma Schuckert in der alten, jetzt abgebrochenen
Centralwerkstatt Dortmund I ausgeführten Messungen
sind bei einer versenkten Lokomotiv-Schiebebühne für
vierachsige Lokomotiven folgende Strommengen nötig:
Erreichte
Geschwindigkeit
m in der Sek.
Stromverbrauch in Watt
beim Anfahren im Mittel
bis während der Fahrt
4 600 3100 0,625
7 800 4 300 0,5
6 750 4 400 0,26
8 800 0,53
13 500 |
Die ~ 11,5 m lange Bühne im Gewicht von ~ 17,5 t
war mit einem 8 pferdigen Nebenschlufsmotor für
500 Volt Spannung ausgerüstet. Zum Ziehen der
schwereren Lokomotiven mufste daher eine lose Rolle
eingeschaltet werden, sodafs die Geschwindigkeit nur
0,26 m betrug.
Hiernach empfiehlt es sich, Motoren für Lokomotiv-
Schiebebühnen nicht unter 10 bis 12 Pferdestärken zu
wählen; in Nippes sind sogar 15 PS ausgeführt; beim
Verfahren der Bühne, namentlich auf kurze Strecken,
muls der Motor eine gute Regelung erlauben, da das
genaue Anhalten um so schwieriger wird, je schneller
die Gangart ist.
[15. Dezember 1903.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 636.] 241
Zum Heben der schwersten Lokomotiven genügt
dagegen ein Motor von 5 Pferdestärken. In Dortmund 1
wurde der dazu bestimmte fahrbare Motor auch zum
Ausbohren der Cylinder am Rahmen, beim Bohren von
Rahmenlöchern und Aehnlichem ausgenutzt, sodafs sich
hier wie in Nippes sehr bald das Bedürfnis herausstellte,
einen zweiten gleichen zu beschaffen. Die neue Loko-
motiv-Werkstatt Dortmund | erhielt daher aufser ihren
drei elektrisch angetriebenen Schiebebühnen noch zwei
fahrbare Elektromotoren.
Beiträge zur Lehre von der Patentfähigkeit.
Von Professor Dr. jur. Oscar Schanze in Dresden.
(Fortsetzung von Seite 226.)
Allein es bleibt die allgemeine Frage zu beantworten:
Geht es an, die Erfindungseigenschaft deshalb in Abrede
zu stellen, weil der Vorteil, der sich durch die Erfindung
erreichen läfst, mit gewissen Nachteilen verknüpft ist?
Meines Erachtens hat die Antwort so zu lauten:
Jede Erfindung mufs einen Vorteil bieten. Der Vorteil,
den eine Mafsnahme gewährt, kann nach verschiedenen
Richtungen liegen ; mit dem Vorteil in der einen Richtung
kann ein Nachteil in der anderen Richtung verknüpft
sein; ob im Endergebnis der Vorteil oder der Nachteil
gröfser ist, kann von verschiedenem Standpunkte aus
verschieden zu beurteilen sein.!) So lange nun die
Möglichkeit offen steht, dafs von irgend einem Stand-
punkte des verständig abwägenden Fachmannes aus,
der Vorteil als den Nachteil überwiegend anzusehen ist,
so lange es also nicht ausgeschlossen erscheint, dafs die
neue Mafsnahme um ihres Vorteils willen trotz aller
ihrer Mängel neben den bisher bekannten Mafsnahmen
in gewissen, wenn auch seltenen Fällen, begehrt und
angewendet werden wird, so lange darf die Annahme
einer Erfindung, falls ihre sonstigen Begriffsmerkmale
13) Mein Recht der Erfindungen und der Muster, S. 150 ff.
Hausding oben im sechsten Beitrag bei Note 12 f. Entscheidung
des Patentamtes vom 16. Februar 1899 betreflend das Durio’sche
Schnellgerbeverfahren-Patent No. 75 324: „Die Schnellgerbeverfahren,
zu welchen das durch das angegrifiene Patent geschützte Verfahren,
gehört, bezwecken nicht ein besser durchgegerbtes Leder zu er-
zeugen, als die früheren Gerbprozesse, sondern wollen lediglich dıe
Aufgabe lösen, die Herstellung marktgängiger Waare zu be-
schleunigen.“ Zeitschrift für ungarisches Patent- und Marken-
schutzrecht Bd. II, S. 66. Entscheidung des österreichischen Patent-
amtes vom 18. Juni 1902: „Die Meinung des Beschwerdeführers,
dafs die Maschine des Anmelders unsicher arbeite, kommt bei der
Beurteilung der Patentlahigkeit dersclben insofern nicht in Betracht,
als die Funktionsmöglichkeit unzweifelhaft vorhanden ist, und der
angegebene Effekt, welcher zweifellos erreicht wird, nicht in der
Sicherheit der Arbeit, sondern in der Möglichkeit des Bestickens
eines beliebigen Punktes eines Kreises ohne Drehung der ganzen
Maschine besteht.“ Oesterreichisches Patentblatt, Bd. V, S. 389.
Vgl. v. Komorzynski, Der Wert in der isolierten Wirtschaft, S. 74:
„Was die Beziehung zwischen den Gütern und den Bedürfnissen
anlangt, so ist die Theorie unzutreflend, dafs den Gütern jeder
Gattung jedesmal auch Bedürfnisse einer bestimmten Gattung gegen-
überstehen. Wollte man nach dieser Theorie vergleichungsweise
den Wert verschieden gearteter Nahrungsmittel abmessen, so würde
sich die Schwierigkeit ergeben, dats diese Güter nicht lediglich das
Bedürfnis der Ernährung in ungleichem Mafse befriedigen, vielmehr
zugleich auch anderen Bedürfnissen als Befriedigungsmittel gegen-
überstehen, jenem nach Wohlgeschmack oder jenem nach Appetitreiz.
Es wäre weiters, um ein anderes Beispiel zu wählen, irrig, wenn
wir den Wert verschiedener Feuerungsmittel lediglich nach dem
von jedem derselben hervorgebrachten Warmematse oder den Wert
verschiedener Beleuchtungsmittel lediglich nach ihrer Leuchtkraft
abmessen wollten. Denn wenn sich auch im Gebrauchszwecke der
Feuerungsmittel, eine gewisse Wärmemenge zu erzeugen, allerdings
mehrere derjenigen Bedürfnisse vereinigen, welche durch die Auf-
wendung dieser Güter befriedigt werden sollten, so erübrigen doch noch
andere Zwecke, jener einer raschen oder jener einer langsamen und
nachhaltigen Erwärmung, jener eines höheren Hitzegrades, jener einer
geruchfreien Feucrung u. s. f., für welche aber die einzelnen Feuerungs-
mittel ungleiche Eignung besitzerr mögen. Neben dem Gebrauchs-
zwecke der Beleuchtungsmittel, eine bestimmte Lichtmenge zu
erzeugen, ergeben sich gleichfalls weitere Zwecke, jener einer
geruchfreien Beleuchtung, jener der möglichst weisen Lichtfarbe,
jener der Gefahrlosigkeit der Beleuchtung, jener einer einfachen und
raschen Handhabung in der Beschaffung der Lichtquelle u. s. f. und
alle diese Zwecke, für welche die verschiedenartigen Beleuchtungs-
mittel einen ungleichen Grad der Eignung besitzen, zielen auf die
Befriedigung einer Mehrheit verschiedenartiger Bedürfnisse.“
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vorliegen, nicht abgelehnt werden. Das Vorhandensein
einer Erfindung ist nur dann zu verneinen, wenn aufser
Zweifel steht, dafs in allen Fällen, die für den Fach-
mann bei Prüfung der Mafsnahme vom Standpunkte
der Gegenwart aus") in Betracht kommen, der Vorteil
durch den Nachteil aufgehoben wird. Ich befinde mich
im Einklange mit Kohler!*s), der geltend macht: „Eine
Erfindung ist patentierbar (rectius: ist vorhanden), auch
wenn gegenwärtig die Anwendung der Erfindungsmittel
solche Bedenken und Schäden hat, dafs man sich nicht
leicht zur Ausführung entschliefsen kann; man denke
sich z. B. die Einrichtung einer Acetylenlaterne, die
noch nicht explosionssicher ist, ein Spiritusglühlicht, das
noch seine Gefahr hat. In thesi kann hier schon
ein Postulat erfüllt sein, und die Unvollkommenheiten
sind Unvollkommenheiten der Ausführung ebenso wie
wenn beispielsweise die Ausführung noch so kost-
spielig wäre, dafs man sich vom industriellen Stand-
punkte nicht dazu verstehen würde.“
Auch Wirth hat Einwendungen gegen die Ent-
scheidung des Reichsgerichts vom 6. Februar 1899 und
die ihr von der Redaktion des Blattes für Patent-,
Muster- und Zeichenwesen gegebene Ueberschrift er-
hoben. Letztere lautet: „Die Vernichtung ist auszu-
sprechen, wenn die geschützte Erfindung für das Ge-
werbe ohne Nutzen ist. Ein Nutzen liegt schon dann
nicht vor, wenn der erreichte Vorteil durch anderweite
Nachteile wieder aufgehoben wird.“
Wirth!) bemerkt zu dieser Ueberschrift und zu
den Ausführungen des Reichsgerichtes folgendes:
„On peut se demander si des principes d’une portee
aussi générale et d’une aussi grande précision résultent
nécessairement de l’arret du tribunal de l’empire. Mais
on serait en tout cas autorisé a objecter à une telle
manière de voir qu'elle se heurterait a de grandes
difficultés. D’une part, Putilité d'une invention est une
chose qu’il est excessivement difficile de prouver. Une
invention peut être utile à une époque et ne l'être pas
à une autre; elle peut l’etre dans un pays et non dans
un autre. L/utilité ne dépend pas uniquement de l'idée
qui est A la base de l’invention, mais de mille autres
circonstances concomitantes, en sorte qu’on ne peut
jamais parler que de Putilité d'une invention dans une
exécution et dans des conditions déterminées, c'est a
dire d'une utilité relative. Il convient encore de tenir
compte de ce fait que pour fort peu d’inventions, et
parmi les inventions d’une importance capitale peut-étre
pour aucune, on ne perçoit des leur premiere apparition
leur utilité économique. Pour qu'une invention puisse
avec succès entrer en concurrence avec la technique
préexistante, qui a déja atteint son plein développement,
il faut dans bien des cas qu’elle soit accompagnée d'un
perfectionnement de la construction industrielle, ou qu’elle
soit complétée par une autre invention. Il suffit de rappeler,
a cet égard l’invention de la machine a vapeur, du
procédé Bessemer pour la fabrication de l’acier, de
l’eclairage à incandescence par le gaz etc. La juris-
prudence des autres pays ne considére pas, comme cela
parait être le cas chez nous, l'utilité de l’invention comme
constituant un attribut indispensable de l’invention: elle
l4) Meine Patentrechtlichen Untersuchungen, S. 304.
14a) Handbuch des deutschen Patentrechts, S. 126.
15) La propriété industrielle 1900, P. 6.
242 [No. 636.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Dezember 1903.]
l'envisage comme l'indice ou comme la preuve de
’existence d'une invention, surtout dans ce sens que
Vidée nouvelle n’était pas une chose à la portée de
chacun; mais elle ne voit pas dans l’absence de l'utilité
une preuve suffisante pour permettre de refuser a la
combinaison nouvelle le caractère de l’invention.“
Der Ausführung Wirths lälst sich nicht beipflichten,
Wirth übersicht, dafs in allen Zweifelsfällen das Patent
erteilt werden mufs und unterscheidet nicht genügend
hinsichtlich der Erfordernisse der Patentfähigkeit. Dafs
die Mafsnahme Anklang findet, dafs sie in den Kreisen
der Interessenten beifällig aufgenommen wird, dals sie
allenthalben zur Ausführung und sonstigen Benutzung
kommt, dafs sie infolge dessen sich für den Erfinder als
einträglich erweist — alles dies ist kein Erfordernis
der Erfindung, weder im Auslande noch in Deutschland.
Dafs aber die Mafsnahme geeignet ist, ein menschliches
Bedürfnis zu befriedigen, dafs sie in diesem Sinne Brauch-
barkeit besitzt, ist ein unentbehrliches Merkmal des
Erfindungsbegriffes, nicht weniger im Auslande als bei
uns in Deutschland. Der Unterschied zwischen Ren-
tabilität und Brauchbarkeit darf nicht übersehen werden.
Und damit nicht genug. In der von Wirth kritisierten
Reichsgerichtsentscheidung handelt es sich weder um die
Rentabilität noch um die Brauchbarkeit, sondern ein
Drittes kommt in Betracht. Nicht jede neue (eigenartige)
Mafsnahme, die Brauchbarkeit besitzt, ist nämlich eine
Erfindung; eine solche ist vielmehr erst dann gegeben,
wenn ein Fortschritt vorliegt, eine Mafsnahme, die An-
spruch auf den Erfindungscharakter macht, mufs wert-
voll sein. Um den Wert handelt es sich in dem an-
gezogenen Reichsgerichtsurteil vom 6. Februar 1899;
seine Ueberschrift würde anstatt: „Die Vernichtung ist
auszusprechen, wenn die geschützte Erfindung für das
Gewerbe ohne Nutzen ist usw.,“ richtig lauten: „Die
Vernichtung ist auszusprechen, wenn der Gegen-
stand des Patentes ohne Wert ist; ein Wert liegt dann
nicht vor, wenn der erreichte Vorteil durch anderweite
Nachteile wieder aufgehoben wird.“ Denn der Sachverhalt
ist nicht der, dafs die Existenz einer Erfindung aufser
Zweifel steht und die Nichtigkeit ausgesprochen ist,
weil die vorhandene Erfindung keinen Nutzen ge-
währt, sondern die Nichtigkeitserklärung ist erfolgt,
weil der patentierte Gegenstand mangels des erforder-
lichen Wertes keine Erfindung ist. Unrichtig ist auch
die Annahme, als ob jede Erfindung gerade für das
Gewerbe wertvoll sein müfste!®). Die Hauptsache aber
ist folgendes.
Wert einerseits und Brauchbarkeit, Nutzen,
Nützlichkeit andererseits müssen auseinander gehalten
werden. Bei beiden steht nicht eine Eigenschaft in Frage,
die den Dingen beziehungslos zukommt, sondern ein
Verhältnis der Dinge zum Menschen. Abgesehen von
dieser Uebereinstimmung ist aber der Wert von der
blofsen Brauchbarkeit oder Nützlichkeit verschieden.
Böhm-Bawerk!') erläutert diesen Unterschied wie
folgt: „Wenn ich aus einer reichlich fliefsenden Quelle
Wasser nach Belieben schöpfen kann, so wird eine
bestimmte Menge dieses Wassers, z. B. ein einzelner
Liter Wasser, zwar ganz gewils die Tauglichkeit, mir
zur Löschung meines Durstes zu dienen oder die Eigen-
schaft der Nützlichkeit besitzen. Aber ich werde mich
mit der Löschung meines Durstes von ihm nicht ab-
hängig wissen, weil ich ja, wenn ich diesen einen be-
stimmten Liter Wasser nicht hätte oder wieder ver-
gösse, in Jedem Augenblick aus der Quelle einen anderen
Liter schöpfen und mit ihm meinen Durst löschen könnte.
Meine Durstlöschung ist mit ihm und ohne ihn in
gleicher Weise gesichert, sie ist von seinen Besitze
unabhängig. Denken wir uns dagegen einen Wüsten-
reisenden, dessen knapp bemessener Wasservorrat auf
einen einzigen, letzten Liter Wasser zusammenge-
schmolzen ist, so ist auf den ersten Blick klar, dafs
hier die Interessen in ganz anderer Weise berührt
werden. Der Besitz jenes Liters Wasser sichert dem
Reisenden die Möglichkeit, scinen Durst zu löschen,
16) Mein Recht der Erfindungen und der Muster, S.12, S. 71.
I") Handwörterbuch der Staatswissenschatten. 1. Aufl., Bd. VI
Ss. 691 f.
wahrend sein Verlust ihn den Qualen des Durstes preis-
geben würde. Er fühlt sich daher in seiner Bedürfnis-
befriedigung vom Besitze jenes Liters abhängig; dieser
erscheint ihm mit Recht für seine Wohlfahrt wichtig
oder wertvoll. — — Der Tatbestand, unter dem sich
die blofse Nützlichkeit zum Werte steigert, läfst sich
allgemein dahin präzisieren, dafs zur Nützlichkeit sich
eine gewisse „Seltenheit“ gesellen mufs; eine Seltenheit
nämlich im Vergleiche zu dem Bedarfe, der nach Gütern
der betreffenden Art besteht. So oft Güter in solchem
Ueberflusse vorhanden sind, dafs alle Bedürfnisse, zu
deren Befriedigung sie dienen können, vollauf gedeckt
sind und darüber hinaus noch ein unverwendbarer
Ueberschufs besteht, haben bestimmte Quantitäten der-
selben für uns keine praktische Bedeutung und werden
daher als wertlos behandelt, wie z. B. die freien Güter
Luft und Wasser, Holz in Urwaldgegenden. Ist dagegen,
was bei den weitaus meisten Gütern der Fall ist, der
verfügbare Vorrat von ihnen so knapp, dafs man das-
jenige Stück oder diejenige konkrete Menge, um deren
Schätzung es sich handelt, nicht entbehren kann,
ohne eine Lücke in unsere Bedürfnisbefriedigung zu
reifsen, dann entsteht zugleich mit der Erkenntnis,
dafs an jedem solchen Gute ein Stück unserer
Wohlfahrt: oder Annehmlichkeit hängt, jene vernunft
gemäfse praktische Hochschätzung, die wir als Wert
bezeichnen.“
So wenig die Rentabilität ein Erfordernis der Er-
findung ist, so wenig genügt andererseits die blofse
Brauchbarkeit. Eine Maisnahme, die Anspruch auf den
Erfindungscharakter erhebt, mufs einen Wert repräsen-
tieren, sie mufs, um einen adjektivischen Begriff zu
wählen, Begehrbarkeit besitzen, und diese ist, wie
wir soeben gesehen haben, nur vorhanden, wenn zu
der Brauchbarkeit eine gewisse Seltenheit kommt im
Vergleich zu dem Bedarfe nach Gütern der betreffenden
Art. Es ist gewifs zutreffend, wenn Kohler sagt,
es genüge zur Annahme einer Erfindung, dafs ein zweites
Mittel, wenn auch nur als Reservemittel, neben anderen
vorhanden sei. Aber auch hier gibt es eine Grenze,
mit jedem neuen Reservemittel sinkt die Nachfrage nach
weiteren Reservemitteln'*), Und es ist zu beachten,
dafs jedes neue Mittel in Wahrheit nur dann eine
willkommene Aushilfe bietet, wenn es von den bisherigen
Mitteln entfernt genug liegt, um nicht von den Hinder-
nissen, die diese betreffen, mit betroffen zu werden.
Wenn es zehn Lötmittel gibt, dann ist Begehr nach
einem elften von gleichem Erfolge und gleichen Kosten
wohl nur dann vorhanden, wenn das elfte zufolge seiner
Eigenartigkeit in Fällen anwendbar ist, wo jene zehn
versagen’). Der Umstand, dafs das neue Mittel an einer
Stelle gefunden wird, die weit entfernt von dem Gebiete
der bisherigen Mittel liegt, ruft zugleich das Gefühl der
Ueberraschung hervor, das für die Annahme einer Er-
findung unentbehrlich ist. In der überraschenden Auf-
findung eines zweiten Verfahrens zur Herstellung
eines chemischen Produktes wird deshalb anders, wie
Seligsohn®®) will, immer eine Erfindung liegen, auch
dann, wenn dieses zweite Verfahren keinerlei Vorteil
darbietet. Andererseits läfst sich aber auch Kohler
nicht vorbehaltlos beipflichten, wenn er sagt: „Die Er-
findung setzt nicht voraus, dafs das Erfundene einen
gewerblichen Succes hat, es genügt, wenn das Erfundene
an sich betrachtet, dem menschlichen Bedürfnisse ent-
spricht. Eine Erfindung ist daher patentfähig, wenn es
auch bereits bessere Methoden gibt, einen Zweck zu
erreichen.“
18) Es gilt das Aristotelisch-Gossen’sche Gesetz, dafs von jeder
Sache für den einzelnen Menschen sowohl wie für eine Mehrheit von
Menschen nur eine bestimmte Quantität Wert hat. „Wo wir Güter
zu unserem Nutzen verwenden, sagt Wieser, wo aber dieselben
zugleich in einem durchaus gesicherten Ueberflufs zur Verfügung
stehen, gebrauchen wir sie, ohne uns weiter um sie zu bekümmern,
als um den Sand am Mcere. Mögen sie sich vermehren oder ver-
mindern, wenn nur der Ueberflufs bestehen bleibt, so denkt man:
was liegt daran, wir haben ihrer immer genug und zu viel. Im
Paradicse hätte nichts Wert, als die Genüsse, kein Ding, kein
Gut.“ Vgl. Kraus, Zur Theorie des Wertes, S. 123 f.
19) Mein Recht der Erfindungen und der Muster, S. 151.
20) Vgl, oben bei Note 12.
[15. Dezember 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 636.] 243
II.
Ich wende mich zum Erfordernisse der Neuheit.
Früher?!) meinte Seligsohn: „Aus dem Begriffe
der Erfindung folgt, dafs sie neu sein mufs, das Gesetz
hat dieses Erfordernis aber auch ausdrücklich aus-
gesprochen.“ Jetzt?”) sagt er: „Es ist nicht aus-
geschlossen, dafs eine Erfindung, die jemand selbst-
ständig gemacht hat, nicht neu ist. Sie kann bereits
früher objektiv dagewesen sein, ihre Existenz kann aber
entweder der heutigen Zeit überhaupt oder doch dem
Erfinder unbekannt geblieben sein. Deshalb ist es
zutreffend, dafs das Gesetz noch ausdrücklich das Er-
fordernis der Neuheit im §1 aufstellt.“
Meines Erachtens liegt die Sache so:
l. Wird eine Mafsnahme, die der Allgemeinheit
bereits bekannt ist, von einer Person, der sie verborgen
geblieben ist, selbstständig von neuem ausfindig gemacht,
so ist zwar dieser Person nicht die Erfindsamkeit, wohl
aber der Mafsnahme der Erfindungscharakter zu be-
streiten, weil sie der Eigenartigkeit entbehrt.
2. Wird eine Mafsnahme, die bereits früher da-
gewesen ist, aber der Kenntnis der Allgemeinheit
entschwunden ist, von jemandem selbstständig ander-
weit ersonnen, so ist eine Erfindung vorhanden, u. zwar
eine neue Erfindung; die Neuheit würde nur fehlen,
wenn die anderweit gemachte Erfindung durch
öffentliche Druckschrifien oder offenkundige Benutzung
bereits bekannt gegeben wäre.
Die Begründung dieser beiden Sätze findet sich
in meinem Aufsatze über die Neuheit der Erfindungen
und der Muster?°). |
Mit seinem Widerspruche gegen den ersten Satz
befindet sich Seligsohn im Einklange mit Kohler;
was ich im vierzehnten Beitrage unter II.*‘4) gegen
letzteren ausgeführt habe, gilt deshalb auch Seligsohn
gegenüber.
Was den zweiten Satz anlangt, der gleichfalls von
Seligsohns Ansicht abweicht, so möchte ich darauf
hinweisen, dafs Kohler’) sagt: „Es kann ein Erfundenes
zum zweiten Male erfunden werden und es kann auch
patentiert werden, wenn es als erst erfundenes nicht
bekannt geworden ist oder als gegenwärtig nicht mehr
bekannt gilt.“
11.
Unter den von der Prüfungskomniission für Patent-
anwälte gestellten Aufgaben**) befindet sich diese:
„Sie erhalten folgende Anfrage, was ist zu ant-
worten? Wien, den 28. Dezember 1901. Sehr geehrter
Herr! Der Handlungschemiker H. Müller in Wiesbaden
hat am I. April d. Js. in Berlin ein Patent angemeldet,
das ein Verfahren zum Nachweis von Fuchsin in Rot-
wein betrifft. Der Anspruch lautet: Verfahren zum
Nachweis von Fuchsin in Rotwein, darin bestehend,
dafs eine mit Ammoniak alkalisch gemachte Probe des
Weins mit Aether ausgeschüttelt und aus dem ätherischen
Auszug das gelöste Fuchsin unter Verdunstung des
Aethers auf Wolle ausgefärbt wird. Die Anmeldung ist
am 15. Dezember d. Js. im Reichsanzeiger unter dem
Aktenzeichen M. 20000 bekannt gemacht worden. Ich
nehme an, dafs das Patent nicht erteilt werden darf.
Zunächst erscheint es mir zweifelhaft, ob eine derartige
Untersuchungsmethode überhaupt des Patentschutzes
fähig ist usw.“
Die hier zur Beantwortung gestellte Frage, ob eine
Untersuchungsmethode der angeführten Art patent-
fähig sei, wird von Seligsohn*’) bejaht, denn er sagt:
„Das Verfahren — gemeint ist natürlich das patent-
fahige Verfahren — kann auch in einem unkörperlichen
Resultat auslaufen, z. B. — — ein Verfahren Margarine
von Naturbutter zu unterscheiden.“ Gleicher Meinung
21) Erste Auflage, S. 13.
22) Zweite Auflage, S. 39.
23) Das Recht der Erfindungen und der Muster, S. 306 ff., auch
S. 10.
24) Bei Note 59 ff.
25) Handbuch des deutschen Patentrechtes, S. 85.
26) Blatt für Patent-, Muster- und Zeichenwesen, Bd. VII, S. 13.
2%) S. 30, Note 7.
v. Boehmer”), der unter Hinweis auf das Patent
No. 119062 betreffend ein Verfahren zur Prüfung von
Trinkwasser, die Patentfähigkeit chemischer Unter-
suchungsverfahren vertritt.
Anderer Ansicht Mewes”): Nicht die Unter-
suchungsmethode, nur der Untersuchungsapparat, das
Verfahren zur Herstellung des Untersuchungsmittels
könnten Patentschutz genielsen.
Eingehender beschäftigt sich mit der Frage
Ephraim*) in seinem Autsatze über „Die Patentier-
barkeit analytischer Verfahren“; er verneint die Paten-
tierbarkeit der analytischen Untersuchungsverfahren.
Seine Argumentation trifft im wesentlichen das Richtige.
Die Sache liegt so.
Bei der Analyse handelt es sich um Zerlegung
eines stofflich zusammengesetzten Körpers in seine
einzelnen stofflichen Bestandteile. Dies kann geschehen
aus doppeltem Grunde. Entweder um qualitativ oder
quantitativ das Vorhandensein der Einzelstoffe festzu-
stellen. Oder aber, um die Einzelstoffe zu isolieren,
damit sie ihrer spezifischen Brauchbarkeit entsprechend
verwertet werden können. Im ersten Falle hat die
Analyse einen Erkenntniszweck, im zweiten Falle hat
sie einen praktischen Zweck. Die Auffindung eines
eigenartigen Analyseverfahrens kann dort wie hıer eine
Erfindung darstellen, der Erkenntniszweck schliefst
keineswegs die Annahme einer Erfindung aus; Lehr-
methoden, Beweismethoden, auch Untersuchungs-
methoden können sehr wohl Erfindungen sein*}).
Eine weitere Frage ist, ob analytische Verfahren
patentfähige Erfindungen sein können. Das Er-
fordernis der Neuheit gibt zu keinen Zweifeln Anlafs,
wohl aber das der gewerblichen Verwertbarkeit.
Gewerblich verwertbare Erfindungen sind solche, deren
Ausführung in der mechanischen oder chemischen Be-oder
Verarbeitung von Rohstoffen besteht. Hiernach scheint
es so, als ob die gewerbliche Verwertbarkeit analytischer
Verfahren schlechthin zu bejahen wäre, denn auch bei
den in Rede stehenden Untersuchungsverfahren, die
lediglich um der Erkenntnis willen angewendet werden,
handelt es sich regelmäfsig um eine Be- oder Ver-
arbeitung von Rohstoffen. Allein hier kommt folgendes
in Betracht. Die Be- oder Verarbeitung der Rohstoffe
ist nicht in allen Fällen gewerbliche Tätigkeit, sondern
nur dann, wenn sie sich als Produktion darstellt,
wenn sie Vermehrung des Sachgüterbestandes ist.
Daraus folgt, dafs die analytischen Untersuchungs-
verfahren aufserhalb des Gewerbes liegen; denn sie
produzieren keine Güter, sondern bringen lediglich die
verborgenen Eigenschaften produzierter Güter an den
Tag; sie sind vielleicht mittelbar für die Güterproduktion
von hoher Bedeutung, ıns Bereich der Güterproduktion
selbst fallen sie nicht. Vielleicht wendet jemand ein,
dafs analytische Untersuchungsverfahren doch um des
Erwerbes willen vorgenommen werden können und
deshalb des gewerblichen Charakters nicht entbehren.
Hierauf würde zu erwidern sein: Erwerb und Produktion
sind durchaus verschiedene Vorgänge **), bei der gewerb-
lichen Verwertbarkeit der Erfindung in § I des Patent-
gesetzes kommt (anders als bei der gewerbsmäfsigen
Benutzung der Erfindung in § 4 des Patentgesetzes)
die Produktion, nicht aber der Erwerb in Betracht.
Ein Ausweg steht noch offen, um die Patentfähig-
keit der analytischen Untersuchungsverfahren zu retten,
ein Ausweg, den Seligsohn*’) einschlägt; man sagt:
Unter gewerblicher Verwertbarkeit ist nicht blos die
Ausführbarkeit, sondern auch die Brauchbarkeit der Er-
findung gemeint; gewerblich verwertbare Erfindungen
sind nicht nur Erfindungen, deren Ausführung sich als
Gewerbe im Sinne der Sachgüterproduktion durch me-
28) Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht, Bd. VII, S. 133.
29) Zur Wehr gegen das K. Patentamt usw., S. 42 f.
3%) Zeitschrift für angewandte Chemie, XIV. Jahrgang (1901),
S. 901 ff. Ephraim zieht in Betracht die D. R. P. P. No. 72 982,
62 997, 105 391, 67570.
3l) Mein Recht der Erfindungen und der Muster, S. 79; meine
Patentrechtlichen Untersuchungen, S. 400. l
32) Mein Recht der Erfindungen und der Muster, S. 268, Note 100
und Kleinwächter, Lehrbuch der Nationalökonomie, S. 80.
33) S. 39, No. 15.
244 (No 636.)
chanische oder chemische Be- oder Verarbeitung der
Rohstoffe darstellt, sondern auch Erfindungen, welche
lediglich für das Gewerbe in diesem Sinne Brauchbar-
keit besitzen. Diese Ansicht ist irrig. Wäre sie richtig,
so würden auch die Erfindungen einer Arbeitsteilung,
einer Kapitalanlage, einer Kreditbenutzung, eines Spar-
systems *'), da sie für das Gewerbe zweifellos Brauch-
barkeit besitzen, patentfähig sein — eine Konsequenz,
die allgemein abgelehnt wird. Dem Vorwurfe des
Widerspruches. aber, der hierin liegt, läfst sich nicht
dadurch entgehen, dafs man einwendet, die genannten
Maisnahmen entbehrten des Erfindungscharakters, weil
es sich bei ihnen nicht um Benutzung von Kräften der
äufseren Natur handle: denn der Erfindungsbegriff be-
schränkt sich wie wir obeni gesehen haben durchaus
nicht auf Naturkraftbenutzungen, und nach dem Patent-
gesetz sind alle Erfindungen, die den gesetzlichen Er-
tordernissen entsprechen, patentfähig.
Von der Nürnberger „Technisch-industriellen
Rundschau“) wird gegen den von Ephraim und von
mir vertretenen Standpunkt Einsprache erhoben. Es
wird geltend gemacht:
„Ephraim geht von einer eigenartigen Erklärung
des Begriffes gewerbliche Verwertung aus und kommt
auf Grund dieser von Schanze aufgestellten Definition
zu dem Schlusse, dafs analytische Verfahren eine ge-
werbliche Verwertung nicht zulassen und daher nicht
patentierbar sind. Geht man von dem Grundsatze aus,
dafs „Erfindung“ jede geistige Schöpfung genannt
werden kann, die durch Verwertung technischer Mittel
einen neuen technischen Effekt hervorruft, so stellt sich
ein neues analytisches Verfahren, d. h. eine technisch-
chemische Methode, welche Erkennung und Nachweis
sowie Abscheidung eines chemischen Stoftes in einer
Verbindung gestattet, zweifellos als Erfindung dar.
Patentfähige Erfindungen müssen zugleich einen wirt-
schaftlichen Zweck und Wert haben; sie sollen die
Naturkräfte und Naturschätze in Berücksichtigung mensch-
licher Bedürfnisse anwenden; nicht notwendig ist aber,
dafs der Effekt der Erfindung in einem greifbaren
Produkt, in einem Industrieerzeugnis besteht. So ist
z. B. patentierbar ein Verfahren zur Beseitigung schäd-
licher Gase, zur Entbitterung von Lupinen, zum Verladen
zerbrechlicher Gegenstände, dadurch gekennzeichnet,
dals man sie in Wasser fallen lafst, um die Wirkung
des Stofses abzuschwächen; ein Verfahren zur Unter,
scheidung echter Edelsteine von falschen mittels Röntgen-
strahlen, ein Heizvertahren durch Aufspeicherung der
Sommerwärme usw. Der Effekt kann auch in der Er-
leichterung gewerblich-nötiger Vorrichtungen gefunden
werden; sogar wissenschaftliche Theorien der Physik,
Chemie, Mechanik usw., die notwendige Voraus-
setzungen der Technik sind, können unter Umständen
als patentfähige Erfindungen angesehen werden. (Reichs-
gerichts-Entscheidung von 22. September 1894, Blatt für
Patentwesen, |. Jahrgang, S. 59). Hierzu kommt, dafs
jedes analytische Verfahren, das überhaupt in der
Technik benutzt werden kann, auch als Teil eines
llerstellungsverfahrens betrachtet werden kann und
unter Umständen sogar mufs, zum mindesten für die
Reindarstellung der Stoffe. Sind also chemische Ver-
fahren zur Reindarstellung von Stoffen patentfähig, und
sind andererseits auch Teilerfindungen („Zwischen-
produkte“), Teilverfahren in der Fabrikation eines Stoftes
patentierbar, so müssen es auch analvtische Verfahren
sein. Die wissenschaftliche Benutzung solcher Ver-
fahren, deren Einschränkung die Gegner der Patentierung
analytischer Methoden zu fürchten scheinen, wird hier-
durch in keiner Weise beeinträchtigt, da nach § 4 des
Patentgesetzes lediglich der gewerbsmäfsige Gebrauch
des Ertindungsgegenstandes Monopol des Patentinhabers
ist, nicht aber die Verwendung zu privaten oder wissen-
schaftlichen Zwecken. Den Ausdruck „gewerbsmäfsig“
hier anders aufzufassen als in dem landläufigen Sinne von
gewohnheitsmalsig, bezw. wiederholt zwecks Erzielung
von Einnahmen oder Gewinn, liegt kein Grund vor.“
H) Vel. unten bet Note 44.
I) Bei Note A H.
3) Ocsterreichisches Patentblatt IV, S. 378.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Dezember 1903.)
Hierzu folgendes.
Der Grundgedanke der Argumentation ist: Unter
analytischem Verfahren ist zu verstehen eine Methode,
welche den Nachweis und die Abscheidung eines in
einer Verbindung enthaltenen Stoffes ermöglicht, jedes
analytische Verfahren ist somit ein Herstellungsverfahren,
Herstellungsverfahren aber sind gewerblich verwertbar.
Dem gegenüber behaupte ich mit Ephraim: Es gibt
zwei Arten analytischer Verfahren, solche die lediglich
den Nachweis eines Stoffes erbringen, und solche, die
die Ausscheidung dieses Stoffes ermöglichen; dort handelt
es sich blos um ein Untersuchungsverfahren, hier um
ein Herstellungsverfahren. Dafs die Herstellungsver-
fahren gewerblich verwertbar und deshalb patentfähig
sind, ist von uns nicht bestritten worden. Die Polemik
trifft uns insoweit nicht, der Nachweis aber, dafs blofse
Untersuchungsverfahren gewerblich verwertbar seien,
wird durch die Ausführungen der Gegenseite nicht
erbracht. Der Hinweis auf die Gewerbsmäfsigkeit in
§ 4 des Patentgesetzes ist belanglos, weil die Ge-
werblichkeit in § 2 des Patentgesetzes mit der Gewerbs-
mäfsigkeit in & 4 nichts zu tun hat”). Was übrigens
die Verladung zerbrechlicher Gegenstände, die Unter-
scheidung echter Edelsteine, die Aufspeicherung der
Sonnenwärme anlangt, so läfst sich wohl in den diesen
Zwecken dienenden Vorrichtungen, nicht aber in den
diesbezüglichen Verfahren eine Erfindung erblicken.
Doch zurück zu Seligsohn. Das Erfordernis der
gewerblichen Verwertbarkeit bedarf noch weiterer Be-
trachtung.
Seligsohn°®) sagt: Unter einer gewerblichen Ver-
wertung sei nicht (wie in der 1. Auflage) eine gewerbs-
mälsige Verwertung zu verstehen; dies gehe schon aus
der abweichenden Ausdrucksweise in § I und § 4 her-
vor. Vielmehr sei darunter die Ausführbarkeit oder
Brauchbarkeit in einem Gewerbe zu verstehen. „Gewerbe
ist diejenige Tätigkeit, welche auf die Gewinnung, Be-
arbeitung oder Verarbeitung von Rohstoffen, einschliefs-
lich der Halbfabrikate und Zwischenprodukte, gerichtet .
Let, Einzelne Schriftsteller (Landgraf, Schanze, Damme)
fassen den Begriff in einem engeren Sinne auf, indem
sie die Tätigkeit, welche in der Gewinnung von Roh-
produkten besteht, nicht unter ihn fallen lassen und
deshalb die Erfindungen, welche auf einem Gebiete der
Urproduktion, also der Landwirtschaft, Jagd, Fischerei
oder des Bergbaues liegen, vom Patentschutz aus-
schliefsen. Für diese engere Auslegung spricht weder
der Wortlaut des Gesetzes noch seine Begründung; das
Bedürfnis der Praxis steht ihr direkt entgegen. Deshalb
hält die Mehrzahl der Schriftsteller (Kohler, Gierke,
Stephan-Schmid, Hausding) an dem weiteren Begriff des
Gewerbes fest, und die Praxis hat auch in neuerer Zeit
auf Erfindungen aus dem Gebiete der Landwirtschaft
oder Fischerei wiederholt Patente erteilt (Nachweise
bei Hausding). In den Gründen eines Beschlusses der
Beschwerdeabteilung 1 (Blatt für Patent-, Muster- und
Zeichenwesen Bd. V, S. 238°”) wird allerdings der engere
Begriff adoptiert; für die damalige Entscheidung war
dies aber ganz unerheblich.“
Ich kann Seligsohn nicht folgen.
Das streitige Gebiet ist viel enger begrenzt, als es
nach der Ausführung Seligsohns den Anschein hat. Da
ich unter Verwertbarkeit nur die Ausführbarkeit ver-
stehe *?), so liegen für mich nur die Erfindungen aufser-
5%, Vgl. bei Note 38.
3) S. 40, No. 16.
39) Mein Recht der Erfindungen und der Muster, S. 298, Note 163 a.
©) Mein Recht der Erfindungen und der Muster, S. 262 ff.
Gleicher Ansicht auch Martius in den Sitzungsberichten des Vereins
zur Beförderung des Gewerbtleifses 1890, S. 192 f.: „Ich will darauf
hinweisen, dafs in den Kreisen der Industrie allgemein der Wunsch
sich zu erkennen gibt, dats seitens des Patentamtes das Wort „ge-
werblich verwertbar“ immer in dem gleichen und richtigen Sinne
interpretiert werde. Häufig verwechselt das Patentamt den Begriff
der gewerblichen Verwertbarkeit mit dem Begriffe des technischen
Wertes, oder, wie es sich auszudrücken pflegt, des technischen
Effektes. Der technische Wert einer Erfindung ist in den seltensten
Fällen sofort festzustellen. Oft bekommt eine Erfindung erst einen
technischen Wert im Anschlufs an andere spätere Erfindungen. Das
Patentamt ist nach meinem Dafürhalten überhaupt nicht berechtigt,
nach dem technischen Werte einer Erfindung zu fragen, cs hat nur
[15. Dezember 1903.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 636.] 245
halb der Sphäre des Patentrechts, deren Ausführung
sich als Gewinnung von Rohprodukten. als Urproduktion
darstellt; dafs die Brauchbarkeit einer Erfindung für
die Urproduktion sie vom Patentschutze nicht aus-
schlietst, ist von mir, von Damme usw. niemals bestritten
worden"),
Der Hinweis Seligsohns auf den Wortlaut des
Gesetzes und seine Begriindung dirfte durch das, was
ich Hausding gegenüber geltend gemacht habe ‘*?),
seine Erledigung finden. Dafs das Bedirfnis der Praxis
kein eben dringendes ist, wird wohl nicht bestritten
werden, es kommen nur ganz vereinzelte Erfindungen
in Betracht**). Soll das Bedürfnis der Praxis ausschlag-
gebend sein, so miifste der Patentschutz viel eher den
Erfindungen zu Teil werden, die in blofser Verwertung
menschlicher Fähigkeiten bestehen **).
Im übrigen möchte ich darauf hinweisen, dafs es
in den Motiven des österreichischen Patentgesetzes
heifst: „Da den Gewerben die Aufgabe zufällt, Natur-
produkte und Halbfabrikate für den menschlichen Ge-
brauch zu verarbeiten, so liegt das Wesen der gewerb-
zu prüfen, ob die Erfindung technisch verwertbar d. h. ausführbar
ist. Die Klage über eine falsche Interpretation des Wortes gewerb-
lich verwertbar ist in den Kreisen der chemischen Industrie eine
allgemeine.“ — Man mufs unterscheiden die Ausführbarkeit, die
Brauchbarkeit, die Rentabilität; die letztere untersteht nicht der
Cognition des Patentamtes, die beiden ersten Eigenschaften stecken
im Erfindungsbegriff, bei der gewerblichen Verwertbarkeit handelt
es sich um den gewerblichen Charakter der Erfindungsausführung.
41) Mein Recht der Erfindungen und der Muster, S. 258 f. und
oben sechster Beitrag bei Note 34 f.
42) Sechster Beitrag bei Note 29 ff.
43) Ebenda bei Note 33; vgl. auch die Geschäftstätigkeit des
k. Patentamtes usw. 1902, S. 85, S. 209.
4) Vgl. oben bei Note 2 und Note 34.
|
|
lichen Tätigkeit in der Bearbeitung und Verarbeitung
von Rohstoffen und Halbfabrikaten für den menschlichen
Gebrauch. Jede Erfindung, welche sich demnach zur
Bearbeitung und Verarbeitung von Rohstoffen und Halb-
fabrikaten für den menschlichen Gebrauch im weitesten
Sinne anwenden läfst, erscheint daher gewerblich an-
wendbar und ist demzufolge bei dem Zutreffen aller
übrigen Voraussetzungen patentierbar.“ Es ist wohl
nicht unbescheiden, wenn ich hinzufüge, dafs die Motive
des österreichischen Patentgesetzes sich ausdrücklich
auf meine Abhandlung „Was sind gewerblich verwert-
bare Erfindungen?“ *) berufen.
Seligsohn**) bemerkt schliefslich noch: „Da die
Möglichkeit der gewerblichen Verwertung ausreicht,
so kommt es nur darauf an, dafs die Erfindung objektiv
geeignet ist, in einem Gewerbe verwendet zu werden.
Deshalb schliefst die Unvollkommenheit erster Er-
findungen in Bezug auf ihre praktische Brauchbarkeit
ihre Patentfähigkeit nicht aus.“
Seligsohn hat Recht: die gewerbliche Verwert-
barkeit hat mit der Rentabilität nichts zu tun, und Er-
findungen, die sich später vom Standpunkte nachträg-
licher Verbesserungen aus als unvollkommen erweisen,
sind gleichwohl Erfindungen, wenn sie gegenüber dem
Stande der Technik zur Zeit ihrer Anmeldung den zu
stellenden Anforderungen genügten. Es ist jedoch
davor zu warnen, dafs Ausführbarkeit und Brauchbar-
keit im Sinne einer blofs problematischen Möglichkeit
verstanden werden‘). |
Recht der Erfindungen und der Muster, S. 306 ff.
48) S. 40, Note 17.
4") Mein Recht der Erfindungen und der Muster, S. 432.
Patentrechtlichen Untersuchungen, S. 130.
Meine
(Forts. folgt.)
Rechtsverhältnisse der Betriebskrankenkassen
auf Grund der Krankenkassennovelle vom 25. Mai 1903.
Vom Kreisgerichtsrat Dr. Benno Hilse, Berlin.
Mit Rücksicht auf die Vorschrift im Kr.-V.-G. § 65
Abs. 2, wonach der Betriebsunternehmer die zur Deckung
erforderlichen Zuschüsse aus eigenen Mitteln zu leisten
hat, wenn die Einkünfte der Betriebskrankenkasse zur
Befriedigung der gegen sie erhobenen Ansprüche nicht
ausreichen, haben die Inhaber von Fabrikbetrieben ein
erhebliches Interesse daran, die mit Beginn des Jahres
1904 in Kraft tretenden durch die Krankenkassennovelle
vom 25. Mai 1903 ihnen zugestandenen Vorteile kennen
zu lernen und auszunutzen. Der Erweiterung der
Unterstützungspflicht von 13 auf 26 Wochen sowie der
Wöchnerinnenunterstützung von 4 auf 6 Wochen als
Belastung ist gleichsam als Entlastung gegenübergestellt
der Grundsatz in dem neu eingefügten Abs. 5 des $ 20,
wonach in den Fällen, in welchen auf grund der Reichs-
gesetze über Unfallversicherung gleichfalls ein Anspruch
auf Sterbegeld begründet ist, der Kasse bis zur Höhe
des von ihr gewährten Sterbegeldes durch Ueberweisung
des ersteren Ersatz zu leisten ist. Weil der Mindest-
betrag des Sterbegeldes zufolge G. U. V.G. §15 den
15. Teil des ermittelten Jahresarbeitsverdienstes, nach
Kr.-V.-G. § 20 aber blofs den 20 fachen Betrag des durch-
schnittlichen Tagelohnes ausmacht, so folgt, dafs ersteres
immer höher als das letztere ausfallen mufs, mithin die
Betriebskrankenkasse sichere Aussicht aufRückerstattung
des ihrerseits gewährten durch die Berufsgenossenschaft
hat, wenn ein Betriebsunfall die Todesursache bildet.
Zwar war auch bisher die Möglichkeit vorhanden, die
hierfür gemachten Aufwendungen gegen die Berufs-
genossenschaft geltend zu machen; allein nach der
ständigen gerichtlichen Spruchübung ging der Anspruch
verloren, wenn er nicht früher bei der Berufsgenossen-
schaft erhoben war, als diese die Zahlung an die Erben
des Betriebsgetöteten leistete, weil ihr dann die Einrede
des guten Glaubens zu statten kam. Dies hat sich
neuerdings insofern geändert, als die Organe der Berufs-
genossenschaft verpflichtet sind, ihrerseits festzustellen,
ob der Betriebsgetötete Mitglied einer Krankenkasse
gewesen, und von Amtswegen den entsprechenden Betrag
einzubehalten bezw. an die Krankenkasse abzuführen.
Ein Zuwiderhandeln hiergegen macht sie bezw. die
durch sie vertretene Berufsgenossenschaft ersatzpflichtig
aus B. G. B. §§ 823 mit 839, 841.
Eine weitere Vergünstigung bedeutet die Neufassung
des Kr.-V.-G. § 57 Abs. 5 bezw. § 57a Abs. 4, wonach,
wenn von der Krankenkasse Unterstützung in einem
Krankheitstalle geleistet ist, für welchen dem Versicherten
ein gesetzlicher Entschädigungsanspruch gegen Dritte
zusteht, also letzterer in Höhe der geleisteten Unter-
stützung auf die Krankenkasse übergeht, dieselbe als
Ersatz der im § 6 Abs. 1 Ziffer 1 bezeichneten Leistungen
sich mit der Hälfte des gesetzlichen Mindestbetrages
des Krankengeldes blofs dann zu begnügen braucht,
wenn sie nicht höhere Aufwendungen nachzuweisen
vermag. Es steht ihr sinnentsprechend mit G. U. V.G.
eg deshalb zukünftig die Wahl zu, ob sie entweder ohne
achweis gemachter Aufwendungen gleichsam als Pausch-
satz die Hälfte des Krankengeldes oder unter Nachweis
der ihrerseits gemachten Aufwendungen den solche
übersteigenden Betrag beanspruchen will. Diese bislang
ihr gegen die Berufsgenossenschaft zustehende Befugnis
ist mithin fortan ihr gegen jeden Ersatzverpflichteten
zugestanden. Solches ist in sofern von grofsem Belang,
weil nach Kr.-V.-G. § 21 Ziffer 2a den Angehörigen des
in einem Krankenhause Untergebrachten ein Kranken-
geld bis zur Höhe des durchschnittlichen Tagelohnes,
sowie zufolge Ziffer 3 ihm ein solches bis 1⁄4 desselben
bewilligt werden darf, welcher Betrag nunmehr dem
Ersatzverpflichteten zweifellos in Rechnung gestellt
werden kann.
In der Wechselbeziehung zwischen der Kranken-
fürsorge und der Unfallfürsorge ist durch die Ausdehnung
246 [No. 636.)
der Krankenunterstützung von 13 auf 26 Wochen im
Kr.-V.-G. §§ 6 und 20 ebensowenig etwas geändert wie
durch Beseitigen der „geschlechtlichen Ausschweifungen“
als Ablehnungsgrund in den §§ 6a und 26a. Die Berufs-
genossenschaft hat nach wie vor mit Beginn der 14. Woche
seit Eintritt des Unfalles für einen Betriebsverletzten
die Unterstützung zu übernehmen und wird daraus
durch den Umstand nicht entlastet, dafs erst mit Ablauf
der 26. Woche die Krankenkasse die ihrigen einstellen
darf. Diese letztere Frist beginnt nämlich auch Betriebs-
verletzten gegenüber erst von dem Tage ab zu laufen,
wann die hervorgetretenen Krankheitserscheinungen ein
Heilverfahren veranlafsten. Nun fällt erfahrungsgemäls
nicht immer unmittelbar mit Eintritt des schädigenden
Ereignisses die Inanspruchnahme des letzteren zusammen,
weil oftmals erst viel später die Krankheitserscheinungen
sich bemerkbar machen. In einem derart gestalteten
Falle hatte bisher auch schon innerhalb der 13 wöchent-
lichen Fürsorgepflicht der Krankenkasse die Berufs-
genossenschaft von dem Tage ab das Heilverfahren zu
übernehmen, mit welchem die 14. Woche seit dem Unfall-
tage begann, d.h. gemäfs Kr.-V.-G. § 76c, G. U. V.G.
§ 11 die Kosten desselben zu tragen. Mithin ist
ihr gegenüber es bei dem Alten geblieben, also die
Fristverlängerung völlig einflulslos, soweit ein Be-
triebsverletzter als Krankenverpflegter in Frage
kommt.
Anders verhält sich dies, wenn Jemand, der An-
spruch auf Bezug einer Unfallrente hat, wegen einer
ihm zugestofsenen Krankheit, welche mit dem erlittenen
Betriebsunfalle in gar keinem Zusammenhange steht,
seitens einer Krankenkasse unterstützt wurde. Unter
diesen Voraussetzungen ist nämlich auf Grund G. U. V.G.
825 Abs. 2 den die Unterstützung gewährenden Kassen
durch Ueberweisung von Rentenbetragen Ersatz zu
leisten, wenn die krankenkasslichen Leistungen in einen
Zeitraum fallen, für welchen dem Unterstützten ein
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
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(15. Dezember 1903.)
Rentenanspruch zustand oder noch zusteht. Nach dem
gesetzgeberischen Willen, wie er aus den Motiven S. 65
unzweideutig hervorgeht, bezweckt diese Rechtsregel,
die Verbindlichkeit der Krankenkassen, im Bedarfsfalle
auch denjenigen Hülfsbedürftigen ihre Unterstützung
zu gewähren, welche gegen die Berufsgenossenschatt
Entschadigungsanspriiche haben, zwaraufrechtzuerhalten,
jedoch mit der Mafsgabe, dafs solche nur vorlaufig und
subsidiär eintreten, während endgültig die Unfallent-
schädigung gewährt werden soll. Behufs dessen wurde
eine Ueberweisung der Rente in Aussicht genommen.
Und zwar wird hierbei unterschieden, ob die geleistete
Krankenunterstützung eine blofs vorübergehende oder
eine fortlaufende ist, sowie ob letztere in Gewährung
des Unterhalts in einer Anstalt besteht oder nicht. Bei
blofs vorübergehender Krankenunterstützung gestattet
der Wortlaut des G. U. V. G. § 25 Abs. 4 die Inanspruch-
nahme der Rente mit höchstens drei Monatsbeträgen
und zwar mit nicht mehr als der Hälfte, sodafs schein-
bar auch ungeachtet der Verlängerung der Fürsorge-
pflicht auf 26 Wochen darüber nicht hinausgegangen
werden könnte. Allein bei fortlaufend gewährter Unter-
stützung kann für deren Dauer und in dem zur Ersatz-
leistung erforderlichen Betrage die fortlaufende Ueber-
weisung der vollen bezw. halben Rente beansprucht
werden, je nachdem, ob die Unterstützung innerhalb
oder aufserhalb einer Heilanstalt gewährt wurde. Dieser
Grundsatz, sinnentsprechend angewendet, führt aber zu
dem Endergebnis, dafs auch bis zur Höhe von 26 Wochen
die Rentenüberweisung zulässig ist. Anträge auf Ueber-
weisung von Rentenbeträgen sind innerhalb einer drei-
monatlichen Ausschlufsfrist seit Beendigung der Unter-
stützung bei der Berufsgenossenschaft anzumelden.
Streitigkeiten hierüber werden im Verwaltungsstreit-
verfahren, wo ein solches aber nicht besteht, durch die
dem Ersatzberechtigten vorgesetzte Aufsichtsbehörde
entschieden.
Verschiedenes.
Die elektrische Bahn auf den Montblanc. Der Leiter
der Wetterwarte auf dem Montblanc, Dr. Vallot, hat gemeinsam
mit dem Professor der Mineralogie von der Universität Lyon,
Depcrret, den ihnen aufgetragenen Bericht über den Bau
einer elektrischen Bahn auf den Gipfel des Montblanc erstattet.
Sie sind zu dem Schlufs gekommen, dafs der Plan verwirklicht
werden könne. Nach sorgfältigem Studium der verschiedenen
möglichen Wege halten sie für am wenigsten schwierig den
Aufstieg von der savoyischen Seite, der, beginnend vom Dorf
Houches, eine Länge von 17,6 km haben würde. Der Plan zur
Montblanc-Eisenbahn rührt von Saturnin Fabre her und hat die
vorläufige Zustimmung des Ministers des Innern erhalten. Die
Entwicklung des Plans wurde wesentlich durch den Bau der
Jungfraubahn gefördert.
Nach der Zeit. d. V. DEN soll die Eisenbahn auf den
Montblanc eine elektrische Zahnradbahn werden, wozu die
Wasserkraft der Arve als Stromerzeuger zu benutzen wäre.
Ein Gefälle von 45 m Höhe mit ciner Wassermenge von
10 cbm in der Sekunde wird mehr als die nötige Kraft her-
geben. Man rechnet darauf, noch ein Viertel der Elektrizität
zur Beleuchtung der Tunnel, der Bahnhöfe und der Wagen,
zur Heizung der letzteren und der Stationsräume benutzen zu
können. Jede Lokomotive wird zwei Motoren erhalten, die den
Strom in geringer Höhe über den Schienen aus den Leitungs-
drähten aufnehmen; die Rückleitung wird von den Schienen
besorgt. Die Spurweite der Bahn soll Im betragen. Die
Motoren haben 3 400 PS zu liefern. Die Bahn beginnt bei
Houches in 900m Höhe und steigt bis 1235 m ganz allmählich,
dann aber wird die Steigung sehr stark und mufs auf manchen
Strecken bis zu 80 pCt. betragen, jedoch will man dafür
sorgen, dafs die steilsten Teile der Bahn in Tunneln zu liegen
kommen, um den Reisenden ein unbehagliches Gefühl zu
ersparen. Die Fahrt soll nur etwa 2 Stunden in Anspruch
nehmen, der Preis für die ganze Strecke 100 Frcs. für die
Person betragen. Jeder Zug ist auf 40 Fahrgäste berechnet,
und man hofft für die Hauptreisezeit auf einen durch-
schnittlichen Verkehr von je zwei vollbesetzten Zügen in
einer Stunde. (!) Dank der Einteilung der Linie in acht Ab-
schnitte wird es möglich sein, dafs fünf Züge zu gleicher
Zeit in der Fahrt begriffen sein können.
Die Bergstationen würden folgende sein: die erste in
Gros-Bechar (2500 m) mit grofsartigem Blick über das Tal
von Chamonix und die umgebenden Bergspitzen, die zweite
an der Aiguille du Goüter (3800 m), wo ein Aussichtsplatz
einen Ueberblick über die Gletscher und Klüfte von Bion-
nassay bieten soll. Bis hierher wird man die Bergkrankheit
nicht zu fürchten haben. Dann folgt die Haltestelle des Döme
mit schönen gefahrlosen Wegen auf dem harten Schnee der
ungeheuren Hochfläche (4300 m), die nur noch von den Spitzen
des Montblanc, des Mont Maudit und der Aiguille du Midi
überragt wird. Die nächste Station ist Aux Bosses (4360 m),
auf der sich die wissenschaftlichen Warten von Janssen und
Vallot befinden, die höchsten bewohnten Plätze Europas.
Bei günstigem Wetter wird man von hier aus die Sonne
hinter den Bergen der Dauphiné untergehen sehen. Weiter
wird es sogar eine Strecke bergab gehen, um unter dem
Col du Dôme hindurch zu gelangen, wo die Dicke des
Gletschereises auf 40 bis 50 m geschätzt wird. Dieser Tunnel
wird 70m tief im Gestein liegen. Die Endstation ist auf den
Petits Rochers Rouges in Aussicht genommen. Die noch
fehlenden 250 m bis zur Spitze können dann entweder zu
Fufs oder mittels kleiner Drahtseilbahnen zurückgelegt werden.
Auf dem Gipfel sollte nach Vallot kein Gebäude errichtet
werden, um ihm nichts von seiner einsamen Gröfse zu nehmen,
[15. Dezember 1903.]
dagegen soll der Endbahnhof auf den Petits Rochers Rouges
ein Wunder an Ausstattung, namentlich mit Bezug auf die
Anwendung der Elektrizität werden.
Wagen mit 50 t Tragfähigkeit. In den Werken von Douai
und den Werkstätten von Blanc-Misseron ist soeben der erste
Kohlenwagen fertiggestellt, der eine Tragfähigkeit von 50t
besitzt. Er ist ganz aus Stahlblech nach dem System Fox-
Arbet, ruht auf drehbaren Untergestellen und besitzt vier
Trichter, durch die seine Entladung in einigen Sekunden auf
Sturzgerüsten erfolgen kann. Sein totes Gewicht beträgt 15t,
die Länge ohne Puffer 12,30 m. Bestellungen auf 50 solcher
Wagen sind von dem Direktor der Bergwerke in Carmaux,
ähnliche Bestellungen von mehreren französichen Eisenbahn-
gesellschaften eingelaufen. Das „Journ. des transp.“, dem diese
Mitteilung entnommen ist, erinnert daran, dafs die Amerikaner
und Russen schon seit Jahren 50 t-Wagen für Kohlen- und Erz-
transporte verwenden und sie sogar zu besonderen Zügen
zusammenstellen, die vom selben Abfahrtsort zum selben Be-
stimmungsort ununterbrochen laufen. Solche Wagen, die
weder bequem zu handhaben, noch für den laufenden Gebrauch
praktisch sind, können nur da vorteilhaft Verwendung finden,
wo sie, wie auf der Nord- und Südbahn, ausschliefslich in
reinen Kohlen- und Erzzügen befördert werden.
(Zeit. d. V. D. E.-V.)
Die Verwendung von Aluminium für elektrische Leitungen
findet nach „The Engineering Magazine“ in den letzten Jahren
in Nordamerika immer gröfsere Ausdehnung. Bei der 248 km
langen Leitung von der Elektra-Kraftstation nach St. Francisco
sind ausschliefslich Aluminiumdrähte zur Verwendung ge-
kommen, während die 182 km lange Leitung von Colgata
nach Oakland 3 Kabel aus Aluminium und 3 aus Kupfer
hat. Ferner ist für die 137 km lange Leitung von den
Shavinigan-Fällen nach Montreal, für eine 32 km lange Leitung
von den Niagara-Fällen nach Buffalo, für die 18km lange
Leitung vom Farmington-Flufs nach Gartford, sowie für eine
Reihe kürzerer Leitungen Aluminium zur Anwendung ge-
kommen.
für elektrische Leitungen an Stelle des seither für diesen
Zweck fast ausschliefslich verwendeten Kupfers legt in der
dadurch zu erzielenden Kostenersparnis. Die spezifische
Leitungsfähigkeit des Aluminiums ist geringer als die des
Kupfers, das erstere leitet den Strom 32 mal so gut als
Quecksilber, das letztere 57 mal so gut, ein Aluminiumdraht
mufs daher einen 1,66 mal so grofsen Querschnitt haben, als
ein Kupferdraht, wenn er einen Strom mit gleichem Wider-
stande wie letzterer leiten soll. Nun ist aber das spezifische
Gewicht des Aluminiums etwa 2,6, das des Kupfers etwa 8,5,
letzteres also etwa 3,3 mal so schwer als ersteres, sodafs
auf die Gewichtseinheit bezogen die Leitungsfähigkeit des
3,33
Aluminiums doch 1 ax = 2 mal so grofs als die des Kupfers
H
ist. Wenn daher der Preis eines Kilogramm Aluminiums ge-
ringer ist als das Doppelte des Preises eines Kilogramms
Kupfer, wie es in den letzten Jahren der Fall war, so stellt
sich für eine Leitung von bestimmter Leistungsfähigkeit und
Länge die Verwendung des Aluminiums billiger. Weitere
Ersparnisse werden noch dadurch erzielt, dafs das geringere
Gewicht des Aluminiums eine gröfsere Entfernung der zur
Befestigung der Freileitungen dienenden Masten und eine
leichtere Gestaltung dieser letzteren zuläfst. Bei der aus
Aluminiumdraht hergestellten Leitung von den Niagarafällen
nach Buffalo ist die Entfernung der Masten von einander zu
42 m angenommen, während sie bei der alten, aus Kupfer-
drähten bestehenden Leitung nur die Hälfte beträgt. Der
Durchhang der Aluminiumdrähte zwischen 2 Masten mufs
gröfser sein, als bei Kupferdrähten, nicht nur wegen der
gröfseren Entfernung der Masten von einander, sondern auch
weil der Wärmeausdehnungs-Cocffizient des Aluminiums
gröfser ist, als der des Kupfers. Als besonderer Vorzug der
Aluminiumleitung wird noch bezeichnet, dafs sie infolge
ihres gröfseren Durchmessers gegenüber der Kupferleitung
Der Grund für die Anwendung von Aluminium -
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
!
|
(No. 636.] 247
von gleicher Leitungsfähigkeit namentlich bei hochgespannten
Strömen die Leitungsverluste wesentlich herabmindert.
Der Vacucum-Reiniger bedeutet eine epochemachende
Neuerung auf dem Gebiete der Staub-Entziehung. Alle Gegen-
stände, mit denen wir täglich in Berührung kommen, tragen
eine Schicht feinen Staubes, welcher durch Einatmen dem
Organismus zugeführt wird und je nach der Menge und Ge-
fährlichkeit der in ihm enthaltenen Bazillen schädigende und
verheerende Wirkungen ausübt.
Wenn schon dem gesunden Menschen die durch den
Staub eingeatmeten Bazillen gefährlich werden können, so
ist dies bei einem durch Krankheit angegriffenen Körper
noch in höherem Mafse der Fall. Für Krankenzimmer und
Hospitäler sucht man den Gebrauch der Gegenstände, die
unsern Wohnräumen zur Bequemlichkeit dienen, und als
sogenannte „Staubfänger“ bezeichnet werden müssen, zwar
nach Möglichkeit zu vermeiden. Es haftet jedoch den Wänden,
Möbeln und einfachsten Gerätschaften immer noch eine ge-
nügende Menge Staub an, die verderblich wirken kann. Eine
Erfindung, welche keine Bewegung, sondern eine Aufsaugung
des Staubes ermöglicht, mufs daher vom gesundheitlichen
Standpunkte aus als eine Errungenschaft bezeichnet werden.
Der Vacuum-Reiniger scheint diese brennende Fragt
der Wohnungshygiene in hervorragender Weise lösen zu
können.
Der Apparat besteht aus einer durch Motorbetrieb
funktionierenden Luftpumpe, Filter sowie einer nach Belieben
zu vergröfsernden Anzahl drahtdurchzogener Gummischlauche,
an deren Ende auswechselbar die metallenen Saugmundstticke
angebracht sind.
Sobald die Pumpe in Betrieb gesetzt wird, Aufsert sich
eine sehr starke Saugwirkung im flachen Mundstück des
an den Schlauch angeschraubten Spatens. Durch einfaches
Hinundherbewegen des letzteren über den zu reinigenden
Gegenstand wird der auf und in demselben befindliche Staub
aufgesaugt, in den Filter durch ein mehrfaches dichtes
Leinwandgewebe hindurchgeführt und dann nach Oeflnung
einer hermetisch verschlossenen Klappe in einen Sack aus-
geschieden. Die Tätigkeit des Vacuum-Reinigers beruht also
auf Saugwirkung der Luft unter hohem Vacuum und ge-
währleistet Entstaubung aller Gegenstände mit bisher uner-
reichter Gründlichkeit.
Der grofse Erfolg der Erfindung wird durch die Ein-
fachheit der Apparate und deren leichte Handhabung be-
deutend unterstützt. Die Entstaubung erfolgt geräuschlos,
rasch und ohne Verstreuung von Staubteilen in die Luft.
Die Vermeidung des durch Ausklopfen in Häusern und
Höfen verursachten störenden und nervenangreifenden Lärms
verdient auch als grofser Vorzug der Reinigung mit dem
Vacuum-Reiniger hervorgehoben zu werden. Der Gebrauch
des Apparates beschränkt sich nicht nur auf das Innere der
Gebäulichkeiten, namentlich Hotels, Theater, Museen, wo es
sich um die Reinigung von Teppichen, Portieren, Vorhängen,
Wand- und Deckenbekleidungen usw. handelt, sondern erstrekt
sich vorteihaft auch auf die leichte Reinigung der Polster usw.
in Eisenbahnwagen, Schiffen, Automobilen u. a. Gefährten,
ferner auf die Staubentfernung in Montierungsdepots, Zoll-
speichern, Mühlen, Bergwerken, Webereien u. a. m.
Der Bau, Verkauf und die Vermietung der Apparate
erfolgt durch die Besitzerin des Deutschen Patentes, Vacuum-
Reiniger-Gesellschaft m. b. H. in Berlin W., Mauerstrafse 43.
— n
Die Roheisenproduktion des Deutschen Reichs (einschl.
Luxemburgs) belief sich
im Monat September 1903 auf 848889 t, darunter Giefserei-
roheisen 148 974t, Bessemerroheisen 33 274 t, Thomasroheisen
531 722 t, Stahl- und Spiegeleisen 64212 t und Puddel-
Roheisen 70 707 t;
im Monat Oktober 1903 auf 869 463 t, darunter Giefserei-
roheisen 161 509 t, Bessemerroheisen 39516 t, Thomasroheisen
248 [No. 636.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Dezember 1903.]
561 010 t, Stahl- und Puddel-
Roheisen 60 234 t.
Vom 1. Januar bis 31. Oktober 1903 wurden produziert
8 394 056 t gegen 6917 737 t im gleichen Zeitraum des Vor-
jahres.
und Spiegeleisen 47194 t
Giefserei-Zeitung, Zeitschrift für das gesamte
Giefsereiwesen, ist der Titel eines neuen Fachorganes.
Nach dem Vorwort stellt sich die Giefserei-Zeitung die Auf-
gabe, über alle Neuheiten des Fachgebietes auf dem Laufenden
zu halten, sowie über Herstellung, Preislage, Absatzgebiete
und alles sonstige Wissenswerte schnell und sicher zu unter-
richten; in gleicher Weise sollen auch die socialen Fragen,
mögen sie die Unternehmer-, Beamten- oder die Arbeiterschaft
angehen, behandelt werden. Die uns vorliegende illustrierte
Probenummer zeigt, dafs die Redaktion im stande ist, der
ihr gestellten Aufgabe gerecht zu werden. Die Zeitschrift
erscheint im Verlag von Rudolf Mosse, Berlin.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zu Kaiserl. Regierungsräten und Mitgliedern
des Patentamts der Oberlehrer Dr. Gleichen, die Chemiker
Dr. Pfitzinger, Dr. Wentzel und Dr. Schulze, der techn. Hilfs-
arbeiter Dr.Süvern, der Königl. preufs. Regier.-Baumeister a.D.
Theobald, der Königl. preufs. Regier.-Baumeister Fricke und
der Königl. preuts. Bergassessor Schlenker.
Garnison-Bauverwaltung Preufsen.
Versetzt: zum 1. Januar 1904 zur Intendantur des
IH. Armeekorps unter Uebertragung der Geschäfte eines
Intendantur- und Baurats der Garnison-Bauinspektor, Baurat
in Berlin II (Gardekorps) Feuerstein, in die Lokalbaubeamten-
stelle Berlin II (Gardekorps) der Garnison-Bauinspektor und
techn. Hilfsarbeiter in der Bauabteilung des Kriegsministe-
rıums Gerstenberg und zur Intendantur der militärischen
Institute unter gleichzeitiger Kommandierung als techn. Hilfs-
arbeiter in die Bauabteilung des Kriegsministeriums der
"Garnison - Bauinspektor und techn. Hilfsarbeiter bei der
Intendantur des IX. Armeekorps Schlitte.
Preufsen.
Ernannt: zum Gch. Baurat und vortragenden Rat im
Ministerium der öffentl. Arbeiten der Regier.- und Baurat
Sprengell, Mitglied der Königl. Eisenbahndirektion in Altona;
zum Meliorations-Bauinspektor der Regier.-Baumeister
Wenzel in Düsseldorf;
zum Wasserbauinspektor der Regier.-Baumeister Mattern
in Berlin;
zu Regier.-Baumeistern die Regier.- Bauführer Wilhelm
Huber aus Frankfurt a. M., Hermann v. Strenge aus Gotha,
Friedrich Wegener aus Hannover und Paul Bardtke aus
Kittlitztreben, Kreis Bunzlau (Maschinenbaufach); Gustav
Johlen aus Weilburg, Oberlahnkreis, Willy Lehmann aus
Berlin (Eisenbahnbaufach); Georg Braun aus Graudenz, Ernst
Crescioli aus Bromberg, Fritz Neufeldt aus Elbing und Alfred
Grube aus Berlin (Wasser- und Strafsenbaufach); Ludwig
Kusel aus Grabow in Mecklenburg, Johannes v. Poellnitz aus
Berlin und Paul Zeroch aus Albertshof, Kreis Ortelsburg
(Hochbaufach).
Zur Beschäftigung überwiesen: die Regier.-Bau-
meister des Wasser- und Strafsenbaufaches Ernst Schönwald
der Königl. Verwaltung der märkischen Wasserstrafsen ın
Potsdam und Otto Mohr der Königl. Regierung in Posen,
die Regier.-Baumeister des Eisenbahnbaufaches Voigt und
Lippmann der Königl. Kisenbahndirektion in Breslau, die
Re gier.-Baumeister des Hochbaufaches Kusel der Königl.
Ministerial, Militär- und Baukommission in Berlin, Raabe
der Königl. Regierung in Trier, Röttgen der Königl. Regierung
|
in Koblenz und Stracke dem Königl. Polizeipräsidium in
Berlin.
Versetzt: die Eisenbahn-Bauinspektoren Geitel, bisher in
Ponarth, als Vorstand der Eisenbahn -Werkstätteninspektion
nach Ratibor, Francke, bisher in Ratibor, als Vorstand der
Eisenbahn-Maschineninspektion nach Guben, Blindow, bisher
in Königsberg ìi. Pr., als Vorstand (auftrw.) der Eisenbahn-
Werkstätteninspektion nach Ponarth und Tesnow, bis-
her in Posen, zur Königl. Eisenbahndirektion in Königs-
berg 1. Pr.;
der Wasserbauinspektor Baurat Senger von Leer nach
Breslau, der Meliorations-Bauinspektor Mierau vonKaukehmen
nach Magdeburg und der Regier.-Baumeister des Hochbau-
faches Linkenbach von Angermünde nach Berlin.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Regier.-Baumeister des Ejsenbahn-
baufaches Paul Grulich in Merseburg und dem Regier.-Bau-
meister des Hochbaufaches Otto Bertram ın Berlin.
In den Ruhestand getreten: der Baurat z. D. August
Beyer in Grofs-Lichterfelde, zuletzt Mitglied des Eisenbahn-
Betriebsamts Glogau.
Aus dem Staatseisenbahndienst ausgeschieden:
infolge Uebertritts zum Kaiser]. Patentamt der Regier.-Bau-
meister des Maschinenbaufaches Fricke in Berlin.
Württemberg.
Befördert: zum Oberbaurat bei der Generaldirektion
der Staatseisenbahnen der Baurat, tit. Oberbaurat Schmoller
bei dieser Gencraldirektion und auf die Stelle des Eisenbahn-
bauinspektors in Aulendorf der Abteilungsingenieur, tit.
Eisenbahnbauinspektor Schäuffele bei der Eisenbahnbau-
inspektion Reutlingen.
Versetzt: zur Eisenbahnbauinspektion Geislingen der
Abteilungsingenieur Reichert bei dem bautechn. Bureau der
Generaldirektion der Staatsbahnen.
Baden.
Ernannt: zu Bauräten der Vorstand der Verwaltung
der Eisenbahnmagazine, Oberingenieur Jakob Mertz, der
Zentralinspektor bei der Generaldirektion der Staatseisen-
bahnen Eugen Roman und der Vorstand der Eisenbahn-
bauinspektion Ueberlingen, Oberingenieur Robert Hermanuz,
und zum Kollegialmitglied der Generaldirektion der Staats-
eisenbahnen unter Verleihung des Titels Baurat der Zentral-
inspektor bei dieser Behörde, Oberingenieur Franz Grund.
Hessen.
Ernannt: zum Bauassessor unter Verleihung des Titels
und Rangs eines Bauinspektors der Regier. - Baumeister
Ludwig Klump aus Darmstadt und zum Kreisbauinspektor
des Kreises Lauterbach der Regier.-Baumeister Karl Hechler
aus Darmstadt;
zu Regier.-Baumeistern die Regier.-Bauführer August
Betz aus Mainz (Maschinenbaufach), Gustav Köhler aus
Bornheim und Karl Lorey aus Darmstadt (Eisenbahnbaufach),
Hermann Dannenberger aus Crumstadt (Wasser- und Strafsen-
baufach) und Ludwig Pietz aus Darmstadt (Hochbaufach).
Hamburg.
Ernannt: zum Wasserbauinspektor in Kuxhaven bei
der Baudeputation, Sektion fir Strom- und Hafenbau der
Baumeister Hombergsmeier.
Gestorben: der Geh. Hofrat Dr. Ottmar Schmidt, früher
Professor an der Techn. Hochschule in Stuttgart, der Eisen-
bahndirektor Trapp, Vorstand der Eisenbahn-Werkstätten-
inspektion in Göttingen, der Baurat z. D. Wollanke, zuletzt
Vorsteher der Eisenbahn-Bauinspektion in Hamm und der
Bauinspektor a. D. E. W. Horst, früher bei der zweiten
Ingenieurabteilung in Hamburg.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag. Georg Siemens. Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser. Berlin. —
Druck von Gebruder Grunert, Berlin.
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LITERATURBLATT
ZU
GLASERS ANNALEN
FÜR
GEWERBE UND BAUWESEN
ZUSAMMENGESTELLT
VON DEN LITERARISCHEN KOMMISSIONEN
DES VEREINS FÜR EISENBAHNKUNDE ZU BERLIN UND DES VEREINS DEUTSCHER MASCHINEN-INGENIEURE
SOWIE DER REDAKTION
ANLAGE ZU BAND 53
1903
JULI— DEZEMBER
BERLIN
VERLAG DES HERAUSGEBERS: LINDEN-STRASSE 80
KOMMISSIONS-VERLAG:
GEORG SIEMENS BERLIN W KOENIGIN AUGUSTA STRASSE 36—37
Inhalts-Verzeichnis
I. Eisenbahnwesen
l. Bahınentwürfe, Vorarbeiten,
2, Bau:
a) Bahnkörper. 1.
b) Brücken aller Art und Fundierungen.
3, 15, 17.
d) Oberbau, einschl. Weichen.
c) Tunnel.
1, 13.
2, 13.
4, 17.
e) Bahnhofsanlagen: Hochbauten, Drehscheiben, Schiebebühnen,
Ladevorrichtungen; einschl. Be- und Entwässerung und
Beleuchtung. 4, 5, 18.
f) Werkstattsanlagen. 5, 18.
g) Bahnausrüstung, einschl. Schranken, Neigungszeiger u. s.w.
h) Allgemeines über Bauausführungen.
3. Betriebsmittel für Voll- und Schmalspurbahnen aller Art,
ihrer Heizung und Beleuchtung.
4. Betrieb und Verkehr; auch elektrischer Zugbetrieb. 7,
5. Werkstattsbetrieb, Kraft- und Arbeitsmaschinen.
5, 18.
einschl.
5, 19, 21, 29.
22, 29.
9, 24, 25.
6. Bau-, Betriebs- und Werkstatts - Materialien und Prüfungs-
maschinen. 9, 25.
7. Sicherungsanlagen: Telegraphic, Signalwesen, Stellwerke.
10, 26.
8. Stadt- und Strafsenbahnen. 11, 27, 29.
9. Lokal- und Kleinbahnwesen nebst Selbsttahrwesen.
21.
10. Statistik und Tarifwesen. 27.
Il. Geschichte, Verwaltung, Gesetzgebung, richterliche Ent-
scheidungen. 27, 28, 29.
30.
12. Verschiedenes.
Allg. Bauztg. .
Aın. Scient.
Ann. d. ponts
Ann. ind.
Ann. nouvl.
Arch. f. Ebw.
Deut. Bauztg. .
Dingler’s J.
E -Verordn.-Bl.
Elektr. Ztschr.
Eng.
Engg. j
Engg. News
Gen. civ.
Giornale
Glasers Ann..
Hann. Ztschr.
Iron Age oo
Mitt. ü. Lok.- u. Strbw.
Mon. d. str. ferr. !
Nat. Car and Loc. Builder
Oesterr. Fisenbahnrtg.
Oestr. Wschrit. f. of. Bdst.
Organ . .
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II. Allgemeines Maschinenwesen
1. Dampfkessel. 30.
2. Dampfmaschinen.
3. Hydraulische Motoren.
4. Allgemeines. 4, 8, 12, 15, 28.
III. Bergwesen
Aufbereitung.
Förderung.
Gruben-Ausbau und Zimmerung.
Wasserhaltung.
Allgemeines.
IV. Hüttenwesen
1. Erzeugung von Metallen.
2. Giefserei.
3. Einrichtung von Hammer- und Walz-Werken.
4. Hilfsmaschinen (Gebläse, Ventilatoren u. s. w.)
5. Allgemeines. 8.
V. Elektrizität
4, 12, 20, 30.
VI. Verschiedenes
8, 12, 15, 20, 24, 31.
Abkirzungen
welche im Literaturblatt zur Bezcichnung der Titel der Zeitschritten in Anwendung gebracht sind.
Allgemeine Bauzeitung (Förster’sche).
Scientific American.
Annales des ponts ct chaussces.
Annales industrielles.
Nouvelles annales de la construction.
Archiv für Eisenbahnwesen.
Deutsche Bauzeitung.
Dingler’s polytechnisches Journal.
Eısenbahn-Verordnungsblatt.
Elektrotechnische Zeitschrift.
The Engineer.
Engineering.
Engineering News.
Le genie civil.
Giornale del genio civile.
Annalen für Gewerbe und Bauwesen.
Zeitschrift für Architektur- und Ingenieur-
wesen, Hannover.
The Iron Age.
Mitteilungen des Oesterr. Vereins für
die Fürderung des Lokal- und Strafsen-
bahnwesens.
Monitore delle strade ferrate.
National Car and Lokomotive Builder.
Oesterreichische Eisenbahn-Zeitung.
Oesterreichische Wochenschrift für den
öffentlichen Baudienst.
Organ für die Fortschritte des Eisen-
bahnwesens.
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Railr. Gaz.
Railw. Age.
Railw. Eng.
Reform. DEN
Rev. gen. d. chem.
Rev. ind.
Rev. tech.
Schwz. Bauztg.
Stahl u. Eis..
Street R. ].
The Am. Eng.
Verk.-Ztg. . 2 20202.
Verordn.-Bl. f. Esb. u.Schff.
Zentralbl. d. Bauverw.
Ztg. D. E.-V.
Ztschr. d. Ing.
f. Bw.
f. Kleinb.
f. Lokb. .
Ztschr.
Ztschr.
Ztschr.
Ztschr. t. Transportw.
Ztschr. Oesterr. .
Railroad Gazette.
Railway Age.
The Railway Engineer.
Reform.
Revue générale des chemins de fer.
Revue industrielle.
Revue technique.
Schweizerische Bauzeitung.
Stahl und Eisen.
Street Raılway Journal, The.
The American Engineer.
Verkehrs-Zeitung.
Verordnungsblatt
Schiffahrt.
Zentralblatt der Bauverwaltung.
Zeitung des Vereins Deutscher Eisen-
bahn-Verwaltungen.
Zeitschrift des Vereins deutscher Inge-
nieure.
Zeitschrift für Bauwesen.
Zeitschrift für Kleinbahnen.
Zeitschrift für das gesamte Lokal- und
Strafsenbahnwesen.
Zeitschrift für Transportwesen
Strafsenbau.
Zeitschritt des Ocsterreichischen Inge-
nieur- und Architekten-Vereins.
für Eisenbahn und
und
Mit Abb. bedeutet „mit Abbildung“.
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LITERATURBLATT
-GLASERS ANNALEN
GEWERBE UND BAUWESEN.
`” Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V.D.M.]
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit t bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
Beilage zu No. 625 (Band 53. Heft 1 ! 1903.
I. Eisenbahnwesen.
I. Bahnentwiirfe, Vorarbeiten.
Neue Schweizerische Eisenbahnprojekte. Ill. Die
Rickenbahn. Von Moser. Schwz. Bauztg. Bd. 40,
S. 13.
Beschreibung des Bahnbaus Wattwil—Uznach mit dem 8580 m
langen Rickentunnel durch die Wasserscheide zwischen dem Züricher-
see und dem Toggenburg-(Thur-)Thale. Gg.
Die Lötschbergbahn. Schwz. Bauztg. Bd. 40, S. 55
und 67. :
Vergleichende Besprechung der zahlreichen Entwürfe für die
durch den Lötschberg oder den Wildstrubel zu führende Bahn
Bern—-Brig zum Anschlufs an den Simplontunnel, um für einen grofsen
Theil des Verkehrs aus der Westschweiz, dem westlichen Deutsch-
land und den Hinterländern nach Italien abzukürzen. Eingehend
wird namentlich das mit I bezeichnete Projekt der Lötschbergbahn
mit einem 13520 m langen Tunnel und 1443 m Scheitelhöhe be-
sprochen, das durch die Beschlüsse des Kantons Bern der Ver-
wirklichung entgegengeht. Von Spiez am Thunersee bis Frutigen ist die
Bahn bereits im Betriebe. Von da wird sie zum Theil mit künstlicher
Entwickelung, die der Schleife von Wasen am Gotthard sehr ähnelt,
mit 25 bis 270’ Grölststeigung zum grofsen Tunnel getührt, der
nahe bei Kandersteg beginnt, auf der Nordseite mit 9,5 steigt, nach
Süden mit 2 %/o) fällt und im Lötschenthal auf 1225 m Meereshöhe
endigt. Die Linie zieht sich dann im Ostabhange des Lötschen-
und am Nordabhange des Rhonethals hinunter bis Brig auf 681 m
Meereshöhe. Die Baulänge Frutigen— Brig beträgt 59,5 km. Die
Kosten sind auf 69,5 Millionen Franc berechnet. Inhaber der Kon-
cession ist der Kanton Bern. Der Tunnel ist eingleisig, jedoch mit
einer Ausweichstelle in der Mitte projektirt. Gg.
London underground railways. Eng. vom I. August
1902. Bd. 94, No. 2431, S. 110.
Eine Uebersicht über die Planungen für neue Untergrundbahnen
in London. H--e.
New railway Nottingham-Retford (England). Eng. vom
27. Juni 1902. No. 2426, S. 632. Mit Abb.
Die geplante, rd. 48 km lange Eisenbahn soll bestehende Bahnen
mit einander verbinden und ein gemuthetes Kohlenlager aufschliefsen.
H--e.
Die Tawda-Eisenbahn im Ural. Zentralbl. d. Bauverw.
1902. S. 548.
Kurze Angabe über die von der Regierung bestätigte Linie,
die in erster Linie dazu bestimmt ist, die Eisenhütten des Ural, die
über keine Steinkohlenlager verfügen, mit Holzkohlen aus den bisher
unberührten Wäldern des Flufsgebietes der Tawda zu versorgen.
Od.
Die geplante Verbindung der mittelasiatischen
Eisenbahn mit dem russisch-europäischen Eisen-
bahnnetz. Glasers Ann. 1902. Bd. 50, Heft 11,
S. 224. Mit Karte.
Um die mittelasiatischen Besitzungen Rufslands mit dem
europäischen Schienennetz zu verbinden, ist der Bau einer Eisenbahn
von Orenburg nach Taschkent beschlossen. Nach der Karte ver-
bindet diese Bahn die beiden Orte in fast gerader Linie, 1880 km
lang. Die Kosten sind auf 114,70 Millionen Rubel oder 246,70
Millionen Mark veranschlagt. B.
A Russo American railway. Eng. vom 8. August
1902. Bd. 94, No. 2432, S. 143.
Der Gedanke einer Eisenbahnverbindung zwischen Asien und
Amerika über die Behring-Stratse wird erörtert. In Amerika sind
für die Ausführung schon 20 000 000 M. gezeichnet. H— ce.
The Cape to Cairo Ry. Eng. vom 1. und 15. August
1902. No. 2431, S. 108 und No. 2433, S. 160. Mit Abb.
Grétsere Abhandlung. Uebersichtsplan und Bild eines Schlaf-
wagens. Der Theil der Linie von Bulawayo bis Khartum wird be-
Sprochen, einschlieislich der schon .ausgeführten Zweigbahn nach
dem Scehafen Beira. (Fortsetzung folgt.) H—e.
Neue Verkehrsanlagen inNew York. VonA. Bencke.
Reform, 1. Septemberheft 1902.
Kurze Schilderung mit Abbildungen der vorhandenen und ge-
planten Brücken und Tunnel über den East river und den Hudson.
Entwurf einer Schwebebahn (Nord-Südbahn) für
Berlin. Von Reg.-Baumeister Schaar. Glasers Ann.
1903. Bd. 52, Heft 2, S. 31.
Mittheilungen über den von der „Continentale Gesellschaft für
elektrische Unternehmungen in Nürnberg” aufgestellten Entwurf,
nach welchem der Norden und Süden von Berlin durch eine Schwebe-
bahn (Bauart Langen) für einen Massenverkehr verbunden werden
soll. B.
Das neue Stadt- und Vorortsbahnprojekt in Hamburg.
Ztschr. f. Transportw. 1902. S. 547 u. 561. Mit Abb.
Beschreibung der Vorgeschichte, der Trace des vorgelegten
Entwurfes; die Frage ist noch nicht spruchreif, da ein Gegenprojekt
der Continentalen Gesellschaft (Schwebebahn) inzwischen aufgetaucht
und z. Z. eingehend bearbeitet wird. Od.
Elektrische Reibungsbahn Chur-Arosa mit 60° oo
Steigung geplant. Schwz. Bauztg. Bd. 40, S. 243.
The Cape to Cairo railway. Eng. vom 29. August
1902. Bd. 94, No. 2435, S. 208. Mit Abb.
Artikel III. Kurze Beschreibung der schon im Betriebe be-
findlichen Eisenbahnstrecke Khartum— Cairo. H—ce.
2. Bau.
a) Bahnkörper.
The Uganda railway. Eng. vom 21. und 28. November
und 12. Dezember 1902. Bd. 94, No. 2447/48 u. 2450,
S. 491, 512, 570. Mit Abb.
Die ganze Linie von dem Hafenort Mombasa (neu: Kilindini) bis
zum Victoria Nyanza ist 940 km lang. Sie hat mehrere Bergrücken
zu überschreiten, deren höchster, der Ostrand des Nyanza-Beckens
sich 2560 m über den Meeresspiegel erhebt.
Die Artikel I und II beschreiben die Bahn bis Nairobi, einem
Ort bei km 523 in 1692 m Meereshöhe. , Einige Abbildungen von
Brücken und Hülfsviadukten werden gegeben.
Artikel III beschreibt die weitere Linie, bis zum See. Es sind
manche Schwierigkeiten zu überwinden: Thalübergänge, die Viadukte
|
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2 [No. 625.|
von beträghtlicher Lange erfordern, Flufskreuzungen mit starkem,
reifsendem Hochwasser, Gebirgsüberschreitungen. H—e.
The Uganda railway. Eng. vom 19. u. 26. Dezember
1902. Bd. 94, No. 2451/52, S. 584 u. 612. Mit Abb.
Abschnitt IV. Rückblick über den Bau, der 6 Jahre dauerte.
Das Gleis wurde nach und nach durch Einbau von Bettung ver-
bessert. Theils kamen hölzerne, theils stählerne Schwellen zur
Anwendung. Die Schienen wiegen 25 kg/m. Mauerwerk wurde,
weil dort schr theuer, möglichst vermieden. Brückenpfeiler aus
Stahlrohren, auch die Endpfeiler. Gröfste Steigung der Bahn 1:50,
kleinster Halbmesser 244 m.
Die Verkehrsverhältnisse werden günstig beurtheilt. Im Jahre
Jetzt, wo die Bahn
wirklich im Betriebe, wird der Handel durch fristgemäfse Beförderung
H—e.
Marz 1901/02 wurden schon Einnahmen erzielt
der Giter ermuthigt.
London Brighton & South Coast Railway impro-
vements. Eng. vom 23. Januar 1903. Bd. 95, No. 2456,
S.96. Mit Abb.
Abschnitt I. Intolge der enormen Zunahme des Stadt- und Vorort-
Verkehrs sind auf Grund einer Parlaments-Akte von 1898 umfang-
reiche Erweiterungen des Bahnplanums nebst Briicken und Viadukten,
Der erste Theil
H—e.
sowie der Gleise- und Bahnhofsanlagen im Bau.
derselben, beginnend in London, wird beschrieben.
b) Brücken aller Art und Fundirungen.
Eisenbahnbrücke über den Amu-Darja an Stelle der
Schiffbrücke. Schwz. Bauztg. Bd. 40, S. 87 (nach
Engg. News).
Die neue Brücke ist 1712 m lang und hat 25 Oeflnungen von
je 64,1 m Lichtweite und 66,2 m Stützweite. Sie ist
Parabelträger mit 9,39 m Höhe in der Mitte. Fahrbahn zwischen
Schwierige Pfeilergründung bis 23,4 und 25,6 m
Gg.
cingleisig.
den Trägern.
unter Hochwasser mittels Baggerung.
Der Harkortsche Entwurf einer zweiten festen
Rheinbrücke in Köln. Schwz. Bauztg. Bd. 40, S. 133.
Eingehende Besprechung (von Prof. Förster) mit vielen Ab-
bildungen. Hängebrücke mit einem der Tragkette folgenden Ver-
steifungsträger; Mittelöffnung 220 m zwischen den Pendelstützen;
beiderseits noch 110 m bis zu den Landpfeilern, beiderseits die
Abstand der Kettenmitten 12 m;
ganze Breite 17 m, davom 9,6 m auf die Fahrbahn, je 3,7 m auf
die Fufswege.
Uferstrafsen mit überschreitend.
Gg.
Vom Bau der drei neuen East River-Briicken. Nach
Engg. News. Schwz. Bauztg. Bd. 40, S. 255.
Auswechslung des eisernen Ueberbaus der Moldau-
brücke im Zuge der Prager Verbindungsbahn.
Reform, 7. Heft 1902/03, S. 431. Mit Abb.
Interessante Bauausführung während des Betriebes unter Aende-
rung der Einzelspannweiten.
Calcul des ponts en maçonnerie. Méthode de M.
Ritter. Gen. civ. vom 3. Januar 1903. Bd. 42,
No. 10 (1073), S. 153. Mit Abb.
Es handelt sich um die Berechnung gewölbter Viadukte mit
mehreren Ocffnungen. Ritter betrachtet einen solchen wie einen
kontinuirlichen Bogen eingespannt auf elastischen Pfeilern und löst
das Problem mittels der Elastizitäts-Ellipse „auf eine zugleich einfache
und genaue Art“.
H. Lossier, Professor der Universität Lausanne trägt im vor-
liegenden Aufsatz die Methode vor und erläutert sie an Beispielen.
H—e.
Highway bridge of 465° span over the Miami river
at New Baltimore O. Engg. News vom 16. Oktober
1902. Bd. 48, No. 42 (16), S. 313. Mit Abb.
Halbparabel-Fachwerkbrücke mit 141,7 m Stützweite, 20,27 m
‘Tragerhohe und 7,62 m lichter Breite der zwischen den Haupt-
trägern liegenden,
schenen Fahrbahn.
mit einem einfachen Eichen-Bohlenbelag ver-
Il—e.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Juli 1903.)
Bridge buildung and bridge works in the United
States. Eng. vom 16., 23. u. 30. Januar 1903. Bd. 95,
No. 2455/56/57, S. 69, 84, 109.
Abschn. I. Vergleich amerikanischer und englischer Einrichtungen.
Zahl der Personale u. s. w.
Abschnitt II.
Werkstätten.
Abschnitt II.
Allgemeines über die Arbeit in amerikanischen
Kontrakte und Bedingungen. H—e.
The support of the ends of cross-girders. Eng.
vom 26. Dezember 1902. Bd. 94, No. 2452, S. 609.
Mit Abb.
Verfasser erkennt die Nothwendigkeit zentraler Lebertragung
der Querträgerlasten auf die Hauptträger eiserner Brücken und
bringt, nach Kennzeichnung einiger fehlerhafter Anordnungen, 2 Vor-
schläge richtiger Lösung, und zwar einen bei Auflagerung des
Querträgerendes auf der unteren Hauptträgergurtung, den andern
bei Anhängung unter der Letzteren. H-e.
The widening of London-bridge I. Eng. vom 5. De-
zember 1902. Bd. 94, No. 2449, S. 542. Mit Abb.
Der endgültige Entwurf zur Verbreiterung der London-Bricke
ist in » Zhe Engineere vom 21. Dezember 1900 mitgetheilt. Jetzt
handelt es sich um die eisernen Hülfsbrücken mit Auflagerung auf
den Pfeilervorköpfen, welche zur Zeit errichtet werden. H—e.
The widening of London bridge. Eng. vom 19. De-
zember 1902. Bd. 94, No. 2451, S. 596 und vom 23.
Januar 1903. Bd. 95, No. 2456, S. 83. Mit Abb.
Abschnitt II und I.
ausführung. Besonders wird die einstweilige Stahl-Fufsgängerbrücke
Mittheilung von Einzelheiten der Bau-
behandelt. Sie hat geradgurtige Fachwerkträger von rd. 48 m Stütz-
weite. Die Auflagerung erfolgt konsolartig auf den Pfeilervorköpfen.
Auf den oberen Gurtungen laufen Auslegerkrahne. H-—e.
New Kew bridge. Eng. vom 26. September 1902. Bd. 94.
No. 2439, S. 300. Mit Abb.
In Kew bei London wird eine Themsebrücke aus Haustein
anstelle einer alten, abgebrochenen gebaut. Die allgemeine Be-
schreibung hat »7%e Engineer« am 5. April 1901 gebracht. Jetzt
folgen, in Artikel I, die Einzelheiten des Baufortschritts, einschliefslich
Beseitigung der alten Gründung (hölzerne Senkkasten). Die neue
Brücke erhält elliptische Quadergewölbe, die auf eisernen Lehr-
H—e.
gerüsten versetzt werden.
Masonry - bridges on the Pennsylvania railroad.
U.S. A. Eng. vom 26. September 1902. Bd. 94,
No. 2439, S. 308. Mit Abb.
Dic Pennsylvania-Bahn führt viele Verbesserungsbauten auf
Dabei
kommen fast ausschliefslich gewölbte Brücken zur Anwendung.
Strecke und Bahnhöfen aus. Auch baut sie Abkürzungslinien.
Einige der bedeutendsten werden im oben angeführten Artikel be-
schrieben. H—e.
Reconstruction of a railway bridge near Mayence.
Eng. vom 10. Oktober 1902. Bd. 94, No. 2441, S. 345.
Mit Abb.
Mittheilung über die im Sommer 1902 bewirkte Verstärkung
des eisernen Leberbaucs der Eisenbahn-Rheinbrücke bei Mainz.
H —e.
Newcastle new bridge. Eng. vom 5. September 1902.
Bd. 94, No. 2436, 5.227. Mit Abb.
Der Centralbahnhof in Newcastle ist für die Hauptlinie der
englischen Nordostbahn Kopfstation. Um diesen Uebelstand zu be-
seitigen, wird jetzt weiter stromaufwärts eine neue Ueberbrackung
des ziemlich tiefen und breiten Tyne-Thales hergestellt, und zwar
für 4 Gleise. Die Brücke erhält 2 Stroméffnungen zu 91,4 m und
1 Uferöffnung mit 70,4 m Lichtweite,
Zufahrtviadukte.
träger mit wagerechten Gurtüngen und oben liegender Fahrbahn.
Die Arbeiten begannen im Mai 1902 und sollen im Oktober
1904 beendet sein. Der Bau ist auf rd. 9000 000 M veranschlagt.
H-e.
sowie beiderseits gewölbte
Die Ilauptöffnungen haben je 5 eiserne Fachwerk-
(1. Juli 1903.)
The Des Moines steel viaduct. Eng. vom 24. Oktober
1902. Bd. 94, No. 2443, S. 392. Mit Abb.
Die Chicago & North Western Bahn überschritt das Thal des
Des Moines Flusses in ungünstiger Linienführung. Sie stieg gewunden
und steil in das Thal hinab und ebenso daraus hinauf. So wurde
an Brückenhöhe gespart. Jetzt ist ein 12 km langes, schlankeres
Linienstück eingefügt, welches eine Abkürzung von 4,8 km herbei-
führt. Dies bedingte den Bau des oben genannten, stählernen
Gerüstviadukts von 819 m Länge. Die Stromöflnung ist 91,4 m
weit. Die Schienen liegen hier rd. 64 m über dem Wasserspiegel.
Der Viadukt wird näher beschrieben. H—e.
Zur Baugeschichte der alten Weichselbrücke bei
Dirschau. Von Mehrtens. Zentralbl. d. Bauverw.
1902. S. 561. Mit Abb.
Beschreibung des von Professor Bläser herrührenden Reliefs
am Westportal der alten Brücke. Od.
Die grolse Steinbrücke über die Petrusse-Schlucht
in Luxemburg. Schwz. Bauztg. Bd. 39, S. 281.
Die gröfste in einer Oeffnung überwölbte Weite von 84 m wird
mit Zeichnungen eingehend beschrieben. Sie wird nach dem Ent-
wurfe des Professors Sejourne in Paris ausgeführt. Der grofse
Hauptbogen von 49 m Pfeilhöhe besteht aus zwei parallelen Quader-
bögen von 11,25 m Achsenabstand, die einen freien, mit Eisen-
Betonplatten überdeckten Raum von 6 m oberer Breite zwischen
sich lassen. Die Bogenzwickel sind durch Pfeiler und je 4 Rund-
bögen von 5,4 m Weite ausgefüllt. Die Fahrbahn (Strafse) ist 9,6 m
breit, dazu kommt jederseits ein Fufsweg von 3,20 m. Gg.
Le nouveau pont sur le Rhöne a Valence. Gen. civ.
vom 25. Oktober 1902. Bd. 41, No. 26 (No. 1063).
Mit Abb.
Die im Bau begriffene Strafsenbrücke soll eine seit 70 Jahren
bestehende Hängebrücke mit 2 Odceffnungen ersetzen, Die neue
Brücke wird etwas unterhalb der alten erbaut und erhält 4 Oeffnungen
zu 50 m Weite, welche mit gedrückten Korbbögen von 50 m Scheitel-
halbmesser überwölbt werden. Die Fahrbahn wird nur 5,6 m breit
angelegt. Die zum Theil ausgekragten, beiderseitigen Fufswege
werden je 1,6 m breit sein. Der Mittelpfeiler wird als Gruppen-
pfeiler ausgebildet. Die Gründungen werden, zur Sicherung gegen
Unterspülung, mittels Druckluft-Kaissons bis zur festen, pliocenen
Mergelschicht hinabgeführt.
Dies ist die erste gewölbte Brücke, welche scit dem 13. Jahr-
hundert über dem französischen Theil der Rhone erbaut wird.
Eine genauere Beschreibung der Brücke soll später folgen.
H-—e.
Pont-bascule de Milwaukee (Etats unis). Gen. civ.
vom 30. August 1902. No. 1055, (Bd. 41, No. 18).
Mit Abb.
Die Beschreibung dieser kürzlich vollendeten, eisernen Klapp-
Sie überbrückt
den Milwaukeeflufs und verbindet 2 bedeutende Strafsen in schräger
brücke ist den »/inrineering Newse entnommen.
Richtung. Die wagerechten Achsen der beiden, in der Mitte der
cinzigen Oecffnung zusammenstofsenden Klappen sind 35,6 m von
einander entfernt. Die lichte Weite, rechtwinklig zum Strom, beträgt
aber nur 21,35 m. Die Brücke ist 19,5 m breit, wovon Ilm auf
die zwischen den Hauptträgern liegende Fahrbahn kommen. Die
Haupt -(Blech-) Träger sind 24,08 m lang, und zwar 17,78 m der
freitragende Arm, 6,3m die rückwärtige, mit Gegengewichten belastete
Verlängerung.
Zur Bewegung jeder Klappe dient ein Elektromotor von 50 PS.
Das Octtnen oder Schliefsen der Brücke dauert 30 Sekunden.
H—e.
Untersuchung der Endversteifung einer Balken-
brücke. Von Professor Ramisch. Dinglers J. 1902.
S. 682 und 697. Mit Abb.
Rechnerische Untersuchung und Ableitung von Formeln. Od.
Betoneisenpfahle unter Grundmauern.
d. Bauverw. 1902. S. 560.
Beschreibung einer in Berlin ausgeführten Fundirung mit Beton-
eisenpfählen, die mit Rücksicht auf ein zu befürchtendes Sinken des
Grundwasserstandes gewählt worden ist. Od.
Zentralbl.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 625.) 3
Allgemeine Untersuchung des elastischen Bogens
zwischen zwei festen Kämpfergelenken und ohne
Zwischengelenke. Von G. Ramisch. Dinglers J.
1902. S. 633 und 645. Mit Abb.
Ableitung von Formeln für den allgemeinen und für besondere
Fälle. Od.
c) Tunnel.
Die Bauarbeiten am Simplon-Tunnel. Vom Reg.-
Bauführer Pflug. Glasers Ann. 1902. Bd. 51, Heft 2,
S. 28. Mit Abb.
Nach einem Rückblick auf den Bau der bestehenden Alpentunnel
und einer Vorgeschichte des Simplondurchstiches, geht Verfasser zu den
Ausführungsarbeiten über und bespricht die Achsabsteckung, Profilirung,
Baumethode, Ventilation, Arbeiterfürsorge u. s. w. B.
Der Bau des Simplon-Tunnels. Von Paul Möller,
Berlin. Ztschr. d. Ing. 1902. No. 46, S. 1721.
Wiedergabe cines im Bezirksverein Berlin deutscher Ingenieure
über die Anlage und den Bau des Simplon - Tunnels gehaltenen
Vortrag.
The Simplon tunnel and its construction. Eng. vom
4. Juli und 1. August 1902. No. 2427 und 31, S. 4
und 101. Mit Abb.
Beginn (I und IN) einer ausführlichen Arbeit. H—e.
Tunnelvortrieb unter Wasser durch den Themsekies.
Railw. Eng. Juni 1902. S. 173.
Kurze Beschreibung der fraglichen Arbeiten im Zuge der Baker
Street & Waterloo Railway.
Die Arbeiten am Sasago-Tunnel in Japan. Von
F. Baltzer. Zentralbl. d. Bauverw. 1903. S. 22.
Beschreibung des noch im Bau befindlichen längsten Tunnels
von Japan (4646 m lang). Der Bau wurde mit Firststollenbetrieb
durchgeführt. Auf der einen Seite wurde eine elektrische Förderbahn
zum Entfernen der Tunnelausbruchmassen und zum Heranschaflen
der Baustoffe benutzt, auf der anderen thierische Förderung (Ochsen).
Od.
Einiges über Tunnelabsteckungen auf der Albula-
bahn. Schwz. Bauztg. Bd. 40, S. 284.
Die Absteckungsarbeiten des Scheiteltunnels mit beiderseitigen
Dreiecksnetzen sowie zahlreicher Spiraltunnel werden besprochen
von W. Graf. Gg.
Felseinbruch im Tunnel von Chebres bei Lausanne.
Schwz. Bauztg. Bd. 40, S. 84.
Beschreibung des Einsturzes vom 2. Mai 1902 und der Wieder-
herstellungsarbeiten.
Vierteljahrsbericht März/Juni 1902 vom Simplon-
tunnel. Schwz. Bauztg. Bd. 40, S.94. Desgl. für
Juli September ebenda S. 216.
Monatsausweis für August 1902. Schwz. Bauztg. Bd. 40,
S. 109. Desgl. für September S. 165, desgl. für
Oktober S. 207.
The Simplon tunnel and its construction. Eng. vom
22. und 29. August und 26. September 1902. Bd. 94,
No. 2434 35/39, S. 177, 204 und 298. Mit Abb.
Artikel II und IV. Allgemeines und dann besonders die Be-
schreibung der Wasserkraft- und Werkplatz-Anlagen auf der
Italienischen Seite (im Val Vedro) enthaltend. Artikel V behandelt
insbesondere die Dampf- und Druckluft - Arbeitslokomotiven mit 800
bezw. 740 Spur. H—e.
The Simplon tunnel and its construction. Eng. vom
26. Dezember 1902. Bd. 94, No. 2452, S. 606, und
vom 9./16. Januar 1903. Bd. 95, No. 2454/55, S. 30/56.
Mit Abb.
Abschnitt VII behandelt die Durchfahrung der schwierigen
Strecke durch „gesättigten“ Schieferton. Abschnitt VIII: Arten
der Zimmerung und Mauerung, eiserne Rahmen, Bau der schwierigen
Strecke. Abschnitt IX: Kühlung, Portale, Betrieb nach Fertigstellung.
H—e.
4 (No 625.)
d Oberbau, einschl. Weichen.
Beiträge zur Sicherung des Gleises bei tonigem
Untergrunde undAusführungskosten. VonRiemann.
Zentralbl. der Bauverw. 1903. S. 45. Mit Abb.
Bei der am I. Oktober v. J. in Betrieb genommenen Neben-
bahnstrecke von Schandelah nach Oelisfelde mufsten die tonigen
Ablagerungen des schwarzen Jura zu Dammschüttungen verwendet
werden. Einschnitte und Damme sind nach den von Schubert in
der »Zeitschrift für Bauwesen« 1889 und 91 aufgestellten Grundsätzen
ausgeführt. Od.
Ueber Vorgänge unter einer Eisenbahnschwelle.
VonE. Schubert. Zentralbl. d. Bauverw. 1903. S. 85.
Mit Abb.
Sehr interessante Ausführungen unter Beigabe von photo-
graphischen Aufnahmen über Veränderungen des Planums bei tonigem
Boden.
gehoben.
Es wird der Nutzen einer guten Steinschlagbettung hervor-
Od.
Neue Schienen -Stofsver-
Bergwerks- und Hütten-
Glasers Ann. 1903. Bd. 52,
Der Fulsklammer-Stols.
bindung , des Hoerder
Vereins zu Hoerde i. W.
Heft 3, S.55. Mit Abb.
Bei dem Fufsklammer-Stofs sind die beiden Schienenenden zu-
nächst in der bisher üblichen Weise durch Laschen und Schrauben
verbunden, dann aber sind noch seitlich die innen konisch aus-
gebildeten Klammerstücke angeordnet, welche den Schienenfuls und
Die
Klammersticke sind durch kräftige, horizontal unter dem Schienenfufs
gleichzeitig eine unter demselben liegende Platte umspannen.
angebrachte Schrauben fest angezogen. B.
Uebergangsstölse.. Von M. Buchwald. Mitt. d. V. d.
Str. u. Kleinb. 1902. S.530. Mit Abb.
Beim Uebergang zwischen Rillenschienen und Vignolschienen
kommen drei Lösungen vor: gekröpfte schmiedeeiserne Laschen,
Laschen aus Stahlgufs und schmiedceiserne Laschen mit Unterlags-
Od.
platten. Diese drei Anordnungen werden besprochen.
e) Bahnhofsanlagen: Hochbauten, Drehscheiben, Schiebe-
bühnen, Ladevorrichtungen; einschl. Be- u. Entwässerung
und Beleuchtung.
Die neuen Personenbahnhöfe in Dresden. Studien-
bericht von Josef Unger, Inspektor der K. K. priv.
Oesterr. Nordbahn. Ztschr. Oesterr. 1902. S. 825 ft.
Dieser Bericht durch seine
xcgebenen Baupläne und Textskizzen und durch die übersichtliche
ıst besonders werthvoll ıhm bei-
“Anordnung des Stoffes, die selbst demjenigen, der mit den grols-
bekannt
Hilfsmittel bieten, sich über den Gegenstand besonders zu orientiren.
artigen Fisenbahnbauten Dresdens ist, ein werthvolles
Die Erhöhung der Bahnsteige auf der Berliner
Stadtbahn. Von Platt. Zentralbl. d Bauverw. 1903.
S. 61. Mit Abb.
Mit Rücksicht auf die Ueberleitung der Vorortzüge der Berliner
Stadtbalın sollen die Stadtbahnwagen umgebaut und die Bahnsteige
auf das Mats von 76 cm über S. O. erhöht Da für die
Bau-Ausführungen nur kurze Pausen in der Nacht zu Gebote stchen,
Od.
werden.
so müssen Betoneisenkonstruktionen verwendet werden
Zur Berechnung der Raumfachwerke. \on Professor
Dr. Ing. Otto Mohr. Zentralbl. d. Bauverw. 1902. S.634.
All-
Od.
Beitrag zur Berechnung des räumlichen Fachwerkes.
gemceines Verfahren und Zahlenbeispicl.
Bemerkungen zur Berechnung des Raumfachwerks.
Von Dr. Ing. Heinrich Müller-Breslau. Zentralbl. d.
Bauverw. 1903. S.65. Mit Abb.
Bemerkungen zu den Ausführungen Mohrs im »Zentralblatt der
bauzerwaltunge, 1902. S. 634. Od.
Progress in the design of roof structures since 1850.
in vom 9, Januar 1903. Bd. 95, No. 2454, S. 29.
Mat Abh.
Ewing Matheson giebt eine geschichtliche Uebersicht über den
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Juli 1903.J
Die weitesten Hallen sind die von St. Pancras (Bogen
H—e.
Beispiele.
13,2 m) und von New street Birmingham (Sichel 64,7 m).
Industrie- und Gewerbeausstellung in Düsseldorf 1902.
Von O. Leitholf. Zentralbl. d. Bauverw. 1902. S. 622.
Mit Abb.
Beschreibung der sehr interessanten Hochbaukonstruktionen.
Od.
Neuerungen auf dem Gebiete der elektrischen Be-
leuchtung. Von Adolf Prasch. Dingler J. 1902.
S. 797 und 814.
In Fortsetzung früherer Artikel (siehe VII. Jahrg.
1902) werden
beschrieben: Die Lampe von Heany mit eingeschlossenem Licht-
bogen, die sich durch ruhiges Brennen auszeichnen soll, die Osmium-
lampe, deren Hauptvortheil in der Sparsamkeit beruht, die Nernst-
lampe in der Ausführung von Westinghouse und der A. E. G. mit
ausführlichen Angaben über die Leistung. Od.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
4. Allgemeines.
Die Gasmaschinen. Berechnung, Untersuchung und
Ausführung der mit gasförmigen und flüssigen Brenn-
stoffen betriebenen Explosions- und Verbrennungs-
kraftmaschinen. Von Albrecht von Ihering, Kaiserl.
Regierungsrath, Mitglied des Kaiserl. Patentamtes.
Mit 228 Abb. im Text. Leipzig 1901. Verlag von
Wilhelm Engelmann. Preis 16 M., geb. ITM.
[V.D.M.]
Das Werk Ichnt sich an die von dem Verfasser im Jahre 1895
herausgegebene und hinreichend bekannte deutsche Uebersetzung
des Chauveau’schen Werkes über die Gasmaschinen an.
Die ersten, zum Theil aus dem genannten Werke übernommenen
Kapitel sind allgemeiner Natur und dienen zur Einführung in die,
den Schwerpunkt des neuen Werkes bildende, in dem 6. und
7. Kapitel
Explosions-
gegebene Beschreibung der verschiedenen Arten der
und Verbrennungskraftmaschinen, sowie deren Einzel-
heiten. Zur Verbindung dieser beiden Haupttheile wird im 5. Kapitel
die Geschichte der Gasmaschine behandelt, sodafs die Anordnung
und Gruppirung des umfangreichen Stoffes als sehr geschickt zu
bezeichnen ist.
Die zahlreichen Beispiele lassen erkennen, welche gewaltigen
Fortschritte der Gasmaschinenbau gemacht hat, und dats gegenwärtig
die Gasmaschine nicht mehr als Kleinmotor zu betrachten, sondern
mit Erfolg in die Reihe der Grofsmotoren eingerückt ist. Letzteres
zeigt u. A. das zur Andeutung des Ganges der Berechnung einer
neu zu erbauenden Gasmaschine dienende Beispiel in dem 3. Kapitel.
Wenn der Verfasser hierzu eine 2000 pferdige Hochofenviertaktgas-
maschine mit 2 Cylindern zu je 1000 PSe gewählt hat, so deutet
dies die Erkenntnifs an, dafs im Hüttenbetriebe diese Maschinenart
den ihr gebührenden Platz erst dann voll und ganz einnimmt, wenn
Einheiten geschaflen werden, bei welchen jeder Cylinder mindestens
1000 PSe bei normalem Betriebe zu leisten im Stande ist.
Wegen Mangels an Raum kann an dieser Stelle auf die einzelnen
Kapitel und Abschnitte des Werkes nicht näher eingegangen, sondern
nur darauf hingewiesen werden, dafs sowohl Lernende, als auch
Praktiker gleichen Nutzen aus dem Studium des Werkes ziehen
das Literatur-Verzeichnifs,
W.R.
werden. Als Nachschlagewerk _ leistet
sowie das Namen- und Sachregister gute Dienste.
V. Elektrizität.
Die elektrischen Anlagen im Prinzregenten-Theater
zu München. Ausgeführt durch die Allgemeine
Elektricitäts-Gesellschaft, Berlin. [V. D. M.)
Die Broschüre giebt eine kurze, mit zahlreichen Abbildungen
und Plänen erläuterte Darstellung der elektrischen Einrichtung, im
besonderen der mehrfarbigen, umtangreichen Bühnenbeleuchtung eines
modernen Theaters. Der dem städtischen Netz entnommene Dreh-
strom von 5000 V wird in Gleichstrom umgeformt und den einzelnen
Theilen des Theaters nach dem Dreileitersystem mit 2 mal 110 V
Bau weitgespannter Hallen, besonders für Bahnhöfe. 14 englische unter Einschaltung einer Akkumulatoren-Batterie zugeführt. S.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens. Berlin. — Verantwortlicher Redakieut< Regier: -Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebruder Grunert. Berlin.
LITERATURBLATT os
GLASERS ANNALEN
für
GEWERBE UND BAUWESEN.
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V.D.M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen - Ingenieure, die mit f bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
Beilage z zu No. 626 (Band; 53. Heft 2).
1903.
I. Eisenbahnwesen.
2. Bau.
e) Bahnhofsanlagen: Hochbauten, Drehscheiben, Schiebe-
bihnen, Ladevorrichtungen; einschl. Be- u. Entwässerung
und Beleuchtung.
Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für
Kohle, Erze und Koks. Von Georg von Hanff-
stengel. Dinglers J. 1902. S. 711. Mit Abb.
In Fortsetzung früherer Artikel werden beschrieben: 1.
l.ink-Belt-Förderer für Gaskoks,
Retorten kommenden Koksstücke aufzunehmen und sie schon während
der
der dazu dient, die glühend aus den
des Transportes abzulöschen (liegendes Becherwerk mit Wasser-
2. Schnecken und Spiralen, die in erster Linie als Förder-
3. $chüttelrinnen,
tüllung).
die besonders als
Hierbei
wagerechter
mittel für Getreide dienen.
Transportmittel für kleine Leistungen empfohlen werden.
sind zu unterscheiden Schüttelrinnen, die zugleich in
und senkrechter Richtung schwingen, und solche mit rein wagerechter
Die Wirkungsweise wird eingehend rechnerisch unter-
Od.
Bewegung.
sucht, auch werden einige Versuchsresultate angegeben.
Moderne Lade- und Transporteinrichtung für Kohle,
Erze und Koks. Von Georg von Hanffstengel.
Dinglers J. 1902. S. 731 und 742. Mit Abb.
In Fortsetzung früherer Artikel werden Fördermittel für den
Transport in senkrechter oder stark geneigter Richtung besprochen
und eine Reihe verschiedener Ketten- und Becherformen beschrieben.
Sodann folgt eine Besprechung der Fördermittel für den Transport
der Link-Belt-Forderer, die Hundsche Becher-
kette und Bradleys Becherwerk.
in beliebiger Richtung:
Es werden bei dieser Gelegenheit
besonders Lokomotivbekohlungsanlagen von Pohlig näher beschrieben
und Abbildungen der Anlagen in Saarbrücken und München gegeben.
Od.
Moderne Lade- und Transporteinrichtungen für
Kohle, Erze und Koks. Von Georg von Hanff-
stengel. Dinglers J. 1903. S.8, 49 und 72. Mit Abb.
In Fortsetzung früherer Artikel werden die Einrichtungen zu
Einzelförderungen in kleinen Mengen besprochen. Es werden Dreh-
krahne der Benrather Maschinentabrik, von Adolf Bleichert, Rudolf
Dinglinger beschrieben und sodann die sogenannten Hochbahnkrahne
verschiedener Art behandelt. Od.
Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung.
Von Georg von Hanffstengel. Dinglers J. 1903.
S.84. Mit Abb.
Beschreibung von Personen-
L. Hopmann in Köln-Ehrenfeld,
und Lastenaufzügen der Firma
Od.
f) Werkstattsanlagen.
The new Great Western railway works at Swindon.
Eng. vom 3. Oktober 1902. Bd. 94, No. 2440,S. 325.
Mit Abb. \
Die Erweiterung der Hauptwerkstatt
Western Bahn ist
Schuppen untergebracht,
der englischen Great
146,5 m breiten
welcher durch Scheddächer erhellt und
in einem 148,1 m langen,
durch Scheidewände in die nöthigen Unterabtheilungen zerlegt ist.
He:
h) Allgemeines über Bauausführungen.
Die Nilgiri-Bergbahn. Vortrag von E. A. Ziffer. Mitt.
ü. Lok.- u. Strbw. 1902. S. 549. Mit Abb.
Die Nilgiri-Bergbahn ist die erste Zahnbahn in Indien nach dem
System Abt. Die Bahn
ist rd. 27 km überwindet einen Höhenunterschied von
1711 m. ist 1874
Die ersten 7,64 kin sind Reibungsbahnen mit Neigungen bis zu 250/0,
de
Neigung von BOU ko,
Das Gleis liegt auf hölzernen Schwellen.
lang und
Das erste Projekt von Riggenbach aufgestellt.
weitere Strecke mit Abtscher Zahnstange hat die normale
Spurweite I m, kleinster Radius 100 m, Länge
der Zwischengeraden 50 m, Planumbreite
die 0,46 m stark
Vorhanden sind 23 grolse,
4,88 m, Bettung von
mit Rücksicht
113 kleine
von 100 m liegen.
Trockenmauern, sind, eingctafst
auf die starken Regenfalle.
Brücken,
Zahnstange zweilamellig.
9 Tunnels, von denen 8 in Bogen
Lokomotiven mit vier Cylindern nach Abt.
Giterziige.
Od.
Täglich in jeder Richtung zwei Personen- und zwei
Kosten 235000 Frances per Kilometer.
Neue Eisenbahnen Finnlands. Zentralbl. d. Bauverw.
1902. S. 644.
Kurze Angabe über die beiden am |.
1902 eröffneten
November (19. Oktober)
und Karis Helsingtors.
Od.
Strecken Uleaborg - Kemi
3. Betriebsmittel für Voll- und Schmalspurbahnen aller Art
einschl. ihrer Heizung und Beleuchtung.
Selbstthatige Kuppelungen für Eisenbahnfahrzeuge.
Von Ernst Sauer. Glasers Ann. 1902. Bd.51, Heft 12,
S. 242. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
über die selbstthätigen Kuppelungen gehaltenen Vortrages, nebst
einer sich anschliefsenden längeren Debatte. B.
Der heutige Stand der Beleuchtungstechnik mit
Berücksichtigung der Beleuchtung der Eisenbahn-
wagen. Von Professor Dr. W. Wedding. Glasers
Ann. 1903. Bd. 52, Heft 3, S. 45.
Wiedergabe eines im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages. B.
DasFunkenwerfen derLokomotiven. Von Metzeltin,
Regierungs-Baumeister a. D., Hannover. Organ. 1902.
S. 240.
Die vom Professor Gofs in den Vereinigten Staaten von Nord-
Amerika zusammengestellten Ergebnisse über die von ihm oder auf
seine Anregung angestellten Versuche über das Funkenwerten werden
mitgetheilt und dabei die Rostverhältnisse, Menge der Funken, Rauch-
kammeranordnungen, Form des Dampfstrahls und der Funkenflug
auf freier Strecke besprochen. Sr.
Schmierpressen für Lokomotiven. Von Patté, Eisen-
bahn-Bauinspektor in Hannover. Organ. 1903. 5. I.
Die Vorzüge, die allgemeine Anordnung der Schmierpressen,
sowie die Einzelheiten der Pressen von Ritter, Michalk, Friedmann
und Wagner sind beschrieben und bildlich dargestellt. Sr.
Die 2/5gekuppelte badische Schnellzug-Lokomotive.
Von Courtin, Baurath, Karlsruhe. Organ. 1903. S. 17.
6 (No. 626.]
Die Lokomotiven sind bestimmt, die Schnellzüge auf der rund
250 km langen Strecke Mannheim -Heidelberg-Basel, in der haupt-
sächlich Steigungen von 1,109, indefs auch einzelne bis zu 6,7;
vorkommen, mit einem Wagengewicht von 230 t und mit einer
Geschwindigkeit von 90 km/Std. bei 1,1%(9 und 70 km'Std. bei
6,7") „ Steigung zu befördern. Sie sollen bei 120 km Std. Geschwin-
digkeit noch mit voller Sicherheit verwendbar sein. Sie sind nach
der „Atlantic*-Bauart ausgeführt und haben 4 nebeneinander unter
der Rauchkammer liegende Cylinder, die sämmtlich auf die erste
Triebachse wirken. Gesammtdienstgewicht 74 t, wovon rund je
16t auf die Trieb- und die Kuppelachse kommen. Rosttläche 3,87 qm,
Zugkraft 5800 kg. Von den
12 Stück bei J. A. Maffei in München
gebaut. Sr.
feuerberührte Heizfläche 210,1 qm,
Lokomotiven sind zunächst
Kühlung von Eisenbahnwagen. Dinglers J. 1903. S. 15.
Wiedergabe einer Mittheilung aus der Milchzeitung, nach der
die Kühlung von Fisenbahnwagen durch Ammoniak der durch Fis
vorzuziehen sein soll. Od.
Neue Beleuchtungsart von Eisenbahnwagen mit
2 Akkumulatoren-Batterien. Dinglers J. 1903. S. 63.
Mit Abb.
Kurze Beschreibung des Systems Vicarino, bei dem jeder
Wagen eine Dynamo und Akkumulatoren besitzt. Od.
Die neue Schnellbahnlokomotive. Vonlleinz Krieger.
Reform. 1902 03. 6. Heft, S. 321. Mit Abb.
Im Erzählerton gehaltene Schilderung der neuen Schnellbahn-
lokomotive der Firma Siemens & Halske mit Motoren für hoch-
gespannten Drehstrom.
Neuere Schutzvorrichtungen. Ztschr. f. Transportw.
1902. S. 497 und 513. Mit Abb.
Im Anschlufs an die Besprechung einiger neucrer Strafsenbahn-
schutzvorrichtungen werden
in früheren Nummern der Zeitschritt,
die das Publikum
sichtigen Ueberschreiten der Fahrbahn
Vorrichtungen beschrieben, vor einem unvor-
unmittelbar hinter einem
Strafsenbahnwagen warnen sollen und solche, welche den Zwischen-
und
raum um
zwischen Motorwagen Anhängewagen absperren,
Personen, die beim Abspringen von einem fahrenden Wagen hin-
stürzen, vor einer Verletzung durch die Räder des Anhängewagens
zu bewahren. Od.
Die Beheizung von Stralsen- und Lokalbahnwagen.
Ztschr. f. ‘Transportw. 1902. S. 546. (Nach der
Oesterr. Eısenbahnztg.)
Fs sind in Gebrauch: Gufseiserne Oefen, Glihstoffheizung,
elektrische Heizung, durch
Dampf erhitzt,
Warmwasserheizung, Petroleumheizung u. a.
essigsaures Natron als Wärmemasse
Holzkohlenheizung in Kupferröhren, Dampfheizung,
Es werden die Heiz-
kosten für die einzelnen Systeme angegeben. Od.
Grolse 4:5 gekuppelte Verbund-Giiterzuglokomotive
von Winterthur fiir Norwegen. Schwz. Bauztg.
Bd. 40, S. 145.
Die Lokomotive bat nur zwei Cylinder von 820 und 550 mm
Durchm.; Triebrad-Durchm. = 1250 mm, grölste Achsbelastung 15! t;
Damptdruck 13 Atm.; Heizfliche 177,7 qm; 273 Siederöhren. Dienst-
gewicht 72 t, davon 62 t Triebgewicht. Leergewicht 64 t; Zugkraft
10000 kg. Der Tender hat 36,8 t Dienstgewicht auf 4 Achsen in
2 Drehgestellen. Geschwindigkeit bei voller Last und Steigung 18 km,
aber auch bis 45 km. Gg.
Elektrische Schienenbremse Westinghouse-Newell.
Schwz. Bauztg. Bd. 40, S. 194.
Schwere Güterzuglokomotiven. Schwz. Bauztg. Bd.40,
5. 279.
Für Kohlenwerke in Spanien sind bei Borsig in Berlin z. Z. Loko-
motiven im Bau von 14 000 kg Zugkraft. Es sind 2X 3,3 gekuppelte
Verbund-Tenderlokomotiven mit Dampfdrehgestell und 88 bis 108 t
Dienstgewicht. Dampfspannung 12 Atm.; Heizflache 219,5 qm; Rad-
durchmesser 1,1 m; Spur 1,674 m. Gg.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Juli 1903.)
Goods engine Cape government railways. Eng. vom
5. September 1902. Bd. 94, No. 2436, S. 232. Mit Abb.
Schmalspurige 4.6 gekuppelte Maschine mit yorderem, 2achsigem
Drehgestell und 4 achsigem Tender. „Sie enthält die neuesten
Verbesserungen an Maschinen dieser Art“. H —e.
Narrow gauge locomotive. Cape government Ry.
Eng. vom 19. September 1902. Bd. 94, No. 2438,
S. 283. Mit Abb.
Erganzung zur Mittheilung des
tember 1902, S. 232.
(1,067 m) gelungen
»The Ingineer« vom 5. Sep-
Nachweis, dafs es trotz der schmalen Spur
ist, ohne künstliche Anordnungen eine schr
H—e.
kräftige Maschine herzustellen.
30-ton steel bogie coal waggons. Midland Ry. Eng.
vom 21. November 1902. Bd. 94, No. 2447, S. 499.
Mit Abb.
Dieser Wagentyp hat einen tragtähigen Rahmen aus gepretsten
Stahlblech-Balken, die hohen Seitenborde nicht zu tragen
Der Wagen hat 11,88 m Pufferlange.
2 cwt (engl).
so dafs
haben. Er wiegt leer 13 tons
Er hat an jeder Längsseite 3 Ausladethüren. Eine
Probcbelastung mit 90 tons ergab eine vorübergehende Durchbiegung
H—e.
von 22 mm.
Consolidation engines for the Norwegian state ry.
Eng. vom 28. November 1902. Bd. 94, No. 2448, S. 525.
Mit Abb.
Diese schweren, 4/5 gekuppelten Maschinen mit Tender sind
für die Ofoten-Bahn mit Steigungen 1:60 bestimmt. Sie wurden
und machten zufriedenstellende Probetahrten
H —e.
in Winterthur gebaut
auf der Gotthardbahn. e
The royal train of the London-Brighton & South
coast railway. Eng. vom 26. Dezember 1902. Bd. 94,
No. 2452, S. 612. Mit Abb.
Der Zug,
hat erbauen lassen,
welchen die Brighton-Bahn für König Edward neu
soll wegen sciner zweckmäfsigen, bequemen
Anordnung und schönen Ausstattung viel Beifall finden und schon
anderen Bahnen zum Vorbild worden sein. Er
von genommen
besteht aus 5 Wagen, je 15,85 m lang, deren mittelster die könig-
lichen Salons enthält. H—e.
Petroleum locomotive. Eng. vom 9. Januar 1903. Bd.95,
No. 2454, S. 41. Mit Abb.
Diese von F. C. Blake in Kew gardens-London erbaute Maschine
ist für den Arbeitsgleisebetrieb der Entwässerungsverwaltung von
Sie hat 0,838 m Spur. H—e.
16. Januar 1903.
Richmond bestimmt.
A curious locomotive. Eng. vom
Bd. 95, No. 2455, S. 72. Mit Abb.
Gelegentlich eines Streits über die Urheberschaft der Erfindung
wird die Skizze einer Lokomotive gegeben, welche den Führerstand
besitzt,
ganze Gewicht der Maschine für die Zugkraft nutzbar zu machen.
H—e.
Four cylinder locomotive. Eng. vom 23. Januar 1903.
Bd. 95, No. 2456, S. 88. Mit Abb.
2/5 gckuppelte Lokomotive der Great Northern Bahn, welche
zwar 4 Cylinder hat, 2 aufsen und 2 innen, aber nicht dem Verbund-
vor dem Kessel hat und eine „Hülfskuppelung“ um das
Sie ist fir den schwersten Personenverkehr der
H—e.
system angehört.
Bahn berechnet.
Verbreiterung der Vorortwagen der Great Eastern
Railway. Railw. Eng. 1902. S. 356.
Um mehr Reisende unterzubringen, wurden die vorhandenen
Vorortwagen bis an die Betriebsmittelumgrenzungslinie verbreitert,
wodurch man erreichte, dafs ein aus 15 Wagen bestehender
Vorortzug, der früher 636 Plätze aufwies, jetzt deren 768 enthält.
Das beim Umbau angewendete Verfahren ist unter Beigabe von
Skizzen kurz erläutert. A
Anwendung der Kolbensteuerung bei Lokomotiven.
Railw. Eng. 1903. S. 7.
Auszug aus einem Vortrage von Walter M. Smith vor der
Institution of Mechanical Engineers in Newcastle.
(15. Juli 1903.)
Rushton Patent Radial Swing Truck für Loko-
motiven. Railw. Eng. 1903. S. 16.
Kurze Beschreibung mit Abbildungen dieses von den Baldwin-
Werken Philadelphia angewendeten einachsigen Drchgestells.
Schnellbahnlokomotive, ausgerüstet mit Motoren
für unmittelbare Zuführung von 10000 Volt Hoch-
spannung. Von Walter Reichel. Elcktr. Ztschr.
vom 7. August 1902. Heft 32.
Enthält genaue Beschreibung der Lokomotive und zahlreiche
Darstellungen. Die l.okomotive hat cin geringeres Gewicht als eine
Dampflokomotive von gleicher Leistung. Pf.
4. Betrieb und Verkehr; auch elektrischer Zugbetrieb.
Zusammenfassung des Verkehrs der Berliner Stadt-
bahn und der anschlielsenden Vorortstrecken.
Zig. DEA. 1902. S. 1519.
Diese demnächst zur Ausführung gelangende Mafsnahme erfordert
verschiedene die Verkehrsverhältnisse mehr oder weniger umge-
staltende Bau-Ausführungen, z B. Acnderungen an den Bahnstcigen
u. s. w., über die eingehend berichtet wird. Fl.
Weitere Versuchsfahrten mit neueren Lokomotiven.
Von v. Borries, Gch. Regierungsrath u. Professor
in Berlin. Organ. 1903. S. 14.
Die mit 2 Viercylinder-Verbundlokomotiven und einer Zwei-
eylinder-Verbundlokomotive und 2 Heifsdampf-Zwillingslokomotiven
im Sommer 1902 vorgenommenen Versuchstahrten und die dabei
gewonnenen Ergebnisse werden mitgctheilt.
Um die Leistungsfähigkeit der Viercylinder-Lokomotiven zu
steigern und ihren Heizstoff- und Wasserverbrauch zu verringern,
wird für zweckmäfsig erachtet, sie künftig mit Dampfüberhitzung auf
etwa 2500 auszuführen. Sr.
Achsenzahl der Güterzüge und Kohlenverbrauch.
Von Fränkel, Eisenbahn-Bauinspektor in Breslau.
Organ. 1903. S.5.
Der Kohlenverbrauch für 1000 Wagen-Achs-Kilometer wird
mit der Stärke der Güterzüge in den Jahren 1891 — 1900 verglichen.
Auf Grund des Ergebnisses werden mit Rücksicht auf die gesteigerte
Leistungsfähigkeit der l.okomotiven einige Rathschläge für die Ge-
staltung des Fahrplans gegeben, deren Befolgung in gröfserem
Umfange, als es schon jetzt geschieht, zum Theil wünschenswerth
ist. Ihrer Durchführung in vollem Umfange wird entgegenstehen,
dafs für die Güterzüge auf derselben Strecke nicht immer Loko-
motiven von gleicher Bauart verwandt werden können, dafs
ferner die einzelnen Lokomotiven bei ihrem Dienstumlauf über
Strecken mit häufig recht verschiedenen baulichen und betrieblichen
Verhältnissen geleiteı werden müssen und dafs auch die Verkehrs-
bedingungen mannigfachem Wechsel unterliegen. Sr.
Die durchgehende Bremse für Güterzüge. Von
Staby, Direktionsrath in Ludwigshafen. Organ. 1902.
S. 235.
Auf den Pfälzischen Bahnen sind Bremsversuche an langen und
schweren Zügen mit der Zweikammer-Luftdruckbremse angestellt,
die zu einem befriedigenden Ergebnifs geführt haben. Danach soll,
aufser grölserer Betriebssicherheit und einer Ersparnifs an Bremsern,
auch eine höhere Geschwindigkeit der Güterzüge und somit eine
bessere Ausnutzung der Betriebsmittel, eine günstigere Gestaltung
des Fahrplans und gröfscre Leistungsfähigkeit der Strecken durch
Einführung dieser Bremse erreicht werden können. Sr.
Sicherheitsmafsnahmen gegen Zusammenstöfse der
Eisenbahnzüge von gleicher Fahrrichtung. Ztg.D.
E.-V. 1902. S. 1489.
Es ist untersucht worden, auf welche Weise die gegen das
Zusammenstofsen von Zügen gleicher Fahrrichtung getroffenen
Sicherheitsmafsregeln versagen, d. h. welche beim Fahren in Block-
abstand und Stationsabstand vorkommen können. Daraus ist ge-
folgert worden, dafs die Sicherheitseinrichtungen, so vervollkommnet
sie auch worden sind, immer noch recht bedenkliche Lücken ent-
halten, deren möglichste Beseitigung eine hervorragend wichtige Auf-
gabe bilde. Einige Gesichtspunkte hierfür werden gegeben. Fl.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND‘ BAUWESEN.
|
U
[No. 626.] 1
Die Schneeverwehungen auf den Eisenbahnen Ruls-
lands. Ztg. D. E.-V. 1902. S. 1459.
Den Theilnehmern der technischen Versammlung der Pariser
Weltausstellung 1900 ist cin Bericht unterbreitet worden, der alle
Mafsnahmen der russischen Eisenbahnverwaltungen gegen die Schnee-
verwehungen anführt, und nach ihren Erfolgen würdigt. Der Inhalt
dieses Berichtes wird eingehend besprochen. Fl.
Getreideanhäufungen auf den russischen Bahnen.
Zte. D. E.-V. 1902. S. 1442.
Nach eingehender Schilderung dieser periodischen Mifsstande
wird darauf hingewiesen, dafs diesen nur durch grofse Geldaufwande
würde abgeholfen werden können. Wenn die Eisenbahnen Rufs-
lands die gleichen Dienste für Handel und Verkehr leisten sollen,
wie sonst überall, so sei dies unvermeidlich, auch schon um der Land-
wirthschaft aufzuhelfen. Fl.
Müssen Bäume und Sträucher an Bahnstrecken
rücksichtslos beseitigt werden? Ze DEN 1902.
S. 1475.
Die in emer vorhergehenden Nummer dieser Zeitung im
Interesse der Betriebssicherheit geforderte rücksichtslose Beseitigung
wird bekämpft und solches eingehend begründet. Fl.
Die Bewältigung des Massenverkehrs. Von Dr. Karl
Suchofsky. Ztschr. f. Transportw. 1902. S. 480.
Theilweise Wiedergabe einer in der »Oesterreichischen Eisen-
bahn-Zeitung« erschienenen Abhandlung. Es werden die verschieden-
artigen Aufgaben im Nalı- und Fernverkehr, Güter- und Personen-
verkehr besprochen. Od.
Die Fahrgeschwindigkeit der Schnellzüge auf
amerikanischen und deutschen Eisenbahnen. Von
W. A. Schulze. Arch. f. Ebw. 1902. S. 1244—1261.
Replik auf Entgegnungen von amerikanischer Seite, die durch
frühere Veröffentlichungen desVerfassers hervorgerufen worden waren.
Der Simplon. Ztg. DEA. 1902. S. 1538.
Es wird auf die neuen Beziehungen hingewiesen, die sich für
Frankreich nach Eröffnung des Simplon - Tunnel ergeben werden
oder sich ausbilden können und hinzugefügt, dats Frankreich diese
Angelegenheit nicht unbenutzt vorübergehen lassen solle, um seinen
Einflufs auf Italien, die Adria und das Mittelmeer in handelspolitischer
Beziehung zu verstärken. Fl.
Stromvertheilung auf Eisenbahnnetzen. Von
Ph. Pforr. Elektr. Ztschr. vom 24. Juli 1902. Heft 30.
Enthält graphische Berechnungen über Stromvertheilung und
Spannungsabfall für verzweigte und in sich geschlossene Bahnlinien
mit elektrischem Antrieb, die rechnerisch nur sehr umständlich durch-
zuführen sind. Pf.
Die Erweiterung des elektrischen Betriebes auf der
Orleansbahn in Paris. Glasers Ann. 1902. Bd.5l,
Heft 11, S. 236.
Nachdem sich der elektrische Betrieb auf der kurzen 4 km
langen Strecke bis zum Quai d'Orsay seit 21/, Jahr gut bewährt
hat, hat sich die Gesellschaft entschlossen, den elektrischen Betrieb
auch auf den Theil ihrer Strecke auszudehnen, der noch den Pariser
Vorortverkehr zu bewältigen hat. B.
Elektrische Betriebssysteme, bezogen auf das Netz
der ehemaligen Schweizerischen Nordostbahn.
VonL. Thormann. Schwz. Bauztg. Bd. 40, S. 210,
225, 233.
Eingehende Besprechung und Veranschlagung der Anlage und
Betriebskosten dieses 1313 km Gleislänge umfassenden Netzes nach
drei verschiedenen Betriebssystemen: Gleichstrom, Dreiphasen-
strom, Einphasenwechselstrom. Danach stellt sich das erste in
den Jahreskosten am billigsten. Gg.
Ueber die Verkehrsabwicklung auf elektrischen
Strafsenbahnen. Von Dr. Karl S. Ztschr. f. Trans-
portw. 1902. S. 499.
8 [No. 626.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. Juli 1903.)
Auszugsweise Wiedergabe eines sehr interessanten Aufsatzes
aus der ».Veuen Freien Pressee, der die dem elektrischen Strafsen-
bahnbetriebe eigenthümlichen Verhältnisse eingehend behandelt. Od.
Durchführung von Ersparnissen im Betrieb elek-
trischer Stralsenbahnen. Von Friedrich Goering.
Mitt. ü. Lok.- u. Strbw. 1902. S. 536.
Der Verfasser empfiehlt die Wagen genau zu beobachten. Um
das Auftreten von Wasser im Motorinnern zu beschränken, soll man
„Wasserfänger“ anbringen und die Motorgehause an der tiefsten
Der Abstand des Ankers von den unteren Pol-
Das Material der Bandagen ist
Stelle anbohren.
schuhen ist genau zu kontroliren.
dats der Verschleifs
möglichst klein wird u. s. w.
die Aufnahme eines Spezialingenieurs für einige Wochen in den
Betrieb, der die Fehler rasch auffindet. Od.
so zu wählen, der Schienen und Bandagen
Der Verfasser empfiehlt schliefslich
Ueber elektrischen Bahnbetrieb, unter besonderer
Berücksichtigung der Isarthalbahn. Nach einem
Vortrage von Theodor Lochner. Ztschr. f. Trans-
portw. 1902. S. 563.
Bei der Bahn Meckenbeuren— Tettnang ergab sich nach Abzug
aler Abschreibungen und der Rücklage für den Erneucrungsfonds
sein Reinertrag von 3,2 pCt. Es steht eine gleichmäfsige und ver-
assige Wasserkraft zur Verfügung. Die Verkehrseinnahmen betragen
rd. 10000 M. Auf der Isarthalbahn
elektrische Betrieb nachträglich eingerichtet worden. Stromspannung
6380 Volt.
todte Last von 374 kg.
Elektrizität für den Bahnbetrieb zusammengestellt.
tür das Kilometer. ist der
Die Motorwagen haben pro Sitzplatz die sehr geringe
die Vortheile der
Od.
Zum Schlusse werden
Valtellina high tension 3-phase railway. Eng. vom
30. Januar 1903. Bd. 95, Nr. 2457, S. 110. Mit Abb.
Abschn. I. Die Valtellinbahn, mit der Ab-
zweigung Cohco--Chiavenna wurde für elektrischen Betrieb nach
Lecco— Sondrio
dem 3phasigen Hochspannungssystem Ganz eingerichtet und zu-
nächst für den Güter-, sodann (September 1902) für den Personen-
Verkehr thcile Motor-
wagen.
eröflnet. Theils elektrische Lokomotiven,
Stromabnahme durch Bügel.
als Versuchsfeld dienen
Die Bahn gehört zum Netze
der Adria-Gesellschaft und soll tür die
Frage, ob es vortheilhaft sein würde, alle norditalischen Bahnen
elektrisch zu betreiben. Zu einem Vergleichs-Versuch im Netz der
Mittelmeer-Gesellschaft ist die Bahn Mailand — Galarate — Varese —
Porto Ceresio elektrisch eingerichtet.
Die Valtellinbalın ist die erste vollständig elektrisch betriebene
Haupteisenbahn in Europa. Sie wird in der vorliegenden Abhandlung
hinsichtlich
schrieben.
Einführung des elektrischen Betriebes auf der New
Yorker Centralbahn. Glasers Ann. 1903. Bd. 52,
Heft I, S. 19.
Kurze Mittheilung über die Einführung zunächst auf der Strecke
zwischen dem Bronx und Forty-second Street, deren Kosten auf
20 Millionen Dollar veranschlagt worden sind. Nähere Angaben
finden sich » Zhe Journal of Commerce and Commercial Bulletine. B.
ihrer Betriebsmittel be-
H-—e.
ihrer baulichen Anlagen und
Ein neues Einphasensystem für elektrische Bahnen.
Elektr. Ztschr. vom 6. November 1902. Heft 45.
Die Westinghouse Gesellschaft hat die Ausführung einer Bahn
zwischen Washington, bei
der das Gleichstromsystem aufgegeben und durch ein Wechselstrom-
Ein solches System bictet den Vortheil, dafs die
Baltimore und Annapolis übernommen,
system ersetzt wird.
Arbeitsleitung in ebenso einfacher Weise wie bei den Strafsen-
bahnen mit einem Draht hergestellt werden kann, während gleich-
zeitig die Zuführung der elektrischen Energie von weit entfernten
Punkten ohne grofse Kosten stattfinden kann. In den Kreisen der
elektrotechnischen Industrie sicht man diesem Versuch mit grofsen
Erwartungen entgegen. Pr.
Essais de traction électrique a grande vitesse entre
Berlin et Zossen. Gén. civ. vom 10. Januar 1903.
Bd. 42, No. 11 (1074), S. 161. Mit Abb.
Beschreibung der bekannten Versuche der Studiengescllschatt.
|
II. Allgemeines Maschinenwesen.
4. Allgemeines.
Fliehkraft und Beharrungsregler. Versuch einer
einfachen Darstellung der Regulierungsfrage im
Tolleschen Diagramm. Von Dr. ing. Fritz Thümmler.
Mit 21 Textfiguren und 6 lithographierten Tafeln.
Berlin 1903. Verlag von Julius Springer. Preis 4M.
[V. DM
Aus der linearen Differentialgleichung (Il. Ordnung) der Be-
wegung werden nach Berechnung und Zeichnung von Kraftkurven
die dynamischen Eigenschaften des Reglers behandelt, im Besonderen:
Eigenreibung und Oelbremswiderstand als Schwingungs-Dämpfungs-
mittel und das Tanzen ‘des Reglers als Mittel zur Vergröfserung
der Empfindlichkeit.
In einem Anhang wird der Einflufs des Reglers auf das Pendeln
parallel geschalteter Wechselstrom-Maschinen besprochen. G.
IV. Hüttenwesen.
5. Allyemeines.
Das Kaliberieren der Walzen. Eine vollständige
Sammlung von Kalibericrungs-Beispielen systematisch
geordnet und erläutert. Ilerausgegeben von Professor
Alb. Brovot, Hütteningenieur. 1. und 2. Lieferung.
Leipzig 1902. Verlag von Arthur Felix. Preis 14 M.
f. d. Lieferung. [V.D.M.]
Auf 80 Tafeln mit beigeheftetem Text bringt Verfasser in
übersichtlicher Anordnung eine grofse Anzahl von praktischen
Kaliberierungs-Beispielen. Das Werk dürfte sowohl dem angehenden
wie dem ausübenden Walzwerks-Ingenieur ein willkommener Leit-
faden sein. Bo.
VI. Verschiedenes.
Anleitung zur statischen Berechnung von Eisen-
Konstruktionen im Hochbau. Von H. Schloesser,
Ingenieur. Dritte, verbesserte Auflage, bearbeitet
und herausgegeben von W. Will, Ingenieur. Mit
160 in den Text gedruckten Abbildungen, einer Bei-
lage und einem Bauplan. Berlin 1903. Verlag von
Julius Springer. Preis 7M. IV. D. M.]
Wie die früheren Auflagen, so ist auch die vorliegende Neu-
bearbeitung des Werkes bestimmt, den Architekten der Praxis in
Stand zu setzen, ohne umfangreiche theoretische Studien die im
Hochbau vorkommenden Aufgaben der Statik schnell und sicher zu
lösen. Das im Wesentlichen aus einer systematischen Sammlung
von praktischen Beispielen bestehende Buch erfüllt die gestellte
wärmste
Bo.
Aufgabe in vorzüglichster Weise und kann daher aufs
empfohlen werden.
Untersuchungen über den Einflufs der Art und des
Wechsels der Belastung auf die elastischen und
bleibenden Formänderungen. Von Dr. ing. Otto
Berner. Mit 5 Figuren im Text und 5 lithographierten
Tafeln. Berlin 1903. Verlag von Julius Springer.
Preis 2 M. [V. DM
Der Verfasser beschreibt Untersuchungen, die er an Stäben
aus Gufseisen und Flufseisen vorgenommen hat. Ein und derselbe
Stab wurde abwechselnd auf Zug und Druck beansprucht, und zwar
nur so weit, dafs die entstehenden Spannungen innerhalb der in der
Praxis zulässigen Grenzen verblieben. Die Versuchsergebnisse sind
übersichtlich in Tabellen und zeichnerischen Darstellungen zusammen-
gestellt. Wech.
Handbuch der Drechslerei. Bearbeitet von Professor
Chr. Hermann Walde und Hugo Knoppe. Mit
392 in den Text gedruckten Abbildungen. Leipzig
1903. Verlag von J. J. Weber. In Originalleinen-
band 6 M. [V. D. M.]
Das Buch giebt in Wort und Bild eine übersichtlich geordnete,
anregende Darstellung der hauptsächlichsten Maschinen, Werkzeuge
und Arbeiten des Drechslergewerbes. Den Abschlufs bildet eine
Beginn emer Artikelreihe von Drouin. H—e. | kurzgefafste Rohstofflchre. Weh.
Selbstverlag de» Herausgebers. — Kominissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L, Glaser, Berlin. —
Druck von Gebruder Grunert. Berlin.
LITERATURBLATT |
GLASERS ANNALEN
für
| GEWERBE UND BAUWESEN.
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V.D.M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure, die mit t bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
No. 409. Beilage z zu No. 627 (Band 53. Heft 3). 1903.
I. Eisenbahnwesen. anlassung zu Versuchen, über die in dem Württembergischen Bezirks-
verein eingehend berichtet wurde. B.
5. Werkstattsbetrieb, Kraft- und Arbeitsmaschinen.
40-ton Goliath crane. Eng. vom 19. September 1902.
Bd. 94, No. 2438, S. 286. Mit Abb.
Grofser, auf 21,34 m breiter Schienenbahn verschieblicher
Beitrag zur Berechnung der Beton- und Betoneisen-
Träger. Von Paul Weiske. Dinglers J. 1902. S. 725.
Mit Abb.
Portalkran aus Stahl: Blechträger auf Fachwerk-Beinen. Letztere Fs werden zunächst Beton-Träger ohne Eiscneinlagen untersucht.
Der Verfasser macht einige andere vereinfachende Annahmen als
M. Koenen im »Zentralblatt der hbauverwaltungs«. 1902, S. 229. Nach
seiner Ansicht werden die Zugspannungen vielleicht halb so grofs,
sind in ihrer oberen Hälfte geschlitzt, so dats die Lautkatze aut
den seitlich verlängerten Hauptträgern ihre Last hinaus führen und
auf Gleisen absetzen kann, die 2,44 m aufserhalb der Kranlaufbahn
liegen. H — e. die Druckspannungen einundeinhalb bis doppelt so grofls, als die
aus den gewöhnlichen Biegungsgleichungen für die Bruchlast
Die Riesen-Werkzeugmaschinen auf der Döüssel-
dorfer Ausstellung 1902. \on Unger, Bauinspektor.
Glasers Ann. 1903. Bd. 52, Heft 1, S.7; Heft 2, S.33. |
Mit Abb | 8j- mal so grofs, als für Druck und Zug gleichelastische Körper ermittelt.
ermittelten Spannungen, während Koenen a. a. ©. die Druck-
spannungen zwei- bis höchstens dreimal, die Zugspannungen ?/g bis
: Die Formeln für die Berechnung der Beton-Trager sind unter der
Auf der Ausstellung in Düsseldorf fanden sich Werkzeug-
Annahme aufgestellt, dafs der Elastieitätsmodul des Betons für Zug
maschinen von solchen Gröfsen, wie sie bisher kaum ausgestellt Ei
worden sind, mit Gewichten von 100 000 bis 165 000 kg, zu deren ı und Druck verschieden ist; das Verhältnils » = D verändert sich
Betrieb bis zu 60 PS erforderlich waren. Die hervorragendsten ' mit der Gröfse der Beanspruchung. Ebenso werden Formeln tür
unter ihnen sind vom Verfasser ausführlich beschrieben. B. Beton-Träger mit Fiseneinlagen abgeleitet und an Zahlenbcispielen
Ständerfräsemaschinen für Lokomotiv Cylinder | erläutert. Die Beton-Zugspannungen werden nicht vernachlässigt.
Dinglers J. 1902. S. 760. Mit Abb f | Die Betondruckspannungen werden mal sogrofsals die Zugspannungen
S d 3 . = in derselben Entfernung von der neutralen Axe angenommen, wobei
Beschreibung einer von der Elsässischen Maschinenbau - Gesell- | D S >
schaft Grafenstaden gebauten 21,8 t schweren Frasemaschine, die x = D gesetzt ist. Od.
zur Bearbeitung der Aufsentlachen und Stopfbüchsen an Lokomotiv-
cylindern dient. Das Werkzeug bestreicht ein Arbeitsfeld von Bauwissenschaftliche Versuche im Jahre 1901. Von
1800 mm wagerechter Länge, 500 mm Breite bei 1350 mm Höhe. Eger. Zentralbl. d. Bauverw. 1902. 5. 613, fi.
Od. Besonders hervorzuheben sind: das Verhalten hydraulischer
Hydraulic machinery for an Indian locomotive | Bindemittel im Seewasser, Anstriche von Eisen, Uferdeckungen,
work. Eng. vom 2. Januar 1903. Bd. 05, No. 2453, | das Verhalten des Eisens im Mörtel, Versuche mit Fisenbeton,
S. 11. Mit Abb. | neuere Fufsböden u. A. Od.
Fine Räderpresse und eine Federprüfungsmaschine werden ,
Die Ursachen des mangelhaften Verhaltens von
mitgetheilt. H e,
Mörtel und Beton und ihre Feststellung. Von
Weitere Versuche mit dem System Voet zur H. Burchartz. Zentralbl. d. Bauverw. 1902. S. 604.
Ersparung von Brennstoff. Glasers Ann. 1903. Mit Abb. |
Bd. 52, Hett 4, S. 76. | Die hauptsächlichen Ursachen des schlechten Verhaltens von
Mittheilungen über die Ergebnisse bezw. Kohlenersparnifs nach ' Mauerwerk aus Cementmértel oder Beton werden besprochen. Der
Einführung des früher in No. 600 beschriebenen System Voet bei Verfasser gelangt zu dem Schlusse, dafs die nachträgliche Er-
der Niederländischen Elektrischen Trambahngesellschaft in Haarlem, mittelung der Ursachen, die das mangelhafte Verhalten veranlaist
B. haben können, in den meisten Fällen nicht zuverlässig oder gar
0. Bau-, Betriebs- und Werkstatts- Materialien und gH MIE Cote: Od:
Prüfungsmaschinen. S
? RE Der Einfluls, den die Absonderung der einzelnen
Die Konstruktion der Biegungslinie gerader Stäbe chemischen Bestandtheile des Stahls auf die Härte
und ihre Anwendungin derStatik. VonL. Vianello, ; m :
Berlin. Ztschr. d. Ing. 1903. No. 3, S. 92. | der Stahlschienen ausübt. Railw. Eng. 1902. S. 378.
: : : l . , Auszug aus einer Schrift des Mr. Andrews, der umfangreiche
Verfasser bespricht ein vereinfachtes Verfahren, die Biegungs- E e
Sp DES . Untersuchungen über den Gegenstand angestellt hat.
linie zu ermitteln urd erläutert es an der Hand einiger praktischer e e R
Beispiele. = L. Guillet, Beiträge zum Studium der Aluminium-
Zwei Versuche zur Klarstellung der Schwächung legierungen. Von Memmler. Dinglers J. 1903. S. 65.
cylindrischer Gefälse durch den Mannlochaus- | Bericht über umfangreiche Arbeiten von L. Guillet im »Audletin
schnitt. Von C. Bach. Ztschr. d. Ing. 1903. No. 1, d Encouragement«und » Le Ginie civile über Aluminiumlegierungen mit
S. 25. Mit Abb. zahlreichen Tabellen. Es ergiebt sich, dafs bei Anwendung des
Fine Damptkessclexplosion, die ihren Ausgang von dem Mannloch, Goldschmidtschen Vertahrens nur ganz bestimmte Legierungsstufen
das keine Verstärkung besals, genommen hatte, wurde die Ver- des Aluminiums mit Metallen darstellbar waren. Od.
ge eee Vë eee ee Ee "VT Tee ee
10 (No, 627.]
Untersuchungen tiber Krankheitserscheinungen im
Eisen und Kupfer. Von Prof. E. Heyn, Dinglers J.
1902. S. 741. Mit Abb.
Besprechung ciner Veröffentlichung von Prof. Heyn in der
»Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure«. Od.
Die Erzeugung von Elektrostahl in Gysinge
(Schweden). Von Dr. Leo. Dinglers J. 1902. S. 784.
Mit Abb.
Beschreibung eines von Kjelien in Gysinge ausgeführten Stahl-
ofens. Die Hitze zum Niederschmelzen des Stahles wird durch
Wechselstrom erzeugt. Infolge der eigenartigen Konstruktion des
Orens ist die Verwendung von Elektroden überflüssig Der Stahl
soll vorzügliche Qualität besitzen. - Od.
Die Beschaffenheit der Kohle und die Einrichtung
zur Rauchverhütung bei feststehenden Kessel-
anlagen in den Vereinigten Staaten von Nord-
amerika. Von Glasenapp.
Verfasser beginnt mit einer kartographischen Darstellung der vor-
handenen Kohlentelder mit Angabe über ihre verschiedene Be-
schaffenheit. Danach enthält der bei weitem gröfste Theil der dort
gewonnenen Kohle viel Bitumen, flüchtige Bestandtheile, die mit
sehr stark rufsender und rauchender Flamme verbrennen. Es war
daher aller Grund vorhanden, Vorkehrungen zu treffen und Vor-
richtungen anzuwenden, die gecignet sind, die Rauchbildung zu
verhüten oder wenigstens herabzumindern. Verfasser beschreibt des
Näheren diese Einrichtungen unter Beigabe von Abbildungen der
einzelnen Feuerungsanlagen. B.
Graphit-Schmierung der Lokomotiven. Vom Eisenb.-
Bauinspektor Bruck in Cottbus. Glasers Ann. 1903.
Bd. 52, Heft 4, S. 75.
Verfasser berichtet über scine Frtahrungen bei Verwendung
von Graphit als Zusatz zum Schmieröl für Lokomotiven, namentlich
der äufseren Triebwerkstheile und der Achsschenkel, und spricht
sich für eine Verwendung des sogenannten „Flocken-Graphits“ als
Zusatz zum Schmieröl aus. B.
Die chemische Analyse als Mittel zur Bestimmung
der Güte des Materials bei der Abnahme. Von
O. Knaudt. Glasers Ann. 1903. Bd.52, Heft 1, S. 13.
Vergleiche »Zestschrift des Vereins deutscher Ingenicure«. 1902,
No. 46, S. 1745, besprochen in Heft 5 und 6 der Mittheilungen aus
der Tageslıteratur des Eisenbahnwesens, S. 141. B.
Ueber den Wärmedurchgang durch Heizflächen.
VonL. Austin. Ztschr. d. Ing. 1902. No.50, S. 1890.
Mittheilung über die in der Physikalisch-technischen Reichs:
anstalt angestellten Versuche. B.
Die kritischen Daten und ihre Bedeutung für die
Kondensation der Gase. Von Dr. Clemens Schaefer.
Ztschr. d. Ing. 1902. No. 50, S. 1902.
Theoretische Abhandlung über die Kondensation der Gase, in
welcher der Verfasser nachweist, dafs es für jeden Stoff eine
Temperatur giebt, die sogenannte kritische, oberhalb deren keine
Verflüssigung, sei der Druck auch noch so stark, möglich ist. So
sind die kritischen Temperaturen für //= — 234", für SO, = — 1559,
fir O = — 118°, für Lut = — 1409, für CO, = + 319.
B.
Transmissionslager mit selbstthatiger Schmierung.
Von Rich. Kablitz. Ztschr. d. Ing. 1902. No. 49,
S. 1841. Mit Abb.
Verfasser bespricht eine gröfsere Zahl der gebräuchlichen
Transmissionslager mit selbstthätiger Schmierung, auch solche mit
allseitiger Verstellbarkeit, und stellt zum Schlufs seiner Erörterung
die Hauptbedingungen für die Konstruktion von Transmissionslagern
auf. Er ist der Ansicht, dafs gerade die deutsche Industrie auf
diesem Gebiete bahnbrechend gewesen sei und wünscht, dafs sie
auch durch weitere Verbesserungen die Führung behalten möge.
B.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. August 1903.)
Die Reibungsverhaltnisse in Lagern mit hoher
Umfangsgeschwindigkeit. Von O. Lasche. Ztschr.
d. Ing. 1902. No.50, S. 1881; No. 51, S. 1932; No. 52,
S. 1961. Mit Abb.
Neuerdings haben sich bei Verwendung von Dynamos und
Turbinen bisher unbekannt hohe Laufgeschwindigkeiten und Bean-
spruchung der Lager ergeben, die eingehende Versuche über
Gleitlager mit hoher Zapfengeschwindigkeit ertordern, über die der
Verfasser eingehend berichtet. Motoren von 1000 PS und mehr
bei hohen Umlaufzahlen und von Dampfturbinen von 1000, 2000
und 3000 Uml./Min. und die Lagerung der damit zu kuppelnden
Dynamos mit grofsen Mafsen bedingen Lager, die ganz neuen An-
forderungen genügen müssen. B.
Bremsversuche an einer New American-Turbine.
VonC. Herschel und Pforr. Ztschr. d. Ing. 1902.
No. 47, S. 1788. Ä
Entgegnung des Civil and Hydraulic Engineer Clemens Herschel
in New York auf eine Veröffentlichung von Pforr in No. 23, S. 845
und Rechtfertigung des Verfassers. B.
Beiträge zur Prüfung von Indikatorfedern. Von
H. F. Wiebe und R. Schwirkus. Ztschr. d. Ing.
1903. No. 2, S. 54.
Mittheilung aus der Physikalisch-technischen Reichsanstalt.
B.
7. Sicherungsamlagen: Telegraphie, Signalwesen, Stellwerke.
The Crewe system of electric railway signalling.
Eng. vom 21. November und 5. Dezember 1902. Bd. 94,
No. 2447 u. 49, S.501 u. 48. Mit Abb.
Beschreibung der elektrischen Stellwerke, welche für die eng-
lische Nordwestbahn entworfen und zuerst in Crewe bei einer neuen
Gleisanlage ausgeführt sind. Elektrischer 110 Volt-Strom von einem
schon länger vorhandenen Kraftwerk wird verwendet um die Signale
mit Solenoiden, die Weichen mit Motoren zu stellen. Die gegen-
seitige Verriegelung der Hebel erfolgt mechanisch „mit Knaggen“
(tappet type). H—e.
Englisches Urtheil über die selbstthatigen Block-
signale der amerikanischen Eisenbahnen. Ztg.
D. E.-V. 1902. S. 1441.
Der englische Fachmann S. Norman D. Macdonald macht auf
Grund seiner unlängst auf einer Studienreise in den Vereinigten
Staaten gewonnenen Eindrücke über obige Signale Mittheilungen,
die eingehend besprochen werden. Fl.
Selbstthätiges Blocksignal der British- Pneumatic-
Railway-Signaling-Company inLondon. Dinglers ].
1902. S. 723. Mit Abb.
Beschreibung einer in England ausgeführten selbstthätigen Block-
anlage. Die Entfernung der Blockposten beträgt 2000 m. Sie be-
stehen aus Flügelsignalen, die mittelst Druckluft bewegt und auf
elcktrischem Wege von den Zügen gesteuert werden. An jedem
Mast befindet sich ein oberer rother Flügel (das Hauptsignal) und
ein unterer grüner Flügel (das Vorsignal für den nächstfolgenden
Nachbarblockabschnitt). Die normale Lage der Flügel ist „Freie
Fahrt“. Die Druckluft wird durch ein Vertheilungsrohr allen Posten
zugeführt. Der in die Blockstrecke eingefahrene Zug deckt sich
gleichzeitig mittelst dreier Signalflügel, nämlich durch das Haupt-
signal, dann durch das zugehörige Vorsignal, endlich durch das zur
vorausliegenden Blockstrecke gehörende Vorsignal. Für die Ueber-
wachung der 10 km langen Versuchsstrecke genügt ein Wärter.
Od.
Die automatischen Telephone und Vermittelungs-
umschalter. Dinglers J. 1902. S. 757. Mit Abb.
Wiedergabe eines Vortrags von A. A. Kiett und J. F. Crook
aus dem Oktoberhett des »Yournal of the Western Society of
Engineers« über das Strowger-System, das demnächst in Chicago
zur Ausführung kommen soll. Die Herstellung einer Verbindung
soll nur 5 Sekunden in Anspruch nehmen. Die Theilnehmer sind
mit dem Amte durch Doppelleitung verbunden; die Erde dient als
dritter Leiter. Od.
(1. August 1903.)
Elektrische Kabel als Ursache von Explosionen.
Ztschr. f. Transportw. 1902. S. 488.
In London fanden Explosionen in Kabelschichten statt und zwar
von solcher Heftigkeit, dafs die eisernen Verschlufsdeckel hoch
emporgeschleudert wurden. Die Ursache ist noch nicht sicher fest-
gestellt. Man nimmt an, dafs die Entstehung des explosiven Ge-
menges auf eine Verdampfung der Teerprodukte des Isolirmatcrials
zurückzuführen sei, doch wird auch diese Erklärung durch Versuche
nicht unterstützt. Die naheliegende Annahme, es müsse sich um
elektrolytische Entwickelung von Knallgas gehandelt haben, wird
abgelehnt, da die Kabel in trockenen Röhren lagen. Od.
Versuche mit dem Pupinschen Kabel, ausgeführt
von der Siemens & Halske A.-G. Dinglers J. 1903.
S. 81. Mit Abb.
Bericht über Versuche mit einem Erdkabel zwischen Berlin—
Potsdam und einer Freileitung Berlin— Magdeburg. Von den sehr
interessanten Ergebnissen seien hier nur erwähnt, dafs eine Frei-
leitung von 2 mm starkem Bronzedraht zwischen Berlin und Potsdam
ungefähr dieselbe Lautstärke ergab wie eine einzige ausgerüstete
Kabelleitung von | mm Durchmesser bei gleicher Länge. Od.
Die selbstthätigen (automatischen) Telephonapparate
und Vermittelungsämter. Dinglers J. 1903. S. 78.
Mit Abb.
Beschreibung des Systems Faller. Od.
Die neuesten Erfolge auf dem Gebiet der Funken-
telegraphie. Dinglers J. 1903. S. 47.
Angaben über Leistungen der Funkentelegraphie unter Berührung
der Systeme von Marconi, Braun-Siemens & Halske, Slaby-Arco,
Fessenden, de Forest und Branly. Od.
Die Ueberwachung mechanischer Einrichtungen mit
Hülfe von Wechselschlössern. Von Wegner,
Reg.- u. Baurath in Düsseldorf. Org. 1903. S. 6.
Die Anordnungen von Wechselschlössern zur Sicherung des
Verschlusses von Schränken, Drehkreuzen, Thüren, Gleissperren,
Weichen, Fahrstrafsen u. s. w. werden beschrieben und bildlich
dargestellt. Sr.
Drahtlose Telegraphie. Von Dr. Franke. Glasers
Ann. 1903. Bd. 52, Heft 2, S. 21. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages. B.
Pneumatic signalling on the London & South Western
railway. Eng. vom 19. Dezember 1902. Bd. 94,
No. 2451, S.598. Mit Abb.
Unter dem 30. Mai 1902 berichtete »Z%e ZIingineer«e über
eine Signalanlage gleichen Systems auf der Strecke Grately-Andover
der L. & S. W. Bahn. Jetzt wird die Ausstattung des Bahnhofes
Salisbury mit Signal- und Weichenstellung durch niedrigen Luftdruck
mitgetheilt. H—e.
8. Stadt- und Strafsenbahnen.
L’exploitation des tramways electriques dans quel-
ques grandes villes d’Angleterre. Gen. civ. vom
10. Januar 1903. Bd. 42, No. 11 (1074), S. 165.
Beginn einer Artikelreihe von A. Payan. Zusammenstellung
der Ergebnisse einer vorjährigen Studienreise, veranlafst durch den
Umstand, dafs die Einführung der Elektricität auf englischen Strafsen-
bahnen, welche erst spät begann, sich seit 2 Jahren sehr schnell
vollzieht und dem Abschlusse nahe ist. Aufser London werden
besonders Liverpool und Glasgow, auch Manchester in Betracht
gezogen. H--e.
Der elektrische Betrieb auf der Grofsen Berliner
Strafsenbahn. Elektr. Ztschr. 1903. Heft 5.
Ein Auszug aus der von der Strafsenbahn herausgegebenen
Denkschrift gelegentlich der Fertigstellung der elektrischen Bahn-
einrichtungen. Pf.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 627.) 11
Erhöhte Fahrgeschwindigkeit auf der Stadtbahn in
Liverpool. Elektr. Ztschr. vom 23. Oktober 1902.
Heft 43.
Die bereits seit längerer Zeit elektrisch betriebene Stadtbahn
wird mit neuen Betriebsmitteln versehen. Man erreicht jetzt bei
einer mittleren Entfernung der Haltestellen von 666 m eine Reisc-
Auf der Berliner
Stadtbahn sind die Haltestellen 1200 m entfernt und die Reise-
geschwindigkeit beträgt trotzdem nur 20 km in der Stunde. Pf.
geschwindigkeit von 31 km in der Stunde.
Die elektrische Bremsung der Stralsenbahnwagen.
Von Maximilian Müller, Berlin. Elektr. Ztschr. vom
12. Juni 1902. Heft 24.
Enthält eingehende graphische Berechnungen über die Wirkung
elektrischer Bremsen und eine Uebersicht über die Neuerungen auf
diesem Gebiet.
Die elektrische Hoch- und Tiefbahn in Berlin.
Schwz. Bauztg. Bd. 40, S. 99, 111, 127, 157.
Eingehende Beschreibung mit zahlreichen Abbildungen.
Aenderungen und Erweiterungen der elektrischen
Hoch- und Untergrundbahn in Berlin. Vom Reg.-
Rath a. D. Kemmann zu Berlin. Ze DEN 1902.
S. 1522 ff. Mit Abb.
Fine höchst beachtenswerthe interessante Arbeit, die über die
beabsichtigte weitere Ausgestaltung der Siemens’schen Hochbahn
und die damit im Zusammenhange stchenden Projekte betr. die
künftige Gestaltung des Westens Berlins Aufschlufs giebt. Fl.
Schutzmalsregeln gegen die Gefahren elektrischer
Oberleitung. Von Paul Hermann. Reform. 1902/03.
7 Heft, S. 410. Mit Abb.
Kurze Schilderung der verschiedenen in Anwendung befindlichen
Methoden.
Die Beziehungen zwischen den Stralsenbahngleisen
und dem Pflaster städtischer Stralsen. Ztschr.
f. Transportw. 1902. S. 541.
Nach einem Aufsatze im » Journal of the Association of Engi-
neering Societies«, Als Hauptforderung wird aufgestellt, dafs das
Gleis vollständig unelastisch liegt, da sonst das Pflaster der
Straise nicht Stand hält. Es wird empfohlen, Strafsen von weniger
als 40 Fufs Breite mit einem anderen Pflaster als Macadampflaster
zu versehen. Od.
Die erste Bergschwebebahn der Welt. Vortrag von
E. A. Ziffer. Mitt. ü. Lok.- u. Strbw. 1902. S. 509.
Mit Abb.
Die Bergbahn Loschwitz-Rochwitzer Höhe bei Dresden beruht
auf demselben Prinzipe wie die Elberfelder Schwebebahn. Ihre
Lange beträgt 250 m, der Höhenunterschied des Anfangs- und
Endpunktes 84 m. Der Antrieb erfolgt durch Drahtseil. Die
Schwebebahn wurde mit Rücksicht auf die zu kreuzenden Strafsen
gewählt. Die Stützenentfernung beträgt 8 m um die Längsträger
recht leicht halten zu können. Der Antrieb der Seiltrommeln erfolgt
durch zwei Lokomobilen. Jeder Wagen falst 50 Personen und
wiegt besetzt 12,8 t. Od.
Entwurf einer Schwebebahn für Berlin. Zentralbl.
d. Bauverw. 1903. S.4. Mit Abb.
Kurze Beschreibung der von der „Kontinentalen Gesellschaft
für elektrische Unternehmungen in Nürnberg“ geplanten Stadtbahn
Gesundbrunnen —Rixdorf. Od.
Oberbau der Strafsenbahnen von London-Süd. Von
Günther. Ztschr. f. Transportw. 1902. S. 514.
Mit Abb.
Die Einführung des elektrischen Betriebes auf den Strafsenbahn-
linien Londons erfordert einen vollständigen Umbau des vorhandenen
Oberbaues, der nur für Pferdebahnbetrieb berechnet war, bei gleich-
zeitigem Einbau der unterirdischen Stromzuleitung. Der Kanal liegt
in der Gleisachse, Schlitzweite 3/4” (engl.), Rillenschienen mit Winkel-
laschen. Od.
— eee vn — -
12 [No. 627.]
Le funiculaire de Wechawken (Etats unis). Gen. civ.
vom 6. Dezember 1902. Bd. 42, No. 6 (1069), S. 86.
Mit Abb.
Nach »Zngineering Newse wird diese „steilste Eisenbahn“ der
Vereinigten Staaten Nordamerikas eingehend beschrieben. (Vergleiche
»Zeitung des Vereins
7. Januar 1903, No.2, S. 27.)
Die mt 1:1,4 eine Höhe von 50,42 m ersteigende, wagerecht
deutscher Eisenbahn-Verwaltungene vom
gemessen nur 70,4 m lange Drahtseilbahn verbindet den am rechten
Hudson-Ufer gegenüber Newyork belegenen Landungsplatz Wechawken
mit dem den hohen Uferrand krönenden Hoboken. 2 Wagen, deren
Figengewicht durch ein über Rollen gehendes Scil ausgeglichen
wird, tragen je eine wagerechte Fahrbahntafel, welche das zu
befördernde Strafsenfuhrwerk Zur
Zugkraft sind an jedem Bahnwagen 2 Seile befestigt, die auf Trommeln
Die Maschinerie
aufnimmt. Uebertragung der
auf-, bezw. von denselben abgewickelt werden.
wird elektrisch betrieben. Das Bremssystem ist sehr sorgfältig
durchgearbeitet, desgleichen die eigenartige Vorrichtung, welche die
Wagen stofslos an das die Gleise oben und unten begrenzende
Mauerwerk heranführen soll. H- e.
Les tramways electriques de Rodez. Gen civ. vom
27. Dezember 1902. Bd. 42, No. 9 (1072), S. 129.
Mit Abb.
Diese Stratsenbahn ist am 15. August 1902 eröffnet. Sie ver-
mittelt zunächst den Verkehr von Reisenden und Gepäck zwischen
Auch
soll sic dem Güterverkehr dienen, welchen man auf 90 000 t jährlich
Bahnhof und Stadt, sowie den Personenverkehr ın der Stadt.
veranschlagt. Sie ist 2,5 km lang und soll um 1 km, bis zur Markthalle,
verlängert Die
gröfste Steigung, welche auf 20 m Lange vorkommt, ist 10 pCt. —
werden. Die Steigung beträgt im Mittel 60 (len,
Die Stromzuführung erfolgt durch Oberleitung und Trolley. — Dic
und Gepäck End-
2 nur
Bahn hat 3 Wagen für Personen (letzteres in
abtheilen). Diese Wagen ruhen auf 2 achsigen Drehgestellen.
für Personen bestimmte 2achsire Wagen sind bestellt. Die Güter-
wagen, 2 achsig, können 5t Nutzlast aufnehmen. Wegen des starken
Gefalles der Bahn sind die Wagen mit einer von der Reibung
zwischen Rad und Schiene unabhängigen Nothbremse versehen.
Sie besteht
seinem mit
in einem eisernen Balken, welcher, wenn ausgelöst,
unteren Ende auf die
H -—e.
mit scharfen Zähnen besctzen,
Strafsenoberfläche stöfst.
Die Strafsenbahnen in den Vereinigten Staaten von
Amerika. Von G. Schimpff. Ztschr. f. Kleinb. 1902.
S. 253, 361, 442, 524, 615, 694, 775. Mit Abb.
In einer Reihe von Artikeln behandelt der Verfasser die Figen-
arten der nordamerikanischen Strafsenbahnen, die er zum gröfsten
Theil Ort und studirt
Nach einer anschaulichen Schilderung der amerikanischen Wohnungs-
persönlich an und Stelle besichtigt hat.
und Geschäftsverhältnisse, die an die l.eistungsfähigkeit der Bahnen
ganz aufsergewöhnliche Anforderungen zu bestimmten Tagesstunden
stellen, werden die Oberbausysteme ausführlich besprochen. Fs
folgt eine Besprechung der Betriebssysteme und der Betriebsmittel.
Hieran reiht sich eine schr ausführliche Schilderung der Erzeugung
elektrischen Energie sowie der Betriebsanlagen einschlhietslich
der Betrieb
der
der Hochbahnen. Zum Schlusse wird und die Ver-
waltung beschrieben. Besonderes Interesse erregen die zusammen-
hängende Darstellung der Energie-Erzeugung für Bahnzwecke und
der Betriebsbahnhöfe und Wagensehuppen, die unseres Wissens
zum ersten Male hier gegeben wird. Aus den statistischen Angaben
ersieht man, dats der Betriebskoeftizient der amerikanischen Strafsen-
bahnen nicht wesentlich medriger als bei uns (i. M. 60 pCt.) ist.
Od.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
4. Allgemeines.
Allgemeine Maschinenlehre. Beschreibung der ge-
bräuchlichsten Kratt- und Arbeitsmaschinen der ver-
schiedenen Industriezweige von Th. Schwartze,
Ingenieur. Mit 237 in den Text gedruckten Ab-
bildunzen. Leipzig 1903. Verlag von J. J. Weber.
In Originallcinenband 6 M. IV.D. M]
Das Buch ist ein Band der bekannten Sammlung von Weber's
Nlustrirten Katechismen.
Es brirgt eine kurze geschichtliche Ueber-
Selbstverla. al a IT, r
GLASFRS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
U
Die Maschinen-Elemente.
(1. August 1903.)
sicht über die Entwickelung des Maschinenwesens und dann in
12 Kapiteln die Beschreibung der Motoren und zwar animalischer,
und der Arbeitsmaschinen;
Zer-
Lasthebemaschinen, Ge-
Wasser-, Wärme- und Windmotoren,
für Mctall-
kleinerungsmaschinen,
letztere und Holzbearbeitung, Papierherstellung,
Gielsereimaschinen,
blase und Pumpen.
Die Abbildungen beschränken sich gröfstentheils auf Katalog-
klischees.
Es dürfte geeignet sein dem Laien einen kurzen Ucberblick
Dem Fachmann bietet
CiS,
fiber die angegebenen Themata zu gewähren.
es, weil nur beschreibend, nichts Neues.
Ein Hilfsbuch für tech-
nische Lehranstalten sowie zum Selbststudium ge-
eignet. Mit Beispielen und zahlreichen Zeichnungen
im Text wie auf Tafeln. Bearbeitet von M. Schneider,
Ingenieur und Lehrer am Technikum Altenburg. In
zwei Bänden. Siebente Lieferung: Zahnräder und
Reibungsräder. Mit dreizehn Tafeln. Braunschweig
1903. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und
Sohn. Ladenpreis: geheftet 4,50 M. IV D. M].
Die Zahnräder und Reibungsräder werden theoretisch und
praktisch in ihren häufigsten Anwendungsformen besprochen und
an Beispielen erläutert. Den durch die Uebertragung entstehenden
Reibungsverlusten wird hierbei allerdings nicht die erforderliche
Beachtung geschenkt. Sehr ausführlich wird das neuerdings immer
mehr in den Vordergrund tretende Grisson-Getriebe als besonderer
Fall der Triebstockverzahnung behandelt. Die Ausstattung mit
Tafeln und Skizzen ist auch bei der vorliegenden Lieferung sehr
anzuerkennen. Zg.
V. Elektrizität.
Elementare Vorlesungen über Telegraphie und
Telephonie. Von Dr. Richard Heilbrun. Mit zahl-
reichen in den Text gedruckten Abbildungen. Berlin
1902. Verlag von Georg Siemens.” Vollständig in
etwa 5 Licferungen zum Preise von je 1,60 M.
[V. DM
In der 4. Lieferung findet die „chemische Stromspeicherung “
ihren Abschlufs. Die darauf folgende 11. Vorlesung mit der Ueber-
schrift „Wellen und Schall“ bildet die allgemeine physikalische
Grundlage zum Verstandnifs der Telegraphen- und Fernsprech-
apparate, deren Behandlung ın der 12. Vorlesung mit dem Titel
Bemerkenswerth ist, dafs
in der Elektro-
„Farbschreiber und Klopfer“ beginnt.
der
technik allgemein üblichen Ausdrucksweise nicht der Radius, sondern
im Gegensatz zu bisher in der Physik wie
der Durchmesser des Schwingungskreises als Amplitude bezeichnet
indessen aus verschiedenen Gründen
Dr. M.
wird. Diese Modifikation ist
nicht zu empfehlen.
VI. Verschiedenes.
Der moderne Schlosser. Praktische Musterbücher in
Taschenformat. Ill. Band. 100 Füllungsgitter. Heraus-
gegeben von Josef Feller. Ravensburg. Verlag von
Otto Maier. Preis 4 M. IV DM
Der dritte Band dieses praktischen Werkes reiht sich seinen
beiden Vorgängern würdig an. Die Entwürfe sind geschmackvoll
und leicht ausführbar. Die beigegebene Preisberechnung nebst
Mafsangaben wird trotz ihrer Unverbindlichkeit sicher willkommen
Dr. M.
sein und die Benutzung der Sammlung erleichtern.
Kaufmännische Organisation im Handwerk. Von
Carl Eyrich. Ein Lehr- und Hilfsbuch für die ge-
samten Kontorarbeiten des Handwerkers. Leipzig 1903.
Verlag von Carl Ernst Poeschel. Preis geb. 2,40 M.
Verfasser geht von der Ansicht aus, dafs auch für den selbst-
ständigen Handwerker eingehende kaufmännische Kenntnisse von
Nutzen sind und sucht dies durch sein Lehr- und Hiltsbuch zu er-
reichen; „ein Bürokrat“, sagt er, „soll der Handwerker damit nicht
ein denkender, rechnender und umsichtiger
Der erste Abschnitt beschäftigt
und der dritte
Der Anhang enthält dann noch eine Lohn-
werden, wohl aber
Geschäftsmann“. -- sich mit der
Preisberechnung, der zweite mit der Buchführung
mit der Schriftführung.
Berechnungstabelle. B.
H * 5 í Soe Coe er biter H : . x . E $
uarbers — Kommisstonsyerlag: Georg Siemens. Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Reyier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berho. —
; Druck von Gebruder Grunert, Berlin.
LITERATURBLATT 3
GLASERS ANNALEN
für
GEWERBE UND BAUWESEN.
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V.D.M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit 7 bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
No. 410. Beilage zu No. 628 (Band 53. Heft A. 1903.
I. Eisenbahnwesen. = Schnellmesser II, ein Schiebetachymeter für lot-
l rechte Lattenstellung. Von Puller. Zentralbl.
1. Bahnentwürfe, Vorarbeiten. d. Bauverw. 1903. S. 206. Mit Abb.
Eisenbahnpläne in China und ihre Bedeutung. Ztg. Beschreibung eines neuen Schnellmessers, der nach Angaben
IEN 1903. S. 155. Pullers von F. W. Breithaupt & Sohn in Kassel hergestellt ist und
Interessanter Auszug aus einer Darstellung eines im Innern der sich vorzugsweise für allgemeine Vorarbeiten und topographische
Chinas lebenden chemaligen preulsischen Eisenbahnbeamten. Fl. Aufnahmen im Matsstabe 1:2500 eignen soll. Od.
Die Chinesische Ostbahn. Zentralbl. d. Bauverw. 2. Bau.
1903. S. 134.
b) Brücken aller Art und Fundierungen.
Beschreibung der Linie. Der regelmäfsige Verkehr wird vor- |
!
Ueber parabelförmige Einflulslinien und die Be-
ssichtlich ; ee x ese , >
aussichtlich im Frühjahr spätestens im Sommer 1903 stattfinden, die rechnung des Zweigelenkbogens. Von Müller-
von St. Petersburg nach Wladiwostok wird dann etwa | Breslau. Zentralbl. d. Bauverw. 1903. S. 113. Mit Abb.
E EES SS: Angabe von Zahlenwerten für die Berechnung von Eisenbahn-
Ueber Eisenbahnbauten in Indochina. Von Keil. brücken nach den neuen Vorschriften, durch die die Ermittelung
Zentralbl. d. Bauverw. 1903. S. 99. Mit Abb. _ des Horizontalschubes, der Angriffsmomente usw. wesentlich ver:
einfacht wird. Od.
Kurze Angaben über die gebauten und geplanten Eisenbahnen |
Indochinas. Od. Kiesleisten zum Abschlufs des Kiesbettes von Eisen-
bahnen vor offenen eisernen Brücken. Zentralbl.
d. Bauverw. 1903. S. 147.
Die Kiesleiste ermöglicht das Heranrücken der der Brücke
Entwürfe zu Londoner Untergrundbahnen. Zentralbl.
d. Bauverw. 1903. S. 135
Mitteilung einer ganzen Reihe von Entwürfen, die den gesetz-
zunächst liegenden Schwelle an die letzte Brückenschwelle. Die
gebenden Körperschaften in letzter Zeit eingereicht worden sind. Kosten betragen z. Z. etwa 48 M. Od.
Od.
The proposed extensions of the New York rapid
transit railway system. Engg. News vom 26. Fe-
bruar 1903. Bd. 49, No. 9, S. 200.
Balkenbrticke aus Betoneisen. Zentralbl. d. Bauverw.
1903. S. 124. Mit Abb.
Beschreibung einer Stratsenbriicke bei Heidenheim; die Brücke
Kurzer Auszug aus einem Bericht des Oberingenieurs Wm. hat drei Oefinungen, die Stützweiten betragen 14 und 7,5 m. Dauer
Barclay Parsons vom 19. Februar 1903 an die Untergrund-Schnell- der Betonarbeit 2 Monate. Die Ausschalung erfolgte vier Wochen
bahn-Kommission. Es werden darin Vervollständigungen des Unter- später. Od.
grund-Bahnnetzes und Verbindungen desselben mit bestehenden Die neuen Drehbrücken über den Weaver-Flufs in
Northwich (England). Von Frahm. Zentralbl. d.
Bauverw. 1903. S. 180. Mit Abb.
Bahnen im Gesamtkostenbetrage von ungefähr 200 000 000 M. vor-
geschlagen. Dabei kann mit der neuerdings kundgegebenen Bereit-
willigkeit der Manhattan-(Hoch-)Bahn-Gesellschatt, ihr Netz behufs Ä Mit Rücksicht auf die aufserordentlich häufigen, durch Bergbau
einheitlichen Betriebes an das der Untergrundbahn anzuschliefsen, ! verursachten Senkungen des Bodens wurde eine aufsergewöhnliche
gerechnet werden. H—e. Anordnung des Drehpfeilers gewählt. Der Ueberbau ist auf einem
|
|
|
: ? , geschlossenen Schwimmkörper aufgelagert, der unter dem Schwer-
Die neue Bahnhofsanlage der Reichsfestung Ulm
a. d. D. in Verbindung mit der Stadterweiterung.
Zentralbl. d. Bauverw. 1903. S. 218. Mit Abb.
Der Plan der Warttembergischen Staatsbahn, den Personen-
punkt des Ueberbaues liegt und von dem 303 t betragenden Eigen-
gewicht einer Brücke nebst Schwimmkörper etwa 255 t abstützt,
sodafs beim Ausschwenken der Brücke nur 48 t Druck auf den
BEN Drehpfeiler entfallen. Der Drehkörper konnte unter diesen Um
bahnhof bei der Umgestaltung der Bahnhofsanlagen in Ulm an der a x :
ae | ständen durch einen den Schwimmkörper umgebenden Kranz von
alten Stelle zu lassen, wird mit Rücksicht auf die Erweiterung der
i Schraubenpfählen ersetzt werden. Das Oeffnen und Schliefsen
Stadt lebhaft bekämpft. Od.
ertolgt mittelst elektrischer Kraft. Od.
Berechnung von Gleisverlegungen. Von Puller.
Zentralbl. d. Bauverw. 1903. S. 110. Mit Abb.
Mathematische Behandlung der bei der Verlängerung von
Die Verstärkung von Trägern aus Schweifseisen
durch Aufnieten von Platten aus Flulseisen. Von
R. Neumann. Zentralbl. d. Bauverw. 1903. S. 175.
Zwischengeraden zwischen Gegenkrümmungen und der Vergröfserung , Mit Abb.
zu kleiner Halbmesser auftretenden Aufgaben. Od. Der Verfasser untersucht die Zunahme der Spannung fir den
Fall, dafs genietete und gewalzte Träger aus Schweilseisen durch
Verfahren zur schnellen Ermittlung des Längen- | Aufnieten flufseiserner Platten verstärkt werden. Es ergiebt
schnitts von Bahnlinien. Von Karl Lademann. sich, dats an der Trennungsstelle eine sprungweise Zunahme der
Zentralbl. d. Bauverw. 1903. S. 156. Spannungen eintritt, ferner dafs die Beanspruchung für die Flutseisen-
Es wird ein anscheinend nicht praktisches Verfahren zur raschen platte stets höher, für den alten Querschnitt stets geringer ausfällt
Uebertragung der Höhen aus dem Schichtenplan in das Langenprofil als dies die Gleichung für einen einheitlichen Baustoff ergeben würde.
beschrieben. Od. Od.
nn m
—
14 (No. 628.)
Zur Ermittelung des Gewichtes eiserner Brücken.
Von Schubert. Zentralbl. d. Bauverw. 1903. S. 172.
Es werden Gewichtsformeln für Eisenbahnbrücken gegeben,
die nach den Vorschriften vom 1. Mai 1900 berechnet sind und zwar.
für Fachwerkbrücken und Blechträger mit und ohne durchgehendes
Kiesbett sowohl bei über den Hauptträgern als auch zwischen den
Hauptträgern liegender Fahrbahn. Ebenso werden Angaben über
das Eigengewicht von Strafsenbrücken gemacht. Od.
Der Brückenbau. Leitfaden zum Gebrauch an den
Militär-Bildungsanstalten zugleich auch für Techniker
zum Selbststudium von Franz Tschertou. Wiesbaden
1903. C. W. Kreidel’s Verlag. Preis 9,60 M.
In erschöpfender und gründlicher Weise sind die im Militär-
brückenbau vorkommenden Konstruktionen abgehandelt und durch
in den Text eingedruckte Abbildungen veranschaulicht. Für Nicht-
militärs dürfte das Buch ein willkommener Ratgeber bei Ausführung
provisorischer Brückenbauten sein. Z.
Eiserne Bogenbrücke über den Viaur im südwest-
lichen Frankreich. Schwz. Bauztg. Bd. 41, S. 22.
Diese Brücke hat die bisher gröfste Weite eines Bogenträgers
von 220 m bei 115m über dem Flufsbett. Mit den Auslegern
beträgt die Lange 410 m, wozu noch jederseits 25 m Mauerwerk
kommt. Eröffnet im Oktober 1902. Gg.
Ueber Bogenbrücken mit elastischen Pfeilern.
Schwz. Bauztg. Bd. 40, S. 290.
Besprechung einer Schrift des Italieners Panetti (Schüler von
Prof. Dr. W. Ritter), welche die Aufgabe auf graphischem Wege
löst und als sehr erfolgreich namentlich für steinerne Brücken
bezeichnet wird. Gg.
Impact and fatigue in railway bridges. Eng. vom
14. November 1902. Bd. 94, No. 2446, S. 465. Mit Abb.
Brücken -Ingenieur Graham erörtert den Einflufs, den die An-
strengung des Materials durch ruhende Lasten und den die Stöfse
schnell hinüberfahrender Züge auf die Eisenbahnbrücken ausüben.
Er stellt Formeln für die zulässige Inanspruchnahme der Eisen-
teile auf. H--e.
Progres réalisés dans la construction des ponts
metalliques. Gen. civ. vom 24. Januar 1903. Bd. 42,
No. 13 [1076], S. 196. Mit Abb.
Vortrag gehalten von M. P. Bodin bei Uebernahme der Präsident-
schaft der Société des Ingénieurs civils de France. Es wird eine
geschichtliche Uebersicht der Entwickelung des Baues eiserner
Brücken gegeben, beginnend mit der Britannia-Brücke und endigend
mit dem Viadukt von Viaur in der am 18. Dezember 1902 eröffneten
Eisenbahn von Carmaux nach Rodez. Er hat einen 220 m weiten
Bogen mit rückwärtig angesetzten, halbbogentörmigen Auslegern.
H—e.
Page bascule bridge over the Chicago river at
Ashland avenue, Engg. News vom 1. Januar 1903.
Bd. 49, No. 1, S. 16 und vom 8. Januar 1903. No. 2,
S. 26. Mit Abb.
Vorliegendes ist eine Ergänzung einer Veröffentlichung der-
selben Zeitschrift vom 25. April 1901. Es werden jetzt auch die
Abweichungen vom Entwurf angegeben, die bei der Ausführung
stattgefunden haben.
Die Stromöffnung ist v. M. z. M. der Drehzapfen der Klappen
51,2 m weit. Die beiden Uferdfinungen haben je 14,6 m Weite.
Die Träger der letzteren lagern als Gegengewichte auf den rück-
wärtigen Verlängerungen der Klappenträger. Kein Teil des Brücken-
überbaues taucht beim Oeffnen oder Schliefsen ins Wasser.
2 Elektromotoren von je 38 PS sind an jeder Brückenklappe
angebracht, un deren Bewegungen zu bewirken.
Erfinder dieser Brückenart ist John W. Page in Chicago.
In No. 2, S.26 werden noch 2 ähnliche Brücken erwähnt.
Deren schnelle Errichtung (Klappen aufrecht) wird beschrieben.
Dabei kommen Krahne mit (steilgestellten) Auslegern von 31,1 bezw.
34,5 m Länge in Anwendung, H—e.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. August 1903.]
Viaduct over the Viaur. Eng. vom 27. Februar 1903.
Bd. 95, No. 2461, S. 216. Mit Abb.
Mitteilung über diesen, in der Eisenbahnlinie Carmaux- Rodez
in Frankreich belegenen Viadukt. System der abbalanzierten Bogen-
träger. Hauptöfinung 221,3 m, 2 Seitenöflnungen je 95,4 m weit.
H—e.
The new swing span and substructure for the
interstate bridge, Omaha (Neb). Engg. News vom
22. Januar 1903. Bd. 49, No. 4, S. 85. Mit Abb.
Die Eisenbahnbriicke Ober den Missouri bei Omaha, welche
1893 nur in der 158,5 m langen, 2 armigen Drehbrücke endgültig,
im Uebrigen aber einstweilig, aus Holz, fertig gestellt worden war,
wird jetzt in bleibenden Stofien ausgebaut. Der Holzbau wird
beseitigt.
Dabei ist am linken Ufer (Jowa) nur eine kleine Blechträger-
Oeffnung zu bauen. Dann folgt die bestehende Drehbrücke, dann
— wegen der Veränderlichkeit des Stromstrichs — eine ebenso
grofse, neue Drehbrücke, endlich 8 kleine Blechtrager-Oeffnungen.
Die Pfeilerbauten und der UÜcberbau der neuen Drehbrücke
werden beschrieben und dargestellt. H —e.
The substructure for the 1800 ft cantilever bridge
at Quebec Canada. Engg. News vom 29. Januar
1903. Bd. 49, No.5, S. 92. Mit Abb.
Die Brücke übersetzt den Lorenz-Strom zwischen hohen,
felsigen Uferrändern. Sie erhält eine Hauptöfinung (Auslegerträger)
mit 549 m Spannweite, daran anschlielsend jederseits eine 152 m
weite Ankerdffnung und eine 64 m weite Oeftnung mit Einzelträgern.
Die Brücke wird tragen: zwischen den Hauptträgern eine 2gleisige
Eisenbahn und aufserhalb jederseits ein elektrisches Strafsenbahngleis
und eine Strafsenfahrbahn. Gründung der beiden Hauptpfeiler auf
hölzernen, mittels Druckluft versenkten Caissons.
Der Unterbau der Brücke, der jetzt fertig ist, bildet den Gegen-
stand der vorliegenden Veröffentlichung.
Der Ueberbau ist vertraglich vergeben. H--e.
Eine Brücke über den Long Island Sund bei New
York (Engg. News vom 19. Februar 1903. Bd. 49,
No. 8, S. 165 und Ztg. D. E.-V. vom 29. April 1903,
Jahrg. 43, No. 33, S. 526) `
wird von der Pennsylvania-Bahn geplant. Gesamtlange etwa 3,2 km,
Weite der Hauptdfinung über dem Hell-gate-Mecresarm 256 m.
Anschlagmäfsige Kosten 42 000 000 M. H —e.
South African railway bridges. Eng. vom 3. April
1903. Bd. 95, No. 2466, S. 345. Mit Abb.
Als Nachtrag zu dem Aufsatz auf Seite 305 werden photo-
graphische Aufnahmen mitgeteilt von Brücken, die im Burenkriege
zerstört sind. H—e.
New railway bridge over the Tyne. Eng. vom
10. April 1903. Bd. 95, No. 2467, S. 373. Mit Abb.
Im Anschlufs an den Aufsatz vom 5. September 1902 über die
neue high-level-Brücke in Newcastle wird über deren Gründung
berichtet. Sie erfolgte auf eisernen Caissons mittels Druckluft.
H—-e.
The Nine Mile Run steel arch bridge at Pittsburg Pa.
Engg. News vom 26. Februar 1903. Bd. 49, No. 9,
S. 186. Mit Abb.
Die Strafsen- und Strafsenbahnbrücke, welche Pittsburg mit
dem Vorort Wilkinsburg verbindet, übersetzt die Nine Mile Run
Schlucht mit einem 3gelenkigen Stahlbogen von 59,4 m Spannweite
bei 18 m Pfeilhöhe. Die Fahrbahntafel ruht unmittelbar auf dem
Bogenscheitel, wird aber auf die Bogenschenkel und die sanft
ansteigenden Böschungen der Schlucht durch stählerne Stützen in
7,32 Teilung viaduktartig abgestützt. Man hat sich bemüht, durch
die Wahl und Abwägung der Verhältnisse des Bauwerks den
Forderungen des Schönheitssinnes zu entsprechen, während andrer-
seits in der baulichen Ausführung gröfste Einfachkeit und Zweck-
mälsigkceit erstrebt wurde.
Bauzcit: Juli 1900 — September 1901. H—e.
Mh
(15. August 1903.]
c) Tunnel.
Von der Anatolischen Eisenbahn. Von Denicke.
Zentralbl. d. Bauverw. 1903. S. 169. Mit Abb.
In den ersten Jahren des Betriebes hatte man mit starken
Rutschungen zu kämpfen, die so stark waren, dafs man einen
Viadukt von 3 Oeffnungen zu je 30 m Lichtweite aufser Betrieb
setzen und bis zu seiner Wiederherstellung eine vorübergehend
zu benutzende Umgehungslinie herstellen mufste. Auch das 2,5 ın
starke Mauerwerk des längsten Tunnels wurde so stark verdrückt,
dafs Erneuerungen der Ausmauerung nötig wurden. Die Bauarbeiten
werden an der Hand von Zeichnungen beschrieben. Sie dauerten
11 Monate und erforderten einen Aufwand von 49 640 Franken.
Od.
Simplontunnel. Monatsausweis der Arbeiten für April
1903. Schwz. Bauztg. Bd. 41, S. 218.
Gesamtlänge des Richtstoliens 15536 m, davon 9044 m von
Brieg; 6492 m von Iselle aus, Monatsfortschritt 113 und 162 m.
Ausführlicher Vierteljahrsbericht von Januar bis März
ebenda S. 216. Gg.
Siebzehnter Vierteljahrsbericht tiber den Bau des
Simplontunnels bis 31. Dezember 1902. Schwz.
Bauztg. Bd. 41, S. 79.
Stand der Arbeiten Ende 1902:
Sohlstollen Nord 8469; Süd 5859; zus. 14 328 m.
Parallelstollen . . . . „ 8307; „ 5803; „ 14110,
Fertiger Abbau . . . „ 7611; „ 4903; , 12514 „
Fertige Ausmauerung . „ 1428; „ 4647; „ 12075 „
Demnach sind Vollausbruch und Ausmauerung den Stollen ver-
hältnismäisig rasch nachgefolgt. Die Luftwärme bei km 7 vom Nord-
eingang betrug am 24. Dezember 199, bei km 5 vom Südeingang
17,80 C.; dagegen vor Ort während des Bohrens 24 bis 25 bezw.
27 bis 289; während des Schutterns 29 bis 319; bei den Mauerungs-
arbeiten 23 bis 28°.
gegangen. Gg.
Der Wasserandrang ist erheblich zurück-
Ueber Tunnelabsteckungen bei der Albulabahn.
Schwz. Bauztg. Bd. 41, S. 284.
Mitteilungen über schwierige Absteckungen beim geraden
Scheiteltunnel und bei mehreren der zahlreichen Tunnel mit Spiral-
form und anderen Schlangenkrümmungen.
Der Ost-Boston-Tunnel. Railr. Gaz. 1903. S. 259.
Mit Abb.
Der Tunnel, welcher unter einem Arme des Hafens hindurch-
geht, bildet einen wesentlichen Teil des Bostoner Schnellverkchrs-
bahnnetzes. Seine Lage und Ausführung werden eingehend be-
schrieben und abgebildet. Die Wände werden aus Cement her-
gestellt, der Vortrieb geschieht mit einem grofsen eisernen Schutz-
schilde. v. B.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
4. Allgemeines.
Die Elsner-Ventilsteuerung. Von Reg. Baumstr. Georg
W. Koehler. Mit 47 Abb. Glasers Ann. 1903. Bd. 52,
Heft 6, S. 110.
Ausführliche Beschreibung der Zwanglaufsteuerung von Elsner-
Görlitz, die den Vorzug einer grofsen Einfachheit besitzt und mit
welcher die Firma Richard Raupach in Görlitz bis März 1902 bereits
350 Damptmaschinen ausgerüstet hat. B.
Berechnung und Konstruktion der Turbinen. Von
Jos. Kefsler. Hildburghausen 1902. Verlag von
Otto Pezoldt. Preis 2M.
Nach einer allgemeinen Einleitung, in der die verschiedenen
üblichen Formen der Turbinen erörtert werden, behandelt der Ver-
fasser in elementarer, leicht verständlicher Weise die Konstruktions-
verhältnisse insbesondere die Schaufelformen der Druckturbinen und
der Reaktionsturbinen und giebt am Schlusse nach einem kurzen
Hinweise auf das Pelton Rad die Berechnung der Rohrdimensionen
und die Anordnung der Regulatoren. H.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 628.) 15
VI. Verschiedenes.
Lehrbuch der graphischen Statik. Zum Gebrauch fir
mittlere technische Lehranstalten, Bau-, Maschinen-
und Gewerbeschulen. Bearbeitet von J. Schlotke.
2. Auflage m. 156 Fig. Dresden 1902. Verlag von
Gerhard Kühtmann. Pr. 4,80 M.
Die vorliegende Schrift enthält eine möglichst einfache Ent-
wickelung der nötigen Gesetze und eine Reihe von Aufgaben aus
der Praxis, deren gröfsere Zahl dem Baufache entnommen ist, in
welchem ja dic graphische Statik die häufigste und nützlichste
Anwendung findet. Schr verständlich sind u. a. im VII. Abschnitt
die Fachwerksträger behandelt und die Ermittelung der Spannungen
der einzelnen Stangen auf graphischem Wege erläutert. B.
Eiserne Treppen. Schmiedeeiserne Treppenkonstruk-
tionen, Eisenangaben, Gewichts- und Preisberech-
nungen. Herausgegeben von J. Feller u. P. Bogus,
Fabrik kunstgewerblicher Schmiedearbeiten und Eisen-
konstruktions- Werkstätte, Düsseldorf. Ravensburg.
Verlag von Otto Maier. 40 Tafeln mit Text in
10 Lieferungen a 3 M.
Von den früher besprochenen schmiedecisernen Treppenkon-
struktionen sind die 6. u. 7. Lieferung mit den Tafeln 21—-28 erschienen.
B
Die Verallgemeinerung der Euler’schen Knicklast.
Von Prof. T. Wittenbauer in Graz. Ztschr. d. Ing.
1903. No. 7, S. 245.
Theoretische Abhandlung in welcher Verfasser die Untersuchung
auf mehrfach belastete Säulen mit abgestuftem Querschnitt, sowie
auf Säulen ausdehnt, bei denen aufser der Belastung auch das Eigen-
gewicht zu berücksichtigen ist. B.
Der Trajektbetrieb auf dem Bodensee. Von Emil
~Krumholz. Reform, 12. Heft 1903, S. 714.
Eine ausführliche Beschreibung mit Abbildungen der Bau- und
Betriebseinrichtungen der Trajekte nebst Würdigung ihrer wirtschaft-
lichen Grundlagen. Der Verfasser kommt zu dem Schlufs, dafs,
nachdem der Eisenbahngürtel um den See geschlossen ist, der
Trajektbetrieb seine einstige Existenzberechtigung verloren hat.
Das Fachwerk. Eine Einführung in die statische Be-
rechnung desselben. Zugleich ein Repetitorium für den
ausübenden Techniker. Von Heinr. Birven, Ingenieur.
Mit 22 u im Text. Hildburghausen 1903.
Polytechnischer Verlag von Otto Pezoldt. Preis 1,50M.
In dem 24 Seiten grofs 8° füllenden Werkchen gibt der Ver-
fasser die Berechnung einfacher, statisch bestimmter Fachwerke,
und zwar analytisch, nach dem „Ritter’schen Schnittverfahren“ und
graphisch, mit Hülfe des „Cremona’schen Kräfteplans”. Ein leicht
fafsliches und schnell zum Ziele führendes Repetitorium ist hierdurch
geboten, auch ein Leitfaden zum Lernen. Ein Paar kleine, unberichtigt
geblicbene Versehen beeinträchtigen den Wert und die Brauchbar-
keit des Werkchens in keiner Weise. H—e.
Lehrbuch der darstellenden Geometrie. Von
I. Schlotke. 1. Teil specielle darstellende Geometrie,
2. Teil Schatten- und Beleuchtungslehre, 3. Teil Per-
spective. 4., 3., 2., Auflage. Dresden 1902. Verlag
von Gerhard Kühtmann à 3,60, 2,00 und 4,40 M.
Ein recht klar geschriebenes, mit guten Zeichnungen (Holz-
schnitten) versehenes Werk, das das ganze Gebiet der darstellenden
Geometrie in einzeln käuflichen Heften behandelt. Im ersten Teile
werden gelegentlich der Durchschnitte von Körpern auch die Kegel-
schnitte und deren zeichnerische Darstellung einer näheren Be-
trachtung unterzogen. Für die Ermittelung der Schatten auf
Umdrehungskörpern ist in bekannter Weise die Normalkugel benutzt.
(Auch bei Kegel und Cylinder).
der gewöhnlichen Centralperspektive auch die Anwendung auf
Die Perspektive umfafst aufser
Vogelperspektive, Panoramen und steoroskopische Bilder noch die
Reliefperspektive d. h. Abbildung eines körperlichen Gegenstandes
in einem Raume z. B. auf einer Vasenoberfläche, Kuppeloberfläche
usw. — nicht auf einer Ebene. | H.
Siebenstellige Logarithmen und Antilogarithmen
aller vierstelligen Zahlen und Mantissen von
1000—9999 bezw. oo0o0—9999. Herausgegeben von
i ` eeh, eg D Tun “ogy: ea! dëtt dees
i6 (No. 628.]
0). Dietrichkeit. Berlin 1903. Verlag von Julius
Springer. Preis geb. 3 M.
Die mit bequemen Randindex verschenen Tabellen geben die
siebenstelligen Mantissen vierstelliger Zahlen und die siebenstelligen
Nummeri der vierstelligen Mantissen. Durch eine besondere im
Text erläuterte Methode können durch einfache Addition die Man-
tissen siebenstelliger Zahlen sowie die Nummeri siebenstelliger
Mantissen auf leichte Weise ermittelt werden. Die für Zinseszins-
berechnung wichtigen Werte sind in achtzehnstelligen Logarithinen
angegeben. H.
Dreifsig Projectionstafeln in Farbendruck. Von
M. Aurich. Nebst 55 in Karton ausgeschnittenen
Modellen in Mappe u. erkl. Text. Verlag von Eugen
Köhler, Gera. Preis 5 M.
Bei Beginn des Studiums der Projektionsichre wird es den
Schülern nicht selten schwierig, die räumlichen Beziehungen klar
aufzufassen. In den Schulen werden daher vielfach Modelle benutzt,
die diese Verhältnisse anschaulicher machen. Da diese indes nur
mit erheblichen Kosten zu beschaffen und für die Privatbenutzung
des Schülers insbesondere beim Selbststudium nicht zu erlangen
sind, so ist es als ein glücklicher Gedanke des Verfassers zu be-
zeichnen, auf Karten gedruckte Tafeln sowie ausgeschnittene Modelle
herzustellen, die es dem Schüler ermöglichen, sich selbst ent-
sprechende körperliche Modelle für die Einführung in das Studium
der Projektionslehre anzufertigen. H.
Des Ingenieurs Taschenbuch. Herausgegeben vom
akademischen Verein Hütte. Achtzehnte Auflage.
Verlag von Ernst & Sohn. Berlin 1902. Pr. 16M.
Das in erster Auflage vor etwa 50 Jahren erschienene Taschen-
buch verdient bei dem jetzigen Umtange von 2 Bänden mit 1199 u.
867 Seiten zwar nicht mehr mit Recht die Bezeichnung „Taschen-
buch“, da es vielmehr ein Compendium der Baukunst darstellt, wird
indefs wegen seiner ruhmreichen Vergangenheit schwerlich diesen
Titel aufgeben wollen. Sämtliche Abschnitte sind dem neuesten
Stande der Technik entsprechend von berufener Seite ergänzt oder
neu bearbeitet und um den Umfang des Buches nicht zu sehr zu
vermehren, ıst der Abschnitt über Technologie mit Ausnahme der
Gastabrikation in Forttall gekommen. H.
Der Kunstschmied, Vorlagen für Schlosser- und
Schmiede-Arbeiten. Von W. Ehlerding. Ravens-
burg. Verlag von Otto Maier. Heft 5—7, das Heft 50 Pf.
Auch die vorliegenden Hefte bringen cine gröfsere Zahl ganz
moderner, höchst geschmackvoller Muster von Eisengittern, Treppen-
geländern, Laternen, Fahnenstangenhaltern u. dgl. und sind deshalb
allen Schlossern und Schmieden als Vorlagen bestens zu empfehlen.
B.
Einfache, moderne Möbel. Eine Sammlung meist aus-
geführter bürgerlicher Zimmereinrichtungen. Heraus-
gegeben von Kieser & Deeg, Atelier für Kunstgewerbe
in München. Verlag von Otto Maier in Ravensburg.
Vollst. in 10 Lieferungen a 2M. i
Von der früher eingehender besprochenen Muster - Sammlung
sind die L.ieferungen 8 bis 10 erschienen. B.
Die Theorie des Hauptbuches der doppelten Buch-
haltung. Für Techniker und den höheren Fach-
unterricht. Von Bela Faludi, Kgl. ungar. Ober-
ingenieur. Neusohl 1903, Druck der Hungaria
Buchdruckerei. Preis K.1=8 Pt. Fl.
Photographische Bibliothek, Sammlung kurzer photo-
graphischer Spezialwerke. Verlag von Gustav Schmidt
in Berlin. Bd. 2. Grasshoff-Loescher. Die Re-
touche von Photographien; nebst ausführlicher An-
leitung zum Koloricren mit Aquarell- und Oeclfarben.
Mit einer Tafel in Lichtdruck und mit Texttiguren.
9. Auflage. 1903. Preis 2,50 M. Bd. 16. Dr. E. Holm.
Photographie bei künstlichem Licht (Magnesium-Licht).
Mit zahlreichen Abb. und 6 Tafeln. Preis 2,50 M.
A in D D D
Bei der immer mehr zunehmenden Liebhaberei des Photo-
graphierens war die Herausgabe einer derartigen Sammlung ein
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(15. August 1903.)
glücklicher Gedanke und konnte deshalb der 2. Band schon in
9. Auflage erscheinen. Die grofse Zahl der Amateurphotographen,
welche nicht bei der einfachen Aufnahme einer Gruppe von Bekannten
stehen bleiben wollen, verlangen eine eingehendere Behandlung der
einzelnen mit dem Photographieren zusammenhängenden Arbeiten.
Hierzu gehört auch die Retouche, die Beseitigung kleiner Fehler
auf der Platte bei sonst wohl gelungenen Aufnahmen. Auch die
Herstellung von Photographien bei künstlichem Licht, namentlich
die Aufnahme von Innenräumen mit Magnesium-Licht, ist bei Ama-
teuren ein sehr beliebter Zeitvertreib, zu dem eine zweckmatsige
Anweisung erforderlich ist, wenn derartige Aufnahmen glücken
sollen. B.
Photographische Bibliothek. Sammlung kurzer photo-
graphischer Spezialwerke. Verlag von Gust. Schmidt,
Berlin (vorm. Rob. Oppenheim). Pr. 2,50M., geb.3 M.
Bd. 10. Der Gummidruck (direkter Pigmentdruck).
Eine Anleitung für Amateure und Fachphotographen.
Von ].Gaedicke. II. Aufl. Berlin 1903. Mit 3 Fig.
und 2 Tafeln.
Die Wiedergabe von Bilderaufnahmen als Gummidruck hat sehr
schnell eine grofse Beliebtheit gewonnen, dies Verfahren erleichtert
mit Umgehung des photomechanischen Reproduktionverfahrens die
Herstellung einer gröfseren Anzahl von Kopieen, die fast als Originale
gelten können. Verfasser bespricht in IX Kapiteln die Theorie,
die Vorteile dieses Verfahrens und die einzelnen damit verbundenen
Arbeiten in sehr eingehender und klarer Weise.
Bd. 17. Die Trockenplatte. Ihre Eigenschaften und ihre
Behandlung in der photographischen Praxis. Von
Dr. Lüppo-Cramer. Mit 6 Tafeln. Pr. 2,50 M. geb.
3M.
Verfasser beschränkt sich auf die Beschreibung der Eigen-
schaften der Trokenplatte und der Verarbeitung in der Praxis, wobei
die ncuesten Fortschritte in wissenschaftlicher, wie in praktischer
Hinsicht gebührend berücksichtigt worden sind. Das Buch will dem
mit den Grundzügen der Photographie bereits Vertrauten nützliche
Winke und einen kurzen Ueberblick über den gegenwärtigen Stand
der wissenschaftlichen Begründung des modernen Negativ-Prozesses
geben.
Bd. 18. Lehrhuch der Mikrophotographie nebst Bemer-
kungen über Vergröfserung und Projektion. Von
Dr. med. Carl Kaiserling. Mit 54 Abb. im Text.
Pr. 4 M., geb. 4,50 M.
Das vorliegende Buch ist eine besondere Bearbeitung des
VI. Kapitels des Werkes: „Praktikum der wissenschaftlichen Photo-
graphie“, von demselben Verfasser. Es enthält bei einer eingehenden
klaren Darlegung der verschiedenen Methoden zur Vergröfserung
photographischer Aufnahmen. Mitteilungen über die Fortschritte der
Technik auf diesem Gebiet. B.
Technological Dictionary. Englich-German-French.
Edited by Egbert v. Hoyer and Franz Kreuter.
Fifth Edition. Wiesbaden 1903. Publisher J. F.
Bergmann. Preis 12 M.
Die strafrechtlichen Nebengesetze des Deutschen
Reiches. 3. Aufl., bearbeitet von Dr. M. Stenglein,
Reichsgerichtsrat a. D. Fünfte und sechste (Schlufs-)
Lieferung. Berlin 1903. Verlag von Otto Liebmann.
Preis 5,40 bezw. 6,80 M. Preis des ganzen Werkes
brosch. 31 M., geb. 34 M. T
Mit diesen beiden Lieferungen schlicfst das ausgezeichnete
bereits mehrfach besprochene Werk, dessen Vollendung der überaus
verdienstvolle, weitbekannte Bcarbeiter nur kurze Zeit überlebt hat.
Die strafrechtlichen Nebengesetze werden seinen Namen noch lange
lebendig erhalten.
Aus dem Inhalt der beiden Lieferungen sei aut eine eingehende
Erläuterung des Gesetzes zur Bekämpfung des unlauteren Wettbe-
werbes aufmerksam gemacht. In der Schlufslieferung sind einige
der in allerneuester Zeit zur Verabschiedung gelangten Gesetze
nachgetragen. Interessant ist, dais der Verfasser neuen Verfahren
zur Herstellung der verbotenen Süfsstoffe die Patentfahigkcit ab-
spricht. Ein vollständiges Sachregister ist beigefügt. Hb.
Selbstverlay des Herausge' ers. — Kommestonsverlaz: Georg Siemens. Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebrüder Grunert. Berlin.
LIIERATURBLAIT i
GLASERS ANNALEN
ür
GEWERBE UND BAUWESEN.
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [(V.D.M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen Ingenieure, die mit Tt bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
Beilage zu No. 629 (Band Oé, Heft 5). 1903.
I. Eisenbahnwesen.
2. Bau.
c) Tunnel.
Le nouveau tunnel sous la Tamise a Londres entre
Greenwich et Millwall. Gén. civ. vom 21. Februar
1903. No. 1080, Bd. 42, No. 17, S. 267. Mit Abb.
Der Tunnel dient nur für Fufsganger, ist 371 m lang und
besteht aus einem gulseisernen Cylinder, der innen mit Beton aus-
gefüttert und mit emaillierten Ziegeln verkleidet ist. Acufserer
Durchmesser 3,9 m, innerer 3,3 m. An den Ufern, von welchen
das Tunnelrohr mit 1:15 nach dem 1:277 geneigten Mittelstück
abfällt, steht je ein cylindrischer Brunnen aus Eisen und Beton,
aulsen 13,4 m, innen 10,7 m weit, welcher den Zugang zum Tunnel
bildet und in der Mitte einen Aufzug sowie, um diesen gewunden,
eine bequeme Treppe enthält.
Da der zu durchfahrende Boden gröfstenteills aus Sand und
Kies bestand, mufste sowohl beim Senken der Brunnen als auch
beim Vortreiben des Tunnels — mittels Schild
gewendet werden. Der Arbeitsvorgang und die Mafsregeln zum
--- Druckluft an-
Schutz der Arbeiter werden beschrieben. Die Aufstellung des ersten
Brunnencaissons (Millwall) wurde im September 1899 begonnen.
H -e.
Die Arbeiten am Sarago-Tunnel in Japan. Zentralbl.
d. Bauverw. vom 14. Januar 1903. No. 4, S. 22.
Der Tunnel liegt im Zuge der Neubaustrecke Hachioji-Kofu
und ist mit 4650 m der längste des japanischen Inselreiches. Der
Firststollen wurde am 6. Juli 1902 nach 51/9 jähriger Bauzeit durch-
schlagen. Die Arbeit ist vollständig selbständig — ohne jede fremde
Hülfe — von japanischen Ingenieuren und Arbeitern ausgeführt
worden. Die Baukosten des eingleisigen Tunnels werden sich vor-
aussichtlich auf rd. 1000 M. pro Meter stellen. Z.
d) Oberbau, einschl. Weichen.
The quick renewal of permanent way. Eng. vom
17. Oktober 1902. Bd. 94, No. 2442, S. 363.
Längerer Aufsatz, in welchem die verschiedenen Arten, Eisen-
bahngleise im Betriebe umzubauen, besprochen werden. H—e.
Bewegliche Kreuzungen verlegt auf der Station
Salisbury der London & Southwestern Railway.
Railw. Eng. Febr. 1903, S. 40.
Die Oberbaunormen der Schweizerischen Bundes-
bahnen. Schwz. Bauztg. Bd. 41, S. 51.
Mitteilungen nebst Zeichnungen über die Vorlage der Gencral-
direktion der Schweizerischen Bundesbahnen an den Verwaltungs-
rat über die oflenbar mit grofser Sorgfalt durchgearbeiteten Normen
zunächst für den Oberbau. Es sind aufser einer Anzahl in- und
ausländischer auch 21 Studienprofile von Schienen durchgerechnet
worden und schliefslich zwei Formen von 45,93 und 36 kg/m als
Normen aufgestellt.
Die schwere Schiene ist ähnlich dem Profil IV der Gotthard-
bahn mit 47 kg/m. Sie hat 145 mm Höhe, 125 Fufsbreite, 65 Kopf-
breite, Kopfhöhe 45, Fufshöhe 25 mit ungebrochener Neigung 1:4,
Stegstärke 14 mm. Das Trägheitsmoment J beträgt 1623 cm4, das
Widerstandsmoment W/215,5 cm?. Das Güteverhältnis (Ausnutzung
des Materials zur Bildung der statischen Werte) beträgt demnach
J/g = 35,4 und Wig = 4,68. Diese Zahlen sind bei der Preufsischen
Schiene No. 8 mit 41 km nur 33 und 4,71 dagegen bei der
Sächsischen Schiene mit 45,71 kg/m 37,1 und 5,19. Bei der neuen
Schweizerischen Schiene ist demnach die Materialausnutzung zwaı
der der Preufsischen Schiene Nr. 8 überlegen, steht aber der
Matcrialverteilung der Sächsischen Schiene nach. Diese hat in der
Tat bei etwas kleinerem Gewicht 1700 cm4 und 230,4 cm? als
Trägheits- und Widerstandsmoment, also gröfsere statische
Werte. (Pr. Sch. Nr. 8 hat 1352 emt und 193 cm). Für Tunnel-
strecken ist eine Schiene von 48,85 kg/m vorgeschen mit je 2 mm
Verstärkung am Kopf und Fufs.
Die Eisenschwelle ist, wie in Preufsen, mit 2,70 m Länge
aber 90 mm hoch und 72,5 kg schwer bemessen. Die letzthin in der
Schweiz bei 2,4 und 2,5 m Lange so beliebte Einschnürung ist
wicder aufgegeben.
Die Neigung der Schiene mit 1:20 wird durch die Gestalt
der Schwelle gebildet, diese jedoch autserhalb der Schiene wieder
stark nach unten geneigt und erhält einen sehr tief eingreifenden
Kopfverschlufs. Die Stärke des Schwellendeckels beträgt 11 mm.
Aufserdem sind auch Holzschwellen von gleicher Lange vorgesehen.
Die Laschen wiegen 18 kg, haben 800 mm Länge und cr-
halten 6 Bolzen. Gg.
Die Ergebnisse des Versuches mit einer Fulsver-
laschung, welche von Dr.H.Scheffler construiert und
von Oberbaurat v. Rutkowski zur Einführung vor-
geschlagen wurde. Zentralbl. d. Bauverw. vom
21. Februar 1903. Nr. 15, S. 98.
Sie bestand aus einer 840 mm langen, 230 mm breiten i. M.
17 mm starken Unterlagsplatte, von Stofs zu Stofsschwelle reichend.
680 mm lange Winkellaschen legten sich auf die Schienenfülse. Die
Versuche ergaben cin negatives Resultat. l:
Nouveaux joints de rails. Gén. civ. vom 21. Februar
1903. No. 1080, (Bd. 42, No. 17), S. 269. Mit Abb.
Mitgeteilt wird der Keilstofs der Badischen Bahn von Schüler
und ein Stofs für Strafsenbahngleise von den Engländern Travers,
Howdle und Jakson erfunden und „hold down joint“ genannt. Die
Enden der Schienenfüfse werden durch 4 Schraubenbolzen an einer
im Beton eingebetteten Platte verankert. H- e
Machine à saboter les traverses de chemins de fer,
système Cochet frères. Gen. civ. vom 21. März 1903.
Bd. 42, No. 21, S.321. Mit Abb.
Beim Entwurf dieser Maschine zum Hobeln und Bohren hölzerner
Eisenbahnschwellen sind folgende Ziele angestrebt worden: leichte
Auswechselung der Arbeitsgeräte, die Selbsttätigkeit gewisser Be-
wegungen dieser und die Möglichkeit, den Einschnitt der Schwellen
nach Belieben regeln zu können.
Die Maschine wird durch Riemen von irgend einem Motor ange-
trieben.
Die Leistungsfähigkeit der Maschine ergiebt sich aus der Angabe,
dafs man damit neuerdings die eichenen Schwellen der Paris —Lyon—
Mittelmeerbahn zu 180 Stück die Stunde mit 3 Arbeitern gehobelt
hat. H—e.
ir am
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18 [No. 629.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. September 1903.)
e) Bahnhofsanlagen: Hochbauten, Drehscheiben, Schiebe-
bühnen, Ladevorrichtungen; einschl. Be- u. Entwässerung
und Beleuchtung.
Ueber Verschiebebahnhéfe. Von Cushing. Railr.
Gaz. 1903. S. 190.
Besprechung und Vorschläge für die Anlage von Verschiebe-
bahnhöfen mit Ablaufgleisen. v. B.
Zur Frage der Verschiebebahnhöfe. Von Brabandt.
Zentralbl. d. Bauverw. 1903. S. 174. Mit Abb.
Bei der Anlage von Verschiebebahnhöfen mit zweiseitiger Ent-
wickelung bereitet bekanntlich die Behandlung der Wagen mit
Richtungswechsel tEckverkehr) grofse Schwierigkeiten und Kosten.
Verfasser schlägt vor, um das Umsetzen und zweimalige Ablaufen
dieser Wagen zu vermeiden, eine grofse gemeinsame Richtungsgleis-
gruppe anzulegen und auf ihren beiden Seiten die Einfahrgleise der
Hauptrichtungen anzuordnen, sodals es möglich ist, von jedem Einfahrt
oder Ablaufgleis in jedes Richtungsgleis zu gelangen. Den hierhei
sich ergebenden Uebelstand, dafs von zwei Seiten in dasselbe Gleis
hineinrangiert wird, hält der Verfasser für nicht bedeutend. Od.
Die Erhöhung der Bahnsteige der Berliner Stadt-
bahn. Ztg. D. E.-V. 1903. S. 348.
Erwiderung auf verschiedene abfällige durch Sachkenntnis nicht
getrübte Kıitiken über obige Mafsnahme. Fl.
Verbesserungen an der Pensylvania-Bahn. Von
Whinery. Railr. Gaz. 1903. S. 221.
Der Artikel behandelt die Verbesserung der Bahnhofsverhältnisse
und Zufahrten in Philadelphia, wo in Broad-Street-Station täglich
268 Züge aus- und 262 einlaufen, und die Hochlegung der Bahn an
verschiedenen Orten zwischen New-York und Philadelphia. v. B.
The new Victoria station London-Brighton &S.C.Ry.
Eng. vom 27. März 1903. Bd. 95, No. 2465, S. 305.
Der Um- bezw. Neubau dieses Londoner Endbahnhofes wird
auf Grund einer Besichtigung kurz beschricben. H-e.
The proposed new terminals of the New-York
central railroad at New-York city. Engg. News
vom 8. Januar 1903. Bd. 49, No. 2, S. 44. Mit Abb.
Die New-Yorker Central- und Hudsonriver - Bahn will ıhren
Endbahnhof an der 42. Strafse in New-York erheblich erweitern.
Dazu soll das Bahnplanum auf etwa 1 km gesenkt werden, um
Strafsen überführen zu können. Der mit den städtischen Behörden
— vorbehaltlich endgültiger Genehmigung — vereinbarte Entwurf
wird skizzenhaft mitgeteilt. H—e.
Gleisplan für den Umbau der Union - Station
St. Louis. Railr. Gaz. 1903. S. 212. Mit Abb.
Beschreibung der neuen Gleisanlage, durch welche nament-
lich die Leistungsfähigkeit des Bahnhofes für die Ausstellung 1904
gesteigert werden soll. v. B.
Die Bahnhofsanlagen der Ausstellung in Buffalo.
Ztg. D. E.-V. 1903. S. 75. Mit Abb.
Die Endbahnhöfe der Strafsenbahnen in Buffallo, die 1901 ge-
legentlich der Panamerikanischen Ausstellung angelegt wurden und
eine Vereinigung von Kopf- und Schleifenform zeigen, werden aus-
führlich beschrieben. i Fl.
Schnellentladung und Massenbeförderung. Von
Oberbaurat Hoffmann in Dresden. Ztg. D. E.-V.
1903. S. 149.
Die Statistik lehrt, dafs auf den Vereinsbahnen ein Durchschnitts-
güterwagen, wenn er im Begriff ist, seine Aufgabe zu erfüllen,
täglich etwa 3 Stunden in der Fahrt ist, in der übrigen Zeit seiner
Be- oder Entladung auf den Bahnhofsgleisen harren muts. Hicraus
ergibt sich die Notwendigkeit, auf Bescitigung dieser erheblichen
Zeitverluste Bedacht zu nehmen, insbesondere Vorrichtungen zu
ersinnen, die eine Beschleunigung des Ent- oder Beladens ermög-
lichen. Diese Angelegenheit wird eingehend erörtert. Viel neues
bringt diese Erörterung nicht, da Vorrichtungen genannter Art schon
vielfach zur Ausführung gelangt sind. Fl.
|
Die Gepäckabfertigung auf dem Bahnhof Quai
d’Orsay in Paris. Von O. Bl. Zentralbl. d. Bauverw.
1903. S. 132. Mit Abb.
Beschreibung der sehr interessanten mechanischen Gepäck-
beförderung auf grund eines Aufsatzes in der Revue générale des
chemins de fer. Od.
f) Werkstattsanlagen. .
Ueber die Anlage von Eisenbahn-Werkstätten. Von
Berg. Railr. Gaz. 1903. S. 180, 206, 244, 268.
Beschreibung und Anlage-Skizzen verschiedener amerikanischer
Werkstätten. Besprechung der für die verschiedenartigen Anlagen
malsgebenden Gesichtspunkte. v. B.
Lüftung und Heizung von Eisenbahn-Werkstätten
von Lyle. Railr. Gaz. 1903. S. 229.
Auszug aus einem Vortrage im New-York-Railroad-Club. Die
Sturtevant-Heizung (warme Luft) wird besonders empfohlen.
v. B.
New Great Western railway workshops at Swindon.
Eng. vom 17. Oktober 1902. Bd. 94, No. 2442, S. 315.
Mit Abb.
Im Anschlufs an die Veröffentlichung in No. 2440 werden weitere
Bauzeichnungen der ‘grofsen Reparaturschuppen mitgeteilt. H—e.
h) Allgemeines über Bauausführungen.
A railway in the arctic regions. Eng. vom 17. April
1903. Bd. 95. No. 2468, S. 395.
Am 15. November 1902 wurde die Ofoten-Bahn in Norwegen,
die nördlichste Bahn der Welt, eröffnet. Sie geht von dem eis-
freien Hafen Narvik bis zur schwedischen Grenze, zum Anschlufs
an die dortige Eisenbahn. Sie ist nur 42,5 km lang, wird aber
doch voraussichtlich grofse Wichtigkeit für den Handel haben.
Dies sucht der Aufsatz nachzuweisen. H —e.
Die Ofoten-Bahn. Ztg. D. E.-V. 1903. S. 379.
Interessanter Bericht über die Baugeschichte dieser nördlichsten
Bahn der Erde und Hervorhebung ihrer wirtschaftlichen Bedeutung
neben Hinweis auf die durch sie geschaffene Erweiterung des
Kreises der Sommerreisen. Fl.
Die Albula-Bahn von Thusis nach St. Moritz. Von
H. Cox. Ztschr. d Ing. 1903. No. 12, S. 405.
Ausführliche Beschreibung der technisch interessanten Bahn mit
ihren zahlreichen Kunstbauten und des 5866 m laugen Tunnels durch
den Piz Giumels etwa 1800 m über dem Meeresspiegel, mit zahl-
reichen Abbildungen. B.
The Kansas City, Mexico & Orient Ry. Engg. News
vom 8. Januar 1903. Bd. 49, No. 2, S. 30. Mit Abb.
Diese neue, im Bau begriffene Hauptbahn soll Kansas City am
Missouri mit einem neuen Hafen am stillen Ocean verbinden und
einerseits den Inland-Verkehr, besonders in Mexikanischen Berg-
werksbezirken, erschliefsen, andererseits dem überseeischen Handel
dienen. Die Bahn wird 2575 km lang sein. H—e.
The Rutland Canadian railway and its structures.
Engg. News vom 15. Januar 1903. Bd. 49, No. 3,
S. 46. Mit Abb.
Beschreibung einer kürzlich erbauten, 56 km langen Abkürzungs-
linie des ,Rutland-Netzes“ im Staate Vermont in Nord-Amerika.
Die Rutland-Canadian-Bahn verkürzt den Weg von New-York nach
Montreal (Can.) um 24 km, indem sie den Champlain-See unter Be-
nutzung einiger Inseln durchschneidet. In den die Inseln verbindenden
Dämmen wurden 3 zweiarmige Drehbrücken nach demselben Muster
erbaut. Die Länge der Brückentafel beträgt 59,9 m. Die Lichtweite
der Octinungen ist 24,4 m. Die Lagerung der Briicken-Ucberbaue
zeigt einzelne eigenartige Anordnungen. H--c.
Der gegenwärtige Stand der Bauausführungen bei
den Neubauten der Eisenbahnen Japans. Ztg.
D. EN 1903. S. 19.
Ein sehr ausführlicher Bericht unseres technischen Attachees
F. Baltzer ın Tokio. Fl.
(1. September 1903.)
London-Brigthon & South Coast Ry improvements.
Eng. vom 20. März 1903. Bd. 95, No. 2464, S. 286.
Mit Abb.
Abschnitt Il. Mitteilung neuer Bauwerke bei den Erweiterungen
der genannten Bahn innerhalb von London. H—e.
Ueber die Verkehrsverhältnisse in den deutsch-
afrikanischen Schutzgebieten. Von Gch. Reg.-Rat
Schwabe. Ztg. D. E.-V. 1903. S. 233.
Ueberblick über die vom 1. April 1901 bis 31. März 1902 er-
reichten Fortschritte nach obiger Richtung. Fi.
South Africa from an engineers point of view.
Eng. vom 13. Februar bis 27. März 1903. Bd. 95,
No. 2459 bis 2465, S. 157 bis 305. Mit Abb.
Abschnitte XVIII bis XXII. „Theorie und Praxis der Fisen-
bahn-Systeme*. Beschreibung der Netze. Es werden Fragen bce-
handelt, die die Südafrikanischen Eisenbahnen betreffen. U. a.:
Soll die Bahn Durban Johannesburg cin zweites Gleis oder eine
günstiger zu gestaltende Parallelbahn erhalten? — Zur Beurteilung
der Wirtschattlichkcit der Bahnen wird Südafrika vom Kap bis zum
Zambesi in 5 Sektionen geteilt nach den 5 Iläfen, auf welche der
Geschäftsverkehr der einzelnen Gegenden angewiesen ist. -- Organi-
sation der Arbeit in den Bergwerken am „Rand“. — Bewässerung. —
Kriegsschäden und Wicderherstellung. H-.c.
Der Nordring der Pariser Stadtbahnen. Von God-
fernaux. Rev. gen. d. chem. 1903. S. 205. Mit Abb.
Eingehende Beschreibung der Anlage des nördlichen Halb-
ringes, Linie 2, welche an den Place de l'Etoile an der bereits 1901
vollendeten West-Ostlinie 1 beginnt und an der Place de la Nation
wieder an diese Linie anschliefst. Auch die Stromverteilung und
der Antrieb der Wagen sind beschrieben. Es sollen je nach Be-
darf Züge aus 4 oder 8 Wagen mit | oder 2 Triebwagen gefahren
werden. v. B.
Le chemin de fer métropolitain de Vienne. Gen.
civ. vom 31. Januar bis 7. Februar 1903. Bd. 42,
No. 14/15 (1077 8), S. 209 225. Mit Abb.
Ausführliche, geschichtliche und bauliche Beschreibung der jetzt
vollendeten Wiener Stadtbahn, nebst Erörterung ihrer Betriebs-,
Verkehrs- und Ertrags-Verhaltnisse von René Philippe. H. +.
Costruzione ed esercizio delle strade ferrate e delle
tramvie. Norme pratiche dettate da una eletta di
ingegneri specialisti. Unione tipografico - editrice
Torinese, Corso Raffaello 28. 1903. Preis jeder
Lieferung (dispensa) 2 Lire (1,60 M.). Lieferungen
186 bis 189 bis.
Frühere Lieferungen dieses von italienischen Fachmännern
zusammengestellten Werkes über den Bau und Betrieb der Eisen-
bahnen und Trambahnen wurden im Literaturblatt zu den Annalen
No. 613 (Band 52, Heft 1), No. 599 (Band 50, Heft 11), No. 591
(Band 50, Heft 3) usw. besprochen. Die in den jetzt vorliegenden
Lieferungen behandelten Gegenstände gehen aus den besonderen,
nachstehend bezeichneten Aufschriften derselben hervor.
Lieferungen 186 und 187 (vol. IV, parte Ila, cap. IV): Teeno-
logia speciale dei calderai per Vlingegnere Pietro Verole,
16 Druckseiten Grols-Viertelbogenform und 15 Tafeln Zeichnungen;
Lieferung 187 bis (vol, IV, parte Ha, cap. XVID: Illuminazione,
ventilazione e riscaldamento delle officine per l'ingegnere
Stanislao Fadda, 8 Druckseiten Grofs-Viertelbogentorm ;
Lieferung 188 (vol. IV, parte Illa, cap. XX): Accidenti
ferroviari per l'ingegnere Stanislao Fadda, 18 Druckseiten urd
3 Tafeln Zeichnungen;
Lieferung 188 bis (vol. IV, parte IHa, cap. XXI: Contabilità
della trazione per Virgilio Lattuada, 7 Druckseiten;
J.icferung 189 (vol. I, parte la, cap. ID: Costruzione della
sede stradale per l'ingegnere Vittorio Baggi, 23 Drucksciten
und 4 Tafeln Zeichnungen;
Lieferung 189 bis (vol, IV, parte IVa, cap. XXVID: Statistica
ferroviaria per l'ingegnere Stanislao Fadda, 8 Druckseiten.
Wie bei den früher besprochenen Lieferungen ist auch in den
vorliegenden der reiche Stoff überall erschöpfend und klar behandelt.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 629.) 19
Aufser den gut ausgeführten Zeichnungen auf den besonderen Tafeln
dienen noch zahlreiche in den Text eingestreute, ebenfalls gut aus-
geführte Zeichnungen zur Erleichterung des Verstandnisses des
dargestellten Stoffes. H. C.
3. Betriebsmittel für Voll- und Schmalspurbahnen aller Art
einschl. ihrer Heizung und Beleuchtung.
Die 2:5 gekuppelte badische Schnellzug-Lokomotive.
Von Courtin, Baurat und Mitglied der Gen.-Direkt.
der bad. Staatseisenbahnen zu Karlsruhe. Organ 1903.
S. 38.
Schluts von S. 17. Die Ausrüstung der Lokomotive, die Bauart
des Tenders sowie die mit der Lokomotive erzielten Leistungen
wurden mitgeteilt. Sr.
Heifsdampflokomotive gebaut von der Akt.-Ges. für
Lokomotivbau „Hohenzollern“ in Düsseldorf für
die preufsische Staatsbahnverwaltung. Von Prof.
J. Obergethmann. Ztschr. d Ing. 1903. Nr. 9, S. 297.
Mit Abb. u. 1 Tafel, Nr. 11, S. 376.
Beschreibung einer in Düsseldorf ausgestellten 3/4 gekuppelten
Zwillings-Heifsdampflokomotive mit Rauchkammer-Ueberhitzer nach
dem Patent von Wilh. Schmidt. B.
Für und wider die Heifsdampflokomotive. Von Eisen-
bahnbauinspektor Teuscher. Ztschr. d. Ing. 1903.
Nr. 4, S. 132.
Der Unglücksfall auf der Heilsdampflokomotive Schmidtscher
Bauart veranlalst den Verfasser, bei aller Anerkennung der damit
verbundenen Vorteile, auf verschiedene noch zu beseitigende Uebel-
stände der Konstruktion hinzuweisen und Vorschläge für ihre Be-
seitigung zu machen. B.
Weitere Versuchsfahrten mit neueren Lokomotiven.
Von v. Borries, Geh. Reg.-Rat u. Prof. in Berlin.
Organ 1903. S. 35.
Schlufs von S. 14. Die Wirkungen der Kolbenkräfte und die
störenden Bewegungen bei Verbund- und Heifsdampf-Zwillings-Loko-
motiven für den Personen- und Schnellzugdienst werden verglichen,
sowie die Ergelnisse der mit Heilsdampf- Güterzuglokomotiven an-
gestellten Versuche mitgeteilt.
Aus den Gesamtergebnissen wird der Schlufs gezogen, dafs für
den Schnellzugdienst die Viercylinder-Verbund-Lokomotive mit Heils-
dampf den Forderungen der Zukunft nach jeder Richtung am besten
entsprechen würde. Bei den Güterzug-Lokomotiven lägen die Aus-
sichten für die Zwillingswirkung besser, doch wird auch hier ein
Versuch mit Verbundwirkung und Heifsdampf empfohlen. Sr.
Die Feuerungsanlage der Lokomotiven. Von Ernst
Happel, Ing. in Cassel. Glasers Ann. 1903. Bd. 52,
Heft 5, S. 100.
Verfasser sagt, es sei auffallend, dafs bei den Lokomotivkesseln
die Verbrennungsanlage, nach alten Regeln konstruiert, bei Versuchen
meistens unbeachtet bleibt und höchstens hinsichtlich des Brenn-
materials, sowie dessen Zuführung einige Aufmerksamkeit auf sich
zieht, während doch in der Feucrungsanlage, durch ungünstige Ver-
hältnisse verursacht, mehr Verluste entstehen können, wie Gewinne
durch weitere Verbesserung der Maschine überhaupt zu erzielen sind.
Er empfichlt deshalb eine häufigere Untersuchung der Rauchgase
und damit eine richtige Kontrolle der Verbrennungsvorgänge. B.
Die Wagen der New - Yorker Hochbahn. Von
S. G. Freund. Elektr. Zeitschr. Heft 19.
Der Aufsatz gibt eine eingehende Beschreibung des mechanischen
Teiles der Hochbahnwagen. Auf die elektrischen Einzelheiten ist
nicht eingegangen, Pf.
Die Erhöhung der Ladefähigkeit der englischen
Güterwagen. Von Frahm. Zentralbl. der Bauverw.
1903. S. 120. Mit Abb.
Neuerdings sind von den englischen Bahngesellschaften Giter-
wagen mit erhöhter Tragfähigkeit (20—40 t) eingestellt worden und
zwar 20 t Wagen mit zwei Achsen, im übrigen mit vier Achsen.
Od.
— ees — ee —
a ce mg ae
rn sengt,
— E weg m ré Ram rr ` së e zm o
20 [No. 629.]
V. Elektrizität.
Die Bahnmotoren für Gleichstrom. Ihre Wirkungs-
weise, Bauart und Behandlung. Ein Handbuch für
Bahntechniker von M. Müller und W. Mattersdorff.
Mit 231 in den Text gedruckten Figuren und Il
lithograph. Tafeln, sowie einer Uebersicht der ausge-
führten Typen. Berlin 1903. Verlag von Julius
Springer. Preis geb. 15 M. IN. DM
Ebenso wie seit längerer Zcit in Amerika, zeigt sich jetzt auch
bei uns das Bedürfnis, für ein Fach, das sich so selbständig und
ausgeprägt entwickelt wie das der elektrischen Bahnen, eine bce-
sondere Literatur zu schaffen.
In diesem Sinne ist das vorliegende Buch bestimmt eine vor-
handene Lücke auszufüllen. Die Verfasser geben damit dem Bahn-
ingenieur ein Werk in die Hand, in welchem er alles für Bau,
Betrieb und Unterhaltung seiner Motoren Wissenswerte klar und
erschöpfend zusammengestellt findet. Nach einer geschichtlichen
Einleitung behandeln die ersten Kapitel die mechanischen Grund-
lagen des Bahnbetricbes -- übrigens in etwas umständlicher
Weise — sowie die elektrischen Verhältnisse der Motoren, insbe-
sondere der Hauptstrommotoren, der Anlafs- und Bremswider-
stände usw. Diese Punkte sind teils neu bearbeitet, teils nach
cignen oder fremden Abhandlungen, welche bisher in der Fach-
literatur verstreut, für den im Betriebe stehenden Ingenicur schwer
zugänglich waren.
Letzterer findet in der zweiten Hälfte (des Buches) sein eigenstes
Gebiet, den Aufbau und die Behandlung der Motoren im Betriebe
und in der Werkstatt sowie im Prüfraum, kritisch betrachtet. Am
Schlusse des Buches findet sich eine Zusammenstellung der Motoren-
typen der gröfsern einschlägigen Firmen, sowie eine Reihe von
Tafeln, welche in vorzüglich ausgeführten, mafsstäblichen Zeichnungen
ein getreues Bild des derzeitigen Motorenbaues für Bahnbetrieb im
In- und Auslande geben. Fr.
VI. Verschiedenes.
Präzisions-Spar-Schmier-Apparat (Patent Walch).
Glasers Ann. 1903. Band 52, Heft 8, S. 165.
Beschreibung eines von dem Schiersteiner Metallwerk, H. Luden-
dorf gefertigten Schmierapparats, er schmiert nur konsistentes Fett
und wird nach zwei Systemen gebaut, erstens für feststehende
Maschinenteile, wie Hauptlager, Gleitflächen, Transmissionslager,
zweitens für bewegliche Lager, wie Kurbellager, Kreuzkopf, Excenter
u. dgl. und zwar in drei bezw. vier verschiedenen Gröfsen mit je
neun verschiedenen Schmierstufen. B.
Uebereinkunft zum Schutz des gewerblichen Eigen-
tums. Glasers Ann. 1903. Bd. 52, Heft 8, S. 161.
Mitteilung der Bestimmungen der am 20. März 1883 bezw. am
14. Dezember 1900 ahgeschlossenen Uebereinkunft zum Schutz des
gewerblichen Eigentums, welcher das Deutsche Reich mit einer Rechts-
wirkung vom 1. Maid. J. ab beigetreten ist. B.
Die Vollendung des Panamakanals. Schwz. Bauzt.
Bd. 41, S. 4, 15, 29, 37.
Fingchende Besprechung der bisherigen Vorgänge, des jetzigen
Standes und des (bisher me ganz unterbrochenen) Fortganges der
Arbeiten, sowie der zur Zeit bestehenden Entwürfe für die nınmehr
durch die Amerikanische Union gesicherte Fertigstellung des grofsen
Unternehmens, das als die gröfste technische Tat der Gegenwart
bezeichnet wird.
Fs werden zunächst die schon vom 16. Jahrhundert her
stammenden Projekte zur Durchstechung von Centralamerika
(Tehuantepec, Nicaragua, Panama, Darien) kurz besprochen, ebenso
die sorgfältigen neueren, dreijährigen Studien von nordamerikanischer
Seite über die Kanalführung - Nicaragua Kanal, und 4 verschiedene
Linien auf Kolumbischen Gebiete von Panama bis zum Golf von
Darien. Es wird dargelegt, dafs der Nicaragua-Kanal wegen höchst
ungünstiger klimatischer und sanitärer Verhältnisse, wegen gewaltiger
Wasser- und Schlammassen (bis 60 000 cbm/Sck.) des San Juan-
Flusses, wegen häufiger Erdbeben u. s. f. gegenüber dem weit
günstiger gelegenen Panamakanals nicht mehr in Frage kommen
—
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Ä
|
[1. September 1903.)
kann, trotz des gefürchteteten Rio Chagres, der doch nur höchstens
3000 cbm/Sek. Wasser führt Die kürzeste Kanallinie, etwa 75 km
östlich von Panama zwischen der Mündung des Begano und dem
Golf von San Blas würde zwar nur etwa 50 km lang gegen 75 km
der Panamalinie, aber sie würde einen Tunnel von etwa 1200 qm
Querschnitt erfordern, da das Gebirge dort bis über 300 m (gegen
108 m bei Panama) ansteigt. So bleibt einzig der -— auch bereits
schon weit vorgeschrittene —- Panamakanal übrig.
An Hand zahlreicher Abbildungen und gestützt auf Berichte
eines beim Bau 8 Jahr hindurch beteiligten schweizerischen In-
genieurs (Sonderegger) werden dann die verschiedenen Entwürfe für
die Fertigstellung des Panamakanals, die bestehenden Bauvorgänge
und Entwürfe zu dessen Verbesserungen nebst Maschinen dazu,
sowie die auch damit zusammenhängenden grofsen Bauwerke —
Talsperren mit Staumauern bis 51 m Höhe und 40 m Stau — u.a. m.
eingehend geschildert. Einer der Staudämme mufs bis 40 m unter
die Mcereshöhe hinab gegründet werden. Für die Höhenlage des
Kanals sind (S. 32) vier Entwürfe dargestellt, zwei mit Scheitel-
haltungen in 19,5 m und 7 Schleusen, zwei mit solchen von 10 m
fiber dem Meeresspiegel und 5 Schleusen. Die Entscheidung darüber
steht noch aus. Die neuen amerikanischen Entwürfe verlangen 9,7 m
Tiefgang und 10,4 m Wassertiefe, ebenso eine durchgehende Sohlen-
breite von 46 m (gegen bisher 34 m), so dals überall Begegnung
möglich wird.
Die gröfste Leistung erfordert der im Scheitel erforderliche ge-
waltige Culebra-Einschnitt. Dort müssen täglich etwa 10 000 Wagen-
ladungen Erd- und Felsmasse mit rund 100 000 t Gewicht (im Ganzen
allein 80 Millionen cbm Fels) gelöst, auf die hoch ansteigenden
Böschungsränder gehoben und abgefahren werden. Das erfordert
eine grofse Organisation mit etwa 5000 km Arbeitsgleisen, auf den
Rampen (nach Sondereggers Entwurf) mit Zahnstrecken von 60 bis
120%) Steigung.
Nachdem die von Lesseps 1880 gegründete Gesellschaft die
Arbeiten am 1, Februar 1881 begonnen und 1889 die Liquidation
beschlossen hatte — die übrigens nur ganz langsam durchgeführt
wird -- bildete sich 1894 die „neue Panama- Gesellschaft” und
setzte die Bauten mit Erfolg weiter fort. Die ursprünglich be-
absichtigte Tieflage ohne Schleusen war schon 1887 aufgegeben
worden. Von dieser Gesellschaft geht nun der Bau an die Ver-
einigten Staaten Nordamerikas über, welche zu den oben erwähnten,
durch mehrere Hundert amerikanischer Techniker ausgeführten Studien
bereits 26 Millionen Francs bewilligt hatten. Gg.
Die Einführung des Metermafses in Amerika.
Zentralbl. d. Bauverw. 1903. S. 207.
Die Einführung des Metermafses in Aınerika, die durch eine
Gesetzesvorlage beim Abgeordnetenhause der Vereinigten Staaten
angestrebt wird, wird von dem gröfsten Teil der Ingenieure mit
Hettigkeit — oft mit den törichtsten Gründen — bekämpft. Od.
Geplante Mafsnahmen zur Verhinderung von Raub-
überfällen auf den Eisenbahnen Rulslands.
Zentralbl. d. Bauverw. 1903. S. 111.
Das russische Verkehrministerium plant zur Verhütung von
Ucberfällen und Anschlägen gegen die Verkehrssicherheit besondere
Mafsnahmen. In dem Zeitraum von 1900—1902 sind auf den Eisen-
bahnen des europäischen und asiatischen Rulslands zusammen
1181 Ucberfälle und Anschläge verübt worden. Od.
Die Kochkiste, eine Wohlfahrtseinrichtung besonders
auch für die Eisenbahner. Ztg. D. E.-V. 1903.
S. 564.
Vortrag, gehalten von Frau Eisenbahnbauinspektor Hoefer für
die Frauen und erwachsenen Töchter der Mitglieder des Eisenbahn-
vereins Cassel am 27. April 1903. Fl.
Die Weltausstellung in St. Louis 1904. Von Glase-
napp. Zentralbl. d. Bauverw. 1903. S. 166. Mit Abb.
Allgemeine Anordnung der geplanten Ausstellung, die an Aus-
dehnung diejenige von Chicago um das doppelte übertreffen wird.
Der Verfasser weist auf die Schwierigkeiten hin, die das Klima
bieten wird, da St. Louis wenig über dem Breitegrad von Sizilien
gelegen ist. Od.
Sc , e ` e GE : u R H Be = 7 pe a ee S -
Ibstverlag des” Herausgebers. — Kummissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
ETS EE Tt ele eee renge
|
LITERATURBLATT
GLASERS ANNALEN
GEWERBE UNI D BAUWESEN.
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V.D.M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure, die mit Tt bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt,
No. 412. Beilage zu No. 630 (Band 53. Heft 6). 1903.
I. Eisenbahnwesen. durch seine Ausführungen die Kollegen zu veranlassen, zu dieser
wichtigen Frage Stellung zu nchmen. Fl.
3. Betriebsmittel für Voll- und Schmalspurbahnen aller Art
einschl. ihrer Heizung und Beleuchtung.
Die Vergrölserung der Ladefahigkeit der englischen
Güterwagen. Ze D. E.-V. 1903. S. 197. Mit Abb.
Der in London stationierte technische Attaché der Deutschen Bot-
schaft berichtet hierüber sehr ausführlich unter Beigabe einiger das
Auf die Notwendigkeit
obiger Mafsnahmen ist man durch das bedenkliche Anwachsen der
Betriebsausgaben in den Jahren 1889—1899 auf den englischen
Verständnis wesentlich erleichternden Skizzen.
Eisenbahnen hingewiesen. Wenngleich jene Steigerung auch auf
Umstände zurückzuführen ist, auf die die Eisenbahn-Verwaltungen
wenig Einflufs haben, so ist man doch davon durchdrungen, dafs durch
zweckmälsige Aenderungen im Betriebe manche Ausgabe erspart
werden kann. Die Bestrebungen zur Besserung dieses Zustandes richten
sich nun in erster Linie auf den Massengüterverkehr (Verkehr mit
Kohlen, Erzen, Steinen usw.), der auf den englischen Bahnen 3/,
des gesamten Güterverkehrs ausmacht. Die Erfolge, die die Amerikaner
durch eine Vergröfserung der Güterwagen-Ladefähigkeit nach dieser
Richtung erzielt haben, sind in England wohl bekannt; man weils
aber auch andererseits die Schwierigkeiten zu würdigen, die der
allgemeinen Verwendung grölserer Güterwagen auf englischen
Bahnen entgegenstehen, und ist daher bis jetzt noch nicht über
ein Versuchsstadium hinausgekommen. Ueber jene Schwierigkeiten
nun und die bis jetzt stattgehabten Versuche mit einer Vergröfserung
der Güterwagen-Ladefähigkeit gibt obiger Bericht sehr eingehende
Auskunft und ist hierdurch von hervorragendem Interesse. Fl.
Die Erhöhung der Ladefähigkeit der offenen Güter-
wagen bei den preulsischen Staatsbahnen. Ztg.
D. E.-V. 345.
Eine interessante Erörterung des Reg.-
dafs ehe eine Entscheidung
und Baurates Donner
in Essen, die zu dem Schlufs kommt,
über diesen Gegenstand getroffen werden kann, verschiedene dringende
Fragen der Klärung bedürfen, die nur im Einvernehmen mit den
Interessenten beantwortet werden können. Fl.
Fahrbarer Waggonkran von 20t Tragfähigkeit. Aus-
geführt für die k. k. Staatsbahndirektion Krakau von
der Maschinen- u. Waggonbau- Fabriks- Aktiengesell-
schaft in Simmering. Reform. 12. Heft. 1903. S. 705.
Lokomotiven und Wagen für Schnellverkehr. Glasers
Ann. 1903. Bd. 52, Heft 5, S. 93.
Mitteilung über die mit Preisen bedachten Arbeiten zu dem vom
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure ausgeschriebenen Wettbewerb
für Entwürfe von Betriebsmitteln für schnellfahrende, durch Dampf-
mit Abb.
Figurentafeln. B.
lokomotiven zu befördernde Personenzüge und vier
E
Uebergang von der Schraubenkuppelung zur selbst-
tätigen Mittelkuppelung. Von Oberregierungsrat
Weiss, München. Ztg. D. E.-V. 1903. S. 459.
Unter Hinweis auf die Vorschläge, die der Herr Verfasser auf
Grund der von ihm auf den bayerischen Staatsbahnen schon seit
mehreren Jahren durchgeführten Versuche im »Organ für die Fort-
schritte des Eisenbahnivesense, 1901, S. 126 machte, beabsichtigt er
|
|
Die elektromagnetische Schienenbremse der Elek-
trizitäts-Gesellschaft Union. Ztschr. f. Kleinb. 1903.
Heft 3, S. 141. Mit Abb.
Beschreibung einer elektrischen Bremse, bei welcher, da die
Wirkung unmittelbar auf das Untergestell übertragen wird, ein
kürzerer Bremsweg erzielt werden kann, als bei den mit Radbremsen
ausgerüsteten Wagen. B.
Locomotive type „Atlantic‘‘ des chemins de fer de
l’Etat badois. Gen. civ. vom 14. März 1903. Band 42.
Nr. 20, S. 313. Mit Abb.
2/5 gekuppelte Schnellzuglokomotive, 4 cylindrige Verbund-
Maschine mit 4 achsigem Tender. Dampfspannung 16 Atın. Dienst-
gewicht der Maschine 74 t. Reibungsgewicht 31,73 t. Gewicht
des gefüllten Tenders 48,77 t. Der Tender fasst 6 t Kohlen und
20 cbm Wasser. Der Kessel liegt sehr hoch, Mitte 2,75 m über
S.O. Rost und Heizfläche sind ungewöhnlich grofs. H—e.
3/5 gekuppelte Viercylinder Verbund - Lokomotive
für die Jura-Simplon-Bahn. Von Barbey. Rev.
gen. d. chem. 1903. S. 235.
Beschreibung der für die Simplon - Bahn bestimmten Schnellzug-
Lokomotiven, Bauart de Helm. v. B.
Automotrice à vapeur, systeme V. Purrey pour
tramways et chemins de fer. Gén. civ. vom 28. Fe-
bruar 1903. Bd. 42, No. 8, S. 273. Mit Abb.
Der 2achsige Dampfstrafsenbahnwagen von Purrey wird von der
Pariser Omnibus-Gesellschaft auf mehreren ihrer Linien angewendet.
Er kennzeichnet sich durch sein geringes Gewicht und die selbst-
tätige Wirkung wichtiger Maschinenteile.
Der stehende Röhrenkessel, Type du Temple, befindet sich auf
der einen Endplattform. Die Maschinerie liegt unter dem Fufsboden.
Die Kraftübertragung erfolgt durch Ketten. Der Wagen enthält
48 Plätze, 20 auf dem Deck und 4 auf der
Plattform. Die gesamten Zugkosten stellen sich in Paris für das
Motorwagen -Kilometer auf 0,46 M.,
davon 24 im Innern,
die Kosten der Unterhaltung
des Motorwagentrucks auf etwa 0,24 M.
Versuche im grofisen Eisenbahnbetriebe werden mit einem
Dampfwagen des in Rede stehenden Systems auf der französischen
Nordbahn gemacht. H—e.
Versuche mit Kolbenschiebern bei Verbund-Loko-
motiven der französischen Ostbahn. Rev. gen. d.
chem. 1903. S. 196. Mit Abb.
Durch die Kolbenschieber wurden die Längen der Einströmungs-
kanale an den Hoch- und Niederdruckcylindern im Vergleich mit
Flachschiebern um 79 und 52 pCt. gesteigert. Infolgedessen wurde
eine Kohlenersparnis von etwa 10 pCt. erzielt, die Lokomotiven
laufen leichter und gestatten geringere Füllungsgrade in den Nieder-
druckcylindern. v. B.
Express passenger engine. Eng. vom 27. Februar 1903.
Bd. 95, No. 2461, S. 213. Mit Abb.
2/4 gekuppelte, sehr kräftige Maschine für die Schnellzige
der London—Chatham—Dover Bahn. Das einem schweren Schnell-
22 [No. 630.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
zugbetriebe nicht günstige Langenprofil der Bahn wird mitgeteilt.
H—e.
„Belpaire‘‘ express locomotive Midland ry. Eng.
vom 13. Marz 1903. Bd. 95, No. 2463, S. 260. Mit
Abb.
2,4 gekuppelte Maschine. Vorn 2 achsiges Drehgestell. Tender
auf zwei 2 achsigen Gestellen. Die Maschine wird beschrieben. Ihre
Leistungen werden angegeben, H—e.
A Caledonian locomotive giant. Eng. vom3. April 1903.
Bd. 95, No. 2466, S. 331. Mit Abb.
3/5 gekuppelte Schnellzuglokomotive mit 4 achsigem Tender.
wie das britische Profil
H—e.
„Sie scheint so grofs und stark zu sein,
des freien Raumes nur zuläfst“.
Six-coupled express locomotive.
1903. Bd. 95, No. 2466, S. 339.
3/6 gekuppelte, sehr kräftige Lokomotive der Chicago & Alton
H—e.
Eng. vom 3. April
Ry. Die Haupt-Verhältnisse und Mafse sind angegeben.
4/6 gekuppelte Lokomotive für die Atchison-Topeka
und Santa-Fé Bahn. Railr. Gaz. 1903. S. 242. Mit
Abb.
Die Lokomotive hat die sogen. Mikado-Anordnung, ein Bissell-
Gestell vor den Cylindern und eine einstellbare Laufachse hinten
unter der
Dienstgewicht 118 t.
breiten Feuerkiste, Verbund-Cylinder Bauart Vauclain;
Tricbachslast 91 t. v. B.
Suburban locomotive, Great Eastern railway. Eng.
vom 6. Februar 1903. Bd. 95, No. 2458, S. 134. Mit
Abb.
5/5 gekuppelte Maschine von etwa 70 t Gewicht, mit 3 Nicht,
Verbund-Cylindern und ciner ausgedehnten Feuerbüchse. Der Kessel
liegt so hoch, dafs der Schornstein zu einer verschwindend geringen
Höhe zusammenschrumpfen mufste. Die Lokomotive wird als „die
bemerkenswerteste Abweichung von normaler Eisenbahnpraxis, welche
in Grofs-Britannien seit vielen Jahren gesehen ist,“ bezeichnet.
He,
10 - wheels - coupled locomotives in South - Africa.
Eng. vom 13. Februar 1903. Bd. 95, No. 2459, S. 176.
Mit Abb.
5/8 gekuppelte Tendermaschine mit 1,076 m Spur. H -—e.
A steam -railway - coach. Eng. vom 10. April 1903.
Bd. 95, No. 2467, S. 372. Mit Abb.
Personenwagen auf 2 zweiachsigen Drehgestellen, in denen
vorn der Dampfkessel nebst Maschine und Führerstand eingebaut ist.
Wagen dieser Art sollen auf Nebenlinien der London & South Western
und der Le Brighton & South coast Bahn verkehren. H --e.
Neue Hofwagen der London u. Nord-West-Bahn.
Railw. Eng. 1903. S. 115.
Die Quelle enthält eine Beschreibung und photographische Ab-
bildungen der inneren Einrichtung zweier neuer Wagen, welche für
den Gebrauch I. M. des Königs und der Königin bestimmt sind.
Die äufseren Abmessungen und Gestelle gleichen denen der Schlaf-
wagen. v. B.
„High capacity“ wagons on the Great Central rail-
way. Eng. vom 24. April 1903. Bd. 95, No. 2469.
S. 423. |
Die genannte Bahn betreibt ihren Kohlenverkehr mit einer An-
zahl 30-tons-Wagen, deren Bauart kurz beschrieben wird. Sie will
auch grosie Fischwagen zwischen Great-Grimsby und London laufen
lassen, welche im Vergleich mit den bisherigen mindestens die 3fache
Vragtahigkeit, aber höchstens das doppelte Eigengewicht haben sollen.
Hi—e.
40-ton all steel bogie wagon. Eng. vom 13. Februar
1903. Bd. 95, No. 2459, S. 177. Mit Abb.
Mitteilungen einer Type der englischen North-Eastern-Bahn,
welche sich in der Kohlenzufuhr zu den Tync-Häfen sehr gut bewährt
haben soll. He
Kesselwagen von 45 cbm Inhalt, Bauart van Dyke.
Railr. Gaz. 1903. S. 164. Mit Abb.
l
|
(15. September 1903.]
Beschreibung eines Kesselwagens der Union-Tank-Linie, der
kein besonderes Untergestell hat, sondern die Drehgestelle und
Kuppelung an dem verstarkten Boden tragt. v. B.
4. Betrieb und Verkehr; auch elektrischer Zugbetrieb.
Der Vereinsreiseverkehr. Ze D. E.-V. 1903. S. 441.
Die für diesen Verkehr mit dem I. Juni d. J. in Kraft tretenden
Vorschriften haben durch die stetig fortschreitenden Anforderungen
des Verkehrs auch durch den Zutritt der italienischen und sizilianischen
Eisenbahnen einschneidende Aenderungen erfahren, über die eine
ausführliche Auseinandersetzung gegeben wird. Fl.
Elektrischer Gepäckführer für Eisenbahnen.
P. F. Kupka. Reform. 10. Heft. 1903. S. 620.
Auf dem Viktoria-Bahnhof der Lankashire- und Yorkshire-Eisen-
bahn in Manchester wird das Gepäck in Körben befördert, die frei
Von
im Hallenraum an Laufwagen hängen. Diese Laufwagen bewegen
sich auf Schienen, die an der Dachkonstruktion befestigt sind. Der
Antrieb ist elektrisch. Die Anordnung rührt von dem Ingenieur
J. A. F. Aspinall her. D.
Die einheitlichen reglementarischen Bestimmungen
für den internationalen Eisenbahngüterverkehr.
Ztg. D. E.-V. 1903. S. 563.
Die darauf hinzielenden Bestrebungen werden eingehend be-
sprochen. Fl.
Die Fahrgeschwindigkeit der Züge und die Strecken-
zeichen. Ztg. D. E.-V. 1903. S. 442.
Es wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, wenigstens die
Lokomotiven schnell fahrender Züge mit zuverlässigen Geschwin-
digkeitsmessern auszurüsten. Fl.
Les charges et les vitesses les plus favorables des
trains de marchandises. Gen. civ. vom 14. Februar
1903. No. 1079, (Bd. 42, No. 16), S. 247.
Damit die Selbstkosten für 1 Tonnen (Kilometer) Stunde mög-
lichst klein werden, für den gegebenen Fall der Ausdruck
wenn P. das Gewicht des Zuges (ohne
Lokomotive und Tender) und V. seine Geschwindigkeit (Km./Stde.)
bedeutet, Die allgemeine Entwickelung dieses Satzes sowie die
Durchrechnung von Zahlenbeispielen wird von dem Ingenieur F. Barbier
gegeben, und zwar auf Grund der Veröffentlichung der deutschen
Ingenieure Lilienstern und Jahn im »Organ für die Fortschritte des
Fisenbahnzoesense 1901, Heft 6 und 1902 Heft 11. H—e.
muls
P.V. ein Maximum sein,
Der streckenkundige Begleiter.
S. 60.
Von obiger Person ist in der preutsischen Dienstanweisung tür
l.okomotivführer und Heizer im $ 16 Abs. I die Rede. Es wird
zuweilen nicht möglich sein, solche Personen bei eintretendem Bedarf
sofort zur Verfügung zu stellen, und daher als zweckmäfsig bezeichnet,
das Personal der Lokomotivwechselstationen auf allen benachbarten
Ze, DEA. 1903.
Strecken nach und nach ortskundig zu machen, und es darin zu
erhalten, damit stets Aushilfe zur Hand ist. Fl.
Ein neuer Geschwindigkeitsmesser. Von Ober-Ing.
Dettmar. Glasers Ann. 1903. Bd. 52, Heft 5, S. 82.
Wiedergabe eines im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages. B.
Wagen mit Mefsvorrichtungen der Orléans- Bahn.
Rev. gen. d. chem. 1903. S. 133. Mit Abb.
Der gut eingerichtete Wagen enthält Vorrichtungen zum Auf-
zeichnen der Geschwindigkeit, des Zugwiderstandes und der durch
ihn verbrauchten Arbeitsleistung. v. B.
Neuere Ermittelungen tiber die Widerstande der
Lokomotiven und Bahnztige mit besonderer Be-
rücksichtigung grofser Fahrgeschwindigkeiten.
Von Albert Frank, Prof., Hannover. Ztschr. d. Ing.
1903. No. 13, S. 460.
[15. September 1903.)
Mitteilung über die Ergebnisse der in dieser Richtung auf den
Bahnstrecken der Eisenbahn -Direktion Hannover angestellten Ver-
suche bei Geschwindigkeiten bis zu 100 km/st. . B.
Neue Systeme zur Wasserversorgung der Lokomo-
tiven. Von Ferd. Klar. Reform. 11.Heft. 1903. S.641.
Beschreibung einer für rasches Wassernehmen eingerichteten
Turmanlage der Chikago-Alton-Eisenbahn und der bekannten Wasser-
entnahme aus zwischen den Schienen liegenden Trögen während
der Fahrt. D.
Beleuchtung der Personenwagen auf den pfälzischen
Bahnen. Von Direktionsrat Staby. Ztg. D. E.-V.
1903. S. 393.
Eine längere Auseinandersetzung über das Stonesche elektrische
Beleuchtungssystem, das nach eingehenden Versuchen auf den ge-
nannten Bahnen seine vollständige Brauchbarkeit und grofse Betriebs-
sicherheit dargethan hat und dort eingeführt wird. Fl.
Wheeler’s patentierte Personenwagen - Wasch-
maschine. Railw. Eng. Februar 1903. S. 49.
Zu beiden Seiten des Gleises sind an Holzgerüsten sich drehende
Walzenbürsten angebracht, die an die auf dem Gleise bewegten
Personenwagen angedrückt werden können und unter Zuflufs von
Wasser diese reinigen. Ausgeführt ist eine solche Einrichtung auf
dem West London Carriage Depot der Great Western Railway.
D.
Die Ernährung der Fahrbeamten während der Fahrt.
Ztg. D. E.-V. 1903. S. 459.
Vortrag des Sanitätsrats Dr. Schwechten, gehalten im Verein
Deutscher Lokomotivtihrer, in dem dieser auf die Notwendigkeit
hinweist, von Seiten der Fahrbeamten im Interesse ihrer Gesund-
heit sich nicht der Einnahme einer warmen Mittagskost in den Stunden
zwischen 12 Uhr Vorm. und 5 Uhr Nachm. zu entziehen und die
hierfür gebotene Möglichkeit nicht ohne weiteres von der Hand zu
weisen. FI.
Die Entwickelung der Stückgutbeförderung unter
besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse bei
den Reichseisenbahnen in Eisals - Lothringen.
Vom Kaiserlichen Verkehrsinspektor Schmidt in
Mülhausen i. E. Ze D. E.-V. 1903. S. 513. Mit
Abb.
Ein Beitrag zur Lösung der Aufgabe, die für diesen Verkehrs-
zweig zu stellen ist. Fl.
Schnellzuggut. Vom Kgl. Oberinspektor Muschweck
in München. Ztg. D. E.-V. 1903. S. 261.
Der Ausdruck Schnellzuggut findet sıch nirgends im Deutschen
und im internationalen Frachtrechte, und wo seiner in Ordnungen -
und Taritvorschriften usw. der einzelnen Verkehrsverbande gedacht
ist, wird man finden, wie weit noch heute die darauf bezüglichen
Bestimmungen in den Verbänden von einander abweichen. Die
obige Abhandlung hat den Zweck, die bestehenden Mängel auf-
zudecken und Mittel und Wege zu ihrer Beseitigung vorzu-
schlagen. Fl.
Das vereinfachte Abfertigungsverfahren für Eil- und
Fracht - Stückgüter. Ztg. D. E.-V. 1903. S. 317.
Mit Abb.
Obiges Verfahren, wie es bereits in No. 14, S. 224 d. Ztg. er-
wähnt ist, ist durch die Kgl. Eisenbahn - Direktion Berlin mit dem
9. März für den Verkehr zahlreicher Berliner Bahnhöfe eingeführt
worden. Fl.
Céiner Pramiensystem und Hamburger Akkord-
verfahren. Ztg. D. E.-V. 1903. S. 361.
Fine längere Abhandlung, die zu dem Schlufs gelangt, dafs das
Prämiensystem bei einem gewöhnlichen Stückgutverkehr manche
Vorteile bietet, ihm aber für den Umlade- und Wagenladungsverkehr
unüberwindliche Schwierigkeiten entgegenstehen. Für diesen Verkehr
habe sich das Akkordverfahren seit über 25 Jahren unter den schwierig-
sten Verhältnissen bewährt. Fl.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No, 630. 23
Der Einwand der „höheren Gewalt‘ bei Lieferfrist-
überschreitungen unter besonderer Berücksichti-
gung der Hamburger Verhältnisse. Ztg. D. E.-V.
1903. S. 409.
Eingehende interessante Erörterung über obigen Gegenstand.
Fl.
Report on the working of American railways. Eng.
vom 31. Oktober 1902. Bd. 94, No. 2444, S. 428.
Fortsetzung zu S. 404. Die Reisegeschwindigkeit der Güter-
züge und die Leistungen der Wagen werden besprochen. — Forts.
folgt. H—e.
Elektrische Fernzeiger von Siemens & Halske.
Organ. 1903. S. 44.
Die Fernzeiger dienen zur Uebermittelung regelmäfsig wieder-
kehrender Befehle oder Mitteilungen (Zugankündigungen, Gleis-
nummern beim Verschiebedienst) zwischen einzelnen Dienststellen,
insbesondere da, wo Morseschreiber ihrer Langsamkeit und Fern-
sprecher ihrer störenden Aufsengeräusche wegen nicht mehr ver-
wendbar sind. Ebenso erleichtern sie den Verschiebedienst nach ein-
getretener Dunkelheit oder bei nebeligem Wetter, Frost und Schnee-
treiben, sobald das zeitraubende und nicht ungefährliche Beschreiben
der Buffer nutzlos ist und andere Sichtzeichen nicht mehr wahr-
nehmbar sind. Die durch den Sammler gegebenen Befehle machen
sich im Empfänger durch Einstellung eines Zeigers auf einem Ziffer-
blatte bemerkbar. Bei jedem neuen Auftrage wird ein Achtungs-
signal mittels Wecker erteilt. Sr.
Die Trennung des Schrankendienstes von der
Streckenbewachung durch staffelförmige Ab-
lösung. Vom Eisenbahnbau- und Betriebsinspektor
Matthaei in Bremen. Ztg. D. E.-V. 1903. S. 477.
Mit Abb.
Diese bei verschiedenen Betriebsinspektionen der Kgl. Eisen-
bahndirektion Münster probeweise eingeführte Ablösungsart ist ein-
gehend besprochen. Fl.
Der neue Verkehrsweg nach Ostasien durch Ruls-
land und Sibirien. Glasers Ann. 1903. Bd. 52, Heft 6,
S. 121.
Der regelmälsige Verkehr auf der chinesischen Ostbahn und der
südmandschurischen Zweigbahn wird voraussichtlich mit Anfang des
Jahres 1904 zu erwarten sein und damit ein neuer Verkehrsweg
zwischen Europa und Östasien eröffnet werden. Man würde dann
in besonderen I.uxuszügen von Wirballen über St. Petersburg bis
Mandschuria, das sind etwa 8320 km, fahren können und diesen Weg
in 12 bis 13 Tagen zurücklegen; nach Port Arthur würde man
etwa 18, nach den chinesischen oder japanesischen Häfen 22 bis
24 Tage gebrauchen. B.
Zur Frage des elektrischen Betriebes auf den schwe-
dischen Staatsbahnen. Ztg. D. E.-V. 1903. S. 133.
Von einem sogenannten Wasserfall-Komité ist ein Bericht über
die Frage erstattet worden, welche im Staatsbesitz befindlichen
Wasserfälle zur Lieferung der elektrischen Betriebskraft für die
Staatsbahnen am geeignetsten wären. Auf Grund dieses Berichtes
ist die Ansicht ausgesprochen, dafs man den weitgehendsten Ersatz
der Dampfkraft durch elektrischen Betrieb auf den Staatsbahnen
als cine nicht aufzuschiebende Maisregel ins Auge fassen müsse.
Der nationalwirtschaftliche Gewinn sei so bedeutend, dafs im Ver-
gleich zu ihm die nur bei niedrigen Steinkohlenpreisen geringeren
Dampfbetriebskosten nicht in Betracht kämen. Fl.
Elektrische Fernschnellbahnen. Ztg. D. E.-V. 1903.
S. 134.
Unter Berücksichtigung der Studien von Dr. M. Roloff und
Gustav W. Meyer, die in den Schriften „Elektrische Fernschnell-
bahnen von Dr. M. Roloff“ bzw. der „Elektrische Betrieb von Fern-
schnellbahnen von G. W. Meyer“ zum Ausdruck gelangt sind, ist
versucht worden, die Hauptpunkte der Roloffschen Schrift unter teil-
weiser Ergänzung durch das 2. Werk in Kürze wiederzugeben. Fl.
Der Betrieb der Valtellina-Bahn mit hochgespanntem
Drehstrom. Von Eugen Cserhati und Koloman
-y =r
24 [No. 630.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [15. September 1903.)
von Kando. Ztschr. d. Ing. 1903. No. 6, S. 185,
Mit Abb. No.8, S. 276.
Dic Verfasser beginnen mit den allgemeinen Erwägungen über
Vollbahnbetrieb mit hochgespanntem Drehstrom ‘und erklären seine
Vorzüge. Dann folgt eine ausführliche Beschreibung der interessanten
Anlage. Die Bahn hat im ganzen eine Länge von 106,31 km, sie
zieht sich an der östlichen Küste des Comer Sees bis Colico ent-
lang, wo sie sich teilt und gegen Norden bis Chiavenna, gegen
Osten bis Sondrio im Veltliner Tal oder Valtellina läuft. Zum Betrieb
des Kraftwerkes dient eine Turbinen-Anlage, welche durch das Wasser
der Adda gespeist wird. Die Turbinen besitzen je eine Arbeits-
kratt von 2000 P. S. und betreiben die Dynamos, welche der Bahn
die Betriebskraft liefern. Eine Primärleitung von 20000 Volt führt
aus dem Kraftwerk in die Station Morbegno, wo sie sich teilt. Es
folgt dann die ausführliche Beschreibung der elektrischen Anlage,
Stromverteilung und Schaltung mit zahlreichen erläuternden Illustra-
tionen. B.
Elektrische Einrichtung der Valtellina - Bahn in
Ober-Italien. Ztschr. Oesterr. 1903. S. 193. Mit
Abb.
Vortrag der Herrn E. Cserhati, Direktor von Ganz & Co., A. G.,
in dem diese Einrichtung beschrieben und durch zahlreiche Ab-
bildungen erläutert wird. Die Bahn ist am 4. September 1902 dem
Verkehre übergeben und hat eine Länge von 106 km. Fl.
Valtellina high tension 3-phase railway. Eng. vom
20. Februar, 6. März 1903. Bd.95, No.2460/2, S.183, 234.
Mit Abb.
Abschnitte II u. IV. Beschreibung der Motorwagen und der
elektrischen Lokomotive sowie der Kraftstation. H—e.
Neues aus dem Gebiete elektrischen Betriebes fir
Vollbahnen. Von Ober-Ing. Reichel. Glasers Ann.
1903. Bd. 52, Heft 7, S. 125. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Verein für Eisenbahnkunde gchaltenen
Vortrages. B.
Die Valtellina-Hochspannungs-Drehstrom-Vollbahn.
Von Eugen Cserhati. Elektr. Ztschr., Heft 17 u. 18.
Die Valtellina-Bahn ist keine Vorortbahn, wie alle anderen Bahnen,
die bisher mit elektrischen Betriebsmitteln ausgerüstet worden sind.
Deshalb weicht auch die Ausrüstung von dem Gebräuchlichen ab.
Es sind für die Stromzuführung 2 Drähte über jedes Gleis gespannt
und auch die Schienen werden zu Stromleitungen benutzt. Die
Spannung beträgt 3000 Volt. Die Strecke ist 106 km lang. Die
Elektrizität wird durch Wasserkraft erzeugt. Bis jetzt hat die neue
Betriebsweise allen Anforderungen entsprochen. Pf.
Verkehrsstörungen auf elektrisch betriebenen Eisen-
bahnen infolge Glatteisbildung. Ztg.D.E.-V. 1903.
S. 165.
Es ist ausschhefslich von den Eisenbahnen in amerikanischen
Grofsstädten die Rede, die im laufenden Winter unter den schroffen
Luftdruck- und Wärmeschwankungen viel zu leiden hatten. Fl.
Die Londoner Verkehrsverhältnisse. Von Eisenbahn-
bau- und Betriebsinspektor Frahm in London. Ztg.
D. E.-V. 1903. S. 529 u. 545. Mit Abb.
Eingchende Schilderungen aus denen hervorgeht, dafs der Lon-
doner Verkehr in Verkchrsbesserungen, wie sie anderwärts vielfach
und erfolgreich eingeführt sind, noch sehr im Rückstande ist. FI.
Binnenwasserstralsen und Eisenbahnen zwischen
Manchester und Liverpool und der Manchester
Seeschiffkanal. Von Bindewald. Arch. f. Ebw.
1903. S. 249—281.
Fortsetzung: V. Der Manchester Sceschitfkanal. d) Die Tarife
des Kanals und die Behandlung der Güter auf den Docks. e) Der
Kanal und seine Wettbewerber 1894 — 1896.
Binnenwasserstralsen und Eisenbahnen zwischen
Manchester und Liverpool und der Manchester-
Seeschiffkanal. (Schlufs). Von Bindewald. Arch.
V. Der Manchester - Seeschiffkanal. f) Der Kanal und seine
Wettbewerber von 1897 bis 1901. g) Die finanzielle Lage der
Kanalgesellschaft.
5. Werkstattsbetrieb, Kraft- und Arbeitsmaschinen.
Amerikanische Arbeitsverhaltnisse. Von Georg
Dinglinger in New York. Glasers Ann. 1903.
Bd. 52, Heft 7, S. 141; Heft 8, S. 158.
Verfasser hat persönlich in amerikanischen Werkstätten das
Leben und Treiben der Arbeiter kennen gelernt und beschreibt
ihre Organisation, technische Vorbildung, ihr Verhalten zu ihren
Meistern, ihre Behandlung durch dieselben, gesellschaftliche Stellung,
die Lohnverhältnisse usw. in ausführlicher Weise und giebt damit
ein klares Bild der dort bestehenden Verhältnisse. B.
Die Versorgung der Werkstätten der Stettiner
Maschinenbau-A.-G. Vulcan mit Kraft und Licht.
Von Betriebsingenieur A. Böttcher. Ztschr. d. Ing.
1903. No. 4, S. 109; No. 5, S. 153; No. 7, S. 231.
Ausführliche Beschreibung der sehr ausgedehnten Anlage, der
Kohlenzufuhr, Versorgung mit Speisewasser und den Einrichtungen
zur Reinigung und Erwärmung desselben; die Dampfkesselanlage
hat 5 Wasserrohrkessel von Büttner & Comp., welche 5 vom Vulcan
erbaute Dreifach-Expansionsmaschinen von je 600 PS speisen, welche
mit Drehstromerzeugern für eine Normalleistung von 500 KW
gekuppelt sind. Für die Erzeugung des Gleichstromes sind 7 Um-
former von je 76 KW Normalleistung vorhanden, das Leitungsnetz
ist ein sehr ausgedehntes, da alle Werkstattsraume und die Helinge
mit Kraft und Licht versehen werden müssen. B.
Kraftwerk mit mechanischem Zug. Von E. Josse.
Ztsch. d. Ing. 1903. No. 11, S. 369.
Beschreibung der sehr umfangreichen Maschinenanlage für das
Kaufhaus von Wertheim in der Leipziger Strafse in Berlin mit
erlauternden Textfiguren. B.
Drehstrommotor von 2000 PS mit nur 114 Um-
drehungen in der Minute und 2goo Volt, in
Augsburg. Schwz. Bauztg. Bd. 41, S. 47. Gg.
Versuche an Spiritusmotoren und am Diesel-Motor;
zugleich Bericht über die Hauptprüfung von
Spirituslokomobilen im Jahre 1902, veranstaltet
von der deutschen Landwirtschafts - Gesellschaft.
Von Eugen Meyer, Charlottenburg. Ztschr. d. Ing.
1903. No. 15, S. 513.
Bericht über die im Mai 1902 abgeschlossene Hauptprüfung von
Spirituslokomobilen und einer vergleichsweisen Prüfung von Diesel-
Motoren zu 8 bezw. 70 Pferdestärken. B.
VI. Verschiedenes.
Die Reichsgesetze zum Schutz des geistigen und
gewerblichen Eigentums. Dritte, neu bearbeitete und
vermehrte Auflage. Erläutert von Dr. M. Stenglein,
Reichsgerichtsrat a. D. Berlin 1902. Verlag von Otto
Liebmann. Preis 4,50 M., geb. 6 M. T
Die vorliegende Schrift ist eine Sonderausgabe aus dem Werke
„Die strafrechtlichen Nebengesetze des deutschen Reiches“, welches
schon im Literaturblatt No. 410 besprochen ist. Die Sonderausgabe
umfalst aufser der I. Abteilung dieses Werkes noch das Reichs-
gesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes. Hib.
Der moderne Schlosser. Praktische Musterbücher in
Taschenformat. IV. Band. 100 Brüstungs- und Balkon-
gitter. Herausgegeben von W.Ehlerding. Ravens-
burg. Verlag von Otto Maier. Preis 4 M.
[V. D. M.]
Praktisch im vollen Sinne des Wortes. Diese Bezeichnung
verdient auch dieser IV. Band. Mit den hübsch durchgeführten
Musterblattern in bequemem Format kann der Schlosser seinen
Kunden besuchen; die beigegebene Tabelle gestattet ihm auch sofort,
für jede gewählte Ausführung Preis und Gewicht anzugeben. Auch
bei dieser Sammlung ist jedem Geschmack mit den einfachsten
f. Ebw. 1903. S. 511-546. | Mitteln Rechnung getragen. Dr. M.
VAs: SS ss ee a a ne ad Eee ee en I
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebruder Grunert, Berlin.
I TERATU RBLAIT
GYASERS ANNALEN
für
GEWERBE UND BAUWESEN.
ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit (V.D.M.]
Die Refer
bezeichn
I. Eisenbahnwesen.
5. Werkstattsbetrieb, Kraft- und Arbeitsmaschinen.
Elektrische Kraftübertragung und Kraftverteilung.
Nach Ausführungen durch die Allgemeine Elcktrizitäts-
Gesellschaft Berlin. Bearbeitet von C. Arldt, Ober-
ingenieur. Dritte vervollst. Ausgabe. Berlin 1901.
Verlag von Julius Springer.
In der elegant ausgestatteten 386 Seiten umfassenden Schrift
erklärt der Verfasser zuerst in äulserst klarer und tafslicher Weise
das Wesen der elektrischen Kraftübertragung, er bespricht sodann
durch Druckluft,
um letztere ausführlicher zu
die verschiedenen Arten der Kraftübertragung,
Druckwasser, Dampf und Elektrizität,
behandeln. Es folgt
Antriebsmittel und die Kraftübertragung mittels Drehstrom
oder Gleichstrom,
dann die Beschreibung des Elektromotors
als
die verschiedenen auf diese Weise betriebenen
Maschinen, wie solche von der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft
gefertigt werden, mit Angabe ihrer Leistungen, Gewichte, Preise und
Abmessungen. Zum Schlufs folgen noch annähernde Angaben über
Preise und Abmessungen elektrischer Primärstationen bis 100 KW.
Das Buch
struktionszeichnungen ausgestattet und giebt, ein klares Bild von
ist mit zahlreichen erklärenden Abbildungen und Kon-
der grofsen Viclseitigkeit in der praktischen Verwendbarkeit der
elektrischen Kraftübertragung. B.
Vorschläge über die weitere Ausbildung von Indika-
toren. Von A. Wagener, Berlin. Ztschr. d. Ing.
1903. No. 10, S. 348. Mit Abb.
Verfasser ist der Ansicht, dafs für die genaue Untersuchung
der Vorgänge, die sich in gewissen Gaskraftmaschinen neuerer
Bauart abspielen, die vorhandenen Mittel, besonders die Indikatoren
der gegenwärtig gebräuchlichen Einrichtung sich als teils zu wenig
unzureichend erwiesen hätten und macht dem-
einfach, teils als
entsprechende Vorschläge. B.
Bauart
Ztschr.
Verbundkompressor mit Lenkerventilen,
Hoerbiger. Von L. Walther, Ingenieur.
d. Ing. 1903. No. 14, S. 477. Mit Abb.
Beschreibung von Verbund-Luttkompressoren,
Frankenholzer-Bergwerks-Gesellschaft far 3000 cbm st, effektiver An-
saugung und zu 2600 cbm/st. fiir die Oberbayerische Aktiengeseilschaft
fir Kohlenbergbau von der Dinglerschen Maschinentabrik A.-G in
welche für die
Zweibrücken gebaut worden sind. B.
Die Anwendung hoher Ueberhitzung beim Betrieb
von Dampfturbinen. Von Ernst Lewicki. Ztschr.
d. Ing. 1903. No. 13, S. 441; No. 14, S. 491; No. 15,
S. 525.
Mitteilung über vergleichende Versuche an einer de Laval-
Turbine im Maschinenlaboratorium der Technischen Hochschule in
Dresden bei Anwendung stark überhitzten Dampfes. B.
Schnecken-
Untersuchung eines dreigängigen
Ztschr.
getriebes. Von C. Bach und E. Roser.
d. Ing. 1903. No. 7, S. 221.
Mitteilungen über die im Ingenieurlaboratorium der Königl.
Technischen Hochschule in Stuttgart ausgeführte Untersuchung.
B.
Beilage zu No. 631 (Band 53. Heft d
em
von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure, die mit ft bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
1903.
Betriebs- und Werkstatts- Materialien und
Priifungsmaschinen.
Das Verhalten von Eisen in Beton. Von Haesler.
Zentralbl. d. Bauverw. 1903. S. 158. Mit Abb.
seit 11 Jahren be-
0. Bau-,
Mitteilungen über Beobachtungen an einer
stehenden aus Betonplatten mit Eiseneinlagen hergestellten Uter-
schälung. Es werden folgende Regeln abgeleitet: 1. Man verwende
bei Monierplatten für die einzubetonierenden Stäbe nur sauberes,
2. Die Stäbe dürfen nicht zu nahe an
die vordere Plattenfläche gelegt werden. Es sollte die Stärke der
Ueberdeckungsschicht nicht unter 7 mm möglichst 10 mm und mehr
möglichst rostfreies Eisen
betragen. Od.
Breitflanschige Doppel-T Träger. Zentralbl. d.
Bauverw. 1903. S. 112. Mit Abb.
Beschreibung der Herstellung der neuen Grey -Eisen der
Differdinger Hütte; Gewichte und
Widerstandsmomente. Od.
mit Angabe der Abmessungen,
Cement-Mauerwerk. Railr. Gaz. 1903. S. 226.
Ausschufs-Bericht über die Herstellung und Beschaffenheit
dieses Mauerwerks und des dazu verwendeten Portland - Cementes.
v. B.
Eine neue Herstellung von Eisenbahnachsen. Geh.
Rat Prof. Reuleaux. Glasers Ann. 1903. Bd. 52,
Heft 7, S. 136.
Wiedergabe darüber
gemachten Mitteilungen. B.
der im Verein für Eisenbahnkunde
Der Einflufs von Unregelmälsigkeiten im Quer-
schnitte des prismatischen Teiles eines Probe-
stabes auf die Ergebnisse der Zugprüfung.. Von
Diegel, Torpedo - Stabsingenieur. Ztschr. d. Ing.
1903. No. 12, S. 426.
Theoretische Abhandlung über Ergebnisse bei Zerreifsprüfungen.,
B.
Beitrag zur Bestimmung der Malsstäbe von In-
dikatorfedern. Von Ing. E. Förster. Ztschr. d. Ing.
1903. No. 9, S. 319. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Breslauer Bezirksverein gehaltenen Vor-
trages. B.
Der Warmzerreifsversuch von langer Dauer. Das
Verhalten von Kupfer. Von Prof. R. Stribeck.
Ztschr. d. Ing. 1903. No. 16, S. 559.
Mitteilung über Versuche, welche vom Verfasser in der Zentral-
stelle für wissenschaftlich-technische Untersuchungen in Neubabelsberg
unter anderem auch mit kupfernen Stehbolzen ausgeführt sind. B.
Ueber neuere Gesichtspunkte im Materialprüfungs-
wesen. Schwz. Bauztg. Bd. 41, S.54 und 62.
Professer Zschokke in Zürich bespricht die neueren Ergebnisse
der metallographischen Untersuchungen über das Gefüge der
Materialien, namentlich des Stahls, welche weiteren Aufschlufs ver-
sprechen über manche bisher rätselhafte Erscheinungen, wie z. B.
Schienenbrüche mit glasartiger Zerplitterung, während die Material-
proben ganz tadellosen, sogar ziemlich weichen Stahl ergaben usw.
Gg.
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-e vm -= =
26 [No. 631.)
Ein neuer Oelprüfungsapparat. Von Ober-Ingenieur
Dettmar. Glasers Ann. 1903. Bd. 52, Heft 5, S. 86.
Wiedergabe eines im Verein für Fisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages. B.
Flüssiges Heizmaterial für Verkehrszwecke. Von
August Leffler. Reform. 1903. 11. Heft, S. 659.
Eingchende Darstellung mit Abbildungen des gegenwärtigen
Standes der Oelverwendung für Dampfkesselheizung auf Dampf-
schiffen und Lokomotiven. D.
Versuche über die Festigkeit von Schmirgel- und
Karborundumscheiben. Von Prof. M. Grübler.
Ztschr. d. Ing. 1903. No. 6, S. 195.
Mitteilung über die auf Veranlassung des technisch-wissenschaft-
lichen Ausschusses des Vercins deutscher Ingenieure vom Verfasser
ausgeführten Versuche. B.
Einige Hauptlehren aus Dampfkesselexplosionen
der jiingsten Zeit. Von C. Bach. Ztschr. d. Ing.
1903. No.5, S. 160. Mit Abb.
Verfasser bespricht in einem im Württembergischen Bezirks-
verein gehaltenen Vortrage drei Kesselexplosionen und die er-
mittelten Ursachen. In seiner Schlufsbetrachtung führt er die Mats,
nahmen an, durch welche derartige Explosionen vermieden werden
könnten und bemängelt eine diesbezügliche Verfügung des preufsischen
Ministeriums der öffentlichen Arbeiten vom 3. Juni 1902. B.
Ein Satz über die Festigkeit von Kesselböden. \on
A. Föppl. Zentralbl. d Bauverw. 1903. S. 146.
Mit Abb.
Es wird folgender Satz abgeleitet: Ein dünnwandiger Kessel
von der Gestalt eines Umdrehungskoérpers, der einem inneren Ueber-
druck ausgesetzt ist, erfährt keine gröfseren Verbiegungen und scine
Wandspannungen können nach denselben einfachen Formeln be-
rechnet werden, wie beim ellipsoidischen Kessel, falls der Kessel-
umrils (die Meridiankurve), der im übrigen von beliebiger Gestalt
scin kann, keine scharfen Krümmungsänderungen aufweist derart,
dats (von der auf der Umdrehungsachse gelegenen Stelle abgesehen)
der dritte und der vierte Differential -Quotient von y nach v überall
mäfsige Werte behalten. Od.
Zur Frage der besseren Verwendung der Kohlen-
reste aus den Rauchkammern und Aschkästen
der Lokomotiven. Von FHerrmann-Göttingen. Ztg.
D. E.-V. S. 350.
Der Autsatz in No. 19, S. 282 d. Ztg. bringt zu obiger Frage
verschicdenes, das zu Entgegnungen Veranlassung gibt. Fl.
Zur Frage der besseren Verwendung der Kohlen-
reste aus den Rauchkammern und Aschkästen
der Lokomotiven. Von Elbel, Königl. Eisenbahn-
Bauinspektor. Ztg. D. E.-V. 1903. S. 282.
Der Beitrag zu obiger Frage in No. 87 d. Jahrg. 1902 d. Ztg.
gab zu diesen Mitteilungen Veranlassung. Fl.
7. Sicherungsanlagen: Telegraphie, Signalwesen, Stellwerke.
Schriften über Verkehrswesen. Herausgegeben vom
Club Oesterreichischer Eisenbahnbeamten, erste Reihe,
Heft 2: Die Sicherungsanlagen der Wiener Stadtbahn
von Hugo Koestler, k. k. Ober-Baurat. Mit einer
Tatel. Wien 1903. Alfred Hölder. Preis IM.
Die Sicherungsanlagen der Wiener Stadtbahn, die nach dem
Blocksystem von Siemens & Halske ausgebildet sind, werden aus-
führlich erläutert. Die Streckenblockung weicht nicht wesentlich
von der auf preutsischen Bahnen eingeführten vierfeldrigen Form
ab. Die mechanischen Stellwerke sind von Stefan v. Götz & Söhne
geliefert. Auf 6 Stationen befinden sich elektrische Stellwerke von
Siemens & Halske. Die zur Verwendung kommenden Einrichtungen
werden austührlich beschrieben. Das Studium des leicht verständlich
geschriebenen Werkchens kann jedem, der sich für Stellwerks-
anlagen interessiert, angelegentlich empfehlen werden. Od.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
fl. Oktober 1903.)
|
Zur Unterhaltung der Drahtleitungen bei den
Sicherungsanlagen auf den Eisenbahnen. Von
Brosche. Zentralbl. d. Bauverw. 1903. S. 205.
Es wird auf den hohen Wert der sachgemafsen Anlage und
Unterhaltung der Drahtleitung bei Stellwerken hingewiesen. Der
Verfasser spricht sich bei dieser Gelegenheit gegen die Ueber-
wachungsvorrichtungen an den Signalhebeln aus. Od.
Verbreitung der Block-Signale auf den Ameri-
kanischen Eisenbahnen. Railr. Gaz. 1903. S. 146.
Gegenwärtig sind etwa 30 000 m mit Blocksignalen verschen,
4000 mehr als vor 2 Jahren; davon rund 3600 mit selbsttätigen
Blockeinrichtungen. v. B.
Die Sicherung des Eisenbahnbetriebes. Ze DEN.
1903. S. 279,
Ausführliche Wiedergabe des von dem Geh. Ober-Baurat bezw.
Regierungs- und Baurat Blum und Scholkmann am 10. Februar d. J.
vor S. M. dem Kaiser im preufsischen Ministerium der öffentlichen
Arbeiten gehaltenen Vortrages. Fi.
Von A. Blum,
Ztg. D. E.-V.
Die Streckenblockung in Baden.
Regierungsbaumeister in Heidelberg.
1903. S. 103 ft.
Ueber diesen schon vielfach besprochenen Gegenstand liegt eine
zusammenhängende und allgemcin verständliche Darstellung vor, die
bei der groisen Bedeutung dieser Fragen von grofsem Wert ist. Fl.
A method of railway signalling. Eng. vom 13. Februar
1903. Bd. 95, No. 2459, S. 176. Mit Abb.
Es handelt sıch um das amerikanische System Miller, nach
welchem die an Masten befindlichen Blocksignale durch eine rote
und eine weilse Glühlampe auf der Lokomotive ersetzt werden.
Eine Bahnstrecke in England ist versuchsweise nach diesem System
ausgerüstet. H— e.
Millers Block-Einrichtung. Railw. Eng. 1903. S. 88.
Im Führerstande der Lokomotive befinden sich eine weifse
und eine rote Glühlampe, welche von der selbsttätigen elektrischen
Blockeinrichtung der Strecke an- und abgestellt werden. Ist die
zweite vorliegende Blockstrecke besetzt, so beginnt die rote Lampe
zu brennen. Eine Lokomotiv- oder Tenderachse mufs isoliert
werden.
Die Einrichtung wird auf der Great-Central Bahn in England
und der New York-Central Bahn in dem gefährlichen Tunnel in der
Fourth Avenue erprobt. v. B.
Signale für Züge. Railr. Gaz. 1903. S. 225.
Ausschufs-Bericht über Vorschläge für die einheitliche Ge-
staltung der Signale. v. B.
Der Pollak - Viragsche Schnelltelegraph. Von
Kemmann. Zentralbl. d. Bauverw. 1903. S. 101
und S. 140. Mit Abb.
Ausführliche Beschreibung der erforderlichen Einrichtungen und
Erläuterung an einer Reihe vorzüglicher Abbildungen. Od.
Die elektrische Wagenbeleuchtung der Marienburg-
Miawkaer Eisenbahn. Ztg. D. E.-V. 1903. S. 431.
Die bei dieser Eisenbahn eingeführte Osmiumlampe wird ein-
gehend und anerkennend besprochen und hinzugefügt, dafs es ihr
vielleicht vorbehalten bliebe, dem Publikum die lange ersehnte bessere
Beleuchtung der Eisenbahnwagenabteile zu bringen. Fl.
Elektrische Zugbeleuchtung mit Antrieb von der
Wagenachse aus, System Stone und System Kull.
Schwz. Bauztg. Band 41, S. 85.
Eingehende Beschreibung mit Abbildungen. Nach Mitteilung
der Maschinenfabrik Oerlikon soll das System Stone bereits an mehr
als 9000 Wagen in Benutzung sein. Gg.
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[1. Oktober 1903.]
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A, Stadt. und Strassenbahnen.
Einiges von der Bauausführung der Tiefbahn in
New-York. Ztschr. f. Kleinb. 1903. Heft 2, S. 123.
Von der New Yorker Tiefbahn ist das unter dem Broadway
gelegene Stück vollendet. Der Untergrund besteht aus Felsen, der
ziemlich dicht an die Strafsenoberfläche herantritt, weshalb die Aus-
führung keine grofsen Schwierigkeiten bot. Nur an zwei Stellen
mufsten schwierige Unterfangunzen vorgenommen werden, nämlich
an dem Colmmbus-Denkinal und bei einer Kreuzung mit der Hoch-
bahn. B.
The Dolter surface contact system. Eng. vom
13. März 1903. Bd. 95, No. 2463, S. 272. Mit Abb.
Das System ist in der revue technique aufserordentlich günstig
beurteilt. Fs soll namentlich unbedingte Sicherheit für die auf der
Strafse verkehrenden Menschen und Tiere bicten. Es ist auf einer
Strecke im bois de Boulogne: porte Maillot-val d’or zur Ausführung
gekommen. H—e.
Le Métropolitain de Paris. Construktion de la
Circulaire Nord. Gen. civ. vom 28 März 1909.
Bd. 42, No. 22, S. 337. Mit Abb.
In einigen Tagen sollte der Teil der Linie No 2 der Pariser
Stadtbahn, welcher, Circulaire Nord genannt, dem Zuge der alten,
äufseren Boulevards folgt, zwischen der place de l'Etoile und der
place de la Nation vollständig dem Betriebe übergeben werden.
Im Westen gehört noch das Stück von Etoile bis zur porte Dauphine
zum Nordring, welcher unabhängig von den anderen Stadtbahniinien
Pendelbetrieb erhält. Sie
enthält cine etwa 2 km lange Viaduktstrecke, welche besonders zum
Obwohl
wichtige Gründe für den Viadukt an dieser Stelle sprachen (Kreuzung
Die Linie ist im ganzen 12 415 m lang.
Gegenstand des vorliegenden Aufsatzes gemacht wird.
der Nord- und Ostbahn usw.), scheint sich die Meinung doch jetzt
ungünstiger für diese Bauart gestaltet zu haben, welche in Paris
doppelt so tener zu stehen kommt als der Tunnel. (Das Meter
Viadukt etwa 2240 M. gegen 1120 M. für I m Tunnel). Die
Oeflnungen des eisernen Viadukts sind meist etwa 22 m weit,
einzelne 75,25 m. Die Hauptträger sind Einzelträger aus Fachwerk.
Sie ruhen auf gemauerten Pieilern oder gufseisernen Säulen.
Die Einzelheiten der Bauausführung werden in dem von A. Dumas
verfafsten Aufsatz ausführlich beschrieben.
In ähnlicher Weise behandelt derselbe Verfasser in den folgenden
Nummern 2 andere Zweige des Pariser Stadtbahnnetzes, und zwar
in No. 23, S. 361 den Südring und in No. 24,
S. 377 die Linie vom Boulevard de Courcelles nach Ménilmontant.
(Circulaire Sud)
Der Südring verbindet, dem Zuge der äufseren Boulevards des
linken Seine-Ufers folgend, ebenfalls den Etoile mit der place de la
nation. Davon ist der grölste Teil, die Strecke (8969 m) Trocadero—
Sie umfafst 2 Viadukte, zur Ueber-
schreitung des Seine-Tals bei Passy 2516 m lang und des Bièvre-
place d’Italie, jetzt im Bau.
Tals, nahe westlich der place d'Italie 866 m lang. Die eiserne
Seine-Brüeke trägt einen tiefliegenden Boulevard von 24,7 m Ge-
samtbreite, auf dessen mittlerem Fulsweg sich der 2-gleisige Stadt-
bahn-Viadukt erhebt.
Die Linie B. d. Courcelles— Ménilmontant ist eine westöstliche
Querlinie. Sie beginnt am Nordring nahe dem Park Monceau, be-
rührt den Bhf. St. Lazare und die Oper, durchzicht die belebtesten
Geschäftsviertel, überschneidet den Nordring bei der Avenue de la
république und endet kurz danach, nahe der Stadt-enceinte, am
Gambetta-Platz. Sie
hat 7485 m Nutzlänge und 8932 m Gesamtlänge, mit den Endschleifen.
Stärkste Bei
der Unterfahrung des Kanals S. Martin und der Ueberschneidung
Diese Linie ist durchweg unterirdisch geführt.
Neigung 4 pCt. Mittlere Stationsentfernung 500 m.
verschiedener Stadtbahnlinien (Opernplatz: 3 Linien übereinander)
Der Bau der ganzen Linie soll
H—-e.
kommen schwierige Arbeiten vor.
Ende 1903 fertig sein.
Die Strafsenbahnen in den Vereinigten Staaten von
Amerika. Von G. Schimpff. Mit 224 Textab-
bildungen und 2 Tafeln. Berlin 1903. Verl. von
Jul. Springer. Pr. 6 M.
Die Schrift ist das Ergebnis einer im Jahre 1900 unternommenen
Studienreise und gibt im wesentlichen das, was von den bei uns
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 631.| 27
üblichen Einrichtungen in Amerika abweichend gestaltet ist. Zunächst
wird die Richtung und Stärke des Verkehrs je nach Lage der
Verkehrscentren und Jahres- und Tageszeit erörtert, demnächst die
Linienführung im einzelnen insbesondere auch an den Endpunkten,
sodann der Oberbau, die Betriebssysteme tauch die Stromzuführung),
die Betriebsmittel und endlich die Einrichtung und Ausrüstuug der
elektrischen Centralstation behandelt. Die mit zahlreichen Abbildungen
versehene Schrift ist wegen des vielen von unsern Einrichtungen
Abweichenden, selbst wenn es zum Teil aus der amerikanischen
Journalliteratur schon bekannt geworden war, höchst lesenswert.
H.
Q. Lokal- und Kleinbahnwesen nebst Sclbstfahrwesen.
Die Einschienenbahn nach der Bauart von A.
Lehmann. Ztg. D. E.-V. 1903, S. 17. Mit Abb.
Verfasser A. Pirk in Prag beschreibt eingehend diese Kon-
struktion, die von der Breitenseer Maschinenfabrik und Eisengielserei
Lehmann u. Leyrer in Wien ausgeführt wird. Sie ist zunächst nur
für Feld- und Industriebahnen ausgebildet. Fl.
Die deutschen Kleinbahnen im Jahre 1901. Ztschr.
f. Kleinb. 1903, Heft 2, S. 77.
Ausführlicher Jahresbericht des Vereins deutscher Strafsen- und
1900 in Preufsen 127
1946,34 km, in den übrigen deutschen Bundesstaaten.
51 Bahnen mit 799,35 km Länge; sie steigen 1901 aut 129 Bahnen
mit 2118,78 km bezw. 57 Bahnen mit 887,63 km Bahnlänge. Die
gröfseste dieser Bahnen ist die Groise Berliner Strafsenbahn mit
2574 Wagen mit 83 525
Aus einer Zusammenstellung des Personenverkehrs der
Kleinbahnverwaltungen. Danach bestanden
Bahnen mit
einem Bahnnetz von 236,98 km Länge,
Sitzplätzen.
12 gröisesten Betriebe ersieht man die grofse Verschiedenheit des
Verkehrs; er betrug bei der Grofsen Berliner Strafsenbahn 277 079,3,
bei der Münchener Trambahn 249 030,1, Frankfurter Strafsenbahn
314 537,4, 268 271,8,
Strafsenbahn 251 965,1, den geringsten Personenverkehr hatte die
Dresdener Stralsenbahn Grolse Leipziger
Hannoversche Strafsenbahn mit 54 673,6 Fahgäste, während sie den
grösisesten Güterverkehr mit 235 907 t aufweist. B.
The Elberfeld suspension railway. Eng. vom 24.
und 31. Oktober und 7. November 1902. Bd. 94,
No. 2443/4/5. Mit Abb.
Ausfürliche Arbeit (in 3 Abschnitten) über die Elberfelder
die -Loschwitzer Schwebebahn er-
H--e.
Schwebebahn. Es
wähnt und abgebildet.
wird auch
10. Statistik und Tarifwesen.
Die Betriebsergebnisse deutscher und ausländischer
Eisenbahnen 1885—1900. Ztg. DEN 1903. S. 493.
Im Anschlufs an die im Jahrgange No. 100 der Ztg. gemachten
früheren Mitteilungen. FI.
Wiirttembergischer Eisenbahnetat ftir 1903 u. 1904.
Ze D. E.-V. 1903. S. 76.
Die Statistik der englischen Eisenbahnen.
Ztg.
D. E.-V.
1903. S. 76. Fl.
Betriebseinnahmen der ungarischen Kleinbahnen im
Jahre 1901 im Vergleich zum Jahre 1900. Ztschr.
f. Kleinb. 1903. Heft 3, S. 164.
Bei den verschiedenen ungarischen Kleinbahnen schwanken
die durchschnittlichen jährlichen Einnahmen für 1 km im Jahre 1901
zwischen 5466 und 306 005 Kr., die Steigerung der Einnahmen für
I km gegen das Jahr 1900 beträgt bis zu 20,5 pCt.,
13,5 pCt.
Uebersicht über die Entwickelung der Kleinbahnen vom Jahre 1888
es kommen
aber auch Mindereinnahmen bis zu vor. Aus einer
bis 1901 ist zu ersehen, dafs die Ausdehnung in dieser Zeit von
74,2 km auf 252,3 km gewachsen und die Zahl der beförderten
Personen von 17 Millionen auf 80 Millionen gestiegen ist.
Staatshaushalt und Eisenbahnwesen in Rulfsland.
Zentralbl. d. Bauverw. 1903. S. 124.
Angaben nach Mitteilungen der »St. Petersburger Leitungs.
Der Etat 1903 enthält rd. 357 Millionen Mark für den Bau von
28 (No, 631.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(1. Oktober 1903.)
Staatsbahnen, während die Gesamtsumme der Staatsausgaben etwa
4,45 Milliarden Mark beträgt. Od.
Deutschlands Getreideernte in 1901 und die Eisen-
bahnen. Von Thamer. Arch. f. Ebw. 1903. S. 282.
Die Reichseisenbahnen in Elsalfs-Lothringen und die
Wilhelm - Luxemburgbahnen im Rechnungsjahr
1901. Arch. f. Ebw. 1903. S. 308.
Gegen 1900 ist der .Ueberschufs um rd. 9 Millionen Mark
= 33,7 pCt., d. i. von 4,45 auf 2,88 pCt. des Anlagekapitals getallen,
der Betriebskoefhzient von 70,1 auf 78,9 pCt. gestiegen.
Die preufsisch - hessischen Staatseisenbahnen im
Rechnungsjahr 1901. Von Tolsdorff. Arch. f. Ebw.
1903. S. 316.
Betriebskoeffizient 61,75 pCt., Ueberschufs 6,41 pCt. des Anlage-
kapitals. Die Zahlen des Vorjahres sind nicht angegeben.
Die Eisenbahnen im Grolsherzogtum Baden im
Jahre 1901. Arch. f. Ebw. 1903. S. 356.
Gegen 1900 ist der Ueberschufs von 17,5 auf 13,9 Millionen Mark,
d. i. von 3,31 auf 2,55 pCt. des Anlagekapitals gefallen, der Betriebs-
koeffizient von 77,53 auf 80,77 pCt. gestiegen.
Die k.k. österreichischen Staatsbahnen im Jahre
1901. Arch. f. Ebw. 1903. S. 365.
Der Betriebsüberschufs ist von 2,06 auf 2,09 pCt. des Kapitals
gestiegen.
Die ungarischen Staatsbahnen im Jahre 1901. Von
Nagel. Arch. f. Ebw. 1903. S. 377.
Der Betriebskoeffizient ist von 55,15 auf 57,61 pCt. gestiegen.
Die Eisenbahnen in Schweden im Jahre 1900,01.
Arch. f. Ebw. 1903. S. 393.
Die Eisenbahnen Britisch-Ostindiens im Kalender-
jahr 1901. Arch. f. Ebw. 1903. S. 403.
Württembergisches Gesetz vom 23. Dezember 1902
betr. Unfalltürsorge für Beamte. Arch. f. Ebw. 1903.
S. 452.
Oldenburgisches Gesetz vom 7. Januar 1903 betr. die
Errichtung eines Eisenbahnrates. Arch. f. Ebw. 1903.
S. 459.
Die bayerischen Staatseisenbahnen und Schiffahrts-
betriebe im Jahre 1901. Arch. f. Ebw. 1903. S. 646.
Von 1900 auf 1901 ist die Einnahme von 171 auf 166 Millionen
Mark gesunken, die Ausgabe von 124 auf 130 Millionen Mark ge-
stiegen, der Ueberschufs von 46 auf 36 Millionen Mark gesunken.
Der Betriebskoeffizient beträgt 82,01 pCt., das Anlagekapital verzinst
sich mit 2,71 pCt. (Vorjahr: 72,78 und 3,57 pCt.).
Wohlfahrtseinrichtungen der kKönigl. bayerischen
Staatseisenbahnen im Jahre 1901. Arch. f. Ebw.
1903. S. 659.
Die Eisenbahnen der australischen Kolonien Viktoria,
Westaustralien und Neuseeland. Betriebsjahr
1900/01. Arch. f. Ebw. 1903. S. 667.
Ausmusterung der Betriebsmittel bei den preulsi-
schen Staatseisenbahnen. Arch. f.Ebw. 1903. S. 675.
Statistisches von den Eisenbahnen Rulslands. Arch.
f. Ebw. 1903. S. 681.
Statistik für das erste Semester 1902.
Die Eisenbahnen der Erde 1897—1901. Arch. f. Ebw.
1903. S. 500—510.
Von den Erdteilen hat in dem Jahrfünft Amerika die absolut,
Afrika die relativ grétste Vermehrung aufzuweisen. In Europa war
der absolute Zuwachs (27612 km) etwas niedriger als in Amerika
(29 063 km), der relative beträchtlich höher (10,5 gegen 7,6 pCt.).
Die Eisenbahnen der vereinigten Staaten (317354 km, übertreffen
ist aber ihr Vorsprung um 7000 km geringer geworden. In Europa
steht mit der Bahnlänge Deutschland (52 710 km) an der Spitze,
Rufsland (51 409 km) hat es jedoch nahezu erreicht. Russisch-Asien
hat seinen Ejisenbalinbesitz von 5300 auf fast 12000 km erweitert.
Die Gesamtlänge aller Eisenbahnen wird auf 816755 km, das auf
sie verwendete Kapital auf 162 Milliarden Mark angegeben.
Verkehrsentwicklung des Eisenbahn - Direktions-
bezirks Berlin in der Zeit vom 1. April 1896 bis
zum 31. März 1901. Von Platt. Arch. f. Ebw. 1903.
S. 607—645.
Interessante Uebersichten über den Personen- und Güterverkehr
Es ist
gesticgen die Bruttoeinnahme aller Stadtbahnstationen von 27 auf 33,
insbesondere der Bahnhöfe ın Berlin und dessen Vororten.
aller Ringbahnstationen von 8,3 auf 10,5, aller Vorort- und Fernbahn-
stationen von 76 auf 97 Millionen Mark.
11. Geschichte, Verwaltung, Gesetzgebung, richterliche
Entscheidungen. 7
Mobilmachung und Eisenbahnen nach Moltkes mili-
tarischer Korrespondenz. Ztg. DEN 1903. S. 427.
Generalmajor z. D. Baron von Vietinghoff in Charlottenburg
bringt aus dem vom Grofsen Generalstabe herausgegebenen 4. Bande
der militärischen Korrespondenz einen sehr interessanten Auszug,
der sich über die Mobilmachung 1859, 1866 und 1870 eingehender
verbreitet. Fl.
Die Beratung des Etats des Reichseisenbahnamtes.
Ztg. DEN 1903. S. 233 u. 299.
Ausführliche Wiedergabe der am 3. u. 4. März d. J. im Reichs-
tage stattgehabten Verhandlungen. Fl.
Das Gesetz über die Bildung eines Ausgleichsfonds
für die preufsische Staats-Eisenbahnverwaltung.
Zte. DEA. 1903. S. 231.
Ausführliche Wiedergabe der im Abgeordnetenhause am 26. Fe-
bruar stattgehabten darauf bezüglichen Beratung. Fl.
Der wirtschaftliche Charakter des Extraordinariums
der preulsischen Staats - Eisenbahnverwaltung.
Von Offenburg. Arch. f. Ebw. 1903. S. 487—499,
Das Extraordinarium der Staats-Eisenbahnverwaltung ist nicht
den laufenden Ausgaben gleich zu achten, sondern cine Vermehrung
des werbenden Staatsvermögens. Dats die Staats-Eisenbahnver-
waltung keinen Erneuerungsfonds kennt, ist in ihrem grotsen Um-
fange begründet. Abschreibungen nimmt sie nicht in dem bei Aktien-
gesellschaften üblichen formellen Sinne vor, wohl aber materiell durch
umfassende Schuldentilgung.
Der württembergische Gesetzentwurf betreffend die
Beschaffung von Geldmitteln für den Eisenbahn-
bau. Ztg. DEN,
Der Bericht über die Begründung für diese Forderungen gegen-
über der Landesvertretung ist wiedergegeben. Fl.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
4. Allgemeines.
Praktische Beurteilung von Regulatoren und Regu-
lierungsfragen. Gemeinverständliche Mitteilungen
aus der Praxis für Maschineningenieure und Elektro-
techniker von Wilhelm Proell, Dipl.-Ing. Verlag
von Hachmeister und Thal in Leipzig. Preis 2M.
[V. D. M.]
Auf die Regulierungsfragen einem grölseren Kreise eine Antwort
zu geben, ist ein schr anerkennenswertes Bestreben. Die meisten
Werke nehmen schwierige theoretische Untersuchungen zum Aus-
gangspunkte ihrer Betrachtung, die nur einer kleinen Zahl von Fach-
leuten geläufig sein können. Das vorliegende kleine Heft gibt da-
gegen eine meist leicht fafsliche Darstellung der bräuchlichen Gruppen
von Reglern und eine Reihe erwünschter Winke. Es kann daher
zu flüchtiger Einsichtnahme vom Wesen und Zweck der verschiedenen
Regler wohl empfohlen werden, wenn schon grundlegende Begriffe,
wie Astasie und dergleichen, entweder hätten vermieden oder erklärt
an Länge noch immer diejenigen Europas (290 816 km); gegen 1897 | werden müssen; sie sind nicht „gemeinverständlich.“ — rn —
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Selbstverlag des Herausgebers. — Kummissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt I, Glaser, Berlin. —
Druck von Gebruder Grunert, Berlin.
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LITERATU RBLAIT
29
GLASERS ANNALEN
für
GEWERBE UND BAUWESEN.
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins fir Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V.D.M.]
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure, die mit Tt bezeichneten von der Redaktion
No. 414.
und deren Mitarbeitern EE
Beilage zu zu No. 633 (Band 53. Heft SCH
I. Eisenbahnwesen.
3. Betriebsmittel für Voll- und Schmalspurbahnen aller Art
einschl. ihrer Heizung und Beleuchtung.
Entwürfe für Neuerungen an Personenwagen. Von
Wilh. Jacobs, Königl. Eisenbahn-Bauinspektor a. D.,
Direktor der Waggonfabrik Aktiengesellschaft Rastatt.
IV D. M.]
Zur Erreichung einer geregelten Zufuhr frischer,
kühler Luft
Ausblickes aus den Fenstern auch im Winter und um allen Reisenden
reiner und
warmer Luft im Winter, im Sommer, eines freien
Gelegenheit zu geben, eine sich bietende schöne Aussicht mit
Bequemlichkeit und Behagen zu geniefsen, werden Vorschläge zu
bei
grofser Geschwindigkeit mit Vorteil angebracht werden können;
v. H.
Neuerungen gemacht, welche gewissen Ziigen mit nicht zu
allgemein durchführbar dürften dieselben jedoch nicht sein.
Defekte an Lokomotivkesseln normaler Bauart
und das neue Lokomotiv-Rohrboxkessel-System
„Brotan‘ (Kessel mit Wasserrohr-Feuerbüchse).
Von Oberingenieur Johann Brotan. Durch eine
Tafel ergänzter Sonderabdruck aus der „Zeitschrift
des Oesterr. Ingenieur- und Architekten-Vereines“
1903. Wien. Im Selbstverlage des Verfassers.
[V. D. M.]
Die grötste Zahl der an unseren Lokomotivkesseln entstehenden
Defekte sind eine Folge der Konstruktion des Kessels und namentlich
der flachwandigen Feuerkiste mit den vielen Bolzen und Ankern.
Die Uebelstände zu umgehen, welche diese Konstruktion der Feuer-
kiste mit sich bringt, hat Brotan einen Lokomotivkessel konstruiert,
dessen Feuerkiste aus einem System von Wasserröhren besteht an
der mithin keine Stehbolzen vorhanden sind. Gleichzeitig wird
durch diese Konstruktion eine gröfsere und wirksamere Heizfläche
erzielt. v. H.
4. Betrieb und Verkehr; auch elektrischer Zugbetrieb.
Der Drehstrommotor als Eisenbahnmotor. Von
Wilhelm Kübler, Ingenieur, a. o. Professor an der
Königl. sächs. Technischen Hochschule zu Dresden.
Mit zahlreichen Abbildungen. Leipzig 1903. Verlag
von Arthur Felix. Preis 6,60 M. [V. DM
Der Verfasser geht von früheren Vorträgen und Diskussionen
über die elektrische Zugförderung auf unseren Eisenbahnen aus und
macht ausführliche Angaben über die Ergebnisse seiner Unter-
suchungen, die er zur Klarstellung der ganzen Frage in der Praxis,
besonders bei dem dreijährigen Drehstrombetrieb der Burgdorf-- "Thun,
Bahn,
systematischer Vergleich
angestellt hat. In den ersten Abschnitten wird noch cin
zwischen Gleichstrom- und Drehstrom-
motoren vorausgeschickt.
Verfasser kommt zu dem Schlufs, dafs die Einwendungen gegen den
direkten Drehstrombetrieb heute nicht mehr stichhaltig sind, und dafs
dem kommutatorlosen Motor für Fern und Nah, also auch für die Stadt-
bahn, der Vorzug gebühre.
23 Tafeln Fahr-
diagramme, Einzelanordnungen der Kontaktleitung und photographische
Aufser einer Anzahl Textskizzen sind auf
Wiedergaben der Strecken- wie auch der Wagenausrüstungen ent-
halten. Mke.
A. Stadt- und Strassenbahnen.
Ueber dieVerwendung von Druckluft-Betriebsmitteln
bei Kleinbahnen und städtischen Stralsenbahnen.
Von M. Buhle, Charlottenburg und G. Schimpff,
Altona. Sonderabdruck aus No. 32, 34, 35, 36 und 39
(Jahrgang 1902) der Deutschen Bauzeitung (Organ
des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-
Vereine). IV DM.
Als Einleitung wird auf die ausgedehnte Verwendung von
Druckluft in Frankreich und in den Vereinigten Staaten hingewiesen
und werden einige theoretische Erläuterungen über das Verhalten
der Druckluft besonders beim Betriebe von Fahrzeugen gegeben.
Aus der eingehenden mit Abbildungen versehenen Besprechung der
verschicdenartig ausgeführten Betriebsmittel — Lokomotiven und
Triebwagen — und der allgemeinen Verhältnisse der Bahnen und
datz der Druckluft-Betrieb
Umstanden mancherlei Vorteile bietet und dadurch sehr wohl mit
ihrer Kraftwerke geht hervor, unter
dem elektrischen und Dampfbetrieb in Konkurrenz treten kann. So
hat z.B. auf der Westbahn in Paris das Durchfahren langer Tunnel-
strecken und mehrerer Bahnhöfe mit vielen Weichenverbindungen,
die auch von anderen Zügen befahren werden, dic Anwendung des
der
genannten Bahn ausgeschlossen und die Einführung des Prefsluft-
Dampf- oder elektrischen Betriebes auf Ringbahnstrecke der
Betriebes veranlafst. Bei den dortigen Strafsenbahnen im Innern
der Stadt dagegen war für die Beibehaltung des Druckluft-Betricbes
das Verbot der elektrischen Oberieitung wohl ausschlaggebend.
Auch in Amerika gab der Umstand, dals einige Stadtverwaltungen
die Anwendung elektrischer Oberleitungen nicht zulassen, zur Inbe-
triebnahme von Druckluft-Fahrzeugen Veranlassung. Besonders ist
hier der Betrieb zweier Linien der Metropolitan-Stralsenbahn-Gesell-
schaft in New York zu erwähnen, die mit dem Druckluftbetrieb
einen Versuch im grotsen Mafsstab macht, der aber noch nicht end-
gültig abgeschlossen ist. Das steht aber schon fest, dals bei den
in Amerika mit besonderer Heftigkeit auftretenden Schneestürmen
die Prefsluttfahrzeuge sich vorzüglich bewährt haben, während der
elektrische Betrieb z. T. gänzlich versagte. Zum Schlufs werden
noch einige Angaben über die Anlage- und Betriebskosten gemacht,
die aber für ein abschlieisendes Urteil hierüber unzulänglich sind.
Druckluftlokomotiven. Von M. Buhle u. G.Schimpff,
Charlottenburg und Altona. Sonderabdruck aus der
Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, Band 46.
Berlin 1902. [V. D. M.]
Dic Verfasser geben cingehende Beschreibungen über ausgeführte
Druckluft - Lokomotiven für Tunnelbauten, Kohlenbergwerke und
Strafsenbahnen, sowie der in Betrieb befindlichen Lokomotiven der
Westbahn
unter Beifügung erklärender Skizzen und Zeichnungen.
in Paris nebst einigen Angaben über die Kraftwerke
11. Geschichte, Verwaltung, Gesetzgebung, richterliche
Entscheidungen.
Erweiterung und Vervollständigung des preulsischen
Staatseisenbahnnetzes im Jahre 1903. Arch. f. Ebw.
1903. S. 541—593.
Die neuen Verstaatlichungen, das Sckundärbahngesetz von 1903,
das Extraordinarium des Etats für 1903. Anhang: mehrere Ueber-
sichten.
30 [No. 633.]
Der Etat der preulsisch-hessischen Eisenbahnver-
waltung für das Etatsjahr 1903. Von Schrenmer.
Arch. f. Ebw. 1903. S. 594—606.
Einnahme 1380, ordentliche Ausgabe 895, einmalige und aufser-
ordentliche Ausgabe 92, Ueberschufs im Ordinarium 481 Millionen M.
132635 ctatsmälsige Beamte.
Die Beratung der Eisenbahnverstaatlichung im
Eisenbahnausschusse des österreichischen Ab-
geordnetenhauses. Ztg. D. E.-V. 1903. S. 315.
Diese Beratung betraf die Verstaatlichung der Nordwestbahn,
der Süd-norddeutschen Verbindungsbahn, der Staatseisenbahn-Gesell-
schaft und der Kaiser Ferdinand-Nordbahn. Fl.
Schweizerisches Bundesgesetz vom 19. Dezember
1902 betr. die Arbeitszeit beim Betriebe der Eisen-
bahnen und anderer Verkehrsanstalten. Arch. f. Ebw.
1903. S. 711.
Niederlandisches Gesetz vom g. April 1875 betr. die
Regelung des Betriebes und die Benutzung der Eisen-
bahnen. Arch. f. Ebw. 1903. S. 713.
Die Eisenbahnverstaatlichung in Frankreich. Von
Dr. O. Ballerstedt. Ztg. D. E.-V. 1903. S. 508.
Der gegenwärtige Stand dieser Angelegenheit wird eingehend
besprochen. Fl.
Französische Verordnung vom 25. Februar 1903
betr. den Ausschufs für den technischen Eisenbahn-
betrieb. Arch. f. Ebw. 1903. S. 721.
Russische Verordnung vom 14. (26.) Januar 1903
betr. den Oberbau der Eisenbahnen (Auszug). Arch.
f. Ebw. 1903. S. 722.
Die sibirischen Verkehrswege. Ztg. D. E.-V. 1903.
S. 332.
Rückblick auf die 10 jährige Tätigkeit des unter dem Vorsitz
des Zaren stehenden Komités der sibirischen Eisenbahn. Fl.
Bundesgesetz der Vereinigten Staaten vom Februar
1903 betr. Abänderung des Bundesverkehrsgesctzes
vom 4. Februar 1887 (Auszug). Arch f. Ebw. 1903.
S. 123.
Das Prämiensystem der Arbeiterlöhnung. Von
F. Preufs, dipl. Ing., Braunschweig. Ztschr. d. Ing.
1903. No.5, S. 172.
Dies in amerikanischen und englischen Werkstätten vielfach
eingeführte Lohnsystem vereingt in sich die Vorzüge des Zeit- (Tagc-)
und Stück- (Akkord) Lohnes und soll sich in der Praxis gut be-
währt haben. Bei diesem System wird für jede Arbeit (Stück) auf
Grund früherer Erfahrungen eine Zeit — die Pramienbasis oder
Grundzeit — festgesetzt. Schaflt em Arbeiter diese Arbeit in
kürzerer Zeit, so erhält er aufser dem Stundenlohnsatz einen ent-
sprechenden Zuschlag, die Prämie, einen gewissen Bruchteil seines
Stundenlohnes, der am nächsttolgenden Lohnungstage ihm ausgezahlt
wird. B.
12. Verschiedenes.
Telpherbahnen. Von Ernst Adler. Reform 11. Heft
1903, S. 618.
Die Telpherbahrten der United Telpherage Co. sind nach einem
gewissen System gebaute, elektrisch betriebene Hochbahnen, meist
Scilbahnen mit hängendem Fahrzeug, die namentlich dem Verkehr
von Massengütern, sei es unter freiem Himmel, oder auch in be-
deckten Räumen wie Fabriken, dienen und bei denen die Beförderung
unabhängig ist von der Kontrolle von Seiten des Fahrzeuges. Eine
Anwendung des Systems bildet der im 10. Hett der Arform 1903 be-
schriebene elektrische Gepäckführer der Viktoria-Station in Manchester,
II. Allgemeines Maschinenwesen.
I. Dampfkessel.
Die Dampfkessel. Ein Lehr- und Handbuch für
Studierende Technischer Hochschulen, Schüler Höherer
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. November 1903.)
Maschinenbauschulen und Techniken, sowie für In-
genieure und Techniker. Bearbeitet von F. Tetzner,
Oberlehrer an den Königl. Vereinigten Maschinen-
bauschulen zu Dortmund. Mit 95 in den Text ge-
druckten Figuren und 34 lithographierten Tafeln. Berlin
1902. Verlag von Julius Springer. Preis geb. 8. M.
[V.D.M.]
Nach kurzen theoretischen, durch Beispiele erläuterten Aus-
führungen über die Eigenschaften des Dampfes, den Vorgang bei
der Verbrennung usw. behandelt der Verfasser zunächst die Feuerungs-
anlagen der Dampfkessel und gibt die für die Berechnung erforderlichen
Daten.
In dem die Dampfkessel selbst betreffenden Teil werden alsdann
die Hauptkesselsysteme beschrieben, sowie cine Anleitung zur
Berechnung der Festigkeit der Kessel und der Nietverbindungen
gebracht. Einen besonderen Wert hat der Verfasser aufser auf die
Darstellung der Einzelteile des Kessels auch auf die Zubehörteile
wie Vorwärmer und Reiniger sowie Uecberhitzer, gelegt.
Eine wesentliche Unterstützung für den Anfänger wird es sein,
dafs zum Schlufs der vollständige Entwurf und die Berechnung
verschiedener Kessel gebracht wird. Das leichtverständlich ge-
schriebene und durch gute Skizzen erläuterte Werk wird ein wert-
volles Hülfsmittel sein für alle, die sich in das Dampfkesselgebiet
einarbeiten wollen. Wt.
V. Elektrizität.
Was ist Elektrizität? Eine Studie über das Wesen
der Elektrizität und deren kausalen Zusammenhang
mit den übrigen Naturkräften. Von Professor Wilhelm
Biscan, Direktor des städt. Elektrotechnikuns in
Teplitz. Leipzig 1902. Verlag von Hachmeister
& Thal. Preis 1,50 M. [V. DM
Der Verfasser gibt in seinem Werkchen unter Zuhilfenahme
zahlreicher Beispiele einen Einblick in das innerste Wesen der
Elektrizität. Besonders ist der Versuch, die verwandtschaftlichen
Beziehungen zwischen dem Lichte, der Elektrizität und dem Magnetis-
mus klarzulegen, anzuerkennen. Volle Klarheit wird durch die Arbeit
indes nicht gebracht, dennoch dürfte das Werkchen besonders vom
Nichtfachmann mit Interesse gelesen werden. —H.—
Das elektrische Kabel. Eine Darstellung der Grund-
lagen fiir Fabrikation, Verlegung und Betrieb. Von
Dr. phil. C. Baur, Ingenieur. Mit 72 in den Ter:
gedruckten Figuren. Berlin 1903. Verlag von Julius
Springer. Preis 8M. [V. DM
Ueber das elektrische Kabel ist bisher sehr wenig geschrieben
worden, sodafs mancher Ingenicur das Erscheinen dieses Werkes
mit Freuden begrifsen wird. Der Vertasser behandelt zunächst
zwar knapp, jedoch für den in der Praxis stehenden Ingenicur völlig
ausreichend, die wissenschaftlichen Grundlagen einschliefslich der
Meismethoden. (eran schliefst sich eine anregende Beschreibung
der Herstellung und der Verlegung verschiedener Kabelarten, wobei
der Verfasser vor allem seine eigenen Erfahrungen niederlegt. Die
folgenden Abschnitte behandeln Stoffkunde, Kostenanschlage und
die wichtigsten Maschinen zur Herstellung von Kabeln. Untersec-
kabel fanden keine Berücksichtigung. Wch.
Elementare Vorlesungen über Telegraphie und
Telephonie. Von Dr. Richard Heilbrun. Mit zahl-
reichen in den Text gedruckten Abbildungen. Berlin
1903. Verlag von Georg Siemens. [V. D. M.]
In der vorlicgenden 5. Lieferung wird zunächst die Vorlesung
über Farbschreiber und Klopfer beendet. Hieran recht sich als
13. Vorlesung eine eingehende Besprechung der telegraphischen
Ililfsapparate, nämlich der Galvanoskope, Umschalter, Ausgleichs-
widerstande, Blitzablciter und Relais. Die 14. Vorlesung beschäftigt
sich mit den Stromquellen, Elementen und Akkumulatoren, währendinder
15. Vorlesung der Morsebetrieb behandelt wird. Dafs die Behandlung
nicht blots beschreibend, sondern auch kritisierend ist, macht das
Werk natürlich ganz besonders wertvoll, und mit umso grölserer
Freude ist es zu begrüfsen, dafs es wegen der Gründlichkeit der
Darstellung über den ursprünglich geplanten Umfang anwächst.
Dr.M.
[1. November 1903.)
Die Gleichstrommaschine. Theorie, Konstruktion,
Berechnung, Untersuchung und Arbeitsweise der-
selben. Von E. Arnold, o. Professor und Direktor
des elektrotechn. Instituts der grofsh. techn. Hoch-
schule Fridericiana zu Karlsruhe. Zweiter Band:
Konstruktion, Berechnung, Untersuchung und Arbeits-
weise der Gleichstrommaschine. Mit 484 Textfiguren
und 11 Tafeln. Berlin 1903. Verlag von Julius
Springer. Preis 18 M. [V. DM
Nachdem im ersten Band die Theorie erschöpft worden ist,
wendet sich Zunächst wird dabei
der mechanische Aufbau der Gleichstrommaschine behandelt und an
30 Beispielen für Leistungen von 2 bis 1320 KW. erläutert. Hieran
gestützt auf die
der zweite Band zur Praxis.
reiht sich die Vorausberechnung der Maschinen,
im ersten Band gegebene Theorie. Von besonderem Wert, sowohl
als praktisches, wie auch als pädagogisches Hilfsmittel ist dabei
ein mit 5 verschiedenen Berechnungen ausgefülltes Berechnungs-
formular, das nicht weniger als 228 Positionen und 12 auszufüllende
Daten über Kupfer- und Eisengewichte enthält. Von 35 verschiedenen
ausgeführten Maschinen sind je 90 Daten in einer Tabelle zusammen-
gestellt. Vervollständigt wird dieser Teil noch durch eine Berechnung
der Regulier- Im dritten Teil
Untersuchung einer Gleichstrommaschine behandelt, und der vierte
und Anlafswiderstände. wird die
Teil endlich beschäftigt sich mit der Parallelschaltung und Verwendung
der Generatoren, mit der Regulierung, dem Anlassen und der Ver-
wendung der Motoren, sowie schliefslich mit den Dreileitermaschinen
Inhalt und
Dr.M.
und den Arbeitsübertragungen mittelst Gleichstrom.
Ausstattung sind geradezu mustergiltig.
Anlasser und Regler für elektrische Motoren und
Generatoren. Theorie, Konstruktion, Schaltung. Von
Rudolf Krause, Ingenieur. Berlin 1902. Verlag von
Julius Springer. Preis geb. 4M. [V. DM
Das Werk behandelt in 92 Seiten mit zahlreichen Textfiguren
die zur Erhaltung und zum Schutze elektrischer Maschinen wichtigen
Schalter, Anlasser und Regler hinsichtlich ihrer Berechnung und
Ausführungsform. Da dieser Gegenstand in Werken elektrotechnischen
Inhaltes bisher wenig eingehend behandelt ist, kann das Werkchen
als willkommene Ergänzung zu denselben begrülst werden. Hn.
Hilfsbuch für Elektropraktiker. Bearbeitet und heraus-
gegeben von H. Wietz und C. Erfurth. Vierte
vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 327 Figuren
im Text und auf 2 Tafeln und einer Eisenbahnkarte.
Leipzig 1902. Verlag von Hachmeister und Thal.
Preis geb. 3 M. [V.D.M.]
Das Buch hat in 31/, Jahren die vierte Auflage erlebt, ein Be-
weis, dafs es brauchbar und zweckentsprechend ist. Damit wird
sich auch der Titel eingeführt haben, obgleich die Bezeichnung
„Klektropraktiker“ sonst nicht üblich ist.
Titel besagt, dem in der Praxis stehenden Techniker, der mit elck-
Das Buch will, wie sein
trischen Anlagen zu tun hat, ein handliches Hilfs- und Nachschlagebuch
und ein verläfslicher Ratgeber sein. Dies erreicht es unter Verzicht auf
theoretische Entwickelungen und Erörterungen mit gutem Erfolge durch
die zahlreichen, aus der Praxis geschöpften Regeln und Erfahrungen, be-
währten Schaltungsskizzen und Zahlenbeispiele. Vervollständigt wird
es durch die ausführliche Wiedergabe der Sicherheitsvorschriften,
der einschlägigen Gesetze und Verordnungen, durch Angabe von
Bezugsquellen und zahlreiche Tabellen. Druck und Ausstattung
Bei
einige gut entbehrliche Fremdworte wie „approximativ“ (S. 249),
sind durchaus angemessen. der nächsten Auflage könnten
„Maschinen -Aggregat“ ersetzt, auch neben Ampere und Voltmeter
die deutschen Bezeichnungen Strom- und Spannungsmesser angeführt
werden. Die Anwendung von Schwefelblume (S. 66) für heifsgelaufene
Lager ist wohl nicht zu empfehlen; das Mittel ist als veraltet und
sogar als nicht gefahrlos anzusehen; wird der Schenkel schliefslich
rotglihend, so bildet sich Schwefeleisen und die Welle ist gänzlich
verdorben.
S. 346, 372, 377 u. weiter ist wie auf S. 323 u. anderen zweck-
mälsig hinter den Titeln der betreffenden Vorschriften und Normalien
anzugeben, von wem sie herrühren, und seit wann sie in Geltung
sind. Angehängte Sätze, wie „und sind die einzelnen Verbrauchs-
stellen von einander unabhängig“ S. 20 werden besser selbstständig
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
be — Ce =
[No. 633.] 31
gemacht. Sonst ist die Ausdrucksweise durchweg gut und leicht
verständlich, wie überhaupt durch die obigen kleinen Ausstellungen
die Brauchbarkeit des Hilfsbuchs nicht beeinträchtigt wird.
Was lehren die Statistiken der Elektrizitätswerke
für das Projektieren und die Betriebsführung von
elektrischen Zentralen? Zusammengestellt von
Ingenieur Fritz Hoppe. Darmstadt-Leipzig 1903.
Ed. Wartigs Verlag, Ernst Hoppe. Preis 3 M.
[V. D. M.]
Das vorliegende Werk enthält eine Fülle sehr wertvoller Daten,
welche in geeigneter Weise angewandt, dem Betriebsleiter einer
Zentrale die Uebersicht über den Grad der Wirtschaftlichkeit des
von ihm verwalteten Werks ungemein erleichtert. Besonders nützlich
erscheint der Inhalt des qu. Werkes jedoch für die in städtischer
Verwaltung befindlichen kleineren Elektrizitätswerke, welchen nur
ein Maschinenmeister vorsteht, und deren verantwortliche Leitung
in Händen von Personen liegt, denen es meist an der für dieses
Amt erforderlichen praktischen Erfahrung fehlt.
ist das Werk eine wertvolle Vermehrung der auf dem Gebiet der
elektrischen Zentralen-Verwaltung nur sehr spärlich vorhandenen
Literatur. Kl.
Jedentalls aber
Wie stellt man Kostenanschläge und Betriebskosten-
berechnungen für elektrische Licht- und Kraft-
anlagen auf? Von Ingenieur Fritz Hoppe. Leipzig
1901. Ed. Wartigs Verlag, Ernst Hoppe. Preis 3M.
[V. D. MI
Das kleine, in handlichem Taschenformat erscheinende Werk
wird neben den zahlreichen Ingenieurkalendern seinen Platz be-
haupten, weil es, in weiser Beschränkung auf ein abgegrenztes Ge-
biet, dieses eingehender und gründlicher behandelt, als es bei den
Der Stoff ist übersichtlich
Reiches Zahlenmaterial aus
übrigen der verfügbare Raum gestattet.
geordnet und sachgemäfs dargestellt.
der Praxis wird namentlich dem projektierenden Ingenieur wertvoll
Die Zahlen-
angaben und Tabellen sind im wesentlichen zutreffend. Anfechtbar
sind nur die Angaben über die Lebensdauer der elektrischen "
Maschinen, Apparate und Leitungen, welche fast durchweg zu hoch
Dies führt zu unrechten Schlüssen über die Höhe
In einem gewissen Widerspruch damit
sein, für den das Buch vorzugsweise bestimmt ist.
angesetzt ist.
der jährlichen Rücklagen.
steht eine wenige Seiten später gegebene Zusammenstellung der in
Elektrizitätswerken üblichen Abschreibungssätze, die auf wesentlich
kürzeren Benutzungszeiten beruhen und zutreffender sind.
Wenig angenehm berührt es, dafs die Reklame-Annoncen sich
nicht nur auf den umfangreichen Anhang beschränken, sondern auch
Bu.
innerhalb des Textes breit machen.
VI. Verschiedenes.
Ueber das Maschinenzeitalter in seinem Zusammen-
hang mit dem Volkswohlstand und der sozialen
Verfassung der Volkswirtschaft. Von Gustav
Schmoller. Vortrag, gehalten in der Hauptver-
sammlung des Vereins Deutscher Ingenieure zu
München am 30. Juni 1903. Berlin 1903. Verlag
von Julius Springer. Preis 0,60 M. [V. DM.
Der berühmte Lehrer der Volkswirtschaft entwirft ein fesselndes
Bild von der tiefgreifenden Umgestaltung aller Zweige der mensch-
lichen Tätigkeit, die diese durch die technischen Fortschritte der letzten
150 Jahre erfahren hat. Er betont, dafs durchaus nicht alle Teile
der Volkswirtschaft gleichmäfsig durch das Maschinenwesen beeinfluist
worden sind. Die höchsten Triumphe feiert es im Verkehrsleben,
sodann in der Müllerei, der Textil- und der Eisenindustrie.
bedeutend ist aber auch sein mittelbarer Einflufs auf die Gefühls-
welt, das Denken und Handeln, und somit auf alle Einrichtungen
Bei den politischen Ausblicken, die
Ebenso
des Staatslebens geworden.
sich hier anschliefsen, ist es bemerkenswert und erfreulich, dals
auch Schmoller der vermeintlichen Gefahr der Sozialdemokratie
durchaus optimistisch gegenübersteht.
Einige Behauptungen reizen zum Widerspruch, z. B. dafs die
Arbeit des Kohlenhäuers vor Ort nicht
könne; der Techniker wird eher meinen, dafs die Zeit nicht mehr
„mechanisiert“ werden
fern ist, wo Sprengen, Bohren und Schrämen noch allgemeiner an-
32 [No. 633.]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Auch dafs in
die Hauptarbeit noch dieselbe sei wie vor
gewendet werden, als es schon jetzt der Fall ist.
der Landwirtschaft
1000 Jahren trifft für den Grofsbetrieb nicht mehr zu. Beim Körner-
bau im Grofsen z. B. kann Ptligen, Säen, Schneiden, Harken und
Garbenbinden, Dreschen, Reinigen, Absacken, Transport und Ver-
wiegen, kurz alles mit maschinellen Hilfsmitteln bewältigt werden.
Aber auch derartige Stellen wirken nur anregend; niemand wird
das Schriftchen ohne eine Bereicherung seiner Anschauungen und
seines Gesichtskreises aus der Hand legen.
Lehrbuch der reinen und angewandten Mechanik
für Maschinen- und Bautechniker. Von KarlHecht,
Ingenieur, Lehrer und vereid. Geometer. Band II.
Die graphischen Methoden. Mit 225 Beispielen,
993 Figuren und einem Anhang. Dresden 1903. Ver-
lag von Gerhard Kühtmann. Preis 12 M., geb. 14 M.
[V. D. MJ
In dem vorliegenden Ill. Bande wird ein klarer Ueberblick über
die Anwendung der elementaren graphischen Methoden auf vorzugs-
weise der Praxis entnommene Beispiele gegeben. Im ersten Teile
werden die graphische Mathematik, das graphische Rechnen, im
zweiten Teile vom Kräftepolygon ausgehend die graphische Statik
eingchend behandelt. Ein Anhang über Erfahrungszahlen und Be-
lastungen von Dächern und Brücken, sowie eine Anzahl gut brauch-
barer Tabellen machen das Werk für den Bautechniker recht geeignet.
Sei:
Die Schule des Lokomotivfiihrers. Gemeinschaftlich
bearbeitet von J. Brosius, Königl. Eisenbahn-
direktor z. D., Hannover und R. Koch, weil. Ober-
inspektor der Königl. Württemberg. Staats-Eisen-
bahnen. Mit einem Vorwort von Edmund Heusinger
v. Waldegg. I. Abt.: Der Lokomotivkessel und
seine Armatur. Preis 2,80 M., geb. 3,40 M. II. Abt.:
Die Maschine und der Wagen. Preis 6,40 M., geb.
7 M. IH. Abt.: Der Fahrdienst. Preis 5,40 M., geb.
6 M. Das Lokomotivführer-Examen. Preis I M.
10. verm. Aufl. Wiesbaden 1902. Verlag von
J. F. Bergmann. [V. D. M.]
Selten hat ein technisches Werk einen solchen Erfolg gehabt,
Seit 30 Jahren ist es in zehn Auf-
lagen den Eisenbahntechnikern, im besondern den Lokomotivbeamten
wie das vorstehend genannte.
ein wertvoller Ratgeber in den so mannigfachen Fragen des Loko-
motiv-Baues und Betriebes gewesen. Tausende haben aus ihm ihr
Wissen bereichert und Auskunft erhalten. Es ist cine Arbeit, auf
die unsere technische L.iteratur stolz sein darf, hat doch kein anderes
Eisenbahnland ein ähnliches Werk aufzuweisen. Seine Kennzeichen
Gründlichkeit, Klarheit, Sachkenntnis.
cinige kleine Mängel hingewiesen werden, deren Abstellung in der
sind: Jedoch mufs auch auf
nächsten Auflage im Interesse des Werkes notwendig erscheint.
Zunächst würde sich die Verdeutschung einiger recht überflüssiger
Fremdwörter dringend empfehlen, so Exhaustor oder Konus durch
Blasrohr, Kalorie durch Warmeeinheit, Admissionsperiode durch
Die Ver-
fasser haben zwar mit Absicht oft Ausdrücke der „Führersprache*
Frischdampfperiode, Lubrikator durch Oeler usw. usw.
entlehnt und verwendet, allein ein solches Buch, das aus der Praxis
für die Praxis geschrieben ist, hat auch die Aufgabe, mit jedem
Zopf auf diesem Gebiete zu brechen und auch in sprachlicher Be-
Gerade im Eisenbahnwesen könnte
es z. B. doch leider bei
Praktikern Gebrauch, Siederöhren statt Heizröhren (Lokomotivkessel),
ziehung Besserung anzustreben.
da noch manches geschehen, ist den
Schenkel statt Zapfen (Radachsen) usw. zu sagen.
In sachlicher Beziehung seien u. A. folgende Punkte bemängelt:
l. Bd. I: die auf S. 246 gegebene Dampfdrucktabelle legt die
natürliche Atmosphäre (1 Atm. = 1,033 kg/qem) zu Grunde, während
wir im Dampfkesselbau in Uecbereinstimmung mit unseren Dampf-
kessel-Gesetzen unter I Atm. den Wert von 1 kg’qem verstehen.
Die Tabelle müfste daher dementsprechend durch eine andere ersetzt
werden, was noch den Vorteil hätte, dafs ihr dann auch sich die
Tabelle auf S. 254 anpatst und deren Fulsnote somit überflüssig wird.
S. 253
und
Die auf stehende Tabelle über die Leistungen des
Menschen gewisser Zugtiere findet sich zwar auch in einer
Reihe anderer technischer Werke, bedarf aber dennoch der Richtig-
stellung. Die in ihrer letzten Reihe gegebenen Zahlenwerte stellen
[1. November 1903.)
Die
lebender Wesen aus der Sekundenleistung durch
nicht die unvermeidlichen Pausen während der Arbeitszeit.
Tagesleistung
Multiplikation mit der gesamten Arbeitszeit zu berechnen ist un-
zulässig. Die Kraftäufserung des Menschen an der Kurbel würde
ferner wohl zweckmälsiger mit 10 kg statt mit 10,12 kg anzugeben
sein, ebenso die zugehörige Geschwindigkeit mit 0,8 m statt mıt
0,79 m.
zu hoch bewertet; man kann von ihm nur 60 mike in 1 Sek.
Die Leistung des Pferdes beim Ziehen = 75 sec/m/kg ist
erwarten, da seine Geschwindigkeit bei 60 kg Zugkraft auf ebener
Strafse nur mit 1,0 m (nicht 1,25 m) angesetzt werden darf. Hiermit
würde die Bemerkung auf S. 60 im Bande III in Einklang zu bringen
sein, die dort die Pferdeleistung wiederum zu niedrig angiebt.
2. Bd. II: Aut S. 46 hätten neben den älteren Blasrohr- und
Schornsteinversuchen von Prüsmann und Zeuner auch die neueren
von v. Borries und Troske Erwähnung verdient, zumal durch diese
die Unrichtigkeit der alten Blasrohrtheorie nachgewiesen wird, wic
die Annalen im Jahrgang 1895 und 1896 näher darlegen.
S. 349 und f.: Der die elektrischen Lokomotiven, wenn auch
nur kurz behandelnde Teil steht nicht auf der Höhe der übrigen
Abschnitte des Werkes.
etwas anderes als wie dort gesagt ist,
Seilbahnen
mittels der 3. Schiene hätte erwähnt werden müssen, da solche doch
Unter „Kabelbahnen® versteht man doch
es sei hier nur an die
in San Francisco erinnert; auch die Stromzuführung
seit Jahren in Anwendung steht, z. B. bei der Mont Saleve-Bahn,
der Stadt-, West- und Orléans-Bahn
bei nordamerikanischen Bahnen usw.; ebenso hätten die elektrischen
in Paris, der Wannseebahn,
Lokomotiven der Jungfraubahn wenigstens genannt werden können,
zumal sie die besten ihrer Art sind und die steilen Rampen
(250% 9 = 1: 4) frei bergab, ohne jegliche Verbindung mit der
sie bergwärts speisenden Oberleitung, fahren können.
Bd. HI.
obwohl sie die Bezeichnung „Günther-Lokomotive* oder wenigstens
Abb. 10 ist als „Belgische Lokomotive“ bezeichnet,
doch Günther-Meyer-l.okomotive verdient; denn es ist die alte, schon
1850 auf dem Semmering erprobte Bauart von Günther in Wiener
Neustadt, die später von dem Belgier Meyer mit cinem Belpair-
Dieselbe
mit nur 60 cm Spur erbauten
Kessel ausgestattet und diesem dann patentiert wurce.
Bauart steht neuerdings auf der
Walliicke-Bahn (nahe Porta) in Benutzung.
Die Bezeichnung der Abb. 13 als „Schweizerische Lokomotive“
müfste durch Mallet-Lokomotive ersetzt werden; denn diese von
Mallet, der Verbund-
lokomotive, herrührende Bauart findet sich nicht nur in der Schweiz,
dem verdienstvollen, eigentlichen Erfinder
sondern auch verschiedenlich in Deutschland (z. B. Brockenbahn) und
anderen Ländern. |
Endlich sei betont, dafs der geschichtliche Teil des 3. Bandes
Die S. 10 erwähnte „Loko-
motive“ Oructor Amphibolus von Evans war, wie schon der Name
einer teilweisen Umarbeitung bedarf.
andeutet, eine Baggermaschine; Evans hat wohl niemals eine Loko-
motive erbaut.
Auch gewinnt der Leser den Eindruck, als ob den beiden
Stephenson fast das alleinige Verdienst an der Erfindung der Loko-
motive gebühre, was doch nicht den Tatsachen entspricht; hat doch
auch Robert Stephenson selbst später sehr richtig gesagt: „Die
Lokomotive ist nicht die Erfindung eines einzelnen, sondern einer
Nation von Ingenieuren“. Vor allem hätte Hedley, der fast ver-
gessene Vorläufer G. Stephensons genannt werden müssen, denn seine
Verdienste um die Entwickelung der Lokomotive sind durchaus
nicht geringer Art und seine im Jahre 1813 erbaute Lokomotive
war besser durchdacht und besser in ihrer Leistung als die ein Jahr
Auch das
sondern
darnach entstandene erste Stephenson’sche Lokomotive.
richtig geformte Blasrohr stammt nicht von Stephenson,
von Hackworth, der es an seiner „Sanspareil“ zuerst angebracht
hatte, während es Stephenson in dieser ihm von jenem gezeigten
Form nach dem 1. Renntage von Rainlıill an seiner „Rakete“ ein-
gebaut hat, was deren Leistung, wie bekannt, noch wesentlich hob.
Wegen dieser geschichtlichen Aenderungen sci auf die Arbeit von
Troske: „Die Eisenbahnen“ im Buch der Erfindungen 1900, Bd. IX,
verwiesen.
Von diesen kleinen Unrichtigkeiten usw. abgeschen, kann die
„Schule des Lokomotivführers" jedem Techniker, besonders jedem
»Eisenbahner“ warm empfohlen werden, wenn sie überhaupt noch
D e D D D D a j
nur „theoretische“ Tagesleistungen dar, denn sie berücksichtigen einer Empfehlung bedarf. ER T.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D, Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebrüder Gruuert, Berlin.
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