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. „Ganze Reihe No. 733 Berlin, I. Januar 1908 Band 62 Heft |
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Y AM 1, UND 15. JEDEN MONATS, FÜR DIE
A PREIS FÜR DAS Ae a , DRKIGESPALTENE PETITZEILE 0,30 M.
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= - UNGARN 10 MARK. ERSTEN UMSCHLAGSEITE 0,60 M.
PL FÜR DAS AUSLAND 12 MARK. BEI WIEDERHOLUNGEN
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HERAUSGEGEBEN 3 MISSIONS -VE
REDAKTION UND EXPEDITION KOMMISSIONS -VERLAG
GEORG SIEMENS,
om see wë, F.C. GLASER zu; ی
LINDEN-STRASSE 80. ESTER age, KURFÜRSTENSTRASSE 8
۱ KGL. GEHEIMER KOMMISSIONS- RAT. x ۹
Das Abonnement gilt stets für das folgende, am 1. Januar und 1. Juli beginnende Halbjahr verlängert, sofern nicht eine Kündigung desselben
_Spatestens on Monat vor Beginn des Halbjahres erfolgt ist.
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Inhalts-Verzeichnis. i Seite
Seite Regierungsrat, Professor an der Techn. Hochschule zu Hannover. (Mit Abb.)
reiben des Ken Deutscher Maschinen-Ingenieure (Beuth- (Senke) r2 AA E E a A EE AE ée 14
A Aufgabe). (Mit Abb) . . . s م م م . ernennen E RARE AL AT A EN 19
Güterzug-Bremsversuche der Kgl. Ungarischen Staatsbahn auf der Flachbahn- Ehrung durch den Akademischen Verein Hütte. — Gegen Sondergerichts-
El strecke Pozsony (Pressburg) Érsekujvar, mitgeteilt von der Westinghouse höfe fur Patentsachen. — Bekanntmachung.
Eisenbahn-Bremsen-Gesellschaft in Hannover. (Mit Abb.) . . . . . 3 | Personal-Nachrichten . . . . Kë erf C of A 20
4 an eet der Lokomotiven in JE von ihren baulichen | Anlage: Literaturblatt,
: Ab e wi en und der Fahrgeschwindigkeit von Albert Frank, Geh. MN” Verzeichnis der Inserate siehe Seite 11. 00
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[ADOLF BLEICHERT & Co, LEIPZIG-GOHLIS, 1
Älteste und grösste Fabrik für den Bau von
Draht seillbahnen.
Verladevorrichtungen + Krane
Elektrohángebahnen.
Seil- und Kettenfórderungen. Fe
—— Waggon-Rangieranlagen. — (ee
in verschiedenen Legirungen, zähe wie
a? Schmiedeeisen, stark wie Stahl und von
H a- H grosser Widerstandsfahigkeit gegen See- f
Wasser, saure Wasser etc., ganz besonders
gee ignet f. Schiffbau, Bergbau, Maschinen-
=== ban speciell für bydraulische Zwecke etc.
In Barren, ۱
Bolzen, Blechen, Eingetragene Schutzmarke: in ود
P NTILATOREN
¡LT-LAGÉRUNG
DELTAS gepresst, |
| Stangen, x ۱ ;
yde is tnt. Imprágnierter Unterlagstilz
Deutsche Delta-Metall-G esellschart | :
Alexander Dick £ Co. | mit chem. verharteter Oberflachenschicht, 7۳ R. P. No. 90 800,
Düsseldort- Grafenberg. | Kessel- und Rehrumhüllungsfilz,
sowie technische Filze aller Arten. Man verlange Prospekte
"ai EN Pe | und Preislisten.
— Filzfabrik Adlershof in SCH,
Gebr. Kórting A.-G., Körtingsdorf bei Hannover.
Diesem Hefte liegt ein Prospekt folgender Firma
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وج Barkor d CR er
7 $ - i ۰ 4.
re Duisburg am Rhein 4 BERLIN W. 10, Friedrich-W Ihelmstr. 1 :
| Brückenbau und Wagenbau. Compl. y | Spezialgeschäft in eichenen, buchenen und kiefernen |
7 ۱
Eisenbahn = Schwellen
roh und nach Staatsbahnverfahren getränkt — für Anschluss-
gleise und Schmalspurbahnen. — Eigene Tränkanstalten, 0
۰ grosse Läger in allen رتیت
= ۱ Brückenbauwerke einschliesslich der Pfeiler.
A u. Schraubpfahl-Griindungen.
Jat: E Eisen-Constructionen aller Art.
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Felten $ Guilleaume-Labmeyerwerke H.-G.
Dynamowerk Frankfurt a. Main.
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Elektrisch betriebene
Werkzeugmaschinen.
Nachdruck des Inhaltes verboten.
2 [No. 733] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [1. Januar 1908|
== Worthington
Eiserne Kübltürme
E Kondensations-Anlagen
Pumpen jeder Art.
Turbinenpumpen - Luftkompressoren.
Bohrlochpumpen für Abessinierbrunnen.
Öl- und Wassermesser.
~ Worthington Blake Pumpen Compagnie
Zwei Worthington-Kühltürme für je 10000 kg
Stundendampf, für Elektrizitäts-Werk Stuttgart. T. q >
Über 300.000 Pumpen geliefert. BERLIN C., Kaiser Wilhelmstrasse 48.
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2% Westinghouse Eisenbahn-Bremsen-Gesellschaf
HANNOVER, Goetheplatz.
Luftdruckbremsen für Voll-, Klein- und Strußenbahnen.
Elektrisch gesteuerte Luftdruckbremsen.
D. R. P. No. 94163, 130 252 u. a.
Luftpumpen mit ein- und zweistufiger Kompression
| für Dampf-, Exzenter- oder elektrischen Antrieb.
Geräuschlos laufende Morse-Triebketten.
Die Verbreitung der Westinghouse-Bremse übertrifft mehrfach die aller andern Bremsarten zu-
sammengenommen. Bis Ende 1906 waren für 105607 Lokomotiven und 2418146 Wagen, zusammen
über و2۰ Millionen Westinghouse-Bremsausrüstungen bestellt oder geliefert.
A === Auf Wunsch Ausarbeitung von Brems-Anordnungen. — - . مت Qi
Se
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ANNALEN
FÜR
ERBE UND BAUWESEN
HERAUSGEGEBEN
VON
CIVIL - INGENIEUR F C G L A S E R PATENT-ANWALT
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KGL. GEHEIMER KOMMISSIONS-RAT
BAND 62
1908
JANUAR — JUNI
MIT 318 ABBILDUNGEN UND و TAFELN
BERLIN
VERLAG DES HERAUSGEBERS: LINDEN-STRASSE 80
KOMMISSIONS -VERLAG:
GEORG SIEMENS BERLIN W. KURFURSTENSTRASSE 8
333
kat:
Inhalts-Verzeiehnis des 62. Bandes
1908
Januar — Juni
1. Abhandlungen und kleine Mitteilungen
American Society of Mechanical Engineers. Halb-
jahresversammiung. 261.
Anatolische Bahs. Vortrag des Eisenbahn-Ban- und
Betriebsinspektors Denicke im Verein für
Eisenbahnkunde am il. Februar 1908. Mit
Abb. 127.
Ausschüsse des Eisenbahn-Zentralamts. 174.
Ausstellung. Deutsche Schiffbau- —. 261.
Ausstellung in Malland 1906. Die Lokomotiven auf
derseiben. Vortrag des Regierungsbaumeisters
Schwarze im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 22. Januar 1907. Mit Abb. und
2 Tafeln. 199.
Auswechselung der Siederohre mit inneren Rippen
(Serve-Rohre) bel den vorhandenen 2/5 gekuppeiten
Schnellzugverbundiokomotiven. 79.
Automatische Vacuum-Güterzug-Schnelibremse. Ver-
suche mit derseibes. Mit Abb. und 3 Tafeln.
90. 107.
Automobiibetriebsstofle. Honorarausschreiben über
die rauch- und geruchlose Verbrennung der —. 195.
Bahn. Die Anatolische —. Vortrag des Kisenbahn-
Bau- und Betriebsinspektors Denicke im Verein
für Eisenbahnkunde am 11. Februar 1908. Mit
Abb. 127.
Bahnbau Daressalam — Morogoro. Vortrag des
Regierungsbaumeisters Schubert im Verein für
Eisenbahnkunde am 12. November 1907. Mit
Abb. 42.
Bahnen. Die Elektrisierung der bayerischen —. 175.
Baubeamte. Preussische, Elsass-Lothringische und
Reichs- —. Rangliste derselben. 154.
Bayerische Bahnen. Die Elektrisierung derselben.
Bekanntmachungen. 20. 39.
Berichtigung. 39.
Beschäftigung ves Hiltemitgliedern im Kaiserlichen
Patentamto. ۰
Betrieb und insere Einrichtung des Werkstätten-
Hauptmagazins Opladen. Von Eisenbahnbau-
inspektor Schwarzer, Opladen. Mit Abb. 204.
Beuth-Auigabe 1907. „Entwurf eines ۷
Bericht des Preisrichter-Ausschusses. 70.
Beuth-Aufgabe 1908 des Vereins Deutscher Maschinen-
Ingenieure. Mit Abb. 1.
Bohrkegel, deutscher, sach metrischem System für
rotierende Schneidwerkzeuge. Einführung eines
solches. Besprechung dieser Frage im Verein
Deutscher Maschinen -Ingenieure am 3. De-
zember 1007. Mit Abb. 71.
Bosnien. Ueber die Krivaja-Waldbaha in —. Vortrag
des Betriebsdirektors a.D. Liebmann im Verein
fur Eisenbahnkunde am 14. Januar 1908. Mit
Abb. 155.
Bremsversuche der Kgl. Ungarischen Staatsbahn auf
der Flachbahnstrecke Pozsony (Pressburg)—Érse-
kujvár. Mitgeteilt von der Westinghouse
Eisenbahn-Bremsen-Gesellschaft in Hannover.
Mit Abb. 8.
Bremsversuche der Vacuum Brake Company Ltd. in
Loadon. Mit Abb. und 3 Tafeln. 90. 107.
Brücke über die Spaarne in Haarlem. Verschiebung
derselben. Mit Abb. 173.
Dasepfkessel-Normen-Kommission. 79.
Daressalam—Morogoro. Was können wir aus dem
Bahnbau — lernen? Vortrag des Regierungs-
175.
a) Sachverzeichnis
baumeisters Schubert im Verein für Eisenbahn-
kunde am 12. November 1907. Mit Abb. 42.
Deutscher Bohrkegel nach metrischem System für
rotierende Schneidwerkzeuge. - Einführung eines
solchen. Besprechung dieser Frage im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 8. De-
zember 1907. Mit Abb. 71.
Deutsche Schiflbau-Ausstellung. 261.
Druckluftfüllvorrichtung für Windkessel. 59.
Ehrung durch den Akademischen Verein Hütte. 19.
Eisführung eines deutschen Bohrkegels nach
metrischem System für rotierende Schneidwerk-
zeuge. Besprechung derselben im Verein
Deutscher Maschinen -Ingenieure am 3. De-
zember 1907. Mit Abb. 71.
Einrichtung und Betrieb des Werkstätten-Hauptmagazins
Opladen. Von Eisenbahnbauinspektor Schwarzer,
Opladen. Mit Abb. 204.
Eisenbahn. Die Anatolische —. Vortrag des Eisen-
bahn-Bau- und Betriebsinspektors Denicke im
Verein für Einenbahnkunde am 11. Februar 1908.
Mit Abb. 127.
Eisenbahnbrücke Uber die Spaarne in Haarlem. Ver-
schiebuag derselben. Mit Abb. 173.
Eisenbahnfahrzeuge. Widerstand derseiben In Gleis-
۵960. Von LEisenbahnbauinspektor Dietz,
Berlin. Mit Abb. 190.
Elsenbahnverwaltung, preussische, Etat 1908. 75. 165.
Eisenbahnwagen. Zündung von Gasglühlicht in —. 153.
Eisenbahn - Zentralamt. Die bel demselben eln-
gerichteten Ausschüsse. 174.
Elektrische Vollbahnen. Vortrag des Regierungsrats
Zweiling im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 22. Oktober 1907. Mit Abb. 30.
53. 61.
Elektrisierung der bayerischen Bahnen. 175.
Entstehungsgeschichte der Stadt- und Vorortbahnen in
Hamburg. Von Ed. Vermehren, Oberingenieur
a. D., Hamburg. 230.
Entwurf eines Kraftwerkes. Beuth-Aufgabe 1907,
Bericht über das Ergebnis. 70.
Erfindungspatente. Neues schweizerisches Bundes-
gesetz betr. die — vom 21. Juni 1907. Von
L. Glaser, Regierungsbaumeister a. D., Patent-
anwalt, Berlin. 88.
Erfolge deutscher Maschinenbaukunst.
Eraennung zum Doktor-ingenieur. 126.
Erster internationaler Kongress 06۴ ۰
125.
Erster internationaler Strassenkongress und damit
verbundene internationale Fachausstellung in
Paris. 236.
Etat der Eisenbahnverwaltung für das Etatsjahr 1908.
75. 165.
Fabrikorganisation, Fabrikbuchführung und Selbst-
kostenberechnung der Firma Ludw. Loewe & Co.,
Aktien-Geselischaft, Berlin. 193.
Fährverbindung Sassnitz — Trelleborg. 59.
217.
Fahrt durch den krummen Strang einer Weiche mit
anschliessender Krümmung gleichen Sinnes. Von
den Regierungsbaumeistern Hans A. Martens,
Posen, und Friedrich Jaehn, Berlin. Mit Abb.
120.
Fahrten ohne Lokomotivwechsel. 236.
|
Fall Kuck: und ein Versuch zur Neuordnung der
Lehre von der Patentfähigkeit. Von J. Lüders,
Aachen. 252.
Flugmaschinen und Lenkballons. Vortrag des Haupt-
manns a. D. Hildebrandt im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 25. Februar 1908. Mit
Abb. 220. 239.
Gasglühlicht. Zündung desselben in Eisenbahnwagen.
153.
Gebühren für Zeugen und Sachverständige bei Gericht.
195.
Gebührenordnung der beratenden Ingenieure für
Elektrotechnik. 217.
Geruch- und rauchlose Verbrennung der Automobil-
betriebsstofle. Preisausschreiben. 195.
Gesetz betreffend die Erfindungspatente, neues
schweizerisches, vom 21. Juni1907. Von L. Glaser,
Regierungsbaumeister a. D., Patentanwalt,
Berlin. 38.
Gewichte von Stadtbahnzügen. Von Regierungsbau-
meister W. Wechmann, Charlottenburg. 227.
Gleisbögen. Widerstand der Eisenbahnfahrzeuge in —.
Von Eisenbahnbauinspektor Dietz, Berlin. Mit
Abb. 190
Gründung. 176.
GOterzug-Bremsversuche der Kgl. Ungarischen Staats-
bahn auf der Flachbahnstrecke Pozsony (Press-
burg)—Érsekujvár. Mitgeteilt von der Westing-
house Eisenbahn-Bremsen-Gesellschaft in
Hannover. Mit Abb. 3. y
Güterzug-Schnellbremse, automatische Vacuum-. Ver-
suche mit derselben. Mit Abb. und $ Tafeln.
90. 107.
Halbjahresversammlung der American Society of Me-
chanical Engineers. 261.
Hamburger Stadt- und Vorortbahnen. Zur Entstehungs-
geschichte derselben. Von Ed. Vermehren,
Oberingenieur a. D., Hamburg. 230.
Handelssachverständige bei den Kaiserlichen Konsular-
behörden. 79.
Hauptversammlung des Vereines deutscher Ingenieure
in Dresden. 105. 261.
Hebewerk, Schifis- —, mit Schraubenfihrung auf
schiefer Ebene mit Querneigung. Von Fr. Jebens,
Ingenieur in Ratzeburg. Mit Abb. 247.
Hebewerk zur UeberfUhrung von Eisenbahnzügen auf
Fahrschiffe. Beuth-Aufgabe 1908. Mit Abb. 1.
Heissdampf-Lokomotiven nach den Patenten von
Wilhelm Schmidt in Cassel-Wilhelmshóhe. 176.
Hilfsmitglieder des Kaiserlichen Patentamtes. Be-
schäftigung derselben. 174. i
Honorarausschreiben über die rauch- und geruchlose
Verbrennung der Automobilbetriebstoffe. 195.
Innere Einrichtung und Betrieb des Werkstätten-
Hauptmagazins Opladen. Von Eisenbahnbau-
inspektor Schwarzer, Opladen. Mit Abb. 204.
Internationale Ausstellung in Mailand 1906. Die
Lokomotiven auf derselben. Vortrag des Regie-
rungsbaumeisters Schwarze im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 22. Januar
1907. Mit Abb. und 2 Tafeln. ۰
Internationaler Kongress der Kälte-Industrie. Erster —.
125.
Internationaler Strassenkongress und damit verbundene
internationale Fachausstellung in Paris. 236.
[Band 62]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[Inhalt]
Iron and Steel Institute. 217.
Jubiläum, 25jähriges, der Allgemeinen Elektricitäts-
Gesellschaft. 217.
Kälte-Industrie. Erster internationaler Kongress der —.
125.
Kaiserliches Patentamt.
mitgliedern. ۰
— Die Organisation desselben und die Vorbildung
und Stellung der technischen hauptamtlichen Mit-
glieder. 148.
Kerbschlagprobe. 176.
Königliches Materialprifungsamt zu Gr. Lichtertelde-
West. 215.
Konsularbehörden. Die Handelssachverstandigen bei
den Kaiserlichen —. ۰
Kraftübertragungsanlage Marklissa. 237.
Kraftwerk. Entwurf für ein —. Beuth-Aufgabe 1907.
Bericht über das Ergebnis. 70.
Krivaja-Waldbahn in Bosnien. Vortrag des Betriebs-
direktors a.D. Liebmann im Verein für Eisen-
bahnkunde am 14. Januar 1908. Mit ۰
Krummer Strang einer Weiche mit anschliessender
Krümmung gleichen Sinnes. Fahrt durch denselben.
Von den Regierungsbaumeistern Hans A.
Martens, Posen, und Friedrich Jaehn, Berlin.
Mit Abb. 120.
Lehre von der Patentfahigkeit. Der Fall „Kick“ und
ein Versuch zur Neuordnung der —. Von J. Luders,
Aachen. 252,
Leistungsfähigkeit der Lokomotiven in Abhängigkeit
von ihren baulichen Hauptverhältnissen und der
Fahrgeschwindigkeit. Won Albert Frank, Geh.
Regierungsrat, Professor an der Techn. Hoch-
schule in Hannover. Mit Abb. 14.
Lenkballons und Flugmaschinen. Vortrag des Haupt-
manns a. D. Hildebrandt im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 25. Februar 1908.
Mit Abb. 220. 239.
Lokomotiven auf der Mailänder Ausstellung. Vortrag
des Regierungsbaumeisters Schwarze im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 22. Januar
1907. Mit Abb. und 2 Tafeln. 199.
Lokomotiven der preussisch-hessischen Staatsbahnen.
Ein Vergleich der zwei- und dreigekuppelten
Schnellzug- — auf theoretischer Grundlage (mit
Rücksicht auf weitere Fahrzeitverkürzungen im
Schnelizugbetriebe). Vortrag des Regierungs-
baumeisters Zillgen im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 24. September 1907.
Mit Abb, 114. 139.
Lokomotiven. Die Leistungsfähigkeit derselben in
Abhängigkeit von ihren baulichen Hauptverhält-
nissen und der Fahrgeschwindigkeit. Von Albert
Frank, Geh. Regierungsrat, Professor an der
Techn. Hochschule in Hannover. Mit Abb. 14.
Luftechiffahrt. Vortrag des Hauptmanns a. ۰
Hildebrandt im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 25. Februar 1408. Mit Abb. 220,
239. -
Malländer Aussteilung 1906. Die Lokomotiven auf
derselben. Vortrag des Regierungsbaumeisters
Schwarze im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 22. Januar 1907. Mit Abb. und
2 Tafeln. 199.
Materialprüfungsamt zu Gr. Lichterfelde-West. 215.
Messung der Schwingungen von schnellfahrenden
D-Zugwagen. Theoretische Betrachtungen über
die praktische —. Vortrag des Regierungsrats
Dr.-Ing. Mehlis im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 28. Januar 1908. Mit Abb. 179.
Metrischer Konus. Besprechung über die Ein-
führung desselben im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 3. Dezember ۰
Mit Abb. ۰
Morogoro-Daressalam. Was können wir aus dem
Bahnbau — lernen? Vortrag des Regierungs-
baumeisters Schubert im Verein fur Eisenbahn-
kunde am 12. November 1907. Mit Abb. 42.
Morse-Konus. Besprechung desselben im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 3. De-
zember 1907. Mit Abb. 71.
Motordrehgestelle, Umgehungsbremse für —, D.R.G. M.
303813. Von R Fioegel, Fabrikdirektor,
Breslau. Mit Abb. 212,
Nachruf für General Alfred von Kessler, Bullay
a. d. Mosel, im Verein für Fisenbahnkunde am
Beschäftigung von Hilfs-
155.
10. September 1907. 81.
— für Geh. Baurat Carl Schmeitzer, Berlin,
im Verein für Eisenbahnkunde am 10. Sep-
tember 1107. 81.
— für Geh. Baurat Ernst Schubert, Jena, im
Verein für Eisenbahnkunde am 10. September
1907. 81.
für Geh. Baurat Wilhem Stock, Pankow, im
Verein für Eisenbahnkunde am 10. September
1907. 81.
fur Dr. Friedrich Wrubel, Zúrich, im Verein
für Eisenbahnkunde am 10. September 1907. 81.
für Baurat Alfred Gaedertz, Grunewald, im
Verein für Eisenbahnkunde am 12. November
1907, ۰ -
für Regierungs- und Baurat Max Kaupe,
Mainz, im Verein für Fisenbahnkunde am
12. November 1907. 41.
— für Regierungs- und Banurat Julius Reps,
Erfurt, im Verein für Eisenbahnkunde am
12. November 1907. 41.
— für FEisenbahnbauinspektor Otto Müller,
Gleiwitz, im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 3. Dezember 1997. 69.
für Professor Albrecht Tischhein, Danzig,
im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
am 3. Dezember 1907. 69.
für Geh. Oberbaurat Böhlk, Oldenburg, im
Verein für Eisenbahnkunde am 14. Januar
1908. 155.
— für Baugewerksschuldirektor Martin Neff,
Höxter i, W.. im Verein für Fisenbahnkunde
am 14. Januar 1908. 155.
für Oberst Ludwig Walter, Berlin, im Verein
für Eisenbahnkunde am 14. Januar 1008. 155.
fur Hermann Bachstein, Berlin, im Verein
für Eisenbahnkunde am 11. Februar 1908. 127.
Neues schweizerisches Bundesgesetz betreffend die
. Erfindungspatente vom 21. Juni 1907. Von
L. Glaser, Regierungsbaumeister a.D., Patent-
anwalt, Berlin. 38,
Neuordung der Lehre von der Patentfähigkeit. Der
Fall „Kick“ und ein Versuch zur —. Von J. Lüders,
Aachen. 252.
New Yorker Untergrundbahn. 175.
Opiaden. Innere Einrichtung und Betrieb des Werk-
statten-Hauptmagazins. Von Eisenbahnbauin-
spektor Schwarzer, Opladen. Mit Abb, 204.
Organisation des Kaiserlichen Patentamtes und die
Vorbildung und Stellung der technischen haupt-
amtlichen Mitglieder. 14%.
Pariser Platz. Umgestaltung desselben. 194.
Patentamt. Beschäftigung von Hilfsmitgliedern. 174.
— Die Organisation desseiben und die Vorbildung
und Stellung der technischen hauptamtlichen
Mitglieder. 148.
Patentfähigkeit. Der Fail „Kick“ und ein Versuch
zur Neuordnung der Lehre von der —. Von ۰
Lüders, Aachen. 252.
Patentsachen. Gegen Sondergerichtshöfe für —. 19.
Patentverletzung. Das Recht des Patentinhabers im
. Falle einmaliger —. 105.
Paternosteraufzüge. 125.
Personal-Nachrichten. 20. 39. 59. 79. 105. 126.
154. 176. 196. 217. 237. 261,
Postwagenreinigung durch Saugluft. 237.
Preisausschreiben des Vereins Deutscher Maschinen-
Ingenieure, betreffend „Entwurf eines Kraft-
werkes“. Beuth-Aufgabe 1907. Bericht über
das Ergebnis desselben. 70.
— des Vereins Deutscher Maschinen - Ingenieure.
Beuth-Aufgabe 1908. Mit Abb. 1.
— liber die rauch- und geruchlose Verbrennung der
Automobilbetriebstofte. 195.
Preussische Eisenbahnverwaltung,
165.
Preussische Staatsbahnen. 174.
Rangliste der Preussischen, Elsass-Lothringischen
und Reichs-Baubeamten. 151.
Rauch- und geruchiose Verbrennung der Automobil-
betriebstoffe. Preisausschreiben. 195.
Recht des Patentinhabers im Falle einmaliger Ver-
letzung seines Patentes. 105.
Reinigung von Postwagen durch Saugluft. 237.
Roheisenerzeugung in Deutschland und Luxemburg.
105. 125. 195. 237.
Sachverstándige und Zeugen bei Gericht.
für dieselben. 195.
Sassnitz-Trelleborg, Fährverbindung. 59.
Saugluft. Reinigung von Postwagen durch —.
Schiffbau-Ausstellung, deutsche. 261.
Schiffshebewerk mit Schraubenführung auf schiefer
Ebene mit Querneigung. Von Fr. Jebens, In-
genieur in Ratzeburg. Mit Abb. 247.
Etat 1908. 75.
Gebühren
237.
Schneidwerkzeuge. Einführung eines deutschen Bohr-
kegels nach metrischem System für rotierende —.
Besprechung dieser Frage im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 3. Dezember 1907.
Mit Abb. 71.
Schnellbahnen. Zur Frage der Wirtschaftlichkeit
städtischer —. Vortrag des Regierungsrats a.D.
Kemmann im Verein für Fisenbahnkunde am
10. Dezember 1907. Mit Abb. ۰
Schnellbremse, automatische Vacuum-Güterzug —. Ver-
suche mit derselben. Mit Abb. und 3 Tafeln.
90. 107.
Schnellzug- Lokomotiven der preussisch-hessischen
Staatsbahnen. Vergleich der zwei- und drei-
gekuppelten auf theoretischer Grundlage (mif
Rücksicht auf weitere Fahrzeltverkiirzungen im
Schnellzugbetriebe). Vortrag des Regierungs-
baumeisters Zillgen im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 24. September 1907.
Mit Abb. 114. 139,
Schulreform. 105.
Schweizerisches Bundesgesetz, neues, betreffend die
Erfindungspatente vom 21. Juni 1907. Von L.Glaser,
Regierungsbaumeister a. D., Patentanwalt,
Berlin. 38.
Schwingungen von schnellfahrenden D-Zugwagen und
deren praktische Messung. Theoretische Be-
trachtungen über die —. Vortrag des Regierungs-
rats Dr. Ana, Mehlis im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 28. Januar 1908, 179.
Seilbahnen. 233.
Selbstkostenberechnung, Fabrikorganisation und Fabrik-
buchfuhrung der Firma Ludw. Loewe & Co.,
Aktiengesellschaft, Berlin. 193.
Serve-Rohre. Auswechselung derselben bei den vor-
handenen 2:5 gekuppelten Schnellzugverbund-
lokomotiven. 79.
Siederohre mit inneren Rippen (Serve-Rohre). Aus-
wecliselung derselben bei den vorhandenen 8
gekuppelten Schnellizugverbundlokomotiven. ۰
Sondergerichtshóte für Patentsachen. 19.
Staatsbahnen, Preussische. 174.
Stadtbahnzüge. Gewichte derselben. Von Regierungs-
baumeister W. Wechmann, Charlottenburg. 227.
Stadt- und Vorortbahnon ia Hamburg. Zur Entstenungs-
geschichte derselben. Von Ed. Vermehren,
Oberingenieur a. D., Hamburg. 230.
Städtische Schnellbahnen. Zur Frage der Wirtschaft-
lichkeit derseiben. Vortrag des Regierungsrats
a. D. Kemmann im Verein für Eisenbahnkunde
am 10. Dezember 1907. Mit Abb. 23.
Stahlrohre System Peschel in Wechselstrom-Anlagen.
196.
Stellung und Vorbildung der technischen hauptamtlichen.
Mitglieder und die Organisation des Kalsarlioios
Patentamtes. 14s.
Stiftung. Boissonet- —. 153.
Strassenkongress. Erster internationaler — und damit:
verbundene Fachaussteilung in Paris. 236
Technisches Ober-Prifungsamt Berlin. Bekannt-
machung. 20. 39.
Theoretische Betrachtungen Uber die Schwingungen
von schnellfahrenden D-Zugwagen und deren
praktische Messung. Vortrag des Regierungs-'
rats Dr..Jng. Mehlis im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 28. Januar 1908.
Mit Abb. 179.
Trelleborg-Sassnitz. Fährverbindung. 59.
Ueber die Krivaja-Waldbahn In Bosnien. Vortrag des
Betriebsdirektors a. D. Liebmann im Verein
für Eisenbahnkunde am 14. Januar me Mit
Ahb. 155.
Veberführung von Eisenbahnzügen auf Fährschifle.
Hebewerk zur —. Beuth-Aufgabe 1908, Mit
Abb. 1.
Umgehungsbremse für Motordrehgestelle, D. R. G. ۰
Gegen -.
303813. Von R. Floegel, Fabrikdirektor,
Breslau. Mit Abb. 212.
Umgestaltung des Pariser Platzes. ۰
Untergrundbahn in New York. 175.
Vacuum-Güterzug-Schnellbremse. Versuche mit der
automatischen —. Mit Abb.und 3 Tafeln. 90. 107.
Verein beratender Ingenieure für Elekrotechnik, Ge-
bührenordnung. 217. S
Verein deutscher Ingenieure. 49. Hauptversammlung
in Dresden. 100, 261.
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure.
gabe 1908. Mit Abb. 1.
Beuth-Auf-
EE
[Inhalt]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERB
E UND BAUWESEN
[Band 62]
eg
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure. Versammlung
am 22. Oktober 1907. Geschaftliche Mitteilangen.
Vortrag des Regierungsrats Zweillng über:
„Blektrische Vollbahnen“. Mit Abb. 30. 53. 61.
— Versammlung am 3. Dezember 1907. Nachruf
fürEisenbahnbaninpektor Otto Müller, Gleiwitz,
und Professor Albrecht Tischbein, Danzig.
Bericht des Preisrichter-Ausschusses über das
Ergebnis der Beuth-Aufgabe 1907, betr. „Ent-
-wurf eines Kraftwerkes“. Besprechung über
die Einführung eines deutschen Bohrkegels
nach metrischem System für rotierende
Schneidwerkzeuge, eingeleitet durch Ingenieur
Dogny. Mit Abb. 69,
Versammlung am 28. Januar 1908. Geschäft-
liche Mitteilungen. Vortrag des Regierungs-
rats Dr.-Ing. Mehlis: „Theoretische Betrach-
tungen über die Schwingungen von schnell-
fahrenden D-Zugwagen und deren praktische
Messung“. Mit Abb. ۰
— Versammlung am 25. Februar 1908. Rückblick
auf die Tätigkeit des Vereins im Jahre 1907.
Geschäftliche Mitteilungen. Vortrag des Haupt-
mannsa.D. Hildebrandt über: „Flugmaschinen
und Lenkballons“. Mit Abb. 220. 239.
Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken, Düssel-
dort, Bericht über die Hauptversammlung,
März 198. 195.
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin. Versammlung
am 10. September 1907. Nachruf für Geh. Bau-
rat Ernst Schubert, Jena, Dr. Friedrich Wrubel,
Zürich, General Alfred v. Kessler, Bullay a. d.
Mosel, Geh Baurat Carl Schmeitzer, Berlin, und
Geh. Baurat Wilhelm Stock, Pankow. Geschäft-
liche Mitteilungen. Vortrag des Regierungsbau-
meisters Dr.: ing. Blum über: „Das Verkehrs-
wesen Vorderindiens”. Mit Abb. 81.
Versammlung am 12. November 1907. Nachruf
für Regierungs- und Baurat Julius Reps, Erfurt,
Regierungs- und Baurat Max Kaupe, Mainz, und
Baurat Alfred Gaedertz, Grunewald. Geschäft-
liche Mitteilungen. Vortrag des Regierungs-
baumeisters Schubert: „Was können wir aus
Alligemeine Eiektricitäts-Geselischaft.. 25 jahriges
Jubiläum. 217.
Bachstein, Hermann, Berlin. Nachruf für denselben
im Verein für Eisenbahnkunde am 11. Februar
1908. 127.
Baltzer, Geheimer Baurat, Grunewald. Besprechung
des Vortrages des Regierungsbaumeisters
Schubert: „Was können wir aus dem Bahnbaa
Daressalam— Morogoro lernen?“ im Verein für
Eisenbahnkunde am 12. November 1907. ۰
Beuth-Aufgabe des Vereins Deutscher Maschinen-
Ingenieure fur 1908. 1.
Blum, Otto, Regierungsbaumeister, Dr..Jng., Berlin.
Vortrag: „Das Verkehrswesen Vorderindiens“
im Verein für Eisenbahnkunde am 10. Sep-
tember 1907. Mit Abb. 82.
Bode, G., Eisenbahnbauinspektor, Berlin. Fabrik-
organisation, Fabrikbachführung und Selbst-
kostenberechnung der Firma Ludw. Loewe
& Co., A.-G., Berlin. 193.
Böhik, Geheimer Oberbaurat, Oldenburg. Nachruf
für denselben im Verein für Eisenbahnkunde
am 14. Januar 1903. 155.
Boissonnet-Stiftung. 153.
Bormann, Geh. Oberregierungsrat, Charlottenburg.
Besprechung des Vortrages des Regierungs-
baumeisters Schubert: „Was können wir aus
dem Bahnban Daressalam —Morogoro lernen +“
im Verein fur Kisenbahnkande am 12. November
1907. 52.
Denicke, A., Eisenbahn-Ban- und Betriebsinspektor,
Berlin. Vortrag über: „Die Anatolische Bahn“
im Verein für Fisenhahnkunde am 11. Februar
1908. Mit Abb. 127.
Dietz, Eisenbahnbauinspektor, Berlin. Widerstand
der Eisenbahnfahrzeuge in Gleisbögen. Mit
Abb. 190.
Dogny, Ingenieur, Grafenstaden. Besprechung der
Frage der „Einführung eines deutschen Bohr-
dem Bahnbau Daressalam-Morogoro lernen?
Mit Abb. 41. ۲
— Versammlung am 10. Dezember 1907. Geschäft-
liche Mitteilungen. Jahresbericht für das Jahr
1907. Vortrag des Regierungsrats a. D. Kem-
mann: „Zur Frage der Wirtschaftlichkeit
städtischer Schnellbahnen“ Mit Abh. 21.
— Versammlung am 14. Januar 190%. ۴
für Baugewerksschuldirektor Martin Neff,
Hoxteri. W , Geh. Oberbaurat Bohlk, Oldenburg,
und Oberst Ludwig Walter, Berlin. Geschäft-
liche Mitteilungen. Vortrag des Betriebs-
direktors a. D. Liebmann. Magdeburg: „Ueber
die Krivaja-Waldbahn in Bosnien“. Mit Abb.
155. .
Versammlung am 11. Februar 1908. Nachruf
für Hermann Bachstein, Berlin. Geschäftliche
Mitteilungen. Vortrag des Eisenbahn-Bau- und
Betriebsinpektors Denicke über: „Die Ana-
tolische Bahn“. Mit Abb. 127.
Vergleich der zwei- und dreigekuppelten Schnellzug-
Lokomotiven der preussisch-hessischen Staats-
bahnen auf theoretischer Grundlage (mit Rücksicht
auf weitere Fahrzeitverkürzung im Schnellzug-
betriebe). Vortrag des Regicrungsbaumeisters
Zillgen im Verein Dentscher Maschinen-Inge-
nieure am 24. September 1907. Mit Abb. 114.
139.
Verkehrswesen Vorderindiens. Vortrag des Regie-
rungsbaumeisters Drs»Jng. Blum im Verein
für Fisenbahnkunde am 10. September ۰
Mit Abb. $2.
Verschiebung der neuen Eisenbahnbrücke über die
Spaarne in Haarlem. Mit Abb. 173.
Versuche mit der automatischen Vacuum-Gülerzug-
Schnellbremse. Mit Abb. und 3 Tafeln. 90. ۰
Versuch zur Neuordnung der Lehre von der Patent-
fähigkeit. Der Fall „Kick“ und ein —. Von J.
Lüders, Aachen. 252.
Vollbahnen, elektrische. Vortrag des Regierungs-
rats Zweiling im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 22. Oktober 1907. Mit Abb.
30. 53. ÖL
Vorbildung und Stellung der technischen hauptamt-
O) Namenverzeichnis
kegels nach metrischen Systen für rotierende
Schneidwerkzeuge“ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 3. Dezember 1907.
Mit Abb. 71.
Elsner, Ingenieur, Berlin. Besprechung der Frage
der „Einführung eines deutschen Bohrkegels
nach metrischem System für rotierende
Schneidwerkzenge“ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 3. Dezember 1907. ۰
Floegel, R., Fabrikdirektor, Breslau. Umgehnngs-
bremse für Motordrehgestelle, D. R. G. M. 303 813.
Mit Abb. 212. |
Fraenkel, S., Regierungs- und Baurat. Tempelhof.
Besprechung der Frage der „Einführung eines
deutschen Bohrkegels nach metrischem System
für rotierende Schneidwerkzeuge“ im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 3. De-
zember 1907. 74.
Frank, Albert, Geheimer Regierungsrat, Professor,
Hannover. Die Leistangsfahigkeit der Loko-
motiven in Abhängigkeit von ihren baulichen
Hauptverhältnissen und der Fahrgeschwindig-
keit. Mit Abb. ۰
— Berichtigung. 39.
Gaedertz, Alfred, Baurat, Grunewald. Nachruf für
denselben im Verein für Eisenbahnkunde am
12. November 1907. 41.
Garbe, R., Geheimer Baurat, Berlin. Besprechung
des Vortrages des Regierungsbaumeisters
Zillgen: „Ein Vergleich der zwei- und drei-
gekuppelten Schnellzug - Lokomotiven der
preussisch-hessischen Staatsbahnen auf theore-
tischer Grundlage (mit Rücksicht auf weitere
Fahrzeitverkürzung im Schnellzugbetriebe)“
im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
24. September 1907. ۰
Glaser, L., Regierungsbaumeister a.D., Patentanwalt,
Berlin. Neues schweizerisches Bundesgesetz
lichen Mitglieder und die Organisation des Kaiser-
lichen Patentamtes. ۰
Vorderindien. Das Verkehrswesen in —. Vortrag des
Regierungshanmeisters Dr.:Jng. Blam im Ver-
ein für Eisenbahnkunde am 10. September
1907. Mit Abb. ۰
Vorort- und Stadtbahnen in Hamburg. Zur Entstehungs-
geschichte derselben. Von Ed. Vermehren,
Oberingenieur a D., Hamburg. 230.
Waldbahnen in Bosnien. Vortrag des Betriehs-
direktors a. D. Liebmann im Verein fur Eisen-
bahnkunde am 14. Januar 1908, Mit Abb. ۰
Was können wir aus dem Bahnbau Daressalam-Morogoro
lernen? Vortrag des Regierungsbaumeisters
Schubert im Verein für Eisenbahnkunde an
12. November 1907. Mit Abb. ۰
Weiche. Fahrt durch den krummen Strang einer --
mit anschliessender Krümmung gleichen Sinnes
Von den Regierungsbaumeistern Hans A.
Martens, Posen, and Friedrich Jaelın, Berlin.
Mit Abb. 120.
Werkstatten-Haup{magazin Opladen. Innere Einrichtung
und Betrieb desselben. Von Eisenbahnbau-
inspektor Schwarzer, Opladen. Mit Abb, 204,
Widerstand der Eisenbahnfahrzeuge in Gleisbógen.
Von Kisenbahnbauinspektor Dietz, Berlin.
Mit Abb. 190.
Windkessel. Druckluftfulivorrichtung für --. 59.
Wirtschaftlichkeit städtischer Schnellbahnen. Zur
Frage derselben. Vortrag des Regierungsrats
a. D. Kemmann im Verein für Eisenbahnkunde
am 10. Dezember 1907. Mit Abb. 23.
Zentralamt. Die beim Eisenbahn- — eingerichteten
Ausschüsse. 174.
Zeugen und Sachverständige bei Gericht. Gebühren
für dieselben. 195.
Zündung von Gasglühlicht in Eisenbahnwagen. 153.
Zur Entstehungsgeschichte der Stadt- und Vorort-
bahnen in Hamburg. Von Ed. Vermehren, Ober-
Ingenieur a. D., Hamburg. 230.
Zur Frage der Wirtschaftlichkeit städtischer Schnell-
bahnen. Vortrag des Regierungsrats a. D.
Kemmann im Verein für Eisenbahnkunde am
10. Dezember 1907. Mit Abb. 23.
betreffend die Erfindungspatente vom 21. Juni
1907. 38.
Haas, Geheimer Baurat, Berlin. Besprechung der
Frage der „Einführung eines deutschen Bohr-
kegels nach metrischem System für rotierende
Schneidwerkzeuge“ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 3. Dezember 1907. 74.
Hildebrandt, Hauptmann a. D., Charlottenburg.
Vortrag über: „Fiugmaschinen und Lenk-
ballons“ im Verein Deatscher Maschinen-
Ingenieure am 25. Februar 1908. Mit Abb. 220.
239.
Jaehn, Friedrich, Regierungshaumeister, Berlin.
Fahrt dur: h den krammen Strang einer Weiche
mit anschließender Krümmung gleichen Sinnes.
Mit Abb. 120.
lebens, Fr., Ingenieur, Ratzeburg. Das Schiffshebe-
werk mit Schraubenfuhrung auf schiefer Ebene
mit Querneigung. Mit Abb. 247.
Kaupe, Max, Regierungs- und Baurat, Mainz. Nachruf
für denselben im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 12. November 1907. 41.
Kemmann, Regierungsrat a. D., Berlin. Vortrag:
„Zur Frage der Wirtschaftlichkeit städtischer
Schnellbahnen“ im Verein für Eisenbahnkunde
am 10. Dezember 1907. Mit Ahb. 23.
v. Kessler, General z. D., Bullay a d Mosel. Nach-
ruf für denselben im Verein für Eisenbahn-
kunde am 10. September 1407. 81.
Liebmann, Adolf, Betriebsdirektor a. D., Magdeburg.
Vortrag: „Ueber die Krivaja-Waldbahn in
Bosnien“ im Verein für Eisenbahnkunde am
14. Januar 1908. Mit Abb. 155.
Lilienthal, J., Fabrikorganisation, Fabrikbuchführung
und Selbstkostenberechnung der Firma ۰
Loewe € Co, A.-G., Berlin. ۰
Loewe & Co., Ludw., A.-G., Berlin. Fabrikorgani-
sation, Fabrikbuchfihrung und Selbstkosten-
berechnung der Firma. 193.
(Band 62)
Lüders, J., Aachen. Der Fall „Kick“ und ein Ver-
such zur Neuordnung der Lehre von der
Patentfahigkeit. 252.
Martens, Hans A., Regierungsbaumeister, Posen.
Fahrt durch den krummen Strang einer Weiche
mit anschliessender Krummung gleichen Sinnes.
Mit Abb. 120.
Mehlis, Heinrich, Regierungsrat, Dr.:Jng., Berlin.
Vortrag: „Theoretische Betrachtungen über die
Schwingungen von schnellfahrenden D-Zug-
wagen und deren praktische Messung“ im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
28. Januar 1908. Mit Abb. 179.
Meyer, Regierungs- und Baurat, Berlin. Bericht-
erstattung über das Ergebnis der Beuth-
Aufgabe 1907, betreffend: „Entwurf eines Kraft-
werkes“. 70.
Müller, Otto, Eisenbahnbauinspektor, Gleiwitz.
Nachruf für denselben im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 3. Dezember 1907. 69.
Neff, Martin, Baugewerksschuldirektor, Höxter i. ۰
Nachruf für denselben im Verein für Eisenbahn-
kunde am 14. Januar 1908. 155.
Parsons, Wm. Barclay. Die New Yorker Untergrund-
bahn. 175.
Peschel. Stahlrohre System — in Wechselstrom-
Anlagen. 196.
Reinecker, Joh. G., Chemnitz. Die Einführung eines
deutschen Bohrkegels nach metrischem System
für rotierende Schneidwerkzeuge. 71.
Reps, Julius, Regierungs- und Baurat, Erfurt. Nach-
ruf für denselben im Verein für Eisenbahnkunde
am 12. November 1907. 41.
Schmeitzer, Carl, Geh. Baurat, Berlin. Nachruf für
denselben im Verein für Eisenbahnkunde am
10. September 1907. 81.
Schmidt, Wilhelm, Zivilingenieur, Cassel. Ernennung
zum Doktor-Ingenieur. 126.
Tafel 1 in No. 737.
” 2 ” ` 137.
» n 138.
3
» 4 „ » 142. | „Die Lokomotiven auf der Mailänder Ausstellung 1906“.
5 „ „ 742. J Verein Deutscher Maschinen-Ingen eure am 22. Januar 1907.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
— Heissdampflokomotivennach den Schmidtschen
Patenten. ۰
Schubert, Ernst, Geh. Baurat, Jena. Nachruf für
denselben im Verein für Eisenbahnkunde am
10. September 1907. 81.
Schubert, Regierungsbaumeister, Berlin. Vortrag:
„Was können wir aus dem Bahnbau Daressalam
— Morogoro lernen“ im Verein tur Eisenbahn-
kunde am 12. November 1907. Mit Abb. 42.
Schwarze, Bruno, Regierungsbaumeister, Essen a. R.
Vortrag: „Die Lokomotiven auf der Mailänder
Ausstellung 1%06“ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 22. Januar 1907. Mit
Abb. und 2 Tafeln. ۰
Schwarzer, Eisenbahnbauinspektor, Opladen. Innere
Einrichtung und Betrieb des Werkstätten-
Hauptmagazins Opladen. Mit Abb. 204.
Siemens - Schuckert Werke. Berlin. Kraftüber-
tragungsanlage Marklissa. 237.
Stein, B., Ingenieur, Schöneberg. Druckluftfüll-
vorrichtung für Windkessel. 59.
Stock, Wilhelm, Geh. Baurat, Pankow. Nachruf
für denselben im Verein für Eisenbahnkunde
am 10. September 1907. 81.
Strahl, G. F., Eisenbahnbauinspektor, Berlin. Be-
sprechung des Vortrages des Regierungs-
baumeisters Zillgen: „Ein Vergleich der zwei-
und dreigekuppelten Schnellzug-Lokomotiven
der preussisch-hessischen Staatsbahnen auf
theoretischer Grundlage (mit Rücksicht auf
weitere Fahrzeitverkürzung im Schnellzug-
betriebe)“ im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 24. September 1907. 146.
Tischbein, Albrecht, Professor, Danzig. Nachruf für
denselben im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 3. Dezember 1907. 69.
Vacuum Brake Company Ltd., London, General-
Repräsentanz in Wien. Versuche mit der
2. Verzeichnis der Tafeln
„Versuche mit der automatischen Güterzug-Schnellbremse“.
3. Anlage: Literaturblatt
[Inhalt]
automatischen Vacuum - Güterzug - Schnell-
bremse. Mit Abb. und 3 Tafeln. 90. 107.
Vermehren, Ed., Oberingenieur a. D., Hamburg.
Zur Entstehungsgeschichte der Stadt- und
Vorortbahnen in Hamburg. 230.
Walter, Ludwig, Oberst, Berlin. Nachruf für den-
selben im Verein für Eisenbahnkunde am
14. Januar 1908. 155.
Wechmann, W., Regierungsbaumeister, Charlotten-
burg. Gewichte von Stadtbahnzúgen. ۰
Westinghouse Eisenbahn-Bremsen-Geselischaft, Han-
nover. Güterzug-Bremsversuche der Kgl.
Ungarischen Staatsbahn auf der Flachbalın-
strecke Pozsony (Preßburg)--Ersekujvär. Mit
Abb. 8.
Wichert, Dr.-3ng., Ministerialdirektor, Berlin. Be-
sprechung der Frage der „Einführung eines
deutschen Bohrkegels nach metrischem System
für rotierende Schneidwerkzeuge‘“ im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 8. De-
zember 1907. 74.
Wolf, R., Magdeburg-Buckau. Die grösste Loko-
mobile der Welt. 39.
— Erfolge deutscher Maschinenbaukunst. 217.
Wrubel, Friedrich, Dr., Zürich. Nachruf für den-
selben im Verein für Eisenbahnkunde am
10. September 1907. 81.
Zillgen, J., Regierungsbaumeister, Charlottenburg.
Vortrag: „Ein Vergleich der zwei- und drei-
gekuppelten Schnellzug - Lokomotiven der
preussisch-hessischen Staatsbahnen auf theore-
tischer Grundlage (mit Rücksicht auf weitere
Fahrzeitverkürzung im Schnellzugbetriebe)“
im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
24. September 1907. Mit Abb. 114. 139.
Zweiling, A., Regierungsrat, Berlin. Vortrag über:
„Elektrische Volibahnen“ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 22. Oktober 1907.
Mit Abb. 30. 53. 61.
Zum Vortrag des Regierungsbaumeisters Schwarze im
Seite 1 bis 44. Inhalts-Verzeichnis siehe Rückseite des betreffenden Titelblattes.
۲
[l. Januar 1908, Band 62]
ANNALEN
GEWERBE uw BAUWESEN
Preisausschreiben des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure
(Mit 2 Abbildungen)
Der Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
setzt fúr das Jahr 1908 die unten bezeichneten Preise
aus für die besten Bearbeitungen nachstehender
Beuth-Aufgabe:
Hebewerk zur Ueberführung von Eisenbahn-
zügen auf Fährschiffe.
Zur Beförderung von Eisenbahnzügen über See-
gebiete vermittelst Fährschiffen ist es erforderlich,
Zwischenanlagen vorzusehen, welche es ermöglichen,
unabhängig von dem jeweiligen Wasserstande, die
Schiffe mit den Eisenbahnwagen zu besetzen und die
Wagen von den ankommenden Schiffen auf die Landungs-
gleise zu bringen.
Bei geringem Wasserstandswechsel und deichloser
Küste genügt hierfür die bewegliche Brückenkonstruktion
der bekannten Ostseefährverbindungen, vermittelst deren
die Züge direkt mit der Lokomotive aufgeschoben bezw.
abgezogen werden. Bei starkem Wechsel des Wasser-
standes müssen andere Vorkehrungen getroffen werden,
da es zur Einhaltung eines festen Fahrplanes nötig ist,
unabhängig vom Wasserstand das Fährschift abzufertigen.
Es ist daher der ganze Flutwechsel zu berücksichtigen.
Zu beachten ist ferner der Umstand, dafs Eisenbahn-
anlagen in Höhe der Deichkrone liegen müssen. Es
ist davon auszugehen, dafs diese in dem in Betracht
kommenden Hafen auf 2,5 m über Sturmfluthöhe fest-
gesetzt ist. Letztere beträgt 7 m über N. W., die Tief-
ebbe 1,5 m unter N. W., mithin der äufserste Flut-
wechsel 8,5 m.
Dieser erhebliche Wasserstandsunterschied soll
durch Anwendung eines Hebewerkes ausgeglichen
werden. Als Zwischenglied ist eine Brücke anzuordnen,
welche mit einem Ende auf dem Schifte aufliegt und
der Tiefgangbewegung desselben folgt. Der gröfste
Tiefgangunterschied am Heck des Schiffes bei der ein-
seitigen Belastung durch die auffahrenden Wagen ıst
zu 0,5 m anzunehmen.
Das Schiff kann auf zwei Gleisen 16 Stück zwei-
achsige Güterwagen, oder 8 Stück vierachsige Personen-
wagen aufnehmen. Die Ueberführung der Wagen soll
jedoch nur eingleisig erfolgen.
Skizze des Schiffes mit Gleisplan und Mafsangaben
ist aus den Zeichnungen Abb. I und 2 ersichtlich.
Die Plattform des Hubwerkes soll die Hälfte der
Wagen aufnehmen können, so dafs die Vollbesetzung
des Schiffes mit zwei Fahrten bewirkt werden kann.
Die Verschiebung der Wagen erfolgt hierbei durch
elektrisch angetriebene Seilwinden, von denen diejenige
zur Beförderung der Wagen von dem Schiffe auf die
Plattform ihren Platz am Landende der Plattform er-
halten soll.
Zum Betriebe der Anlage, sowie zur Beleuchtung
dient ein bahneigenes elektrisches Kraftwerk. Mit
diesem verbunden ist eine kleine Betriebswerkstatt zur
Unterhaltung der Anlagen, sowie zur Ausbesserung
derjenigen Schiffsmaschinenteile, zu deren Instand-
setzung das Schiff nicht gedockt zu werden braucht. Auch
ist Wohnung für den Betriebsleiter und weitere fünf
Angestellte vorzusehen. Das übrige Personal, sowie
die Schiffsbesatzung haben in der einige Kilometer ent-
fernten Stadt Wohnung zu nehmen.
Es sind zu fertigen:
l. Gesamtanlage mit Gleisplan für zwei Anlegestellen,
Anordnung der Gebäude usw.
|
2. Darstellung und Berechnung des Hebewerkes
einschliefslich der Uebergangsbrücke und der
. Einrichtung zur Verbindung derselben mit dem
Schifte.
3. Darstellung und Berechnung der Gründung der
Tragekonstruktion.
4. Einzeldarstellung und Berechnung der Winde-
werke, einschl. Berechnung des Kraftbedarfes.
5. Darstellung des Elektrizitätswerkes mit Betriebs-
werkstatt.
6. Beschreibung und Erläuterung der Anlage, sowie
der Vorgänge bei Benutzung derselben.
1. Kritische Beleuchtung der Vor- und Nachteile der
gewählten Anordnung gegenüber anderen Aus-
führungsmöglichkeiten, die anzugeben und durch
Skizzen zu erläutern sind.
Der Erläuterungsbericht ist mit Seitenzahlen zu
versehen, auch ist auf die einzelnen Nunmern der ein-
gereichten Zeichnungen im Erläuterungsbericht Bezug
zu nehmen. Im übrigen wird bezüglich der Mafsstabe,
Aufschriften usw. auf die in Glasers Annalen vom
1. April 1896, No. 451, Seite 121 und 122 abgedruckten
allgemeinen Vorschriften hingewiesen.”)
Für eingehende preiswürdige Lösungen werden
nach Ermessen des Preisrichter-Ausschusses goldene
Beuth-Medaillen gegeben; für die beste von ihnen aufser-
dem der Staatspreis von 1700 M. mit der Verpflichtung,
für den Verfasser, innerhalb zweier Jahre eine auf
wenigstens drei Monate auszudehnende Studienreise
anzutreten, drei Monate vor ihrem Antritt beim Vor-
stand die Auszahlung des Preises zu beantragen,
einen Reiseplan einzureichen, etwaige Aufträge des
Vereins entgegenzunehmen und auf der Reise auszu-
führen, die erfolgte Rückkehr dem Vorstande unver-
züglich anzuzeigen und sechs Wochen später einen
Reisebericht nebst Skizzen vorzulegen.
Das Preisausschreiben findet unter nachstehenden
Bedingungen statt:
l. Die Beteiligung steht auch Fachgenossen, die
nicht Vereinsmitglieder sind, frei, jedoch mit der
Beschränkung, dafs die Bewerber das dreifsigste
l.ebensjahr zur Zeit der Bekanntmachung der
Aufgabe noch nicht vollendet oder die zweite
Prüfung für den Staatsdienst im Maschinenbaufach
noch nicht abgelegt und zur Zeit der Ablieferung
der Aufgabe die Mitgliedschaft des Vereins erlangt
haben; um die Aufnahme bis zum genagnten
Termin sicherzustellen, empfichlt es sich, die An-
meldung vor dem ۰ Juli 1908 bei der Geschäfts-
stelle des Vereins einzureichen.
2. Die Arbeiten sind mit einem Kennwort versehen
bis zum 7. Oktober 1908, Mittags 12 Uhr, an den
Vorstand des Vereins Deutscher Maschinen-In-
genieure, zu Händen des Herrn Geheimen Kom-
missionsrat Glaser, Berlin SW., Lindenstrafse 80,
unter Beifügung eines gleichartig gezeichneten,
verschlossenen Briefumschlags einzusenden, der
den Namen und den Wohnort des. erfassers, Sowie
das Kennwort enthält. Ist der Bewerber ein
Regierungs-Bauführer und wünscht er, dafs seine
Bearbeitung der Preisaufgabe zur Annahme als
*) Sonderabdrücke dieser Vorschriften können von der Geschätts»
stelle des Vereins, Berlin SW., Lindenstr. 80, bezogen werden,
2
‘00S: emI2 gqejssjew 'gupunsg
[No. 733]
089 -
1
AU
۱
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‘Ty
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1۹۳
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häusliche Probearbeit für
die zweite Staatsprüfung
im Maschinenbaufache
a) dem Königl. Preufsi-
schen Minister der
öftentlichen Arbeiten,
b) dem Königl. Säch-
sischen Finanzmini-
sterium
oder
c) dem Grofsherzoglich
Hessischen Ministerium
der Finanzen
seitens des Vereins ein-
gereicht werde, so hat er
auf der Aufsenseite des
Briefumschlages einen da-
hingehenden Wunsch zu
vermerken.
SL اد هچ
et 1
gangenen Arbeiten und
die‘ Zuerkennung. der
Preise erfolgt durch einen
Preisrichter - Ausschufs;
das Ergebnis der Beur-
teilung wird in der
November
=- Versammlun
Dezember 8
des Jahres 1908 mitge-
teilt.
. Die eingegangenen Ar-
beiten werden im Ver-
einslokal ausgestellt; der
Verein behält sich das
Recht der Veröffentlich-
ung der prämiierten Ar-
beiten, die im übrigen
Eigentum der Verfasser
bleiben, in dem Vereins-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Querschnitt.
]1. Januar 1908]
organ vor. Es werden nur die Namen der-
jenigen Verfasser öffentlich ermittelt und be-
kannt gegeben, denen Beuth-Medaillen zuerkannt
sind. Die“ Briefumschläge der übrigen Arbeiten,
die auf der Aufsenseite den Antrag zur Vorlegung
der Arbeit an den preufsischen Herrn Minister
oder an das König]. Sächsische Finanzministerium
oder an das Grofsherzogliche Hessische Ministerium
der Finanzen erhalten, werden nach Bekanntgabe
des Ergebnisses der Beurteilung durch den Vor-
stand allerdings ebenfalls eröffnet, jedoch findet
eine Bekanntgabe der Verfasser nicht prämiierter
Arbeiten nicht statt.
Unmittelbar nach beendeter Ausstellung haben die
Verfasser der einzureichenden Arbeiten in der Geschäfts-
stelle des Vereins in Berlin, Lindenstr. 80, auf den
einzelnen ` Blättern, dem Erläuterungsbericht und den
Berechnungen die eidesstattliche Versicherung abzu-
geben, dafs die Ausarbeitung des Entwurfs und die
Abb. 2.
Maísstab 1: 150.
3. Die Prüfung der einge- | Anfertigung von Zeichnungen und Berechnungen ohne
fremde Hilfe ausgeführt ist.
Die übrigen Arbeiten müssen spätestens bis zum
10. Januar 1909 abgeholt werden, widrigenfalls die
noch geschlossenen Briefumschläge geöffnet werden,
um die Arbeiten den Verfassern wieder zustellen zu
können.
Der Preisrichter-Ausschufs besteht zur Zeit aus
folgenden Herren: Geheimer Baurat Domschke; Re-
gierungs- und Baurat S. Fraenkel; Geheimer Baurat
Haas; Ingenieur Paul Hoppe; Regierungs- und Baurat
Max Meyer; Geheimer Oberbaurat Müller; Regierungs-
und Baurat Patrunky; Regierungsbaumeister a. D.
Pforr; Professor Dr.- Jna. W. Reichel; Eisenbahnbau-
inspektor Schramke; Regierungs- und Baurat Unger;
EI EE Dr.-Ing. Wichert; Geheimer Baurat
ittfeld. ۱
Berlin, den 1. Januar 1908.
Der Vorstand
des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure.
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]1. Januar 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 733] 3
Güterzug-Bremsversuche der Kgl. Ungarischen Staatsbahn auf der
l'lachbahnstrecke Pozsony (Prelsburg)—Ersekujvár
mitgeteilt von der Westinghouse Eisenbahn-Bremsen-Gesellschaft in Hannover
(Mit 11 Abbildungen)
Die Anforderungen an den Eisenbahnverkehr
wachsen neuerdings in so schnellem Mafse, dafs Ein-
richtungen, die eine entsprechende Ausbildung dieses
Verkehrs hindern, nicht länger bestehen können. Das
gilt auch für den jetzt üblichen Handbremsbetrieb der
Güterzüge, der bei der jetzigen dichten Zugfolge die
Sicherheit und Leistungsfähigkeit der Bahnen merklich
beeinträchtigt. Dieser Betrieb ist an sich nicht hin-
reichend verbesserungsfähig, denn das dabei erforder-
liche gleichmafsige Zusammenwirken von vielen Zug-
beamten wird bei langen Güterzügen durch mancherlei
äufsere Einflüsse, wie z. B. die beschränkte Hörweite
der Pfeifensignale, gestört und häufig völlig unmöglich
gemacht. Die auf diese Weise erreichbare Bremswirkung
ist daher stets sehr ungleichmäfsig und unzuverlässig.
Die Betriebsmittel leiden durch das oft vorkommende
ın den Jahren 1903 und 1904 auf den Königl. Bayerischen
und Königl. Ungarischen Staatsbahnen ausgeführt und
haben nach den bezüglichen amtlichen Berichten den
damals gestellten Anferderungen entsprechend gute
Ergebnisse geliefert. Scitdem sind jedoch die Ansprüche,
die an eine Gúterzugbremse gestellt werden, vom Aus-
schufs des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen
erheblich erhöht und in allen Einzelheiten festgelegt
worden. Um diesem weitergehenden Programın zu
entsprechen, war eine neue Erprobung der Westinghouse-
Schnellbremse erforderlich, wozu die Königl. Ungarische
Staatsbahn anfangs Juni d. J. in dankenswerter Weise
einen Versuchszug zusammenstellte. Derselbe bestand
aus 71 bedeckten Güterwagen, 3 Personenwagen, die
zu Beobachtungszwecken dienten und in gleichen Ab-
ständen im Zuge verteilt wurden, und 2 Versuchswagen
Abb. 1.
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Anordnung der Luftdruckbremse an den Güterwagen.
Feststellen der Räder, und der Sachschaden durch
Unfälle infolge mangelhafter Bremsung von Güterzügen
ist in letzterer Zeit sehr erheblich. Es läfst sich daher
nicht verkennen, dals dies Gebiet des technischen
Eisenbahnwesens vor vielen anderen verbesserungs-
bedürftig ist.
Werden die Güterzüge in ähnlicher Weise wie jetzt
die Personenzüge mit durchgehenden Bremsen betrieben,
so kann ihre Fahrgeschwindigkeit erhöht und die für
die Beförderung der Güter nötige Zeit verkürzt werden.
Daraus ergibt sich eine bessere Ausnutzung der vor-
handenen Betriebsmittel und eine gröfsere Leistungs-
fähigkeit der bestehenden Bahn- und Bahnhofsanlagen,
bei gleichzeitiger Erhöhung der Sicherheit des gesamten
Zugbetriebes, nicht nur für Güter-, sondern auch für
die Personenzüge. Schon hieraus folgen wesentliche
Kostenersparnisse, aber die Betriebskosten werden noch
erheblich
grofsen Zahl von Zugbegleitern, die dann nicht mehr
erforderlich sind.
Zur Prüfung dieser Fragen und um zunächst auch
festzustellen, welche durchgehenden Brenisen für Güter-
züge gut geeignet sind, hat der Verein Deutscher
Eisenbahn-Verwaltungen einen technischen Ausschuís
bestellt, der bereits mehrere durchgehende Bremsen
unter den besonderen Verhältnissen des Güterzug-
betriebes erprobt hat. Aehnliche Versuche mit der
Westinghouse-Schnellbremse an Zügen von 120 bezw.
100 Wagenachsen, die teilweise aus Bremswagen und
teilweise aus Leitungswagen gebildet waren, wurden
weiter vermindert durch Ersparung einer `
mit allen erforderlichen Einrichtungen zur genauen
Ermittelung der Versuchsergebnisse. Diese 76 Wagen
mit zusammen 153 Wagenachsen waren mit Ausnahme
des einen Versuchswagens, der am Zugende lief, sämtlich
mit normalen 8” Schnellbremsvorrichtungen (4 Abb. 1)
ausgerüstet, wie solche jetzt an leichten Personen-
wagen gewöhnlich verwendet werden. Die einzölligen
Hauptleitungsrohre hatten die in Abb. 1 dargestellte
Anordnung und trugen an den Stirnenden der Wagen
doppelte einzöllige Schlauchkupplungen und Absperr-
hähne.
Da beabsichtigt war, sowohl Züge zu erproben,
die ausschliefslich aus Bremswagen bestanden, als auch
solche, die mehr oder weniger Leitungswagen enthielten,
so wurde jeder Wagen auch noch mit einem Ueber-
tragungsventil 3 (Abb. 1) nebst Abschalthahn Æ aus-
gerüstet. Dadurch wurde ermöglicht, jeden Wagen
belicbig als Bremswagen oder als Leitungswagen zu
benutzen, indem entweder das Ventil 2 oder die Brems-
vorrichtung 4 durch Schliefsen des betreffenden Ab-
sperrhahnes ausgeschaltet wurde. Bei den Versuchen
mit der Bremsverteilung Z, (Tabellen 2 u. 3) war an
jedem Bremswagen gleichzeitig auch das Uebertragungs-
ventil mit in Tätigkeit; bei allen anderen Verteilungen
wirkten derartige Ventile nur an den Leitungswagen,
für welche sie ausschliefslich bestimmt sind. Diese
Uebertragungsventile kommen nur bei Schnell-
bremsungen zur Wirkung, sie dienen dazu, eine an
beliebiger Stelle des Zuges eingeleitete plötzliche Druck-
verminderung in der Hauptleitung fortzupflanzen, indem
4 (No. 33
sie Leitungsluft ins Freie auslassen. Ihre Bauart ist
aus Abb. 11 ersichtlich.
Um die Bremswirkung den Anforderungen des
neuen Programms entsprechend für sehr lange Güter-
züge auszubilden, erschien es wünschenswert, die
Schnellbremsungen so einzurichten, dats dabei anfangs
fast nur Leitungsluft in die Bremszylinder eingelassen
wird, die in allen Bremszylindern des Zuges mit gröfster
Beschleunigung eine genügend kräftige Bremsung er-
zeugt, um das Zusammendrücken des Zuges beim An-
ziehen der Bremsen zu verhindern. Zum besseren
Ausgleich‘der beim plötzlichen Anlegen der Bremsklötze
etwa auftretenden leichten Schwankungen sollte das
weitere Ansteigen der ursprünglichen Bremskraft
durch allmähliches Nachfüllen von Druckluft aus den
Hülfsbehältern so langsam erfolgen, dals die vorn im
Zuge befindlichen Bremsen ihre Vollwirkung erst
erreichen, nachdem die Bremsen am Zugende nicht nur
in der vorgenannten Weise in Tätigkeit gesetzt sind,
sondern schon einige Zeit gewirkt und ebenfalls schon
Abb. 2.
Luftauslaßventil der Steuerventile.
Abb. 3.
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Steuerventil mit LuftauslaBventil L.
einen erheblichen Teil ihrer Vollkraft erreicht haben.
Dadurch wird bei richtiger Bemessung des Bremsdruckes
an den einzelnen Wagen auch das Auseinanderziehen
des Zuges vermieden. — Zu diesem Zweck war es
nur erforderlich, in den vorhandenen Steuerventilen die
Luftdurchgänge nach den Bremszylindern entsprechend
zu ändern.
Eine weitere Ergänzung der vorhandenen Steuer-
ventile bezweckt, das Lúsen der Bremsen an allen
Fahrzeugen ` gleichmáfsiger und daher stofsfrei zu
gestalten, auch das Auffüllen der Hülfsluftbehälter beim
wiederholten Bremsen, auf Gefällen usw., zu erleichtern.
Hierzu wurden Luftauslafsventile Z nach Abb. 2 in die
Auspufföffnungen der Steuerventile A eingeschraubt, wie
in Abb. 3 dargestellt ist. Wenn beim Lösen der
Bremsen Druckluft aus dem Bremszylinder von C (Abb. 2)
her ausströmt, so prefst dieselbe das Ventil 2 gegen den
Widerstand einer schwachen Feder auf seinen Sitz im
Gehäuse 1, sodafs die Durchgänge a abgeschlossen
werden und nur durch die enge Bohrung 6 Luft nach
den Ausströmungsöffnungen ¢ entweichen kann. Hoher
Zylinderdruck strömt auf diesem Wege verhältnismäfsig
schnell ab, wenn aber der Bremsdruck nur noch eine
mafsige Höhe hat, so kann die Zylinderluft nur langsam
durch den engen Kanal 4 entweichen und der Zug kann
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Januar 1908]
sich strecken, ohne dafs Schwankungen eintreten.
Sobald der im Bremszylinder noch vorhandene Druck
die Spannung cer Feder überwindet, prefst diese das
Ventil 2 in die gezeichnete Lage zurück. Die Druck-
luft kann nun auch durch die Aussparungen a nach dem
Auslats c gelangen und schnell entweichen, wodurch
der Rückgang des Bremskolbens und der Gestänge in
ihre Ruhelage erleichtert wird. — Sonstige bauliche
Aenderungen wurden an den Bremsteilen nicht vor-
genommen.
Angaben über die Gewichte der verschiedenen
Fahrzeuge und die an denselben ausgeübten Bremsdrúcke
enthält Tabelle 1. An den Güterwagen betrug die
normale Bremskraft bei den vorhandenen Hebelüber-
setzungen und Kolbenhüben 92 bis 96,3 pCt. vom
Leergewicht. Die Gestänge wurden jedoch so ein-
gerichtet, dafs durch Umstecken eines Bolzens an jedem
Güterwagen geringere Bremsdrücke erzielt werden
konnten, die zwischen 64,5 und 69 pCt. vom Leergewicht
lagen. Es war somit möglich, beide Druckverhältnisse
zu erproben und in ihren Wirkungen zu vergleichen.
Von den Güterwagen wurden 15 Stück mit je 15t und
weitere 15 mit je 8t Kies beladen. Die gesamte Last
betrug somit 345 t und das Leergewicht aller Wagen
zusammen 724,13 t.
Als Zugmaschine diente eine fünfachsige, 2 mal 2
gekuppelte Mallet-Lokomotive mit dreiachsigem Tender.
Bei einer Anzahl von Versuchen wurde zum Vorspann-
dienst auch «eine 3/5 gekuppelte Verbundlokomotive mit
dreiachsigem Tender verwendet. Beide Lokomotiven
hatten Triebradbremsen, die bei allen Bremsungen mit-
wirkten. Mit Einschlufs der beiden Lokomotiven betrug
die Zuglánge 750 m und das gesamte Zuggewicht
1254,13 t; mit nur einer Lokomotive war das Zuggewicht
1171,13 ۰
Am 11. und 12. Juni wurden Versuche am stehenden
Zuge vorgenommen, wobei u. A. auch festgestellt wurde,
dafs für die gute Fortpflanzung der Schnellwirkung die
Anzahl der hintereinander stehenden Leitungswagen
bedeutungslos war, denn die Uebertragungsventile er-
füllten ihre Aufgabe so tadellos, dafs die von der
Lokomotive aus eingeleiteten Schnellbremsungen am
letzten Wagen auch dann noch sicher erzielt wurden,
wenn sämtliche übrigen Wagen als Leitungswagen ge-
schaltet waren. — Am 13. Juni begannen die Probe-
fahrten auf der nahezu wagerechten Strecke Pozsony
(Prefsburg)—Ersekujvar. Die dabei erzielten Versuchs-
ergebnisse können ohne Umrechnung verglichen werden,
da sämtliche Bremswege auf wagerechten oder nur
sehr wenig davon abweichenden Strecken liegen. Die
Schnellbremsungen wurden teils bei gestreckten und
teils bei aufgelaufenen Zügen eingeleitet. Aufser dem
normalen Leitungsdrucke von 5 Atm. kamen auch ge-
ringere Drücke zur Anwendung, um die dabei auf-
tretenden Bremswege ebenfalls festzustellen.
Die Zusammensetzung des zuerst erprobten Ver-
suchszuges Z, und die dabei verwendeten Bremsver-
teilungen sind aus Tabelle 2 ersichtlich. Bei diesem
Zuge hatten die 71 Güterwagen die geringeren Hebel-
übersetzungen, sodafs ım Durchschnitt ein Bremsdruck
von 67 pCt. vom Leergewicht der Bremswagen zur
Anwendung kam. Sämtliche Fahrzeuge waren mit
freien Abständen zwischen den Buffern gekuppelt. —
Von den Güterwagen hatten viele seit längerer Zeit
nicht in Personenzügen gelaufen, ihre Druckluftbremsen
waren also nicht benutzt worden. Ueberdies befanden
sich alle Bremsteile schon seit Jahren an den Fahr-.
zeugen. Es handelt sich hier also keineswegs um
besonders für Versuchszwecke hergestellte, sorgfältig
ausprobierte Apparate, sondern die Bremsen befanden
sich in einem Unterhaltungszustande, wie er an älteren
Güterwagen üblich ist. Trotzdem lieferten schon die
ersten Versuche vorzügliche Ergebnisse, die in Tabelle 4
zusammengestellt sind. Die Anhalte verliefen, ohne
dafs in den verschiedenen Beobachtungswagen Stöfse
oder Schwankungen wahrgenommen wurden, und die
Versuchsleitung hielt es daher nicht für erforderlich,
mit diesem gleichmälsig belasteten Zuge viel Zeit zu
verlieren.
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[1. Januar 1908]
Der nunmehr gebildete Versuchszug Z, entsprach
erheblich schwierigeren Betriebsverháltnissen, da die
stark beladenen Wagen zu Gruppen vereinigt und un-
gleichmäfsig im Zuge verteilt waren, wie Tabelle 3
zeigt. Mit diesem Zuge wurden mehrere Reihen von
Versuchen bei verschiedenen Anordnungen der Haupt-
leitung und verschiedenen Bremsdrücken an den einzelnen
Güterwagen ausgeführt. Dabei wurde der Zug sowohl
mit einer, als auch mit zwei Lokomotiven gefahren
und die Wagen waren mit lichten Abständen von 20.
bis 120 mm zwischen den Bufterscheiben gekuppelt.
Während der Fahrten am 17. und 18. Juni (Tabelle 5)
waren die Leitungen und Bren sdrücke noch dieselben,
wie am Zuge Z,. Darauf wurden die Gestänge an den
Güterwagen jedoch auf die höhere Ucbersetzung ein-
gestellt und die Bremsdrúcke somit auf 92 bis 96,3 pCt.
vom Leergewicht erhöht. Derartig hohe Bremsprozente
konnten bisher bei Schnellbremsen an langen, durchweg
aus Bremswagen bestehenden Zügen nicht mit Erfolg
verwendet werden. Die schon beschriebene Aenderung
der Steuerventile hat jedoch diese Beschränkung be-
Tabelle 1.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Brems-
(No 733]
stellen, wurden nunmehr die Zweigrohre Z und Z,
(Abb. 1) nebst ıhren Schlauchkupplungen entfernt, wo-
durch die Leitungslinge an jedem Wagen um mehr
als 4m gekürzt wurde, ohne aber den durchgehenden
Luftweg von der Lokomotive bis zum Zugende zu
verändern. Mit diesen einfachen Leitungen wurde der
Zug Z, in der Zeit vom 1. bis 11. Juli d. J. nochmals
mit hohen und niedrigen Bremsprozenten eingehend
erprobt, teils auch mit Vorspannlokomotive. Die er-
zielten Ergebnisse sind in den Tabellen 7 bis 10 ent-
halten. — Diese Verkürzung der Leitungen war für
das Anziehen der Bremsen ohne merklichen Einflufs,
das Lösen und Auffüllen der Luftbehálter erfolgte
jedoch schneller als bisher und der Luftverbrauch war
geringer. Es erscheint daher wünschenswert, die Haupt-
leitungen möglichst kurz auszuführen.
Zur besseren Uebersicht sind die unter den ver-
schiedenen Verhältnissen mit Leitungsdrücken von etwa
۵ Atm. erzielten Bremswege in Abb. 4—10 graphisch
aufgetragen und für die verschiedenen Bremsverteilungen
durch Schaulinien dargestellt.
Gewichte und Bremseinrichtungen der verschiedenen Fahrzeuge.
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Fahrzeuge des Versuchszuges gewicht Belastung einrichtung | bei 5 Atm. Leitungsdruck Länge in m
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1 Tender » yy | 3] 15,36 15,36] 1 2244| 856 49 | 160 104,4 | 60,2 42,3 |)
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I Lokomotive Ik. 671 ' 5 |5771 427 | — — |2x856 43 | 254 495 495 | 5 | 2.
1 Tender ae 3| 146 146 | 1 214 | 856 | 49 | 160 109,6 | 632 445 =
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3 Personenwagen lll. Kl. 2 | 15,06 15061 — . — 324 7,0 8,84 | 587 0-0 — 10,7 11,5 15,5
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1 Bedeckte Güterwagen 2 | 866 866l 4 15 || %% | 42 | 5581 645 | 335 236 | WS 100 ۰ 5
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| | | | |
seitigt, denn die Versuche ergaben auch bei 150 ge- Bei diesen Vorversuchen wurden im ganzen
bremsten Achsen stofsfreie und in jeder Hinsicht
befriedigende Bremsungen. Die Bremswege waren
natürlich kürzer als bei den zuerst erprobten, niedrigen
Bremsprozenten, jedoch ist der Unterschied keineswegs
so groís, wie bei Vergleichung der Prozentzahlen oft
angenommen wird. — Bei näherer Prüfung der be-
trefienden Ergebnisse dürfte die Schlutstolgerung bc-
rechtigt sein, dafs es nicht erforderlich sein wird, bei
der Einführung von durchgehenden Bremsen mit dem
Bremsdrucke bis an die Schleifgrenze heranzugehen,
wie jetzt für die Handbremsen vorgeschrieben ist.
Auch mit geringeren Bremsprozenten werden bei den
Güterzuggeschwindigkeiten hinreichend kurze Brems-
wege erzielt und geringe weitere Verkürzungen dieser
Wege würden die Nachteile des häufigen Radschleitens
nicht aufwiegen. Auch bei diesen Versuchen wurde
das Schleifen der Räder von leeren Wagen mit Brems-
drücken von 92 pCt. und darüber oft beobachtet. Ob-
gleich dadurch das stofsfreie Anhalten nicht merklich
beeinträchtigt wurde, so dürfte es sich doch empfehlen,
zur Schonung der Betriebsmittel die normale Bremskraft
geringer zu bemessen.
Um auch die Unterschiede im Verhalten der Bremse
bei mehr oder weniger langen Hauptleitungen festzu-
275 Bremsungen von verschiedener Art und mit viel-
fach verschiedener Last und Bremsverteilung ausgeführt,
wobei häufig sämtliche Bremsen eingeschaltet und auch
olt gröfsere Gruppen von Leitungswagen im Zuge vor-
handen waren. Alle diese Bremsungen verliefen ohne
schädliche Stöfse und ohne jede Zugtrennung. Das
Anhalten erfolgte vielmehr durchweg so ruhig, dafs ın
keinem Teile des Zuges nennenswerte Schwankungen
auftraten.
Nach Beendigung der Fahrt vom 11. Juli wurden
die Vorversuche eingestellt und die Hauptversuche vor
dem Ausschufs des Vereins Deutscher Eisenbahn -Ver-
waltungen eingeleitet. Dieselben fanden am 22. und
23. Juli d. J. im Beisein von zahlreichen Vertretern der
bedeutendsten deutschen und österreich -ungarischen
Eisenbahnen statt. Dabei wurde der Versuchszug Z,
sowohl mit einer, als auch mit 2 Lokomotiven gefahren,
und zahlreiche weitere Bremsversuche ausgeführt, die
sämtlich ebenso stofsfrei und befriedigend verliefen,
wie bei den Vorversuchen.
Dadurch dürfte der Beweis geliefert sein, dafs die
Westinghouse-Schnellbremse bei derartigen Bahnver-
hältnissen zum Betriebe von langen Güterzügen vor-
züglich geeignet ist.
6 [No. 733] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [1. Januar 1908}
Tabelle 2. — 13. bis 15. Juni 1907.
Zusammenstellung des Zuges ۰
Gewichte: Lokomotive u. Tender mit */, Last = 102 t; Wagen leer = 724,13 t; Wagenbelastung = 345 t;
zusammen 1171,73 t.
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<n m:n BBE 2 Bae RAR BER ZU 888 84.200
Zen A un
Ersekujvär--Pozsony. Pozsony (Prefsburg)— Ersckujvar.
O Leere Wagen. M Mit 15 t beladen. W Mit 8 t beladen. (9) Beobachtungswagen. E Versuchswagen.
Verteilung der Bremsen: N
Bremsachsen :
۰
Bo = 75 Wagen gebremst und aulserdem alle Uebertragungsventile eingeschaltet . . . . . ee a همم ISO
Di 15 , ۲ e Gëf P ausgeschaltet . . . . . e a e a ee we, 50
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B, = ¿PDD
B; = SI ۳۲ [ [ ۳ TTR [11 2 [ [ ۳ 1 1 ۳ ۱۱ ۳ 1 1 ۳1.۱ ۳۰۳ 1 1 ۳ 1 1 ۳ 11 ۲ ULI Is II 42
B; = 901۱111 ۱ KE I | TRIAS ILO KEJI 22
B= Gel O O ا ا a EH کا qj 0
é 40 42 4h 4 20 D 3 Ah 36 A »M مک 52 60 و عم 78 5 >
O Leitungswagen mit eingeschalteten Uebertragungsventilen. H Bremswagen olıne Uebertragungsventil.
Tabele 3. — 17. Juni bis 11. Juli 1907.
Zusammenstellung des Zuges Z..
1 Lokomotive u. Tender mit +: Last = 102 t; Wagen leer — 724,73 t; Wagenbelastung = 345 t;
zusammen — 1171,73 t.
Gewichte: ۱ ` SE |
2 Lokomotiven u. Tender mit '2 Last = 185 t; Wagen leer — 724,73 t; Wagenbelastung = 345 t;
zusammen — 1254,73 t.
10 19 4h 46 18 20 22 ON 26 28 30 32 3h 36 38 ho bg hh uG US 50 5 وک 60 62 63 66 68 70 71 74
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CA eto || BO |. ۱ ۱ ۱۱ ۴۱ 711 ۱ ۱ 1 ۱8۱۱ ۱۱ ۸۱۱ ۱ ۱ 8 me TE 1 111 ۳ ll ya
Ersekujvár —Pozsony. Pozsony --Ersekujvár.
D Leere Wagen. MM Mit 15 t beladen. + O Mit 8 t beladen. (e Beobachtungswagen. ES Versuchswagen.
Verteilung der Bremsen:
Bremsachsen:
Bo = 75 Wagen gebremst und aufserdem alle Ucbertragungsventile eingeschaltet `, In
B, = 5 7 ` S e 5 ۹ ausgeschaltet . . . . 2 ar. a de de مه gs 150
B = AIFA A KIT KI KI KET PIT KI 1 DT II IPTTH TERRI TT KI KT 1 KT I KI DBI T KT PII DI I KI DI KIT RST [ KET) 66
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زر لح کا اھ ااا ا ا ix لا لا ST 111 2 1] 1,1۱1 ۳۱1 ۳ ۱۱۱۱۱۱۱۱۱۱۱1 KIT ۳ ۱1۱۱۱1 | ibd
89 A 6 8 40 42 44 46 48 20 22 th 96 28 30 32 3% 36 38 ho وبا Ah 46 HS So 52 مک $8 0 68 W 2 7% 7
O Leitungswagen mit eingeschalteten Uebertragungsventilen. &j Bremswagen ohne Uebertragungsventil.
zu y
(1. Januar 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Tabelle 4. Zug Z, mit 1 Lokomotive. — 1% Hauptleitung 1105 m lang, mit Doppelkupplungen.
Wetter schön, Schienen trocken, mäfsiger Seitenwind.
Bremsdruck beı
Jagenachse , Lei osdruck Dauer
An Wagenachsen Brian: 5 Atm. Leitungsdruck ea Os ۹
er RA ve Diürchschnittl: Im Ganzen schwin-
me Brem- Im ARRE pe pro Wagen | einschl. Lokomotive druck digkeit weg Brem-
sung e SR at teilung pCt. vom pCt. vom sung
‚laden Leergewicht t Zuggew. Atm. km Std. m Sek.
13. Juni 1907. -— Fahrtrichtung: Ersekujvár—Pozsony.
1 SB. 153 12 8 Ba 67 129,0 11,0 3,8 35 356 62
2 y 153 12 8 wé? 67 1290 . 11,0 4,1 45 574 80
3 A 153 12 8 ۴ 67 129,0 11,0 4,1 zu 208 46
4 8 153 12 8 ۱ 67 129,0 11,0 4,1 15 104 33
5 0 153 12 8 1 67 129,0 11,0 4,2 37,5 372 62
6 0 | 153 12 8 d 67 1290 | 11,0 4.2 45 540 72
7 ú 153 12 8 B- 67 1223 10,4 4,1 42 456 66
8 9 153 12 8 d 67 122,3 10,4 5,0 28 190 36
9 ٩ 153 12 8 e 67 122,3 10,4 5,0 34 260 44
10 e 153 | GI 8 è 67 122,3 10,4 5,0 21 120 < 1
11 7 153 12 | 8 9 67 1223 10,4 5,0 38 330 50
te $ 153 26 | 16 H 67 190,9 16,3 4,0 43 408 50
13 3 153 26 16 ۱ 67 190,9 16,3 4,0 34 257 43
14 ۲ 153 26 | 16 y 67 190,9 16,3 4,0 22 130 34
15 d 153 26 16 bk 67 190,9 16,3 4,0 18 92 28
14. Juni 1907: - - Fahrtrichtung: Pozsony—Ersckujvár. |
16 SB 153 26: ۱ 16 Bs 67 1844 | 15,7 4,0 35 330 — -
17 ۱ 153 26 16 : 67 184,4 | 15,7 4,1 9 194 40
18 3 153 26 16 S 67 1844 | 15,7 4,0 44,5 458 ` 59
19 e 153 26 16 9 01 184,4 | 15,7 4,1 36 304 46
20 E 153 26 16 à 67 1844 | 15,7 4,1 18 96 26
21 B.B 153 26: | 16 8 67 184,4 15:7 4,0 38 550 85
22 E 153 38 28 B, 67 263,6 220 4,0 ` 36 273 42
23 ۹ 153 38 28 8 01 2036- ۲ 225 4,0 46 402 48
24 e 153 38 28 á 67 263,6 225 4,0 27 154 30
25 1 153 38 28 61 263,6 22,5 4,0 34 234 38
26 e 153 32 34 D. 67 257,0 21,9 4,1 35 253 39
27 9 153 32 34 A 67 257,0 21,9 4,0 46 385 48
28 e 153 90 60 Ba 67 SÉ 44,6 4,0 40 243 31
29 ۲ 153 90 60 E 67 523,3 44,6 4,3 44 263 30
30 D B 193 90 60 j 67 923,3 44,6 4,3 - -- —
14. Juni 1907. — Fahrtrichtung: Ersekujvár —Pozsony.
31 et B 153 90 60 Bo 67 5233 ` 44,6 5,0 42 200 25
32 9 153° 00 60 ۹ 67 923,3 44,6 5,0 23 76 17
33 ۱ 153 90 60 ۲ 67 523,3 44,6 5,0 31 121 20
34 e 153 00 60 B; 67 523,3 44,6 4,1 29 106 18
35 8 153 90 60 > 67 > 44,6 4,0 39 — —
36 ۹ 153 32 34 B, 67 T 257,0 21,9 4,1 32 197 33
37 3 153 A: a 67 257,0 | 21,9 4,0 30 174 31
38 8: B8 153 32 34 > 67 257,0 21,9 4,1 14,5 120 41
39 í 153 90 60 B, 67 523,3 | 446 4,2 24 207 45
40 SB 153 26 16 Bj 67 190.9 | 16,3 4,9 38 274 40
41 : 153 26 ۰ 16 È 67 190,9 16,3 5,0 26,5 138 29
42 e 1393 26 16 9 67 190,9 16,3 5,0 14 51 18
15. Juni 1907. — Fahrtrichtung: Pozsony—Ersekujvar.
43 e 2 153 26 16 Bs 67 184,4 15,7 4,9 24 149 32
44 d 153 26 16 ۹ 67 184,4 19,7 4,9 33 256 43
45 e 153 26 16 ۲ 67 184,4 15,7 5,0 42 363 49
46 ۰ 153 38 28 H. 67 263,6 22,5 5,0 43 315 37
47 ۴ 153 38 28 DI 263,6 22,5 5,0 27 136 24
48 9 153 38 28 e 67 263,6 22.0 4,9 31 165 29
49 o 153 32 34 Ba 67 257,0 21,9 4,9 21 94 21
50 3 153 32 34 n 67 257,0 21,9 4,9 37 234 34
51 e 153 90 60 13, 67 523,3 44,6 4,5 43 183 24
52 ۹ 133 90 | 60 ۹ 67 " 3203 44.6 4,5 36 147 20
53 > ۱ 90 | 60 1 01 523,3 446 ` 4,9 48 205 24
54 ره A 153 90 60 ۳ 01 5233 jo 44,6 4,9 21 51. 1 12
۱ ۱ Erklärung der Abkürzungen:
B. = Gewöhnliche Betriebsbremsung mit ۰ R; B, = Bremsung zur Regelung der Geschwindigkeit, mit nach-
B. = Schnellbremsung, von der Lokomotive aus eingeleitet. folgendem Lösen ohne
5, =
A It;
Notbremsung, vom Zuge aus eingeleitet. R. S. B. = Schnellbremsung bei WK f; sung.
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mb ee EE
8 [No. 733] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN ]1. Januar 1908|
$i mn $$$ — ہے
Tabelle 5. Zug Z, mit 1 Lokomotive. — 1‘ Hauptleitung 1105 m lang, mit Doppelkupplungen.
Wetter feucht, stellenweise Sprühregen.
Bremsdruck bei
Wagenachsen ;
5 5 Atm. Leitungsdruck
Art der Brems- ۱
| ' Im Ganzen
Leitungsdruck
schwindigkeit
Bremsweg
38
451 N.B. 193 38
461 BR 1153. 38 28
ST seth 188 38
|
۱ 67 2620 223/50] 40 | 255 | ?
۲ 67 2620 223150] 28 | 308 | 57
” Di 2620: 223°) 50 4 43 تن 67
Notbremsung von d. Zugmitte.
Schnellbremsung bei vorhan-
dener Betriebsbremsung.
=
No.| Brem- = | Gebremst ver- E 5 E | einschliefslich O a و Bemerkungen
sung | ۶ 2 teilung Ta g 3 Lokomotive 3
ka be- $ نم 5 pCt. vom KE
| laden ZS oe ES | t Zuggew.| Atm. | km/Std.| m Sek.
i 17. Juni 1907. — Fahrtrichtung: Érsekujvár---Pozsony.
LE SB 153 12 8 B; 67 '1229| 105 | 4,9 Six 251 | 45
-1 AN 153 12 8 E 67 1229 105 | 50 | 17 84 | 27
Bl 4 ES TY 3 e 67 1229 105 | 49 | 40 | 384 | 56
a). 4 153 12, 8 B, 67 1229, 105 | 49 | 41 | 408 | ?
5 4 SS 12 8 ‘ 67 122,9 ۰ 105 | 49 19 102 | 29
6 $ 193 Te 8 ۹ 67 Ze US 1:81 32 236 | 42
1 > [93 20 16 B, Gi 1890 16,1 5,0 35 2231 و
8 ۹ ek -20 16 ` 61 15890 16,1 5,0 16 09:1 22
9 ۹ 153 26 16 ji 67 189,0 16,1 5,0 20 AN A!
10 j 153 20 16 7 61 189,0 16,1 4,9 43 322 | 44
HE "BD, 193 | ۰20 „ 16 e 67 1890 16,1 5,0 38 = =-
121 SE 153 | 26 16 ۱, RS 67 1890 16,1 4,9 17 66 | ۱
13 ý 193 20 16 à 67 189,0 | 16,1 | 5,0 33 SG 3
14| B.B 193 ¡ 26 16 e 67 189,0 161 5,0 23 — -—-
18. Juni 1907. — Fahrtrichtung: Pozsony--Ersekujvär.
15۱ S.B 1033 . 38 * .28 B, 67 2020 * 223] 489 32 161 | 30
16 ` 153 38 28 67 262,0 22,3 | 4,8 13 41 16
17 e 193 | 38 28 1 01 262,0 | 22,3 | 4,9 28 126 | 27
18 ‘ 153 38 28 ٣ 67 262,0 22,3 | 4,9 43 282 | 38
19 e 153 | 38 28 e 67 262,0 223 | 4,9 24 102 | 22
20| B.B 193 38 28 ۹ 67 262,0 3 — — — -— | Anhalt am Wasserkrahn.
211 3 B 193 32 34 3, 67 2620 22,3 | 4,8 44 281 | 38
22 e 193 | 2 34 j 67 12620 223 | 4,8 38 2211 33
23 ý 1931. 32 34 a 61 2620 223 | 4,8 21 84 | 21
24 A 153 32 34 H 61 262,0 22,3 | 4,8 36 201 | 31
25 e 153 90 60 B; 61 - 15233: 446 148 35 ES ?
26| B.B 153 90 D ۹ 61 5233 446 | 4,8 35 410 | 60
27 d 153 90 60 ۹ 67 5233 446 | 48 39 524 | 66
28 ‘ 153 90 60 ۹ 67 5233 446 | 4,8 40 e N EON
29. e 153 90 60 ی 67 5233 446 | 4,8 39 521 | 69
30 5 153 90 60 A 67 5233 440 | 48 22 160 | 38
18. Juni 1907. — Fahrtrichtung: Ersekujvár—Pozsony.
311 SR 1931 90 60 B, 67 923,3 | 44,6 | 4,9 I 31 101 18
391 5 1180| , 67 5233 446 | وه | 44 | 174] 23
33 ۹ 153 | 90 60 s 67 | 523,3 | 44,6 | 4,9 21 80 | 14
34 e 153 | 90 60 e 67 5233 446 | 49 | 36 117 | 18
Sie > 153 | 90 60 > 61 | 523,3 446 | 4,9 21 08 | , 3
30 j 153 ` 90 60 5 61 5233 446 | 5,0 ۶ 139 | 20
311 -B. B: 153 | 38 28 DB; 61 2620 223: 1:90 31 339 | ‘OT
38 ‘ 193: | 38 28 e 61 2620 223 | 4,9 31 521 | 69
39| ND 153 38 28 67 262,0 22,3 3,0 17 13 5 Notbremsung vom Zugende.
401 BR 193: , OS 28 67 ES aea Lan 21 332.1 14
41 e 153 38 28 67 2020 223-1) 50 44 650 | 64
42 3 183 39 28 67 2620 223 | 5,0 18 174 | 57
43 R IDS: e 28 61 202,0 2231.50 44 Während der Fahrt gelöst.
44 R. B. 153 , 28 61 202,0 22.0 5,0 Nach dem Bremsen wieder gelöst und weiter gefahren.
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]1. Januar 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN (No, 733] 9
Tabelle 6. Zug Za mit 1 Lokomotive. — 1% Hauptleitung 1105 m lang, mit Doppelkupplungen.
| Wetter schön, Schienen trocken.
Bremsdruck bei
EEIE ee A Geet Dauer
ce Wagenachsen Breme 5 Atm. Leitungsdruck Ge. €
SE Leitungs- |. Brems- der
No der Creme ver- | Durchschnitt. Im Ganzen schwin- Brem
Brem- lm pro Wagen | einschl. Lokomotive druck digkeit wes
Bs 1 o s j S sung
sung Ganzen I" be- teilung pCt. vom pCt. vom a
laden Leergewicht t | Zuggew. Atm. km/Std. m Sek.
22. Juni 1907. — Fahrtrichtung: Pozsony —Ersekujvar.
1 | SB. 153 12 | 8 B, 92 138,0 11,8 4,0 36 293 au
2 i 153 12 8 ۲ 92 1380 11,8 4,0 47 535 =
3 ۱ 153 12. 8 s 92 138,0 11,8 4,0 17 90 28
4 : 153 12 8 ۱ 92 138,0 11,8 4,0 40 382 61
5 ۲ 153 12 8 ۲ 92 138,0 11,8 4,0 27 - 195 38
6 p 153 26 16 B, 92 231,7 198 3,9 46 376 49
7 ۲ 153 | 26 16 , 92 231,7 19,8 4,0 281,» 140 | 29
8 ۱ 153 | 26 16 : 92 231,7 19,8 4,0 21 89 24
9 : 153 | 26 16 a 92 231,7 19,8 4,0 41 289 41
10 , 153 | 26 ' 16 ۲ 92 231,7 | 19,8 4,0 EA 48 18
11 , 153 | 32 34 B, 92 3352 28,6 4,0 4542 | 280 36
12 ۱ 153 | 32 | 34 ۱ 92 3352 286 4,0 281/, 124 25
13 , 153 | 32 34 e 92 335,2 286 4,0 221, 89 20
14 , 153 | 32 34 ۲ 92 335,2 286 4,0 381: 216 31
15 , 153 | 32 34 , 92 335,2 28,6 4,0 17۶ 62 18
22. Juni 1907. — Fahrtrichtung: Ersekujvár—-Pozsony.
16 | S.B. 153 12 8 B, 92 138,0 11,8 5,0. 30, 2 192 37
17 P 153 12 8 , 92 138,0 11,8 5,0 46 431 59
18 ۲ 153 12 8 ۲ 92 138,0 11,8 4,9 20 93 28
19 , 153 12 8 92 138,0 11,8 4,9 151,» 62 18
20 5 153 | 12 8 ; 92 138,0 11,8 4,9 40 322 50
21 | B.B. 153 12 8 ۱ 92 138,0 11,8 5,0 36 524 84
22 | S.B. 153 | 26 16 B, 92 231,7 19,8 4,8 47 302 40
23 ۱ 153 | 26 16 ۲ 92 231,7 19,8 48 24 82 18
24 E 153 | 26 16 ۱ 92 231,7 19,8 4,9 12 30 16
25 ۱ 153 | 26 16 ۲ 92 231,7 19,8 4,9 35 178 30
26 R 153 | 26 16 ۲ 92 231,7 19,8 4,9 40" » 235 35
27 ۱ 153 | 32 34 B, 92 335,2 28,6 4,8 46 251 32
28 d 153 | 32 34 E 92 335,2 28,6 4,9 38 177 26
29 | B.B. 153 | 32 34 i 92 - | 352 286 4,9 39 465 63
30 | S.B. 153 | 32 34 ۳ 92 335,2 286 4,9 18 50 15
31 ۲ 153 | 32 34 ۲ 92 335,2 28,6 4,9 42 200 28
32 | B.B. 153 | 32 34 , 92 335,2 6 4,9 28 262 52
33 | S.B. 153 | 32 34 ۲ 92 3352 28,6 4,8 30 110 19
34 , 153 | 32 34 ۲ 92 335,2 28,6 48 | 16 44 14
23. Juni 1907. — Fahrtrichtung: Pozsony—Ersekujvár.
35 | S.B. 153 | 90 607 B, 92 1036 60,0 I 4,0 45 235 27
36 g 153 90 | 60 e 92 703,6 60,0 3,9 30"; 130 21
37 ۱ 153 | 90 60 ۲ 92 7036 60,0 4,2 36 140 20
38 ۲ 153 | 90 60 ۰ 92 7036 60,0 4,3 46 208 24
39 | BB | 153 | 90 | 60 | B, 92 1036 60,0 4,7 38 438 60
40 | S.B. 153 900 60 i 92 703,6 | 60,0 46 39 114 16
41 ۲ 153 | 90 , 60 f 92 703,6 60,0 4,6 27/3 68 12
42 ۲ 153 | 090 60 ۲ 92 703,6 60,0 4,7 20 41 10
43 ۱ 153 | 90 60 ۲ 92 7036 60,0 4,9 45 138 17
44 ۲ 153 | 90 60 ۲ 92 7036 60,0 4,9 28 63 11
45 y 153 | 90 60 ۲ 92 1036 60,0 5,0 131 25 9
46 B. B. 153 90 60 5 92 103,6 60,0 Betriebsbremsungen mit je 3 Ver-
41 e 153 90 | 60 7 92 103,6 , 60,0 aa des Leitungsdruckes.
10
KH SOSE ل E JA Y ۵ —
¡qx.I_- - - ل . a س _—________—__—_____---__ _z_ _ —____€______—_—___->- سے a یرب
O لك زان J CO «A GD N —
[No. 733]
Wagenachsen
Art der
Brem-
sung
90 60
E 153 90 50
3 153 32 34
e 153 32 34
۳ 133 32 34
۹ 133 26 16
” 153 26 16
P 153.1 26 16
e 153 26 16
si 153 12 8
0 153 ' 12 8
Ve 153 12 8
A 153 12 8
DD 133 . Je 8
2. Juli: ۰
>. Bi Boe * 12.1 8
e 153 26 16
7 153 32 34
Ve 13: +82 34
d 153 32 34
N.B. 153 32 34
B. B: 153 32 34
R.B. 153 32 34
B. B. 153 32 34
> 153 32 34
RK SR 153 32 34
B: B. 153 90 60
Si B: 153 00 60
۹ 153 | 90 | 60
۹ 153 | 90 | 60
Tabelle 8 Zug Z,
5: B: 153 26 16
4 153 26 16
£ 153 26 | 6
153 26 ۲ 16
B.B las | 26 16
Sa 5 153 32 34
di 153 32 34
yy 153 32 34
e ISS. 32 34
HR Bb. 153 32 34
$- B; 153 32 34
N.B. 153 32 | 34
S. BD, 153 32 34
۷ 193 + 32 34
5. Juli 1907.
RS 153 ' 90 60
H 153 | 90 60)
KR. B: 153 ¡ 90 60
B.-B: 153 90 b0
۴ E 1 ۵ 60
S. Bi 153 ¡| 90 60
X 13, 90 60
o 153 ۱ 90 60
e 153 90 60
B: B. 153 90 ; 60
0 153 | 90 | 60
۴ 153 | 90 | ‘60
|
Gebremst
| Se
leer oe
| 7° | laden
1. Juli 1907. =
2. Juli 1997.
mit 2 Lokomotiven.
5. Juli 1907.
16
16
16
16
34
34
60
60
Beim Anfahren nach Versuch 23 wurde der Zug OH Ree PY
Tabelle 7. Zug Z Miti Lokomotive.
Bremsdruck bei
o Atim E
Brems- |.
= - =
er. d "8 "e
vel © bn ۶ =
oe Ae ge ee
`j] o y ج 5
teilung | Z3 2
bg E db
950
= a E Y
"E Ps,
Fahrtrichtung:
eitungsdruck
Im Ganzen
einschliefslich
Lokomotive
pCt. vom
t Zuggew.
— 1% EE 784 m came mit
= +
= “2
"y DL
a | ن
DÉI neo
E اب e.
= Z
` E
— Y
Atm. | kmıStd.
Ersekujvár— Pozsony.
Wetter schön, Schienen trocken.
B- 92
1 92
x 92
B; 92
| 92
Ñ 92
i 92
Ba, 99
j 92
B, 92
1 92
- Fahrtrichtung:
138,0
” 138,0
138,0
231,1
231,1
231,7
231,7
335,2
330,2
703,6
703,6
60,0
Pozsonv
Wetter trübe, Schienen feucht.
B, 92
E 92
B, 92
” 92
DA 92 2
B; 92
” 92
o 92
A . 92
B- 92
i 92
x 92
1 92
۴ 92
Fahrtrichtung:
B- 92
D 92
B: 92
i 92
رو 92
” 92
i 92
d 92
LA 92
g 02:
92
B, 92
1 92
» 92
u 92
Wetter verände
B; 92
a 92
۷ 92
۹ 92
” 92 |
z 92
» 92
5 92
7 92
a 92
e 92 ۱
$ 92
0 92
yy 92
Fahrtrichtung:
B, 92
A 92
۳ 92
» 92
u 92
e 92
o 92
1 92
A 92
i 92
» 92 |
e 92
37 | 45
3,9 16
3,9 21
4.0 33
4,0 3
4,0 22
41 | 151,
4,9 23
4,8 38/a
4,9 41
5,0 21
-Ersekujv
703,6 60,0 4,9 15
703,6 60,0 4,9 33
3352 28,6 5,0 45
335.2 28,6 5,0 48
335,2 28,6 4,9 13! و
231,7 19,8 4,9 51
231,1 19,8 4,9 46
231,7 19,8 4,9 31
231,7 19,8 4,8 17
138,0 11,8 4,8 44
138,0 11,8 4,9 31
138,0 11,8 4,9 11
138,0 11,8 4,9 16
138,0 ۳ 11,8 4,9 13۱/9
Ersekujvär- -Pozsony.
138,0 11,8 3,9 38
231,7 19,8 4,0 46
335,2 28,6 4,0 13
339,2 28,6 4,0 411
330,2 28,6 4,0 د211
335,2 28,6 4,0 40
339.2 28,6 4,0 24
335,2 28,6 39 140= 25
335,2 28,6 3,9 25
335,2 | 28,6 4,0 17
335,2 28,6 40 137 (23)
703,6 60,0 4,0 32
7036 x 60,0 | 4,0 371),
703,6 60,0 4,0 31
7036 60,0 | 4,1 18
- 1% Hauptleitung 806
= Fabr
trichtung:
rlich, Schienen meistens trocken.
271,0
271,0
271,0
271.0
| 271,0
| 314,6 J
374,6
374,6
374,6
374,6
374,6
374,6
314,6
374,6
Ersek
742,4
742,4
742,4
742,4
742,4
7424
742,4
142,4
742,4
142,4
142,4
142 4
Pozsony-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
DÉI
ob 5
1 tn
Le Zeg m
= E
Y Sr 0
E |5
V a
ہہ te
— $)
03
m Sek
82 | 28
224 | 45
227 37
278 42
112 21
68 PA
88 19
208 29
128 16
46 11
31 10
93 14
210 13
298 31
32 14
434 49
363 44
180 30
63 19
454 60
245 44
37 19
SL 22
98 39
410 63
430 oe
43 18
277 36
133 26
219 36
314 62
148 38
141 44
143 70} 61
326 51
132 20
a5 16
48 13
21,6 5,0 33 165 28
21,6 4,8 35 169 28
21,6 4,9 16 60 16
21,6 4,9 50 331 39
21,6 5,0 14 157 38
30,0 5,0 51 281 34
30,0 5,0 36 159 25
30,0 5,0 421/, | 217 29
30,0 4,9 191), 64 16
30,0 50 1391-13 -
30,0 5,0 41 584 12
30,0 5,0 391, | 198 29
30,0 5,0 Nicht beobachtet.
30,0 4,9 13 <i S
ujvar— Pozsony.
59,2 4,9 92 495 50
59,2 5,0 39 342 48
59,2 5,0 | 52—24
59,2 5,0 24 $ 2
59,2 2 5,0 41 320 39
59,2 5,0 15 30 10
59,2 5,0 52 185 20
59,2 4,9 24 54 12
59,2 5,0 40۱: | 0 16
59,2 9,1 40 350 47
59,2 5,2 42 355 45
59,2 5,0 17 177 4
]1. Januar 1908;
einfachen Kupplungen.
Bemerkungen
Vom Zugende aus.
l.ösen während der Fahrt.
Schnellbremsung bel vor-
handener Betriebs-
bremsung.
m lang mit einfachen Kupplungen.
-Ersekujvär.
Lösen während der Fahrt.
Vom Zugende aus.
l.ösen während der Fahrt.
Mäfsiger Stofs in Zugmitte.
۸ ۵ ” 4۸
= » sm, 9 und
am Zugende.
oogle
[1. Januar 1908|
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
INo. 733) ۱1
Tabelle 9. Zug Z., mit 2 Lokomotiven. — 1۳ Hauptleitung, 806 m lang, mit einfachen Kupplungen.
Wetter: Regenschauer und Wind.
LEE Bremsdruck bei as je =$
> 5 Atm. Leitungsdruck = tv on 7
Art der Brems-| ` de Gas E , Sp 2 7 E
gë, تم m Ganzen A vu n = 3 ۱
No.| Brem- = Gebremst ver- |2 $ E.S einschliefslich = tee ae = 2 امه Bemerkungen
| e Ñ ۳ لگ تس 5s l.okomotive = 2 = i
sung | ۶ £ teilung | 33 ° y Y 5 == 3
ETR e Y o 5 3 pCt.vom| = Si KE
laden EA y t Zuggew.| Atm. | km Std.| m Sek.
10. Juli 1907. — Fahrtrichtung: Pozsony—Ersekujvar.
1 Ss, B: 153 12 8 B- 67 164,0 13,1 5 EUR 66 29
p d 153 12 8 67 164,0 13,1 3 52 554 65
3 u 153 12 8 A 67 164,0 13,1 5 3514 | 277 44
4 B. B 153 12 8 a 67 164,0 13,1 5 36 578 85
5 S. 153 26 16 B5 67 231,0 18,4 5 47 359 44
6 e 153 26 16 0 01 231,0 18,4 > 38 251 38
7 e 153 26 16 N 67 231,0 18,4 5 23 100 22
8 ۶ 153 26 16 ‘i 67 | 231,0 18,4 5 28 142 21
9 B. B. 153 26 16 ۲ 67 231,0 18,4 5 341/, | 540 01
0 : 153 32 4 Ba, 67 | 3035 242 5 sai, | 406 | 42
11 e 153 32 34 5 67 303,5 24,2 5 21 80 19
12 B B: 153 32 34 e 67 | 303,5 24,2 5 30 341 62
13 S.B, 153 32 34 å 61 3035 24,2 5 43 262 35
14 ۴ 153 32 34 e 67 | 303,5 24,2 5 30 140 25
15 R. 153 32 3 Ps 67 "EK 24,2 5 48 —23 — _- Lösen während der Fahıt.
16 SB 153 32 34 ۹ Sf 1.3035 242 5 6 11 10
10. Juli 1907. - Fahrtrichtung: Ersekujvár—Pozsony.
17 5:.B 153 90 60 B; 67 | 5647 | 44,9 5 31 103 16
18 ۹ 153 99 60 E 67 564,7 ı 44,9 5 52 226 24
19 N 153 ۰ + 90 60 y 67 564,7 | 44,9 5 KRUS 48 12
20 ۲ 153 00 60 1 67 564,7 44,9 5 411, | 149 20
21 $ 153 90 | 60 $ 67 564,7 44,9 5 14 30 11
22 ‘ 153 90 ' 60 1 67 564,7 44,9 5 22 60 13
23 B. ۰ 153 90 60 R 67 564,7 44,9 5 291/, | 331 67
24 Bes 153 90 60 2 67 564,1 44 9 5 44 168 23
25 7 153 90 60 d 67 564,7 44,9 5 11 20 0
26 3 153 00 60 s 67 564,7 44,9 5 41 151 20
21 e 153 90 60 ۷ 67 564,7 44,9 5 21 52 12
28 B. B. 153 99 60 0 61 564,7 44,9 5 521/4 | 723 16
20 SB. 153 26 16 B- UO 18,4 a 21 139 28
30 2 153 32 34 B., of ۵ 24,2 > 15 55 19
Tabelle 10. Zug Z,, mit 1 Lokomotive. — 1% Hauptleitung, 784 m lang, mit einfachen Kupplungen.
Wetter: Anfangs kühl, mittags wärmer, nachmittags Sturm und Temperatursturz von 12% C in wenigen Stunden.
11. Juli 1907. Fahrtrichtung: Pozsony—Ersekujvár.
۱ SB 153 12 8 B- 67 29" 105 3 291’, | 217 46
2 8 153 |. 12 8 d 67 1229 10,5 5 11 44 | 18
3 153 | 12 8 f 67 1229 105 5 44 454 | 62
4 5 153 | 2 8 e 67 1229 105 5 35 298 | 50
3 5 153 | 2 8 E 67 122,9 10,5 5 181 | 104 29
6 B. B. 153 12 8 x 67 1229 10,5 5 20 236 60
7 = B. 153 | 26 16 B; 67 189 16,1 5 521/, | 489 56
5 9 153 26 16 1 67 189 | 16,1 9 37 263 40
3 ar 153 26 16 7 67 189 | 16,1 5 14 51 18
10 ” 153 26 16 „ 67 189 | 16,1 0 40 282 40 Schnellbremsung bei vorhandener
11 RS B. 153 26 16 ” 67 189 16,1 5 Sek 9 354 52 Betriebsbremsung.
12 N, B. 153 26 16 ep 67 189 | 16,1 3 54 — 38 Aus der Zugmitte.
13 SR 153 26 16 x 67 189 16,1 5 25 124 27
14 d 153 26 16 ۳ 67 189 16,1 5 41'/, | 296 40
15 R.B. 153 26 16 x 67 189 16,1 5 |451/, 26 — — Lösen während der Fahrt.
16 >: KR 153 26 16 7 01 189 16,1 5 24 124 28
11. Juli 1907. — Fahrtrichtung: Ersekujvár — Pozsony.
17 S.B 153 | 32 34 Ba Bi "202 dl Bee 5 43 276 35
18 N 153 | 32 | 34 e 67 262 | 223 | 5 | 351, | 204 | 30
19 ” 153 | 32 34 ” 67 262 22,3 3 20 117 22 Schuellbremsung ber vorhanderer
20 1 ۳5:۳۵:۰۱ 153 32 34 ۴ 67 202. | 288 5 40 426 52 l Retriebsbiemsung.
21 N.B. 153 32 34 ۴ 67 262 | 22. y 22 3 em Aus der Zugmitte.
22 B. B. 153 | 32 34 1 67 20A | "ee 41 311 52 Volle Betriebsbremsung.
23 Se RB 159.4 32 34 ۹ BI ۵ 262 22,3 5 151, 53 16
24 R: B. 153 32 | 4 9 67 262 22.3 3 45 مس Lösen während der Fahrt.
25 SB: 153 32 34 D 67 262 22,3 5 44 297 31
26 ۳ 153 90 | 60 D, 67 23 44,6 3 41 152 19
21 1 153 90 60 2 67 523 44,6 5 16 40 12
28 A 153 , 90 60 e 61 ۵ ۵ 44,6 5 29 20 16
29 ۹ 153 | 90 60 S 67 923 44,6 5 321/6 | Hä 17
30 ‘i 153 90 60 0 61 523 44 6 5 211 58 13
31 5 153 90 60 o Of [525 44,6 5 12 26 10
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12 [No. 733} GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN ۱۱۰ Januar 1908]
| سس سس سس
Abb. 4—6.
Schaulinien der Bremswege bei etwa 5 Atm. Leitungsdruck.
13. bis 15. Juni 1907. — Zug Z, mit 1 Lokomotive und Doppelkupplungen.
(Vergl. Tabelle 4.)
|
mg ۱
Brems: | ¿Sim | Gebremste| _Bremsdruck ۱ | | ۱ |
ver- ÉS s ein- W 3 (bei 5 Atm. sdruck ) -p -l- + e -4-
schließlich achsen ptt. vom ۱ ۱
| SAE |i L OKO itive e | Fonnen wu - ۱ | |
۱ ۱
At
| |
۱ ۱ ۱ d
سے
S
کے سے سے لا A
Fr anii ==
SR CS ZE
10
17. bis 18, Juni 1907. — Zug Z, mit 1 Lokomotive und Doppelkupplungen.
(Vergl. Tabelle 5.)
Gesamt- Br e
۴ x Ge emsdruck
Brems sewicht des ebremste
ver- "Zuges ein- Wagen- (bei 5 ۰ LGR ORE)
5 Lokomotive Tonnen Zuegewicht
9
+ ie F Ei FHE » i ان
A سب << و
سکس سس[ Ae ee
22. bis 23. Juni 1907. — Zug Z, mit 1 Lokomotive, Doppelkupplungen und hohem Bremsdruck:
(Vergl. Tabelle 6.)
Gebremste e |Gebremste | Bremsdruck ۱ | de i
Wagen- (bei 5 Atın, Leitungsdruck) GT لاس -L =L
achsen pCt. vom l i i i
| Tonnen ام عون ht 14 | | H I
se: ۱
l
J astiat | nl |
= A ~+— EN
l
| ! i
| je At: i
۱ at
2
TT z ie SI
Mut ET Se SI Hr
اا :
vel Zuges ein-
teilung schließlich
oko
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rrr eas 22222 339322
aT tit ae
A EA 55 D de EIS 0
de a
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mn OE ہے ےہ
Januar 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 733] 13 ا
Abb. 7—9.
Schaulinien der Bremswege bei etwa 5 Atm. Leitungsdruck.
l. u. 2. Juli 1907. — Zug Z, mit 1 Lokomotive, einfachen Kupplungen und hohem Bremsdruck. (Vergl. Tabelle 7.)
71 ۱ ۱
Bremsver- ae. e Gebremste - Bremsdruck | ۱
۱ schließlich Loko- (bei 5 Atm. Leitungsdruck) EN de
teilung motive Wagenachsen D pCt. vom Si |
Tonnen Zuggewicht ۱
pi SEHE”
کلب ه
۱
|
H at Du L
A l
E
|
+ gie
۱ r, f
۱ PELT SS
5A
5. Juli 9F — Zug z. mit 2 Lokomotiven, einfachen Kupplungen und hohem Bremsdruck. (Vergl. Tabelle 8.)
` Brems- E, Gebremste Bremsdruck > ۱ d
ver- Zuges ein-- Wagen- bei 5 Atm. Leitungsdruck ı -t- ar
¡ schließlich ‚Ct vo
teilung pued achsen A JE EE A | ۱
Aa a
TT i wë oer
۱ LO”
3 1 | سس AT i
= E,
|
+ ++ = Gert:
SS A 1
سر سپس UI: id
ie | er رت
10. Juli 1907. — Zug Z, mit 2 Lokomotiven und einfachen Kupplungen. \(Vergl. Tabelle 9.)
It | ۱ ۱
۱ $
1 a ۱
som ۱ ۱ ۱ ۱ IG
PRS
p= سس SE
ae
Gesamt- | B - k
H د > remsdruc
Brems gewicht des Gebremste l 1
ver- Zuges ein- Wagen- (bei 5 Atm. Leitungsdruck)
pCt. vom
uggewic
Tokomotive
Tonnen
eg SE eg
10 e
Digitized by ge
۱
-+ -L 19
۱ ar
RSR Fr I
TER 1131 HIE Fr "rr
== eT ۱ A
10 4
سا
a =
14 [No. 733]
Abb.
mm مھ تست تحص E,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN Pe Januar 1908]
10.
Schaulinien der Bremswege bei etwa 5 Atm. Leitungsdruck.
Juli 1907. — Zug Z, mit 1 Lokomotive und einfachen Kupplungen. (Vergl. Tabelle 10.)
Sai رس
iD
Gesamt- =
Brems- gewicht des | Gebremste Bremsdruck
ver- Zuges ein- Wagen- (bei 5 Atm. Leitungsdruck)
. schließlich en et. vom
teilun qe : achsen N ee
5 Lokomotive lonnen Zuggewicht
a (decke 4
$
سے
Uebertragungsventil für Leitungswagen.
Uebertragungsventil für Leitungswagen.
(Abb. 11)
Das Gehäuse I enthält einen Kolben 2 mit Schieber 4,
der die Bohrungen d und g freilegt oder abschliefst.
Durch ein bei # angeschlossenes Zweigrohr strömt
Druckluft aus der Hauptbremsleitung durch C und die
Nut a in die Kolbenkammer D, und gelangt durch die
Durchgänge 4 in die Luftkammer A die mit dem
Leitungsdruck gefüllt wird.
Tritt in der Leitung Æ eine allmáhliche Druck,
verminderung ein, wie bei Betriebsbremsungen, so
kommt das Ventil nicht zur Wirkung, da die Nut a
im Verhältnis zu dem geringen Luftinhalt der Kammer A
so grofs bemessen ist, dafs dabei Druckausgleich auf
beiden Kolbensciten stattfindet. Wenn aber bei Schnell-
bremsungen plötzlich eine starke Abnahme des Luft-
druckes erfolgt, so wird der Kolben 2 von dem in den
Kammern D und Æ. herrschenden Ueberdrucke nach
links getrieben, sodafs der Schieber 4 durch die Aus-
sparung Fa die Bohrung g freigibt und Leitungsluft
durch C und g ins Freie ausläfst. Gleichzeitig verbindet
die Schieberhöhlung ¢ auch die Kammer R mit dem
Kanal 7 und entlüftet dadurch auch diese Kammer,
wobei die Druckabnahme schneller stattfindet als in
der Hauptleitung. Das Ventil bleibt daher nur kurze
Zeit geöffnet, denn sobald der Druck in der Luftkammer A
unter den noch vorhandenen Leitungsdruck fällt, treibt
dieser im Verein mit der Feder 7 den Kolben 2 mit
Schieber 4 in die gezeichnete Stellung zurück, wobei
die Auslafskanäle Z und y wieder abgeschlossen werden.
Beim Lösen der Bremsen werden die Luftkammern A
wieder aufgefüllt.
Die Leistungsfähigkeit der Lokomotiven ın Abhängigkeit von ihren
baulichen Hauptverhältnissen und der Fahrgeschwindigkeit
von Älbert Frank, Geh. Regierungsrat, Professor an der Technischen Hochschule zu Hannover
(Schlufs von Seite 239 in Band 61)
(Mit Abbildung)
Die Abhängigkeit der Lokomotivleistungen
von ihren baulichen Hauptverhältnissen und
der Fahrgeschwindigkeit.
Formeln, welche in einfacher Weise den Einflufs
der wichtigsten baulichen Grundlagen der Lokomotiven
auf ihre Leistungsfähigkeit erkennen lassen, gab es
bisher noch nicht. Bei Erbauung neuer Lokomotiven
verursacht deshalb jede wesentliche Abweichung von
dem bereits Erprobten in mancher Beziehung ein Tasten
und Raten, ohne dafs der Einflufs der beabsichtigten
Aenderung auf die Leistungsfähigkeit der Lokomotiven
von vorn herein mit einiger Sicherheit vorausgesagt
werden könnte.
Die vorstehend zur Berechnung ihrer Leistungen
benutzten Lokomotiven 1 bis 5 der Zusammenstellung
I zeigen gerade in wichtigen Punkten, nämlıch hinsicht-
lich der Heizflächen, der Rostflächen, des Drucks der
Treibräder auf die Schienen, des normalen Kesseldrucks,
۵ by Google
(1. Januar 1908}
der Länge und lichten Weite der Heizröhren, so
erhebliche Verschiedenbeiten, dafs dadurch die richtige
Beurteilung des Einflusses, den die, einzelnen baulichen
Verhältnisse auf die Leistungsfähigkeit der Lokomotiven
haben, sehr erleichtert wird, und wir an diese Aufgabe
um so mehr herantreten können, als die hier zu Grunde
gelegten Versuche als zuverlässig gelten können, die
Zuverlässigkeit meiner Widerstandsformeln aber ein-
gehend nachgewiesen ist.
Die am Umfange der Treibräder auszuübende
Zugkraft einer Lokomotive darf die Grenze des
Reibungswiderstandes zwischen Rad und Schiene nicht
erreichen, weil, sonst leicht ein mit Arbeitsverlust und
Materialabnutzung verbundenes Schleudern der Räder
stattfindet.
Bei geringer Fahrgeschwindigkeit kann man darauf
rechnen, dafs der Kessel genügend Dampf liefert, um
die volle Zugkraft auszuüben. Auch pflegt man
den normalen Kesseldruck, die Dampfzylinder und
Steuerungsverhältnisse so zu wählen, dafs ein dieser
Zugkraft entsprechendes Drehmoment auf die Treib-
achsen übertragen werden kann.
In Wirklichkeit haben wir es auch bei gleichblei-
bender Geschwindigkeit nicht mit einer unveränderlichen
Zugkraft zu tun, weil das auf die Treibachsen ausgeübte
Drehmoment sich mit der Stellung der Kurbeln und
dem Dampfdrucke in den Dampfzylindern ändert. Wir
führen deshalb die während einer Umdrchung geleistete
mittlere Zugkraft ein, die so gewählt sein mufs, dafs
auch beim Höchstwert des Drehmoments ein Schleudern
der Räder nicht stattfindet.
So verstanden, wird die volle Zugkraft nur bis zu
einer gewissen Geschwindigkeitsgrenze ausgeübt werden
können, über welche hinaus ein vermindertes Füllungs-
verhältnis für den in die Dampfzylinder einstrómenden
Dampf gewählt werden mufs, um den Dampfverbrauch
der Dampfbildung des Kessels anzupassen.
Diese Grenzgeschwindigkeit liegt um so höher, je
grölser die Heizfläche ist, und tritt um so früher ein,
je grölser die ausgen te Zugkraft ist. Sie wird aber
auch beeintlufst durch die Gröfse der Rostflache.
Bezeichnen wir die Heizfläche mit Za die Rost-
fläche mit Æ, den Druck der Treibräder auf die
Schienen mit 7; und die Grenzgeschwindigkeit mit
I; km/st, so lälst sich letztere durch die Beziehung
ausdrücken:
Al ۸
7
worin 4 einen von der Bauart der Lokomotive abhän-
genden Erfahrungswert bedeutet.
Auf graphischem Wege läfst sich TL, aus den
Versuchsergebnissen ermitteln, welche mit folgenden
näher bezeichneten Lokomotiven angestellt sind. Der
auf Blatt 1 mit 1 bezeichnete Linienzug stellt die von
1 qm Heizfläche der 3/3 gekuppelten Gúterzuglokomotive
No. 1 der Zusammenstellung I geleistete Arbeit in
Pferdekräften für verschiedene Geschwindigkeiten dar
und láfst erkennen, dals hier die Grenzgeschwindigkeit
lı = 16,6 km/st ist. Ebenso zeigt der Linienzug 2
Blatt 1, dafs die Grenzgeschwindigkeit der 2,3 gekup-
pelten Personenzug Lokomotive No. 2 der Zusammen-
stellung 1 Y = 20 km/st ist und der Linienzug 3
Blatt 1, dafs die Grenzgeschwindigkeit der 2/4 gekuppelten
Schnellzug- Verbund-Lokomotive No. 3 der Zusammen-
stellung 1 V, = 26,6 km/st ist.
Daraus ergiebt sich unter Berücksichtigung der für
diese Lokomotiven in Zusammenstellung I aufgeführten
Werte von X, Hund 7, dafs der Erfahrungswert A für die
3/3 gekuppelten Giterzug-Lokomotiven A= 4,133,
2/3 gekuppelten Personenzug - Lokomotiven A = 4,056,
2;4 gek. Schnellzug- Verbund-Lokomotive 4 = 3,985
wird.
Bis zu ihrer Grenzgeschwindigkeit 77 leisten die
Lokomotiven eine Arbeit AN, welche sich als das Produkt
aus der vollen Zugkraft /7" und der Geschwindigkeit
۱
4) De
ergibt. Auf Stundenkilometer bezogen und in Pferde-
kräften ausgedrückt ist
FT Vion xt
v= "eng
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 733} 15
und es ist die auf ein Quadratmeter Heizflache bezogene
Arbeit in Pferdekräften
= A q
7 270 H
7
N . ;
Ist daher die رم سوب einer Lokomotive für
/ ۱ D m Nt.
eine Geschwindigkeit F < Fi aus Versuchen ermittelt,
so ergibt sich der Wert / aus u ‚Gleichung
ZUNH si Ae A
f= رز riesit ویو 7 T
Auch gilt für die Grenzgeschwindigkeit J; die
Beziehung
N ۳ E . AVR
d == 270 H r und wegen k; = T =
auch N S
lo R
Bee
Nun hat die 3/3 gekuppelte Güterzug-Lokomotive
No. 1 der Zusammenstellung F bei 15 km/st Geschwindig-
keit mit jedem Quadratmeter Heizfläche 2,58 Pferde-
kräfte geleistet, wobei sich für 7'= 38,5t und H=125 qm,
f
f = 150,93 und 270 — 0,559 ergibt.
Bei der Grenzgeschwindigkeit a ist somit
V
رر = 05559 . 4,133 1 £ oder M =2,1301 R.
Die 2/3 gekuppelte a -Lokomotive No. 2
der Zusammenstellung I hat bei ihrer Grenzgeschwindig-
keit Z = 20 km/st mit jedem Quadratmeter Heizfläche
f T
adak “= 2
2,12 Pferdekräfte geleistet, sodafs 2,12 = 20 H ` 20 wird,
woraus sich für 7-7 24,4 t und //== 91,8 qm, 7 = 138,24
F ,
und 270 — 0,512 ergiebt.
Bei der BEN J, ist daher
۷ .
y - 0,512. 4,056] A oder ` y = 2,071 R.
In gleicher Weise a m für die 24 ge-
kuppelte Zweizylinder - Verbund - Schnellzuglokomotive
No. 3 der Zusammenstellung I, welche bei einer Ge-
schwindigkeit von 20 km/st mit jedem Quadratmeter
Heizfläche 2,27 Pferdekräfte geleistet hat, unter Ein-
führung der Werte 728,4 t und A= 125 qm, f= 135
f
270 = 0,50.
Bei der Grenzgeschwindigkeit I,
ds — 05. 3,985} Æ oder rund 7,
Bei Ucberschreitung dieser rte I
vermag der Kessel, wie oben erwähnt, im allgemeinen
nicht Dampf genug zu liefern, um die volle Zugkraft f7'
auszuüben, weshalb nun der Damplverbrauch der
Verdampfungsfähigkeit entsprechend vermindert werden
mufs.
Bei unveränderlichem Blasrohrquerschnitt wächst
der Blasrohrüberdruck mit dem Gewichte des aus-
strömenden Dampfes, während das Vakuum in der
Rauchkammer im gleichen Verhältnis zunimmt. Infolge-
dessen würde sich das Gewicht der nachgesogenen
Verbrennungsgase im geraden Verhältnisse mit dem
Gewichte des verbrauchten Dampfes ändern, wenn nicht
verschiedene Nebenumstände ihre Einflüsse geltend
machten. Stellen wir diese jedoch zunächst zurück, so
können wir annehmen, dals die Leistungsfähigkeit des
Kessels nach Ueberschreitung jener Geschwindigkeits-
grenze im geraden Verhältnisse mit der Geschwindig-
keitszunahme wächst, wobei in erster Linie die Grölse
des Rostes malsgebend ist, auf welchem das Brenn-
material verbrannt und Wärme erzeugt wird.
Wäre das Verhältnis zwischen Rostfläche und
Heizflache bei allen Lokomotiven gleich grofs, so würde
es gleichgültig sein, ob wir die Rostfläche oder die
Heizflache der Berechnung der Leistungstahigkeit des
Kessels zu Grunde legten. Es würde sich dadurch nur
die einzuführende Konstante ändern. Die Ausnutzung
des Brennmaterials ist aber bei gleicher Rosttláche um
so günstiger je gröfser die Ileizfläche ist und zwar
und
Jet deshalb
Ned,
16 (No. 733}
können wir annnehmen, dafs sie und mit ihr die
Verdampfungsfähigkeit des Kessels mit dem Produkte
RI HT wächst.
Aufserdem fällt aber die von der Gewichtseinheit
Dampf geleistete Arbeit um so gröfser aus, je höher der
normale Kesseldruck 2 ist, mit dessen Logarithmus sie
etwa wächst, sodals wir die von | qm Heizfläche bei
einer Geschwindigkeitszunahme J—l, geleistete Mehr-
arbeit in Pferdekräften durch den Wert
R ` r
B log Py UV)
ausdrücken können, wenn 2 einen von der Bauart der
Lokomotive abhängenden Erfahrungswert bedeutet.
Diesen Dampfarbeiten stehen nun gewisse, die
Leistung der Lokomotive vermindernde Einflüsse gegen-
über. Während nämlich die Menge der die Heizröhren
durchströmenden Heizgase mit der Menge des ver-
brauchten Dampfes wächst, so steigern sich auch die
Widerstände, welche jene beim Durchströmen der
lleizröhren finden, und zwar wachsen diese mit dem
Quadrate der Durchflulsgeschwindigkeit sowie mit der
Gröfse der von den Heizgasen berührten Rohroberfláche.
Dabei stehen sie im umgekehrten Verhältnisse zum
freien Rohrquerschnitte. Bezeichnen wir daher die
Durchflufsgeschwindigkeit mit +, die Länge der Heiz-
röhren mit 4 deren inneren Durchmesser mit «i, so
lafst sich der Druckunterschied zwischen Feuerkiste
und Rauchkammer durch das Produkt ausdrücken:
«ld; a
worin « einen unveränderlichen Erfahrungswert bc-
deutet.
Ebenso wie die Menge des verbrauchten Dampfes
bei gleich bleibendem Füllungsverhältnis mit der Fahr-
geschwindigkeit zunimmt, so steigert sich auch mit
letzterer die Menge der Heizgase und deren Durchflufs-
geschwindigkeit durch die Röhren.
Somit ergibt sich hieraus eine von dem Verhältnis
S abhängende und mit dem Quadrate der Fahr-
geschwindigkeit LU wachsende Leistungsverminderung
der Lokomotive. Weil aber die Wärmeabgabe an den
Kessel bei gleichem Durchflufsquerschnitt und gleicher
Rohrlänge mit der Geschwindigkeit der Heizgase und
demnach mit der Fahrgeschwindigkeit_abnimmt, so haben
wir es hier mit einer mit der dritten Potenz der Fahr-
geschwindigkeit abnehmenden Arbeitsleistung zu tun.
Diese Abnahme láfst sich durch das Produkt aus-
drücken:
۳ / Ci 5 IN’
| 10J 0 |
worin C einen Erfahrungswert dedeutet.
Eine weitcre Arbeitsverminderung entsteht durch
dic Reibung des Dampfes auf seinem Wege vom
Regulator bis zum Blasrohr und durch die Druck-
verminderung des in die Dampfzylinder einströmenden
Dampfes infolge der Reibung-und der Drosselung durch
Querschnittsverengungen.
Diese dem Quadrate der Fahrgeschwindigkeit ent-
sprechende Arbeitsverminderung macht sich bei hohem
Kesseldrucke weniger fühlbar als bei niedrigem Kessel-
drucke und steht bei gleicher Arbeitsleistung etwa im
umgekehrten Verhältnisse zum Logarithmus des Kessel-
drucks. Weil aber mit stärkerem Dampfverbrauch auch
das Mitreifsen des Wassers aus dem Kessel wächst, so
nimmt auch diese Arbeitsverminderung etwa mit der
dritten Potenz der Fahrgeschwindigkeit zu und láfst sich
ausdrücken NEE das Produkt: `
me + io) (10) |
worin Æ einen Erfahrungswert ai
Hiernach können wir die von 1 qm Heizfläche
seleistete Arbeit in Pferdekraften durch folgende
Gleichungen ausdrücken.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Januar 1908]
Für Į < V, km st
7
BEA 2
») H= 20 u’
und für J' 3 E hn ist
N | a
6) H E ۸ e ۸۵ $ WIEST
sf E ry (r 1
ü di; Se log ,) P G |
Nachdem die Konstanten 4 und f, wie oben an-
gegeben, berechnet waren, habe ich zunächst die sehr
zuverlässigen Versuchsergebnisse, welche mit der
2/3 gekuppelten normalen Personenzug-Lokomotive No. 2
der Zusammenstellung I erzielt sind, und welche zwischen
den Grenzen 20 und 80 km/st, von 10 zu 10 km st
zeichnerisch aufgetragen, einen sehr stetigen Verlauf
nehmen, benutzt, um die Erfahrungswerte J, C und E
daraus zu ermitteln.
Auf diese Weise ergeben sich aufser
gefundenen Werten
A = 4,056 und
den oben
bt
20 = — 0,512
die Werte
` B= 0,335, C= 0,0012 und Æ = 0,0016,
wenn p den Kesseldruck in Atmosphären angibt und
R und Æ in Quadratmeter, Z in Meter, di in Zentimeter,
T'in Tonnen, E und V, in Stundenkilometer ausgedrückt
werden.
Die hiernach für die 2/3 gekuppelte Personenzug-
Lokomotive No. 2 der Zusammenstellung I berechneten
Werte sind in Zusammenstellung III aufgeführt und
zeigen eine vortreffliche Uebereinstimmung mit den in
Zusammenstellung H unter No. 2 enthaltenen Versuchs-
werten.
Die Abweichung beider betrágt nur in einem Falle
mehr als I pCt. des Versuchswerts und bleibt in allen
übrigen Fällen zwischen O und I pCt. Das ist aber
sehr befriedigend, weil die Versuchswerte selbst ja keine
mathematische Genauigkeit besitzen.
Die badische Schnellzug-Lokomotive No. 5 der
Zusammenstellung I zeigt erhebliche bauliche Ab-
weichungen gegenüber der 2,3 gekuppelten Personenzug-
Lokomotive und hat die erheblich höheren Geschwindig-
keiten von 123 und 135 km/st erreicht. Trotzdem finden
die für erstere ermittelten Erfahrungswerte 4 bis £
unverändert Anwendung und führen, wie ein Vergleich
der Reihe 5 in Zusammenstellung H und II} ergibt, zu
einer guten Uebereinstimmung der Rechnungsergebnisse
mit den Versuchsergebnissen.
Die mit der 2/4 gekuppelten Verbund-Schnellzug-
Lokomotive No. 3 der Zusammenstellung 1 erhaltenen
Versuchsergebnisse lieferten, wie oben erwähnt, die
Erfahrungswerte
7
A = 3,985 und - "70 = 0,5
beide etwas kleiner als bei den LokomotiVen No. 2 und
No. 5 der Zusammenstellung I.
Die Versuchsergebnisse dieser l.okomotive zeigen
zwischen den Geschwindigkeitsgrenzen von 30 und
90 km et gewisse Unstetigkeiten, die auf Ungenauigkeit
der Versuche zurückzuführen sind; z. B. bei 50 und
80 km/st, wo die Versuchswerte im ersten Falle zu
hoch, im letzteren zweifellos zu niedrig sind. Bei
Geschwindigkeiten von 20, 26,6, 30, 60, 70 und 90 km/st
erhält man aber gute Uebereinstimmung zwischen
Versuchs- und Rechnungswerten, sobald man als weitere
Erfahrungswerte einführt
B = 0,315, C= 0,0012 und Æ = 0,0020.
Die Rechnungswerte sind in Zusammenstellung 111
unter Reihe 3 aufgeführt.
Hier fällt die durch den Faktor 3 ausgedrückte
Arbeitszunahme nach Ueberschreitung der Geschwindig-
keit IL, um 6 pCt. kleiner aus als bei den Lokomotiven 2
und 5, während C unverändert geblieben ist und der
dem Verluste durch Dampfreibung und Drosselung
entsprechende Faktor Æ von 0,0016 auf 0,0020 erhöht ist.
Die Elsals - Lothringer Vierzylinder- Personenzug-
Verbund-Lokomotive No. 838 (Zusammenstellung I, No.4)
zeigt von der oben erwähnten 2:3 gckuppelten Personen-
[1. Januar 1908]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 733] 17
zug-Lokomotive grofse bauliche Abweichungen.
3/5 gekuppelt. Der Wert 7' ist bei ihr fast doppelt so
grols, die Heizfläche ist mehr als doppelt so grofs,
Rostflache und Kesseldruck sind 1,6 mal so grofs.
Dabei haben diese Lokomotiven Rippenheizröhren, deren
feuerberührte Fläche durch die Rippen so vergrölsert
ist, dafs sie den gleichen Widerstand leisten wie glatte
Röhren mit 3 cm innerem Durchmesser.
Sie ist `
Diese Werte, zur Berechnung der Arbeitsleistungen
dieser Lokomotiven benutzt, ergeben eine fast voll-
ständige Uebereinstimmung der Rechnungswerte und
Versuchsergebnisse zwischen den Geschwindigkeits-
grenzen O und 40 km,std., wie aus einem Vergleich
der Reihen 1 der Zusammenstellungen II und III hervor-
geht, sodafs wir hierin eine Bestätigung für den rich-
tigen Aufbau obiger allgemeinen Formeln und die
Zusammenstellung III
der von den Lokomotiven 1 bis 8 auf 1 qm Heizfläche geleisteten Arbeit
N ۹
pe ‚ berechnet nach den Formeln
N ۳ or ت کے 2 jes N AF PARA R e
o E REFES E Y EA yz PM)
(c 4 BY) IIA OH wer> 1
ETT Sal dei) = (1) DEN و
worin für Lokomotive 1 4= 4,133 Au 0,559 ۸-0368 C=0,00132 und Æ = 0,00176
für Lokomotiven 2, 5, 6, 7,8 4 — 4,056 EN << 0912 £2035. Cat und- 2= 00016
für Lokomotive 3 A =:3,900 EA Se DS BOI E=00UIZ - und £ == 00020
für Lokomotive 4 A — 4,056 Gë —-052r 2=0,345 C=—0,001236 und ۶ — 0,001648
P N ۱ l WERTE
3» H nach obigen Formeln, berechnet für Geschwindigkeiten von
ES ۱ ۱ ۱ ۱ od 1
O = | 1
هک 15 20 90 40 50 60 68 70 73 80 84 9 06 100 105 108 123 135
| | |
MEE ae cet A ee ee ae Se کا
2 | = , 2,72: 327 3,77| 422, 458|—' 485'—' 501) — = | - :—'—!—'—!|—] 0
Än BT SE 608) 48-= BO) ER = Bb e کا ی ob OE
€ Je BS ADA ARI ee را 610160 he
5 a. y os AAA BS — 7,30 7,06| 53
6 ete ie teh: AP A ee "ee "dër, geck Së
Die epp, چ کا ` dek ët Ass Tree eg d eg ei d ee و
Bil ës tee e, ee Se A. ta. Si dëi ve Ss — 58: ill 6
Trotzdem weichen die Erfahrungswerte nur wenig
von denen ab, welche wir für die Lokomotiven No. 2
und 5 der Zusammenstellung I gefunden haben. Läfst
man nämlich 4 unverändert und erhöht die Werte /,
B, C und Æ um je 3 pCt., setzt also
A = 4,056 A = 0,5271, B = 0,395, C= 0001230 und
" Si
E = 0,001648,
so erhält man eine gute Uebereinstimmung derRechnungs-
werte und Versuchswerte, wie ein Vergleich der Zu-
sammenstellungen II und III unter No. 4 zeigt.
Für die in Zusammenstellung I, Reihe 1, näher be-
zeichnete 3/3 gekuppelte Güterzug-Lokomotive fanden wir
den Wert f = 150,93, während sich bei der 2/3 gekuppel-
ten Personenzug-Lokomotive f = 138,24 ergab. Die
Zugkraft 7 ist somit auf 1 Tonne Treibraddruck be-
zogen im ersten Falle 9,2 pCt. gröfser als im zweiten
Falle.
Eine solche verhältnismäfsig gröfsere Zugkraft der
Güterzug-Lokomotive finden wir auch nach Ueber-
schreitung der Grenzgeschwindigkeit //, was sich da-
durch äufsert, dafs der Erfahrungswert 2 für diese
Güterzug-Lokomotive rund 10 pCt. gröfser wird, als
für die Lokomotiven No. 2 und 5.
Dem dadurch bedingten gröfseren Dampfverbrauche
entsprechen die damit in unmittelbarein Zusammenhange
stehenden Arbeitsverminderungen derart, dafs auch die
Werte C und E sich um rund 10 pCt. höher. stellen.
Demnach erhalten wir für diese Lokomotiven fol-
gende Erfahrungswerte:
A = 4,133, رو 0,559, B = 0,368, € = 0,00132
und Z =0,00176.
richtige Bestimmung der einzelnen Erfahrungswerte er-
blicken können.
Um die Leistungen der Lokomotiven 608, 58 und
6, Reihe 6 bis 8 der Zusammenstellung I mit denen der
in Reihe 2 und 5 näher bezeichneten Lokomotiven ver-
gleichen zu können, sind die für die beiden letzteren
Gattungen gefundenen Erfahrungswerte A, HA C und
N
E auch zur Berechnung der Wertc ۳ für die drei erst-
genannten Lokomotiven benutzt und die so gefundenen
N
Werte H
aufgenommen. Hieraus ergibt sich bei einem Vergleich
für Lokomotive 608 ein Leistungsverhältnis
6,68
ois = 1,086
für Lokomotive 58 ein Leistungsverhältnis
6,02
ETT 0,897
für Lokomotive 6 ein Leistungsverhältnis
6,31
538 = 1,082
auf 1 Quadratmeter Heizfläche bezogen.
Am günstigsten stellt sich somit die Leistung der
Lokomotive 608, am ungünstigsten die der Lokomotive 58.
Die nach diesen Formeln für die Lokomotiven
1 bis 5 der Zusammenstellung I berechneten und in
Zusammenstellung III in Reihe 1 bis 5 aufgenommenen
N
Werte E
stimmung mit den aus den Versuchen berechneten und
۳ Google
in Zusammenstellung III unter Reihe 6 bis 8
welche sich in vortrefflicher Ueberein-
18 [No. 733]
in Reihe 1 bis 5 der Zusammenstellung II enthaltenen
KE cu 3 À
Werten Hy dieser Lokomotiven befinden, sind auf
nachstehender Abbildung durch die Linienzüge 1 bis 5
zeichnerisch dargestellt. Diese verlaufen vom Null-
punkte O aus unter verschiedenen Neigungswinkeln
geradlinig zur Abscissenachse bis zu der betreffenden
Geschwindigkeit /;, um von da an in eine anfangs
flachgekriimmte, später stärker gekrümmte Linie über-
zugehen.
g T D u E = TF ay aa
44 HA
| | أ
t - 17
| |
4 - — -+ ا لالا
+ هه سم . + هب هه
3 |
! i
لها + GES
1 er emm geg emm ا H — bet 4 lb TT
> em, emm em 4 _ LL EEN
| |
+ — mm o + D + — + +
+
t
10 0 30 + 50 eo 0 30 90 100 110 0 30
N
Werte ۳ nach Zusammenstellung III.
Bei dem Linienzuge 5 der 2/5 gekuppelten badischen
Schnellzuglokomotive, welche die hohen Fahrge-
schwindigkeiten von 123 und 135 km/st erreicht hat,
fallen die vom Nullpunkte ausgehende Gerade und die
anschliefsende Kurve tangential zusammen. Diese Loko-
motive erreicht das Maximum ihrer Leistung erst bei
120 km/st Geschwindigkeit. Ihre Abmessungen scheinen
deshalb zur Erzielung hoher Fahrgeschwindigkeiten
besonders geeignet zu sein.
Die in Zusammenstellung III für die Lokomotiv-
gattungen 1, 2 und 5, 3, 4 als gültig aufgeführten Er-
fahrungswerte 4, Go B, C und Æ sind nach den Ver-
suchsergebnissen möglichst genau bestimmt und deshalb
zum Teil auf mehr als zwei Dezimalen genau angegeben.
Weil es aber bei Beurteilung einer beliebigen Loko-
motivgattung weniger darauf ankommt, deren Arbeits-
leistung für eine beliebige Geschwindigkeit mit peinlicher
Genauigkeit vorherzubestimmen, als vielmehr darauf,
den Einflufs der verschiedenen Hauptverhältnisse in
zutreffender Weise berücksichtigen zu können, so wollen
wir jene Erfahrungswerte etwas vereinfachen, ohne die
Richtigkeit des Rechnungsergebnisses zu beeinträchtigen.
Für Güterzug-Lokomotiven sei
7) ”=413 VR H
die Grenzgeschwindigkeit, bis zu welcher die volle Zug-
kraft f7 ausgeübt werden kann. Ferner sei für V < V,
N 7 en
= 050 H Viem'st
Ta) H
und für East,
7b) 2 S24 Ra 0,37 log p Pe (ET
H >
/ 0,0018 Ev? ۳۹۹
- (00013 7 + ee ) 10) — (10) |
Für Personen- und Schnellzuglokomotiven sei
8 eee FR,
) q — Ké
und dabei für < p
N
Sa) y = 0,51 "H V km'si ,
CH
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Januar 1908]
ferner sei für V > J;
R
| H
0,0016 ۴ Vi
= (0,0012 + ep ) (10) 5 (10)
Triebraddurchmesser, : Dampfzylinderdurchmesser
und Hub sind in diese Formeln nicht mit aufgenommen,
weil man diese Abmessungen allgemein im richtigen
Verhältnisse zur beabsichtigten vollen Zugkraft /7’und
dem normalen Kesseldruck anzuordnen pflegt, jedenfalls
ohne Schwierigkeit im richtigen Verhältnisse dazu an-
ordnen kann.
Manchem Leser wird es auffallend erscheinen, dafs
die Versuchsergebnisse keinen gröfseren Unterschied
zwischen den Leistungen der Lokomotiven mit und
ohne Verbundwirkung erkennen lassen und deshalb für
beide Lokomotivgattungen dieselben Formeln von mir
aufgestellt sind.
Allein zu ähnlichen Ergebnissen ist auch Desdouits in-
folge eingehender Untersuchungen bei der französischen
Nordbahn gelangt, mitgeteilt in der Revue generale
des chemins de fer, Jahrgang 1900, S. 327. Danach
haben sich die Lokomotivgattungen mit Verbundwirkung
und ohne solche in bezug auf Arbeitsleistung bei Be-
förderung gewöhnlicher Schnellzüge als gleichwertig
erwiesen. Bei sehr rasch fahrenden Zügen zeigte sich
sogar die Lokomotive ohne Verbundwirkung sowohl in
bezug auf Arbeitsleistung als in bezug auf Dampfver-
brauch der Verbundlokomotive überlegen.
Der geringe Unterschied beider Lokomotivgattungen
hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit würde sich ver-
mutlich auch in Preufsen schon eher herausgestellt
haben, wenn die früher übliche Zahlung von Kohlen-
N log
RL
8b) H
dÉ
Drämien länger beibehalten wäre: Die Abschaffung der
Kohlenprämien fällt aber zeitlich einigermafsen mit der
allgemeineren Einführung der Verbundlokomotiven zu-
sammen.
In Amerika hat man wohl mit Rücksicht auf diese
geringen Unterschiede in bezug auf Leistungsfähigkeit
von der Verbundlokomotive nur einen sehr beschränkten
Gebrauch gemacht.
Unter der Voraussetzung, dafs die Widerstände
der Lokomotiven und Bahnzüge nach meiner oben an-
gegebenen Formel 1) berechnet sind, läfst sich hiernach
die von jedem Quadratmeter Heizfläche zu leistende
Anzahl Pferdekräfte nach Gleichung 2)
N
Hr 0,6 -- 0,527 V رز für Güterzüge
N E e
und HT 0,617 | Vins: für Personen- und Schnellzüge
berechnen, namentlich wenn es sich um eine An-
näherungsrechnung zur Bestimmung der Arbeitsleistung
bei normaler Fahrt handelt. |
Die Formeln 7, 7a, 7b für Güterzug-Lokomotiven
und 8, 8a, 8b für Personen- und Schnellzug-Lokomotiven
dienen aber zur Berechnung der Arbeitsleistung für
jede beliebige Geschwindigkeit und lassen den Einflufs
nicht nur der Heizfläche, sondern auch den der Rost-
fläche, des Drucks der Treibräder auf die Schienen,
des normalen Kesseldrucks, der Länge und des Durch-
messers der Siederöhren erkennen. Sie sind deshalb
geeignet, einen sicheren Anhalt zu gewähren, sobald
cs sich um einen Vergleich verschiedener Lokomotiv-
gattungen und Erreichung bestimmter Zwecke beim
Bau neuer Lokomotiven handelt. Sie sind geeignet,
manche der bisher bestandenen Unsicherheiten zu be-
seitigen und vor Täuschungen über vermeintliche
Vorteile gewählter Anordnungen zu bewahren, auch
den Erbauer neuer Lokomotiven in den Stand zu
setzen, deren Hauptverhältnisse dem beabsichtigten
Zwecke entsprechend von vornherein richtig zu be-
stimmen.
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(1. Januar 1908]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
(No 733] 19
Verschiedenes
Ehrung durch den Akademischen Verein Hütte. Von
den Aktiven und Alten Herren des Akademischen Vereins
Hütte ist dem Ministerialdirektor Dr.-3na. Wichert aus
Veranlassung seiner Ernennung zum Ministerialdirektor in
Würdigung der dadurch zum Ausdruck gekommenen voll-
kommenen Gleichstellung der Maschinentechnik mit den
älteren Zweigen der Technik in der Staatsverwaltung eine
besondere Ehrung zuteil geworden.
Am 15. Dezember wurde ihm durch eine Deputation
von drei Chargierten der Hütte eine grofse in Bronze
künstlerisch vortrefflich ausgeführte Plakette überreicht,
die oben die Ansicht der Technischen Hoclischule in
Charlottenburg, unten das Wappen der Hütte zcigt, während
links und rechts die Figuren eines Ingenieurs und eines
Arbeiters angebracht sind. Die Widmung lautet:
DIE HUETTE
IHREM ALTEN HERRN
WICHERT
L 4. 1907.
ALS ERSTEM
MASCHINENTECHNISCHEN
MINISTERIALDIREKTOR.
Gegen Sondergerichtshöfe für Patentsachen. Auf dem
anfangs September 1907 von dem Deutschen Verein für den
Schutz des gewerblichen Eigentums in Düsseldorf: veran-
stalteten Kongrefs für gewerblichen Rechtsschutz wurde
wiederum der Ruf nach der Einrichtung selbständiger, aus
Juristen und Technikern zusammengesetzter Sondergerichts-
höfe erhoben. Wie seinerzeit in der Nr. 929 der Kölnischen
Zeitung vom 5. September 1907 berichtet worden ist, trat
der auf dem Kongrefs anwesende Vertreter des preufsischen
Justizministers diesem Verlangen mit der Erklärung entgegen,
dafs die preufsische Justizverwaltung nach genauer Prüfung
der Aéufserungen der Fachliteratur und Interessenverbände,
die die Frage der Errichtung solcher Sondergerichtshöfe
bereits eingehend und erschöpfend behandelt haben, zu dem
Ergebnisse gekommen sei, eine solche Einrichtung und eine
Abtrennung der in Rede stehenden wichtigen Rechtssachen
von der Rechtsprechung der ordentlichen Gerichte lasse
einerseits eine bessere sachliche Behandlung dieser An-
gelegenheiten nicht erwarten, würde aber andererseits eine
schwere Schädigung der allgemeinen Rechtspflege bedeuten.
Die Justizverwaltung sei indessen selbstverständlich wie
bisher, so auch weiterhin gern bereit, Vorschlägen nach
Möglichkeit entgegenzukommen, die innerhalb der be-
stehenden Organisation der Gerichte Garantıen dafür
schaffen wollten, dafs den Sachen des gewerblichen Rechts-
schutzes ein volles Verständnis in der Rechtsprechung ent-
gegenbracht werde. Der letztern Aeufserung entsprechend
hat der preufsische Justizminister unter dem 11. Okt. 1907
eine eingehende Rundverfügung an die Oberlandesgerichts-
präsidenten und Oberstaatsanwälte gerichtet.
Der Ministerialerlafs behandelt in seinem ersten Teile
Fragen der Organisation. Bereits in einem früheren
Erlafs des Justizministers, vom 25. November 1904, war die
Anregung gegeben worden, bei den Oberlandesgerichten be-
sondere Senate und bei den Landgerichten besondere
Kammern für die Entscheidung der Sachen des
gewerblichen Rechtsschutzes einzurichten. Der Ge-
danke einer solchen Zentralisation, der von der Gesamtheit
der Oberlandesgerichte und einer Anzahl von Landgerichten
aufgenommen worden ist und in den Fachkreisen allgemeine
Zustimmung gefunden hat, wird in dem jetzigen Erlafs auf
Grund der inzwischen gesammelten Erfahrungen weiter-
geführt. Davon ausgehend, dafs bei der Mehrzahl der Land-
gerichte die Zahl der in Betracht kommenden Prozesse sich
als nicht ausreichend erwiesen hat, um den Mitgliedern der
betreffenden Kammern ein durch praktische Anwendung
unterstütztes Eindringen in diesesRechtsgebiet zu ermöglichen,
wird in dem jetzigen Erlasse darauf Wert gelegt, dafs nicht
sowohl bei allen Landgerichten, als vielmehr nur bei einigen,
nach der örtlichen Lage ihres Sitzes dazu besonders ge-
eigneten, so bei solchen, die ihren Sitz am Sitze eines Ober-
landesgerichts oder in grofsen Industriezentren haben, die in
Rede stehenden Sachen besonderen Kammern zugewiesen
werden. Wie die Erfahrung, die z.B. bei der Patentkammer
des Landgerichts I, in Berlin, gemacht ist, lehrt, wird auch
da, wo die Zuständigkeit dieser Landgerichte sich nicht
schon von selbst ergibt, diese Zuständigkeit von den Parteien
vielfach vereinbart werden. Es erscheint danach ausge-
schlossen, dafs hier die Mitglieder solcher besonderer
Kammern nicht imstande sein werden, sich dasjenige Mats
praktischer Kenntnisse und Fähigkeiten anzueignen, das zu
einem Eindringen in die bei den Prozessen aus dem Gebiete
des gewerblichen Rechtsschutzes vorkommenden eigenartigen
Fragen erforderlich ist, zumal wenn, wie in dem jetzigen
Erlasse des Justizministers weiter angeregt ist, tunlichst von
einem Wechsel in der Besetzung der Kammern abgesehen,
die Ueberlastung ihrer Mitglieder vermieden und bei deren
Auswahl Neigung und Befähigung für technische Dinge sowie
eine etwaige frühere Beschäftigung bei technischen Behörden
oder industriellen Unternehmungen, wie sie immer häufiger
vorkommt, berücksichtigt wird. Auch in dem juristischen
Vorbereitungsdienste will der jetzige Erlafs das frag-
liche Gebiet bereits beachtet wissen, indem er die für das-
selbe teils schon bestehenden, teils in Vorbereitung befindlichen
Vorträge für die Referendare der Beachtung empfiehlt.
In eingehender Weise beschäftigt sich der Erlafs sodann
mit der Handhabung des Verfahrens. Mit besonderem
Nachdruck wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, bei
Fassung der ein Sachverständigengutachten anordnenden
Beweisbeschlüsse die Tatfrage von der Rechtsfrage zu
trennen, um ein meist nur verwirrendes Hinübergreifen der
Sachverständigen auf das Rechtsgebiet zu vermeiden. Die
Wichtigkeit mündlicher Vernehmung der Sachverständigen
auch dann, wenn schriftliche Begutachtung nicht zu umgehen
ist, wird ganz besonders hervorgehoben; ferner wird
den Gerichten, namentlich schon den Landgerichten nahe-
gelegt, in wichtigen Sachen nach Möglichkeit erste Autoritäten
zur Begutachtung technischer Fragen heranzuziehen und von
der Befugnis des $ 144 ZPO., zur eigenen Information die
Begutachtung durch Sachverständige sowie die Einnahme
des Augenscheins anzuordnen, ausgiebigeren Gebrauch als
bisher zu machen; die Gerichte werden dabei auch auf Be-
hörden und sonstige Auskunftsstellen aufmerksam gemacht,
von denen sie Vorschläge für die Auswahl von Sachver-
ständigen erhalten können. Weiterhin: wird darauf hin-
gewiesen, dafs eine Hauptschwierigkeit der Auffindung und
Vernehmung geeigneter Sachverständiger die Ge-
bührenfrage bildet; wenngleich eine Revision der Ge-
bührenordnung für Zeugen und Sachverständige vom 30. Juni
1878 in der Fassung vom 20. Mai 1898 von der Reichsregierung
in Erwägung gezogen sei, so könnten doch die Gerichte
schon jetzt mehr als bisher die Mittel anwenden, .die ihnen
das geltende Recht an die Hand gebe, um berechtigten
Wünschen der Interessenten entgegenzukommen; hierzu
gehöre in erster Reihe eine nicht zu enge Anwendung des
§ 4 der Gehührenordnung, die es, auch soweit eine Verein-
barung über die Gebühren nicht stattfinden kann, ermögliche,
in Zivilsachen nach Anhörung der Parteien bei schwierigen
Untersuchungen und Sachprüfungen dem Sachverständigen
für die aufgetragene Leistung eine Vergütung nach dem
üblichen Preise derselben zu gewähren. Schliefslich sei
noch angeführt, dafs der Erlafs auch bei den Strafsachen,
die das Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes betreffen,
die Bearbeitung und Vertretung in der Hauptverhandlung
durch auf diesem Gebiete erfahrene Staatsanwälte empfiehlt.
(Kölnische Zeitung.)
- — -
G. No. 1663.
20 (No. 733]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Januar 1908]
SEENEN
Bekanntmachung.
Die Regierungsbaumeister, die im Jahre 1902 die zweite
Hauptprüfung bestanden haben, sowie die Regierungsbau-
führer, die in dieser Zeit die häusliche Probearbeit eingereicht,
nachher die zweite Hauptprüfung jedoch nicht bestanden
haben, oder in die Prüfung nicht eingetreten sind, werden
aufgefordert, die Rückgabe ihrer für die Prüfung eingereichten
Zeichnungen nebst Mappen und Erläuterungsberichten usw.
zu beantragen. Die Probearbeiten, deren Rückgabe bis zum
1. April 1908 nicht beantragt ist, werden zur Vernichtung
veräufsert werden.
In dem schriftlich an uns zu richtenden Antrage sind
auch die Vornamen und bei denen, die die zweite Haupt-
prüfung bestanden haben, das Datum des Prüfungszeugnisses
anzugeben. Die Rückgabe wird entweder an den Verfasser
der Probearbeit oder an dessen Bevollmächtigten gegen
Empfangsbestätigung erfolgen; auch kann die kostenpflichtige
Rücksendung durch die Post beantragt werden.
Berlin, den 2. Dezember 1907.
Königliches Technisches Ober-Prüfungsamt.
Schroeder.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Marine - Oberbaurat und Schiffbau-
Betriebsdirektor der Marinebaurat für Schiffbau Pilatus und
zum Marinebaurat für Schiffbau der Marine-Schiffbaumeister
Wahl. l
Militärbauverwaltung Preufsen.
Versetzt: zum 1. Januar 1908 der Baurat Leuchten,
techn. Hilfsarbeiter bei der Intendantur des VI. Armee-
korps, in gleicher Eigenschaft zur Intendantur des Gardekorps,
die Militärbauinspektoren Othmer, techn. Hilfsarbeiter in der
Bauabt. des Kriegsminist., in gleicher Eigenschaft zur
Intendantur des X. Armeckorps und Pospieszalski, techn.
Hilfsarbeiter - bei der Intendantur des Gardekorps, zur
Intendantur der militärischen Institute unter gleichzeitiger
Kommandierung als techn. Ililfsarbeiter in die Bauabt. des
Kriegsminist. ;
‚ferner gegenseitig der Baurat Heckhoff, Vorstand des
Militärbauamts Posen I, und der Militärbauinspektor Gottke,
Vorstand des Militarbauamts Posen II.
Aus dem Dienste der preufsischen Militár-
bauverwaltung ausgeschieden: mit dem 31. Dezember
1907 der Militärbauinspektor Werner, techn. Hilfsarbeiter der
Intendantur des XVI. Armeekorps, behufs Uebernahme in
den württembergischen Staatsdienst.
| Preufsen.
Ernannt: zum Eisenbahnbauinspektor der Reg.-Bau-
meister des Maschinenbaufaches Hermann Galewski, z. Z.
aus dem preufsischen Staatseisenbahndienste beurlaubt, und
zu Kisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren die Reg.-Bau-
meister des Eisenbahnbaufaches Otto Hampke ın Altona und
Erich Giese in Berlin;
zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Bauführer Johannes
Hildebrandt aus Merseburg, Max Osthoff aus Lübbecke in
Westf. (Maschinenbaufach), Philipp Endres aus Darmstadt,
Erich Ruthe aus Berlin (Eisenbahnbaufach), Arthur Rosen-
berger aus Ziegenhals und Walter Buchwald aus Rosenberg
(Wasser- und Strafsenbaufach), Richard Keßler aus Dessau,
Eduard Behnes aus Ösnabrück, Otto Selting aus Rawitsch,
Julius Hunger aus Bockenem, Kreis Marienburg in Hannover,
und Gerhard Borsche aus Leopoldshall im Herzogtum Anhalt
(Hochbaufach).
Verliehen: dem Reg.- und Baurat Petri die Stelle
eines Mitgliedes der Kgl. Eisenbahndirektion in Kassel, dem
Eisenbahnbauinspektor Lilge die Stelle des Vorstandes der
Eisenbahnmaschineninspektion in Konitz sowie den Eisenbahn-
Bau- und Betriebsinspektoren Marutzky in Bebra die Stelle
des Vorstandes einer Eisenbahnbetriebsinspektion unter vor-
läufiger Belassung bei der Eisenbahnbetriebsinspektion Hers-
feld und Hermann Sarrazin die Stelle des Vorstandes der
Eisenbahnbetriebsinspektion in Meiningen.
Zur Beschäftigung überwiesen: der Grofsherzogl.
hessische Reg.-Baumeister Bitsch der Kgl. Eisenbahndirektion
in Köln, die Reg.-Baunieister August Hammer der Kgl.
Eisenbahndirektion in Erfurt (Eisenbahnbaufach), Arnold der
Kgl. Kanalbaudirektion in Ilannover (Wasser- und Strafsen-
baufach), Mendgen der Kgl. Regierung in Posen, Mohr der
Kgl. Regierung in Frankfurt a. d. O., Scheele der Kgl.
Regierung in Potsdam und Johannes Hermann dem Kgl.
Polizeipräsidium in Berlin (Hochbaufach).
Versetzt: die Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren
Kirberg, bisher in Aachen, als Vorstand der Eisenbahnbau-
abteilung nach Montjoie und Röhrs, bisher in Vohwinkel,
zur Kgl. Eisenbahndirektion nach Elberfeld, die Wasserbau-
inspektoren Windschild von Fordon nach Tilsit, Hardt von
Glückstadt zur Regierung nach Königsberg, Römer von
St. Magnus bei Bremen zur Elbstrombauverwaltung nach
Magdeburg, Stoltenburg von Thorn zur Weichselstrombau-
verwaltung nach Danzig, Wix von Lötzen zur Ministerial-
Baukommission nach Berlin, Walter Kozlowsky von Graudenz
nach Blumenthal (Regierungsbezirk Stade), Hartog von
Danzig nach Krossen a. d. O. (im Geschäftsbereich der
Oderstrombauverwaltung), Wormit von Königsberg ı. Pr.
nach Lótzen und Rust von Ilannover nach Greifenhagen i. P.
(zum Bauamt für die Verbesserung der Vorflut in der unteren
Oder), die Landbauinspektoren Hamm von Essen als Kreis-
bauinspektor nach Arnswalde N.-M., Scheepers, bisher be-
urlaubt, als Kreisbauinspektor nach Andernach, sowie der
Kreisbauinspektor Masberg von Arnswalde N.-M. nach
Schrimm;
die Reg.-Baumeister Hoebel von Hannover nach Essen,
Tillich von Essen nach Berlin (Wasser- und Strafsenbaufach),
Paul Krause von Kottbus nach Berlin, Mühle von Husum
nach Lüchow, Julian Bárwald von Schrimm nach Berlin und
Schenck, bisher in Frankfurt a. M., zur Kgl. Eisenbahndirektion
nach St. Johann-Saarbrücken.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Reg.-Baumeistern Erich Wassermann
in Berlin (Maschinenbaufach), Oskar Hedwig in Berlin (Wasser-
und Strafsenbaufach) und Richard Dähne in Anklam (Hoch-
baufach).
Sachsen.
Auf Ansuchen aus dem Staatsdienste ausge-
schieden: der Reg.-Baumeister Arnold in Flensburg, früher
bei dem Landbauamte Meifsen, beurlaubt zur Kaiserl. Inten-
dantur der Marinestation der Ostsee in Kiel.
Hessen.
Ernannt: zum ordentl. Professor für das Ingenieurfach I
(Statik und Eisenbau) an der Techn. Hochschule in Darm-
stadt mit Wirkung vom 1. April 1908 an der ordentl.
Professor am eidgenössischen Polytechnikum in Zürich
Heinrich Kayser;
zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Bauführer Albert Keller
aus Offenbach a. M., Friedrich Pabst aus Kastel, Heinrich
Petry aus Darmstadt und Franz Schilling aus Rüsselsheim.
Dem Generaldirektor des Bochumer Vereins für Bergbau
und Gufsstahlfabrikation, Kommerzienrat Fritz Baare in
Bochum i. W. ist der Charakter als Geheimer Kommerzicn-
rat verliehen worden.
Gestorben: Reg.- und Baurat Ernst Weber in Köln,
Landbauinspektor Karl Wert in Halle a. S, Kgl. Baurat
Albert Barth, früher Kreisbauinspektor in Rüdesheim und
Direktionsrat Hermann Kaerner, Reterent für Ingenieur- und
Hochbauwesen bei der Direktion der Pfälzischen Eisenbahnen
in Ludwigshafen a. Rh.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser. Berlin.
Druck von Gebruder Grunert, Berlin.
[15. Januar 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 734] 21
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin
Versammlung am 10. Dezember 1907
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor a. D. Wirklicher Geheimer Rat ۲.۰۱۱۱ Schroeder
Schriftführer: Herr Geh. Baurat Diesel
(Mit 9 Abbildungen)
Vorsitzender: Meine Herren! Ich eröffne die Sitzung.
Die Niederschrift über die vorige Sitzung liegt hier aus.
Ich bitte, etwaige Einwendungen dagegen bis zum
Schlufs der Sitzung anzumelden.
Auf der Einladungskarte finden Sie die Bemerkung,
dafs der Vorstand des Architekten-Vereins die Mit-
glieder des Vereins für Eisenbahnkunde zu einem Vor-
trage am Freitag, den 13. Dezember, abends 7'/, Uhr
im grofsen Saale des Vereinshauses einladet. Der
Vortrag, den Herr Regierungsbaumeister a. D. Hirte
halten wird, betrifft die Entlastung des Potsdamer Platzes
und die damit zusanmenhángenden Verkehrsfragen.
Für den Eintritt sind besondere Karten ausgegeben
worden. Ich bitte die Herren, die den Vortrag be-
suchen wollen, sich hier die Karten abzuholen. Aufser-
dem wird der Vereinsdiener beauftragt werden, am
Eingang des Saales Einlafskarten für die Mitglieder
des Vereins für Eisenbahnkunde bereit zu halten, die
etwa noch keine Karte haben. |
Aufser den regelmäfsigen Eingängen ist dem Verein
noch folgendes zugegangen: (Redner verliest die Titel
der Eingänge). Den Herren und Korporationen, die
uns die Bücher eingesandt haben, spreche ich im Namen
des Vereins herzlichen Dank aus. Die Bücher selbst
werden der Bibliothek einverleibt werden.
Zur Aufnahme in den Verein haben sich gemeldet:
Herr Joseph Höter, Ministerialdirektor a. D., eingeführt
durch die Herren De Aug. Schroeder und Diesel;
Herr Diplom - Ingenieur Walter Brewitt, eingeführt
durch die Herren Meier und v.d. Bercken; Herr Albert
Wambsganss, Regierungs- und Baurat, vorgeschlagen
von den Herren v. d. Bercken und v. Zabiensky;
Herr Hermann Bauer, Oberstleutnant im Eisenbahn-
regiment, vorgeschlagen durch die Herren v. Werner
und Kessler; Herr Geh. Oberbaurat a. D. Franz
Coulmann, vorgeschlagen durch die Herren Wolf
und Sprengell. Ueber die Aufnahme dieser Herren
wird in der nächsten Sitzung Beschlufs gefalst werden.
Heute haben wir abzustimmen über die Aufnahme
der Herren Geh. Regierungsrat und Vortragenden Rat
Robert Altmann in Berlin, vorgeschlagen von den
Herren Dr.-Jng. Schroeder und Breusing, und
Major Gottfried Bock in Berlin, vorgeschlagen von den
Herren v. Werner und v. Leipzig.
Meine Herren! Wie gewöhnlich wird am Anfang
des neuen Jahresein Mitgliederverzeichnis herausgegeben.
Es wird gebeten, alle Aenderungen der Adressen dem
Vereinssekretär anzuzeigen, und zwar, wenn es irgend
geht, bis Schlufs dieser Woche, damit der Druck recht-
zeitig bewirkt werden kann.
Ich bitte nunmehr den Herrn Kassenführer, uns
eine vorläufige Uebersicht über den Kassenzustand mit-
zuteilen.
Herr Oberstleutnant a. D. Buchholtz: Die Einnahmen
betragen einschliefslich der noch ausstehenden Zinsen
der Wertpapiere und einiger Mitgliederbeiträge im
ganzen 5750,22 M. Die Ausgaben der einzelnen Posten
1—14 (die Redner einzeln angibt) ergeben bis jetzt
3275,30 M., hierzu würden voraussichtlich bis zum
Jahresschlufs noch 1978,72 M. kommen, so dafs wir im
Ganzen 5254,02 M. verausgaben werden. Es würde
danach noch ein Bestand von 496,20 M. auf den Etat
des nächsten Jahres übergehen.
Vorsitzender: Hat jemand etwas zu dem Vortrage
zu bemerken? Das ist nicht der Fall; ich darf also an-
nehmen, dafs die Versammlung sich mit den Ausführungen
des Herrn Kassenführers einverstanden erklärt.
Meine Herren! Wir haben nun satzungsgemäfs
zwei Mitglieder zu wählen zur Entgegennahme und
Prütung der Jahresrechnung nach $ 28 der Satzungen.
Nach dem Vorschlage des Vorsitzenden werden die
Herren Geh. Bauräte Meier und Buchholtz gewählt.
Beide nehmen die Wahl an.
Meine Herren! Ich habe Ihnen nun den Bestimmungen
der Satzungen gemäls den Jahresbericht vorzutragen.
Die Zahl der Mitglieder hat sich in diesem Jahre
nur wenig geändert. Grofs waren leider die Verluste,
die der Verein durch den Tod von Mitgliedern erlitten
hat. Zu beklagen hatten wir den Hingang von 13 Mit-
gliedern, und zwar starben von den einheimischen
Mitgliedern: Geheimer Baurat W. Bessert-Nettelbeck, `
Baumeister Donath, Geheimer Baurat E. Schubert,
Geheimer Baurat C. Schmeitzer, Geheimer Baurat
W.Stock und Baurat A. Gaedertz; von auswärtigen
Mitgliedern: Geheimer Baurat Th. Düsterhaupt in
Freienwalde, Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor
F. Dircksen in Cöln, Oberst Fleck in Potsdam,
General der Infanterie A. v. Kessler in Bullay a. d.
Mosel, Regierungs- und Baurat J. Reps in Erfurt und
Regierungs- und Baurat M. Kaupe, sowie das korre-
spondierende Mitglied Dr. F. Wrubel, Sekretär der
schweizerischen Jungfraubahn in Zürich.
Das Wirken dieser Mitglieder ist gleich nach dem
Bekanntwerden ihres Heimganges hier in der Vereins-
sitzung gewürdigt worden, allen diesen Entschlafenen
werden wir im Verein ein treues Andenken bewahren.
Sonst sind aus dem Vereine ausgeschieden 3 ein-
heimische und 1 auswärtiges Mitglied, ferner sind
10 einheimische Mitglieder zu den auswärtigen und
9 auswärtige zu den einheimischen Mitgliedern über-
getreten. Neu aufgenommen wurden 9 einheimische
und 2 auswärtige Mitglieder.
Demnach zählt der Verein heute 6 Ehrenmitglieder,
2 korrespondierende Mitglieder, 259 einheimische und
147 auswärtige Mitglieder, zusammen 414 gegen 420
im Dezember vorigen Jahres. |
Wir hatten die Freude, zur Vollendung des acht-
zigsten Lebensjahres zu beglückwünschen den Geheimen
Baurat Stock, der leider inzwischen verstorben ist.
Aufserdem durften wir 5 Mitgliedern zur Vollendung
des 70. Lebensjahres unsere Glückwünsche aussprechen.
Der Verein hat sich mit der: heutigen Sitzung
satzungsgemäfs zu 9 Sitzungen versammelt, die im
Durchschnitt von 63 Mitgliedern und 20 Gästen be-
sucht waren. In diesen Sitzungen wurden, abgesehen
von kleineren Mitteilungen, 9 Vorträge gehalten und
zwar sprachen:
Am 8. Januar 1907 Herr Geheimer Baurat Have-
stadt (als Gast): „Ueber den Teltowkanal“ (mit Licht-
bildern);
am 12. Februar 1907 Herr Dr. Konrad Pressel,
ordentl. Professor an der Technischen Hochschule in
München (als Gast): „Der Bau des Simplontunnels“
(mit Lichtbildern);
am 12. März 1907 Herr Wirklicher Geheimer Rat
Dr.-Ing. Schroeder: „Der Potsdamer Platz und seine
Gestaltung“;
am 16. April 1907 Herr Eisenbahn-Bau- und Betriebs-
inspektor Schlesinger aus Hannover (als Gast): „Die
Umgestaltung der Eisenbahnanlagen zwischen Lehrte
und Wunstorf“;
am 14. Mai 1907 Herr Professor Cauer: '„Reise-
beobachtungen aus Italien und insbesondere von der
Mailänder Ausstellung 1906“;
am 10. September 1907 Herr Regierungsbaumeister
Dr..Ina. O. Blum: „Das Verkehrswesen Vorder.
indiens“ (mit Lichtbildern):
am 8. Oktober 1907 Herr Regierungs- und Baurat
Frahm: „Die Engländer und ihr Verkehrswesen“;
22 [No. 734]
am 2. November 1907 Herr Regierungsbaumeister
Schubert (als Gast): „Was können wir aus dem Bahn-
bau Daressalam-Morogoro Jernen?";
am 10. Dezember 1907 Herr Regierungsrat a. D.
Kemmann: „Zur Wirtschaftlichkeit städtischer Schnell-
bahnen“. ۰
Der Verein hat in diesem Jahre unter reger Teil-
nahme 5 Besichtigungen vorgenommen und zwar:
Am 21. März 1907 Besichtigung des Kaufhauses
des Westens in der Tauenzienstralse;
am 10. Mai 1907 Besichtigung der Baustellen der
elektrischen Untergiundbahn am Spittelmarkt und am
Leipziger Platz;
am 17. Mai 1907 Besichtigung des Museums für
Verkehrs- und Bauwesen im alten Hamburger Bahnhof;
am 27. Mai 1907 Besichtigung der Fabrik technischer
Instrumente zur selbsttätigen Temperatur-Regelung,
Kontrolle und Fernmessung der Kesselfeuerung, des
Kesselzuges, der Rauchgase usw. von G. A. Schultze,
Charlottenburg;
am 11. Juni 1907 Besichtigung mit Damen des
Königlichen Botanischen Gartens und Muscums in
Dahlem.
In dem Vereine waren, wie bisher, ständig tätig
zwei Ausschüsse:
l. Der Ausschufs für die Herausgabe der Mit-
teilungen aus der Tagesliteratur des Eisenbahnwesens.
Nachdem aus diesem Ausschusse ein eifriges Mitglied,
der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor "Dr Ina.
O. Blum infolge seiner Ernennung zum Professor an
der Technischen Hochschule in Hannover zum 1. Ok-
tober d. J. ausgeschieden, besteht der Ausschufs zur"
Zeit aus den Herren: Dr.-Ing. Schroeder, Vorsitzen-
der, Buchholtz, Cauer, Diesel, Frahm, Fritsch,
E.Giese, Glaser, Housselle, Kraefft, Lucas, Ober-
gethmann, Pforr und Zielfelder.
2. Der Ausschufs für Besichtigungen. Er besteht
aus den Herren Buchholtz, Vorsitzender, Blanck,
A. Giese, Glaser, Gredy, Grossmann, Kress,
Wienecke, von Zabienski und Zielfelder.
Ich erfülle gern die angenehme Pflicht, allen diesen
Herren für die mühevolle und erfolgreiche Tätigkeit,
die sie in den Ausschüssen entfaltet haben, im Namen
des Vereins wärmsten Dank auszusprechen.
Die Bibliothek des Vereins, die jetzt in den unteren
Räumen des Architektenhauses untergebracht ist, und
in der für den Architekten-Verein festgesetzten Bi-
bliothekszeit in dem dafür bestimmten Lesesaal benutzt
werden kann, hat sich weiter vermehrt. Sie besteht
aus 1639 Bänden (Büchern und Zeitschriften).
Das neu aufgestellte Verzeichnis der Bücher-
sammlung ist in diesem Jahre erschienen und sämtlichen
Mitgliedern des Vereins zugesandt worden. Es um-
fafst 738 Nummern gegen 318 Nummern des vorher
aufgestellten Verzeichnisses vom Jahre 1885.
Das Vermögen des Vereins besteht unverändert
aus 27000 M. in 3⁄2 pCt. Schuldverschreibungen der
Preufsischen konsolidierten Staatsanleihe. Hiervon
sind 25000 M. in das Staatsschuldbuch eingetragen, der
Rest von 2000 M. ist bei der Deutschen Bank in Berlin
hinterlegt. (Beifall.)
Meine Herren! Wir kommen jetzt zu der Neuwahl
des Vorstandes. Die betreftenden Bestimmungen aus
den Satzungen, $ 29, lauten: (Redner verliest). Ar
der Tür haben Sie einen Stimmzettel erhalten, die
Vorstandsmitglieder, die bisher ihr Amt ausgeübt haben,
sind nämlich bereits 3 Jahre im Amte, es mufs also:
Zettelwahl stattfinden.
Nachdem Herr Oberbaurat Grossmann als das
anwesende älteste Mitglied und die Herren Regierungs-
baumeister Staeckel und Lucas als die anwesenden
jüngsten Mitglieder ermittelt, wird in einem Wahlgange
die Wahl des Vorstandes vorgenommen.
Altersprásident Herr Oberbaurat Grossmann: Ich
erlaube mir den Vorschlag, den bisherigen Vorstand
wiederzuwählen und zwar zunächst den Vorsitzenden.
Herr Geh. Baurat Diesel: Meine Herren! Es sind
nunmehr 6 Jahre her, dals ich in den Vorstand ein-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Januar 1908]
getreten bin, und Sie haben alljährlich die Liebens-
würdigkeit gehabt, mich wiederzuwählen. Ich habe
nunmehr den Wunsch, die Zeit, die ich seither meinem
Amt als erster Schriftführer des Vereins habe widmen
müssen, für andere Zwecke frei zu bekommen, und ich
glaube auch, dafs es für den Verein ganz nützlich sein
wird, wenn nunmehr eine frische Kraft diese Tätigkeit
übernimmt. Ich möchte deswegen aus meinem Schrift-
führeramte scheiden und bitte Sie, falls etwa meine
Wiederwahl beabsichtigt scin sollte, davon absehen zu
wollen. Dafür, dafs Sie mich in dieser Reihe von
Jahren durch Ihr Vertrauen geehrt haben, danke ich
Ihnen von Herzen.
Herr Geh. Oberbaurat Bium: Herr Ober- und Geh.
Baurat Illing hat auch im Vorstande sich dahin aus-
gesprochen, dafs er bitten müsse, von einer Wiederwahl
abzusehen. Er ist leider hier heute nicht anwesend,
weil ein Krankheitsfall in der Familie ihn daran ver-
hindert. Mit Rücksicht auf scin hohes Alter bittet er,
ihn nicht wiederwählen zu wollen.
Alterspräsident Herr Oberbaurat Grossmann: Ich
bitte zunächst, Vorschläge zu machen für die Wahl des
Vorsitzenden.
Herr Geh. Oberbaurat Semler: Ich schlage vor,
zunächst für diejenigen Vorstandsmitglieder, die in be-
stimmter Weise — und ich fürchte, dafs daran nichts
zu Ändern sein wird — gebeten haben, sie nicht wieder-
wählen zu wollen, Ersatzleute zu bezeichnen. Wenn
die Herren hiermit einverstanden sind, würde ich für
Herrn Geh. Baurat Diesel, Herrn Eisenbahn-Bau- und
Betriebsinspektor Giese und für Herrn Ober- und Geh.
Baurat Hling, Herrn Ober- und Geh: Baurat Suadieanı
vorschlagen. |
Wenn keine weiteren Namen genannt werden,
möchte ich mir ferner zur Vereinfachung der Geschäfte
den Vorschlag erlauben, nicht über jeden einzelnen
der Herren abzustimmen, sondern die beiden Namen
Diesel und llling zu streichen und die Namen Giese
und Suadicani hinzuzufügen. Wenn so die Liste
wieder vollzählig ist, könnte über alle Herren auf einem
Zettel abgestimmt werden und zwar in der Reihenfolge:
Exzellenz Dr Ana Schroeder, Vorsitzender, Geh.
Oberbaurat Blum, Stellvertreter des Vorsitzenden,
Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Giese, Schrift-
führer, Regierungsrat a. D. Kemmann, Stellvertreter
des Schriftführers, Oberstleutnant a. D Buchholtz;
Kassenführer und Ober- und Geh. Baurat Suadicani,
dessen Stellvertreter. i
Alterspräsident Herr Oberbaurat Grossmann: Ist
vielleicht dagegen etwas einzuwenden, oder sind andere
Vorschläge zu machen? (Verliest die Liste nochmals.)
Es muts zunächst noch festgestellt werden, ob die
Versammlung beschlufsfähig ist. Der Verein hat 259
Mitglieder, ein Zehntel davon gehört zur Beschluís.
fähigkeit, also ist allen Anforderungen vollständig genügt.
Ich bitte die Stimmzettel ausfüllen zu wollen.
Abgegeben werden 55 Stimmzettel. Danach sind
gewählt:
als Vorsitzender: Wirkl. Geh. Rat Dr.-Ing. Schroe-
der mit 55 Stimmen, als Stellvertreter des Vorsitzenden:
Geh. Oberbaurat Blum mit 54 Stimmen, als Schrift-
führer: Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Giese
mit 55 Stimmen, als Stellvertreter des Schriftführers:
Regierungsrat a. D. Kemmann mit 54 Stimmen; als
Kassenführer: Oberstleutnant a. D. Buchholtz mit
55 Stimmen, als Stellvertreter des Kassenführers: Ober-
und Geh. Baurat Suadicanı mit 55 Stimmen. Die
Gewählten nehmen die Wahl an.
Alterspräsident Herr Oberbaurat Grossmann: Dann
darf ich wohl noch diese Gelegenheit benutzen, dem
Vorstande, der bisher für uns tätig gewesen ist, den
Dank des Vereins hierdurch auszusprechen.
Der wiedergewählte Vorsitzende
Worten des Dankes den Vorsitz.
Herr Regierungsrat a. D. Kemmann, der seinen
Vortrag bereits während des Einsammelns und Zählens
der Stimmzettel begonnen und ihn während Ver-
kündigung des Wahlergebnisses kurz unterbricht, spricht
wie folgt:
übernimmt mit
[15. Januar 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 734] 23
Zur Frage der Wirtschaftlichkeit stadtischer
Schnellbahnen.
Meine Herren! Ende 1904 habe ich in einem vor
dem Verband der Deutschen Architekten- und Ingenieur-
Vereine in Disseldorf gehaltenen Vortrage einen Ueber-
blick über den damaligen Stand des elektrischen Stadt-
schnellbahnwesens gegeben. Eingehende bau-, betriebs-
und verkehrs-technische Studien, die ich in letzter Zeit
in englischem Auftrage insbesondere über Londoner
Schnellbahnen und im Zusammenhang damit anzustellen
hatte, die mich auch im Herbst dieses Jahres nach der
englischen Hauptstadt und nach Nordamerika geführt
haben, ferner meine fortlaufende eingehendere Be-
schäftigung mit dem Berliner Schnellverkehr geben mir
willkommenen Anlafs, heute einige meinen damaligen
Vortrag ergänzende wirtschaftliche Mitteilungen zu
machen. |
Ich könnte diese nicht besser einleiten, als durch
Vorführung der im damaligen Vortrage gezeigten
tabellarischen Zusammenstellung, welche über die
Wirtschaftlichkeit der bestehenden elektrischen Schnell-
bahnen, einige wenige Strecken, darunter die Hoch-
und Untergrundbahn in Philadelphia, die Budapester
Tiefbahn und die Berliner staatliche Strecke aus-
genommen, Licht verbreitet. Ich habe auch wieder,
wie damals, Skizzen der Schnellbahnen, auf gleichen
Mafsstab gebracht, beigefügt (Abb. 1—8). Selbstver-
ständlich ist die Tabelle, die ich Ihnen heute auf die
Plätze habe legen lassen, so geändert, dafs sie neuere —
wenn auch nicht gerade immer die allerneuesten -- Er-
gebnisse zur Darstellung bringt, so dals auch die in der
Zwischenzeit neu eröffneten Strecken mit aufgenommen
sind. Insofern ist diesmal die Tabelle auch übersichtlicher
als die frühere, als die Bahnen der einzelnen Lander und
Städte je für sich zusammengetatst wurden. In ciner
Beziehung leidet sie an Unvollständigkeit; did besteht
darin, dafs einzelne Bahnen, deren Betriebsergebnisse
nicht getrennt, sondern mit anderen Verkehrsmitteln
zusammen bekannt gegeben werden, nicht besonders
ausgewiesen sind. Es sind dies die elektrischen Foch-
und Untergrundbahnen in Brooklyn, Boston und Phila-
delphia, die mit den dortigen Strafsenbahngescllschatten
rechnerisch vereinigt sind. Einzelne kürzlich eröffnete
englische Bahnen sind ebenfalls nicht erschöpfend auf-
geführt. Dats ich den Begriff der Schnellbahn im vor-
liegenden Falle lediglich auf Bahnen mit elektrischem
Betriebe beschränke, ist begreiflich, obwohl selbstver-
ständlich die mit Dampf betriebenen Stadt- und Vorort-
bahnen, die in London und Berlin beispielsweise bei
weitem überwiegen, ebenfalls zu den Schnellbahnen zu
rechnen sind. Ich werde diese nur gelegentlich streifen.
Wenn Sie bei der Betrachtung der Tabelle den
Blick auf die letzten Spalten lenken, die das Er-
trägnıs der Bahnen darstellen, wie es nach aufsen
hin in einfachster Weise in den Gewinnprozenten
Ausdruck findet, so werden Sie sofort den Eindruck
erhalten, dafs das Ergebnis einer Gesamtsumme von
21/7, Milliarden Mark Anlagekapital, welches allein
für die in der Tabelle aufgerechneten Anlagen verwendet
wurde, geradezu kláglich ist. Wenn noch die in der
Tabelle nicht mit angegebene Hoch- und Untergrund-
bahn in Philadelphia hinzugezählt wird, so sehen Sıe,
dafs das Kapital aller dieser heute im elektrischen
Betrieb befindlichen Bahnen annähernd La des gesamten
Anlagcaufwandes der preutsisch-hessischen Bahnen aus-
macht. Wir stehen vor einer eigentümlichen Tatsache.
Indem man die Ertolge der neuen Verkehrsmittel, die,
um den Worten eines amerikanischen Fachmannes zu
folgen, „mit allen Arten von Besitz und Berufen in
Berührung kommen, in alle Art von Lebenstätigkeit
wirkungsvoll eingreifen und im weiteren Sinne zum
Barometer alles materiellen Gedeihens wurden“, gar
hoch emschátzte, hat man angenommen, dals für die
Segnungen, die sie der Allgemeinheit bringen
mulsten, auch die eigenwirtschaftlichen Erfolge
nicht ausbleiben würden. Indem man die Befruchtung
nach aufsen mit dem Erfolge nach innen vollständig
verwechselte, erzeugte man cine Begeisterung für die
neuen Verkehrsmittel, die sich auch auf die Finanzwelt
übertrug. Der Drang neuer Industrieen, sich zu be-
tätigen, hat vielleicht auch dazu beigetragen, diese
Begeisterung zu schüren, ähnlich, wie wir es jetzt wieder
beim Motoromnibus gesehen haben. Dazu kam, dafs
die übertriebenen Vorstellungen von der Ertragsfähigkeit
der Unternehmungen dazu verleiteten, leichten Herzens
Bedingungen einzugehen, die heute als Bedrückungen
empfunden werden. Aber es bildete sich in dieser Zeit
auch, wie wir spáter noch sehen werden, eine tat-
sáchliche Bedrúckungspolitik seitens der Macht-
haber aus, die das Mats der Lasten in einzelnen Fällen
bis ins Unertragliche steigerte. Die Tabelle zeigt,
welche Enttäuschungen auf die Hoffnungsfreudigkeit und
Opterwilligkeit, die diese Unternehmungen ins Leben
gerufen haben, gefolgt sind. Der Rückschlag ist um so
stärker, als auch bei den finanziellen Konstruktionen,
namentlich im Auslande -— ich verweise hierbei speziell
auch auf Amerika — nicht immer die nötige Sorgfalt
obgewaltet hat, wie denn beispielsweise Hesse-Wartegg
in der Frankfurter Zeitung dagegen zu Felde zieht, dafs
man in Nordamerika bei neuen Emissionen die Kapital-
vermehrung gar zu sehr nach dem noch zulässigen
Matz des Aderlasses der seitherigen Gewinnanteile
eingerichtet habe.
Die Folge all der angeführten Umstände ist, dals
heute Ilunderte und aber Hunderte von Millionen vom
Konto des Nationalvermögens als erträgnislos glatt
abgesetzt werden müssen, die man als werbendes
Kapital für die Anlagen aufwendete.
Wenn man nach dem heutigen Stande des Geld-
marktes eine Unterscheidung der Stadtschnellbahnen
vornehmen wollte in solche, die rentieren, und solche, .
die nicht rentieren, so würde man in arge Verlegenheit
kommen. Wer Geld anzulegen wünscht, kann heutzutage
aus den sichersten Papieren eine höhere Rente ziehen
als 4 pCt. und Dividendenpapiere, die das Doppelte an
Prozenten bringen, haben einen Kurs von vielleicht 125.
Ich glaube, dafs auch in kommenden besseren Zeiten
bei der allmählich sinkenden Tendenz des Geldwertes
solche Bahnen, die ein Erträgnis von 4 pCt. erbringen,
noch kaum zu den rentablen gerechnet werden dürften,
während solche, die weniger bringen, unter allen Um-
ständen als unrentabel anzuschen: scin werden. Dies
gilt auch für den Fall etwaiger gemeinwirtschaftlicher
Unternehmungen, denn die Zeiten, in denen es den
Städten gelingen konnte, sich Geld zu einem billigeren
Zinsfufs als 4 pCt. zu verschaften, sind bei dem stetig
steigenden Geldbedarf für gewerbliche Zwecke und der
unaufhaltsam fortschreitenden Verschuldung der Städte
wohl für immer dahin.
Setzen wir die Grenze der Rentabilität bei 4 pCt. fest,
so finden wir rentable Schnellbahnen in Paris, Berlin und
New York. Zu den unrentablen Bahnen gehóren alle
úbrigen ohne jede Ausnahme, denn die Zentrallondon-
bahn vermag ihre bisherige 4 pCt.-Dividende infolge Ver-
kehrsrückganges wohl nicht mehr aufrecht zu erhalten
(Abb. 9). Ferner kann man sagen, dafs die Mehrzahl
aller mit Dampf betriebenen Stadt- und Vorortbahnen
ebenfalls unrentabel ist. leh brauche hierbei gar nicht
einmal auf Berlin Bezug zu nehmen; dafs der Staat für
das der Bevölkerung Berlins gebrachte Verkehrsopfer
sich am Erträgnis der Ueberlandbahnen schadlos halten
muls und noch nicht einmal den Dank der Bevölkerung `
erntet, wissen wir ja. Aber auch in London, Chicago
usw. sind diese Bahnen selbst bei besserer Tarifierung
in keiner günstigen Lage.
Fragen wir uns, welches die Faktoren sind, die
wir für die Rentabilität der Linien in Ansatz zu bringen
haben. |
Da kommt zunächst in Betracht die verkehrs-
geographische Lage und die Ausdehnung der
Bahnen. Es ist klar, dafs Linien, die in die wichtigsten
Verkehrskanäle hineingelegt werden, auch die wirt-
schaftlich günstigsten sind, und ferner, dafs unter solchen
wieder das beste Erträgnis die Linien abwerfen,
deren Ausdehnung zu der Länge solcher Verkehrs-
kanäle in zweckmälsigem Verhältnis steht. Um die
Grenzfälle zu bezeichnen, möchte ich auf Paris einer-
seits, London anderseits verweisen. Falsch ist es, wie
in Paris, die Wohltaten des Schnellverkehrs nur einem
(15. Januar 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 734]
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[15. Januar 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 734] 25
Teil der Bevölkerung zuzuwenden innerhalb einer vom | steadbahn anderseits, die in nördlicher Richtung nach
Zufall gegebenen Grenzlinie, als wollte man beispieis- Golders Green in völlig landschaftliche Bezirke gebaut
weise in Berlin mit den Schnellbahnen an der Grenze wurde, die sich erst entwickeln sollen. Wenn solche
des Weichbildes stehen bleiben. Anderseits ist von | Beispiele anscheinend dafür ins Feld geführt werden
Unternehmungen, die man weit hinausführen wollte in | könnten, dafs man im Interesse der Eigenwirtschaft der
schwach bewohnte Vororte oder gar nicht bevölkerte | Unternehmungen die Ausdehnung von Schnellbahnen
Gegenden, welche man erst aufschliefsen möchte, wie in Aufsengebiete zu unterlassen oder doch möglichst
vielfach in London, ein Ertrágnis nicht zu erwarten, | zu beschränken hätte, so wäre eine derartige Auffassung
vielmehr zu fürchten, dafs sie auch die verkehrsreicheren dennoch ganz allgemein nicht gerechtfertigt, was ich
Stammstrecken gefährden. In kluger Würdigung dieser ebenfalls unter Hinweis auf unsere Berliner Hochbahn
Abb. 1.
Bahnen:
1. City and Súdlondon.
Heme! Hampstead 2. Waterloo and City.
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44 ç N N 5. Bakerstreet Waterloo.
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7. Great Northern Piccadilly
and Brompton.
— — 8. District.
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N Abb. 2 bis 8.)
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Elektrische Schnellbahnen in London. .
Tatsachen hat man vielerorts einen Mittelweg einge- anfúhren kann, die ja neuerdings eine Untergrundstrecke
schlagen, die Schnellbahnen am Ende eines stárkeren nach Westend hinauf in unbebautes Gebiet gefúhrt hat.
Verkehrsgebiets endigen lassen und als Zubringer Flach- Die Wirtschaftlichkeit der Schnellbahnen hángt
bahnen angewendet. Das nächstliegende Beispiel dieser weiterhin sehr wesentlich ab von anderen örtlichen
Art bietet unsere Berliner Hochbahn, die einen der- | Verhältnissen, dem Klima, der Tätigkeit, Lebens-
artigen Zubringer am östlichen Ende hat; die weitere | haltung und dem Wohlstand der Bevölkerung, den Sitten
Ausdehnung solcher Flachbahnen wird studiert. Um | und Gepflogenheiten und schliefslich auch den Rasse-
ein anderes Beispiel anzuführen, finden Sie in London eigentümlichkeiten. Wir wissen, dafs in tropischen
zwei Bahnen, die Grenzfälle der bezeichneten Art dar- | oder zeitweise sehr heifsen Gegenden allgemein mehr
stellen, dicht beieinander, die Zentrallondonbahn einer- | gefahren wird, als in unserem durchschnittlich gemáfsigten
seits, an deren westlichem Ende in Shepherds Bush Klima, dafs sich je nach der Nationalität der weibliche Teil
ein weit ausgedehntes Netz elektrischer Strafsenbahnen der Bevölkerung in mehr oder weniger starkem Grade
angegliedert ist, die Charing Cross, Euston und Hamp- | aufserhalb des Hauses bewegt. Ferner wissen wir, dats
yy Google
26 [No. 734]
[15. Januar 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
sportliebende und in besonderem Mafse auf Körper-
und Gesundheitspflege haltende Völkerschaften es lieben,
viel zu Fufse zu gehen, wie in London, oder dafs sie
die Fahrt über der Erde und im Tageslicht der in einer
Untergrundbahn vorziehen, wie es nicht allein in London,
sondern zunehmend auch in anderen Grofsstädten wahr-
zunehmen ist — einer der Gründe, die zur Folge haben
werden, dafs der von den Amerikanern neuerdings als
Subwaymadness — Untergrundbahnmanie — gekenn-
zeichnete Hang, überall nichts als Untergrundbahnen
1. Ostwestlinie,
4. 8۰
5. Súdring.
6. Ostwestlinie
innerhalb des
Ringes,
7, Nordsüdlinie,
Sceaux
bauen zu wollen, mit der Zeit wieder in vernünftige
Bahnen zurückgeführt werden wird.
In bezug auf die Wirtschaftlichkeit der Bahnen ist
weiterhin in Betracht zu ziehen die Stärke und die Art
und Einteilung der Berufstätigkeit. In so ausgeprägten
Gescháftsstádten wie New York, in denen alle anderen
Daseinsbeziehungen dem business weichen müssen, ist
der Verkehr besonders umfangreich. In bezug auf die
Verteilung des Verkehrs ist nicht gleichgiltig, ob die
Berufsarbeit grofser Klassen zur selben Stunde beginnt,
pausiert und endigt, oder ob die Tätigkeit in den ver-
schiedenen Berufen in gewissen Grenzen zeitlich ver-
Abb. 2 bis 8.
Elektrische Schnellbahnen in Grofsstadten
aufser London.
Zeichen-Erklärung:
Hochbahnen
mm mm mm mm Untergrundbahnen
: Niveaubahnen
Dampfbahnen.
|
|
schieden liegt. Diese Unterschiede werden vom Ver-
kehrstandpunkte im allgemeinen noch zu wenig ge-
würdigt. Den Grenzfall finden wir in den amerikanischen
Städten, in denen die erwerbstätige Bevölkerung morgens
in kürzerem Zeitraum als irgendwo sonst zu den Arbeit-
stellen befördert werden mufs und abends ebenfalls in
kürzester Zeit wieder abfliefst. Die Verkehrskurven
solcher Städte zeigen besonders ausgeprägte Spitzen in
den Früh- und Spätstunden. Wo sich die Arbeits-
leistungen so konzentrieren wie in Nordamerika,
elektrisch.
2. Manhattan-
brücke,
3. Williamsburg-
briicke.
4. Tunnel der Pennsylvanischen Bahn,
5. Brücke über die Blackwells Insel.
6. New York and Jerseybahn.
7, Tunnel der ۰
8. Hudson and Manhattanbahn,
9. Untergrundbahn,
N CHICAGO
hat vielfach auch die Mittagspause nennenswerte Er-
hebungen der Verkehrskurven nicht zur Folge, weil
der Geschäftsmann sein Lunch entweder im Geschäfts-
hause selbst oder in nächster Nähe der Erwerbstätte
einnimmt, wohin er zu Fufs gelangen kann, und hierzu
kommen, wie in London, die gesundheitlichen Beweg-
gründe, die die Bevölkerung veranlassen, bei solchen
Gelegenheiten zu marschieren. Wo diese hygienischen
Rücksichten so stark im Vordergrunde stehen wie in
England, fällt überhaupt der lokale Zwischenverkehr
für die Verkehrsanstalten geringer aus, als beispiels-
weise in Berlin, wo stärkere Zwischenbewegungen vor-
0 iby Google
[15. Januar 1908]
handen sind, die allerdings wesentlich der Strafsenbahn
zugute kommen. In Berlin sind die Verkehrsanstalten
auch insofern etwas im Vorteil, als die regelmäfsigen
Flutwellen des Verkehrs infolge von Ungleichmäfsig-
keiten in der Geschäftszeit, insbesondere auch infolge
des Einflusses längerer Mittagspausen über einen etwas
gröfseren Zeitraum verbreitet sind als in manchen
anderen Grofsstádten. Wenn man alle diese Umstände
in Betracht zieht, so gewinnen die relativen Verkehrs-
ziffern, die die jährliche Fahrtenzahl auf den Kopf der
Bevölkerung zum Ausdruck bringen, erst Leben. Wenn
beispielsweise, vorausgesetzt, dafs die statistischen Auf-
zeichnungen als zuverlässig angesehen werden können,
die relativen Verkehrszahlen sich für New York auf
290, für London auf 170, für Berlin auf 250 Fahrten auf
den Kopf im Jahre stellen, so wird man in diesen
Ziffern gewissermafsen die Summe der Einflüsse wieder-
erkennen, die vorhin angedeutet sind. Die Benutzungs-
ziffern der einzelnen Verkehrsmittel spiegeln sich in
diesen Gesamtziffern naturgemäfs wieder.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 734] 27
Anwendung bringen. Bei der Zentrallondonbahn ist
der Einheitsfahrpreis von 2 Pence --- 17 Pig. — seit
kurzem abgeschafft; die längeren Fahrten sind um
50 pCt. erhöht, während der Fahrpreis von 2d für die
kurzen Entfernungen beibehalten ist. Bei den anderen
Londoner Bahnen sind die Fahrpreise ungleichmatsig
gestaffelt; die unterste Staffel von 1d == 8!% Pfg. ist
etwas zu niedrig tarifiert. Die Gesellschaften suchen
aber, was ich für durchaus unvorbildlich halte, in letzter
Zeit die durchgehenden Fahrkartenbeziehungen mög-
lichst zu vermehren, wodurch eine Mannigfaltigkeit in
das Fahrkartensystem gebracht wird, die “fir die Be-
triebe wie für das Abrechnungsverfahren geradezu un-
erträglich wird. Unvorbildlich ist auch die Zeitkarte,
die ausnahmslos erhebliche Fahrpreisermäfsigungen ge-
währt und wohl geeignet ist, den Verkehr zu steigern,
den Verwaltungen aber für die gesteigerten Leistungen
kein entsprechendes Entgelt bringt. Am allerwenigsten
nachahmenswert ist die Zeitkartenpolitik des preufsischen
Staates in Berlin, die dem Unternehmen nur den aller-
Abb. 9.
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Verkehr Londoner Untergrundbahnen.
Ein weiterer Faktor, der für die Wirtschaftlichkeit
von einschneidender, oft ausschlaggebender Bedeutung
ist, ist die Tarifstellung. In dieser Beziehung be-
stehen in den verschiedenen Schnellbahnländern, wie
auch die Spalte 10 der Tabelle erkennen läfst, sehr be-
deutende Unterschiede. Sie wissen, dals Nordamerika,
von wenigen Ausnahmen abgesehen, den Eınheitstarif
von 5 Cts. oder rund 21 Pfg. hat und dafs dieser Tarif
die Berechtigung zum Umsteigen von einem zum anderen
Verkehrsmittel innerhalb des Gebiets einer Unternehmung
einschlielst, die freilich die Gesellschaften nicht aus
sich heraus, sondern nur unter dem Druck der Stadt-
verwaltungen und dessen, was man „die öffentliche
Meinung“ zu nennen pflegt, bewilligt haben. Der Ein-
heitsfahrpreis ist.in Amerika gleichzeitig der Durch-
schnittsfahrpreis, da von Zeitkarten keine Rede ist,
überhaupt andere Vergünstigungen, als das kosten-
lose Umsteigerecht, nur in geringfügigem Matse vor-
kommen. Arbeiter haben in diesem freien Lande keine
Fahrpreisermäfsigung. In den europäischen Grofsstädten
kann nur von einem Fahrpreisdurchschnitt gesprochen
werden, da überall abgestufte Fahrpreise, vielfach so-
gar auch Zeitkarten und Ermäfsigungen für Arbeiter,
Kinder, Schüler usw. eingeführt sind. Das einfachste
Bild bietet Paris mit seinem 15 Cts.-Fahrpreis 11], Klasse
und 25 Cts.-Fahrpreis H. Klasse, das sind 12 und 20 I’fg.
Aufserdem gibt es Rückfahrkarten für 20 Cts. = 16 Pfe.
— in der Ill. Klasse und einige andere unwesentliche
Ermäfsigungen. London und Berlin können schon
wegen ihrer Münzsysteme Einheitsfahrpreise nicht zur
dürftigsten, völlig ungenügenden Nutzen lälst. Nur cin
Verkehrsunternehmen von solcher Ausdehnung, wie es
eben die preufsischen Staatsbahnen sind, kann sich den
Luxus erlauben, die hauptstädtische Bevölkerung um-
sonst zu fahren. Leider hat dieses Vorbild lange Zeit
der Fahrpreispolitik der Hochbahn Schwierigkeiten be-
reitet. Nicht zum mindesten ist es deren verständiger
Tarıfwirtschaft zuzuschreiben, dafs sie den rentablen
Schnellbahnen beigezählt werden kann. Das Fahrpreis-
system der Hochbahn, ein ziemlich strenges Zonen-
system ohne andere Ermáfsigungen als für Arbeiter-
fahrten in den Frühstunden, darf wohl als vorbildlich
angesehen werden. Es ist neuerdings auch von eng-
lischen Fachleuten besonders lobend anerkannt und
beneidet worden.
Verglichen mit anderen Grofsstädten gehört der
Fahrpreisdurchschnitt der Berliner loch- und Unter-
grundbahn zu den niedrigsten der elektrischen Stadt-
schnellbahnen. Er beläuft sich bei 126 km Bahnlänge
auf rd. 12%/2 Pfg. im Jahresdurchschnitt für die Person,
während sich die Londoner Durchschnitte zwischen dem
unscrer Hochbahn und dem nordamerikanischen Ein-
heitstarif bewegen. Bei der Zentrallondonbahn werden
rd. 15,8 Pfg., bei der Bakerstreet und Waterloobahn
12,9 Pfg. auf die Person eingenommen usw.
Es wäre durchaus irrig, annehmen zu wollen, dafs
man die Fahrpreise über ein gewisses Mats hinaus
steigern könnte. Die Höhe der Fahrpreise mufs den
Verhältnissen angepafst werden und es bedarf sehr
sorgfältiger Studien darüber, welche Fahrpreise im
28 [No. 734]
cinzelnen Falle genommen werden können. Um für
das Unternehmen wirtschaftlich zu sein, müssen sie
auch für die Bevölkerung zweckmälsig scin. Sind sie
zu hoch, so ist der Verkehr nicht da, sind sie zu niedrig,
so ist es um die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens
geschehen; beide Teile müssen auf ihre Rechnung
kommen, Wenn für Nordamerika der Einheitstahrpreis
von 21 Pip zweckmälsig sein mag in Anbetracht des
Wertes, den das 2 Cts.-Stúck drüben nur hat, so würde
für Berlin beispielsweise ein l’ahrpreisdurchschnitt von
15 Pig. für Entfernungen, wie sie unsere Hochbahn
bietet, zu grofs sein.
Bemerkenswert sind die auf eine Tariferhöhung ge-
richteten Bestrebungen der Londoner Verwaltungen.
Diesen kommen die Erfahrungen, die im Wettbewerb
der Autobusse gemacht sind, insofern zu llilfe, als
letztere bei den bisherigen niedrigen Fahrpreisen nicht
bestehen können. Jedenfalls ist es in London die
maschinelle Umwandlung des Omnibusbetriebes, die die
Schnellbahnen in den Stand setzt, einer vernünftigeren
Fahrpreispolitik Raum zu geben. Die Berliner Stadt-
bahn wird viel schwerer llandhaben finden, die eine
Tariferhöhung begünstigen, wenn sie nicht etwa die
Gelegenheit der Umwandlung zum elektrischen Betriebe
hierzu benutzen will. Es ist häufig und mit Recht
hervorgehoben worden, dafs der Fahrpreisverzicht auf
der Staatsbahn nur den Grundstücksspekulanten Geld
in die Taschen gebracht hat.
Die Wirtschaflichkeit der Schnellbahnen "hängt
nicht in letzter Linie ab von der Höhe des Anlage-
kapitals oder richtiger des Kapitalaufwandes. In
diesem Punkte ist ungeheuer gesündigt worden. Wer
hätte wohl in der Zeit des Schnellbahntaumels, wie wir
ihn in London, in Amerika hatten, gefragt, was denn
solche Bahnen kosten? Das Entscheidende war viel-
fach die Stimmung des Publikums, die Erwägung, ob
die Werte, die man schaffen wollte, auch Absatz finden
würden, und, wo das gewährleistet schien, trat die Frage
der Wirtschaftlichkeit oft genug in den Hintergrund.
In anderen Fällen führten übertriebene Erwartungen be-
züglich des Erträgnisses über die Frage der Kapitali-
sierung leichter hinweg. Viclen haben aber die neuesten
Rückschläge im Stadtschnellbahnwesen die Augen ge-
öffnet. Die wirtschaftlichen Mifserfolge namentlich
vieler Untergrundbahnen sind Ihnen ja bekannt. London
wird sobald keine von privatem Kapital gebaute ncue
Untergrundbahn mehr erleben. In New York haben
sich bei der diesjährigen Ausschreibung neuer städtischer
Untergrundbahnen keine Bieter gefunden.
Wenn seinerzeit Stadtbaurat Hobrecht den Grund-
satz verkündigte, dafs Untergrundbahnen in Berlin nicht
zuzulassen seien, traf er hierin im Prinzip das Richtige,
wenn seine Beweggründe auch andere waren. Aber
schon in der Entwicklung des jetzt bestehenden Berliner
Schnellbahnunternehmens sehen wir die Strömungen
sich deutlich wiederspiegeln, die schliefslich die Hobrecht-
sche Richtung umkehrten. Seine Losung war die Hoch-
bahn; als man aber beabsichtigte, mit dieser weiter
nach Westen bis zum Zoologischen Garten vorzudringen,
meldete sich die Stadt Charlottenburg zum Wort und ruhte
nicht eher, als bis sie der Gesellschaft in der Kleist- und
Tauenzienstrafse die Tunnelbahn aufgezwungen hatte.
Seitdem ist letztere, nachdem der Versuch der Gesell-
schaft, den Spittelmarkt und die Spree mit einer 106۰
balın zu überschreiten, leider ebenfalls scheiterte, in
allen Grofs-Berliner Gemeinwesen zur conditio sine qua
non geworden. Ich gebe ohne weiteres zu, dafs die
innenstádtischen Strafsen für Hochbahnen gewifs nicht
immer den erforderlichen Raum bieten. Wenn auf der
anderen Seite aber von Vorortgemeinden der Anspruch
auf Untergrundbahnen erhoben wird in Geländen, die
erst teilweise ausgebaut, teils noch geradezu oftencs
Feld sind, so führen derartige Ansprüche zu unverant-
wortlicher Schädigung des Nationalvermögens. Wäh-
rend von allen ausländischen Fachleuten, die mich hier
in Berlin besuchten, unsere westliche Hochbahnstrecke
geradezu als ein Schmuck für die Grofsstadt gepriesen
wird, sieht der Eingesessene mit seiner übertriebenen
Betonung der Aesthetik, die nur den Tunnel duldet,
nicht, dats man mit einer derartigen Politik der gesunden
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Januar 1908]
Entwicklung des Schnellverkehrswesens künstlich einen
Danım entgegenstellt.
Was das Postulat der Tunnelbahn bedeutet, sehen
Sie aus den in der Tabelle enthaltenen Angaben über
den Anlageaufwand der verschiedenen Unternehmungen.
Unsere lloch- und Untergrundbahn mit 3 Millionen
Mark Anlageaufwand für das km ist nur deshalb so
billig geworden, weil die teureren 'Tunnelstrecken mit
weniger kostspieligen Hochbahnstrecken stark gemischt
sind. Schen Sie sich, bitte, dahingegen die Londoner
Röhrenbahnen an. Sie finden, dafs ihre kilometrischen
Kosten bis zum 23/:-fachen des bisherigen Berliner
Durchschnitts betragen, und für weitere New Yorker
Tunnelbahnen sind die durchschnittlichen Kosten
auf 12 Millionen Mark für das km angegeben. Wenn man
sich nun freilich auch sagen muls, dafs die jetzt im
Bau befindliche Berliner Innenstrecke Summen kostet,
die dem Londoner Durchschnitt kaum nachstehen
werden, so handelt es sich hierbei glücklicherweise
doch nur um wenige Kilometer. An eine Wirtschaft-
lichkeit ausgedehnterer Bahnen, die im ganzen Ver-
laufe unterirdisch geführt werden sollen, ist nur in
Ausnahmefällen zu denken. Die Rücksichtslosigkeit, ja
Brutalität, mit der man ın Amerika Hochbahnen bisher
gebaut hat, ist allerdings für Berlin nicht vorbildlich
und wir sind tatsächlich auch weit entfernt, uns an diese
älteren Vorbilder anzulehnen. Neuerdings ist man
aber drüben, wie Philadelphia zeigt, zu Konstruktionen
gekommen, die der Berliner zwar an Eleganz der
Erscheinung noch nachstehen, im übrigen aber durch-
aus als Musterausführungen anzusehen sind.
Wir können in Deutschland stolz darauf sein, gerade
auf dem Wege ökonomischer Wirtschaft im Schnell-
verkehr am weitesten vorangeschritten zu sein, da wir
uns die Verminderung der Anlagekosten besonders
angelegen sein lassen. Dieses Bestreben hat auch zu
neuen Systemen geführt, von denen das der Schwebe-
bahn — allerdings auch bisher nur dieses — zur
Bedeutung gekommen ist. Wer häufig Gelegenheit
hatte, die Elberfelder Anlage zu sehen, zu befahren
und mit dem Reisepublikum in Fühlung zu kommen
und so ein objektives Urteil über dieses Bahnsystem
zu gewinnen, der mufs notwendiger Weise zu dem
Eindruck gelangen, dafs die Elberfelder Anlage mit den
Bedürfnissen der Bevölkerung so eng verwachsen ist,
dafs man sie sich nicht wohl hinwegdenken kann.
Freilich ist die Schwebebahn so, wie sie über der
Wupper geführt ist, kein Muster von Schönheit; sie
kann dort jedoch nicht anders sein. Die späteren
Entwürfe zeigen indessen, dafs man auchden Forderungen
des Aesthetikers gerecht werden kann, wenn man sich
nicht auf den Standpunkt stellen will, dafs Dinge unschön
sein miifsten, weil sie ungewohnt sind.
Daís die Schwebebahn ferner alle Ansprüche
erfüllt, die inbezug auf Leistungsfähigkeit und Sicherheit
gestellt werden können, kann heute, nachdem das
Elberfelder Unternehmen seit mehr als einem Jahrfünft
im Betriebe ist, nicht mehr in Zweifel gezogen werden.
Dats sie billiger ist als andere Systeme, befähigt sie,
verkehrswirtschaftliche Aufgaben da noch zu erfüllen, wo
die anderen Verkehrsmittel versagen. Als ich im Laufe
dieses llerbstes mehrfach von ersten amerikanischen
Fachleuten in Brooklyn, Chicago u. a. a. O. in eine Unter-
haltung über die Mittel und Wege gezogen wurde, wie
die städtischen Schnellverkehrsanlagen eine Verbilligung
in den Anlagekosten erfahren könnten -— eine Frage,
die in Nordamerika gewifs ebenso brennend ist, wie
hier —, ergab sich der Hinweis auf dieses deutsche
System ganz von selbst. Das warme, zum Teil be-
gcisterte Interesse, das sich bei dieser Gelegenheit
offenbarte und das ich durch ergänzende Informationen
von hier aus noch weiter zu betriedigen suchte, könnte
uns Deutschen nur lebhafte Genugtuung bereiten.
Hängt nun das Zustandekommen der Schnellbahn
in hohem Grade von den nach Mafsgabe des Verkehrs,
der zulässigen Fahrpreise usw. aufzuwendenden Kosten
ab, so habe ich anderseits erwähnt, dafs es eine Mög-
lichkeit gibt, dennoch auch verkehrsschwächere Unter-
nehmungen auszuführen, wenn erreicht werden kann,
dafs diese auf eine erhebliche Reihe von Jahren durch
[15. Januar 1908}
Zuschüsse unterstützt werden, die dem aufzuwendenden
Kapital die notwendige Rente sichern. Solche Zuschüsse
zu leisten, würde in erster Linie Sache der Gemeinden
scheinen. Da jedoch derartige Bahnen vorwiegend nur
einem Teil der Gemeindeansässigen, die in bestimmten
Zonen sich aufhalten, dienen, so wird eine Zuschufslast,
die die Gesamtheit der Steuerzahler träfe, wohl nicht
immer zu konstruieren sein. Ein anderer Weg für das
Zustandekommen einer Balın ist der, die Zuschüsse aus
Kreisen der Privatinteressenten aufzubringen. Wollte
man als Interessenten alle die zusammenfassen, die aus
den Unternehmungen wirtschaftliche Vorteile ziehen,
wie solche sich in steigenden Grundstückspreisen oder
Mieten ausdrücken, so würde man vergeblich hoffen,
alle diese Interessenten unter einen Hut zu bringen.
Ein derartiges System der Subventionierung pflegt daher
zu versagen. In einzelnen Fällen dagegen kann es wohl
möglich sein, die nötigen Zuschüsse zusammen zu
bekommen, wenn es gelingt, die den Grundbesitzern
zuwachsenden Vorteile den Grundstücken vorweg zu
belasten. Ein Musterbeispiel dieser Art, allerdings bisher
auch wohl das einzige, in dem sich eine Grundstücks-
gesellschaft, eine Stadtgemeinde und auch der Fiskus dazu
verstanden haben, ein Schnellbahnunternehmen zu unter-
stützen, bietet der Fall von Neuwestend in Charlottenburg.
Ich sage nichts Neues, wenn ich erwahne, dafs die Strecke
vom Bahnhof Krummestrafse bis hinauf auf die Höhen
‚von Westend eine Zuschufsstrecke ist, die die Hochbahn-
gesellschaft zu bauen nur unternehmen konnte, weil sie
sich gegen Betriebsausfälle und eine bescheidene Ver-
-zinsung des aufzuwendenden Kapitals dauernd gedeckt
sah. Liegen nun Fälle ähnlich dem geschilderten nicht
vor, so bleibt nur übrig, die Ausdehnung der Unter-
nehmungen in die Aufsengebiete ganz allmählich und
stückweise vorzunehmen, in dem Malse, wie die neu
anzugliedernden Strecken von der Stammstrecke mit
durchgezogen werden können, ohne letztere zu sehr zu
bedrücken. Auch diese Politik vorsichtigen Vorwärts-
gehens hat sich unsere Hochbahn zu eigen gemacht.
Wie oft sucht man demgegenüber die Verkehrs-
mittel zu verleiten oder gar zu zwingen, falsche Wege
zu gehen, nicht nur bei uns, in viel schlimmerem Mafse
noch anderwärts. Ich will Ihnen einen Notschrei aus
Brooklyn vorlesen, wo der Vizepräsident des dortigen
Verkehrsunternehmens, Mr. Willians, die verkehrs-
politische Lage der Unternehmung kürzlich eindringlich
beleuchtete. „So richtig es ist, dals die Unternehmung
den Städten selbst nur reichen Segen gebracht hat, so
überraschend ist es, dafs, so sehr auch unser Gedeihen
und unsere Bequemlichkeiten im einzelnen oder im
ganzen von den Beförderungsanstalten des Landes ab-
hängen, die öftentliche Haltung ihnen gegenüber nicht,
wie erwartet werden könnte, von dem Gefühl der Mit-
wirkung und Hilfsbereitschaft, sondern von Mitstrauen,
Widerstreben und Feindseligkeit diktiert ist.“ —
„Iraurig und lang ist die Reihe der finanziellen
Zusammenbrüche und Enttäuschungen, aber nur eine
einzige glänzende fortlaufende Geschichte städtischen
Fortschritts und der Steigerung der Grund- und Boden-
werte begleitet die Verkehrsbestrebungen. Hie und da
hat eine glückliche Körperschaft überlebt, oft aber hatten
ihre schliefslichen Erfolge die Mifserfolge ärmerer
Unternehmungen auf sich zu nehmen, den Kredit für
den Umbau und die Neuausrüstung sowie den Betriebs-
ausfall von Bahnen zu gewähren, deren eigene finanzielle
Hılfsquellen versagten.“ —
„Während der letzten 14 Jahre, in denen die
elektrische Kraft an die Stelle der Pferde- und Dampf-
kraft getreten ist, ist von allen Teilen Brooklyns und
fernen Teilen von Queens durchgehender Verkehr nach
Manhattan eingerichtet worden; die Fahrpreise sind von
15, 18, 20 und 23 cents auf 5 cents und von 30 und
35 cents auf 10 cents herabgesetzt; in Wirklichkeit ist
ein allgemeines Umsteigerecht bei 5 cents-Fahrpreisen
über nahezu 500 Meilen Gleis bewilligt worden“ —- —-
„und während der letzten 12 Jahre, in denen ich“ —
fährt Williams fort, „selbst in dieser Entwicklung stehe,
hat sich die Brooklyner Bevölkerung um 400 000 Köpfe
vermehrt und der steuerpflichtige Wert des Grund-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
1
i
[No. 734] 29
besitzes hat um 500 Millionen Dollar zugenommen, was
nach dem Steuersatz von 1894 einen verfügbaren jáhr-
lichen Zuwachs der Stadteinkünfte von 14 Millionen
Dollar darstellt. Noch aber sehe ich nicht den ersten
Dollar, der an die Teilhaber der Gesellschaft gezahlt
werden soll, deren Kapital, Kredit und Verwaltung diese
Ergebnisse möglich gemacht haben. Wir sind in der
Tat die Opfer unserer eigenen Freigebigkeit! Die
städtische Wohlfahrt, die wir gefördert haben, ist unser
grofses Hindernis. Es müssen mehr Personen gefahren
werden, als mit genügender Sicherheit, Bequemlichkeit
und Beschleunigung befördert werden können. Wir
haben unsere Gleise umgebaut und erweitert, unseren
Wagenpark vergrölsert, unsere Kraftwerke vermehrt,
bis zur Grenze der Möglichkeit unsere öffentlichen
Pflichten erfüllt und daneben auch noch für unsere
privaten Interessen sorgen müssen.“ — Und Williams
schliefst mit dem scharten Appell: „Oh, dafs doch eine
Zeit klarköpfiger, rechtschaflener und rückgratfester
Männer in der öffentlichen Verwaltung erstände.“
Was die angeführten Punkte betrifft, so mache ich
auch noch aufmerksam auf die Umstände, die im Staate
New York zum Erlafs der ncuen Public Utilities Bill
geführt haben. Wo gewisse Mifsstände sich zeigen,
pflegt man in freiheitlich verwalteten Ländern schliefslich
zu Mafsregeln überzugehen, die ebenso, wie die Mifs-
stände selbst eine übertriebene Betonung erfahren, auch
in der Abwehr weit über das Ziel hinausschiefsen. Die
neue Bill ist eine Bill der Aechtung der öffentliche
Bedürfnisse erfüllenden Anstalten, unter denen die Ver-
kehrsmittel die wichtigsten sind.
Was ich anführte und der Blick auf die vorliegende
Tabelle zeigt, ist, dals wir über die Frage der Wirt-
schaftlichkeit der Schnellbahnen fernerhin nicht mehr
zur Tagesordnung übergehen können und dafs das Zu-
standekommen solcher Verkehrsmittel sich nicht sowohl
nach den Verkehrsbedürfnissen, als auch nach der
Möglichkeit richtet, dafs das Kapital, welches in solche
Unternehmungen gesteckt werden muls, eine be-
scheidene Rente findet, gleichviel, ob die Privat-
wirtschaft oder die Gemeindewirtschaft sich mit deren
Herstellung befafst. Die Privatwirtschaft ist durch Er-
fahrungen gewitzigt. Im Fall der Gemeindewirtschaft
würde eine Verkehrspolitik, die die Fragen der Wirt-
schaftlichkeit nicht genügend würdigen wollte, nur eine
um so beschleunigtere Dezentralisierung der Bevölkerung
herbeiführen, indem sie diese dazu treibt, in Gebieten
Zuflucht zu suchen, die zwar nicht mit den voll-
kommensten Schnellverkehrsmitteln gesegnet sind, in
denen sie sich dafür aber vor erhöhten Steueransprüchen
einigermalsen geborgen weils.
(l.ebhafter Beifall.)
Vorsitzender: Mcine Herren! Der Herr Vortragende
hat gehört, mit wie lautem Beifall Sie seinen Vortrag
begleitet haben. Ich möchte nur noch den Dank des
Vereins hinzufügen. Der Herr Vortragende hat uns
ausführlichen Aufschlufs gegeben über die Rentabilität
der städtischen Schnellbahnen, und das ist jetzt eine sehr
zeitgemafse Frage. Um so dankbarer sind wir, dafs
uns der Herr Vortragende in dieser Beziehung ein so
übersichtliches Bild gegeben hat.
Wünscht jemand noch an den Herrn Vortragenden
eine Frage zu richten? — Das ist nicht der Fall. Wir
können also diesen Gegenstand der Tagesordnung ver-
lassen.
Im Fragekasten befindet sich nichts.
Ich habe mitzuteilen, dafs die beiden Herren
Altmann und Bock mit allen 35 abgegebenen Stimmen
in den Verein aufgenommen worden sind.
Als Gäste haben wir heute zu begrüfsen Herrn
Dr. Mattersdorf, Ingenieur und Herrn Dietl, eben-
falls Ingenieur, beide eingeführt durch Herrn Pforr;
ferner Herrn Schriftsteller Dr. Dietzsch, Herrn Haupt-
mann a. D. May, beide Herren eingeführt durch Herrn
Petersen, Herrn Oberingenieur v. Hoven, eingeführt
durch Herrn Direktor Lerche, sodann Herrn Stadtrat
Bergmann, Schöneberg, eingeführt von Herrn Gross-
mann, ferner Herrn Ingenieur Helbling und llerrn
30 [No. 734] [15. Januar 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Direktor Rudloff, Berlin, eingeführt durch Herrn |
Birnbaum. Ich habe hier die Herren bereits begrülst
und hoffe, dafs auch sie mit Befriedigung den Vortrag
angehört haben.
Gegen den Bericht über die vorige Sitzung sind
Einwände nicht erhoben worden, der Bericht gilt also
als angenommen.
Ich schliefse hiermit die Sitzung.
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
Versammlung am 22. Oktober 1907
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr. Ina. Wichert - Schriftführer: Herr Geh. Kommissionsrat F. C. Glaser
(Mit 47 Abbildungen)
Der Vorsitzende eröffnet die Versammlung und be-
grüfst die Anwesenden.
Der Bericht über die Versammlung anı 24. Sep-
tember 1907 wird zur Einsichtnahme für die Mitglieder
ausgelegt.
Bezüglich der zur Besprechung eingegangenen
Bücher teilt der Vorsitzende mit, dafs diese den Herren
Interessenten in gewohnter Weise zugestellt werden.
Alsdann gibt der Vorsitzende davon Kenntnis, dafs
von Herrn Geheimen Baurat Schneider in Bad Harz-
burg auf das Glückwunschschreiben, welches ihm aus
Anlafs des 25jährigen Jubiläums des Abt'schen Zahnrad-
bahnsystems seitens des Vereins übermittelt worden
ist, ein Dankschreiben eingegangen ist.
Weitere geschäftliche Mitteilungen liegen
nicht vor.
Zur Aufnahme als Mitglied in den Verein
haben sich gemeldet die Herren: Adolf Buchter-
kirchen, Diplom - Ingenieur, Regierungsbau-
führer, Tegel b. Berlin, und Ernst Lunow,
Regierungsbaumeister a. D., Essen. Der Vor-
sitzende veranlafst die Abstimmung über die
Aufnahmegesuche.
Nunmehr erteilt der Vorsitzende Herrn
Regierungsrat Zweiling das Wort zu seinem
Vortrage über:
Elektrische Vollbahnen.
Herr Regierungsrat Zweiling: Meine Herren!
Eine der wichtigsten Fragen, mit denen sich
heutzutage die Bahntechniker beschäftigen
müssen, ist die Frage des elektrischen Betriebes
von Vollbahnen. Wenn es sich auch noch lange
nicht, vielleicht überhaupt nie um eine voll-
ständige Beseitigung des Dampfbetriebes handeln
wird, so steht doch fest, dafs der elektrische
Strom sehr energisch dem Dampf einzelne Ge-
und auch dieses nur mit einigen flüchtigen Strichen
skizzieren. Ich werde hierbei vieles erwähnen müssen,
was als Einzelheit Ihnen bereits bekannt ist, die
Zusammenstellung wird aber, wie ich annehme, der
Mehrzahl neu sein.
Wenn man mit Vollbahnen kurz alle diejenigen
Bahnen bezeichnet, die wesentlich gröfsere Zuggewichte
mit höheren Geschwindigkeiten zu befördern haben als
die Strafsenbahnen, so leuchtet ohne weiteres ein, dafs
von ihnen auch wesentlich gröfsere Energiemengen
verbraucht werden. Diese Energiemengen müssen im
Durchschnitt aufvielweiteren Wegen von der Erzeugungs-
stelle zur Verbrauchsstelle herangeschafft werden. Will
man diesen Faktoren Rechnung tragen, ohne die Speise-
Abb. 1.
biete streitig macht und sich voraussichtlich
in nicht all zu langer Zeit eine recht ansehn-
liche Position neben dem %4 Jahrhundert älteren
Bruder verschafft haben wird.
Noch vor etwa 8 Jahren konnte in diesem
Verein ein Vorschlag der Union Elektrizitäts-
Gesellschaft für die Elektrisierung der Berliner
Stadtbahn abgelehnt werden, dagegen hat der
vor kurzem von Herrn Professor Dr. Reichel
gemachte Vorschlag sicherlich die ernsteste Be-
achtung gefunden. Allerdings hat die Elektro-
technik auf dem Gebiete des Bahnbetriebes in der
kurzen Spanne Zeit von 8 Jahren ganz hervor-
ragende Fortschritte gemacht.
Die Elektrizitätsindustrie war gezwungen,
als die Elektrisierung der Strafsenbahnen ihrem
Ende entgegen ging, neue Absatzgebiete für
ihre Erzeugnisse zu suchen und demnach auch
der bis dahin wenig beachteten Frage des
elektrischen Betriebes von Vollbahnen volle Aufmerk-
sanıkeit zu schenken. Von allen Seiten und auf den
verschiedensten Wegen nahmen die Elcktriker das
Problem in Angriff und zahlreiche Lösungen liegen
nunmehr vor.
Ich will nun versuchen, Ihnen von diesen ver-
schiedenartigen Lösungen ein übersichtliches Bild zu
entwerfen. Selbstverstándlich werde ich mich hierbei
nur an das für den Praktiker Wissenswerteste halten
Aus zwei Motorwagen bestehender Zug der Gleichstrom-Vollbahn
Mailand -Porto Ceresio.
موو —
۱
0 سم
Wagenmotor GE 55 (General Electric Comp.).
leitungskupfermenge oder die Anzahl der Haupt- oder
Nebenkraftwerke ins Unerschwingliche zu erhöhen, dann
mufs man mit der Fahrleitungsspannung so hoch als
eben nur angängig hinaufgehen.
Da nun der Gleichstrommotor Spannungen über eine
bestimmte Höhe hinaus nicht vertragen kann, der
Spannungserhöhung also bald eine Grenze setzt, sah
man sich veranlafst, zunächst den Drehstrommotor in
einer für den Bahnbetrieb geeigneten Weise zu ent-
—
e - لور
sech RAR
r O IH
UNIVERSITY
[15. Januar 1908} GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 734] 31
wickeln und schliefslich den Einphasenwechselstrom- oder mehreren Zwischenwagen, zu einem Zuge ver-
Kollektormotor neu zu schaffen. einigt sind, sind mit je zwei Motoren G. E. 55 und mit
Wir kónnen also sámtliche elektrische Betriebsarten Zugsteuerung ausgestattet.
von Vollbahnen nach der Art der zur Verwendung | Abb. 1 zeigt einen aus zwei Motorwagen zusammen-
gelangenden Antriebsmotoren gruppenweise zusammen- gesetzten Zug, Abb. 2 den Antriebsmotor G. E. 55 und
fassen in Gleichstrombahnen, Drehstrombahnen und Abb. 3 den Schleifschuhstromabnehmer, der an Holz-
Einphasen-Wechselstrombahnen.
Abb. 3.
I. Gleichstrombahnen.
a) Gleichstrom von 500 bis 700 Volt in der
Fahrleitung und an den Motorklemmen.
Man ist anfangs vor der Uebertragung des
reinen Strafsenbahnsystems auf Vollbahnen
nicht zurückgeschreckt. Eine ganze Reihe von
Stadt- und Vorortbahnen (Berlin, Paris, London,
New York usw.) sind nach diesem System aus-
geführt worden und arbeiten auch zufrieden-
stellend. Bei derartigen Bahnen bleiben einer-
seits Zuggewichte, Geschwindigkeiten und Trans-
portlängen für die elektrische Energie immer
noch innerhalb solcher Grenzen, und ist anderer-
seits die Verkehrsdichte eine so grofse, dats
ein wirtschaftlicher Betrieb auch mit diesem
System in vielen Fällen noch möglich ist.
Eine Anlage mit der Strafsenbahn-Betriebs-
art, die nicht mehr als Stadt- oder Vorortbahn
bezeichnet werden kann, ist die Bahn Mailand—
Gallarate — Varese — Porto Ceresio der ita-
lienischen Mittelmcer-Eisenbahngesellschaft (kürz-
lich in den Besitz des italienischen Staates Schleifschuh am Motorwagen der Abb. ۰
Abb. 4.
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hauptsicherung
Alitzschutr
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t f Anlass 4 Widerstände TY Abochalrba re 2 ی
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II
Schaltungsschema des Motorwagens der Cöln —Bonner Kreisbahnen.
übergegangen). Die Bahn wird seit 1901 elektrisch | balken neben den Achslagern des Drehgestelles be-
betrieben und zwar ursprünglich auf 70 km, seit | festigt ist. l ۱
einiger Zeit auf 130 km Länge. Die älteren Motor- | Die Zugsteuerung ist die bekannte rein elektrische
wagen, von denen nur je einer einen ganzen Zug führt, Schützen-Zugsteuerung, die auch bei der Vorortbahn
sind mit je vier 160pferdigen Motoren der Bauart G.E.55 ` Berlin—Gr.Lichterfelde in Anwendung gekommen ist. Die
der General Electric Comp. (Union bezw. Allgemeine normale Geschwindigkeit der Züge beträgt 75, die
Elektrizitäts-Gesellschaft) ausgerüstet; die neueren gröfste 90 km/st. e
Wagen, die stets zu zweien, gegebenenfalls mit einem Der Betriebsstrom wird in einer vereinigten Dampf-
32 [No. 734] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [15. Januar 1908}
und Wasserkraftanlage erzeugt und als Drehstrom von | Die Rentabilitat der Anlage befriedigt anscheinend
12 000 Volt fünf auf der Strecke verteilten Unterstationen nicht. Es ist dies auch ohne weiteres einzusehen, wenn
zugeführt, in welchen er in Gleichstrom von 610 Volt man bedenkt, dafs jede der fünf Unterstationen mit
Drehumformern etwa dieselbe Bedienung erfordert wie
umgeformt wird.
ein selbständiges Kraftwerk.
Abb. 5.
$ y b) Höher gespannter
N of 3 er Gleichstrom in der Fahrleitung und
E $ 3 S NI an den Motorklemmen.
x S 5 N ei ei Dem Bestreben, die Aufwendungen für
Seege 1985 ——w1 ووو و رو Speiseleitungen und Unterstationen herab-
| zusetzen durch Erhöhung der Spannung
5 977۳ | ı des Gleichstromes in der Fahrleitung,
AAA setzte bisher der Kommutator des Gleich-
21 Wh E ات m Strommotors eine etwa bei 700 Volt liegende
۱ ı Grenze. Die Kurzschlufsströme, hervor-
— “ gerufen durch die zwei Nachbarsegmente
des Kommutators überbrückenden Bürsten,
verursachten bei höherer Spannung ein
gefährliches Funken. Neuerdings hat man
Stromleitungsschema der Bahn Tabor-Bechyn?. gefunden, dafs man durch den Einbau von
Abb. 6.
AT |
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1 ا تسس er
/ HGR E j i
EEE
ES
—
2
1
i
a
`
SI
7500 :
BE A A =
Motorwagen mit
zwei Drehgestellen
der Bahn
Tábor—Bechyne.
sogenannten Wendepolen zwischen
den Hauptpolen und die dadurch
erzeugten Hilfsfelder die Kurzschlufs-
ströme nahezu aufheben und das
Funken somit fast vollständig be-
seitigen kann. Auf diese Weise ist
es gelungen, Bahnmotoren für 1000
bis 2000, wohl auch bis 3000 Volt
Gleichstrom zu bauen.
Die Siemens - Schuckert Werke
haben die Rheinuferbahn (Cöln—
Bonn, 28 km Länge) mit 1000-voltigen
Gleichstrom - Wendepolmotoren aus-
gerüstet und zwar wird jeder Motor-
wagen (vierachsige Drehgestellwagen
Il. und III. Klasse) von zwei solchen
Motoren von 130 PS angetrieben.
Die Züge setzen sich zusammen aus
zwei Motorwagen und einem bis
zwei zwischengeschalteten Anhänge-
wagen und fahren mit einer Ge-
Drehgestell des Wagens Abb. 6. schwindigkeit bis 60 km/st. Die vier
[15. Januar 1908]
Motoren eines Zuges werden durch Schützenzugsteuerung
(Bauart Siemens-Schuckert Werke) vom Fúhrerstande
aus gesteuert; Abb. 4 zeigt das Schaltungsschema. Der
Strom wird der Oberleitung durch die Bügelstromab-
nehmer entnommen und úber die Blitzschutzdrosselspule
und die Hauptsicherung dem selbsttátigen Ausschalter
zugefúhrt. Falls dieser geschlossen ist, fliefst der
Strom úber die Ausschalterspule zum Schútz l.
Durch diesen kommt er nur nach dessen Ein-
schaltung hindurch. Die Einschaltung erfolgt
durch Erregung der zum Schütz I gehörigen
Elektromagnetspule 1 mittels eines Steuerstromes,
der vom Hauptstrome beim selbsttätigen Aus-
schalter abgezweigt und durch Einstellung des
Führerschalters geschlossen wird. Der Führer-
schalter besitzt auf einer Walze bewegliche Kon-
taktstücke, die in der Zeichnung abgewickelt ge-
zeichnet sind, und feste Kontaktfinger (2, 1, 2,
3 ...); stehen die beweglichen Kontaktstücke mit
ihrer Linie 1 unter den Kontaktfingern, dann ist
der Steuerstrom durch die Elektro-
magnetspule 1 des Schütz I ge-
schlossen und letzterer wird einge-
schaltet. Der Arbeitsstrom fliefst
dann über sämtliche Widerstände a
bis g und den Fahrtrichtungsschalter
zum Motor 1, aus diesem zum Schütz
IX, dessen Elektromagnetspule 9 in
der Stellung I des Führerschalters
ebenfalls erregt ist, da auch der
Finger 9 über ein bewegliches Kon-
taktstück mit dem unter Steuerstrom
stehenden Finger 3 des Fihrer-
schalters elektrisch verbunden ist.
Vom Schütz IX fliefst der Strom
über den Fahrtrichtungsschalter zum
Motor 2 und dann zur Erde. Die
beiden Motoren sind also in der
ersten Stellung des Führerschalters
in bekannter Weise über sämtliche
Widerstände in Reihe geschaltet.
In der Stellung 2 des Führerschalters
wird der Schütz II erregt und ge-
schlossen und dadurch die Wider-
standsstufe a—é abgeschaltet u. s. f.
In der Stellung 5 sind sämtliche
Widerstände abgeschaltet, die Mo-
toren arbeiten in reiner Reihen-
schaltung. Die Stellungen 6—10 sind
für die Parallelschaltung der Motoren
bestimmt, in den Stellungen 6—9
sind Widerstände vorgeschaltet, in
der Stellung 10 arbeiten die Motoren
in reiner Parallelschaltung.
Der Strom wird durch Ober-
leitung, die mittels doppelter Vielfach-
aufhängung von zwei Tragdrähten
getragen wird, zugeführt.
c) Dreileiternetz und Hinter-
einanderschaltung der Motoren.
Man kann auch die Fahrleitungs-
spannung von Gleichstrombahnen
erhöhen, ohne gleichzeitig die den
Motoren zugeführte Spannung zu
vergröfsern, indem man zwei Leitungs-
netze zu einem Dreileiternetz ver-
einigt und gegebenenfalls eine weitere
Teilung der Spannung durch Hinter-
einanderschaltung der Motoren vor-
nimmt.
In dieser Weise hat die Firma
Krizik in Prag die 24 km lange Bahn Tábor—Bechyne
ausgerüstet und auch vor kurzer Zeit Versuche auf der
Wiener Stadtbahn mit einer Lokomotive für 3000 Volt
Gleichstrom angestellt.
Abb. 5 zeigt das Stromleitungsschema der Strecke
Täbor-Bechyne. An die Stromerzeuger sind für jedes
Gleis zwei nebeneinander liegende Oberleitungen und
Tee. gg
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۱۱۱۱۱۱۷
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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۱۱۱۱۱۱۱
[No. 734] 33
die Schienen als Mittelleiter angeschlossen. Zwischen
den beiden Oberleitungen herrscht ein Potential von
2600 Volt, zwischen jeder Oberleitung und den Schienen
ein solches von 1300 Volt. Zwischen jeder der beiden
Oberleitungen und den Schienen liegen zwei dauernd
hintereinander geschaltete Motoren des mit 4 Motoren
Abb. 8,
. — - — Gleisachse.
Oberleitung.
Oberleitung in den Weichen der Bahn Tabor—Bechyné.
Abb. 9.
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Lokomotive der elektrischen Bahn St. Georges de Commiers—La Mure.
Abb. 10.
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Drehgestell mit zwei Motoren der Lokomotive Abb. 9.
ausgerüsteten Motorwagens, so dafs jeder Motor eine
Klemmenspannung von 650 Volt hat.
Abb. 6 gibt den neuesten Drehgestellmotorwagen
für diese Anlage wieder. Jede Achse wird von einem
40pferdigen Motor angetrieben. Die Walzenstrom-
abnehmer der Parallelogrammbauart sind gegeneinander
versetzt, so dafs jeder Abnehmer an einer Fahrleitung
i
4
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34 [No. 734]
Abb. 11.
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Abb. 12.
Oerlikon-Umformerlokomotive (Wechselstrom-Zuführung
und Gleichstrommotoren).
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Januar 1908]
positiven Oberleitungen, die gestrichelten
Linien die negativen an; die ausgezogenen
Doppellinien an den beiden Endpunkten
des Ueberleitungsstranges stellen Isolations-
stücke zur Führung des Stromabnehmers
beim Uebergange von der positiven zur
negativen Oberleitung und umgekehrt dar.
Wenn einer der beiden Stromabnehmer
eines Wagens an einem der beiden
Isolationsstücke anliegt, sind selbstver-
ständlich die an diese Stromabnehmer an-
geschlossenen Motoren stromlos, und es
arbeitet der andere Motorsatz allein. In
jeder sonstigen Stellung des Wagens er-
hält jeder Motorsatz die normale Spannung
von 1300 Volt.
In gleicher Weise ist die dem franzö-
sischen Staate gehörige Bahn von St. Ge-
orges de Commiers nach La Mure von
der Compagnie de L’Industrie électrique
et mécanique in Genf ausgeführt. Von
den 31 km Betriebslange dieser Bahn
liegen 25 km in 27 v. T. Steigung. Die Aufsenleiter
haben ein Potential von 2400 Volt, zwischen jedem
Aufsenleiter und dem Mittelleiter liegen zwei in Reihe
geschaltete Motoren, so dafs jeder Motor eine Klemmen-
spannung von 600 Volt erhalt. Abb. 9 zeigt eine Loko-
motive mit vier 125pferdigen Motoren der Bauart Thury.
Abb. 10 zeigt ein Drehgestell mit eingebauten Motoren,
Abb. 11 einen Motor. Die Lokomotive wiegt 50t und
vermag Züge von 100 t Gewicht (ausschliefslich Loko-
motivgewicht) mit einer Geschwindigkeit von 22,5 km/st
auf der Steigung zu befördern.
d) Beliebig hochgespannter Gleichstrom oder
ein- oder mehrphasiger Wechselstrom in der
Fahrleitung und Umformung im Fahrzeug.
Bei der Dreileiteranordnung und Hintereinander-
schaltung der Motoren kann man mit der Fahrleitungs-
spannung immer nur bis zu einem praktisch beschränkten
Vielfachen der Motorspannung gehen. Unabhängig wird
die Fahrleitungsspannung von der Motorspannung, ebenso
Abb. 13.
St
Y +
A Oe
= 77
3¥ A á
AL
GR
MI MY
Schaltungsschema der Umformerlokomotive Abb. 12.
K = Kontaktleitung GG = Gleichstromgenerator AW = Anlaßwalze (erste Schalter-
St = Stromabnehmer E = Erregerdynamo walze)
B = Blitzschutzapparate T = Transformator WU = Umschaltwalze (zweite
H = Hochspannungsschalter An = Anlasser Schalterwalze)
A = Amperemeter MP = Vacuum-Elektropumpe MI MU MUI MIN = Achsentrieb-
V = Voltmeter MV = Mitteldruck-Elektro-Ventilator motoren
WG = Wechselstrommotor GR = Geschwindigkeitsregulator S = Schienen
schleifen kann, ohne die andere zu berühren. Abb. 7
zeigt ein Drehgestell mit eingebauten Motoren.
Die Führung der Oberleitungen in den Weichen
gibt die Abb. 8 wieder. Die strichpunktierten Linien
deuten die Gleisachsen, die ausgezogenen Linien die
die Gattung des Fahrleitungsstroms von der Gattung des
Motorstromes, wenn im Fahrzeuge ein Umformer mit-
geführt wird, der den beliebig hochgespannten Gleich-
oder Wechselstrom der Fahrleitung in Gleichstrom der
dem Motor zuträglichen Spannung umwandelt.
[15. Januar 1908]
Die Maschinenfabrik Oerlikon in Oerlikon bei Zürich
hat ein derartiges System (Ward Leonard-Oerlikon)
praktisch ausgebaut und eine Lokomotive seit 2 bis
3 Jahren auf der Strecke Wettingen— Affoltern der
schweizerischen Bundesbahnen in anstandslosem Betrieb.
Die Lokomotive hat ein Adhäsionsgewicht von etwa
45 t und entwickelt bei Geschwindigkeiten von 36 bis
70 km/st Zugkráfte von 4000 bis 600 kg. Der Betriebs-
strom wird als einphasiger Wechselstrom von 15 000 Volt
und 15 Perioden der Fahrleitung entnommen, dem in
der Lokomotive untergebrachten Umformer, bestehend
aus einem Asynchronmotor mit Kurzschlufsanker, einem
Gleichstromgenerator und einer Erregermaschine, zu-
geführt, von diesem in Gleichstrom von 900 Volt Spannung
umgewandelt und vier Gleichstrommotoren zu 95 PS
zugeleitet. Die vier Motoren sind dauernd zu je zwei
hintereinander und die Gruppen parallelgeschaltet. Das
Anfahren und die Geschwindigkeit werden geregelt
durch Einschalten von Widerständen in die Erreger-
stromkreise des Gleichstromgenerators und der Antriebs-
motoren. Die Regelung gestaltet sich also sehr einfach,
ohne Verluste in Umschaltwiderständen; aber der Um-
Abb. 14.
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100 KW-Umformer.
former verzehrt für sich dauernd einen Teil der Energie,
er wiegt etwa 15t und kostet etwa 30 000 M. Abb. 12
zeigt die Lokomotive. Je ein Motorsatz sitzt zwischen
zwei Achsen, die Motorkurbeln sind mit je zwei Trieb-
radkurbeln gekuppelt. Als Stromabnehmer dient ein
federndes Metallrohr (Rutenstromabnehmer Bauart
Oerlikon), das mittels Druckluft in jede beliebige Lage
eingestellt werden kann.
Abb. 13 zeigt das Schaltungsschema. Der aus der
Fahrleitung A entnommene Wechselstrom wird über
den Hochspannungsschalter Æ dem Motor WG des Um-
formers zugeführt. Sobald die Anlafswalze 4W mit
ihren festen Kontaktfingern auf den beweglichen
Kontaktstücken der Reihe V liegt, wird die Erreger-
maschine Z angeschlossen. Stellung IV der Anlafs-
walze ist die Betriebsstellung, durch sie werden die
Antriebsmotoren Ml bis IV an die Gleichstromdynamo
GG des Umformers angeschlossen, Stellung VI ist
Ausschaltstellung. UW ist die Umschaltwalze, ihre
Stellung bestimmt die Fahrtrichtung. Wenn die Um-
schaltwalze je nach der gewünschten Fahrtrichtung
Stellung IV gebracht worden ist, erfolgt die weitere
Regelung durch die Widerstandsregler GR.
Die Société Egyptienne d’Electricité in Paris hat
ein áhnliches System praktisch ausgebildet, zu einem
Versuchsbetrieb ist es anscheinend noch nicht ge-
kommen. Auf der Ausstellung in Mailand war eine
Lokomotive der Gesellschaft ausgestellt. Eine Abbildung
war nicht zu erhalten. Immerhin ist die Ausbildung
des Umformers sehr interessant, so dafs einige Be-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
auf Stellung II oder III und die Anlafswalze auf
[No. 734] 35
merkungen über ihn gerechtfertigt sind. Während der
Oerlikon-Umformer liegend angeordnet ist, ist der Um-
former der Société Egyptienne stehend angeordnet,
wodurch eine beträchtliche Raumersparnis erzielt, auch
die Unterbringung in einem Motorwagen ermöglicht
wird. Der Wechselstrommotor ist mit dem Gleichstrom-
generator zu einer Maschine vereinigt. Abb. 14 zeigt
einen 100 KW-Umformer (für Lichtbetrieb) im Schnitt,
Abb. 15 einen 150 KW-Umformer in Ansicht, Abb. 16
den Verlauf der magnetischen Kraftlinien im Umformer.
Der Ständer eines asvnchronen Motors ist nach Art
Abb. 15.
Verlauf der magnetischen Kraftlinien im Umformer.
eines Gleichstromankers gewickelt und mit einem
Kollektor versehen, der Kollektor steht also ebenfalls
fest. Die Wicklungen des Ständers werden durch den
Stromabnehmer an das Wechselstromnetz angeschlossen.
Die im Ständereisen erzeugten magnetischen Kraftlinien a
(Abb. 16) schliefsen sich teils durch den inneren ge-
schlossenen Ring a des Ständers, teils durch den ring-
förmigen Läufer e, dessen Wicklungen mit Gleichstrom,
abgezweigt von dem aus dem Umformer gewonnenen
Gleichstrom, gespeist werden. Infolgedessen wird dieser
Ring e synchron (mit dem Puls des zugeführten Wechsel-
stromes) in Umlauf gesetzt. Mit dem Ringe e sind die
Kollektor-Bürsten mittels einer übergeschobenen hohlen
36 [No. 734]
Welle und des Bürstenhalters fest verbunden; die
Bürsten drehen sich also um den feststehenden Kollektor
synchron mit dem im Kollektor pulsierenden Strom und
entnehmen aus dem Kollektor den Strom als Gleichstrom,
der mittels Schleifringe, feststehenden Bürsten und den
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Januar 1908]
wagen durch seine gröfsere Anpafsfähigkeit, namentlich
in kleineren Betrieben mit geringem Personenverkehr,
überlegen gezeigt. Ein bemerkenswertes Beispiel bieten
die Arader und Csanäder Vereinigten Eisenbahnen, die
schon vor mehreren Jahren die Anzahl der gemischten
entsprechenden Verbindungsleitungen den Antriebs- (Personen- und Güter-) Züge herabgesetzt, dafür eine
motoren zugeleitet wird. Anzahl kleiner Dampftriebwagen-Züge für Personen-
Abb. 17.
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Benzinelektrische Lokomotive, Bauart H. Pieper.
e) Selbständige Triebwagen.
Schliefslich kann man allen Schwierigkeiten der
äufseren Stromzuführung aus dem Wege gehen, indem
man den elektrischen Strom zur Speisung der den Zug
antreibenden Motoren in den Motorwagen oder Loko-
motiven selbst erzeugt. Auf dieser Grundlage bcruhte
auch die Heilmann-Lokomotive, die vor mehr als
10 Jahren in Frankreich auf Hauptbahnen in längerem
Versuchsbetriebe gestanden, sich aber nicht bewährt hat.
Der einfache Dampftriebwagen hat sich in gewissen
Fällen der Dampflokomotive mit angehängten Personen-
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Benzinelektrischer Wagen der Arad-Czanäder Eisenbahn von 70 PS.
|
verkehr eingeführt und
dadurch die Einnahmen
trotz starker Herab-
setzung der Tarife
wesentlich gehoben
haben. Seit einiger Zeit
hat die genannte Ge-
sellschaft die Dampf-
triebwagen zum Teil
durch benzinelektrische
Wagen ersetzt und da-
mit gute Erfolge erzielt.
Herr Baurat Guillery
‚hat über diese Wagen
in Glasers Annalen
schon mehrfach berich-
tet, so dafs ich mich auf
kurze Bemerkungen be-
schränken kann.
Abbildung 17 zeigt
einen benzinelektrischen
Wagen Bauart de Dion
& Bouton von 70 PS,
von welchen die Arad-
Csanäder Eisenbahnen
8 Stück (neben einer
gröfseren Anzahl kleinerer Wagen) in Betrieb haben. Ein
vierzylindriger Benzinmotor (70 PS) treibt eine unmittel-
bar mit ihm gekuppelte Verbund-Gleichstromdynamo,
deren Magnetfeld durch einen im Führerabteile unter-
gebrachten Regelungswiderstand geregelt wird; der
erzeugte Gleichstrom wird über einen Fahrschalter
üblicher Bauart den beiden die Wagenachsen antreibenden
Gleichstrommotoren zugeführt; die Umlaufzahl der
Motoren wird wie bei Strafsenbahnen durch Widerstände
und Reihen-Parallel-Schaltung mittels des Fahrschalters
geregelt. Der Wagen wiegt 16,4t und fährt mit einem
[15. Januar 1908} GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 734] 31
Anhängewagen (Gesamtzuggewicht 35 t) mit einer
Geschwindigkeit von 55 km/st oder mit 4 Anhängewagen
(Gesamtzuggewicht 57 t) mit 35 km/st.
Wesentlich gúnstiger als bei dieser Bauart werden
die Belastungsverhältnisse des Benzinmotors, wenn
parallel zur Dynamomaschine cine Pufferbatterie ge-
schaltet wird. ۱
Dies ist geschehen bei der in der Abb. 18 schematisch
dargestellten, sehr bemerkenswerten benzinelektrischen
Lokomotive Bauart Pieper, ausgeführt von der Compagnie
internationale d’Electricite in Lüttich. Ein vierzylindriger
Benzinmotor treibt unmittelbar eine Gleichstromdynamo,
die gemeinsame Welle kann elektromagnetisch mit dem
Wendegetriebe e und dadurch mit dem auf der Zwischen-
triebwelle sitzenden Zahnrad gekuppelt werden. Parallel
zur Dynamomaschine liegt eine Pufferbatterie (links in
der Abbildung).
Der Benzinmotor, die Dynamomaschine und die
Batterie arbeiten in folgender Weise zusammen: Ist die
Dauerleistung des Benzinmotors gröfser, als zur Fort-
bewegung des Zuges erforderlich ist, so wird die über-
6100. - - - - - >
za
schüssige Energie durch die Dynamomaschine in e
elektrische Energie umgesetzt und diese der Batterie gg
zugeführt; reicht aber die Dauerleistung des Benzin- E SE
motors zur Fortbewegung des Zuges (z.B. beim Anfahren) `
nicht aus, so wird der Batterie die fehlende Energie
zum Antreiben der dann als Motor laufenden und den
Benzinmo:tor unterstützenden Dynamomaschine ent-
nommen. Die Dynamomaschine läuft also entweder als
Stromerzeuger oder als Motor oder aber — bei der
normalen Fahrt in der Ebene — unbelastet.
Die Belastung des Benzinmotors bleibt selbst bei
stark wechselnden Beanspruchungen annähernd unver-
ändert, was gerade für die gegen schwankende
Belastungen empfindlichen Benzinmotoren von grolser
Wichtigkeit ist.
Je nach Erregung der Seite ac oder dd der elektro-
magnetischen Kuppelung (die Elektromagnetscheiben «
und A sitzen fest auf der durchgehenden Welle, die
Scheiben c und d sind mit je einem Kegelrade des
Wendegetriebes e fest verbunden und sitzen lose auf
der Welle) fährt die Lokomotive nach der einen oder
anderen Seite. Bei Erregung der Elektromagnetscheibe /,
welche fest am Gehäuse sitzt, wird das Getriebe
gebremst.
Die Fahrgeschwindigkeit wird durch Aenderung der | ۳1
Erregung der Dynamomaschine geregelt. Sämtliche 1 it ۳۳ eg
Schaltungen erfolgen mittels eines einzigen Handhebels. | :
Neuerdings hat Pieper vorgeschlagen, den Benzin-
motor und die Dynamomaschine mittels der durch Rad |
und Schiene ohnehin vorhandenen Reibungskupplung
zu verbinden. Der Benzinmotor arbeitet dann unmittelbar | ۱ |
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Abb. 19.
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auf eine Lokomotivachse und die Dynamomaschine auf
die andere Achse.
Die Preufsisch-Hessische Staatseisenbahnverwaltung | |
hat einen dem Arad-Csanäder Wagen im wesentlichen Si
entsprechenden benzinelektrischen Motorwagen der | |
Allgemeinen Elektrizitats-Gesellschaft in Auftrag gegeben = rj
und will daher ebenfalls mit derartigen Wagen Versuche = | |
anstellen. |
Ferner hat die Staatseisenbahnverwaltung bereits | |
eine Reihe von reinen Akkumulatorwagen auf Eisenbahn-
strecken in der Umgebung von Mainz in Betrieb
genommen’ und weitere (etwa 60) solche Wagen den
drei grofsen deutschen Elektrizitátsgesellschaften (All- A gr:
gemeine Elektrizitats-Gesellschaft, Siemens-Schuckert- (o
Werken und Felten & Guilleaume-Lahmeyer-Werken) in un
Bestellung gegeben. Abb. 19 zeigt zwei dieser zu einem U Kees /
Doppelwagen nach Art der Berliner Stadtbahnwagen re
kurz zusammengekuppelten Wagen. Die beiden Mittel- ۳
achsen des Doppelwagens werden von je einem Motor AX
angetrieben. Leber den Laufachsen sind (aufserhalb des |: بو(
Wagenkastens) die Akkumulatoren in besonderen Kästen d ۳4
untergebracht... In der Seitenansicht ist der linke Kä
Akkumulatorkasten geschlossen und der rechte geöffnet | |
dargestellt. E
(Forts. folgt.)
darmirtreme
A). A. te
Akkumulator-Doppelwagen.
38 [No. 734]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Januar 1908]
Neues schweizerisches Bundesgesetz betreffend die Erfindungspatenie
vom 2ı. Juni 1907
von L. Glaser, Regierungsbaumeister a. D. Patentanwalt Berlin
Am 1. Dezember 1907 ist für die Schweiz das
neue Patentgesetz vom 21. Juni 1907 in Kraft getreten.
Es werden für neue gewerblich verwertbare
Erfindungen Erfindungspatente erteilt und zwar Haupt-
patente oder Zusatzpatente. Die Patente werden dem
Urheber oder dessen Rechtsnachfolger erteilt; die Rechte
des Urhebers bei Entnahme sind nach Artikel 16 im
Wege der Nichtigkeitsklage oder innerhalb dreier Jahre
durch Abtretungsklage (Artikel 20) geltend zu machen.
Vom Patentschutz ausgeschlossen sind nach Artikel 2
l. Erfindungen, deren Verwertung den Gesetzen
oder den guten Sitten zuwiderlaufen würde;
2. Erfindungen von chemischen Stoffen, sowie
Erfindungen von Verfahren zur Herstellung solcher
chemischer Stoffe, welche hauptsächlich zur Er-
nährung von Menschen oder Tieren bestimmt sind;
3. Erfindungen von auf anderem als chemischem
Wege hergestellten Arzneimitteln, Nahrungs-
mitteln und Getränken für Menschen oder Tiere,
sowie Erfindungen von Verfahren zur Herstellung
solcher Erzeugnisse;
4. Erfindungen von Erzeugnissen, welche durch
Anwendung nicht rein mechanischer Verfahren
zur Veredlung von rohen oder verarbeiteten Textil-
fasern jeder Art erhalten werden, sowie von der-
artigen Veredlungsverfahren, soweit als diese Erfin-
dungen für die Textilindustrie in Betracht ۰
Während nach dem früheren schweizerischen
Patentgesetz vom 29. Juni 1888 nur durch Modelle
darstellbare Erfindungen schutzfähig waren, lälst das
neue Gesetz auch den Schutz von gewerblich verwert-
baren Erfindungen allgemein, also auch von Verfahren
zu. Nach dem neuen Gesetz (Artikel 50) werden alle
vor Beginn der Wirksamkeit des neuen Gesetzes
vorhandenen noch nicht erloschenen oder nichtig
erklärten Patente, also auch die provisorischen Patente,
sowie alle zu dieser Zeit noch nicht erledigten Patent-
gesuche für durch Modelle darstellbare Erfindungen so
behandelt, wie wenn am Tage des Inkrafttretens des
Gesetzes vollkommene Modelle vorhanden wären. Es
gibt somit nach dem 1. Dezember 1907 für die Schweiz
keine provisorischen Patente mehr und alle zur Zeit
des Inkrafttretens des Gesetzes noch provisorischen
Patente und auch die Patentanmeldungen werden ohne
weiteres und ohne Leistung des Modellausübungs-Nach-
weises definitive Patente.
Verfahren aller Art, sowohl mechanische, als auch
chemische Verfahren, sowie die Ausführungsmittel
besonderer Art (Einrichtung, Maschine, Werkzeug oder
dergl.) sind patentfähig (Art. 26, Abs. 3). Ist aber das
neue Erzeugnis ein chemischer Stoff, so ist nur ein
Patentanspruch für das Verfahren zulässig, obwohl der
Patentanspruch auch die Kennzeichnung des neuen
Stoftes enthalten mufs. (Art. 2, Abs. 2 und Art. 26,
Abs. 4.) Nach Art. 6 darf ein Patent nicht mehrere
Erfindungen enthalten. Insbesondere dürfen Patente
für Erfindungen von Verfahren zurllerstellung chemischer
Stofte je nur eın Verfahren zum Gegenstand haben, das
unter Verwendung ganz bestimmter Ausgangsstoffe zu
einem einzigen Endstoff führt. Bei chemischen
Verfahren für Herstellung eines neuen Stoffes sind bei
Anmeldung des Patentes Proben des erhaltenen neuen
chemischen Stoffes zu hinterlegen; überdies können
Proben der Ausgangsstofte hinterlegt werden (Art. 26,
Abs. 6). Auch in anderen Fällen, wo die stoffliche
Zusammensetzung des Erzeugnisses in Betracht kommt,
können nach Art. 26, Abs. 7 Proben dieses letzteren
oder des Ausgangsmaterials hinterlegt werden. Ucber-
dies kann der Bundesrat gestatten, auch Erzeugnisse,
bei welchen es auf die stoffliche Zusammensetzung
nicht ankommt, als Belegstúcke für die Erfindungen
bestimmter Industrien zu hinterlegen.
Nach Artikel 14 kann der Inhaber eines Haupt-
patentes für die llerstellung eines chemischen Stoffes
ein Zusatzpatent für eine Erfindung crhalten, nach
welcher im Verfahren des Hauptpatentes die Ausgangs-
stoffe durch Aequivalente ersetzt sind, sofern der End-
stoff des zweiten Verfahrens in seiner Verwendbarkeit
dem Endstoft des ersten ähnlich ist.
Zusatzpatente können nach Artikel 15 in Haupt-
patente verwandelt werden, wobei den neuen Haupt-
patenten auch Zusatzpatente beigefügt werden können;
die Dauer kann jedoch gegenüber der 15jährigen Dauer,
vom ursprünglichen Hauptpatent an gerechnet, nicht
verlängert werden. Die längste Dauer der Haupt-
patente beträgt nach Artikel 16 vom Tage der Patent-
anmeldung ab gerechnet 15 Jahre, während sie für
chemische Verfahren zur Herstellung von Arzneimitteln
auf 10 Jahre beschränkt ۰
Nach Artikel 18 kann nach Ablauf des dritten
Patentjahres jedermann, der ein Interesse nachweist,
beim Gerichte die Klage auf Löschung des Patentes
stellen, falls die Erfindung bis zur Anhebung der Klage
im Inlande (der Schweiz) nicht in angemessener Weise
ausgeübt wird und der Patentinhaber dies nicht durch
ausreichende Gründe rechfertigt. Der Bundesrat kann
die Bestimmung, dafs die Ausführung der Erfindung im
Inlande stattfinden mufs gegenüber Staaten, die Gegen-
rechte gewähren, aufser Kraft setzen. Hiernach bleibt
das Uebereinkommen zwischen dem Deutschen Reich
und der Schweiz bezüglich des gemeinsamen Ausübungs-
gebiets auch für die Zukunft bestehen. Das schweize-
rische Patentgesetz vom Jahre 1888 hatte keine Aus-
übungspflicht vorgesehen und das neue schweizerische
Patentgesetz vom Jahre 1907 bietet auch in seinen Ueber-
gangsbestimmungen keine Handhabe, wonach die nach
dem alten Gesetz erteilten Patente von den Ausübungs-
bestimmungen des neuen Gesetzes entbunden wären.
Die Patente werden nach Artikel 3 ohne Gewähr-
leistung des Worhandenseins, des Wertes oder der
Neuheit der Erfindung er.cilt. Gemäfls Artikel 27
Absatz 4 soll das Amt den Patentwerber darauf auf-
merksam machen, wenn cs findet, dafs eine Erfindung
nicht neu ist; es bleibt dem Patentwerber überlassen,
ob er nach einem solchen Bescheid (avis préalable)
seine Anmeldung aufrecht erhalten, abändern oder
zurückziehen will. Nach Artikel 27 ist das Amt be-
rechtigt, unter Angabe von Gründen Patentgesuche
zurückzuweisen, welche nicht gewerblich verwertbare
oder gemáls Artikel 2 von der Patentierung aus-
geschlossene Erfindungen betreffen, oder welche nicht
einheitlich (Art. 6) sind, oder nicht im Zusatzverháltnis
stehen (Art. 14) oder welche nicht den im Artikel 26
oder in der Vollziehungsordnung enthaltenen Be-
stimmungen entsprechen. Gegen diese Zurückweisung
ist gemáls Artikel 28 innerhalb 2 Monaten Beschwerde
an den Bundesrat zulässig, welcher nötigenfalls nach
Anhörung von Sachverständigen endgültig entscheidet.
Der Patentinhaber kann nach Artikel 19 auf das Patent
unter Wahrung der Einheit teilweise verzichten. Gemäfs
Artikel 29 Absatz 2 kann vor Eintragung des Patentes
der Gesuchsteller beantragen, das ursprüngliche Anmelde-
datum durch ein beliebiges spáteres, dem Tage der
Antragstellung jedoch nicht nachgehendes Datum zu
ersetzen. Der Patentwerber kann nach Artikel 31
Absatz 4 verlangen, dafs die sein Patent betreffende
Patentschrift nicht vor Ablauf eines Jahres, vom Tage
der Patentanmeldung ab gerechnet, veröffentlicht werde.
Durch die Artikel 36 und 37 sind die Prioritäts-
rechte auf Grund des internationalen Unionsvertrages
und des Ausstellungsschutzes gewährt und die Vor-
benutzungsrechte gutgläubiger Vorbenutzer in solchen
Fällen anerkannt. Unter Bezug auf den Unionsvertrag
oder Ausstellungsschutz können nach dem 1. Dezember
1907 auch für solche Verfahren und Erfindungen noch
Patente nachgesucht werden, welche früher ın der
Schweiz nicht patentierbar waren, 12 Monate nach der
Anmeldung im Ursprungslande bezw. 6 Monate nach
der Zulassung zur Ausstellung in der Schweiz an-
gemeldet werden.
[15. Januar 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 734] 39
Verschiedenes
Bekanntmachung.
Dic Regierungsbaumeister, die im Jahre 1902 die zweite
Ilauptprüfung bestanden haben, sowie die Regierungsbau-
führer, die in dieser Zeit die häusliche Probearbeit eingereicht,
nachher die zweite Hauptprüfung jedoch nicht bestanden
haben, oder in die Prüfung nicht eingetreten sind, werden
aufgefordert, die Rückgabe ihrer für die Prüfung eingereichten
Zeichnungen nebst Mappen und Erläuterungsberichten usw.
zu beantragen. Die Probearbeiten, deren Rückgabe bis zum
l. April 1908 nicht beantragt ist, werden zur Vernichtung
veräufsert werden.
In dem schriftlich an uns zu richtenden Antrage sind
auch die Vornamen und bei denen, die die zweite Haupt-
prüfung bestanden haben, das Datum des Prüfungszeugnisses
anzugeben. Die Rückgabe wird entweder an den Verfasser
der Probearbeit .oder an dessen Bevollmächtigten gegen
Empfangsbestätigung erfolgen; auch kann die kostenpflichtige
Rücksendung durch die Post beantragt werden.
Berlin, den 2. Dezember 1907.
Königliches Technisches Ober-Prüfungsamt.
G. No. 1663. Schroeder.
Berichtigung. In dem Aufsatz: „Die Leistungsfähigkeit der `
Lokomotiven usw.“ von Geh. Regierungsrat Professor Frank
in Hannover mufs es auf S. 15, linke Spalte, Zeile 16, 19 u. 25
von unten statt „auf Blatt 1“ „auf der Textabbildung* heifsen.
Geschäftliche Nachrichten.
Die größte Lokomobile der Welt. In der Zeit der inter-
nationalen Rekords dürfte es interessieren, dafs die gröfste
bislang gebaute Lokomobile deutschen Ursprungs ist, und
zwar ist sie von der bekannten Firma R. Wolf, Magdeburg-
Buckau, gebaut worden. Beiliegendes Flugblatt zeigt eine
Abbildung dieser Riesenlokomobile, die auch in wirtschaft-
licher Beziehung alle Wettbewerberinnen,
maschinen, Dampfturbinen usw. weit hinter sich láfst. Es
sei hierbei daran erinnert, dafs R. Wolf die hinsichtlich der
Verringerung des Kohlenverbrauchs so überaus erfolgreiche
Ueberhitzung des Dampfes zuerst bei Lokomobilen ange-
wendet hat.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Kaiserl. Regierungsrat und Mitgliede
des Patentamts der ständige Mitarbeiter im Kaiserl. Patent-
amt Reg.-Baumeister a. D. Martin Wens.
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem Post-
baurat Winckler in Dresden, der Charakter als Geh.
Regierungsrat dem Mitglied des Kaiserl. Patentamts
Regierungsrat Brelow und dem ständigen Mitgliede des
Reichsversicherungsamts Regierungsrat Platz.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Ernannt: zum Intendantur- und Baurat der Militär-
bauinspektor Baurat Wellroff von der Intendantur des V.
Armeekorps, sowie zu Militärbauinspektoren die Reg.-Bau-
meister Ernst in Berlin unter Ueberweisung als techn. Hilfs-
arbeiter zur Intendantur des XVI. Armeekorps und Behnen
in Sensburg unter Ueberweisung als techn. Ililfsarbeiter zur
Intendantur des ۱۷۱11. ۰
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem Inten-
dantur- und Baurat Kneisler von der Intendantur des II.
Armeekorps und beim Ausscheiden aus dem Dienst dem
Militärbauinspektor Baurat Arendt in Rendsburg;
der Charakter als Baurat mit dem persönl. Range der Räte
IV. Klasse den Militärbauinspektoren Steinebach, Schlitte
und Boettcher in Coblenz I bezw. Spandau II und Dt.-Eylau.
wie Dampf- `
۱
۱
Militárbauverwaltung Sachsen.
Ernannt: zum Militärbanmeister der
Farber bei der Pulverfabrik Gnaschwitz.
Etatmafsig angestellt: als Betriebsleiter bei der
Artilleriewerkstatt Dresden unter Ernennung zum Militär-
baumeister der Reg.-Baumceister Müller.
Betriebsleiter
Militarbauverwaltung Württemberg.
Ernannt: zum Intendantur- und Baurat der charakteri-
sierte Baurat Schneider, Vorstand des Militárbauamts I
Ludwigsburg.
Angestellt: in der württembergischen Militärbau-
verwaltung der Militarbauinspektor Werner, bisher in Kgl.
preufs. Diensten.
Uebertragen: die Vorstandsstelle des Militárbauamts Il
Ludwigsburg dem Militärbauinspektor Werner.
Versetzt: der Militárbauinspektor charakterisierte
Baurat Holch von der Vorstandsstelle des Militarbauamts H
in diejenige des Militärbauamts I Ludwigsburg.
Preufsen.
Ernannt: die Reg.-Baumeister Burkowitz in Berlin
zum Maschinenbauinspektor im Techn. Bureau der Wasser-
bauabt. des Minist. der öffentl. Arbeiten, Schindowski in
Breslau zum Landbauinspektor im Geschäftsbereich der
dortigen Regierung, Wilhelm Schmidt in Hoya zum Wasser-
bauinspektor im Geschäftsbereich der Weserstrombauver-
waltung und Neufeldt zum Wasserbauinspektor in Memel;
zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Bauführer Fritz Landsberg
und Kurt Heilfron, beide aus Berlin, Hermann Lipp aus
Königshütte, Kreis Beuthen O.-S., Friedrich Bartel aus May-
gunischken, Kreis Gumbinnen (Maschinenbaufach), Alfred
Pückel aus Giefsen, Albert Weikusat aus Gumbinnen, Kurt
Risch aus Berlin, Walter Loycke aus Münster i. W., Albert
Ritter aus Grofs-Menow, Kreis Neu-Ruppin, Martin Luther
aus Königs-Wusterhausen, Kreis Teltow (Eisenbahnbaufach),
Fritz Linsenhoff aus Dingelstedt, Kreis Heiligenstadt (Wasser-
und Strafsenbaufach), Ernst Hanneck aus Harburg, Ludwig
Weinmann aus Berlin, Otto Huhn aus Giefsen und Hermann
Kallmeyer aus Hamburg (Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat den Reg.-
und Bauräten Diestel in Berlin, Hensch in Frankfurt a. d. O.,
König in Kassel und Horn in Minden;
der Charakter als Baurat mit dem persönl. Range der
Räte vierter Klasse den Bauinspektoren Mangelsdorff in
Hannover, Anschütz in Danzig, den Kreisbauinspektoren
Wieprecht in Homberg, Georg Schultz in Itzehoe, dem Land-
bauinspektor Freytag in Merseburg, den Wasserbauinspektoren
Windschild in Tilsit, Otto Hagen in Hannover, Mundorf in
Dirschau, Wix in Berlin, Römer in Magdeburg, Winter in
Birnbaum und Haesler in Eberswalde;
der Charakter als Baurat den Privatarchitekten Reg.-
Baumeistern a. D. Reimer und Körte in Berlin und dem im
Techn. Bureau der Hochbauabt. des Minist. der óftentl.
Arbeiten bisher beschäftigten Dr. Conring;
ferner die Stelle des Vorstandes der Eisenbahnbetriebs-
inspcktion 1 in Hohensalza dem Reg.- und Baurat Albert
Menzel, bisher Vorstand der Eisenbahnbetriebsinspektion 2
daselbst.
Uebertragen: den Eisenbahn-Bau- und Betricbs-
inspektoren Knoblauch in Saarbrücken die Wahrnehmung
der Geschäfte eines Mitgliedes der Kgl. Eisenbahndirektion
in St. Johann-Saarbrücken und Peter Hildebrand in St.
Johann-Saarbrücken die Wahrnehmung der Geschäfte des
Vorstandes der Eisenbahnbetriebsinspektion 3 in Saarbrücken.
, Zur Beschäftigung überwiesen: die Reg.-Bau-
meister Erich Ruthe der Kgl. Eisenbahndirektion in Kassel,
Pückel der Kgl. Eisenbahndirektion in Hannover (Eisenbahn-
baufach), Rosenberger dcr Kgl. Verwaltung der Märkischen
Wasserstrafsen in Potsdam und Buchwald der Kgl. Weichsel-
40 INo. 734]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Januar 1008)
strombauverwaltung in Danzig (Wasser- und Strafsenbau-
fach), Steiabrink der Kgl. Eisenbahndirektion in Essen a.d. R.,
Reitsch dem Kgl. Polizeipräsidium in Berlin und Hunger der
Kgl. Regierung in Wiesbaden (Hochbaufach).
Versetzt: der etatmäfsige Professor an der Techn.
Hochschule in Aachen Dr.-Ing. Georg Stauber in gleicher
Eigenschaft an die Techn. Hochschule in Berlin;
die Reg.- und Bauräte Heller, bisher in Köln, als Mitglied
der Kgl. Eisenbahndirektion nach Münster i. W., Fidelak,
bisher in Hirschberg, als Vorstand der Eisenbahrbetriebs-
inspektion nach Sorau, Dietrich, bisher in Hohensalza, als
Vorstand der Eisenbahnbetricbsinspektion nach Simmern und
Prior, bisher in Simmern, als Vorstand der Eisenbahn-
betriebsinspektion I nach Saarbrücken;
die Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren Wehde,
bisher in Bremen, als Mitglied (auftrw.) der Kgl. Eisenbahn-
direktion nach Berlin, Krausgrill, bisher in Saarbrücken, als
Mitglied (auftrw.) der Kgl. Eisenbahndirektion nach Königs-
berg i. Pr., Hahnzog, bisher in Lüneburg, als Mitglied (auftrw.)
der Kgl. Eisenbahndirektion nach Erfurt, Vater, bisher in
Magdeburg, als Mitglied (auftrw.) der Kgl. Eisenbahndirektion
nach Köln, Robert Köhler, bisher in Sorau, als Mitglied
(auftrw.) der Kgl. Eisenbahndirektion nach Bromberg, Mellin,
bisher in Düsseldorf, als Mitglied (auftrw.) der Kgl. Eisen-
bahndirektion nach Berlin, Nikolaus Schröder, bisher in
Dortmund, als Vorstand der Eisenbahnbetriebsinspektion 1
nach Düsseldorf, Johannes Fischer, bisher in Bremen, als
Vorstand (auftrw.) der Eisenbahnbetriebsinspektion nach
Angerburg, Pistor, bisher in Dirschau, als Vorstand der
Eisenbahnbetriebsinspektion nach Lüneburg, Holland, bisher
` in Rastenburg, als Vorstand der Eisenbahnbetriebsinspektion 2
nach Hohensalza, Kraefft, bisher bei den Eisenbahnabt. des
Minist. der öffentl. Arbeiten, als Vorstand (auftrw.) der
Eisenbahnbetriebsinspektion 1 nach Magdeburg, Metzel, bisher
in Jena, als Vorstand (auftrw.) der Eisenbahnbetriebs-
inspektion 1 nach Dirschau, Fahl, bisher in Frankfurt a. M.,
als Vorstand (auftrw.) der Eisenbahnbetriebsinspektion nach
Salzwedel, Zander, bisher in Essen a. d. R., als Vorstand
(auftrw.) der Eisenbahnbetriebsinspektion I nach Dortmund,
Borishoff, bisher in Oppeln, als Vorstand (auftrw.) der
Eisenbahnbetriebsinspektion 1 nach Bremen, Henske, bisher
in Goldap, zur Kgl. Eisenbahndirektion nach Königsberg i. Pr.,
Struve, bisher in Montjoie, zur Eisenbahnbetriebsinspektion |
nach Aachen, Franz Behrens, bisher in Duisburg, zur Kgl.
Eisenbahndirektion nach Essen a. d. R., William Wolff, ۲ ۰
in Erfurt, zur Eisenbahnbetriebsinspektion 2 nach Breslau,
Verlohr, bisher in Hannover, nach Bischofsburg als Vorstand
der daselbst neu errichteten Eisenbahnbauabt. und Liebetrau,
bisher in Erfurt, zur Eisenbahnbetriebsinspektion nach Jena,
der Landbauinspektor Hüter, bisher in St. Johann-Saar-
brücken, zur Kgl. Eisenbahndirektion nach Essen und der
Wasserbauinspektor Oppermann von Hannover nach Berlin
in das Techn. Bureau der Wasserbauabt. des Minist. der
öftentl. Arbeiten;
die Reg.-Baumeister des Eisenbahnbaufaches Offenberg,
bisher in Essen a. d. R., in den Bezirk der Kgl. Eisenbahn-
direktion in Bromberg, Krumka, bisher in Boppard, in den
Bezirk der Kgl. Eisenbahndirektion in Kassel und Jaehn,
bisher in Bromberg, zum Kgl. Eisenbahn-Zentralamt nach
Berlin.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Reg.-Baumeistern Ernst Doepner in
Königsberg i. Pr. (Maschinenbaufach), Matthias Reumann in
Fürstenwalde (Wasser- und Strafsenbaufach) und Adolf
Zeller in Darmstadt (Hochbaufach).
Aus dem Staatsdienste ausgeschieden: auf ihren
Antrag die Landbauinspektoren Stubbe in Stettin und Kanold
in Berlin.
Bayern.
Ernannt: zum Bauamtsassessor bei dem Kgl. Strafsen-
und Flufsbauamte Bamberg der Reg.-Baumeister Adolf
Baumann bei der Kgl. Obersten Baubehórde und zum Bau-
Í
|
amtsassessor extra statum der áufseren Bauverwaltung unter
Fortdauer seiner Verwendung am Kgl. Hydrotechn. Bureau
der Reg. -Baumeister Siegfried Kurzmann am genannten
Burcau.
Befördert: die Direktionsassessoren Julius Wunder in
München zum Direktionsrat bei der Bauinspektion Weiden,
Johann Philipp Huber zum Oberbauinspektor bei der Eisen-
bahndirektion in München, Friedrich Miller zum Direktions-
rat bei der Neubauinspektion in Passau, Adolf Kohlborn
zum Obermaschineninspektor im Staatsminist. für Verkehrs-
angelegenheiten und Adolf Kummer in Nürnberg zum
Direktionsrat bei der Maschineninspektion Nürnberg II sowie
der Kulturingenieur Joseph Mayr am او ۰
Bureau zum Kreiskulturingenieur bei diesem Bureau.
Verliehen: der Titel und Rang eines Kgl. Reg.- und
Kreisbaurates den Kgl. Bauamtmännern Otto Hartmann und
Adolf Specht, beide am Kgl. Hydrotechn. Bureau.
In den Ruhestand versetzt: ihrem Ansuchen ent-
sprechend der Bauamtsassessor Gebhard Zerwick in Bamberg
auf die Dauer eines Jahres und der Direktionsrat August
Rexroth in Weiden auf die Dauer eines halben Jahres.
Berufen: zu Direktionsräten bei dem Baukonstruktions-
amte der Staatseisenbahnverwaltung in München der Ober-
bauinspektor Johann Göllner und der Obermaschineninspektor
Michael Friedrich.
Seiner Bitte entsprechend von seiner Funktion
enthoben: der Privatdozent für Kunstgeschichte an der
allgemeinen Abt. der Kgl. Techn. Hochschule München
Dr. Siegfried Graf v. Pückler und Limpurg.
Sachsen.
Ernannt: zum Geh. Baurat und Vortragenden Techn.
Rat im Finanzminist. der Techn. Hilfsarbeiter im Finanzminist.
Oberbaurat Oswald Schmidt, zum Finanz- und Baurat und
Mitglied der Generaldirektion der Staatseisenbahnen der
Hilfsarbeiter bei der genannten Generaldirektion Baurat
Frießner;
zum aulseretatmäfsigen aufserordentl. Professor der
Privatdozent an der Techn. Hochschule in Dresden Dr. phil.
Rudolf Dietz. l
Verliehen: der Titel und Rang als Finanz- und Baurat
in Gruppe 1 der IV. Klasse der Hofrangordnung dem ersten
Vorstande bei der Eisenbahnwerkstätteninspektion Chemnitz
Baurat Harz und der Titel und Rang als Baurat in Gruppe 14
der IV. Klasse der Hofrangordnung dem zweiten Vorstande
bei derselben Eisenbahnwerkstätteninspektion Bauinspektor
Kluge.
Baden.
Ernannt: zum Kollegialmitglied bei der Generaldirektion
der Staatseisenbahnen der techn. Referent beim Minist. des
Grofsherzogl. Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten
Oberbaurat Edwin Kräuter und zum Reg.-Baumeister der
Ingenieurpraktikant Max Brunner aus Dinglingen.
Zugeteilt: der Bahnbauinspektion . Bruchsal der Reg.-
Baumeister Max Brunner.
Versetzt: die Reg.-Baumeister Hermann Ganz bei der
Generaldirektion der Staatscisenbahnen zum Minist. des
Grofsherzogl. Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten,
Otto Markstahler bei der Bahnbauinspektion Il in Karlsruhe
zur Generaldirektion und Leopold Weniger in Freiburg nach
Mannheim; letzterer ist mit der Leitung des Baubureaus für
den Landesgefängnisneubau daselbst betraut worden.
° Auf sein Ansuchen aus dem Staatsdienst ۰
lassen: der Vorstand der Bezirksbauinspektion Achern,
derzeitige Leiter des Baubureaus für den Landesgefängnis-
neubau, Bezirksbauinspektor Alfred Luce in Mannheim.
Gestorben: Gch. Baurat Grünhagen, zuletzt Direktor
des vormaligen Kgl. kisenbahnbetriebsamts in Essen a. d. R.,
Geh. Baurat Hermann Krause, frúher Reg.- und Baurat beim
Kgl. Polizeipräsidium in Berlin, der Präsident der Eisenbahn-
direktion Augsburg Albert Jäger und Geh. Oberbaurat Böhlk
in Oldenburg, Vortragender Rat im Staatsministerium.
Selbatverlag des Herausgeliers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin.
Druck von Gebrüder Grunert, Berlın.
(1. Februar 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 735] 41
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin
Versammlung am 12. November 1907
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor a. D. Wirklicher Geheimer Rat ۲.۰۱۱۱۱ Schroeder
Schriftführer: Herr Geheimer Baurat Diesel
(Mit 15 Abbildungen)
Vorsitzender: Meine Herren! Ich eröffne die Sitzung.
Bevor wir in unsere Tagesordnung eintreten, habe ich
der Verluste zu gedenken, die der Verein durch den
Tod von Mitgliedern erlitten hat. Wieder haben wir
den Verlust von drei Mitgliedern zu beklagen.
Am 15. Oktober, an seinem 80. Geburtstage, ver-
schied zu Erfurt Herr Regierungs- und Baurat Julius
Reps, seit 1873 Mitglied unseres Vereins. Reps war
am 15. Oktober 1827 in Oberdorla bei Mühlhausen
geboren und bestand nach der vorgeschriebenen Aus-
bildung im Jahre 1855 die staatliche Baumeisterprüfung.
Er ist dann bei den Preufsischen Staatsbahnen ununter-
brochen in verschiedenen Stellen tätig gewesen, die
letzten ‚zwölf Jahre als Direktor des Eisenbahn-
betriebsamtes in Allenstein, in welcher Stellung er
infolge seiner reichen Erfahrungen besonders er-
spriefslich wirken konnte. Im Jahre 1895 trat er in
den Ruhestand. Während seines Aufenthaltes in
Berlin von 1872 bis 1876, in welcher Zeit er Ober-
betriebsinspektor der Niederschlesisch-Märkischen Eisen-
bahn und dann Staatskommissar für den Bau der Bahnen
Oels—Gnesen, Berlin—Dresden und Posen—Kreuzburg
war, trat er unserm Vereine bei. Er hat itm dauernd
ein reges Interesse bewiesen und es ihm auch später
erhalten.
Am 20. Oktober starb zu Mainz Herr Regierungs-
und Baurat Max Kaupe im 54. Lebensjahre, seit dem
Jahre 1899 Mitglied des Vereins. Auch Kaupe, der am
14. Februar 1854 zu Dortmund geboren war, widmete
sich dem Preufsischen Staatseisenbahndienste, nachdem
er im Jahre 1885 zum Regierungsbaumeister ernannt
. worden war. Zunächst bei der Kgl. Eisenbahndirektion
in Magdeburg, Hannover und Berlin bei Neubauten
beschäftigt, wurde er Ende 1902 als Vorstand der
Betriebsinspektion in Dortmund bestellt. Nachdem er
diese wichtige Inspektion mehrere Jahre unter recht
schwierigen Verhältnissen mit grofsem Erfolge ver-
waltet, wurde er 1906 unter Ernennung zum Regierungs-
und Baurat zum Mitgliede der Kgl. Eisenbahndirektion
ın Essen (Ruhr) befördert und in diesem Jahre in
gleicher Eigenschaft nach Mainz versetzt. Dort hat ein
frühzeitiger Tod seinem ertolgreichen Wirken ein plötz-
liches Ende bereitet. Kaupe nahm fortgesetzt ein reges
Interesse an unseren Vereinsbestrebungen und war
während seines Aufenthaltes in Berlin ein regelmäfsiger
Besucher unserer Versammlungen.
Am 6. November verschied zu Wiesbaden, wo er
Erholung von einem in Südwestafrika erlittenen Eisen-
bahnunfall suchte, Herr Baurat Alfred Gaedertz im
54. Lebensjahre, seit 1899 Mitglied unseres Vereins.
Gaedertz wurde am 27. Juni 1854 zu Manchester in
England geboren, wo sein aus Lübeck stammender
Vater als Kaufmann ansäfsig war. Seine Erziehung
und Ausbildung erfolgte in Stuttgart und dort hit er
auch die Prüfung als Württembergischer Regierungs-
baumeister bestanden. Nach kurzer Beschäftigung bei
der Zentralverwaltung der Württembergischen Staats-
bahnen ging Gaedertz ins Ausland und war nachein-
ander in Rumänien, Mazedonien und Anatolien bei den
dortigen Eisenbahnen als ausführender und leitender
Ingenieur tätig. Seine Leistungen auf diesem Gebiete
lenkten auf ihn die Aufmerksamkeit der deutschen
Finanzkreise, die sich nach der Besitzergreifung von
Kiautschou um die Konzession der dem deutschen
Reiche vorbehaltenen Erbauung von Eisenbahnen in
der chinesischen Provinz Schantung bewarben. Nach-
dem Gaedertz im Jahre 1898 diese Provinz behufs
Erkundung der Eisenbahn Tsingtau—T'si-Nan-Fu bereist
hatte, wurde er bei der Errichtung der Schantung-
Eisenbahn-Gesellschaft zum technischen Mitgliede ihres
Vorstandes erwählt, und in dieser Stellung hat er dem
Unternehmen vermöge seiner ausgedehnten Erfahrungen
und durch sein umfangreiches Wissen und Können die
erspriefslichsten Dienste geleistet, die auch durch
Ernennung zum Königlichen Baurat vom Staate anerkannt
wurden. Als die Otavi-Mincn- und Eisenbahngesellschaft
im Jahre 1903 den Bau einer Bahn von Swakopmund
nach Tsumeb und die Ausbeutung der Kupfererzlager
bei diesem Orte in Angriff nahm, trat Gaedertz unter
Beibehaltung seiner Stellung bei der Schantunggesell-
schaft zugleich in den Dienst der Otavigesellschaft als
Vorsitzender ihres Vorstandes. Auch in dieser Stellung
hat er sich durch die Energie, mit der er zur Durch-
führung des Bahnbaues unter den schwierigsten Ver-
hältnissen — bald nach dem Beginn des Baues brach
der Herero-Aufstand aus -— mitgewirkt hat, in hohem
Grade um unser südwestafrikanisches Schutzgebiet ver-
dient gemacht. Neben dieser umfassenden Berufstätigkeit
hat Gaedertz die deutsche Kolonialarbeit in Wort und
Schrift, namentlich als Mitglied der deutschen Kolonial-
gesellschaft und des kolonialwirtschaftlichen Komitcs
vielseitig und nachhaltig gefördert und in allen Kreisen,
mit denen er in Berührung trat, den wohltuenden
Eindruck einer ungewöhnlich tatkräftigen und zugleich
freundlich-liebenswürdigen Persönlichkeit hinterlassen.
Auch an den Bestrebungen unseres Vereins hat er
stets lebhaften Anteil genommen, und vielen von uns
wird noch der lichtvolle Vortrag in Erinnerung sein,
den Gaedertz über die Schantung-Eisenbahnen vor
einigen Jahren im Verein hielt.
Ihm, wie den beiden anderen verstorbenen Mit-
gliedern werden wir im Verein ein dauerndes Andenken
bewahren. i
Ich bitte Sie, sich zu Ehren der Entschlafenen
von Ihren Sitzen zu erheben. (Geschieht.) —
Meine Herren! Der Bericht über die vorige Sitzung
liegt hier aus. Etwaige Einwendungen dagegen bitte
ich bis zum Schlufs der Sitzung anzumelden.
Eingegangen ist neben den regelmäfsigen Eingängen
ein Schreiben des Vereins Deutscher Ingenicure. Dieses
Schreiben lautet folgendermalsen:
Verein Berlin (NW. 7), Mitte Oktober 1907.
deutscher Ingenicure. Uharlottenstraße 43.
Der Verein deutscher Ingenieure hat beschlossen,
seine Arbeiten am Technolexikon einzustellen,
weil das Werk sich über alles Erwarten umfang-
reich herausgestellt hat, und weil die Kosten, die
erforderlich sein würden, um es in der vor-
gesehenen Zeit zu vollenden, die dem Verein für
diesen Zweck zur Verfügung stehenden Geldmittel
überschreiten.
Alle Briefe und Zusendungen, die das Techno-
lexikon betreffen, sind nunmehr an den Unter-
zeichneten Verein deutscher Ingenieure zu richten;
Adresse: Berlin (NW. 7), Charlottensstrafse 43.
Für die Förderung, die Sie dem Technolexikon-
Unternehmen in so freundlicher Weise haben
angedeihen lassen, sagen wir Ihnen wiederholt
unseren verbindlichsten- Dank.
Hochachtungsvoll
Verein deutscher Ingenieure:
i. A.
Der Dircktor: Th. Peters.
Meine Herren! Es ist sehr zu bedauern, dafs dieses
vielversprechende Unternehmen eingestellt werden
mufste und infolgedessen nicht anzunehmen ist, dals in
nächster Zeit dem gewifs dringenden Bedürfnis, ein
42 [No. 735]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
D
(1. Februar 1908]
solches Nachschlagebuch zu erhalten, Rechnung ge-
tragen werden wird.
Ferner sind eingegangen vom Professor Wegele-
Darmstadt ein Sonderdruck der von ihm verfafsten
Beiträge für Heusinger’s Eisenbahnkalender für 1908.
Die betreffenden Schriften liegen hier aus.
Den Einsendern darf ich hier den Dank des
Vereins aussprechen.
Zur Aufnahme in den Verein hat sich gemeldet
Herr Altmann, Geh. Regierungsrat und Vortragender
Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vorge-
schlagen durch die Herren Schroeder und Breusing.
Dann Herr Gottlieb Bock, Major, Lehrer für das
Eisenbahnwesen an der Militärakademie, vorgeschlagen
von den Herren Oberst v. Werner und Oberstleutnant
v. Leipzig. In der nächsten Sitzung wird über die
Aufnahme dieser beiden Herren abgestimmt werden.
Heute haben wir abzustimmen über die Aufnahme
des Herrn Geh. Regierungsrat Professor Dolezalek
als einheimisches Mitglied, vorgeschlagen von den
Herren Buchholtz und A. Blum, sowie über die Auf-
nahme des Herrn Finanzassessor Walter Schieck in
Dresden als auswärtiges Mitglied, vorgeschlagen von
den Herren Kemmann und Diesel.
Ich bitte nunmehr Herrn Regierungsbaumeister
Schubert, den ich zugleich als Gast begrúfse, den uns
angekündigten Vortrag zu halten:
Was können wir aus dem Bahnbau
Daressalam—Morogoro lernen?
Ich erteile Herrn Schubert das Wort.
Herr Regierungsbaumeister Schubert (als Gast):
Meine Herren! Am 9. Oktober d. J. ist der erste
Personenzug von Daressalam nach Morogoro gefahren.
Nach Ueberwindung vieler grofser Schwierigkeiten ist
der Bahnbau soweit gediehen, dafs der Tag der Betriebs-
eröffnung nicht mehr fern ist. Es würde zu lange
Das ungesunde tropische Klima bringt es leider
mit sich, dafs in der Beamtenschaft fast aller tropischen
Unternehmungen ein ständiger, starker Wechsel herrscht.
Deswegen ist es meines Erachtens um so notwendiger,
dafs jeder sachverständige Ingenieur die von ihm im
Ausland gemachten Erfahrungen für seine Nachfolger
nutzbringend in der Heimat verwertet. Ich glaube
dieser Pflicht durch meinen Vortrag zu genügen und
bitte Sie, alles Folgende von diesem Standpunkt aus zu
betrachten und zu beurteilen.
Die Linie Daressalam—Morogoro war ursprünglich
als die Anfangstrecke der zentralafrikanischen Bahn
gedacht, die weiterhin die Orte Kilossa, Mpapua, Kili-
matinde, Tabora und schliefslich Udjidji erreichen sollte.
1895 vereinbarte die Kolonialabteilung mit der
Deutschen Bank und der Deutsch Ostafrikanischen
Gesellschaft, unter Leitung eines zu gründenden Komitees
die Vorarbeiten für eine Zentralbahn von der Küste
nach dem Seengebiet ausführen zu lassen. Die Vor-
arbeiten wurden sofort begonnen und 1896 lag der
erste Entwurf für eine 75 cm-spurige Bahn bis Morogoro
vor. Die weiteren Verhandlungen zerschlugen sich und
erst durch das Gesetz vom 31. Juli 1904 wurde der Bau
einer Bahn von I m Spurweite von Daressalam nach
Morogoro als Stichbahn bewilligt. Das Reich über-
nahm eine Zinsgarantie von 3 pCt. für das Anlagekapital
von 21 Millionen Mark und gewährleistete die Rück-
zahlung der jeweils gelosten Anteilscheine mit 120 pCt.
Der auf dieser Grundlage gebildeten Ostafrikanischen
Eisenbahngesellschaft wurden besondere Land- und
Minenrechte übertragen. Das Reich ist an dem Gewinne
der Gesellschaft beteiligt und erhält nach 88 Jahren die
Bahn schuldenfrei und unentgeltlich zugeeignet.
Der Bau der Bahn ist von der Gesellschaft der
Firma Holzmann u. Co. in Frankfurt a. M. übertragen
worden. ۱
Nach dem Vertrage soll die Spurweite 1 m betragen.
Die stärkste Langsneigung der Bahn soll nicht mehr
38° 30" 39°
Malsstab. | | = |
part ER ۱ EA (0
AA حص T a =
۳ وب ۱ ۱ z < N =
— Neue Linie ausgeführt U K H W E R E w e ی
6°30 Wäi تسه = A B i A ~ > 9
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38° Ostl.Lange von Greenwich
4
39*
Die Eisenbahn Daressalam— Morogoro.
dauern, wollte ich Ihnen ein vollstándiges Bild von der
Baugeschichte der Bahn geben; auch will ich dem Leiter
des Baues darin nicht vorgreifen.
Doch es stellt der Bau einer Tropenbahn dem
Ingenteur eine solche Fülle neuer Aufgaben, dafs es
mich drängt, Ihnen, einem Kreise von Sachverständigen,
einige davon zur näheren Erörterung und Lösung mit-
zuteilen. Also nicht um Kritik zu üben, sondern
lediglich um das allgemeine Interesse für unsere Kolonien
und insbesondere für deren technische Fragen zu
wecken und zu vertiefen, rede ich zu Ihnen.
als 30 %o0 betragen, tunlichst aber auf 25 goe beschränkt
werden. Der Halbmesser der Krümmungen soll in der
Regel nicht kleiner als 100 m gewählt werden; nur da,
wo sich der Anwendung dieses Mafses erhebliche, nur
mit grofsem Kostenaufwand zu beseitigende Hindernisse
entgegenstellen, ist ausnahmsweise die Anwendung eines
kleineren, bis auf 60 m herabgehenden Halbmessers
zulässig. Die Breite des Bahnkörpers soll auf freier
Strecke mindestens 3,5 m betragen.
Der Oberbau . soll so kräftig sein, dafs er einer
bewegten Radlast von 4t bei 40 km Fahrgeschwindigkeit
[1. Februar 1908]
mit Sicherheit Widerstand leistet. Die
Fahrschiene mufs bei einem Abstand der
eisernen Querschwellenmitten von 75 cm
eine bewegte Radlast von 4۷۰ t mit Sicher-
heit tragen können. Für die Bettung ist
durchlässiger Kies oder Steinschlag zu
verwenden.
Soweit die Vertragsbedingungen, wie
sie uns für das Folgende hauptsächlich
interessieren.
Die älteste Trace der Morogorobahn
umging die Puguberge nördlich und sah
den Anschlufs von Bagamojo vor, das für
den Handel mit Zanzibar bis dahin von
wesentlich gröfserer Bedeutung als Dares-
salam war. Es mufsten aber die besseren
Landungs- und Hafenverhältnisse Dares-
salams für den Ausgangspunkt einer
zentralafrikanischen Bahn mafsgebend
werden, und so geht die zweite Trace
von Daressalam aus und wendet sich
südlich um die Puguberge. Die Länge
der ersten Linie war auf 257 km ohne
den Anschlufs an Bagamojo, die der
zweiten Linie auf 220 km ermittelt.
Letztere überschritt die Pafshöhe der
Puguberge in einer Höhe von 244 und
260 m mit einer dazwischen liegenden
verlorenen Steigung von 56 m.
Herr Geheimrat Bormann drang trotz
des Widerspruches verschiedener Landes-
kundigen immer wieder darauf, im Msim-
basital einen kürzeren Weg durch die
Puguberge zu suchen. In der Tat ge-
lang es endlich Herrn Regierungs-Bau-
meister Schmidt im Jahre 1903 durch
die bisher noch von keinem Europäer
betretene Wildnis der Puguberge eine
Trace zu finden, durch welche die Linie
Daressalam—Morogoro auf 209 km ab-
gekürzt wurde. Diese endgültige Linie
folgt also zunächst dem Msimbasi, über-
schreitet die Puguberge in einer Höhe
von 194,45 und 195,90 m; das dazwischen
liegende verlorene Gefälle beträgt nur
44,45 m. Der südlichen Trace gegen-
über ist dadurch die Ueberwindung einer
Höhe von insgesamt 125,15 m erspart.
Unsere Linie überschreitet in diesem
Sattel den Mpijiflufs und fällt nach einer
nochmaligen kurzen Steigung von der
Kammhöhe der Puguberge an fast un-
unterbrochen bis zum Ruvu oder Kingani.
Das Tal dieses Flusses ist rund 4 km
breit und wird auf einem Damm mit 488
laufenden Metern Brückenöffnungen über-
schritten. Dann steigt die Bahn allmäh-
lich an, überschreitet den Ngerengere
bei km 148 in 3 mal 32 m-Brücken und
schlängelt sich den Lukonde entlang
durch die Ausläufer der Uluguruberge
nach Morogoro (Abb. I und 2).
Diese Linie ist mit Neigungen bis
zu 25 Vo auch in Kriimmungen traciert
und weist eine Anzahl verlorener
Steigungen auf. Auf 209 km Länge
fallen, soweit ich das habe feststellen
können, 61 verlorene Steigungen von
einer Gesamtlänge von 18,17 km oder
8,7 pCt. der ganzen Linie mit einer Ge-
samthöhe von 216,17 m. Als verlorene
Steigungen sind dabei nur solche ge-
rechnet, die dem natürlichen Hauptgefälle
oder der Steigung der einzelnen Gelände-
abschnitte entgegengerichtet sind.
Gerade bei dieser Frage der Zu-
lassung verlorener Gefälle und steiler
Neigungen leuchtet ein, wie wichtig es
für das Bahnunternehmen sein mufs, von
vornherein Klarheit darüber zu haben,
-0103010w-—wejesssieq uyequasıq Jap a]yosıduaur
‘P1 UOH 000 006 : 1 ‘P1 uadur]
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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44
was aus der Bahn werden soll:
(No 735]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
eine kurze Stich-
bahn oder der erste Teil einer grofsen Ueber-
landbahn, und welches Vertrauen man in das Ein-
flufsgebiet der Bahn setzen darf. Denn danach mufs
sich natürlich die Entscheidung richten, wie weit man
der Ersparnis an Baukosten zuliebe die verlorenen
Gefälle und steilen Neigungen mit ihrer Betriebsver-
teuerung in Kauf nehmen darf. Etwas mehr Kolonial-
optimismus wird hier, glaube ich, gute Früchte tragen.
In der nachstehenden Uebersicht sind die wichtigsten
Angaben über die Steigungs- und Krümmungsverhältnisse
zusammengestellt.
im Trocknen ausgehoben werden.
auf einer grofsen Wiese aufgestellt werden.
[1. Februar 1908]
Das Lehrgerúst
konnte im Trocknen auf ebener Erde, scheinbar mitten
Bei einem
plötzlichen Regenguís zu Beginn der kleinen Regenzeit
dagegen wurden eiserne Rollwagen und volle Cement-
fässer 50 bis 100 m weit von der Baustelle fortgetrieben.
Peilungen und Geschwindigkeitsmessungen können
natürlich nur vorgenommen werden, wenn die Flüsse
Wasser führen.
an das Flufsbett
da das
Gerade dann aber ist es oft unmöglich,
heranzukommen,
schwemmungsgebiet oft mehrere 100 m breit ist.
Ueber-
Die
hdchsten Hochwassergrenzen sind gleichfalls nur selten
Uebersicht über die Steigungs- und Krümmungsverhältnisse der Eisenbahn
Daressalam—Morogoro.
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91 RER 2,315 | 23,70] 6,25| 7
bis 38 |194,45| 17 |+ 93,678 551] — 23 #150| 3,1 | 45 | 26,1 275 6,874 | 40,5
(k 37)
38 > |
bis 42,6 [161,90 | 46|— 32,55] 71 | — | 20 Jıso| 31 | 45 | 23,1 | 24,5 | 0,825 | 11,90] 17,94] 3 | 2,583 | 56,2 | Abstieg in das Tal
(km 42) des Mpiji.
42,6
bis 44,5 |195,90 | 1,9|+ 34,001 17,9 | — 20 7150] 3,1 | 45 | 23,1] 5 : 0 0,792 | 41,7
(km 43)
44,5 l |
bis 86 | 30,40 | 41,5 |— 165,50 4,0 25 24 200 22 3 26,2 | 27,0 8,030 | 99,35 | 19,35 | 28 [10,578 | 25,5 | Abstieg zum Ruvu.
(km 76,2)
88,5 er |
bis 93,8 | 8350| satt 53,110] 10.0 | — | 17 500] os 1,0 | 17,8] 180 — = o | — | 0,802 | 15,1
(kın 89,8)
93,8 |
bis 98,1 | 57,60] 4,3|— 25,908 6,0 20 18 200 2,2 3 20,2 21 0,550 | 3,80] 12,79] 2 | 0,404 9,4
(km 94,3)
98,1
bis 136,1 {233,70 | 38,0 |+176,10f 4,6 15 — — + = — 0,850 | 6,20 2,24 2 | 4,432 | 11,7
(km 128) |
136,1 ER |
bis 142,7 |177,00| 6,6 |— 56,70] 8,6 - 25 300 1,4 1,8 | 26,4 26,8 I 0,630 | 5,75] 9,55 4 | 2,855 | 43,2 | Abstieg zum
(km 139) Ngerengere.
142,7
bis 204,2 [520,27 | 61,5] 343,27] 5,6 — 25 100 8۰ 8 30 34 4,908 | 65,47] 8 15 ۱۱8,885 | 30,7
(km 186)
204,2
bis 209 [497,7 | 4,8|— 22571 4,7] — | 20 2001 222۱ 3 22,2 | 23 e Tse - - | 2,2221| 46,4 | Abstieg nach
(km 207) | Morogoro,
X+ ۱447| 788,12] 5,45 | 18,17 216,17] 8,7 | 61 | 52,5 | 25 | Von 209 km liegen
darunter 170,4 km (81,4 pCt.)
2-—=| 61,8 303,22 4,9 | nur 14,1 km mit im Auftrag.
> 301 m Halbmesser.
Ich möchte hierbei bemerken, dafs nach den auch
von anderer Seite gemachten Beobachtungen die Be-
rechnung des Krümmungswiderstandes aus der Formel
e Ich halte die Formel
— 20
450 pees a,
50 für richtiger.
zu kleine Werte ergibt.
Was nun die Tracierung in technischer Beziehung
angeht, so möchte ich darauf hinweisen, dafs es in
Afrika sehr schwierig ist, selbst auf verhältnismäfsig
ebenem Gelände, die richtige Trace zu finden, da Busch
und Dickicht auch auf der Höhe der Berge fast jede
Aussicht und Orientierung verhindern (Abb. 3). Andrer-
seits hängt die Güte der Vorarbeiten natürlich auch von
der Zeit und den Mitteln ab, die man dem Unternehmer
zur Verfügung stellt. |
Aehnliches gilt hinsichtlich der Bemessung der
Brückenweiten. Die Durchflufsweite mufs in den meisten
Fällen aufs Geratewohl geschätzt werden. Zur Ab-
schätzung der Niederschlagsgebiete fehlt meist jeder
Anhalt. Das breite, flache Tal, das man in der heifsen
Jahreszeit durchschreitet, ohne die Spur eines Wasser-
laufes zu bemerken, kann zur Regenzeit ein Strom
sein, der Bäume mit sich fortreifst. Beim Bau der
32 m-Brücke über den Mpiji z. B. konnten die Fundamente
zu ermitteln. Der Ruvu z. B. hat zwar an der Kreuzungs-
stelle mit der Bahn ein scharf eingeschnittenes Bett von
etwa 30 m Breite; sein Ueberschwemmungsgebiet ist
dort aber etwa 4 km breit.
der erforderlichen Durchflufsweiten bei
überbrückungen ist sehr schwer,
Die richtige Bemessung
und
solchen Tal-
selbst
die
Schätzungen erfahrener Ingenieure weichen oft be-
deutend von einander ab.
Wie unzugänglich und unübersichtlich das Gelände
ist, erhellt noch aus Folgendem: Die allgemeinen Vor-
arbeiten hatten ergeben, dafs man auf den ersten 140 km
nicht auf Bausteine oder Schottermaterial treffen würde.
Natürlich aber wurde bei den ausführlichen Vorarbeiten
bei näherer Erkundung des Geländes stets nach Steinen
gesucht.
Aber erst im Juli 1906 fand ein Ingenieur,
der sein durchgegangenes Maultier suchte, 6 km von
der Bahnlinie entfernt, einen ergiebigen Steinbruch bei
km 63.
Welche Verzögerung der Bahnbau erlitten
hätte, wenn dieser Steinbruch nicht entdeckt worden
wäre, ist gar nicht abzusehen. Bei km 128 wurde erst
Ende vorigen Jahres brauchbares Schottermaterial in
nächster Nähe der Bahn gefunden.
Schon Hauptmann Schlobach wies im Jahre 1896
auf die Schwierigkeiten hin, die durch das Fehlen ge-
eigneten Stein- und Schottermaterials entstehen würden.
Er schlug deshalb vor, den Ruvu, der bis zur Mafisi-
[1. Februar 1908]
fahre mehrfach mit der Dampfpinasse befahren worden
war, als Wasserweg zu benutzen und Baumaterial
jeglicher Art von Bagamojo bis dorthin zu .befördern,
um zugleich den Bau von 2 Punkten (Daressalam und
Ruvu) nach 3 Richtungen hin in Angriff zu nehmen.
Dieser Vorschlag, dessen Ausführung leider an hier
Abb. 3.
Im Tale des Msimbasi.
nicht näher zu erörternden Umständen scheiterte, ist
für ähnliche Fälle so beachtenswert, dafs ich ihn noch
etwas näher erörtern möchte.
Wie Sie aus der Uebersicht (Abb. 4) ersehen,
waren die Erdarbeiten am Ende des jahres 1905 fast
auf der ganzen Strecke im Gange. Die Strecke war
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[No. 735] 45
ngere (km 142) erreichten z. B. beim Zement den fünf-
bis sechsfachen Wert des Materials an der Kúste.
Selbst angenommen, dafs man mit Schiffen nur
eine Tagereise weit hätte eindringen können, so wäre
auch dieses schon eine Zeitersparnis gewesen. Und
man hätte wohl, besonders im regenreichen Jahre 1906,
6 Monate hindurch den Ruvu mit flachgehenden Booten
bis zur Mafisifáhre befahren und so Lasten befördern
können.
Unsere deutschen Schiffswerften bauen schon seit
etwa 15 Jahren Motorboote, die grofse Tragfähigkeit mit
geringem Tiefgang verbinden. Die Firma C. Meifsner,
Hamburg z. B. hat in neuerer Zeit brauchbare
Boote geliefert, indem sie dieselben mit ihrer Ohr-
muschelschraube und eigens geformten Schraubensteven
ausrüstete, die der Schraube das Wasser zuleiten, einen
Schutz gegen das Aufschlagen auf Steingrund bilden
und das Tiefsaugen des Bootes während der Fahrt
verhindern sollen. Diese Fahrzeuge haben bei 6 bis
10 Tonnen Laderaum nur 30 bis 50 cm Tiefgang. Sie
vermögen, je nach Stärke des Motors, bis zu 50 Tonnen
Schleppleistung zu entwickeln.
Wenn man das Problem flachgehender Motorboote
auch noch nicht als völlig gelöst bezeichnen kann, so
stellen diese Boote doch schon ein sehr wertvolles Ver-
kehrsmittel dar. Unsere Industrie wird nicht ruhen,
an der Vervollkommnung auch der Motore selbst zu
arbeiten, bietet sich doch in den Flüssen Ostafrikas,
besonders im Rovuma und Rufidji ein weites Feld für
ihre Verwendung. Die Fahrrinne müfste natürlich in
der trockenen Jahreszeit ermittelt und so bezeichnet
werden, dafs sie zu Hochwasserzeiten einen sicheren
Verkehr gewährleistet.
Vergessen wir nicht, für Ostafrika nicht nur den
Bau von Bahnen, sondern auch den Ausbau der natür-
lichen Wasserstrafsen zu fordern.
Doch zurück zu unserem Bahnbau.
Die Ausführung der Erdarbeiten bot im allgemeinen
keine Schwierigkeiten. Der Boden besteht von der
Küste an bis in die Ausläufer der Puguberge aus
Abb. 4.
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x— Beschotterung.
Arbeitsübersicht.
in 5 Sektionen eingeteilt, deren jede ihren Leiter und
Arbeitspersonal hatte, Sämtliche Lebensmittel für Euro-
päer und Schwarze, alle Geräte, Rollwagen, Schmalspur-
gleise, Bretter, Zement und dergl. mufsten nun, in Lasten
zerlegt, durch Hunderte von Trägern in das Innere
gebracht werden. Die Transportkosten bis zum Ngere-
sandiger, hellgrauer Erde. In den Pugubergen finden
wir Laterit und Mergel, in den Tälern auch dunkleren
Alluvialboden. Von der Gegend des Mpiji an haben
wir meist scharfsandigen Lehm. Vor dem Ruvu schon
beginnt der aufserordenlich fruchtbare, dem Ingenieur
aber berüchtigte schwarze Alluvialboden. Er er-
46 [No. 735]
streckt sich mit einigen Unterbrechungen von Sand-
stein und Granit bis über den Ngerengere. Bald
hinter diesem Flusse betreten wir felsiges Gebiet, es
kommt hier Granit, Quarz, Gneis und Porphyr vor.
Morogoro findet sich dann wieder viel schwarze
rde.
Bei der Herstellung der Erdarbeiten war die
Arbeitsweise des Negers von wesentlicher Bedeutung.
Seine Gewohnheit ist es, alle Lasten auf dem Kopfe
zu tragen. Die grofse Masse der Schwarzen ist nicht
kräftig genug, um Erde mit der Schaufel zu werfen.
Sie füllen kleine Körbe mit Erde, setzen die Last auf
den Kopf und schütten den Inhalt der Körbe am vor-
geschriebenen Platze aus. All unsere Versuche, die
Neger an die Handhabung von Schiebekarren zu ge-
wöhnen, schlugen in Ostafrika fehl. Auch die Erd-
beförderung auf Schmalspurgleisen ist teuer und wird
nur dann angewendet, wenn längere Erdtransporte nicht
zu vermeiden sind. Die Verwendung von Lokomotiven
ist oft wegen ihres schwierigen Transportes zur Bau-
stelle und wegen Wassermangel nicht möglich. Auch
die Bewegung der Wagen durch tierische Kräfte ist
wegen der in vielen Gegenden herrschenden Tsetse-
fliege unmöglich.
So gingen die Erdarbeiten da am flottesten von
statten, wo die Dämme durch Seitenentnahme aufge-
schüttet wurden. Die Trace wurde daher fast durch-
gängig so gelegt, daís alle langen Transportwege, tiefe
und längere Einschnitte vermieden wurden. Eine
schlanke Linienführung mit stetigen Steigungen und
Gefällen ist damit natürlich schwer zu vereinigen. Es
liegen etwa 81,4 pCt. der ganzen Linie im Auftrag.
Vielleicht gelingt es unseren Maschineningenieuren
noch einmal, eine brauchbare Lokomotive zu kon-
struieren, die den eigenen Dampf wieder kondensiert
und nur einer ganz geringen Wasserzufuhr bedarf.
Brennmaterial ist ja meistens vorhanden. Der Gedanke,
Lokomotiven mit fahrbarer Kondensatorenanlage zu
schaffen, ist nicht neu; doch gewinnt er für die Tropen
eine höhere Bedeutung als für wasserreiche kältere
Länder. Sind die Arbeitslöhne in Afrika auch ver-
hältnismäfsig niedriger als in Deutschland, so ist doch
die Arbeitsleistung der ostafrikanischen Neger vielfach
eine so geringe, dafs unser Streben dahin gehen mufs,
dort die menschliche Kraft, wo immer möglich, durch
Maschinen zu ersetzen. Die Konstruktion geeigneter
Lokomotiven und Trockenbagger für die Tropen bleibt
ein dringendes Bedürfnis. Ich möchte hier auf die
interessante Abhandlung des Herrn Dipl.-Ing. Richter,
Berlin, „Die Entwicklung und die Bedeutung der Dampf-
schaufeln“ in der Nummer 43 d. J. der Zeitschrift des
Vereins deutscher Ingenieure hinweisen.
Gleich bei den Erdarbeiten hat man sich klar zu
machen, wie das Planum herzustellen ist und in welcher
Weise die Brücken herzustellen sind. Letztere Frage
ist sehr schwer zu entscheiden. In vielen Fällen ist
die Gröfse der Brückenöffnungen zur Zeit der Erd-
arbeiten noch nicht bekannt. Man weifs also nicht, wieviel
im Damm auszusparen ist. Spart man die Oeffnung zu
eng aus, so sind später meist schwierige Absteifungs-
arbeiten erforderlich, die besonders dann sehr gefährlich
werden können, wenn es an dem nötigen Bauholz fehlt
und der Bau gerade in den Beginn der Regenzeit fällt;
dann sind Verdrückungen der Absteifung unvermeidlich.
Da ferner der Bauleitende wegen der oft Tagereisen
von einander entfernt liegenden Baustellen nicht jede
täglich besichtigen kann, so wird manches Widerlager
nur knapp die erforderliche, entwurfsmäfsige Stärke
haben.
Spart man andererseits eine zu grofse Oeffnung
aus, so mufs man längere Provisorien bauen, die natürlich
eine sorgfältige, teure Ueberwachung bedingen. Sie sind
sehr kostspielig, besonders wenn geeignetes Bauholz weit
herbeigeschafft werden mufs; ich gebe ihnen jedoch den
Vorzug, da die Bauaustührung später um ein Bedeutendes
erleichtert wird. Anders verhält es sich natürlich, wenn
das Bauwerk mit einer Umfahrung umgangen werden
kann.
Trotzdem unsere Bahnlinie durch viele Wälder
führt, in denen schönes, gerades Holz wächst, so ist
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
I
|
|
(1. Februar 1908]
die Verwendung des Holzes seiner aufserordentlichen
Schwere und Härte wegen als Bauholz für Brückenbauten
beschränkt. Die leichteren, besser zu bearbeitenden
Holzarten sind meist sehr knorrig und windschief
(Abb. 5), sodafs die Herstellung von Provisorien auf
ein möglichst geringes Mats beschränkt wurde. Die
Bauwerke wurden vielfach durch Umfahrungen um-
gangen, die aber im Betrieb recht lästig und störend
wirkten.
Abb. 5.
Brücke bei km 59.
Auf der Strecke kurz vor und hinter dem Ngere-
ngere, wo fast überall Bausteine, Sand und Wasser vor-
handen waren, wurden die Brücken und Widerlager
unmittelbar im Anschlufs oder schon vor den Erdarbeiten
ausgeführt. Dort war auch fast überall schönes Bauholz
in der Nähe, sodafs die Herstellung von hölzernen
Einbauten an Stelle der Eisenkonstruktion zur Ver-
legung des Oberbaues keine Schwierigkeiten bereitete.
Die Hauptschwierigkeit bestand dort in der Beschaffung
von Kalk und Zement. Der Kalk mufste aus den
Ulugurubergen, 2 Tagemärsche weit, der Zement von
der Küste, 5 Tagemärsche weit, herbeigeschafft werden.
Ein Fafs Zement, in 6 Lasten zerlegt, kostete allein
60 M. Trägerlohn. Trotz dieses hohen Preises für
Zement wird man gut tun, wenigstens für stark bean-
spruchte Bauteile, grundsätzlich Zement statt Kalk zu
verwenden. Gegen die Verwendung reinen Kalkmörtels
spricht hauptsächlich die Art der Mörtelzubereitung
und die Ausführung des Mauerwerks.
Der Kalk wird in Ostafrika in einfachen, bienen-
korbähnlichen Feldöfen, die aus dem zu brennenden
Kalkstein hergestellt sind, mit Holz gebrannt. Nach
dem Ausbrennen des Holzes werden die äufseren halb
gebrannten Steine abgetragen und der innere Kern
wird mit Wasser besprengt, sodafs der Kalk in Pulver
zerfálit. Das Kalkpulver wird dann in Säcke aus Bast
gefüllt und auf dem Kopf des Trägers zur Verwendung-
stelle getragen. Es ist nicht üblich, den Kalk vorher
einzusumpfen, da das Kalkpulver ausgiebiger ist als
eine gleiche Menge geschlemmten Kalkes, der zudem
nur in festen Gefälsen transportiert werden kann.
Wird nun der Kalk schon durch unzweckmäfsiges
Brennen im Feldofen sehr ungleichmäfsig geröstet, so
wird seine Güte durch das unvollständige Ablöschen
zu Pulver, das ja bei der Herstellung unserer modernen
Putzmörtel Maltalite, Terra nova und wie sie sonst
heifsen, die gröfste Fabrikationschwierigkeit ist, noch
weiter verschlechtert. Und in der Tat ist der Kalk
auch immer etwas grieselig und enthält eine nicht un-
bedeutende Menge von nicht gelöschten Teilchen. Solchen
Kalk, der beim Ablöschen zu wenig Wasser erhalten
hat, bezeichnet man bei uns oft irrtümlicherweise als ver-
brannt. Er hat nämlich die Eigenschaft, dafs er, in
Wasser gebracht, wie tot liegen bleibt und scheinbar
nicht weiter zerfällt und ablöscht. Erst nach mehreren
Tagen ist ein allmähliches Zerfallen unter Volumen-
vergröfserung bemerkbar. Wird Kalk, der mit solchen
Teilchen durchsetzt ist, zum Beispiel zum Putzen ver-
[1. Februar 1908]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 735] 47
wendet, so bilden sich nach einigen Wochen lauter
kleine, kreisrunde Flecken, aus denen der Putz aus-
bricht.
Weiter kommt hinzu, dafs der Mörtel unter den
Sonnenstrahlen sehr rasch austrocknet und bald Schwind-
risse aufweist, sodafs, während der Zementmörtel schon
abgebunden hätte, der Kalkmörtel leicht wieder zerfällt.
Wird ein solches Mauerwerk nach Monaten in der
Regenzeit durch Aufnahme von Wasser aus der Erde
und der Luft wieder feucht, so mufs der Kalk zu treiben
anfangen und den innigen Zusammenhang der einzelnen
Teile zerstören. Damit leidet aber das ganze Bauwerk
und zwar umsomehr, je mehr Mörtel in ihm steckt
oder je dicker die Mörtelfugen sind. Es spielt also die
Ausführung des Mauerwerks eine grofse Rolle dabei.
Die ostafrikanischen Neger aber sind recht schlechte
Maurer. Dazu ist ihnen die Kunst, Steine zu behauen,
noch recht fremd. Das Behauen des an der Küste
gebrochenen Korallensteins hat der Neger zwar gelernt,
da der Stein in nassem Zustande so weich ist, dafs er
mit der Axt und kleinen Hämmern behauen werden
kann. Sobald er aber harte Steine behauen soll, ver-
sagt seine Kunst. Als im Oktober 1906 die ersten
Sandsteine aus dem Bruch bei km 63 auf die Baustelle
kamen, griffen die Schwarzen wieder zum Beil und
kleinen leichten Hämmern, safsen zu Dutzenden um
die Steinhaufen und schlugen dem schönen scharfkantigen
Bruchstein alle Kanten ab, da diese am leichtesten ab-
sprangen, und bald waren die Steine mehr Kugeln als
Prismen.
Mit Ausnahme der Ruvubrücken waren fast alle
anderen Brücken an Unternehmer vergeben. Diese
hatten natürlich ein grofses Interesse daran, möglichst
billig und rasch zu bauen. So glichen denn die Pfeiler
und Widerlager Prismen, die in ihren Wandungen
zwar aus lagerrecht behauenen Steinen ausgeführt
waren, im Inneren aber aus einem regellosen Gemenge
von grofsen und kleinen Steinen bestanden. Es 1st
klar, dafs bei dieser Bauweise aufserordentlich viel
Mörtel verbraucht wird; Mörtellücken von mehreren
Zentimetern Durchmesser sind keine Seltenheit. Würde
man hier mit reinem Kalkmörtel mauern, so mülste,
falls der Kalk später zu treiben beginnt, die Festigkeit
des Bauwerks leiden.
Will man also billige, feste Mauerwerke haben, so
mufs man den Kalk am besten in Dauerbrandöfen
brennen und ihn einsumpfen.
Ferner wird man es sich nicht entgehen lassen
dürfen, aus den an manchen Orten vorkommenden
Lehm Ziegel zu brennen, oder aus Sand Kalksandsteine
herzustellen. Man darf sich durch Mifserfolge nicht
einschüchtern lassen. Dafs ein Ton- oder Lehmboden
zu Ziegeln verarbeitet, ein Kalkstein zu brauchbarem
Kalk gebrannt werden kann, vermag oft erst ein er-
probter Sachverständiger festzustellen. Bei der Her-
stellung von Ziegelsteinen, wie auch beim Brennen
von Kalk, spielt die chemische Beschaffenheit des Roh-
materials und der Heizstofte oft eine so grofse Rolle,
dafs die praktischen Erfahrungen von Brennmeistern
nicht genügen, um über die Aussichtslosigkeit weiterer
Versuche zu entscheiden.
Auch Dachziegel, die wir aus Indien bezogen,
lassen sich als Kalksandsteine oder aus Beton her-
stellen. Man kann dadurch nicht nur viel Geld sparen,
sondern man ist auch selbständig und nicht wie in
Daressalam z. B. von dem Willen einiger weniger
Araber und Neger abhängig. Dort gab es ja Bausteine,
den Korallenstein; aber wie stellte sich die Leistung
der Lieferanten zu unserem Bedarf? Ich hatte dort bei
meinen Hafenbauten vertragsmälsig innerhalb 5 Monaten
rund 7000 cbm Mauerwerk und Beton auszuführen.
Die Steine wurden von Arabern geliefert; diese hatten
die Lieferung wieder an Neger übertragen. Es wurden
an jedem Tage ungefähr 40 cbm Steine mit den Dhaws
angefahren, im Monat also 1200 cbm. Jede Dhaw
falste 3 bis 4 cbm.
Bei der Uebernahme der Hafenbauten fand ich
etwa 150 cbm Steine vor; ebensoviel waren bereits
vermauert; ich konnte also meinen Bedarf in 6 Monaten
decken. Plötzlich aber wurden mir die gesamten Stein-
lieferungen, als zum Bahnbau erforderlich, abgenommen.
Alle meine Versuche, neue Steinlicferanten zu gewinnen,
scheiterten daran, dafs es keine Schiffe mehr gab. Ich
versprach, das Zwei- und Dreifache zu bezahlen, wenn
die Schiffe statt einmal, zweimal täglich führen. Die
Schiffer jedoch, Neger, erklärten: sı desturi, „das ist
nicht Sitte“ und sowohl ich wie die Araber waren
machtlos dagegen.
Welche Dienste hätte uns hier eine Ziegelei oder
eine kleine Flotte leisten können, die früher auf dem
Ruvu und jetzt in der trockenen Jahreszeit an der
Küste tätig sein konnte!
Die Lage war eine verzweifelte. Aber kurz ent-
schlossen mictete ich einen eisernen Leichter und eine
Pinasse, pachtete einen Platz an der Küste und Hefs
den Schotter, der von den Korallenfelsen losgewaschen
wurde, während der Ebbe aufsammeln und führte die
gesamten Hafen- und Hochbauten in Beton und Beton-
eisenkonstruktion mit gleichzeitiger Einschränkung der
Massen aus. So entstand in Deutsch-Ostafrika der
erste Eisenbetonbau. Die Bahnbauten verzehrten dann
auch die gesamte Steinanfuhr und erst 5 Monate später,
nachdem der Steinbruch bei km 63 eröffnet war, bekam
ich wieder Steine, gerade zu der Zeit, als mir die
Möglichkeit, Schotter zu beschaffen, durch dringende
Reparaturen an dem gemieteten Leichter und der
Pinasse genommen wurde.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich etwas über die
Anwendung von Beton in den Tropen erwähnen.
Die Kosten für Beton stellen sich in Daressalam
je nach der Mischung um etwa ?*/s oder ?*/. höher, als
Kalkmauerwerk. Ich hatte nur der Not gehorchend zu
Betoneisenkonstruktion gegriffen, glaube aber trotzdem
behaupten zu können, dafs die Arbeiten dadurch nicht
nur wesentlich rascher, sondern durch Materialersparnis
auch billiger und sogar fester hergestellt wurden. Die
Festigkeit des Betons hängt zwar bekanntlich nicht nur
vom Material und der Mischung ab, sondern auch von
dem Wasserzusatz und der Behandlung nach dem Ab-
binden. Möglichst viel Wasser nach dem Abbinden
ist eine alte Regel! Das ist aber in den Tropen zur
heifsen Jahreszeit ein schwierig Ding. Die Festigkeits-
proben, die ich in Daressalam angestellt hatte, lieferten
wenig erfreuliche Resultate. Ich tröstete mich mit dem
Gedanken, dafs unsere Prüfungsmaschine nicht richtig
funktionierte. Aber dennoch bereiteten mir meine
Betoneisenkonstruktionen manche sorgenvolle Stunde.
Wenn sie dennoch nach wenigen Wochen so erhärtet
waren, dafs das Durchstemmen von Löchern ziemliche
Schwierigkeiten verursachte, so glaube ich dies der
auch an der Küste starken, nächtlichen Taubildung und
der aufserordentlichen Feuchtigkeit der Luft zuschreiben
zu müssen. Man kann also annehmen, dafs auch im
Innern, wo die Taubildung erheblich stärker ist, trotz des
Wassermangels Betonkonstruktionen wohl angebracht
sein dürften. Der Beton erhärtet nur bedeutend lang-
samer, als wenn er ständig nafs gehalten wird. Trotz-
dem werden die Betonbauwerke schon nach dem Ab-
binden standfester sein als gewöhnliches Mauerwerk,
da sie im Gegensatz zu diesem aus einer homogenen
Masse bestehen.
Es wäre von grofsem Interesse, wenn Fachmänner
ihre Erfahrungen mit Betonbauten in den Tropen der
Oeffentlichkeit übergäben. Auch hinsichtlich der Ver-
wendung von Seewasser zu Eisenbetonkonstruktionen
sind meines Wissens noch keine abschliefsenden Er-
gebnisse veröffentlicht. Und doch kann der Ingenieur
in die Lage kommen, Seewasser verwenden zu müssen.
Sie sehen, meine Herren, dafs auch die ein-
fachste Arbeit, die Ausführung des Mauerwerks, ihre
Schwierigkeit hat.
Auch eine andere Frage ist nicht leicht zu ent-
scheiden, nämlich die: sind die einzelnen Teile der
Eisenkonstruktion auf der Baustelle zu vernieten oder zu
verschrauben. In fast allen Berichten über Ausführungen
von Eisenkonstruktionen in unkultivierten Ländern liest
man, dafs die einzelnen Teile auf der Baustelle zu-
sammengeschraubt wurden. Man betrachtet dies als
einen besonderen Vorteil für die Montage. In der Tat
geht sie auch rascher, aber nach meinen Erfahrungen
48 [No. 735)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Februar 1908]
in Ostafrika auf Kosten der Güte. Unsere Nietschlosser
waren teils Schwarze, teils Inder und Banjanen. Diese
Leute sind oft gar nicht imstande, eine Schraube so
anzuziehen, dafs sie festsitzt. Zwei ziehen gemein-
schaftlich an dem Schraubenschlüssel, kommt aber der
Europäer hinzu, so kann er alle Schrauben noch etwa
1/2 Schraubengang nachziehen. Ich glaube, dafs alle
Verschraubungen nach kurzer Frist locker sind und
eine Oftere, kostspielige Nachprüfung der Bauwerke
bedingen. Auch meine ich, dats ein Niet mit etwas
zu dünnem Schaft, wenn er nur gut heifs eingezogen
wird, immer noch besser wirkt als eine Schraube, deren
Schaft nicht knapp in das Loch paíst. Der Sicherheit
halber sollten ferner alle auf der Baustelle zu schlagenden
Niete denselben Durchmesser haben. Die Versuchung,
beim Fehlen geeigneter Niete die nächst kleinere
Nummer zu verwenden, ist für manchen Monteur gar
zu grofs, besonders wenn die Arbeit drängt.
Freilich soll bei einem geordneten Betrieb der
Fall, dafs cinzelne Teile, Niete oder Haupttragstabe
fehlen, nicht vorkommen. Es läfst sich jedoch nie
ganz vermeiden. Das richtige Aussondern der zu-
sammengehörigen Teile der verschiedenen, zu gleicher
Zeit ankommenden Brücken, erfordert vicl Interesse
und Sachkenntnis. Die Arbeit wird erleichtert, wenn
die verschiedenen Brücken in verschiedenen Farben
gestrichen sind. Es ist von gröfster Wichtigkeit, dafs
der Brückenlagerplatz mit peinlichster Sorgfalt eingeteilt
und verwaltet wird. Diese Arbeit lohnt die Einstellung
eines besonderen Monteurs, der aufserdem verbogene
Stäbe ausrichten und verloren gegangene anfertigen
mufs. Es ist sehr unangenehm, wenn man plötzlich
erst bei der Bauausführung bemerkt, dafs ein Haupt-
stab fehlt, und man nun warten muls, bis Ersatz aus
der Heimat kommt.
Das Vorstrecken des Oberbaues erfolgte, indem
ein 60 cm-spuriges Gleis auf dem Planum aulserhalb
der Achse verlegt wurde. Auf diesem Schmalspurgleis
wurden die Schwellen und Schienen vorgefahren und
verlegt. Die Schwarzen waren in dieser Arbeit schliefslich
so geschult, dafs sie zeitweise و1۳ km am Tag ver,
legten. Der Erfolg dieser für Neger sehr bedeutenden
Leistungen konnte leider nicht ganz ausgenutzt werden,
da das Fertigmachen und Unterhalten der verlegten
Strecke zurückblieb. Freilich war das Hasten und
Drängen, um mit dem Oberbau vorwärts zu kommen,
verständlich. Ende Juni 1906 sind die Arbeiten auf
einer Strecke von fast 190 km überall im Gange. Der
Bedarf an Lebensmitteln und Baumaterial für die ganze
Linie ist ein sehr hoher, und dabei liegt der Gleiskopf
schon seit 6 Monaten bei km 30. (Vergl. Abb. 4.)
Woran liegt das? Hauptsächlich an klimatischen
Schwierigkeiten. Ostafrika hat 2 ausgesprochene Regen-
zeiten; die grolse im April und Mai, die kleine im
Monat Dezember. Verschiebungen kommen natürlich
vor. So ging im Jahre 1905/6 die kleine Regenzeit
in die grofse über, es regnete vom Dezember bis in
den Juni hinein. Ende Dezember 1905 ist infolge des
Regens der Boden zwischen km 18 und 29 so auf-
geweicht, dafs das Gleis fast unfahrbar ist. Das Gleis
liegt unmittelbar auf dem Planum und mufs in dem
Lehm- und Mergelboden versinken. Die Beschotterung
liegt noch bei den ersten Kilometern. Sobald das
Wetter etwas besser wird, soll der Oberbau weiter
getrieben werden. Da reifsen die Wasser des Msimbasi,
der an einem Tage um 4 m steigt, den Fufs der Dämme
zwischen km 25 und 26 weg, sodafs die ganzen Erd-
massen in Bewegung kommen. Die Trace mufs unter
Bewältigung von fast 25000 cbm Erdbewegung verlegt
werden. Die Arbeit ist bei den fast täglich herab-
strömenden Regengüssen äufserst mühevoll. |
Dazu kommt noch der Unfall im Tunnel bei
km 24,
Wie schon früher erwähnt, bestehen die Puguberge,
die man zur Verkürzung der Strecke in einem Tunnel
durchschncidet, aus sandigem Mergel. Das Gestein,
durch das der Tunnel gegraben ist, ist so weich, dats es
mit der Hacke bearbeitet werden konnte. Es stand
anfangs vortrefílich, sodafs man sich mit einer leichten
Auszimmcrung begnügen zu können glaubte. Man
meinte, es sei nur ein Scheitelgewölbe erforderlich und
brauche die Widerlager nur mit einer Bekleidungsmauer
zu verschen. Die Erdarbeiten des Tunnels waren am
8. Dezember 1905 fertig und man schritt sofort zur
Herstellung des Gewölbes. Im März 1906 begann man,
auch alle sandhaltigen Widerlager der Sicherheit halber
zu beseitigen und Aufmauerung in Bruchstein vorzu-
nehmen. Aber der anhaltende Regen hatte das Gebirge
und die Widerlager bereits durchdrungen, und der Ein-
sturz konnte nicht mehr verhindert werden. Ende Mai
erfolgte der erste, am 4. Juni der zweite Ausbruch im
Scheitel des Tunnels. Die Ausbruchstelle war etwa
40 m lang und bis 10 m hoch. Die ganze Länge des
Tunnels beträgt 85 m. Infolge dieses Unfalls war der
Tunnel 3 Wochen für Züge vollständig gesperrt. In
der letzten Woche des Juni konnten bereits wieder
Niederbordwagen durchgedrückt werden und am 4. Juli
ist die Auszimmerung so weit fertig, dafs ganze
Züge durch den Tunnel fahren können. Bei diesen
überaus schwierigen, gefahrvollen Wiederherstellungs-
arbeiten, bei denen die Neger sogar streiken wollten,
da allem Anschein nach der Gott des Berges gegen
die Fortführung der Arbeiten sei, hat sich der Ober-
ingenieur Dengler, als Leiter dieser Arbeiten, ein
grofses Verdienst um die rasche Fertigstellung des
Bahnbaues erworben.
Nach Wiederherstellung des Tunnels schritt der
Oberbau rasch vorwärts. Es wurden monatlich 19 bis
23 km vorgestreckt. Ende Dezember 1906 waren die
Erdarbeiten bis km 175 fertig, das Gleis lag bis km 124.
In den ersten 3 Monaten des Jahres 1907 wurden dann
aber nur 27 km verlegt, da wiederum die Regenzeit
den Baufortschritt aufhielt.
Bis zu einem gewissen Grade wird auch in Zukunft
bei jedem Bau in Ostafrika eine Verzögerung in diesen
Monaten eintreten. Um so gröfser müssen daher die
Anstrengungen sein, die Wirkungen der Regenzeiten
abzuschwächen und ihnen rechtzeitig entgegenzuarbeiten.
Dies wird am besten dadurch erreicht, dafs man auf
dauernde Unterhaltung und baldige Beschotterung
der befahrenen Strecke den gröfsten Wert legt. Sehen
wir zu, wie es damit bei der Morogorobahn bestellt war.
Am 15. Oktober 1906 hatte der Gleiskopf den Ruvu
erreicht. Von der 86 km langen, täglich durch schwere
Bauzüge befahrenen Strecke waren kaum 25 km be-
schottert. Auf der untersten, am 1. Oktober 1906 bis
Pugu (km 21) eröffneten Strecke wurde noch bis Ende
Dezember 1906 Schotter gefahren. Die umfangreichen
Brückenbauten auf der zweiten Sektion und am Ruvu
mufsten mit Steinen, Sand und Wasser versorgt werden.
Es herrschte ein starker Verkehr auf der ganzen Linie.
Mitte Januar 1907 hatte der Gleiskopf km 130 erreicht;
von dieser Strecke mufsten etwa 97 unbeschotterte
Kilomcter befahren werden. Mit Ausnahme einer sehr
schlechten, teils im Einschnitt, teils im Danım liegenden
Strecke bei km 39, war das Gleis bis km 82 in gut
fahrbarem Zustande. Der Boden war ziemlich sandig
und liefs das Wasser rasch versickern. Bei km 39
aber und von km 82 ab bestand der Untergrund aus
schwarzem Alluvialboden, der bei den fast täglıch ein-
tretenden Wolkenbrüchen der kleinen Regenzeit und
bei ungenügender Gleisunterhaltung und Entwässerung
zu einem Morast aufweichte. (Abb. 6.) Hinter km 101
waren keine Stopfkolonnen mehr vorhanden, da es an
Arbeitern fehlte. Es mufste also dort nach kurzer Zeit
jeglicher Verkehr unmöglich werden. Aber auch die
Vermehrung der Stopfkolonnen allein hätte nicht mehr
genügt, um auf solchem Untergrund während der
Regenzeit das Gleis fahrbar zu erhalten.
Bei einem etwaigen Weiterbau der Zentralbahn
wird die Durchquerung der ungefähr 90 km breiten
Mkatta-Steppe notwendig. Zur Regenzeit steht der
gröfste Teil derselben unter Wasser. Der Boden be-
steht fast nur aus schwarzer Erde und die Dämme
können aus keinem anderen Material geschüttet werden.
Dieser schwarze Alluvialboden ist in trockenem Zustande
so fest und zäh, dafs man unbedenklich mehrere Meter
tiefe Baugruben mit senkrechten Wänden ausheben
kann, ohne sie absteifen oder Einstürze befürchten zu
müssen. In nassem Zustande dagegen wird der Boden
[1. Februar 1908]
fast vollständig flüssiger Schlamm. Kann man also
einerseits während der Regenzeit solchen Boden fast
gar nicht bearbeiten, so kann man zur trockenen Jahres-
zeit aus ihm nur Dämme schütten, die sich infolge
seiner grofsen Zähigkeit nur sehr langsam setzen und
erst nach vielen Jahren wasserundurchlässig werden,
sodafs sie in der Regenzeit nicht mehr aufweichen. Die
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Erde mufs daher bei der Schüttung möglichst zer-
Abb. 6.
Einschnitt bei km 37 (Mergelboden), vom Regen zerstört.
kleinert und festgestampft werden, damit alle Hohl-
räume ausgefüllt werden. Auf eine gründliche Be-
seitigung der Grasnarbe ist ebenfalls zu achten, um
einesteils einen guten Anschluís an den Mutterboden
zu erzielen, andernteils ein Durchsickern des Wassers
von einer Seite zur anderen zu verhindern.
Sind die Dämme fertig geschüttet,
so mufs das Planum sorgfältig abge-
gláttet und in 1:20, besser 1:10, abge-
flacht werden, damit das Tagewasser
sofort abfliefsen kann. Wenn der Quer-
schnitt der Bahn diese Abdachung nicht
aufweist, bleibt das Wasser auf dem
Planum stehen. Es dringt allmählich
ein, und wenn solche Stellen wieder
austrocknen, so bilden sich Risse, die
oft bis I m tief sind. Die weiteren
Wirkungen des in diese Risse ein-
dringenden Wassers sind bekannt; der
Damm wird bald die Form der Abb. 8
annehmen und völlig aufweichen. Will
man die Rifsbildung verhindern, so wird
man dies nur durch Aufbringung einer
mindestens 20 cm starken Sandschicht
erreichen können. Das wird aber meist
unausführbar sein, da es an dem nötigen
Sand fehlt und bis zur Verlegung des
Oberbaues und der Sandzufuhr Monate
vergehen können. In der Zwischenzeit
müssen die Dämme daher sorgfältig
unterhalten werden. Die entstandenen
Risse müssen mit demselben Boden,
aus dem der Damm besteht, ausgefüllt werden. Sie mit
anderer Erde, besonders mit Sand auszufüllen, ist ۰
schieden zu verwerfen, da derselbe das Wasser nur tiefer
in den Damm hinein leitet. Das Planum mufs ferner
von Pflanzenwuchs frei gehalten werden, damit die
Dammkrone austrocknet und hart wird. Bildet sich eine
Grasdecke, so bilden deren tiefgehende Wurzeln später
ein schwammartiges Polster, das das Austrocknen des
Planums unter dem Schotter verhindert. Kommt nun
der Oberbau, so darf entweder jeden Tag nur so viel
Gleis verlegt werden, als auch gleichzeitig besandet oder
beschottert werden kann, oder man mufs vorher den
Damm in besonderer Weise herrichten.
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[No. 735] 49
Es drücken sich nämlich nicht nur die hohlen,
eisernen Schwellen unter der Last der Züge in den
Boden ein, sondern auch das ganze Planum drückt sich
zusammen. Es stülpt sich gewissermafsen um. (Abb. 9.)
Die Wirkung eines Regengusses ist ohne weiteres klar.
Das Wasser bleibt auf dem Damm stehen, der Boden
weicht auf, das Gleis verdrückt sich weiter, und alle
Versuche, das Gleis durch Unterstopfen wieder fahrbar
zu machen, sind vergeblich. Zur Beseitigung dieses
Zustandes hatte man bei der Morogorobahn ver-
schiedenes versucht. Man füllte die Mulde mit Sand,
teilweise sogar mit Schotter; man zog Langschwellen
aus Holz unter (Abb. 11): alles vergeblich. Solche Mafs-
nahmen können den Zustand nur verschlimmern, nicht
beseitigen. Denn sie führen das Wasser nicht nur nicht
ab, sondern immer tiefer hinein. Besonders das Unter-
ziehen von Langschwellen dürfte nachteilig sein, da sie
sehr tief in den Boden hineinreichen und ihre spätere
Entfernung oft grofse Mühe macht. (Abb. 11.) Wer die
Abhandlungen des verstorbenen Geh. Baurats Schubert
über Stärke der Bettung bei tonigem Untergrund gelesen
hat, wird erkennen, dafs das einzige Mittel zur dauernden
Erhaltung eines fahrbaren Zustandes in solchen Fällen
eine gute Entwässerung ist. In diesem Falle war es
also das Richtigste, die Schwellenköpfe bloszulegen und
für raschesten Abflufs des Wassers Sorge zu tragen.
(Abb. 9.)
Noch besser dürfte es sein, von vornherein auf
die zu erwartende Verdrückung des Planums Rücksicht
zu nehmen und kurz bevor der Oberbau verlegt wird,
das Planum nach Abb. 12 abzugraben. Die seitlich
gewonnene Erde ist in solcher Stärke aufzubringen,
dafs sich die Schwellen satt mit Erde füllen und beim
Stopfen das darunter liegende Planum möglichst nicht
zerstört wird. Hält man dann die Schwellenköpfe immer
frei, so kann sich das Gleis noch ruhig 30 cm senken
und man wird auch bei Fehlen von Sand oder Schotter
das Gleis lange Zeit fahrbar erhalten können.
Im Anschlufs hieran möchte ich bemerken, dafs die
Stärke der Bettung normal zwischen Planum und
Schwellenoberkante nur 17 cm beträgt bei einem
Abb. 8.
50ے - - - م -- ¬ +
Abb. 10.
Schwellenabstand von 100 cm. (Abb. 7.) Dies ist meines
Erachtens, da zwischen Schwellenunterkante und Planum
nur 10 cm Schotter liegen, schon auf gutem Boden
sehr wenig, bei tonigem Untergrund aber völlig unzu-
reichend. Ich glaube, dafs auf den besprochenen
Dämmen aus schwarzer Erde eine gute Gleislage, deren
Unterhaltung keine aufsergewöhnlichen Kosten ver-
ursacht, nur dann erzielt werden kann, wenn unter
der mindestens 25 cm starken Schotterung eine 25 cm
starke Sandschicht aufgebracht wird (Abb. 13), die so-
wohl ein Durchschlagen des Planums beim Stopfen ver-
hindert, als auch die Bildung der bekannten Mulden
und Wassersäcke (Abb. 10) bedeutend verzögert.
50 [No. 735)
Je stärker die Schotterdecke ist, desto leichter ist
es auch, die Strecke von Pflanzenwuchs frei zu halten.
Es mufs verhindert werden, dafs das Gras in dem
Planum Wurzeln schlägt.
Ehe ich weitergehe, will ich aus dem bisher Gesagten
einige Schlüsse und Nutzanwendungen ziehen, die nicht
unwidersprochen bleiben mögen. . Würde doch ein
solcher Meinungsaustausch für die Entwickelung unserer
Kolonien in technischer Beziehung nur von Segen sein.
Als erstes möchte ich betonen, dafs die Ausdehnung
der gleichzeitig in Angriff zu nehmenden Strecke
möglichst klein sein muls, damit die Transport- und
Verpflegungskosten gering bleiben und möglichst wenig
Träger den Arbeitskolonnen entzogen werden. Die
Länge der Arbeitstrecke richtet sich hauptsächlich nach
der zu erwartenden Arbeiterzahl und der Gelände-
schwierigkeit. Sie ist so zu bemessen, dafs das Gleis
möglichst bald auf der ganzen Arbeitstrecke sachgemäfs
verlegt, beschottert und unterhalten werden kann,
so dafs jederzeit mit Sicherheit auf seine Fahrbarkeit
bis zum Gleiskopf gerechnet werden kann und alle
Transporte bis zum Gleiskopf durchgeführt werden
können. Von den Erdarbeiten sind zuerst die Strecken
herzustellen, die aus schwarzem Boden oder Lehm
geschüttet werden, damit sie Zeit haben, sich zu setzen,
und möglichst alt sind, wenn der Oberbau verlegt wird.
Auf eine gute Entwässerung der Einschnitte und Damme
ist der gröfste Wert zu legen.
Möglichst alle Arbeiten sind in eigener Regie aus-
zuführen, damit der Bauherr volle Freizügigkeit in der
Verteilung der Arbeiter und in der Arbeitseinteilung
hat. Ich schätze als mittlere Zahl für die Länge der
ersten Arbeitszone 90 km. Die Engländer haben beim
Bau der Ugandabahn zwar sofort 100 Meilen — 161 km
in Angriff genommen; sie konnten das aber tun, da sie
sich in richtiger Abschätzung des zu erwartenden
Arbeitermangels von den Negern unabhängig gemacht
haben und sofort indische Kulis einführten. Die Eng-
länder hatten 11 Monate nach Beginn des Bahnbaues
193 km Gleis verlegt; wir haben zu 193 km etwa 32
Monate gebraucht. Ich führe hier keine Arbeiterzahlen
an, da diese allein ohne näheres Eingehen auf die
Schwierigkeiten der Ugandabahn und ihre Baukosten
zu einem treffenden Vergleich nicht führen.
Selbst so einfache Anlagen wie z. B. eine Tele-
graphenleitung können die Veranlassung ungezählter
Betriebstörungen sein. Es ist unbedingt darauf zu
halten, dafs die Telegraphenleitung unmittelbar neben
der Trace liegt, damit jede Beschädigung oder Berührung
von Zweigen mit dem Draht von der Maschine aus
erkannt werden kann. Bei der Ausführung vorüber-
gehender Telephonanlagen ist gröfste Sorgfalt er-
forderlich. Solange auf der Strecke noch Baubetrieb
herrscht, mufs eine rasche telephonische Verständigung
unbedingt möglich sein. Jede Station und Haltestelle
sollte nicht nur mit einem Telegraphen-, sondern auch
mit einem Fernsprechapparat ausgerüstet sein.
Ueber die Anlage der Bahnhöfe ist nicht viel zu
sagen. In kultivierten Ländern richtet sich ihre Lage
in erster Linie nach den Ortschaften und vorhandenen
Verkehrswegen. In unkultivierten Ländern ist es anders.
Ortschaften und Verkehr werden da entstehen, wo
Stationen angelegt sind. Man hat also freiere Wahl.
Die Lage der Stationen sollte in erster Linie nach dem
Bedürfnis des Baubetriebs, bei dem es besonders auf
das Vorhandensein von Wasser ankommt, gewählt
werden. Es sollte nicht nur auf jeder Station ein Brunnen
gegraben, sondern an jeder gröfseren Wasserstelle nach
Möglichkeit auch eine Haltestelle eingerichtet werden.
Es ist aufserordentlich störend, wenn sich ein Brunnen
weit aufserhalb der Station befindet und dort keine
Gelegenheit zur Kreuzung ist.
Die Wasserbohrungen müssen rechtzeitig, gleich
mit den ausführlichen Vorarbeiten durch einen zuver-
lässigen und verantwortlich zu machenden Ingenieur
ausgeführt werden. Die erbohrten Brunnen sind in den
verschiedenen Jahreszeiten auf ihre Ergiebigkeit durch
Pumpversuche zu prüfen. Die Wasser sind auf ihre
Brauchbarkeit hin chemisch zu untersuchen und das
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Februar 1908]
Ergebnis ist in einen Bohrplan, in dem alle Bohrungen,
auch die erfolglosen, eingetragen sind, einzuzeichnen.
Wo gutes Wasser ist, muls eine leistungsfähige
Wasserstation angelegt werden. Man kann hier nicht
leicht zu viel des Guten tun.
Der Baubetrieb stellt natürlich höhere Anforderungen
als der spätere regelmäfsige Verkehr, aber gerade darum
sollten einem Vertrage die Bedürfnisse des Baubetriebes
zu Grunde gelegt werden, damit der regelmäfsige
Verkehrsbetrieb später gesichert ist.
Der Baubetrieb verlangt ferner mehr Ausweiche-
stellen als der Verkehrsbetricb. Es ist also bei Fest-
legung der Trace schon darauf zu sehen, in geeigneten
Abständen mindestens 250 m lange Horizontale einzu-
schalten, die die Anlage von Ausweichgleisen und einem
Abstellgleis ermöglichen. Es ist sehr unangenehm,
wenn man gezwungen ist, später in Steigungen Aus-
weichen anzulegen. Kann man beschädigte Wagen
nicht in einem dritten Gleis abstellen, so ist das oft
eine grofse Betriebserschwernis.
Ferner ist Wert darauf zu legen, dafs sämtliche
Ausweichen bis zur Fertigstellung des ganzen Baues
beibehalten werden und während der ganzen Dauer des
Baubetriebes mit gut unterhaltenem Fernsprecher ver-
sehen sind. Jede gröfsere Haltestelle, die während des
Baues Lokomotivstation ist, sollte mit einer einfachen
Lokomotivgrube verschen sein und bleiben. Die geringen
Kosten machen sich reichlich bezahlt.
Die Anlage der Stationen mufs natürlich einfach,
zweckmäfsig und erweiterungsfähig sein. Es dürfte
genügen, wenn die Hochbauten zunächst in ganz ein-
facher Art ausgeführt werden. Auf die Ausführung und
Fertigstellung der Hochbauten ist meiner Meinung nach
bei der Morogorobahn zu viel Wert gelegt worden.
Eine einfache, geräumige Wellblechbude mit Gras-
schutzdach als Wohnhaus dürfte in den meisten Fällen
genügen. Als Wartehalle würde gleichfalls ein ge-
räumiges Grasdach, unter welchem Reisende ohne Zelt
gegebenenfalls schlafen können, für die ersten Jahre
ausreichen. Hiermit kann viel Zeit und Geld gespart
werden.
Abb. 14.
Werkstatt, elektrische Zentrale, Badehaus und Lokomotiv-
schuppen in Daressalam.
Auch werden Sie mir, meine Herren, darin bei-
pflichten, dafs man in Afrika eine Bahn eröffnen und
betreiben kann ohne steinerne Empfangsgebäude,
steinerne Güter- und Lokomotivschuppen.
Grofser Wert dagegen ist auf die frühzeitige Fertig-
stellung einer leistungsfähigen Werkstätte zu legen.
Die endgültige Werkstatt in Daressalam konnte erst als
letzter Hochbau in Angriff genommen werden; 5 Monate
nach Fertigstellung des Empfangsgebäudes wurde sie
erst in Betrieb genommen (Abb. 14).
Ein Hilfsmittel, auf das man nicht verzichten wird,
ist die Einrichtung fliegender Werkstätten, die dem
Vorrücken des Oberbaues entsprechend mit den
Lokomotivstationen des: Baubetricbes wandern.
[1. Februar 1908]
Die Instandhaltung der Betriebsmittel ist ja bei
jedem Baubetrieb, in dem nur eine beschránkte Anzahl
von Betriebsmitteln zur Verfügung steht, sehr wichtig.
Die Anforderungen steigen, je lánger die Strecke wird,
je schwieriger sich der Betrieb gestaltet. In Afrika,
wo noch lange ein Mangel an wirklich geschulten
Handwerkern sein wird, müssen von Anfang an alle
Arbeiten, die mechanisch hergestellt werden können
und somit Zeit und Menschenkräfte sparen, auf der
Maschine gemacht werden. Die Werkstatt sollte daher
gleich in den ersten Tagen aufs beste und vortrefflichste
eingerichtet werden, ist doch ihre Leistungsfähigkeit
von hervorragendem Einflufs auf den Betrieb und somit
auf den Fortgang des Baues.
Wir verfügten Anfang Dezember 1906, als der
Steinbruch bei km 63 in Betrieb genommen wurde, über
etwa 90 Wagen, von denen 30 bis 40 kleine, aus Holz
gebaute Kippwagen von etwa 3 cbm Inhalt waren; die
anderen waren niederbordige, hochbordige, Drehschemel-
und geschlossene Güterwagen. Mit 8 Maschinen und
diesen Wagen hätte der ganze Betrieb mit Leichtigkeit
bewältigt werden müssen. Doch es herrschte fort-
währender Wagenmangel. Bei dem Zustand der Strecke
und den stark beanspruchten Betriebsmitteln liefs sich
ein regelmäfsiger Betrieb nicht aufrecht erhalten.
Manche Schwierigkeiten, die während des Baube-
triebes herrschen, werden allerdings nach Beendigung
des Bahnbaues von selbst verschwinden oder sich be-
seitigen lassen. Aber für den Fortschritt eines Baues
kommen nicht die Zustände nach der Beendigung,
sondern während der Arbeiten in Betracht.
Eine andere leicht erkennbare und leicht zu ver-
meidende Schwierigkeit lag in der Bauart der Vorrich-
tungen zum Wassernehmen und Speisen der Maschinen-
kessel.
Unsere Wasserstationen sind mit Pulsometern
ausgerüstet. Diese lagen teilweise über dem Erdboden,
sodafs sie, von der Sonne beschienen, manchmal eine
Eigentemperatur von etwa 60% C annahmen. In solchen
Fällen versagen sie leicht, und es ist sehr mühsam und
zeitraubend, den Pulsometer wieder in Gang zu setzen,
wenn geeignete Vorrichtungen zum raschen Abkühlen
fehlen. Die Injektoren unserer Maschinen sind, da sie
Sauginjektoren sind, kurzweg als unbrauchbar zu be-
zeichnen. Da das Wasser meist etwas schlammhaltig
ist, verstopfen sich die Injektoren leicht. In vielen
Fällen arbeiten sie nur bei geöffnetem Schlabberhahn,
so dafs bedeutende Wasserverluste eintreten. Für
wasserarme Strecken waren hinter der Maschine be-
sondere Wasserwagen vorgesehen. Da die Anordnung
der Wasserzuführung so getroffen war, dafs das Wasser
erst mittels eines Sauginjektors, der sich oben auf dem
Wasserwagen befand, und mittels eines Gummischlauches
in die Wasserkästen der Maschine gedrückt wurde, so’
war man beim Speisen der Kessel nicht nur von dem
Arbeiten dieses dritten Injektors abhängig, sondern das
Wasser kam auch um ein nicht unbeträchtliches Mat:
heifser in die Wasserkästen und nahm dort durch die
Sonnen- und Kesselstrahlung eine Temperatur an, die
jedes Ansaugen der Maschineninjektoren unmöglich
machte. Wären die Injektoren tiefliegend angeordnet,
sodaís das Wasser unter Druck zuflósse, so wäre ein
Versagen wohl ausgeschlossen.
Eine Reihe der für den Baubetrieb errichteten
Wasserstationen bestand aus einem kleinen Hochbehälter,
der durch eine kleine Handpumpe gespeist wurde.
Handpumpen sollten eigentlich nur zur Sicherheit vor-
gesehen werden.
pumpen des Wassers ziemlich teuer wird, dats die
Bedienungsmannschaft für eine einfache Pumpe, aus
2—4 Negern bestehend, faul und unzuverlässig ist und
bei Gelegenheit davonläuft, bedürfen die Handpumpen
ständig der Ausbesserung. Beim Versagen sieht sich
dann der Führer gezwungen, das Wasser mit Eimern
in die Wasserkasten giefsen zu lassen, was nur sehr
langsam vor sich geht. (Abb. 15.) Es ist daher unbedingt
erforderlich, dafs an jede Baumaschine eine Dampf-
pumpe oder ein Dampfstrahl-Elevator angebracht wird,
wodurch ermöglicht wird, das Wasser rasch aus den zu-
tage liegenden Wasserstellen zu entnehmen. Solche
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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I
Abgesehen davon, dafs das Hoch- `
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(No. 735] 51
Wasserstellen, die eine stationäre Wasseranlage nicht
lohnen, sind an vielen Punkten der Bahn vorhanden.
Sie geben auch in der trockenen Jahreszeit noch viele
Wochen Wasser und man kann lange Zeit auf die
Mitnahme besonderer Wasserwagen verzichten, wenn
man die Maschinen in der vorgeschlagenen Weise aus-
rüstet, ;
Ein weiterer ‚wichtiger Punkt ist eine fehlerlose
Bauart der Wagen. Besonders ist die leichte Nach-
stellbarkeit der Bremsen zu fordern. Wagen ohne Fede-
rung mit hölzernem Untergestell, wie wir sie zum
Schottern verwandten, müssen von erstklassiger Aus-
führung sein, sonst sind sie in ihrer Unterhaltung teuer
und bilden eine nie zu verstopfende Quelle ständiger
Betriebstörungen.
Es würde zu weit führen, wollte ich alle Punkte
konstruktiver und betriebstechnischer Natur aufführen,
die zur Erschwerung des Betriebs beitragen; ich mufs
mich mit dem Gesagten begnügen.
In allen gewerblichen Unternehmungen ist der Er-
trag in erster Linie abhängig von den Betriebskosten.
Ob das Unternehmen nun einen Bahnbau oder Bahn-
betrieb darstellt, ist an sich gleichgültig. Die Kosten
des Betriebs einer neu eröffneten Bahn sind aber be-
sonders im Ausland abhängig von der Art der Betrieb-
Abb. 15.
en,
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e Apr ` d ‘
hig SS, $ s
d > La > WW
Maschine beim Wassernehmen.
führung während des Baues. Man wird bei der Ueber-
nahme des Personals des Baubetriebs in den öffentlichen
Betrieb nur die besten Kräfte auswählen, aber ge-
rade diese werden wegen der nach dem Bau meist er-
niedrigten Gehälter schwer zu halten sein. Fehlte es
dann während des Baues an der unbedingt erforder-
lichen planmäfsigen Ausbildung der menschlichen Hilfs-
kräfte, so hat die Betriebsführerin einen sehr schweren
Stand. Dafs die weisen Beamten, der hohen Gehälter
wegen, auf eine möglichst kleine Zahl beschränkt
werden müssen, ist klar. Das auf die Dauer billigste
Personal werden aber trotzdem nur beste Kräfte sein
können. Wie der Weilse handelt, danach werden sich
die Farbigen richten. Der Neger, der einen stark ent-
wickelten Nachahmungstrieb besitzt, arbeitet genau so,
wie man es ihm vorgemacht hat. All die Kleinigkeiten,
das Oelen und Nachsehen der Wagen und Maschinen,
das Bremsen und Kuppeln der Wagen, das richtige
Geben und Beachten der Signale, müssen gleich in den
erstenTagen des Baubetriebes gezeigt und gelehrt werden.
Die Ausbildung geeigneter Neger zu Heizern, Bremsern,
Wagenwärtern und Streckenarbeitern für den späteren
Betrieb ist aber nicht nur Aufgabe der Baufirma, sondern
auch der späteren Betriebsführerin. Schon darum muís
sie ein Interesse daran haben, das Entstehen ihres
Unternehmens in baulicher und betriebstechnischer
Hinsicht zu überwachen, hat sie doch dadurch gerade
bei neuen Unternehmungen Gelegenheit, die eigenartigen
Verhältnisse von Land und Leuten kennen zu lernen
und für ihren eigenen Betrieb die wichtigsten Nutz-
52 [No. 735]
anwendungen zu ziehen. Die Ausübung dieser Beauf-
sichtigung kann also nicht früh genug einsetzen.
Wir besitzen heute drei Eisenbahnlinien in Ost-
afrıka: die Sigibahn, die Usambarabahn und die Moro-
gorobahn. Die erste hat nur eine Länge von etwa
16 km erreicht. Die zweite wurde, um das Unternehmen
nicht liegen zu lassen, vom Staate fertiggestellt. Nach
12 Jahren wurden 129 km eröffnet. Die dritte, die
Morogorobahn, wird wahrscheinlich am 15. Dezember
dieses Jahres dem Verkehr übergeben, 6 Monate vor
Ablauf des Vertrages. In 2 Jahren 10 Monaten wären
dann 209 km hergestellt. Sie sehen, meine Herren, es
ist schon ein erfreulicher Fortschritt zu verzeichnen.
Aber auch dieses Ergebnis darf uns nicht genügen.
Wollen wir hoften, dafs wir schon in wenigen Jahren
neue Bahnen in Ostafrika eröffnen können, die hin-
sichtlich ihrer Güte und der raschen Fertigstellung jeden
Vergleich mit anderen Tropenbahnen aushalten.
(Lebhafter Beifall.)
Vorsitzender: Meine Herren: Ich darf dem lauten
Beifall, den der Vortrag hervorgerufen hat, noch den
Dank des Vercins hinzufügen. Der Herr Vortragende
hat uns ein sehr anschauliches Bild von den Verhältnissen
in Afrika entworfen, und daraus haben wir ersehen
können, mit welchen Schwierigkeiten man in Afrika
gerade in bezug auf den Bahnbau zu kämpfen hat, und
welche Tatkraft und Ausdauer notwendig war, um diese
Schwierigkeiten bei der hier besprochenen Bahn in der
verhältnismäfsig kurzen Bauzeit zu überwinden.
Hat jemand aus der Versammlung an den Herrn
Vortragenden eine Frage zu richten? Herr Geheimrat
Bormann hat das Wort.
Herr Geh. Oberregierungsrat Bormann: Mcine Herren!
Sie werden es begreiflich finden, wenn ich mir erlaube,
einige Worte zu sagen. Wie Ihnen bekannt, habe ich
im Jahre 1895 die Vorarbeiten für die erste Linie ein-
geleitet. Damals war man der Meinung, man müsse
die Negerpfade beibehalten, denn es handle sich nur
um eine ganz schmalspurige Balın. Erst während der
Vorarbeiten kam der Gedanke, dafs man doch zu einer
weiteren Spur, wenigstens 75 cm gehen miifste, und
damit war es zweifelhaft geworden, ob man einfach die
Negerpfade für die Eisenbahnlinie ausbauen könne.
Infolgedessen war es auch schon damals besonders
nötig, darüber nachzudenken, wie man die Linie etwa
führen könnte. Karten lagen so gut wie gar keine vor.
Als ich mich selbst bei Daressalam umsah, bemerkte
ich, dafs es schwer sei, durch die Puguberge zu kommen.
Aber der Msimbasibach bot doch einige Aussicht, dafs
man die starke Erhöhung, die sich bei km 20 und 25
in 250 m Höhe entgegensetzte, umgehen könne. Damals
ist es mir nicht gelungen, diese Linie durch das Msim-
basital wirklich bearbeiten lassen zu können, es fand
sich niemand, der in das enge Tal hineingehen wollte.
Wie Sie auf den uns eben gezeigten Bildern gesehen
haben, ist das Tal tatsächlich so eng und so dicht ver-
wachsen, dafs man meint, man könne nicht hinein-
kommen. Daher mufs ich Herrn Bauinspektor Schmidt,
jetzt Hafendirektor in Dortmund, sehr danken, dafs er
meiner Anregung folgend keine Mühe gescheut hat,
um die Bahnlinie durch dieses Tal zu führen.
Herr Schubert hat uns das Profil gezeigt, wie
die jetzt verfolgte Linie glatt aufsteigt, die Puguberge
sind umgangen, das zweimalige Aufsteigen auf die Höhe
von 250 m ist vermieden, erst bei km 38 steigen wir
jetzt zur Höhe von 195 m. Wenn der Herr Vortragende
sagte, es seien sehr viele Wellen hineingekommen,
so ist das auch kaum zu vermeiden. Wie Sie auf der
Karte gesehen haben, ist die Linie gekreuzt von den
viclen Bächen, die von den Pugubergen herabfliefsen;
die Geländewellen sind, so gut es möglich war, aus-
geglichen; ganz vermeiden konnte man sie nicht. Aber
dadurch, dafs man die Linie nicht, wie sie ursprünglich
geplant war, südwestlich in weitem Bogen, sondern
direkt westlich geführt hat, über den Kingani- und
Ngerengereflufs, ist eine Abkürzung von 26 km erreicht
worden. Es ist allerdings der Uebelstand eingetreten,
dafs man da auf dieser Strecke eine wenig bewohnte
Gegend getroffen hat. Das Ruvu-Kingani-Tal ist an
]1. Februar 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
der Durchschneidungstelle etwa 4 km breit, der Flufs-
lauf in viele Arme geteilt und es ist daher eine 6
Anzahl Brücken nötig geworden. Es ist aber dafür
gesorgt, dafs das höchste bekannte Hochwasser des
Jahres 1906 reichlich Abfluís findet.
Nun sagte der Herr Vortragende, dafs man den
Bau erheblich hätte beschleunigen können, wenn man
den Ruvu-Kingani-Flufs als Zutuhrstrafse benutzt hätte,
um in der Mitte der Linie eine neue Baustation, von
der man hätte ausgehen können, herzustellen. Der
Lauf des Ruvuflusses war bis zum Jahre 1895 kaum
bekannt. Ich habe damals veranlafst, dafs Herr Haupt-
mann Schlobach eine Aufnahme des Flufslaufes gemacht
hat. Er hat auch Versuche gemacht, ihn mit kleinen
Lasten zu befahren und hat darnach berichtet, man
könne sich wegen der vielen und scharfen Krümmungen
und der ungleichmälsigen Wassertiefe der Gefahr nicht
aussetzen, auf diesem verwilderten Flusse zu fahren.
Aber die Bauunternehmerfirma Holzmann hat sich da-
mit nicht begnügt und hat nochmals die Probe machen
lassen, und sie hat auch gefunden, dafs es durchaus
unmöglich ist, den Flufs zum Lastentransport zu be-
nutzen. Es mufste also der Bahnbau von Daressalam
aus beginnen und in westlicher Richtung vorgetrieben
werden.
Der Ilerr Vortragende hat ferner hervorgehoben,
dafs bezüglich der Wasserstationen zu wenig Vorsorge
getroften war. Es ist schwer, in Afrika diese Vorsorge
zu treffen, denn gerade dort ist wenig Wasser vor-
handen, und auch künftig wird man noch mit Schwierig-
keiten zu kämpfen haben. Aber was geschehen konnte,
ist geschehen. Während der Vorarbeiten und beim
Bau selbst ist man bestrebt gewesen, das nötige Wasser
zu sichern.
Die Werkstätte hätte der Bauunternehmer noch
besser als geschehen ausstatten können, doch hat sie
für den schnellen Baubetrieb genügt. Die definitive
Werkstätte auf Bahnhof Daressalam ist inzwischen in
Betrieb genommen.
Nun sagte der llerr Vortragende, der Bau sei nur
etwa 6 Monate vor Ablauf des Kontrakts fertig ge-
worden. Das ist insofern richtig, als der Bauunternehmer
6 Monate vor Ablauf seines Bauvertrages fertig geworden
ist. Aber bis zum Ablauf der Zeit, die durch die
Konzessionsurkunde der Gesellschaft festgesetzt ist
(Ende Juni 1909), ist es noch I Jahr 9 Monate hin. Also
recht reichlich ist dieser Termin innegehalten worden.
Der Bau ist derartig fortgeschritten, dafs fir den Bau
eigentlich nur 2 Jahre 9 Monate gebraucht worden sind
— 9. Marz 1905 bis 9. Oktober 1907 — es ist daher
in kaum 41/2 Tagen je 1 km der 210 km langen Bahn
fix und fertig gebaut worden; bei den Schwicrigkeiten
in dem unzugänglichen Lande, die namentlich auch
noch durch den Aufstand und die Regenperiode 1906
hervorgerufen wurden, eine nicht unbetrachtliche
Leistung.
Vorsitzender: Ich danke dem Herrn Geh. Rat Bor-
mann für seine Mitteilungen und gebe nun Herrn
Geh. Rat Baltzer das Wort.
Herr Geheimer Baurat Baltzer: Meine Herren! Ich
habe kürzlich den Vorzug gehabt, mit dem Herrn Staats-
sekretär des Reichs-Kolonialamts, Exzellenz Dernburg,
am 9. und 11. Oktober die Strecke Daressalam—Moro-
goro zu bereisen. Die Fahrt wurde in ziemlich raschem
Tempo zurückgelegt, wir fuhren ohne gröfseren Aufent-
halt 9 Stunden hin, und zurück noch etwas weniger,
etwa 8 Stunden; es war daher nicht möglich, sich über
etwaige Mängel im Bau, falls solche vorhanden sein
sollten, genauer zu unterrichten. Die durchfahrene
Gegend ist zum Teil landschaftlich aufserordentlich
reizvoll, namentlich in dem oberen Gebiet der Bahn,
wo diese vor Morogoro in den Bezirk der Uluguruberge
eintritt. Nur eins ist mir aufgefallen und das möchte
ich erwähnen, dafs nämlich etwa zwischen km 20 und
km 48 die Bahnlinie mit aufserordentlich scharfen
Krümmungen durchgeführt ist, ohne dafs hierfür an-
scheinend eine ganz zwingende Notwendigkeit vorlag.
Wir haben ja von dem Herrn Vortragenden gehört,
dafs der Baufirma gestattet war, als kleinsten Halbmesser
der Krümmungen sogar 60 nı anzuwenden. Davon hat
[1. Februar 1908]
sie allerdings nicht Gebrauch gemacht, indessen sind
auf der bezeichneten Strecke vielfach Kurven von 100 m
Halbmesser angewandt worden, und da möchte ich es
als zweifelhaft hinstellen, ob es zweckmälsig war, dafs
zum Zwecke einer Ersparnis an Erdarbeiten bei der
Meterspur so häufig eine so scharfe Krümmung gewählt
worden ist, die im Betriebe erhebliche Nachteile mit
sich bringt (Schienenkopf-Abnutzung, Scharflaufen der
Spurkränze, schwierige Unterhaltung usw.). Bei der
Fahrt machte sich hier ein fortwährendes quietschendes
Geräusch bemerkbar. Ich hoffe und wünsche, dafs diese
scharfen Krümmungen in Zukunft sich trotzdem bewähren
mögen; da die Fahrzeuge meines Wissens mit Lenk-
achsen ausgerüstet sind, so ist anzunehmen, dafs der
erhöhte Kurvenwiderstand sich wenigstens für die
Zugkraft der Lokomotiven nicht allzu stark geltend
machen wird. Jedenfalls glaube ich empfehlen zu sollen,
dafs man bei etwaigen künftigen Tracierungen bei der
Meterspur, wenn immer möglich, nicht unter 200 m
Halbmesser geht, und nur wo man ganz besondere
Schwierigkeiten, z. B. enge Felstäler u. dergl. hat, auf
150 m herabgeht, keinesfalls aber auf 100 m.
Vorsitzender: Das Wort wird nicht weiter verlangt,
ich kann also die sehr interessante Besprechung, die
der heutige Vortrag hervorgerufen hat, hiermit schliefsen
und den Herren nochmals meinen Dank aussprechen.
Ich habe mitzuteilen, dafs sich im Fragekasten nichts
befindet, ferner, dafs mit allen abgegebenen 40 Stimmen
Herr Professor Dolezalek als einheimisches ordent-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No, 735}. 53
liches Mitglied aufgenommen worden ist, und ebenso
Herr Finanzassessor Walter Schieck in Dresden als
auswärtiges Mitglied.
Als Gäste sind bier heute abend erschienen Herr
Oberleutnant Walther, der direkt aus Südwestafrika
hierher zurückgekehrt ist, eingeführt durch Herrn Müller
von der Werra, Herr Schurer, Diplom-Ingenicur,
Berlin, eingeführt durch Herrn Schubert, Herr Prit-
schow, Eisenbahnbeamter, Berlin, eingeführt durch
Herrn Bormann, Herr Professor Dr. Hellwig, Berlin,
eingeführt durch Herrn Schubert, Herr Regierungs-
baumeister Hellwig, Berlin, und Herr Hauptmann
Wegner, ebenfalls durch Herrn Schubert eingeführt,
Herr Regierungsbaumeister König und Herr Regierungs-
baumeister Hillenkamp, eingeführt durch Herrn
Schlüpmann, Herr Regierungsbaumeister Krencker,
Berlin, eingeführt durch Herrn Schubert, Herr Diplom-
Ingenieur Bachstein jr., Berlin, eingeführt durch Herrn
Prohl, Herr Vize-Konsul Rölsler, Jaffa, eingeführt
durch Herrn Neumann, Herr Hofrat Lang, Zehlen-
dorf, eingeführtdurch Herrn Schubert, Herr Regierungs-
baumeister Baum, eingeführt durch Herrn Reh, Herr
Regierungs- und Baurat Wambsgans, Berlin, ein-
geführt durch Herrn Beil. Ich habe die Herren, soweit
mir erinnerlich ist, schon sämtlich begrüfst, ich unter-
lasse aber nicht, sie hier nochmals herzlich zu ۰
Gegen den Bericht über die vorige Sitzung sind
Einwendungen nicht erhoben, der Bericht gilt also als
angenommen. Ich schliefse die Sitzung.
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
Versammlung am 22. Oktober 1907
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr.-Ing. Wichert — Schriftführer: Herr Geh. Kommissionsrat F. C. Glaser
(Mit 47 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 37.)
Vortrag des Herrn Regierungsrat Zweiling über
Elektrische Vollbahnen
(Fortsetzung).
ll. Drehstrombahnen.
Alle angeführten Mittel, um den Gleichstrom den
Anforderungen des elektrischen Vollbahnbetriebes anzu-
passen, können für bestimmte Einzelfälle recht gute
Dienste leisten, sind aber für eine allgemeine Verwendung
kaum geeignet. Entweder ist die Möglichkeit der
Spannungserhöhung eine zu beschränkte oder die
erforderlichen Hilfsvorrichtungen setzen die Wirtschaft-
lichkeit des Betriebes unzulässig herab. Der ein- und
mehrphasige Wechselstrom hat gegenüber dem Gleich-
strom den für den elektrischen Betrieb von Vollbahnen
sehr wesentlichen Vorteil, dafs er in beliebig hoher
Spannung auf die Strecke geschickt und unmittelbar von
den Motoren aufgenommen werden kann oder aber
durch ruhende, keiner Wartung bedürfende Trans-
formatoren, die auf der Strecke verteilt oder in den
Fahrzeugen untergebracht werden können, nicdriger
gespannt werden kann. Es ist daher erklärlich, dafs
man sehr bald daran gedacht hat, den Wechselstrom
und zwar zunächst den Drehstrom zum Vollbahnbetrieb
zu verwenden.
Vielfach hatte man allerdings wohl angenommen,
dafs der Drehstrommotor wegen seiner Unfähigkeit, sich
den wechselnden Geschwindigkeiten des Bahnbetriebes
anzupassen, als Bahnmotor nicht in Betracht kommen
könne. Bekanntlich ist die Umlaufzahl des Drehstrom-
motors, wenn in den l.äuferstromkreis keine Drossel-
widerstände eingeschaltet werden, konstant und abhängig
nur von der Polzahl und der Polwechselzahl, d. h.
Periodenzahl. Aufserdem bedingt die Drehstromzu-
führung zwei Luftleitungen verschiedener Phase und man
glaubte, dafs betriebssichere Weichen und Kreuzungen
hiermit nicht auszuführen seien.
Diese Bedenken sind durch die Praxis widerlegt
worden. Die Firmen Brown, Boveri & Co. in Baden
۱
(Schweiz) und Mannheim und Ganz & Comp. in Budapest
haben grofse Bahnanlagen mit Drehstrom ausgeführt,
und diese haben zum Teil in mehrjährigen Betrieben zu
Beanstandungen keine Veranlassung gegeben.
Brown, Boveri & Co. haben die Burgdorf- Thun-Balın
(40 km Länge) mit Drehstrommotorwagen (4 Motoren
zu 60 PS) und Drehstromlokomotiven (2 Motoren zu
150 PS) ausgerüstet, die Anlage ist seit 1899 in Betrieb.
Der Drehstrom von 16000 Volt Spannung bei 40 Perioden
wird in mehreren Transformatorenstationen auf der
Strecke in Drehstrom von 750 Volt Spannung trans-
formiert. Die Fahrleitungen erhalten also nur niedrig
gespannten Drehstrom. Die Motorwagen laufen nur
mit einer Geschwindigkeit (36 km/st), das Anfahren
wird durchWiderstände im Läuferstromkreis der Motoren
“geregelt; die Lokomotiven laufen mit zwei Geschwindig-
keiten (18 und 36 km/st), die Geschwindigkeitsänderung
wird durch Aenderung der Zahnrad-Uebersetzung
bewirkt.
Ferner hat die Firma im vorigen Jahre die Tunnel-
strecke der Simplonbahn (20 km Länge) für Drehstrom-
betrieb ausgerüstet und 5 Drehstromlokomotiven hierzu
geliefert. Abb. 20 zeigt eine Lokomotive in mehreren
Schnitten. Die Lokomotiven haben 5 Achsen, 3 mit
einander gekuppelte Triebachsen und 2 Laufachsen,
die je mit der náchstliegenden Triebachse zu Dreh-
gestellen vereinigt sind. Zwischen den Triebachsen
sind zwei Drehstrommotoren zu 450 PS gelagert; die
Motorkurbeln sind mit der mittleren Triebachskurbel
gekuppelt. Jeder Motor wiegt rd. 10 t, das Lokomotiv-
gewicht beträgt 62 t, das Adhäsionsgewicht 42 t.
In den abgeschrägten Enden des Lokomotivkastens
sind die umfangreichen Metallwiderstande mit den Kühl-
Ventilatoren und deren Antriebsmotoren untergebracht.
An den Stirnseiten des Mittelkastens stehen die Fahr-
schalter, nicht weit entfernt davon die Kompressoren
mit ihren Motoren. i
Die normalen Geschwindigkeiten sind 68 und 34
km/st, die Geschwindigkeitsänderung wird durch Pol-
54 [No. 735]
umschaltung mittels des Fahrschalters bewirkt; je nach-
dem námlich die Stánderwicklungen in Dreieck oder
Stern geschaltet werden, erhalten die Láufer 16 Pole
(Zuggeschwindigkeit — 34 km/st) oder 8 Pole (68 km/st).
Die Anfahrgeschwindigkeit wird durch Widerstánde im
'Lauferstromkreise geregelt.
Abb. 21 zeigt das Schaltungsschema.
Zwei Stromphasen werden durch die Stromabnehmer
den Fahrleitungen entnommen und über verschiedene
Vorrichtungen und zwei Sammelschienen den festen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
]1. Februar 1908
Hierdurch werden die Stromphasen weitergeführt zu
den festen Kontaktfingern des Stern-Dreieckschalters
(in Abb. 21 unter dem Fahrtrichtungsschalter zwischen
den Kompressormotoren F). Dessen bewegliche Kon-
taktstücke werden wiederum: durch Druckluftzylinder
p eingestellt. Je nachdem nun die obere oder untere
Reihe an den festen Kontaktfingern liegt, werden die
Ständerwicklungen der Motoren J in Stern- oder Dreieck-
schaltung vom Strom durchflossen.
Die Druckluftzylinder ¿p sind mittels Druckluft-
Abb. 20.
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Schnitte durch die Simplon-Lokomotive.
Schema der elektrischen Einrichtung der Simplon-Lokomotive.
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A E WORE
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System der A.-G. Brown, Boveri & Cie.
leitungen mit den Fahrschaltern C
verbunden und werden durch je einen
der kleinen seitlichen Handhebel ge-
steuert. Die mittleren Handräder der
Fahrschalter sind zur Widerstands-
schaltung bestimmt. Ihre Drehbe-
wegung wird mittels Kegelräder und
Schraubenwelle in Verschiebung der
Kontaktschlitten der Metallwiderstände
A umgesetzt. Auch die Stromabnehmer
werden durch Druckluft mittels der
Zylinder g eingestellt. Es ist also
aufser dem elektrischen Leitungs-
schema ein ebenso schwer zu über-
sehendes Druckluftleitungsschema vor-
handen.
In den Weichen und Kreuzungen
sind entsprechend lange Isolations-
stücke eingeschaltet, so dafs an diesen
Stellen eine Oberleitungsphase ausge-
schaltet wird, die Motoren also nur mit
l i zwei Phasen betrieben werden. ` Die
A= Anlafswiderstand. G = Selbsttatige ۰ U = Ampéremeter. Fahrleitungsspannung betragt 3000 V olt
B = Motoren fiir die Venti- schalter. V = Voltmeter. bei 16 Perioden. Streckentransforma-
latoren. H = Ausschalter. le EEN toren sind nicht vorhande
C = Hauptkontroller. J = Amperemeter. M = Schaltsicherung. : i را ۱
D = Traktionsmotoren. K = Voltmeter. S = Stromabnehmer. e Nebenbei ‚sei bemerkt, dafs die
E = Erde. N = Spannungstransformer. W == Umschalter fir die Firma noch einige Bahnen unterge-
F = Motoren fir die Kom- O = Stromwandler. Ventilationsmotoren. Ordneter Bedeutung, so die Strafsen-
pressoren, ET = Transformator. bahnen in Lugano (Betriebseröffnung
Kontaktfingern des Fahrtrichtungschalters zugeführt
(die feste Kontaktfingergruppe und die zwei beweglichen
Kontaktgruppen des Fahrtrichtungsschalters sind in
Abb. 21 zwischen den selbsttátigen Ausschaltern Œ dar-
gestellt); die dritte der Erde durch die Räder ent-
nommene Phase wird diesen Fingern unmittelbar zuge-
leitet. Von den beweglichen Kontaktstücken des Fahrt-
richtungsschalters wird je nach der gewünschten
Fahrtrichtung die obere oder untere Reihe mittels
Druckluftzylinders a an die festen Kontaktfinger gelegt.
|
1896) und Schwyz-Steven, ferner die
Zeharadbahhen auf den Gornergrat (Betriebseröffnung
1898), auf die Jungfrau und Stansstad— Engelberg (1896)
mit Drehstrombetrieb eingerichtet und neuerdings den
Auftrag auf die Einrichtung einer Vollbahnstrecke in
Spanien (Linares—Almeria, 22 km Länge, 5500 Volt
Fahrdrahtspannung) erhalten hat.
Die Firma Ganz & Comp. hat die Valtellinabahn
(Lecco—Colico—Chiavenna—Sondrio — 106 km Länge,
Betriebseröffnung 1902) nach ihrem Drehstrombahnsystem
ausgerüstet. Der Drehstrom wird mit einer Spannung
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]1. Februar 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Abb. 22.
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[No. 735] 55
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Schaltung der elektrischen Einrichtungen der álteren Valtellina-Lokomotiven.
a Fahrleitung
û Stromabnehmer
c Sicherheitsausschalter
d Abschmelzsicherung
e Drosselspule
J Verteilkasten
y Blitzschutzvorrichtung
formators
J Voltmesser
mı Hochspannungsmotor '
n Niederspannungsmotor
p Kurzschlietser des Rheostaten
r Rheostat
von 20000 Volt von der Wasserkraft-
station in Morbegno geliefert und
durch 9 auf der Strecke verteilte
Transformatorstationen auf die Fahr-
leitungsspannung von 3000 Volt her-
abtransformiert.
Die Motorwagen haben ein Ge-
wicht von 53 t und können je 70 t
angehängtes Zuggewicht mit Ge-
schwindigkeiten von 32 und ۲
befördern. Die Geschwindigkeits-
änderung wird durch Kaskadenschal-
tung bewirkt. Jeder Motorwagen
besitzt nämlich 4 Motoren, 2 Hoch-
spannungs- und 2 Niederspanungs-
motoren. Durch den Fahrschalter
können diese Motoren folgender-
mafsen geschaltet werden: 1. Die
Ständer der Hochspannungsmotoren
liegen an der Fahrleitung, der in
ihren Läufern induzierte Strom wird,
soweit er nicht zur Arbeitsleistung
in den Hochspannungsmotoren ver-
braucht wird, in die Ständer der
Niederspannungsmotoren geführt (die
A Abschmelz-Sicherung des Trans-
s Transformator für Beleuchtung,
Beheizung und Pumpenantrieb
۶ Handumschalter des Luftpumpen-
motors [motors
ı4 Automatschalter der Luftpumpen-
7 Luttpumpenmotor
x Amperemesser-Reduktor
' Amperemesser
7 ۱:
N Elektromagnet des Rheostat-
Steuerventiles
A Primärschalter
£ Geschwindigkeitsschalter
e Erdleitung
Drehstrom-Lokomotive von Ganz € Comp. für die Valtellina-Bahn.
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]1. Februar 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 735]
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[1. Februar 1908]
Niederspannungsstánder bilden gleichsam Nutzwider-
stánde in den Stromkreisen der Hochspannungsläufer),
der Zug fährt dann mit 32 km/st Geschwindigkeit, und
2. die Niederspannungsmotoren sind ganz ausgeschaltet,
die Hochspannungsmotoren arbeiten allein, der in ihren
Läufern induzierte Strom wird allein von ihnen in
mechanische Energie umgesetzt, der Zug fährt dann
mit 64 km.st Geschwindigkeit. Das Anfahren wird
durch Wasserwiderstände im Läuferstromkreis geregelt.
Die zuerst beschafften Lokomotiven, welche nur
Güterzüge zu befördern haben, haben 4 Hochspannungs-
motoren zu 150 PS, sie können bei 40 t Gewicht und
der Geschwindigkeit von 32 km/st normal 5000 kg Zug-
kraft entwickeln. Eine Geschwindigkeitsänderung ist
nicht möglich.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 735] 57
60° gedreht werden. Durch die hierdurch herbeigeführte
Schaltungsänderung wird die Drehrichtung der Motoren
geändert. Der in den Läufern der Hochspannungs-
motoren induzierte Strom fliefst entweder unmittelbar
in die Läufer der Niederspannungsmotoren z, dann
wird der in den Ständern der Niederspannungsmotoren
induzierte Strom über den Geschwindigkeitsschalter Z
nach dem Wasserwiderstande 7 bezw. nach dem Kurz-
schliefser geleitet, oder aber der Hochspannungsläufer-
strom fliefst nach den Schleifringen, und von hier aus
über den Geschwindigkeitsschalter Z nach dem Wasser-
widerstande #7 bezw. Kurzschliefser a Im ersten Falle
arbeiten also die Motoren in Kaskade und die Lokomotive
fährt mit der niedrigeren Geschwindigkeit (32 km/st),
im letzteren Falle arbeiten die [lochspannungsmotoren
Abb. 25.
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Schaltungsschema der Drehstrom-Lokomotive Abb. 23 u. 24.
a Fahrleitung A Schmelzvorrichtung der n achtpoliger Motor £ Handumschalter des Lutt-
ê Stromabnehmer Transformatoren o zwölipoliger Motor pumpenmotors
e Sicherheitsausschalter i Ampercmesser- Widerstand Pp Kurzschlietser des Rheostaten u Automatschalter des Luft-
d Schmelzsicherung / Amperemesser y Elcktromagnet des Rheostat- pumpenmotors
e Drosselspule Haupteinschalter Steuerventiles v Luttpumpenmotor
کر Verteilkasten 1 Primärschalter r Rheostat x Voltmesser-Widerstand
g Blitzschutzvorrichtung m Sekundärschalter s Transformator v Voltmesser
Später sind Lokomotiven mit zwci Geschwindig- allein und die‘ Lokomotive fährt mit der höheren
keiten (32 u. 64 km/st) beschafft worden, deren elcktrische
Einrichtung in vieler Beziehung derjenigen der Motor-
wagen entspricht, sich aber andererseits wieder von
ihr wesentlich unterscheidet. Abb.22 zeigt das Schaltungs-
schema dieser Lokomotiven. m sind die Hochspannungs-
motoren, » die Niederspannungsmotoren. Je ein Hoch-
spannungsmotor ist mit einem Niederspannungsmotor
zu einem Motorsatz in einem gemeinschaftlichen Gehäuse
mit gemeinschaftlicher Läuferwelle vereinigt. Die beiden
Oberleitungsphasen und die Erdphase des Arbeitsstromes
werden zu den Hauptschaltern A geführt, von denen
je einer für jeden Motorsatz bestimmt ist. Die Flaupt-
schalter bestehen aus einer festen oberen Platte mit
Kontakthülsen und einer heb- und senkbaren unteren
Platte mit Kontaktstöpseln. Sobald die untere Platte
durch Druckluft angehoben worden ist, ist die Strom-
leitung nach den Stándern der Hochspannungsmotoren |
m hergestellt. Die unteren Platten der Hauptschalter
können durch Druckluft (vor dem Einschalten) auch um
Geschwindigkeit (64 km/st). Der Geschwindigkeitsschalter
ist in der der niedrigeren Geschwindigkeit entsprechenden
Stellung gezeichnet, für die höhere Geschwindigkeit
mufs er durch Anheben der Kontakttafel mittels Druck-
luft umgestellt werden. Die Schleifringe sind zwecks
besserer Zugänglichkeit auf einer nach aufsen reichenden
Gegenkurbel angebracht.
Neuerdings sind Lokomotiven mit drei Geschwindig-
keiten (25, 42 und 64 km/st) von Ganz & Comp. gelictert
worden, die in elektrischer Beziehung sehr bemerkens-
wert sind. Die Lokomotiven sind námlich nur mit 2
Hochspannungsmotoren ausgerüstet, von denen der
eine ein 12poliger und der andere ein 8 poliger Motor
ist. Sind beide Motoren in Kaskade (der 8 polige an
die Oberleitung und der 12polige an den Läufer des
8 poligen) geschaltet, so läuft die Lokomotive mit der
Geschwindigkeit von 25 km/st, ist der 12 polige Motor
an die Oberleitung und der Spolige Motor ausgeschaltet,
dann läuft die Lokomotive mit der Geschwindigkeit von
58 [No. 735]
42 km/st, und wenn der 8polige Motor an die Ober-
leitung und der 12 polige Motor ausgeschaltet ist, dann
läuft die Lokomotive mit 64 km st Geschwindigkeit.
Mit der Umschaltung der Motoren von der niedrigen
auf die mittlere Geschwindigkeit werden gleichzeitig
die Ständerwicklungen des 12 poligen Motors aus der
Dreieckschaltung in die Sternschaltung umgelegt.
Abb. 23 zeigt die Lokomotive neuester Bauart in
Ansicht, Abb. 24 in mehreren Schnitten und Abb. 25 ein
Schaltungsschema. Die Lagerung der Motoren und die
Abb. 26.
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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(1. Februar 1908]
kommende Strom über den Primär-Geschwindigkeits-
schalter / zum Ständer des 12 poligen Motors o und der
im Láufer dieses Motors induzierte Strom úber den
Sekundär-Geschwindigkeitsschalter » nach dem Wasser-
widerstande #7 bezw. Kurzschliefser p geleitet werden.
Der 12 polige Motor würde also allein arbeiten und
die Lokomotive mit der mittleren Geschwindigkeit fahren.
Werden die Kontakte 1, 2, 3 durch Anheben der Kontakt-
platte des Primärschalters / mit den Kontakten 4, 5, 6
verbunden, dann fliefst der Strom vom Hauptschalter A
zu dem 8poligen Motor », und
dessen Láuferstrom kann entweder
über den Sekundärschalter » nach
dem Wasserwiderstande oder über
den Sekundär- und Primärschalter
nach dem Ständer des 12 poligen
Motors geleitet werden, in letzterem
Falle wird der Läuferstrom des
l2poligen Motors über den Sekundär-
schalter nach dem Wasserwider-
stand geführt. Der Primär-Geschwin-
digkeitsschalter hat also zwei
Stellungen, eine untere und eine
obere, der Sekundär-Geschwindig-
keitsschalter drei um 120° gegen-
einander versetzte Stellungen. Im
Grundrifs der Abb. 24 sind die drei
um 120° gegeneinander versetzten
Druckluftzylinder, welche die Ein-
stellung des Sekundär-Geschwindig-
keitsschalters bewirken, zu er-
kennen.
Aufser der Valtellinabahn haben
3 Ganz & Comp. noch einige kleinere
= Bahnanlagen mit Drehstrombetrieb
eingerichtet, ferner führen sie eine
grölsere Bahnanlage in Canada aus.
Drehstrom-Lokomotive für 10000 Volt von Siemens € Halske A.-G.
Abb. 21.
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Verteilung der Trieb- und Laufachsen stimmen im
wesentlichen mit denen der Simplon - Lokomotiven
überein.
Im Schaltungsschema ist + wieder der Hauptschalter,
und zwar ist in diesem Falle nur ein Hauptschalter,
ebenso nur ein Wasserwiderstand # erforderlich. Z und
m sind die Geschwindigkeitsschalter, durch welche die
Motoren o und z zu einander und zum Wasserwiderstand
geschaltet werden. In der Stellung, in welcher diese
Schalter gezeichnet sind, würde der vom Hauptschalter
Drehstrom-Lokomotive
für 10000 Volt von
Siemens & Halske A.-G.
Schliefslich soll nicht unerwáhnt bleiben, dafs auch
unsere deutsche Industrie sich auf dem Gebiete des
Drehstrombetriebes von Vollbahnen versucht hat, nämlich
die Allgemeine Elcktrizitäts-Gesellschaft und die Siemens
¢ Halske A.-G. auf der Militäreisenbahn Marienfelde—
Zossen. Das Ergebnis dieser Schnellbahnversuche ist
allerdings insofern ein negatives gewesen, als diese
beiden Firmen sich wohl endgiltig von dem Drehstrom-
betricb von Vollbahnen losgesagt haben; trotzdem darf
der Wert der Versuche nicht unterschätzt werden.
Digitized by Google
(1. Februar 1908]
Die Einrichtungen, welche bei den Schnellbahnver-
suchen zur Verwendung gekommen sind, sind Ihnen
bekannt, ich beschränke mich darauf, auf die vielleicht
weniger bekannte Drehstromlokomotive der Siemens &
Abb. 28.
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Erde
Schaltungsschema der Lokomotive Abb. 26 u. 27.
Halke A.-G. kurz einzugehen. Diese Lokomotive ist
deswegen bemerkenswert, weil ihre Motoren unmittelbar
mit dem der Leitung entnommenen Strom von 10000 Volt
Spannung -gespeist wurden, während in den Schnell-
bahnwagen der Fahrleitungsstrom durch mitgeführte
- Transformatoren transformiert wurde, so dafs die Motoren
nur 1000 Volt (Siemens & Halske A.-G.) bezw. 450 Volt
+
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 735] 59
(Allgemeine Elektrizitáts-Gesellschaft) Klemmenspannung
erhielten.
Abb. 26 zeigt die Lokomotive in Ansicht, Abb. 27
in mehreren Schnitten. Tatsächlich war jedes Dreh-
gestell nicht mit je zwei Motoren, sondern nur mit je
einem Motor zu 400 PS ausgerüstet. Die Lokomotive
hat ein Eigengewicht von 40 t und hat eine angehängte
Last von 31t mit einer Geschwindigkeit von 100 km/st
befördert. Die Geschwindigkeitsregelung erfolgte durch
Einschaltung von Widerständen in den Läuferstromkreis
der Motoren. Abb. 28 zeigt das Schaltungsschema. Die
drei Oberleitungsphasen des Arbeitsstromes werden
über die Hauptschalter zu den Ständern der Motoren
geleitet; die in den Läufern induzierten Ströme sind
auf umfangreiche Metallwiderstände geschaltet, deren
Kontaktschlitten mittels durchgehender Welle und Kegel-
radübersetzung durch ein Handrad vom Schalttisch aus
gesteuert werden. Die Hauptschalter werden durch
Druckluft ein- und ausgeschaltet. Die Schaltung ist
überaus einfach, aber es kann (ohne Verluste in Wider-
ständen) auch nur mit einer Geschwindigkeit gefahren
werden.
Wie ich oben bereits ausführte, ist die Umlaufzahl
eines Drehstrommotors abhängig von der Motorpolzahl
und der Periodenzahl des zugeführten Stromes. Es
mufs also auch eine Geschwindigkeitsregelung durch
Aenderung der Periodenzahl möglich sein. Tatsächlich
sind auch hierfür schon Vorschläge gemacht worden,
meines Wissens allerdings nur auf dem Papier, eine
praktische Bedeutung haben diese Vorschläge noch nicht
gewonnen. Es sei nur kurz erwähnt, dafs Hallberg
und Kummer (Oerlikon) zwischen Zuleitung und Motoren
Umformer einschalten wollen, um entweder (Hallberg)
die Polzahl derSekundärseite des Umformers zu wechseln,
oder (Kummer) die Umlaufzahl des Umformers zu ver-
ändern. Es scheint mir nicht ausgeschlossen zu sein,
dafs die Geschwindigkeitsregelung durch Perioden-
wechsel noch eine Zukunft hat. (Schlufs folgt.)
Verschiedenes
Fährverbindung Saßnitz - Trelleborg. Wie wir den
„Berliner Neuesten Nachrichten“ entnehmen, ist am 15. No-
vember v. J. hier im Auswärtigen Amt ein Staatsvertrag
mit Schweden, betreffend die Herstellung einer Fähr-
verbindung zwischen Preufsen und Schweden, von den hierzu
ernannten beiderseitigen Unterhändlern unterzeichnet worden.
Als Ausgangshäfen sind Safsnitz und Trelleborg gewählt.
Man hofft, den Fährbetrieb bereits im Sommer 1909 eröffnen
zu können. Geplant ist die Beschaffung von je 2 preufsischen
und schwedischen Fahrschiffen mit einer Fahrgeschwindig-
keit von 16 Seemeilen pro Stunde. Sie sollen nach überein-
stimmenden Grundzügen gebaut werden und eine glatte
Ueberführung von Eisenbahn-, auch von Schlafwagen ge-
währleisten. Auch für den Güterverkehr werden sich aus
dem Trajektbetrieb manche Vorteile ergeben. Zugleich ist
die Benutzung der Dampffähren für die Postbeförderung in
Aussicht genommen. Wegen Verbesserung des Fahrplanes
und möglichster Erleichterung der Zollabfertigung ist weitere
Verständigung vorbehalten.
Eine genaue Darlegung der Verhältnisse, aus denen
dieses Projekt entstanden ist, findet sich in der Zeitung des
Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen vom 11. Dezember
1907. -Es sind dort auch die verschiedenen Möglichkeiten für
die Bewältigung des Verkehrs zwischen Schweden-Norwegen
und Deutschland erörtert. l
Druckluftfüllvorrichtung für Windkessel. Herr Civil-
Ingenieur B. Stein, Schöneberg, macht uns darauf aufmerksam,
dafs die von Herrn Dipl.-Ing. Wagner in No. 725 der
„Annalen beschriebene Luftfüllvorrichtung für Windkessel
von ihm im Jahre 1898 in seinem Aufsatz: „Pumpen“, ver-
öffentlicht in den Unterrichtsbriefen von Karnack-Hachfeld,
beschrieben ist.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Geh. Oberbaurat und Vortragenden Rat
im Reichsmarineamt der Geh. Marinebaurat und Schiffbau-
direktor Hofsfeld, zum Geh. Marinebaurat und Schiffbau-
direktor der Marine-Oberbaurat und Schiffbau-Betriebs-
direktor Eichhorn, zum Marine-Oberbaurat und Schiffbau-
Betriebsdirektor der Marinebaurat fúr Schiffbau Wellenkamp,
zum Marine-Intendantur- und Baurat der Marine-Garnisonbau-
inspektor Schubert, zum Marinebaurat für Schiffbau der
Marine-Schiffbaumeister Kluge und zum Marine-Maschinen-
baumeister der Marinebaufúhrer des Maschinenbaufaches
Schatzmann.
Verliehen: der Charakter als Geh. Marinebaurat mit
dem Range der Kapitáne zur See dem Marine-Oberbaurat
und Schiffbau-Betriebsdirektor Krieger.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Kommandiert: der Militärbauinspektor Greim, bei der
Intendantur der militärischen Institute, als techn. Hilfsarbeiter
zur Bauabt. des Kriegsministeriums.
Der Militärbauinspektor Othmer, bei der Intendantur der
militärischen Institute, kommandiert als technischer Hilfs-
arbeiter zur Bauabt. des Kriegsminist., verbleibt unter Auf-
hebung seiner Versetzung nach Hannover in der bisherigen
Dienststellung.
Versetzt: der Intendantur- und Baurat Allihn von der
Intendantur des I. Armeekorps zum 1. März 1908 in gleicher
Eigenschaft zur Intendantur des 1V. Armeekorps, die Militär-
bauinspektoren Pospieszalsky, bei der Intendantur des Garde-
korps, unter Aufhebung der Kommandierung zur Bauabt.
des Kriegsminist. als besonders beauftragter Baubeamter in
den Bezirk der Intendantur des X. Armeekorps, Benetsch,
edi Google
60 [No. 735]
bei der Intendantur der militärischen Institute, kommandiert
als technischer Hilfsarbeiter zur Bauabt. des Kriegsminist.,
nach Ohrdruf, Baurat Koppen, Vorstand des Militärbauamts
Kassel I], zum 1. März 1908 nach Königsberg i. Pr., Krieger
in Lippstadt als techn. Ihlfsarbeiter zur Intendantur der
militärischen Institute und Wagner in Neuhammer a. Qu. als
techn. Hilfsarbeiter zur Intendantur des X. Armeckorps,
letztere zum 1. April 1908.
Beauftragt: der Militärbauinspektor Baurat Koppen
mit Wahrnehmung einer Intendantur- und Bauratstelle bet
der Intendantur des l. Armeekorps.
Der Bauinspektor Ludwig beim Östasiatischen Detache-
ment ist vom 1. Marz 1908 ab als Militárbauinspektor wieder
eingerciht unter Ueberweisung als Vorstand zum Militárbau-
amt Kassel Il.
Preufsen.
Ernannt: die am l. Januar ausgeschiedenen, wieder
vorgeschlagenen 23 Mitglieder der Kgl. Akademie des Bau-
wesens in Berlin: der Wirkl. Geh. Oberbaurat Dr.:Ina. Dr.
Thür in Berlin, der Geh. Oberbaurat Thoemer in Berlin,
der Geh. Baurat Dr.:Ina. Emmerich in Grunewald, der Geh.
Baurat Professor v. Groszheim in Berlin, der Ministerial-
direktor und Oberbaudirektor Wirkl. Geh. Rat Hinckeldeyn
in Berlin, der Geh. Baurat v. d. Hude in Berlin, der Geh.
Oberbaurat Reimann in Berlin, der Geh. Oberhofbaurat
Hofarchitekt v. Ihne in Berlin, der Geh. Baurat March in
Charlottenburg, der Geh. Oberbaurat Hoßfeld in Berlin, der
Geh. Regierungsrat v. Tiedemann in Potsdam, der Reg.- und
Baurat a. D. Tornow in Metz, der Grofsherzogl. badische
Oberbaudirektor a. D. Gehcimrat II. Klasse, Professor
Dr, Aua, Dr. Durm in Karlsruhe, der Geh. Baurat Kgl.
sächsische Geh. Hofrat Professor Dr. Wallot in Dresden,
der Ministerialdircktor und Oberbaudirektor v. Doemming
in Berlin, der Geh. Oberbaurat Keller in Berlin, der Geh.
Kommerzienrat R. Pintsch in Berlin, der Ministerialdirektor
a. D. Oberbaudirektor Wirkl. Geh. Rat Dr.: Jna. Schroeder in
Berlin, der Geh. Regierungsrat Professor Dr. Slaby in
Charlottenburg, der Ministerialdirektor und Oberbaudirektor
Dr. Ana, Wichert in Berlin, der Oberbaurat a. D. v. Brockmann
in Stuttgart, der Baurat Haack in Eberswalde und der Geh.
Regierungsrat a. D. Dr.-Ing. Wöhler in Hannover von neuem
zu deren Mitgliedern,
ferner: das bisher aufserordentl. Mitglied Geh. Ober-
baurat Eggert in Berlin zum ordentl. Mitgliede sowie der
Geh. Baurat Stadtbaurat Dr.-Ing. Hoffmann in Berlin, der
Geh. Oberbaurat L. Koch ebendaselbst und der Geh. Baurat
Professor Dr. Ulbricht in Dresden zu aufserordentl. Mit-
gliedern der genannten Körperschaft;
zu Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren die Reg.-
Baumeister des Eisenbahnbaufaches Wilhelm Kreß in Erfurt,
Kurt Marder in Spandau und Gustav Sauermilch in
Battenberg;
zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Bauführer Friedrich Kröh
aus Darmstadt, Willi Täniges aus Friesack, Hans Berg aus
Kottbus, Hans Borchert aus Lübeck (Eisenbahnbaufach),
Rudolf Heim aus Darmstadt, Georg Willers aus Goldberg i.M.,
Werner Metz aus Sobernheim (Wasser- und Strafsenbaufach),
Otto Lindemann aus Bielefeld, Heinrich Ahrendts aus Nort-
heim und Richard Sponbolz aus Berlin (Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Geh. Regierungsrat dem
etatmafsigen Professor an der Techn. Hochschule in Berlin,
derzeitigen Rektor Otto Kammerer, der Charakter als Geh.
Baurat dem Baurat Robert Schmidt in Stafsfurt beim Ueber-
tritt in den Ruhestand, der Charakter als Baurat dem Eisen-
bahn-Bau- und Betriebsinspektor Weiler, z. Z. in Bangkok
(Siam);
ferner den Reg. und Bauräten Hugo Linke die Stelle
eines Mitgliedes der Kgl. Eisenbahndirektion in ۸
und Loeffel die Stelle eines Mitgliedes der Kgl. Eisenbalın-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Februar 1908]
bahnbetriebsinspektion in Ostrowo, Johannes Fischer die
Stelle des Vorstandes der Eisenbahnbetriebsinspektion in
Angerburg und Peter Hildebrand die Stelle des Vorstandes
der Eisenbahnbetriebsinspektion 3 in Saarbrücken.
Zur Beschäftigung überwiesen: den Kgl. Eisen-
bahndirektionen die Reg.-Baumeister Walter Loycke in
Essen a. d. R., Weikusat in Bromberg, Luther in Hannover,
Endres in Frankfurt a. M., Risch in Berlin und Borchert
in Hannover (Eisenbahnbaufach), die Reg. - Baumeister
Linsenhoff der Kgl. Kanalbaudirektion in Essen (Wasser-
und Strafsenbaufach), Krencker, bisher beurlaubt, der Kgl.
Regierung in Düsseldorf, Salomon der Kgl. Regierung in
Breslau, Behnes der Kgl. Regierung in Magdeburg und
Borsche der Kgl. Regierung in Erfurt (Hochbaufach).
Versetzt: die Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren
Adolf Schrader, bisher in Kassel, als Vorstand der Eisen-
bahnbauabt. nach Göttingen, Neubartb, bisher in Berlin, als
Vorstand (auftrw.) der Eisenbahnbetriebsinspektion nach
Hirschberg 1. Schl. und Marder, bisher in Spandau, als Vor-
stand der Eisenbahnbauabt. nach Oppeln;
die Reg.-Baumeister Verlohr von Rheydt nach Kirchhain,
Klemme von Bad Nenndorf nach Oppeln, Schumacher von
Arnswalde nach Schrimm, Birck von Diez nach Ems,
Dechant von Oberhausen nach Hörde und Hochhaus von
Essen nach Berlin.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Reg.-Baumeistern Adolf Selig in
Merseburg und Oskar Hedwig in Berlin(Wasser- und Strafsen-
baufach).
Württemberg.
Ernannt: zum Bauinspektor der etatmäfsige Reg.-
Baumeister tit. Bauinspektor Bayer bei dem Bezirksbauamt
Stuttgart.
Verliehen: der Titel eines Baurats dem Reg.-Baumeister
Adolf Schön, Direktor der Firma Eisenbahnsignalbauanstalt
Max Jüdel & Co. in Braunschweig;
der Titel eines Staatsrats dem Vorstand der Bauabt.
der Generaldirektion der Staatseisenbahnen tit. Präsidenten
v. Fuchs, der Titel als Bauinspektor den etatmäfsigen Reg.-
Baumeistern Otto Konz und Otto Schaal in Stuttgart.
Befördert: auf die Stelle des Vorstandes des bahnbau-
techn. Bureaus der Generaldirektion der Staatseisenbahnen
mit der Dienststellung eines Baurats der Eisenbahnbau-
inspektor tit. Baurat Glocker bei dieser Generaldirektion.
Ucbertragen: die bei der Ministerialabt. für den
Strafsen- und Wasserbau geschaffene Stelle eines Technikers
für Abwasserbeseitigung mit den Dienstrechten eines Bau-
inspektors dem etatmäfsiıgen Reg.-Baumeister Wilhelm Eber-
hardt in Stuttgart.
Seinem Ansuchen entsprechend in den Ruhe-
stand versetzt: der Vorstand der Ministerialabt. für den
Strafsen- und Wasserbau Präsident v. Euting unter Ver-
leihung des Ranges auf der dritten Stute der Rangordnung.
Baden.
Ernannt: zum bautechn. Referenten des Minist. des
Innern der Architekt und Professor an der Baugewerkschule
August Stürzenacker in Karlsruhe unter Verleihung des
Titels Baurat und unter Belassung des Titels Professor;
zum Eisenbahningenieur der Zivilingenieur Arnold
Mandelbaum in Karlsruhe. i
Oldenburg.
Ernannt: zum Techn. Vortragenden Rat im Grofs-
herzogl. Staatsministerium der Baurat Rieken.
Verlieben: der Titel Oberbaurat dem bautechn. Mit-
gliede der Grofsherzogl. Eisenbahndirektion Baurat Schmitt.
Gestorben: Geh. Baurat Gustav Wolff, seinerzeit
l.andesbaurat der Provinz Posen, und Felix Klemperer,
direktion in Magdeburg, den Eisenbahn-Bau- und Betriebs- Generaldirektor der Berliner Maschinenbau-Akt.-Ges. vor-
inspektoren Klotzbach die Stelle des Vorstandes der Eisen- mals ۰
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Reyier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin.
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
[15. Februar 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 736] 61
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
Versammlung am 22. Oktober 1907
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr.- Ina. Wichert — Schriftführer: Herr Geh. Kommissionsrat F. C. Glaser
(Mit 47 Abbildungen)
(Schlufs von Seite 59)
Vortrag des Herrn Regierungsrat Zwelling über
Elektrische Vollbahnen
(Schlufs).
111. Einphasenwechselstrom-Bahnen.
Der einphasige Wechselstrom kann wie der Dreh-
strom in einfachster Weise von beliebig hoher. Spannung
in beliebig niedrige Spannung auf der Strecke oder im
Fahrzeug umgeformt werden. Der Einphasen-Kollektor-
motor hat anderseits manche vorteilhafte Eigenschaften
des Gleichstrommotors, die dem Drehstrommotor ab-
gehen, so ändert sich seine Umlaufzahl selbsttätig mit
der Belastung und kann aufserdem durch Aenderung
der Klemmenspannung geregelt werden. Von den
meisten Sachverständigen wird daher der Einphasen-
Kollektormotor als der berufene Vollbahnmotor an-
gesehen und fast alle gröfseren Elektrizitätsgesellschaften
haben sich auf die Fabrikation dieser Motoren eingerichtet.
Jede Gesellschaft vertreibt aber Motoren eigener Bauart,
die sich durch die verschiedenartigen Schaltungen der
im Motor arbeitenden Wicklungen mehr oder weniger
voneinander unterscheiden.
Ich will ganz kurz auf die Ilauptbauarten der
Einphasen-Kollektormotoren eingehen.
Abb. 29. Abb. 30. Abb. 31.
ER are
Abb. 29. Gleichstrom-Reihenschluß-Motor oder Einphasen-
wechselstrom-Reihenschluß-Kollektormotor.
Abb. 30. Kompensierter Einphasenwechselstrom-
Reihenschluß-Kollektormotor.
Abb. 31. Einphasenwechselstrom-Kurzschluß-
Kollektormotor (Repulsionsmotor).
Wenn man auf elektrischem Wege ein Drehmoment
erzeugen will, so muls man ein Erregerfeld haben und
stromdurchflossene Arbeitsspulen, die sich in dem
Erregerfeld drehen können.
Abb. 29 zeigt schematisch den gewöhnlichen
Gleichstrom-Reihenschlufsmotor, wie er für Bahnbetrieb
allgemein Verwendung findet. Die Arbeitsspulen sind
über die Bürsten mit dem Erregerfeld in Reihe an das
Netz geschaltet. Die Arbeitsspulen und mit ihnen der
Läufer werden sich, richtige elektrische Verhältnisse
vorausgesetzt, drehen.
Es leuchtet ohne weiteres ein, dafs das gleiche
stattfinden mufs, wenn das Netz nicht Gleichstrom,
sondern einfachen Wechselstrom, den sogenannten
Einphasenstrom (Wechselstrom, der in ein und derselben
Phase die Zu- und Rückleitung durchfliefst) führt. Dann
ergibt sich der Einphasenwechselstrom-Reihenschlufs-
Kollektormotor. Erregerfeld und stromdurchflossene
Arbeitsspulen sind bei ihm ebenso vorhanden wie beim
Gleichstrom-Reihenschlufsmotor. Allerdings pulsiert das
Erregerfeld in dem durch die Periodenzahl des zu-
geführten Wechselstromes festgelegten Tempo, da aber
in genau gleicher Weise der Stromflufs in den Arbeits-
spulen pulsiert, so ergeben sich immer wieder die zur
Bildung eines Drehmomentes erforderlichen elektrischen
Verhältnisse, nur mit der Mafsgabe, dafs auch das
Drehmoment fortgesetzt zwischen 0 und seinem Höchst-
wert wechselt. Die vorhandenen Umlaufs-Massen
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bewirken cinen genügenden Ausgleich, aber das sich
ergebende Durchschnittsdrehmoment liegt bedeutend
unter dem Höchstdrehmoment, welches dem Durch-
schnittsdrehmoment bei Gleichstrom entspricht. Die
Folge davon ist die, dafs dem Einphasenstrom-Kollcktor-
motor bei gleichen Leistungen wesentlich mehr aktives
Material gegeben werden mufs als dem Gleichstrom-
motor.
Aber die Arbeitsverhältnisse dieses Motors be-
friedigen doch nicht ganz. Der nervöse Wechselstrom
läfst sich durch das Querfeld, welches im Läufer durch
die stromdurchflossenen Arbeitsspulen sekundär erzeugt
wird, aus der Fassung bringen, er erleidet eine Phasen-
verschiebung. Diese Phasenverschiebung kann beseitigt
werden, wenn man das Querfeld beseitigt, d. h. kom-
pensiert durch ein entgegengesetzt gerichtetes Hilfsteld.
Die Kompensierung des Querfeldes kann unbedenklich
erfolgen, da dieses für die Grófse des Drehmomentes
nichts zu bedeuten hat. Das Kompensationsteld mufs
in Richtung der Arbeitsspulen verlaufen, also um 90°
gegen das Erregerfeld versetzt sein. Hiernach ergibt
sich der kompensierte Einphasenwechselstrom-Reihen-
schlufs-Kollektormotor (Abb. 30).
Anstatt den Stromfluís in den Arbeitsspulen durch
Anschluís an das Netz (über die Bürsten und die
Abb. 32.
Abb. 33.
Abb. 34.
Abb. 32. Kombinierter Einphasenwechselstrom-Reihenschluß-
Kurzschluß-Kollektormotor (Latour, Winter-Eichberg).
Abb. 33.
Abb. 34.
Desgl. mit regelbarem Erregertransformator.
Desgl. mit regelbarem Haupt- (Leistungs-)
Transformator.
Erregerwicklung) zu erzeugen, kann man ıhn auch durch
Induktion (Transformatorwirkung) hervorrufen. [Hierzu
müssen die Arbeitsspulen von dem Netz abgeschaltet
und in sich durch das Bürstenpaar kurz geschlossen
werden; an dem Netz liegt dann nur die Erregerwicklung.
Die Achse der Arbeitsspulen mufs aber, um ein Anlaut-
drehmoment zu erhalten, um einen bestimmten Winkel
gegen die Erregung verdreht sein, und zwar je nach
der beabsichtigten Drehrichtung nach der einen oder
anderen Seite. Man erhält dann den Einphasenwechsel-
strom-Kurzschlufs-Kollektormotor, gewöhnlich Repul-
sionsmotor genannt (Abb. 31).
Schliefslich kann man in den Läuferspulen sowohl
durch Anschlufs an das Netz als auch durch Induktion
Stromflüsse erzeugen, indem man zwei um 90° gegen-
einander versetzte Bürstensätze verwendet, den einen
kurz schliefst und dadurch die Arbeitsspulen erhält und
den andern über den Ständer an das Netz anschlielst.
Durch den letzteren Bürstensatz wird die Erregung
in den Läufer verlegt. Man erhält dann den kombi-
nierten Einphasenwechselstrom - Reihenschluts - Kurz-
schlufs - Kollektormotor (Latour, Winter - Eichberg,
Abb. 32).
Bei diesem Motor erhält man eine einfache Regelung
der Umlaufzahl, wenn man die Erregerbürsten nicht
unmittelbar, sondern über einen Transtormator, dessen
Sekundärwicklung mehrere Anschlufspunkte besitzt, mit
dem Ständer bezw. Netz verbindet (Abb. 33). Es ist
62 [No. 736]
ohne weiteres zu erkennen, dafs die Erregung und mit
ihr die Umlaufzahl sich ändern mufs, je nachdem die
Erregerbürsten durch Schalter «a, 5 oder ¢ an die
Sekundärwicklung des Transformators angeschlossen
sind. In diesem Falle bleibt der Ständer unmittelbar
an das Netz geschaltet.
Eine anderweitige Regelung der Umlaufzahl, die
man auch beim Reihenschlufs- und beim Kurzschlufs-
motor anwenden kann, erhält man, wenn man zwischen
die gesamte Motorleitung (also auch Ständerwicklung)
Abb. 35.
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Drehgestell mit Winter-Eichberg-Motor.
und das Netz einen Regelungstransformator (mit mehreren
Anschlufspunkten in der Sekundärwicklung) schaltet
(Abb. 34). Der hochgespannte Netzstrom wird dann
durch den Haupt- (oder Leistungs-) "Transformator in
niedrig gespannten Motorstrom verwandelt. Bei den
Winter-Eichberg-Motoren der Allgemeinen Elektrizitáts-
Gesellschaft, die z. B. für Blankenese—Ohlsdorf zur
Verwendung gekommen sind, wird der Fahrleitungsstrom
von 6000 Volt durch den Schalter d (Abb. 34) als
Motorstrom von 450 Volt und durch den Schalter e als
solcher von 750 Volt entnommen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Februar 1908]
Schliefslich kann man bei dem kombinierten
Reihenschlufs-Kurzschlufs-Motor sowohl vor die Erregung
als auch vor den Ständer je einen Regelungstrans-
formator einschalten, also beide Regelungsarten gleich-
zeitig verwenden. Hiervon macht die Allgemeine
Elektrizitäts-Gesellschaft bei ihren Einphasenwechsel-
strombahnen durchweg Gebrauch.
In allen drei Fällen erhält man eine fast vollständig
verlustlose Geschwindigkeitsregelung.
Wer sich eingehender mit der Theorie der Eın-
phasenwechselstrom - Kollektor-Mo-
toren befassen will, dem empfehle
ich, die Vorträge, die auf dem dies-
jährigen Verbandstage des Elektro-
technikerverbandes in Hamburg ge-
halten und in der E. T. Z. vom
Juli und August d. J. veröffentlicht
worden sind, zu studieren, nament-
lich den Vortrag des Herrn Pro-
fessors Görges.
Die Union (jetzt Allgemeine)
Elektrizitäts-Gesellschaft und die
Westinghouse - Gesellschaft sind
etwa gleichzeitig, aber jede für sich,
zuerst mit praktischen Ausführungen
von Einphasenwechselstrom - Mo-
toren hervorgetreten, die General
Electric Co. und die Siemens-
Schuckert Werke sind bald nach-
gefolgt; mit den Systemen dieser
Gesellschaften ist bereits eine Reihe
von Bahnanlagen im Betrieb. Auch
die Felten & Guilleaume-Lahmeyer-
werke, die Maschinenfabrik Oerlikon
und die Unione Elettrotecnica Ita-
liana haben Versuchsanlagen mit
ihren Einrichtungen ausgerüstet.
Deutschland hat als Einphasen-
wechselstrombahn die 27 km lange
Stadt- und Vorortbahn Blankenese—
Hamburg —Ohlsdorf, deren Betriebs-
erófínung anfangs dieses Monats
erfolgt ist, aufzuweisen. Die elek-
trischen Einrichtungen sind von der
Allgemeinen Elektrizitäts - Geselll-
schaft und den Siemens -Schuckert
Werken geliefert.
Diese Einrichtungen sind Ihnen
bekannt, ıch beschränke mich dar-
auf, in Abb. 35 die von der Allge-
meinen Elektrizitats - Gesellschaft
gelieferte Triebwageneinheit vorzu-
führen. Diese besteht aus zwei
nach Art der Berliner Stadtbahn-
wagen kurz gekuppelten Wagen mit
je einem zweiachsigen und einem
einachsigen Drehgestell. Die zwei-
achsigen Drehgestelle sind zu-
sammen mit drei Winter-Eichberg-
Motoren (kombinierten Reihen-
schlufs-Kurzschlufsmotoren) zu je
115 PS ausgerüstet. Abb. 36 zeigt
ein Drehgestell mit einem Motor.
Das Gewicht einer Triebwagen-
einheit beträgt rd. 70 t. Es können
beliebig viele Einheiten zu einem
Zuge zusammengestellt und von
einem Führerstande aus gesteuert
werden.
Abb. 37 zeigt das Schaltungsschema einer Einheit.
Es ist die Schützenzugsteuerung zur Anwendung gelangt,
die im wesentlichen übereinstimmt mit derjenigen der
Gleichstromzüge der Vorortbahn Berlin—Grofs-Lichter-
felde, jedoch mit dem Unterschiede, dafs die vom
Führerstande aus der Reihe nach durch Steuerströme
erregten Schützen nicht Widerstandsstufen ein- und
auszuschalten haben, sondern Stufen des Leistungs-
und des Erregertransformators. Die drei Motoren a
der Einheit sind dauernd parallel zu einander geschaltet,
für jeden Motor ist je ein Schütz 1,2,3... 7 bestimmt.
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[15. Februar 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 736] 63
Abb. 37.
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Schaltungsschema einer Triebwageneinheit für die elektrische Bahn Blankenese —Ohlsdorf.
a Motor
b Luftpumpenmotor
c Leistungstransformator g geerdete Leitung
Erregertransformator A Spannungswähler
Die Nummern L.S ۰
J Fahrtwender
Der Schütz 8 ist für die Nebenstromkreise (Beleuchtung
usw.) angeordnet.
Der Hochspannungsstrom wird der Fahrleitung »
entnommen und der Primärwicklung des Leistungs-
transformators c zugeführt. Je nach Erregung der
Schützengruppe 4 oder 5 wird der Motorstrom mit
450 Volt dem rechten mittleren, oder mit 750 Volt dem
rechten Endanschlufspunkte der Sekundärwicklung des
Leistungstransformators entnommen. Aus der Schützen-
gruppe 4 bezw. 5 wird der Strom zu einem Spannungs-
wähler A geleitet, der erforderlich ist, weil die Einheiten
in den Betriebsbahnhöfen mittels des Niederspannungs-
stromabnehmers s an Fahrleitungen mit niedrigge-
spanntem Strom (300 Volt) gelegt werden. Vom
Spannungswähler fliefst der Strom über die Schützen 6
zum Ständer der Motoren, aus diesem zum einspuligen
Erregertransformator d, aus dessen Sekundärseite über
die Schützen 1, 2 oder 3 zu den Fahrtwendern /, die die
Drehrichtung der Motoren bestimmen, und schliefslich
über die Erregerbürsten der Motoren zum Erreger-
transformator zurück. Der Anschlufs der Erregerbürsten
an die Erregertransformatoren kann also an 3 ver-
schiedenen Punkten und der Anschlufs des Motorstromes
an den Leistungstransformator an 2 verschiedenen
Punkten erfolgen, je nach Erregung der zugehörigen
Schützen 1, 2, 3 bezw. 4, 5. Es können sonach 6
verschiedene Erregerspannungen und damit auch Motor-
umlaufzahlen erzielt werden. Tatsächlich sind zwei
Stufen ausgeschaltet, weil vier Stufen genügen.
Die Fahrleitungsspannung beträgt 6000 Volt bei
25 Perioden.
Die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft hat ferner
die Stubaitalbahn (Innsbruck—Fulpmes, 18 km Lange,
2500 Volt Fahrleitungsspannung bei 42 Perioden) und
die Borinagebahn in Belgien (vorläufig 21 km Länge
und 600 Volt Fahrleitungsspannung bei 40 Perioden,
die Fahrleitung führt also niedrig gespannten Strom)
e Meisterwalze i Bremswiderstand
& Gruppenlöser
Z Verbindungsbrett
m Steuerstromwiderstand
g Wagenbeleuchtung
r Fahrleitung
s Niederspannungs-
Stromabnehmer
n Steuerstrom-Kupp-
lungsdose
o Heizwiderstand
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der Schützen entsprechen den Nummern der Finger des Fahrschalters bezw. der Umsteuerung.
Abb. 38.
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Schiene,
Heguwhertransformator
Schaltungsschema des Motorwagens der Stubaitalbahn.
mit Einphasenwechselstrom ausgerüstet. Ferner hat
die Gesellschaft London— Brighton (17 km Länge,
600 Volt Fahrleitungsspannung bei 25 Perioden) und
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64 [No. 736]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Februar ۱908۱
Padua—Fusina (33km Länge, 6000 und 600 Volt Fahr-
leitungsspannung bei 25 Perioden) im Bau. Schliefslich
hat sie sich an den Lieferungen für die seitens der
schwedischen Staatseisenbahnverwaltungen angestellten
Versuche beteiligt.
Abb. 38 zeigt das Schaltungsschema der Stubaital-
Motorwagen. Der Stromverlauf ist, da Vielfachsteuerung
Motoren der für Blankenese—Ohlsdorf verwendeten
Bauart ausgerüstet ist.
Abb. 40 stellt den neuesten 350 PS-Motor der
Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft dar, der insofern
bemerkenswert ist, als man nicht angenommen hatte,
dafs es möglich wäre, Motoren solch hoher Leistungs-
fähigkeit bei verháltnismáfsig geringer Raumbean-
Abb. 39.
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Motorwagen der Schwedischen Staatsbahnen.
Abb. 40.
350 PS-Einphasenwechselstrommotor der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft.
nicht zur Anwendung gelangt ist, besonders klar zu
erkennen. Die Läufer der Motoren sind gruppenweise
hintereinander und die Ständer parallel geschaltet. Je
zwei der vier Motoren sind zu einem Motorensatz
zusammengeschaltet.
Abb. 39 zeigt den für die schwedischen Staats-
eisenbahnen gelieferten Motorwagen, der mit zwei
spruchung auszuführen. Allerdings be-
dingt der Motor einen Triebraddurch-
messer von 1400 mm, er kommt also
nur als Lokomotivmotor in Betracht.
Neuerdings hat die Gesellschaft einen
Motor für 175 PS und für 1000 mm
Raddurchmesser gebaut, der für eine
etwaige Elektrisierung der Stadtbahn
in Frage kommen könnte.
Die Siemens-Schuckert Werke haben
für Blankenese-—Ohlsdorf 6 Motorwagen
mit je 3 Motoren (kompensierte Reihen-
schlufsmotoren eigener Bauart) zu 110PS
geliefert.
Ferner hat die Firma die Bahn
Oberammergau—Murnau (24 km Länge)
mit Einphasenwechselstrom ausgerüstet
(Motorwagen und Lokomotive mit je
zwei Motoren zu 100 PS). Die Ge-
schwindigkeit der Züge beträgt bis
40 km/st. Die Fahrleitungsspannung
ist 5000 Volt bei 16 Perioden; diese
Spannung wird durch einen Transfor-
mator im Wagen auf die Motorspannung
von 270 Volt herabtransformiert. Mittels
der vom Führer zu bedienenden Regler-
walze kann die Sekundärspannung des
Transformators in 8 Stufen um je 17,5
Volt verändert werden. Abb. 41 zeigt
ein Schaltungsschema. Vielfachsteuerung
ist nicht möglich, es kann nur ein
Motorwagen mit einem oder mehreren Beiwagen fahren.
Der Hochspannungsstrom wird über den Hochspannungs-
schalter der Primärwicklung des Transformators zuge-
führt. Aus der Sekundärwicklung fliefst der Nieder-
spannungsstrom über den Fahrschalter und dessen
Funkenlöscher, durch welchen die Abreifsfunken von
den beweglichen Kontakten der Schaltwalze übernommen
[15. Februar 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN (No. 736] 65
werden, nach den parallel zu einander geschalteten | Schema der Gleichstrom-Reihen-Parallel-Schaltung mit
Fahrtrichtungsschaltern, aus diesen zu den Ständern Widerständen, ähnlich dem für Strafsenbahnmotorwagen
der Motoren, zu den Fahrtrichtungsschaltern zurück, gebräuchlichen. Vielfachsteuerung ist nicht vorhanden,
zu den Arbeitsbürsten der Motoren und zurück zur es kann also nur mit einem Motorwagen und Anhánge-
Sekundärwicklung des ‘lTransformators. Durch den wagen gefahren werden.
Niederspannungsstromabnehmer und die dazu gehörigen Ferner hat die Firma die Bahn Rotterdam—Haag—
Schalter können die Motoren unter Umgehung des Scheveningen (30 km Länge) im Bau. Die Motorwagen
Transtormators unmittelbar (über die Fahrtrichtungs- | werden mit je zwei Motoren zu 175 PS ausgerüstet und
Abb. 41. |
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DEES der Obere Mathai -Wagen.
schalter) an die Niederspannung führende Fahrleitung
in dem Betriebsbahnhofe gelegt werden.
Ferner hat die Firma die Wiener Lokalbahnen
(Wien—Baden, 30 km Länge) für Einphasenwechselstrom
gemischt mit Gleichstrom ausgebaut. Die Motorwagen
haben 4 Motoren zu 40 PS, die Motoren laufen gleich
gut mit Wechselstrom wie mit Gleichstrom. 2 Motoren
sind dauernd in Reihe geschaltet, die Gruppen werden
Abb. 42.
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Motorwagen der Wiener Lokalbahnen.
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je nach der Geschwindigkeit in Reihe oder parallel
geschaltet. Die weitere Geschwindigkeitsregelung
erfolgt auf den Wechselstromstrecken durch Trans-
formatorschaltung und auf den Gleichstromstrecken
durch Widerstandsschaltung. Die Züge erreichen eine
Geschwindigkeit von 60 km/st. Fahrleitungspannung
500 Volt (also Niederspannung) bei 15 Perioden.
Abb. 42 zeigt einen Motorwagen, Abb. 43 die sollen mit einer Geschwindigkeit bis 75 km/st fahren.
Fahrschaltereinrichtung im Führerabteil. Rechts ist Fahrleitungsspannung 10000 Volt. Schliefslich haben
Führerstand.
der Reihen-Parallel-Schalter mit Widerstandsschaltung die Siemens-Schuckert Werke eine Einphasen-Wechsel-
für Gleichstrom und links der Transformatorschalter strom-Lokomotive an die schwedische Staatseisenbahn
für Wechselstrom zu sehen. Das Schaltungsschema geliefert (3 Motoren zu 110 PS, Fahrleitungsspannung
setzt sich im wesentlichen zusammen aus dem Schema 9000 bis 20 000 Volt). Abb. 44 zeigt diese Lokomotive
der Transformatorschaltung, ähnlich Abb. 41, und dem in Ansicht.
66 [No. 736]
Die Westinghouse - Gesellschaft hat mit ihrem
Einphasenwechselstromsystem (mit kompensiertem
Reihenschlufsmotor eigener Bauart) die gröfsten Erfolge
erzielt. In Amerika sind insgesamt etwa 600 km Betriebs-
strecke nach diesem System im Betrieb oder im Bau; in
Europa sind2 Anlagen seit kurzer Zeit im Betrieb, nämlich
Rom—Civita Castellana (54 km Länge, 6600 bezw.
550 Volt Fahrleitungsspannung bei 25 Perioden) und
die Brembanatalbahn (Bergamo—S. Giovannı Bianco,
Oberitalien, 30 km Länge).
Die Lokomotiven der Brembanatalbahn sind mit
4 Motoren zu 75 PS ausgerüstet und befördern einen
angehängten Zug von 60 t Gewicht mit einer Ge-
schwindigkeit von 60 km/st. Die Motorklemmenspannung
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Februar 1908]
a
schlossen und geöffnet werden. Die elektropneumatische
Steuerung hat den Vorteil, dafs die von den Steuer-
strömen verlangte Arbeit (Heben der Ventile) wesent-
lich kleiner ist als bei der rein elektrischen Steuerung
(Schliefsen der Schalter in der Arbeitsleitung), so dats
auch bei niedriggespannten Steuerströmen ein sicheres
Arbeiten erreicht wird. Allerdings sind aufser den
vielen elektrischen Leitungen fast ebensoviel Druck-
luftleitungen erforderlich. Die Druckluftleitungen sind
im Schema nicht angegeben,
Der Hochspannungsstrom wird der Oberleitung
entnommen und zu dem Transformator geleitet. An
dem untersten Anschlufspunkte des Transformators
werden die Steuerströme für die Elektromagnetspulen
Abb. 44.
Lokomotive der Schwedischen Staatsbahnen.
beträgt 250 Volt, die Fahrleitungsspannung 6000 Volt
bei 25 Perioden.
Abb. 45*) zeigt ein Schaltungsschema der Lokomo-
tiven. Die Vielfachsteuerung ist keine rein elektrische,
sondern eine elektropneumatische, d. h. die Schützen,
durch welche die vier parallel geschalteten Motoren
No. I bis 4 stufenweise an verschiedene Windungen des
einspuligen Leistungs - Transformators angeschlossen
werden, und ebenso der Fahrtrichtungsschalter werden
durch Druckluft eingestellt, die durch elektromagnetisch
gesteuerte Ventile in Druckluftzylinder eingelassen oder
aus ihnen ausgelassen wird. Die Erregung der Elektro-
magnetspulen dieser Ventile erfolgt im übrigen in be-
kannter Weise durch Steuerströme, die dem einspuligen
Transformator entnommen und durch den Lokomotiv-
führer mittels des Fahrschalters der Reihe nach ge-
°) Die Abb, 45 ist
Februar 1907 entnommen.
der „Elektrotechn. Zeitschrift“ vom 21.
|
|
|
1 bis 6 der Schützen 1 bis 6 und für die Spulen 7 und
8 des Fahrtrichtungsschalters entnommen. Der zweite
Anschlufspunkt von unten und der oberste sind für
die Nebenstromkreise und die übrigen Anschlufspunkte
sind für die Motorstromkreise bestimmt. Wie die
Motoren je nach Erregung der Elektromagnetspulen 1
bis 6 der Reihe nach an diese Anschlufspunkte ge-
schaltet werden, ist links oben im Schema nochmals
besonders angegeben (Stellung I bis V) Um bei den
Uebergängen von der einen zur andern Stellung
Stromunterbrechungen zu vermeiden, findet der An-
schlufs jedesmal an zwei Punkten statt, von welchen
einer bei den Anschlufswechseln geschlossen bleibt; um
aber Kurzschlufsströme in den zwischen den beiden An-
schlufspunkten liegenden Transformatorwindungen zu
vermeiden, ist in die Verbindungsleitung eine Wider-
standsspule Z, P+ geschaltet, in deren Mitte A/der über den
lahrtrichtungsschalter zu den vier parallel zu einander
geschalteten Motoren geleitete Strom entnommen wird.
7 IS
(15. Februar 1908]
Der Fahrtrichtungsschalter besteht aus zwei Gruppen
von je vier Stromschlufsstücken, die durch Druckluft
gegen einander nach oben oder unten verstellt werden.
Die verschiedenen Stromwege lassen sich mit Hilfe der
eingetragenen Zahlen und Buchstaben leicht verfolgen.
Schliefslich hat sich auch die Westinghouse-Gesell-
schaft an den Lieferungen für die Versuche der
schwedischen Staatseisenbahn beteiligt.
Auch die General Electric Co. hat in Amerika ins-
gesamt etwa 600 km Streckenlänge mit ihrem Einphasen-
wechselstromsystem (mit kompensierten Reihenschlufs-
motoren eigener Bauart) ausgerüstet.
Der Einphasenwechselstrommotor der Felten A
Guilleaume - Lahmeyerwerke unterscheidet sich nicht
wesentlich von dem Winter-Eichberg-Motor. Er ist
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Abb.
Übersicht der Schaltungen
A
Motor - Sicherungen ۱
an Zahrtwerder
Verbindungs Raster Ve. 2
67
20 Unterstufen geteilt, so dafs von Stufe zu Stufe ein
Spannungsunterschied von etwa 38 Volt entsteht.
Abb. 46 zeigt das Schaltungsschema der Lokomotive.
Der Hochspannungsstrom wird aus der Fahrleitung A’
den Primärspulen der Transformatoren 7 zugeführt.
Die Anschluíspunkte der Sekundärspulen sind mit
Kontaktstücken des Spannungsreglers SR verbunden.
Ueber diese Kontaktstücke kann durch Drehung einer
Spindel ein Kontaktschlitten entlang geführt werden.
Die Drehung der Spindel wird entweder durch ein
Handrad oder durch den Steuermotor SM bewirkt.
Der durch den Kontaktschlitten entnommene Strom
wird über die Motorschalter MS zu den in Reihe
geschalteten Antriebsmotoren WM und zur Sekundär-
wicklung des Transformators zurückgeleitet.
45.
Hochspannungs -Leitung
Verbindungskasten Nr. 3 *
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Sicherung O e
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dh Pumpen-
dP 2 1 Motor
Erde
Schaltungsschema Westinghouse (Brembanatalbahn).
auf einer Versuchsstrecke bei Homburg v. d. H. aus-
probiert worden, sonst aber als Bahnmotor m. W. noch
nicht zur praktischen Verwendung gelangt.
Die Maschinenfabrik Oerlikon hat ein eigenes
Einphasenwechselstromsystem ausgebildet und seit
längerer Zeit in einer Versuchslokomotive auf der
Strecke Seebach—Wettingen probiert. Die Lokomotive
hat angehängte 200 t schwere Züge mit einer Ge-
schwindigkeit von 30 km/st befördert. Ihr Eigengewicht
beträgt 43 t. Sie ist mit 2 Motoren (kompensierte
Reihenschlufsmotoren mit Wendepolen) zu 200 PS aus-
gerüstet. Die Geschwindigkeit wird geregelt durch
Aenderung der Klemmenspannung der Motoren. Die
Fahrleitungsspannung beträgt 15000 Volt bei 15 Perioden.
Diese Spannung wird durch einen Transformator in der
Lokomotive auf 750 Volt herabtransformiert und diese
Sekundärspannung durch einen Spannungsregler in
Brown Boveri & Co. haben den Repulsionsmotor
als Bahnmotor ausgebildet, zu einer praktischen An-
wendung ist es aber nicht gekommen.
Schliefslich sei noch erwähnt, dafs die Unione
Elettrotecnica Italiana im vorigen Jahre eine etwa 1⁄3 km
lange Verbindungsbahn zwischen den beiden Teilen der
Mailänder Ausstellung mit Einphasenwechselstrombetrieb
eingerichtet hatte. Die Züge, aus je 4 Motorwagen
bestehend, wurden durch 6 Motoren (Reihenschlufs-
motoren Bauart Finzi) zu 30 PS angetrieben. Je 3
hintereinander geschaltete Motoren waren zu einer
Gruppe vereinigt, die beiden Gruppen waren parallel
an die durch den Zug gehenden Arbeitsleitungen an-
geschlossen. Die Arbeitsleitungen wurden durch den
Fahrschalter stufenweise an die verschiedenen Wick-
lungen des Transformators gelegt. Die Fahrleitungs-
spannung betrug 2000 Volt bei 14 Perioden.
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|
Lipplung
68 (No 736]
Abb. 47 zeigt ein Schaltungsschema.
verlauf ist ohne weitere Erläuterungen zu erkennen.
überraschend einfach.
steuerung ist nicht vorhanden, die Kratleitungen gehen
Die Schaltung ist
durch den ganzen Zug.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Februar 1908]
Der Strom- Alle angeführten Systeme haben ihre Vorteile und
Nachteile. Der Gleichstrom- und der Drehstrommotor
arbeiten mit besseren Wirkungsgraden als der Ein-
phasenwechselstrommotor, die Gleichstrom- und die
Drehstromausrüstungen sind auch wesentlich leichter
Vielfach-
Abb. 46.
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Schema der elektrischen Verbindungen der Oerlikon-Lokomotive.
K = Kontaktleitung SR = Spannungs-Regulator R = Relais mit Stellung I und II
St = Stromabnehmer MS = Motorschalter ST = Serie-Transformator für die Wendepole
HB = Hörner-Blitzschutz-Vorrichtung WM = Achsentriebmotoren mit Zusatzwiderstand
WB = Walzen ” A HA = Anlasser zum Steuermotor RM = Repulsionsmotor für den Kompressor
J = Induktionsspule SM = Steuermotor S = Sicherungen
MA = Maximal-Ausschalter U = Wechseltrieb zum Steuermotor SL = Signallaternen
T = Transformatoren | RA = Relaisausschalter | S HW = Heizungswiderstand
A = Amperemeter C RR = Rücklauf des Spannungs-Regulators , 3 E = Erde
V = Voltmeter RU = Relaisumschalter mit Stellung I u. II | ® AL = Automatischer Luftdruck-Schalter
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Schaltungsschema der Züge der Mailänder Ausstellungsbahn.
Meine Herren, Sie schen, die
Elektriker haben als die Einphasenwechselstromausrüstungen. Der
Drehstrommotor arbeitet ohne Kollektor, ein Vorteil, der
fleifsig gearbeitet und in wenigen Jahren die verschieden-
artigsten Betriebssysteme für elcktrische Vollbahnen
durchgebildet. Jetzt brauchen sich nur noch die Bahn-
verwaltungen zu entschliefsen, ihre Bahnen zu elcktri-
sieren und sich dann das geelgnetste System auszusuchen.
Welches das geeignetste ist, wird von Fall zu lall
eingehend zu erwägen scin.
nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Wenn
auch im Laufe von wenigen Jahren hervorragende
Fortschritte in der Gestaltung der Kommutierungs-
verhältnisse gemacht worden sind, so bleibt der Kollektor
doch immer cine elektrische Ratsche und als solche
unangenehm fühlbar, namentlich in der Anfahrperiode.
(15. Februar 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No, 736] 69
Zu den Zeiten, in welchen die Union-Ilektrizitáts-
Gesellschaft ihr Projekt für die Elektrisierung der Berliner
Stadtbahn mittels Gleichstrom ausarbeitete, wurde von
hervorragenden Elcktrotechnikern behauptet, dafs der
Gleichstrom das Problem der Elcktrisierung von Voll-
bahnen niemals lösen würde, weil der Gleichstrommotor
einen Kollektor hätte; nur der Wechselstrom könne in
Frage kommen. Wenn nun jetzt der Wechselstrom
dem Gleichstrom tatsächlich das Gebiet streitig macht,
so hat er das merkwúrdigerweisc erst tun können,
nachdem man brauchbare Wechselstromkollektor-
motoren gebaut hat.
Tatsächlich fallen aber, so wie die Verhältnisse
augenblicklich liegen, die anderweitigen vorteilhaften
l.igenschaften des Einphasenwechselstrommotors und
der Wechselstromzuführung so schwer ins Gewicht, dafs
in den meisten Fällen die Entscheidung wohl zu gunsten
des Einphasenwechselstromsystems ausfallen wird.
Die Amerikaner haben sich anscheinend endgiltig
für dieses System entschieden, haben bereits grolse
Strecken damit im Betrieb und weitere Strecken im
Bau.
in Schweden entschlossen, 2000 km Staatsbahnen in
Finphasenwechselstrombahnen unzubauen, auch die
Schweiz wird voraussichtlich die Umwandlung grofser
Bahnnetze in Einphasenwechselstrombahnen sehr bald
vornehmen. Italien, das am längsten im elektrischen
letricb von Vollbahnen Erfahrungen zu sammeln
Gelegenheit gehabt hat, kann sich anscheinend für ein
bestimmtes System noch nicht entschliefsen, wenigstens
entnahm ich kürzlich einer Mitteilung, dafs: von den
Linien, deren Elektrisierung beschlossen ist (Gesamt,
streckenlänge rd. 320 km), etwa die Hälfte mit Drehstrom,
ein Viertel mit Gleichstrom und ein Viertel mit
Wechselstrom ausgerüstet werden soll. Gerade dieser
Entschlufs wäre aber der beste Beweis, dals weder der
Drehstrom- noch der Gleichstrombetrieb ihre Existenz-
berechtigung verloren haben.
Ebenso hat sich die Staatseisenbahnverwaltung
`
Auch die Preufsisch-Hessische Staatseisenbahn-
verwaltung scheint den Einphasenwechselstrom für eine
etwaige Elcktrisierung der Stadtbahn in Aussicht
genommen zu haben, wenigstens deuten die in die
Wege geleiteten Versuche mit den Einphasenwechsel-
stromausrústungen der 3 grofsen deutschen Elektrizitáts-
gesellschaften auf der Oranienburger Versuchsbahn
darauf hin. Hoffentlich werden diese Versuche recht
bald zur Elektrisierung der Stadtbahn und mancher
anderen geeigneten Bahnstrecken führen, so dats auch
in dieser Beziehung Deutschland hinter den anderen
Kulturländern nicht zurück bleibt.
Der durch viele Lichtbilder crläuterte Vortrag,
welchem die Versammlung mit lebhaftem Interesse
folgte, wurde mit grofsem Beifall aufgenommen.
Der Vorsitzende dankt dem Vortragenden im Namen
der Versammlung sowie des Vereins für seinen hoch-
interessanten Vortrag und nimmt Veranlassung, noch
besonders darauf hinzuweisen, dafs der Verein das
Vergnügen habe, diesmal unter seinen zahlreichen
Gästen (deren Namen der Vorsitzende bekannt gibt)
auch den Präsidenten des Kaiserlichen Patentamtes,
Herrn Wirklichen Geheimen Oberregierungsrat Haufs,
begrüfsen zu können.
Eine Besprechung schlofs sich an den Vortrag
nicht an.
Als Ergebnis der Abstimmung über die Gesuche
um Aufnahme in den Verein teilt der Vorsitzende mit,
dafs die Herren Buchterkirchen und Lunow als
ordentliche Mitglieder in den’ Verein aufgenommen
worden sınd.
Der Bericht über die Versammlung am 24. Sep-
tember 1907 wird, da Einwendungen gegen denselben
nicht erhoben worden sind, für genehmigt erklärt.
Da niemand mehr das Wort zu nehmen wünscht
und sonst weiter nichts vorliegt, schliefst der ۰
sitzende die Versammlung.
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure
Versammlung am 3. Dezember 1907
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr. Ana, Wichert — Schriftführer: Herr Geheimer Kommissionsrat F. C. Glaser
(Mit Abbildung)
Der Vorsitzende: Meine Herren! Ich eröffne hiermit
unsere heutige Versammlung. Bevor wir in die
Tagesordnung eintreten, habe ich Ihnen leider noch
Mitteilung von dem Ilinscheiden zweier unserer Mit-
glieder zu machen. Herr Eisenbahn-Bauinspektor Otto
Müller in Gleiwitz ist vor einiger Zcit an einer
Operation gestorben; heute erhalte ich die Nachricht
von dem plötzlichen Tode des Herrn Professor Albrecht
Tischbein in Danzig. Der Lebensgang der beiden
Verstorbenen wird in der üblichen Weise durch die
„Annalen“ veröftentlicht werden; wir aber werden den
Heimgegangenen stets ein treues Andenken bewahren,
und bitte ich Sie, sich zum Zeichen dessen von den
Plätzen zu erheben. (Geschieht).
Otto Müller ۲
Am 9. November 1907 verschied nach einem kurzen
schweren Leiden an den Folgen einer Operation
in blühendstem Mannesalter der kgl. Eisenbahn-Bau-
inspektor Otto Müller, Vorstand der Lokomotiv-
werkstatt in Gleiwitz, seit dem Jahre 1903 Mitglied
des Vereins Deutscher Maschinen-Ingerieure. Geboren
am 28. Januar 1861 in Wildschütz, Kreis Liegnitz,
besuchte er die Gewerbeschule in Liegnitz und studierte
sodann Maschineningenicurwissenschaft an der Techn.
Hochschule in Charlottenburg. Nach Ablegung der
l. Staatsprüfung im Jahre 1886 erfolgte seine weitere Aus-
bildung in der Hauptwerkstatt Grunewald und in der Kgl.
Eisengietserel Gleiwitz. Die Prüfung als Regierungsbau-
meister bestand er am 27. Februar 1892; er war sodann
als Ihilfsarbeiter bei der Direktion Breslau und beim
Abnahmeamt in Essen beschäftigt. Seine weitere
Tätigkeit fand cr in den Bezirken der Eisenbahn-
Direktionen Breslau, Stettin, Cöln und Elberfeld. In
der Zwischenzeit erfüllte er seine militärischen Pflichten,
zuletzt als Hauptmann der Landwehr der Eisenbahn-
brigade. Am 1. April 1903 wurde der Verstorbene
zum Eisenbahn-Bauinspektor ernannt und bald darauf
mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Vorstandes
der neu zu bildenden Werkstätteninspektion in Gleiwitz
beauftragt. Dieser ebenso bedeutungsvollen als
schwierigen Aufgabe widmete er sich mit einer nie
ermüdenden Arbeitskraft. Wenn die jetzige Lokomotiv-
werkstatt als ein Muster im Bau und in der Einrichtung
anerkannt wird, so ist das zu einem wesentlichen Teil
auch das Verdienst des Dahingeschiedenen.
Durch sein freundliches und doch bestimmtes \Vesen
hat er sich die Liebe und Achtung seiner Beamten und
Arbeiter, obwohl er an dieselben hohe Anforderungen
wie an sich selbst stellte, erworben. Ebenso werden
auch seine Kollegen und Freunde, die in seinem gast-
freien Hause stets eine anregende und edle Geselligkeit
fanden, dem Verstorbenen ein ehrendes Andenken be-
wahren.
Albrecht Tischbein +
Am 29. November 1907 starb zu Danzig-Langfuhr
der Professor der Technischen Hochschule Albrecht
Tischbein, seit 1899 Mitglied des Vereins Deutscher
Maschinen-Ingenieure.
Albrecht Tischbein ist am 12. Januar 1872 zu
Rostock in Mecklenburg-Schwerin geboren. Nach be-
standener Reifeprüfung des Gymnasiums zu Rostock
im Herbst 1891 arbeitete er praktisch in den Werkstätten
70 [No. 736)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Februar 1908]
2
der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft zu Berlin und
den Kgl. Eisenbahn-Hauptwerkstätten zu Potsdam und
in Grunewald und studierte an der Kgl. Techn. Hoch-
schule zu Berlin - Charlottenburg. Die Prüfung als
Regierungsbauführer bestand er im März 1898, hat
den Lokomotiv-Fahrdienst bei der Berliner Stadt- und
Ringbahn geleistet und die Lokomotivführer-Prüfung ab-
gelegt. Schon als Regierungsbauführer war er bei der
A.E.G., Abteilung für elektrische Bahnen, in Berlin tätig
und wurde mit dem Berechnen und Entwerfen elektrischer
Lokomotiven und elektrischer Industriebahnen und Voll-
bahnen beschäftigt. Während der gleichen Zeit war
er nebenbei Assistent bel Professor Ludewig an der
Technischen Hochschule. Nach abgelegter Baumeister-
Prüfung wirkte er bei der Gesellschaft Elektra in Karls-
ruhe als Oberingenieur und übernahm später ein Zweig-
bureau dieser Gesellschaft zu Köln.
Am 23. September 1904 erfolgte seine Ernennung
zum ordentlichen Professor für Maschinenbau an der
Technischen Hochschule zu Danzig.
Er unterrichtete in folgenden Fächern: Einführung
in den Maschinenbau für die Studierenden aller Abtei-
lungen, Enzyklopädie der Maschinenelemente, Mecha-
nische Technologie, Einführung in die Eisenhüttenkunde,
Lasthebemaschinen und schliefslich W erkzeugmaschinen
und Fabrikbetriebe.
Diese Vorlesungen waren (abgesehen von Mecha-
nischer Technologie und Eisenhüttenkunde) sämtlich
mit Uebungen verbunden
Herr Tischbein hatte also recht viele und verschieden-
artige Gebiete vorzutragen. Soweit ihm die Sachen
aus seiner Praxis nicht geläufig waren, hat er mit
einer bewundernswürdigen Energie und eisernem Flcifse
sich in die Materie hineingearbeitet. Er veranstaltete
mit seinen Zuhörern oft Ausflüge zu wissenschaftlichen
Zwecken. Noch im Juli 1907 war er mit einem Teil
seiner Hörer etwa 10 Tage in Rheinland und Westfalen.
Aufserdem hielt er zunächst im Westpreufsischen
Bezirksverein deutscher Ingenieure und sodann vor
einem grófseren Publikum Vorträge über Organisation
von Fabrikbetrieben. Vor kurzer Zeit hat er auf Ver-
anlassung der Regierung Westpreufsen bereist, um
dessen Industrie zu studieren und Vorschläge zur
Verbesserung zu machen. Ferner war er vielfach als
gerichtlicher Sachverständiger tätig. Er trug sich mit
dem Plane, ein grölseres Werk über Lasthebemaschinen
zu veröftentlichen.
Professor Tischbein hat sich während seiner An-
wesenheit in Berlin an den wissenschaftlichen Arbeiten
des Vereins Deutscher Maschinen - Ingenieure durch
Vorträge hervorragend beteiligt und hat auch bei
geselligen Veranstaltungen des Vereins durch seine
frohe Laune und hebenswirdige Mitwirkung viel zum
Gelingen der Festlichkeiten beigetragen. Der Verein
betrauert in dem Verstorbenen einen liebenswürdigen
Kollegen, der es verstanden hat, neben ernster und
fleilsiger Arbeit im Fach, durch sein heiteres, frohes
Gemüt und durch seine Oftenheit sich allgemeine
Beliebtheit zu erringen. Er hatte sich vor 2 Jahren
verheiratet und hinterläfst eine junge Gattin. Ehre
seinem Andenken!
Der Bericht über die letzte Versammlung am
22. Oktober 1907 wird zur Einsichtnahme für die Mit-
glieder vom Vorsitzenden ausgelegt mit dem Anheim-
geben, etwaige Bemerkungen zu dem Bericht bis zum
Schlufs der Versammlung zu machen.
Im Anschlufs an die aus Anlafs des 25 jährigen
Jubiläums des Abt’schen Zahnradbahn - Systems an
Herrn Geheimen Baurat Schneider in Bad Harzburg
und Herrn Präsident Roman Abt in Luzern gerichteten
Glückwunschschreiben des Vereins teilt der Vorsitzende
mit, dafs aufser dem in der vorigen Versammlung be-
kannt gegebenen Dankschreiben des Herrn Geheimen
Baurat Schneider auch ein Schreiben von Herrn
Präsident Roman Abt eingegangen sei, in welchem er
seinem tiefgeftihltesten Dank für das ihm gesandte,
überaus wohlwollende Schreiben Ausdruck gibt.
Bezüglich der zur Besprechung eingegangenen
Werke teilt der Vorsitzende mit, dats dieselben in ge-
wohnter Weise den betreffenden Herren
werden.
Das Ergebnis der Wahl zweier Kassenprüfer bildet
die Wiederwahl des Herrn Geheimen Baurat Ruste-
meyer und des Herrn Regierungsrat Thuns, welche
die Wahl mit Dank annehmen.
Alsdann veranlaist der Vorsitzende die Abstimmung
über die Aufnahme der Herren Gustav de Grahl,
Öberingenieur und Prokurist der Firma Franz Marcottv,
Wilmersdorf bei Berlin, und Regierungsrat Max Kayser,
Mitglied des Kaiserlichen Patentamtes, Gr.-Lichterfelde
bei “Berlin, welche dem Verein beizutreten wünschen.
Der Vorsitzende: Meine Herren! Wir kommen jetzt
Punkt 4 der Tagesordnung: Bericht des Preis-
richter- Ausschusses über das Ergebnis der
diesjährigen Beuth- Aufgabe, betreffend:
zugestellt
„Entwurf 61۳068 ۷ ۰
Es sind bis zur festgesetzten Zeit, den 7. Oktober
1907 Mittags 12 Uhr, fünf Bearbeitungen der Aufgabe
mit den Kennworten:
„Uebersicht“,
„Sich regen, bringt Segen“,
„Kraftwerk L“,
„Nunquam retrorsum“,
„Energie“,
eingegangen, vier davon mit der Bitte,
preufsischen Oberprüfungsamt, eine mit der Bitte,
sie dem sächsischen Oberprüfungsamt vorzulegen. Die
Bearbeitungen sind sehr eingehend geprüft und ın
mehreren Gesamtsitzungen des Preisrichter-Ausschusses
durchberaten und beurteilt worden. Das Referat hier-
über hat Herr Regierungs- und Baurat Meyer über-
nommen.
Herr Regierungs- und Baurat Meyer berichtet nun-
mehr in eingehender Besprechung und Würdigung der
Arbeiten über die einzelnen Lösungen, gibt an Hand
der Zeichnungen kurze Beschreibungen der Arbeiten
und macht auf die bemerkenswertesten Einzelheiten
derselben aufmerksam, hebt die einzelnen Vorzüge her-
vor und verschweigt die Fehler nicht. Zum Schlufs
verkündet er das Urteil des Preisrichter-Ausschusses,
wonach den Werfassern der beiden Arbeiten mit dem
sie dem
Motto „Uebersicht“ und „Sich regen, bringt
Segen“ die goldene Beuth-Medaille, dem ersteren
aufserdem der Staatspreis von 1700 M. zuerkannt
worden sind.
Der Vorsitzende: Meine Herren! Es entspricht wohl
Ihren Wünschen, wenn ich zunächst den Herren, die
die Arbeiten durchgesehen haben, und besonders den
Herrn Referenten für seine mühevolle Arbeit, Ihren
Dank ausspreche. Es werden dem Wunsche der Einsender
gemäls die Arbeiten beim Oberprúfungsamte vorgelegt
werden, und zwar vier dem hiesigen und eine dem
sächsischen. Ich will die Hoffnung aussprechen, dals
noch die cine oder die andere Arbeit neben den beiden
prámiierten als häusliche Probearbeit für die Baumeister-
prüfung angenommen wird. Die Herren Verfasser bitte
ich, sich demnächst, nach einigen Tagen, nach der
Schriftleitung, Lindenstr. 80, zu begeben, um dort auf
den Zeichnungen die eidesstattliche Erklärung der selbst-
ständigen Ausführung anzubringen. Ich komme nun
zur Oeffnung der Umschläge:
Der Umschlag mit dem Kennwort „Uebersicht“
ergibt als Verfasser der in der gleichen Weise
bezeichneten .Arbeit Herrn Regierungsbaufúhrer
Artur Schalkau in Charlottenburg,
2. der Umschlag mit dem Kennwort „Sich regen,
bringt Segen“ nennt als Verfasser der Arbeit
mit dieser Bezeichnung Herrn Regierungsbauführer
Alfred Buntebardt in Charlottenburg.
Der Vorsitzende (zu den Verfassern, welche beide an-
wesend sind und sich auf sein Ersuchen zum Vorstands-
tisch begeben haben) fortfahrend: Im Namen des Vereins
und des Vorstandes beglückwünsche ich Sie zu dem
schönen Erfolg, den Sie erzielt haben. Sie haben mit
Fleifs und Verständnis gearbeitet, und der Erfolg ist
nicht ausgeblieben. Ich kann nur der Hoffnung Aus-
druck geben, dats die Anerkennung, die Sie heute hier
[15. Februar 1908]
erlangt haben, Ihnen auf Ihrem späteren Lebenswege
immer ein Ansporn sein wird, nach dem llöchsten zu
streben. Ich überreiche Ihnen hiermit die goldene
Beuth-Medaille und hoffe, dats Ihnen dieselbe noch im
späten Alter eine freundliche Erinnerung an den heutigen
Tag sein wird. (Lebhafter Beifall.)
Der Vorsitzende: Meine Herren! Wir kommen nun-
mehr zu Punkt 5 der Tagesordnung.
Mit Bezug darauf gibt der Vorsitzende bekannt,
dals Herr Kommerzienrat Reinecker zu seinem leb-
haften Bedauern verhindert sei, den einleitenden Vor-
trag zur Besprechung über die
Einführung eines
deutschen Bohrkegels nach metrischem System
für rotierende Schneidwerkzeuge
zu halten. An seiner Stelle wird Herr Ingenieur Dogny,
Grafenstaden, die erforderlichen Mitteilungen machen.
Das, was Herr Kommerzienrat Reinecker im wesent-
lichen habe ausführen wollen, habe er in Druckform
niedergelegt und gebeten, dafs jedem der Versammlungs-
teilnehmer ein Exemplar zur Verfügung gestellt werde.
(Die Formulare, deren Inhalt nachstehend abgedruckt
ist, gelangen zur Verteilung.)
Titl.
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
Berlin.
Da es mir zu meinem gröfsten l.cidwesen unerwartet
unmöglich geworden ist, wie Ihnen zugesagt, zu der
Versammlung des geschätzten Vereins am 3. Dezember
ds. Js. persönlich zu erscheinen, so bitte ich mir zu
gestatten, mich in der Frage des metrischen Konus
schriftlich äufsern zu dürfen.
Behufs der Beantwortung der Frage, ob sich die
Einsetzung eines metrischen Konus an Stelle des bisher
fast universell verbreiteten Morsekonus empfiehlt, möchte
ich folgende Gesichtspunkte zur Erwägung empfehlen:
l. Ist es ein Bedürfnis und zum mindesten zweck-
mäfsıg, den Morsekonus durch einen metrischen
Konus zu ersetzen?
2. Sind aus dem Uebergange von einem Konus zum
andern grofse Schwierigkeiten und Geldausgaben
für den Konsumenten zu erwarten?
und vielleicht noch
3. Sind für den Fabrikanten von Werkzeugen mit
konischen Köpfen aus der Einführung desmetrischen
Konus grofse Nachteile zu erwarten?
Zu Frage 1, ist es ein Bedürfnis oder wenigstens
erwünscht, den Morsekonus durch den metrischen Konus
zu ersetzen, gestatte ich mir folgendes auszuführen:
Die absolute Unkenntnis, nach welchen Normalien
der Morsekonus festgelegt ist, hat schon zu wiederholten
Malen nicht nur in Deutschland, sondern auch im
‘Auslande, speziell in Amerika, zu Erórterungen in der
Presse gefúhrt. Es hat sich dabei herausgestellt, dafs
die allein mafsgebende Firma, die Morse- Twist-Drill-
Compagnie, New-Bedford, Mass., bestimmte Normalien
nicht besafs. Ich verweise in dieser Beziehung auf zwei
Publikationen im „American Machinist“, die eine in der
Nummer November 29. 1884 und die andere in der
Nummer Mai 14. 1896. Beide Publikationen sind von
Tabellen begleitet, die von der Morse- Twist-Drill-
Compagnie selbst herstammen, die aber unter sich
Variationen zeigen, nicht solchen Umfanges zwar, dafs
sie in der Praxis stören, aber immerhin doch erhebliche
Abweichungen, woraus die Tatsache feststeht: selbst die
Morse-Twist-Drill-Compagnie hat keine genaue Tabelle
für den Morsekonus; der Morsekonus selbst ist an-
scheinend das Ergebnis des zufälligen Ausfalls von
Probestücken, die man zur Erhaltung des Konus als
Normalien aufbewahrt hat.
Dafs unter solchen Umständen die von verschiedenen
deutschen Fabrikanten anerkannten Tabellen unter sich
nicht übereinstimmen, bedarf wohl keiner weiteren
Begründung. Ich verweise nur auf beiliegende Tabelle,
in welcher obige Angaben ziffernmäfsig bestätigt sind,
und möchte aus dieser Tatsache als gerechtfertigt an-
sehen, dafs mit dem Wunsche nach einer bestimmten
Tabelle gleichzeitig auch der Wunsch auftrat, bei dieser
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
۳۳۳۳۳۳۳۳۳۳۳۳7777 ni mn mm m س ل -
[No. 736] 71
Gelegenheit direkt auf den metrischen Konus zuzu-
kommen. Tatsächlich ist in dieser Gedankenfolge im
Schofse des Vereins deutscher Werkzeugmaschinen-
fabriken der Gedanke gereift, eine metrische Konustabelle
aufzustellen, die mit allen Unsicherheiten aufräumen und
gleichzeitig bequeme, leicht zu merkende Zahlen enthalten
sollte.
Diese metrische Tabelle weicht von den durch-
schnittlichen Morse-Mafsen nicht in erheblichem Umfang
ab und wenn ich im Anschlufs hieran sage, dals es
sogar möglich erscheint, einige der metrischen Konen
in Morsekonus-Hülsen zu benutzen, so komme ich hierbei
schon auf die Beantwortung der Frage 2: sind aus dem
Uebergang von dem einen zum andern Konus grofse
Schwierigkeiten für den Konsumenten zu erwarten?
Diese Frage möchte ich rundweg verneinen. Es
ist zwar von anderer Seite die Konusfrage in Parallele
gestellt worden mit der Gewindefrage und es ist darauf
hingewiesen worden, dafs in gleicher Weise, wie die
Einführung des metrischen internationalen Gewinde-
systems (S. J.) auf Schwierigkeiten gestofsen ist, auch
die Einführung eines metrischen Bohrerkonus durch
Schwierigkeiten allerwärts verhindert werden würde.
Dieser Hinweis auf das Gewindesystem ist ۰
Bei Aenderung eines Gewindesystems würde nicht
nur eine vollständige Umwälzung in der Fabrikation
erforderlich sein, sondern auf lange Zeit auch das
Nebeneinanderführen zweier Systeme erforderlichbleiben.
In dem Umstand, dafs im Magazin Schrauben in grolsen
Mengen des bisherigen Gewindes lagern, dafs im Betrieb
befindliche, vor Jahren gelieferte Maschinen noch auf
lange Zeit hinaus Ersatzteile erfordern und dergl. mehr,
liegt die Notwendigkeit der Beibehaltung beider Systeme.
Die Kostspieligkeit der Werkzeuge macht es zu einem
schweren Entschlufs, plötzlich noch brauchbare Sachen
beiseite zu legen, kurz, es spricht eine ganze Reihe
von Momenten gegen die Einführung eines metrischen
Gewindesystems; aber trotzdem hat nichts die Ver-
breitung des metrischen Gewindesystems aufhalten
können und ich als Werkzeugfabrikant kann nur
konstatieren, dafs dasselbe ständig ag Boden gewinnt.
Unendlich viel einfacher liegt die Sache mit dem
Bohrerkonus. Der Bohrer sowohl als auch die Konus-
húlse haben eine verhältnismäfsig nur kurze Lebens-
dauer. Die ganze Benutzungsweise des Spiralbohrers
bringt es leider mit sich, dafs binnen kurzer Zeit die
Hülse sowohl als auch der Bohrerkonus Beschädigungen
aller Art zeigen, und wenn man sich einmal mit diesem
Gegenstand auch in einer gut geleiteten Werkstatt
befalst, so wird man erstaunt sein, zu sehen, wie bald
diese Werkzeuge das ordnungsgemälse Aussehen und
damit ihre ordnungsgemäfsen Abmessungen verloren
haben.
Hierin liegt auch die obenerwähnte Möglichkeit
begründet, Bohrer mit metrischem Konus in Bohrfutter
mit Morsekonus verwenden zu können, wenigstens bei
einigen Nummern. Ich will ausdrücklich betonen, dals
ich diese Praxis durchaus nicht empfehle, sondern
verwerfen mülste, aber doch würde beim Uebergang
von dem einen Konussystem zum andern in zahlreichen
Fällen der Arbeiter sich auf diese Weise helfen, ohne
dafs ihm diese Sache grofs zum Bewufstsein kommt.
Soviel aber steht fest, dafs binnen kurzer Zeit und in
regelmáfsigem Ge- und Verbrauch die bisherigen Morse-
konen verbraucht und durch metrische Konen ersetzt
sein würden, ohne dafs nur eines Pfennigs Wert beiseite
zu legen sein würde, wie dies bei Einführung eines
anderen Gewindesystems so erschwerend der Fall ist.
Von den Annehmlichkeiten, mit runden Malsen `
rechnen zu können, will ich gar nicht sprechen. Ich
gebe sogar zu, dafs dieselben rein theoretischer Natur
sind, wenigstens solange, als es sich auf Spiralbohrer
beschränkt. Handelt es sich aber um Fräser mit
konischem Schaft, um Bohrstangen-Konen und dergl.,
überhaupt um die Konen der grölseren Nummern, so
wird auch die Annehmlichkeit der glatten Mafse geschätzt
werden.
Der 3. Punkt, ob für den Fabrikanten von Werk-
zeugen grofse Nachteile zu erwarten sind, ist nach
meinem Dafürhalten für den Konsumenten belanglos.
12 [No. 736] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [15. Februar 1908]
Morse Konen. Vergleichende Zusammenstellung.
Konus No. 1 | 2 |} 3 j 4 5 6
Grofser Durchmesser:
American Machinist 1884 ee و 12,065 | 17,154 23,114 | 31,267 44,348 63,499
S a 186 . . . 12,065 17,180 23,825 | 31,267 44,399 63,347
Schuchardt & Schitte NEE EE 12,065 17,780 23,825 |! 31,267 44,399 63,347
Aug. Kirsch ee ae 12,065 17,780 | 23,825 | 31,267 44,399 63,347
Sautter & Mefsner ۱ a. oe. ۶ 12,230 17,952 | 23,981 31,510 44,631 63,598
Kleiner Durchmesser:
American Machinist 1884 . . . 8,991 14,122 19,304 | ` 25,400 | 36,702 52,571
0 > 186 . . . 9,042 14,123 ; 19,278 | 25,324 | 36,128 52,155
Schuchardt & Schütte > E 9,042 14,123 19,278 25,324 8 36,128 52,155
Aug. Kirsch — SE ERBE 9,042 14,123 19,278 25,324 36,128 52,155
Sautter & Melsner TT 9,372 14,528 19,760 25907 ` 31,444 53,144
Länge:
American Machinist 1884 . . . | - 60,959 12,643 | 89,152 114,298 147,063 206,371
۲ y 186 ... 60,324 - 13,024 90,486 114,297 146,047 203,196
Schuchardt & Schiitte VE ca os 60,324 73,024 90,486 114,297 146,047 203,196
Aug. Kirsch DECHE 60,324 713,024 90,486 114,207 146,047 203,196
Sautter & Mefsner i anne. a 65,086 11,185 05,248 ۱ 120,647 152,397 211,133
Durchmesserzunahme auf 100 mm Länge:
American Machinist 1884 5,033 9,000 ' 5,008 ` 5,125 5,208 5,283
j ۲ 1896 5,000 5,016 5,016 5,191 5,250 5,216
Schuchardt & Schütte 5,000 5,016 5,016 5,191 5,250 5,216
Aug. Kirsch 5,000 5,016 5,016 5,191 5,250 5,216
Sautter ۲ 5,000 | 5,016 5,016 5,191 ۱ 5,250 5,216
Zahlreiche Fabritanten haben sich ohne weiteres bereit
erklärt, die Unbequemlichkeiten, die in jedem Falle bei
Uebergang von einem zum andern System dem Fabri-
kanten erwachsen werden, auf sich zu nehmen, und
diejenigen, welche sich heute noch sträuben, würden
zweifellos der gleichen Entschliefsung folgen, sobald
der metrische Konus durch Annahme seitens Behörden
lebensfähig geworden ist.
Die seitens der Gegner des metrischen Konus
vielleicht geäufserten Bedenken, dals die Fabrikation
erschwert würde, halte ich nicht für stichhaltig. Im
Gegenteil würde beispielsweise die Dreharbeit verein-
facht, denn wie aus der Tabelle hervorgeht, hat jede
Nummer des Morsekonus jetzt eine andere Konizität,
während in Zukunft die Konizität einheitlich sein würde.
Im übrigen mufs ich die Bedenken gelten lassen,
die bezüglich Vermehrung der Lager-Numniern geäufsert
wurden, doch glaube ich auch hierin nicht einen triftigen
Grund gegen die Einführung des metrischen Konus zu
erblicken.
Chemnitz, 30. November 1907.
Johannes G. Reinecker.
Der Vorsitzende: Ich ersuche Herrn Ingenieur
Dogny, anstelle des abwesenden Herrn Kommerzienrat
Reinecker die einleitenden Worte zu sprechen.
Herr Ingenieur Dogny: Meine Herren! In Ver-
tretung des Herrn Kommerzienrats Reinecker, der
zu seinem Bedauern verhindert ist, heute zu kommen,
will ich Ihnen in kurzen Worten die Gründe darlegen,
die verschiedene Vereine, z. B. den Verein deutscher
Ingenieure, den Verein Deutscher Werkzeugmaschinen-
fabriken in Düsseldorf, dazu geführt haben, einen
metrischen Konus für rotierende Schneidwerkzeuge in
Vorschlag zu bringen. Der Konus, der heutzutage am
meisten verbreitet ist, dürfte wohl der Morsekonus sein,
und es wäre kein Grund vorhanden, davon abzuweichen,
wenn nicht im Laufe der Jahre sich Unzuträglichkeiten
herausgestellt hätten, dadurch hervorgerufen, dafs der
genannte Konus nicht gleichmäfsig hergestellt wird.
Wie Sie aus der Zusammenstellung von Herrn Reinecker
am Schlusse seiner Drucksache ersehen, sind z. Zt. fünf
verschiedene Ausführungen von Morsekonen im Handel,
und zwar zwei von der Morse Twist DrillCompany
(eine aus dem Jahre 1884 und eine aus dem Jahre 1896),
aufserdem eine von Schuchardt & Schütte, eine
von Aug. Kirsch und eine von Sautter & Messner.
Sie ersehen hieraus, dafs es einen „Normal-Morsekonus“
nicht gibt, und ich brauche Ihnen wohl nicht 6۰
anderzusetzen, dafs dies schon zu schweren Unzuträg-
lichkeiten geführt hat. Wenn Sie die Konen von Morse
genauer ansehen, so finden Sie:
Konus No. I Neigung 1: 19,8
1 : 20
5 1: 7
1: 19,25
l : 19,1
n ” ” 1 ۱ 18,9.
Es hat jeder Konus eine andere Neigung und
daraus entsprang der Vorschlag, ein für alle Mal eine
Neigung des Konus von 1 : 20 vorzuschlagen. Die
Konen von Morse sind nach englischen Zoll ausge-
führt; auf Millimeter übertragen, geben die Abmessungen
keine runden Mafse, sondern Bruchteile von Millimetern.
Da lag der Gedanke nahe, neben der Neigung 1:20
auch runde, leicht zu behaltende Millimeter-Abmessungen
einzuführen. Hiermit ist folgende Tabelle entstanden.
(Redner gibt eine Zeichnung herum, die neben dem Morse-
konus den entsprechenden metrischen Konus darstellt
und nachstehend wiedergegeben ist.)
Meine Herren! Aus den vorangegangenen Aus-
führungen haben Sie leicht ersehen können, dals es sehr
zweckmäfsig, wenn nicht gar ein Bedürfnis ist, den
Morsekonus durch einen metrischen zu ersetzen. Wir
kämen nun zu der Frage, ob die Einführung des
metrischen Konus mit Schwierigkeiten oder Geldaus-
gaben verknüpft ist. Diese Frage kann einfach ver-
neint werden. In den wenigsten Fällen wird z. B. bel
O) LD P GD DN
[15. Februar 1908]
einer Bohrmaschine der Bohrer direkt in die Bohrspindel
eingebracht; gewöhnlich wird eine Konushülse ein-
geschaltet. Wenn Sie nun in einer Werkstatt Be-
obachtungen anstellen, werden Sie überrascht sein, wie
kurz die Lebensdauer nicht nur des Bohrers, sondern
auch der Hülse ist. Beide müssen sehr oft erneuert
werden, der Bohrer durch natürlichen Verschleifs (Nach-
schleifen, Abbrechen) und die Hülse durch Beschädigungen
aller Art, denen sie durch den Betrieb ausgesetzt ist.
Sie wird sehr bald ihre genauen Abmessungen ver-
رهوج |
Me 0 ->
9,45 —
lieren, und wenn sie nun bedenken, dafs die drei
ersten Nummern des Morsekonus und des metrischen
fast gleich sind, so liegt darin die Möglichkeit, Bohrer
mit metrischem Konus in Bohrfutter mit Morsekonus
zu verwenden. Es soll dieses Verfahren durchaus nicht
empfohlen werden; es wird jedoch jetzt schon stellen-
weise unbewufst gehandhabt und würde den Uebergang
von einem System zum anderen spielend vermitteln.
Bei Neubeschaffung würde dann einfach metrischer
Konus verwandt, sodafs der Systemwechsel noch nicht
einmal Kosten verursachte. Der einzige Punkt, der
` GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 736] 13
vielleicht gegen den neuen Konus geltend gemacht
werden könnte, wäre der: Wie stellen sich die
Fabrikanten dazu? Mir ist eine Firma bekannt, die z. Z.
noch drei verschiedene Konen herstellt: den metrischen,
den Morsekonus und den Clevelandkonus. Da nun
zahlreiche Fabrikanten sich bereit erklärt haben, den
metrischen Konus ohne weiteres zu fabrizieren und
auch Behörden sowohl, als auch Privatfirmen ihn
schon eingeführt haben, so wäre seine allgemeine Ver-
wendung zu empfehlen,
Tonm.
-480
He— 36,10 —> ج
gi
206,31
Herr Regierungs- und Baurat Borchart: Der Herr
Vortragende hat hervorgehoben, dafs bei Einführung
des deutschen Bohrkegels der einzig Leidtragende der
Fabrikant sein wird. Wenn „wir“ aber die Sache be-
urteilen, müssen wir sie wohl auf die andere Achse
laden; wir sind die Leidtragenden. Aber ich glaube,
der Uebergang ist nicht schwer. Ich habe den Ueber-
gang schon einmal mitgemacht, als ich in den Jahren
1883 bis 1886 in der Werkstätte Harburg war. Ich
fand dort, dafs jede Bohrmaschine ihren eigenen Bohr-
kegel hatte. Ich habe infolgedessen Normalien für die
Digitized by Google
14 (No, 736}
verschiedenen Bohrkegel, u. z. mit einer Neigung von
1:20 aufgestellt. Die Vorschläge wurden in einer
Konferenz der Direktion mit den Vorstehern der Werk-
stätten besprochen und daraufhin wurde in sämtlichen
Werkstätten der Eisenbahndirektion Hannover dieser
Bohrkegel eingeführt. Es steht mir augenblicklich kein
Material zur Verfügung, um prüfen zu können, wie weit
der von mir entworfene Bohrkegel in den einzelnen Ab-
messungen von dem deutschen Bohrkegel abweicht;
aber tatsächlich hat die Direktion Hannover bercits in
den bezeichneten Jahren für thre Werkstätten einen
normalen Bohrkegel mit einer konstanten Neigung von
1:20 für alle Kegel eingeführt. Der Uebergang voll-
zog sich leicht und ziemlich schnell. Wir änderten
nach und nach die Bohrfutter und später auch die Bohr-
spindeln um. Ich meinerseits spreche mich für die all-
gemeine Einführung des deutschen Bohrkegels aus und
bin der Ueberzeugung, dafs der Uebergang ohne be-
sondere Schwierigkeiten sich vollziehen wird.
Herr Geheimer Baurat Haas: Nachdem die Gründe
für die Einführung eines einheitlichen Kegels erörtert
sind, wäre eine Aeufserung darüber interessant, wie
sich die Werkzeugfabriken, die Spiralbohrer und Fräser
und derartige W erkzeuge anfertigen, zu der angeregten
Frage stellen. Wie mir bekannt wurde, haben sich
mehrere dieser Fabriken mit der Einführung des vor-
geschlagenen Einheitskegels nicht einverstanden erklärt.
Diese Fabriken befürchten eine Schädigung ihrer In-
teressen insbesondere dadurch, dafs sie, wenn der ein-
heitliche Kegel zur Einführung kommt, ihre Lager
wesentlich vergröfsern müssen, da es notwendig werden
wird, während der Uebergangszeit Werkzeuge nach
dem älteren und nach dem neuen Muster in Vorrat zu
halten. Wie lange diese Uebergangszcit dauern wird,
lafst sich nicht übersehen. Das Ausland wird wohl
zunächst noch den Morsekonus beibehalten. Vielleicht
ist der eine oder der andere der anwesenden llerren
in der Lage, sich über die Bedenken, die in den Kreisen
der Werkzeugfabriken gegen die Einführung des vor-
geschlagenen Einheitskegels laut geworden sind, zu
äufsern.
Herr Ingenieur Dogny: Ich kann erwidern, dafs der
metrische Konus in Frankreich schon lange bekannt
ist und gebraucht wird und auch in Oesterreich stellen-
weise verwandt wird; daher wird der Uebergang auf
die Auslandsgeschäfte meiner Meinung nach keinen
grofsen Einfluís ausüben. Wir haben seinerzeit einen
ähnlichen Fall in Bezug auf metrisches Gewinde
(System S. J.) gehabt, und das war nicht schlimm.
Führen wir die neue Methode ein, so würde sie sich
mit der anderen ohne weiteres vereinigen lassen, und
das übrige Material würde doch noch abgesetzt werden
können. |
Herr Ingenieur Elsner: Als Leiter der Zeitschrift
für Werkzeugmaschinen und Werkzeuge, dem offiziellen
Organ des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinen-
fabriken, bin ich wiederholt, in verschiedenen Ab-
handlungen, für die Einführung des metrischen Bohr-
konus eingetreten. Was den Bergischen Fabrikanten-
Verein in Remscheid anbetrifft, so habe ich seinerzeit,
am 15. Septemer d. Js., einen Bericht gebracht, in
welchem ich auf die Einwendungen desselben einge-
gangen bin. Der Bericht, aus welchem ich einen Teil
vorlesen will, hatte folgenden Wortlaut:
„Der Bergische Fabrikanten-Verein in Remscheid
bringt in No. 21 seiner Mitteilungen eine Darstellung
über die Bemühungen des Vereins Deutscher Werk-
zeugmaschinenfabriken zur Einführung des deutschen
Bohrkegelsystems anstatt des amerikanischen und er-
wähnt die ihm sowohl wie auch dem Verein Deutscher
Werkzcugmaschinenfabriken zugegangene Aeufserung
des Staatssekretärs des Reichsmarincamts vom 25. Juni
d. Js., wonach, bevor nicht eine Einigung zwischen
den Werkzeugmaschinenfabriken und den Werkzeug-
fabriken zu stande gekommen sei, er nicht in der Lage
sei, der Angelegenheit näherzutreten. Ilierzu bemerkt
der Bergische Fabrikanten-Verein, dafs diese Ent-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Februar 1908]
schhefsung des llerrn Staatssekretärs seinem im Auf-
trage der beteiligten deutschen Spiralbohrerfabrikanten
ausgesprochenen Wunsche entspricht, von einer
Stellungnahme zugunsten der Bestrebungen desVereins
Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken einstweilen
abzusehen, d. h. bis der metrische Kegel in anderen
Ländern eingeführt sei. Er fügt schliefslich hinzu,
dafs auch eine vom Verein Deutscher Werkzeug-
maschinenfabriken unter dem 31. Mai d. Js. an den
Ilerrn Staatssekretär gerichtete erneute Eingabe er-
freulicherweise den Herrn Staatssekretär zu keiner
anderen Stellungnahme veranlafst habe.“
Dieser Stellungnahme des Bergischen Fabrikanten-
Vereins ist in der weiteren Fortführung des Aufsatzes
entgegengetreten und auf die Bedeutung der Einführung
des metrischen Bohrkegels in den Staatswerkstätten
hingewiesen worden.
llerr Regierungs- und Baurat $S. Fraenkel: Es
konnte vielleicht noch zweifelhaft sein, ob das Bedürfnis
für die einheitliche Einführung eines neuen Bohrkegels
vorhanden wäre und ob der Industrie dadurch nicht
vorübergehend Schädigungen erwachsen würden. Aber
der Vortrag des Herrn Dogny hat doch heute etwas Neues
ergeben; mir wenigstens war cs neu, dafs es einen
wirklichen Normal-Morsckonus gar nicht gibt, und das
wird wohl auch den meisten Anwesenden nicht bekannt
gewesen sein. Wenn ferner die grofsen Werkzeug-
firmen auch noch unter sich verschiedene Bohrkegel
anwenden, dann ist es doch wohl nötig, "dafs endlich
eine Einheitlichkcit vereinbart und eingeführt wird.
Herr Ministerialdirektor Dr.-Ing. Wichert: Es würde
gewifs aulserordentlich erwünscht sein, wenn ein ein-
heitlicher Kegel vorhanden wäre. Wie schon mehrfach
erwähnt wurde, besteht das Hindernis darin, dafs ver-
schiedene Interessen entgegenstehen, und es wäre
natürlich das beste, wenn sich die beiden grofsen Gruppen
der Werkzcugmaschinenfabriken und der Werkzcug-
fabriken einigen würden auf dem Wege, der bereits
angedeutet worden ist. Ob das zu erreichen ist, ent-
zieht sich meiner Beurteilung. Wir hier, glaube ich,
gehören in unserer Mehrheit weder zu der einen, noch
zu der anderen Partei, sondern wir werden wohl mehr
den Konsumenten vertreten, dem es sicherlich sehr er-
wünscht sein würde, wenn er bei allen Maschinen und
Werkzeugen mit demselben Konus zu tun hätte. Aller-
dings besitzen die Konsumenten eine grofse Anzahl
von Maschinen und Werkzeugen, deren Benutzung und
Abänderung während einer immerhin nicht ganz kurzen
Uebergangszeit unbequem ist. Es scheint aber nach
den Acufserungen der meisten Herren, als ob diese
Bedenken nicht zu grols zu veranschlagen seien,
wenigstens habe ich keine gegenteilige Meinung gehört.
Es ist daher die Frage, ob man diese Unbequeinlichkeit
nicht lieber auf sich nehmen soll, um dann wenigstens
später zu einer Einheitlichkeit zu kommen. Ich glaube,
einen Beschlufs hierüber können wir hier nicht wohl
fassen, es genügt aber auch dic Besprechung, die
Meinungen sind Ja zum Ausdruck gekommen.
Herr Ingenieur Dogny: Wir haben die Sache in
Vorschlag gebracht, damit die Ilerren schen, dafs es
einen Normal-Morsekonus gar nicht gibt.
Hiermit schliefst die Besprechung über die Ein-
führung eines deutschen Bohrkegels nach metrischem
System für rotierende Schneidwerkzeuge.
Der Vorsitzende teilt alsdann noch mit, dats die
Abstimmung über die Aufnahme der Herren Regierungs-
rat Kayser-Gr. Lichterfelde und Oberingenieur de
Grahl-Wilmersdorf ergeben habe, dafs beide Herren
als ordentliche Mitglieder in den Verein aufgenommen
sind.
Der Bericht über die Versammlung am 22, Oktober
1907 wird, da Einwendungen gegen denselben nicht er-
hoben worden sind, für genehmigt erklärt.
Die Tagesordnung ist hiermit erschöpft und es
wünscht niemand mehr das Wort zu nehmen; der Vor-
sitzende schliefst daher die Versammlung.
[15. Februar 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No, 736] 15
Etat der Eisenbahnverwaltung für das Etatsjahr 1908
Aus dem dem preufsischen Abgeordnetenhause vor-
gelegten Etat der Eisenbahn-Verwaltung für das Etats-
jahr 1908 machen wir ın gewohnter Weise die nach-
stehenden Angaben.
I. Vorbemerkungen.
l. Zahl der etatsmäfsigen Beamtenstellen.
Mithin
1908
mehr
موز 1907 1908
Für
Beamtenklasse.
Präsidenten des Zentralamts u.
der Direktionen (11000 M. 11)
Mitglieder des Zentralamts und
der Direktionen (4200 bis
1200 M. Il) (einschliefslich
33 Ober- Regierungs- und
38 Ober-Baurite u 900 M.
Zulage) .
Vorstände der
Betriebsinspektionen
Maschineninspektionen
Werkstätteninspektionen
Verkehrsinspektionen .
Vorstand des Wagenamts in
Essen a. R., sowie Tele-
grapheninspektoren (3600 bis
6300 M. Il) . . . 3 3| —
Eisenbahn-Bau- und Betriebs-
bezw. Maschineninspektoren
einschl. des Direktors der
Eisenbahnversuchsanstalt in
Berlin (3600—5700 M. II)
a) Technische Eisenbahnsekre-
täre einschliefslich bau- und
maschinen-technische Eisen-
bahn-Betriebsingenieure, so-
wie technische Betricbskon-
trolleure u. Oberbaukon-
trolleure +137
b) Werkstittenvorstcher “(2100
bis 4200 M. IV) . . . 120 100 | + 20
Für jede Beamtenklasse ist vorstehend in Klammern
auch der Gehaltssatz und die Abteilung des Wohngeld-
tarifs angegeben.
2. Erläuterungen
230 208 | + 22
1418 1541
Aus Nebenämtern beziehen:
Mitglieder der Direktionen, Vorstände der Inspek-
tionen sowie Eisenbahn-Bau- und Betricbsinspektoren:
15 für Wahrnehmung der Geschäfte der technischen
Mitglieder von Linienkommissionen jährlich je
.,
6 als nichtständige Mitglieder des Kaiserlichen
Patentamtes nicht pensionsfähige Besoldungen
von jährlich je 2000 bis 3000 M.;
1 für Ueberwachung der maschinellen Anlagen des
Packhofs in Berlin jährlich 300 M.;
1 als technischer Beirat der Königlichen Porzellan-
Manufaktur jährlich 600 M.;
1 für Assistentengeschäfte der technischen Hoch-
schule in Hannover jährlich bis 1500 M.;
3 als Mitglieder des technischen Ober- Prüfungsamts
in Berlin und dergl. jährlich Gebühren bis gegen
2000 M.;
| für die technische Beaufsichtigung der maschinellen
Anlagen des Observatoriums auf dem Telegraphen-
berge bei Potsdam jährlich 300 M.;
1 für Oberaufsicht über die postalische Elektrizitáts-
anlage in Cóln-Gercon jáhrlich 900 M.
Weiter wird bemerkt:
Zu líd. No.2. 18 Mitgliedstellen sind mehr vor-
gesehen. Es kommen in Zugang:
3 Stellen für administrative Dezernate
allgemeiner Vermehrung der Geschäfte;
infolge
8 Stellen für betricbsteehnische Dezernate, da sich
allgemein die Notwendigkeit einer intensiveren Betricbs-
aufsicht ergeben hat;
3 Stellen für bautechnische Streckendezernate, die
mit Rücksicht auf die zugenommene Geschäftslast neu-
gebildet werden müssen;
4 Stellen für maschinentechnische Dezernate ınfolge
Zunahme der Geschäfte im Betriebe und im Werkstätten-
wesen. |
Von den insgesamt für Mitglieder vorgesehenen
Stellen ist eine für das badische Mitglied bei der Eisen-
bahndirektion in Mainz bestimmt.
5 Mitglieder, und zwar 1 administratives, 3 bau-
technische und 1 maschinentechnisches, sollen zu Ober-
Regierungs- bezw. Ober-Bauräten — mit der pensions-
fähigen Zulage von 900 M. — ncu ernannt werden.
Es werden dann im Etatsjahre 1908 = 33 Ober-
regierungsräte und 38 Oberbauräte mit der pensions-
fähigen Zulage von 900 M. vorhanden sein.
Zu lfd. No.3. Bei den Stellen für Inspektions-
vorstände kommen in Zugang:
10 Stellen für Vorstände neuer Betriebsinspektionen
N Dortmund, Hameln, Hamburg, Helmstedt, Löwenberg
i. Schl., Lyck, Oberlahnstein, Salzungen, Schweidnitz,
W ongrowitz. Diese Inspektionen sind neu einzurichten,
teils weil die neu zu eröffnenden Bahnstrecken den
vorhandenen Betriebsinspektionen nicht mehr zugeteilt
werden können, teils weil die Geschäftslast bei einigen
Betriebsinspektionen infolge des starken Anwachsens
des Betriebes und der Bautätigkeit zu umfangreich
geworden und deshalb eine Verkleinerung der Bezirke
nötig ist;
6 Stellen für Vorstände neuer Maschineninspektionen
in Berlin, Dortmund, Duisburg, Sagan, Trier, Worms,
da die Bezirke der vorhandenen Inspektionen zu umfang-
reich sind und eine anderweite Einteilung unter Bildung
von 6 neuen Inspektionen geboten ist;
6 Stellen für Vorstände neuer Werkstátteninspek-
tionen in Breslau, Hoyerswerda, Limburg, Posen, Salbke,
Stargard i. Pomm. Die bisherige Nebenwerkstátte in
Hoyerswerda soll zu einer Hauptwerkstátte erhoben und
dementsprechend mit einem Inspektionsvorstande besetzt
werden. Bezüglich der übrigen Werkstätten ist es
erforderlich, bei der Ausdehnung der Werkstattsanlagen
und der Zunahme der Geschäfte einen weiteren In-
spektionsvorstand zu bestellen;
4 Stellen für Vorstände neuer Verkehrsinspektionen
in Breslau, Bochum, Eisenach und Meseritz, da infolge
Zunahme des Verkehrs bei gleichzeitiger Erweiterung
des Bahngebietes die vorhandenen Inspektionen zur
Beaufsichtigung des Verkehrsdienstes nicht mehr aus-
reichen.
Zu lfd. No.4. Für neue Bauabteilungen infolge
gesteigerter Bautätigkeit sowie wegen allgemeiner Zu-
nahme der Geschäfte kommen 22 Stellen in Zugang.
Unter den für Bauinspektoren vorgesehenen
Stellen befinden sich ebenso wie im Etat für das Etats-
jahr 1907 5 Stellen für 5 aus dem Staatsdienste beurlaubte
Beamte. Diese Stellen fallen bei Rückkehr der Beamten
in den Staatsdienst weg, sobald die letzteren in eine der
dauernd vorgesehenen Bauinspektorstellen einrücken
können. l Stelle für Eisenbahn-Bauinspektoren des
Hochbaufaches ist bei eintretender Erledigung vom
Etat der Eisenbahnverwaltung auf den Etat der Bau-
verwaltung zu übertragen.
Zu lfd. No. 5. Nach Mafsgabe des dauernd erforder-
lichen Bedarfs an mittlerem technischen Personal bei
den Eisenbahndirektionen und Inspektionen und den ab-
gezweigten grölseren Nebenwerkstätten sind 137 Stellen
für technische Eisenbahnsckretäre mehr vorzu-
schen. Von den insgesamt für technische Eisenbahn-
sekretäre vorgeschenen Stellen ist I für einen badischen
Beamten bestimmt. Von den 1478 technischen Eisen-
bahnsekretären sollen 270 — gegen 260 im Vorjahre —
den Vorstánden der Betriebsinspektionen als bau-
technische Betriebsingenicure und 198 — gegen 188 im
Vorjahre — den Vor ständen der Maschinen- und Werk-
16 [No. 736)
stätteninspektionen als maschinentechnische Be-
triebsingenieure, 22 — gegen 21 im Vorjahre — den
Stellwerksdezernenten bei den Eisenbahndirektionen als
technische Betriebskontrolleure beigegeben werden,
während 22 den bautechnischen Streckendezernenten
und Materialiendezernenten als Oberbaukontrolleure
zugeteilt werden sollen, um diese Dezernenten in den
Geschäften der Ueberwachung, Unterhaltung und Er-
neuerung des Oberbaues sowie der Verwaltung der
Oberbau- und Baumaterialien zu unterstützen.
Eine Anzahl grofser Betriebs- und Wagenwerk-
meistereien soll, entsprechend dem bedeutenden Um-
fange der Geschäfte, Werkstättenvorstehern unterstellt
werden. Aus diesem Anlafs kommen 20 Stellen in Zu-
gang. Von den insgesamt für Werkstättenvorsteher
vorgesehenen Stellen ist 1 für einen badischen Be-
amten bestimmt.
II. Nachweisung der Betriebslängen der vom Staate
verwalteten Eisenbahnen.
E E ch, 4. 5. 6.
Vollspurige Eisenbahnen:
Nach dem Etat Der
O Ka für 1908 mittlere
Z, Bezirk __ Stee d. én
> der ۹ | im ec hin
= : ` schnitt
a Ae E ra Eee
= direktion. des durch- Etat für mehr
Jahres schnitt ko
| betrug
km | km km km
1. | Altona . 1 905,84 1 905,14
2. | Berlin 612,19) 601,27
3. | Breslau . 2 116,04) 2 103,45
4.| Bromberg . 1 980,96! 1 902,71
5, | Cassel . 1 785,90; 1 756,75
6. | Cöln 1511,55| 1 508,15
7.| Danzig. . 2 476,02) 2 422,75
8. | Elberfe'd 1 315,۵1 | 1 296,69
9. | Erfurt .| 1 ۵7,88 1757,88
10. | Essen a. Ruhr . 1 083,68, 1 083,68
11. | Frankfurt a. Main | 1 834,» | *1 837,15 ||... `
12. | Halle a. Saale .| مم2048 2.041,18 | (9° 024,25] ۰
13. | Hannover . 1 999,83 | 1 999,88
14, | Kattowitz . 1 438,71, 1 414,00
15. | Königsberg ۰ Pr. 2 625,10 2 596,04
16. | Magdeburg 1 725,50 | 1 725,50
17.|Mainz . ۰ 1 13215; 1 129,01
18. | Münster i. W. 1 517,06 ۱ 1517,06
19. | Posen . . 2 342,25; 2 298,57
20.| St. Johann-
Saarbrücken | 1 106,53; 1 103,67
21.1 Stettin . 2 165,68 2 09476
۳ eT 36 480,19 36 095,89
Davon besitzt:
Preufsen . 135 192,72
Hessen . 1 249,09
Baden i 38,68
Aufserdem steht
unter oldenbur-
gischer Ver-
waltung die |
Preufsen gehö-
rige Wilhelms-
haven - Olden- |
burger Eisen- |
bahn . 52,33 52,38 92,38
*) Die Bahnstrecke Wissen—Morsbach (11,14 km) wird am
1. Juli 1908 in den Direktionsbezirk Elberfeld übernommen werden,
wodurch die Lánge des Direktionsbezirks Frankfurt a. M. im mittleren
Jahresdurchschnitt sich höher als die Länge am Ende des Jahres stellt.
triebslängen befinden sich Nebenbahnen:
In den in den Spalten 3 und 4 angegebenen Be-
am Jahres-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[15. Februar 1908]
schlusse 14 831,44 km oder im mittleren Jahresdurch-
schnitte 14 476, km, das sind für 1908 mehr 403,96 km.
Aufser den vorgenannten Bahnstrecken sind noch
vorhanden im Direktionsbezirk Erfurt 75,5 km und im
Direktionsbezirk Kattowitz 164,9 km schmalspurige
Eisenbahnen sowie insgesamt 215,09 km Anschlufsbahnen
für nicht öffentlichen Verkehr.
III. Einnahmen und Ausgaben; Abschluls.
1, Ordentliche Einnahmen.
Mehr, weniger
Betrag
für das gegen den
Etatsjahr vorjáhrigen
1908 Etat
M. M.
Vom Staate verwaltete Eisen-
bahnen e 2 045 417 000 + 107784000
Anteil Badens an den Be-
triebsausgaben für die auf
Badischem Gebiete belege-
nen Strecken der Main-
Neckar Eisenbahn 1 885 000 -- 477000
Wilhelmshaven -Oldenburger
Eisenbahn 1 020 000 + 15000
Privat-Eisenbahnen, bei wel-
chen der Staat bete iligt ist 10681 + 19327
Sonstige Einnahmen 520 000 —
2 048 912 681 + 107341327
Summe d. ordentl. Einnahmen
2. Aufserordentliche Einnahmen.
Beiträge Dritter zu ein-
maligen und aufserordent-
lichen Ausgaben .
3987 100 342 100
2 052 499 781 + 106999227
Summe der Einnahmen
3. Dauernde Ausgaben.
Vom Staate verwaltete Eısen-
bahnen Kg BO Boo 200 + 127786200
Anteil Hessens an den Er-
gebnissen der gemein-
schaftlichen Verwaltung des
preufsischen und hessischen
Eisenbahnbesitzes 14540000 — 1241000
Anteil Badens an den Be-
triebseinnahmen fúr die auf
badischem Gebiete belege-
nen Strecken der Main-
Neckar Eisenbahn 2 560 000 920000
Wilhelmshaven -Oldenburger
Eisenbahn 406 800 + 202500
Ministerialabteilungen für das
Eisenbahnwesen . 2 246 903 + 81572
Dispositionsbesoldungen,
Wartegelder und Unter-
stützungen . 355 0U0 — 80 000
1 345 644 903 + 122676272
Summe d dauernden Ausgab.
4. Einmalige und aufserordentliche Ausgaben.
In den Direktionsbezirken 89 267 000
Zentralfonds 18 500 000
Summe der einmaligen aulser- |
ordentlichen Ausgaben . 107 767000 — 78260800
5. Abschlufs.
Ordinarium. |
Die ordentlichen Einnahmen
betragen . 2 048 912 +- 107341327
Die dauernden Ausgaben be-
tragen . | 1 345 644 903 + 122676272
Mithin Ueberschufs im Ordi- |
narium . 703 267 ZP — 15334945
j Y W 4 >
۱۱0۱۱۱260 DY WENN
اب J
Ueberschuís im Ordinarium
[15. Februar 1908]
Betrag Mehr, weniger
für das gegen den
Etatsjahr vorjährigen
1908 Etat
M. M.
103 267 718 — 15334945
Extraordinarium.
Die aufserordentlichen Ein-
nahmen betragen .
Die einmaligen und aulser-
3587100 — 342100
ordentlichen Ausgaben be-
tragen 107 767 000 — 78260800
Mithin Zuschufs im Extra- |
ordinarium . E 104 179900 — 77918700
Bleibt Ueberschufs | 599087878 + 62583755
6. Verwendung der Jahresúberschússe.
Auf den angegebenen Ueberschufs im
Ordinarium von. 103 268 000 M.
sind auf Grund des Cees von
zur Verzinsung der cl
in Rechnung zu stellen, so dafs zur
21. März 1882 betreffend Verwen-
dung der Jahresüberschüsse:
schuld 87 306 000 ,
Abschreibung von der Eisenbahn-
Kapitalschuld verbleiben: 615 962 000 M.
Nach dem Etat für 1907 sind für diese
Tit. 1.
Tit.
Tit.
Tit.
Tit.
Tit.
Tit.
Abschreibungen verblieben . . 626308000 ,,
Mithin für 1908 weniger 10 346 000 M.
IV. Besondere Erläuterungen der Betriebs-
Einnahmen und Ausgaben.
l. Betriebs-Einnahmen.
Personen- und Gepäckver-
kehr ..
mithin gegen die wirklichen
Ergebnisse für 1906 höher um
ard 43 296 700 M.
2. Güterverkehr. . . . . .1363520000 „
oder gegen 1906 mehr rund
127 100 500 ۰
3. FúrUeberlassungvonBahn-
anlagen und für Leistungen
zu Gunsten Dritter. .
oder gegen 1906 mehr rund
215500 M.
4. Für Ueberlassung von Be-
triebsmitteln . .
mithin gegen 1906 mehr rund
2428000 M.
5. Erträge aus Veräufserungen
oder gegen 1906 höher um
rund 3 242 300 M.
6. Verschiedene Einnahmen .
oder gegen 1906 mehr rund
606 500 M.
Summe Titel 1—6 2045417000 M.
was gegen die wirklichen Er-
gebnisse für 1906 ein Mehr
von 177549500 M. ergibt.
552930000 M.
35130000 „
21555000 „
45957000 ,
20325000 ,,
2. Betriebs-Ausgaben.
l,2u.3. Gehälter, Wohnungsgeldzuschüsse,
Remunerierung von Hilfsarbeitern,
Löhne, Stellenzulagen.
Die ermittelte Gesamtan-
schlagssumme beträgt .
und sind hiernach gegenüber
der wirklichen Ausgabe des
Jahres 1906 rund 44575400 ۰
mehr vorgesehen. Hiervon ent-
fallen auf die Mehreinstellung
von Bediensteten 23175000M.,
. 483423700 ۰
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
|
|
|
(No, 736] 11
während. 21400400 M. haupt-
sächlich durch Erhöhung der
Einkommensbezúge des
Dienstpersonals bedingt sind.
Tagegelder, Reise- und Um-
zugskosten, sowie andere
Nebenbezüge
oder gegen
3590 700 M.
Aufserordentliche Remune-
rationen und Unterstützun-
gen EEE
mithin gegen
1175000 M.
Wohlfahrtszwecke .
oder gegen 1906
1271 700 ۰
Unterhaltung und Ergänzung der Inven-
tarien, sowie Beschaffung der Betriebs-
materialien.
Es sind im Einzelnen veranschlagt:
Tit. 4.
49300000 M.
höher
` 1906
Tite 5.
7533300 ,
1906 mehr
Tit. 6. 35008000 ,
mehr
Tit. 7.
Betrag
No. Gegenstand Im | im
Einzelnen Ganzen
M. | M.
Unterhaltung und Er-
gänzung der Inventarien.
1. | Dienstkleidung . .| 2337500
2. |Inventarien . . | 9 932 0
Summe == | 12270000
Beschaffung der Betriebs- |
materialien.
a) Drucksachen, Schreib- und
Zeichenmaterialien 7300000
b) Kohlen, Koks und Brikets
1. | Steinkohlen, Steinkohlenbri- |
kets und Koks zur Lokomo- |
tivfeuerung . , . 1121534 600
2. | Steinkohlen und Braunkohlen
usw., für alle anderen Zwecke | 10612400
Summe تس 132147000
c) Sonstige Betriebs- |
materialien.
1, |Rohes Rúbol 1 303 700:
2. | Gereinigtes Rüböl 1 850 100
3.1 Petroleum 4 303 200
4. | Mineral-Schmieröl 3835 100
5. | Putzbaumwolle (Carnabal) 3 582 300
6. | Alle anderen Betriebsmateria- |
lien zusammen . | 11 909 600
Summe — ` 26784000
Bezug von Wasser, Gas ۱
und Elektrizität von frem- |
den Werken. ۱ 14 923000
Summe Tit. 7 —
193424 000
|
Die vorstehend unter b und c vorgesehenen Kosten
für Beschaffung der Feucrungs- und sonstigen Betriebs-
materialien sind im allgemeinen nach dem wirklichen
Verbrauche des Jahres 1906 unter Berücksichtigung der
eingetretenen und zu erwartenden Veränderungen ver-
anschlagt worden. Diese Materialien werden zum über-
wiegenden Teil für den Zugdienst verbraucht und
sind deshalb von der Anzahl der für diesen veran-
schlagten Lokomotiv- und Triebwagenkilometer sowie
Wagenachskilometer abhängig. Diese sind festgesetzt
auf Grund der wirklichen Leistungen im Etatsjahre 1906
unter Berücksichtigung der Leistungen auf den hinzu-
tretenden neuen Strecken sowie eines Zuschlages für
die zu erwartende Verkehrssteigerung auf
113366000 Lokomotiv- und Triebwagen-
kilometer (Leistungen der Lokomotiven vor Zügen
78 (No. 736]
[Nutzkilometer] zusätzlich der- Leerfahrtkilometer und
der Nebenleistungen im Rangier- und Iteservedienst.
Betrefis des letzteren ist, entsprechend dem Material-
verbrauche, jede Stunde Rangierdienst zu 9 und jede
Stunde Zugreservedienst zu 2 Lokomotivkilometer ge-
rechnet),
19462600000 Wagenachskilometer (Leistungen
der eigenen und fr emden Wagen sowie der Eisenbahn-
postwagen auf eigenen Bahnstrecken).
Es entfallen somit von den unter b und c veran-
schlagten Kosten auf 1000 Lokomotiv- und Triebwagen-
kilometer 222,79 M., auf 1000 Wagenachskilometer 8,17 M.,
während diese Ausgaben im Etatsjahre 1906 198,04 M.
und 7,38 M. betragen haben. Die bei diesen beiden
Unterpositionen angenommenen Beträge übersteigen die
wirkliche Ausgabe für 1906 um rund 27647000 M. und
2 680 000 ۰
Dieser Mehrbedarf ist im wesentlichen auf den
Mehrverbrauch an Betricbsmaterialien infolge der durch
die angenommene Verkehrsleistung bedingten ver-
mehrten kilometrischen Leistungen der Betriebsmittel
sowie auf die Steigerung der Kohlenpreise zurückzu-
führen.
Unter b 1 sind 9494892 t Steinkohlen, Stein-
kohlenbrikets und Koks zur Lokomotivfeuerung zum
durchschnittlichen Preise von 12,30 M., im Ganzen
121 534600 M. veranschlagt. Auf 1000 km der Loko-
motiven ausschlielslich der Triebwagen entfallen 13,40 t
zum Werte von 171,52 M., gegenüber 13,4 t zum
Werte von 147,77 M. im Etatsjahre 1906.
Der fúr die Beschattung von Wasser, Gas und
Elektrizitát von fremden Werken veranschlagte Betrag
ist nach den örtlichen Bedürfnissen ermittelt. Die
Mehrforderung gegen 1906 von rund 1505000 M.
gründet sich hauptsächlich auf gesteigerte Verwendung
von Elektrizität für Beleuchtungs- und Kraftzwecke.
Tit. 8 Unterhaltung, Erneuerung und Er-
gänzung der baulichen Anlagen,
Pos. Gegenstand Betrag
M.
l. | Löhne der Bahnunterhaltungs-Ar-
beiter . 64 800 000
2. | Beschaffung der Oberbau- und Bau-
materialien:
l. Schienen 29 066 000
2. Kleineisenzeug 20 375 000
3. Weichen 10 095 000
4. Schwellen 34 363 000
5. Baumaterialien 19 177000
3. | Sonstige Ausgaben einschliefslich der
Kosten kleinerer Ergänzungen 68 588 000
4. | Kosten erheblicher Ergänzungen 22 102 000
Summe Tit. 8 | 268 566 000
Für dic gewöhnliche Unterhaltung der baulichen An-
lagen sind 80000 Arbeiter mit einem Lohnaufwand von
64 800 000 M. veranschlagt. Im Jahre 1906 betrug die
wirkliche Ausgabe an Löhnen bei einer Beschäftigung
von 18392 Köpfen rund 59814000 M. Für das Etatsjahr
1908 sind sonach 1608 Arbeiter und 4986000 M. Lohn
mehr vorgesehen. Für die unter der Voraussetzung
normaler Witterungsverhältnisse erfolgte Veranschlagung
war die Erweiterung des Bahnnctzes, sowie die Ver-
mehrung der Unterhaltungsgegenstände auf den älteren
Betriebsstrecken und der gréfsere Umfang des Gleis-
umbaues zu berücksichtigen. Insgesamt ist hierfür
cine Mehrausgabe von 4 133000 M. angesetzt worden.
Aufserdem war die Erhöhung der Lohnsätze in
Betracht zu zichen, die sich infolge umfangreicher
Lohnaufbesserungen insbesondere in den verkehrs-
reichen Industriebezirken sowie aus dem Aufrücken
der Arbeiter in den Lohnstufen des Lohn-Etats ergibt und
im Ganzen einen Betrag von rund 3684000 M. erfordert.
Die Kosten der Schneeräumung sind um rund
2831000 M. niedriger als die bezügliche Ausgabe in 1906
angesetzt.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Februar 1908]
Die bei den Unterpos. 1 bis 4 angegebenen Materi-
alien sind für die Erneuerung des Oberbaues bestimmt.
Nach dem durch örtliche Aufnahme festgestellten Bedarf
sollen mit neuem Material umgebaut werden:
1425 km mit hölzernen Querschwellen
1150 „ „ eisernen A
zusammen 2575 km.
Zu den vorbezeichneten Gleisumbauten sowie zu den
notwendigen Einzelauswechsclungen sind erforderlich:
l. Schienen: M. | M.
238 700 t durchschnittlich zu
121 ۰ Fina SEN —
2. Kleinciscnzeug:
105 200 t a zu
192,53 M. rund . —
3. Weichen, einschliefslich Herz-
und Kreuzungsstücke :
a) 9300 Stück Zungenvor-
richtungen zu 430 M. .
b) 7800 Stück Stellböcke zu
23M. s a 8
c) 12 200 Stück Herz- und
Kreuzungsstücke zul95M.
d) für das Kleineisenzeug zu
den Weichen undsonstige
Weichenteile Ä
28 883 000
-20 256 000
2379000 ' —
4. Schwellen
a) 3187000 Stück hölzerne
Bahnschwellen, ` durch, |
schnittlich zu 52 M,
rund. .
b) 450 000 m hölzerne
Weichenschwellen,durch-
schnittlich zu 2,93 M. . 1 341 000 ` -—
c) 139900 t eiserne Schwel- ۱
len zu Gleisen und |
Weichen, durchschnitt-
hch zu 114 M., rund . .| 15949000 | -=
- — 33994000
92 780 000
16 704 000 =
ZUSAMMEN ==
Gegen die wirkliche Ausgabe für die Erneuerung
des Oberbaues im Jahre 1906 stellt sich die vorstehende
Veranschlagung um rund 22 564 000 M. höher.
Die Länge der mit neuem Material in zusammen-
hängenden Strecken umzubauenden Gleise übersteigt die
Lange der im Jahre 1906 mit solchem Material umge-
bauten Gleise um rund 223 km (9,18 Prozent). Bei
der Gleiserneuerung kommt auf den wichtigeren, von
Schnellzügen befahrenen oder sonst stark belasteten
Strecken schwerer Oberbau (Schienen im Gewicht von
41 und 45 kg für Im) zur Verwendung. Ebenso wie
beim Gleisumbau, stellte sich auch bei der Einzelaus-
wechselung unter Berücksichtigung der aufkommenden
und der in den Beständen vorhandenen brauchbaren
Materialien das Bedürfnis an neuem Material höher als
im Etatsjahre 1906. Aufserdem mufsten die inzwischen
eingetretenen Preisveränderungen berücksichtigt werden.
Für die Veranschlagung des Bettungsmaterials, wo-
für die Kosten bei Pos. 2 Unterpos. 5 vorgesehen sind,
waren die Erweiterung des Bahnnetzes und die Ver-
mehrung der Gleise auf den älteren Betricbsstrecken,
ferner der gröfsere Umfang der Gleiserneuerung und
die eingetretene Erhöhung des Durchschnittspreises ın
Betracht zu ziehen. Die Verbesserung der Bettung
durch eine ausgedehnte Verwendung von gesiebtem
Nies und namentlich von Steinschlag ist, wıe in den
Vorjahren, auch für das Veranschlagungsjahr in Aus-
sicht genommen. Der Gesamtbedarf an Bettungs-
material für die Unterhaltung und Erneuerung der Gleise
und Weichen ist zu rund 5281 000 cbm ermittelt.
Von der bei der Pos. 3 für die zu unterhaltenden
Bahnstrecken vorgeschenen Ausgabe von 68588000 M.
entfallen 36 800000 M. auf aufsergewöhnliche Unter-
haltungsarbeiten und kleinere Ergänzungen, der Rest
mit 31788000 M. auf die gewöhnliche Unterhaltung der
baulichen Anlagen.
(15. Februar 1908]
— —Á
In dem Bedarf für die aufsergewöhnliche Unter-
haltung und für kleinere Ergänzungen ist eine Summe
von rund 3500000 M. vorgesehen, um an 216 Orten
und Stellen, an denen das Bedürfnis des Betriebs-
dienstes es erfordert, Dienstwohnungen für 181 mittlere
Beamte (überwiegend Stationsbeamte und Bahnmeister)
und für 343 untere Beamte (überwiegend Bahnwärter
und Weichensteller) herzustellen.
Die Ausgabe für die gewöhnliche Unterhaltung bei
Pos. 3 mit Einschlufs der Kosten für die zur unmittelbaren
Verwendung beschaflten Baumaterialien, aber mit
Ausschlufs der bereits bei Pos. I berücksichtigten Löhne
und der bei Pos. 2 Unterpos. 5 vorgesehenen Kosten
für die auf Vorrat beschaftten Baumaterialien — ist wie
folgt veranschlagt:
l. Unterhaltung des Bahnkörpers mit
allen Bauwerken und Nebenanlagen,
35 950 km Bahnkörper zu 180 ۰ . 6471 000 ۰
2. Unterhaltung der Weichen und
Kreuzungen mit Zubehör, 153 500
921 000 „
‚12837500 ,
Stück Weichen u. Kreuzungen zu6M.
3. Unterhaltung der Gebäude
4. Unterhaltung der Stellwerke und op-
tischen Signale, 124240 Hebel zu
26 M., rund . . . .... . 3230200 „
Seite 23 459 700 M.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 736] 19
Uebertrag 23459 700 M.
5. Unterhaltung der elektrischen Lei-
tungen sowie der elektrischen Signal-,
Sprech- und Schreibwerke, 35 950 km
Bahnkörper zu 46 M., rund. . . 1653 700 „
6. Unterhaltung der Zufuhrwege, Vor-
plätze und Ladestrafsen usw. 286 160 a
Befestigung zu Da M. . . . . 1860000 بر
7. Unterhaltung aller sonstigen Anlagen 4 200 000 „
8. Insgemein, nicht besonders vorge-
sehene Ausgaben . . . . 409 600 ,
9. Für neu zu eröftirende Strecken . 205 000 „
zusammen 31 788000 M.
Die Anforderungen für die bei Pos. 4 vorzusehen-
den erheblichen Ergänzungen sind im einzelnen örtlich
geprüft und insoweit berücksichtigt worden, als eın
dringendes Bedürfnis vorliegt. Im ganzen sind daftr
22 102000 M. eingestellt. Von dieser Summe sind auf
die einzelnen Direktionsbezirke 18602000 M. verteilt,
während 3500000 M. für unvorhergesehene dringliche
Ergänzungen reserviert bleiben.
Der Gesamtbetrag übersteigt die wirkliche Ausgabe
in 1906 um rund 6 134 600 ۰
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes
Auswechselung der Siederohre mit inneren Rippen
(Serve-Rohre) bei den vorhandenen zs gekuppelten Schnell-
zugverbundlokomotiven. Wie wir der Zeitung des Vereins
Deutscher Eisenbahnverwaltungen entnehmen, ist nach einem
Erlafs des preufsischen Eisenbahnministers vom 4. November
nach den inzwischen gewonnenen weiteren Betriebserfahrungen
eine beschleunigte Auswechslung der mit inneren Rippen ver-
sehenen Lokomotiv-Siederohre (Serve-Rohre) in technischer
und wirtschaftlicher Hinsicht geboten, da sie infolge ihrer
schwicrigeren Reinhaltung und der geringen Haltbarkeit
ihrer Dichtungen nicht nur erheblich höhere Unterhaltungs-
kosten erfordern, als die glatten Siederohre, sondern aufser-
dem die Ausbesserungszeiten der Lokomotiven verlängern
und deren günstige Ausnutzung erschweren.
Dampfkessel - Normen-Kommission. Auf Veranlassung
des Reichskanzlers hat sich eine Di ımpfkessel - Normen-
Kommission gebildet, welche die Aufgabe hat, die Bau- und
Materialprüf-Vorschriften für Dampfkessel als einen wesent-
lichen Bestandteil der Allgemeinen polizeilichen Bestimmungen
über die Anlegung von Dampfkesseln dauernd den Fort-
schritten der Technik entsprechend weiter zu entwickeln.
Sie besteht aus 33 Männern der Wissenschaft und Praxis,
die von den hierfür in Betracht kommenden grofsen tech-
nischen und industriellen Verbänden entsandt worden sind.
Vorsitzender dieser Kommission ist Herr Dr.. ma. Th. Peters,
Direktor des Vereines deutscher Ingenieure. Die Haupt-
kommission hat Unterkommissionen für Landdampfkessel
und für Schiffdampfkessel gebildet; Vorsitzender der ersteren
ist Herr G. Eckermann, Direktor des Norddeutschen
Vereines zur Ueberwachung von Dampfkesseln in Altona;
Vorsitzender der letzteren Herr Geheimer Regierungsrat
Professor C. Busley, geschäftsführender Vorsitzender der
Schiffbautechnischen Gesellschaft.
Die Handelssachverständigen bei den Kaiserlichen
Konsularbehúrden.”) Als Handelssachverständige bei den
Kaiserlichen Konsularbehörden sind zur Zeit tätig:
in Buenos Aires: Gerichtsassessor a. D. Hans Ramelow,
„ Rio de Janeiro: Dr. Vofs,
Schanghai: Dr. Delius, و
„ Calcutta: Gösling,
°) Vergl. Beilage zu No. 84 vom 8. August 1907 und No. 128
vom 25. November 1907 der „Nachrichten für Handel und Industrie.“
in Johannesburg: Renner,
Yokohama: der Königlich preufsische Regierungs-
baumeister a. D. Jonas,
„ Sydney: W. de Haas,
„ St. Petersburg: Ingenieur Goebel
Müller,
Valparaiso: Dr. Gerlach,
„ Konstantinopel: Jung,
New York: der Königlich preufsische Gewerberat
Waetzoldt und
Chicago: Dr. Quandt.
H
und Dr. Karl
(Nachr. f. Hand. u. Ind.)
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Verliehen: der Charakter als Kaiserl. Geh. Baurat
dem Direktor der Techn. Schule Richard Granert in Strafsburg.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Reichs-
dienste erteilt: mit der gesetzlichen Pension zum 1. Januar
1908 dem Marine-Intendantur- und Baurat Geh. Baurat
Zeidler.
Preufsen.
Ernannt: zum Präsidenten der Kgl. Eisenbahndirektion
in Hannover der Geh. Oberregierungsrat und Vortragende
Rat im Minist. der öffentl. Arbeiten Dr. Wesener.
Verliehen: der Charakter als Geh. Regierungsrat dem
etatmäfsigen Professor an der Techn. Hochschule in Berlin
Dr. Ferdinand Kurlbaum und der Charakter als Baurat dem
Architekten Richard Wolffenstein in Charlottenburg.
Eisenbahnbauabt. in
Bestellt: zum Vorstand der
Hoftnungsthal der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor
Rettberg daselbst.
Zur Beschäftigung überwiesen: den Kgl. Eisen-
bahndirektionen die Reg.-Baumeister Berg in Berlin, Albert
Ritter in Essen a. d. R., Kröh in Magdeburg und Täniges
in St. Johann-Saarbrücken (Eisenbahnbaufach); ferner die
Reg.-Baumeister Heim der Kgl. Kanalbaudirektion in Essen,
Metz der Kgl. Oderstrombauverwaltung in Breslau (Wasser-
und Strafsenbaufach), KeBler und Weinmann dem Kgl.
Polizeipräsidium in Berlin und Stechel der Kgl. Eisenbahn-
direktion in Stettin (Hochbaufach).
Zugeteilt: der Reg.-Baumeister des Wasser- und
Strafsenbaufaches Georg Willers dem Mcliorationsbauamte
in Danzig zur dienstlichen Verwendung.
80 (No, 736]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Februar 1908]
Versetzt: der Präsident der رآ
in Hannover Herwig in gleicher Amtseigenschaft nach
Danzig, der Präsident der Kgl. Eisenbahndircktion in Brom-
berg Krueger nach Königsberg 1. Pr., der Präsident der
Kel. Eisenbahndirektion in Königsberg i. Pr. Rimrott nach
Bromberg;
die Eisenbahn-Bau- und Betricbsinspektoren Lüpke,
bisher in Duisburg, als Mitglied (auftrw.) der Kgl. Eisenbahn-
direktion nach Frankfurt a. M., Linow, bisher in St. Johann-
Saarbrücken, als Vorstand (auftrw.) der Eisenbahnbetriebs-
inspektion 2 nach Duisburg und Dieckhoven, bisher ın
Hoffnungsthal, als Vorstand (auftisw.) der Eisenbahnbetriebs-
inspektion 4 nach Essen a. d R., der Mehorationsbauinspektor
Scholtz von Briesen nach Düsseldorf und der Wasserbau-
inspektor Neufeldt von Memcl nach Geestemünde;
die Reg.-Baumeister Johannes Loycke, bisher in Hannover,
nach Berlin behufs Beschäftigung bei den Eisenbahnabt. des
Minist. der öffentl. Arbeiten (Eisenbahnbaufach), Paul Krause
von Berlin nach Halle a. d. S. (Ilochbaufach) und Sunkel
von Allenstein nach Briesen.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Reg.-Baumcistern Konrad Kutzner
in Wilhelmshaven (Maschinenbaufach), Arno Knabe in
Fricdenau und Richard Sponholz in Sensburg (llochbaufach).
Bavern.
Ernannt: zum Assessor des Kgl. Strafsen- und Flufs-
bauamts Nürnberg der Reg.-Baumcister bei der Kgl. Regierung
von Schwaben und Neuburg Eduard Hohenleitner;
auf die erledigte Stelle eines Assistenten der Kgl. Moor-
kulturanstalt der bisher funktionsweise als Assistent ver-
wendete Dipl.-Ing. Max Harttung aus Augsburg.
Verliehen: der Titel und Rang eines Kgl. Geh. Hof-
rats dem ordentl. Professor an der Kgl. Techn. Hochschule
München Ferdinand Loewe, der Titel und Rang eincs Kgl-
Baurats dem Bauamtmann und Vorstand des Kgl. Strafsen-
und Flufsbauamts Amberg Heinrich Hohmann, dem Kgl.
Reg.- und Kreisbauassessor Jakob Frankl in Ansbach und
dem Bauamtmann und Vorstand des Kgl. Landbauamts
Regensburg Friedrich Niedermayer, der Titel und Rang
eines Kgl. Oberregicrungsrates dem Regierungsrat und Vor-
stand der Kgl. Werkstätteninspektion München I Martin Höhn.
IndenerbetenenbleibendenRuhestand versetzt:
der im zeitlichen Ruhestande betindliche Reg.- und Kreisbau-
assessor der Kgl. Regierung von Niederbayern Max Hof
unter Verleihung des Titels und Ranges eines Kgl. Baurates.
Die erbetene Entlassung aus dem Staatsdienste
bewilligt: dem Bauamtsassessor bei dem Kgl. Strafsen-
und Flufsbauamte Nürnberg Karl Huber.
Sachsen.
Ernannt: zu etatmäfsigen Reg.-Baumeistern bei der
staatlichen Strafsen- und Wasserbauverwaltung die nicht-
ständigen Reg.-Baumeister Weller und Petrich, die Reg.-
Bauführer Nollau, Fickert und Kiinzel.
Verliehen: der Titel Reg.-Baumeister dem Reg.-Bau-
führer Goedecke in Dresden-Strehlen.
Bestätigt: die Wahl des Geh. Hofrates Professor
Dr. Möhlau zum Rektor der Techn. Hochschule in Dresden
für das Jahr vom 1. Marz 1908 bis dahin 1909.
Angestellt: als etatmäfsiger Reg.-Baumeiter der aufser-
etatmafsige Reg.-Baumeister der Staatseisenbahnverwaltung
M. A. Friedrich bei der \Werkstätteninspektion in Leipzig H
und der Reg.-Bauführer Gelhorn bei dem Landbauamte
Zwickau.
Baden.
Ernannt: zum Kollegialmitglied des Ministeriums des
Grotsherzogl. Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten
unter Verleihung des Titels Ministerialrat der Oberbaurat
Arthur Wolpert bei diesem Ministerium, zu Mitgliedern der
Ministerialkommission für das Hochbauwesen für die fünf
Jahre 1908 bis 1912 der Kirchenbauinspektor Baurat Hermann
Behaghel in Heidelberg, der Professor an der Techn. Hoch-
schule Hermann Billing in Karlsruhe, der Direktor der Kunst
gewerbeschule Professor Karl Hoffacker in Karlsruhe, der
Konservator der öffentl. Baudenkmäler und Direktor der
Baugewerkschule Oberbaurat Philipp Kircher in Karlsruhe,
das Kollegialmitglied der Forst- und Domänendircktion,
Oberbaurat Friedrich Kredell in Karlsruhe, der Erzbischöfl.
Baudircktor a. D. Max Meckel in Freiburg und der Professor
an der Techn. Hochschule Friedrich Ostendorf in Karlsruhe.
Württemberg.
Ernannt: zum ctatmafsigen Reg.-Baumeister im Finanz-
departement der Reg.-Baumeister Kiefner bei dem hochbau-
techn. Bureau der Domänendirektion.
Ucbertragen: die erledigten fünf Stellen etatmäfsiger
Reg.-Baumeister im Bezirksdienst der Strafsen- und Wasser-
bauverwaltung den Reg.-Baumeistern Fritz Belling in Cann-
statt, Adolf Haufser in Ludwigsburg, Gustav Frösner in
Oberndorf, Friedrich Bäumler in Kalw, Jakob Berstecher in
Ehingen und die erledigte Stelle eines etatmäfsigen Reg.-
Baumeisters beim techn. Bureau der Ministerialabteilung
für den Strafsen- und Wasserbau der Reg.-Baumeister Dr.:Ina.
Wilhelm Frank in Stuttgart.
Versetzt: der Eisenbahnbauinspektor Beitter in Pforz-
heim scinem Ansuchen gemäfs zu der Generaldirektion der
Staatseisenbahnen.
Seinem Ansuchen entsprechend in den bleiben-
den Ruhestand versetzt: der Baudirektor von Graner
bei der Ministerialabt. für den Strafsen- und Wasserbau.
Hessen.
Bestellt: widerruflich bis auf weiteres zum Mitglied
des Denkmalrats der Architekt Professor Paul Meißner in
Darmstadt.
Oldenburg.
Verliehen: der Titel Baurat dem Vorsteher des Tech-
nikums und der Baugewerk- und Maschinenbauschule in
Eutin, Klücher dasclbst und der Titel Stadtbaurat dem Stadt-
baumeister Ratsherrn Noack in Oldenburg.
Befördert: zu Bauräten die Oberbauinspektoren Rauch-
held, Schlodtmann, Koopmann, Hintze und der Oberbetriebs-
inspektor Buddeberg, sämtlich in Oldenburg, zum Direktions-
rat der Obervermessungsinspektor Lorenz daselbst und zu
Oberbauráten die Bauräte Hoffmann und Freese in Oldenburg.
Zur Disposition gestellt: zum 1. Februar 1908 der
Geh. Gewerberat Tenne.
In den Ruhestand versetzt: auf ihr Ansuchen die
Geh. Oberbauräte Tenge und Jansen in Oldenburg.
Braunschweig.
Verliehen: der Titel Baurat den Kreisbauinspektoren
Gebhardt ın Gandersheim, Mittendorf ın Helmstedt und
Eschemann in Schöningen sowie dem Stadtbaumeister
Osterloh in Braunschweig und der Titel Kreisbauinspektor
dem Reg.-Baumeister Wilhelm Fricke in Braunschweig.
Bremen.
Ernannt: zum Baudirektor für den Tiefbau der bisherige
Bauinspektor bei der Baudeputation, Abt. Strafsenbau, Baurat
Riko Friedrich Graepel, zum Bauinspektor bei der Bau-
deputation, Abt. Strafsenbau, der bisherige Baumeister bei
der Strafsenbauinspektion Konrad Georg Richard Günther
und zum Baumeister der bisherige Ingenieur bei der Eisen-
bahnbauinspektion Max Jonas.
Hamburg.
Ernannt: zum Baúrat der Baudeputation der Bau-
inspektor Hartwig Marx Heinrich Caspersohn und zum Bau-
meister der Baudeputation der Dipl.-Ing. Gustav Waldhausen.
Gestorben: Wirkl. Geh. Oberbaurat, aufserordentl.
Mitglied der Kgl. Akademie des Bauwesens Dieckhoff,
früher Vortragender Rat im Ministerium der öffentl. Arbeiten
in Berlin, Landbauinspektor Baurat Bennstein in Oppeln,
Baurat Hermann Búrgelin in Emmendingen und Baurat Kari
Gebhard in Waldshut.
tos — س — En ns A A
Selosiverlas des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin — Verantworthcher Redakteur: Rex ier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser. Berlin.
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin
(1. März 1908}
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 737) 81
Verein für Fisenbahnkunde zu Berlin
Versammlung am 10. September 1907
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor a. D. Wirklicher Geheimer Rat Dr. Ina. Schroeder
Schriftführer: Herr Geh. Baurat Diesel
(Mit 11 Abbildungen)
Vorsitzender: Meine Herren! Die Sitzung ist er-
öffnet. Da wir zum ersten Male nach den Ferien zu
einer Sıtzung zusammentreten, so erlaube ich mir, die
Herren mit dem Wunsche zu begrüfsen, dafs Ihnen die
Erholung in den Ferien trotz des schlechten Wetters,
über das ja leider allgemein geklagt wird, recht gut be-
kommen sein möge. —
Bevor wir in unscre Tagesordnung eintreten, habe
ich die traurige Pflicht, der Vereinsgenossen zu gedenken,
die uns seit “der letzten Tagung im Mai durch den Tod
entrissen sind. Leider haben wir den Verlust von
vielen und bewährten Mitgliedern des Vereins zu be-
klagen
Am 26. Mai verschied zu Jena der Geheime Bau-
rat Ernst Schubert im 64. Lebensjahre, seit 1891 Mit-
glicd des Vereins. Schubert wurde am 4. Februar 1843
zu Lerbach in Hannover geboren. Nach Beendigung
seiner Studien im Jahre 1864 war er bei den Hannover-
schen Staatsbahnen und später bei der Venlo-Hamburger
Bahn beschäftigt. Dauernde Anstellung fand er dann
bei der Berlin-Görlitzer Eisenbahn. Mit deren Ver-
staatlichung wurde er in den preufsichen Staatscisen-
bahndienst übernommen. In diesem ist er als Vorstand
verschiedener Betriebsinspektionen und schliefslich als
Mitglied der hiesigen Königl. Eisenbahndircktion tätig
gewesen. Nachdem er in dieser Stellung den Charakter
als Geheimer Baurat erhalten, nötigte ihn schwere
Erkrankung im vorigen flerbste seinen Abschied zu
nehmen. Schubert hat sich durch grofse Sachkenntnis
und nie versagende Arbeitsfreudigkeit ausgezeichnet.
Neben treuer W ahrnehmung scines Amte s fand er noch
die Zeit, sich in grofsem Ú mfange schriftstellerisch zu
betätigen. Insbesondere durch seine Schriften über
Schneeverwehungen und Sehnecschutzanlagen, sowie
über Gleisbettung, durch die von ihm verfafsten Kate-
chismen für Bahnwärter, Weichensteller und Bremscr,
durch das von ihm neu bearbeitete, bekannte Sufemihl-
sche Handbuch des Eisenbahnbauwesens für Bauaufscher
und Bahnmeister, sowie durch kleinere Aufsätze
hat er viel zur Förderung des Eisenbahnwesens bel-
getragen. Auch an den Arbeiten in unserem Verein
nahm er regen Anteil, und mehrfach ergriff er in unseren
Versammlungen das Wort, um in lebendiger Rede aus
dem Schatze seiner Sachkenntnisse und Erfahrungen
zur Klärung der behandelten Fragen beizutragen.
Am 30. Mai starb zu Zürich, seinem Wolmorte,
Dr. Friedrich Wrubel im 52. Lebensjahre, seit 1898
Mitglied des Vercins. Geboren am 1. Oktober 1858
zu Gleiwitz, war Wrubel nach Beendigung seiner Studien
bei schweizerischen Eisenbahnen als Geologe tätig. Als
dort die Jungfrau-Bergbahn vorbereitet und in Bau
genommen wurde, bestellte man ihn zum ständigen
Sekretär dieser Bahn. Infolge seiner regen Teilnahme
an der Förderung des Eisenbahnwesens wurde er zum
korrespondierenden Mitgliede unseres Vereines ernannt.
Als solches hat er uns wertvolle Arbeiten geliefert,
und Vielen wird noch der lichtvolle Vortrag über die
Jungfraubahn in Erinnerung sein, den Wrubel im
Jahre 1898 hier in unserem Nere ine hielt. —
Am 10. August starb in Bullay an der Mosel der
General der Infanterie z. D. Alfred von Kessler im
15. Lebensjahre, seit 1874 Mitglied des Vereins. Won
Kessler, der am 13. Januar 1833 in Luxemburg geboren
war, wurde 1851 Offizier. 1867 erfolgte seine e ersetzung
in den Grotscn Generalstab, in dem er später von 1873
bis 1883 die Eisenbahnabteilung leitete. Dann war er
bis zu seiner im Jahre 1898 erbetenen Verabschiedung
Generalinspekteur des Militär-Erziehungs- und Bildungs-
wesens und ständiges Mitglied der Landesverteidigungs-
kommission. General von Kessler hat stets ein grofses
jahres zu beglückwünschen.
Zeugnis von seiner erfreulichen Frische. —
Interesse für die technischen Fragen des Eisenbahn-
wesens bewiesen und an dessen Förderung regen Anteil
genommen, wozu ihm namentlich seine langjährige
Stellung als Chet der Eisenbahnabteilung im Grofsen
Generalstabe reichliche Gelegenheit bot. —
Am 12. August verschied zu Berlin der Geheime
Baurat Carl Schmeitzer im 82. Lebensjahre, seit 1872
Mitglied des Vereins. Zu Stendal am 8. Januar 1826
geboren, war Schmeitzer nach Ablegung der Baumeister-
Prüfung bei dem Bau der Rhein-Nahebahn tätig, bei
der er im Jahre 1863 zum Königl. Eisenbahnbaumeister
ernannt wurde. Nachdem er an dem Feldzuge von
1806 in der Feldeisenbahnabteilung der Main-Armee
teilgenommen hatte, wurde er Eisenbahnbauinspektor.
1869 bis 1572 war er Oberbetriebsinspektor in Hannover
und berlin. 1872 wurde er Regierungs- und Baurat,
sowie Mitglied der Königl. Eisenbahndircktion in
Bromberg, der er zuletzt als Oberbaurat bis zu seinem
Ausscheiden aus dem Staatsdienst im Jahre 1895 an-
gchörte. Dabei erhielt er den Charakter als Geheimer
Baurat mit dem Range der Räte dritter Klasse. -—
Schmeitzer, der sich durch grofse Sachkenntnisse, sowie
durch ungewöhnliche Arbeitskraft und -freudigkeit aus-
zeichnete, hat in seiner langen Dienstzeit im Bau und
Betrieb von Eisenbahnen wesentlich zur Förderung des
Eisenbahnwesens und damit unserer Wereinszwecke
beigetragen. Im Januar vorigen Jahres hatten wir die
Freude, ihn zur Vollendung seines achtzigsten Lebens-
Sein warmer Dank gab
Kurz nach thm verschied am 25. August zu Pankow
ein zweiter Veteran des Eisenbahnwesens, der Geheime
Baurat Wilhelm Stock im 81. Lebensjahre, seit 1878
Mitglied des Vereins. Stock war am 11. August 1827
zu Fritzlar geboren. Nach Ablegung der Staatsprüfung
für das Baufach in Cassel wurde Stock nach kurzer
Tätigkeit im tlessischen Staatsdienste bei der 1lannover-
schen Staatseisenbahnverwaltung beschäftigt und 1866
in den Preulsischen Staatseisenbahndienst übernommen.
Er war dann nacheinander Eisenbahnbaumeister bei der
damals vom Staate verwalteten Oberschlesischen Eisen-
bahn in Breslau, Eisenbahnbauinspektor und technisches
Mitglied der Königl. Eisenbahnkommissionen in Ratibor
und für die Berlin-Dresdener Eisenbahn in Berlin. Im
Jahre 1850 wurde er Direktor des Königl. Betriebsamtes
Berlin-Blankenheim und in dieser Stellung 1881 zum
Regierungs- und Baurat, 1891 zum Geheimen Baurat
ernannt. Bei der Aenderung der Ordnung für die
Verwaltung der Preufsischen Staatsbahnen im Jahre 1895
trat er in den Ruhestand. Stock hat stets regen Anteil
an den Verhandlungen unseres Vereins genommen,
und noch kurz vor seinem [linschciden konnten wir
ihm unsere herzlichen Glückwünsche zur Vollendung
seines achtzigsten Lebensjahres aussprechen.
Tief beklagen wir den Verlust dieser langjährigen
und bewährten Mitglieder unseres Vereines, wir werden
Ihnen ein dauerndes Andenken bewahren. —
Ich bitte Sie, Sich zu Ehren der Entschlafenen von
Ihren Sitzen zu erheben. (Geschicht.)
Die Niederschrift über die letzte Sitzung liegt hier
auf dem Tische aus. Ich bitte, etwaige Einwendungen
dagegen während der Sitzung anzumelden.
Eingegangen ist aufser den regelmäfsigen Eingängen
und den Danksagungen der Hinterbliebenen für die
ihnen bei dem Hlinscheiden der benannten Vereins-
mitglieder bewiesene Teilnahme ein Dankschreiben
des Herrn Ingenieur Julius Gerding in Charlottenburg,
dem wir zu seinen 70. Geburtstage unsere Glückwünsche
aussprechen durften.
82 (No, 737]
Seit der letzten Versammlung gingen der Bibliothek
des Vereins folgende Geschenke zu:
von Herrn Wirkl. Geh. Oberregierungsrat Dr.
Gerstner: Compte rendu du Congrés international des
chemins de fer 1895, 1900 und 1905;
von dem Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen:
die Statistischen Nachrichten von den Eisenbahnen des
Vereins für 1905;
von Herrn Geh. Oberbaurat Dr.-WMma. und Dr. phil.
Sarrazin: die 18. Auflage seines in Gemeinschaft mit
H. Oberbeck bearbeiteten Taschenbuches zum Abstecken
von Kreisbögen;
von Herrn Professor Dr.-Ing. Oder: scin in
Gemeinschaft mit A. Goering vertafstes Werk: An-
ordnung der Bahnhöfe;
von der Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft:
ihr Geschäfsbericht über das 8. Geschäftsjahr;
von der Gesellschaft für elektrische Hoch-
und Untergrundbahnen in Berlin: der Bericht über
das 10. Geschäftsjahr;
von der A.-G. Davosplatz-Schatzalp-Bahn:
der 8. Geschäftsbericht;
von der Gotthardbahn - Gesellschaft:
Geschaftsbericht für 1900;
von Herrn Baurat Hostmann: seine Schriften:
die Schneekoppenbahn und die Verkehrserschhetsung
des Riesen- und Isergebirges.
Allen diesen Gebern erlaube ich mir, den Dank
des Vereins hiermit auszusprechen. Er wird ihnen auch
noch schriftlich mitgeteilt werden.
.Zur Aufnahme in den Verein hat sich gemeldet
Herr Reg.-Baumeister Prohl, vorgeschlagen von den
Herren Müller v. d. Werra und Bach. Ueber die
Aufnahme wird in der nächsten Sitzung im Oktober
abgestimmt werden.
Heute haben wir abzustimmen über die Aufnahme
des Herrn Geh. Baurat Robert Meyer in IJalensee, vor-
geschlagen von den Herren Schroeder und Zimmer-
mann, als einheimisches Mitglied, und über die Auf-
nahme des Herrn Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektors
Wilhelm Schlesinger in Hannover, vorgeschlagen
von den Herren Denicke und Diesel, als auswärtiges
Mitglied. ۱
Ich bitte nunmehr Herrn Reg.-Baumeister Dr. Blum,
den uns ın Aussicht gestellten Vortrag über
der
Das Verkehrswesen Vorderindiens
gefälligst halten zu wollen.
Herr Reg.-Baumeister Dr.-Ing. Blum: Meine Herren!
Gestatten Sie mir, dafs ich Sie heute für kurze Zeit
in ein Land führe, das uns scit den Kindertagen als
ein fernes Märchenland vorschwebt, in das Wunderland
Indien mit seinen Schätzen, das schon in vorgeschicht-
licher Zeit die Völker Vorderasiens und später die Völker
Europas zu Kriegszügen und weiterhin zu Handels- und
Kriegszügen gercizt hat.
I. Geographische und wirtschaftliche
Vorbedingungen.
Bezüglich des geographischen Aufbaues von
Vorderindien müssen wir gemafs Abb. 1*) uns vor Augen
halten, dafs Indien nach Norden, Westen und Osten
beinahe von der übrigen Welt abgeschlossen ist,
wenigstens bis jetzt abgeschlossen war und noch für
einige Jahrzehnte abgeschlossen bleiben wird, weil es
hier durch die afghanischen Gebirge, durch den Ilimalaja
und durch das südchinesische Gebirge von den an-
grenzenden Ländern getrennt ist, und weil hier gleich-
zeitig neben den geographischen Schwierigkeiten grolse
politische und ethnographische Schwierigkeiten zu über-
winden sein würden. Der Zugang zu Indien findet
demgemáfs von Süden her statt, nämlich von dem
Arabischen und Bengalischen Meerbusen her. Diese
Zugänge zu Indien sind, obwohl nur von einer Haupt-
himmelsrichtung kommend, doch einfach, bequem und bis-
her gut ausreichend, weil die beiden Meerbusen weit
*) Abb. 1—5 nach „Zeitschr. des Vereins deutscher Ingenieure“,
Jahrgang 1906.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
0
(1. März 1908]
in das Land hineindringen, infolgedessen also eine
lange Küste hervorrufen, die an verschiedenen Stellen
einen Zugang zum Innern des Landes bildet, oder
richtiger gesagt, bilden würde, wenn die indischen
Küsten etwas reicher gegliedert wären und nicht unter
einer so aufserordentlichen Armut an guten Häfen
krankten.
Ein Haupteinfalltor nach Indien und das wichtigste
für den Süden des Landes bildet die vorgelagerte Insel
Ceylon, weil ihr guter Hafen Colombo einen Brenn-
punkt des Weltverkehrs bildet, an dem sich die grotse
Weltstrafse von Europa zum fernen Osten in die asiatische
und die australische Linie gabelt. Colombo hat dem-
gemäfs nicht nur den Verkehr der gröfsten Dampfer,
sondern eine beinahe tägliche Postdampferverbindung
mit dem Suezkanal und Europa und bietet für viele
Gebiete Indiens nicht nur die bequemste und an-
genehmste, sondern auch schnellste Werbindung mit
Europa. Colombo wird bekanntlich auch von den bei
allen Nationen so geschätzten und bevorzugten Dampfern
des Norddeutschen Lloyd regelmäfsig in der ost-
asiatischen und australischen Fahrt angelaufen.
Das Festland von Indien selbst ist geradezu be-
rüchtigt wegen seiner schlechten Häfen. Die Ostküste
(also am Meerbusen von Bengalen gelegen) hat über-
haupt keinen natürlichen sicheren Hafen; Madras hat
trotz grofser Geldopfer noch kein sturmsicheres Hafen-
becken, Kalkutta besitzt einen von der Küste entfernten
landeinwärts gelegenen l lafen an dem ۱۲ fahr-
baren Hoogly, der wegen seiner ständig wechselnden Un-
tiefen und der tief ins Land vorspringenden 6
als cine der gefährlichsten Wasserstrafsen der Welt
gilt. Die Westküste (am Arabischen Meerbusen gelegen)
hat im Mündungsgebiet des Indus einige ziemlich gute
Häfen, doch liegen diese sehr weit nach Norden ver-
schoben. Dagegen hat Bombay einen guten natürlichen
Hafen und hat sich hierdurch und infolge seiner bevor-
zugten Lage zu Europa zum ersten Hafen Indiens auf-
geschwungen, über den die indische Post und der gröfste
Teil des Personen- und Warenverkehrs geleitet wird.
Ist die Küstengliederung der Erschliefsung des
Landes demnach nicht besonders günstig, so bietet
andrerseits das Innere des Landes verhältnismälsig
wenig Ilindernisse für das Eindringen der Verkehrs-
wege, well im Norden Indiens 2 grofse Tiefebnen,
nämlich die Tiefebne des Ganges und die Tiefebne des
Indus vom Meere tief in das Land bis an die Grenz
gebirge reichen und weil an der ganzen Küste breite
tiefliegende Gürtel vorhanden sind. Auch das Hoch-
land von Dekkan bietet, abgesehen von dem direkten
Aufstieg auf das Hochland, verhältnismäfsig geringe
Schwierigkeiten, weil das Hochland nicht von einzelnen
Gebirgszügen durchsetzt ist, sondern im wesentlichen
ein Platcau darstellt.
Das Klima Indiens ist naturgemäfs im Gegensatz
zu dem, was wir im allgemeinen glauben, ein
ungleichmäfsiges. Schon die ‘grofse Ausdehnung
Indiens von Norden nach Süden bringt es mit sich,
dafs hier ein einheitliches Klima nicht entstehen kann,
denn Indien reicht im Norden bis in die gemäfsigte
Zone hinein, und im Süden liegt es tief in den Tropen.
Neben dieser Ausdehnung von Norden nach Süden
kommt weiterhin die Gestaltung des Bodens, vor allem
der Ilöhenaufbau, hinzu, um Unterschiede im Klima
hervorzurufen. \on Indien sind rein tropisch Ceylon
(abgesehen von dem inneren Gebirge), ferner die beiden
Küstenstreifen Südindiens bis beinahe nach Bombay
und Kalkutta. Es sind subtropisch die Tiefebnen des
Nordens, inbesondere das, Tal des Ganges, ferner das
Tal des Indus und seine Nebenflüsse. Ein subtropisches
Klima, aber ein Klima, das in ein gemälsigtes Klima
übergent, hat die Hochebne von Dekkan und haben
ferner die ganzen Gebirgsländer, die Indien nach Norden
und nach Westen hin begrenzen. Das Klima des
Himalaja entspricht dem der Alpen. Das Klima wird
beherrscht durch die Monsune, die über den Indischen
Ozean hinüberwehen und in Indien einen gleichmälsigen
Wechsel der Jahreszeiten hervorrufen derart, dafs Indien
in seinen verschiedenen Gegenden zu bestimmter Zeit
trockene, zu anderer feuchte Jahreszeit hat, und zwar
۱۱۰ März 1908)
ist die trockene Jahreszeit derart, dafs es monatelang
überhaupt nicht regnet — wir haben z. B. innerhalb
dreier Mente keine Wolke gesehen —, auíser im
Himalaja; aber auch in der Regenzeit regnet es
nicht ununterbrochen, sondern jeden Tag nur einige
Stunden, allerdings mit grofser Heftigkeit, aber oft zu
ganz bestimmten Stunden. Das Klima ist also teilweise
ein bestándigeres als unseres in Europa. Andererseits
sind aufserordentlich grofse Temperaturschwankungen
vorhanden; insbesondere tritt nach tropischer Hitze am
Tag von früh 4—7 Uhr eine starke Abkühlung ein.
Diese starke Abkühlung am Morgen ermöglicht ins-
Abb.
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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[No. 737] 83
Ernáhrung des Volkes der Reis und als wichtigster
tropischer Ausfuhrartikel die indischen Gewúrze. Die
subtropischen Gegenden, insbesondere Dekkan, Ganges-
tal und Burma sind die Kornkammern Indiens, die nicht
nur Indien selbst ernáhren, sondern auch fast ganz
England mit Getreide, Reis und Weizen versorgen.
Aufserdem sind hier in grofser Ausdehnung Baumwoll-
plantagen angelegt, die jetzt den amerikanischen Baum-
wollmarkt zu gefährden und das amerikanische Monopol
zu brechen beginnen. Ferner gedeiht hier Kaffee, und
es gedeiht, allerdings nur an einzelnen Stellen, an den
Hängen des Himalaja, und auf Ceylon der Tee und zwar
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Eisenbahnen mit Breitspur
«۰ Schmalspur
700 0 100 200 300 ۷00 300 km
besondere in den höher gelegenen Gegenden Indiens
die Ansiedlung von Europäern, wenn auch nicht von
Europäern als Ackerbauern, aber immerhin als geistigen
Arbeitern, als herrschende Oberschicht von Kauf-
leuten, Beamten, Offizieren, ohne dafs darunter die
europäische Rasse und ihre Nachkommenschaft leidet.
In dieser Beziehung hat Indien wohl ein ähnliches Klima,
wie das Innen-Hochland von Deutsch-Ostafrika, das
auch am Morgen starke Abkühlung hat und daher
europäische Ansiedlungen gestattet.
Dem Klima entsprechend gehören die Erzeugnisse
zunächst an Nutzpflanzen, der tropischen, der sub-
tropischen und der gemäfsigten Zone an. In den Tropen,
d. h. also in den Küstenbezirken von Malabar und
Koromandel und auf Ceylon gedeihen sämtliche
tropischen Früchte, insbesondere Feigen, Zuckerrohr,
Palmen, Bananen, und als wichtigste Frucht für die
mit der beste Tee, der überhaupt auf der Erde gebaut
wird. Indien ist ferner ein waldreiches Land, aber der
Holzreichtum kann bisher nicht ausgebeutet werden, und
es fehlt auch bisher an einer regelrechten Forstwirtschaft.
Von Bedeutung auf dem Gebiet der Holzwirtschaft ist
vor allen Dingen die Ausfuhr von Teakholz aus dem
Gebiet von Burma, das den lrawaddi heruntergeflöfst
wird nach Rangoon, wo es in den grofsen Sägereien
zur Ausfuhr verarbeitet wird.
Ich möchte mit einigen Worten auch die Nutztiere
erwähnen, die Indien hervorbringt, wenigstens soweit
sie für uns hier von Wichtigkeit sind. Das sind einmal
die Rinder im Norden Indiens, die dort in grofsen
Mengen vorkommen und auch als Nutztiere benutzt
werden, wenn auch nicht als Schlachttiere, da sie dem
Indier heilig sind; ferner die Wasserbüftel, die als Zug-
und Reittiere benutzt werden. Ferner spielen eine
۳ Google
84 (No. 737]
gewisse Rolle die Elefanten und in Nordindien vor
allem die Kamele. `
An Mineralien sind in Indien zunächst die Edel-
steine zu nennen, von deren Bedeutung für das Wirt-
schaftsleben man sich allerdings oft einen übertriebenen
Begriff macht, weil man die Edelsteine des ganzen.
Landes immer nur auf ganz wenige Punkte konzentriert
sieht, und weil alles das, was man auch von den
Schätzen Indiens hört oder sieht, immer sich nur auf
ganz wenige hervorragende Fürsten bezieht. Immerhin
hat aber der Handel mit Edelsteinen schon zur Zeit der
alten Phönizier eine Rolle gespielt, und die Damen
Roms wufsten die Perlen Ceylons gerade so gut zu
schätzen, wie unsere Damen es heute noch tun. In
Indien gibt es ferner alle Arten Metalle, und es gibt auch
Kohlen, allerdings wenig gute Kohlen, die hauptsächlich
in Bengalen abgebaut werden und auch für die
Versorgung cines grolsen ‚Teils des indischen Eisen-
bahnnetzes mit Kohlen benutzt werden.
Der Haupterwerbszweig der indischen Bevölkerung
liegt in der Landwirtschaft. In ihr sind ungefähr
210 Millionen von den 300 Millionen Indern tätig. Da-
neben aber hat sich seit alter Zeit auch die Industrie
entwickelt. Ich möchte darauf aufmerksam machen,
dafs Indien eine viel ältere Kultur hat als Europa. Die
indische Industrie ist aber dadurch, dafs alle Arbeiter
in Kasten eingeteilt waren, nicht aus ihrer Kaste
loskommen konnten und in ihr verknöcherten, und
ferner dadurch, dafs die Engländer Indien mit billigen
Maschinenprodukten überschwemniten, zurückgegangen.
Viele alte indische Industrien haben grofse Krisen
durchgemacht, und es sind Hunderttausende von
Menschen und ganze Industriezweige durch diese Krisen
zugrunde gegangen. Die alte indische Industrie spielt
eigentlich nur noch eine Rolle in der Herstellung von
Luxuswaren, Waffen, Schnitzcreien, Geweben und
Teppichen (Perserteppichen); oft werden die neuen
Industrieprodukte als „alt“ in den Tandel gebracht.
Die indische Industrie hat sich neuerdings wieder ge-
hoben, und zwar wird dies teilweise darauf zurückgc-
führt, dafs englische Fabrikanten die hohen Löhne in
England nicht mehr zahlen konnten und die Produktion
nach Indien verlegten.
Insbesondere handelt es sich dabei um Baumwoll-
produkte, denn Indien erzeugt eine gute Qualität Baum-
wolle und hat in seiner aufserordentlich anspruchslosen
Bevölkerung ein nie versiegendes Arbeiterangebot. Vor
allen Dingen hat sich die Baumwollindustrie in Bombay
entwickelt. l
Ferner erzeugt Indien seinen Bedarf an Einrich-
tungen für Eisenbahnen zum Teil selbst; sogar Siche-
rungsvorrichtungen werden jetzt in Indien schon her-
gestellt. Dagegen hat es keine eigene Eisenindustrie,
da Eisenerze bisher nicht in genügender Menge ge-
funden worden sind und die gefundenen anscheinend
noch nicht abbaufähig sind. Man darf aber trotzdem er-
warten, dafs in kurzem cine Eisenindustrie besonderer
Art in Indien entstehen wird insofern, als das von
Europa eingeführte Material an eisernen Schwellen,
Schienen und sonstigen Produkten nicht mehr nach
England zum Einschmelzen geschickt, sondern in Indien
selbst wieder verhüttet werden soll.
Wir alle haben die Meinung, dafs Indien ein
reiches Land ist, das ist fast sprichwörtlich, und das
trifft auch zu. Nur mufs man sich vor Augen halten,
welch ungeheure Bevölkerung Indien mit seinem Reich-
tum erhalten mufs; und was es mit dem Reichtum teil-
weise für eine Bewandtnis hat, das kann man schen,
wenn man an einem Scheiterhaufen von Indern steht,
die vor Hunger gestorben sind, denn totz des ausge-
dehnten Eisenbahnnetzes und trotz der Bemühungen
der englischen Regierung sterben immer noch Tausende
(vielleicht Hunderttausende) jährlich an Hunger.
II. Bevölkerung und Geschichte.
Die Bevölkerung Indiens beträgt 300 Millionen,
also etwa 15 pCt. der Bevölkerung der ganzen Erde.
Bei Beurteilung der ethnographischen Verhältnisse muts
man dessen eingedenk sein, dafs, das Land keine ein-
heitliche Bevölkerung besitzt. In Indien sind vielmehr
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. März 1908]
die Völker schon scit 4000 v. Chr. immer von Norden
nach Süden gedránet und zum Teil vernichtet worden.
Es sitzen auf dem Hochplateau von Dekkan und weiter
nach Süden zu die ältesten und zurückgebliebensten
Völker, nach Norden zu dagegen die eingedrungenen
höher entwickelten Völker, die indisch-arischen, afgha-
nischen, auch mongolischen Stämme.
Ich darf bezüglich der Geschichte Indiens daran
erinnern, dafs Indien schon mit den alten Phöniziern
in Jlandelsbeziehungen gestanden hat, jedoch nur mit
Hülfe der in Mesopotamien und Persien sitzenden
Völker als Zwischenhändlern. Zum ersten Male ın un-
mittelbare Berührung mit Europa getreten ist Indien
d rch den Kriegszug Alexanders des Grotsen, also
etwa 300 v. Chr. Seit jener Zeit haben beständig
Kämpfe stattgefunden, indem dic Seleukiden versuchten,
Nordindien und den Weg zum Ilindukusch sich zu
unterwerfen. Die Seleukiden sind dann abgelöst
worden durch die aus den Steppen vordringenden
turkestanischen Stämme, die bis nach Indien ۰
Am centscheidendsien aber war der Vorstols der
mohammedanischen Stämme, die von Persien her durch
den Hindukusch vordrangen, die einheimische Bevölke-
rung immer mehr nach Süden abdrängten und in langen
Kämpfen von 4C0 Jahren in Nordindien das gewaltige
hindostanische Kaiserreich, die Herrschatt der soge-
nannten Grofsmogule begründeten. Als etwa im Jahre
1500 die Grofsmogule den ganzen Norden Indiens unter-
worfen hatten, und sich ihre lierrschaft bis in das
Hochland von Dekkan erstreckte, hatten sie und die
mit ihnen durch die Religion verbündeten Perser und
Araber es auch verstanden, Indien vollkommen von
dem Verkehr von Europa fernzuhalten, um den aufser-
ordentlich lohnenden Zwischenhandel zwischen Indien
und Europa für sich zu monopolisieren; ihre Vermittler
wieder waren die Venetianer. In dieses moham-
medanisch-venetianische Handelsmonopol schlugen die
Portugiesen die erste Bresche. Als Vasco da Gama
Indien erreichte und die Portugiesen ihre Festen an der
ostafrikanischen und arabischen Küste errichteten, war
die Tlandclsvormacht der Mohammedaner gebrochen.
In den dann ausbrechenden Kolonialkriegen zwischen
England, Frankreich, Holand und Portugal und den
indischen Fürsten ist es den Engländern in der Zeit
von 1600—1500 gelungen, so weit vorzudringen, dafs
die Portugiesen und Franzosen nur ganz kleine und
die Hollander in Indien gar keine Besitzungen mehr
haben.
Die englische Macht wurde in Indien befestigt
in den Jahren 1800—1850, insbesondere durch den
Lord Dalhousie, den gröfsten der Vizekönige von Indien.
Unmittelbar nach seiner Herrschaft traten sehr wich-
tige Ereignisse für die Verkehrsentwickelung Indiens
ein, nämlich einmal der Beginn des Eisenbahnbaues
und der grofse Aufstand der indischen Truppen, der
Sepoys. Dieser Aufstand brach im Jahre 1857 aus, als
Indien noch verhältnismäfsig wenig Eisenbahnen hatte,
und wurde noch in demselben Jahre mit eben derselben
Grausamkeit, aber auch demselben Heldenmut nieder-
geschlagen, die die Eingeborenen den Engländern gegen-
über gezeigt hatten. Gleichzeitig vollendete der Auf-
stand den Zusammenbruch der Ostindischen Compagnie.
Seitdem steht Indien unter der Herrschaft der Eng-
länder; die Verwaltung wird durch den General-Council
geführt, an dessen Spitze der Vizekönig steht. Die
Aulstandsneigung in Indien, kann man wohl sagen, ist
trotz der hohen Befähigung der Engländer zur Be-
herrschung anderer Rassen doch nie ganz zur Ruhe
gekommen, und Sie wissen, meine Herren, dafs man
auch jetzt wieder von einem drohenden Aufstand die
Vorzeichen zu erkennen glaubt.
Ein solcher Aufstand würde nicht nur für England,
sondern für die ganze wceilsc Rasse, also auch für uns,
deswegen so gelährlich, weil das Nationalgefühl der
Eingeborenen erwacht ist, und weil die Eingeborenen
zum Teil cine verhältnismälsig hohe Bildung und auch
eine tüchtige militärische Ausbildung haben, und well
das Zusammengehörigkeitsgefühl mit den übrigen
Asiaten besonders seit den Siegen Japans erwacht ıst
Jedentalls wird jeder, der Indien bereist hat, sagen
]1. März 1908) -
daís dieses kulturell so hochstehende Land nur schwer
die Fremdherrschaft der Engländer erträgt, so segensvoll
sie vom Standpunkt der allgemeinen Kultur sein mag.
lll. Die Verbindungen Indiens mit der
übrigen Welt.
Bezüglich der Verbindung Indiens mit der übrigen
Welt spielen, wie ich schon kurz andeutete, die Land-
verbindungen eine geringe Rolle. Immerhin führen
nach Indien seit den ältesten Zeiten drei grofse Land-
wege. Der erste ist der Weg von Tibet, der über
Wüste und Schneegebirge aus dem Hochplatcau Inner-
asiens ausgeht, von dem die grofsen Völkerwanderungen
ihren Anfang genommen und sich von hier aus auch
nach Europa ergossen haben. Aber dieser Weg ist
einerseits durch das Gebirge, andererseits durch die
Politik der englischen Regierung beinahe vollkommen
unterdrückt. Es ist z. B. Europäern kaum gestattet,
weiterzugehen, als bis zur äufsersten Grenzstation
der englischen Truppen.
Der zweite grofse Weg ist dann der von Bengalen
nach Osten, nach Südchina führende. Aber auch
dieser Weg ist durch die Gebirge und durch die
ethnographischen Verhältnisse so erschwert, dafs z. B.
zwischen Hinterindien und Siam — Rangoon und
Bangkok — noch kaum ein Pfad besteht. Der Verkehr
zwischen Siam und Burma geht vielmehr noch über
Singapore, bildet also einen sehr grofsen Umweg.
Der dritte Landweg ist der für Europa wichtigste,
er führt über den Hindukusch hinüber nach Afghanistan.
Es ist der uralte Handelsweg, der schon zur Zeit der
Phönizier so wichtig war, der Weg für die Heere
Alexanders des Grofsen und der mohammedanischen
Eroberer. Heute spielt dieser Weg keine so wesent-
liche Rolle, weil sein Verkehr von der indischen
Regierung aus politischen Gründen nicht grade ge-
fördert wird. Vielleicht gewinnt der Weg über den
Hindukusch einmal eine Bedeutung, wenn im Anschlufs
an die Bagdadbahn Persien und Afghanistan durch
Eisenbahnen erschlossen werden. Denn damit würde
ein direkter Schienenweg nach Europa hergestellt, und
zwar ein Schienenweg, der gegenüber anderen den
Vorzug hat, dafs er frei von der Machtsphäre der
russischen Politik ist.
Wenn also Indien zur Zeit auf dem Landwege für
den grofsen Handel von Europa nicht erschlossen
werden kann, so geschieht das auf dem Seewege. Die
wichtigste Handelstrafse führt vom Mittelländischen Meer,
von Suez durch das Rote Meer nach Aden, wo sie sich
nach Bombay und Colombo teilt. Die Hauptstrafse
über Colombo hat für den Süden und Osten Indiens
die Bedeutung der wichtigsten Strafse für den Gúter-
verkehr. Hierbei sind aufser den nach Australien und
Singapore führenden Linien besonders jene von Wichtig-
keit, die von Triest, Neapel, Liverpool, London aus-
gehen und nach Madras, Kalkutta und Rangoon führen.
Für den Westen und Norden Indiens und im Post- und
Personenverkehr für ganz Indien ist aber am wichtigsten
die Linie nach Bombay — der Weg der englisch-
indischen Post London—Calais--Brindisi--Port Said—-
Bombay. Neben diesen Verbindungen nach Europa
beginnt jetzt eine andere Linie eine grofse Rolle zu
spielen, und zwar ist das eine Verbindung, die von der
japanischen Regierung stark unterstützt und die von
der gröfsten japanischen Dampfergesellschaft unterhalten
wird. Sie geht von Japan aus, läuft sämtliche japanische
und einzelne chinesische Häfen an und erstreckt sich
nach Kalkutta, Rangoon, Madras und Bombay. Man
sieht, wie folgerichtig Japan darauf ausgeht, Indien
handelspolitisch auszubeuten. Tatsächlich ist der Einfluls
des japanischen Handels und Gewerbes in Indien schon
recht bedeutend. Es ist schon eine Reihe von Jahren
her, dafs man gewisse Handelsartikel in den asiatischen
“Häfen am billigsten bei Japanern bekommt.
Auch zwischen Indien und Ostafrika bestehen rege
Handelsbeziehungen, denn die Inder haben Ostafrika
seit langer Zeit als ihre Kolonie betrachtet. Wir
können in unserer Kolonie Ostafrika beobachten, dafs
hier drei Rassen von verschiedener Kulturstufe zu-
sammenleben und arbeiten, nämlich die einheimische
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 737) 85
Bevölkerung als die tiefststehende Rasse, dann die
Inder, die Afrika bisher als Händler, Sklavenjäger und
Fürsten ausgebeutet haben und dort im allgemeinen
höher stehen als in Indien selbst, als dritte die Europäer,
die jetzigen Herren der afrıkanischen Kolonien. In
Afrıka stehen die Inder dem Europäer näher als in
Indien selbst, denn in Indien wird die grofse Masse der
Eingeborenen immer noch als eine zurückgebliebene
Rasse behandelt. In Ostafrika aber mufs man damit
rechnen, dafs der indische Kaufmann und Unternehmer
durch seine Intelligenz, sein Vermögen, scine genaue
Kenntnis der Landesverhältnisse und seine Ueber-
legenheit dem Neger gegenüber eine Rolle spielt.
IV. Der Verkehr innerhalb des Landes.
Der Verkehr innerhalb des Landes wird, wie ich
schon andeutcte, dadurch erleichtert, dafs Indien grofse
Tiefebenen hat und dafs die hochliegenden Landesteile
Ilochebenen und Tafelländer mit geringen Gelände-
schwierigkeiten sind. Anderseits wird der Verkehr im
Norden durch die Wüste Thar, im Osten durch die
Dschungel und ferner durch die geringe Küsten-
gliederung erschwert.
Ebensowenig wie die Küstenschiffahrt ist die
Schiffahrt im Innern des Landes entwickelt, es besteht
im Innern eine gröfsere Schiffahrt nur auf dem Brahma-
putra und in Hinterindien auf dem an Rangoon vorbei-
strömenden Irawaddi, dessen Flotte eine hohe Dividende
abwirft, da sie die grofsen Transporte von Reis be-
wältigt. Im inneren Verkehr spielen im übrigen vielfach
kleine Boote eine Rolle, die auf den vielen teilweise
künstlichen Wasserstrafsen verkehren. Insbesondere
besitzt Nordindien, dann auch Ceylon eine grofse Zahl
solcher „Klongs“, kleiner künstlicher Wasserwege, auf
denen sich ein lebhafter Verkehr abspielt. Ich darf
dabei bemerken, dafs die kleinen Boote vielfach auch
als Wohnung für die Schiffsbevölkerung dienen. Viel-
fach sind diese kleinen Verkehrsadern sehr gut aus-
gestattet mit Ufermauern aus Werksteinen — die Eng-
länder haben bekanntlich im Verkehrswesen ihrer
Kolonien überall Grofsartiges und Mustergültiges ge-
leistet. Gibt cs doch kaum irgendwo so gute Strafsen,
wie in den englischen Kolonien, und auch in Indien ist
auf dem Gebiet von Landstralsen und städtischen Strafsen
Hervorragendes von den Engländern geschaffen worden.
Zur Beförderung werden auf den Strafsen aufser Pferden
Kamele (als Reit- und Zugtiere) und Rinder benutzt.
Auch heute noch spielt trotz der Eisenbahnen das
Kamel in Nordindien eine grotse Rolle. So gehen 2. B.
von Delhi aus grofse Karawanen von Hunderten von
Kamelen nach Kaschmir und über den Hindukusch nach
Afghanistan. Der Elefant wird dagegen in Indien nur
noch als Luxustier zum Reiten benutzt. So benutzten
wir ihn z. B. bei einem Ausflug von Jeypore nach
Amber. Die Benutzung des Eletanten als Arbeitstier
bemerkten wir aulser in Siam und Ceylon vor allem in
Rangoon, wo die Elefanten in den grofsen Sägemühlen
zum ‘Transportieren und zum Aufstapeln des Holzes
benutzt werden. Aber sie werden auch hier binnen
kurzer Zeit verschwinden, weil eben die Kohle und die `
Elektrizität wesentlich billiger arbeiten. Erstaunenswert
ist aber doch die verblüffende Ruhe und Sicherheit,
mit der die Tiere arbeiten und dabei auf Menschen und
Tiere solche Rücksicht nehmen, dafs niemand durch sie
verletzt wird.
Die Eisenbahnen Indiens verdanken ihre Ent-
stehung vor allem der Tüchtigkeit und Ausdauer und
dem weitschauenden Geist des grofsen Vizekönigs Lord
Dalhousie. Lord Dalhousie stellte schon im Jahre 1843,
also vor länger als 60 Jahren, einen Plan auf, durch
den grolszügig festgelegt wurde, was in Indien an
Eisenbahnen nötig ist. Während wir jetzt noch in
Deutschland von vielen Seiten hören, dafs für unsere
Kolonien kleine Stichbahnen das Geeignete seien, berührt
es eigenartig, dafs Lord Dalhousie schon 1843 den Plan
aufstellte, Indien müsse mindestens, und zwar sofort,
erhalten eine Eisenbahn von Bombay nach Kalkutta und
die Eisenbahnen von Kalkutta nach Delhi, von Bombay
nach Delhi, von Bombay nach Madras und von Madras
nach Süden zum Anschlufs vön Colombo. Dieser Plan
— ص —
86 INo. 737]
]1. Marz 1908|
des Lord Dalhousie ist von der englisch-indischen
Regierung und vom englischen Kapital sofort aufgegriffen
worden, und er ist in seinen Hauptzügen von 1850 bis
1870 durchgeführt worden. Die erste Linie in Indien
Bombay— Thana ist bereits 1853 eröffnet worden.
Die ersten Bahnen sind von Privatgesellschaften
geschaffen worden und zwar unter Zinsgarantie des
Staates. Man hat dabei den Fehler gemacht, dafs man
eine für Indien zu breite Spur gewählt hat, nämlich
von 1,67 m, infolgedessen war der Eisenbahnbau recht
teuer und ist seit 1876 ins Stocken geraten. Man hat
dann seit 1870, um überhaupt noch Eisenbahnen bauen
Abb. 2.
: E ven
. nach und von l 7
Bombay
Bahnsteig SE 2 Ge
gebgucz
Station Kiksal der
Great India Peninsula-Bahn.
Wasserturm.
zu können, teils vom Staat, teils von einheimischen
Fürsten, teils vom Privatkapital, Schmalspurbahnen
gebaut, und zwar von Lm Spur. Jetzt hat Indien etwa
42000 km Bahnen unter 32 Verwaltungen, es entfallen
28500 km auf die Privatbahnen, 10000 km auf die
Staatsbahnen und 3500 km auf die Bahnen der
Vasallenstaaten. Die Privatbahnen werden vom Staate
nicht nur als Ausdruck der Staatshoheit überwacht,
sondern sie müssen es sich auch gefallen lassen, dafs
die Staatsaufsichts-Ingenieure in alle Fragen des Ver-
kehrs und des Betriebes und vor allen Dingen in die
Erweiterung der Bahnanlagen hineinreden, weil die
Verträge zwischen dem indischen Staat und den Privat-
bahnen dem die Zinsen garantierenden Staat dieses
Recht einräumen. Es sind dadurch recht unerquickliche
Verhältnisse entstanden, Weil die Aufsichtsbeamten des
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Guterschuppen
Staates mit den Einzelheiten nicht so vertraut sind wie
die Ingenieure der Eisenbahnen, und es ist vielleicht
nicht ausgeschlossen, dafs in den nächsten Jahren eine
vollständige Umänderung im indischen Eisenbahnwesen
eintritt, derart, dafs die englisch-indische Regierung die
Eisenbahnen in Staatsbetrieb übernimmt. Dabei wird
dann wohl auch die grundlegende Umwälzung in Angriff
genommen werden, die auf Herstellung einer einheit-
lichen Spur abzielt. Vielfach steht man bei dieser
Frage in Indien auf dem Standpunkt, dafs es am
richtigsten ist, beide Spuren (1,67 und 1 m) zu ändern
und die europäische Spur von- 1,435 m einzuführen.
Ich darf darauf aufmerk-
sam machen, dafs einige
der wichtigsten Linien, so
z. B. die von Delhi nach
Ahmedabad (Teilstrecke
der Linie Delhi—Bombay),
eine Schmalspurbahn ist,
eine der Hauptausfuhrlinien
für Getreide und Baum-
wolle und eine wichtige
strategische Linie, ferner
die Linie Madras— Tuticorin, dem Colombo
gegenüberliegenden Hafen an der Südspitze
Indiens, sodann das Bahnnetz in Ostbengalen.
Die breite Spur hatte man anfänglich verwendet,
weil man fürchtete, dafs in den indischen Tief-
ebenen die dort manchmal entstehenden Stürme
auf unserer Normalspur einen Wagen umstürzen
könnten, und weil das Land dem Bau von Bahnen
im allgemeinen nur geringe Schwierigkeiten ent-
gegensetzt, so dafs auch die Breitspur nicht
allzu teuer wurde. Tatsächlich sind die Gelände-
schwierigkeiten auch so gering, dafs flache
Krümmungen und geringe Steigungen fast überall
anwendbar sind. Schwierigkeiten entstehen vor
allem an zwei Stellen, an den Randgebirgen
und an den Flüssen. Besonders beachtenswert
ist der Aufstieg von Bombay nach dem Hoch-
plateau von Dekkan. Dieser Aufstieg am Bhor-
Ghat geschieht auf einer steilen Rampe mit
künstlichen Längenentwicklungen, bei denen sich
sogar eine Spitzkehre nicht hat vermeiden lassen.
An dieser nur 25 km langen Strecke ist 7 Jahre
gebaut worden, sie ist berüchtigt durch die
grofsen Verluste infolge Cholera und anderer
Seuchen. Für uns war die Fahrt auf dieser
teilweise 1:37 steigenden Bahn deshalb be-
sonders interessant, weil wir bei der Auffahrt
in einen Heuschreckenschwarm hineinfuhren, der
tatsächlich so stark war, dafs wir beinahe stecken
blieben, da die Lokomotive nicht nur denSchwarm
durchdringen mufste, sondern aufserdem die
Schienen durch die auf ihnen zerdrückten Tiere
schlüpfrig wurden. Neben den Aufstiegen zu den
Randgebirgen haben den Bahnbau die Flüsse auf-
gehalten. Viele von ihnen verlaufen in einem
ganz ungewöhnlich feinen Sande, der noch viel
feinkörniger ist als jener berüchtigte Sand im
Mündungsgebiet des Mississippi in Nordamerika.
Die Flüsse ändern deshalb häufig ihren Lauf und
bieten kaum eine Möglichkeit, die Brücken fest
zu fundieren. Im allgemeinen erfolgt daher die
Gründung auf langen eisernen Pfählen, die in neuerer Zeit
aber durch Pfähle ersetzt werden, die aus Beton bestehen
und nur einen dünnen Blechmantel erhalten und durch
hineingesteckte Eisenbahnschienen verstärkt werden.
An einzelnen Stellen hat man aber auch auf diese
Weise noch keine Brücken bauen können, oder man hat
sich darauf beschränken müssen, sie so anzulegen, dals
sie zu gewissen Zeiten von den Hochfluten über-
schwemmt werden. Der Verkehr wird dann während
der Zeit des starken Regens auf einige Tage einfach
unterbrochen. An anderen Stellen, z. B. auf der wich-
tigen Linie, die von Kalkutta nach Ostbengaler führt,
wird das Bahnnetz bei Sara Ghat durch den Ganges
unterbrochen, der bisher noch nicht durch eine Brücke
bemeistert ist, es wird daher alles umgeladen und auf
Fährschiffe zum andern Ufer gebracht. Ebenso sind die
nach und von
Aahar
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۱۱۰ März 1908]
Bahnen, die von Kalkutta nach Westen ausgehen, ins-
besondere von Kalkutta nach Delhi und nach Bombay,
bisher nicht nach Kalkutta selbst eingeführt worden,
sondern sie endigen am westlichen Lier des Flusses und
der ganze Verkehr mufs mittels Fähren nach der am
östlichen Ufer liegenden Stadt und ihrem Hafen umgesetzt
Abb. 4.
Empfangsgebäude von
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Wirt.
m Wartehalle HI. Klasse.
n Fahrkarten.
o Raum tir Frauen.
p Brunnen.
[No. 737] 87
jedes einzelnen Bahnhofes erfordern würde, Aber ich
kann sagen, dafs sie viclfach ähnlich wie in England
sind. Beachtenswert ist, dafs Schiebebühnen, Dreh-
scheiben und doppelte Kreuzungsweichen soweit wie
möglich vermieden sind, weil sie teuer sind und an die
geistige Fähigkeit der Eisenbahnbeamten Ansprüche
stellen, die die meisten Linge-
borenen nicht erfüllen können.
In Abb. 2 ist dargestellt, auf
welche Weise z. B. eine Dreh-
scheibe durch ein Weichen-
dreieck ersetzt ist, allerdings
eine Gesamtanlage, die nur mög-
lich ist, weil der Grund und
Boden dort nichts kostet. —-
Von den Hochbauten zeigt
Abb. 3 einen Wasserturm, cinc
allenthalben vorkommende, dem
warmen Klima und verhältnis-
mälsig geringen Verkehr gut
entsprechende Anlage. Die
Empfangsgebäude sind nach eng-
lıschem Worbilde langgestreckt
am Bahnsteig angelegt, und sie
zeigen fast nirgendwo auch nur
einen Versuch einer Tiefen-
eliederung. Die Räume werden
vielmehr einfach neben einander
gelegt, und cs werden alle
vom Bahnsteig aus zugänglich
gemacht, so dafs man also in
Abb. 5.
Allahabad.
a Vortahrt.
b Diensträume.
c Halle.
d Fahrkarten.
e Eingangshalle.
f Gepäck. 1
g Aborte. | | 0
h Ertrischungsraum II. Klasse. |
i 5 ° ¢
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4Gleise mit Im _Scuriverte
70 4 70 £0 30 SO SO?
4 i ES = a mi ود کد bo L etc
Empfangsgebäude mit Bahnsteiganlagen in
Benares - TD
۳ 3720216775272 Benares- Cantonment.
a Stationsvorstcher, h Warteraum II. Klasse für Männer. p Gang fur Gepäck.
b Telegraph. e? a H. 7 „ Frauen. q überdachte ۰
c Stellvertretender Vorsteher. k Ertrischungsraum I. Klasse. r Gang für Reisende III. Klasse.
d Fahrkartenkontrolleur. 1 Ausschank. و Gang für Reisende I. und H. Klasse.
c Post. m Erfrischungsraum If. Klasse. t Gepäck.
f Warteraum JI. Klasse für Männer. n Dienstraum. u Aufenthalt der Reisenden III. Klassc.
g 2 I. ۳ „ Frauen. o Fahrkarten.
werden. Nur für Fufsgänger und Fuhrwerke besteht
cine alte Holzbrúcke zwischen dem Bahnhof und der Stadt.
Bei den Bahnhöfen Indiens ist das englische
Vorbild unverkennbar. Die Grundform bildet ۱
die Anlage mit zwei Aufsenbahnsteigen und zwei cin-
ander gegenüberliegenden Empfangsgebäuden, von denen
das eine jedoch stärker betont ist als das andere. Auf
die Gleisanlagen kann ich hier nicht näher eingehen,
weil das ein Eingehen auf die Betricbsverháltnissc
Indien sehr grofse Wege zwischen den einzelnen
Räumen zurückzulegen hat. In den Empfangsgebäuden
kommt zum Ausdruck, dafs der Reisende erster und
zweiter Klasse, d. h. der Europäer, vollkommen getrennt
werden muís vom Reisenden dritter Klasse, dem ۰
gehorenen. Die erste Klasse wird fast nur von Euro-
päern benutzt, die zweite Klasse allenfalls auch von
reichen Indern. Aber auch die reichen Eingeborenen
vermeiden es, mit Europäern zusammen zu reisen, weil
88 [No. 737]
sie diesen gegenüber mit einer gewissen Unterwürfigkeit
auftreten mülsten. Eigentliche Wartesäle für die beiden
oberen Klassen sind vielfach nicht vorhanden, dagegen
gibt es Erfrischungsräume, die oft nach erster und
zweiter Klasse getrennt sind. In Indien gibt es im
allgemeinen keine Speisewagen, es wird aber drei- bis
viermal am Tage halt gemacht, ganz früh, um das
indische Frühstück einzunehmen, dann um 8 Uhr, um
das englische Breakfast zu nehmen, mittags zum „Tiffin“
und abends zum „Dinner“. In der Regel wird etwa
eine halbe Stunde gehalten, und es wird angenommen,
dafs sich alle mitreisenden Europäer an den Mahlzeiten
beteiligen. Vielfach werden bereits bei Lösung der
Fahrkarten die Karten für die Mahlzeiten angeboten.
Wo in Indien noch keine Gasthäuser für Europäer
bestehen, sind auf den Stationen oft Uebernachtungs-
räume für Europäer vorhanden, die mit dem Empfangs-
gebäude verbunden sind. Jeder Europäer hat das Recht,
in der Reihenfolge, in der er sich beim Stationsvor-
steher meldet, eine Nacht einen Platz zum Schlafen in
dem Empfangsgebäude zu erhalten. Die Einrichtungen
sind zwar sehr einfach, es sind aber Mosquitonetze vor-
handen, jeder Schlafraum ist mit einem Bad verbunden.
Wenn weder Uebernachtungsräume noch Gasthöfe vor-
handen sind und ein Europäer übernachten will, so
wird ihm vom Bahnhofsvorstand ein Wagen erster Klasse
zur Verfügung gestellt. Man zahlt dafür entweder nichts
oder eine geringe Gebühr von einer Rupie (1,30 M.).
Einige Beispiele von Empfangsgebäuden zeigen die
Abb. 4 und 5. Das Gebäude von Allahabad besteht
aus zwei nur durch die Unterfahrt verbundenen Teilen,
von denen der grölsere die Diensträume und alle Räume
für Europäer aufnimmt, während das vorgelagerte —
erst nachträglich hinzugefügte — Gebäude lediglich dem
Verkehr der Eingeborenen dient.
Abb. 6.
A
Q
=
N
~
>
Wagengrundriß.
Das in Abb. 5 dargestellte Gebäude in Benares ist
ein Inselgebäude und liegt zwischen den beiden Bahn-
hofteilen, von denen die eine breit-, die andere schmal-
spurige Gleise besitzt. Das Gebäude ist durch eine
grofse massive Brücke mit beiden Seiten verbunden und
dient nur dem Verkehr der europäischen Reisenden und
der Dienstabfertigung; die Eingeborenen sind im wesent-
lichen auf den nicht bedachten Bahnsteig angewiesen. E
verkehren hier aber verhältnismäfsig wenig Eingeborene,
weil die Station am Europäerviertel liegt, während für die
Eingeborenenstadt eine besondere Station vorhanden ist.
Die Empfangsgebäude sind meist massiv durch-
gebildet, weil starke Steinmauern einen sehr guten
Schutz gegen die Sonnenstrahlen bieten. Der Sonnen-
bestrahlung wird meistens noch dadurch vorgebeugt,
dafs den Gebäuden loggienartige Hallen vorgebaut sind.
Trotzdem nun im allgemeinen die Gebäude nur ein-
stöckig sind, entsteht doch durch diese Loggien, Arkaden,
Bogenhallen eine trefflich wirkende Architektur und bei
den grofsen Empfangsgebäuden haben sich die Eng-
länder in Indien, wie überhaupt bei allen ihren gröfseren
- öffentlichen Gebäuden bemüht, die wunderbare altindische
Architektur nachzuahmen, und haben in dieser Richtung
wahre Meisterwerke geschaffen, wie z. B. den Viktoria-
Bahnhof in Bombay, den „schönsten Bahnhof der Welt“.
Er ist in dem charakteristischen indisch-gotischen Stil
gehalten, aber leider im Grundrifs vollkommen verfehlt,
denn an dem Gebäude hat niemals ein Eisenbahntechniker
mitgeholfen, sondern es hat hier der Architekt voll-
kommen freie Hand gehabt, das auszuführen, was er
als Künster schaffen wollte, und nachher sind die Ab-
fertigungs- und Verwaltungsräume hineingelegt worden,
man ist jetzt aber dazu gekommen, fast die ganze Ab-
fertigung nicht in dem Gebäude, sondern auf dem Kopf-
bahnsteig abzuwickeln.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. März 1908]
Wenn ich noch einige Worte über das Reisen in
Indien sagen darf, so möchte ich nur erwähnen, dals
die Geschwindigkeit der Züge nicht sehr grofs sein
kann; denn einmal sind die Lokomotivbeamten und
überhaupt das ganze Personal so unzuverlässig, dafs
man ihnen schnelles Fahren nicht zumuten kann, so-
dann sind die Züge auch sehr schwer und zwar mit
Abb. ۰
Querschnitt durch das Abteil I. Klasse des Wagens der Abb. 6.
Abb. 8.
Querschnitt durch einen schmalspurigen Wagen.
Rücksicht auf die Europäer; denn vielfach haben je
zwei Europäer die Hälfte eines Wagens für sich allein,
damit sie auch am Tage liegen können. Die Schnell-
züge verkehren mit einer Geschwindigkeit von 40 bis
50 km, aber man mufs sich damit abfinden, dafs in
Indien am Tage nur ein einziger Zug fährt, der für
Europäer geeignet ist. Die verschiedenen Züge haben
3 Klassen. Im allgemeinen reicht die einmalige Zug-
verbindung in Indien auch aus, denn die Züge sind
recht geschickt gelegt, insbesondere so, dafs man die
Hauptfahrten bei Nacht zurücklegen kann, und wo das
nicht geht, sind sie wenigstens so gelegt, dafs man
nachts die heifseste Strecke durchfáhrt. Auch in den
Wagen kommt es zum Ausdruck, dafs die Eingeborenen
von den Europäern streng getrennt werden. Abb. 6*)
* Abb. 6—8 nach „Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-
verwaltungen“, Jahrgang 1905.
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۲1. März 1908]
-
stellt einen vierachsigen Wagen dar, der je 2 Abteile
erster und zweiter Klasse enthält, jedes Abteil für zwei
oder höchstens vier Europäer. Da man in Indien seinen
رو Diener, oder, man könnte sagen, seinen
eisemarschall mit sich führen mufs, und dieser stets
in der Nähe seines Herrn sein mufs, ist für den Diener
stets ein besonderes Abteil in der Nähe ۰
erster und zweiter Klasse untergebracht. Die in Abb. 7
und 8 dargestellten Querschnitte eines Wagens zeigen
die Besonderheiten, die im Wagenbau notwendig sind,
um dem Europäer die langen Reisen in der Hitze
erträglich zu machen.
Der Wagen besitzt ein Doppeldach, das den Zweck
hat, die unmittelbare Bestrahlung durch die Sonne ab-
zuhalten. In den südlichen Gegenden Indiens reicht
dieser Schutz gegen dıe Sonne noch nicht aus, er wird
noch dadurch verstärkt, dafs in die Fenster eine Art
Fächer eingestellt wird, und dieser Fächer durch ein
Gefafs mit Wasser schleift, sodafs die durchströmende
Luft ständig von diesem nassen Tuch gekühlt wird.
Auch durch die Punka, den grofsen von der Decke
herabhängenden Fächer, der vom Nebenabteil aus von
dem Diener ständig in Bewegung gehalten wird, wird
dem Europäer Luft zugeführt. Auf einzelnen Bahnen
Südindiens ist auch noch die Verglasung nicht aus ganz
hellem, sondern aus gefärbtem Glas ausgeführt, weil es
für den Europäer direkt gefährlich werden kann, wenn
er seine Augen zu lange der tropischen Sonne aussetzt.
Abb. 9.
Darjeeling
Him 82, h =2080
bhoom
Km 762, h=2250
Sonada
Ain 667 h=2000
Toong
Aim 578, 21480
Äurseong
Kin 50, h 1480
bybaree
Km JE, h =/070
Tindaría
Kin 3i2, h 860
Hungtmg
Am 199, 428
So0kna
Kim 717 h= 762
Mas/stab
SU 1 7 HT 7
177 00 h=122
Lageplan.
Zum Schlufs, meine Herren, möchte ich Sie noch
auffordern zu einem kleinen Ausflug nach dem Himalaja,
und zwar begeben wir uns bei diesem Ausfluge von
alkutta am Nachmittage mit dem Zuge der Ost-
Bengalischen Staatsbahnen durch die weiten indischen
‚Denen bis zum heiligen Ganges, wo wir abends bei
Sinkender Nacht in Sara Ghat ankommen. Hier aber
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
finden wir gar keinen eigentlichen Bahnhof, der Zug
hält vielmehr an einem offenen Streckengleis und zwar
deswegen, weil der Ganges ständig seine Ufer ändert,
und daher die Haltestelle immer verlegt werden ۰
Der Reisende mufs demgemáís auf freier Strecke über
Treppen aussteigen, die dort bereitgehalten werden.
Dann bemächtigt man sich einer entsprechenden Zahl
von Indern, übergibt ihnen das Gepäck, und diese
bringen es auf den Dampfer, der über den heiligen
Ganges nach dem anderen
Ufer fährt. Diese Fahrt
über den Ganges bei
Abb. 10.
sinkender Nacht ist zwar nach Siliguri
äufserst harmonisch und r
weihevoll, aber sie ist Darjeeling
so gefährlich, dafs dem Höhe =530m
Fahrschiff kleine Lotsen-
boote vorausfahren und
ständig Signale geben
müssen, ob der Dampfer
noch so fahren darf, wie
er vielleicht erst vor zwei
Stunden gefahren ist. In-
folgedessen dauert die
Fahrt recht lange, aber
das wird kaum ein Reisen-
der bedauern. Am ande-
ren Ufer in Sara Ghat
legt man sich dann in dem
Schmalspurwagen zum
Schlaf nieder in dem Bett,
das der Diener rasch
zurechtgemacht hat. Am
Morgen wird man durch
grimmige Kälte aufge-
weckt, und das durch
die Tropen verwöhnte
Blut empfindet die Kälte
Höhe =575m
Höhe =555m__A
Km 22,5
Schleifenbildung.
Steigung 1:28 = 35,8 ۰
Wagen III. Kl. mit indischen Soldaten, den sogenannten Gurkos.
so stark, dafs man sich durch Plaids und den dicken
Winterüberzieher nicht genug gegen die Kälte schützen
kann. Bald ist man am Fufs des Himalaja angelangt.
Hier endigt die 1 m-Spurbahn, und es beginnt eine
Bahn, die mit Unrecht eine gewisse Berühmtheit erhalten
hat, denn sie ist in Wirklichkeit eine minderwertige
Feldbahn, aber keine Eisenbahn. Es ist eine schmale
Gebirgsbahn, die den Absturz des Himalaja überwindet,
indem sie dem alten Saumpfad folgt, wobei ihre Luft-
linie künstlich von 37 auf 83 km verlängert wird. Aufser
zahlreichen Schleifen (vergl. Abb. 9 und 10*) ist aus-
giebiger Gebrauch von Spitzkehren gemacht worden.
*) Abb. 9—11 nach „Zeitschrift für Kleinbahnen“, Jahrgang 1904.
90 [No. 737]
Wir stiegen an den Spitzkehren oft aus, kletterten in
die Höhe, hatten dann aber noch viel Zeit, bis uns
der Zug wieder einholte. Immerhin mufs man an-
erkennen, dafs der steile Absturz des Gebirges mit
einer gewöhnlichen Bahn überwunden ist. Ein deutscher
Ingenieur würde aber kaum eine so wenig geschickte
Linienführung gewählt haben, er würde vielmehr für
die Steilrampen Zahnstangen angewendet haben. Die
ganzen Täler, die unterhalb der Bahn liegen, sind fast
gänzlich vom Verkehr abgeschnitten, und der eigentliche
Güterverkehr wickelt sich unten im Tal mittels Land-
fuhrwerk ab. Die Wagen sind der kleinen Spur von
61 cm und den scharfen Halbmessern von nur 18 m
entsprechend so klein, dafs die ganze Bahn den Eindruck
eines Spielzeugs macht (vergl. Abb. 11). Höher und
höher klettert die kleine Bahn, bis die ersten Schnee-
berge, die Spitzen des Kinchinchinga herübergrüfsen.
Gegen Mittag treffen wir in Darjeeling ein, einem
- Höhenkurort ganz im Charakter der hochgelegenen
Punkte an der Südseite der Alpen. Hier in der klaren,
kalten Bergluft finden die Europäer Erholung von den
lieberdünsten der Ebene, und für viele ist diese Bahn
die einzige Rettung vom ‘Tod. Deshalb haben die
Engländer auch ohne Ansehung der Mittel diese
Eisenbahnverbindung so schnell geschaffen, wie sie ja
überhaupt in allen ihren Kolonien dafür sorgen, dafs
die grolsen weniger gesunden Hafenstädte in bester
Verbindung mit den Gesundheitsstationen im Gebirge
stehen.
Von Darjeeling brechen wir dann nachts gegen
1 Uhr auf und reiten durch die kalte Nacht etwa
5 Stunden bergan, und wenn wir im ersten Frührot
auf dem Tigerberg ankommen, dann sehen wir all-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
]1. März 1908]
mählich im fernsten Nordwesten eine lange, lange
Schneekette auftauchen, und in dieser Schneekette
erscheint uns dann der gröfste Berg der Welt, der
a
Gaurisankaı (Lebhafter Beifall.)
Vorsitzender: Meine Herren! Der laute Beifall, der
dem Vortrage unseres verehrten Kollegen Blum gefolgt
ist, wird ihm gezeigt haben, wie dankbar es die Ver-
sammlung emp'unden hat, dafs er uns in die schönen
Gegenden von Indien geführt hat und uns so interessante
Schilderungen des dortigen Verkehrslebens, der dafür
vorhandenen Einrichtungen und Bauten, sowie überhaupt
von der hohen Kultur gegeben hat, die in diesem
Lande zu finden ist. Ich darf auch noch von seiten des
Vereins dem Herrn Redner den Dank aussprechen.
° Hat jemand noch an den Herrn Vortragenden eine
Frage zu richten? Das ist nicht der Fall.
-* Im Fragekasten befindet sich nichts.
Die beiden Herren, über deren Aufnahme wir heute
abgestimmt haben, nämlich Herr Geh. Baurat Robert
Meyer in Halensee und Herr Eisenbahn-Bau- und
Betriebsinspektor Wilhelm Schlesinger in Hannover,
sind mit allen abgegebenen Stimmen in den Verein
aufgenommen.
Als Gäste haben wir heute zu begrüfsen den Herrn
Reg.-Baumeister Schubert, eingeführt durch Herrn
Lohse, und Ilerrn Reg.-Baumeister Meyer, eingeführt
durch Herrn Schlüpmann. Ich habe die Herren bereits
vorher begrüfst.
Gegen den Bericht über die vorige Sitzung sind
Einwendungen nicht eingelaufen, der Bericht gilt also
als genehmigt.
Meine Herren! Ich schliefse die Sitzung.
Versuche mit der automatischen Vacuum-Güterzug-Schnellbremse
(Hierzu Tafel 1—3, sowie 9 Abbildungen)
Die grofse Bedeutung, welche die Frage der
Bremsung langer Güterzüge für die Eisenbahnwelt hat,
veranlafste den Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen,
zur Prüfung dieser Frage einen eigenen Unterausschufs
einzusetzen, auf dessen Anregung in Deutschland und
Ungarn mit Luftdruckbremsen verschiedener Systeme,
in Oesterreich unter Leitung des k. k. Eisenbahn-
Ministeriums mit der automatischen Vacuum-Giiterzug-
Schnellbremse, eingehende Versuchsfahrten vorge-
nommen wurden. Auch in Belgien, England, Frankreich
usw. fanden derartige Versuchsfahrten mit verschiedenen
Bremssystemen statt.
Im nachstehenden geben wir nach einer uns zur
Verfügung gestellten Druckschrift der Vacuum Brake
Company Limited in London, General-Repräsentanz in
Wien, die dem Unterausschufs durch das kk öster-
reichische Eisenbahn-Ministerium erstatteten Berichte
über die in der Nähe von Wien sowie auf der Arlberg-
strecke vorgenommenen Versuche fast unverkürzt wieder
und fügen eine Beschreibung der Bremsbauart an.
Bericht 1
des k. k. österr. Eisenbahn-Ministeriums
über die im Juli—Oktober 1906 auf den Strecken
Sigmundsherberg— Tulln, Absdorf—Hadersdorf
und Sigmundsherberg—Hadersdorf—Absdorf
der k. k. österr. Staatsbahnen durchgeführten
Versuchsfahrten.
Das Eisenbahnministerium hat als Mitglied des
Unterausschusses zur Prüfung der Frage der Einführung
einer selbsttätigen durchgehenden Bremse für Güterzüge
die Aufgabe übernommen, zu untersuchen, ob sich die
automatische Vacuumbremse für lange Güterzüge eignet.
Es wurden daher zu diesem Zwecke anfangs 1905
Bremsprobefahrten vorerst mit einem aus 60 zwei-
achsigen Personenwagen verschiedener Typen be-
stehenden Zuge begonnen, und im Frühjahr 1906 mit
einem solchen aus 70 Wagen der Wiener Stadtbahn
fortgesetzt.
Die zahlreichen, sowohl am fahrenden als auch am
stillstehenden Zuge eingehendst durchgeführten Versuche
führten zur Annahme der am Schlusse kurz beschrie-
benen abgeänderten Bauart der bei Personen führenden
Zügen in Oesterreich angewendeten „automatischen
Vacuum-Schnellbremse“, welche die Bezeichnung „auto-
matische Vacuum-Güterzugsbremse“ erhielt.
Da die Bremsversuche mit dem für diese Bremse
adaptierten /0Stadtbahnwagen-Zuge äufserst günstig ver-
liefen, beschlofs das Eisenbahnministerium, von der An-
schauung ausgehend, dafs die an einem langen Personen-
zuge gewonnenen Erfahrungen nicht ohne weiteres
auf einen langen Güterzug übertragbar sind, 70 im Bau
befindliche Kohlenwagen der Serie Ke für 20 Tonnen
Ladegewicht mit der automatischen Vacuum-Giiterzugs-
bremse auszurüsten und die Bremsversuche mit diesem
wirklichen Güterzuge nach dem vom Unterausschusse
im Mai 1906 in Riva aufgestellten, nachstehend wieder-
gegebenen Programme durchzuführen.
Programm
für die Ausführung von Versuchen mit durch-
gchenden Bremsen an Güterzügen.
l. Der Versuchszug ist mit Ausnahme der Beob-
achtungswagen tunlichst aus Güterwagen zu bilden
und sowohl mit einer Lokomotive als auch mit zwei
Lokomotiven zu fahren. Werden Personenwagen ein-
gestellt, so darf deren Eigengewicht und Länge vom
Leergewicht und von der Länge der Güterwagen nicht
erheblich abweichen. Auf den Zug sind mindestens
drei Beobachtungsposten gleichmäfsig zu verteilen.
2. Die Stärke des Zuges soll bis 150 Achsen, seine
Belastung bis etwa 1100 t (ausschliefslich Lokomotive
und Tender) betragen. Gefahren soll werden mit
leeren, teilweise beladenen und mit vollbeladenen
Zügen. Hierbei sollen Last und Bremsen 1. gleichmäfsig
und 2, möglichst ungleichmäfsig verteilt sein, worüber
(1. März 1908]
vor Beginn der Versuche Aufzeichnungen vorzulegen
sind.
3. Der Zug soll lose gekuppelt sein. Die Entfernung
der Bufferscheiben des gestreckten Zuges soll wechselnd
bis 10 cm betragen.
4. Die Bremsungen sollen sowohl mit dem ge-
streckten als auch mit dem aufgelaufenen Zuge ausge-
führt werden.
5. Es sind von verschiedenen Stellen des Zuges
aus Notbremsungen auszuführen.
6. Die Tenderbremse soll bei allen Bremsungen,
die Triebradbremse immer bei Not- (Voll-) Bremsungen
mitwirken.
1. Die Bremsungen sollen bei 10, 20, 30, 45 und
mit kürzeren Zügen auch bei 60 km Geschwindigkcit
ausgeführt werden.
8. Abzubremsen sind 10, 20, 30 und schliefslich
so viel Prozente des Gesamt- Zugg gewichts (ausschliefslich
Lokomotive und Tender), dats sämtliche Wagenachsen
gebremst sind.
9. Es sind Gruppen von Leitungswagen bis 15
Stück einzustellen.
10. Die Verwendbarkeit der Bremse zum Ilerab-
fahren langer und starker Neigungen ist vorzuführen.
ll. Es ist notwendig, bei den Versuchen das
Zusammenarbeiten der Versuchsbremse mit vorhandenen
Personenzugbremsen, sowie erwünscht, die Anordnung
der Bremsschläuche an den verschiedenen Güterwagen-
gattungen vorzuführen.
12. Nach jeder Trennung und Wiederverbindung
der Bremsleitung ist die zur Vornahme der Bremsprobe
erforderliche Zeit festzustellen.
13. Es ist festzustellen, wie die Versuchsbremse
sich bei den Verschiebungen in den Zwischenstationen
bezüglich des Zeitaufwandes für das Entbremsen des
abzustellenden Zugteiles oder einzelner abzustellender
Wagen verhält.
14. Es ist erwünscht, sofern die Möglichkeit dazu
vorliegt, die Versuche auf Züge mit 200 Achsen auszu-
dehnen.
15. Die Bremsversuche sind tunlichst in der
Geraden auszuführen.
16. Für die Aufschreibungen sind die anliegenden
Formblätter zu verwenden.
17. Angaben über Steigungs- und Krümmungs-
verhältnisse der Versuchsstrecke sind den Formblättern
beizufügen.
»
Bevor auf die Probefahrten selbst eingegangen
wird, soll vorerst eine kurze Beschreibung der Aus-
rüstung und Zusammensetzung des Probezuges voran-
gchen.
Zur Beobachtung des Verlaufes einer jeden Bremsung
im Zuge ist es unbedingt notwendig, dals im Zuge in
möglıchst gleichen Abständen Beobachter verteilt werden,
deren Aufgabe ist, auftretende Rucke, Schwankungen
oder Stölse wahrzunehmen und das Auflaufen der
Wagen und Strecken der Zugvorrichtung zu beobachten.
Zu diesem Zwecke wurden für die Beobachter in beiläufig
gleichen Abständen vier Personenwagen der Wiener
Stadtbahn in den Zug eingestellt. Jeder dieser Wagen
wurde mit einem Telephon und einem mit der Wagen-
bremsleitung verbundenen Vacuummeter ausgerüstet.
Auf der Lokomotive befand sich gleichfalls ein Telephon.
Alle Telephone waren an eine elektrische Leitung,
welche- zwischen den Wagen durch Steckkontakte ge-
kuppelt war, angeschlossen. Bei den im Beisein von
Vertretern österreichischer und ungarischer Bahnver-
waltungen und des Unterausschusses durchgeführten
Versuchen wurde ein fünfter Stadtbahnwagen in den
Zug eingestellt, welcher mit einem Geschwindigkcits-
messer, Bauart Haufshälter, einem Bremswegmesser,
drei Vacuummetern (Wagenbremsleitung, Bremszylinder-
Ober- und Unterteil) und einem Schreibapparat für
Aufzeichnung der Druckdiagramme und Durchschlags-
zeiten ausgerüstet war.
Dieser Wagen, von dem nur eine Achse gebremst,
die andere zum Antrieb des Geschwindigkeits- und
Bremswegmessers benutzt wurde, lief in der Richtung
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
1
(No. 737] 9۱
e
von Wien als vorletzter (14. Wagen), in der Richtung
nach Wien als letzter (75. Wagen) im Zug.
Bezüglich des Schreibapparates ist zu erwähnen,
dafs derselbe auf einer sich gleichmitsig abwickelnden,
durch ein Uhrwerk angetriebenen Papierrolle folgende
Aufzeichnungen besorgt: 1. Die Druckverhältnisse in
der Hauptrohrleitung, 2. die Zeit im Ys Sekunden,
3. den Moment der Einleitung der Bremsung auf der
Lokomotive und 4. die Druckverhältnisse im Brems-
zylinder-Unterteill. Um die Aufzeichnung zu Punkt 3
zu ermöglichen, war der Schreibapparat durch cine
zweite, zwischen den einzelnen Wagen cbenfalls durch
Steckkontakte gekuppelte elektrische Leitung mit einem
am Luftsauger der Lokomotive angebrachten Schleif-
kontakt verbunden.
Die Bremsausrüstung eines Kohlenwagens entspricht
den Abbildungen der am Schlusse angefügten Be-
schreibung, Mit Notbremseinrichtung wurden jedoch nur
5 Wagen versehen. 35 Wagen erhielten Entbremslutt-
klappe mit Drahtzug, 35 Wagen dagegen, wie bei der
Personenzugbremse, zwei zu beiden Seiten der Lang-
träger angebrachte Entbremsluftklappen. Die Erfahrungen
im Betriebe werden lehren, welcher dieser zwei Anord-
nungen der Vorzug zu geben ist. Das Bremsgestänge
wurde derart ausgeführt, dafs durch einfaches Umsetzen
einer Druckstange der Wagen mit 80 pCt., 90 pCt. oder
100 pCt. vom Leergewicht, bei Annahme einer 42 cm
Vacuum entsprechenden Ilebekraft des Bremszylinders
abgebremst werden konnte. Die Bremszylinder, neueste
Bauart mit Kugelventil im Kolben, erhielten einen
Maximal-Hub von 280 mm, um der Forderung der
Technischen Vereinbarungen, welche einen minimalen
theoretischen Bremsklotzweg von 25 mm vorschreibt,
auch bei 100 prozentiger Abbremsung vom Leergewicht
zu genügen. Bei den Bremsprobefahrten wurde durch-
weg mit Kolbenhüben von 110 bis 130 mm, entsprechend
cinem Bremsklotzabstande von 12 bis 13 mm, gefahren.
Die bestehende Bremsausrústung der fünf Stadtbahn-
wagen wurde für die Gúterzugsbremse entsprechend
umgeändert. Die Zug- und Stofsvorrichtung sämtlicher
Wagen war die normale der k. k. österreichischen
Staatsbahnen nut Schraubenspindel- Kerndurchmesser
von 33 mm und mit Zugstangen-Minimaldurchmesscr
von 42 mm.
Zur Führung der Versuchsziige wurde die O-V-O
gekuppelte Verbundlokomotive No. 18097, für Vorspann-
zwecke die 1-HI-O gekuppelte Verbundlokomotive
No. 60172 verwendet.
Es wurde ferner darauf gesehen, dafs der Zug
möglichst lose, bis zu 120 mm Bufferabstand, gekuppelt
war.
Was die Durchführung der Bremsversuche betrifft,
so wurde folgender Vorgang eingehalten. Vor jeder
Bremsung wurden vom Leiter der Versuche von der
Lokomotive aus, für die Beobachter als Achtungssignal,
elektrische Glockenzeichen gegeben, welche je nach
der Art der vorzunehmenden Bremsung aus einem bis
drei kurzen Glockenzeichen bestanden. Die Bremsungen
wurden vom Lokomotivführer auf Kommando im Mo-
mente des Passierens eines bei Erreichung der ge-
wünschten Geschwindigkeit gewählten Hektometersteines
eingeleitet. Die Bremszeit wurde mittels einer Stech-
uhr, die Bremswege bei den Vorversuchen mit einem
Meisband gemessen. Bei den Bremsversuchen am 19.,
20., 25., 26. und 27. Oktober wurden die Bremswege
auch durch den Bremswegmesser, falls derselbe einge-
schaltet war, angezeigt. Die Bestimmung der Fahrge-
schwindigkeit er folgte durch denGeschw indigkeitsmesser,
Bauart llaufshälter, der Lokomotive No. 18097.
Dic gröflste Zahl der Bremsungen wurde derart
ausgeführt, dafs vorerst der Regulator geschlossen und
der Zug während des Durchlaufes von etwa 100 bis
300 m auf die Lokomotive auflaufen gelassen wurde.
Auch wurde eine grölsere Zahl von Bremsungen aus
gestrecktem Zug eingeleitet, wobei der Regulator gleich-
zeitig mit der Betätigung des Bremshandgrifles ge-
schlossen wurde. Bei Notbremsungen vom Zuge aus
wurde der Bremshandgriff erst dann in die Stellung
„Alles gebremst“ gebracht und der Regulator, falls er
92 [No. 737] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [1. März 1908)
>
nicht schon vorher geschlossen war, erst dann ge- | Abschalten von Bremszylindern, eine Bremsprobe (siehe
schlossen, wenn auf der Lokomotive die Bremswirkung | Beschreibung der Bremse) ausgeführt.
im Zuge, durch Verlangsamung der Geschwindigkeit | Nach jedem Bremsversuch wurden von den Be-
deutlich zu spüren war. | obachtern im Zuge ihre Wahrnehmungen telephonisch
Abb. 1.
Kolbendruck-Schaulinien.
100% der Achsen gebremst
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Vor jeder Abfahrt aus einer Station wurde nach dem Leiter der Versuche auf der Lokomotive mit-
vorhergegangener Trennung und Wiederverbindung der geteilt, welcher seinerseits den Beobachtern die Ge-
Kuppelungsschläuche, oder nach vorgenommener Aende- schwindigkeit, den Bremsweg und die Bremszelt
rung der Verteilung der Bremswagen durch Zu- oder bekannt gab.
(1. März 1008]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 737] 93
Nach Anlieferung der mit der in Rede stehenden
Bremse ausgerüsteten 70 Kohlenwagen wurde die
Bremse vorerst einer gründlichen Erprobung am still-
stehenden Zug in der Station Klein-Schwechat (Juli 1906)
für 42 cm Arbeits-Vacuum, dann später auch in der
Station Tulln (August bis Oktober 1906) für 42 cm und
35 cm Arbeits-Vacuum unterworfen. Dabei wurde fest-
gestellt, dafs das aufeinander folgende Ansprechen der
Schnellbremsventile sich mit einer Geschwindigkeit
(Durchschlagsgeschwindigkeit) von 355 bis 364 m pro
Sekunde fortpflanzt, gleichgültig, ob das Vacuum, aus
welchem die Schnellbremsung eingeleitet wird, 20, 30
oder 40 cnı hoch ist, und ob.bei allen oder nur einem
Teil der Wagen die Bremszylinder eingeschaltet sind,
bremsungen erwiesen sich die Schnellbremsventile
unempfindlich. So konnte bei einer Zuglänge von nur
5 Wagen (die Empfindlichkeit der Schnellbremsventile
nimmt bekanntlich mit abnehmender Zuglänge zu), die
Luftverdünnung in der Hauptrohrleitung innerhalb
7 Sekunden zerstört werden, ohne dafs eine Schnell-
wirkung eintrat. Das Ausgleichs- Vacuum (siehe Beschrei-
bung) schwankte, je nachdem 100 pCt. bis 20 pCt. der
Bremszylinder eingeschaltet waren, zwischen 2lund 9 cm.
Um den gegenseitigen Verlauf der Druckzunahme
auf den Kolben der Bremszylinder, nach der Zeit
gemessen, kennen zu lernen, wurden am 1., 15., 30.,
45., 60. und 75. Wagen mit dem erwähnten Schreib-
apparat Indikator-Aufnahmen bei 100 pCt., 50 pCt. und
Abb. 2.
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Gruppierung der beladenen und leeren Wagen.
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wobei jedoch zu erwähnen ist, dafs durch das Abschalten
des Bremszylinders ein Abschalten des Schnellbrems-
ventiles nicht eintritt. Die obige Durchschlags-
geschwindigkeit ergibt sıch aus der Messung der Zeit
auf elektrischem Wege durch Aufzeichnung von dem
schon erwähnten Schreibapparat, welche vom Einleiten
der Schnellbremsung auf der Lokomotive bis zum An-
sprechen des Schnellbremsventiles am letzten Wagen
verstreicht und welche bei einer Rohrleitungslänge von
295 m mit 2%32 bis 27⁄3 Sekunden gemessen wurde.
Das sichere Ansprechen der Schnellbremsventile für
eine Schnellbremsung erfolgt noch bei einem Vacuum
von 6 cm, so dafs mit Sicherheit aus jeder Regulier-
bremsung bis herab zu 6 cm Vacuum eine Schnell-
bremsung eingeleitet werden kann. Gegen unbeab-
sichtigte Schnellbremsungen aus raschen Regulier-
20 pCt. eingeschalteter Bremszylinder im Zuge durch-
geführt und die für 35 cm Arbeits-Vacuum erhaltenen
Linien in ein Schaubild zusammengezeichnet (Abb. 1). Aus
diesen Schaubildern ist deutlich der Emflufs der Rück-
schnellbremsung zu erschen, der darin gipfelt, dafs die
letzten Wagen bei einer Abbr emsung von 100 pCt. und
50 pCt. früher als die Mitte, bei jener von 20 pCt.
gleichzeitig mit derselben vollgebremst sind und daher
keinen Nachschub, sondern ein Zurúckhalten des rück-
wärtigen Zugteiles bewirken. Ferner zeigen diese
Schaubilder, dafs die Wagen in der Mitte des Zuges
fast gleichzeitig vollgebremst sind und die Zeit für die
Vollbremsung des ganzen Zuges mit dem Grad der
Abbremsung desselben abnimmt.
So ist z. B. bei einer Abbremsung von 100 pCt.
der Achsen die Vollbremsung nach 14*/: Sekunden, bei
94 [No. 737]
einer zoldes von 20 pCt. schon nach 9'/2 Sekunden
erfolgt.
Die ersten, am 27. Juli 1906 aufgenommenen Brems-
probefahrten, wobei sämtliche Wagen unbeladen, die
Beobachtungswagen mit 86 pCt., die Kohlenwagen
anfangs mit 90 pCt., später mit 80 pCt. vom Leergewicht,
entsprechend einem Arbeits-Vacuum von 42 cm, ab-
gebremst waren, lieferten bei 100 pCt. abgebremsten
Achsen des Zuges und Geschwindigkeiten über 40 km/st
keine befriedigenden Resultate. Mit 50 pCt. der Achsen
und darunter abgebremsten Zügen konnten dagegen fast
immer sehr befriedigende Bremsungen ausgeführt werden.
Diese Ergebnisse waren um so mehr befremdend, als
Abb.
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mit dem nur aus Stadtbahnwagen bestehenden Brems-
probezug trotz der geringeren Durchschlagsgeschwindig-
keit von 300 m pro Sekunde die Bremsungen mit 100 pCt.
der Achsen gebremsten Zuge selbst bei Geschwindig-
keiten bis 51 km/st tadellos verliefen, wobei ein sanftes
Auslaufen des Zuges sich einstellte. Bei dem in Er-
probung genommenen Güterzug konnte bei gleicher
Abbremsung das sanfte Auslaufen nicht erzielt werden,
da die Verminderung der Geschwindigkeit sehr un-
gleichmälsig erfolgte. Als Grund dieser auffallenden
Erscheinung mufste angenommen werden, dats die
Stadtbahnwagen bei den Versuchen im Frühjahr 1906
mit blofs 75 pCt. ihres Leergewichtes abgebremst waren,
überdies Bremsklötze aus weicherem Material, welche
auf der Wiener Stadtbahn zur Verhütung des Kreischens
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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(1. März 1908]
beim Bremsen verwendet werden, besalsen, wobei
vorausgesetzt werden mufs, dats die weicheren ۰
klótze aus Guífseisen ohne Stahlspänezusatz einen
anderen Rcibungskoefhizienten zwischen Rad und Brems-
klotz ergeben, als jene härteren der Kohlenwagen aus
Gulseisen mit Stahlspänezusatz.
Dafs die Wahl des Bremsklotzmateriales auf den
Verlauf einer Bremsung von grofsem Einflufs ist, beweisen
die Erfahrungen der Amerikaner, deren Anschauungen
über diese Frage in dem vom Komitee zum Studium
der Bremsklotzfrage an die Master Car Builders
Association vorgelegten Berichte, Railroad Gazette vom
15. Juni 1906, No. 24, zum Ausdruck kommen.
3.
Gruppierung der gebremsten und nicht gebremsten Wagen
Es bedeutet: ABremswagen. O leittungswagen,
KEIL ERLEBTEN
Da I po DI rbd DDD DT DD Britt DD DDD
Um in diesem Punkte Klarheit zu schaffen, wurden
die Bremsklétze des Probezuges abmontiert und durch
für die Wiener Stadtbahn bestimmte ersetzt. Die darauf
vorgenommenen Probefahrten ergaben gleich eine
Besserung der Bremsergebnisse.
Der Zug wurde hierauf, damit einem wirklichen
Güterzug angepalste Verhältnisse geschaffen wurden,
mit 440 t Schotter, und zwar 15 Wagen mit je 20 t,
14 Wagen mit je 10 t beladen.
Ferner wurde versucht, von der Erkenntnis aus-
gchend, dafs die Bremsungen bei schwächer abge-
bremsten Zügen immer sehr befriedigend verlaufen, die
Bremswege bei mit durchgehender Bremse gebremsten
Güterzügen und den bei diesen üblichen Geschwindig-
keiten kleiner als bei gleich abgebremsten, mit Ge-
Verwaltung: K. K. Eisenbahnministerium.
Laufende Nummer
=
bis
]1. März 1908]
schwindigkeiten über 70 km/st fahrenden, Personen
führenden Zügen ausfallen, den Bremsdruck dadurch zu
ermäfsigen, dafs das Arbeitsvacuum von 42 cm auf
35 cm herabgesetzt wurde, wobei die Abbremsung vom
Leergewicht bei den Kohlenwagen auf 70 pCt., bei den
Stadtbahnwagen auf 75 pCt. fiel. Hierzu sei nebenbei
eingeschaltet, dafs in Amerika die mit durchgehender
Bremse ausgerüsteten Güterwagen auch nur mit 70 pCt.
ihres Leergewichtes abgebremst werden.**)
Die am 19. September 1906 mit dieser Anordnung
begonnenen Probefahrten lieferten derart tadellose
Bremsresultate, dafs von diesem Zeitpunkte an zu plan-
mäfsig im Sinne des Programmes des Unterausschusses
durchgeführten Versuche geschritten werden konnte.
Durch die Herabsetzung des Arbeits-Vacuums von 42 cm
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Tabelle A.
[No. 737] 95
Zur Beurteilung des Einflusses der verschiedenen
Verteilung der beladenen, leeren, gebremsten und nicht
gebremsten Wagen im Zuge auf den Verlauf einer
Bremsung wurden die Versuche mit 10 verschiedenen
Gruppierungen der beladenen und leeren (Abb. 2), und
16 verschiedenen Gruppierungen der gebremsten und
nicht gebremsten Wagen (Abb. 3) durchgeführt, wobeı
Last und Bremsen gleichmäfsig (L,, L,, L,, B,, B,,
Bo B,, Ba B,,, Bp) und auch möglichst ungleich-
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B o, Bus Bi, Bip Bio) verteilt wurden. Diese ver-
schiedenen Anordnungen der beladenen, leeren, ge-
bremsten und nicht gebremsten Wagen wurden unter-
einander kombiniert, so dafs im ganzen mit 33 ver-
schiedenen Zugzusammensetzungen gefahren wurde.
Verzeichnis der für die Bremsversuchszüge verwendeten Lokomotiven, Tender und ۰
*) ermittelt bei 0,55 kg Kolbendruck pro 1 cm?,
auf 35 cm wurde gleichzeitig eine Herabsetzung der
Lade- und Entbremszeiten, welche in den Schaubildern
(Abb. 5 und 6) für verschieden lange, mit 100 pCt.,
50 pCt. und 20 pCt. der Achsen abgebremste Züge zum
Ausdruck kommen, erreicht. Ob nun die tadellosen,
weiter zu besprechenden Bremsresultate nur auf die
Herabsetzung des Bremsdruckes allein, oder auch auf die
möglicherweise bei 35 cm Vacuum anders als bei 42 cm
sich vollziehende, durch die Indikatoren des Schreib-
apparates nicht angezeigte Art und Weise der Zerstörung
des Vacuums in der Bremse zurückzuführen sind, wird
durch in dieser Richtung verfolgte Probefahrten noch zu
untersuchen sein.
In der vorstehenden Tabelle A sind die für die
Beurteilung der Bremsresultate nötigen Daten über die
für die Probefahrten verwendeten Fahrbetriebsmittel
zusammengetragen.
**) Siehe Glasers Annalen, Band 59, Heft 3, vom I. August 1906.
rustet.
|
+) ermittelt bei 0,45 kg Kolbendruck pro 1 cm?.
Berücksichtigt man ferner, dafs diese Züge zum
Teil mit einer, zum Teil mit zwei Lokomotiven ge-
fördert wurden, so ergeben sich daraus im ganzen 41
verschiedene Zusammensetzungen der Züge.
Für die Wahl der Abbremsung von 50 pCt. und
33 pCt. der Achsen war der Umstand mafsgebend, dafs
nach den vom Unterausschusse eingeleiteten Zählungen
über die Anzahl der in den Güterzügen der Vereins-
bahnen laufenden Bremswagen diese Prozente an Brems-
wagen am häufigsten anzutreffen sind. Die Abbremsung
nach Zusammenstellung B, und B,, entspricht den
für die mit Spindelbremse gefahrenen Güterzügen der
Strecke Sigmundsherberg—Absdorf—Hippers-
dorf gegenwärtig vorgeschriebenen 15 Bremsprozenten.
Die Bremsversuche wurden auf den Gefälle von
0°00 bis Zoe aufweisenden Strecken: Sigmunds-
herberg— Tulln, Absdorf—Hadersdorf und Sig-
mundsherberg—Rosenburg—Hadersdorf—Abs-
dorf, durchgefúhrt. (Abb. 4.)
Digitized by Google
Bremssystem: Automat. Vacuum-Güterzugbremse.
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96 [No. 737]
GLASERS ANNALEN FÜR
GEWERBE UND BAUWESEN ]1. März 1908}
Die Bremsergebnisse wurden in Tabellen (S.99— 103)
zusammengetragen. Die Kolonne 27 „Zeitdauer des Ent-
bremsens“ wurde nicht ausgefüllt, da die Entbremszeiten
leicht aus dem Schaubild für das Entbremsen, Abb. 5,
entnommen werden können. Das Entbremsen abzu-
stellender Wagen mittels der Entbremsluftklappen dauert
im ersten Falle 3 bis 4 Sekunden, im zweiten Falle 7
bis 9 Sekunden, vom Momente des Oeffnens der Ent-
bremsluftklappe.
Zu erwähnen ist auch, dafs der Probezug bei der
| Fahrt zu den Bremsversuchen von Tulln bis Absdorf
ı und von Tulln bis Sigmundsherberg immer mit der
Abb. 4.
Bremsversuche mit Giterzúgen
mit durchgehender Bremse.
Längenprofile der Versuchsstrecken.
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bei der Anordnung mit einer Luftklappe am Sonder-
behälter bis zum Losewerden der Bremsklötze 21/2 bis
3 Sekunden, bis zum Herabsinken des Bremszylinder-
kolbens in seine unterste Lage 6 bis 6'/2 Sekunden,
bei jener mit zwei durch eine einzöllige Leitung mit
dem Sonderbehälter verbundenen Entbremsluftklappen
durchgehenden Bremse gebremst wurde, wobei bis zu
100 pCt. der Bremszylinder eingeschaltet waren, ohne
dafs sich hierbei ein Anstand ergab.
Die erhaltenen Bremswege, Kolonne 28, wurden
zum groísen Teile auf die Horizontale umgerechnet
und die so erhaltenen Werte zur Zeichnung von
7 1
Dinitidan hy; N A € y O O le
Digitized by ۵۲۱ TI
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(1. März 1908}
Bremsweg-Geschwindigkeits-Kurven (Abb. 7 u. 8) be-
nutzt.
Hierzu ist zu bemerken, dafs die Kurven auf Abb. 7
für Fahrten mit einer, jene auf Abb. 8 für Fahrten
mit zwei Lokomotiven gelten. Aus dem Vergleich der
für gleiche Abbremsung giltigen Kurven ist zu ersehen,
dafs die Bremswege in beiden Fällen keine nennens-
werten Abweichungen gegeneinander aufweisen.
Was den Verlauf der Bremsungen betrifft, so Ist
zu berichten, dafs sowohl die Schnell-, Regulier-, Be-
triebs- als auch die Regulierschnellbremsungen tadellos
verliefen, wobei beim Anhalten immer ein sanftes Aus-
laufen beobachtet werden konnte. Eine am D Oktober
bei km 54,1 der Strecke Sigmundsherberg— Tulln bei
ciner Schnellbremsung aus 48 km/st Geschwindigkeit
erfolgte Zugtrennung zwischen dem 1. und 2. Wagen
ist darauf zurückzuführen, dafs die Tenderbremse der
Vorspannlokomotive No. 60172, welche ohne vorherige
Untersuchung der Bremse direkt aus dem regelmälsigen
Güterzugdienst gezogen wurde, nicht richtig arbeitete.
Bei der nachträglichen Untersuchung kam eine gröfsere
Undichtheit in der Leitung zum Bremszvlinder-Ober-
teil zutage, infolge welcher die Bremswirkung des
Abb. 5.
Zeitdauer für das Entbremsen.
— Bremsklötze tos
„u cm Vakuum in de Wagenbiemeicitung
15 Moyer
Langs des Zuges
Fenders eine mangelhatte war. Auf dieselbe Ursache
sind die an demselben Tage beim Anhalten mit dem
nach L, B, zusammengesetzten, von derselben Loko-
motive allein geführten Zuge aufgetretenen Schwan-
kungen zurückzuführen.
Das Regeln der Fahrgeschwindigkeit auf den Gefäll-
strecken von 8٩/00 bis 21°00 erfolgte leicht und sicher,
wobei sich die Geschwindigkeitsschwankungen in ganz
geringen Grenzen bewegten.
Die Regulierfähigkeit der Bremse beweist besonders
gut die Fahrt auf dem 18 %o und 21 ~oo betragenden
Gefälle der Strecke Sigmundsherberg—Horn. Aus der
auf Tafel I, Abb. I gezeichneten Geschwindigkeits-
kurve nach dem Geschwindigkeitsmesser, Bauart Llauls-
hälter, der Lokomotive 18097 ıst zu ersehen, dafs
die Schwankungen in der Geschwindigkeit nur 2 km/st
auf und ab betragen.
Um zu ersehen, welcher Unterschied im Verlaufe
einer Schnellbremsung wahrzunehmen ist, wenn bei
demselben Zuge einmal alle beladenen, ein anderes mal
die gleiche Zahl leerer Wagen gebremst wird, die
Bremsprozente in beiden Fällen also die gleichen sind,
wurden am 20. September diesbezügliche Versuche vor-
genommen.
Die Bremswege ergaben keinen nennenswerten
Unterschied, es konnte jedoch deutlich wahrgenommen
werden, dafs im zweiten Falle (L, B,) das Auflaufen
viel stärker auftrat als im ersten, wenn alle beladenen
Wagen gebremst waren.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No, 737} 97
Ein Einflufs der gleichmäfsig und ungleichmäfsig
verteilten beladenen Wagen im Zuge konnte nur auf
das Auflaufen und Strecken beobachtet werden. Während
bei gleichmäfsig verteilter Last in der Nähe des ersten
Beobachtungswagens (16.—-18. Wagen) bei Schnell-
bremsungen aus Geschwindigkciten von 30—40 km/st
zuerst ein Auflaufen, dann immer ein fast vollständiges
Strecken, in der Nahe des dritten Beobachtungswagens
(56.--58. Wagen) dagegen ein Auflaufen ohne oder mit
nur mäfsigem Strecken auftrat, kehrte sich bei ungleich-
mäfsig verteilter Last das Bild um, so dafs in der Nähe
des ersten Beobachtungswagens ein blofses Auflaufen
ohne nachheriges Strecken, in der Nähe des dritten
Beobachtungswagens dagegen ein Gestrecktbleiben zu-
tage trat. Bei Betriebsbremsungen hängt das Mafs des
Auflaufens und Streckens davon ab, ob rasch oder nur
ganz langsam die Einbremsung des Zuges crfolgte.
Einige Wagen hinter der Lokomotive ist jedoch der
Zug wegen des Vorziehens der bei Betriebs- und Re-
gulierbremsungen nicht mitgebremsten Lokomotive gar
nicht oder nur ganz mälsig aufgelaufen. Ein auffallender
Abb. 6.
Zeitdauer für das Laden.
— 35cm Van in der Wagenbremsieitung
e dem Sonderbehälter
wom cm
Unterschied im Verlauf der Bremsungen bei gleichmäfsig
oder ungleichmafsig verteilten Bremswagen konnte
nicht wahrgenommen werden.
Die von verschiedenen Stellen des Zuges aus-
geführten Notbremsungen verliefen in allen Fällen
tadellos.
Beim Entbremsen dieses auf Gefällen angchaltenen
langen Zuges wurde wahrgenommen, dafs dasselbe
etwas vorsichtiger, d. h. langsamer erfolgen muls, als
bei den viel kürzeren Personenzügen, damit im vorderen
Zugteil keine Rucke und Schwankungen auftreten.
Bei Gefällen über etwa 15% empfichlt es sich überdies,
die Lokomotive erst dann zu entbremsen, bis der lang-
sam entbremste und auf die Lokomotive auflaufende
Zug diese zu schieben beginnt. Durch Beachtung
dieser kleinen Vorsichtsmafsregel ist bei dieser Güter-
zugbremse ein vollkommen stofstreies Anfahren auf
starken Gefällstrecken ermöglicht.
Verschiebungen von mit durchgehender Bremse
gebremsten Zugteilen ergaben gar keine Anstände und
keine Mchrbeanspruchung des Lokomotivfthrers.
Die im Sinne der zum Schlusse gegebenen Be-
schreibung der automatischen Vakuum-Gúterzugbremse
wiederholt vorgenommene bremsprobe bewährte sich
ganz vorzüglich, da dieselbe den Lokomotivführer in
die Lage versetzt, sich vor jeder Abfahrt ohne Mithilfe
irgend einer zweiten Person von dem ordnungsmälsigen
Zustande der Bremse Gewilsheit zu verschatten.
98 (No, 737)
Am 19. und 20. Oktober 1906 wurde der Brems-
probezug Vertretern österreichischer und ungarischer
Bahnverwaltungen, am 25., 26. und 27. Oktober dem
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
۱۱۰ März 1908)
herberg— Tulln und Sigmundsherberg—Hadersdorf—
| Kirchberg statt Ueber die Art der Zusammenstellung
und Abbremsung des Zuges und über die an diesen
Unterausschusse zur Prüfung der Frage der Ein- Tagen ausgeführten Bremsungen geben die Tabellen
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führung einer selbsttätigen durchgehenden Bremse vor- , im Verein mit den Abbildungen 2 und 3 Aufschlufs.
geführt. Die ersteren Probefahrten fanden auf den ' Von den am 25., 26. und 27. Oktober unternommenen
Strecken: Sigmundsherberg— Tulln und Sigmundsher- ` Fahrten ist überdies eine Kopie des Geschwindigkeits-
terg Hadersdorf— Kirchberg, die letzteren auf den messerstreifens der Lokomotive 18097 beigegeben
Absdorf—Hadersdorf—-Absdorf, Sigmunds- (Tafel 1, Abb. 1).
Strecken:
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99
[No. 737]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Márz 1908]
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[1. März 1908]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 737]
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GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 737]
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Abb. 8.
Schaubild der Bremswege, umgerechnet auf horızontale Strecke.
[No. 737] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [1. Marz 1903}
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Versuche mit Vorspann-Lokomotive.
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Auch sind Kopien der vom Schreibapparat im 74. zu Punkt 2. der leere und vollbeladene Zug,
bezw. 15. pee 7 a Schaulinien ange- $
schlossen (Tafel 2). bis 60 km/st,
Durch die vom 19, September bis 27. Oktober 1906 e » 10. Herabfahren des Probezuges am Arlberg
durchgeführten Bremsprobefahrten erscheint der gröfsere (31°00), Vorarlbergerseite,
Teil der im Programme des Unterauschusses auf-
gestellten Punkte ganz oder teilweise erfüllt. “mit der Personenzugbremse,
Vorzufúbren wáre demnach noch nach dem Pro-
gramm:
A » 14. ein Zug von 200 Achsen.
(Schlufs folgt.)
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۹ d. ein kürzerer Zug bei Geschwindigkeiten
۹ » Il. Zusammenarbeiten der Güterzugbremse
[1. März 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
INo. 137] 105
Verschiedenes
Schulreform. Dem Herrn preufsischen Minister der
geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten haben
die Vorstände des Vereins ‘deutscher Ingenieure, des allge-
meinen deutschen Realschulmännervereins, des Vereins zur
Förderung des lateinlosen höheren Schulwesens, des Vereins
für Schulreform, des Vereins deutscher Chemiker folgende
Wünsche bezüglich der Fortführung der Schulreform mit
einer näheren Begründung in einer Eingabe vorgetragen:
l. Die Gleichberechtigung der drei höheren Schulen ist
vollständig durchzuführen.
2. Im Interesse einer als notwendig anerkannten stärkeren
Berücksichtigung moderner Bildungsmittel, der Naturwissen-
schaften und der neueren Sprachen, ist folgendes erforderlich:
a) Es müssen an jedem Orte mit isoliertem Gymnasium
alten Systems, sofern die direkte Umwandlung der
Anstalt in eine Reformschule mit Gabelung in den
oberen Klassen untunlich erscheint, zunächst griechisch-
lose Nebenklassen eingerichtet werden, welche bei
genügender Schülerzahl bis zur Reifeprüfung fortzu-
führen sind.
b) Bei jeder Neugründung einer höheren Schule als
einziger Anstalt in einem Orte ist nur eine Realschule
zu genehmigen, der bei Bedarf von Untertertia an
Retormschulnebenklassen anzugliedern sind, so dafs
dann die Anstalt eine Realschule und, je nach der
Ausgestaltung der Reform-Untersekunda, ein Reform-
Progymnasium oder ein Reform-Realprogymnasium
umfafst.
c) Zur Aufnahme der Absolventen der in kleinen Orten
befindlichen Realschulen und Proreformschulen müssen
in Jeder Provinz, soweit sie nicht schon vorhanden
sind, Oberrealschulen und Reformschulen in, plan-
mäfsiger örtlicher Verteilung eingerichtet werden.
Das Recht des Patentinhabers im Falle einmaliger Ver-
letzung seines Patents. Der Inhaber eines Patentes hatte
in Erfahrung gebracht, dafs eine Firma in einem Falle bei
einer grofsen Anlage sein Patent zur Anwendung gebracht
habe. Freilich erlangte er diese Kenntnis zu einer Zeit, als
die fragliche Firma bereits in andere Hände übergegangen
war und der frühere Inhaber dem Käufer gegenüber die
Verpflichtung übernommen hatte, künftighin überhaupt nicht
mehr in dem in Betracht kommenden Geschäftszweige tätig
zu sein. Trotzdem strengte der Patentinhaber gegen den
früheren Firmenbesitzer eine Klage an, mit welcher er ver-
langte, dem Beklagten solle die fernere Beeinträchtigung
seiner Rechte untersagt und fernerhin grundsätzlich auferlegt
werden, ihn — den Kläger — zu entschädigen. — Der Be-
klagte wandte ein, die Klage sei völlig unbegründet; erstens
habe er nur ein einziges Mal das Patent des Klägers ver-
letzt, und sodann habe er sich doch dem Käufer seines
Geschäftes gegenüber ausdrücklich verpflichtet, keine Ge-
schäfte der fraglichen Art mehr zu betreiben. Schliefslich
aber habe er auch an der Anlage, bei der er das Patent
des Klägers zur Anwendung brachte, überhaupt nichts ver-
dient, sodafs die Schadensersatzforderung vollkommen un-
billig sei. — Das Oberlandesgericht Hamburg hat jedoch den
Anspruch des Klägers gebilligt und den Beklagten demgemäfs
verurteilt. Die einmalige Patentverletzung genüge, um die
Besorgnis weiterer Zuwiderhandlungen zu rechtfertigen.
Wenn der Beklagte auch sein Geschäft verkauft und sich
dem Käufer gegenüber verpflichtet hat, in Zukunft in dem
in Betracht kommenden Geschäftszweige nicht mehr tätig
zu sein, so bietet dieser Umstand doch noch keine Garantie
dafür, dafs der Beklagte seinen früheren Geschäftsbetrieb
nicht wieder aufnimmt. Es ist auch zu besorgen, dafs der
Beklagte in einem solchen Falle wiederum das Patent des
Klägers verletzt; hat er doch ausdrücklich erklärt, er sei
berechtigt gewesen, so zu handeln, wie er getan. — Der
Beklagte hat fernerhin bestritten, einen Gewinn erzielt zu
haben. Indessen bedarf es in diesem Stadium des Verfahrens
eines Beweises hierüber nicht, da nach der allgemeinen
Sachlage anzunehmen ist, dafs irgend ein Verdienst erzielt
ist, und der Beklagte auch nichts angegeben hat, woraus
auf das Gegenteil geschlossen werden könnte.
(Gerichts- und Verwaltungs-Korrespondenz.)
Roheisenerzeugung in Deutschland und Luxemburg.
Nach den Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und
Stahlindustricller betrug die Roheisenerzeugung in Deutsch-
land und Luxemburg während des Monats Dezember 1907 ins-
gesamt 1106 375 t gegen 1112225 t im November 1907 und
1 064 638 t im Dezember 1906.
Die Erzeugung verteilte sich auf die einzelnen Sorten
wie folgt, wobei in Klammern die Erzeugung für Dezember
1906 angegeben worden ist: Giefsereiroheisen 196 347
(175 267) t, Bessemerroheisen 38 838 (42 753) t, Thomasroh-
eisen 716267 (698244) t, Stahl- und Spiegeleisen 86 759
(80 590) t und Puddelroheisen 68 164 (67 784) t.
Die Gesamterzeugung des Jahres 1907 betrug 13 045 760 t,
gegen 12473067 t im Jahre 1906. Die Verteilung auf die
einzelnen Sorten stellt sich 1907 gegen 1906 wie folgt:
1907 1906
Giefsereiroheisen 2 259 416 t 2 103 684 t
Bessemerroheisen 471 355 t 482 740 t
Thomasroheisen . 8 494 226 t 8 088 534 t
Stahl- und Spiegeleisen 1 034 650 t 934 573 t
Puddelroheisen 786 113 t 854 536 t.
Unter den Erzeugungsbezirken nimmt Rheinland-West-
falen nach wie vor die erste Stelle ein. Die Erzeugung betrug:
1907 1906
in Rheinland-Westfalen 5446 124 t 5 142 783 t
in Lothringen-Luxemburg 3 989 922 t 3 887 600 t
im Saarbezirk ۰ 950 446 t 901 252 t
in Schlesien ee 938 658 t 901 345 t
im Siegerland, Lahnbezirk und
Hessen-Nassau ee 889 906 t 851 020 t
in Hannover und Braunschweig 468 829 t 442 969 t
in Bayern, Württemberg und
Thüringen 202 900 t 188 308 t
in Pommern 158 975 t 157 790 t.
In immer steigendem Mafse wird in Deutschland Thomas-
roheisen, hauptsächlich in Rheinland-Westfalen und Lothringen
und Luxemburg erzeugt, gestiegen ist auch die Produktion
des Giefscreiroheisens, für das dieselben Bezirke, daneben das
Siegerland und Pommern vornehmlich in Betracht kommen;
auch Stahl und Spiegeleisen ist in der gewonnenen Menge
gestiegen, während der Rückgang des Puddeleisens, das
hauptsächlich in Schlesien und im Siegerland erzeugt wird,
auch im vergangenen Jahre angehalten hat. Die Produktion
von Bessemerroheisen hat sich nur wenig verändert.
Die 49. Hauptversammlung des Vereines deutscher
Ingenieure findet in diesem Jahre in Dresden statt und zwar
in den Tagen vom 29. Juni bis 1. Juli.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum nichtständigen Mitgiiede des Patentamts
der Privatdozent an der Techn. Hochschule in Berlin
Professor Dr. Otto ۳ ۰
Militárbauverwaltung Preufsen.
Versetzt: zum l. März 1908 der Militärbauinspektor
in Metz V Duerdoth als Vorstand des Militärbauamts 1
nach Berlin und der Militárbauinspektor Lorenz, techn. Hilfs-
arbeiter bei der Intendantur des IV. Armeekorps, als Vor-
stand des Militárbauamts V nach Metz.
106 [No. 737]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. März 1908]
Militarbauverwaltung Sachsen.
Auf seinen Antrag aus dem Dienste der Militär-
verwaltung entlassen: unter dem 31. März der Militár-
bauinspektor Koch, Vorstand des Militarbaukreises Freiberg.
Preufsen.
Ernannt: zum Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor
der Reg.-Baumeister Alfred Masur in Posen (Eisenbahn-
baufach);
zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Bauführer Walter Chop
aus Frankenhausen, Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt
(Maschinenbaufach), Karl Purrucker aus Trier, Flermann
Kann aus Hannover, Max Grabski aus Berlin, Georg Bliers-
bach aus Brück, Kreis Mülheim a. Rh., Ludwig Brugsch aus
Göttingen, Heinrich Schütz aus Emden (Eisenbahnbaufach),
Friedrich Eckert aus Bergen a. d. Dumme, Kreis Lüchow
(Wasser- und Strafsenbaufach), Hans Günther aus Bremen,
Philipp Rappaport aus Berlin, Rudolf Cuno aus Wittenberg,
Reg.-Bez. Merseburg, Wilhelm Fahlbusch aus Hannover,
Wilhelm Lübbert aus Röhlinghausen, Kreis Gelsenkirchen,
und Hans Metternich aus Rofslau im Herzogtum Anhalt
(Hochbaufach). |
Verliehen: die Stelle eines Mitgliedes der Kgl. Eisen-
bahndirektion in Kattowitz dem Reg.- und Baurat Stock-
fisch, die Stelle eines Mitgliedes der Kgl. Eisenbahndirektion
in Frankfurt a. M. dem Grofsherzogl. hessischen Reg.- und
Baurat Stieler, bisher Vorstand der Fisenbahnmaschinen-
inspektion in Darmstadt sowie die Stelle des Vorstandes
der Eisenbahnbetriebsinspektion I in Kattowitz dem Eisen-
bahn-Bau- und Betriebsinspektor Otto Oppermann.
Beigelegt: das Prädikat Professor dem Dozenten an
der Techn. Hochschule in Hannover Dr.. Ina. Erich Beckmann.
Zur Beschäftigung überwiesen: die Reg.-Bau-
meister des Hochbaufaches Huhn dem Kgl. Polizeipräsidium
in Berlin und Heusgen (bisher beurlaubt) der Kgl. Regierung
in Hannover.
Versetzt: der Landbauinspektor Schindowski
Breslau nach Königsberg i. Pr., die Reg.-Baumeister des
Hochbaufaches Haufsig von Friedeberg N.-M. nach Wreschen,
Goehrtz von Hannover nach Filehne und Ihnken von Berlin
nach ۰
Die Versetzung des Reg.-Baumeisters Sunkel in Allen-
stein nach Briesen ist rückgängig gemacht, dagegen ist der
Reg.-Baumeister Waldheim von Wiesbaden nach Briesen
versetzt worden.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Reg.-Baumeistern Louis Hermeking
in Osnabrück, Friedrich Kühnau in Osnabrück, Theodor
Brockmann in Königsberg i. Pr. (Wasser- und Strafsenbau-
fach), Julius Kallmeyer in Halle a. S., Robert Gaedicke und
Hermann Heilbrun in Berlin sowie Johannes v. Poellnitz in
Kiel (Hochbaufach).
von
Bayern.
Ernannt: zu Eisenbahnassessoren die Reg.-Baumeister
Joseph Schelbert bei der Eisenbahndirektion in Würzburg,
Karl Horbelt bei der Eisenbahndircktion in Nürnberg und
Harald Kull bei der Eisenbahndirektion in München.
Befördert: zu Direktionsräten die Vorstände der Be-
triebs- und Bauinspektionen Direktionsassessoren Max Ruidisch
in Donauwörth und Matthäus Schönberger in Mühldorf, die
Vorstände der Maschineninspektionen Direktionsassessoren
Ludwig Ammon in Ingolstadt, Julius Barth ın Regensburg
und Emil Leykauf in ۰
Verliehen: der Titel und Rang eines aufserordentl.
Professors den Privatdozenten an der Kgl. Techn. Hochschule
München Dr. Georg Rhode und Dr. Maximilian Weber.
Angestellt: als Reg.-Baumeister bei dem Kgl. Wasser-
versorgungsbureau Karl Röhrl in München und Arnold
Schneider in Nürnberg.
|
|
!
Verkehrsangelegenheiten Friedrich Rünnewolff zum Eintritt
in den Dienst der pfälzischen’ Eisenbahnen.
Sachsen.
Ernannt: zum Vorstand des Landbauamtes Bautzen der
mit der stellvertretungsweisen Verwaltung dieses Landbau-
amtes beauftragte Baurat August Bernhard Max Schnabel;
zum Bauinspektor bei der Staatseisenbahnverwaltung
der Reg.-Baumeister Poppe;
vom 1. April ab zum ordentl. Professor für Photographie
an der Techn. Hochschule in "Dresden der aufserordentl.
Professor an der Universität Leipzig Dr. phil. Robert Luther.
Baden.
Ernannt: zum Reg.-Baumeister der Ingenieurpraktikant
Friedrich Neßler aus Karlsruhe; derselbe ist der General-
direktion der Staatseisenbahnen zugeteilt worden.
Versetzt: die Reg.-Baumeister Dr. Otto Hefft bei der
Generaldirektion der Staatseisenbahnen zur Maschinen-
inspektion Karlsruhe, Wilhelm Büchner in Ueberlingen zur
Kulturinspektion Konstanz, Ernst Langsdorff in Offenburg
zur Wasser- und Strafsenbauinspektion Donaueschingen,
Adolf Eisenlohr in Donaueschingen zur Rheinbauinspektion
Öffenburg und Friedrich Noll bei der Verwaltung der Haupt-
werkstätte zur Maschineninspektion Konstanz.
Oldenburg.
Ernannt: zum Eisenbahnbauinspektor
Baumeister Wohlschlager in Oldenburg.
der Reg.-
Hessen.
Ernannt: zum Vortragenden Rat in der Abt. für
Landwirtschaft, Handel und Gewerbe des Minist. des Innern
der Kulturinspektor der Kulturinspektion Darmstadt ۶
August Mangold unter Verleihung des Amtstitels Oberbaurat
mit Wirkung vom 1 April 1908 an;
zum Mitglied einer Eisenbahndirektion in der hessisch-
preufsischen Eisenbahngemeinschaft der Reg.- und Baurat
Heinrich Stieler, Vorstand der Eisenbahnmaschineninspektion
Darmstadt.
Auf sein Ansuchen aus dem Staatsdienste ent-
lassen: der Reg.- und Baurat Arthur Wolpert, bisher
Mitglied der Kgl. Eisenbahndirektion in Frankfurt a. M.
Bremen.
Ernannt: zum Bauinspektor bei der Baudeputation,
Abt. Strafsenbau, der bisherige Baumeister bei der Hafen-
bauinspektion in Bremerhaven Edmund F. Zaleski.
Elsafs-Lothringen.
Ernannt: zum Kreisbauinspektor der Reg.-Baumeister
Walter, zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Bauführer Wendel
und Dr.. Jng. Fiedler.
Beauftragt: mit der Verwaltung der Stelle des Melio-
rationsbauinspektors für die Ill in Strafsburg der Kreisbau-
inspektor Walter.
Herr Zivilingenieur Dr. phil. E. Múllendorff in Berlin,
Búlowstr. 6, welcher seither beim Kgl. Kammergericht und
im Bezirk der Landgerichte I, H und Hl Berlin für das
Gesamtgebiet der Elektrotechnik beeidigt war, ist bei
denselben Gerichten nunmehr auch für Patentangelegenheiten
auf dem Gebiet der Elektrotechnik, der Mechanik und des
Maschinenbaus allgemein becidigt worden.
Gestorben: Wasserbauinspektor Baurat Karl Schmidt
in Danzig, Geh. Baurat Schiwon, Vorstand der Eisenbahn-
maschineninspektion in Liegnitz, Militárbauinspektor Karl
Stoffels, techn. Hilfsarbeiter bei der Intendantur des VII.
Armeekorps in Münster, Baurat Max Wellmann, Vorstand
des Militärbauamts Berlin HI, Geheimer Baurat Spanke,
Kreisbauinspektor in Dortmund, Bezirksbauinspektor Fritz
Urlaub erteilt: für die Zeit vom 1. Februar bis zum Kempter in Reutlingen und Kommerzienrat Rudolf
31. Dezember 1908 dem Regierungsrat im Staatsminist. für Hegenscheidt in Berlin.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Rezter.-Baumeister a D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin
[15. März 1908]
GLASERS- ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 738] 107
Versuche mit der automatischen Vacuum-Güterzug-Schnellbremse*)
(Hierzu Tafel 1—3, sowie 9 Abbildungen)
(Schlufs von Seite 104)
Bericht Il
des k. k. österr. Eisenbahnministeriums
über die im April--Mai 1907 auf der
Arlberg-Strecke Langen—Bludenz—Feldkirch
der k. k. österr. Staatsbahnen durchgeführten
Versuchsfahrten. |
Nach Schlufs der Bremsprobefahrten im Oktober
1906 wurde der Bremsprobezug dem regelmäfsigen
Verkehr übergeben, um in den Wintermonaten Er-
fahrungen über die Bewährung und das Verhalten der
Einzelteile der Bremse zu ۰
Es wurden aus den 75 Wagen vier Züge gebildet
und mit denselben Regiekohle in Galizien aus dem
galizischen nordwestlichen Kohlenbecken nach den ver-
schiedenen Verbrauchsstellen befördert.
Jeder dieser Züge wurde mit der durchgehenden
Bremse, welche auf alle Achsen wirkte, gebremst und
nach Einschulung des Personals nur mit einem Zug-
führer und einem Schlufsbremser besetzt.
Das Verhalten der Bremse war während der ganzen
Verkehrsperiode dieser Züge in dem vergangenen be-
sonders anhaltenden schnee- und frostreichen Winter
tadellos.
Mitte März 1907 wurde der Probezug wieder nach
Tulln gebracht und hier die Bremseinrichtung gründlich
untersucht. Die Untersuchung ergab einen vollkommen
betriebsfähigen Zustand der Bremse. Insbesondere
wurde auch gefunden, dafs sich die Durchschlagzeit
und Durchschlaggeschwindigkeit nicht geändert hat.
Mitte April 1907, durch die abnormen Schnee- und
Witterungsverháltnisse in den Alpen etwas verspätet,
wurde der Probezug nach dem Arlberg abgesendet.
Derselbe lief von Tulln bis Salzburg, von Lokomotive
No. 18097 gezogen, ungeteilt und mit der automatischen
Bremse gebremst (50 pCt. der Achsen); von Salzburg
bis Landeck in zwei Teile geteilt, wobei jener von
Lokomotive 18097 gezogene Teil weiter automatisch
gebremst wurde.
Am 18. April 1907 befuhr der erste Probezug, 30
leere Wagen mit 59 gebremsten Achsen, den Arlberg
von Landeck bis Bludenz. Das Einbremsen des Zuges
auf gleichförmige Geschwindigkeit auf den 29 und 30°; oo
betragenden Gefällen machte dem den Arlberg zum
ersten Male befahrenden Wiener Lokomotivführer keine
Schwierigkeiten.
Unterdessen wurden 15 Wagen mit je etwa 20 t,
14 Wagen mit je etwa 10 t Schotter beladen und am
20. April in gleicher Reihenfolge wie bei dem im Oktober
1906 vorgeführten Zug in den Versuchszug eingestellt.
Mit Rücksicht auf die etwas höhere Beladung einzelner
Wagen wuchs das Gesamtgewicht des Wagenzuges
gegenüber dem von 1093,7 t im Herbste 1906 auf 1098,1 t.
Die Probefahrten wurden mit den in Tabelle A
Seite 95 und Abb. 2 u. 3 angegebenen Fahrbetriebsmitteln,
Zuglängen, Verteilungen der gebremsten und beladenen
Wagen mit einer oder zwei Lokomotiven durchgeführt.
Am 4. Mai wurde der Probezug Vertretern öster-
reichischer und ungarischer Bahnverwaltungen auf der
Strecke Langen—Bludenz, am 23., 24. und 25. Mai dem
Vereinsunterausschufs zur Prüfung der Frage der Ein-
führung einer selbsttätigen durchgehenden Bremse für
Güterzüge auf den Strecken Langen—Bludenz und
Bludenz—Braz, ferner am 27., 28. und 29. Mai einer
internationalen Gesellschaft von Vertretern fremder
Regierungen, Militärbehörden und Bahnverwaltungen
in der Station Bludenz und auf der Strecke Langen—
Bludenz—Feldkirch vorgeführt. (Abb. 9.)
°) Berichtigung: In No. 737, S. 93, linke Spalte, Zeile 7 von
unten mufs es heilsen: „795 m“ (statt 295 m) und S. 95, in Tabelle
A, letzte Zeile: „0,65 kg Kolbendruck“ (statt 0,55 kg Kolbendruck).
|
Die Ergebnisse einiger Probefahrten sind in
den Tabellen, den Geschwindigkeitsmesserschaulinien,
Tafel I, und den Schaulinien einzelner Schnell-
bremsungen (hier nicht wiedergegeben) niedergelegt.
Dazu ist folgendes zu bemerken:
Das Regeln der Geschwindigkeit auf den27,8—31,4 % vo
betragenden, nur durch ganz kurze wagerechte Strecken
in den Stationen unterbrochenen Gefällen des Arlbergs
erfolgte sicher und ohne Schwierigkeit, wobei sehr
gleichförmige Geschwindigkeiten eingehalten werden
konnten. (Tafel 1.)
Dabei mufs hervorgehoben werden, dafs bei den
langen Zügen ein Aufladen der Bremse während der
113—2'%4 stündıgen Fahrt in keiner Weise möglich war,
da schon bei etwa 25—30 cm Vacuum in der Haupt-
rohrleitung, entsprechend einer Einbremsung des Zuges
von 10—5 cm Druckdifferenz, der Zug sowohl am
Gefälle als auch in den Stationen schon ins Rollen
kam. Das Vacuum in den Bremszylinderoberteilen
sank dabei nicht, sondern stieg noch in dem Mafse als
sich der Zug dem Fuise des Arlbergs näherte.
Die in Zeitabschnitten von je 10 Minuten bei der
Fahrt am 23: Mai nachmittags gemachten Aufschreibungen
(siehe Tabelle und Tafel I) über die Höhe des Vacuums
in der Hauptrohrleitung und in den Bremszylinderober-
teilen an drei Beobachtungsposten ergaben im Mittel
eine Zunahme des Vacuuns in der Bremszylinderober-
kammer, welche Zunahme auf die durch die Seehöhen-
difterenz zwischen Langen und Bludenz von 658 m
bedingte Luftdruckzunahme zurückzuführen ist, um
2'/z cm. Es ist somit die anfangs verfügbare, während
der ganzen langen Fahrt nicht aufzufrischende Brems-
kraft nicht nur erhalten, sondern sogar während der
Talfahrt allmählich um die Druckdifferenz von 22/2 cm
erhöht worden. Eine Erschöpfung der Bremse ist da-
her nicht zu befürchten.
Das Anhalten des Zuges auf den Gefällen und in
den Stationen, durch Schnell- oder Betriebsbremsungen
aus eingebremstem Zug, erfolgte sanft und 0۰
Das Anfahren sowohl im Gefälle als auch in den
Stationen, in welchen etwa */ des Zuges immer im
Gefälle standen, vollzog sich unter Beachtung der in
dem Bericht I, Seite 97 angegebenen Verhaltungsmafs-
regel vollkommen sanft und stofsfrei.
Bei der Durchfahrt des langen Zuges durch Gefäll-
brüche auf der Strecke und den Stationen, ferner durch
scharfe Weichen- und Streckenkurven machten sich zu-
weilen an einzelnen Stellen im Zuge mehr oder minder
fühlbare Schwankungen und Rucke bemerkbar, die auf
die plötzlich auftretenden und wieder verschwindenden
Widerstandsänderungen und Massenwirkungen zurück-
zuführen sind und mit dem Bremssystem in keinem
Zusammenhange stehen.
Die Abbremsung der Züge auf der Gefällstrecke
‚Langen—Bludenz wechselte von 30,3 bis 98,2 Brems-
prozenten (Spalte 6 der Tabellen). Die Abbremsung
von 42 Bremsprozenten entspricht annähernd derheutigen
Vorschrift für mit durchgehender Bremse und 35 km/st
Maximalgeschwindigkeit am Arlberg gefahrene Per-
sonenzüge. Die Abbremsung von ctwa 30,3 Brems-
prozenten ergab sich bei ganz beladenem Zug, bei
welchem 96 und 100 pCt. der Achsen gebremst waren.
Bei 42 Bremsprozenten mufste behufs Einhaltung
von gleichförmigen Geschwindigkeiten von 15—35 اد
am Gefälle im Mittel die halbe verfügbare Bremskraft
aufgewendet werden, wobei jedoch die Lokomotive
immer ungebremst mitlief. |
Bei dem vollbeladenen, mit etwa 30 Bremsprozenten
gebremsten Zug mufste bei nassen Schienen bei einer
Geschwindigkeit von 30 km/st kurze Zeit der gesamte,
bei dem Tender und dem Wagenzuge verfügbare Brems-
druck, entsprechend dem mit zunehmender Geschwindig-
Nachdruck des Inhaltes verboten.
108 (No. 738]
keit stark abnehmenden Reibungskoeffizienten zwischen
Rad und Bremsklotz, aufgewendet werden, um den Zug
sicher in Gewalt zu haben. Die Lokomotivbremse stand
hierbei noch immer als Reserve zur Verfügung.
Um zu sehen, wie weit heruntergebremst werden
mufs, wenn bei dem vollbeladenen Zuge der Brems-
druck um etwa 16 pCt., entsprechend einer Abbremsung
des leeren Wagens von 86 pCt. erhöht wird, wurde
am 19. April nachmittags mit einem Arbeitsvacuum von
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[15. Marz 1908 ]
wird in diesem Falle am Tender der Schublokomotive
angehängt und mit der Hauptrohrleitung desselben ver-
bunden. Die Bremsungen, sowohl von der Zug- als
auch von der Schublokomotive aus, ergaben tadellose
Resultate. Aufser bei zwei Probefahrten wurde diese
Art der Bremsung einige Male bei der Hinaufbeförderung
des Probezuges nach Langen mit den Lokomotiven
No. 18097 und 60175 ohne Anstand angewendet. Es
ist somit durch diese Fahrten der im Programme von
42 cm gefahren. © | Riva ‘nicht vorgesehenen Art der Förderung von Zügen
Abb. 9.
Bremsversuche mit Güterzügen
mit durchgehender Bremse.
Längenprofile der Versuchsstrecken.
Langen - Bludenz.
Siahonen
Nergurngern %s
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Die Steigungen von Eech bis Dalams wechseln zwischen 974 dis 304%, Die Steigungen vor Dalaas Bis 2۳:6 وه wechse
Similiche nrchl deschriedene Hadien sind 250m.
Bludenz -Feldkirch |
Statroneri
Sfrafınharsen
9 Bludenz
Voigt ngen Yeo
SPattonsendfernung
Glershoge 7
- A
a عم وود 13177 2 $
e
bezüglich Bremsung mit durchgehender Bremse Rechnung
getragen worden.
Nachzutragen ist noch, dafs aufser den in dem
Bericht I angegebenen Minimal-Stárken der Zugvor-
richtung die Bufferfedern einen Hub von 130 mm mit
einer Maximal-Spannung von etwa 4000 kg besitzen
und den Zugvorrichtungsfedern gleich sind, welche,
60 mm Spiel besitzend, eine Maximal-Spannung von
etwa 2500 kg aufnehmen.
Die Fahrten auf der Strecke Bludenz—Feldkirch
mit Neigungen von 10°00 sind eine Wiederholung der
Bei der Talfahrt mit zwei Lokomotiven an der
Spitze des Zuges muíste bei gleicher Geschwindigkeit
und gleicher Abbremsung des Zuges eine etwas höhere |
Bremskraft als bei einer Lokomotive aufgewendet werden,
entsprechend dem vergröfserten nicht gebremsten Loko-
motivgewicht.
Zur Entscheidung, ob bei Anwendung von Schub-
lokomotiven, was auf Gebirgsbahnen die Regel ist, die
Mitbremsung der an den Zug angekuppelten Schub-
lokomotive möglich ist, wurden die Versuchsfahrten am
7. Mai und 24. Mai ausgeführt. Das Anhängeventil
109
(No 738]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. März 1908]
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[15. März 1908)
auf den Strecken Sigmundsherberg-— Tulln und Absdorf
—-Hadersdorf im Herbst 1906 vorgenommenen Probe-
fahrten.
Durch die Versuche am Arlberg erscheinen somit
der Punkt 2, bezüglich des vollbeladenen Zuges, und
Punkt 10 des Progr amms von Riva erledigt.
Es wären seitens des Eisenbahnministeriums somit
noch zu erfüllen:
Punkt 2, bezüglich des leeren Zuges,
۱ 1 1 und
2 14.
Die Vacuum Brake Company Limited, General-
Repräsentanz in Wien, bemerkt zu den Versuchen noch
folgendes:
Wir möchten besonders auf die aufserordentliche
Durchschlagsgeschwindigkeit (Fortpflanzungsgeschwin-
digkeit der Bremswirkung) von 355 bis 304 m in
l Sekunde aufmerksam machen, welche jedoch die
allgemein anerkannte grolse Regulierfähigkeit unserer
Bremse in keiner Weise beeinträchtigt, “während die
grölste von anderen Bremsen bekannte Durchschlags-
geschwindigkeit nur etwa 235 m beträgt.
Das Schlufsventil (Anhängeventil) bietet dem
Lokomotivfthrer ein untrügliches Mittel, sich vor Abfahrt
des Zuges ohne Mithilfe einer zweiten Person von dem
ordnungsmafsigen Zustand der Bremse zu überzeugen.
Hervorzuheben ist, dals nach einer Regulierungs-
bremsung bis zu einem Vacuum von nur 6 cm eine
Schnellbremsung noch eingeleitet werden kann.
Es wird wohl nur mit unserer Bremse möglich
sein, einen Zug in der Länge und im Gewichte unseres
Versuchszuges über die langen und steilen Gefälle der
Arlbergstrecke mit bei den Versuchen festgestellten
äulserst geringen Abweichungen von den vorge-
schriebenen Geschwindigkeiten herabzubefördern.
Nicht unerwähnt wollen wir lassen, dafs während
der zahlreichen Versuchsfahrten sowie der Fahrten zu
und von den Versuchsstellen etwa 1600 Bremsungen
anstandslos vorgenommen wurden.
Die mit unserer automatischen Vacuum-Güterzugs-
Schnellbrense erzielten aufserordentlichen Erfolge, die
nur durch die tatkräftige Unterstützung und das weitest-
gehende Entgegenkonmen des k. k. österr. Eisenbahn-
Ministeriums möglich waren, haben sicherlich einen
wertvollen Beitrag zur Lösung der Frage der Güterzug-
bremsung geliefert.
Die Versuche werden im Frühjahr 1908 zur Er-
füllung der noch nicht erledigten Programmpunkte fort-
gesetzt werden.
Selbstverstándlich kann diese Bremse ohne weiteres
auch bei Personen führenden Zügen verwendet werden.
Bei Zügen bis zu etwa 350 m Lange ist die Verwendung
eines Anhängeventiles überflüssig, jedoch müssen ın
diesem Falle die Schnellbremsventile bis zur Voll-
bremsung often bleiben.
Beschreibung
der automatischen Vacuum-Güterzugbremse.
(Tafel 3, Abb. 1.)
Die Ausrüstung der Lokomotive und des Tenders ist
mit jener der Personenzugbremse gleich. Die Loko-
motive ist gesondert, der Tender immer mit dem
Zuge gebremst. Die Ausrüstung der Lokomotive besteht
¡úr die Bremsung des Tenders und des Zuges aus
einem Doppelluftsauger Z mit angeschlossener Dampf-
Ein- und Ausströmleitung und der Wagenbremsleitung
(Ilauptrohrleitung). Die am Doppelluftsauger angebrachte
Klappe A dient zur Bremsung der Lokomotive bei ganz
ausgelegtem Bremshebel für Voll- oder Schnellbremsung
des Zuges, zu welchem Zweck sie durch eine eigene
Rohrleitung mit den Bremszylindern der Lokomotive
in Verbindung steht.
Die für die Bremsung der Lokomotive dienende
Einrichtung besteht aus einem kleinen einfachen Luft-
sauger 4 an dem eine Dampfleitung und die zu den
Lokomotivbremszylindern 3 und zur Klappe A’ führende
Luftleitung angeschlossen ist. Die Luftleitung ist zur
vorderen Brust der Lokomotive und zur rückwärtigen
A) Lokomotive und Tender.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
H
[No. 738] 113
Brust des Tenders geführt, um die Bremsung der Zug-
lokomotive von einer Vorspannlokomotive aus zu er-
möglichen. Die Luftverdünnung für die Bremsung des
Zuges beträgt 35 cm, jene der Lokomotive 52cm. An
der zur vorderen Brust der Lokomotive führenden
Wagenbremsleitung ist ein Schnellbremsventil S an-
gebracht.
Die Bremseinrichtung des Tenders besteht aus einem
oder zwei Bremszylindern 3 mit Sonderbehältern Æ,
welche durch Rohre mit der Wagenbremsleitung in
Verbindung stehen. Auf der Wagenbrensleitung sitzt
ein Schnellbremsventil A, welches ebenso wie das auf
der Lokomotive angebrachte bei einer Schnellbremsung
etwa 2 Sekunden lang Luft in die Hauptrohrleitung ein-
strömen läfst.
(Tafel 3, Abb. 2.)
Die Bremsausrüstung eines Wagens bildet ein
Bremszvlinder 2 mit zugchórigem Sonderbehälter A.
Auf der durchgehenden Hauptrohrleitung ist ein Schnell-
bremsventil S angebracht, welches bei ‘einer Schnell-
bremsung Luft direkt in die Hauptrohrleitung und aus
dieser in den Bremszvlinder eintreten láfst, jedoch nur
etwa La der Zeit offen bleibt, welche der Bremszylinder
zur Vollfüllung erfordert. Unterhalb des Schnellbrems-
ventiles ist ein Drosselungsstück und ein Absperrhahn
B) Wagen.
eingebaut, welchem die Rohrleitung zum Brems-
zylinder ۰
Zum Entbremsen abzustellender Wagen ist am
Sonderbehälter oder an ciner von ihm abzweigenden
Rohrleitung eine Entbremsluftklappe A angebracht.
Leitungswagen erhalten die durchgehende Haupt-
rohrleitung mit Schnellbremsventil. Bei Wagen mit
Notbrenseinrichtung zweigt von der Hauptrohrleitung
ein vertikales mit einer Klappe abgeschlossenes Rohr
ın das Bremserhaus ab.
C) Bremszylinder. (Tafel 3, Abb. 3.)
Der für die Güterzugbremse das erste Mal in
Verwendung genommene Bremszvlinder unterscheidet
sich von den bisher ausgeführten Bremszylindern da-
durch, dafs das Kugelventil nicht am Zylinderkörper,
sondern im Kolben untergebracht ist. Durch diese An-
ordnung wird der grofse Vorteil erzielt, dafs das Kugel-
ventil die Dichtheit des Bremszvlinder-Oberteiles bei
angehobenem Kolben nicht beeinflufst, da dasselbe in .
dieser Stellung des Kolbens durch den Rollring vom
Bremszylinder- Unterteil ganz abgeschaltet ist, somit
der Rollring allein die gute Abdichtung dieser beiden
Räume gegeneinander besorgt.
Ferner lassen sich bei dieser Bremszylindertype
die Anschlüsse an die Llauptrohrleitung und den Sonder-
behälter in einfachster Weise bewerkstelligen.
D) Schnellbremsventil. (Tafel 3, Abb. 4.)
Das Schnellbremsventil besteht aus einem Glocken-
ventil 4 mit darüber befindlichem Behälter Il und dem
in die durchgehende Hauptrohrleitung eingeschraubten
Krcuzstúck. Das Glockenventil besitzt unten das
Loch 1 und oben seitlich cin Loch 2. Am unteren
Ende des Kreuzstückes ist das Drosselungsstück d
und der Absperrhahn A angebracht.
Die Wirkungsweise des Schnellbremsventiles ist
folgende: Beim Laden der Bremse wird aus der
Hauptrohrleitung und durch das Loch 1 auch aus dem
Behälter II die Luft ausgesaugt. Wird eine Betriebs-
bremsung oder eine Regulierbremsung ausgeführt
(langsames Einströmenlassen von Luft in die Wagen-
bremsleitung), so wird sowohl unterhalb als auch ober-
halb des Glockenventiles 4 die Luftverdünnung gleich-
zeitig langsam zerstört, das Ventil bleibt somit ın Ruhe.
Bei einer Schnellbremsung (plötzliches Zerstören
der Luftverdünnung) wird das Glockenventil 4 durch
den plötzlich auftretenden Ueberdruck von unten nach
oben geschleudert und solange an den Deckel angeprelst,
bis im Raume Il die Luftverdünnung durch die durch
das Loch 2 einströmende Luft zerstört wird, worauf das
Ventil wieder auf seinen Sitz niedersinkt. Sobald sich
das Ventil öffnet, strömt die Aufsenluft, durch das Staub-
filter Z vom mitgerissenen Staube gereinigt, plötzlich
114 [No. 738)
in die Hauptrohrleitung und aus dieser durch das Drosse-
lungsstück 7 in den Bremszvlinder.
E) Anhängeventil. (Tafel 3, Abb. 5.)
Das Anhängeventil wird am letzten Bremswagen
im Zuge auf den Kupplerhandgriff aufgehängt und mit
der durchgehenden llauptrohrleitung verbunden.
Es besteht aus dem Glockenventil 4 und den drei
Räumen I, H und Ill. Die mit einer engen Bohrung 1
versehene Klappe Æ trennt den unter dem Glocken-
ventil liegenden Raum H von dem mit der Wagenbrems-
leitung in direkter Verbindung stehenden Raum 1. Das
Röhrchen C verbindet den Raum 1 mit dem Raum Ill.
In diese Verbindung ist cin Ventil Ø, welches eine
enge Bohrung 2 besitzt, eingebaut. Eine weitere
Bohrung 3 von etwas grölserem Durchmesser ist in
dem Ventilgehäuse angeordnet.
Beim Laden der Bremse wird aus dem Raume H
durch die sich öffnende Klappe 2 aus dem Raume Il
durch die Bohrungen 2 und 3 Luft ausgesaugt, bis in
allen Räumen die gleiche Luftverdünnung herrscht.
Wird cine Betriebsbremsung oder eine Re-
gulierbremsung auf der L okomotive eingeleitet (lang-
sames Einströmenlassen von Luft in die Wagenbrems-
leitung), so wird die Luftverdünnung in den Räumen Il
und 111 gleichzeitig infolge Einströmens von Luft durch
die Bohrungen 1, 2 und 3 zerstört, somit bleibt das
Ventil 4 in Ruhe. ۳
Bei einer Schnellbremsung (plötzliches Zerstóren
der Luftverdünnung) schleudert die in den Raum I ein-
tretende Luftwelle das Ventil D auf seinen Sitz, wodurch
die Bohrung 3 abgesperrt wird. Gleichzeitig wird die
Klappe 2 auf ihren Sitz dicht angepretst.
Die Luft strömt somit in den Raum II nur durch
die Bohrung I und in den Raum III nur durch die
Bohrung 2. Infolge Ungleichheit der Räume Il und HI
und der Bohrungen I und 2 wird im Raume Il die
Luftverdünnung schneller zerstört als im Raume ۰
Das Ventil 4 wird daher nach Verlauf einer bestimmten
Zeit durch den entstehenden Uebcrdruck aufgehoben,
wodurch plötzlich Luft in den Raum II und durch die
sich Offnende Klappe ZF auch in den Raum I und die
Wagenbremsleitung eintritt.
Die Einrichtung ist so getroffen, dafs das Ventil 4
gerade dann aufgcht, wenn sich die Schnellbremsventile
im Zuge bereits geschlossen haben und das Ausgleichs-
vacuum (siche Absatz F „Schnellbremsung“) eine gewisse
Höhe erreicht hat. Der Eintritt der Luft durch das
Anhängeventil bewirkt eine neuerliche Schnellbrems-
wirkung, jedoch von rückwärts nach vorne. Das Ventil
4 bleibt so lange offen, als zur Vollfüllung der Brems-
zvlinder notwendig ist.
F) Wirkungsweise der Bremse.
Laden der Bremse. Der Bremshandgriff wird
in die Stellung „Bremse los“ gebracht, wobei der grofse
und der kleine Luftsauger des Doppelluftsaugers Z
(Tafel 3, Abb. 1) arbeiten. Aus allen Räumen der Bremse
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. März 1908]
des Tenders und des Zuges wird Luft bis zu einer Ver-
dünnung von 35 cm ausgesaugt. Das Aussaugen der
Luft aus den Räumen der Lokomotivbremse bis 52 cm
Verdünnung besorgt der Lokomotivluftsauger Z (Tafel 3,
Abb. 1).
Erprobung der Bremse. Zur Erprobung der
Bremse wird der Bremshandgriff in die Stellung „Alles
gebrem t“ und hierauf sofort wieder in dic Stellung
„Bremse los“ gebracht. Der auf Null gesunkene, hier-
auf wieder bis etwa 30 cm steigende rechte Zeiger des
Vacuummeters fällt bei Anlangen der Rückschnell-
bremsung auf der Lokomotive abermals, was ein untrüg-
liches Zeichen für den Lokomotivführer ist, dafs der Zug
vollständig verbunden und die Bremse in Ordnung ist.
Fahrt. Der Bremshandgritf bleibt in der ,Fahrt-
stellung“. Es arbeitet nur der kleine Luftsauger des
Doppelluftsaugers und der Lokomotivluftsauger behufs
Erhaltung der vorgeschriebenen Luftverdünnung.
Betriebs- oder Regulicrbremsung. Der
Bremshandgriff wird langsam von der „Fahrtstellung“
gegen die Stellung „Wagenzug gebremst“ bewegt, wo-
bci je nach der Stellung des Griftes die Luftverdünnung
langsam mehr oder weniger zerstört, somit die Bremse
des Zuges je nach Bedarf mehr oder weniger kräftig ange-
zogen wird. Die Lokomotivbremse bleibt in Bereitschaft.
Schnellbremsung. Der Bremshandgriff wird
rasch in die Stellung „Alles gebremst“ gebracht. Dies
bewirkt ein plötzliches Einströmen der Aufsenluft in
die Wagenbremsleitung, infolgedessen sich sämtliche
Schnellbremsventile nacheinander öffnen. Das Anheben
der Schnellbremsventile bewirkt ein plötzliches Anfúllen
der Wagenbremsleitung mit Luft. Da dieselben jedoch
nicht solange offen bleiben, als zum Vollfüllen der
Bremszylinder notwendig wäre, so wird nach dem
Schliefsen der Schnellbremsventile die Luft aus der
Wagenbremsleitung und aus den Schnellbremsventilen
durch die Bremszylinder abgesaugt, so dafs in der
Wagenbremsleitung wieder eine Luftverdünnung (Aus-
glcichsvacuum), deren Höhe von der Anzahl der
Bremszvlinder im Zuge abhängt, zustande kommt. Die
Schnellbremsventile sind dadurch neuerlich geladen und
für die Fortpflanzung einer zweiten Schnellbremsung
bereit.
In diesem Momente öffnet sich plötzlich das An-
hängeventil und bewirkt, wie bereits beschrieben wurde,
eine Schnellbremsung von rückwärts nach vorne. Sind
viele Bremswagen im Zuge, so genügt die abermals
durch die Schnellbremsventile in die Hauptrohrleitung
eingeströmte Luftmenge nicht, um die Bremszylinder
vollzufüllen. In diesem Falle bewirkt dies die durch
den Doppelluftsauger von vorne und das offene An-
hängeventil von rückwärts nachströmende Luft. In der
Stellung des Bremshandgriftes „Alles gebremst“ ist auch
die Lokomotive mitgebremst.
Lösen der Bremse. Der Bremshandgriff ist
langsam vorerst in die „Fahrtstellung“, hierauf nach
kurzem Verweilen in die Stellung „Bremse los“ zu
bringen.
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure
Versammlung am 24. September 1907
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr.-Jna. Wichert — Schriftführer: Herr Geheimer Kommissionsrat F. C. Glaser
(Mit 29 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 233 in Band 61)
Vortrag des 1lerrn Regierungsbaumcister J. Zillgen:
Ein Vergleich der zwei- und dreigekuppelten Schnell-
zug-Lokomotiven der preußisch-hessischen Staats-
bahnen auf theoretischer Grundlage (mit Rücksicht
auf weitere Fahrzeitverkürzung im Schnellzug-
betriebe). (lortsetzung.)
Die Maschinenzugkraft.
Die Maschinenzugkratt emer Lokomotive ist ab-
hängig von den Zvlindeiabmessungen, der Ucbersetzung
auf den Triebradumfang und der Steuerung.
Die bekannte Charakteristik:
2 EA *)
C= pr = 25 + 30
ergibt überschlägige Werte für die Zylinderabmessungen
der Schnellzuglokomotiven.
Es bezeichnet 7 In cm:
bei Zweizylinder-Lokomotiven mit einfacher Dampf-
dehnung den Durchmesser eines Zylinders,
*) Vergl. Garbe, die Dampflokomotiven der Gegenwart, 1906,
EL و
(15. März 1908]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 738] 115
bei Zweizylinder-Lokomotiven mit zweifacher
Dampfdehnung den dem halben Querschnitt
des Niederdruckzylinders entsprechenden Durch-
messer,
bei Vierzylinder-Lokomotiven mit einfacher Dampf-
dehnung den Durchmesser eines Zylinders,
dessen Querschnitt dem Gesamtquerschnitt eines
Zylinderpaares entspricht,
bei Vierzylinder - Lokomotiven mit zweifacher
Dehnung den Durchmesser eines Niederdruck-
zylinders.
A den Kolbenhub in cm,
D den Triebraddurchmesser in cm,
R das Reibungsgewicht in Tonnen.
Unter Annahme eines mittleren Kolbendruckes
von 4 atm setzt diese Charakteristik einen mittleren
e 1. 1
Reibungskoeffizienten von u = 10 bis g5 voraus.
Bei zweifacher Kupplung ergibt sich für einen
Hub 4 = 60 cm, einen Triebraddurchmesser
D = 200 cm und 16 t Achsdruck für Zwei-
zylinder-Schnellzuglokomotiven:
mit einfacher Dampfdehnung der Durch-
messer eines Zylinders zu:
d= 51 + 56 cm,
mit zweifacher Dampfdehnung der Durch-
messer des Niederdruckzylinders zu:
d = 13 + 80 cm.
Bei dreifacher Kupplung, 600 mm Hub,
1750 min Triebraddurchmesser und 16 t
Achsdruck ergibt sich:
mit einfacher Dampfdehnung der Durch-
messer eines Zylinders zu:
dh ~N 59 + 65 cin,
mit zweifacher Dampfdehnung der Durch-
messer des Niederdruckzylinders zu:
dai 83 + 92 cm.
Dic kleineren Werte sollten in Flachlandstrecken, die
grófseren auf Hügellandstrecken Verwendung finden,
sodafs also auch Lokomotiven mit sonst gleichen Ab-
messungen je nach ihrem Verwendungsbereiche mit ver-
schieden grofsen Zylindern auszurüsten wären’). Für
Nafsdampf-Zwillingslokomotiven darf man wegen der
starken Kondensationsverluste nicht zu grofse Zylinder-
durchmesser wählen.
Für die Heifsdampflokomotiven dagegen ist die
Anwendung verhältnismäfsig groíser Zylinderdurch-
messer im Interesse eines niedrigen Dampfverbrauchs
erwünscht.
Grotse Zylinderdurchmesser und somit kleine,
wirtschaftlich vorteilhafte Füllungen bedingen aber
wiederum grofse Tangentialdruckschwankungen am
Triebradumfange. Diese sind um so gröfser, je völliger
das theoretische Diagramm ist, je weniger also die
Spannung während der Dampfeinströmungsperiode gegen
Ende der Schieberöffnung abfällt.
Der als besonderer Vorteil der Ventile an Loko-
motiven angeführte Umstand**), dafs die Indikatordia-
gramme mathematisch exakter ausfallen und deshalb
vorteilhafter seien, würde sich also bei näherer Be-
trachtung als ein Nachteil, besonders auch für hohe
Geschwindigkeiten und relativ grofse Füllungen erweisen.
Die unmerkliche Dampfersparnis***) tritt hinter der weit
wichtigeren Gleichmälsigkeit der Tangentialdriúcke und
einer weitgehenden Ausnutzung der Reibungskraft der
Schnellzuglokomotiven zurück.
In Abb. 9 sind die Tangentialdrücke am Radumfang
einer 2/4 gek. Hcifsdampf-Schnellzuglokomotive mit
550 mm Zylinderdurchmesser, 2100 mm Triebraddurch-
messer, einer Triebstangenlánge von 2600 mm und
Heifsdampfkolbenschieber von 150 mm Durchmesser
für eine Geschwindigkeit von 120 km und 30 pCt. Skala-
füllung dargestellt. Die stark ausgezogene Linie ist
nach einem aufgenommenen Indikatordiagramm, die
gestrichelte Linie nach dem theoretisch exakten Dia-
gramm eingetragen. Es geht daraus deutlich die un-
°) Vergl. Z. d. V. 1907, S. 795.
**) Siehe Z. d. V. 1906, S. 871.
***) Glasers Annalen 1906, Bd. 59, S. 162.
günstige Wirkung des vollen Diagramms und der Vorteil
einer gewissen Drosselung infolge im Eintritt enger
Schieberkanäle für eine günstigere Verteilung der
Maschinenzugkralt am Triebradumfange hervor.
Im Betrieb aufgenommene normale Diagramme der
Ventillokomotiven ergeben übrigens in Wirklichkeit
bei grofsen Geschwindigkeiten keine nennenswerten
Abweichungen für den Spannungsabfall während der
linstrómung gegenüber den Kolbenschieberdiagrammen.
Durch Aenderung der Steucrung resp. Ventilquerschnitte
liefse sich zudem der Spannungsabfall, falls er nicht
grofs genug wäre, jederzeit herbeiführen.
Ein grofser Vorteil der Ventillokomotiven ist aber
zweifellos der geringe Kraftverbrauch für die Bewegung
der Ventile, sowie die Einfachheit der Steuerung. Der
Ersatz der Ventile bei Reparaturen gestaltet sich in-
folge der leichten Auswechselbarkeit sehr bequem und
kann in kurzer Zeit bewerkstelligt werden. Es wäre
wünschenswert, zu erfahren, wie die Ventile sich an
Abb. 9.
Heifsdampflokomotiven bei hoher Ueberhitzung be-
währen und ob eine ausgedehntere Anwendung derselben
am Platze ist. Bei Verbundlokomobilen mit hoher
Ucberhitzung und grofser Tourenzahl arbeiten die
Lentz-Ventile anstandslos.
Eine wesentliche Rolle spielen die durch die ab-
wechselnde Beschleunigung und Verzögerung der hin-
und hergehenden Massen hervorgerufenen Massenkräfte,
die bei hohen Geschwindigkeiten in der Nähe der Totlagen
sthr grofs werden. Sic bewirken ber schneller Fahrt
infolge ihrer sehr schnellen Gröfsenänderungen eine
starke Beanspruchung des Rahmens und seiner Verbin-
dungen und es müssen daher Mittel angewendet werden,
die Wirkungen der Massenkräfte zu verkleinern oder
ganz zu bescitigen.
Die bisher durchweg gebräuchlichen Gegengewichte
haben, wie oben erwähnt, einerseits stellenweise eine
Verminderung der Reibungszugkraft zur Folge, anderer-
seits gleichen sie nur cinen kleinen Teil der Massen
und ihrer Wirkungen aus. Aufserdem haben sie eine
unnütze periodische Mehrbelastung der Schienen im
Gefolge. Es sind deshalb die Gegengewichte, soweit sie
einen Teil der hin- und hergehenden Massen ausgleichen
sollen, bei der 2/4 gek. Heiıfsdampf-Schnellzuglokomotive
mit 2100 mm Raddurchmesser*) versuchsweise nicht in
Anwendung gekommen. Ob diese Mafsnahme aber
nicht eine starke Beanspruchung der Rahmenniet-
verbindungen und Tenderkupplung und eine erhöhte
Reparaturbedürftigkeit der entsprechenden Teile bewirkt,
mufs die Erfahrung lehren. Mit der Vergröfserung der
Geschwindigkeiten sind aufserdem durch die Steigerung
der Zugkräfte die Kolben- und Zapfendrücke sehr stark
gewachsen und erhöhen natürlich die Möglichkeit von
Betriebsstörungen.
In Anbetracht aller dieser Umstände dürfte es an
der Zeit sein, auch bei Schnellzug-Lokomotiven mit
einfacher Dampfdehnung die Wierzylinderanordnung,
wenigstens versuchsweise, einzuführen. Neben der
ungleich vorteilhafteren Krátteúbertragung in den Trieb-
werksteilen wird dadurch der natürlichste Ausgleich
der hin- und hergehenden Massen ohne weiteres erreicht.
*) Garbe, Die Dampflokomotiven der Gegenwart 1906, S. 242.
116 (No, 738]
lin endgiltiges Urteil darüber, welche von beiden
Anordnungen die bessere ist, kann nur die Praxis
durch eingehende gleichzeitige Versuche mit beiden
Zylinder-Anordnungen erbringen.
Für Schnellzug- Verbundlokomotiven ergibt sich
die Vierzylinder-Anordnung von selbst, da Zylinder
mit Durchmessern von über 70 cm nur sehr schwer
oder gar nicht unterzubringen sind.
Die Maschinenzugkräfte unserer modernen 2 gek.
Schnellzug - Lokomotiven reichen bei Zylinderdurch-
messern von etwa 55 bis 56 cm für Zwillings-
anordnung, von 56 bis 57 cm Durchmesser der Nieder-
druckzylinder für Vierzylinder-Verbundanordnung und
Füllungen von 25-30 ۷, H. bezw. 45--50 v. H. aus.
Eine weitere Zylindervergröfserung käme erst bei Er-
höhung des Achsdruckes über 16t in Frage.
Die 1 5 5 ۰
Die Menge des in einem Zylinder für jeden Kolben-
hub verbrauchten Kesseldampfes wird gemeinhin mit
Füllung bezeichnet und in Hundertteilen des Zylinder-
inhaltes angegeben. Bei Lokomotiven ist im besonderen
zu unterscheiden zwischen der Füllung, die die Skala
auf dem Steuerbock anzeigt und die „scheinbare“ oder
„Skalafüllung“ heifsen soll, und der Füllung, die dem
wirklichen Dampfverbrauch entspricht und die „wirkliche“
oder „Verbrauchsfüllung“ genannt werde. Die erstere
gibt den Teil des Kolbenweges an, der von der Tot-
lage bis zum Abschlufs des Schieberkanals für die
Dampfeinströmung zurückgelegt wird.
Da hier die Gröfse der Oeffnung für den Dampf-
durchlafs und die Geschwindigkeit des Dampfes in
keiner Weise berücksichtigt sind, so kann mit Hilfe
dieser „scheinbaren“ Füllung der Dampfverbrauch nicht
ermittelt werden.
Durch das auch beider gröfsten Schiebergeschwindig-
keit nicht plötzlich, sondern allmählich erfolgende
Schliefsen der Einströmungskanäle wächst die Ge-
schwindigkeit des Dampfes gegen Ende der Einströmung
immer stärker an und es entsteht ein Druckabfall, weil
der Dampf von der im Schieberkasten herrschenden
Spannung nicht mehr schnell genug in den Zylinder
nachströmen kann. Er mufs den ihm vom Kolben frei-
gemachten Raum unter gleichzeitiger Druckabnahme
ausfüllen. Ein Druckabfall kann aber, vom Konden-
sationsverlust abgesehen, nur durch Expansion vor sich
gehen. Daraus folgt: der in den Zylinder einströmende
Dampf expandiert schon während der Einströmung und
vergrófsert durch die Expansion sein Volumen. An
Gewicht ist also nicht mehr so viel Dampf für die
wirkliche Füllung notwendig, als wenn während der
Einströmungsperiode ein Druckabfall nicht stattfánde.
So entspricht z. B. in Abb. 10 der Skalafüllung von
30 pCt. eine wirkliche Füllung von 24,3 pCt.
Abb. 10.
Die Verluste durch Kondensation usw. lassen sich
durch Versuche feststellen, können aber auch schätzungs-
weise in die Rechnung eingesetzt werden.
Ist die „wirkliche“ oder „Verbrauchsfüllung“ bekannt,
so láfst sich auch die Kesselzugkraft bestimmen, wenn
man die Dampferzeugungsfähigkeit des Kessels kennt.
Wird die während einer Füllung an den ۱۱
abgegebene Dampfmenge im Zylinder sich selbst über-
lassen, so ist sie infolge ihrer Expansionsfähigkeit im-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
115. März 1908;
stande, in jedem Augenblicke, d. bh also bei jeder
beliebigen Kolbenstellung, durch die Maschine am Trieb-
radumfange eine Kraft auszuüben, deren Gröfse sich
fortlaufend ändert. Für die Bemessung der Gesamt-
Kraftentwickelung während einer halben Triebradum-
drehung kommt nur der Mittelwert der Kolbenkraft in
Betracht. Bei derselben Lokomotive entspricht einer
stets gleichbleibenden wirklichen Füllung eine konstante
mittlere Kolbenkraft, also auch eine konstante mittlere
Zugkraft der Lokomotive, einerlei, ob diese schnell
oder langsam läuft. Da die Anzahl der wirklichen
Füllungen, d. h. also die Anzahl der dem Zylinder zu-
geführten einzelnen Dampfinengen, von der Anzahl der
Triebradumdrehungen abhängt, so ist die für dieselbe
konstante mittlere Zugkraft notwendige Gesamt-Dampf-
menge proportional der Fahrgeschwindigkeit.
Der Lokomotivkessel ist der Lieferant des Damptes,
seine Dampferzeugung ist der Menge nach begrenzt.
Infolgedessen hat auch für eine konstante Zugkraft von
bestimmter Gröfse die Lokomotive entsprechend der
vom Kessel erzeugten grölsten Dampfmenge eme grölste
Fahrgeschwindigkeit und ebenso entspricht der gröfsten
vom Kessel erzeugten Dampfmenge bei einer bestimmten
Fahrgeschwindigkeit eine grölste Zugkraft am Triebrad-
umfange.
Es soll nun mit Kessclzugkraft bei einer bestimmten
Geschwindigkeit diejenige mittlere Zugkraft der Loko-
motive am Triebradumfange bezeichnet werden, zu der
der vollbeanspruchte Kessel eben noch genügend Dampf
zu liefern imstande ist.
Da bei Vergröfserung der Fahrgeschwindigkeit die
wirkliche Füllung kleiner werden muís, so nimmt auch
die Kesselzugkraft mit wachsender Geschwindigkeit ab.
Die Kesselzugkraft ist vom Volumen des gröfsten
erzeugten Dampfgewichtes abhängig. Das spez. Dampf-
volumen ist demnach für die weitere Untersuchung
der Kesselzugkraft ausschlaggebend und es ist wesent-
lich, über gute Unterlagen für die Berechnung der
Dampfvolumina auch bei hohen Drücken und Tem-
peraturen zu verfügen.
Für Nafsdampf sind die Werte durch Versuche
genau festgelegt. Für überhitzten Dampf ergibt die
Callendar'sche NE,
SC 213
mit den von Mollier zum Teil etwas EE Werten
bis auf wenige vom Tausend*) genaue Resultate.
Es bezeichnet:
v = das Volumen von | kg Dampf in cbm,
eg — 0,001 das Volumen des flüssigen Wassers
in 1 kg Dampf,
P= den Druck in kg/qm,
T= die absolute Temperatur (= 4 + 213),
۸ = 41,06 die Gaskonstante,
C= 0,015,
10
n= g.
In der Tabelle I sind die Werte für gesättigten
und für überhitzten Dampf von 300°, 320° und 350°
Celsius und Kesselspannungen von 11 bis 16 atm/abs
zusammengestellt.
Tabelle de
Dampfvolumina v in chm/kg Gewicht y in ke cbm
Druck Nafs- S-
Heifsdampf شاد Heilsdampf Nal al
dampt dampf
in سوت cz ۳
T = i= = 7 = I = T =
5730 5930 6230 573% 5930 6230
atm/abs
= سس توا = = | ës E
3000 C 3200 C 3500C 3000 C 320% C 350°C
|
5,573 | 7,887
6 0,163 0,170 ' 0,179 0,127| 6,127 | 5,890
15 0,174. 0,181 10,192 10,135]. 3,733. 3513. 3,217 "7,425
14 0,187 0,194 i 0,206 i 0,144| 5,340 ¦ 5,137 4,863 | 6,957
13 0,202 0,210 , 0,222 0,154| 4,948 4,762 4,510 . 6,485
12 0,220 0,228 , 0,241 0,166| 4,588 4,388 4,157 | 6,020
11 0,240 0,249 3 | 0,180 4,170 4,015 3,806 5,549
°) Nach Mitteilungen des Herin Professor Dr. R. Mollier, Dresden.
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[15. März 1908| GLASERS ANNALEN FÜR
GEWERBE UND BAUWESEN INo. 738] 117
Bei gleichem Druck wächst das Volumen bei zu-
nehmender Dampftemperatur sehr stark, sodals z. B.
bei 13 atm/abs einem Volumen von 0,154 cbm/kg des
gesättigten Dampfes’ ein solches von 0,222 des auf
350° Celsius überhitzten Dampfes gegenübersteht.
Der letztere besitzt also ein um 44 pCt. grölseres
Volumen und allein schon wegen dieser starken Volum-
vergröfserung ist hohe Ueberhitzung am vorteilhaftesten.
Die Dampferzeugungs-
fläche kann für überhitzten
Dampf von 350° und 13
atm/abs Kesselspannung 44
pCt. kleiner sein, als bei
Nalsdampf von derselben
Spannung, und da die Ueber-
hitzerfläche in diesem Falle
etwa 28—30 pCt. der zuge-
hörigen Nafsdampffläche be-
trägt, so bleibt die ge-
samte Heizfläche der gleich-
wertigen Ueberhitzer- Loko-
Gunsten der ersteren ausfallen müssen. Zunächst sind
die Kondensationsverluste der Heifsdampflokomotive so
klein, dafs es „offene Türen einrennen hiefse“, wollte
man durch Verbundanordnung noch einige Prozent an
Danıpf zu ersparen suchen. Dann aber ist zu beachten,
dats die Ueberhitzung bei Verbundlokomotiven wegen
der Steigerung der mittleren Wandungstemperatur im
Hochdruck-Zylinder und der Schwierigkeiten mit der
Abb. lla.
atm. abs - 15,80 -
motive immer noch um 14
bis 16 pCt. kleiner, als die
der Nafsdampf-Lokomotive.
Daraus wúrde u. a. z. B.
folgen, dafs die für die preu-
fsischen Staatsbahnen im Bau
befindliche 2/5 gek. Verbund-
Skala Füllung 15%
arte. ——- 20,07 —
D ha
RI? tr: |
U i 4 \
&: 1175
ES 1 | |
Skala» Tiultung- ۰
Wirkt: Füllung: 17.2%
mi- pni. 322
k:1,16
T =;
|
| | | |
لإ 5
| |
۱
Nafsdampf-Lokomotive*) mit 0 | 5 cee TN
etwa 238 qm Heizfläche die Ss i ۱ اسلا
Kesselleistung der 3/5 gek. Tos |
Heifsdampf-Lokomotive mit 6 |
200 qm Gesamtheizfláche A | ۱
nicht überbietet, wenn man AB? Pie Pr
bedenkt, dafs auch die 4 ۰ S BS تا + 4
Kondensationsverluste bei "weem eer weer? ET تب A a GES E
der Nafsdampfmaschine bei u MÉ AË Me
weitem grölser sind, als Shale -Fiitiung-25% pmi:395 Shala-Falung 0%, pmichss
bei der Heifsdampfmaschine. RENTEN WEHR 1۳۳۹۴ erg en
Die 2 atm höhere Kessel-
spannung bringt zwar einen
Gewinn an Arbeit, dieser
kann aber den grölseren
Kondensationsverlust nicht
ausgleichen.
Mit der Nafsdampfloko-
motive sind wir fast an der
Grenze der Leistungsfähig-
keit für den Schnellzug-
betrieb angelangt, da eine
weitere Vergröfserung der
Heizflächen bei diesen eine
Abb.
starke Gewichtsvermehrung
zur Folge hat. Diese Ge- Skala: Füllung 35%
wichtsvermehrung, _die für Wirk Füllung «32,54%
die Anfahrbeschleunigung
einen grofsen Verlust be-
deutet, gestattet nicht, die
Vorteile der gröfseren Heiz-
fläche voll auszunutzen.
Die bedeutende Volum-
vergrölserung des Heils-
dampfes bei hoher Ueber-
hitzung erlaubt aber, noch
leistungsfahigere Lokomo-
tiven ohne allzustarke Ver-
mehrung des Lokomotiv-Ge-
wichtes zu bauen, und aus
diesem Grunde sollte man
mit allen Mitteln versuchen,
die dem Ueberhitzer etwa
noch anhaftenden Mangel zu bescitigen, nicht aber den
Ueberhitzer als unbrauchbar zu verurteilen, wie dies
zum gröfsten Teil in Amerika geschehen ist, wenn er
noch nicht allen Ansprüchen eines vollkommenen Be-
triebes genügen sollte.
Die Entscheidung zwischen ein- und zweifacher
Dampfdehnung wird für die Heifsdampflokomotiven zu
¿QUE D
—
ONG +00
U
| | Ci
ge oom — 20
Shala: Tillangani%
Wirkt Fung: +306%
°) Vergl. Verkelirstechn. Woche 06,07, S. 415.
a A W
572
Rein
4,35-
80 ës
ni. 620
j Lu
Skala اه ۵
Wickl Füllung 48,56%
pmi. 647
ka 1,10
Schmierung nicht so hoch getrieben werden darf, wie bei
der Zwillingsmaschine. Gerade in einer möglichst
hohen Ueberhitzung, die die Kondensationsverluste be-
seitigt, liegt aber die Oekonomie der Heilsdampf-Loko-
motiven.
Die weitere Untersuchung der Nesselzugkraft ist für
Lokomotiven mit einfacher Dampfdehnung durchgeführt.
Während, wie oben erläutert, die Reibungs- und
Maschinenzugkratt der Schnellzuglokomotiven unter den
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118 [No. 738]
angegebenen Voraussetzungen auch für einen Betrieb
mit noch kürzeren Fahrzeiten genügten, reicht die Kessel-
zugkraft für einen schnelleren Verkehr der Züge nicht
mehr aus. Eine Erhöhung derselben wird daher ein-
treten müssen, und es soll durch einc vergleichende
Zusammenstellung angedeutet werden, wie weit diese
Erhöhung der Kesselzugkraft erstrcbenswert ist.
Die Abmessungen der zu vergleichenden Lokomo-
tiven sind in Tabelle 2 zusammengestellt.*)
[15. März 1908)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
angenommen werden. Der dadurch entstehende Verlust
an Arbeitsfläche des Diagramms, sowie die Gesamt-
drosselverluste infolge des schleichenden Schieberkanal-
abschlusses bei der Einstróomung (in Abb. 10 die
schratherte Fläche) sind in Tabelle 5 zusammengestellt.
Der auf dem Wege zwischen Regler und Schieber
entstehende Spannungsverlust ist mit 1 atm angenommen.
Die ermittelten wirklichen Füllungen sind aus der
Abb. 11 und Tabelle 4 ersichtlich.
Tabelle 2.
Dampf- | Rostflache | Zylinder- Triebrad- | Betriebs- | Triebachs-
y ac ۱ erzcugende e durch. نا | durch- gewicht Md 1 ۱
No.| Bezeichnung der lokomotive Heizfliche A eer ۱ ae einschl last d Bemerkungen
ie e in mm
Zi in qm m qm in mm in mm [Tender int in t
1 | 2/4 gek. Heifsdampf- der
Schnellzug-Lokomotive 139 2,29 550 630 2100 106,5 16 60,1 preufsisch-
2| 3/5 gek. Heilsdampf- hessischen
Schnellzug-l.okomotive 150 2,6 590 630 1750 119,7 16 51,1 Staatsbahnen
3| 2,5 gek. [eitsdampf- Ä
Schnellzug-Lokomotive 155 2,15 950 600 1980 120 16 56,4
4 | 2/5 gek. Heilsdampf-
Schneilzug-Lokomotive 170 3,0 580 ` 600 1980 126 18 56,6
Die unter 3 und 4 angeführten Lokomotiven sind
nicht ausgeführt, ihre Abmessungen sind nach den bei-
geschriebenen Gewichtsverhältnissen angenommen, die
Ueberhitzer sind für eine Ueberhitzung von 320° als
ausreichend vorausgesetzt.
Es soll an dieser Stelle besonders darauf hinge-
wiesen werden, dafs es sich im Nachstehenden stets um
Dauerzustánde und Dauerleistungen handelt, die auf
kurze Zeit um 10 und mehr Prozent überschritten werden
können. Die sich ergebenden Resultate machen keinen
Anspruch darauf, im einzelnen für sich genau zu sein, für
den Vergleich der Stärkeverhältnisse der 4 Lokomotiven
unter einander sind sie aber jedenfalls einwandfrei.
Der Untersuchung sind die in Abb. 11 dargestellten
Diagramme für alle Lokomotiven zu Grunde gelegt, die
an Indikator-Diagramme angelehnt und unter Annahme
der Steuerungsabmessungen der 35 gek. Heitsdampt-
Schnellzuglokomotive entworfen sind. Die Abmessungen
und Resultate dieser Steuerung sind in Tabelle 3 enthalten.
Die Expansions- und Kompressionslinien der Dia-
gramme sind nach der allgemeinen Formel der Polytrope:
. ۲ = const.
aufgezeichnet, und zwar für die Expansionslinien aus:
EN LES Const.
fúr dic Kompressionslinie aus:
2, * == const.
0
Die entsprechenden Zahlenwerte sind aus Tabelle 4
zu entnehmen.
Tabelle 4.
3 4 5 6 1 H
1 2
A = alo e | Absolute Absolute P LS S
x Gu | “0 |Dampfspan- | Dampf- g ee
= = = E = = nung beim spannung + Ñ e $ ge
E a = wT Lintritt in den} ej Beginn Xy ۶۳ | Oe ea!)
E] E 5 ¢ ]| م2 Sle el Zylinder de: ده
.xpansıon 29 ۳9
1,2 35 1,65 }1,175 9 12 11,33 15
1,2 31 1,6 | 1,16 9 11,8 15,80 20
1,2 28 1,55 | 1,15 9 11,6 20,07 25
1,2 25 1,5 | 1,14 9 11,4 24,30 | 30
152 22 1,45 | 1,13 9 11,2 28,48 35
1,2 20 1,4 | 1,12 9 11 32,55 | 40
lez 18 1,35 | 1,11 9 10,8 36,38 45
1,2 16 1,3 | 1,10 9 10,6 40,27 | 50
Wegen der durch die grofsen Füllungen entstehen-
den grofsen Kolbenkräfte mufste die Schieberkasten-
spannung mit wachsender Füllung allmählich verringert,
der Dampf also als in der Regleröffnung etwas gedrosselt
*) Nur die für die Untersuchung notwendigen Abmessungen sind
in Tabelle 2 enthalten.
**۱ Die unter den
Füllungen gelten fur
Spalte 3.
Abbildungen 11 angegebenen wirklichen
Dampf von Schieberkastenspannung (nach
Tabelle 5.
. [Drosselverlust | Drosselverlust in pCt. | Drosselverluste in pCt.
in pCt. infolge | infolge schleichenden | infolge schleichenden
Drosselung |Kanalabschlusses (beij Kanalabschlusses (Reg-
im Regler. gedross. Regler). ler nicht gedrosselt).
Scheinbare
Füllungen
in pCt
15 0 8,2 8,2
20 0,63 9,3 8,67
25 1,25 10,1 8,85
30 1,93 11,1 9,17
35 2,64 12 9,36
40 3,38 13 9,62
45 4,17 14.3 10,13
50 4,80 15,6 10,80
Wenn auch die als Grundlage der Untersuchung
aufgestellten Diagramme nur annähernde Werte für
den Dampfverbrauch ergeben, so ist doch die Annäherung
an die Wirklichkeit ebensogrofs wie bei den mit dem
Indikator im Betriebe aufgenommenen Diagrammen,
die bci dem durch die sehr schnelle Bewegung ver-
ursachten unregelmäfsigen Arbeiten des Indikators
auch nur annähernde Werte ergeben können.
Zu Tabelle 3.
[15. März 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN 119
nn nr ULLI nn
Tabelle 3.
Steuerungstabelle für die 3/5 Heifsdampf-Schnellzug-Lokomotive mit Schmidt’schem Rauchröhren-Ueberhitzer.
(Erbauer: Berliner Maschinenbau Akt.-Ges. vorm. L. Schwartzkopf.)
= Gröfste Kanal- o Kolbenweg vom Totpunkt bis Beginn der | Gröfster È Sp
= = Y o für K : š 5 Stein- = Ss
anes Kolben : ófinung fú a Espano | Aus- Com- a e E al
steht auf > limar Aus o strómung pression | nung [aus Mitte | 2 ۶
mm ۱ a nach ` pCt. mm | pCt. mm | pCt.” mm | mm mm mm
Vorwärtsgang.
OpCt.Fallung! vorn nach hinten 5+5] 5:5 45 3 vorn 6,5 41 | 46,75. 204 | 54 340 | 37 || 0 0
“\ihinten „ vorn |5+5| 5+5 45 |43 hinten] 6 38 | 47,5 29 | 53,5 337 | 35 H
i | vonachh. [5+5[51,15', 45 |[43$vorn | 105 66 |54 340 | 60,25: 380 | 22 || „, r
- Uh, wv 1545451445, 45 [43% hinten] 1025 65 |54 340 | 60۵5 380 | 18 |i
20 V y h. 5-5] 747 45 |45 vorn | 20 126 | 64 403 | 69 435 | 11 || 50 5
۳ ۰۱ » We (5+5| 747 45 145 hinten| 20 126 | 63 397 | 10 , 441 8 |!
en dv, bh و9 وگ 45 |476vorn | 295 186 | 71 447 ] 15 ۱472 | 7 |, :
«۲ ۰ || را ov م9 وه OI, 45 [475 hinten] 0 189 | 70 441 | 76,5 482 4 |!
۳ | vo, ho 5+5 |2۱ ۱2 45 [50% vorn | 395 249 | 16,5 482 | 80 504| 5 |l o $
oO N IE oo 3 5+5| 13+13 45 او hinten| 40 252 175 472 [81,25 512| 2 ال
EN (e, k [5+5|13+13 45 |54vorn |495 312 |81 510 | 84 50| 3 || ویر A
” Uh, vw |5+5| 13-13 45 |56 hinten | 49 309 | 80 504 | 85 536 2 |)
Gs (vvh [5+5[ 13413 45 [6l vorm |60 378 |855 539 [81 548 | 2 || مور e
" ” | h. y v. |5+5|[ 13+13 45 |62hinten| 59 372 |84 529 | 885 557 1 {I
65 iv. bh 5+5| 13۱13 45 66 vorn | 66 | 416 | 875 551 | 89 ۰ 561 2 | 171 15
"o" || oh, yv 5+5| 13413 45 |67%hinten| 64,5 ' 406 | 86,25: 543 | 90,5 | 570 1
dv, h |5+5| 13+13 45 [76 vorn | 14 466 | 91 | 573 | 92 ۱ 580 EET >
۲ ۰ ll h. „ ۷ |5+5113+13 45 178yhinten! 73 460 | 89,15 565 193 586 ER
Rückwärtsgang.
ö pCt.Fallung! vorn nach hinten[5+5] 515 45 143 vorn 6,25 39 | 46,75 294 | 54 340 | 37 | 0 0
\Ihinten „ vorn |5-+5| 5+5 45 {43 hinten| 6 38 | 475 299 1535 537 | 35 II
10 | v. nach h. 545150451, 45 143% vorn 10 63 | 53 334 | 60 378 | 22 ۱ 17 0
7" Mn „vw (5451544457, 45 |[43: hinten| 105 66 | 535 337 |595 375] 18
ap | vvh [5+5| 747 45 [45 vorn |19 120 |63 397 | 69,75 439 | 11 | وم 3
" " | ho, v. [545] 747 45 [45 hinten| 21 ' 132 | 64 403 | 695 ۰ 438 | 8 با
30, vo , h. |5+5]|91,+9, 45 |47%vorn | 29 183 | 71 447 |76 49| 6 | و
E h „ov. |5+5| 10+10 45 [48 hinten] 32 202 |71 447 | 765 482 | 45|
os y Vo „ h [5+5[1244+124 45 |50%vorn | 38,25, 241 | 16,5 482 | 80,25 505 | 4 || gy A
i h „vw 5+5] 13+13 45 |52 hinten| 41,25 260 | 76 419 | 81 510 3 H
BH | vvh 1545) 13+13 45 [55 vorn | 48,75 307 | 81,5 3 84,25 530 | 3 | ia A
oho, vo [5+5] 13413 45 [57 hinten | 51 321 | 89,5 507 | 85 535 2 |
ge | vo y h. [545] 13+13 45 61 vorn | 59,75 376 | 86 542 | 88 554 | 2 | ie 1
ý ý bh „ vV. 5+5] 134-13 45 164 hinten | 60 318 | 85 536 | 89 560 1 {i
Se | v. „ h 4545] 13413 45 [65 vom | 65 409 [88 554 | 89,5 4 1,5 ۱ es Š
" ” Î h. , v. 1545| 13+13 45 [69 hinten| 65 . 409 |87 548 | 90,5 . 570 l
= | v. „ h. (5+5| 13+13 45 |12 vom |72 454 | 90,75 2 91,75 578} 1 | en =
no” Moho, v l5+5113+13 45 176 hinten | 70,75 446 | 895 564 | 92,75 584 1 |
Zu Tabelle 3.
PP س A سے تند سض nn ome WR س س س س سید صد gëf ج
4 1
+
LEA |
` ۳ ge شا e :
(LE
و
Binsträmdechung. Hmm
Aussteös kung. 3 e
امد 45 ۰
y |
~
| ع سس
“a 105% Sxventercstange
3000 Ticibrtango
سس میسن خر UE
(Schlufs folgt.)
ات a EE nn وس و وس طخ n
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
120 [No. 738]
Fahrt durch den krummen
Krümmung
Te a
(15. März 1908]
Strang einer Weiche mit anschlielsender
gleichen >
Sines
von den Regierungsbaumeistern Hans ۸ Martens- Posen und Friedrich Jaehn- SECH
(Mit 4 Abbildungen)
Die folgenschweren Eisenbahnunfälle bei Ingolstadt
wie bei Grantham*) und bet Salisbury*%), deren Ursache
hauptsächlich in der unzulässig hohen Geschwindigkeit
zu suchen ist, mit welcher im ersten und zweiten Falle
der krumme Strang einer Weiche gegen die Spitze, im
dritten eine Krümmung drenan ide legen dic
Aufgabe nahe, cinen derartigen Entgleisungst: ll, der
aufser der vorgenannten Jlauptursache noch auf cinc
Anzahl anderweitiger Kınflüsse zurückzuführen ist, näher
zu untersuchen. Es ist allgemein bekannt, dats bei der
Fahrt durch den krummen Strang einer Weiche troiz
vorschriftsmäfsig verminderter Fahrgeschwindigkeit der
Stofs nicht unerheblich und für die Reisenden recht
fühlbar wird; eıfahrene l.okomotivführer crmáfsigen
daher, wenn es nur irgend die Zeit erlaubt, dic Geschwin-
digkeit auf weit weniger als 45 km;St. Es kommt aber
auch vor, dafs Lokomotivführer bei Verspätungen nur
eine geringfügige Geschwindigkeitsermäfsigung bei der
Fahrt durch den krummen Strang cincr Weiche gegen
die Spitze eintreten lassen und zwar hauptsächlich
dann, wenn Abzweigungen ohne Stationsaufenthalt
durchfahren werden müssen; cine Entgleisungsgefahr
liegt dann aufserordentlich nahe, namentlich wenn noch
andere Ursachen zur Mitwirkung gelangen. Die cin-
schlägigen Verhältnisse sollen im nachstehenden an
einem Schulfall behandelt werden, bei dessen Betrachtung
jedoch nicht zu tief in die reine Theorie eingedrungen
werden soll, um nicht den Boden der Praxis zu verlieren.
Es soll gleichzeitig gezeigt werden, wie die cigenartigen
statischen und dynamischen Vorgänge, denen das
Fahrzeug unterworfen ist, in ihrem Zusammentreffen,
d. h. in der Summe ihrer Wirkungen, Entgleisungen
herbeiführen können und wie letztere aut wissenschaft-
licher Grundlage bezüglich ihrer Ursachen verhältnis-
mälsig einfach zu behandeln sind; zu diesem Zwecke
soll die Ausfahrt aus dem krummen Strang einer Weiche
verbunden mit der Einfahrt in eine unmittelbar auf die
Weiche folgende Krümmung untersucht werden.
Besonders bemerkenswert wird hierbei das Ucbergreiten
der Kräftewirkungen der einen Phase auf die andere sein.
Im einzelnen wird für den zu behandelnden Schul-
fall angenommen, die Gleislage habe sich in einem
völlig einwandfreien Zustande befunden. Aus irgend
welchen Gründen habe der Lokomotivführer zu spät
die ablenkende Fahrt bemerkt und daher den Weichen-
strang mit scharf angezogenen Bremsen durchfahren,
wobei es ihm nur möglich gewesen sci, die Fahr-
geschwindigkeit des Zuges, cines Schnellzuges mit
85 km/St Grundgeschwindigkeit, auf 70 kmj/St zu
ermälsigen. Die Lokomotive mit Tender habe die
Krümmung anstandslos durchfahren, dagegen sel der
erste Wagen kurz nach der Einfahrt in die an die
Weiche anschliefsende Krümmung in etwa Il m Ent-
fernung von der Zungenspitze mit dem vorderen
Drehgestell nach innen entgleist.
Es sollen nunmehr die wahrscheinlichen Ent-
gleisungsursachen getrennt für sich behandelt werden.
Zunächst ist die Ae zu betrachten. An
eine Linksweiche schlofs sich eine 5,5 m lange Zwischen-
gerade, deren Endpunkt den Anfangspunkt cines 27 m
langen Uebergangsbogens für eine Krümmung von
400 m Halbmesser bildete; auf dem äufseren Strange
war gleichzeitig mit den Uebergangsbogen die Ucber-
höhungsrampe mit der Neigung 1:300 eingelegt, sodafs
am Ende des Uebergangsbogens die vorschrittsmälsige
Ueberhöhung von 90 mm erreicht war; den Be-
stimmungen der B. O. ($ 7,3, 8 93, $ 10,2) und des
*) Der Unfall bci Grantham „Bulletin des internationalen ۰
bahn-Konercís-Verbandes” (deutsche Ausgabe), Februar 1907, S. 184.
**) Betriebsunfall bei Salisbury „Organ für Fortschritte d. E.”
19007, Heft 2 und 4.
Ueberhéhung,
Oberbaubuches*) ($ 13, d und ei war also bezüglich der
Gleislage genügt.
In zweiter Linie kommt die Fahrges chwindig-
keit in Frage. Die Normalweiche 1:9 ist in ihrem
krummen Strang nach einen Halbmesser von 190 m
gekrümmt; nach $ 66,4 der B. O. ist für diesen
Halbmesser cine grölste Fahrgesehwindigkeit von
90 +- 45
y CAN ga 41,5 km St zulässig, sofern nicht nach
Aufsichtsbehörde eine nied-
rigere Fahrgeschwindigkeit bestimmt hat. Bei den
Normalweichen hat man von einer Ucberhóhung des
äufseren krummen Stranges abgesehen; die äulsere
Krümmung schliesst sich cinerseits berührend an die
vor dem Herzstück liegende Gerade an, anderseits
schneidet sie die Backenschiene unter einem geringen
Winkel. Bet der Durchfahrt durch den krummen Weichen-
strang wird eine der Geschwindigkeit entsprechende
Fliehkraft erzeugt, welche teils als Einzelkraft einen
wagerechten Druck auf den äufseren Schienenstrang
ausübt, teils infolge der Momentenwirkung eine Mehr-
belastung der Aufsenräder und cine Entlastung der
Innenräder hervorruft. Bei einem Halbmesser A = 190 m,
einer Fahrgeschwindigkeit 45 km,St oder 12,5 m/sec
wird für eine bewegte Wagengewichtseinheit von
$ 66,8 der B. O. die
1000 kg die Fhehkratt
Qe 1000 125°
SE gage TOE OO da
Bei den sonstigen gekiúmmten Gleisen wird durch
die Ueberhóhung des Aufsenstranges ein Teil der Flich-
kraft aufgenommen, sodats nur ein gewisser Teil der
Flichkratt überschüssig bleibt; diese überschüssige Flich-
kraft beträgt für 1000 kg Gewicht ctwa 22 bis 37 ۳
Es zeigt sich also, dafs diese unaufgenommene Kraft
bei Weichen gegenüber Krümmungen mit Ceberhohungen
nicht unbeträchtlich ist. Im vorliegenden Falle habe
nun die Fahrgeschwindigkeit 70 km;St oder 19,44 m/sec
betragen. Für 1000 kg Wage! igewicht wurde dabei
eine überschüssige Fliehkraft “entwickelt und zwar in
der W cichenkrammung mit 190 m Halbmesser:
o Oe? 1000 19,44? 24 ke
Irch 7 9۵۱ 190 ` 7
Krümmung mit 400 m Halbmesser und 90 mm
wenn A == Ucberhóhung und s = Ent-
fernung der Schienenmitten:
T h "tr 19,44: 90
aa ( و ) = (esi Am" 45) ns
k
in der
—
g.
Es kommt ferner in Betracht, dafs bei Ablenkung der
Fahrzeuge durch die Zunge eine wagerechte Seiten-
kraft 77 entsteht, die von der Fahrgeschwindigkeit v in
m/sec, und der Neigung der Zunge gegen die Backen-
schiene abhängig ist. Nach Wohlers Versuchen
ist für ein Fahrzeuggewicht ¢ in kg diese Seitenkraft
el NO
und, wenn das Wagengesamtgewicht Q == 35000 kg,
eo: g l
wie ım vorliegenden Falle, und i AT
1944 , — --
MEA ai | 35000 = 12 236 kg
Bei der Ausfahrt aus dem krummen Strang der Weiche
in die Krümmung von 400 nı Halbmesser treten für das
* Den Berechnungen sind Vorschriften der Preufsischen Staats-
bahnen zu Grunde gelegt.
"71 Blum, Zur Frage der Schienenüberhöhung, Centr. d. Bauv.
1901. S. 463,
[15. März 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 738] 121
in einem Punkt vereinigt gedachte Wagengesamtgewicht ferner setzen
= 35000 kg folgende Fliehkráfte auf: ۹ 6
TUBO SB ZEN
| Weichenkrümmung 190 m Halbm. 2
Weiche = 204.7 i at le 4: TIRE By d y ist gleich der Feder-Durchbiegungsarbeit und
Zungenspitze o, E EN, soll mit 4, Ps bezeichnet werden.
. Zwischengerade . . E E AB Am Anfange des zweiten Zeitabschnittes 11 hat die
Krümmung 400 m Halbm. . . . ae O E Wirkung der Kraft ) aufgehört, es ist jetzt die lebendige
In Abb. la bis Ib ist die شا der Weiche mit
anschliefsender Krümmung im Grundrifs und Aufrifs
dargestellt, ferner gibt die Abb. Ic eine Darstellung
der für den Wagenschwerpunkt auftretenden Fliehkräfte.
Wären Wagenkasten und Laufwerk
ein starres Gefüge, so würden die im
Schwerpunkt des Wagenquerschnitts
angreifend gedachten Fliehkräfte rein
statisch wirkend nur eine Mehr-
belastung der Aufsenräder bezw. Ent- سس Waiche 1: 9 4550 E 27,00
lastung der Innenräder hervorrufen, Abb. la. i l
I
die nach Abb. 2a, in welcher ۱ ۱ ۱
S; = Schwerpunkt desWagenkastens, _ سل l < A
Ga ” » Drehgestells, EEN ngo — |
/
2
Kraft J و vorhanden. Diese lebendige Kraft erzeugt
eine weitere Drehung des Wagenkastens und Durch-
biegung der Aufsenfedern, bis sie durch den Wider-
ong
8
«Zwischengerade : . Übergangsbogen
Y
Äreısbogen
- Enh
00m
0 با بت
A= + 5 erhalten. runosrampe LZ
Tatsächlich ist nun aber der Abb. Ib. ۱ | be تا
l "سس سس ۱
Wagenkasten mit den Drehgestellen i
nicht fest, sondern durch Federn ver-
bunden, sodafs die infolge der Flieh-
kräfte auftretenden dynamischen
Wirkungen zu berücksichtigen
bleiben. Unter diesen Einflüssen
können wir uns nach Abb. 2b den
Wagenkasten um den Punkt O
schwingend denken, derart, dafs die
Durchbiegung der Aufsenfedern um
ein gewisses Mais vergröfsert, die
der Innenfedern um dasselbe Mals
verkleinert wird. Der Einflufs der Abb. lc.
Fliehkraft auf den Wagenkasten- ۱
schwerpunkt beginnt, sobald die |
erste Achse in die Krümmung einge-
fahren ist, und endet, sobald die ینم SS
letzte Achse die Krümmung verlassen
hat; bei einem Gesamtradstande von 14,75 m beginnt |
An = "Git mi vor der
-~
Se „ ganzen Wagen- 6-7 | ۳ Lé
querschnitts bedeutet, die Werte x nig
| | Q4 |
l
|
Wagengewicht: 13000 kg
Fahrgeschwindigkeit 70 ۵
Ganzer Radstand des Wagens 14753 T
Darstellung der
überschussigen Flıehkrafle
stand der Federn aufgezehrt wird.
der lebendigen Kraft ist pe
Nach dem Prinzip
Kriimmung und
er also SCH
endet in ebensoviel Entfernung hinter der Krümmung.
In dem Schwerpunkt des Wagenkastens wird eine der
Masse des Wagenkastens entsprechende Fliehkraft G, an-
genommen, welche den Wagenkasten um O, also mit
dem Hebelsarm A zu drehen bestrebt ist. Auf die
Federn wirken infolge dieser veränderlichen Kraft C die
/
Kräfte = + C; 5 i
Die Aeufserung der dynamischen Wirkungen
infolge der die Drehung des Wagenkastens beschleu-
nigenden Fliehkraft ist in der Abb. 3a bis 3d dargestellt.
Im ersten Zeitabschnitt I wirkt auf den Wagen-
kastenschwerpunkt die ungleichmäfsig zunehmende bezw.
abnehmende Fliehkraft C}, deren Mittelwert 7/1 gesetzt
werden soll, welche die Aufsenfedern durch die Kräfte
-+ B belastet, die Innenfedern durch die Kräfte — A
entlastet. Ist das Trägheitsmoment des Wagenkastens,
bezogen auf die Drehachse O (Abb. 2b) — /, und die
Winkelgeschwindigkeit der Drehung = w, so ist nach
dem Prinzip der lebendigen Kraft am Ende des Zeitab-
schnitts I
p
a 2
Pi / dy = y — 0 oder
0
Frito = J 3
d. h. die durch die Kraft /; geleistete Arbeit hat eine
Zunahme an lebendiger Kraft der um die Achse O
schwingenden Wagenkastenmasse erzeugt. Wir können
ا سوم تیب ارم
wobei ول die zur weiteren Durchbiegung der Aufsen-
federn verbrauchte Arbeit bezeichnet.
Abb. 2a.
Die in den Zeitabschnitten I und II in den Aufsen-
federn aufgespeicherte Arbeit wird nunmehr im Zeit-
abschnitt III zum Zurückschwingen des Wagenkastens
verbraucht; der Wagenkasten würde jetzt periodisch
um die Drehachse O schwingen, wenn nicht die innere
Reibung der Federn die vorhandene lebendige Kraft
bald vernichtete. Die Aufspeicherung der Arbeit in
den Federn ist bildlich in Abb. 4a und 4b dargestellt,
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122 [No. 738]
wobei /,d, und J, die Werte der aufgespeicherten
Arbeit und die Durchbiegung vor Eintritt der Fliehkraft
bezeichnen.
Sehr wesentlich für unsere Betrachtung ist es, dafs
in den Zeitabschnitten I bis III eine der Mehrbelastung
der Aufsenfedern entsprechende Entlastung der Innen-
federn eintritt; die Entlastung der Innenfedern wird
verstärkt, sobald das Spiel der Aufsenfedern durch den
Fangebock gehemmt wird.
Ferner von hohem Belang ist die Weglänge hinter
dem Zungenspitzenpunkt, auf welche sich die Mehr-
belastung der Aufsenfedern erstreckt. Diese Länge setzt
sich zusammen aus dem halben Wagen-Gesamtradstand
= 1315 m — die Wirkung der Fliehkraft hört erst
auf, wenn die letzte Achse aus dem krummen Strang
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. März 1908]
10 km/St oder 19,44 m/sec ein Weg
s = 19,44 . 0,356 — rd. 7,00 m
zurückgelegt. Die kritische Weglänge betrug also ım
vorliegenden Falle 7,375 + 7,000 = 14,375 m. Die grdfste
Durchbiegung der Aufsenfedern fand statt in einer
1,315 -+- ee — 10,875 m von der
Zungenspitze; diese Zahl entspricht fast genau der
Entfernung der Entgleisungsstelle von der Zungenspitze
= rd. Ilm. Die Schwingungszeiten sind in Abb. 4c
den Abb. 4a und 4b entsprechend dargestellt, wobei
J, T und 4, T die Zunahme an Schwingungsdauer bei
Erhöhung der Durchbiegung um ./, 4 und Ad bezeichnen.
Bei der vorstehenden Betrachtung ist angenommen, dats
Entfernung von
eben ausgefahren ist, — und einer den Zeitabschnitten der Wagen nur durch die Seitenfedern des Dreh-
> gestells abgefedert ist und Wiege-
ZS federn sowie dritte Federn nicht
S vorhanden sind, um einen mög-
\Zwischengerae' X Ubergangsbogen lichst klaren Ueberblick über den
Weiche 1.9 —__—- 5,50
i
|
N
N
S
foi
Abb. 3a. <
|
WER mu. I oo bts
Drehungsbeschleunigung 8, 8 Si
Abb. 3b. | durch die ۷۷ ‘\ oon lala a;
۱ 35:73
۳ | Ing lag!
3 Re Echo
83:98
| 4 \ side!
E | \ eis
۱
i ۱ | | Pr
` | ed و
i i |
! i ; |
| LAN,
: Mehr= Durchbiegung |
Abb. 3c. | ger Aussenfedern |
|
|
|
Abb. 3d.
Tu + Zin entsprechenden Lange. Diese Länge Zi + Zu
entspricht der Schwingungszeit der infolge der Flieh-
kraft zusätzlich belasteten Aufsenfedern. Erhalten die
Aufsenfedern (Seitenfedern) eine normale Belastung von
4300 kg bei 70 mm Durchbiegung*), so würde diese
12236
Durchbiegung bei einer Zusatzbelastung von 4
. 4300 -+ 3060
— 3000 kg auf - 4300
Die Schwingungszeit ciner Feder ist
. 10 = 127 mm anwachsen.
Pd [I in sec,
wobei 7 = Durchbiegung infolge der Belastung in m.
Die Schwingungszeit wird in diesem Falle
‘0, 127
9,81
emer
T == 3,14 8
Zeit wird bel
= 0,356 sec.
In dieser Geschwindigkeit von
*) Drehgestelle für Schnellzugwagen, Berlin 1904, Verlag von
(lasers Annalen, 5. 7.
Beschleuniqungs | ` Kurve
: Durchbiegungs (¿Weg )- Kurve `
Einflufs der Federn zu gewinnen. 00 مد
Die Fliehkraft wirkt ferner
auf die Seitenbuffer der Dreh-
gestelle ein. Die Anfangsspannung
اه eines solchen Seitenbuffers (Spiral-
> feder) beträgt im allgemeinen
a 500 kg bei einer Durchbiegung
von 25 mm. Da das seitliche
Spiel dieser Bufter nur 30 mm be-
trägt, vermögen sie nur eine Kraft
n poa — 1100 kg
federnd aufzunehmen, oder eine
Gesamtkraft 2 . 1100 = 2200 kg
für einen Drehgestellwagen; jede
weitere Seitenkraftzunahme bean-
sprucht die Drehgestelle auf
Kippen. Die Schwingungszeit
dieser Spiralfedern ist geringfügig,
so dafs sie hier aufser acht ge-
lassen werden kann. Die Seiten-
buffer würden nach Ausfahrt
aus der Weichenkrümmung zu
. schwingen anfangen, sobald die
Fliehkraft eben 2200 kg beträgt,
d. h. sobald nach Abb. Ic der
Wagenschwerpunkt sich in der
Entfernung von |
14,72 2200.14,15
2 — a ۳
— 1,33 — 6,045 m,
die vorderste Achse also sich in
6,045 + 1,375 m = 13,420 m Ent-
fernung vor der Zungenspitze be-
findet, sofern nicht bereits früher
infolge der selbständigen Be-
wegung der Drehgestelle eine
Entlastung der Buffer stattfindet, wie im nachstehenden
erörtert werden soll.
Die. Drehgestelle vermögen um den Drehzapfen
selbständige Bewegungen auszuführen, ohne die Masse
des Wagenkastens erheblich zu beeinflussen. Man hat
zu der Annahme hingeneigt, dafs die Drehgestelle trotz
kurzer Achsstände keine Neigung zum Schlingern hätten,
weil ihre Gewichtsmassen und Trägheitsmomente so
gering seien, dafs sic bei einer Abweisung der Vorder-
achse nicht zurtickschwingen; man braucht jedoch nur von
einem D-Wagen aus einen am Anfang oder Ende eines
D-Zuges laufenden vierachsigen Abteilwagen zu be-
obachten, um das Gegenteil bestätigt zu finden. Die
Drehgestelle schlingern andauernd und reifsen
bei einer gröfseren Gleisuncbenheit oder einem
Gleisknick beträchtlich die Wagenmasse mit
sich. Das Bestehen dieser Tatsache ist für die Unter-
suchung insofern von hoher Bedeutung, als das Dreh-
gcstell mit der Vorderachse bei Ausfahrt aus der Weiche
infolge des Knickes zwischen Zunge und Backenschiene
(Neigung ber Weichen و an letztere an-
[15. März 1908]
o
prallt und infolgedessen zurückgeschleudert wird.
Boedecker*) hat die Wellenbewegung der Fahrzeuge
infolge der durch irgend einen Anlafs erzeugten Ver-
schiebung der Achsmitte gegen die Gleismitte unter-
sucht. Danach würde bei mathematisch parallelen
Achsen von 2,5 m Radstand eine Wellenlänge — rd. 34 m
betragen, sofern die Vordcrachse nicht infolge hoher
Fahrgeschwindigkeit so stark nach der Gleismitte zurück-
geworfen wird, dafs ihre Bahn beim Verlassen der
Schiene mit der Gleisachse cinen Winkel bildet und
dadurch die Wellenlänge beträchtlich verkürzt wird.
Da jedoch praktisch die Achszapfen nicht absolut fest
in den Lagern stecken, ferner die Achsbiichsen ein
kleines Spiel in den Achsgabeln haben, so werden die
Drehgestellachsen im allgemeinen einen kleinen Winkel
miteinander bilden; unter dieser Voraussetzung würde
nach Boedeckers Untersuchungen die Wellenlänge rd.
17 m beträgen. In diesem letzteren Falle ist jedoch
von der Annahme ausgegangen worden, dafs die Achsen
sich unbehindert um einen gewissen Winkel verdrehen
könnten, während in Wirklichkeit jeder Verdrehung ein
von der Steifigkeit der Verbindung der Achsbüchsen
mit den Wagenfedern abhängiger Widerstand entgegen-
wirkt. Die wirkliche Wellenlänge wird demnach zwischen
beiden Werten, also 34 m und 17 m liegen. Der
Anprallpunkt der vorderen Drehgestellachse gegen die
Innenschiene würde eine halbe Wellenlänge von der
34-17 |
2
Zungenspitze, also etwa . و = 12,8 m von dieser
entfernt liegen. Unter der Einwirkung des in diesem
Anprallpunkte entstehenden, mit Fahrgeschwindigkeit
und Anprallwinkel wachsenden Stolses steigt das
stofsende Rad um eine von der Form des Schienen-
kopfes und der Hohlkehle des Radreifens abhängende
Höhe auf die Schiene auf. Während aber beim ersten
Anprall an der Zungenspitze diesem Aufsteigen des
Rades die hohe Zusatzbelastung entgegenwirkt, wird
beim Rückprall das Aufsteigen infolge der starken Ent-
lastung auf der Innenseite sehr begünstigt.
Von nicht zu unterschätzender Tragweite für die
Entstehung einer Entgleisung ist der Einflufs der
Spannung der Kuppelketten auf die zwischen Rad
und Schiene wirkenden Kräfte. Die auf einen Wagen
ausgeübte Zugkraft lafst sich bei der Fahrt durch
Krümmungen in eine in die Wagenachse fallende und
eine zu dieser senkrechte mit der Krümmung wachsende
°) Boedecker, Die Wirkungen zwischen Rad und Schiene,
Hannover 1887,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 738] 123
Seitenkraft zerlegen; erstere unterhält die fortschreitende
Bewegung des Wagens, letztere wirkt auf Drehung
desselben und vermindert den Krümmungsdruck des
führenden äufseren Vorderrades. Ist die Vorderachse
durch irgendwelchen Anlafs (Schienenlage, Schlingern)
augenblicklich an die Innenschiene gepreist worden, so
wird die zur Wagenachse senkrechte Seitenkraft ein
Aufsteigen des inneren Vorderrades begünstigen. Die
Grölse dieser Scitenkraft ist, aufser von der Stellung
des Wagens im Zuge, von dem Krümmungshalbmesser,
dem Gesamtradstande und der Wagenlänge abhängig;
sie nimmt insbesondere zu, je kleiner der Krümmungs-
halbmesser und je gröfser der feste Radstand und die
Wagenlänge wird.
Da kurz vor .der Fahrt durch den krummen
Weichenstrang und die anschliefsende Krüm-
mung dic Bremse betätigt wurde, ist auch dieser
Umstand hier in Betracht zu ziehen. Bei gebremsten
Rädern fallen die infolge der wagerechten und zur
Richtung der Wagenachse parallelen Seitenkraft des
Gleitwiderstandes entstehenden Momente
= Seitenkraft . Spurweite
fort, so dafs der Krümmungsdruck des führenden Vorder-
rades durch die Bremsung dem bei der Rollbewegung
entstehenden gegenüber schr gering wird. Gebremste
Achsen lassen sich daher leicht aus ihrer augenblick-
lichen Bewegungsrichtung ablenken. Ilierdurch erklärt
es sich, dafs gebremste Achsen in der führungslosen
Strecke der Kreuzungsstücke so leicht entgleisen. Viele
folgenschwere Eisenbahnunfälle, deren Entstehungs-
ursache auf das unvermutete Einfahren in: den
krummen Strang einer Weiche mit voller Fahr-
geschwindigkeit zurückgeführt wird, sind weniger durch
die schnelle Fahrt, als durch den Bremslauf des
Zuges hervorgerufen worden.
lassen wir die Ergebnisse der einzelnen Be-
trachtungen zusammen, so läfst sich die Entgleisung
der führenden Drehgestellachse nagh innen auf
folgende Ursachen zurückführen:
l. Starke Verminderung des senkrechten inneren
Achsdruckes, hervorgerufen durch die hohe Flieh-
kraft und begünstigt durch die Tragfedern.
2. Wagerechter nach der Innenseite der Krümmung
gerichteter Achsdruck, hervorgerufen durch den
Einfluts der Drehgestell-Seitenbufter.
3. Wagerechter nach der Innenseite der Krümmung
gerichteter Achsdruck, hervorgerufen durch den
Anprall der vorderen Drehgestellachse im Knick
an der Zungenspitze.
4. Wagerechter nach der Innenseite der Krümmung
gerichteter Achsdruck, hervorgerufen durch die
zur Wagenachse senkrechte Seitenkraft der auf
den Wagen ausgeübten Zugkraft.
5. Verminderung des Krümmungsdruckes des
führenden Vorderrades durch die Bremswirkung.
Die ersten drei dieser Kräfte traten in rd. 10,90 m
bezw. 13,40 m bezw. 12,80 m Entfernung von der
Zungenspitze auf, das Eintreten der beiden letzten
Einwirkungen ist rechnerisch nicht festzustellen, es ist
aber mit Sicherheit anzunehmen, dals sie bereits hinter
der Zungenspitze vorhanden waren. Denkt man sich
die. einzelnen Kräfte zusammengesetzt, so ergibt sich,
dats das stark entlastete innere Rad der vorderen
Drehgestellachse von einer Anzalıl wagerechter Kräfte
beansprucht war, die im Verein mit der geringen senk-
rechten Kraft ein Aufsteigen des Rades auf die Schiene.
herbeiführen mufsten. Die Kräfte 1. bis 3. sind in erster
R
abhängig, deren Zunahme vor allem durch die Fahr-
geschwindigkeit bedingt wird. Die Kraft 4. ist auf die,
nur durch eine sehr kurze Gerade von der Weichen-
krümmung getrennte anschliefsende Krümmung zurück-
zuführen.
Wir werden uns zum Schlufs mit der Frage zu
beschäftigen haben, durch welche Mafsnahmen derartige
Unfälle sich mit Sicherheit vermeiden lassen. Da die
hohe Fahrgeschwindigkeit bei der Entgleisung die aus-
schlaggebende Rolle spielte, wird zunächst festzustellen
Linie von der Flichkratt, also dem Ausdruck m
124 [No. 738)
sein, welche höchste Fahrgeschwindigkeit im krummen
Strang der Weiche unbedingt zulässig ist. Im all.
gemeinen wird für Weichen 1:9 mit dem Halbmesser von
190 m bei Fahrt durch die Ablenkung eine dem $ 66,4 der
B. O. entsprechende Höchstgeschwindigkeit von 45 km/St
in Auslegung des $ 66,8 der B. O. zugelassen, während
genau eine Fahrgeschwindigkeit ” y SS -- 41,5 km St
noch angängig wäre. Der krumme Weichenstrang
unterscheidet sich aber dadurch von den üblichen in
Krümmungen liegenden Gleisen, dafs er keine Ucber-
höhung und Ueberhöhungsrampe besitzt, dafs die
Krümmung nicht mittels Ucbergangsbogens, sondern
unvermittelt und zwar an der Zungenspitze mittels
eines Knickes an die benachbarten Geraden sich an-
schliefst, und dafs der Aufsenstrang am Herzstück
unterbrochen ist. Ein Kriterium zur Bemessung der
Höchstgeschwindigkeit für den krummen
Weichenstrang wird also nicht in der Grófse des
Halbmessers, sondern in der Gröfse der nicht un-
schädlich gemachten Fliehkraft zu finden sein.
Darf diese Gröfse nach den Ausführungen im Anfange
dieser Abhandlung etwa 40 kg/t betragen, so wird die
Fahrgeschwindigkeit
d CRE |/ 40.190.9,81 ۲
| — 1000 - 2 8,6 m/sec
oder J” == 31 km/St. Es verdient daher hier hervor-
gehoben zu werden, dafs in den für die österreichischen
Hauptbahnen geltenden „Grundzügen der Vorschritten
für den Verkehrsdienst auf Hauptbahnen“ *), welche der
„Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung“ entspricht, die
Frage der Fahrgeschwindigkeit bei der Fahrt durch
Weichen sehr ausführlich in einem Artikel (Art. 22,
Abs. 122 bis 133) behandelt worden ist, und dafs dort
der krumme Weichenstrang im günstigsten Falle — „bei
vollkommen versicherten oder verläfslich verschlossenen
Weichen“ -- mit nur 40 km/St befahren werden darf.
Das Durchfahren der Weichenbogen mit nur 40 km/St
wird von den Insassen der vierachsigen Wagen wegen
der ruckartigen Bewegungen schon recht unangenehm
empfunden, es erscheint daher auch aus diesem Grunde
eine weitere Ermälsigung der Geschwindigkeit wünschens-
wert. Ist eine Ermäfsigung der Grundgeschwindigkeit
zur Erzielung möglichst kurzer Fahrzeiten aber nicht
angängig, so werden für diesen Fall nur besonders
gebaute Weichen, wie sie auf amerikanischen Bahnen **)
mehrfach vorkommen, in Frage kommen oder es mufs
gleich beim Entwurf der Gleisanlagen auf durchfahrende
Schnellzúge Bedacht genommen werden.
Für die Betriebssicherheit in zweiter Linie von
Bedeutung ist die Länge der Zwischengerade
zwischen Weichenzungenspitze und Anfangspunkt der
Ueberhöhungsrampe bezw. des U'ebergangsbogens. Der
statische Einflufs der in der Weichenkrümmung er-
zeugten Flichkraft auf das Fahrzeug hört erst auf, wenn
die letzte Achse desselben die Weichenkrümmung ver-
vil
U zZ تحت
lassen hat, d. h. wenn der Wagenschwerpunkt sich in `
der Entfernung des halben Gesamtradstandes von der
Weichenzungenspitze befindet, während der dynamische
Einflufs der Fliehkraft, der in erster Linie von der
Fahrgeschwindigkeit und von der Gestaltung der Trag-
federn abhängig ist, noch nach dem Aufhören des
statischen Einflusses, entsprechend der Schwingungszeit
der mehrbelasteten Aulsentedern, eine gewisse Zeit lang
wirksam ist. Es scheint wünschenswert, dieZwischen-
gerade etwa gleich dem I! fachen der gröfsten
Fahrzeuglänge anzuordnen, indem von der Voraus-
setzung ausgegangen wird, dafs '/3 der Gesamtlänge
zur Vernichtung des statischen, dic übrigen %3 der Ge-
samtlänge zur Vernichtung des dynamischen Einflusses
der Fliehkraft erforderlich sind; darnach würde im all-
gemeinen eine Lange der Zwischengerade von 1". 20
= 30 m nötig sein.
°) Vergl. auch Ludwig Freund, Kommentar zur neuen Signal-
ordnung und zu den neuen Grundzügen der Vorschriften für den
Verkehrsdienst. Wien 1904. Alfred Birk, Die neuen Grundzüge
der Vorschriften usw. Ztg. d. V. D. E.-V. 1905. S. 375,
**) Dr. Aua, Blum, Die Weichen amerikanischer Eisenbahnen.
Ztschr. d. V. d. Ing. 1906. S. 401.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. März 1908]
®
Zum Schlufs werden der Ausgestaltung des Ueber-
gangsbogens und der Ueberhöhungsrampe, die im vor-
liegenden Falle auch in Betracht kamen, noch einige
Worte zu widmen sein. Das Fahrzeug, welches von
einer Geraden in eine Krümmung mit Ueberhöhung
zu überführen ist, unterliegt vornehmlich zwei Dreh-
bewegungen: einer um eine senkrechte Achse im
jeweiligen augenblicklichen Krümmungsmittelpunkte und
einer um eine wagerechte, senkrecht zum Fahrzeug-
querschnitt stehende Achse. Bedeutet v = Fahr-
geschwindigkeit in m/sec und ¢ den veränderlichen
Krúmmungshalbmesser, der in der Kreiskrümmung
den Wert o == A annimmt, so hat der Ucbergangsbogen
den Zweck, die Winkelgeschwindigkeit » = e
lichst stolsfrei zu vermitteln. Es durchläuft also während
der Fahrt durch den Uebergangsbogen der Wert
mög-
EN othe take o `, v
we die Grölsen O = bis w = n, d. h. es voll-
2 CW R
zieht sich in ihm eine beschleunigte Drehbewegung.
Die Ueberhóhung soll auf Grund der Erfahrungen an
der Stelle, wo der Halbmesser A erreicht ist, den Wert
nV
== 6 R
deutet, d. h. die Ueberhöhung wird ein Vielfaches der
Winkelgeschwindigkeit. Die Ueberhöhungsrampe er-
= (mw erhalten, wenn C einen Festwert be-
7
halt dann den Wert / = nA = nC p — 7 Ca, wenn ۱
das Neigungsverhältnis der Rampe bezeichnet, d. h.
die Länge der Ucberhóhungsrampe wird gleichfalls ein
Vielfaches der Winkelgeschwindigkeit. Die Werte x
und 2 charakterisieren die Drehbewegung des Fahr-
zeugs um eine wagerechte zur Gleisachse parallele
Achse. Der Wert 7 mufs nach $ 10,2 der B. O.
mindestens 300 betragen. Wird dieser Wert 0
zur Herstellung verschiedener Ueberhöhungsrampen
J
von der Lange 7 = 300, 4 = 300 . 6 بر
ist ersichtlich, dafs das Fahrzeug bei grofsen Halb-
messern und kleiner Ueberhöhung sich schneller um
seine wagerechte Achse als bei kleineren Halbmessern
und grofser Ueberhöhung drehen mufs. Es erscheint
daher erwünscht, znichtunveränderlichanzunehmen,
sondern es möglichst der Geschwindigkeit an-
verwendet, so
zupassen. Wählt man » = wo Ä einen Fest-
o
>
wert bedeutet, so wird durch diese Formel eine gleiche
Drchgeschwindigkeit um eine wagerechte Achse bei
verschiedenen Fahrgeschwindigkeiten charakterisiert,
dh die Rampenneigung wird um so flacher,
je gröfser die Fahrgeschwindigkeit. Der Fest-
wert A erhält zweckmälsig mit Rücksicht auf Vmin =
= : Ber og
45 km St und zum == 300, die Gröfse "".— 0,15, so-
Minin
dats die Rampenneigung
__ Fkm/St we
ae 0,15 wira.
Es ist danach beispielsweise für P = 45 km/St
1 1 1 1
a 300’ und für v= 120 km/St » = 800 Die Formel
befindet sich auch in Uebercinstimmung mit den Er-
gebnissen der Schnellfahrversuche auf der Strecke
Marienfelde---Zossen. Dort wurde eine stofsfreie Fahrt
durch den Uebergangsbogen und die Ueberhöhungs-
|
rampe erst bei Einlegung einer Neigung von 1200
erzielt; diese würde einer Fahrgeschwindigkeit
V = 1200.0,15 = 180 km/St
entsprechen, mit der auch tatsächlich gefahren wurde.
Nicht unwesentlich für die Erzielung einer möglichst
stolsfreien Drehbewegung um die wagerechte Achse ist
die Ausgestaltung der Ueberhéhungsrampe. Zu
diesem Zwecke mülste die Rampe so geformt sein, dals
diese Drehbewegung allmählich eingeleitet und allmählich
beendet wird. Die heutige Form der Ueberhöhungs-
rampen mit, wenn auch praktisch nicht völlig durch-
geführten Knicken am Anfangs- und Endpunkt ist
[15. März 1908}
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 738] 125
hierzu nicht geeignet, vielmehr mufs eine Ausrundung
an Stelle der Knicke treten, um einen stotstreien
Ucbergang des Fahrzeugs in den überhöhten Strang zu
vermitteln. Demgemäfs erhält die Ueberhóhungs-
rampe zweckmatsig cine §-Form. Unter Zugrunde-
legung derartig ausgebildeter Rampen sind schon
mehrfach entsprechende Uebergangsbogenformen be-
rechnet worden*), die im allgemeinen auf Parabeln
höheren Grades hingeführt haben. Sei es nun, dals
cine kubische Parabel oder eine Parabel höheren Grades
als Uebergangsbogen eingelegt wird, so hat sich zweifel-
los ergeben, dafs die stofsfreie Fahrt in erster Linie
von der Länge des Uebergangsbogens abhängig
ist. Da die Betriebssicherheit um so mehr gewahrt
bleibt, je weniger Stofswirkungen das Fahrzeug erleidet,
wird dieses Ziel beim Uebergang von der Geraden ın
die Krümmung sich zweckmálsig durch lange Ueber-
gangsbogen, der Fahrgeschwindigkeit entsprechend
geneigte und an den Enden ausgerundete Ucberhóhungs-
rampen erreichen lassen.
Aus den vorstehenden Untersuchungen lassen sich
folgende Schlüsse als Bedingungen für eine gesicherte
und möglichst stofsfreie Fahrt durch den krummen
Weichenstrang insbesondere mit anschlielsender Krüm-
mung ziehen:
l. Bei der Fahrt durch den ablenkenden Strang
*) F. R. Helmert, Die Uebergangskurven für Eisenbahngleise,
l.cipzig 1882, erhält eine Parabel vierten Grades (biquadratische
Parabel. Alfred Wessely, Zur Theorie des Uebergangsbogens,
„Ztschr. d. österr. Ing.- u. Arch.-Vereins“ 1906, S. 617, berechnet
hierfür eine Parabel fünften Grades. |
einer Weiche ist die Fahrgeschwindigkeit auf 25-30
km,St zu ermälsigen.
2. Die Fahrt über jede Langsamfahrstelle, also
auch die vorbezcichnete Weichentahrt, hat mit gelösten
Bremsen zu erfolgen. Die Lokomotivführer sind in ihrer
Dienstanweisung auf die genaue Befolgung dieser Be-
stimmung hinzuweisen.
3. Soll die Einfahrt in oder die Ausfahrt aus
Stationen aufser Plan durch den krommen Weichen-
strang erfolgen, so ist dies dem Lokomotivführer fruh
genug bekannt zu geben.
4. Krümmungen im unmittelbaren Anschluls an
Weichen, welche in der Ablenkung von durchfahrenden
Zügen befahren werden, sind zu vermeiden; zwischen
Weiche und Krümmung ist eine Zwischengerade von
möglichst 30 m Länge einzulegen.
9. Durch die Anordnung der Bahnhofsgleise ist die
gerade Durchführung der Schnellzuggleise durch Weichen
anzustreben, selbst unter Aufwand erheblicher Umbau-
kosten für vorhandene Anlagen. Läfst sich die Durch-
fahrt von Schnellzügen durch, den ablenkenden Weichen-
strang nicht vermeiden, z. bei Einmündungen oder
Gabelungen, so ist auf die Einlegung besonderer flach-
gekrümmter, insbesondere symmetrischer Weichen
Bedacht zu nehmen. Die ablenkende Fahrt mufs durch
das Einfahrsignal mindestens 300 m vor der Weiche
dem Lokomotivführer angekündigt werden.
6. Die Uebergangsbogen von Krümmungen müssen
eine der gröfsten Fahrgeschwindigkeit entsprechende
Länge, die Ueberhöhungsrampen eine mit zunehmender
Fahrgeschwindigkeit abnehmende Neigung und eine
S-formige Gestalt im Aufrifs erhalten.
Verschiedenes
‚Paternosteraufzüge. Die Personenaufzüge werden von
Tag zu Tag wichtiger im Betriebe der Fabriken, Geschäfts-
und Wohnhäuser. Für massenhaften Verkehr reichen der
unvermeidlichen Pausen wegen die gewöhnlichen Aufzüge
nicht aus, bei denen eine einzige Zelle (Kabine) auf- und_
niedergeht. Dieser Aufgabe sind nur Paternosteraufzüge
gewachsen, bei denen eine gröfsere Zahl von Zellen, an
einem endlosen Seil oder Kette befestigt, unaufhórlich auf-
und niedergehen (wie die Becher eines Baggers), so dafs
man die Zellen besteigt oder verläfst, während sie in lang-
samer Bewegung sind. Die Aufsichtsorgane mögen letzteres
wohl bisher für bedenklich gehalten und deshalb der Ge-
nehmigung dieser Aufzüge solche Schwierigkeiten bereitet
haben, dafs sie so gut wie verboten sind. Nur in Hamburg
hat man ihre Vorzüge hoch genug geschätzt, um die Bedenken
beiseite zu schieben, und die Erfahrung hat gelehrt, dafs die
Bedenken überhaupt unbegründet sind. Die Paternoster-
aufzüge sind nicht nur leistungsfähiger als die Einkabinen-
aufzüge, sondern auch sicherer und billiger in Anlage und
Betrieb. Schon allein der Umstand, dafs kein Führer ۰
zutahren braucht, ist von grofser Bedeutung.
In Hamburg sind innerhalb 20 Jahren 120 solcher Pater-
nosteraufzüge in Betrieb gekommen und haben ihre grofsen
Vorzüge erwiesen. Deshalb hat der Vercin deutscher
Ingenieure nach sorgfältigster Prüfung an den Reichskanzler
und die deutschen Staatsregierungen das Ersuchen gerichtet,
sie als gleichwertig neben den Einkabinenaufzügen anzu-
erkennen und demgemäls ihre behördliche Genehmigung zu
erleichtern.
Roheisenerzeugung in Deutschland und Luxemburg.
Nach den Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und
Stahlindustrieller betrug die Roheisenerzeugung in Deutsch-
land und Luxemburg während des Monats Januar 1908
insgesamt 1061329 t gegen 1106375t im Dezember 1907 und
1 062 152t im Januar 1907.
Die Erzeugung verteilte sich auf die einzelnen Sorten
wie folgt, wobei in Klammern die Erzeugung für Januar 1907
angegeben worden ist: Giefsereiroheisen 192456 (177543) t,
|
Bessemerroheisen 39303 (40712) t, Thomasroheisen 682 402
(686 901) t, Stahl und Spiegelcisen 89 462 (87 493) t, Puddel-
roheisen 57 106 (69 503) t.
Seit langer Zeit weist das Siegerland wieder eine kleine
Quantität Thomasroheisen nach (325 t).
Erster Internationaler Kongreß der Kälte-Industrie. Zur
Veranstaltung eines Internationalen Kongresses der Kälte-
Industrie in Paris, Ende Juni 1908, ist ein Ausschufs gebildet
worden, zusammengesetzt aus Mitgliedern des Instituts, des
Parlaments, der medizinischen Fakultät, desCollege deFrance,
der grofsen Transportgesellschaften, des Instituts Pasteur,
des Magistrats der Stadt Paris, des Kriegsministeriums, des
Credit foncier, des landwirtschaftlichen Instituts, der Ver-
einigung der Ingenieure und städtischen Gesundheits-
ingenieure, der Industriellen, der Landwirtschaft und des
Handels.
Die Veranstaltung steht unter dem Schutz der franzö-
sischen Regierung. Das Protektorat haben übernommen:
der Herr Landwirtschaftsminister Ruau und die Herren
Minister für Handel und Industrie, für die Kolonien und für
die öffentlichen Arbeiten.
In sämtlichen Ländern der Welt, in denen die Kälte-
Industrie eine Rolle spielt, haben bereits alle in Betracht
kommenden Kreise ihr lebhaftes Interesse an dem Kongrets
dargetan. Es sind besondere Ausschüsse gebildet worden,
die sich mit den Vorarbeiten und mit der Propaganda für
den Kongrefs befassen.
Der Ausschufs für Deutschland ist in einer vom Verein
deutscher Ingenieure einberufenen, zahlreich besuchten
Versammlung von Interessenten der Kälte-Industrie am
9. November in Berlin gewählt worden. Den Vorsitz hat
Dr. Dr.: Sng. Linde, Professor an der Technischen Hochschule
in München, übernommen.
Dieser Ausschufs hat die Aufgabe übernommen, die
vorbereitenden Arbeiten für den Kongrefs in Deutschland
auszuführen, Berichterstatter zu ernennen, Vorträge zu
sichern und auch Propaganda für eine möglichst zahlreiche
Beteiligung zu machen, damit Deutschland, welches in dr:
126 INo. 738]
Kälte-Industrie der Welt eine führende Stellung einnimmt,
würdig und durch eine stattliche Anzahl sciner Interessenten
vertreten sein wird.
Alle für den Kongrefs bestimmten Mitteilungen und
Anfragen sind an die Geschäftsstelle des Ausschusses für
Deutschland, Berlin NW. 52, Calvinstrafse 24, zu richten.
Ernennung zum Doktor-Ingenieur. Anläfslich seines
50. Geburtstages wurde Herrn Zivilingenieur Wilhelm
Schmidt in Cassel-Wilhelmshóhe von der Grofsherzogl.
Badischen Technischen Hochschule in Karlsruhe in An-
erkennung seiner Verdienste um die Nutzbarmachung des
überhitzten Dampfes in der Dampfmaschine, insbesondere
auch für Lokomotiven und seiner bahnbrechenden Leistungen
fur die konstruktive Gestaltung der Maschinen und Ueberhitzer
für hochúberhitzten Dampf die Würde cines Doktor-Ingenieurs
ehrenhalber verlichen.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Mitgliede des Kaiserl. Schiftsvermes-
sungsamts der ständige Mitarbeiter bei dieser Behörde
Alfred Rottmann und zum ständigen Mitarbeiter der eben-
daselbst beschäftigte Schiffbauingenieur Franz Spill.
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem Post-
baurat Zimmermann in Karlsruhe in Baden bei seinem
Scheiden aus dem Dienste.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Reichs-
dienste erteilt: dem Marine-Oberbaurat und Schiffbau-
Betriebsdirektor Wellenkamp.
Preufsen.
Ernannt: zum Geh. Oberbaurat der Vortragende Rat
im Minist. der öffentl. Arbeiten Geh. Baurat Wittfeld; zum
Eisenbahnbauinspektor der Reg.-Baumeister des Maschinen-
baufaches Wilhelm Israel in Königsberg in Pr.; zu Reg.-
Baumcistern die Reg -Bauführer Ernst Gremler aus Köln a. Rh.,
Erich Wünsche aus Egeln, Kreis Wanzleben (Maschinen-
baufach), Franz Leinemann aus Bückeburg, Fürstentum
Schaumburg-Lippe, Richard Rosien aus Danzig (Eisenbalhn-
baufach), Albert Manzke aus Stettin, Friedrich Odenkirchen
aus Köln a. Rh., Hermann Kuckzck aus Königsberg, Paul
Steinke aus Deutsch-Krone (Wasser- und Strafsenbaufach),
Anton Knopp aus Dudeldort, Kreis Bitburg, Moritz Hane aus
Wiesbaden und Albert Weitz aus Aachen (Hochbaufach).
Verliehen: die Stelle des Vorstandes der Eisenbahn-
maschineninspektion in. Darmstadt dem Grotsherzogl.
hessischen Eisenbahnbauinspektor Wilhelm Kayser und die
Stelle des Vorstandes der Eisenbahnwerkstätteninspektion 2
in Breslau dem Eisenbahnbauinspektor Albinus.
Zugeteilt: dem Meliorationsbauamt in Frankfurt a. ۰
zur dienstlichen Verwendung der Reg.-Baumeister des
Wasser- und Strafsenbaufaches Fritz Eckert.
Versetzt: der Baurat Mettegang, bisher in Kóln, zur
Kgl. preufsischen und Grofsherzogl. hessischen Eisenbahn-
direktion nach Mainz, der Eisenbahnbauinspektor Tesch,
bisher in Aachen, als Vorstand (auftrw.) der Eisenbahn-
werkstätteninspektion 2 nach Gleiwitz, die Eisenbahn-Bau-
und Betriebsinspektoren Georg Michaelis von Hannover nach
Uchte als Vorstand der daselbst neu errichteten Eisenbahn-
bauabt. und Franz Bergmann, bisher in Mihla, zur Kgl.
KEisenbahndirektion nach Essen a. d. R., sowie der Landbau-
inspektor Cornelius, bisher in Mainz, zur Kgl. Fisenbahn-
direktion nach Berlin.
Bayern.
Verliehen: der Titel und Rang eines Kgl. Reg.- und
Kreisbaurates dem Bauamtmann bei dem Kgl. Wasserver-
sorgungsbureau Karl Wolfius.
Befórdert: zu Direktionsassessoren die Eisenbahn-
assessoren Hermann Beckh bei der Eisenbahndirektion in
Nürnberg, Max Maußer bei dem Verkehrsamt der Staats-
eisenbahnverwaltung in München, Max Hafner, zur Dienst-
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[15. Marz 1908]
leistung bei den pfälzischen Eisenbahnen beurlaubt, unter
Fortdauer seiner Beurlaubung, bei der Eisenbahndirektion
Regensburg und Albert Gollwitzer, Vorstand der Betriebs-
werkstätte Regensburg.
Versetzt: der Eisenbahnassessor Ludwig Fischer in
München zur Werkstätteninspektion Aubing.
Auf die Dauer eines Jahres in den Ruhestand
versetzt: der Obermaschineninspektor bei der Werkstátten-
inspektion Aubing Friedrich Eisenbeiß.
Württemberg.
Ernannt: zum Vorstand der Ministerialabt. für den
Strafsen- und Wasserbau der Oberbaurat Friedrich v. Schaal
bei dieser Behörde unter Verleihung des Titels eines Bau-
direktors mit dem Range auf der vierten Stufe der Rang-
ordnung.
Verliehen: der Titel und Rang eines Oberbaurats dem
Baurat Stocker bei der Generaldircktion der Staatseisen-
bahnen, der Rang auf der fünften Stufe der Rangordnung
dem Professor Dr. Weizsäcker an der Techn. Hochschule in
Stuttgart, der Titel und Rang eines Baurats dem Ober-
inspektor Glück bei dem maschinentechn. Bureau der
Generaldirektion der Staatseisenbahnen, den Eisenbahnbau-
inspektoren Oettinger in Krailsheim, Wörnle, Vorstand der
Kisenbahnhochbausektion Stuttgart I, Abel in Geislingen und
Bürklen in Rottweil, dem Strafsenbauinspektor Schad in
Cannstatt, dem Bauinspektor Mederle, Vorstand des techn.
Bureaus der Ministerialabt. für den Strafsen- und Wasserbau,
und dem Reg.-Baumeister Karl Heim, Architekt in Stuttgart,
der Titel eines Baurats dem Professor Maurer an der
Baugewerkschule in Stuttgart;
der Titel und Rang eines Eisenbahnbauinspektors den
Abteilungsingenicuren Hochmüller bei der Eisenbahnbau-
inspektion Rottweil und Ackermann, Vorstand der Eisenbahn-
bausektion Gmünd, sowie der Titel und Rang eines Bau-
inspektors dem Reg.-Baumeister Werkmann, Oberamtsbau-
meister in Laupheim, und dem etatmäfsigen Reg.-Baumeister
Planitz bei dem Bezirksbauamt Heilbronn.
Befördert: auf die erledigte Stelle des Eisenbahnbau-
-Inspektors in Pforzheim der Abteilungsingenieur tit. Eisen-
bahnbauinspektor Mesmer bei dem bahnbautechn. Bureau der
Generaldirektion der Staatseisenbahnen.
Hessen.
Ernannt: zum Inspektionsvorstand in der hessisch-
preufsischen Eisenbahngemeinschatt der Eisenbahnbauin-
spektor Wilhelm Kayser in Darmstadt und zum ordentl.
Mitglied der auf Grund des $ 46 des Reichsgesetzes, betreffend
das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der
Photographie vom 9. Januar 1907 von Württemberg, Baden
und Hessen gemeinschaftlich gebildeten Sachverständigen-
kammer für Werke der bildenden Künste (einschl. der
Erzeugnisse des Kunstgewerbes und der Bauwerke) mit dem
Sitze in Stuttgart der Bauinspektor Wilhelm Jost in Bad
Nauheim.
Die Akt.-Ges. Hannoversche Eisengiefserei in
Anderten teilt uns mit, dafs sie ihrem Betriebschef Herrn
Oberingenieur Gustav Frerichs Prokura erteilt hat, und zwar
in der Weise, dafs derselbe berechtigt ist, die Gesellschaft
in Gemeinschaft mit einem Mitgliede des Vorstandes oder
einem Prokuristen zu vertreten und die Firma zu zeichnen.
Gestorben: Direktor Heinrich Minssen in Breslau, -
früher Oberingenicur des Schlesischen Vereins zur Ueber-
wachung von Damptkesseln, Baurat Paul Koehler, früher
Kreisbauinspektor in Brandenburg a. d. IH., Oberbaurat Otto
Fieser in Karlsruhe, Geh Regicrungsrat v. Tiedemann, Reg.-
und Baurat in Potsdam, Mitglied der Akademie des Bau-
wesens, Reg.- und Baurat a. D. Geh. Baurat Ernst Lieckfeldt
in Düsseldorf, Kgl. Baurat Richard Tanneberger, Landes-
bauinspektor in Breslau, und Geh. Hofrat Dr. Ludwig
Wedekind, ordentl. Professor an der Techn. Hochschule ın
Karlsruhe.
des Herausgebers, — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Rezier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin ها اراد
Druck von Gebruder Grunert, Berlin.
]1. April 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN INo. 139]
127
Verein fiir Eisenbahnkunde zu Berlin
Versammlung am 11. Februar 1908
Vorsitzender: Herr Wirklicher Geheimer Rat Dr.: Jna. Schroeder
Schriftführer: Herr Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Giese
(Mit 28 Abbildungen)
Vorsitzender: Meine Herren! Ich eröffne die Sitzung.
Leider habe ich eine traurige Mitteilung zu machen.
Am 4.d.M. starb nach schwerem Leiden zu Berlin
Herr Hermann Bachstein im 74. Lebensjahre, seit
1882 Mitglied des Vereins. Bachstein, der am 15. April
1834 zu Apolda geboren war, widmete sich dem Bau
von Eisenbahnen und hat sich im Laufe seines an
Arbeit und Erfolgen reichen Lebens als Gründer und
Erbauer insbesondere von Kleinbahnen einen hervor-
ragenden Namen erworben. U.a. schuf er die Bahnen,
die den Grundstock der jetzigen Berliner Westlichen
Vorortbahn bilden. Unserem Vereine hat er 25 Jahre
lang angehört und ihm sowie seinen Bestrebungen stets
das regste Interesse bewiesen. Wir werden ihm ein
dauerndes Gedächnis bewahren.
Ich bitte Sie, sich zu Ehren des Verstorbenen von
Ihren Sitzen zu erheben. (Geschieht.)
Meine Herren! der Bericht über die vorige Sitzung
liegt hier aus. Etwaige Ausstellungen bitte ich, bis
zum Schlufs der Sitzung hier anzumelden. Eingegangen
sind Dankschreiben, von unserem Korrespondierenden
Mitgliede Herrn Ziffer, und von unserem Mitgliede
Herrn Blauel, denen wir unsere Glückwünsche zum
70. Geburtstage ausgesprochen haben; ferner dankt
die Familie des Herrn Bachstein für die ihr erwiesene
Teilnahme.
Sodann sind noch eingegangen: (Redner verliest
die Titel der Eingänge). Den Einsendern darf ich hier
den Dank des Vereins aussprechen.
Zur Aufnahme in den Verein haben sich gemeldet:
Herr Regierungsbaumeister Wilhelm Chaussette, vor-
geschlagen durch die Herren Labes und Giese, und
Herr Regierungsbaumeister Homann, vorgeschlagen
von den Herren Labes und Giese. Ueber die Auf-
nahme dieser Herren wird in der nächsten Sitzung
abgestimmt werden.
Heute haben wir abzustimmen über die Aufnahme
dreier einheimischer Mitglieder, und zwar des Herrn
Regierungs- und Baurat Albert Wambsganss in Berlin,
vorgeschlagen von den Herren v. d. Bercken und
v. Zabiensky, des Herrn Ingenieur Dr Ana, Wilhelm
Mattersdorff in Berlin, vorgeschlagen von den Herren
Fränkel und Pforr, und des Herrn Eisenbahn-Bau-
und Betriebsinspektor Waldemar Risse in Friedenau,
vorgeschlagen von den Herren L. Koch und H. Buch-
holtz.
Satzungsgemäfs wird in dieser Sitzung der Bericht
des Ausschusses zur Prüfung unserer Kassenführung
im Jahre 1907 erstattet. Ich erteile zu diesem Zwecke
Herrn Geh. Baurat Buchholtz das Wort.
Herr Geh. Baurat a. D. Buchholtz: Der Ausschufs
zur Prüfung der Buchführung und Rechnungslegung
hat vor etwa acht lagen die Prüfung vorgenommen.
Die Belege sind durchweg nachgesehen, und es wurde
gefunden, dafs sie richtig gebucht, und die Bücher
richtig geführt sind, so dafs Anstánde nicht zu erheben
sind. Das darüber geführte Protokoll lautet: (Redner
verliest dasselbe). Die Prüfung hat stattgefunden durch
Herrn Geh. Baurat Meyer und durch mich.
Vorsitzender: Meine Herren! Ich stelle diesen
Bericht zur Besprechung — und schliefse sie, weil sich
niemand zum Worte gemeldet hat. Ich darf annehmen,
die Versammlung ist danach mit dem Antrage des
Herrn Vortragenden einverstanden, dafs die Rechnung
geprüft und für richtig befunden worden ist. Ich darf
weiter feststellen, dafs dem Herrn Kassenführer damit
die Entlastung erteilt worden ist.
Wir kommen nunmehr zur Beschluisfassung über
den Voranschlag für das Jahr 1908. Meine Herren, die
einzelnen Zahlen sind Ihnen vom Herrn Kassenführer,
der leider heute durch Unwohlscin verhindert ist, zu
erscheinen, schon erläutert worden, und die Aufstellung
befindet sich in Ihren Händen. Ich stelle den Voran-
schlag hiermit zur Besprechung — und schliefse sie, da.
sich niemand zum Worte meldet. Ich darf feststellen,
dafs die Versammlung mit dem Voranschlage einver-
standen ist. Dieser Voranschlag wird damit zu unserem
Etat, der unserer Verwaltung zu Grunde zu legen ist.
Ich bitte nunmehr Herrn Eisenbahn-Bau- und
Betriebsinspektor Denicke, uns den angekündigten
Vortrag über
Die Anatolische Bahn
zu halten.
Herr Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Denicke:
Meine Herren! Bei der in der zweiten Hälfte des
vorigen Jahrhunderts erfolgten Aufschliefsung Klein-
asiens, welches bis dahin in Europa fast vollständig
unbekanntes Land war, hat Deutschland naturgemäls
erst sehr spät in den Wettbewerb der übrigen Grofs-
mächte eintreten können. Die deutschen Vertreter
haben sich dann aber stets zur Richtschnur genommen,
bei allen ihren Unternehmungen die Interessen Klein-
asiens und somit der Türkei selbst ganz besonders zu
fördern, und dadurch ist es Deutschland gelungen,
bezüglich der Eisenbahnen den ersten Platz zu erreichen.
Die Anatolische Eisenbahn Haidarpascha—Eskischehir—-
Angora und Eskischehir-—Konia (s. Abb. I) ist in
deutschem Besitz. Auch an der weit über den Bereich
Kleinasiens hinausreichenden im Werden begriftenen
Bagdadbahn, auf die ich nachher noch zurückkommen
werde, ist Deutschland am meisten beteiligt. Im
Zusammenhang hiermit ist in neuester Zeit auch die
Bahn Mersina—Adana in deutsche Hände übergegangen.
Aufser den eben genannten drei Eisenbahnen be-
stehen zur Zeit in Kleinasien noch drei weitere Eisen-
bahnen: Die Smyrna—Aidin-Bahn, die Bahn Smyrna—
Cassaba mit Verlängerung nach Afionkarahissar und
die Bahn Mudania—Brussa. Mit Ausnahme der zuletzt
genannten sind sämtliche Bahnen Kleinasiens normal-
spurig.
Von der türkischen Regierung sind ferner eine
ganze Reihe von Genehmigungen für den Bau von
Eisenbahnen erteilt worden. Auch hat sie selbst sehr
ausgedehnte, teilweise vorzüglich ausgeführte Vor-
arbeiten durch Wilhelm Pressel machen lassen, den
Vater des Herrn Professor Pressel, der im vorigen
Jahre hier den interessanten Vortrag über die Erbauung
des Simplon-Tunnels gehalten hat. Durch politische
und sonstige Verhältnisse ist jedoch der gröfste Teil
aller dieser Genehmigungen und Vorarbeiten auf ewig,
wenigstens auf absehbare Zeit, von der Bildfläche
verschwunden.
Ehe ich nun auf das Hauptthema meines Vortrages,
die Anatolische Eisenbahn, eingehe, möchte ich einige
Angaben über die übrigen vorhin genannten Eisenbahnen
Kleinasiens bringen.
Die älteste ist die Aidin-Bahn; dieselbe hat mit
verschiedenen kleinen Zweiglinien und mit ihrer Ver-
längerung nach Diner und Tschivril die Länge von
rund 520 km. Die Genehmigung für das erste Stück
dieser Bahn wurde bereits im Jahre 1856 einer englischen
Gesellschaft erteilt mit der Bedingung der Fertigstellung
in 4 Jahren. Die türkische Regierung garantierte der
Gesellschaft 6 pCt. Zinsen des Baukapitals. Im Laufe
der Zeit wurde bei Verlängerung der Bahn diese
Abmachung verschiedentlich geändert. Jetzt zahlt die
Regierung keine Garantie mehr, die Gesellschaft betreibt
ihr Netz vielmehr auf eigene Rechnung und Gefahr.
Dank der sehr fruchtbaren Gegenden, durch welche die
Nachdruck des Inhaltes verboten.
128 INo. 139] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN (1. April 1908]
Bahn. gröfstenteils fährt, sind die Einnahmen derselben In neuerer Zeit hat die Bahn sich verschiedentlich
derart, dafs sie eine hinreichende Verzinsung des an- bemüht, weitere Konzessionen in Richtung auf die
gelegten Kapitals abwirft. Anatolische Eisenbahn bei Tschai und nach Yalowatsch
Abb. 1.*)
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cdo Wasser sial ای 5 کاب 4 we 4 H ۰ +. A
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Längen- und Höhenprofil.
*) Nach „Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen“,
Jahrgang 1904, No. 17.
**( Abb. 2, 10, 13, 15, 16, 19, 22, 23 und 26 nach „Deutsche
Bauzeitune“, Jahrgang 1904, No. 64 und 67. anzugeben.
zu erhalten, wodurch der Anatolischen Bahn Frachten
entzogen würden; ob die Linien jedoch zur Aus-
führung kommen werden, vermag ich zur Zeit nicht
EE EE
(1. April 1908
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
INo. 739] 129
Die Genehmigung für das erste Stück der Bahn
Smyrna—Cassaba wurde im Jahre 1863 ebenfalls einer
englischen Gesellschaft erteilt, von welcher dieselbe
auch erbaut und 1866 in Betrieb genommen wurde. Bei
dieser Bahn wurden, ebenso wie bei der Aidin-Bahn,
im Laufe der Erweiterung des Netzes die Genehmigungs-
Bedingungen verschiedentlich geändert. Im Sommer 1893
ging das ganze Unternehmen durch Vermittlung von
Nagelmackers, des verstorbenen Generaldirektors der
Internationalen Schlafwagengesellschaft, in den Besitz
einer französisch-belgischen Bankgruppe unter Führung
der Ottomanbank in Konstantinopel über. Die hierfür
neu gegründete Eisenbahngesellschaft baute sogleich
das letzte Stück von Alaschehir bis Afionkarahissar an
der Anatolischen Bahn. Die Gesamtlänge des Netzes
Abb. 3.*)
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1000 S00 o 1000 2000 m
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Konstantinopel.
beläuft sich nun auf rund 510 km. Für den älteren
Teil bis Alaschehir in einer Länge von 266 km garantiert
die türkische Regierung eine Brutto-Einnahme von im
ganzen 2310 000 Frs. und für den neuen Teil 13 900 ۰
für das km. Die Bahn führt in ihren älteren Teilen
durch gröfstenteils sehr fruchtbare Gegenden, während
das letzte Stück zumeist durch gebirgige Steppen und
dünnbestandene Waldlandschatten führt.
Die Bahn Mersina—Adana ist zu Anfang 1883 zwei
Herren konzessioniert worden, die ihre Rechte auf eine
englisch-französische Gruppe úbertrugen. Die Bahn
wurde dann in einer Länge von 70 km im Sommer 1886
in Betrieb genommen. Wenngleich die Bahn durch eine
äufserst fruchtbare Gegend führt, hat sie es doch, der
zu geringen Länge wegen und da sie sich keiner
Garantie seitens der türkischen Regierung erfreut, nie
zu einer Verzinsung des Anlagekapitals bringen können.
Wie wir nachher noch sehen werden, ist der Endpunkt
der Bahn, Adana, ein Durchgangspunkt der Bagdadbahn,
so dafs also die Bahn eine Verbindung der Bagdadbahn
mit dem Mittelländischen Meer bilden wird. Aus diesem
Grunde wurde die schlecht rentierende Bahn von der
Anatolischen Eisenbahn im Jahre 1906 ۰
*) Nach „Zeitschrift für Bauwesen“, Jahrgang 1903, Blatt 56.
Jetzt kommen wir noch zu der kleinen 42 km
langen Bahn Mudania—Brussa. Diese wurde 1873 mit
1,1 m Spurweite von der türkischen Regierung selbst
zur Verbindung der Provinzial-Hauptstadt Brussa mit
dem Meere gebaut. Sie kam aber über den Bau nicht
hinaus, wurde nicht einmal in Betrieb genommen; so
blieb sie bis 1891 liegen. Dann übernahm sie Nagel-
mackers, baute sie auf 1 m Spurweite um und setzte
sie im Jahre 1892 in Betrieb. Die Linie erhält durch
die Regierung keine Unterstützung. Obgleich die Ebene
von Brussa zu Füfsen des den ganzen Sommer über
reichlich Wasser spendenden bithynischen Olymps
Abb. 4.
Hannibals Grab,
Abb; 5;
L
ei a.
AS ffe
Landschaft vom Randgebirge.
äufserst fruchtbar ist, wirft die Bahn, wieder der zu
geringen Länge wegen, keine ordentliche Rente ab.
Sie wird wenig benutzt, selbst die Mehrzahl der Fremden,
welche Brussa besucht, bevorzugt die Fahrt im Wagen
von Mudania über den vorliegenden Bergrücken vor
der ziemlich holperigen Eisenbahnfahrt.
Von der Anatolischen Eisenbahn wurde das erste
91 km lange Stück von Haidarpascha, einem Vorort
Konstantinopels auf asiatischer Seite, nach Ismidt zu
Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts von
einer französischen Baugesellschaft für die türkische
Regierung erbaut. Diese Linie wurde nach Fertig-
stellung an eine englische Gesellschaft zum Betriebe
130 [No. 739}
GLASERS ANNALEN FUR
verpachtet. Die Eisenbahn lag derzeit in ihrer ganzen
Ausdehnung neben dem Meerbusen von Ismidt, sie
hatte daher überall den Wettbewerb mit dem Schiffs-
verkehr aufzunehmen, dem sie naturgemäls nicht ge-
wachsen war. Zu einem Weiterbau von Ismidt nach
Angora hatte die türkische Regierung an verschiedenen
Stellen den Anfang gemacht, war aber über die
Schüttung einiger Dämme nicht hinausgekommen. Dies
war der Zustand als am 4. Oktober 1888 zwischen der
türkischen Regierung und der Deutschen Bank zu Berlin
ein Vertrag zu Stande kam, nach welchem der letzteren
die Genehmigung zum Bau und Betrieb einer normal-
spurigen Eisenbahn von Ismidt über Eskischehir nach
Angora auf die Dauer von 99 Jahren erteilt wurde.
Hierbei war zugleich die Uebernahme der Linie Haidar-
pascha — Ismidt gegen Zahlung der Summe von
6 Millionen Francs mit einbegriffen, mit der Verpflichtung,
den alten Oberbau dieser Linie sofort vollständig zu
Abb. 6.
Karassu-Schlucht.
erneuern. Nach Ablauf der 99jährigen Genehmigungs-
dauer geht die Bahn mit allem Zubehör in den Besitz
der türkischen Regierung über.
Seitens der Deutschen Bank wurde nun für das
Eisenbahn-Unternehmen eine Aktien-Gesellschaft unter
dem Namen Société du Chemin de fer ottoman d'Anatolie
gegrúndet. Der Bau der 486 km langen Linie Ismidt—
Eskischehir—Angora wurde von dieser einer franzósischen
Baugesellschaft in General-Entreprise übertragen. Die
örtliche Leitung dieser Baugesellschaft lag aber in den
Händen eines Deutschen, des Baudirektors von Kapp,
der wieder eine Anzahl deutscher Ingenieure heranzog;
der erste unter diesen, zugleich Kapps Vertreter, war
der kürzlich verstorbene Baurat Gaedertz.
Die Vorarbeiten und Bauten wurden mit allen nur
zu Gebote stehenden Mitteln derart beschleunigt, dafs
schon am 31. Dezember 1892 das letzte Stück bis
Angora in Betrieb genommen werden konnte.
Bald nach Fertigstellung dieser Linie Haidarpascha---
Angora wurde am 15. Februar 1893 seitens der Ana-
tolischen Eisenbahn mit der türkischen Regierung ein
neuer Vertrag über die Erbauung einer weiteren Eisen-
GEWERBE UND BAUWESEN
[1. April 1908]
bahn von Eskischehir úber Afionkarahissar nach Konia
(434 km mit einer Zweiglinie Alayund—Kutahia von
10 km) geschlossen. Der Bau dieser Linie wurde einer
deutschen Baugesellschaft unter Leitung des Geh. Baurat
Mackensen übertragen. Zu Anfang hatte die Unter-
nehmung mit grofsen Schwierigkeiten zu kämpfen, da
in Eskischehir und auf den Bauplätzen die Cholera
ausbrach und auch manche Intriguen zu überwinden
waren. Der Bau wurde aber trotzdem so rüstig
gefördert, dafs es gelang, die ganze Strecke schon am
Abb. T.
2
8
(Au
| AR
als?
Baschkeui-Viadukt.
Abb. 8.
>
> 3 9
سیم و EDS > ++ ~
بخ A "e
Kl:
Yaila-Viadukt.
29. Juli 1896 dem Betriebe zu übergeben. Im Sommer
1899 wurde dann noch eine kleine Zweigbahn von der
alten Station Adabazar nach der gleichnamigen Stadt
(8 km) erbaut und am 1. November in Betrieb genommen.
` Das in der Anatolischen Bahn angelegte Kapital
beträgt, ohne die letzthin beschlossene Vermehrung
für den Ausbau der Bewässerungsanlagen auf der
Hochebene von Konia, 176 Millionen Francs und setzt
sich zusammen aus 140 Millionen Francs Sprozentiger
Obligationenund 36 Millionen Francs Aktien, die mit
Ausnahme eines Jahres bisher stets wenigstens 5 ۰
Dividende gegeben haben. Die Papiere sind bis auf
einen nur sehr geringen Teil in deutschen Händen.
a — س E س
[1. April 1908]
Die allgemeine Linienführung der Bahn ist aus dem
Plane und den Längen- und Höhenprofilen (Abb. 1 und 2)
zu ersehen. Danach ist die Bahn in drei verschiedene
Abschnitte zu zerlegen: erstens die Strecke neben dem
Meerbusen von Ismidt, zweitens der Aufstieg auf die
Hochebene Kleinasiens von Ismidt bis Ineoeunu (siehe
Längsschnitt) und drittens der Teil auf der Hochebene
Ineoeunu — Eskischehir — Angora’ und Eskischehir —
Konia.
Von Konstantinopel erreichen wir den Ausgangs-
punkt der Bahn, indem wir von der Brücke über das
goldene Horn aus mit dem Fährboot den Bosporus
durchkreuzen (Abb. 3) Der Dampfer fährt an den
Gestaden der asiatischen Küste entlang, vorbei am
südlichen Teile von Skutari und dem türkischen Fried-
hofe mit seinen dunklen Zypressenhainen, in den
schmucken neuen Hafen von Haidarpascha, auf den ich
nachher noch näher eingehen werde. Hier lag der
antike Hafen von Chalcedon, von dessen Molen noch
jetzt gröfsere Reste vorhanden sind. Vom Dampfer
steigen wir in den bereitstehenden Zug, der uns zu-
nächst durch freundliche Villenvororte Konstantinopels
mit teilweise sehr malerisch gelegenen Begräbnisplätzen
und dann ans blaue Meer führt, vor uns zur Rechten
die lieblichen Prinzeninseln, ein beliebter Sommer:
aufenthalt der wohlhabenden Türken und Griechen,
Bei der weiteren Fahrt erscheinen hoch oben auf der
Höhe einige uralte Zypressen (s. Abb. 4), von denen
man behauptet, dafs sie das Grab Hannibals beschatten,
der hier auf der Flucht vor den Römern vom Tode
ereiltwurde. Bald erreichen wir die kaiserlich türkischen
Teppichknüpfereien und Seidenwebereien zu Hereke,
die im Herbst 1898 vom deutschen Kaiserpaare besucht
wurden. Der Meerbusen von Ismidt wird enger, so dafs
die gegenüberliegende bewaldete Küste klarer wird.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
|
= D
131
gewinnt die Bahn dem Bach, den sie sehr oft über-
schreitet, und den oft bis über 100 m senkrecht in die
Höhe ragenden bläulichweifsen Kalkfelsen den nötigen
Platz ab (s. Abb. 6). Kein weiterer Weg hat Raum
finden können in diesem Engpafs und köstliche Aus-
blicke eröffnen sich immer wieder auf die hoch mit Efeu
berankten Felswände und den schäumenden Bach.
| Technisch noch interessanter ist die hinter der Station
Abb. 9.
Brunnen auf der Hochebene.
Abb. 10.
Mir <2 KA
RE Er A
Th
nn
Ansicht von Angora.
Zur Rechten erscheint die malerische Ruine eines
Schlosses, einst gebaut von den sich hier niederlassenden
Kreuzfahrern. Wir fahren vorbei am Hafen von Derindje
mit seinen grofsen Getreidespeichern und Ismidt, dem
alten Nicomedia. Von hier ab tritt die Bahn sehr bald
in die Randgebirge der kleinasiatischen Hochebene
(s. Abb. 5), naturgemäfs der interessanteste Abschnitt
der ganzen Bahn. Zwischen Vezirhan und Biledjik
durchfahren wir die enge Schlucht eines reilsenden
Baches, des Karassu (Schwarzwasser). Nur mit Mühe
Biledjik beginnende Steilrampe von 14 km Länge und
einer Steigung von 25 %00 (1:40). Hier klimmt die Bahn
unter Zuhilfenahme eines Seitentales an den Hängen
des Karassu in die Höhe, auf hohen Viadukten
(s. Abb. 7 u. 8) werden die Seitentäler überschritten
und manche Gebirgsnase wird mittels Tunnel durch-
fahren; dabei haben wir herrliche Blicke in das tiefe
mächtige Tal. An den Hängen wechseln hier bis zu
den Gipfeln Weinberge mit vollständig kahlen Flächen,
während die Talsohle selbst mit Maulbeerbäumen zur
132 [No. 739]
Seidenzucht, untermischt mit Obst- und Nufsbäumen,
dicht bestanden ist. Der Charakter des dritten Teiles
der Bahn, der auf der Höhe von 700—1350 m über dem
Meeresspiegel liegt, ist ein ganz anderer; hier herrscht
ein vollständiges Inlandklima, durch keine Wälder
gemildert, im Sommer heifs und im Winter schneidend
Abh. 11.
Straßenbild von Kutahia
kalt. Teilweise fährt die Bahn durch gut angebaute
Gegenden, mehr aber durch’ öde baumlose Strecken,
belebt höchstens durch Schaf- und Ziegenherden
(s. Abb. 9). Und doch ist cine Fahrt auf diesen oberen
Teilen der Bahn stets hochinteressant und zwar für
uns Europäer besonders die echt türkischen gröfseren
Städte Angora, Kutahia, Afionkarahissar, Akschehir
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
|
(1. April 1908]
aber auch harren noch ihrer Aufdeckung. Von besonders
interessanten Baudenkmälern sei noch auf Abb. 15 die
Justiniansbrücke über den Abflufs des Sabandjasees,
Abb. 16 die Reste eines Jupitertempels nicht weit von
Kutahia und Abb. 17 und 18 in ‘Tuffstein gemeifselte
altphrygische Königsgräber nördlich von Afionkarahissar
Abb. 12.
Ansicht von Afionkarahissar.
verwiesen. Ein Besuch dieses interessanten Landes,
des alten Königreichs Phrygien, ist jedenfalls einer der
lohnendsten Ausflüge, die von der Anatolischen Bahn
aus gemacht werden kónnen, trotz der sich entgegen-
stellenden Schwierigkeiten in bezug auf Unterkunft,
Verpflegung und Wegeverhältnisse. Das nächste Bild
(Abb. 19) führt uns wieder in ein ganz anderes Kultur-
Abb. 13.
StraBenbild von Konia.
und Konia, von denen in den Abb. 10 bis 14 einige
Proben gegeben sind. i
In näherer und fernerer Umgebung der Bahn findet
sich eine unendliche Zahl von Baudenkmälern aus allen
Kulturzeitaltern, die im Laufe der Jahrhunderte über
Kleinasien hinweggezogen sind. Teils stehen diese
Denkmäler frei zutage, teils sind sie unter Trümmern
begraben; viele sind von Archäologen untersucht, viele
|
|
zeitalter. Es sind die Reste des Sultan-Chan, einer
grofsen Karawanserei aus der Seldschukkenzeit in der
Salzwüste bei Konia.
Die Gesamtlänge des Netzes der Anatolischen
Eisenbahn beträgt 1032 km. Der Grunderwerb ist bis
auf die alte türkische Linie Haidarpascha—Ismidt grund-
sätzlich zweigleisig ausgeführt, alle Bauten dagegen nur
eingleisig. Als kleinste Krümmung ist die von 300 m
(1. April 1908}
Halbmesser zugelassen. Aufser der grofsen Steigung
von 25 °/oo hinter Biledjik ist die von 12 Soo als grölste
angewendet, mit Ausnahme einiger Abschnitte der Linie
Eskischehir—Konia. Der grofsen Geländeschwierig-
keiten wegen wurden hier Steigungen von 15 oo und
Abb. 14.
Ruinen des Seldschukken-Palastes zu Konia.
13 iaa zugelassen, da zurzeit des Baues ein weiterer
Ausbau des Bahnnetzes nach Bagdad und dem Persischen
Mcerbusen über Angora und nicht über Konia, wie er
jetzt zur Ausführung kommen soll, geplant war.
Die Brücken der Anatolischen Eisenbahn, deren es
namentlich in der Karassu-Schlucht und auf der Steil-
Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 739] 133
gebildet ist sie aus Quer- und Längsträgern. Die
Brückenschwellen waren auf der Strecke Ismidt—Es-
kischehir—Angora ursprünglich aus Zoreseisen her-
gestellt, sind jedoch, da diese sich nicht bewährten,
durch eichene Balkenschwellen ersetzt worden.
An Tunneln sind auf dem Gesamtnetz 17 ausge-
führt, von denen 13 allein auf der Steilrampe liegen; der
bedeutendste derselben ist 4۱1 m lang. Das Gebirge war
überall so stark durcheinander geworfen oder zerkliiftet,
dafs sämtliche Tunnel ausgemauert werden ۰
Erwähnenswert erscheinen mir hier zwei gröfsere
Arbeiten, welche die Bahn seit ihrem Bestehen auf der
Steilrampe hat ausführen müssen. Die erste betrifft
den in Abb. 8 dargestellten Yaila-Viadukt und die zweite
einen verdrückten Tunnel. Im Juni 1897 kam der eine
Berghang am Yaila-Viadukt durch Unterwaschung der
Talsohle infolge aufsergewöhnlicher Gewitterregen samt
Pfeilern und Endwiderlager derart ins Rutschen, dafs
der vollständige Einsturz der Brücke nur dadurch ver-
hindert wurde, dafs der eiserne Ueberbau sich fest
gegen die Widerlager stemmte, wobei er sich natürlich
in höchst bedenklicher Weise verbogen hatte. Der
Lokomotiv-Verkehr über den Viadukt mufste sofort
eingestellt werden; die Wagen wurden einzeln durch
Drahtseil über die Brücke gezogen. Mit der aller-
gröfsten Beschleunigung wurde eine Umgehungslinie,
selbst mit einem Tunnel von 45 m Länge, aber auch
mit Halbmesser von 80 m erbaut, über die schon im
September der Betrieb geleitet wurde. Die Wieder-
herstellung des Viaduktes selbst, Vertiefung der Funda-
mente der Pfeiler und Widerlager mittels Stollenbetrieb,
Ausführung grofser Kunstbauten in der Talschlucht und
Richtung und Verstärkung der Eisenkonstruktion wurde
dann in Angriff genommen, und am 6. Juli 1898 konnte
der Verkehr wieder über den Viadukt geleitet werden.
Die Gesamtkosten dieser Arbeit, die unter Leitung des
derzeit im Dienste der Anatolischen Eisenbahn befind-
lichen Oberbaurat Hagenbeck ausgeführt wurden, haben
die Summe von 353000 Francs betragen.
13.
Justiniansbrücke bei ۰
rampe eine sehr beträchtliche Zahl gibt, sind durchweg
in Eisen hergestellt und zwar als Parailelträger. Die
Brücken der Strecke Ismidt —Eskischehir—Angora sind
aus Belgien, die der Strecke Eskischehir—Konia aus
Deutschland bezogen. Die grófste angewendete Stütz-
weite der Parallelträger ist 50 m. Die in Abb. 7 schon
gebrachte Bogenbrücke hat 72 m Spannweite. Die
Fahrbahn der Brücken liegt teils oben, teils unten,
Schon beim Bau der Bahn war der längste 411 m
lange Tunnel infolge zu starken Gebirgsdruckes auf
eine längere Strecke vollständig zusammengedrückt. Bel
der Wiederherstellung erhielt er daher an dieser Stelle
eine Ausmauerung von 2,50 m Stärke; auch wurden
auf dem Gebirge über dem Tunnel umfangreiche Ent-
wässerungsanlagen hergestellt und dadurch das Nieder-
schlagswasser soweit möglich oberirdisch abgeführt
134
[No. 739]
Ferner wurden am Fufse des Gebirges in der Talschlucht
seitlich unterhalb des Tunnels starke Mauerwerk-
befestigungen hergestellt, um den Fufs des Gebirges zu
stützen und gegen Angriffe des Baches zu schützen.
Aber trotz dieser Vorsichtsmafsregeln wurde die Aus-
Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. April 1908]
Beziehung tadellos bearbeiteten Werksteinen sorgsam
neu auszumauern. Die Werksteine hierzu wurden aus
llereke auf einer Entfernung von 177 km bezogen.
Während der Bauausführung stellte sich heraus, dafs
die alte Ausmauerung teilweise sehr liederlich ausgeführt
16.
Jupiter-Tempel zu Aezam bei Kutahia.
mauerung des Tunnels in 4 je 6 m langen Ringen im
Laufe der Jahre so erheblich zerdrückt, dafs die Wölbung
sich, wie in Abb. 20 zu ersehen ist, bis 40 cm ver-
schoben hatte und die Wölbsteine durch eingetriebene
Holzkeile am Herausfallen gehindert werden mufsten.
Da durch sorgfältige Messungen festgestellt wurde, dafs
Abb. 17.
Midas-Grab (Phrygien).
der ganze Berghang und mit ihm der Tunnel nicht in
Bewegung war, konnte von einer Verlegung des Tunnels
Abstand genommen werden, und man konnte sich
bescheiden, nur die 4 gefährdeten Ringe mit in jeder
Í
war, ganze Rüstbalken wurden aus derselben heraus-
gezogen. Auch das gesamte Sohlgewölbe mufste er-
neuert werden. Da der Betrieb durch den Tunnel
während der ganzen Ausbesserungsarbeiten aufrecht
erhalten werden mufste, wurden nur eiserne Lehrbögen
(s. Abb. 21), ein breitspuriger Arbeits-Gerüstwagen und
ein normalspuriger Lehrbogenwagen verwendet. Die
Ausbesserungsarbeiten wurden von August 1901 bis
Anfang Juli 1902 ausgeführt. Eine raschere Ausführung
liefs sich nicht ermöglichen, weil der Verkehr während
des ganzen Winters 1901—02 der ausgezeichneten Ernte
in Anatolien wegen so stark war, dafs nur wenig Zeit
Abb. 18.
Phrygisches Grabmahl.
zur Arbeit blieb. Dazu traten zu Anfang Dezember 1901
dicht oberhalb des Tunnels infolge anhaltender Regen-
güsse mehrere gröfsere Bergrutschungen ein, die das
Gleis überschütteten, so dafs sämtliche nur irgend
verfügbaren Arbeitskräfte, namentlich auch die gelernten
Felsarbeiter und die anderen Tunnelarbeiter heran-
gezogen werden muísten, um die Linie schleunigst
wieder frei zu machen und weiteren Rutschungen durch
Abtragung grölserer Gesteinsmassen vorzubeugen. Die `
(1. April 1908]
Gesamtkosten der Tunnel-Ausbesserung beliefen sich
auf 49600 Francs.
Die Wegeübergänge der Bahn sind in Ortschaften
und in unmittelbarer Nähe derselben und an Wegen
mit stärkerem Verkehr durch Schranken und Wärter
gesichert. Die übrigen Uebergänge sind nicht bewacht;
vor denselben hat der Lokomotivführer die Pfeife
ertönen zu lassen.
Der Oberbau besteht einschliefslich der Weichen
ganz aus Eisen, die Schienen aus Bessemer-Stahl, die
Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 739} 135
die Bahn 3 Werkstätten, eine Hauptwerkstatt in Eski-
schehir und je eine Betriebswerkstatt in Haidarpascha
und in Konia, die letztere ist 1904 namentlich fir die
Betriebsmittel des ersten Stiickes der Bagdadbahn, die
von der Anatolischen Bahn mit betrieben wird, erbaut.
Reine Personenzüge werden nur auf der 24,5 km
langen Vorortstrecke Haidarpascha—Pendik, die jetzt
zweigleisig ausgebaut wird, gefahren; sonst verkehrt
auf jedem Abschnitt Haidarpascha- -Eskischehir, Eski-
schehir— Angora und Eskischehir—Konia in beiden
19.
Ruinen des Sultan-Chan bei Konia.
Schwellen aus Flufseisen. Auf eine Schienenlänge von
9 m entfallen 11 Schwellen. Berechnet sind die 30 kg
für das Ifd. m schweren Schienen (s. Abb. 22) für ein
Achsgewicht von 13 t unter Zugrundelegung einer
Schienenabnutzung von nur 3mm. Für die
Schienen der Steilrampe hat man den Kopf
etwas höher genommen, so dafs das Gewicht
34 kg für ۱ lfd. m beträgt. Der gröfste Teil
des Oberbaues ist deutsches Erzeugnis.
Das Bettungs-Material ist durchschnittlich
als ein sehr gutes zu bezeichnen; es besteht
aus Steinschlag, Meereskies, Flufskies und
gesiebtem Grubenkies; überhaupt liegen
die Gleise fast überall ganz vorzüglich.
Als Muster eines kleinen Bahnhofs
seien die folgenden Abbildungen eingefügt.
Abb. 23 stammt von der Linie Eskischehir—
Konia und Abb. 24 ist der obere Bahnhof der
Steilrampe. Die Bahnhofsvorsteher haben
grundsätzlich Dienstwohnung im Empfangsgebäude.
Die Betriebsmittel der Bahn setzen sich zusammen
aus 21 Tenderlokomotiven, 62 Lokomotiven mit Tender,
3 Hilfstendern, 3 Schneepflügen, 213 zweiachsigen
Personenwagen, 26 vierachsigen Personenwagen, 37
zweiachsigen Gepäckwagen, 4 vierachsigen Gepäck- und
Postwagen und 1376 Güterwagen.
Eine der neuesten vierzylindrigen 3/5 Schnellzug-
maschinen ist aus der Abb. 25 ersichtlich. Der Hoch-
druckzylinder hat 340, der Niederdruckzylinder 560 mm
Durchmesser. Der Kolbenhub beträgt 640 mm. Der
Triebraddurchmesser ist 1980 mm, der Kesseldruck
15 Atm. und das Dienstgewicht 66 t. Die Feuerkiste
ist für Kohlen- und Oelfeuerung eingerichtet. Die
gröfste zulässige Geschwindigkeit beträgt 100 km.
Der gröfste Teil der Betriebsmittel ist in Deutsch-
land hergestellt. Für die Unterhaltung derselben besitzt
Meis So
مب ۲
۲
Zerdrückter Tunnel.
Richtungen täglich ein gemischter Zug. Die übrigen
reinen Güterzüge verkehren nach Bedarf. Die Stärke
des Verkehrs ist vollständig von dem Ausfall der Ernte
auf der kleinasiatischen Hochebene abhängig und dadurch
mit dieser sehr schwankend. Die grölsten Gütermengen
bestehen in Weizen und Gerste. Die Ausfuhr derselben
erfolgt über die 3 Häfen der Anatolischen Bahn: Ismidt,
wo keine besonderen Hafenanlagen für gröfsere Dampfer
* Nach „Zentralblatt der
No: 21. 9.110,
jauverwaltung“, Jahrgang 1903,
136 (No 739]
(1. April 1908|
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
bestehen, Derindje und Haidarpascha. Die letzteren
zwei besitzen Kais mit 8 m Wassertiefe und sind mit
modernen Lagerschuppen, Getreidespeichern und Lade-
einrichtungen ausgerüstet. Der Hafen von Derindje
(Abb. 26) ist durch seine Lage tief im Meerbusen von
Ismidt gegen jeden Sturm geschützt. Der Hafen von
Haidarpascha (Abb. 27) hat der im Marmara-Meere im
Herbst und Winter oft auftretenden heftigen Südstürme
Abb. 21.
Lehrbogenwagen.
wegen durch einen grofsen Wellenbrecher geschützt
werden müssen.
Der Verkehr der Bahn ist aus der in Abb. 28 ge-
gebenen Darstellung zu erkennen. Zu den Ein-
nahmen sei bemerkt, dafs der türkische Staat aus den
Steuereinkünften der von der Bahn durchschnittenen
Provinzen eine kilometrische
Bruttoeinnahme garantiert hat.
Diese Garantie beträgt für die
Strecke Haidarpascha — Ismidt 7224 عم
10300 Frances für das
und km, für Ismidt— Angora `
15000 Francs und Eskischehir—
Konia 13900 Francs, letztere je-
_ فص
wöhnlich gestiegen, so dafs die Türkei schon lange
durch die Anatolische Bahn ein sehr gutes Geschäft
macht. Auch hat die Regierung längs der Bahn eine
grofse Menge von Mohanımedanern, die aus den von
der Türkei auf der Balkanhalbinsel und in Südrufsland
verlorenen Provinzen ausgewandert sind, ansiedeln
können, so dafs Kleinasien immer mehr die Kernprovinz
der Türkei wird.
Bezüglich des Menschenmaterials der Anatolischen
Bahn möchte ich noch kurz erwähnen, dafs die Stations-
vorsteher aus allen möglichen Nationen zusammen-
gesetzt sind: Europäer, Griechen, Armenier und Türken.
Das Lokomotiv-Personal, die Betriebsarbeiter und die
Streckenarbeiter sind fast nur Mohammedaner, d. h.
Türken und sogar Tartaren. Dieselben leisten ihrer
Mäfsigkeit und Zuverlässigkeit wegen ausgezeichnete
Dienste. Die gezahlten Löhne sind nach hiesigen Be-
griffen sehr gering, die Bahnunterhaltungsarbeiter er-
halten z. B. 90 Pfg. für den Tag.
Abb. 2۰
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Schienenprofil und Befestigung auf dem eisernen Oberbau.
An Wohlfahrtseinrichtungen besitzt die Anatolische
Bahn eine gut benutzte Sparkasse, die die Einlagen
mit 4 pCt. verzinst, und eine Beamtenfürsorgekasse, zu
welcher die Beamten selbst auch einen geringen Beitrag
leisten müssen. Jetzt ist auch die Einrichtung einer Pen-
sionskasse beschlossen worden. Dann unterhält die Bahn
in Eskischehir eine deutsche Schule und unterstützt
sehr stark die deutsche Schule in Haidarpascha.
Nun zum Schlufs noch einige Worte über die
Bagdadbahn. Schon lange strebte die türkische Re-
gierung danach, die ferneren asiatischen Provinzen,
namentlich aber die Provinz Bagdad, in nähere Ver-
bindung mit der Hauptstadt zu bringen. Die von Pressel
ausgeführten Vorarbeiten zielten fast alle auf diesen
Zweck hinaus. Die Verbindung war geplant über
Angora—Sivas-—Diabekir nach Bagdad. Für den Bau
der Strecke Angora—Sivas war der Anatolischen Bahn
auch bereits die Genehmigung erteilt. Trotzdem wurde
im Verlaufe der Verhandlungen und Vorarbeiten diese
Jahr ee Lee
Geratesch Wasserturm
RE Bahnmstr
= on nn m men — æ س س es س ا س o o u)
doch mit der Beschränkung, dafs
der Staat für diese Linie nie
mehr als 6750 Francs für das
Jahreskilometer zahlt. In den
Besitz der vollen Garantiesumme kommt diese Linie
daher erst, wenn sie selbst eine Jahreskilometereinnahme
von 7150 Francs aufweist — ein Fall, der bis jetzt nur
einmal und zwar 1905 eingetreten ist. Bei flüchtiger
Betrachtung wird die Jahreseinnahme-Garantie als eine
starke Belastung der Türkei erscheinen. In Wirklichkeit
ist dies jedoch nicht der Fall; denn die Steuerkraft,
d. h. die unter den Pflug genommene Fläche Anatoliens
und damit der Wohlstand ist seit der Erbauung der
Bahn eben durch die Absatzmöglichkeit ganz unge-
0 50 100 200
Typischer Stationsplan.
Linie fallen gelassen, einesteils der grofsen technischen
Schwierigkeiten im armenischen Hochlande wegen und
anderenteils politischer Rücksichten (der Ansprüche
Rufslands) wegen. Es wurde nun festgesetzt, dafs die
Linie von Konia ihren Anfang nehmen sollte,
Zur Erkundung dieser Bahnlinie wurde im Winter
1899 bis 1900 von dem damaligen deutschen General-
konsul in Konstantinopel, jetzigen Unterstaatssekretär
im auswärtigen Amte Stemrich, zusammen mit den
beiden Erbauern der einzelnen Strecken der Anatolischen
|1. April 1908|
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No, 739} 137
T ASN و ی eg ET = Een
Abb. 24.
Eisenbahn, Baurat von Kapp und Geheimer Baurat
Mackensen, eine Studienreise von Konia im allgemeinen
der mutmafslichen Trasse entlang nach Bagdad und
bis zum Persischen Meerbusen ausgeführt. Die Er-
gebnisse dieser Studienreise wurden den weiteren Ver-
handlungen zugrunde gelegt. Mit vielen Schwierigkeiten
kam dann endlich am 21. Januar 1902 das Abkommen
über die Genehmigung zur Erbauung und Betriebs-
führung der Bagdadbahn mit ihren Zweiglinien zustande.
Die Linienführung ist etwa die folgende (s. Abb. 1):
Von Konia aus erreicht die Bahn in östlicher Richtung
den Taurus, nach dessen Ueberschreitung sie auf langer
steiler Rampe nach Adana hinabfällt, wo sie Anschlufs
an die bestehende und inzwischen von der Anatolischen
Bahn angekaufte Bahn Adana--Mersina findet. Mili-
tarische Gründe haben es verhindert, von dort den
leichteren Weg längs der Küste nach Iskenderun
(Alexandrette) zu wählen; statt dessen geht die Linie
von Adana aus ostwärts ins Innere. Die wichtige Stadt
Haleb (Aleppo) wird selbst nicht berührt, sondern durch
eine Zweiglinie mit der Bahn verbunden. Südlich
Biredjik wird der Euphrat überschritten, und dann wird
der Weg zu Füfsen des Taurus direkt auf Mossul am
Tigris genommen; Orfa, das alte Edessa, erhält eine
Zweigbahn. Obgleich das rechte Ufer des Tigris be-
deutend dichter bevölkert ist als das linke, bleibt die
Bahn von Mossul bis Bagdad doch links, da auf dem
rechten Ufer zahlreiche Schuttkegel die verheerende
Wirkung der von den gröfstenteils entwaldeten Gebirgen
herabströmenden Wildbäche anzeigen. Der wichtige
Grenzort Khanikin, über den die persischen Pilger auf
ihrer Wallfahrt nach Kerbela, dem Bestattungsort ihrer
Toten ziehen, erhält auch eine Zweigbahn. Südlich
von Bagdad wird der Euphrat unweit Kerbela wieder
überschritten; an seinem rechten Ufer erreicht die Bahn
dann den Hafenplatz von Basra am Schatt-el-Arab. Als
Endpunkt der Bahn ist dieser Hafen der die Mündung
des Schatt-el-Arab verschliefsenden Barre wegen jedoch
nicht geeignet; daher soll sie von Zubeir nach EI Kueid
am Persischen Meerbusen weitergeführt werden, von
wo aus der Postanschlufs nach Indien leicht hergestellt
werden kann.
Die Lange. der Linie von Konia bis zum Persischen
Meerbusen beträgt rund 2400 km, von Haidarpascha
Konstantinopel) bis zum Persischen Meerbusen rund
3000 km, etwa die Hälfte der ganzen sibirischen Eisenbahn.
Dafs die Bahn der grofsen Baukosten und des geringen
Verkehrs in den durchschnittenen Provinzen wegen,
auch infolge der dünnen Bevölkerung und des Fehlens
jeglicher Kultur in weiten Strecken auf lange Zeit nicht
wird auf eigenen Füfsen stehen können, liegt auf der
Hand. Sie ist daher auf eine Garantie der Regierung
angewiesen. Diese ist in der Geneh-
migungsurkunde auf 12000 Francs im
Jahr für jedes km gebauter und in Betrieb
befindlicher Linie festgesetzt und aufser-
dem erhält die Bahn noch 4500 Francs \
für die Betriebsunkosten, wogegen der ``
Regierung die Einnahmen zufallen, die `
höher als 4500 Francs für das km im
Jahr sich ergeben werden; wird diese
Einnahme aber gröfser als 10 000 Francs,
so erhält hiervon die Regierung 60 pCt. 3
und die Bahn selbst 40 ۰ ۲
Diese Genehmigung mit allen bis |
dahin gemachten Vorstudien und Kosten
wurde am 13. April 1903 von der Ana-
tolischen Bahn, die bis dahin die Verhand- ۱ 2 SS
lungen geführt hatte, auf eine neue
Gesellschaft unter dem Namen „Societe Jr
Imperiale Ottomane du Chemin de fer de
Bagdad“ übertragen. Das Aktienkapital
dieser unter deutscher Führung ge-
gründeten Gesellschaft beträgt zunächst
15 Millionen Francs, hiervon sind 10 pCt.
von der türkischen Regierung, 10 pCt. von
der Anatolischen Eisenbahn und die restlichen 80 pCt.
von einer Finanzgruppe übernommen, welcher deutsche,
französische, österreichische, schweizerische, italienische
und ottomanische Banken und Firmen angehören.
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=" Cotreideschuppen
Stationsgebäude.
Abb. 25,
3/5 Lokomotive.
Abb. 26.
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Hafen von Derindje.
Die ganze Bagdadbahn soll in allen ihren Teilen
als erstklassige Schnellzugsbahn derart gebaut werden,
dafs Züge mit 75 km Reisegeschwindigkeit, Verlust auf
den Steilrampen und Aufenthalt auf den Stationen mit-
138 [No. 739] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [1. April 1908]
Abb. 27.
f A Schiffstation Mahsoussé F Hafenpolizei
۱ ۱ B Schiffstation Schirket-Hairie G Zollhaus
3 L C Hauptbahnhof Haidarpascha H Warenschuppen
{ \ D Warenmagazin I Getreidesilos
4 A | E Direktion der Hafen- J Getreidespeicher
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A ` au / d L Elektrizitätzentrale
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Hafen und Bahnhof Haidarpascha.
Abb. 28,
5 ٩ EEE ج Ze Zee Ze ٩ ه هه ه ه sss gerechnet, auf der Bahn verkehren können. Hierauf
که ist auch in den technischen Bedingungen für die
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Einnahmen.
Erbauung der Bahn gebührende Rücksicht genommen.
Der Oberbau soll ganz aus Stahl bestehen, die Schienen
von 12 m Länge und einem Gewicht von 37,24 kg für das
Meter sollen auf 15 Querschwellen von je 58, 30 kg ruhen.
Ferner ist in dem Lastenheft fúr die Bahn vor-
gesehen, dafs jede Woche ein Schnellzug zwischen
Haidarpascha und Haleb verkehren soll und jede zweite
Woche dieser Zug bis zum Persischen Meerbusen durch-
zuführen ist. Die Inangriffnahme einzelner Teile des
Baues wird nun natürlich immer davon abhängen, dafs
für den betreffenden Teil die erforderlichen Garantien
von der türkischen Regierung sichergestellt werden
können. Wann es der Türkei gelingen wird, die grofsen
Summen, die für die Garantie der ganzen Linie er-
forderlich sind, in jährlichen sicheren Einnahmen auf-
zubringen, ist noch durchaus nicht zu übersehen; darum
wird auch die Fertigstellung der ganzen Bahn nicht
vorausgesagt werden können. Das erste 200 km lange,
noch ganz auf der Hochebene Kleinasiens gelegene
Stück Konia—Eregli—Bulgurlu ist 1903 vom Geheimen
Baurat Mackensen erbaut worden. Das nun zunächst
auszuführende Stück Bulgurlu — Adana — Haleb ۶
zweifelsohne der technisch interessanteste Teil der
ganzen Bahn, namentlich der Steilabstieg durch den
Taurus von der Hochebene Kleinasiens in die Tiefebene
von Adana.
Hoffen wir, dals dieses Stück recht bald in Angriff
genommen wird.
(Lebhatter Beifall.)
Wird zu dem Vortrage das Wort
gewünscht? Das ist nicht der Fall. Der Herr Vor-
tragende hat uns ein sehr interessantes Bild gegeben
von einer Bahn, deren Ausführung, wie er dargelegt
hat, namentlich deutscher Initiative zu verdanken ist.
Diese Bahn, der wir die beste Entwicklung wünschen,
ist jedenfalls ein bedeutendes Kulturwerk, das, wie wir
hoften, in den alten Kulturstätten, die von der Bahn
durchschnitten werden, neues Leben und Gedeihen
bringen wird, um so mehr wollen wir wünschen, dafs
der in Aussicht genommene Weiterbau nach Bagdad
Vorsitzender:
[1. April 1908]
und nach dem Persischen Meerbusen bald zur Ausführung
gelangt. In diesem Sinne darf ich dem Herrn
Vortragendem herzlichen Dank aussprechen für seine
lichtvollen und ausführlichen Mitteilungen.
Im Fragekasten befindet sich nichts.
Die Herren Wambsganss, Dr.-Ing. Mattersdorff
und Risse sind mit den abgegebenen 37 Stimmen in
den Verein aufgenommen worden.
Als Gäste haben wir heute zu begrüfsen Herrn
Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Schwemann aus
Weimar und Herrn Regierungsbaumeister Wirth aus
Charlottenburg, beide eingeführt durch Herrn Denicke,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 739] 139
sodann Herrn Regierungsbaumeister Homann, 1۰
Lichterfelde, und Herrn Regierungsbaumeister Chaus-
sette aus Berlin, beide eingeführt durch Herrn
Giese; sodann ist ein österreichischer Kollege an-
wesend, Herr Ingenieur Otto Hönigsburg, Maschinen-
kommissar der Südbahn, der vom Vorstande eingeführt
ist. Ihn und alle anderen Herren Gäste heifse ich
herzlich willkommen.
Meine Herren! Gegen die Niederschrift sind Ein-
wendungen nicht erhoben worden, sie gilt also als
angenommen.
Ich schliefse die Sitzung.
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure
Versammlung am 24. September 1907
"Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr.-Ing. Wichert — Schriftführer: Herr Geheimer Kommissionsrat F. C. Glaser
(Mit 25 Abbildungen)
(Schlufs von Seite 119)
Vortrag des Herrn Regierungsbau-
meister J. Zillgen:
Ein Vergleich der zwei- und dreige-
kuppelten Schnellzug-Lokomotiven
der preußisch-hessischen Staats-
bahnen auf theoretischer Grundlage
(mit Rücksicht auf weitere Fahrzeit-
verkürzung im Schnellzugbetriebe).
(Schlufs.)
Bei einer Fahrgeschwindigkeit von
120 km/st mufs z. B. der Indikator in
etwa 1/; Sekunde das Diagramm um-
kreisen. Es ist einleuchtend, dafs bei
einer derartig schnellen Bewegung und
der dadurch bedingten grofsen Be-
schleunigung und Verzögerung der,
wenn auch nur kleinen Indikator-
trommelmassen eine Nacheilung des
Schreibstiftes hervorgerufen werden
mufs. Der Indikatorstift wird also die
Druckabnahme während der Expansion
. später anzeigen, als sie in Wirklichkeit
erfolgt. Infolgedessen wird die um-
schriebene Diagrammfläche gröfser
sein, als es dem tatsächlichen Druck D
entsprechen würde. Zudem gibt der
kleine Mafsstab an sich schon Ver-
anlassung zu Fehlern. Die mit Hilfe
des Indikator-Diagramms gefundenen
Leistungen sind daher durchweg zu
grofs.
Nichtsdestoweniger ist die Unter-
suchung durch Indikator - Diagramme
von den bisher verwendeten Methoden
die beste, es wäre jedoch wünschens-
wert, dafs ein von den schwingenden
Massen unabhängig wirkender Indikator,
wie es z. B. der Wagenersche”) ist,
Anwendung fände.
Die aus der wirklichen Füllung
und dem Zylinderquerschnitt sich er-
gebenden Dampfmengen und Dampf-
gewichte für eine Füllung sind in
Abb. 12 a—d dargestellt.
Die Feststellung des Dampfver-
brauchs für die indizierte Pferde-
stärke ist mit Hilfe des „Sekunden-
diagramms“ erfolgt. Unter der An-
nahme, dafs in 1 Sekunde ein Dia-
gramm entwickelt wird, stellt dieses
eine gewisse Arbeit in PSi dar. Der für ein Diagramm
errechnete Dampfverbrauch ist daher identisch mit der
Dampfmenge, die der Leistung des zugehörigen
*) Siche Z. d. V. 1907, S. 1365 ff. und Indizieren und Auswerten
von Kurbelweg und Zeitdiagrammen von Professor A. Wagener, 1906.
Abb. 12a.
24 gek. Lokomotive.
Abb. 12b.
35 gek. fokomolivo
Die Anzahl der PSi
für das Sekundendiagramm ist aus Abb. 12a—d, die
Dampfmengen und Dampfgewichte pro PSi aus Abb. 13
zu entnehmen.
Ist das Gesamtdampfgewicht, das der Kessel bei
voller Beanspruchung liefert, bekannt, so läfst sich für
Sekundendiagramms entspricht.
Digitized by Google
140 (No, 739)
jede Füllung die zugehörige Triebrad-Umdrehungs- |
Vergl.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
zahl, also die Fahrgeschwindigkeit bestimmen.
Abb. 12a—d.
Abb. 12c.
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(1. April 1908}
Es fragt sich nun:
1. wie grofs ist die Dampferzeugung des Kessels?
2. ist sie konstant, oder steigt sie mit der Fahr-
geschwindigkeit der Lokomotive an?
Ungefähre Anhalte für die Gröfse
der Dampferzeugung gibt der Gesamt-
Wasserverbrauch. Leider konnten sich
die hierüber gemachten Versuche nicht
auf den Dampfverbrauch für bestimmte
Geschwindigkeiten erstrecken. Unter
Voraussetzung normaler Rost- und
Heizflächenverhältnisse nimmt man an,
dafs die Erzeugung etwa 50—60 kg pro
Stunde und qnı Dampferzeugungsfläche
beträgt.
Des weiteren wird in der Regel
vorausgesetzt, dals dieDampferzeugung
für alle Geschwindigkeiten konstant sei.
Busse*) hat aus Versuchen die
Formel aufgestellt:
Hy
W = Ars. = R
0,025 `
Flr H,
+ ر (0 R) 05k )
100
Hierin bezeichnet:
IV — die Wasserverdampfung in kg
pro Stunde
Hf == dieHeizfläche der Feuerbüchse
in qm
Hr = die Heizfläche der Rohre in qm
R = die Rostfläche in qm.
Anscheinend ist diese Formel für
die normale Kesselleistung aufgestellt.
Die Fahrgeschwindigkeit ist in ihr nicht
enthalten, und die Dampferzeugung
wäre also für alle Geschwindigkeiten
dieselbe.
Angaben über besondere Ver-
suche zur Feststellung der Dampf-
erzeugung des vollbelasteten Kessels
bei verschiedenen Geschwindigkeiten
finden sich in der Literatur nicht.
Die Dampferzeugung ist natur-
gemafs von der Menge der auf dem
Roste verbrannten Kohle abhängig.
Die Verbrennungsfähigkeit des Rostes
wächst aber zweifellos infolge des
stärker werdenden Luftzuges mit der
l'ahrgeschwindigkeit der Lokomotive.
Eine Bestätigung dieser Annahme
bilden anscheinend eine Reihe
Tabellen**) über Versuchsergebnisse
an Heifsdampflokomotiven, die sich
in „Garbe, die Dampflokomotiven
d. G.“ finden und von denen eine
hier herausgegriffen werde. (Siehe
Tabelle 6.)
Dafs die Lokomotive voll ange-
strengt war, ergibt die erreichte Ver-
kürzung der planmäfsigen Fahrzeit um
41, و201 und 16 Minuten bei etwa
4 Stunden Gesamtfahrzeit. Aus dieser
Tabelle würde folgen, dafs die gröfste
Dampferzeugung des Kessels mit der
Fahrgeschwindigkeit wächst. DieFrage,
von welcher Geschwindigkeit an die
Wirtschaftlichkeit der Dampferzeugung
*) S. Organ für die Fortschritte des Eisen-
bahnwesens 1906, S. 177.
**) S. Garbe, die Dampflokomotiven der
Gegenwart, 1906, S. 377 ۰
29. 3. 05 | 82,3] 122 |2511/ 31,9) 57,5 | 31,1
30. 3. 05 | 77,3] 1101268 31,۵ 53,5 Ve
[1. April 1908]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 739] 141
Tabelle 6.
2/4 gek. Heifsdampf-Schnellzug-
Lokomotive No. 193, Breslau. e
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31.3. 05 | 93,2) 123 2 30,8] 63 132,41
(16) Ueberhitzer
(20.
(41)
Die eingeklammerten Zahlen bezcichnen die
Verkúrzung der Fahrzeit gegenúber der fahr-
planmäfsigen Zeit.
Abb. 15,
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berúhrt werden. Eine Klárung dieses fy ا epee de
Punktes könnten nur eingehende Ver- NM
suche auf dem Lokomotivprüfstande RIE
im Zusammenhang mit Betriebsver- - HA
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GE
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suchen bringen.
Hier soll einmal die Dampf- sa- ~
erzeugung bei: voller Kesselbean- ES
spruchung als konstant und zwar für ES
die 2/4 gek. Heifsdampflokomotive mit "
60 kg pro qm Nafsdampf- Heizflache,
für die übrigen 3 Lokomotiven im ze ۳
Verhältnis der Quotienten aus Rost- E
fläche und Heizfläche verschieden =
grofs angenommen werden. Das er- نف
gibt für die 35 gek. Lokomotive
62 kg pro qm, für die übrigen beiden
64 kg Dampf pro Stunde und qm Er-
zeugungsfläche.
auch unter der Annahme, dafs die
Dampferzeugung des vollbeanspruchten
Kessels mit der Umdrehungszahl
wächst, durchgeführt und als rohe Annahme für 100 min.
Umdrehungen der Triebräder 50 kg pro Stunde und qm
Erzeugungsfläche, für je 20 weitere Umdrehungen min. |
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1 kg mehr eingesetzt, sodafs bei etwa 300 Umdrehungen
= min. 60 kg Dampf pro qm Heizfläche als erzeugt ange-
nonımen sind.
142
[No. 739]
Abb. 16b.
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Abb. 17a.
]1. April 1908]
Diese Annahme ist aus einer
Reihe von mittleren Versuchswerten
entstanden, bedarf aber der Be-
gründung durch Sonderversuche, die
ebensowohl im Betriebe, als auch
auf dem Prüffeld angestellt werden
sollten. Selbstverständlich mufs die
Dampferzeugung bei voller Kessel-
beanspruchung für eine bestimmte
Geschwindigkeit ihren Höchstwert er-
reichen, um von da ab gleich zu
bleiben oder sogar zu fallen.
Der Verlust an Kondensation an
den Zylinderwandungen usw. nimmt
mit wachsender Füllung ab, da die
mittlere Wandtemperatur zunimmt.
Setzt man denselben zu 10 pCt. für
die kleinen, bis 5 pCt. für die gröfsten
Gi v. H Füllungen an, so ergibt
sich aus Abb. 13, dafs eine Tempe-
ratur-Erhöhung von 300° auf 350°
fast imstande ist, allein durch die
Volumvergröfserung den Konden-
` sationsverlust auszugleichen.
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Aus dem mittleren eff. Druck und den Ma-
schinen-Dimensionen ergibt sich die eff. Kessel-
Zugkraft, die in Abb. 14 für die 4 Lokomotiven
dargestellt ist. Aus diesen Schaulinien geht her-
vor, welche Rolle der Zylinderdurchmesser, der
Triebraddurchmesser und die Temperatur spielen.
Bei kleiner Geschwindigkeit, also beim Anfahren,
sind grofse Zylinder und kleine Raddurchmesser
(3/5 gek. Lokomotive) für die Kesselzugkraft sehr
vorteilhaft, für grofse Fahrgeschwindigkeiten aber
grofse Raddurchmesser.
Bei der gleichzeitigen Auftragung der Kessel-
und Reibungszugkraft ist der Reibungskoeffizient
mit 175 kg pro Tonne (uœ Vs) — beim Beginn
des Anfahrens — abnehmend bis 150 kg pro
Tonne (u œ 1/7) — bei 125 km Geschwindigkeit -—
angenommen.
Abb. 15 zeigt, dafs die 3/5 gek. Lokomotive
ihr Reibungsgewicht durch die Kesselzugkraft
nur bis 25 km/std. ausnutzt, die 2/4 gek. bis 44,
die 2/5 gek. bis etwa 55 km/std. Für die kurze
Zeit des ersten Anfahrens kann der Reibungs-
koeffizient gröfser vorausgesetzt werden. Das
[1. April 1908]
würde die gefundenen Resultate noch etwas zu Gunsten
der Maschinen mit gróíserem Kessel ändern.
Nach Abzug des Lokomotiv-Widerstandes ergeben
sich die Lokomotiv-Zugkräfte am Tenderzughaken keitsgrenze der Fahrzeuge gar bald erreicht ist.
(Abb. 15) und nach Abzug der Wagenwiderstände die Die mit Ililfe der Beschleunigungszugkräfte ent-
Beschleunigungs-Zugkräfte, also die für die Beschleuni-
gung verwendbaren Anfahrzugkráfte auf der Horizontalen
(Abb. 16a—b).
1 DU 0 150 امیس y
pte Min.
Bei der Geschwindigkeit, bei der diese Linien der | schwindigkeit. Aus diesen Schaulinien ist aber auch
Beschleunigungs-Zugkräfte die Null-Lirie schneiden, ist
gering die Vergröfserung der Beharrungsgeschwindigkeit
im Verhältnis zur Vergröfserung der Heizfläche ist. Um
D-Wagen auf der Horizontalen von 107 auf 120 km zu
steigern, ist bei Heifsdampf von 320° eine Vergrölserung
der Dampferzeugungsflache um 31 qm und der Gesamt-
—— 4 | + —+—
| | |
80 0 10
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
[No. 739]
143
wachsender Geschwindigkeit wird dieses Mifsverhältnis
noch stärker. Daraus ist klar zu entnehmen, dafs für
einen wirtschaftlichen Betrieb die obere Geschwindig-
worfenen Anfahr-Schaulinien (Abb. 17a) für einen Zug
von 6 D-Wagen zeigen die Ueberlegenheit der gröfseren
Heizfläche der 2/5 gek. Lokomotive bei grofser Ge-
Abb. 18.
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deutlich der grofse Einflufs des Lokomotivgewichtes zu
der Beharrungszustand erreicht, und es ist auffallend, wie erschen. Bis annähernd 50 km Geschwindigkeit ist die
| 2/4 gek. Lokomotive trotz der etwa 22 qm kleineren
Gesamtheizfláche infolge ihres um etwa 15t kleineren
die Beharrungsgeschwindigkeit eines Zuges von 10 Gewichtes der 2/5 gek. Lokomotive mit 155 qm Heiz-
fläche überlegen, und diesen Vorsprung kann die letztere
erst nach beinahe 6 km Weg auf der Horizontalen
ausgleichen, auf einer Steigung von 1:200 erst be
Heizflache um etwa 40 qm notwendig. Bei weiter | 7,5km und bei einer Steigung von 1: 100 noch viel
später. Die Leistungsvergröfserung der Lokomotive mufs |
144 [No. 739]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
]1. April 1908]
Bei einem Zuge von 10 Wagen (Abb. 17b) ist auf
also unter möglichster Einschränkung einer Gewichts- | der Horizontalen die 3/5 gek. Lokomotive mit 150 qm
vergrölserung durchgeführt werden.
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Dampferzeugungs-Heizfläche bis 45 km überlegen, von
da ab die 2/5 gek. mit 170 qm Heiz-
fläche. Bei 1: 200 liegt diese Grenze
bei etwa 42 km.
Abb. 18 zeigt die Zusammen-
stellung der Gesamtleistung der
2/4 gek. Lokomotive bei verschie-
denen Temperaturen für konstante
und steigende Dampferzeugung des
Kessels und die Leistung in indi-
zierten Pferdestärken pro qm Heiz-
fläche. Die punktierte Linie, welche
ebenfalls die Leistung auf den qm
Heizfläche darstellt, ist aus Garbe*)
entnommen. Leider ist dort nicht
angegeben, wie die Linie gefunden
wurde, d. h. ob sie bei voller Kessel-
anstrengung ermittelt wurde. Wäre
dies der Fall, so würde sie für die
Annahme sprechen, dafs die Dampf-
. erzeugung mit der Umdrehungszahl
steigt, da sie sich den in der Abb. 18
rechts aufgezeichneten Kurven fast
genau anpaíst.
Die durch die Garbesche Kurve
angegebene Leistung scheint aber
zu grofs zu sein, da sie noch höher
liegt als die Schaulinien, welche
unter der Annahme entworfen sind,
dafs ein Kondensationsverlust in den
Zylindern nicht stattfindet.
Die Zusammenstellung der Lei-
stungen bei konstanter Dampfer-
zeugung nach Umdrehungszahlen
pro Minute und Kilometer stündlich
(Abb. 19) ergibt für 120 km Ge-
schwindigkeit als gröfste Dauer-
leistung bei
2/4 gek. Lokomotiven mit 139 qm
Heizfläche . . 1200 PSi
3/5 gek. Lokomotive mit
150 qm Heizfläche .
2/5 gek. Lokomotive mit
155 qm Heizfläche .
2/5 gek. Lokomotive mit
170 qm Heizflache
und 9 t Raddruck 1550 ,
und die Leistung pro Quadratmeter
Dampferzeugungsflache zu etwa 9 PSi.
Steigt die Dampferzeugung, wie
in Abb. 20 angenommen, proportional
der Umdrehungszahl, so ist die
gröfste Leistung der Maschine um
so gröfser, je kleiner der Raddurch-
messer ist,
Wie verhalten sich die 4 Ver-
gleichslokomotiven nun auf Stei-
gungen zu einander?
Aus Abb. 2la—b ergibt sich
für den Zug von 240 t = 6 D-Wagen
und Lokomotive, dafs ihn auf einer
Steigung von 1:200 die
2/4 gek. Lokomotive mit 139 qm
Heizfläche mit . ;
3/5 gek. Lokomotive mit
150 qm Heizfläche mit 85 „
2/5 gek. Lokomotive mit
155 qm Heizflache mit 90 ,
2/5 gek. Lokomotive mit
170 qm Heizfläche mit 95 ,
Stundengeschwindigkeit zu ziehen
imstande ist.
1350 „
1400 „
°) Garbe, die Dampflokomotiven der
Gegenwart, S. 236.
(1. April 1908]
11 D-W können auf 1: 150
von der 2/4 gek. Lok. mit 139 qm H mit 42 km
” » 3/ 5 » زر H 1 50 H ۸ » 54 ”
H H 2/5 » H H 1 55 ” H H 52 H
” ” 2; 5 H » ” l 10 ” H n 59 „
befördert werden.
Die Vorteile des gréfseren Kessels und des
grölseren Reibungsgewichtes gehen aus der Darstellung
der Fahrzeiten auf einer Strecke von 120 km Länge
(Abb. 22) für einen Zug von 6 D-Wagen, der von drei
verschiedenen Lokomotiven gezogen wird, hervor.
Es ist eine einfacheStrecke mit einigen Krümmungen
und Langsamfahr-Signalen angenommen (Abb. 22 unten).
Der Geschwindigkeitsverlauf ist aus den Geschwindig-
keits-Wegkurven am besten zu erkennen. Die Maximal-
geschwindigkeit von 120 km wird von der 2/4 gek.
Lokomotive nur ein einziges Mal auf dem Gefälle von
1:333 erreicht, und eigentlich ist nur die 2/5 gek.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 739] 145
Anfahrens und Vermeidung einer 6. Achse auf 18 ۶
festzusetzen ist.
Um die Anfahrbeschleunigung nicht durch ein zu
grofses Lokomotivgewicht wieder stark zu reduzieren,
ist es, abgesehen von gröfserer Wirtschaftlichkeit des
Betriebes, notwendig, die Lokomotive als Heifsdampf-
maschine zu entwerfen. Die Ueberhitzung ist soweit
wie möglich zu treiben und daher ist einfache Dampf-
dehnung der zweistufigen vorzuziehen.
Mit Rücksicht auf eine Leistungssteigerung bei
grofsen Geschwindigkeiten und auf Steigungen ist der
Kessel auf 175 qm Dampferzeugungsfläche und etwa
55 qm Ueberhitzungsfläche zu vergröfsern. Der Rost,
wenn er zwischen den Rahmen liegt, ınufs mindestens
3,2 qm grofs sein, andernfalls noch groófser. Die Loko-
motive darf wegen der periodischen Entlastung keine
Gegengewichte haben. Der Massenausgleich muls durch
Vierzylinder-Anordnung ein möglichst vollkommener
sein.
Abb. 22.
Lokomotive mit 170 qm Heizfläche imstande, die Maximal-
geschwindigkeit wenigstens annähernd nach jeder Ver-
zögerung wieder zu erlangen.
Es genügt demnach nicht, wenn eine Maschine
nur eben fähig ist, mit der maximalen Geschwindigkeit
zu fahren, sondern sie muls stark genug sein, dieselbe
beim Anfahren in möglichst kurzer Zeit zu erreichen.
Die Anfahrlinie muís die Linie der grölsten Geschwin-
digkeit unter möglichst grofsem Winkel schneiden.
Dazu ist gegenüber der bisherigen eine stark vergrölserte
Kesselzugkraft unbedingt erforderlich.
Der Gewinn an Zeit bei der stärkeren 2/5 Loko-
motive beträgt für die ganze Strecke etwas über 7,1 Min.,
also etwa 9pCt. Das würde z. B. auf der Strecke
Cöln—Berlin mit 9 Std. Fahrzeit ungefähr 50 Min.
Fahrzeitverkürzung ausmachen. Dies Resultat wird
noch günstiger, wenn der Reibungs-Koeffizient beim
ersten Anfahren grdfser als ۷۵ eingesetzt wird, wie
das ja auch der Wirklichkeit besser entsprechen
würde.
Zusammenfassend sind als Hauptkriterien für den
Entwurf einer Lokomotive, die einem schnelleren Ver-
kehr der aus den früher angegebenen Gründen der
Wirtschaftlichkeit möglichst schweren Züge genügen
soll, aufzustellen:
Die Lokomotive muls eine 25 gek. Maschine sein
mit möglichst zugespitzten und abgerundeten Aufsen-
flächen, deren Treibachsdruck zur Erreichung schnelleren
km/ta `
Sahzachaulinien eines Kuqes
í Cok H DH é9 Wh e a)
Miekometive u: 6 “Y. agen AOA;
IR,
25 „ r (155 qon. eizfläche)
o. Radu) ,0( مب که
fang sam Lab ی nal
Bezüglich der Achsenanordnung ist ein Vorschlag
des Herrn Professor Obergethmann beachtenswert, der
sich kurz dadurch charakterisieren läfst, dafs bei der
3/5 gekuppelten Schnellzuglokomotive mit vorderem
zweiachsigem Drehgestcll die vordere Kuppelachse
durch eine Laufachse ersetzt ist. Dadurch wird es
möglich, bei kurzem Radstand lange Triebstangen, auch
für die Innenzylinder, anzuordnen und eine gecignetc
Verteilung der Achsbelastungen zu erreichen.
Selbst wenn eine Verkürzung der Fahrzeit nicht
angängig wäre, so legt uns die Gefahr von Entgleisungen,
die in scharfen Krümmungen und Weichen eintreten
können, im Interesse der Betriebssicherheit die Pflicht
auf, dem Lokomotivführer eine zugkräftigere Lokomotive
an die Hand zu geben, damit er nicht in Versuchung
kommt, bei Verspätung diese durch schnelleres Fahren
auch in den Krümmungen einzuholen, sondern imstande
ist, bei Ermafsigung der Geschwindigkeit an gefährlichen
Stellen die verlorene Zeit auf der freien Strecke um so
schneller wieder auszugleichen.
Auch soll nicht unerwähnt bleiben, dafs bei der
grolsen Verschiedenheit der Schnellzug-Lokomotiven
die Fahrplan-Zeiten, im besonderen für das Anfahren
und in Steigungen, mit den Zugkräften der Lokomotiven
nicht mehr ganz im Einklang stehen.
Der Vortrag, welcher durch zahlreiche Lichtbilder
cingehend erläutert wurde, wurde mit Beifall auf-
genommen.
146 [No. 739)
Der Vorsitzende dankt dem Vortragenden im Namen
des Vereins für seine interessanten Ausführungen.
In der anschliefsenden Diskussion nahm zunächst
Herr Eisenbahnbauinspektor Strahl das Wort: Der
Herr Vortragende hat, wenn ich recht verstanden habe,
den Zusammenhang zwischen dem Dampfverbrauch
der Maschine und der Dampflieferung des Kessels
einer Lokomotive theoretisch aufzuklären versucht.
Ich trage Bedenken, mir auf diese Weise ein
Urteil über die Leistungsgrenzen der verschiedenen
Lokomotiven zu bilden, weil es nicht möglich ist, den
wirklichen Dampfverbrauch der Lokomotive fur 1 PSi/st
aus Diagrammen theoretisch zu bestimmen, hauptsächlich
wegen der unberechenbaren Niederschlagsverluste in
den Dampfzylindern. Der empirische Weg auf theo-
retischer Grundlage ist meines Erachtens hier allein
der gegebene.
Dagegen stimme ich dem Herrn Vortragenden voll-
kommen bei, wenn er die stündlich vom Kessel erzeugte
Dampfmenge bei den verschiedenen Geschwindigkeiten
der Lokomotive an der Grenze der Kesselleistung
nahezu konstant annimmt.
Die Feueranfachung ist zwar beigrolsen Geschwindig-
keiten und kleinen Füllungen gleichmäfsiger als bei
kleinen Geschwindigkeiten und grofsen Füllungen, die
stündliche Dampferzeugung an der Grenze der Kessel-
leistung daher bei hohen Geschwindigkeiten im all.
gemeinen etwas reichlicher als bei niedrigen, der Unter-
schied ist aber nicht erheblich, wie die Versuche von
Sanzin (Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
Architekten-Vereins 1906, S. 441) mit einer 2/4 gek.
Zwillings-Schnellzuglokomotive der österr. Südbahn
gezeigt haben.
Auch die verschiedenartigen Brennstoffe scheinen
hierauf trotz ihres sehr verschiedenen Heizwertes keinen
so grofsen Einflufs zu haben, wie man allgemein an-
zunehmen pflegt, da es sonst nicht möglich wäre, dafs
in den Mitteilungen über den Dampfverbrauch der süd-
deutschen, österreichischen und preutsischen Lokomo-
tiven die Angaben über die gröfste spez. Verdampfung
der Heizfläche nicht schr von einander abweichen. Die
Blasrohrvorrichtung der Lokomotive gibt uns eben das
einfache Mittel an die Hand, die Feueranfachung jedem
Brennstoff anzupassen. Dieselbe Lokomotive láfst sich
ja bekanntlich für oberschlesische Steinkohle zu gleichen
Leistungen verwenden wie für Ruhrkohle.
Einen durchaus betriebstüchtigen Zustand des Feuers
und des Rostes, sowie richtige Blasrohrverhältnisse
und eine sachgemälse Feuerbedienung vorausgesetzt,
kann man als gröfste dauernde Dampferzeugung einer
Lokomotive an der Grenze der Kesselleistung etwa
3500 kg/st Nafsdampf pro Quadratmeter Rostfläche
annehmen.
Ein wunder Punkt in der Berechnung der zweck-
mäfsigsten Kessel- und Maschinenabmessungen einer
Lokomotive für eine vorgeschriebene Schleppleistung
bleibt die unsichere Angabe der grölsten spez. Leistung,
die meist für 1 qm Heizfläche angegeben wird, in der
Literatur. Vielleicht kann der Herr Vortragende darüber
Auskunft geben, wie diese Angaben entstanden sind,
ob auf Grund von Indikatorversuchen oder, was wahr-
scheinlicher ist, auf Grund von Widerstandsformeln.
Herr Regierungsbaumeister Zillgen: Herrn Bau-
inspektor Strahl erwidere ich, dafs es, wie ich auch im
Vortrage hervorgehoben habe, für den Vergleich der
Lokomotiven untereinander auf derselben Grundlage
gleichgültig ist, ob die zu Grunde gelegten Diagramme
der Wirklichkeit genau entsprechen oder nicht. Bei
Bestimmung des absoluten Dampfverbraucks durch
theoretische Diagramme kommt es darauf an, dafs man
für die Exponenten (A) der Adiabaten einigermafsen
richtige Werte einsetzt. Ich habe mir mit vieler Mühe
nach aufgenommenen Diagrammen die Exponenten
bestimmt, so dafs auch der gefundene absolute Dampf-
verbrauch ziemlich mit der Wirklichkeit übereinstimmen
dürfte.
Herr Geh. Baurat Garbe: Zunächst spreche auch
ich dem Herrn Vortragenden meinen Dank aus, dafs
cr sich durch seinen interessanten Vortrag in so oftener
Weise zur Anwendung des Heifsdampfes im Lokomotiv-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|’ harteren,
(1. April 1908]
betriebe bekannt und die Gründe für die Unabweisbarkeit
dieser Anwendung so eingehend erörtert hat. Er kommt
durch Rechnungen zu ähnlichen Schlüssen, wie ich sie
nach der Erfahrung und aus vielen Versuchen abgeleitet
und in meinem Buche „Die Dampflokomotiven der
Gegenwart“ dargelegt habe. Ich freue mich, dafs er
mit mir der Meinung ist, dafs, wenn im Schnellzug-
betriebe noch gröfsere Leistungen als die der gegen-
wärtig in Gebrauch befindlichen 2/4 gekuppelten Heifs-
dampflokomotiven verlangt werden, nur eine 2/5 ge-
kuppelte Heifsdampflokomotive in Betracht kommen
könne, bei der jedoch die bisher allgemein ver-
breitete Atlantic-Gattung, in bezug auf die Achsen-
anordnung eine nicht unwesentliche Aenderung erfahren
solle. Die bisherige Atlantic-Gattung mit hinterer quer-
verschieblicher Laufachse leidet offenbar an dem Haupt-
mangel, dats der feste Radstand für eine schnellfahrende
Lokomotive viel zu kurz ist, und dafs sie daher häufig
auch schon bei guter Gleislage bei höheren Ge-
schwindigkeiten in ein Schwanken gerät, das gegenüber
der Gleiserhaltung unbedingt als schwerschädigend be-
zeichnet werden mufs, wenn auch diese Schwankungen
seefesten Führern und Heizern etwas weicher und
daher weniger unangenehm erscheinen mögen, als die
senkrechten Stöfse einer 2/4 gekuppelten
Schnellzugslokomotive, die aber dem Gleise keinen
Schaden zufügen.
Ich erachte den Uebelstand eines zu kurzen festen
Radstandes für weit erheblicher, als den Umstand,
dafs bei einer Lokomotive mit hinterer Kuppelachse,
aber langem festem Radstand, ein gewisses Andrücken
der Achsbüchsen an die Achsgabelbacken in den Tot-
punkten eintritt — wodurch das freie Federspiel der
Hinterachsfedern gehemmt wird, sodafs etwas härtere
senkrechte Stöfse bei allen Bauarten von 2/4 gekuppelten
Lokomotiven mit vorderem Drehgestell — nicht etwa
nur bei Heifsdampflokomotiven —, auf der Plattform
auftreten müssen, als bei 2/5 gekuppelten Lokomotiven
mit hinteren, freien Laufachsen.
Der Herr Vortragende hat uns nun 2/5 gekuppelte
Heifsdampflokomotiven mit 3 vorderen l.aufachsen
nach dem Entwurf des Herrn Prof. Obergethmann hier
vorgeführt. Ein interessantes Moment ist hierbei — und
dies dürfte für die Richtigkeit der neuen Achsstellung
bei 2/5 gekuppelten Lokomotiven sprechen —, dafs Herr
Prof. Obergethmann und ich ganz unabhängig von ein-
ander und mit etwas verschiedenen Absichten zu der
gleichen Achsstellung für eine 2/5 gekuppelte Schnell-
zuglokomotive gekommen sind. Während aber Herr
Prof. Obergethmann das Hauptgewicht darauf legt — in
der Zwischenzeit bis zu dem Zeitpunkte, wo wir auf
allen Schnellzugstrecken IS t auf den Achsen haben
dürfen —, auf solchen Strecken, die schon gegenwärtig
mit 18t Achsbelastung befahren werden können durch
Einstellung der Tragfeder der 3. Laufachse die Gewichte
auf den gekuppelten Achsen zu vermehren, war es mir in
erster Linie darum zu tun, die 3. Laufachse an dieser
Stelle anzubringen, um eine feste Achse mit möglichst
grofsem führenden Rad als hinterste Achse und einige
andere, wesentliche Konstruktionsvorteile zu erhalten, aut
die näher einzugehen ich mir zunächst versagen ۰
Werden hierbei die Radflanschen der Triebachse um
5 mm, der 3.Laufachse um etwa 15 mm schwächer gedreht,
so wird der längste feste Radstand, der überhaupt jeweilig
möglich und für Schnellfahrten in der Geraden unbedingt
anzustreben ist, erreicht, ohne dafs dabei die Einfahrt in
die Krümmungen und die Durchfahrt durch dieselben
sich anders gestaltet, als bei einer gut gebauten,
anerkannt gut in der Geraden und in der Krümmung
laufenden 2/4 gekuppelten American Gattung der Fall
ist. Diese und einige andere Vorteile scheinen mir so
grofs zu sein, dafs ihnen gegenüber dir Umstand, dafs
eine hintere freic Laufachse ein etwas weicheres Stehen
auf der Plattform gestatten würde, zurücktreten sollte, um-
somehr, als es durchaus keine grofsen Schwierigkeiten
macht, die Lange der Kuppelachsfedern genügend grols
zu bemessen, um auch bei hinteren Kuppelachsen
weichere, senkrechte Stöfse auf dem Führerstand zu cr-
“halten, und weil es auch einfach ist, dem Führer eine
weiche oder elastische Unterlage zu geben.
(1. April 1908]
Die Rücksichten auf das Gleis bei seiner überhand-
nehmenden Beanspruchung durch den modernen Schnell-
zugsbetrieb sollten immer mehr eine Hauptaufgabe des
Lokomotivkonstrukteurs werden, und es kann für
moderne Schnellzüge keine Lokomotive geben, dic sich
in besserer Form der Gleisanlage in der Geraden und
in der Krümmung anzupassen vermag, als die bewährte
2/4 gekuppelte Lokomotive, oder solche 2/5 Gattungen,
die die Laufeigenschaften einer langgebauten "2/4
Gattung im Gleise besitzen.
Ich habe daher für die Liebhaber einer hinteren
Laufachse auch eine 2/5 gek. Heilsdampfschnellzug-
lokomotive mit hinterer, aber möglichst grofser
und fester, führender Laufachse durchkonstruiert,
die durch entsprechendes Abdrehen der Radflanschen
an der Treib- und vorderen Kuppelachse wenigstens
die guten Laufeigenschaften der vorhin angedeuteten
2/5 gekuppelten Bauart mit 3 vorderen Laufachsen bezw.
die einer 2,4 Gattung dem Gleise gegenüber erhalten
könnte. Eine solche Lokomotive ist zwar auch an-
wendbar, nach meinem Dafürhalten aber der vorigen
nicht vorzuziehen; in absehbarer Zeit hoffe ich Ihnen
hierüber nähere Mitteilungen machen zu können.
Bei der erheblichen Wichtigkeit der Entscheidung
in dieser Richtung betone ich nochmals, dafs ich haupt-
sächlich wegen des guten Verhaltens der 2/4 gekuppelten
Gattung beim schnellen Lauf dem Gleise gegenüber so
zähe, so lange wie möglich an dieser Bauart festhalte.
Deshalb schlage ich mit Herrn Prof. Obergethmann für
höhere Leistungen, also für cin gröfseres Kesselgewicht,
als es nach dem zulässigen Achsgewicht von 16 t bel
einer 2/4 gekuppelten Lokomotive, selbst bei Heilsdampf-
anwendung möglich ist, eine 5 achsige 25 gekuppelte
Lokomotive, aber ve een von der Atlantic-Gattung,
mit einer dritten, vorderen Laufachse vor, weil cine
so gebaute Lokomotive nach dem Vorbilde der bereits
bewährten, von mir angegebenen 35 gekuppelten IHeifs-
dampflokomotive (vergl. , Dampflokomotiven der Gegen-
wart“, Seite 385 und Tateln IV und XIX und XX) die
Eigenschaften der 2.4 Gattung bezúgl. der Beanspruchung
des Gleises voll besitzt.
Wie schon angedeutet, beabsichtige ich ın einem
besonderen Vortrage auf diese Frage noch näher cin-
zugehen, hier möchte ich nur noch kurz anführen, dafs
ich abweichend vom Herrn Vortragenden der Meinung
bin, dafs man selbst bei gröfseren Leistungen, als bis-
her, sofern 120 km Geschwindigkeit nicht überschritten
werden, was im praktischen Schnellzugsbetrieb gar
nicht vorkommen sollte, bei der cinfachen Zwillings-
lokomotive bleiben sollte. Es ist nicht notwendig, bel
Heifsdampfanwendung das ganze durch die Einführung
der fünften Achse ermöglichte Mehrgewicht zur Wer-
gröfserung des Kessels zu verwenden; man wird selbst-
verständlich einen Teil desselben zur Verstärkung der
Lager und Rahmenversteifungen verwenden und damit
noch eine erheblich gröfsere Sicherheit der dauernden
Erhaltung des ruhigen Ganges des Triebwerkes er-
zielen, als es bei der Gewichtsbeschränkung der bis-
herigen 2/4 gekuppelten Heitsdampfschnellzuglokomotive
möglich war.
Wenn ich bisher mit Vergnügen feststellen konnte,
dafs ich in bezug auf die praktischen Vorschläge des
Herrn Vortragenden nahezu ganz auf sciner Seite stehe,
so bedauere ich, in bezug auf seine theoretischen Unter-
suchungen, namentlich über die Kesselzugkraft, anderer
Ansicht sein zu müssen.
Der Herr Vortragende hat dem Einflufs der durch
die Ueberhitzung erzielten Volumenvergréfserung des
Dampfes, meines Erachtens, eine viel zu grofse Be-
deutung beigelegt. In Tabelle 1 hat der Vortragende
die Werte für das spezifische Dampfvolumen bezw. das
spezifische Gewicht für gesättigten und für überhitzten
Dampf von 300, 320 und 350° C. zusammengestellt und
hat ohne weiteres aus dem Umstande, dafs der auf
350° C. überhitzte Dampf von 12 Atm. Kesselspannung
ein um 44 pCt. grölseres Volumen besitzt, geschlossen,
dafs auch die Dampfersparnis in der Maschine infolge
dieser Volumenvergröfserung 44 pCt. beträgt. Das ist
leider nicht der Fall, weil der Dampf während der
Füllungsperiode sich abkühlt, einen grofsen Teil seiner
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 739] 147
Ucberhitzungswárme an die Zylinderwände abgibt und
damit an Volumen verlicrt. Mafsgebend für die durch
die Volumenvergrölserung erzielte Dampfersparnis ist
nur die Temperatur und das spezifische Volumen des
Dampfes im Zylinder im Momente der Dampfabsperrung,
und die ist bedeutend geringer als 350° C. Leider
läfst sich der Temperaturabfall, sowie die Dampf-
temperatur im Augenblicke der Dampfabsperrung nicht
messen; diese Zustände können nur je nach dem
Füllungsgrade und der Tourenzahl geschätzt werden.
Auch ist zu berücksichtigen, dafs die Expansionskurve
des lleifsdampfes steiler abfällt und daher ein ۰
dampfzylinder gröfsere Füllungen haben mülste als cin
Nalsdampfzylinder von gleichem Durchinesser bei gleich
grolsen Leistungen. Hat der Vortragende aber in diesem
alle die Dampfersparnis überschätzt, so hat er dafür
wieder die durch den hochüberhitzten Dampf erzielte
Verminderung der Niederschlagsverluste ganz erheblich
unterschätzt. Dic Niederschlagsverluste einer Nafsdampf-
Lokomotive betragen je nach Beanspruchung derselben
30—50 pCt. und sie können durch Anwendung von
hochüberhitztem Dampf für alle praktische Füllungs-
grade vollständig vermieden werden. Hierin und in
der Eigenschaft hochüberhitzten Dampfes, ein schlechter
Wärmeleiter zu sein, liegt die grofse Bedeutung seiner
Anwendung in wirtschaftlicher Beziehung und für die
Lokomotiven noch besonders in der ganz erheblichen
Vermehrung der Leistungsfähigkeit.
Einen weiteren Irrtum des Herrn Vortragenden
erblicke ich darin, dafs er annimnit, dafs, weıl der
Ücberhitzer ungefähr 28—30 pCt. der Kesselheizfläche
beansprucht, die Verdampfungsfähigkeit des Heifsdampf-
kessels um 28—30 pCt. geringer ist als die eines
Natsdampfkessels von der gleichen Gesamtheizfläche.
Hier ist zu berücksichtigen, dafs der Ucberhitzer nur
einen Teil der Rohrheizfläche und noch dazu einen
von der Feuerbüchse weiter entfernt liegenden vorweg-
nimmt, während die erstklassige Feuerbüchsheiz-
fläche, in der doch die Hauptverdampfung stattfindet,
durch den Ueberhitzer nicht vermindert wird. Unter
Berücksichtigung dieser Umstände berechnet sich die
tatsächliche Verminderung der Verdampfungsfähigkeit
eines Lokomotivkessels durch Einbau eines Rauchröhren-
überhitzers, ‚der z. B. 30 pCt. der Rohrheizfläche be-
ansprucht, was für eine schr hohe Ueberhitzung genügt,
folgendermatsen: In einem guten Lokomotivkessel mit
langer, schmaler und tiefer Feuerkiste findet ungefähr
40 pCt. der Dampferzeugung in der Feuerkiste statt.
Die Verdampfungsfähigkeit des Kessels wird daher
۱ : 30 . 60
durch den angenommenen Ucherhitzer nur um 100
— 18 pCt. vermindert.
Wenn weiter berücksichtigt wird, dafs der beste
Teil der Rohrheizfläche in der Nähe der Feuerbüchs-
rohrwand für Ueberhitzungszwecke nicht benutzt werden
darf, dafs die Ueberhitzerrohre zu ihrer Schonung schon
6— 100 mm vor der Feuerbüchsrohrwand endigen, dann
darf die Verminderung der wirklichen Verdampfungs-
fähigkeit des Kessels sogar höchstens mit nur 15 pCt.
angenommen werden, aber nicht mit 30 pCt., wie der
Herr Vortragende annahm und zur Grundlage seiner
Vergleiche und Berechnungen machte. Wenn ich diese
Betrachtungen in meinem Sinne fortsetze, so stellt sich
die Erhöhung der Leistungsfahigkeit des Heifsdampf-
kessels folgendermafsen:
Die oben berechneten 15 pCt. Verminderung der
Verdampfungsfahigkeit wird bei hoher Ueberhitzung
mindestens wieder gewonnen durch die Dampfersparnis
infolge des gröfseren spezifischen Volumens des Dampfes
im Zylinder im Augenblick der Dampfabsperrung und
als Reingewinn bleiben dann die 30—50 pCt. ۰
ersparnis infolge Vermeidung der Niederschlagsverluste,
die einer 30—50prozentigen Erhöhung der Leistungs-
fähigkeit des Kessels gleichkommen, die auch durch
zahlreiche Versuchsergebnisse festgestellt worden ist
und jederzeit wieder erwiesen werden kann.
Weiter möchte ich noch auf die vom Herrn Vor-
tragenden gemachte Bemerkung zurückkommen, dafs
die in meinem Buche „Die Dampflokomotive der Gegen-
148 [No. 739]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. April 1908)
wart“, Seite 236, angegebenen Kurven über Dauer-
leistungen von Heifsdampflokomotiven, bezogen auf
1 qm Verdampfungsheizfläche, zu hoch zu sein scheinen.
Der Vortragende kommt zu dem Schlufs auf Grund von
Vergleichen mit seinen auf theoretischem Wege ab-
geleiteten Kurven, die, wie ich im vorstehenden bewiesen
habe, auf nicht einwandfreien Voraussetzungen aufgebaut
sind, während ich meine Kurven aus zahlreichen
Leistungsversuchen ablcitete, bei welchen der Kessel
niemals übermäfsig beansprucht war, sondern stets unter
Aufrechterhaltung des Wasserstandes die geforderte
Dauerleistung abgab. Ich glaube daher, dafs die in
meinem Buche angegebenen Kurven als verläfslich an-
zusehen sind.
Trotz dieser auf theoretischem Gebiete liegenden
Abweichung der Meinungen freue ich mich jedoch
nochmals feststellen zu können, dafs ich den prak-
tischen Vorschlägen des Herrn Vortragenden, wie ich be-
|
1
reits eingangs erwähnte, nahezu ganz beipflichten kann.
Der Vorsitzende: Da niemand mehr das Wort
wünscht, schliefse ich die Besprechung. |
Als ordentliche Mitglieder sind in den Verein auf-
genommen worden die Herren: Regierungsbaumcister
Paul Bardtke, Steglitz; Regierungsbaumceister a. D.
Erich Metzeltin, Hannover-Linden; Dipl.-Ingenieur
Hans v. Gontard, Direktor d. Fa. Henschel & Sohn,
Cassel; RegierungsbaufthrerArtur Sc halk au, Charlotten-
burg; Regierungsbauführer Reinhard Gottschaldt,
Niedersedlitz bei Dresden; Regierungs- und Baurat
Otto Krause, Berlin; Regierungsrat Kurt Engmann,
Friedenau; Eisenbahnbauinspektor Otto Seyfferth,
Potsdam; Regierungsbauführer Alfred Buntebardt,
Charlottenburg.
Da die Tagesordnung hiermit erschöpft ist und
auch sonst niemand mehr das Wort zu nehmen wünscht,
schliefst der Vorsitzende die Versammlung.
Die Organisation des Kaiserlichen Patentamtes und die Vorbildung und
Stellung der technischen hauptamtlichen Mitglieder.
Im „Reichsboten“ No. 41 vom 18. Februar 1908 und
in den „Berliner Neuesten Nachrichten“ No. 101 vom
25. Februar 1908 sind Artikel veröffentlicht worden, die
sich mit der Stellung und der Tätigkeit des Vorprüfers
im Patentamt und mit den anscheinend geplanten
Aenderungen in der Geschäftsordnung und in der
Geschäftsverteilung befassen. Bei der Wichtigkeit der
behandelten Fragen dürfte eine Wiedergabe des Inhaltes
jener Artikel auch für unsere Leser von grölstem
Interesse sein, wenn auch nicht allen dort niedergelegten
Anschauungen vorbehaltlos beigepflichtet werden kann.
Dies soll an passender Stelle hervorgehoben und
Gelegenheit genommen werden, einige Irrtümer zu
berichtigen und Vorschläge für eine zeitgemäfse, dem
Regierungsvorschlage vorzuziehende Organisation*) des
Kaiserlichen Patentamtes zu machen.
Der Artikel in den „Berliner Neuesten Nachrichten“
geht von den Erläuterungen aus, welche in dem Ent-
wurfe für den Reichshaushaltsetat beim Etat des Patent-
amtes für 1908 enthalten sind. Die betreftende Stelle
der Erläuterungen (unter 2a) hat folgenden Wortlaut:
„In den Anmeldeabteilungen sind gegenwärtig
91 Mitglieder im Hauptamt beschäftigt, denen zur Unter-
stützung in dem eigentlichen Vorprüfungsgeschäft
ständige Mitarbeiter (Titel 2) zugeteilt sind. Die Ver-
wendung zweier Beamtenklassen und die dadurch ver-
ursachte doppelte Bearbeitung der Anmeldungen
erfordert eine grofse Beamtenzahl und führt zu Ver-
zögerungen des Vorprüfungsgeschäftes. Die andauernde
Zunahme der Anmeldungen und das Wachsen der
Behörde nötigt dazu, mit allen Mitteln auf eine Ver-
kleinerung des Beamtenkörpers und auf Vereinfachung
des Gescháfisganges hinzuwirken.
Es ist deshalb in Aussicht genommen, das bisherige
System zu verlassen und die Vorprúfung ausschlicfslich
*) Für die mit der jetzigen Organisation des Patentamts nicht
vertrauten Leser sel folgendes bemerkt: Es bestehen 10, vom
1. April 1908 ab 11 Anmeldeabteilungen für die Anmeldung
und Erteilung von Patenten. Unter einem Vors'tzenden sind darin
ständige, d. h. fest angestellte technische Mitglieder als Vorprüfer
und Berichterstatter beschäftigt, denen ständige Mitarbeiter (fest
angestcll und technische Hilfsarbeiter (nicht fest angestellt) für die
Detallarbeit des Prüfungsgeschäftes beigegeben sind. Aufserdem
werden, insbesondere zur Ausbildung, Hilfsreferenten unter der
verantwortlichen Mitzeichnung eines Mitglieds Mitgliedgeschäfte über-
tragen. Ferner bestehen cine Nichtigkeitsabteilung für die
Anträge auf Erklärung der Nichtigkcit oder auf Zurücknahme von
Patenten und 2 Beschwerdeabteilungen für Beschwerden gegen
die Beschlüsse der Anmeldeabteilungen und der 0
In diesen sind ständige und nicht stándize technische Mitglieder und
ständige rechtskundige Mitelieder unter dem Vorsitz des Präsidenten
oder cines der 6 Direktoren tätig. In allen Abteilungen sind Burcau-
beamte beschattigt. Die Gesamtzahl der Beamten beträgt mehr als
1000 Personen.
in die Hände von Mitgliedern zu legen, wobei es an-
gängig erscheint, je zwei Mitarbeiter durch ein Mitglied
zu ersetzen. Durch diese Mafsnahme würde cin grofser
Teil der ständigen Mitarbeiter entbehrlich werden. Die
Durchführung der Neueinrichtung wird einen Zeitraum
von mehreren Jahren erfordern und alsdann eine
Personalersparnis von etwa 70 Beamten ergeben. Für
1908 erfordert die Zunahme der Anmeldungen die
Schaffung von 15 neuen Mitglicdcrstellen. Von diesen
sollen mindestens 5 mit ständigen Mitarbeitern besetzt
werden. Es sind daher bei Titel 2 vorläufig 5 Stellen
ständiger Mitarbeiter in Abgang gestellt worden.“
Aus diesen Erläuterungen wird mit Recht gefolgert,
dafs eine Organisationsänderung im Patentamte geplant
sei; dafs die Vorprüfer ohne die bisherigen technischen
Hilfskräfte (ständige Mitarbeiter und technische Hilfs-
arbeiter) die Vorprüfungsgeschäfte ganz allein erledigen
sollen (im folgenden als radikales System bezeichnet).
Anscheinend nimmt die Staatsregierung an, dafs hiermit
eine Vereinfachung des Geschäftsganges, eine Ver-
kleinerung des Beamtenkörpers und somit eine Personal-
und Geldersparnis verknüpft sci. Dies wird in dem
Artikel der „Berliner Neuesten Nachrichten“ lebhaft
bestritten.
Aus der Angabe, dats 70 Beamte durch die geplante
Aenderung des Vorprüfungsgeschäftes gespart und zwei
ständige Mitarbeiter durch ein Mitglied „ersetzt“ werden
sollen, wird gefolgert, dafs die vorhandenen 91 Mit-
gliederstellen in den Anmeldeabteilungen aufser um
cine der andauernden Zunahme der Anmeldungen ent-
sprechenden Vermehrung um 15 Stellen noch um
140 E
o = 70 zu vermehren seien. Diese Mitglieder seien
aber nach den bisherigen Versuchsergebnissen in
mehreren Abteilungen bereits übermäfsig durch die
Vorprüfung in Anspruch genommen. Es seien daher
aufserdem für jede der vorgesehenen 11 Abteilungen
noch 3 Berichterstatter für das Verfahren nach Erlafs
des Vorbescheids in der Abteilung notwendig. Die
Mitgliederzahl in den Anmeldcabteilungen vermehrt sich
also von 91 + 15 = 106 auf 91 + 15 + 70 + 33 = 209
Mitglieder. |
Nach unserer Meinung dürfte auch diese Zahl bei
der dauernden Zunahme der Anmeldungen nicht genügen.
Bci der im Jahre 1908 mit Sicherheit zu erwartenden
Zunahme der Anmeldungen auf 40000 entfielen dann
i . 4. , 0
auf jedes Mitglied - 209° = 191 Anmeldungen, wahrend
ein Durchschnitt von 175—180 Anmeldungen (Vor:
prüfung und Bcrichterstattung zusammen) wohl das
äufserste ist, was man cinem Mitglied bei der Ueber-
tragung aller der jetzt von den Hliliskräften ausgeführten
untergeordneten, mehr oder weniger mechanischen
]1. April 1908]
Arbeiten*) dauernd wird zumuten können. Das ergäbe
also sogar 225 Mitglieder! Wollte man ihre Zahl ver-
mindern, so müfste man den Mitgliedern doch wieder
technische Hilfskräfte zuteilen; davon steht aber nichts
im Etat. Dem Vernehmen nach hat man sich aber an
den mafsgebenden Stellen von der Notwendigkeit dieser
Mafsregel bereits überzeugt.
Ein Amt mit einer so grofsen Mitgliederzahl wäre
ja auch offenbar verfehlt organisiert. Denn überall ist
man mit Recht bestrebt, mit möglichst wenig höheren
Beamten auszukommen. Die Verkleinerung der Dezer-
nate, die Belastung der Mitglieder mit untergeordneten,
bei allen sonstigen Behörden mittleren Beamten über-
tragenen Arbeiten ist wirtschaftlich unrichtig, lahmt die
Arbeitsfreudigkeit und geistige Spannkraft der Mit-
glieder, engt den Gesichtskreis der Mitglieder ein und
mufs auf die Dauer geisttötend und abstumpfend wirken,
wie in dem Artikel mit Recht hervorgehoben wird.
Den Mitgliedern würde daher die geistige Frische fehlen,
an ihrer Weiterbildung in ihrem Sonderfache zu arbeiten
und sich die rastlosen Fortschritte der Technik zu
eigen zu machen. Auch würde das Ansehen der Mit-
glieder bei ihren Fachgenossen schwer geschädigt
werden. Alles das würde natürlich auch, und darin
liegt der Schwerpunkt der Frage, schädliche Folgen
tür die Industrie haben: Denn die Uebersichthchkeit der
Verwaltung leidet und die Einheitlichkeit der Arbeit
und der gewerblichen Rechtsprechung ist gefährdet.
Und was ist der Vorteil? Eine kleine, jedoch aus
den Versuchsergebnissen in einigen Abteilungen bisher
nicht zu erkennende Beschleunigung in der Erledigung
der Anmeldungen, aber erkauft durch die erwähnten
Nachteile, durch eine Vermehrung der technischen Mit-
glieder um mehr als das doppelte und einen erheblichen
Mehraufwand von Mitteln, weil die Mitglieder nach $ 14
des Patentgesctzes fest angestellt sein müssen, die Hilfs-
kräfte aber nicht. Ein gewichtiges Bedenken gegen
die geplante Aenderung ergibt sich vor allem noch aus
der Erwägung, was mit den entbehrlich werdenden
technischen Hilfskraften geschehen soll. Die grölsere
Mehrheit derselben besitzt nicht eine durch eine Fach-
prüfung abgeschlossene Hochschulvorbildung und hat
nicht eine längere praktische Tätigkeit in einem Zweige
der Technik ausgeübt, die beide zusammen erst zur
selbständigen Bearbeitung der schwierigen Vorprüfungs-
geschäfte befähigen. Daher erscheint es sehr bedenklich,
diese technischen Hilfskräfte nach und nach zu Mit-
gliedern zu ernennen oder sie nach entsprechender
Aenderung des Patentgesetzes als Hilfsmitglieder selb-
ständig die Vorprüfung ausüben zu lassen. Es erscheint
vielmehr durchaus notwendig, wie in dem anderen
Artikel im „Reichsboten“ ausgeführt wird, an die Aus-
bildung der Vorprüfer wegen ihrer wichtigen, für das
Schicksal der Anmeldungen meist ausschlaggebenden
Tatigkeit**) die höchsten Anforderungen zu stellen und
ungenügend vorgebildete Kräfte von vornherein da-
durch auszuschliefsen, dafs bei einer wohl nicht in
weiter Ferne stehenden Aenderung des Patentgesetzes
in den $ 13 genau wie für die rechtskundigen Mitglieder
bestimmte Vorschriften über die Vorbildung der Be-
werber um Mitgliedstellen für jeden im Patentamt ver-
tretenen Zweig der Technik aufgenommen werden.
Es ist durchaus verständlich, dafs in dem bereits
seit 1891 in Kraft stehenden Patentgesetz von den
technischen Mitgliedern nur allgemein Sachverständnis
in einem Zweige der Technik gefordert wird und nähere
Bestimmungen über die Vorbildung dieser Mitglieder
fehlen. Denn damals waren noch nicht für alle tech-
nischen Berufsarten staatliche oder akademische Fach-
prüfungen eingeführt, und ein grofser Teil der in der
°) Siehe Ergánzungsband zum Blatt für Patent-, Muster- und
Zeichenwesen Jahrgang 1901, Amtlicher Bericht über die Geschátts-
tatigkeit des Kaiserlichen Patentamts, Seite 178, zweiter Absatz:
„Dem Vorprüfer stehen technische Hilfsarbeiter zur Scite, denen
unter seiner Leitung und Verantwortlichkeit die Detailarbeit des
Prüfungsgeschäftes obliegt. Ihre Aufgabe besteht darin, den Vor-
prüfer in seiner Arbeit zu unterstützen, insbesondere ihn von dem
mehr mechanischen Teil seiner Arbeit zu entlasten.“
**) Siehe Damme, Das deutsche Patentrecht, Scite 299 und den
Ergánzungsband zum Patentblatt 1901, Seite 178, erster Absatz.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 739] 149
Industrie tätigen Ingenieure, die für die Besetzung der
Mitgliedstellen in Frage kamen, hatte daher solche
Prüfungen nach dem Abschlufs des Hochschulstudiums
noch nicht ablegen können. Jetzt ist das aber anders
geworden. Auf allen Gebieten der Technik sind staat-
liche oder akademische Fächprüfungen eingeführt worden.
Jeder wissenschaftlich gebildete Ingenieur sieht sich
wegen seiner gesellschaftlichen Stellung und zur Unter-
scheidung von Technikern mit Mittelschulbildung ge-
zwungen, eine akademische oder staatliche Fachprüfung
abzulegen und dadurch den Nachweis zu liefern, dafs
er das Reifezeugnis einer höheren Lehranstalt erworben
und die Hochschule oder die Universität mit Erfolg
besucht hat. Ja, man geht wohl nicht zu weit, wenn man
sagt, dafs in der Regel derjenige, welcher keine solche
Prüfung abgelegt hat, beim Abschlufs seiner Studien
auch nicht die ertorderlichen Kenntnisse besessen hat,
um eine Prüfung bestehen zu können. Für alle die
Gebiete der Technik, auf denen der Staat höherer tech-
nischer Beamten bedarf, sind nach und nach in den ein-
zelnen Bundesstaaten zur Erzielung eines gleichmälsig
zusammengesetzten Beamtenkörpers gecigncte, jeweilig
die Sonderverhältnisse des betreffenden Zweiges der
Technik berücksichtigende Fachprüfungen eingeführt
worden. Solche staatliche Prüfungen bestehen nunmehr
bereits für das Bergfach, den Eisenbahnbau, den Ge-
werbeaufsichtsdienst, den llochbau, den Maschinenbau,
den Strafsenbau, den Schiffbau, den Schiffsmaschinen-
bau und den Wasserbau.
Unter Berücksichtigung dieser geschichtlichen Ent-
wicklung ist es daher ganz verständlich, dafs in dem
Reichsgesetz, betreffend die Patentanwälte, vom 21. 5. 00
cingehendere, schärfere Vorschriften für die technische
Vorbildung der Patentanwälte enthalten sind, als das
Patentgesetz von 1891 für die technischen Mitglieder
enthält. Im § 3 dieses Gesetzes wird nämlich bestimmt,
dafs als technich befähigt nur gilt, „wer im Inland als
ordentlicher Hörer einer Universität, einer technichen
Hochschule oder einer Bergakademie sich dem Studium
naturwissenschaftlicher und technischer Fächer gewidmet, `
alsdann eine staatliche oder akademische Fachprüfung
bestanden, aufserdem mindestens ein Jahr in praktischer
gewerblicher Tätigkeit gearbeitet und hierauf mindestens
zwei Jahre hindurch eine praktische Tätigkeit auf dem
Gebiete des gewerblichen Rechtsschutzes ausgeübt hat“.
Endlich ist es auch auf dem Gebiete, des gewerblichen
Rechtsschutzes nicht ohne Vorgang, ungenügend vor-
gebildete Kräfte durch gesetzliche l’estlegung der an die
Vorbildung der Mitglieder zu stellenden Anforderungen
auszuschliefsen; denn in dem Osterreichischem Patent-
gesetz vom 11. 1. 1897, das sich im übrigen eng an
das deutsche Patentgesetz anschliefst, wird im $ 17 der
Verordnung vom 15.9. 98 festgesetzt, dals das technische
Personal eine staatliche oder akademische Fachprüfung
abgelegt haben ۰
Während für einen Patentanwalt die durch eine
staatliche oder akademische Fachprüfung nachgewiesene
allgemeine wissenschaftliche Vorbildung und eine ein-
jährige praktische Tätigkeit genügen dürfte, mufs das
Mitglied gründlichere Kenntnisse auf scinem besonderen
Fachgebiete besitzen und vor allem eine erheblich
längere praktische Tätigkeit in seinem Berufe ausgeübt
haben. Denn dese allein befähigt das Mitglied erst, die
feine Grenzlinie zwischen Konstruktion und Erfindung
jederzeit zu erkennen. Auch darf selbstverständlich das
Mitglied dem Patentanwalt nicht an technischem Wissen
` und praktischem Können in seinem Berufe nachstehen.
Es kann nicht scharf genug betont werden, dafs auf
eine langjährige praktische Ausbildung und Tätigkeit
in dem erwählten Berufe der grölste Wert zu legen
ist. Lücken in der wissenschaftlichen Vorbildung können
wohl durch eigenes Studium ausgefüllt werden. Die
praktische Tätigkeit in der Technik, die dem Ingenieur
erst die Sicherheit im Gebrauch des auf der Hoch-
schule erworbenen geistigen Rüstzeuges gibt, ihn erst
zum Sachverständigen macht, ist durch keine andere
Tätigkeit zu ersetzen. Erst wenn sich der wissen-
schaftlich vollwertig vorgebildete Ingenieur in der
Praxis durch mehrjährige erfolgreiche selbständige
Tätigkeit in einem Zweige der Technik bewährt hat,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
150 [No. 739]
ist er für die Ausübung der schwierigen Vorprüfungs-
geschäfte völlig gecignet, und je länger er im gewerb-
lichen Betriebe tätig gewesen ist, desto vielseitiger ist
erin den verschiedensten Gebicten der Technik geschult
und sachverständig geworden.
Dies wird in einer in der „Täglichen Rundschau“
vom 8. März 1908 abgedruckten Zuschrift als Erwide-
rung auf die hier besprochenen Artikel vollkommen
übersehen. Dort werden statt der Regierungsbaumeister,
welche angeblich in übergrofser Zahl im Patentamt als
Mitglieder angestellt werden, als fachkundige und zur
Besetzung der Mitgliedstellen besonders geeignete Kräfte
die im Patentamt vorhandenen ständigen Mitarbeiter
angepriesen. Diese letzteren sind aber in der Mehrheit
für die selbständige Ausübung der Mitgliedgeschäfte
nach obigem nicht geeignet. Sie besitzen gröfsten-
teils (abgesehen vielleicht von den in den chemischen
Klassen beschäftigten ständigen Mitarbeitern) keine
durch eine Fachprüfung abgeschlossene Hochschul-
bildung, und ihnen fehlt die als das allerwichtigste zu
bezeichnende praktische selbständige Tätigkeit in einem
Zweige der Technik. Dafs das Ileraussuchen des neu-
heitsschädlichen Stoffes, das hauptsächlich in cinem
ständigen Durchblättern des Patentschriftenmaterials
besteht, und das Aufstellen des Verfügungsentwurfes
(dieses beides ist die Hauptbeschäftigung der technischen
lliMskráfte) die Schulung durch die praktische gewerb-
liche Tätigkeit nie und nimmer erzetzen kann, dats j jenes
vielmehr als eine einseitige, mehr oder weniger mecha-
nische Tätigkeit zu bezeichnen ist, braucht wohl für
die vielen in der Industrie tätigen Leser unserer Zeit-
schrift nicht näher ausgeführt zu werden. Es mufs
daher füglich bezweifelt werden, dafs die Zuschrift
der „läglichen Rundschau“ aus industriellen Kreisen
stammt.
Der Forderung des Artikels im „Reichsboten“, dafs
die Lücke des Gesetzes auszufüllen sei und die An-
forderungen an die Ausbildung der Mitglieder festzulegen
seien, mufs durchaus beigetreten werden. Es erscheint
aber nicht angängig, sich hierzu des Weges der Kaiser-
lichen Verordnung zu bedienen, sondern es wird zweck-
mäfsig sein, nach dem Vorgang im österreichischen
Patentgesetz zu verfahren und bei ciner Aenderung des
Patentgesctzes den § 13 derart zu ergänzen, dafs als
ständige Mitglieder des Patentamts nur solche Ingenieure
angestellt und in-den Anmeldeabteilungen selbständig
unter eigener Verantwortlichkeit beschäftigt werden
dürfen, welche das Zeugnis als staatlich geprüfter Bau-
meister irgend einer Fachrichtung, als Bergassessor, als
Gewerbeassessor, als Dr.- Jna., als Oberlehrer 1. Grades,
oder — aber nur bei Chemikern und Physikern -— an
der philosophischen Fakultät einer inländischen Uni-
versität den Dr.-Grad erlangt haben und aufserdem
nach Abschlufs des wissenschaftlichen und praktischen
Vorbereitungsdienstes mindestens 5 Jahre in ihrem Be-
rufe tätig gewesen sind. (Während einer Üebergangs-
zeit wird man bei Ingenieuren und Oberingenieuren,
die nach langjähriger erfolgreicher Tätigkeit als an-
erkannte Sachverständige in der Industrie gelten, von
einer solchen Fachprüfung absehen können. Die Ueber-
gangszeit braucht nicht Jang zu sein, weil es auch in
jenen Kreisen immer üblicher wird, sich den Dr.-Ina.-
Grad zu erwerben). Einerseits ist dies nur eine Forde-
rung der Gerechtigkeit gegen die weitaus dic Mehrheit
bildenden vollwertig vorgebildeten Mitglieder, welche
nicht die Zeit und die Kosten gescheut haben, sich die
höchste wissenschaftliche und praktische Ausbildung
für ihr Sonderfach zu erwerben, und es als eine Zurück-
setzung und Kränkung empfinden, dafs ungenügend
vorgebildete Kräfte, die es in keinem Bundesstaat zum
höheren Beamten hätten bringen können, ihnen gleich-
gestellt und dadurch gewissermalsen bevorzugt werden.
Wie will die Verwaltung es rechtfertigen, dafs sie an
die Vorbildung der von aufserhalb einberufenen Mit-
glieder stets den höchsten Mafsstab legt”), wenn sie
*) Siche das Rundschreiben des Reichskanzlers vom 5. De-
zember 1905, in welchem die Vorbedingungen für die Einberufung
von technischen Hilfsreferenten (mit der Aussicht auf alsbaldige
Beförderung zum Mitglied) wie folgt angegeben sind:
[1. April 1908]
jetzt plötzlich Kräfte weit geringerer Vorbildung ein-
stellt? Andererseits ist ein solch s Zurückgehen in den
Anforderungen an die Vorbildung der technischen Mit-
glieder höchst nachteilig für das Amt und damit auch
für die Industrie. Das Ansehen des Amtes und seiner
Mitglieder wird geschädigt, und vollwertig vorgebildete
Kräfte werden kaum noch bereit sein, in einen derart
ungleichmälsig zusammengesetzten Beamtenkörper ein-
zutreten.
Ein Grund für die immer spärlicher eingehenden Be-
werbungen um Mitgliedstellen liegt darin, dafs nicht aus-
reichend für ein Weiterkommen der technischen Mitglieder
gesorgt wird. Während zur Zeit den ۱۱ Mitgliederstellen
für rechtskundige Mitglieder 18 höhere Stellen (Mitglieder
der Beschwerdeabteilungen, Vorsitzende, Direktoren)
gegenüberstehen, sind für die 98 technischen Mitglieder
nur 21 höhere Stellen vorhanden. Und wie leicht läfst sich
hier Abhülfe schaften! In der Beschwerde- und in der
Nichtigkeits-Abteilung sind zur Zeit 28 nicht ständige
technische Mitglieder beschäftigt, die ohne vorherige
Ausbildung im "Patentrecht sofort als Mitglieder einbe-
rufen werden. Diese nicht ständigen technischen Mit-
glieder sollen angeblich die Fühlung des Amtes mit den
in der Praxis und in der Wissenschaft stehenden
Männern bewahren. Diese Einrichtung hat dieselben
Uebclstande, die 1891 zur Acnderung der Organisation
der Anmeldcabteilungen und zur Beseitigung der Neben-
amtlichkeit führten. Die nebenamtlichen Mitgheder
können nur in den Stunden der Mufse, welche ihr
sonstiger Beruf ihnen übrig läfst, die Arbeiten für
das Patentamt ausführen. Es sind daher naturgemäfs
erofse Verzögerungen in der Geschäftscrledigung der
Beschwerde-Abteilungen und der Nichtigkeitsabteilung
gar nicht zu vermeiden. Vor allem aber sind die
nebenamtlichen Mitglieder, namentlich während der
ersten Jahre ihrer Tätigkeit, in Bezug aut Geschäfis-
gewandtheit und Sicherheit in der Auslegung und An-
wendung des Patentgesetzes nicht mit den in den An-
melde-Abteilungen langjährig geschulten, ständigen tech-
nischen Mitgliedern zu vergleichen. Der Einwand, dafs
technische Spezialgebiete besondere Fachkräfte erforder-
ten, ist hinfällig, weil sämtliche Spezialgebiete gegen-
wärtig auch in den Anmelde-Abteilungen vertreten sind.
Es empfichlt sich daher nicht nur im Interesse der ge-
werblichen Rechtsprechung, sondern auch im Interesse
des besseren Aufrúckens der Mitglieder, die Stellen für
nicht ständige Mitglieder allmählich eingehen zu lassen
und dementsprechend die Stellen für ständige Mitglieder
der Beschwerde-Abteilungen zu vermehren.
Nach dem amtlichen Bericht über die Geschäfts-
tätigkeit des kaiserlichen Patentamtes von 1891 bis 1900
(Seite 158) hat es sich durchaus bewährt, als Vorsitzende
der Anmelde-Abteilungen technische Mitglieder zu be-
rufen. Es ist das auch wohl selbstverständlich, weil
die Mchrheit der ihrer Entscheidung unterliegenden
Fragen und Geschäfte technischer Art ist, und der Vor-
sitzende bei der Abstimmung im Abteilungskollegium
häufig den Ausschlag geben mufs. Zur Zeit sind 5 An-
melde-Abteilungen mit juristischen und 5 mit technischen
Vorsitzenden besetzt. Für die Ausbildung der juristischen
Mitglieder der Beschwerde-Abteilungen und der Nichtig-
keits-Abteilung, sowie der juristischen Direktoren dürfte
cs völlig genügen, wenn cine oder höchstens zwei
Anmelde-Abteilungen mit juristischen Vorsitzenden be-
setzt wären, denen aufserdem ja auch der Vorsitz in
den Warenzeichen-Abteilungen vorbehalten ist. Der
Vorsitz in den übrigen Abteilungen, auch in der
Technische Hilfsreferenten.
Die Bewerber müssen das Reifezeugnis einer neunstufigen
höheren Lehranstalt und cine prüfungsmäfsig abgeschlossene Hoch-
schulbildung besitzen. Soweit die Möglichkeit dazu besteht, muls
der Bewerber die wissenschattliche Befähigung für den höheren
Staatsdienst durch Ablegung der weiter vorgeschriebenen Prüfungen
(zum Regierungsbaumeister, Bergassessor u. dergl.) nachgewiesen
haben, sonst, z. B. für Chemiker, genügen Doktorprüfungen, allenfalls
auch Diplomexamina. Ferner werden Kenntnisse in der englischen
und französischen Schriltsprache und nach Abschlufs des wissen-
schaftlichen und praktischen Vorbereitungsdienstes eine mindestens
füntjährize Praxis verlangt. Lebensalter nicht unter 34 Jahren.
]1. April 1908]
Gebrauchsmusterstelle, würde zweckmalsiger den Tech-
nikern zu überlassen sein.
Eine weitere Verbesserung der Stellung der Nor, `
prüfer ergibt sich aus folgenden Vorschlägen für eine
Organisationsánderung in den Anmelde-Abteilungen,
welche im Vergleich mit dem radikalen System eine
grofsere Beschleunigung des Geschäftsganges bewirkt
und ejne weit geringere Zahl von Mitgliedern und nur
eine unwesentlicheVermehrung der mittleren technischen
und Bureaubeamten erfordert, also noch mit erheblichen
Ersparnissen verknüpft ist.
DieVerzögerungen desVorprüfungsgeschäfteswerden
in den Erläuterungen zum Etat der Verwendung zweier
Beamtenklassen und der dadurch verursachten doppelten
Bearbeitung der Anmeldungen zugeschrieben. Diese
Begründung erscheint unzutreffend und irreführend. Die
technische Hilfskraft führt die wegen der Stoffmenge’*)
oft aufserordentlich zeitraubenden Ermittelungen nach
neuheitsschädlichem Material, die sogenannte Recherche
aus, welche eine mehr oder weniger mechanische Arbeit
ist, und entwirft auf Grund des Ermittelten die Ver-
fügungen, die aus der Vorprüfung an den Anmelder
ergehen. Das Mitglied prüft den Verfiigungsentwurf,
ordnet nach Bedarf Ergänzungen oder weitere Recher-
chen an und übernimmt durch seine Unterschrift die
Verantwortung für die Verfügung. Es liegt also im
wesentlichen dieselbe Arbeitsteilung zwischen den beiden
Beamtenklassen vor, wie zwischen jedem höheren Be-
amten und den in seinem Dezernat beschäftigten Sekre-
tären. Ebensowenig wie man dort von einer doppelten
Bearbeitung der Sache spricht, ist das hier zulässig.
Eine doppelte Bearbeitung liegt vielmehr nur dann
vor, wenn zwei Beamte der gleichen Vorbildung und
der gleichen amtlichen Stellung eine Sache nacheinander
bearbeiten. Das ist der Fall bei der Bearbeitung und
Prüfung der Anmeldungen zunächst durch den Vorprüfer
und nachher durch den Berichterstatter. Eine grofse
Ersparnis an Zeit und Arbeit, eine erhebliche Entlastung
der Mitglieder würde durch den Wegfall dieser im wahren
Sinne des Wortes doppelten Bearbeitung der Anmel-
dungen eintreten. Diesen Vorteil würde die Selbständig-
machung des Vorprüfers zeitigen, indem man ihm als
besonderer Instanz, als sogenanntem Einzelprüfer, die
Vorprüfung, die Bekanntmachung der Anmeldung und
die Erteilung des Patentes einschliefslich der Erledigung
der Einsprüche, der bisherigen Abteilung als zweiter
Instanz die Zurückweisung beim Widerspruch gegen den
Vorbescheid des Einzelprüfers und die Beschwerden
gegen seine Entscheidung über die Einsprüche übertrüge.
. Die Dezernate der Einzelprüfer brauchten im Ver-
gleich mit den jetzigen Dezernaten der Mitglieder nicht
verkleinert zu werden, würden aber so zu bemessen
sein, dafs die dem Einzelprüfer überwiesenen Hilfskräfte
für technische und für Bureauarbeiten ihm allein über-
wiesen und dienstlich unterstellt sind. Sie würden mit
dem gesamten Akten- und Recherchenmaterial möglichst
unmittelbar neben seinem Zimmer unterzubringen sein.
Es ergibt sich hieraus eine erhebliche Vereinfachung des
Geschaftsganges. Es.genügt dann z. B. die Führung
eines Journals (statt 3 wic bisher: Bureau, Hilfskraft
und Vorprüfer) und Ueberwachung der Akten durch
dies Journal lediglich bei Abgabe an andere Dienst-
stellen. In der Vorprüfergruppe (Vorprüfer und Hilfs-
kräfte) können sie von Hand zu Hand gehen. Im
Laufe der Zeit wird es sich empfehlen, die bei den
Einzelprüfern beschäftigten Bureaubeamten entsprechend
deren Abgang durch technische Hilfskräfte zu er-
setzen, welchen nach entsprechender Ausbildung die
Bureauarbeiten ihres Geschäftszweiges ebenfalls über-
tragen werden. Denn diese Kräfte sind für die in
der Vorprüfung vorkommenden Arbeiten besser geeignet
und vielseitiger zu verwenden, als Bureaubeanite.
Dafs bei dieser Aenderung der Geschäftsverteilung
die gröfstmögliche Beschleunigung des Geschäftsganges
und der Patenterteilung im Vergleich mit dem gegen-
wärtigen und dem geplanten radıkalen System der
Vorprüfung erreicht wird bei geringster Beamtenzahl,
ausländische Patentschriften in
9 Etwa 2 Millionen in- und
8000 Gruppen eingeteilt.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 739] 151
wird jeder Vorprüfer, der hierfür gewifs der berufenste
Sachverständige ist, bestätigen können. Auch die
Erfahrungen bei anderen Verwaltungen, z. B. bei den
preufsischen Staatseisenbahnen, sprechen hierfür.
` Die auf dem Düsseldorfer Kongrefs des Vereins
für gewerblichen Rechtschutzund Urheberrecht geäufserte
gegenteilige Ansicht des Herrn Präsidenten des Kaiser-
lichen Patentamts*), dafs dem vorprüfenden Mitgliede
des Amtes die ganze Prüfungsarbeit zu übertragen sei
(also im wesentlichen ohne Assistenz von technischen
llilfsarbeitern) und dafs nach seiner Ansicht durch
Uebertragung der vollen ersten Instanz an den Einzel-
prüfer keine Beschleunigung des Geschäftes und Er-
leichterung des Amtes zu erwarten sei, steht mit den
obigen Erörterungen in Widerspruch und ım Gegen-
satz zu der früherim Kaiserlichen Patentamtherrschenden
Anschauung.**) Sie stiefs mit Recht auf dem Düssel-
dorfer Kongrets auf mehrfachen Widerspruch.
Ein grofser Vorteil dieses vorgeschlagenen Einzel-
prüfersystems liegt noch darin, dafs die Einzelprüfer
als selbständige Instanz leichter bei Erkrankungen und
Beurlaubungen vertreten werden können, als beim
radikalen System, weil die Hilfskräfte des Einzelprüfers
das ihn vertretende Mitglied der Abteilung durch Vorarbeit
der Anmeldungen unterstützen und entlasten können.
Als Nachteil des Einzelprüfersystemes wird wohl ange-
führt, dafs die Prüfung der Anmeldungen durch den
Vorprüfer und durch die Abteilung sicherer, vielseitiger
und gründlicher sei, gröfsere Unabhängigkeit der Ent-
scheidung von der mehr persönlichen Auffassung eines
Einzelnen biete und daher besser eine Einheitlichkeit
in der Ilandhabung des Patentgesetzes gewährleiste.
Das erscheint nicht zutreffend. Ein Vorprüfer, welcher
keine abgeschlossene Hochschulbildung und keine
längere praktische selbständige Tätigkeit aufzuweisen
hat, also nicht im Sinne des Patentgesetzes Sach-
verständiger ist, mag wohl vor der Selbständigkeit und
Verantwortlichkeit der Stellung zurückschrecken und
die Tätigkeit in der Abteilung vorziehen, wo er durch
den Berichterstatter gestützt und gedeckt ist, nicht aber
der wissenschaftlich und praktisch vollwertig vorgebildete
Ingenieur. Im Gegenteil; das Gefühl der gröfseren
Verantwortlichkeit wird ihn antreiben, nicht nur wo-
möglich noch sorgfältiger und gründlicher als bisher
zu verfahren und die Entscheidungen vorzubereiten,
weil er nicht mehr durch die Abteilung unterstützt und
gedeckt ist, sondern auch den Anmelder womöglich
schon in der ersten Instanz zu einem Patent zu verhelfen,
weil er als bester Sachverständiger zur Klarstellung
und Abgrenzung der Erfindung am besten geeignet ist.
Aufserdem mufs er sich doch ebenso wie bisher der
Anschauung der Abteilung anpassen, um nicht dem
Anmelder unnütz Schwierigkeiten zu machen, und die
Einheitlichkeit der Entscheidungen wird ja auch dadurch
gewährleistet, dafs zwei Instanzen über ihm stehen, seine
Entscheidungen kontrollieren und die Richtung angeben,
in welcher die Beurteilung der Patentfähigkeit der an-
gemeldeten Erfindungen erfolgen soll.
Es möge noch kurz begründet werden, dals beim
Einzelprüfersystem trotz der Einführung einer neuen
Instanz noch Ersparnisse im Etat des Patentamts ein-
treten. Ein Einzelprüfer kann, da er nur vorprüft,
durchschnittlich im Jahre 550 Anmeldungen bearbeiten,
wenn ihm zur Hilfeleistung zwei technische Sekretare
mit Mittelschulbildung (siehe Seite 152) und ein Bureau-
beamter überwiesen werden. Bei 40000 Anmeldungen
sind also etwa 75 Einzelprüfer, 150 technische mittlere
Beamte und 75 Bureaubeamte erforderlich. Daneben
sind für die Abteilung noch 35 Mitglieder notwendig,
da höchstens die |laltte der Anmeldungen (Beschwerden
gegen den Vorbescheid und gegen die Entscheidung des
Einzelprüfers auf Einsprüche) an die Abteilungen gelangen
wird. Da eine Abteilung erfahrungsgemáls 2500 ۰
meldungen im Jahre sachgemäfs erledigen kann***)
gegenwärtig ist der Geschäftsumfang der Abteilungen
°) Vergl. Glasers Annalen f. Gew. u. Bauw., Bd. 61, S. 239.
"2 Ergánzungsband zum Patentblatt Jhrg. 1901, S. 193, letzter
Absatz.
**%) Ergänzungsband zum Patentblatt 1901, S. 160, erster Abs.
152 (No, 739]
viel zu grofs —, so genügen dann 8 Abteilungen und für
jede Abteilung durchschnittlich je 2 technische und 4
Bureaubeamte, weil ein Teil der Bureauarbeiten in der
Hand des Vorprüfer-Bureaus bleibt. Es sind also
8 Vorsitzende der Abteilung, 75 + 35 = 110 Mitglieder,
150 + 16 = 166 technische und 75 + 32 = 107 Bureau-
beamte erforderlich. Die Ersparnis an Unterbeamten
durch den erheblich verminderten Aktenumlauf möge
unberücksichtigt bleiben.
Nach Seite 149 sind beinı radikalen System 225 Mit-
glieder und daher eine gröfsere Anzahl von Abteilungen
(geschätzt 14) und eine geringe Vermehrung der Bureau-
kräfte (von 100 auf 120) erforderlich. Rechnet man
für die Beamtenklassen den Durchschnitt der gegen-
wärtigen Gehälter einschliefslich des Wohnungsgeld-
zuschusses und für die neue Klasse der technischen
Beamten mit Mittelschulbildung ein etwas höheres
Gehalt, als für die Bureaubeamten, so ergibt sich
folgendes:
I. Einzelprüfersystem.
8 Abteilungsvorsitzende zu 8550 M =: 68400 M
110 Mitglieder zu 6900 M . . . . = 759000 ,
166 technische Beamte zu 4000 M = 664000 ,
107 Bureaubeamte zu 3700 M = 395900 ,
1 887 300 M
H. Radikales System.
14 Abteilungsvorsitzende zu 8550 M = 119700 M
225 Mitglieder zu 6900 M . . . . == 1552500 رو
120 Burcaubeamte zu 3700 M — 444000 ,
2116200 M
Also Ersparnis 2116200 — 1887 300 = 228 900 M.
Bei der Wichtigkeit und der grofsen Verantwort-
lichkeit der Einzelprüfer dürfte es noch mehr als bisher
notwendig sein, hierfür die tüchtigsten Beamten auszu-
wählen und die besten Kräfte aus allen Berufsarten
heranzuziehen. Es wird daher dringend empfohlen,
die Bedeutung dieser Stellung auch dadurch zu heben,
dafs mindestens der Hálfte der Einzelprúfer der Rang
und das Gehalt der Beschwerdemitglieder verliehen
oder ihnen eine entsprechende persönliche Zulage be-
willigt wird. Dadurch würde sich die berechnete Er-
sparnis um 40. 1050 = 66000 M, also auf 162900 M
verringern.
Wird nach diesen Vorschlägen verfahren, wird der
Vorprüfer aus der Abteilung losgelöst, als selbständige
Instanz hingestellt und die Wichtigkeit dieser Stellung
durch Erhöhung eines Teiles derselben im Rang und
Gehalt anerkannt, wird mit dcm System der nicht
ständigen Mitglieder der Beschwerde-Abteilungen ge-
brochen und die Mehrheit der Anmelde-Abteilungen
mit technischen Vorsitzenden besetzt, so wird ohne
erhebliche Vermehrung des Beamtenkörpers und ohne
Mehrkosten eine grofse Beschleunigung des Geschäfts-
ganges herbeigeführt, und es werden die Aussichten
der ins Patentamt eintretenden technischen Mitglieder
in der erforderlichen Weise gebessert. Es ist dann
mit Sicherheit vorherzusagen, dafs statt des jetzt gänz-
lich fehlenden Angebotes ein Andrang tüchtiger, theo-
retisch und praktisch vollwertig vorgebildeter Bewerber
um Mitgliedstellen zu erwarten ist.
Eine baldige Revision des Patentgesetzes in diesem
Sinne, für die sich auch der Verein für den Schutz des
gewerblichen Eigentums auf dem Düsseldorfer Kongrefs
mit grofser Mehrheit ausgesprochen hat, möge daher
allen mafsgebenden Faktoren dringend ans Herz gelegt
werden.
Die Revision des Patentgesetzes dürfte immerhin
geraume Zeit in Anspruch nehmen. Man sollte daher
sofort schon Schritte tun, diejenigen Mängel der gegen-
wärtigen, an sich in 17 Jahren wohl bewährten Organi-
sation zu beseitigen, welche hauptsächlich zur Ver-
zögerung des Vorprüfungsgeschäftes und damit des
ganzen Geschäftsganges beitragen. Abgesehen von der
durch eine zu langsame Wermehrung des Beamten-
körpers im Vergleich mit der Zunahme der Geschäfts-
last herbeigeführten Verzögerung in der Geschäfts-
erledigung sind die Haupttehler der gegenwärtigen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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[1. April 1908]
Organisation die zu grofse Zentralisierung des Amtes,
nämlich die unmittelbare Unterstellung der Hilfskräfte
unter die leitende Stelle, so dafs die Abteilungen (Vor-
sitzender und Vorprüfer) nicht frei darüber verfügen
können, die Beschäftigung einer technischen Hilfskraft
oft unter 2 und mehr Vorprüfern und die von vorn-
herein an die technischen Hilfskräfte hinsichtlich der
Vorbildung gestellten zu hohen Anforderungen.»
Für die Wahrnehmung der Stellung und Tätigkeit
der technischen Hilfskräfte des Patentamts, die den
Vorprüfer von dem mehr mechanischen und vorberei-
tenden Teil der Prüfungsgeschäfte entlasten sollen,
genügt völlig die von den technischen Sekretären in
den technischen Dienstzweigen der Bundesstaaten
geforderte Vorbildung, also das Reifezeugnis einer
höheren Maschinenbauschule oder ähnlicher gleich,
wertiger Anstalten, und einige Kenntnisse in der fran-
zösischen und englischen Schriftsprache. Statt dessen
hat man von den technischen Hilfskräften das Reife-
zeugnis einer neunstufigen höheren Lehranstalt und
durch Prüfung abgeschlossene Hochschulbildung ver-
langt. Abgesehen von den in den chemischen Klassen
beschäftigten technischen Ililfskräften, die gröfstenteils
diesen Bedingungen entsprechen, erfüllt von den übrigen
nur ein kleiner Teil diese Bedingungen. Trotzdem hat
man einige dieser Hilfskräfte, sogar solche ohne eine
durch Prüfung abgeschlossene Hochschulbildung zu
Mitgliedern gemacht, obwohl ihnen die Hauptsache, die
längere praktische Tätigkeit in der Industrie, fehlte.
Obgleich man selbstverständlich die besten, die besonders
tüchtige Leistungen aufzuweisen hatten, aussuchte,
glauben nunmehr alle technischen Hilfskräfte die Be-
rechtigung und Befähigung zur Mitgliedschaft zu besitzen,
und werden, da ıhre Wünsche nicht erfüllt werden
können, arbeitsunlustig und unzufrieden.
Die Tätigkeit eines Hilfsarbeiters bei mehreren
Mitgliedern und womöglich noch in mehreren Ab-
teilungen hat den Nachteil, dafs die Kontrolle seiner
Tätigkeit sehr erschwert, ja fast unmöglich wird und
dats sich die Hilfskraft der Arbeitsweise verschiedener
Vorprüfer anpassen mufs. Die unmittelbare Unter-
stellung der technischen Hilfskräfte unter die Zentral-
stelle und die Verteilung derselben von dort aus er-
schwert die sachgemäfse Verteilung und Ausnutzung
der Hilfskräfte bei Schwankungen in der Geschäftslage
und bei Erkrankungen und Beurlaubungen und schädigt
die Autorität der Abteilungsvorsitzenden und der Mit-
glieder gegenüber den Hilfskräften.
Alle durch diese Uebelstánde und Fehler in der
Organisation herbeigeführten Reibungen zwischen den
Mitgliedern und den Hilfskräften und alle Verzögerungen
im Geschäftsgange lassen sich ohne weiteres auf dem
Verwaltungswege beseitigen, inden die technischen
Hilfskräfte und ebenso die Bureaubeamten unmittelbar
der Abteilung (und zwar nur einer allein) überwiesen
werden, indem vor allem jeder Hilfsarbeiter durch
entsprechende Abgrenzung der Dezernate nur einem
Vorprüfer zugeteilt und unmittelbar zur beliebigen
Beschäftigung in seinem Dezernat unterstellt wird.
Die Vorprüfer könnten dann selbständig anordnen, dafs
ihnen die entgegengehaltenen Patentschriften von den
Hilfskräften mit den Verfügungsentwürfen und mit den
Erwiderungen der Anmelder vorgelegt werden. Dadurch
wird der Vorprüfer erheblich entlastet und der
Geschäftsgang sehr beschleunigt. Stellt man endlich
noch mit Rücksicht auf die zu geringe Zahl der tech-
nischen Hilfskräfte eine Anzahl technischer Sekretäre mit
Mittelschulbildung ein, durch welche nach und nach auch
die vorhandenen ständigen Mitarbeiter entsprechend
deren Abgang ersetzt werden, so erreicht man ohne Ver-
kleinerung der Vorprüfungsdezernate, also ohne Ver-
mehrung der Mitgliederzahl, lediglich durch eine an-
gemessene Vermehrung der technischen Hilfskräfte und
unter Wegfall aller Hilísreferenten wohl dieselbe Bce-
schleunigung des Geschäftsganges, wie sie dem
radikalen System der Vorprüfung zugeschrieben wird.
Das Nebeneinanderarbeiten von ständigen Mit-
arbeitern, technischen Hlilfsarbeitern und technischen
Sekretären hat keine Bedenken. Man kann sie auch
[1. April 1908]
einfach dadurch beseitigen, dafs man abteilungsweise
oder gruppenweise in der Abteilung mit gleichartigen
Hilfskraften arbeitet. Ein nicht zu unterschätzender
Vorteil dieses Zusammenarbeitens wäre jedenfalls, dafs
dadurch der Fleifs und die Leistungen der jetzigen
technischen Hilfskräfte günstig beeinflufst werden würden,
da sie sonst von den mit ihrer Stellung zufriedenen und
daher arbeitsfreudigen technischen Sekretáren überflügelt
werden würden.
Folgt man diesen Anregungen, so hat man gar
nicht nötig, zu einem unseres Erachtens verfehlten
Hilfsmittel zur angeblichen Beschleunigung des Geschäfts-
ganges zu greifen, wie es der dem Reichstage zu-
gegangene Gesetzentwurf, betreffend die Beschäftigung
von Hilfsmitgliedern im Kaiserlichen Patentamt darstellt.
Dieser Gesetzentwurf hat folgenden Wortlaut:
„Im Falle des Bedürfnisses können vom Reichs-
kanzler Personen, welche die Befähigung zum Richter-.
amt oder zum höheren Verwaltungsdienste besitzen
oder in einem Zweige der Technik sachverständig sind,
mit den Verrichtungen eines Mitgliedes des Patentamts
beauftragt werden. Der Auftrag kann auf eine be-
stimmte Zeit oder auf die Dauer des Bediirfnisses
erteilt werden und ist vor Ablauf der Zeit oder der
Erledigung des Bedürfnisses nicht widerruflich. Im
übrigen finden die für Mitglieder geltenden Vorschriften
des Patentgesetzes auch für die Hilfsmitglicder An-
wendung.“
Hier wird zwar ausdrücklich mit denselben Worten
wie im Patentgesetz ausgesprochen, dafs die technischen
Hilfsmitglieder in einem Zweige der Technik sachver-
ständig sein sollen. Aber das steht nur auf dem Papier.
Denn selbstverständlich kann und wird man die Hlilis-
mitglieder ebenso wie die Mehrheit der jetzigen 40 [11115۰
referenten nur aus dem Kreise der ständigen Mitarbeiter
und technischen Hilfsarbeiter entnehmen. Diese sind
aber nicht sachverständig im Sinne des Patentgesctzes,
wie oben nachgewiesen worden ist, sie sind also nicht
zur selbständigen Erledigung der den Hilfsreferenten
jetzt unter der verantwortlichen Zeichnung der Mit-
glieder übertragenen Vorprüfungsarbeiten befähigt.
Sollte man aber wirklich in Ueberschätzung der
technischen Leistungen solcher ungenügend vorgebildcter
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 739] 153
Kräfte und in Unterschätzung der hohen Anforderungen,
welche die Bearbeitung der Vorprüfungsgeschäfte hin-
sichtlich der Kenntnis seines Spezialfaches und des
Patentrechtes an den Vorprüfer stellen, diese unseres
ErachtensungeeignetenKräfte zu Hilfsmitglieder nmachen,
so würde ein Zustand geschaften, welcher geeignet ist,
dieEinheitlichkeitundGleichw ertiekeit desBeamtenkörpers
empfindlich zu stören, was im Interesse des Amtes und
der Industrie aufs Aufserste zu bedauern wäre. Es wäre
ja auch ein ganz unerträglicher Zustand, dafs bet noch
gröfserer Vermehrung der Hilfsmitglieder im Vergleich
mit den jetzt bereits vorhandenen Hilfsreferenten (auf
90 Mitglieder 40) womöglich die Mitglieder in den
Abteilungen durch die ihrer Ansicht nach gar nicht zur
sachgemälsen Beurteilung der in der Abteilung vor-
kommenden technischen und rechtlichen Fragen be-
fahigten Hilfsmitglieder überstimmt werden könnten!
Man mufs sich auch fragen, was soll nach Ablauf
der Zeit oder der Erledigung des Bedürfnisses aus den
llilfsmitgliedern werden? Glaubt man sie wieder in
ihre frühere, mehr der Stellung cines technischen
Sekretärs entsprechende Tätigkeit zurückführen zu
können, nachdem man ihnen einmal durch die Ernennung
zum Hilfsmitglied das Sachverständnis und die Befähigung
zur selbständigen Erledigung der Vorprüfung zugetraut
hat? Wie will man ferner verfahren, wenn sich ein
Hilfsmitglied für diese Stellung nicht eignet, was doch
nicht ausgeschlossen ist und nicht immer vorherge-
sehen werden kann? Denn es wird doch in dem Ge-
setzentwurf ausdrücklich gesagt, dafs der Auftrag vor
Ablauf der Zeit nicht widerruflich sein soll. Anderseits
ist aber der Vorschlag, dafs der Auftrag auf eine be-
stimmte Zeit oder für die Dauer des betreffenden Be-
dürfnisses erteilt werden soll mit den Begriffen von
richterlicher Unabhängigkeit schlecht zu vereinbaren,
da namentlich die Frage, ob das betreffende Bedürfnis
noch besteht, im einzelnen sehr zweifelhaft sein kann.
Endlich bringt das Gesetz noch die Gefahr mit sich,
dafs die, wie oben nachgewiesen, höchst wünschens-
werte baldige Revision des Patentgesetzes auf die lange
Bank geschoben wird. Man kann daher nur wünschen
und hoffen, dafs der Reichstag seine Zustimmung zu
dem Gesetz versagen wird.
Verschiedenes
Boissonnet-Stiftung. Das Stipendium der an der Tech-
nischen Hochschule zu Berlin bestehenden Louis Boissonnet-
Stiftung für Architekten und Bauingenieure für das Jahr 1908
ist mit Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen,
Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten an den Regie-
rungs-Baumeister Wolfgang Stäckel in Berlin verliehen
worden. Als fachwissenschaftliche Aufgabe für die mit dem
Stipendium auszuführende Studienreise wurde nach dem
Vorschlage der Abteilung für Bau-Ingenieurwesen die Ver-
gleichung des Eisenbahnsicherungswesens in England und
tunlichst auch des in Frankreich auf grund örtlicher Er-
mittelungen und unter Benutzung der Literatur mit dem
deutschen festgesetzt.
Zündung von Gasglühlicht in Eisenbahnwagen. Die
Zündung der für Gasglühlicht eingerichteten Laternen erfolgt
wie bei der gewöhnlichen Gasbeleuchtung vom Wagendache
oder meist, insbesondere bei hängenden Glühkörpern, vom
Wageninnern aus. Die erste Bedienungsart ist umständlich
und im Winter nicht ungefährlich, führt auch leicht zur
Beschädigung der Glühkörper; die zweite ist, weil ein
Betreten der Abteile erforderlich ist, bei Abteilwagen zeit-
raubend und unangenehm, wenn die Züge bereits von
Reisenden besetzt sind. Die elektrische Zündung, die allen
diesen Uebelständen abhelfen würde, hat sich bei den bisher
angestellten Versuchen als betriebsunsicher erwiesen. Man
hat daher teilweise besondre Zündleitungen und Zündflammen
in jeder Laterne eingerichtet, die beim Abgange der Züge
von den Endstationen entzündet werden und zur Erzielung
der Vollbeleuchtung nur das Oeftnen des Gashaupthahns
erforderlich machen. In Sonderfällen iäfst auch diese Lösung
vom wirtschaftlichen Standpunkte aus zu wünschen übrig.
Eine betriebssichere elektrische Zündung scheint die
französische Ostbahn nunmehr nach einem Berichte in
Revue generale des chemins de fer, Februarheft 1908, nach
längeren Versuchen gefunden zu haben. Die ersten Versuche
wurden von dieser Verwaltung mit Platinschwammzündern
angestellt. Sie mufsten aus mehreren Gründen bald als
verfehlt aufgegeben werden. Funkenzündung durch Induk-
tionsapparate mit Akkumulatorenbetrieb ergab wegen der
hohen Spannung Isolationsschwierigkeiten. Die Zündung
durch Platinspiralen, die durch Akkumulatorenstrom zum
Glühen gebracht wurden, bot erhebliche Schwierigkeiten, da
der Strom dem Ladezustande der Akkumulatoren ent-
sprechend reguliert werden mufs und die Auswechselung
der Akkumulatoren sehr unbequem ist.
Man kehrte daher zur Funkenzündung zurück, verwen-
dete aber eine kleine Magnetmaschine, die Strom von nur
10—12 Volt erzeugt. Jede Lampe wurde mit einem kleinen
Transformator und Funkenstrecke ausgerüstet. Diese
Anordnung ergab in mehr als einjährigem Betriebe keine
Versager. Weitere Versuche, alle Lampen eines Wagens
gleichzeitig auf diese Weise zu zünden, mifslangen und
zeigten, dafs mit Sicherheit nur drei Lampen gleichzeitig
gezündet werden können. Es mufsten daher für je drei
Lampen besondere Niederspannungszuleitungen und eine
gemeinsame Rückleitung verlegt werden. Die Magnetmaschine
154 [No. 739]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. April 1908)
wurde mit einem Verteiler ausgestattet, der den Strom in
schneller Reihenfolge an die einzelnen Stromkreise legt, sodafs
wenige Kurbelumdrehungen zur Zündung aller Lampen
genügen. Mit diesem System sollen nunmehr Versuche in
gröfserem Umfange bei Fern- und besonders bei Stadtbahn-
zügen gemacht werden. Für Stadtbahnzüge dürfte diese
Art der elektrischen Zündung, trotzdem sie weniger einfach
als Zúndflammen und in der Anlage wohl auch teurer als
diese ist, die meiste Aussicht auf allgemeine Einführung
haben, wenn sie sich weiterhin als betriebssicher erweist.
Me.
Rangliste der Preufsischen, Elsafs-Lothringischen und
Reichs-Baubeamten.*) Die vorliegende 13. Ausgabe der
Rangliste gibt über Namen, Rang, Titel, Dienststellung und
Ernennungsdaten der höheren Baubeamten Preufsens, Elsafs-
Lothringens und des Reiches erschöpfend Auskunft. Da die
Liste wiederum in ihren Hauptteilen in den Bureaux der
Bauabteilungen des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten
nachgeprüft worden ist, dürfte dieselbe auf Zuverlässigkeit
Anspruch machen. Das Verzeichnis wird nicht nur höheren
Baubeamten, sondern allen, die sich über deren Dienstver-
hältnisse unterrichten wollen, willkommen sein.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. e
Ernannt: zu ständigen Mitarbeitern bei dem Kaiser-
lichen Patentamt die Reg.-Baumeister Wilhelm Momber
und Hans Sommer.
Verliehen: der Charakter als Geh. Regierungsrat dem
Regierungsrat v. Ihering, Mitglied des Patentamts, beim
Uebertritt in den Ruhestand.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Ernannt: zum Militärbauinspektor der Reg.-Baumeister
Beyer in Stettin.
Preufsen.
Ernannt: zum Bauinspektor der Reg.-Baumcister Plinke
in Kiel, zu Kreisbauinspektoren die Reg.-Baumeister Bruno
Schulze in Stralsund, Rautenberg in Ortelsburg, Siebert in
Labiau, Krecker in Pr.-Stargard, Wittler in Johannisburg,
Merzenich in Leer und Trümpert in Fulda, zu Landbau-
inspektoren die Reg.-Baumeister Löwe in Koblenz, Rüdiger
in Bad Nenndorf und Möckel in Homberg; zu Reg.-Bau-
meistern die Reg.-Bauführer Theodor Albers aus Barmen,
Franz Ahlen aus Nordborchen, Kreis Paderborn, Ernst
Walsberg aus Segeberg, Karl Höfinghoff aus Dahl, Kreis
Hagen (Maschinenbaufach), Karl Dörffer aus Erda, Kreis
Wetzlar (Eisenbahnbaufach), Johannes Wölfert aus Gut
Stiern, Kreis Templin, Albert Dechsling aus Kaukehmen,
Kreis Niederung, Robert Gwinner aus Hotzenplotz (Oesterr.-
Schlesien), Arthur Märksch aus Muskau, Reg.-Bez. Liegnitz
(Wasser- und Strafsenbaufach), Ewald Klatt aus Klufs, Kreis
Köslin, Robert Charton aus Berlin, Karl Brocker aus
Duisburg, Willibald Strempel aus Demmin und Martin
Melchereck aus Sommerfeld (Hochbaufach). °
Verliehen: die Stelle des Vorstandes der Eisenbahn-
betriebsinspektion I in Hamburg dem Eisenbahn-Bau- und
Betriebsinspektor Eppers und die Stelle eines Eisenbahn-Bau-
und Betriebsinspektors im Eisenbahndirektionsbezirk Königs-
berg i. Pr. mit dem Wohnsitz in Allenstein dem Eisenbahn-
Bau- und Betriebsinspektor a. D. Menne.
ZurBeschäftigungüberwiesen: die Reg.-Baumeister
Westermann (bisher beurlaubt) der Kgl. Verwaltung der
Märkischen Wasserstrafsen in Potsdam, Steinke der Kgl.
Kanalbaudirektion in Essen, Odenkirchen der Kgl. Weser-
strombauverwaltung in Hannover, Manzke der Kgl. Regierung
in Königsberg (Wasser- und Strafsenbaufach), Günther der
Kgl. Regierung in Hildesheim, Lübbert und Cuno dem Kgl.
Polizeipräsidium in Berlin und Knopp der Kgl. Regierung
in Düsseldorf (Hochbaufach).
°) Marburg 1908. Verlag von Karl Cauer. Preis brosch. 2,50 M.,
geb. 3 ۰
Bestätigt: die für die Zeit vom 1. Januar d. J. bis
dahin 1911 erfolgten Wahlen des Ministerial- und Oberbau-
direktors, Wirkl. Geh. Rats Hinckeldeyn zum Präsidenten
der Akademie des Bauwesens und zum Dirigenten der Abt.
für den Hochbau sowie des Ministerial- und Oberbau-
direktors a. D., Wirkl. Geh. Rats Dr.-Ing. Schroeder zum
Dirigenten der Abt. für das Ingenieur- und Maschinenwesen
dieser Akademie.
Versetzt: der Reg.- und Baurat Kreide von Allenstein
an die Regierung in Breslau und der Landbauinspektor
Landsberg von Werl nach Arnsberg;
die Reg.-Baumeister Verlohr von Potsdam nach Duisburg-
Ruhrort, Proetel von Stralsund nach Safsnitz (Wasser- und
Strafsenbaufach), Pahde von Altona nach Posen (Hochbaufach).
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Eisenbahndirektor Kleyböcker, bisher
Vorstand der Eisenbahnbetriebsinspektion I in Tilsit, den
Reg.-Baumeistern Ernst Jacobi in Haspe i. W. (Maschinen-
baufach), Paul Vogt in Merseburg und Jules Calais in
Hamburg (Wasser- und Strafsenbaufach).
Aus dem preufsischen Staatseisenbahndienste
ausgeschieden: die Reg.-Baumeister des Maschinenbau-
faches Wilhelm Momber und Hans Sommer infolge dauernder
Uebernahme in den Reichsdienst als ständige Mitarbeiter
beim Kaiserl. Patentamte.
Sachsen.
Versetzt: der Reg.-Baumeister Zopff, mit der Leitung
des Neubaues des Amtsgerichtsgebäudes in Zwönitz beauf-
tragt, zum Landbauamte Leipzig.
Württemberg.
Ernannt: zum Wirkl. Oberbaurat bei der Ministerialabt.
für den Strafsen- und Wasserbau der tit. Oberbaurat Richard
v. Leibbrand bei dieser Behörde.
Befördert: auf die Stelle eines Oberbaurats bei der
Generaldirektion der Staatscisenbahnen der Baurat tit. Ober-
baurat Wundt bei dieser Generaldirektion.
Uebertragen: seinem Ansuchen gemáfs die erledigte
Stelle eines etatmäfsigen Reg.-Baumeisters bei dem hydro-
graphischen Burcau der Ministerialabt. für den Strafsen-
und Wasserbau dem etatmäfsigen Reg.-Baumeister Alexander
Nüßle in Ebingen.
Die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand
bewilligt: dem Eisenbahnbauinspektor tit. Baurat Storz in
Aalen und unter Verleihung des Titels und Rangs eines
Obcrbaurats dem Baurat Zimmer, Vorstand der Eisenbahn-
bauinspektion Reutlingen. l
Baden.
Ernannt: zum Inspektionsvorstand der Reg.-Baumeister
Karl Wielandt in Pforzheim unter Verleihung des Titels
Wasser- und Strafsenbauinspektor; derselbe wird jedoch bis
auf weiteres bei der Wasser- und Strafsenbauinspektion
Karlsruhe, Sektion Pforzheim, mit dem Wohnsitze daselbst
belassen.
Versctzt: der Vorstand der Wasser- und Strafsenbau-
inspektion Wertheim Oberbauinspektor Max Keller in gleicher
Eigenschaft nach Emmendingen und der Reg.-Baumeister
Hermann Nuß bei der Maschineninspektion in Konstanz zur
Verwaltung der Hauptwerkstätte in Karlsruhe.
Gestorben: Oberbaurat a. D. Geh. Regierungsrat
Grotefend, früher Abteilungsdirigent bei der Kgl. Eisenbahn-
direktion in Altona, Geh. Baurat Gustav Reichert, früher
Reg.- und Baurat in Bromberg, Geh. Baurat August Lünzner,
früher Landbauinspektor bei der Regierung in Düsseldorf,
Marine-Oberbaurat Gustav Radant in Wilhelmshaven, Eisen-
bahndircktionspräsident a. 1). Naumann, früher in Bromberg,
Fisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Plüschke bei der Kgl.
Eisenbalmdirektion in Breslau und Geh. Baurat Reg.- und
Baurat a. D. Friedrich Stegmayer, früher Vorstand der
Eisenbahnbetriebsinspektion 3 in Darmstadt.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Rezier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L, Glaser, Berlin,
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
[15. April 1908]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 740] 155
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin
Versammlung am 14. Januar 1908
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor a. D. Wirklicher Geheimer Rat Dr Aug, Schroeder
Schriftführer: Herr Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Giese
(Mit 19 ۰ a
Vorsitzender: Meine Herren, ich eröffne die erste
Sitzung im Jahre 1908 mit dem herzlichen Wunsche,
dafs Ihnen das neue Jahr ein recht gutes und gesegnetes
sein möge.
Leider mufs ich mit der Mitteilung beginnen, dafs
wir 3 Mitglieder durch den Tod verloren haben.
Im Dezember v. J. verschied in Höxter Herr Königl.
Baugewerksschuldirektor Martin Neff, seit dem Jahre
1895 Mitglied des Vereins. Er war im Jahre 1857
geboren und früher längere Zeit im Staatseisenbahn-
dienste beschäftigt; dann widmete er sich dem Schulfache.
Ein anderes auswärtiges Mitglied, das uns durch
den Tod entrissen wurde, ist Herr Geheimer Oberbaurat
Böhlk in Oldenburg, seit dem Jahre 1867 Mitglied
unseres Vereins. Seine Lebensarbeit war dem Eisenbahn-
dienste gewidmet. Seit 1891 gchörte er der Direktion
der Oldenburgischen Staatseisenbahnen in Oldenburg
an bis er als Geheimer Oberbaurat in den Ruhe-
stand trat.
Am 2. Januar starb nach kurzer Krankheit zu Berlin
Herr Oberst Ludwig Walter im 67. Lebensjahre, seit
1876 Mitglied des Vereins. Walter stammte aus Baden,
wo er am 2. November 1841 geboren wurde, und gehörte
bis zum Jahre 1870 der Badischen Armee an. Im
deutsch-französischen Kriege wurde ihm die militärische
Führung der 5. Telegraphen-Abteilung übertragen, die
unter der technischen Leitung des auch bereits ver-
storbenen Baurats Krohn im Osten von Frankreich eine
reiche und erspriefsliche Tätigkeit entfaltet hat. Im
Jahre 1875 wurde Walter als Hauptmann und Kompagnie-
Chef in das neugebildete Eisenbahnregiment versetzt.
Mit einer kurzen Unterbrechung ist er der Eisenbahn-
truppe treu geblieben, bis er im Jahre 1903 seinen Ab-
schied nahm. Walter war seit seinem Eintritt ein
regelmäfsiger Besucher unserer Versammlungen. Scine
rege Teilnahme an den Bestrebungen unseres Vereins
und nicht minder seine vornehme Erscheinung, die
Lauterkeit seiner Gesinnung und seine stets gleich-
bleibende Liebenswürdigkeit werden uns stets in leb-
hafter Erinnerung bleiben.
Ihm wie den andern uns genommenen Mitgliedern
werden wir im Vereine ein dauerndes Gedächtnis
bewahren.
Ich bitte Sie, sich zu Ehren der Entschlafenen von
Ihren Sitzen zu erheben. (Geschieht.)
Meine Herren, der Bericht über die vorıge Sitzung
liegt hier aus. Etwaige Einwendungen dagegen bitte
ich, bis zum Schlufs der Sitzung anzumelden.
Eingegangen ist aufser den regelmälsigen Eingängen
ein Dankschreiben des Herrn Professor Ludewig, den
wir zu seinem 70. Geburtstage beglückwünscht haben.
Sodann sind eingegangen (Redner verliest die Titel der
Eingänge). Den Gebern wird dafür der Dank des Vereins
ausgesprochen.
Sodann haben sich zur Aufnahme in den Verein
gemeldet Herr Regierungs- und DBaurat Albert
Wambsganfs, vorgeschlagen von den Herren
v.d. Bercken und v. Zabiensky, sodann Herr är Ina.
Wilhelm Mattersdorff, vorgeschlagen von den Herren
Fränkel und Pforr, und drittens Herr Eisenbahn-Bau-
und Betriebsinspektor Waldemar Risse, vorgeschlagen
von den Herren Koch und Buchholtz. Ueber die
Aufnahme dieser Herren wird in der nächsten Sitzung
abgestimmt werden.
Heute haben wir abzustimmen über die Aufnahme
von 4 Herren, und zwar desHerrn Ministerialdirektor a.D.
Josef Hoeter, vorgeschlagen vondenllerrenSchroeder
und Diesel, des Herrn Oberstleutnant Bauer, vor-
geschlagen von den Herren von Werner und Kefsler,
des Herrn Geheimen Baurat a. D. Franz Coulmann in
d
Charlottenburg, vorgeschlagen von den Herren Wolf
und Sprengell, und endlich des Herrn Dipl.-Ing.
Walter Brewitt, Halensee, vorgeschlagen von den
llerren Meyer und v. d. Bercken.
Ich bitte nunmehr den Kassenführer, Herrn Oberst-
leutnant Buchholtz, uns die Mitteilungen über den
Etat nach $ 28 unscrer Satzungen zu machen.
Herr Oberstleutnant a. D. Buchholtz: Nach dem
vorliegenden Jahresabschlufs wurden im Ganzen
5191, 22 M. vereinnahmt, die Ausgaben betrugen (der
Vortragende verliest die einzelnen Posten) oder zu-
sammen 5491,96 M., so dafs sich ein Ueberschufs von
299,26 M. ergeben würde. Der von Seiten des Vor-
standes aufgestellte Voranschlag für 1908 hat zum gröfsten
Teil die bisherigen Sätze für die einzelnen Posten bei-
behalten, wonach sich Einnahmen und Ausgaben mit
5300 M. das Gleichgewicht halten würden. Jahres-
abschlufs und Voranschlag werden Ihnen in der nächsten
Vereinssitzung zur Beschlufsfassung vorgelegt werden.
Vorsitzender: Meine Herren, ich stelle die Sache
zur Besprechung. Das Wort wird nicht verlangt, ich
darf also annehmen, dafs Sie mit dem Vorschlage des
Herrn Kassenführers einverstanden sind. Die endgültige
Abstimmung über den Etat und die Entlastung des
Kassenführers findet ja bekanntlich erst in der nächsten
Sitzung statt. Dem Herrn Oberstleutnant Buchholtz
darf ich noch für seine Mitteilungen den Dank aus-
sprechen.
Es folgt die Wahl des Ausschusses für die Be-
sichtigung von Anlagen. Mit Ausnahme des Herrn
Geheimen Baurat Gicse, der eine Wiederwahl nicht
wünscht, werden die Herren, die bisher im Ausschufs
waren, wiedergewählt.
Der Ausschufs besteht danach aus den Herren:
Buchholtz, Vorsitzender; Blanck,Oberbaurat,Glaser,
Geheimer Kommissionsrat, Gredy, Ingenieur, Grofs-
mann, Gehcimer Baurat, Krefs, Regierungsbaumeister,
Wienecke, Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor,
v. Zabiensky, Regierungs- und Baurat, Zielfelder,
Major a. D. Die Herren, die anwesend sind, nehmen
die Wahl an.
Vorsitzender: Ich bitte nunmehr
direktor Liebmann aus Magdeburg,
kündigten Vortrag
Herrn Betriebs-
uns den ange-
Ueber die Krivaja-Waldbahn in Bosnien
halten zu wollen.
Herr Betriebsdirektor a. D. Liebmann: Meine Herren!
Wenn ich Ihre Aufmerksamkeit für die bosnischen
Waldbahnen in Anspruch nehme, so glaube ich es um
deswillen tun zu dürfen, weil diese Bahnen, obgleich
an sich unbedeutend ım Vergleich mit den Haupt-
bahnen — sie stehen ctwa auf der Stufe unserer
Kleinbahnen —, treffliche Beispiele dafür bieten,
wie man trotz schwieriger Bau- und Betriebsverhält-
nisse mit geringen Mitteln Bahnen herzustellen ver-
mag, die sich aufserordentlich grofsen Betriebsleistungen
gewachsen zeigen. Und noch aus einem zweiten
Grunde glaube ich, dafs sie über den Rahmen ihres
eigenen engen Bezirks hinaus von Interesse sind: sie
bewegen sich, was die Betriebsleistung anbelangt, etwa
an der Grenze der Leistungsfähigkeit von Bahnen dieser
Art und hinsichtlich der Betriebssicherheit sehr hart an
der Grenze des Zulässigen; ja ich glaube wohl sagen
zu dürfen, dafs sie wiederholt — wenn nicht gar regel-
mäfsig — diese Grenze überschreiten. Durch die
Ueberschreitungen werden aber Beispiele dafür geliefert,
wie notwendig die zahlreichen Betriebsvorschritten im
Interesse der Sicherheit sind, die manchmal gering
Nachdruck des Inhaltes verboten.
156 [No. 740]
+
geachtet werden. Gerade bei Kleinbahnen begegnet
man öfter solcher Auffassung, weil vielfach Laien das
bestimmende Wort bei Privatunternehmungen dieser
Art sprechen.
Ich will zunächst von der Krivaja-Waldbahn, also
von einer der beiden gröfsten dieser Waldbahnen
ausgehen, weil sie mir aus eigener längerer Anschauung
gut bekannt ist. Ich möchte aber die Gelegenheit
benutzen, um von dieser Bahn ausgehend Streiflichter
auch auf andere bosnische Waldbahnen zu werfen.
Die Waldungen und ihre Ausbeutung sind für
Bosnien von grofser Bedeutung, denn Bosnien ist in
der Hauptsache eigentlich auf die Holzindustrie ange-
wiesen. Das ganze Gebiet Bosniens umfatst 51000 qkm,
davon sind 29000 qkm, also 57 v. H. von Wald
bedeckt. Die Waldbahnen haben die Aufgabe, das
Holz aus dem Innern herauszubefördern nach den
weiteren Verwendungsstätten, zunächst nach den Säge-
werken, die sich dort befinden. Von da aus nimmt
das Holz auf den vorhandenen Bahnlinien seinen Weg
ins Ausland, in der Hauptsache nach Italien und nach
Afrika. Die bosnisch-herzegowinischen Staatsbahnen,
die gegenwärlig ein Netz von 940 km umfassen, haben
im Jahre 1906 rund 1451 000 t Güter befördert, wovon
551 000 t allein auf die Holzausfuhr entfallen, also
38'/2 v. H. Die Holzausfuhr und ihr Anteil an der
Gesamtleistung haben gerade in den letzten Jahren
eine aufserordentliche Steigerung erfahren, denn im
Jahre 1903 entfielen auf die Holzbefórderung nur
190000 t = 29 v. H aller Frachten.
Es liegt die Vermutung nahe — wie auch die
persönliche Beobachtung bestätigt hat —, dafs die Aus-
forstung das zulässige Mafs überschreitet. Es wird
nicht soviel wieder aufgeforstet als weggenommen
wurde, so dafs — wenn in dieser Weise fortgefahren
wird — das Land in absehbarer Zeit wohl entwaldet
sein dürfte. Dabei wird das Holz seitens der Forst-
verwaltung zu einem aufserordentlich niedrigen Preise
an die Unternchmer abgegeben.
Von der letztjährigen Holzausfuhr entfallen im
besondern auf
Brennholz ۰ . . . . 19574 t,
Bau- und Werkholz . . . . . . 135 120 „
Eisenbahnschwellen (Kiefer und Eiche) 17674 ,,
Fafsdauben (Eiche). e, ae dal x
Sägewaren. . 296 147 „
(= 55 v. H.)
Es bestehen in Bosnien 8 Waldbahnen mit 76 cm
Spurweite, wie der gröfste Teil der bosn. herz. Staats-
bahnen. Sie haben eine Gesamtlänge von 540 km und
es verkehren auf ihnen 50 Lokomotiven und rund
1500 Wagen; demnach entfallen etwa 3 Wagen auf I km.
Die beiden gröfsten Unternehmungen sind die
„Bosnische Forstindustrie A.-G. Otto Steinbeis“ in
Drvar, die rund 178, und die „Bosnische Forstindustrie
Eissler € Ortlieb“ in Zavidovic, die 156 km Wald-
bahnen hat. Es wird Sie vielleicht interessieren, zu
hören, dafs gerade diese beiden gröfsten Waldbahn-
unternehmungen im Besitze von Reichsdeutschen sind.
Die genannten Längen der Waldbahnlinien bleiben
aber nicht bestehen, sondern ändern sich häufig, und zwar
aus folgendem Grunde. Die Waldbahnen bestehen
aus einer Stammlinie, von der aus Zweiglinien nach
Bedarf angelegt werden. Die Stammlinie ist so an-
geordnet, dafs sie für die ganze Dauer der Holzaus-
beute in einem gröfseren Gebiete verbleiben kann,
während die Zweiglinien in die Seitentäler führen und
nach deren Abholzung wieder entfernt werden. Das
vollzieht sich oft sehr rasch. Manchmal ist ein solches
Tal schon in 3—4 Wochen ausgeholzt; die Bahn wird
dann entfernt und das Gleis an anderer Stelle wieder be-
nutzt. Dabei scheut man keine Schwierigkeiten. Das
Land ist im ganzen gebirgig und das Gelände darum
für den Bau recht ungünstig, namentlich wegen des
fast völligen Mangels an Verkehrs- und Zufuhrwegen.
Es sind grofse Föhenunterschiede zu überwinden, und
auch die Bewältigung des Wassers bringt Schwierig-
keiten mit sich. Das Geschäft, das die Unternehmer
machen, muss aber doch wohl so gut sein, dass es sich
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[15. April 1908]
verlohnt, die Linien mit verhältnismäfsig grofsem Kosten-
aufwand für nur kurze Zeit herzustellen.
Die Wälder gehören in Bosnien dem Staate; sie
unterstehen der Verwaltung des Forstdepartements in
der Hauptstadt Sarajevo. Ebenso sind die Waldbahnen
fiskalisches Eigentum und an die Forstindustriellen
verpachtet, die ihrerseits die Betriebsmittel, welche
ihr Eigentum verbleiben, zu stellen und für den Betrieb
zu sorgen haben. Mit diesen Unternehmern sind Ver-
träge auf die Dauer von 30 Jahren abgeschlossen. In
ihnen wird den Unternehmern das Recht eingeráumt,
in genau umränderten Waldbezirken das Holz für sich
in Anspruch zu nehmen, gegen eine feste Bezahlung
des Holzes am Stamme nach dem festzustellenden tat-
sächlichen Ausmafse. Sie haben dann selbst für die
weitere Verwendung und die weitere Beförderung des
Holzes zu sorgen.
Die Krivaja-Waldbahn hat im Verlaufe ihrer
120 km langen Stammlinie aufserordentlich grofse
Höhenunterschiede zu überwinden. Sie können dies
aus dem Uebersichtshóhenplan ersehen (Abb. 1). Der
Ausgangsbahnhof Zavidovié liegt 209 m hoch, während
der höchste Punkt bei km 113,6 mit 1089,4 m erreicht
Abb. 1.*)
0۰ 12.6 25,6 316 369 Air 56.2 11.9 86.2 404,4 426 148,3
Uebersichtshéhenplan.
wird. Es sind also auf rund 114 km Länge rund
880 m Höhe zu überwinden, was einer Durchschnitts-
neigung von 7,15 v. T. entspricht. Die gröfste Steigung
ist, wie ich gleich bemerken darf, 40 v. T. und
sie hat auf der oberen Strecke fast durchgehends Ver-
wendung gefunden, bis auf eine Wagerechte von etwa
2 km Länge, die im Interesse der Betriebssicherheit
eingeschaltet wurde, weil gerade an der Stelle, wo sie
sich befindet, eine tiefe und von steilen Felswänden
begrenzte Schlucht vorhanden ist. Dort sollen über-
dies die Züge langsam fahren, um einer etwaigen
Gefahr vorzubeugen.
Aus der Abb. 2, die eine Stelle aus der soge-
nannten Olovo-Klamm wiedergibt, sehen Sie ungefähr,
wie das Gelände beschaffen ist. Es ist ja nicht durch-
weg so, wie hier, aber es sind mehrfach Stellen vor-
handen, wo die Felsen ganz nahe aneinander rücken
und steile Wände von 100 m Höhe bilden. An der
abgebildeten Stelle sehen Sie sogar eine überhängende
Felswand. Das Gebirge ist in der Hauptsache Kalk-
stein und Serpentingestein.
In diesem Gelände mufste man natürlich mit grofsen
Steigungen (40 v. T.) und mit scharfen Krümmungen
vorgehen. Als kleinster Krümmungshalbmesser ist ein
solcher von 60 m in Anwendung gekommen. Auch
da hat es noch an manchen Stellen seine Schwierigkeit
gehabt, durchzukommen, wie ja überhaupt der Bau
aufserordentlich schwierig gewesen ist. Nicht nur
°) Vergl.
verwaltungen“
nommen sind.
„Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-
16 und 17 ent-
auch
1905, No. 88, der die Abb. 1,
[15. April 1908]
war ein bedeutender Höhenunterschied zu überwinden
und die Anlage aufserordentlich zahlreicher Kunst-
bauten notwendig, die Schwierigkeiten lagen noch
darin, dafs die Gegend eigentlich jeglicher Zufuhrwege
Abb. 2.
Olovo-Klamm.
entbehrte. Es war in dem ganzen,
120 km langen Flufstale zur Zeit jiras
des Baues nur ein schmaler Saum- te
pfad vorhanden und zwar ein Saum- ets
pfad türkischer Herkunft, der für
einen gewöhnlichen Europäer fast
unbenutzbar war. Dieser Saumpfad
war die gegebene Trace für die
Bahn und mufste für diese auch in
Anspruch genommen werden. Die
mangelnde Zugänglichkeit erschwerte
dem bauleitenden Ingenieur in hohem
Malse seine Tätigkeit. Wenn er von
einer Baustelle zur andern gelangen
wollte, muíste er erst auf das Gebirge
hinautklettern, dann oben den Kamm
entlang gehen und an der nächsten
Baustelle wieder hinunterklettern.
Die Folge davon war eine etwas
weniger sorgfältige Bauausführung,
weil natürlich die Aufsicht nicht so
scharf bewirkt werden konnte, wie
es im Interesse eines guten Baues
nötig war. Diesen Nachteilen stand
gegenüber der Vorteil des reich-
lichen Vorhandenseins guter Bau-
stoffe im Bahngebiete selbst: Stein
und Holz. Der vorhandene Kalkstein
wurde kostenlos überlassen und liefs
sich leicht in lagerhaften Stücken
brechen. Ebenso konnte der Kalk
an Ort und Stelle gebrannt werden, was von den
Eingeborenen mit Geschick in überaus einfacher Weise
bewirkt wurde. Das Bauholz lieferten die Kiefer
und die Eiche. Backsteine kamen nirgendwo zur An-
wendung.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Da min
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[No. 740] 157
Abbildung 3 zeigt einige Querprofile und zwar neben
den Normalquerprofilen einige der Wirklichkeit ent-
nommene Querschnitte. Die Abbildungen sprechen für
sich und bedürfen keiner Erläuterung. Erwähnt sei nur,
dals die strichpunktierten Linien bei dem obersten Quer-
profile rechts den ursprünglichen Zustand an jener Stelle
angeben. Im Laufe des Winters war aber ein grofses
Hochwasser eingetreten, das an vielen Stellen den Bahn-
körper unterbrach und auch Brücken wegrifs oder teil-
weise zerstörte. Gelegentlich der Wiederherstellungs-
arbeiten wurde nun wie an verschiedenen anderen
Punkten so auch hier für eine bessere Sicherung des
Bahnkörpers gegen Wasserangrift Sorge getragen, da
die zuerst bestandene Stützmauer sich als zu schwach und
für Trockenmauerwerk zu steil geböscht erwiesen hatte.
Was die Bahnhöfe anlangt, so waren aufser den
13 als Ausweichstellen‘ angelegten Bahnhöfen, deren
kleinster Abstand 4,7 km und deren gröfster 15,7 km
betrug, noch mehrere auf freier Strecke abzweigende
Ladestellen, die nur nach Bedarf in Anspruch genommen
wurden, sowie einige Wasserentnahmestellen vorhanden.
Diese bestanden aus gemauerten oder hölzernen kasten-
förmigen Behältern, die aus offenen Gerinnen gespeist
wurden, in der anhaltenden Sommerhitze aber wieder-
holt versagten und dadurch zu Betriebsstörungen führten.
Der Gleisabstand in den Bahnhöfen beträgt 3,5 m
von Mitte zu Mitte. Die Gleise sind mit Achsensprung
verlegt.
Aufser dem Ausgangsbahnhofe Zavidovit, der —
wie die Abbildung 4 zeigt — eine ausgedehnte Gleis-
anlage aufweist, sind noch 2 dreigleisige, im übrigen
aber nur zweigleisige Haltestellen vorhanden.
Es sei mir gestattet, den Bahnhof Zavidovit mit
einigen Worten zu erläutern. Die grofse Zahl und
Ausdehnung der Gleise, die zusammen rund 9 km lang
sind, erklärt sich daraus, dats hier zugleich ein Stapel-
platz für bedeutende Schnittholzmengen geschaffen
werden mufste. Daher auch die harfenartige An-
ordnung der in 17 bis 21 m Abstand parallel verlegten
Gleise, zwischen denen die Bretter in 5 bis 6 m hohen
Stölsen lagern.
Auf dem Lageplane ist auch der Anschlufs an das
Staatsbahngleis Sarajevo—Bosn. Brod zu sehen.
Abb. 3.
SE 77 ia E
À © SE
AA 322 a
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415
++
Von den sonstigen Baulichkeiten sind hervorzuheben
das Verwaltungsgebáude, das Maschinen- und Kessel-
haus für den Sägewerksbetrieb, die Kistentabrik und
der Kistenschuppen, namentlich aber die eine Grund-
fläche von 2600 qm bedeckende Sägehalle, in der 14
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158 [No. 740]
bis 18 Vollgatter Tag und Nacht im Gange sind, um
täglich 1000 bis 1400 cbm Holz zu Brettern zu zer-
schneiden.
Aufserdem befinden sich auf oder unmittelbar neben
dem Bahnhofsgelände ein eigenes Krankenhaus sowie
eine Anzahl in Holz, Fachwerk oder massivem Mauer-
werk erbauter Beamten- und Arbeiterwohnhäuser.
Abbildung 5 zeigt den für den Betrieb der Wald-
bahn wichtigsten Bahnhof Olovo in km 72 mit dem
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[15. April 1908]
sorgt wird, eine fortschreitende Verkarstung des Ge-
birges zu befürchten ist.
Werden die Unebenheiten des Weges zu grofs,
so müssen Kunstwege angelegt werden, und zwar ent-
weder Streifbrücken oder Holzriesen.
Streitbrücken (Abb. 8) sind Knüppelwege mit
2 bis 3 m breiter Bahn, auf denen mehrere zu einem
Bund vereinigte Holzblöcke von Pferden weitergezogen
Ueberschreiten
werden. Beim von Geländemulden
Bahnhof 00
Abb. 5.
Bahnhof Olovo, 280 m nutzbare Länge.
Sitze der Betriebsleitung. Hier teilt sich die Bahn in
eine untere Strecke mit 25 v. T. Höchstneigung und
eine obere mit 40 v. T. gröfster Steigung. Die ein-
fachen Züge der unteren Strecke werden hier in
Doppelzüge für die steile Oberstrecke aufgelöst. Der
Bahnhof enthält ein Dienstgebäude, einen Lokomotiv-
schuppen für 2 Stände, Bahnmeisterschuppen und
Wohnbaracken für Lokotivführer, Zugführer und sonstige
Betriebsmannschafien.
Die Anlage der úbrigen Haltestellen ist aus Ab-
bildung 6 ersichtlich.
Den Waldbahnen besonders eigentúmlich sind die
Holzzuführungsanlagen. Wir wollen darum zu-
nächst den Weg des Holzes von seiner Ursprungsstätte
bis zur Uebergabe an die Bahn verfolgen.
Das einfachste Verfahren ist das Schleifen auf dem
Boden, wie in Abbildung 7 dargestellt. Dazu gehören
ein nicht zu unebener und nicht zu steiler Boden,
einige Pferde und ein Seil. Das Bild lälst auch er-
kennen, wie sehr durch das Ausholzen die Waldungen
gelichtet werden. Nebenbei sei bemerkt, dafs, weil für
cin Wiederaufforsten nur in unzureichendem Mafse ge-
Abb. 6.
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Waldbahn Zavidovit-Olovo-Kusate, Anlage der
Zwischenstationen. |
werden etwa 10 cm starke und 2 bis 3 m lange Rund-
hölzer zu Pfeilern kreuzweis übereinander geschichtet, |
auf diesen kräftige unbehauene Langhölzer verlegt und
darauf die Holzknüppel dicht an dicht und quer zur
Längsrichtung als eigentliche Fahrbahndecke aufgebracht.
Bei den Holzriesen (Abb. 9) sind die den Weg
bildenden Hölzer der l.änge nach verlegt. Sie bilden i
Rinnen von dreieckigem oder muldenfórmigem Quer-
(15. April 1908]
schnitt, die mit solchem Gefäll versehen sind, dafs das
Holz durch seine eigene Schwere zu Tal gefördert
wird. Die Stützen sind in der gleichen einfachen Weise
wie bei den Streifbrücken durch Aufeinanderschichten
von Holzkloben hergestellt. Es gibt auch verschiedene
andere Anordnungen solcher Riesen, insbesondere
möchte ich die Springriesen erwähnen, Sie sind so an-
gelegt, dafs etwa bei einer besonders tiefen Talmulde
Abb. 7.
Holztransport durch Schleifen auf dem Boden.
die Riese unterbrochen wird; infolge des grofsen Gefälles
und der dadurch bedingten lebendigen Kraft springen
die zu Tal gehenden Klötze über die Unterbrechung
hinweg, um auf der anderen Seite wieder dem regel-
mafsigen Wege zu folgen. Das ist natürlich nur bei
grofsem Gefälle möglich.
Wir haben nun das Holz verfolgt von der Ur-
sprungsstätte bis zum Verladeplatz. Hier sind Bühnen
Abb. 8.
p-
PERE . Ale e
Mo Ae Dat Gef te, ef
Streifbrücke.
in solcher Anordnung hergestellt, dafs man von ihnen
unmittelbar auf die Langholzwagen verladen kann
(Abb. 10( Das Ladegeschäft setzt eine aufserordent-
liche Geschicklichkeit voraus, wenn es schnell genug
und ohne Unfall vor sich gehen soll, denn es ist durch-
aus nicht ohne Gefahr. Es handelt sich da, wie aus
der letzten Abbildung zu sehen, um ganz grofse Baum-
stämme, von denen manche bis 18 m lang sind und
einen Durchmesser von 1—1,10 m haben. Diese haben
natürlich ein grofses Gewicht, und wenn sie in Be-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 740] 159
wegung kommen, so können sie leicht Schaden anrichten.
Zum Verladen auf die Langholzwagen werden nur ganz
besonders geschulte Arbeiter verwendet, die man aus
den verschiedensten Gegenden Oesterreichs herbeiholt.
In der Hauptsache haben sich die Ruthenen als die
geschicktesten erwiesen. Auf den Ladeplátzen werden
etwa 3--4 Wagen zusammengefügt; die Lokomotive
zieht diese kurzen Züge heraus nach einem gemein-
Abb. 9.
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q i | penne) e 4
Be Ad A Te,
Holzriese.
schaftlichen Aufstellgleise, wo sie zu einem langen
Zuge zusammengesetzt werden, der dann zu Tal be-
fördert wird.
Wir wollen nun in der Bahnbeschreibung fort-
fahren.
Die Brücken sind durchweg Holzbrücken; 59
haben mehr als 10 m Spannweite, 40 eine Spannweite
von 4 bis 10 m und 73 sind kleine, meist offene Durch-
Abb. 10.
Verladeplatz.
lasse. Die längste Brücke, die eine Gesamtspannweite
von 88 m hat, ist in Abb. 11 wiedergegeben. Sie hat zwei
hölzerne End- und 8 hölzerne Mitteljoche, von denen
die 6 mittleren als aufgesetzte Pfahljoche ausgebildet,
gut versteift und mit kräftigen Bohlen verschalt sind.
Die Brücke in Abb. 12 verdient wegen ihrer be-
sonderen Höhe von etwa 25 m über der Bachsohle
Erwähnung. Sie liegt überdies in einer Krümmung
von 60 m Halbmesser.
Wenden wir uns nun dem Oberbau zu.
160 [No. 740]
Auf der Hauptstrecke finden wir 7 m lange Stahl-
schienen von 125 kg/m, die auf 13 ungetránkten |
kiefernen oder eichenen Querschwellen mit gleich, `
liegenden Stöfsen verlegt sind. In den Zweiggleisen |
liegen 8 m lange, 11,75 kgím schwere Schienen mit |
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. April 1908]
achse 24,5 cm‘. Unterlagsplatten (und zwar ebene
6 mm starke, 120 mm im Geviert messend, mit 3 Löchern)
sind nur in den Kriimmungen auf jeder zweiten Schwelle
zur Anwendung gekommen.
Spurerweiterung und Schienenüberhöhung sind für
Langenschnitt
Querschnitt a—b Querschnitt c —d
300 |
۱ 1
| | + | |
Siche? `
Bosnabrücke in 22۷100۷16 im km ۰
versetzten Stölsen auf je 15 Schwellen. Die Schienen
haben im Querschnitt eine gedrungene Gestalt, die-
jenigen des Hauptgleises 70 mm Höhe, 65 mm Fufs-,
36 mm Kopfbreite und 8 mm Stegdicke. Es ergibt sich
Abb. 12.
Cp (ef, 8 eS pp 90%
as = 1 ویب ۱ ۱ be . =
ti
daraus eine verhältnismäfsig gröfsere Steifigkeit gegen
die wagrechten als gegen die lotrechten Kräfte. Das |
Trägheitsmoment, bezogen auf die wagrechte Schwer- |
achse beträgt 106,8 cm‘, auf die lotrechte Schwer- |
Schnitt e- f
20 km/St. Fahrgeschwindigkeit berechnet und wie folgt
ausgeführt.
Spur- Schienen-
Krümmungs-
halbmesser |erweiterung | überhöhung Bemerkung
m mm mm
60 13 36 Weichenkrümmungen er-
70 11 31 halten keine Ueberhóhung.
80 11 37 Sonstige Krümmungen auf
90 0 24 Bahnhöfen erhalten dieihrem
100 8 22 Halbmesser entsprechende
125 6 7 Ueberhóhung nur im halben
150 5 f Ausmalse.
175 4 13
200 4 11
250 3 9
300 3 7
400 2 6
500 2 5
Die Weichen haben unterschlagende gerade Zungen,
eine Neigung von ungefähr 1:6 und 14,02 m Länge
vom Stofs vor der Zungenspitze bis Herzstückende.
Auf einer anderen bosnischen Waldbahn sind
stellenweise, bei Gefällen von über 40 bis zu 130 v. T.,
vierkantige 12X12 cm messende Buchenhölzer als
Schienen verwendet worden, die eine viel gröfsere
Reibung erzeugten und eine Lebensdauer von 4 Wochen
bis 6 Monaten hatten.
Die Hochbauten sind auf das allernotwendigste
Mats beschränkt, weil die Bahn keinen öffentlichen Ver-
kehr hat. Die Gebäude auf den Bahnhöfen haben
eigentlich nur dem Betriebe und den Zwecken der
Holzindustrie zu dienen. Sie sind, wie Sıe aus Abb. 13
schen, rund 60 qm grofs und zweigeschossig. Das
Erdgeschofs enthält die Wohnung für einen Bahn-
meister oder einen anderen Bahnbeamten, während die
oberen Räume als Unterkunftsräume für reisende Auf-
sichtsbeamte eingerichtet sind, weil sonst in der Gegend
ein Unterkunft nicht zu haben ist. Diese Bauwerke
sind von gefälligem Aeulseren und dem Charakter der
Gegend angepafst. Es sind durchweg Blockhäuser, die
in bezug auf Wohnlichkeit nichts zu wünschen übrig
lassen; die Räume sind im Sommer kühl und im
Winter ۰
Nun zu den Betriebsmitteln, die bei den Wald-
bahnen von ganz besonderer Wichtigkeit sind, nament-
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[15. April 1908]
lich hinsichtlich einer zweckmäfsigen Ausbildung der
(
Die Lokomotiven sind durchweg Tenderlokomotiven
aus der Fabrik von Kraufs & Co. in Linz a. D. und
haben sich unter schwierigen Verhältnissen recht gut
bewährt. Sie sind für Holzfeuerung eingerichtet, wurden
zeitweise aber auch für Steinkohlenfeuerung verwendet.
Der Bestand an Lokomotiven belief sich auf 7 Stück,
davon 3 mit 19t, 2 mit 17 t, je 1 mit 10,9 und 10 t
Dienstgewicht. Die an vorletzter Stelle genannte ist
ın Abb. 14 zu sehen. Es ist eine dreiachsige Loko-
motive mit 1200 1 Wasserraum, 0,7 cbm Holzraum und
1540 kg Zugkraft = '/; des Dienstgewichts.
Abb. 13.
Parterze. Fundamente.
Haltestellen-Gebäude.
Abb. 15 zeigt die Ausbildung der Langholzwagen,
die bekanntlich aus je 2 Drehgestellen gebildet werden.
So einfach diese Einrichtung scheint, so schwierig ist
es, eine völlig befriedigende Lösung für den Bau der
Wagen zu finden. Die Schwierigkeit liegt in der An-
ordnung der Rungen, die während der Fahrt unver-
rückbar fest, dabei aber so eingerichtet scin müssen,
dafs sie zum Be- oder Entladen der Wagen rasch und
ohne grolsen Kraftaufwand sollen gelöst werden können.
Durch schlecht angeordnete Verbindungen an dieser
Stelle ist schon mancher Unfall herbeigeführt worden,
indem die Runge zu unerwarteter Zeit herunterfiel und
ein Teil der Ladung hinabrollte. Bei der Beförderung
von Langholz sind also 2 Untergestelle erforderlich.
Die Verbindung zwischen ihnen wurde einfach durch
die Ladung selbst bewirkt. Das ist natürlich eine An-
ordnung, die der Betriebssicherheit durchaus nicht ge-
nügend Rechnung trägt. Wiederholt ereignete es sich,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
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3 O” fHe `|
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O
(No. 740]
161
dafs der Zug zerrifs, und zwar nicht die Kuppelung,
sondern der Wagen selbst. Der vordere Teil des
Wagens lief dann weiter, während der hintere Teil
mit der Last zurückblieb. Das kam eben daher, dafs
die zwei einen Wagen bildenden Untergestelle nur
durch die Langholzladung in einem gewissen Abstand
und in Verbindung gehalten wurden und nicht eine
Verbindung durch Drahtseil hergestellt war, wie es die
Betriebsvorschriften fordern. Aber das ist den Leuten
dort zu umständlich, denn es soll alles schnell gehen,
um billig zu sein.
Die Untergestelle sind nicht gefedert und haben
1t Tragfähigkeit. Die Rungen werden durch einen
in eine Durchbohrung des Tragbalkens gesteckten
Schlüssel festgehalten. Will man die Runge lösen, so
mufs man den Schlüssel herausziehen, dann mit einer
Stange die Runge von unten in die Höhe drücken, wo-
durch sie frei wird und von selbst herunterfällt. Das
ist nur eine von einer ganzen Anzahl verschiedener
Einrichtungen. Es gibt Rungenauslösungen, die ge-
kuppelt sind, so dafs gleichzeitig mit der einen Runge
auch die gegenüberliegende gelöst wird.
Unter den Betriebsmitteln mufste natürlich auch
ein Wagen für Krankenbeförderung sich befinden, denn
die Zahl der Kranken ist dort nicht gering. Ich kann
bei dieser Gelegenheit bemerken, dafs hauptsächlich
zweierlei Arten von Erkrankungen vorkommen: Ver-
wundungen beim Holzfällen oder auch beim Bahn-
betriebe und innere Erkrankungen, hauptsächlich Typhus.
Das Auftreten von Typhus in gröfserem Malse crklärt
sich aus den ungünstigen Lebensverhältnissen der ın
Verwendung stehenden Arbeiter. Die Leute leben im
Walde in höchst mangelhaften Behausungen, zumeist
in Hütten aus Reisig oder Holzabfällen, die geringen
Schutz gegen Nässe und Kälte gewähren, haben ge-
ringwertige Nahrung, hauptsächlich Maisbrot, und
müssen selbst trinkbares Wasser oft tagelang ent-
behren. Ueberdies sind sie auch nicht sehr für Rein-
lichkeit eingenommen.
Durch Aufsetzen hölzerner Rahmen und Einbringen
von Bohlenböden wurden Wagen für die Beförderung
von eichenen Fafsdauben oder von — Arbeitern ge-
schaften. Diese Arbeiterbeförderungen’ waren zeitweise
sehr erheblich und für den Betrieb beschwerlich. Durch-
schnittlich werden etwa 3000 Arbeiterim Walde beschäftigt.
Die Leute bleiben aber nicht lange da, weil sie es unter
den schlechten Lebensverhältnissen nicht aushalten
können. Meist bleiben sie 4—5 Monate lang im Walde
und haben dann soviel erspart, dafs sie den Rest des
Jahres bei ihrer Familie leben können. Dadurch tritt
im Verlaufe eines Jahres ein mehrfacher Wechsel ein,
und es sind stets mehrere hundert Personen auf einmal
zu befördern. Die im Walde beschäftigten Arbeiter
werden aus den verschiedensten Gegenden hergeholt,
am wenigsten aus der einheimischen Bevölkerung, da
diese der Arbeit abhold oder dazu nicht geeignet ۰
Meistens sind es Ungarn oder Ruthenen. Auch Leute
aus Rufsland haben sich als sehr geschickt erwiesen,
wenn sie auch nicht immer nüchtern blieben.
Was nun das Signal- und Sicherheitswesen
anlangt, so konnte man sich bei dem Fehlen eines all-
gemeinen Personenverkehrs und der damit verbundenen
Verantwortlichkeit, ferner mit Rücksicht auf die geringe
Fahrgeschwindigkeit (13km/St.) die gröfste Beschränkung
auferlegen.
Die Bahnhöfe sind durch eine einfache Fernsprech-
leitung verbunden, für den Anruf der einzelnen An-
schlufsstellen besondere, dem Morse-Alphabet ent-
nommene Zeichen vereinbart worden. Signale sind —
abgesehen von den Weichensignalen — nicht vorhanden.
An Wegübergängen stehen Haltetafeln, deren
Aufschrift in vier Sprachen oder Schriftarten abgefafst
ist: deutsch, serbo-kroatisch mit lateinischen Lettern,
dasselbe mit kyrillischen Buchstaben und türkisch.
Sonstige Sicherheitsvorkehrungen waren
l. Einfache Gleissperren. Ein roh behauener 30
bis 40 cm im Querschnitt messender Sperrbaum wurde
gegen zwei ebenso starke rechts und links des Gleises
eingerammte Pfähle gelegt.
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162 [No. 740]
2. Ablenkweichen, die stets auf ein wagerechtes
Gleis offen stehen, zur Sicherung der Züge bei der
Talfahrt in grofsem Gefälle.
3. Zungenverschlüsse für unbewachte, auf freier
Strecke liegende Weichen. Sie waren von einfachster
Bauart und bestanden in U-fórmig gebogenem Eisen,
das den Fufs der Zungen- und der Backenschiene
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[15. April 1908]
eingestellt, die den Bahnkórper vollkommen zerstórten,
so dafs eine durchgehende Lücke im Erdkórper ent-
stand. Dem Uebelstande suchte man dadurch abzu-
helfen, dafs man immer wieder neues Schüttungsmaterial
darauf warf. Das half aber nicht, wie zu erwarten
war. Das Uebel mufste an der Wurzel gefalst werden,
wenn man es für immer beseitigen wollte. Der gröfste
umfafste und in dem äufseren Schenkel ein Loch hatte. | Feind der Bahnerhaltungsarbeiten war dort, wie überall,
Lokomotive mit 10,9 t Dienstgewicht.
Abb. 15.
Langholzwagen.
Durch dieses wurde eine Schraube gesteckt, deren An-
ziehen ein festes Anliegen der Zunge bewirkte. Aller-
dings konnte jeder, der einen Schraubenschlüssel be-
safs, den Verschlufs lösen.
Ich komme nun zur Bahnerhaltung, deren Auf-
gaben recht schwierig und undankbar waren. War
doch, wie erwähnt, beim Bau der Bahn mit recht wenig
Sorgfalt verfahren worden, dank dem Mangel ausreichen-
der Aufsicht. Dazu die grofsen Neigungen, scharfen
Krümmungen und der starke Verkehr.
Als ich den Dienst antrat, war die Bahn an zwei
Stellen gänzlich unterbrochen. Es hatten sich Rutschungen
das Wasser, dessen Wirkungen sich
noch überdies durch das abwechselnde
Auftreten von Wassertiberflufs und
Wassermangel besonders fühlbar
machten.
Ich habe mir hier gestattet, in
Abb. 16 eine besonders bemerkens-
werte Stelle vorzuführen. Dort war
zur Zeit der Uebernahme der Betriebs-
leitung durch mich eine Unterbrechung
vorhanden. Der vorhandene kleine
Wasserlauf hatte seinen natürlichen
Weg entlang der strichpunktierten
Linie. Der Unternehmer hatte aber
bei der Bauausführung den Wasser-
lauf abgelenkt und nach einer Stelle
geführt, wo der Damm nicht mehr so
hoch, also der Durchlafs nicht so
lang war. Die Folge war, dafs das
Wasser nicht den ihm von der Bau-
leitung vorgeschriebenen, sondern den
von der Natur gewiesenen Weg nahm.
Das Wasser unterspülte den Damm,
und er mufste ins Rutschen kommen,
bis in geeigneter Weise Abhilfe ge-
schaffen wurde. Dies ist durch An-
lage eines 1۳۵ m breiten und bis zum
Boden reichenden Schlitzes bewirkt
worden, der mit grofsen Steinen aus-
gefüllt wurde, also eine Steinrippe
bildete, die zugleich als Durchlafs
wirkte. Nach Einbringung dieser Stein-
rippe kam der Damm wirklich zur
Ruhe. Nebenbei will ich noch be-
merken, dafs, als wir den Damm auf-
brachen, sich auch noch Mängel in
der Dammschüttung zeigten. Es waren
einfach Bäume samt den Aesten hin-
eingeworfen worden und bildeten
gewissermalsen eine Brücke, auf die
weiteres Schüttungsmaterial kam.
Der Oberbau war einer starken
Abnutzung unterworfen. In Abb. 17
sind die Querschnitte zweier aus einer
Krümmung entnommenen Schienen
dargestellt. Man ersieht daraus, wie
verschiedenartig die Abnutzung im
äulseren (links) und im inneren (rechts)
Schienenstrange ist. Diese Art der
Abnutzung wird Ihnen ja auch wohl
bekannt sein, weil sie an anderen
Orten ebenso beobachtet wurde. Er-
wähnt sei, dafs aufser dieser Er-
scheinung der Abnutzung in Krüm-
mungen sich auch noch an einzelnen
Stellen Riffelbildung auf der Ober-
fläche der Schienen gezeigt hat, eine
Erscheinung, die bekanntlich auch bei
Strafsenbahnen häufig vorkommt, hin-
sichtlich ihrer Ursachen aber noch nicht
vollständig aufgeklärt ist. Ich nehme an, dafs die
Riffelbildung, d. i. die Bildung kleiner Mulden auf der
Schienenoberfläche in ganz kurzen Abständen, durch
scharfes Bremsen in Verbindung mit Unebenheiten der
Radreifenoberfläche hervorgerufen wird.
Rutschungen kommen nicht nur in Dämmen, sondern
vielfach auch in Einschnitten vor. Nach einem grolsen
Regengufs, und die starken Regengüsse waren nicht
selten, trat an verschiedenen Stellen der Bahn eine
Erweichung der Einschnittwände auf und eine breiige
Masse überschwemmte den Bahnkörper. Es zeigte sich
hier wieder, wie beim Baue nicht genügend der Ge-
(15. April 1908]
steinsbeschaffenheit Rechnung getragen war. Es han-
delte sich um Serpentingestein, das nach kurzer Zeit
unter dem Einflufs der Witterung zerfiel und sich mit
Wasser zu einem zähen Brei vermischte. Hätte man
die Einschnittsböschungen flach genug hergestellt, so
wären solche Ueberschwemmungen nicht eingetreten.
Es mufsten an verschiedenen Stellen Umbauten vor-
genommen werden, indem man die Einschnitte ab-
flachte und durch Trockenmauern am Böschungsfufse
schützte. Diese, etwa 60 cm breit und 50—80 cm
hoch, haben sich als ausreichend erwiesen.
Abb. 16.
Ip
Die jährliche Betriebsleistung betrug rund 200000 Zug-
Nutzkilometer mit 34 Millionen Bruttotonnenkilometern;
die durchschnittliche Rohlast eines Zuges 170 t.
Die ganze Linie war in 6 Bahnmeistereien einge-
teilt zu je 26 km in der unteren und je 21 km Bahn-
länge in der oberen Strecke. Jedem Bahnmeister waren
3 Rottenführer und in jeder Rotte 6 bis 9 Arbeiter
unterstellt. Es kam also ungefähr ein Mann auf
1 km Bahn.
Die Kosten der Bahnerhaltung betrugen:
für 1 Zugkilometer. . . 42,5 Pfg.
„ 1 km Bahn jährlich . 630 M.
a Je 1000 Bruttotonnenkilometer 2,90: 5
» | cbm Holz . 26 Pfg.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
|
(No. 740] 163
Noch sei erwähnt, dafs mit Rücksicht auf die Gefahr
von Felsstürzen einige gefährdete Stellen in der Olovo-
Klamm und in der Cuda-Klamm durch besondere
Wächter vor jedem Zuge begangen wurden.
Der Betriebsdienst war nicht leicht, denn der Ver-
kehr wurde hier nicht im öffentlichen Interesse, sondern
ausschliefslich im Interesse einer Privatunternehmung
geführt und war daher nicht so regelmäfsig wie es
sonst bei einer Bahn der Fall ist. Von dem seitens
der Aufsichtsbehörde genehmigten Fahrplan wurde viel-
fach abgewichen und es mufste, um den Bedürfnissen
des Abholzungsgescháftes zu entsprechen, manchmal
im Augenblick der ganze Zugverkehr anders eingerichtet
werden. Daraus ergab sich eine grofse Unbeständig-
keit und Unsicherheit im Zugverkehre. Verlegungen
von Zugkreuzungen waren an der Tagesordnung, und
ich weils mich nur weniger Tage zu erinnern, an denen
wirklich der Zugverkehr planmáfsig vor sich gehen
konnte. Weitere Schwierigkeiten lagen in den grofsen
Steigungen und Krümmungen und in den aufserordent-
lich grofsen Betriebsleistungen, die der Bahn zugemutet
wurden. Dabei sind die Bahnhöfe, wie Sie aus den
vorgeführten Beispielen sehen konnten, recht einfach,
man kann sagen dürftig ausgestattet. Es kam häufig
vor, dafs man sich bei den Kreuzungen mit um-
ständlichen Vorkehrungen behelfen mufste. Regel-
mäfsig sollte ein Zug nicht mehr als 12 Wagen
führen, und dafür waren die Gleise ausreichend. Es
kam aber häufig vor, dafs diese Zahl ganz bedeutend
überschritten wurde. Ich kann versichern, dafs manch-
mal bis zu 25, 28, einmal sogar 30 Wagen im Zuge
liefen. Dann reichte die Gleislänge nicht aus, und man
mufste zu umständlichen Verschubbewegungen seine
Zuflucht nehmen. Einen solchen Fall möchte ich mir
erlauben im folgenden an der Hand von Abb. 18 zu
Abb. 18.
erläutern.
Zug 1 fährt auf Gleis I bis zum Merkzeichen vor,
während von Zug 2 nur ein der nutzbaren Länge ent-
sprechender Zugteil 2a in Gleis II einfahrt. Nun rückt
Zug | soweit auf dem freien Gleis II vor, dafs Teil 2a
durch die Weiche in das freie Gleis I gelangen kann.
Zugteil 2b wird nun an Zug l angekuppelt, der mit
ihm zusammen — wenn erforderlich mit Unterstützung
durch 2a — in Gleis I soweit zurückfährt, dafs 2b ab-
getrennt und innerhalb der nutzbaren Länge des Bahn-
hofgleises I aufgestellt werden kann. Nunmehr kann
Zug 1 durch Gleis II den Bahnhof verlassen. Während
eine regelmäfsige Kreuzung sich binnen 3 Minuten voll-
zog, erforderte sie in dem geschilderten Falle etwa
20 bis 25 Minuten.
Für den Verkehrsdienst auf den Waldbahnen sind
von der bosnischen Landesverwaltung, die die Regie-
rungsgewalt dort ausübt, besondere Vorschriften er-
lassen, ebenso besondere Vorschriften für die Loko-
motivführer und Lokomotivheizer auf den Waldbahnen.
Der von der Firma bestellte Betriebsleiter war der
Landesregierung in Sarajevo gegenüber verantwortlich
und muíste von ihr bestätigt werden.
Die Betriebsmannschaften, meist der ortsansässigen
Bevölkerung entnommen, zeichneten sich durch An-
spruchlosigkeit, Ausdauer, gute Auffassung und — Un-
zuverlässigkeit aus. Der Dienst stellte recht grofse
Anforderungen. Betrug doch die regelmäfsige Dienst-
zeit mindestens 15 Stunden — von 3 Uhr früh bis
6 Uhr abends -- einschliefslich der durch den Ver-
kehr gebotenen Pausen. Nicht selten ergaben sich
aber durch Unregelmäfsigkeiten im Zugverkehr erheb-
liche Ueberschreitungen der Arbeitszeit und infolge-
164 [No. 740]
dessen zeitweise eine Ucbermiidung der Leute, die zu
Unfällen eigener Art führte. Ist es doch vorgekommen,
dats Bremser vom fahrenden Zuge fielen und man ihnen
nichts anhaben konnte, weil sie erwiesenermafsen durch
Ueberanstrengung erschöpft waren. Doch davon später
bei dem wichtigen und darum besonders zu behandeln-
den Abschnitte „Unfälle“.
Zunächst noch hier einige Angaben über die ge-
zahlten Löhne. Es erhielten
die Bahnmcister und die Lokomotivführer neben
freier Wohnung . Jährlich 1500,00 M
» Rottenführer . . . . täglich 3,00 ,
» Streckenarbeiter 1 bis 2 M,
durchschnittlich . . . ` 1,30 „
» Heizer, durchschnittlich . a 2,15 „
» Zugführer 2 ee. ۳ 3,00 ,
» Bremser 1,90 bis 2,40 M,
durchschn. . . . . . e 2,00 ,
» Weichensteller 2,20 bis
3,20 M, durchschn. . . = 2,10 ,
Was die Unfälle anlangt, so kommen für sie
mehrere Ursachen in Betracht:
Mängel in der baulichen Beschaffenheit der Anlage;
Mängel an den Betriebsmitteln;
Verstéfse gegen die Dienstvorschriften;
Verschulden dritter Personen; endlich
Zufälle oder unvorhergesehene Naturereignissc.
Ich will im Voraus bemerken, wie dort die Er-
fahrungen gezeigt haben, dafs man bei genügender
Vorsicht Unfälle doch wohl vermeiden kann, denn durch
Verschulden des Bahnerhaltungsdienstes ist während
meiner dortigen Tätigkeit nicht ein einziger Unfall her-
beigeführt worden, wohl aber war die Mehrzahl der
Unfälle auf Unachtsamkeit im Verkehrsdienst und auf
Aufserachtlassen von Vorschriften zurückzuführen. Eine
Anzahl von Betriebsunterbrechungen hat sich auch auf
Naturereignisse zurückführen lassen, z. B. auf Hoch-
wasser, das manchmal mit aufserordentlicher Gewalt
und Plötzlichkeit auftrat und schwere Bahnschäden, aber,
soweit meine Beobachtung reichte, keinen einzigen Unfall
zur Folge hatte.
Abb. 19.
Unfallstelle.
Ein ganz besonders schwerer Unfall war es, von
dem ich Ihnen in Abb. 19 zwei Aufnahmen nach der
Natur vorführen möchte. Die Steigung war dort mit
40 v. T. geplant, aber mit 80 v. T. ausgeführt, und da
befand sich eine Verladestelle. Wenige Tage vor
dem Unfall hatte ich Veranlassung, erncute besonders
scharfe Vorschriften über die Handhabung des Ver-
kehrsdienstes auf jenem Zweiggleise zu erlassen, die
ich hier kurz anführen möchte.
I. Es sollten die Wagen nur von Hand geschoben
werden.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
- in die Tiefe stürzten.
(15. April 1908]
2. Es mufste immer, wenn die Beladung stattfand
oder während die Wagen auf dieser Endausweiche
standen, derSperrbaum vorgelegt sein und während
der ganzen Dauer vorgelegt bleiben.
Mit einem Zuge durften höchstens 3 beladene
Wagen talwärts geführt werden.
Die Fahrgeschwindigkeit war mit 8 km in der
Stunde begrenzt.
Der Verkehr durfte nur bei Tageshelle abge-
wickelt werden.
Auf die feuchten Schienen muíste Sand gestreut
werden, ferner mufste
. mindestens die Hälfte der Achsen gebremst sein,
d. h. es durften hier nur bremsbare Untergestelle
verkehren.
Diese Vorschriften, die, wie ich erwähnte, 4 oder
5 Tage vor dem hier geschilderten Unfall ausgegeben
wurden, sind aber leider am Unfallstage nicht oder nicht
vollständig befolgt worden. Anstatt höchstens 3 wurden
in dem Zuge 4 Wagen mitgenommen, der Sperrbaum
war während des Zusammenstellens nicht vorgelegt, es
war nicht von Hand aus, sondern mit der Lokomotive
verschoben, und es ist trotz feuchter Witterung vielleicht
auch nicht ausreichend Sand gestreut worden. Jedenfalls
ereignete es sich eines Morgens um 6 Uhr, dafs der
Zug nach der Abfahrt bald ins Rollen kam. Hierbei
steigerte sich die Geschwindigkeit derart, dafs nach
einem Wege von 650 m in einer Krümmung von 80 m
Halbmesser auf 6 bis 8 m hohem Damme die Lokomotive
und die folgenden 2 beladenen Wagen entgleisten und
Das Gleis wurde in kleine
Stücke zerrissen. Die Wagen bildeten einen unent-
wirrbaren Knäuel und die Lokomotive war arg be-
schädigt. Der Lokomotivführer war abgesprungen, der
Heizer hatte das gleiche getan, 2 Bremser hatten ihre
Pflicht getan und mufsten dies mit dem Tode búfsen.
Da sie zunächst nur schwer verletzt waren, mulsten
sie so schnell wie möglich in das Krankenhaus befördert
werden, allein es bedurfte vieler Ueberredung, um die
Erlaubnis hierzu zu erwirken, denn nach aufsichts-
behördlichen Vorschriften sollte der Stand bis zum Ein-
treffen der Gerichtskommission, was meist 2 Tage
dauerte, unverändert erhalten werden.
Ich mufs mir versagen, von weiteren Unfällen,
deren Zahl leider recht grofs war, ausführlicher zu
sprechen.
Erwähnen möchteich nurdie verheerenden Wirkungen
eines in der Nacht zum 1. Dezember ganz unerwartet
eingetretenen Hochwassers, das den Bahnkörper an
zahlreichen Stellen zerstörte, eine hölzerne Fufsgänger-
brücke ganz wegrifs und eine gröfsere hölzerne Eisen-
bahnbrücke schwer beschädigte. Das eine der beiden
Mitteljoche, die als durchgehende Pfahljoche ausgebildet
waren, ging völlig in die Brüche und der ganze
Brückenüberbau wurde an dem einen Ende soweit
stromabwärts verschoben, dafs er nur noch in 1 cm
Breite auf dem gemauerten Widerlager ruhte.
Die Wiederherstellung ist in der Weise bewirkt
worden, dafs ein kräftiges Hanfseil um das verschobene
Ucberbauende geschlungen und dieses mittelst eines
Flaschenzuges, an den etwa 20 Mann sich betätigten,
wenigstens annähernd in seine frühere Lage zurück-
gebracht wurde. Dann wurde zu dem Wiederaufbau des
weggeschwemmten Joches geschritten, was bei dem
hochgehenden Wasser, dessen Strömung eine ungeheure
Gewalt hatte, mit unsäglichen Schwierigkeiten verbunden
war und lOtágige anhaltende Tag- und Nachtarbeit er-
forderte.
Die gleichzeitig an mehreren Stellen eingetretenen
Dammunterbrechungen wurden durch den Einbaueinfacher
6 bis 10 m langer Holztráger von 30 bis 40 cm Seiten-
länge ım Querschnitt, die man in der Mitte durch
Stapel kreuzweis übereinander geschichteter Schwellen
stützte, vorübergehend behoben. Darauf folgte die
Sicherung der gefährdet erscheinenden Dämme oder
Anschnitte durch kräftige, tief gegründete Stützmauern.
Zum Schlusse sci mir gestattet, einige Zahlen über
den Waldbahnbetrieb vorzuführen, die von allgemeinem
Interesse sein dürften.
on.» Ge
(15. April 1908]
Für Benutzung der Bahn muíste eine Jahrespacht
von rund 200000 M gezahlt werden, d. i. IM für
1 Zugkm.
Brennstoffkosten (Holz- und nur etwas Steinkohlen-
feuerung) etwa 8,1 Pfg. für 1 Zugkm oder 48 Pfg. für
je 1000 Bruttotonnenkilometer. |
Bahnbeförderungskosten ingesamt, einschliefslich
Pacht, 2,13 M für I Zugkm oder 22,50 M für je
1000 Bruttotonnenkilometer.
Da die Bahn nur den Zwecken der Holzgewinnung
dienstbar war, ist es angebracht, die auf I cbm Holz
entfallenden Kosten festzustellen. Sie betrugen:
Preis des Holzes am Stanım rund 1,30 M
Fällen und Zurichten ۲ „ 085 ,
Heranschaffen an die Bahn einschl.
Verladen in die N on E » 2590 „
Bahnkosten . „ 1,45 ,
Sonstige Kosten und zur 'Abrundung „ 050 „
Gesamtkosten für 1 cbm Holz „ 7,00 ۰
Man sieht, dafs der Holzpreis selbst nur einen
Bruchteil der Gewinnungskosten ausmacht, zu denen
noch die Kosten der Bearbeitung im Sägewerk und
diejenigen der Weiterbeförderung in das eigentliche
Absatzgebiet hinzutrcten.
(Lebhafter Beifall.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
=> چ a ص Ce PER
[No. 740] 165
Vorsitzender: Meine Herren, ich möchte diesen
Beifall, den Sie dem Herrn Vortragenden gezollt haben,
noch den Dank des Vereins hinzufügen. — llat jemand
an den Herrn noch eine Frage zu richten? Das ist
nicht der Fall. Wir haben durch den Herrn Vortragenden
ein so anschauliches Bild von den Eisenbahnverhältnissen
in Bosnien sowie von den mancherlei Schwierigkeiten,
die dort zu überwinden waren, erhalten, dafs wir allen
Anlaís haben, ihm dankbar zu sein.
Im Fragekasten befindet sich nichts.
Die Herren, über deren Aufnahme wir heute ab-
gestimmt haben, nämlich die Ilerren Hoeter, Bauer,
Coulmann und Brewitt sind mit allen abgegebenen
31 Stimmen in den Verein aufgenommen.
Als Gäste sind heute anwesend Herr Eisenbahn-
Bau- und Betriebsinspektor Waldemar Risse, eingeführt
durch Herrn Koch, ferner die Herren Dipl.-Ingenieure
Ernst Jungmann und Reinking, eingeführt durch
Herrn Liebmann. Ich erlaube mir, die Herren zu
begrüfsen.
Gegen den Bericht über die vorige Sitzung sind
Einwendungen nicht erhoben, der Bericht gilt also als
angenommen.
Meine Herren, ich schliefse die Sitzung.
Etat der Eisenbahnverwaltung für das Etatsjahr 1908
SE von Seite 79)
Tit. 9. Unterhaltung, Erneuerung
und Ergänzung der Betriebsmittel und der
maschinellen A AA e a
B Lë o
Pos. Gegenstand. use
M.
l. | Löhne der Werkstätten-Arbeiter 83 157 000
Beschaffung der Werkstätten-Mate-
rialien auf Vorrat . | 48178000
3. | Sonstige Ausgaben ; 17 756 000
4. | Beschaffung ganzer Fährzeupe
a) 550 Lokomotiven ar 37 700 000
b) 760 Personenwagen. . 16 000 000
c) 8000 Gepäck- u. Güterwagen 26 300 000
Zusammen Tit. 9 | 229 091 000
Von dem Gesamtbetrage entfallen 149091 000 M.
auf die Kosten fúr die Unterhaltung, Erneuerung und
Ergänzung der Betriebsmittel und der maschinellen
Anlagen, die bei Position 1, 2 und 3 zu veranschlagen
und nachstehend einzeln nachgewiesen sind.
Aufser den bei Position 1 eingestellten Tage- und
Stücklöhnen für Werkstättenarbeiter im Betrage von
83 157 000 M. sind an solchen Löhnen noch bei ‘Fit. 7
und 8 des Etats 4618600 M. vorgesehen, so dafs im
Ganzen eine Lohnausgabe von 81 775 600 M. für Werk-
stättenarbeiter, gegenüber einer wirklichen Lohnausgabe
im Etatsjahre 1906 von 75 995 320 M., angenommen ist.
Während im letzteren Jahre im Durchschnitt 62 382
Arbeiter beschäftigt waren, sind für 1908 im Hinblick
auf die an den Betriebsmitteln und maschinellen Anlagen
vorzunehmenden Arbeiten 68 043 Arbeiter, mithin 5661
Köpfe mehr, als erforderlich erachtet worden.
An Werkstattsmaterialien sind veranschlagt:
1. für Metalle . 36 548 700 M.
2. „ Hölzer . 6 678 700 ,
3. „ Drogen und Far ben a 3 234 100 بر
4. „ Manufaktur-, Posamentier-,
Leder- und Seilerwaren 2137000 „
5. » Glas und Glaswaren 142500 „
6. „ sonstige Materialien 2 885 000 ,
zusammen 52 226 000M.,
1
I
1
|
wovon 48178000 M. auf ‘Fit. 9 entfallen, während
die verbleibenden 4048000 M. bei Tit. 7 und 8 vor-
gesehen sind. Im Etatsjahre 1906 hat der Gesamtauf-
wand für Werkstattsmaterialien 47 668306 M. betragen.
Der unter 1 für Metalle veranschlagte Betrag enthält
für Erneuerung einzelner Teile:
der Lokomotiven . 1412300 M.
„ Personenwagen ۱ . 846700 „
„ Gepäck- und Güterwagen , . 3128000 „
Die Kosten für Unterhaltung der Betriebsmiittel
sind im besonderen abhängig von der Anzahl der
hierfür veranschlagten Lokomotivkilometer und Wagen-
achskilometer. Die Leistungen sind festgesetzt auf
823 296000 Lokomotivkilometer und 19851 600 000
Wagenachskilometer, wobei zur Berechnung gezogen
sind:
a) bezüglich der Lokomotivkilometer: die Leistungen
der Lokomotiven vor Zügen (Nutzkilometer),
zusätzlich der Leerfahrtkilometer und der Neben-
leistungen im Rangierdienst. Betrefts der letzteren
ist jede Stunde Rangierdienst zu 10 Lokomotiv-
kilometer gerechnet; der Zugreservedienst ist
aufser Betracht gelassen;
b) bezüglich der Wagenachskilometer: die Leistungen
der eigenen Wagen auf eigenen und fremden
Strecken.
Die hiernach für das Etatsjahr 1908 ermittelten
Ausgaben bei Pos. I, 2 und 3 übersteigen die wirkliche
Ausgabe des Jahres 1906 um rund 20220000 M., was
hauptsachlich in der angenommenen Verkehrssteigerung,
in der Erhöhung der Arbeiterlohnverdienste sowie in
der Einrichtung von Personenwagen zur Gasglühlicht-
beleuchtung seine Begründung findet.
Es sind im einzelnen veranschlagt:
Gewöhnliche Unterhaltung.
l. Lokomotiven und Tender nebst Zubehör:
823 296 000 Lokomotivkilometer,
für 1000 Lokomotivkilometer
18,49 M., rund . ۱ . . 64562900 M.
2. Personenwagen nebst Zubehör: `
4 184 300 000 Achskilometer der
Personenwagen, fúr 1000 Achs-
kilometer 5,23 M., rund . 25021 900 ,
Seite 89 584 800 ۰
166 (No, 740] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN (15. April 1908]
Uebertrag 139536 800 M.
5. Aufsergewöhnliche Unter-
haltung und Ergänzung der
Betriebsmittel und der maschinellen
3. Gepäck-, Güter-, Arbeits- und Bahn-
dienstwagen nebst Zubehör ein-
schliefslich Wagendecken: |
Uebertrag 89 584 800 M.
15 067 300 000 Achskilometer der Anlagen . 1391 600 „
Gepäck- und Güterwagen, für | E füh d
1000 Achskilometer 2,98 M., rund 44599200 „ | i W, E SE e N SS
4. Mechanische und maschinelle An- Ge e E se ٤ E
lagen und Einrichtungen, sowie on N Sex SE
Dampfboote, Schalden, Prahme und | a a SS DES 2 162 600
Geräte der Trajekte nebst Zubehör 5352800 „ | ee di
|
Seite 139 536 800 M. zusammen 149091 000 M.
V. Einmalige und aulserordentliche Ausgaben.
Betrag
Kap.9
Se Ausgabe. für 1908.
M.
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Altona.
l. | Erweiterung des Bahnhofes Plön (197000 M.), letzte Rate. . 47 000
2. | Erweiterung der Lokomotivwerkstatte Wittenberge (365 000), fernere Rate . 150 000
3. | Umgestaltung der Eisenbahnanlagen in Hamburg 143 504 000), fernere Rate 2 300 000
4. Erweiterung “des Bahnhofes Paulinenaue (195 000), fernere Rate . . DEEN 50 000
5. | Erweiterung des Geschäftsgebäudes der Eisenbahndirektion zu Altona (230 000), erste Rate 100 000
6. Herstellung neuer Wagenreinigungsanlagen auf den Bahnhöfen Hamburg Hauptbahnhof
und Langenfelde sowie wen der Wagenreinigungsanlage auf Bahnhof Altona
(588 000), erste Rate . . ۳ 100 000
1. | Erweiterung der Bahnhofsanlagen in Altona (2 950 000), erste Rate ۱ 200 000
8. | Erweiterung der Anlagen für den und Re | auf Bahnhof Hamburg,
Hann. Bhf. (1 550 000), erste Rate 200 000
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Berlin.
9. | Herstellung eines verstärkten Ueberbaues für die Eisenbahnbrücke über den Spandauer
Schiffahrtskanal und die beiderseitigen Uferstrafsen im Zuge der Gütergleise der Berliner
Ringbahn (km 1,6) (299000), Zusatzrate . . . 99 000
10. | Erweiterung des Güterbahnhofes Frankfurter Altee der Berliner Ringbahn a 550 0.000),
letzte Rate. . ur 80 000
Il. | Erweiterung des Bahnhofes Dallgow- Döberitz (280 000), letzte Rate . 30 000
12. | Erweiterung der Wagenreparaturhalle in der Hauptwerkstätte Grunewald (300 000), letzte
Rate. . ۵. 35 200 000
13. | Erweiterung des Bahnhofes Weifsensee der Berliner Ringbahn (1000 000), fernere Rate . 100 000
14. | Hochlegung der Bahnstrecke Potsdam— Wildpark einschliefslich des Bahnhofs Wildpark
und des in diese Strecke fallenden Teils der anschliefsenden Linie Treuenbrietzen—
Nauen (4625000), fernere. Rates 2: ow oa) ee. a a 800 000
15. | Erweiterung des Giiterbahnhofes Wilmersdorf-Friedenau der Berliner Ringbahn
(1597 000), fernere Rate. . 100 000
16. | Herstellung eines Abstellbahnhofes für den Stadtverkehr auf Bahnhof Grunewald (1382 000),
fernere Rate . . 200 000
17. | Umgestaltung der Bahnanlagen bei Spandau (15 600 000), fernere Rate . . i 2 500 000
18. | Umgestaltung der dem Fernverkehre dienenden Anlagen auf dem Schlesischen Bahnhof in
Berlin (1700 000), fernere Rate. . 600 000
19. | Umgestaltung der Bahnanlagen bei Schöneberg (840 000), fernere Rate 300 000
20. | Verlegung der Wetzlarer Hauptgleise und Erweiterung der Abstellanlagen für den Fernverkehr
auf Bahnhof Grunewald (1080000), fernere Rate . . S 8 300 000
21. | Bau einer Kesselschmiede in der Hauptwerkstätte Tempelhof (525 000), fernere Rate . 100 000
22. | Erweiterung der Anlagen für den eye des Nerdbahnhofes in Berlin (1800 000),
fernere Rate . . . 300 000
23. | Beseitigung der Schienenkreuzung zwischen. Vollring und Südring und Herstellung von
Kehrgleisen für den Vollring auf Bahnhof Stralau-Rummelsburg (460 000), ternere Rate 200 000
24, Herstellung verstärkter Veberbauten über der Unterführung der Hardenbergstrafse in km 9,1
der Berliner Stadtbahn (228000), ferncre Rate . ۱ 50 000
25. | Erweiterung des Rangierbahnhofes Tempelhof (4 449 000), fernere Rate . 300 000
26. | Erweiterung des Versandgüterschuppens und Herstellung eines besonderen Eilgutschuppens
auf dem Anhalter Güterbahnhof in Berlin (1130 000), fernere Rate . . 5 4 200 000
27. | Umgestaltung der Ringbahn zwischen Treptow und Rixdorf (9100 000), erste Rate 200 000
28. | Herstellung einer schienenfreien Verbindung zwischen den Vorort- und den Ferngleisen der
Schlesischen Bahn bei Berlin (855 000), erste Rate. SR U oe a و 300 000
29. | Erweiterung der Wagenabteilung in der Hauptwerkstätte Potsdam (146 000), erste Rate 100 000
30. | Erweiterung der Lokomotivabteilung in der Hauptwerkstätte Tempelhof (2000000), erste Rate 300 000
31. | Herstellung verstärkter eiserner Ueberbauten für die Ueberfúhrung der Hohenlohestrafse über
die Gleise des Schlesischen Güterbahnhofes in Berlin (220 000), erste Rate 150 000
Bezirk der Eisenbahndircktion zu Breslau.
32. | Herstellung eines a mit Nebenanlagen auf Bahnhof Sommerfeld er GE
letzte Rate. 80 000
33. | Erweiterung der Lokomotivwerkstatte Lauban (654 000), letzte Rate . d $ 104 000
Seite | 10840 000
(15. April 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Ausgabe.
Ucbertrag
Herstellung eines neuen ringfórmigen EEN mit Nebenanlagen auf Bahnhof
Königszelt (212000), letzte Rate. . a A
Erweiterung des Bahnhofes Brieg (3053 000), fernere Rate
Umbau des Oberschlesischen Bahnhofes und der anschliefsenden Stadtverbindungsbahn in
Breslau (8 045 000), fernere Rate . e
Erweiterung des Bahnhofes Görlitz (9415 000), fernere Rate. .
Herstellung von Bahındämmen an Stelle von Viadukten auf der Strecke Camenz (Schles. 2
Königszelt bei Schweidnitz (438000), fernere Rate . . . EE a. zë
Erweiterung des Bahnhofes Gnadenfrei (168 000), fernere Rate .
Herstellung eines Lokomotivschuppens mit Nebenanlagen auf Bahnhof Liegnitz (667 000),
fernere Rate . . .
Erweiterung der Lokomotivwerkstätte Breslau (Od ertorbahnhof) ( 1250 000), fernere Rate
Erweiterung des Bahnhofes Haynau (1000 000), fernere Rate .
Herstellung verstárkter eiserner Ueberbauten fúr Viadukte auf der "Strecke Dittersbach—
Glatz (570000), fernere Rate. .
Erweiterung des Bahnhofes Greiffenberg i. Schl. (948 000), erste Rate . .
Vereinigung der Ortsgüteranlagen des Märkischen und des Freiburger Bahnhofes in Breslau
sowie Erweiterung des Rangierbahnhofes Mochbern und Herstellung einer en
bahn Mochbern—Grofs-Mochbern (4 666 000), erste Rate .
Herstellung einer Unterführung der Glogauerstrafse auf Bahnhof Liegnitz (175 000)), erste
Rate. .
Erweiterung der Lokomotivschuppen- und Rangieranlagen auf Bahnhof Hirschberg i. Schl.
(278 000), erste Rate ;
FED MODE einer Lokomotivwerkstátte “und Erweiterung des Bahnhofes in Oels (8 250 000),
erste Kate. .
Erbauung eines Geschaftsgebaudes für die Eisenbahndirektion | zu Breslau B: 810 ) 000), erste
Rate . ge SC A
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Bromberg.
Herstellung eines neuen Bahnhofes bei Mocker (2 260000), fernere Rate
Erweiterung des Bahnhofes Schneidemühl (3100000), erste Rate
Umgestaltung des Personenbahnhofes. Gnesen (640000), erste Rate Ei
Erweiterung der Lokomotivwerkstätte Schneidemühl (2552 000), erste Rate
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Cassel.
Erweiterung des Bahnhofes Marburg (1155000), letzte Rate . .
Erweiterung der Anlagen für den Personenverkehr auf dem Hauptbahnhofe Paderborn
(325 000), letzte Rate . . .
Herstellung einer schienenfreien Ueberführung ‘der Landstrafse Kreiensen—Billerbeck auf
Bahnhof Kreiensen (176 000), letzte Rate . .
Erweiterung des Bahnhofes Salzderhelden (430 000), fernere Rate .
Umgestaltung der Bahnhofsanlagen in Treysa (1815 da fernere Rate .
Herstellung einer Lokomotivwerkstätte in Cassel(Rangierbahnhof) (4127 000), fernere Rate
Erweiterung des Bahnhofes Kreiensen (Westseite) (520000), fernere Rate E
Erweiterung der Nebenwerkstätte Eschwege (430 000), fernere Rate
Herstellung eines Lokomotivschuppens auf dem Güterbahnhofe Göttingen (630 000), fernere
Rate. . Ee
Erweiterung des Bahnhofes Neustadt (M. w. B.) (395 000), fernere Rate . .
Herstellung eines Ueberholungsgleises und Beseitigung des Wegüberganges in Schienenhöhe
in km 194,0 auf Bahnhof Hoheneiche (181000), erste Rate .
Herstellung eines neuen Verbindungsgleises auf Bahnhof Malsfeld nebst Beseitigung 2 zweier
Schienenübergänge daselbst (600 000), erste Rate
Beseitigung des Strafsenüberganges in km 154,3 am Göttinger Tor in Heilige nstadt (231 000),
erste Rate. .
Erweiterung des Geschaftsgebáudes. der Eisenbahndirektion zu Cassel (490 000), erste Rate
Erbauung eines Lokomotivschuppens auf Bahnhof Cassel (Bahndreieck) (160 000), erste Rate
Erbauung eines aaa asia nebst > auf Bahnhof Kreiensen E Oe
erste Rate E و ere 2 مرف 4
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Cöln.
Erweiterung der Lokomotivwerkstätte Oppum (560000), Zusatzrate .
Anlage eines neuen Rangierbahnhofes am Eifeltor im Süden von Cöln (4 380 000), letzte Rate
Erweiterung der Bahnhofsanlagen in Crefeld (7500000), fernere Rate SE
Erweiterung der Bahnhofsanlagen in Aachen (10 785000), fernere Rate .
Erweiterung der Bahnhofsanlagen in Neufs (10000 000), fernere Rate .
Erweiterung des Bahnhofes Rheydt einschliefslich der Herstellung ‘von Verbindungen mit
den Linien nach Odenkirchen und Viersen und Herstellung des zweiten Gleises auf
der Strecke e unter ihrer Verlegung bei M.-Gladbach (7799 000),
fernere Rate . .
Erweiterung des Bahnhofes M.-Gladbach (früher M.-Gladbach B. M.) (6 000 000), fernere Rate
Umgestaltung der Bahnanlagen in Mülheim a. Rh. (9000000), fernere Rate. . .
Herstellung eines Rangierbahnhofes bei Kalk Nord (15 200 000), fernere Rate
Seite
[No. 740]
167
Betrag
für 1908.
M.
10 840 000 ۰
62 000
250 000
300 000
700 000
50 000
50 000
50 000
400 000
200 000
150 000
200 000
350 000
50 000
50 000
300 000
1 100 000
250 000
200 000
100 000
` 50 000
50 000
50 000
150 000
100 000
150 000
86 000
30 000
200 000
800 000
300 000
900 000
600 000
1 000 000
300 000
23 674 000
168 [No. 740] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [15. April 1908]
Kap.9 Betrag
2 Ausgabe. für 1908.
M.
Uebertrag | 23674 000
19. | Erweiterung des Bahnhofes Kaldenkirchen (1200000), fernere Rate . 200 000
80. | Herstellung von Geschäftsgebäuden für die Eisenbahndirektion und die Eisenbahninspektionen
sowie Erbauung von Dienstwohngebäuden zu Cöln (3 300 000), fernere Rate 300 000
81. | Umgestaltung der Bahnanlagen in und bei Coin (49 984 000), fernere Rate . 500 000
82. | Erweiterungen auf Bahnhof Neuwied (925 000), fernere Rate . . a, 300 000
83. Umgestaltung der Bahnhofsanlagen in Brühl (1770 000), fernere Rate 250 000
84. | Umbau des Bahnhofes Leutesdorf (315 000), fernere Rate . . . 200 000
85. | Erweiterung des Bahnhofes Rothe Erde (770000), fernere Rate 300 000
86. | Erweiterung des Bahnhofes Andernach (2096 000), erste Rate . . 200 000
87. | Erweiterung des Güterbahnhofes Coblenz (Mosel) (1700 000), erste Rate . 200 000
88. | Erweiterung des Bahnhofes Erkelenz (700 000), erste Rate 50 000
89. | Erweiterung des Bahnhofes Herbesthal (4 000 000), erste Rate ۰ 300 000
90. | Erweiterung des Bahnhofes Unkel (362 000), erste Rate 200 000
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Danzig.
91. | Herstellung verstärkter eiserner Ueberbauten für die Eisenbahnbrücke über die Weichsel bei
Dirschau (900 000), letzte Rate . 400 000
92. | Errichtung einer Fettgasanstalt auf Bahnhof Graudenz (102 000), 1 letzte Rate. 52 000
93. | Erweiterung des Bahnhofes Stolp (1530 000), fernere Rate o ak 550 000
94. | Erweiterung des Bahnhofes Zoppot (822 000), fernere Rate 450 000
95. | Erweiterung des Bahnhofes Kornatowo (245 000), fernere Rate 100 000
96. | Erweiterung des Bahnhofes Pelplin (250000), fernere Rate . . 100 000
91. | Verbesserung der Bahnsteig- und Gleisanlagen auf Bahnhof Elbing (321.000), erste Rate 50 000
98. | Herstellung verstärkter eiserner Ueberbauten für die Eisenbahnbrücke über die Weichsel bei
Graudenz (2780000), erste Rate . . 400 000
99. | Umbau des Güterbahnhofes Danzig OL a Tor (180 000), erste Rate 50 000
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Elberfeld.
100. | Erweiterung des Bahnhofes Schwerte (4 395 000), letzte Rate 45 000
101. Erweiterung des Bahnhofes Beyenburg (290 000), letzte Rate . . 40 000
102. | Herstellung eines Bahnhofspostgebäudes auf dem Hauptbahnhofe Düsseldorf (510 000),
letzte Rate . 140 000
103. | Herstellung von Ueberholungsgleisen auf Bahnhof Langenfeld (241 000), letzte Rate 41 000
104. | Erweiterung des Bahnhofes Neviges (580 000), fernere Rate . . 200 000
105. | Erbauung einer Hauptwerkstátte bei Opladen (9200 000), fernere Rate . 700 000
106. | Erweiterung des Bahnhofes Vohwinkel (9925000), fernere Rate . 1 800 000
107. | Herstellung eines Vorbahnhofes bei Barmen-Rittershausen (2 835 000), fernere Rate . 400 000
108. | Erweiterung des Bahnhofes Remscheid (2 620 000), fernere Rate. . . 2 sg 50 000
109. Erweiterung der Bahnanlagen bei Hagen (Westf.) (25 800 000), fernere Rate 4 500 000
110. | Verlegung der Aggertalbahn Siegburg—Bergneustadt zwischen Overath und | Bergneustadt
(2500 000), fernere Rate... 100 000
111. | Erweiterung des Bahnhofes Solingen (1990 000), fernere Rate 100 000
112. | Erweiterung des Bahnhofes Opladen (1175000), fernere Rate . . 300 000
113. | Beseitigung der Wegübergänge in km 4 und 188,1 der Strecke Holzwickede --Unna am
Bahnhof Unna (756 000), fernere Rate . ۱ 100 000
114. | Erweiterung des Bahnhofes Lennep (1250 000), fernere Rate. 200 000
115. | Erweiterung der Hauptwerkstätte Siegen (702000), fernere Rate 300 000
116. Herstellung” einer Unterführung der Kaiserstrafse am Bahnhofe Wald (km. 10,0 der Strecke
Wald—Solingen) (280 000), fernere Rate. e 100 000
117. | Verlegung der Bahnstrecke Düsseldorf- Derendorf.— Rath (530 000), erste Rate . 100 000
118. | Erweiterung des Bahnhofes Gruiten (1600 000), erste Rate . 100 000
119. | Erweiterung des Haltepunktes Meggen zu einem Bahnhof für den Personen- und Güter-
verkehr (960 000), erste Rate . 100 000
120. | Herstellung eines Lokomotivschuppens und einer Betriebswerkstatte auf Bahnhof Erndtebrück |
(245 000), erste Rate ۲ 50 000
۱21. | Herstellung eines Lokomotivschuppens auf Bahnhof Holzwickede (270 000), erste Rate 150 000
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Erfurt. |
122. | Erweiterung des Bahnhofes Eisenach (4939000), letzte Rate . . . . . 139 000
123. | Erbauung eines Eisenbahndienstgebäudes zu Erfurt (525000), letzte Rate . 15 000
124. | Erweiterung des Bahnhofes Straufsfurt (450 000), letzte Rate . . 50 000
125. | Ausbau der östlichen Lokomotivabteilung der Hauptwerkstätte Erfurt (273 000), letzte Rate 23 000
126. | Herstellung eines Ueberholungsgleises auf Bahnhof Hönebach (138 oh letzte Rate . 38 000
127. | Verlegung des Bahnhofes Sonneberg (2740000), fernere Rate ۱ SUN 600 000
128. | Umgestaltung der Bahnanlagen in Zeitz (8 434 000), fernere Rate . 50 000
129. | Herstellung einer unmittelbaren Einfahrt für die Güterzüge von Weimar nach den Ablauf-
gleisen des Güterbahnhofes Erfurt (450000), fernere Rate . as 200 000
130. Erweiterung des Güterbahnhofes Eisenach (1500 000), fernere Rate . . 300 000
131. | Beseitigung des en der Buttelstedter Strafse am Bahnhofe Weimar (400 000),
fernere Rate . ; ۱ 100 0
132. | Erweiterung der Bahnanlagen in Gera (6 820 000), fernere Rate . . 800 000
133. | Erweiterung des Bahnhofes Mühlhausen i. Th. (860000), erste Rate . 100 000
134. | Herstellung von Ueberholungsgleisen an der Bahnstrecke Gotha- Fröttstädt nebst Höher-
legung der Strecke zwischen km 138,4 und 140,0 (490 000), erste Rate . EE 150 000
Seite 41 067 000
[15. April 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 740] 169
Kap.9 Betrag
Ba Ausgabe für 1908.
| Uebertrag | 41 067 000
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Essen a. R. |
135. | Erweiterung des Bahnhofes Altenessen Rh. (230000), letzte Rate 30 000
136. | Schienenfreie Durchführung des Gemeindeweges von Eppendorf nach Bochum und der
Gahlenschen Kohlenstrafse am Bahnhofe Bochum Süd (430000), letzte Rate . 30 000
137. | Erweiterung der Gleisanlagen und Herstellung eines Lokomotivschuppens auf Bahnhof
Frintrop (315000), letzte Rate . . 115 000
138. | Anlage einer Fettgasanstalt auf dem Rangierbahnhofe Dortmund (150 000), letzte Rate. . 100 000
139. | Verbesserung der Neigungsverhältnisse auf der Strecke Heifsen—Rittenscheid (km Ou
bis 1,4) (140000), letzte Rate . . . e رنه Be. E A 40 000
140. | Erweiterung der Freiladeanlagen auf Bahnhof Bochum Nord (180 000), letzte Rate , 30 000
141. | Erweiterung der Freiladeanlagen auf Bahnhof Bochum Süd (143000), letzte Rate . : 43 000
142. | Erweiterung des Bahnhofes Dortmund (C. M. und B. M.) (19530 000), fernere Rate . . |. 1500 000
143. | Erweiterung des Bahnhofes Gelsenkirchen (5082500), fernere Rate . 50 000
144. Herstellung eines neuen Hafenbahnhofes südlich von Meiderich (7 700 000), fernere Rate 500 000
145. | Umgestaltung der Bahnanlagen zwischen Bochum und Dortmund (12 100 ی fernere Rate 2 500 000
146. | Erweiterung des Bahnhofes Rauxel (950 000), fernere Rate g e én a 150 000
147. | Erweiterung des Bahnhofes Wanne (7970000), fernere Rate . l 800 000
148. | Aenderung der Gleisanlagen auf dem Hauptbahnhof Essen (610 000), fernere Rate. 150 000
149. | Erbauung einer Wagenwerkstätte bei Recklinghausen Ost (4 124 000), fernere Rate ; 300 000
150. Erweiterung des Bahnhofes.Kray Nord (1.000 000), fernere Rate . . . E ; 500 000
151. | Erweiterung des Bahnhofes Winterswyk (N. W. S.) (300 000), fernere Rate ; 150 000
152. | Erweiterung der Lokomotivwerkstätte Speldorf (385000), erste Rate E ; 200 000
153. | Erweiterung der Lokomotivwerkstátte Dortmund (1 330000), erste Rate 300 000
154. | Erweiterung des Bahnhofes Herne (11 100000), erste Rate . 100 000
155. | Aenderung der Ausfahrgleise des Hafenbahnhofes Duisburg nach Oberhausen West
(1 800 000), erste Rate e 100 000
156. | Aenderung der Eisenbahnanlagen östlich vom Bahnhofe Duisburg (1 640 000), erste Rate . 150 000
157. | Erweiterung des Bahnhofes Gelsenkirchen-Schalke (380 000), erste Rate . . 50 000
158. | Erbreiterung der Ruhrbrücke bei Dahlhausen (km 48,7 der Strecke Dahlhausen--Hattingen)
(260 000), erste Rate . . 100 000
159. | Herstellung einer Strafsenüberführung beim Bahnhof Altenessen Rh. (370 000), erste Rate 100 000
160. | Beseitigung eines Wegüberganges (Westerbrückerweg) auf Bahnhof Scharnhorst (196 000),
erste Rate . 50 000
161. | Herstellung eines Lokomotivschuppens auf dem Hauptbahnhof Essen (310 000), erste Rate 150 000
162. | Beseitigung der Wegübergänge der Hohe- und Hohensyburger Strafse in Dortmund
(km 68, und 68,7 der Strecke Bochum—Dorstfeld—Dortmund Süd) (500 000), erste Rate 200 000
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Frankfurt a. M.
163. | Erweiterung der Bahnhofes Haiger (165 000), letzte Rate . . ۲ e 15 000
164. | Erweiterung des Bahnhofes Grofs-Karben (198000), letzte Rate . 48 000
165. | Erweiterung des Bahnhofes Würgendorf (400 000), letzte Rate . 50 000
166. | Herstellung einer Strafsenúberfúhrung am Ostende des Bahnhofes Herdorf (120 000),
letzte Rate . . 70 000
167. | Erweiterung des Bahnhofes Bebra (4 833 000), fernere Rate . . . ; l 500 000
168. | Erweiterung der Bahnhofsanlagen in Homburg v. d. H. (4 690 000), fernere Rate . 400 000
169. | Erbauung eines neuen Geschäftsgebäudes für die Eisenbahndirektion zu Frankfurt a. M.
(2 123000), fernere Rate . wh og ie oe 600 000
170. | Erweiterung des Bahnhofes Herborn (922 000), fernere Rate 150 000
171. | Erweiterung des Bahnhofes Hersfeld (625 000), fernere Rate . 30 000
172. | Selbständige Einführung der Homburger Bahnstrecke in den Hauptpersonenbahnhof Frank-
furt a. M. (3150000), fernere Rate . i ae ری e 50 000
173. | Erweiterung des Bahnhofes Wetzlar (3 940 000), EN nere > Rate 2. e 4 e e 600 000
174. | Erweiterung des Ostbahnhofes in Frankfurt a. M. (9 480 000), fernere Rate . 200 000
175. | Verlegung des Bahnhofes Vilbel (1027000), fernere Rate . . . . . . . : 150 000
176. | Erweiterung des Bahnhofes Dillenburg (1 660000), fernere Rate . > 200 000
177. | Erweiterung des Bahnhofes Niederselters (134 000), fernere Rate . . 50 000
178. | Erweiterung des Gúterschuppens auf Bahnhof Frankfurt a. M. (Hauptgüterbahnhof),
(207 000), fernere Rate Sp? 100 000
179. | Erweiterung der Hauptwerkstätte Betzdorf (300 000), fernere Rate ; ۱ 200 000
180. | Erweiterung der Hauptwerkstätte Limburg a. Lahn (1 000 000), erste Rate . , 200 000
181. | Erweiterung des Bahnhofes Fronhausen (Lahn) (185000), erste Rate . . 50 000
182. | Erweiterung der Wagenwerkstätte Frankfurt a. M. (1 400 000), erste Rate 100 000
183. | Erweiterung des Bahnhofes Ems (880 000), erste Rate . e Ze 50 000
184. | Erweiterung des Empfangsgebäudes auf Bahnhof Giefsen (150 000), erste Rate . 50 000
185. | Erweiterung des Bahnhofes Bonames (650 000), erste Rate . . . 2 22.0. 50 000
186. | Erweiterung des Bahnhofes Bad Nauheim (2920000), erste Rate . 100 000
187. | Umgestaltung der elektrischen Beleuchtungsanlagen auf den Bahnhöfen in Frankfurt a.M.
(310 000), erste Rate . 100 000
188. | Herstellung einer Kreuzungsstation bei Maberzell in km 99, der Strecke Giefsen—Fulda
(240 000), letzte Rate. . و 140 000 M.”*) —
189. | Erweiterung des Bahnhofes Nidda (997 000), fernere Rate 400 000 , =
Seite | 54668 000
*) Die vor der Linie stehenden Beträge fallen nach dem Staatsvertrage vom 23.;6. 96 dem hessischen Staate zur Last.
209.
210.
212.
213.
217.
220.
221.
223.
224.
229.
226.
230.
231.
232.
234.
. 235.
236.
[No. 740] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. April 1908]
Betrag
Ausgabe. für 1908.
M.
Uebertrag | 54 668 000
Erweiterung des Bahnhofes Grünberg (Oberhessen (290 000), erste Rate 50 000 M. =
Herstellung eines Kreuzungs- und Ueberholungsgleises auf Bahnhof Ehrings-
hausen (Oberhessen) (185000), erste Rate ۲ 100 000 „ az
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Halle a.S.
Errichtung einer Schwellentränkungsanstalt (610 000), letzte Rate 110 000
Herstellung einer Chausseeuntertúhrung auf Bahnhof Merseburg (250 000), letzte Rate . 100 000
Beitrag der Eisenbahnverwaltung zu den Kosten der Herstellung einer Unterführung der
Litzenerstralse und einer Fufswegunterführung der EE beim Bahnhofe
Plagwitz-Lindenau (245000), letzte Rate 145 000
Herstellung eines Hauptbahnhofes in Leipzig und einer Verbindungsbahn von Wahren nach
Schönefeld und Heiterblick sowie Erweiterung des Bahnhofes Plagwitz-Lindenau
(52 438 210), fernere Rate . . 5 000 000
Herstellung einer Hauptwerkstätte für Wagen in Delitzsch (4 000 000), fernere Rate 2 200 000
Erweiterung des Personenbahnhofes Dessau (462 000), fernere Rate . . 150 000
Herstellung einer Unterführung der Dresdenerstrafse am Ostende des Bahnhofes Cottbus
(1 560 000), fernere Rate . . 300 000
Auswechselung des eisernen Ueber baues der Saaleflutbrücke in km 27, و der Strecke Leipzig- —
Corbetha (130000), erste Rate . 60 000
Auswechselung der eisernen Ueberbauten für die Unter führung der Delitzscherstrafse auf
Bahnhof Halle a. S. (630 000), erste Rate . 100 000
Erweiter E der Nebenwerkstätte Hoyerswerda zu einer ` Hauptwerkstatte (248 000), erste
Rate . 100 000
Herstellung von ` Ueberholungsgleisen beim Haltepunkt Dieskau und Ausbau dieses Halte-
punktes zu einem Bahnhofe (760 000), erste Rate . 100 000
Erweiterung des Rangierbahnhofes Falkenberg (H. S. G) (2 500 000), erste Rate 200 000
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Hannover.
Herstellung einer Unterführung für die Ebstorfer Chaussee am Nordende des Bahnhofes
Uelzen (216000), letzte Rate . . 126 000
Herstellung einer Wegunterführung in km 96,4 « am Südende des Bahnhofes Herford (120 000),
letzte Rate . 20 000
Umgestaltung der Bahnanlagen zwischen Lehrte und Wunstorf (16 122 000), fernere Rate 500 000
Erweiterung des Hauptbahnhofes Bielefeld (2860 000), fernere Rate . Se 1 000 000
Erweiterung der Werkstättenanlagen in Leinhausen (2690 000), fernere Rate . . 1 000 000
Herstellung eines Versandgüterschuppens nebst nen auf dem Güterbahnhofe
Hannover Nord (450 000), fernere Rate E E 4 Ea e A 200 000
Erweiterung des Bahnhofes Verden (831 000), fernere Rate . . . 200 000
Umgestaltung der Bahnanlagen in Bremen (16 800 000), fernere Rate. E 1 200 000
Herstellung eines ringfórmigen Lokomotivschuppens auf dem Ostende des Personenbahn-
hofes Hannover (255000), fernere Rate . 120 000
Erweiterung des Güterbahnhofes Hildesheim (1 057 000), erste Rate 200 000
Erweiterung des Bahnhofes Löhne (6430000), erste Rate. . . 400 000
Erweiterung der Lokomotivwerkstätte Stendal (1 890 000), erste Rate 200 000
Herstellung einer Wasserversorgungsanlage auf dem Werkstättenbahnhofe Leinhausen 136 000
Herstellung einer Pumpstation in Emmerke und einer Wasserdruckleitung von Emmerke
nach Hildesheim. SN 2 E 180 000
Bezirk der Eisenbahndircktion zu Kattowitz.
Herstellung von schienenfreien Uebergängen beim Bahnhofe Nendza in km 0, der Strecke
Nendza— Kattowitz und in km 22,6 der Strecke Kandrzin—Oderberg (400 000), letzte Rate 100 000
Erbauung eines WIENS COE für die Eisenbahninspektionen zu Oppeln (179 000), letzte
Rate. . 19 000
Herstellung eines zweiten "Ueberholungsgleises “auf Bahnhof Rosen berg 1165 000), letzte
Rate. . . SEENEN 115 000
Erweiterung des Bahnhofes Kattowitz 0 705 000), fernere Rate . 300 000
Erweiterung des Bahnhofes Peiskretscham (3350 000), fernere Rate 200 000
Erweiterung des Bahnhofes Idaweiche (1 920 000), fernere Rate 250 000
Erweiterung des Innenbahnhofes Gleiwitz (357000), fernere Rate . 30 000
Erweiterung des Geschäftsgebäudes der Eisenbahndirektion und Erbauung eines Dienstwohn-
gebäudes zu Kattowitz (587 000), fernere Rate. . . e 50 000
Erweiterung des Bahnhofes Orzesche (550 000), fernere Rate 100 000
Erweiterung des Bahnhofes Bauerwitz (120000), fernere Rate . 30 000
Erweiterung des Bahnhofes Groschowitz (620000), fernere Rate . . 100 000
Erweiterung des Hafenbahnhofes Cosel (Oderhafen) (920 000), fernere Rate 150 000
Umbau des Bahnhofes Schwientochlowitz (1620000), fernere Rate . ۱ 100 000
Erweiterung der Lokomotivwerkstátte Gleiwitz (2541000), fernere Rate 1 500 000
Erbauung eines Eisenbahndienstgebáudes zu Gleiwitz (225 000), fernere Rate 50 000
Erweiterung des Bahnhofes Kandrzin (9500 000), erste Rate . . 200 000
Erweiterung des Bahnhofes Beuthen (Oberschl.) (960 000), erste Rate . 200 000
Erweiterung der Gleisanlagen auf Bahnhof Chorzow (142000), erste Rate . 100 000
Erweiterung des Güterbahnhofes Kattowitz (546 000), erste Rate . 200 000
Seite | 72569 000
[15. April 1908]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN.
Uebertrag
Erweiterung der Verlade- und Gleisanlagen auf Bahnhof Cosel (Oderhafen) ee
erste Rate .
Erweiterrng der Lokomotiv schuppenanlagen auf Bahnhof Kattowitz (153 000), erste Rate
Erweiterung der Lokomotivschuppenanlagen auf Bahnhof Oppeln (142000), erste Rate
Erbauung einer neuen Wagenwerkstátte in Oppeln (5251000), erste Rate .
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Königsberg i. Pr.
Verlegung der Lokomotivwerkstätte von Königsberg i. Pr. nach Ponarth-Speichers-
dorf (3300 000), letzte Rate
Herstellung eines Lokomotivschuppens auf Bahnhof Lyck (180 000), letzte Rate . .
Verstärkung der Kurmeszeris- und der Uszlenkisbrúcke in km 57,7 und = der Strecke
Tilsit--Memel (915000), letzte Rate .
Herstellung verstärkter eiserner Ueberbauten für die Brücke über die Alle in km 641 3 der
Strecke Gúldenboden—Eydtkuhnen (263 000), letzte Rate .
Erweiterung des Bahnhofes Insterburg (1750000), letzte Rate . .
Herstellung eines neuen Empfangsgebäudes auf Bahnhof Braunsberg (150 000), fernere Rate
Umbau der El in km 32 der Strecke Insterburg--Tilsit (680900), fernere
Rate. .
Herstellung eines Lokomotivschuppens auf Bahnhof Stallupónen (163 000), erste Rate . .
Herstellung einer elektrischen Licht- und Kraltanlage auf Bahnhof Eydtkuhnen (335 000),
erste Rate .
Erweiterung der Lokomotivwerkstitte Ponarth—Speicher sdorf 1 232 000), erste Rate
Ausbau der Nebenbahn Allenstein—Kobbelbude zur Hauptbahn (2380 000), erste Rate ۰
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Magdeburg.
Herstellung eines verstärkten Ueberbaues für die Eisenbahnbrücke über die Elbe bei
Magdeburg in km 137, bis 131,7 der Strecke Magdeburg— Berlin (2110000), letzte Rate
Herstellung eines verstärkten Ueberbaues für die Ehlebrücke bei N in km 134,
der Strecke Berlin— Magdeburg (214 000), letzte Rate .. . . a ge
Herstellung eines Rangierbahnhofes bei Rothensee (5050 000), fernere Rate.
Herstellung von Einfahrgleisen mit Ablaut berg an der Ostseite des Bahnhofes Halberstadt
(590 000), fernere Rate . .
Herstellung von verstärkten Uc berbauten für die Brücke über die Elbe bei Bar by in km 118,0
bis 118,8. und für die Flutbrücke bei Flötz in km cs bis 116,2 der Strecke Berlin—
Blankenheim (3050 000), fernere Rate. . SE ۱
Erweiterung des Bahnhofes Hedersleben (297 000), fernere Rate . .
Verlegung und Ueberdachung der Bahnsteige auf Bahnhof Jerxheim (192000), ` erste Rate
Erweiterung des EENEG auf der Westseite des Bahnhofes Halberstadt
(149 000), erste Rate je
Errichtung einer Weichenbauanstalt in
(275 000), erste Rate
Umgestaltung der elektrischen
(248 000), erste Rate
der Hauptwerkstätte Salbke - Westerhüsen
Kraft-
und Beleuchtungsanlagen in und bei Magdeburg
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Mainz.
Erweiterung des Bahnhofes Kestert (178000), letzte Rate. . a de bg
Erweiterung der Bahnhofsanlagen in und bei Wiesbaden (20 730 000), fernere Rate .
Erweiterung des Haltepunktes Niederheimbach (325 000), fernere Rate nn
Erweiterung der Betriebsstation Kostheim (378 000), fernere Rate
Erweiterung der Bahnhofsanlagen in Kreuznach (861000), fernere Rate .
Herstellung eines Wasserwerks für die Bahnhofsanlagen in und bei Wiesbaden (450 000),
fernere Rate .
Herstellung eines verstärkten Ueberbaues für die Eisenbahnbrücke über die Lahn bei Ober-
lahnstein (320 000), erste Rate .
Erbauung einer Hauptwerkstätte in Darmstadt (4 687 000), ‘erste Zusatzrate "300 000° M.
Umgestaltung der Bahnhofsanlagen in Darmstadt (11200 000), fernere Rate . 4000000 بو
Erweiterung des Bahnhofes Stockstadt a. M. (165 000), fernere Rate 15000 ,
Erweiterung des Bahnhofes Wiebelsbach-Heubach (197000), erste Rate 50000 ,
Erweiterung des Bahnhofes Bensheim (2070000), erste Rate . 200 000 ,
Auswechselung der eisernen Ueberbauten der Eisenbahnbrücke über den Rhein
oberhalb Mainz (2980 000), erste Rate . . . 50000 „
Herstellung von Verbesserungen in der Hauptwer kstätte Mainz. 242 000 „
Bezirk der Eisenbahndircktion zu Münster i. ۰
Verbesserung der Steigungsverhältnisse auf der Strecke Wanne—Bremen vor Bahnhof
Osnabrück (405 000), letzte Rate . .
Erweiterung des Bahnhofes Kirchweyhe (1320 000), fernere Rate ;
Herstellung eines selbständigen Bahnkörpers für die ostfriesische Küstenbahn von Emden
bis Norden (Hinteharsweg— EECH unter Einführung des زان ec > 615 ee
fernere Rate . .
Umgestaltung der Bahnanlagen zu Osnabrück (5 960 000), fernere Rate
Seite
[No. 740]
171
Betrag
für 1908.
M.
12 569 000
1
150 000
100 000
100 000
200 000
350 000
30 000
215 000
63 000
400 000
50 000
200 000
100 000
150 000
300 000
300 000
210 000
64 000
100 000
150 000
800 000
100 000
50 000
100 000
150 000
200 000
rad
28 000
000 000
100 000
100 000
200 000
100 000
250 000
55 000
200 000
500 000
300 000
81 634 000
172
[No. 740] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Ausgabe.
Uebertrag
Erweiterung der Hauptwerkstätte Lingen (1755 000), fernere Rate . ره ره وود a ee
Errichtung einer Lokomotiv-Bekohlungsanlage auf Bahnhof Osnabrück (Br.) (460 000),
erste Rate . AA RA II EASE AA A
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Posen.
Erweiterung des Bahnhofes Ostrowo (450 000), letzte Rate . .
Verbesserung der Steigungsverhältnisse auf der Strecke Posen— -Kreuzburg (1950 000),
fernere Rate . . ۱
Erweiterung des Bahnhofes Fürstenber g a. O. “(445 000), fernere Rate .
Umgestaltung der Bahnanlagen bei Posen (6078000), fernere Rate .
Erbauung eines neuen ی geban s für die Eisenbahndirektion zu Posen (1943 000),
fernere Rate . . .
Umbau des Bahnhofes Frankfurt a. O. und Herstellung e eines Rangierbahnhofes zwischen
Boofsen und Frankfurt a. O. (11800000), erste Rate
Erweiterung des Bahnhofes Finkenheerd (502 000), erste Rate
Erweiterung der Wasserstation Luisenhain (221000), erste Rate
Bezirk der Eisenbahndirektion zu St. Johann-Saarbrücken.
Erweiterung des Güterschuppens auf Bahnhof Saarbrücken (147000), letzte Rate . .
Herstellung eines Ueberholungsgleises auf dem Haltepunkte Namborn der Nahebahn 000),
ferncre Rate . .
Erbauung einer Hauptwerkstatte ‘bei Burbach (6, 800 000), fernere Rate .
Erweiterung des Bingerbrücker Flügels auf Bahnhof Neunkirchen (835 000), fernere Rate
Ausbau der Strecke Dudweiler—Friedrichsthal (2356 000), fernere Rate SA
Erweiterung des Haltepunktes Wellesweiler (243000), fernere Rate . .
Erweiterung der Anlagen auf Bahnhof Saarbrücken (1425 000), fernere Rate
Erweiterung des Lokomotivschuppens auf dem Fischbachbahnflügel des Bahnhofes Neun-
kirchen (192000), fernere Rate . ea
Erweiterung des Bahnhofes Kirn (116Q 000), fernere Rate 2
Verstärkung des Winninger Viadukts in km 8,e der Moselbahn (163 000), fernere Rate
Erweiterung der Lokomotivschuppenanlage auf Bahnhof Ehrang (174 000), fernere Rate
Erweiterung der Bahnhöfe Reden und Itzenplitz (1048000), fernere Rate
Erweiterung des Bahnhofes Saarlouis (1150000), fernere Rate. .
Eı weiterung des Bahnhofes Birkenfeld-Neubrücke (290 000), fernere Rate .
Erweiterung des Bahnhofes Gerolstein (1155000), erste Rate
Erweiterung des Bahnhofes Völklingen (712000), erste Rate
Herstellung eines schienenfreien Zugangs zu dem Zwischenbahnsteig auf Bahnhof Sulzbach
(Saar) (185000), erste Rate . .
Herstellung eines Lokomotivschuppens auf Bahnhof Simmern (360 000), ‘erste Rate .
Beseitigung des Wegüberganges in km 79, der Strecke Saarbrücken — Trier KS 000),
erste Rate. .
Erbauung einer Hauptwerkstätte bei Bahnhof Trier West (4 540 000), erste Rate
Erbauung eines Dienstgebaudes fir die Eisenbahninspektionen und eines Se oa A
zu St. Wendel (216000), erste Rate. Bay o Se
Bezirk der Eisenbahndirektion zu Stettin.
Erweiterung der Gleisanlagen auf Bahnhof Stargard i. Pom. (612 Ge letzte Rate
Erweiterung des Bahnhofes Gollnow (404 000), letzte Rate .
Herstellung von Ueberholungsgleisen auf. Bahnhof Scheune (320. 000),
Erweiterung des Bahnhofes Belgard (200 000), letzte Rate. .
Herstellung eines verstärkten Ueberbaues für die Dievenowbrücke in km 450 der Strecke
Gollnow-—Wollin (170 000), letzte Rate . . . e Lat "Ze Ze
Erweiterung des Bahnhofes Eberswalde (1600 000), fernere Rate. .
Erweiterung der Hauptwerkstätte Stargard i. Pom. (992 000), fernere Rate
Erweiterung des Bahnhofes Kolberg (581 000), fernere Rate. .
Erweiterung des Geschäftsgebäudes der Eisenbahndirektion zu Stettin (780 000), f fernere Rate
Erweiterung des Bahnhofes Angermünde (2214 000), fernere Rate :
Erweiterung des Bahnhofes Prenzlau (600000), erste Rate .
Erweiterung der Unterführung „Hohles Tor“ in km 133,2 der Str ecke Berlin—Stettin (152 000),
erste Rate . ;
Erweiterung der Hauptwerkstätte Eberswalde (1520 000), erste Rate
Vermerke zu den Tit. 1 bis 323.
a) Dem Ausgabe-Soll treten diejenigen Betráge hinzu, die zur Deckung nicht veran-
schlagter Kosten von Dritten als verlorene Zuschüsse gezahlt und bei Kap. 21 des
Etats vereinnahmt sind.
b) Bei denjenigen Bauten, für welche erste oder ferncre Raten vorgesehen sind, können
im Falle des Bedürfnisses Vorgrifte auf die später zu bewilligenden Raten innerhalb
der für die einzelnen Bauten festgestellten Gesamtkostensumme zu Lasten der bei
den Tit. 1 bis 330 vorhandenen Gesamtbestände zugelassen werden.
letzte Rate .
Seite
[15. April 1908]
Betrag
für 1908.
M.
81 634 000
200 000
100 000
150 000
150 000
150 000
500 000
150 000
500 000
150 000
100 000
80 000
150 000
80 000
400 000
100 000
162 000
54 000
20 000
50 000
10 000
400 000
300 000
200 000
200 000
400 000
150 000
100 000
300 000
89 267 000
[15. April 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN INo. 740] 173
Kap.9
Tit.
Betrag
für 1908.
M.
89 267 0
Ausgabe.
Uebertrag
Zentralfonds.
Vermerk zu den Tit. 324, 325, 326, 328, 329 und 330.
Falls Aufwendungen dieser Art für die Hessischen Bahnlinien notwendig werden,
sind sie entsprechend den Bestimmungen in: Art. 11 und 12 des Staatsvertrages
vom 23. Juni 1896 von Hessen zu tragen.
324. | Vermehrung und Verbesserung der Vorkehrungen zur Verhütung von Wald-
bränden und Schneeverwehungen, fernere Rate . Gë 2 Er A
325. | Herstellung von elektrischen Sicherungsanlagen, fernere Rate .
326. | Herstellung von schwerem Oberbau, fernere Rate E EE Tee E E
327. | Errichtung von Dienst- und Mietwohngebäuden für gering besoldete Eisenbahn-
bedienstete in den östlichen Grenzgebieten, fernere Rate . . . è aaa
328. | Dispositionsfonds zum Erwerb von Grund und Boden fúr Eisenbahnzwecke
Aufserdem kann derjenige Betrag hier verwendet werden, um den die bei Kap. 24
Tit. 4 des Etats der allgemeinen Finanzverwaltung zu verrechnende Ist-Einnahme
aus der Veräufserung von Staatseisenbahngrundstücken die Summe von 1500 000 M.
übersteigt.
329. | Dispositionsfonds zu unvorhergesehenen Ausgaben für die für Staatsrechnung
verwalteten Eisenbahnen sowie zur Deckung von Ausgaben bereits ge-
schlossener extraordinärer Baufonds, insofern diese Ausgaben innerhalb
der ursprünglich bewilligten Summe legen, ; e- r 2 y x E win ds
330. | Dispositionsfonds zur Vermehrung der Betriebsmittel, Erweiterung und Er-
gänzung der Bahnanlagen sowie zu Grunderwerbungen behufs Vorbereitung
derartiger Erweiterungen im Falle eines nicht vorherzusehenden Be-
dürfnisses der Staatsbahnen bei zu erwartender Verkehrssteigerung.
Hier darf nicht mehr verausgabt werden, als die Einnahme bei Kap. 24 Tit. 17 des
Etats der allgemeinen Finanzverwaltung zuzüglich der aus dem Vorjihre über-
nommenen Reste und der auf den nachstehenden Vermerk b sich gründenden
Sollverstärkungen beträgt.
Vermerke zu den Tit. 328, 329 und 330.
a) Ueber die Verwendung dieser Dispositionsfonds ist jedes Jahr nach dem Jahres-
abschlusse des Etatsjahres der Landesvertretung Rechenschaft zu geben.
b) Bei der Uebernahme von Ausgaben für solche Zwecke, zu denen Dritte Zuschüsse
leisten, die bei Kap. 21 des Etats zur Vereinnahmung kommen, können diese
Dispositionsfonds in Höhe der Zuschüsse überschritten werden.
1 000 000
3 000 000
10 000 000
1 000 000
1 000 000
2 500 000
107 767 000
Summe
Verschiebung der neuen Eisenbahnbrücke über die Spaarne in Haarlem
(Mit 2 Abbildungen)
Verwendung von zwei kürzeren und breiteren Schiffen
statt eines einzigen langen Schiffes mufste wegen der
dadurch zu befürchtenden Störung der Schiffahrt
abgesehen werden. Zwei Umstände trugen zudem zu
einer sehr ungünstigen Belastung des Schittes bei, indem
Die neue Eisenbahnbrücke für Doppelgleis, 40 m
lang und im Gewicht von 210 t ohne Belag, muíste auf
dem Ufer montiert und mit Hülfe eines Schiffes in ihre
endgültige Lage gebracht werden, weil die Durchfahrt
der Spaarne nicht unterbrochen werden durfte.
Abb. Ib. Abb. la.
B .. naeh en a e
GON
VAS =
۶۱-۱ V/V
z ANAN y ات if ۳72 X N A R
AAA a aa
777
Längenansicht der Brücke nach und vor der Verschiebung.
Die Verschiebung der Brücke bis zu der in Abb. la
angegebenen Lage, d. h. bis 9 m über den Stützpunkt
erfolgte mittels Rollen auf Schienen, nachdem vorher
die schlaffen Diagonalen durch hölzerne Füllungen
versteift waren. Zur weiteren Verschiebung wurde ein
Rheinschiff von 45 m Länge, 6,6 m Breite und 1,70 m
grölstem Tiefgang bei voller Belastung benutzt, dessen
Tragfähigkeit 404 t betrug. Von der vorzuziehenden
wegen der Lage der neuen Brücke unmittelbar neben
der alten Brücke die Belastung des Schiffes auf dessen
Vorderteil fiel, und wegen des Vorhandenseins eines
Klopfdammes (s. Abb. Ib), die Brücke nicht in ihren
endgültigen Stand übergefahren werden konnte, vielmehr
nur bis 6 m Abstand von dem Pfeiler. Aus Abb. 2
ist zu ersehen, dafs nur 18 m Länge des Rheinschiftes
zum Tragen des halben Brückengewichts (105 t) zur
ale; Google
174 [No. 740]
Verfügung standen, während der übrige Schiffsteil mit
Kies gefüllt und durch Einbauen von Hölzern dahin
getrachtet war, das Brückengewicht soviel wie möglich
über das Schiff zu verteilen. Wegen des Klopfdammes
Abb. 2.
Schiff mit Gerüst und Brücke.
mufste die Brücke auf 6 m somit über das hölzerne
Gerüst auf dem Schiff verschoben werden, das zu dem
Zweck in seitlicher Richtung noch bedeutend versteift
wurde (Abb. Ib). Zur gröfseren Sicherheit war längs
dem Klopfdaym noch ein Joch 2 gerammt, das gegen
den neuen gemauerten Pfeiler abgestützt war.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
|
[15. April 1908]
Die schweren hölzernen Träger O, die die Schienen
zum Ueberschieben mit den Rollen Fund W trugen,
waren so hoch angeordnet, dafs sie genau auf dem
Joch P ruhten, wodurch eine wesentliche Verstärkung
des hölzernen Gerüstes auf dem Schiff erzielt wurde.
Dieses Verschieben der Brücke war der schwierigste
Teil und hätte verhindert werden können, wenn die
Brücke noch 6 m mehr, als in Abb. la angegeben
ist, hätte vorgestreckt werden können. Wenn auch die
Brückenkonstruktion dies zugelassen hätte, so mulste
doch davon abgesehen werden, weil dann der Kopf des
Schiffes das unzulässige Gewicht von 65 t hätte tragen
müssen.
Das Heben der Brücke stiefs anfangs auf Schwierig-
keiten, da der Kies nicht ausreichte, um das Vorderteil
genügend in die Höhe zu bringen. Dies gelang erst
durch Verstellen der Rollen von Æ nach A (Abb. 1 a).
Wenn auch das Schiff dadurch etwas entlastet wurde,
so wirkte zugleich der alsdann frei überhängende
Brückenteil AS als Gegengewicht, um zur Hebung der
Brücke beizutragen. Die Kraft zum Ueberschieben
lieferten 3 Winden, von denen 2 auf die Brücke wirkten
und die dritte dafür so-gte, dafs das Hinterteil des
Schiffes regelmäfsig mitgezogen wurde.
Die Verschiebung dauerte im Ganzen 4 Stunden.
(de ingenieur No. 40 1907.)
Verschiedenes
Beschäftigung von Hilfsmitgliedera im Kaiserlichen Patent-
amt. In der Sitzung des Reichstages am 31. März d. ]s.
erfolgte die erste und zweite Beratung des Gesetzentwurfes,
betreffend die Beschäftigung von Hilfsmitgliedern im
Kaiserlichen Patentamt. Nach der Vorlage können im Falle
des Bedürfnisses vom Reichskanzler Personen, welche die
Befähigung zum Richteramt oder zum höheren Verwaltungs-
dienst besitzen oder in einem Zweige der Technik sach-
verständig sind, mit den Verrichtungen eines Mitglieds des
Patentamtes beauftragt werden. Der Auftrag kann für eine
bestimmte Zeit oder für die Dauer des Bedürfnisses erteilt
werden und ist vor Ablauf der Zeit oder der Erledigung
des Bedürfnisses nicht widerruflich. Im übrigen sollen die
für Mitglieder geltenden Vorschriften des Patentgesetzes
auch auf die Hilfsmitglieder Anwendung finden.
Mit Rücksicht auf die augenblicklichen Schwierigkeiten
in der Geschäftslage des Patentamtes, welche von dem Herrn
Staatssekretär des Innern Dr. von Bethmann Hollweg und
auf allen Seiten des Hauses anerkannt wird, billigen die
Vertreter sämtlicher Parteien trotz verschiedener Bedenken
die Vorlage als Notgesetz und stimmen dem Antrag Dr. Junck
bei, wonach der Eingang des „einzigen Paragraphen“ zu
fassen ist, wie folgt:
Bis zum 31. März 1911 können im Falle des Be-
dürfnisses usw. Die Geltung des Gesetzes erstreckt sich
sonach nur auf 3 Jahre. Von der Mehrzahl der Reichstags-
Abgeordneten Dr. Junck, Dr. Wagner, Dove, von Damm,
Kirsch, welche die verschiedenen Parteien des Reichstages
vertraten, und namentlich auch von dem Herrn Staatssekretär
des Innern wurde die baldige und notwendige Revision des
jetzt gültigen Patentgesetzes und zwar vor dem 31. März 1911
gewünscht, um die Bedenken und Uebelstände, welche von
der Beschäftigung von Hlilfsmitgliedern im Kaiserlichen
Patentamte — also in einer vorzugsweise richterlichen
Tätigkeit — erwartet werden, durch Schaffung einer neuen
Organisation des Patentamtes erfolgreich zu beseitigen. Herr
von Damm führte aus, dafs durch das neue Gesetz und die
Beschäftigung von Hilfsmitgliedern eine Ersparnis an Beamten
nicht zu erwarten ist. Die Bedeutung der Vorprüfung und
die Vorprüfung selbst wurde von mehreren Abgeordneten in
lobenswerter Weise gewürdigt. Von mehreren Rednern
wurde verlangt, dafs auch die Hilfsmitglieder bezüglich ihrer
Vorbildung und ihrer Qualifikation diejenigen Bedingungen
zu erfüllen haben, welche von den bisherigen ständigen
t
0
1
Mitgliedern des Patentamtes verlangt worden sind. Mit
Recht hat der Abgeordnete Dr. Junck die aufserordentlich
dringende Revision. des Patentgesetzes damit begründet,
dafs die richtige Gestaltung des Erfinderrechtes und die
richtige Stellung des Staates gegenüber gewerblichen Er-
findungen eine der wichtigsten Fragen unseres wirtschaftlichen
und geistigen Lebens überhaupt ist.
Preußische Staatsbahnen. In dem vom Ministerium der
öffentlichen Arbeiten veranstalteten Wettbewerb zur Er-
langung eines zweiachsigen offenen Güterwagens mit
Bremse und mit. Einrichtung zur Selbstentladung
ist die Entscheidung getroften worden. Das Schiedsgericht
ist zu dem Ergebnis gekommen, dafs Lösungen, die den
Bedingungen des Preisausschreibens in allen Punkten ent-
sprechen, unter den zum Wettbewerb gestellten Wagen sich
nicht befinden. Dagegen hat folgende
4 Wagen, der Reihe nach mit dem besten beginnend, 1. den
Wagen Essen 119014 von Goossens in Aachen, 2. den Wagen
Essen 119016 von Krupp in Essen, 3. den Wagen Essen
119 002 und 4. den Wagen Essen 119001, beide von Talbot
in Aachen als brauchbare Lösungen anerkannt. Die Preis-
richter empfehlen, diese Wagen anzukaufen und den drei
ersten Wagen Preise im Betrage von je 5000 M. zuzubilligen.
Ferner wird empfohlen, von diesen 4 Wagen eine Zahl zu
beschaffen, die eine weitere Erprobung, nachdem die Mängel
durch die Wagenfabriken abgestellt sind, zulassen. Aufser-
dem haben die Preisrichter anerkannt, dafs der aufser Wett-
bewerb mitgeprüfte Wagen des Bauinspektors Ziehl in
Gleiwitz den Bedingungen des Preisausschreibens in min-
destens gleicher Weise genügt, wie die zur Prámiierung
empfohlenen, und dafs er verspricht, nach geringen als nötig
befundenen Aenderungen einen brauchbaren Wagen zu er-
geben. Das Preisgericht hat empfohlen, dem Erbauer auch
dieses Wagens einen Preis in gleicher Höhe wie den drei
anderen zuzubilligen und eine Anzahl dieser Wagen zur
weiteren Erprobung zu beschaffen. (Berliner Actionair).
das Preisgericht
Die beim Eisenbahn-Zentralamt eingerichteten Ausschüsse.
Im Bereiche der preufsisch-hessischen Eisenbahngemeinschaft
sind zur Vorbereitung allgemeiner Angelegenheiten ständige
Ausschüsse gegründet worden, deren Geschäftsführung und
Leitung dem Kgl. Eisenbahn-Zentralamt übertragen ist. Diese
Ausschüsse bezwecken ein einheitliches, planmäfsiges Vor-
gehen in allen technischen und administrativen Fragen. Sie
Digitized by Google
[15. April 1908]
haben bereits in vielerlei Hinsicht recht segensreich gewirkt.
Zur Zeit sind 17 Ausschüsse vorhanden, denen folgende
Aufgaben obliegen:
l. Oberbauausschufs: Ausarbeitung und Vorbereitung
der Entwürfe für den Oberbau, die Weichen, Drehscheiben,
Schiebebühnen und Wasserkrane sowie der Vorschriften für
die Handhabung der Bahnunterhaltung und Bahnbewachung
und der Wiederverwendung altbrauchbarer Materialien.
2. Stellwerksausschufs: Ausarbeitung und Vor-
beratung der Entwürfe für Stellwerkeinrichtungen sowie der
Vorschriften für die Ilandhabung des Stellwerkdienstes.
3. Block-und Telegraphenausschufs: Ausarbeitung
und Vorberatung der Entwürfe für Block-, Telegraphen- und
Fernsprecheinricntungen sowie der Vorschriften für die
Handhabung des Block-, Telegraphen- und Fernsprechdienstes.
4. Lokomotivausschufs: Ausarbeitung und Vor-
beratung der Entwürfe für Lokomotiven und Tender sowie
der zugehörigen Lieferungsbedingungen; Prüfung der Vor-
schläge für Verbesserung vorhandener Lokomotiven und
Tender.
9. Personenwagenausschufs: Ausarbeitung und Vor-
beratung der Entwürfe für Personen-, Post- und Gepäck wagen
sowie der zugehörigen Lieferungsbedingungen; Prüfung der
Vorschläge für Verbesserung vorhandener Personen-, Post-
und Gepäck wagen.
6. Güterwagenausschufs: Ausarbeitung und Vor-
beratung der Entwürfe für Güterwagen sowie der zugehörigen
Licferungsbedingungen; Prüfung der Vorschläge für Ver-
besserung vorhandener Güterwagen.
1. Bremsausschufs: Vorberatung von Angelegenheiten
der Bremsen und Kuppelungen. l
8. Fahrdienstausschufs: Ausarbeitung und Vor-
beratung der gemeinsamen Vorschriften für den Fahrdienst,
insbesondere der Fahrdienstvorschriften, Fahrordnungen,
Bahnhofsdienstanweisungen und Rangiervorschriften; Vor-
beratung allgemeiner Vorschläge und Anregungen zur
Erhöhung der Betriebssicherheit sowie zur Verbesserung von
Einrichtungen im Zugbetriebe zum Schutze der Reisenden
und des Dienstpersonals.
9. Werkstättenausschufs: Ergänzung einheitlicher
Stückpreishefte für die Werkstättenarbeiter, Erzielung einer
gleichmäfsigeren Betriebsweise in den Werkstätten, durch:
Austausch der Erfahrungen im Werkstättenbetriebe in
technischer und wirtschaftlicher Hinsicht, Ausgleich der
Belastung der Werkstätten, Verbesserung der Arbeitsweise,
Ausgestaltung der Werkstattsanlagen, Sammlung ausgeführter
Entwürfe für bauliche und maschinelle Einrichtungen, gleich-
máfsige Ausbesserung der Betriebsmittel u. a. m.
10. Materialienausschufs: Vorberatung der allge-
meinen Materialienangelegenhciten, insbesondere der Liefe-
rungsbedingungen, der Vorschriften für die Güteprüfung der
Materialien und Führung sowie Ergänzung des Materialien-
verzeichnisses.
Il. Inventarienausschufs: Vorberatung der allge-
meinen Inventarienangelegenheiten, insbesondere der ۰
rungsbedingungen, Führung und Ergänzung des Inventarien-
verzeichnisses sowie des Verzeichnisses der Zubchörstücke
der Betriebsmittel und der Zuggeräte.
12. Drucksachenausschufs: Vorberatung der gemein-
zu beschaffenden Drucksachen, die bereits durch
allgemeine Vorschriften festgesetzt sind; Führung und Er-
gänzung des gemeinsamen Drucksachenverzeichnisses.
13. Dienstanweisungsausschufs: Fortentwickelung
der Dienstanweisungen für Beamte und Arbeiter.
14. Finanzausschufs: Fortbildung, Ergänzung und
Vorberatung der Vorschriften in den einzelnen Teilen der
Finanzordnung; Begutachtung von Fragen wirtschaftlichen
und finanztechnischen Inhaltes.
15. Verkehrskontrollausschufs: Bearbeitung und
Vorberatung der Vorschriften über die Kontrolle der Verkchrs-
einnahmen, einschliefslich der Vorschriften für die Abrechnung
mit fremden Eisenbahnen und die Verkehrsstatistik.
sam
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 740] 175
16. Personalienausschufs: Ausarbeitung und Vor-
beratung allgemeiner Anweisungen zur Bearbeitung der
persönlichen Angelegenheiten der Beamten und Arbeiter.
17. Wohlfahrtsausschufs: Vorberatung der Vor-
“schlage zur Vervollkommnung der Fürsorgeeinrichtungen für
das Dienstpersonal.
Die Elektrisierung der bayerischen Bahnen. Dic längst
erwartete Denkschrift über die Einführung des elektrischen
Betriebes auf den bayerischen Staatsbahnen ist nunmehr
erschienen. Nach einem Bericht ım Berl. Lokal-Anzeiger
sind zunächst zur Elektrisierung vorgesehen die Hauptbahn-
strecken Augsburg- Freilassing-- Reichenhall mit den an-
schliefsenden Lokalbahnen Reichenhall Berchtesgaden, ferner
die neu zu erbauende Ilauptbahn Garmisch Partenkirchen
bis zur Landesgrenze bei Garmisch, drittens die neu zu er-
bauende Lokalbalın Garmisch -Partenkirchen bis zur Landes-
grenze bei Griesen, ferner die Linien Múnchen—Garmisch —
Partenkirchen, Tutzing -Pensberg, Kochel — Weilheim —
Peisenberg und der Nahverkehr München -- Ganting und
endlich auf den Linien München— Tölz Schliersee und Holz-
kirchen--Rosenheim. Als Wasserkraft und Elcktrizitatswerk
sind das Saalachwerk, das Lechbrucker Werk und das
Walchsecwerk in Aussicht genommen. Eingeführt wird der
einphasige Wechselstrom, und zwar sowohl mit Triebwagen
als auch mit schweren Lokomotiven. Der für den elek-
trischen Betrieb erforderliche Kraftbedarf kann schon durch
einen Teil der vorhandenen Wasserkräfte gedeckt werden.
Würde die Einführung des elektrischen Betriebes nur hier-
von abhängen, so könnte an die Durchführung im grofsen
Umfange gegangen werden. Dem würden militärische
und wirtschaftliche Gründe entgegenstehen. Die Frage
der militärischen Gründe ist zurzeit noch nicht spruchreif.
Die Militárverwaltung ist damit einverstanden, dafs zunächst
auf einigen Linien mit geringerer militärischer Bedeutung
der elektrische Betrieb eingerichtet wird. Die Denkschrift
hält den elektrischen Betrieb gegenüber dem Dampfbetrieb
für finanziell konkurrenzfähig, wenn die Kosten des elck-
trischen Betriebes einen gewissen Betrag nicht übersteigen,
und wenn eine gewisse Dichtigkeit des Verkehrs voraus-
gesetzt wird. Dementsprechend sind die verkehrsreichen
Linien des südlichen Bayerns hierzu besser geeignet als die
Nordbayerns, weil in Südbayern die Kohlen teurer und die
elektrische Kraft wegen der Wasserkräfte billiger ist als in
Nordbayern.
New Yorker Untergrundbahn. In der am 25. Februar d. J.
unter dem Vorsitze des Herrn William Matthews ab-
gehaltenen Sitzung der Institution of Civil Engineers sprach
llerr Wm. Barclay Parsons über die New Yorker Unter-
grundbahn. Wir entnehmen dem uns vorliegenden Berichte
folgende Hauptdaten.
Die Bahn ist auf Kosten der Stadt New York von einer
Gesellschaft unter Aufsicht des städtischen hierfür einge-
setzten Verkehrsausschusses gebaut worden. Die Arbeiten
wurden in 2 Losen zu Pauschalen vergeben und umfaßten
die Herstellung der Untergrund- und Hochbahnstrecken, so-
wie der Tunnelanlagen unterhalb des East River.
Es waren auszuführen:
22,85 km im Tagbau hergestellte Untergrund-
strecken,
6,28 „ ausgemauerte Tunnelstrecken,
4,34 „ Tunnclanlage mit gufseiserner Ring-
bekleidung,
10,62 , Hochbahnstrecken einschl. Viadukte etc.
insgesamt 44,09 km.
Die Betriebslänge der Bahn beträgt 41,35 km und zwar
sind davon
16,41 km 2gleisig
223 E y
12,23 „ 4 u. 5gleisig
0,32 , Sglcisig (Aufstellgleise)
016 „ 1 , (Schleifenanlage).
176 (No, 740}
Der zum gröfsten Teil mehr als doppelgleisige Ausbau
wurde gewählt, um die Bahn nicht nur möglichst leistungs-
fähig zu machen, sondern um auch einen Schnellverkehr
einrichten zu können.
Für diesen sind im Hauptgeschaftsteil 2 Gleise, in der
Aufsenstadt 1 Gleis vorgesehen. Diese Anordnung genügt,
da sich der Schnellverkehr morgens und abends in entgegen-
gesetzter Richtung abspielt.
Die Bahn hat 58 Haltestellen, die rd. 0,4 km von ein-
ander entfernt sind. Die Schnellzüge, welche auf dem inneren
Gleispaare bezw. dem inneren Gleise verkehren, halten je-
doch erst durchschnittlich alle 2,4 km.
Die Bahnsteige für den Lokalverkehr liegen ın der Regel
an der Aufsenseite der Gleise; die Stationen jedoch, an
denen auch die Schnellzüge halten, haben Inselplattformen
und zwar befindet sich je eine zwischen den Gleisen gleicher
Fahrtrichtung. Die beiden Plattformen sind durch eine Brücke
verbunden, so dafs cin Umsteigen von langsam auf schnell
fahrende Züge und umgekehrt in jeder Richtung möglich ist.
Von dem Umsteigen wird reichlich Gebrauch gemacht. Die
langsam fahrenden Züge sammeln und verteilen also die
‘Fahrgäste der Schnellzúge.
Jede Haltestelle hat in der Regel je 2 Ein- und Ausgänge
tür jeden Bahnsteig. Kurze Treppen führen ins Freie, nur
bei 3 Haltestellen sind Aufzüge und bei einer Haltestelle
Steigbänder, die herauf und herunter befördern, ausgeführt.
Die Gabelung der Strecken im Oberteil von Manhattan
ist so ausgeführt, dafs ein Kreuzen der Züge in Schienenhöhe
vermieden wird.
Die Schnellzige haben eine Reisegeschwindigkeit von
rd. 48 km/Std., die übrigen Züge eine solche von rd.
21 ۰
Die Schnellzugsgleise haben ohne Ausnahme eine selbst-
tätige Streckensicherung, die auf den übrigen Strecken nur
teilweise eingeführt ist. |
Der Bau der Balın wurde 1894 in Aussicht genommen;
aus verschiedenen Gründen konnten aber die Arbeiten erst
1900 begonnen werden. 1904 waren rd. 33,7 km fertig,
während der letzte Teil — die Verbindung mit Brooklyn
unterhalb des East River -- 1907 beendet wurde.
Die Kosten der Bauwerke betrugen 210 Millionen Mark,
die der Ausrüstung 105 Millionen.
Der Betrieb ist von der Stadt auf 50 Jahre der bau-
ausführenden Gesellschaft übertragen worden. Die Gesell-
schaft hat dafür die gesamte Ausrüstung, für die eine
25jährige Erneuerung vorgeschen ist, zu liefern und ist
verpflichtet, in den ersten 25 Jahren eine Abgabe zu
entrichten, die der Verzinsung und einer 1prozentigen
Tilgung der Bahnanleihe entspricht.
Ueber die Abgabe in der zweiten Hälfte der Pachtzeit
werden später Bestimmungen getroffen.
Nach Ablauf der Pachtzeit übernimmt die Stadt die von
der Gesellschaft beschaffte Ausrüstung der Bahn zum
Taxwerte.
Das neue Beförderungsmittel hat sich schnell ein-
gebiirgert. In dem am 30. Juni endenden Geschäftsjahr
1907, in dem nur 33,7 km in Betrieb waren, sind 166 Millionen
Fahrgäste befördert worden. Bei einem Einheitspreise von
5 c (21 Pf.) für die Fahrt entspricht dies einer Einnahme
von rd. 35 Millionen Mark. In der 1. Hälfte des laufenden
Geschäftsjahres hat sich der Verkehr noch wesentlich gehoben
und wird durch die anfangs 1908 erfolgte Eröffnung der
Strecke nach Brooklyn noch gesteigert werden.
Dats die Einnahmen im Vergleich mit den Londoner
Untergrundbahnen recht erhebliche sind, wird auf die Ein-
richtung des Schnellverkehrs und die zweckmäfsige An-
ordnung der Haltestellen und deren Zugänge zurückgeführt.
Kerbschlagprobe. Die Verfahren zur Ermittelung der
Festigkeitseigenschaften und des Aufbaus der Metalle und
der Metallegierungen sind in den letzten Jahren bedeutend
verbessert und erweitert worden. Neben Untersuchungen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. April 1908)
über das Verhalten der Metalle an der Elastizitätsgrenze und
bei verschiedenen Temperaturen sowie den Untersuchungen
an lland von Metallschliffen sind solche über das Verhalten
bei der Kerbschlagprobe eifrig gefördert worden. In wie
weit das letzte Verfahren der allgemeinen Einführung in die
Praxis nähergerückt ist, láfst ein Referat des Herrn ۰
Ehrensberger in Essen erkennen, das der Hauptver-
sanımlung des „Deutschen Verbandes für Materialprúfungen
der Technik* im Oktober 1907 erstattet wurde und in den
Dezemberheften No 50 und 31 der Zeitschrift Stahl und Eisen
veröffentlicht ist. Me.
Geschäftliche Nachrichten.
Heifsdampf-Lokomotiven nach den Patenten von Wilhelm
Schmidt in Cassel-Wilhelmshöhe. Nach einer Mitteilung des
Herrn Wilhelm Schmidt in Cassel-Wilhelmshöhe sind bis
Anfang Februar 1908 insgesamt 2728 Heifsdampf-Lokomotiven
im Betriebe und teilweise noch im Bau befindlich. Diese
Lokomotiven verteilen sich auf die einzelnen Länder wic folgt:
Deutschland 1835 Italien . . . . . . . 56
Belgien . 236 Nord- und Südamerika . 52
Russland 142 : Holland und Kolonien . 17
Oesterreich-Ungarn 110 | England und Kolonien . 14
Schweden . . 101 ` Dänemark . . . . . 14
Frankreich u. Kolonien 69 Spanien . . . . . . 12
Schweiz . . . . . 61 Griechenland . . . . 9
Die Schmidt’schen Konstruktionen für Heifsdampf-Loko-
motiven sind in allen Industrieländern durch zahlreiche Patente
geschützt, welche Eigentum der Schmidt's Superheating Co.
Ltd. London sind. Alle Anfragen sind an das Technische
Bureau Wilhelm Schmidt in Cassel-Wilhelmshöhe zu richten.
Gründung, Im Handelsregister des Grofsherzogl. Amts-
gerichts Mannheim wurden eingetragen die neu gegründeten
Firmen: „Verwertung von Lentz-Patenten, Gesellschaft mit
beschränkter Haftung“ und „Schiffsmaschinenumbau nach
Lentz-Patenten, Gesellschaft mit beschränkter Haftung“. Be-
teiligt ist an jeder der beiden Geselischaften die Firma
Heinrich Lanz in Mannheim, Ingenieur Hugo Lentz in
Halensee bei Berlin und Zivilingenieur W. Voit in Berlin-
Steglitz. Zu Geschäftsführern beider Gesellschaften wurde
Herr Direktor Paul Zabel, Mannheim, und Herr Zivilingenieur
W. Voit, Berlin-Steglitz, bestellt. Der Sitz der Gesellschaften
ist Mannheim, Zweck derselben die Verwertung der Lentz-
schen Ventilsteuerungs-Patente für den Schiffsmaschinenneu-
und Umbau. Die Firma Heinrich Lanz in Mannheim wird
im Zusammenhang mit der Gründung dieser beiden Gesell-
schaften den Neu- und Umbau von Schiffsmaschinen auf-
nehmen und hat die Firma bereits eine für die Kaiserliche
Marine bestimmte Schiffsmaschine mit Lentz’scher Ventil-
steuerung im Bau. Die Ventilsteuerung „System Lentz“ ist
auf einer Anzahl von Schiffen in Frankreich bereits erprobt
worden; die Resultate, welche diese Steuerung an Lanz-
schen Heifsdampf-Lokomobilen ergeben hat, sind hervor-
ragend günstig und auch im Lokomotiv-Bau hat sich die
Lentz-Steuerung glänzend bewährt.
¥
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Versetzt: der Marinebaurat Eckhardt mit dem 15. April
1908 nach Helgoland und der Marine-Maschinenbaumeister
Roellig von Wilhelmshaven nach Berlin;
zum I. Juli 1908 der Intendantur- und Baurat von der
Intendantur des XVI. Armeekorps Lehnow zur Intendantur
des VIL Armeekorps, der Baurat Militärbauinspektor in
Berlin VI Mecke zur Intendantur des XVI. Armeekorps unter
Uebertragung der Geschäfte eines Intendantur- und Baurats,
der Militarbauinspektor Borowski von der Intendantur der
militarischen Institute, kommandiert als techn. Hilfsarbeiter
zur Bauabt. des Kriegsminist., in die Vorstandsstelle des
Militarbauamts Berlin VI.
[15. April 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 740] 177 `
Die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand
bewilligt: dem Intendantur- und Baurat Geh. Baurat Brook
von der Intendantur des VII. Armeekorps.
Preufsen.
Das Königliche Technische Oberprúfungsamt
in Berlin ist vom 1. April d. Js. ab zusammengesctzt aus:
dem Ministerial- und Oberbaudirektor a. D. Wirkl. Geh. Rat
Dr Aua, Schröder als Präsidenten, dem Ministerial- und
Oberbaudirektor v. Doemming als Stellvertreter des Präsi-
denten, dem Ministerial- und Oberbaudirektor Dr. Sng.
Wichert, dem Wirkl. Geh. Oberbaurat Dr. Ina. Dr. Thür,
den Geh. Oberbauräten L. Koch, Keller I, Blum, Müller,
Thoemer, v. Münstermann, Saal und Delius, dem Geh. Baurat
Domschke, dem Geh. Oberbaurat Germelmann, dem Geh.
Baurat Haas, den Geh. Oberbauräten Hoffmann und Hoßfeld,
dem Geh. Regierungsrat Professor Kammerer, dem Geh.
Oberbaurat Dr.-Ing. Keller II, dem Stadtbaurat Krause, dem
Reg.- und Baurat Labes, dem Geh. Oberbaurat Launer, dem
Geh. Baurat Mühlke, dem Geh. Regierungsrat Professor
Dr.. Jna. Müller-Breslau, den Geh. Oberbauräten Nitschmann
und Nolda, dem Professor Dr- Jng. W. Reichel, den Geh.
Oberbauráten Rüdell und Scholkmann, dem Geh. Baurat
Schulze, dem Oberbaurat und Geh. Baurat Suadicani, dem
Geh. Oberbaurat Dr.-Ing. Sympher, dem Geh. Baurat Uber,
dem Geh. Oberbaurat Wittfeld und dem Wirkl. Geh. Ober-
baurat (۲۰۰۱۲۵۰ Dr. Zimmermann.
Ernannt: zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Bauführer Franz
Lasser aus Berlin, Otto Cordsmeier aus l.auchröden im
Grofsherzogtum Sachsen-Weimar, Benno Dierfeld aus Schubin
(Maschinenbaufach), Hans Staude aus Malchin im Grofs-
herzogtum Mecklenburg-Schwerin, Friedrich Hasse aus Cassel,
Werner Moldenhauer aus Wittstock, Kreis Ostpriegnitz,
Friedrich Budde aus Berlin (Eisenbahnbaufach), Friedrich
Beyer aus Güstrow in Mecklenburg-Schwerin, Walter Schmidt
aus Eutin (Wasser- und Strafsenbaufach), Johannes Ziertmann
aus Spandau (Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem Direktor
der Siemens & Halske Akt.-Ges. Reg.-Baumeister a D. Dr.: Jna.
Schwieger in Berlin und der Charakter als Baurat dem
Direktor der Gesellschaft für elektrische Hoch- und Unter-
grundbahnen Reg.-Baumeister a. D. Wittig in Grunewald;
die Stelle des Vorstandes der Eisenbahnmaschinen-
inspektion 1 in Stettin dem Reg.- und Baurat Paul Krüger,
Vorstand der Eisenbahnmaschineninspektion 2 daselbst, die
Stelle des Vorstandes der Eisenbahnbetriebsinspektion 2
in Hannover dem Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor
Stephani und die Stelle des Vorstandes der Eisenbahn-
maschineninspektion in Darmstadt dem Grofsherzogl.
hessischen Eisenbahnbauinspektor Priester, Vorstand der
Eisenbahnwerkstätteninspektion 2 daselbst. l
Beigelegt: das Prädikat Professor dem Privatdozenten
an der Techn. Hochschule in Berlin Justizrat Dr. Paul
Alexander-Katz. ۱
Uebertragen: die Wahrnehmung der Stellung eines
Oberbaurats bei der Kgl. Eisenbahndirektion in Hannover
dem Geh. Baurat Bindemann daselbst, die Wahrnehmung
der Geschäfte des Vorstandes einer bei der Eisenbahnhaupt-
werkstätte 2 in Breslau neu errichteten Werkstätteninspektion
dem Eisenbahnbauinspektor Linack daselbst und die Wahr-
nehmung der Geschäfte des Vorstandes einer bei der Eisen-
bahnhauptwerkstätte in Königsberg i. Pr. neu errichteten
Werkstätteninspektion dem Eisenbahnbauinspektor Cornelius
daselbst;
vom 1. April 1908 ab zunächst auf die Dauer von
6 Monaten probeweise die Verwaltung der neu begründeten
Bibliothekarstelle an der Techn. Hochschule zu Berlin dem
Bibliothekar an der Kgl. Bibliothek zu Berlin Professor
Dr. Simon.
Ucberwiesen: der Eisenbahnbauinspektor Israel, bis-
her im Bezirk der Kgl. Eisenbahndirektion in Königsberg ı. Pr.,
dem Kgl. Eisenbahn-Zentralamt mit dem Wohnsitz in Königs-
berg i. Pr. und der Reg.-Baumeister des Eisenbahnbaufaches
Bliersbach der Kgl. Eisenbahndirektion in Kattowitz.
Versetzt: der Präsident der Kgl. Eisenbahndirektion
in Königsberg i. Pr. Rimrott unter Aufhebung seiner Ver-
setzung nach Bromberg in gleicher Amtseigenschaft nach
Danzig;
der Geh. Baurat Borchart, bisher in Berlin, als Ober-
baurat (auftrw.) der Kgl. Eisenbahndirektion nach Magdeburg;
die Reg.- und Bauräte Maximilian Werren, bisher in
Kattowitz, als Oberbaurat (auftrw.) der Kgl. Eisenbahn-
direktion nach Breslau, Ignaz Meyer, bisher in Köln, als
Oberbaurat (auftrw.) der Kgl. Eisenbahndirektion nach
Elberfeld, Maßmann, bisher in Erfurt, als Oberbaurat (auftrw.)
der Kgl. Eisenbahndirektion nach Halle a. d. S., Stampfer,
bisher in Elberfeld, als Mitglied der Kgl. Eisenbahndirektion
nach Kóln, Emil Ritter, bisher in Hannover, als Mitglied der
Kgl. Eisenbahndirektion nach Erfurt, Theodor Hartwig,
bisher in Stettin, nach Frankfurt a. M. zur Vertretung eines
maschinentechn. Mitgliedes der Kgl. Eisenbahndirektion
daselbst, Haubitz, bisher in Harburg, als Mitglied (auftrw.)
der Kgl. Eisenbahndirektion nach Kassel, Bergerhoff, bisher
in Düsseldorf, als Mitglied (auftrw.) des Kgl. Eisenbahn-
Zentralamtes ‚nach Berlin, Karl Müller, bisher in Karthaus,
als Mitglied (auftrw.) der Kgl. Eisenbahndirektion nach
Essen a. d. R., Böhme, bisher in Stettin, nach Königsberg N.-M.
als Vorstand der dorthin verlegten bisherigen Eisenbahn-
betriebsinspektion 2 in Stettin, Ernst Schultze, bisher in
Magdeburg, nach Helmstedt als Vorstand der daselbst neu
errichteten Eisenbahnbetriebsinspektion, Genz, bisher in
Frankfurt a. d. O., als Vorstand der Eisenbahnbetriebs-
inspektion 3 nach Breslau, Schürmann, bisher in Glogau, als
Vorstand der Eisenbahnbetriebsinspektion 5 nach Magdeburg,
Elbel, bisher in Erfurt, nach Stargard 1. P. als Vorstand einer
bei der Eisenbahnhauptwerkstätte daselbst neu errichteten
Werkstätteninspektion und Bredemeyer, bisher in Posen, als
Vorstand der Eisenbahnwerkstätteninspektion nach Erfurt;
die Eisenbahndirektoren Martiny, bisher in Essen a.d. R.,
als Mitglied der Kgl. Eisenbahndirektion nach Berlin und
Essen, bisher in Eisenach, als Mitglied (auftrw.) der Kgl.
Eisenbahndirektion nach Kattowitz;
die Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren Georg
Herzog, bisher ın Glogau, als Mitglied (auftrw.) der Kgl.
Eisenbahndirektion nach Posen, Robert Müller, bisher in
Kústrin, als Mitglied (auftrw.) der Kgl. Eisenbahndirektion
nach Bromberg, Merling, bisher in Hamburg, als Mitglied
(auftrw.) der Kgl. Eisenbahndirektion nach Altona, Riemann,
bisher in Nordhausen, als Mitglied (auftrw.) der Kgl. Eisen-
bahndirektion nach Hannover, Gutjahr, bisher in Bochum,
als Vorstand der Eisenbahnbetriebsinspektion 3 nach Osna-
brück, Sittard, bisher in Hoyerswerda, als Vorstand der
Eisenbahnbetriebsinspektion 1 nach Glogau, Hülsner, bisher
in Rastenburg, nach Königsberg i. Pr. als Vorstand der von
Rastenburg dorthin verlegten Eisenbahnbetriebsinspektion
(Königsberg ı. Pr. 3), Marutzky, bisher in Bebra, als Vorstand
der Eisenbahnbetriebsinspektion nach Küstrin, Wilde, bisher
in Wetzlar, nach Löwenberg i. Schl. als Vorstand (auftrw.)
der daselbst neu errichteten Eisenbahnbetriebsinspektion,
Karl Meyer, bisher in Köln, als Vorstand (auftrw.) der
Eisenbahnbetriebsinspektion nach Bochum, Senst, bisher in
Altona, als Vorstand (auftrw.) der Eisenbahnbetriebsinspektion 2
nach Hamburg, Arnold Eggers, bisher in Finsterwalde, nach
Lyck als Vorstand (auftrw.) der daselbst neu errichteten
Eisenbahnbetriebsinspektion 2, Klotz, bisher in Daun, als
Vorstand (auftrw.) der Eisenbahnbetriebsinspektion I nach
Tilsit, Ernst Ritter, bisher in Kottbus, als Vorstand (auftrw.)
der Eisenbahnbetriebsinspektion nach Hoyerswerda, Loewel,
bisher in Gersweiler, als Vorstand (auftrw.) der Eisenbahn-
betriebsinspektion nach Eisenach, Holtermann, "bisher in
Freudenberg, nach Salzungen als Vorstand (auftrw.) der
daselbst neu errichteten Eisenbahnbetriebsinspektion, Wilke,
bisher in Bochum, nach Langendreer unter Belassung ın
seiner Stellung als Vorstand der dorthin verlegten Eisenbahn-
178 [No. 740)
bauabt., Emil Meier, bisher in Stargard i. P., zur Kgl. Eisen-
bahndirektion nach Hannover, Voigt, bisher in Frankfurt a. M.,
zur Eisenbahnbetriebsinspektion nach Wetzlar, Lodemann,
bisher in Bromberg, nach Obornik als Vorstand der daselbst
neu errichteten Eisenbahnbauabt., Karl Wendt, bisher in
Neuerburg, zur Kgl. Eisenbahndirektion nach St. Johann-
Saarbrücken, Senffleben, bisher in Magdeburg, nach Finster-
walde als Vorstand der daselbst zu errichtenden Eisenbahn-
bauabt., Friedrich Meyer, bisher in Prenzlau, zur Eisenbahn-
betriebsinspektion 2 nach Königsberg 1. Pr., Lichtenfels, bisher
in Trier, als Vorstand der Eisenbahnbauabt. nach Daun und
Hampke, bisher in Altona, nach Rendsburg als Vorstand der
daselbst neu errichteten Eisenbahnbauabt.;
der Grofsherzogl. hessische Eisenbahn-Bau- und Betriebs-
inspektor Plagge, bisher in Koblenz, als Vorstand (auftrw.)
der Eisenbahnbetriebsinspektion 1 nach Nordhausen;
die Eisenbahnbauinspektoren Tooren, bisher in Aachen,
als Abnahmebeamter nach Dortmund, Althüser, bisher in
Frankfurt a. M., nach Dortmund als Vorstand der daselbst
neu errichteten Eisenbahnmaschineninspektion 2, Blindow,
bisher in Ponarth, nach Salbke als Vorstand einer bei der
Eisenbahnhauptwerkstätte daselbst neu errichteten Werk-
stätteninspektion, Bluhm, bisher in Opladen, als, Vorstand der
Eisenbahnmaschineninspektion nach Düsseldorf, Ludwig
Hellmann, bisher in Witten, als Vorstand einer Werkstätten-
inspektion bei der Eisenbahnhauptwerkstätte nach Kassel,
Kleimenhagen, bisher in Kassel, als Vorstand der Eisenbahn-
maschineninspektion nach Harburg, Maximilian Diedrich,
bisher in Altena, nach Duisburg als Vorstand der daselbst
neu errichteten Eisenbahnmaschineninspektion 3, Höfinghoff,
bisher in Bremen, als Vorstand der Eisenbahnmaschinen-
inspektion nach Hamburg, Ihlow, bisher in Osnabrück, als
Vorstand der Eisenbahnmaschineninspektion 2 nach Bremen,
Friedrich Müller, bisher in Paderborn, als Vorstand der
Eisenbahnmaschineninspektion 2 nach Stettin, Oskar Mayer,
bisher in Kassel, als Vorstand (auftrw.) einer Werkstätten-
inspektion bei der Eisenbahnhauptwerkstätte nach Karthaus,
Velte, bisher in Duisburg, als Vorstand (auftrw.) der Eisen-
bahnmaschineninspektion nach Altena, Meyeringh, bisher in
Berlin, als Vorstand (auftrw.) einer Werkstätteninspektion
bei der Eisenbahnhauptwerkstätte nach Witten a. d. R., Aug.
Wilhelm Weber, bisher in Erfurt, nach Limburg a. d. L. als
Vorstand (auftrw.) einer bei der Eisenbahnhauptwerkstätte
daselbst neu errichteten Werkstätteninspektion, Füchsel,
bisher in Erfurt, als Vorstand (auftrw.) einer Werkstätten-
inspektion bei der Eisenbahnhauptwerkstätte nach Opladen,
v. Czarnowski, bisher in Dortmund, nach Hoyerswerda als
Vorstand (auftrw.) der daselbst neu errichteten Eisenbahn-
werkstätteninspektion, Süersen, bisher in Berlin, als Vorstand
(auftrw.) einer Werkstätteninspektion bei der Eisenbahn-
hauptwerkstätte nach Posen, Schumann, bisher in Berlin, nach
Posen als Vorstand (auftrw.) einer bei der Fisenbahnhaupt-
werkstätte daselbst neu errichteten Werkstätteninspektion,
Pontani, bisher in Kassel, als Vorstand (auftrw.) einer Werk-
stätteninspektion bei der Eisenbahnhauptwerkstätte nach
Frankfurt a. M., Reutener, bisher in Königsberg ı. Pr., nach
Trier als Vorstand (auftrw.) der daselbst neu errichteten
Eisenbahnmaschineninspektion 2, Sydow, bisher in Kattowitz,
als Vorstand (auftrw.) der Eisenbahnmaschineninspektion nach
Liegnitz, Quelle, bisher in Kattowitz, als Vorstand (auftrw.)
einer Werkstätteninspektion bei der Eisenbahnhauptwerkstätte
nach Paderborn, Bonnemann, bisher in Dortmund, als Vor-
stand (auftrw.) der Eisenbahnwerkstätteninspektion nach
Osnabrück und Brandes, bisher in Kassel, als Vorstand
(auftrw.) der Eisenbahnwerkstätteninspektion 2 nach Darm-
stadt, der Grofsherzogl. hessische Eisenbahnbauinspektor
Wilhelm Kayser, bisher ın Darmstadt, nach Worms als
Vorstand der daselbst neu errichteten Eisenbahnmaschinen-
inspektion;
zum Kgl. Eisenbahn-Zentralamt in Berlin die Reg.-Bau-
meister Eckhardt, bisher in Frankfurt a. M., mit dem Wohn-
sitz in Cassel, Bange, bisher in Gleiwitz, mit dem Wohn-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. April 1908]
sitz in Duisburg, Lychenheim, bisher in Halle a. S., mit dem
Wohnsitz in Königsberg i. Pr., Neubert, bisher in Witten,
nach Berlin und Helff, bisher in Lauban, mit dem Wohnsitz
in Erfurt, ferner der Grofsherzogl. hessische Reg.-Baumeister
Emil Moeller, bisher in Erfurt, in den Bezirk der Kgl. Eisen-
bahndirektion in Cassel (Maschinenbaufach), der Reg.-Bau-
meister Horstmann, bisher in Koesfeld, in den Bezirk der
Kgl. Eisenbahndirektion in Köln (Eisenbahnbaufach) sowie
im Geschäftsbereiche der landwirtschaftlichen Verwaltung
die Reg.-Baumeister Ibrügger, bisher aushilfsweise im Minist.
für Landwirtschaft, Domänen und Forsten beschäftigt, nach
Lübben, v. Reiche von Kottbus nach Dillenburg, Tolkmitt
von Briesen nach Berlin zur aushilfsweisen Beschäftigung
im Minist. für Landwirtschaft, Domänen und Forsten und
Bartholdi in Kóslin nach Hannover (Meliorationsbauamt);
der Bibliothekar an der Kgl. Universitätsbibliothek in
Göttingen Dr. Diestel in gleicher Eigenschaft an die Kgl.
Techn. Hochschule in Hannover.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Reg.-Baumeistern Ludwig Brugsch
in Berlin (Eisenbahnbaufach) und Klemens Feldhaus in Oppeln
(Wasser- und Strafsenbaufach).
Bayern.
Befördert: der Vorstand der Neubauinspektion Mühl-
dorf Direktionsrat Friedrich Englmann zum Regierungsrat
an seinem Dienstorte.
Versetzt: in ihrer bisherigen Diensteigenschaft der
Regierungsrat im Staatsminist. für Verkehrsangelegenheiten
Friedrich Schwenck zur Eisenbahndirektion München, der
Regierungsrat bei der Eisenbahndirektion München Heinrich
Liederer v. Liederscron in das Staatsminist. für Verkehrs-
angelegenheiten, der Direktionsassessor Friedrich Münz in
Bayreuth zur Betriebsinspektion München II als deren Vor-
stand und der Direktionsassessor bei der Eisenbahndirektion
München Anton Vorndran zur Bahnstation München-Haupt-
bahnhof.
Sachsen.
Ernannt: zum etatmäfsigen Bauinspektor bei der Staats-
eisenbahnverwaltung der Reg.-Baumeister präd. Bauinspektor
Sixtus;
zu ordentl. Professoren in der Mechanischen Abt. der
Techn. Hochschule in Dresden der Privatdozent ۰
Adolf Nagel und der aufserordentl. Professor Ernst Lewicki
an dieser Hochschule, ersterer mit dem Lehrauftrag für
Kolbenmaschinen-, Pumpen- und Gebläsebau sowie für
Konstruktion von Gasmaschinen, letzterer für Konstruieren
der Dampfkessel, Wasserkraftmaschinen und Dampfturbinen.
Angestellt: als etatmäfsiger Reg.-Baumeister im Be-
reiche der Staatseisenbahnverwaltung der bisher aufseretat-
mäfsige Reg.-Baumeister E. F. Schütze in Leipzig.
Baden.
Versetzt: die Reg.-Baumeister Wilhelm Kern in Mann-
heim zur Grofsherzogl. Wasser- und Strafsenbauinspektion
Wertheim und Philipp Gaberdiel in Wertheim zur Grofs-
herzogl. Rheinbauinspektion Mannheim.
Hessen.
Aufsein Nachsuchenin den Ruhestand versetzt:
der ordentl. Professor für das Ingenieurfach I (Statik und
Eisenbau) an der Techn. Hochschule Geh. Baurat ۲۰
Theodor Landsberg in Darmstadt.
Hamburg.
Ernannt: zu Baumeistern der Baudeputation der Reg.-
Baumeister Jules Christophe Calais und der Diplomingenieur
Albert Friedrich Johann Littmann. l
Gestorben: Dr. Anton Edler v. Braunmühl, ordentl.
Professor der Kgl. Techn. Hochschule in München, Landes-
bauinspektor Max Semler in Schneidemühl und Wasserbau-
inspektor Baurat Blum in Strafsburg i. E.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin.
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
[1. Mai 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESE
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[No. 741]
179
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
Versammlung am 28. Januar 1908
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr. Ana Wichert — Schriftführer: Herr Geh. Kommissionsrat F. C. Glaser
(Mit 24 Abbildungen)
Der Vorsitzende eröffnet die Versammlung und gibt
von einem an den Vorstand gerichteten Schreiben vom
22. Januar 1908 des Königlichen technischen Ober-
prúfungsamtes Berlin Kenntnis, wonach der Herr Minister
der öffentlichen Arbeiten genehmigt hat, dafs die von
den Regierungsbauführern Artur Schalkau, Alfred
Buntebardt, Walther Weigel und Otto Hansmann
herrührenden Bearbeitungen der von dem Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure für das Jahr 1907 ge-
stellten Preisaufgabe — Beuthaufgabe: „Entwurf eines
Kraftwerkes“ — als häusliche Probearbeiten für die
zweite Hauptprüfung bezw. Staatsprüfung im Maschinen-
baufache angenommen werden. (Beifall.)
Alsdann wird zu den alljährlich zu Beginn des
Jahres stattfindenden Neuwahlen geschritten.
Die gemáfs § 10 der Satzungen mit Ablauf des
Jahres 1907 aus dem Vorstande ausscheidenden Mit-
glieder, die Herren: Ministerialdirektor Dr. : Ina.
Wichert, Geheimer Regierungsrat Geitel, Geheimer
Kommissionsrat Glaser, Ingenieur Hoppe werden
(durch Zuruf) wiedergewählt. Für Herrn Kommerzien-
rat Dr. Jna. Stahl, Düsseldorf, welcher gebeten hat, an
seiner Stelle ein in Berlin ansässiges Mitglied in den
Vorstand zu wählen, wird Herr Dircktor F. Gredy,
Charlottenburg, und für den gleichfalls ausgeschiedenen
Herrn Geheimen Baurat Lochner, welcher seinen
Wohnsitz von Berlin nach Grimma, Sachsen, verlegt
hat, Herr Regierungsrat P. Denninghoff, Mitglied
des Kaiserlichen Patentamtes, Charlottenburg, in den
Vorstand berufen. — Die Wahl erfolgt durch Stimm-
zettel.
Des weiteren werden (durch Zuruf) wiedergewählt:
a) der Vorsitzende, seine beiden Stellvertreter, der
Säckelmeister und Schriftführer sowie sein Stell-
vertreter;
b) der Geselligkeitsausschufs, bestehend aus den
Herren: Eisenbahnbauinspektor Anger, Ma-
schinenbauinspektor Block, Regierungsbaumeister
Bolstorff, Regierungsbaumeister Fleck, Re-
gierungs- und Baurat Fraenkel, Regierungsbau-
meisterGarnich, Geheimer RegierungsratGeitel,
Regierungsbaumeiter a.D. L. Glaser, Geheimer
Kommerzienrat Julius Pintsch, Regierungsrat
Riedel, Regierungsbaumeister a. D. Rudolph,
Regierungsbaumeister Schmelzer, Fabrikbesitzer
Schulze-Janssen, Geheimer Baurat Schu-
macher, Regierungs- und Baurat Unger.
Die Herren nehmen, soweit sie zugegen sind, die
Wahl mit Dank an; die Zustimmung der übrigen Herren
wird eingeholt werden.
Herr Regierungsrat Thuns erstattet dann eingehend
Bericht über die von ihm in Gemeinschaft mit Herrn
Geheimen Baurat Rustemeyer vorgenommene Kassen-
prüfung, welche die ordnungsmäfsige Verwaltung der
Kasse und Führung der Geschäftsbücher der Vereins
im Jahre 1907 ergeben hat. Das Vereinsvermögen
bestand am Schlusse des Jahres 1907 aus:
a) einem Kassenbestande von f . 2572,27 M
b) 3/2 pCt. Pr. cons. Staatsanleihe . 68 500, — ,
Summe 71072,27 M
Dem Säckelmeister wird die Decharge erteilt.
Der im Anschlufs hieran gleichfalls von Herrn
Regierungsrat Thuns unterbreitete Entwurf des Haus-
haltsplanes für das Jahr 1908 wird genehmigt.
Die Anträge des Ausschusses für die Verwendung
der gestifteten Fonds:
1. Dem Herrn Professor Dr.- Jna. Schlesinger an
der Technischen Hochschule zu Berlin die Aus-
arbeitung einer Abhandlung über „Bewährte Me-
thoden des Rechnungswesens im Lokomotiv- und
|
Wagenbau für Neubau und Ausbesserung“ zu
übertragen,
2. als Autorenhonorar eine Summe von 3000 M
mit der Mafsgabe zu bewilligen, dafs jedem Ver-
einsmitgliede ein Exemplar der Abhandlung inner-
halb längstens 2 Jahre kostenfrei geliefert wird;
werden nach einem kurzen Referat, welches an Stelle
des durch Erkrankung verhinderten Herrn Direktor
Gredy der Vorsitzende übernimmt, angenommen.
Herr Regierungsrat Mchlis erhält alsdann das
Wort zu seinem Vortrage:
Theoretische Betrachtungen über die Schwingungen
von schnellfahrenden D-Zugwagen und deren
۱ praktische Messung. *)
Herr Regierungsrat Mehlis: Die Veranlassung zu
meinen Studien über das obige Gebiet war ein Preis-
ausschreiben des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenicure
mit dem Titel „Untersuchungen über die Bedingungen
des ruhigen Laufes von Drehgestell-Wagen für Schnell-
züge“, welches am 1. Juli 1905 in „Glasers Annalen für
Gewerbe und Bauwesen“ veröffentlicht ist.
Da es sich bei der Bewegung der Eisenbahn-Wagen
um den Einflufs des Gleises, der Wagen-Konstruktion,
der Gleis- bezw. Wagen-Abnutzung, des Wagen-
gewichtes, der Zuggeschwindigkeit, der Kuppelung der
Wagen untereinander, und vieler anderer Dinge handelt,
so kann man, wenn man an die im Preisausschreiben
genannte Aufgabe herantritt, sein Flauptaugenmerk
naturgemáls nur auf eine jener vielen Aufgaben lenken.
Im folgenden soll unter der Voraussetzung idealer
Gleisanlage und Wagenunterhaltung der Einflufs näher
erörtert werden, den die Wagenfedern, das Wagen-
gewicht und seine Verteilung und die Zuggeschwindig-
keit auf den ruhigen Lauf des Gefährtes haben.
Die praktischen Versuche, die ich angestellt habe,
verdanke ich dem Entgegenkommen des Ministers der
öffentlichen Arbeiten, der mir die Erlaubnis zur Vor-
nahme von Versuchen in Zügen der Kgl. Werkstätten-
Inspektion Tempelhof und Potsdam gegeben hatte. Der
dabei benutzte Apparat ist der von Schlick konstruierte
Pallograph, den ich wohl als erster bei Eisenbahnfahr-
zeugen verwandt habe, und dessen Brauchbarkeit auf
diesem Gebiet erwiesen wurde.
Die zahlreichen Bewegungen eines Wagenkastens
lassen sich auflösen in Drehbewegungen um die drei
Schwerpunktachsen. Wie die Erfahrung lehrt, sind die
Bewegungen der langen Drehgestellwagen um die
horizontale Querachse äufserst gering, so dafs wir auf
diese in unsern ferneren Betrachtungen nicht weiter
zurückkommen wollen. Anders ist es jedoch mit den
Bewegungen um die horizontale Schwerpunktlängsachse
und mit denen um die vertikale Schwerpunktsachse,
die bei gewisser Anhäufung eine Betriebsgefahr. mit
sich bringen können.
Wie jedem Fachmann bekannt, bildet, um von den
Bewegungen um die horizontale Längsachse zuerst zu
sprechen, die Hauptursache für die Schwingungen eines
Wagenkastens um seine horizontale Längsachse das
Spiel der Federn, auf denen der Wagen ruht. Die
Federn selbst sind wegen der bei der Fahrt auftretenden
*) Die vorliegende Abhandlung ist im wesentlichen der Inhalt
des von mir am 28. Januar 1908 im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure zu Berlin gehaltenen Vortrages. Die Niederschrift ist
jedoch cinesteils durch die Einfügung der Formeln und ihrer
Ableitungen, welche sich naturgemats für einen Vortrag zur Wieder-
gabe nicht eignen, ergänzt worden, andernteils auf Grund von
weiteren Erfahrungen etwas geändert worden; diese gewann ich durch
Modellversuche, zu denen mich die Diskussion, welche sich an
meinen Vortrag schlofs, und die Anregung mir betreundeter Fach-
leute veranlaiste. Der Vertasser.
Nachdruck des Inhaltes verboten.
180 [No. 741]
Stöfse des Wagenuntergestells nicht zu vermeiden. Es
kann sich daher nur darum handeln, wie man die durch
die Federn eingeleiteten Schwingungen des Wagens so
schnell als möglich zur Ruhe bringt, und mufs man aus
diesem Grunde wissen, von welchen Gröfsen die Feder-
ausschläge abhängen.
Sobald es sich um Hin- und Herbewegungen d.h.
Schwingungen irgend welcher Art handelt, ist der
nächstliegende Begriff die Pendelschwingung. Um unter
diesem Gesichtspunkt in der Konstruktion des Wagen-
obergestells ein pendelartig schwingendes System zu
erkennen, ist es angebracht, von der einfachen Form
des mathematischen Pendels auszugehen, das ein an
einem Faden hängendes Gewicht darstellt.
In Abb. 1 sehen wir das Pendel umgekehrt auf-
gestellt, indem ein unten eingespannter Stab oben eine
Masse trägt. Die treibende Kraft ist in diesem Falle
neben der Erdschwere in besonderem Maíse die Elastizität
des Stabes.
Abb. 1. Abb. ۰
A ee
Man kann nun, wie Abb. 2 zeigt, die untere Ein-
spannstelle in zwei Auflager auflésen, wobei voraus-
gesetzt sein mag, dafs der horizontale Balken und seine
Verbindung mit dem vertikalen steif sind, so dafs die
treibende Kraft wiederum in der Hauptsache die
Elastizität des senkrechten Stabes ist.
Wenn man nun diese Figur gemafs Abb. 3 in der
Weise abändert, dafs man sämtliche Stäbe steif macht,
so muls man den Endpunkten des horizontalen Balkens
eine vertikale Verschiebbarkeit geben, was man durch
Einfügung von Federn bewerkstelligen kann, welche jetzt
ihrerseits die Impulse für die Schwingung geben. Bei
der Abb. 3 ist noch vorausgesetzt, dafs das Gewicht
des Massenpunktes durch den Drehpunkt aufgenommen
wird,
Abb. 3.
Man kann schliefslich noch einen Schritt weiter
gehen und den materiellen Drehpunkt fortlassen, wo-
durch die Wirkung entsteht, dafs gemafs Abb. 4 auch
das Gewicht des Schwingungssystems von den Federn
aufgenommen wird.
Wie die nächste Figur (Abb. 5) erkennen läfst, hatten
wir in der Abb. 4 das Prinzip des um seine horizontale
Längsachse schwingenden Eisenbahnwagens.
Für die spätere Rechnung ist es einfacher, den
Massenschwerpunkt in den Drehpunkt der Schwingung
zu verlegen, wodurch Abb. 6 entsteht. Diese Art der
Schwingung ist unstreitig der einfachste und natürlichste
Fall. Wenn das Obergestell eines Eisenbahnwagens
infolge der konstruktiven Ausfúhrung der Drehgestelle
wohl nicht um seinen Schwerpunkt als Drehpunkt
sondern eher um den Drehzapfen, also einen Punkt
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
|
[1. Mai 1908]
aufserhalb des Schwerpunktes schwingen dürfte, so wird
es später leicht sein, nach Kenntnis der Schwingungs-
bewegung gemäfs Abb. 6 auf den Fall gemäfs Abb. 4
und 5 überzugehen.
Bei der Analyse der Schwingungen eines Systems
nach Abb. 6 ist es zuvor noch nötig auf die Schwingung
einer durch ein Gewicht belasteten Feder näher ein-
zugehen.
Abb. 5.
Der einfachste Fall einer Feder ist der einseitig
eingespannte horizontale Stab, der am Ende mit einem
Gewicht belastet wird (Abb. 7). Wenn man das Gewicht
von G nun in der Weise auf den Stab zur Wirkung
bringt, dafs das Gewicht von O anfangend bis auf seine
Gröfse G wächst, so dafs demnach zwischen dem je-
weilig wirkenden Gewicht und der infolge der Stab-
deformation entstehenden Gegenkraft der Feder stets
Gleichgewicht herrscht, so wird der Stab schliefslich
eine Durchbiegung / erhalten und ruhig in-dieser Lage
verharren.
Abb. 7.
Wenn aber die Kraft @ statt allmählich anwachsend
von Anfang an in ihrer ganzen Gröfse wirkt, so wird
die Durchbiegung des Stabes wie bekannt ۰
In dieser Lage verharrt jedoch der Stab nicht,
sondern er schnellt trotz des Gewichtes G bis nahezu
in die horizontale Lage wieder hinauf und dann wieder
hinunter in immer kleiner werdenden Schwingungen;
die Nulllage, um welche er schwingt, ist die mit der
Durchbiegung f, welche Lage der Stab nach eingetretenem
Ruhezustand schliefslich dauernd einnimmt.
Wenn nun das Gewicht G gar mit einer gewissen
Geschwindigkeit auf den spannungslosen, horizontal
gerichteten Stab trifft, so entwickelt sich ein ähnliches
Schwingungsbild, wie eben beschrieben, nur mit dem
Unterschiede, dafs die am Ende des ersten Niederganges
eintretende Durchbiegung y noch gröfser wird als Ze,
Die Durchbiegung y ist zu berechnen aus der Formel
#7
D
worin / die Durchbiegung in Metern bezeichnet, welche
ein Stab oder eine irgendwie geformte Feder in Richtung
1) v= cos: TV مد ون«
[1. Mai 1908]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 741] 181
des stofsenden Körpers erleidet, wenn das Gewicht
desselben allmählıch auf die Feder einwirkend gedacht
ist. PY bezeichnet die Geschwindigkeit in m/sek, mit
welcher das wirkende Gewicht auf die spannungslos
gedachte Feder trifft und Winkel « den Winkel, welchen
die Bewegungsrichtung des stofsenden Körpers mit der
Vertikalen einschliefst. Das -+ Zeichen gilt für die
maximale Durchbiegung und das — Zeichen für die
Rückfederung. Diese Formel entsteht aus der Diffe-
rentialgleichung des Zusammenhanges der in einem
beliebigen Augenblick der Deformation wirkenden Kräfte,
wobei die Feder selbst als masselos gedacht ist. Wie
man aus der Formel ersieht, kann — um einen Augen-
blick auf das Beispiel in Abb. 7 zurückzukehren — die
Rückfederung über die horizontale Strecklage des Stabes
nach oben hinausgehen. Wenn der Stofs vertikal er-
2 yest Vs + d
für v — 0 erhält man bei dem lotrechten Stofs
et age ae ve
Für den horizontalen Stofs ergibt sich, da cos « = Oist:
3) y=y ۳ 2
&
Wer sich genauer über die Formel 1 informieren will,
dem sei das sehr beachtenswerte Buch von Castigliano:
„Theorie der Biegungs- und Torsions-Federn“, deutsch
von Totz, Wien 1888, empfohlen.
Bislang habe ich nur über die Schwingungswege ge-
sprochen, welche eine spannungslos gedachte, von
einem stofsenden Körper getroftene Feder zurücklegt,
mit a. W. über die Amplituden der bei Federn auf-
tretenden Schwingungen. Um ein vollkommenes Bild
über eine Schwingung zu erhalten, ist es nun aber noch
nötig, die Schwingungsdauer kennen zu lernen. Wie
die Erfahrung lehrt und wie theoretisch zu errechnen
ist, ist die Schwingungsdauer einer Feder nur abhängig
von der Durchbiegung /, welche sie bei allmählich
wirkendem Gewicht @ erleidet.
Die Formel für die Dauer einer solchen Schwingung,
d. h. eines Hin- oder Herganges einer Feder lautet:
ل )4
Hieraus ergibt sich, dafs eine bestimmte Feder bei einer
bestimmten Gröfse des wirkenden Gewichtes eine kon-
stante Schwingungsdauer bezw. Schwingungszahl hat.
Wird auf die einmal betrachtete Feder eın anderes
Gewicht gebracht, so ändert sich natürlich f und mit-
hin auch die Schwingungszahl der Feder. Für das
Auge macht sich diese Veränderung auch noch dadurch
geltend, dafs die Nulllage, um welche die Schwingung
sich vollzieht, und welche durch den Wert 7 bestimmt
ist, um einen bestimmten konstanten Wert verschoben ist.
Bei einem Eisenbahnwagen ist die Abfederung nun
nicht so einfacher Natur, als dafs wir die Bewegung
des Wagenkastens ohne weiteres nach den bisherigen
Formeln bestimmen könnten. Man mufs bei den bei
den Eisenbahnwagen zur Anwendung kommenden Federn
zwischen parallel- und hintereinandergeschalteten Federn
unterscheiden.
Abb. 8 zeigt ein Beispiel für parallel geschaltete
Federn. Es sind hier drei Federn verschiedenster
Konstruktion dargestellt, welche sich zwischen einer
unteren Auflage und einem oberen horizontalen Brett,
auf dem ein Gewicht steht, befinden. Da die Federn ver-
schieden stark sind, so mufs bei einem praktischen
Versuche die Lage des Gewichtes G so durch Probieren
bestimmt werden, dafs die Resultante der drei zu ein-
ander parallelen Federkräfte durch G geht, was äulser-
lich durch eine horizontale Einstellung des oberen
Brettes erkannt wird. Ist dies der Fall, so ist bei allen
Höhenlagen des Gewichtes G die horizontale Lage des
oberen Brettes gewährleistet. Wenn aber das Brett sich
qa
°) Vergl. Taschenbuch der „Hütte“ 1896 unter „Festigkeit der
Federn“ und Castigliano „Theorie der Biegungs- und Torsions-
federn“.
—— ل ل ل ل ل le md
parallel zu sich hebt und senkt, so sind die Durch-
biegungen der Federn jedesmal alle gleich. Vorausgesetzt
nun, dafs das Gewicht G sich um den Betrag f bei all.
mählicher Einwirkung von 0 bis auf die Gröfse G senkt,
so ist die Deformation jeder Feder auch / und mithin die
Schwingungsdauer der Federn und des Gewichtes G
5) «۰
Obwohl also ganz verschieden gebaute Federn zur An-
wendung gekommen sind, ist die Schwingungszahl aller
Federn gleich. |
Wie verhält es sich nun mit hintereinander ge-
schalteten Federn, von denen uns Abb. 9 ein Bild liefert?
Wenn in diesem Falle ein Gewicht G auf die oberste
Feder gebracht wird, so durchflictst die Kraft @ zuerst
die oberste Feder und deformiert dieselbe entsprechend
ihrer Bauart. Die oberste Feder überträgt sodann ent-
sprechend dem jeweiligen Stande ihrer momentanen
Deformation die sie beeinflussende Kraft auf die zweite
Feder und diese auf die dritte. Die Kräfte, welche
jeweilig auf die Federn wirken, sind untereinander
gleich und zwar bis zum Höchstbetrage von G; die
Durchbiegungen, die diese Federn erleiden, sind aber
verschieden, da die Federn als verschieden stark vor-
ausgesetzt sind. Wenn nun die Durchbiegungen der
Federn f, f, und f, sind, so ist fA if -+ fs = J die
Verschiebung von @. Da aber die Schwingungsdauer
einer Feder durch ihre Durchbiegung / bestimmt wird,
so sollte man meinen, dafs die Federn des in Abb. 9 dar-
gestellten Systems, sobald es sich selbst überlassen ist,
ganz wild durcheinander schwingen, indem die ein-
zelnen Federn entsprechend ihren Deformationen A, fa, وگ
und ihren Schwingungszeiten 4, ¢, und £, schwingen und
sich die Bewegung des Gewichtes als die Summenkurve
dieser Federbewegungskurven ergibt. Später angestellte
genaue praktische Messungen des Verfassers mit
Schraubenfedern haben aber ergeben, dafs hinterein-
ander geschaltete Federn nicht entsprechend der ihnen
eigentümlichen Schwingungszeiten 4 4, usw. schwingen,
sondern nıit einer Schwingungszeit
ا )6
Es ist demnach für das schwingende Gewicht be-
langlos, ob es durch eine Feder von der Durchbiegung
f oder durch mehrere hintereinander geschaltete Federn,
deren Durchbiegungen f, + f ...و =.f sind, getragen
wird. Es wird dieses zuerst vielleicht eigenartig er-
scheinende Resultat damit zu erklären sein, dafs die
Federn als masselos zu denken sind, da die Federmasse
im Verhältnis zu der fremden Gewichtsmasse meist sehr
gering und zu vernachlässigen ist.
In Wirklichkeit ist ja das Federgewicht nicht die
Ursache der den einzelnen Federn erteilten Durch-
biegungen gewesen, sondern die fremde Masse G. Es
dürfte demnach nicht auffallend erscheinen, dafs dieses
Gewicht G und sein Schwingungsweg f für die
Schwingungszeiten sämtlicher Federn entscheidend ist.
Nachdem nunmehr die Schwingungsmöglichkeiten
der von einem Gewicht belasteten Federn erörtert
worden sind, wollen wir jetzt den Einfluls der Federn
auf die Masse cines Eisenbahn -Wagens näher be-
leuchten.
Für die nachfolgenden Betrachtungen ist es nach
dem Vorhergehenden ohne Belang, ob der Wagen nur
182 [No. 741]
eine einfache Abfederung besitzt oder mehrere hinter-
einander geschaltete Federn.
Die senkrechten Schwingungen sind infolge ihrer
Uebereinstimmung mit den in Abb. 8 und 9 dargestellten
Fällen ohne weiteres klar. Es ergibt sich ihre
Schwingungsdauer aus den Formeln 5 und 6 zu
7) =a Y *.
Diese Schwingungsdauer behált der Wagen bei allen
Zuggeschwindigkeiten bei, was theoretisch dadurch be-
wiesen wird, dafs die Geschwindigkeit 7, mit welcher
der abgefederte Wagenteil auf seine Abfederung stölst,
nicht in der oben genannten Formel enthalten ist, und
was praktisch z. B. durch die Versuche der französischen
Westbahn auf der Strecke Paris—Havre bewiesen ist.*)
Anders jedoch ist es mit den Schwingungswegen,
die mit der Fahrgeschwindigkeit zunehmen, da die Ge-
schwindigkeit Fa, mit welcher der Wagen in vertikaler
Richtung auf Weghindernisse trifft, entsprechend der
Fahrgeschwindigkeit zunimmt. So ergeben sich die
jedseitigen Schwingungsausschläge entsprechend der
früheren Formel 2
yest Vr Er
zu: O
I=y-j= + Vy: T ۱ de
da die Schwingung sich um die Ruhelage von der
Durchbiegung 7 vollzieht.
Der ganze für das Auge sichtbare Schwingungsweg ist
daher infolge des + Zeichens
8) زرا Fu
Neben diesen auf- und aede chenden Bewegungen
ist das Obergestell eines Eisenbahn-D-Zugwagens infolge
des Federspieles noch Drehbewegungen ausgesetzt.
Diejenigen, welche durch das Spiel der Tragfedern
des Wagens entstehen, sind hauptsächlich die um die
horizontale Längsachse des Wagens. Die Schwingungs-
bilder, welche diesen Drehungen zu Grunde liegen,
sind in den Abb. 4, 5 und 6 wiedergegeben.
Um die bei dieser Schwingung mafsgebenden
Gröfsen feztzustellen, denke man sich das System um
den <= w durch eine äufsere Kraft aus der Gleich-
gewichtslage gedreht und nun sich selbst überlassen,
so dafs sich das System in der Richtung des Pfeiles
in die Gleichgewichtslage zurückdrehen will. (Abb. 10.)
Abb. 10.
Das wirksame Gewicht des Obergestells sei
DU
also für jede Seite pro Federschar
ANDA
der Abstand der Federn von Wagenmitte =
Auf der rechten Seite wirkt sodann als äufsere
Kraft der Ueberschufs des Kastengewichtes über die
noch bestehende Federspannung 2, und zwar noch unten.
Auf der linken Seite wirkt der Ueberschufs der
Federkraft و über das Kastengewicht nach oben.
Es ist nun nach den Sätzen der Mechanik:
dew a
8) E EE CS
۱ dt 7
worin € die Winkelbeschleunigung bezeichnet, ¢ die Zeit,
۸ dafs Drehmoment der äulseren Kräfte, /, das polare
Tragheitsmoment des zu drehenden Körpers.
*) Reviie generale des chemins de fer. 1904. I. Semestre. S. 80 ff.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
یتسه بش A -
(1. Mai 1908]
d س
Da aber 7, = GE — und
G ft,
P= pa Ist, also
f 1 2
P,—P,=G. s , weiter:
das polare Trägheitsmoment eines Körpers
Jr
worin G das Gewicht des Körpers,
g die Beschleunigung durch die Erdschwere,
k der Trägheitsradius ist
und schlieislich, wie aus Abb. 9 zu entnehmen:
= —. Å? ist,
d
tgw = ES oder do, tgw
und in Anbetracht der geringen Gröfse von <=. w, wo
der Bogen statt der Tangente zu setzen ist, d= a.w,
so ergibt sich:
¡AS
dew _M Së
ڪا
G ei
سا STÊ CR
To Jr To G k? T G.k /
E
5 aawo g oe E
a ER ار اس me
ef?
Der Einfachheit halber setze man ef =o
sodann ist die zu lösende Differentialgleichung:
de w
9) yt 2 Cew
Wie man sich durch Rückwärts-Differentieren über-
zeugen kann, ist die Auflösung dieser Differential-
Gleichung die folgende Gleichung:
10) o= A. sin (Vc) + B cos (eV c)
Um die Grenzen zu bestimmen, ی
man sich, dafs für 4= 0, u = w, und رت die Winkel-
0
geschwindigkeit auch = 0 ist.
Wenn diese Werte in obige Gleichung eingesetzt
werden, erhält man =0-+ 2.1, also Bow
Wenn man Gleichung 10 nach 7 differentiert, so er-
gibt sich
1 — > Pe
ge — A cos (+) D: c — #sin (+) c).) €
und für 4= 0 ergibt sich0 = 4.1. Vz O, also 4 =0.
Es wird also Gleichung 10 zu
oO. sin (£۲ ¢) + o ar c ) oder
11) cos (z V c).
Mit Hilfe iesiri Formel wäre man in der Lage, an-
zugeben, welche Schräglage das schwingende System,
von einer beliebigen Anfangsschräglage ausgehend, nach
einer beliebigen Zeit erreicht.
Da aber der cos auf einen periodischen Verlauf
hindeutet, so interessiert es uns in höherem Mafse, die
Zeit zu kennen, welche das schwingende System braucht,
um in die Anfangslage zurückzukehren, oder mit andern
Worten die Zeit eines Hin- und Herganges.
Um hier nicht zu lang zu werden, sei nur die aus
( << Di,
jedem Handbuch für mathematische Mechanik zu ent-
nehmende Formel für die Dauer einer einfachen
Schwingung angegeben, wenn zwischen einer Grdfse
und dem Cosinus einer andern der durch Gleichung
ll gegebene Zusammenhang besteht.
Die Dauer für die einfache Schwingung ergibt
. TT
sich zu LEE a
GER
a?
da ¢= pic e ۸ ergibt sich
2 A
12) RR ا VL
(1. Mai 1908]
Diese Formel besagt, dafs die Daucr der Schwingung
des Obergestells um die horizontale Längsachse gleich
ist der Dauer der senkrechten Federschwingung, die
Jr
A
multipliziert mit dem polaren Tragheitsradius des Wagen-
querschnitts, der die Massenverteilung quer zur Be-
wegungsrichtung des Wagens angibt, und dividiert durch
die Entfernung der Federn von der Wagenmittellinie.
Die gleiche Formel pafst natürlich, da sie von ganz
allgemeinen Voraussetzungen ausgeht, unter ent-
sprechender Einsetzung der zugehörigen Werte von ۸
und a auch für die Schwingung um die horizontale
Schwerpunktquerachse.
Beı den Modellversuchen des Verfassers, welche
die Richtigkeit der Formel 12 nachweisen sollten, schien
es zuerst unmöglich, eine Masse entsprechend der
Abb. 6 in Drehschwingungen zu versetzen. Statt Druck-
federn wie in Abb. 6 hatte das Modell zwar zwei auf
Zug beanspruchte Schraubenfedern; hierin aber konnte
ein Unterschied unmöglich gesehen werden. Es war
jedoch, um die Gleichung Y = a.w möglichst zu be-
befriedigen, der gegenseitige Federabstand (2a) im Ver-
haltnis zu der Federdeformation (f) ziemlich grofs
gemacht. Als später der gegenseitige Federabstand
verkleinert wurde, wobei die sonstigen Verhältnisse
also auch die Verteilung der schwingenden Masse die
gleichen blieben, stellten sich Drehschwingungen ein.
Da die Entfernung a verkleinert wurde, so wuchs die
Schwingungsdauer / und zwar bis zu einem solchen
Wert, dafs die Schwingungen leicht mit dem Auge
wahrgenommen werden konnten und sich zählen liefsen.
Wenn darauf der Federabstand vergröfsert wurde, so
verringerte sich dem entsprechend die Schwingungs-
dauer ¢ und es entstanden sehr schnell auf einander
folgende Vibrationen, die sich schliefslich mit dem ein-
fachen Auge nicht mehr genau erkennen liefsen.
Wenn es möglich ist, bei einem nach Abb. 6
schwingenden System die gegenseitige Entfernung der
Federn zu verändern, so bietet diese Mafsnahme ein
Mittel, um den auf direktem rechnerischen Wege wohl
kaum auszurechnenden Trägheitsradius zu finden. Wenn
nämlich, wie ein Blick auf Formel 12 lehrt, = a ist,
so geht die Formel 12 über in die Formel
=a.
g
welche die Schwingungsdauer für die senkrechte Auf- und
Niederschwingung des abgefederten Wagenkastens be-
deutete. Ist demnach durchVeränderung der gegenseitigen
Federentfernung eine Drehschwingung erreicht, deren
Dauer gleich ist der Dauer der senkrechten Schwingung,
so ist der Trägheitsradius die halbe gegenseitige Feder-
entfernung. |
Die Formel 12 bietet aber auch die Möglichkeit,
den Trägheitsradius eines fertigen Eisenbahnwagens
zu berechnen, wenn man den Wagenkasten durch eine
Anzahl Personen, die im Wageninnern eine taktmafsig
wippende Bewegung ausführen, in Drehschwingungen
versetzt und die entstehenden Schwingungen zählt.
Da a und f durch die Konstruktion des Wagens gegeben
sind, so kann man jetzt als einzige Unbekannte den
polaren Trägheitsradius ۸ aus Formel 12 berechnen.
Für den Konstrukteur eines Wagens dürfte es vor-
teilhaft sein, über die spätere mutmalsliche Gröfse des
polaren Trägheitsradius sich einige Klarheit zu
verschaffen. In dieser Beziehung gilt folgendes.
Wenn die Masse des Wagenkastens gleichmälsig
im Querschnitt verteilt wäre, so vergegenwärtige man
sich die bekannte Formel für den polaren Trägheits-
radius:
durch das Wagenkastengewicht bedingt ist, also 7 |
k? =
welche für den Fall zutrifft, dafs der Wagenkasten-
querschnitt ein Rechteck mit den Seiten a und Û dar-
stellt. Für ein Quadrat mit der Seitenlänge A geht
diese Formel über in
LE
k- == 6°
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
+
1
+
(No. 741] 183
Wenn wir aber die gegenseitige Federentfernung stets 2a
genannt haben, so ist es vorteilhafter auf ein Quadrat
mit der Seitenlänge 2b überzugchen, für welches sich
ergibt ۲ 6 b°?
und k = © 0,82.
Da nun besonders bei dem leeren Wagen die Masse
des Wagenkastens im wesentlichen an der äufseren
Umgrenzung (Fufsböden, Seitenwände, Dach) liegt, so
ist der Trägheitsradius bei Entwürfen nahezu gleich
der halben Wagenbreite anzunehmen. Natürlich ent-
stehen Abweichungen von dieser Regel, je nachdem
z. B. viele Zwischenwände und zwar Längs- wie Quer-
Wände eingebaut sind, ob und in welcher Verteilung
eine mobile Last wie Menschen, Gepäckstücke usw.
vorhanden ist, u. a. mehr.
Es mufs hier bei der Bestimmung von & noch auf
die Abweichung hingewiesen werden, welche hinsichtlich
der Wagenschwingungen dadurch entsteht, dafs der
Schwerpunkt und der Drehpunkt des Wagenkastens
nicht zusammenfallen. Der Schwerpunkt dürfte etwa
in % m Höhe über dem Fufsboden des Wagenkastens
liegen, während als Drehpunkt für die Drehungen um
die horizontale Längsachse des Wagens etwa die Dreh-
zapfen der Drehgestelle anzusehen wären.
Die Schwingungsamplituden der Dreh-
bewegungen eines Eisenbahnwagens um seine hori-
zontale Längsachse berechnen sich in folgender Weise.
Von einem ein für allemal feststehenden Werte
kann man hier nicht sprechen. Man mufs nämlich be-
denken, dafs die Federspannung mit dem auf den Federn
lastenden Gewicht statisch im Gleichgewicht ist, sodafs
eigentlich keine Bewegung mehr eintreten kann, es sci
denn durch dynamische Kräfte.
Um diese und deren Einflufs auf die Schwingungs-
wege näher kennen zu lernen, denke man sich, dafs
die eine Schiene des Gleises
um ein Gewisses höher liegt
als die andere. Der Wagen
mufs also auf der einen Seite
gehoben werden, wozu eine
Kraft Z — vergl. Abb. 11 —
nötig ist. Diese Kraft bewegt
sich entsprechend der immer
höher rückenden Lage der
Räder der einen Wagenseite
mit der Geschwindigkeit va
von unten nach oben. Die
von dieser Kraft geleistete
Arbeit ist 4A = P.v, Die
Widerstandsarbeit besteht in
einer Drehung des Wagens,
die man ohne besonderen
Fehler als eine Drehung um
seinen Schwerpunkt wird auf-
fassen können. Da ferner
der abgefederte Teil eines
Wagens 90 bis 95 pCt. des ganzen Wagengewichtes
ist, so kann man unter Zulassung eines Fehlers von
5 bis 10 pCt. sagen, dafs die von Kraft P geleistete
Arbeit lee den gleich ist:
13)
Abb. 11.
AP St
worin / das polare Trägheitsmoment der Masse des
abgefederten Wagenteiles vom Gewicht G ist und w
die Winkelgeschwindigkeit der Drehung um den Schwer-
punkt.
Man kann nun ferner 7, ersetzen durch w.s (ver-
gleiche Abb. 11).
Wenn man weiter die Kraft P durch die Kraft Z7,
mit welcher die Federn beansprucht werden, ersetzen
will, so erhält man
a
P= E
Diese Kraft 2, kann nun aber noch entsprechend dem
Federmafsstab ausgedrückt werden. Da nämlich die
Kraft S
um f — wie bekannt — eindrückt, so wird die Kraft
die Federn der cinen Wagenscite insgesamt
184 [No. 741]
7, sie um /, eindrücken, und demnach ist
Bo,
Wed 7
۱ pad
also Po, SR EE
`
Wenn man schliefslich in bekannter Weise Pe, Be
setzt, so erhält nıan nach Einsetzung in Gleichung 13
a, Pi G w? G j
14) ۶ a
und durch Heben:
— (y ke d
e ne
۲ Un : À
wenn man nun wieder für w ==, setzt, so ergibt sich
als jedseitigen Federschwingungsweg für die Schwingung
des abgefederten Teiles eines in Fahrt befindlichen
Wagens um seine horizontale Längsachse
O. uk
ps coe
Diese Schwingung vollzieht sich um die als Ruhclage
der Federn anzusetzende Lage mit der Einbiegung f
und zwar nach oben wie nach unten. Der gesamte
Federschwingungsweg ist demnach
S27. = 7
Die Steiggeschwindigkeit, mit welcher der Wagen
auf in seinem Wege liegende Hindernisse aufläuft, ist
nun ohne Frage eine Funktion der Zuggeschwindigkeit,
und zwar wird sein:
Vy tm. SIN «
wenn « der Ansteigewinkel ist. Winkel « ist nun aber
einmal sehr klein und praktisch kaum zu messen. Man
denke an die Einsenkungen des Gleises bei den Schienen-
stölsen, wo freilich das Ablaufen wie das Berganlaufen
der Räder bei entsprechender Konsonanz mit der Feder-
schwingungszahl (vergl. Formel 12) einen kräftigen Impuls
geben kann. Es ist also der gesamte Schwingungsweg
Dr
15) N Z VY 8 (2 4 ) é sin (ly
&
a.s
d. h. neben dem sehr kleinen Wert (sin «), dessen
Gröfse lediglich die Gleislage beeinflufst, direkt abhängig
von der Zuggeschwindigkeit und einer von dem Bau
jedes einzelnen Wagens abhängigen Konstanten. In
der Konstanten ist im Zähler die Gröfse f enthalten.
Je weicher also die Federn sind, um so gröfser werden
die Schwingungswege. Dasselbe tritt ein, je mehr die
Wagenmasse am áulseren Umfang liegt, da sich hiermit
È ändert. Verringert wird der Schwingungsweg mit der
Zunahme der Spurweite, dic jedoch für Hauptbahnen
nahezu festliegt, und mit der Vergröfserung des Ab-
standes der Federn von der Wagenmitte. Aus diesem
Grunde scheint es, dafs die zwischen den Rädern
liegenden Wiegenfedern vieler Drehgestelle, die dazu
noch die weichsten Federn sınd, was von neuem fehlerhaft
erscheint, besser nach aufsen gelegt werden. Vergl. hier-
gegen das englische Drehgestell der Kgl. Preufsischen
Staatsbahn auf Tafel 2 der „Sammlung von Zeichnungen
der Drehgestelle für Schnellzugwagen“ von Messer-
schmidt, Berlin 1904, Verlag von Glasers Annalen sowie
das Versuchs-Drehgestell des österreichischen Salon-
wagens, Tafel 10, und schliefslich den Entwurf der Firma
van der Zypen & Charlier, Tafel 33.
Der Verfasser hat nun an einem IL/III. Klasse-
Abteilwagen mit Drehgestellen der preufsischen Staats-
eisenbahn in der Eisenbahn-Hauptwerkstatt Grunewald
bei Berlin Versuche angestellt und dabei festgestellt,
dafs ein solcher Wagen, dessen Drehgestell-Abmessungen
unter Tafel 1 der Sammlung von Drehgestellzeichnungen
von Messerschmidt näher angegeben sind, bei einer
Belastung mit 30 Arbeitern
ne = 60 vertikale Vollschwingungen und
na — 46 horizontale ۳
pro Minute machte.
Die Angabe der mobilen Belastung des Wagens
ist wesentlich, da deren Gröfse die Federdeformation /
mit ۸
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Mai 1908]
Es soll im folgenden kurz untersucht werden, in-
wieweit diese Beobachtungswerte mit den hier errechneten
Formeln 7 und 12 übereinstimmen.
Nach Messerschmidt ist die gesamte Durchfederung
der drei hintereinander geschalteten Federn eines
Wagens wie der betrachtete: f= 128 + 70 + 18 =
216 mm.
Das Gewicht des abgefederten Teiles ergibt sich
nach der gleichen Quelle zu œ 33000 kg.
Da zu diesem Gewicht noch das Gewicht von
30 Arbeitern, die sich während des Versuches im Wagen
befanden, kommt und das mit etwa 2000 kg in Rechnung
gebracht werden soll, so ergibt sıch, dafs bei dem Versuch
die gesamte Federdurchbiegung betrug:
T= 210; 33 =
Die Zeit einer halten Vertikalschwingung ergibt sich
demnach gemäfs Formel 7 zu |
~ 230 mm.
== 100 sec
und hieraus die minutliche Periodenzahl d. h. die Anzahl
der Vollschwingungen in vertikalem Sinne pro Minute zu
نو ور = 02,3,
eine Zahl, die mit dem lediglich durch das Auge
beobachteten Wert von z = 60 als nicht schlecht über-
einstimmend gefunden werden muls, besonders wenn
man bedenkt, dafs bei dem Versuch die Schwingungen
nicht etwa pro Minute gezählt werden konnten, sondern
höchstens für eine Dauer von 10 bis 15 Sekunden. Es
zeigte sich nämlich, dafs infolge ungleichmälfsig ein-
tretender Wippbewegungen der 30 Arbeiter die reinen
Schwingungsbilder nie sehr lange anhielten, was ja wohl
erklärlich ist.
Die Dauer einer einfachen Horizontalschwingung ist
nach Formel 12
A 03
۳ | | ۱
a g
Da cine Vollschwingung doppelt so lange daucrt, so
ergibt sich die minutliche Periodenzahl zu:
60 a 1
9 . Y ۵ Par
fy
Hi
h =
r
Wenn za durch Versuch gemessen wurde, so bietet
diese Formel bei Kenntnis von a die Möglichkeit einer
Kontrolle für das Mefsresultat, indem man 24, den Trägheits-
radius, der nach früherem grölser als 0,8 der halben
Breite des Wagens und kleiner als die halbe Breite selbst
sein muls, bestimmt,
Bci der Festsetzung von « besteht nun noch eine
Schwierigkeit, weil nämlich die Wiegenfedern 765 mm
und die übrigen Federn 978 mm von der Wagenmitte
entfernt sind. Ueber die Frage, welcher gemeinsame
Wert für diese beiden Gröfsen in die Formel 12 ein-
zusetzen ist, hat der Verfasser bislang weder genaue
Berechnungen noch Versuche angestellt. Da die beiden
in Frage kommenden Zahlen aber an sich nicht so sehr
verschieden sind, so dürfte wohl kein zu grofser Fehler
gemacht werden, wenn das arithmetische Mittel ge-
nommen wird und a = 811,5 mm angesetzt wird. Es
wird daher
60 . 871,5 . 100
ee 2, 46.48 = 1185 mm.
Da nun die Wagenkastenbreite etwa 2670 mm ist,
so ist 6 = 1335 und 0,8 6 = 1068,0 mm. Der durch Be-
stimmung der Periodenzahlen herausgerechnete Wert
fúr den Trágheitsradius liegt mitten zwischen diesen
beiden Werten, woraus sich ergibt, dafs auch die mit
dem Auge beobachtete Periodenzahl der horizontalen
Schwingungen keinen bedeutenden Fehler in sich
schliefst. Für genauere Bestimmungen kann der vom
Verfasser zu weiteren Arbeiten benutzte und später be-
schriebene Schlick'sche Pallograph dienen.
Der Wagenkasten eines D-Zugwagens kann nun
infolge Federspieles nicht nur die beiden bislang be-
handelten Schwingungen ausführen, die er mit sämtlichen
mit festen Achsen ausgerüsteten Eisenbahnwagen teilt,
sondern er kann auch in Schwingungen um die vertikale
[1. Mai 1908]
Schwerpunktsachse geraten. Die Federn, welche diese
Wagenschwingungen in sich akkumulieren kónnen, sind
die horizontal gerichteten seitlichen Bufterfedern der
Drehgestelle.
Wenn eine horizontal gerichtete Feder von einer
Masse gestofsen wird, so ist nach Formel 3 die Ein-
biegung dieser Feder:
16) =V.|
worin Y die horizontal gerichtete Geschwindigkeit ist,
mit der der stofsende Körper die unbelastete Feder
trifft, f die Durchbiegung, welche die Feder bei all-
mählicher Einwirkung von O bis zur vollen Grófse G
des Gewichtes der Masse in vertikaler Richtung erleiden
würde, und g die Beschleunigung durch die Erdschwere,
alles in m, kg und sec, bedeutet.
Die Formel 16 gilt nun vorerst nur für gradlinig
` vorwartsschreitende Bewegungen des stofsenden Körpers.
Sie kann aber, wie man durch einfache Ueberlegung
erkennt, auch für Drehbewegungen des stolsenden
Körpers benutzt werden, wenn die Federn in einer
solchen Entfernung vom Drehpunkt bzw. Schwerpunkt,
die bei dem vorliegenden Fall als zusammenfallend
gedacht sind, angreifen, dafs diese Entfernung dem
polaren Trägheitsradius der. Masse entspricht, da in
diesem Abstand die sich drehende Masse konzentriert
gedacht werden kann.
e
Abb. 12.
Bei der Drehung eines Körpers gemäfs Abb. 12
kommen gleichzeitig zwei Federn o und a bzw. o, und
رم in Wirkung. Die Federdeformation f ist demnach
derart auszurechnen, dafs man die Einbiegung der beiden
unter sich gleichen Federn o und p bestimmt, die sie
erleiden würde, wenn auf ihnen das Gewicht G lastete.
Wenn man jetzt noch die Peripherie-Geschwindigkeit
des Körpers G im Abstand & kennt, so kann man in
Gleichung 16 die Federeinbiegung y bestimmen. Der
gesamte Pendelausschlag ist dann 2y.
Wenn die Federn nicht spannungsfrei sondern
mit einer bestimmten Anfangsspannung — bei der
preufsischen Staatsbahn ist eine solche von 500 kg
gewählt — eingesetzt sind, so verringert sich der
gesamte Pendelausschlag zu
17) s = 2 (y— d)
worin d die einer Federbelastung von 500 kg ent-
sprechende Federeinbiegung ist.
Schliefslich wird der Pendelausschlag noch durch
die Reibung, welche der horizontal pendelnde Wagen-
kasten auf den das Wagenkastengewicht aufnehmenden
Gleitflächen findet, gedämpft, indem die auf dem Wege
des Pendelausschlages durch Reibung verbrauchte Arbeit
von dem Stofs in Abzug zu bringen ist. Da aber der
. Reibungskoeffizient entsprechend der Wagenunter-
haltung sehr verschieden ist, so wird man gut tun, bei
der Bestimmung des Pendelausschlages s die Reibungs-
arbeit nur als einen prozentualen, der Praxis zu ent-
nehmenden Abzug in Rechnung zu bringen.
Wenn nun die Federn 0 0, رمرم nicht in einem Ab-
stande gleich dem Trägheitsradius Æ von dem Schwer-
punkt der schwingenden Masse liegen, sondern
In einem beliebigen andern Abstande a, so muls man
sich die auf die Federn wirkende Masse M durch eine
andere A, ersetzt denken. Dieselbe bestimmt sich aus
der Formel des polaren Trägheitmomentes
J= M.k*= Ma},
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 741] 185
A A G
Wer ee,
a a e £
Es mufs demnach in die Formel 16 bei Bestimmung
der Federeinbiegung / jetzt nicht mehr das Gewicht G
des schwingenden Körpers eingesetzt werden, sondern
also
۳
G, ="; G,
wodurch sich ein f =" ergibt. Nach Einsetzung
dieses Wertes geht Formel 16 über in
As,
18) .
worin H die an den Federanliegestellen vorhandene
Geschwindigkeit zwischen dem Korper G und den Federn
darstellt. Der beidseitige, gesamte Pendelausschlag
ist wie oben:
"18a) s—=2(y — 4).
Bei dem vierachsigen D-Zugwagen 1.111. Klasse der
preuísischen Staatsbahn ist z. B. die gesamte Wagen-
kastenlange 2۵ = 18 m und die Breite ~ 2,6 m. Bei
einem Rechteck mit den Seiten a und A ist gemäfs
2 2
Früherem der polare Trägheitsradius ۸ = / 7 n ۰
Hieraus ergibt sich, wenn die Masse gleichmäfsig ver-
teilt wäre, der Trägheitsradius um die senkrechte
Schwerpunktsachse zu 5,25 m, was wieder ziemlich
genau 0,84 entspricht. Man wird jedoch nicht fehl-
gehen, wenn man infolge des grofsen Gewichtes gerade
der Stirnflächen der Wagen infolge Türen, Lederbalg-
verbindungen usw. den Trägheitsradius ۸ zu wenigstens
0,95 = w 8,1 m ansetzt.
/ £
ل 1,25 V,
Unter E muís die senkrecht auf die Schiene gerichtete
Komponente der Geschwindigkeit verstanden werden,
mit welcher das Drehgestell unter Berücksichtigung
des Zwischenraumes zwischen Schiene und Radflansch
und des Radstandes von 2,5 m der Drehgestelle seitlich
an die Schienen anláuft. Da im geraden Gleis in
Preufsen der Spielraum zwischen Flansch und Schiene
10 bis 35 mm betragen kann, so ist die Neigung, welche
das Drehgestell zur Gleisrichtung einnehmen kann,
máximal
10 |. 35 1 ۱ 1
2500 bis 2500 gleich 250 bis ~ 79°
Es beträgt daher BR
a MOD e O E
ya GZ bis 70 «Vz | ۳ :
worin V, die Zuggeschwindigkeit in m/sec bedeutet,
was allgemein durch die Formel
(a)
ausgedrückt werden kann.
Es bleibt noch übrig, die Schwingungszeiten für
die Pendelschwingungen um die vertikale Schwerpunkts-
achse des Wagenobergestells zu bestimmen.
Da hier der gleiche Ansatz zutrifft, wie bei Formel 8,
so ergibt sich (siehe Abb. 12):
2 d G
E, IE 2ے
E = fe ee S Son
2 5
a o
= — A GE — ĉ. w.
Infolge hiervon ist wiederum `
u = 0, COS (7 } c)
vergl. Formel 11 und u
م ۳
a g
vergl. Formel 12. In dieser Formel ist die Zug-
geschwindigkeit mit keiner Funktion vertreten. Zu
beachten ist, dafs ۸ diesmal den Trägheitsradius um
die vertikale Schwerpunktsachse darstellt.
186 [No. 741]
Die Formeln, welche den Konstrukteur und die
Praxis wohl am meisten interessieren werden, sind die
Schwingungswege. Dieselben sollen hier im Zusammen-
hang noch einmal angegeben werden und betragen für
die senkrechte Auf- und Abbewegung
ES? / \ 2
ët se con Z. Pr Lex 1 (72. sin d
für die Drehschwingung um die horizontale Längsachse
2
15) = 1:۰2.
a.S
und für die Drehschwingung um die vertikale Schwer-
punktsachse
18u. 182, s=(sin )J)F:. (2 ii 7) — 24,
. «(sin a
+ (sin «)
a
Zur Verminderung der Ausschläge der beiden Dreh-
schwingungen ist man in der Praxis vielfach den Weg
gegangen, dafs man Wagen, bei denen die Räder der
einen Wagenseite oder die Achsen des einen Dreh-
gestells gröfsere Belastungen aufwiesen als die ent-
sprechenden anderen, so durch eingelegte Eisenstücke
belastete, dafs die Raddrücke des Wagens alle gleich
waren.
Erfahrungsgemäfs wurde durch diese Mafsnahme
zwar oft aber nicht immer ein ruhiger Gang des Wagens
erzielt. Der Grund hierfür dürfte darin liegen, dafs
man bei diesen zusätzlichen Gewichten zu wenig Wert
auf die Art der Massenverteilung legte, welche infolge
des Vorhandenseins des Trágheitsradius (4) in den
Formeln 15 und 18 von grofser Bedeutung für die
Schwingungsausschläge ist.
Wie sind nun bzw. wie können die Schwingungs-
wege, denen ein Wagenkasten ausgesetzt ist, und die
am meisten interessieren, in Wirklichkeit gemessen
werden? Diese praktische Messung ist nötig, um ein
Bild von der Richtigkeit der angestellten theoretischen
Erwägungen und Modellversuche zu geben. Ehe ich
jedoch auf eine Erklärung der Wirkungsweise des von
mir benutzten Schlick’schen Pallographen eingehe, scheint
es angebracht, einiges über die bei diesen Apparaten
geltenden Konstruktionsprinzipien und über die ge-
schichtliche Entwicklung der Apparate anzugeben.
Der einfachste Weg zur Bestimmung der Bewegungen
der Einzelteile eines in Fahrt befindlichen Eisenbahn-
wagens ist, die Bewegungen der Einzelteile eines Wagens
gegeneinander an der Stelle, wo die Bewegung eintritt,
durch einen Stift aufzeichnen zu lassen. Da es nun aber
hauptsächlich darauf ankommt, die Bewegungen mehrerer
Einzelteile zu einer bestimmten Zeit miteinander zu
vergleichen, so tut man gut, die Verschiebungen in das
Wageninnere zu übertragen und dort durch geeignete
Apparate auf einem Papierstreifen zur Aufzeichnung
zu bringen. Soweit mir bekannt ist, werden die von
der Preufsischen Eisenbahn-Verwaltung beabsichtigten
Versuche auf dieser Basis ausgeführt werden und zwar
wählt man im wesentlichen einen Apparat, welchen die
französische Westbahn benutzt hat.’)
Abb. 13.
Abb. 13 zeigt Ihnen einen solchen Apparat. Das
Gehäuse A ist mit atmosphärischer Luft gefüllt und
durch eine Membran mit einem Stift a geschlossen.
Wenn nun das Gehäuse an einem Teil des unteren
Gestells und der Stift an dem oberen Gestellteil ange-
geschlossen ist, so lassen sich die Bewegungen dieser
beiden Teile durch eine Rohrleitung nach einer im
Wageninnern befindlichen, der ersten Dose ganz gleich
gebauten Empfanger-Dose führen, deren Membran-
Bewegungen auf einem Registrierpapier aufgezeichnet
werden können. Solcher Apparate werden eine ganze
°) Revue générale des chemins de fer 1904, S. 66 ff.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
= + _
(1. Mai 1908]
Reihe an verschiedenen Punkten des Untergestelles
angebracht, wobei ihre Aufzeichnungsstifte alle gemein-
sam auf einen Registrierstreiten schreiben, der von der
Wagenachse angetrieben, also entsprechend der Zug-
geschwindigkeit bewegt wird. Wenn ich auch der
Ansicht bin, dafs diese Methode im einzelnen über viele
interessante Punkte der Schwingungsbewegungen der
Wagen Aufschlufs geben wird, so dürfte sie doch nicht
in der Lage seın, Aufschlufs über die Bewegungen von
Massenpunkten zu geben, die sich an der Stelle im
Wageninnern befinden, wo sich später der Reisende
befindet und auf welche es mir bei meinen Versuchen
nicht zum wenigsten ankommt.
Die zweite Methode, die Bewegungen einzelner
Teile des Wagens zu studieren, benutzt Pendel-Apparate.
Solche Apparate sind, wie ich in der Diskussion, die
sich an meinen Vortrag schlofs, hörte, bereits in den
Siebenziger Jahren von dem braunschweigischen Eisen-
bahn-Maschinen-Ingenieur Claus benutzt worden. Die
in neuer Zeit verwandten Apparate lehnen sich jedoch
im wesentlichen an die Apparate an, welche in Japan
im Jahre 1889 von einem Professor Milne und einem
Eisenbahn-Ingenieur Mac Donald für Eisenbahnzwecke
konstruiert sind. Diese Apparate wurden zwar in der
Hauptsache nicht zu Studien der Wagenbewegungen,
soweit sie aus der Konstruktion des Wagens hervor-
gehen, benutzt, sondern vielmehr, um schadhafte Stellen
in der Gleislage zur Kenntnis der aufsichtführenden
Beamten zu bringen. Der Milnesche Pallograph ist später
von zahlreichen englischen Bahnen wie der London
North Western, Great Northern, South Eastern benutzt
worden; ferner in Amerika auf den Strecken New York--
Chicago, New York—Francisco, der Burlington & Quincy,
Central Pacific usw. und auch in Frankreich bei der
französischen Westbahn und Nord-Bahn. Das Prinzip,
welches diesen Apparaten zu Grunde liegt, besteht in
der Erkenntnis, dafs ein Pendel in Ruhe bleibt, wenn
man seinen Aufhängepunkt hin- und herbewegt, was
freilich in einer solchen Weise zu geschehen hat, dafs
eine Konsonanz zwischen den Bewegungen des Auf-
hängepunktes und der Eigenschwingungszahl des Pendels
nicht auftritt. Ein praktischer Versuch mit einem an
einem Faden befestigten Gewicht wird diese Behauptung
bestätigen.
A bb. a
Abb. 14.
Pare e ees me
Se are ao arm,
RUND AN
تا
ETT RITA
OA NE
Schwierig ist es, mit einem solchen Pendel Stöfse
und die diesen Stófsen vorangegangenen Bewegungen
des stolsenden Körpers zu messen. Wie ein Versuch
mit einem an einem Faden befestigten Gewicht zeigt,
bleibt das Gewicht, wenn der Aufhängepunkt sich
gleichmäfsig in einer Richtung bewegt, dabei zurück;
es entsteht also ein Pendelausschlag. Dieser Ausschlag
ist abhängig von der Geschwindigkeit des Aufhänge-
punktes. Stöfst nun der Aufhängepunkt bei seiner
Bewegung — man hat hierbei an das Anlaufen der
[1. Mai 1908]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
(No, 741] 187
Radkránze der Eisenbahnwagen zu denken — auf einen | wúrde, so hat man in dieser Vorrichtung ein Mittel, um
plötzlichen Widerstand, so dafs der Aufhángepunkt zur
Ruhe kommt, so schlägt das Pendel in Richtung der
früheren Bewegung des Aufhángepunkts aus und zwar | Konsonanz treten.
ist der jetzt entstehende Ausschlag abhängig von der
Geschwindigkeit, mit welcher der stofsende Körper auf
den gestofsenen trifft und von der Gröfse des früheren
nach der anderen Seite gerichtet gewesenen Ausschlages
des Pendels. Da nun durch diese beiden Einflüsse,
besonders bei schnell aufeinanderfolgenden Stöfsen ein
klares Bild über die Ursache der Pendelausschläge nicht
gewonnen werden kann, so empfiehlt es sich, zur
Messung von harten Stófsen die Konstruktion so zu
treffen, dafs das Pendel nur nach einer Richtung aus-
schlagen kann. Die Folge hiervon ist, dafs man stets
zwei Pendel zur Feststellung der Bewegungen in einer
Ebene — Stöfse vorausgesetzt — anwenden mufs. Die
französische Westbahn löste die praktische Ausführung
eines solchen Pendels nach der in Abb. 14 angegebenen
Abb. 17.
die Eigenschwingungen des Pendels so abzustimmen,
dafs sie mit den Schwingungen des Wagens nicht in
~
-
~-
Weise unter Benutzung der Luftdosen 7, welche die Zur Bestimmung der vertikalen Schwingungen
Pendelbewegungen in das Innere des Wagens übertragen.
Bei schneller Bewegung eines Eisenbahnwagens in einer
Kurve macht sich nun ferner die Zentrifugalkraft, welche
benutzte Milne wie auch Schlick ein an einem hori-
zontalen Hebel angebrachtes Gewicht, das durch eine
vertikal gerichtete Feder im Gleichgewicht gehalten
naturgemäfs auch auf die Pendel einwirkt, störend wird (Abb. 18). Dieses System hat selbstverständlich
geltend, indem sich das eine Pendel fest an seine Hub-
begrenzung legt und den Erschütterungen des Wagens
nicht mehr folgt, das andere aber zu grofse Erschütte-
rungen anzeigt, da die Nullage der x-Achse verschoben die aus unseren früheren
wird. Um diesen Einflufs aufzuheben, wandte man, wie Formeln abzuleiten ist. Um
Abb. 15 zeigt, Flüssigkeitsbremsen Fan, welche die viel in diesem Falle die Kon-
langsamer entstehenden Zentrifugalkräfte wirkungslos
machten. Das ganze System schwingt mit Ausnahme
der Bremszylinder um Punkt x.
Die Apparate zur Angabe von mehr oder weniger
sanften hin- und hergehenden Schwingungen fahrender
Eisenbahnwagen, so wie ich beispielsweise einen in dem
Schlick’schen Pallographen benutzt habe, sind in folgender
Weise gebaut.
Für die Horizontal-Schwingungen werden Pendel
benutzt. Wie die Erfahrung lehrt, haben diese den
Nachteil, dafs man zu ganz unverhält-
nismäfsig grofsen Pendelausschlägen
kommt, wenn die Schwingungen des
Abb. 16.
*) Milne and Mc Donald, the vibratory movements of locomotives.
Excerpt minutes of proceedings of the Institution of Civil Engineers.
London 1891.
schwingungen des Pendels in Kon-
sonanz treten. Diese Schwierigkeit könnte.
wufste Milne*) dadurch zu umgehen,
dafs er zwei Pendel 4 und B mit den >
Drehpunkten ¢ und d von denen das
eine mit einer Gabel und das andere
mit einem Knopf versehen war, so
gegeneinander schaltete, dafs der
Einflufs der Erdschwere unschädlich
beiden Pendel das obere die Tendenz,
in die Ruhelage zurückzugehen, wäh-
rend das untere den Schwingungs-
weg vergréfsern will. Die Folge
davon ist, dafs ein solches Pendel in
jeder Lage in Ruhe ist, also auch
keine eigene Schwingungszahl hat.
Schlick umging bei seinem
Horizontal - Pendel die Gefahr des
Konsonanzeintritts dadurch, dafs
die Pendelmasse mittels eines"
Konchoidenlenkers führte (vergl.
Abb. 17). Durch höhere oder tiefere
Lagerung der oberen Hülse ist man in den Stand gesetzt,
das Pendelgewicht auf einer geraden oder aut einer
immer stärker gekrümmten Bahn zu führen; da nun aber
die Führung eines Massenpunktes auf einer Kreisbahn
der Schwingung eines Pendels mit dem Kurvenradius als
Pendellänge entspricht und demnach z. B. die Bewegung
des Pendelgewichts auf einer Geraden einem Pendel
mit unendlich langer Schwingungsdauer gleichkommen
Wie man aus Abb. 16 sieht,
einem Ausschwingen der
sonanzerscheinung zu ver-
hindern, könnte man — theo-
retisch gedacht — bei jedem
einzelnen Versuch die Feder
parallel mit sich verschieben.
Wenn die Feder vom Dreh-
punkt entfernt wird, so wird
ihr Hebelarm gröfser und die von ihr geforderte Feder-
spannung 2, um dem Gewicht G das Gleichgewicht
zu halten, entsprechend kleiner.
ist aber die in dem theoretischen Teil dieser Abhandlung
genugsam erwähnte Federdeformation f abhängig. Durch
۱ | den Wert / wird die Schwingungszahl des Systems
Aufhängepunktes mit den Eigen- mit bestimmt. Man sieht hieraus, dafs man durch diese
Mafsnahme die Schwingungszahl des Systems ändern
Abb. 19.
eine von der Federspannung und dem polaren Trág-
heitsmoment der Masse ab-
hängige Schwingungsdauer,
Abb. 18.
Von der Spannung ?
Da der eben begangene Weg praktisch aber auf
starke Schwierigkeiten stofsen würde, hat Schlick den
Angriffspunkt der Feder am Hebel konstant gelassen;
er verschwenkt (vergl. Abb. 18 und 19) den oberen
Aufhängungspunkt der Feder in der Weise, dafs der
wirksame Hebelarm der Feder ein anderer wird und
demgemäfs auch die von der Feder zu leistende Feder-
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188 [No. 741] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [1. Mai 1908]
kraft (S). Es ändert sich also in diesem Falle gleichfalls ` Die Abb. 20, 21 und 22 zeigen den Schlick’schen
die. Federdeformation und somit die Schwingungszahl Pallographen, wie er von der Firma H. Maihak, Hamburg,
des Systems, ۱ | in den Handel gebracht wird.
Abb. 20
nm)
e ی
BEE
kees
A = a
D P =
E
1
I
i 1
à è
E
L_ an
A
A
Schlick’s Pallograph.
Abb. 21. Mi
Die vertikalen Schwingungen werden
durch das Gewicht @ festgestellt und durch
den Schreibstift Æ, angezeigt. Die hori-
zontalen Schwingungen werden durch das
Gewicht W festgestellt und vom Schreib-
stift 4, angezeigt. Æ, ist ein von dem Uhr-
werk in Tätigkeit gesetzter Anzeigestift,
der die Sekunden angibt. Der auf Abb. 21
noch sichtbare Zeichenstift ¿ wird von dem
Elektromagneten e betätigt und wurde vom
Verfasser dazu benutzt, um die Radum-
drehungen auf dem Registerstreifen kenntlich
zu machen. Zu diesem Zweck wurde auf
der Wagenachse eine etwa 40 cm im Durch-
messer messende Holzscheibe fest aufge-
keilt, die an ihrem Umfange ein etwa 3 cm
langes Kontaktblättchen trug. Eine Kontakt-
feder schleifte auf dem äufseren Scheiben-
umfang und schlofs beim Ueberfahren des
Kontaktblättchens einen Stromkreis, der
einen kleinen Taschenakkumulator der Akku-
mulatoren-Kleinbeleuchtung G.m.b.H. Berlin
mit der Schenkelwicklung des einen Elektro-
. magneten e verband. Die Abb. 23 läfst er-
kennen, dafs selbst bei Geschwindigkeiten
von 90 km/st der Schreibstift ¿ noch deut-
lich die Radumdrehungen angab.
Infolge der Radumdrehungen hat man,
wenn man davon Gebrauch machen will, den
vom Fahrzeug zurúckgelegten Weg mit auf
dem Papierstreifen verzeichnet. Diesen
Vorteil könnte man, wenn der Apparat da-
nach eingerichtet ist, zwar auch durch
4
=D direkten Antrieb der Registrierstreifentrans-
Schlick’s Pallograph. portvorrichtung vom Fahrzeug aus erreichen.
Die Aufzeichnung der Radumdrehungen
Wenn Schlick die Feder in zwei auflöste, so geschah selbst dürfte aber vor jener Methode den Vorteil haben,
dies lediglich in Rücksicht auf den Raum, um eine zu dafs man sich, wenn man die Schienenlängen kennt,
lange Feder zu vermeiden. die Schienenstofsstellen, welche wohl den gröfsten Ein-
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]1. Mai 1908]
-— —
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 741] 189
Abb. 22.
1
1 De 7
I E FP
er |
SR. (ër
er
Schlick’s Pallograph.
Abb. 23.
wm ao My ¿A NAT D Jar AL NY A A A سک Ge
ae vert. Fale Pas
+e Berwagurgsrich tung des Peprerstreifons ۱ ۰ S
E D o A az ۲ ۰۳ ۳ FEA
KEEA AAN a ی Neuen — 1 سس سس ر
Kadumdrehungen ooo A E — SE ee
kordrondula EE ”
Sr A کک y و ات ریت IES iso gi Ich, em As: EIN
flufs auf die Einleitung von Schwingungen der Eisen-
bahnwagen haben, auf dem Registrierstreifen angeben
kann.
Wenn ich auch dem Herrn Minister fúr seine Unter-
stútzung Dank weifs, so war es fúr meine Untersuchungen
doch von grofsem Nachteil, dafs ich bei jedem Versuch
einen andern Wagen, so wie er gerade nach dem Ver-
lassen der Werkstatt Tempelhof zur Probefahrt von
Berlin nach Jüterbock fertig dastand, benutzen mulste.
Es können und wollen daher meine während der Fahrt
vorgenommenen Versuche mit dem Schlick’schen Pallo-
graphen kein abschliefsendes Resultat der in Rede
stehenden Fragen darstellen. Immerhin glaube ich fest-
gestellt zu haben, dafs sich der Schlick’sche Apparat
zur Bestimmung der Schwingungen des Wagenkastens
von ruhenden wie fahrenden Eisenbahnwagen eignet.
(Vergl. Abb. 23).
Zum Schlufs möchte ich noch auf die von einigen
Fachgenossen in Aussicht genommene Methode der
Schwingungsfeststellung mittels Gyroskop d. h. schnell-
rotierender Scheiben zu sprechen kommen.
Die Gyroskope, von denen ich das in Abb. 24 dar-
gestellte in natura vorführte, haben wie bekannt die
Eigenschaft, dafs sie einer Kraft, die sie aus ihrer
Rotationsebene herausdrücken will, einen nicht un-
beträchtlichen Widerstand entgegensetzen. Auf dieser
Eigenschaft der Gyroskope beruht z. B. ihre Verwendung
als Ersatz des Kompasses zu Richtungsanzeigezwecken.
In der Abb. 24 ist die Gyroskopscheibe mittels
Kardanischer Aufhängung an einem um eine horizon-
tale Achse drehbaren Stab befestigt. Wird dieser
Stab gedreht, so schwingt der die Kreiselachse fassende
Ring aus, und das Gyroskop dreht sich um eine vertikale
يھ س
Achse. Man ist demnach in Abb. 24.
der Lage, durch ein Gyroskop
Winkel zu messen. Bei der
Bestimmung von Hin- und
Herschwingungen, wie solche
bei Eisenbahnwagen vor-
kommen, handelt es sich aber
um Wege, zu deren Be-
stimmung das Gyroskop ohne
weiteres wenigstens nicht in
der Lage ist. In diesem Zu-
sammenhange ist noch auf
die besondere Schwierigkeit
hinzuweisen, welche durch
die kompafsartige Richtekraft
der Gyroskope hinsichtlich
ihrer Benutzung auf Eisen-
bahnen entsteht. Die Tracen
unsrer Eisenbahnen sind nur
selten ganz geradlinig; sie
haben vielmehr Kurven nach
rechts und links. Ein Gyroskop
würde nun aber, von kleinen
Präzessionsbewegungen abge-
sehen, immer in der einmal
innegehabten Rotationsebene
verharren. Zum mindesten
muls also bei der Benutzung
des Gyroskops auf fahrenden
Eisenbahnwagen der Nachteil
eintreten, dafs die Nullinie, von der die Winkelaus-
schláge zu rechnen wären, fortwährend verschoben
wird, wobei zu beachten ist, dafs die absolute Gröfse
Digitized by Google
190 [No. 741]
dieser Verschiebung erst wieder durch ein zweites
Gyroskop festgestellt werden mülste.
Wenn ich durch die Angabe der Resultate meiner
theoretischen Erwägungen und praktischen Versuche
für meine Fachgenossen die Anregung zu weiterer
Arbeit auf dem vorliegenden Gebiet gegeben habe, so
werde ich hierin die Belohnung für meine vorliegenden
Arbeiten gefunden haben.
(Lebhafter Beifall.)
Zur Erläuterung seines Vortrages führte der Redner
neben zahlreichen Lichtbildern auch mehrere interessante
Versuche sowie einige praktische Apparate, den Pallo-
graphen von Schlick und ein Gyroskop, vor.
Der Vorsitzende spricht dem Vortragenden den Dank
des Vereins sowie der Versammlung für seinen Vortrag
aus und erteilt in der dann folgenden Besprechung
Herrn Geheimen Baurat Schumacher das Wort:
Herr Gehcimer Baurat Schumacher: Der Herr Vor-
tragende bemerkte, dafs die Verwendung eines Pendels
fúr die Messung der Wagenbewegungen zuerst in Japan
im Jahre 1879 stattgefunden hätte. Ein dortiger Eisen-
bahnbeamter hätte in Gemeinschaft mit einem Ingenieur
aus England einen Pendelapparat zur Feststellung und
Messung der schlecht liegenden Gleisstrecken gebraucht.
Ich möchte feststellen, dafs bereits 10 Jahre früher der
Oberingenieur Claus der Braunschweigischen Bahnen
einen Pendelapparat unter dem Namen „Claus’scher
Gleisindikator“ konstruiert hat, der in vielfachen Aus-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
(1. Mai 1908]
führungen von den damaligen Privatbahnen benutzt
wurde. Ich selbst habe, wenn ich nicht irre, bereits
in den Jahren 1874/75 mit dem Indikator auf der Strecke
Berlin—Lehrte als Magdeburg-Halberstädter Beamter
viele Versuchsfahrten gemacht. Der Indikator ist auch
seinerzeit in den Technischen Zeitschriften genau be-
schrieben worden. Auch im Handbuch für spezielle
Eisenbahn-Technik von Heusinger von Waldegg, Jahr-
gang 1876, ist im XVIIL Kapitel Seite 520 auf den
Claus'schen Gleisindikator und dessen hauptsächliche
Verwendung hingewiesen.
Herr Regierungsrat Mehlis: Meine Herren! Für die
mir durch Herrn Geheimrat Schumacher gewordene
Aufklärung über die Benutzung von Pendelapparaten in
Deutschland während der 70er Jahre bin ich dankbar.
Als ordentliche Mitglieder wurden in den Verein
aufgenommen die Herren: Regierungsbaumeister a. D.
ErnstFriedrichBaschwitz, Charlottenburg, Regierungs-
baumeister Friedrich Gaedke, Berlin, Geheimer Re-
gierungsrat Professor Max Girtler, Gr.-Lichterfelde W.,
Regierungsbaumeister a. D. Max Hartung, Königs-
berg 1. Pr., Diplom-Ingenieur Friedrich Noell, Ober-
cassel bei Düsseldorf, Regierungsbauführer Heinrich
Ruelberg, Cassel;
als aufserordentliches Mitglied: Herr Regierungs-
bauführer Bruno Metzkow, Berlin.
Der Bericht über die Versammlung am 3. Dezember
1907 wird genehmigt.
Widerstand der Eisenbahnfahrzeuge ın Gleisbögen
Von Eisenbahnbauinspektor Dietz, Berlin
(Mit 4 Abbildungen)
Vorbemerkungen.
Im Nachstehenden wird auf neuer Grundlage eine
allgemein gültige Formel in geschlossener Form für
den Widerstand zwei- und mehrachsiger Fahrzeuge in
Gleisbögen abgeleitet, und zwar wird die Arbeit des
Widerstandes in der Richtung der Fortbewegung un-
mittelbar in Beziehung gebracht zur Arbeit derjenigen
äufseren Kräfte, welche man hinzufügen múfste, damit
eine kreisförmige Bewegung stattfindet auch ohne die
zwangláufige Führung durch Spurkranz und Schiene.
Ferner wird nachgewiesen werden, dafs die Arbeit
dieser äufseren Kräfte wirklich gleich derjenigen ist,
welche durch Vermittlung des Spurkranzes auf den
Zughaken übertragen wird.
A. Anschneidewinkeleiner Achse inGleisbögen.
Wenn ein freibewegliches Fahrzeug mit parallel
gelagerten Achsen angetrieben wird, so bewegt es sich
in der Richtung senkrecht zu den Achsen, es ist dabei
gleichgültig, ob die Räder drehbar oder fest auf den
Achsen sitzen oder ob Unterschiede in den Durch-
messern der Räder einer Achse vorhanden sind. Infolge
dieser Eigenschaft stellt sich ein zweiachsiges Eisenbahn-
fahrzeug bei der Fortbewegung in einem Gleisbogen
derart ein, daís die erste Achse stets den die gradlinige
Bewegung hemmenden äufseren Strang anschneidet.
Die letzte Achse schneidet den inneren Strang an,
wenn dieser der Bewegung senkrecht zur Achse hindernd
entgegensteht. Ob Anschneidung des inneren Stranges
stattfindet, ist von dem Spielraum der Räder, dem Rad-
stande des Fahrzeuges und dem Halbmesser des Gleis-
bogens abhängig. Wenn in Abb.1 423, CD zwei
Ach en bedeuten, die durch den starren Rahmen A 5
C D parallel gehalten werden, so schneidet bei einer
Bewegung von links nach rechts die Radebene der
Vorderachsen 4 B den äufseren Strang im Winkel
MAT = a, an, wobei 4 7, die Tangente im Punkte 4
ist. Die Radebene der Hinterachse C 2 schneidet den
inneren Strang im Winkel 7, D B= «, an, wobei D 7,
die Tangente im Punkte D des inneren Stranges Ist.
Wird die Sehne A4 C' = AC und die Sehne (۸۲ =
D B —=1 gemacht, wobei / den Radstand bedeutet, so
|
|
sind CC? und BB?! = CC! =o die Spielräume der
Vorder- und Hinterachsen zwischen den Schienen. O ist
der Mittelpunkt des Gleisbogens, A. der Halbmesser des
Aufseren, A; der des inneren Stranges. Es ist nun:
e = MAT=ZMATRT-+MAM),
A
— yam ta ye
MAT =C 0 4 < yp;
MAMZCAU”" = ` und demnach «
Abb. 1.
Ferner ist a, = 4. Z 2 ۶۱ -- 3 BDB', و7 DB
ee e et, le 2, E BJ) Die
2 < DOB 2 Ri
l 0
Ga = ea جک ed
cae ` : ۱
Für eine zwischen AD und CD liegende, um 2,
von der Vorderachse entfernte Zwischenachse E #F
0
7 und damit
[1. Mai 1908]
erhält man den Anschneidewinkel an dem äufseren
d
| Ka
in Abzug bringt, was aus der Abb. I unmittelbar ab-
gelesen werden kann. In ähnlicher Weise erhält man
für eine zwischenliegende Achse, welche um /, von der
Hinterachse entfernt ist, den Anschneidewinkel an dem
d
Ri
Strang, indem man vom Winkel «, den Winkel
inneren Strang, indem man dem = «, den Winkel
hinzurechnet.
Wird für AS, und &; ein mittlerer Halbmesser A
gesetzt, so gelten für die Anschneidewinkel folgende
Beziehungen.
Anschneidewinkel an den äufseren Strang für die
Vorderachse
l o
== مرو ۲ ۰
für eine Mittelachse
COR oR,
Anschneidewinkel an den inneren Strang für die
Hinterachse |
N
d
(o = 2R == Bä
für eine zwischenliegende Achse
2 e dech o
“= 2R 17 2k 1
Der Anschneidewinkel der Hinterachse wird Null,
d. h. die Achse stellt sich radial ein, wenn
o Žž l d _ + SZ
= Oo 7° ٩۳ 0 Ope
۱ 3
Wird der Spielraum gröfser genommen als y
Ai
so stellt sich auch in diesem Falle die Hinterachse
. ; . 2°
radial, also so ein, als ob nur der Spielraum o = 2 p
vorhanden wäre.
Es ist also in den Ausdrücken für die Anschneide-
. 1 ۱ E
winkel stets “-= 5, zu nehmen in den Fällen, ın
d 2 A
Z?
welchen o > CN
Es ist ferner:
d o. l
» + «جر = و ۱ h52], < 25
d. h. die Summe der Anschneidewinkel der führenden
Achsen eines steifachsigen Fahrzeuges ist unabhängig
von den Spielräumen und damit von der Spur-
erweiterung.
B. Widerstand in Gleisbögen, hervorgerufen
durch die Schiefstellung der Achsen.
Eine Achse A B (Abb. 2), welche infolge Lagerung
in einem starren Rahmen gezwungen ist, bei der Fort-
bewegung nach einem Kreisbogen mit dem jeweiligen
Halbmesser immer denselben Winkel «, einzuhalten,
würde, wenn sie nicht geführt wäre, anstatt in einer
Zeit dt das Bogenelement ds (Abb. 2) zu durchlaufen,
Abb. 2.
sich selbst überlassen in derselben Zeit den Weg ds
in der Richtung von A nach M senkrecht zu A B^
zurücklegen. Wegen des Zwanges der Bewegung mufs
die Achse während der tatsächlichen Fortbewegung um
das Bogenelement de in der Richtung der geometrischen
Achse 4 B um das Stück ds, (Abb. 2) gleiten. Zu den
Widerständen, die bei diesem Gleiten überwunden
werden müssen, gehört in erster Linie die Reibung
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 741] 191
zwischen Rad und Schiene, welche gleich f Q, gesetzt
werden kann, wenn Q, den Achsdruck und 7 den
Reibungskoeffizienten bedeutet. Ferner gehört hierzu
der durch die Ueberhdéhung nicht ausgeglichene Teil
der Zentrifugalkraft.
Wenn man diesen Anteil mit 2, bezeichnet und
¿ der Winkel der Ueberhöhung ist, so wird
QA (Y
1 م R
wobei z die Geschwindigkeit in m. f. d. Sek., g dic
Erdbeschleunigung ist.
cos 7 — g 0 d
a
R .
für kleine Geschwindigkeiten stets der Fall sein wird.
Es können ferner noch andere Widerstände hinzutreten,
wie seitlicher Winddruck u. dergl., deren Einwirkung
jedoch nicht berücksichtigt werden soll.
Die Arbeit des Gleitens auf dem Wege ds, muls
gleich sein der Arbeit der hierfür aufzuwendenden Zug-
kraft, oder was dasselbe ist, des Widerstandes in der
Richtung der Fortbewegung des Fahrzeuges auf dem
Wege ds.
Wird dieser Widerstand mit W bezeichnet, so
besteht demnach die Arbeitsgleichung
Hi de = (JQ +72?) dsn;
da ds, = » .ds, wie aus der Abb. 2 zu entnehmen ist,
so ergibt sich schliefslich W, = « (/Q, + /,) als Wider-
stand einer Achse, hervorgerufen durch die Schiefstellung
derselben.
Die Gleichung láfst sich sofort ۰
Es ist derselbe Widerstand für »-Achsen eines »-achsigen
Fahrzeuges
A) W یم 0) رت +... m) + Y Pa,
i=1
P, wird negativ, wenn g . sin 3 > cos 7 ist, was
wobei «, «“, ... die jeweiligen Anschneidewinkel
bedeuten. Im ersten Ausdruck sind die Winkel «, ... e
immer mit dem absoluten Werte, also positiv zu nehmen.
Im Ausdruck 2d; ist « positiv für die Achsen, welche
den äufseren Strang anschneiden, und negativ für die
Achsen, welche den inneren Strang anschneiden. X; ist
positiv, wenn die Wirkung der Zentrifugalkraft durch
die Ucberhóhung nicht vollständig ausgeglichen ist und
negativ, wenn eine zu grofse Ueberhöhung vorhanden
ist. Für grofse Geschwindigkeiten wird 2; im all.
gemeinen positiv, für geringe Geschwindigkeiten im
allgemeinen negativ sein.
Die Gleichung ist auch gültig für Fahrzeuge mit
einstellbaren Achsen.
C. Widerstand,hervorgerufendurch Wegunter-
schiede zwischen innerem und äufserem Strang.
Wenn « die Entfernung der Laufkreise der Räder
einer Achse bezeichnet, so ist bei einer Fortbewegung
um den Weg s, gemessen im Bogen des Gleises, der
Wegunterschied zwischen áufserem und innerem Strang:
u u
2a (R+ 2) 2n(e 3)
2Ra 5
Um dieses Stück müssen die Räder gleiten, wenn die
Laufkreise gleich grofs sind. Bei zylindrischen Lauf-
flächen ist dies immer der Fall. Bei geneigten Lauf-
flächen wird dieser Gleitweg vermindert, wenn die
Achse am äufseren Strang anliegt, vermehrt, wenn die
Achse am inneren Strang anliegt. Wenn die Tangente
der Neigung wie üblich zu 1:20 angenommen und der
Durchmesser des mittleren Lautkreises mit D bezeichnet
wird, so beträgt die Vermehrung bezw. Verminderung
bei Anlage der Räder
Zen, و o
aD $ Z 10D e Ae
Die erste Achse eines Fahrzeuges liegt stets aufsen
an. Für sie ist der Gleitweg stets
u 0
۳2
Er ist z. B. Null für R= 1500 m, D=1m, „=15m,
e— 10 mm. Die letzte Achse eines Fahrzeuges liegt
2
: d .
am inneren Strang an, so lange af OR’ In diesem Fall
192 [No. 741]
u o S
ist der Gleitweg (A + iog) AS SÉ?
so liegt die letzte, führende Achse nicht mehr am inneren
Strang an. Es beträgt der Gleitweg
Ist dagegen o .
d a
u RR
RT 10D J“
Die Mittelachsen werden in der Regel am inneren
Strang zur Anlage kommen. Für sie ist somit der
Gleitweg ۲ dl
u u A
RT lop |S
‘Es dürfte die Aufgabe einer besonderen Unter-
suchung sein, festzustellen, ob für die üblichen Rad-
stände und Spurerweiterungen die Neigung der l.auf-
flächen insgesamt günstig oder ungünstig einwirken.
Da sie für die erste Achse günstig, für die letzte und
mittlere Achse aber ungünstig einwirkt, so soll hier
angenommen werden, dafs sich die Wirkungen der
Neigung nahezu ausgleichen werden. Unter dieser
Voraussetzung kann der Gleitweg für jede Achse bei
Fortbewegung un den Weg s zu S
werden. Bei der Fortbewegung um s wird im -all-
gemeinen das weniger belastete Rad einer Achse um
s angenommen
۱ GE u
diesen Gleitweg مر > rutschen. Entlastungen eines
Rades treten z. B. durch die Wirkung der Zentrifugal-
kraft ein. Wenn diese Entlastung mit g bezeichnet
)
wird, so ist der Raddruck des entlasteten Rades - — (۰
Unter diesem Druck mufs das Rad um s bei der
u
R
Die Arbeit des
s mufs gleich sein der Arbeit der
Fortbewegung um den Weg s gleiten.
Ke
A
hierfür aufzuwendenden Zugkraft, oder des Widerstands
(IV) in der Richtung der Fortbewegung auf dem
Rutschens um
Wege s. Es besteht somit die Arbeitsgleichung
Q u
W, EK TN pS
oder wenn Q Gesamtlast des Fahrzeuges und g die Ge-
)
samtentlastung, I, = (2 = en oder
ee
Dadurch, dafs die inneren Rader vorzueilen suchen,
ist stets ein Drehmoment im Sinne der Vermehrung
des Seitendruckes der führenden Achsen vorhanden
von dem Werte 7 ( — 2 un. Hieraus entspringt ein
Seitendruck der führenden Achsen ۸ = J ۳ — a),
wobei / den Radstand der führenden Achsen bedeutet.
Dem Seitendruck /7 entspricht ein Widerstand
W = JI (e, -H e), wobei « und « die Anschneide-
winkel der führenden Achsen bedeuten. Es ist « + e,
l i u Q l
تیش A PAD ee A
= p und somit I", = SE 2۳
Qu g
iM 2 R I — 2 |
Der Widerstand, hervorgerufen durch die Wegunter-
schiede zwischen äufserem und innerem Strang, ist somit
D M= 1 + ۷۷۰ =r dt a 5):
D. Gesamtwiderstand.
Der Gesamtwiderstand in Gleisbögen, hervorge-
rufen durch ungleiche Wege im äufseren und inneren
Strang und durch die Schiefstellung der Achsen, wird
durch folgende Gleichung ausgedrückt
۲ PR,
(STM EA EE .یی +)
ion
+ 3
i—i
« P.
t
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Mai 1908]
Es ıst dabei:
d o
# Mee peg E
$ l, >< A > 00; > ar d Ze
BR re
Un IO (ey
_ Qi D h
== I -— y d E E 8
Li A E COS ; g sin , ) q a P,
weba A = Hohe des Schwerpunktes über SO.
Bei richtiger Ueberhöhung verschwindet P und q.
Für diesen Fall ist ۱
3( Iro K HEO + Ora H Oue).
"E. Anwendungen.
l. Widerstand zweiachsiger Fahrzeuge (gleiche
Belastung der Achsen):
)
Es ist Q, = Q, = und nach Gleichung 2
/ a
Moe y "ZE A
Nach — 3 wird somit
ut و d
"0 T
Für u = = m, f = 0,2, = 1 t wird der Wider-
stand ze in kg für 1t 1 2۲2 2
3 1-7
1۱ i zv == 100 - R kg für lt.
Für den Radstand /= 4m wird w = ۹ Dieser
Wert stimmt gut überein mit der nach Versuchen
von Röckl aufgestellten Formel w kg für It.
__ 650
— R— 50
Die Gleichung I ist unmittelbar anwendbar auf
vierachsige Wagen mit zweiachsigen Drehgestellen.
2. Widerstand dreiachsiger Fahrzeuge {gleiche
Belastung und gleiche Entfernung der Achsen):
Es ist Q, = Q, = Q, = = Nach Gleichung 2 ist
d 0
Wi + و“ = R’ (ly =]
nach Gleichung 3
u + 31
= fe ( R ۱
Bei denselben Annahmen wie vordem ist
el o 1
Il a) نه — 100 ür IPR
d. h. bei radialer NRE der letzten a ferner
3 + sl 200 o
IIb) zw = 100 - R 377 kg für + a?
die letzte Achse schneidet den inneren Sine an.
3. Widerstand vierachsiger Fahrzeuge (gleiche
Belastung und Entfernung der Achsen):
Es wrd Q = 0, = Q= 0 = E , ferner ist
d 1/3 Z a dE:
a te = Aer ës IR 2 e = — p y 4
Bei denselben Annahmen wie vorher ist:
3+7. 6 /
llla) z — 100 -RT für ۳ > 2
d. h. bei en au ge e EE
mo m= E DEE :
RZ Rt: kg for > مرو ER
Die letzte Achse schneidet innen, die Geer aufsen an.
Ferner
5 3 - "ad ER o _ /
IIIc) 1 100 R fiir ISOR
d. h. die dritte und vierte Achse schneiden innen an.
4. Widerstand für fünfachsige Fahrzeuge (gleiche
Belastung und Entfernung der Achsen):
Q
Es ist Qi = Q, = رو << ول < ,0 = رل
[1. Mai 1908]
l l o
ie, = Rt بر مې د که ر = o
Man erhält a denselben Annahmen wie vorher
IV a) w=100° 7! für S an.
d. h. bei radialer Einstellung eh aE Achse.
3 SE 5 / 600. Z l
IVb) W = 100 —-55--= --4-- si "für 5 SCT > aR
Die vierte Achse Ee aufsen, de letzte innen an.
> 3 a “ad 200 . o Sé d d
IVc) = 100 -— - + GE ER fin بر و > ر
Die vierte und fünfte Bee schneiden innen an.
Aus den vorstehenden Gleichungen ist folgendes
zu entnehmen.
Der Widerstand zweiachsiger Fahrzeuge ist unab-
hängig von den Spielräumen und damit auch von der
Spurerweiterung (bei ausgeglichener Wirkung der
Zentrifugalkraft). Er beträgt z = 100 a kg für It
Fahrzeuggewicht. Für den sog. re Lauf d.h.
bei radialer Einstellung der letzten Achse, welche ein-
tritt, wenn der Spielraum o > a R’ ist der Widerstand
der Fahrzeuge mit mehr als 2 Achsen ebenso grofs
wie der der zweiachsigen. Für kleinere Spielräume,
3
l . . `
also o < a p’ nimmt der Widerstand der Fahrzeuge
mit mehr als zwei Achsen ab und zwar bis etwa auf
w = 100 EE ۶ EN
F. Schlufsbemerkungen.
Tatsächlich erfolgt die Führung der Fahrzeuge in
a nicht durch äufsere Kräfte, sondern durch
die Spurkränze der führenden Räder.
Die Spurkränze bilden das Zwischenglied, welches
die Arbeit umformt in die Arbeit am Zughaken.
Ein Rad, welches einen Gleisbogen anschneidet
(Abb. 3), ruht in Punkten 4 senkrecht unter der Dreh-
achse O auf der Schiene und berührt mit dem Spurkranz
in einem Punkte 2 die führende Schiene. Beim Stillstand
ist in 4 der volle Raddruck vorhanden. Bei der Fort-
bewegung (von links nach rechts) wird der Keil des
Spurkranzes an der Stelle 3 andauernd nach unten
gedrückt und hierdurch die Achse fortwährend in der
Richtung der Drehachse verschoben. Der Raddruck in A
(nach früheren Bezeichnungen >) wird hierbei um den
Betrag derjenigen Kraft .S vermindert, welche zum
Eindrücken des Keiles bei 3 erforderlich ist. Wird
)
diese Kraft S gröfser als der Raddruck = so tritt
Entgleisung ein.
Wenn nun das Rad um das Stück BD = ds, (Abb. 4)
in der Richtung der geometrischen Achse des Räder-
paares verschoben wird, so gleitet der Keil des kegel-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No 741] 193
formigen Spurkranzes um den Weg BC=- an
cos o
dem Punkte 2 vorbei. Die Arbeit, die hierbei von der
Kraft S geleistet wird, ist A. DC. Diese ist gleich der
Arbeit des nach Entlastung in 4 verbleibenden seitlichen
Abb. 3.
——— — -i
Widerstandes f (Q, — S) . dsn, vermehrt um die Reibungs-
arbeit f. S. cos y . BC, die bei dem Gleiten des Keiles
um das Stück ZC zu überwinden ist; da BC. cos y
= ds, so ist die Arbeit
S. DC = f (Q,— 5) dSn -+ S i Si = FO, dSn
d. h. die Arbeit, die durch Vermittlung
des Spukranzes bei der Fortbewegung Abb. 4.
um ds übertragen wird, ist gleich der ۳
Arbeit, welche nötig wäre, um das Räder-
paar unter der Belastung des Stillstandes de er
1
in der Richtung der geometrischen Achse n
um das Stück ds. zu verschieben. Diese 3
Arbeit ist unabhängig von der Neigung
des Spurkranzes. Die vorher aufgestellten
Formeln geben somit tatsächlich den
Widerstand wie er durch Vermittlung
des anschneidenden Spurkranzes auf den
Zughaken übertragen wird. Ferner er- C
gibt sich hieraus die Richtigkeit der An- `
© schauung, dafs die Arbeit des Widerstandes in der
Richtung der Fortbewegung gleich der Arbeit der-
jenigen äufseren Kräfte ist, die man sich an der Achse
angreifend denken mufs, um die Bewegung im Gleis-
bogen zu erhalten ohne die zwangläufige Führung durch
die Spurkränze in Anspruch zu nehmen.
Fabrikorganisation, Fabrikbuchführung und Selbstkostenberechnung der Firma
Ludw. Loewe & Co. Aktiengesellschaft, Berlin*)
Während im allgemeinen die Leiter gröfserer und
kleinerer Fabrikbetriebe wenig geneigt sind, Fremde
Einblick in die innere Organisation und die Einzelheiten
ihrer Fabrikbuchführung nehmen zu lassen, und glauben,
diese Dinge als kostbares Geschäftsgeheimnis behandeln
zu müssen, übergibt die Firma Ludw. Loewe & Co. in
dem vorliegenden Werk die Organisationseinrichtungen
ihrer Fabrikationsabteilung in eingehendster Behandlung
der Oeffentlichkeit. Das Material, das die Firma hier-
°) Von J. Lilienthal. Mit einem Vorwort von Professor ۰
G. Schlesinger. Berlin 1907. Verlag von Julius Springer. Geb.
10 M.
durch zur allgemeinen Kenntnis bringt, ist um so wert-
voller, als es ein Buchfúhrungssystem behandelt, das
vor dieser Veröffentlichung jahrelang erprobt ist und
sich in einem Grofsbetricbe bewährt hat, der bel einer
Arbeiterzahl von 1800 Köpfen in 10 Abteilungen die
verschiedensten Fabrikationen umfafst.
Nach Angabe des Verfassers der vorliegenden
Monographie, der selbst die Hauptarbeit bei Durch,
führung der neuen Buchführung geleistet hat, war bei
ihrer Einrichtung das leitende Prinzip, „die Rentabilität
jeder Abteilung nachzuweisen und innerhalb jeder
Abteilung deren verschiedene Erzeugnisse bezüglich
ihrer Selbstkosten und des Verdienstes zu kontrollieren“.
194 [No. 741]
Enthält dieses Prinzip an sich schon eine Anzahl ver-
schiedener Aufgaben, so beanspruchen aufserdem die
Eigenheiten der verschiedenen Fabrikationsabteilungen
bezügl. der Betriebsbuchhaltung verschiedene Behand-
lung. Andrerseits ist von dem Grundsatz ausgegangen,
durch reichliche Anwendung von eingehend speziali-
sierten Vordrucken nach Möglichkeit zu schematisieren
bei einem Minimum von Schreibarbeit, um so die Meister
möglichst wenig ihrer eigentlichen beaufsichtigenden
Tätigkeit zu entziehen. Schliefslich sollte auf die meist
recht unsicheren Angaben der Arbeiter in möglichst
geringem Umfange zurückgegriffen werden. Ob das
gewählte System diesen z. T. heterogenen Ansprüchen
genügt, ohne dafs ihm seine wichtigste Eigenschaft, die
Uebersichtlichkeit, verloren gegangen ist, lälst sich an
der Hand der Monographie allein nicht beurteilen; es
gehört dazu, dafs man beobachtet, wie sich seine Hand-
habung in der Praxis vollzieht. Der erste Eindruck ist,
wie auch der Verfasser zugibt, dafs es infolge vielleicht
etwas zuweitgetriebener Unterteilung recht kompliziert
erscheint, konımen doch im Ganzen 132 verschiedene
Vordrucke zur Anwendung.
Zum Beweise, dafs trotzdem der angewendete
Apparat zweckentsprechend arbeite, führt in einem
Vorworte der Professor Dr Aua, Schlesinger an, dafs
die Betriebsbuchführung auf je 50 Arbeiter nur 1 Lohn-
beamten erfordert, und dafs die Ausgaben für Gchälter
der gesamten kaufmännischen Verwaltung nur 2 pCt. der
produktiven Löhne betragen.
Der zur Verfügung stehende Raum gestattet nicht,
auf die Einzelheiten der Buchhaltung näher einzugehen.
Es möge nur kurz erwähnt werden, dafs eine grund-
sätzliche Scheidung in Geschäftsbuchhaltung und Betriebs-
buchhaltung erfolgt ist. Während erstere alles behandelt,
was sich auf Einkauf und Vertrieb bezieht, werden in
der Betriebsbuchhaltung die im Laufe der Fabrikation
erforderlichen Buchungen eingetragen. Dementsprechend
werden bei Feststellung der Geschäftsunkosten Hand-
lungsunkosten und Fabrikationsunkosten unterschieden.
Die Lohnverrechnung erfolgt in besonderen Lohn-
bureaus.
Bezüglich der Lohnzahlung möge erwähnt werden,
dafs der Lohn für jede vom Montag bis zum Sonnabend
reichende Lohnperiode am Freitag der nächsten Woche
gezahlt wird, und zwar nach dem wirklichen Verdienst
bezw. bei nicht vollendeten Akkorden in Abschlags-
zahlungen von angemessener Höhe. Dabei werden
jedoch nur die vollen Markbeträge zur Auszahlung
gebracht, während die überschiefsenden Pfennige für
die Versicherungsbeiträge einbehalten werden. Die
Verrechnung dieser Beiträge und anderer Abzüge er/olgt
am Schlufs der letzten Woche einer Löhnungsperiode,
die einen Monat bezw. 4 oder 5 Wochen umfafst. Auch
bei dieser Schlufszahlung wird nur in vollen Mark-
beträgen gezahlt, während die überschiefsenden Pfennige
auf den nächsten Monat übertragen werden. Durch
dieses Verfahren wird die Arbeit des Einzählens in die
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
(1. Mai 1908]
Lohnbeutel, wobei aufserdem noch eine Zählmaschine
benutzt wird, ganz aufserordentlich vereinfacht.
Die fertigen zugeklebten Lohnbeutel werden an
jedem Freitag Nachmittag von Beamten des Lohn-
bureaus den Arbeitern an ihren Platz gebracht und
ihnen gegen Quittung ausgehändigt. Dabei sind jedoch
die Quittungsformulare mit der ausgefüllten Lohnab-
rechnung den Arbeitern schon am Donnerstag Nachmittag
zugestellt, damit diese bis zum nächsten Tage Zeit
haben, die Richtigkeit der zur Auszahlung kommenden
Beträge zu prüfen. Dieses ganze Verfahren der Lohn-
auszahlung erscheint so nachahmenswert, dafs es sich
empfiehlt, seine Anwendbarkeit auf die staatlichen grofsen
Werkstätten zu prüfen.
Besonderes Interesse nehmen naturgemäfs die Aus-
führungen in Anspruch, die sich auf die Verrechnung
der Selbstkosten, namentlich der Betriebsunkosten be-
ziehen. Die Ermittelung der letzteren erfolgt für jede
der bestehenden 13 Abteilungen nach besonderen, ihren
Verschiedenheiten angepafsten Grundsätzen. Dabei
kommt eine aufserordentlich weitgehende Spezialisierung
zur Anwendung.
Es werden z. B. in der Abteilung „Maschinenbau“
die Betriebsunkosten nach nicht weniger wie 44 Unkosten-
konten gebucht, die wieder in 3 Gruppen unterschieden
werden, je nachdem sie eine unmittelbare Verteilung
auf die Unterabteilungen zulassen oder nicht, bezw.
allgemeine Unkosten darstellen, die nicht im Maschinen-
bau selbst verursacht werden, wie Kosten des Fuhr-
wesens, der Portiers und Wächter, der Krankenkasse
usw. Sie werden für jede der 15 Unterabteilungen des
Maschinenbaus besonders ermittelt und danach der den
produktiven Löhnen jeder Unterabteilung zuzuschlagende
Prozentsatz besonders festgesetzt. Wie begründet diese
Spezialisierung ist, zeigen die Unterschiede der für die
einzelnen Unterabteilungen sich ergebenden Zuschläge.
Sie bewegen sich nach den Angaben des Verfassers
zwischen 90 pCt. und 305 pCt. der produktiven Löhne,
im Durchschnitt aller Abteilungen 110 pCt. Diesen
Zahlen gegenüber ist man zu der Annahme berechtigt,
dafs der grundsätzliche Höchstzuschlag von 100 pCt.
zu den entstandenen Löhnen, der seitens der Eisenbahn-
Werkstätten bei Arbeiten für Dritte zu erheben ist, die
Selbstkosten nicht deckt, namentlich wenn man berück-
sichtigt, dafs die staatlichen Betriebe wohl unzweifelhaft
mit höheren Unkosten arbeiten, als private Fabriken.
Im Anschlufs an die Beschreibung der Buchführung
bringt der Verfasser noch wertvolles Material über die
Lagerverwaltung, die Inventur, die Bilanz, die Statistik
u. a. m, um schliefslich in einem Anhang die Be-
stinnmungen wiederzugeben, die sich auf die Einstellung
und Entlassung der Arbeiter, die Ausbildung der Lehr-
linge und die Benutzung der 'Teeküche beziehen. So
stellt die Monographie ein Werk dar, das für Jeden, sei
er Fachmann oder Laie, eine Fülle des Interessanten
und Lehrreichen bietet.
Bode,
Eisenbahn-Bauinspektor.
Verschiedenes
Umgestaltung des Pariser Platzes. Im Verkehrs- und
Baumuseum in der Invalidenstrafse ist ein im Mafsstab
1: 100 angefertigtes Modell ausgestellt, das die Umgestaltung
des westlichen Abschlusses des Pariser Platzes nach einem
im Allerhöchsten “Auftrage von dem Geheimen Oberhofbaurat
v. Ihne bearbeiteten Entwurfe veranschaulicht.
Wie bekannt, hegt die Grofse Berliner Strafsenbahn die
Absicht, im Zuge der Strafse Unter den Linden eine unter-
irdische Führung ihrer Linien herzustellen und zu diesem
Zweck die neben dem Brandenburger Tor stehenden Häuser
zu untertunneln.
Falls dieser Plan zur Ausführung kommen sollte, wird
unter der Voraussetzung, dafs eine Regelung der privat-
rechtlichen Besitzverhältnisse gelingt, der Abbruch der
genannten Häuser wahrscheinlich und damit die Möglichkeit
geboten werden, für den Wagen- und Fufsgängerverkehr
an dieser Stelle Verbesserungen in Aussicht zu nehmen, die
nicht blots wünschenswert, sondern im öffentlichen Interesse
geboten erscheinen. ۱
In dem Umstand, dafs die täglich an Zahl zunehmenden
Fuhrwerke und Automobile, welche die Sommerstrafse und
die Königgrätzer Strafse in der Richtung von Norden nach
Süden und umgekehrt durchfahren, sich vor dem Branden-
burger Tore mit dem Fahrverkehrsstrom, der durch das Tor
ein- und ausflutet, kreuzen, liegt eine erhebliche Gefahr
sowohl für die Fuhrwerke als für die Fufsgänger.
Der in dem ausgestellten Modell veranschaulichte Plan
verfolgt den Grundgedanken, die verschiedenen Verkehrs-
strömungen in bestimmte Bahnen zu lenken und gefahrvolle
Kreuzungen der Verkehrswege tunlichst zu vermeiden.
[1. Mai 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 741] 195
Zu diesem Zweck ist an Stelle der jetzigen Privathäuser
eine Kolonnaden-Architektur gedacht, die zu beiden Seiten
des Tores in angemessenen Breiten je vier Fufsgánger-
Durchgänge an der Nord- und Südseite des Platzes, sowie
zwischen diesen je eine Durchfahrt von 9 m Breite vor-
sieht. Es erfolgt dadurch auf kürzesten Wegen eine wirk-
same Ablenkung wesentlicher Teile des Verkehrs aufsen
vor dem Tore sowie innen von der Mitte des Platzes weg
auf seine Ränder. Zugleich gestatten die Oeffnungen des
westlichen Platzabschlusses einen freien Ueberblick vom
Platzinnern her auf die Königgrätzer- und Sommerstrafse
sowie umgekehrt von aufsen nach innen.
Die geplanten Kolonnadenbauten lassen die künstlerisch
und geschichtlich gleich bedeutsame Baugruppe, die das Tor
mit den anschliefsenden Wachtgebäuden bildet, unberührt.
Im Mafsstab und in der Stilfassung stimmen die neu gedachten
Bauteile mit den Wachtgebäuden überein.
Die Frage, ob die Ausführung der Anlage in vorstehendem
Sinne in absehbarer Zeit zur Tat werden wird, hängt von
dem Zustandekommen der Unterpflasterbahnprojekte der
Grofsen Berliner Strafsenbahn ab.
Gebühren für Zeugen und Sachverständige bei Gericht.
Dafs die Gebühren für Zeugen und Sachverständige, wie sie
in der Reichsgebührenordnung vom 30. Juni 1878 festgesetzt
sind, zu niedrig sind, wird von keiner Seite bestritten; hat
es doch auch der preufsische Justizminister in seinem Rund-
erlafs vom 11. Oktober 1907*) anerkannt und die Tatsache,
dafs es immer schwieriger wird, geeignete Sachverständige
zu gewinnen, mit auf diesen Umstand zurückgeführt. Deshalb
hat der Verein deutscher Ingenieure sich an den Reichs-
kanzler mit der Bitte gewandt, zu veranlassen:
dafs den Ingenieuren, wenn sie als Sachverständige bei
Gericht tätig sind und nach Lage der Dinge nach Stunden
zu liquidieren haben, die in der Gebührenordnung für
Architekten und Ingenieure festgesetzten Gebühren bewilligt
werden;
dafs — wie es auch der preufsische Justizminister schon
empfohlen hat — die Gerichte darauf bedacht sein möchten,
ihnen bei schwierigen Gutachten die Liquidation nicht nach
Stunden, sondern nach dem üblichen Preise zu gestatten;
dafs die Gerichte möglichst mit darauf hinwirken möchten,
dafs die Gebühren vor Erstattung des Gutachtens mit dem
Sachverständigen vereinbart werden;
dafs die Beschränkung, wonach ein Sachverständiger
nur 10 Stunden an einem Tage in Rechnung stellen darf,
beseitigt wird, und
dafs den Ingenieuren dieselben ۳2 und Reise-
kosten bewilligt werden, wie den Rechtsanwälten oder den
Regierungs- und Bauräten.
Honorarausschreiben über die rauch- und geruchlose
Verbrennung der Automobilbetriebstoffe. Der Verein zur
Beförderung des Gewerbfleifses hat in seiner Sitzung vom
3. Februar 1908 nachstehendes Preisausschreiben erlassen: *”)
Mindestens 3000 Mark und die silberne Medaille für die
beste auf experimenteller Grundlage beruhende Arbeit, be-
treffend rauch- und geruchlose Verbrennung der in den
Explosions- und Verbrennungsmaschinen zur Verwendung
gelangenden Betriebsstoffe.
Die Arbeit soll enthalten:
. Kritische Zusammenfassung der bislang zur Erreichung
dieses Zieles in die Oeffentlichkeit gelangten Bestrebungen.
. Darlegung der Verhältnisse, die bei der Verbrennung
organischer Stoffe obwalten, und welche Bedingungen zu
erfüllen sind, um dies vollständig zu machen.
. Anstellung von Versuchen, die verlangte Geruchlos-
machung der Verbrennungsgase herbeizuführen, sei es
a) durch Auswahl geeigneter Brennstoffe oder deren
Mischungen,
punt
N
wo
°) Vergl. Annalen vom 1. Januar 1908, No. 733.
**) Vergl. Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
Gewerbfleifses, Februar Heft 1908.
b) durch Abánderung der Verbrennungsbedingungen im
Motor,
c) durch Einschaltung von Absorptionsmitteln, welche
die etwa noch vorhandenen 1iechenden Bestandteile
der Verbrennungsgase aufzunehmen befähigt sind.
Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken in Düssel-
dorf. In der am 28. März im Continentalhotel zu Berlin unter
dem Vorsitz des Geh. Kommerzienrats Ernst Schiefs, Düssel-
dorf abgehaltenen, zahlreich aus allen Teilen Deutschlands
besuchten Hauptversammlung wurde folgender Bericht
über die Geschäftslage erstattet.
In der Ausschufs-Sitzung im Januar d. J. konnte fest-
gestellt werden, dafs das Jahr 1907 im allgemeinen bei sehr
starker Beschäftigung auch finanziell ein ziemlich be-
friedigendes Ergebnis geliefert habe und dafs für die ersten
Monate des laufenden Geschäftsjahres die Arbeitsstätten fast
überall noch genügend Arbeit hätten. Wie nicht anders zu
erwarten, ist heute das Geschäft wesentlich stiller geworden,
doch zeigen die Anfragen, dafs doch ein nicht unbedeutender
Bedarf an Werkzeugmaschinen vorhanden ist. Es ist deshalb
zu erwarten, dafs manche heute ausgesprochene Klage über
geringeren Eingang von Aufträgen verstummen wird, sobald
die Verhältnisse des internationalen Wirtschaftslebens sich
etwas mehr geklärt haben. Diese Verhältnisse machen sich
im Werkzeugmaschinenzweig besonders auch dadurch un-
liebsam bemerkbar, dafs wegen der amerikanischen Wirt-
schaftskrisis amerikanische Werkzeugmaschinen zu unan-
gemessen niedrigen Preisen auf den festländischen Märkten
dringend angeboten werden. Eine fernere, allen Industrie-
zweigen Deutschlands gemeinsame Voraussetzung der
Besserung der wirtschaftlichen Zustände ist eine Ermäfsigung
des anhaltend hohen Geldstandes. Verstummen werden aber
nicht die Klagen über die im Verhältnis zu den an den
Werkzeugmaschinenbau gestellten Anforderungen jeweilig
erzielte Ertragsfähigkeit, die besonders beeinflufst ist von der
Leistungsfähigkeit der namentlich in Bezug auf Lohn immer
anspruchsvoller werdenden Arbeiterschaft, wie auch von den
wirtschaftlichen Verbänden, die in der Lage sind, für die
Rohmaterialien den weiterverarbeitenden Werken Preise und
Bedingungen vorzuschreiben. Würde die Solidarität im
Maschinenbau eine gröfsere sein, so würde eine Verständigung
mit den Verbänden eher ermöglicht werden, auch würden
mit gröfserm Nachdruck die Interessen des Werkzeug-
maschinenbaues im besondern vertreten werden können. Ein
Schritt dazu ist geschehen durch die Schaffung von allgemeinen
Lieferungsbedingungen, über die sich der gesamte Maschinen-
bau einschliefslich des Werkzeugmaschinenzweiges geeinigt
hat, und die durchzuführen unter diesen Verhältnissen nicht
schwerer sein kann.
An diese Darlegung schlofs sich ein Bericht des Geschäfts-
führers Paul Steller-Köln über die zehnjährige Tätigkeit des
Vereins, die sich auf alle den Geschäftszweig näher berührenden
wirtschaftspolitischen Fragen erstreckte und manchen erfreu-
lichen Erfolg zu verzeichnen hatte. In weiterer Erledigung
der Tagesordnung wurden namentlich die gemeinsamen
Lieferungsbedingungen des gesamten Maschinenbaues als eine
wichtige Verständigung unter den beteiligten Kreisen aner-
kannt und die Errichtung besonderer Kammern für Streit-
sachen des gewerblichen Rechtsschutzes für jeden preufsischen
Oberlandesgerichtsbezirk beifällig begrüfst, jedoch dazu der
Wunsch geäufsert, die viel zu niedrigen Gebühren für dennoch
unentbehrliche Sachverständige möchten angemessen erhöht
werden. Ferner wurde auch anerkennend der Verdienste
gedacht, die sich in dem zehnjährigen Bestehen des Vereins
die leitenden Persönlichkeiten um den letztern erworben
hätten.
Roheisenerzeugung in Deutschland und Luxemburg.
Nach den Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und
Stahlindustrieller betrug die Roheisenerzeugung in Deutsch-
land und Luxemburg während des Monats Februar 1908
insgesamt 994186 t gegen 1061329 t im Januar 1908 und
978191 t im Februar 1907.
196 (No, 741]
Die Erzeugung verteilte sich auf die einzelnen Sorten
wie folgt, wobei in Klammern die Erzeugung für Februar
1907 angegeben worden ist:
Giefsereiroheisen 191 196 (166 062) t, Bessemerroheisen
36 940 (36 846) t, Thomasroheisen 619021 (638 689) t, Stahl
und Spiegeleisen 87791 (13745) t, Puddelroheisen 59 238
(62 849) t.
In der Produktion der einzelnen Sorten in den einzelnen
Bezirken liegen auffállige Verschiedenheiten gegen den Vor-
monat vor, so ist im Siegerland die Erzeugung von Bessemer-
roheisen von 3753 t auf 47 t gefallen, in Rheinland-West-
falen die Erzeugung von Puddelroheisen von 1612 t auf
8 230 t gestiegen.
Gescháftliche Nachrichten. ~“
Stahlrohre System Peschel in Wechselstrom-Anlagen.
Bis vor kurzem wurde Peschelrohr fast nur in Gleichstrom-
Anlagen verwendet, da man befürchtete, dafs bei seiner
Verwendung als Leiter in Wechselstrom-Anlagen Störungen
durch Induktionserscheinungen auftreten könnten. Eingehende
Versuche, über die in der unserer heutigen Auflage bei-
liegenden Nachricht No. 15 der Siemens-Schuckert Werke
ausführlich berichtet wird, haben aber gezeigt, dafs diese
induktiven Wirkungen praktisch zu vernachlässigen sind und
dafs daher Peschelrohr auch in Wechselstrom-Anlagen als
stromführendes Schutzrohr verwendet werden kann. Ver-
schiedene Anlagen, z. B. in Nürnberg und Frankfurt a. M.,
haben die Richtigkeit der aus jenen Versuchen gewonnenen
Resultate für die Praxis vollauf bestätigt. Näheres darüber
bringt die oben erwähnte Veröffentlichung, die wir der
Aufmerksamkeit unserer Leser empfehlen.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Kaiserl. Geh. Baurat und Vortragenden
Rat im Reichsschatzamt der bisherige ständige Hilfsarbeiter
bei dieser Behörde Reg.- und Baurat Professor Müssigbrodt;
zum Bauinspektor im Reichskolonialamt der Reg.-Bau-
meister Meier;
zum Physiker im Reichsmarineamt der Phvsiker für das
Torpedowesen Dr. Beggerow;
zum Marineoberbaurat und Schiffbaubetriebsdirektor der
Marinebaurat für Schiffbau Schmidt, zunı Marineoberbaurat
und Maschinenbaubetriebsdirektor der Marinebaurat für
Maschinenbau Krell, zu Marinebauräten für Maschinenbau
die Marinemaschinenbaumeister Domke und Klagemann, zum
Marinebaurat für Hafenbau der Marinehafenbaumeister Brune,
zum Marinegewerberat der Gewerbeassessor Dr. von Finkh
und zum Marine-Hafenbaumeister der Reg.-Baumeister Emil
Klein.
Kommandiert: der Marinebaurat Hartmann von Berlin
zur Baubeaufsichtigung Danzig.
Versetzt: die Marinebauräte Martens von Kiel nach
Berlin und Kluck von Danzig nach Wilhelmshaven sowie
der Marine-Schiffbaumeister Allardt von Kiel zur Hochseeflotte.
Militarbauverwaltung Preufsen.
Ernannt: zu Militárbauinspektoren die Reg.-Baumeister
Schultze in Koblenz, Thomaschky in Königsberg unter Ueber-
weisung alstechn. Hilfsarbciter zur Intendantur des VIT. Armee-
korps, Dupont in Mainz, Erler in Spandau unter Ueber-
weisung zur Intendantur der mil. Institute und Kommandie-
rung als techn. Hilfsarbeiter zur Bauabt. des Kriegsminist.
Versetzt: nach Sigmaringen der Militärbauinspektor
Hirschberger von der Intendantur der mil. Institute, komman-
diert als techn. Hilfsarbeiter in der Bauabt. des Kriegsminist.
Preufsen.
Ernannt: zum Präsidenten der Kgl. Eisenbahndirektion
in Kassel der Geh. Oberregierungsrat und Vortragende Rat
im Minist. der öffentl. Arbeiten Martini, zum Präsidenten
der Kgl. Eisenbahndirektion in Bromberg der Oberregierungs-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Mai 1908}
rat Pedell in Halle a. S., zum Präsidenten der Kgl. Eisen-
bahndirektion in Essen a. R. der Oberregierungsrat Walter
Lehmann in Hannover;
zum Ministerialdirektor der Wirkl. Geh. Oberregierungs-
rat Maximilian Peters, zum Vortragenden Rat in dem Minist.
der öffentlichen Arbeiten der Geh. Baurat Ottomar Domschke,
zum Geh. Oberbaurat der Geh. Baurat und Vortragende Rat
im Minist. für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Wegner;
zu Reg.- und Bauräten der Eisenbahnbauinspektor Bau-
rat Schramke in Breslau, die Landbauinspektoren Bauräte
Andreae in Bromberg, Hennicke in Gumbinnen, Hudemann
in Posen, Gyssling in Schleswig, Neuhaus in Marienwerder,
Haubach in Oppeln, die Wasserbauinspektoren Bauräte
Maschke und Sandmann in Hannover, Progasky in Allen-
stein und der Wasserbauinspektor Schnapp in Berlin;
zu Bauinspektoren die Reg.-Baumeister des Maschinen-
baufaches Bernhard Rutkowski in Witten a. R., Friedrich
Gaedke in Tempelhof, Karl Mörchen in Halle a. S., Ernst
Spiro in St. Johann-Saarbrücken, Karl Schmelzer in Berlin,
Rudolf Jaeschke in Görlitz, Max Chelius in Trier, Hermann
Potthoff und Wilhelm Hansmann in Berlin, Albert Proske
in Kattowitz, Edmund Schütz in Duisburg, Georg Schulzendorf
in Aachen, Wilhelm Müller in Berlin, Eduard Köttgen in
Essen a. R., Heinrich Kahlen in Köln, Friedrich Klein in
Altona, Wilhelm Ryssel in Hannover, Paul Böttge in Magde-
burg, Helmut Wieszner in Breslau, Kurt Dorenberg in Berlin,
Otto Ahlf in Hannover, Wilhelm Weil in Betzdorf, Friedrich
Eckhardt in Kassel, Otto Kessler in Kottbus, Georg Crayen
in Danzig, Karl Bange in Duisburg und Karl Rintelen, 2. ۰
aus dem preufsischen Staatseisenbahndienste beurlaubt;
zu Bau- und Betriebsinspektoren die Reg.-Baumeister des
Eisenbahnbaufaches Gustav Johlen in Königsberg i. Pr.,
Willi Lehmann in Berlin, Klemens Siebels in Köln, Thaddäus
v. Braunek in Kassel, Valentin Herwig in Köln, Christian
Ewig in Kattowitz, Artur Blau in Berlin, Erwin Sonne in
Duisburg, Alexander Linke in Halver, Georg Warnecke in
Kattowitz, Tobias Schäfer in Elberfeld, Willi Behrens in Altona,
Fritz Lauser in Hannover, Ignaz Falk in Winterberg i. Westf.,
Walter Pleger in Essen a. R., Aloys Berlinghoff in Rummels-
burg 1. Pomm., Heinrich Kredel in Löwenberg i. Schl., Karl
Haack in Mainz, Robert Lieffers in Köln, Adolf Tschich in
Festenberg, Max Rump und Karl Nipkow in Berlin, Heinrich
Mickel in Königsberg i. Pr., Dagobert Graetzer in Posen,
Jakob Lagro in Köln, Stephan Horstmann in Koblenz und
Oskar Seidenstricker in Koesfeld;
zu Bauinspektoren die Reg.-Baumeister Bode in Berlin (im
Techn. Bureau der Hochbauabt. desMinist. der öffentl. Arbeiten)
und Bernstein in Gleiwitz (im Geschäftsbereich der Regierung
in Oppeln), zu Kreisbauinspektoren die Reg.-Baumeister
Gensel in Bitterfeld (im Geschäftsbereich der Regierung in
Merseburg), Kaufmann in Schmalkalden, Haussig in Wreschen
(im Geschäftsbereich der Regierung in Posen), Strutz in
Goldap, Verlohr in Kirchhain (im Geschäftsbereich der Re-
gierung in Kassel), Adolf Schmidt in Kreuzburg i. O.-S.,
Caesar in Diez (im Geschäftsbereich der Regierung in Wies-
baden), Raabe in Insterburg, Ast in Rybnik, Clingestein in
Bunzlau, zum Landbauinspektor in St.-Johann-Saarbrücken
der Reg.-Baumeister Schenck, zu Wasserbauinspektoren die
Reg.-Baumeister Grube in Beeskow (im Geschäftsbereich der
Verwaltung der Märkischen Wasserstrafsen), Weinrich ın
Osnabrück (im Geschäftsbereich der Kanalbaudirektion in
Hannover), Tillich im Techn. Bureau der Wasserbauabt. jm
Minist. der öffentl. Arbeiten in Berlin, Dauter in Breslau (im
Geschäftsbereich der Oderstrombauverwaltung in Breslau)
und Niebuhr in Hannover bei der dortigen Regierung;
zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Bauführer Werner Usbeck
aus Jerichow, Heinrich Koester aus Limburg a.d. L. (Maschinen-
baufach), Karl Becker aus Unna, Kreis Hamm (Eisenbahn-
baufach), Max Schumann aus Breitenau, Kreis Luckau, Richard
Beger aus Kassel, Karl RieB aus Bretten, Jan Groenewold
aus Visquard, Kreis Emden (Wasser- und Strafsenbaufach),
Paul Wrede aus Günterberg, Kreis Angermünde, Oskar
(1. Mai 1908]
Schmidt aus Lichtenfeld, Kreis Heiligenbeil, und Hans Pfeil
aus Neubrandenburg (Hochbaufach);
ferner zu Gewerbeassessoren die Gewerbereferendare
Engel aus Königsberg i. Pr. und Vogel aus Bonn; dieselben
sind den Gewerbeinspektionen Wiesbaden und Frankfurt a. M. II
als Hilfsarbeiter úberwiesen worden.
Verliehen: die Stelle eines Direktionsmitgliedes dem
Eisenbahndirektor Essen in Kattowitz, den Reg.- und Bauráten
Schäfer in Altona, Schnock in Essen a. R., Haubitz in Kassel,
Levy in Frankfurt a. M., Bergerhoff und Loch in Berlin
(Zentralamt), den Bau- und Betriebsinspektoren Lúpke in
Frankfurt a.M., Wehde in Berlin, Krausgrill in Königsberg i.Pr.,
Knoblauch in St. Johann-Saarbrúcken, Hahnzog in Erfurt,
Georg Herzog in Posen, Schlesinger in Hannover, Vater in
Köln und Köbler in Bromberg;
die Stelle des Vorstandes einer Maschineninspektion den
Bauinspektoren Spohr in Lyck und Velte in Altena, die Stelle
des Vorstandes einer Werkstätteninspektion den Bauin-
spektoren Mayer in Karthaus, Meyeringh in Witten a R.,
Engelhardt und Linack in Breslau, Aug. Wilhelm Weber in
Limburg a. d. L., Füchsel in Opladen, v. Czarnowski in
Hoyerswerda, Tesch in Gleiwitz, Süersen in Posen, Cornelius
in Königsberg i. Pr., Schumann in Posen und Pontani in Frank-
furt a. M., die Stelle des Vorstandes einer Betriebsinspektion
den Bau- und Betriebsinspektoren Stahlhuth in Neumünster,
Perkuhn in Frarkfurt a. M., Linow in Duisburg, Kraefft in
Magdeburg, Sander in Allenstein, Johannes Simon in Husum,
Metzel in Dirschau, Wilde in Lówenberg in Schl., Karl Meyer
in Bochum, Karl Lemcke in Boppard, Neubarth in Hirsch-
berg i. Schl, Senst in Hamburg, Klostermann in Liegnitz,
Fahl in Salzwedel, Kuhnke in Meseritz und Zander in Dort-
mund;
ferner den Gewerbeassessoren Böse in Hagen, Blúher
in Magdeburg 1, Dr. Rosebrock in Barmen, Mayer in Flens-
burg, Oelert in Teltow-Ost in Berlin und Lohmann in Altona
eine etatmäfsige Hilfsarbeiterstelle bei den bezeichneten
Gewerbeinspektionen.
Uebertragen: die neue Polizeibauinspektorstelle in
Dt.-Wilmersdorf (im Gescháftsbereich des Polizeiprásidiums
in Berlin) dem Bauinspektor Baurat Reißbrodt.
Zur Beschäftigungüberwiesen: die Reg.-Baumeister
Giese und Pflug dem Kgl. Polizeipräsidium in Berlin, Chop
der Kgl. Oderstrombauverwaltung in Breslau (Maschinen-
baufach), Schölvinck, bisher beurlaubt, der Kgl. Regierung
in Aurich, Dechsling der Kgl. Regierung in Königsberg,
Märksch der Kgl. Verwaltung der Märkischen Wasserstrafsen
in Potsdam (Wasser- und Strafsenbaufach), Brocker der Kgl:
Regierung in Düsseldorf, Weitz der Kgl. Regierung in Arns-
berg, Selting, bisher beurlaubt, der Kgl. Regierung in Posen,
Thorban, bisher beurlaubt, der Kgl.Ministerial-Baukommission
in Berlin, Melchereck der Kgl. Regierung in Erfurt, Strempel
der Kgl. Regierung in Liegnitz und Holtz, bisher beurlaubt,
der Kgl. Regierung in Schleswig (Hochbaufach).
Gegen Monatsbesoldung sind folgende Regie-
rungsbaumeisterangenommen:beimEisenbahn-Zentral-
amt: Martini, Szulc, Fleck, Cohn, Werner, Kaempf, Tromski,
Bolstorff, Johann Schröder, Rosenthal u. 561166 (Maschinenbau-
fach) ; bei der Eisenbahndirektion Altona: Staude u.Budde (Eisen-
bahnbaufach), Tiemann und Friedmann (Maschinenbaufach);
bei der Eisenbahndirektion Berlin: Sembdner, Reinitz, Wang-
nick und Wechmann (Maschinenbaufach); bei der Eisenbahn-
dircktion Breslau: Hennig (Eisenbahnbaufach), Nolte und
Exner (Maschinenbaufach); bei der Eisenbahndirektion Brom-
berg: Linnenkohl (Eisenbahnbaufach) und Promnitz (Maschinen-
baufach); bei der Eisenbahndirektion Kassel: Paehler und
Wilcke (Maschinenbaufach); bei der Eisenbahndirektion Köln:
Franz Wendt (Hochbaufach) und Leinemann (Eisenbahnbau-
fach); bei der Eisenbahndirektion Danzig: Harprecht (Ma-
schinenbaufach); bei der Eisenbahndirektion Elberfeld: Frank
(Maschinenbaufach); bei der Eisenbahndirektion Essen a.R.:
Seel, Schwarze und Deppen (Maschinenbaufach); bei der
EisenbahndirektionFrankfurta.M.: Dörffer (Eisenbahnbaufach),
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
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[No. 741] 197
Iltgen, Angst, Theifs, Sufsmann, Stadler und Hermann Schmidt
(Maschinenbaufach) ر bei der Eisenbahndirektion Halle a.S.: Bal-
fanz u. Michael (Maschinenbaufach) ; bei der Eisenbahndirektion
Hannover: Freiherr v. Eltz-Rúbenach und Zaelke (Maschinen-
baufach); bei der Eisenbahndirektion Kattowitz: Wilhelm
Neumann, Vote, Goltdammer, Walbaum und Boehme (Ma-
schinenbaufach); bei der Eisenbalindirektion Königsberg i. Pr.:
Purrucker und Rosien (kisenbahnbaufach), Lüders und Le
Blanc (Maschinenbaufach); bei der Eisenbahndirektion Magde- _
burg: Dr: Aug, Schütz (Eisenbahnbaufach); bei der Eisenbahn-
direktion Mainz: Grofsherzoglich hessischer Regierungs-
baumeister Wolfskehl (Eisenbahnbaufach), Dr.- Yung. Wagner
und Hinnenthal (Maschinenbaufach); bei der Eisenbahn-
direktion Münster 1. W.: Wesemann (Maschinenbaufach); bei
der Eisenbahndirektion Posen: Grofsmann, Rupp und Ritter
und Edler v. Kefsler (Maschinenbaufach); bei der Eisenbahn-
direktion St. Johann-Saarbrücken: Silbereisen und Dorpmüller
(Maschinenbaufach).
Zugeteilt: die Reg.- und Bauräte Andreae der Regierung
in Bromberg, Hennicke der Regierung in Gumbinnen, Schramke
der Eisenbahndirektion in Breslau, Maschke der Weserstrom-
bauverwaltung in Hannover als Stellvertreter des Oberbau-
rats, Hudemann der Regierung in Posen, Progasky der Re-
gierung in Allenstein, GyBling der Regierung in Schleswig,
Neuhaus der Regierung in Marienwerder und Haubach der
Regierung in Oppeln;
die Reg.-Baumeister Friedrich Beyer dem Meliorations-
bauamt in Köslin, Johannes Wölfert dem Meliorationsbauamt
in Stettin, Tholens, bisher in Diez a. d. L., dem Deutschen
Generalkonsulat in Kairo (Wasser- und Strafsenbaufach) und
der Reg.-Baumeister Hennings in Bonn dem Meliorations-
bauamt in Danzig unter Anweisung seines Wohnsitzes in
Karthaus.
Versetzt: die Reg.- und Bauräte v. Pelser-Berensberg
von Arnsberg nach Köln, Kruttge von Gumbinnen nach
Arnsberg, die Kreisbauinspektoren Bauräte Eckardt von
Neuruppin alsLandbauinspektor an die Regierung inSchleswig,
Claren von Harburg nach Dortmund, Klemm von Goslar als
Landbauinspektor an die Regierung in Magdeburg, Strümpfler
von Nauen nach Itzehoe, Paulsdorff von Perleberg nach
Lichtenberg (neue Polizeibauinspektion im Geschäftsbereich
des Polizeipräsidiums in Berlin), Georg Schultz von Itzehoe
nach Schneidemühl, die Kreisbauinspektoren Lottermoser
von Wollstein nach Köslin, May von Luckau nach Neustadt
i. O.-Schl., Paetz, bisher in Halle a. 5. (Baukreis Merseburg),
nach Harburg, Süßapfel von Obornik nach Perleberg, Gold-
bach von Thorn als Landbauinspektor an die Regierung in
Oppeln, Gerhardt von Köslin als Landbauinspektor an die
Regierung in Gumbinnen, Johl von Gnesen nach Merseburg,
Max Schulze von Neustadt i. O.-Schl. nach Goslar, Hahn
von Schneidemühl nach Nauen, Steinbrecher von Briesen
1. Westpr. nach Neuruppin, die Wasserbauinspektoren Bauräte
Weyer von Genthin zur Verwaltung der Märkischen Wasser-
strafsen in Potsdam,. Beyerhaus von Koblenz nach Berlin
(Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau im Geschäfts-
bereich der Ministerial-Baukommission), die Wasserbau-
inspektoren Diete von Beeskow nach Genthin, Oskar Müller,
bisher beurlaubt, nach Celle, Lekve von Potsdam nach
Düsseldorf, die Landbauinspektoren Hartung von Saarbrücken
als Kreisbauinspektor nach Obornik, Schäfer von Neustettin
nach Altenberg (im Geschäftsbereich der Regierung in Köln)
und der Bauinspektor Bode von Berlin als Landbauinspektor
nach Hanau;
die Reg.-Baumeister Grube von Potsdam nach Beeskow
(Wasser- und Strafsenbaufach), Behrendt von Berlin nach
Dortmund, Westphal von Zabrze nach Beuthen i. O.-Schl.,
Schreck von Rixdorf nach Eisleben, Uhlenhaut von Miinsteri.W.
nach Mayen, Uchtenhagen von Friedeberg N.-M. nach Berlin,
Pattri von Posen nach Breslau, Hans Schulz von Konitz
nach Czersk, Huppert von Recklinghausen nach Wünschel-
burg, Fiehn von Berlin nach Senftenberg, Gruneberg von
Nordhausen nach Tennstedt, Eschner von Königsberg i. Pr.
198 [No. 741]
nach Gumbinnen, Scherrer von Schneidemühl nach Schwerin
a. d. W., Josephson von Krefeld nach Stralsund, Lehweß
von Bromberg nach Berlin, Lang von Posen nach Wollstein,
Gößler von Königsberg i. Pr. nach Stuhm, Schüler von
Hannover nach Briesen i. Westpr. und Biel von Oppeln
nach Gnesen (Hochbaufach);
der Bibliothekar an der Kgl. Bibliothek in Berlin
Dr. Trommsdorff in gleicher Eigenschaft an die Bibliothek
der Techn. Hochschule in Danzig;
ferner am 1. April d. J. die Geh. Reg.- und Gewerbe-
räte Steinbrück von Kassel nach Osnabrück und Siebert von
Breslau nach Kassel in der bisherigen Amtseigenschaft;
die Gewerberäte Dr. Czimatis von Solingen nach Breslau
zur zunächst kommissarischen Verwaltung der dortigen Reg.-
und Gewerberatsstelle, Back von Köln I nach Osnabrück in
der bisherigen Amtseigenschaft;
die Gewerbeinspektoren Würfler von Goslar am Harz
nach Kústrin, Dr. Serda von Teltow in Berlin nach Teltow-
West in Gr.-Lichterfelde, Classe von Neustettin nach Rati-
bor, Dr. Jungfer von Berlin C. nach Teltow-Ost in Berlin,
Dr. Moeller von Wittstock nach Perleberg, Dr. Bender von
Düren nach Berlin W., v. Gizycki von Berlin W. nach
Goslar a. H. in der bisherigen Amtseigenschaft;
die Gewerbeinspektoren Dr. Klein von Magdeburg nach
Bitterfeld zur Verwaltung der dortigen Gewerbeinspektion
und Dr. Rölcke von Ratibor nach Magdeburg zur Unter-
stützung des dortigen Reg.- und Gewerberats; j
die Gewerbeassessoren Ulrichs von Hirschberg nach
Köln-Süd, Drescher von Essen-Ruhr nach Köln-Nord, Wespy
von Solingen nach Düren, Dr. Kuhlmann von Niederbarnim
SO. in Berlin nach Solingen, Dr. Beckerhoff von Berlin S.
nach Neustettin und Schumann von Berlin SO. nach Berlin C.
unter Ernennung zu Gewerbeinspektoren;
dfe Gewerbeassessoren Blatter von Frankfurt a. M. I
nach Berlin zur kommissarischen Verwaltung der Gewerbe-
inspektion Berlin NO. und Albrecht von Frankfurt a. M. II
nach Frankfurt a. O. zur Vertretung des erkrankten dortigen
Gewerbeinspektors;
die Gewerbeassessoren Schultze von Breslau II: nach
Kassel, Pagel von Saarbrücken nach Krefeld, Blüher von
Erfurt nach Magdeburg I, Mayer von Iserlohn nach Flensburg,
Lipschitz von Magdeburg I nach Berlin SO., Grün von
Berlin N. nach Solingen, Dr. Ernst von Berlin W. nach Hagen,
Hartig von Breslau I nach Essen-Ruhr, Dr. Bannert von
Niederbarnim NW. in Berlin nach Frankfurt a. M. I, Schür-
holz von Berlin C. nach Iserlohn, v. Korff von Linden nach
Breslau I und Dr.- Jng. Hesse von Wandsbek nach Duisburg
in der bisherigen Amtseigenschaft.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem preu-
fsischen Staatsdienste erteilt: den Reg.-Baumeistern
Wilhelm Lindemann in Braunschweig, Willy Riemann in
Berlin (Maschinenbaufach), Robert Gwinner in Charlottenburg
und Hermann Kuckuck in Dt.-Wilmersdorf (Wasser- und
Strafsenbaufach).
In den Ruhestand getreten: der Reg. und Baurat
Geh. Baurat Klopsch in Schleswig.
Bayern.
Ernannt: zu Bauamtsassessoren bei dem Kgl. Strafsen-
und Flufsbauamt Bayreuth bezw. Rosenheim die Reg.-Bau-
meister Wilhelm Hänlein in Kempten und Anton Bezold in
München.
Befördert: zum Reg.- und Kreisbaurat extra statum
bei der Kgl. Obersten Baubehörde der Bauamtmann bei dem
Kgl. Strafsen- und Flufsbauamte Traunstein Max Mayr und
zum Reg.- und Kreisbauassessor extra statum bei der Kgl.
Obersten Baubehörde der bei dieser Behörde verwendete
Bauamtsassessor Heinrich Greuling, zum Reg.- und Kreis-
bauassessor bei der Kgl. Regierung von Niederbayern der
Bauamtsassessor bei dem Kgl. Strafsen- und Flufsbauamte
Rosenheim Theodor Groß und zum Bauamtmann bei dem
Kgl. Strafsen- und Flufsbauamte Traunstein der Bauamts-
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur:
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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|
"Techn. Hochschule
[1. Mai 1908]
assessor bei der Kgl. Sektion für Wildbachverbauungen in
Rosenheim Karl Schreitmüller.
Berufen: der Bauamtsassessor bei dem Kgl. Strafsen-
und Flufsbauamte Weilheim Franz Krieger in gleicher
Diensteigenschaft zur Kgl. Obersten Baubehörde und der
Reg.- und Kreisbauassessor bei der Kgl. Regierung von
Niederbayern Ludwig Sommer in gleicher Diensteigenschaft,
und zwar bis zur Erlassung des Finanzgesetzes extra statum
an das Kgl. Hydrotechn. Bureau.
Versetzt: auf sein Ansuchen an das Kgl. Strafsen-
und Flufsbauamt Weilheim der Bauamtsassessor bei dem
Kgl. Strafsen- und Flufsbauamte Bayreuth Hermann Thomas
und auf die etatmäfsige Bauamtsassessorstelle bei der Kgl.
Scktion für Wildbachverbauungen in Rosenheim der Bauamts-
assessor extra statum bei dem Kgl. en Bureau
Siegfried Kurzmann.
Den erbetenen Urlaub auf die Dauer von drei
Jahrenbewilligt: dem Bauamtsassessor Woldemar Anding
in Regensburg zur Projektierung und Leitung des Baues
einer zweiten Kreisirrenanstalt in Wöllershof.
Württemberg.
Verliehen: der Titel und Rang eines Oberbaurats dem
kulturtechn. Kollegialrat der Zentralstelle für die Land-
wirtschaft, Abt. für Feldbereinigung, und zumaligen Vorstand
der Kulturinspektion für den Neckarkreis Baurat Erwin Canz.
Befördert: auf die mit den Dienstrechten eines Baurats
verbundene Stelle des Vorstandes der Eisenbahnbauinspektion
Reutlingen der Eisenbahnbauinspektor tit. Baurat Dulk in
Ravensburg und auf die Stelle des Eisenbahnbauinspektors
in Aalen der Abteilungsingenieur tit. Eisenbahnbauinspektor
Vetter bei dem bahnbautechn. Bureau der Generaldirektion
der Staatseisenbahnen.
Uebertragen: eine bei der Ministerialabt. für den
Strafsen- und Wasserbau erledigte techn. Kollegialratsstelle
dem Bauinspektor tit. Baurat Max Gugenhan bei dem hydro-
graphischen Bureau dieser Ministerialabt.
Versetzt: auf sein Ansuchen auf eine erledigte techn.
Kollegialratsstelle bei der Ministerialabt. für den Strafsen-
und Wasserbau der Baurat Walter Euting bei der
Ministerialabt. für das Hochbauwesen und zur Generaldirektion
der Staatseisenbahnen der Abteilungsingenieur Zeller bei der
Eisenbahnbauinspektion Geislingen.
Baden.
Ernannt: Zum ordentl. Professor der Mathematik an
der Techn. Hochschule in Karlsruhe der Professor an der
in Hannover Dr. Paul Stäckel unter
Verleihung des Titels Geh. Hofrat und zum ordentl. Professor
für Maschinenbau an der Techn. Hochschule in Karlsruhe
der Oberingenicur der Vereinigten Maschinenfabrik Augsburg
und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg A.-G. in Nürnberg
Hans Bonte.
Hessen.
Ernannt: zum Bauassessor unter Verleihung des Titels
und Ranges eines Bauinspektors der Reg.-Baumeister Rudolf
Reuling aus Darmstadt.
Beauftragt: neben seinem dermaligen Amt bis auf
weiteres mit der Verwaltung des Hochbauamts Darmstadt
der Vorstand der Baubehörde für die Erweiterungsbauten
der Techn. Ilochschule Bauinspektor Landmann.
Einberufen: zur vorübergehenden Dienstleistung bei
der Ministerialabt. für Bauwesen der Bauinspektor des Hoch-
bauamts Darmstadt Baurat Diehl, unter zeitweiliger Enthebung
von den Funktionen des Vorstandes des Hochbauamts
Darmstadt.
Bremen.
Ernannt: zum Baudirektor fúr den Hochbau der bis-
herige bautechn. ständige Hilfsarbeiter im Reichsamte des
Innern, Kaiserl. Reg.- und Baurat Ernst Ehrhardt.
Gestorben: Kreisbauinspektor Baurat Adolf Köhler in
Oels und der Reg.-Baumeister des Hochbaufaches Hermann
Baumgarten.
Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser. Berlin.
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin
(15. Mai 1908}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 742] 199
Die Lokomotiven auf der Mailänder Ausstellung 1906
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 22. Januar 1907
vom Regierungsbaumeister Schwarze, Essen a. d R.
(Hierzu Tafel 4 und 5 sowie 8 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 51 in Band 61)
Nur kurz möge dann noch die 5/5 gek. öster-
reichische Verbundlokomotive erwähnt werden. Aehnliche
Bauarten finden sich neuerdings auch in Württemberg,
Preufsen, Sachsen und Italien. Die Lokomotive ist
vebaut von der Lokomotivfabrik vorm. G. Sigle, Wiener
Neustadt.
Auch betrefis der beiden ungarischen Lokomotiven,
einer 2/5 gek. Atlantic- und einer 4/4 gek. Schmalspur-
lokomotive, kann ich mich kurz fassen. Die Atlantic-
Lokomotive ist in einer der früheren Nummern von
Glasers Annalen bereits beschrieben worden, aulserdem
habe ich noch eine Reihe sehr ausführlicher Konstruk-
tionszeichnungen sowohl dieser wie der Schmalspur-
lokomotive hier ausgehängt.
Die letztere hat vorn und hinten je eine Lenkachse
der Bauart Klien-Lindner. In einer Hohlachse aus
Stahlgufs sitzt eine Stahlachse, die in der Mitte cine
kugelförmige Verdickung hat. Diese wird von zwei in
der Hohlachse sitzenden, ebenfalls kugelformigen Lager-
schalen umschlossen. Durch einen Mitnehmerbolzen,
der jedoch eine Verdrehung um eine senkrechte
Mittellinie erlauben mufs, sind Kern- und Hohlachse
verbunden. Eine seitliche Verschiebung der beiden
Achsen gegeneinander und eine dadurch bedingte
Rückstellvorrichtung durch Federn sind hier nicht
vorhanden, während die sächsischen Klien-Lindnerachsen
damit ausgerüstet sind (s. E. T. d. G. Lok. S. 266).
Die Räder sind mit der Hohlachse zusammen-
gegossen. Die Radreifen werden jedoch besonders
aufgezogen.
Vorder- und Hinterachse sind durch zwei gelenkige
Gestänge miteinander verbunden. Sie greifen an kugel-
törmig gewölbten Lagerstellen der Hohlachsen mit
entsprechenden Bügeln an. Trotz ihrer vier gekuppelten
Achsen befährt die Lokomotive noch mühelos Krüm-
mungen von 20 ۰
Der fast wagerechte Rost ist für Holzfeuerung
bestimmt. Gebaut ist die Lokomotive in den Werk-
stätten der ungarischen Staatsbahn in Budapest.
Unter den
französischen Lokomotiven,
denen wir uns nun zuwenden, finden wir drei 3/5 gek.
Schnellzuglokomotiven und zwar von der Paris-Lyon-
Mittelmeerbahn, der Ostbahn und der französischen
Staatsbahn.
Zwei Lokomotiven für Vorortzüge sind von der
Nordbahn (2/6 gek.) und von der Ostbahn (3/7 gek.)
ausgestellt, von der ersteren aufserdem wieder die
grofse 3/44-3/4 gekuppelte du Bousquet-Güterzug-
lokomotive, die auch schon in Lüttich zu finden war
und kürzlich von mir ın Glasers Annalen ausführlich
beschrieben ist.
Der Vollständigkeit halber seien dann noch eine
2/2 gek. Werkstatt- Tenderlokomotive und eine 4/4 gek.
Güterzuglokomotive erwähnt, die aus den Werkstätten
der Société francaise de constructions mécaniques
(anciens établissements Cail) stammen.
Südbahn, West- und Paris-Orleans-Bahn fehlen
vollständig.
Die grofsen französischen Eisenbahngesellschaiten
haben sich bislang noch immer hartnäckig der Einführung
des Heifsdampfes verschlossen, wie auch diese Ausstellung
wieder bestätigt. Doch gibt die Firma Wilh. Schmidt
in Wilhelmshöhe b. Cassel in einer im Juni vorigen
Jahres veröffentlichten Druckschrift bekannt, dafs sowohl
von der Paris-Orleans- wie von der Paris-Lyon -Mittel-
meerbahn dauernde Lizenzverträge mit dem Erfinder
abgeschlossen und für erstere Gesellschaft 5 Stück
3,5 gek. Schnellzug-Zwillingslokomotiven und für letztere
i
|
Gesellschaft eine Zweizylinderverbundlokomotive für
Güterzüge im Bau seien.
Die 26 gek. Nordbahn-Lokomotive, die in
den Abbildungen 59 bis 66 dargestellt ist*), hat
ein vorderes und ein hinteres zweiachsiges Dreh-
gestell und nur zwei Zylinder. Beide haben den
gleichen Durchmesser von 430 mm. Bemerkenswert
an der Lokomotive ist die Lagerung des Kessels und
der Feuerbüchse. Nach amerikanischem Vorbilde sind
hierzu federnde Bleche benutzt worden (s. Abb. 61—63).
Der grölste Teil des Gewichtes der Feuerbüchse wird
durch besondere Walzenlager aufgenommen, deren
Ausführung die Abb. 6% und 66 erkennen lassen.
Auf dem Hührerstande ist, wie vielfach bei
französischen Tenderlokomotiven, für jede Fahrtrichtung
ein besonderer Reglerhebel und aufserdem eine besondere
Steuerschraube vorhanden (in Abb. 59 mit Ar, Ar und
Sy, Sk bezeichnet), damit der Führer bei Rückwärts-
fahrt der Fahrtrichtung niemals den Rücken zuzu-
kehren braucht. Die beiden Steuerschrauben sind unter
dem Boden des Führerstandes durch eine Kupplung
derart miteinander verbunden, dals sie unabhängig von
einander benutzt werden können, trotzdem sie auf
dieselbe Zugstange wirken.
Die beiden Ostbahnlokomotiven, von denen die
Tenderlokomotive in den Abb. 6/—70**) dargestellt ist,
zeigen wieder die bekannte charakteristische Bauart
jener Eisenbahngesellschaft. Es findet sich insbesondere
auch die von mir gelegentlich der Lütticher Ausstellung
schon näher beschriebene Anordnung von Kolben-
schiebern sowohl bei den Hochdruck- als auch bei den
Niederdruckzylindern***). Die letzteren liegen nach
de Glehn vorn innen. Sie bilden mit den Führungs-
büchsen der Kolbenschieber und mit den beiden
Gehäusen für die Anfahrdiehschieber ein gemeinsames
Guísstiick. Die Einströmung erfolgt von innen, im
Gegensatz zu Flachschiebersteuerungen.
Die Tendcrlokomotive ist mit vorderem und hinterem
Drehgestell ausgerüstet und stimmt in Bezug auf die
Achsenanordnung und in vielen Einzelheiten auffallend
mit der bereits erwähnten 3/7 gek. Tenderlokomotive
der Reichseisenbahn überein. Beide Lokomotiven
stammen auch aus den Werken der Elsässischen
Maschinenbauanstalt.
Die Zylinder sind schräg gelegt (s. Abb. 67), da
besonders die Hochdruckzylinder bei dem nur 1,58 m
betragenden Treibraddurchmesser sonst in das Profil
des freien Raumes kommen würden. Von den drei
Wasserbeháltern liegt je einer hinter und zum Teil
noch unter dem Führerstande. Insgesamt beträgt der
Wasservorrat 8,6 cbm.
Der Kessel ist mit glatten statt mit den úblichen
Serveheizrohren ausgerüstet. Die Feuerbüchse hat vorn
einen Kipprost. Der Aschkasten wird durch die fünfte
Achse in zwei Teile zerschnitten.
Die Federblätter sind nach belgischem Vorgange
nach unten durchgebogen. Unbelastet sind sie gerade
und lassen sich so leichter herstellen.
Die Anordnung des Drehzapfens
Abb. 67 und 70 ersichtlich.
Wie die 2/6 gek. Nordbahnlokomotive, ist auch die
Ostbahnlokomotive mit zwei Reglerhebeln und zwei
Umsteuerungen versehen, damit der Führer bei Fahrt
in jeder Richtung in der Fahrtrichtung steht.
Der zweite Reglerhebel liegt nahe der Rückwand
des Führerhauses. Die Reglerwelle ist durch Hebel
*) Die Abb. 59 bis 66 befinden sich auf der beiliegenden Tafel 4.
"٩۱ Die Abb. 67. —70 betinden sich aut der beiliegenden Tafel 5.
***) Annalen Band 58 S. 70—72 mit Abb. 50—54 und Tafel 6.
ist aus den
Nachdruck des Inhaltes verboten.
200 (No, 742]
mit einer unter der Decke liegenden Weile verbunden,
die durch zwei Griffe gedreht werden kann.
Etwas umstándlicher ist die Anordnung betrefts der
zweiten Umsteuerungsvorrichtung.
Das Prinzip ist in Abb. 70 skizziert. Es greift
nämlich die Zugstange Z nicht unmittelbar an der Steuer-
schraube, sondern an einem Hebel an, der oben mit
der Wandermutter 4., unten mit einer zu einem zweiten
Hebel führenden Stange 2.2, verbunden ist.
Dieser hat einen festen Drehpunkt in D.. Oben
greift die Wandermutter 4, der hinteren Steuerschraube
Ran.
Wird bei Vorwärtsfahrt Y gedreht, so bleibt die
Steuerschraube A unbeeinflufst.
Bei Drehung von & für Rückwärtsfahrt sind D,
und A, feste Drehpunkte, und die Zugstange Z wird
dann ebenfalls bewegt. Die Stange 3,2. führt unter
dem Führerstande durch.
Die Lokomotive ist für den Verkehr auf der 95 kın
langen Strecke Paris-Chateau Thierry bestimnit, die
trotz 18 maligen Anhaltens in 87 Minuten, d. h. mit
einer mittleren Geschwindigkeit von 65,5 km zurück-
gelegt werden soll.
Die zweite Ostbahnlokomotive ist 3/5 gekuppelt
und hat vorn ein zweiachsiges Drehgestell. Auf dem
Kessel sind zwei Dome angebracht. Von dem zweiten
führt nach dem vorn liegenden ein Dampfrohr zur
Ueberleitung des trockenen Dampfes. Zwischen den
beiden Domen ist der Sandkasten angebracht. Die
letzte Achse treibt einen Flaman’schen Geschwindigkeits-
messer an.
Der dreiachsige Tender fafst 22 com Wasser und
6 t Kohlen. ۱
Die Lokomotive soll die 443 km lange Strecke
Paris-Belfort mit einer mittleren Fahrgeschwindigkeit
von 90 km in der Stunde durcheilen.
Auf eine 3/5 gekuppelte Vierlings- Verbundloko-
motive der Paris-Lyon-Mittelmeerbahn aus den
Werkstätten von Schneider & Co. in Creuzot wird bei
anderer Gelegenheit noch näher eingegangen werden.
Ausführliche Zeichnungen der Lokomotive sind hier
ausgestellt, ebenso von einem neuen Wasserrohrkessel
derselben Eisenbahngesellschaft. Derselbe ist von M.
Robert entworfen. Die Bauart hat in mancher Beziehung
Aehnlichkeit mit dem Brotankessel*). Zwei übereinander
sitzende Walzenkessel sind durch gebogene Wasserrohre
mit einander verbunden. Die Feuerbüchse wird ebenfalls
durch ein System von Wasserrohren gebildet. Die
üblichen Heizrohre mit den Rohrwänden fallen also fort.
Die Heizgase entweichen durch den von den beiden
Walzenkesseln und von ihren Rohren umschlossenen
Raum,
Wir wenden uns nun zu den
belgischen Lokomotiven.
Bei der belgischen Staatsbahn macht sich in den
letzten Jahren ein frischer, unternehmungslustiger Zug
auf dem Gebiete der Betriebsmittelbeschaffung bemerkbar.
Weiteren Kreisen wurde dies erst durch die
Lütticher Ausstellung bemerkbar, die eine solche Fülle
von Neuerungen an Lokomotiven und Wagen bot, wie
sie in so kurzer Zeit von wenigen andern Eisenbahn-
verwaltungen ausgeführt sind.
Damit geht Hand in Hand, wie hier nebenbei
bemerkt sein mag, der Umstand, dafs auch der
Herstellung der Betriebsmittel in den Lokomotiv- und
Wagenfabriken erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Die Bauüberwachung ist, nicht zur Freude der Fabri-
kanten, mindestens ebenso scharf, oft schärfer als bei
uns, wie ich aus eigener Erfahrung durch Teilnahme an
der belgischen Bauüberwachung und Abnahme in Belgien
bestätigen kann.
In einer mittelgrofsen Wagenfabrik z. B., die zudem
nur zum Teil für den belgischen Staat arbeitete, waren
dauernd zwei staatliche Abnahme- Werkmeister, contre-
maitres, von des Morgens bis des Abends anwesend,
der eine für die Holz-, der andere für die Eisenarbeiten.
"IS Annalen Band 57, S. 141 — 146.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Mai 1908)
Aufserdem kommt dann noch alle Woche ein staatlicher
Abnahmeingenieur zur Beaufsichtigung.
Bezüglich der Neuerungen an Wagen sei nur an
die Prefsblechuntergestelle für D-Wagen, an die
elektrische Zugbeleuchtung von L’Hoest & Pieper, an
den vortrefflichen Schienenwagen von Baume & Marpent,
sowie an das Bikauntergestell erinnert.
Ein gleiches und vielleicht noch zielbewufsteres
Vorwärtsstreben ist auf dem Gebiete des Lokomotiv-
baues zu verzeichnen. Hier hat man sich endlich von
der seit einer Reihe von Jahren blind befolgten
englischen Bauart frei gemacht, eigene Entwürfe aufge-
stellt und entschlossen die Lösung verschiedener
wichiger Fragen des Lokomotivbaues in Angriff
genommen.
Vor allem gilt dies von der Anwendung überhitzten
Dampfes bei Zwillings- und Verbundlokomotiven mit
zwei und vier Zylindern. Hier sind probeweise die
verschiedensten Bauarten ausgeführt worden, meist
Parallelbauten, die eine mit, die andere ohne Heilsdampf
bei im übrigen gleicher Anordnung, die eine ferner mit
den Zylindern alle in einer Reihe, die andere mit
versetzten Zylindern, ferner die eine Bauart mit Heifs-
dampf bei Zwillingsanordnung, die andere bei Verbund-
anordnung.
Nachdem nun einmal ein so ganz aufsergewöhnlich
reichhaltiges Material zur Erprobung fast aller zur Zeit
in Frage kommenden Bauarten geschaffen ist, darf dem
Ergebnis der Versuche, wenn sie nur mit einiger Sorg-
falt ausgeführt werden, mit dem grdfsten Interesse
entgegengesehen werden.
Es war bereits auf der Lütticher Ausstellung neben
einer 3;3 gek. Güterzuglokomotive mit Nafsdampf eine
entsprechende mit Ileifsdampf ausgestellt, ferner neben
einer 2,4 gek. Schnellzuglokomotive nach englischer
Bauart eine andere sonst gleiche mit Heifsdampf.
Besonders zahlreiche Versuche sind eingeleitet worden,
um für die 3/5 gekuppelten Lokomotiven die günstigste
Bauart herauszufinden.
Hier lassen sich von den in Lüttich und Mailand
ausgestellten Lokomotiven dieser Art mindestens sechs
verschiedene Versuchsanordnungen aufzählen, nämlich
1. 35 gek. Heifsdampflokomotive der A.-G. La
Meuse. 4 Hochdruckzylinder, in einer Reihe liegend.
— Schmidtscher Rauchröhrenübcrhitzer. — Triebrad-
durchmesser 1,98 m.
2. 35 gek. Heifsdampflokomotive der A.-G.
Cockerill. 2 Hochdruck- und 2 Niederdruckzylinder,
alle vier in einer Reihe liegend. — Cockerill’scher
Langkesselüberhitzer. -— Triebraddurchmesser 1,98 m.
3. 3/5 gek. Heifsdampflokomotive der A.-G.
Cockerill. Lokomotive wie No. 2, nur die inneren
Hochdruckzylinder etwa 200 mm weiter nach vorn
gerückt und die Kolbenstangen bei den Niederdruck-
zylindern nach vorn durchgeführt.
4. 3/5 gek. Verbundlokomotive der A.-G. La
Metallurgique. Anordnung der vier Zylinder nach
de Glehn. — Keine Dampfüberhitzung. — Triebrad-
durchmesser 1,98 m.
5. 35 gek. Zwillings-Heifsdampflokomotive der
A.-G. Franco-Belge. Nur zwei Zylinder, innen
liegend. — Schmidtscher Rauchröhrenüberhitzer.
Triebraddurchmesser 1,6 m.
6. 3/5 gek. Zwillings-Heifsdampflokomotive der
A.-G. Energie. Lokomotive wie No. 5, nur Triebrad-
durchmesser1,7m. Dafs nun nach den in Lüttich in so
überraschender Vielseitigkeit vorgeführten belgischen
Betriebsmitteln in Mailand schon wieder neue Bauarten
zur Ausstellung kommen würden, war kaum zu erwarten.
Man fand daher auch unter den hier ausgestellten
belgischen Lokomotiven eine ganze Reihe alter Bekannter
wieder, meist in sauber auflackiertem Gewande.
Zunächst war die 2/4 gek. Heifsdampfschnellzug-
lokomotive der Société Anonyme des Forges, Usines
et Fonderies de et a Haine-St. Pierre unmittelbar von
Lüttich nach Mailand geschafft. Man hatte inzwischen
aufder Lokomotive aber noch die Dampfdynamomaschine
fir die L’Hoest und Piepersche Zugbeleuchtung
angebracht.
[15. Mai 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 742] 201
Ebenfalls fand man da wieder die 3/5 gek. Personen-
und Schnellzuglokomotiven der A.-G. Franco-Belge,
La Meuse und Cockerill, sowie eine 3/3 gek. Klein-
bahn-Lokomotive der A. .G. St. Leonard, die auch noch
eine zweite Kleinbahn-Lokomotive ausgestellt hatte.
Zu erwähnen wäre dann noch eine 3/5 gek. Schnell-
Abb. 71—74. ais
gek. Vierlings-HeiBdampf-Schnellzuglokomotive der belgischen Staatsbahn.
Abb. 71.
Kolbenschieber wird die Bewegung auf den äufseren
durch A und a übertragen. Die Steuerung ist, wie in
Abb. 71 und 72 angedeutet ist, zum Umlegen durch
Schraube oder unmittelbar von Hand eingerichtet,
aufserdem kann das Umsteuern noch durch einen mit
Preisluft betriebenen kleinen Steuerzylinder erfolgen.
A.-G. La Meuse, Lüttich.
Abb. 72.
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Längsschnitt durch die Lokomotive.
zuglokomotive der A.-G. La Metallurgique und St.
Léonard, sowie zum Schlufs noch zwei 3/3 gek. T.
Lokomotiven der A.-G. Boussu und St. Leonard. Es
-umfafste mithin die belgische Ausstellung im Ganzen
10 Lokomotiven.
In den Abbildungen 71 bis 74 ist die 3/5 gek.
Vierlings -Heifsdampflokomotive der A.-G. La Meuse
dargestellt. Die vier Zylinder von je 435 mm Durch-
messer liegen in einer Reihe und genau über der Mitte
des Drehgestelles. Wegen des Heifsdampfes — wie
Abb. 72 zeigt, ist die Lokomotive mit einem Schmidtschen
Rauchröhren-Ueberhitzer ausgerüstet haben die
Zylinder Kolbenschieber. An jeder Lokomotivseite sind
die beiden benachbarten Schieberstangen an ihren
Vorderenden durch einen wagerecht liegenden Hebel
a (Abb. 74) verbunden, unter Einschaltung eines kurzen
Gelenkstückes A
Durch die Steuerung wird nur je der innere Kolben-
schieber unmittelbar bewegt, mittels der an der Welle c
sitzenden Winkelhebel 4 und d, Von dem inneren
|
Die beiden inneren Hoch-
druckzylinder bilden mit den
zugehörigen Schieberkasten ein
gemeinsames Gulsstück. Der
Ueberhitzer hat noch die ältere
Bauart mit der einfachen Hin-
und Rückführung des Dampfes
in den Ueberhitzerrohren.
Die Zugkraft der Loko-
motive, nach der Formel
0,65. 2.
berechnet, beträgt 11742 kg.
Die 3/5 gek. Schnellzug-
Lokomotive der A.-G. John
Cockerill in Seraing (siehe
Abb. 715—718) ist für Verbund-
wirkung und Ueberhitzung ein-
gerichtet und zwar für zwei
25 Rohre $127
180 Rohre $50.
Querschnitt durch den Kessel
der Lokomotive in Abb. 71.
202 (No, 742]
verschiedene Arbeitsweisen, das eine Mal wird näm-
lich nur der Verbinderdampf, der als Nafsdampf von
den Hochdruckzylindern kommt, überhitzt und das
andere Mal findet aufserdem noch Ueberhitzung statt
vor Eintritt des Frischdampfes in die Hochdruck-
Al Eine besondere Vorrichtung ermöglicht das
instellen der einen oder der andern Arbeitsweise
vom Führerstande aus.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Mai 1908!
Aus der Querschnittzeichnung des Kessels in Abb. 78
erkennen wir, dafs 30 in zwei Gruppen geteilte Rauch-
rohre von 107 mm Durchmesser mit je drei Ueberhitzer-
rohren vorhanden sind. Für den Fall, dafs in den
Hoch- und Niederdruckzylindern mit Heifsdampf
gearbeitet werden soll, dient die linksseitige Rohrgruppe
zur Ueberhitzung des Hochdruckdampfes und die rechts-
seitige Gruppe zur Verbinderdampfüberhitzung. Arbeiten
Abb. 74.
Grundriß.
Durch diese Umschaltvorrichtung wird die Anordnung
aufserordentlich umständlich, von der vielteiligen, schwer
zugänglichen und kostspieligen Ceberhitzerbauart dabei
noch ganz abgesehen. Warum die belgische Staatsbahn
diese beiden Arbeitsweisen bei ein und derselben
Lokomotive angewandt hat, ist schwer einzusehen, es
sei denn, dafs man unmittelbar einmal hat vergleichen
wollen, welche von den beiden Arbeitsweisen wirtschaft-
licher und bei
leistungsfähiger: ist.
welcher derselben die Lokomotive
Will man diesen Entschuldigungs-
dagegen die Hochdruckzylinder mit Nafsdampf, so dienen
beide Rohrgruppen zur Ueberhitzung des Werbinder-
dampfes.
Die Bauart ist im: wesentlichen aus Abb. 76 zu
erkennen. In die Rauchrohre jeder Gruppe — Abb. 76
lafst nur die linksseitige erkennen — Ist nahe der
Feuerkiste ein kastenartiger Behälter 4, bezw. A, ein-
geschaltet, in dessen Dampfkammern die Ueberhitzer-
rohre der einen Gruppe münden. Am andern Ende, also
vorn in der Rauchkammer, münden sie in einen zweiten
Abb. 75.
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9/5 gek. Vierzylinder-Verbundlokomotive der belgischen Staatsbahn mit Cockerill-Ueberhitzer. A.-G. J. Cockerill, Seraing,
grundauch gelten lassen, so mufs doch der eingeschlagene
Weg als verfehlt bezeichnet werden. Die etwa
gewonnenen Vergleichswerte können auf allgemeine
Geltung keinen Anspruch machen, denn das Zylinder-
raumverhältnis bleibt in beiden Fällen ungeändert, ganz
gleich, ob im Hochdruckzylinder mit Nafsdampf oder
mit Heifsdampf gearbeitet wird. *)
*) Garbe legt in seinem Buche „Die Dampflokomotiven der
Gegenwart“ S. 211 dar, warum „durch blofsen Einbau eines Ueber-
hitzers unter Beibehaltung der für Natsdampfbetrieb gebräuchlichen
Zylinderabmessungen niemals der volle Nutzen des Heifsdampf-
betriebes erzielt werden kann“. Weiter heitst es: „DieDurchmesser
der Zylinder der 24 gek. Heilsdampf-Schnellzuglokomotive z. B.
wurden so in sechs Jahren von einem Neubau zum andern ohne
nennenswerte Vergrölserung der Triebachslast von 480 bis auf
550 mm vergrölsert. Jede neue Zylindervergrölserung brachte
Behälter 2, bezw. 2. Unterhalb des Reglers A ist in
einem ziemlich grofsen Gehäuse, in das verschiedene
Rohre münden, ein einstellbares Ventil TI. vorhanden
und in der Rauchkammer in einem ähnlichen Gehäuse
ein zweites Ventil Jj, das bei Umstellung von E, eben-
falls mit umgestellt wird. Der nachfolgend durch
Buchstaben bezeichnete Dampfweg, der zugleich die
verwickelten Rohrverbindungen andeuten möge, ist bei
den verschiedenen Arbeitsweisen folgender.
l. Bei Ueberhitzung nur des Verbinderdampfes:
A, 1, Hochdruckzylinder, dann nach Austritt aus diesen:
I, Bı, Tr (d. i. linksseitige Gruppe der Ueberhitzer-
rohre) 77, Ar, €, ۶۶, Niederdruckzylinder, Auspuff.
neben der vermehrten Leistungsfähigkeit auch eine erhöhte Wirt-
schaftlichkeit mit sich.“
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سس —
[15. Mai 1908]
2. Bei Ueberhitzung des Hochdruck. und des
Verbinderdampfes (nachdem }7 und 77, umgestellt sind):
R, F, 4, E, Du V, Hochdruckzylinder. Der Abdampf
aus diesen nimmt dann folgenden Weg: E, Y, Ar, Br,
Niederdruckzylinder, Auspuff.
Die vier Zylinder sind in einer Reihe über dem
Dreligestell angeordnet, jedoch sind die innen liegenden
Hochdruckzylinder um etwa 20 cm weiter nach vorn
gerückt, vermutlich, um die.zugehörigen Pleuelstangen
etwas länger halten zu können, da diese auf die dritte
Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
1
[No. 742) 203
bedeutenden Florenzer Burcaus der Gesellschaften
stammten, sollen die Einrichtungen der Mittelmeerbahn
keineswegs mustergiltig gewesen sein.
Beide stimmen übrigens darin überein, dafs
anscheinend wegen der bevorstehenden Verstaatlichung
die Neubeschaftungen an Betriebsmitteln schr einge-
schränkt worden sind, wodurch sich sowohl z. T.
die auf den italienischen Eisenbahnen in der letzten
Zeit zu Tage getretenen Uebelstánde infolge zu geringer
Lokomotiv-und Wagenzahl, als auch die aufsergewöhnlich
16.
— — کی = =
Gesamtradstand 819 m.”
Schnitt durch Kessel und Triebwerk der Lokomotive Abb. 75.
Abb. 77.
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Grundriß mit Triebwerkanordnung der Lokomotive in Abb. 75.
Achse wirken. Die Niederdruckzylinder hingegen treiben
die vierte Achse an. Alle vier Zylinder haben Kolben-
schieber. Die äufseren werden unmittelbar durch die
Steuerung bewegt, auf die inneren Schieber wird die
Bewegung mittels eines zweiarmigen wagerechten Hebels
und verschiedener Gelenkstücke übertragen.
An dem Rahmen sitzt jederseits ein Stahlformgufs-
stück a (Abb. 75) fest, in dem oben und unten kreuz-
kopfartige Stücke A bezw. c gleiten. A sitzt fest an der
Schicberstange f; ¢ wird von dem Steuergestänge
verschoben und nimmt dabei infolge einer [ formigen
Hebelanordnung 4, d, auch A und f mit. Zwischen
d und d, greift der wagerechte Hebel e an, der ing
(Abb. 77) seinen fest am Lokomotivrahmen sitzenden
Drehpunkt hat.
Die übrigen belgischen Lokomotiven boten nichts
wesentlich Neues.
Wir wenden uns zum Schlufs nun
VII den italienischen Lokomotiven
zu. Es seien zunächst ein paar kurze Worte über die
Eisenbahnverhältnisse jenes Landes vorausgeschickt.
Diese haben am 1. Juli 1905 eine durchgreifende
Aenderung dadurch erfahren, dafs der Betrieb der
früheren adriatischen und der Mittelmeerbahn wieder
auf den Staat übergegangen ist. Von den sämtlichen
etwa 16000 km betragenden italienischen Strecken
gehören dem Staate jetzt rund 13000 km.
Die beiden genannten Eisenbahngesellschaften
scheinen sehr ungleich gewesen zu sein. Während
der Adriatischen Bahn schr gute Betriebseinrichtungen
und vor allem vorzüglich durchgebildete Lokomotiv-
konstruktionen nachgerühmt werden, die aus den
grofsen Bestellungen er-
klären, die der italienische
Staat: bei Lokomotiv- und
Wagenfabriken gemacht
hat, auch bei denen des
Auslandes, da die Fabriken
des eigenen Landes ganz
aufser Stande sind, den
plötzlichen grofsen Bedarf
zu decken."
Auf der Ausstellung
sind die italienischen Loko-
motivfabriken gut vertreten,
allen voran die Act.-Ges.
Ernesto Breda in Mailand.
Von ihr sind allein 5 Loko-
motiven ausgestellt. Won
der Firma Giovanni Arm-
strong & Co. rühren drei
Lokomotiven her, während
die Firma Costruzione
Meccaniche in Saronno, eine Zweigfabrik der Maschinen-
fabrik Efslingen, und die Firma Officini mecchanichi
giá Miani Silvestri in Mailand mit je einer Lokomotive
vertreten sind. Die Bauarten sind zunáchst noch die
der ehemaligen Privatgesellschaften.
30 Rohre £ 107
219 Rohre ۶ 50
Schnitt durch den Kessel der
Lokomotive in Abb. 75.
*) Nach der Zeitschritt des Vereins deutscher Eisenbahn-
verwaltungen 1906 No. 100, S. 1562 sind der italicnischen Eisen-
bahnverwaltung seit Mai 1905 im ganzen 243 000 000 Mark für
Anschaffungen und Neuanlagen bewilligt worden. Es sind in Auftrag
gegeben: 900 Lokomotiven, 1500 Personenwagen, 230 Gepäckwagen
und 19200 Güterwagen. Weitere Bestellungen werden folgen.
204 [No. 742]
Die Firma Ansaldo Armstrong & Co. hat eine
Schmalspurtenderlokomotive ausgestellt. Von
den 4 Achsen sind 3 gekuppelt. Der Durchmesser der
Triebräder ist 650 mm, der der Laufräder nur 450 mm.
Die Laufachse kann sich radial einstellen. Die Loko-
motive ist für den Verkehr auf sehr stark geneigten
Strecken bestimmt und dient als Ersatz für eine Zahn-
radlokomotive.
An Stelle einer Zahnstange liegt jedoch eine dritte
Schiene in der Mitte zwischen den beiden andern.
Gegen jene werden nun zwei Paar zwischen den
Rahmen der Lokomotive angeordnete wagerechte
Reibungsráder angeprefst. Aus Mangel an den erforder-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Mai 1908]
lichen Unterlagen kann ich leider auf Einzelheiten der
Konstruktion nicht eingehen, es kann vielmehr nur noch
mitgeteilt werden, dafs ein doppelter Lokomotivrahmen
vorhanden ist, von denen der eine in üblicher Weise
zur Befestigung des Kessels, der beiden Zylinder und
der lleusinger-Steuerung, der andere hingegen zur An-
bringung der Reibungsräder und ihres Antriebes dient.
Auf den Kessel ist noch ein walzenförmiger Ober-
kessel gesetzt. Das Verhältnis von Heizfläche zur
Rostlläche ist 58,1 bei 46,5 und 0,8 qm. Der Kessel-
druck beträgt 15 Atm.
Die Zylinder haben 330 nım Durchmesser. Der
Kolbenhub ist 400 ۰ (Fortsetzung folgt.)
Innere Einrichtung und Betrieb des Werkstátten-Hauptmagazins Opladen
von Eisenbahnbauinspektor Schwarzer, Opladen
(Mit 19 Abbildungen)
Die in Opladen mit einem Kostenaufwand von
10%% Millionen Mark neuerrichtete Reparaturwerkstätte
für Lokomotiven, Personen- und Güterwagen darf wohl
den Anspruch erheben, eine der schönsten und leistungs-
fähigsten Werkstätten zu sein, die die preufsische
Staatsbahnverwaltung besitzt.
In allen ihren Teilen grofszügig angelegt, verfügt
die Werkstätte auch über ein Magazin, das hinter den
übrigen Baulichkeiten in Bezug auf Zweckmäfsigkeit und
übersichtliche Anordnung nicht zurücksteht.
Das grofse Interesse, welches die Besucher der
hiesigen Werkstättenanlage vielfach gerade dem Magazin
entgegengebracht haben, hat die Veranlassung dazu
gegeben, die innere Einrichtung und die Art der
Materialienversorgung weiteren Kreisen in Wort und
Bild zu schildern.
Für den Betrieb der Lokomotiv- und der Wagen-
werkstätte bestimmt, haben die Magazingebäude in
gleicher Weise wie die Kraftstation, die Schmiede und
die Giefserei ihren Platz in der mittleren Quecrachse
gefunden und zwar sind, wie aus dem Lageplan (Abb. 1
und 2) ersichtlich, in den Schuppen nach der Seite der
Lokomotivabteilung hin die schwercren Kupfer- und
Eisentcile, nach der Scite der Wagenabtelung hin
dagegen die leichteren, vorwiegend für Wagen be-
stimmten Eisenteile, wie Achsbuchsen, Kupplungen,
Spiralfedern, Wagenbeschlagteile und die verschiedenen
Holzsorten gelagert.
Das eigentliche Hauptmagazingebaude (Baukosten
83000 M), von dem kürzlich ein Modell (Abb. 3) für das
Eisenbahn-Bau- und Verkehrsmuseum im Matsstab 1:20
angefertigt ist, liegt zwischen den genannten Schuppen
und besitzt ein Kellergeschofs, cin Erdgeschofs und
zwei Obergeschosse, die durch einen Lastenaufzug
von 1500 kg Tragfähigkeit und 2,5 qm Ladefläche mit-
einander in Verbindung stehen (Abb. 4). Erreichbar sind
ferner das Kellergeschofs durch eine, die übrigen
Geschosse dagegen durch zwei Treppen von 1,5 m
Stufenbreite. An den beiden Längsseiten sind Lade-
rampen zur Bedienung der ein- und ausgehenden Güter-
wagen vorgesehen.
In Eisenbeten ausgeführt, läfst das Hauptmagazin-
gebäude nur eine Nutzlast von 550 kg pro qm zu. Es
war also von vornherein auf eine Lagerung nicht zu
schwerer Gegenstände in den über Flur liegenden
Geschossen Bedacht zu nehmen.
Diese anfangs als Nachteil empfundene Beschränkung
hatte zur Folge, dafs die schwer zu handhabenden Teile
in besonderen Schuppen zu ebener Erde, also möglichst
bequem für den Transport untergebracht wurden, und
dals zur Bedienung der im Hauptmagazingebaude ver-
bleibenden leichteren Materialien Arbeiterinnen heran-
gezogen wurden.
Hält es an kleineren, abgelegenen Orten wie Opladen
an sich schon schwer, die nötigen Arbeitskräfte zu
bekommen, so tritt dies in erhöhtem Mafse beim Magazin
in die Erscheinung, weil hier nur ganz vereinzelt
Arbeiten im Stücklohn verrichtetwerden können. Anders
verhält es sich hingegen mit den Arbeiterinnen. Hier
ist das Angebot so stark, dals nach den Wünschen der
Arbeiterschatt die Annahme von weiblichen Arbeitern
auf Angehörige der Werkstáttenarbeiter beschränkt
bleibt und nur nach vorheriger Eintragung in eine
Bewerberliste der Reihe nach erfolgt.
Abgesehen von dem wesentlich geringeren Lohn,
den diese Arbeiterinnen beanspruchen, haben sie vor
den Arbeitern den Vorzug, dats ihnen die Lagerung
und Verausgabung der kleineren Teile flotter von Hand
geht. Auch kommt der dem weiblichen Geschlecht
innewohnende Sinn für Ordnung und Sauberkeit zur
Geltung. Die bislang mit der Verwendung von
Arbeiterinnen gemachten Erfahrungen sind nur durch-
weg gute. Aulserdem werden diese Arbeiterinnen hier
nach Bedarf noch zur Anfertigung von Lichtpatronen,
Schmierpolsterkissen, Dochtölern, Fenstergurten, Gar-
dinen usw. für die eigene Werkstätte und die Nachbar-
werkstätten herangezogen, wodurch diese Gegenstände
vermöge der gröfseren Fingerfertigkeit der Arbeiterinnen
fast zur Hälfte der sonst üblichen Stücklöhne hergestellt
werden können.
Bei der Aufstellung des Entwurfs für das Magazın
ist besonderer Wert auf möglichst helle Räume gelegt
und eine Unterteilung der einzelnen Geschosse durch
feste Zwischenwände wohlweislich vermieden worden.
Nur im Kellergeschofs (s. Abb. 16) sind unter Beachtung
der polizeilichen Vorschriften zur Lagerung der Oele
und feuergefährlichen Stotte feucrsichere Abschlufswände
eingezogen worden.
Bei der inneren Einrichtung der Lagerräume in den
einzelnen Stockwerken war der Werkstättenleitung und
ihrem äufserst praktisch veranlagten Materialienverwalter
I. Klasse freie Iland gelassen, und es ist diesem Um-
stande zu verdanken, dafs die verschiedenen Materialien
nunmehr auch vorteilhaft und übersichtlich gelagert sind.
Die Unterteilung der Räume geschah durch Regale,
die Seitenlicht durch je 2 Fenster erhalten (s. Abb. 17).
Nach den Treppen zu sind Ausgabetische (siehe auch
Abb. 8 und 9) nach Art der in Verkaufsläden üblichen
vorgesehen. Sie dienen nicht nur als Abschlufs
der Lagerräume vom Empfangsraum und zur Veraus-
gabung, sondern auch zur zeitweisen Unterbringung
von Materialien und zwar hauptsächlich von solchen
Kisten und Fässern, die aus Mangel an Zeit oder Platz
nicht sofort entleert werden können. Bei einzelnen
Tischen ist die obere Platte zum Nachmessen von
Segeltuch, Polsterleinen usw. mit einer Mafseinteilung
versehen (s. Abb. 9).
Inmitten der Abteile sind Tische angeordnet, deren
obere Platte zun Sortieren, Nachzählen und Paketieren
der ein- und ausgehenden Materialien dient. Die
Zwischenplatte wird zur Lagerung von Materialien
verwendet, für die es zeitweilig an Platz gebricht.
Unterhalb der Zwischenplatte sind in Kasten, die auf
Rollen leicht beweglich sind, ebenfalls noch Materialien
verschiedener Art untergebracht, es ist also auf beste
Ausnutzung der Tische besonderer Wert gelegt.
[15. Mai 1908)
Die Regale sind zumeist in Fächer von 50 cm Höhe,
60 cm Breite und 80 cm Tiefe geteilt. Die weniger
wertvollen Gegenstände, wie Glas, Ilammerstiele,
Schmierkissengestelle, Dichtungsringe sind darin ohne
weiteren Verschluís gelagert (Abb. 8—10). Für Kessel-
nieten und Schrauben ist ein vorderer Abschluls der
Regale durch Bleche (Abb. 5) gewählt, die beim Füllen
und Entleeren der Fächer herausgenommen werden und
gleichzeitig zur näheren Bezeichnung der in dem
betreffenden Fache enthaltenen Materialien dienen. Die
wertvolleren, häufig begehrten Materialien, wie Feilen,
Hämmer, Lampenteile, Schmirgelpapier, Pinsel, Zwirn,
Seife, Glühkörper und andere unter Verschluls zu haltende
Gegenstände (Abb. 7) lagern in Regalen mit Schiebe-
türen. Die Füllungen dieser Türen bestehen aus Streck-
metall, das den Inhalt der cin-
zelnen Fächer auch bei ver-
schlossenen Türen erkennen s
läfst.
Bei den übrigen wertvollen
Materialien, wie Rotguís, Stangen-
Kupfer, Rotgufs- und Weifsgufs-
spänen (Abb. 6), ist Drahtgeflecht
zur Abgrenzung der besonders
abgeschlossenen Räume gewählt
worden, um den Nachbarräumen
durch feste Wände oder Latten- d
verschläge nicht unnötigerweise
Licht zu entziehen.
Die zur Aufbewahrung der
wertvollen Altmaterialien dienen-
den Schrotkästen haben vordere
Abschlufswände, die aus ein-
zelnen Brettlagen bestehen und
ein Entleeren der Kasten je nach
Bedarf von oben oder von unten
ermöglichen.
An den den Ladentischen
zugekehrten Stirnseiten der Re-
gale (s. Abb. 7) sind auf Blech-
tafeln diejenigen Materialien ver-
zeichnet, die in dem betreffenden
Regal untergebracht sind. Diese
Tafeln bestehen aus mehreren lose
aneinander gereihten Streifen.
Wird aus irgend einem Grunde
bei den einzelnen Regalen ein
Wechsel in der Lagerung vor- 3
genommen, so findet einfach S
auch ein Austausch der 6۰
den Streifen statt. 3
Die Farben und sonstigen = —
Materialien, wie Schmirgel, Bim- SiR
stein, Hornspäne, Schwämine, $
Lageplan.
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Abb. 1.
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UND BAUWESEN
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Korkstopfen sind in Rollkästen
(Abb. 10) untergebracht, die nach
Benutzung in die unteren Fächer
der Regale geschoben werden.
Diese Kästen sind sämtlich von
einerGröfse und mit dem gleichen
Gewicht (60 kg) abtaricrt. Der
Bestand láfst sich jederzeit leicht
und schnell ermitteln. Man
braucht eben nur den Kasten mit
Inhalt auf die Dezimalwage zu
rollen; das ermittelte Gewicht
abzüglich 60 kg ergibt sofort das
Gewicht des in dem Kasten ent-
haltenen Bestandes.
Zur Erleichterung des Wiege-
geschäfts sind die Wagen so-
weit in den Boden eingelassen,
dafs die Plattform mit dem Fufs-
boden bündig liegt. Die Fässer,
Kisten usw. brauchen also nicht
mehr angehoben zu werden,
sondern können ohne weiteres
auf die Plattform gerollt oder
geschoben werden. Die Hanf-
schläuche und die Drahtketten
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206 [No. 742]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Mai 1908]
werden, bevor sie auf Haspeln aufgerollt werden, ge-
messen und mit der Meterzahl versehen und zwar
geschieht das Aufrollen derart, dafs das Ende der auf
den Haspeln verbleibenden Schläuche und Ketten stets
den auf der Rolle verbleibenden Restbestand angibt.
Auf den Rotgufsstücken werden in der Giefserel
die Nummern der von den Werkführern zu führenden
Verlangbücher gleich mit aufgegossen, sie werden dann
im Magazin in verschliefsbaren Schränken gelagert.
jetzt zum besseren Disponieren angehalten sind, nunmehr
Giefserei, Magazin und Reparaturhallen Hand in Hand,
ohne dafs Klagen über verspätete Lieferungen geführt
werden.
Bei Verteilung der Materialien auf die einzelnen
Räume wurde besonderer Wert darauf gelegt, diejenigen
Materialien nach Möglichkeit beisammen zu lagern,
welche in den einzelnen Handwerkerabteilungen, wie
Dreherei, Lackiererei, Sattlerei usw. Verwendung finden.
Abb. 2.
Modell des Hauptmagazingebäudes.
Jeder Rotgufs empfangende Werkführer hat seinen
besonderen Schrank. Auf diese Weise wird vermieden,
dafs Teile, die ein Werkführer rechtzeitig in Bestellung
gegeben hat, von einem anderen, der die Bestellung
der zu seiner Arbeit notwendigen Teile versäumt hat,
vorweggenommen werden können. Das lange Warten
auf die kleineren Rotgufsstücke, die bekanntlich von den
Gelbgielsern, weil sie nach Gewicht bezahlt werden,
ungern und früher vielfach erst gegen Trinkgeld, das
die Kolonnenführer hinter dem Rücken der Werkführer
den Giefsern zahlten, gegossen wurden, hat nach Ein-
führung dieses Verfahrens mit cinem Schlage aufgehört
und arbeiten, da die Werkführer und Kolonnenführer
Ferner ist zur schnelleren Verausgabung das
Magazin in 1 Ausgabestellen, deren jede einem Magazin-
aufseher unterstellt ist, eingeteilt. Im eigentlichen Haupt-
magazin sind im Keller- und Erdgeschofs je eine und
im ersten Obergeschofs 2 Ausgabestellen vorhanden.
Der Schuppen für Profil-Eisen, sowie für Eisen- und
Kupferbleche, der Schuppen für Eisengufs und Stahlgufs
und die beiden Holzschuppen bilden je eine Ausgabe-
stelle für sich.
Das Kellergeschofs des Hauptmagazingebäudes
(Abb. 16) enthält die Betriebsmaterialien (Glühlampen,
Kohlenstifte, Zylinder, Dochte, Bindfaden, Seife, Kreide,
Besen, Putzwolle usw.) und die wertvollen Altmaterialien
[15. Mai 1908]
(Kupfer, Rotgufs und Weifsgufs in Stücken und Spänen,
Metallkrätze usw.).
In einem besonders abgeteilten, möglichst dunklen
und kühlgehaltenen Raume sind Gummi, Leder und
Asbest und daneben in einem feuersicheren Raume
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H
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Längsschnitt.
die in geringeren Mengen vorrätig zu haltenden Oele
(Zylinder- und Dynamoöl), die Lacke und fertigen Oel-
farben gelagert.
Für die übrigen Oele, wie Petroleum, Mineralöl,
Rüböl und Firnisleinöl ist zwischen dem Hauptmagazin
Abb. 5.
Abb. 6.
i ii: ۷ + ۰ we
kim UN:
Erdgeschoß
(selbstgefertigte Vorratsstücke, Eisen-, Kupfer- und Messingdraht).
und dem Stabeisenschuppen eine besondere Oeltank-
anlage unter Flur errichtet.
Aus den Oelkesseln, wozu Langkessel ausgemusterter
Güterzuglokomotiven benutzt worden sind, wird das
Oel mittels Druckluft in graduierte Mefsgefäfse zur Aus-
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Hauptmagazingebäude.
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(No. 742] 207
gabestelle geschafft. Zur Vermeidung von Explosionen
wird der Druckluft in Zukunft Kohlensäure im Ver-
háltnis 30 Teile auf 100 Teile Luft beigemengt werden.
Im Erdgeschofs des Hauptmagazingebäudes sind
die verschiedenen Nieten- und Schraubensorten, die
Querschnitt.
selbstgefertigten Vorratsstücke, die Kupferstangen und
-róhren, die Rotguísteile, Eisen-, Kupfer- und Messing-
draht, sowie Werkzeugstahl untergebracht. Am Haupt-
eingang befinden sich auf der rechten Seite die Zimmer
für die Materialienverwalter und für die Magazinaufseher
und auf der linken Seite ein Aufenthaltsraum für die
Magazinarbeiter. Fine vom Aufzug nach der westlichen
Rampe führende Schwebebahn vermittelt den Transport
schwerer Gegenstände und wird namentlich beim Ver-
kauf des wertvollen Altmaterials mit Vorteil verwendet.
Die Fässer, Kisten, Säcke gelangen vom Aufzug zu-
nächst zur Wage, werden dort zur Verwiegung kurze
Zeit abgesetzt und nehmen dann ihren Weg, falls sie
für den Versand nach auswärts bestimmt sind, zu einem
an der Rampe stehenden Güterwagen, und falls sie für
den Versand nach der Werkstätte bestimmt sind, zu
einem Bahnmeisterwagen.
Abb. 7.
I. Stockwerk (Lampenteile, Schlüssel ۰
Um Kupferstangen nach Bedarf auf Länge und
dünnere Bleche in Streifen schneiden zu können, sind
im Erdgeschofs (Abb. 6) eine kleine Metallsäge und
eine Blechschere aufgestellt worden. Beide leisten gute
Dienste. Im ersten Stockwerk ist für die Feilen, Hämmer,
Nägel, Schlösser, Schlüssel, Unterlagscheiben, Splinte
usw. eine Ausgabestelle (siehe Abb. 7), und für die
Farben, Schmierpolster, Hammer- und Besenstiele,
Schwämme, Glasscheiben, Bindestricke u. dergl. (siehe
Abb. 8—11) eine zweite Ausgabestelle eingerichtet.
Von den beiden hier vorhandenen Zimmern dient das
eine den Magazinaufsehern als Aufenthaltsraum, das
andere als Materialienprüfraum.
Das zweite Stockwerk ist vorläufig nur teilweise
in Benutzung genommen. Es lagern daselbst die Fasson-
stücke aus Tempergufs, die Rofshaare- und die Kokos-
matten. In besonderem Verschlag sind daselbst die
208 [No. 742]
leeren Fässer und Kisten untergebracht. Ein zweiter
Verschlag ist den Arbeiterinnen als Ankleide- und
Waschraum zugewiesen. Von der zweiten Treppe aus
zugängig und von dem eigentlichen Magazin vollkommen
getrennt, ist in diesem Stockwerk ein Raum für solche
Inventarien geschaffen, die in Werkstätten vorrätig zu
Abb. 8.
Abb. 9.
I. Stockwerk (Schmierkissengestelle, Farben, Glas usw.).
Abb. 10.
I. Stockwerk (Hammerstiele, Farben usw.).
halten sind. Die Verwaltung dieser Inventarien ist dem
Materialienverwalter nebenamtlich übertragen und er-
fordert somit keine besonderen Verwaltungskosten.
Die schweren Eisen- und Kupferteile sind, wie ein-
gangs erwähnt, zu ebener Erde in einem besonderen
Schuppen gelagert, und zwar enthält der nach der Loko-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Mai 1908)
motivwerkstatt zu gelegene Schuppen (Baukosten
15000 M) (siehe Abb. 12 u. 13) die Ausgabestelle für
die profilierten Eisensorten, die Siederohre, die ver-
schiedenen Bleche und die Kupferplatten für Feuerkisten.
Die nicht gut von Hand beweglichen Eisen- und Kupfer-
bleche können mit einem fahrbaren Drehkran von 1200 kg
Abb. 11.
I. Stockwerk (Staubdichtungsringe, Farben usw.).
Abb. 12.
Stabeisen-Schuppen (Profileisen, Siederohre usw.).
Abb. 13.
Stabeisen-Schuppen
(kupferne Feuerkistenwände, starke Bleche, Reservezylinder usw.).
Tragfähigkeit und 4,5 m Ausladung (Abb. 13) bequem
erreicht und fortbewegt werden. Die eisernen Kümpel-
bleche (die Rohr- und Türwände, die Stiefelknechtplatten
und die Rauchkammerstirnwände), sind in der Nähe der
Kesselschmiede und zur Verhütung von Rostbildung so
schräg gelagert, dafs bei Regenwetter jegliches Wasser
[15. Mai 1908]
abfliefsen kann. Zur bequemeren Handhabung der Bleche
steht an dieser Stelle ein fahrbarer Bockkran von 5000 kg
Tragfähigkeit zur Verfügung. Die Kümpelbleche sowohl
wie die kupfernen Feuerkistenplatten sind nach den ein-
zelnen Lokomotivgattungen getrennt gelagert. Diese
Trennung nach Gattungen trägt mit dazu bei, dafs die
Bestände stets auf das nötige und zulässige Mais be-
schränkt bleiben und Ansammlungen von Blechen, die
zu weniger gangbaren Typen gehören, vermieden werden.
Zur ständigen Kontrolle des wirklichen Bedarfs an
Blechen ist der zuständige Magazinaufseher angewiesen,
Bestandstafeln nach folgendem Muster auf dem laufenden
zu halten und diese bei Neubestellungen vorzulegen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[No. 742] 209
stäbe und Bufferstangen untergebracht, die unbedenklich
der Witterung ausgesetzt werden können.
Zur Stapelung der verschiedenartigen Hölzer (siehe
Abb. lu. 2) sind 2 gröfsere Schuppen (Baukosten 45000 Mi
von je 100 m Länge und 20 m Breite, mit Schubtoren
aus Lattenverschlag nach der vorherrschenden Wind-
richtung zu, vorhanden. Bei dem einen bereits in Be-
nutzung genommenen Schuppen geschieht die Bedienung
von den beiden Längsseiten aus. Der zweite noch im
Bau befindliche Schuppen hat ein mittleres Zufuhrgleis,
was den Vorteil bietet, dafs vom Wagen aus nach
beiden Seiten gleichzeitig entladen werden kann und
die Arbeiter beim Entladen nicht der Ungunst der
Bestandstafel der auf Vorrat zu haltenden Feuerbuchsplatten und Kiimpelbleche.
Feuerbuchsen
Bestand am heutigen Tage.
Die in ( ) aufgeführten Feuerbuchsplatten
. sind in Bestellun »seben.
Für Lokomotiven § 5
|
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Gattung 33 | E EE | Rohr FE Tür H
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S. 1 1 ۱)۱(- ۱۱ ۱۱ D-
S. 2, S. 3, P. 4 2 )۱(1 2 mıl2 2
G. 3 und G. 4 2! 2 2 (2)— 2 (1)1
P. 3 2 2/2, 2|21 2
P. 4, Heifsdampf GREG, E ek, GE
P. 7, 2/5 Persz.-Lok. 8 III, 1] 1 1
G. 5 2 (D1 2 0)1 2 2
G. 7 2 ۱۱۱ | 2 ۰01۱ | 2 ۱
1. 3 2 2 | 2 | 2 ۱2 2
T. 4 1 (2)—] 1 (2)—] 1 (2)—
T. 5, 6601-6616 | 1 wm ۱ ۰۱-1 1 -(ا)
S | mit 8 Reihen | | o
Ge? \ Stehbolzen | SE, AY
mit 9 Reihen | ۱
| Stehbolzen | l by! 1| أا o
| Lok. 1901—1910 ۱
T.9 oder 720127210] | ال 1 1
Lok. 1940—1952
T.9 { oder 72217233 || ! an hee ٩
Lok. 2000—2026 1 | , | ۱
1.9 7241--1285 | Til | ۲۱۳ 8
| Lok. 2100— a4 ۱. elle 1 H و
۱ oder 7301—7329 ۱ |
Aufser den Rümpelblechen lagern auch die neuen
Radreifen im Freien. Der rd. 100 m lange Lagerplatz (siehe
Abb. 1) wird von einem Laufkran von 12 m Spannweite
und 1200 kg Tragfähigkeit bestrichen. Mit dessen Hilfe
können zur bestmöglichen Ausnutzung des Platzes die
kleineren Wagen- und Tenderreifen innerhalb der
Lokomotivreifen aufgeschichtet werden.
Den Reserve-Lokomotivzylindern ist z. Zt. Unter-
kunft in dem Eisenschuppen gewährt, um sie vor Rost
zu schützen, es ist jedoch die Errichtung eines be-
sonderen Schuppens (siehe Abb. 1), in dem aufser den
genannten Zylindern auch noch die übrigen Loko-
motiv - Ersatzteile aufbewahrt werden sollen, beab-
sichtigt.
In dem zweiten Eisenschuppen (Baukosten 7500 M)
(siehe Abb. 14 u. 15), der ebenfalls eine Ausgabestelle
für sich bildet, lagern die Eisen- und Stahlgufsteile.
In dem durch einen Siederohrzaun abgegrenzten Vor-
raum sind die Kolbenringzylinder, Bremsklötze, Rost-
Sun
der ۹ u 1 | = 5 i 5
Gattung HE Rück EE E ES EE HE | Stirn
23) wand ER z ER SÉ ZZ ` wand
Së ECH | 2 گت
G. 3 5 lu? 3 )۱(2 3۱ 313۰ 3
G. 4 3 (2)1 3 ۱2 3 313۰ 3
G.5 3' 3l3un2l3g —l3' 3
GT 3 313 ۵2113۱۱213۱ 3
P. 3 31 3|3 313۱ 3|3: 3
P. 7 ۱ )۱( |1 m |۱۱ fala
P. 4 und S. 3 3 ۱۱۱2 | 3 0۱۳2 | 3 (1|3 2
T. 3 2 )1( 1 un 2 2 2
jf mit 8 Reihen |
1.1۱ "Stehbolzen (131 3 gé 313] 3 3۱ 3
j mit 9 Reihen ۱ ۱
T. 2 Stehbolzen | 31 3/3 (۱ 3 3/3 3
| | Werden nach Bedarf hi
T. 9, Lok. 7201—7210} 2 ۱۱۱۱| 2 (1) 1 | Sr angefertigt. e
T.9, Lok. 7301-7329] 31 ]و 3 3 Desgl.
Bestand am es Tage.
Die in ( ) aufgeführten Bleche sind in
Fir Tokómotiven Bestellung gegeben.
|
| | !
| |
ANA
| | ۱
Witterung ausgesetzt sind. Da in diesem Schuppen
vornehmlich die stärkeren Bohlen zur Lagerung kommen,
ist zur Erleichterung des Transports die Anlage einer
Schwebebahn in ähnlicher Art wie im Erdgeschofs des
Ilauptmagazingebäudes in Aussicht genommen.
Die Verausgabung der Materialien an die Werk-
stätte und an die auswärtigen Dienststellen erfolgt wie
bei den Magazinen anderer Werkstätten nach § 9 Teil V
der Finanzordnung, weicht aber von dem Herkómmlichen
insofern ab, als die Materialien nicht von den Hand-
werkern geholt, sondern nach amerikanischem Vorbild
durch besondere dem Magazin unterstellte Arbeiter zur
Verwendungsstelle gebracht werden. Es hat dies den
grofsen Vorteil, dafs bei der räumlichen Ausdehnung
der Werkstätte (annähernd 300 pr. Morgen) die Hand-
werker ihrer eigentlichen Arbeit durch Abholung
der Materialien vom Magazin nicht mehr entzogen
werden.
Eingeführt ist diese Art der Materialienversorgung
210 [No. 742]
seit einem Jahre. Sie hat sich gut eingebürgert und
verspricht weiteren guten Erfolg.
Aufser den im Magazin beschäftigten Beamten, Ar-
beitern und Arbeiterinnen haben nur noch die Werk-
führer der einzelnen Abteilungen Zutritt. Letztere
empfangen zwar sämtliche Materialien, auch Radreifen,
Feuerbuchsen, Kesselbleche und andere schwere Materi-
alien, brauchen sich aber um den weiteren Transport
zur Werkstätte nicht mehr zu kümmern. Dies wird
von Magazinarbeitern unter Aufsicht und Leitung eines
Magazinaufsehers besorgt und zwar geschieht die Zu-
führung zu den betreffenden Arbeitsstellen mittels Bahn-
meisterwagen (siehe Abb. 14). Die Ueberweisung der
Abb.
14.
Eisenguß-Schuppen (Bremsklötze, Roststäbe, Schieber usw.).
Materialien an die Werkstätte erfolgt auf Grund der
von den Werkführern im Magazin abgegebenen Ver-
langzettel nach folgendem Muster:
Datum Werkführer Eisenhut Menge مج
Materialien-Bezeichnung
Ausgabe No. V.
2/1. |Schrauben mit Muttern roh,
300 Stck. aus Fach No. 3, 16, 2
A, 30; 02 1800 | Stck.
i Nieten, Kessel je 25 kg aus Fach
No. 1; 4,6, 12, 18, 20 21, 21,28,
32, 40 SÉ ec se f SOO Jee
t Nieten, Fafs aus Fach No.2 — 100St. 0,100 | Mille
R Muttern, bearbeitet je 50 Stck. 1‘,
Get, A + 13501 Stck
» | Muttern, roh geschnitten | je 100 Stek.
۱ TR IM Ze . «1 OO I Sie:
P Schraubenschlüssel. verstellbare . L 1 Sick,
9 Schlösser, Vorhang, kleinste Sorte l 1 Stck;
Der Magazinaufseher, welcher den Transport der
Materialien nach der Arbeitsstelle zu überwachen hat,
händigt die vorgenannten Verlangzettel mit den an-
geforderten Materialien an Ort und Stelle demjenigen
Werkführer aus, der die Bestellung gemacht hat.
Letzterer leistet bei Abgabe der Verlangzettel ın den
Ausgangsbüchern des Magazins über die empfangenen
Materialien Quittung.
Den Werkführern sind für den Materialienempfang
zwar nach wie vor bestimmte Zeiten gesetzt, es braucht
jedoch auf strenge Einhaltung dieser Bestimmungen
nicht zu sehr gesehen zu w erden, weil die Werkführer,
selbst wenn sie wider Erwarten zu mehreren kommen,
sich von selbst auf die einzelnen Ausgabestellen ver-
teilen. Diejenigen Werkführer, welche Materialien in
gröfseren Mengen am nächsten Tage zu empfangen
beabsichtigen, stellen die V erlangzettel schon am Abend
vorher dem Magazin zu. Dieses legt dann möglichst
noch an demselben Abend die gewünschten Materialien
zurecht und führt sie am andern Morgen der Werk-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Mai 1908)
státte zu. Für einzelne Abteilungen, z. B. für die
Schmiede, ist dies von besonderem Vorteil, weil die
Arbeitsstelle gleich des Morgens bei Beginn der Arbeit
das für den Tag zu verarbeitende, pafsrechte Material
ausgehändigt bekommt.
Abb. 15.
,
ich
Eisenguß-Schuppen
(Buffer, Kolbenringzylinder, Feuerschirme, Achsbuchsen usw.).
Im Magazin vollzieht sich die Ausgabe ähnlich wie
in einem Warenhause mit dem einzigen Unterschied,
dafs der Geldfaktor ausgeschaltet ist. Die auf die
einzelnen Werkführereien entfallenden Materialien ge-
langen von den Ausgabestellen zur Versandabteilung
und werden von dieser zur Werkstätte befördert. Der
Abb.
( Kellergeschafs )
‚Ausgabe I
16.
Abb. 17.
(Dhergeschos)
Ausgabe Tu YI
ML
II,
AKT ے„ و
۳ mis
wm
Transport der Massenartikel, wie Schrauben, Niete,
Nägel usw. geschieht in Eisenkübeln. Für den Versand
leichter Gegenstände stehen Körbe und für die wertvollen
Materialien verschliefsbare Kästen zur Verfügung.
Der grofse Wert dieser Materialversorgung liegt,
wie bereits gesagt, darin, dafs die Handwerker nicht
[15. Mai 1908]
mehr durch langes Warten ihrer eigentlichen Tätigkeit
entzogen werden. Während früher die Materialien-
ausgabe von 7—12 Uhr vormittags dauerte und an
60—80 Handwerker und Arbeiter mit ihren
führern auf die angeforderten Materialien warteten, sind
jetzt alle Abteilungen in 3 Stunden mit Material ver-
sorgt, trotzdem inzwischen die Wagenabteilung hinzu-
gekommen ist. Dabei geschieht die Versorgung durch
einen Magazinaufseher und durchschnittlich 4 Arbeiter.
Damit die Werkstättenarbeiter, denen der Zutritt
zum Magazin ein für allemal untersagt ist, über die im
Magazin vorrätigen Materialien jederzeit unterrichtet
bleiben, sind in den einzelnen Abteilungen Tafeln mit
Musterstücken nach Abb. 18 zum Aushang gebracht.
Abb. 18,
Nat. Of 1108 Nieten. Mersch.
FANS 4 A ¥ 5 6 8 و 142 43 4% 45 46 47 48
OU O XIN AMES CO 43.80 1h badd 13550 43060 13:80 19100 16130 16120 r50 6160 kx ۵4
OUP ۱
22 23 2) 25 Gr d
19:16 19 ۰۱۵6 30160 Wl 201% Be Wx 105
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Préo WK 11:15
48
3243 Mis Man Mig وواه ووت Mär وه 1 49
44 ۰88 ۰ SE 24 07% 4 ۰۵0 ۶۱90 21135 21160 4 ۶5 vun DUT = 3 an
ed 63
{Sr 6۷ 80
§3 53 55 56 5 58 59
81۱115 4:۰ ۱0 ( » 195 15190 1H ۹۹ 23165
é0 61
۹4۰60 ۵7
Auf den Tafeln ist die Materialiennummer und die be-
treffende Ausgabestelle vermerkt. Jedes Musterstúck
hat seine bestimmte Fachnummer, auch sind die I laupt-
abmessungen näher angegeben. Diese Mustertafeln
tragen zur schnellen Auswahl der erforderlichen
Materialien und zur Vereinfachung der Verlangzettel
wesentlich bei, denn zu einer Bestellung genügt es voll-
kommen, wenn im Verlangzettel die Stückzahl, die
Fachnummer und die Ausgabestelle angegeben ist.
Für die jüngeren, in der Ausbildung begriffenen
Werkführer sind Verzeichnisse angelcgt, aus denen
ersichtlich ist, wie sich die einzelnen Betriebs- und
Werkstattsmaterialien auf die Ausgabestellen verteilen.
Mit Hilfe dieser Verzeichnisse gelingt es den Werk-
führern, sich in kurzer Zeit mit der inneren Einrich-
tung des Magazins vertraut zu machen.
Ferner ist zur Erleichterung bei der Anforderung
ein Verzeichnis derjenigen Materialien angelegt, die im
Magazin in verschiedenen Abmessungen oder Formen
geführt werden. Diese Verzeichnisse sind namentlich
von Wert für die dem Magazin zugeteilten auswärtigen
Materialien-Verbrauchsstellen, weil an Hand der Ver-
zeichnisse nur solche Abmessungen angefordert werden
können, die im Magazin auch wirklich vorrätig sind,
wodurch unnötige Hin- und Herschreibereien vermieden
werden.
Die am häufigsten gebrauchten Materialien, wie
Schrauben, Muttern, Niete, Splinte, Unterlagscheibcn,
werden nicht mehr von den Kolonnenführern, sondern
in Handmagazinen vorrátig gehalten und von letzteren,
dem jeweiligen Bedarf entsprechend, durch ältere
invalide Arbeiter verausgabt. Der förmlichen Sammel-
Werk-.
a m mem CN be a ساس
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 742] 211
wut einzelner Kolonnenführer ist zum nicht geringen
Nutzen der Verwaltung durch die Handmagazine ein
Ende bereitet worden. Früher kam es z. B. vor, dafs
Kolonnenführer, die mit dem angeforderten Material
nicht haushälterisch umzugehen verstanden, oder aus
Mangel an Sinn für Ordnung unnötige Mengen in Vor-
rat hielten, bei vermuteten Revisionen Material im Schrot
oder sonstwo verschwinden liefsen, um der Bestrafung zu
entgehen. Nach Einrichtung der Handmagazine sind
derartige Fälle nicht mehr beobachtet worden. Mit den
Handmagazinen sind gute Erfahrungen auch insofern
gemacht worden, als ihnen die aus dem Schrot ge-
wonnenen, noch brauchbaren Materialien, insbesondere
Schraubenbolzen und Muttern, nachdem sie mit der
Kluppe gängig gemacht sind, wieder zugeführt und von
neuem verausgabt werden.
Für den Schrot sind zwar die Werkführer verantwort-
lich, aber, wie die Erfahrung gelehrt hat, erweist sich eine
nochmalige sorgfältigere Durchsicht der zum Altmaterial
bestimmten Teile doch als sehr lohnend. Mit dieser
zweiten Sichtung des Schrots ist ein älterer Schlosser
als Schrotmeister, dem ein Hilfsschlosser beigegeben
ist, betraut. Es ist Fürsorge getroffen, dafs sämtlicher
Schrot, bevor er dem Bansen einverleibt wird, dem
Schrotmeister vorgelegt wird, auch darf ohne dessen
Zutun nichts dem Schrot entnommen werden. Der ein-
gehende Schrot kommt auf diese Weise stets an die
richtige Stelle. Auch hat das lange unnütze Suchen
nach passenden Teilen aufgehört, weil der Schrotmeister
auf Befragen sofort Auskunft geben kann, ob und ge-
gebenenfalls wo das gesuchte Stück zu finden ist. Die
noch brauchbaren Teile werden wieder in Stand ge-
setzt und neue Teile erst dann verausgabt, wenn die
aus dem Schrot gewonnenen aufgebraucht sind.
Abb. 19.
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Infolge der scharfen Kontrolle haben die Versuche,
den Schmieden und Drehern neue Bolzen und andere
noch nicht benutzte Teile mit dem Schrot wieder zu-
zuschieben, aufgehört. Sodann findet sich im Eisen-
schrot vielfach noch wertvolles Altmaterial vor, z. B.
Rotgufsflanschen an Eisenrohren u. dergl., deren Los-
trennung mit oder ohne Absicht unterlassen worden
ist, was aber dem geübten Auge des Schrotmeisters
nicht entgehen darf. Jedenfalls macht sich bei grófseren
Magazinen eine ständige Aufsicht des Schrotlagers be-
zahlt und verdient allseitige Nachahmung.
Die Lagerung der Dreh- und Bohrspäne geschieht
wie allgemein in einem mit Rampe versehenen Schuppen
(Baukosten 7500 M). Da die Späne jedoch das Be-
streben haben, sich zu verketten, erfordert das Auf-
und Abladen so viel Zeit und Mühe, dafs der Erlös im
Verhältnis zur aufgewendeten Arbeit zu gering ist. Es
ist daher eine Neuanlage geplant, bei der (vgl. Abb. 19)
die Späne nicht wie bislang in Rampenhöhe, sondern
3 m über S.O. lagern, sodafs sie beim Versand nach
auswärts ohne besondere Mühe vom Lagerplatz in den
Güterwagen geschafft werden können. Aus der Dreherei
gelangen die Späne in schmalspurigen Wagen mit Kipp-
trichter zum Schuppen. Dort werden die Trichterwagen
212 [No. 742)
mittels Aufzug gehoben und in die einzelnen Abteile
entleert. Die Räume unterhalb der Spänebehälter sollen
zur Lagerung von Säuren, Zement, Holzkohle, Chamotte-
steinen, Inventarien für Platzmeister usw, nutzbringend
verwertet werden.
Auch für andere Materialien sind gegenüber der
bisher üblichen Lagerung Aenderungen geplant, über
die ein anderes Mal berichtet werden wird.
Um die innere Einrichtung und die Einführung der
neuen Materialienversorgung hat der Materialienver-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Mai 1908]
walter I. Kl. Potstada sich besondere Verdienste er-
worben und in vorbildlicher Weise gezeigt, was lang-
jährige Erfahrung und praktische Veranlagung eines
Beamten zum Nutzen der Verwaltung zu leisten vermag.
Bei ähnlicher Hingabe dürften die Klagen über Mangel
an Berufsfreudigkeit in den Kreisen der Materialien-
verwalter wohl verstummen. Bei gutem Willen lassen
sich, wie zur Genüge dargetan, auch diesem Zweige
der Werkstättenverwaltung interessante Seiten zur Ge-
nüge abgewinnen.
Umgehungsbremse für Motordrehgestelle
D. R.G. M. 303813, von R. Floegel, Fabrikdirektor, Breslau
(Mit 6 Abbildungen)
Der Bau der Betriebsmittel für die elektrisch be-
triebene Anhalter Vorortbahn Berlin—Grofs-Lichter-
felde-Ost und neuerdings für die Hamburger Vorort-
bahn Blankenese—Ohlsdorf führte die Schwierigkeiten
vor Augen, die bei Forderung einer achtklötzigen
Bremsanordnung für zweiachsige Drehgestelle mit
Bezug auf den Einbau der Antrieb Motore zu über-
winden sind.
Mit Rücksicht auf gröfstmögliche Zugkraft bean-
spruchen die Elektrotechniker tunlichste Freigabe des
lichten Raumes zwischen den Triebrädern. Gegen
Oberkante-Schiene reichen die Umgrenzungslinien der
Motore bereits an die für Lokomotiven zugelassenen
Mafse und nach oben hin bildet der Wagenfufsboden
die gegebene Grenze.
In anderer Richtung als senkrecht zur Gleisebene
nimmt die Motor-Aufhängung und die Antriebüber-
setzung jeglichen Raum in Anspruch, und die An-
ordnung der sonst üblichen Dreieckwellen für die Brems-
konstruktion bleibt deshalb ausgeschlossen.
Abb. 2.
Seitenansicht.
Andererseits erfordern die hohen Wagengewichte
kräftige Bremsen, und die Ausbildung der Einzelteile
muíste sich dieser unbedingten Forderung anpassen;
dies führte zur Verlegung der Bremsgestänge in tun-
lichste Nähe der Triebráder.
Bei der Ausführung Grofs-Lichterfelde-Ost liegen
die Bremsgestänge noch innerhalb der Räder; bei
Blankenese—Ohlsdorf mufsten die oberen Zugstangen
bereits vor die Räder — nach aufsen hin —- gelegt
werden, um die Schmiergefalse für die Motorlager
leichter zugänglich zu machen, und neuerdings bei der
Drehgestell-Ausführung nach Abb. | ist versucht worden,
durch Anordnung aller Bremsteile vor den Radern —
also zwischen Drehgestell-Langrahmen und Aufsen-
fläche der Räder — den gesamten Raum im Lichten
|
|
der Triebräder für die Gröfsen-Ausbildung der Elektro-
motore frei zu machen.
Die Breslauer Aktien-Gesellschaft für Eisenbahn-
Wagenbau und Maschinen-Bau-Anstalt Breslau in Breslau,
welche an der konstruktiven Durchbildung der Wagen
für Grofs-Lichterfelde und Hamburg beteiligt war, hat
jetzt auf Grund der mehrjährigen Erfahrungen einen
Doppelwagen für die Oranienburger Versuchsbahn gebaut
und zwar in Gemeinschaft mit der Allgemeinen Elek-
trizitäts-Gesellschaft in Berlin, bei welchem Drehgestelle
mit der in Abb. 1 dargestellten Bremsanordnung Ver-
wendung gefunden haben.
Im Interesse der beteiligten Kreise soll im nach-
folgenden auf die neue Bremse, welche aus den bereits
erörterten Gründen „Umgehungsbremse“ genannt worden
ist, näher eingegangen werden.
Nachstehende Skizze zeigt das Bremsschema
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Feet)
I und II sind feste Stützpunkte.
Es geht hieraus ohne weiteres hervor, dafs bei ent-
sprechender Wahl der Mafse a-b c-d-e-f-g.h die Grölse
der Bremsdrucke ©, —- ©, bestimmbar ist und diese Kräfte
auch untereinander gleich grofs gemacht werden können.
Können die Grölsen a-b-c-d einerseits und die Ab-
messungen eich andererseits untereinander gleich
gemacht werden, so gestalten sich die Formeln für die
Bestimmung der Beanspruchungen in den einzelnen
Bremsteilen sehr einfach.
Bei der für den Oranienburger Versuchszug ge-
wählten Drehgestell-Konstruktion, die aus den Abb. 2
bis 6 näher ersichtlich ist, wurden die Einzelheiten
des neuesten zweiachsigen Drehgestelles der Königlich
Preufsischen Staatseisenbahnen, also Achsbüchse, Trag-
feder und dritte Federung im allgemeinen übernommen,
dagegen ist die Wiege ganz weggelassen, weil im vor-
liegenden Falle auf gröfste Gewichtersparnis Wert
gelegt werden mufste.
Für die Anordnung der Bremse ist lediglich der
Raum zwischen Drehgestell-Langträger und Innenfläche
der Räder herangezogen und es mufsten, wie Abb. 1 näher
darlegt, alle Einzelheiten dementsprechend ausgebildet
werden.
213
[No. 742]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Mai 1908]
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214 (No, 742}
Da ferner der Raum im Lichten der Innenflächen
der Räder für gröfste Leistungs-Ausbildung der Antrieb-
motore beansprucht wurde, blieben ‚sämtliche Quer-
verbindungen der Bremse, also Dreieckwellen usw.
weg und die Uebertragung der Bremskráfte von dem
Luftbremszylinder bezw. der Bremsspindel her erfolgt
bei jedem Drehgestell durch eine Endtraverse, die aulser-
halb der Motore liegt und in Schlaufen geführt wird.
Abb. 3.
Ansicht gegen das nach der Wagenmitte gerichtete Kopfende.
Diese Traverse ist in Abb. 3 vorn erkennbar.
Die Führungsschlaufen haben eine Länge, welche dem
Hube des Bremszylinders entspricht.
Die Nachstellbarkeit liegt bei jedem Drehgestell
in der Mitte des Verbindungsgestänges. Dieses ist
von den Wagenlangseiten her leicht erreichbar. Das
Klappern des Gestänges während der Fahrt wird durch
Lederbeilagen verhütet.
Aus Abb. 6 ist ersichtlich, wie die beiden Hälften
des Bremsgestänges an der Haupttraverse angreifen
Abb. 4.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[15. Mai 1908)
schenkel ist ein Doppelpendel P—?P gelenkig am Dreh-
gestellrahmen aufgehängt, und von diesem führen zu
den Rundwellen hinter jedem Bremsklotz Zugstangen
Z—L.
Jede dieser kurzen Rundwellen R—A, die mittels
der Klotzschienen S—.S drehbar mit den Bremsklötzen
verbunden am Drehgestell hängen, besitzt 2 festauf-
gezogene Hebel, von denen der eine, innen liegende,
Abb. 5.
ani
Ansicht gegen das mit Schienenräumern versehene Kopfende.
nach unten zeigt, während der aufserhalb des Rades
angeordnete nach oben gerichtet ist.
Abb. 4 läfst die Aufhängung der Bremsklötze und
die Anordnung der Rundwellen mit den kurzen Hebeln
nebst Sicherheits-Aufhängung gegen Herabfallen er-
kennen. Es greifen die vorerwähnten Zugstangen der
Doppelpendel an die nach oben gerichteten Rundwellen-
hebel, während die nach unten gerichteten Rundwellen-
hebel an Festpunkte angeschlossen sind.
Abb. 5 und 6 lassen im weiteren Aufhängung und
Abb. 6.
Bremsklotzaufhängung.
und wie dieselben am Drehgestellrahmen über Mitte
der Achsen aufgehängt sind.
Die Abb. 2—6 zeigen ein Motordrehgestell ohne
die Motore; Lauf- und Motordrehgestell beim Oranien-
burger Versuchszuge sind im allgemeinen einander
gleich.
Die Umgehungsbremse besteht bei jedem Dreh-
gestell demnach aus zwei llälften, die seitlich nach der
Wagenmitte zu an einer gemeinschaftlichen Haupt-
traverse 7’ angreifen. Oberhalb jedes der 4 Achs-
Ansicht der Bremsgestänge.
Gliederung des Bremsgestänges erkennen; aus Abb. 4
ist auch ersichtlich, dafs sich die Bremsklötze einzeln
nach Lösen ihrer Drehbolzen auswechseln lassen,
Die in Abb. 5 vorn sichtbaren Kästen gehören zu
den Sandstreuern; auch sind in den Abbildungen die
Bahnräumer zu erkennen,
Die Rundwellen hinter jedem Bremsklotz sind er-
forderlich, um die beim Bremsen in den Klotzgehängen
infolge aufsenseitiger Aufhängung des Bremsgestänges
auftretende Verdrehungsbeanspruchung zu vermeiden
[15. Mai ۱903
und die Zugkräfte in die Laufkreisebene der Räder zu
übertragen; hierbei bildet bei den mittleren Klotz-
gehángen die gemeinschaftliche Verbindungsstange 7
das Stützglied, während an den Drehgestellenden die
Festpunkte am unteren Drehgestellquerträger 7, an-
geordnet sind.
Da die Bremse mittels der Doppelpendel bei 7—- 4
am Drehgestell hängt, lälst sie sich mit diesem von
den Radsätzen abheben; ebenso einfach gestaltet sich
die Zusammensetzung und Zerlegung der Bremse am
Drehgestell. Auch die Nachstellbarkeit der Bremse am
Wagen ist einfach und leicht zugänglich, was ebenso
wie die leichte Auswechselbarkeit der Bremsklötze, für
den Betrieb nur von Vorteil sein kann.
Der Anschlufs der Drehgestellbremsteile nach dem
Bremszylinder bezw. der Handbremse hin bleibt der
sonst übliche.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 742| 215
Im übrigen wird der Dauerbetrieb mit dem Wagen-
zuge auf der Oranienburger Versuchsbahn dartun, ob
die in diese neue Bremskonstruktion gesetzten Er,
wartungen sich erfüllen, und ob dieselbe Anspruch hat,
für den elektrischen Betrieb Aufnahme zu finden.
Trifft dies zu, dann dürfte diese Bremse auch für
andere Fahrzeuge, bei denen des Antriebes wegen der
Raum zwichen den Rädern frei bleiben mufs, z. B. bei
elektrischen Lokomotiven u. a. m. Anwendung finden
können. Auch auf dreiachsige Drehgestelle ist die
Bremse übertragbar.
Die vorstehende Darstellung sollte nur den Werde-
gang eines der wichtigsten Konstruktionsteile für elek-
trische Triebwagen vor Augen führen, die zu über-
windenden Schwierigkeiten beleuchten und zu weiteren
Fortschritten in der Entwickelung dieser modernen Fahr-
zeuge Anregung geben.
Verschiedenes
Königliches Materialprüfungsamt zu Gr. Lichterfelde-
West. Der Bericht über die Tätigkeit des Amtes im Be-
triebsjahre 1906 gibt wie im Vorjahre zunächst eine Ueber-
sicht der Aufgaben, welche dem Prüfungsamte obliegen,
sowie nähere Angaben über die Gliederung des Betriebes
und die Geschäftsführung. Es sei daraus besonders hervor-
gehoben, dafs durch verschiedene Erlasse der Herren Minister
der öffentlichen Arbeiten und der Justizverwaltung sowie
des Kriegsministeriums in Streitfällen bei Materiallieferungen
an Behörden das Prüfungsamt als entscheidende Stelle ein-
gesetzt ist.
In der oben angegebenen Berichtszeit waren insgesamt
221 Personen, worunter 3 Direktoren (davon 2 gleichzeitig
Abteilungsvorsteher), 4 Abteilungsvorsteher, 16 ständige Mit-
arbeiter, 6 ständige Assistenten, 44 Assistenten, 44 Techniker
usw. beschäftigt.
An maschinellen Hilfsmitteln sind z. Z. im Betriebe:
2 Dampfkessel (je 70 qm Heizflache) mit Speisepumpen,
Injektor usw.,
2 Dampfmaschinen (je 90 PS) mit Kondensation und
Rückkühlanlage,
2 Gleichstrom-Nebenschlufsdynamomaschinen (je 60 KW),
3 Zusatz- und Umformerdvnamos,
35 Gleichstrom-Nebenschlufsmotoren,
41 Arbeits- und Werkzeugmaschinen,
4 Laufkranen (3 elektrisch, einer von Hand betrieben),
4 Fahrstühle (elektrisch betrieben),
3 Hochdruck-Wasser-Pumpwerke mit je einem ۲۰
Akkumulator (2 Dampf-, 1 Gewichtsakkumulator),
86 Prüfungsmaschinen für Materialprüfung (teils hydrau-
lisch, teils mechanisch betrieben),
2 Eismaschinen (Schweflige Säure).
In der Abteilung für Metallprüfung wurden 404 An-
träge erledigt, welche etwa 6000 Versuche umfalsten. Auf
Berlin entfielen 133 (darunter 19 von Behörden), auf Preufsen
ohne Berlin 189 (darunter 37 von Behörden), auf das ganze
Reich 394 (darunter 59 von Behörden), auf das Ausland 10.
Unter den wissenschaftlichen Untersuchungen,
welche die Abteilung beschäftigten, mögen genannt sein:
Die bereits im vorigen Bericht erwähnten
a) Versuche über den Bewegungswiderstand der Rollen-
lager von eisernen Brücken im Auftrage des Vereins
Deutscher Ingenieure.
b) Reibungsversuche für das Reichs-Marine-Amt.
Beide Versuchsreihen sind noch nicht beendet.
Ferner wurden für dieselbe Behörde
c) Versuche mit Nietverbindungen zur Bestimmung der
Kraftverteilung auf die Niete ausgeführt.
Aus den auf Antrag angestellten Prüfungen seien die
nachstehenden besonders erwähnt:
|
|
a) Zugversuche mit geschweifsten und gelaschten U-Eisen-
Rahmen (Untergestellen) für Muldenkipper. Zur Prüfung
wurden die Rahmen, um auch die im Betriebe in ihnen aut-
tretenden Biegungsspannungen zur Geltung kommen zu lassen,
mit 3600 kg Eisenbarren in der Mulde beschwert und dann
in der 500 t Zerreifsmaschine auf Zug beansprucht. Für die
geschweifsten Rahmen wurde etwa die doppelte Bruchlast
gefunden wie für die gelaschten Rahmen.
b) Die Prüfung einer Schienenstofsverbindung für
Strafsenbahngeleise auf Biegungsfestigkeit. Bei I m Stütz-
weite konnte die in der Mitte angreifende Einzellast bis
45000 kg gesteigert werden, bevor Verschieben der ver-
bundenen Teile gegeneinander eintrat.
c) Die Prüfung eines gufseisernen befahrbaren
Rahmens mit Solfar-Prismen (Öberlichter in Keller-
räumen) auf Tragfähigkeit. Das über einen Rahmen von
80x60 cm Lichtweite gelegte Probestück wurde durch
Einzellast in der Mitte beansprucht; die höchste getragene
Last betrug 7450 kg.
d) Prüfungen mit gehärteten Stahlkugeln auf
Gleichmäfsigkeit, Rundung und Druckfestigkeit. Kugeln der-
selben Sorte wichen im Durchmesser um 0,003 bis 0,004 mm
voneinander ab.
e) Vergleichende Versuche mit Flanschen aus Flufs-
eisen und Stahlgufs.
f) Drehversuche mit Kardangelenken für den Auto-
mobilbau. Der Bruch erfolgte bei einem Gelenk mit 7,0 cm
Kugeldurchmesser bei 13870 em:kg, bei einem solchen von
5,5 cm Durchmesser bei 8980 cm ke Drehmoment.
g) Belastungsversuche mit Achsfedern, wobei zur
Ermittelung der Tragfähigkeit der Federn die gesamten und
bleibenden Zusammendrückungen bei wiederholtem und
stufenweisem Lastwechsel beobachtet wurden.
h) Biegeversuche mit Dachsprossen aus verzinktem
Eisenblech. Bei Im Stützweite wurden 130 bis 190 kg
Höchstlast gefunden.
Zu den Untersuchungen von im Betriebe gebrochenen
Konstruktionsteilen ist folgendes hervorzuheben.
l. An einem gebrochenen Kranträger wurde metallo-
graphisch festgestellt, dafs das Material, weiches Flufseisen,
lunkerfrei war und keine fehlerhafte Wärmebehandlung er-
litten hatte, es zeigte aber scharf ausgeprägte Zonenbildung
und die Nietlöcher waren gestanzt.
2. Die Untersuchung einer gebrochenen Kolbenstange
ergab bei der Kerbschlagbicgeprobe aufserordentlich geringen
Widerstand gegen Stofs, der auch durch Ausglühen nicht
gesteigert werden konnte; dabei betrug die Zugfestigkeit
der ungeglühten Proben 6620 kg'qem und nach dem Aus-
glühen bei 900% C. 6200 kg qem; die Dehnung betrug 17,6
und 19,9 ۰
216 [No. 742]
3. Eine gebrochene Pleuelstange aus Schweifseisen zu
einem Dieselmotor ergab die auffallend geringen Festigkeiten
und Dehnungen in der Querrichtung von nur 2170 kg.qem
und 2,8 pCt. gegen 3500 kg qem und 30,9 pCt. in der Längs-
richtung. Bei der Kaltbiegeprobe liefsen die l.ängsstäbe
sich vollkommen zusammenbiegen, während die Querstäbe
bei der Biegegröfse 9 bis 15 brachen.
4. Eine gebrochene Nickelstahlachse zeigte bei der
Kerbschlagbiegeprobe sehr geringe Festigkeit, die allerdings
durch Ausgliihen etwas gesteigert werden konnte. Die bei
den Zerreifsversuchen gefundenen Ergebnisse lieferten eine
Ergänzung für die bei den Untersuchungen mit Nickel-Eisen-
Mangan-Legierungen gemachte Beobachtung, dafs Nickelstähle
mit 8 bis 16 pCt. Nickel und nicht über 2 pCt. Mangan durch
Glühen erheblich an Festigkeit zunahmen, wenn sie nach
dem Glühen langsam erkalteten, während schnelles Erkalten
an der Luft und Abschrecken in Wasser ohne wesentlichen
Einflufs blieben.
Weitere verschiedenartige Versuche erstreckten sich auf
die Prüfung von Gasflaschen, Kranketten und Flaschenzügen,
kupfernen Dampfleitungsrohren, Roststabeisen, geschweifsten
Ankern u. a. m.
In Streitfällen wurden zwei Gutachten abgegeben und
zwar Feststellung der Ursachen über vorhandene Druck-
stellen und Aufblähungen der inneren Gummischicht von
Gummischläuchen und über die Entstehung des Bruches einer
senkrecht stehenden Rohrleitung.
In der Abteilung für Baumaterialprüfung wurden
929 Anträge mit zusammen 38590 Versuchen erledigt. Da-
von entfielen auf Berlin 167 (9 auf Behörden), auf Preufsen
ohne Berlin 559 (143 auf Behörden), auf das ganze Reich
888 (180 auf Behörden), auf das Ausland 41 Anträge. Von
den Versuchen entfielen 21178 auf Bindemittel und 17412
auf Steine aller Art und Verschiedenes.
Zugenommen hat namentlich die Zahl der Bruchstein-,
Kunststein- und Zementuntersuchungen, sowie die der Roh-
stoffuntersuchungen für die Ton-, Zement- und Kalkindustrie
und der Belastungsproben mit Decken. Zurückgegangen ist
die Zalıl der Ziegelprüfungen.
Für den Architekten des Zeughauses zu Berlin wurden
Sandsteinproben aus dem figürlichen Schmuck des Zeug-
hauses daraufhin geprüft, ob der Stein durch Behandlung
mit verschiedenen Fluaten gegen die Einwirkung der
Witterung widerstandsfähiger gemacht werden kann.
Proben des Sandsteins wurden mit Wasser getränkt
und 25 mal ausgefroren, dann getrocknet,, fluatiert und nun
50 mal dem Frost ausgesetzt. Andere Proben wurden so-
fort nach dem Herausschneiden aus den Blöcken getrocknet,
fluatiert und ebenfalls 50 mal gefroren.
Die nicht fluatierten Proben sandeten und bröckelten
während der Frostbeanspruchung ab; die fluatierten dagegen
erlitten selbst während des 50 maligen Gefrierens weder
Absandung noch sonstige äufserlich wahrnehmbare Ver-
änderungen.
Ein natürliches Gestein aus Afrika, das sich nach dem
Ergebnis der petrographischen Untersuchung als erdiges
Brauneisenerz erwies, wurde daraufhin geprüft, ob Zement-
mórtel an ihm haftet, da das Material in den Tropen ge-
gebenenfalls als Baustein verwendet werden soll
Je zwei aus gröfseren Blöcken des Gesteins heraus-
geschnittene Stücke wurden mit Zementmörtel (1:3) auf-
einandergemauert und die so gewonnenen Versuchskörper
eine bestimmte Zeit aufbewahrt. Der Mörtel haftete fest
an den Steinstücken und beim Abschlagen mit dem Hammer
blieben Mörtelteilchen am Stein haften.
Eine Baufirma zu Berlin beabsichtigte, alte, vermauert
gewesene Ziegelsteine zu einem Neubau zu verwenden. Die
Baupolizei verlangte den Nachweis, dafs der Mauermörtel
an den Steinen genügend hafte.
Die zu diesem Zweck ausgeführten Scherfestigkeitsver-
suche mit Probestücken aus je 2 mit Kalkmörtel flachseitig
aufeinander gemauerten Steinen ergaben bei 28 Tagen Alter
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Mai 1908]
der Fuge im Mittel aus je 10 Versuchen:
für die frischen unvermauert gewesenen Steine 1,10 kg ۰
für die alten vermauert gewesenen Steine. . 1,26 à
(Scher-) Festigkeit.
Zu dem noch immer sehwebenden Wettbewerb zwischen
Ziegelstein- nnd Kalksandstein-Industrie wird zu Un-
gunsten des Kalksandsteines die geringere Haftung des
Mörtels an den Steinen und das gröfsere Eigengewicht des
Mauerwerks aus Kalksandsteinen angeführt. Nach beiden
Richtungen hin sind Versuche im Amt angestellt worden.
Zur Ermittelung der Scherfestigkeit wurden je 3 Steine auf-
einander gemauert (Fugendicke etwa 1 cm) und die Körper
bei 3 Monaten Alter der Fuge geprüft. Da bei diesen Ver-
suchen immer nur ein Stein sich ablöste, wurde das übrig-
bleibende Versuchsstück nochmals dem Scherversuch unter-
worfen. Die Ergebnisse beider Versuchsreihen sind folgende:
Scherfestigkeit in kg.qcm für
Art der Steine
Kalkmörtel | verl. Zementmortel
Ziegelsteine (Rathenower
Maschinensteine) . 0,17 und 0,6 3,25 und 3,7
Kalksandsteine . . . .| l3 , 1,8 619 , 48
Da es sich bei diesen Versuchen nur um zwei bestimnite
Steinarten handelt, kann das Prüfungsergebnis nicht ver-
allgemeinert werden; in jedem Falle wird die Scherfestigkeit
je nach der Art (Oberflächenbeschaffenheit, Wasseraufsauge-
fähigkeit usw.) der Steine anders ausfallen. '
Neben Portland-Zementen und Eisen-Portland-Zementen
deutscher Herkuntt wurden vielfach ausländische Zement-
erzeugnisse geprüft, worunter namentlich belgische Natur-
Zemente, die seit einiger Zeit in grofsen Massen, vielfach
unter dem Namen Portland-Zement in Deutschland eingeführt
werden, deren Verwendung ohne vorangegangene Prüfung
aber wegen ihrer stark wechselnden Eigenschaften nicht
unbedenklich ist.
Weitere Versuche in bezug auf Festigkeit wurden vor-
genommen bei frischen Betonmischungen, Beton aus älterem
Mauerwerk, Asphalt-Betonbalken mit Eiseneinlage, Decken
und Wandkonstruktionen.
Auf Feuersicherheit wurden sehr viele Baustoffe,
feuersichere Türen und Schränke geprüft.
Für zwei Fabriken wurden Glasplatten (Rohglas
und Drahtglas) auf Festigkeit geprüft, und zwar durch
Einzelbelastung in der Mitte und durch gleichmäfsige Ver-
teilung der Belastung. Hierbei verhielten sich die Draht-
glasplatten erheblich günstiger als die Rohglasplatten. Die
Dicke der Platten spielte hierbei ein grofse Rolle, da Unter-
schiede von I mm in der Dicke der Platten beträchtliche
Unterschiede in den Bruchlasten ergaben.
Mit dem Verein Deutscher Portland-Zement-
Fabrikanten und mit den von diesem eingesetzten Aus-
schüssen arbeitete, wie in früheren Jahren, auch im Vorjahre
die Abteilung gemeinsam an der Neuregelung der Normen
für einheitliche Lieferung und Prüfung von Portland-Zement.
Fortgesetzt wurden ferner die vergleichenden Ver-
suche mit Portland-Zement und Eisen-Portland-
Zement, die im Auttrage des Herrn Ministers der öffent-
lichen Arbeiten auf Veranlassung des Vereins Deutscher
Eisen-Portland-Zementwerke und des Vereins Deutscher
Portland-Zement-Fabrikanten ausgeführt werden.
In der Abteilung für Papier- und textiltechnische
Prüfungen wurden 1198 Anträge erledigt, 679 im Auftrage
von Behörden, 519 im Auftrage von Privaten.
Die Abteilung für Metallographie hat 102 Anträge
erledigt, wovon 15 auf Behörden, 87 auf Private entfielen.
Neben der Erledigung der laufenden Anträge war die Ab-
teilung noch mit verschiedenen gröfseren wissenschaftlichen
Arbeiten beschäftigt.
In der Abteilung für allgemeine Chemie kamen 377
Anträge mit 876 Untersuchungen zur Erledigung. Von den
Anträgen entfielen 91 auf Behörden, 286 auf Private.
سس سس ا oo o بسح
[15. Mai 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 742] 217
In der Abteilung für Oelprúfung wurden 892 Proben
zu 485 Anträgen erledigt. Von letzteren entficlen 152 auf
Behörden und 333 auf Private.
Dem Berichte sind zum Schlufs die üblichen eingehenden
Uebersichten über die Tätigkeit der Abteilungen sowie über
dic literarischen Arbeiten der Beamten im Jahre 1906 bei-
gegeben. —n.
Das „Iron and Steel Institute“, die bekannte internationale
wissenschaftliche Vereinigung der Stahl- und Eisenhüttenleute,
dic alljährlich eine Frühjahrs- und eine Herbstversammlung
abwechselnd in den verschiedensten Städten abhält, hat seine
diesjährige Frühjahrsversammlung auf den 14. und 15. Mai
festgesetzt. Auf der Tagesordnung des 14. Mai stehen:
Erstattung des Jahresberichts, Rechnungsablage, Wahl des
Vorstandes und des Vorstandsrates, die Verleihung der
Bessemer-Medaille an Benjamin Talbot in Middles-
brough, und wissenschaftliche Vorträge mit Diskussionen;
am Abend findet das übliche Dinner im Hotel Cecil statt,
Der zweite Tag bringt die Verteilung der Carnegie-
Medaille und die Verkündigung der Carnegie-Stipendien
zur Unterstützung wissenschaftlicher Forschungen; daran
schliefsen sich wiederum wissenschaltliche Vorträge mit
Diskussionen an. Die wissenschaftlichen Arbeiten, die ver-
gangenes Jahr aus dem Carnegie-Fond unterstützt wurden,
werden ausgelegt sein; es sind dies Arbeiten von Edwards
(Manchester), Levy (Birmingham), Portevin (Frankreich),
Freund (Deutschland), Hiorth (Norwegen), Saklatwalla (Indien),
Hefs (Vereinigte Staaten), Benedicks (Schweden) und Boynton
(Vereinigte Staaten); diese Liste zeigt deutlich den inter-
nationalen Charakter der Körperschaft. Die Vortrags-
liste umfafst folgende Themata: „Ueber Gufseisenverwendung
im Bau von chemischen Anlagen“ von F. J. R. Carulla
(Derby), „Ueber einen elektrischen Versuchs-Ofen zum
Schmelzen von Eisen" von Professor B. Igewsky (Kiew),
„Die pyrometrische Anlage der Geschützfabriken in Wool-
wich“ von J. Wesley Lambert (Woolwich), „Ueber Fort-
schritte in Blech-Walzwerken“ von A.Lamberton (London),
„Die Anwendung der Farbenphotographie in der Metallo-
graphie“ von E. F. Law (London), „Die Abteilung für hútten-
technische Chemie am National Physical Laboratory“ von
W. Rosenhain (Teddington), „Die Verwendung der Hoch-
ofenschlacke für Portland-Zement“ von C. von Schwarz
(Liege), „Eine neue Belastungsprobe für Eisen und Stahl“
von T. E. Stanton (Teddington), „Das Verhältnis zwischen
den physikalischen Eigenschaften des Stahls und dessen
mechanischer Bearbeitung“ von JamesE. York (New York).
Bei dieser Gelegenheit soll nicht verfehlt werden, auf die
Einrichtung hinzuweisen, die das „Iron and Steel Institute“
in Bezug auf seine Vorträge und Diskussionen getroffen hat.
Darnach werden die Vorträge einige Wochen vor der Tagung
gedruckt und an die Mitglieder verteilt. Jedermann kann
sich also vorbereiten und demzufolge können der mündliche
Vortrag selbst und die anschliefsenden mündlichen Dis-
kussionen auf das wesentliche beschränkt werden; der Autor
hat 10 Minuten und jeder Diskussionsredner 5 Minuten
zur Verfügung, um ein Abstrakt seiner Ausführungen geben
zu können. Diejenigen Diskussionsredner, die in diesem
Zeitraum nicht alles vorbringen können, was sie für wesentlich
halten, senden weitere Mitteilungen schriftlich an das
Sekretariat, das sie zusammen mit dem ganzen Vortrag in
den Publikationen der Vereinigung zum Abdruck bringt. Die
hier getroffene Einrichtung erscheint empfehlenswert, weil
sie vermeidet, dafs Zuhörer, die nicht Spezialisten auf dem
in einem Vortrage behandelten Gebiete sind, durch Einzel-
heiten eventuell gelangweilt werden.
Gebührenordnung der beratenden Ingenieure für Elektro-
technik, aufgestellt vom Verein beratender Ingenieure für
Elektrotechnik”). Der Verein beratender Ingenieure hat für
die Arbeiten der beratenden Ingenieure für Elektrotechnik
*) Kommissionsverlag von A. Seydel, Polytechnische Buch-
handlung, Berlin, SW. 11, Preis: 20 Pf.
|
|
de — عم یس wen
i
eine Gebührenordnung aufgestellt, da die z. Zt. geltende
Gebührenordnung für Architekten und Ingenieure keine der
Tätigkeit dieser Ingenieure angepafsten Bestimmungen
enthält. Da diese Gebührenordnung eine wesentliche Lücke
ausfüllt, so dürfte sie schnell überall Kingang finden.
25jáhriges Jubiläum der Allgemeinen Elektricitäts-
Gesellschaft. Am 19. April d. J. konnte die Allgemeine
Elcktricitáts-Gesellschaft auf ihr 25jáhriges Bestehen zurück-
blicken. Die Entwicklung dicses Unternehmens, das auf dem
Gebiete der Elektrotechnik seit Jahren zu den bedeutendsten
der Welt gehört, ist in einer anläfslich der Jubelfeier heraus-
gegebenen Festschrift in Wort und Bild geschildert. Die
vorzüglich ausgestattete Festschrift wurde den Freunden der
Firma zur Erinnerung an das 25jáhrige Jubiläum überreicht.
Erfolge deutscher Maschinenbaukunst. Bei einer von
R. Wolf, Magdeburg - Buckau, neu konstruierten hundert-
pferdigen Patent-Heifsdampf-Lokomobile mit Kolbenschieber-
steuerung, Bauart Wolf, hat Geheimer Baurat Professor
M. F. Gutermuth, Darmstadt, bei einem siebenstündigen Ver-
suche einen Kohlenverbrauch von 0,473 kg und einen
Dampfverbrauch von 3,93 kg für die effektive Pferdestärke
und Stunde ermittelt. Mit diesen Ergebnissen ist es der
deutschen Industrie gelungen, einen neuen Weltrekord auf-
zustellen.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum nichtständigen Mitgliede des Patentamts
der ordentl. Professor an der Herzogl. Techn. Hochschule
in Braunschweig Hermann Franke;
zum beigeordneten Mitglicde der Kaiserl. Normaleichungs-
kommission für die Dauer von fünf Jahren der Geh. Re-
gierungsrat und vortragende Rat im Kgl. preufsischen Minist.
für Handel und Gewerbe Mente.
Verliehen: der Charakter als Baurat mit dem persónl.
Range eines Rates vierter Klasse dem Eisenbahnbauinspektor
Caesar in Strafsburg i. E. sowie den Eisenbahn-Bau- und
Betriebsinspektoren bei der Verwaltung der Reichseisen-
bahnen Weih und Budczies in Mülhausen, Conrad in Saar-
burg, Koch in Metz.
Versetzt: der Marinebaurat Hünerfürst und der Marine-
Schiftbaumeister Buttmann von Danzig nach Kiel.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem Inten-
dantur- und Baurat Schmedding von der Intendantur des
VII. Armeekorps und der Charakter als Baurat mit dem
persönl. Range der Räte vierter Klasse dem Militärbau-
inspektor Boettcher in Königsberg i. Pr. 1.
Preufsen.
Ernannt: zum etatmäfsigen Professor an der Techn.
Hochschule in Hannover der Bezirksgeologe an der Ge-
ologischen Landesanstalt und Privatdozent in der Philo-
sophischen Fakultät der Friedrich -Wilhelms- Universität
Dr. Hans Stille in Berlin, zum etatmäfsigen Professor an
der Techn. Hochschule in Aachen der Dozent an derselben
Hochschule Professor Friedrich Mayer und zum etatmäfsigen
Professor an der Techn. Hochschule in Berlin der Dozent
an derselben Hochschule Professor Dr. W. Wedding;
zu Oberbauráten mit dem Range der Oberregierungs-
ráte die Reg.- und Bauráte Maximilian Werren in Breslau,
Ignaz Meyer in Elberfeld und Mafsmann in Halle a. S. so-
wie der Geh. Baurat Bindemann in Hannover;
zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Bauführer Kurt Müller
aus Burkersdorf i. S., Theodor Klumpp aus Stattmatten im
Unter-Els. (Maschinenbaufach), Hans Brühl-Schreiner aus
Alt-Lässig, Kreis Waldenburg, Albert Kado aus Pillau, Kreis
Fischhausen, Klemens Strohmayer aus Mainz, Max Roloff
aus Stettin (Eisenbahnbaufach), Wilhelm Ziethen aus Berlin,
Otto Sperling aus Gnoien in Mecklenb.-Schwerin, Georg
Bade aus Stettin (Wasser- und Strafsenbaufach), ۰
218 [No. 742]
Wilhelm Heinz aus Wetzlar, Hans Birnbaum aus Charlotten-
burg, Friedrich Kohlhagen aus Hannover und Arnold
Beschoren aus Berlin (Ilochbaufach) ;
zum Reg.- und Gewerberat der bisherige Gewerberat
Dr. Czimatis in Breslau;
zu Oberlehrern die Hilfslchrer Dipl.-Ing. Friedrich Bonn
an den vereinigten Maschinenbauschulen in Köln, Dipl.-Ing.
Rudolf Horstmann an der höheren Maschinenbauschule in
Hagen i. W., Dr. phil. Martin Lindow an den vereinigten
Maschinenbauschulen in Dortmund und Dipl.-Ing. Kurt
Wohllebe an der höheren Schiff- und Maschinenbauschule
m Kiel.
Verliehen: den vortragenden Ráten im Minist. der
öffentl. Arbeiten, Geh. Oberregierungsrat Krönig der Charakter
als Wirkt. Geh. Oberregierungsrat mit dem Range eines
Rats erster Klasse und den Geh. Oberbauräten Müller und
Koch, dem Eisenbahndirektionsprásidenten Schwering in
St. Johann-Saarbrücken sowie dem vortragenden Rat ım
Minist. für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Geh. Ober-
baurat Reimann der Charakter als Wirkl. Geh. Oberbaurat
mit dem Range eines Rats erster Klasse, dem Geh. Ober-
regierungsrat und vortragenden Rat im Minist. für Handel
und Gewerbe, Professor Dr. Julius Post bei seinem Aus-
scheiden aus dem Staatsdienst der Charakter als Wirkl.
Geh. Oberregierungsrat mit dem Range eines Rats erster
Klasse;
das Prädikat Professor dem Konstruktionsingenieur für
Elektromaschinenbau an der Techn. Hochschule zu Berlin
Dr. Jna. Georg Hilpert;
ferner den Grofsherzogl. hessischen Bau- und Betriebs-
inspektoren Pfaff die Stelle des Vorstandes einer Betriebs-
inspektion unter vorläufiger Belassung seines amtlichen Wohn-
sitzes in Stettin und Plagge die Stelle des Vorstandes der
Betricbsinspektion 1 in Nordhausen;
die ctatmafsige Stelle eines gewerbetechn. Rats ber der
Regierung in Breslau dem Reg.- und Gewerberat Dr. Czimatis
in Breslau; derselbe ist gleichzeitig zum Aufsichtsbeamten
im Sinne des $ 139b der Gewerbeordnung für den Bezirk
dieser Regierung bestellt worden.
Bestellt: zum Provinzialkonservator der Provinz
Brandenburg der Landesbaurat Professor Goecke in Berlin.
Zur Beschäftigung überwiesen: die Grofsherzogl.
hessischen Reg.-Baumeister Betz der Eisenbahndirektion in
Frankfurt a. M. (Maschinenbaufach) und Hermann Wickmann
der Eisenbahndirektion in St. Johann-Saarbrücken (Eisenbahn-
baufach), die Reg.-Baumcister Grabski der Eisenbahndirektion
in Stettin, Moldenhauer der Fiscnbahndircktion in Frank-
furt a. M., Brühl-Schreiner der Fisenbahndirektion in Breslau,
Karl Becker der Eisenbahndirektion in Erfurt, Kado der
Eisenbahndirektion in Hannover (Eisenbahnbaufach), Walter
Schmidt der Kgl. Kanalbaudirektion in Essen, Otto Sperling
der Kgl. Regierung in Frankfurt a. O. (Wasser- und Strafsen-
baufach), Oskar Schmidt der Königl. Regierung in Marien-
werder, Pfeil der Kgl. Regierung in Oppeln, Dr.-Ing. Heinz
der Kgl. Regierung in Arnsberg und Ziertmann der Eisenbahn-
direktion in Elberfeld (Hochbaufach).
Zurdienstlichen Verwendung zugeteilt: der Reg.-
Baumeister des Wasser- und Strafsenbaufaches Max Schu-
mann dem Meliorationsbauamt | in Königsberg.
Versetzt: der Bauinspektor Goeritz, bisher in Hamburg,
als Vorstand (auftrw.) der Maschineninspektion nach Mainz,
die Bau- und Betriebsinspektoren Albert Wendt, bisher in
Hameln, als Mitglied (auftrw.) der Eisenbahndirektion nach
Kassel, Busacker, bisher in Posen, als Vorstand (auftrw.)
der Betriebsinspektion nach Hameln, Graebert, bisher in
Rybnik, als Vorstand (auftrw.) der Betriebsinspektion 2 nach
Glogau, Sonne, bisher in Duisburg, nach Hörde als Vorstand
der daselbst neu errichteten Bauabt., Willi Behrens, bisher in
Magdeburg, zur Betriebsinspektion nach Altona und Nipkow,
bisher in Berlin, als Vorstand der Bauabt. nach Rybnik;
die Reg -Baumeister Wilcke, bisher in Kassel, in den
Bezirk der Eisenbahndirektion Erfurt (Maschinenbaufach),
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Een
[15. Mai 1908)
Gieseler, bisher in Stettin, in den Bezirk der Eisenbahn-
direktion Berlin (Eisenbahnbaufach), Gehm von Stettin nach
Köln, Hornung von Hannover nach Hildesheim, Hochhaus
von Berlin nach Essen, Rieken von Magdeburg nach Bottrop
(Hochbaufach), Herbst von Berlin nach Greifenhagen (Wasser-
und Strafsenbaufach).
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Reg.-Baumeistern Karl Rieß in
Rathenow (Wasser- und Strafsenbaufach), Robert Niggemeyer
in Ahrweiler (Hochbaufach).
Aus der Staatseisenbahnverwaltung ausge-
schieden: der Reg.-Baumeister des Eisenbahnbaufaches
Wilhelm Meier infolge Verleihung einer etatmálsigen Bau-
inspektorstelle im Reichs-Kolonialamt.
Bayern.
Ernannt: zu Honorarprofessoren der Techn. Hochschule
München für die Dauer ihrer Lehrtätigkeit der Direktor der
Moorkulturanstalt und Dozent für Moorkultur an der Techn.
Hochschule Dr. Anton Baumann und der Direktor der
Agrikulturbotanischen Anstalt und Dozent für landwirtschaftl.
Baktcriologie an der Techn. Hochschule Dr. Lorenz Hiltner.
Versetzt: die Eisenbahnassessoren Eugen Konrad in
München zur Eisenbahndircktion Regensburg und Johann
Mühl in Regensburg auf sein Ansuchen zur Betriebswerk-
stätte München 1 als deren Vorstand.
In den Ruhestand versetzt: seinem Ansuchen ent-
sprechend der Professor an der Kunstgewerbeschule Nürnberg
Hermann Steindorff.
Sachsen.
Verliehen: der Titel Reg.-Baumeister den Reg.-Bau-
führern Ziller bei dem Landbauamte 1 Dresden und Riemer
in Osnabrück.
Angestellt: bei der Staatseisenbahnverwaltung als
etatmäfsiger Reg.-Baumeister in Zwickau der bisher aufser-
etatmäfsige Reg.-Baumeister O. R. Paul in Leipzig und bei
der Ilochbauverwaltung als etatmäfsiger Reg.-Baumeister
bei dem Landbauamte Zwickau der Mihtärbauinspektor Koch
in Freiberg.
Versetzt: bei der Staatseisenbahnverwaltung die Reg.-
Baumeister Junge vom Baubureau Leipzig zum Baubureau
Wilsdruft, Schütze vom Baubureau Leipzig zum Baubureau
Lommatzsch und Michauck von der Maschineninspektion
Dresden-N. zum Betriebsmaschinenbureau (Dresden) sowie
bei der Hochbauverwaltung der Reg.-Baumeister Baer bei
dem Landbauamte Leipzig zum Landbauamte Zwickau.
Württemberg.
Uebertragen: die erledigte Stelle eines etatmäfsigen
Reg.-Baumeisters im Bezirksdienst der Strafsen- und Wasser-
bauverwaltung dem Reg.-Baumeister Wilhelm Ritter in
Cannstatt.
Versetzt: seinem Ansuchen gemäfs auf die Stelle des
Vorstandes der Eisenbahnbauinspektion in Ravensburg der
Eisenbahnbauinspektor tit. Baurat Aldinger in Böblingen.
In den Ruhestand versetzt: seinem Ansuchen ent-
sprechend der Hofbauinspektor Linck.
Oldenburg.
Ernannt: zum Mitgliede der Eisenbahndirektion der
Baurat Schlodtmann in Oldenburg.
Hessen.
Ernannt: zu Betriebsinspektionsvorständen in der
hessisch-preufsischen Eisenbahngemeinschaft die Eisenbahn-
Bau- und Betriebsinspektoren Pfaff in Stettin und Plagge in
Nordhausen sowie zu Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren
in der hessisch-preufsischen Eisenbahngemeinschaft die Reg.-
Baumeister des Eisenbahnbaufaches August Hildebrand in
Neufs, Fritz Hartmann in Kattowitz und Wilhelm Sieben in
Duisburg.
Gestorben: Reg.- und Baurat Gutbier, Mitglied der
Eisenbahndirektion in Hannover.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag. Georg Siemens. Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
[1. Juni 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 743] 219
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure
Versammlung am 25. Februar 1908
Vorsitzender:
Herr Ministerialdirektor Dr.. mna. Wichert — Schriftführer: Herr Geheimer Kommissionsrat F. C. Glaser
(Mit 54 Abbildungen)
Der Vorsitzende eröffnet die Versammlung:
Der Bericht über die Versammlung am 28. Januar d. J.
wird zur Einsichtnahme für die Mitglieder ausgelegt.
Der Vorsitzende teilt mit, dafs die Herren Regierungs-
rat Denninghoff und Direktor Gredy, welche an
Stelle der ausgeschiedenen Herren Kommerzienrat
Dr.- Jng. Stahl und Geh. Baurat Lochner in den
Vorstand gewählt worden sind, die Wahl angenommen
haben.
Betreffs der eingegangenen Aufnahmegesuche ver-
anlafst der Vorsitzende die Abstimmung.
Alsdann gibt der Vorsitzende einen kurzen Auszug
aus dem nachiolgenden
Rückblick über die Tätigkeit des Vereins
im Jahre 1907.
Mit Beginn des Geschäftsjahres 1907 zählte der
Verein 582 Mitglieder, während die Mitgliederzahl am
Schlusse des Jahres 603 betrug. Demnach ist ein
Zuwachs von 21 Mitgliedern zu verzeichnen. Leider
ist aber auch der Verlust von 7 Mitgliedern zu beklagen,
welche im Laufe des Jahres verstorben sind.
Es fanden acht ordentliche Vereinsversammlungen
statt, in denen die nachstehend verzeichneten Vorträge
gehalten wurden:
„Die Lokomotiven auf der Mailänder Weltaus-
EW 1906“ von Herrn Regierungsbaumeister
B. Schwarze.
2. „Skizzen aus der Bleistiftfabrik vorm. Johann
Faber A.-G. in Nürnberg“ von Herrn Regierungsrat
Theobald, Gr.-Lichterfelde.
3. „Personen- und Güterwagen auf der Ausstellung
in Mailand 1906“ von Herrn Regierungsbaumeister
Messerschmidt, Schöneberg.
4. „Bau und Betrieb des neuen preufsisch-russischen
Grenzbahnhofes Skalmierzyce in maschinentechnischer
Beziehung“ von Herrn Regierungsbaumeister Hans
A. Martens, Posen.
5. „Ein modernes Elektrizitätswerk“
Dr. phil. H. Müllendorff, Berlin.
6. „Ein Vergleich der zwei- und dreigekuppelten
Schnellzuglokomotiven der preufsisch-hessischen Staats-
bahnen auf theoretischer Grundlage (mit Rücksicht auf
weitere Fahrzeitverkürzung im Schnellzugbetriebe)“ von
Herrn Regierungsbaumeister J. Zillgen, Berlin.
1. „Elektrische Vollbahnen“ von Herrn Regierungs-
rat A. Zweiling, Charlottenburg.
Den Vereinsvorstand bildeten dieHerren: Ministerial-
direktor Dr.-Ing. Wichert, Vorsitzender, Geheimer
Regierungsrat Geitel, erster stellvertretender Vor-
sitzender, Geheimer Kommerzienrat R. Pintsch, zweiter
stellvertretender Vorsitzender, Geheimer Kommissions-
rat F. C. Glaser, Säckelmeister und Schriftführer,
Eisenbahndirektor a. D. Callam, Stellvertreter des
letzteren, Eisenbahndirektor a. D. Blauel, Ingenieur
P. Hoppe, Geheimer Baurat Lochner, Ober- und
Geheimer Baurat Rimrott, Geheimer Baurat Ruste-
meyer, Geheimer Baurat Schlesinger, Regierungsrat
a. D. Schrey, Kommerzienrat Dr.:ma. Stahl,
Regierungsrat Thuns, Geheimer Baurat a. D. Werchan.
Im Laufe des Jahres wurden von den dem Verein
in Aussicht gestellten Zuwendungen*) vereinnahmt:
vom Norddeutschen Lokomotiv-Verband 3000 M
von den Siemens-Schuckertwerken 1000 „
Dem Königlichen Baurat Guillery wurden auf
die bewilligten 3000 M für die Abfassung seines Hand-
von Herrn
*) Der von der Norddeutschen Wagenbau-Vereinigung in Aussicht
gestellte Betrag von 5000 M. konnte für 1907 nicht mehr verrechnet
werden, da er zusammen mit dem Betrage von 5000 M. für 1908
nach Abschlufs der Jahresrechnung im Monat Januar 1908 einging.
buches über Triebwagen Raten von zusammen 2100 M
ausgezahlt; ebenso sind die seinerzeit bewilligten 2000 M
(500 M für Herrn Geheimen Baurat Leitzmann und
1500 M für Frau Gehcimrat von Borries für literarische
Arbeiten) gezahlt worden.
Als Prámiierung der preiswürdigen Lösungen des
Preisausschreibens, betreffend „Untersuchung über die
Bedingungen des ruhigen Laufes von Drehgestellwagen
für Schnellzüge“ erhielten Herr Oberingenieur W. Jürges
3000 M und Herr C. Hoening 1000 M, sowie des Preis-
ausschreibens betreffend „Studie über die Erhöhung
der Leistungsfähigkeit der Berliner Stadt- und Ringbahn“
erhielt Herr Eisenbahnbauinspektor van Heys 6000 ۰
Ferner erhielten die Herren Regierungsbaumeister
Schwarze, Messerschmidt und Pflug den Betrag von
je 600 M als Beihilfe zum Besuch der Mailänder Welt-
ausstellung 1906.
Aus den Mitteln der Fonds konnte u.a. auch noch
eine kleine Unterstützung an die Sternwarte in Treptow
von 100 M und an die Verunglückten der Roburitfabrik
Witten von 50 M gezahlt werden.
Am 5., 12. und 19. April fanden Besichtigungen des
Instituts für Meereskunde statt, wobei Vorträge gehalten
wurden:
l. „Die Bezeichnung der Schiffahrtsstrafsen“ (am
9. April);
2. „Die Schätze des Meeres“ (am 12. April);
3. „Das Meer als Verkehrsweg“ (am 19. April);
am 15. November eine Besichtigung des Deutschen
Kolonialmuseums mit Vortrag: „Ueber Land und Leute
Deutsch-Ostafrikas“.
Die für das Jahr 1907 gestellte Beuth-Aufgabe betraf:
„Entwurf eines Kraftwerkes“. Wie aus dem in der
Dezemberversammlung mitgeteilten Bericht des Preis-
richterausschusses hervorging, waren 5 Bearbeitungen
der Aufgabe eingegangen, von denen 2 mit der goldenen
Beuth-Medaille des Vereins ausgezeichnet wurden. Die
preisgekrönten Arbeiten rührten von den Regierungs-
bauführern Artur Schalkau, Charlottenburg, und Alfred
Buntebardt, Charlottenburg, her. Den Staatspreis
von 1700 M erhielt Herr Regierungsbauführer Schalkau.
Von den Bearbeitungen wurden, den Wünschen der
Verfasser entsprechend, vier dem Königlichen Tech-
nischen QOberprifungsamt in Berlin und eine dem
Königlichen Technischen Oberprüfungsamt in Dresden
als häusliche Probearbeit für die zweite Staatsprüfung
im Maschinenbaufache vorgelegt.
Der Geselligkeitsausschufs des Vereins traf während
des verflossenen Jahres folgende Veranstaltungen:
Am 25. Januar: Besichtigung des Neuen Schauspiel-
hauses und Mozartsaales; am 13. Februar: Besichtigung
der Ständigen Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt; am
23. Februar: Winterfest mit Ball; am 5., 12. und 19. April:
Besichtigungen des Instituts für Meereskunde; am 10. Mai:
Besichtigung einer Baustelle der im Bau begriffenen
Untergrundbahn Potsdamer Platz—Spittelmarkt; am
29. Mai: Ausflug mit Damen nach Glindow bei Werder
a. H.; am 12. September: Ausflug mit Damen nach
Grünau und Schmöckwitz; am 6. November: Unter-
haltungsabend mit Damen; am 15. November: Besichti-
gung des Deutschen Kolonialmuseums; am 17. Dezember:
Weihnachts-Gesellschaftsabend.
Das Vereinsvermögen bestand am Schlusse des
Jahres 1907 aus:
a) einem Barbestand ۱ 2572,27 M
b) 3'/a pCt. Preufs. cons. Staatsanleihe 68 500, — A
71072,27 M
Von diesem Betrage entfallcn auf den gestifteten
Fonds 26155,80 M, auf den Fonds für gesellige Zwecke
nichts und auf den allgemeinen Fonds 44 910,47 M.
Nachdruck des Inhaltes verboten.
220 [No. 743)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
۱۱۰ Juni 1908!
Der Vorsitzende: Meine Herren! Wir kommen
dann zunı Antrage des Geselligkeitsausschusses auf
nachträgliche Bewilligung des im Jahre 1907 für Gesellig-
keitszwecke aufgewendeten Mehrbetrages von 302,17 ۰
Was die Deckung betrifft, so habe ich Ihnen die er-
freuliche Mitteilung zu machen, dafs der Verleger der
„Annalen“, unseres Vereinsorgans, Herr Geheimrat
Glaser, uns mitgeteilt hat, dafs er vom 1. Januar d. ۰
ab den Bezugspreis für uns von 10 M auf 9 M ermäfsigt
hat. Infolge dieser anerkennenswerten Tatsache sind
wir in der glücklichen Lage, nun eine Wenigerausgabe
von etwa 600 M zu haben. Der Vorstand hat sich nun
noch weiter mit der Frage beschäftigt, ob bei der reichen
Tätigkeit, die der Geselligkeitsausschufs bisher entwickelt
hat und hoffentlich auch weiterhin zu unserem Besten
noch ausführen wird, es nicht angezeigt sein würde, den
Fonds von 1500 M, den wir dem Ausschufs für jedes
Jahr gewährt haben, um den Betrag von 300 M zu
erhöhen. Die Deckung für diese dauernde Ausgabe
von 300 M würde nur die Hälfte des uns zugeflossenen
Betrages erfordern. Der Vorstand ist einstimmig der
Meinung gewesen, dem Geselligkeitsausschufs diesen
Betrag zuzuwenden. Ich kann aber heute nur davon
Mitteilung machen, ohne eine Abstimmung zu veranlassen,
weil nach unseren Statuten ein Antrag auf Geld-
bewilligung auf der Tagesordnung gestanden haben
muís. Der Vorstand wird auf die Tagesordnung der
nächsten Versammlung den Antrag setzen: den Betrag
von 1500 M für den Geselligkeitsausschufs um 300 M
zu erhöhen.
Die beantragten 302,17 M werden genehmigt.
Hierauf erteilt der Vorsitzende Herrn Hauptmann a D
Hildebrandt das Wort zu seinem Vortrage über:
Flugmaschinen und Lenkballons.
Herr Hauptmann a. D. Hildebrandt: Meine Herren!
Seit undenklichen Zeiten haben sich viele Leute dem
Problem gewidmet, das Luftschiff lenkbar zu machen,
und unter ihnen sind eine ganze Menge Menschen
gewesen, die technisch oder nach ihrer sonstigen
Bildung absolut nicht dazu berufen waren, an diese
schwierige Aufgabe heranzugehen; die Erfolge sind
denn auch im Laufe von Jahrhunderten äulserst gering
gewesen. Erfreulich ist es, dafs von Zeit zu Zeit
wissenschaftlich gebildete Leute sich mit diesem Problem
beschäftigt haben und den Spott und Hohn, der überall
über die anderen unfähigen Leute erging, mit auf sich
nahmen; galt es doch noch bis vor wenigen Jahren
als eine Utopie, an die Lenkbarkeit eines Ballons zu
denken. Ich will über die alten und uralten Probleme
hinweggehen und nur eine Entwickelung der Versuche
geben, die in den letzten 126 Jahren stattgefunden
haben.*)
Es ist begreiflich, dafs die Menschen zunächst durch
das ihnen in der Natur an den Vögeln gegebene
Beispiel angeregt worden sind, sich selbst Flügel an-
zubinden oder besondere Gestelle herzustellen. Der
badische Baumeister Karl Friedrich Meerwein hat
eine eingehende Abhandlung über den Vogelflug in
einer Broschüre niedergelegt und auch selbst einen
Apparat gebaut in der Gröfse von 111 Quadratschuh,
der im Längsschnitt die Form einer Spindel zeigte
(Abb. 1). Der Führer lag lang ausgestreckt in der Mitte
des Fliegers und bewirkte durch eine Balancierstange
die Flügelbewegungen. Bemerkenswert ist der Rat
Meerweins, die Probeflüge über Wasser anzustellen,
damit bei den unvermeidlichen Abstürzen erhebliche
Verletzungen vermieden würden. Im Jahre 1781 hat er
bei Giefsen einen unglücklich verlaufenen Versuch
angestellt. Seine Berechnungen über die zum Tragen
eines Menschen erforderliche Gröfse der Flügelfläche
sind aber später durch die Versuche Lilienthals
bestätigt worden.
Im Jahre 1812 hat ein Uhrmacher namens Degen
einen Apparat aus Flügeln konstruiert, welcher des-
*) Ausführlicheres ist zu finden indem Werke „Die Luftschiffahrt
nach ihrer geschichtlichen und gegenwärtigen Entwicklung“. Von
A. Hildebrandt, Hauptmann und Lehrer im Kgl. Preufsischen
Luftschifter-Bataillon. Verlag R. Oldenbourg, München.
wegen bemerkenswert ist, weil die Flügel beim Flügel-
aufschlag zur Verminderung des Luftdruckes sich
jalousieartig öffneten (Abb. 2). Tatsächlich hatte er in
Wien mit seinem Flieger kleinere Strecken in der Luft
zurücklegen können; als ihm aber in Paris ein öffent-
licher Probeflug mifsglückte, wurde sein Apparat von
dem Publikum zerstört und er von der enttäuschten
Menge in rohester Weise mifshandelt.
Abb. 2.
e Der Flügelflieger von Degen.
Anfang der 90er Jahre hat der Ingenieur Stentzel
in Hamburg einen riesigen Vogel von 6,36 m Flügel-
spannweite und einer Breite von 1,68 m gebaut, der
durch einen kleinen 3 PS Kohlensäure-Motor in Be-
wegung gesetzt wurde (Abb. 3). Mit 81 qm Fläche
wurde bei der Entwickelung von 1,5 PS bei dem Ver-
suche tatsächlich das 34 Kilogramm schwere Gewicht in
der Luft ausbalanciert und bei den Flügelniederschlägen
wurden momentan 75 Kilogramm in Schwebe gehalten.
Im allgemeinen kann man den Flügelfliegern keine grofse
Zukunft prophezeien, weil die Erfahrung gezeigt hat,
dafs die Erhaltung der Stabilität in der Luft eine zu
schwierige Sache ist, und weil das Triebwerk schlagender
Flügel Mechanismen erfordert, welche denen von
Automaten gleichen, die den menschlichen oder tierischen
Gang nachahmen. Es sei noch erwähnt, dafs augen-
blicklich ein Ingenieur namens Schülke mit seinem
Sohne, dem Oberleutnant Schülke, einen Flügelflieger
baut, der der Vogelgestalt wenig ähnelt und anscheinend
mehr Erfolg verspricht als die bisherigen Konstruktionen.
Einen fledermausartigen Flieger hat der französische
Flugtechniker Ader mit Unterstützung des Kriegs-
ministeriums erbaut und erprobt (Abb. 4). Diese Flug-
maschine gehört aber, obgleich sie wie ein Flügelflieger
aussicht, doch zu den Drachenfliegern, weil die Flügel
unbeweglich am Hauptkörper befestigt sind; nur behufs
leichteren Transports hefsen sich die Flügel an den
Leib des Vogels herannehmen. Ein Dampfmotor trieb
eine an der vorderen Seite befindliche Schraube. Die
Versuche sind im Jahre 1890 in aller Heimlichkeit vor
sich gegangen und bewiesen die Brauchbarkeit der Idee.
Tatsächlich ist es Ader gelungen, seinen Flieger frei-
fliegend durch die Luft zu bringen. Die Versuche sind
im Jahre 1897 weitergeführt worden, haben aber
schliefslich ein unrühmliches Ende genommen.
Ganz andere Systeme von Flugmaschinen bilden
die Schaufelrad- und Segelradflieger. Bei ersteren wird
die Fortbewegung der unter Drachenflächen ruhenden
Maschinen durch Schaufelräder bewerkstelligt. Eine
solche Maschine hat Ingenieur Koch in München gebaut;
bei der anderen Art sind die im Kreise trommelartig
um die horizontale Achse angeordneten Flächen gleich-
zeitig zum Tragen und zur Fortbewegung bestimmt.
(1. Juni 1908]
Der Professor Wellner an der technischen Hochschule
zu Brúnn ist Vertreter der Segelradflieger (Abb. 5).
Mehr Aussicht auf praktischen Erfolg scheinen die
Schraubenflieger zu haben, mit denen man sich seit
langer Zeit namentlich in Oesterreich beschäftigt hat.
Hier hat der durch seinen Drachenflieger bekannt
Abb. 3.
Der Flügelflieger von Stentzel.
gewordene Ingenieur Krefs häufig Modellversuche
angestellt, bei denen die Schrauben mit gedrehten
Kautschukschnüren in Bewegung gesetzt wurden. Die
Versuche haben bewiesen, dafs das Prinzip richtig
ist, und man hat lange Zeit den Gedanken gehegt,
durch grofse Schraubenflieger den Fesselballon zu
ersetzen.
Abb. 4.
Abb. 5.
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Segelradflieger von Professor Wellner.
Mit der Unterstútzung des Fúrsten von Monaco hat
der Franzose Léger verschiedene Versuche mit zwei
Schrauben von 6,25 m Durchmesser angestellt. Bei
Benutzung eines 6 PS starken Motors soll eine Zug-
kraft von 110 kg entwickelt sein. Interessant ist bei
der Konstruktion von Léger (Abb. 6), dafs mit den
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE
D BAUWESEN / [No. 743] 221
Schrauben Aufstieg und Vorwärtsbewegung gleichzeitig
erzielt werden sollten. Zu diesem Zwecke war ihre
Achse verstellbar: arbeitete die Schraube mit vertikaler
Achse, so stieg der Apparat senkrecht in die Höhe,
während bei einer Einstellung in einen Winkel von
etwa 45 ° horizontale Fortbewegung erreicht wurde. Es
sei noch bemerkt, dafs die Steuer für die
Direktion in horizontaler Bewegung die-
selben sind wie bei Schiffen.
Der durch seine Erfolge mit Lenk-
ballons weitesten Kreisen bekannte Bra-
silianer Santos Dumont hat sich im
Jahre 1905 auch einen Schraubenflieger
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Abb. 6.
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Schraubenflieger von Léger.
konstruiert (Abb. 7). Mit zwei an einer
vertikalen Achse befindlichen Schrauben
mit einem Durchmesser von 6 m wollte
er die Aufwärtsbewegungen, mit einer an
horizontaler Achse sitzenden Schraube von
2 m die Vorwärtsbewegung bewirken.
Der ganze Flieger war in einem Gestell aus
Bambus und spanischem Rohr montiert. Der Levassor-
Motor mit 8 Zylindern vermochte etwa 30 PS zu ent-
wickeln. Bei den vorbereitenden Versuchen zog jede
der Schrauben, die überdies zur Vermeidung von Dreh-
bewegungen in entgegengesetztem Sinne rotierten,
90 kg. Da der Apparat mit Luftschiffer nur 166 kg
wog, wurden 14 kg Nutzlast gehoben.
Bei den Schraubenfliegern ist es bedenklich, dafs
sie keine besonderen Trageflächen besitzen; wenn der
Motor versagt, mufs der ganze Flieger zur Erde stürzen.
Abb. 7.
Schraubenflieger von Santos Dumont.
Würde man zur Vermeidung eines heftigen Sturzes
Fallschirme oder Trageflächen anbringen, so wären
eben die Maschinen keine Schraubenflieger mehr, und
man täte besser, von vornherein einen Aeroplan zu
konstruieren. Dieser Tatsache haben sich die Erfinder
auch nicht verschliefsen können, und deshalb erdenken
die meisten Leute nur Drachenflieger event, in
Kombination mit einem Schraubenflieger.
Unter einem Drachenflieger versteht man eine Flug-
maschine, bei der wenige grofse oder viele kleine meist
schräg gegen die Horizontale gestellte Flächen, die
eben oder gewölbt sein können, in der Hauptsache die
Last in der Luft tragen sollen. Die Vorwärtsbewegung
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222 [No. 743)
Abb. 8.
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Abb.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Juni 1908]
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Drachenflieger von Hiram Maxim.
wird entweder durch die Schwerkraft selbst erzielt,
wenn man von erhöhten Punkten in sanft abwärts
geneigter Bahn eine Strecke weit fortfliegt — Gleit-
flieger —, oder durch die Kraft eines Motors, welcher
Luftschrauben in Bewegung setzt. Die Direktion in
vertikaler Richtung erreicht man entweder durch die
schräge Einstellung der Hauptfläche selbst oder durch
entsprechende Drehung besonderer horizontaler Steuer.
Die Lenkung in wagerechter Richtung wird meistens
durch die Lage besonderer vertikaler Flächen bedingt.
Den ersten durch Motorkraft getriebenen Aeroplan
hat der Engländer Henson im Jahre 1843 gebaut (Abb. 8).
Ueber einen starken aber leichten Holzunterbau vo
30 m Breite und 10 m Länge war seidener Stoff derart
gespannt, dafs der Rahmen eine leichte Neigung in
seinem vorderen Teile nach oben erhielt. Unter den
Haupttragflächen befand sich die Gondel für die Dampf-
maschine und die Passagiere. Den Antrieb sollte das
Fahrzeug durch zwei zu beiden Seiten des Führerstandes
angebrachte Schraubenräder erhalten, welche gleichzeitig
bei entsprechend einseitig zu regelndem schnelleren
oder langsameren Gang eine Abweichung des Fliegers
nach rechts oder links hervorrufen konnten. Die sehr
leichte Dampfmaschine vermochte eine Kraft von 20 PS
zu entwickeln.
Bei den Versuchen mit dieser ernst zu nehmenden
und grofses Aufsehen erregenden Konstruktion ist es
Henson nur gelungen, in absteigender Bahn sich vor-
wärts zu bewegen.
Einen eigenartigen Flieger hat im Jahre 1862
Philipps gebaut (Abb. 9). Derselbe gleicht einem sehr
grofsen Jalousierahmen mit offenen Holzrippen. Die
Höhe des aus 50 Flächen bestehenden Gestells betrug
2,85 m, seine Breite 6,6 m. Die Montierung dieser
Trageflächen erfolgte auf einem bootähnlichen, aus
Draufsicht.
“2
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Seitenansicht.
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vorn,
zwei Planken zusammengebogenen Wagen von 7,5 m
Länge. Zum Antrieb diente eine kleine Dampfmaschine.
Bei den Versuchen erhoben sich die Vorderräder des
|
Drachenflieger des Oesterreichers Kreß.
|
| Fahrzeuges mit einem toten Gewicht von 32,4 kg bis
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[1. Juni 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 743] 223
zu 90 cm in die Luft, ein Beweis, dafs das Prinzip der
Konstruktion ein richtiges war.
Einen der grofsartigsten Versuche mit einem Aero-
plan hat der bekannte Kanonenkönig Hiram Maxim
1888 angestellt. Der mit 408000 M Kosten gebaute
Flieger (Abb. 10) bestand aus einer grofsen und mehreren
rechts und links von derselben befindlichen kleineren
|
durch den Aufprall zum Teil zertrümmert wurde. Das
durch Dynamometer angezeigte gehobene Gewicht betrug
4500 kg. ۱
Einen Drachenflieger in gröfserem Mafsstabe hat noch
der Ingenieur Wilhelm Krefs in Wien gebaut (Abb. 11
und 12).
schmalen Aluminiumbooten montiert,
Die ganze Konstruktion war auf zwei ziemlich
Kreis stellte seine
Drachenflieger von Kreß am Tullner See.
Tragflächen von insgesamt 360 qm Gröfse. Auf einer
Plattform befanden sich der Kessel, die Dampfmaschine
usw. sowie der Stand für den Führer. Die Heizung
des Kessels erfolgte durch einen Gasbrenner, der aus
einem Zylinder bestand, von dem viele kleine horizontale
Röhren mit etwa 7650 kleinen Oeftnungen ausgingen.
Abb. 13.
Drachenflieger-Modell des Regierungsrats Hofmann.
Für die Versuche war der 3600 kg schwere Flieger
mit vier Rädern auf ein Schienengleis gestellt, auf
welchem er durch eine oberhalb angebrachte Sicherheits-
schiene festgehalten wurde.
Bei einem Dampfdruck von 22 Atmosphären legten
sich die Räder an die obere Schiene an, dann brach die
eine Sicherheitschiene, so dafs der ganze Apparat ent-
gleisend auf die daneben befindliche Wiese flog und
Versuche auf dem Tullner See bei Wien an, obgleich
das Gewicht des ihm von der Firma gelieferten Motors
weit grófser war, als es nach seinen Berechnungen hätte
sein dürfen. Da er aber am Ende seiner Mittel war,
begann er doch mit den Proben. Das auf dem Wasser
schwimmende Fahrzeug wurde bald durch einen Wind-
Abb. 14.
Drachenflieger-Modell des Regierungsrats Hofmann.
stofs auf die Seite geworfen und Krefs konnte gerade
noch zur rechten Zeit vor dem Tode des Ertrinkens
bewahrt werden.
Bei allen Flugapparaten ist der Aufflug eine sehr
schwierige Sache. Man mufs dafür sorgen, dafs möglichst
bald die Luft unter den Trageflächen so stark verdichtet
wird, dafs sie das ganze Gewicht des Fliegers zu tragen
vermag. Hierzu bedarf man entweder besonderer
Abflug-Gestelle oder aber man läfst das Luftschiff zu-
nächst auf der Erde laufen, bis es bei einer gewissen
Geschwindigkeit sich die nötige Luftverdichtung
ai AH C OOGO | L
224 [No. 743]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Juni 1908]
geschaffen hat. Der Regierungsrat a. D. Hofmann —
frúher Berlin, jetzt in Genf — hat das Problem des
Auffluges in eigenartiger Weise gelöst. Er hat zu
diesem Zwecke seiner Flugmaschine nach dem Vorbilde
des Storches Beine oder Stelzen gegeben (Abb. 13).
In der Laufstellung auf dem Boden sind die Beine an
Abb. 15.
Drachenflieger des Regierungsrats Hofmann.
den Flugkörper herangelegt und die Flügel nach der Mitte
zusammengefaltet (Abb. 14). Unmittelbar vor Beginn des
Fluges werden die Tragflächen ausgebreitet und die
Beine steiler gestellt und damit der Schwerpunkt des
Ganzen gehoben. In dieser Stellung wird die Maschine
in Gang gesetzt; sobald eine gewisse Geschwindigkeit
Abb. 16.
Drachenflieger des Professors Langley.
erreicht ist, schnellt eine Auslöse -Vorrichtung die Beine
vom Boden gegen den Körper, die Maschine wird der
Schwerkraft überliefert und fängt an zu fallen. Bald jedoch
verdichtet sich unter den Flügeln soviel Luft, dafs das
Gewicht der ganzen Maschine von ihr getragen wird.
Bei der Vorwärtsbewegung werden neue Luftmassen
unter die Irageflächen geschafft, so dafs die Maschine
aufzusteigen beginnt. Hofmann hat bei zahlreichen
Vorführungen bewiesen, dafs sein Prinzip richtig ist.
Leider hat er wegen Geldmangels den Bau seines
grofsen Fliegers (Abb. 15) jetzt einstellen müssen.
In ähnlicher Weise hat der amerikanische Professor
Langley den freien Fall dazu benutzt, seine Flug-
maschine in die Luft zu bringen.
Er hatte sich ein besonderes Ponton-
haus im Potomac-Flufs gebaut und
auf dem Dach dieses Hauses seinen
Drachenflieger aufgestellt (Abb. 16).
Der Apparat sollte von diesem
Gestell herabgleiten und dann im
freien Falle die nötige Luftver-
dichtung herbeiführen. Bei einem
Versuche blieb jedoch der Flieger
an der Abgleit-Vorrichtung hängen
und stürzte mitsamt seinem Führer
in den Flufs. Leider haben die
Arbeiten durch den Tod des
genialen Erfinders eine grofse Ver-
zögerung erlitten. Die amerika-
nische Regierung beabsichtigt je-
doch, die Flugmaschine weiter aus-
zubauen, und noch in diesem Jahre
sollen die Versuche beginnen. In
Washington wurde mir der neue
Flieger gezeigt, der im wesent-
lichen dieselbe Form hat wie es
unsere Abbildung zeigt.
In Amerika haben sich noch
eine ganze Reihe von Leuten mit
der Flugtechnik beschäftigt. Allen
hat unser deutscher Ingenieur
Lilienthal, der bei seinen Ver-
suchen einen unerwarteten Tod
fand, zum Vorbild gedient. Der
Lilienthal’sche Apparat bestand aus
gewölbten Trageflächen, welche in
zwei Etagen untereinander angeordnet waren (Abb. 17).
Die Flügel hatten zuletzt etwa eine Fläche von
28 qm. Das Festhalten und Lenken des Apparates
erfolgte durch Einlegen der Unterarme in entsprechende
Polsterungen des Gestells. Für seine Versuche hatte
er sich bei Grofs-Lichterfelde einen Hügel von 15 m
Abb. 17.
Lilientbalscher Gleitflieger.
Höhe und 70 m unterer Breite gebaut. Von der Spitze
dieses Hügels begannen seine Flüge (Abb. 18). Es
sind dies jedoch stets nur sogenannte Gleitflüge ge-
wesen, bei denen er in leicht abwärts geneigter
Bahn Strecken von einigen hundert Metern zu durch-
messen vermochte. Durch das häufige Vorhandensein
vertikaler Luftströmungen ist es allerdings wiederholt
vorgekommen, dafs die Flugbahn eine wellenförmige
war und dafs zeitweise der Apparat sich sogar über
die Aufflughöhe erhoben hat.
[1. Juni 1908]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 743] ۰ 5
In Amerika wurden die Lilienthal’schen Versuche
durch den Ingenieur Chanute (Abb. 19) und seinen
Assistenten Herrings bei Chicago mit Apparaten fort-
geführt, deren Trageflächen in zwei bis drei Etagen
übereinander angeordnet waren. Die Führer nahmen
dieselbe Stellung ein, wie sie bei Lilienthal zu schen ist.
Viele hundert Gleitflüge sind mit glücklichem Erfolge
von den beiden Flugtechnikern vollführt.
Schüler Chanutes waren auch die
Brüder Wilbur und Orville Wright,
welche in letzter Zeit so viel von sich
reden gemacht haben. Eine prinzipielle
Aenderung hatten sie bei ihren Flügen
durchgeführt: Der Führer lag nämlich
in horizontaler Lage zwischen den
beiden untersten Flächen des Gleit-
fliegers (Abb. 20). Im Laufe der Jahre
haben die beiden ihre Tragefláchen all-
mählich immer mehr vergröfsert. 1903
verwandelten die Wright's ihren Gleit-
flieger durch den Einbau eines Motors
in eine Flugmaschine. Da sie Besitzer
einer Fahrradfabrik waren und vor-
nehmlich den Bau von Motorrädern
betrieben, kamen ihnen ihre hierin ge-
wonnenen Erfahrungen sehr zu statten.
Das Gewicht ihres Motorfliegers hat
etwa 270 kg betragen. Während sie
im Jahre 1903 260 m in 59 Sekunden
zurückgelegt haben, wollen sie am
5. Oktober 1905, 38,9 km in 38 Minuten
und 3 Sekunden durchmessen haben.
Diese Angaben haben grofses Aufsehen
erregt, jedoch kam man bald zur An-
sicht, dafs ihre Mitteilungen nicht den
Tatsachen entspráchen. Sie machten
nämlich bekannt, dats sie ihre Er-
findung für eine Million Dollar bezw. in neuester Zeit
für eine Million Mark verkaufen wollten und stellten
dabei die merkwürdige Bedingung, dafs der Kontrakt
vor dem Fluge festgemacht und ihnen der Flieger
unbesehen abgenommen werden müsse; die Kauf-
summe sollte allerdings erst dann erlegt werden,
wenn sie ihren Aeroplan im freien Fluge vorgeführt
hätten. Auf diese Bedingung wollte jedoch niemand ein-
gehen; vor allen Dingen vermutete man hierin eine Falle,
weil man sich die Gründe dafür nicht erklären konnte,
Abb. 19.
Gieitflieger des Amerikaners Chanute.
dafs die reichen Amerikaner eine solche wertvolle Er-
findung nicht ihrem eigenen Lande erhalten wollten.
Ich habe an Ort und Stelle in Dayton in Ohio ein-
gehende Nachforschungen angestellt, um die Sache zu
klären. Mit einem in New York lebenden deutschen
Ingenieur habe ich etwa 40 Fragen aufgestellt und Leute
der verschiedensten Berufsklassen über die Flugversuche
der Gebrüder Wright ausgefragt. Da alle Augenzeugen
das Gleiche erzählten, und namentlich sich auch bei den
technischen Einzelheiten nicht in Widersprüche ver-
wickelten, bin ich zu der Ueberzeugung gekommen,
dafs die Angaben der Gebrüder Wright auf Tatsachen
beruhen. Die Gründe, welche die beiden veranlalst
!
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haben, so auffallende Bedingungen zu stellen, scheinen
mir darin zu liegen, dafs der ganze Flugapparat so
einfach ist, dafs niemand eine so grofse Summe dafür
zahlen wird, wenn er die Maschine gesehen hat. Aufser-
dem glaube ich, dafs zur Führung dieses Aeroplans
eine grofse Geschicklichkeit gehört und dafs nicht jeder-
mann ohne weiteres imstande ist, den Flug glücklich
durchzuführen. Die Gebrüder Wright haben sich eben
Abb. 18.
Lilienthalscher Gleitflieger beim Abflug vom Flughúgel.
bei ihren Versuchen soviel Uebung erworben, dafs ihnen
die Flüge stets glücklich gelingen. Ferner haben die
praktischen Amerikaner bis vor kurzem nicht die Ueber-
zeugung gewonnen, dafs die Flugmaschine in der Zu-
kunft auch eine praktische Verwertung erhalten wird.
Ein Bankdirektor, welcher dem Fluge beigewohnt hat,
erklärte mir, er halte deswegen die praktische Ver-
wendung der Wright’schen Maschine auch nicht für
Abb. 20.
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Wrights Gleitflieger im Fluge.
möglich, weil sie auf einer etwa 200 Fufs langen Schiene
auslaufen müsse. l
Da es den Gebrüdern Wright nicht gelungen ist,
ihre Erfindung anzubringen, wollen sie in diesem Jahre
nach Europa kommen und ihre Angaben durch Flüge
beweisen.
In Amerika sind noch eine ganze Reihe von Drachen-
fliegern konstruiert, mit denen aber nennenswerte Er-
folge nicht erzielt worden sind. In St. Louis sollte im
226 [No. 743]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Juni 1908]
vergangenen Jahre am Tage nach dem Gordon-Bennett-
Wettfliegen eine Konkurrenz mit Flugmaschinen statt-
finden, die aber nicht zustande gekommen ist, weil sich
nur ein Bewerber mit seinem Flieger eingefunden hatte.
Es war dies ein Luftschiffer mit Namen Ludlow, der
seine Versuche bislang meist über dem Wasser an-
gestellt hatte. Er beabsichtigte, seine Flugmaschine
mit Hilfe eines Automobils drachenartig in die Luft
zu bringen, konnte jedoch nicht selbst bei den Vor-
führungen tätig eingreifen, da er kürzlich gelegentlich
Abb. 21.
Drachenflieger von Santos Dumont.
Abb; 22,
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8
Hargrave-Drachen.
Abb. 23.
Drachenflieger von Kapferer.
eines Fluges abgestürzt war und eine Rückgratverletzung
erlitten hatte, die eine vorübergehende Lähmung zur Folge
hatte. Dieser Erfinder hatte, ähnlich wie man es in Frank-
reich häufiger gemacht hat, den Aeroplan auf kleine
Boote gesetzt. Namentlich der Franzose Archdcacon
ist für diese Art der Versuche vorbildlich gewesen.
In Frankreich ist man augenblicklich am frucht-
barsten in der Erdenkung von Flugmaschinen. Es
würde zu weit führen, wenn ich hier auf die zahl-
losen Projekte und Versuche eingehen würde, welche
dort das Licht der Welt erblickt haben; ich will des-
halb hier nur die erfolgreichsten herausgreifen.
Abb. 24.
Drachenflieger von Vuia.
Abb. 25.
oe
- cu > He,
e e-2 A a
AS سس
nn A nr `
Drachenflieger von Archdeacon.
Abb. 26.
Drachenflieger von Delagrange.
Der erste, welcher einen vollen Erfolg zu erzielen
gehabt hat, ist der schon erwähnte Brasilianer Santos
Dumont gewesen, der sich seinen Flugapparat aus
lauter Hargrave-Drachen zusammengesetzt hat (Abb. 21).
Solche Drachen haben etwa die Gestalt von Kommoden,
sr a ES Zë ‘ae ` SS
SIG 25 3S
os ln
(1. Juni 1908]
aus denen man die Schubfácher und die Rúckwand heraus-
genommen hat (Abb. 22). Schon am 23. Oktober 1906
gelang es ihm, einen Flug von etwa 50 m Länge in
3—5 m Höhe auszuführen. Trotzdem wurde von den
Abb. 27.
Abb. 28.
Drachen von Millet zum Heben von Menschen.
enragiertesten Aerostatikern behauptet, mit diesem Flug
sei keinerlei Fortschritt erzielt worden, sondern es sei
nur ein Gleitflug gewesen, wie ihn Lilienthal schon vor
vielen Jahren zustande gebracht hatte. Doch bald
konnte das Gegenteil bewiesen werden. Santos Dumont
erhöhte allmählich seine Strecke und zeigte dabei, dafs
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 743] 227
er bei seinem Fluge stets in der gleichen Hóhe sich
halten konnte und nicht etwa in sanft abwárts geneigter
Bahn zur Erde flog.
Etwas einfachere Konstruktionen haben in Paris
Kapferer (Abb. 23), Vuia (Abb. 24), Archdeacon
(Abb. 25), Delagrange (Abb. 26) und Farman (Abb. 27)
vorgeführt; besonders der letztere hat die ganze Welt
durch seine grofsartigen Erfolge überrascht. Farman hat
erst im Frühjahr 1907 begonnen, sich mit der Flugtechnik
zu beschäftigen, und sich bei der Firma Voisin einen
Drachenflieger bauen lassen. Am 23. Oktober 1907 gelang
es ihm zum ersten Male, eine Strecke von 183 m in 15
Sekunden zurückzulegen. Am 13. Januar sodann durch-
mals er etwa 1600 m
in einer geschlossenen
Kreisbahn und gewann
damit den grofsen Preis
für Flugtechniker in der
Höhe von 50000 Francs.
Dieser Preis war für
denjenigen ausgesetzt,
dem es gelingen würde,
zwischen zwei 50 m
von einander entfernten
Pfählen abzufliegen,
einen dritten 500 m
weiter eingeschlagenen
Pfahl zu umfliegen und
zwischen den beiden
ersten wieder zur Erde
zu-kommen. Die ge-
samte Strecke ist bei
Farman auf etwa 1600 m
festgestellt worden und
damit dürfte es wohl
erwiesen sein, dafs man
auch der Flugtechnik
eine gröfsere Zukunft
voraussagen kann, wenn
wir auch von der prak-
tischen Verwertbarkeit
der aerodynamischen
Luftschifte vorläufig noch nicht sprechen können.
Die Verwendung von Drachen als Ersatz für einen
Fesselballon (Abb. 28) wird sich kaum weiter einbürgern.
Oberst Cody hat in England einen Drachen konstruiert,
mit dem Beobachter in die Luft gehoben werden sollten;
es ist dies auch bis auf eine Höhe von 3 bis 500 m
gelungen, und die englische Militärverwaltung hat eine
Zeit lang — vielleicht noch jetzt — solche Drachen bei
ihren Versuchen verwendet. Erwähnenswert ist ferner
noch ein amerikanischer, beim Signalkorps gemachter
Versuch, mit Hilfe von 6 übereinander geschalteten
Hargravedrachen Beobachtungsoffiziere in die Luft zu
heben (Abb. 29).
Auch in Ruísland hat man den Drachen in áhnlicher
Weise zu verwenden gesucht.
Abb. 29,
Drachen zum Heben von
Beobachtern.
(Schlufs folgt.)
Gewichte von Stadtbahnzügen
von Regierungsbaumeister W. Wechmann Charlottenburg
Stadtbahnzüge brauchen trotz geringer durch-
schnittlicher Fahrgeschwindigkeit im Vergleich mit
anderen Zügen gleicher Höchstgeschwindigkeit einen
erheblichen Arbeitsaufwand zu ihrer Beförderung. Der
Grund hierfür besteht darin, dafs wegen der kurzen
Haltestellen-Entfernungen eine beträchtliche Abbrems-
arbeit geleistet werden mufs. Der Arbeitsaufwand läfst
sich bei elektrischer Zugförderung leicht und genau
durch Messung feststellen oder im voraus, falls die
Kennlinien der Triebmaschinen bekannt sind, mit be-
liebig grofser Annäherung berechnen. So sind folgende
Werte vielfach festgestellt worden. Es sind auf Flach- |
۱
landstrecken erforderlich:
für durchgehende Güterzüge bei einer
Höchstgeschwindigkeit von 40 km/std
„ Personenzüge, bei einer Höchstge-
schwindigkeit von 50 km/std und einer
mittleren Haltestellenentfernung von
EY 4 A E A ۴
„ desgl. 60 km/std Höchstgeschwindig-
keit, 5 km Haltestellenentfernung zu. ` ۴
Demgegenüber verbraucht, wie durch Messungen
gefunden wurde,
die elektrische Stadt- und Vorortbahn
Blankenese—Ohlsdorf 36—38 Wstd/tkm.
15 Wstd/tkm
228 [No. 743)
Wie durch eingehende Rechnungen ermittelt wurde,
würden erforderlich sein:
für die Berliner Ringbahn und die Wann-
seebahn . .
„ die Stadtbahn er Hlahäsiellen:
entfernung 1,126 km) .
36 Wstd/tkm
4 2 H H
Die angegebenen Werte sind an den Stromab-
nehmern der Fahrzeuge unter Berücksichtigung des
Nebenverbrauches, wie Steuerstrom, Drucklufterzeugung,
gemessen.
Dieser hohe für I tkm erforderliche Arbeitsaufwand
ist für viele Erbauer von Stadtbahnen cin اش
Grund, das Gewicht des Zuges möglichst gering zu
halten, so dafs die insgesamt erforderliche Befórderungs-
arbeit sich in annehmbaren Grenzen bewegt. In anderen
Fällen finden sich aber auch schr hohe Zuggewichte,
woraus zu entnehmen sein dürfte, dafs noch andere
Gründe bei der Wahl der Bauart der Stadtbahnziige
mitsprechen. Diese Verhältnisse ein wenig zu beleuchten,
soll der Zweck vorliegenden Aufsatzes sein.
Als Vergleichsgrundlage kann selbstverständlich
nicht das Gewicht des ganzen Zuges oder eines Wagens
gelten, da in diesem Falle die Aufnahmefähigkeit un-
berücksichtigt bleiben würde. Meist findet sich als
Wertung das auf einen Sitzplatz oder, wenn besondere
Stehplätze vorhanden, auf einen vorgesehenen Platz
bezogene Gewicht. Dies dürfte insofern keine einwands-
freie Allgemeinbewertung sein, als hierbei die Einteilung
des Wageninnern und die Bemessung der Plätze von
gröfstem Einflufs sind. So wird bei einem Wagen mit
vielen Stehplätzen und schmalen Sitzplätzen das auf
einen Platz entfallende Gewicht unter sonst gleichen
Umständen weit geringer sein als dasselbe bci einem
Wagen, der nur bequeme Sitzplätze enthält. Ein
richtigerer Vergleichsmat{sstab ist vielmehr das Gewicht,
welches auf die Einheit der für die Besetzung des Zuges
zur Verfügung stehenden Fläche entfällt. Bei Wagen
mit senkrechten Wänden ist diese Fläche gleich der
Grundfläche der Wagen; sind, wie bei den Abtcilwagen
der K. P. E. V., unten eingezogene Seitenwände vor-
handen, so kommt die Schnittfläche etwa in der Hohe
des Oberkórpers einer im Wagen befindlichen Person
in Betracht.
Diese soeben bezeichneten Gewichte sind nun für
eine Reihe bekannter Stadtbahnen, soweit zuverlässige
Unterlagen erhältlich waren, in der Tafel Seite 229
zusammengestellt.
Zunächst, unter lfd. No. la bis Ic, sind einige über
die Stadtstrecke der Berliner Stadt-, Ring- und Vorort-
bahnen verkehrende Dampfzüge aufgeführt. Als Loko-
motive ist bei den Ringzügen (la und 1b) die zur Zeit
noch meist für diese zur Verwendung gelangende, leichte
2/3 Personenzug-Tender-Lokomotive, Gruppe Z, ein-
gesetzt worden, wobei, wie auch bei den folgenden
Dampfzügen, angenommen worden ist, dafs die Loko-
motive mit 0,6 ihres Wasser- und Kohlenfassungsver-
mögens versehen ist. Die Vorortzüge (lc) führen drei-
achsige Wagen und werden von 34 Personenzug-
Tender-Lokomotiven der Gruppe Z, (Nafsdampf) oder
7,, (Heifsdampf) befördert. Bei der Gewichtsberechnung
sind nur die Lokomotiven der Gruppe 7, ber ücksichtigt
worden, die um 3 bis 4 t leichter sind als die der
Gruppe T,,. Dic Einheitsgewichte sind in der letzten
Spalte angegeben.
Die übrigen betrachteten Bahnen haben elektrischen
Betrieb. Hicr haben die Bahnen der preufsischen
Eisenbahn-Verwaltung, dann die Berliner Hoch- und
Untergrundbahn, ferner einige ausländische, namentlich
Londoner, Erwähnung gefunden. Der Vollständigkeit
halber ist endlich auch die Elberfelder Schwebebahn
betrachtet.
Vergleicht man die sich ergebenden Einheitsge-
wichte, so fällt zunächst das im allgemeinen grofse
Gewicht der Preufsischen Staatsbahnen auf. Der Grund
hierfür liegt vor allem darin, dafs die preufsischen Wagen
Abteilwagen sind, deren Längswände durch besondere
aufserhalb der Wände liegende Trager versteift sind.
Bei den übrigen Wagen befinden sich die Türen nur
an den Enden der Seitenwände, so dafs diese selbst als
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
]1. Juni 1908]
Träger ausgebildet werden können. Dafs es möglich
ist, durch besondere Mafsnahmen auch bei Abteilwagen
das Gewicht erheblich herabzudrücken, beweist der
unter Ifd. No. 4 aufgeführte Stadtbahn -Versuchswagen,
der zur Zeit auf der Versuchsbahn bei Oranienburg
Probefahrten ausführt. Der allgemeine Aufbau und die
Gröfsenabmessungen sind genau die gleichen wie bei
den Doppelwagen der Stadt- und Vorortbahn Blanke-
nese—Ohlsdorf (lfd. No. 3). Diese weisen das grölste
Gewicht auf. Bei der grofsen Länge des Wagenkastens
fällt naturgemäfs die Versteifung schr schwer aus.
Welchen Einflufs die Länge des Kastens auf das Gewicht
hat, folgt am anschaulichsten aus einem Vergleich des
Gewichtes des mechanischen Teiles dieses Wagens mit
dem der zweiachsigen Wagen der Berliner Stadt- und
Ringbahn. Der Hamburger A. E. G.-Wagen ohne
elektrische Ausrüstung wiegt 54 t. Hiervon können
noch etwa 2 t für lediglich durch die elektrische Aus-
rüstung bedingte Verstärkungen und Sonderteile ın
Abzug gebracht werden. Ein Personenwagen dieser
Bauart, jedoch ohne eigenen Antrieb, würde demnach
etwa 52t wiegen; hieraus folgt ein Einheitsgewicht von
112kg/qm. Der zweiachsige Wagen der Berliner Stadt-
und Ringbahn wiegt im Mittel 13400 kg; dies entspricht
cinem Einheitsgewicht von 613 kg/qm. Dieser Wert
ist um rd. 100 kg/qm geringer, als der für den Hamburger
Wagen giltige.
Gegen die Anwendung kurzer Wagen scheint der
Umstand zu sprechen, dafs die für ein bestimmtes
Fassungsvermögen erforderliche, verhaltnismalsig grofse
Anzahl von Wagen die Zuglänge vergrölsert und mit
ihren viclen Stirnflachen den Fahrwiderstand vermehrt.
Bei den in Betracht kommenden Geschwindigkeiten
ist jedoch, wie man sich leicht durch Rechnung über-
zeugen kann, die Vergröfserung des Fahrwiderstandes
unerheblich. Beide vermeintlichen Nachteile kann man
aber fast vollständig dadurch beseitigen, dals man zwei
oder mehr Fahrzeuge durch Kurzkupplungen verbindet.
Bei weiterer Betrachtung der Zusammenstellung
stehen scheinbar die Dampfzüge (lfd. No. la—Ic)
günstiger als die elcktrischen, aus Abteilwagen be-
stehenden Züge da. Hierbei ist jedoch zu berück-
sichtigen, dafs die Dampfzüge den elektrischen an
Leistungsfähigkeit nachstehen. Die Dampflokomotiven
vermögen im günstigsten Falle eine anfängliche Be-
schleunigung von 0,2 m/sek? zu erzeugen, während die
Beschleunigung der elektrischen Züge 0,4 bis 0,6 m/sek?
beträgt. Um eine Beschleunigung von 0,4 m/sek? zu
erreichen, miifsten die unter Ic genannten Vorortzüge
von zwei Lokomotiven der Gruppe Zu befördert werden.
Es ergibt sich dann ein Einheitsgewicht von 1004 kg'qm,
welches also das des Hamburger Wagens noch übertriftt.
Von laufender No. 5 an sind Züge mit abteillosen
Wagen aufgeführt. Bei den meisten dieser schwankt
das Gewicht zwischen 540 und 640 kg qm, ist also er-
heblich leichter als das der Abteil-Züge. Iliermit soll
keineswegs gesagt werden, dafs die Grofsraum-Wagen
unter allen Umständen den Abteilwagen vorzuziehen
sind. Für Bahnen, die in erster Reihe eine grofse
Leistungsfähigkeit besitzen sollen, wird stets der Abteil-
wagen am Platze sein; denn nur dieser gestattet die
kurzen Aufenthaltszeiten, wie sie z. B. bei der Berliner
Stadtbahn auch bei grofsem Andrang stattfinden.
Unter den No. 6a und 6b sind Linie 1 und Linie 3
der Pariser Stadtbahn aufgeführt. Bei der Linie 1 er-
gibt sich ein Gewicht von 653 kg/qm; dieses Gewicht
fällt ziemlich in den Rahmen der bei den übrigen
Strecken ermittelten Werte. Auffallend hoch ist da-
gegen das Einheitsgewicht bei Linie 3 mit 812 ۰
Der Unterschied erklärt sich dadurch, dafs auf der
Linie 1 mit verhältnismäfsig kurzen Triebwagen und
schr leichten zweiachsigen Beiwagen gefahren wird,
während auf der Linie 3 längere und ganz besonders
kräftig gebaute Triebwagen mit neueren, ziemlich
schweren Beiwagen verkehren. Aufserdem besitzen
die Triebwagen der Linie 3 sehr kräftige Triebmaschinen
von je ctwa 175 PS Leistung.
Den leichtesten Zug besitzt die Central London
Railway mit 460 kg/qm (lfd. No. 13). Dies ist wohl
hauptsächlich dadurch zu erklären, dafs der aus 7 Wagen
۱ 7
ht,
TT
pares
[1. Juni 1908) GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN (No. 743} 229
Zusammenstellung von Zuggewichten.
-e SE A ee a
Lange | Breite | Fläche | Gesamt- | Einheits-
de Zug- Gewichte |
Ge Bahn 5 eines Wagens fläche | gewicht
No. zusammensetzung |
kg m | m qm qm kg/qm
1 | Berliner Stadtbahn
a) | Nordringzüge 1 Lokomotive 7, 39 360
(mit Verstarkung) 2 zw. Wagen II. KI.| 2.13500= 27000 | 84 ' 26 | 21,84
12 „ „ Il. , | 12.13250 = 159000 8,4 2,6 | 21,84
225 360 | 305,16] 737
b) | Südringzüge 1 Lokomotive 7, 39 360 |
4 zw. Wagen Il. Kl.| 4.13500 = 54 000 8,4 2,6 | 21,84
9 e Hk y 8. 13 250 = 106 000 84 2,6 | 21,84
199 360 ! 262,08 | 760
c)| Vorortzige Potsdam— | 1 Lokomotive 7), 48 850 |
Erkner 3 dr. Wagen II. KI. 3.17500 = 52500 10,5 2,6 21,30
7, » UL , | 7.17500= 122500 | 10,1 26 | 26,26
223 850 265,12| 842
2 | Elektrische Vorortbahn | 2 Triebwagen III. KI. | 2.40250 = 80500 18 26 | 46,8
Berlin—Grofs- 1 , ILM, 40400 | 18 | 26 | 8
Lichterfelde-Ost 1 P ll. „ 42 500 18 : 26 ¡ 46,8
163 400 | 187,2 875
3 |Elektrische Stadt- und | Der Zug besteht aus |
Vorortbahn Blan- lauter einander
kenese—Ohlsdorf gleichen Doppelwagen |
a) | Wagen der Allge- | ۱
meinen Elektricitäts- | |
Gesellschaft 71 000 14 2,0 ' 72,8 12,8 915
b)| Wagen der Siemens- |
Schuckert-Werke 69000 | 14 | 26 ۱728 | 728 | 948
4 | Versuchs -Stadtbahn- ۱
wagen der Allge- |
meinen Elektricitäts- |
Gesellschaft 56 000 14 ' 26 72,8 12,8 169
5 | Berliner elektrische 2 Triebwagen mit je ۱ |
Hoch- u. Untergrund- | 4 Triebmaschinen 2.20700= 41400 | 12 2,26 | 27,12
bahn 1 Beiwagen II. KI. 14200 | 12 2,26 | 27,12
1 I. „ 13 500 12 2,26 ¦ 27,12
~ 69 100 637
6a | Paris, Metropolitain, 3 Triebwagen 3.23000 = 69000 10,86۲ 2,4 26,04
Linie 1 4 Beiwagen 4. 8600 = 34400 8,35 | 2,4 20,04
~ 103 400 u | 158,28 | 653
6b | Parıs, Metropolitain, 3 Triebwagen 3.30000 = 90000 1332 2,4 | 32,0
Linie 3 2 Beiwagen 2.20000 = 40000 13,32; 24 | 32,0
130 000 160 812
1 | London, Metropolitan 2 Triebwagen 2.44000 = 88000 | 15,83, 2,74 | 43,4
4 Beiwagen 4.22 100 = 90800 15,54 | 2,14 | 42,6
- 178800 251,2 695
8 | London, Great Western 2 Triebwagen 2.43800 = 87600 | 213 | 28 | 59,6
Railway 2 Beiwagen 2.30 150 = 60300 | 21,3 2,8 59,6
147 900 238,4 619
9 |London, District Rail- 3 Triebwagen 3.29750 = 89250 15,22: 2,69 | 41
way 4 Beiwagen 4.19100 = 76400 15,22 2,69 | 41
165 650 287 518
10 | London, Bakerloo Rail- 1 Triebwagen 28 800 15,22; 2,62 | 39,8
way 2 Beiwagen 2.17950 = 35 900 15,22 ۱ 2,62 | 39,8
64 00 120,4 938
Il |London, Great Nor- 2 Triebwagen 2.28700 = 57400 | 15,1 ¦ 2,84 | 43,0
thern & City Railway 3 Beiwagen 3.19300 = 57900 15,1 ¡¦ 2,84 | 43,0
115 300 215 537
12 | London, Great Nor-
thern, Piccadilly & 1 Triebwagen 21800 | 15,22| 2,62 | 39,8
Brompton Railway 3 Beiwagen 3.16500 = 49500 15,22 2,62 | 39,8
T1 300 159,2 485
13 | Central London Rail- 2 Triebwagen 2.23400 = 46800 | 1387' 2,59 | 35,9
Way 5 Beiwagen 9.13720 = 68600 | 13,87 2,59 | 35,9
115 400 251,3 460
14 [New York Manhattan 3 Triebwagen 3.25350 = 76050 13,76 2,67 | 36,8
Elevated 2 Beiwagen 2.16950 = 33900 13,76; 267 | 36,8
109 950 184,0 598
15 | Elberfelder Schwebe- nur Triebwagen
bahn ältere Bauart 12 500 11,45: 1 24,1 518
neuere , 11 500 11,45, 2,1 | 24,1 477
230 (No, 743}
bestehende Zug nur 2 Triebwagen besitzt. Da aber
rd. 37 ۷۰ H. des gesamten Zuggewichtes (bei besetztem
Zuge) Reibungsgewicht sind, kann auch dieser Zug
noch eine Anfahrbeschleunigung von mehr als 0,4 m/sek *
erreichen.
Unter den Mittelwerten bleibt auch die Elberfelder
Schwebebahn (lfd. No. 15).
Aus den vorstehenden Betrachtungen ergeben sich
für den Bau möglichst leichter Stadtbahnzúge folgende
Leitsätze:
l. Elektrisch betriebene Züge sind bei gleicher
Leistungsfähigkeit nicht schwerer als Dampfzüge.
2. Braucht wegen nicht sehr dichter Zufolge kein
grofser Wert auf kurze Aufenthalte gelegt zu werden,
so sind Grofsraum-Wagen vorzuziehen, die nur an den
Enden Türen besitzen.
3. Müssen wegen der geforderten gröfsten Leistungs-
fähigkeit Abteilwagen verwendet werden, so sind diese
nicht so lang zu bauen, dafs durch die Träger und
Versteifungen eine erhebliche Gewichtsvermehrung ein-
tritt. Empfehlenswerter dürften kurze Wagen sein;
damit die Zuglänge und der Fahrwiderstand nicht
wesentlich gröfser als bei Verwendung langer Wagen
werden, können je drei bis vier kurzgekuppelt werden.
4. Es sind nur soviel Achsen mit Triebmaschinen
zu versehen, dafs durch das Reibungsgewicht — ent-
sprechend kräftige Maschinen vorausgesetzt — eine für
die kürzeste Zugfolgezeit genügende Beschleunigung
erzielt wird. Diese braucht, wie früher gezeigt*), nicht
grölser als 0,4 bis höchstens 0,5 m/sek? sein.
*) Annalen 1906, No. 692, S. 150.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
a ee un ای e کت mm m
[1. Juni 1908]
Zum Schlusse mag an einem bekannten Beispiel
untersucht werden, welchen Einflufs das Zuggewicht
auf den von ihm abhängigen Hauptteil der Betriebs-
kosten, die Stromkosten, ausübt. Auf den Berliner
Stadt-, Ring- und Vorortbahnen werden unter Berück-
sichtigung der im nächsten Jahrzehnt zu erwartenden
Verkehrssteigerung etwa zu leisten sein:
a) auf der Strecke Charlotten-
burg—Stralau Rummelsburg 3100.10°% Platz km
b) auf den Ringen und der
Wannseebahn . . . 6380 . ۴ ۹
c) auf den übrigen Strecken 9000 . 10° ۳
Bei der hier üblichen Wageneinteilung entfallen
im Durchschnitt auf einen Sitzplatz 0,58 qm, so dats
befördert werden müssen:
auf den Strecken a 1800.10° qm km
a : b 3 100.10۴ ,
a. e c 5200.105 بو
Für einen Zuwachs des Gewichtes eines jeden
Zuges um 100 kg/qm sind demnach mehr zu leisten:
auf den Strecken a. 180. 10% tkm
” ” ” 310. 10° ”
n » n c. 520.105 بر
Der im Kraftwerk gemessene Stromverbrauch beträgt
nach überschläglichen Berechnungen für die drei Strecken-
abschnitte 51, 45 und 42 Wattstd./tkm. Hiermit ergibt
sich ein Stromverbrauch von 47,6.10° Kw-Std./Jahr;
bei einem Strompreise von 3,8 Pfg./Kw-Std. sind dem-
nach für einen Zuwachs des Wagengewichtes von
100 kg/qm jährlich an Stromkosten 1800000 M. auf-
zuwenden.
Zur Entstehungsgeschichte der Stadt- und Vorortbahnen in Hamburg
von Ed. Vermehren Oberingenieur a. D. Hamburg
Die gegenwártig im Bau befindlichen Hamburgischen
Stadt- und Vorortbahnen, welche als elektrische Hoch-
und Untergrundbahn (Standbahn) auf Rechnung des
Staates von den Firmen Siemens & Halske A.-G. und
Allgemeine Elektricitáts-Gesellschaft ausgefúhrt werden,
beruhen auf einem übereinstimmenden Beschlufs von
Senat und Bürgerschaft vom Jahre 1906.
Da der Verfasser durch seine amtliche Tätigkeit bei
der Bearbeitung und Feststellung der Projekte und seine
gemeinschaftlich mit Herrn Baurat Schnauder dem Senate
erstatteten Berichte und Gutachten an der getroffenen
Entscheidung über System und Linienführung der
Hamburgischen Stadt- und Vorortbahnen mitbeteiligt
ist, so erscheint die nachstehende Darstellung derjenigen
Vorgänge am Platze, welche zu den betr. Beschlüssen
von Senat und Bürgerschaft geführt haben.
Es sei indessen hervorgehoben, dafs die nachstehend
wiedergegebenen Tatsachen und Gründe, welche für
die Systemfrage der IHamburgischen Stadt- und Vorort-
bahnen entscheidend gewesen sind, eine allgemeine und
für andere Fälle gültige Bedeutung nicht beanspruchen.
Die Entscheidung in Hamburg ist lediglich erfolgt auf
Grund einer Prüfung der von verschiedenen Seiten
vorgelegten Bahnprojekte unter besonderer Berück-
sichtigung der örtlichen Verhältnisse. In eine Er-
örterung über den allgemeinen Wert des Stand- oder
Schwebebahnsystems oder deren Verwendbarkeit für.
aulserhamburgische Zwecke beabsichtigt der Verfasser
jetzt und später nicht einzutreten.
Die Projekte für die Vorortbahnen reichen zurück
in die siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts und
sind damals hauptsächlich im Zusammenhang mit der
Verlegung der Friedhöfe nach Ohlsdorf behandelt
worden.
Einen weiteren Anstofs zur Bearbeitung der Vorort-
bahnprojekte gaben die Verhandlungen über die Um-
gestaltung der Haupteisenbahnanlagen, welche im Jahre
1883 begannen und sich nicht nur auf den Fernverkehr
sondern auch auf den örtlichen Verkehr Hamburgs und
seiner Vororte erstreckten und bei welchen der nördlich
|
۱
۱
۱
|
|
von der Verbindungsbahn bezw. der Lübecker Bahn
gelegene Teil des Vorortbahnnetzes im Jahre 1889 im
wesentlichen festgelegt worden ist. Bei diesen Ver-
handlungen war ein Anschluís der Vorortbahnen an
die Haupteisenbahnen vorgesehen, obgleich schon
damals Hamburgischerseits die Frage der Loslösung der
Vorortbahnen von den Hauptbahnen erörtert wurde.
Ein weiterer Grund für die vorläufige Beibehaltung des
Anschlusses an die Hauptbahnen lag darin, dafs die
fortschreitende Bebauung in den Vororten drohte, die
spätere Durchführung der Vorortbahnen unmöglich zu
machen oder sehr erheblich zu verteuern; es erschien
daher dringend geboten, die Vorortbahntrasse mit der
gröfstmöglichsten Beschleunigung festzulegen, um ihre
Verbauung zu verhindern. Als daher durch die 1892
erfolgte Annahme des Bebauungsplangesetzes die Mög- `
lichkeit zu einer gesetzlichen Festlegung gegeben war,
wurde das damalige Vorortbahnprojekt sofort, ohne
den Abschlufs der in Gang befindlichen Projekt-
bearbeitungen für die Weiterführung der Vorortbahnen
durch die innere Stadt abzuwarten, öffentlich ausgelegt
und dadurch die Verbauung der Trasse innerhalb der
Vororte wirksam verhindert.
Nach der öffentlichen Auslegung des Vorortbahn-
projektes beschäftigten sich verschiedene Privatunter-
nehmungen mit dieser Frage, und es entstanden im
folgenden Jahre zwei weitere Projekte. Das eine war
das Projekt einer Hoch- und Untergrundbahn nach Art
der Berliner elektrischen Hoch- und Untergrundbahn
und auf Veranlassung der Firmen Siemens & Halske A.-G.
und Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft im einzelnen
ausgearbeitet. Das zweite Projekt (1895) war ein etwas
allgemeiner gehaltenes Projekt einer Schwebebahn nach
dem System Langen und bestand im wesentlichen aus
einer Ringlinte und mehreren Zweiglinien sowie einer
Schwebefähre über die Elbe.
Zur Befriedigung des übrigen örtlichen Verkehrs-
bedürfnisses, bei welchem insbesondere eine gute Ver-
bindung der ehemaligen Vororte mit dem Hafen in den
Vordergrund trat, hatte sich die im Jahre 1896 ein-
fl. Juni 1908]
gesetzte Senats- und Bürgerschaftskommission für das
Verkehrswesen in ihrem ersten Berichte vom 6. April 1898
grundsätzlich für die Erbauung einer Hoch- und Unter-
grundbahn unabhängig von der Preufsischen Staatsbahn
entschieden. Eine wichtige Strecke der von den Ham-
burgischen Behörden projektierten Bahnen für den
Vorortverkehr, nämlich die Strecke vom Hauptbahnhof
am Steintor nach Hasselbrook und weiter nach Ohlsdorf,
wurde indessen in das zu erbauende Haupteisenbahnnetz
einbezogen und ist inzwischen als ein Teil der elektrisch
betriebenen Strecke Blankenese—Ohlsdorf erbaut und
in Betrieb gesetzt worden.
Entsprechend der Anregung dieser Kommission,
geeignetenfalls mit Unternehmerfirmen über Anlage und
Betrieb der zu erbauenden Bahnen zu verhandeln, hat
der Senat in der Folge den Oberingenieur F. Andreas
Meyer und nach. dessen im Jahre 1901 erfolgtem Tode
den Verfasser beauftragt, mit der Siemens & Halske A.-G.
und der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft über
Aufstellung eines geeigneten Bahnprojektes unter Be-
nutzung der staatlichen Projekte zu verhandeln. Diese
Verhandlungen hatten bereits einen befriedigenden
Abschlufs erreicht, als die Hamburgische Strafsen-
Eisenbahn-Gesellschaft neue Vorschläge machte, die
insbesondere in finanzieller Hinsicht beachtenswert
waren und schliefslich zu einer Vereinbarung zwischen
dem Staate einerseits und den genannten Elektricitäts-
gesellschaften sowie der Strafsenbahn anderseits führten,
nach welcher die Gesellschaften den Bau und Betrieb
der Bahn übernehmen sollten und zwar nach einem
Projekt, das sich: von dem jetzt zur Ausführung be-
stimmten hauptsächlich nur darin unterschied, dats die
Zweiglinien nach Eimsbüttel und dem Hammerbrook
noch fehlten. |
Inzwischen waren 2 Konkurrenzprojekte vorgelegt
worden und zwar ein Hoch. und Untergrundbahnprojekt
der Kontinentalen Gesellschaft für elektrische Unter-
nehmungen gemeinschaftlich mit der E. A. G. vormals
Schuckert & Co., und ein Schwebebahnprojekt der erst-
genannten Gesellschaft allein, welches von dem Projekt
von 1894 in sehr vielen und wesentlichen Punkten abwich.
Bei der Begutachtung dieser Projekte wurde das Hoch-
und Untergrundbahnprojekt deswegen ausgeschieden,
weil es keine neuen Gesichtspunkte in technischer
Beziehung enthielt und daher keine Vorzüge vor dem
Projekte von Siemens € Halske und Genossen besafs.
Das Schwebebahnprojekt wurde nicht weiter verfolgt,
weil ein grofser Teil der Bahn auf billigen Eisenbahn-
dämmen über freies Feld zu führen war und weil
innerhalb der Stadt Untergrundbahnstrecken erforderlich
nn für welche eine Schwebebahn keine Bedeutung
atte.
Bei der Beratung über die Vereinbarung betr. Bau
und Betrieb der Stadt- und Vorortbahnen durch die
Siemens & Halske A.-G. und Allgemejne Elektricitäts-
Gesellschaft und die Strafsenbahn machten sich in der
Bürgerschaft wesentlich abweichende Meinungen geltend.
Dies führte am 1. Februar 1902 zu der Wahl eines
bürgerschaftlichen Ausschusses, welcher die Frage der
Stadt- und Vorortbahnen in den beiden folgenden
Jahren sehr eingehend nach verschiedenen Seiten hin
prifte. In technischer Beziehung wurde durch Ver-
nehmung von Sachverständigen, Besichtigungsreisen und
Heranziehung auswärtiger Gutachter u. a. festzustellen
versucht, ob nicht durch die Wahl des Schwebebahn-
systems an Stelle einer Standbahn wesentliche Vorteile
in technischer und finanzieller Beziehung erzielt werden
könnten.
Der Ausschufs gab der Kontinentalen Gesellschaft
Gelegenheit, durch ein drittes Projekt den von dem
Ausschufs aufgestellten Forderungen besser als bisher
zu entsprechen. Dieses im Jahre 1903 vorgelegte Projekt
unterschied sich wiederum wesentlich von den früheren
Projekten derselben Gesellschaft. Hinsichtlich der Linien-
führung näherte es sich dem Projekte von Siemens
& Halske und Genossen mit der grundsätzlichen Ab-
weichung, dafs an Stelle zweier, zur Aufschliefsung von
Vorort- und Landgebiet bestimmter Strecken zwei
Zweiglinien innerhalb der dichtbebauten Stadtteile
Eimsbüttel und Hammerbrook aufgenommen waren.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No, 743] 231°
Bei der Beurteilung dieses Projektes trennte sich
der bürgerschaftliche Ausschufs in zwei Gruppen, von
denen die eine den Schwebebahnentwurf dem Senate
zwecks technischer und finanzieller Prüfung zu über-
reichen beschlofs, während die zweite Gruppe (Minderheit)
das Schwebebahnsystem grundsätzlich verwarf. Hierauf
erklärte der Senat unter dem 8. Januar 1904 unter
Bekanntgabe eines von dem Verfasser und Herrn Baurat
Schnauder verfafsten Gutachtens nebst Nachschrift, dafs
der Senat mit dem Gutachten darin überein-
stimme, dafs auf das Schwebebahnprojekt aus
den verschiedensten Gründen nicht einge-
gangen werden könne und dafs es geboten sei,
an dem System der Hoch- und Untergrundbahn
festzuhalten.
Diesem Senatsbeschlufs schlofs die Bürgerschaft sich
am 3. Februar 1904 an.
Der Inhalt des erwähnten Gutachtens ist im
wesentlichen folgender:
Das Schwebebahnprojekt bietet in technischer Be-
ziehung gegenüber dem Vorortbahnentwurf von
Siemens & Halske und Genossen keine Vorteile; es sind
vielmehr sowohl hinsichtlich der allgemeinen Linien-
führung als auch hinsichtlich der Einzelausbildung
erhebliche Bedenken zu erheben, und es erscheint auch
zweifelhaft, ob das Schwebebahnprojekt hinsichtlich der
Leistungsfähigkeit das Projekt von Siemens & Halske
und Genossen erreicht. Die finanziellen Aufwendungen,
die dem Hamburgischen Staate aus der Ausführung des
Schwebebahnprojektes erwachsen würden, können z. Z.
nicht übersehen werden, da einmal noch eine Reihe von
Jahren der Staat das gesamte Risiko übernehmen soll
und zweitens verlangt wird, dafs der Staat die Unter-
nehmer gegen alle Entschädigungsansprüche, die aus
der Anlage der Bahn hergeleitet werden, freihält. Die
Ausführung des Schwebebahnentwurfes würde eine
Schädigung öffentlicher Interessen wie auch der Inter-
essen der Eigentümer der an der Schwebebahn liegenden
Grundstücke herbeiführen, ohne dafs hierzu eine unab-
weisliche Notwendigkeit vorliegt und ohne dafs aus ihr
so erhebliche Vorteile für das allgemeine Wohl hervor-
gehen, dats diese die Inkaufnahme der Schädigungen
rechtfertigen würden. Im einzelnen wird nachgewiesen,
dafs das Schwebebahnprojekt nur wenig über das
natürliche Verkehrsgebiet der Strafsenbahn hinausreicht
und aus diesen und anderen technischen Gründen die
eigentlichen für Hamburg wichtigen Aufgaben einer
Vorortbahn nur in unvollkommener Weise durch das
vorliegende Schwebebahnprojekt erfüllt werden würden.
Gegen die Linienführung des Schwebebahnprojektes
sind schwerwiegende Bedenken zu erheben und zwar
in erster Linie wegen der grundsätzlichen Benutzung
der öffentlichen Strafsen und Kanäle auch in den
Gegenden, in welchen die vorhandene Bebauung noch
die Führung der Bahn aufserhalb der Strafsen
ermöglicht. Die Errichtung einer Hochbahn, gleichviel
ob Schwebebahn oder Standbahn, in Strafsen und
Kanälen bringt sowohl für den öffentlichen Verkehr als
auch für die Anwohner erhebliche Mifsstände mit sich,
die je nach den örtlichen Verhältnissen und der Be-
deutung der Strafsen sich in verschieden starkem Mafse
geltend machen, aber nur bei ganz minderwertigen `
Strafsen aufser acht gelassen werden dürfen und erst
bei Strafsenbreiten von 30 m und mehr auf ein erträg-
liches Mais zurückgehen. Die Mifsstände bestehen in
der Verschlechterung des Aussehens, die namentlich in
den besseren Wohnstrafsen in Betracht kommt, in der
Entziehung von Luft und Licht, in dem Geräusch, das
durch die fahrenden Züge verursacht wird, und in der
Beschränkung des Untergrundes für die Durchführung
der Leitungen in den Strafsen, sowie in der Schaffung
. von Verkehrshindernissen durch den Einbau der Stützen
der Hochbahn. Hierbei kann unerörtert bleiben, ob die
Mifsstánde bei einer Schwebebahn oder bei einer Stand-
bahn sich in höherem Grade geltend machen. Dats
sie aber bei beiden Systemen auftreten, dürfte keinem
Zweifel begegnen, und deshalb erscheint die Benutzung
der Strafsen von weniger als 30 m Breite für die
Durchführung von Hochbahnen nur dann zulässig, wenn
für die Herstellung derselben ein unabweisbares Bedürfnis
232 (No, 743]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Juni 1908]
vorliegt und kein anderer Weg für die Führung der
Bahn gefunden werden kann. Bei dem Standbahn-
entwurfe von 1901 sind von der Gesamtlänge von 22,4 km
nur 2,6 km Hochbahn in Strafsen von einer Breite,
welche zwischen 30 und 50 m und darüber schwankt.
Das Schwebebahnprojekt dagegen durchzieht sehr viele
schmälere Strafsenzüge, deren Breite mehrfach noch
unter 16 m bleibt. Die Breite der festen Teile der
Schwebebahn beträgt auf der freien Strecke 4,8 m bis
6,3 m, in den Haltestellen 17 m bis 20 m; die senkrecht
hängenden Wagen nehmen eine Breite von 7,4 m bis
8,6 m ein, wozu noch ein Spielraum von etwa 1 m für
das Ausschwingen in den Kurven und bei Wind hin-
zukommt. In den engen städtischen Strafsen wird die
Entziehung des Lichtes für die anliegenden Häuser
durch den eisernen Viadukt, der in die Höhe des 2. und
3. Obergeschosses zu liegen kommt, und durch die
vorüberfahrenden Wagen sowie die Belästigung durch
das Geräusch sich sehr empfindlich geltend machen. In
den Alleestrafsen werden die Baumreihen durch den
Einbau einer Schwebebahn empfindlich beeinträchtigt.
Durch die Fundamente der Schwebebahnviadukte geht
für die Durchführung der Leitungen ein beträchtlicher
Raum verloren, was in den meisten Strafsen der inneren
Stadt und auch in den Vororten zu grolsen Schwierig-
keiten führen würde.
Die Benutzung der Flethe und Kanäle in der
inneren Stadt und im Hammerbrook in der von der
Kontinentalen Gesellschaft beabsichtigten Weise er-
scheint aus Rücksichten für den Verkehr zum gröfsten
Teil unzulässig. Der sehr starke Verkehr auf diesen
zum Teil schmalen Kanälen begegnet jetzt schon grolsen
Schwierigkeiten. Beim Einbau von Viaduktstützen
würde das Begegnen, Ausweichen und Vorbeifahren von
Fahrzeugen vielfach unmöglich werden, gröfsere Kähne
würden überhaupt nicht mehr an die Lösch- und Lade-
plätze gelangen können. Für die sehr umfangreichen
Wendeschleifen des Schwebebahnprojektes wird grade
an den wichtigsten Stellen kaum Platz zu schaffen sein,
ohne sonstige wichtige Anlagen und ästhetische Rück-
sichten erheblich zu beeinträchtigen. Die vorge-
schriebenen Haltestellen haben den Nachteil einer sehr
hohen Lage, indem bei 13 Haltestellen die Bahnsteig-
höhe 8 m bis 9 m und bei 4 Haltestellen 11,1 bezw.
9,9 m hoch über der Strafse liegt. Nur bei 7 Halte-
stellen ergibt sich eine geringere Höhe von ctwa 6 m.
Bei dem Standbahnprojekt sind die entsprechenden
Höhen wesentlich geringer.. Die Linienführung bietet,
wie näher ausgeführt, keinen Vorteil.
Die Leistungsfähigkeit der Bahn ist geringer als
bei dem Standbahnprojekt, weil die Bahnsteige kürzer
angenommen sind und weil der vorhandenen Scliwebe-
bahnweichen wegen nur eine weniger dichte Zugfolge
möglich ist. Auf der projektierten Schwebebahn können
daher nicht so lange und nicht so viele Züge wie auf
der Standbahn verkehren.
Die nichtkontrollierbaren Kostenanschläge ergeben,
wenn man gleiche Leistungsfähigkeit erzielen will, nicht
geringere Anlagekosten, als bei dem Standbahnprojekt.
Bei der Schwebebahn kommt aber voraussichtlich noch
hinzu die Entschädigung der Anlieger, deren Höhe sich
jeder Schätzung entzieht.
Dem Gutachten ist eine Nachschrift vom 28. De-
zember 1903 beigefügt, welche sich auf ein von der
Kontinentalen Gesellschaft beigebrachtes Gutachten
dreier auswärtiger Sachverständiger bezieht.
Der Nachschrift zufolge erscheint das Gutachten
nicht geeignet, als eine genügende Unterlage für eine
Vergleichung des vorliegenden Standbahnentwurfes und
des Schwebebahnentwurfes zu dienen. Insbesondere
können die drei Gutachter keine Kenntnis von den
ausführlichen Entwürfen des Standbahnprojektes haben
und sind daher nicht in der Lage, ein mafsgebendes
Urteil über das letztere abzugeben. Des weiteren wird
daran festgehalten, dafs die Unzuträglichkeiten von
Strafsenhochbahnen (Stand- oder Schwebebahn) erst bei
einer Strafsenbreite von 30 m auf ein erträgliches Mafs
zurückgeführt werden. Die von den drei Gutachtern
angeführten Nachteile von Erddämmen zwischen den
Häuserblöcken können nicht zugegeben werden. Die
gegen Bahnstrecken im Erdbau allgemein erhobenen
Bedenken treffen entweder überhaupt nicht oder nur
dort zu, wo die Bahnanlage ohne Rücksicht auf den
Bebauungsplan angelegt wird. Dieser Fehler konnte
bei dem Hamburgischen Standbahnprojekt vermicden
werden. Die gegen die Bauausführung der Untergrund-
bahn erhobenen Bedenken sind nicht stichhaltig, wie
im einzelnen nachgewiesen wird. Dagegen würde die
Ausführung des Schwebebahnprojektes zahlreiche lang
dauernde Unterbrechungen des Strafsen- und Wasser-
verkehrs verursachen. Die Bodenverhältnisse liegen in
Hamburg für den Bau von Untergrundbahnen nicht
besonders schwierig, zum Teil sogar günstiger als bei
früher ausgeführten grofsen Sielen. Die gleichzeitig
beim Bau der Untergrundbahn vorzunehmenden Strafsen-
änderungen sind nicht nur durch das Bahnprojekt
bedingt, sondern schon im Interesse des Strafsenverkehrs
dringend notwendig. Die gegen die Rampenanlagen
der Hoch- und Untergrundbahn erhobenen Bedenken
treffen für Hamburg nicht zu, da geeignete Plätze für
solche Rampen überall gefunden werden konnten und
die Steigungsverhältnisse wesentlich günstiger sind, als
bei dem Schwebebahnprojekt. Die Summe der Steigungen
beträgt bei dem Standbahnprojekt nur etwas über die
Hälfte derjenigen der Schwebebahn. DieErschütterungen
durch den Betrieb der Untergrundbahn können bei einer
zweckmälsigen Anlage vermieden werden, wovon man
sich bei der Berliner Untergrundbahn leicht überzeugen
kann. Dagegen dürfen die Schwierigkeiten des Einbaues
der Stützen für die Hochbahn (Schwebebahnviadukte)
im vorliegenden Falle nicht unterschätzt werden. Die
angeblich grdfsere Reisegeschwindigkeit der Schwebe-
bahn erscheint zweifelhaft. In graden und flachen
Krümmungen ist ein Unterschied im System nicht
begründet. Scharfe Krümmungen können auch von der
Schwebebahn nur dann mit grofser Geschwindigkeit
durchfahren werden, wenn möglichst lange Uebergangs-
bögen angeordnet werden können. An einigen Stellen
des Hamburgischen Schwebebahnprojektes fehlt der
Platz für solche Uebergangsbögen, insbesondere bei
S-Kurven vollständig. Die Krümmungsverhältnisse des
Standbahnprojektes sind wesentlich günstiger.
Ein Beweis für die geringeren Betriebskosten der
Schwebebahn ist bisher nicht erbracht worden. Durch
die im Schwebebahnprojekt vorgesehenen zukünftigen
Erweiterungen wird der zukünftigen Entwicklung des
Veikehrs zu weit vorgegriffen. Die Ausführung weiterer
Standbahnlinien wird durch das Standbahnprojekt in
keiner Weise verhindert oder prájudiziert. In dem
Gutachten ist ganz unberücksichtigt geblieben, dats
Hamburg in der verlängerten Verbindungsbahn (Blan-
kenese—Ohlsdorf) bereits eine Stadtbahn von erheb-
licher Bedeutung besitzt.
Der Verfasser hat diese Ausführungen noch in
Bezug auf eine Reihe von Punkten durch mündliche
Aeufserungen ergänzt, welche er als Senatskommissar
in den Verhandlungen der Bürgerschaft Anfang 1904
gemacht hat. Ohne auf die sehr vielseitigen Erörterungen
im einzelnen näher einzugehen, sei nur bemerkt, dals
besonders darauf hingewiesen wurde, dafs das Schwebe-
bahnprojekt grade da aufhöre, wo das Verkehrsbedürfnis
so recht eine Schnellbahn erfordere; dies läge in dem
Schwebebahnsystem begründet, das mit seinen teuren
Eisenviadukten in entfernte, wenig bevölkerte und
deshalb wenig lukrative Gegenden nicht hinausreichen
könne, ohne sich finanziell zu gefährden, im Gegensatz
zu der Standbahn, die auf billigen Erddámmen jene
Gegenden leichter aufschhefsen könne. Ferner wurde
im einzelnen nachgewiesen, dafs, wo das Schwebebahn- `
projekt in der Linienführung von dem Standbahnprojekt
abweiche, dies zum Nachteil des Verkehrs geschähe,
indem die betreffenden Haltestellen eine weniger günstige
Lage erhielten.
Es mögen noch einige Angaben über die weitere
Entwicklung der Angelegenheit folgen.
Die Hamburgische Bürgerschaft hat am 3. Februar
1904 den Antrag des Senats, betreffend Abschlufs eines
Bau- und Lieferungsvertrages mit den Elektrizitats- ۰
gesellschaften und der Stratsen-Eisenbahn-Gesellschaft,
ss
(1. Juni 1998}
abgelehnt und um eine neue Vorlage für den Bau und -
Betrieb einer elektrischen Stadt- und Vorortbahn er-
sucht, welche als Standbahn auf Rechnung des Staates
zu erbauen und gegenüber dem früheren Projekt durch
Linien nach Eimsbüttel und dem Hammerbrook zu
erweitern ist, und deren Betrieb an ein Privatunter-
nehmen verpachtet werden soll.
Hierauf legte der Senat unter dem 9. Oktober 1905
einen neuen Antrag vor, welcher den Wünschen der
Bürgerschaft in den wesentlichsten Punkten Rechnung
trug. Insbesondere wurde beantragt, den Bau der Stadt-
und Vorortbahnen, deren früheres Projekt um je eine
Zweiglinie nach Eimsbüttel und dem Hammerbrook
erweitert war, durch die Siemens & Halske A.-G. und
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 743] 233 .
die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft auf Rechnung
des Staates ausführen zu lassen und die Konzession
zum Betriebe der Bahn öffentlich auszuschreiben. Diese
Anträge hat die Bürgerschaft unter dem 2. Maı 1906
endgültig angenommen, nachdem inzwischen noch eine
geringfügige Aenderung der Linienführung auf der Ost-
seite der Alster dem Wunsche der Bürgerschaft ent-
sprechend vorgenommen war.
Die Bahn befindet sich seit dem Herbste 1906 im
Bau und wird voraussichtlich in der vorgeschriebenen
Bauzeit von insgesamt 8 Jahren vollendet werden.
Es darf die sichere Erwartung ausgesprochen werden,
dafs Hamburg ein Hoch- und Untergrundbahnnetz von
hoher technischer Vollkommenheit erhalten wird.
Seilbahnen *)
1. Allgemeine Uebersicht.
a) Vor- und Nachteile der Seilbahnen.
Wo man wegen der hohen Anlage- und Betriebs-
kosten von Eisenbahnen in gebirgigem Terrain absehen
mufs, sind in den letzten 20 Jahren in steigendem Um-
fange Seilbahnen angelegt worden, so u.a. in Argentinien
bei Chilesito eine Kabelbahn, die bei 34 km Länge
einen Höhenunterschied von 3500 m überwindet, sowie
ferner in Turkestan zur Verbindung von Steinkohlen-
gruben mit Samarkand, die bei einer Länge von 87 km
einen Bergrücken von 2000 m Höhe überschreitet und
Anfang 1908 dem Betrieb übergeben wird. Als Zufahrts-
linien von Eisenbahnen in den Kolonien kann ihre
Anlage grofse Bedeutung erlangen. Wenn auch die Be-
triebskosten per Tonnenkilometer nicht immer niedriger
als für Eisenbahnen zwischen denselben Endpunkten
ausfallen, so sind doch die Anlagekosten immer niedriger
als für eine Eisenbahn gleicher Leistungsfähigkeit.
Aendert sich die Verkehrsrichtung nach mehreren Jahren
bei Belassung eines Endpunktes, so ist eine Seilbahn
leicht mit demselben Material wieder herzustellen,
während das Geld für die Anlage einer Eisenbahn als
verloren zu betrachten ist. Ein Vorteil der Seilbahnen
liegt ferner darin, dafs oft der Betrieb nach Ingang-
setzung durch eine Maschine selbsttätig ohne Triebkraft
unter Regelung der Geschwindigkeit durch eine Brems-
einrichtung geschehen kann.
Ein regelmáfsiger und dadurch lohnender Betrieb |
einer Seilbahn setzt indessen die Beförderung grolser
Massen gleichartiger Güter voraus, die bequem in
Ladungen von 300—900 kg zu verteilen sind; Personen-
beförderung ist ausgeschlossen. Es kann somit eine
Seilbahn niemals eine Eisenbahn für allgemeinen Ver-
kehr ersetzen, vielmehr nur als Zufuhrweg für Güter nach
einer Eisenbahn oder einem Hafen dienen.
b) Die verschiedenen Systeme.
Im allgemeinen unterscheidet man 2 Systeme,
nämlich: das englische von Hodgson & Roe, haupt-
sachlich in England, Südwestafrika, Britisch-Indien und
Amerika angewendet, wobei das Tragseil auch fort-
bewegt wird, und das deutsche von Pohlig in Köln und
Bleichert in Leipzig, bei dem zwei Seile mit konstanter
Spannung als Laufbahn für angehängte Wagen dienen,
die durch ein Zugseil ohne Ende fortbewegt werden.
Vertrauenswürdige Statistiken beider Systeme für
Vergleichung fehlen. Wenn auch das englische System,
was Bau und praktische Einrichtung anbelangt,
vielleicht dem deutschen System nicht nachsteht, so
ist doch sicher, dafs letzterem in vielen Fällen in einer
Hinsicht der Vorzug gebührt, nämlich bezüglich des
Verhältnisses zwischen Brutto- und Nettolast, wie
folgendes Beispiel zeigt.
°) Auszug aus dem Bericht der auf Veranlassung des Nieder-
ländischen Ministeriums der Kolonien zwecks Einführung von Seil-
bahnen in Niederländisch-Indien eingesetzten Kommission zum Studium
der „neueren Seilbahnen“ nach dem Wochenblatt de Ingenieur
No. 50/1907.
ا mn رو د ب
Angenommen, dafs die Tragkabel für eine 5 km
lange Sektion aus geschlossenen Seilen von 45 mm
Durchm. bestehen und das Zugseil ein Spiralseil von
20 mm Durchm. ist, dafs ferner die Wagen leer 200 kg
und beladen 600 kg wiegen, und der gegenseitige Ab-
stand 63 m beträgt, dann wird bei diesen, der Praxis
entnommenen Ziffern
bei dem englischen System bewegt:
10 km Seil ۸ 11, = 11Tt
80 beladene Wagen a 06t = 48t | Nettolast
80 leere Wagen à 02t = 161۱ 32t
zusammen 181 ۶
RR Nettolast 181 t
Verhältnis: —Bruttolast 7 32t — 5,06,
bei dem deutschen System dagegen:
10 km Zugseil alot = ۲
80 beladene Wagen
80 leere Wagen
a 0,6۵) = 48t | Nettolast
a 02t = 1061 ۱ 32t
zusammen 79t
۱ a
Bruttolast 32t
Für den Fall, dafs das Arbeitsvermögen der ab-
wärts fahrenden Wagen das ganze System treibt, ist
das ungünstige Verhältnis des englischen Systems nicht
von Bedeutung, während dieses den grofsen Vorteil
hat, dafs jeder Teil des Seils die Stationen passiert
und unter Kontrolle ist. Es ist somit denkbar, dafs in
besonderen Fällen das englische System vorzuziehen
ist. Da dieser Fall indessen für die dem Studium zu
Grunde gelegte eventuelle Anlage einer Seilbahn Emma-
haven-Soebang-Solok in Niederländisch-Indien nicht ein-
tritt, also ein gemischtes System ausgeschlossen ist,
so haben sich die Untersuchungen auf die nach deutschem
System ausgeführten Seilbahnen beschränkt.
Von einer technischen Beschreibung dieser Bahnen
kann hier abgesehen werden. Um ein deutliches Bild da-
von zu erhalten, was bei Seilbahnen unter Betriebskosten
zu verstehen ist, und die Ursachen der grofsen Ab-
weichungen der vergleichbaren Ziffern bet verschiedenen
Bahnen aufzuspüren, sind 6 Bahnen von grolser Lange
oder grofser Leistungsfähigkeit eingehender untersucht.
2. Beschreibung der besichtigten Seilbahnen.
Die Besonderheiten derselben sind in den Tabellen 1
bis 3 wiedergegeben.
Die Längen der Bahnen wechseln zwischen 4,4 und
13 km, die Leistungsfähigkeiten zwischen 60000 und
600 000 t jährlich, die Betriebskosten zwischen 1,7 und
22,1 Pfennige per tkm oder 20,4 und 156,9 Pfennige per t
(darunter zwischen 3,4 und 102,0 Pfennige für Lösch- und
Ladekosten). Die ältesten dieser Bahnen war 20 Jahre
alt, die neueste kaum 1 Jahr in ۰
Verhältnis:
a) Seilbahn der Veitscher Magnesitwerke
in Veitsch.
Diese, im Jahre 1897 angelegte Kabelbahn befördert
jährlich 100 000 t Magnesit. Eine Maschine von 40 PS
, 234 (No 743] GLASERS ANNALEN FUR: GEWERBF UND BAUWESEN [1. Jun? 1908)
Tabelle 1.
ER ۱ Eigentü d hauptsachlichster | Länge in le,
No. | Land, Provinz, nächste Station Br non an Ge ii Geliefert durch
1 | Oesterreich (Steiermark), Station | Veitscher Magnesitwerke A.-G. 6,420 Bleichert
Witterdorf, Ort Veitsch .
2 | Ungarn, Station Nyustya Liker Rimamurany-Salgo-Taryaner Eisen- 13,— Pohlig
werke A.-G. (Eisenerz)
3 | Ungarn, Station Dobschau Herzog-Philipp-Coburg-Gotha’sche 8,230 Pohlig
Eisenwerke (Eisenerz) 0,935
0,510
1,920
4 | Ungarn, Station Stephanshütte Marienhütte (Eisenerz) 4,400 Bleichert
5 | Deutschland (Lothringen), Station | Lothringer Hütten-Verein Aumetz- 10,780 Pohlig
Aumetz Friede (Eisenerz) |
6 | Luxemburg, Station Differdingen | Deussch-Luxemburgischer Bergwerks- 12,700 Pohlig
und Hütten-Verein A.-G. (Eisenerz)
Tabelle 2. Konstruktion.
Material der Gröfste Art und Durchmesser der Seile
Spannweite
Ört und No: Stütz- End- und | zwischen Belastete ' Tragseil für leeres | Spannweite
alte Zwischen- Stützpunkten Tragseile | Material Zugseil
P stationen m min | Am Hii
۱
1. Veitsch . . . هم . Holz ! Holz 150 Spiral 29 u. 27 | Spiral 27 u. 25 | 20
2 Like N jetzt Eisen ۱ 850 Spiral 34 | Spiral 24 |
. Likér. . . . f irüher Holz j pira pira ۱ 21
3. Dobschau . . . .| Eisen ` Holz 620 Spiral 29 Spiral 15 | 14
4. Stephanshütte . . .| Eisen Holz 280 Spiral 32 Spiral 28 20
5. Aumetz . . . . .| Eisen Holz 400 Geschlossen 38 Geschlossen 25 | 16 u. 17
6. Differdingen . . .| Eisen Holz 300 Geschlossen 45 Geschlossen 45 |, 20
Tabelle 3. Transportmittel.
Gewicht in k :
aan ine | | Abstand | sen [Transport im
: ao Ss E S ndlgk : 8
rt un 0 E E 7 eschwindigkeit Wagen Bik aN standlich in
| 5 KE m'sek t
I. Veitsch . . . . .| 150 | 300 | 450 || un 22 180 45 13,5
2. Likér . . . . . .| 250 350 600 1,80 48 135 47,25
130 330 | Hauptlinien 2,50 100 90
3. Dobschau. . . . . |! 150 | 200 | 359 Seitenlinien 2, — 132 54 18, —
\ | Seitenlinien 1,5 150 54
350 500 80 99 34,6
4. Stephanshütte . . . | 150 | En 2,20 | 100 8 ce
5. Aumetz . . . . .| 225 | 700 925 2,40 56 154 107,80
6. Differdingen. . . .| 35 | 750 | 1125 2,50 56 161 120,75
treibt das Zugseil, das eine Gesamtlánge von 13 km hat,
da die ganze Bahn nur aus einer Sektion besteht. Nach
6 jahrigem Gebrauch ist dieses Seil zum vierten Teil,
nach 10 Jahren gänzlich erneuert worden. Das Trag-
seil für die beladenen Wagen wird durch ein Gewicht
von 11,8 t, das für die ledigen Wagen durch Gewichte
von 6,8 t und mehr gespannt. Die Betriebskosten be-
trugen für 1903/04 bei 100 930 t Förderung:
Ganzen] prot ` ها
Richtung, Wasser und Lebensbedürfnisse, im Ganzen
jährlich 210000 t. Die Betriebskosten sind jedoch nur
für Erze berechnet. Die Bahn ist in 3 Sektionen mit
2 Antriebstationen (jede von 40 PS) und einer Brems-
station versehen. Mit Vorliebe verwendet man Spiral-
seile von 150 kg Bruchfestigkeit, weil bei diesen ein
gebrochener Draht aus dem Kabel springt und dadurch
leicht entdeckt wird. Bei einer Lebensdauer der Tragseile
von 5-0 Jahren halten die Zugkabel bedeutend länger aus.
Die Betriebskosten betrugen für 1905/06 bei einem
Transport von 151 125 t Erz über 13 km in einer Richtung:
Arbeitslohn . . . . . . [|28481,80 M | 28,22 Pf. جح کی A سح A EE
Materialien ; 1804,10 „ 11975
Verschiedenes . . . . . [3139730 , | 31,11 , A Poe. EL
Zusammen | 67683,80 M | 67,06 Pf. Arbeitslohn 68170,— M | 45,08 Pf. 3,468 Pf.
SE l ۱ Aufsicht 6196,— , 4,09 „ 0,323 „
Bei einer Bahnlänge von 6,5 km belaufen sich die Materialien 51430.10 34 01 2 618
Kosten pro tkm auf 10,2 Pfennige. Unter Arbeitslöhnen Abschreibung. “| 42500 "laan ” 2159 `
ist auch der Transport über die sehr langen Leitungen Beamte. 2125 — ý 1.39 : 0,106 ۱
in der Fabrik begriffen, auf die eigentliche Bahn ent-
fallen an Arbeitslöhne 7650 M jährlich oder 7,65 Pfennige.
b) Seilbahn der Rimamurany-Salgo-Tarjaner
Eisenwerke in Nyustya Liker.
Die 13 km lange Bahn befördert im Max. 170000 t
Erze, ferner noch 10000 t Kohlen in entgegengesetzter
Zusammen |170421,10 M | 112,68 Pf. | 8,674 Pf.
c) Seilbahn der Herzog-Philipp-Coburg-
Gothaschen Eisenwerke in Dobo han
Diese 11,5 km lange Bahn hat eine Hauptlinie und
3 Seitenlinien, ist in den Jahren 1895/96 erbaut mit einem
~
[1. Juni 1908]
Kostenaufwande von 680000 M oder 59160 M/km.
Da die Maschine von 250 PS in Sztraczena auch das
Hochofenwerk treibt, so kann die Antriebskraft nicht
genau angegeben werden. Von hier wird die Kraft
elektrisch nach Gugl und Christofebene übertragen.
Eine Erneuerung der Seile hat noch nicht stattgehabt;
in 11 Jahren hat sich das Seil fúr beladene Wagen
2 mm abgenutzt. Auch hier sind vorzugsweise Spiral-
seile von 145 kg Bruchfestigkeit benutzt. Der Trans-
port beträgt z. Zeit nur 21000 t jährlich, die Leistungs-
fahigkeit dagegen 60000 t, wodurch sich die Transport-
kosten erhöhen, die 1906 für 21050 t Erz folgende Höhe
erreichten:
pro tkm
Im Ganzen
Aufsicht 10302,— M | 48,926 Pf. | 6,987 Pf.
Arbeitslohn . | 14514,60 „ 68,952 „ | 9,860 „
Lade- und Lösch-
löhne 2245,10 „ 10,676 „| 1530 „
Verschiedenes 1188,40 , | 8500 „| 1,207
Materialien 2138,60 „ 10,166 „ |: 1,445 بر
Unterhaltung der
Kabel usw. 2048,50 „ 9,724 „| 1,39 „
Zusammen | 33037,80 M | 156,944 Pf. | 22,423 Pr.
d) Seilbahn der Marienhütte bei Station
Stephanshütte.
Die im Jahre 1898 für 75000 t jährliche Erz-
förderung erbaute Bahn befördert jetzt über 100 000 t,
ist also überbelastet. Die Triebkraft liefert eine 50 PS
Maschine. Die Betriebskosten im Jahre 1906 für 106830 t
Erz (ungerechnet 8623 t Verschiedenes) werden auf-
gegeben wie folgt:
Im Ganzen
pro t pro tkm
Löhne u. Aufsicht | 17071,40 M | 15,98 Pf. | 3,553 Pf.
Unterhaltung
(Löhne) . . | 26878,70 , | 25,16 „| 5,5593 بر
Verschiedenes .| 3813,10 „ 357 , | 0,799 ,
Kabelerneuerung | 27786,50 , | 26,01 „ | 5,780 „
Materialien 8989,60 „| 8415 , | 1870 „
Kraftverbrauch .| 2815,20 , 2,635 „ | 0,578 „
Zusammen | 87354,50 M | 81,77: Pf. | 18,173 Pf.
e) Seilbahn des Lothringschen Hüttenvereins
zu Aumetz-Friede.
Diese seit 4 Jahren in Betrieb befindliche und für
einen täglichen Transport von 1860 t erbaute Bahn
befördert jetzt durchschnittlich 2400 t täglich (im Max.
2800 t) und an 300 Arbeitstagen jährlich 720 000 t. Die
ganze Bahn (10,8 km) besteht aus einer Sektion; das
Zugseil ist somit 21,6 km lang. Die Tragseile bestehen
aus ] Seilsektionen von je 1500 m Länge, sodafs 7 Spann-
vorrichtungen vorhanden sind. Das Spanngewicht eines
38 mm starken Seiles wiegt 22 t. Die Betriebskosten
im Jahre 1905/06 für 615000 t im Betrage von 187170 M
verteilen sich wie folgt:
| Im Ganzen | pro t | pro tkm
Löhne . . 66810,— M | 10,863 Pf. | 0,986 Pf.
Triebkraft . 70720 „| 0,119 بر 0,017 بر
Materialien 1446,— „ 1,207 „ 0,119 ,
Beleuchtung . 552,50 بر 0,085 „ 0,017 ,
Leitung und Auf-
sicht . 5865,— , | 0,952 „ 0,085 „
Reparaturen . 9894,— „ 1,615 „ 0,153 „
Erneuerung der
Wagen . . .1 31008,— „| 5,049 „ 0,476 „
Erneuerung der
Seile . 59160,— , | 9,605 „ 0,884 ,
Verschiedenes 5727,30 „| 0,935 „ 0,045 „
Zusammen |187 170,— M | 30,430 Pf. | 2,182 Pf.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUW SEN
(No. 743] 235
Diese sehr niedrigen Betriebskosten enthalten wohl
die Erneuerung einiger Unterteile, doch nicht die ganzen
Amortisationskosten.
Die Kosten der Bahn betrugen 918000 M oder
85000 M/km.
f) Seilbahn des Deutsch-Luxemburgischen
Bergwerks- und Hüttenvereins Differdingen.
Diese Bahn ist sowohl hinsichtlich der Anlage wie
der Unterhaltung als Modell zu betrachten. Alle Stútz-
punkte und Stationen sind aus Eisen, Handarbeit ist
auf das geringste Mafs zurückgebracht. Das Tragseil
für volle wie für leere Wagen ist 45 mm dick zu dem
Zweck, die Seile zu wechseln und 10 Jahre mindestens
gebrauchsfähig zu halten. Beide Seile sind durch 21 t
Spanngewichte an beiden Aufsenenden jeder Seilsektion
gespannt, Verankerungen kommen ‘somit nicht vor.
Auf den Stationen sind 6 Spanneinrichtungen, nämlich
4 doppelte und 2 einfache. Die Tragscile bilden 5 Seil-
sektionen zu je 2,5 km Länge. Die Antriebstation liegt
5 km vom Endpunkt; eine Maschine von 90 PS bei
dem Hochofenwerk liefert die Kraft für diese Station
durch elektrische Uebertragung. Die Zugseile sind
10,6 bezw. 14,9 km lang. Die Förderung beträgt 400000 t
jährlich und kann ohne Ueberbelastung bis 600000 t
vermehrt werden. |
Die Kosten des Seiltransports waren von Pohlig
ohne Abschreibung und Verzinsung mit höchstens
20 Pfennige pro t garantiert, während vordem für Eisen-
bahntransporte 1,20 M pro t bezahlt wurde. Die Bahn
kann in 3 Jahren abgeschrieben werden. Die Anlage-
kosten betrugen 1200000 M oder 93500 ۰
3. Seilbahnen von grofser Länge.
Aus dem Vorhergehenden ist abzuleiten, dafs eine
Betriebssektion kaum länger als 10-12 km sein darf.
Bei gröfseren Längen des Zugseils als 20—24 km ist
die Reibung zwischen Seil und Triebrad nicht mehr
genügend, um die Triebkraft zu übertragen. Für Seil-
bahnen von gröfserer Länge ist somit die Anlage von
mehreren Betricbssektionen erforderlich, die unter Be-
rücksichtigung der Gestaltung des Geländes nicht alle
eine Länge von 10 km erhalten können.
Aus den Längenprofilen der angeführten 6 Seil-
bahnen geht hervor, dafs einzelne Betriebssektionen in
den stärksten Steigungen nicht viel mehr als 2 km lang
sind. Eine oder mehrere Seilsektionen (Länge zwischen
einer Verankerung und einem Spanngewicht oder
zwischen 2 Spanngewichten) bilden eine Betriebs-
sektion; die Einteilung der letzteren hängt von dem
Längenprofil ab. Bedenken gegen die Aneinanderfügung
mehrerer Betriebssektionen liegen nicht vor.
Im allgemeinen sind die Transportkosten für 2 Be-
triebssektionen à 10 km Länge doppelt so ۱ wie
die einer Betriebssektion derselben*Lange. Die Kosten
für Aufsicht und Reparaturen verringern sich mit der
gröfseren Länge, die Betriebsstörungen nehmen mit der
Länge zu wie bei Eisenbahnen.
Die Uebersicht (Tabelle 4) enthält die verschieden
ausfallenden Betriebskosten, ausgedrückt in Pfennigen
pro t. Wenn auch die einzelnen Ziflern wegen der
ungleichen Verteilung der Unkosten nicht vergleichbar
sind, so machen doch die Endziffern, die von 20,4 bis
157,144 Pfennige pro t wechseln und ungefähr 3
bezw. 92/7 oder ungefähr 1,7 bis 22,1 Pfennige pro tkm
entsprechen, den Eindruck, dafs bei der Schätzung der
Betriebskosten für Bahnen von grofser Länge sich ein
vorsichtiger Gebrauch von den sonst erzielten Er-
gebnissen empfiehlt.
In der Verwendung von Handarbeit ergab sıch für
die verschiedenen Bahnen ein bedeutender Unterschied,
wie Tabelle 5 zeigt, in der das Verhältnis der An-
zahl stündlich beförderter Tonnen (bei Gebrauch
der Seile auf volle Leistung) zu der Anzahl Arbeiter
im Dienst beziffert ist. Dieses Verhältnis, das dem
der Gesamtzahl beförderter Tonnen zu der Anzahl
Arbeitsstunden entspricht, wechselt für die besichtigten
Linien zwischen 0,525 und 8,983,
236
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|1. Juni ۱908۱
Tabelle 4.
Betriebskosten in Pfennigen per t für die Linien
| Stephans- |
|
| ;
1 a | Differ-
Veitsch Liker Dobschau | hate Aumetz | een
Beamte und Aufsicht . — 51491 48,926 15,98 | 0,952 | ?
Arbeitslöhne 28,22 | 45,084 79,628 25,16 10,863 E
Unterhaltung und Erneuerung 2 بش ۲ — | 28,118 9,124 ° 26,01 | 16,269 ` ?
Materialien 7,135 | 34,017 10,166 8415 ; 1,207 | ?
Kraftverbrauch und Verschiedenes 31,110 a 8,500 6,205 | 1,139 | ?
Zusammen in Pfennigen per t | 67,065 ¦ 112,710 156,944 | 81,110 | 30,430 ¡| 20,400
Tabelle 5.
Bezeichnung EH Transport Stiridlictie sas bala E an Anzahl Anzahl en SS
des SH int Leistung voller Leistung i Arbeits- zu Arbeitsstunden
Betriebs- jährlich In t Arbeiter stunden
Ortes sektionen | ` a a _ ۶
a
l. Veitsch . 1 100 930 13,50
2. Liker 4 151 125 47,25
3. Dobschau 1 21 050 18, —
4. Stephanshütte 1 106 0 34,60
5. Aumetz . l 615 000 107,80
6. Differdingen 2 600 000 120,75
4. Bemerkungen über Anlage und Betrieb von
Seilbahnen.
Das Studium der besichtigten Bahnen ergab nun
nachstehende Schlufsfolgerungen:
l. Eiserne Stützpunkte und Stationen sind hölzernen
vorzuziehen, auch wo Holz billig zu erhalten ist, um
Feuersgefahr durch Zufall oder Böswilligkeit zu ver-
meiden und an Kosten für Unterhaltung und Aufsicht
zu sparen.
2. Starke Seile, stärker als die Fabrikanten
zwecks Erlangung einer niedrigen Anlagesumme an-
gaben, sind anzuempfehlen. Im allgemeinen sind Spiral-
seile wegen der höheren zuzulassenden Spannung pro
qmm sparsamer; die neuesten Bahnen ziehen indessen
geschlossene Seile vor.
3. Was die Kuppelungen Sub ine so werden
für neuere Bahnen die automatischen Kuppelungen von
|
t=eXd
7,476 19 142 000 0,710 t
3,200 90 288 000 0,525 t
1,169 23 27 000 0,780 t
3,088 23 71 4 1,532 t
5,105 12 - 68 460 8,983 t
4,969 24 119 256 5,031 t
Bleichert und Pohlig mit ausgezeichnetem Erfolge stets
gebraucht.
4. Lósch- und Ladekosten mússen durch automatisch
wirkende Einrichtungen auf ein Minimum zurückgebracht
werden.
5. Bei sachkundiger Anlage und aufmerksamer Auf-
sicht ist die Betriebssicherheit von Seilbahnen nicht-
geringer als von Eisenbahnen.
D Uebertragung der Triebkraft durch Elektrizität
verdient Anempfehlung, weil dadurch einfachere Be-
dienung der Triebstationen erreicht wird, die Arbeits-
leistung der abwärts fahrenden beladenen Wagen einer
Sektion für eine andere Sektion benutzt werden kann,
der Betrieb von einem Zentralpunkt eingestellt werden
kann, Sicherheitseinrichtungen in der Weise angeordnet
werden können, dafs Unfälle, die den Bewegungswider-
stand erhöhen, automatisch die elektrische Kraft aus-
schalten. H
Verschiedenes
Fahrten ohne Lokomotivwechsel. Im Juni dieses Jahres
werden die D-Züge 21--22 die 254,1 km lange Strecke Berlin —
Hannover ohne Aufenthalt durchfahren, nachdem neue Loko-
motiven der Atlanticbauart mit 4 Zylindern, Kesseln von
236 qm Heizfläche und Tendern von 30 cbm nutzbarem
Wasserinhalt angeliefert sind. Der Wasservorrat reicht für
die Beförderung von Zügen bis zu 40 Achsen aus. Es wird
dies die längste deutsche Strecke sein, die ohne Aufenthalt
durchfahren wird. (Z. d. V. D. E., No. 31 vom 15. April 1908.)
Erster internationaler Straßenkongreß und damit ver-
bundene internationale Fachausstellung in Paris. Auf Ver-
anlassung der französischen Regierung und unter dem Protek-
torat des Präsidenten der Republik sowie unter dem amtlichen
Protektorat der Minister des Innern, der öffentlichen Arbeiten,
des Post- und Telegraphenwesens und der auswärtigen An-
gelegenheiten wird in der Zeit vom 11. bis 18. Oktober d. Js.
in Paris der „Erste internationale Strafsenkongrefs“ und eine
damit verbundene Fachausstellung von einem Ausschufs
(„Organisationskommission“) veranstaltet, an dessen Spitze
der staatliche Generalinspektor für Brücken und Chausseen
und die Präsidenten des französischen Automobilklubs und
des französischen Touring Club stehen und welchem im
übrigen hohe Staats- und städtische Fachbeamte angehören.
Das Patronatskomitee und die Unterausschüsse (1. Ausschufs
für Verwaltung und Finanzen, 2. Technischer Ausschufs,
3. Ausschufs für Empfänge und Ausflüge, 4. Ausstellungs-
ausschufs) sind ebenfalls aus hohen Staats- und städtischen
Fachbeamten und ferner aus hervorragenden Persönlichkeiten
der auf dem Gebiete bestehenden französischen Fachvereini-
gungen zusammengesetzt.
Kongrefs und Ausstellung werden in den Räumen des
sogenannten Jeu de Paume auf der Terrasse des Tuilerien-
gartens stattfinden.
Bcide Veranstaltungen haben ihr Generalsekretariat im
Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Paris.
Das gedruckte Einladungsschreiben der Organisations-
kommission nebst 2 Anmeldungsformularen, ferner das Ver-
zeichnis des Patronatskomitees und der Organisations-
kommission des Kongresses, die allgemeine Kongrefsordnung,
das Verzeichnis der Verhandlungsgegenstände sowie die be-
sondere Ordnung der mit dem Kongrefs in Zusammenhang
stehenden Ausstellung liegen bis Mitte Juni in der Zeit
von 10 Uhr vormittags bis 3 Uhr nachmittags im
Reichsamt des Innern, Berlin, Wilhelmstrafse 74,
Zimmer 174, zur Ansicht aus, können auch bei der
StandigenAusstellungskommission fûr die deutsche
Industrie in Berlin W.9, Linkstrafse 251, eingesehen
werden.
Zur Beteiligung an der Ausstellung sind nur die in
Artikel 3 des Kongrefsreglements erwähnten Regierungen,
`
[1. Juni 1908
Verwaltungen und Körperschaften sowie solche Kongrefs-
mitglieder berechtigt, die einen Beitrag von mindestens
100 Franken leisten (Donatoren). Es können ausgestellt
werden Karten, Pläne, Modelle, Apparate, Werkzeuge,
Maschinen und die sonstigen verschiedenen Gegenstände,
welche die Strafsen betreffen und unter die in Artikel 3 der
Ausstellungsordnung angegebene Klassifikation fallen. Die
Anträge auf Platzvorbehaltung müssen vor dem 1. Juli d. Js.
beim Generalsekretariat (Adresse: Monsieur Heude, Secretaire
General du ler Congrés international de la Route, au Ministere
des Travaux publics, 244 Boulevard Saint-Germain, Paris VI] e)
vorliegen und nach Mafsgabe des an den beiden obenge-
nannten Stellen ausliegenden Formulars abgefafst sein. Platz-
miete ist nicht zu entrichten. Das Organisationskomitee
hat Schritte wegen Frachtermäfsigungen der französischen
Eisenbahnen für die zu der Ausstellung bestimmten Gegen-
stände getan und hat die zeitweilige zollfreie Zulassung für
diejenigen ausländischen Ausstellungsgegenstände erwirkt,
die direkt nach dem Ausstellungsgebäude gesandt und nach
Schlufs der Ausstellung wieder nach dem Auslande ausge-
führt werden. Ein vorläufiger Schutz für patentfähige Er-
findungen und gewerbliche Zeichen (Muster) kann nach
näherer Mafsgabe des französischen Gesetzes vom 23.Mai 1868
erlangt werden. Alle für die Ausstellung bestimmten Gegen-
stände müssen in der Zeit vom 6. bis spätestens zum 9. Oktober
d. J. auf den Ausstellungsplatz gelangen. Alle weiteren Vor-
schriften sind in dem Ausstellungsreglement enthalten.
Da der Kongrefs und die Ausstellung von wirklich be-
rufenen Persönlichkeiten veranstaltet werden und eine sach-
gemäfse Organisation gewährleistet ist, kann rege Beteiligung
an beiden Veranstaltungen empfohlen werden. (Nachr. f.
Hand. u. Ind. nach einem Bericht des Kaiserl. Konsulats in
Paris.)
Reinigung von Postwagen durch Saugluft. Von der
Reichspostverwaltung wurden auf dem Lehrter Bahnhofe in
Berlin Versuche über die Reinigung der Postwagen durch
Saugluft angestellt. Zur Anwendung kam das Prefsluft-
Saugluftverfahren (Borsig) und das reine Saugluftverfahren
mit rotierenden Pumpen (Siemens-Schuckert). Beide Ver-
fahren erwiesen sieh für diesen besonderen Fall als nicht
geeignet. Es gelang nur mit vielem Arbeits- und Zeitauf-
wand, den Staub aus den vielen Winkeln der Packetgestelle
und Sortierschränke zu entfernen. Auch mufste eine grobe
Vorreinigung des Fufsbodens vorgenommen werden, um
Verstopfungen der Saugmundstücke und Leitungen zu ver-
hüten. Eine Vorreinignng durch Prefsluft ist bei diesen
Wagen nicht angängig, weil sie zu wenig Türen haben, also
kein genügend gradliniger Weg zur Entfernung des aufge-
wirbelten Staubes ins Freie geboten wird. Der Staub würde
sich daher an anderen Stellen des Wagens wieder absetzen,
auch die Gesundheit des Personals schädigen.
(Z. 0. ۷۰ d. E. vom 11. April 1908.)
Roheisenerzeugung in Deutschland und Luxemburg.
Nach den Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und
Stahlindustrieller betrug die Roheisenerzeugung in Deutsch-
land und Luxemburg während des Monats März 1908
insgesamt 1046998 t gegen 994186 t im Februar 1908 und
1099257 t im März 1907.
Die Erzeugung verteilte sich auf die einzelnen Sorten
wie folgt, wobei in Klammern die Erzeugung für März 1907
angegeben worden ist:
Giefsereiroheisen 199 769 (201 058) t, Bessemerroheisen
35 937 (43574) t, Thomasroheisen 653 682 (690 312) t, Stahl
und Spiegeleisen 93997 (94 878) t, Puddelroheisen 63 613
(69 435) t.
Kraftübertragungsanlage Marklissa. Die zahlreichen
Ueberschwemmungen, von denen das schlesische Gebiet
zwischen Bober und Queis in früheren Jahren wiederholt
heimgesucht wurde, hat zum Bau der Talsperre nebst Wasser-
kraftanlage bei dem Städtchen Marklissa Veranlassung gege-
ben. Die Talsperre hat einen Stauinhalt von 15 Millionen
Kubikmeter und das geschaffene Gefälle wird ausgenutzt,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
iNo. 743] 231
um die umliegenden Orte bis zu 14 km Entfernung mit
elektrischer Energie fúr Licht- und Kraftzwecke zu versorgen.
Die von den Siemens-Schuckert Werken für die Krafstation
gelieferten Dynamomaschinen erzeugen Drehstrom mit einer
` Spannung von 10000 Volt, die für die Uebertragung nach
den entfernter gelegenen Orten Mauer und Waldenburg auf
20000 bis 30000 Volt gebracht wird. Eine Beschreibung
dieser interessanten Anlage enthált eine unserer heutigen
Nummer als Beilage augefügte Veröffentlichung der Siemens-
Schuckert Werke, auf die wir unsere Leser besonders auf-
merksam machen.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zu Kaiserl. Regierungsräten und Mitgliedern
des Patentamtes der Dipl.-Ing. Christopher Garrett Smith,
der Physiker Dr. Hans Harting, derKgl. preufsische Eisenbahn-
Bau- und Betriebsinspektor Eduard Delkeskamp, der ۰
preufsische Amtsrichter Wilhelm Fischer, der Stadtbaumeister,
Reg.-Baumeister a. D. Karl Toop, der Privatdozent an der
Techn. Hochschule in Darmstadt, Professor Dr. Max Rudolphi,
der Kgl. sächsische Eisenbahnbauinspektor Friedrich
Wernekke, der Oberlehrer an der Kgl. Maschinenbau- und
Hüttenschule in Gleiwitz Dr.-Ing. Richard Albrecht, der Kgl.
preufsische Landrichter Otto Legal, die ständigen Mitarbeiter
im Patentamt Dr. Alfred Wendler, Dipl.-Ing. Ernst Wrobel,
Dipl.-Ing. Robert Straube, Reg.-Baumeister a. D. Max Dost,
der Kgl. preufsische Amtsrichter Karl Müller, der Kgl.
sächsische Reg.-Baumeister Arthur Callenberg, der Kgl.
preufsische Landrichter Albert Brisken, die ständigen Mit-
arbeiter im Patentamt Reg.-Baumeister a. D. Wilhelm Momber
und Hans Sommer, die Kgl. preufsischen Reg.-Baumeister
Paul Hundsdörfer und Hugo Garnich und der Kgl. sächsische
Reg.-Baumeister Otto Brückner.
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem Eisen-
bahnbetriebsdirektor Bossert in Metz bei dem Uebertritt in
den Ruhestand und der Charakter als Baurat mit dem
persönl. Range eines Rates vierter Klasse dem Eisenbahn-
Bau- und Betriebsinspektor bei der Wilhelm-Luxemburg-
Eisenbahn Hammes in Luxemburg;
der Charakter als Geh. Regierungsrat den Regierungs-
räten im Patentamt Dr. Kahle, Dr. Wieprecht, Roge und Rost.
Preufsen.
Ernannt: zum Geh. Oberbaurat der vortragende Rat
im Ministerium der öftentl. Arbeiten bisherige Geh. Baurat
Über;
zu Reg.- und Bauräten der Eisenbahndirektor Essen in
Kattowitz, die Bauinspektoren Kohlhardt in Wittenberge,
Vogel in Guben, Althüser in Dortmund, Blindow in Salbke,
Fietze in Lauban, Reichard in Berlin, Bockholt in Limburg
a. d. L., Lehners in Halberstadt, Halfmann in Saarbrücken,
Thomas in Hanau und Brosius in Köln-Deutz, die Bau- und
Betriebsinspektoren Lüpke in Frankfurt a. M., Wehde in
Berlin, Krausgrill in Königsberg i. Pr., Knoblauch in
St. Johann-Saarbrücken, Hahnzog in Erfurt, Georg Herzog
in Posen, Schlesinger in Hannover, Vater in Köln, Robert
Köhler in Bromberg, Robert Müller in Bromberg, Albert
Wendt in Cassel, Merling in Altona, Riemann in Hannover,
Klotzbach in Ostrowo, Otto Herzog in Thorn, Pietig in
Arnsberg, Mortensen in Graudenz, Bernhard Meyer in
Stargard i. P., Lepere in Crefeld, Reiser in Heilsberg, Wall-
witz in Kreuzburg O.-S. und Eugen Oppermann in Dtsch.-Eylau;
zum etatmäfsigen Professor an der Techn. Hochschule
in Hannover der Abteilungsvorsteher am Physikalisch-
Chemischen Institut und aufserordentl. Professor in der
Philosophischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität
in Berlin Dr. Max Bodenstein und zum etatmäfsigen Professor
an der Techn. Hochschule in Berlin der Dozent an der
genannten Hochschule Professor Dr. Wilhelm Wedding;
zum Kreisbauinspektor in Posen (111) der Reg.-Baumeister
Johannes Schütz (bisher beurlaubt);
233 (No, 743}
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Il. Juni 1908]
zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Bauführer Erich Schulze
aus Brandenburg a. d. H., Kurt Wiesinger aus Stettin
(Maschinenbaufach), Georg Múller aus Berlin (Wasser- und
Strafsenbaufach), Johannes Biermann aus Barmen, Erich
Schulz aus Insterburg, Bruno Friedrich aus Berlin und Walter
David aus Halle a. d. S. (Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat den nach-
genannten Eisenbahndirektionsmitgliedern, und zwar den
Reg.- und Bauräten Wiegand in Frankfurt a. M., Stimm in
Danzig, Gilles in Stettin, Busmann in Bromberg, Bachmann
in Kattowitz und Hellmann in Breslau, den Vorständen von
Betriebs-, Maschinen- und Werkstätteninspektionen Eisenbahn-
direktoren Friedrichsen in Münster ı. W., Schwahn in Gotha,
Kirsten in Stargard i. P., Brettmann in Jena und Hessen-
müller in Halberstadt sowie den Reg.- und Bauräten Johannes
Müller in Goslar, Boedecker in Berlin und Plate in Posen;
der Charakter als Baurat mit dem persönl. Range der
Räte vierter Klasse den Bauinspektoren Detzner bei der
Eisenbahndirektion in Magdeburg und Tooren beim Eisenbahn-
Zentralamt in Berlin mit dem Wohnsitz in Dortmund sowie
den Bau- und Betriebsinspektoren Martin Thiele bei der
Eisenbahndirektion in Königsberg i. Pr. und Marloh bei der
Eisenbahndirektion in Danzig;
der Charakter als Baurat den Landesbauinspektoren Max
Inhoffen in Kleve, Heinrich Kerkhoff in Cochem und Georg
Schweitzer in Aachen.
ZurBeschäftigungüberwiesen: die Reg.-Baumeister
Groenewold der Regierung in Aurich (Wasser- und Strafsen-
baufach), Otto Schultze (bisher beurlaubt) dem Polizei-
präsidium in Berlin, Birnbaum der Regierung in Potsdam
und Kohlhagen der Regierung in Kassel (Hochbaufach).
Die bisherigen ständigen Kommissare des Ministers der
öffentl. Arbeiten für die Teilnahme an den Diplomprüfungen
Geh. Oberbaurat Germelmann in Berlin, Kommissar bei der
Techn. Hochschule in Berlin in der Abt. für Bauingenieur-
wesen, und Reg.- und Baurat Stever in Hannover, Kommissar
bei der Techn. Hochschule Hannover in der Abt. für
Architektur, sind von dieser Tätigkeit entbunden worden.
Als Nachfolger des Geh. Oberbaurats Germelmann ist der
Geh. Oberbaurat Gerhardt in Berlin und als Nachfolger des
Reg.- und Baurats Stever der Geh. Baurat Hellwig in
Hildesheim bestellt worden.
Versetzt: der Reg.- und Baurat Priess von Oranien-
burg nach Insterburg zur Leitung des Baues des Masurischen
Kanals (im Geschäftsbereich der Regierung in Königsberg
i. Pri der Landbauinspektor Baurat Engel von Erfurt in
das Techn. Bureau der Hochbauabt. des Minist. der öffentl.
Arbeiten in Berlin, die Kreisbauinspektoren Fritsch von
Hersfeld als Landbauinspektor zur Regierung in Erfurt und
Preller von Posen nach Luckau, die Wasserbauinspektoren
Hobrecht von Berlin als Vorsteher des Bauamts in Oranien-
burg (im Geschäftsbereich des Hauptbauamts in Potsdam),
Emil Schultze von Steinau a. O. nach Berlin 1 (im Geschäfts-
bereich der Ministerial-Baukommission), Probst von Fúrsten-
berg a. O. als Vorsteher der Kanalbauamts nach Altenessen
(im Geschäftsbereich der Kanalbaudirektion in Essen),
Zimmermann von Berlin nach Rheine (im Geschäftsbereich
der Dortmund-Ems-Kanalverwaltung), Friedrich Schmidt von
Oppeln in das Techn. Bureau der Wasserbauabt. des Minist.
der öffentl. Arbeiten in Berlin und Ziegler von Berlin nach
Insterburg (zu der Bauleitung des Masurischen Kanals im
Geschäftsbereich der Regierung in Königsberg i. Pr.), sowie
der Bau- und Betriebsinspektor Hermann Francke von
Sonneberg zur Eisenbahndirektion Altona;
die Reg.-Baumeister Welz von Aurich nach Berlin
(Wasser- und Strafsenbaufach), Kuhlmann von Mewe nach
Hildesheim, Student von Königsberg i. Pr. nach Rummels-
burg, Eggeling von Charlottenburg nach Prüm und Alfred
Müller von Fulda nach Hersfeld (Hochbaufach).
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Reg.-Baumeister des Maschinenbau-
faches Walter Oswald in Wilhelmshaven.
|
Bayern.
Ernannt: zum Bauamtsassessor extra statum bei der
Kgl. Obersten Baubehörde der bei dieser Behörde verwendete
Reg.-Baumeister Georg Köhler sowie zu Bauamtsassessoren,
und zwar bei dem Kgl. Landbauamte Freising der Reg.-
Baumeister Emil Schweighart in München, bei dem Kgl.
Landbauamte Regensburg der Reg.-Baumeister Konrad
Friedrich in Würzburg und bei dem Kgl. Strafsen- und
Flufsbauamte Weiden der Reg.-Baumeister Georg Burger
in Würzburg.
Die erbetene Entlassung aus dem Staatsdienste
bewilligt: dem Bauamtsassessor bei dem Kgl. Strafsen- und
Flufsbauamte Weiden Stephan Eickemeyer.
Sachsen.
Versetzt: bei der Staatseisenbahnverwaltung die Bau-
räte Uter beim Baubureau Leipzig zur Betriebsdirektion
Leipzig I und Schmidt, Vorstand der Werkstätteninpektion
Leipzig I, nach Zwickau, der Bauinspektor Otto beim Bau-
bureau Grofsenhain zum Baubureau Zittau;
die Reg.-Baumeister B. Lehmann vom Baubureau Wils-
druff zum Brückenbaubureau (Dresden) und Gerlach bei dem
Landbauamte Bautzen in das hochbautechn. Bureau des
Finanzminist.
Freiwillig ausgeschieden: der Bauinspektor Benn-
dorf beim Betriebs-Maschinenbureau.
Württemberg.
Versetzt: gegenseitig mit ihrem Einverständnis die
Abteilungsingenieure Poland bei der Generaldirektion der
Staatseisenbahnen und Schwab bei der Eisenbahnbauinspekion
Efslingen.
Hessen.
Ernannt: zum ordentl. Professor für organische Chemie
der aufserordentl. Professor Dr. Hermann Finger in Darm-
stadt und zum aufserordentl. Professor für Lasthebemaschinen
an der Techn. Hochschule in Darmstadt der Privatdozent
Dr.: Ing. Georg W. Koehler in Darmstadt.
Lippe.
Ernannt: zum Fúrstl. Landbaumeister und Vorstand
des Fúrstl. Bauamtes Lemgo der Reg.-Baumeister Wilhelm
Deichmann in Charlottenburg.
In den Ruhestand getreten: der Baurat Rich.
Hermann in Lemgo, Vorstand des Fürstl. Bauamtes daselbst.
Gestorben: Geh. Bergrat Professor Dr. Hermann
Wedding, Dozent an der Techn. Hochschule in Berlin, und
Arthur Koppel, Begründer und Direktor der Arthur Koppel
Aktiengesellschaft, Berlin.
ZE?
Grofse deutsche Lokomotivfabrik sucht
einen energischen, erfahrenen
Ingenieur
welcher in der Lage wäre, später die Ver- |
tretung des Direktors zu übernehmen. Gef.
ausführliche Offerten mit Angaben über
Bildungsgang, Sprachkenntnisse, Gehalts-
ansprüche und Eintrittszeit unter C. T. 15
an die Expedition d. Zeitschrift gebeten.
Originalzeugnisse und Photographien
werden nicht gewünscht.
Innerhalb 4 Wochen unbeantwortet ge-
bliebene Offerten gelten als abgelehnt.
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Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin.
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
[15. Juni 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 744] 239
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure
Versammlung am 25. Februar 1908
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr Ana, Wichert — Schriftführer: Herr Geheimer Kommissionsrat F. C. Glaser
(Mit 54 Abbildungen)
(Schlufs von
Vortrag des Herrn Hauptmann a. D. Hildebrandt über:
Flugmaschinen und Lenkballons
(Schlufs).
Alle Arbeiten mit Gebilden, schwerer als die Luft,
sind noch nicht aus dem Stadium der Versuche heraus-
gekommen. Wirklich praktische Verwendung haben hin-
gegen bereits die viel jüngeren aerostatischen Luftschiffe
gefunden; schon jetzt hat man in einigen Staaten
begonnen, Lenkballons als Kriegsfahrzeuge in die Armee
einzuführen.
Schon lange vor der Erfindung des Heifsluftballons
begegnete man einigen Projekten, die tatsächlich sehr
viele beachtenswerte Einzelheiten zeigen, die man ohne
weiteres auf den Luftballon anwenden könnte. Be-
sonders erwähnenswert sind die Ausführungen des
Jesuitenpaters Franzisko de Lana, der ein für die
früheren Zeiten ungewöhnliches Verständnis der physi-
kalischen Vorgänge gezeigt hat. 1670 hat er das Pro-
jekt einer fliegenden Barke ausgearbeitet. Bei allen
Irrtümern, die in seinen Ausführungen enthalten sind,
mufs man aufserordentliche Bewunderung vor seinem
Scharfsinn hegen. Er war sich schon darüber klar ge-
worden, dafs die Luft genau wie alle andern flüssigen
und festen Körper ein bestimmtes Gewicht hat, und
glaubte auf Grund dieser Erfahrungen annehmen zu
können, dafs die Luft in gröfserer Höhe, bei abnehmen-
der Luftsäule, sich in einem dünneren Zustande befinde
und demnach auch leichter sein müsse, eine An-
nahme, die auch der Tatsache entspricht. Es war ihm
ferner klar, dafs alle Körper, welche spezifisch
leichter als die Luft sind, in derselben emporsteigen
müssen, genau so, wie z. B. ein Stück Holz vom Grunde
des Wassers auf die Oberfläche gelangt. Dement-
sprechend wollte er vier grofse Kugeln aus Metall an-
fertigen, dieselben durch Holz miteinander verbinden
und mit Stricken unten an einer Holzgondel befestigen,
welche mit Rudern und Segeln versehen werden sollte.
Die Luftleere seiner Kugeln gedachte er auf eine eigen-
túmliche, Art und Weise zu bewerkstelligen. Durch
eine obere Oeffnung wollte er sie mit Wasser füllen
und nach Verschliefsen dasselbe durch einen unten an-
gebrachten Hahn wieder herauslassen. Er nahm irriger-
weise an, dafs der Inhalt abfliefsen und ein luftleerer
Raum entstehen würde, wenn nur rechtzeitig die untere
Oeffnung verschlossen würde. Ein frühzeitiges Empor-
steigen dieser Flugmaschine sollte durch Beschweren
der Gondel mit einer Anzahl Gewichte vermieden
werden. Die Steighöhe selbst wollte er durch Einlassen
von Luft in die Kugeln bezw. durch Auswerfen über-
flüssiger Gewichte regeln. Seine hier entwickelten
Theorien über das Aufsteigen aerostatischer Körper
waren durchaus richtig. Lana widerlegte in seinen
Schriften viele Einwände, welche man etwa gegen seine
Projekte haben könnte, kommt aber schliefslich zum
Schlufs zu der Erklärung, dafs er selbst an eine Aus-
führung seines Projektes nicht glauben wolle, weil sie
so viele Umwälzungen im menschlichen Leben zur
Folge haben würde, dafs Gott das Unternehmen ver-
hindern müsse.
Zu erwähnen ist noch das Projekt des späteren
französischen Generals Meusnier, das in seinen Details
éis hervorragend ist. Ihm ist auch die Erfindung des
allonets zu danken, das noch heute eine grofse Rolle
spielt. Aus Mangel an Geld ist es leider nicht zur Aus-
führung seiner Ideen gekommen.
Der Maschineningenieur Giffard, später berühmt
geworden durch die Erfindung des ersten brauchbaren
-Injektors für Dampfmaschinen, baute einen Lenkballon von
2500 m cbm Inhalt (Abb.30). Das spindelförmige Fahrzeug
Seite 227)
hatte 44 m Länge und 12 m gröfsten Durchmesser.
Unter der Hülle befand sich eine dicke 20 m lange
Stange, mit der sowohl der Ballonkörper als auch die
Gondel möglichst starr verbunden war. Am hinteren
Ende dieses „Kiels“ war das Steuer in Form
eines dreieckigen Segels befestigt. 6 m unterhalb des
Abb. 30.
Giffard ۰
Holzes hing die Gondel mit Motor und Schrauben. Der
3 PS.-Motor wog mit Kessel 159 kg und trieb eine drei-
flügelige Schraube von 3,40 m Durchmesser. Bei den
Versuchen wurde die errechnete Geschwindigkeit von
2—3 m erreicht, was jedoch noch keineswegs für den
Gebrauch genügend ist.
1855 probierte Giffard einen zweiten Ballon, den
er zur Verminderung des Stirnwiderstandes schlanker ge-
macht hatte (Abb.31). Bei nur 10 m gröfstem Durchmesser
Abb. 31.
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Giffard ۰
besafs er eine Länge von 70 m bei 3200 cbm Inhalt.
Um die äufsere Form besser zu erhalten, hatte er im
oberen Teil der Hülle in der Längsrichtung eine der
Gestalt entsprechendeVersteifung angebracht, an welcher
das Netz festgemacht war. Die Gondel war etwas tiefer
gelegt, um Gasexplosionen zu vermeiden. Beim Auf-
stieg erlitt das Luftschiff unter dem verminderten Luft-
druck notwendigerweise starken Gasverlust und, da
Giffard keinen Luftsack in seiner Hülle besafs, konnte
er diesen Gasverlust nicht ausgleichen; das Gas strömte
in eine Spitze des Ballons und stellte denselben mit
seiner horizontalen Achse vertikal. Durch die schwere
Gondel wurde dann das Netz von seiner Stange ge-
rissen, der Ballon platzte und die Maschine wurde im
Nachdruck des Inhaltes verboten.
240 [No. 744]
Fallen zertrümmert; die beiden Insassen kamen glück-
licherweise mit leichten Verletzungen davon. Weitere
Pläne konnte Giffard nicht ausführen, da er später er-
blindete.
Während der Belagerung von Paris regte die
französische Regierung Ingenieure an, sich weiter dem
Bau von Lenkballons zu widmen. Der Marineingenieur
Dupuy de Löme erhielt
den Auftrag, einen lenkbaren
Ballon zu bauen, der aber
erst im Jahre 1872 nach dem
Feldzuge erprobt werden
konnte. Der spindelförmige
Ballon hatte bei einer Länge
von 36 m und 14,8 m ۱
Durchmesser einen Raumin-
halt von 3450 cbm (Abb. 32).
Merkwürdigerweise hatte Du-
puy de Löme die Schrauben
durch die Kraft von 8 Menschen
in Bewegung gesetzt; er er-
reichte allerdings doch eine
Geschwindigkeit von etwa 2,8 m in der Sekunde.
In Deutschland hatte inzwischen der Ingenieur Paul
Haenlein einen Lenkballon konstruiert, der in vielen
Einzelheiten noch heute vorbildlich ist(Abb. 33). Die Lange
desselben betrug 50 m, der gröfste Durchmesser 9,2 m,
der Inhalt 2408 com. Zum ersten Male in der Luft-
schiffahrt kam eine Gasmaschine System Lenoir zur
Anwendung. Die Füllung des Ballons erfolgte mit
Leuchtgas, wodurch keine genügende Tragfähigkeit er-
zielt werden konnte. Die Versuche mufsten deshalb
Dupuy de Lome 1870.
Abb. 33.
Haenlein’s lenkbares Luftschiff (1872)
an Haltetauen angestellt werden, deren Enden von Sol-
daten gehalten wurden. Die Geschwindigkeit wurde auf
5 m in der Sekunde festgestellt und somit ein Fortschritt
von 2 m gegen die französischen Versuche geschaften.
Infolge Geldmangels konnte leider Haenlein seine ge-
nialen Ideen nicht weiter ausführen.
In Frankreich bauten demnächst die Gebrüder
Gaston und Albert Tissandier einen Ballon von 28 m
Länge, 9,20 m gröfstem Durchmesser und 1060 cbm
Inhalt (Abb. 34). Zum Antriebe der Schraube diente
ein Siemens’scher Elektromotor mit einer Batterie von
24 Bichromat-Elementen von je 7,8 kg Gewicht. Die
Versuche ergaben als Höchstleistung eine Eigenbewegung
von 3—4 m in der Sekunde. Infolge dieses geringen
Erfolges wurden die Versuche aufgegeben.
1884 wurde die ganze Welt durch die Kunde über-
rascht, dafs es zwei französischen Offizieren, den Haupt-
leuten Renard und Krebs, gelungen sei, mit einem
Ballon aufzusteigen und wieder zur Abfahrtsstelle zu-
rückzukehren, nachdem eine 8 durchfahren war. Bei
den weiteren Versuchen hatten die Erfinder unter 7
Malen 5 mal denselben Erfolg aufzuweisen, Der Aerostat
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Juni 1908]
hatte die Form eines Torpedos von 50,42 m Lánge, 8,40 m
gröfstem Durchmesser und 1864 cbm Inhalt (Abb. 35).
Ein aus Akkumulatoren gespeister Elektromotor von
8,5 PS. trieb die an der Vorderseite der Gondel befind-
liche 7 m lange zweiflügelige Schraube aus Holzleisten,
die mit gefirnifster Seide überzogen war. Kapitän
Renard entwarf Plane von einem noch leistungsfahige-
ren Ballon, zu dessen Ausführung es aber nicht ge-
kommen ist.
In Deutschland hatte Dr. Wölfert einen Ballon
konstruiert (Abb. 36), mit dem er am 12. Juni 1897 auf dem
Tempelhofer Felde einen Aufstieg unternahm. Der
Ballon stieg auf 200 m und geriet dadurch in Brand,
dafs infolge des Mangels einer Sicherheitsvorrichtung
am Benzinvergaser das Gas zur Entzündung gelangte.
Die beiden Insassen wurden mit verbrannten und zer-
Abb. 34.
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Sp
RIN
GS
Tissandier.
Abb. 35.
Lenkballon „La France“ von Renard und Krebs.
schmetterten Gliedern unter den Trümmern des Luft-
schiffes hervorgeholt. Auf dieselbe Weise kam wenige
Jahre später der Franzose Severo um, der in Paris
einen Aufstieg unternommen hatte (Abb. 37). Mit einem
Doppelballon erzielte der Franzose Roze keinen Erfolg
(Abb. 38).
In Berlin wurde 1897 mit einem ganz aus Alumi-
nium gebauten 47,5 m langen Luftschiff von 3700 cbm
Rauminhalt ein Aufstieg unternommen. Erfinder dieses
Fahrzeuges (Abb. 39—41) war der österreichische Inge-
nieur Schwarz. Der Versuch mifsgliickte. Die Riemen
glitten während des Fluges von ihren Scheiben und
das Fahrzeug stürzte zu Boden, aber der Führer konnte
sich im letzten Moment durch einen kühnen Sprung
retten.
Wir haben uns nun mit den zuletzt so erfolg-
reichen Versuchen des Generals der Kavallerie, Grafen
von Zeppelin zu beschäftigen. Zur Beurteilung seiner
Arbeiten dürfte es nicht belanglos sein, wenn wir kurz
[15. Juni 1908]
auf den Bildungsgang dieses hervorragenden Konstruk-
teurs eingehen. Graf Zeppelin ist geboren am 8. Juli
1838 zu Konstanz am Bodensee. Von Jugend auf war
er ein eifriger, gewandter Schwimmer und Segler, der
jede Gelegenheit wahrnahm, sich úber
Wesen und Wirkungen der Wider-
stánde des Wassers und der Luft zu
unterrichten. Nach Besuch der Real-
und Polytechnischen Schule in Stutt-
gart trat der junge Graf am 21. Ok-
tober 1855 in die Kriegsschule zu
Ludwigsburg ein, von wo er Sep-
tember des Jahres 1858 als Leutnant
in das 8. Infanterie-Regiment kam,
um sich alsbald auf die Universität
Tübingen beurlauben zu lassen. Nach
Beendigung seiner Studien wurde er
zum Ingenieur-Korps nach Ulm ein-
berufen und demnächst zum General-
Quartiermeister - Stab der Württem-
bergischen Armee versetzt. Seine
weitere hervorragende Karriere inter-
essiert hier nicht. Wir sehen, dats
schon durch seine Ausbildung Zeppelin
die nötigen Vorkenntnisse erworben
hat, welche ihn befähigten, sich seiner
grolsen und schwierigen Aufgabe zu
widmen. Die Anregung, ein lenkbares
Luftschiff zu bauen, hatte er im Jahre
1883 durch die Stephan'sche Schrift
„Weltpost und Luftschiffahrt“ be-
kommen. Seine Pläne erregten 1891
ganz gewaltiges Aufsehen. Die Gröfse
seines Ballons verblüffte selbst die
Fachleute derart, dafs ihm überall rund-
weg jeglicher Erfolg abgesprochen
wurde. Nur der berühmte Gelehrte Helmholtz, welcher
in früheren Jahren den Nachweis zu erbringen versucht
hatte, dafs es unmöglich sein würde, mit so grolsen
Körpern, wie es die mit Gas gefüllten Aerostaten sein
würden, die Luft zu besiegen, erklärte nach Kenntnis-
nahme von Zeppelins Entwürfen dieselben für „sehr
beachtenswert“ und „nicht unausführbar“. Leider starb
Helmholtz so früh, dafs er mit seiner Autorität Zeppe-
lin nicht mehr zur Seite stehen konnte. Den jahre-
langen Kampf, den in der Folge Zeppelin gegen Fach-
leute und Behörden durchzufechten hatte, hier zu schildern,
würde zu weit führen. Die Bedeutung des hervor-
ragenden Mannes wird wohl am besten dadurch illustriert,
wenn man erfährt, dafs er zeitweise nach seinen Mifs-
erfolgen nur noch ein halbes Dutzend Menschen zu
seinen Anhängern zählen konnte.
Sein Fahrzeug gehört zu dem sogenannten starren
System. Es sei hier erwähnt, dafs ich die Unterschei-
dung von „starr“, „halbstarr“ und „unstarr“ nicht für
besonders glücklich halte, weil hierdurch das Wesen
der Sache nicht getroften wird. Es ist äufserst wichtig,
dafs man bei Lenkballons die ursprüngliche Form während
der ganzen Fahrt behält. Dies kann man entweder da-
durch erreichen, dafs man einen Ballon aus Metall baut,
wie Schwarz, oder dafs man wie Zeppelin ein Metall-
gerippe konstruiert, welches man mit Stoff überspannt.
In das Innere dieses Gerippes werden dann die ein-
zelnen Gaskörper eingefügt. Dieses System kann man
als „starr“ bezeichnen. Bei dem zweiten System schliefst
eine Ballonhülle aus Stoff direkt das Gas ein. Der durch
Diffusion oder beim Aufsteigen infolge des abnehmen-
den Luftdrucks unbedingt ständig eintretende Gasverlust
wird bei diesen Ballons durch Luftsäcke — Ballonets —
ausgeglichen, in die man mittels eines Ventilators Luft
hineinpumpt. In diesen Luftsäcken mufs stets ein Ueber-
druck herrschen, damit die Hülle beim Fahren durch den
Luftwiderstand nicht eingedrückt werden kann und so
die ursprüngliche Gestalt verloren geht. Dieses System
bezeichnet manzweckmdafsig mit, Ballonet-Luftschiff*.
Der Name halbstarr ist dadurch entstanden, dafs die
Franzosen unter der Ballonhille eine starre Plattform
anbrachten, die einerseits die Stabilität erhöhen und
andererseits eine feste Verbindung der Gondel und der
Hülle möglich machen soll. Der Name „unstarr“ hat
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 744] 241
seinen Ursprung darin, dafs an Ballons solcher Systeme
nur sehr wenig starre Teile vorhanden sind; also zu-
treffend ist dieser Name keineswegs. Die Konkurrenten
Zeppelins behalten aber gern diese Unterscheidung
Abb. 36.
Lenkballon von Wölfert.
Abb. 37.
Lenkballon von Severo.
Abb. 38.
Lenkballon von Roze.
bei, weil sie in der Tatsache, dafs die Ballonet-Luft-
schiffe oder, wie sie es nennen, „halbstarren“ bezw.
„unstarren“ Ballons, sehr bequem und schnell verpackt
werden können, so ungeheure Vorteile erblicken, dafs
242 [No. 744]
sie damit die Ueberlegenheit ihrer Systeme über das
Zeppelin’sche für erwiesen erachten und diesen Vorteilen
gegenüber die Tatsachen, dafs der Zeppelin’sche Ballon
schneller fährt und mehrere Tage länger in der Luft
zu verbleiben vermag, nur sehr gering bewerten. Wir
kommen auf diesen Punkt noch zurück.
Abb. 39.
GN: A $ be KI > 27 da. E
=
L
t
Aluminium-Ballon des Oesterreichers Schwarz.
Das grofse Luftschiff des Grafen Zeppelin enthält im
ganzen etwa 10500 cbm Gas. Die Länge des Flugschiffes
beträgt 126 m, der Durchmesser etwa 11,7 m. Im Innern
befinden sich 16 Gasballons. Das zu hebende Gewicht
beträgt 9000 kg. Unterhalb des 16 kantigen lang-
gestreckten Ballonkörpers befinden sich 2 Gondeln, die
Abb. 40.
ININ
UN
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Gondel des Schwarz’schen Ballons.
je einen Motor von 85 PS enthalten (Abb. 42 u. 43).
Hinten hat der Ballon mehrere horizontale Flächen,
die verhindern sollen, dafs bei der Fahrt der lange
Körper auf- und niederpendelt. Diese Flächen wirken
ähnlich wie die Befiederung eines Pfeiles. Zwischen
ihnen befinden sich die MHlorizontalsteuer, welche
genau den Steuern bei Schiffen entsprechen. Unter
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
|
|
[15. Juni 1908۱
den Stabilisierungsflächen sind an beiden Seiten
des Flugschiffes vorn und hinten je 3 verstellbare
Horizontalflächen angebracht, die zur Höhensteuerung
dienen. Die Wirkung derselben entspricht der Wirkung
eines Drachens. Mit Hilfe dieser Höhensteuer vermag
der Ballon aus seiner Gleichgewichtslage 300 m nach
oben und 300 m nach unten zu gehen, ohne dafs Ballast
geworfen oder Gas ausgelassen werden mufs. Auf
Abb. 4l.
Der Aluminiumballon von Schwarz nach der Landung.
diesen Umstand mufs ich ganz besonders hinweisen.
Es gibt nämlich Leute, die neuerdings diese Tat-
sachen bestreiten. Es sei deshalb erwähnt, dafs die
Regierung bei den Fahrten Zeppelin’s 2 Regierungs-
Kommissare, Korvetten-Kapitän Mischke und Professor
Hergesell, an Bord gehabt hat, welche speziell auf
diese dynamische Wirkung der
Höhensteuer geachtet haben und in
ihrem Bericht ausdrücklich auf die
Wirkung dieser Steuer hinwiesen.
Damit dürfte für objektiv denkende
Leute dieser Fall klargestellt sein,
denn es wird wohl niemand an-
nehmen, dafs zwei hohe Reichsbeamte,
die durch keinerlei materielle Inter-
essen mit der Konstruktion Zeppelin’s
verknüpft sind, auf ihren Diensteid
unrichtige Angaben nehmen. Wenn
auch hier und da jemand versucht,
die Sachkenntnis eines Mannes wie
Hergesell anzuzweifeln, so ist es
nur ein Beweis dafür, dafs sachliche
Gründe fehlen und dafs deswegen
zu dem nicht einwandfreien Mittel
gegriffen wird, das Ansehen anders
denkender Leute herabzusetzen.
Direkt unterhalb des langen
Gerippes befindet sich ein kleiner
Laufsteg, auf dem man in gebückter
Stellung von einer Gondel in die
andere gelangen kann. |
Im Juli 1900 wurde mit den
Versuchen begonnen. Verschiedene
kleine Defekte, welche mit dem
System nichts zu tun haben, waren
die Veranlassung, dafs die ersten
Versuche unglücklich verliefen. Bei
allem Mifslingen konnte man jedoch
feststellen, dafs die Landungen auf
der Wasserfläche des Bodensees sich aufserordentlich
glatt vollzogen, so dafs man schon damals voraus-
sehen konnte, dafs auch Landungen auf dem festen
Boden nicht schlechter verlaufen würden. Ferner konnte
bei den Versuchen festgestellt werden, dafs das Fahr-
zeug 9 m Geschwindigkeit erreicht hatte. Am 17. Januar
1906 wurde der Ballon durch einen, seine Eigen-
[15. Juni 1908]
geschwindigkeit úbertreftenden Wind úber Land ge- |
trieben, woselbst er strandete; obgleich die Motoren
nicht liefen und obgleich der Anker in dem gefrorenen
Boden nicht fafste, hat die Strandung — Landen kann
man es nicht nennen, weil seine Betriebsmittel nicht
in Ordnung waren — sich wider Erwarten günstig
vollzogen. Augenzeugen der Landung haben mir be-
stätigt, dafs bei dieser Landung das Luftschiff nur un-
wesentlich beschädigt worden ist. Wenn jetzt andere
Nachrichten verbreitet werden, und beispielsweise gesagt
wird, der damalige aerostatische Führer, Hauptmann
von Krogh habe erklärt, die Landung sei keine glatte
Abb. 42.
Flugschiff des Grafen Zeppelin.
Abb. 43.
Lenkballon des Grafen Zeppelin (Hinterteil).
gewesen, so kann diese Darstellung der Presse nicht
richtig sein, denn Hauptmann von Krogh hat unter
anderen auch mir seinerzeit persönlich erzählt, die
Landung sei glatt verlaufen. In Friedrichshafen befinden
sich noch eine ganze Reihe von Leuten, welche dies
ebenfalls von dem genannten Herrn gehört haben; anders-
lautende Angaben sind demnach unrichtig. Nach jener
Strandung wurde der Ballon vollkommen demontiert
und im Laufe des Sommers ein völlig neuer Ballon
gebaut. Am 9. Oktober 1906 wurden endlich die Ar-
beiten Zeppelin’s mit dem gröfsten Erfolge gekrönt.
Am 9. Oktober stieg das Luftschiff in die Luft und
fuhr das ganze Ufer des Bodensees ab. Viele Versuche
wurden in der Folge noch unternommen, bei denen
gelegentlich 110 km in 2 Stunden zurückgelegt wurden.
Mit 15 m Eigengeschwindigkeit hat demnach das Zeppelin-
sche System alle anderen Systeme der Welt geschlagen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 744] 243
Einer der kompetentesten Fachleute, der Kommandeur
des preufsischen Luftschiffer-Bataillons, Major Grofs,
äufserte sich dahin, dafs der Ballon eine „prachtvolle
Fahrt“ gemacht habe und sich „ganz sanft“ auf der
Wasserfläche niedergelassen habe. Das Schiff habe sehr
gut „ohne jede stampfende und rollende Bewegung“ in
der Luft gelegen und habe seinen Steuer-Organen ge-
horcht. „Durch diese beiden wohlgelungenen Fahrten“
. so sagt Major Grofs als Augenzeuge . . . „ist er-
wiesen worden, dafs das Schiff, solange es sich in der
Luft befindet, ausgezeichnet stabil und lenkbar ist und
dafs auch seine Geschwindigkeit diejenige aller bisher
erprobten Luftschiffe übertrifft.“
Im September und Oktober 1907 wurden sodann die
Versuche fortgesetzt und am 30. September 1907 blieb
das Fahrzeug über 8 Stunden in der Luft und schritt
nur wegen der hereinbrechenden Dunkelheit zur Landung.
Abb. 44,
Lenkballon von Santos Dumont.
Abb. 45.
Lenkballon von Santos Dumont.
Die an Bord befindlichen Regierungs-Kommissare be-
stätigten, dafs das Luftschiff noch soviel Benzin an
Bord gehabt habe, dafs es seine Fahrt um die gleiche
Zeit hätte ausdehnen können. Es ist damit bewiesen,
dafs dieser Ballon die längste Fahrtdauer zu erzielen
vermag.
Auch in Frankreich hat man inzwischen grofse Er-
folge erreicht, die allerdings noch nicht an die Zeppelin-
schen herankommen können. Die gröfsten Verdienste
um die Entwickelung der Lufischiftahrt in diesem Lande
hat zweifellos der Brasilianer Santos Dumont, der
eine ganze Reihe von Luftschiften im Laufe der Jahre
konstruiert hat (Abb. 44 u. 45). Seine Ballons sind
sämtlich Ballonet-Luftschiffe, und er hat den Parisern
gezeigt, dafs ein Lenkballon ein ausgezeichnetes Sports-
fahrzeug ist. Mit seinem 9. Ballon setzte er alles in
Erstaunen. Er ist mit demselben auf der Rennbahn
in Longchamps erschienen, hat gewettet, sich die Rennen
angesehen und ist wieder aufgestiegen. Bei einer anderen
Fahrt ist er mit dem kleinen Fahrzeug auf dem Trottoir
vor seiner Wohnung gelandet, hat eine halbe Stunde
244 [No. 744]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
115. Juni 1908]
gefrühstückt und ist dann weiter gefahren. Bei einer
Truppenrevue durch den Präsidenten der Republik
Loubet erschien Santos Dumont, hielt gegenüber den
Tribünen und salutierte durch einige Detonationen seines
Motors. Natürlich blieben auch Unglücksfälle nicht aus,
bei denen er aber stets gut weggekommen ist. Landungen
Abb. 46.
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Lenkballon von Lebaudy 1903.
Abb, 41.
Plattform und Gondel des Ballons der Gebrüder Lebaudy.
auf Bäumen, im Wasser und auf Häusern wechselten
in bunter Folge. Einmal mufsten ihn die Pariser Pompiers
aus dem Lichtschacht hoher Häuser am Trocadero her-
ausholen und ein anderes mal wurde er durch ein Boot
aus dem Mittelländischen Meer gerettet, als er in Monaco
einen Aufstieg unternommen hatte. Dafs die Fahrten
von Santos Dumont so allgemein bekannt geworden
ah. EL
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| sind und dafs sich nunmehr in weitesten Kreisen die
' Ansicht durchringt, dafs das Problem, ein lenkbares
Luftschiff zu bauen, keine Utopie mehr sei, ist nicht
zum wenigsten das Verdienst der Presse gewesen, welche
haarklein alle Einzelheiten der zum Teil doch nur
geringen Erfolge von Santos Dumont in die Oeffentlich-
keit gebracht hat.
Auch die Gebrüder Lebaudy
sind hierdurch angeregt, sich mit
dem Bau von Lenkballons zu be-
fassen. Sie beauftragten einen
genialen Ingenieur, namens Julliot,
die nötigen Vorarbeiten zu machen
und den Bau eines Ballons zu be-
ginnen. Schon am 18. November
1902 wurden die ersten erfolg-
reichen Versuche unternommen.
Der Ballon (Abb. 46 u. 47) bewies
in einer grofsen Reihe von Fahrten
seineKriegsbrauchbarkeit und wurde
nach seiner 79. Fahrt am 7. Januar
1906 von seinem Besitzer der
französischen Regierung geschenkt.
Besonders bemerkenswert ist, dafs
Julliot zum ersten Male nicht fran-
zösischen, sondern deutschen Stoff
verwendet hat, der aus der Kon-
tinental Kautschuk- und Guttapercha-
Kompagnie in Hannover stammte.
Es ist das diagonal gelegter Baum-
wollenstoff, der in der Mitte eine
Gummischicht enthält. Die Fran-
zosen haben meist noch die innere
Seite dieses Stoffes gummiert, weil
sie namentlich früher fast nur
Wasserstoffgas verwendet haben,
das aus Schwefelsäure und Eisen
gefertigt wurde. Bei der Füllung eines Aerostaten
mit solchem Gase kommen leicht Bestandteile mit in
den Ballon, welche den Stoff stark angreifen.
| Am 6. Februar 1906 bestellte dann das französische
© Kriegsministerium die Patrie (Abb. 48), welche am
30. November 1907 in der Nähe ihrer Heimatsstation
EE ور
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Abb. 48.
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Lenkballon ,,Patrie'* der Gebrüder Lebaudy.
Verdun nach Absolvierung der 43. Fahrt durch den
Sturm den haltenden Mannschaften entrissen wurde
und im Atlantischen Ozean untergegangen ist.
| Bemerkenswert an dem Fahrzeug ist die Tatsache,
| dafs sein Kubikinhalt andauernd vergröfsert wurde.
Die ursprüngliche Konstruktion von 2660 cbm Raum-
inhalt wurde nach 18 Fahrten auf 2960 cbm vergröfsert.
Das Volumen der Patrie betrug von vornherein
3150 cbm und wurde August 1907 durch Einsetzen
einer Bahn um 3—400 cbm vergröfsert. Die Länge
des Ballons betrug etwas über 60 m, der Durchmesser
[15. Juni 1908]
etwa 10,30 m. Die äufsere Form wurde durch einen
650 cbm grofsen Luftsack gewährleistet. Die Gondel
besafs einen Panhard-Levassor-Motor von 70 PS. Zwei
Schrauben befanden sich rechts und links von der
Gondel. Unterhalb der Gondel befand sich die schon
erwähnte Plattform aus einem Metallgerippe, welches
mit Stoff überzogen war. Am hintersten Teil der Gas-
hülle war in Form eines Kreuzes eine horizontale und
eine vertikale Fläche angebracht, welche die Stabilität
erhöhen sollten.
Solche Stabilisierungsflächen haben eine beachtungs-
werte Geschichte. Der berühmte Konstrukteur Renard
hatte festgestellt, dals man bei mit Gas gefüllten Ballons
ein gewisses Verhältnis der Länge zum gleichen Quer-
schnitt nicht überschreiten dürfe, wenn man nicht
Kippen des Fahrzeuges herbeiführen wolle. Dieses
Verhältnis beträgt etwa 6 zu 1: auch schon bei diesen
Zahlen wurde es für erforderlich erachtet, Flächen an-
zubringen,
die ein ruhigeres Fahren des Ballons
Abb. 49.*)
Die „Ville de Paris‘‘ des Herrn Deutsch de la Meurthe.
ermöglichen sollen. Auch in Deutschland ist man der-
selben Ansicht gewesen.**) Graf Zeppelin ist jedoch der
erste gewesen, der erkannt hat, dafs die Angaben
Renards nur unter gewissen Verhältnissen zutreffend
sind. Er hat ein Fahrzeug in einem Streckungs-
verhältnis von 10 zu I gebaut und damit alle Ansichten
über den Haufen geworfen. Er ist seinerzeit viel
angegriffen worden, dafs er nicht nach den Angaben
Renards gehandelt hat, doch der Erfolg ist, wie bei
Zeppelin, bisher stets bei allen Angriffen auf Einzelheiten
seines Systems auf seiner Seite geblieben; sein weit-
schauender Blick und sein technisches Können haben
alle anderen Konstrukteure und Erfinder bislang in den
Schatten gestellt.
Aufserdem waren noch horizontale Steuer vor-
handen, welche durch dynamische Wirkungen Steigen
und Fallen des Ballons ohne Ballastausgabe und ohne
Ventilziehen ermöglichten. Die Seitensteuer waren
wie üblich durch vertikale Flächen hergestellt. Das
Lebaudy’sche Fahrzeug hat etwa 11,5—12 m Eigen-
geschwindigkeit erreicht. Sein Benzinvorrat befähigte es,
10 Stunden in der Luft zu bleiben, welche Höchstleistung
aber bei keiner seiner Fahrten erreicht worden ist.
*) Mit Genehmigung der Redaktion der Zeitschrift „Die Woche“.
**) Siehe das Buch „Die Entwicklung der Motor-Luftschiftahrt
im 20. Jahrhundert“ von Major Grofs,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Converse)
SAL eoRN\h LG
[No. 744] 245
Nach dem Verlust der Patrie wurde von einem andern
Erfinder, Deutsch de la Meurthe, der Ballon „Ville
de Paris“ (Abb. 49) dem französischen Kriegsministerium
zur Verfügung gestellt. Seine Geschwindigkeit ist etwas
geringer als die des Lebaudy'schen Fahrzeuges. Der
Ballon zeigt eine ganz eigenartige Gestalt, da die Be-
fiederung nach den Plänen des bekannten Konstrukteurs
Renard — Bruder des Erbauers der „La France“ —
durch 8 kreuzförmig unter dem hinteren Teil angeordnete
zylinderförmige Körper erfolgt. Diese Zylinder wurden
mit Wasserstoffgas gefüllt, damit das Gewicht des Stoffes
aufgewogen wurde. Auch dieser Ballon ist von seiner
Abb. 50.
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Lenkballon des Amerikaners Beachy.
Abb. 3
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Lenkballon des Amerikaners Baldwin.
Halle in Sartrouville nach seinem Heimatshafen Verdun
auf dem Luftwege geflogen und hat seine Brauchbarkeit
in hervorragendem Malse bewiesen.
In Amerika hat man erst jetzt begonnen, sich mit
dem Bau von grofsen Ballons zu befassen. Kleinere
für Spörtszwecke geeignete Luftschiffe sind allerdings
schon seit mehreren Jahren konstruiert und in zahl-
reichen Flügen ausprobiert worden. Es ist sehr be-
merkenswert, dafs bereits am 23. Oktober 1907 ge-
legentlich des Gordon-Bennett-Wettfliegens der Lüfte
auch eine Wettfahrt mit Lenkbalions stattgefunden hat,
zu der sechs Fahrzeuge erschienen waren. Diese Wett-
fahrt ist vorzüglich verlaufen, und es ist besonders an-
erkennenswert, dafs die kleinen Ballons, die nur einen
Inhalt von etwa 150 cbm hatten, doch Eigengeschwindig-
keiten bis zu 8,5 m pro Sekunke erreicht haben. Die
Fahrzeuge haben den Vorteil, dafs sie auch von Privat-
leuten ohne Aufwand von erheblichen Mitteln gehalten
246 [No. 744]
werden können; sie sind sehr geeignet, den Luftsport
weiter auszubreiten und namentlich auch die aero-
nautische Industrie in die Höhe zu bringen. Besonders
gut funktionierten die Systeme der Luftschiffer Beach y
(Abb. 50), Baldwin (Abb. 51) und Dallas (Abb. 52).
Abb. 52.
Lenkballon des Amerikaners Dallas.
Abb. 59.
Wee =
Lenkballon-Wettfahrt in St. Louis 22. Oktober 1907.
Abb. 54.
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E
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ES
A
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E AA =
Lenkballon der Motorluftschiff-Studiengesellschaft
(Major von Parseval).
Wir werden voraussichtlich bald
kommen.
Wir müssen nun nach Deutschland zurückkehren.
Hier haben im Jahre 1907 die Fahrten zweier Lenk-
in Deutschland
verschiedene amerikanische Lenkballons zu sehen be-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Juni 1908]
bailons grofses Aufsehen hervorgeruten und die Luft-
schiffahrt in ganz Deutschland populär gemacht.
Namentlich war es das Militár-Luftschift, welches durch
seine brillanten Evolutionen über dem Häusermeer von
Berlin seine Lenkbarkeit einem begeisterten Publikum
ad oculos demonstrierte. Ueber die Konstruktion des
Militär-Luftschiffes kann ich begreiflicherweise nichts
näheres mitteilen. Nur soviel soll gesagt sein, dafs
dieser Ballonetballon dadurch überrascht hat, dafs er
unmittelbar nach Vollendung ganz hervorragende Fahrten
zugelassen hat und die vollste Zufriedenheit der Militär-
Verwaltung gefunden hat.
Das andere in Berlin stationierte Fahrzeug ist von
dem ehemaligen bayerischen Major von Parseval kon-
struiert (Abb. 54), der schon vorher rühmlichst bekannt
war durch den Drachen-Fesselballon, welchen er zu-
sammen mit dem bei einer Landung verunglückten
Luftschiffer Hauptmann von Sigsfeld gebaut hat. Dieses
Luftschiff ist von einer Aktiengesellschaft angekauft und
hat sich in hervorragendem Mafse bewährt. In seiner
ursprünglichen Form zeigt es einen langen Zylinder,
der vorn in eine Halbkugel, hinten in einen eiförmigen
Körper übergeht. Seine Länge beträgt etwa 50 m, der
Luftinhalt war ursprünglich 2500 cbm, ist aber bei der
neuesten Konstruktion erheblich vergröfsert worden.
Der Gaskörper birgt zwei Luftsácke, den einen vorn,
den anderen hinten. Hierdurch kann man entweder
das Vorderteil oder das Hinterteil schwerer machen
und dadurch ein Sinken der Spitze oder des Hinterteils
herbeiführen. Durch Drachenwirkung vermag man als-
dann einige hundert Meter zu fallen oder zu steigen,
ohne Gas auszulassen oder Ballast werfen zu müssen.
Dieselbe Wirkung kann man ja auch durch Höhen-
steuerung erzielen. Auch dieses Luftschiff hat zahl-
reiche erfolgreiche Fahrten ausgeführt und die durch
das Kriegsministerium für einen Lenkballon aufzu-
stellenden Bedingungen vollkommen erfüllt.
Ganz besonders ist hervorzuheben, dafs dieser
Ballon sich sehr schnell und leicht verpacken und auf
Wagen forttransportieren läfst. Somit ist er in hervor-
ragendem Mafse geeignet, bei der Feldarmee eingeführt
zu werden, da er in wenigen Stunden wieder zum Auf-
stieg bereit sein kann. Es werden deswegen in nächster
Zeit weitere Fahrzeuge nach diesem System erbaut
werden.
Zum Schlufs möchten Sie gewifs wohl noch meine
Ansicht hören, welchem System von Lenkballons, starren
Fahrzeugen oder Ballonet-Luftschiffen ich den Vorzug
gebe und welche Zukunft ich den Flugmaschinen voraus-
sagen will. Was nun eine Meinungsäufserung zu der
ersten Frage anbetrifft, so mufs ich gestehen, dafs es
neuerdings auch für einen gänzlich Unabhängigen ge-
fährlich geworden ist, frei seine Meinung zu äulsern, da
natürlich jeder Konstrukteur am liebsten möchte, dafs man
sein System in den Himmel hebt und die anderen nach
Möglichkeit herabsetzt. Neuerdings wird es sogar von
einzelnen Konkurrenten, welche materiell mit der einen
oder anderen Luftschiff-Konstruktion zusammenhängen,
versucht, diejenigen, welche eine andere Konstruktion als
die ıhrige für besser halten, in ihren persönlichen Fähig-
keiten herabzusetzen. Ich mufs deswegen darauf hin-
weisen, dafs man bei verschiedenen Meinungsäufserungen
in der Presse doch auch die Stellung der betreffenden
Herren berücksichtigen mufs. Es ist wohl klar, dafs
ein Beteiligter nie so objektiv urteilen wird wie ein
Unbeteiligter. Wer könnte es ferner dem Angestellten
einer Firma verdenken, wenn er die Unternehmungen
seiner Gesellschaft, bei welcher er in Brot und Lchn
steht, nicht aufs äufserste lobt. Ich will aber doch als
gänzlich unabhängiger Mann frei meine Meinung äufsern;
ich betone, dafs ich weder Angestellter des Grafen
Zeppelin noch der Motor-Luftschiff-Studiengesellschaft
in Berlin bin, noch dafs ich irgendwie von der Militär-
Verwaltung abhängig wäre; auch bin ich bei keinem
Unternehmen irgendwie pekuniär beteiligt. Aus diesen
Gründen kann ich für mich Objektivität des Urteils in
Anspruch nehmen. Sodann möchte ich von vornherein
folgendes sagen: Wir Deutschen können stolz darauf
sein, dafs wir Luftschiffe der beiden bestehenden Systeme
ausgebaut und mit ihnen hervorragende Erfolge erzielt
[15. Juni 1908]
haben. Unsere Ballonet-Luftschiffe haben eine 6
Zukunft, aber eine noch gröfsere Zukunft hat das Luft-
schiff des Grafen Zeppelin. Ebenso wie kleine Flufs-
dampfer nie aufhören werden zu existieren, ebenso
wird man aber auch die grofsen Ozean-Dampfer stets
beibehalten. Letztere haben natürlich gröfsere Leistungs-
fähigkeit als die kleinen Dampfer. Ebenso verhält es
sich bei den Lenkballons. Das Zeppelin’sche Luftschiff
übertrifft alle anderen Konstruktionen um einErhebliches.
Zunächst besitzt es weit gröfsere Betriebssicherheit als
die kleinen Ballons. Durch sein starres Gerüst wird die
äufsere Form auch dann gewährleistet, wenn die im
Innern befindlichen Gasballons einen erheblichen Gas-
verlust erlitten haben. Bei den Ballonet-Luftschiften
ist es unmöglich, nacn einer Hochfahrt oder bei einer
längeren Fahrt die äufsere Form noch zu erhalten, weil
schliefslich der Gasverlust nicht mehr durch den Inhalt
der Luftsäcke ausgeglichen werden kann. Aufserdem
können Defekte an den zu den Ballonetts führenden
Schläuchen bezw. an den Ventilatoren, die ihnen die
Luft zuführen müssen, Unglücksfälle herbeiführen, wie
es auch in Frankreich bereits mehrfach vorgekommen
ist. Ein weiterer Vorteil der Konstruktion von Zeppelin
besteht darin, dafs er zwei von einander unabhängige
Triebwerke, Motoren und Schrauben besitzt. Es ist
nicht anzunehmen, dafs bei ıhm beide Motoren gleich-
zeitig versagen, vor allen Dingen deswegen nicht, weil
er bei längeren Fahrten abwechselnd einen Motor ab-
stoppen und nachsehen lassen will. Ferner befähigt
ihn die Gröfse seines Fahrzeuges, auf eine zwei- bis
dreifache Ablösung der Bedienungs-Mannschaften Be-
dacht zu nehmen. Bei seiner Konstruktion wird sogar
ein kleiner Schlafraum eingerichtet, in welchem die
Ablösungen der Ruhe pflegen können. Weiter wird
bei einer Neukonstruktion ein Schacht eingebaut, durch
den man oben auf das Luftschiff hinaufsteigen kann.
Es ist dies besonders wichtig, wenn man bei Nacht-
fahrten oder über den Wolken den Ort des Ballons
durch astronomische Messungen feststellen will. Der
Ballonkörper verdeckt anderenfalls einen grofsen Teil
des Himmels. Wenn auch das Zeppelin’sche Luftschiff
alle anderen Systeme an Geschwindigkeit übertroffen
hat, so ist jedoch das Schwergewicht darin zu sehen,
dafs es soviel Betriebsmaterial mitzuführen vermag,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 744] 247
dafs es mehrere Tage in der Luft bleiben kann. Hier-
durch wird sein Aktionsradius ganz erheblich vergröfsert.
Ein fernerer Vorteil liegt darin, dafs der Zeppelin’sche
Ballon stets auf dem Wasser zu landen vermag, was
die anderen Ballons nicht können. Zum Vorwurfe wird
ihm gemacht, dafs er nicht auf dem Lande landen könne,
was jedoch Graf Zeppelin in der kommenden Zeit noch
zu beweisen gedenkt. Ferner läfst sich das Zeppelin’sche
Fahrzeug infolge seines starren Gerippes weit fester
im Freien verankern als die schlaffen Ballonhüllen der
Ballonet-Luftschifte.
Was nun die Zukunft der aerodynamischen Luft-
schiffe anbelangt, so kann man da nur sagen, dafs kein
Grund vorliegt, an der weiteren Entwickelung zu
zweifeln. Auch diese werden voraussichtlich in einer
Reihe von Jahren brauchbare Erfolge aufzuweisen haben,
und auch ihre praktische Verwertbarkeit wird nicht
mehr fern sein. (Lebhafter Beifall.)
Der Vorsitzende: Der Beifall der Versammlung zeigt
wohl dem Herrn Vortragenden, mit wie grofsem Interesse
allerseits seinen aufserordentlich inhaltsvollen Vor-
führungen gefolgt worden ist; ich erlaube mir auch
meinerseits Herrn Hauptmann Hildebrandt den Dank
des Vereins auszusprechen. |
Eine Diskussion schlofs sich an den fesselnden,
durch viele Lichtbilder unterstützten Vortrag nicht an.
Als ordentliche Mitglieder wurden auf Grund der
Abstimmung in den Verein aufgenommen die Herren:
Kgl. Regierungs- und Baurat Otto Berthold, Halle a. S.,
Kgl. Eisenbahnbauinspektor August Diedrich, Königs-
berg i. Pr., Regierungsbauführer Rudolf Esch, Char-
lottenburg, Regierungsbaumeister a. D. Walter Hönsch,
Breslau, RegierungsbaumeisterHansNordmann, Berlin,
Direktor Carl Pfudel, Charlottenburg, Diplom-Ingenieur
und Regierungsbauführer Walther Saufse, Danzig,
Kgl. Eisenbahnbauinspektor Erwin Schwarzer,
Opladen, Diplom-Ingenieur, Kgl. Regierungsbauführer
Paul Türck, Eberswalde, Ingenieur Georg Stübner,
Magdeburg, Regierungs- und Baurat Franz Jahnke,
Charlottenburg, Oberingenieur FerdinandDöhne, Berlin.
Der Bericht über die Versammlung am 28. Januar d. J.
wird genehmigt. | SC |
Hierauf schliefst der Vorsitzende die Versammlung.
Das Schiffshebewerk mit Schraubenführung auf schiefer Ebene mit Querneigung
von Fr. Jebens, Ingenieur in Ratzeburg
(Mit 7 Abbildungen)
In den letzten Jahren sind manche Entwürfe von
geneigten Ebenen entstanden, die zur Verbindung von
Kanalhaltungen dienen und auf denen Schiffe von der
einen zur anderen Haltung befördert werden sollen.
Um dem Trog auf der schiefen Ebene Halt zu geben,
wird in vielen Fällen eine Zahnstange angenommen;
der Trog bekommt Zahnräder, die in die Stange ein-
greifen; ein Motor ist vorhanden, der den Trog in
Bewegung setzt, welcher zur Erleichterung der Bewegung
beim Abstieg etwas Mehr-, beim Aufgang etwas Minder-
last bekommt.
Bei der folgenden Erörterung soll auch erst an-
genommen werden, dafs ein Trog an Zahnstangen
geführt wird. Derselbe möge quer auf der Ebene
stehen und es seien zwei Zahnstangen vorhanden. Es
seien Gegengewichte da, welche dem Trog das Gleich-
gewicht halten und auf der Ebene hinauf und hinunter
rollen. Ferner sei eine Trockenkammer da, in welcher
der Trog steht, wenn er in der untersten Stellung,
nämlich am Unterhaupt ist; der Trog soll also nicht in
das Unterwasser tauchen, wie hin und wieder vor-
geschlagen worden ist in Entwürfen für Förderung von
Schiffen auf schiefen Ebenen*). Wir setzen die Länge
°) Ausführliche Beschreibungen von Entwürfen zu geneigten
Ebenen befinden sich in folgenden Werken: Riedler, Neuere Schiffs-
Hebewerke; Oesterreichische Wochenschrift für den öffentlichen
des Troges = 68 m, die Breite = 8,8 m, Tiefe des
Trogwassers = 2,4 m, Neigung der Ebene = 1: 6, das
Eigengewicht des Troges = 664 Tonnen. Dasjenige
vom Wasser ist = 68.8,8.2,4 = (rund) 1436 Tonnen;
folglich sind die Gegengewichte 664 + 1436 = 2100
Tonnen schwer.
Es soll nun ein sehr ungünstiges Ereignis an-
genommen werden, nämlich dafs der Trog sein Wasser
verliert, dafs dies abfliefst. Trotz aller Vorsicht ist
Leerlaufen des Troges schon einmal vorgekommen bei
den senkrechten Hebewerken bei les Fontinettes und
Henrichenburg. Bei jedem Schiffshebewerk hat der
Trog an den Enden Tore zum Einfahren der Schiffe,
und wenn ein Tor nicht ganz geschlossen worden war,
als der Trog seine Stellung an einem der Häupter
verliefs, so fliefst das Wasser fort. Dies kann auch
dadurch erfolgen, dafs ein Tor beschädigt wurde und
ein Loch bekam, indem ein Schiff dagegen stiefs. Beim
oben angenommenen Trog ist die Wasserlast — 1436 t,
die Neigung der Ebene = 1:6. Mithin ist die Kraft,
welche die Gegengewichte auf den geleerten Trog aus-
üben = zn — (rund) 239 t. Die Zahnstangen haben
dieser Kraft Widerstand zu leisten, damit der Trog
Baudienst, Heft 49 vom Jahre 1904; Deutsche Bauzeitung, No. 30,
31, 32 und 40 vom Jahre 1905.
248 (No. 744]
nicht emporgeschnellt wird. Vorausgesetzt ist, dafs der
Trog im Ruhezustand war, als Leerlaufen eintrat.
Nun mag angenommen werden, dafs der Trog
bereits auf der Bergfahrt ist; die sekundliche Ge-
schwindigkeit sei = 0,8 m. Nach dem Leerlaufen ist
das Gewicht der auf der Ebene laufenden Massen
= 2100 + 664 = 2764 t; auf diese wirken die Gegen-
gewichte mit einer Kraft von 239 t. Da es hier auf
genaue Berechnung nicht ankommt, möge die Be-
schleunigung der Schwere rund = 10 m gesetzt werden.
GE — 0,86 m.
2164
Um den entlasteten Trog wieder zum Stillstand zu
bringen, wird man natürlich schleunigst die Bremsen in
Wirkung setzen; darüber vergeht in manchen Fällen
aber doch etwas Zeit, wenn auch sehr wenig; auch
wirken die Bremsen oft nicht sofort mit voller Kraft.
Wir wollen annehmen, dafs die Beschleunigung von
0,86 m während 5 Sekunden vorhanden ist. Da schon
zu Anfang der Bewegung die Geschwindigkeit — 0,8 m
war, so folgt diejenige, die am Ende der 5 Sekunden
stattfindet, zu 0,8 + 0,86. 5 = 5,1 m, und dann ist die
2164 5,1?
0 2 = (rund)
Wir haben also die der Massen =
lebendige Kraft der Massen = -
3595 Metertonnen.
Durch das Bremsen entsteht in den Zahnstangen
eine Kraft, denn die Bremsung geschieht vermittelst der
in diese Stangen eingreifenden Zahnrader. Wir wollen
annehmen, dafs der Trog durch das starke Bremsen auf
einer Strecke von 12 m zum Stillstehen kommt, und
die Kraft berechnen, die dabei in den Stangen erzeugt
9
سس — (rund) 300 t.
des Uebergewichtes der Gegengewichte haben die
Stangen schon 239 t auszuhalten; demnach ist die ganze
auf dieselben wirkende Kraft = 539. Das ist also mehr
als doppelt so viel wie das, was die Stangen zu leisten
haben, wenn Leerlaufen des Troges geschieht, während
sich die Massen im Zustand der Ruhe befinden. |
Die obiger Berechnung zu Grunde gelegten An-
nahmen sind freilich so ungünstig wie möglich. Der
Trog läuft nicht ganz plötzlich leer und es mag auch
Mittel geben, durch die selbsttätig schnelles Bremsen
bewirkt wird, wenn ein Teil vom Trogwasser verloren
gegangen ist. Gewils zeigt aber diese Berechnung, dafs
es nicht genügt, die Zahnstangen nur so stark zu
machen, dafs sie die Kraft aushalten können, die beim
Leerlaufen entsteht, während der Trog in Ruhe ist.
Die Stangen müssen für eine noch gröfsere Kraft hin-
reichen. Es sind nämlich noch andere Fälle möglich,
welche mächtige Wirkung auf die Stangen hervorbringen.
Wenn der Trog an der unteren Haltung steht, so
befindet er sich in einer Trockenkammer. Dieselbe
liegt tiefer als das Ilaltungswasser, und ein Hubtor
sperrt dieses Wasser ab von der Kammer. Jedes Mal,
wenn ein Schiff ein- oder ausfährt, wird dies Tor
gehoben. Da ist es denn wohl möglich, dafs das Tor
nicht ganz geschlossen war, als der wasserdichte
Anschluís des Troges an das Haupt nicht vorhanden
war; dann ist der Spalt zwischen Trog und Haupt offen
und das Haltungswasser fliefst in die Kammer. Es
kann auch vorkommen, dafs ein im Unterwasser befind-
liches Schiff gegen das Tor fährt und ein Loch in die
Blechhaut desselben stöfst, oder gar das ganze Tor aus
seiner Führung drückt; dann wird das Haltungswasser
in die Kammer strömen. Wenn sich nun der Trog in
derselben befindet und die Kammer voll läuft, so wirkt
der Auftrieb auf ersteren. Dann müssen die Zahn-
stangen eine Kraft aushalten, die noch gröfser ist als
die, welche beim Leerlaufen des Troges entsteht.
Bei einer schiefen Ebene, die zur Förderung
gröfserer Schiffe dient, haben der Trog und seine
Gegengewichte zusammen ein Gewicht, das ungefähr so
grofs ist wie das von hundert Lokomotiven. Diese
ungeheuren Massen rollen auf stark geneigter Ebene.
Aufhebung des Gleichgewichtes und beschleunigt schnelle
Bewegung der Massen kann durch manche Umstände
lötzlich eintreten. Solche sind: Leerlaufen des Troges,
eberschwemmung der Trockenkammer, zu grofse Be-
wird. Dieselbe ist = Wegen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Juni 1908]
lastung des Troges mit Haltungswasser, zu geringe
Belastung, starker Sturm, der auf die lange Seitenwand
drückt. Auch beim Bremsen entstehen dadurch Kräfte
auf den Trog, dafs die Wassermasse an der einen
Trogwand emporsteigt. Die auf diese Weise auftretenden
Kräfte sind nicht unbedeutend; eine Berechnung der-
selben befindet sich in Glasers Annalen vom Jahre 1904,
Seite 235.
Es sei angenommen, dafs ein Trog auf quergeneigter
Ebene mit einer Geschwindigkeit von 0,8 m zu Tal
geht. Als dersclbe nicht mehr weit von der untersten
Stellung ist, möge die Geschwindigkeit eine beschleunigte
werden, etwa dadurch, dafs plötzlich auftretender Sturm
auf die oben stehenden Gegengewichte wirkt, oder
dadurch, dafs ein Gegengewichts-Seil reifst; es sei ver-
sáumt, den Trog zu bremsen und dersclbe gelange unten
an mit einer Geschwindigkeit von 3,5 m. Dort mögen
sich hydraulische Puffer zur Verminderung von Stöfsen
befinden. Was wird nun geschehen? Das Trogwasser
behält seine Geschwindigkeit, obgleich Puffer vorhanden
sind; es steigt empor an der vorderen Trogwand und
stellt sich schräge. Wie grofs die Schrägstellung ist,
läfst sich berechnen, wenn angenommen wird, dafs der
Stillstand des Troges ganz plötzlich geschieht und dafs
die Oberfläche des Trogwassers immer eine Ebene
bildet. In Glasers Annalen vom Jahre 1904, Bd.55, ist
auf Seite 237 eine Formel angegeben; dieselbe lautet
h=1,1.v. Darin ist v die Troggeschwindigkeit, die
vor der plötzlichen Hemmung stattfand und A der bei
der gröfsten Schrägstellung vorhandene Höhenunter-
schied vom höchsten und niedrigsten Spiegelpunkt. —
Für den vorliegenden Fall haben wir zu setzen v = 3,9 m;
demnach ergibt sich A = 3,5 . 1,7 = (rund) 6 m. Der
Spiegel würde sich also an der Vorderwand um 3 m
über seine ursprüngliche horizontale Lage erheben und
hinten um ebensoviel senken, vorausgesetzt, dafs die
Trogwand vorne hoch genug wäre und hinten der
Trogboden tief genug läge, und vorausgesetzt, dafs die
Hemmung des Troges plötzlich geschieht. Ein plötz-
licher Stillstand ist wegen der hydraulischen Pufter
freilich ausgeschlossen; deshalb wird die gewaltige
Wassermasse aber doch nach vorne strömen, sich hoch
über den Trogrand erheben und zum Teil iiberfliefsen ;
auch würde ein im Trog befördertes Schiff (namentlich
wenn es leer oder wenig beladen ist) herausgeschleudert
werden. In jedem Fall erfährt der Trog eine bedeutende
Entlastung; die Gegengewichte bekommen grofses
Ucbergewicht und schnellen den Trog nach oben, wenn
er nicht schleunigst gebremst wird. Es können also
recht gefährliche Zustände eintreten bei unvorsichtiger
Handhabung, beim Versagen und Bruch von Bremsen,
und bei anderen -unerwarteten Zufällen. Die Gefahr
liegt namentlich darin, dafs der Inhalt des Troges ein
flüssiger ist. Starkes, plötzliches Bremsen kann auch
die Folge haben, dafs Wasser über die Wand flieist
und der Trog entlastet wird.
Bei der Wahl der Sicherheits-Vorrichtungen kommt
es natürlich sehr darauf an, wie grofs die Neigung der
Ebene ist. Handelt es sich um eine Längsebene mit
einer Neigung von 1:25 oder 1:20, wie solche mehrfach
vorkommt bei den Entwürfen, die zum Wettbewerb für
das Probehebewerk im Donau-Oder-Kanal gemacht
wurden, dann dürfte gewifs durch Zahnstangen Sicherheit
zu erreichen sein.
Die Neigung ist bei Querebenen gröfser. Da wird
volle Sicherung schwer zu erlangen sein durch derartige
Vorrichtung, namentlich bei steilen Ebenen.
Bekanntlich hat das Henrichenburger Schiffshebe-
werk eine Schraubenführung. Dieselbe hat sich dort
bewährt. Der Gedanke liegt nahe, solche Führung an-
zulegen bei Trógen auf stark geneigter Fläche.
Beim Henrichenburger Werk haben die Schrauben
Selbsthemmung*). Der Trog kann von selbst, etwa
durch Ueberlast oder durch die beim Leerlaufen ent-
stehende Entlastung nicht in Bewegung geraten. Um
ihn zu senken oder zu heben, müssen die Schrauben
°) Fine ausführliche Beschreibung dieses Werkes befindet sich
in der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure vom Jahre 1899,
Seite 941 — 972.
[15. Juni 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 744] 249
gedreht werden; dies geschieht durch einen Motor. Zur
vollen Sicherheit ıst Selbsthemmung wichtigste Be-
dingung.
Dieselbe wird auch verlangt werden müssen von
der Schraubenführung eines auf schiefer Ebene beweg-
lichen Troges. Daraus folgt, dafs die Geschwindigkeit
solches Troges nur gering, etwa = !ı m sein darf,
denn bei schnellerer Bewegung würden in den Schrauben
und Muttern starke Spannungen entstehen, wenn der
Trog wegen irgend einer Ursache plötzlich zum Stehen
kommt.
Es ergibt sich ferner, dafs die Neigung der Ebene
grofs sein mufs, denn geringe Neigung würde erhebliche
Lange und wegen der langsamen Trogbewegung zu
grofse Dauer der Fahrt zur Folge haben.
Nehmen wir nun einmal eine Querebene mit
Schraubenführung an, die Selbsthemmung hat, so findet
sich folgendes: Die mächtigen Massen auf der Ebene
sind fortwährend gehemmt, seien sie in Ruhe oder
Bewegung. Aufstieg oder Niedergang des Troges wird
erst dadurch zugelassen, dafs ein Motor die Schrauben
in Drehung versetzt. Bei allen möglichen Störungen
des Gleichgewichtes, wie solche oben in Betracht gezogen
wurden, bei Ueber- oder Minderlast, bei Orkan, beim
Leerlaufen des Troges, Ueberschwemmung der Trocken-
kammer, Lösung von Gegengewichten entsteht niemals
Beschleunigung, der vergröfserte Druck und die ver-
mehrte Reibung an den Gewinden und Muttern hat das
Gegenteil, nämlich Verzögerung und Stillstehen der
Massen zur Folge. Wegen der kleinen Geschwindigkeit
dürften auch die beim Betrieb geneigter Ebenen be-
fürchteten Schrägstellungen und Schwingungen des
Trogwassers ganz oder nahezu ausgeschlossen sein.
Die Schraubenführung lälst sich auf verschiedene
Art einrichten. Am einfachsten ist es, die beiden
Schrauben am Trog anzubringen; ihre Gewinde greifen
ein in die auf der Ebene liegenden Zahnstangen, deren
Zahne als Muttergewinde ausgebildet worden sind. Die
Schrauben bekommen grofsen Durchmesser, von etwa
ein Meter, ebensoviel Länge. Sie werden durch den
auf dem Trog angelegten Motor gleichzeitig gedreht,
und je nachdem dies in einem oder anderem Sinne ge-
schieht, entsteht Ab- oder Aufstieg des Troges, der im
ersten Fall Mehr-, in letztgenanntem Minderlast bekommt.
Zahnstangen und Schraubenführung sind so stark zu
machen, dafs sie die beim Leerlaufen entstehenden
Kräfte aushalten können; der Motor bekommt eine
Bremse.
Die Geschwindigkeit wurde oben zu A Meter an-
genommen. Wir wollen annehmen, dafs der Trog auf
der Talfahrt sei und plötzlich zum Stehen kommt durch
irgend eine Veranlassung. Zahnstangen und Schrauben
haben den Stofs auszuhalten. Das im Trog befindliche
Wasser übt keinen oder doch nur geringen Stofs aus;
die Folge der plötzlichen Hemmung ist vielmehr, dafs
der Spiegel sich schräg stellt und an der einen Trog-
wand emporsteigt*). Auch die Gegengewichte geben
keinen Stofs, denn die plötzliche Hemmung erzeugt
Spannungs-Verminderung in den Seilen, die Trog und
Gewichte verbinden. Es kommt also nur das Eigen-
gewicht des Troges in Betracht beim Stofs und dessen
Gröfse ist abhängig von der lebendigen Kraft der zum
Stillstand gebrachten Masse. Diese ist, wie oben an-
gegeben = 664 t und mithin die lebendige Kraft
2
D (+) = (rund) 2,1 Metertonnen, wenn
wieder die Beschleunigung der Schwere = 10 m gesetzt
wird. Gröfser wird die Spannung in den genannten
Seilen, wenn bei der Bergfahrt des Troges plötzlicher
Ruhe-Zustand entsteht; der Stofs auf dıe Zahnstangen
und Schrauben wird also stärker, als wenn bei der
°) Die Erhebung des Spiegels an der höher benetzten Wand
gegen die ursprüngliche, horizontale Lage ist bei einer Trogwasser-
1 A |
tiefe von 2,4 m und Se Geschwindigkeit = 0,55. y 2,4 . a
= (rund) 0,2 m. Ueber die Entwicklung dieses Ausdrucks befindet
sich Näheres in der Deutschen Bauzeitung 1897, Seite 165 und
Glascrs Annalen 1904, Band 55, Seite 235.
Talfahrt Hemmung eintritt. Die Gewichte waren nach
den obigen Angaben 2100 Tonnen schwer, und ihre
=
lebendige Kraft ist bel EN Meter Geschwindigkeit
2100 1 /1\?
~ 10 2 ٩ 4
= (rund) 6,5 Metertonnen. Da sich die Seile aber etwas
ausdehnen bei der Hemmung, so möge nur die Hälfte
davon angenommen werden. Wir haben dann die bei
der Bergfahrt in Betracht kommende lebendige Kraft
6,5
= 2,1 + 27 — (rund) 5,4 Metertonnen.
Von Interesse dürfte sein, einen Vergleich mit dem
Henrichenburger Hebewerk anzustellen, weil dort auch
Schraubenführung ist. Da der Spiegel im Trog sich
nicht schräg stellt, wenn die Fahrt aufhört, so darf das
Wasser nicht (wie bei der Querebene) unberücksichtigt
bleiben. Alle auf- und niedergehenden Massen (Trog
mit Inhalt, Schwimmer und Traggestänge) haben bei
diesem Werk ein Gewicht von 3100 t; die sekundliche
Geschwindigkeit ist = 0,11 m; die lebendige Kraft
3100 0,11?
10" 2
Dieselbe ist also erheblich gröfser bei der Quer-
ebene; wenn der Trog bergauf fährt, ist sie = 5,4 Meter-
tonnen, also fast drei Mal so grofs wie beim Henrichen-
burger Werk.
Bei ordnungsmäfsigem Betrieb einer Querebene
mit Schraubenführung kann der bei den obigen Er-
mittelungen angenommene plötzliche Stillstand des
Troges nie vorkommen. Die zur Schraubenführung
gehörenden rotierenden Massen haben nämlich be-
deutendes Gewicht und laufen mit erheblicher Ge-
schwindigkeit; die Schrauben werden also nicht plötzlich
zum Stehen kommen und deshalb wird es der von
ihrer Bewegung abhängige Trog ebenfalls nicht. Die
lebendige Kraft der rotierenden Massen ist bedeutend,
ungefähr ebenso grofs wie die vom Trog und den
Gegengewichten, obgleich letztere an Gewicht die erst-
genannten Massen so sehr: übertreffen. Die lebendige
Kraft der sich drehenden Teile kann auch beliebig er-
erhöht werden durch ein Schwungrad auf der Motor-
welle*). Die rotierenden Massen machen die Trog-
bewegung stetig und gleichmälsig.
Es sei angenommen, dafs irgendwo ein Bruch
geschieht, z. B. an der Motorwelle. Dann kommen die
Schrauben sofort zum Stillstand und der Trog drängt
gegen diese, sodafs die Schrauben und Zahnstangen
grofse und gefährliche Spannungen bekommen. Da
jedoch die Wellen und Zahnräder so grofse Stärke
haben, dafs bei ordnungsmäfsigem Betrieb nur geringe
Spannungen in denselben stattfinden, so ist es sehr
unwahrscheinlich, dafs etwas zerbricht.
Bei der Querebene mit Schraubenführung läfst sich
aber eine einfache Vorrichtung anlegen, durch die ge-
fährliche Spannungen in den Zahnstangen verhindert
werden in dem Fall, dafs Wellen oder Räder brechen.
An den Enden der Achsen der Schrauben bringe man
Zylinder aus Blei in der Weise an, dafs die Achsen
eine Linie bilden. Wenn dann die Schrauben plötzlich
zum Stehen kommen, so werden die Zylinder etwas zu-
sammengedrückt, und dadurch wird die Kraft des Stofses
herabgemindert. Es sei angenommen, dafs dieselben
einen Querschnitt von solcher Gröfse haben, dafs jeder
Zylinder eine Kraft von 100 t aushalten kann, bis er
deformiert wird. Der Trog sei beim Aufstieg, als eine
Welle brach. Die lebendige Kraft der Massen, die für
den Stofs in Betracht kommt, ist nach den obigen Er-
mittellungen = 5,4 Metertonnen; demnach die Ver-
= (rund) 1,9 Metertonnen.
kürzung der Blei-Zylinder = — 0,027 m = 2,1 cm.
Die Kraft, die jede Zahnstange beim Stofs aufnehmen
mufs, ist = 100 t. Diese Anstrengungen können die
Stangen bequem aushalten; sie sind nämlich so stark,
dafs sie Leerlaufen des Troges ertragen können, und
*) Eingehende Berechnungen darüber befinden sich in Glasers
Annalen vom Jahre 1905, Band 56, Seite 110.
250 [No. 744]
in diesem Fall wirkt in einer Stange eine Kraft von
mehr als 300 t.
Wie bereits erwähnt, ist es sehr unwahrscheinlich,
dafs Wellen oder Räder brechen, und deshalb dürfte
Abb. 1.
TN
min I
= mm
d Il از d du }
R Q>
UN
A
Abb. 2 und 3.
mt 2
Schnitt nach Y—Y.
es wohl kaum jemals vorkommen bei einer Querebene
mit Schraubenführung, dafs die Schrauben plötzlich still
stehen. Ein so einfaches Mittel, das zur Erhöhung der
Sicherheit dient, wie die genannten Blei-Puffer, wird
dennoch willkommen erscheinen. Es kann nämlich
auch vorkommen, dafs die Schrauben schr schnell zur
Ruhe kommen durch starkes unbeabsichtigtes Bremsen,
ferner dafs der Trog zum stehen kommt, weil sich auf
seiner Bahn ein Hindernis befand. Für alle derartige
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Schnitt nach X—X.
|
[15. Juni 1908]
Fälle sind die Puffer nützlich, denn sie verhindern starke,
unzulässige Spannungen in den Zahnstangen, Schrauben,
Rädern und Wellen.
Jedes Mal, wenn der Trog Mehr- oder Minderlast
hat, wird ein Druck auf die Puffer ausgeübt. Die Gröfse
dieser Lasten ist abhängig von der Neigung der Ebene;
bei starker Neigung, (wie solche hier vorausgesetzt wird)
ist eine Wasserschicht von etwa 15 cm Höhe genügend
als Mehrlast. Das Gewicht derselben ist — 68 . 8,8 . 0,15
— 90 t. Die Neigung der Ebene möge sein —1:25,
dann ist die auf den Trog wirkende Horizontalkraft
(rund) = > = 36t. Auf jeden Puffer kommen 18.
Die Beanspruchung übertrifft also die zulässige nicht,
denn ein Puffer kann bis 100 t aushalten. Bei aufser-
gewöhnlichen Ereignissen (z. B. Leerlaufen) würden
dieselben natürlich ganz zusammengedrückt werden;
solche Ereignisse gehören aber zu den gröfsten Selten-
heiten, und wenn ein Mal die Puffer zerdrückt werden
sollten, so ist es nicht schwer, sie durch neue zu ersetzen.
Wie grofs der Durchmesser der Blei-Zylinder zu
machen ist, das müfste durch Versuche bestimmt werden.
Man könnte dieselben natürlich auch so stark nehmen,
dafs sie erst bei einer Kraft von 150 bis 200 t zerdrückt
werden. Dafs man statt Blei (wie hier bisher an-
genommen) ein anderes geeignetes Metall z. B. Kupfer
für die Puffer verwenden könnte, bedarf wohl kaum
der Erwähnung. —
In den beigefügten Abb. 1—7 ist eine quergeneigte
Ebene dargestellt, auf welcher der Trog durch Schrauben-
führung gehalten wird. Die Hubhöhe ist — 36 Meter.
Schiffshebewerke, die ungefähr diese Höhe überwinden,
sind in den letzten Jahren häufig entworfen. Bei dem
Probehebewerk im Donau-Oder-Kanal, für das die öster-
reichische Regierung vor mehreren Jahren einen Wett-
bewerb ausschrieb, ist der Hub == 35,9 m. Im Grofs-
schiffahrtsweg Berlin—Stettin befindet sich bei Liepe
ein Gefälle von 35,71 m; dort wird neben der anzu-
legenden Schleusentreppe voraussichtlich noch ein Hebe-
werk errichtet. Um einen zur Ausführung geeigneten
Entwurf zu erhalten, war vor etwa zwei Jahren ein
engerer Wettbewerb ausgeschrieben, zu dem auch der
Schreiber dieser Zeilen geladen wurde. Derselbe be-
teiligte sich mit einem Entwurf zu einer Querebene mit
Schraubenführung, welchen eine leistungsfähige Fabrik
herstellte. An mafsgebender Stelle hat man sich aber
schliefslich dazu entschlossen, bei Liepe vorläufig nur
eine Treppe einfacher Schleusen zu bauen, die für den
Anfangsverkehr genügen dürfte. Die Bewerber erhielten
Honorar für ihre Arbeiten.
Die Abb. 1 ist ein Grundrifs
der Querebene mit Schrauben-
führung. Darin bezeichnet O die
obere, U die untere Haltung, 7'ist
der Schleusentrog und G, G...
sind die Gewichtswagen, welche
dem Trog das Gleichgewicht
halten. Wie aus den Querschnitten
Abb. 2 und 3 hervorgeht, sind
2 Ebenen vorhanden, eine für den
Trog, die andre für die Gewichte;
erstere hat die Neigung 1:2,
letztere 1:3. Die Neigung der
Gewichts-Ebene ist deshalb flacher,
weil andernfalls das untere Ende
zu tief zu liegen käme. Natür-
lıch müssen dann die Gewichte
schwerer sein als der Trog; sie
sind ungefähr 11/2 Mal so schwer
zu machen. Die Ebene der-
selben ist konkav gestaltet. Durch diese Gestaltung
wird das Gewicht der Seile, die Trog und Wagen ver-
binden und während der Bewegung bald auf der einen,
bald auf der anderen Ebene liegen, ausgeglichen. Bei
jeder Trogstellung ist auf diese Weise Gleichgewicht
vorhanden. Bekanntlich hat zuerst Flamant diese Art
der Ausgleichung vorgeschlagen.*)
°) Siehe die Schrift: Trogschleusen in senkrechten Hebungen
und auf quergeneigten Ebenen von G. Th. Hoech.
[15. Juni 1908]
Der Trog ruht auf zwei Reihen von Walzen, deren
Lager in Seiten-Gestängen untergebracht sind. Eine
derartige Einrichtung wird Walzenleiter genannt werden.
Jede Leiter wird im Gleichgewicht gehalten durch einen
besonderen Gewichtswagen. In Abb. 1 ist derselbe mit
G, bezeichnet. Wenn der Trog bewegt wird, so legen
die Leitern immer nur den halben Weg von dem des
Troges zurück. Die Walzen laufen auf einer kräftigen
eisernen Bahn, welche wieder auf gemauertem Fundament
ruht*). Natürlich mufs letzteres ganz fest und uner-
schütterlich sein. Deshalb ist das Fundament dort, wo
es im Auftrag liegt, vom gewachsenen Boden an auf-
zumauern. Folglich sind im Auftrage zwei Mauern
nötig. Die beigefügten Quer- und Längenschnitte zeigen
dieselben deutlich.
Neben den Walzenbahnen liegen die Zahnstangen,
welche im Grundrifs, Abb. 1, mit Z bezeichnet sind,
und welche das Muttergewinde für die Schrauben ent-
halten. Letztere befinden sich am Trog und werden
gleichzeitig gedreht durch einen auf diesem stehenden
Motor. Die Schrauben, der Motor und die die Be-
wegung übertragenden Zahnräder und Wellen sind
nicht mit dargestellt in den Abbildungen; die Vorführung
dieser Teile würde zu weit führen. Die Zahnstangen
bestehen aus geschmiedetem Stahl, sind so stark, dafs
sie die beim Leerlaufen des Troges entstehende Kraft
Abb. 4-۰
am unteren Ende verankert.
und
An den Stöfsen sind die Teile der Stangen durch
Seitenlaschen verbunden; die Stangen verschieben sich
bei Temperatur-Aenderungen auf ihren Unterlagen. Wie
grofs die Neigung des Gewindes der Schrauben zu
machen ist, so dafs Selbsthemmung vorhanden ist, das
aushalten können,
muls durch Versuche bestimmt werden "TL, Im folgenden
wird die Neigung angenommen werden = 1:12. Der
Motor bekommt eine Bremse, so dals die Schrauben
unbeweglich gemacht werden können.
Die sekundliche Geschwindigkeit des Troges in
senkrechter Bezichung sei = 0,12 m. Die Hubhöhe von
36 m wird dann überwunden in Dee en = 5 Minuten.
Die Troggeschwindigkeit längs der Ebene, welche die
Neigung 1:2 hat, ist = 0,12. Vy + 4 = (rund) 0,27 ۰
Da die Neigung des Schraubengewindes = 1:12 an-
genommen wurde, so ist dessen Umfangs-Geschwindig-
keit = 0,27. 12 = 3,24 ۰
Die Querebene mit Schraubenführung erfordert
keine grofsen Betriebskosten. Je stärker die Neigung
einer Ebene ist, desto geringer ist ihre Länge und
damit zugleich die zur Trog-Förderung nötige Arbeit,
sel es nun, daís diese in Motorarbeit besteht oder ver-
richtet wird durch Wasser aus der oberen Haltung,
°) Eine Berechnung der Widerstände der Walzen und eine
Konstruktion, bei welcher verhindert wird, dafs eine oder zwei
Walzen die ganze Last zu tragen haben, ist angegeben in Glasers
Annnalen von 1906, Band 58, Seite 89—91.
**) Als das Henrichenburger Schiffshebewerk ausgeführt werden
sollte, wurden auch vorher Versuche mit Schraubenspindeln gemacht,
um festzustellen, dafs dieselben selbsthemmend sind.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Schnitt P—P.
Schnitt Q— Q.
Schnitt R—R.
Schnitt S— S.
[No. 744] 251
das mit dem Trog zu Tal geht. Da die Neigung bei
der hier beschriebenen Ebene recht stark ist, so wird
die Arbeit für die Trogfórderung also verhältnismäfsig
gering sein. Dann ‘kommt noch in Betracht, dafs die
Seile, welche Trog und Gewichte verbinden, die Rollen
auf dem Scheitel der Ebenen nur etwa auf Ji bis "4
des Umfangs berühren. Die Arbeit zur Ueberwindung
der Widerstände ist also kleiner als bei solchen Anlagen,
wo der Trog und die Gewichte auf derselben Ebene
laufen und wo die Seile den halben Umfang der Rollen
umfassen. Am vorteilhaftesten ist es, Wasser aus der
oberen Haltung zu gebrauchen zur Ueberwindung der
Widerstände des 'Troges, der Gewichte und der Seil-
rollen; der Motor hat dann nur die Schrauben mit
ihren Zahnrädern und Wellen zu drehen.
Die Menge des Betriebswassers möge annähernd
bestimmt werden. Wir nehmen einen Trog an, der
die zu Anfang dieses Aufsatzes angegebenen Dimen-
sionen hat, nämlich 68 m Länge, 8,8 m Breite und
2,4 m mittlere Wassertiefe; die Masse desselben ist
— 664 und das Gesamtgewicht des Troges ungefähr
2100 t. Da die Neigung der zweiten Ebene = 1:3
ist, so müssen die Gegengewichte etwa 3150 t schwer
sein, und mithin sind alle beweglichen Massen
=: 2100 + 3150 = 5250 t. Die Widerstände können
bestimmt werden wie die von Eisenbahnwagen. Auf
horizontaler, gerader Bahn ist der eines langsam
fahrenden Wagens = !/soo der Last. Die Widerstände
auf den schiefen Ebenen wollen wir aber = so
setzen, was gewils genügend ist; dieselben sind also
1
axe 9/40) 0 250 = 21t. An den Seilrollen sind Zapfen-
reibung und Scilbiegung zu überwinden und dafür
mögen 10 t gerechnet werden. Das ergibt im ganzen
31. Dic Mehrlast, die der Trog beim Abstieg haben
mufs, ist demnach = 31 .V 1 + 4 = (rund) 69t; ebenso
grols ist die Minderlast beim Aufgang. Dieselbe ist
gleich dem Gewicht einer Wasserschicht im Troge,
deren Fläche = 68.8,8 = (rund) 600 qm und deren
69
Höhe — 600 Da die
mittlere Wassertiefe zu 2,4 m angenommen wurde,
ergibt sich also die Tiefe bei der Talfahrt zu 2,515
und die bei der Bergfahrt zu 2,285 m. Es ist jedoch
vorteilhaft, dafs erstere etwas grölser, letztere ein
wenig kleiner ist.
Wie schon erwähnt, sind die Schrauben, Wellen
und Zahnräder durch Motorkraft zu bewegen. Dazu
würden etwa 100 Pferdestärken hinreichen, wenn auf
die Schrauben-Gewinde gar keine Pressungen statt-
finden, d. h., wenn die Mehr- bezw. Minderlast genau
hinreicht zur Ueberwindung der Widerstände der Trog-
bewegung. Solches Gleichgewicht wird aber in seltenen
Fällen vorhanden sein. Gewils ist, dafs der Motor
grölsere Arbeit leisten mufs, wenn die erwähnten
Lasten nicht grofs genug sind, als wenn das Umge-
= 0.115 es NG cm ist.
kehrte der Fall ist. Daher ist es vorteilhaft, diese
Lasten etwas gröfser zu nehmen, als es gerade
nötig ist.
Wieviel Pferdestärken der Motor nun wirklich
leisten muls, um den Trog zu bewegen, das läfst sich
kaum bestimmen. Wenn die durch die Mehr- bezw.
Minderlast erzeugten Kräfte erheblich gröfser sind als
die Widerstände, dann sind auch erhebliche Pressungen
auf die Schraubengewinde da, und viel Reibung tritt
auf. Die Reibung bei der Bewegung des Troges und
der Gewichte ist nicht immer gleich grofs, und Wind-
druck kann starken Einflufs ausüben, namentlich wenn
er senkrecht auf die Scitenwand des Troges trifft.
Man wird also zuweilen mehr, dann wieder weniger
Motor-Arbeit nötig haben. Im Mittel dürfte dieselbe
ungefähr 200 Pferdestärken betragen.
Für den Betrieb mögen noch zwei Umstände vor-
teilhaft sein. 1. Wenn ein Scilbruch geschicht und ein
Gewichtswagen herabrollt, so trifft er unten auf die
Erdböschung; der Wagen selbst wird daher nur be-
schädigt; andere wichtige Teile, wie z. B. der Trog,
können aber nie getroffen werden. 2. Die Verbindungs-
seile vom Trog und den Gewichten berühren nur un-
252 [No. 744]
gefähr ماو vom Rollen-Umfang. Deshalb ist die
Abnutzung geringer als bei Ebenen, wo Trog und
Gewichte auf derselben Ebene laufen und wo der halbe
Umfang der Rollen oder Scheiben von den Seilen
umfafst wird.
Die hier beschriebene Querebene erfordert grofse
Erdarbeiten. Das ist sofort zu erkennen aus den
hierzu gehörenden Figuren. Dafür werden aber andere
wichtige Teile um so billiger. Zuerst sei die Trocken-
kammer in Betracht gezogen. Die Tiefe ist auf dem
eröfsten Teil der Länge nicht erheblich, nur die beiden
Teile, in denen die Walzenbahnen liegen, reichen tief
hinab. Die Länge der Kammer ergibt sich aus Figur |
zu (rund) 80, die Breite zu 25 m und der Grundrifs
enthált 2000 qm. Bei anderen Systemen von schiefen
Ebenen ist die Trockenkammer ausgedehnter; es sel
ein Vergleich gemacht mit der Längscbene, die beim
Prerauer Wettbewerb mit dem ersten Preis ausge-
zeichnet wurde. Diese Ebene ist zweifährig und die
Tiefe der Kammer an der untersten Stelle = 10 m; die
Länge bei der Neigung 1:25 = 250 m; die Breite
= 28 m; der Grundrifs = 7000 qm. Diese Kammer
dürfte bei gleichen Bodenverhältnissen gewifs doppelt
so viel kosten als die der Querebene mit Schrauben-
führung, deren Grundrifs nur = 2000 qm. Nun ist
aber die Trockenkammer bei jeder schiefen Ebene,
ganz besonders natürlich, wenn der Boden ungünstig
ist, ein recht kostspieliger Bestandteil. Diejenige der
Querebene mit Schraubenführung wird kaum weniger
als eine Million Mark kosten. Da die erwähnte Längs-
ebene eine Kammer hat, die etwa doppelt so viel
kostet, ergibt sich mithin, dafs bei der Querebene
mit Schraubenführung etwa eine Million gespart
wird wegen der billigeren Trockenkammer. — Auch
die Bahnen für den Trog und die Gleise für die
Gewichte dürften billiger werden bei dieser Querebene
als bei anderen Systemen. Ein Vergleich möge gemacht
werden mit einer Querebene, welche die Neigung 1:8
hat, wie solche bei Entwürfen zu derartigen Ebenen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Juni 1908]
mehrfach angenommen wurde. Da die Gleise und
Bahnen zwei- bis dreimal so lang sind als die von der
Querebene mit Schraubenführung, so ergibt sich sofort,
dafs bei letztgenannter grofse Ersparnisse durch die
geringere Länge der Ebene entstehen. Auch die Seile
sind viel kürzer; sie müssen aber auch entsprechend
gröfsere Stärke haben. Dennoch ist eine Ersparnis
vorhanden, denn da die Gewichte bei etwaigem Seil-
bruch nicht den Trog oder andere wichtige Teile zer-
stören können, so ist es nicht nötig, dafs die Seile so
grofse Sicherheit haben bei der hier beschriebenen
Ebene. Die Gleise der Gewichte bekommen Schienen,
wie sie an gewöhnlichen Eisenbahnen vorkommen;
der Raddruck betrage 8—10 t. Wegen der sehr ge-
ringen Geschwindigkeit sind weder Federn noch
Bremsen nötig. Die Wagen werden mit Mauerwerks-
Körpern belastet.
Es ist natürlich nicht nötig, die Neigung der Ebenen
wie in den Abbildungen = 1:2 bezw. 1:3 zu nehmen.
Bei der Wahl der Neigungen wird man die Gestalt
des Geländes berücksichtigen.
Schlieislich sei erwähnt, wie die Sicherheit eines
Hebewerkes erhöht werden kann. Alle Hubtore, also
sowohl die am Troge wie die an den Häuptern be-
kommen cine Verriegelung. Dadurch láfst sich ver-
hindern, dafs irgend ein Tor zur unrechten Zeit
gehoben wird. Ferner wird an der Motorwelle eine
Arretierung angelegt, durch welche sowohl diese wie
auch die Schrauben festgestellt werden können. —
Wenn nun der Trog seinen Weg zurückgelegt hat
und an einem der Häupter steht, dann werden die
Schrauben arretiert durch Feststellung der Motorwelle.
Erst wenn dies geschehen, werden die beiden Tore
entriegelt, durch welche das Schiff aus- bezw. ein-
zufahren hat. Ist dann die Fahrt des betreffenden
Schiffes geschehen und soll der Trog wieder nach der
anderen Endstellung gehen, so werden die Tore herab-
gelassen und verriegelt. Dann erst wird die Arre-
tierung der Motorwelle aufgehoben.
Der Fall „Kick“ und ein Versuch zur Neuordnung der Lehre
von der ۵1
von J. Lüders in Aachen
(Schlufs von Seite 42 in Band 61)
C. Der Nachweis der Neuheit.
Da es an sich unmöglich ist, die Neuheit einer
Erfindung zu beweisen, so wird ein solcher Beweis
auch nicht von dem Patentheischer verlangt. Er gilt
aber als vorhanden und somit die zur Patentierung
angemeldete Erfindung als neu, wenn es dem Patent-
amte im Erteilungsverfahren, oder einem Dritten im
Anfechtungsverfahren nicht gelingt nachzuweisen, dafs
die angeblich neue Erfindung schon Eigentum der All-
gemeinheit ist. Aber nicht nur der Allgemeinheit,
sondern auch einem Einzelnen gegenüber kann Mangel
an Neuheit stattfinden, wodurch nach § 5 bewirkt wird,
dafs ıhm gegenüber das der fehlenden allgemeinen
Kenntnis halber zu erteilende Patent kraftlos ist (unten
S. 200).
a) Mangel an Neuheit der Allgemeinheit
gegenúber.
Ucber die Quellen, aus denen der Vermögensstand
der Allgemeinheit zu ermitteln ist, bestimmt $ 2 des
Patentgesetzes folgendes:
„Eine Erfindung gilt nicht als neu, wenn sie zur
Zeit der auf Grund dieses Gesetzes erfolgten Anmeldung
in Offentlichen Druckschriften aus den letzten hundert
Jahren bereits derart beschrieben oder im Inlande bereits
so oftenkundig benutzt ist, dafs danach die Benutzung
durch andere Sachverständige möglich erscheint.“
Das Patentgesetz führt also zwei Titel auf, kraft
derer die Allgemeinheit eine Erfindung als Eigentum
beanspruchen und ihre Patentierung abschlagen darf:
Beschreibung der Erfindung in einer öffentlichen Druck-
schrift und oftenkundige Benutzung. Das Reichsgericht
(S. S. 168 Mitte, Annalen 1900, Bd. 46, S. 134 u. ff.) hat
als fernere Erwerbsart, die aber nicht nur aus dem
Patentgesetze, sondern auch und zwar in erster Linie
aus dem inneren Wesen des Patentes hervorginge,
hinzugefügt: Erwerbung durch ein abgelaufenes oder
aufgegebenes Patent. Ob und auf welche Weise eine
nicht patentierte Erfindung durch, so zu sagen, formlose
Uebertragung von ihrem Besitzer auf die Allgemeinheit
übergehen kann, wird unten besprochen werden.
a. Vorhergegangene Patentierung.
Die Erwerbung durch ein erloschenes Patent,
entsprechend dem Nichtigkeitsgrunde No. 8 (Annalen
Band 60 S. 55), deckt sich mit der ım Wesen des
Patentes begründeten und in den Patentrechten aller
nichtdeutschen Völker herrschenden Anschauung, dats
das einmal durch Patentierung einer Erfindung an ıhr
erworbene Eigentum der Allgemeinheit unvergänglich
ist. Diesem Grundsatze entsprechend hat das Reichs-
gericht in seiner Entscheidung vom 13. Januar 1900 die
etwas unklar abgefafsten Bestimmungen des $ 3, Ab-
satz l, Satz 2 und des $ 10, No. 2 dahin ausgelegt,
dafs eine nochmalige Patentierung des Gegenstandes
eines erloschenen oder aufgehobenen ($ 11) Patentes
an sich und nicht etwa nur wegen des aufserdem nach
S 2 vorhandenen Mangels an Neuheit unzulässig sel,
und dafs daher ein zum zweiten Male erteiltes Patent auf
Grund des $ 10, No. 2 für nichtig erklärt werden müsse,
(15. Juni 1908]
[No. 744] 253
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
wobei die durch $ 28, Absatz 3 eingefúhrte zeitliche
Beschränkung der Zulässigkeit der Nichtigkeitsklage nicht
stattfinde.*)
Neben dem sachlichen Inhalte jener Entscheidung
ist und zwar gerade für die nachfolgenden Erörterungen
der Umstand von grölster Bedeutung, dafs sie die Not-
wendigkeit betont, in erster Linie allgemeine Rechts-
anschauungen zur Auslegung zweifelhalter Punkte des
Patentgesetzes heranzuzichen und dergestalt dem Wesen
der Sache entsprechend auszulegen, die Anwendung
spezieller Vorschriften des Gesetzes aber möglichst
einzuschränken. Auch im Nachfolgenden wird es sich bel
der Entscheidung wichtiger Fragen darum handeln, das
Wesen der Sache zu berücksichtigen und einer unnötigen
Ausdehnung der Herrschaft formeller Begriffe entgegen-
zutreten. |
Zu beachten ist übrigens noch, dafs die Nichtigkeits-
erklärung eines Patentes, da sie das Fehlen eines
patentierbaren Gegenstandes der Erfindung ausspricht,
kein Gemeingut schaffen kann. Der Inhalt der zu dem
Patente gehörigen gedruckten Patentschrift ist aber
an und für sich nach $ 2 Allgemeingut geworden und
daher nicht mehr neu. Dagegen bewirkt die Nicht-
patentierung einer angemeldeten Erfindung, dats die An-
meldung für nicht geschehen gilt und ihr Inhalt neu
bleibt (unten S. 259).
$. Beschreibung in öffentlichen
Druckschriften.
Die Allgemeinheit betrachtet nach $ 2 alle die-
jenigen Erfindungen als ihr Eigentum, welche in
öffentlichen Druckschriften genügend beschrieben sind.
Was zunächst den Begriff der Druckschrift betrifft, so
erklärt das Patentgesetz ihn nicht näher, es ist daher
seine sonstige Auslegung und in erster Linie das
Reichsgesetz über die Presse vom 7. Mai 1874 zu
seiner Erklärung zu benutzen.
Es werden nun nicht nur die Erzeugnisse der eigent-
lichen Druckerpresse als Druckschriften angesehen,
sondern auch alle durch mechanische und chemische
Mittel, wie z. B. die Photographie, bewirkten Verviel-
fältigungen (S. S. 51 Mitte). Eine Lichtpause muls
demnach als eine Druckschrift gelten und es wird
sich bezüglich ihrer rechtlichen Wirkung nur darum
handeln, ob sie als öffentliche Druckschrift angeschen
werden darf. Der Hektograph liefert nach allgemeiner
Ansicht keine Druckschriften und in der Regel auch
nicht die Schreibmaschine, indessen könnten ihre Er-
zeugnisse und selbst geschriebenes (S. S. 270 oben)
unter Umständen als Druckschriften gelten, wobei
daran erinnert werden mag, dafs im Altertum die
Bücher nach einem einzigen Diktate durch eine grofse
Anzahl von Schreibern hergestellt wurden.
Ob eine Druckschrift als öffentlich anzuerkennen
ist, ist Tatfrage und kann ohne eine gewisse Willkür
nicht entschieden werden. Auf die Absicht des Ver-
fassers, wie sie sich z. B. durch die Bemerkung „als
Manuskript gedruckt“ kundgibt, kommt es nicht an.
Die Frage nach der Oeffentlichkeit ist vor allem dann
wichtig, wenn es sich um gedruckte Zirkulare handelt,
indem sie zur Zeit in der Regel nicht für öffentlich
gelten (S. S. 52 Mitte). Zeitungen müssen wohl trotz
ihrer auf der Verwendung des schlechtesten Papiers
und auf geringer Wertschätzung beruhenden Vergäng-
lichkeit als öffentliche Druckschriften gelten.
Der Begriff der öffentlichen Druckschrift wird von
der Theorie sehr weit gefafst. Wenn im Scherze
gesagt worden ist, dafs bei einer zum Acufsersten ge-
steigerten Feinheit der Beobachtung die Wirkung eines
in den stillen Ozean geworfenen Steines an der Ostsee
erkennbar sein mülste, so ist Achnliches im Patentwesen
zur Wirklichkeit geworden. Ein in einem japanischen
Landstädtchen gedruckter Wisch begründet in Berlin das
*) Die an die angeführte Entscheidung des Reichsgerichtes sich
anknüpfende Contraverse ist hier noch nicht zu besprechen.
Uebrigens würde wohl Niemand, wenn nur die betreffenden $$ vor-
handen wären und nicht auch unklare Auslegungen derselben in den
Motiven zu der neuen (1891) Fassung des Patentgesetzes, zu anderen
Ansichten, als den vom Reichsgerichte ausgesprochenen gekommen
sein.
Bekanntsein einer Erfindung. Eine in einer öffentlichen
Bibliothek tatsächlich begrabene Druckschrift wird durch
ihre theoretische Zugänglichkeit unbedingt zu einer
öftentlichen (S. S. 52). In welcher Sprache eine Druck,
schrift abgefafst ist, ist natürlich gleichgültig. Anderer-
seits ist im § 2 die Wirkung der Druckschriften zeitlich
in der Weise eingeschränkt worden, dafs sie hundert
Jahre nach ihrem Erscheinen nicht mehr zur Unter-
suchung der druckschriftlichen Neuheit herangezogen
werden sollen. Die freilich wegen der Unmöglichkeit,
Grenzen zu ziehen, kaum vermeidliche Willkür, durch
welche die Allgemeinheit alles irgendwie in Druck-
schriften veröffentlichte für ihr Eigentum erklärt, hat
aus Zweckmälsigkeitsrücksichten somit eine zeitliche
Einschränkung erhalten, deren Zulässigkeit sich aber
auch tiefer begründen hefse. Patentrechtlich wirkungs-
los sind übrigens hundert Jahr alte Bücher deshalb
nicht. Bezüglich der Forderung einer anderen Sach-
verständigen genügenden Kundmachung, gilt das über
den gleichen Punkt bei der „Benutzung“ unt. S. 258
Gesagte.
y. Offenkundige Benutzung.
Im Gegensatz zu der zeitlich beschränkten, aber
örtlich unbeschränkten Wirkung der öffentlichen Druck-
schriften ist offenkundige Benutzung für alle Zeiten
patenthindernd, sie mufs aber im Inlande, also im heutigen
Gebiete des deutschen Reiches erfolgt sein. Der Unver-
gänglichkeit des aus der Patentierung hervorgehenden
Eigentumes der Allgemeinheit steht die Unvergänglichkeit
des durch Benutzung entstandenen Rechtes zur Seite,
die als gesetzlich angenommen werden mufs, da das
Patentgesetz nichts über diesen Punkt sagt. Die Frage,
ob Benutzung auch aus Druckschriften, die älter als
100 Jahre sind, bewiesen werden darf, mufs bejaht werden
(vgl. unten S. 259). Im übrigen ist stattgefundene
Benutzung nicht anders, als jede andere Tatsache, zu
beweisen.
Zunächst ist nun der Begriff der Benutzung zu
erörtern, den die Theorie nach einer Richtung hin
enge auslegen will, während die Praxis ihn auszudehnen
sucht und gewichtige, eingehend zu besprechende
Gründe eine über die Ansichten der Praxis noch hinaus-
gehende Ausdehnung fordern. Alsdann ist das Wesen
der Oftenkundigkeit und das einer dem Sachverständigen
genügenden Offenbarung zu besprechen. Ueber beide
Punkte sind Theorie und Praxis wesentlich derselben
Ansicht.
Als Grund, weshalb nur die im Inlande erfolgte
Benutzung patenthindernd sein soll, aber nicht die aus-
_landische, während bei den Druckschriften ein solcher
Unterschied nicht gemacht wird, geben die Motive des
Patentgesetzes von 1891 die leichte und ausgedehnte
Verbreitung der Druckschriften an*) (S. S. 51). Wenn
nun dergestalt auf die Möglichkeit der Verbreitung und
also auf das Bekanntwerden der Erfindung so grofses
Gewicht gelegt wird, so liegt die Frage nahe, ob nicht
eine bereits weit verbreitete, also etwa eine allgemeine
Kenntnis einer Erfindung patenthindernd sein müsse,
auch wenn diese Kenntnis sich nicht auf die Quellen
des $ 2, also weder auf eine öftentliche Druckschrift,
noch auf offenkundige Benutzung stütze. Es ist hierauf
zu erwidern, dafs der Gesetzgeber sich über die all.
gemeine Kenntnis ausdrücklich geäufsert haben würde,
*) Vielleicht liefse sich die Territorialität der Benutzung aus
der des Patentes ableiten. Den Druckschriften ist mit einem gewissen
Recht universelle Wirkung zugeschrieben, die Wirkung aber zeitlich
beschränkt worden. Es ist willkürlich, wenn, wie von Einzelnen
geschehen, die Wirkung der Benutzung erst als von dem Beginne
unserer Kulturepoche ab eintretend angenommen wird. Praktische
Bedeutung hat dieser Punkt übrigens schon deshalb nicht, weil die
bekannten, aber nicht mehr üblichen Verfahren früherer Zeiten wohl
sämtlich bereits in Druckschriften beschrieben worden sind. Es ist
deshalb nicht nötig, sich auf Benutzung zu berufen, wenn z. B.
metallurgische Verfahren des Mittelalters als neu zur Patentierung
angemeldet werden, wie nicht selten geschieht. Anderseits ist die
Zahlverloren gegangener Verfahren des Altertums verschwindend klein.
Nach meiner Ansicht ist übrıgens die Unvergänglichkeit der
Wirkung der Benutzung nur dann im Wesen der Sache begründet,
wenn die Benutzung handgreiflich war und nicht nur die unten be-
sprochene immaterielle Benutzung der Erfindungsidce vorlag.
254 [No. 744]
wenn er ihr Bedeutung beigelegt hätte. Vor allem
hätte er angeben müssen, ob auch die ausländische
allgemeine Kenntnis zu berücksichtigen wäre. Nichts-
destoweniger behaupten Schanze und Isay (Annalen
Band 58, S. 16), dafs allgemeine Kenntnis berücksichtigt
werden müsse, und weisen darauf hin, dafs Neuheit nicht
nur in einzelnen Fällen, sondern in konstanter Praxis
der Gerichte auch da verneint werde, wo sich dieses
nicht aus den Vorschriften des $ 2 in ihrer üblichen
und wortsinngemálsen Deutung rechtfertigen lasse,
während es allerdings durch das Rechtsgefühl und die
Interessen des Verkehrs geboten werde. Jene Fälle
sollen nun so beschaffen sein, dafs angemeldete Er-
findungen allgemein bekannt waren und daraufhin von
der Praxis durch eine gekünstelte Auslegung des
Wortes Benutzung in den Bereich des $ 2 gebracht
wurden.
Es handelt sich in solchen Fällen wahrscheinlich
darunı, dafs eine gewisse Kenntnis von Erfindungen
vor ihrer Patentierung durch Vorträge oder Zirkulare
herbeigeführt worden war und dafs dann von den
Gerichten in dieser Herbeiführung eine Benutzung
erblickt wurde. Isay will dem Uebelstande einer
solchen, von ihm als unzulässig angesehenen Auslegung
einfach dadurch abhelfen, dafs er annimmt, das Patent-
gesetz lasse die Berücksichtigung der allgemeinen
Kenntnis als etwas selbstverständliches zu. Schanze
milsbilligt diesen Ausweg und will, indem er sich auf
die Worte des $ 1: „Patente werden erteilt für neue
Erfindungen“ beruft, das gewünschte Ergebnis durch
die Betrachtung erreichen, dats $ 2 sich nur auf die
Prüfung der Neuheit beziehe, aber nicht auf die der
Eigenartigkeit, d. h. das Vorhandensein einer Erfindung,
das dem in & 1 unbeschränkt gelassenen Ermessen des
Richters auch bezüglich des zur Ermittlung des Tat-
bestandes herbeizuziehenden Materiales unterliege.
Sei eine Erfindung allgemein bekannt, so sei sie nicht
mehr eigenartig, es fehle ihr der Erfindungscharakter.
Das, was Schanze a. a. O. (Bd. 58) sagt, ermöglicht
kaum, die patentrechtliche Bedeutung der nicht genügend
definierten Begriffe Neuheit und Eigenartigkeit klar zu
machen, und erst scine Darlegungen in Annalen Bd. 59,
S. 114 u. 115, sowie in Bd. 60, S. 135 u. 136 geben
volle Klarheit. Schanze bespricht in Bd. 59 sechs
Entscheidungen des R. G. und des P. A., in denen,
wie er sagt, „bestimmt (?) zwischen Neuheit und Er-
findung (i. e. Eigenartigkeit) unterschieden wird“, was
sich wohl mit gleichem Rechte von zahlreichen anderen
Entscheidungen behaupten liefse. Ich sagte oben
(Annalen Bd. 61, و 35), ein Gegenstand habe oftenkundige
Neuheit, wenn er irgendwie anders sei, als ein anderer.
Fehlt ein Unterschied, so fehlt offenkundige Neuheit
und damit Neuheit überhaupt. Ist ein Unterschied vor-
handen, so frägt es sich, ob er wesentlich ist oder
nur eine einfache Folge des Vorhandenen bildet. Ist
letzteres der Fall, so fehlt geistige Neuheit und damit
wiederum Neuheit überhaupt. In den von Schanze
gegebenen Fällen ist nun stets das Vorhandensein
der Neuheit, d. h. der oftenkundigen Neuheit, bejaht
und sodann auch das Vorhandensein einer Erfindung,
d. h. geistiger Neuheit, mit einer Ausnahme (Fall 2)
anerkannt worden. Schanze hebt nun hervor, dafs ın
den betreffenden Entscheidungen nicht nur das Vor-
handensein der Neuheit, sondern auch das der Eigen-
artigkeit unter Zuziehung des $ 2 untersucht worden
sei und fährt fort: „Das ist unrichtig; die Bestimmung
des $ 2 ist nur für die Neuheit des Anmeldegegenstandes
selbst mafsgebend, bei den andern Gegenständen ist es
gleichgültig, wie sie bekannt geworden sind. Die
Grenze aber ist so zu ziehen, dafs unter Anmeldungs-
gegenstand nicht der abstrakte Anmeldungsinhalt, gleich-
viel wo er herstammt, sondern das durch seine Ent-
stehung (Ort, Zeit, Urheber) konkretisierte Objekt zu
verstehen ist. Eine dem Anmeldungsgegenstande
inhaltlich gleiche Mafsnahme anderen Ursprungs ist ihm
gegenüber ein anderer Gegenstand, der nur für die
Frage der Eigenartigkeit, nicht für die Neuheit in
Betracht kommen kann.“
Die Neuheit, wie sie Schanze auslegt, mag als
individuelle Neuheit bezeichnet werden. Die Erfindung
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Juni 1908]
des A tritt als ein Individuum auf, und ebenso gleich-
inhaltliche Erfindungen des B, C usw. So gut, wie
nun eine Person nur bekannt wird, wenn sie selbst
kommt, so wird nach Schanze die Erfindung des A
auch nur bekannt und verliert somit ihre Neuheit, wenn
sie selbst, und nicht etwa eine inhaltgleiche aber
individuell verschiedene Erfindung öffentlich auftrat.
Andererseits soll das Erfindungsindividuum seine Eigen-
artigkeit nicht selbst zerstören können, und deren
Vorhandensein nur durch das Auftreten anderer gleich-
artiger Individuen beeinflufst werden. Dieses ist zwar
von Schanze nicht ausdrücklich ausgesprochen worden,
aber wenn es nicht der Fall wäre, so wäre, wie leicht
ersichtlich, die Prüfung der individuellen Neuheit über-
flüssıg.
Ein innerer Grund dafür, dafs die Berücksichtigung
des Individuums bei der Prüfung seiner Neuartigkeit,
d. h. des Auftretens seiner Erfindungsidee ausgeschlossen
sein soll, láfst sich nicht finden. Die Prüfung der
individuellen Neuheit erfordert ebenso gut die Anstellung
eines Vergleiches, wie die der allgemeinen Neuheit.
Identität von Zeit, Ort und Urheber kann bei zwei
Kundmachungen vorhanden sein und sie können den-
noch inhaltlich nicht ıdentisch sein. Dats in den Fällen,
wo individuelle Neuheit in Frage kommt, der Vergleich
des Inhaltes der Patentanmeldung und der Kundmachung
häufig unnötig erscheint und Gleichheit von vorn
herein als vorhanden angenommen werden darf, ist
unwesentlich. ۱
Das, was bei der Untersuchung der Neuartigkeit
sachlich zu konstatieren ist, gibt Schanze in seiner
Besprechung des Werkes „Das deutsche Patentrecht von
Dr. F. Damme usw.“ (Annalen Bd. 60, S. 136 links)
durch die Fragstellung an: „Weicht das Ariston
von dem Musikwerke des Grünen Gewölbes erheb-
lich ab?“ Seine Vorschrift, den $ 2 bei der Fest-
stellung der Eigenartigkeit nicht zu berücksichtigen, hat
er noch eingehender (Annalen Bd. 60, S. 136 r.) so
erläutert: „Die Regel (d. h. Erfindung) muís gegenüber
den irgendwie bekannt gewordenen und noch be-
kannten Dingen unserer Kulturwelt*) Eigenartigkeit
besitzen.“ Aus diesen Aeufserungen Schanzes dürfte
sich nun folgende Sachlage ergeben:
l. Die sachliche Fragestellung ist bei der ۰
suchung der Neuartigkeit dieselbe, wie bei der
allgemeinen Neuheit, d. h. der Neuheit im Sinne
Dammes und Genossen. Das Gebiet der Neuartigkeit
ist auch dasselbe wie das der allgemeinen Neuheit, da
von dieser nur das ohne sachlichen Grund abgetrennte
Gebiet der individuellen Neuheit abgeht. Es ist also
zwischen Neuartigkeit und Neuheit im üblichen Sinne
nur ein Namensunterschied vorhanden.
2. Die Quellen der Neuartigkeit sind dadurch gegen
die der allgemeinen Neuheit wesentlich verändert, dafs
sie nicht mehr durch den $ 2 eingeschränkt werden.
Es sind mithin Druckschriften auch dann beweiskräftig,
wenn sie mehr als hundert Jahre alt sind und Be-
nutzungen, wenn sie aufserhalb des deutschen Reiches
stattfanden. Anderseits verlangt Schanze nicht mehr,
wie in Bd. 58, S. 16, dats rechtlich wirksames allgemeın
bekannt sein mufs, es soll genügen, wenn es irgend-
wie bekannt ist.**)
3. Da bei der Feststellung der individuellen Neuheit
nur das nach $ 2 beschaftte Material gilt, und da für
die Feststellung der Neuartigkeit das die individuelle
Neuheit betreffende Material, welcher Art es auch sein
mag, nicht in Betracht kommt, so bleibt allgemein bezw.
irgendwie Bekanntes, wenn es das Erfindungsindividuum
betrifft, bei der Beurteilung der Patentfähigkeit unberück-
sichtigt. Die in Bd. 58 von Schanze selbst dringend
verlangte Berücksichtigung des allgemein Bekannten
findet also nur insoweit statt, als es andere gleich-
inhaltliche Erfindungsindividuen betrifft, und wenn eine
Erfindung vor ihrer Anmeldung zum Patente durch
°) Aus dem Patentgesetze láfst sich diese Einschränkung kaum
rechtfertigen.
**) Genau genommen hat nur Isay diese Forderung aufgestellt,
da aber Schanze sie nicht bekämpft, sondern an sie anknúptt, so
muls sie als von ihm gebilligt angesehen werden.
(15. Juni 1908]
Vortráge oder durch Zirkulare individuell kundgemacht
worden wáre, so hátte dieses fúr sie selbst keine
andere rechtliche Bedeutung als jetzt der Fall ist. Der
Umstand, dafs somit der von Schanze vorgeschlagene
Ausweg seinen Zweck grofsenteils nicht erfüllt, kommt
aber für seine Bewertung erst an zweiter Stelle in
Betracht. Hätte Schanze überhaupt Recht, so würde
der $ 1 im voraus stillschweigend das aufgehoben
haben, was der $ 2 ausdrücklich ausspricht. Dafs
der Gesetzgeber dieses nicht beabsichtigt hat und beab-
sichtigen konnte, bedarf keines Nachweises. Darüber,
ob Schanzes Verfahren die zulässigen Grenzen der
Auslegung überschreitet, erlaube ich mir kein Urteil.*)
Isay hat, wie schon vorhin bemerkt, alle künst-
lichen Konstruktionen unterlassend, ausgesprochen, dafs
die Berücksichtigung der allgemeinen Kenntnis
neben der aus den in § 2 angegebenen Quellen
stammenden an sich notwendig sei und dafs ihre Nicht-
erwähnung im Patentgesetze keine Bedeutung habe.
Man wird aber die Notwendigkeit bestreiten müssen.
Eine Lücke ist neben dem $ 2 nicht vorhanden, denn
alle vorkommenden Fälle werden durch ihn entschieden,
wenn auch je nach der Ansicht des einzelnen nicht
immer in zweckmäfsiger Weise. Aber es ist doch Sache
des Gesetzgebers, festzusetzen, wann eine Erfindung
Eigentum der Allgemeinheit wird und fundamentale
Rechtsanschauungen werden dadurch nicht verletzt,
wenn einmal das Gesetz dem seine Rechte an einer
Erfindung lassen sollte, der sie billiger Weise hätte
einbülsen müssen, und umgekehrt. Wir müssen uns
daher an das halten, was das Gesetz ausspricht und
umsomehr, als nichts in ihm auf Nebenabsichten hin-
weist. Isays Vorschlag bringt aufserdem gar keine
Hilfe. Wirklich allgemein Bekanntes wird niemand zum
Patente anmelden. Und auch wenn man allgemeine
Kenntnis nicht soweit gehend auffassen wollte, so kann
man sich ihre Entstehung kaum anders vorstellen, als
dafs offenkundige Benutzung vorausging, die sich dann
wohl nachweisen lassen wird, so dafs die Berufung auf
allgemeine Kenntnis wegfállt.**) In den Fällen endlich,
um deren Entscheidung es sich tatsächlich handelt, ist
kaum jemals etwas vorhanden, was als allgemeine
Kenntnis bezeichnet werden dürfte.
Es ist unmöglich, an dem $ 2 vorbeizukommen, und
es bleibt nur übrig zu untersuchen, ob Wortlaut und
Wortsinn des Gesetzes wirklich untersagen, den Begriff
der Benutzung so auszudehnen, wie das Leben es ver-
langt, aber die Theorie nicht zugeben will.
Der $ 2 sagt: „Eine Erfindung gilt nicht für neu,
wenn sie .... im Inlande bereits so offenkundig benutzt
ist, dafs danach ihre Benutzung durch andere Sach-
verständige möglich erscheint.“
Das Wesen einer patenthindernden Benutzung wird
nach der heutigen Ansicht durch den $ 4 erläutert:
„Das Patent hat die Wirkung, dafs der Patentinhaber
*) Es ist nicht unnötig hervorzuheben, dafs Schanzes Theorie
von der Sonderstellung der individuellen Neuheit einer Erfindung
völlig vereinzelt dastcht und dafs die Entscheidungen der Gerichte
sie nicht kennen. Schanze dürfte sie übrigens zuerst in Bd. 59
aufgestellt haben. Aus dem von ihm in Bd. 58 Gesagten geht sie
nicht notwendigerweise hervor, man weils vielmehr nicht, worauf
es eigentlich zielt und wie sich daraus juristisch verwendbare
Definitionen der Neuheit und der Eigenartigkeit ergeben würden.
Solche Definitionen sind aber von Schanze früher auch anderswo
nicht gegeben worden, denn sonst würde er sich kaum in Bd. 58
über unrichtige Auffassung seiner Ansichten beklagen, was dem
später in Bd. 59 Gesagten gegenüber nicht mehr vorkommen kann.
Wenn nun Schanze, um die Begrifle Neuheit und Figenartigkeit ==
Erfindungscharakter zu trennen, erst den rein formellen Begriff der
individuellen Neuheit einer Erfindung aufstellen muiste, so werden
wahrscheinlich seine bisherigen Gegner darin keine Widerlegung
sondern eine Bestätigung ihrer Ansicht finden, dafs Neuheit und
Neuartigkeit einer Erfindung rechtlich dasselbe sind. Der Einwand,
daís dann der $ I in den Worten „neue Erfindungen“ cine Tautologie
enthalte, erledigt sich, sobald man unter Erfindung nur das versteht,
was ich allgemeinen Erfindungscharakter nenne und Schanze in
Bd. 60, S. 136 als Erfordernis der Patentfähigkeit auftúhrt, indem er
verlangt, dafs die angebliche Erfindung eine „Regel menschlichen
Handelns“ sein solle.
۰ ۰*( Mit Recht sagt Jefs (Annalen, Bd. 58, S. 16):
Isay aufgestellte Rechtssatz würde, wörtlich genommen,
Bedeutung haben.
„Der von
keine
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 744] 255
ausschliefslich befugt ist, gewerbsmäfsig den Gegenstand
der Erfindung herzustellen, in Verkehr zu bringen, feil-
zuhalten oder zu gebrauchen. Ist das Patent für ein
Verfahren erteilt, so erstreckt sich die Wirkung auch
auf die durch das Verfahren unmittelbar hergestellten
Gegenstände.“
Es kommt ferner $ 5 Absatz 1 in Betracht: „Die
Wirkung des Patentes tritt gegen denjenigen nicht ein,
welcher zur Zeit der Anmeldung bereits im Inlande die
Erfindung in Benutzung genommen, oder die zur Be-
nutzung erforderlichen Veranstaltungen getroffen hatte.
Derselbe usw.“
Sodann sind noch die §§ 35 und 36 heranzuziehen,
welche Strafbestimmungen gegen unbefugte Benutzer
einer Erfindung enthalten. § 35 Absatz 1 sagt: „Wer
wissentlich oder aus grober Fahrlässigkeit den Be-
stimmungen der §§ 4 und 5 zuwider eine Erfindung in
Benutzung nimmt, ist dem Verletzten zur Entschädigung
verpflichtet“ und $ 36 Absatz 1: „Wer wissentlich den
Bestimmungen der $$ 4 und 5 zuwider eine Erfindung
in Benutzung nimmt, wird mit... . bestraft.“
Endlich ist noch der von der Lizenzerteilung
handelnde $ 6 Absatz 2 zu berücksichtigen: ,. ... Der
Anspruch und das Recht (aus dem Patente) können
beschränkt oder unbeschränkt durch Vertrag .... auf
andere übertragen werden.“
Allgemein kritisch ist zu den §§ 35 und 36 zu
bemerken, dafs sie ungenauer Weise die §§ 4 und 5
wie etwas Gleiches aneinander reihen. Es ergänzt aber
$5 den $ 4 nicht, sondern schränkt ihn ein. Ver-
ftehlungen gegen den $ 5 sind nicht möglich, sondern
nur gegen den $ 4. Hat dieser Punkt auch keine direkte
Bedeutung für die hier zu behandelnden Fragen, so ist
er doch eine der in grölserer Anzahl vorhandenen
Mahnungen, das Patentgesetz nicht allzuwörtlich auf-
zufassen. Ferner wird am besten hier erwähnt, dafs
der Satz in 9 5: „oder die zur Benutzung erforderlichen
Anstalten getroffen hatte“ keineswegs den Begriff des
in Benutzung nehmen allgemein erweitern soll, sondern
nur bezüglich des Eintretens einer Vorbenutzung. Die
Ausnahme schwächt hier die Bedeutung des Hauptsatzes
nicht ab, sondern hebt sie hervor.
Die heutige Theorie lehrt nun, dafs eine patent-
hindernde Benutzung nur in einer der vier von § 4
aufgeführten Erscheinungsformen auftreten kann. Da
nun die §§ 35 und 36 vorschreiben, den Begriff der
strafbaren Benutzung den $$ 4 und 5 zu entnehmen, so
wird unter Berufung auf den Interpretationsgrundsatz,
dafs in allen Bestimmungen eines Gesetzes ein Begriff
stets in einem und demselben Sinne gebraucht wird,
wenn man nicht dadurch zu einem dem Zwecke der
betr. Gesetzesbestimmung widersprechenden Resultate
gelangt*), aufgestellt, dals auch in $ 2 der Begriff der
Benutzung einer Erfindung aus dem § 4 bezw. $ 5
entnommen werden músse (S. S, 54).
Im einzelnen sagt die Theorie (S. S. 90 und 91):
„Die ausschliefsliche Befugnis zur Herstellung bezieht
sich nur auf körperliche Gegenstände... . Das In-
verkchrbringen schliefst jeden Akt ein, durch welchen
ein Gegenstand in den Verkehr gebracht wird, also
nicht blos den Verkauf, sondern auch die Vermietung,
ja sogar die Vorlegung und Erläuterung in einer Ver-
sammlung von Fachgenossen usw. und das mündliche
oder schriftliche Angebot zum Ankaufe unter Bereit-
haltung des Gegenstandes. Bei einem Patente,
welches nicht auf ein Verfahren, sondern auf ein
Erzeugnis gerichtet ist, kann vor Fertigstellung des
geschützten Gegenstandes von einem Inverkehr-
bringen nicht die Rede sein, insbesondere erfüllen
Annoncen, Zirkulare und Kaufofferten diesen Tatbestand
nicht, bevor ein körperliches Substrat vorhanden ist.
(Vgl. die Entscheidungen usw.) Bildet ein Verfahren
den Gegenstand des Patentes, so liegt ein Inverkehr-
bringen auch dann vor, wenn jemand das Rezept des
durch die Patentschrift bekanntgewordenen Verfahrens
weitergibt (R. G. E.). Mit dem Inverkehrbringen eines
Apparates kann unter Umständen auch das Verfahren,
°) Die Gegenpartei behauptet freilich, dafs dieses hier der
Fall sei.
256 [No. 744]
[15. Juni 1908]
: GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
zu welchem der Apparat dient, in Verkehr gebracht
sein, wenn dieser nämlich dem Sachverständigen die
Kenntnis des Verfahrens unzweifelhaft vermittelt
(R. G. E). Da das Inverkehrbringen gewerbsmälsig
sein muls, so verstöfst eine Vorlegung, Erläuterung,
Ausstellung zu Studien- oder Lehrzwecken nicht
gegen den $ 4, ebenso regelmäfsig ein Verschenken
des Gegenstandes usw. Eine Art des Inverkehrbringens
ist das Feilhalten .... Auch ein Verfahren kann feil-
gehalten werden, insbesondere dadurch, dafs man die
Gestattung der Benutzung öflentlich ausbietet. Daher
darf kein Dritter unter Erweckung des Scheins, als
stünde es zu seiner Verfügung, dasselbe zu eigenem
Nutzen behufs Lizenzerteilung ausbieten.“
In bezug auf dıc hier vorliegende Frage ergibt sich
aus dem vorstchenden, dafs die Theorie im allgemeinen
zugibt, dafs Zirkulare, Vorträge und ähnliches eine
patenthindernde Benutzung der darin behandelten Er-
findung bilden können, sie verlangt aber:
l. im Falle der Sacherfindung, dafs die beschriebene
oder angebotene erfundene Sache vorgezeigt bezw.
vorhanden sein mufs, während bei der Planerfindung
diese Forderung hinsichtlich ihres Erzeugnisses nicht
aufgestellt wird,
2. bei allen Erfindungen, dafs die die Benutzung
bildende Kundmachung gewerbsmäfsigen Charakter hat.
An die Erörterung dieses zweiten Punktes mufs
sich mit Rücksicht auf die Möglichkeit, eine Erfindung
formlos der Allgemeinheit zu übermitteln (oben S. 252),
die Frage anschlicísen:
3. Liegt im Begriffe der Benutzung sprachlich immer
die Absicht gewinnbringender Benutzung?
Was nun die übliche Herleitung der ersten
Forderung aus den §§ 4, 5, 35 und 36 betrifft, so mufs
zugegeben werden, dafs einheitliche Deutung und An-
wendung der in ihnen auftretenden Begriffe in ihnen
selbst notwendig und anscheinend auch vorhanden ist.
Dem konkreten in Benutzung nehmen der 6٩ 5,
35 und 36, das das Vorhandensein der Sache
voraussctzt, entspricht in $ 4 konkret Gegenstand
der Erfindung. Vor allem ist es $ 5, der auf das
nachdrücklichste handgreifliche Benutzung der Erfindung
im Auge hat und jede andere Deutung des Benutzungs-
begriffes für sich und daher für die anderen drei Para-
graphen ausschliefst. Dagegen wird im $ 2 einfach
benutzen und Erfindung gesagt; benutzen kann aber
zweifellos auch von der immateriellen Idee gesagt
werden und Erfindung bedeutet sowohl den geistigen
Inhalt der Erfindung als auch ihr körperliches Substrat
und sprachlich sogar zunächst das erste, der Endung
„ung“ entsprechend. Der nicht kongruente Wortlaut
der betreffenden Paragraphen kann daher auch nicht
zu einer einheitlichen Auslegung des Benutzungs-
begriftes zwingen. Es darf ferner nicht unbeachtet
bleiben, dafs die §§ 4, 5, 35 und 36 sich mit den durch
die Patentierung entstandenen Rechten des Patenters
Dritten gegenüber befassen, während $ 2 angibt, durch
welche Akte der Besitzer einer nicht patentierten
Erfindung die Allgemeinheit zum Eigentümer derselben
macht. Die Anwendung des Grundsatzes einheitlicher
Auslegung setzt aber voraus, dafs die Gebiete, auf
denen sie stattfinden soll, eine gewisse Gleichartigkeit
haben, und diese ist hier nicht vorhanden.
Die Berufung auf die Notwendigkeit einheitlicher
Auslegung ist ferner von vornherein hier unzulässig,
denn dieselbe ist in den angezogenen Paragraphen
tatsächlich nicht durchführbar. Die Theorie erklärt
unter Berufung auf den § 4 das Inverkehrbringen und
Feilhalten des Verfahrens, d. h. der immateriellen Idee
des Verfahrens für möglich, während das Inbenutzung-
nehmen des § 5 ausdrücklich und unwidersprochen
immaterielles Benutzen eines Verfahrens ausschliefst
und handgreifliche Ausübung verlangt, als deren
Minimum für den Fall des $ 5 ausnahmsweise hand-
greifliche Vorbereitungen zur Ausübung hingestellt
werden. Wird nun in $ 4 eine Separatdeutung der
Benutzung für nötig erachtet, so ist nicht abzusehen,
weshalb cine solche in § 2 durchaus unzulässig sein
soll und eine Benutzung der Erfindungsidce einer Sache
für rechtlich unmöglich erachtet wird, wobei zu beachten
ist, dafs das Patentgesetz im $ 6, der die Erteilung
von Lizenzen und Aehnliches behandelt, diese Möglich-
keit anerkennt, denn: „Den Gegenstand des Lizenz-
vertrages bildet nicht das körperliche Substrat, sondern
die Erfindungsidee selbst“ (S. S. 130 Mitte). Für die
herrschende Theorie besteht hier aber noch eine
Inkongruenz. Der § 6 gibt dem Sachpatenter das aus-
schliefsliche Recht, die Erfindungsidee als solche zu
benutzen. Die Theorie verlangt nun, um eine Benutzung
nach $ 4 anzuerkennen, Herstellung der Sache, und
die Strafbestimmungen der $$ 35 und 36 richten sich
nur gegen die in $ 4 definierte Benutzung durch einen
Unbefugten. Es fällt also unbefugter Verkauf einer
Lizenz einer Sacherfindung nicht unter die §§ 35 und 36
und könnte nur als unerlaubte Handlung verfolgt werden.
Diese Inkongruenz, die vom Gesetzgeber sicherlich nicht
beabsichtigt worden ist, deutet auf innere Schäden im
§ 4 hin und diese sind in der Tat vorhanden. Die
Rechte des Sachpatenters sind freilich im $ 4 in bester
Weise begrenzt und dargelegt. Das Verbot unbefugter
Herstellung richtet sich gegen die Fabrikation, das des
Inverkehrbringens gegen den Grofshandel, das des
Feilhaltens gegen den Kleinhandel und das des Ge-
brauchens gegen den Konsum. Wesentlich ist eigentlich
nur das Verbot des Gebrauchens, aber seine Durch-
führung wird erst ermöglicht oder wenigstens wesentlich
erleichtert durch die drei andern Verbote. Der Schutz,
den der körperliche Gegenstand des Sachpatentes erhielt,
sollte und mufste, um den Zweck des Patentes zu
erreichen, auch dem Erzeugnisse des patentierten Ver-
fahrens gewährt werden und dieses ist geschehen durch
die Worte des & 4: „Ist das Patent für ein Verfahren
erteilt, so erstreckt sich die Wirkung auch auf die
durch das Verfahren unmittelbar hergestellten Erzeug-
nisse.*) Da nun die Wirkung in erster Linie das aus-
schliefsliche Recht der Herstellung umfalst, so wird
indirekt der Gebrauch des herstellenden Verfahrens
selbst, soweit es patentiert wurde, verboten. Im übrigen
ist das Erzeugnis des Verfahrens geradeso wie eine
patentierte Sache geschützt. Es wäre z. B. wie bei
dieser (S. S. 88) nicht gestattet, charakteristische Teile
des Erzeugnisses, auch wenn sie durch ihre Herstellungs-
art nicht geschützt sein sollten, anzufertigen. Jedenfalls
mufs aber ein körperliches Ergebnis, sei es nun End-
produkt oder geschütztes Zwischenprodukt**) oder
charakteristischer Teil vorhanden sein, damit der Schutz
wirklich eintreten kann. Dagegen ist patentrechtlich
weder die Anfertigung noch der Verkauf von Zeich-
nungen des Fabrikates, oder von Anweisungen sowie
von Maschinen und Apparaten zu seiner Herstellung
untersagt. Endlich dürfen wegen des $ 6 auch keine
Lizenzen zur Herstellung des Erzeugnisses, d. h. zur
Benutzung des Verfahrens erteilt werden.
Es wäre somit alles geordnet, wenn nicht durch das
Wort „auch“ an der betr. Stelle des $ 4 der Sachschutz,
den das körperliche Erzeugnis des Verfahrens geniefsen
soll, sozusagen beiläufig auf das immaterielle Verfahren
selbst ausgedehnt worden wäre. Es ist also Unbefugten
untersagt, den immateriellen Gegenstand der Erfindung,
das Verfahren, zu fabrizieren, es dann geschäftlich zu
vertreiben und endlich es zu konsumieren. Die logische
Auslegung des Gesetzes führt mithin zu Sinnlosem, was
aber nicht die Schuld der Logik, sondern des Gesetzes
ist. Man hat sich geholfen, indem man das, was der
Gesetzgeber vielleicht hätte sagen wollen, an die Stelle
dessen gesetzt hat, was er gesagt hat. Mit der Her-
stellung des Verfahrens ist natürlich gar nichts anzu-
fangen; es als Vorbereitungen zum Gebrauche des
Verfahrens auszulegen, wäre doch nicht möglich; so
kümmert man sich darum nicht weiter. Das Verbot
des gewerbsmáísigen Inverkehrbringens liefs sich aber
dahin auslegen, dafs es verboten sei, Rezepte und
Apparate (vgl. oben S. 255), die das Verfahren kund-
machen, zu verkaufen. Dagegen soll es erlaubt sein,
۷ licher diesen Begriff vgl. S. S. 97.
**) Hiermit ist wohl vereinbar, dafs das chemische Zwischen-
produkt an sich keinen Schutz hat. Würde es gewerbsmáísig
hergestellt, so würde untersucht werden müssen, ob es zur Her-
stellung des geschützten Endproduktes des Verfahrens benutzt wird
oder nicht.
[15. Juni 1908]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 744] 257
das Rezept zu verschenken oder in Zeitschriften und
Büchern zu veröftentlichen und in Lehranstalten mit-
zuteilen, sowie seine Benutzung zu zeigen. Aufserdem
veröftentlicht und verkauft die Allgemeinheit selbst die
Patentschrift, in der das Verfahren vollständig kund-
gemacht sein sollte. Enthält das Rezept nun mehr als
die Patentschrift und zwar notwendiges, dann verdient
das Patent, ungenügender Offenbarung halber vernichtet
zu werden, und man sollte den, der die Fahrlässigkeit
oder gar die Hinterhaltigkeit des Patenters gutmacht,
dafür nicht bestrafen. Enthält das Rezept nur so-
gcnannte Fabrikationsvorschriften, so kann man es wie
den Inhalt eines Verbesserungspatentes des Verfahrens
anschen, das beliebig verkauft werden darf.*) Sodann
soll das Verbot des Feilhaltens des Verfahrens sich auch
auf den unbefugten Verkauf einer Lizenz zu seiner
Benutzung beziehen. Was schliefslich das Verbot des
Konsums des Verfahrens betrifft, so wird es als das
Verbot, das Verfahren anzuwenden, aufgefaíst, welches
aber schon in dem in gewissen Bezichungen weiter-
gehenden Verbote, das Erzeugnis des Verfahrens her-
zustellen, enthalten ist. Aus dem Gesagten crhellt, dats
die Rechte des Patenters verschieden sind, je nachdem
sie sich aus der in demselben Satze ausgesprochenen
klaren Gleichstellung eines Erzeugnisses mit ciner Sache,
oder aus dem unklaren Schutze, den das Verfahren
erhalten hat, ableitet. Im ersten Falle kann er den
Verkauf eines Rezeptes nicht hindern und gegen den
Verkauf einer Lizenz nur auf Grund des $ 6 vorgehen;
im andern Falle kann er den Verkauf des Rezcptes
verbieten und gegen den Verkauf der Lizenz auf Grund
der §§ 35 und 36 vorgehen. Es dürfte hieraus hervor-
gehen, dafs niemand etwas vermissen würde, wenn das
Verfahren keinen eigenen Schutz erhalten hätte. Wie
man sich nun mit den einmal bestehenden Inkongruenzen
abfinden will, hat, soweit das Verhältnis zwischen dem
Patentinhaber und anderen in Frage kommt, geringe
praktische Bedeutung, aber man wird Jedenfalls aufhören
müssen, die Notauslegung einer streng genommen sinn-
losen Bestimmung des § 4 zur Erläuterung des von den
Rechten der Allgemeinheit handelnden $ 2 heranzu-
ziehen. Mafsgebend kann nur die bestimmte und klare
Aeufserung, durch die das Erzeugnis des Verfahrens
der Sache gleichgestellt ist, sein und demnach múlste
event. auch die kundmachende Benutzung eincs Ver-
fahrens von der erfolgten Herstellung des Erzeugnisses
abhängig gemacht werden. Da aber Theorie und Praxis,
dem Wesen der Sache entsprechend, wenn auch unter un-
zulässiger lleranziehung des 94, dieses ablehnen und ent-
schieden haben, dafs nurbei der Sacherfindung die Herstel-
lung der Sache nötig ist, so handelt es sich nur um diesen
Punkt. Im übrigen gelten die ihn betreffenden Erörterungen
cbensogut dafür, dafs bei der Planerfindung gegebenen-
falls Herstellung des Erzeugnisses nicht erforderlich
sein kann. Für die zu führende Untersuchung gilt also jetzt,
nachdem dic Herrschaft des § 4 gebrochen ist, der
Ausspruch (S. S. 130): „Da die Frage im Gesetze selbst
keine Entscheidung gefunden hat, so ist bei ihrer
Beantwortung vor allem auf die Interessen der Industrie
und des Verkehrs Rücksicht zu nehmen. Diesen hat
sich die juristische Konstruktion anzupassen und nicht
minder dem Geiste des Gesetzes und dem Rechts-
gefühle.“
Die Absicht des Gesetzes, wie sie sonst von Theorie
und Praxis angenommen wird, spricht nun dafür, den
Begriff der Gemeingut schaftenden Benutzung im § 2
so weit wie möglich zu fassen. Wenn man einmütig
den Begriff der öffentlichen Druckschrift bis in seine
letzten Folgen ausdehnt, so darf und mufs auch
Benutzung so weit ausgelegt werden, wic es möglich
und zweckmäfsig ist. Das Gesetz kann nichts anderes
wollen, als keine dem Sachverständigen genügende
Kundmachung zuzulassen. Wie die kundmachende
Benutzung geschieht, mufls daher gleichgültig sein,
wenn sie nur genügt und oftenkundig ist. Die Ver-
breitung von Zirkularen und auch Vorträgen, mögen
sie ein Verfahren oder eine Sache beschreiben, mögen
°) Dats der Verkauf eines Rezeptes einen stratbaren Vertraucns-
bruch bilden kann, ist eine Sache für sich.
sie sich wissenschaftlich nennen oder nicht, müssen
deshalb an sich für patenthindernde Benutzungen der
Erfindungen gelten und der Richter Irat nur zu ent-
scheiden, ob sie in Anbetracht ihres Inhaltes und der
sonstigen Umstände als gesctzlich wirksame Kund-
machungen anzusehen sind. Ob Zirkulare gedruckt
oder wie immer hergestellt sind, ist dann gleichgültig,
nur müssen sie inlándisch sein, sie können aber zugleich
Druckschriften sein und somit deren Vorrechte besitzen.
Davon abgesehen sollte es aber nicht mehr möglich
sein, das Zirkular, das den Leser aufsucht, für gleich-
gültig zu erklären und cine Druckschrift, die bei den
Antipoden aufgestöbert wurde, für ausschlaggebend zu
erachten.
Ferner: Die Herstellung einer Sache, von der die
Theorie die Wirksamkeit einer Kundmachung der in
ihr verkörperten Ertindung abhängig macht, ist tatsächlich
für das, worauf es ankommt, die Kundmachung, so gut
wie gleichgültig. Dem Sachkundigen ıst der Gegen-
stand selbst dem in ihm dargestellten Prinzipe und
möglicherweise dem Verfahren zu seiner Herstellung
gegenüber unwesentlich. Wer einen neuen Kochtopf
erfunden hat, braucht gewifs nicht erst ein käufliches
Exemplar hergestellt zu haben, um dessen vollständige
Abbildung in einem Zirkulare zur praktisch wirksamen
Veröttentlichung zu machen
Das Wesen der Ofenrohrkrümmer (Annalen Bd. 61,
S. 39) kann in wenigen Augenblicken dargelegt werden,
aber seine Beschreibung vor Fachleuten hätte ihm ohne
handgreifliche Vorführung die Neuheit nicht genommen,
wohl aber dem verwickelten sinnreichen Verfahren zu
seiner maschinellen Herstellung. Die Erfindung der
mit Lichtöffnungen versehenen Rollladen**) war mit dem
Gedanken, die Rollladenstäbe in ihrer Längenausdehnung
mit Aussparungen zu versehen, fertig. Der Fachmann
braucht nur ein halbes Dutzend Worte zu hören, um
die Erfindung zu bemeistern, nichts destoweniger hätte
der Erfinder nach der üblichen Ansicht den erfundenen,
aber noch nicht ausgeführten Gegenstand vor der An-
meldung zum Patente in Zirkularen abbilden und an
Fachleute versenden dürfen. Er durfte ihn auch öffent-
lich mit Hülfe von Zeichnungen und Modellen beschreiben,
nur nicht dabei in natura vorlegen. Er durfte ihn auch
zum Verkaufe anbieten, wenn er nicht etwa ein fertiges
Stück in der Werkstatt stehen hatte. Ob der Kunde
den fertigen Rollladen hätte brauchen können, war
gleichgültig. Bekanntlich werden die Rollladen nach
den Fenstern und nicht die Fenster nach den Laden
gemacht. Indessen hätte es vielleicht auch schon als
patenthindernd angesehen werden können, wenn ein
mit den Lichtöffnungen versehener Ladenstab in der
Werkstatt vorhanden war und dieser nicht als Modell
gelten konnte. Dafs eine solche hcillose Kasuistik
vorkommen könnte, ist gewifs kein Vorzug der üblichen
Auslegung des § 2. In manchen Fällen ist die vorgängige
Anfertigung eines käuflichen Exemplares des erfundenen
Gegenstandes so gut wie ausgeschlossen. Man braucht
noch nicht gerade auf neuartige Panzerplattenwalzwerke
zu exemplifizieren, um Maschinen zu finden, die nicht
nach einer von Geschäftsreisenden dem Kunden vor-
gelegten Probe angeboten und verkauft werden. Die
Ofterte wird zunächst nach Zeichnung geschehen und
auch später, wenn die Maschine schon ausgeführt ist.
Ein mit derselben Zeichnung versehenes, zur Bestellung
der noch nicht ausgeführten Maschine auftorderndes
Zirkular dürfte aber heute nahezu beliebig (5. S. 54
unten) versandt werden, wenn die Maschine nur nicht
schon hergestellt ist. Freilich sind einige Fuflsangeln
da. Die Zeichnung, wahrscheinlich wohl eine Licht-
pause, könnte als Druckschrift angeschen werden und
auch ein geschriebener Text soll als Druckschrift gelten
können, wenn Abschreiben den Druck vertrat (5. S. 54
unten), was wohl angenommen werden könnte, wenn
*) Mitunter kann allerdings die Vorweisung einer Sache noch
rascher ihre Kenntnis vermitteln, als Zeichnung und Beschreibung.
Noch mehr gilt dieses von den etwaigen Vorzügen der Sache. Beides
ist übrigens eher bei einfachen, als bei verwickelten Gegenständen
der Fall.
**) Bolze, Versuch usw. S. 116.
258 (No. 744]
۰
nur wenige Interessenten da sind und deshalb nur
wenige Exemplare des Zirkulars hergestellt zu werden
brauchten. Aber ein Zustand ist abnorm, bei dem
nicht der Inhalt eines Textes oder einer Zeichnung,
sondern der Umstand, ob ein Schreiber oder ein
Setzer jenen verviclfältigte, oder ob ein Zeichner diese
am Reifsbrette oder mittels des Lichtpauseapparates
kopierte, über die Neuheit der wichtigsten Erfindung
entscheiden könnte.
Um ein Patent auf eine Sache zu erlangen, braucht
sie nicht erst angefertigt zu werden, es genügt fast
immer, die Idee derselben durch. Zeichnung und Be-
schreibung darzulegen; aber um eine Versammlung von
Fachleuten über die neue Sache mit rechtlicher Wirkung
aufzuklären, mufs sie vorgewiesen werden. Dafs manches
sich viel besser durch eine Zeichnung, als durch An-
schauung klar machen läfst, kommt nicht in Betracht.
Auch bei der Patentierung eines mechanischen
Verfahrens wird Herstellung und Vorweisung des
Erzeugnisses im allgemeinen nicht verlangt; nur bei
dem chemischen Verfahren schreibt das Patentamt vor
(S. S. 232 u. 233), dats der Anmeldung Proben des Erzeug-
nisses, falls es neu ist, beigelegt werden und, wenn es eine
Farbe ist, auch mit ihr gemachte Ausfärbungen. Aller-
dings läfst sich ein Produkt nicht strenge beschreiben
und ebensowenig eine Farbe. Die Färbungsprobe,
bei der das Erzeugnis konsumiert ist, ist übrigens tat-
sächlich ein mechanisches Fabrikat, wie oben (Annalen
Bd. 61, S. 40 rechts) dargelegt ist.*)
Die Theorie führt mit Recht (Annalen Bd. 61, S. 30
links) unter den Arten der Erfindung nur neues Ver-
fahren und neues Erzeugnis auf, aber nicht neues Arbeits-
mittel und neues Erzeugnis und stellt dadurch das
Verfahren als etwas höheres und allgemeineres hin. Im
Gegensatze hierzu wird das Verfahren durch Beschrei-
bung kundgemacht, aber das Arbeitsmittel kann durch
Beschreibung und Zeichnung nur dann kundgemacht
werden, wenn es zugleich vorgewiesen wird. Das
Verfahren kann durch Vorzeigen des Arbeitsmittels
veröffentlicht werden, wenn „der Apparat jedem Sach-
verständigen die Kenntnis des Verfahrens unzweideutig
vermittelt (S. S. 91 Mitte)“, und es ist anzunehmen, dafs
Zeichnung und Beschreibung des Arbeitsmittels ebenso-
gut, wie seine Vorzeigung, das Verfahren kundmachen
könnten, während umgekehrt das Verfahren das Arbeits-
mittel nicht kundmachen kann. Und doch hebt die
Theorie hervor, dafs Arbeitsmittel und Verfahren einander
vertreten können, indem sie rät, licber das Ver-
fahren, als das Arbeitsmittel schützen zu lassen,
um für das Erzeugnis Schutz zu erlangen (S. S. 96
unten), und begründend hinzufügt, dafs „vor allem
die ganz bestimmte Wechelwirkung, welche die einzelnen
Bestandteile (einer Arbcitsmaschine) aufeinander ausüben,
das Wesen der Erfindung ausmacht“ und also nicht die
Bestandteile, die jetzt zur Kundmachung des Arbeits-
mittels vorgewiesen werden müssen.
Es ist unmöglich, sachlich die Wirkung zu recht-
fertigen, die das Patentrecht z. Z. der Herstellung der
Sache beilegt. Der Gedanke liegt freilich nahe, dadurch
ein untrügliches Merkmal zu erhalten, um über das
Vorhandensein einer Benutzung in ähnlicher Weise
entscheiden zu können, wie es der Druck bei der
Veröffentlichung durch ein Schriftstück gestattet. Aber
bei den Schriftstücken versagt die Anwendung des
Rennzeichens häufig genug und Tatfrage tritt ein,
während bei dem Verfahren die Verhältnisse des Verkehrs
von selbst dazu führten, nicht auf der Ausführung zu
bestehen, und damit wohl von einer näheren Unter-
suchung des diese Ausnahme scheinbar begründenden
§ 4 abhielten. Endlich durchlöchert die Praxis den
Zwang der Theorie bei der Auslegung der Benutzung,
wo es nur möglich erschcint, weshalb also säumen,
ihn ganz zu beseitigen?
*) Man könnte hieraus mit gewissem Rechte ableiten, dafs bei
jeder Kundmachung des chemischen Verfahrens das Erzeugnis zur
Hand sein müfste, und käme so zu dem umgekehrten Ergebnisse,
wie die Theorie, die kein Vorzeigen des Erzeugnisses fordert. Indessen
kann recht wohl Kundmachung des Verfahrens ohne Hinzuziehen
des Erzeugnisses stattfinden.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Juni 1908]
r
Was die zweite Forderung der Theorie (oben S. 256)
betrifft, dafs die benutzende Kundmachung gewerbs-
mäfsig sei, so ist nicht einzusehen, wie sich daraus,
dafs Niemand eine patentierte Erfindung ohne Erlaubnis
gewerbsmälsig benutzen darf, ergeben sollte, dafs die
Allgemeinheit nur gewerbsmäfsige Kundmachungen als
patenthindernd ansehen will. Der Forderung „einheit-
licher“ Auslegung des Benutzungsbegriffes widerspricht
aufserdem auf das schärfste der Umstand, dafs in 6 5
Theorie und Praxis Gewerbsmáísigkeit nicht als Er-
fordernis einer Vorbenutzung ansehen (S. S. 173).
Was dem $ 5 aber recht ist, ist dem $ 2 billig.
Die unter No. 3 gestellte Frage, ob in dem Worte
benutzen das Vorhandensein einer eigennützigen Ab-
sicht liegen mufs, ist zu verneinen. Der Sprachgebrauch
verlangt nicht einmal, dafs die Benutzung in einer
bestimmten Absicht geschieht. Man sagt z. B. nicht
nur, er benutzt sein Vermögen zu wohltätigen Zwecken,
sondern auch, er benutzt es, um es zu vergeuden.
In beiden Fällen handelt es sich nicht um die Erzielung
eines materiell vorteilhaften Erzeugnisses, sondern um
die Befriedigung einer Neigung, deren Folgen im zweiten
Falle gar nicht gewollt sind. Sobald also jemand
über seine Erfindung verfügt und sie dabei in eine
Beziehung zur Aufsenwelt setzt, beginnt ihre Benutzung.
Es ist daher in erster Linie eine Benutzung, wenn
jemand seine Erfindung der Allgemeinheit absichtlich
überantwortet. Wer heute aber eine Erfindung zum
Gemeingute machen will, kann es nur erreichen, wenn
er sie in einer öffentlichen Druckschrift beschreibt,
oder sie offenkundig handgreiflich benutzt oder endlich
in Vorträgen und Zirkularen zum Kaufe anbietet*),
wozu dann noch das Erfordernis körperlicher Herstellung
tritt, wenn es sich um eine Sacherfindung handelt.
Allerdings kann der Erfinder auf sein Eigentum formlos
verzichten, aber die Allgemeinheit, der er es zuwenden
will, erwirbt es trotz tatsächlich ausreichender Kund-
machung des Erfundenen nicht. Ein jeder kann die
Erfindung sich schützen lassen, denn dafs der Erfinder
noch ein Recht zum Einspruche auf Grund des 6 3,
Absatz 2 haben sollte, mufs bezweifelt werden. Die
oftenkundige Benutzung durch Vorträge oder Zirkulare
wird aber auch fahrlässig geschehen können. Gewils
mufs dem Erfinder das Recht bleiben, seine Erfindung
andern vorzuführen, ohne dafs er damit gleich sein
Anrecht an ihr einbüfst, vor allem, wenn er ihnen aus-
drücklich Geheimhaltung auferlegt. Wenn er sich aber
als vernünftiger Mensch sagen mufs, dafs er durch seine
Handlungen die Verfügung über seine Erfindung aufgibt,
so ist auf seine entgegengesetzte Absicht so wenig
Gewicht zu legen, wie bei einer Druckschrift auf den
Vordruck, sie sei als Manuskript anzusehen. Nicht die
Absicht, sondern die Tatsachen entscheiden.
Die Untersuchung, ob eine vom Besitzer irgend-
wie in die Aufsenwelt gebrachte Erändung Gemeingut
geworden ist, wird sich also darauf zu richten haben,
ob die Kundmachung dem Sachverständigen genügend
und ob sie oftenkundig war. Gleichgültig ist, ob der
Kundmacher rechtmäfsiger oder unrechtmäfsiger Besitzer
der Erfindung war (S. S. 57 oben), und im Allgemeinen
auch, welche Absichten er bei der Kundmachung hatte.
Die Untersuchung, ob ein Zirkular eine öffentliche
Druckschrift ist, wird dann meistens unnötig. Ein im
Auslande verschicktes Zirkular muls aber eine öffentliche
Druckschrift sein, um im deutschen Reiche patenthindernd
wirken zu können.
Der Begriff der Offenkundigkeit ist hier bis jetzt
nicht besprochen worden; seine übliche Auslegung
wird durch die oben über die Benutzung ausgesprochenen
Ansichten nicht berührt und bleibt mafsgebend. Zu den
Worten des Gesetzes, das verlangt, dafs „die Erfindung
” Vgl. die in den Annalen Bd. 59, S. 115 abgedruckte Ent-
scheidung des Reichsgerichtes: , . . . denn einer Druckschrift steht
ein Vortrag nıcht gleich und eine Benutzung der Erfindung hat auch
in Mülhausen nicht stattgefunden, da der Vortrag nicht gehalten
wurde, um durch denselben das darin beschriebene Verfahren oder
dessen Kenntnis gewerblich zu verwerten usw.“ Es handelt
sich hier um einen in der société industrielle de Mulhouse vor zahl-
reichen Fachleuten gehaltenen Vortrag.
[15. Juni 1908]
bereits so offenkundig benutzt ist, dafs danach die
Benutzung durch andere Sachverständige möglich
erscheint“, bemerkt die Theorie (S. S. 58 u. 57): „das
Wort danach soll nicht nur die Zeit bezeichnen,
sondern ausdrücken, dafs die Beschreibung in einer
öffentlichen Druckschrift oder die Benutzung so be-
schaffen ist, dafs nach Anleitung und Mafsgabe derselben
unter Benutzung der zur Zeit bekannten technischen
Hülfsmittel die Ausführung der Benutzung durch andere
Sachverständige erfolgen kann.“ Welche Hülfsmittel
aber als bekannt und dem Sachverständigen ohne
weiteres zu Gebote stehend anzusehen sind, kann
streitig sein, was besonders bei Nichtigkeitsklagen
hervortritt. Es wird ferner auf Grund der Worte
„möglich erscheint“ nicht verlangt, dafs die Benutzung
wirklich in Gegenwart von Sachverständigen stattfand
und dafs solche überhaupt Kenntnis von der Erfindung
erlangten. Eine leicht zugängliche und genügend kund-
machende handgreifliche Benutzung einer Erfindung ist
stets eine offenkundige, dagegen bedingt die Benutzung
in einem engeren, ausdrücklich oder durch ein Dienst-
verhältnis zur Geheimhaltung verpflichteten Kreise noch
keine Offenkundigkeit. Zu weite Ausdehnung eines
solchen Kreises kann indessen zur Annahme der Offen-
kundigkeit führen. Diese soll aber nach reichsgericht-
lichen Entscheidungen (S. S. 56 unten) auch eintreten,
„wenn der Erfinder nicht mehr Wert auf die Geheim-
haltung legte. Dabei macht es keinen Unterschied, ob
dieses während des Betriebes der Maschine oder nach :
ihrer Aufserbetriebsetzung geschah.“ Der letzte Satz
geht wohl etwas zu weit; eine in der Vergangenheit
liegende nicht offenkundige Benutzung kann nicht
nachträglich in eine offenkundige umgewandelt werden,
und aus den Worten des $ 2 ergibt sich die Zulässigkeit
der entsprechenden Fiktion nicht. Tatsächlich wird
hier dem Eigentümer der Erfindung das ihm allerdings
zukommende, aber noch nicht genügend anerkannte
Recht beigelegt, über seine Erfindung zugunsten der
Allgemeinheit formlos dadurch zu verfügen, dafs er zum
Schweigen verpflichteten Leuten, die die Erfindung
kennen konnten, ihre Kundmachung gestattete. Dabei
ist zu bemerken, "dafs die Theorie keineswegs hier
verlangt hat, dafs die, denen die Kundmachung gestattet
wird, auch imstande sind, kundzumachen. Es kann
dieses auch nicht verlangt werden, wenn die vergangene
geheime Benutzung sich völlig in eine offenkundige
verwandeln läfst, bei welcher nur erforderlich ist, dafs
die betreffenden volle Kenntnis der Erfindung erlangen
können. Anderseits ist es schwer miteinander zu
vereinigen, dafs der Erfinder seine Erfindung zum
Gemeingute macht, wenn er nach Aufhóren ihrer
Benutzung seinen vielleicht unkundigen Arbeitern
gestattet, über sie zu sprechen, jenes aber nicht
dadurch erreichen kann, dafs er selbst vor zahl-
reichen Fachgenossen eingehend die Erfindung be-
schreibt.
Das Eigentumsrecht der Allgemeinheit ist, wie das
Reichsgericht ausgesprochen hat, an sich unvergänglich
und das Patentgesetz hat auch einen Untergang des-
selben durch Verjährung nicht festgesetzt, aber es läfst
seine Geltendmachung nicht mehr zu, wenn es nur
durch eine mehr als 100 Jahre alte druckschriftliche
Veröffentlichung bewiesen werden kann. Beruht es aber
auf offenkundiger Benutzung, so ist seine Geltend-
machung zeitlich unbeschränkt und auch in keiner Weise
von fortdauernder Ausübung der Benutzung abhängig
(S. S. 57 unten). Es entsteht nun die Frage, ob der
Nachweis offenkundiger Benutzung auch aus
über 100 Jahre alten öffentlichenDruckschriften
geführt werden darf. Die Frage ist zu bejahen:
öffentliche Druckschriften können ebensogut wie nicht-
öffentliche und wie Nichtgedrucktes, mag es inländischen
oder ausländischen Ursprungs sein, als Beweismittel
benutzt werden. Es kommt dann aber nicht mehr
darauf an, ob die Beschreibung in der Druckschrift die
Erfindung genügend offenbart, sondern nur darauf, ob
aus dem Gesagten zu erkennen ist, dafs die früher
benutzte Erfindung dieselbe ist, wie die zur Patentierung
angemeldete, und dafs sie früher im deutschen Reiche
offenkundig benutzt wurde.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 744] 259
Ob ein einziges oder eine gröfsere Anzahl von
Exemplaren eines Zirkulars vorgelegt werden kónnen,
mufs für die Frage nach der Neuheit des Inhaltes
ebenso belanglos sein, wie es bei öffentlichen Druck-
schriften ist. Es kann nur darauf ankommen, ob das
Zirkular zur Zeit seiner Verbreitung eine offenkundige
Benutzung bildete.*)
Die absolute Unvergänglichkeit der kundmachenden
Wirkung der Benutzung hat freilich im Leben wenig
Bedeutung, weil, sobald es sich um entferntere Zeiten
handelt, die Identität des früheren und des neu auf-
tauchenden Verfahrens kaum jemals sich wird nach-
weisen lassen. Beispiele davon sind das antike Ver-
fahren, mit dem Safte der Purpurschnecken rot zu färben,
sowie die Herstellung des Lackes der alten italienischen
Geigen. In beiden Fällen ist aufserdem die Benutzung
im deutschen Reiche wohl nicht vorhanden gewesen,
auch ist beim Geigenlack die öffentliche Benutzung des
verlorenen Rezeptes fraglich. Ein weiteres Beispie] ist
die Herstellung gewisser antiker in Deutschland
gefundenen, aus verschieden gefärbten Glassorten
zusammengesetzter Glasbliserarbeiten.**) Bei diesen
könnte aber die Auffindung eines Halbfabrikates über
die Gleichheit des alten und eines etwa neugefundenen
Herstellungsverfahrens entscheiden.
Schanze (Annalen Bd. 58, S. 15 links) wirft die Frage
auf: „ob eine neuentdeckte in den Kulturländern
unbekannte Uebung patentfähig sei“ und sagt, es handle
sich „um eine aufgefundene Ucbung, die keine Erfindung
ist, um eine Mafsnahme, die langsam im Laufe der
Kulturentwicklung durch das Zusammenwirken ganzer
Generationen gezeitigt ist.“ Zur Erläuterung eines
solchen Vorganges weist er dann auf die Entwicklung
gewisser Methoden der heutigen organischen Chemie
hin, z. B. der „Methode der Zusammenschliefsung
alifatischer Körper zu zyklischen“. Es wäre der Ent-
scheidung der aufgeworfenen Frage wohl förderlicher
gewesen, wenn das gegebene Beispiel nicht den Tiefen
der heutigen organischen Chemie, sondern dem gewerb-
lichen Leben eines Nichtkulturvolkes entlehnt worden
wäre, indessen wird man auch, ohne über das Wesen
jener Uebungen näheres zu erfahren, sagen dürfen,
dafs es sich um die offenkundige Benutzung eines
Verfahrens handeln dürfte, das also nicht patentfähig
ware. Es ist daher die Monopolisierung alter Uebungen
und damit auch der Ausbruch von Patentstreitigkeiten
z. B. in Kamerun nicht wahrscheinlich, was um so
besser ist, als die Schlichtung der letzteren wohl eher
den Polizeibehörden als der Justiz zufallen dürfte. Ein
Fabrikat, dessen Anfertigung wohl auf alten Uebungen
beruht und das daher in Betracht kommen könnte,
nämlich das Pfeilgift, ist übrigens von vornherein
durch $ 1 Absatz 2 vom Schutze ausgeschlossen, da
seine Verwertung zweifellos den guten Sitten zu-
widerläuft.
Die Anmeldung einer Erfindung bei dem Patent-
amte bildet keine kundmachende Benutzung und ebenso-
wenig die öffentliche Auslegung der Anmeldung und
die sonstige amtliche Behandlung derselben. Alles, was
mit der Anmeldung zusammenhängt, gilt, wenn das
Patent nicht erteilt wird, in Bezug auf die Neuheit der
Erfindung als nicht geschehen (S. S. 70 unten). Der
Inhalt der erfolglosen Anmeldung bleibt also Eigentum
des Anmelders, das er event. nach § 3 Absatz 2 oder
nach $5 Absatz | wahren kann, falls es einem anderen
gelingen sollte, ein Patent darauf zu erhalten.
Die hier vorgetragenen Ansichten über 0۱6 patent-
rechtliche Benutzung einer Erfindung würden gelegentlich
aus heute bedeutungslosen Handlungen den Verlust des
Eigentumes an einer Erfindung hervorgehen lassen. Wer
eine Erfindung gemacht zu haben glaubt, hätte sich also
vor jeder vorzeitigen Mitteilung derselben noch sorgsamer
zu hüten, als jetzt notwendig ist. Das Wort: Reden ist
Silber, aber Schweigen ist Gold, wird dann auch auf dem
Gebiete des Patentrechtes strenge gelten. Aber liegt darin
°) Vergl. die Anmerkung oben, S. 253.
**) Vor reichlich zwanzig Jahren ist es wirklich vorgekommen,
dafs die bis dahin rätselhafte Herstellung einer solchen Glasarbeit
wieder gelang.
260 [No. 744]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Juni 1908]
ein Unglück? Freilich wird jemand, der eine Erfindung
kund machte, im Glauben, sie sei wertlos oder nicht
patentfähig, und hinterher erkennt, dafs sie eins oder
das andere ist, unter der Herrschaft der hier ver-
tretenen Ansichten leichter, als jetzt der Fall ist, die
Erfindung verlieren, aber er verdient dann doch nicht
mehr Mitleid, als wenn er irgend ein anderes gutes
Geschäft zu machen versäumt hätte.
Die Notwendigkeit, auch mehr als hundert Jahre
alte Druckschriften bei der Feststellung früherer Be-
nutzung zu berücksichtigen, braucht dem Patentamte
keine wesentliche Mehrarbeit aufzubürden, denn das
Patentgesetz schreibt nicht vor, auf welche Zeit sich
die amtliche Vorprüfung der Neuheit zurückerstrecken
soll und von wann an ihre Prüfung den Parteien über-
lassen bleibt. Auch würde die aus der Untersuchung
der privaten Druckschriften entstehende Arbeit gering
sein gegen die, welche durch die Untersuchung der
Patentschriften entstehen würde, die ja nach der reichs-
gerichtlichen Entscheidung vom 13. Januar 1900 auch
noch nach 100 Jahren zu berücksichtigen sind. Für die
Gegenwart kommen diese Verhältnisse freilich noch nicht
in Betracht, aber wohl, dafs die hier vertretenen Sätze
eine einheitliche Grundlage für die Erwerbung der Er-
findung seitens der Allgemeinheit schaffen und auf
einem teilweise unklaren Gebiete, so weit möglich,
Klarheit herbeiführen, und damit die Aufgabe desRichters,
den Willen des Gesetzes den wechselnden Gestaltungen
des Lebens anzupassen, wesentlich erleichtern.
b) Dem Einzelnen gegenüber.
So wie eine Erfindung der Allgemeinheit gegen-
über mangelnder Neuheit halber patentunfähig sein kann,
kann sie nach & 5 auch einem Einzelnen gegenüber
tatsächlich patentunfähig sein, wenn dieser nämlich die
Erfindung schon vor der Zeit der Anmcldung benutzte.
Es wird durch den $ 5 (oben S. 255) dem Vor-
benutzer das gesichert, was er handgreiflich schon
besafs. Der Besitz der Erfindungsidee hat keine äulser-
lichen Wirkungen und kommt demnach auch nicht in
Betracht, wer aber die Erfindung wirklich ausübte oder
wenigstens im Begriffe stand, es zu tun, darf damit
fortfahren, als ob kein Patent vorhanden wäre (S. S. 115
u. ff). Das Untersagungsrecht (Annalen Bd. 61, S. 38
rechts) und das Recht zur Lizenzerteilung (8 6) wird
ihm nicht zuteil, da er es auch vorher nicht gehabt hat,
dagegen darf er für seine Rechnung das Patent auch
von andern ausüben lassen.
Das Gesetz schweigt darüber, ob die Vorbenutzung
gewerbsmälsig oder privat (S. S. 113), heimlich oder
offenkundig sein soll, sie mufs aber im Inlande erfolgt
sein. War die Vorbenutzung offenkundig, so kann
daraufhin der Vorbenutzer ebensogut wie ein anderer
die Neuheit der Erfindung vor der Erteilung des
Patentes durch Einspruch, oder nachher, aber innerhalb
der fünfjährigen Frist des § 28, im Nichtigkeitsverfahren
angreifen. Dagegen kann das Recht auf Mitbenutzung
Jederzeit vom Vorbenutzer geltend gemacht werden.
Es ist übrigens gewissermafsen eine Anomalie, dafs
auch dem offenkundigen Vorbenutzer nach der herr-
schenden Ansicht die Mitbenutzung des Patentes zu-
kommt. Er hat durch die offenkundige Benutzung seine
Erfindung der Allgemeinheit übergeben und hat keine
Sonderrechte mehr. Wenn er nun, statt die Erteilung
des Patentes zu verhindern oder seine Gültigkeit anzu-
greifen, sich das Mitbenutzungsrecht verschaftt, so er-
hält er mehr als er früher besafs, indem er nunmehr
unter den schützenden Fittichen des fremden Patentes
seine Erfindung ausbeuten kann. Die Theorie scheint
ferner (S. S. 112 unten) meistens für gleichgültig zu
halten, ob die Vorbenutzung zur Zeit der fremden An-
meldung noch bestand. Die abweichende Ansicht
Kohlers dürfte vorzuziehen sein, falls er Tatfrage an-
nimmt. Wer z.B. eine unrentable neue Fabrikation
aufgab, hat meistens keinen billigen Anspruch darauf,
die Fabrikation wieder aufnehmen zu dürfen, wenn ein
anderer sich die Erfindung patentieren liefs und dann
den Beweis der Rentabilität lieferte.
Ueber die Auslegung des Inbenutzungnehmens
in § 5 konnte nie ein Zweifel entstehen, da es mehr
sein soll als das Treffen der zur Benutzung er-
forderlichen Anstalten, dagegen kann die Trag-
weite eben dieses Ausdruckes zweifelhaft sein. Der
das Patentgesetz von 1891 betreffende Kommissions-
bericht des Reichstags erklärte, dafs „die Anfertigung
von Zeichnungen oder die theoretische Darstellung des
Verfahrens allein nicht genüge, während, wenn auf
Grund der angefertigten Zeichnungen bereits die Modelle
(d. h. die Holzmodelle für die Gufsteile) angefertigt
wurden, die Bauten begonnen sind, oder das Verfahren
praktisch angefangen hat, im Zweifelsfalle angenommen
werden mülste“, dafs die zur Benutzung erforderlichen
Anstalten getroffen seien. Mit Recht sagt die Theorie
hierzu (S. S. 115 oben), dafs es so sehr auf den Einzel-
fall ankáme, dafs sich keine allgemeinen Regeln aufstellen
liefsen; andrerseits scheint die Tendenz des § 5 seiner
allzuweiten Auslegung nicht günstig zu sein.
Der Anerkennung der Patentfähigkeit steht die
nachträgliche Verneinung derselben im Nichtigkeits-
verfahren gegenüber, welche indessen zu theoretischen
Bemerkungen nicht mehr Anlafs gibt, nachdem die
Erfordernisse der Patentfähigkeit von vornherein
systematisch aufgeführt wurden und sich daraus sofort
die Bedingungen der Nichtigkeit ergeben. Auf die
Praxis der Nichtigkeitsaktionen, vor allem auf die Taktik
der Parteien einzugehen, ist hier nicht beabsichtigt; so
viel sich auch darüber sagen hefse.
Es wurde schon oben (Bd. 60, S.55 rechts Mitte)
erwähnt, dafs der $ 28 die Anstellung der Nichtigkeits-
klage ($ 10) nach dem Ablaufe von fünf Jahren von
der Erteilung des Patentes an gerechnet, nicht gestattet,
ausgenommen in den Fällen 6 und 8. Hier mufs dazu
bemerkt werden, dafs es geradezu abnorm ist, dafs das
Patentgesctz die Nichtigkeitsklage wegen des Mangels
innerer Patentfähigkeit zeitlich eingeschränkt hat und
dergestalt inhaltslose Scheinpatente unanfechtbar macht."
*) Die eingetretene Unanfechtbarkcit eines den guten Sitten
widersprechenden Patentes macht seine Benutzung natürlich nicht
straf los.
Es kann dagegen nicht als absolut unzulässig angesehen werden,
dafs auch mangelnde Neuheit, also Mangel an äufserer Patentfähigkeit,
nur innerhalb der fünfjährigen Frist geltend gemacht werden darf,
aber es entspricht diese Einschränkung gewifs nicht dem Wesen
des Patentes. Der ausschliefslich praktische Grund, welcher für
sie geltend gemacht wird: unbillige Benachteiligung des Patentinhabers,
der sich für die Ausnutzung seines nachträglich vernichteten Patentes
mit gröfseren Kosten eingerichtet haben könnte, hat tatsächlich sehr
geringe Bedeutung. Auch der Umstand, dafs die fünfjährige Klage-
frist der Wiederholung von Nichtigkeitsklagen, in denen eine
Beunruhigung der Industrie erblickt wird, entgegen wirkt, ist ohne
Bedeutung. Der Wiederholung von Nichtigkeitsklagen und zugleich
ihrer unberechtigten Anstellung oder aber ihrer unberechtigten
Abwehr würde wirksamer begegnet, wenn bei dem Reichsgerichte
technische Sachverständige stets den Richter unterstützten. Der
Rechtsanwalt kann in vielen Fällen eine solche Hülfe nicht entbchren,
aber der Richter soll die Akten stets aus Eigenem bemeistern.
Es kann zugegeben werden, dafs in der Mehrzahl der Fälle der rechts-
kundige Richter alleine entscheiden kann, aber in manchen Fällen wird
der Sachverständige die Beurteilung der Sache wesentlich beeinflussen
und in noch mehreren sie erleichtern. Eine grürdliche Durcharbeitung
aller technischen Seiten eines Falles ist keineswegs dadurch gesichert,
dais im Patentamte Techniker als Nichtigkeitsrichter mitwirken.
Es kann ein einzelner technischer Grund als zur Entscheidung
genügend betrachtet werden und andere technische Punkte bleiben
dann unberührt. Hält nun das Reichsgericht umgekehrt die uner-
örterten Punkte für wesentlich, so fehlt ihm dabei die aufklärende
Tätigkeit der ersten Instanz. Dasselbe ist der Fall, wenn von den
Parteien neue technische Gründe vorgebracht werden, unter denen
sich mitunter solche finden dürften, die man der Kritik der technischen
Richter des Patentamtes lieber nicht aussetzen wollte. War die
Mitwirkung des Technikers in der ersten Instanz zweckmälsig und
notwendig, so ist sie es auch in der letzten. Die österreichische
Gesetzgebung z. B. hat diesen Weg eingeschlagen und ist nicht im
entferntesten geneigt, ihn zu verlassen.
[15. Juni 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 744] 261
Verschiedenes
Die Deutsche Schiffbau-Ausstellung. Unter Anwesenheit
mehrerer Fürstlichkeiten, der Spitzen des Zivils und Militärs,
eröffnete Kaiser Wilhelm am 1. Juni die Deutsche Schiffbau-
Ausstellung in der neuen Ausstellungshalle am Zoologischen
Garten in Berlin, nachdem einige Tage zuvor unter Führung
des Geheimrat Professor Busley eine Vorbesichtigung
durch die Vertreter der Fach- und Tagespresse stattgefunden
hatte. Die Ausstellung bedeutet inhaltlich sowohl als auch
in der Durchführung einen glänzenden Erfolg der beteiligten
Firmen wie auch der Ausstellungsleitung. Die Ausschmückung
der einzelnen Stände war nicht wie bei den früheren
Automobilausstellungen in denselben Räumen den Aus-
stellern überlassen, sondern erfolgte nach dem einheitlichen
Plane des Professors Bruno Möhring, wodurch eine dem
Auge gefällige Einheitlichkeit in der Innendekoration erzielt
wurde. Im ersten Saal begegnet der Besucher zunächst den
Ständen des Reichs-Marine-Amts, derSchichauwerke
und des Stettiner Vulkans, während auf der Estrade der
Stand Kaiser Wilhelm Il. Platz gefunden hat. Von den
Ausstellern im zweiten Saale ist zunächst die Hamburger
Firma Blohm & Vofs zu erwähnen, die einen in natürlicher
Gröfse hergestellten Mittelaufbau eines Dampfers vorfihrt,
die Siemens-Schuckert Werke mit ihren riesenhaften
Scheinwerfern, den Kommando-Apparaten usw. Die Allge-
meine Elektricitäts-Gesellschaft hat einen eigenen
Pavillon für ihre Ausstellung erbaut und zeigt darin die
heute schon mannigfachen Beziehungen zwischen Elektro-
technik und Schiffbau. Ganz besonders ist hier auf den
Maschinenraum des Turbinen-Torpedobootes hinzuweisen,
der in natürlicher Gröfse vorgeführt ist und zwar derart,
dafs der Besucher die durch Prefsluft betriebenen Turbinen
bei abgenommenem Gehäusedeckel vor sich sieht.
Einen Hauptanziehungspunkt der Ausstellung bildet die
Abteilung des Reichs-Marine-Amtes. Man begegnet
hier einer Modellsammlung, die zurückreicht bis in den
Anfang der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts: die
„Amazone“, die „Danzig“ und der „Meteor“ sind zu
sehen. Daneben werden eine hübsche Anzahl nautischer
Instrumente vorgeführt. Sehr interessant ist auch der Stand
der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiff-
brüchiger in Bremen mit seinen Modellen von Rettungs-
booten und seinen Instrumenten für Rettungsarbeiten. Auch
die grofsen Hafenstädte haben wertvolle Beiträge geliefert:
Lübeck die Projekte des Elbe-Drave-Kanals, die Bau-
Deputation von Hamburg das Modell der Hamburger
Hafenanlagen vom Jahre 1903, Bremen das Modell seines
Hafens und das der Unterweser-Korrektion.
Dem Schiffsmaschinenbau hat die Ausstellungsleitung
ihre besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Leider war
der zur Verfügung stehende Raum nicht hinreichend, die
betreffenden Maschinen im Original vorzuführen. In der
Hauptsache sind die Schiffsmaschinen deshalb durch Zeich-
nungen und Modelle zur Vorführung gelangt.
Der Versuch, die Fülle des gebotenen in einem zusammen-
fassenden Gesamtüberblick seiner Bedeutung entsprechend
hier vorführen zu wollen, müfste mifslingen; es soll aber bei
der grofsen Bedeutung der Veranstaltung für die gesamte
Industrie auf einige Abteilungen der Ausstellung demnächst
näher eingegangen werden. |
Die 49. Hauptversammlung des Vereines deutscher In-
genieure wird am 29., 30. Juni und 1. Juli d. J. in Dresden
stattfinden. Von den geschäftlichen Verhandlungen dürften
folgende Punkte allgemeines Interesse bieten: Beratungen
über Hochschulvorträge und Uebungskurse für Ingenieure
der Praxis und Lehrer technischer Mittelschulen; desgl. über
Aenderungen des Patentgesetzes; desgl. über die zu er-
lassende Polizeiverordnung betr. Einrichtung und Ueber-
wachung elektrischer Starkstromanlagen nebst Sicherheits-
vorschriften.
Ferner werden Berichte erstattet werden über den Fort-
gang des Technolexikon-Unternehmens, sowie über die seit
Beginn des Jahres herausgegebene Monatsschrift „Technik
und Wirtschaft“. Schliefslich wird eine Reihe auf die
Organisation des Vereines bezüglicher Fragen zur Erörterung
kommen.
Folgende Vorträge werden gehalten werden: Geh. Hof-
rat Prof. Dr. Hempel, Dresden: Die Trinkwasserver-
sorgung der Städte vom chemischen Standpunkt. Dr.- Jna.
Graf von Zeppelin, Stuttgart: Erfahrungen beim Bau von
Luftschiffen. Geh. Hofrat Prof. Dr. R. Mollier, Dresden:
Gustav Zeuner. Dipl.-Ing. Michenfelder, Düsseldorf:
Kranbauarten für Sonderzwecke.
Die Nachmittage werden geselligen Vergnügungen und
dem Besuche von industriellen Anlagen gewidmet sein.
Am 2. Juli wird sich an die Hauptversammlung ein
Ausflug nach der Sächsischen Schweiz anschliefsen.
Die Halbjahresversammlung der „American Society of
Mechanical Engineers“ wird vom 23. bis 26. Juni in Detroit,
Michigan, stattfinden. Von den Vorträgen, die auf der Ver-
sammlung gehalten werden, sind zu nennen „Methode zur
Reinigung von Gasleitungen“ von W. D. Mount, „Die
Vermeidung von Formveränderungen bei konischen Ventilen“
von Professor George H. Shepard, „Ueber Kupplungen“
mit besonderer Berücksichtigung der Kupplungen bei Auto-
mobilen von H. Souther, „Indizierte Leistung, Reibungs-
verluste und effektive Leistung bei Gas- und Oelmaschinen“
von Professor L. S. Marks, „Versuche mit Pitot’schen
Röhren“ von Professor W. D. Gregory, „Die thermischen
Eigenschaften des úberhitzten Dampfes“ von Professor
R. C. H. Heck, „Eine Wellenzapfen-Reibungs-Mefsmaschine“
von Henry Hefs, „Ein Nebenprodukten-Kokofen“ von
W. H. Blauvelt, „Versuche an Dampfmaschinen mit ۰
gespanntem Dampfe“ von F. W. Dean. Aufserdem wird
eine Diskussion über Lastenförderungseinrichtungen statt-
finden, an der sich verschiedene Autoritäten beteiligen
werden. Die „Gesellschaft zur Förderung des ingenieur-
wissenschaftlichen Unterrichts“ („Society for the Pro-
motionof Engineering Education“) und die „Gesellschaft
der Automobil-Ingenieure“ („Society of Automobile
Engineers“) werden ihre Jahresversammlungen ebenfalls
in Detroit und in derselben Zeit abhalten, so dafs die Mit-
glieder der einen Vereinigung an den Vorträgen der beiden
andern teilnehmen können.
Personal-Nachrichten. `
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Postbaurat der Postbauinspektor Baurat
Walter in Berlin; l
zum Kaiserl. Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor bei
der Verwaltung der Reichseisenbahnen in Elsafs-Lothringen
der Kgl. sächsische Reg.-Baumeister Lothar Wetzlich in
Strafsburg 1. E.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Reichs-
dienste erteilt: dem Marine-Maschinenbaumeister Krüger.
Militarbauverwaltung Preufsen. ۰
Ernannt: mit dem 1. Juni d. J. zum Militärbauinspektor
in Glogau der Militarbaumeister Elle daselbst.
Militáarbauverwaltung Sachsen.
Verliehen: der Charakter als Baurat dem Militárbau-
inspektor Dinser, Vorstand des Militárbauamts Bautzen.
Preufsen.
Ernannt: zum Geh. Oberbaurat der vortragende Rat
im Minist. der öffentl. Arbeiten bisherige Geh. Baurat Eich;
zu etatmäfsigen Professoren an der Techn. Hochschule
in Hannover der Professor an der Akademie in Posen Dr.
Leopold v. Wiese und Kaiserswaldau und der Privatdozent
262 [No. 744]
an der Techn. Hochschule in Hannover Eisenbahn-Bau-
und Betriebsinspektor a. D. Robert Otzen;
zu Bau- und Betriebsinspektoren der Abteilungsingenieur
der vormaligen ostpreufsischen Súdhahn Prokop Antos in
Gumbinnen und der Reg.-Baumeister des Ingenieurbaufaches
Robert Rexilius in Wongrowitz;
zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Baufúhrer Gerhard Weich-
brodt aus Warnekow, Kreis Naugard, Alfred Buntebardt aus
Sangerhausen (Maschinenbaufach), Franz Böhme aus Berlin
(Eisenbahnbaufach), Dietrich Arp aus Gaarden, Kreis Kiel,
Georg Fichtner aus Stettin, Wilhelm Wissemann aus Düssel-
dorf, Johannes Liebich aus Heinersdorf, Kreis Ost-Sternberg
(Wasser- und Strafsenbaufach), Friedrich Schnafs aus Wehl-
heiden, Landkreis Kassel, Heinrich Pütz aus Trier, Karl
Krahn aus Bremen, Karl Bellers aus Hannover, Waldemar
Glúer aus Zehlendorf, Kreis Teltow, und Bruno Juppe aus
Breslau (Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem Hof-
kammer- und Baurat Alfred Temor;
ferner die Stelle des Vorstandes der Betriebsinspektion
Gumbinnen dem Bau- und Betriebsinspektor Antos.
Zur Beschäftigung überwiesen: die Reg.-Baumeister
Strohmayer der Eisenbahndirektion in Breslau, Roloff der
Eisenbahndirektion in Berlin, Böhme der Eisenbahndirektion
in Danzig (Eisenbahnbaufach), Bade der Verwaltung der
Märkischen Wasserstrafsen in Potsdam (Wasser- und Strafsen-
baufach), Hölscher (bisher beurlaubt) der Regierung in Köln,
Marcus (bisher beurlaubt) der Regierung in Kassel, Erich
Schulz und David der Regierung in Oppeln, Biermann und
Schnafs dem Techn. Bureau der Hochbauabt. ues Minist.
der öffentl. Arbeiten und Pütz der Regierung in Marien-
werder (llochbaufach).
Versetzt: die Bau- und Betriebsinspektoren Rose, bis-
her in Eslohe, als Vorstand (auftrw.) der Betriebsinspektion 3
nach Hagen, Blau, bisher in Berlin, als Vorstand der Bauabt.
nach Hermsdorf i. d. M., Berlinghoff, bisher in Rummelsburg
i. Pomm., als Vorstand der Bauabt. nach Bútow, die Landbau-
inspektoren Riese von Kattowitz nach Hohensalza, Vogel von
Kassel nach Halberstadt, die Wasserbauinspektoren Laubschat
von Potsdam nach Steinau a. O. (im Gescháftsbereich der
Oderstrombauverwaltung) und Saak von Duisburg-Ruhrort
zur Verwaltung der Márkischen Wasserstrafsen in Potsdam;
die Reg.-Baumeister Buchholz von Potsdam nach Oder-
berg (Maschinenbaufach), Glutb, bisher in Königsberg 1. Pr.,
in den Bezirk der Eisenbahndirektion Elberfeld, Lubeseder,
bisher in Altona, nach Berlin behufs Beschäftigung bei den
Eisenbahnabt. des Minist. der öffentl. Arbeiten (Eisenbahn-
baufach), Schasler von Köpenick nach Oppeln und v. Reiche
in Dillenburg zu dem Mcliorationsbauamt Osnabrück unter
Anweisung seines Wohnsitzes in Meppen (Wasser- und
Strafsenbaufach).
Auf seinen Antrag aus dem Staatsdienste aus-
geschieden: der Wasserbauinspektor Baurat Middeldorf
in Essen.
AusdemStaatseisenbahndiensteausgeschieden:
infolge Ernennung zu Kaiserl. Regierungsräten und Mit-
gliedern des Patentamtes der Bau- und Betriebsinspektor
Delkeskamp sowie die Reg.-Baumeister des Maschinenbau-
faches Hundsdörfer und Garnich.
Die-nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Reg.-Baumeister des Wasser- und
Strafsenbaufaches August Havemann in Stettin.
Bayern.
Seinem Ansuchen entsprechend in den dauern-
den Ruhestand versetzt: vom 1. Oktober d. J. an der
ordentl. Professor für Baukunst an der Architektenabt. der
Techn. Hochschule in München August Thiersch.
Sachsen.
Ernannt: zum Bauinspektor bei der Staatseisenbahn-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Juni 1908)
Verliehen: der Titel und Rang als Geh. Hofrat dem
ordentl. Professor an der Technischen Hochschule in Dresden
Dr. phil. Mollier;
der Titel und Rang eines Oberbaurates dem Mitgliede
der Generaldirektion der Staatseisenbahnen Finanz- und Baurat
Oehme, dem Finanz- und Baurat in der Wasserbaudirektion
Ringel und dem Professor an der Akademie der bildenden
Künste Baurat Herrmann in Dresden;
der Titel und Rang eines Finanz- und Baurates in
Gruppe I der IV. Klasse der Hofrangordnung den Bau-
inspektoren bei der Staatseisenbahnverwaltung Bauräten
Bake in Dresden, Cunrady in Oelsnitz i. V. und Scheibe in
Dresden, den Bau- und Betriebsinspektoren bei der Staats-
eisenbahnverwaltung Bauräten Lehmann und Schneider in
Zwickau und Täubert in Leipzig, dem Vorstande der Strafsen-
und Wasserbauinspektion Döbeln Baurat Noack, dem Vor-
stande der Strafsen- und Wasserbauinspektion Meifsen Il
Baurat Ringel und dem Vorstande der Strafsen- und Wasser-
bauinspektion Zwickau Baurat Seifert;
der Titel und Rang eines Baurates in Gruppe 14 der
IV. Klasse der Hofrangordnung den Bauinspektoren bei der
Staatscisenbahnverwaltung Berthold in Flöha, Büchner,
Fritzsche und Meyer in Dresden, Mirus in Leipzig, Otto in
Zittau, Richter in Leipzig-Engelsdorf, Schulz in Dresden und
Winter in Leipzig, dem Bauinspektor bei der Wasserbau-
direktion Matthes in Dresden, dem Landbauinspektor bei
dem Landbauamte Dresden Il Geyer, dem Landbauinspektor
bei dem Landbauamte Leipzig Lang und dem Landbau-
inspektor bei dem Landbauamte Dresden I Schmiedel;
der Titel und Rang als Baurat dem Direktor der Bau-
gewerkschule in Plauen Professor Albert, dem Architekten
Grothe in Dresden, dem Bauinspektor Krah bei der Bau-
direktion für die Landesanstalten, den Architekten Scherz in
Blasewitz und Schilling in Dresden, dem Stadtrat Wunder
in Leipzig und dem Mitgliede der Realschulkommission
Baumeister Kickelhayn in Dresden-Striesen;
der Titel Baurat dem Bauinspektor Knoth in Oels;
der Titel und Rang als Gewerberat dem Gewerbe-
inspektor Dettelbach in Döbeln.
Versetzt: bei der Staats-Hochbauverwaltung der Reg.-
Baumeister Schubert vom Landbauamte Meifsen zum Land-
bauamte Bautzen.
Aus dem Staatsdienste ausgeschieden: der Reg.-
Baumeister Hans Fischer bei dem Landbauamte Bautzen.
Baden.
Ernannt: zu Reg.-Baumeistern bei der Wasser- und
Strafsenbauverwaltung die Ingenieurpraktikanten Richard
Koch bei der Rheinbauinspektion Karlsruhe und Adolf Stoll
bei der Wasser- und Strafsenbauinspektion Ueberlingen.
Verliehen: der Titel Reg.-Baumeister dem Ingenieur-
praktikanten Adolf Ludin in Karlsruhe.
Braunschweig.
Ernannt: zum ordentl. Professor für Baukonstruktions-
lehre und verwandte Gebiete an Stelle des verstorbenen
Geh. Hofrats Professor Körner der Kgl. preufsische Land-
bauinspektor Hans Stubbe in Stettin und zum ordentl.
Professor für Statik und Mechanik der aufserordentl. Professor
Dr. Wilhelm Schlink;
zum etatmäfsigen Herzogl. Reg.-Baumeister der Reg.-
Baumeister Dr.-Ing. Wilhelm Lindemann in Braunschweig.
Erteilt: ein Lehrauftrag für öffentl. Gesundheitspflege
und für Bakteriologie dem Prosektor am Herzogl. Kranken-
hause in Braunschweig Professor Dr. Borrmann.
Elsafs-Lothringen.
Ernannt: zu Kaiserl. Reg.-Baumeistern der württem-
bergische Reg.-Baumeister Roos aus Mülhausen und der Reg.-
Bauführer Richter.
Gestorben: Geh. Baurat Hermann von der Hude, Berlin,
verwaltung der Reg.-Baumeister Schauer bei derselben und Reg.- und Kreisbauassessor Friedrich Teupser in
Verwaltung. Regensburg.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin.
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
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VON DEN LITERARISCHEN KOMMISSIONEN
DES VEREINS FÜR EISENBAHNKUNDE ZU BERLIN UND DES VEREINS DEUTSCHER MASCHINEN-INGENIEURE
SOWIE DER REDAKTION
ANLAGE ZU BAND 62
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BERLIN
VERLAG DES HERAUSGEBERS: LINDEN-STRASSE 80
KOMMISSIONS-VERLAG:
GEORG SIEMENS BERLIN W KURFURSTENSTRASSE 8
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I. 1 ۵
1. Bahnentwirfe, Vorarbeiten. 17, 37.
2. Bau:
a) Bahnkörper. 17, 37.
_b) Bracken aller Art und E 17, 21, 37, 41.
c) Tunnel. 1, 21, 41.
d) Oberbau, einschl. Weichen. 1, 22, 25, 42.
a U N ra
. Dampfkessel.
. Dampfmaschinen.
. Hydraulische Motoren.
. Allgemeines.
Inhalts-Verzeichnis
II. Allgemeines Maschinenwesen
7, 14, 44.
7, 15.
30.
7, 15, 22, 31.
III. Bergwesen i
e) Bahnhofsanlagen: Hochbauten, Drehscheiben, Schiebebühnen, ۱
۱ Ladevorrichtungen; “einschl. Be- und "Entwässerung und ES ANDERE:
Beleuchtung. 2, 25, 43. EE 222:
f) Werkstattsanlagen. 3, 43. 3. Gruben-Ausbau und Zimmerung.
g) Bahnausrüstung, einschl. Schranken, Neigungszeiger usw. © |. EW SERINE.
3, 26, 43. l 5. Allgemeines. 23, 31.
h) Allgemeines über Bauausführungen. 3, 26, 43.
3. Betriebsmittel für Voll- und Schmalspurbahnen aller Art, einschl. IV. UNEA ESER:
ihrer Heizung und Beleuchtung. ° 4, 5, 27, 29, 43. yx leg Erzeugung ei Metallen. n ;
4. Betrieb und Verkehr; auch glektrischer Zugbetrieb. 6, 9, 30, 33. Dreier, ` e
5. Werkstattsbetrieb, Kraft: und "Arbeitsmaschinen. 9, 34. 3. SE BEE? Se Walz "Werken. 8.
6. Sn Betriebs- und Werkstatts - Materialien und Prüfungs- 4. Hilfsmaschinen. (Gebläse, Venhilateren usw)
maschinen. ayes: 5. Allgemeines. 8, 15, 19.
7. Sicherungsanlagen: Telegraphie, Signalwesen, Stellwerke.
10, 34.
8. Stadt- und Strafsenbahnen. 10, 35, 38. V. Elektrizität
9. Lokal- und Kleinbahnwesen nebst Selbstfahrwesen. 11, 35. 12, 19, 23, 27, 44.
10. Statistik und Tarifwesen. 11, 13, 35.
11. Geschichte, Verwaltung, Gesetzgebung, richterliche Ent-
scheidungen. 13, 36. is VI. Verschiedenes
12. Verschiedenes. 14. das 4, 8, 12, 16, 19, 23, 28, 31, 36, 39, 44.
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welche im Literaturblatt zur Bezeichnung ‘der Titel der Zeitschriften in Anwendung gebracht sind.
Allg. Bauztg. . Allgemeine Bauzeitung (Förster’sche).
Am. Scient. Scientific American.
Ann. d. ponts Annales des ponts ۰
Ann. ind. S Annales industrielles.
Nouvelles annales de la construction.
Archiv für Eisenbahnwesen. | ;
Deutsche Bauzeitung. (Ui: 2c.
Dingler’s polytechnisches Joumal.
Eisenbahn-Verordnungsblatt.
Elektrotechnische Zeitschrift.
Ann. nouvl. .
Arch. f. Ebw.
Deut. Bauztg. ۰
Dingler’s J.
E.-Verordn.-Bl.
Elektr. Ztschr.
Eng. The Engineer.
Engg. . . Engineering.
Engg. News Engineering News. Fr OEE
Gén. civ. Le genie civil. y
Giornale Giornale del genio civile.
Annalen für Gewerbe und Bauwesen.
Zeitschrift für Architektur- und Ingenieur-
wesen, Hannover.
The Iron Age.
Mitteilungen des Oesterr. Vereins für
die Förderung des Lokal- und Straisen-
bahnwesens.
Monitore delle strade ferrate.
National Car and Locomotive Builder.
Oesterreichische Eisenbahn-Zeitung.
Oesterreichische Wochenschrift für den
öffentlichen Baudienst.
Organ für die Fortschritte des Eisen-
bahnwesens.
Glasers Ann..
Hann. Ztschr.
Iron Age . . . .
Mitt. o Lok.- u. Strbw.
Mon. d. str. ferr. .
Nat. Car and Loc. Builder
Oesterr. Eisenbahnztg.
Oestr. Wschrft. f. off. Bdst.
Organ
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Railr. Gaz. Railroad Gazette.
Railw. Age. Railway Age.
Railw. Eng. The Railway Engineer.
Reform. Reform.
Rev. gén. d. chem Revue générale des chemins de fer.
Rev. ind. Seng Revue industrielle.
„„Revftech. i Prio Revue technique.
Schwz. Bauztg. Schweizerische Bauzeitung.
Stahl u. Eis. . Stahl und Eisen.
“Street R. J. . Street Railway Journal, The.
The Am. Eng. The American Engineer.
Verk.-Ztg. . . . Verkehrs-Zeitung.
Verordn, Bl. f Esb. u. Seh Verordnungsblatt für Eisenbahn und
Schiffahrt.
Zentralbl. d. Bauverw. Zentralblatt der Bauverwaltung.
Ztg. D. E.-V. Zeitung des Vereins Deutscher Eisen-
bahn-Verwaltungen. E
Ztschr. d. Ing. ۰ Zeitschrift des Vereins deutscher Inge-
nieure.
Ztschr. f. Bw. . Zeitschrift für Bauwesen.
Ztschr. f. Kleinb. Zeitschrift für Kleinbahnen.
Ztschr. f. Lokb. . Zeitschrift für das gesamte Lokal- und
GE i Strafsenbahnwesen.
Ztschr. f. Transportw. Zeitschrift für Transportwesen und
èG
Ztschr.
Poe
Strafsenbau.
Zeitschrift des Oesterreichischen Inge-
nieur- und Architekten-Vereins.
Oesterr. .
Mit Abb. bedeutet „mit Abbildung“.
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LITERATURBLATT
GLASERS ANNALEN
GEWERBE op BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V. D. M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen Ingenieure, die mit + bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
"Beilage zu No. 733 (Band 62 Heft 1)
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I. Eisenbahnwesen.
2. Bau.
c) Tunnel.
Die Vollendung der zweiten Tunnelröhre nach
Brooklyn. Am. Scientf. vom 16. März 1907, S. 226.
Seit einigen Tagen ist die zweite von den Zwillingsröhren,
welche Brooklyn und Manhattan unter dem East River verbinden,
vollendet worden.
Mit den Ausführungen des längeren Tunnels
unter dem Hudson River verglichen, ist die Untertunnelung des
East River ein viel schwierigeres Unternehmen gewesen. Dies
lax hauptsächlich an dem verschiedenartigen Charakter des Materials,
durch welches der Tunnel getrieben werden mufste. Sand, Fels
und Schlamm wechselte ab. Die Pressungen an den Punkten, wo
die Röhren vom festen Fels in das weiche Schlammbett eingelagert
werden mufsten, waren so grofs, dafs einige der Platten sprangen
und ausgewechselt werden muísten; dadurch entstand hauptsächlich
die grofse Verzögerung in der Ausführung des Baues. L:
Progreís of work in iowering the tunnels under
the Chicago-River. Engg. News vom 7. März 1907,
Bd. 57, No. 10, S. 254. Mit Abb.
Die Senkung dreier Tunnels wird jetzt ausgeführt, um die
Der Entwurf wurde
13. September 1906 mitgeteilt. Die
Arbeiten sind jetzt im Gange und ungefähr zur Hälfte fertig. Bei
unter der Van Buren Strafse und dem unter der
Wassertiefe von 17” auf 26° zu vergrölsern.
in „Engineering News vom
dem Tunnel
Washington Strafse ging bisher alles ohne den geringsten Unfall
von statten. Bei dem Tunnel unter der La Salle Straíse aber trat
am 29. November 1906 in einem der Wasserleitung dienenden Neben-
tunnel ein Bruch ein, welcher die Arbeiten zu unterbrechen zwang.
Sie sind bisher noch nicht wieder aufgenommen. H—e.
The Kicking Horse River tunnel of the Canadian
Pacific Ry. Engg. News vom 18. April 1907, Bd. 57,
No. 16, S. 424. Mit Abb.
Der Kicking Horse-Flufs umschliefst nahe bei Palliser B. C.
einen von Süden herantretenden scharfen Bergvorsprung in den
Als die Bahn gebaut wurde, 1884—85, durch-
fuhr man den Vorsprung mittels eines ungefähr mit dem Halbmesser
Rocky Mountains.
200 m gekrümmten Tunnels, welcher nur mit Holz ausgezimmert
wurde. Dieser Bau widerstand nicht lange dem Gebirgsdruck und
mufste durch einen noch etwas flacher gekrümmten Tunnel ersctzt
werden, der am 1, September 1906 eröffnet wurde. In der Zwischen-
zeit wurde eine oflene Umgehungsbahn benutzt, die nur etwa 80 m
Die Ueberhöhung wurde
H —e.
Halbmesser hatte, bei 4’ 10” Spurweite.
nach und nach beseitigt.
d) Oberbau, einschl. Weichen.
Oberbaufragen und die Versuchsbahn bei Oranien-
burg. Ze D. E.-V 1907. No. 12, S. 185.
Beschreibung dieser zur Klärung der verschiedenen Oberbau-
fragen bestimmten Versuchsbahn der Königl. Preuisischen Staats-
bahnen. —r.
Die Unterhaltung der Eisenbahngleise in den Kurven.
Ztg. D. E.-V. 1907, No. 33, S. 523; No. 49, S. 180 u.
No. 62, S. 953.
Anschliefsend an einen Aufsatz von J. Hansen im „Zentralblatt
der Bauverwaltung“ 1907, No. 14, erörtert Regierungsrat Dr. Heuberg
die Mittel zur guten Unterhaltung der Eisenbahngleise in Krümmungen.
Diese Erörterungen werden in No. 49 vom Regierungs- und Baurat
J. Hansen, in No. 62 von Dr. Heuberg ergänzt.
A new 100-10, rail section. Engg. News vom 27. Juni
1907, Bd. 57, No. 26, S. 710. Mit Abb.
Das neue ۱0۵-۱9. (50 kg/m) schwere
Einführung von grofsen Eisenbahngesellschaft in Aussicht
genommen ist, hat 6° Höhe und 51,” Fufsbreite. Es hält sich
somit von den Uebertreibungen der Verbreiterung des Fufses, denen
Schienenprofil, dessen
einer
(Vergl. „Engineering News‘ vom
H—e.
einige Bahnen verfallen sind, frei.
13. Juni 1907.)
Street railway track and paving at Fort Wayne,
Ind. Engg. News vom 20. Juni 1907, Bd. 57, No. 25,
S.684. Mit Abb.
Die Fort Wayne & Wabash Valley traction Co., welche un-
gelähr 150 engl Meilen an Strafsenbahnen und Städte verbindenden
elektrischen Eisenbahnen betreibt, hat 4 Normaltypen von Gleis-
konstruktion für gepflasterte Stralsen angenommen. Die verschiedenen
Typen sollen den örtlichen Bedingungen entsprechend verwendet
werden. In allen Fällen kommen Vignoles-Schienen, die auf Quer-
Die Querschwellen
Sie
Auch werden
H—e.
schwellen befestigt sind, zur Anwendung.
bestehen meist aus Eichenholz, zum kleineren Teil aus Stahl.
liegen auf einer Bettung aus Beton oder Steinschlag.
ihre Zwischenräume durch Beton ausgefüllt.
New rails for the Chicago street railways. ۰
News vom 23. Mai 1907, Bd. 57, No. 21, S. 561.
Mit Abb.
Die ausgedehnte Arbeit des Umbaues und der Verbesserung
der Strafsenbahnen Chicagos wird binnen kurzer Zeit begonnen
werden. Dabei werden stählerne Trägerschienen mit Spurrinne
verwendet: Höhe 9”, Fufsbreite 6°, Stegstarke 1/2”, Kopfbreite 51/,”,
Gewicht 129 lbs. per yd. (64,5 kgm).
für diese Schienen werden mitgeteilt.
Die Lieferungsbedingungen
H—e.
Der neue Oberbau der Schweizer Bundesbahnen.
Oestr. Wschr. f. off. Bdst. 1907. S. 193.
Beschrieben und durch Zeichnungen erläutert wird der Oberbau
der Gleise und der Weichen für Hauptlinien. Die Schiene ist eine
von 145 mm Höhe und 125 mm Breite und wiegt
Querschwellen 2,7 m lang aus Holz oder Eisen,
Breitfufsschiene
45,9 kg für I m.
letztere 72,5 kg schwer.
wendung von Unterlagsplatten bei Holzschwellen durch Haken-
Befestigung der Schienen unter Ver-
oder Schwellenschrauben, bei Eisenschwellen durch Klemm-
Die kräftig ausgebildete Stofsdeckung erfolgt durch 2 durch
nägel
platten.
6 Laschenbolzen verbundene Z-Laschen.
Steigungen 1:7, 1:8, 1:9 und 1:10 ausgeführt, für Schnellzug-
Die Weichen werden mit
strecken Steigungen 1:11.
Tests of the holding power of railway spikes. Engg.
News vom 7. März 1907, Bd. 57, No. 10, S. 262.
Anknüpfend an ein Werk von Tratman über Eisenbahngleise
und an Versuche an der Universität Urbana in Illinois werden Er-
2 (No. 733]
gebnisse úber den Zugwiderstand von Hakennágeln und Schwellen-
schrauben zusammengestellt. Die letzteren sind den ersteren bedeutend
Oberbau der
bayerischen Staatsbahnen mit einer Schwellenschraube an der Innen-
überlegen. Besonders empfehlenswert scheint der
seite und zwei Hakennägeln an der Aufsenseite der Schiene.
H—e.
Nouveau systeme d'éclissage sans boulons. Gén.
civ. vom 11. Mai 1907, Bd. 51, No. 2, S. 28. Mit Abb.
Die zu stofsenden Schienenenden ruhen auf einer durch Rippen
verstärkten Gufsstahlplatte, deren aufwärts gekrümmte Ränder den
Keilen als Widerlager dienen, welche eingetrieben werden, um die
Bolzen-
H—e.
Schienenenden in der genau richtigen Lage festzuhalten.
verbindungen kommen nicht zur Anwendung.
Stolsfangschienen. Organ 1907. -Heft 6, S. 115.
Beitrag zu der bekannten Streitfrage der Verbesserung des
Schienenstofses durch Ausstattung desselben mit Stofsfangschienen.
Appareil pour mesurer l’usure des rails, employe
au Metropolitain de Paris. Gen. civ. vom 9. März
1907, Bd. 50, No. 19, S. 323. Mit Abb.
Eine am Fufs und Steg der Schiene anliegende Schablone
trägt zwei Schieber, deren einer die Abnutzung der Kopfoberfläche
anzeigt, während der andere mit unter 45° geneigter Kante die
seitliche Abnutzung des Schienenkopfes an einem senkrecht stehenden
Malsstab ablesen läfst. H—e.
Uebergangsbogen. Von Dr. K. Watorek, Lemberg.
Organ 1907. S. 186 und 205.
Verfasser untersucht nacheinander die Ueberhéhunzskriimmung,
Gleisachse und Schwerpunktsbahn und bestimmt an der Hand dieser
Ermittelungen eine neue Form des Uebergangsbogens, die an Bel-
spielen erläutert wird.
Verwendung der Lokomotivasche (Schlacke) bei
der Erhaltung des Oberbaues. Von Bauer in Prag.
Ztg. DEN 1907. No. 57. |
Die Verwendung dieser Schlacke als Packlage unter dem
eigentlichen Kiesbett wird namentlich für Stellen, die im Winter
dem Auffrieren ausgesetzt sind, empfohlen. —r,
Verbesserungen am Holzquerschwellen-Oberbau.
Von Rambacher. Organ 1907. Heft 7, S. 163.
Durch Hartholzeinsátze in den Schwellen glaubt Verfasser eine
bessere Spurhaltung und Verhütung des Einfressens der Unterlags--
platten, durch Keilregelung am Stofs eine bessere Höhenlage der
erzielen. den
Fahrbahn zu Entsprechende Versuche sind bei
bayerischen Staatsbahnen gemacht worden.
Duplex steel ties for rail joints. Engg. News vom
14. Márz 1907, Bd. 57, No. 11, S. 292.
Der Februar-Nummer des ‚Bulletin‘ des internationalen Eisen-
bahn-Kongresses entnommene Beschreibung einer stählernen Doppel-
schwelle zur Unterstützung der Schienenstöfse. Verschiedene auf
deutschen Balınen ausgeführte Versuchsstrecken haben günstige
Patent von Breuer, Schumacher & Co. in Kalk
H—e.
Ergebnisse gehabt.
bei Koln.
La conservation des bois par les nouvelles méthodes
d’impregnation. Gen. civ. vom 13. April 1907, Bd. 50,
No. 24, S. 403.
Die Tatsache, dafs die Waldbestande abnehmen, während
der Bedarf an Hölzern zu baulichen oder industriellen Zwecken
wächst, gibt dem Verfasser, Herrn Ingenieur Lemaire, Veranlassung,
die besten Mittel zur Erhaltung der Hölzer aufzusuchen. Zu diesem
Zweck gibt er eine Beschreibung der älteren und neueren Tránkungs-
verfahren und vergleicht sie in betreff ihrer Wirksamkeit. li—e.
La conservation des traverses de chemins de fer.
Penetration de la chaleur dans le bois. Gen.civ.
vom 27. April 1907, Bd. 50, No. 26, S. 444.
Es erscheint notwendig, die Vorgänge noch genauer theoretisch
zu untersuchen, welche zu der Sterilisierung der Holzfasern führen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
]1. Januar 1908]
Man hat geglaubt, dies durch Behandlung der Schwellen mit Dampf
von 1100 zu erreichen. Da aber die Wärme im innersten Teil
des Holzes hierbei nur auf ungefähr 50° steigt, genügt sie nicht,
um alle im Holz befindlichen Sporen zu töten. H—e.
Report on the derailment of the ,,Pennsylvania
18-hour special“. Engg. News vom 7. März 1907,
Bd. 57, No. 10, S. 264. :
Diese Entgleisung des schnellsten Zuges der Penns. R. R.
zwischen New York und Chicago am 22. Februar d. J. fand auf
einer Strecke mit eisernem Querschwellen-Oberbau statt. Die Ent-
nicht Last
gelegt werden; doch kam die Untersuchungskommission zu der
gleisung konnte zwar dem Oberbau-System zur
Ueberzeugung, dafs der durch die Entgleisung angerichtete Schaden
Auf
Grund dieses Urteils hat man nicht nur die beschädigten Schwellen
ernster war, als er bei Holzschwellen gewesen sein würde.
durch hölzerne ersetzt, sondern die ganze eiserne Versuchsstrecke
wieder in Holz ۰ H—e.
Weichenverbindung zwischen zwei nicht aus einem
gemeinsamen Mittelpunkte beschriebenen Kreis-
bogengleisen. Von Oberingenieur Ed. Lang, Karls-
ruhe. Zentralbl. d. Bauverw. 1907, S. 439.
Gerade und gekrümmte Weichenstralsen mit
Weichen 1:11. Von A. Lambert. Organ 1907.
Heft 5, S. 95.
Den Untersuchungen, welche sich an das bekannte Buch von
Ziegler anlehnen, ist die Weiche 1: 11 zu grunde gelegt, welche
in Rufsland meist verwendet wird. Dem Aufsatz sind eine Reihe
von Zusammenstellungen und Zeichnungen beigegeben.
Federweichen und Herzstücke mit umstellbarer
Flügelschiene zur Herstellung eines lückenlosen
Hauptgleises. Von Grimme. Organ 1907. Heft 10,
S. 210.
Der Aufsatz behandelt die nach Patenten des Bochumer Ver-
eins in den letzten Jahren bei den Preufsischen Staatsbahnen ein-
geführten Verbesserungen bei der Konstruktion der Weichen und
erläutert an der Hand von Abbildungen die Vorzüge der neuen
Anordnungen.
Bettung und Unterschwellung in ihrer gegenseitigen
Abhängigkeit. Ztg. D. E.-V. 1907. No. 64, S. 993.
Auszug aus einem Vortrage des Reg.-Baumeisters a. D.
Schwabach, Generalsekretär des Vereins zur Förderung der Ver-
wendung des Holzschwellenoberbaues. —r.
e) Bahnhofsanlagen: Hochbauten, Drehscheiben,
Schiebebühnen, Ladevorrichtungen; einschliefslich
Be- u. Entwässerung und Beleuchtung.
Die Umgestaltung der Bahnanlagen bei Stuttgart.
Zentralbl. d. Bauverw. 1907. S. 237.
Beschreibung des dem württembergischen Landtage zur Bewilli-
gung der Mittel vorgelegten Entwurfes. Danach werden die sämt-
lichen Stuttgart berührenden Bahnen in einem gemeinsamen Kopf-
bahnhof für den Personenverkehr vereinigt, der gegen die jetzige
Nördlich
Personenbahnhof ist der Ortsgüterbahnhof vorgesehen, der von dem
Auch die
anschliefsenden Cannstatter Bahnanlagen sollen umgestaltet und der
Verschiebebahnhof Untertúrkheim
Kreuzungen von Hauptglcisen in Schienenhöhe sind im Entwurf
Die Baukosten sind auf 94,5 Mill. M. ver-
Anlage etwas nach Nordosten verschoben ist. vom
Verschiebebahnhof Korn-Nordbahnhof bedient werden soll.
zugehörige erweitert werden.
durchweg vermieden.
anschlagt.
Umbau der Stuttgarter Bahnhofsanlagen. Arch. f.
Ebw. 1907. S. 712—1715.
Mitteilungen aus der Begründung des Gesctzentwurfs, den das
Staatsministerium der 2. Kammer vorgelegt hat. Fr.
Der neue Bundesbahnhof in Basel. Ztg. D. EA,
1907. No. 48, S. 772 und No. 51, S. 812.
Angaben über diesen am 24. Juni in Betrieb gesetzten Bahnhof.
--r.
(1. Januar 1908]
Der neue Rangierbahnhof Mannheim. Ztg. D.E.-V.
1907. No. 43, S. 691.
Allgemeine Beschreibung und Uebersichtsplan dieses am 1. Mai
1907 in Betricb genommenen Bahnhofs. =r.
Der neue Verschiebebahnhof bei Wath in England.
Vom Reg.- und Baurat Frahm, Berlin. Zentralbl. d.
Bauverw. 1907. S. 395.
Der Bahnhof, welcher für das Ordnen einer grofsen Zahl von
Kohlenzügen aus Zechenbezirken Mittelenglands und der entspr.
Leerzüge dient, ist zweiseitig angelegt. Die Verteilung erfolgt mittels
Ablaufrücken.
Double-tracking and yard improvements to facili-
tate freight traffic on railways. Engg. News vom
4. April 1907. Bd. 57, No. 14, S. 382.
Es wird nachgewiesen, wie viel Zeit für die Ausnutzung der
Güterwagen bei den jetzigen Einrichtungen der Balınen verloren
geht. So müssen die Züge oft stundenlang auf Kreuzungen warten,
Viel
könne auch durch den Bau und Betrieb zweckmäfsiger Verschub-
was durch den Bau von zweiten Gleisen zu beseitigen wäre.
bahnhöfe verbessert werden. Bau- und Betriebsingenicure 6
hier zusammenwirken, um zu helfen. H—e.
Wettbewerb für Entwürfe zum Empfangsgebäude
auf dem neuen Hauptbahnhof Leipzig. Zentralbl.
d. Bauverw. 1907. S. 327 u. 357.
Bericht über das Ergebnis unter Beigabe. von Zeichnungen.
Einige Bemerkungen über die Güterbahnhöfe in
Nordamerika. Von den Reg.-Baumeistern Dr Ina.
Blum und E. Giese. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 19,
S. 738. Mit Abb. ۱
Mitteilungen über eigenartige Anlagen auf amerikanischen Güter-
bahnhöfen, welche namentlich durch die Beteiligung der dort be-
stehenden Exprefs-Gesellschaften an dem Güterverkehr bedingt
werden. B.
Die Güterschuppenanlage auf dem Hauptbahnhof in
Wiesbaden. Zentralbl. d. Bauverw. 1907. S. 404.
Beschreibung mit Zeichnungen.
Die Gestalt der Lokomotivschuppen. Von W. Cauer.
Organ 1907. Heft 10, S. 197.
Verfasser erörtert im Anschlufs an den Aufsatz von Zimmer-
mann in der gleichen Zeitschrift diese Frage und behandelt ein-
gehender die zweckmäfsige Ausgestaltung uud Verwendung recht-
eckiger Schuppen.
Lokomotivschuppen der Grofsen Westbahn in Lon-
don. Vom Reg.- und Baurat Frahm. Zentralbl. d.
Bauverw. 1907. S. 297.
Rechteckiger Schuppen mit vier innenliegenden, elektrisch be-
triebenen Drehscheiben, um welche je 28 Stände strahlenförmig an-
gcordnet sind. In der Nähe des Schuppens befindet sich eine den
besonderen Verhältnissen angepafste Anlage für die Bekohlung und
Wasserversorgung der Maschinen mit erhöhten Gleisen und selbst-
tätigem Ablauf der leeren Kohlenwagen.
An English rectangular engine house with radial
tracks. Engg. News vom 13. Juni 1907, Bd. 57,
No. 24, S. 642. Mit Abb. |
Der Lokomotivschuppen,
Western Bahn drei
worden
welcher von der englischen Great
engl. Meilen westlich von Paddington erbaut
ist, sucht die Vorteile des radialen und des rechteckigen
Schuppensystems zu verbinden. In einem rechteckigen 447’ 9”
langen und 363’ 9” breiten Schuppen sind 4 Drehscheiben ange-
ordnet, welche 65° Durchmesser haben und je 28 radiale Lokomotiv-
stände von 41° bis 82° nutzbarer Länge um sich vereinigen. Es
können also 112 Lokomotiven verschiedener Länge in dem Schuppen
die besetzt
H--e.
untergebracht werden, wenn auch Zufahrtsgleise
werden.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 733) 3
Electric freight handling cranes for the Panama
Railway. Engg. News vom 25. Juli 1907, Bd. 58
No. 4, S.85. Mit Abb.
Der Kran bestcht
werk, in dessen Mitte ein schráger Auslegerbalken von 80* (24 m)
in einem fahrbaren Turm aus Stahl-Fach-
drehbar angebracht ist. Das äufsere Ende dieses Auslegers kann
Lasten über die Decks der grölsten Schiffe bei Flut heben, während
das innere Ende niedrig genug ist, um in die Türen der Waren-
H—e.
háuser eingefúhrt werden zu kónnen.
f) Werkstattsanlagen.
Werkstätte zur Untersuchung der Wagen in der
Hauptwerkstátte Karlsruhe. Vom Oberingenieur
Zimmermann, Karlsruhe. Organ 1907. Heft 4,
S. 76.
Beschreibung der Anlage mit Textabbildungen.
South Louisville Shops.
1907. S. 121.
Fortsetzung der mehrfach bereits erwähnten umfangreichen Be-
Am. Eng. and Railr. Journ.
schreibung der Werkstattanlagen.
g) Bahnausrüstung, einschl. Schranken,
Neigungzeiger usw.
Einige Bemerkungen zur Ordnung der Bahnbe-
wachung. Von W. München. Ztg. DEN 1907.
No. 60.
Es werden die Einrichtungen besprochen, die in Bayern ge-
troffen sind und noch in Vorschlag zu bringen wären, um die Kosten
der Bahnbewachung zu vermindern. —r.
Unterkunftsräume für Streckenarbeiter. Ztg. D. E.-V.
1907. No. 56, S. 875.
Die für diesen Zweck auf den bayerischen Staatsbahnen ver-
wendete Zeltbude wird beschrieben. —r.
h) Allgemeines úber Bauausfúhrungen.
Berner Alpenbahn. Schwz. Bauztg. 1907. Bd. 49, S. 141.
Der erste Vierteljahrsbericht über den Bau der Berner Alpen-
bahn bringt im besonderen auch den Bauplan für die Herstellung
des 13,74 km langen eingleisigen Lötschbergtunnel, der rd. 5 Jahre
nach der Uebergabe des Geländes vollendet sein mufs. Fertig-
stellungsfrist ist danach der 1. September 1911.
Die Eisenbahn über den Isthmus von Tehuantepec
in Mexico. Arch f. Ebw. 1907. S. 1239—1242.
Mitteilungen über den kürzlich beendeten Um- und Ausbau der
seit 1894 im Betriebe stehende Linien. Fr.
Anlage und Betriebskosten der Paternosteraufzüge
und der sonst üblichen Aufzüge. Von Prof. Ad. ۰
Ernst. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 16, S. 624.
Angabe der Anlage- und Betriebskosten der Personenaufzüge in
Gebäuden, in Verfolg der Besprechung der Gefahr der Paternoster-
aufzüge und der Schutzmittel zur Verhütung von Unglücksfällen in
No. 11, 5.410 und No. 12, S. 445 von demselben Verfasser. B.
Steam shovels in railway construction. Engg. News
vom 11. April 1907, Bd. 57, No. 15, S. 391.
Eine wichtige Frage, welche im letzten Jahr der Kommission
über die „Strecke“ (Roadway) der Am. Ry. Engg. and Maintenance
of way Association überwiesen wurde, war die nach der für den
Bau der Strecken am besten gecigneten Art von Dampfschaufeln.
Als das Ergebnis der Antworten auf ein Rundschreiben gab die
Kommission in
ihrem Bericht gewisse Empfehlungen, und einige
dieser sind in dem vorliegenden Aufsatz zusammengestellt. H—e.
Scraper excavators. Engg. News vom 21. März 1907,
Bd. 57, No. 12, S. 324. Mit Abb.
Eine besondere Art von Ausschachtungs- und Baggermaschinen,
besteht
welcher cinen Baggereimer in
welche jetzt vielfach gebraucht wird, aus einem fest
stehenden oder beweglichen Kran,
4 ` [No. 733]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Januar 1908]
Tatigkeit setzt. Dies geschieht durch eine Anordnung von Draht-
seilen, welche den Maschinisten befähigt, die Kraftäufserungen der
Maschine fir das Ausschachten, Verladen oder Aussetzen des Bodens
Derartige Maschinen von Channon, Page und
H—e.
nutzbar zu machen.
Bagley werden beschrieben.
3. Betriebsmittel für Voll- und Schmalspurbahnen aller Art
einschl. ihrer Heizung und Beleuchtung.
Neuerungen im Lokomotivbetrieb der London and
North Western-Eisenbahn. Von Chas. S. Lake.
Ztschr. d. Ing. 1907. No. 12, S. 481. Mit Abb.
Verfasser weist darauf hin, dafs man in England immer noch
darauf hinarbeitet, die Lokomotive mit einfacher Expansion zu ver-
vollkommnen, nur bei der genannten Bahn ist ihr „technischer
Direktor ۳۰ W. Webb seit 1903 bestrebt gewesen, die Verbund-
lokomotive einzuführen. Sein Nachfolger George Whale hat indessen
sich wieder den Einfachexpansionsmaschinen zugewandt und die
Webbschen Verbundlokomotiven in Zwillingslokomotiven umgebaut,
von denen einzelne beschrieben werden. B.
Die Eisenbahnbetriebsmittel auf der Ausstellung in
Mailand 1906. Von Reg. -Baumeister Metzeltin.
Ztschr. d. Ing. 1907. No. 18, S. 686; No. 20, S. 719.
Mit Abb.
Mitteilung über die in Mailand ausgestellten Eisenbahnfahrzeuge.
Es fanden sich auf der Ausstellung 52 Lokomotiven, 81 Personen-,
Post- und Gepäckwagen, sowie 31 Güterwagen. B.
Deutsche 50 t-Wagen mit Selbstentladung. Ztg. D.
E.-V. 1907. No. 7, S. 108.
Die in einer Zeichnung dargestcliten Wagen sind von der
Firma Arthur Koppel in Berlin für den inneren Verkchr ım Eisen-
Der
gestellte Wagenkasten ist auf 2 zweiachsige Drehgestelle gelagert
und hat für die Entladung nur Bodenklappen.
und Stahlwerk in Haspe (Westfalen) erbaut. in Eisen her-
—=f,
Versuche mit Kamin und Blasrohr an Lokomotiven.
Schwz. Bauztg. 1907. Bd. 50, S. 10.
Mitteilung der Versuchsergebnisse.
Personen- und Güterwagen auf der Mailänder Aus-
stellung 1906. Von Reg.-Baumeister Messerschmidt,
Berlin. Glasers Ann. 1907. Bd. 60, Heft 11, S. 235.
Wiedergabe eines im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
gehaltenen Vortrages, in welchem die Abweichungen in der
Konstruktion und Einrichtung der ausgestelten Personenwagen
besprochen werden. B.
Die Lokomotiven auf der Mailänder Ausstellung 1906.
Von Reg.-Baumeister Schwarze, Essen. Glasers
Ann. 1907. Bd. 60, Heft 11, S. 238; Heft 12, S. 262;
Bd. 61, Heft 3, S. 45. Mit Abb.
Verfasser bespricht in einem, im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure gehaltenen Vortrage die wichtigsten Erscheinungen in
der Konstruktion der zahlreichen ausgestellten Lokomotiven. B.
Vergleich zwischen einer zwei- und einer dreifach
gekuppelten Schnellzug-Lokomotive. Von Dr.
Sanzin. Organ 1907. Heft 4, S. 61.
Verfasser versucht, nach theoretischen Grundlagen und unter
Verwendung von Ertahrungswerten festzustellen, welche der beiden
Lokomotivbauarten unter bestimmten Verhältnissen für die Beförderung
sehr schnellfahrender Personenzüge geeigneter erscheint. Dem
Vergleich zugrunde gelegt sind Lokomotiven der Oesterreichischen
Súdbahn.
Selbstentlader von 50 t Ladefáhigkeit. Organ 1907.
Heft 6, S. 117.
Die Wagen, welche von der Firma Arthur Koppel, Berlin für
das Hasper Eisen- und Stahlwerk geliefert wurden, sind Boden-
entleerer mit Drehgestellen. Statt der sonst verwendeten Verschlufs-
klappen wird die Entladeófínung durch wagerecht in der Wagen-
längsrichtung bewegliche Schieber abgeschlossen.
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VI. Verschiedenes.
Kalender für Strafsen- und Wasserbau- und Kultur-
Ingenieure. Begründet von A. Rheinhard. Neu
bearbeitet von R. Scheck, Reg.- und Baurat in
Fürstenwalde (Spree). Wiesbaden 1908. Verlag
von J. F. Bergmann. Preis 4,60 M. [V. D. M)
In dem fünfunddreifsigsten Jahrgange des Kalenders ist das
gesamte Kapitel über „Die Entwässerung von Städten“ vollständig
neu bearbeitet worden. Die übrigen Angaben sind durchgesehen
worden. Schu.
Eisenkonstruktionen im Hochbau. —Kurzgefaístes
Handbuch mit Beispielen für den praktischen Gebrauch.
Von Karl Schindler. Leipzig 1907, G. J. Goeschen-
scher Verlag. Pr. 0,80 M.
Das 127 Seiten umfassende kleine Buch in Taschenformat ۰
handelt
Säulen,
die Verwendung der Eisenkonstruktionen im Hochbau als
Träger und die Dachkonstruktionen. Verfasser bespricht
die Berechnung der verschiedenen Formen der guís- und schmiede-
eisernen Säulen in bezug aut ihre Festigkeit, ihre zweckentsprechenden
Verbindungen und feuerfesten Umkleidungen, die zulässige Belastung
der Träger und Dachkonstruktionen, eiserner Treppen und Ober-
lichte in den Gebäuden. Die Behandlung des Stoffes ist leicht ver-
ständlich unter Ausschlufs der höheren Mathematik und ist deshalb
ein nützliches Handbuch für Bautechniker und jüngere Architekten.
i B.
Die Berechnung von Fabrikschornsteinen. Kritik
der Bestimmungen für die Berechnung der Stand-
sicherheit von Schornsteinen vom 30. April 1902. Von
C. Gaab. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 17, S. 646.
Verfasser bemängelt die durch Ministerialerlaís festgesetzten
Normen und sucht in einem im Mannheimer Bezirksverein gehaltenen
Vortrage nachzuweisen, dafs nach diesen Normen Schornsteine ge-
baut
gefahrdrohend für die Umgebung bezeichnen könne. B.
werden können, die man geradezu als wagehalsig und als
Der untere Coloradofluís und der Salton-See.
Railw. Gaz. vom 19. April 1907, S. 377.
Der Aufsatz beschreibt unter Beigabe vieler Abbildungen den
Durchbruch des bisher
Coloradoflusses nach dem Salton-See, einem seitwärts vom bisherigen
dem Golf von Californien zugeflossenen
Flufslauf liegenden, bis zu 278 Fufs unter dem Meeresspiegel hinab-
reichenden Gebiet. D.
Die Berliner Industrie einst und jetzt. Eine Studie
zur Berliner Industriegeschichte. Von Conrad
Matschofs. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 19, S. 731;
No. 20, S. 786. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Berliner Bezirksverein gehaltenen Vor-
trages, der einen interessanten Rückblick in die Entwickelungs-
geschichte der Maschinenindustrie Berlins gewährt. B.
Aéronautique. Un dirigeable allemand: le „Zeppelin“.
Gen. civ. vom 6. Juli 1907, Bd. 51, No. 10, S. 159.
Mit Abb.
Anknüpfend an die Mitteilung, Bd. 43, No. 15, S. 227, in welcher
„Le Genie civil“ den Ballon Zeppelin, wie er im Jahre 1903 war,
beschrieben hat, werden die inzwischen vorgenommenen Aenderungen
besprochen. Sie sind nicht wesentlich und betreffen nur Einzel-
heiten. Der Zeppelin auf seiner jetzigen Entwickelungsstufe miíst
128 m Länge bei
einem Inhalt von 11300 cbm. Die letzten Versuche mit dem lenk-
baren Luftschitf fanden am 9. und 10. Oktober 1906 statt. Das
Protokoll über dieselben, welches Herr Dr. Hergesell vertafst hat,
H—e.
einem gröfsten Durchmesser von 11,7 m und
wird mitgeteilt.
Die russischenVerkehrswege und ihreAnforderungen
in der nächsten Zukunft. Arch. f. Ebw. 1907.
S. 115-184.
Mitteilung eines vom Ministerium der Verkehrsanstalten ver-
öffentlichten umfassenden Programms zur Hebung der Verkehrs-
verháltnisse.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens. Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D, Patentanwalt L. Glaser. Berlin. —
Druck von Gebruder Grunert, Berlin.
LITERATURBLATT
GLASERS ANNALEN
r o
GEWERBE mp BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V. D. M.]
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit $ bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
No. 486 5 o Beilage zu No. 734 (Band 62 Heft 2) | ` 1904
I. Eisenbahnwesen. erstens die deutsche Kuppelungsgesellschaft, zweitens die Kuppelung.
: . A E welche die Herren Pavia und Casalıs von den italienischen Staats-
3. Betriebsmittel für Voll- und Schmalspurbahnen aller Art
. À ۲ bahnen erfunden haben. Dieser Apparat bringt wesentlich neue
einschl. ihrer Heizung und Beleuchtung. $ S
na A N Anordnungen. Fr wird nach dem ,,Gemio Cilo“ beschrieben.
Die Reinigung der Personenwagen. Von Stabv, H-
Ludwigshafen. Organ 1907. Hett 5, S. 89.
C.
Le freinage des trains à grande vitesse. Nouveau
Beschreibung emer ausgeführten Anlage in Ludwigshafen. Die type de freins, systeme Maximus. Gen. civ. vom
Reinigung geschieht durch Absaugen der Luft, die Anlage zur Er- 21. Juli 1907. Bu. 51, No. 13, S. 213. Mit Abb.
Bremse, er ist vielmehr eine Vervollkommnung, welche allen vor-
Drei- und Vier-Zylinder-Verbund-Schnellzugloko-
motiven der österreichischen Nordwestbahn. handenen Bremsen angepatst werden kann, Man könnte ihn nennen:
Mitgeteilt von F. Felsenstein. Organ 1907. llett 7, Regulator der tangentiellen Bremskratt. Diese wird so Gerecht,
S. 146. ` dafs sie niemals eine solche Höhe erreicht, welche imstande wäre,
Eingehende Beschreibung mit Zeichnungen. das Rad testzubremsen. Hoc.
5/5 gekuppelte Güterzuglokomotive der k. k. österr. A snow locomotive for logging work. Engg. News
Staatsbahnen. Oestr. Wschrit. £ off Bdst. 1907. vom 14. März 1907, Bd. 91, No. ll, S. 288. Mit Abb.
S. 470. In den nördlichen Wäldern wird das gefällte Holz im Winter
Eingehende Beschreibung mit Abbildung. auf Schlitten an die Verschiflungs- oder Eisenbahn-Verladungsplatze
gefahren. Als Zugkraft dienen meist Pferde, in neuerer Zeit aber
Le nouveau frein continu pneumatique, systeme auch Lokomotiven, deren jede das Werk von 30 bis 40 Pferden
Chapsal - Saillot. Gén. civ. vom 16. März 1907,
Bd. 50, No. 20, S. 336. Mit Abb.
Die Entwickelung der durchlaufenden Bremsen hat mit dem
verrichtet. Eine solche Lokomotive wird dargestellt und beschrieben.
Der Kessel ruht mit scinem vorderen Ende auf einem Schlitten-
Drebeestell, während das hintere Ende auf den Trieb- und Laufrädern
Wachsen der Güterzüge nicht Schritt gehalten. Die Mängel der liegt. Die Zugkraft wird durch endlose Ketten, welche mit Spornen
bisherigen Bremsen werden hauptsächlich gefunden in: versehen sind, auf den Schnee übertragen. E
l. der Unzulänglichkeit an Kraft und dem Mangel an Gleich-
mafsigkeit der Bremswirkung auf die Gewichtseinheit der Tests of compounding and superheating on French
Fahrzeuge; | locomotives. Engg. News vom 21. März 1907, Bd. 57,
2. in der zu geringen Möglichkeit, die zur Anwendung kommende No. 12, 3.1029.
Bremskraft zu verändern. Die Paris —Orléans-Bahn hat fünf cintache Lokomotiven, 3.5
Diese Mängel sucht die neue Bremse zu beseitigen. I -e. gckuppelt, gebaut durch die Baldwin Lokomotivwerke im Jahre
` 1900 mit dem Ueberheizer von Schmidt ausgestattet. Die seither
Eclairage des wagons par becs a incandescence. damit erzielten Ergebnisse werden mitgeteilt. 11 - e
Comparaison entre les becs droits et les becs S
renversés. Gén. civ. vom 23. März 1907, Bd. 50, The design of recent English locomotives. Engg.
No. 21, S. 349. Mit Abb. ۱ News vom 18, April 1907, Bd. 57, No. 16, S. 4il.
Die vergleichenden Versuche, welche die französische Ostbalm, | Mit Abb.
Westbabn, Paris-Lyon-Mittelmeerbahn und Orlcans-Bahn angestellt Die Entwickelung des englischen Lokomotivbaues ist in den
haben, scheinen noch zu keinem endgültigen Ergebnis geführt zu letzten Jahren aut die Vergröfserung des Gewichts und der Matse
haben; vielmehr bleibt jede der drei ersten Gesellschaften bei einer der Maschinen gerichtet gewesen, um das Gewicht durchgchender
anderen Art von Gasglúblicht-Beleuchtung. Die Orlcans-Bahn führt Güterzüge erhöhen zu können. .Eine Anzahl der neuen Lokomotiven
immer mehr elektrische Beleuchtung ein. H —c. der bedeutendsten englischen Eisenbahnen wird nach den Studien
mitgeteilt, die ein Mitglied der Schriftleitung der „Engineering News
Locomotive compound á quatre essieux couplés du im letzten Jahre an Ort und Stelle gemacht hat. Hoc.
chemin de fer d’Anatolie. Gén.civ. vom 23. Marz 1907, `
Bd. 50, No. 21, S. 356. Mit Abb. A steam motor car for railway service. Engg. News
4.5 gekuppelte Lokomotive von A. Borsig in Tegel. Sie hat vom 23. April 1907, Bd. 57, No. 17, S. 445. Mit Abb.
61,450 t Dienstgewicht und befährt Steigungen von 25,5 ia und ج In der ncuesten Entwicklung der Motorwagen für Eisenbahn
Kurven bis zu 200 m ۱ H— e. dienst in Amerika finden sich zahlreiche Anwendungen von Gas-
۲ : ۲ maschinen, aber einer der neuesten Motorwagen wird getrieben
Attelage automatique des wagons, systeme Pavia-
e Ze . ? ۳ ۰ ( 1 E XY
Sm ۳ vom 8, Juni 1907, Bd. 51, No. 6, ' mitgeteilte Damptwagen ist entworten von W. G. Wagenhals und
e H 4 H l
wird geliefert von Kobusch-Wagenhals in St. Louis Mo. H c.
durch Dampf aus cinem Jlochdruck-Wasserrohr-Kessel. Der hier
Auf der Ausstellung von Mailand war ein Wettbewerb selbst-
tätiger Kuppelungen für Fisenbahnwagen cröflnet worden. Der An Italian balanced-compound passenger locomotive
Preis von 5000 Lire wurde nicht zuerkannt. Dagegen erhielten | with cab in front. Engg. News vom 23. Mai 1907,
von den 168 Bewerbern zwei cinc lobende Erwálmung, und zwar | Bd. 57, No. 21, S. 570. Mit Abb.
6 [No. 734]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Januar 1908]
Vierzylindrige 3,5 gekuppelte Personenzug-Tenderlokomotive mit
vorn liegendem Fihrerstand. Diese Maschinenart ist von der
Direktion der
Linien eingeführt.
italienischen Staatseisenbahnen auf den adriatischen
Ungefähr 25 dieser Lokomotiven sind jetzt im
Dienst. — Wiedergabe der Zeichnungen nach ,,72¢ Engineer“.
JI-e.
Steel-frame 50-108 gondola cars: Wabash Ry. Engg.
News vom 13. Juni 1907, Bd. 57, No. 24, S. 640. Mit
Abb.
Die Wabash- Bahn hat neuerdings Wagenpark 2000
offene Güterwagen von hoher Ladefähigkeit hinzugefügt, bei welchen
ihren
ein sehr kräftiger stählerner Unterrahmen verwendet wurde, während
die Seiten und Endborde sowie der Boden von Holz sind. H--e.
An 8o-ft flat car trussed with steel cables. Engg.
News vom 13. Juni 1907. Bd. 57, No. 24, S. 644.
Mit Abt.
Die französische Nordbahn hat besondere Plateauwagen zur
Wiedergabe der
Beschreibung und der Abbildungen aus einem Artikel im Februar-
Beförderung sehr langer Schienen bauen lassen.
heit der ,,Aevue générale des chemins de fer“. H e
Pacific type locomotive for heavy express service
on the: Pennsylvania R. R. Engg. News vom
20. Juni 1907, Bd. 57. No. 25. S. 671. Mit Abb.
Eine Versuchslokomotive vom Pacific Typus mit einem Gewicht
auf den 6 Triebrádern von 173550 lbs (engl. Pfund) ist von der
Pennsylvania-Babn soeben in Dienst gestellt und wird im vorliegenden
Aufsatz Man hofft, durch den Gebrauch
Maschinen der Notwendigkeit der Teilung einiger schwerer Exprets-
beschrieben. solcher
züge begegnen zu können. Diese Lokomotive kann eine Zugkraft
von 31000 lbs entwickeln, das ist 22 pCt. mehr als die schwerste
bisher auf der Pennsylvania-Bahn im Dienst befindliche Lokomotive
leistet. H—e.
۰
Steel cars for passenger train equipment, Pennsyl-
vania R. R. Engg. News vom 20. Juni 1907, Bd. 57,
No. 25, S. 671. Mit Abb.
In den letzten Jahren ist eine Anzahl von Wagen aus Stalıl
Der
erste Schritt jedoch zur allgemeinen Einführung des Stahls als Bau-
für verschiedene amerikanische Bahnen ausgeführt worden.
stoff für Personenwagen der Hauptbahnen wurde von der Pennsyl-
vania-Bahn vor kurzem getan, welche 200 stählerne Personenwagen
nach eigenen Entwürfen beschafft hat. Eine eingehende Beschreibung
dieser Wagen wird mitgeteilt.
Vergleiche „Ze Génie civil“ vom 10. August 1907, Bd. 51, No. 15,
S. 244. H- e.
Passenger locomotives of the 4-4-4 type with bar
frames. Bavarian State Railways. Engg. News
vom 25. Juli 1907, Bd. 58, No. 4, S. 85. Mit Abb.
Neue Personenzug-Maschinen 2/6 gekuppelt. Die Rostfläche
Das Gesamtgewicht ist
32 tons
H- ¿Es
ist gegen das bisher Uebliche vergröfsert.
Die
auf 84 tons gewachsen. vier Treibräder sind mit
belastet.
Steel Passenger Car der New York Central & Hudson
River Railroad. Amer. Eng. and Railr. Journ. 1907.
S. 81.
All Steel Box Car. Ebenda S. 129.
All Steel Postal Car. Desgl. S. 136.
Beschreibung mit Abbildungen der vorgenannten Wagen.
Santa Fe Type Locomotive with smokebox super-
heater. Amer. Eng. and Railr. Journ. 1907. S. 88.
Ten Wheel Locomotive with Walschaert Valve
Gear. Ebenda S. 104.
Simple Decapod Locomotive. Desgl. S. 138.
Desgl. S. 147.
Beschreibung der besonderen Lokomotiven mit Abbildungen.
Simple Consolidation Locomotive.
|
Recent Steam Motor Cars in Great-Britain. Amer.
Eng. and Railr. Journ. 1907. S. 134.
Beschreibung der Motorwagen der Tafí Vale Railway und der
Lancashire and Yorkshire Railway.
Ganz Steam Motor Car. Ebenda S. 141.
Air Brake Instruction Car.
Journ. 1907. S. 143.
Der eigenartige Versuchswagen enthält eine recht beträchtliche
Amer. Eng. and ۰
Zahl verschiedenartiger Bremsapparate, die auf mannigfache Weise
betätigt werden können.
Oelfeuerung führende Maschinen. Am. Scientf. vom
9. März 1907, S. 206.
Eine amerikanische Gesellschaft baut für die Mexikanische
Zentralbahn eine Anzahl von Oelfeuerung führender Maschinen von
Der
Das gesamte Adhäsionsgewicht beträgt
einer ungewöhnlichen Art. Kessel hat
2168 Quadrattuís Heiztläche.
110 ۰
einen Dampfstrahl zerstäubt wird. Z.
Es sind 8 Kuppler.
Die Feuerung besteht aus rohem Petroleum, welches durch
Eine bayerische Schnellzugslokomotive. Am. Scientf.
vom 9. März 1907. S. 208.
Der Artikel bringt Beschreibung und Abbildung einer aus der
Fabrik Maftei in München hervorgegangencn Schnellzugslokomotive,
Die Maschine soll für eine
Alle Einzelheiten der
Es ist
eine vierzylindrige Compoundmaschine von enormen Dimensionen.
Die Länge beträgt 13,75 m, die Höhe 5 m. Der Durchmesser der
Räder 2,3 m. Gewicht der Maschine 92,5 t. Z.
welche in Nürnberg ausgestellt war.
Geschwindigkeit von 150 km berechnet sein.
Maschine werden als „vorzüglich ausgeführt“ bezeichnet.
Hölzerne Wagen bei einem Eisenbahnunfall. Am.
Scientf. vom 16. März 1907, S. 232.
Der Artikel bringt Abbildungen von dem Eisenbahnunfall, ۲
März bei
(Californien) auf der Santa Fe- Eisenbahn ereignete. Man sieht
sich infolge falscher Weichenstellung am 1. Colton
daraus, dafs die hölzernen Wagen zwischen der Lokomotive und
dem Pullmanwagen vollständig zertrümmert wurden, während der `
Pullmanwagen intakt blieb. Es sollen von letzterem nach dem
Bericht nicht einma) die Fenster gesprungen sein. Z.
Seitentüren und Schnellbahn. Am. Scientf.
9. März 1907, S. 206.
Die Anbringung der Türen an den Enden der Wagen bei der
vom
New Yorker Untergrundbahn wird als ein grober Mifsgriff empfunden,
die der schnellen Entleerung der Wagen sehr im Wege steht. Man
verlangt für jedes Paar von Quersitzen ein paar seitliche Türen. Z.
4. Betrieb und Verkehr; auch elektrischer Zugbetrieb.
Der elektrische Betrieb auf den Londoner Unter-
grundbahnen. Ztg. D. E.-V. 1907. No. 12, S. 187.
Erfahrungen, die bei diesem Betriebe, mit dem am 1. Januar
1905 begonnen wurde, gemacht worden sind. —r.
Der Berliner Stadtbahn- und Vorortverkehr.
D. E.-V. 1906. No. 27, S. 432.
Die Ansichten des Staatsministers und Ministers der offent:
Ztg.
lichen Arbeiten Breitenbach über die jetzigen Leistungen und die
künftige Ausgestaltung des Berliner Stadtbahn- und Vorortverkchrs
werden mitgetcilt. — ۲,
Erfahrungen mit dem elektrischen Betrieb auf Voll-
bahnen. Ztg. D. E.-V. 1907. No. 27, S. 437.
Mitteilungen aus zwei verschiedenen, in London abgehaltenen
Eisenbahnfachversammlungen über solche Ertahrungen. —r.
Aus dem letzten Jahresberichte des amerikanischen
Bundesamtes. Von A.v.d. Leyen. Ztg. D. E.-V.
1907. No. 43, S. 689.
Angaben über Wagcnmangel und Retaktien.
(15. Januar 1908]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 734] 1
Die Eisenbahntarifreform in Dánemark vom Jahre
1903 und der Ertrag der dánischen Staatsbahnen
in den Betriebsjahren 1902/3 bis 1905/6. Von
W. A. Schulze. Ztg. D. E.-V. 1907. No. 50.
Durch Erhöhung der Befórderungspreisc und Gewinnbetciligung
des Personals an dem Reinertrage über 2 v. H. des Anlagekapitals
sind günstige Ergebnisse. insbesondere durch Verminderung der
— 8
Betriebsausgaben erzielt worden.
Mit Triebwagen durch die ungarische Niederung.
Von Guillery. Ztg. D. E.-V. 1907. No. 55.
Mitteilungen über die Verwendung von Dampfwagen und benzin-
elektrischen Triebwagen auf den niederungarischen landwirtschaft-
lichen Eisenbahnen. —r.
Der Motorwagen auf Eisenbahnen. Ztg. D. E.-V.
1907. No. 57, S. 891.
Auszug aus einem Vortrag des Maschinendircktors der Union
Pacific-Bahn Mc. Keen in New York über Motorwagen und bei deren
Bau zu beachtende Grundsätze. =f,
Das Anfahren der Eisenbahnzüge. Von Mithlmann,
Reg.-Baumeister in Efslingen. Organ 1907. Heft 4, S. 78.
Theoretische Untersuchung unter Bcigabe von Diagrammen.
Stofswirkungen im Eisenbahnbetriebe. Von Saller.
Organ 1907. Heft 6, S. 119, Heft 7, S. 155.
Eingehende theoretische Untersuchungen der im Eisenbahn-
betriebe im Oberbau, eisernen Briicken usw. auftretenden dynamischen
Beanspruchungen mit Schlufsfolgerungen.
Der elektrische Vollbahnbetrieb. Von Reg.-Baumeister
Ph. Pforr. Glasers Ann. 1907. Bd. 60, Heft 10,
S. 201. Mit Abb.
Verfasser erörtert die Möglichkeit der Einführung des elektrischen
Betriebes auf Vollbahnen nach den bisher in dieser Richtung
gemachten Erfahrungen und weist auf die dadurch erzielten Vor-
teile im technischer und wirtschaftlicher Bezichung hin. B.
Elektrischer Betrieb auf Vollbahnstrecken mit
starken Steigungen. Von Reg.-Baumeister Mühl-
mann, Efslingen. Glasers Ann. 1907. Bd. 60, Heft 12,
S. 251. Mit Abb.
In der verlicgenden Studie erörtert der Verfasser einen clek-
trischen Betrieb auf der sehr steilen Strecke Geislingen— Amstetten
und vergleicht die damit verbundenen Betriebskosten mit denen des
Er kommt dabei
Schluís, dafs er wirtschaftlich nur in Frage kommen könnte, wenn cs
bestehenden durch Dampflokomotiven. zu dem
möglich sein würde, eine Kilowattstunde für 71/, Pig. zu liefern. B.
Motorwagen oder Lokomotive. Von Professor Emi:
Schimanek, Budapest. Glasers Ann. 1907. Bd. 60,
Heft 12, S. 268.
Verfasser bespricht die auf der ungarischen Staatseisenbahn,
Budapest—Hatvaner Linie, gemachten Versuche mit Motorwagen
und bemängelt dabei die im ersten Heft vom Betriebinspektor Nagel
angeführten, für Motorwagen ungünstigen Ergebnisse; er hofft, dafs
die weiteren Versuche, die bei der Staatsbahn in Aussicht genommen
auf einer richtigen Grundlage einwandsfrei
sind, vorgenommen
werden. Nach der von ihm aufgestellten Tabelle macht der Brenn-
stoffverbrauch pro Zugkilometer beim Motorwagen 7,085, bei Loko-
motiven 10,393 Heller aus und betragen die Gesamtkosten pro
Zugkilometer beim Motorwagen 23,679, bei Lokomotiven aber
24,709 Heller. B.
Bremsprobefahrten am Arlberg mit der selbsttätigen
Vakuum-Güterzugbremse. Schwz. Bauztg. 1907.
Bd. 50, S. 25.
Die Versuche, deren vorläufige Ergebnisse mitgeteilt werden,
fanden mit 150 Achsen starkem Güterzuge auf der Bergstrecke mit
30 und 31 وم Gefälle und auf der Talbahn statt.
Die Betriebseinrichtungen der Simplonbahn. Oestr.
Wschr. f. off. Bdst. 1907. S. 349. Mit 1 Tafel und
Abb. im Text.
Die Mitteilungen betreffen vorwiegend die Einrichtungen für
die
und den
den elektrischen Betricb im Tunnel. Daneben werden auch
Abmachungen zwischen den Schweizer Bundesbahnen
italienischen Staatsbahnen über die Betriebsführung auf der Strecke
Brig —Iselle — Domodossola behandelt.
L’électrification du New York Central Railroad
dans la banlieue de New York. Gen. civ. vom
27. Juli 1907, Bd. 51, No. 13, S. 216. Mit Abb.
Wiedergabe aus der ,,Nevue clectrigue? vom 15. Juli 1907 nach
einem Aufsatze von Blakstone. H ce.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
I. Dampfkessel.
Selbsttätiger Gegenstrom- und Wasserumlauf-Er-
zeuger von Kunert für Flamm- und Heizrohrkessel.
Von Dr.-Ing. Förster. Ztschr. d Ing. 1907. No. 17,
S. 641. Mit Abb.
Die eingehend beschriebene Vorrichtung soll einen Umlauf des
Wassers in der Längsrichtung des Kessels veranlassen und zwar
derart, dafs die Strömrichtung derjenigen der Hcizgase entgegen-
gesetzt ist. Dieser Umlauf soll in kräftiger Weise die Dampfblasen
von den Heizflächen abstreichen und den letzteren Wasser zuführen,
um dadurch die Dampferzeugung zu vergröfsern und den Kohlen-
verbrauch zu vermindern. Die in dieser Richtung angestellten Ver-
suche gaben einen Nutzeffekt von 6,43 v. H. B.
Aufreilsen eines Kesseldomes bei der Druckprobe.
Von C. Bach. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 12, S. 465.
Mit Abb.
Mitteilung über einen in der Zeitschrift der Dampfkesselunter-
` suchungs- und Versicherungsgesellschaft a. G. in Wien besprochenen
Unfall, bei dem ein Arbeiter getötet wurde. Der Dom eines neuen
Kessels rifs bei der Druckprobe unter 13,5 Atm. Druck in einer Länge
von rd. | m bis auf 70 mm klatlend ۰ B.
2. Dampfmaschinen.
Versuche an einer 2ooopferdigen Riedler-Stumpf-
Dampfturbine. Von F. Rötscher. Ztschr. d. Ing.
1907. No. 16, S. 605.
Besprechung der vom Verfasser mit einer von den Allgemeinen
Flektrizitäts-Werken in Berlin gebauten Dampfturbine ausgeführten
Versuche. B.
Neuere Ziele und Erfolge des deutschen Wärme-
kraftmaschinenbaues. Von H Dubbel. Ztschr. d.
Ing. 1907. No. 20, S. 765. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Aachener Bezirksverein gehaltenen Vor-
trages, in welchem die neueren Bestrebungen und Erfolge in der
Konstruktion der Kraftmaschinen eingehend besprochen werden. B.
4. Allgemeines.
Oekonomische Vergleiche von Gas- und Dampf-
erzeugung. Am Scicntf. vom 16. März 1907, S. 226.
Die Versuche, welche mit Feuerungsmaterial zur Erzeugung
von Gas und Dampf mit einer 250pferdigen Anlage von einem der
Gebiete J. M. Emerson
Dowson vergleichsweise gemacht worden sind, haben ergeben, dats
hervorragendsten Fachmänner auf diesem
Gasanlagen viel günstiger sind als Dampfkessel. Der Vergleich
ergab für Gas ein Mehr von 53 pCt.
Bei
anlagen wurden sogar 70 pCt. mehr Ausbeute an Gas ım Vergleich
Versuch mit zwei 40pferdigen Gas- und Dampf-
einem
zu Dampf erzielt. Z.
Gleichungen und Diagramme zu den Vorgängen im
Gasgenerator. Von Prof. Dr. R. Mollier. Ztschr.
d. Ing. 1907. No. 14, S. 532.
Theoretische Abhandlung der Gesetze über die Vorgänge im
Gasgenerator. B.
Die flüssigen Brennstoffe und ihre Ausnutzung in der
Verbrennungskraftmaschine,mit besonderer Berück-
sichtigung des Dieselmotors. Von Karl Kutzbach,
Nürnberg. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 14, S. 521; No. 15,
S. 581.
8 [No. 134]
Verfasser bespricht die Vorzüge der flüssigen Brennstoffe den
festen gegenüber und die Art ihrer Verwendung beim Betrieb von
Motoren, die thermisch beste Ausnutzung der Gemische sowie thre
günstige Verwendung beim Dieselmotor und die sich «dadurch er-
gebenden wirtschaftlichen Vorzüge desselben. B.
Versuche über die Verwendung von Teerölen zum
Betrieb des Dieselmotors. Von Paul Rieppel,
Nürnberg. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 16, S. 613.
Mitteilung über Untersuchungen, welche in dieser Hinsicht in
den Laboratorien der Werke der Vereinigten Maschinenfabrik Augs-
burg und Nürnberg, sowie an der Technischen Hochschule in Berlin
und in den chemischen J.aboratorien des Gewerbemuscums in Nürn-
bere ausgeführt worden sind, um festzustellen, welche Teeróle sich
tür den Betrieb des Dieselmotors eignen. B.
Die Beanspruchung von Drabtseilen. Von
J. Isaachsen, Braunschweig. Ztschr. d. Ing. 1907,
No. 17, S. 652,
Verfasser ist der Ansicht, dats dic Bach sche Formel für ۰
seile nicht für alle Fälle zutreftend sei, und sucht dies in einer
langeren Abhandlung nachzuweisen. B.
Temperaturspannungen in Hohlzylindern. Von Dr.
Rudolf Lorenz, Dipl.-Ing., Dortmund. Ztschr. d.
Ing. 1907. No. 19, S. 143.
Theoretische Betrachtungen über die antserordentlich hohen
Temperaturen, die während der Verbrennungsperiode im Zylinder
ciner Gasmaschine auftreten und bei mangelhattem Material Brüche
veranlassen können. B.
Ergebnisse der Untersuchung eines bei der Druck-
probe aufgerissenen Kesselbleches. Won Bach.
Ztschr. d. Ing. 1907. No. 19, S. 147. Mit Abb.
Mitteilung über die in der Materialprúfungsanstalt an der Kel.
Technischen Hochschule Stuttgart an einem vom Schweizerischen
Verein von Dainptkesselbesitzern eingelieterten bei der Druckprobe
aufgerissenen Kesselbleche angestellten Untersuchungen. B.
Transporteur aérien de 35 kilometres entre Chile-
cito et Upulungos. (Rep. Argentine). Gen. civ. vom
23. März 1907, Bd. 50, No. 21, S. 345. Mit Abb.
Obige Drahtsell(Schwebe-Babhn, welche bei einer Länge von
ungcfábr 35 km eine Höhe von etwa 3500 m ersteigt, hat die Er-
zeugnisse der Knptererzgruben von Upulungos (4500 m Mcereshöhe»
nach Chilecito, der auf 1000 m Meercshóhe licgenden Endstation
der argentinischen Eisenbahn hinabzuschaffen. Die Drahtscilbalm
ist vor zwei Jahren durch die Firma Bleichert in Leipzig entworfen
und ausgeführt worden. He e
Beitrag zur Bestimmung der Formveränderung
gekröpfter Kurbelwellen. Von Georg Duffing,
Ingenieur. Mit 18 Texttiguren und 2 lithograph.
Tafeln. Berlin 1906. Verlag von Julius Springer.
Preis 1,60 M. IV. D. MI
Verfasser untersucht die Durchbiegung gekröpfter Kurbelwellen,
indem er an Stelle der Aullagerreaktionen in den Lagerstellen die
jiegunesmomente daselbst als statisch unbestimmte Gröfsen ein
tührt.
An cinem praktischen Beispiel — Berechnung einer dreifach
gelagerten Gasmaschinenwelle wird gezcigt, dafs die hierauf ge-
gründete schematische Zahlenrechnung Vorteile bei Dimensionierung
von neu zu entwerfenden Wellen bietet. M s.
IV. Hüttenwesen.
3. Linrihtung von Lammer- und Wal- Werken.
Universalwalzwerk, Bauart Kennedy. Von Fr.
Fröhlich. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 12, S. 469.
Mit Abb.
3eschreibung cines Universalgerüstes, das von der A. Garrison
Foundry Co. in Pittsburg Pa. nach einem Entwurf von Julian Kennedy
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Januar 1908)
5. Allyemeines.
One hundred years of iron and steel production.
Engg. News vom 6. Juni 1907, Bd. 57, No. 23, S. 614.
Eine in grolsen Zügen geschriebene geschichtliche Uebersicht
von Sir Hugh Bell; Ansprache als Prásident des Iron and Steel
Institute bei dessen Jahresversammlung.
Sir Bell begründet die Wahl seines Themas, indem er unter
anderem ins Gedächtnis ruft, dats sein Grofsvater zu den Begrün-
dern der Eisenindustrie Englands gehört habe. Er kam vor unge-
táhr 100 Jahren als der Sohn eines Landmannes von Cumberland
nach dem Tyne, um ın die Dienste einer Newcastler Firma einzu-
treten, deren Teilhaber er dann bald wurde. - Der innige Zu-
sammenhang zwischen der Eisenindustrie und dem Eisenbahnwesen
wird nachgewiesen. H -e.
VI Verschiedenes.
Les installations maritimes de Bruges et le port
d’escale de Zeebrugge (Belgique). Gen. civ. vom
20. Juli 1907, Bd. 51, No. 12, S. 193. Mit Abb.
Zur Verbindung der Stadt Brügge mit dem Meere ist cin
ungefähr 11 km langer Kanal hergestellt, welcher unmittelbar westlich
von dem Badeorte Ileyst in den Vorhafen mündet. Er ist gegen
diesen durch eine Schleuse abgeschlossen und erweitert sich südlich
von dieser zu dem Binnenhafen, neben welchem sich die Gleis-
anlagen des Seebahnhotes entwickeln. Die Mündung des Kanals
in das Meer wird durch cine gekrümmte Mole von 2487 m Länge
gegen die Nord- und Weststürme geschützt. Die Mole ist zum
Löschen und Laden der gröfsten Schiffe eingerichtet. Eisenbahn-
gleise sind bis zur Spitze der Mole geführt. H e.
Gesetz zum Schutz der Warenbezeichnungen vom
12. Mai 1894. Erläutert von Dr. jur. W. Rhenius,
Gch. Regierungsrat, Direktor im Kais. Patentamt.
2. Auflage. Berlin 1908. Carl Heymanns Verlag.
(Taschen-Gesetzsammlung No. 31.) ‚Preis geb. 2,50 M.
A
Selir erfreut werden die Benutzer des gediegenen Kommentars
eines der besten Kenner des Warenzeichenwesens, der zugleich
mitten ın der Praxis des Kais. Patentamts steht, die nun erschienene
2. Auflage begrüfsen, denn das schon 1897 in I. Auflage erschienene
Taschenbuch ist bis auf die jüngsten Entscheidungen von 1907
vervollständigt. Trotzdem ist das kleine Buch nicht dickleibiger
geworden, sondern durch Umarbeitung des Inhalts, die Verwendung
von zahlreichen, leicht verständlichen Abkürzungen, die ۲
von Tabellen und die Wahl geeigneten Papiers haben Verfasser
und Verleger sogar eine Verringerung der Seitenzahl erreicht. Zur
schnellen Orientierung behält das beliebte kleine Buch nach wie
vor seinen besonderen Wert neben grofsen Handbüchern durch
seine Uebersichtlichkeit, Zuverlässigkeit und Reichhaltigkeit bei
aller gedrängten Kürze. M.
Praktischer Ratgeber bei Steuereinschätzung und
Steuerreklamation nebst Preufsischem Ein-
19. 6. 06.
Ser e ESO Wie
۱ ۱ 18. 6. 07. ($ 23) `
Ausführungsbestimmungen und Formularen. \on
einem Steuersekretár. Verlag L. Schwarz & Comp.,
Berlin S. 128 Seiten. Preis 60 Pf. T
Das neue Einkommensteuergesetz von 1906 mit der Abänderung
von 1907 (§ 23 betr. Pflicht des Chefs zur Angabe des Einkommens
der Angestellten) bietet eine solche Menge Neuerungen, dafs es für
kommensteuergesetz vom
jeden Steuerpflichtigen unbedingt erforderlich ist, sich darüber zu
unterrichten.
Fehlanä’s Ingenieur-Kalender 1908. Für Maschinen-
und Hlütten-Ingenieure. Herausgegeben von Prof.
Fr. Freytag, Lehrer an den techn. Staatslehranstalten
in Chemnitz. 30. Jahrgang. Berlin 1908. Verlag
von Julius Springer. Preis 3 M. IV. D. MI
Neu bearbeitet sind „Elektrotechnik“ und „Bauwesen“, um-
gearbeitet wurden Patentgesetz und Ausführungsbestimmungen dazu.
tür die Cambria Steel Co. in Johnstown Pa. gebaut worden ist. B. J. Z.
Selb-iverla, des Herausgebers. — Kommissiunsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser. Berin. —
Druck von Gebruder Grunert. berlin.
LITERATURBLATT |
GLASERS ANNALEN.
GEWERBE unn BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V. D. M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit + bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
No. 487 Beilage zu No. 735 (Band 62 Heft 3) 5 1908
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I. Eisenbahnwesen. ı fernten Armen, welche beim Anstofsen an Hindernisse nachgeben
- : d ۱ ۲ ۱ und an einem Teilkreise das Mais der Beeinträchtigung des freien
4. Betrieb und Verkehr; auch elektrischer Zugbetrich.
Profils erkennen lassen. Auch ist eine Vorrichtung vorhanden,
Chemin de fer electrique monophase de la vallee welche das Mais der Krümmungsschärfe der Kurven beim Durch-
du Brembo š (Lombardie). Gén. civ. vom 22. Juni fahren verzeichnet.
1907, Bd. 51, No. 8, S. 121. Mit Abb. Vergleiche „Zr Génie civil“ vom 17. August 1907, Bd. 51,
Bekanntlich ist der einfache Wechselstrom als Zugkraft schon No. 16, S. 269. H--e.
auf verschiedenen Eisenbahnen in Europa und Nord-Amerika an-
gewendet worden. Fine weitere Linie der Art ist jetzt von der ` Untersuchung von Eisenbahnunfällen von seiten
Westinghouse-Gesellschaft im Tal des Brembo von Bergamo nach der Regierung. Am. Scientf. vom 16. März 1907,
San Giovanni Bianco erbaut worden. Länge 30 km. Gröfste S. 226.
Steigung 2,4 pCt. Kurven nicht unter 150 m Halbmesser. H—e. Die ungeheure Zunahme der Fisenbahnuntalle im verflossenen
Winter hat den Verfasser des Artikels zur Ueberzeugung gebracht,
A report on independent motor cars for railway dafs Abhülfe nur dadurch möglich ist, dafs von seiten der Regierung
service und: Experience of English railways with _ eine Kommission von Sachverständigen eingesetzt wird, die jeden
automobile coach lines. Engg. News von 4. April Unfall auf das gründlichste untersucht und die Veranlassung dazu
1907, Bd. 57, No. 14, 5. 381. rücksichtslos der Oeffentlichkcit preisgibt.
Die Pennsylvania-Bahn sandte im letzten Herbst eine Ab- Man exemplifiziert auf englische Verhältnisse, wo dieses System
ordnung höherer Betriebsbeamten unter der Führung des Herrn beobachtet wird und auf eine Billion beförderter Personen nicht
Schaeffler, Oberleiters des Personenverkehrs, nach Europa, um den ein einziger Todesfall im letzten Jahre zu verzeichnen ist, während
Betrieb mit selbständigen Motorwagen auf den Eisenbahnen und die in den Vereinigten Staaten in den letzten 6 Monaten mehr als ein
Automobil-Wagen-Linicn als Hlülfsmittel im Fisenbahndienste zu halbes Tausend Menschen ihr Leben einbüfsten. 2.
studieren. Die darüber vorliegenden Berichte werden auszugsweise
mitgetelit. Sie lauten nicht durchweg günstig. H--e. | Selbsttatige Vorrichtungen zum Anhalten eines
Eisenbahnzuges ohne Zutun des Lokomotivführers.
(Automatic stops.) Railw. Gaz. vom 15. März 1907,
Ss. 253.
|
|
Bericht der Interstate Commerce Commission an den Kongrets
The problem of freight car supply and distribution.
Engg. News vom 23. Mai 1907, Bd. 57, No. 21, S. 574.
Leitartikel, in welchem erörtert wird, wie dem zeitweisen f
es l ۱ der Vercinigten Staaten.
Giterwagenmangel am wirksamsten vorgebeugt oder abgcholfen
werden kann. Am Schluls heilst es: die Verwaltung des Güter- | Gegenüberstellung der Vorzüge und Nachteile des
wagenparkes durch ein einzelnes Bureau in der Form einer Eisen- | Gleichstroms und einphasigen W echselstroms
bahn-Abrechnungsstelle (clearing house) oder ciner Beschaffungs- | im FEisenbahnbetriebe. Railw. Gaz. vom 10. Mai
Gesellschaft scheint eine befriedigende Lösung zu versprechen, und , 1907, S. 439.
es besteht zweifellos schon cinc starke Strömung in dieser Richtung.
H—e.
A recording machine for dynamometer tests on
railway trains. Engg. News vom 6. Juni 1907, Bd. 57,
No. 23, S. 615. Mit Abb.
Ausführliche Beschreibung dieses Mefsapparats für einen Eisen-
Largest Rotary Snow Plow. Am. Eng. and Railr. Journ.
1907. S. 96.
Der auf der Denver, Northwestern & Pacific Railway benutzte
Schneeptlug soll bei Schneeverwehungen 13° breite Schlitze her-
stellen können und zwar auch im bis zu Eis festgefrorenen Schnee.
bahn-Versuchswagen, welcher von der Eisenbahn-Abteilung der
„International Correspondence Schools“ ungefähr vor einem Jahre in 5. Werkstattsbetrieb, Kraft und Arbeitsmaschinen.
Betrieb gesetzt worden ist. Sic hat cin hydraulisches oder Oel- ۱
Drehbank zum Nachrichten von Achssätzen. Organ
1907. S. 154.
Beschreibung dieser Anlage unter Beigabe von Zeichnungen.
Dynamometer zur Prüfung des Zugwiderstandes und eine Anzahl
von Vorrichtungen, um Vermerke zu machen über andere mit der
Bewegung der Züge in Verbindung stehende Dinge: Geschwindigkeit,
Zeit, Entfernung, Dampfdruck, Kohlen- und Wasserverbrauch, An. Ss
O. Bau-, Betriebs- und Werkstatts- Materialien und
Prüfungsmaschinen.
1
۱
Maschine und Pflug sind auf einem gemeinsamen Untergestell gelagert.
wendung der Bremsen und Gleiskrümmungen. Nach einem Vortrag ۱
|
vor dem Eisenbahnklub in St. Louis (Nordamerika). H—e.
Notes on recent rail design. Engg. News vom 23. Juli
A new clearance-measuring tar for the Baltimore & | 1907. Bd. 58, No. 4, S.86. Mit Abb.
Ohio R. >. Engg. News vom 13, Juni 1907, Bd. 57, Ein Hauptúbelstand in der Schienenfabrikation ist der hohe
No. 24, 5.638. Mit Abb. Gehalt von Phosphor in dem Metall. Dies ist besonders der Fall
Bei dem Bestreben, den Eisenbahnwagen immer mehr Fassungs- bei Schienen mit hohem Kohlengehalt. Um diese schädlichen Be-
raum zu geben, muls die Erhaltung des freien Profils der Gleise standteile zu beseitigen, nimmt man jetzt zu dem Ofen-Herd-Prozefs
immer sorgfältiger überwacht werden. Zu diesem Zweck hat die seine Zuflucht. Insbesondere haben die Union Pacific und die
Baltimore & Ohio-Bahn soeben einen vervollkommneten Profilwagen Southern Pacific Bahn solche Schienen ausgeschrieben. Die dabeı
fertiggestellt. Er trägt einen Rahmen mit 6” von einander ent- | gestellten Bedingungen werden besprochen. H--e.
10° (No 735]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
]1. Februar 1908]
SEIS ا اد لح A A ns "تحت رت
7. Sicherungsanlagen: Telegraphie, Signalwesen, Stelhwer ke.
Die elektrischen Stellwerke auf dem Bahnhof
Schwerte. Von Schepp. Organ 1907. Heft 6, S. 109;
Heft 7, S. 129; Heft 9, S. 178; Heft 10, S. 200.
Der Aufsatz behandelt sehr eingehend eine kürzlich von der
Firma Jüdel in Verbindung mit Siemens & Halske ausgeführte An-
lage und gibt eine mit vielen Textabbildungen und Zeichnungen ver-
sehene genaue Darstellung der Wirkungsweise und Schaltung der
elektrischen Stellwerke sowie der Weichen- und Signalantriebe. Zum
Schlufs sind die Stellwerksgebäude und Speicheranlage beschrieben.
Zur Kennzeichnung der Rangierwege. VonW.Cauer.
Ztg. D. E.-V. 1907. No. 52.
Beitrag zur Erörterung dieser wichtigen Eisenbahnbetriebsfrage.
=P,
Das Ueberfahren der Haltesignale. Vom Gch. Ober-
baurat Scholkmann. Ztg. D. E.-V. 1907. No. 48.
Eingehende Besprechung der Einrichtungen, die vorgeschlagen
sind, um die Lokomotivführer auf die Haltestellung der Signale auf-
merksam zu machen, sowie der Versuche, die in dieser Beziehung
auf den preufsisch-hessischen Staatsbahnen in Aussicht genommen sind.
—r.
Elektrische oder mechanische Abhángigkeit zwischen
Streckenblock und Signalen. Von Pfcil Organ
1907, 6. Heft, S. 118.
Verfasser sucht nachzuweisen, dafs die Verwendung der Siemens-
schen elektrischen Abhängigkeit zwischen Streckenblock und Stell-
hebel unter Fortfall der Hebel- und Unterwegs-Sperren bei elek-
trischen Stellwerken ohne jede Einschränkung, bei mechanischen
dagegen nur da empfohlen werden kann, wo bezüglich der Strom-
quellen und Drahtzugregelung so günstige Verhältnisse vorliegen,
dafs von jeder Feststellvorrichtung an der Flügelkuppelung abgesehen
werden kann.
Aiguille de sûreté, systeme Schilhan. Gén. civ. vom `,
20. April 1907, Bd. 50, No. 25, S. 428. Mit Abb.
Wiedergabe nach der ,,Ovsterreichischen Wochinschrift vom
5. Januar 1907. — Um das zweispurige Fahren bei mangclhaftem
Schlufs der Weiche zu verhüten, ist an der Hinterseite einer
Weichenzunge eine Rampe gebildet, auf welche der Flansch des
fehlgehenden Rades aufsteigt, um über den Kopf der Fahrschiene
hinweg wieder in die richtige Spur zu gelangen. H —e.
Audible cab signals as distant signals on the Great
Western Ry. England. Engg. News vom 2. Mai
1907, Bd. 57, No. 18, S. 486. Mit Abb.
Die englische Westbahn hat neuerdings auf einer ihrer Zweig-
linien die sichtbaren Flügel-Signale durch hörbare Signale ersctzt,
welche in dem Führerstand der Lokomotive angebracht sind und
aus einer Dampfpfeife und einer elektrischen Glocke bestehen.
Die erstere gibt das Signal „Vorsicht“, die letztere das Signal
„Bahn frei“.
brachte Kontaktschiene in Tätigkeit gesetzt. Mitteilung nach ,,/:lectrical
H-e.
Beide Signale werden durch eine im Gleise ange-
Engineering”.
Automatic electric block signaling on the Boston
& Maine Ry. Engg. News vom 7. März 1907, bd. 57,
No. 10, S. 255.
Die genannte Bahn hat die Einführung der Blocksignale auf
ihren Linien sehr kräftig in Angriff genommen. Sie hat elcktrische
Semaphor-Signale für 615 engl. Meilen Bahn, wovon 530 Meilen
doppelgleisig sind, vergeben. H--e.
SY. Stadt- und Strafsenbahnen.
Union Loop in Chicago. Ztg. D. E.-V. 1907. No.28,
S. 453.
Die Vorteile und Nachteile dieser gemeinsamen, zweigleisigen
Gleisschleife von 2 engl. Meilen Lange mit 11 Stationen für 4 Hoch-
balınen sowie die Vorschläge, den neuerdings eingetretenen Mängeln
zu begegnen, werden besprochen. E,
Die Stationen der New Yorker Untergrundbahn.
Ocsterr. Wochenschr. für ött. Bdst. 1907. S. 162.
Beschreibung der Stationsanlagen mit Abbildungen.
Great Northern, Piccadilly und Brompton Railway.
Ztg. D. E.-V. 1907. No. 14, S. 218.
Beschreibung dieser längsten der Londoner Untergrundröhren-
bahnen, die in ciner Länge von 15 km Ende 1906 dem Betriebe
übergeben ist. Die Kosten des Baues und der Ausrüstung betrugen
9,4 Mill. M. für das km.
Tatsache erwähnt, dafs auf den Kopf der Bevölkerung Fahrten in
Bei der feierlichen Eröffnung wurde die
einem Jahre entfallen in London 120, in Paris 200, in Berlin 270.
in New York 300.
Die Charing Cross Euston & Hampstead Railway.
Railw. Gaz. vom 21. Juni 1907, S. 585.
Neuerófínete elektrisch betriebene Róhrenbahn in London.
Motor cars for operating interurban railways. Engg.
News vom 13. Juni 1907, Bd. 57, No. 24, S. 645.
Der Gebrauch von Kraftwagen im Eisenbahndienst scheint be-
sonders empfehlenswert für gewisse Klassen der Städte ۰
bindende (interurban) Eisenbahnen. Die Mehrzahl dieser ۰
bahnen wird elektrisch mit oberirdischer Stromzuführung betrieben;
aber bei schwachem Verkehr würde der Betrieb mit unabhängigen
Kraftwagen vorzuziehen sein. Es werden daher im vorliegenden
Aufsatz zwei derartig betriebene Linien beschrieben und zwar erstens
die der St. Joseph Valley Traction Co., Indiana, 20 engl. Meilen lang, und
zweitens die Missouri & Kansas Interurban Ry., 22 engl. Meilen lang.
H—e.
The electrified section of the West Shore Railroad,
between Utica and Syracuse, N. Y. The Oneida
Railway. Engg. News vom 27. Juni 1907, Bd. 57,
No. 20, S. 707. Mit Abb.
Diese etwas über 44 engl. Meilen lange Strecke wurde am
15. Juni 1907 eröffnet. Die Bahn ist zweigleisig. Um jedoch den
schnellfahrenden Zügen mit den langsam fahrenden ausweichen zu
können, ist auf و/8۱ Meilen ein drittes und auf ungefähr Sal a Meilen
Elektrische Kraft wird käuflich von
Der Strom wird
ein viertes Gleis hınzugefügt.
der Hudson River Electric Power Co. erworben.
mit 60000 Volt Spannung an die Unterstation abgegeben, von wo
er mittels dritter Schienen in die Motoren der Fahrzeuge gelangt.
H—e.
Der Potsdamer Platz und seine Gestaltung. Von
Wirkl. Geh. Rat Dr.- Jna. Schroeder. Glasers Ann.
1907. Bd. 60, Heft 9, S. 165. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages über die ungünstigen Verkehrsverhältnisse des Potsdamer
Platzes in Berlin und Vorschläge zu einer Verbesserung derselben
mit nachfolgender Debatte. B.
The rapid transit systems of London. Engg. News
vom 21. März 1907. Bd. 57, No. 12, S. 311. Mit Abb.
Ausführliche Beschreibung der Vervollständigungen der Personen-
verkehrs-Einrichtungen in London auf Grund von Notizen, die ein
Mitglied der Schriftleitung der „Angineering News im Sommer 1906
an Ort und Stelle gesammelt hat. — Bis vor kurzem gab es
bekanntlich in der City nur Omnibusse und cabs, die mit Pferden
bespannt waren. Jetzt entwickeln sich die Öffentlichen Fuhrwerke,
Motoromnibusse,
auch in der City, nach drei Richtungen: 1.
2. elektrische Strafsenbahnen, 3 Untergrundbahnen. Die letzteren
bestehen aus der alten jetzt elektrisch betriebenen Metropolitan- und
District-Bahn und aus den neuen Röhrenbahnen, deren sieben ver:
schiedene angeführt werden. H—e.
Extension of the City & South London Ry. Co’s.
Subway in London. Engg. News vom 6. Juni 1907,
Bd. 57, No. 23, S. 618. Mit Abb.
Obige Erweiterung gewährt zum ersten Male die direkte
Eisenbahnverbindung zwischen dreien der Haupt-Eisenbahn-Stationen
nördlich und zweien südlich der Themse. Die Länge der neuen
Linie ist ungefähr و11 engl. Meilen. Die Betriebsausstattung der
neuen Linie steht insofern vereinzelt da, als sie elektrische Loko-
motiven beibehält, statt Motorwagen anzunehmen. Die elektrische
Zuleitung beruht auf dem System einer Funt-Draht-Anordnung mit
2000 Volt zwischen den Hauptzuleitern. Die Fahrschienen stellen
Die Lokomotiven werden hicrbe i
Ii--e.
den Mitteldraht des Systems dar.
mit Strom von 500 Volt gespeist.
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[1. Februar 1908]
9. Lokal- und Kleinbahmwesen nebst Selbstfahrwesen.
Die erste elektrisch betriebene Eisenbahn in Spanien.
Von Baurat Guillery. Organ 1907. Heft 5, S. 90.
Beschreibung der 4,3 km langen Bahn von Barcelona nach dem
Vororte Sarria, welche als erste Eisenbahn mit besonderem Bahn-
körper in Spanien für elektrischen Betrieb eingerichtet wurde.
A 2ı-mile Bleichert wire-rope tramway at Chilecito,
Argentine. Engg. News vom 18. April 1907, Bd. 57,
No. 16, S. 423.
Die Beschreibung dieser úberaus schwierigen von der Firma
nach , Zhe
H=&
Ztg. D.
Bleichert in Leipzig ausgeführten Drahtscilbahn wird
Engineer“ wiedergegeben.
Aufgaben und Erfolge der Lüderitzbahn.
E.-V. 1907. No. 31, S. 493.
Mitteilungen über den Bau und den Verkehr dieser Bahn in
Deutsch, Westafrika. —r.
Train automobile de la Société Freibahn pour le
transport des marchandises. Gén. civ. vom 27. April
1907, Bd. 50, No. 26, S. 441. Mit Abb.
Der Zug wird aus zweirädrigen Fahrzcugen gebildet, deren je
zwei durch eine besondere Kuppelung die erforderliche Stand-
fähigkeit erlangen; so auch die Maschine mit dem Tender. Die
Gesellschaft Freibahn baut zwei Arten von Zügen: die eine mit
6 Anhängern mit 18 Tonnen Nutzlast, die andere mit 4 Anhängern
mit 10 Tonnen Nutzlast. ' H—e.
The gyroscope mono-rail Railway. Engg. News vom
30. Mai 1907, Bd. 57, No. 22, S. 598. Mit Abb.
Am 8. Mai d. J. führte. der Ingenieur Brennan der englischen
Royal Society das Modell eines von thm erfundenen Fahrzeuges vor,
welches auf einer Schiene läuft, während sein Schwerpunkt wie
beim Fahrrad höher als die Fahrbahn liegt. Zur Autrechterhaltung
des Gleichgewichts dient eine „Gyroscop“ genannte Vorrichtung,
sich mit
H—e.
deren wesentlichste Teile Schwungráder sind, welche
mehreren tausend Umdrehungen in der Minute drehen.
A steam omnibus for service in London streets. Engg.
News vom 7. März 1907, Bd. 57, No.10, S. 258. Mit Abb.
Trotz der Fortschritte im Bau elektrischer Untergrundbahnen
wird der Londoner Strafsenverkehr noch groísenteils durch von Pferden
gezogenen Omnibussen abgewickelt. In den letzten zwei Jahren hat
jedoch die Verdrängung dieser durch Motoromnibusse reilsende
Fortschritte gemacht. Es mögen deren zwischen 100 und 200 jetzt
im Betriebe sein. Ein beträchtlicher Teil dieser Omnibusse wird
durch Dampf getrieben. Dies veranlafste zur Veröffentlichung von
Aufsätzen über zwei neue Dampfomnibusse, deren einer von Clarkson,
der andere von White entworfen ist. H—e.
Die Internationale Automobilausstellung in Berlin,
Herbst 1906. Von A. Heller, Ingenieur, Berlin.
Ztschr. d. Ing. 1907. No. 20, S. 769. Mit Abb.
Verfasser bespricht die verschiedenartigen Konstruktionen der
ausgestellten Kraftwagen und Fahrzeuge. B.
Elektrisch betriebene Motorwagen auf der Auto-
mobilausstellung in Berlin 1906. Von K. Meyer,
Ingenieur, Berlin. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 15, S. 561.
Mit Abb.
Besprechung der von den verschiedenen Firmen ausgestellten
elektrischen Motorwagen, ihrer Bauart und der zu ihrem Betrieb
verwendeten Akkumulatoren mit Angaben über ihr Gewicht und
Leistungsvermögen. B.
Steuerung und Lenkachsen der Kraftwagen.. Von
Max R. Zechlin, Charlottenburg. Ztschr. d. Ing.
1907. No. 19, S. 751. Mit Abb.
Verfasser sagt, die schweren Unfälle der Kraftwagen sind auf
Versagen und Mängel der Steuerung oder der Lenkachsen zurück-
zuführen. Er beschreibt dann die gebräuchlichen Achsschenkel-
Jenkvorrichtungen und weist auf die Ucbelstände einzelner Kon-
}
GLASERS ANNALFN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 735] 11
struktionen und eine bisher nur wenig angewandte Steueranordnung
hin, welche ihm am vorteilhaftesten erscheint. B.
Gleisfahrrad. Von A. Honemann.
Heft 5, S. 93.
Beschreibung cines dem Ingenieur Graishofl-Danzig patentierten
Organ 1907.
Fahrrades.
10. Statistik und Tarifwesen.
Die Betriebssicherheit der Eisenbahnen. Von Bawat
Guillery. Arch. f. Ebw. 1907. S. 646—659.
Versuch einer vergleichenden Untallstatistik für die wichtigeren
Bahnnetze der Erde, mit graphischen Darstellungen. Die Ziffern
sind freilich nur zum Teile vergleichsfähig. Fr.
Die Eisenbahnen der Erde. Arch. f. Ebw. 1907. S. 635.
Fortsetzung früherer Veröffentlichungen. Gesamtlänge Ende
1905: 905 695 km, von denen mehr als die Hälfte (460196 km) auf
Amerika entfallen. Anlagekapital im ganzen rund 182 Milliarden Mark.
Fr.
Die Eisenbahnen Deutschlands in den Rechnungs-
jahren 1905 (und 1904). Zentralbl. d. Bauverw.
1907. S. 269.
Vergleichende Statistik.
Die Betriebsergebnisse deutscher und ausländischer
Eisenbahnen im Jahre 1904. Von Regierungs-
assessor Dr. Wolff. Ztg. D. E.-V. 1907. No. 46 u. 47.
Besprechung dieser Ergebnisse an der Hand von zahlreichen
Tabellen. —r.
Verkehr und Einnahmen der österr. Eisenbahnen
im August und September 1906 und Vergleich der
Einnahmen in den ersten 8 bezw. 9 Monaten von 1906
mit jenen der gleichen Zeitperiode von 1905. Verordn.-
Bl. f. Esb. u. Schff. 1906. S. 2363 und 2683.
Die Grofsherz. mecklenburgische Friedrich-Franz-
Eisenbahn im Jahre 1905/1906. Arch. f. Ebw. 1907.
S. 789. ۱
Die oldenburgischen Eisenbahnen im Jahre 1905.
Arch. f. Ebw. 1907. S. 793.
Die geschichtliche Entwicklung und die Tarife des
Nordseebäderverkehrs nach den ostfriesischen
Inseln. Von Eisenbahnkassenkontroleur Krefter in
Emden. Arch. f. Ebw. 1907. S. 1101--1115.
Deutschlands Getreideernte im Jahre 1905 und die
Eisenbahnen. Von Thamer. Arch. f. Ebw. 1907.
S. 100--725.
Die Eisenbahnen Ungarns im Jahre 1905. Von Nagel.
Arch. f. Ebw. 1907. S. 940—955.
Personenverkehr auf den ungarischen Staatsbahnen
1904 und 1905. Arch. f. Ebw. 1907. S. 975—980.
Die Eisenbahnen der Schweiz im Jahre 1904. Arch.
f. Ebw. 1906. S. 1221.
Die Gotthardbahn im Jahre 1905. Arch. f. Ebw. 1906.
S, 1231,
Die Eisenbahnen der Schweiz im Jahre 1905. Arch.
f. Ebw. 1907. S. 1188—1197.
Die Gotthardbahn im Jahre 1906. Arch. f. Ebw. 1907.
S. 1198—1203.
Die belgischen Eisenbahnen in den Jahren 1904 und
1905. Arch. f. Ebw. 1907. S. 1204--1218,
Die Eisenbahnen in Norwegen im Jahre 1905/1906.
Arch. f. Ebw. 1907, S. 745.
Die schwedischen Staatsbahnen im Jahre 1905. Arch.
f. Ebw. 1907. S. 752.
SE e EE EE E e ee EE EE EE EE ۰ EE
12 [No. 735)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Februar 1908}
o —_ _— _ -- —_a__—_ س
Die Eisenbahnen in Dänemark im Betriebsjahre
1905/06. Arch. f. Ebw. 1907. S. 756.
Der Gewinnanteil des Personals hat bei
1 103 646 (im Vorjahre 1007 764) Kr. betragen. Fr.
Die belgischen Eisenbahnen in den Jahren 1903
und 1904. Arch. f. Ebw. 1906. ۰
Statistisches von den Eisenbahnen Ruíslands (2. Hälfte
d. J. 1905). Arch. f. Ebw. 1906. S. 1299,
Die Beförderung von Molkereibutter auf der
sibirischen Eisenbahn und zu den baltischen
Häfen. Arch. f. Ebw. 1906. S. 1290. Getreide-
beförderung auf der sibirischen und Perm-Kotlaser
Eisenbahn zum Hafen von Archangelsk. Daselbst
S. 1295.
Mitteilungen über den Verkehr und dic Frachtsátze.
Statistisches von den Eisenbahnen Rufslands in der
2. Hälfte des Jahres 1906. Arch. f.Ebw. 1907. S.982—991.
Die Staatseisenbahnen Finnlands im Jaleo 1905.
Arch. f. Ebw. 1907. S. 992---997.
Die rumänischen Eisenbahnen im Jahre 1905 06.
Arch. f. Ebw. 1907. S. 997-90,
Die bulgarischen Staatsbahnen im Jahre 1905. Arch.
f. Ebw. 1907. S. 1000—1007.
Die serbischen Staatsbahnen im Jahre 1905. Arch.
f. Ebw. 1907. S. 1007—1012.
Die Eisenbahnen in der Türkei im Jahre 1904.
f. Ebw. 1907. S. 1013—1015.
Ges Eisenbahnen in Siam im Jahre 1905,06. Arch.
. Ebw. 1907. S. 1244 — 1248. Fr.
Der Etat der preuísisch-hessischen Eisenbahnver-
waltung für das Etatsjahr 1907. Von Schremmer.
Arch. f. Ebw. 1907. S. 686 --699.
W ohlfahrtseinrichtungen der kgl. bayerischen Staats-
eisenbahnen im Jahre 1905. Arch. f. Ebw. 1907.
S. 726 -- 134.
W ohlfahrtseinrichtungen der kgl. württembergischen
Verkehrsanstalten im Jahre 1905. Arch. f. Ebw.
1907. S. 932--939.
Die kgl. württembergischen Staatseisenbahnen und
die Bodenseedampfschiffahrt im Etatsjahr ۰
Arch. f. Ebw. 1907. S. 135—144. Fr.
Arch.
Der ungarische Zonentarif. Arch. ۰
bw. 1906. S. 1282.
Mitteilung über die Wirkungen der 1903 vorgenommenen 00۰
Von Nagel.
änderung.
Hamburgs Handel vor und nach dem Zollanschlufs.
Von Haase. Arch. f. bw. 1906. S. 1161—1182.
Ausführliche statistische Mitteilungen.
Neuere Schriften zur englischen Eisenbahntarifpolitik.
Ztg. D. E.-V. 1907. No. 28 und 29, S. 443 und 459,
Wirkl. Geh.
betreffenden Schriften von W.
Oberregierungsrat Dr. v. d. Leyen bespricht die
M. Acworth und Edwin A. Pratt. —r.
Unser ausgedehntes Eisenbahnwesen (Amerika).
Am. Scienth vom 27. Oktober 1906, $. 298.
Der Artikel bringt eine statistische Zusammenstellung des ge-
samten Eisenbahnwesens der Vereinigten Staaten. Die. Länge der
Bahnen beträgt z. Z. 348962 km und hat gegen das Vorjahr cine
Neben-
weiche 2167 Eisenbahngeseilschatten ge-
besteht 45357 und
Dank dem encergischen Einschreiten der inter-
Zunahme von 0714 km erfahren.
gleise beträgt 490874 km,
Die Ausrüstung
1542871 Wagen.
staatlichen Verkchrskommission sind von 1891 228 Lokomotiven und
Wagen 1641395 init Zugbremsen ausgerüstet und 1871590 haben
Die Gleislänge einschl.
hören. aus [|
den Staatsbahnen
automatische Kuppelungen. Die Ausübung des Betriebsdienstes er-
fordert 1382196 Angestellte; der Betrag an gezahlten Löhnen und
Gehältern belief sich ım letzten Jahre auf 3527767660 M. Der
bare Wert der Eisenbahnen repräsentiert ein Kapital von 55 Billionen
Mark, davon bezahlten 37,16 pCt. keine Dividende; 9,72 pCt. ۱ bis
4 pCt, 14,77 pCt. 5—6 pCt., 8,79 pCt. 6--7 pCt. und 11,68 pCt.
zahlten 7—8 pCt.
Die Zahl der beförderten Reisenden betrug 738834667, dies
von 23 Millionen. Es
wurden 1428 Millionen Tonnen verfrachtet, d. i. während des Jahres
ergibt im laufenden Jahre cine Zunahme
eine Zunahme von 118 Millionen Tonnen. Die Gesamteinnahme be-
trug 8,2 Billionen Mark, die Betriebsausgaben 5838000000 M.
In dem mit dem 30. Juni 1905 endigenden Berichtsjahre wurden
95711 Menschen verletzt und zwar 9703 Personen getötet, 86008
verwundet.
und 29862 verwundet.
230 Menschen 3543 wurden verletzt.
Reisenden betrug 537, der verletzten
1375856 beförderte Personen kommt | getóteter
ein verletzter Reisender.
auf 133 ein ۲
Von Beamten wurden 1990 vom Zugpersonal getötet
Beim Kuppeln und Entkuppeln kamen
Die Zahl der
10457. Auf
und auf 70655
Bei den Beamten des Fahrpersonals kommt
ums Leben,
getöteten
und auf 9 ein Verwundeter. Z.
V. Elektrizität.
Das Elektrizitätswerk Beznau an der Aare. Schwz.
Bauztg. 1907. Bd. 49, 5. 67, 85, 93, 114, 138, 145
und 157.
Eingehende Beschreibung mit Abbildungen der neuen umfang-
reichen Anlage für die Erzeugung elektrischer Energie.
Der praktische Installateur elektrischer Haustele-
graphenanlagen und Telephone. Von F. Esche.
Mit 231 Abbildungen und 7 Tafeln. Leipzig. Hach-
meister & Thal. Preis 3 M., geb. 3,60 M. [V. D. MI
Das vorliegende: Buch behandelt ausführlich alle Arten und
Bestandteile von elektrischen Haustelegraphen und Telephonanlagen.
Besonders lehrreich ist das Kapitel über Betriebsstörungen und dit
zur Abhilfe erforderlichen Mittel.
Mit den vielen guten Abbildungen und den leicht verständlichen
Darstellungen ausgeführter Anlagen gibt der Verfasser allen denen,
die derartige Anlagen einzurichten oder zu überwachen haben, viel
Anregung und Unterstützung. G.
VI. Verschiedenes.
Zeitungskatalog für 1908. Annoncen - Expedition
Rudolf Mosse, Berlin. Y
Die 41. Auflage hat durch Aufnahme neuer Rubriken, wie
Gröise der Druckfläche ciner Inseraten
Der Katalog enthält auch in der
Dem
Zeitungskatalog ist als Anlage eine in Leinwand gebundene Schreib-
Breite der Reklamespalte,
seite eine Vermehrung erfahren.
neuen Ausgabe wieder Rudolf Mosse’s Normal-Zeilenmesser.
mappe mit cinem Notizkalender und ciner Auswahl wichtiger gesetz-
licher Bestimmungen für Handel und Gewerbe beigefügt.
Anleitung für die Herstellung und Justierung geo-
dätischer Instrumente. Von Ingenieur Dr. Theodor
Dokulilin Wien. 1. Teil: DB, Bestandteile
und Instrumente für die Absteckung und Messung
horizontaler und vertikaler Winkel. Nikolassee bel
Berlin 1907. Verlag der Administration der Fach
zeitschrift „Der Mechaniker“ (F. & M. Harrwitz).
Preis geh. 5,50 M., geb. 6,50 M. ] ۷۰ DM
Das vorliegende Werk entspricht entschieden einem vorhandenen
Bedürfnis,
Bau und Reparaturen geodätischer Instrumente beschäftigen, Auf-
und die Art der auf dem Gebiet der
Geodäsie vorkommenden Instrumente und ihrer Einzelteile gibt.
Der Fabrikant derartiger Instrumente wird hierbei mit den Ansprüchen
bekannt gemacht, die billiger Weise an diese zu stellen sind und
für Geometer, Topographen usw. enthält das Werk wichtige Angaben,
wie Fehler der in Betracht kommenden Instrumente sofort festgestellt,
und kleine Justierungen selbst vorgenommen werden können. Da-
ber wird das vorliegende Buch von gleichem Nutzen für den Pro-
duzenten und den Konsumenten geodätischer Instrumente sein. KL
Z .. x ¥ H D ۰ J
indem es Präzisions-Mechanikern, welche sich mit cem
klärung über das Wesen
Selostverlac des Herausgebers. — Kommissionsverlas:
Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur:
Regier.- ia a. D, Patentanwalt L. Glaser. Berlin. —
Druck von Gebruder Grunert. Berlin.
LITERATURBLATT
13
GLASERS ANNALEN
GEWERBE mn BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V. D. M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit + bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
Beilage zu No. 736 (Band 62 Heft 4) __
1908
I. Eisenbahnwesen.
10. Statistik und Tarifwesen.
Die grofsen englischen Eisenbahnen im Jahre 1906.
Ztg. D E.-V. 1907. No. 24, S. 382.
Statistische Mitteilungen über Länge, Ausrüstung, Leistungen,
Finnahmen, Ausgaben und Ueberschufs von 10 Hauptbahnnetzen. —r.
Unwirtschaftliche Gütertransporte in den Vereinigten
Staaten von Amerika. Von Franke. Arch. f. Ebw.
1907. S. 660—663.
Der Verfasser bespricht die Neigung der amerikanischen Eisen-
bahnen, die Entfernung als Faktor der Tarifbildung beiseite zu
lassen und aus Wettbewerbsgründen grofse Umwege zu fahren.
Hauptergebnisse der argentinischen Eisenbahnen für
die Jahre 1904 und 1905. Arch. f. Ebw. 1907.
S. 1219—1230. Fr.
Die Eisenbahnen der Vereinigten Staaten von
Amerika in den Jahren 1902/03 und 1903/04. Arch.
f. Ebw. 1906. S. 1252—1281.
Ausführliche Mitteilungen aus dem Bericht des Bundesverkehrsamts.
Liste über den gesamten Güterwagenbestand der
amerikanischen Eisenbahnen. Railw. Gaz. vom 31. Mai
1907, S. 519.
Die Eisenbahnen in Australien im Jahre 1904/05.
Arch. f. Ebw. 1907. S. 956—973. Fr.
11. Geschichte, Verwaltung, Gesetzgebung, richterliche
Entscheidungen.
Zum fünfundzwanzigjährigen Bestehen der Berliner
Stadtbahn. Zentralbl. d. Bauverw. 1907. S. 337.
Geschichtlicher Rückblick.
Zum 25jahrigen Bestehen der Gotthardbahn. Von
W. Berdrow. Ztg. D. E.-V. 1907. No. 40, S. 641.
Die bisherige Entwicklung dieser wichtigen Alpenbahn und die
Aussichten für die weitere Entwicklung werden besprochen. —r.
Finanzielle Grundbegriffe der Eisenbahnverwaltung.
Ztg. D. E.-V. 1907. No. 21, S. 325.
Darlegung der in der preufsischen Staatseisenbahnverwaltung
malsgebenden Grundsätze für die Berechnung des Anlagekapitals
und der finanziellen Frgebnisse durch den Vertreter der Staats-
regierung im Hause der Abgeordneten am 7. März 1907. —r.
Die Verfügungsgewalt des Absenders und des
Empfängers nach deutschem Eisenbahnfrachtrecht.
Von Dr. W. Hertzer, Strafsburg i. E. Ztg. D. E.-V.
1907. No. 64, S. 981.
Der Annahmeschluís für Frachtstückgüter bei den
preulsisch - hessischen Staatseisenbahnen. Von
G. Bofs in Berlin. Ztg. DEN 1907, No. 54.
Verfasser gelangt zu dem Ergebnis, dats die Verlegung des
Annahmeschlusses auf 6 Uhr nachmittags die allgemeinen Verkehrs-
interessen nicht schädige.
j
1
Die neue Verkehrsmittelgemeinschaft von Grofs-
Berlin. Ztg. DEA 1907. No. 59, S. 919; No. 63,
S. 973.
Der Entwurf fúr die Statuten dieses Zweckverbandes und fúr
die Ordnung seiner Geschäftsführung wird nach den Angaben der
politischen Presse mitgeteilt.
Neue Signalordnung nebst einheitlichen Ausführungs-
bestimmungen und einheitliche Fahrdienstvor-
schriften für die deutschen Eisenbahnen. Arch. f.
Ebw. 1907. S. 1231—1234.
Uebersicht über die Entstehung und den wesentlichen Inhalt der
neuen Vorschriften. Fr.
Königl. bayerische Verordnung vom 25. März 1907,
betr. die Gewährung von Tagegeldern und die
Vergütung von Reisekosten bei auswärtigen Dienst-
geschätten der bei den Inspektionen der Staatseisen-
bahnverwaltung verwendeten Beamten, mit zugehöriger
Bekanntmachung der beteiligten Staatsministerien vom
30. März 1907. Arch. f. Ebw. 1907. S. 816.
Wortlicher Abdruck. Fr.
Königl. bayerische Verordnung vom 16. März 1881
und 30. Mai 1907, die Bildung eines Eisenbahnrates
für die Staatseisenbahnverwaltung betreffend. Arch.
f. Ebw. 1907. S. 1266.
Wörtlicher Abdruck. Fr.
Russische Eisenbahnpolitik (1881 — 1903). Von
Dr. Matthesius. Arch. f. Ebw. 1907. S. 904—931.
Fortsetzung: II. Abschnitt 1887—1893. Die
staatlichen konsolidierten Eisenbahnanleihen der Jahre 1890 und 1892.
Sechstes Kapitel.
Die russischen Eisenbahnen im Jahre 1904 nebst
einigen Bemerkungen über die Sibirische und die
Transbaikalbahn während des russisch-japanischen
Krieges. Von Dr. Mertens. Arch. f. Ebw. 1907.
S. 1138— 1187. - Fr.
Eisenbahnpiäne in Rufsland. Zentralbl. d. Bauverw.
1907. S. 399.
Angaben über die von der russischen Staatsregierung und von
Privatunternehmern für das Reich geplanten Eisenbahnen.
Erweiterung und Vervollständigung 0685 ۵
Staatseisenbahnnetzes im Jahre 1907. Arch. f. Ebw.
1907. S. 857—903.
Mitteilungen aus dem Gesetze vom 29. Mai 1907 mit statistischen
Nachrichten. . Fr.
Von Dr. Costantino
Die Eisenbahnfrage in Italien.
Arch. f. Ebw.
Bresciani, Privatdozent in Pavia.
1907. S. 1067—1100.
Mitteilungen über die Gesetzgebung seit 1905 und über die
ersten Ergebnisse des Staatsbetriebs. Fr.
Bundesgesetz der Vereinigten Staaten von Amerika
vom 4. März 1907 betr. Förderung der Sicherheit der
Angestellten und Reisenden auf den Eisenbahnen
durch Beschränkung der Dienststunden ihrer
Angestellten. Arch. t. Ebw. 1907. S. 826.
Wortliche Ucbersetzung. Fr.
14 (No. 736)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Februar 1908]
eee
Neue Signalordnung mit einheitlichen Ausführungs-
bestimmungen sowie einheitliche Fahrdienstvor-
schriften für die deutschen Eisenbahnen. Von
Geh. Oberbaurat Blum, Berlin. Zentralbl. d. Bauverw.
1907. S. 442. -
Erläuterung der am 1. August 1907 in Kratt getretenen neuen
reichsgesetzlichen Vorschriften.
Wege und Eisenbahnen. Von Regierungsrat Dr.
Weber, Hannover. Ztg. D. E.-V. 1907. No. 58,
S. 902 und No. 59, S. 915.
Erörterung der Rechtsverhältnisse, die durch Verlegung und
Aenderung bestehender öffentlicher Wege und durch die Ausführung
neuer Wege für den öffentlichen Verkehr bei dem Bau von Eisen-
bahnen entstehen. —-r,
Strafgesetzbuch fiir das deutsche Reich. Neueste
Fassung. Berlin 1905, L. Schwarz & Co. Preis 0,60 M.
Kleine Taschenausgabe, enthaltend den Gesetzestext. Fr.
Neueste vollständige Gewerbeordnung für das
deutsche Reich einschliefslich des Innungs- und
Handwerkergesetzes nach der neuesten amtlichen
Veröffentlichung nebst dem Reichs-Fleischbeschau-
gesetz. Berlin 1905. L. Schwarz & Co. Preis 1 M.
Kleine Taschenausgabe, enthaltend den Text der Gesetze. Fr.
Wer ist Betriebsunternehmer eines Anschlulsgleises?
Ztg. D. E.-V. 1907. No. 65, S. 1005.
Entscheidung des deutschen Reichsgerichtes.
Zur Regelung der Haftpflichtansprüche bei trau-
matischer Neurose und verwandten Krankheiten.
Von Geh. Reg.-Rat Lentze. Arch. f. Ebw. 1907.
S. 664—685.
Schilderung der Krankheit, Beispiele, ärztliche Ansichten über
Ursache und Entstehung der Krankheit, Schlufsfolgerungen für die
Eisenbahnverwaltung. Fr.
Jahrbuch baurechtlicher Entscheidungen der
Gerichts- und Verwaltungsbehörden Deutschlands.
Bd. Ill (im Jahre 1906 bekannt gewordene Ent-
scheidungen). Herausgegeben von Albert Radloff.
XXXV und 144 Seiten. -Berlin 1907. Ad. Bodenburg.
Brosch. 1,70 M., geb. 2 ۰ Fr.
Die Bagdadbahn in französischer Beleuchtung. Ztg.
D. E.-V. 1907. No. 51, S. 807.
Auszug aus einem Aufsatz der „Aevue des Deux-Mondes vom
1. April 1907, in dem Paul Imbert dieses Bahnunternehmen vom
geschichtlichen, finanziellen, verkehrswirtschaftlichen und politischen
Standpunkte bespricht. —r.
The economics of railway location; new formulas
for railway train resistance. Engg. News vom
16. Mai 1907, Bd. 57, No. 20, S. 542.
Uebersicht der Entwicklung der amerikanischen Literatur úber
die ökonomische Theorie der Eisenbahn-Trassierung vom Jahre 1877
Bei
gewarnt, densclben zu gering zu schätzen. H- -e.
bis jetzt. den Formeln für den Zugwiderstand wird davor
12. Verschiedenes.
Die Baulokomotiven. VonA.Doeppner, Tegel. Ztschr.
d. Ing. 1907. No. 17, S. 665.
Besprechung der Vorzüge der kleinen Baulokomotiven für Erd-
bewegungen gegenüber dem Betrieb mit Pferden, wobei Verfasser
zu dem Ergebnis kommt, dafs sich bei Verwendung von 20 Pferden
die Kosten für einen Arbeitstag auf 59,80 M., für eine 40 pterdige
Baulokomotive aber nur auf 20,60 M. belaufen würden. B.
Finnische Eisenbahnen. Arch f. Ebw. 1907. S. 1234-1235.
Mitteilungen über bauliche, Betriebs- undVerkehrsangelegenheiten.
Die Eisenbahnen am Senegal. Von D. Kürchhoff.
Arch. f. Ebw. 1907. S. 1116—1137.
Mitteilungen über Bau, Betrieb und Verkehr. Fr.
` „Tunnelbau“
Wie kann die Anwendung des Eisenbetons in der
Eisenbahnverwaltung wesentlich gefördertwerden.
Von M. Koenen, Berlin. Zentralbl. d. Bauverw.
1907. S. 520.
Der Aufsatz behandelt im Anschluis an die unter derselben
Ucberschrift
Regicrungs-
im Jahrgang .1906
Baurat Labes
Verfahren, welches eine Anfargsdruckspannung im Zuggurtbeton zu
veröffentlichte Abhandlung des
ind ein vom Verfasser ersonnenes
erzeugen geeignet ist, wodurch die durch die Belastung hervor-
gerufene Biegungszugspannung des Betons um die Gröfse der vorher
hineingeführten Anfangsdruckspannung verringert wird.
Kalender für Eisenbahn-Techniker.
Edm. Heusinger von Waldegg.
von A. W. Meyer.
mann. Preis 4,00 M.
Unter Beibehaltung der früheren Finteilung hat der Inhalt des
Begründet von
Neubearbeitet
Wiesbaden 1908. J. F. Berg-
Kalenders fiir 1908 wesentliche Aenderungen erfahren. Als besonders
gelungen ist die von Professor Wegele in Darmstadt vorgenommene
Neubearbeitung der Abschnitte: „Die Oberbau-Anordnungen der
gröfseren Eisenbahnen des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen“
„Unterhaltung des Oberbaues“, „Einfriedigungen und Wegübergänge*,
und „Signal- und Sicherungsanlagen* zu bezeichnen.
Der
Kalender kann daher als Nachschlagebuch empfohlen werden. F.
Weitere Abschnitte sind durch zahlreiche Zusätze vermehrt.
Das Frank Thomsonsche Eisenbahnstipendium. The
Journal of the Franklin Institute, Juli 1907, S. 12.
Die Direktoren der Pennsylvania-Eisenbahn haben im März 1907
die Frank Thomsonsche Stiftung von 120 000 Dollars angenommen
Mitteln an Söhne von lebenden
Bahn Beihilfen für
ihre technische Ausbildung gezahlt werden, um sie durch Besuch
und zugestimmt, dafs aus diesen
oder verstorbenen Beamten aller Linien dieser
von Universitäten und technischen Schulen für den höheren Eisen-
bahndienst Mit
alljährlich zwei Schüler nach abgelegter Prüfung mit einem Stipendium
von 600 Dollars bedacht.
so dafs nach dieser Zeit ununterbrochen 8 junge Leute das Kolleg
vorzubereiten. diesem Jahre beginnend, werden
Der Bezug des Stipendiums währt 4 Jahre,
aus diesen Mitteln besuchen können. 7.
Das Problem der Pfahlbelastung. Von Ottokar Stern.
Mit VI und 198 Seiten in 8° und 61 Textabbildungen
und 6 Tafeln. Berlin 1908. Verlag von Wilhelm
Ernst & Sohn. Preis geh. 7 M., geb. 8M.
Das Buch behandelt in sehr ausführlicher Weise zunächst das
Wesen der Pfahltragfähigkeit, dann die Bodenbeanspruchung auf
und den Einflufs der Pfahlform und endlich die
Bestimmung des gesamten Eindringungswiderstandes.
„Verdrängung“
II. Allgemeines Maschinenwesen.
I. Dampfkessel.
Die Herstellung der Dampfkessel.
Mit 60 in den Text gedruckten Figuren. Berlin 1901.
Verlag von Julius Springer. Preis 2M. [V. D. M.]
Davon ausgehend, dafs nicht die richtige Wahl des Kessel-
systems allein, sondern auch die gute Ausführung der Herstellungs-
Von M. Gerbel.
arbeiten für den wirtschaftlichen Betrieb und die Unterhaltung einer
Kesselanlage wichtig ist, bespricht der Verfasser eingehend die
Herstellung, Untersuchung und Verarbeitung des Dampfkesselmaterials.
Durch eine übersichtliche Beschreibung der wesentlichen Kessel-
der dabei verwendeten Maschinen und Geräte,
werden Kesselbesitzer und Betriebsbeamte in den Stand gesetzt,
die verschiedenen Arbeits-
methoden von einander unterscheiden und ihre Wahl trefien zu
können. Ha.
schmiedearbeiten,
eine gute Arbeitsausführung beurteilen,
Ausbeulung eines gewölbten Bodens mit ausge-
zogenem Feuerrohrloch. Von O. Knaudt, Ingenieur
in Essen. Glasers Ann. 1907. Bd. 61, Heft 11, S.210.
Mit Abb.
Mitteilung über eine in Gruppenbúhren (Oldenburg) vorgekommene
Ausbeulung des Bodens cines Seitrohrkessels und die wahrschein-
lichen Ursachen. B.
[15. Februar 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No, 736] 15
2. Dampfmaschinen.
Druck- und Geschwindigkeits-Verhältnisse des
Dampfes in Freistrahl - Grenzturbinen. Von
Dr.:Ing. Oskar Recke, Rheydt. Mit 67 Abb. und
3 Tafeln. München und Berlin 1907. Druck und
Verlag von R. Oldenbourg. Preis 2,50 M.
[V. D. MI
Mit möglichst einfachen rechnerischen Mitteln werden dic Druck-,
Geschwindigkeits-, Temperatur- und Reibungsvorgänge des Dampfes
das theoretisch
in Dampfturbinen bestimmt, richtige Schaufelprofil
mit Hilfe anschaulicher, graphischer Integration durch Zeichnung
ermittelt, verschiedene mit Rücksicht auf einfache Herstellung der
Schaufeln gewählte Annáherungsformen an das theoretische Profil
untersucht und die Gesichtspunkte angegeben, nach welchen die
Schaufeltorm gewählt werden muls, damit der Dampf in der Turbine
stols- und verlusttrei arbeitet.
Die Ergebnisse der schr interessanten Untersuchungen werden
zur Kritik der
Gü.
in cinigen Leitsátzen zusammengefaíst, welche
bestehenden Turbinensysteme dienen.
Schnellaufende Dreifach-Expansionsmaschine von
1000 PS. Von Carl Fr. Holmboe. Ztschr. d. Ing.
1907. No. 30, S. 1186. Mit Abb.
Beschreibung einer Maschine, für die bei hoher Leistungsfáhig-
keit cin nur beschränkter Raum von 7 X 3 qm zur Verfügung stand.
| B.
Schieber mit Stegen in der Muschel. Von M. Hoch-
wald, Berlin. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 35, S. 1383.
Mit Abb.
Beschreibung Schiebers,
Dampfinaschinen von der Firma A. Borsig in letzter Zeit ausgeführt
eines welcher für schnellaufende
worden ist. B.
Untersuchung einer mittelbaren Dampfmaschinen-
regelung. Von Dipl.-Ing. W.Gensecke, Charlotten-
burg. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 46, S. 1819.
Mitteilung über Untersuchungen bei einer hydraulischen Regelung
einer Kolbendampfmaschine. B.
Wärmespannungen und Rifsbildungen. Von Carl
Sulzer. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 30, S. 1165.
` Verfasser erörtert die Umstände, durch welche bei Dampf-
kesseln infolge von Wärmespannungen Risse entstehen, ohne dafs
man dem Material selbst oder der Herstellungsweise die Schuld
beimessen kann. B.
4. Allgemeines.
Die Schaufelmotoren, Wasser- und Dampfturbinen,
Zentrifugalpumpen und Gebläse. Von W. H. Stuart
Garnett. Deutsche autorisierte Ausgabe von C.
Heine, Ingenieur. Verlag von Wilhelm Ernst u. Sohn.
Berlin 1907. Preis 6 M., geb. 7 M.
Das Buch gibt einen kurzen klaren Ueberblick über das weite
Gebiet der Wasser- und Dampfturbinen; es schildert den geschicht-
lichen und in allgemein verständlicher Form auch den theoretischen
Entwicklungsgang des Turbinenbaues. Ein besonderes Kapitel berührt
in Kürze die Zentrifugalpumpen und Gebläse. O.
Berechnung von gekrümmten Stáben. Von Richard
Blumenfeld, Ingenieur in Schlan. Ztschr. d. Ing.
1907. No. 36, S. 1426.
Mitteilung einer Formel zur Berechnung gekrümmter Stäbe,
wie sie in der Praxis bei Ketten, Schubstangen und Oesen vor-
kommen. B.
Der Einfluís des Mischungsverhältnisses auf die
Warmeausnutzung in der Gasmaschine. Von
Gustav Mees, Düsseldorf. Ztschr. d. Ing. 1907.
No. 40, S. 1586.
Auslassungen infolge einer Besprechung von Kutzbach: „Die
flüssigen Brennstoffe und ihre Ausnutzung in der Verbrennungskraft-
maschine unter besonderer Berücksichtigung des Dieselmotors”, auf
S. 521 u. 581, von welcher Verfasser behauptet, dafs sie zu ۰
verständlicher Auffassung führen könnte. B.
Grundlagen für die Berechnung der Wasserleitungen.
Von Geh. Baurat Ed. Sonne in Darmstadt. Ztschr.
d. Ing. 1907. No. 41, S. 1615.
Theoretische Abhandlung über die Wasserleitungen in Kanälen
und in Rohrleitungen. B.
Untersuchung eines im Betrieb aufgerissenen Kupfer-
rohres. Von C. Bach. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 42,
S. 1667. Mit Abb.
Mitteilung über das Ergebnis der Untersuchungen des auf-
gerissenen Kupferrohres der Hauptdampfleitung für 4 Wasserrohr-
kessel von je 250 qm Heizfläche. B.
Die Gasmaschinen. Berechnung, Untersuchung und
Ausführung der mit gasförmigen und flüssigen Brenn-
stoffen betriebenen Explosions- und Verbrennungs-
kraftmaschinen. Von Albrecht von Ihering, Kaiser].
Regierungsrat, Berlin. I. Teil: Die Gencratoren zur
Gaserzeugung. Mit 133 Abb. im Text. Dritte Auflage.
Leipzig 1907. Verlag von Wilhelm Engelmann. Preis
16 M., geb. 17,20 M. [V. D. M.]
Der erste Teil beginnt mit den physikalischen und chemischen
Eigenschaften und Konstanten der in den Gasmaschinen wirksamen
Körper.
behandelt,
suche bisher zu keinem für die Technik brauchbaren Resultat geführt
hat.
des Mol.-Volumens von 22,334 1 beibehalten, der wohl leicht durch
Es sind nur die gasfórmigen und flüssigen Brennstofle
da die Verwendung fester Brennstoffe trotz vieler Ver-
Bei den Berechnungen und Beispielen ist noch der alte Wert
den neuen — 22,412] — hätte ersetzt werden können.
Nach einer Beschreibung der bekannteren Druck- und Sauggas
Generatoren, deren technischer Wert stellenweise durch Wirtschatt-
lichkeitsberechnungen und Mitteilung von Versuchsresultaten erläutert
ist, folgen einige allge meine Betrachtungen und Zusammenstellungen
über Sauggasanlagen. Besonders interessant ist hier die zur Be-
urteilung der Gröfsenverhältnisse und Leistungen von untersuchten
Motoren gegebene Tabelle.
Weiter folgt eine Beschreibung und Besprechung der wichtigsten
Systeme von Sauggaserzeugern mit sogenannter umgekchrter Ver-
brennung und der häufig zur Vergasung bituminöser Brennstoffe
verwendeten einem besonderen
Kapitel
und dessen Vorteile erläutert.
Doppelschacht-Generatoren. In
werden der vierschachtige Jahns’sche Ringgenerator
Dann geht der Verfasser zu den
neueren Wassergasgeneratoren über, um mit einem Kapitel über
Gasreinigung und einigen theoretischen Betrachtungen über den
Generatorprozeis den ersten Teil des Buches abzuschlietsen.
Als erstes Werk über Generatoren in deutscher Sprache füllt
es eine Lücke in der Literatur im besonderen deshalb aus, weil
es meist nur Ausführungen berücksichtigt, die sich in der Praxis
bereits bewährt haben, und weil es zahlreiche Versuchsergebnisse
aus der Praxis enthält. J. Z.
IV. Hüttenwesen.
5. Allgemeines.
Gemeinfalsliche Darstellung des Eisenhüttenwesens.
Herausgegeben vom Verein deutscher Eisenhütten-
leute in Düsseldorf. 6. Aufl. Düsseldorf 1907, Kom-
missionsverlag von A. Bagel. In Leinen gebunden
4 Mark. T
Die sechste Auflage ist erweitert, mit neuen Abbildungen ver-
schen und nach jeder Richtung hin dem heutigen Stande der
Eisenindustrie angepafst worden. In dem technischen Teile, der
durch Ingenieur Otto Vogel, Dr. Ind. C. Geiger und Dr.: Ina. Otto
über die
Geschichte des Fisens, die Brennstoffe und die Koksbereitung, die
Petersen bearbeitet worden ist, sind neue Abschnitte
Verwendung der Hochofengichtgase, die Elektrostahlerzeugung, den
Schutz der Oberfläche des Eisens sowie die Materialprüfung und
die Metallographie eingefügt; ferner sind die Analysenangaben
wesentlich vervollständigt worden. In dem von Dr.-Ing. E. Schrödter
bearbeiteten wirtschaftlichen Teile ist die deutsche und ausländische
Es
werden ferner die Eisenbahn und Wasserstralsen, das Kartellwesen,
Eisenindustrie nach den einzelnen Ländern getrennt behandelt.
16 [No. 736]
die Arbeiterverháltnisse, die Eisenzölle und Fisenpreise und die
Wertvoll ist
zusammengestellten
Zukunft des Eisengewerbes behandelt. auch die
Ergänzung der systematisch nach Gruppen
Firmen-Verzeichnisse, die gleichsam ein kleines Adrefsbuch der
deutschen und luxemburgischen Eisen- und Stahlwerke bilden, in-
dem eine hier bisher noch vorhandene Lücke durch die Aufführung
der deutschen Eisengielsereien tüber 1500) ebenfalls geschlossen
worden ist.
VI. Verschiedenes.
Beton-Kalender 1908. Taschenbuch für Beton- und
Eisenbetonbau, sowie die verwandten Fächer. Heraus-
gegeben von der Zeitschrift „Beton und Eisen“.
Ill. Jahrgang. Mit 950 in den Text eingedruckten
Abbildungen und I Tafel. Berlin 1907. Verlag von
Wilhelm Ernst & Sohn. Preis 4 M.
Das Werk ist durch die früheren Jahrgänge so allgemein
bekannt, dafs cine genaue Inhaltsangabe überflüssig erscheint, zumal
für
geblieben sind, wie im vorigen Jahrgang. Völlig neubearbeitet sind
cie allgemeinen Gesichtspunkte die Bearbeitung dieselben
im 2. Teil die Kapitel: Treppen, Theater und Luxusbauten, Strafsen-
bau, Wasserversorgung und Städteentwässerung, ferner sind auf-
genommen die neuen amtlichen Bestimmungen des preufsischen
öffentlichen Arbeiten für
Konstruktionen aus Eisenbeton im Hochbau vom 24. Mai 1907.
Ministeriums der die Austührung von
Beton-Taschenbuch 1908. 1. Teil gebunden, 2. Teil
broschiert. Verlag der Tonindustriezeitung, G. m. b. H.,
Berlin NW. Preis 2 M.
Das Beton-Taschenbuch, das mit dem vorliegenden Jahrgang
zum 3. Mal erscheint, zeigt sich im allgemeinen in seiner alten
Form und Anordnung, jedoch sind alle Teile der neuen Autlage
durchgesehen und verbessert. So sind z. B. die vom preufsischen
Minister der ötlentlichen Arbeiten erlassenen „Bestimmungen für
die Ausführung von Konstruktionen aus Eisenbeton bei Hochbauten“ in
der neuen Fassung vom 24. Mai 1907 mitgeteilt. Viele Abschnitte sind
erheblich erweitert, z. B. die „Merksätze für den Betonbau“, die recht
brauchbar erscheinen, und die „Normen für einheitliche Licferung
und normenmafsige Prüfung von Portlandzement“. — Der Kalender,
der
bestimmt
vorwiegend für Beton-Bauunternehmer und Bauhandwerker
ist, wird sich daher auch im neuen Jahrgang als ein
zweckmalsiges Hilfsmittel erweisen.
Städtische Verkehrsfragen. Von Dr.:3ng. Wilhelm
Mattersdorff. Mit 34 Figuren auf lithographierten
Tafeln. Berlin 1907. Verlag von Julius Springer.
Preis 2,40 M.
Verfasser untersucht auf Grund der statistischen Nachrichten
über Einwohnerzahl und Flächenausdehnung von 97 deutschen Städten,
über die darin vorhandenen Strafsenbahnen und andern denselben
Zwecken dienenden Unternehmungen,
Einnahmen, die Einflüsse, die für die Beurteilung solcher Unter-
nehmungen und ihrer Ertrágnisse von allgemeiner Bedeutung sind.
Die daraus entwickelten Grundanschauungen und Grundregeln werden
dazu benutzt, um den zukünftigen Verkehr von zwei Unternehmungen
zu schätzen, von denen besonders das eine, die Berliner Untergrund-
über deren Leistungen und
strecke Potsdawnerplatz— Alexanderplatz hervorzuheben ist. --r.
Der deutsche Wald. Von Professor Dr. Hans Haus-
rath in Karlsruhe. Mit 15 Textabbildungen und
2 Karten. Leipzig 1907. Druck und Verlag von
B. G. Teubner. Preis geb. 1,25 M.
Das interessante Werk kann Forstbeamten und Waldbesitz rn
empfohlen werden. Z.
Ein Handbuch für Haus- und
Baulustige, © Wohnungssucher,
Grundstückbesitzer u.a.m. Mit einer Uebersichtskarte
und 100 kleinen Plänen im Text. Berlin 1908. Verlag
Baedeker & Möller. Preis geb. 5 M.
Das Handbuch gibt Auskunft über etwa 270 Vororte von Berlin.
Rehandelt werden dabei namentlich Verkehrsmittel, Behörden, Bau-
Die Berliner Vororte.
Grundstückkäufer,
ordnung, Steuern und Post, Erziehungs-, Kiichen- und Heilwesen,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Februar 1908]
preise. Das gut ausgestattete Buch wird insbesondere; für jeden,
der in einem Vororte Wohnung nehmen oder sich in einem solchen
ansiedeln will, einen nützlichen Wegweiser bilden. —.
Der neue Stil. Vortrag von Professor van de Velde.
Gehalten in der Versammlung des Verbandes der
Thüringer Gewerbe-Vereine zu Weimar. Weimar 1907.
Verlag von Carl Steinert. Preis 60 Pfg.
Der interessante Vortrag, welcher die neue Kunstrichtung in
ihrem Wesen beleuchtet, kann jedem Kunstfreunde empfohlen
werden. Z.
Die Werkkunst. Zeitschrift des Vereins für deutsches
Kunstgewerbe in Berlin. Verlagsbuchhandlung von
Otto Salle. Der Jahrgang umfaist 24 Hefte. Preis
10 M., einzelne Hefte 50 ۰
Die im dritten Jahre erscheinende Zeitschrift wendet sich an
Alle, welchen die Ausgestaltung der Wohnung zu einer Stätte
künstlerischer Feinheit und zugleich Behaglichkeit am Herzen liegt,
im besonderen an die Kreise, die am Kunstgewerbe tätig und
geniefsend teilnehmen. Die Fragen des Tages, die handwerklichen
wie die künstlerischen, werden von berufenen Männern, Theoretikern
und Praktikern, erörtert und geklärt. B.
Ashelms Geschäfts-Tagebuch für das Jahr 1908.
Verlag von Ferd. Ashelm, Berlin. Preis 1,50 ۰
Das im 10. Jahre erscheinende Tagebuch ist zugleich Kalender
und umfassender Ratgeber für den Geschäftsmann, da es in seinem
Anhang über alle denselben angehenden Gesetze und Bestimmungen,
Frachturkundensteuer, über Abzahlungs-
und Unfall-
versicherung, Beleihungswerte der Wertpapiere usw. Auskunft gibt.
Er bringt die Angaben über den Brief- und Paket-Verkehr für das
In- und Ausland, Telegramm -Tarif, den neuen Eisenbahn-Personen-
nebst
Das so reich
wie Reichssteuergesetze,
geschäfte, Arbeiterverhältnisse, Invaliden-, Kranken-
und Gepácktarif, eine Kilometertariftabelle, Ortsregister,
anliegender Eisenbahnkarte für das Deutsche Reich.
ausgestattete Tagebuch ist bei dem geringen Preis von 1,50 ۰
jedem Geschäftsmann zu empfehlen. B.
Transactions of the American Society of Mecha-
nical Engineers. Bd. 26. New York 1905.
۱ [V. D. MJ
Auch der 26. Band der Vereinsverhandlungen und -Vorträge
des amerikanischen Maschineningenieur-Vereins ist wieder recht
Auf 834 Seiten mit 292 guten Abbildungen
bringt er eine Fülle des Belehrenden und Wissenswerten aus den
stattlich ausgefallen.
verschiedensten Gebieten des Maschineningenieurwesens.
Aus seinem reichen Inhalt scien hier folgende Aufsätze hervor-
gehoben: Verfeinerungsmethoden der mechanischen Wissenschaften,
Wertbemessung der Wasserkräfte, Verluste in Auspuffmaschinen,
Bruchversuche mit Modellschwungrádern von 1,2 m Durchm. Brenn-
stofíverbrauch der Lokomotiven, Fahrversuche mit zwei Brooks-
Personenzuglokomotiven, Kondensation bei Dampfturbinen, schnelles
Anlassen grofser Dampfturbinen (in ولا bis 3!/9 Minuten ohne vor-
heriges Anwärmen), Bauarten von Zentrifugalpumpen, das Wirken
Reuleaux’s usw. l
In dem reich illustrierten Aufsatz über Zentrifugalpumpen, der
insbesondere die Hochdruckpumpen mit mehreren hintereinander-
geschalteten Flügelrädern behandelt, ist dem auf diesem Sonder-
gebiet durch Schaffung der Kugel-Zentrifugalpumpen verdienten Ver-
fasser ein sprachliches Versehen unterlaufen, indem er als die Haupt-
förderer dieser Pumpengattung neben Gebr. Sulzer, Rateau, Richards
auch —- Hochdruck anführt. |
Sehr sympatisch berührt, besonders uns Deutsche, der warm
einst Ehren-
mitglied des genannten amerikanischen Vereins, widmet. In Worten
rückhaltloser Anerkennung wird das Wirken Reuleaux’s geschildert,
dessen Namen in Amerika in höchstem Ansehen steht und dessen
Werke dort viel gelesen werden.
empfundene Nachruf, den Suplec unserm Reuleaux,
Die Transactions zeugen von einem regen, wissenschaftlichen
und durch praktische Versuche gestützten Arbeiten unserer amerika-
nischen Fachgenossen; ihr Studium kann angelegentlich empfohlen
L. T.
Gewerbe und Handel, Gelände-, Wasser, Gas- und Elektrizitäts- + werden.
مه اد مب ور ی و یی ree دا سح ول ی ی ا راد رد مس کحم و ا ای oe Dann ا امتح جو
Selbstverlag des Herausgebers. -- Kuininissionsverlag: Georg siemens, Berlir. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.- Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlim. —
Druck von Gebruder Grunert Berlin.
LITERATURBLATT i
GLASERS ANNALEN
GEWERBE uw BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V. D. M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit + bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
` No. 489
Beilage zu No. 737 (Band 62 Heft 5) _ 1908
I. Eisenbahnwesen. | 2. Bau.
| a) Bahnkörper.
Nr Gerüst Schütten hoher Dämme. Railw. Gaz.
Die Eisenbahnfrage des Hafens von Genua. Zentralbl. . geg 0 1907. Si AS
d. Bauverw. 1907. S. 662. |
1. Bahnenhwürfe, Vorarbeiten.
Das Schüttgleis wird vor Kopf des Dammes auf einem im
Mitteilung über dic Ergebnisse der Untersuchungen eines vom ' Grundrifs sternförmigen Holzgerúst in Schleifenform bis an die
italienischen Arbeitsminister eingesetzten Ausschusses zur Lösung | äufserste Spitze der Schüttung herangeführt, wo die Wagen während
der Frage, wie die Eisenbahnverbindungen und Hafengleisanlagen ' der Fortbewegung entleert werden. Der Antrieb auf der Schleife
von Genua zu verbessern wären. geschieht durch ein Seil. Von Zeit zu Zeit wird das Holzgerüst
۱ وی D.
The Puy-de-Döme mountain railway. Engg. News o
vom 10, Oktober 1907, Bd. 58, No. 15, S.384. Mit Abb. | An unloading machine for dump cars in building
| . ru. News vo . August 1907
Die Eisenbahn von Clermont-Ferrand auf den Gipfel des Puy- E E m 22, A gus !
D y) ۰ 1) Io. ۰ ۰
de-Dóme wurde im August 1906 vollendet. Sie ist nach dem System ۱ e
j 1 Um den Gerüst-Viadukt zu sparen, welcher gewöhnlich zur
Herstellung hoher Dammschüttungen errichtet wird, leitet man das
Fell erbaut, welches zur Uebertragung der Zugkraft der Lokomotive
Entladegleis durch eine kreisförmige Schleife, von der herab die
l
l
eine dritte erhöht über der Mitte des Gleises angebrachte Schiene
verwendet. Die Beschreibung ist dem Märzheft der „Revue generale ۱ ۱
, E i S e : Kippwagen leicht und schnell entladen werden können. Die Vor-
des chemins de fer‘ entnommen. Dort ist das System mit dem ۱ re
richtung gleicht einem grofsen auf der Seite liegenden Rade. Dieses
Namen Hanscotte bezeichnet, welcher Verbesserungen im System . ۱ l Wa ۲
i $ S wird, sobald erforderlich, bis zur äufsersten Spitze der Schüttung
Fell eingeführt hat. Die Balın ist ungefähr 15 km lang und erhebt
۱ ۱ vorgeschoben. H—e.
sich bis 1613 m über dem Meeresspiegel. H--e.
Fills made from cars running on a suspended
Neue Eisenbahnen in Schweden. Arch. f. Ebw. 1907, | cableway. Engg. News vom 10. Oktober 1907, Bd. 58,
S. 1412—1413. | No. 15, S. 382. Mit Abb.
2 ۱ f E Beim Bau der Lake Erie and Pittsburg R. R. werden mehrere
Eisenbahnpläne in Ceylon. Arch. f. Ebw. 1907. | grofse Dammschüttungen mit Hilfe von Drahtseilbahnen ausgeführt,
S. 1419—1421. |
bei welchen die Erdzüge auf unmittelbar von den Drahtseilen
getragenen Gleisen laufen. Zwei charakteristische Beispiele dieser
The Otavi Railway in South Africa. Engg. News
vom 10. Oktober 1907, Bd. 58, No. 15, S. 378. Mit Abb.
Anordnung werden beschrieben. In dem einen Falle handelt es
a ۱ ۱ ۱ l sich um Schüttung eines Dammes durch einen tiefen Sumpf, im
Ueber diese kürzlich vollendete Eisenbahn in Deutsch-Súdwest- e En
nd Durchschütt iner Gebi hlucht. H--e.
Atrika berichtet Mr. J. Hartley Knight, welcher in afrikanischen ا E SE EE E
The Southern Pacific Ry.'s new entrance to San
Francisco, Cal. Engg. News vom 3. Oktober 1907,
Bd. 58, No. 14, S. 362. Mit Abb.
Die Verbesserung der Einmündung der Hauptbahnlinic vom
Angelegenheiten interessiert ist. Die Otavi-Bahn geht von Swakop- |
mund in nordöstlicher Richtung nach Tsumeb, um die dortigen
Kupferlager zu erschliefsen. Die Bahn ist 576 km lang und hat nur
0,6 m Spurweite. Sie kann, als ein gutes Beispiel dieser sehr
engen Spurweite angeführt werden, da die Betriebsergebnisse über Nordosten und Osten besteht in der Herstellung einer Abkürzungs-
Erwarten günstig sınd. He linie von Niles nach Redwood, welche den südöstlichsten Zipfel der
San Francisco Bay bei Dumbarton mittels Drehbrücke überschreitet.
Die transandinischen Bahnen zwischen Argentinien | Aulserdem wird die letzte Strecke der bestehenden Bahn von San
und Chile. Von Lewis R. Freeman. Railw. Gaz. Bruno bis San Francisco verlegt und neu gebaut, wobei recht
vom 16. August 1907, S. 157. | schwierige und kostspielige Arbeiten auszuführen sind. H—e.
Les chemins de fer australiens. Gen. civ. vom b) Bracken aller Art und Fundierungen.
7. September 1907, Bd. 51, No. 19, S. 305 und No. 20, |
S. 325. Mit Abb. °
Die Geschichte der australischen Eisenbahnen reicht bis in das
Neue amtliche Bestimmungen für Eisenbeton.
| Dinglers J. 1907. S. 481.
| Besprechung der neuen preufsischen Vorschriften vom
Jahr 1846 zurück. Im folgenden Jahrzehnt wurde eine Anzahl von 24. Mai 1907
Eisenbahngesellschaften gegründet, welche nach und nach mit dem
Bau vorgingen. Man kann aber kaum sagen, dafs ein australisches | Der Flachtráger. Durchgehender räumlicher Träger
auf nachgiebigen Stützen. Von L. Vianello. Ztschr.
d. Ing. 1907. No. 42, S. 1661.
Angaben über die Berechnung derartiger Trāger, wie sie bei
Nctz entstanden ist. Jede Kolonie hat ihre Linien gebaut, ohne
sich mit den Nachbarkolonien in Einvernehmen zu setzen. Ein |
einheitlicher Betrieb wird sehr gehindert durch die groíse Ver-
schiedenheit der Spurweiten. Aufser der normalen Spur von 1,435 m | Brücken, Hängebahnen und als Kranträger vorkommen. e
kommt eine weitere Spur von 1,599 m vor und sodann engere | Ein Vorschlag zur Ausführung und Berechnung von
Spurweiten, insbesondere die von 1,065 m. Die wichtigsten Angaben Betonbogenbrücken mittlerer Spannweite. ۰۰
über den Bau und den Betrieb der australischen Bahnen werden in | Wschrit. f. off. Bdst. 1907. S. 689 u. 702.
dem vorliegenden Autsatz in anschaulicher Weise dargestellt. H--e. | Theoretische Abhandlung.
18 [No. 737]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
]1. März 1908]
Tension tests of steel angles with various types of
end connection. Engg. News vom 22. August 1907,
Bd. 58, No. 8, S. 190. Mit Abb.
Die Zerreitsversuche mit Stahlwinkeln und deren Verbindungen
mit Knotenblechen wurden an dem Massachusett’s Institute of
Technology im Jahre 1906 begonnen und 1907 fortgesetzt. Dabei
wurden Verbesserungen der Nietverbindungen durchgeführt, und
deren Finfluís auf die Zugfestigkeit festgestellt. H=e:
Das Bohren und Nieten von Eisenkonstruktionen
mit elektrischen Pendelbohrmaschinen und elek-
trischen Nietmaschinen. Dinglers J. 1907. S. 513
und 529.
Eingehendere Mitteilungen mit Abbildungen.
Eine Hängedecke für eiserne Eisenbahnbrücken mit
durchgehendem Kiesbett. Zentralbl. d. Bauverw.
1907. S. 490.
Beschreibung einer vom Ingenieur W. Johann in Hamburg
entworfenen neuen Fahrbahnanordnung, bei welcher an Stelle der
bekannten Blechabdeckung über den Quer- und Längsträgern eine
Hängedecke, von Haupttráger zu Hauptträger rcichend, eingelegt ist,
die unterhalb der Hauptquerverbindung liegt und nicht allein eine
Unterlage für die Kiesbettung bildet, sondern auch den Schwellen-
druck dadurch
Wirkung der Quertragteile mit einbezogen wird.
aufnimmt, dafs sie nach Art eines Seiles in die
Appareil enregistreur des flexions et des oscillations
des ponts métalliques. Gen. civ. vom 31. August 1907,
Bd. 51, No. 18, S. 208. Mit Abb.
Wiedergabe aus „Dinglers Polvtechnisches Journal Es handelt
sich um den Apparat von Ofskc-Kúbne. H—e.
Rail expansion joints on the Thebes bridge. Engg.
News vom 22. August 1907, Bd. 58, No. 8, S. 198.
Mit Abb.
Die Fahrschienen lassen am Stols eine Lücke von 7%, welche
durch eine Stofstangschiene gedeckt wird. H e
A pile trestle erected with a pivotal pile-driver.
Engg. News vom 15. August 1907, Bd. 58, No. 7, S. 160.
Mit Abb.
Für Gegenden, wo hochstämmiges grade gewachsenes Bauholz
billige zu haben ist, wird zur Ueberschreitung von Tälern bis zu
18 m (60% die Herstellung von Gerüstbrücken empfohlen, wobei
die Pfähle aus einem Stück bestehen und mit dem Stammende nach
unten eingerammt werden sollen. Benutzt wird eine Ramme mit
pendelndem Führungsrahmen für den Bären. Etwas abweichend ist
Gerüstbrücke auf der Crow's. Nest Pass-
H--e.
die Ausführung einer
Zweigbahn der Canadian Pacific Ry.
Zahlenbeispiele zur statischen Berechnung von
Brücken und Dächern. Bearbeitet von Otzen, in
erster Auflage von Grages. Durchgesehen von Bark-
hausen. Zweite umgearbeitete und vermehrte Auflage
mit XVI und 344 Seiten 8° und mit 329 Abbildungen
im Text und auf 3 Tafeln. Wiesbaden 1908, C. W.
Kreidels Verlag. Preis 12 M.
Gegenüber der ersten, 1899 erschienenen Auflage ist die Zahl
der Uebungsbeispiele von 8 auf 10 vermehrt. Wenn auch die
Gesichtspunkte, die der ersten Auflage als Richtschnur gedient
haben, weiter mafsgebend geblieben sind, so sınd doch die älteren
Beispiele einer durchgreifenden Umarbeitung unterworfen worden.
Neben übersichtlicherer Anordnung des Stofles ist der Rechnungs-
gang eingehender dargestellt und durch wichtige Einzelrechnungen,
wie z. B. Knotenpunktberechnung bei Fachwerken, ergänzt. Auch
ist auf andere Lösungen der gleichen Aufgabe hingewiesen.
das im übrigen
Auch in der neuen Gestalt wird das Buch,
noch durch einen Anhang mit kurzer Ableitung der benutzten
Formeln erweitert werden soll, Studierenden und Ingenieuren eine
gute Anleitung für das Entwerfen von Eisenkonstruktionen geben.
Ueber weitgespannte Wölbbrücken. Von Fr. Eng-
esser. Hann. Ztschr. 1907. Heft 5, S. 405.
Verfasser kommt auf Grund eingehender Untersuchungen zu
dem Erzebnis, dafs theoretisch jede beliebige Weite durch Gewölbe
überbrückt werden kann. Bei den üblichen Pfeilverhältnissen will
er als praktische Grenzweite für die Herstellung eines Gewölbes
die doppelte Traghöhe des Materials ansehen, wobei mit Traghöhe
die Höhe eines Prismas aus dem betreffenden Material bezeichnet
wird, bei der die Einheitspressung der Grundfläche durch das
Jedentalls
könne man bei Weiten bis 90 m ernstlich mit eisernen Brücken in
Wettbewerb treten. F.
Handbuch der Ingenieurwissenschaften. 2. Band:
„Der Brückenbau“. Dritte Abteilung: Die Kon-
struktion der eisernen Balkenbrücken. Die Brücken-
bahn, bearbeitet von K. Bernhard und Th. Lands-
berg. Preis geh. 12 M., geb. 15 M. Vierte Abteilung:
Bewegliche Brücken, bearbeitet von W. Dietz. Preis
geh. 10 M., geb. 13 M. Herausgegeben von Th. Lands-
berg, Geh. Baurat, Professor an der Technischen
Hochschule in Darmstadt, in erster und zweiter Auflage
von Dr. Th. Schäffer, Geheimrat in Darmstadt und
Ed. Sonne, Geh. Baurat, Professor an der Technischen
llochschule in Darmstadt. Dritte vermehrte Auflage
mit 538 Textfiguren, Sachregister und 19 litho-
graphierten Tafeln. Leipzig 1907. Verlag von Wilhelm
Engelmann.
Eigengewicht gleich der zulässigen Beanspruchung ist.
Mit der bewährten Gründlichkeit sind die Brücken mit voll-
wandigen Trägern, die Brücken mit Fachwerkträgern von Regierungs-
baumeister Bernhard abgehandelt, während Professor Landsberg die
Brückenbahn (Fahrbahn, und Geländer)
sichtigung der neuesten technischen Fortschritte in Material und Bau
Fufswege unter Berück-
bespricht
Unter
Besprechung der Rollbrücken, Hubbrücken, Zugbrücken, Klappbrücken
den beweglichen Brücken finden wir zunächst eine
und Drehbrücken, daran schliefst sich eine Berechnung der Haupt-
träger der Drehbrücken, der Brückenauflager auf dem Drehpteiler
Schliefslich werden die Kranbrücken, Fähr-
und Landebrücken, zerlegbare Brücken und Brücken für Kriegszwecke
und der Endauflager.
auf das Gründlichste. abgehandelt. Z.
Das Entwerfen von einem doppelgelenkigen Bogen-
gurt bei Stahlbrücken. Von Ralph Freeman. Ver-
öffentlicht vom Verein der Zivil-Ingenieure, Great
George Strect, Westminster. London 1907.
In der Abhandlung wird auf die ökonomischen Vorteile der
Bogentorm bei Stahlbrücken hingewiesen, die merkwürdigerweise so
Die Konstruktion des
selten in England zur Anwendung käme.
Bogengurtes wird graphostatisch abgehandelt. Z.
Auswechslung der Stadt- und Ringbahnbriicken
über den Humboldthafen in Berlin. Zentralbl. d.
Bauverw. 1907. S. 597.
Beschreibung der ohne Unterbrechung des Betriebes ausgetührten
sehr interessanten Auswechslungsarbeiten mit Abbildungen.
Die Stra[lsenbrücke über den Rhein zwischen
Ruhrort und Homberg. Oestr. Wschrit. f. off. Bdst.
1907. S. 717. i
Ausführliche Beschreibung mit 2 Tafeln.
Schwimmende Brücke mit Schiffsdurchlaís. Von
R. Weyland, Stettin. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 26,
S. 1014. Mit Abb.
Beschreibung einer in Stettin eingebauten schwimmenden Brücke
Die Brückenbahn ۶
auf aus Fässern gebildeten Pontons. B.
mit einem mittleren Durchlafs für Schiffe.
Rollenklappbricke über die Spaarne in Haarlem.
Glasers Ann. 1907. Bd. 61, Heft 1, S. 15. Mit Abb.
Die Eisenbahnbrücke über die Spaarne besteht aus einer festen
Brücke von 38 m Spannweite und einer beweglichen Brücke von
ist nach der ۰
10,5 m Spannweite; die Konstruktion dieser
öffentlichung in „de ingenieur“ 1906, No. 43, näher beschrieben. B.
Removing a stone arch bridge over the Northern
Railway of France. Engg. News vom 1. August 1907,
Bd. 58, No.5, S. 120. Mit Abb.
Die französische Nordbahn beschlots vor einiger Zeit, ihre bisher
zweigleisige Strecke von Paris bis Survilliers viergleisig auszubauen.
ni e.
Fe S,
t J
PETA
to
]1. Marz 1908]
Dabei muíste eine Reihe gewölbter Bahnüberbrückungen abgebrochen
werden. Dies geschah am besten unter Anwendung eines Blech-
mantels, welcher das Figengewicht des mittleren Gewölbcteils
erfolgt nach einem Aufsatz von
aufnahm. Die Beschreibung
Rossignol in der Märznummer der 6 ginerale des chemins
de fer“. sg
Curved girder approach viaduct of the Austerlitz
bridge over the Seine. Engg. News vom 15. August
1907, Bd. 58, No. 7, S. 155. Mit Abb.
Die Linie der Pariser Stadtbahn, welche die Place d’Italie mit
der Place de la Republique verbindet, überschreitet die Scine auf
Auf dem rechten Ufer findet die
Zufahrt zur Brücke in einer scharfen Kurve der L.inie statt, welche
einer stählernen Bogenbrücke.
beinahe einen rechten Winkel mit einem Radius von 75 m beschreibt.
Man hat dort einen Stahlviadukt von zwei Oeffnungen errichtet,
dessen Hauptträger im Grundrifs gekrümmt sind. — In einem
Anhang wird die allgemeine Theorie horizontal gekrümmter Balken
entwickelt. II -e.
La catastrophe des ponts-de-Ce (Maine et Loire).
Gen. civ. vom 14. September 1907, Bd. 51, No. 20,
S. 321. Mit Abb.
Am 4. August d. J. stürzte bei Ponts-de-Cé auf der Staatsbahn-
linie von Angers nach Poitiers ein Personenzug in dic Loire, indem
er die eiserne Fahrbahn der Brücke durchbrach. Die Brücke ist
eine kontinuierliche Gitterbrücke mit parallelen Gurtungen und unten
liegender Fahrbahn. Die Ursache des Finsturzes, bei dem 27 Per-
sonen den Tod fanden, glaubt man in einer Entgleisung des
verunzliickten Zuges zu sehen, die etwa 15 m vor dem Beginn der
Brücke stattgefunden zu haben scheint. Die Zerstörung der Brücke
beschränkte sich aut die Fahrbahn der ersten Oeffnung. Die
Hauptträger wurden stark beschädigt, blieben aber stehen. H—e.
Der Aufbau der Blackwell's Island-Briicke. Am.
Scientf. vom 10. August 1907, S. 1907.
Der Artikel bringt Ansichten und Beschreibung von der Montage
der Blackwell’s Island-Brücke über den East River in New York.
Stabilite des voütelettes constituant le platelage des
ponts métalliques. Gen. civ. vom 12. Oktober 1907,
Bd. 51, No. 24, S. 391. Mit Abb.
Die Fahrstrafsenbrücke über den Chéliff in Algerien hat eine
Fahrbahn aus Quer- und Längsträgern, zwischen welche tlache
Gewölbekappen gespannt sind. Zwei dieser Kappen stürzten unter
einer darüber fahrenden Strafsenwalze ein. Die Ursache dieses
Unfalles und wie eine Wiederholung desselben zu vermeiden, wird
wissenschaftlich untersucht. Hi—e.
Die Hell-Gate-Brücke der New Yorker Verbindungs-
bahn über den East River in New York. Schwz.
Bauztg. 1907. Bd. L, S. 190.
Der für die Ausführung genehmigte Entwurf wird an der Hand
von Abbildungen beschrieben. Die Gesamtbrücke bildet einen
Die Mittel-
öffnung soll eine Bogenbrücke von 298 m Spannweite und 67 m
viergleisigen eisernen Viadukt von 5,2 km Länge.
Pfeilhöhe werden.
Die Brücke über den St. Lorenzstrom bei Quebec.
Schwz. Bauztg. 1907. Bd. L, S. 167.
Mitteilungen über den Einsturz der im Bau befindlichen Brücke.
Der Einsturz der Brücke über den St. Lorenzstrom
bei Quebec (Kanada). Zentralbl. d. Bauverw. 1907.
S. 580.
Eingehende Beschreibung des Bauwerks, Bauvorganges und
der wahrscheinlichen Ursache des Einsturzes.
The fall of the Quebec Cantilever bridge. The
greatest engineering disaster. — Vergl. auch Gén. civ.
No. 20, S. 333. Engg. News vom 5. September 1907,
Bd. 58, No. 10, S. 256 und 258; No. 11, S. 284—288.
Mit Abb.
Die grofse stählerne Kragbrücke, welche oberhalb Quebec den
St. Lorenzstrom kreuzen soll, stürzte, ungefähr halb vollendet, am
29. Auzust 1907 ein. Von den darauf befindlichen 85 Menschen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 737] 19
س
wurden nur Il gerettet. Die Brücke enthält eine Mittelöffnung von
1500 ° Weite, welche die der Forth-Brücke noch um 90“ ۰
Zur Erforschung der Ursachen des Unglücks sind zwei Kommissionen
eingesetzt. Man vermutet, dafs die Schuld an zu geringer Knick-
festigkeit der unteren Gurtung im südlichen Ankerarm gelegen hat.
H—e.
The Quebec bridge wreck. Engg. News vom
10. Oktober 1907, Bd. 58, No. 15, S. 388. Mit Abb.
Aus den Aufsätzen über die Quebec-Brücke, deren in jedem
Heft der „Engineering News regelmätsig mehrere mitgeteilt werden,
sei der oben bezeichnete hervorgehoben. Ihm ist eine grölsere
Anzahl photographischer Autnahmen der einzelnen Teile des ein-
gestürzten Brückenüberbaucs beigefügt. Hi—e.
IV. Hüttenwesen.
35. Allgemeines.
Handbuch der Praktischen Elektrometallurgie. (Die
Gewinnung der Metalle mit Hilfe des elektrischen
Stroms.) Von Dr. Albert Neuburger, Herausgeber
der Elektrochemischen Zeitschrift. 466 Sciten. 119
in den Text gedruckte Abbildungen. München und
Berlin 1907. Druck und Verlag von R. Oldenbourg.
Der Verfasser hat nur solche Verfahren aufgenommen, die
wirklich im Betriebe ausgeübt werden oder deren Grundlagen irgend
welche bemerkenswerten Gesichtspunkte darbieten. Ebenso sind
auch alle diejenigen rein wissenschaftlichen Arbeiten entsprechend
berücksichtigt worden, denen eine Bedeutung für die praktische
Elektrometallurgie zukommt. Den gegenwärtig im Vordergrunde
des Interesses stehenden Zweigen der Flektrometallurgie, nämlich
der elektrothermischen Eisengewinnung, sowie der Darstellung einer
Anzahl seltener Metalle ist eine weitgehende Berücksichtigung
zuteil geworden. Dies ist um so wertvoller, als cine zusammen-
fassende [Literatur hierüber überhaupt noch nicht existiert und
andererscits die zahlreichen und sich oft widersprechenden Angaben
in den Zeitschriften einen richtigen Ueberblick über den gegen.
wärtigen Stand dieses Gebietes nicht zu geben vermögen. Die
Elektrometallurgie des Eisens ist in monographischer Darstellung
behandelt, und die entsprechend aufgestellte sehr ausführliche Inhalts-
übersicht erleichtert die Orientierung in dem schr umfangreichen ۰
Nach allem mufs Dr. Neuburgers Werk als eine bedeutsame
Erscheinung der elektrometallurgischen Literatur bezeichnet werden,
und es wird nicht vertehlen, der Technik brauchbare Anregungen
zu geben. Das sorgfältig ausgestattete Buch kann angclegentlichst
empfohlen werden.
V. Elektrizität.
Handbuch der elektrischen Beleuchtung. \on Josef
llerzog, dipl. Elektroingenieur in Budapest, und
Clarence Feldmann, o. Prof. a. d. Techn. Hoch-
schule in Delft. 3. Auflage. Mit 797 Abb. Berlin
1907. Verlag von Julius Springer. Preis geb. 20M.
[V. DM
Die dritte Auflage erscheint als vollständige Neubearbeitung
und zeichnet sich wiederum durch knappe Kürze bei sehr reichem,
übersichtlich geordnetem Inhalt aus. Sie berücksichtigt die neuesten
Fortschritte der reinen Beleuchtungstechnik und umtafst auch einen
Das Werk wird
fortiahren, dem jungen wie dem gereiften Ingenieur ein wertvoller
grofsen Teil der zugehörigen Starkstromanlagen.
Wegweiser und Berater zu sein. I1.
VI. Verschiedenes.
Technisches Auskunftsbuch für das Jahr 1908. Von
Hubert Joly. Füntzehnter Jahrgang. Leipzig,
K. F. Koehler. Preis 8 M. [V. D. M.]
Dieses besonders für gencrelle Kostenanschläge unentbehrliche
Auskunttsbuch liegt in der 15. Auflage vor und wird sich auch in
Achtzehn
enggedruckte Spalten füllt die Aufzählung der Artikel, die in der
diesem Jahr neue Freunde zu den alten zuerwerben.
neuen Auflage eine Aenderung erfahren haben, ein Beweis, dals
der Verfasser mit Erfolg bemüht ist, das Werk dem raschen
Wechsel der Technik so viel und schnell als mörlich anzupassen.
20 [No. 737]
Statik für Baugewerkschulen und Baugewerks-
meister. Von Karl Zillich, Königl. Baurat. Erster
Teil: Graphische Statik mit 179 Abbildungen im Text.
4. durchgesehene und erweiterte Auflage. 10. bis
12. Tausend. Berlin 1908. Verlag von Wilhelm
Ernst und Sohn. Preis kart. 1,20 M.
In dem ersten Teile dieses auf 3 Teile angelegten Werkes wird
in übersichtlicher und allgemein verständlicher Darstellung gelehrt,
wie man Kräfte zusammensetzt und zerlegt, wie man den Schwer-
punkt bestimmt und den Druck findet, den Träger auf ihre Stützen
ausüben. Ein Paragraph über Standsicherheit ist in der neuen
Auflage hinzugefügt worden. == r
Der Eisenbetonbau. Ein Leitfaden für Schule und
Praxis. Von C. Kersten, Bauingenieur und Kgl.
Baugewerkschullehrer. Teil ll: Die Anwendungen
im Hoch- und Tiefbau. Mit 447 Textabbildungen.
Dritte neubearbeitete und erweiterte Auflage unter
Berücksichtigung der neuen amtlichen Beton-
bestimmungen 1907. Berlin 1907. Verlag von
Wihelm Ernst und Sohn. kart. 3,60 M.
Das kleine Werk, welches im Laufe eines Jahres drei Auflagen
gezeitigt hat, behandelt im 2. Teil verschiedene Anwendungen im
Hoch- und Tiefbau, besonders Decken, Stützen, Wände und Mauern,
Treppen, Dächer, Gründungen und Unterkellerungen, Röhren und
Kanäle, Behälter, Stútzmauern, Wehre und Uterdeckungen. Im
letzten Abschnitt wird u. a. auch die Anwendung der neuen Bau-
weise bei Eisenbahn- und Strafsenbahnbauten, Brücken, Auskragungen
und Schornsteinen besprochen. Einzelne Rechnungsbeispiele einfacher
Art, bei welchen bereits die neuen amtlichen Bestimmungen von
1907 berücksichtigt sind, erhöhen den Wert des Buches, um dessen
Ausstattung mit vielen Textillustrationen die Verlagsbuchhandlung
sich besonders verdient gemacht hat.
HandbuchfürEisenbeton. Herausgegeben von Dr.-Ing.
F. von Emperger in Wien. Zweiter Band: Der
Baustoff und seine Bearbeitung. Bearbeitet von K.
Memmler, H. Burchartz, H. Albrecht, R. Ja-
nesch, O. Rappold und A. Nowak. 243 Seiten
in 8° und 420 Textabbildungen und 1 Doppeltatel.
Berlin 1907. Verlag von Wilhelm Ernst und Sohn.
Preis geh. 12 M., geb. 15 ۰
In dem ersten Kapitel des neuen Bandes, dem Kapitel III des
Gesamtwerkes, werden die Baustoffe behandelt, nämlich das
Eisen, die Bindemittel (die Zemente), die Zuschlagstofte (Sand, Kies,
Steinschlag und Rückstände verbrannter Kohle) und Mörtel und
Beton. Bei jedem Baustoff werden zunächst die Begriffsfeststellungen
gegeben, alsdann recht eingehend die Eigenschaften beschricben.
Dem Unterabschnitt „Mörtel und Beton“ sind die vom Deutschen
Betonverein aufgestellten vorläufigen Bestimmungen für die Her-
stellung, Behandlung und Erprobung der Probekörper aus Stampf-
beton angefügt. — Das Kapitel IV schildert den Arbeitsvorgang.
Im einzelnen werden die Betonmischmaschinen, die Fördereinrichtungen,
das Vorrichten und das Verlegen des Eisens und die Einschalungen
beschiieben. DBeachtenswerte Betonicrungsregeln und zahlreiche
Musterbeispiele vervollständigen in wertvoller Weise alle Angaben.
In der Behandlung des Stoffes und in der Ausstattung entspricht
der vorliegende Band durchaus den bisher erschienenen Teilen des
Handbuches, dessen Bedeutung dadurch mehr und mehr in Erscheinung
tritt.
Hilfsmittel für Eisenbeton-Berechnungen. Von Ad.
Jöhrens. Mit 22 Abbildungen im Texte und 1
lithographierten Tafeln in Farbendruck. Wiesbaden
1908. C. W. Kreidels Verlag. Preis 4,60 M.
Das Werk will umfangreiche Rechnungsarbeit beim Entwerfen
von Eisenbetenkonstruktionen überflüssig machen. Zu diesem Zweck
sind in elf graphischen Tafeln die wichtigsten Ergebnisse der in
Frage kommenden Formeln derart dargestellt, daís die gesuchten
Werte dirckt abgegriffen oder abgelesen werden können, hierbei
ist sowohl einfache als auch doppelte Eisenarmierung berücksichtigt.
Die Ausführung der Tafeln in mehrfachem Farbendruck ist zweck-
entsprechend und übersichtlich. Gi.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
]1. Marz 1908|
Tabellen für Eisenbetonkonstruktionen. Zusammen-
gestellt im Rahmen des Ministerialerlasses vom
24, Mai 1907 vom Dipl.-Ing. Georg Kaufmann.
2. Auflage. Berlin 1908. Verlag von Wilhelm Ernst
und Sohn. Preis geb. 4,50 ۰
Das kleine, 245 Sciten in Taschenbuchformat umfassende Werk,
welches in der 2, Auflage vorliegt, enthält in übersichtlich angeord-
neten Tabellen die notwendigen Werte für die Abmessungen von
Deckenplatten, Plattenbalken, Armierungen, Stützenkonstruktionen
mit zentrischer und exzentrischer Belastung. Neu hinzugefügt sind
in der 2. Auflage die Hlilfstabellen zur Ermittlung der Druckarmierung
bei Plattenbalken, die eine Herabminderung der Betonspannung
bezweckt. Eine Anzahl durchgeführter Beispiele erleichtert den
Gebrauch des Buches.
Tabellen zur schnellen Bestimmung der Querschnitte,
Momente und Spannungen in Eisenbetonplatten.
Von M. Bazali, Ingenieur. Berlin 1907. Verlag von
Wilhelm Ernst & Sohn. Preis geh. 1,20 M.
Die Tabellen sind in schr übersichtlicher Weise so ausgearbeitet,
dafs man die Abmessungen der Fisenbetonplatte nebst den zu-
gehörigen Eiseneinlagen unmittelbar für jede gegebene oder vor-
geschriebene Betondruck- oder Eisenzugspannung und nach dem
berechneten Moment ablesen kann, und dürften sich als ein recht
brauchbares Hilfsmittel beim Entwerfen und Nachprüfen derartiger
Konstruktionen erweisen.
Fortschritte der Ingenieurwissenschaften. Zweite
Gruppe, 13. Heft: Das Material und die statische
Berechnung der Eisenbetonbauten. Unter
besonderer Berücksichtigung der Anwendung im Bau-
Ingenieurwesen von Max Foerster, ord. Professor
für Bauingenieur-Wissenschaften an der Technischen
Hochschule zu Dresden. Mit 93 Abbildungen im Text.
Leipzig 1907. Verlag von Wilhelm Engelmann. Preis:
gcheftet 6 M.
Die Aufgabe, welche sich der in der Fachliteratur des Bau-
Ingenieurwesens so wohlbekannte Verfasser in vorliegendem Werke
gestellt hat, mufs deshalb als eine besonders schwierige bezeichnet
werden, als die Theorie des Verbundbaues noch keineswegs geklärt,
sondern in
dauernder Fortentwicklung begriffen ist, und die
Anschauungen sich heute noch vielfach gegenüberstehen. Um so
erwünschter ist diese Bereicherung, welche die junge Wissenschaft
in dem 13. Heft des Sammelwerks „Fortschritte der Ingenieur-
wissenschaften“, welches als Ergänzung des Handbuches der
erfährt.
Die gewaltige Entwicklung, welche die neue Bauweise in den
Ingenieurwissenschaften erscheint, von beruiener Seite
letzten fünf Jahren erfahren hat, hat ein dringendes Verlangen
gezeitigt nach wissenschaftlichen J.ehrbüchern, welche geeignet sind,
die Grundlagen für die Anwendung in der Praxis zu liefern,
besonders einwandfreie statische Berechnungen der Eisenbetonbauten
zu ermöglichen.
Die Einteilung des Stofles ist so erfolgt, dafs im ersten Teil
das Material der Eisenbetonbauten, im zweiten die statische Be-
rechnung der Eisenbetonkonstruktionen behandelt werden. Die
Zweckmafsigkeit dieser Anordnung erhellt am besten aus den
eigenen Worten des Verfassers im Vorwort des Werkes, „dafs den
Erörterungen über das Material und vor allem dessen technische
Eigenschaften ein breiter Raum wesentlich deshalb eingeräumt ist,
weil gerade die Erforschung der Baustoffe und der Festigkeits-
verháltnisse des Verbundes das Fundament bildet, auf dem allein
das theoretische Erkennen sich aufzubauen vermag; es mufs dem-
gemáfs gerade bei den Eisenbetonbauten eine genaueste Material-
kenntnis als für das Verständnis der Wirkungsweise des Verbundes
vorausgesetzt werden.“ Die neuesten Forschungsergebnisse der
Fisenbetonindustrie und der Matcrial-Prüfungsanstalten sind eingehend
behandelt und geschickt verwertet. Bei den theoretischen Er-
örterungen sind die verschicdenartigen Auffassungen berücksichtigt,
und die bekannteren in der Praxis eingeführten Näherungsmethoden
behandelt. Einzelne im Text eingestreute Beispiele erhöhen noch
den Wert des Buches für den praktischen Gebrauch; in einem
Nachtrag ist auch auf die neuen amtlichen Bestimmungen von 1907
eingegangen. Das Werk wird viele Freunde finden.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens. Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D, Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebrüder Grunert. Berlin.
LITERATURBLATT g
GLASERS ANNALEN
r
GEWERBE unn BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit (V. D. M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen Ingenieure, die mit $ bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
` 1908
No. 4% Beilage zu No. 738 (Band 62 Heft 6)
I. Eisenbahnwesen. | Moving the centering of the Walnut Lane arch at
Philadelphia. Engg. News vom 15. August 1907,
2. Dau. © Bd.58, No. 7, S. 168. Mit Abb.
b) Brücken aller Art und Fundierungen. Die Brücke, welche in „Engineering News vom 31. Januar 1907
Der Quebec-Brücken-Einsturz. Am. Scientf. vom ı beschrieben wurde, besteht in ihrer Hauptófínung aus zwei getrennten
14. September 1907, S. 186. l ۱ Ringen, welche nacheinander auf demselben Lehrgerüst ausgeführt
Der Artikel bringt Ansichten und Beschreibung der am wurden. Das Lehrgerüst ist 232° (70,7 mi lang, 147 ° (44,3 mi
29. August 1907 cingestúrzten Brücke über den Lawrence-Strom hoch und 50 "7 (15 m) in seinem tiefsten Teil breit. Sein Gesamt-
bei Quebec. Wir entnehmen daraus, dafs die Brücke aus 2 Anker, gewicht beträgt ungefähr 900 t. Dieses Lehrgerüst war um 34 ۴
spannungen von je 500% und einer mittleren Spannung von 1800 ‘ (10,4 m) seitlich zu verschieben, was in der ersten Hälfte des
bestand. Es ist dies die gröfste freitragende Brückenspannung der ' August d. J. in drei Arbeitstagen geschehen ist. Hase;
Welt, die nächstgröflste, die Forth-Brücke bei Edinburgh, hat 90 *
weniger. c) Tunnel.
Der Kontraktpreis der Eisenkonstruktion betrug 3000000 Dollar Die maschinellen Anlagen beim Bau des Tauern-
und die wahrschemlichen Gesamtkosten würden, wenn die Katastrophe tunnels. Von Dr. techn. K. Brabbee. Ztschr. d.
nicht eingetreten wäre, 6000000 bis 7000000 Dollar betragen | Ing. 1907. No. 21, S. 805. Mit Abb.
haben. Wenn die Brücke die Vollendung erreicht hätte, würden | Wiedergabe eines im Verein Deutscher Ingenieure gehaltenen
38000 t Stahl eingebaut worden sein. Obgleich die Haupt- Vortrages über die Lüftungs-, Bohr-, Trinkwasserversorgungs- etc.
konstruktionsteile grofse Dimensionen erreichten, hat das Ereignis Anlagen beim Bau des Tauerntunnels. B.
gelehrt, dafs sie in cen Druckgliedern nicht genügten. x
Bau des zweiten Simplontunnels. Schwz. Bauztg.
1907. Bd. L, S. 121.
Wiedergabe des Gutachtens der Gencraldirektion der Schweizer.
Nach Ansicht der verantwortlichen Leiter des Unternehmens
war es der Ankerarm, welcher nachzab. Es ist weiter festeestellt
worden, dats der Druckgurt des Ankerarms cine S-törmige Gestalt |,
angenommen hatte und diese Zerstörung ist derart, wie sie bei Bundesbahnen über den Ausbau des zweiten Tunnel Auf Grund
۰ ۰ + ` ۰ A H we e WÉI ape T ataa’ re — us = > A
einem überlasteten Pruckghed eintritt. Wahrscheinlich wird die dieses Berichtes hat bekanntlich der Verwaltungsrat der 5, B. B.
d ۰ ` oy e 2 4 CCE s d
Brücke wieder aufgebaut werden, man zweifelt aber daran, ob sie den Ausbau beschlossen
Vergl. auch „Zeitung des Vereins deutscher Lisenbahn Tor:
waltungen“ 1907, S. 1191.
nach den jetzigen Plänen wieder hergestellt werden wird, jedentalls |
werden die Vertikalen und Gurte modifiziert. Z.
, l Bud eg Der älteste Tunnel der Schweiz. Schwz. Bauztg.”
Ein verhängnisvolles Brückenunglück. Am. Scientf. ` 1007. Bd. L S. 221 ۱ S
vom 14. September 1907, S. 182. ۱ i
i ۱ ۳ Der Tunnel des Urnerloch in der Gotthardtstratse wurde 1707
In dem Artikel werden die Gründe, welche zum Einsturz der
3 : begonnen.
Quebec-Cantilever-Briicke führten, erörtert. Nach Ansicht des j
Verfassers ist die Ursache in den Druckgliedern zu suchen. Der Les traveaux du tunnel de Gattico (Lombardie).
Zusammenbruch scheint in dem unteren Druckgurt des Ankerarms Gen. civ. vom 5. Oktober 1907, Bd. 51, No. 23, S. 374.
vom Cantilever begonnen zu haben. Zwei oder drei Tage vor dem Mit Abb.
Unfall wurde beobachtet, dafs sich bei dicsem speziellen Teil ein- Wiedergabe nach der „Schwerzerischen banzeitung‘“ vom 6. Juli,
leitende Zeichen des Nachgebens bemerkbar machten, indem er 11, 20. Juli und 10. August dieses Jahres. Dieser Tunnel, welcher
bis 2 aus der Linie sprang. Die Abbiegung ertolgte nach der , in der Zufahrtslinie zum Simplon auf der italienischen Seite von
Innenseite des Gitterwerkes zu. Nach dieser Entdeckung wurde Arona tam Lago maggiore) nach Borgomanero liegt, hat eine Länge
die Arbeit nicht eingestellt, sondern ein Ingenieur nach New York | von 3308,63 m und ein gleichmäfsiges Gefälle von 7,79% yy. Man
zum Aufsuchen des Rat erteilenden Ingenieurs, cin anderer nach ' hatte beim Bau mit besonderen Schwierigkeiten hinsichtlich der
Phoenixville in die Werke der Brückengesellschaft entsandt. In ` Entwässerung zu kämpfen. Man überwand dieselben dadurch, dats
derselben Stunde, in welcher die Instruktion erteilt wurde, mit der ; man dic Tunnelstrecke von vier Schächten aus in Angriff nahm.
Arbeit aufzuhören, fiel die Brücke zusammen. Z. | Am südlichen Ende mufste eine Anzahl von Kaissons versenkt
werden, welche, nach und nach miteinander verbunden, die Tunnel-
The new steel viaduct between Kansas City (Mo.), strecke unterhalb des Schachtes IN bilden. H--e.
and Kansas City, Kan. Engg. News vom 26. Scp-
tember 1907, Bd. 58, No. 13, S. 323. Mit Abb. Baufortschritt im Tunnel der Pennsylvania-Bahn
unter Manhattan-Island (New York). Mit vielen Ab-
Dieser Viadukt trägt eine Fahrstrafse und zwei Fisenbahnglcise i :
S bildungen des Arbeitsbetriebes. Railw. Gaz. vom
úber das Rawal al, indem er a Big tale EH über das Ta 26. Juli 1907, S. 88.
erhebt. Der Viadukt hat nur drei grofse Ocfínungen, deren eine `
147° weit eine Anzahl von Eisenbahngleisen überbrückt, während Der Eisenbahntunnel unter dem East River in New
die anderen beiden von je 300’ Weite die Gewässer des ۰ York. Ag. D. E.-V. 1907. No. 78, S. 1193.
Flusses durchlassen. Der Rest des im ganzen 8400 7 langen Dieser Tunnel, der eine Verbindung zwischen der Südspitze
Viaduktes wird durch kleinere Blechtrager-Oeftnungen auf eisernen von Manhattan und Brooklyn herstellen soll, hat nicht in Benutzung
Säulen gebildet. Hi—e. genommen werden können, weil er nicht die nötige Sicherheit bietet.
22 [No. 138
Ob cine ausreichende Verstärkung möglich oder cin Neubau nötig, ist
noch nicht entschieden.
The present condition of the Battery tunnel under
the East River. Engg. News vom 19. September
1907, Bd. 58, No. 12, S. 312.
Um die Presse und das Publikum über die lange Verzögerung
der Fertigstellung des oben genannten Tunnelbaues zu beruhigen,
ist der Chefingenieur des Tunnels Herr George S. Rice zu einem
auch erstattet hat. Der
dafs
wahrscheinlich im
H -e.
Bericht aufgefordert worden, welchen cr
schlietst mit dem Ausdruck der Erwartung, die Er-
der
Bericht
ófnung wenigstens cines Tunnelrohre
November stattfinden wird.
Der Battery Tunnel innerhalb zwei Monaten fertig.
Am. Scientf. vom 19. Oktober 1907, S. 270.
Der Oberingenieur Rice berichtet, dats der Battery Tunnel (der
Rapid Transit bei Brooklyn) innerhalb zweier Monate dem Verkebr
übergeben werden kann. Der augenblickliche Stand ist folgender:
Die erste Abteilung in Manhattan ist betriebsfähig, die 3 Abteilung in
Brooklyn ist gut vorgeschritten, und die 2. Abteilung, deren Vollendung
durch mehrere ernstliche Unfälle Verzögerung erlitt, hat begründete
Aussicht, innerhalb zweier Monate betriebstahig zu ۰ 2.
d Oberbau, einschl. Weichen.
Die Stahlschienenfrage in Nord-Amerika. Am.
Scientf. vom 22. Juli 1907, S. 227.
Die Agitation gegen den Stahlschienen-Skandal verspricht frucht-
Es hat unlängst im Dienstgebäude des Stahl-
bei der der Stahl-
gesellschatten und von jeder namhatten Kisenbahn des Landes Sachver-
bringend zu wirken.
trusts eine Konferenz stattgefund on, Vertreter
ständige anwesend waren. Am Schlufs der Besprechung verkündete
der Vorsitzende, dats ein Ucbereinkommen getroffen worden sel,
welches das Publikum befriedigen würde. Die Stahlgesclischaften
drückten ihre Bereitwilligkeit zur Herstellung einer Schiene aus, die
den Ansprüchen der Eisenbahnen genügen würde, vorausgesetzt,
dats letztere 5 Dollar mehr pro Tonne Schienen bezahlen würden,
d. h. 33 Dollar loco.
Es wurde festgestellt, dafs eine Abänderung in cer Form der
Schiene notwendig ist, und es ist wahrscheinlich, dats der an-
genommene Normaltyp beträchtlich mehr Material im Fufse erhalten
wird im Hinblick auf eine bessere Verteilung der Temperatur in
den verschiedenen Teilen der Schiene während des Walzprozesses
und auch, um eine Schiene herzustellen, die besser im Stande ist,
¿den entgegengesetzt wirkenden Beanspruchungen besonders des
Frostes in den Wintermonaten zu widerstehen, L:
Aussichten auf bessere Schienen. Am. Scicntf. vom
3. August 1907, S. ۰
Dem Verlangen der Eisenbahnen nach besseren Schienen soll
endlich entsprochen werden. Mehr als eines der wichtigsten
Schiencawalzwerke in Ameitka steht jetzt im Begriff, die bisherigen
Anlagen derart umzugestalten, dafs der Forderung nach einer wider-
standsfähigeren Schiene entsprochen werden kann. In einer Anzcige
aus Pittsburg wird mitgeteilt, dafs die Carnegie Stahlwerke ihr
berühmtes Edyar- Thomson-Schienenwalzwerk zu Braddock mit einem
Kostenaufwand von 2 000 000 Dollar umbaueu werden. Abgesehen
von der Installation von Maschinen, die durch Gase aus den Hoch-
oten betrieben werden, soll eine gründliche Abänderung des ۰
verfahrens vorgenommen werden. Es besteht bei der Gesellschaft
ferner die Absicht, offene Herdöfen einzurichten, um, wenn cs ver-
aus Offenherd-
Stahl zu liefern. Z.
langt wird, sie in den Stand zu setzen, Schienen
Schienenbrüche in Amerika. Abbildungen mit einigen
begleitenden Worten. Railw. Gaz. vom 30. August
1907, S. 202.
Gebrochene Schienen und Eisenbahnunfálle.
Scientt. vom 20. April 1907, S. 326.
Die Schienenbrüche haben
Am.
sich seit dem letzten Winter auf
den Bahnen der Vereinigten Staaten autserordentlich vermehrt und
es ist erwiesen, dats der gröfste Tel der vorgekommenen Eisen-
bahnunfälle hiermit im Zusammenhang steht. Ein bei einem der
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
D
[15. März 1908]
Kisenbabnunfälle anwescnder Ingenieur stellte fest, dats
emer Meile (1,6 km) Unfallstelle 19
gebrochene Schienen während des Winters ausgewechselt werden
letzten
inncrhalb der Umgebung der
mufsten. Der Verfasser des Artikels hat dem Präsiderten einer
gewissen Hauptli.ie über Schienenbrüche, die ınnerhalb zweier
Monate in diesem Winter vorkamen, berichten müssen und hat
über 600 Fälle von Schien. nbrüchen festgestellt. Wenn man in
Betracht zieht, dafs jeder Schienenbruch Entgleisungsgefahr in sich
birgt, so muts man sich darüber wundern, dats nicht so viele,
sondern so wenig Unfälle vorkommen.
Verfasser ist der Ansicht, dafs die in Amerika verwandten
Schienen von geringster Qualität sind und cine beständige Getahr
für jeden Reisenden, cer über sie fährt, bilden. Der schnelle Ver-
schleits der Schienen sei in den billigen und schnellen Herstellungs-
methoden zn suchen und diese Methoden werden nur eingeführt
mit Rücksicht auf die Vermehraug der den Aktionären zu zahlenden
Dividenden. Es set endlich Zeit, dafs amerikanische Schienen auf
den offenen Markt kämen und nach den von Fisenbahn-Ingenieuren
überall in der Welt der
Fall, gewalzt würden. Z.
aufgestellten Bedingungen, wie es sonst
Ursache und Verhinderungvon gespaltenenSchienen-
köpfen. Am. Scientf. vom 10. August 1907, S. 94.
Die Ursache des Absplitterns der Schienenköpfe wird eincsteils
in der Vermehrung des Raddruckes, der nicht Schritt gehalten hat
mit der Vergröfserung des Schienenprofils, andernteils im Herstellungs-
prozeis des Stahls gesucht. Fs wird die Erhöhung des Schwellen-
profils und ein neues Verfahren für Hersteilung der Stahlschienen
Dr. Dudley
Staaten als llauptautor:tät aut dem Gebiet der Matertalfrage gilt. Z.
nach Professor empfohlen, der in den Vereinigten
Notes on English railway tracks. Engg. News vom
8. August 1907, Bd. 58, No. 6, S. 139. Mit Abb.
Früher muíste zugegeben werden, dats die englischen Gleise
den amerikanischen überlegen seien. Es sind aber in den letzten
20 Jahren
England.
mehr Fortschritte in Amerika gemacht worden als in
Als Ergebnis einer kürzlich unternommenen Studienrcisc
der Schriftleitung der
dats die
von der amerikanischen noch
cines Mitgliedes Engg. News kann es be
englische Gleiskonstiuktion
nicht
zeichnet in einigen
Punkten
betritit
werden,
erreicht ist. Doch
dies mehr Einzelheiten, während dem englischen Stuhl-
vor dem sonst üblichen Vignole-System der Vor-
H- e.
schienenoberbau
zug nicht gegeben wird.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
4. Allgemeines.
Hebezeuge. Von Dipl.-Ing. Hans Wettich, Lehrer
a. d. staatl.-städt. Handwerker-, Baugewerk- und
Maschinenbauschule zu Halle a. S. Mit 355 Abb.
(Grundrifs des Maschinenbaues, Band X.) Hannover
1907. Verlag von Dr. Max Jänccke. Preis ۰
880 M., geb. 9,60 M. IV. D. A
Das Werk gibt Organe der Hebezeuge,
Ucbersetzung und Wirkungsgrad, Nebenorgane der Hebezeuge, An-
in seinen Teilen:
tricb und Ausbildung derselben, eine für Studierende und Praktiker
gleich gute Anleitung für die Konstruktion, Berechnung und Betrieb
Die Abbildungen sind klar
Tabellen über wichtige
Der Stoff ist
eines Grundrisses erschöpfend
von llebezeugen. und meist neueren
Ausführungen bewährter Firmen entnommen.
Normalien sind im Text oder als Anhang beigefügt.
Grenzen
innerhalb der gesteckten
behandelt und erstreckt sich auf das Maschinelle und Elektrische
der Hebezeuge. Bezüglich des letzteren ist darauf hinzuweisen,
dafs des Einphasenwechselstroms trotz mehrfacher Anwendung beı
Hebezeugen keine Erwähnung getan ist. Wd.
III. Bergwesen.
2. Förderung.
Neuere Sicherheitsvorrichtungen fiir Dampfforder-
maschinen. Von J.Iversen. Ztschr. d. Ing. 1907.
No. 40, S. 1565. Mit Abb.
Besprechung der Umstände, durch welche bei Dampftorder-
maschinen Unfälle herbeigeführt werden können, und neuerer Sicher-
heitsvorrichtungen zur Vermeidung derselben. B.
[15. März 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 738] 23
3. Allgemeines.
Leitfaden für den Geologie-Unterricht an Berg- und
Hüttenschulen und anderen technischen Lehranstalten.
Von Dipl.-Ing. Wilh. Maucher. Freiberg in Sachsen
1907. Craz & Gerlach (Joh. Stettner). Preis 2,50 ۰
Der Leitfaden ist auf Anregung der Direktion der Kgl. Berg-
“werksschule zu Freiberg zusammengestellt. Er bespricht in den
einzelnen Abschnitten die allgemeinen Verhältnisse der Erde, den
Bau
Festland, ferner das Material der Erdkruste, die Veränderungen der
Wind, das
organische Leben und im letzten Abschnitt die Entwicklungsgeschichte
der Erde und zwar die Lufthülle, die Wasserhúlle und das
Erdobertláche, wie den Vulkanismus, Wasser, und
der Erde. Der Leitfaden gibt damit ein allgemeines, klares und
übersichtliches Bild von den geologischen Verhältnissen der Erde
und dürfte daher insbesondere bei den mittleren technischen Lehr-
anstalten und Berg- und Hüttenschulen, für die er bestimmt ist,
treudigc Aufnahme finden. Gi.
V. Elektrizität.
Ein modernes Elektrizitätswerk. Von Dr. phil.
Müllendorff. Glasers Ann. 1907. Bd. 61, Heft 5,
S. 94. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Verein Deutscher Maschinen-Ingenicure
gehaltenen Vortrages über das Flektrizitätswerk der Stadt Ebers-
walde. B.
Neuere elektrische Maschinen und Geräte, gebaut
von den Siemens-Schuckert Werken. Von K. Mever,
Ingenieur, Berlin. Ztschr. d Ing. 1907. No. 22, S. 862.
Mit Abb.
Besprechung der auf der vorjährigen Ausstellung in Nürnberg von
der genannten Fırına ausgestellten elektrischen Maschinen und Geräte.
B.
Untersuchungen zur Frage der Erwärmung elek-
trischer Maschinen. Von Dipl.-Ing. Ludwig Ott.
Ztschr. d. Ing. 1907, No. 29, S. 1145. Mit Abb.
Mitteilungen über die in dieser Richtung im Laboratorium für
technische Physik an der Technischen Hochschule München ausge-
tührten Versuche. B.
Das Heylandsche Verfahren zum Anlassen und
Regulieren und zur Kompensation der Phasen-
verschiebung von Induktionsmotoren. Von
Friedrich G. Wellner. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 43,
S. 1708.
Nachtrag zu der Veröftentlichung auf S. 1420. B.
Eine einfache Herleitung der Betriebskurven einer
W echselstrommaschine. Von Herm. Zipp, Ingenieur
und Dozent in Cöthen. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 44,
S. 17749.
F.ingchende theoretische Abhandlung. B.
Ein neues Verfahren zur Nutzbarmachung der
Bremsleistung eines Prüffeldes fürKraftmaschinen.
Von E. Kaufmann. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 41, S. 1628. |
Verfasser sagt: In fast allen Maschinentabriken, besonders in
Gasmotoren-, Klcinmaschinen- und Lokomotivfabriken ist zur Be-
lastung immer noch die Bremse im Gebrauch, obwohl die Leistung
vielen Fällen den ganzen Kratitbedarf, in allen
Er cmpfichlt die
von Drehstrommotoren für das Pıüffeld in Form von
des Priitteldes in
Fallen einen grofsen Prozentsatz davon ausmacht.
Verwendung
Bremsdynamos. B.
Die Telegraphie in ihrer Entwickelung und Be-
deutung. Von Johannes Bruns, Kaiserlicher Post-
rat. Mit 4 Abb. im Text. Leipzig 1907. Verlag von
B. G. Teubner. Preis geh. 1 M., geb. 1,25 M.
[V. D. M.]
„Aus Natur und Geisteswelt“ der bekannten Teubner’schen
Sammlung.
Entwicklung der Telegraphie und Telephonie in geschichtlicher
der
Staatsverbände, -Verträge und der Privatgescllschaften.
und verkehrstechnischer Hinsicht einschliefslich bezüglichen
Besonders
anregend ist das Kapitel über Unterseckabel, in dem die günstige
Entwickelung der deutschen Kabclindustrie zur Unabhängigkeit vom
Auslande an die gleiche Entwickelung im deutschen Schiffbau er-
innert. Die technischen Hilfsmittel sind in richtizem Mafshalten
nur so weit erläutert, als es zum allgemeinen Verständnis not-
wendig ist. Amr.
Drahtlose Telephonie. \on Ernst Ruhmer. Mit 139
Textfiguren. Leipzig 1907. Verlag von Hachmeister
& Thal. Preis gch. 6 M., geb. 7 M. IV DM
Die Cebertragung von Lautwirkungen ohne verbindende Leitungen
zwischen Sende- und Emptangsstelle unter Zuhilfenahme von Licht-
und Wärmestrahlen (Radiophonie, das Sclen, der sprechende Licht-
bogen) und mittels elektrischer Kräfte (Hydrotelephonic, Induktions-
telephonie, Telephonie mittels gedämpfter und ungedámplter e'ck-
trischer Schwingungen cinschliefShch deren Erzeugung durch Funken-
und Lichtbogcnentladungen) werden bis zum heute Erreichten unter
und Berichte
Anfúgung zahlreicher Litcraturangaben, Abbildungen
über vom Vertasser erfolgreich angestellte Versuche übersichtlich
und anregend beschrieben. Amr.
Die Funkentelegraphie. Von H. Thurn, Oberpost-
praktikant. Mit 53 Abb. Leipzig 1907. Verlag von
B. G. Teubner. Preis geh. 1 M. geb. 1,25 ۰
[V. D. M]
Es werden, ohne auf die Theorie der Funkentelegraphie weiter
einzugehen, an Hand zahlreicher interessanter Abbildungen die für
die verschiedenen Zwecke verwandten Apparate und Finrichtungen
des deutschen Systems Telefunken besch icben, dann wird unter
geschickter Verwertung von Mitteilungen über die bisherige Tätigkeit
der Funkentelegraphie in Krieg und Frieden ihr Einfluís auf Kricg-
führung und Verkehrslcben besprochen. Den Schlufs bilden Angaben
über Gesetze und Vereinbarungen, die Funkentelegraphie betretlend,
über Anlage und Betriebskosten usw.
Das Werkchen ist zu empfehlen. Wet.
Neuere Ausführungsformen von Quecksilberdampf-
lampen und zugehörigen Apparaten, cinschliefslich
der (Juccksilberquarzlampe. Von Ingenieur W. Wolf.
Mu 53 Abb. Leipzig 1907. Verlag von Hachmeister |
& Thal. Preis 1,50 M. [V. D. M]
Unter Verwertung von Aufsätzen aus den „Mitteilungen Cer
Berliner Flektrizitätswerke“ werden neucre ÄAusführungstormen von
Wt.
Quccksill'erdamptapparaten einiger Firmen beschrieben.
VI. Verschiedenes.
Reinigung und Beseitigung städtischer und gewerb-
licher Abwässer. Von Dircktor A. Reich. Mit
32 Abbildungen im Text. Bibliothek der gesamten
Technik, 55. Band. Ilannover 1907. Verlag Dr. Max
Jänecke. Preis geh. 2,20 M., geb. 2,60 M.
Auf 134 Seiten behandelt der Verfasser die Natur der städtischen
und Fabrik-Abwässer sowie die Untersuchung der Abwasserproben.
die
von Abwässern verunreinigten Flüsse schildert er näher die ver-
Nach Angaben über Sclbstreinieung der durch Einführung
schiedenen Verfahren für Reinigung und Bescitigung der Abwässer,
alles in gedrängter Form und in klarer, Icichtverstándlicher Dar-
stellung, die, soweit nötig, durch Textabbildungen unterstützt wird.
Das Buch bildet für alle, die sich über die hierbei in Betracht
kommenden wichtigen Fragen unterrichten wollen, einen zweck-
entsprechenden Leittaden. ید
Ueber die Schiffahrtsprojekte in Bayern und deren
volkswirtschaftliche Bedeutung. Vortrag, gehalten
in der IH. Generalversammlung des Vereins für die
Schiffahrt auf dem Oberrhein. Von Eduard Faber,
k. Bauamtinann. Sonderabdruck aus der Zeitschrift
„Die Rheinquellen“. 23 Seiten. Basel 1907. Emil
Birkhauser.
Gegenstand des Vortrags sind die vom Bayerischen Verein zur
Hebung der Fluís- und Kanalschiffahrt bearbeiteten Entwürfe eines
Wasserstrafsennetzes in Bayern, bestehend aus einem Donau-
Mainkanal Kelheim — Nürnberg— Bamberg und Grofsschiffahrtswegen
längs der Donau von Ulm bis Regensburg sowie längs des Mains
24 [No. 738]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. März 1908
Ros
von Bamberg bis Aschaffenburg. Die Gesamtkosten werden auf
450 Millionen Mark geschätzt. Fr.
Deutsche Schiffahrt und Schiffahrtspolitik der Gegen-
wart. Von Karl Thicfs, Professor an der Tech-
nischen llochschule Danzig. Leipzig 1907. Druck
und Verlag von B. G. Teubner. Preis geh. 1 M., geb.
1,25 M. IV. DM
An statistischem, kaufmännischen, technischem und rechtswissen-
schaftlichem Material über Schitfahrt und Schiffahrtspolitik ist kein
Mangel. Was aber fehlte, das war eine allgemeine Ucbersicht über
die grolsen volkswirtschaftlichen Gesichtspunkte und Entwickelungs-
tendenzen der deutschen Schitfalit der Gegenwart Diese Lücke
hat der Verfasser, soweit das Interesse weiterer Kreise in Betracht
kommt, ausgefüllt. Es ist daher aller Ballast mit Tabellen, Zitaten
und Exkursen vermieden, indessen nicht verabsäumt worden, durch
Beifügung der wichtigsten Literaturangaben auch Spezialwünschen
Rechnung zu tragen. Aus dem reichen Inhalt sei besonders auch
auf die Warnungen bingewiesen, die Verfasser vor fehlerhaften
Schlüssen aus dem reinen Zahlenmaterial der Statistik darlegt
und begründet. Dr. M.
Ermittlung der billigsten Betriebskraft für Fabriken
unter Berücksichtigung der Heizungskosten sowie der
Abdampfverwertung. Von Karl Urbahn, Ingenieur.
Mit 23 Abb. im Text und 26 Tabellen. Berlin 1907.
Verlag von Julius Springer. Preis 2,40 M. iV. D. M]
Der Verfasser geht davon aus, dafs sich die Ermittlung der
billigsten Betriebskraft für Fabriken nieht allein auf einen Vergleich
von Anlage- und Betriebskosten der verschiedenen Krattmaschinen
beschränken darf, sondern dafs auch die Heizanlagen mit in den
Kreis der Betrachtung gezogen werden müssen. Dementsprechend
werden zunächst in knapper Form die Kosten für Damptkratt-,
Sauggas- und Dicselmotoranlagen und hierauf die Kosten von
Niederdruckheizungen mit und ohne Verwendung von Abdampf
behandelt. Alsdann geht der Verfasser näher auf die Verwertbarkeit
des Abdampfes zu Heizzwecken ein und bespricht unter anderm
auch die Ausnutzung des Abdamples von Damptturbinen sowie der
Abgase von Sauggasmotoren zu Heizzwecken.
Durch zahlreiche graphische Darstellungen werden die Ergebnisse
der Berechnungen veranschaulicht; auch sind eine Reihe von
Beispielen durchgerechnet.
Zum Schlufs wird noch kurz auf eine neue, bislang in Deutschland
noch nicht ausgeführte Abdampthcizung, die Vakuum-Warmwasser-
heizung, eingegangen, wie sie in den Werkstätten der Smith Premier
Schreibmaschinengesellsehaft in Syrakuse IV. St. Ay angelegt ist.
Der Abdampf gelangt von zwei Röhrenheizapparaten in einen
Iinspritzkondensator. Der Wasserumlauf in den Warmwasser-
heizrohren, durch die die einzelnen Räume geheizt werden, wird
durch cine Zentrifugalpumpe beschleunigt. Als Vorteile werden
genannt: Verminderung des Dampfverbrauches der Betricbsmaschine
um etwa 15 pCt. infolge des Vakuums von etwa 400 mm und keine
Luftverschlechterung durch Staubverbrennung. Dic Anlagekosten
sind allerdings um Ta teurer als bei gewöhnlichen Abdampfheizungen.
Abbildungen sind der Beschreibung leider nicht beigegeben.
Das Werkchen, dessen praktische Brauchbarkeit zu cı proben
wir bereits Gelegenheit hatten, kann empfohlen werden.
Lehrbuch des gewerblichen Rechtsschutzes. \on
Professor Dr. A. Osterrieth. Zweites und drittes
Heft. Leipzig 1908. A. Deichertsche Verlagsbuch-
handlung Nachf. (Georg Böhme). Preis 1,50 M. pro Heft.
Die Anerkennimg, die das ciste Heft des Osterricth’schen
Werkes in dieser Zeitschrift gefunden hat, ist auch dem nunmehr
erschienenen zweiten und dritten Hefte zu zollen. In systematischer
Anordnung, streng logischer Auteinanderlolge und meisterhafter
Darstellung gibt der Verfasser zunächst im zweiten Hefte cine
Fortsetzung des im ersten Hette begonnenen „ersten Abschnittes“,
der das materielle Patentrecht behandelt. Die Anmeldung, das
Recht aus dem Patent und das Erlöschen des Patentes werden hier
Ueberall
sind reichliche Nachweise gegeben, die den Leser in dic Lage ver-
in knapper und doch erschöpfender Weise vorgeführt.
setzen, einzelne Speziallragen ausführlicher studieren zu können.
An die Behandlung des materiellen Rechtes schlicíst sich im „zweiten
Abschnitt“ die des formalen Rechtes an; im „dritten Abschnitt”
wird alsdann der Rechtsschutz des Patents vorgeführt, der mit
einem „Anhang“ über die Patentanmatsung im dritten Herte seinen
Abschlufs findet.
„zweite Teil“ und der „dritte Veil" des Gesamtwerkes, die das
Den Hauptinhalt des dritten Heftes bilden der
(‚ebrauchsmusterrecht bezw. das Geschmacksmusterrecht behandeln.
Ebenso wie im ersten Teil, der das Patentrecht vorführt, ist auch
hier im Anschiufs an eme kurze historische Darstellung und cine
zusammenfassende Gesamtbetrachtung über die einzelnen Rechts-
zweige eine Darstellung des deutschen Rechts und seiner Hand-
habung unter umfassender Berücksichtigung der Motive, Entscheidungen
und Kommentare gegeben. Da die Anmerkungen nicht nur „Nach-
weise“ bilden, sondern auch manch bemerkenswerte Kritik ent
halten, ist das Werk Osterrieths weit mehr als es verspricht; es
ist nicht nur eine „Kintührung“ für „Kaufmann, Techniker und
Fabrikant“, sondern es ıst auch für solche Kreise lesenswert, die
an der wissenschaftlichen Fortbildung der einschlägigen ۰
gebicte Interesse nehmen. ° Dr. L.
Luft, Wasser, Licht und Wärme. Neun Vorträge
aus dem Gebiete der Experimental-Chemie von
Professor Dr. Reinhard Blochmann. 3. Auflage.
Mit zahlreichen Abbildungen. Leipzig 1907. Druck
und Verlag von B. G. Teubner. Preis geh. IM,
geb. 1,25 AL (V D. M.)
Dals die im Jahte 1599 zuerst veröffentlichte Schritt bereits
in dritter Autlage erscheint, ist gewis ein gutes Zeichen, aber auch
ein redlich verdienter Erfolg. Während populäre Vorträge im all-
gemeinen keine sonderlich anmutende Lektare für den Kritiker zu
sein pilegen, ist es dem Verfasser gelungen, bei aller Gemeinver-
ständlichkeit der Darstellung doch durch die geschickte Zusammen-
stellung und im gesteckten Rahmen erschöpfende Behandlung des
Stoffes selbst den Fachmann zu fesseln. Das Buch nimmt ۲
ähnlichen seiner Art und gleichen Zieles jedenfalls einen hervor-
ragenden Rang ۰ Dr. M.
Gesamt-Register zur Deutschen Juristen-Zeitung.
l.— X. Jahrgang. 1896— 1905. Bearbeitet von Arthur
Schindler, Rechtsanwalt in Berlin. Berlin 1907.
Verlag von Otto Liebmann. Preis geh. 4,50 M. geb.
5,80 M. IV. D. MJ
Das Gesamt Register ist in seiner Anlage, Gliederung und
Ausdehnung so erschöpfend und übersichtlich gelungen, dats jeder
Leser, auch der Nicht-Jurist aus dem reichen Material der zelm
Jahrgänge das Gesuchte leicht finden wird.
Alle Aufsätze, auch die kleineren Ausführungen und Anregungen
und selbst die in der Spruchpraxis veróflentlichten Entscheidungen
der deutschen Gerichtshöfe sind berücksichtet.
Für alle Leser der Deutschen Juristenzeitung ist sonach der
Registerband cin wertvolles Hilfsmittel, ein Schlüssel für die tágliche
Praxis. M—s.
Rundschau für Technik und Wirtschaft. Zentral-
organ für die Fortschritte der Industrie- und Ver-
kehrstechnik, für Sozialpolitik, Volkswirtschaft und
Verwaltung. Halbmonatsschrift, herausgegeben unter
Leitung des Dipl.-Ing. Alfred Birk, Eisenbaln-Ober-
ingenieur a. D., o. o Professor a. d. k. k. deutschen
technischen Hochschule in Prag. Verlag von A. [Haase
Prag.
Abonnementspreis für das Jahr 24 M. ۱
Die erste Nummer erschien am 4. Januar d. J. In derselben
bespricht Exzellenz Dr. von Wittek das groisstädtische Verkehrs-
wesen. Scktionschef Dr. Wilhelm Exner die höchst aktuelle Frage
des Versuchswesens. Geh. Baurat und Professor Schmitt ۰
stadt) die Fortschritte im Bau von Getreide-Speichern. ار
Allitsch (Innsbruck) legt cine neue Theorie der Massenberechnunz
beim Trassieren mittels der Anschnittslinie dar. Dr. v. Gerstel,
Generalinspektor i. R., äufsert sich in einem interessanten Schreiben
über die Vorwürfe gegen seine Amtstúbrung. Aufserdem enthält
das Heft noch: Professor Saliger (Cassel): Der umschnürte Beton
in Theorie, Versuch und Anwendung. Professor Birk: Die soziale
Nemo: Wirtschaft und Geldmarkt.
Stellung der Ingenieure.
Druck von Gebruder (Grunert. Berlin
"e LITERATURBLATT 4
GLASERS ANNALEN
GEWERBE op BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V. D. M.]
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit + bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
No. 491 Beilage zu No. 739 (Band 62 Heft 7) nn o 1908
۲ I. Eisenbahnwesen. | gegeben von F. Loewe und Dr. H. Zimmermann.
. Mit 420 Abbildungen im Text, 9 Texttafeln und 5
2. Bau. Ä litographischen Tafeln, sowie ausführlichem Namen-
d) Oberbau, einschl. Weichen. | und Sachverzeichnis. Leipzig 1907. Verlag von
Das permanente Gleis, seine Herstellung und Unter- i Wilhelm Engelmann. Preis 14 M., geb. 17 M.
haltung. .Von Arthur John Grinling. | Mit der bekannten Meisterschaft werden im VIII. Kapitel alle
London, veröffentlicht von dem Verein der Civil-Ingenieure. | vorkommenden Arten von Bahnhöfen besprochen. Z.
Great George Street, Westminster 1907. Z. | s ۲ . .
z Bau und Betrieb des neuen preufsisch-russischen
Die Unterhaltung der Eisenbahngleise in den Kurven. Gremzbahnhofes Skalmierzyce in maschinen-
Von H. Saller, k. b. Direktionsrat. Ztg. D. E.-V. ! technischer Beziehung. Von Reg.-Baumeister Hans
۱ 1907. No. 70, S. 1061; vergl. auch 1907, No. 33, 49 ` A. Martens, Posen. Glasers Ann. 1907. Bd. 61,
| u. 62 d. Z. | Heft 4, S.65. Mit Abb.
Für die Nachprüfung der Gleiskrümmungen wird das Pteilmefs- | Wiedergabe eines im Verein Deutscher Maschinen-Ingenicure
verfahren befürwortet. ۰ -—r. über die Bahnhofsanlage und den Betricb gehaltenen Vortrages.
B.
di a Ban Zeg News vom i Die Hebung des Bahnhofes von Antwerpen-Darse.
al coa cei Ztg. D. E.-V. 1907. No. 78, S. 1190.
Bein EECH RE Gleisen Sie ge Si Su üblich, die Das Bahnhofsgebäude, dessen Gewicht etwa 3000 t beträgt,
Kurvenschienen vorher zu biegen. Die Biegung wird in der Regel soll um mehr als 2 m gehoben, ungefähr 25 m weggeriickt und
durch Handarbeit bewirkt, was bei schweren Schienen und zahl- | dabei um 10-Grad gedreht werden. Mit der Ausführung ist be-
reichen Kurven eine langweilige und kostspielige Arbeit ist. a
j E = ples ا gonnen. Die Verschicbung soll ebensoviel kosten wie ein Neubau,
wenigen Fallen sind maschinelle Einrichtungen zum Biegen der
en. man hoflt aber, 2 Jahre Bauzeit zu sparen. - r.
Schienen verwendet worden. Einige solche Einrichtungen werden |
beschrieben. H--c. Vorschlag zur Anlage eines neuen Zentralpersonen-
۱ ۱ , Ä bahnhofs in Buffalo. Railw. Gaz. vom 19. Juli 1907,
Grue roulante pour le ripage des voies employées | S. 63, Mit Ucbersichtskarte und ۰
sur le chemin de fer de Colon a Panama. Gen. |
civ. vom 24. August 1907, Bd. 51, No. 17, 5.280. The land and water terminal of the Seaboard Air
Mit Abb. ۱ Line Ry at Savannah, Ga. Engg. News vom
Dieser für dic Verschiebung der Gleise der Panama-Bahn kon- | 22. August 1907, Bd. 58, No. 8, S. 193. Mit Abb.
struierte Kran wird nach ,,/-ngineering Netos vom 13, Juni 1907 Der oben bezeichnete, im Súden an der Ostkúste von Nord-
beschrieben. : amerika liegende Hafenbahnhof ist eben vollendet worden und wird
Vergleiche auch „Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahn-Ver- | von dem Herrn W. D. Fancette, Assistenten des Chef-Ingenieurs,
waltungen** vom 14. August 1907, No. 62. He beschrieben. Die neuen Anlagen liegen an dem nördlichen Ufer
A : : , des Savannah Flusses gegenüber der Stadt Savannah. Der Hafen
Die Verwendung von mechanischer Kraft bei Ober- | cl ۱
bauerhaltungsarbeiten. Oestr. Wschrft. f. off. ۰
1907. S. 641. Mit I Tafel.
Beschreibung eines bei französıschen Bahnen seit 1901 mit
besteht aus vier Stichkanälen, dıe wenig gegen die Normale zur
Stromrrehtung geneigt sind. Der vierte Stichkanal ist noch nicht
Platz gelassen ist. H—e,.
| ausgeführt, wie denn überhaupt für spätere Erweiterungen reichlich
ar 4
Erfolg benutzten Apparates, der das mechanische Lösen und Ein- |
i
ziehen von Schwellenschrauben, sowie das Stopfen der Schwellen Bahnsteige und Hallen nordamerikanischer Bahn-
ausführt. hofe. Von den Reg.-Baumcistern Dr.- Jna. Blum und
Center bound track as a cause of spreading rails. e oe ESCO Gs MAB Ne Ee
Engg. News vom 15. August 1907, Bd. 58, No. 7, S. 163. | ae
OE Kl Beschreibung einer grölseren Zahl von Bahnsteig- und Bahnhots-
Die Nachteile des festen Stopfens der Schwellen in ihrer Mitte da z e =
۱ ۲ ۱ ۱ hallen-Anlagen ın den Vereinigten Staaten Nordamerikas. B.
werden nachgewiesen; insbesondere wird das Sichstrecken der | ۱
Schienen darauf zurückgeführt. | (e - Ringfórmiger Güterschuppen. Schwz. Bauztg. 1907.
Bd. L, S. 181.
e) Bahnhofsanlagen: Hochbauten, Drehscheiben, ,
Kurze Beschreibung cer in der New Yorker Vorstadt Bronx
Schiebebühnen, Ladevorrichtungen; einschliefslich
Be- u. Entwässerung und Beleuchtung. | hergestellten Anlage.
|
Double smoke jack. Amer. Eng. and Railr. Journ.
1907. S. 356.
Beschreibung der Doppelrauchfänge mit Abbildungen.
Handbuch der Ingenieurwissenschaften in fünf Teilen.
Fünfter Teil: Der Eisenbahnbau, ausgenommen Vor-
arbeiten, Unterbau und Tunnelbau. Vierter Band:
Anordnung der Bahnhöfe. Erste Abteilung: Ein- |
leitung, Zwischen- und Endstationen in Durchgangs- Standard turntable pit; Seaboard Air Line Ry.
form, Verschiebebahnhöfe, Güter- und Hafenbahnhofe, Engg. News vom 15. August 1907, Bd. 58, No. 7,
bearbeitet von A. Goering und M. Oder, heraus- | S. 104. Mit Abb.
26 (No. 739]
Die Drehscheiben der obengenannten Bahn mutsten wegen
Zunahme des Verkehrs umgebaut werden; statt 60° = 18,3 m er-
hielten die Gruben 70° = 21,3 m Durchmesser. Dabei kam eine
neue Normalzeichnung zur Anwendung, welche die Mängel der alten
tunlichst vermeidet. Besonders ist auf gute Gründung und Ent-
wässerung gesehen worden, um ungleiches Setzen der kreisförmigen
Laufschiene zu verhindern. H--e.
Ash Handling Plant. Amer. Eng. and Railr. Journ. 1907.
S. 346.
Mittels einer Krananlage, die 4 Lokomotivlöschgrubengleise von
je 40 m Länge überspannt, wird die Lokomotivasche aus diesen
Gruben beseitigt.
Fahrbarer Kran mit nach unten umknickbarem
Ausleger. D. R. P. Ausgeführt von der Breslauer
Actien - Gesellschaft für Eisenbahn - Wagenbau und
Maschinen-Bau-Anstalt Breslau. Von Reg.-Baumeister
a. D. Hönsch. Glasers Ann. 1907, Bd. 61, Heft 5,
S. 105. Mit Abo.
Durch den eingehend beschriebenen fahrbaren Kran soll die
lastize Mitnahme eines Schutzwagens erspart werden. Es sollen
sich auch ältere Kranwagen dementsprechend nmändern lassen. B.
Eine Experimental-Untersuchung über die Maximal-
Beanspruchung von belasteten Kranhaken. Von
John Goodman, London, veröffentlicht von dem
Verein der Civil-Ingenieure. Great George-Street.
Westminster 1907,
Die von Winkler, Bach und Tolle in Deutschland über dieses
Thema angestellten Untersuchungen sind neuerdings als irrtümlich
von Andrews und Professor Pearson durch Versuche nachgewiesen
worden. In dem Vortrag werden diese Wahrnehmungen erörtert
und neue Gesichtspunkte zur Lösung dieser Frage angezeigt. Z.
Die Entwickelung und Bedeutung der Dampf-
schaufeln. Von Dipl.-Ing. R. Richter. Ztschr. d.
Ing. 1907, No. 43, S. 1685. Mit Abb.
In Amerika sind die früher gebräuchlichen Eimerkettenbagger
durch die Dampfschaufeln mehr und mehr verdrängt worden, welche
Bau des Panamakanals mit Erfolg ver-
neuerdings beim gutem
wendet werden. Verfasser beschreibt verschiedene der gebräuch-
lichen Dampfschaufeln und ihre Verwendung. B.
A traction engine with derrick and shovel attach-
ment. Engg. News vom 19. September 1907, Bd. 58,
No. 12, S. 311. Mit Abb.
Diese neue Zusammenstellung verschiedener Bauhülfmaschinen
ist von der Avery Manufacturing Co. von Peoria, Ill. eingeführt.
Es ist eine Strafsenlokomotive, ausgestattet mit einem Ausleger-
Kran und einer grofsen Schaufel, so dafs die Maschine verschieden-
artige Bauarbeiten gleichzeitig leisten kann. H—e.
Some recent mechanical coal storage plants. Engg.
News vom 29. August 1907, Bd. 58, No. 9, S. 211.
Mit Abb.
Die Notwendigkeit, für Vorräte an Kohlen bei Streiks und
Wagenmangel zu sorgen, zwingt die grofsen amerikanischen Gesell-
schaften immer mehr, Lagerplätze für Kohlen einzurichten, bei
welchen die Ausnutzung des Raumes und die Verminderung der
Kosten für das Aus- und Einladen und die Behandlung der Kohlen
mit allen Mitteln der Technik erstrebt wird. Einige der neuesten der-
artigen Anlagen im Gebiete der Pennsylvaniabahn werden beschrieben.
ic.
Schlackenaufzug. Von Ober -Ingenieur Friedrich
Zımmermann, Karlsruhe, Baden. Glasers Ann. 1907,
Bd. 61, Heft 8, S. 157. Mit Abb.
Beschreibung eines auf dem Personenbahnhot Mannheim tätigen
Schlackenaufzuges, bei dem zwei Paare Förderkasten durch eine
über eine elektrisch angetriebene Winde laufende Tragkette auf und
ab bewegt werden. B.
Neuerungen im Bau der Paternosteraufzüge für
Personen. Von Ad. v. Ernst. Ztschr. d Ing. ۰
No. 38, S. 1487. Mit Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. April 1908]
Beschreibung einer Verbesserung an Paternosterwerken durch
Fahrzellen mit Ausgleichhebel für Ungenauigkeiten der Förderketten
der Firma Unruh & Liebig in Leipzig. D. R. P. B.
Eine moderne Schiffs-Verladeeinrichtung. Schwz.
Bauztg. 1907. Bd. L, S. 209.
Die
zur Verladung
interessante, in Neukaledonien ausgeführte Anlage dient
von Nickelerzen zwischen Eisenbahn und Schiff,
Die Schiffe müssen 1—1,5 km von der Küste entfernt ankern,
An Stelle der früher verwendeten Schleppboote fördert jetzt eine
l km lange Luftseilbahn die Erze zu den Schiffen.
Der Temperley-Verlader. Dinglers J. 1907. S.561 u. 579.
Der
Schiff und Bahn oder Stapelplätzen bestimmt.
Apparat ist zur Verladung von Massengütern zwischen
Druckluftfüllvorrichtung für Windkessel. Von Reg.
Baumeister Dr.-Ing. G. Wagner. Glasers Ann. 1907.
Bd. 61, Heft 5, S.104. Mit Abb.
Beschreibung einer nach Angaben des Verfassers im Wasser-
mefsraum des Hauptbahnhofes Wiesbaden neben dem grofsen Wind-
kessel angeordneten Vorrichtung. B.
Moderne Bahnhofsbeleuchtung.
S. 501.
Nach Angabe der Bedingungen,
Dinglers J. 1907.
die eine Bahnhofsbeleuchtung
erfüllen mufs, werden die verschiedenen Arten besprochen und
einander gegenübergestellt.
g) Bahnausrüstung, einschl. Schranken,
Neigungzeiger usw.
Heavy electric Traction on the New York, New
Haven & Hartford Railway. Amer. Eng. and Railr.
Journ. 1907. S. 396.
Beschreibung der Oberleitung für
Wechselstrom und der elektrischen Lokomotive mit Abbildungen.
elektrischen Einphasen-
h) Allgemeines über Bauausfúhrungen.
Die Umgestaltung der Eisenbahnanlagen zwischen
Lehrte und Wunstorf. Von Bau- und Betriebs-
Inspektor Schlesinger. Glasers Ann. 1907. Bd. 6l,
Hett 5, S. S5. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages. B.
Die elektrischen Bahnen der Vereinigten Staaten
Amerikas. Von Reg.-Baumeister Törpisch, Berlin.
Glasers Ann. 1907. Bd. 61, Heft 5, S. 99; Heft 6,
S. 116; Heft 7, S. 133; Heft 8, S. 145; Heft 9,
S. 165; Heft 10, S. 195. Mit Abb.
über die Ausdehnung, Einrichtung
in den Vereinigten
Ausfúhiliche Mitteilungen
und den Betrieb der elcktrischen Bahnen
Staaten. B.
Die Eisenbahnen Mexikos. Railw. Gaz. vom 26. Juli
1907, vom 23. August 1907, S. 184 u. folg.
Reisebeobachtungen aus Italien und insbesondere
von der Mailänder Ausstellung 1906. Von Professor
Cauer. Glasers Ann. 1907. Bd. 61, Heft 6, S. 109;
Heft 7, S. 129. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Vercin für Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages. B.
Schóppes selbsttátiger Feuermelder und Feueralarm-
system. Von M. Buhle, Professor in Dresden.
Glasers Ann. 1907. Bd. 61, Heft 11, S. 211. Mit Abb.
Der selbsttátige Feuermelder der Firma Oscar Schöppe in
das bei erhöhter
Temperatur in einem Raum ein Läutewerk in Tätigkeit setzt und
dadurch ein ausgebrochenes Feuer meldet. Er ist seit Jahrzehnten
in verschiedenen Fabriken in Gebrauch und hat sich durchaus be-
währt. B.
Dresden besteht in einem Metall-Thermometer,
FE
Cé
y
win
ف
Wë
[1. April 1908]
3. Betriebsmittel für Voll- und Schmalspurbahnen aller Art
einschl. ihrer Heizung und Beleuchtung.
Das Wogen und Nicken der Lokomotive unter
Berücksichtigung der dämpfenden Wirkung der
Federn. Von PDr.:\na. W. Lindemann, Reg.-Bau-
meister, Lippstadt. Glasers Ann. 1907, Bd. 61,
Heft 1, S. 12.
Ergänzung der in Bd. 60, S 2 und Bd. 55, S. 227 veröffent-
lichten Betrachtungen über das Wogen und Nicken der Lokomotiven,
unter Angaben, die dämpfende Wirkung der Tragfedern rechnerisch
zu ermitteln. B.
Neuere Dampfwagen von F. X. Komarek in Wien.
Von Baurat C. Guiltery, Unterhaching bei München.
Glasers Ann. 1907. Bd. 61, Heft 2, S. 21. Mit Abb.
Beschreibung der Komarck’schen Dampf-Motorwagen, von denen
schon 17 auf verschiedenen Strecken der österreichischen Bahnen
mit 760 mm Spurweite mit gutem Erfolg verwendet werden. B.
in Siam. Von Reg.-Baumeister
Glasers Ann. 1907. Bd. 61,
Die Lokomotiven
Buschbaum, Hannover.
Heft 3, S. 51. Mit Abb.
Ergänzung des Vortrages des Reg. - Baumeisters Giese (in
No. 710 der Ann.) durch Mitteilung der in Siam verwendeten
Lokomotiven. B.
Akkumulatoren-Triebwagen im Bezirk der Eisen-
bahndirektion Mainz. Mitgeteilt vom Kgl. Eisen-
bahn-Zentralamt Berlin. Glasers Ann. 1907. Bd. 61,
Heft 3, S. 53. Mit Abb.
Kurze Mitteilung über die Bauart der in der nächsten Umgegend
von Mainz zum Verkehr in den Zugpausen in Dienst gestellten
Akkumulatoren- Triebwagen. B.
Eisenbahnwagenkipper. Glasers Ann. 1907. Bd. 61,
Heft 3, S. 53. Mit Abb.
Beschreibung der von der Vereinigten Maschinenfabrik Augsburg
und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg gebauten Eisenbahnwagen-
kipper. B.
Koppel - Selbstentlader. * Glasers Ann. 1907. Bd. 61,
Heft 4, S. 75. Mit Abb.
Beschreibung eines von der A.-G. Arthur Koppel gebauten
Selbstentladers mit 50 t Ladefähigkeit. B.
Die Beanspruchung der Kuppelung einer Dampf-
lokomotive. Von Eisenbahn-Bauinspektor Strahl.
Glasers Ann. 1907. Bd. 61, Heft 9, S. 170.
Verfasser kommt nach einer sehr ausführlichen theoretischen
Abhandlung zu dem Schluís, dafs die ungünstige Beanspruchung der
Kupplung zwischen Maschine uud Tender, die Schwankungen in der
Zugkraft am Tenderzughaken und nicht am geringsten die Er-
schütterungen auf dem Führerstande bei hohen Fahrgeschwindigkciten
sich nur durch cinen natürlichen Massenausgleich, wie er mit vier
oder drei Dampfzylindern bei entsprechender Kurbelstellung erreicht
werden kann, würden vermeiden lassen. B.
Beiträge zur zeichnerischen Ausmittlung von
Steuerungsgetrieben. Dinglers J. 1907. 5. 449 u. 465.
Theoretische Abhandlung.
Der Antriebvorgang bei Lokomotiven. Von Prof.
J. Jahn, Danzig. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 27, S. 1046;
No. 28, S. 1098; No. 29, S. 1141. Mit Abb.
längere theoretische Abhandlung über den Antricbsvorgang
und seine Bedeutung für die verschiedenen Lokomotivsysteme. B.
Neuere Wagenkipper. Von Georg von Hanffstengel,
Stuttgart. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 39, S. 1525.
Mit Abb. ۱
Beschreibung verschiedener neuerer Wagen bis zu 20 t Lade-
fähigkeit
elektrische Kraft, entgegen dem früheren Betrieb mit Druckwasser.
B.
mit Kippvorrichtungen zum Entladen derselben durch
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
i
‘|
[No. 739] 21
Dampftriebwagen zur Postbeförderung auf den
italienischen Staatsbahnen. Von A. Doeppner.
Ztschr. d. Ing. 1907. No. 42, S. 1645. Mit Abb.
Beschreibung eines bei Borsig in Tegel für die italienischen
Staatsbahnen gebauten Dampftriebwagens für Post- und Eilgepäck.
B.
Untersuchung der Widerstände einer 3/3 gekuppelten
Lokomotive. Von Dr. Sanzin, Ingenieur und Dozent.
Ztschr. d. Ing. 1907, No. 43, S. 1695. -Mit Abb.
Mitteilung über Versuche der Widerstände, bei welchen die
Anwendung eines Zugkraftmessers entfallen kann, mit einer starken
Güterzugmaschine der österreichischen Súdbahn. B.
Das Lokomotivwesen bei der Great Central Rail-
way of England. Von Charles S. Lake. Ztschr.
d. Ing. 1907, No. 44, S. 1742. Mit Abb.
Beschreibung der Lokomotiven verschiedenster Bauart und der
auf der genannten englischen Bahn verwendeten Motorwagen. B.
Die Verfahren der elektrischen Bremsung von
Seriemotoren für Gleich- und Wechselstrom bei
elektrischen Bahnen und besonders bei elektrischen
Bergbahnen. Schwz. Bauztg. 1907. Bd. L, S. 217 u. fi.
Eingehenderer Aufsatz.
Eine Mallet-Verbundlokomotive für die Erie-Eisen-
bahn. Oestr. Wschrft. f. op Bdst. 1907. S. 734.
Mitteilungen über die Betriebsergebnisse der seit 3 Jahren in
Benutzung befindlichen 8 8-Lokomotive, deren Gewicht 186 t beträgt.
Vergleiche auch „American Engineer and Railroad Journal“
. 1907. S. 338.
Neue elektrische Lokomotive der Metropolitan Rail-
a. in London. Railw. Gaz. vom 23. August 1907,
. 177.
V. Elektrizität.
Kurzes Lehrbuch der Elektrotechnik. Von Dr. Adolf
Thomälen, Elcktroingenieur. Dritte verbesserte
Auflage. Mit 338 in den Text gedruckten Ab-
bildungen. Berlin 1907. Verlag von Julius Springer.
Preis geb. 12 ۰ [V. DM
Der Verfasser hat sich in seinem Werke die Aufgabe gestellt,
den Lernenden zum erziehen.
elektrotechnischen Denken zu
Von den Grundbegriffen ausgehend, sind in den 20 Kapiteln des
Buches die Theorien der Elckrotechnik und ihre Anwendungen in
überaus verständlicher und dabei kurzer Darstellungsweise ent-
wickelt. Besonders ist an dem Lehrbuch das Fehlen weitgehender
konstruktiver Einzelheiten zu rühmen, wodurch der Studierende
Dadurch bleibt dem Buche
der vornehme Charakter eines Lehrbuches, das den Anfänger
nicht von der Theorie abgelenkt wird.
wissenschaftlich vorbilden soll, um später in das äufserst umfang-
reiche Gebiet der Praxis der Elektrotechnik besser eindringen zu
können. Bei der dritten Auflage des Werkes ist die Ergänzung
Das Werk kann
Studierenden zum eifrigen Studium und Fortgeschrittenen zum Naclı-
der Theorie der Einphasenmotore heivorzuheben.
lesen bestens empfohlen werden. Dek.
Das elektrische Bogenlicht. Stine Entwicklung und
seine physikalischen Grundlagen. Von Walther
Biegon von Czudnochowski, Ingenieur. Mit 397
Abbildungen im Text und auf 29 Tafeln und 134
Tabellen. Leipzig 1906. S. Hirzel. Geh. 27 M., in
Leinen geb. 29 M.
Das grofs angelegte Werk, dessen drei erste Lieferungen an
dieser Stelle bercits besprochen worden sind, liegt nunmehr mit
der 7 Lieferung vollständig vor. Nachdem die Entwickelungs-
geschichte des Bogenlichtes im dritten Abschnitt von 1879—1900
durchgeführt ist, wird sie im 4. Abschnitt bis zur Gegenwart, d.h.
bis zum Jahre 1906 ergänzt, wobei auch auf Quecksilberlampen und
andere wichtige Fortschritte, sowie auf die Anwendungen des
Bogenlichts in der Photographie und Reproduktionstechnik, in der
Therarpie, in der Telegraphie und Telephonie Rücksicht genommen
ist. Der zweite Teil des Werkes behandelt im Anschluss hieran
28 INo. 39
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. April 1908)
die The: rie tnd Praxis des Bogenlichtes in der Gegenwart. In
der erschöpfenden und gleichmäfsigen Bearbeitung des Stoffes nach
diesen beiden Richtungen hin, wie man sic selten in einem Buche
vereint findet, liegt der hohe Wert des Werkes, das als ein Hand-
buch des Gesamtwissens der Gegenwart auf dem behandelten
Dr. M.
Sondergebiet angesprochin werden kann.
Beiträge zur praktischen Ausführung von Anker-
wicklungen. Von Ingenieur W. Wolf, Mit 37 Abb.
Leipzig 1906. Verlag von Hachmeister & Thal. Preis
0,50 M. iV. DM
Die kleine Schrift, welche einen Sonde abdrück aus dem
„Flektropraktiker“*, Wochenbeilage zu „Helios“, Exportzeitschrift für
Elektrotechnik, darstellt, gibt enge neuere Ausbildungen von Anker-
wieklungen elektrischer Maschinen und deren Isolierung im Anker-
körper an. Zg.
VI. Verschiedenes.
Fabrikbauten. Von R. Lots, Zivilingenieur, Berlin-
Pankow. Mit 149 Abbildungen im Text. Hannover
1907. Verlag von Dr. Max Jänecke. Preis 3,20 M.,
in Ganzleinenband 3,60 M. ] ۷۰ D. M.]
Ein Nachschlagewerk, wie es in der gedráreten Anordnung
kaum ein besseres geben kann. Nicht nur der Laie, auch jeder
Ingenieur, soweit er nicht selbst Fachmann auf dem Gebiete ist,
wird eine grolse Zahl von Anlcitungen ud Anregungen finden, um
die für ihn ausgeführten Bauarbeiten sachgemäls p:üfen zu können.
Und jeder Ingenieur kommt wohl sicher cinmal in die Lage, unter
sciner Leitung derartige Bauarbeiten, wenn vielfach auch kleinerer Art,
ausführen lassen zu müssen, ohne durch scine Vorbildung in de
vielen, oftmals auch absichtlichen, Unregelmatsigkciten der Bauaus-
führung ausreichend eingeweiht zu sein. In allen diesen Lagen
dürfte das vorliegende Werk ein warm zu émptchlender Ratgeber
sein. Sr.
Mitteleuropäischer Motorwagen-Verein 1897—1907.
۱۷۰ DM
Die anläfslich des ۱0 jährigen Bestehens des Mitteleuropäischen
Motorwagen-Vereins erschienene Festschrift gibt ein hochinter-
cssantes Bild der raschen Entwicklung und Vervollkommnung des
Automobilbaues und láfst erkennen, welch hervorragenden Anteil
dieser älteste deutsche Automobilisten Verein besonders durch Ver-
anstaltungen automobilistischer Art daran hat, dals es der Anto-
mobilbau auch in Deutschland in der kurzen Spanne Zeit zu solch
hoher Blüte bringen konnte. Sche.
Jahrbuch der Automobil- und Motorboot-Industrie.
Im Auftrage des Kaiserlichen Automobil-Clubs heraus-
gegeben von Ernst Neuberg, Zivil-Ingenicur. 5. Jahr-
gang. Mit 1049 Abb. im Text. Berlin 1908. Verlag
von Boll & Pickardt. Preis. 15 M. IV. DM
Das Neuberg’sche Jahrbuch hat seit seinem ersten Erscheinen
im Jahre 1904 seinen Inhalt ständig ebenso erweitert, wie die Zahl
seiner Freunde zugenommen hat. Der vorliegende fünfte Jahrgang
zeigt die bewährte klare Einteilung der reichen Materie und gibt
ein übersichtliches Gesamtbild des heutigen Standes der Automobil-
industrie und ihrer Hilfsindustricn. In der Einleitung beschäftigt
sich der Verfasser mit der Krise, die Ende des vergangenen Jahres
einsetzte, und führt sie aut die in allen Ländern zutage getretene
Ueberproduktion von Automobilen zurück. Freiherr v. Löw, Dipl.-Ing.,
behandelt wie alljährlich die äufseren Formen des modernen Luxus-
und Lastautomobils, während Zivil-Ing. Jul. Küster über die Fort-
schritte der Kraftübertragung, Zivil-Ing. Josef Löwy über den Elektro-
mobilbau berichtet. Von letzterem stammt auch das Kapitel „Zündung“,
in dem die neuesten Magnetapparate, sowie die neueren Abreifs-
steuerungen Cer Maja, Brasier, Daimler-Wagen usw. behandelt sind.
Der herrschenden Richtung nachgcbend, hat der Herausgeber auch
ein Kapitel über Geschwindigkcitsmesser eingeschaltet, das ebenso
wie das Kapitel „Signalinstrumente“ von Ingenieur Walter Ritter
von Molo bearbeitet ist. Max R. Zechln berichtet über spezielle
Lastfahrzeuge für Strafsenreinigung, Feuerwehr und dergl., v. Löw
über die neueren Motoren, während Ingenieur Basenach einen hoch-
interessanten Abschnitt über die Lenkballons beigesteuert hat. Ueber
|
|
Motorboote und Bootsmotoren schreibt der bekannte Spezialingenicur
M. H. Bauer. Eine Statistik über den Bestand an Kraftfahrzeugen
und die Zusammensellung der wichtigsten Patente des In- und Aus-
landes machen den Beschlufs des Werkes, das in seiner handlichen
Form und mit seinem reichen Inhalt dem Automobiltechniker immer
willkommen ist. ls.
Die Union der Techniker. Ein Aufruf zur Organi.
sation von G. Lust. (Direktor Ingenieur Gustav
Lustig.) Wien und Leipzig 1908. Verlag von Wilhelm
Braumüller. [V. DM
Der Verfasser sagt mit Recht, dafs der kulturelle Fortschritt
im letzten Jahrhundert ohne die Technik unmöglich gewesen sei,
Trotzdem geniefse der Techniker nicht das Ansehen, das ihm rach
Maísgabe des Geleisteten zukomme. Dies liege vor allem an dem
Techniker selbst. Seine Ausbildung in juristischer, kaufinännischer
und sozialer Richtung sei keine genügende, um im späteren Leben
leitende Stellungen einzunehmen. Für Standesfragen hätten vielfach
die Techniker kein Interesse. Auch fehle es an Vorkämpfern in
Wort und Schrift, um der technischen Arbeit die gebührende
Achtung zu verschaffen.
Die soziale Tätigkeit des Juristen und des Kaufmannes unter-
zicht der Verfasser einer scharfen Kritik. Dabei schiefst er leider
über das Ziel hinaus, indem er einzelne Auswüchse verallgemeinert.
Durch den Zusammenschluís aller Techniker — vom intelligenten
Arbeiter bis zum wissenschaftlich Gebildeten — hofft der Verfasser,
die gegen den Ingenieur herrschenden Vorurteile zu überwinden
und der Technik die ihr gebührende Machtstellung — auf allen
Gebieten des öffentlichen Lebens von mafsgebendem Eintluís zu
sein — zu erringen.
Wenn auch d.e Ziele dieser Union etwas hoch gesteckt sind,
so sind doch viele beachtenswerte und auch durchführbare Vorschläge
zur Hebung der sozialen Stellung des Technikers gemacht. M-s.
Die Patentgesetze aller Völker. Herausgegeben von
Joseph Kohler, Professor an der Universität Berlin,
und Maximilian Mintz, Patentanwalt, Berlin. Band |,
Lieferung 2, Lieferung 3, Lieferung 4 und 5, Lieferung
6 und 7. R. v. Decker's Verlag, G. Schenck, König-
licher Hofbuchhändler. Berlin 1905, 1906 und 1907.
Preis der Lieferung 2 und der Lieferung 3 je 5 M,
Lieferung 4 und 5 und Lieferung 6 und 7 je 14M. f
Der erste Band dieses grofs angelegten Werkes liegt nunmehr
vollständig vor. In fünf stattlichen Heften mit insgesamt 810 Seiten
ist das „Englische Recht“ in seinen verschiedenen Territorien zur
Darstellung gelangt und zum Abschluís gebracht worden. Grofse
Sorgfalt und systematische Anordnung des Stoffes, die die seiner-
zeit hier besprochene erste Lieferung auszeichnen, sind auch in
den inzwischen erschienenen Lieferungen zu konstatieren. Der
umfassende Stoff ist so verteilt, dafs die 2. und 3. Lieferung die
Gesctzgebung und die Ausführungsbestimmungen, Formulare usw.
der „Afrikanischen Kolonien“, die 4. und 5. Lieferung zunächst die
der ,Asiatischen Kolonien“ und daran anschlieísend die der
„Australischen Kolonien“ behandelt und zu Ende führt; Lieferung 6
und 7 ist in der Hauptsache den „Amerikanischen Kolonien“ ge-
widmet und schliefst mit einem Kapitel ,Nachtrage* ab, in dem die
Zusatzgesetze in Malta und Australien, sowie das neue englische
Gesetz vom 28. August 1907 vorgeführt sind. Die Gesetze sind
fast durchweg in’ englischer Sprache wiedergegeben und dies ist
sehr wertvoll, denn nur dadurch ist es dem Leser möglich, in den
Der 1. Band, als Ganzes
aufgefafst, láfst erkennen, dafs man es im vorliegenden Werke mit
Geist der Gesctzgebung einzudringen.
einer der bemerkenswertesten Erscheinungen der neueren patent-
rechtlichen Literatur zu tun hat, das nicht verfehlen wird, den Ruf
deutscher Wissenschaftlichkeit und Gründlichkeit im Inlande wie
im Auslande zu erhalten und zu fördern. Dr. L.
Preufsisches Gewerbesteuer-Gesetz. Verlag von
L. Schwarz & Comp., Berlin S. 46 Seiten. Preis
60 Pf. T
Da gerade auf dem Gebiete der Gewerbesteuer bei den
Gewerbetreibenden die meisten Unklarheiten herrschen, ist die
Anschaffung des Gewerbesteuer-Gesetzes als nützlich zu empfehlen.
Selbstverlag des Herausgebers, — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D, Patentanwalt L. Glaser, Berlia. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
+ PH
LITERATURBLATT ®
GLASERS ANNALEN
GEWERBE unn BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V.D.M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit + bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
"Beilage zu No. 740 (Band 62 Heft 8) | 1908
` No. 492.
I. Eisenbahnwesen. Die mitgeteilte Lokomotive ist eine von den drei ungeheuren
‘ ۱ a > neuen Maschinen, welche in den Schenectady Werken der American
3. Betriebsmittel für Voll und Schmalspurbahnen aller Art i 1
einschl. ihrer Heizung und Beleuchtung. ۱
' sind bei weitem die schwersten Lokomotiven der Welt, obwohl
3:5 gekuppelte vierzylindrige Verbundlokomotive ' die Last, welche auf jede der acht Treibachsen entfällt, von manchen
der italienischen Eisenbahnen. Railw. Gaz. vom `
16. August 1907, S. 160.
Ausführlich beschrieben und in Zeichnungen dargestellt. New dynamometer car for the Pennsylvania R. R.
Engg. News vom 17. Oktober 1907, Bd. 58, No. 16,
S. 408. Mit Abb.
Der Dyramometer-Wagen zum Messen von Zugwiderstánden,
Locomotive Co. erbaut sind. Sie wiegen ungefähr 184 500 kg und
der jetzt im Betriebe befindlichen übertroffen wird. H e.
Neue 5/6 gekuppelte Güterzuglokomotive der Buffalo,
Rochester & Pittsburg Railway. Railw. Gaz. vom
23. August 1907, 5. 181.
Die Lokomotive weist aufscrordentlich grofse Verhältnisse auf |
welcher kürzlich von der Pennsylvania-Bahn erbaut wurde, ıst der
۲ ۱ ۲ ات f fünfte Wagen für diesen Zweck, welcher von dieser Bahn scit dem
und soll bei 110 t Reibungsgewicht bis zu 25 t Zugkraft entwickeln. ğ ۱
D. Beginn der sechziger Jahre hergestellt und, mit ciner einfachen
Die Bothwell-Lokomotive. Railw. Gaz. vom 23. August | Wage verschen, in Betrieb genommen wurde. Jeder von diesen
1907, S. 188. ‚ Wagen liefs einen grotsen Fortschritt über seinen Vorgänger er:
Die Bothwellsche Anordnung bezweckt, die bei der Fahrt in kennen, und der hier beschriebene mit einer Messungsfahigkeit von
der Ebene geringere Zugkraft der Lokomotive auf Steigungstrecken 45 000 kg oder 3' mal so viel als sein Vorgänger, welcher 1585
durch Ausnutzung des gesamten Lokomotiv- und des Tendergewichts gebaut wurde, bezeichnet die neueste Stufe in der ۰
auf das denkbar gróíste Mats zu erhöhen. Zu dem Zwecke sind wagen-Praxis. H e
zwischen die bei der Fahrt in der Ebene wirkenden gewöhn- 7 ۲ . .
Amerikanische Lokomotiven. Amer. Eng. and ۰
Journ. 1907. S. 183, 194, 213, 219, 240, 247, 267,
| 256, 300.
Beschreibung mit Abbildungen.
lichen Triebräder kleinere Räder eingeschaltet, die den gleichen
Durchmesser wie die Laufräder der Lokomotive und die Tender-
räder haben. Die grofsen Triebräder können ausgeschaltet werden,
worauf das gesamte Gewicht aut den kleinen Rädern ruht. Diese
sind durch eine Welle, die in der Längsrichtung unter der Lokomotive Beschreibung amerikanischer Güterwagen. Amer.
und dem Tender entlang läuft, durch konische Zahrräder untereinander Eng. and Railr. Journ. 1907. S. 186, 196, 246 u. 307.
gekuppelt und können nunmehr in derselben Weise wie vorher die |
grotsen Triebräder von der Maschine angetrieben werden. D. | Amerikanische Personen- und Postwagen. Amer.
| Eng: ailr. . 5. 232, 260, 268.
Elektrische Lokomotiven der Pennsylvania-Bahn zur Eng. and Railr. Journ. 1907. 5. 232, 2
Zugbeförderung in den New Yorker Tunneln. Railw. , Beschreibung an Hand von Zeichnungen.
Gaz. vom 4. Oktoter 1907, S. 327. ۱ ۲ ۱
Ganz Steam-Motor Car. Amer. Eng. and Railr. Journ.
100-108 three cylinder tank locomotives, switching ` 1907. S. 312.
و Engg. News vom 1. August 1907, Bd. 58, No. 5, | Beschreibung mie Abbildungen;
Wiedergabe aus „Z%hr Aailway Engincer*, London im Mai | Electric Car for Hump-Yards. Amer. Eng. and
dieses Jahres. Railr. Journ. 1907, S. 350.
Der zunehmende Gebrauch der Schwerkraft auf den Verschub- Der Wagen wird auf Verschiebebahnhöfen benutzt, um die
bahnhöfen hat zur Einführung einiger sehr schwerer Verschub-Loko- . Bremser schnell von dem Punkt, wo sie die Eisenbahnwagen nach
motiven geführt, welche bestimmt sind, schr lange Züge über den Bremsung verlassen, zum Ausgangspunkt ihres Verschicbedienstes
„Eselsrücken“ zu drücken. Eine hierfür entworfene Lokomotiv- zurückzubringen.
yattung der englischen Great Central Ry. wird beschrieben. Sie
ist gebaut von Beyer, Peacock & Co. in Manchester, England. H-—-e. Beschreibung amerikanischer Lokomotiven ver-
| schiedener Art. Amer. Eng. and Railr. Journ. ۰
Gasoline locomotives and motor cars. Engg. News S. 358, 365 u. 405.
vom 5. September 1907, Bd. 58, No. 10, S. 251. | ۲ ۱
Mit Abb. Steam-Motor Car. Amer. Eng. and Railr. Journ. 1907.
S. 391.
Die Gasolin-Maschinen bieten für Bautransporte, Straisenwalzen
nd leichte Motorwagen viele Vorteile. Dies wurde an einer : : Ges ۱ ۱
S 2 ۱ 2 ۲ 1 Ee Sg o ENE Die moderne Lokomotive. The Journal of the Franklin
< 7 A ne Sus wos‘ pS “Dd. ` i e € ;
Strafsenwalze in der Ausgabe der „Engineering News“ vom ES | Institute, May 1007. S. 331.
1907 nachgewiesen. In dem jetzt vorliegenden Aufsatz wird eine A i EE ۲
neue Art von Lokomotiven und ein leichter Motorwagen beschrieben Dieser ES GEE WUE De ns E an
nach Angaben von Fairbanks Morse & Co. in Chicago H-—e wissenschaftlichen Gesellschaft in Philadelphia gehalten. In dem-
M 4 . ۰ "E,
selben werden die in neuester Zeit in den Vercinigten Staaten
Pusher locomotives of the Mallet duplex type for gebauten und im Betrieb verwendeten Maschinen cingehend be-
the Erie Ry. Engg. News vom 3. Oktober 1907, sprochen. Wir entnehmen daraus, dafs seit 1893 sich das Gewicht
Bd. 58, No. 14, S.351. Mit Abb. , der Lokomotiven um mehr als 50 pCt. vermehrt hat.
D
30 [No. 740]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. April 1908]
Die schwersten Maschinen der Neuzeit haben ein Gewicht
von 226 t und können im gewöhnlichen Betriebe eine Zugkraft
von 45 000 kg entwickeln, wobei stündlich 3t Kohlen verfeuert
werden.
Der Vortragende hat den Versuchen beigewohnt, welche von
der Pennsylvania-Eisenbahn bei St. Louis mit Lokomotiven angestellt
wurden. Es wurde hierbei auf einer 48 km langen Strecke eine
Geschwindigkeit von 1281/, km in der Stunde erreicht, die er-
forderliche Leistung betrug 2300 Pferdekräfte auf eine Dauer von
22 Minuten, der Kohlenverbrauch 3800 kg pro Stunde. Z:
Einführung von Gasoline-Motor-Wagen auf den
Nebenlinien der , Union Pacific Eisenbahn“. Am.
Scientf. vom 13. Juli 1907, S. 23.
In diesem Monat wird die Union Pacific-Eisenbahn 12 Gasoline-
Die Wagen
sind für Nebenlinien bestimmt, wo ohne Verlust der grofse Betrieb
Motorwagen für Personenverkehr in Dienst stellen.
mit gewöhnlichen Zügen nicht aufrecht erhalten werden kann.
Der letzte Typ dieser Wagen legte 96 kın in der Stunde mit
einer 200 pferdigen Maschine zurück, erreichte die höchste Ge-
schwindigkeit innerhalb sechs Wagenlängen und konnte innerhalb
36 m gebremst werden.
Aeufserlich gleichen die ganz aus Stahl gebauten Wagen einer
Yacht.
teil sind abgerundet, um den Luftwiderstand besser überwinden zu
Das vordere Ende ist scharf zugespitzt, Rumpf und Hinter-
können. Runde Fenster vermehren noch das nantische Aussehen
des Wagens.
lm Winter wird der Wagen mit heifsem Wasser geheizt. Er-
leuchtung erfolgt mit Azetylen in opaleszierenden Glasglocken.
Die Betriebskosten betragen je nach Stärke des Verkchrs 10
bis 20 Cents pro Meile (1,6 km). Z.
Ein kostspieliger Fehlgriff. Am. Scientf. vom 3. August
1907, S. 74.
In diesem Artikel wird die Beibehaltung der alten Ausgänge
an den Enden der Wagen bei der „Rapid Transit Subway“ in
New York als ein törichter und unentschuldbarer Fehlgriff gegeifselt.
Der gewöhnliche Typ amerikanischer Wagen mit Gang zwischen
Sitzbänken und Endtüren sei für lange Reiscentfernungen angezeigt,
aber absolut zu verwerfen bei den kurzen Aufenthalten und häufigem
Halten, wie es bei unterirdischen Stadtbahnen der Fall ist. Das
ganze Geheimnis, die Anstauung des Publikums zur Zeit des Haupt-
verkehrs zu vermeiden, beruhe in der Einführung eines besonderen
Wagentúrentyps. Was die Subway brauche, wäre nicht cine
gröfsere Zahl von Zügen, sondern von Türen. Bei der Illinois
Central-Bahn seien für den unterirdischen Stadtverkehr von Chicago
12 seitliche Türen für 100 Sitzplätze eingeführt
worden und dadurch hätte man die Durchschnittszeit des Aufent-
an den Wagen
halts auf den Stationen von 30 Sekunden auf 7 Sekunden herab-
setzen können. Auf der Plattform sei kein Mann zum Oeflnen der
Türen mehr erforderlich.
Wenn diese Wagen eingeführt würden, könnten auf der Unter-
grundbahn an Stelle von 27 Schnellzügen 40 stündlich verkehren,
die doppelte Zahl von Sitzplätzen könnte pro Wagen eingeführt
mehr geboten
werden und 56000 Sitzplätze würden stündlich
werden können. Z.
Die gröfste Lokomotive, die jemals erbaut worden
ist. Am. Scientf. vom 17. August 1907, S. 119 u. f.
_ Auf den Schenectady-Werken der Amerikanischen Lokomotiv-
Gesellschaft wurde soeben der Bau einer Güterzuglokomotive voll-
endet, welche an Gröfse und Zugkraft alle bisher erbauten Maschinen
übertriftt.
tir die Erie-Eisenbahn geliefert werden sollen.
Sie ist die erste von drei derartigen Lokomotiven, welche
Die Länge der Lokomotive beträgt 24 m, Gewicht 205 t, der
Durchmesser des Kessels 2,44 m, die Lange desselben 10,70 m,
Gewicht des Kessels 50 t, die Heizfláche 492,3 qm. Die Hoch-
druckzylinder haben 63,5 cm Durchmesser und 71 cm Kolbenhub,
die Niederdruckzylinder 99 cm Durchmesser und 71 cm Kolbenhub.
Der Durchmesser der Triebräder beträgt 1,29 m, die Zugkraft bei
Verbundwirkung 49 t, bei einfacher Wirkung 30 t.
Auf der Ebene vermag die Maschine 250 beladene Frachtwagen
oder 10000 t Fracht zu schleppen und dieser Zug würde etwa
3 km lang sein.
Die Lokomotive ist auf 2 vierachsigen Drehgestellen aufgelagert ;
je 4 Räder sind miteinander gekuppelt, so dafs das Gesamtgewicht
der Maschine von 210 t gleichmäfsig auf die 16 Räder verteilt wird.
Z.
Die neue 250t Mallet-Compound-Lokomotive. Am.
Scientf. vom 20. April 1907, S. 333.
Der Artikel bringt Abbildung und Beschreibung von der für
die Great Northern Railway von den Baldwin-Lokomotiv-Werken
hergestellten Lokomotive. Aufser den 12 grofsen Tricbrádern sind
noch 2 sogenannte „Pony trucks* am vorderen und hinteren Ende
vorhanden. Die Hochdruckzylinder haben 21,5” Durchmesser, die
Niederdruckzylinder 33°. Der Durchmesser der Triebräder beträgt
55°, die Länge der Maschine beträgt 54’ 78/,“. Die gesamte Heiz-
fläche beträgt 5658 Quadratfuls.
der Niederdruckzylinder. den enormen Zug von 87200 Pfund aus-
üben. Z.
Die Maschine kann bei Anstellung
4. Betrieb und Verkehr; auch elektrischer Zugbetrieb.
EinBlick in dieZukunft. VonGeh.Reg.-RatSchwabe,
Berlin. Glasers Ann. 1907. Bd. 61, Heft 6, S. 124.
Verfasser weist statistisch auf die aufserordentliche Zunahme
des Güterverkehrs der deutschen Eisenbahnen hin, der von 1255000t
im Jahre 1850 bis zum Jahre 1905 auf 265 462 882 t gestiegen
sei, und empfichlt zu seiner Bewältigung Erweiterung der Bahnhofs-
anlagen, weiteren Ausbau der einzelnen, besonders belasteten Linien
und Verwendung von Selbstentladern mit grofser Tragfähigkeit für
Erz- und Kohlentransporte. B.
Die Engländer und ihr Verkehrswesen. Von Reg.
Rat Frahm. Glasers Ann. 1907. Bd. 61, Heft 10,
S. 185.
Mitteilung cines im Verein far Eisenbahnkunde gehaltenen Vor-
trages. B.
Ist das Zucken der Lokomotiven eine stórende Be-
wegung? Von Eisenbahn-Bauinspektor Strahl.
Glasers Ann. 1907. Bd. 61, Heft 2, S. 27.
Verfasser tritt in einer längeren theoretischen Abhandlung
einzelnen in dem Buch vom Geh. Baurat Garbe: „Die Dampf-
lokomotiven der Gegenwart“ ausgesprochenen Behauptungen ent-
gegen. B.
Der Akkumulatorwagenbetrieb der Pfälzischen
Eisenbahnen. Vom Obermaschineningenieur dieser
Bahnen A. Giesler. Ztg. D. E.-V. 1907. No.81 u.
82, S. 1213 u. 1229,
Ueberblick über die mit dieser Betriebsart auf den Hauptbahn-
linien der Pfälzischen Eisenbahnen in mehr als sechsjährigem Be-
triebe gemachten Erfahrungen. =r.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
3. Hydraulische Motoren.
Neuere Schnelläufer-Turbinen. Von V. Graf und
D. Thoma, Gotha. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 26,
S. 1005. Mit Abb.
Das Verlangen bei Elektrizitätswerken, die Generatoren direkt
durch die Turbinenwelle antreiben zu lassen, wurde die Veranlassung
schneller laufende Turbinen zu bauen. Die Verfasser beschreiben
solche von der Gothaer Fabrik gebaute Schnellaufer-Turbinen. B.
rasch umlaufenden
Ztschr.
Die Nebenspannungen in
Scheibenrädern. Von Prof. Dr. A. Stodola.
d. Ing. 1907. No. 32, S. 1269.
Theoretische Abhandlung über die Beanspruchung rasch um-'
laufender Scheibenráder im Turbinenbau. B.
Die Schaufelung von Francis - Turbinen. Von
Professor K. Körner, Prag.
Es ist schon mehrfach der hydraulische Druck an verschiedenen
Stellen des Eintritts bei einem Francis-Laufrad untersucht und der
Druckverlauf längs der Eintrittskante mittels eines Pitot-Rohres
gemessen worden; Verfasser bespricht Versuche, den Druckverlauf
über das ganze Turbinenlaufrad mit einiger Annäherung und verhältnis-
mäfsig einfach zu bestimmen. B.
on ti
eL
[15. April 1908]
4. Allgemeines.
Die Lósung der Rauchschadenfrage. Von John H.
Mehrtens in Hannover. Glasers Ann. 1907. Bd. 61,
Heft 9, S. 176.
Eingehende Besprechung der Ursachen und der Vorschläge
zur Lósung dieser Frage. B.
Die Schmierung schnellaufender Maschinen. Von
Dipl.-Ing. K. Lenz. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 22,
S. 855. Mit Abb.
Verfasser bespricht die bei den neueren schnellaufenden Maschinen
gebräuchlichen Schmiervorrichtungen. B.
Neuere Pumpmaschinen des Hamburger Wasser-
werkes. Von Rud. Schröder, Baurat in Hamburg.
Ztschr. d. Ing. 1907. No. 24, S. 925; No. 25, S. 981.
Mit Abb.
Beschreibung neuerer Pumpmaschinen mit Doppelkessel und
mit hochüberhitztem Dampf arbeitender Pumpwerke. B.
Hochdruckpumpenzylinder mit angegossenen
Kanälen. Von Ilgen, Marinebaumeister in Kiel.
Ztschr. d. Ing. 1907. No. 25, S. 994. Mit Abb.
Verfasser weist auf die schwachen Stellen der gufseisernen
Pumpenzylinder hin, die Veranlassung zu Brüchen seien, und macht
Vorschläge zu ihrer Verstärkung. B.
und Seiltrieben. Von
Ztschr. d. Ing. 1907.
Versuche mit Riemen-
Kammerer, Charlottenburg.
No. 28, S. 1085.
Auszug aus einem Bericht in den „Mitteilungen über Lorschungs-
arbeiten“ über die zulässige Belastung von Treibriemen und Seilen.
B
Der Wärmeübergang an Vorwármerheizfláchen.
Von Paul Fuchs. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 28, S. 1106.
Mitteilung über Versuche, um die Wärmedurchgangszahl an
gufseisernen Vorwärmerheizflächen, die durch abziehende Ver-
brennungsgase beheizt werden, festzustellen. B.
Zur Frage der Verwendbarkeit schwer brennbarer
Oele in Verbrennungskraftmaschinen. Von Emil
Capitaine. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 28, S. 1109.
Mit Abb.
Weitere Versuche zur Lösung dieser von Paul Rieppel in No. 16
besprochenen Frage, nach denen Verfasser die Verbrennung von
Staubstrahlen schwerer Oele in hochverdichteter Luft angewendet hat.
B
Kreiselgebläse für hohen Druck. Von ۲.2 ۱۱۱۵. A.
Rateau, Paris. Ztschr. d. Ing. 1907. No 33, S. 1296.
Mit Abb.
Seit der Erfindung der Dampfturbine und der Konstruktion von
Dynamomaschinen mit hoher Umlaufgeschwindigkeit hat man auch
durch sie betriebene Kreiselgebläse für hohe Drücke verwendet,
von denen einige vom Verfasser näher beschrieben werden. B.
Neuerungen an Grofsgasmaschinen. Von 2۵۰
v. Handorff, Frankfurt a. M. Ztschr. d. Ing. 1901.
No. 33, S. 1305. Mit Abb.
Verfasser bespricht die Vorzüge, welche durch die von Gebr.
Körting A.-G., Hannover konstruierte betriebssichere Stopfbüchse
eines gekühlten Kolbens und einer gekühlten Kolbenstange für
Grofsgasmaschinen erzielt worden sind, und geht dann näher auf
die Fortschritte im Bau solcher Maschinen ein. B.
Versuche ‘an der Gasmaschine über den Einflufs
des Mischungsverhaltnisses. Von A. Nägel,
Dresden. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 36, S. 1405.
Mitteilung über die im Maschinenlaboratorium der Kgl. Sächsischen
Hochschule zu Dresden ausgeführten Versuche. B.
Die Abhängigkeit der Wärmeausnutzung der Gas-
maschinen vom Mischungsverhältnis. Von K.
Kutzbach, Nürnberg. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 42,
S. 1647.
Ergänzung der Auslassungen des Verfassers S. 521 über die
tlüssigen Brennstoffe und ihre Ausnutzung in der Verbrennungs-
maschine. B.
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 740] 31
Versuche über die Formveránderung und die Wider-
standsfáhigkeit von Hohlzylindern mit und ohne
Rippen. Von C. Bach. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 43,
S. 1700. Mit Abb.
Besprechung der Ergebnisse der angestellten Versuche mit
Hohlzylindern, wie solche als Mäntel bei Dampfturbinen verwendet
werden. B.
Maschinenteile. Fortschritte
Von C. Volk, Cöln.
S. 1765. Mit Abb.
Verfasser bespricht Neuerungen an Triebwerklagern, Leerlauf-
und Neuerungen.
Ztschr. d. Ing. 1907. No. 45,
büchsen, Leitrollen und Kuppelungen unter Angabe der Bauanstaiten,
bei denen sie gefertigt werden. B.
Die Durchbiegung rotierender Schraubenfedern.
Von Joh. Littmann, Dipl.-Ing. Ztschr. d. Ing. 1907.
No. 45, S. 1788.
sucht die
Schraubenfedern unter Berücksichtigung der- Schwungkräfte, die an
Verfasser Durchbiegung rotierender zylindrischer
der Federmasse selbst angreifen und die bei den neueren schnell-
laufenden Reglern durchaus nicht mehr vernachlässigt werden dürfen,
zu ermitteln. B.
Verbrennungs - Kraftmaschinen und Generatoren.
Von Dr.-Ing. Spielmann. Mit 169 Abbildungen.
Leipzig 1907. Verlag von J. J. Weber. Preis 6M.
WV DM
Verfasser will mit seinem Werke dem Mangel eines allgemein
verständlichen Buches über das Gebiet der Verbrennungs-Kraft-
maschinen abhelfen; es soll dem Nichttechniker, der vielleicht als
Unternehmer in seinem Betriebe eine derartige Maschine benutzt,
das Verständnis für ihre inneren Vorgänge ermöglichen und dem
Techniker als erste Einführung in das behandelte Gebiet dienen.
Die Lösung dieser Aufgabe ist ihm recht gut gelungen. Trotz der
gedrängten Behandlung des Stoffes ist alles für das Verständnis
Wesentliche beachtet, und so kann das Buch zur Anschaffung
sehr empfohlen werden. Sche.
III. Bergwesen.
5. Allgemeines.
Tiefbohrtechnik. Von F. Rost, Ingenieur. 74. Band
der Bibliothek der gesamten Technik. Mit 82 in den
Textgedruckten Abbildungen. Hannover 1908. Dr. Max
Jänecke, Verlagsbuchhandlung. Preis 1,60 M., geb.
2 M. [V. D. M.]
Vorlicgendes Buch gibt ein auch für den Laien leicht ver-
stándliches Bild der Arbeitsbedingungen: und Betriebseinrichtungen
der Tiefbohrtechnik.
die Bohrmethoden, Bohrlcistung und Bohrapparate, das Bohren, die
Es behandelt den Bohrzweck, Bohrvertrag,
Bohrgeräte, den Beginn einer Bohrung und deren Stillstand im
Winter,
Anzahl Tabellen und Abbildungen, sowie ein Sachregister crleichtern
Schu.
sowie die für den Betrieb wichtigen Lokomobilen. Eine
den Gebrauch des Buches.
VI Verschiedenes.
Die Abfassung der Patentunterlagen und ihr Ein-
fluís auf den Schutzumfang. Ein Handbuch für
Nachsucher und Inhaber Deutscher Reichspatente.
Von Dr. Heinrich Teudt, ständiger Mitarbeiter im
Kaiserlichen Patentamt. Mit zahlreichen Beispielen
und Auszügen aus den einschlägigen Entscheidungen.
Berlin 1908. Verlag von Julius Springer. Preis 3,60 M.
Y
Das vorliegende, trotz seines reichen Inhaltes doch ganz hand-
liche Buch will in erster Linie ein Ratgeber bei der Nachsuchung
In dem Werkchen darf aber nicht
eines jener zahlreichen und vielfach höchst minderwertigen „An
Deutscher Reichspatente sein.
leitungen“, „Wegweiser“ usw. erblickt werden, die das Patentrecht
und seine Handhabung zu „popularisieren“ suchen; das Buch gibt viel-
mehr in knapper Anordnung und unter Heranziehung der einschlägigen
Entscheidungen und Bestimmungen Hinweise in bezug auf die Er-
32 (No, 740}
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. April 1908)
ledigung allgemeiner und spezieller Patentrechtsfälle. Es kann und wil
damit den „Patentanwalt“ nicht ersetzen; die Lektüre des Werkchens
dürfte vielmehr auch in weitere Kreise die Erkenntnis tragen, dals
das Patentanwaltsgesetz nicht entstanden ist, um einen „neuen
Stand“ zu schaffen, sondern der Tatsache entspringt, dafs das Ge-
biet des gewerblichen Rechtsschutzes und der damit im Zusammen-
hang stehenden Rechtsverfahren heute einen solchen Umfang ange-
nommen haben, dafs die erfolgreiche Erledigung der einschlägigen
Fälle nur von einem technisch und juristisch geordnet vorgebildeten
Fachmanne vorgenommen werden kann. Der Inhalt des Werkchens
zerfällt in zwei Teile; der erste Teil umfafst die formellen An-
forderungen, die an eine Patentanmeldung gestellt werden, und die
allgemeinen Grundsätze für die Abfassung der Patentunterlagen, der
zweite Teil ist mehr spezieller Natur und enthält in der Hauptsache
Entscheidungen, die im Hinblick auf ihre besonderen Ausführungen
von Wichtigkeit für die Abfassung der Patentunterlagen sind. Ein
Inhaltsverzeichnis und ein alphabetisches Sachregister tragen ۰
lich zur raschen und sicheren Auffindung einzelner Spezialtragen bei.
Die Anlage des Buches ist übersichtlich, die Darstellung vorzüglich.
Dr. L.
Illustrierte Technische Wörterbücher in sechs
Sprachen. Herausgegeben von den Ingenieuren
Kurt Deinhardt und Alfred Schlomann. Band II:
Die Elektrotechnik. Unter redaktioneller Mitwirkung
von Ingenieur C. Kinzbrunner. Mit nahezu 4000
Abbildungen. München und Berlin 1908. Druck und
Verlag von R. Oldenbourg. Preis 25 M. T
Dem bereits erschienenen Band I hat sich jetzt Band H ange-
gliedert, der das weit verzweigte Gebiet der Elcktrotechnik be-
handelt.
Entstehung des Stromes sowohl in den chemischen Stromquellen
Der Stoff ist in der Weise geordnet, dafs zunächst die
wie in den Maschinen, die Verteilung und Messung des Stromes,
sodann die Fortleitung und die Anwendung desselben behandelt
worden ist. Einen besonders grofsen Raum nimmt auch die
Schwachstromtechnik in den Kapiteln Telegraphie, dratitlose Tele-
graphie und Elektromedizin ein. Auch die Elektrochemie hat ange-
messene Berücksichtigung gefunden. Die Schwachstrom- und Stark-
stromtechnik dürfte so exakt und ausführlich, wie es in diesem
zweiten Bande der Illustrierten Technischen Wörterbücher „Elektro-
technik“ geschehen ist, bisher nirgends lexikalisch behandelt sein.
Die in den Text eingeschalteten 4000 Abbildungen crleichtern
wesentlich die Auffindung der gesuchten Ausdrücke und schlietsen
jedes Mifsverstandnis aus. Die hervorragenden in- und ausländischen
Professoren und Fachleute, welche sich an der Redaktion in hervor-
ragendem Matse beteiligt haben, bürgen datúr, dafs der vorliegende
Band die Erwartungen, die man an ihn stellt, erfüllen wird. Die
Anschaffung desselben kann demnach nur empfohlen werden.
Das Automobil. Eine Einführung in Bau und Betrieb
des modernen Kraftwagens. Von Ingenieur Karl
Blau. Mit 83 Abbildungen. Leipzig 1907. Druck
und Verlag von B. G. Teubner. Geh. 1 M., geb.
1,25 M. [V. D. M.]
Verfasser gibt in knappester Form einen auch für den Nicht-
techniker recht gut verständlichen Abrifs über das Gesamtgebict
des modernen Automobilbaues. Sche.
Fabrikorganisation, Fabrikbuchführung und Selbst-
kostenberechnung der Firma Ludw. Loewe und
Co., A.-G. Berlin. Mit Genehmigung der Dircktion
zusammengestellt und erläutert von J. Lilienthal.
Mit einem Vorwort von Dr.-jna. G. Schlesinger,
Prof. a. d. Techn. Hochschule Berlin. Berlin 1907.
Verlag von Julius Springer. Preis geb. 10 ۰
IV. D. MI
Das Buch behandelt in 12 Hauptabschnitten die im Titel näher
bezeichneten Gebiete. Der Verfasser erläutert an der Hand von
132 Mustern der bei seiner Firma gebräuchlichen Formulare sämtliche
auf denselben vorkommenden Eintragungen und ihre Verwendung im
Rahmen der Gesamtbuchführung. Die Formulare sind durch Beispiele
belebt, was ihre Durcharbeitung wesentlich erleichtert. Der Firma
Ludwig Loewe & Co., A.-G., gebührt Dank für die dem Verfasser
erteilte Genehmigung zur Veröffentlichung dessen, was leider vicle
andere Firmen als Gcheimnis Letrachten. Den Fachgenossen, be-
sonders jenen, die in ihrer Tätigkeit mit der buchmäfsigen Behandlung
des Betriebes nichts zu tun haben, sich jedoch darüber unterrichten
wollen, kann ein Studium des vorliegenden Werkes warm emplohlen
werden. Die äufsere Ausstattung ist die gediegene des Springer’schen
Verlages. Bchtk.
Abzugskanäle und Wasserleitungsróhren aus ver-
stärktem Concret in den Vereinigten Staaten von
Amerika. Von Ernst Romney Matthews. London,
veröflentlicht vom Civilingenieur-Verein, Great George
Street, Westminster 1906.
Es werden die aus armiertem Beton hergestellten Wasserwerks-
leitungen von Jersey City, die Abzugskanäle von Harrisbury, von
Buffalo, die
Reservoirleitung von Newark und mehrerer anderer Städte in den
Wilmington, von Philadelphia -Filterleitungen, dic
Vereinigten Staaten beschrieben und durch Text-Figuren erläutert. Z.
1. Die 121067۳ Wasserlieferung bei den Edinburger
Distrikts-Wasserwerken. Von William Archer
Porter Tait.
2. Ausbesserung eines Kalksteinconcret-Aquäduktes.
Von Michael Ratcliffe Barnett.
3. Der Ertrag von Wassergebieten. Von Ernest
Prescott Hill. Mit Auszügen aus den Diskussionen.
London, veröffentlicht von dem Verein der Civil-
Ingenieure, Great George Street, Westminster 1907.
Drei lehrreiche Vorträge aus dem Gebiet der Wasserversorgung,
welche im Verein der Civil-Ingenieure im Winter 1906/07 gehalten
worden sind. Z.
Ein bombensicherer Felseinschnitt für eine Wasser-
station auf Gibraltar. Von Albert Wilson. London,
veröffentlicht von dem Verein der Civil-Ingenicure,
Great George Street, Westminster 1906.
Es wird die Aushóhlung einer Kammer von 80% Länge, 40°
Breite und 15% Höhe für ein Wasserwerk beschrieben, welchos aus
einem Maschinenraum, einem Kesselhaus und Kohlenlager besteht. Z.
Die Entwickelung des Kiautschou-Gebiets in der
Zeit vom Oktober 1905 bis Oktober 1906. Glasers
Ann. 1907. Bd. 61, Heft 3, S. 54.
Auszug aus der amtlichen Denkschrift über die Entwickelung
des Kiautschou-Gebictes von 1907. B.
Das Tredegar-Trockendock bei Newport, Monmouth.
Von Sigismund Alfred Frech. London, veröffentlicht
vom Verein der Civil-Ingenieure, Great George Street,
Westminster 1907.
Es werden hauptsächlich die Schwierigkeiten beim Bau des für
eine Privatgesellschaft erbauten Docks erörtert. Ls
Das Elderslie-Trocken-Dock. Von William Park
Weir. London, veröffentlicht von dem Verein der
Civil-Ingenieure, Great George Street, Westminster.
Das im Jahre 1901
Trockendock liegt am River Clyde bei Scotstown.
begonnene, im Jahre 1903 vollendete
Der Vortrag ist
durch ausführliche Skizzen erläutert. ZL:
Le traducteur. Halbmonatsschrift zum Studium der
französischen und deutschen Sprache. Verlag des
„Fraducteur“, Chaux-de-Fonds (Schweiz). Bezugspreis
im Ausland halbjährlich 2,50 Fr.
Fortsetzungen der schon früher besprochenen Zeitschrift. —r.
Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der
bildenden Künste und der Photographie vom
9. Januar 1907. Reichs-Gesetzblatt S. 7. Von
L. Glaser Reg.-Baumeister a. D. Patent-Anwalt Berlin.
Glasers Ann. 1907. Bd. 61, Heft 1, S. 8. B.
Die Korischen eisernen Oefen fúr Einzelheizung.
Von H. Kori, Berlin W. 57, Dennewitzstr. 35. Tech-
nisches Bureau und Fabrik fúr die Herstellung von
Einzelheizungen aller Systeme. 1907. 127 Seiten.
Die Bauart und Verwendung dieser Oefen und ihre Kosten
werden erörtert, daran schliefst sich eine ungefähre Uebersicht
über das Gebiet der Einzelheizungen mit eisernen Octen, die einen
Beitrag zur Erkenntnis dieser Heizungsart liefert. —r.
ست کت is ee ا ت
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser. Berlin. —
Druck von Gebri.der Grunert, Berlin.
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LITERATURBLATT i
GLASERS ANNALEN
Ä GEWERBE op BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V. D. M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit + bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
Beilage
No. 493
u No. 741
(Band 6
2 Heft 9) `
1908 `
I. Eisenbahnwesen.
4. Betrieb und Verkehr; auch elektrischer Zugbetrieb.
Der Eisenbahnbetrieb in Italien. Zentralbl. d. Bau-
verw. 1907. S. 559.
Besprechung der von dem Ingenieur Spera in der Versammlung
des Mailänder Ingenieurvereins gemachten Abänderungsvorschläge.
Eine Liste langer Strecken englischer Bahnen, die
ohne Aufenthalt durchfahren werden, gibt Railw.
Gaz. vom 19. Juli 1907, S. 56.
Die längste derartige Strecke ist die von Paddington nach
Plymouth der grofsen Westbahn, 2253/; engl. Meilen lang; die
Fahrzeit beträgt 4 Stunden 7 Minuten, die Fahrgeschwindigkeit
also 54,8 Meilen die Stunde.
Die Bewegung des Eisenbahnzuges in der Kurve
und der Eisenbahnunfall bei Woodlawn. Railw.
Gaz. vom 16. August 1907, S. 152.
In einer Zuschrift an die Schriftleitung wird dargelegt, wie ein
auf die gebremste vordere Lokomotive auflaufender Zug in der
Kurve die hintere Achse der Lokomotive stark gegen die äufsere
Schiene prefst, wodurch namentlich bei kurzem Radstand und langem
Ueberstand des Lokomotivkörpers über die Endachse leicht eine
Entgleisung herbeigeführt werden kann.
Elektrisierung der New York, New Haven & Hart-
ford Railway. Railw. Gaz. vom 30. August 1907,
S. 205.
Ein längerer Aufsatz mit Abbildungen von Mc. Henry, dem
Vizepräsidenten der Gesellschaft.
Electric traction on the New York terminal Section
of the New Haven R.R. Engg. News vom 5. Sep-
tember 1907, Bd. 58, No. 10, S. 239. Mit Abb.
Eine Gesetzesbestimmung von 1903 sieht die Einführung einer
anderen Zugkraft statt Dampf auf den Gleisen der New York &
Harlem R. R. in Park Avenue vor. Diese Bestimmung findet auch
auf andere Bahnen, so auf die New Haven & Hartford R. R. An-
wendung. Diese Bahn hielt es für wünschenswert, die vorgeschriebene
elektrische Zugkraft weiter auszudehnen, und beschlofs, ihre Linie
von Woodlawn, N. Y. nach Stamford, Conn., 21 engl. Meilen lang,
zu elektrisieren. Dies mit der 13 Meilen langen elektrischen Strecke
nach der Grand Central-Station gibt eine Fahrt von 34 Meilen für
die elektrischen Lokomotiven der New Haven-Bahn. Die baulichen
Ausführungen auf dieser Strecke werden eingehend beschrieben.
H—e.
Single phase ‘electric traction on the Rochester
division of the Erie R. R. Engg. News vom
17. Oktober 1907, Bd. 58, No. 16, .و 397. Mit Abb.
Am 18, Juni d. J. wurde elektrische Zugkraft auf der oben
bezeichneten Abteilung der Erie-Bahn eingeführt. Hier wurde zum
ersten Mal in den Betriebsdienst ein 11000 Volt Oberleitungsdraht
in Amerika eingestellt, und die erste Anlage für schweren Zug-
betrieb, welche ihre Kraft von einem 60000 Volt Uebertragungs-
system entnimmt. Das elektrisch ausgestattete Hauptgleis ist 34
engl. Meilen lang. Die Bahn ist durchweg eingleisig, die Steigungen
sind leicht, die Krümmungen sanft, die Linie kann im allgemeinen
als sehr grade bezeichnet werden. H—e.
Relative Gefahr bei oberirdischer und seitlicher
Stromentnahme von der 3. Schiene. Am. Scientf.
vom 20. Juli 1907, S. 42. ۱
Als die New York, New Haven und Harttord-Eisenbahngesell-
schaft bekannt machte, dafs sie den Einphasenwechselstrom für den
elektrischen Betrieb ihrer Linien von Stamford nach New York ein-
führen würde, setzte sie sich mit der New Yorker Centralbahn in
Widerspruch, welche direkten Strom durch eine 3. Schiene für
ihren Betrieb bereits eingeführt hatte und damit schon 6 Monate
lang arbeitete. Bei den Versuchsfahrten der New Haven-Bahn hatte
sich eine beträchtliche Zahl von Unglückställen ereignet, so dafs
man von einer Sicherheit des oberirdischen Systems, welches
11 000 Volt Spannung in dem Drahtnetz hat, nicht sprechen konnte.
Einige Unglücksfälle ereigneten sich beim Spannen des Drahtes,
3 Bremser kamen aufserdem beim Betrieb von Güterzügen ums
Leben. Gewöhnlich sind die Drähte 22° über dem Schienenkopf
gespannt und ist die Gefahr, selbst wenn der Bremser von seinem
erhöhten Sitz aufsteht, ausgeschlossen, aber wo die Drähte über
Brücken geführt werden müssen, liegen sie häufig nur einige Fuís
über der Wagendecke und hier ereigneten sich die Unglücksfälle.
Gegen das System hochgespannter Drähte wird weiter einge-
wendet, dafs in Entgleisungsfällen, wo schwere Züge gegen die
das Drahtnetz tragenden Pfeiler fahren, es möglich ist, dafs die
hochgespannten Drähte auf 300 m
Gleise fallen und 11 000 Volt Spannung in die Zugtrümmer bringen
und mehr Länge auf die
können.
Andrerseits müsse zugegeben werden, dafs die 3. Schiene
auf den New Yorker Central-Linien sich vom Standpunkte der
Sicherheit als ideal bewährt habe. Die Kontaktschiene ruht auf
isolierten Stützen, Kopf und Seiten sind vollständig von Holz bedeckt,
so dafs Gefahr nur eintreten kann, wenn wirkliche Absicht vor-
liegt. Bei Entgleisungen kann die Schiene sofort entfernt werden,
wenn nicht der Strom selbst sofort unterbrochen wird.
Der Verfasser des Artikels kommt zu dem Schlufs, dafs für
Bahnhofs- und Stadtverkehr die 3. Schiene
während auf längere Entfernungen der Wechselstrom möglicher-
das Gegebene ist,
weise besser arbeitet. Z.
Die Einfúhrung des elektrischen Betriebes auf der
„New Haven-Eisenbahn“. Am. Scientf. vom
3. August 1907, S. 79.
Der elektrische Betrieb erstreckt sich auf 36 km Bahnlänge
von Stamford bis Woodlawn, von letzterem Orte aus gehen die
Züge über die Gleise der New Yorker Centralbahn.
Der Artikel bringt Abbildungen und Beschreibung von der
Kraftstation bei Cor Cob. Das Kesselhaus enthält 16 Babcock &
Wilcox-Kessel von je 520 Pferdekräften; das Maschinenhaus vier
Turbinengeneratoren von je 3750 Kilowatt.
Das oberirdische Leitungssystem ist im Hinblick auf die grofse
Geschwindigkeit, mit der einzelne Züge über die Strecke fahren
(110 bis 120 km in der Stunde), besonders sorgfältig ausgebildet
und sehr kostspielig gewesen. Das km hat über 30000 Dollars
gekostet.
Das Gewicht der Lokomotive ist wegen der beiden Trans-
formatoren, mit denen jede Maschine ausgerüstet worden ist, ein
verhältnismäfsig hohes und beträgt 95 t bei nur 1000 Pferdekráften.
Interessant ist, dafs die Lokomotiven imstande sind, sowohl ein-
34 (No. 741]
phasigen Wechselstrom von der oberirdischen Leitung, als auch
direkten Strom von einer dritten Schiene zu entnehmen.
Die Lokomotive ist auf 2 vierrädrigen Trucks aufgelagert und
Jede Loko-
mit der gewöhnlichen ۰
mit 4 Motoren von je 250 Pferdestärken ausgerüstet.
6 bis 8 Wagen
schwindigkcit (40 km) zu befördern.
motive ist imstande,
Bei Schnellzügen werden 2
Maschinen verwendet, die dann mit 72 km Geschwindigkeit fahren
können. Z.
Die Telegraphenschule der Pennsylvania-Eisenbahn.
Am. Scientf. vom 19. Oktober 1907, S. 278.
Am 16. September wurde zu Reading von der Pennsylvania-
Eisenbahn eine Telegraphenschule eröffnet. Das Angebot von gut
ausgebildeten Telegraphisten ist zur Zeit ungenügend und, da das
Nationalgesetz die tägliche Arbeit der Eisenbahntelegraphisten auf
9 Stunden beschränkt,
veranlafst, eine grofse Zahl von Aushilfekräften ۰
sehen sich die Fisenbahngesellschaften
Auf
de: Pennsylvaniabahn allein, welche mehr als 3000 Betricbsbeamte
beschäftigt, werden 700 Hilfskräfte für erforderlich gehalten, um
den Antorderungen des Gesetzes zu genügen.
Der Kursus der Ausbildung dauert 6—8 Monate. Um die
Schüler praktisch zu unterrichten, wird der wirkliche Leitungsdraht
der Strecke durch den Schulraum geführt. Les
5. IWVerkstattsbetrieb, Kraft und Arbeitsmaschinen.
Neuerungen im Bau dampfhydraulischer Schmiede-
pressen. Von Reg. -Baumeister Peter. Glasers
Ann. 1907, Bd. 61, Heft 8, S. 153. Mit Abb.
Maschinenfabrik Sack zu Rath-
Verbesserung an
Beschreibung einer der
Düsscldorf
Schmiedepressen. B.
von
ausgeführten dampfhydraulischen
Die wirtschaftliche Bedeutung der Prefsluftwerk-
zeuge. Von Dr. Alex Lange, Frankfurt a. M. Ztschr.
d. Ing. 1907. No. 29, S. 1148.
Verfasser weist auf die grofse wirtschaftliche Bedeutung der
Verwendung von Prefsluftwerkzeugen (Niet- und Meifselhammer) in
gro:scren Werkstätten hin, durch die cinc grofse Zahl von Arbeitern
und damit an Arbeitslohn gespart werden Konte, B.
Leistungsversuche mit nassen Schmirgel- und
Karborundumscheiben. Von G. Schlesinger.
Zischr. d. Ing. 1907. No. 31, S. 1227. Mit Abb.
Verfasser ıst der Ansicht,
Han cl
von Schleifrädern im Betriebe,
dafs die 1897 vom Ministerium für
und Gewerbe gegebenen Grundsätze für die Verwendung
dals Schleifräder
nur mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 m/sk verwendet werden
welche anordnen,
dürfen, nach den von ihm ausgeführten Versuchen für die heutigen
Verhältnisse einer Abänderung bedürfen. B.
Die Bearbeitung der Ringschmierlager. Von C. Volk,
Cöln. Ztschr. d. Ing. 1907. No.32, S. 1245. Mit Abb.
Beschreibung der Bearbeitung der Ringschmierlager ım Fisen-
werk Wülfel zu Laatzen bei Hannover. B.
O. Pau-, Betriebs- und TWerkstatts-Aaterialien und
Prüfungsmaschinen.
Die Frage der Dehnungsfähigkeit des Betons mit
und ohne Eiseneinlagen. Won C. Bach. Ztschr.
d. Ing. 1907. No. 26, S. 1027.
Mitteilungen über verschiedene in dieser Richtung in Frankreich
und bei uns angestellte Versuche, welche erkennen liefsen, dafs
der Beton in beiden Fällen die gleiche Dehnungsfähigkeit besitzt.
B
Prüfverfahren für gehärteten Stahl unter Berück-
sichtigung der Kugelform. Prüfungsergebnisse.
Elastische und bleibende Formänderungen. Von
Prof. R. Stribeck, Direktor der Zentralstelle für
wissensch. techn. Untersuchungen, Neubabelsberg.
Ztschr. d. Ing. 1907. No. 37, S. 1415, No. 38, S. 1500,
No. 39, S. 1542. Mit Abb. B.
Di: Anstrengung stabförmiger Träger mit ge-
krümmter Mittellinie. Von Dr.- Jna. Carl Pfleiderer,
Stuttgart. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 38, S. 1507.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Mai 1908)
|
Vervollständigung der in No. 6, S. 209 aufgestellten Berechnung
für rechteckige Querschnittformen stabtórmiger Trager. B.
Megals-Feuerung. Von Richard Lloyd. Veröffent-
licht von dem Verein der Civil-Ingenieure, Great
George Street, Westminster. London 1906.
In dem Heft werden die Versuche und Ergebnisse beschrieben,
die man in Britisch Guiana mit gewöhnlichen Megafsöfen gemacht
bezw. erzielt hat.
Megats ist der Faserrückstand von ausgeprefstem Zuckerrohr
und wird in grünem oder ungetrocknetem Zustande direkt aus den
Zuckerrohrpressen auf den Feuerungsherden verwendet.
"Megals hat genügende Heizkraft, um den erforderlichen Dampf
in den arbeitenden Fabriken zu
erzeugen, so dafs die Beifügung
eines anderen Heizmaterials nicht ertorderlich ist. Z.
Das Farben des Holzes durch Imprägnierung.
Praktische Winke auf dem Gebiete der Holzfarberei.
Von Joseph Pfister jr. Bd. 304. Hartlebens Chemisch-
technische Bibliothek. Wien und Leipzig. A. Hart-
lebens Verlag. Pr. 2 M., geb. 2,80 M.
Statt des bisherigen Beizens wird neuerdings das betreffende
Holz vor der Bearbeitung durch den Tischler oder Drechsler durch
mit Farbstoff in
eine ausführliche Beschreibung des
Imprägnierung seiner ganzen Masse gefärbt.
Verfasser gibt hierbei ange-
wendeten Verfahrens und der gebräuchlichen Einrichtungen in ll
Abbildungen. B.
7. Sicherungsanlagen: Telegraphie, Signalwesen,
Stellwerke.
Das Vorsignal auf den englischen Eisenbahnen. Von
Reg.- und Baurat Frahm. Ztg. D. E.-V. 1907.
No. 79, S. 119.
Mit einer zur Verbesserung der Vorsignale vor Bahnhöfen
bestimmten Signaleinrichtung werden jetzt auf den englischen Eisen-
bahnen Versuche in grölserem Matsstabe gemacht. Dabei wird das
übliche sichtbare Streckenvorsignal durch cin auf der Zuglokomotive
erscheinendes sichtbares und hörbares Signal ersetzt. Die Einrichtung
der unterbrochen werden muis, um das
Die
Balınhofe durch mechanische Berührung herbeigeführte Unterbrechung
arbeitet mit Ruhestrom,
Haltesignal auf der Lokomotive hervorzubringen. vor dem
wird unwirksam und es entsteht auf der Lokomotive ein Fahrsignal,
wenn beim Freigeben der Einfahrt auf der Strecke ein Stromkreis
ebenfalls mit Ruhestrom eingeschaltet wird. =f:
Railroad Management and Safety Devices. By
J. C. Irwin. The Journal of the Franklin Institute,
April 1907, S. 311 ft.
Der Vortrag behandelt die Sicherheitsmafsıegeln im Eisenbahn-
betricbe. Die
einigten Staaten
enorme Zunahme der Eisenbahnunfälle in den Ver-
wird vornehmlich dem Umstande zugeschrieben,
dals es sehr schwer hält, bei der grofsen Nachfrage nach guten
Arbeitskräften gecignctes Personal für den Betriebsdienst zu erlangen.
Vor
Eisenbahnbeamten von Schreibercien und unnötiger Beamtenarbeit
allen Dingen komme es auch darauf an, den diensttuenden
frei zu machen, damit er seine Augen für Störungen und Aenderungen
im Verkehr offen halten kann. Es werden verschiedene Systeme
der Bahnsicherung erwähnt. Das Blocksystem hält der Wertasser
für das vollkommenste. Das elektrische Blocksystem der New York
Central & Hudson River-Kisenbahn wird eingehend beschrieben. Z.
Fortschritte aus dem Gebiete der Funkentelegraphie.
Dinglers J. 1907. S. 76, 471 u. 490. :
Ausführliche Mitteilungen mit Abbildungen.
Selbsttätige Sicherheitseinrichtungen Oerlikon für
Niveauübergänge von elektrischen Bahnen. Schwz.
Bauztg. 1907. Bd. L, S. 86.
Die Einrichtung besteht aus mit Läutewerk und elektrischen
die elektrische
Die Motoren werden durch den Arbeits-
Lampen ausgestatteten Schlagschranken, durch
Motoren bewegt werden.
strom der Bahn betätigt, ihre Einschaltung erfolgt durch den Strom-
abnehmer (Bügel. Die Einrichtung ist im allgemeinen für elektrische
Bahnen mit oberirdischer Stromzuführung bestimmt, kann aber auch
[1. Mai 1908]
mit geeigneten Abänderungen bei Dampfbahnen angewendet werden,
sofern in der Nähe des Planüberganges eine Stromquelle zur Ver-
fügung steht.
$. Stadt- und Strafsenbahnen.
Appareil servant ۵ mesurer les vibrations et l’usure
des rails. Gen. civ. vom 12. Oktober 1907, Bd. 51,
No. 24, S. 397. Mit Abb.
Uebernommen vom ,,Street Railway“. Der Apparat dient dazu,
die Erschütterungen zu messen, welche die Ursache der wellen-
förmigen Abnutzung der Laufflache des Schienenkopfes auf elektrischen
Bahnen zu sein scheinen. Das Mefsgerat wird an den Fuís der
Schiene angeschraubt. Die seitlichen Bewegungen des Schienenkoptes
bringen einen Zeiger in Schwingung, welcher durch zehnfache
Ucbersetzung das gröfste Mafs der Seitenbewegungen erkennbar
macht und festlegt. H—e.
Comparaison des procédés employés pour supprimer
la poussiére des routes. Gen. civ. vom 31. August
1907, Bd. 51, No. 18, S. 300.
Den „Annales des ponts et chaussés“ (1907, 1) entnommen.
H---e.
Zur Entwicklung des Nahverkehrs in England. ۰
DEA 1907. No. 78, S. 1183.
Im grofsstádtischen Nahverkehr auf etwa 8—16 km besteht
ein reger Wettbewerb der elektrischen Strafsenbahnen, der Auto-
omnibusse und in London noch der Röhrenbahnen mit den grofsen
Eisenbahnen. Die Ansicht, dats für diese jener Nahverkchr bei den
gedrückten Fahrpreisen nicht lohnend sei, verbreite sich immer
mehr und dies deute auf cine Auflassung des ertraglosen Nah-
verkchrs hin. >=
Einführung des elektrischen Zugbetriebes auf den
Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen. Von
W. Reichel. Zischr. d. Ing. 1907. No. 25, S. 965;
No. 26, S. 1019. Mit Abb.
Eingehende Besprechung der in Aussicht genommenen Ein-
richtung des elektrischen Betriebes auf den Berliner Stadt- usw.
Bahnen. B.
Fulsklammer-Stolsverbindung. Schwz. Bauztg. 1907.
Bd. L, S. 139.
Die Verbindung, die bei der Strafsenbahn St. Gallen — Trogen
im Gebrauch ist, hat sich dort bewährt. Den kurzen Mitteilungen
ist cine Abbildung beigegeben.
9. Lokal- und Kleinbahnwesen nebst Selbstfahrwesen.
Schweizerische Motorlastwagen. Schwz.Bauztg. 1907.
Bd. L, S. 161 ff.
Fingehendere Beschreibung der auf der Automobilausstellung
in Zürich im Mai d. J. ausgestellt gewesenen Wagen an der Hand
zahlreicher Abbildungen.
Nebenbahnen nach dem ,,Telpherage System“. Am.
Scientf. vom 13. April 1907, S. 311.
Es handelt sich um Scilbalınen, die für schwachbevölkerte
Gegenden und zur Entlastung von Hauptlinien, welche durch grofsen
Güterverkehr zu sehr beansprucht werden, warm empfohlen werden.
Z.
Messungen an Motorwagen. VonA.Heller, Ingenicur,
Berlin. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 40, S. 1581.
Besprechung der Methoden und Vorrichtungen zum Messen des
Wikungsgrades der Betriebe bei Kraftfahrzeugen und Hinweis auf
ihre mehr oder minder grofse Zuverlässigkcit. B.
Konstruktionsgrundlagen für den Bau von Kraft-
wagen. Von Ernst Valentin. Ztschr. d. Ing. 1907.
No. 34, S. 1325. Mit Abb.
Nach den Angaben des Verfassers sind im letzten Jahr in den
Kulturstaaten im Ganzen etwa 195000 Wagen gebaut worden,
welche ein Kapital von etwa 1170 Millionen Mark erforderten und
gegen 3--4 Millionen Arbeiter beschäftigten. Er geht dann auf die
GLASERS ANNATFN FÜTD GFWFRRF IIND RAUWESEN
[No. 741] 35
Grundlagen für die Konstruktion der einzelnen Fahrzeuge ein und
gibt an, in welchem Mafse die erforderlichen Pterdekráfte mit zu-
nehmendem Gewicht und der Fahrgeschwindigkeit wachsen müssen,
erörtert die Bedeutung einer gut federnden Bekleidung (Bereifung)
der Räder usw. B.
Motorwagen zum Besprengen von Stralsen. \on
A. lleller, Berlin. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 36,
S. 1423. Mit Abb.
Beschreibung cines in Turin und des in Berlin im Gebrauch
befindlichen Motorwagens zum Besprengen der Straise. B.
10. Statistik und Tarifwesen.
Ueber die Eisenbahnen Afrikas. Von Schwabe,
Geh. Sl D. Ztg. D.E.-V. 1907. No. 71,
S. 1080.
Statistische EA über Lánge, Anlagekosten, Tarife und
Erträge dieser Bahnen. —r.
Ueber die Eisenbahnen auf Ceylon. Von Franz Woas.
Ztg. D. E.-V. 1907, No. 77, S. 1167.
Mitteilungen über die Ausdehnung, Anlagekapital und Ertrágnisse
dieser Eisenbahnen. E
Die Wirkungen der Personentarifreform. Ztg. D.
E.-V. 1907. No. 72, Sv 1090.
Beitrag zur Beurteilung dieser Frage. =:
Die Jekaterinenbahnen Ruíslands. Von F. Thiefs.
Arch. f. Ebw. 1907. S. 1325—1330.
Bahnbeschreibung mit statistischen Angaben. Fr.
Schantung-Eisenbahn. Arch. f. Ebw. 1907. S. 1432
bis 1434.
Mitteilungen über das (recht günstige) Ergebnis des Jahres 1906.
Die japanischen Eisenbahnen in den Jahren 5
und 1905/06. Arch. f. Ebw. 1907. S. 1434 — 1439.
Die Eisenbahnen der Vereinigten Staaten von
Amerika in den Jahren 1903/1904 und 1904/1905.
Arch. f. Ebw. 1907. S. 1383—1411.
Die Eisenbahnen Canadas in den Jahren 1903/1904
und 1904/1905. Arch. f. Ebw. 1907. S. 1429—1432.
Die Eisenbahnen im Königreich der Niederlande
im Jahre 1905. Arch. f. Ebw. 1907. S. 1377— 1382.
Die orientalischen Eisenbahnen im Jahre 1906. Arch.
f. Ebw. 1907. S. 1421— 1429.
italienischen Staats-
Arch. t. Ebw. ۰
Die Betriebsergebnisse der
bahnen im Jahre 1905/06.
S. 1309 — 1376.
Erstes Jahr des Staatsbetricbs.
und kilometrische Mehreinnahme 10 pCt. Betriebskoeffizient 64,05 ۰
Gegen das Vorjahr absolute
(Vergleichszahl fehlt). Fr.
Die Güterbewegung auf deutschen Eisenbahnen im
Jahre 1906 im Vergleich zu der in den Jahren
1903, 1904 und 1905. Von C. Thamer. Arch. f.
Ebw. 1907. 5. 1331— 1368.
Jahresbericht über die Verwaltung der Prignitzer
Eisenbahn für das Rechnungsjahr 1906.
Jahresbericht über die Verwaltung der Neuhaldens-
leber Eisenbahn für das Rechnungsjahr 1906.
Der Eisenbahnbetrieb in Frankreich, England und
Deutschland. Ztg. D. E.-V. 1907. No. 77, S. 1167,
Vergleichende Angaben aus der Eisenbahnstatistik dieser ۲
von dem französischen Fachmanne Staatsrat Colson. Nach dieser
Quelle hat sich in dem zehnjährigen Zeitraume von 1896 bis 1905
der Eisenbahnverkehr gehoben in Frankreich um 23 v. H., in
England um 26 v. H., in Deutschland um 53,5 v. H.; die Gesamt-
einnahmen und die Gesamtausgaben stiegen in Deutschland um 7,5
36 (No. 741]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Mai 1908}
und 7,2 v. H., in England 1,5 und 1,3 v. H., in Frankreich um
4,1 und 4,7 v. H. Weitere Vergleiche betreffen Anlagekapital und
Ueberschüsse sowie Frachtsätze. —r.
Unfallstatistik der britischen Eisenbahnen fúr das
Jahr 1906. Ztg. DEA 1907. No. 80, S. 1218.
Auszug aus einem Bericht, den das britische Handelsamt über
die Untälle auf den Eisenbahnen des vereinigten Königreichs für
1906 im Vergleich zu dem 10 und 30jährigen Durchschnitt
erstattet hat. -r,
Statistics of the railways of the United States for 1906.
Engg. News vom 5. September 1907, Bd. 58, No. 10,
S. 250.
Aus „Poor's Manuel’ werden 6 Tabellen mit besonders
interessanten Angaben über die Jahre 1899 — 1906 mitgeteilt und
kurz ۰ H—e.
Ergebnisse der österreichischen Staatsbahnver-
waltung im Jahre 1906. Ztg. D. E.-V. 1907. No. 68,
S. 1041.
Auszug aus dem von der k. k. Staatscisenbahnverwaltung
veröffentlichten Bericht.
Der Verkehr der sächsischen Staatsbahnen im
Jahre 1906. Ztg. DEN 1907. No. 69, S. 1051. z.
Verkehrsstatistik des Eisenbahndirektionsbezirkes
Berlin. Ztg. D. E.-V. 1907. No. 25, S. 1136. z.
Eisenbahn- und Wasserverkehr in Berlin. Zentralbl.
d Bauverw. 1907. S. 527.
Mitteilung aus dem Bericht der Berliner Handelskammer. Z.
AZ Geschichte, Verwaltung, Gesetzgebung, richterliche
Ientscheidungen.
Die Eisenbahnen Afrikas. Von C. Matschofs. Ztschr.
d Ing. 1907. No. 21, S. 824. Mit Abb.
Mitteilungen aus der dem Reichstage vorgelegten Denkschrift
über die Eisenbahnen Afrikas, Grundlagen und Gesichtspunkte für
eine koloniale Eisenbahnpolitik. B.
Die Kongobahn Matadi—Stanleypool. Ztg. D. ۰
1907. No. 87, S. 1327.
Baugeschichte dieser Bahn, ihre Baukosten und die Leistungen
und Ertrágnisse im 12jáhrigen Betriebe. —r.
Das zweite (Berner) Zusatzübereinkommen zum
Internationalen Frachtrechtübereinkommen vom
14. Oktober 1890. Ztg. D. E.-V. 1907. No. 75, S. 1134.
In Seufferts Blättern für Rechtsanwendung 1907, No. 12 und 13,
hat Regierungsrat Dr. Reindl in München die wichtigsten Be-
stimmungen des neuen Zusatzübereinkommens an der Hand des
amtlichen Materials unter Ausblick auf Rechtslehre und Rechtsprechung
einer Besprechung unterzogen. Die hauptsächlichsten Ergebnisse
seiner Ausführungen werden mitgeteilt. —r.
Grenzfragen des Haftpflicht- undUnfallversicherungs-
rechts. Von Dr. Rudolf Latka, Prag. Ztg. D.
E.-V. 1907. No. 73, S. 1106 u. No. 74, S. 1113.
Erörterung dieser Fragen an der Hand der deutschen und öster-
reichischen Gesetzgebung. —-r.
Das Gesetz über Kleinbahnen und Privatanschlufs-
bahnen vom 28. Juli 1892. Erläutert von W. Gleim.
Vierte Auflage. VIII und 451 Seiten. Berlin 1907.
Franz Vahien. Geh. 9 M., geb. 10 M.
In den acht Jahren, die seit dem letzten Erscheinen des aus-
gezeichneten Gleimschen Kommentars zum Kleinbahngesetze ver-
gangen sind, ist die Entwicklung des Kleinbahnwesens auch in
rechtlicher Beziehung so gefördert worden, dats eine Neuherausgabe
des Buches dringend erwünscht war. Die vierte Auflage übertrifft
denn auch die früheren um ein bedeutendes an Umfang. Die An-
merkungen haben an Ausführlichkeit zugenommen; einigen grund-
legenden Gesetzesvorschriften (Gë 1—6 und 28) sind besondere
Finleitungen vorausgeschickt, die den Inhalt der Bestimmung im
Zusammenhang erörtern; die Anlagen sind durch Einfügung der
letzthin ergangenen Ausführungserlasse, z B. der Bau- und Betriebs-
vorschriften für Stratsenbahnen, ergänzt und durch die dankenswerte
Beigabe von Mustern für Genchmigungsurkunden erweitert worden.
Das Werk kann allen Interessenten auf das wärmste empfohlen
werden. Fr.
Die Gesetze über das Eisenbahnpersonal und die
Einsetzung eines Landesverkehrsrates in Ungarn.
Arch. f. Ebw. 1907. S. 1414—1419.
Mitteilungen über den Gesetzesinhalt, namentlich über die neue
Besoldungsordnung. Fr.
Die Uniform Bill of Lading Conditions auf den
nordamerikanischen Eisenbahnen. Von Lochte.
Arch. f. Ebw. 1907. S. 1309—1324.
Besprechung des auf den nordamerikanischen Eisenbahnen
gebräuchlichen Frachtbriefformulars und der zugehörigen Beförderungs-
bedingungen. Fr.
Die Philadelphia und Reading Eisenbahn in früherer
Zeit, Von C. A. Caruthers. Railw. Gaz. vom
9. August 1907, S. 133.
Ein Rückblick, mit vielen Abbildungen älterer und neuerer
Lokomotivtypen.
Eisenbahnbau im Reiche der Mitte. Oestr. Wschrft.
f ött. Bdst. 1907. S. 610. Mit I Tafel.
Angaben über die geschichtliche Entwicklung der Bahnen.
Die geschichtliche Entwickelung der elektrischen
Bahnen vom Ursprung bis zur Neuzeit. Von
Reg.-Baumeister Peter, Berlin. Glasers Ann. 1907.
Bd. 61, Heft 1, S. 3.
Mit der im Jahre 1879 von Werner v. Siemens auf der Berliner
Gewerbeausstellung ausgeführten kleinen elektrischen Bahn beginnt
diese Entwicklungsgeschichte und berichtet über die bis zum heutigen
Tag erzielten Erfolge. B.
Wo kann die Eisenbahn sparen? Glasers Ann. 1907.
Bd. 61, Heft 2, S. 32.
Besprechung eines in ,,7he Engineering Magazine“ erschienenen
Aufsatzes: „Organisation and economy in the railway machine shop“,
in welchem Spezialisierung und Zentralisierung der Arbeiten und
Einrichtungen, Normalisierung, Zentralisierung und Ausgleich der
Werkzeugmaschinen auf einer ganzen Bahn empfohlen werden. B.
VI. Verschiedenes.
Baukonstruktionen. Von H. Feldmann, Architekt
und Kgl. Oberlehrer. I. Band: Konstruktionselemente
in Stein, Holz und Eisen. Il. Band: Die Gebäude-
mauern. (Bibliothek der gesamten Technik, Band 60
und 63). Hannover 1907. Verlag von Dr. Max
Jänecke. Preis jedes Bandes brosch. 1,— M., geb.
1,40 M. [V. DN
Der erste Band enthält die Konstruktionselemente, Verbindungen
von Stein, Holz und Eisen in kurzer Fassung mit vielen, ‘gut aus-
geführten Skizzen. Bei ciner Neuauflage dürfte es sich empfehlen,
die Nieten nicht im Längsschnitt, sondern wie üblich in Ansicht,
und den Querschnitt von Blechen stets mit Schraflur zu versehen.
Der zweite Band erläutert an der Hand zahlreicher Illustrationen
kurz und bündig das Wesen der wichtigsten Gebäudemauern. Beide
Bändchen aus der bekannten „Bibliothek der gesamten Technik“
sind Interessenten des Baufachs, welche nur einen Ueberblick ın
kurzer Zeit gewinnen wollen, zu empfehlen. V.
Deutsches Museum von Meisterwerken der Natur-
wissenschaft und Technik, München. Führer durch
die Sammlungen. Druck und Verlag von B. G. Teubner
in Leipzig. Preis I M. [V. DM
Der schr reich mit Abbildungen ausgestattete Führer gibt einen
guten Ucberblick über das im Deutschen Museum Gebotcne
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L, Glaser, Berlın. —
Druck von Gebruder Grunert. Berlin.
nto.
Si
LITERATURBLATT
37
GLASERS ANNALEN
GEWERBE op BAUWESEN
kg
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit (V. D. M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit + bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
No. 494 _
Beilage zu No. 742 (Band 62 Heft 10)
== A A A A A EE E Eed "SES eee ey
I. Eisenbahnwesen.
1. Bahnentwürfe, Vorarbeiten.
Die schweizerische Ostalpenbahn. Ze D. E.-V. 1908.
No. 6, S. 89.
Für eine neue, östlich vom Gotthard die Alpen durchquerende
Eisenbahn ist neben der Splügenbahn und der Greinabahn auch der
Durchstich des Bernhardinberges von Andeer aus mit einem 27,9 km
langen Tunnel in Vorschlag gebracht worden. Nach der „Schweizerischen
Bauzcitung 1908, No. 1 sind für einen solchen Tunnel 3 Seiten-
stollen von 1385, 1775 und 1340 m Länge vorgesehen, deren Aus-
führung die Lage und Gestaltung der beiderseitigen Täler des
Dadurch könnte
10,9, 7,5 und 5 km Länge geteilt werden,
Bernhardinmassivs gestatten. der Tunnel in
4 Abschnitte von 4,5,
was die Ausführung erleichtern und den Bauaufwand verringern
würde. —r,
Die neuen Alpenbahnen und Zufahrtlinien in der
Schweiz; mit besonderer Berücksichtigung der
wirtschaftlichen Vorteile in Deutschland. Von
H. Cox, Cannstatt. Ztschr. d. Ing. 1908. No.1, S.17;
No. 2, S.59. Mit Abb.
Verfasser bespricht die verschiedenen Projekte neu anzulegender
Alpenbahnen und Durchstiche in Bezug auf ihre wirtschaftlichen
Vorteile für Deutschland. B.
Die Durchbohrung des Splügen. Giornale del Genio
Civile. 1907. S. 619—623.
Mitteilung der Hauptzüge des Entwurfes. Ca.
New Railroad construction in Canada and the North- |
west. Am. Scientf. vom 6. Juni 1907, S. 10.
Der Artikel handelt von den ncuen Eisenbahnunternehmungen
in den Mississippi-Ländern, dem nordwestlichen Amerika und in
Kanada.
wird die Chicago, Milwaukee & St. Paul-Eisenbahn bezeichnet, die
das Eisenbahnnetz der Vereinigten Staaten um 1700 Meilen (engl
Als wichtigstes Unternehmen in den westlichen Staaten
vergróísert. Die westliche Pacific, welche jetzt vollendet wurde
und durch Kalifornien und Nevada geht, hat 750 Meilen Länge.
Die kanadische Pacific-Bahn wird von 4 grofsen Unternehmer-
dats die Bahn
nächsten 2 Jahren ihrer Vollendung entgegengehen wird. Z.
gesellschaften ausgeführt; man erwartet, in den
The survey of the Madeira and Mamore R. R. in
Brazil. Engg. News vom 24. Oktober 1907, Bd. 58,
No. 17, S. 449 und No. 18, S. 472. Mit Abb.
Die Vorarbeiten zu einer Eisenbahn an dem obengenannten
Nebenflufs des Amazonenstromes führten durch Urwald und hatten
mit ganz eigenartigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Um die in
dieser Beziehung gemachten Erfahrungen zu verwerten, werden die
Erlebnisse einer Kommission beschrieben, welche am 6. Mai 1907
New York verliefs, um Vorarbeiten fùr die brasilianische Linie zu
Es wird besonders darauf hingewiesen, wie man in
für die Unterkunft
Ingenieure und Arbeiter sorgen mufs, wenn das Werk überhaupt
H—e.
machen.
umfangreichem Mafse und Verpflegung der
zustande kommen soll.
A new Belt Railway at Kansas City. Engg. News
vom 14. November 1907, Bd. 58, No. 20, S. 518.
betrágt.
Die áufsere Ringbahn von Kansas City, die jetzt im Bau ist,
soll die Endstrecke der Kansas City, Mexico & Orient Ry. bilden
für den Austausch des Verkehrs zwischen den 15 oder 16
Sie
industriellen Zwecken nutzbar sein und elektrischen
und
Stammlinien dienen, welche an dieser Stelle zusammenlauten.
wird auch
Vorortverkehr aufnehmen. Die Linie wird ungefähr 11 km lang
sein und die grölste Steigung wird 1 pCt. betragen. Nahe ihrem
westlichen Ende überbrückt die Bahn zwei andere Bahnen mittels
deren gröfste Spannweite 146 * 9 “ engl.
H—e.
einer schiefen Brücke,
The Rex-Red Cliff double track construction on the
Denver and Rio Grande R. R. Engg. News vom
21. November 1907, Bd. 58, No. 21, S. 543. Mit Abb.
Die Denver & Rio Grande-Bahn kreuzt die kontinentale Wasser-
scheide zwischen Pueblo und Grand Junction, Colorado, 533 km
lang. Nahe der Wasserscheide verlangte der zunehmende Ver-
kehr die Herstellung des zweiten Gleises auf einer Strecke von
8 km. Diese liegt in einem so wilden Gebirgstal, dats unverháltnis-
mäfsig schwierige Arbeiten ausgeführt werden mufsten. Wegen
der Enge der Schlucht, welche die Bahn verfolgt, wurde das neue
Gleis gröfstenteils auf das dem bestehenden Gleis gegenüberliegende
Der Fluís mufste fünfmal überschritten, drei Bergnasen
H—e.
Ufer gelegt.
mufsten durchtunnelt werden.
2. Bau.
a) Bahnkörper.
Der Erdbau. Von A. Reich.
gesamten Technik. Band 56.
Verlagsbuchhandlung, Hannover.
2,60 M.
Buch zum Selbstunterricht und zur Benutzung auf Baugewerk-
Aus Bibliothek der
Dr. . Max Jänecke,
Preis 2,20 M., geb.
schulen. Pf.
Earth slides on railway work. By H. Rohwer, Cons.
Eng. St. Louis, Mo. Engg. News vom 21. November
1907, Bd. 58, No. 21, S. 563. Mit Abb.
Ausgehend von der Wichtigkeit, Erdrutsche durch Entwässerung
der Rutschflächen zu verhindern, stellt der Verfasser als goldene
Das
Studium der Geologie darf bei Bestimmung der Steigungsverhältnisse
Auch
Solche werden daher in
H--e.
Regel hin, „das Wasser von dem Planum fernzuhalten“.
und der Lage der Bahnlinie nicht vernachlässigt werden.
sind Fälle aus der Praxis oft lehrreich.
dem vorliegenden Aufsatz besprochen.
b) Brücken aller Art und Fundierungen.
Auswechslung der eisernen Ueberbauten der Eisen-
bahnbrücke über dıe Elbe bei Magdeburg. Von
Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Senftleben.
Ztg. D. E.-V. 1908. No. 10, S. 160.
Die aus dem Anfange der 70er Jahre v. J. stammenden zwei-
gleisigen Ueberbauten, 5 von je rund 66 m und 5 von je rund 33 m
Stützweite waren ohne Unterbrechung des Betriebes auf der verkehrs-
Für die
Auswechselung je eines Ueberbaues war eine Betriebspause von
reichen Strecke Berlin-—Magdeburg durch neue zu ersetzen.
zwei Stunden zur Verfügung gestellt, die im Laufe der Ausführung
auf 11/4 Stunde verkürzt werden muíste. Die gesamten Arbeiten
auf der Baustelle sind in nahezu 2 Jahren ohne Störung des
38 (No. 742]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Mai 1908]
Betriebes durch die Brückenbauanstalt Gustavsburg ausgeführt
worden. —r.
Some notable German bridges. Am. Scientf. vom
31. August 1907, S. 151.
Die Brücke über die Elbe bei Harburg, die Rheinbrücke zwischen
Ruhrort und Homberg, die Rheinbrücken bei Worms und Mainz
werden mit amerikanischen Brücken verglichen und in ihrer Bauart
besprochen. Zi
The Phoenix Bridge Co. Engineers testimony on
the Quebec Bridge. Engg. News vom 28. November
1907, Bd. 58, No. 22, S. 587 und S. 575.
Ausführliche
Bridge Co. gegenüber der kanadischen Regierungskommission. Die
Mitteilung der Zeugenaussagen der Phoenix
Schriftleitung der , Engineering News zieht aus den Zeugenaussagen
den Schlufs, dafs „in erster Linie für den Unglücksfall der Quebec-
Brücke verantwortlich zu machen sei die Organisation des Ingenieur-
stabes der Phoenix Bridge Co., welcher die Entwürfe machte und
mit dem Gewicht seiner Erfahrung und seines Rufes dafür eintrat.
Es unterliegt aber keinem Zweifel, dats in zweiter Linie die Ver-
antwortung auf dem beratenden Ingenieur ruht, welchem alle Ent-
würfe und Pläne zur Genehmigung vorgelegt wurden“. H—e.
Why the Quebec bridge failed. Am. Scientf. vom
12. Oktober 1907, S. 257.
Die Quebec-Brücke stürzte ein, weil der untere Druckgurt
ausbog, und der letztere bog aus, weil die 4 Druckstäbe, aus denen
jeder Druckgurt bestand, nicht genügend fest verbunden waren, um
als ein gemeinsames Ganzes die Last aufnehmen zu können.
Diese Tatsache wird aus deın Befund und den an der ein-
gestürzten Brücke gemachten Untersuchungen hergeleitet. Z.
Working stresses in steel construction. By C. A.
P. Turner. Engg. News vom 12. Dezember 1907,
Bd. 58, No. 24, S. 626.
Theoretische Erörterung im Anschlufs an den Einsturz der
grofsen Brücke bei Quebec. H—e.
Neue Eisenbahnbriicke úber den blauen Nil bei
Chartum. Railw. Gaz. vom 3. Januar 1908, S. 17.
Zugleich Wegebrücke. Wichtiger Fortschritt in der Entwicklung
des Verkehrs im Sudan.
Pont basculant, Systeme Rall. Gen. civ. vom
23. November 1907, Bd. 52, No. 4, S. 61. Mit Abb.
Diese Schaukelbrúcke macht bei der Oeffnung zugleich eine
Drehung um den Schwerpunkt jeder der beiden Klappen und eine
Rückwärtsbewegung derselben nach den Widerlagern hin. Wieder-
gabe einer Mitteilung der „Engineering News‘ vom 18. Juli 1907.
H—e.
Viaduc helicoidal d’accés au pont d’Austerlitz.
Traversee de la Seine par la ligne metropolitaine
No. 2 Sud. Gén. civ. vom 7. Dezember 1907, Bd. 52,
No. 6, S. 89. Mit Abb.
Die obengenannte Linie durchquert die am linken Seine-Ufer
gelegene Halle der Orléans-Bahn, überschreitet auf einem Viadukt
die Uferstrafsen und auf einer rd. 150 m weiten Bogenbrücke die
Seine, wendet sich dann scharf nach links und senkt sich, um bei
der nahen Brücke von Austerlitz die vorgeschriebene Höhe zu
erreichen. Die Lage des Viadukts in der scharfen Kurve und
zugleich im Gefälle wird mit „helicoidal = schraubenförmig“ be-
zeichnet. Verlangt wurde noch möglichst schöne Erscheinung des
Bauwerkes. Der Viadukt erhielt zwei Oeffnungen von rd. 40 und
32 m Weite.
angelegt, wodurch den gestellten Bedingungen entsprochen werden
H—e.
Die Haupttrager wurden im Grundrifs gekrümmt
konnte.
Design for the Henry Hudson Memorial bridge: a.
concrete rib arch, of 703 ft. span. Engg. News
vom 21. November 1907, Bd. 58, No. 21, S. 559. Vergl.
No. 21, S.555. Mit Abb. Siehe auch Deut. Bauztg.,
Mitteilungen über Eisenbeton, Jahrg. 1908, No. 3.
Um eine Fahrstrafse über das Spuyton Duyvil-Tal zu führen,
welches die Manhattan-Insel in New York von dem nördlich an-
grenzenden Festlande trennt, soll ein Viadukt gebaut werden, der
als Denkmal für die Entdeckungsreise Henry Hudsons architektonisch
Man hat daher eine Stahlbogen-
Konstruktion abgelehnt und eine Brücke aus verstärktem Beton
Sie hat eine 214 m
weite Hauptöffnung, die mit einem Segmentbogen überwölbt ist und
sich beiderseits Zufahr-Viadukte mit halbkreisförmig
überwölbten Oeffnungen anschliefsen.
schön durchgebildet werden soll.
gewählt, deren Entwurfsskizze mitgeteilt wird.
an welche
Vergl. noch „Engineering News vom 19. Dezember 1907, Bd. 28,
No. 25, S. 680. Kritik des Brückenentwurfes. Die Ausführung eines
Gewölbes in Fisenbeton mit so ungewöhnlich grofser Spannweite
„wird als ein Wagestück bezeichnet, welches die Baubehörde von
New York nicht auf sich nehmen sollte. H—e.
Reinforced concrete viaduct on the Richmond and
Chesapeake Bay Railway. Engg. News vom
12. Dezember 1907, Bd. 58, No. 24, S. 625. Mit Abb.
Die obengenannte Bahn wird elektrisch betricben und hat eine
Lange von 16 engl. Meilen (25,6 km).
Stadtgebiet von Richmond, Nordamerika, einen dicht bevölkerten
Sie durchschneidet in dem
Bezirk, wo Strafsenkreuzungen sehr unbequem gewesen sein würden.
Man entschlofs sich daher, auf einer Länge von 2800 ° (854 mi
einen Viadukt aus Fisenbeton zu errichten, der sich an einigen
Stellen 70 * (21 m) über Strafsenhöhe erhebt. Der Viadukt hat im
allgemeinen die Form der Gerüstbrücken; nur sind weder in der
Ansicht noch im Querschnitt diagonale Stäbe zu bemerken. Die
Standfähigkeit des Systems wird vielmehr durch die Steifigkeit der
vernieteten Eckverbindungen der Jochstiele mit den horizontalen
Steifen gewährleistet. H-e
$. Stadt- und Strafsenbahnen.
Schwebebahn oder Standbahn? Von Stadtbaurat Vofs
in Elberfeld. Ztg. D. E.-V. 1907. No. 98, S. 1501.
Im Anschlufs an die hier erwähnten Erörterungen in No. 45
und 53 dieser Zeitung wird verschiedenen Veröffentlichungen, in
denen die Ausführung einer Schwebebahn Rixdorf— Gesundbrunnen
bekämpft wird, entgegengetreten und insbesondere angegeben, dafs
die Schwebebahn dieselben Personenmengen werde befördern können,
wie jedes andere moderne Schnellbahnsystem. =r.
Schwebebahn oder Standbahn? Ztg. D. E.-V. 1908.
No. 1, S. 101.
Weitere Beiträge zur Beantwortung dieser Frage. Zu vergl.
No. 45, 53 und 98, Jahrg. 1907 d. Ztg. —r.
. Personenverkehr und Schnellbahnprojekte in Berlin.
Von Richard Petersen. Sonderabdruck aus der
Deutschen Strafsen- und Kleinbahnzeitung. Berlin 1907.
Gustav Ziemsen. Preis 1,50 M.
Nach einer einleitenden Uebersicht über die Entwicklung des
Personenverkehrs in Grofs-Berlin erörtert der Verfasser die Aufgaben,
die sich aus dieser Entwicklung für die Zukunft ergeben und die
Pläne, die in neuerer Zeit zur weiteren Ausbildung eines örtlichen
Schnellverkehrs aufgestellt worden sind, namentlich das Projekt
einer Schwebebahn Gesundbrunnen—Rixdorf. Hierbei werden die
Erfahrungen eingehend gewürdigt, die in technischer und ۰
schaftlicher Beziehung mit den vorhandenen Strafsen- und Schnellbahn-
anlagen in Berlin selbst wie in einer Reihe anderer Grofsstadte
gemacht worden sind. Zahlreiche Abbildungen und zeichnerische
Darstellungen begleiten den Text. Fr.
Bericht über die Tunnelentwiirfe der Grofsen
Berliner ۰ Von G. Kemmann,
Regierungsrat a. D. Mit 4 Tafeln, 21 Abbildungen
im Text, sowie 6 Beilagen in besonderem Atlas. Als
Manuskript gedruckt.
Unter Hinweis auf die Bostoner Tiefbahnen und die ۰
trambahn in Philadelphia weist Verfasser in seinem interessanten
Bericht nach, dafs die geplanten Tunnel-Unternehmungen der Grofsen
Berliner Strafsenbahn-Gesellschaft zur Entlastung der Potsdamer und
Leipziger Strafse ihr Ziel verfehlen würden. Nur neue Straisen-
durchbrüche unter der Potsdamer Bahn und neue Strafsenverbindungen
zwischen Potsdamer Platz und Brandenburger Tor könnten hierin
Wandel schaffen. f Z.
<3
[15. Mai 1908]
H
Bericht über die Entwürfe der ,,Grofsen Berliner
Strafsenbahn** zur Anlage von Unterstralsen-
bahnen in Berlin. Von Dr.: ng. Blum, Professor
an der Königlichen Technischen Hochschule zu
Hannover. Hannover, im Dezember 1907.
Der Bericht gliedert sich in 5 Teile: I. Allgemeine Wirkung
der geplanten Unterstrafsenbahnen. II. Die Betricbsverhältnisse.
Ill. Die Verkehrsabwicklung in den Stationen. IV. Würdigung der
beiden Unterstrafsenbahnen vom verkehrspolitischen Standpunkt.
V. Vorschläge zu einer Entlastung der Potsdamer und Leipziger
Strafse im Gesamtstrafsenverkehr.
Der Verfasser begründet eingehend in seinem Bericht, dafs die
von der Grofsen Berliner Strafsenbahn in Aussicht genommenen
Unternehmungen zur Entlastung der Potsdamer und Leipziger Straise
durch Untertunnelung der Strafsen Unter den Linden und der
Potsdamer und Leipziger Strafse verfehlt sind, und weist erschóptend
nach, dafs sich dieses Ziel nur durch Strafsendurchbrüche und
Umbau des Potsdamer Bahnhofes erreichen 4۰ Z.
Die Tunnelentwürfe der Grofsen Berliner Strafsen-
bahngesellschaft im Lichte des Kemmannschen
Gutachtens. Von Professor W. Cauer, Berlin. Ztg.
D. E.-V. 1907. No. 90 u. 91.
Besprechung der Entwürfe und des Gutachtens in baulicher,
betrieblicher und wirtschaftlicher Beziehung sowie der damit im
Zusammenhange stehenden Verkehrstragen und ihrer Lösung. —r.
Erwiderungen der Geselischaftsvorstande auf die zu
den Tunnelentwürfen der Grofsen Berliner und
Berlin-Charlottenburger Stralsenbahn veröffent-
lichten Kritiken.
Die Schrift richtet sich gegen die von Regierungsrat a. D.
Kemmann und Professor Cauer veröffentlichten Gutachten über die
neuen Verkehrsprojekte der Grofsen Berliner Strafsenbahn, deren
Schluistolgerungen als verfehlt hingestellt werden. Z.
Vorteile und Nachteile der verschiedenen Systeme
mechanischer Bremsen auf elektrischen Strafsen-
bahnen. Giornale del Genio Civile 1907, S. 159 ff.
Mitteilungen aus den Berichten von Petit, ingenieur de la Société
nationale des Chemins de fer vicinaux, und von Scholtes, Direktor
der Strafsenbahn Niirnberg—Fiirth, erstattet an den internationalen
Kongrefs in Mailand 1906. Ca.
Die Bauweise des Gleises der städtischen Strafsen-
bahnen. Giornale del Genio Civile 1907, S. 84 ff.
Auszug aus dem Bericht des Direktors der Strafsenbahnen von
Marseille, Dubs, an den internationalen Kongrefs in Mailand 1906.
Ausführliche Besprechung der Form und Lagerung der Schienen,
des Stofses, der Weichen usw. Ca.
Ueber die Einführung des elektrischen Zugbetriebes
auf den Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen.
Von Professor W. Reichel. Elektr. Kraftbetr. u. Bahn.
1907. No. 11, 12, 13, 14 u. 15.
Der Aufsatz bringt eine eingehende Beschreibung der für
Blankenese — Ohlsdorf gebauten elektrischen Einrichtungen, die als
Vorbereitungsstufe für die Berliner Anlagen zu betrachten sind, und
gibt eingehende Berechnungen für die Umwandlung derselben. Pf.
Die Anstellungsverhältnisse und Arbeitzeiten der Be-
diensteten in den Strafsenbahnbetrieben Preulsens.
Ztschr. f. Kleinb. 1907. Heft 11, S. 883.
Ausführliche Angaben mit zahlreichen Tabellen über eine im
Auftrage des Ministers der öffentlichen Arbeiten erfolgte Erhebung
fiber die Anstellungsverhältnisse und Arbeitzeiten der Strafsenbahn-
bediensteten in Preufsen. Den Ermittelungen ist der Zustand des
Monats Mai 1906 zu Grunde gelegt. l F.
Zur Frage der Wirtschaftlichkeit städtischer Schnell-
bahnen. Von Regierungsrat Kemmann. Glasers
Ann. 1908. Bd. 62, Heft 2, S. 23. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages über die in verschiedenen gröfseren Städten mit Schnell-
bahnen gemachten Erfahrungen, B.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 742] 39
VI Verschiedenes.
Allgemeine Elektrizitátsgesellschaft. Geschäftsbericht
betr. das Geschäftsjahr vom 1. Juli 1906 bis 30. Juni
1907.
Zeitschrift für Geschichte der Architektur. Heidel-
berg 1907. Karl Winter’s Universitätsbuchhandlung.
Preis 2 M., Jahresabonnement 20 M.
Das 1. Heft dieser Zeitschrift bringt interessante Abhandlungen
über den Kiosk von Konia, das Grabdenkmal Theodorichs zu Ravenna
und eine Biographie zur Geschichte der Architektur.
Die Namen der Mitarbeiter, wie Professor Dehio, Dörpfeld,
Neuwirth, Winnefeld, Zump bürgen dafür, dafs diese jetzt ins Leben
getretene Zeitschrift zu einer erstklassigen auf dem Gebiete der
Architektur gehören wird. Z.
Die Hartzerkleinerung. Von Zivilingenieur Wilhelm
Haase in Halle a. S. Mit 96 Abbildungen im Texte.
Hannover. Dr. Max Jánecke, Verlagsbuchhandlung.
Preis 2,20 M., in Ganzleinenband 2,60 M.
Das vorliegende Werk handelt von der Gewinnung und Be-
arbeitung der in der Industrie zur Verwendung kommenden Materialien,
besonders der Steine, die zerkleinert werden müssen. Es werden
die verschiedenen Methoden der Zerkleinerung, die dazu erforderlichen
Apparate, Oefen, Trockenanlagen und ihre Leistungsfähigkeit sowie
Brauchbarkeit für die Praxis beschrieben. Z.
Leitfaden der Projektionslehre einschl. der Elemente
der Perspektive und schiefen Projektion. Von Prof.
J. Hoch, Ingenieur, Oberlehrer an der staatlichen
Baugewerkschule in Lúbeck; dritte vermehrte und
verbesserte Auflage mit 155 Abb. Leipzig 1907.
Verlag von J. J. Weber. In Originalleinenband 2,50 M.
Der Inhalt der vorliegenden dritten Auflage dieses beliebten
Büchleins ist im wesentlichen dem der zweiten Auflage gleich
geblieben, nur wurde ein besonderer Abschnitt über die Projektion
der Geraden und Ebenen eingereiht, sodafs nunmehr neben diesem
folgende Abschnitte behandelt werden: Das Aufnehmen der Körper,
Abwicklungen, Schnitte von Körpern mit Ebenen, Durchdringungen,
Rotationskörper, die Grundlagen der Schattenlehre, Perspektive und
der schiefen Projektion. Der Zweck der mit zahlreichen deutlichen
Abbildungen ausgestatteten Abhandlung ist, ein Mittel zu schaffen,
das es ermöglicht, den Handwerker, Kunstgewerbetreibenden und
Schüler der gewerblichen Fachschulen in kürzester Zeit mit dem
Wichtigsten aus der Projektionslehre vertraut zu machen. Dieser
Zweck wird voll erreicht, zumal alle diejenigen einfachen Körper
erläutert werden, die in ihrer Zusammensetzung die gewerblichen
und kunstgewerblichen Gegenstände bilden. Gi.
Feuerpolizei. Für Polizei und Verwaltungsbehörden,
Versicherungs-Anstalten, Bauämter, Feuerwehren und
Kaminkehrer. IX. Band. München. Verlag von
Ph. L. Jung. .
Der vorliegende Band der Monatsschrift ,,Feuerpolizes” (Preis
pro Jahr 4 M.) umfafst auf 200 Seiten etwa 300 verschiedene
Mitteilungen über gesetzliche Bestimmung, die Feuerverhütung ir
verschiedenen Orten und bei technischen Anlagen betreflend, macht
Angaben über die Ursachen einzelner Brände, über Sicherungen in
einzelnen Betrieben, über angestellte Versuche mit explosiblen
Stoffen, neuere Ausrüstungsstücke städtischer Feuerwehren usw.
Ein alphabetisches Inhaltsverzeichnis erleichtert das Zurechtfinden
Bei der grofsen Zahl der verschiedenartigen Mitteilungen. B.
Die Hygiene des Wohnungswesens. Von Prof.
H. Chr. Nufsbaum. Sammlung Göschen. Leipzig
1907. Preis 80 Pf.
Kurz gefafstes Handbuch aller wesentlichen Fragen, die in
gesundheitlicher Beziehung beim Bau der Wohnungen zu beachten
sind. Pf.
Die Hygiene des Stádtebaus. Von Prof. H. Chr. Nufs-
baum. Sammlung Göschen. Leipzig 1907. Preis 80 Pf.
Die Schrift bringt eine knappe Zusammenfassung aller Gesichts-
punkte, die beim Städtebau vom gesundheitlichen Standpunkte be-
rücksichtigt werden müssen. | Pt. >
40 - (No. 742)
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Mai 1908]
Jahrbuch und Kalender für Schlosser und Schmiede
1908. Begrúndet von Ulrich R. Maerz, bearbeitet
und herausgegeben von einem bekannten Fachmann.
Pr. 3 M.
Der im Verlage von H. A. Ludwig Degener in Leipzig er- `
schienene 27. Jahrgang dieses Kalenders behandelt alle Fortschritte
in den betreffenden Gebieten, neben zahlreichen für den Fachmann
Buch-
Gewerbe-
notwendigen Tabellen, Angaben über Arbeiterversicherung,
und Rechnungsführung, über Wechsel-Angelegenheiten,
gerichte, Gerichts-
Teil finden sich Mitteilungen über die verschiedenen Materialien,
Angaben über Tragfähigkeitsberechnungen, Preisangaben für ver-
schiedene Arbeiten, endlich eine gröfsere Zahl von Entwürfen für
und Anwaltskosten-Tarıf usw. Im sachlichen
moderne Bauschlosserarbeiten. B.
Wie erschliefsen wir unsere Kolonien? Von Prof.
Dr.-Ing. Otto Blum und Reg.-Baumeister Erich Giese.
Mit zahlreichen Abbildungen und 5 Tafeln.
von Dietrich Reimer (Ernst Vohsen).
Brosch. 2 ۰
Das im Auftrag der deutschen Kolonialgesellschaft von den
Verfassern bearbeitete und herausgegebene Buch gibt ein vollständiges,
übersichtliches und klares Bild über die geographischen und handels-
politischen Verhältnisse, die Bevölkerung, die vorhandenen Wasser-
wege und landverkehrsmittel in Afrika. Als Eisenbahnfachmänner
gehen sie dann näher auf die verschiedenen Projekte für den Bau
von Kolonialbahnen ein und besprechen ihre Anlage, Einrichtung
und den Betrieb derselben, wofür ihnen die auf der Reise durch
Indien, Japan und Amerika gemachten Erfahrungen zur Seite stehen.
Für die afrikanischen Bahnen empfehlen sie die Meterspur bezw.
Kapspur, da sie einen schnelleren Bau ermöglichen, ein geringeres
Anlagekapital erfordern und für den zu erwartenden Verkehr aus-
reichen dürften. Sehr lehrreich ist der Hinweis auf die bei ein-
zelnen solcher Bahnen gemachten Fehler und auf Einrichtungen, die
sich durchaus bewährt haben. Häufig wird auf die Verhältnisse
anderer Länder bezug genommen und auf die Entwickelung des
Eisenbahnwesens in englischen und französischen Kolonien hin-
Im letzten Abschnitt sind Finanzierung und Unternchmungs-
Eine Reihe
höchst charakteristischer Abbildungen von verschiedenen Kolonial-
gewiesen.
form, Bauleitung, Verwaltung und Tarife besprochen.
bahnen und ihren Einrichtungen aus allen Weltteilen tragen dazu
bei, die Darstellung zu beleben und anschaulich zu machen. B.
Die Müllbeseitigung. Von Hermann Koschmieder,
Zivilingenieur in Charlottenburg. Mit 22 Abbildungen
im Text. Bibliothek der gesamten Technik, 73. Band.
Hannover, Verlag Dr. M. Jänecke. Preis brosch. I M.
Es ist ein Verdienst des Verfassers, die neueren Erfahrungen
und Bestrebungen für eine hygienisch vorteilhafte Beseitigung der
Abfallstoffe gesammelt und der Oeffentlichkcit zugänglich gemacht
zu haben. Die Abhandlung geht ein auf das Müll und seine Be-
schaffenheit, die Sammelgefáfse, Abfuhrwagen, Abladeplátze, Ver-
wertung, Sortierung, Verbrennung und die Abfulirarten grölserer Städte.
Die „Bibliothek der gesamten Technik“ hat mit diesem Band
eine wertvolle Ergänzung erfahren. Gi.
Photographisches Rezept-Taschenbuch. Eine Samm-
lung von erprobten Rezepten für den Negativ- und
Positivprozefs unter Berücksichtigung der neuesten
Verfahren. Von P. Ilanncke, Herausgeber der
„Photographischen Mitteilungen“, Ehrenmitglied des
Vereins zur Förderung der Photographie in Berlin:
Berlin 1907. Verlag von Gustav Schmidt. Preis 2,25 ۰
In dem Buche findet sowohl der Fach- als auch der Liebhaber-
photograph eine Sammlung von erprobten Rezepten auf dem Gebiet
der Photographie. Z.
Deutscher Camera-Almanach. Ein Jahrbuch für die
Photographie unserer Zeit. Herausgegeben von Fritz
Loescher. 4. Band für das Jahr 1908. Mit einem
Titel-Kunstblatt, 57 Vollbildern und 96 Abbildungen
im Text. Berlin, Verlag von Gustav Schmidt. Preis
in Büttenumschlag 4 M., in Leinenband 5 ۰
Das interessante Buch gibt eine erschöpfende Darstellung der
Verlag `
Berlin 1907.
Photographisches Hilfsbuch für ernste Arbeit. Von
Hans Schmidt. I. Teil: Vom Negativ zum Bilde.
Berlin 1907. Verlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert
Oppenheim). Preis 4 M., geb. 5 M.
In dem Hefte werden die Methoden besprochen, denen ein nicht
ganz korrektes Negativ unterworfen werden mufs, um gute Abdrücke
zu erhalten, und dann wird die Herstellung der Kopien eingehend
behandelt. A Z.:
Das gezogene und das ziehende Rad. Von Baurat
Gravenhorst,Stade. Wiesbaden 1906. C. W. Kreidels
Verlag. Preis 1,60 M.
Ein Sonderabdruck aus der „Zeitschrift für Architektur- und
Bringt mathematische Abhandlungen über die Be-
wegungen der Räder und erläutert dieselben durch Zeichnungen. Pf.
Ingenieurwesen“.
Die Assanierung von Köbenhavn een Von
Dr. Th. Weyl, Charlottenburg. 2. Band, 1. Heft des
Buches: Die Assanierung der Städte in Einzeldar-
stellungen. 196 Druckseiten mit 108 Abbildungen im
Texte und 21 Tafeln. Leipzig 1907. Verlag von
Wilhelm Engelmann. Preis 15 M.
Das Buch gehört zu dem, zugleich eine Ergänzung des „Hand-
buches der Ingenieurwissenschaften“ bildenden Sammelwerke „Fort-
Es enthält in 18 Abteilungen
ausführliche, durch zahlreiche, gut dargestellte Abbildungen und Pläne
schritte der Ingenieurwissenschatten“.
erläuterte Mitteilungen über die Sterblichkeitsverhältnisse der Stadt,
über ihre bauliche Entwicklung und die Ordnung ihres Gesundheits-
wesens. Man erhält weiter vollkommenen Aufschlufs über die
Beseitigung der Abfallstoffe und die Entwässerung sowie über die
städtische Wasserversorgung und über die hygienischen Einrichtungen
in den in Frage kommenden Beziehungen, Schul-, Bade- und Hospital-
wesen, Kontrolle der Nahrungsmittel usw. Auch das Strafsenwesen wie
das Bestattungswesen wird in übersichtlicher Darstellung behandelt.
Das Werk verdient um so mehr Beachtung, als es sich in der Reihe
der Einzeldarstellungen zum ersten Male um eine am Meere gelegene
Inselstadt handelt, bei deren Assanierung besondere Aufgaben zu
lösen waren, z. B. Beschaffung von Süfswasser auf einer im Meere
liegenden Insel und Beseitigung der Abwässer durch Abflufs in das
Meer ohne Rückstau usw, —r.
Graphische Tabellen zur Berechnung von Kreisquer-
schnitten auf Drehung und Biegung sowie von
Rechteckquerschnitten auf Biegung. Berechnet und
entworfen von Ludwig Schürnbrand, Ingenieur
und Assistent der Kgl. Techn. Hochschule München.
Wiesbaden 1908. C. W. Kreidel’s Verlag. Preis 5M.
Das zeitgemälse .Bestreben, den entwertenden Konstrukteur
bei der Berechnung mehr und mehr von der Arbeit der Aus-
hat den
Verfasser zur Aufstellung der vorliegenden Tabellen veranlaist. Sie
rechnung der einzelnen Berechnungswerte zu entlasten,
sind für den Maschineningenieur bestimmt und geben die am
häufigsten vorkommenden Festigkeitsberechnungen auf Drehung und
Biegung an. Für die Niederlegung der Rechnungsergebnisse wählt
der Verfasser nicht die üblichen Zahlentafeln, sondern die graphische
durch die die bei den Zahlentabellen meist ۰
Der Gebrauch der
Tabellen ermöglicht ein rasches, müheloses und für die Augen nicht
Darstellung,
liche rechnerische Interpolation vermieden wird.
anstrengendes Ablesen der Ergebnisse. Gi.
Zahlentafeln für Platten, Balken und Platten-Balken
aus Eisenbeton. Zusammengestellt von Regierungs-
baumeister Weese. Berlin 1907. Verlag der Ton-
industrie-Zeitung G. m. b. H. Preis geb. 8 M.
Die älteren Bestimmungen über die Berechnungsart von Bau-
teilen aus Eisenbeton sind durch den Ministerialerlafs vom 24. Mai 1907
erweitert und ergänzt worden. Damit war der gröfscre Teil der
früher erschienenen Berechnungstafeln für Eisenbeton unbrauchbar
geworden. Die vorliegenden "Tabellen, die ohne weiteres auch für
die Berechnungsweisen nach den Leitsätzen des Betonvereins giltig
sind, schaffen hier Ersatz. Die Tafeln geben die Berechnung für
Platten, Balken und Platten-Balken. Sie sind durch ihre übersichtliche.
Anordnung und gute Ausstattung bequem brauchbar und können
Fortschritte auf dem Gebiet der Photographie. Les daher warm empfohlen werden. Gi.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D, Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
ur
se
LITERATURBLATT
GLASERS ANNALEN
GEWERBE un» BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V. D. M.]
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit $ bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusainmengestellt.
Ma, 495
Beilage zu No. 743 (Band 62 Heft 11)
I. Eisenbahnwesen.
2. Bau.
b) Brücken aller Art und Fundierungen.
Moving Plateforms for the Brooklyn bridge.
Scientf. vom 21. September 1907, S. 202.
Zur Regelung der Verkehrstrage auf der Brooklyner Brücke ist
Am.
eine besondere Kommission von der ,Public Service Commission”
eingesetzt worden, und im Verlaufe der Beratungen wurde die Frage
auf „Einrichtung einer beweglichen Plattform“ ernstlich in Erwägung
gezogen. Z.
c) Tunnel.
The Loetschberg-tunnel and its relation to alpine
railway routes. Engg. News vom 5. Dezember 1907,
Bd. 58, No. 23, S. 609. Vergl. auch S. 613. Mit Abb.
Die Bahn von Brieg im Rhönctal an der nördlichen Mündung
des Simplontunnels bis Frutigen im Kandertal (Thuner See) genannt
die Lötschbergbahn ist nur 36 engl. Meilen (57,6 km) lang und
enthält einen Scheiteltunnel von 81/, Meilen (13,6 km) Länge. Sie
wird eine wichtige Zufahrlinie für den Simplontunnel bilden, indem
sie dessen Richtung nahezu gradlinig nach Thun und weiter nach
Bern und Basel fortsetzt. Die Steigungen werden 2,7 pCt. nicht
elektrischen
H—e.
überschreiten. Die Bahn wird von vornherein für
Betrieb eingerichtet werden.
The commercial aspects of present and proposed
Alpine Railway tunnels. Engg. News vom 5. De-
zember 1907, Bd. 58, No. 23, S. 613. Vergl. auch S. 609.
Mit Abb.
Der geschichtliche Ueberblick über den Bau der Alpentunnels
zeigt, wie jedesmal an die Vollendung eines Tunnels sich der Beginn
eines andern anschlols, um dem grofsen Verkehr zwischen Frankreich,
England und Deutschland cinerseits, sowie Italien andrerseits immer
So folgte der Gotthard auf den Mont
Kaum war dieser vollendet, als die
bessere Wege zu erófíinen.
Cenis, auf jenen der Simplon.
um Deutschland eine
schaffen. Und
plant man mit dem grölsten Eifer eine kürzere Linie zwischen
Arbeiten am Lötschberg-Tunnel begannen,
nähere Verbindung mit dem Simplon zu schon
Frankreich und Italien durch den Mont Blanc oder den kleinen
St. Bernhard. H—e.
Rectification des tunnels du métropolitain situés
sous l’Hudson a New York. Gen. civ. vom
2. November 1907, Bd. 52, No. 1, S. 13. Mit Abb.
Die Beseitigung der Verdrúckungen des Zwillings-Röhrentunnel
der New Yorker Stadtbahn bei
„Engineering Record kurz beschrieben und durch eine anschauliche
H-—e.
der Battery wird nach dem
Querschnittskizze erláutert.
A new highway tunnel under the Thames river, at
London. Engg. News vom 19, Dezember 1907, Bd. 58,
No. 25, S. 663. Mit Abb.
Der neue Strafsentunnel, welchen der Londoner Grafschaftsrat
bei der Vorstadt Rotherhithe bauen läist, liegt unmittelbar unterhalb
des ersten berühmten Themse-Tunnels, welcher bekanntlich seit
vielen Jahren dem Eisenbahnverkehr dient. Der neue Tunnel, mit
den Zufahrtsrampen rd. 1,3 engl. Meilen (2,1 km) lang, besteht aus
einem Zylinder aus Gufseisen mit 30 ° (9,15 m) äufserem Durch,
messer. Der Vortrieb des Tunnels erfolgte mittels Schilden von
vier Schächten aus, deren zwei dicht an den Themsc-Utern, die
andern beiden innerhalb der Rampen angeordnet sind. Die Schächte,
wurden mit Druckluft
H—e.
als Stahlzylinder auf Kaissons aufgebaut,
versenkt.
The Detroit River tunnel. Engg. News vom 31. Oktober
1907, Bd. 58, No. 18, S. 453. Mit Abb.
Einer der interessantesten Tunnel, die jetzt im Bau sind, ist
der der Michigan Central R. R. unter dem Detroit-Flusse. . Er soll
dies Bahnnetz mit dessen kanadischen Linien unmittelbar verbinden.
Vergl. „Engineering News vom 15. Februar 1906. Fr besteht aus
zwei nahe beieinander liegenden Tunnelröhren, welche in Längen
von rd. 80 m zu einer Art von Kaissons fest mitcinander verbunden
und dann versenkt werden. Zuvor ist ein Graben quer durch den
Flufs ausgebaggert und auf dessen Sohle eine Betonschüttung als
Diese werden auch
H—e.
Gründung für die Tunnelrohre gemacht worden.
durch eine Betonschüttung umhüllt.
Influence du sejour dans les tunnels du metropolitain
de New York sur la sante du personnel. Gen.
civ. vom 23. November 1907, Bd. 52, No. 4, S. 61.
Seit zwei Jahren verfolgt der Dr. Soper auf der Untergrundbahn
in New York eine Untersuchung, mit welcher ihn die „Rapid Transit
Commission“ beauftragt hat, über die Wirkung, welche die ein-
geschlossene Luft der Tunnels auf die Gesundheit der Bediensteten,
die dort arbeiten, ausüben kann. Es liegt bereits ein zweiter
Dieser wird nach dem
3. August 1907 mitgeteilt.
Bericht vor. „Street Railway‘ vom
H—e.
The double-deck surface and tunnel station of the
Hudson companies in Jersey city. Am. Scientf.
vom 21. September 1907, S. 206.
In dem Artikel wird New York als der gröfste Mittelpunkt der
Welt für Ingenieur-Unternehmungen bezeichnet, denn die Kosten für
die Eisenbahnstationen, Brücken, Wasserwerke betragen 600 000 000
Dollars. Darunter werden besonders die Tunnelarbeiten und
Bahnhofsbauten der
Verkehrs zwischen Jersey City und Manhattan Island, welche wahr-
Hudson-Gesellschaften zur Besserung des
scheinlich mehr als 50000000 Dollars kosten werden, angeführt.
Die in letzterer Hinsicht ausgeführten Arbeiten werden beschrieben.
2.
Pfahlgründungen für Tunnelróhren. Am. Scientf.
vom 9. Juli 1907, S. 8.
Die für die Tunnelróhren unter dem Hudson der Pennsylvania-
Bahn als Auflager in Vorschlag gebrachten eisernen Schraubenpfähle
haben in den Windungen 5 ^, im Schaft 27 Durchmesser und sollen
mit 15 * Abstand in der Tunncimittellinie eingetrieben werden. Das
Eintreiben soll mit hydraulischem Druck erfolgen. Nach einem
anderen Entwurf werden hölzerne Ptahle von 12 ” Durchmesser zu
je dreien oder vieren in einer Reihe und auf je 5 * der Tunnellänge
in Vorschlag gebracht. Der erforderliche Druck zum Niederbringen
eines hölzernen Ptahles würde nur 20 t pro Pfahl betragen, während
bei gufscisernen Schraubenptáhlen 100 t erforderlich sein würden,
wie Versuche ergeben haben.
Der Holzpfahl wird in einen Zylinder gesetzt und mittels einer
42 (No. 743}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Juni 1908)
elektrisch angetriebenen Pumpe wird durch einen Kolben ein Druck
von 25 t auf den Pfahlkopf ausgeübt. Z.
Tunnelröhren in weichem Material. Am. Scientf.
vom 8. Juli 1907, S. 466.
In dem Artikel wird die Auflagerung der Tunnelröhren auf
weichen und schlammigen Flufsgrund besprochen. Der Oberingenieur
von der Schnellverkehrskommission hält die Pfähle, welche beim
East River Tunnel von 2000 * Länge durch den Schlamm und Sand
zur Erzielung eines festen Auflagers getrieben werden, für belang-
los, während der Oberingenieur der Tunnelunternehmungen unter
dem North River ein festes Pfahlwerk quer durch den ganzen Fluís
treiben liefs, welches im Stande ist, die ganze Verkehrsbelastung
aufzunehmen und die Röhren nur als luftdichte Enveloppen, durch
welche die Züge laufen können, betrachtet. Der Verfasser ist
sogar der Ansicht, dafs man wegen der Erschütterung während des
Betriebes hierin nicht weit genug gehen kann, um Senkungen und
Brüche der Röhren zu vermeiden. Er empfichit die Pfahle unter
der Sohle der Röhren bis auf Fels
Köpfen mit der Tunnelhülle zu verankern.
hinabzutreiben und an den
Er verweist auf die beim
Brooklyn Tunnel gemachten Erfahrungen, wo man im weichen Grunde
die Stärke die
besonders die Dicke des gufseisernen Tunnelzylinders vermehren
der Flanschen, Durchmesser der Bolzen und
mufste, um den häufigen Brüchen in den Tunnelröhren, welche
sowohl während als nach der Ausführung vorkamen, zu begegnen.
Le
d) Oberbau, einschl. Weichen.
Normal - Schienenprofile, vorgeschlagen von einer
von der American Railway Association eingesetzten
Kommission. Railw. Gaz. vom 6. Dezember 1907,
S. 545.
10 Profile mit Angabe der Mafse und Gewichte.
The manufacture and use of steel rails — proposed
changes in section, by Franklin E. Abbot. Engg.
News vom 21. November 1907, Bd. 58, No. 21, S. 550.
Verfasser kommt zu dem Schlufs, dafs in dem jetzigen Zeitpunkt
die Tragfähigkeit der Schienen nicht der Schwere des Eisenbahn-
betriebes entspricht. Man glaubt, dafs Abhilfe geschatlen werden
die Eisenbahnen vereint einen
Es
Kopf und Fufs zu verstärken, so dafs die Materialmasse des Fulses
kann, wenn die Fabriken und
revidierten Schienen-Querschnitt einführen. wird empfohlen,
gleich der des Kopfes oder ein wenig grölser wird. Es ist auch
vorgeschlagen worden, dafs die Breite des Fulses geringer sein soll
als die Höhe der Schiene, was die Möglichkeit gewährt, die Fufs-
flanschen dicker zu machen. H—e.
Needed — a rational railroad track. Am. Scientf.
vom 25. Mai 1907, S. 426.
In dem Artikel wird der heutige Oberbau als in keiner Weise
den Anforderungen entsprechend bezeichnet. Zunächst soll man bei
der Herstellung der Schienen den Bessemer-Prozefs aufgeben, da er
vollständig ungeeignet zur Herstellung erstklassigen Materials sei,
dafür müsse das Offenherd-Verfahren eingeführt werden, welches die
Anfertigung von Schienen von den gewünschten hohen Anforderungen
gestattete.
Aber auch Bettung und Gleise werden als vollständig ungenügend
für die hohen Ansprüche an Gewicht, Geschwindigkeit, konzentrierte
Lasten und andere moderne Anforderungen hingestellt.
Amerikanische Eisenbahn-Ingenieure haben kürzlich folgende
Normen für einen modernen Anforderungen entsprechenden Oberbau
aufgestellt:
Die Schiene soll an der Basis 15,24 cm breit sein, eine Höhe
von 17,80 cm haben und 52 kg wiegen. Zwischen Schienenfuís
und Schwelle soll eine Platte von 1/5) cm liegen. Die Schwellen
müssen mindestens 23 cm breit sein und nicht weiter als 51 cm
Druck der
Schwellen auf den Schotter müfste von 5 t auf 3,8 t verringert
von Mitte zu Mitte voneinander entfernt liegen; der
werden. Die Hackennägel sollten durch Bolzen, die vollständig die
Schwelle durchdringen, ersctzt werden und es mülfsten überall
mindestens 3 Bolzen — 2 an der Aufsenseite, einer an der inneren
Seite der Schiene — für jede Unterlagsplatte angeordnet werden. Z.
Fortschritte in der Herstellung der Schienen.
Gaz. vom 29. November 1907, S. 522.
Eine Zuschrift aus Amerika bespricht die Bedingungen für die
Railw.
Schienenfabrikation, die eine amerikanische Kommission aufgestellt
hat, und erwartet von ihnen einen grofsen Fortschritt. D.
Zur Gleissicherungsfrage. Ztg. D.E.-V. 1908. No. 12,
S. 200.
Die zur Verhütung des Losdrehens der Laschenschrauben-
Muttern in den Handel gelangte, einfache Haltfest -Sicherung, die
in Elberfeld seit Jahresfrist
versuchsweise eingebaut ist, wird in Wort und Bild beschrieben.
—r,
Die Unterhaltung der Eisenbahngleise in den Kurven.
Von Dr. Heubach. Ze D. E.-V. 1908. No. 11, S. 174,
An der Hand der Ergebnisse, die bei Messungen an Eisenbahn-
von der Königl. Eisenbahndirektion
kurven im Bezirke der Königl. Bayerischen Eisenbahndirektion
München erzielt worden sind, wird die bezeichnete wichtige Frage
in theoretischer und praktischer Beziehung eingehend erörtert. —r.
Die Verwendung von Maschinen bei der Herstellung
und dem Umbau von Eisenbahngleisen. Von
Frahm. Ztg. D. E.-V. 1908. No. 9 u. 10, S. 141 u. 157.
Erörterung der in dieser Beziehung bei der französischen
Mittelmeer- und Ost Bahn gemachten Versuche und Erfahrungen.
Es handelt sich hauptsächlich um das Ein- und Ausziehen von
Wirt-
nicht festgestellt werden, die
Schwellenschrauben und das Unterstopfen der Schwellen.
schaftliche Erfolge konnten noch
Handarbeit wurde aber um Lis bis 25
eine Zeitersparnis sowie eine bessere Leistung
vermindert, und durch die
Maschinenarbeit
erzielt. —r.
A tracklaying machine with rail carriers. Engg.
News vom 28. November 1907, Bd. 58, No. 22, S. 586.
Mit Abb.
Die Gleisverleg-Maschine ist besonders dafúr eingerichtet, die
Schienen an ihre richtige Stelle auf den Schwellen zu bringen und
so die zahlreiche Mannschaft zu ersparen, welche erforderlich ist,
schwere Schienen zu handhaben. Bei ciner praktischen Anwendung
der Maschine waren 33 (rd. 10 m) lange Schienen zu verlegen. Es
konnte mit einem Vorarbeiter und 27 Mann eine Gleislánge von
2 bis 21/, engl. Meilen (rd. 3—4 km) an einem Tage verlegt
l H—e.
werden.
Berührungsflächen zwischen Rad und Schiene. Von
Geo. L. Fowler. Railw. Gaz. vom 3. Januar 1908, S.10.
Der Aufsatz gibt die Ergebnisse von Versuchen wieder, die
mit verschiedenen Rad- und Schienenmaterialien teils im Betriebe,
teils im Laboratorium angestellt worden sind. D.
Ueber die Abnutzung zwischen Rad und Schiene.
Ztg. D. E.-V. 1907. No. 88, S. 1352.
Nach einem, in einem Londoner technischen Vereine gehaltenen
Vortrage berechnet Mallok auf Grund von Beobachtungen der Schienen
auf der Londoner Untergrundbahn und unter Berücksichtigung
mathematischer Ucberlegung die Abnutzung der Schiene durch ein
mit 4 t belastetes Rad von I m Durchmesser zu رون و mm. Dazu
tritt in Gleiskrümmungen die Abnutzung durch das Gleiten der
Räder und durch die Reibung der Flanschen. —r.
Some recent street railway track construction.
Engg. News vom 7. November 1907, Bd. 58, No. 19,
S. 485. Mit Abb.
der des Verkehrs und der Einführung
schwererer Betriebsmittel ist der Umbau der Strafsenbahngleise in
vielen Städten erforderlich geworden, besonders in Chicago. Dort
hat die Aufsichtsbehörde drei Entwürfe für Strafsenbahngleise aut
den dritten für leichteren Verkelir.
Infolge Zunahme
gestellt, zwei für schweren,
Diese sowie die Entwürfe für Indianapolis, Cansas City und Toronto
(Kanada),
schrieben.
werden be-
H-e.
die auf denselben Grundsätzen beruhen,
The use of the 7 rail for street railway track in
cities. By C. Gordon Reel. Engg. News vom
31. Oktober 1907, Bd. 58, No. 18, S. 466. Mit Abb.
mt
m
[1. Juni 1908]
In einem am 16. Oktober 1907 gehaltenen Vortrage erörtert der
Verfasser, wie man bei in Strafsen eingebetteten Eisenbahngleisen
von komplizierten Schienenformen auf die einfache Vignole-Schiene
zurückgekommen ist, wobei die Spurrinne durch vertieften Anschluís
des Klinkerpflasters an den Schienenkopf hergestellt wird. Als
Beispiele werden die Normalzeichnungen der neuesten Strafsengleise
für Kingston, N. Y. und für Milwaukee mitgeteilt. H—e.
e) Bahnhofsanlagen: Hochbauten, Drehscheiben, Schiebe-
bihnen, Ladevorrichtungen; einschl. Be- u. Entwässerung
und Beleuchtung.
The Southern Railways freight yards at Atlanta, Geo.
Engg. News vom 7. November 1907, Bd. 58, No. 19,
S. 495. Mit Abb.
Den Schlufs verschiedener Erweiterungsbauten für den Giter-
verkehr, welche die amerikanische Südbahn in den letzten Jahren
ausgeführt hat, bildet der neue Güterbahnhof bei Inman zwischen
Atlanta und Chattanooga und Birmingham. Er erstreckt sich von
Südost nach Nordwest und hat in dieser Richtung folgende Teile:
zunächst den Empfangsbahnhof, dann den Ablaufrücken, an welchen
sich mehrere Rangiergleisgruppen schliefsen. Nordwestlich neben
diesen liegen die Anlagen zur Lagerung und Verladung der Kohlen,
endlich ein ringförmiger Lokomotivschuppen mit 30 Ständen, sowie
eine grofse Pumpstation, Reparaturgleise und eine elektrische Kraft-
anlage. H--e.
Moving a heavy pier shed with floating derricks.
Engg. News vom 19. Dezember 1907, Bd. 58, No. 25,
S.678. Mit Abb.
Auf dem Pier 45 am North River in New York City steht ein
Schuppen, welcher um 150 ‘ engl. verlängert werden sollte. Dies
geschah in der Weise, dafs das äufsere Ende des Schuppens in
Länge von 20” abgeschnitten und um 150% nach dem Flusse zu
vorgerückt wurde. Hierzu bediente man sich grofser schwimmender
Kräne, an welche der zu verschiebende Schuppenteil gehängt wurde.
Sodann schlofs man die in dem Schuppen entstandene Lücke in
einfacher Weise. H—e.
Rauchabzüge für Lokomotivschuppen. Mit Ab-
bildungen hölzerner und eiserner Konstruktionen.
Railw. Gaz. vom 8. November 1907, S. 450.
Ein über den Gegenstand eingesetzter Prüfungsausschufs vermag
sich nicht für eine bestimmte Form oder ein bestimmtes Material
auszusprechen.
Elévateurs-basculeurs pour wagons, Gén. civ. vom
30. November 1907, Bd. 52, No. 5, S. 13, Mit Abb.
| Vierseitiger Fachwerksturm zum schnellen Entladen der Kohlen-
und Erzwagen auf grofsen Bahnhöfen. Der zu entladende Eisenbahn-
wagen wird auf eine Plattform geschoben, 10 m gehoben und dann
aufgekippt, so dafs die Ladung am Kopfende des Wagens heraus-
rutscht. Beschrieben werden zwei solcher Vorrichtungen, eine von
der Benrather Maschinenfabrik hergestellt, mit 30 Tonnen Trag-
fahigkeit, die andere von den Werken von L. Stuckenholz in
Wetter a. d. Ruhr. Die erstere hat elektrischen Betrieb, die letztere
hydraulischen. H—e.
f) Werkstattsanlagen.
Die Werkstätten der Big four (Cleveland, Cincinnati &
St. Louis) Railway. Railw. Gaz. vom 13. Dezember
1907, S. 565.
Ein Beispiel einer neuen grofsen amerikanischen Eisenbahn-
werkstatt.
g) Bahnausrüstung, einschl. Schranken, Neigungs-
zeiger usw.
Selbsttätige Sicherheitsvorrichtung für schienen-
gleiche Wegeübergänge. Ze DEA 1907. No. 95,
S. 1462 und 1908, No. 3, S. 33.
Beschrcibung einer solchen Einrichtung mit elektrischem Antrieb
nach der „Deutschen Strassen- und Kleinbahn-Zeitung‘“ und Dar,
legung, dafs die Einrichtung nicht als ein betriebssicherer Ersatz
für die Bewachung der Schranken anzuschen sei. —r.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
_—— m un
[No. 743) 43
h) Allgemeines über Bauausführungen.
Umbau der schmalspurigen Bahn Bergen—Vols auf
Vollspur. Tekn. Ugebl. Ingeniörafdeling. 1907. S. 213
und 217. Mit Abb.
Ausführliche Beschreibung der bemerkenswerten und zum Teil
besonders schwierigen Bauausführungen und der erforderlichen
Gleisverschiebungen, Tunnelerweiterungen, Ausmauerungen, Brücken
usw. mit Kostenangaben. Ca.
Die Eisenbahnen Mexikos. Von Erdis G. Robinson.
Beziehungen zwischen der Regierung und den Eisen-
bahnen. Railw. Gaz. vom 13. September 1907, S. 257.
Oertlichkeit und Bauweise. Ebenda, Heft vom
20. September 1907, S. 282.
Weitere Aufsätze über den Gegenstand sind vorhergegangen,
andere folgen nach.
Die Erbauung von Eisenbahnen auf den Philippinen
durch die Eingeborenen. Mit zahlreichen Abb.
Railw. Gaz. vom 27. September 1907, S. 303.
Die Wirkung des Seewassers auf Beton.
Gaz. vom 22. November 1907, S. 499.
Railw.
3. Betriebsmittel für Voll- und Schmalspurbahnen aller Ari
einschl. ihrer Heizung und Beleuchtung.
Ein Vergleich der zwei- und dreigekuppelten
Schnellzug-Lokomotiven derpreufsisch-hessischen
Staatsbahnen auf theoretischer Grundlage (mit
Rücksicht auf weitere Fahrzeitverkürzung im
Schnellzugbetriebe). Von Regierungs-Baumeister
J. Zillgen. Glasers Ann. 1907. Bd. 61, Heft 12,
S: 221,
Wiedergabe eines im Vercin Deutscher Maschinen-Ingenieure
gehaltenen Vortrages. B.
Die Leistungsfähigkeit der Lokomotiven in Ab-
hängigkeit von ihren baulichen Hauptverhältnissen
und der Fahrgeschwindigkeit. Von Geh. Reg.-Rat
Prof. Albert Frank, Hannover. Glasers Ann. 1907.
Bd. 61, Heft 12, S. 233. — 1908. Bd. 62, Heft 1, S. 14.
Mit Abb.
Ausführliche theoretische Abhandlung. B.
Verhütung des Funkenwurfs bei Lokomotiven. Von
Regierungsbaumeister Hans A. Martens in Posen.
Ztg. D. E.-V. 1907. No. 100, S. 1538.
Unter den zahlreichen Bauarten von Funkenfängern soll der
Einsatzfunkenfänger Patent Born besondere Beachtung verdienen,
der von den dänischen Eisenbahnen eingeführt und dort als bewährt
befunden sei. —r.
Grand Trunk-Bahn-Lokomotiven für den Betrieb
durch den St. Clair-Tunnel. Von E. Eichel. Elektr.
Kraftbetr. u. Bahn. 1907. No. 3.
Der Tunnel ist 1810 m lang. Die Tunnelluft ist beim Betrieb
mit Dampflokomotiven schlecht. Deshalb werden elektrische Loko-
motiven beschafit. Stromart: Wechselstrom von 25 Pulsen. Die
Leistungsfähigkeit des Tunnels soll damit von 12000 auf 35000 Züge
zu je 1000 Tonnen im Jahre gesteigert werden. Pf.
Drehstromlokomotiven mit drei Geschwindigkeits-
stufen der italienischen Staatsbahnen. Von Bela
Valatın. Elektr. Kraftbetr. u. Bahn. 1907. No. 6.
3'5 Lokomotive von 1500 PS Leistung. Dienstgewicht 62 Tonnen,
Triebgewicht 42 Tonnen. Eingehende Beschreibung und kritische
Betrachtung. Pf.
Eine elektrische Lokomotivförderung für 2000 Volt
Gleichstrom. Von O.Schroedter. Elektr. Kraftbetr.
u. Bahn. 1907. Heft 29 u. 30.
Die Hochofenwerke der Moselhütte bei Maizieres sind durch
cine 14 km lange eingleisige Schmalspurbahn mit ihren Erzgruben
bei St. Marie aux Chenes verbunden. Der clektrische Betrieb soll
mit Lokomotiven von je 640 PS Stundenleistung betrieben werden.
Die Spannung in der Fahrleitung beträgt 2000 Volt. Die Strom-
rückleitung erfolgt durch die Schienen. Pr,
44 [No. 743]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Juni 1908)
Le material roulant des chemins de fer 2 l’Exposition
de Milan. Rev. gen. d. chem. 1907. 2. semestre,
No. 2—-5, S. 103 ff. Mit Abb.
Beschreibung der auf der Ausstellung in Mailand 1906 aus-
gestellten Eisenbahnfahrzeuge. M—s.
Locomotive compound á quatre cylindres de la
Compagnie du Saint Gothard. Gén. civ. vom
30. November 1907, Bd. 52, No. 5, S. 8. Mit Abb.
Die kräftigsten neuen Lokomotiven, die für diese Bahn bei Maffei
in München gebaut sind, werden nach der „Schweizerischen Bau-
He,
zeitung“ kurz beschrieben.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
I. Dampfkessel.
Die Dampfkessel. Lehr- und Handbuch für Studierende
Technischer Hochschulen, Schüler Höherer Maschinen-
bauschulen und Techniken, sowie für Ingenieure und
Techniker. Bearbeitet von F. Tetzner, Professor,
Oberlehrer an den Kgl. Vereinigten Maschinenbau-
schulen zu Dortmund. 3. Auflage. Berlin 1907. Ver-
lag von Julius Springer. Preis geb. 8 M. [V.D.M.]
Die bisherige Anordnung des Stoffes ist beibehalten. Neu auf-
genommen sind die automatische Feuerung von Múnckner und die
Bousse’sche Wanderrostfeuerung.
Die Zahlen für die Beanspruchung der Heizflächen sind zwar
gegen früher erhöht worden, könnten aber zum Teil den Anforderungen
gemäfs, die in der Praxis jetzt tatsächlich gestellt werden, noch
höher angesetzt werden.
Schulz’sche (Kriegsmarine)
Er-
wähnenswert wären der Stoltzkessel sowie Lokomotiv- und Loko-
Te:
Als neucs Kesselsystem ist das
berücksichtigt, etwas knapp behandelt sind Lokomobilkessel.
mobil-Ueberhitzer gewesen.
V. Elektrizität.
Die gegenwärtigen elektrischenLichtquellen. Experi-
mental-Vortráge. Von Dr.-Ing. Berthold Monasch
und Dr.-Ing. Leopold Bloch, gehalten am 13. November
1907 zu Berlin im Sitzungssaale des Verwaltungs-
gebäudes der Allgemeinen Elektrizitáts-Gesellschaft.
IV D. M.)
Zwei kurze Vorträge über die Entwicklung der Bogen- nnd
der Glühlampen, von denen aber nur der letztere einige interessante
“Neuerscheinungen bringt. Sr.
VI. Verschiedenes.
Auseinandernehmbare Holzbauten von grolser
Spannweite. Von W. Treptow. Ztschr. d. lng.
1908. No. 3, S. 105. Mit Abb.
Beschreibung einer gröfseren von der Deutschen Hausbau-
gesellschaft in Berlin für die Haupthalle der Deutschen Armee-,
Marinc- und Kolonial-Ausstellung in Berlin 1907 ausgeführten Halle,
bei der sich auch die Hauptträger ohne weiteres in Stücke zerlegen
lassen, die leicht zu transportieren sind, während alle übrigen Teile
nur durch Bolzen miteinander verbunden sind. B.
Lehrbuch des gewerblichen Rechtsschutzes. Von
Professor Dr. A. Osterrieth. Fünftes Heft, sechstes
und siebentes Heft. Leipzig 1908. A. Deichert'sche
Verlagsbuchhandlung Nacht, (Georg Böhme). Preis
1,50 M. pro Heft bezw. 3 M. pro (۰ Y
die
Osterrieth’schen Werke gewidmet worden ist, ist auch das fünfte
Seit der letzten Besprechung, in dieser Zeitschrift dem
Hett sowie das sechste u. siebente Heft erschienen.
Das füntte Heft beendigt zunächst das materielle Warenzeichen-
recht und behandelt daran anschliefsend, und zwar ziemlich umfang-
reich, das formale Zeichenrecht und den Rechtsschutz des Zeichens.
den
Diese Abschnitte nehmen weitaus gröfsten Teil des ۸
Hettes für sich in Anspruch. Demgegenüber tritt der darauffolgende
„Füntte Teil“
schutz der Individualzeichen“
des Gesamtwerkes: „Der gewerbliche Rechts-
(Namen, Firma und Etablissements-
bezeichnung), wie dies in der Natur der Sache liegt, entsprechend zu-
rück. Den Schlufs des Heftes bildet die geschichtliche Einleitung zum
„Sechsten Teil“ des Gesamtwerkes: „Die Bekämpfung des un-
lauteren Wettbewerbes“, während der eigentliche Schutz gegen
unlauteren Wettbewerb in der Schluíslieferung (6. u. 7. Heft) zur
Behandlung gelangt. Recht übersichtlich sind in der Schlufslieferung
die Ausführungen über den internationalen gewerblichen
Rechtsschutz gehalten; der Verfasser behandelt darin erst die
deutschen Gesetze und daran anschliefsend die Staatsverträge:
Pariser Konvention, Sonderabkommen mit den Konventionsstaaten,
mit Oesterrcich-Ungarn und Serbien, und schliefslich mit den andern
Den Schlufs des Werkes bildet ein „Anhang“, in dem
die Gesetze, Verordnungen und Verträge über gewerblichen Rechts-
Ländern.
schutz, darunter auch das Gesetz betreffend die Patentanwälte
vom 21. Mai 1900, vorgeführt sind.
das umfassende, grofse Sorgfalt zeigende Sachregister,
Nicht unerwähnt soll bleiben
das dem-
jenigen, der in die Lage kommt, sich rasch und sicher über
diese oder jene Frage des gewerblichen Rechtsschutzes Aufschlufs
suchen zu müssen, besonders willkommen sein wird. Im übrigen
bestätigen auch die Schlufslieferungen des Osterrieth’schen Werkes
Das
Werk bildet als Ganzes wie in seinen Einzelheiten eine der wert-
Dr.L.
das Lob, das wir den früheren Lieferungen spenden konnten.
vollsten neueren Erscheinungen der einschlägigen Literatur.
Die Lehre von der Wärme. Von Prof. Dr. R. Börn-
stein. Mit 33 Abb. im Text. Verlag von B. G. Teubner.
Leipzig 1907. Preis geh. 1 M., geb. 1,25 M.
[V. DM
Niederschrift Winter 1905/06 bei
Gelegenheit der Berliner „volkstümlichen Hochschulkurse* gehaltenen
J. Z.
der vom Verfasser im
Experimentalvorträge über Wärmelehre.
Kalender für Betriebsleitung und praktischen
Maschinenbau. 1908. XVI. Jahrgang. Unter Mit-
wirkung erfahrener Betriebsleiter, herausgegeben von
Hugo Güldner, Direktor. In zwei Teilen. Leipzig.
Verlag von H. A. Ludwig Degener. Preis geb. 3 M,
in Brieftaschenlederband 5 M. [V. DM
Das vorliegende Werk ist, wie der Titel erkennen läfst, be-
sonders für die Betriebsleitung zugeschnitten und bildet als solches
eine Erweiterung der „Hütte“. Auf Grund langjähriger Erfahrungen
seiner Mitarbeiter behandelt es in knapper übersichtlicher Darstellung,
durch klare Abbildungen veranschaulicht, sämtliche Elemente des
Maschinenbaues, erläutert die Verwendungszwecke und geht hierbei
Wartung,
In dieser Beziehung
auf die für den Betrieb wichtigsten Gebiete (Montage,
Beseitigung von Störungen pp) besonders ein.
gibt es dem Betriebsingenieur viele praktische Winke und wird ihm
in der handlichen Form eines Taschenkalenders ein stets willkommener
Begleiter scin. G.
Massen-Destillation von Wasser insbesondere zur
Erzeugung von Trinkwasser und Lokomotiv-
Speisewasser. Von Ludwig Bothas, Regierungs-
Baumeister a. D., St. Petersburg. Mit 8 Abb. Berlin.
1908. Verlag von Julius Springer. Preis 2 M.
[V. D. M.)
Trotz der unleugbaren Vorteile, welche die Verwendung von
destilliertem Wasser, für die Lokmotivkesselspeisung unzweifelhaft
haben würde, ist die Annahme allgemein, dafs infolge der hohen
Betriebskosten dieses Wasserreinigungsverfahren aus wirtschaftlichen
Gründen nicht in Frage kommen kann.
In einigen Gegenden Rufslands ist nun aber die Wasser-Be-
schaffenhcit so schlecht, dafs kein anderes Verfahren zur Herstellung
von brauchbarem Trinkwasser und Lokomotiv-Speisewasser zum
Ziele führt,
zur zwingenden Notwendigkeit wurde. '
so dafs die Errichtung umfangreicher Destillieranlagen
Der Verfasser beschreibt in seiner Broschüre unter gleich-
zeitiger Angabe der Anlage- und Betriebskosten die in Rufsland
befindlichen Destillierwerke und weist rechnerisch nach, dafs bei
entsprechenden Verhältnissen die Vorteile für den Lokomotivbetrieb
trotz der hohen Gestellungskosten auch in wirtschaftlicher Beziehung
nicht unerheblich sind.
über Destillieranlagen
—ke.
Als Anhang ist ein Literaturnachweis
beigegeben.
Selbstverlag des Herausgebers, — Kommissionsverlag: Georg Siemens. Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Reyier.-Baumeister a. D, Patentanwalt L. Glaser. Berlin. —
Druck von Gebruder Grunert, Berlin.
ANNALEN
FÜR
GEWERBE und BAUWESEN
HERAUSGEGEBEN
VON
CIVIL- INGENIEUR F C G L A S E R PATENT- ۸۸ ۲
a ®
KGL. GEHEIMER KOMMISSIONS-RAT
BAND 63
1908
JULI—DEZEMBER
MIT 374 ABBILDUNGEN UND 16 TAFELN
— CAm
BERLIN
VERLAG VON F. C. GLASER BERLIN SW. LINDEN-STRASSE 80
KOMMISSIONS-VERLAG:
GEORG SIEMENS BERLIN W. KURFÜRSTENSTRASSE 8
e id des 63. Bandes
1908
Juli— Dezember
1. Abhandlungen und kleine Mitteilungen
Abschluss von Gegenseitigkeitsbereinkommen mit dem
Auslande hinsichtlich des Ausführungszwanges für
Patente. 169.
Akkumulatordoppelwagen der preussischen Staatsbahn-
Verwaltung. Von Regierungsbaumeister a. D.
Honsch, Breslau. Mit Abb, 181.
Akkumulatorentriebwagen (Doppelwagen). Einführung
derselben bei der preussisch-hessischen Staats-
eisenbahnverwaltung. 147.
Altona. Elektrische Licht- und Kraftanlagen im An-
schluss an das Kraftwerk — und der Betriebs- und
Werkstätten- Bahnhof Ohlsdorf. Vortrag des
Eisenbahnbauinspektors von Glinski im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 26. Mai
1008. Mit Abb. und 10 Tafeln. 162.
Amerikanische Eisenbahnwagen für das Klushiusystem
der Kaiserlich japanischen Staatsbahnen. Von
Eugen Eichel, Beratender Ingenieur, Berlin-
New York. Mit Abb. 235.
Angestellte. Erfinderrecht derselben. 167.
Angrift des Eisens durch Wasser und wässerige
Lösungen. 85.
Anlagen zur Herstellung von Bleiakkumulatoren.
trieb in denselben. 118.
Auskochanlage in der Hauptwerkstätte Saarbrücken.
Von Regierungs- und Baurat Halfmann, Saar-
brucken. Mit Abb. 231.
Ausnutzung der Wasserkrifte.
Vergleichende Dar-
stellung neuerer Anlagen zur —. Preisans-
schreiben. 59.
Ausstellung. Deutsche Schifibau-. Mit Abb. 37.
56. 103. 139.
Ausstellung, Französisch-Britische, in London. 19.
Ausstellung In Malland 1906. Die Lokomotiven aut
derselben. Vortrag des Regierungsbaumeisters
Schwarze im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 22. Januar 1007. Mit Abb. 176.
238.
Auswechslung der Humbodthafenbrücke der Berliner
Stadtbahn. Vortrag des Regierungs- und Bau-
rats Wambsganss im Verein für Eisenbahn-
kunde am 10. März 1908. Mit Abb. und 4 Tafeln.
129. 151.
Automoblibetrieb in der Türkei. 18.
Automoblimotoren. Verbrauchsmesser für - Mit
Abb. 18.
Babcock-Wilcox-Wasserrohrkessel im „Dampf“. 229.
Bahnbetrieb, elektrischer. Einführung desseiben im
Pariser Vorortverkehr. 227.
Bahnhof Newcastle. Elektrisch betriebene Hebezeuge
auf demselben. 85.
Bahnhof Quai d’Orsay. Bewegliche Treppe auf dem-
selben. Mit Abb. 223.
Bau eines Tunnels unter dem grossen Belt und einer
Brücke über den kleinen Belt. 227.
Baugrube, wasserdichte, aus Eis. Eine neue Bau-
weise von Carl Froitzheim, Eisenbahn-
direktor a. D., Berlin. Mit Abb. 83.
Bauschwierigkeiten am Simplontunnel. Vortrag des
Professors L. Troske im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 22, September 190S.
nis,
Beeinflussung von Schwachstromanlagen durch elek-
trischen Bahnbetrieb. 106.
Beleuchtungsdynamo der Felten & Guilleaume-Lah-
meyerwerke. Neue —. Mit Abb. 220.
Benzin-Motordraisine. 148.
a) Sachverzeichnis
Beschlagnahme von Warensendungen In Grossbritannien
wegen Verletzung der englischen Warenzeichen-
gesetze. 229.
Bestimmungen über die Einstellung von Studierenden
des Maschineningenieurwesens in Maschinen-
fabriken behufs praktischer Ausbildung. 39.
Betrieb in Anlagen zur Herstellung von Bleiakkumu-
latoren. 148.
Betrieb und Einrichtung der elektrischen Stadt- und
Vorortbahn Biankenese—Ohisdorf. Vortrag des
Regierungs- und Baurats C. Rothig im Ver-
ein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 24.
März 1908. Mit Abb. und einer Tafel. 41. 61.
87, 109.
Betriebe, kommunale technische.
Leitung derselben. 13.
Betriebs- und Werkstátten-Bahnhot Ohlsdorf und elek-
trische Licht- und Kraftaniagen im Anschluss an
das Kraftwerk Altona. Vortrag des Eisenbalın-
bauinspektors von Glinski im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 26. Mai 1908. Mit
Abh. und 10 Tafeln. 1862. 171. 191.
Bewegliche Treppe auf dem Bahnhof Quai d’Orsay.
Mit Abb. 223.
Bezeichnungsweise der Lokomotiven.
Zur Frage der
Mit Abb. 208.
Blankenese - Ohisdorf. Betrieb der elektrischen Stadt- ۰
und Vorortbahn —. Vortrag des Regierungs-
und Banrats C. Röthig im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 24. März 1908. Mit
Abb, und einer Tafel. 41. 61. 87. 109.
Bleiakkumulatoren. Betrieb in Anlagen zur Herstellung
derselben. 148.
Brücke über den kleinen Belt und Tunnel unter dem
grossen Belt. Plan zum Bau 06۳96۱060. 227.
Dampffähre, Eisenbahn- —, für den Fährbetrieb
zwischen Sassnitz und Trelleborg. ۰
Darstellung, vergleichende, neuerer Anlagen zur Aus-
nutzung der Wasserkráfte. Preisausschreiben.
59.
Deutscher Juristentag. Eigentumsvorbehalt an ۰
schinen. 169.
Deutscher Staatsbahnwagenverband. 147. 247.
Deutsche Schiffbau-Ausstellung. Mit Abb. 37. 56.
103. 139.
Deutsches Museum. 39.
Dichtungen, Packungen und Wärmeschutzeiarichtungen
im Maschinenwesen. Von Regierungs- und Bau-
rat Tanneberger, Göttingen. Mit Abb. ۰
Dynamo flr Zugbeleuchtung, neue, der Felten A
Guilleaume-Lahmeyerwerke. Mit Abb. 220.
Eigentumsvorbehalt an Maschinen. 0۰
Einführung des elektrischen Bahnbetriebes im Pariser
Vorortverkehr. 227.
Einführung von Akkumulatorentriebwagen (Doppel,
wagen) bei der preussisch-hessischen Staats-
eisenbahnverwaltung. 147. 184.
Einrichtung und Betrieb der elektrischen Stadt- und
Vorortbahn Blankenese— Ohlsdorf. Vortrag des
Regierungs- und Baurats C. Rothig im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 24. März
1908. Mit Abb. und einer Tafel. 41, 61. 87. 10%,
Einsetzen hängender Gasglühkörper in die Laternen
der Eisenbahn-Personenwagen. Von Regierungs-
und Baurat Epstein, Breslan. Mit Abb. 146.
Einstellung von Studierenden des Maschineningenieur-
wesens in Maschinentabriken behufs praktischer
Ausbildung. 39.
Eisen. Ueber den Angrift desselben durch Wasser
und wässerige Lösungen. S5.
Eisen- und Stahigewinnung, elektrische. Die weiteren
Fortschritte derselben. Von Dr. Albert Neu-
burger, Berlin. Mit Abb. 199. 215.
Eisenbahn-Dampffähre für den Fährbetrieb zwischen
Sassnitz und Trelleborg. ۰
Eisenbahndraisine. 148.
Eisenbahnwagen, amerikanische, für das Kiushiusystem
der Kalserlich japanischen Staatsbahnen. Von
Eugen Eichel, Beratender Ingenieur, Berlin-
New York. Mit Abb. 235.
Eisenbahnen, vollspurige. Elektrisierung derselben. %4.
Elektrisch betriebene Hebezeuge auf dem Bahnhofe
Newcastle. 85.
Eiektrische Eisen- und Stahlgewinnung. Die weiteren
Fortschritte derselben. Von Dr. Albert Neu-
burger, Berlin. Mit Abb, 199. 215.
Elektrische Licht- und Kraftaniagen im Anschluss an
das Kraftwerk Altona und der Betriebs- und Werk-
stätten-Bahnhof Ohlsdort. Vortrag des Eiser-
bahnbauinspektors von Glinski im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 26, Mai
1908. Mit Abb. und 10 Tafeln. 162, 171. 191.
Elektrischer Bahnbetrieb. Einführung desselben im
Pariser Vorortverkehr. 227.
Elektrischer Bahnbetrieb. Schweizerische ۰
kommission für denseiben. Gegenwärtiger Stand
der Arbeiten. 207.
Elektrische Stadt- und Vorortbahn Blankenese — 0۱6۰
dorf. Einrichtung und Betrieb derselben. Vor-
trag des Regierungs- und Baurats C. Röthig
im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
24. März 1908. Mit Abb. und einer Tafel. 41.
61. 87. 109.
Elektrisierung volispuriger Eisenbahnen. 84.
Englischer Handelskammer-Kongress. 249.
Entstäubungspumpen der Siemens-Schuckert Werke.
Mit Abb. 245.
Entstehungsgeschichte der Stadt- und Vororibahnen
in Hamburg. Zuschriften an die Redaktion
betr. — 224.
Entwicklung des Kiautschou-Gebiets in der Zeit vom
Oktober 1906 bis Oktober 1907. ۰
Entwurf einer Zughemmungsvorrichtung.
schreiben. 167.
Erfinderrecht der Angestellten. 167.
Erfindungen. Pramiierung nützlicher —. 59.
Ernennung zum Doktor-Ingenieur. 248.
Fabriken und Hüttenwerke mit ununterbrochenem
Betriebe. Die Regelung der Wechselschichten in
denselben. Von W. Oppermann, Regierungs-
und Gewerberat, Arnsberg i. W. Mit Abb. 211.
Fährbetrieb zwischen Sassnitz und Trelleborg. Eisen-
bahn-Dampffähre für denselben. 84.
Fahrt durch den krummen Strang einer Weiche. Zu-
schriften an die Redaktion betr. — 38. 206.
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., Elberfeld.
107.
Fiugmotoren. Ueber die Konstruktion derselben. 57.
Flusselsenerzeugung in Deutschland und Luxemburg. 19.
Französisch-Britische Ausstellung in London. 19.
Gasglühkörper, hängende. Vorrichtung zum Einsetzen
derselben in die Laternen der Eisenbahn-Personen-
wagen. Von Regierungs- und Baurat Epstein,
Breslau. Mit Abb. 146.
Preisaus-
[Band 63]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[Inhalt]
Gegenseitigkeitsübereinkommen mit dem Auslande hin-
sichtlich des Ausführungszwanges für Patente. 169,
Gegenwärtiger Stand der Arbeiten der Schweizerischen
Studienkommission für elektrischen Bahnbetrieb.
207.
Gerichtsbarkeit in Patentprozessen. 149.
Gesellige Veranstallungen des Vereins Deutscher
Maschinen-Ingenieure während des Sommers 1908,
229,
Gewerblicher Rechtsschutz.
holmer Kongresses. 205.
— Leipziger Kongress. 204.
— Zentralisation der Rechtsprechung auf dem Gebiete
desselben. 245,
Grossgasmaschine von Westinghouse. ۰
Hamburger Stact- und Vorortbahn. Einrichtung und
Betrieb derselben. Vortrag des Regierungs-
und Baurats C. Rothig im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 24. Marg 1908. "Mit
Abb. und einer Tafel. 41. 61. 57. ۰
Hamburger Stadt- und Vorortbatnen. Zur Entstehungs-
geschichte derselben. Zuschriften an die Re-
daktion. 224.
Handelskammer-Kongress, englischer. ۰
Handelssachverständige bei den Kaiserlichen Konsular-
behörden. 107.
Hauptversammlung des Vereins Deutscher Ingericure
in Dresden. 5S.
Hauptwerkstátte Saarbrücken. Auskochanlage in der-
delben. Von Regierungs- und Baurat Ualfmann,
Saarbrücken. Mit Abb. 231.
Hebezeuge, elektrisch betriebene, auf dem Bahnhofe
Newcastle. ۰
Heissdampf-Triebwagen für Eisenbahnen. ۰
Heizrohrausblaser, Bauart Alexander, Mit Abb. 148.
Herstellung von Bleiakkumulatoren. Betrieb in Anlagen
zur —. 148.
Humboldthafenbrücke der Berliner Stadtbahn. Die
Auswechslung derselben. Vortrag des Regierungs-
und Baurats Wambsganss im Verein für
Eisenbahnkunde am 10. März 1908. Mit Abb.
und 4 Tafeln. 12%. 151.
Hüttenwerke und Fabriken mit ununte:brochenem Be-
triebe. Die Regelung der Wechselschichten in
denselben. Von W. Oppermann, Regierungs-
und Gewerberat, Arnsberg i. W. Mit Abb. 211.
Illustrierte Technische Wörterbücher von R. Olden-
bourg, Mitteilung des Professors Cauer im
Verein für Eisenbahnkunde am 12. Mai 1908, 77.
Ingenieur als Schiedsrichter. ۰
Institution of Civil Engineers in London. 189.
Institution of Mechanical Engineers in London. 245,
— Mitgliederverzeiclinis. 189,
Internationale Ausstellung in Mailand
Lokomotiven auf derselben. Vortrag des Re-
gierungsbaumeiaters Schwarze im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 22. Januar
1907. Mit Abb. 176. 238.
Internationaler Kongress für Bauwesen in Paris 1908,
107.
Internationaler Strassenbahn- und Kleinbahn-Kongress.
212,
Internationaler Verband für die Materialprifungen Cer
Technik. V. Kongress, 1909. ۰
Internationale Vereinigung für gewerblichen ۰
Schutz. Beschlüsse des Stockholmer Kongresses
vom 26. bis 30. August 1908, 205.
Iron and Steel Institute. 18. 127.
Japanische Staatsbahnen. Amerikanische Eisenbahn-
wagen für das Kiushiusystem. Von Engen Eichel,
Beratender Ingenieur, Berlin-New York, Mit
Abb. 235.
Juristentag. deutscher.
schinen. 165.
Kiautschou-Gebiet. Die Entwicklung desselben in der
Zeit vom Oktober 1906 bis Oktober 1907. 14.
Kiushiusystem der Kaiserlich japanischen Staats-
bahnen. Amerikanische Eisenbahnwagen für das-
selbe. Von Euren Eichel. Beratender Ingenieur,
Berlin-New York. Mit Abb. 235,
Kommunale technische Betriebe. Zur
Leitung derselben. 13.
Kongress des Internationalen Kleinbahn-Vereins. ۰
für die
Beschlüsse des Stock-
1906. Die
Eigentumsvorbehalt an Ma-
Frage der
Kongress des Internationalen Verbandes
Materialpriifungen der Technik. ۰
Kongress für gewerblichen Rechtsschutz, Leipziger.
204.
Kongress, zweiter internationaler, für Bauwesen in
Paris 1908. ۰
Konstruktion der Flugmotoren. ۰
۰
Konsu'arbehórden. Die Handelssachverständigen bei
den Kaiserlichen —. ۰
Kraft- und Lichtanlagen, elektrische, im Anschluss an
das Krafiwerk Altona und der Betriebs- und
Werkstätten-Bahnhof Ohlsdorf. Vortrag des
Eisenbahnbauinspektors von Glinski im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 26. Mai
19 8. Mit Abb. und 10 Tafeln. 162 171. 11.
Kraft- und mechanische Steliwerke. Vortrag des
Eisenbahnbauinspektors Bode im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 28. April
1908, Mit Abb. 21. 48.
Laternen der Eisenbahn-Personenwagen. Vorrichtung
zum Einsetzen hängender Gasglühkörper in die-
selben. Von Regierungs- und Baurat Epstein,
Breslau. Mit Ab^. ۰
Leipziger Kongress für gewerblichen Rechtsschutz.
204.
Leitung kommunaler technischer Betriebe. 13.
Lexikon der gesamten Technik, Luegers. 209
Licht- und Kraftaniagen, elektrische, im Anschluss an
das Kraftwerk Altona und cer Betrlebs- und Werk-
s’ätlen-Bahnhof Ohlsdorf. Vortrag des Eisen-
bahnbauinspektors von Glinski Im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 26, Mai
190$. Mit Abb. und 10 Tafeln. 162. 171. ۰
List of Members of the Institution of Mechanical
Engincers. ۰
Lokomotiv-Bezeichnungsweise. Mit Abb. 228,
Lokomotiven auf der Mailänder Ausstellung. Vortrag
des Rerierungsbaumeisters Schwarze im Ver-
ein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
22. Januar 1907. Mit Abb. 1706 235,
Lokomotiven mit Hilfsmotoren. Von
Hermann Liechty, Bern. Mit Abb. und einer
Tafel. 30, 7$. 116,
Lösch-, Lade- und Lager-Vorrichtungen für Massen-
gúter. Zur Frage der mechanischen —. Von
M. Ruhle, Professor in Dresden. Mit Abb. 8
Lufischifle, die neueren, ihre Bauart und technischen
Einrichtungen. Vortrag des Oberstleutnants a. D.
Buchholtz im Verein für Eisenbahnkunde am
14. April 100% Mit Abb, 1.
Mailänder Ausstellung 1906. Die Lokomotiven auf
derselben. Vortrag des Regierungsbaumeisters
Schwarze im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 22. Januar 1007. Mit Abb. 176. 238,
Maschinen. Eigentumsvorbehalt an denselben. 160.
Mechanische Lösch-, Lade- und Lager-Vorrichtungen
für. Massengúter. Von M. Buhle. Professor in
Dresden. Mit Abb. 8.
Mechanische und Kraft-Stellwerke. Vortrag des
Eisenbahnbauinspektors Bode im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 28. April
1908. Mit Abb. 21. 4s,
Mitgliederverzeichnis der Institution of Mechanical
Engineers. 159.
Motordraisine. 11%.
Nachruf für Eisenbahndirektionsprásident a. ۰
Karl Naumann, Berlin, im Verein für Fisenbahn-
kunde am 14, April 1908. 1.
— für Geheimen Regierungsrat Wilhelm Wedding.
Berlin, im Verein für Fisenbalnkunde am
14. April 1908. ۰
— für Geheimen Baurat Paul Bachmann, Katto-
witz, im Verein Deutscher Maschinen-
Inzenieure am 22. September 10098, 198.
— für Eisenbahndirektora.D. Paul Becker. Berlin-
Friedenan, im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 22. September 1908. 106.
— fur Eisenbahndirektor a. D. Emil Callam,
Berlin, im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 22, September 1904. Mit Bild.
105.
— für Generaldirektor Julius Nolte, Berlin, im
Verein Deutscher Maschinen Ingenieure am
22. September 1908. 197.
— für Regierungs- und Baurat Panl Schwanebeck,
Frankfurta.M., im Verein Deutscher Maschinen-
Inzenieure am 22. September 1908. ۰
— fur Bennett H. Brough, London. ۰
— für George Livesey, London, 207.
Naturschatze in den Vereinigten Staaten.
derselben. 22s.
Neuere Luftschiffe. ihre Bauart und technischen En-
richtungen. Vortrag des Oberstleutnants a. D.
Buchholtz im Verein für Eisenbahnkunde am
14. April 1908, Mit Abb. 1.
Neue Zugbeleuchtungsdynamo der Felten & Guilleaume-
Lahmeyerwerke. Mit Abb. 220,
Inzenieur
Schutz
New Yorker Verkehrseiweiterungen. 17.
Ohisdorf - Blankenese. Betrieb der elextrischen Stadt.
und Vorortbahn —. Vortrag des Regierungs-
und Baurats C. Rothig im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 24. März 0۷ Mit
Abb. und einer Tafel. 41. v1. 87. 109.
Ohlsdort. Der Betriebs- und Werkstätten-Bahnhot —
und elektrische Licht- und Kraftanlagen im An-
schluss an das Kraftwerk Altona. Vortrag des
Eisenbalinbaninspektors von Glinski im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure anı 26. Mai
1968, Mit Abb. und 10 Tafeln. 162. 171. 191.
Packungen, Dichtungen ۱۵۵
im Maschinennesen. Von Regierungs- und
Baurat Tanneberger, Göttingen. Mit Abb. 93.
Pariser Vorortverkehr. Einführung des elektrischen
Bahnbetriebes. 227.
Patente. Abschluss von Gegenseitigkeitsüberein-
kommen mit dem Auslande hinsichtlich des Aus-
führungszwanges für —. 16s.
Patentprozesse. Die Gerichtsbarkeit in denselben. 1»
Personal-Nachrichten. 19. 39. 19. 85. 107. 127
149. 169. 159, 200. 229. 249.
Plan zum Bau eines Tunnels unter dem grossen Belt
und einer Brücke über den kleinen Belt. 227.
Prámiierung nützlicher Erfindungen. ۰
Preisausschreiben betr. Vergleichende Darstellung
neuerer Anlagen zur Ausnutzung der Wasserkräfte.
oo.
— für den Entwurf einer Zughemmungsvorrichtung.
167. ۱ l
Preiserteilung betr. das Preisausschreiben des
Vereins DeutscherEisenbahnverwaltangen vom
März 1906. 84.
Preussische Staalsbahn-Verwaitung. Akkumulator-
Coppelwagen. Von Regierungsbaumeister a. D.
Honsch, Breslaa. Mit Abb. ۰
Preussische Staalseisenbahnverwaltung. Die Stellung
der höheren Techniker. 39,
Prinz Heinrich-Tovrentahrt 1908. 119.
Rechtsprechung auf dem Gebiete des gewerblichen
Rechtsschutzes. Zentralisıtion derselben. 213.
Regelung der Wechselschichten in Fabriken und
Hüttenwerken mit ununterbrocnenem Betriebe.
Von W. Oppermann, Regierungs- und Gewerbe-
rat, Arnsberg i. W. Mit Abb. 211.
Roheisenerzeugung in Deutschland und Luxemburg.
19. 3%. 107. 145. 189.238.
Saarbrücken. Auskochanlage in der Hauptwerkstätte
daselbst. Von Regierungs- und Baurat Half.
mann, Saarbrücken. Mit Abb. 231.
Schiedsrichter. Der Ingenieur als —. ۰
Schiflbau-Ausstellung, Deutsche, Mit Abb. 37. 58.
103, 139.
Schifisbeleuchtung. Die Tantallampe für —. 14%.
Schlackenaufzug. 167.
Schulz der Naturschätze in den Vereinigten Staaten.
228,
Schwachstromanlagen. Beeinflussung derselben durch
elektrischen Bahnbetrieb. ۰
Schweizerische Studienkommission für elektrischen
Bahnbetrieb. Gegenwärtiger Stand der Arbeiten. ۰
Selbsttätige Verschlusseinrichtung ‘für Eisenbahn-
personenwagentüren. Mitteilung des Patent-
anwalts Weber im Verein für Eisenbahnkunde
am 12. Mai 1908. Mit Abb. ۰
Simplontunnel und seine Bauschwierigkeiten. Vortrag
des Professors L. Troske im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 22. September (um,
198 e
Staatliches Technikum Hamburg. 169.
Staatsbahn-Verwaltung, preussische. Akkumulator-
doppelwagen. Von Regierungsbaumeister a. ۰
Hönsch, Breslau. Mit Abb. 181.
Staatsbahnwagenverband, ceutscher. 147. ۰
Staatsbahnen, Kaiserlich japanische. Amerikanische
Eisenbahnwagen für das Kiushiusystem. Von
Eugen Eichel, Beratender Ingenieur, Berlin-
New-York. Mit Abb. 235.
Staatseisenbahnverwaltung. Die Stellung der höheren
Techniker in der preussischen —. 39.
Stadt- und Vorortbahn Blankenese - Ohisdorf. Ein-
richtung und Betrieb der elektrischen - . ۶
des Regierungs- und Baurats U. Rothig im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
24. März 1008. Mit Abb. und einer Tafel. ۰
61. 87, 109
Stadt- und Vorortbahnen
stehungsgeschichte derselben.
die Redaktion. 224.
in Hamburg. Zur ۰
Zuschriften an
Mt wir,
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Miki
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MAER
Die
[Inhalt]
Städtebaulicher Vortragszyklus. ۰
Stahl- und Eisengewinnung, elektrische. Die weiteren
Fortschritte derselbe. Von Dr. Albert Neu-
burger, Berlin. Mit Abb. 199. 215.
Staubsaugeapparat der Siemens-Schuckert ۰
Mit Abb. 245.
Stellung der höheren Techniker in der preussischen
Staatselsenbahnverwaltung. 39.
Stellwerke. Mechanische und Kraft- —. Vortrag
des Eisenbahnbauinspektors Bode im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 28. April
1908 Mit Abb. 21. 48.
Stockholmer Kongress für gewerblichen Rechtsschutz.
205
Strassenbahn- und Kleinbahn-Kongress, Internationaler.
242.
Tantallampe (Ur Schiffsbeleuchtung. 149
Technische Betriebe. Zur Frage der Leitung der-
selben. 13.
Technische Illustrierte Wörterbücher von R. Olden-
bourg. Mitteilung des Professors Cauer im
Verein für Eisenbahnkunde am 12. Mai 1908. 77.
Trades Unlon Congress 1908. ۰
Treppe, bewegliche, auf dem Baknhof Quai d'Orsay.
Mit Abb. 223.
Triebwagen. Heissdampf-, für Eisenbahnen. 227.
Tunnel unter dem grossen Belt und Brücke über den
kleinen Belt. Plan zum Bau derselben. 227.
Ueber den Angriff des Eisens durch Wasscr und
wässerige Lösungen. ۰
Ueber den gegenwärtigen Stand der Arbeiten der
Schweizerischen Stuclenkommission für ۰
trischen Bahnbetrieb. ۰
Ueber Dichtungen, Packungen und Wiármeschutzein-
richtungen Im Maschinenwesen. Von Regierungs-
und Baurat Tanneberger, Göttingen. Mit
Abb. 93.
Veber die Konstruktion der Flugmotoren. 57.
Untergrundbahn vom Potsd:mer Platz zum Spittel-
markt. Vortrag des Baurats Wittig im Vercin
für Eisenbahnkunde am 12. Mai ius. Mit
Abb. 71. ۱
Verbrauchsmesser für Automobilmotoren. Mit Abb. ۰
Verein Deutscher Ingenieure. 49. Hauptversammlung
in Dresden. iS.
Verein Deutscher Maschinen-lagenieure. Versamm-
lung am 24. März 1908. Geschäftliche Mit-
teilungen. Vortrag des Regierungs- und Bau-
rats C. Röthig über: „Einrichtung und Betrieb
der elektrischen Stadt- und Vorortbahn
Blankenese—Ohlsdorf“. Mit Abb. und einer
Tafel. 41. 61. 87. ۰
— Versammlung am 23. April 1908. Vortrag des
Eirenbahnbauinspektors Bode über: „Mecha-
nische und Kraft-Stellwerke“. Vorführung
zweier neuer elektrischer Lichtpausapparate
der Neuen Photographischen Gesellschaft A.-G.,
Steglitz-Berlin, durch Ingenieur Hans Schmidt
Mit Abb. 21. ۰
— Versammlung am 26. Mai ۰
Mitteilungan. Vortrag des
Geschäftliche
Fisenbahnbau-
Alexander, Eisenbahnbauinspektor. Heizrohraus-
blaser. ۰
Bachmann, Paul, Geheimer Baurat, Kattowitz. Nach-
ruf fùr denselben im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 22. September 1908.
196,
Becker, Paul, Eisenbahndirektor, Berlin-Friedenan.
Nachruf für denselben im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 22. September 1908.
198.
Birk, Alfred, Professor, ۰
Redaktion:
Zuschrift an die
„Zur Entstehungsgeschichte der
Stadt- und Vorortbahnen in Hamburg“. 224.
Blanck, Oberbaurat a. D., Charlottenburg. Be-
sprechung der Mitteilung des Patentanwalts
Weber über: „Eine selbsttätige Verschlussein-
richtung für Eisenbahnpersonenwagentüren“
- im Verein für Eisenbahnkunde am 12. Mai ۰,
Ti.
Bode, G., Eisenbalınbauinspektor, Berlin. Vortrag
über: „Mechanische und Kraft-Stellwerke“ im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenicure am
28. April 1909. Mit Abb. 21. 48.
inspektors von Glinski über: „Elektrische
Licht- und Kraftanlagen im Anschluss an das
Kraftwerk Altona und der Betriebs- nnd Werk-
stätten-Bahnhof Ohlsdorf”. Mit Abb. und 10
Tafeln. 161. 171. ۰
— Versammlung 22. September 1908. Nachruf
für Fisenbahndirektor a.D. Emil Callam, Berlin,
Geheimen Baurat Paul Bachmann, Kattowitz,
Eisenbahndirektor a. D. Paul Becker, Berlin-
Friedenau, Regierungs- und PBaurat Paul
Schwanebeck, Frankfurt a. M., und General-
direktör Julius Nolte, Berlin. Vortrag
Professors L. Troske: „Der Simplontunnel
und seine Banschwierirkeiten“. Mit Bild. ۰
des
— Gesellige Veranstaltungeu während des
Sommers 1908, 229.
Verein tür Eisenbahnkunde zu Berlin. Versammlung
am 10. März 1908. Geschaftliche Mitteilungen.
Vortrag des Regierungs- and Baurats Wambs-
ganss über: „Die Auswechslung der Humboldt-
hafenbrücke der Berliner Stadtbahn“. Mit
Abb. und 4 Tafeln. 12%. ۰
— Versammlung am 14. April 1908. Nachruf für
Eisenbahndirektionspräsident a. D. Karl Nau-
mann, Berlin, und Geheimen Regierungsrat
Wilhelm Wedding, Berlin. Geschäftliche Mit-
teilangen. Vortrag dea Oberstleutnants a. D.
Buchholtz über: „Die neueren Luftschiffe, ihre
Bauart und technischen Einrichtungen“. Mit
Alb. 1.
— Versaminlung am 12. Mai ۰
Baurats Wittig über: „Die Untergrundbahn
vom Potsdamer Platz zum Spittelmarkt“. Nach-
ruf fue Geheimen Bergrat Professor Dr. Her-
mann Wedding, Berlin. Geschäftliche Mit-
teilungen. Mitteilunz des Patentanwalts Weber
über: „Eine selbsttätige Verschlusseinrichtung
fürEisenbahnpersonenwagentüren“. Mitteilung
des Professors Cauer über: „Die Illustrierten
Technischen Wörterbücher von R. Olden-
Vortrag des
bourg“. Mit Abb, 71.
Vereinigte Staaten. Der Schutz der Naturschätze.
228.
Vergleichende Darstellung neuerer Anlagen zur Aus-
nutzung der Wasserkráfte. Preisausschreiben. 59.
Verkehrserweiterungen New Yorks. 17.
Verschlusseinrichtung. selbsttätige, für Eisenbahn-
personenwagentüren. Mitteilung des Patent-
anwalts Weber im Verein für Eisenbalınkunde
am 12. Mai 1908. Mit Abb. 76,
Verwendung von Karbolineum. 39.
Vollspurige Eisenbahnen. Elektrisierung derselben. 83.
Vorort- und Stadtbahnen in Hamburg. Zur Entstehungs-
geschichte derselben. Zuschriften an die Re-
daktion. 224.
Vorortverkehr, Pariser. Einführung Ces elektrischen
Bahnbetriebes. 227.
Vorrichtung zum Einsetzen hängender Gasglühkörper
in die Laternen der Eisenbahn-Personenwagen.
Von Regierungs- und Baurat Epstein, Breslau.
Mit Abb. 146.
0) Namenverzeichnis
Brough, Bennett H., London. Nachruf für den-
selben. ۰
Buchholtz, F., Oberstleutnant z D., Berlin. Vortrag:
„Pie neueren Luftschiffe, ihre Bauart und
technischen Einrichtungen“ im Verein für
Eisenbahnkunde am 14. April 1908. Mit Abb. 1.
Buhle, M., Zur Frage der
mechanischen Losch-, Lade- und Lager-Vor-
richtungen fur Massengüter. Mit Abb. 8.
Callam. Emil, Fisenbahndirektor a. D..
Nachruf für denselben im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 22. September ۰
Mit Bild. ۰
Cauer, W , Professor, Berlin. Mitteilung über: „Die
Illustrierten Technischen Wörterbücher von
R. Oldenboarg“ im Verein für Eisenbahnkunde
am 12. Mai 1908. ۰
— Besprechung der Mitteilung des Patentanwalts
Weber uber: „Eine selbsttatige Verschlussein-
richtung fur Eisenbahnpersonenwazenturen“
im Verein für Eisenbahnkunde am 12. Mai 1908.
Professor, Dresden.
~ ~
bd,
— Besprechung des Vortrages des Regierungs-
Berlin.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[Band 63]
Vortragszyklus, Stádtebaulicher. ۰
Warensendungen in Grossbritannien. Beschlagnahme
derse.ben wegen Verletzung der englischen Waren-
zeichengese ze. ۰۰
Wärmeschutzeintichtungen, Dichtungen und Packungen
im Maschinenwesen. Von Regierungs- und Bau-
rat Tanneberger, Gottingen. Mit Abb. 93.
Was3erdichte Baugruben aus Eis. Eine neue Bau-
weise von Carl Froitzheim. Eisenbahndirektor
a. D., Berlin. Mit Abb. 83.
Wasserkrifte. Vergleichence Darstellung neuerer
Anlagen zur Ausnutzung derselben.
schreiben. ۰
Wasserrohrkessel der Babcock- und Wilcox-Dampf-
kesselwerke im „Dampi“. 22%.
Wasserversorgung der Hochebene von Gravelotte,
St. Privat, Ornethal. 22s.
Wechselschichten in Fabriken und Húttenwerken mit
ununterbrochenem Betriebe. Die Regelung der-
selben. Von W. Oppermann, Regierunzs- und
Gewerberat, Arnsberg i. W. Mit Abb. 211.
Weitere Fortschritte der elektrischen Eisen- und Stahl-
gewinnung. Von Dr. Albert Neuburger, Berlin.
Mit Abb. 199. ۰
Werkstätten-Bahnhof Ohlsdorf und elektrische Licht-
und Kraftanlagen im Anschluss an das Kraftwerk
Altona. Vortrag des lisenbahnbauinspektors
von Glinski
Ingenicure am 26, Mai 190s,
Tafeln. 162.
Westinghouse-Grossgasmaschine.
Preisaus-
im Verein Deutscher Maschinen-
Mit Abb. und 19
240,
Wörterbücher, Illustrierte Technische, von R. Olden-
bourg, Mitteilung des Professors Cauer im
Verein für Eisenbalınkunde am 12. Mai 1008, 77.
Zentralisation der Rechtsprechung auf dem Gebiete
des gewerblichen Rechtsschutzes. 218.
Zugbeleuchtungsdynamo der Felten & Guilleaume-
Lahmeyerwerke. Neue --. Mit Abb. 220.
Zughemmungsvorrichtung. Preisausschreiben für den
Entwurf einer —. 167.
Zur Frage der Leitung kommunaler technischer Be-
triebe. 13.
Zur Frage der mechanischen Lösch-, Lade- und Lager-
Vorrichtungen für Massengüter. Von M. Buhle.
Professor in Dresden Mit Abb. 8.
Zuschriften an die Redaktion. Betreffend: „Fahrt
durch den krummen Stranz einer Weiche“.
Von Professor R., Skutsch, Dortmund, sowie
den Regierungsbaumeistern Hans A. Martens,
Posen, und Friedrich Jaehn, Berlin. 38.
— Betreffend: „Fahrt durch den krommen Strang
einer Weiche". Von Regierungsrat Dr. ny.
H Mehlis, Berlin, und den Regierungsbau-
meistern Hans A. Martens, Posen. und Friedrich
Jaehn, Berlin. 206.
— „Zur Entstehungsgeschichte der Stadt- und
Vorortbahnen in Hamburg“. Von Professor
Alfred Birk, Prag, und Oberingenieur a. D
Ed. Vermehren, Hamburg. 22}.
und Baurats Wambsganss uber: „Die Aus-
wechslung der Humboldthafenbrücke der
Berliner Stadtbahn“ im Verein fur Eisenbahn-
kunde am 10. März (its, 161.
Continentale Gesellschaft für elektrische Unter-
nehmungen, Nurnberg. ۰
Dopp sen.. Fritz, Ingenienr, Berlin. Mitteilung betr.
die Schreibweise des Wortes „Wage“ im Verein
Deutscher Maschinen Ingenieure am 22. Sep-
tember 1%08. 10S,
Eichel, Eugen, Beratender Ingenieur, Berlin-New
York. Amerikanische Fisenbahnwagen fur das
Kiushiusvstem der Kaiserlich japanischen
Staatsbahnen. Mit Abb, 235,
Epstein, Regierungs- und Baurat, Breslan.
richtung zum Einsetzen bangender Gasglih-
körper in der
Personenwagen. 116.
Vor
Laternen Kisenbahn-
Mit Abb.
Felten € Guilleaume-Lihmeyerwerke, Frankfurt a. M.
Neue Zugbeleuchtungsdynamo. Mit Abb. 220.
die
Froitzheim, Carl. Eisenbahndirektor a. D., Berlin.
Wasserdichte Baugruben aus Fis. Mit Abb. ۰
[Band 63]
v. Glinski, Hermann, Eisenbahnbauinspektor, Altona.
Vortrag über: „Elektrische Licht- und Kraft-
anlagen im Anschluss an das Kraftwerk
Altona und der Betriebs- und Werkstätten-
Bahnhof Ohlsdorf“ im . Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 26. Mai 1908. Mit
Abb. und 10 Tafeln. 162. 171. 191.
Haifmann, Regierungs- und Baurat, Saarbrücken.
Auskochanlage in der Hauptwerkstätte Saar-
brücken. Mit Abb. 231.
Hönsch, W., Regierungshaumeister a. D., Breslau.
Akkumulatordoppelwagen der preussischen
Staatshahn-Verwaltung. Mit Abb. 18%.
Jaehn, Friedrich, Regierungsbaumeister, Berlin.
Zuschriften an die Redaktion betr. „Fahrt
durch den krommen Strang einer Weiche“.
38. .207.
Kindler, Josef M., Berlin. Mitteilung über: „Bine
selbsttätige Verschlusseinrichtung für Eisen-
bahnpersonenwagentüren“ im Verein für
Eisenbahnkunde am 12. Mai 1908. Mit Abb. 77.
Labes, J., Regierungs- und Baurat, Berlin. Be-
sprechung des Vortrages des Regierungs- und
Baurats Wambsganss über: „Die Auswechslung
der Humboldthafenbrücke der Berliner Stadt-
bahn“ im Verein für Eisenbahnkunde am
10. März 1908. 161.
Liechty, Hermann, Ingenieur, Bern. Lokomotiven
mit Hilfsmotoren. Mit Abb. und einer Tafel.
30. 78. 116,
Livesey, George, London. Nachruf für denselben.
207.
Luegers Lexikon der gesamten Technik ۰
Martens, Hans A., Regierungsbaumeister, Posen.
Zuschriften an die Redaktion betr. „Fahrt
durch den krammen Strang einer Weiche“.
38. 207.
Maschinenfabrik Esslingen, Esslingen. Heissdampf-
Triebwagen für Eisenbahnen. 227.
Mehlis, Heinrich, Regierungsrat, Dr.Ing., Berlin.
Zuschrift an die Redaktion betreffend „Falırt
durch den krummen Strang einer Weiche“.
206.
Naumann, Karl, Eisenbahndirektionspräsident a. D.,
|
1
۱
1
۱
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(Inhalt)
Berlin. Nachruf fir denselben im Verein fir
Eisenbahnkunde am 14. April 1908. 1.
Neuburger, Albert, Dr., Berlin. Die weiteren Fort-
schritte der elektrischen Eisen- und Stahl-
gewinnung. Mit Abb. 109. 215.
Nieden, Dr., Oherbaurat a. D., Berlin. Be-
sprechung des Vortrages des Regierungs- und
Baurats Wambsganss über: „Die Auswechslung
der Humboldthafenbrücke der Berliner Stadt-
bahn“ im Verein für Eisenbahnkunde am
10. März 1908. 161.
Nolte, Julius, Generaldirektor, Berlin- Nachruf
für denselben im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 22. September 1908. 197.
Oppermann, W., Regierungs- und Gewerberat,
Arnsberg i. W. Die Regelung der Wechsel-
schichten in Fabriken und Hüttenwerken mit
ununterbrochenen Betriebe. Mit Abb. 211.
Röthig, Carl, Regierungs- und Baurat, Altona.
Vortrag über: „Einrichtang und Betrieb der
elektrischen Stadt- und Vorortbahn Blanke-
nese—Ohlsdorf‘ im Verein Deutscher Ma-
schinen-Ingenieure am 24. März 1908. Mit Abb.
zur
und einer Tafel. 41. 61. 87. 10%.
Schmidt, Hans, Ingenieur. Vorführung zweier
neuer elektrischer Lichtpausapparate der
Neuen Photographischen Gesellschaft A.-G.,
Steglitz-Berlin, im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 28 April 1908. ۰
Schroeder, Ministerialdirektor a. D., Wirklicher
Geheimer Rat, Dr. ung. Berlin. Besprechung
der Mitteilung des Patentanwalts Weber úber:
„Fine selbsttätige Verschlusseinrichtung für
Eisenbahnpersonenwagentüren“ im Verein für
Eisenbahnkunde am 12. Mai 1908. 77.
Schwanebeck, Paul, Regierungs- und Baurat,
Frankfurt a. M. Nachruf für denselben im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
22, September 1908. 147.
Schwarze, Bruno, Regierungsbaumeister, Essen a. R.
Vortrag: „Die Lokomotiven auf der Mailänder
Ausstellung 1906“ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenienre am 22. Januar 1907. Mit
Alb. 176. 238.
2. Verzeichnis der Tafeln
„Lokomotiven mit Hilfsmotoren”,
„Einrichtung und Betrieb der elektrischen Stadt- und Vorortbahn Blankenese—Ohlsdort*.
Slemens-Schuckert Werke, Berlin.
pumpen. Mit Abb. 245.
Skutsch, R., Professor, Dortmund. Zuschrift an die
Redaktion betr. „Fahrt durch den krummen
Strang einer Weiche“. 38.
Tanneberger, Eugen, Regierungs- und Baurat,
Göttingen. Ueber Dichtungen, Packungen und
Warmeschutzeinrichtungen im Maschinen.
wesen. Mit Abb. 93,
Troske, Ludwig, Professor, Hannover. Vortrag:
„Der Simplontunnel und seine Bausclıwierig-
keiten“ im Verein Deutscher Maschinen.
Ingenieure am 22. September 1908. 198.
Vermehren, Ed., Oberingenieur a. D., Hamburg.
Zuschrift an die Redaktion: „Zar Entstehungs-
geschichte der Stadt- und Vorortbahnen in
Hamburg“. 226.
Voegier, Heinrich, Eisenbahn-Bau- und Betriebs-
inspektor, Berlin. Besprechung der Mitteilung
des Patentanwalts Weber über: „Eine selbst-
tätige Verschlusseinrichtung für Eisenbahn-
personenwagentüren“ im Verein für Fisenbahn-
kunde am 12. Mai 1908, 77.
Wambsganss, A., Regierungs- und Baurat, Berlin.
Vortrag über: „Die Auswechslung der Humboldt.
hafenbrücke der Berliner Stadtbahn“ im Verein
für Eisenbahnkunde am 10. März 1908. Mit
Abb. und 4 Tafeln. 129. 151.
Weber, Fr., Patentanwalt, Berlin. Mitteilung über:
„Eine selbsttitige Verschlusseinrichtung fur
Eisenbahnpersonenwagentüren‘“ im Verein fur
Eisenbahnkunde am 12. Mai 1908. Mit Abb. ۰
Wedding, Hermann, Geheimer Bergrat, Professor, Dr.,
Berlin. Nachruf für denselben im Verein für
Eisenbahnkunde am 12, Mai 1908. 76.
Wedding, Wilhelm, Ingenieur, Geheimer Regierungs-
rat, Berlin. Nachruf für denselben im Verein
für Eisenbahnkunde am 14, April (um, 1.
Westinghouse-Grossgasmaschine. 249.
Wittig, Baurat, Berlin. Vortrag über: „Die Unter-
grundbahn vom Potsdamer Platz zum Spittel-
markt“ im Verein für Fisenbahnkunde am
12. Mai 1908. Mit Abb. ۰
Entstaubungs-
Zum Vortrag des
Regierungs- und Baurats Röthig im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 24. März 1908.
Zum Vortrag des
Eisenbahnbauinspektors
Tafel I in No. 746.
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3. Anlage: Literaturblatt
„Die Auswechslung der Humboldthafenbrücke der Berliner Stadtbahn“,
Wambsganss im Verein für Eisenbahnkunde am 10. März 1908.
von Glinski
~
Zum Vortrag des Regierungs- und Baurats
„Elektrische Licht- und Krattanlagen im Anschlufs an das Kraftwerk Altona und der Betriebs- und Werkstatten-
im Verein Deutscher Maschinen’
Seite I bis 34. Inhalts-Verzeichnis siehe Rückseite des ‘betreffenden Titelblattes.
d
(1. Juli 1908, Band 63]
ANNALEN
GEWERBE us» BAUWESEN
o a t nn ا کے ی سس
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin
Versammlung am 14. April 1908
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor a. D. Wirklicher Geheimer Rat Dr.-\na. Schroeder
Schriftführer: Herr Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Giese
(Mit 11 a
Vorsitzender: Meine Herren! Die Sitzung ist eröffnet.
Wieder haben wir den Verlust von zwei lang-
jährigen Mitgliedern zu beklagen.
Am 13. März verschied nach längerem Leiden
zu Berlin Herr Karl Naumann, Eisenbahndirektions-
präsident a. D., 72 Jahre alt, seit 1888 Mitglied des
Vereins. — Naumann wurde am 16. April 1836 in Erfurt
geboren. Er widmete sich dem Baufache und trat
nach Ablegung der staatlichen Baumeister-Prüfung im
Dezember 1865 in den Staatscisenbahndienst, in dem
er bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand im
Jahre 1903 verblieben ist. Im Jahre 1873 zum Eisen-
bahn-Bau- und Betriebsinspektor im Bezirke der Königl.
Eisenbahndirektion Elberfeld ernannt, war Naumann
nach seiner Beförderung zum Direktionsmitgliede im
Jahre 1877 nacheinander als Mitglied der Königl. Eisen-
bahnkommission Kassel, als Vorsitzender der Königl.
Eisenbahnkommission zu Stolp, sowie als Direktor der
Eisenbahnbetriebsämter Danzig, Breslau—Dzieditz und
Berlin. Magdeburg tätig, in welchen Stellungen er zum
Regierungs- und Baurat und dann zum Geheimen Bau-
rat aufrúckte. Nachdem er im Jahre 1892 zum Ab-
teilungsdirigenten bei der Königl. Eisenbahndirektion
in Breslau und als solcher im Jahre 1893 zum Ober-
baurat ernannt war, wurde er im Jahre 1895 zum
Präsidenten der neugebildeten Königl. Eisenbahndirektion
in Saarbrücken befördert. 1898 wurde er in gleicher
Eigenschaft zur Eisenbahndirektion in Bromberg versetzt.
Nach fünfjähriger Tätigkeit in dieser Stellung nötigte
ihn sein schwankender Gesundheitszustand, seinen Ab-
schied aus dem Staatsdienst zu nehmen. — Gleich
hervorragend durch Sachkenntnis, reiche Erfahrung, nie
ermüdende Schaffenskraft und -freude, hat Naumann
in allen seinen Stellungen, wie seine schnelle Beförderung
zeigt, ausgezeichnete Dienste geleistet und überall den
Eindruck einer tatkräftigen und zielbewufsten, dabei im
Verkehr liebenswürdigen Persönlichkeit hinterlassen.
Die Förderung des Eisenbahnwesens, die auch den
Zweck unseres Vereins bildet, betrachtete er als seine
Lebensaufgabe und ihr hat er sich auch bis zu seinem
Hinscheiden mit voller Hingebung und reichem Erfolge
gewidmet. Um so schmerzlicher empfindet der Verein
den Verlust dieses allzeit treuen Mitgliedes.
Am 5. April verschied nach längerer Krankheit zu
Berlin Herr Ingenieur Wilhelm Wedding, ۲
Regierungsrat, im 78. Lebensjahre, seit dem Jahre 1867
Mitglied unseres Vereins. — Wilhelm Wedding, der
am 18. August 1830 zu Berlin geboren wurde, widmete
sich dem Maschinenbaufach. Nach Beendigung seiner
Studien an der damaligen Gewerbeakademie und nach
einer längeren, insbesondere seiner weitern Ausbildung
gewidmeten Tätigkeit bei gewerblichen Anstalten in
England, gründete er in Berlin ein namentlich für den
Bau und die Lieferung von Werkzeugmaschinen be-
stimmtes Unternehmen. Vermöge der hervorragenden
Begabung und Sachkenntnis, sowie der reichen Erfahrung
seines Gründers und Leiters, entwickelte sich dieses
Unternehmen in sehr günstiger Weise und erwarb
sich eine bedeutsame Stellung in der Berliner Industrie.
Nach 25 jähriger, sehr erfolgreicher Tätigkeit zog sich
Wedding von diesem Unternehmen zurück und widmete
sich nun den in sein Fach schlagenden Arbeiten des
Reichspatentamtes, dem er lange Jahre als nichtständiges
Mitglied angehörte. Von der erspriefslichen Tätigkeit,
die er hierbei entwickelte, gibt seine Ernennung zum
Geh. Regierungsrate vollwichtiges Zeugnis. — Unserem
Vereine war Wedding ein sehr treues Mitglied. Immer
bereit, mit dem reichen Schatze seiner Sachkenntnisse
und Erfahrungen die Vereinsbestrebungen, die er mit
grofsem Interesse verfolgte, zu unterstützen, war Wedding
ein fast regelmälsiger Besucher unserer Vereinsver-
sammlungen, an deren Verhandlungen er regsten Anteil
nahm. Sein sachverständiges Urteil und nicht minder
seine stets gleichbleibende Liebenswürdigkeit und
Freundlichkeit wird uns unvergessen bleiben.
Ihm sowohl wie dem Eisenbahndirektionspräsidenten
Naumann werden wir im Verein ein dauerndes Andenken
bewahren. Ich bitte Sie, sich zu Ehren der Entschlafenen
von Ihren Sitzen zu erheben. (Geschieht.)
Der Bericht der vorigen Sitzung liegt hier aus.
Ich bitte, etwaige Einwendungen dagegen bis zum
Schlufs der Sitzung anzumelden.
Von den Eingängen habe ich zunächst zu erwähnen
die Dankschreiben von den Familien der beiden ver-
storbenen Mitglieder für die ihnen bei diesem Anlafs be-
wiesene Teilnahme; ferner ein Dankschreiben des Herrn
Ministerialdirektor Scheffer, dem wir zu seinem 70. Ge-
burtstage unsere Glückwünsche aussprechen durften.
Sodann sind eingegangen (Redner verliest die
Titel der Eingänge).
Den Einsendern dieser Schriften werden wir den
Dank des Vereins zugehen lassen.
Zur Aufnahme in den Verein haben sich gemeldet
Herr Dr. jur. Alfred Ryll, Regierungsrat, vorgeschlagen
durch die Herren Frahm und Giese; sodann Herr
Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Willi Lehmann,
vorgeschlagen durch die Herren v. Zabiensky und
Giese; ferner Herr Walter Prang, Eisenbahn-Bau- und
Betr iebsinspektor in Oranienburg, vorgeschlagen durch
die Herren De. na. Schroeder und Giese. Ueber
die Aufnahme dieser Herren wird in der nächsten
Sitzung beschlossen werden.
Heute haben wir abzustimmen über die Aufnahme
des Herrn Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Eduard
Kloke in Berlin, vorgeschlagen von den Herren Müller
v. der Werra und Bach.
Ich bitte nunmehr Herrn Oberstleutnant Buchholtz,
uns den in Aussicht gestellten Vortrag über
Die neueren Luftschiffe, ihre Bauart und technischen
Einrichtungen
halten zu wollen.
Herr Oberstleutnant a. D. Buchholtz: Meine Herren!
Jede überraschende, Aufsehen erregende Erfindung hat
stets eine längere Zeit gebraucht, um sich Geltung zu
verschaffen und die sich ihr entgegenstellenden W ider-
stände, wie Zweifel, Unglaube, Neid und Mifsgunst zu
besiegen. Noch bis vor kurzem galt die Schiffbar-
machung der Luft — um mich kurz auszudrücken —
für eine Utopie und alle dahin gerichteten Bestrebungen
für ganz aussichtslose Phantasiegebilde. Die zahlreichen,
teils ohne genügende Sachkenntnis, teils mit zu be-
schränkten Mitteln unternommenen und oft kläglich
mifsglückten Versuche schienen diese Ansicht auch
vollkommen zu rechtfertigen.
Nachdruck des Inhaltes verboten.
ur ا ا
2 (No 745]
Erst die sich stets mehrenden günstigen Erfolge
der letzten Jahre mit Motor-Luftschiften haben alle
Zweifel besiegt, sodafs heute wohl niemand mehr diesem
neuen Verkehrsmittel, wenn auch noch manche Mängel
beseitigt werden müssen, die Lebensfähigkeit wird ab-
sprechen können. Ueber die früheren Versuche habe
ich Ihnen 1901 und 1903 eingehende Mitteilungen ge-
macht, heute möchte ich diese im Hinblick auf die
Erfolge der letzten Jahre entsprechend ergänzen.
Wenn man das Jahr 1807, in welchem Robert
Fulton mit seinem Dampfer „Claremont“ seine erste
Fahrt zwischen New York und Albany glücklich ausführte,
als das Geburtsjahr der Dampfschiffahrt bezeichnet,*)
wird man das Jahr 1884, in dem die französischen
Kapitáne Renard und Krebs mit ihrem Luftschiff
„La France“ in Meudon bei Paris fünfmal zur Auftahr-
stelle zurückkehrten, als das Geburtsjahr der Luftschift-
fahrt betrachten müssen. Es mufs Wunder nehmen,
dafs man nach diesem überraschenden Erfolg, der in
Frankreich einen Sturm der Begeisterung hervorrief,
diese Versuche nicht fortsetzte und vierzehn Jahre ver-
gingen, ehe sie von dem Brasilianer Santos Dumont
wieder aufgenommen wurden. Es war eben die all.
bekannte Erscheinurg, dafs, nachdem die erste Be-
geisterung sich gelegt hatte, die Ungläubigen und
Zweifler zu Worte kamen und die von ihnen vorge-
brachten Bedenken weitere Versuche vereitelten.
Vor allem machte man geltend, dafs die erreichte
Fahrgeschwindigkeit ganz unzureichend sei, um erfolg-
reich gegen die herrschende Luftbewegung ankämpfen
zu können, und stärkere Motoren das Gewicht zu sehr
vermehren würden, und doch war in dieser Hinsicht der
erste Erfolg des Luftschiffes dem des Dampfschiffes weit
überlegen. Während es die Claremont bei ihrer Fahrt
nur auf eine Fahrgeschwindigkeit von 7,5 km/St brachte,
erzielte La France eine solche von 20 km/St. Auch
sucht man diese längere Verzögerung in der Entwicklung
der Luftschiffahrt vielfach damit zu entschuldigen, dafs
es an einem leichten Motor gefehlt habe, der erst mit
den Fortschritten in der Automobilindustrie geschaffen
worden sei. Mir scheint dieser Einwand nicht ganz
zutreffend, denn die Motor-Industrie war schon zu
jener Zeit so leistungsfähig, dafs sie sich einer solchen
Aufgabe, wie sie später der Automobilsport an sie
stellte, auf Verlangen unterzogen haben würde. Schon
Anfang der 70er Jahre war vom Ingenieur Paul Haenlein
ein leichter Motor für Luftschifte gebaut worden,
der aber nicht zur Ausführung kam, da keine der be-
treffenden Bauanstalten die Ausführung ohne besondere
Veranlassung übernehmen wollte.
Jedenfalls gaben die von Santos Dumont 1898
erzielten Erfolge einen neuen Antrieb, die von den
Militärverwaltungen aufgegebenen Bestrebungen von
privater Seite wieder aufzunehmen. Neben verschiedenen
erfolglosen Bemühungen gelang es den BrüdernLebaudy
und einem Herrn Deutsch de la Meurthe Luftschifte
zu bauen, die nach mancherlei Verbesserungen neuer-
dings allen an sie gestellten Anforderungen entsprochen
haben.
Bei uns in Deutschland hatte bald nach den Erfolgen
von Renard und Krebs der Graf Zeppelin den
Entschlufs gefafst, ein Luftschiff zu bauen, brauchte
aber nach eingehenden Vorversuchen längere Zeit, die
hierzu erforderlichen Mittel zu erlangen. Dadurch ver-
zögerte sich der Bau seines Luftschiffes, und er konnte
erst am 2. Juli 1900 den ersten und im September und
Oktober die weiteren Versuche machen, über die
ich Ihnen im Februar 1901 hier eingehend berichtet
habe.**) Es ist Ihnen bekannt, dafs Graf Zeppelin
für sein Luftschiff eine ganz eigenartige Bauart,
die man als starres System bezeichnet, gewählt hat.
Er konnte deshalb hierbei nicht die bisher mit Luft-
schiften gemachten Erfahrungen verwerten, mulste viel-
°) Die ersten Versuche, ein Schiff durch Dampfkraft zu be-
treiben, wurden übrigens in Amerika durch Fitsch 1786—88 mit
seinem Schiff „Perseverance“ ausgeführt, nach Anderen sogar schon
1707 von Papin bei Fulda, sie fanden aber dafür bei ihren Zeit-
genossen kein Verständnis.
°") Vergl. Glasers Annalen 1901, Band 48, S. 133.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
۱۱۰ Juli 1908;
mehr auf unvorhergesehene Störungen gefafst sein.
Diese blieben denn auch nicht aus und machten wiederholt
Abänderungen und Verbesserungen notwendig. Im
grofsen Publikum hatte man dafür aber kein Verständnis
und verlor das Zutrauen zu seinem System, so dafs
ihm die weiteren Mittel zur Fortsetzung seiner Versuche
lange Zeit versagt blieben. Nur seiner ungewöhnlichen
Energie und aufserordentlichen Ausdauer ist es zu
danken, wenn es ihm endlich gelungen ist, die ganze
zivilisierte Welt durch einen über alle Erwartungen
glänzenden Erfolg zu überraschen.
Man hatte bis dahin immer davon gesprochen
„Ballons lenkbar zu machen“, jetzt unterscheidet man
Ballons, die der Luftströmung überlassen werden, und
Luftschiffe mit Motorbetrieb und einer bestimmten
Fahrgeschwindigkeit. Es ist ein eigentümlicher Zufall,
dafs die Anerkennung dieser Schöpfung gerade in das
Jahr fällt, in dem die Dampfschiffe auf eine hundert-
jährige Entwicklungsgeschichte zurückblicken. Dafs
aber die Luftschiffe in der kurzen Zeit ihrer Entwicklung
ihre ältere Schwester an Fahrgeschwindigkeit nicht nur
erreicht, sondern teilweise sogar übertroffen haben, ist
wohl ein unerwarteter Erfolg. Um die überwundenen
Schwierigkeiten würdigen zu können, erscheint es mir
geboten, vor der Besprechung der einzelnen Luftschiffe
die allgemeinen Anforderungen an ihre Bauart und die
erforderlichen technischen Einrichtungen für ihre Fort-
bewegung näher darzulegen.
Jedes Luftschiff hat einen Träger, den mit Gas
gefüllten Ballon, und die Gondel mit der für die Fort-
bewegung erforderlichen Ausrüstung und zur Aufnahme
der Bedienungsmannschaften.
Die Gröfse des Gasballons wird bestimmt durch
das von ihm zu tragende Gewicht, wie man die Gröfse
des Schiffsrumpfes nach dem aufzunehmenden Tonnen-
gehalt bemiíst. Man rechnet bei einer Leuchtgasfüllung
für das cbm 750 g, bei Wasserstoffgas 1 bis 1,2 kg
Tragfähigkeit des Gases. Als Stoff für den Ballon
verwandte man früher Seide, die mit Firnis gedichtet
wurde, neuerdings benutzt man fast allgemein elsasser
Cretonne in zwei Lagen mit einer Gummidichtung, ein
Material, welches sich sowohl in Bezug auf seine
Festigkeit, wie auch in Bezug auf seine Undurchlassig-
keit vollkommen bewährt hat. Nur in England ist man
dabei geblieben, die Ballonhülle aus Goldschlägerhaut
herzustellen.
Die Form des Gasballons. Die Form des
Ballons hat unzweifelhaft für die Fortbewegung des
Luftschiffes eine nicht zu unterschätzende Bedeutung, da
sie der zu durchschneidenden Luft einen mehr oder
minder grofsen Widerstand bieten wird. Man ist deshalb
sofort von der üblichen Kugelform abgegangen und hat
dem Ballon eine längliche Form gegeben. Von dieser
kommen im allgemeinen drei Typen in Betracht:
l. Die Zigarrenform, eine an beiden Enden ab-
gestumpfte oder zugespitzte Walze,
2. Die Spindelform,
3. Die Torpedoform, d. i. die Form eines fallenden
Tropfens, oder des Vogelkörpers.
Alle drei haben ihre Vorzüge und ihre Nachteile,
weshalb man noch nicht zu einer Entscheidung ge-
kommen ist, welcher von ihnen man den Vorzug geben
soll. Bei der Zigarrenform hat der Ballon im Ver-
hältnis zu seinem Inhalt den kleinsten Querschnitt —
bei Zeppelin bei 128 m Länge und 11300 cbm Inhalt
nur einen Durchmesser von 11,6 m mit 105 qm Quer-
schnittsfläche —, doch mufs die Belastung sehr gleich-
mäfsig verteilt und der Ballon sehr gut gegen eine
Durchbiegung versteift werden. Nach den bei den
Versuchen der Studiengesellschaft für elektrische Schnell-
bahnen gemachten Erfahrungen dürfte auch der Druck
der verdrängten Luft auf die Seitenflächen die treibende
Kraft stark beeinflussen.*)
Bei der Spindelform ist das Verhältnis des Quer-
schnitts zum Inhalt weniger günstig, doch ist die Ver-
*) Die den Fahrten vorausgegangenen Versuche mit verschieden
geformten Körpern sind in Glasers Ann. 1906, Bd. 58 Nr. 696
veröffentlicht, leider ist die Torpedoform dabei nicht in Betracht
gezogen worden.
۱۱۰ Juli 1908}
steifung und Belastung des Ballons viel einfacher. Bei
der Torpedoform hat man versucht, die Vorzüge der
beiden anderen Typen zweckentsprechend zu vereinigen.
Die Verminderung des Querschnitts nach hinten hat
den Vorzug, dafs die Luft besser abfliefsen kann und
nicht so stark auf die Seitenwände drückt; wie stark
dadurch die Fortbewegung beeinflufst wird, ist allerdings
noch nicht mit Sicherheit festgestellt. Es erscheint
deshalb geboten, in gleicher Weise, wie dies in der
Versuchsanstalt für Schiffbau in Bezug auf die Form
des Schiffskörpers geschieht, auch dies durch sorgfältige
praktische Versuche für die Luftschiffe zu ermitteln.
Eine weitere Frage betrifft die Vorrichtungen zur
Erhaltung der straffen Form des Gasballons.
Die angeführten Versuche der elektrischen Schnell-
bahnen haben gezeigt, dafs selbst geringe Uneben-
heiten an den Seitenwänden hindernd auf die Fort-
bewegung einwirken. Es erscheint deshalb geboten,
dafür zu sorgen, dafs der Ballon straff gefüllt erhalten
bleibt. Nun ist aber das Gas ein sehr elastischer Stoff,
der nicht nur vom Luftdruck, sondern auch von der
Temperatur stark beeinflufst d. h. ausgedehnt oder zu-
sammengezogen (verdichtet) wird. Mit dem beim
Aufsteigen abnehmenden Luftdruck oder auch bei Er-
wärmung dehnt sich das Gas aus und bringt die Ballon-
hülle leicht zum Platzen, wenn nicht dafür gesorgt ist,
dafs der Ueberschufs entweichen kann. Beim freien
Ballon bleibt deshalb die Füllöffnung oflen oder wird
mit einem selbsttätigen Sicherheitsventil verschlossen.
Der später etwa fühlbar werdende Gasverlust mufs
dann durch Abgabe von Ballast wieder ausgeglichen
werden. Bei einem mit einem Benzinmotor ausgerüsteten
Luftschiff mufs der Gasballon fest verschlossen werden,
da austretendes Gas eine Explosion herbeiführen könnte,
wie dies bei Wölfert und Baron Bratzki tatsächlich
vorgekommen ist. Um nun dem Ballon stets eine strafte
Form zu erhalten, ist schon im Jahre 1784 von dem
französischen General Meusnier vorgeschlagen worden,
ihm, wie beim Fisch, eine etwa 4/10 seines Inhalts aus-
füllende Luftblase (Ballonet) einzuverleiben, die mittels
eines Ventilators nach Bedarf gefüllt und entleert werden
kann. Dies Mittel hat sich bei den neueren Luftschiffen
durchaus bewährt; sie behielten ihre Form selbst bei
einer Fahrgeschwindigkeit von 40 km/St ohne eine be-
sondere Versteifung der Spitze. Allerdings erfordert
die Einrichtung eine beständige Beobachtung des durch
ein Manometer angezeigten Druckes, damit bei einem
Ueberdruck die Ballonhúlle nicht gefährdet wird.
Ein weiteres Mittel ist eine durchgehende innere
Versteifung des Ballons, wie sie vom Grafen Zeppelin
angewendet worden ist, die aber auch eine stete Be-
obachtung des Gasdruckes notwendig macht. Sie hat
den Nachteil, dafs sie dies sowie die Füllung und Ent-
leerung des Ballons erschwert und das Eigengewicht des
Luftschiffes bedeutend erhöht.
In einzelnen Fällen hat man den Ballon auch in
seiner ganzen Länge mit einem leichten Holzrahmen
umgeben, der dann zugleich zum Anhängen der Gondel
diente; die Notwendigkeit einer Regulierung des Druckes
durch eine Luftblase konnte man damit aber nicht
beseitigen.
Dıe Gondel und ihre Ausrüstung. Bei den
alten Freiballons bestand die Gondel aus einem runden
oder ovalen Korbgeflecht mit durchgehenden Stricken,
das bei grofser Leichtigkeit eine ausreichende Festigkeit
und Elastizität besafs. Beim Luftschiff fällt der Gondel
meistens noch die Aufgabe zu, dem Ballon die erforder-
liche Steifheit für die Fortbewegung zu geben. Deshalb
erhalten die Gondeln die mehr oder minder lang-
gestreckte Form eines Weberschiffchens. Sie bestehen
in der Regel aus einem Gestell von Metallröhren mit
festem Boden und leicht bekleideten Seitenwänden.
Ihre Länge wird einerseits durch die Länge des Ballons,
anderseits durch die Zahl der aufzunehmenden Personen
nebst dem Motor mit seinem Zubehör und sonstigen
Ausrüstungsstücken bestimmt. Wir finden deshalb bei
den einzelnen Typen sehr verschieden lange Gondeln.
Das Luftschiff des Grafen Zeppelin ist sogar mit zwei
Gondeln ausgerüstet, da eine bei der grofsen Länge
dieses Luftschiffes zu lang hätte werden müssen, wo-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 745] 3
durch das Gewicht bedeutend vermehrt worden wáre.
Mit Rücksicht auf das Niederlassen auf Wasser sind die
beiden Gondeln hier als leichte Kähne ausgebildet, eine
Vorsicht, die sonst bei Luftschiften weniger geboten
erscheint, als bei freien Ballons. Die Aufnahme des
Motors mit den bei seinem Gang unvermeidlichen Er-
schütterungen erfordert ein festes Gefüge und eine aus-
reichende Starrheit der Gondel, die teilweise auch noch
gegen das Aufstofsen beim Landen durch besondere
Vorkehrungen gesichert wird. Aus allen diesen Gründen
müssen ihrer Herstellung sorgfältige Erwägungen vorauf-
gehen.
Die Verbindung des Gasballons mit der
Gondel. Bei dem kugelförmigen Freiballon wird die
Gondel an das den Ballon umspannende Netz lose
gehängt, eine Befestigung, die für das mit einem Motor
ausgerüstete und fortbewegte Luftschiff nicht ausreichen
würde. Die Frage der zweckmäfsigsten Verbindung des
Ballons mit der Gondel ist für Luftschiffe bis jetzt noch
nicht vollkommen gelöst; fast bei jedem neuen Luftschiff
ist die Verbindung eine andere. Mafsgebend für die
Art der Verbindung ist folgendes: die Form und Länge
des Ballons, das Gewicht der Gondel mit ihrer Aus-
rüstung und die richtige Verteilung desselben, endlich
aber das Erfordernis, die Betriebskraft für die Fort-
bewegung unvermindert auf den Ballon zu übertragen
und ein Pendeln der Gondel in der Längsrichtung voll-
kommen auszuschliefsen. Wie Ihnen bekannt sein dürfte,
unterscheidet man je nach Art der Versteifung und der
Verbindung von Ballon und Gondel heute drei Systeme:
das starre, das halbstarre und das unstarre System.
Jedes derselben hat seine Vorzüge und Nachteile und
dementsprechend seine entschiedenen Vertreter.
Das starre System wird gegenwärtig nur durch
das Luftschiff des Grafen Zeppelin vertreten, es er-
möglicht eine feste und sichere Verbindung mit der
Gondel und weist alle damit zusammenhängenden Vor-
teile auf, wie zweckentprechende Anbringung von
Schrauben und Steuer und gröfstmöglichste Ausnutzung
der Betriebskraft, hat aber wegen seiner Starrheit den
Nachteil, dafs das Landen mit grofser Vorsicht ge-
schehen mufs.
Beim halbstarren System hat der Gasballon nur
an seinem unteren Teil eine kielartige Versteifung, die
bei den einzelnen Ausführungen kleine Verschiedenheiten
zeigt. Auch dies System gestattet eine feste Verbindung
der Gondel mit dem Ballon, ist aber beim Landen
weniger gefährdet, und der Ballon kann leichter gefüllt
und entleert werden.
Beim unstarren System erhält der Ballon gar
keine Versteifung. Die Gondel wird mittels Stricken
oder Drahtseilen an ihm aufgehängt und durch Diagonal-
verbindungen in ihrer Lage erhalten. Zwischen Ballon
und Gondel werden bei einigen Bauarten die Haltestricke
durch Stangen verbunden und dadurch etwas versteift.
Derartige Luftschiffe haben den Vorzug geringen Eigen-
gewichts, lassen sich leicht zerlegen und versenden,
Die Triebkraft wird aber durch die elastische, federnde
Verbindung abgeschwächt, wie sich dies bei dem eng-
lischen Luftschiff gezeigt hat.
Die Betriebkraft. Zur Fortbewegung des Luft-
schiffes wurde anfangs Menschenkraft verwendet, bis der
Versuch Dupuy de Lomes zeigte, dafs sie für diesen
Dienst nicht ausreichend sei. Giffard benutzte für seine
Versuche eine sehr leichte, stehende Dampfmaschine,
aber nur mit geringem Erfolg, Renard-Krebs und
Tissandier glaubten die elektrische Kraft mit Nutzen
verwenden zu können. Die mitgeführte Chromsäure-
Batterie von 24 Elementen hatte mit der Dynamomaschine
bei 7—9 PS aber ein Gewicht von 625 kg und verbrauchte
sich bei sehr ungleicher Kraftentfaltung in kurzer Zeit.
Nun hatte Haenlein schon 1872 bei seinem bei Brünn aus-
geführten Versuch einen vierzylindrigen Lenoir’schen
Gasmotor mit gutem Erfolg benutzt, doch ist man merk-
würdigerweise auf die Verwendung dieses naheliegenden
Betriebsmittels nicht weiter eingegangen. Erst die fort-
schreitende Entwicklung leichter Explosionsmotoren,
die besonders durch den sich immer mehr ausbreitenden
Automobilsport gefördert wurde, lieferte der Luftschift-
fahrt eine geeignete Betriebskraft und ermöglichte die
4 [No. 745]
Erfolge der letzten Jahre. Man benutzt die verschiedenen
vier- bis achtzylindrigen Benzinmotoren der Automobil-
Fahrzeuge und Boote unter Verwendung eines den
Schiftsschrauben ähnlichen Propellers. Als besonders
brauchbar wird augenblicklich der von der Société
Anonyme Antoinctte-Puteaux gebaute Antoinette-Motor
mit 8, 16 und 24 um 90° gegeneinander geneigten
Zylindern gerühmt, der für eine Pferdekraft ein Gewicht
von etwas mehr als ein Kilogramm hat. Bei eingehender
Prüfung hat sich dieser Motor aber nicht als genügend
ausdauernd und zuverlässig erwiesen, da anscheinend
die Kühlvorrichtung nicht ausreicht. Er scheint in
Frankreich auch hauptsächlich für die neueren Versuche
mit Flugmaschinen verwendet zu werden.
Die Schraube. Die zweckmäfsigste Gröfse und
Form der Schraube scheint noch nicht ermittelt zu sein,
auch ist die wirksamste Anbringung derselben noch mit
mancherlci Schwierigkeiten verbunden, und doch ist dies
für die gröfstmögliche Ausnutzung der Maschinenkraft
von entschiedener Bedeutung. Nach einer theoretischen
Abhandlung von Helmholtz, infolge des Versuches
von Dupuy deLome, würde man bei Luftschiften mit
grofsflächigen Schrauben bei langsamer Bewegung einen
gröfseren Erfolg erreichen, als mit schnell umlaufenden
kleinen Propellern. Diese Behauptung scheinen auch die
Versuche von Renard-Krebs zu bestätigen; sie er-
zielten bei ihrem Luftschiff von 1864 cbm Inhalt mit
einem Ipferdigen Motor unterVerwendung einer Schraube
von 7 m Durchmesser und 46 Umdrehungen in der
Minute eine Fahrgeschwindigkeit von 23,40 km/St. Der
Verwertung dieser Theorie in der Praxis stellten sich
aber recht erhebliche Schwierigkeiten entgegen. Denn
grofse Schrauben sind schwer anzubringen, und die
verwendeten Benzinmotoren laufen mit grofser Ge-
schwindigkeit, die sich ohne grofsen Kraftverlust wohl
kaum so weit vermindern lassen wird. So hat man denn
aus der Not eine Tugend machen müssen und verwendet
kleine Schrauben mit 1000 und mehr Umdrehungen in der
Minute. Unzweifelhaft ist neben der Form des Ballons
die Bauart der Schraube für die Entwicklung der
Luftschiffahrt von grofser Bedeutung, wie sich dies bei
Motorbooten gezeigt hat. Bei Vergleichsversuchen mit
einem 20pfd. Motorboot bei Stockholm schwankte bei
Anwendung verschiedener Schrauben die Fahrge-
schwindigkeit zwischen 8,45 und 10,14 Seemeilen. Die s.Z.
in Paris von dem verunglückten Baron Bratzky in dieser
Richtung ausgeführten Versuche geben — wenn sie auch
nicht als mafsgebend betrachtet werden können — doch
immerhin einen Anhalt für die Wirkung der Schraube.
Die Schrauben wurden zu diesem Zweck an dem
auf einem schwebenden Gerüst befindlichen 16 PS.
Buchet-Motor befestigt und die von ihnen hervor-
gebrachte Zugkraft mit einem Dynamometer gemessen.
Eine Schraube mit glatten Flügeln (Abb. I) von
2,40 Durchmesser ergab:
bei 2 Flügeln 22'/2° Steigung zur Rotations-
achse bei 442 Umdrehungen in d. M. 33kg Zug,
bei 3 Flügeln 22'/2° Steigung zur Rotations-
achse bei 420 Umdrehungen in d. M. 44, „
bei 4 Flügeln 222% Steigung zur Rotations-
achse bei 310 Umdrehungen in d. M. 44, ,„
bei 4 Flügeln 45° Steigung zur Rotations-
achse bei 340 Umdrehungen in d. M. 3, رو
bei 6 Flügeln 22'/2° Steigung zur Rotations-
achse bei 284 Umdrehungen ind. M. 50, ,
bei 6 Flügeln 45° Steigung zur Rotations-
achse bei 350 Umdrehungen in d. M. 41, رو
Diese Versuche zeigten, dafs ein Steigungswinkel von
221/۶ ° günstiger ist, als einer von 45° und dafs mit der
Vermehrung der Flügel die Zugkraft steigt.
Ein weiterer Versuch mit zwei verschieden grofsen
Schrauben (Abb. 2) mit konkaven, teilweise elastischen
Flügeln a) mit 3,65 m und b) mit 4,08 m Durchmesser
ergaben:
a) 7 Flügel 22 t° z. Rot.-Achse bei 194 Umdr. i. M. 39 kg
e
” Dan: ” ” ” 210 ” » 49 ”
2 ” 22 ” ” ” 291 ” ” 69 ”
bP 4 "Er e n „n 200 , » 3l,
2 ” 45 ° ” ” ” 220 ” ” 69 ”
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. Juli 1908|
Bei einem dritten Versuch wurde eine nach Abb. 3
eigenartig geformte Schraube mit elastischem Aufsenteil
in zwei verschiedenen Grdfsen verwendet, von denen
die kleinere mit 2,40 m Durchm. bei 370 Umdr. i. d. M.
90 kg, die grölsere mit 3,70 m Durchm. bei 300 Umdr.
i. d. M. 110 kg Zug ergab.
Wenn auch bei diesen Versuchen der Motor
vielleicht nicht ganz gleichmälsig gelaufen sein mag, so
lassen sie doch erkennen, dafs die bisher verwendeten
Schrauben nur einen kleinen Teil der vorhandenen
Maschinenkraft in nutzbringende Arbeit umsetzen, und
dafs in dieser Richtung noch sehr eingehende Versuche
erforderlich sind.
Abb. 2. Abb. 3.
Abb. 1.
Eine weitere Frage für die Fortbewegung des Luft-
schiftes ist die, wie man die Schraube am wirksamsten
anbringt. Je näher sie der Längsachse des Luftschiffes
gebracht werden kann, um so stärker wird ihre Wirkung
sein. Deshalb war sie von Renard-Krebs an der Spitze
des Fahrzeuges zwischen Ballon und Gondel gelagert, was
aber bei den meisten der vorhandenen Bauarten mit
technischen Schwierigkeiten verbunden ist. Man ver-
wendet deshalb jetzt meistens 2 Schrauben, je eine an
jeder Seite des Luftschiftes und ist bestrebt, sie der Längs-
achse des Ballons möglichst nahe zu bringen; dies ist beim
starren und halbstarren System auch angängig, während
man beim unstarren System genötigt ist, sie an der
Gondel zu befestigen. Die Schraube am Luftschiff
Parseval hat eine eigenartige Form, die ich an anderer
Stelle besprechen werde.
Der Aufstieg. Das Auf- und Absteigen eines
Luftschiffes hängt von der Tragfähigkeit, dem sogen.
Auftrieb des Ballons, ab und wird durch die Verdichtung
oder Ausdehnung des Gases während der Fahrt beein-
flufst. Nun werden aber in neuerer Zeit auch mechanische
Mittel angewendet, um ohne Ballastabgabe oder Gas-
verlust nach Belieben steigen und sinken zu können.
Zu diesem Zweck gibt man dem Luftschiff eine schräge
Lage, durch die es während der Bewegung infolge des
Luitdruckes bei Anheben des vorderen Teiles gehoben,
im anderen Falle zum Niedergehen veranlafst wird. Graf
Zeppelin hat in dieser Weise ohne Veränderung des
Auftriebes 300 m auf- oder absteigen können. Diese
Schrägstellung des Luftschiffes wird in der Regel durch
Anwendung eines Laufgewichtes erzeugt, das an einem
Seil hin und her bewegt werden kann. Der Parseval-
Ballon hat hierfür eine besondere Vorrichtung, auf die
ich später noch kommen werde. Baron Bratzky hatte
unter seiner Gondel eine besondere Hubschraube ange-
bracht, mittels der er sein Luftschiff heben und senken
wollte. Man scheint nach einer Zeitungsnotiz dies Mittel
auch bei den neueren französischen Ballons System
Lebaudy anwenden zu wollen. Diese Hubvorrichtung
hätte den Vorteil, dafs man fast senkrecht auf- und
absteigen könnte, während durch die Schrägstellung
dies nur unter einem sehr spitzen Winkel von etwa
S—6° geschehen kann. Auch für ein ruhiges Landen
würden solche Schrauben von Nutzen sein.
Die Fahrt, die Steuerung und das Landen.
Einer beschleunigten Fahrt durch Steigerung der
Maschinenkraftstellten sich anfangsmancherlei Schwierig-
keiten entgegen, wodurch die weitere Entwicklung
längere Zeit aufgehalten wurde. Das Luftschiff geriet
bei zunehmender Fahrgeschwindigkeit bedenklich ins
Schwanken und machte hüpfende Bewegungen, bis man
zu der Erkenntnis kam, dafs ein jedes Luftschiff eine
bestimmte sogen. kritische Geschwindigkeit besitzt, über
[1. Juli 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
die hinaus die Schnelligkeit nicht gesteigert werden darf,
wenn man ein Aufbáiumen des Luftschiftes vermeiden
will. Dieses Aufbäumen konnte nur durch besondere
Vorrichtungen beseitigt werden. Man gab dem Ballon,
ähnlich wie beim Pfeil die Befiederung oder wie beim
Fisch die Bauch- und Seitenflossen, Ansatzflachen und
erzielte damit selbst bei gesteigerter Fahrgeschwindigkeit
einen ruhigen Gang.
Die Steuerung ist der bei Schiften áhnlich, zeigt
aber je nach der Gestalt und Einrichtung des betreften-
den Luftschiffes eine abweichende Form; sie hat aber
in den meisten Fällen ihre Aufgabe vollkommen erfüllt.
Das Landen ist immer noch der schwierigste und
gefährlichste Teil der Luftschiffahrt, namentlich bei be-
wegter Luft. Sinkt ein freier Ballon infolge von Gas-
verlust zur Erde, so sucht man das Aufstofsen der Gondel
im letzten Augenblick durch Ballastauswerfen zu ver-
mindern. Bei bewegter Luft beginnt dann, wenn der
Ballon nicht durch einen Anker oder durch hinzu-
kommende Leute gehalten wird, die Schleiffahrt, bei der
schon so mancher Luftschifter verunglückt ist. Um dem
vorzubeugen, hat man die Reifsleine eingeführt,
mittels der man den Ballon aufreifsen und
schnell entleeren kann. Beim Luftschiff liegen
die Verhältnisse etwas günstiger, so lange
die Maschinenkraft zu Gebote steht, mit der
man dem Wind entgegen wirken kann. Unter
Anwendung der voraufgeführten Hilfsmittel
kann man auch ohne Gasverlust eine ruhigere
Landung ausführen, doch wird man auch beim
Luftschiff für den Fall der Not die Reifsleine
nicht entbehren können, wie dies das Ende
der „Patrie“ gezeigt hat. Einige Schwierigkeit wird das
Verankern nach dem Landen machen, wenn keine ge-
nügende Zahl Mannschaften oder keine Halle zum
unterbringen vorhanden ist. Jedes Luftschiff mufs zu
diesem Zweck mit einer gröfseren Zahl Halteleinen
versehen sein, an denen es nach dem Landen gehalten
und festgemacht werden kann.
Ich komme nun zu den einzelnen Luftschiffen.
Das Luftschiff des Grafen Zeppelin (Abb. 4).
Es ist nicht nur das gröfste, sondern auch das
kunstvollste der in Wettbewerb getretenen Luftschiffe.
Schon das über 100 m lange, aus ۵
hergestellte starre Gerüst ist eine hervorragende tech-
nische Leistung. Es ist durch 16 Querwände in 17
einzelne Räume geteilt, von denen jeder einen kleinen
Ballon enthält. Das Gerippe ist aufsen mit Stoff über-
zogen und verleiht dem 128 m langen Ballon die Form
einer vielkantigen Walze mit abgestumpften Enden.
Mit diesem starren Ballon festverbunden befinden sich
dicht unter ihm zwei Gondeln in Kahnform zur Auf-
nahme von je 4—5 Personen, einem 90pfd. Daimler-
Motor und etwa 1000 kg Ballast. Der Ballon hat einen
Rauminhalt von 11430 cbm und damit das Luftschiff eine
Tragfähigkeit von 12—13000 kg. Jeder Motor treibt ein
in der Höhe der Mittelachse des Ballons angebrachtes
Schraubenpaar mit 820 Umdr. i. d. Min. Zur Erzielung
eines ruhigen Ganges und zur Steuerung sind an dem
Ballon verschiedene senkrechte und wagerechte mit Stoff
bekleidete Flächen angebracht. Graf Zeppelin hat bei
seinen Fahrten die gröfste bisher erzielte Fahrge-
schwindigkeit von 45-—50 km/St erreicht und sich am
30. September v. Js. acht Stunden in der Luft erhalten.
Durch Schrägstellung des Luftschiffes mittels eines
Laufgewichtes ist es ihm gelungen, ohne Ballast oder
Gasverlust gefahrlos zu landen. In Bezug auf die Fahr-
geschwindigkeit ist vielleicht ein Vergleich mit unseren
Marinefahrzeugen von Interesse. Danach legen unsere
grofsen Linienschiffe in der Stunde 29,5 km, die Kreuzer
im Durchschnitt 36 km und die Torpedobootsjäger
46,3—50 km zurück. — Der neueste Rekord der
„Lusitania“ beträgt 48,2 km/St. Allerdings ist die
Bedienung eines so kunstvollen Luftschiffes nicht
ganz einfach, die Füllung der innen liegenden 17 eın-
zelnen Ballons erfordert grofse Aufmerksamkeit, die
Verteilung der Bemannung in zwei etwa 60 m von ein-
ander entfernten Gondeln erschwert die Verständigung,
endlich erfordert die Bedienung einer grölseren Zahl
von Zugleinen und Steuervorrichtungen grofse Umsicht
(No. 745] 5
und eine sehr sorgfältige Schulung der Bedienungs-
mannschaften, wenn keine unliebsamen Störungen ein-
treten sollen, wie dies bekanntlich bei den ersten Ver-
suchen vorgekommen ist.
Graf Zeppelin war sich beim Bau seines Luft-
schiffes aller dieser Schwierigkeiten wohl bewuíst;
trotzdem hat er mit einer beispiellosen Ausdauer sein
Ziel verfolgt und sich selbst durch die wiederholten
Mifserfolge und herben Kritiken nicht beirren lassen,
bis endlich ein glänzender Erfolg seine mehr als zehn-
jährigen Bemühungen gekrönt hat.
Auch jetzt noch ist sein System vielfachen An-
griffen ausgesetzt, man unterschätzt seine Vorzüge und
sucht seine Erfolge zu verkleinern, sollte aber doch
nicht aufser Acht lassen, dafs sie uns den Ruhm ge-
bracht haben, damit augenblicklich auf diesem Gebiet dem
Ausland voraus zu sein. Wenn man auch in der Luft-
schiffahrt, wie in der Marine, den besonderen Zwecken
entsprechend wird Fahrzeuge verschiedenartigster Bau-
art haben müssen, so ist das von ihm mit Erfolg zur Ver-
wendung gebrachte starre System doch vielleicht be-
Abb. 4.
Graf Zeppelin (verkürzt).
rufen, das System der Zukunft zu werden; allerdings
in der Voraussetzung, dafs sich bei den in Aussicht
genommenen längeren Fahrten und beim Niedergehen
auf festen Boden keine Uebelstande herausstellen. Auch
mufs es sich erst zeigen, ob das Luftschiff, ohne entleert
zu werden, im Stande ist, einem Gewittersturm Trotz
zu bieten, was nach den Vorgängen mit „La Patrie“
und „Nulli secundus“ immerhin erst erprobt werden mufs.
Abb. 5.
Abb. 5a.
Versteifung mit Gondel.
Das Luftschiff der Brüder Lebaudy „La
Patrie“. Der Ballon hat nach Abb. 5 eine unsymme-
trische Spindelform mit unten wagerecht abgeschnittener
Bauchflache, deren Ränder an einem Rahmen aus
Stahlrohren befestigt sind. Dieser Rahmen dient als
6 [No. 745]
Gleitfläche und hat aufserdem zur Erhöhung der Stabilität
des Fahrzeuges einen kielförmigen Ansatz (Abb. 5a).
Nach rückwärts befindet sich an dem Rahmen eine
lange Spiere, die mit der hinteren Spitze des Ballons
verbunden ist und gleichzeitig das 9 qm grofse Steuer
trägt. Die Gondel, 4,80 m lang, 1,60 m breit und 0,80 nı
hoch, ist 5,25 m unter dem Rahmen an 28 Drahtseilen
von je 5—6 mm Durchmesser aufgehängt und diagonal
verspannt, um einen festen Zusammenhang zu erhalten.
Somit gehört das Luftschiff in die Klasse der halbstarren.
Im Innern des Ballons befindet sich die 311 cbm fassende
Luftblase und in der Gondel der zugehörige Ventilator.
Ein 40pfd. Mercedes-Motor treibt zwei seitlich ange-
brachte Schrauben von je 2,80 m Durchmesser mit etwa
1000 Umdrehungen in der Minute. Der erste Aufstieg
mit diesem Luftschiff wurde am 13. November 1902 ge-
macht und weitere Fahrten nach einigen Verbesserungen
im April und Juni 1903 bei Moisson ausgeführt, die ein
so befriedigendes Resultat lieferten, dafs Lebaud y sich
am 12. November 1903 zur Fahrt nach Paris entschlofs
und dort auch glücklich ankam. Leider erlitt das Luft-
schiff, ehe es in Meudon untergebracht worden war,
durch einen Sturm so schwere Beschädigungen, dafs
Lebaudy sich zu einem Neubau, dem späteren Luftschiff
„La Patrie“, entschliefsen mufste. Es ist bekannt, dafs
dies von dem französischen Kriegsministerium, nach-
dem es alle von ihm gestellten Forderungen erfüllt
‘hatte, als Kriegsluftschift angenommen wurde. Aber
auch ihm wurde im November 1907 bel einer Fahrt
von Paris nach Verdun ein Sturm verhängnisvoll; bei
einer Nachfúllung in der Nähe Verduns rifs es sich los
und nahm seinen Lauf nach dem befreundeten England
auf Nimmerwiederseh’n. Herr Deutsch de la Meurthe
hat dem Ministerium sein Luftschiff „Ville de Paris“
zwar als Ersatz angeboten, das Ministerium hat aber
trotzdem fünf Luftschiffe des Typs von „La Patrie“ in
Auftrag gegeben und zwar: „Republique“ für Toul,
„Liberté“ für Epinal, „Démocratie“ für Belfort, „Verite“
für Besancon und „Justice“ für Lyon, da jeder dieser
Orte dauernd mit einemLuftschiff ausgerüstet werden soll.
Angeregt durch die Erfolge des Zeppelin’schen
Luftschiffes, will nun aber Lebaudy ein gröfseres Luft-
schiff in veränderter Form bauen. Die Mitteilungen
darüber sind allerdings noch nicht ganz zuverlässig.
Nach einer Angabe soll der Ballon ein Volumen von
1-8000 cbm bei 100 m Länge und einen Durchmesser
von و11 m, nach einer anderen einen Inhalt von
3800 cbm erhalten. Das grölsere Luftschiff soll zwei
Panhard-Levassor-Motoren von 120 und 75 PS. und zwei
Paar Schrauben erhalten, auch zum Aufsteigen, wie beim
Luftschiff des Baron Bratzky, mit Hubschrauben aus-
gerüstet werden. Man hofft, mit diesem neuen Modell
eine Fahrgeschwindigkeit von 60 km/St zu erreichen und
damit Zeppelin zu schlagen, wird aber diesen Erfolg
erst abwarten müssen.
Abb. 6.
Www aa
IM
Ville de Paris.
Das Luftschiff Deutsch de la Meurthe „Ville
de Paris“ (Abb.6). Dies Luftschiff, das vom Besitzer der
französischen Regierung als Ersatz für die verlorene
„Patrie“ zur Verfügung gestellt worden ist, gehört zu den
unstarren. Bei einer Lange von 62 m und einem gröfsten
Durchmesser von 10,5 m hat es einen Inhalt von 3200 cbm.
Der Ballon ist spindelförmig mit einem walzenförmigen
Ansatz, der als Gleitflächen mit 4 Paar mit Gas gefüllten
kleinen röhrenförmigen Ballons besctzt ist; sie bilden
gewissermafsen je zwei vertikale und horizontale
Flügel. Ziemlich tief unter dem Ballon ist ein 32 m
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Juli 1908;
langer fischbauchförmiger Längsträger aus Stahlröhren
aufgehängt, welcher die Gondel mit ihrer Ausrüstung
trägt. Sie enthält einen vierzylindrigen Argusmotor von
12 PS., der eine an der Spitze des Trägers gelagerte
Schraube von 6 m Durchmesser bewegt und gelegent-
lich den zur Füllung der Luftblase dienenden Ventilator
in Betrieb setzt. Die Stabilität in der Längsrichtung
wird unmittelbar vor dem Steuer noch durch zwei über-
einander liegende, mit Stoff überzogene, horizontale
Flächen verstärkt. Das Luftschiff wurde im Oktober 1906
fertig und machte am 11. November 1906 seine erste
Versuchsfahrt, die indessen kein zufriedenstellendes
Ergebnis hatte, da der Ballon, wie es scheint, sich
durchbog und seine gestreckte Form verlor. Der Grund
hierfür lag wohl in der Aufhängung des Längsträgers;
jedenfalls wurde dieser Uebelstand beseitigt, da die im
August und September 1907 unternommenen Fahrten
äufserst befriedigend ausficlen und dabei sogar eine
Fahrgeschwindigkeit von angeblich 36 km/St erreicht
wurde. Nach 19 gut verlaufenen Fahrten, eine bis auf
eine Entfernung von 50 km, die in (is Stunde zurück-
gelegt wurde, stellte der Besitzer am 10. Oktober seın
Luftschiff, wie eingangs angegeben, dem Kriegsministe-
rium zur Verfügung, das es auch annahm.
Das Luftschiff des Major v. Parseval (Abb. 7).
Das Luftschiff gehört zu den unstarren, der Ballon
hat Walzenform mit abgestumpften Enden, ist 28 m
lang mit einem Durchmesser von 8,57 m mit 2500 cbm
Inhalt. Die Gondel, 5 m lang, ist an Stahlseilen etwa
Abb. 7.
AIM
Parseval.
9 m unter dem Ballon aufgehángt, sie ist mit einem
Daimler’schen Rennwagen - Motor von 90 PS. aus-
gerüstet, der eine Schraube von 4,2 m Durchmesser
treibt, die im hinteren Teil der Gondel gelagert ist.
Die Flügel der vierflügeligen Schraube bestehen aus
starkem Stoff und sind an einem kreuzförmigen Stahl-
gestell befestigt. Im Ruhezustand hängen
sie schlaff herab; beim Anlaufen breiten
sie sich infolge der Zentrifugalkraft zu
einer Fläche aus und geben einen kräftigen
Antrieb (Abb. 8). Eine weitere Eigenart
des Parseval’schen Luftschiffes ist das
Vorhandensein von zwei Luftsäcken in
beiden Enden des Ballons, statt des einen
in der Mitte. Sie haben eine doppelte
Aufgabe; einerseits dienen sie in der
üblichen Weise dazu, dem Ballon die
straffe Form zu erhalten, anderseits er-
möglichen sie es, dem Luftschiff zum
Auf- und Absteigen die schräge Stellung zu geben.
Durch eine am Bauch des Ballons angebrachte Klappen-
einrichtung kann man das Zuströmen der Luft zu den
Luftsäcken regeln und die Luft beliebig dem einen oder
anderen Sack zuführen. Treibt man z. B. Luft in den
vorderen Sack, während man den hinteren Sack aus-
blasen läfst, so sinkt die Spitze des Ballons und das
Hinterteil hebt sich, und umgekehrt wird sich das
Vorderteil heben und das Hinterteil sinken. Zur
Sicherung eines ruhigen Ganges befinden sich am Ballon
zwei flossenartige Gleitflächen in Kissenform.
Am 26. Mai 1907 wurde die erste Versuchsfahrt mit
gutem Erfolg ausgeführt, der den Sommer über eine
gröfsere Zahl, eme bis zu 8 Stunden Dauer, folgten.
Es mufs hierzu bemerkt werden, dafs das Luftschiff nur
als ein Versuchsmodell betrachtet werden darf, und
dafs der Major v. Parseval erst nach den mit ihm
gemachten Erfahrungen zum Bau des eigentlichen Lutt-
schiftes übergehen will.
Abb. ۰
۱۱۰ Juli 1908}
Das englische Militär-Luftschiff „Nulli
secundus“ (Abb. 9). Der Ballon hat eine Walzen-
form mit abgerundeten Enden, er ist 33,5 m lang,
hat einen Durchmesser von 9 m und fafst etwa
3000 cbm Gas. Seine Hülle besteht nicht aus dem
sonst gebräuchlichen Ballonstoff, sondern aus Gold-
schlägerhaut, die zwar sehr leicht und undurchlässig,
Inhalt des
Ballons des
Querschnitt
e Mot
ara r a terhiff,
Bezeichnung des Luftschiffes Ballons
cbm qm PS.
Renard-Krebs . 1864 55,4 8
Santos Dumont 022 33 16
Lebaudy . 2284 15 40
Graf Zeppelin . 11430 105 180
Deutsch de la Meurthe 3200 86,6 70
Parseval . 2500 51 00
Nulli secundus c. 3000 63,6 50
aber wenig widerstandsfähig ist. Auch lassen sich
daran keine Leinen, wie bei den anderen Stoffhüllen
befestigen, der Ballon ist deshalb mit einem feinen
Netzwerk überzogen und aufserdem mit vier breiten
gurtartigen Bändern umspannt, die gemeinsam mit dem
Netz einen viereckigen Rahmen aus Stahlröhren tragen.
Dieserträgt wiederum einen etwas kleineren Stahlrahmen,
an dem die 4,8 m lange Gondel aufgehängt ist. Das
Luftschiff gehört deshalb zu den unstarren, da diese
Rahmen nicht zur Versteifung des Ballons dienen, viel-
mehr zur Aufnahme horizontaler und vertikaler, segel-
förmiger Gleitflachen bestimmt sind. Im Innern des
Ballons befindet sich die bekannte Luftblase.
Abb. 9.
Nulli secundus.
Die Gondel enthält einen 50 pferd.
Petroleum-Motor, welcher zwei seit-
lich angebrachte Schrauben treibt;
der Petroleumbehälter befindet sich
nicht in der Gondel, sondern in dem
darüber liegenden unteren Rahmen.
Die Schraube (Abb. 10) hat eine ab-
weichende Form. Die ersten im Lager
von Aldershot im September 1907 aus-
geführten Versuche fielen nicht sehr
günstig aus, da die Anfertigung und
Ausrüstung des Luftschiffes sehr über-
eilt worden war. Erst nach Beseitigung
verschiedener Uebelstände konnte dasselbe am 5. Ok-
tober 1907 die Fahrt nach London ausführen. Es er-
zielte hierbei eine Fahrgeschwindigkeit von 22,6 km/St
und landete nach Ausführung verschiedener Manöver
in der Nähe des Krystall-Palastes, um bei günstigem
Wind von dort aus die Rückfahrt anzutreten. Hierzu
kam es indessen nicht, da ein heftiger Wind am
10. Oktober das im Freien verankerte Luftschiff zer-
störte.
Man hat sich deshalb zum Bau eines zweiten Luft-
schiffes entschlossen, das nach Zeitungsnachrichten an
Gröfse alle anderen übertreffen und eine Fahrge-
schwindigkeit von 100 km/St erreichen soll.
Ueber das Luftschiff unseres Luftschiffer-
Bataillons kann ich Ihnen leider keine näheren Angaben
machen, da darüber bisher nichts veröffentlicht worden ist.
Eine vorherige genaue Berechnung der Fahrge-
schwindigkeit, wie bei Dampfschiffen, ist für Luftschifte
rT
|
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GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[No. 745] 1
heute noch nicht möglich, dazu dürften die bisher ge-
machten Erfahrungen nicht ausreichen. Aufser Volumen
und Querschnitt des Ballons kommt hierbei seine Form,
die Bauart des Luftschiffes, die Maschinenkraft und das
Mafs ihrer Ausnutzung durch die Schraube in Betracht.
Die folgende Zusammenstellung gibt die wichtigsten
Abmessungen der vorher besprochenen Luftschiffe:
eine Fahrge-
NE | E Zahl und Lage
wirken PS. auf | schwindigkeit Do ES
der Schrauben
FPS. cbm km/st
0,10 207 23 | Schraube vorn
0,48 39 29 ۱ ۹ e
0,93 91,1 40 2 Schrauben seitlich
1,62 03,5 50 | e K
1,23 45,1 36 | Schraube vorn
0,63 21,1 40 | hinten
1,27 60 26,2 2 Schrauben seitlich
Von besonderem Interesse ist hier der Unterschied
in der Zahl der Pferdestärken, die auf das qm des
Querschnittes entfallen. Renard-Krebs haben schon
mit 0,16 PS. einen auffallend günstigen Erfolg erzielt.
Mit den letzten grofsen Erfolgen der Luftschifte ist
die Frage nach ihrer Verwendbarkeit als Verkehrsmittel
aufgeworfen worden. Diese Frage ist aber augen-
blicklich kaum zu beantworten, jedenfalls glaube ich
nicht, dafs die Luftschiffe den übrigen modernen
Verkehrsmitteln jemals eine erhebliche Konkurrenz
machen werden. Für die Kriegsführung, Entdeckungen
und den Sport werden sie voraussichtlich eine grofse
Bedeutung erlangen.
Wie Sie aus meinen Mitteilungen ersehen haben
werden, bleibt der Technik für die weitere Entwicklung
der Luftschiffahrt noch manche Aufgabe zu lösen übrig;
weitere Versuche und praktische Prüfungen werden
noch notwendig, um die zweckmäfsigste Form und
Bauart der Luftschiffe zu ermitteln.
Eine Hauptaufgabe wird es immer sein, sich durch
eine erhöhte Rahrgeschwindiekeit von den herrschenden
Winden unabhängig zu machen, und in dieser Hinsicht
ist das Luftschiff durchaus nicht so gefährdet, wie die
anderen Verkehrsmittel, da weder Zusammenstöfse noch
Entgleisungen zu befürchten sind. Wenn nun heute
schon 50 km/St erreicht sind, so unterliegt es keinem
Zweifel, dafs nach weiteren praktischen Erfahrungen,
bei richtiger Wahl der Ballonform, verstärkter Motor-
kraft und zweckentsprechender Schraubenform man
bald eine höhere Fahrgeschwindigkeit erreichen wird.
Das Auf- und Absteigen durch Schrägstellung des Luft-
schiffes ist umständlich und bei einem Winkel von
etwa 5° nur ein sehr allmähliches und wird in Zukunft
wohl durch Verwendung von Hubschrauben ersetzt
werden müssen. Diese Schrauben würden dann auch beim
Landen vorzügliche Dienste leisten und manche damit
verbundenen Gefahren beseitigen können. Auch dürfte
es sich empfehlen, zwei kleinere statt eines gröfseren
Motors zu verwenden, einerseits zur Sicherheit beim
Versagen des einen, anderseits zum Betrieb eines
Schraubenpaares, das man im Bedarfsfalle durch Um-
legen als Hubschrauben verwenden kann. Das Luft-
schiff würde dann vorn eine gröfsere und seitlich zwei
kleinere Schrauben haben, welch letztere nach Bedarf
die Fortbewegung verstärken oder zum Heben und
Senken benutzt werden könnten.
Neuerdings machen in Frankreich und Amerika die
Flugmaschinen viel von sich reden. Leichte Fahr-
zeuge mit bis zu 50 qm grofsen Drachenflächen werden
durch leichte Motoren und Schrauben zum Aufsteigen
gebracht und haben schon Entfernungen bis zu 5 km
schwebend zurückgelegt. Sollte es gelingen, mit ihnen
mehrere hundert Meter hoch aufzusteigen und sich
stundenlang dort schwebend fortzubewegen, so würde
in ihnen der Luftschiffahrt ein gefährlicher Konkurrent
erstehen.
(Lebhafter Beifall.)
8 (No, 745]
Vorsitzender: Meine Herren! Hat jemand an den
Herrn Vortragenden eine Frage zu richten? Das ist
nicht der Fall. Neben dem lauten Beifall, den die
Versammlung dem Vortrage gezollt hat, erlaube ich
mir, den Dank des Vereins auszusprechen für die licht-
volle Darstellung, die uns der Herr Oberstleutnant
über die bisherigen Erfolge und Erfahrungen auf dem
Gebiete der Luftschiffahrt gegeben hat. Unsere Kennt-
nisse auf diesem Gebiete sind dadurch in sehr er-
wünschter Weise vermehrt worden, was unsern Dank
noch ganz besonders erhöht. ۱
Wir haben heute als Gäste zu begrüfsen Herrn
Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Willi Lehmann
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Juli 1908)
aus Steglitz, eingeführt durch Herrn Giese, und Herrn
Hönigsberg, Ingenieur der österreichischen Südbahn
aus Wien, ebenfalls eingeführt durch Herrn Giese.
Ich erlaube mir, die Herren hier zu begrüfsen.
Im Fragekasten befindet sich nichts.
Herr Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Kloke
ist mit allen abgegebenen 36 Stimmen in den Verein
aufgenommen worden.
Gegen die Niederschrift der vorigen Sitzung sind
Einwendungen nicht erhoben worden, sie gilt daher
als angenommen.
Ich schliefse die Sitzung.
Zur Frage der mechanischen Lösch-, Lade- und 2۸۵0۲۳
für Massengüter
von M. Buhle, Professor in Dresden
(Mit 9 Abbildungen)
Bei Bewältigung des geradezu riesig gewordenen
Güteraustausches ın der Welt treten für das Eınladen,
das Löschen und Lagern, das Verladen von Schiffs-
gütern auf Eisenbahnen und Landfuhrwerk und um-
gekehrt, das Zurichten usw. der Massengüter neuer-
dings an Stelle der Handarbeit die maschinellen
Transportanlagen. Die Technik löst durch dieselben
ein wirtschaftliches und soziales Problem: die Ueber-
führung der Güter an die Verbrauchsstellen wird
verbilligt, das Verderben derselben durch rasche Be-
förderung und zweckentsprechende Behandlung verhütet,
und dem Arbeiter werden — auch innerhalb der ge-
werblichen Anlagen — jene aufreibenden Beschäf-
tigungen, die an der Grenze seiner körperlichen
Leistungsfähigkeit liegen, und unter welchen Körper
und Geist notleiden, erspart. Je höher im allgemeinen
die Löhne steigen, um so mehr drängt die Konkurrenz
auf dem Weltmarkte auch auf dem Gebiete des Massen-
transportes aufserhalb und innerhalb industrieller An-
lagen zur Aufnahme der relativ billigen maschinellen
Arbeit. Nur derjenige, der vorhandene Einrichtungen
kennt, wird hier die richtigen Wege finden und Neues
bieten können.
An einigen der neuesten Umschlag-Anlagen, die
zum grofsen Teil aus den bestens bewährten Werk-
stätten des Kruppschen Grusonwerkes in Magde-
burg hervorgegangen sind, sei der Stand dieser technisch
wie wirtschaftlich überaus wichtigen Frage*) erläutert.
Für das Umladen von Sammelgut aus Eisenbahn-
wagen in Schiffe spielen eine hervorragende Rolle die
Kipper, welche durch einfaches Neigen der Waggons
das „trockenflüssige“ Gut veranlassen, aus den gleich-
sam nun in Rutschen verwandelten Betriebsmitteln
herauszufliefsen; das Festhalten der Wagen erfolgt
durch Verklammern, durch Fanghaken, Prellböcke usw.
Die in Abb. 1 veranschaulichte Anlage zweier
elektrisch betriebener Kipper ist im Auftrage der
Königlichen Eisenbahn-Direktion Kattowitz für den
Oderhafen in Kosel vom Grusonwerk vornehmlich
zur Verladung von Kohlen und Erzen ausgeführt
worden. |
Die (hauptsächlich wegen der Wasserstands-
schwankungen elektrisch betriebenen) Kipper können
innerhalb der durch den höchsten und tiefsten Wasser-
stand festgelegten Grenzen jederzeit so eingestellt
werden, dals das Ladegut vom Eisenbahnwagen in das
Schiff nur geringe Fallhöhen zurückzulegen hat; auf
diese Weise wird eine gröfstmögliche Schonung des
Gutes erreicht. Die Kipper sind für alle mit beweg-
licher Kopfbracke versehenen Kohlen- und Kokswagen
der deutschen Eisenbahnen von 10 bis 20 t Lade-
*) Vgl. des Verfassers Beiträge in Glasers Annalen 1898,
Bd. 42, S. 187: Bd. 43, S. 41 ff; 1899, Bd. 44, S. 17 f; 1903,
Bd. 53, S. 219; 1904, Bd. 54, S. 9 fi.; 1905, Bd. 57, S. 209;
1907, Bd. 61, S. 211.
fähigkeit und 2,5 bis 45 m Radstand geeignet. Die
Wagen können ohne weiteres, also ohne dafs Aende-
rungen an ihrem Bremsgestänge oder an irgend einem
Teile des Kippers vorzunehmen sind, entleert werden.
Die Kippvorrichtung besteht aus einem in
kräftigstem Walzeisen ausgeführten Hebel, der in dem
ebenfalls aus Walzeisen erbauten Kippergerüst gelagert
ist. Am freien Ende ist dieser Hebel gelenkartig mit
einer Plattform verbunden, welche die zu kippenden
Wagen aufnimmt. An der Plattform ist ein Schütt-
rumpf angebracht, der am Auslauf durch eine Klappe
verschlossen werden kann.
Auf dem Kippergerúst sind in einem gemeinschaft-
lichen Hause die Windwerke zum Bewegen der Platt-
form und der Verschlufsklappe untergebracht. Zum
Betriebe der Windwerke dienen drei voneinander unab-
hängige Elektromotoren. Die Steuerung der Bewegungen
geschieht von dem auf halber Gerüsthöhe angeordneten
Führerstande aus. Der Führer kann von seinem Stand-
punkte sämtliche Bewegungsvorgänge auf dem Kipper
überschen. Aufserdem geben am Führerstande ange-
brachte Zeigervorrichtungen den jeweiligen Stand der
Bewegungen an. Zur weiteren Sicherheit sind die
Endstellungen der Kipperplattform und der Verschlufs-
klappe selbsttätig begrenzt, so dafs bei Unachtsamkeit
des Führers Beschädigungen der Kipperteile nicht ein-
treten können. Befindet sich der Kipper im Ruhezustand,
so sind sämtliche Seile ohne Spannung, weil die
Kipperplattform in dieser Stellung auf einer selbst-
tätigen Aufsetzvorrichtung ruht, welche die beim Auf-
fahren des Wagens auf die Plattform entstehenden
Stöfse aufnimmt.
Die Arbeitsweise des Kippers ist folgende: Die
Wagen werden auf die Plattform geschoben und hier
selbsttätig durch eine Fang- und Feststellvorrichtung
festgestellt. Nach Oeffnen der Stirnklappe wird bei
hohem Wasserstande das landseitige Ende der Plattform
so weit angehoben, bis der Wagen diejenige Schräg-
lage eingenommen hat, welche zur völligen Entleerung
nötig ist. Bei niederen Wasserständen wird die Platt-
form mit dem aufgefahrenen Wagen an dem der
Wasserseite zugekehrten Ende bis auf das zu beladende
Schiff gesenkt. Hierdurch erhält der Wagen je nach
dem Wasserstande eine mehr oder weniger geneigte
Lage. Durch Anheben des landseitigen Endes kann
dann die zur völligen Entleerung nötige Schräglage
erreicht werden.
Von einem im obern Teile des Schüttrumpfes an-
gebrachten Arbeitsstande aus können etwa im Wagen
noch haftende Kohlen herausgestofsen werden. Die
am Auslauf angeordnete Verschlufsklappe gestattet, das
Gut auch in kleinern Mengen an das Schiff abzugeben
und es gleichmäfsig über das ganze Schiff zu verteilen.
Zur Bedienung des rund 220 t/st. leistenden
Kippers sind (einschliefslich des Führers), 3 bis 4 Mann
erforderlich.
(1. Juli 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 745] 9
Eine von der vorstehend beschriebenen Kipperart
vollständig abweichende Ausführung, die u. a. für die
Kgl. Wasserbau-Inspektion in Ruhrort, für die Städtische
Hafen-Verwaltung ın Dortmund, an die Gewerkschaft
bis zu 45° geneigt werden kann und sich mit dem
vordern, der Wasserseite zugewendeten Teile auf den
Kolben eines Wasserdruckzylinders stützt. Der Kolben
schwingt um zwei Zapfen und steht durch eine Rohr-
Abb. 1.
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Elektrisch betriebene Waggonkipper im Oderhafen in Kosel für die Kgl. Eisenbahndirektion Kattowitz,
ausgeführt vom Kruppschen Grusonwerk in Magdeburg-Buckau.
Abb. 2.
Selbsttätiger hydraulischer Eisenbahnwagenkipper der Fried. Krupp A.-G., Grusonwerk.
König Ludwig in Bruch (Westfalen), nach Völklingen
usw. geliefert sind, zeigen die Abb. 2—4. Dieser
Kipper arbeitet ohne Kraftzuführung völlig selbsttätig,
indem das Eigengewicht der Ladung als Betriebskraft
dient; er besitzt eine freistehende, wagerechte Plattform,
die auf einer in der Untermauerung gelagerten Achse
leitung, die in einen .der Zapfen mündet, mit einem
durch Gewicht beschwerten Druckwassersammler in
Verbindung. In die Rohrleitung ist ein Steuerventil
eingeschaltet, das durch einen neben der Plattform an-
geordneten Handhebel bedient wird. Aufserdem sind
ein Sicherheitsventil, ein Auslafsventil und eine Hand-
10 (No, 745|
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Juli 1908)
pumpe vorhanden. Der Raum, in dem der Zylinder,
der Druckwassersammler und die Ventile untergebracht
sind, ist gegen das Eindringen von Kohlenstaub und
Hochwasser. gesichert. Zur Vermeidung des Ein-
frierens wird dem Druckwasser Glyzerin zugesetzt.
Der vordere Teil der Plattform ist mit einem
breiten Schüttrumpf versehen, der sich nach der
Wasserseite hin zu einer mit Handwinde verstellbaren
Abb. 3.
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Selbsttátiger hydraulischer Eisenbahnwagenkipper der Fried. Krupp A.-G., Grusonwerk.
Schüttrinne verengt. Die Handwinde ist im Schútt-
rumpf auf einer kleinen Arbeitsbúhne angeordnet. Zum
Feststellen des Wagens befindet sich auf der Plattform
eine Fangvorrichtung mit zwei Haken, die durch
federnde Buffer mit der Achse der Plattform ver-
bunden sind. AA |
Beim Auffahren des zu entladenden Eisenbahn-
wagens werden die Haken der Fangvorrichtung durch
bracke in den Schüttrumpf und aus diesem durch die
Schurre .in das Schiff.
Bei der tiefsten Stellung der Plattform wird in
jedem Falle das Steuerventil geschlossen, um ein
ruhiges Entleeren des Wagens zu erzielen. Durch
Schliefsen des Ventils kann die Plattform auch in jeder
Zwischenstellung augenblicklich festgehalten werden.
Das Stürzen des Gutes läfst sich durch Hochziehen der
Rutsche mittelst der Hand-
winde beliebig regeln und
nötigenfalls unterbrechen.
Die Handwinde wird
durch zwei Arbeiter be-
dient, die zugleich das
Reinigen des Wagen-
kastens von etwa zurück-
gebliebenen oder fest-
sitzenden Stücken be-
sorgen. Die Arbeiter
können von ihrem Stand-
ort aus das Schiff und den
Ladevorgang genau über-
sehen. Wird das Steuer-
ventil wieder geöffnet, so
steigt der Kolben unter
Einwirkung des Druck-
wassers in die Höhe und
drückt dabei die Platt-
form mit dem entleerten
Wagen in die wagerechte
Lage zurück. Der Hebel
des Steuerventils wird
durch einen dritten Ar-
beiter bedient.
Dieser Kipper hat den Vorzug, dafs keine beson-
deren Vorrichtungen erforderlich sind, um die Fang-
haken den verschiedenen Radständen der Wagen an-
zupassen. Ferner gelangt er durch die Wirkung des
Druckwassers bei gleichmäfsiger Bewegung vollkommen
stofsfrei in die geneigte oder wagerechte Endstellung.
Abb. 4.
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Mit dem Kipper können in 10 Arbeitsstunden 120 bis
150 Wagen entleert werden.*)
Abb: > UD;
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Elektrisch betriebener fahrbarer Mehrfachkreiselwipper von
E. Heckel, G. m. b. H., St. Johann-Saarbricken.
die Vorderráder in die Höhe gedrückt, greifen um die
Achse und stellen den Wagen in einer bestimmten
Lage zum Schüttrumpf fest. Inzwischen bleibt das
Steuerventil geschlossen, so dafs eine Bewegung der
Plattform nicht eintreten kann. Nach dem Oeffnen
des Steuerventils beginnt die Plattform sich zu neigen.
Das Druckwasser fliefst durch Abwärtsgehen des
Kolbens in den Druckwassersammler und hebt dabei
dessen Belastungsgewicht. Der Inhalt des Wagens
stürzt sodann durch die mittlerweile geöffnete Kopf-
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Um (schmalspurige) Grubenwagen schnell zu ent-
leeren, werden bekanntlich gleichfalls Kipper ver-
wendet, die aber im allgemeinen als „Wipper“ be-
zeichnet werden (Kreiselwipper, Kopfwipper usw.).
Neuerdings werden auch ganze Züge durch derartige
weitspannende Kreiselwipper auf einmal entleert.*”)
DieAnordnungsolcher,Mehrfachkreiselwipper“
empfiehlt sieh hauptsächlich für Erzgruben u. dgl., wo
die aus dem Schacht geförderten Erzwagen in einen
Sammelbehälter entleert werden sollen, aus dem das
Erz dann nach Bedarf abzuziehen ist. Falls die Wagen
auf derselben Wipperseite ein- und auslaufen, empfiehlt
sich die von E. Heckel, Gesellschaft für Förder-An-
lagen in St. Johann-Saarbrücken, ausgeführte Anordnung
nach Abb. 5 und 6. Der für sich fahrbare Wipper
*) Hinsichtlich einer dritten, ebenfalls sehr bemerkenswerten,
vom Grusonwerk in Breslau ausgeführten Kipperbaurat vgl. d. Ver-
fassers Aufsatz in „Glückaut“ 1905, No. 51, S. 1596 ff.
**) Ausgeführt von der Benrather Maschinenfabrik für acht
Erzwagen von zusammen 13 t (vgl. d. Verfassers Werk „Massen-
transport”, Stuttgart 1908, S. 133); ferner von J. Pohlig, A.-G.
in Cöln, usw.
]1. Juli 1908)
liegt im Gefälle, so dafs die beladenen Wagen selbst-
tätig einlaufen. Das Herausstofsen wird. durch eine
Unterkette besorgt, deren Antriebsmotor auf der Fahr-
bühne untergebracht ist (Anordnung der Riemenscheibe
in der Wipperachse, D. R. P.).
Für das Löschen und Lagern bezw. zur Be-
tätigung von Haufenlagern, d. h. zur Beschüttung und
zum Aufnehmen von Kohlen, Erzen u. dgl. führen sich
schnell ein die Hochbahn- oder Brückenkrane, Verlade-
anlagen usw.
Die in Abb. 7 dargestellten Ladebrücken dienen
dazu, mit der Eisenbahn angekommenes und auf dem
Platz unterhalb der Brücke lagerndes Gut aufzunehmen
und in Flufsschiffe abzugeben; diese für die Kruppsche
Bergverwaltung in Weilburg vom Grusonwerk aus-
geführte Erzverlade -Anlage befindet sich in Ober-
lahnstein.*)
Die Brücken haben eine Stützweite von 37,5 m
und eine Kragarmlänge von 12,5 m, während die Dreh-
kräne bei einer Ausladung von 12 m in der Längs-
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Abb.
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(No. 745] 11
der Brücken stets selbsttätig feststellen, solange diese
nicht angetrieben werden. Nachts und in sonstigen
Arbeitspausen werden die Brücken an die am Ende
der Fahrbahn stehenden Prellböcke befestigt. Das
Ladegut wird zum Teil mit Selbstgreitern vom Platz
genommen, zum Teil mit Kippkübeln, die von Hand
gefüllt werden und sich selbsttätig entleeren.
Soll mit der Ladebrücke Erz umgeschlagen werden,
so ist die Verwendung von Selbstgreifern beschränkt.
Während Kohle sich in jedem Zustande von Selbst-
greifern nehmen lälst, hängt die Möglichkeit, Erz mit
Selbstgreifern zu laden, sehr von der Beschaffenheit
des Erzes und von seinem Feuchtigkeitsgehalt ab.
Mulmiges Erz, das sich trocken sehr gut greifen läfst,
kann im nassen Zustande nicht mit Selbstgreifern ge-
nommen werden, da es zu sehr am Greifer festklebt.
Die Greifer wiegen 2200 kg, die Fördergefäfse
nur 700 kg. Demgemäls schwankt auch die stündliche
Leistung der Anlage (bei einer Tragfähigkeit der Dreh-
kräne von 5 t) zwischen 25 und 55 t bei Greiferarbeit
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Erzverlade-Anlage der Krupp’schen Bergverwaltung in Oberlahnstein.
richtung eine Fahrbahn von 44 m Länge bestreichen.
Die wasserseitige Fahrbahn der Brücke liegt zu ebener
Erde, die landseitige ist mit Rücksicht auf den Eisen-
bahnkörper als Hochbahn ausgebildet.
Alle Bewegungen des Drehkrans und die Fahr-
bewegung der Brücke werden durch eine Dampfmaschine
bewirkt, die, ebenso wie der Dampfkessel, im Kranhause
auf dem drehbaren Teile des Krans steht. Soll das
Fahrwerk der Brücke angetrieben werden, so wird der
Drehkran auf eine bestimmte Stelle der Brücke ge-
fahren und der Antrieb des Kranfahrwerkes auf den
Antrieb für das Brückenfahrwerk umgeschaltet.
Die Arbeitsgeschwindigkeiten sind bei 250 minut-
lichen Umdrehungen der Dampfmaschine folgende:
Heben ..... 0,5 misek.
Drehen ..... 16 ,
Kranfahren... 2, N
Brückenfahren . 05 و
Gegen unbeabsichtigtes Verfahren der Brücken
durch Wind schützen Bremsen, welche die Fahrwerke
(am Auslegerkopf
gemessen)
°) Vgl. a. des Verfassers Betrag in „Stahl u. Eisen“, 1906,
S. 717.
und zwischen 40 und 90 t bei Betrieb mit Entleerungs-
kübeln.
Trotz der hohen Anschaftungskosten machen sich
derartige Anlagen durch ihre grofse Leistungsfähigkeit
meist in verhältnismäfsig kurzer Zeit bezahlt.
Die in Abb. 8 u. 9 dargestellten Hochbahnkrane
sind vom Grusonwerk für die Anthrazitwerke
Gustav Schulze in Hamburg gebaut.
Die Brücke (Abb. 8) die zum Kohlenumschlag von
Seeschiffen auf Lager, Eisenbahnwagen oder Leichter
und in umgekehrter Richtung dient, ist mit einem
über das Wasser hinausragenden Ausleger versehen,
um das Umschlagen des Gutes aus zwei nebeneinander
liegenden Schiffen zu erleichtern. Die Ladelänge
beträgt bei heruntergelassenem Ausleger 6l m, bei
aufgeklapptem Arm 40,5 m. Hervorzuheben ist, dafs
die Brücke 2 Fahrbahnen besitzt, von denen die untere
eine Winde von 4 t Tragkraft trägt, während auf der
oberen eine Wage angeordnet ist, die das Gewicht der
von der Winde gehobenen Lasten fortlaufend selbsttätig
aufzeichnet, so dafs die Menge des umgeschlagenen
Gutes jederzeit genau festgestellt werden kann. Der
Kran arbeitet mit einem Selbstgreifer von 1,8 t Eigen-
gewicht; Greifer, Windwerk, Hubwerk des Auslegers,
12 [No. 745] GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN (1. Juli 1908]
Abb. 8 u. 9. Elektrisch betriebene fahrbare Ladebriicken der Anthrazitwerke Gustav Schulze
in Hamburg (Grusonwerk).
Abb. 8.
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Hochbahnkran mit Laufwinde (D. R. P.).
Abb. 9.
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- Fried. Krupp A-G.
Grusonwerk
Magdeburg-Buckau
Hochbahnkran mit Drehkran (D. R. P.).
sowie Fahrwerk der Winde und der Brücke besitzen Mann beim Bedienen der Steuerhebel stets den Selbst-
je einen besondern Motor. greifer im Auge behalten kann.
Wie bei den übrigen Ladebrücken, ist auch bei Damit etwaige Unachtsamkeiten der Bedienungs-
dieser der Stand des Führers so angeordnet, dafs der ¡ mannschaft ohne nachteilige Folgen für die Brücke
[1. Juli 1908)
bleiben, sind Vorrichtungen zum selbsttätigen Aus-
schalten und Feststellen angebracht.
Die Hubgeschwindigkeit d. Windwerks beträgt 0,6 m/sek.
„ Fahrgeschwindigkeit „ e 20 »
R WS der Brücke Zr 0,3 e
Der Ausleger wird von einem besonderen Windwerk
gehoben und gesenkt, das auf dem landseitigen Ende
der Brücke angeordnet ist. Zum Heben des etwa
23 m(!) langen Auslegers werden rund 8 Minuten
benötigt. Mit Rücksicht auf die durch Windstöfse ent-
stehenden Seitenbeanspruchungen ist der Ausleger
besonders sorgfältig an der Brücke angelenkt. Befindet
sich der Ausleger in Arbeitsstellung, so wird er von
kräftigen Zugstangen aus Walzeisen gehalten, wodurch
die Hubseile entlastet werden.
Um ein unbeabsichtigtes Verfahren der Brücke
durch Wind zu verhindern, ist das Brückenfahrwerk
mit einer elektromagnetischen Bremse ausgertistet,
ferner sind noch besondere Vorrichtungen getroffen,
um die Brücke gegen den stärksten Winddruck fest-
zusteilen.
Mit der Brücke kann beim Umschlagen von See-
in Flufsschiffe eine Stundenleistung von 75 t erreicht
werden. Die Leistung der Brücke beim Laden vom
und zum Lagerplatz richtet sich nach dem von der
Winde zurückzulegenden Weg.
Die in Abb. 9 wiedergegebene, neben dem soeben
beschriebenen Hochbahnkran errichtete Verladebrücke
hat eine Stützweite von 40 m, und jeder Kragarm
besitzt eine gróíste Lange von etwa 12,5 m. Auf der
Brücke ist ein fahrbarer Drehkran von 12,25 m Aus-
ladung angeordnet. Bei einer Fahrbahnlänge des
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. —
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[No. 745]
13
Drehkranes von 58 m gestattet die Brücke somit eine
Fläche von 82,5 m Länge und 24,5 m Breite zu be-
streichen, ohne dafs es nötig ist, die Brücke zu ver-
fahren.
Sämtliche Bewegungen des Krans und der Brücke
(Heben, Drehen und Fahren) werden elektrisch bewirkt,
und zwar ist ebenfalls für jeden Bewegungsvorgang
ein besonderer Elektromotor vorgesehen. Der Drehkran
benötigt zum Fahren über die ganze Länge der Brücke
36 Sekunden, während eine vollständige Drehung des
Auslegers in 20 Sekunden bewerkstelligt werden kann.
Die Tragfähigkeit des Drehkranes beträgt 4 t, das
Eigengewicht des Selbstgreifers 1,8 t. Das Greifer-
windwerk und das Drehwerk sind im Kranhause
untergebracht.
Sämtliche Handhaben für die Steuerung der ein-
zelnen Bewegungen sind leicht zu bedienen. Sie sind
im Kranhause derartig angeordnet, dafs der Führer
den Bewegungen der Last mit dem Auge jederzeit
folgen kann. Am landseitigen Ende der Brücke be-
findet sich ein Schüttrumpf zum Ueberschlagen von
Kohle in Feldbahnwagen. Der Schüttrumpf ist an
seinem Auslauf mit einem leicht bedienbaren Abschlufs
versehen, durch den das Füllen der Wagen geregelt
werden kann. Zur Bedienung der Brücke ist aulser
dem Führer nur ein Lukenmann nötig, der dem Führer
angibt, an welcher Stelle der Greifer eingesetzt
werden soll.
Die E der Brücke beträgt beim
Umschlagen von Seeschiften in Leichter 75 t in der
Stunde; beim Entladen nach dem L.agerplatz richtet
sie sich naturgemafs nach dem vom Kran zurück-
zulegenden Weg.
Zur Frage der Leitung kommunaler technischer Betriebe
Eine gesunde kommunale Finanzpolitik darf sich
nicht darauf beschränken, neue Steuerobjekte ausfindig
zu machen, um den Anforderungen genügen zu können,
die an die Kommunalverwaltung in fortschreitend zu-
nehmendem Mafse gestellt werden, sondern sie hat in
gleicher Weise die Pflicht, die laufenden Etatsausgaben
durch rationelle Verwaltungsorganisation zu ver-
mindern. Eine grofse ökonomische Bedeutung kommt
in dieser Beziehung den technischen Verwaltungen
zu, denn diese bilden vielfach die Hauptposten des
laufenden Etats und jede Ersparnis, die hier erzieltwerden
kann, ist gleichbedeutend mit einer neuen Steuer-
quelle. Deshalb ist es nur ein Akt ökonomischer Ein-
sicht, wenn unsere Stadtverwaltungen an die Spitze
ihrer technischen Grofsbetriebe hervorragende Techniker
berufen; denn auch die für erstklassige technische Fach-
leute ausgesetzten Gehälter sind minimal gegenüber den
Ersparnissen, die der Stadtkasse durch eine überlegene
technische Leitung erwachsen. So haben jüngst die
beiden Berliner Stadtverordneten Bauräte Herzberg
und Hausbrandt herausgerechnet, dafs beispielsweise
bei den Berliner Badeanstalten, die einen jährlichen
Etat von */s bis %4 Millionen Mark haben, alljährlich
mindestens 60000 Mark erspart werden können,
wenn das Feuerungsmaterial besser ausgenützt wird.
Wenn diese Summe der Berliner Stadtverwaltung jähr-
lich verloren geht, so liegt dies in erster Linie daran,
dafs die Verwaltung der Berliner Badeanstalten im
wesentlichen in den Händen der Berliner Magistrats-
sekretäre ruht. Es wird deshalb eine rationelle und
technische Oberleitung durch Anstellung eines tech-
nischen Direktors gefordert, ein Verlangen, dem
unter ökonomischen: Gesichtspunkte nicht widersprochen
werden kann.
Recht unentwickelten Zustánden begegnet man in
deutschen Stadtverwaltungen auch hinsichtlich der
Oberleitung und Ueberwachung der einzelnen maschi-
nellen Betriebe. Es handelt sich dabei nicht um die
Leitung der Gasanstalten, Elektrizitätswerke, Wasser-
werke usw., um in sich geschlossene Verwaltungskörper,
~
sondern um die Gesamtheit aller heute den ver-
schiedensten AÄemtern unterstellten maschinellen
Betriebe, also um die maschinellen Betriebe der Schlacht-
höfe, der Theater, der Krankenhäuser usw. Da es oft
schwer ist, die solcher Weise unter verschiedener Ober-
leitung arbeitenden maschinentechnischen Beamten voll
zu beschäftigen, hat ein und derselbe Beamte oft
ganz eigenartige Funktionen zu erfüllen. In Frankfurt
am Main ist beispielsweise dem Heizungsingenieur, der
dem Hochbauamte unterstellt ist, zugleich auch die
Projektierung und Ueberwachung der Telefonanlagen
übertragen. Dafs bei dieser unnatürlichen Verkupplung
sachlich weit auseinander liegender technischer Arbeits-
gebiete eines oder mehrere derselben leiden müssen, ist
klar; dafür ist aber nicht der betreffende Beamte verant-
wortlich zu machen, sondern es ist dies eine Folge der
schlechten Organisation. Diese Mifsstande werden be-
hoben, wenn das städtische Maschinenwesen einer
gemeinsamen Oberleitung unterstellt wird, die
naturgemäfs ın die Hände eines ersten F achmannes
zu legen ist. Von diesen Erwägungen heraus sind
mehrere Städte, so Altona, Breslau, Dresden,
Elberfeld, Krefeld und neuerdings auch Königs-
berg dazu übergegangen, vollberechtigte Baurats-
stellen für Maschinenwesen zu schaften; andere
haben die Verselbständigung des Maschinenwesens
ebenfalls durchgeführt, jedoch nicht durch Schaffung
von Bauratsstellen, sondern wie beispielsweise Köln,
Mainz, Magdeburg und vicle Städte des Rheinlandes
und Westfalens, in Form von selbständigen In-
spektionen für Maschinenwesen. Angesichts dieser
Sachlage kann man nicht verstehen, weshalb die Reichs-
hauptstadt mit ihren weitverzweigten maschinellen Be-
trieben nicht auch schon längst seinen Baurat für
Maschinenwesen besitzt. Es ist deshalb als eine
ganz natürliche und zeitgemäfse Forderung zu be-
trachten, wenn der Stadtverordnete Baurat Herzberg
in der Berliner Stadtverordneten- Versammlung vom
5. März d. J. den Vorschlag machte, auch in Berlin eine
maschinen-technische Bauratsstelle zu schaffen
14 [No. 745]
und dieselbe mit einem Fachmanne allerersten Ranges
zu besetzen. Es muís zugegeben werden, dafs die
heutige Kommunalverfassung Berlins der Schaffung
technischer Verwaltungsposten nicht günstig ist. In
bezug auf den vorliegenden Fall mufs aber berück-
sichtigt werden, dafs die vorgeschlagene Zusammen-
legung in die eigentliche Kommunalverfassung in keiner
Weise eingreift. Aber auch wenn dies der Fall wäre,
so dürfte dies kein Hinderungsgrund sein, denn es ist
doch stets die Tatsache im Auge zu behalten, dafs eine
Kommunalverfassung nichts Feststehendes, von der
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
۱۱۰ Juli 1908)
Natur Gegebenes ist, sondern sich aus den historischen
Anschauungen und Bedürfnissen ihrer Zeit heraus ent-
wickelt hat. Wenn also eine Um- und Ausgestaltung
der Kommunalverfassung im Sinne des technisch-wirt-
schaftlichen Verwaltungselements erstrebt wird, so trägt
man damit nur den Tatsachen Rechnung, die die
technischen und wirtschaftlichen Fragen in den
Mittelpunkt gerückt haben und von deren Lösung das
Wohl und Wehe der Allgemeinheit in fortschreitendem
Mafse abhängen. Dr. L.
Die Entwicklung des Kiautschou-Gebiets in der Zeit vom Oktober 1906
bis Oktober 1907.*)
Mit dem Jahre, über welches die vorliegende
Denkschrift zu berichten hat, endet das erste Jahrzehnt
des Schutzgebietes Kiautschou unter deutscher Herr-
schaft. Aus diesem Anlats hat die Denkschrift in cinem
einleitenden Abschnitt einen Ueberblick über die Ent-
wicklung des Gebietes in den ersten zehn Jahren unter
der deutschen Marineverwaltung gegeben.
Die Erwartungen, mit denen die Marineverwaltung
an die schwierige und verantwortungsvolle Aufgabe
der Erschliefsung der jungen deutschen Kolonie heran-
getreten ist, und die sie in den früheren Denkschriften
wiederholt ausgesprochen hat, haben sich vollauf, so-
wohl hinsichtlich der Richtung wie des Zeitmafses der
Entwicklung erfüllt. Bereits in ihrer ersten dem
deutschen Reichstag vorgelegten Denkschrift hat die
Marineverwaltung betont, dafs bei allen ihren Mafs-
nahmen der wirtschaftliche Gesichtspunkt der Ent.
wicklung des Platzes als Handelskolonie, als wichtiger
Stützpunkt der deutschen Kaufmannschaft bei der Er-
schliefsung eines weiten Hinterlandes im Vordergrunde
stehen müsse.
Zur treffenden Würdigung des seither Geleisteten
wird man berücksichtigen müssen, dafs ein erheblicher
Teil der Arbeit dieses Jahrzehnts naturnotwendiger-
weise Vorarbeiten für jene Entwicklung, d. h. Mals-
nahmen zur Schaffung der Vorbedingungen für einen
Handelsplatz an einer fremden Küste gelten muíste.
Die wichtigsten dieser Vorbedingungen waren einerseits
die Förderung des Handelsverkehrs dieses Platzes nach
der Seeseite durch moderne und grofs angelegte Hafen-
einrichtungen und anderseits die Aufschliefsung des
ausgedehnten Hinterlandes durch künstliche Verkehrs-
wege, die an Stelle der dem deutschen Stützpunkt
fehlenden, den älteren Handelsplätzen der Küste zur
Verfügung stehenden grofsen natürlichen Wasserstrafsen
treten müssen. Hierzu kamen die mannigfachen und
zeitraubenden Aufgaben, welche mit einer umfangreichen,
den Anforderungen nicht nur der Gegenwart, sondern
einer künftigen gesunden Entwicklung Rechnung
tragenden Stadtanlage an einer bis dahin wenig wirt-
lichen Küste verbunden waren. In jeder dieser Rich-
tungen war so gut wie alles zu tun. Nunmehr ist an
Stelle des Dorfes Tsingtau und der chinesischen
Truppenlager eine nach einheitlichem Plan gebaute
ausgedehnte Stadtanlage getreten, und zwar die Euro-
päerstadt Tsingtau nebst Villenvorstadt an der Auguste-
Viktoria-Bucht, die Chinesenstadt Ta pau tau und die
unweit des grolsen und kleinen Hafens liegenden
Arbeitersiedelungen Tai tung tschen und Tai hsi tschen,
schliefslich em in der Entwicklung begriffenes Handels-
und Industrieviertel zwischen Ta pau tau und dem
grofsen Hafen. Die Stadtanlage ist mit einem Netze
chaussicrter Strafsen versehen, hat Regen- und Schmutz-
wasserkanalisation, Wasserleitung und elektrische Be-
leuchtung, kirchliche Gebäude, Krankenhäuser und
Schulen für Europäer und für Chinesen, eine Post-
anstalt, Markthalle und einen allen Anforderungen der
*) Aus der amtlichen Denkschrift betr. die Entwicklung des
Kiautschou-Gebiets in der Zeit v. Oktober 1906 bis Oktober 1907;
gedruckt in der Reichsdruckerci Berlin 1908.
Hygiene genügenden Schlachthof. Die Gouvernements-
behörden sind, soweit für sie nicht am Orte ıhrer be-
sonderen Tätigkeit Diensträume notwendig waren, im
Gouvernementsgebäude vereinigt. Die Privatbau-
tätigkeit ist, teilweise durch Gewährung staatlicher
Kreditgelder, derartig gefördert, dafs die Mieten sich
auf erträglicher Höhe halten. Die Unterbringung der
Besatzungstruppen in Kasernen nähert sich ihrem Ab-
schlusse. Besondere Aufmerksamkeit hat die Marine-
verwaltung einer planmälsigen Aufforstung der Um-
gebung Tsingtaus zugewendet, eine Aufgabe, welche
nicht nur für das landschaftliche Bild, sondern auch
für die Hebung der gesundheitlichen Verhältnisse der
Stadt von grofser Wichtigkeit ist; gerade auf diesem
Gebiete der Verwaltung sind bemerkenswerte Erfolge
erzielt worden.
Die Hafenanlagen rechnen auch nach fremdem
Urteile zu den besten Ostasiens. Ihr Hauptteil, der
2۲۵۱56 Hafen (zugleich Freihafengebiet), ist durch einen
etwa 5 km langen Steindamm gegen den Wellengang
der Innenbucht geschützt und bietet bei 97/2 m Tiefe
und etwa 2 km Kaistrecke an zwei grofsen Molen mit
Kai und Lagerschuppen bequeme und sichere Liege-
plätze auch für die gröfsten Ozeandampfer. Eine ab-
gesonderte Liegestelle für Petroleumschifte innerhalb
des Hafenbeckens befindet sich im Bau. Für den
späteren Ausbau von drei weiteren Molen ist innerhalb
der vom Unmschliefsungsdamme begrenzten 293 ha
grofsen Fläche ausreichender Raum vorhanden. An
der Westseite des Hafens bietet die Tsingtauer Werft,
ausgestattet mit einem 16000 t-Schwimmdock, einem
150 t-Kran und fast 1000 m Kaistrecke, Gelegenheit
zu Reparaturen jeder Art für Kriegs- und Handels-
schiffe. Der nahe der Chinesenstadt befindliche kleine
Hafen, der sich noch im Ausbau befindet, dient dem
dortigen Dschunken- und Sampanverkehr, bietet aber
auch für kleinere Küstendampfer Plätze zum Anlegen
an der Brücke. Der grofse wie der kleine Hafen haben
Eisenbahnanschlufs an die Schantungbahn; der Gleis-
anschlufs der Werft wird binnen kurzem fertiggestellt
sein. Die vorläufig geplanten Gesamthafenanlagen
nähern sich ihrem Abschlusse.
Zur Verbindung der Hafenanlagen in Tsingtau
mit dem Hinterlande dient die mit deutschem Kapital
durch deutsche Bauleiter erbaute und unter deutscher
Leitung betriebene Schantung-Eisenbahn. Die
Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft, auf Grund der Kon-
zession des Reichskanzlers vom 1. Juni 1899 am
14. Juni 1899 als Deutsch-Chinesische Aktiengesellschaft
mit einem Grundkapital von 54000000 M errichtet, ist
unmittelbar darauf unter Benutzung von Vorarbeiten
deutscher Ingenieure zum Bauangriffe der Strecke von
Tsingtau über Kiautschou nach Kau mi geschritten
und hat den Bau der gesamten Linie nach Tsi nan fu
nebst Zweigbahn im Po schan von insgesamt 436,39 km
trotz der schweren Störungen, die ihre Arbeiten durch
die Boxerunruhen der Jahre 1899 und 1900 erfuhren,
innerhalb der in der Konzession vorgesehenen Frist
derartig vollendet, dafs die Betriebseröffnung der
ganzen Strecke am 1. Juni 1904 vollzogen war.
In erster Linie als Kohlenbahn zur Ausbeutung
(1. Juli 1908)
س
der von ihr durchschnittenen Kohlenfelder gebaut, hat
sich die Schantung-Eisenbahn rasch als ein für den
wirtschaftlichen Aufschwung der deutschen Nieder-
lassung und der Provinz Schantung gleich wichtiges
Verkehrsmittel entwickelt. Vermöge der Schantungbahn
hat sich der Hafenplatz Tsingtau trotz seiner Jugend
schon jetzt unter den Häfen der chinesischen Küste
eine beachtenswerte Stelle erworben; Tsingtau nimmt
unter den 36 chinesischen Seezollämtern gegenwärtig
nach der Höhe der Einnahmen bereits die siebente
Stelle ein. Was die Einfuhr anlangt, so wird von
Tsingtau aus ein grofser Teil der Provinz Schantung
durch die Bahn mit Industrieerzeugnissen, wie Baum-
wollengarnen und Baumwollengeweben, Tuch, Maschinen,
Ackergeräten, Eisenwaren, Papier, Streichhölzern und
Farben, ferner mit Petroleum, Zucker, Bau- und Gruben-
holz u. a. m. versorgt. In nicht minderem Umfange
dient die Bahn zur Ausfuhr der Erzeugnisse des Acker-
baues und des Gewerbefleifses der Provinz. Durch die
Bahn, die in dem bisher so gut wie weglosen, dicht-
bevölkerten Lande eine stets benutzbare Stralse her-
gestellt hat, ist einer erheblichen Zahl von Ackerbau-
erzeugnissen, die früher nur in der nächsten Umgebung
des Erzeugungsortes verbraucht wurden, ein weiter
Markt erschlossen worden. Der wirtschaftliche Nutzen
der Bahn zum Aufschlufs des Hinterlandes wird dadurch
erhöht, dafs sich an der ganzen Linie eine rege Bau-
tätigkeit zur Herstellung von Anschlufs- und Verbindungs-
stralsen zwischen den Stationen und den benachbarten
Orten sowie den im weiteren Bereich der Bahn liegen-
den Plätzen entwickelt hat.
Nach Schlufs des Berichtsjahres ist der Vertrag der
chinesischen Regierung mit einem deutsch-englischen
Finanzkonsortium vollzogen worden, durch den nach
langjährigen Verhandlungen der Bau einer chinesischen
Eisenbahn von Tien tsin nach dem Yang tse gesichert
ist. Diese Linie wird Anschlufs an die Schantung-
Eisenbahn erhalten und dadurch auch dem Handel
Tsingtaus ein weiteres, umfangreiches und wichtiges
Wirtschaftsgebiet erschliefsen.
Für die staatliche Verwaltung sind in allen
Zweigen sowohl der Zivil- als der Militärverwaltung
feste organisatorische Grundlagen gelegt. Die Be-
ziehungen des Gouvernements der Kolonie zu den be-
nachbarten chinesischen Behörden sind dauernd durch-
aus gute gewesen. Von Anfang an ist bei der Organi-
sation des Schutzgebiets Wert auf ein ständiges und
verstándnisvolles Zusammenwirken der staatlichen
Organe mit der Zivilbevölkerung, insbesondere den
kaufmännischen Interessenkreisen sowohl in der Kolonie
selbst als in der Heimat gelegt worden. `
Nachdem eine ständige Vertretung der Zivil-
bevölkerung bereits früher geschaffen war, hat diese
neuerdings eine Verstärkung erfahren. Die Zahl der
„Bürgerschaftsvertreter“ ist auf vier erhöht worden.
Dieselben bilden mit den Leitern der einzelnen Ver-
waltungszweige unter Vorsitz des Gouverneurs den
Gouvernementsrat.
Für die besonderen Fragen auf dem Gebiete des
Handels und Gewerbes ist aus der Mitte der Kauf-
mannschaft eine Handelskammer begründet, die dem
Gouvernement in wirtschaftlichen Angelegenheiten be-
ratend zu Seite steht. Bei der Regelung der An-
gelegenheiten der chinesischen Bevölkerung steht dem
Gouvernement die Mitwirkung eines chinesischen
Komitees zur Verfügung.
Die Gerichtsorganisation für Europäer ist
völlig unabhängig von den Verwaltungsbehörden ge-
halten worden und hat jüngst ihren Abschluls durch
die Schaffung der zweiten und nach dem gegenwärtigen
Stande der Gesetzgebung obersten Gerichtsinstanz im
Schutzgebiete selbst erhalten. Auch auf dem Gebiete
der Rechtspflege, und zwar in Zivil- und Strafsachen,
hat sich die verständnisvolle Mitwirkung der Laien-
beisitzer in der Kolonie durchaus bewährt. Für die
Rechtsverhältnisse der chinesischen Bevölkerung ist
eine besondere, ihren altangestammten Anschauungen
entsprechende Regelung getroffen worden.
Der auch für die koloniale Wirtschaftsentwicklung
wichtigen Pflege des deutschen Kolonialrechts
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
(No, 745] 15
"in Praxis und Wissenschaft ist von Anfang an besondere
Aufmerksamkeit geschenkt worden.
Auf dem Gebiete der Handels- und Zollpolitik
mufste den besonderen, durch die geographische Lage
des Schutzgebiets und seine wirtschaftlichen Beziehungen
zu dem chinesischen Hinterlande gegebenen Bedürfnissen
Rechnung getragen werden. Dies ist durch ein Zoll-
abkommen mit der chinesischen Regierung geschehen,
durch welches gleichzeitig dem Schutzgebiet eine er-
hebliche Einnahme erschlossen ist. Durch das seit dem
1. Juli 1899 in Tsingtau zugelassene chinesische See-
zollamt wird zuglcich eine genaue Statistik des Handels
des Schutzgebiets geführt.
Ein Bild dieser Entwicklung zeigen die in der
Denkschrift mitgeteilten statistischen Angaben, von denen
hier nur die Hauptziffern angegeben werden mögen.
Der Wert des Handels weist folgende Steigerung
auf: Einfuhr nicht- Einfuhr
chinesischen chinesischen Ausfuhr Gesamt:
Ursprunge U handel
prunges rspruges
Oktober Dollar Dollar Dollar Dollar
1899/00 045000 3333000 1650000 5928000
1902/03 8320069 4502395 4454 268 17276 132
1905/06 22269067 6796528 10385 375 39450 970
1906/07 27239943 9208650 15143847 51 592 0
Im Hafen von Tsingtau legten im Jahre 1899/1900
182 Dampfer und 10 Segelschifte mit 226 152 t Raum-
gehalt an, im Jahre 1906:07 dagegen 498 Dampfer und
1 Segelschiff mit 546 843 t.
Die Schantung-Eisenbahn hat befördert
April—September 1901 bei einer Betriebslänge von
65,0 km 21 414 Personen und 2731 t Güter.
Betriebslänge Personen Güter
Oktober 190203 263,0 km 321 475 33 950 t
J 190506 436,39 „ 811285 377649 t
j 1906:07 436,39 „ 883 231 390 125 t
Auch der Post- und Telegraphenverkehr der
Reichs-Postverwaltung zeigt eine bedeutende Steigerung
der Verkehrsentwicklung. Es wurden befördert:
Briefsendungen Telegramme
Oktober 1899/1900 647 492 —
R 1902/03 1 858 077 15 583
j 1905/06 2 867 657 32114
7 1906.07 2877914 32 657 .
Von Interesse ist ferner das Ergebnis der
Volkszählungen (ausschliefslich Militär) in den letzten
Jahren. Während im Jahre 1902 nur 688 Europäer im
Stadtgebiete Tsingtau wohnten, ist ihre Zahl im Jahre
1907 auf 1484 gestiegen (996 männliche, 488 weibliche
Personen; davon 271 Kinder unter 10 Jahren). Auch
de chinesische Bevölkerung hat mit 14 905 Personen
im Jahre 1902 gegen 31509 (26452 Männer, 3334
Frauen, 1723 Kinder unter 10 Jahren) Personen im
Jahre 1907 einen erheblichen Zuwachs erfahren. Dazu
kommen noch Japaner, deren Zahl in den letzten
Jahren zwischen 100 und 200 schwankt.
Unter den deutschen gewerblichen Unter-
nehmungen im Schutzgebiet und seinem Hinterlande
sind in erster Linie die umfangreichen Bergwerks-
anlagen der Schantung-Bergbau-Gesellschaft zu nennen.
Ferner sind die ausgedehnten Anlagen der Deutsch-
Chinesischen Seiden-Industrie-Gesellschaft, eine private
Schiffs- und Maschinenwerkstatt, eine Seifenfabrik,
Brauerei u. a. m. zu erwähnen.
Entsprechend der wirtschaftlichen Gesamtentwick-
lung der Kolonie weisen auch ihre eigenen regel-
máfsigen Einnahmen ein stetiges Steigen auf. Ihr
wichtigster Bestandteil ist der 20 prozentige Anteil an
den Einnahmen des chinesischen Seezollamtes aus den
Einfuhrzöllen, der seit dem l. Januar 1906 dem Gou-
vernement zufliefst. Daneben zeigen aber gerade die-
jenigen Posten, welche sichere Rückschlüsse auf die
Entwicklung von Handel und Verkehr zulassen, ins-
besondere die Schiftahrtsabgaben und die gewerblichen
Konzessionsgebühren, eine befriedigende und stetige
Steigerung. Es betrugen die regelmäfsigen Einnahmen
des Schutzgebiets Kiautschou im Berichtsjahr 1898/99
36 382,30 M., in 1906/07 1 546 489,30 M.
D
16 (No, 745]
Die Lebensverhältnisse der deutschen Bevölkerung
der Kolonie werden in einem wichtigen Punkte günstig
beeinflufst, indem für die Erziehung ihrer Kinder an
Ort und Stelle Schuleinrichtungen getroffen sind, die
sowohl den Anforderungen gründlicher deutscher Bil-
dung als den Bedürfnissen der besonderen ostasiatischen
Verhältnisse Rechnung tragen. Die Gouvernements-
schule ist nach dem ungefähren Plan eines Reform-
realgymnasiums eingerichtet und bereits soweit vor-
geschritten, dafs jüngst ihre ersten Schüler die Abschlufs-
prüfung bestanden und die Berechtigung für den ein-
jährigfreiwilligen Militärdienst erhalten haben. Aber
auch für die kulturellen Bedürfnisse der chinesischen
Bevölkerung des Schutzgebiets ist in weitem Mafse
Sorge getragen, und die Marineverwaltung erkennt es
gern an, dafs sie hierbei, namentlich auf dem Gebiet
des Schulwesens und der Krankenpflege, wichtige
Unterstützung durch die Bestrebungen der Missions-
anstalten beider Konfessionen erhalten hat.
Nachdem im Vorstehenden eine Darstellung der
wirtschaftlichen Entwicklung während des ersten Jahr-
zehnts der Verwaltung des deutschen Kiautschougebiets
gegeben ist, mögen nun über die Entwicklung im Berichts-
jahre 1906 07 noch einige nähere Angaben folgen.
Im Grundstücksverkehr hat die Nachfrage nach
Land, wie zu erwarten, gegen die Vorjahre nachgelassen.
Es wurden 18 Grundstücke mit 2 ha 47a 19 qm Flächen-
inhalt zum Preise von 29 996,77 Dollar verkauft, gegen
32 Grundstücke mit 9 ha 63 a 96 qm zum Preise von
16 224,06 Dollar im Vorjahr. Eine Steigerung der
Nachfrage ist erst dann wieder zu erwarten, wenn sich
sowohl der europäische als auch der chinesische Handel,
der gegebenen Entwicklung folgend, in den neu aus-
gelegten Gebieten am grofsen Hafen ansiedelt.
Für Zwecke des Gouvernements wurden insgesamt
6 ha 86 a 98 qm zum Preise von 3177,86 Dollar gegen-
über 13 ha 11 a 30 qm zum Preise von 5180,88 Dollar
im Vorjahr angekauft. Nach Abzug eines Betrages
von 1125 Dollar, der für Gebäude gezahlt werden mulste,
stellt sich der reine Grundstückspreis auf durchschnittlich
0,03 Dollar für das Quadratmeter.
Neu verpachtet wurden 75 Parzellen. An Pacht-
geldern gingen insgesamt ein 37940,95 Dollar gegen
36 471,38 Dollar im Vorjahre.
Bis zum 30. September 1907 sind in die Bücher
und Karten des Grundsteuerkatasters aufgenommen im
Grundbuchbezirk
Tsingtau Stadt
184 ha 47 a 71 qm
۲ Umgebung
211 „ 8&8, 38,
462 ha 33 a 49 qm
Als Eigentum des Schutzgebiets-Fiskus waren nach-
gewiesen 2301 ha 9l a 95 qm gegen 2297 ha 71 a 31 qm
im Vorjahr.
Ueber die Handelsentwicklung spricht sich
der Bericht weniger günstig aus. Die allgemeine
Depression, welche seit Beendigung des russisch
japanischen Krieges den ostasiatischen Markt fortgesetzt
mehr oder minder beherrscht hat, ist im Berichtsjahre
noch nicht gewichen. Das Einfuhrgeschäft nach China
hat sich nur bezüglich einiger Artikel vergröfsert, im
allgemeinen aber unter der wenig zufriedenstellenden
wirtschaftlichen Lage des Landes gelitten. Auch die
Ausfuhr von China ist im allgemeinen hinter dem vor-
jährigen Ergebnis zurückgeblieben. Diese Verlangsamung
der wirtschaftlichen Bewegung ist indessen nur als eine
vorübergehende Erscheinung anzusehen, denn allmählich
mehren sich die Anzeichen für eine Gesundung der
Verhältnisse, und durch Eröffnung mehrerer neuer
Häfen für den fremden Handel sind auch weitere Absatz-
gebiete geschaften worden.
Der Gesamtwert des Handels ist wiederum ge-
stiegen und zwar von 39450 970 Dollar im Vorjahr auf
51 592 440 Dollar im Jahre 1907, also um 30,7 pCt., so
dafs nach Ausweis der Zollstatistik Tsingtau jetzt an
der Spitze der mittleren Häfen der chinesischen Küste,
zwischen Tschin kiang und Fu tschau steht. Die Ein-
fuhr von Waren nichtchinesischen Ursprungs belief
sich auf 27239943 Dollar gegenüber 22 209 067 Dollar
des Vorjahres. Die Ausfuhr ist in ihrem Werte von
zusammen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Juli 1908|
10,3 Millionen Dollar im Jahre 1906 auf 15,1 Millionen
Dollar im laufenden Berichtsjahr gewachsen. Einen
näheren Ueberblick über den Warenverkehr geben die
dem Bericht beigefügten vom chinesischen Seezollamt
aufgestellten Tabellen.
Die gewerbliche Entwicklung zeigt auch in den
einzelnen Zweigen des Gewerbe- und Verkehrslebens
gesunde Fortschritte. Ausgenommen hiervon war, wie
schon im Vorjahre das Platzgeschäft, welches, abge-
sehen von den oben besprochenen hemmenden Ent-
wicklungsmomenten, dauernd unter einer gewissen Ueber-
füllung und, soweit der in Händen von Europäern lie-
gende örtliche Kleinhandel in Frage kommt, auch unter
der Konkurrenz chinesischer Geschäfte leidet.
Die Verlegung der Werftanlage nach dem großen
Hafen, mit welcher schon im Jahre 1905 begonnen wurde,
hat im Februar 1907 ihren Abschlufs erreicht. Die
Werft war während des Berichtszeitraums durchweg
gut beschäftigt. Von gröfseren Aufträgen sind die
Montierungsarbeiten zweier Petroleumtanks für die
Asiatic Petroleum Company auf der Sau tschu tan-Halb-
insel zu nennen. Die Zahl der chinesischen Arbeiter
der Werft hat im Dezember 1906 ihren höchsten Stand
mit 1117 erreicht; der Tagesdurchschnitt beträgt rund
1000. Als Lehrlinge sind weitere 317 Chinesen ange-
nommen worden. Bis jetzt sind im ganzen 144 Gesellen
aus der Lehrlingsschule hervorgegangen.
Das Elektrizitätswerk hat eine weitere Steige-
rung seiner Leistung erfahren. Es sind im Rechnungs-
jahr 1906 insgesamt 867735 Kilowattstunden erzeugt
worden. Für 1907 wird sich diese Zahl voraussichtlich
auf 1050000 erhöhen.
In der bergbaulichen Entwicklung ist während des
Berichtsjahres bei dem weiteren Ausbau der Anlagen
der Schantung-Bergbau-Gesellschaft sowohl im
Fang tse- als auch im Po schan-Felde in erster Linie
danach gestrebt worden, die Aus- und Vorrichtungs-
arbeiten energisch zu fördern, um der kräftigen Steige-
rung des Abbaues und der Förderziffer in den nächsten
Jahren vorzuarbeiten. Die Tagesanlagen am Fang tse-
Schacht können als vollendet gelten.
Der Förderbetrieb hatte sich in den ersten drei
Vierteln des Berichtsjahres im wesentlichen auf der Höhe
des Vorjahres erhalten. Er erlitt aber im vierten Viertel-
jahr eine erhebliche Störung durch einen schweren
Unfall, der sich am 19. August in der Fang tse-Grube
durch Entzündung eines unterirdischen Sprengstofflagers
zutrug, bei welchem 2 deutsche und 168 chinesische
Bergleute ihren Tod fanden.
Die Förderziffern stellten sich im
IV.Vierteljahr 1906 auf 43435 t gegen 42639 t im Vor,
I
1907 , 393145t „ 38000t, „
1۲. , 1907 , 45497 t „ 43493t, „
HI. , 1907, 23306 t „ 381954 م „
zusammen im
Berichtsjahr auf 151552,5 t gegen 162417 t im Vor).
Im Minna-Schacht wurde die Förder- und Ventilator-
anlage fertiggestellt; der Schacht wurde im November
für die Seilfahrt in Betrieb genommen. Der Annie-
Schacht wurde im Berichtsjahre bis 346 m Tiefe abge-
sunken und fertig ausgemauert. Inzwischen ist er bis
zum 15. Dezember 1907 weiter bis zu 386 m Tiefe ab-
geteuft worden. `
Der Absatz der Kohlen hat sich infolge der wach-
senden Nachfrage seitens chinesischer Abnehmer in
stärkerem Mafse als früher im Innern von Schantung
vollzogen. Die Absatzziffern für Tsingtau betragen im
Versand . Absatz in Tsingtau (einschl.
nach Tsingtau d. dortigen Lagerbestandes)
IV. Vierteljahr 1906 11280 t 8183 t
I. 2 1907 ۰ 9130 6 14340 t
I1. j 1907 9570t 9130 t
HI. 1907 6945t 1189 t
36930 t 39442 t
In diesen Ziffern sind die von Tsingtau aus nach
anderen ostasiatischen Häfen verschifften Kohlen ent-
halten.
(1. Juli 1908)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 745] 17
Die letzten Marktpreise stellten sich bei Wagcn-
abnahme in Tsingtau für Stückkohlen über 80 mm auf
11 Dollar, gewaschene Stúckkohlen von 40—80 mm auf
12 Dollar, gewaschene Nufskohlen von 15—40 mm auf
8 Dollar und fúr Gruskohle unter 15 mm auf 6,5 Dollar
für die Tonne.
Im Poschan-Felde wurde der Tse tschuan-Schacht
bis zu 185 m Tiefe abgeteuft. Das eiserne Seilscheiben-
gerüst nebst Schachtgebäude und den ersten maschi-
nellen Verladeeinrichtungen ist hergestellt, die Kessel-
anlage durch Hinzufügung einer zweiten Batterie von
4 Zweiflammrohrkesseln verdoppelt worden.
Während bis zum 30. September 1906 nur 1860 t
Steinkohle aus dem Tse tschuan-Schachte gekommen
sind, bezifferte sich die Förderung im Berichtsjahre
wie folgt:
IV. Vierteljahr 1906 5300.t
l. » 1907 7480 t
IL y 1907 7066 t
HI. 9 1901 71917 t
27763 t
Die Schantung -Eisenbahn hat die Verkehrs-
entwicklung des deutschen Schutzgebiets und seines
chinesischen Hinterlandes nachhaltig gefördert. Der
Gesamtverkehr weist mit 883231 Personen gegen 811285
und 390125 t Güter gegen 371649 ] im Vorjahr eine
namentlich für die Personenbeförderung beträchtliche
Steigerung auf, während im Güterverkehr trotz der Aus-
fälle, welche durch die Mifsernte des Jahres 1906 an
Bohnen und durch das Grubenunglück in Fang tse her-
beigeführt wurden, die Ziffer des Vorjahres doch um
rd. 12000 t überschritten worden ist.
Die finanziellen Ergebnisse der Bahn haben für
das Geschäftsjahr 1906 die Verteilung einer Dividende
von 4*/ Prozent (gegen 31/4 im Jahre 1905) auf das
Aktienkapital von 54 000 000 M gestattet.
Die Steigerung des Personenverkehrs ist eine
so andauernde, dafs die Einlegung eines neuen Zug-
paares durchgehender Schnellzüge von Tsingtau nach
Tsı nan fu und umgekehrt in die Wege gelcitet wurde.
Zu diesem Zwecke sind im Laufe des Berichtsjahres
2 neue Schnellzugslokomotiven und 6 Gepäckwagen be-
schafft worden. Unter den beförderten Gütern nehmen
wie im Vorjahr Steinkohlen und Steinkohlenkoks mit
13920 Wagenladungen gegen 13716 im Vorjahr die
erste Stelle ein. Die Steigerung des Güterverkehrs ist
fast ausschliefslich durch die vermehrte Benutzung der
Bahn, einerseits zur Beförderung von Ackerbau- und
Industrieerzeugnissen des Hinterlandes, anderseits durch
Verstärkung der Einfuhr erzielt worden. Der Vieh-
transport hat sich auch in rasch aufsteigender Linie
weiter entwickelt.
Einen allgemeinen Ueberblick über den Verkehr
bei den Post- und Telegraphenanstalten des
Schutzgebiets während des Berichtsjahres geben folgende
Zahlen: 2877914 Briefsendungen, 12913 Stück Post-
anweisungen im Werte von 643920 M, 576 Wertbriefe,
10000 Packete, 5169 Nachnahmen mit 125241 M, 1340
Zeitungen mit 235289 Nummern, 32657 Telegramme
und 519 155 Gespräche. Die Entwicklung des chine-
j
i
'
|
sischen Postwesens zeigt wiederum eine Zunahme in
der Provinz Schantung.:
Der Schiffsverkehr hat beträchtlich zugenommen.
Im Ganzen sind 499 Schiffe mit 546 843 Registertonnen
gegenüber 425 Schiffen mit 476646 Registertonnen im
Vorjahr in Tsingtau eingelaufen.
Am grofsen Hafen wurden neben der Fortführung
von Baggerungen und Geländeaufhöhungen die Arbeiten
an den Molen und an den Hafenzufahrtstrafsen fortge-
setzt. Im Werftgebiete wurden die für den Betrieb der
Tsingtauer Werft auf dem neuen Platze erforderlichen
Werkstätten, Magazine und Dienstgebäude fertiggestellt
und bezogen.
Das Strafsennetz ist durch den Bau von 3000 m
Strafsen auf 53000 m erweitert. Im Strafsenneubau
sind 55 000 com Erde und Felsboden bewegt, 9000 cbm
Schlägelschotter und 12720 lfd. m Bord-, Rinn- und
Karrbahnsteine eingebaut.
Die Regenwasserkanäle wurden durch den Bau
von 3040 m neuer Strecken auf rd. 21500 m erweitert.
Die Zahl der angeschlossenen Grundstücke einschl. der
fiskalischen stieg um 75 auf rd. 255.
Die mittlere tägliche Wasserförderung der Trink-
wasser-Station betrug im Berichtsjahr 1080 cbm.
Gefördert sind insgesamt 394 197 cbm gegenüber
320 277 cbm des Vorjahres. Das neue Wasserwerk
ist im Bau begriffen und steht die Fertigstellung der
Gesamtanlage bis November 1908 in Aussicht.
Das Leitungsnetz der Schmutzwasserkanali-
sation in Tsingtau wurde um 2600 m auf 32000 m
erweitert. Die Einführung derselben in der Chinesen-
stadt wird vorbereitet.
Die private Bautätigkeit war auch in diesen
Berichtsjahre eine sehr rege. Im Errichten gemein-
nütziger Anstalten haben die Bürgerschaft und die
Missionen gewetteifert. Als wichtiges Zeichen für die
wachsende Bedeutung unseres Platzes in der chinesischen
Handelswelt ist die Errichtung des „Gildenhauses der
vereinigten Kaufleute der Provinzen Kiang hsi, Kiang su,
An hui und Tsche kiang“ anzusehen; ein glänzend aus-
gestatteter chinesischer Bau, der im Mai 1907 in Gegen-
wart des deutschen Gouverneurs und des damaligen
Gouverneurs von Schantung, Yang schy hsiang, er-
öffnet wurde. Von gewerblichen Anlagen ist besonders
der Bau eines Petroleumlagers der Asiatic Petroleum
Company auf der Sau tschu tan-Halbinsel zu erwähnen.
Das Grundstück ist durch ein Gleis mit der Schantung-
Eisenbahn verbunden. Die Firma Carlowitz & Co. er-
richtete bei Mole II einen provisorischen Lagerschuppen
von 480 qm Grundfläche. Aufserdem wurden in T'singtau
noch eine gröfsere Anzahl Wohn- und Nebengebäude
sowie in der Chinesenstadt Ta pau tau ۱9 Wohn- und
Geschäftshäuser, 1 zweites chinesisches Theater, 8 Lager-
häuser und 52 sonstige kleinere Baulichkeiten fertig-
gestellt.
Der Denkschrift sind auch in diesem Jahre wieder
3 Bildtafeln beigefügt, die eine anschauliche Uebersicht
von der Gesamtanlage der Stadt Tsingtau und des
Hafens geben. Eine weitere Bildtafel gibt die charakte-
ristischen Ansichten des von den chinesischen Kauf-
leuten erbauten Gildenhauses.
New Yorker Verkehrserweiterungen
New York, das sich bis vor kurzer Zeit hauptsäch-
lich in nördlicher Richtung erweiterte, beginnt nun-
mehr auch seine Verkehrseinrichtungen für die Ver-
bindung mit Hoboken und Brooklyn umfassend zu er-
weitern. In Betracht kommt in dieser Beziehung in
erster Linie der Bau von Tunnels unter dem Hudson
hindurch. Die Eröffnung der ersten Linie dieses grofs-
artigen neuen Verkehrssystems, die New York und
Hoboken miteinander verbindet, hat der „Railroad
Gazette“ zufolge, der wir die Daten der nachstehenden
Ausführungen entnehmen, am 25. Februar d. Js. statt-
gefunden. Die Bahn führt in einem Röhrentunnel von
Hoboken nach der Morton street in New York und von
da ab nordöstlich nach der 6. Avenue und der 19. Strafse.
Die zweite Linie soll im September eröffnet werden
und umfafst in der Hauptsache einen Tunnel, der von
der Fulton street in New York nach Jersey führt, also
in erster Linie der City-Bevölkerung dienen soll. Die
dritte Linie des Systems bildet ein (ix Meilen langer
Tunnel, der die Endstation in Jersey City mit jener in
Hoboken verbindet, während die vierte Linie eine Zweig-
linie ist, die von Jersey City nordwestlich nach Newark
führt, Jersey City unterirdisch durchziehend, um alsdann
in der Nähe der Summit avenue Station oberirdisch nach
Newark zu führen. Das Projekt, einen Tunnel unter
dem Hudsonarnı hindurchzuführen, um den Verkehr
18 (No, 745]
zwischen New Jersey und New York lebhafter zu ge-
stalten, reicht zurück in das Jahr 1878; Ingenieur D.
C. Haskins arbeitete damals ein Projekt für einen
Tunnel zwischen Hoboken und New York aus. Nach
diesem Projekt sollten die Züge Dampfbetrieb erhalten.
Es wurde eine Gesellschaft gegründet, die mit grofsem
Kostenaufwand einen Teil des Tunnels baute. Die
Gesellschaft ging jedoch bald in die Brüche, sodafs im
Jahre 1880 die Arbeiten wieder still gelegt wurden.
Zehn Jahre später nahm eine neue Gesellschaft mit
englischem Kapital, die Firma „S. Pearson & Son“ den
Plan wieder auf. Diese Gesellschaft fügte zwar der
früher begonnenen Arbeit ein beträchtliches Stück zu,
ging jedoch ebenfalls rasch in die Brüche. Jahrelang
kümmerte sich niemand mehr um das Hudsonprojekt. Im
Jahre 1902 nahm William Mc. Adoo die Sache wiederum
auf und im folgenden Jahre schon entstand die „Hudson
& Manhattan“, der die Durchführung des Projektes endlich
gelang. Im Jahre 1905 wurden die Arbeiten am südlichen
Tunnel aufgenommen; die Durchführung des ganzen
Systems sollte etwa 70 Millionen Dollars beanspruchen.
Die oben genannte erste Linie arbeitet mit Acht-
Wagen-Zigen und die Zeit, die nötig ist, um von Hoboken
nach der 19. Strafse New Yorks zu gelangen, beträgt
etwa zehn Minuten. Die Bahnsteige sind so angeordnet,
dafs die Reisenden zu derselben Zeit einsteigen und
aussteigen, d. h. die Angekommenen verlassen auf einer
Seite den Wagen und die Abfahrenden treten von der
entgegengesetzten Seite ein. Die Stationen sind samt-
lich an geraden Strecken der Linien verlegt, sodafs die
Gefahr der Unfälle, die dadurch entsteht, dafs bei
Stationen, die an Kurven verlegt sind, sich Zwischen-
räume zwischen Wagen und Bahnsteig ergeben, ver-
mieden ist. Die Stationen sind so bemessen, dafs sie
für einen weit umfassenderen Verkehr, als er vorerst
zu erwarten ist, hinreichend sind. Alle Teile der
Stationen sind aus feuersicherem Material hergestellt
und den sanitären Forderungen ist durch Anordnung
grofser Ventilatoren bestens Rechnung getragen. Die
Tunnel selbst sind entweder in profilirtem Mauerwerk
oder aber — und zwar zum grölsten Teil — in Röhren-
konstruktion durchgeführt. Der innere Durchmesser der
Röhren beträgt etwa 5 m; die Schienen laufen 19 bis
28 m unter der Wasseroberfläche des Hudson, die Ent-
fernung zwischen der obersten Kante des Tunnels und
dem Wasser beträgt zwischen 5 bis 25 m. Die End-
station in New York befindet sich in der Church und
Cortlandt street und umfafst den gröfsten Teil von zwei
Häuserblocks von einer Höhe von 22 Stockwerken. Die
Tunnel münden ungefähr 9 m unter dem Strafsenniveau
in diese Gebäude ein; die Bahnsteige befinden sich
2 Stockwerke unter dem Strafsenniveau.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Juli 1908)
Die Gesellschaft nimmt an, dafs 75pCt. des Personen-
verkehrs zwischen New York City und New Jersey, der
heute durch Trajekte (ferries) erledigt wird, durch die
Tunnel bewältigt werden, sobald diese fertig gestellt
sind. Die Zahl der Passagiere, die von den 3 gröfsten
Fähren im vergangenen Jahre übergesetzt wurden, be-
trägt bei der Pensylvania Fähre 43406750, bei der
Erie Fähre 19718465 und bei der Lackawanna Fähre
46389825. Der Chef-Ingenieur des Bauwerks ist Charles
M. Jacobs, dem J. Vipond Davies als Mitarbeiter zur
Seite steht.
Bedenkt man, dafs sich Manhattan in den letzten
Jahren immer mehr zum reinen Geschäftsviertel aus-
gewachsen hat und dafs Brooklyn immer mehr die
Rolle zugefallen ist, den vielen Tausenden von Beamten
und Arbeitern von Manhattan als Wohnstätte zu dienen
— Brooklyn hat man „das Bett New Yorks“ genannt —,
so wird man verstehen, dafs die New Yorker Stadt-
verwaltung der Verkehrserleichterung mit Brooklyn ihre
gröflste Aufmerksamkeit zuwenden mufste. Der Verkehr
zwischen Brooklyn und Manhattan hat nun dadurch eine
grofse Vervollkommnung erfahren, dafs die Brooklyn-
Brücke neuerdings beträchtlich erweitert worden ist. Die
Brücke erhielt zunächst eine Verbreiterung der Zufahrten
zu ihr, derart, dafs längs der Häuserreihe zwischen
William street und Pearl street Stahlpfeiler errichtet
wurden, die den erweiterten Teil der Brücke zu tragen
haben. Zur Verbreiterung der Fahrbahn tritt aber noch
eine Verlängerung derselben und zwar bis jenseits des
Park Row. Die Erweiterungsarbeiten der letzteren Art
wurden Ende Januar d. Js. begonnen und bezwecken,
die Manhattan-Station namentlich während des lebhaften
Morgen- und Abendverkehrs zu entlasten. Während
bisher die Züge nur von der Manhattan-Station aus-
gingen, werden in Zukunft auch von der Park Row
Station direkte Züge nach den Stationen der verschie-
denen Linien Brooklyns abgehen. Die Eisenbahn-
verwaltung wird durch diese Brückenerweiterungen in
die Lage versetzt, den Eisenbahnverkehr des Morgens
von 270 auf 310 Wagen und des Abends von 300 auf
320 Wagen zu erhöhen und ihre diesbezüglichen Be-
rechnungen haben ergeben, dals die Le:stungsfáhigkeit
in der Personenbeförderung um ca. 9000 Personen per
Stunde erhöht wird. Seit Ende Februar ist der er-
weiterte Fahrplan in Kraft getreten und die Erfahrungen,
die man bisher erzielt hat, haben die Berechnungen der
Verwaltung vollauf bestätigt. Die Erweiterungsarbeiten
wurden von dem Chef-Ingenieur C. M. Ingersoll des
Brückenbauamtes der Stadt New York geleitet und sind,
obwohl der tägliche Verkehr auf dieser Brücke 426000
Personen umfaíst, mit bemerkenswerter Schnelligkeit zu
Ende geführt worden.
Verschiedenes
Das Iron and Steel Institute hielt am 14./15. Mai seine
39. Hauptversammlung in London ab. Dem von Bennett
H. Brough, dem Sekretär der Vereinigung, gegebenen Jahres-
bericht sei folgendes entnommen: Im verflossenen Jahre ist
anläfslich der Wiener Tagung der Erzherzog Friedrich von
Oesterreich zum Ehrenmitglied ernannt worden. Eine Zu-
nahme der ordentlichen Mitglieder ist wiederum zu ver-
zeichnen, sodafs die Gesamtzahl derselben heute 2100 be-
trägt. Aus der Totenliste des vergangenen Jahres sind zu
nennen Sir Benjamin Baker, der geniale Erbauer der
Forth Bridge, ferner Professor Hermann Wedding, Berlin,
Inhaber der Bessemer-Münze und Ehrenmitglied der Ver-
einigung. Von den Auszeichnungen, die verschiedenen Mit-
gliedern der Vereinigung während des Berichtsjahres zuteil
wurden, seien erwähnt die Verleihung der Peerschaft an
Sir James Kitson, Ingenieur in Leeds, und die Verleihung des
Grofs-Kreuzes der Ehrenlegion an den früheren Präsidenten
A. Carnegie in Pittsburg. Von den zahlreich eingegangenen
Gesuchen um Erteilung von Carnegie-Stipendien wurden 6 ge-
nehmigt und zwar vier zu je 100 Pfund für ein Jahr und zwei
|
zu je 50 Pfund. Die Carnegiestiftung selbst wurde erhöht durch
eine Spende Carnegies im Betrage von 1100 Dollars, sodafs
der gesamte Fonds nunmehr 100000 Dollars beträgt. Die
Bessemer-Goldmünze wurde dieses Jahr an Benjamin
Talbot, Direktor der „Cargo Fleet Iron Co., Ltd.“, in Middles-
brough verliehen auf Grund seiner wissenschaftlichen Ver-
dienste um die Förderung der Stahlindustrie. Dr. L.
Automobilbetrieb in der Türkei. Wie die „Nachr. f. Hand.
u. Ind.“ nach dem „Konstantinopler Handelsblatt“ berichten,
soll zwischen der Station Bilédjik der Anatolischen ۰
bahn und Brussa eine Automobilverbirdung für den Passa-
gier- und Warenverkehr eingerichtet werden. Ein ähnlicher
Dienst ist zwischen dem Hafen Mudania am Marmara-Meer
und Brussa vorgesehen.
Verbrauchsmesser für Automobilmotoren. Bei Auto-
mobilen werden bisher keine Vorrichtungen angebracht,
welche eine Ueberwachung des Brennstoffverbrauchs er-
möglichen. Letzterer kann aber durch Verluste in den
Leitungen und insbesondere durch nicht angemessene Ein-
o ep "RE
۱۱۰ Juli 1908)
stellung der Brennstoff- und Luftzufuhr und des Zündungs-
punktes nicht unerheblich über das normale Mais wachsen.
Diesem Mangel soll der neben-
stehend abgebildete Apparat
abhelfen, der leicht zwischen
Vergaser und Brennstoffbe-
hälter eingeschaltet werden
kann und den Verbrauch in
Liter in der Stunde auf einem
geeichten Zifferblatt angibt. —
Der Apparat besteht aus
zwei durch das Rohr C mit-
einander verbundenen Ge-
fafsen A und & In dem Rohr
C bewegt sich die konische
Nadel Z, die einerseits mit
dem Schwimmer D und
anderseits mit dem Zeiger-
werk durch die Kette G ver-
bunden ist. In dem Gefäfse 4
wird die durch das Ventil a
zutretende Flüssigkeit durch
den Schwimmer A auf gleicher
Höhe gehalten. Steht der
Motor still, so steigt der
Schwimmer in 2 und schliefst
das Rohr C durch die Nadel Z,
sofern nicht Undichtigkeiten
zwischen dem Motor und
Apparat vorhanden sind. Bei
laufendem Motor nimmt der
Schwimmer D je nach dem
Verbrauch des Motors eine
höhere oder tiefere Lage an,
so dafs grade soviel Brenn-
stoff durch Æ zufliefst wie
verbraucht wird. — Die
Empfindlichkeit des Appa-
rates ist nach den angestellten
Versuchen grofs. Erschütte-
rungen haben wegen des ge-
ringen Gewichtes der beweglichen Teile, das übrigens noch
fast ganz ausgeglichen werden könnte, auf die Anzeigen
keinen Einflufs. (Genie civil vom 15. Februar 1908.) Me.
Die Französisch-Britische Ausstellung in London wurde
am 14. Mai von dem Prinzen und der Prinzessin of Wales
eröffnet. Wie die früheren ähnlichen Ausstellungen ist auch
die diesjährige in Earls Court arrangiert worden. Die Aus-
stellungs-Anlagen zeigen jedoch ein verändertes Bild, denn
einige der früheren Bauwerke, darunter auch das „Gigantic
Wheel“, ein Meisterwerk von Eisenkonstruktion, wurden
niedergelegt und sind durch andere ersetzt und erweitert
worden, sodafs die Ausstellung nunmehr eine Fläche von
ungefähr 140 acres bedeckt. Der gröfste Teil dieser Fläche
ist mit den Hallen für Wissenschaft, Kunst und Industrie
Englands und Frankreichs bebaut; der Rest, soweit er nicht
von Gärten, Spielplätzen, Spazierwegen usw. eingenommen
wird, umfafst eine grofse Arena, in der die Olympischen
Spiele vorgeführt werden sollen; sie bilden voraussichtlich
die Hauptanziehung der diesjährigen Earls Court- Veran-
staltung. Die Ausstellungsgegenstände sind in 20 verschie-
denen Palästen und 8 grofsen Gebäuden untergebracht, dic
meist in Eisenbeton und in den verschiedensten Konstruk-
tionen durchgeführt sind. Von den Hauptgebáuden sind zu
nennen: Die Gebäude für Wissenschaft, Erziehung, freie
Künste, Maschinenbau und Schiffbau, Bauingenieur-Wesen,
Elektrotechnik, Bergbau, Transportwesen, Textil- Technik,
chemische Technik, Sozial - Hygiene, Landwirtschaft und
Gartenbau. Den gröfsten Umfang der diesjährigen Aus-
stellung nimmt der Palast für Kraft- und Arbeitsmaschinen-
wesen ein, in dem auch die Abteilung für Schiffbau und
verwandter Industrieen untergebracht ist. Dr. L.
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
INo. 745] 19
Roheisenerzeugung in Deutschland und Luxemburg.
Nach den Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und
Stahlindustrieller betrug die Roheisenerzeugung in Deutsch-
land und Luxemburg während des Monats April 1908
insgesamt 979866 t gegen 1046998 t im März 1908 und
1077703 t im April 1907.
Die Erzeugung verteilte sich auf die einzelnen Sorten
wie folgt, wobei in Klammern die Erzeugung fúr April 1907
angegeben worden ist:
Giefsereiroheisen 191 492 (184 605) t, Bessemerroheisen
34 776 (40 283) t, Thomasroheisen 614350 (704 244) t, Stahl
und Spiegeleisen 80421 (82763) t, Puddelroheisen 58 827
(65 808) t.
Die Erzeugung wáhrend der Monate Januar— April 1908
stellte sich auf 4082379 t gegen 4217303 in dem gleichen
Zeitabschnitt des Vorjahres.
Flußeisenerzeugung in Deutschland und Luxemburg.
Nach den Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- “und
Stahlindustrieller betrug die Flufseisenerzeugung in Deutsch-
land und Luxemburg im Jahre 1907 insgesamt 12 063 632 t
gegen 11307807 t im Jahre 1906, 10066553 t im Jahre 1905
und 6 645 869 t im Jahre 1900.
Von der Produktion des Jahres 1907 waren 7599574 t
Rohblöcke, die im Konverter, 4 252 560 t Rohblöcke, die im
Siemens-Martinofen hergestellt waren. Aufserdem wurden
211498 t Stahlformgufs produziert.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Ernannt: zum Intendantur- und Baurat der Militär-
bauinspektor Baurat Koppen von der Intendantur des I. Armee-
korps und zum Militärbauinspektor der Reg.- Baumeister
Rauscher in Lippstadt unter Ueberweisung als techn. Hilfs-
arbeiter zur Intendantur des IV. Armeekorps.
Auf seinen Antrag in den Ruhestand versetzt:
der Militärbauinspektor Baurat Pieper in Hanau.
Preufsen.
Ernannt: zum Präsidenten der Kgl. Eisenbahndirektion
in Erfurt der Geh. Oberregierungsrat und Vortragende Rat
im Minist. der öffentl. Arbeiten Kindermann;
zum Oberbaurat mit dem Range der Oberregierungsräte
der Reg.- und Baurat Borchart, Mitglied der Eisenbahn-
direktion in Magdeburg, zum Geh. Regierungsrat und Vor-
tragenden Rat im Minist. der öffentl. Arbeiten der Regierungs-
rat Dr. Polenz, Mitglied der Kgl. Eisenbahndirektion in Berlin;
zum Kgl. Reg.- und Gewerbeschulrat der Baugewerk-
schuldirektor Jessen in Magdeburg;
zu Eisenbahnbauinspektoren die Reg.-Baumeister des
Maschinenbaufaches Gustav Hangarter in Limburg a. d. L.
und Karl Reinicke ın St. Johann-Saarbrücken;
zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Bauführer Karl Ziegler
aus Bielefeld, Arthur Schalkau aus Mittelhufen bei Königs-
berg i. Pr. (Maschinenbaufach), Oskar Kümmell aus Korbach
in Waldeck, Christian Kraft aus Hameln a d. W., Wilhelm
Aust aus Mülheim a. Rh., Heinrich Becker aus Prüm (Eisen-
bahnbaufach), Richard Doergens aus Berlin, Franz Kraefft
aus Kóslin, Max Maybaum aus Berlin, Heinrich Triest aus
Berlin (Wasser- und Strafsenbaufach), Gerhard Kretschmer
aus Gossenthin, Kreis Neustadt in Westpr., Ewald Fritz aus
Berlin, Arnold Knoblauch aus Berlin und Hermann Leyn
aus Hannover (Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Gewerberat mit dem
persönl. Range als Rat vierter Klasse den Gewerbeinspektoren
Dr. Klocke in Bochum, Dr. Markstahler in Neuwied und
Dr. Werner in Hirschberg in Schl.;
der Charakter als Geh. Baurat den Reg.- und Bauräten
Kosbab in Aachen, Breisig in Breslau, Dorp in Düsseldorf
und Bohnen in Königsberg 1. Pr.;
emm
20 (No. 745]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Juli 1908]
der Charakter als Geh. Regierungsrat dem Landes-
gewerberat und ordentl. Mitglied des Landesgewerbeamts
v. Czihak;
der Charakter als Baurat dem Reg.-Baumeister Ludwig
Dihm in Friedenau und dem Dozenten an der Techn. Hoch-
schule in Hannover Professor Wilhelm Hoyer;
die Stelle eines Mitgliedes der Eisenbahndirektion in
Berlin dem Reg.- und Baurat Bruno Kunze, die Stelle des
Vorstandes der Maschineninspektion 2 in Trier dem Eisen-
bahnbauinspektor Reutener und die Stelle des Vorstandes
der Maschineninspektion in Liegnitz dem Eisenbahnbau-
inspektor Sydow.
Beigelegt: das Prädikat Professor dem Assistenten
an der Techn. Hochschule in Berlin Reg.-Baumeister a D.
Richard Rönnebeck.
Uebertragen: die etatmäfsige Stelle eines Reg.- und
Gewerbeschulrats bei der Regierung in Magdeburg dem
Reg.- und Gewerbeschulrat Jessen.
Ueberwiesen: zum 1. Juni d. J. der Kgl. Gewerbe-
inspektion Breslau I alsGewerbeinspektionsassistentin Fräulein
Eva Schumacher aus Breslau.
Zur Beschäftigung überwiesen: der Bauinspektor
Schmedes, bisher aus der Staatseisenbahnverwaltung be-
urlaubt, dem Eisenbahnzentralamt in Berlin, die Reg.-Bau-
meister Kümmell der Eisenbahndirektion in St. Johann-Saar-
brücken (Eisenbahnbaufach), Doergens der Regierung in
Königsberg, Fichtner der Regierung in Schleswig (Wasser-
und Strafsenbaufach), Bellers der Regierung in Oppeln,
Kretschmer dem Polizeipräsidium in Berlin, Fritz der Re-
gierung in Stralsund und Juppe der Regierung in Königs-
berg (Hochbaufach).
Bestätigt: die Wahl des etatmafsigen Professors Borr-
mann zum Rektor der Techn. Hochschule in Berlin für die
Amtsdauer vom 1. Juli 1908 bis dahin 1909.
Versetzt: zum |. Juni d. J. der Gewerbeinspektor
Dr. Niebling von Köln-Land nach Düsseldorf unter Verleihung
der Stelle des zweiten gewerbetechn. Hilfsarbeiters bei der
dortigen Regierung und der Gewerbeassessor Dr. Rosebrock
von Barmen nach Köln zur kommissarischen Verwaltung
der Gewerbeinspektion Köln-Land;
die Reg.-Baumeister Rättig von Pillau nach Insterburg,
Heiser von Glückstadt nach Pillau, Grochtmann von Berlin
nach Duisburg-Ruhrort (Wasser- und Strafsenbaufach),
Gölitzer von Rogasen nach Jarotschin, Decker von Wands-
bek nach Allenstein und Karl Arendt von Posen nach Hannover
(Hochbaufach).
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Reg.-Baumeistern Rudolf Haagen in
Neurode, Arthur Rosenberger in Fürstenwalde (Wasser- und
Strafsenbaufach) und Bruno Neubauer in Charlottenburg
(Hochbaufach).
Bayern.
Ernannt: zum ordentl. Professor für Staatswissen-
schaften (Nationalökonomie, Statistik und Finanzwissenschaft)
der Techn. Hochschule in München der ordentliche Professor
der Techn. Hochschule in Brünn Dr. Friedrich v. Gottl-
Ottlilienfeld.
Befördert: zu Direktionsräten an ihren bisherigen
Dienstorten der Vorstand der Betriebs- und Bauinspektion
Memmingen Dircktionsassessor Johann Friedrich, der Vor-
stand der Betricbs- und Bauinspektion Nördlingen Direktions-
assessor Bernhard Sommerer und der Vorstand der Werk-
stätteninspektion Nürnberg Ill Direktionsassessor Karl Wind-
stofser;
zu Direktionsassessoren an ihren bisherigen Dienstorten
die Eisenbahnassessoren Max Wild bei der Eisenbahndirektion
Augsburg, Ludwig Fischer bei der Werkstätteninspektion
Aubing, August Rauch bei der Eisenbahndirektion München,
Ernst Bübler, Vorstand der Betriebswerkstätte Hof, und Paul
Sichling, Vorstand der Betriebswerkstätte Núrnberg-Haupt-
bahnhof.
Versetzt: der Direktionsassessor Ernst 2618 in Würz-
burg in seiner bisherigen Diensteigenschaft zur Bahnstation
Landshut als deren Vorstand.
Württemberg.
Ernannt: zu Reg.-Baumeistern die Kandidaten Oskar
Keidel aus Bartholomä, O.-A. Gmünd, Friedrich Königshöfer
aus Stuttgart, Adolf Krauß aus Riedbach, O.-A. Gerabronn,
Adolf Leypoldt aus Eckartsweiler, O.-A. Oehringen, Bertold
Scheuer aus Heilbronn (Maschineningenieurfach), Paul
Böckeler aus Aalen, August Bräuninger aus Hohenasperg,
O.-A. Ludwigsburg, Eugen Eblen aus Anandapur in Ost-
indien, Georg Fahrner aus Freudenstadt, Alexander Falch
aus Munderkingen, O.-A. Ehingen, Otto Feldweg aus
Oberndorf, Friedrich Gauger aus Ulm, Emil Haußmann aus
Nürtingen, Hermann Herkommer aus Stuttgart, Otto Huber
aus Efslingen, Eugen Kern aus Böblingen, Robert Kölle aus
Ulm, Hermann Kurz aus Möglingen, O.-A. Ludwigsburg,
Ernst Kyriß aus Brackenheim, Theodor Linckh aus Pulver-
dingen, Gemeinde Enzweihingen, O.-A. Vaihingen, Erwin
Link aus Lienzingen, O.-A. Maulbronn, Otto Link aus
Trölleshof, Gemeinde Effringen, O.-A. Nagold, Hermann
Löffler aus Vaihingen a d. Enz, Otto Rappold und Eugen
Rau aus Stuttgart, Karl Reger aus Zuffenhausen, Max
Säufferer aus Erbach, O.-A. Ehingen, Fritz Scherer aus
Mülhausen i. E., Wilhelm Schick aus Orendelsall, O.-A.
Ochringen, Wolfgang Schickhardt aus Neresheim, Hans
Walther aus Mülhausen i. E., Ernst Weiß aus Leonberg,
Otto Weitmann aus Ellwangen, Ludwig Wörnle aus
Efslingen, Alfred Zimmermann aus Degerloch, O.-A. Stuttgart
(Bauingenieurfach), Bruno Benesch aus Potsdam, Ernst Bode
aus Nürtingen, Heinrich Borst aus Urach, Franz Eble aus
Heilbronn, Alfred Fischer und Hermann Hinderer aus
Stuttgart, Emil Klein aus Oberefslingen, O.-A. Efslingen,
Hermann Klotz und Hans Kohler aus Stuttgart, Friedrich
Maisenbacher aus Bittelbronn, O.-A. Horb, Oskar Pfisterer
aus Gmünd, Richard Rapp aus Wildberg, O.-A. Nagold,
Wilhelm Remppis aus Sulzbach a. d. Murr, O.-A. Backnang,
Artur Roos aus Mülhausen 1. E., Friedrich Schaal aus Heil-
bronn, Alfred StooB aus Waiblingen, Hermann Weigle aus
Stuttgart und Alfred Winker aus Gmünd (Hochbaufach).
Uebertragen: seinem Ansuchen gemäfs die Stelle des
Vorstandes der Eisenbahnbauinspektion Böblingen dem Eisen-
bahnbauinspektor Weigelin, Vorstand der Eisenbahnbau-
sektion Plochingen, sowie die bei dem Hydrographischen
Bureau der Ministerialabt. .für den Strafsen- und Wasserbau
erledigte Stelle eines Bauinspektors dem etatmäfsigen Reg.’
Baumeister tit. Bauinspektor Konz in Stuttgart.
Baden.
Versetzt: der Reg.-Baumeister Eduard Kieser in Emmen-
dingen zur Wasser- und Strafsenbauinspektion Rastatt.
Hessen.
Ernannt: zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Bauführer
Robert Ensinger aus Alzey, Karl Herzberger aus Friedberg
1. H., Wilhelm Heß aus Leihgestern, Georg Huck aus
Arheilgen, Hermann Hüther aus Hochheim a. M., Georg
Jacobs aus Alzey, Heinrich Kalbfleisch aus Giefsen, Adam
Kissel aus Biblis, August Lorenz aus Bockenheim, Hans
Michel und Ludwig Paul aus Darmstadt, Balthasar Reinheimer
aus Klein-Gerau und Emil Völsing aus Darmstadt.
Bremen.
Ernannt: zum Baumeister bei der Baudeputation, Abt.
Hochbau, der bisherige Oberlehrer an der Baugewerkschule
in Lübeck Dipl.-Ing. Wilhelm Münch.
Gestorben: Oberbaurat Prüsmann, Techn. Dirigent
der Kanalbaudirektion in Hannover, Geh. Baurat, Reg.- und
Baurat a. D. Arthur Klopsch, früher bei der Regierung in
Schleswig, Geh. Baurat von der Hude in Berlin, ordentl.
Mitglied der Akademie des Bauwesens und Kreisbauinspektor
Treuenfels in Flensburg.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlın.
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
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(15. Juli 1908)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 746] 21
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure
Versammlung am 28. April 1908
Vorsitzender: Herr Geheimer Regierungsrat Geitel — Schriftführer: Herr Geheimer Kommissionsrat F. C. Glaser
(Mit 37 ann
In Abwesenheit des Herrn Ministerialdirektors
Dr.- Ing. Wichert eröffnet der erste stellvertretende
Vorsitzende, Herr Geheimer Regierungsrat Geitel,
die Versammlung.
Der Bericht über die Versammlung am 24. März
d. Js. wird zur Einsichtnahme für die Mitglieder aus-
elegt.
E ch Sachen des „Handbuches über Triebwagen“
des Herrn Baurat Guillery teilt der Vorsitzende mit,
dafs das Werk nunmehr fertiggestellt und der Vorstand
behufs Herausgabe desselben mit einer geeigneten Ver-
lagsbuchhandlung in Unterhandlung getreten sei.
Geschäftliche Mitteilungen liegen sonst nicht vor.
Der Vorsitzende erteilt Herrn Eisenbahnbau-
inspektor G. Bode das Wort zu seinem Vortrage über:
Mechanische und Kraft-Stellwerke.
Herr Eisenbahnbauinspektor Bode: Meine Herren!
Das Thema, das ich heute Abend vor Ihnen zu be-
handeln die Ehre habe, führt Sie auf ein noch dazu
verhältnismäfsig eng umgrenztes Spezialgebiet des
Eisenbahnwesens, das jedoch meines Erachtens in
mehrfacher Beziehung das Interesse gerade des
Maschinen-Ingenieurs in Anspruch nehmen kann. Ein-
mal sind die gerade beim Stellwerksbau in konstruktiver
Hinsicht zu lösenden Aufgaben aufserordentlich mannig-
faltig und schwierig, wie auch daraus hervorgeht, dafs
wohl auf keinem Gebiet soviel in Erfindungen und
Patenten gearbeitet wird, wie auf diesem. Anderseits
müssen an die Ausführung der Stellwerksapparate und
ihrer einzelnen Teile ganz aufserordentlich hohe An-
forderungen gestellt werden, und in der Tat ist es
Präzisions-Arbeit, die dabei geleistet wird.
Aber abgesehen davon, sind wir ja schliefslich alle
an den Einrichtungen, die der Sicherheit des Eisen-
bahnbetriebes dienen, stark interessiert, und dafs wir
heutzutage so sicher reisen, verdanken wir zum erheb-
lichen Teil dem hohen Stand des modernen Stellwerks-
baues. Sind es doch gerade die Bahnhöfe mit ihren
unzähligen Weichen und den vielen zusammenlaufenden
und sich kreuzenden Fahrstrafsen, wo den Zügen in
ihrem Lauf die meisten Gefahren drohen. Ich möchte
mir dabei erlauben, Sie an die Zeiten zu erinnern, als
noch die Weichen und Signale einzeln von Hand
bedient wurden und Abhängigkeiten zwischen beiden
kaum bestanden. Aengstlich und gespannt mufste der
Lokomotivführer eines ein- oder durchfahrenden Zuges
nach der Stellung der von ihm zu befahrenden Weichen
ausschauen, und ebenso war jede Anfahrt eines Zuges
für den verantwortlichen Stationsbeamten ein Moment
höchster Spannung, gab es doch für die richtige Stellung
der Weichen keine weitere Garantie als die eigene
Gewissenhaftigkeit und, wenigstens auf gröfseren Bahn-
höfen, die der übrigen Bediensteten, welche in ihren
Unterbezirken für die rechtzeitige und richtige Her-
stellung der Fahrstrafsen und ihre Freihaltung zu
sorgen hatten.
Wie anders jetzt! Stationsbeamter und Lokomotiv-
führer wissen genau, sobald und solange ein Signal
„freie Fahrt“ zeigt, müssen alle Weichen der zu-
gehörigen Fahrstrafse die richtige Stellung haben und
können nicht mehr umgelegt werden, und zwar nicht
nur die der eigentlichen Fahrstrafse, sondern auch die
der Nebengleise, soweit das erforderlich ist, um den
Zug gefährdende Flankenfahrten auszuschliefsen.
Um das zu ermöglichen, war es nötig, von der
örtlichen und Einzel-Stellerei der Weichen und Signale
ab- und statt dessen zu ihrer Fernbedienung überzu-
gehen, und indem man gleichzeitig die Stellhebel aller
Weichen und Signale eines ganzen Bahnhofes oder
mindestens geeigneter Bahnhofsbezirke zu einem Stell-
|
werk vereinigte, hatte man es nunmehr in der Hand,
in einfacher und zuverlässiger Weise alle gewünschten
Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Stellhebeln
und damit indirekt zwischen den Weichen und Signalen
selbst zu schaffen.
Es würde den Rahmen dieses Vortrages weit über-
schreiten, wollte ich hier auf die Verschiedenheiten
der Apparat- Konstruktionen der einzelnen Signalbau-
anstalten eingehen. Ich werde mir statt dessen er-
lauben, Ihnen einige allen mehr oder weniger gemein-
same Details vorzuführen, um Ihnen zu zeigen, mit
welcher Vollkommenheit den recht weitgehenden staat-
lichen Ausführungsvorschriften genügt wird.
Bei den mechanischen Stellwerken, wie sie jetzt
noch vorwiegend in Anwendung sind, kann man drei
Hauptteile unterscheiden: die Stellhebel im Stellwerk,
die Antriebvorrichtungen draufsen an den Weichen
und Signalen und schliefslich das Bindeglied zwischen
beiden, das die mittelst des Stellhebels ausgeübte Kraft
auf die Antriebvorrichtung überträgt. Da durch dieses
Bindeglied wesentlich die Bauart der Hebel und Antrieb-
vorrichtungen bestimmt ist, möchte ich zunächst darüber
einige Worte sagen.
Während man ursprünglich — in einzelnen Ländern
auch heute noch — zur Kraftübertragung wenigstens
bei der Weichenstellerei Gasrohrgestänge anwandte,
erfolgt die Kraftübertragung heutzutage bei uns aus-
schliefslich durch Drahtzug und zwar durch Doppel-
drahtzug, d. h. jede Bewegung der Stellhebel, sowohl
die Vorwärts- wie die Rückwärtsbewegung wird zwang-
läufig auf die Antriebvorrichtungen der Weichen und
Signale übertragen. Es leuchtet ein, dafs dadurch ein
hoher Grad von Sicherheit erzielt wird im Vergleich
zu dem bei der Signalbedienung früher verwendeten
einfachen Drahtzug, bei dem z. B. die Zurückführung
des gezogenen Signalflügels in die Haltstellung lediglich
durch das Uebergewicht des Flügels erfolgte.
Die Verwendung von Drahtziigen gestattet ver-
hältnısmäfsig einfache Konstruktionen sowohl der Stell-
hebel wie der Antriebe. Der wesentliche Teil des
Stellhebels ist die Seilrolle, um die das Seil der
Doppelleitung geschlungen ist, und die durch einen
Handgriff soweit gedreht werden kann, dafs dadurch
dem Draht eine Bewegung von 500 mm erteilt wird.
Gleiche Seilrollen enthalten die Weichen- und
Signalantriebe, und die Umdrehungen, die sie durch
Umlegen der Stellhebel erfahren, werden durch Schub-
stangen auf die Weichenzungen bezw. Signalflügel
übertragen. So klingt alles sehr einfach, in der Tat
sind jedoch die aufgeführten Teile und Vorrichtungen
recht kompliziert, entsprechend den vielerlei Anforde-
rungen, denen sie genügen müssen.
Das gilt schon z. B. von der Weichenstellvorrichtung.
Bei den früheren unmittelbar von Hand bedienten
Weichen waren beide Zungen in entsprechender Ent-
fernung durch eine einfache Stange fest miteinander
verbunden, und die Feststellung in den Endlagen be-
sorgte ausschliefslich ein Gegengewicht.
Demgegenüber wird heute verlangt, dafs die
Zungen in den Endlagen fest verschlossen sind, ein
Klaften der Zungen also ausgeschlossen ist, dafs jedoch
anderseits ein Aufschneiden der Weiche durch ein
aus der Weiche heraustahrendes Fahrzeug möglich ist,
ohne dafs dabei irgend welche Weichenteile brechen.
Diesen Bedingungen wird genügt durch sogenannte
Spitzenverschlüsse und zwar ist der in Abb. 1 wieder,
gegebene Spitzenverschlufs ein solcher mit äufserer
Verklammerung, ein sogenanntes llakenschlofs. (Der
Vortragende erläutert die Wirkungsweise des Haken-
schlosses an einem Modell.)
Nachdruck des Inhaltes verboten.
22 (No 746)
"Von grofser Wichtigkeit ist nun, dafs der
Weichensteller im Stellwerk von jeder Unregelmälsigkeit,
die draufsen an einer Weiche vor sich geht, Kenntnis
erhält, im besonderen, wenn sie aufgeschnitten wird
oder aus irgend welchen Gründen nicht in die Endlage
zu bringen ist. Derartige Mitteilungen erhält er am
Stellhebel selbst. Zu dem Zweck ist der Handgriff,
der zur Umdrehung der Seilrolle dient, mit dieser nicht
starr verbunden, sondern nur kraftschlüssig durch eine
unter Federdruck befindliche lösbare Kupplung, die
also unter gewissen Verhältnissen ein Ausscheeren des
Handhebels zulälst, z. B. wenn ein Gegenstand zwischen
Zunge und Mutterschiene liegt und nicht gestattet, den
vollständigen Zungenverschlufs herbeizuführen und
Abb.
Mod 5395 g. :
GC)
A
a 9
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Juli 1908]
Gleichzeitig findet noch ein wichtiger Vorgang
statt. Jede solche Verdrehung der Seilrolle nämlich
hat zur Folge, dafs sich die Handfalle anzieht bezw.
feststellt und sich gleichzeitig der Verschlufsbalken ein
wenig hebt oder senkt. Diese geringe Bewegung
genügt, zu verhindern, dats irgend eine Signalgebung
erfolgen kann, bei der die betreffende Weiche be-
teiligt ist, bis sie wieder in ordentlichen Zustand ver-
setzt ist.
Eines an sich unscheinbaren aber aufserordentlich
wichtigen Apparates mufs ich noch Erwähnung tun,
des Drahtzugspannwerks. Bei den grolsen Längen der
Drahtzüge, die oft, namentlich zu Signalen, kilometerweit
geführt sind, finden natürlich infolge der Temperatur-
Aufschneidbares HakenschloB.
dazu die Seilrollen am Weichenantrieb und am Stell-
hebel in die Endlagen zu bringen. Der Weichensteller
wird in diesem Falle zunächst versuchen, den ۰
hebel weiter zu bewegen. Wendet er hinreichend
grofse Kraft an, so scheert der Hebel aus und es
erscheint an der Stellrolle eine kleine rote Scheibe
oder dergl. Umgekehrt ist der Vorgang beim Auf-
schneiden einer Weiche. Durch das gewaltsame Um-
legen der Zungen wird die Seilrolle des Weichen-
antriebes verdreht, sie überträgt durch die Drahtzüge
ihre Drehbewegung auf die Seilrolle des zugehörigen
Weichenhebels im Stellwerk und dreht diese unter
Ausscheeren der lösbaren Kupplung unter dem Hand-
hebel hindurch. Dabei wird wieder als Benach-
richtigung vom Geschehenen an den Weichensteller
die rote Scheibe im Hebel sichtbar. (Vorführung am
Modell.)
schwankungen sehr erhebliche Längenänderungen statt.
Wollte man diese einfach durch Gewichtsbelastung
aufheben, würde eine Bedienung der Weichen und
Signale nicht sicher gewährleistet sein, denn der dabei
oft zu überwindende erhebliche Widerstand könnte
bewirken, dafs beim Umlegen des Stellhebels das
Gewicht auf dem ziehenden Seiltrumm gehoben, das
auf dem nachlassenden gesenkt wird, die Weiche aber
oder das Signal stehen bleibt. Daraus geht hervor,
dafs die Spannwerke (Abb. 2) so eingerichtet sein
müssen, dafs die auf die Drähte gehängten Gewichte
mit den ihre Länge infolge Temperaturschwankungen
ändernden Drähten sich heben oder senken und diese
dadurch straff halten, sobald jedoch eine Hebelbedienung
stattfindet, sich feststellen, so dafs nunmehr unbedingt
eine Bewegung der Drähte stattfinden muís. Es wird
das durch eine genial ausgedachte einfache Sperr-
BR
D
=
۱۱/۱
1
UK ia
[15. Juli 1908]
vorrichtung in zuverlässigster Weise erreicht. (Er-
läuterungen am Modell.)
Daneben haben die Spannwerke noch eine andere
wichtige Funktion. Ab und zu treten, trotzdem Stahl-
drähte von hoher Festigkeit, 100 kg/qmm, verwendet
Abb. 2,
/
ASA -Mod 21365
e Ze ۳ کی تسا 1
1 H
Drahtzugspannwerk.
werden, Drahtbrüche ein, die leicht unheilvolle Folgen
haben könnten, insofern, als infolge der dadurch ein-
getretenen Störung des Gleichgewichtszustandes gefahr-
bringende Bewegungen von Weichen- oder Signal-
antrieben herbeigeführt werden können. Das verhindern
die Spannwerke, indem die Gewichte beim Reifsen
eines Drahtes herabstürzen und dabei die Drähte mit-
nehmen. Dadurch wirken sie bei den Weichenantrieben
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 746] 23
auf eine besondere Vorrichtung, die die Weiche in
einer Endlage festlegt, anderseits stellen sie die
Signale zwangsweise auf Halt. Gleichzeitig wird am
Stellhebel im Stellwerk die Hebelrolle verdreht und
dadurch der Drahtbruch angezeigt. (Vorführung am
Modell.)
Weiter kann ich Ihnen noch ein interessantes
Modell vorführen. Es stellt eine sogen. „Unterwegs-
sperre“ dar. Die besonderen Bedingungen für die
„Lieferung und Aufstellung von Weichen- und Signal-
stellwerken“ sagen darüber folgendes:
Die an die Streckenblockung angeschlossenen
Ausfahrsignalhebel oder -Kurbeln sind in der Weise
mit Unterwegssperren zu versehen, dafs zunächst die
Signalhebel während des Umlegens von „Halt“ auf
„Fahrt“ jederzeit zurückgestellt werden können, d. h.
der Wärter nicht gezwungen sein soll, eine für die
Fahrtstellung begonnene Signalhebelbewegung zu voll-
enden; sodann soll, um nicht gleich beim Vergreifen
den Hebel unnötig festzulegen, die Sperrung des
Hebels dann erst eintreten, wenn dieser soweit nach
der Fahrlage hin bewegt ist, dafs der Signalarm
merklich aus der Ruhelage herausgeht. Sobald aber
über diesen Punkt hinaus der Hebel soweit umgelegt
ist, dafs der Signalarm sich der Fahrstellung nähert,
mufs die Unterwegssperre auf dem ganzen Rückwege
bis in die Ruhelage des Hebels wirken. Eine genaue
Lage dieses Punktes, der in der Regel innerhalb des
ersten Drittels des Hebelweges liegen wird, läfst sich
wegen der Verschiedenheit der Bauarten und der
Leitungslängen nicht angeben, so dafs es unter Um-
ständen zulässig ist, die Sperrung schon früher eintreten
zu lassen. Keinesfalls darf aber die Sperrvorrichtung
dann schon wirksam werden, wenn in der Ruhelage
des Hebels die Handfalle nur angezogen und wieder
losgelassen wird. BE
Ich weils nicht, ob Ihnen aus dem Vorgelesenen
ganz klar geworden ist, welchen Zweck diese Unter-
wegssperren erfüllen sollen.
In der Hauptsache ist es
der, zu verhindern, dafs
der Stellwerksweichensteller
mehrmals hintereinander
nach seinem Belieben Zügen
auf dieselbe Strecke Aus-
fahrt gibt. Er ist vielmehr ge-
zwungen, jede angefangene
Fahrtstellung bis zur End-
stellung durchzuführen, hier-
auf aber den Hebel und
damit das Signal unbedingt
wieder in die Ruhelage zu
bringen. Erst nachdem das
geschehen und aufserdem
der Hebel elektrisch freige-
geben ist, ist es ihm mög-
lich, das Signal von neuem
auf Fahrt zu ziehen. (Vor-
führung am Modell).
Ich werde mir jetzt er-
lauben, Ihnen einige Bilder
ausgeführter Stellwerke zu
zeigen, die zugleich ein
Zeugnis ablegen für die Lei-
stungsfähigkeit einer unserer
ältesten und gröfsten Signal-
bauanstalten, der A.-G. Max
Jüdel & Co. in Braun-
schweig. Nachdem die
Firma im Jahre 1898 ihr
2000. Stellwerk abgeliefert
hat, kommt in diesem Jahre
das 5000. Stellwerk, bestimmt für den Bahnhof Lübeck,
zur Ablieferung (Abb. 3); die Firma hat also in 10 Jahren
3000 Stellwerke fertiggestellt. Das in Abbildung 4
wiedergegebene Stellwerk aus dem Jahre 1904 ist mit
25,1m Länge das längste, das die Firma gebaut hat.
Es ist selbstverständlich, dafs die Bedienung der-
artig grofser Stellwerke nicht durch einen Mann er-
folgen kann, es sind vielmehr stets mehrere gleichzeitig
24 [No. 746] GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN (15. Juli 1908]
tätig, und es ist interessant, zu sehen, wie schnell | Kraftstellwerk kann auch das Stellwerksgebäude kleiner
diese es lernen, bei Bedienung des Stellwerks und ausfallen und beansprucht deshalb einen erheblich
Herstellung der Fahrstrafsen Hand in Hand zu arbeiten. kleineren Platz als es beim mechanischen Stellwerk
Notwendig ist dabei natürlich, ihnen Anweisung zu der Fall sein würde.
geben, welche Hebel und in welcher Reihenfolge sie Dazu kommt, dafs man bei Verwendung von Kraft-
zu betätigen sind, damit irgend eine Ein- oder Ausfahrt | antrieben die Entfernung, auf die Signale und Weichen
gegeben werden kann. Dazu dienen sogen. Verschlufs- | bedient werden, vergröfsern kann und dadurch in der
tafeln. Sie bilden zugleich für die ausführende Signal. Lage ist, grölsere Stellwerksbezirke zu bilden, wodurch
bauanstalt die Unterlage für die Anordnung des ganzen Vereinfachungen für den Betrieb und Ersparnisse an
Stellwerks, im besonderen für die Herstellung der not- Bedienungsmannschaften erzielt werden. Schliefslich
wendigen Abhängigkeiten und Verschlüsse. ist es möglich, bei Kraftstellwerken Einrichtungen zur
Die bis jetzt gegebenen Darstellungen bezogen sich dauernden Ueberwachung der richtigen Stellung der
durchweg auf mechanische Stellwerke, bei denen die Weichen und Signale zu treffen, wodurch also eine
Weichen- und Signalstellvorrichtungen von Menschen- grölsere Betriebssicherheit erzielt wird, als sie Stell-
hand bewegt werden. Die Stellwerkswärter müssen | werke mit Draht- oder Gestängeleitungen bieten können.
dabei naturgemäfs eine gewisse körperliche Arbeit Als Triebkraft für Kraftstellwerke kommt in der Haupt-
Abb. 3.
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leisten, die unter Umständen, namentlich bei sehr ent- | sache Prefsluft, Elektrizitát und eine Kombination
fernt liegenden Weichen und Signalen oder wenn die beider, für besondere Fälle auch die Spannung flüssiger
sein kann. Unsere heutigen sozialen Bestrebungen er- arbeiten entweder mit Luft von niederer oder von
fordern, das Los dieser Leute zu erleichtern. hoher Spannung.
Aber es bestehen noch zwingendere Gründe, Die Firma Scheidt & Bachmann in München-
Anlagen mangelhaft unterhalten sind, ganz erheblich | Kohlensäure in Anwendung. Die Prefsluft-Stellwerke
welche es erwünscht machen, die menschliche Kraft Gladbach verwendet bei ihrer Druckluft-Weichen- und
durch eine andere Betriebskraft zu ersetzen. Die sogen. Signalstellvorrichtung einen Betriebsdruck von 1/2 bis
Kraftstellwerke beanspruchen vor allen Dingen 1 Atm.
weniger Raum, ein Umstand, der bei den oft sehr ein- Die Abb. 5 stellt schematisch den Antrieb einer
geengten Bahnhöfen unserer Grofsstädte ausschlag- Weiche dar. Der Vorgang ist. dabei folgender: Der
gebend sein kann, zumal gleichzeitig die in ihrer Masse Weichensteller bewegt den Weichenhebel Æ in der
oft schwierig durchzuführenden Drahtleitungen fortfallen Pfeilrichtung und mit ihm den Schlitzschieber A etwa",
bezw. durch die bequemer zu verlegenden Kr aftleitungen seines Weges, d. h. bis die senkrechte Fläche /? im
ersetzt werden. Das Bild (hier nicht wiedergegeben) Schlitzschieber S gegen die Rolle des Kolbens &' stöfst.
stellt ein mechanisches und ein Kraftstellwerk, beide Dadurch wird auch Verschlufsbalken Z und Steuer-
für dieselbe Zahl Stellhebel, einander gegenüber. Ent- schieber A/ mitbewegt. Ersterer sperrt mechanisch
sprechend der sehr viel geringeren Apparatlange beim sämtliche mit der Weiche in Abhängigkeit stehende
[15. Juli 1908)
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Schema der Druckluft-
Weichenstellvorrichtung.
Fahrstrafsen, letzterer läfst Druckluft von Y: Atm. in
Rohr a strömen. Diese Druckluft (Steuerluft) schliefst
das offene Biegehautventil U! des für diese Bewegung
nicht in Betracht kommenden Rückmelderohres a und
öffnet das geschlossene Biegehautventil D! am Weichen-
antrieb. Druckluft von 1 Atm. (Stelluft) aus der Speise-
leitung r strömt nun in den Zylinder A und in den
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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[No. 746} 25
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Stellwerk von 25,7 m Länge.
Abb. ۰
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Dreiwegzylinder G, dessen Kolben nach rechts ge-
schoben, Druckluft unter das offene Biegehautventil 3
gelangen läfst, wodurch Rohr +* abgeschlossen wird.
Im Zylinder AN wird Festhaltestift 7 hochgehoben,
Kolben A nach links bewegt und dadurch die Weiche
umgestellt. Während des Umstellens der Weiche wird
durch die Bewegung der Zungen der Kurvenfácher C
26 [No. 746]
derart gesteuert, dafs er vor vollständiger Entriegelung
der anliegenden Zunge den Rückmeldeschieber D in
eine Mittelstellung bringt, ihn in dieser solange festhält,
bis die Zungen die richtige Lage eingenommen haben
und ihn erst nach vollständiger Verriegelung der nun-
mehr anliegenden Zunge in die neue Rückmeldestellung
gelangen läfst.
Der Rückmeldeschieber gibt in dieser Endstellung
der Druckluft aus Biegehautventil D! den Weg frei in
Rohr o, welches sie durch das offene Biegehautventil U?
unter das geschlossene Biegehautventil HUT unterm Stell-
werk führt. Das Ventil 7”! wird geöffnet, láfst Druck-
luft unter Kolben Ai, der hochgetrieben, den Schlitz-
schieber A mittelst des schrägen Schlitzes /* in seine
Endlage bringt. Dadurch wird auch Verschlufsbalken Z
gehoben und das Verschlufsregister frei, ebenso kommt
Steuerschieber M in seine Endlage, in der er Rohr p
mit der Aufsenluft verbindet. Biegehautventiele U!
Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[15. Juli 1908]
die Schrage den Schlitzschieber S und damit den
Hebel Æ in die Aufschneidestellung, in welcher er
diesen mittels Aussparung s! fest und so das Ver-
schlufsregister gesperrt hält. Gleichzeitig ertönt auch
ein hörbares Zeichen. Um den Hebel wieder frei zu
bekommen, d. h. die Weiche wieder ordnungsmáísig
an ihn anzuschliefsen, ist der unter dem Stellwerktisch
befindliche Dreiwegehahn A mittels Knopfstange x,
welche plombiert ist, derart zu verdrehen, dafs der
Zylinderraum unter Kolben &* mit der Aufsenluft in
Verbindung kommt. Dadurch läfst sich der Hebel //
auf eine "a Hubstellung bringen, die Weiche wird an-
geschlossen und es erfolgt dann Rückmeldung.
Abb. 6 gibt eine Ansicht eines ausgeführten
Weichenantriebes.
In ahnlicher Weise wie bei der Weiche geht das
Umstellen eines Signals vor sich (vergl. Abb. 7):
Hebel Æ wird in der Pfeilrichtung um seinen ganzen
6.
Weichenantrieb.
und D! kommen in Ruhelage. Durch D! entweicht
die Druckluft aus Zylinder A und Rohr o?, o, nunmehr
gelangt Biegehautventil Hi zur Ruhe und láfst die
Druckluft unter Kolben Zi ebenfalls ins Freie.
Das Zurückstellen der Weiche geschieht auf dieselbe
Weise; an Stelle der Rohre A, o", o, treten Rohre g, 7}, n,
an Stelle der Biegehautventile OCL D}, V1, die Ventile
U?, D?, Ei, an Stelle des Kolben &! Kolben ۸۶ Das
während des Umstellens geschlossene Biegehautventil D*
verhindert ein Durchströmen der Druckluft während
der Mittel- d. h. Aufschneidestellung des Rückmelde-
schiebers D aus Rohr #3 in die Rohre ai, m und
unter das Aufschneideventil Ei
Wird die Weiche aufgeschnitten, so bringt die
Bewegung der Zungen zuerst die Festhaltestifte aus
der Nute im Kolben, dann durch Kurvenfácher C den
Rückmeldeschieber D in die Mittelstellung und es
strömt nun Druckluft, da ja das Biegehautventil D’
offen, aus r”, m? durch D in Rohr m. Dieses leitet sie
unter das geschlossene Biegehautventil 77, das sich
óftnet und Druckluft unter den Kolben A" gelangen
lätst. Der Kolben wird hochgetrieben und bringt durch
Hub bewegt. Druckluft von Vs Atm. aus Rohr zi ge-
langt durch Schieber Æ und Rohr a unter das
geschlossene Biegehautventil D!, welches geöffnet wird
und Druckluft von 1 Atm. in Zylinder A unter Kolben A
gelangen láfst. Letzterer wird hochgetrieben und das
Signal auf Fahrt gestellt. Mit dem Ziehen des Signal-
hebels wird auch durch den Verschlufsbalken Z der
zugehörige Fahrstrafsenhebel mechanisch verschlossen.
Um das Signal auf Halt zu stellen, wird Hebel //
soweit zurückbewegt, als die Fläche s des Schlitz-
schiebers S und die Rolle des Kolbens & es erlauben.
Dadurch wird Steuerschieber M in eine Stellung be-
wegt, in der er einmal die Druckluft aus Rohr ¢ ins
Freie, dann aber auch Druckluft von ’/s Atm. aus
Rohr #1 in Rohr o strömen läfst. Durch die Entlüftung
des Rohres a schliefst sich Biegehautventil Of und
entlüftet seinerseits Rohr 7 und den Zylinder A, Das
Signal fällt durch sein Eigengewicht auf Halt. Die aus
Rohr 7? durch Steuerschieber Af strömende Druckluft
gelangt aber auch gleichzeitig unter das geschlossene
Biegehautventil D?, dieses öffnend und so Druckluft
von | Atm. aus der Speiseleitung 7 in Rohr m und
(15. Juli 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 746] 27
Abb. 7.
Schema der Druckluft-Signalstellvorrichtung.
Abb. 8.
A e
REN vie
"ër ung
Stellwerk.
damit auf die obere Seite des Kolbens A sendend. | luft von 1 Atm. aus der Speiseleitung 7 drückt den
Das Signal wird sonach auch zwangläufig auf Halt ge- Kolben & hoch, dieser bewegt mittelst Schragschlitzes 7?
bracht. Die über dem Kolben A befindliche Druckluft | den Schlitzschieber S, Steuerschieber M, Hebel Æ und
findet in dessen tiefster Stellung den Weg durch Rohr a Verschlufsbalken Z in ihre Endlagen. Steuerschieber M
unter das geschlossene Biegehautventil / im Stellwerk | leitet die Entlüftung der Rohre und Apparate analog
zwecks Rückmeldung frei. Ventil V öffnet sich, Druck- | der beim Weichenantrieb geschilderten Weise ein.
28 [No. 746] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [15. Juli 1908)
in einen Hochdruckbehälter und von da durch einen
Druckregler, welcher sie auf 1 Atm. bringt, in den
Niederdruckbehälter. An diesen ist die Speiseleitung
angeschlossen, welche die Stelluft den einzelnen An-
Dadurch, dafs die Signale in der Fahrtstellung nur
durch die Druckluft festgehalten werden, wird erzielt,
dafs sie bei irgend einer Störung, die die Druckluft
entweichen läfst, auf Halt fallen müssen.
Abb. 9.
Weiche. we
IE--- «->
Schema der elektropneumatischen Weichenstellvorrichtung.
| Abb. 10.
No. 8 ist die Abbildung eines von der Firma
Scheidt & Bachmann für den Bahnhof Düsseldorf—
Bilk ausgeführten Stellwerks.
Die für diese Anlage erforderliche Druckluft wird
durch zwei elektrisch betriebene Kompressoren erzeugt,
von denen der eine als Reserve dient. Die auf 4 Atm.
geprefste Luft wird gekühlt und entwässert, gelangt so
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Von der Speiseleitung zweigt die
trieben zuführt.
Steuerleitung ab, aus der die nochmals auf den Druck
von 1⁄2 Atm. reduzierte Luft unter die Steuerschieber
der Stellapparate tritt.
Das Charakteristische bei diesem System ist also,
dafs Prefsluft sowohl zum Umsteuern als auch zum
Stellen der Antriebe dient, aber mit der geringen
(15. Juli 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 746] 29
Spannung von 1 bezw. Vs Atm., und
dais im Ruhezustande alle Apparate
und Rohre mit Ausnahme der Speise-
und Steuerleitung mit der atmo-
sphärischen Luft in Verbindung, also
nicht unter Ueberdruck stehen.
Im Gegensatz zu dieser Bauart
verwendet die Firma C. Stahmer in
Georgsmarienhütte bei ihrem
Stellwerksystem Prefsluft von 4 bis
5 Atm. Ueberdruck, und zwar wird
durch diese nur die Arbeit des Um-
stellens der Weichen und Signale
geleistet. Dagegen werden zur Ein-
leitung der Umstellbewegungen, d.h.
zum Oeffnen der Prefsluftventile so-
wie zur Kontrolle der durch die
Preisluft ausgeführten Umstellungen
niedrig gespannte elektrische Ströme
verwendet; es genügt hierzu eine
Spannung von 15 Volt.
Abb. 9 zeigt das Schaltungs-
schema für einen Weichenhebel in
Verbindung mit einer einfachen
Weiche. Der Weichenhebel selbst
hat einen senkrecht beweglichen
Schieber, der die Verbindung mit dem
Verschlufsregister herstellt und einen
horizontalen Schieber, welcher zur
Betätigung der elektrischen Schalt-
einrichtungen dient. In der gezeich-
neten Stellung fliefst Batteriestrom
durch die geschlossenen Kontakte
zum einen Steuermagnet an der
Weiche. Dieser hält ein Prefsluft-
ventil offen, welches Prefsluft von
der Seite in den Antriebzylinder ge-
langen láfst, dafs der Zylinderkolben
und durch ihn die Weichenzungen in
die gezeichnete Ruhelage geschoben
und in dieser festgehalten werden.
Sobald die Weichenzungen ihre
richtige Endlage eingenommen haben,
aber auch erst dann, wird an der
Weiche ein Kontakt geschlossen,
welcher Rúckmeldestrom zu dem
einen Sperrmagneten unter dem
horizontalen Schieber gelangen läfst,
der Elektromagnet wird erregt, gibt
den Schieber für den letzten Teil
der Umstellbewegung frei und bringt
gleichzeitig das Rückmeldependel in
die gezeichnete Lage; es verwandelt
sich die rote Scheibe, die bis dahin
hinter dem Meldefenster sichtbar war,
in eine weifse Scheibe mit einem +
zum Zeichen, dafs die Weiche voll-
ständig in ihre Grundstellung ge-
langt ist. Gleichzeitig verstummt
eine Klingel, die während des Um-
stellens ertönte.
Durch diese Klingel und die
rote Scheibe wird überhaupt jede
Unregelmäfsigkeit in der Weichen-
bedienung gemeldet, die eine Unter-
brechung des Rückmeldestroms be-
wirkt, im besonderen, wenn beim
Umstellen infolge irgend eines Hinder-
nisses der Zungenschlufs nicht voll-
kommen erreicht werden kann oder
wenn die Weiche aufgeschnitten wird.
In diesem Falle wird gleichzeitig ein
bereits auf Fahrt stehendes Signal,
das von der aufgeschnittenen Weiche
abhängig ist, selbsttätig in die Halt-
lage gebracht bezw. wird verhindert,
es in Fahrtstellung zu bringen, bis
an der Weiche und dem Weichen-
hebel der normale Zustand wieder
hergestellt ist.
Abb. 11.
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Eingebauter Weichenantrieb.
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30 (No 746]
Abb. 10 gibt Querschnitte durch den eigentlichen
Weichenantrieb, der in folgender Weise betätigt wird:
Wenn ein Steuermagnet z. B. A durch Umlegen des
Stelllebels vom Stellwerk aus Strom erhält und erregt
wird, öffnet er ein Ventil und läfst dadurch Prefsluft
hinter den Steuerkolben g treten. Dieser wird ver-
schoben und nimmt dabei den Schieber e mit, wodurch
nunmehr Prefsluft durch den Kanal ¢ Zutritt zum
Zylinder und auf den Arbeitskolben 4 erhält, während
gleichzeitig der Kanal d mit der Aufsenluft Verbindung
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Juli 1908}
erhält, so dafs die auf der anderen Seite des Arbeits.
kolbens befindliche Prefsluft ins Freie entweichen kann.
Die Bewegung des Arbeitskolbens wird durch die
Kolbenstange unmittelbar oder mit Zwischenschaltung
eines Winkelhebels auf die Weichenzungen und die
Weichenlaterne übertragen.
Abb. 11 zeigt den Weichenantrieb in Aufsenansicht
und Abb. 12 den Einbau an einer Weiche und zwar
stellt das Bild die Anordnung eines Weichenantriebes
auf der Kaiserbrücke bei Mainz dar. _(Schlufs folgt.)
Lokomotiven mit Hilfsmotoren
von Ingenieur Hermann Liechty, Bern
(Hierzu Tafel 1 und 54 Abbildungen)
Nachdem die Lokomotive ein Jahrhundert des
Bestehens hinter sich hat, ist es wohl äufserst interessant,
zurückzublicken auf die verschiedenen Stadien, die ihr
Bau während dieser Zeit durchgemacht hat. Interessant
ist es, wie diese Stadien eigentlich Perioden waren,
während welchen gewisse Anschauungen vorgeherrscht
haben, die dann mit der Zeit den sich mehrenden an
die Lokomotiven gestellten Anforderungen wieder
weichen mufsten. Auffällig dabei ist es aber geradezu,
wie einst herrschende Anschauungen, nachdem sie
Jahrzehnte verlassen worden waren, wieder aufkamen,
Hilfs-Seilbahn Palermo-Monreale.
um wieder während einer kürzeren oder längeren Zeit
zu dominieren.
Naturgemäfs fallen diese Perioden der Anschauungen
mit dem Vordringen des Bahnbaues in gebirgige
Gegenden, mit der Vergröfserung der Leistungsfähigkeit
der Lokomotiven auf steilen Strecken und dann mit
der Erreichung möglichst hoher Geschwindigkeiten,
selbst auf solchen Strecken, zusammen.
1804 suehte Trevithick durch mit Nägeln
beschlagene Felgen, welche auf hölzernen Längs-
schwellen rollten, die nötige Reibung zwischen Rad
und Schiene zu erreichen, und
1811 ging Murray, den Ratschlägen Blenkinsop's
folgend, sich von der Reibung zwischen Rad und Schiene
Kombinierte Cathcad’sche Lokomotive.
115. Juli 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 746] 31
Abb. 4.
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Engerth-Lokomotive.
úberhaupt unabhángig machend, zur Anwendung eines
Triebzahnrades, welches in seitlich an den Schienen
angegossene Zapfen eingriff, über.
Diese erste Periode der Zahnradlokomotive dauerte
bis 1814, da Blackett auf der Wylom-Eisenbahn den
Beweis erbrachte, dafs die Adhäsion selbst eines Rades
auf einer Schiene allein schon genüge, bis zu einer
gewissen Neigungsgrenze ansehnliche Lasten vorwärts
bewegen zu können, und damit trat die Lokomotive in
das Stadium der Adhäsionslokomotive.
Ihre ersten Ausführungen waren Schlepptender-
lokomotiven mit nur einer Triebachse, welche auf
schwach geneigten Bahnen nach den damaligen
Anschauungen immerhin schon bedeutende Lasten
fortzubewegen vermochten. Mit der Entwicklung des
Eisenbahnbaues zeigte sich aber gar bald das Bedürfnis,
auch gröfsere Steigungen überwinden zu können, und
begann da bereits die Zeit, da die Ingenieure Hilfsmittel
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32 (No 746]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Juli 1908۱
suchen mufsten, um die ihnen gestellten Aufgaben
zu lösen.
1831 schon war es Rimber (Nord- Amerika), der
zur Ueberwindung grólserer Steigungen ein Projekt
ausarbeitete mit einer Zahnstange und zu beiden Seiten
derselben zwei ferneren aber höheren Laufschienen.
Beim Einfahren der Lokomotive in die Zahnstange
wurde die Triebachse, an der sich aufser dem Zahnrade
Abb.
6.
aufgestelltes Hilfstriebwerk die Kraft zu liefern hatte.
Verbessert wurde der Seilbetrieb auf geneigten Ebenen
später wesentlich durch Agudio’s Rollenwagen; doch
hat das System neben der Superga-Eisenbahn (1884) —
wo zudem an Stelle des Schleppseiles eine Zahnstange
mit Eingriff von beiden Seiten getreten ist — für Bahnen
von Bedeutung bleibend nicht Anwendung gefunden.
Es sei hier aber wegen ihrer Originalität doch der
mm e bam.
Bauart Fink.
Abb. 7.
Bauart Fink.
und den beiden Triebridern noch zwei kleinere Lauf-
räder befanden, durch das Aufsteigen dieser Räder auf
die höheren Schienen in die Höhe gehoben, so dafs
die beiden Adhäsionstriebräder sich frei in der Luft
drehen konnten und das Zahnrad alleın den Zug bewegte.
Eine Ausführung erlebte Rimber nicht, während
Roman Abt, damals Konstrukteur der Maschinenfabrik
Aarau, im Jahre 1877 unabhängig von dieser Idee auf
Abb. ۰
Erste 55 Lokomotive von Sharp & Stewart.
eine ganz gleiche Lösung kam und Gelegenheit fand,
dieselbe für eine kleine Steinbruchbahn in Laufen
(Schweiz) auszuführen (Abb. 1).
In Europa (Festland) hatte die Zahnstange noch
keinen Fuís gefafst und die ersten Steilstrecken wurden
im Jahre 1838 nach englischem Vorbild durch die
Anlage von geneigten Ebenen mit Scilbetrieb bei
Lüttich und bei Aachen umgangen, zu denen ein örtlich
|
|
|
|
|
elektrischen Bahn Palermo- Monreale Erwähnung getan,
die 60 Jahre später zur Ueberwindung einer Steilrampe
einen Seilbetrieb einschalten mufste, hätten doch die
elektrischen Wagen die Steigung von 12 pCt. nicht
ohne weiteres mit Sicherheit zu überwinden vermocht.
Die Abb. 2 zeigt den Lesern auch ohne weitere
Beschreibung deutlich den Hergang der verschiedenen
Momente während einer Berg- oder Talfahrt.
Um möglichst grofse Zugkraft durch den Antrieb
sämtlicher Achsen zu erreichen, baute Baldwin schon
1842 Lokomotiven der 3/3 und 4/4 Gattung, bei welchen
jeweilen 2 Achsen ein Drehgestell bildeten, die Rad-
durchmesser der festen und der Drehgestellachsen
waren gleich und es waren alle Räder unter sich derart
gekuppelt, dafs eine kleine Verdrehung des Drehgestelles
bei den kleinen damals aufgetretenen Kräften einerseits
und den damaligen Ansprüchen an Genauheit in der
Ausführung anderseits ohne Folgen möglich war.
Die erste Bahn mit einer zu überwindenden beträcht-
lichen Steigung war die 1847 eröffnete Bahn von
Madison nach Indianapolis, welche eine Rampe enthielt
von 57 %o Steigung mit einer Länge von über
2 km. Zu diesem Zwecke
hatte Cathcad eine Zahn-
stange eingelegt, in welche
ein durch einen Hilfsmotor
nur zeitweise angetriebenes
Zahnrad eingriff (Abb. 3).
Das Zahnrad wurde bei Ver-
wendung durch einen Hilfs-
mechanismus gesenkt. Diese
Lokomotive enthielt den rich-
tigen Grundgedanken einer
kombinierten Zahnrad- und
Adhäsionslokomotive mit ge-
trennten Triebwerken; den-
noch folgten keine weiteren
Ausführungen dieser Loko-
motivbauart, wohl wegen der
unsicheren Lage des Trieb-
zahnrades und der Notwendig-
keit seiner Verstellung und
weil so manches andere, was
zu einer guten Lokomotive
gehört, fehlte. Mit dem Jahre 1868 ging man auf dieser
Linie wieder zur Adhäsionslokomotive über und suchte
die nötige Zugkraft durch die Vermehrung der Anzahl
der gekuppelten Triebachsen zu erreichen.
Wichtig für die Folge waren wohl die Erfolge der
Semmeringkonkurrenz im Jahre 1851, welche die
bekannten vielseitigen Lösungen für schwere Adhäsions-
lokomotiven brachten, die sich unterschieden durch die
[15. Juli 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 746] 33
Abb. 9,
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e 505 wie 1 150 —
Bauart Sturrock.
Anwendung eines oder =
aber zweier getrennter Abb. 9a.
Triebwerke, während ein
Vorschlag des Ingenieurs ۱ مسا ي
Kraufs aus Hannover, Be
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اساسا
eines Lokomotivsystems
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NE
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apparat, noch keine Be-
achtung fand.
Die Lokomotive Ba-
varia mit einem Trieb- P SE +" ۳۷۱۳ e RG Ces
werk suchte mittels Kette, DA ı athe ۱ (e AMA een AL (A
die unter sich wieder NA ey petty الا pe =
mit Stangen gekuppelten
Tenderachsen anzutrei-
ben, eine bei diesem An-
mit Mittelschienen-Trieb-
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Rad 25mefer.
KR
Zwillingslokomotive Bauart Winterthur.
lasse aufgetauchte neue Idee. In der Unzuverlässig- ' konkurrenz habe voll befriedigt, und den Lorbeer aus
keit der Kette hatte diese Ausführung den schwachen . der Konkurrenz soll nicht die wohlverdiente heimge-
Punkt. | tragen haben, wie uns die Chronik berichtet.
In den andern Lösungen fanden wir die später | Diese Konkurrenz hatte aber gezeigt, dafs es
unter den Namen Meyer und Fairlie als neue Ideen möglich ist, auf Steigungen bis 25 %o unter An-
wieder aufgetauchten Bauarten von Günther und , wendung von geeigneten Maschinen noch beträcht-
Laufsmann. Keine dieser Lokomotiven der Semmering- | liche Lasten zu befördern, dafs man mit eigentlichen
34 [No. 746]
Bergmaschinen bei sehr grofsen Anforderungen selbst
Adhäsionsstrecken bis 50 °o betreiben könne, da
die Lokomotiven bei Ausnützung des ganzen Dienst-
gewichtes ungefähr das Doppelte desselben als Nutz-
Abb. 11.
=- £46) ---------- de iii جرب
-- A ERA
--1736 -. = = ao... creo se s o oo...
TET JADE AA AN
3/4 + 3/4 gekuppelte Lokomotive Bauart Johnstone.
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Juli 1908|
und Engerthschem Drehgestell (Abb. 4 u. 5), dessen
Achsen mit Stangen gekuppelt waren, um nach Ablauf
der Versuche an der Lanau ebenfalls mit den andern
Achsen anstatt durch eine Kette durch 3 hintereinander
liegende Zahnräder gekuppelt werden zu
können; wollte man doch das ganze Dienst-
gewicht der Lokomotive ausnützen, dabei
aber doch leicht die engen Kurven dieser
Gebirgsbahn befahren können.
Im Jahre 1906 hat die Société des voies
ferrées du Dauphiné eine 4/4 Lokomotive
System Engerth in Dienst gesetzt, deren
vorderste Achse eine Radialachse ist, welche
durch ein artikuliert befestigtes Zahnrad mit
der ersten festen Achse verkuppelt ist. Diese
Lokomotive ist von Pinguely in Lyon gebaut.
(Abb 5a.) (Vergl. Revue Gen. d. ch. de fer
E 1907, S. 488.)
Ñ ۱ Leider hat die Geduld gefehlt, die Kinder-
Si Krankheiten solcher Neukonstruktionen zu
überwinden, und zu früh wurde diese Kon-
EP struktion verlassen, trotz der Verbesserungen
Fischers von Röfslerstamm, der er-
reichte, dafs die zwei Drehgestellachsen nur
zeitweilig mit dem Triebwerk gekuppelt waren,
- e 3 .o... secs
++ - 3210----
Abb. 12.
6/8 gekuppelte Lokomotive der Cie des chemins de fer du Nord, Bauart Meyer.
Abb. 13.
=
A
Ú کت
ná * = = - 2 PE ۱
2/3+ 3/3 Lokomotive Bauaıt Mallet-Rimrott der argentinischen Zentralbahn. Spurweite 1 m.
last noch angemessen zu befördern vermögen, und dafs
für Steigungen von mehr als 50 °%oo Mittel wie künst-
liche Adhäsion oder Zahnstange gewinnbringend zu
Hilfe gezogen werden können.
1853 war es Engerth, der für die Semmeringbahn
Lokomotiven konstruierte mit 3 gekuppelten Achsen
zeitweilig aber als zwei
gekuppelte Laufachsen
des Drehgestells leer
rollen konnten. Inter-
essant aber bei dieser
Lokomotive war der neu
aufgetauchte Gedanke,
von den fünf Achsen
alle als Triebachsen zu
verwenden, wenn sie als
solche wirklich benötigt
werden, sonst aber die
zwei des Tenderdreh-
gestells wegzuschalten.
Durch diese Konstruk-
tion war natürlich der
Durchmesser der Räder
des Drehgestells ge-
bunden gleich demjenigen des Haupttriebwerkes.
In diese Zeitperiode 1857 fällt auch die Erfindung
Paulus, zur zeitweiligen Erhöhung der Zugkraft die
Achsdrücke der Triebachsen unter Entlastung der
Laufachsen durch Veränderung der Balancierverhältnisse
zu erhöhen. Diese Idee soll aber damals verworfen
[15. Juli 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 746] 35
worden sein, wollte man doch aus Gründen der Betriebs- | noch nicht angewachsen wie er sich heute ungeahnt
sicherheit dem Lokomotivführer nicht Gelegenheit zum | entwickelt hat.
Mifsbrauch geben. Es ist interessant, wie 45 Jahre | Gerade dieser Uebergang wieder zu der Lokomotive
später dieser Gedanke
als Neuheit aus Ame- Abb. 14.
rika gebracht wurde,
und dafs z. B. genau
50 Jahre später die
Badische Staatsbahn en. TY — AR ¡3
Lokomotiven dieser ۳9 | lr MER E
Konstruktion auf der AS
Schwarzwaldbahn in
Dienst stellen wird.
1861 trieb der
geniale Ingenieur
Fınk, sich allerdings
an eine Idee seines
Vorgängers Kirch-
weger anlehnend, die
Achsen des Engerth-
schen » Drehgestells
durch Vermittlung
einer Blindachse mit 3/3+ 3/3 Lokomotive Bauart Mallet-Rimrott der argentinischen Zentralbahn. Spurweite ı ۰
den andern Achsen
direkt verkuppelt an, Abb. 15.
dabei allerdings wieder
. den Vorteil aufgebend,
sie nur zeitweilig an-
treiben zu können.
(Abb. 6 und 7.)
Im gleichen Jahre
noch ging aber die
l.okomotivbauanstalt
Sharp & Stewart in
England dazu über,
Lokomotiven mit 5
fest und steif gekuppel-
ten Achsen zu bauen
(Abb. 8), dieselben
wurden aber wegen zu
starker Beanspruchung
des Oberbaues und
ihrer grofsen Wider-
E stände wegen vielfach
7 angefeindet. Als emp-
Ni fehlenswerte Grenze
| für steif gekuppelte
af Achsen wurden mei-
a stens 4 angenommen.
Durch den ge-
Sei leisteten ausgezeich- 3/3 + 3/3 Tender-Lokomotive Bauart Mallet-Rimrott der spanischen Zentralbahn.
neten Dienst waren
ین Abb. 17.*)
"a 6 LN GEN í Bee:
MITA: d yy `
d AN
3/4 + 3/4 Lokomotive Bauart Mallet-Rimrott der Great Northern Eisenbahngesellschaft.
Lastzugslokomotiven mit 4 gekuppelten Achsen und | mit Schlepptender führte 1863 den Engländer Arch.
Schlepptender Mode geworden, wenngleich ihre An- | Sturrock auf der Great Northern auf die Idee, den
wendung sich meistens nur auf Steigungen von über وج ایس تمد
20 ٩/0۵ beschränkte; war der Güterverkehr doch damals *) Aus „The Railroad Gazette“, Vol. XLI, S. 315.
a re CS, Se
۳ En ی e ۲
36 [No. 746]
Schlepptender mit einer eigenen Dampfmaschine, also
die Lokomotive mit einem Hilfstriebswerk zu versehen,
das beim Befahren der Bergstrecken die Tenderachsen
antrieb und den Dampf von der Quelle des Hauptgetriebes
empfing. Zahlreiche Ausführungen in England, Belgien
| nn o e
16.
Abb.
E
2 A ۰
>
=
>
und in Frankreich fand diese Idee (Abb. 9) und wurde
später unter dem System „Grund“, die Tenderräder
indirekt durch ein Hilfstriebwerk antreibend, in Oester-
reich versucht, aber wieder fallen gelassen. (S. Abb. 9a.)
Mit dem Jahr 1865 beginnt die Periode der Loko-
motiven mit zwei Triebwerken. Wie schon erwähnt,
waren die Grundgedanken 1851 von Laufsmann und
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
—— |
[15. Juli 1908]
Gúnther gebracht worden. Brauchbare Gestalt erhielt
diese Anordnung durch den Englánder Fairlie, dessen
Konstruktion vielfache Anwendungen fand.
Als eigenartige Anwendung des Systems Fairlie,
man könnte sie nennen als Motorlastwagen, sei „hier
einer Ausführung der Lokomotivfabrik Winterthur Er-
wähnung getan. Diese Lokomotive (Abb. 10), zwischen
ihren beiden Gestellen die Lastbrücke tragend, wurde
0
os
3/3-+3/3 Lokomotive Bauart Mallet-Rimrott der Baltimore und Ohio Eisenbahngesellschaft.
gebaut für eine spanische Bahn von I m Spurweite, mit
Steigungen von 75 ۰
Eine ähnliche Bauart, aber mit an einem auf
zwei Drehgestellen ruhenden Hauptrahmen befestigten
Zylindern und Kessel, brachte Johnstone für die
mexikanische Zentralbahn (Abb. 11). Sie ist eine Loko-
motive der Gattung 3/4 + 3/4.
1870 folgte eine verwandte Konstruktion mit gegen-
einander gestellten Drehgestellen und in die Mitte
verlegten Zylindern unter dem Namen System Meyer.
In diese Kategorie gehört als letzte und wohl gröfste
(15. Juli 1908]
Ausfúhrung die Lokomotive der Chemins de fer du Nord
(Frankreich), welche Abb. 12 zeigt; allerdings weicht
sie vom Grundgedanken auch ab, das ganze Dienst-
gewicht auszunutzen.
1867 hatte Petiet bei der französischen Nordbahn
sogár versucht, 6 Achsen durch zwei verschiedene
Getriebe anzutreiben, wobei die beiden Gruppen im
gleichen Rahmen steif und nur die erste und sechste
Achse seitlich verschiebbar gehalten waren. Dals diese
Bauart nur in Geraden oder doch nur auf Bahnen mit
grofsen Radien verwendet werden konnte, lag in der
Konstruktion, und sie war gegenüber den zwei vor-
genannten entschieden ein Rückschritt und wurde
deshalb wieder verlassen.
Zwei Triebgestelle hintereinander gestellt und den
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
!
1
[No. 746] 37
hinteren, den Hauptrahmen, der den Kessel tragt, auf
den vorderen Rahmen aufruhen lassend, das vordere
Triebwerk durch den Abdampf des hinteren Trieb-
werkes speisend, ist das System Mallet-Rimrott,
das als vollkommenster Vertreter der Lokomotiven mit
getrennten Triebgruppen am meisten Verbreitung und
Anwendung gefunden hat. Welche Kolosse dieser
Bauart für die Breit-, Normal- und Schmalspur geschaffen
worden sind, zeigen die Abb. 13—17, während es zu
weit führen würde, aller verschiedenen Maller, Typen
Erwähnung zu tun.
Wie stark die Frage, die Zugkraft der Lokomotiven
zu erhöhen, die Ingenieure beschäftigte, beweist die
Menge der Lösungen, die in dieser Periode aufeinander
folgten. (Forts. folgt.)
Die Deutsche Schiffbau-Ausstellung
(Mit 2 Abbildungen)
Wenn wir einen zusammenfassenden Gesamtüber-
blick über die jüngst eröffnete erste Deutsche Schiff-
bau-Ausstellung geben wollen, so kann unsere Aufgabe
nicht darin bestehen, die zahlreichen Modelle und Er-
zeugnisse der Fertigindustrie hier vorführen zu wollen.
Ein solcher Versuch müfste mifslingen, denn einerseits
würde eine derartige Darstellung den Rahmen dieser
Zeitschrift, die die Interessen der allgemeinen Technik
im Auge hat, weit überschreiten, und anderseits würde
bei der Fülle des Gebotenen — namentlich in bezug auf
Schiffsmodelle — selbst eine umfassende Vorführung doch
nicht hinreichend sein, ein erschöpfendes Bild der Ent-
wicklung des modernen Schiffbaues abzugeben. Von
diesen Erwägungen ausgehend, soll im folgenden in erster
Linie auf die verwandten und Teilindustrieen des Schift-
baues eingegangen werden. Dies erscheint um so be-
gründeter, als keineswegs feststeht, was wichtiger für dıe
Gesamtentwicklung des Schiffbaues gewesen ist, der
Schiffsmaschinenbau oder die einschlägigen Fort-
schritte der Metallurgie, die Elektrotechnik oder
der moderne Hebezeugbau. Auch der moderne Schiff-
bau bildet das Resultat des organischen Zusammen-
wirkens der technischen Gesamtentwicklung, und kein
Fortschritt desselben hätte seine Bedeutung erlangt, wäre
er nicht begleitet gewesen von entsprechenden Fort-
schritten auf den technischen Nachbargebieten. Ueber-
blicken wir unter diesem Gesichtspunkte die Deutsche
Schiffbau-Ausstellung, so begegnen uns zunächst die
Stände der führenden elektrotechnischen Weltfirmen.
Die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft,
die seit 25 Jahren der elektrischen Ausrüstung von
Kriegs- und Handelsschiffen ihre besondere Aufmerk-
samkeit zuwendet, führt ihre Ausstellung in einem be-
sonderen, von Professor Peter Behrens entworfenen
Pavillon am Augusta Viktoria Platz vor.
Zunächst fällt der Blick des Besuchers auf den
in natürlicher Gröfse ausgeführten Maschinenraum eines
mit Dampfturbinen betriebenen Torpedobootes (Abb. 1).
Die getroffene Anordnung läfst die Konstruktion dieser
neuen Motoren deutlicherkennen. DemKolbenmaschinen-
betrieb analog sind nur zwei Schraubenwellen vor-
gesehen; man sieht links die Steuerbordturbine, rechts
den zugehörigen Kondensator und im dahinterliegenden
Raum die Backbordturbine nebst Kondensator. Jede
der Turbinen leistet bei 600 Umdrehungen pro Minute
6000—7000 PS und wirkt unabhängig von der andern
auf ihre eigene Welle, wodurch all die Nachteile kom-
plizierter Zwischenrohrleitungen fortfallen, die sonst
während des Manövrierens den Uebergang vom Vor-
wärts- zum Rückwärtslauf erschweren.
Eine Neuerung von grundlegender Bedeutung zeigt
die A. E.-G. dadurch, dafs sie die sämtlichen bisher
üblichen Hilfsmaschinen mit Dampfkolbenantrieb durch
schnellaufende, von Turbinen direkt betätigte Kreisel-
radpumpen ersetzt. Die Gesellschaft hat diese Neuerung
bei stationären Anlagen bereits ausgiebig erprobt und
wird sie nunmehr auch auf Schiffen zur Anwendung
bringen.
t
Der vorgenannte Maschinenraum enthält ferner
eine 10 KW-Turbodynamo für Beleuchtung und Kraft-
übertragung und einen durch Elektromotor angetriebenen
Ventilator von 80 cbm minutlicher Leistung bei einem
Druck von 50 mm Wassersäule.
Maschinenraum eines Torpedobootes, ausgestellt von der
Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft.
Langsamlaufende Turbodynamo von 200 KW Leistung,
ausgestellt von der Allgemeinen Elektricitáts-Gesellschaft.
Von den übrigen ausgestellten Objekten der A. E.-G.
seien genannt: Eine langsam laufende Turbodynamo
von 200 KW Leistung (Abb. 2), eine 20 KW Dampf-
turbine und zwei Benzindynamos von 7 und etwa 2 KW;
letztere eignen sich insbesondere für transportable
Scheinwerfer, für Notbeleuchtungen auf gröfseren Fahr-
zeugen oder für solche Schiffe, die keine eigene Dampf-
anlage besitzen.
Weiterhin sind zu erwähnen eine reichhaltige
Sammlung neuer elektrischer Heizapparate, einige Nernst-
lampen in modernster Ausführung, elektrische Schweifs-
vorrichtungen, Mefs-Instrumente, Zähler, Schaltapparate,
38 [No. 746]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Juli 1908)
Motor-Schaltkästen, die infolge ihrer absoluten Gefahr-
losigkeit selbst von ungeschulten Personen bedient
werden können, ferner eine Serie kleiner Säulen- und
Handbohrmaschinen, eine fahrbare Bohrmaschine, ver-
schiedene gekapselte Motoren für Hebezeuge usw.,
mehrere kleinere Wechselstrom- und Gleichstrom-
Motoren, neue Kontroller und Anlasser, ferner zwei
einbaufertige Boots-Verbrennungsmotoren von 14 bezw.
20 PS, beide mit Wendegetriebe verschen.
Schliefslich ist noch auf die reichhaltige Sammlung
interessanter Produkte des Kabelwerks, des Gummi-
werks und der Metallwerke Oberspree, bestehend ın
Stahlseilen, Aluminiumgufsstücken, Hart- und Weich-
gummifabrikaten, grofsen Isolierkörpern aus Mikanit,
hinzuweisen, sowie auf eine komplett ausgerüstete
Kommandobrücke mit sämtlichen für den Borddienst aufs
sorgfältigste und gegen äufsere Einflüsse unempfindlich
gebauten Apparaten. Auch die staub- und spritzwasser-
dicht gekapselten Munitions- und Kohlenwinden, die
vertikalen Elektromotoren für Gleichstrom und für Dreh-
strom, weiter ein vollkommen geschlossener künstlich
ventilierter Induktionsmotor, die zahlreichen, teils für
Handbetätigung, teils für mechanischen Fernbetrieb ein-
gerichteten Scheinwerfertypen mit in der Fassung federnd
gehaltenen Glasparabolspiegeln von Zeifs in Jena bieten
dem Fachmann viel Neues. Speziell auf letztere muís
um so mehr hingewiesen werden, als sie ein Novum
im Fabrikationsbereich der Gesellschaft darstellen.
Neben den für das flüssige Element bestimmten
Maschinen und Apparaten hat die A. E.-G. noch die
betriebsfertige Gondel eines lenkbaren Luftschiffes ۰
gestellt; das 6 m lange und 1,5 m breite Nickelstahl-
gerüst trägt über dem hinteren Ende den vierflügeligen
Propeller, der von einem in der Gondel angeordneten
Sechs-Zylindermotor angetrieben wird. Dieser leistet
bei 1200 Umdrehungen pro Minute etwa 100 PS. Zwischen
Motor und Flügelrad befindet sich der mit Ventilator
ausgerüstete Kühler, aufserhalb der Gondel weiterhin
noch der für etwa 375 Liter bemessene Benzinbehälter.
Mit über 35000 elektrischen Glühlampen ist in der
Umgebung des Pavillons eine glänzende Illuminations:
anlage geschaffen. (Fortsetzung folgt.)
Zuschriften an dıe Redaktıon
(Unter Verantwortlichkeit der Einsender)
Fahrt durch den krummen Strang einer Weiche
Von mehreren Irrtümern der Herren Martens
und Jaehn in ihrem Aufsatz in No. 738 d. Z. greife
ich im folgenden einen einzelnen heraus; er reicht
hin, um die zahlenmäfsigen Aufstellungen am ange-
führten Ort gegenstandslos zu machen.
Die Herren Verfasser benutzen für die Schwingungs-
dauer einer gefederten Masse die bekannte Formel
/
T= 7 |’ Z
und entnehmen dazu ihrer Quelle die an sich einwand-
freie Definition f = Durchbiegung infolge der Belastung,
die sie nur leider mifsverstanden haben.
In dem durchgerechneten Beispiel stehen nämlich
die Federn auch unter dem Einfluls von Fliehkräften
und die Herren Verfasser glauben dem Rechnung
tragen zu müssen, indem sie bei Ermittelung von / zu
der Gewichtsbelastung noch die Belastung infolge Flich-
kraft hinzurechnen.
So kann es nicht fehlen, dafs sie zu dem sonder-
baren Begriff veränderlicher Schwingungsdauer ge-
langen und sogar Schaubilder für die „Zunahme an
Schwingungsdauer“ bei Erhöhung der Durchbiegung
entwerfen.
In Wahrheit ist die Schwingungsdauer bekanntlich
konstant, solange die aufgebrachte Masse nicht ge-
ändert wird. / bedeutet, wie man bei Ableitung der
Endformel leicht verfolgt, die Durchbiegung infolge
Belastung mit der lediglich unter dem Einflufs der
ist die Durch-
biegung infolge einer Kraft, welche der Masse die Be-
schleunigung eins erteilen würde.
Ich stimme im übrigen teilweise mit den Herren
Verfassern grundsätzlich überein, z. B. mit ihrer
Forderung, dafs nicht zu tief in die reine Theorie ein-
gedrungen werden soll. Die Grenze bleibt natürlich
individuell.
Dortmund, 13. Juni 1908.
+ +
+
Gravitation stehenden Masse, oder E
R. Skutsch.
Wir begrüfsen es mit grofser Freude, wenn das
Gebiet, das wir versucht haben zu betreten, geklärt
wird durch sachliche Berichtigungen etwaiger Irrtümer.
Die vorstchenden Ausführungen des Herrn Skutsch
geben etwas Mechanik, ohne mit ihr die zahlenmälsige
Berichtigung durchzuführen. So hat der Leser nicht
den geringsten Mafsstab für den von Herrn Skutsch
gerügten Irrtum.
Hinsichtlich der veränderlichen Schwingungsdauer,
an der Herr Skutsch Anstofs nimmt, verweisen wir
auf cine Stelle des interessanten Vortrages*) des Herrn
Regierungsrat Mchlis über „Theoretische Betrachtungen
über die Schwingungen von schnellfahrenden D-Zug-
wagen und deren praktische Messung“, an der es heilst:
„Wie die Erfahrung lehrt, und wie theoretisch zu er-
rechnen ist, ist die Schwingungsdauer einer Feder nur
abhängig von der Durchbiegung f, welche sie bel
allmählich wirkendem Gewicht G erleidet. Die Formel
für die Dauer einer solchen Schwingung, d. h. eines
Hin- und Herganges einer Feder lautet
7 << 7۲ I:
A
Hicraus ergibt sich, dafs eine bestimmte Gröfse des
wirkenden Gewichts eine konstante Schwingungs-
dauer bezw. Schwingungszahl hat. Wird auf die ein-
mal betrachtete Feder ein anderes Gewicht gebracht,
so ändert sich natürlich / und mithin auch die
Schwingungszahl der Feder.“ Bei Zunahme des
Gewichts wächst also die Durchbiegung verhältnisgleich,
während die Schwingungsdauer verhältnisgleich der
Quadratwurzel aus der Durchbiegung zunimmt. Dieses
Gesetz wird zeichnerisch durch Schaubilder dargestellt.
Unser Zahlenbeispiel bestätigt den tatsächlichen Befund
und Vorgang der Entgleisung oder sollte sich letztere
nur einen Witz zu unseren Gunsten geleistet haben?
Desgleichen entsprechen unsere Endergebnisse auf
Grund bekannter Formeln vollkommen den Erschel-
nungen des praktischen Betriebes. Unsere Absicht bel
der Veröffentlichung bestand darin, den Beweis zu ver-
suchen, dafs sich Entgleisungen, deren Erklärung durch
blofse Erwägungen oft recht schwierig ist, an Hand
einfacher Rechnungen in ihren Ursachen und in ihrem
Verlauf ungleich leichter aufklären lassen. Dies Ge-
biet mufs durch häufigeren- Gedankenaustausch in der
Literatur noch weit mehr erschlossen werden; denn
Fehler erkennen heifst sie vermeiden. Und deshalb
darf der Leser nicht nur auf die Behandlung der Frage
durch Herrn Skutsch gespannt sein, sondern hat sogar
ein Anrecht auf sie.
22. Juni 1908.
Hans A. Martens-Posen und Friedrich Jaehn-Berlin.
*) Glasers Annalen No. 741 vom 1. Mai 1908, S. 181, 3. Absatz.
any ae
|15. Juli 1908}
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
No 746) 39
Verschiedenes
Bestimmungen über die Einstellung von Studierenden
des Maschineningenieurwesens in Maschinenfabriken behufs
praktischer Ausbildung. Der Verein deutscher Maschinenbau-
Anstalten hat Bestimmungen aufgestellt, die den besonderen
Bedürfnissen der Maschinenindustrie gerecht werden. Die
Bestimmungen sind in der diesjährigen Hauptversammlung
des genannten Vereins genehmigt worden und gelten für
diejenigen Praktikanten, welche die Berechtigung als
Studierende an den Technischen Hochschulen haben; die
Bestimmungen sind dem Verein deutscher Maschinenbau-
Anstalten aufgestellt worden unter Zugrundelegung und in
Uebereinstimmung mit den von Vertretern Technischer
Hochschulen und dem Verein deutscher Ingenieure, Verein
deutscher Eisenhüttenleute, Verein deutscher Maschinenbau-
Anstalten, Verband deutscher Elektrotechniker, Verein deut-
scher Werkzeugmaschinenfabriken, der Schiffbautechnischen
Gesellschaft, Verein deutscher Eisen- und Stahlindustrieller,
Gesamtverband deutscher Metallindustrieller, Verein deutscher
Eisengiefsereien entworfenen „Bestimmungen über die Aus-
bildung der jungen Männer, welche an Technischen Hoch-
schulen Maschineningenicurwesen einschliefslich Elektro-
technik und Schiffbau oder Hüttenwesen studieren wollen“.
Die Stellung der höheren Techniker in der preufsischen
Staatseisenbahnverwaltung. Im Anschlufs an die Ver-
handlungen in der Budgetkommission des preufsischen Ab-
geordnetenhauses hat der Herr Minister Breitenbach sehr
beachtenswerte Erklärungen über die Stellung der höheren
Techniker in der preufsischen Staatscisenbahnverwaltung
abgegeben, über welche in der Zeitung des Vereins Deutscher
Eisenbahnverwaltungen vom 14. März d. Js. berichtet wird.
Diese Erklärungen betreffen insbesondere das Aufrücken
in die höheren Verwaltungsstellen, die Beförderungsver-
hältnisse, die Gehaltsverháltnisse, die Frage der Verteilung
der Referate im Ministerium und der Dezernate in den
Direktionen, die Anstellungsverhältnisse, die Gründung eines
Verbandes der höheren technischen Verwaltungsbeamten
bei den preufsisch-hessischen Staatsbahnen, sowie noch
weitere recht beachtenswerte Verhältnisse, über welche sich
der Herr Minister auf Anregung von verschiedenen Ab-
geordneten eingehend geäulsert hat.
Deutsches Museum. Das Direktorium des physikalischen
Institutes der Universität Berlin hat dem Deutschen Museum
die 250 Jahre alten Originalapparate von Otto von Guericke
überlassen. Die Luftpumpe von Otto von Guericke ist für
die ganze Welt einer der wichtigsten Marksteine in der
Geschichte der Physik. Für das Deutsche Museun haben
diese Apparate noch den besonderen Wert, dafs ihre Er-
findung, sowie die grofsartigen, mit der Luftpumpe ausge-
führten Versuche den Änfang der experimentellen Physik in
Deutschland bezeichnen. Die Originalapparate werden im
Saale „Mechanik“ an Stelle der bereits vorhandenen Nach-
bildungen Aufstellung finden.
Roheisenerzeugung in Deutschland und Luxemburg.
Nach den Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und
Stahlindustrieller betrug die Roheisenerzeugung in Deutsch-
land und Luxemburg während des Monats Mai 1908 ins-
gesamt 1010917 t gegen 979 866 t im April 1908 und 1094314 t
im Mai 1907.
Die Erzeugung verteilte sich auf die einzelnen Sorten
wie folgt, wobei in Klammern die Erzeugung für Mai 1907
angegeben worden ist:
Giefsereiroheisen 180415 (176006) t, Bessemerroheisen
34 790 (39 423) t, Thomasroheisen 667 132 (129 602) t, Stahl
und Spiegeleisen 74658 (82319) t, Puddelroheisen 53 322
(66 964) t.
Die Erzeugung während der Monate Januar—Mai 1908
stellte sich auf 5 093 296 t gegen 5311 617 t in dem gleichen
Zeitabschnitt des Vorjahres.
i
i
Geschäftliche Nachrichten.
Bei der Verwendung von Karbolineum wird häufig der
Fehler gemacht, dafs nach altem Väterbrauch die Holzbauten
erst aufgerichtet und dann gestrichen werden. Soweit es
sich um Holz handelt, welches nicht in die Erde selbst oder
mit derselben in Berührung kommt, hat es ja meist nicht
allzuviel auf sich, weil dann etwaige Mängel des Anstrichs
nachträglich verbessert werden können. Dagegen ist es un
bedingt notwendig, dafs llölzer, die in die Erde oder nahe
derselben kommen, schon auf dem Zimmerplatz und zwar
besonders gründlich mit Avenarius-Karbolineum behandelt
werden, da an diesen Stellen bekanntermafsen das Holz der
Fäulnis am meisten ausgesetzt ist. Das Avenarius-Karboli-
neum ist das seit über 30 Jahren bewährte Originalfabrikat
und wird von der Firma R. Avenarius & Co., Stuttgart,
Hamburg, Berlin und Köln in den Handel gebracht.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Garnison-Maschinenbauinspektor unter
Ueberweisung zum Maschinenbauamt in Wilhelmshaven der
Reg.-Baumeister a. D. Hornbostel;
zum Marine-Maschinenbaumeister
des Maschinenbaufaches Brandes.
der Marinebauführer
Preufsen.
Ernannt: zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Bauführer Ernst
Ehlers aus Uelzen, Paul Hintze aus Ohrdruf, Ilerzogtum
Sachsen-Koburg-Gotha (Eisenbahnbaufach), Paul Bruchmüller
aus Berlin (Wasser- und Strafsenbaufach), Hans Volkmann
aus Kettwig, Kreis Essen, Walter Bettenstaedt aus Stettin,
Friedrich Rackebrandt aus Braunschweig, Ludwig Clouth
aus Döbeln und Willi Toepfer aus Berlin (Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Baurat dem Landes-
bauinspektor Otto Friedenreich in Neu-Ruppin.
Uebertragen: den Bau- und Betriebsinspektoren Greve,
Vorstand der Betriebsinspektion 2 in Halle a. S., die Wahr-
nehmung der Geschäfte eines Mitgliedes der Eisenbahn-
direktion daselbst und Voegler bci der Eisenbahndirektion
Berlin die Wahrnehmung der Geschäfte des Vorstandes der
Betriebsinspektion 10 daselbst.
Ueberwiesen: der Bauinspektor Kéttgen bei der
Maschineninspektion 1 Essen a. R. dem Eisenbahnzentralamt
mit dem Wohnsitze in Essen a. R. und der Bau- und
Betriebsinspektor Stephani, Vorstand der Betriebsinspektion 2
Hannover, der Eisenbahndirektion daselbst.
Zur Bescháftigung úberwiesen: der Bau- und
Betriebsinspektor Ackermann, bisher aus der Staatseisenbahn-
verwaltung beurlaubt, der Eisenbahndirektion in Stettin, die
Reg.-Baumeister Christian Kraft der Eisenbahndirektion in
Köln, Aust der Eisenbahndirektion in Kassel, Paul Hintze
und Heinrich Becker der Eisenbahndirektion in Frankfurt a. M.
(Eisenbahnbaufach), Triest der Regierung in Stettin (Wasser-
und Strafsenbaufach) und Leyn der Regierung in Oppeln
(Hochbaufach).
Versetzt: der Reg.- und Baurat Fahrenhorst, bisher
in Halle a d. S., als Oberbaurat (auftrw.) der Eisenbahn-
direktion nach Altona, der Geheime Baurat Busmann, bisher
in Bromberg, als Mitglied der Eisenbahndirektion nach
Elberfeld;
die Reg.- und Bauräte Barzen, bisher in Frankfurt
a. M., als Mitglied der Eisenbahndirektion nach Mainz,
Matthaei, bisher in Mainz, als Mitglied des Eisenbahnzentral-
amts nach Berlin, Stromeyer, bisher in Essen a. d. R., als
Mitglied der Eisenbahndirektion nach Kassel, Gatow, bisher
in Dortmund, als Mitglied (auftrw.) der Eisenbahndirektion
nach Bromberg, Illner, bisher in Erfurt, zur Eisenbahndirektion
nach Halle a. d. S. und Manskopf, bisher in Fulda, nach
40 (No, 746]
GLASERS -ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN -
(15. Juli 1908; ۰
Detmold als Vorstand der daselbst neu errichteten Betriebs-
- inspektion;
die Bau- und Betriebsinspektoren Georg Staudt, bisher
in Altona, als Mitglied (auftrw.) der Eisenbahndirektion
nach Frankfurt a. M., Karl Stahl, bisher in Schneidemühl,
als Mitglied (auftrw.) der Eisenbahndirektion nach Mainz,
John, bisher in Saalfeld, als Mitglied (auftrw.) der Eisen-
bahndirektion nach Essen a. d. R., Guericke, bisher in Guben,
als Mitglied (auftrw.) der Eisenbahndirektion nach Hannover,
Czygan, bisher in Osnabrück, als Vorstand der Betriebs-
inspektion 2 nach Hannover, Anton Roth, bisher in Krotoschin,
als Vorstand der Betriebsinspektion nach Guben, Dieckhoven,
bisher in Essen a. d.R., als Vorstand (auftrw.) der Betriebs-
inspektion nach Königsberg i. d. Neumark, Fritz Schneider,
bisher in Leipzig, als Vorstand (auftrw.) der Betriebsinspektion
nach Altona, Briegleb, bisher in Hannover, als Vorstand
(auftrw.) der Betriebsinspektion nach Bentschen (bisher Be-
triebsinspektion 2 Frankfurt a. d. Oder), Schürhoff, bisher
in Kassel, als Vorstand (auftrw.) der Betriebsinspektion nach
Saalfeld, Henske, bisher in Königsberg i. Pr., als Vorstand
(auftrw.) der Betriebsinspektion nach Krotoschin, Lohse,
bisher bei den Eisenbahnabt. des Minist. der öffentl. Arbeiten
in Berlin, als Vorstand (auftrw) der Betriebsinspektion 2
nach Halle a. d. S., Froese, bisher in Hannover, als Vorstand
(auftrw.) der Betriebsinspektion 1 nach Schneidemühl, Otto
Simon, bisher in Breslau, als Vorstand (auftrw.) der Betriebs-
inspektion 4 nach Essen a. d.R., Ertz, bisher in Hagen, als
Vorstand (auftrw.) der Betriebsinspektion 1 nach Osnabrück,
Kurth, bisher in Hannover, nach Bremen, als Vorstand der
daselbst neu errichteten Bauabt., Woltmann, bisher in Neu-
salz a. d. O., zur Eisenbahndirektion nach Kassel, Süfs, bis-
her in Leutenberg, zur Eisenbahndirektion nach Hannover,
Jochem, bisher in Neuwied, als Vorstand der Bauabt. nach
Linz, Nordhausen, bisher in Krefeld, zur Eisenbahndirektion
nach Köln, Sauermilch, bisher in Battenberg, nach Querfurt
als Vorstand der daselbst neu errichteten Bauabt., Kredel,
bisher in Löwenberg 1. Schl., nach Sonrau als Vorstand der
daselbst neu errichteten Bauabt. und Graetzer, bisher in
Posen, zur Betriebsinspektion 3 nach Breslau, der Grofsh.
hessische Bau- und Betriebsinspektor Pfaff, bisher in Stettin,
als Vorstand der Betriebsinspektion nach Lauterbach (bisher
Betriebsinspektion 2 Fulda);
die Bauinspektoren Beeck, bisher in St. Wendel, als
Vorstand der Maschineninspektion nach Erfurt, Krohn, bis-
her in Essen a. d. R., zur Eisenbahndirektion nach Königs-
berg i. Pr., Schievelbusch, bisher in Berlin, als Vorstand
(auftrw.) der Werkstätteninspektion 2 nach Dortmund,
Rutkowski, bisher in Witten, als Leiter der maschinentechn.
Bauabt. nach Recklinghausen, Chelius, bisher in Trier, als
Vorstand (auftrw.) der Maschineninspektion nach St. Wendel
und Böttge, bisher in Magdeburg, zum Eisenbahnzentralamt
mit dem Wohnsitz im Dortmund;
die Reg.-Baumeister Berg, bisher in Berlin, in den
Beznk der KEisenbahndirektion Halle a. S. (Eisenbahnbaufach)
und Rosenfeld von Siegburg nach Berlin (Hochbaufach).
Inden Ruhestand versetzt: derOberbauratSchneider,
bisher bei der Eisenbahndirektion in Mainz, die Geh. Bauräte
Jacobi, bisher Mitglied der Eisenbahndirektion Kassel,
Rebentisch, bisher Mitglied der Eisenbahndirektion I lannover,
Berthold, bisher Vorstand der Betriebsinspektion 3 Hagen,
und Brandt, bisher Vorstand der Maschineninspektion
Hamburg, sowie der Reg.- und Baurat Sugg, bisher Vorstand
der Betriebsinspektion 3 Breslau, letzterer unter Verleihung
des Charakters als Geh. Baurat.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Reg.- und Baurat Petri, bisher Mitglied
der Eisenbahndirektion Kassel.
Bayern.
Ernannt: zum Bauamtsassessor bei dem Kgl. Land-
bauamte Kissingen der Reg.-Baumeister Adolf Saller in
Speyer.
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Berufen: der Bauamtmann bei dem Kgl. Strafsen- und
Flufsbauamte Ansbach Max Reißer an das Kgl. Strafsen- und
Flufsbauamt Bamberg.
Versetzt: auf Ansuchen an das Kgl. Strafsen- und
Flufsbauamt Ansbach der Vorstand des Kgl. Strafsen- und
Flufsbauamtes Bamberg Baurat Heinrich Lauer.
Sachsen.
Ernannt: zum Bauinspektor bei der Staatseisenbahn-
verwaltung der Reg.-Baumeister Heinig bei derselben Ver-
waltung, zum Bauinspektor der Reg.-Baumeister bei der
Strafsen- und Wasserbauverwaltung Dr, Ang, Arthur Speck
in Bautzen und zum Landbauinspektor der Reg.-Baumeister
bei der Hochbauverwaltung Koch in Zwickau.
Angestellt: als etatmäfsige Reg.-Baumeister bei der
Staatseisenbahnverwaltung die aufseretatmäfsigen Reg.-
Baumeister G. Caspari in Chemnitz und B. G. H. Langenickel
in Dresden und bei dem Landbauamte Meifsen der prädizierte
Reg.-Baumeister Riemer in Osnabrück.
Württemberg.
Ueberträgen: die Stelle eines techn. Kollegialassessors
bei der Kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel mit dem
Titel eines Bauinspektors dem Dr, Aug, Hermann Meuth in
Karlsruhe, eine Eisenbahnbauinspektorstelle für den Neu-
und Erweiterungshau dem Abteilungsingenieur tit. Eisenbahn-
bauinspektor Kaiser bei der Eisenbahnbauinspektion Ludwigs-
burg, eine Abteilungsingenieurstelle bei der Generaldirektion
der Staatseisenbahnen dem Reg.-Baumeister Mast und die
Abteilungsingenieurstelle bei der Eisenbahnbauinspektion
Geislingen dem Reg.-Baumeister Baumann.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: der Reg.-
Baumeister Unseld, Zeichenlehrer an der gewerbl. Fort-
bildungsschule in Ulm.
Hessen.
Ernannt: zum techn. Assistenten bei der Badedirektion
und dem Tiefbauamt Bad Nauheim der Bauassessor Albert
Sprengel in Bad Nauheim unter Belassung seines Amtstitels
und zum Wasserbauassessor der Reg.-Baumeister Ludwig
Ickes aus Bellmuth im Kreise Büdingen.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: der
Ministerialsekretär bei dem Minist. der Finanzen Baurat Otto
Raupp.
Elsafs-Lothringen.
Ernannt: zum Wasserbauinspektor der Meliorations-
bauinspektor Baurat Timme in Strafsburg unter Einweisung
in die Stelle des Wasserbauinspektors für Kanäle in Strafs-
burg, zum Meliorationsbauinspektor unter Uebertragung der
Stelle des Meliorationsbauinspektors für die Ill in Strafsburg
der bisherige Kreisbauinspektor Walter und zum Reg.-Bau-
meister der Reg.-Bauführer Hugo Hüfner.
Mit dem 1. Juli d. J. hat die Verlegung der Zentral-
direktion des Phönix, A.-G. für Bergbau und Húttenbetricb,
nach Hörde stattgefunden. Alleiniger Generaldirektor bleibt
Baurat Beukenberg in Dortmund, nachdem Generaldirektor
Kamp in den Ruhestand getreten ist. Es ist beabsichtigt,
Herrn Kamp in den Aufsichtsrat des Unternehmens zu be-
rufen. Gleichzeitig mit Kamp ist auch der technische Direktor
Tiemann in den Ruhestand getreten; sein Nachfolger ist
Betriebschef Harr geworden. Von den Vorstandsmitgliedern
der Phönixwerke in Ruhrort ist nur Regierungsrat Fahren-
horst mit nach Hörde úbergesiedelt. Es bestehen jetzt
folgende Hauptabteilungen des Phönix: Hörde mit der
Zentraldirektion, Ruhrort, Gelsenkirchen (für den Bergbau)
und Hamm, der aufser der Westfälischen Union auch die
Werke zu Lippstadt und Nachrodt zugewiesen sind. Die
gesamten Abteilungen des Phönix beschäftigen zurzeit 32000
Arbeiter und 1400 Beamte. (Berl. Aktionair.)
Gestorben: Bezirksingenieur a. D. Eduard Muncke in
Oppenau (Baden) und Bezirkskulturingenieur Georg Pickel
in Würzburg. i
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L Glaser. Berlin
Druck von Gebruder Grunert, Berlin.
(1. August 1908]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 747] 41
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
Versammlung am 24. Márz 1908
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr.- Ina. Wichert — Schriftführer: Herr Geh. Kommissionsrat F. C. Glaser
(Hierzu Tafel 2 und 58 Abbildungen)
Der Vorsitzende eröffnet die Versammlung.
Herr Unterstaatssekretär, Exzellenz Fleck, Herr
Geheimer Oberbaurat Semler vom Reichs-Eisen-
bahnamt, Herr Präsident Hoff vom Königlichen Eisen-
bahn-Zentralamt sowie eine Anzahl anderer hoch-
geschätzter Gäste, die zum Vortrage des Herrn
Regierungs- und Baurat C. Röthig erschienen sind,
werden vom Vorsitzenden herzlich begrüfst und will-
kommen geheifsen.
Geschäftlich teilt der Vorsitzende — mit gebühren-
dem Dank gegen die Geber — mit, dals der Nord-
deutsche Lokomotiv-Verband dem Verein auch für
das Jahr 1908 die Summe von 3000 M für wissenschaft-
liche Zwecke im Lokomotivbaufach zur Verfügung ge-
stellt hat.
|
Einrichtung und Betrieb der elektrischen Stadt-
und Vorortbahn Blankenese — Ohlsdorf.*)
Herr Regierungs- und Baurat 0. Röthig: Meine
Herren! Am 29. Januar d. J. ist der elektrische Voll-
betrieb auf der Stadt- und Vorortbahn Blankenese—
Ohlsdorf eröffnet worden, nachdem bereits seit dem
l. Oktober v. J. elektrisch betriebene Züge an Stelle
von Dampfzügen eingelegt und allmählich an Zahl ver-
mehrt worden waren. Die Dampflokomotive ist nun,
wenn wir von den Friedrichsruher Vorortzügen, die
einen Teil der Strecke befahren, absehen, für die
Personenbeförderung auf der Stadt- und Vorortbahn
verschwunden und es verkehren tagsüber mehr als
400 elektrisch betriebene Züge, die sich eines aufser-
ordentlichen Zuspruches erfreuen. Dieser neue Bahn-
Abb. 1.
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Uebersichtskarte der Bahnanlagen Altonas und Hamburgs.
Der Bericht über die Versammlung am 25. Februar
ds. Js. wird zur Einsichtnahme für die Mitglieder aus-
gelegt.
Betrefts der eingegangenen Aufnahmegesuche ver-
anlafst der Vorsitzende die Abstimmung.
Der Antrag des Vorstandes auf Erhöhung des
für Geselligkeitszwecke pro Jahr ausgesetzten Be-
trages von 1500 M auf 1800 M wird genehmigt, des-
gleichen der Antrag des Geselligkeitsausschusses auf Be-
willigung von 800 M für 4 Vorträge mit Besichtigungen
in der Urania bezw. in der Sternwarte Invaliden-
strafse.
Hierauf erteilt der Vorsitzende Herrn Regierungs-
und Baurat C. Röthig, Altona, das Wort zu seinem
Vortrage über:
betrieb erweckt schon wegen seiner Gröfse das Interesse
des Eisenbahnfachmannes und des Elektrotechnikers,
noch mehr aber deswegen, weil zum ersten Male auf
unserm Kontinent eine Vollbahn mit äufserst lebhaftem
und dichtem Verkehr durch Einphasen-Wechselstrom
betrieben wird. Ich hoffe daher, dafs es Ihnen, meine
Herren, erwünscht sein wird, einige Mitteilungen über
Einrichtung und Betrieb dieser Bahn zu erhalten.
Die Bestrebungen, die Hamburger Stadt- und
Vorortbahn elektrisch zu betreiben, reichen weit zu-
rück. Schon im Jahre 1894 wurden seitens der Eisen-
bahndirektion Altona Erhebungen in dieser Hinsicht
angestellt. Aber die von einer groísen elektro-
°) Siehe Glasers Annalen, Band 59, Heft 5, vom 1. Sep-
tember 1906. Die Redaktion,
Nachdruck des Inhaltes verboten.
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42 [No. 747] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN (1. August 1908]
technischen Firma gemachten Vorschläge
waren zur weiteren Verfolgung nicht ge-
eignet. Weder die verlangte Leistungs-
fähigkeit des elektrischen Betriebes, noch die
Möglichkeit, sämtliche Triebwagen eınes
Zuges von einer Stelle aus zu steuern,
waren nachgewiesen.
Erst in den Jahren 1901 und 1902 wurde
von neuem die Frage des elektrischen Be-
triebes angeregt. Die Eisenbahndirektion
Altona forderte nach Aufstellung eines
Programms mit Genehmigung des Herrn
Ministers der öffentlichen Arbeiten die
Firmen Siemens € Halske, die Union-
Elektrizitätsgesellschaft und die Allgemeine
Elektrizitätsgesellschaft zur Einreichung von
Entwürfen für den elektrischen Betrieb der
Stadt- und Vorort-
bahn auf, Die Züge __
sollten aus einem Į
oder mehreren Trieb-
wagen bestehen, eine
durchgehende Zug-
steuerung, elektrische
Beleuchtung und `
Warmwasser- oder
Prefskohlenheizung
erhalten und auf der
Stadtstrecke in 5 Mi-
nuten, auf den Vor-
ortstrecken in 10-0
Minuten folgen. Als
Betriebsstrom war
Gleichstrom oder
Drehstrom freige-
stellt. Auf die Be- š
leuchtung und Kraft- 3
versorgung der Bahn-
höfe Altonas und
Hamburgs und der
Vorortstrecken war
bei Bemessung der
Stromerzeugungsan-
lagen Rücksicht zu
nehmen.
Alle drei Firmen
schlugen Erzeugung
von Drehstrom, der
in Unterwerken in
Gleichstrom zum Be-
triebe der Bahn, der
Beleuchtung und
Kraftversorgung um-
gewandelt werden
sollte, und die An-
wendung einer dritten
Schiene als Stromzuführung vor. Da sich
hohe Anlagekosten für Unterwerke und
Leitungsanlage herausstellten, auch das
notwendige Vorschalten von Widerständen
vor Hauptstrommotoren beim Anfahren
wirtschaftlich nicht einwandsfrei war, so
fanden die Entwürfe umsoweniger die
Billigung der Staatsbahnverwaltung, als
mittlerweile die Union-Elektrizitátsgesell-
schaft in dem Winter-Eichberg-Motor einen
Einphasen - Wechselstrommotor gefunden
hatte, der für den Bahnbetrieb mit hoher
Spannung in der Fahrleitung besonderen
Erfolg versprach und nicht wie bei Gleich-
strombetrieb der Vorschaltwiderstände beim
Anfahren bedurfte. Es wurde daher bezüg-
lich der Einrichtung des elektrischen Be-
triebes zunächst keine Entscheidung getroffen,
sondern abgewartet, welche Ergebnisse die
Versuche mit dem neuen Motor auf der 4,1 km
langen Vorortstrecke Niederschöneweide—
Spindlersfelde haben würden. Die Staats-
bahnverwaltung hatte der Union diese Strecke,
sowie zwei von der elektrischen Bahn
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Elektrische Bahnen und Betriebe 1905, S, 391.
NUN N
]1. August 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 747] 43
Murnau—Oberammergau herrúhrende Motorwagen, die
zu diesem Zwecke angekauft worden waren, zur Ver-
fügung gestellt. Die Strecke erhielt eine Oberleitung
mit Vielfachaufhängung und wurde mit einphasigem
Wechselstrom von 6000 Volt Spannung gespeist. Die
Motorwagen wurden mit 2 Winter-Eichberg-Motoren
von je 100 PS Stundenleistung ausgerüstet.
Der Probebetrieb, der am 15. August 1903 begann,
fiel so günstig aus, dafs das neue System als betriebs-
sicher angesehen werden konnte. Es wurde deshalb
von neuem Anfang des Jahres 1904 der Frage des
elektrischen Betriebes auf der Stadt- und Vorortbahn
Auf Grund der eingereichten Entwürfe und Kosten-
berechnungen wurde seitens der Staatsbahnverwaltung
endgiltig die Einrichtung des elektrischen Betriebes auf
der Stadt- und Vorortbahn beschlossen und dıe Her-
stellung der Anlagen unter den Siemens-Schuckertwerken,
der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. W. Lahmeyer,
der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft, mit der die
Union vereinigt worden war, und der Firma Brown,
Boverie & Cie in Mannheim verteilt. Letztere durch
den Bau der Parsons Turbinen rühmlichst bekannt
gewordene Firma war zur Lieferung der Dampfturbinen
herangezogen worden, da es erwiesen war, dafs Dampf-
Abb. 3.
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Fahrt von Altona nach Hamburg.
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Fahrt von Hamburg nach Altona.
Schaulinien fúr die Bewegungs- und Arbeitsverháltnisse eines Triebwagens.
náhergetreten und das Programm vom Jahre 1902
dahin abgeändert, dafs einphasiger Wechselstrom von
25 Perioden und 6000 Volt Spannung als Betriebsstrom
und Oberleitung zur Anwendung kommen sollte. Aufser
der Beleuchtung sollte auch die Heizung der Trieb-
wagen elektrisch erfolgen. Als Maschinen zur Kraft-
erzeugung sollten neben Kolbendampfmaschinen auch `
Dampfturbinen und Kraftgasmaschinen in Betracht ge-
zogen werden. Die Siemens-Schuckertwerke, die Union-
Elektrizitätsgesellschaft und die Elektrizitäts- Aktien-
gesellschaft vorm. W. Lahmeyer wurden zur Einreichung
von Entwürfen und Berechnungen der Anlage- und
une nach Mafsgabe des Programms aufge-
ordert.
|
turbinen, abgesehen von den Vorzügen billiger Wartung
und geringen Raumbedarfs, in der Ueherwindung der
Belastungsstöfse im elektrischen Bahnbetriebe den
Kolbendampfmaschinen überlegen sind.
Die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft wurde mit
der Lieferung der elektrischen Triebwagenausrüstungen
betraut, später wurden noch einige Wagenausrüstungen
bei den Siemens-Schuckertwerken bestellt. Die Firma
Lahmeyer erhielt den Auftrag auf Lieferung der Anlagen
für Erzeugung von Lichtstrom und Gleichstrom. Den
Siemens-Schuckertwerken wurde die Herstellung der
Bahnstromerzeuger und der gesamten Schaltanlage des
Kraftwerks übertragen, ferner hatten sie als General-
unternehmer auch die gesamte Kessel-, Rohrleitungs-,
44 [No. 747]
Kohlenförderungs- und Rückkühlanlage zu erstellen.
Aufserdem wurde ihnen der Bau der Leitungsanlage
übertragen.
Auf der Uebersichtskarte der Bahnanlagen Altonas
und Hamburgs (Abb. I) sind die Gleise der Stadt- und
Vorortbahn in gestrichelten Linien dargestellt.
Die Bahn hat eine Gesamtlänge von 26,67 km; der
mittlere vom Hauptbahnhof Altona bis Hasselbrook
reichende Teil bildet die eigentliche Stadtbahn und ist
10,67 km lang, während die beiden Aufsenstrecken
Altona—Blankenese mit 89 km Länge und Hassel,
brook—Ohlsdorf mit 7,1 km Länge als Vorortstrecken
anzusehen sind. Die gesamte Balın ist zweigleisig,
jede Kreuzung von Wegen und Strafsen in Schienen-
höhe ist durchweg vermieden. Zur Durchführung dieser
Mafsregel haben auf der Strecke Altona—Blankenese
umfassende Umbauten vorgenommen werden müssen.
Im ganzen befinden sich an der Stadt- und Vorort-
bahnstrecke 17 Stationen; die gröfste Stationsentfernung
ist zwischen Ohlsdorf und Barmbek und beträgt 4,1 km;
die kleinste befindet sich zwischen Friedrichsberg und
Wandsbeker Chaussee und beträgt 0,6 km; die mittlere
Stationsentfernung berechnet sich zu 1,56 km. Die
Stadtstrecke durchzieht sehr verkehrsreiche Stadtteile
Altonas und Hamburgs. Die von Altona ausgehende Vor-
ortstrecke berührt aufser dem fabrikenreichen Bahrenfeld
die sich immer mehr ausdehnenden Vororte Grofs- und
Klein-Flottbek, Hochkamp und Blankenese, die von
vielen Geschäftsleuten Hamburgs und Altonas bewohnt
werden und auch als Ausflugsorte sehr beliebt sind.
Die bei Ilasselbrook beginnende Vorortstrecke erschlicfst
dem Bahnverkehr ebenfalls stark bevölkerte Gegenden
Hamburgs sowie die preufsische Stadt Wandsbek.
Nur von Barmbek bis Ohlsdorf ist das Gelände wenig
bebaut. Ohlsdorf selbst ist durch die grofsartigen
Friedhofsanlagen, die Hamburg dort angelegt hat, be-
kannt und hat namentlich Sonn- und Feiertags einen
lebhaften Verkehr.
Das Längenproßil. der Strecke (Abb. 2) ist besonders
für den Dampfbetrieb ungünstig. Starke Krümmungen
bis 250 m Halbmesser und Steigungen bis 1:80, mit-
unter am Ausgang der Station beginnend, sind zahlreich.
Als ungünstig für Dampfbetrieb mufs ferner die Kopf-
station Altona-Hauptbahnhof angeschen werden, während
dieser Bahnhof kaum einen Nachteil für den elektrischen
Betrieb bildet, sobald jeder Zug von beiden Enden
gesteuert, die Bewegungsrichtung also schnell geändert
werden kann.
Eine sehr wichtige Vorarbeit für die Bemessung
der Kraftwerksleistung war die Ermittlung der Be-
wegungs- und Arbcitsverháltnisse eines Tricbwagens,
mittels deren unter Berücksichtigung des stärksten
Verkehrs der Strombedarf festgestellt werden kann.
Hierzu war die Aufstellung eines den Bedürfnissen
angepaísten Fahrplans für Werktag und Sonntag er-
forderlich, dem wiederum die Festsetzung der Fahrzeiten
eincs Zuges für beide Richtungen voraufging. Die
höchste Fahrgeschwindigkeit wurde zu 50 km std, die
Anfahrbeschleunigung bis zu 0,5 m/sek*, dic Bremsver-
zögerung zu 0,66 m/sek? angenommen. Dic Aufenthalts-
zeiten auf den Zwischenstationen, mit Ausnahme des
Hauptbahnhofs Altona, wurden auf 30 Sekunden fest-
gesetzt, der Aufenthalt in Altona auf 1 Minute. Die
Gesamtfahrzeit auf der 26,67 km langen Strecke ergab
sich zu 52 Minuten in jeder Richtung gegen 66 Minuten
beim Dampfbetriebe, die Reisegeschwindigkeit also zu
30,7 km/std gegen 24,24 km/std beim Dampfbetriebe.
Die Bewegungs- und Arbeitsverhältnisse des zur
Ausführung gekommenen Triebwagens mit 3 Motoren
von je 115 PS Stundenleistung, 71 t Eigengewicht und
5t mittlerer Belastung, sind für die Strecke Altona—
Hamburg aus den hier wiedergegebenen Schaulinien
(Abb. 3) ersichtlich. Bei den ausgezogenen Schaulinien
sind die Wege, bei den gestrichelten die Zeiten wage-
recht nach einem bestimmten Mafsstabe aufgetragen,
senkrecht oberhalb der Koordinatenachse dagegen die
Geschwindigkeiten in m/sek. Der stark gezeichnete
Teil beider Schaulinien entspricht der Fahrt mit Strom.
Unterhalb der Achse stellen die Senkrechten den
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Abb. 4.
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[1. August 1908)
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Schaulinien für den Zugverkebr und den Stromverbrauch
während der Zeit der/stärksten Belastung.
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]1. August 1908] GLASERS ANNALEN FÜR
Stromverbrauch in KW und KVA über Zeit und die
mechanische Arbeit in m/kg über Weg dar.
Als Zeit der ungünstigsten Belastung des Kraft-
werkes wurde im Sonntagsfahrplan der Zeitraum von
3 Uhr 50 Minuten bis 4 Uhr Nachmittag ermittelt. Aus
den unteren Schaulinien (Abb. 4) ersieht man für diesen
Zeitraum die Bewegung der einzelnen aus 1—3 Trieb-
wagen zusammengesetzten Züge über die ganze Strecke
von Blankenese bis Ohlsdorf. Die Zeiten sind senkrecht,
die Wege wagerecht aufgetragen. Man erkennt also
GEWERBE UND BAUWESEN [No. 747] 45
versorgt, eine neue angelegt ist, die durch eine 1,6 km
lange Rohrleitung mit dem Kraftwerk inVerbindung steht.
Das Gelände des Kraftwerks liegt etwa 6,0 m
tiefer als der Bahndamm. Das an der Böschungskante
liegende Gleis vermittelt die Zufuhr der Kohlen und
die Abfuhr der Asche. Unmittelbar an diesem Gleise
ist die Kohlen- und Aschenfórderanlage erbaut, deren
Förderturm durch eine Brücke mit dem Kesselhause
verbunden ist. Das Kesselhaus von 35,6 m Länge und
| 24m Breite enthält 9 Dampfkessel; für 3 weitere Kessel
Abb. 5.
aus den Schaulinien, an welcher Stelle zu einem
bestimmten Zeitpunkt jeder Zug sich befindet.
In den oberen Schaulinien ist die elektrische
Arbeit in KW für beide Richtungen dargestellt.
Die dritte Schaulinie rechts zeigt die Belastung
des Kraftwerks zwischen 3 Uhr 50 Minuten und
4 Uhr.
Man ersieht aus dieser Schaulinie die unge-
mein wechselnde Belastung, die in den einzelnen
Spitzen sehr hohe Werte gegenüber der Durch-
schnittsbelastung annimmt. Letztere beträgt bei
Annahme eines Leistungsfaktors cos y — 0,75 etwa
3000 KW, während die höchste Spitze bis zu
5100 KW ansteigt. Es geht daraus hervor, dafs
die Stromerzeuger für Bahnbetrieb die Fähigkeit
besitzen müssen, für kurze Zeit eine starke Ueber-
lastung zu ertragen, wenn man nicht zu sehr
grofsen und kostspieligen Maschinensätzen seine
Zuflucht nehmen will, die also nur wenig aus-
genutzt werden würden. Hohen Belastungen ist
das Kraftwerk nach den Untersuchungen, die be-
reits durch die Erfahrung bestätigt sind, auch
durch den Berufsverkehr an Werktagen, nament-
lich in den Vormittagsstunden von 7—9 Uhr
ausgesetzt, wozu im Winter noch der erhebliche
Verbrauch an Strom für die Heizung der Wagen
hinzutritt. Immerhin bleibt die Belastung gegen
die an Sommersonntagen zu erwartende zurück.
Wir kommen nun zu der Beschreibung der ein-
zelnen Anlagen des Bahnbetriebes.
Kraftwerk.
Das Kraftwerk (Abb. 5) ist in Altona am Nordende
des Hauptbahnhofs errichtet und liegt unmittelbar am
Bahndamm. Die Lage ist insofern nicht besonders
günstig, als das Kraftwerk nicht im Schwerpunkt des
Stromversorgungsgebietes liegt; auch konnte Wasser
in genügender Menge auf dem Grundstücke nicht er-
bohrt werden. Die Versorgung mit dem nötigen Be-
triebswasser geschieht daher vom Bahnhof Langenfelde
aus, woselbst neben der vorhandenen Wasserstation,
die die Bahnhöfe Langenfelde und Altona mit Wasser
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Grundrifs des Kraftwerkes.
Norden
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Pumpenraum 2 0 2 * 6 ۵ 2 15 ۶۷ ۸۶ SEM
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Gesamtansicht des Kraftwerks.
ist genügend Platz vorhanden. An das Kesselhaus
stöfst nördlich das Pumpenhaus und seitlich von diesem
die Vorwärmerräume. Unmittelbar vor jedem dieser
Räume liegt je ein Schornstein von 71 m Höhe und
2,1 m oberer Weite. An das Kesselhaus grenzt seitlich
der Maschinenraum von 45,4 m Länge und 19 m Breite,
daran stöfst westlich das in 4 Stockwerken erbaute
, Schalthaus und nördlich ein Anbau, der im Keller-
| geschofs Magazin und Batterieraum, im Erdgeschofs
| Werkmeisterbureau, Bade- und Waschräume, sowie
eine Werkstatt enthält. Getrennt vom Kraftwerk liegt
nördlich die Rückkühlanlage.
Eine Gesamtansicht des Kraftwerkes zeigt Abb. 6.
Abb. 7 stellt einen Querschnitt durch Kessel- und
Maschinenhaus und Schalthaus dar. Die Dampfkessel
46 [No. 747]
sind in zwei Reihen angeordnet. Unterhalb des Be-
dienungsganges zwischen den Kesseln befindet sich der
Aschenkeller mit einer Hängebahn für die Aschen-
förderung. Das Maschinenhaus ist zur Aufnahme der
Kondensation gleichfalls unterkellert. Der Maschinen-
hausflur reicht aber auf der dem Kesselhause zu-
gewendeten Seite nicht an die Trennungswand heran,
sodafs die Hilfsmaschinen der Kondensation, die neben
der Trennungswand im Keller aufgestellt sind, vom
Maschinenhausflur beobachtet werden können, auch eine
leichte Verständigung zwischen den Maschinenwärtern
oben und unten ermöglicht ist. Unterhalb der Hilfs-
maschinen befindet sich ein mit der Rückkühlanlage in
Verbindung stehender Betonkanal, aus dem das Kühl-
wasser für die Oberflächenkondensatoren entnommen
wird. An der anderen Längsseite des Maschinenhauses
ist im Keller ein Gang abgetrennt, der zur Aufnahme
der Kabelleitungen dient. Unter diescm Teil des
Kellers liegt auch ein weites eisernes Rohr, durch
welches das aus den Kondensatoren kommende Kühl-
wasser nach der Rückkühlanlage zurückgedrückt wird.
Der Querschnitt veranschaulicht auch die Kohlen-
und Ascheförderungsanlage, die von Unruh & Liebig in
Plagwitz-Leipzig erbaut ist.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. August 1908]
in welchen die aus den Aschenfällen abgezogene Asche
nach der Einschnittöffnung eines im Kesselhause be-
findlichen Eimerkettenaufzuges gebracht wird. Letzterer
hebt sie zu einem auf der Förderbrücke neben dem
Hauptbande der Kohlenförderung liegenden Aschen-
förderband, das sie nach dem Aschenbehälter bringt,
aus dem die Asche auf offene Eisenbahnwagen ab-
gestürzt wird. Die Leistung der Aschenförderung be-
trägt 10 t in der Stunde. Der Antrieb aller Bänder und
Aufzüge geschieht durch Elektromotoren.
Die im Kesselhause aufgestellten 9 Dampfkessel
(Abb. 8 und 9) sind Wasserrohrkessel und von A. Borsig
in Tegel gebaut. Sie sind mit Ueberhitzern und Ketten-
rostfeuerung versehen. Ihre feuerberührte Heizfläche
beträgt je 300 qm, die des zugehörigen Ueberhitzers
130 qm. Der Dampf, dessen Betriebsdruck 15 Atm.
Ueberdruck beträgt, kann bis auf 350° C überhitzt
werden. Jeder Kessel besteht aus zwei wagerecht
liegenden Oberkesseln, die durch ein weites Rohr mit-
einander verbunden sind, einer vorderen und hinteren
geschweilsten Wasserkammer und aus 200 Stück Wasser-
röhren, die unter 15° nach hinten geneigt sind. Der
zwischen den Wasserrohren und den Oberkesseln
liegende Ueberhitzer wird durch 2 übereinanderliegende,
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Querschnitt durch das Kraftwerk.
Die mittelst Trichterwagen von 10 Ladefähigkeit
ankommenden Kohlen werden vom Kohlengleis entweder
unmittelbar an der gepflasterten Böschung abgestürzt
und auf Lager genommen oder sie gelangen in einen
der 4 nebeneinander liegenden Aufnahmebehälter von
je 80 cbm Fassungsraum. Der untere Teil jedes Be-
hälters ıst trichterförmig zusammengezogen und an der
Auslauföffnung mit einer Aufgebevorrichtung versehen.
Unter den vier Aufgebevorrichtungen läuft ein Förder-
band, das die Kohle zu dem Becherkettenaufzug bringt.
Der Aufzug hebt die Kohle bis über die Förderbrücke
und beschickt zunächst eine selbsttätige Wage. Von
dieser gleitet die Kohle auf das zum Kesselhause
führende Förderband. Alsdann gelangt die Kohle un-
mittelbar oder, wenn sie aus grölseren Stücken besteht,
durch einen Kohlenbrecher auf das im Kesselhause
über dem Kohlenbunker entlang laufende Förderband.
In dieses Längsband ist ein Abwurfwagen eingeschaltet,
der motorisch verstellt werden kann und dazu dient,
beliebige Stellen des Bunkers mit Kohle zu beschicken.
Der aus Eisenblech hergestellte Bunker von 770 cbm
Inhalt ist an den Sáulen im Kesselhause angebracht
und hängt zwischen diesen frei. An seinen Boden
sind für jeden Kessel 2 Abfallrohre angeschlossen, aus
denen die Kohle in die kleinen Aufnahmebehälter
der mechanischen Kettenrostfeuerungen fällt. Die
stündliche Leistung der Kohlenförderungsanlage be-
trägt 20 ۰
Die Asche wird in entgegengesetzter Richtung von
den Aschenfällen aus nach dem über dem Kohlen-
zufuhrgleis angeordneten Aschebehälter von 40 cbm
Fassungsraum befördert. Zu diesem Zweck ist im
Kesselhauskeller die bereits erwähnte Ilángebahn mit
zum Kippen eingerichteten Fördergefäfsen angeordnet,
viereckige, nahtlos gezogene Sammelkasten und durch
die in diese Kasten einmündenden Heizschlangen gebildet.
Der Ueberhitzer kann durch eine Umschaltklappe dem
Feuer so entzogen werden, dafs anstatt mit über-
hitztem Dampf mit lediglich gesättigtem Dampf ge-
arbeitet wird.
In acht Kessel sind Kettenroste Bauart Babcock &
Wilcox, in den neunten eine Wanderrostfeuerung, Patent
Zutt, sämtlich als Doppelroste eingebaut. Die Gesamt-
rostfläche eines Kessels beträgt 7,82 qm. Der Antrieb
der Roste erfolgt durch Elektromotoren. Beide Arten
mechanischer Feuerungen haben sich bei Verwendung
nicht schlackender Kohle, insbesondere von westfälischen
Nufskohlen No. 3 und 4 gut bewährt. Die Verbrennung
geht im normalen Betriebe fast rauchfrei vor sich. In-
folge des lebhaften Wasserumlaufs im Rohrsystem und
guter Ausnutzung des Brennstoffes ist die Leistungs-
fähigkeit und die Nutzwirkung der Kessel recht hoch.
Die Abnahmeversuche ergaben bei einem Heizwert der
verfeuerten Kohle von 7088 Wärmeeinheiten, bei einer
Speisewasscrtemperatur von 62,7% C und einer Tempe-
ratur des überhitzten Dampfes von 346° C eine Wasser-
verdampfung von 21,8 kg auf das Quadratmeter Heiz-
fläche im normalen Betriebe, bei angestrengtem Betriebe
wurden unter ähnlichen Verhältnissen mehr als 28 kg
Wasser auf das Quadratmeter Heizfläche verdampft.
Der Wirkungsgrad war im ersteren Fall 79,7 pCt., im
letzteren 16,8 pCt.
Die aus den Kesseln abziehenden Rauchgase ge-
langen durch die unterhalb der Kessel liegenden Rauch-
kanäle nach den vor den Schornsteinen angeordneten
Vorwärmern, die von den Ekonomiserwerken in Düssel-
dorf geliefert sind. Jeder der beiden Vorwärmer be-
steht aus 600 Rohren von je 1 qm Heizfläche und ist im
41
[No. 747]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
۲1. August 1908]
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48 [No. 747] GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN. [1. August 1908]
Stande, stündlich 15 com Wasser von 40° auf 100 —110* C Die Rufsschaber der Vorwármer werden durch
zu erwármen. , Elektromotoren angetrieben.
Für die Speisung der Dampf-
Abb. 10. kessel sind 4 Dampfpumpen im
Pumpenraum (Abb. 10) aufgestellt,
von denen 2 grdfsere je 75 cbm
Wasser, 2 kleinere je 20 com Wasser
stündlich im normalen Betriebe den
Kesseln zuführen können. Es sind
unmittelbar und vierfach wirkende
Dampfpumpen mit Verbund- bezw.
Zwillingswirkung, die von der Ma-
schinentabrik Odesse in Oschersleben
gebaut sind. Sie entnehmen das
Speisewasser zweien im Pumpen-
hause aufgestellten Warmwasser-
behältern von je 10 cbm Inhalt, in
welche das in den Kondensatoren
der Dampfturbine gewonnene Nieder-
schlagwasser hineingedrückt wird.
In dem Pumpenhause ist auch ein
Wasserreiniger, Bauart Breda, von
10 cbm stündlicher Leistung aufge-
stellt, der das Frischwasser reinigt,
welches die Verluste an Speisewasser
durch die mit Auspuff arbeitenden
Dampfpumpen, durch Auswaschen
der Kessel usw. zu decken hat.
Speisepumpenraum. (Fortsetzung tolgt.)
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure
Versammlung am 28. April 1908
Vorsitzender: Herr Geheimer Regierungsrat Geitel — Schriftführer: Herr Geheimer Kommissionsrat F. C. Glaser
(Mit 37 Abbildungen)
(Schlufs von Seite 30)
Vortrag des Herrn Eisenbahnbauinspektor Bode über: Kontakt, welcher nunmehr Strom zum Steuermagneten
am Signalmast fliefsen läfst. Dieser betätigt den Antrieb
Mechanische und Kralistellwerke. des Flügels, wobei sich ein Kontakt öffnet; der Rück-
(Schluís.) | meldestrom, der bis dahin durch den Sperrmagneten
Abb. 13 gibt das Schaltungsschema eines Signal- | unter dem Hebel lief, wird unterbrochen und dadurch
hebels wieder. Die äufsere Form entspricht dem die erfolgte Fahrtstellung des Signals angezeigt. Gleich-
Abb. 13.
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Schema der elektropneumatischen Signalstellvorrichtung.
Weichenhebel, nur die Schaltung ist etwas verschieden. | zeitig sind andere Kontakte am Signalmast geschlossen,
Wird durch Umlegen des Hebels der horizontale welche dem Betriebsstrom den Weg zum Steuermagneten
Schieber nach links verschoben, schliefst er einen | des Vorsignals freigeben, so dafs auch dieses nunmehr,
[1. August 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No, 747] 49
Abb. 14.
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aber erst nach dem Ilauptsignal, in Fahrt-
stellung gehen kann.
Beim Zurückbewegen des IIcbels nach
der Grundstellung wird sofort der Kontakt
am Hebel und damit auch der Betriebsstrom
unterbrochen, die Prefsluftventile an den An-
trieben können sich wieder schliefsen, wobei
die in den Arbeitszylindern befindliche Luft
einen Ausweg ins Freie erhält, sodafs nun
die Flügel infolge ihres Uebergewichts in die
Haltlage zurückfallen. Ist das geschehen, so
schliefsen sich auch wieder die Kontakte
des Rückmeldestromes, der Sperrmagnet unter
dem Schieber wird wieder erregt und gibt
den Schieber für Beendigung des Weges frei,
scdafs der Hebel, was bis dahin noch nicht
möglich war, vollständig in die Grundstellung
zurückgelegt werden kann.
Abb. 14 zeigt einen Querschnitt des
Signalantriebes. Er ist einfacher gestaltet,
als der Weichenantrieb, da die Prefsluft nur
einseitig zur Fahrtstellung der Flügel wirk-
sam gemacht wird, während diese ja von
. selbst durch ihr Uebergewicht in die Halt-
stellung zurückgehen. Die Fahrtstellung wird
durch den Steuermagneten eingeleitct; erhält
dieser durch Umlegen des Stellhebels im
Stellwerk Strom, öffnet er ein Ventil und
láfst dadurch Prefsluft durch den Kanal c
in den Arbeits-Zylinder treten. Der Kolben
wird vorgeschoben und bringt den Flügel
in Fahrtstellung. Wird der Hebel im Stell-
werk zurückgelegt und dadurch der Steuer-
magnet stromlos, schliefst sich wieder das
Preisluftventil; gleichzeitig wird der Kanal c
mit der Aufsenluft in Verbindung gebracht, die Prefs-
luft kann aus dem Zylinder ins Freie entweichen
und der Flügel fällt durch sein Uebergewicht in die
Haltstellung zurück. Die Firma baut jedoch ihre
neuen Signalantriebe doppelwirkend, d. h. die Flügel
werden durch Luftdruck sowohl auf Fahrt gestellt als
Außenansicht des Signalantriebes.
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Abb. 10.
Eingebauter Signalantrieb.
auch zwangsweise in die Haltstellung zurückgeführt.
Abb. 15 zeigt den Signalantrieb in Ansicht, und
Abb. 16 seinen Anbau an einem mehrflügeligen Signal-
mast.
Die zum Umstellen der Weichen und Signale er-
forderliche Prefsluft wird in besonderen Kompressor-
50
(No 747)
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
Abb. 17.
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Kraftstation in Wanne.
Abb. 18.
(1. August 1908]
Stellwerk Bt in Wanne, durch Lokomotive gespeist.
]1. August 1908) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 747] 51
Abb. 19,
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Stellwerk Mk in Myslowitz ohne Verschalung.
52 [No. 747]
anlagen erzeugt, wobei die Einrichtung getroffen ist,
dafs die Elektromotoren zum Antrieb der Kompressoren
selbständig eingeschaltet werden, wenn der Luftdruck
unter 4 Atm. gesunken ist, und wieder stillgesetzt werden,
wenn der Luftdruck 5 Atm. erreicht hat. Die erzeugte
Prefsluft wird durch Oelabscheider, Wasserkühler, Luft-
behälter und Luftkühler in das über das Stellwerks-
gebiet verteilte Rohrnetz bezw. zu den einzelnen An-
trieben geleitet.
In Abb. 17 ist die Kompressoranlage für das grofse
Druckluft-Stellwerk auf Bahnhof Wanne wiedergegeben.
Abb, 21.
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Provisorische Abstützung des Stellwerks ,,Blockstelle Herr‘ in Oberhausen-West.
Abb. 18 zeigt, wie eine Lokomotive, falls die Kom-
pressoranlage trotz aller Vorsichtsmafsregeln aufser
Betrieb gesetzt ist, zur Erzeugung der Prefsluft heran-
gezogen werden kann. Derartige Lokomotivanschlüsse
werden bei allen Druckluft-Stellwerken vorgesehen.
Der zur Steuerung der Druckluftantriebe und zur
Rückmeldung erforderliche Gleichstrom wird vor-
handenen elektrischen Zentralen entnommen, wobei es
nur notwendig ist, ihn auf die niedrige Spannung von
15 Volt zu transformieren. Zur Sicherheit und Reserve
dient eine daneben aufgestellte Akkumulatorenbatterie.
Abb. 19 zeigt ein fertiges grofses Stellwerk des
Bahnhofes Wanne. Bei dem in Abb. 20 dargestellten
Stellwerk des Bahnhofes Myslowitz ist die Verschalung
fortgenommen, sodafs die Schubstangen und Elemente
des Verschlufsregisters sichtbar geworden sind.
|
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
|
[1. August 1908]
Die grofse auf Bahnhof Oberhausen-West ausge-
führte Stellwerksanlage hat schon die Feuerprobe ım
wahren Sinne des Wortes bestanden. Die aus Berg-
werkshalden bestehenden Anschüttungsmassen des im
Umbau begriffenen Bahnhofes gerieten, wie das sehr
oft eintritt, durch Selbstentzündung in Brand, es gelang
jedoch, die Kabel und Luftleitungsrohre der Stellwerks-
anlage, indem sie in feuerfeste Kanäle gelegt wurden,
in wirksamer Weise gegen die Hitze zu schützen.
Weitere Schwierigkeiten entstanden dadurch, dafs die
ausgebrannten Massen zusammensanken, sodafs Gleise
۱ und Weichen durch Nachstopfen immer
wieder gehoben werden mufsten. Es
ist dabei keine der an das Druckluft-
Stellwerk angeschlossenen Weichen
aufser Betrieb gekommen. Schliefs-
lich neigte sich ein Stellwerksgebäude
stark auf die Seite; es mufste im Be-
triebe von den unteren Tragmauern
gelöst und durch ein besonderes Gerüst
aus Eisen und Holz unterfangen werden
(Abb. 21). Auch das hat zu keiner
Aufserbetriebsetzung der Stellwerks-
anlage geführt.
Nach den rein
bezw. elektropneumatischen Stell-
werken komme ich nunmehr zu den
rein elektrischen. Derartige Stellwerke
werden in der Hauptsache von der
Signalbauanstalt Max Jüdel & Co.
in Braunschweig und Siemens &
Halske gebaut. Für die preufsischen
Staatsbahnen kommt fast ausschliefs-
lich die letztere Firma in Frage.
Das Charakteristische der rein
elektrischen Stellwerke ist, dafs bei
ihnen alle Kraftübertragungen und
Leistungen, die Ueberwachungen und
Abhängigkeiten einheitlich durch Ver-
wendung von Elektrizität erzielt
werden. Als Stromquelle dient in der
Regel im Anschlufs an ein vorhan-
denes Kraftwerk eine Sammlerbatterie,
der nach Bedarf Strom verschiedener
Spannung entnommen wird, und zwar
für die Weichen- und Signalantriebe
Strom von 110-140 Volt, für die
Ueberwachungs-, Block- und Kuppel-
ströme von 20—32 Volt.
Der Antrieb jeder Weiche besteht
aus einem kleinen Gleichstrommotor
und einer mechanischen Uebertragung
seiner Bewegung zum Spitzenver-
schlufs der Weiche, und zwar über-
trägt sich die Drehung des Motor-
ankers durch ein Stirnräderpaar auf
eine Schnecke, welche ein Schnecken-
rad dreht. Dicses nimmt ein kleines
Zahnrad mit, welches in eine den
Spitzenverschlufs unmittelbar bewe-
gende Zahnstange eingreift (Abb. 22
bis 24).
Der Motor hat zwei Feldwicklungen
für die beiden Drehrichtungen und ist
dementsprechend mit 2 Stromleitungen an die Strom-
quelle angeschlossen. Je nach Lage des Arbeits-
schalters bekommt er Strom durch die eine oder die
andere Leitung und bewegt dementsprechend sich und
pneumatischen
damit die Weichenzungen im einen oder anderen
Sinne.
Ein unmittelbar vom Weichenantrieb betátigter
Steuerschalter sorgt dafür, dafs der Motor in dem be-
absichtigten Sinne der Bewegung erregt wird, dafs aber
anderseits der Strom unterbrochen wird, sobald die
Weiche in der zugehörigen Endlage angekommen ist.
Gleichzeitig wird der Ueberwachungsstromkreis, der
während des Umstellens der Weiche unterbrochen war,
wieder geschlossen, der Ueberwachungsmagnet wird
wieder vom Strom umflossen, zieht den Anker wieder
an und verwandelt dabei das bis dahin schwarze Feld
(1. August 1908]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 747] 93
hinter dem Ueberwachungsfenster in weils. Um nicht
die hohe Arbeitsspannung dauernd im Netz und an den
Antrieben zu haben, ist zwischen den Arbeitsschalter und
die Stromquelle ein Umschalter, der Batteriewechsler,
eingeschaltet. Er wird bei Umlegung des Weichen-
hebels auf die Arbeitsbatterie eingestellt, sodafs dem
Antriebmotor Strom von 125 Volt Spannung zufliefst,
während er nach beendeter Weichenumstellung vom
Anker des Ueberwachungsmagneten auf die Ueber-
wachungsbatterie zurückgelegt wird; die Ueberwachungs-
Abb. 22. u. 23.
Abb. 24.
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Elektrischer Weichenantrieb mit Zungentiberwachung.
leitung wird nunmehr dauernd von einem Strom von
nur 30 Volt Spannung durchflossen (Abb. 25—27).
Wird eine Weiche aufgeschnitten, so wird durch
die Bewegung der Weichenzungen bezw. des Zahn-
triebes der Steuerschalter betätigt und dadurch der
Ueberwachungsstromkreis unterbrochen, die Klingel
im Stellwerk ertönt und das Ueberwachungsfenster
zeigt schwarz (Abb. 28). Es genügt dann ein einfaches
Umlegen des Stellhebels, um die Weiche wieder in die
ordnungsmäfsige Lage zu bringen.
Dieselben Erscheinungen treten auf, wenn ein
zwischen Zunge und Mutterschiene befindliches Hindernis
die vollständige Bewegung und Verriegelung der Zungen
nicht zuläfst.
Die elektrische Stellung der
| Signale erfolgt durch den in Abb. 29
|
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A
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Elektrischer Weichenantrieb.
Abb. 25.
Worchorhetel
Agta
Stewerschalter
dargestellten Antrieb, welcher dem
der Weichen in seinen Hauptteilen
ähnlich ist. Sie sehen hier wieder
¡| den Motor mit dem Stirnráderpaar,
durch das die Schnecke und weiter
die Steuerscheibe angetrieben wird.
Die Drehung dieser letzteren wird
durch eine Kurbel auf einen winkel-
Kabel —
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Arbeitsscha!ter
` Überwachungsleitu ng
"| Vblerwachu ngs-
magnet
۱ Lautekontakt
۰ Kuppelstromkont3kt Moto!
formigen Triebhebel und von
diesem durch Kuppelstangen auf
den Flügelhebel übertragen.
Die Ingangsetzung des An-
triebes erfolgt vom Stellwerk aus
durch einen Signalhebel mit zwei
Stellungen, die eine für die Halt-
stellung, die andere für die Fahrt-
stellung des Signals. Der vom
Signalhebel bewegte Arbeitsschalter
verbindet abwechselnd die eine
von zwei zum Signalantrieb führen-
den Kabelleitungen mit der Strom-
Batreriewochs!er
Elektrischer Weichenantrieb, Ruhelage.
Abb. 26.
z نب SH quelle und der Motor läuft im einen
S oder anderen Sinne um. Ist die
A =a £ Bewegung des Antriebes und damit
۱ ۲۳1 FM, =3 E die Umstellung des Flúgels beendet,
/ An El a وس d —t: | betätigt der Antrieb selbst einen
Sey > بصن | S | Umschalter, welcher den Motor von
۷ 7 | wë der Leitung abschaltet und diese
Lo | an die Ueberwachungsleitung an-
Elektrischer Weichenantrieb, wáhrend der Bewegung.
schliefst. Der Ueberwachungsmagnet
54 [No. 747 GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [1. August 1908]
Abb. 27. Abb. 29.
Elektrischer Weichenantrieb, umgelegte Lage.
Abb. 28.
5)
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Elektrischer Weichenantrieb, aufgeschnitten. Elektrischer Signalantrieb.
Abb. 30—33.
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Ruhclage. Während der Bewegung.
nme.
Signal gezogen. Auf „Halt“ gefallen. Elektrischer Signalantrieb für ein
Elektrischer 26 ۰ dreiflügeliges Signal.
wird erregt und betätigt einen Batteriewechsler, | eine weifse Scheibe (für Halt- bezw. Fahrtstellung der
welcher den höher gespannten Arbeitsstrom durch Flügel).
den niedriger gespannten Ueberwachungsstrom ersetzt, | Wie schon erwähnt, erfolgt die Uebertragung der
alles wie bein Weichenantricb. Der Rückmeldung Bewegung des Triebhebels auf den Flügelhebel nicht
der Flügelstellung dient meist cin besonderer Elektro- unmittelbar, sondern durch Vermittlung von Kuppel-
stangen. Der Flügelhebel folgt deshalb der Bewegung
magnet am Signalhebel. Je nach seiner Ankerstellung
des Triebhebels in die Haltlage, wenn die Kuppel-
erscheint hinter einem HFensterchen eine rote oder
]1. August 1908}
stangen gezogen werden, stets,
in die Fahrtlage jedoch, wobei die
Kuppelstangen gedrückt werden,
nur, wenn und solange das Ge-
lenk festgestellt ist, was durch
Erregung eines entsprechend an-
geordneten Kupplungsmagneten
geschieht (Abb. 30—33).
Wird jedoch der Kuppiungs-
magnet aus irgend welcher Ur-
sache stromlos, so läfst er seinen
Anker los, das Gelenk knickt aus
und der Flügel fällt auf Halt
(Abb. 33). Ebenso kann, selbst
wenn der Motor Strom erhält und
der Antrieb bewegt wird, Fahrt-
stellung des Flügels nur erfolgen,
wenn der Kupplungsmagnet unter
Strom steht.
Hierdurch ist es möglich, für
einen Signalmast mit beliebig
vielen Flügeln mit nur einem An-
trieb und nur einem Signalhebel
im Stellwerk auszukommen, da-
gegen müssen soviel Kupplungen
als Flügel vorhanden sein(Abb.34).
Es ist dann Fahrtstellung nur für
den oder die Flügel möglich, deren
Kupplungsmagnete erregt sind.
Die Auswahl der Kupplungsmag-
nete und damit der Flügel erfolgt
durch Wählkontakte meist bei Ein-
stellung des Fahrstrafsenhebels.
(Die Wirkungsweise der Weichen-
und Signalantriebe wird an
Modellen erläutert.)
In Abb. 35 ist ein elektrisches
Stellwerk wiedergegeben, das die
Firma Siemens & Halske für
den Bahnhof Karthaus geliefert hat.
Da Kraftstellwerke an eine
zentrale Krafterzeugungsstelle ge-
bunden sind, so ist ihr Betrieb nur
wirtschaftlich bei einer gröfseren
Zahl von Signalen und Weichen,
also auf mittleren und gröfseren
Bahnhöfen, während man sich auf
kleineren Bahnhöfen im allge-
meinen mit mechanischen Stell-
werken wird begnügen müssen. Trotzdem wird auch
hier die Anwendung von Kraftbetrieb oft ggenug er-
wünscht sein, namentlich zur Bedienung sehr weit
hinausgeschobener Signale. In solchen Fällen kann
man flüssige Kohlensäure mit Vorteil als Kraftmittel
anwenden.
Bei dem von der Firma Siemens & Halske aus-
gearbeiteten System kommt die flüssige Kohlensäure
direkt in den im Handel gebräuchlichen Flaschen von
20 kg Inhalt zur Verwendung. Da jedoch der hohe
Druck von 40 bis 50 Atm. zur unmittelbaren Arbeits-
leistung nicht geeignet ist, wird er durch einen Druck-
minderer auf den geeigneten Arbeitsdruck von 1,5 bis
3 Atm. herabgemindert (Abb. 36). Mit diesem Druck
tritt das Gas zur Antriebsvorrichtung, in der es einen
Kolben bewegt und zwar bei den Signalantrieben
doppelwirkend, d. h. das Signal wird durch den Kohlen-
säuredruck zwangläufig sowohl auf Fahrt wie auf Halt
gestellt, letzteres jedoch nur im Notfalle, wenn es aus
irgend welchen Gründen, z. B. bei starkem Winddruck,
infolge vermehrter Reibung der Signalflügel nicht
selbsttätig durch sein Eigengewicht auf Halt fällt.
Der Zutritt des Gases zum Antriebzylinder wird
in ähnlicher Weise, wie wir das bei den elektro-
pneumatischen Antrieben kennen gelernt haben, durch
elektrisch gesteuerte Ventile geregelt, welche von der
Bedienungsstelle aus durch schwachen elektrischen
Strom betätigt werden (Abb. 37).
Wenn auch der Kohlensäureverbrauch für jede
Umstellung sehr gering ist, so dafs der Inhalt einer
Flasche Wochen und Monate reicht, ist doch eine
|
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Kohlensäureflasche
Druckminderer
[No. 747]
Abb. 35.
Elektrisches Stellwerk — Bahnhof Karthaus.
Abb. 36.
Vorschalt-
Behälter
Kohlensäureantrieb.
55
56 [No. 747]
Ueberwachungsvorrichtung notwendig, welche der Be-
dienungsstelle anzeigt, wann die Kohlensäureflasche
ausgewechselt werden muís. Diese Meldung geschieht
in einfachster Weise durch den Zeiger des Hochdruck-
manometers. Sinkt der Druck unter den festgesetzten
niedrigsten Druck, so schliefst der Manometerzeiger
einen Kontakt und setzt dadurch an der Bedienungs-
stelle eine Meldeklingel in Tätigkeit. (Vorführung des
Kohlensäureantriebes am Modell.)
Abb. 37.
Freisteuer-
Magnet
[> pa
| ۱۱ ااارا ۳0
۱
|
Q
Halisteucr- f 5 Arbeilszylinder
Magnet
Yi,
|
a
a]
Sperrklinke
Freihalte-
Magnet
Kohlensäureantrieb für Signale.
Meine Herren! Ich habe mich bei meinen Aus-
führungen jeder Kritik der vorgeführten Kraftstellwerk-
Systeme enthalten, einerseits, weil mir ausreichende
persönliche Kenntnisse und Erfahrungen über ihre Be-
währung in der Praxis des Betriebes nicht zu Gebote
stehen, anderseits, weil die ausgeführten Kraftstell-
werksanlagen sich mehr oder weniger noch im Versuchs-
stadium befinden und die Kinderkrankheiten wohl noch
nicht ganz überstanden haben.
Auch mufste ich mich naturgemäfs auf eine mehr
skizzenhafte Darstellung beschränken, die noch dazu
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. August 1908]
insofern lückenhaft ist, als ich mir versagen mulste,
auf die mit den Stellwerken eng im Zusammenhang
stehenden Einrichtungen für die eigentlichen Zugsiche-
rungen einzugehen.
Immerhin darf ich hoffen, dafs die Ausführungen
trotzdem genügt haben, einen einigermafsen aus-
reichenden Begriff davon zu geben, wie Hervorragendes
an geistiger Arbeit und technischer Ausführung auf
diesem Gebiet maschinentechnischer Kleinkunst heut-
zutage geleistet wird.
(Lebhafter Beifall.)
Zur Erläuterung des Vortrages dienten zahlreiche
Lichtbilder; auch gelangten einige Modelle zur Vcr-
führung.
Der Vorsitzende spricht dem Redner den Dank des
Vereins für den Vortrag, der mit grofsem Interesse
aufgenommen wurde, aus. |
Eine Besprechung fand nicht statt.
Herr Ingenieur Hans Schmidt führt alsdann zwei
neue elektrisch betriebene Lichtpausapparate der neuen
Photographischen Gesellschaft A.-G., Steglitz-Berlin,
die es ermöglichen, in kürzester Zeit bei künstlichem
Lichte und minimalstem Stromverbrauche Lichtpausen
der verschiedensten Art anzufertigen, im Betriebe vor.
Die ausgeführten Proben waren in bezug auf Schärfe
und Kraft von vorzüglicher Qualität.
Auf einige im Anschlufs an die Vorführung an
ihn gerichtete Fragen gibt Herr Ingenieur Schmidt
die gewünschte Auskunft.
Der Vorsitzende dankt demselben für seine Be-
mühungen.
Als ordentliche Mitglieder wurden auf Grund
der erfolgten Abstimmung aufgenommen die Herren:
Regierungsbaumeister a. D. und Privatdozent Gustav
Braun, Berlin; Rudolf Diesel, Ingenieur, München;
Gustav C. H. Engel, Ingenieur, Tegel; Friedrich
Folkers, Regierungsbauführer des Maschinenbaufaches,
Wismar i. M.; Wilhelm Hahn, Ingenieur, Tegel; Re-
gierungsbauführer Friedrich Hubrig, Halle a. S.;
Regierungsbaumeister Friedrich Klein, Altona; Konrad
A. Müller, Diplom-Ingenieur, Tempelhof bei Berlin;
Regierungsbaumeister Hermann Müsken, Opladen,
Rheiniand; Betriebsdirektor Gustav Streibhardt,
Berlin.
Der Bericht über die Versammlung am 24. März
d. Js. wird genehmigt.
Da hiermit die Tagesordnung erschöpft ist und
niemand mehr das Wort zu nehmen wünscht, so
schliefst der Vorsitzende die Versammlung.
Die Deutsche Schiffbau-Ausstellung
(Mit 2 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 38)
Der Stand der Siemens-Schuckert Werke
G. m. b. H., bezw. der Siemens & Halske Akt.-Ges.
zeigt sämtliche Verwendungsarten der Elektrotechnik
an Bord, und zwar: 'Innenbeleuchtung mittels Glüh-
lampen, Innenbeleuchtung mittels Scheinwerfer, Kraft-
betriebe der Schiffsmaschinen durch Elektromotoren,
elektrische Kommando- und Signal-Apparate, Fern-
sprecher usw. Von den zahlreichen Objekten dieses
Standes sind in erster Linie die Scheinwerfer zu er-
wähnen. Diese Scheinwerfer dienen zum Beleuchten
und Aufsuchen von Gegenständen auf weite Entfer-
nungen sowie zum Austausch von Lichtsignalen. Der
Scheinwerfer hat also sehr wichtige Aufgaben im Schiffsbe-
tricbe zu erfüllen und gerade er ist es, der seinerzeit
der Elektrotechnik den Weg im Schiffbau geebnet hat;
auch heute noch ist sein Betrieb auf Elektrizität aus-
schliefslich angewiesen. Die Leuchtkraft eines Schein-
werfers ist bekanntlich abhängig von der Intensität der
Lichtquelle und von der Qualität des optischen Spiegels.
Die Siemens-Schuckert Werke verwenden alsSpiegel den
|
|
|
von S.Schuckert in Núrnberg und Professor Muncker
im Jahre 1886 hergestellten Glasparabolspiegel. Dieser
Spiegel besitzt gegenüber anderen Spiegelformen und
auch gegenüber dem Fresnel-System vor allem den Vor-
zug, dafs jede sphärische Aberration fortfallt. Der
Spiegel wird von einer Metallfassung gehalten, die zum
Zwecke der Abkühlung mit Ventilationsöffnungen ver-
sehen ist. Als elektrische Energie kommt Gleichstrom
zur Verwendung und zwar solcher von bis 200 Amp.
Stromstärke. Um das Licht des Scheinwerfers bei
weiterbrennender Scheinwerferlampe nach aufsen hin
abblenden zu können, sind am Scheinwerfer sogenannte
Irisblenden vorgesehen, die einen absolut luftdichten
Abschlufs gestatten. Sämtliche Bestandteile des Schein-
werfers sind in ein aus Blech bestehendes Gehäuse ein-
gebaut, das um die vertikale Achse vollkommen, und
um die horizontale Achse 30° nach oben und 20°
nach unten verstellbar ist. Die Einstellung kann so-
wohl von Hand als auch mittels eines Elektromotors
erfolgen.
a
[1. August 1908}
Hand in Hand mit der fortschreitenden Vergröfse-
rung der Schiffe sind die Anforderungen an die Ein-
richtungen zur Befehlsübermittelung auf dem Schiffe ge-
gangen. Deshalb hat die Firma Siemens & Halske
schon früh ihre Aufmerksamkeit auf die Aus-
bildung der Kommandoapparate geworfen.
Die wichtigsten der von ihr gebauten Apparate
sind die Maschinentelegraphen, Ruderkom-
mandoapparate, Ruderanzeiger, Docktele-
graphen, Artillerie- und Torpedotelegraphen
und Kesselraumtelegraphen. Bisher haben die
Apparate, die nach dem Sechsrollen-System
gebaut sind, die gröfste Verbreitung gefunden;
sie können direkt an das allgemeine Gleich-
stromnetz angeschlossen werden. Neuerdings
verwenden Siemens & Halske aber auch
Kommandoapparate für Wechselstrombetrieb.
Es würde zu weit führen, auf die Konstruk-
tionen der einzelnen Apparate, die dem Fach-
mann viel Neues bieten, hier näher eingehen
zu wollen; es möge an dieser Stelle auf eine
reich illustrierte Broschüre verwiesen werden,
die die Firma aus Anlafs der Schiffbauaus-
stellung herausgegeben hat. -— Auch auf dem
Siemens-Schuckert-Stand finden wir mehrere
Turbodynamos aufgestellt, bei denen als Turbine
bekanntlich die Zoellyturbine Anwendung findet.
Daneben sei auf die umfassende Ausstellung elektro-
motorisch betriebener Hilfsmaschinen, wie Pumpen,
Ventilatoren, Munitionswinden etc. hingewiesen.
Die Felten & Guilleaume-Lahmeyerwerke
A.-G. Mülheim a.Rh., Frankfurt a.M. haben eine
gröfsere Reihe von elektrotechnischen Erzeugnissen ihres
Frankfurter Werkes und eine bedeutende Anzahl Draht-
und Kabelobjekte des Mülheimer Kabelwerkes ausge-
stellt. Auch diese Firma zeigt eine Turbodynamo für
Schiffsbeleuchtung (Bordturbine). Das zusammen mit
der Firma Escher, Wyss & Co. in Zürich gebaute
Aggregat besteht aus einer Zoellyturbine, die mit einer
Gleichstromdynamo der Felten & Guilleaume Lahmeyer-
werke vereinigt ist (Abb. 3). Beide Maschinen ruhen
auf einem einfachen Fundamentrahmen und sind so
kompakt gebaut, dafs sie nur einen äufserst geringen
Raum benötigen.
Von den übrigen ausgestellten Objekten der F. G. L.
sei neben den hohen Seilpyramiden, dem Umformer für
Scheinwerferbetrieb, dem Motorgenerator von 50 PS.
Leistung, dem elektrisch angetriebenen Siroccoventilator,
der Einrichtung zur Ueberwachung von Signalanlagen,
dem Glúhlampen-Telegraphen mit optischer u.akustischer
Rückmeldung sämtlicher Kommandos, dem Befehlsüber-
mittler nach dem Resonanz-System, insbesondere das
Modell einer kompletten Anlage für Bekohlung von Kriegs-
schiffen in See, „System Adam“, erwähnt (Abb.4). Dieses
System, das von Oberingenieur Otto Adam erfunden
worden ist, ermöglicht es, beliebig viele Aufgabestellen
hinter einander anzuordnen, sodafs man mit einer ge-
ringen Bedienungsmannschaftauskommen und die Kohlen-
säcke in aller Ruhe nach den verschiedensten räumlich
getrennt von einander liegenden Stellen schaffen und
auch aus verschiedenen Ladeluken des Kohlendampfers
fördern kann.
Im Anschlufs an die Vorführungen der Elektro-
technik insbesondere mit Rücksicht auf den von dieser
umfassend gepflegten Scheinwerferbau sei zunächst
der Stand der Firma Julius Pintsch Aktien-Gesell-
schaft genannt. Hier ist in erster Linie das komplette
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 747] 57
Leuchtfeuer zu erwähnen. Dasselbe besteht aus einem
schmiedeeisernen Turm, gufseisernen Leuchtfeuerlaternen
und elektrischen Blitzfeuerapparaten. er schmiede-
eiserne Turm ist 9 m hoch und mit Umlauf und Treppen
Abb. 3.
1
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- ->
Turbo-Dynamo für Schiffsbeleuchtung der F. G. L.
Abb. 4.
Modell der Bekohlung, System F. G. L.
versehen. Die Leuchtfeuerlaternen besitzen 3500 mm
lichte Weite und die Scheinwerferlinse des Leuchtfeuer-
apparates hat einen Durchmesser von 1100 mm. Neben
diesem Objekt bringt die Firma noch zahlreiche andere
in der Schiffahrt verwendete Apparate und Einrichtungen
ihrer vielseitigen Fabrikation zur Vorführung.
(Fortsetzung folgt.)
In dem Mafse, als unsere Kenntnis der statischen
und dynamischen Bedingungen der Flugtechnik wuchs,
nahm die Erkenntnis von der grofsen Bedeutung zu,
die dem Motorenbauer bei der Konstruktion moderner
Luftschiffe zukommt. Es ist deshalb kein Zufall, dafs
die vergangenesSpätjahr entstandene ,Flugtechnische
Gesellschaft“ nicht als selbständige technische Ver-
einigung ins Leben trat, sondern als besondere Abteilung
der Automobiltechnischen Gesellschaft. Als Gottfried
Daimler und Carl Benz seinerzeit unabhängig von-
einander den schnellaufenden Benzinmotor konstruiert
hatten, ging die ganze weitere automobiltechnische
Entwicklung darauf hinaus, diesen Motor den Forde-
rungen der Wirtschaftlichkeit und Zuverlässigkeit, die
58 (No, 747]
der Automobilbetrieb stellt, entsprechend auszubilden. |
Ganz ebenso liegen heute dieVerháltnisse inbezug auf den
Luftschiffbau. Auch hier gilt es, den im Prinzip als
zweckmälsig erkannten, im Automobilbau seit länger als
einem Jahrzehnt benutzten schnellaufenden Motor
den speziellen Bedingungen des Luftschiffbaues anzu-
passen. Diese Bedingungen sind zu einem grolsen
Teil heute schon genügend bekannt und um ihre Er-
füllung haben sich bereits mehrere erfolgreiche
Motorenkonstrukteure lebhaft bemüht, ohne dafs
dies bisher in weitere Kreise gedrungen wäre. Die in
der automobiltechnischen Literatur mehrfach hervor-
getretenen Ingenieure Valentin und Dr. Huth haben
sich die dankbare Aufgabe gestellt, die Bestrebungen
und bisherigen Erfolge dieses jüngsten Zweiges des
Motorenbaues unter obigem Titel zusammenzufassen. Die
Abhandlung ist erschienen in Heft 11, Jahrgang 1908
der Zeitschrift „Der Motorwagen“, Organ der Auto-
mobiltechnischen Gesellschaft. In der Einleitung dieses
Aufsatzes werden zunächst die Aufgaben erörtert, die
sich dem Konstrukteur inbezug auf Gewicht, Zuver-
lässigkeit, Dauerhaftigkeit und Brennstoffver-
brauch darbieten. Alle diese Aufgaben verlangen auf
dem Gebiete des Luftschiffbaues eine weit vollendetere
Lösung als im Automobilbau. Neben diesen Problemen
sind noch zahlreiche andere erwachsen, die dem Luft-
schiffbau spezifisch eigen sind. So ist beispiels-
weise der Vergaser den schr bedeutenden Temperatur-
wechseln in der Atmosphäre anzupassen; es ist ferner
zu berücksichtigen, dafs in gröflseren llóhen die Luft-
verdünnung sehr stark ist, wodurch die Motorleistung
erheblich vermindert wird, u. a. m. Alle diese Be-
dingungen werden von den Verfassern ausführlich er-
örtert und zum Teil auch Vorschläge für ihre kon-
struktive Erfüllung gemacht. Im Anschlufs daran
werden die verschiedenen bisher erschienenen Flug-
Motoren-Konstruktionen, die sich sämtlich aus dem
Automobilmotorenbau heraus entwickelt haben, vorge-
führt. Dem Automobilmotor am nächsten steht der
Flug-Motor der Süddeutschen Automobilfabrik
Gaggenau. Derselbe ergibt bei 1400 Touren pro Mi-
nute eine Leistung von 100 PS bei einem Gewicht
von 3kg pro Pferdestärke. Anordnung der Ventile,
der Steuerwelle etc. sind genau wie bei dem vier-
zylindrigen Automobilmotor, den diese Firma auf der
letzten Berliner Automobilausstellung zur Vorführung
gebracht hat. Das Gaggenauer Werk führt nach der-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
(1. August 1908]
selben Bauart auch einen Achtzylindermotor aus, der
200 PS leistet. Dieser Motor besitzt zwei Vergaser,
zwei Magnete, zwei Vierzylinderkurbelwellen etc.,
stellt also eine Verdoppelung des Vierzylindermotors
dar. Von dieser Gaggenauer Konstruktion unterscheidet
sich eine zweite Gruppe von Motoren, deren Prinzip in
der vorteilhaften Ausnutzung der Kurbelwelle und des
Kurbelgehäuses besteht. Es ist dies dadurch erreicht,
dafs die Zylinder nicht mehr in der Ebene der Kurbel-
welle angeordnet sind, sondern sternförmig in einer
Ebene, normal zur Kurbelwelle. Von Repräsentanten
dieser Gruppe von Motoren sind zu nennen: Der
Antoinette-Motor von Levasseur, bei dem auch der
Vergaser in Wegfall kommt, der Renault-Motor, der
Farcot-Motor mit vereinigtem Ein- und Auslafs-
ventil, bei dem eine äufsert vorteilhafte Kühlung des
Auslafsventiltellers durch die frischen Gase stattfindet,
ferner der Esnault-Pelterie-Motor, ebenfalls mit
vereinigtem Ein- und Auslafsventil und fast vollständigem
Wegfall des Gehäuses.
Die Frage der Motorkühlung, die im Automobilbau
mit Ausnahme des Kleinwagenbaus zugunsten der
Wasserkühlung entschieden ist, tritt im Luftschiffbau
von neuem auf. Dies darf nicht wundern, wenn man
bedenkt, dafs das Motorgewicht bei Wasserkühlung
noch um das Gewicht des Kühlapparates, der Pumpe,
der Rohrleitungen und einer beträchtlichen Wassermenge
erhöht wird. Es ist deshalb verständlich, wenn man im
Luftschiffbau sucht, mit Luftkühlrippen auszukommen; ob
diese hinreichen, läfst sich heute noch nicht feststellen.
Den Schlufs bildet die Vorführung der ebenfalls
sternförmige Zylinderanordnung zeigenden Motoren von
Adams, von Burlat und von Dufaux. Die beiden
erstgenannten Konstruktionen unterscheiden sich von
den obengenannten Motoren im Prinzip dadurch, dafs
die Kurbelwelle hier festgelegt ist, während die
Zylinder sich umdrehen. Dufaux nützt nicht nur
Gehäuse und Kurbelwelle aus, sondern auch Kolben und
Kolbenstange und zwar durch Anwendung doppelt
wirkender Zylinder in Tandemanordnung, wie dies im
Grofsgasmaschinenbau zuvor schon durchgeführt wor-
den ist.
Valentin und Dr. Huth machen nicht den Anspruch,
den leichten Motorenbau erschöpfend vorgeführt zu
haben; sie verfolgten nur den Zweck, die Aufmerksam-
keit der Motorentechniker auf diesen jüngsten Zweig
des Motorenbaues hinzulenken. — Dr. L
Verschiedenes
49. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Ingenieure
in Dresden. Die erste Sitzung der 49. Hauptversammlung
des Vereins Deutscher Ingenieure fand am 29. Juni vormittags
11 Uhr im Königlichen Schauspielhause statt. Als Vertreter
der Regierung waren sämtliche Staatsminister erschienen;
als Vertreter der städtischen Behörden war Oberbúrger-
meister Geh. Finanzrat Beutler anwesend. Von sonstigen
Ehrengästen sind u. a. zu nennen: Generaldirektor der
Staatsbahnen v. Kirchbach, die Ministerialdircktoren Geh.
Räte Dr. Wäntig und Dr. v. Seydewitz, Se. Magnifizenz
Geh. Hofrat Prof. Dr. Möhlau, Rektor der Technischen Hoch-
schule, und Prof. Dr.:Ina. v. Linde (München).
Punkt Il Uhr erschien Se. Majestät König Fried-
rich August in seiner Loge, begrüfst von einem drei-
maligen Hurra der Anwesenden, das Prof. Kübler aus-
brachte. Geh. Rat Prof. Dr. Slaby eröffnete die Ver-
sammlung im Namen des Vereins Deutscher Ingenieure,
worauf Staatsminister Grafv. Hohenthal die Versammlung
im Namen der Landesregierung, Oberbürgermeister Geheimer
Finanzrat Beutler im Namen der Stadt, Se. Magnifizenz
der Rektor der Technischen Hochschule Geh. Hofrat Prot.
Dr. Möhlau im Namen der Technischen Hochschule be-
grifsten; Se. Magnifizenz gab zugleich die Ernennung des
Direktors der Aktiengesellschaft Lauchhammer, Herrn
Kommerzienrat Joseph Hallbauer, zum Ehrendoktor bekannt.
Nach dem von Regierungsbaumeister Meyer erstatteten
Geschäftsbericht hat der Verein jetzt 22430 Mitglieder und
ein Vermögen von 1200000 M. Von verstorbenen hervor-
ragenden Mitgliedern sind zu nennen: Gustav Herrmann
(Aachen), A. v. Ernst (Stuttgart), J. L. Lewicki (Dresden),
Fr. Kinsley (Aachen) und Gustav Zeuner. Die literarischen
Unternehmungen des Vereins, wie die Zeitschrift und das
neugegründete Monatsheft: Technik und Wirtschaft, die Mit-
teilungen über die Forschungsarbeiten, schreiten rüstig fort.
Das Unternehmen des Technolexikons ist zum Stillstand ge-
kommen; doch hofft man auf eine Fortsetzung mit Hilfe
des Reiches, vieler Behörden und Körperschaften.
Anschliefsend verkündigte Geh. Rat Dr. Slaby die Ver-
leihung der Grashof- Denkmünze an Graf Ferdinand
v. Zeppelin und Professor Dr. Aurel Stodola in Zürich.
Alsdann ergriff das Wort Gch. Hofrat Prof. Dr. Hempel
zu seinem Vortrage über Die Trinkwasserversorgung
der Städte vom chemischen Standpunkt, dem sich
ein zweiter Vortrag, gehalten von Graf Zeppelin über
lenkbare Luftschiffe, anschlofs.
In der zweiten Sitzung des Vereins wurde die Wahl
des Vorsitzenden und zweier Beigeordneter im Vorstande
vorgenommen. Zum Vorsitzenden wurde Dr.\ng. Ernst
Heller, Generaldirektor der Hannoverschen Maschinenfabrik,
A.-G., zu Beigeordneten wurden Joh. Körting (Düsseldorf)
]1. August 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 747] 59
und Walter Meng (Dresden) gewáhlt. Weiter folgten Be-
richte des Vorstandes úber im Gang befindliche Vereins-
arbeiten. Die Monatsschrift „Technik und Wirtschaft“ rentiert
gut, zumal sich das Anzeigenwesen zur Zufriedenheit ent-
wickelt hat. Als nächster und wichtigster Punkt folgte ein
Antrag des Vorstandes auf Einsetzung eines Ausschusses zur
Prüfung der Frage: Aenderungen in der Organisation
des Vereins. Der Vorstand schlug vor, einen Arbeitsaus-
schufs zur Prüfung dieser Frage einzusetzen. Diesem Ausschufs
sollen die Mitglieder des derzeitigen Vorstandes, die drei am
1. Januar 1909 eintretenden Vorstandsmitglieder und acht Mit-
glieder des Vorstandsrates angehören, die aus verschiedenen
Bezirksvereinen zu wählen sind. Als Mitglieder aus dem
Vorstandsrat waren vorgeschlagen: ۷, Bach, Beck,
Blümcke, Bogatsch, Krause, Meyer (Halle), Schöttler
und Schulz. Aufserdem soll der Ausschufs das Recht der
Zuwahl haben. Diesem Ausschufs wären dann verschiedene,
die Organisation und die Aufnahme in den Verein betreffende
Anträge zu überweisen. Hiergegen machte sich eine
Opposition geltend. Schliefslich wurde der Antrag gegen
4 Stimmen angenommen. Es steht zu hoffen, dafs es diesem
Ausschufs gelingen möge, den Verein zu modernisieren
und die Aufnahmebedingungen so zu gestalten, dafs der
Verein auch tatsächlich die Organisation eines liberalen
wissenschaftlichen Berufes darstellt. Die Möglichkeit
der Aufnahme von Technikern, die nicht akademisch
vorgebildet sind, ist natürlich vorzusehen. Erst auf
Grund einer homogenen Zusammensetzung kann
der Verein die Vertretung von Standesinteressen
ausüben, auf die er bisher zum Schaden der Ingenieure
verzichten mufste. Der nächste Punkt betraf: Antrag
des Bayerischen Bezirksvereins betreffend Ver-
waltungsingenieure. Der Vorstandsrat empfahl der
Hauptversammlung folgenden Beschlufs:
„Der Verein Deutscher Ingenieure hält es für er-
forderlich, dafs die Aemter der staatlichen und kommunalen
Verwaltungen den Akademikern aller Berufsklassen zu-
gänglich gemacht werden, sofern sie sich die geeigneten
Kenntnisse erworben haben. Der Verein Deutscher In-
genieure hält es für erwünscht, dafs den Diplomingenieuren
zur Ausbildung in der Verwaltung in den staatlichen,
kommunalen und privaten Verwaltungen jeder Art Ge-
legenheit geboten werde, und beauftragt den Vorstand,
zur Erfüllung dieser Forderung die geeigneten Schritte in
die Wege zu leiten.“ `
Die Versammlung beschlofs demgemäfs. Auch dieser
Beschlufs ist von grofser Wichtigkeit und verdient ent-
sprechenden Erfolg.
Um 1 Uhr gewährte Se. Majestät der König dem Vor-
stand des Vereins, den Rednern der Festversammlung und
den Herren Prof. W. Kübler, Vorsitzendem des Festaus-
schusses, und Geh. Hofrat Prof. Dr. Hempel eine Audienz
im Residenzschlosse und lud die Herren darauf zur Früh-
stückstafel ein.
Die dritte Sitzung der Hauptversammlung galt zunächst
dem im vorigen Herbst verstorbenen Professor Dr. Gustav
Zeuner. Neben dem Rednerpult war ein grofses Bild des
berühmten Hochschullehrers aufgestellt worden. Darunter
hatte der Verein einen mächtigen Lorbeerkranz mit teilweise
vergoldeten Blättern und breiter Seidenschleife anbringen
lassen, die die Inschrift trug: Der Verein Deutscher Ingenieure
dem grofsen Forscher und Lehrer. Von Verwandten des ver-
storbenen Gelehrten waren ein Sohn, Diplom-Ingenieur
Friedrich Zeuner, ein Neffe, Regierungsbaumeister Hanno
Zeuner, der greise Bruder und der Schwiegersohn Geh. Hofrat
Prof. Dr. Helm anwesend. Geh. Hofrat Dr. R. Mollier
sprach über Gustav Zeuner, dessen Forschungen auf
dem Gebiete der Thermodynamik eingehend gewürdigt
wurden.
Weiter sprach Dipl.-Ing. C. Michenfelder, Zivilingenieur
in Düsseldorf, über Kranbauarten für Sonderzwecke.
Daraut schlofs Geh. Rat Prof. Dr. Slaby die Tagung.
Preisausschreiben. Wie wir dem „Reichsanzeiger“ ent-
nehmen, stellt die Königliche Akademie des Bauwesens
folgende Preisaufgabe:
Vergleichende Darstellung neuerer Änlagen zur
Ausnutzung der Wasserkráfte.
Die Bearbeitung, die auf Grund vorhandener Veröffent-
lichungen und eigener Erkundigungen erfolgen soll, hat sich
auf solche neueren Anlagen zu erstrecken, deren Einrichtung
und wirtschaftliche Bedeutung vorbildlich für zukünftige An-
lagen im deutschen Mittelgebirgs- und Flachlande sein kann.
Zur Preisbewerbung werden nur Angehörige des
Deutschen Reiches zugelassen, dfe gemeinsame Bearbeitung
der Aufgabe durch zwei oder mehrere Personen ist nicht
ausgeschlossen.
Die Abhandlungen sind bis zum 15. Januar 1909 an die
Geschäftsstelle der Akademie, Berlin W. 66, Leipziger Strafse
125, einzureichen. Von den als preiswürdig anerkannten
Arbeiten erhält die beste einen Preis von 3000 M.
Das Preisgericht bildet die Abteilung der Akademie für
Ingenieur- und Maschinenwesen. Die Akademie behält sich
vor, die Vervollständigung und Vertiefung der preisgekrönten
Arbeit herbeizuführen und zu diesem Zwecke weitere Geld-
mittel, namentlich auch für die dazu erforderlichen örtlichen
Ermittlungen, zu bewilligen.
Die näheren Bedingungen sind von der genannten Ge-
schäftsstelle zu beziehen.
Prämiierung nützlicher Erfindungen. Für das abgelaufene
Etatsjahr haben aus den im Etat der Staatseisenbahn-Ver-
waltung zur Prämiierung nützlicher Erfindungen
vorgesehenen Mitteln 38 Beamten und Arbeitern der
Eisenbahnverwaltung Belohnungen inı Gesamtbetrage von
20000 M. für Erfindungen und Verbesserungen, die zur Er-
höhung der Betriebssicherheit oder in wirtschaftlicher Be-
ziehung von Bedeutung sind, bewilligt werden können.
(Berliner Actionair.)
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Militárbauverwaltung Preufsen.
Verliehen: der Charakter als Gch. Baurat ucn ۰
referenten im Kriegsminist., Intendantur- und Baurat Wuts-
dorff und Betricbsdirektor Il. Klasse Baurat Koch.
Beigelegt: das Prädikat Professor dem Marine-Ober-
baurat und Maschinenbau-Betriebsdirektor Klamroth, Lehrer
an der Marineakademie und an der Marineschule in Kiel.
Versetzt: die Militarbauinspektoren Baurat Trautmann
in Torgau nach Breslau II, Mattel in Breslau II nach Hanau,
Schulz, techn. Hilfsarbeiter bei der Intendantur des IV. Armee-
korps, in die Vorstandstelle des Militärbauamts Torgau und
Beyer in Stettin zum 1. Oktober 1908 als techn. Hilfsarbeiter
zur Intendantur des IV. Armeekorps.
Preufsen.
Ernannt: zum Geh. Oberregierungsrat der Vortragende
Rat im Minist. der öffentl. Arbeiten Geh. Regierungsrat
Rüdlin, zum Geh. Regierungsrat und Vortragenden Rat im
Minist. der öffentl. Arbeiten der Regierungsrat Pape, Mitglied
der Kgl. preufsischen und Grofsherzogl. hessischen Eisen-
bahndirektion in Mainz, zum Reg.- und Baurat der Land-
bauinspektor Baurat Klemm in Mageburg;
zum Eisenbahnbauinspektor der Reg.-Baumeister Ludwig
Hoffmann in Frankfurt a. M. (Maschinenbaufach), zu Eisen-
bahn-Bau- und Betriebsinspektoren die Reg.-Baumeister
Heinrich Gödecke in Birnbaum, Hermann Schloe in Münster
i. W., Hermann Brust in Hagen i. W., Gustav Lúttmann in
Grottkau, Leopold Sarrazin in Frankfurt a. M. (Eisenbahn-
baufach);
zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Bauführer Siegfried Kramm
und Heinrich Herkt, beide aus Berlin (Maschinenbaufach),
Peter de Jonge aus Emden, Theodor Conrad aus Reichen-
bach ı. V., Königreich Sachsen, Peter Brückmann aus Stol-
berg, Kreis Aachen, Friedrich Helm aus Klein-Rechtenbach,
60 INo. 747]
Kreis Wetzlar, Albrecht Mende aus Neuruppin, Hans Wiegels
aus Lüneburg (Eisenbahnbaufach), Erwin Lampmann aus
Haspe i. W., Johannes Jaeckel aus Spandau (Wasser- und
Strafsenbaufach), Edmund Ismer aus Berlin, Richard Schlegel-
milch aus Zerbst, Gustav Kafsbaum aus Rehna in Meckl.-
Schwerin und Bruno Kuhlow aus Charlottenburg (Hoch-
baufach).
Verliehen: der Charakter als Baurat dem Privat-
architekten Heinrich Theising in Grofs-Lichterfelde;
der Charakter als Baurat mit dem persönl. Range der
Räte vierter Klasse dem Maschinenbauinspektor Hancke ın
Magdeburg, dem Bauinspektor Labes in Schöneberg, den
Wasserbauinspektoren Gläser in Rathenow, Westphal in
Stralsund, Heusmann in Berlin, Schubert in Stralsund, Preifs
in Münster i. W., den Kreisbauinspektoren Saegert in Stettin,
Paetz in Harburg, Süfsapfel in Perleberg, Lucas in Reichen-
bach, Schlöbcke in Lüneburg, denLandbauinspektoren Antonio
Schmidt in Altona, Albert Fischer in Berlin und dem Melio-
rationsbauinspektor Klinkert in Minden;
den Reg.- und Bauräten Robert Müller die Stelle eines
Mitgliedes der Eisenbahndirektion in Bromberg, Albert
Wendt die Stelle eines Mitgliedes der Eisenbahndirektion
in Kassel, Merling die Stelle eines Mitgliedes der Eisen-
bahndirektion in Altona und Riemann die Stelle eines Mit-
gliedes der Eisenbahndirektion in Hannover, dem Eisen-
bahnbauinspektor Quelle die Stelle des Vorstandes einer
Werkstätteninspektion bei der Eisenbahn-Llauptwerkstätte
in Paderborn, den Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren
Marx die Stelle des Vorstandes der Betriebsinspektion I in
Hagen, Ahrons die Stelle des Vorstandes ciner Betriebs-
inspektion unter vorläufiger Belassung seines amtlichen
Wohnsitzes in Altona, Effenberger die Stelle des Vorstandes
einer Betriebsinspektion unter vorläufiger Belassung ۵
amtlichen Wohnsitzes in Frankfurt a. M., Borishoff die Stelle
des Vorstandes der Betriebsinspektion 1 in Bremen, Arnold
Eggers die Stelle des Vorstandes der Betriebsinspektion 2
in Lyck, Dieckhoven die Stelle des Vorstandes der Betriebs-
inspektion in Königsberg N.-M., Klotz die Stelle des Vor-
standes der Betriebsinspektion 1 in Tilsit und Busacker die
Stelle des Vorstandes der Betriebsinspektion in Hameln, so-
wie dem Landbauinspektor Landsberg in Arnsberg die
dortige Kreisbauinspektorstelle.
Uebertragen: die Stelle des Oberbaurats bei der Eisen-
bahndirektion in Mainz dem Grofsherzogl. hessischen Ober-
und Geh. Baurat Schoberth.
Ueberwiesen: der Reg.- und Baurat Klemm der Re-
gierung in Magdeburg und der Kreisbauinspektor Schiele
aus Memel der Regierung in Königsberg i. Pr.
Zur Beschaftigung tiberwicsen: dieReg.-Baumeister
Ehlers der Eisenbahndirektion in Stettin, Brückmann der
Eisenbahndirektion in Posen, de Jonge der Eisenbahndirektion
in Essen a. d. R., Conrad der Eisenbahndirektion in Köln
(Eisenbahnbaufach), Bruchmüller der Verwaltung der Mär-
kischen Wasserstrafsen in Potsdam (Wasser- und Strafsen-
baufach), Bettenstaedt der Regierung in Posen und Kallmeyer
der Regierung in Hannover (Hochbaufach).
Bestätigt: infolge der von der Stadtverordnetenver-
sammlung und den unbesoldeten Mitgliedern des Magistrats
in Wiesbaden getroffenen Wahl der bisherige Reg.- und
Baurat Karl Petri in Kassel als besoldeter Beigeordneter
der Stadt Wiesbaden für die gesctzliche Amtsdauer von
zwölf Jahren.
ZurdienstlichenVerwendung zugeteilt: der Melio-
rationsbauinspektor Hagelweide in Koblenz dem Meliorations-
bauamt Bonn und der Reg.-Baumeister des Wasser- und
Strafsenbaufaches Max Maybaum dem Meliorationsbauamt
in Koblenz.
Betraut: mit der Wahrnehmung der Gescháfte des
Vorstandes der Betriebsinspektion 1 in Aachen der Eisen-
bahn-Bau- und Betriebsinspektor Kümmel daselbst.
Versetzt: der Reg.- und Baurat Hesse von Magdeburg
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Da I I TS ST IT هه هه هه 0 TS TI 0 I 0
|
]1. August 1908]
nach Potsdam, der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor
Lagro in Köln als Vorstand der Bauabt. nach Aachen, die
Kreisbauinspektoren Baurat Gutenschwager von Arnsberg
als Landbauinspektor zur Regierung nach Magdeburg und
Karl Stoessel von Strehlen nach Oels, der Landbauinspektor
Eugen Kohte in Liegnitz zur dortigen Regierung und der
Wasserbauinspektor Wilhelm Schmidt von Hoya nach
Dörverden (im Geschäftsbereich der Weserstrombauver-
waltung);
die Reg.-Baumeister Giese von Berlin nach Duisburg-
Ruhrort (Maschinenbaufach), Sperling von Landsberg a. W.
nach Oppeln, Danneel von Stettin nach Schwedt a. O.
(Wasser- und Strafsenbaufach), Dr. Wallbrecht von Stade
nach Posen und Plathner von Havelberg nach Memel (Hoch-
baufach).
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Reg.-Baumeister des Maschinenbau-
faches Hermann Lipp in Potsdam.
Sachsen.
Aus dem Staatsdienste ausgeschieden: der Reg.-
Baumeister Buchner bei dem Landbauamte Zwickau.
Württemberg.
Ernannt: zum Rektor der Techn. Hochschule in Stuttgart
für das Studienjahr 1908,09 der seitherige Rektor Professor
Dr. Fünfstück an der Abt. für Mathematik und Naturwissen-
schaften.
Ucbertragen: die erledigte Stelle eines etatmäfsigen
Reg.-Baumeisters im Bezirksdienst der Strafsen- und Wasser-
bauverwaltung dem Reg.-Baumeister Ernst Engelfried in
Ehingen.
Oldenburg.
Ernannt: zum Eisenbahnbauinspektor der Reg.-Bau-
meister Witzel in Oldenburg.
In den Ruhestand versetzt:
in Oldenburg.
der Baurat Behrmann
Dem Generaldirektor der Elektrizitäts-Aktien-
gesellschaft vormals Schuckert & Co. in Nürnberg
Kommerzienrat O. Pe'ri ist der Charakter als Kgl. Bayerischer
Geh. Kommerzienrat verliehen worden.
Bei der Firma F. Butzke & Co. Akt.-Ges. für Metall-
Industrie in Berlin ist der bisherige Prokurist Felix Riese
unter Aufhebung seiner Prokura zum stellvertretenden
Vorstandsmitglied bestellt und dem langjährigen Mitarbeiter
Ernst Zänker Gesamt-Prokura erteilt worden. Direktor
Trendel hat vor längerer Zeit sein Amt niedergelegt, an
seiner Stelle ist seinerzeit Oberingenieur Alexander Haupt
als Vorstandsmitglied bestellt worden.
Gestorben: Baurat August Ritter, früher in Stolp,
Baurat Coqui bei der Regierung in Magdeburg, Baurat
L. Knoop in Blomberg (Lippe), Professor Koller an der
Techn. Hochschule in Stuttgart und Reg.-Bauführer Karl
Berner in Charlottenburg.
OT TI هه مضه هه هه مه ST I U ST SI U 000000009008
Die Stelle des städtischen Oberingenieurs
(des Vorstandes des städtischen Maschinen-Betriebs-
Amtes) ist möglichst zum 1. Oktober 1908 neu zu
besetzen. Anfangsgehalt 6000 Mark. Bei zufrieden-
stellenden Leistungen steigt das Gehalt alle 3 Jahre
um 500 Mark bis zum Höchstgehalte von 9000 Mark.
Bewerber, welche die zweite Hauptprúfung im
Maschinenbaufache bestanden haben, mehrjährige
praktische Erfahrungen im allgemeinen Maschinenbau,
im Eisenbahnwesen und in der Elektrotechnik nach-
weisen können und mit dem Verwaltungsdienst vertraut
sind, werden ersucht, ein Bewerbungsschreiben unter
Beifügung von Lebenslauf und Zeugnisabschriften bis
zum 1. September d. Js. einzureichen. Persönliche Vor-
stellung nur auf Aufforderung.
Der Magistrat der Stadt Magdeburg.
0000000000000 0000000000000 000090000
9099990099 99909999 99999999
A ea e ment ا ا ا Se دی و II ج
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin.
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
e
(15. August 1908] GLASERS ANNALE
N FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 748]
61
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
Versammlung am 24. Márz 1908
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr. Ana. Wichert — Schriftführer: Herr Geh. Kommissionsrat F. C. Glaser
(Hierzu Tafel 2 und 58 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 48)
Vortrag des und Baurats
C. Röthig über:
Einrichtung und Betrieb der elektrischen Stadt-
und Vorortbahn Blankenese--Ohlsdorf.
(Fortsetzung.)
Die von den Kesseln ausgehenden Hauptdampf-
leitungen aus nahtlosen Stahlrohren durchbrechen unter-
halb des Maschinenhausflurs die Trennungswand zwischen
Kessel- und Maschinenhaus und führen zu den einzelnen
im letzteren Raume aufgestellten Dampfturbinen (Abb. 11).
Betrachten wir zunächst diejenigen Turbinen, die den
Bahnstrom zu liefern haben. Der Bahnstrom ist Ein-
phasen-Wechselstrom von 25 Perioden in der Sekunde
und von 6300 Volt, an den Klemmen
der Maschinen gemessen. Es sind 4
Maschinensätze von je 1250 KW nor-
maler Leistung bei einem Leistungs-
faktor cos م =0,15 aufgestellt. Jedoch
können die Maschinen auf '/s Stunde
auch je 1500 KW abgeben und auf
etwa 30 Sekunden bis zu 1700 KW
belastet werden. Jeder Satz besteht
aus einer Dampfturbine, Bauart Par-
sons, und einem von den Siemens-
Schuckertwerken gelieferten, durch
eine etwas bewegliche Kupplung mit
der Turbine verbundenen Stromer-
zeuger. Beide Maschinen sind mit
ihren Spindeln in je 2 Lagern ge-
lagert, von denen die beiden mittleren
sich in einem gemeinschaftlichen,
eschlossenen Lagerbock befinden.
ämtlichen Lagern wird das Oel
mittels einer Pumpe unter Druck
zugeführt. Das der Pumpe wieder
zufliefsende Oel wird in einem Oel-
behälter durch eine Kühlschlange ge-
kühlt. Die Turbinen machen 1500
Umdrehungen in der Minute und
werden durch Dampf von 13 Atm.
Ueberdruck bei 300° C Ueberhitzung
betrieben.
Die Parsonsturbine besteht, wie
aus der Schnittzeichnung (Abb. 12)
ersichtlich, aus einer aus Guísstahl
ausgeführten Spindel von stufenweise
sich vergröfserndem Durchmesser, auf der eine grofse An-
zahl Bronzeschaufeln in einzelnenKränzen angeordnet ist.
Die Länge der Schaufeln und ihr Abstand untereinander
wird mit zunehmendem Spindeldurchmesser gröfser. Dem
verschieden grofsen Durchmesser der Laufkränze ent-
sprechend ist das sie umgebende zylindrische Gufseisen-
gehäuse ausgebildet, welches die feststehenden, gleich-
falls aus Bronze hergestellten Leitschaufelkränze enthält,
die zwischen die Schaufelkränze der Spindel mit kleinem
Spielraum greifen. Vor der kleinsten Stufe der Schaufel-
kränze sind auf der Turbinenspindel Ausgleichkolben
mit Labyrinthdichtung angeordnet, um den axialen Druck
in der Richtatig der Dampfströmung aufzuheben. Die
Zahl der Schaufeln ist bei der Parsons-Turbine sehr
pos ; es dürfte die Angabe interessieren, dafs die
urbinen für Bahnstrom im Kraftwerk Altona je 50000
Leit- und Laufschaufeln haben.
Der Dampf wird stofsweise durch ein Doppelsitz-
ventil auf der Hochdruckseite, d. h. vor den Schaufel-
kränzen kleinsten Durchmessers eingelassen. Zu diesem
Zweck ist, wie Abb. 13 schematisch darstellt, ein kleiner
Dampfzylinder über dem Doppelsitzventil angeordnet,
dessen mit dem Ventil verbundener Kolben durch Dampf
Herrn Regierungs-
gehoben und beim Entweichen des letzteren durch eine
Feder herabgedrückt wird. Das Dampfeinlassen und
Auslassen, das von einer von der Turbinenwelle be-
tätigten Steuervorrichtung bewirkt wird, und somit das
Oeffnen und Schliefsen des Doppelsitzventils wiederholt
sich regelmäfsig in der Zeiteinheit, jedoch wird die
Dauer, während welcher das Doppelsitzventil offen ist
und Dampf in die Turbine einläfst, durch den Fliehkraft-
regler der Turbine beeinflufst und somit die Geschwindig-
keit der Turbine geregelt.
Es würde hier zu weit führen, wenn eine genaue
Beschreibung dieser Einrichtung und der übrigen höchst
sinnreich erdachten Konstruktionsteile der Turbine gege-
ben werden sollte. Es sei nur hervorgehoben, dafs die
Abb. 11.
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Maschinenraum mit Bahnstrom-Turbinen,
Geschwindigkeitsregelung der Turbine vorzüglich ist,
und dafs bei plötzlicher Ent- oder Belastung der Turbine
von 1250 KW auf 0 oder umgekehrt die Umdrehungs-
zahl sich höchstens um 2 pCt. ändert.
Der Dampf durchzieht die einzelnen Schaufelreihen
(Abb. 14) und gibt, indem er sich immer mehr ausdehnt,
die ihm innewohnende Arbeit an die einzelnen Lauf-
schaufeln ab. Er gelangt schliefslich auf der Nieder-
druckseite durch ein weites Abdampfrohr nach einem
Oberflachenkondensator (Abb. 15 u. 15a), der im Keller
neben dem Turbinenfundament aufgestellt ist. Der Dampf
umspült die zahlreichen Kühlrohre des Kondensators,
während durch dieselben das von einer Kreiselpumpe
dem Kühlwasserkanal entnommene Kühlwasser gedrückt
wird. Das Kondensat wird von einer stehenden, zwei-
stufigen Nafsluftpumpe nach zwei im Maschinenhaus-
keller aufgestellten Behältern befördert, aus denen zwei
Kapselpumpen das Wasser entnehmen und in die Warm-
wasserbehälter im Pumpenhause drücken. Kreiselpumpen
und Nafsluftpumpen werden je von einem unmittelbar
gekuppelten Gleichstrommotor von 55 bezw. 20 Pferde-
stärken bei 720 und 200 Umdrehungen in der Minute
angetrieben.
Nachdruck des Inhaltes verboten.
62 [No. 748] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN (15. August 1908]
In das die Turbine mit dem Kondensator verbin-
dende Abdampfrohr ist ein Wechselventil geschaltet,
das ermöglicht, die Turbine vom Kondensator abzu-
sperren und mit einem Auspuffrohr in Verbindung zu
setzen, sodafs im Notfall auch ohne Kondensation ge-
arbeitet werden kann.
welches auf dem gemeinsamen Fundamentrahmen für
Stromerzeuger und Turbine mittels Schrauben befestigt
< ist. Das wirksame Eisen des Ankers ist aus einzelnen
Blechsegmenten hergestellt, die durch Druckringe und
Schrauben zusammengehalten werden. In diesem Eisen-
körper befinden sich am inneren Umfange 84 Längs-
Abb. 12.
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° Dampfturbine Brown-Boveri-Parsons von 1250 KW normaler Leistung.
Abb. 13.
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Schematische Darstellung der Wirkungsweise der Dampfturbine,
Der Dampfverbrauch der Turbine beträgt nach den
Abnahmeversuchen bei einer Kühlwassertemperatur von
25% C, einem Dampfüberdruck von 13 Atmosphären,
einer Dampftemperatur von 300° C, 8,29 kg für die
KW /std bei einer Nutzleistung von 1250 KW, d. i. für
die Pferdestärke 6,1 kg.
Die von den Dampfturbinen angetriebenen Bahn-
stromerzeuger (Abb. 16) sind als zweipolige Innenpol-
maschinen geschlossener Bauart ausgeführt. Bei diesen
lauft das Magnetrad um, während der Anker feststeht.
Dieser ist in einem gufseisernen Gehäuse untergebracht,
nuten, von denen 56 die Wicklung aufnehmen. Der
umlaufende Feldmagnet ist zweipolig gewickelt und be-
sitzt keine ausgeprägten Pole, sondern ist ähnlich den
Nuteankern von Gleichstrommaschinen ausgebildet. Das
wirksame Eisen besteht aus
einzelnen, durch Druckplatten
Sut Inch Jen Dampfemaso- Apparat zusammengehaltenen Blechen,
in die am Umfange Nuten fúr
die Wicklung eingeschnitten
sind. Letztere ist eine ge-
schlossene, fortlaufende
Gleichstrom - Schleifenwick-
lung. Der äufsere am Umfang
RE liegende Teil der Nuten ist
schwalbenschwanzförmig ge-
Ce staltet und durch Metallkeile
/ geschlossen. Die Kühlung des
| H wirksamen Eisens und der
0,27
Wicklung bewirken Ventila-
toren, die an den Stirnseiten
des Läufers angebracht sind
und die aus dem Kabelgang
angesaugte Frischluft durch
die Maschine hindurchdrücken
und nach dem Kondensator-
keller ausstofsen.
Der Erregerstrom wird dem umlaufenden Feld-
magneten durch Kohlebürsten und auf der Maschinen-
welle sitzende Schleifringe zugeführt. Zur Erregung
dient eine mit dem Stromerzeuger unmittelbar gekuppelte
Erregermaschine von 20 KW höchster Erregerenergie
bei 75 Volt Spannung, deren Magnete wiederum von
einer auf derselben Welle sitzenden Hilfserreger-
maschine erregt werden. Die Eigenart des Bahnbe-
triebes mit seinen starken und stofsweise auftretenden
Lastschwankungen stellt an die Spannungsregelung der
Stromerzeuger, die in erster Linie selbsttätig sein mufs,
besondere Anforderungen. So wurde für die Bahnstrom-
erzeuger seitens der Eisenbahnverwaltung vorgeschrie-
ben, dafs bei Belastungsschwankungen um 1500 KW
bei jeder Maschine die Spannungsschwankungen nicht
mehr als + 6 pCt. vom Mittelwert der Spannung, d. h.
6300 Volt, also nicht mehr als + 318 Volt betragen
sollen. Die Siemens-Schuckertwerkehabendie Spannungs-
regelung nach dem Prinzip von Danielson ausgeführt,
SS
AQ, Aa
N
bei welchem die Stromerzeugung der Hilfserreger-
maschine durch den erzeugten Wechselstrom beeinflufst
wird. Dem Läufer des Stromerzeugers wird infolge-
dessen in jedem Belastungszustand diejenige Menge Er-
regerstrom zugeführt, die zur Erhaltung einer möglichst
gleichbleibenden Klemmenspannung des Stromerzeugers
erforderlich ist.
Wir kommen nun zu den übrigen im Maschinen-
hause befindlichen elektrischen Maschinen, die von den
Felten & Guilleaume-Lahmeyerwerken geliefert sind.
Für die Versorgung der an das Kraftwerk ange-
schlossenen Bahnhöfe mit Strom für die elektrische Be-
[15. August 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 748] 63
Abb, 15.
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Oberflächen-Kondensation der Dampfturbine be 1250 KW normaler Leistung, Ansicht.
Abb. 15a.
Oberflächen-Kondensation der Dampfturbine von 1250 KW normaler Leistung, Schnitte.
leuchtung ist eine Turbodynamo (Abb. 17) aufgestellt, beträgt 600 KW. Es erübrigt eine Beschreibung der
welche einphasigen Wechselstrom von 50 Perioden er- Dampfturbine selbst, da diese gleichfalls eine von Brown,
zeugt, da der von den Bahnturbinen erzeugte Wechsel- Boveri & Cie. gebaute Parsons-Turbine ist und der
strom von 25 Perioden sich nicht gut für Beleuchtungs- gröfseren Bahnturbine in ihrer Bauart gleicht. Mit
zwecke eignet. Die normale Leistung der Lichtturbine | dieser Turbine, die 1500 Umdrehungen in der Minute
64 [No. 748)
macht, ist durch eine Klauenkupplung der Einphasen-
Stromerzeuger der F. G. L. Werke verbunden, der
dauernd 600 KW bei cos ¢ = 0,95 leistet. Die
Spannung beträgt wie beim Bahnstrom 6300 Volt. Aus
der Umdrehungszahl 1500 ergab sich die vierpolige Aus-
führung des Magnetrades des Stromerzeugers (Abb. 18).
Abb. 16.
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. August 1908]
die Wicklung und das wirksame Ankereisen geblasen,
anderseits durchströmt sie die Lüftungsschlitze des
Magnetrades und des Gehäuses und tritt durch eine am
Gehäuse oben angebrachte Oeffnung in das Maschinen-
haus. Die Lager werden wie bei der Bahnturbine
mit gekühltem Oel geschmiert, das mittels einer Oel-
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Bahnstromerzeuger der Siemens-Schuckertwerke,
Abb. 17.
Turbodynamo fir Lichtstromerzeugung.
Magnetrad des Lichistromerzeugers,.
Die Pole sind als ausgeprägte Pole ausgebildet und aus
diinnen Blechen zusammengesetzt. Die Magnetwicklung
besteht aus Flachkupfer. Gegen die Wirkungen der
Fliehkraft ist sie durch Flachkeile aus Bronze, aufser-
halb der wirksamen Eisenbreite durch stählerne End-
platten, über die Bronzeringe aufgeschrumpft sind, ge-
schützt. Den seitlichen Abschlufs der Magnetwicklung
bilden Bronzeplatten, an denen die Ventilatoren zur
Beschaffung der Kühlluft sitzen. Der feststehende Anker
(Abb. 19) befindet sich in einem einteiligen Gufsgehäuse.
Die aus dem Kabelkeller angesaugte Kühlluft wird durch
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pumpe zwischen die Reibungs-
flächen geprefst wird. Auf
dem entsprechend ausge-
bildeten Endlager ist die Er-
regermaschine aufgebaut, die
etwa 12,4 KW bei 40 Volt
Spannung leistet.
2: Um bei einer Aufserbetrieb-
setzung der Lichtturbine nicht
die elektrische Beleuchtung
aller Bahnhöfe lahmzulegen,
mufste auf den nötigen Ersatz
Bedacht genommen werden.
Ebenso war auch der Bedarf
an Gleichstrom zu decken, der
im Kraftwerk in erheblichen
Mengen für die Hilfsmaschinen,
z. B. der Kondensation, der
Kohle- und Ascheförderung,
der Rufsschaber, der Ketten-
roste usw. und zum geringen
Teil auch für die Erregung
der Bahnstromerzeuger ge-
braucht wird. Um kostspielige
Dampfmaschinensätze zu er-
sparen und zugleich einen
möglichst wirtschaftlichen Be-
trieb zu erreichen, wurden zwei Umformer (Abb. 20
u. 20a) aufgestellt, die eine wechselseitige Umformung der
drei verschiedenen Stromarten gestatten. Jeder Umformer
besteht aus drei auf einer Welle befindlichen Maschinen,
von denen jede als Motor oder als Stromerzeuger arbeiten
kann. Die eine verbraucht oder erzeugt einphasigen
Wechselstrom von 25 Perioden, die zweite solchen von
50 Perioden, die dritte Gleichstrom von 220۷ 011 Spannung.
Man kann also mittels Bahnstrom Lichstrom oder Gleich-
strom oder beide zugleich erzeugen oder mittels Licht-
strom oder Gleichstrom die beiden anderen Stromarten.
Die Benutzung des Gleichstroms als Antriebskraft kommt
jedoch nur beim Anlassen eines Umformers in Betracht,
da die Wechselstrommaschinen als Synchronmotoren
konstruiert sind und nicht von selbst anlaufen. Der
Gleichstrom wird in diesem Falle einer im Keller unter
dem Anbau aufgestellten Akkumulatorenbatterie von
814 Amp./Std. Leistung entnommen, die im übrigen als
Pufferbatterie für den Gleichstrombetrieb dient.
Die beiden Umformer sind bezüglich der Wechsel-
strommaschinen von verschiedener Gröfse. Der grofse
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[15. August 1908]
Umformer hat Wechselstromerzeuger von je 600 KW
bei 6300 Volt Spannung, die als Motoren je 900 PS
leisten, die Wechselstrommaschinen des kleinen Um-
formers erzeugen nur 140 KW Bahnstrom bezw. 150 KW
Lichtstrom und leisten als Motoren 380 bezw. 200 PS.
Die Gleichstrommaschinen beider Umformer sind gleich
grofs und erzeugen 250 KW bei 220 Volt Spannung.
Als Motoren leisten sie 300 PS.
Wie aus der Zeichnung des grofsen Umformers in
Ansicht und Schnitt (Abb. 21) ersichtlich, sind die beiden
Wechselstrommaschinen so nahe aneinander gerückt,
dafs die Gehäuse ohne Zwischenraum auf die Fundament-
platte montiert werden konnten. Für den ganzen Satz
waren nur 3 Lager erforderlich. Die Umlaufzahl beider
Umformer beträgt 375 in der Minute, weshalb die
Maschine für 25 Perioden achtpolig, die für 50 Perioden
sechzehnpolig ausgeführt wurden. Das umlaufende
Magnetsystem (Abb. 22) ist radförmig ausgebildet und
aus Stahl gegossen. Die Magnetspulen bestehen aus
umsponnenem Kupferdraht. Der Erregerstrom wird
dem Magnetsystem durch Schleifringe und Kohlebürsten
zugeführt. Der in ein Gufsgehäuse eingebaute Anker-
kern des Stators setzt sich
aus dünnen Eisenblechen
zusammen, in welche die
zur Aufnahme derWicklung
dienenden Nuten einge-
stanzt sind. Die Gleich-
strommaschine hat einen
umlaufenden, aus Eisen-
blechen zusammenge-
setzten Anker mit Trom-
melwicklung aus isolierten
Flachkupferstáben, die in
Nuten am Umfange des An-
kers liegen. Das Magnet-
gestell besteht aus Gufs-
eisen mit angeschraubten
Polen aus massivem
Schmiedeeisen. Die Bauart
des kleinen Umformers ist
genau die gleiche.
Für das Aufladen der
Batterie ist noch im Ma-
schinenraum eine Zusatz-
maschine aufgestellt, deren
Leistung 200 bis 160 Amp.
bei 30 bis 100 Volt beträgt.
Schliefslich sei noch er-
wähnt, dafs der Maschinen-
raum in seiner ganzen
Länge von einem elektrisch betriebenen Lauf-
kran von 20000 kg Tragfähigkeit bestrichen
wird (vergl. Abb. 7). Dieser von L. Stucken-
holz in Wetter a. d. Ruhr erbaute Kran hat
namentlich bei der Montage der Maschinen
vorzügliche Dienste geleistet. Der damals be-
nötigte Gleichstrom zum Antriebe der Kran-
motoren wurde vom städtischen Elektrizitäts-
werk Altona geliefert.
Wir wenden uns nun der Schaltanlage zu,
die, wie bereits erwähnt, in einem besonderen
vierstöckigen Anbau angeordnet ist. Die Schalt-
anlage eines Elektrizitätswerkes bildet einen
seiner wichtigsten Bestandteile. Von der guten
Durchbildung der einzelnen Apparate und von
ihrer übersichtlichen Anordnung hängt die
Sicherheit des Betriebes ab. Namentlich gilt
dies von den modernen, mit hohen Spannungen
arbeitenden Kraftwerken, bei denen auch ganz
besonders weitgehende Vorkehrungen gegen
die Gefahren des hochgespannten Stromes zu
treffen sind.
Der Umstand, dafs im Kraftwerk drei ver-
schiedene, durch die Umformer miteinander verbundene
Stromarten erzeugt und zum Teil auch daselbst verwendet
werden, macht das Schaltungsschema zu einem sehr
verwickelten. Eine eingehende Besprechung ist im
Rahmen dieses Vortrages unmöglich, es soll im folgenden
nur das wesentliche hervorgehoben werden.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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[No. 748] 65
Abb. 19.
Abb. 20.
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Groíser Umformer der Felten & Guilleaume-Lahmeyerwerke A.-G.
Abb. 20a.
Kleiner Umformer der Felten & Guillaume-Lahmeyerwerke A.-G,
Die Bahnstromerzeuger und die 25periodigen
Wechselstrommaschinen der Umformer arbeiten auf
Maschinensammelschienen, die wieder mit Verteilungs-
sammelschienen durch Hin- und Rückleitungen ver-
bunden sind (Abb. 23). In die Maschinenleitungen sind
Drosselspulen als Ueberspannungsschutz für die
66 [No. 748]
Maschinen eingebaut, aufserdem sind beide Leitungen
jeder Maschine durch eine Funkenstrecke mit vor-
geschaltetem, induktionsfreien Oelwiderstand verbunden,
die den Ausgleich etwaiger Ueberspannungen zwischen
Abb. 21.
Abb. 22.
Magnetsystem des grofsen Umformers.
den beiden Leitungen ermöglichen soll. Die alsdann
folgenden Hochspannungs-Oelschalter werden von der
Schaltbühne aus durch kleine Gleichstrommotoren be-
tätigt, wirken aber durch ein in dieLeitung eingeschaltetes
Höchststromrelais mit Zeiteinstellung selbsttätig, sobald
eine Ueberlastung mehr als einige Sekunden dauert.
Die Maschinen- und Verteilungssammelschienen sind
gemeinschaftlich gegen Ueberspannungen, die von der
Strecke her eindringen können, durch Drosselspulen,
durch einen Hörnerblitzableiter mit Oelwiderstand und
einen Wasserstrahlerder geschützt.
An die eineder Verteilungssammelschienen schliefsen
sich einpolig über Hochspannungs-Oelschalter die Speise-
leitungen an, die zu den einzelnen auf der Bahnstrecke
verteilten Speisepunkten führen, die andere Verteilungs-
sammelschiene ist mit der Erde und mit der Schienen-
rückleitung verbunden. Ferner sind an die Verteilungs-
sammelschienen über selbsttätige Hochspannungs-
Oelschalter zweipolig die Unterspannungsseiten zweier
grofsen Transformatoren von je 650 KVA Leistung
angeschlossen, die den Bahnstrom auf 30000 Volt
umformen, um ihn durch zwei besondere zweipolige
Speiseleitungen aufserhalb der Bahnstrecke nach einem
Unterwerk auf Bahnhof Barmbeck zu leiten, woselbst er
wieder auf 6300 Volt behufs Speisung des entferntesten
Streckenabschnittes, der Fahrleitung zwischen Hassel-
brook und Ohlsdorf, umgeformt wird. Die Ober-
spannungsseiten der Iransformatoren im Kraftwerk sind
durch nicht selbsttätige Oelschalter mit zwei Sammel-
schienen verbunden und durch Drosselspulen gegen
Ueberspannungen gesichert. Zur Ableitung bezw. Aus-
gleich der Ueberspannungen sind die Sammelschienen
über grofse Oelwiderstánde und drei Hörnerblitzableiter
mit der Erde und miteinander verbunden. Aufserdem
sind sie und die Aufsenleitungen durch einen doppel-
poligen Wasserstrahlerder gegen das gefährliche An-
wachsen statischer Ladungen geschützt.
An die Sammelschienen schliefsen sich mittels
selbsttätiger Oelschalter die vorgenannten 30000 Volt-
Fernleitungen an, welche mit je 2 unmittelbar geerdeten
Blitzableitern ausgerüstet sind.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. August 1908]
Sämtliche Maschinen und Leitungen sind mit den
erforderlichen Mefstransformatoren und Mefsgeráten zur
Messung des Stromes, der Spannung und der Leistung
versehen, die Maschinen aufserdem mit Wattstunden-
zählern. Ferner ist ein aufzeich-
nender Wattstundenzähler für die
Gesamtleistung des Kraftwerks an
Bahnstrom vorhanden.
Die Schaltanlage für Lichtstrom
(Abb. 24) ist in ähnlicher Weise
wie die für Bahnstrom angeordnet,
nur beschränkt sich der Schutz
gegen Ueberspannungen auf die
Sicherung der Lichtverteilungs-
schienen durch Hörnerblitzableiter
mit Oelwiderstánden und einen
zweipoligen Wasserstrahlerder.
An die Lichtverteilungsschienen
schliefsen sich die aus dem Kraft-
werk gehenden, zweipoligen Licht-
leitungen an, ebenso die Licht-
leitung für das Kraftwerk, das
durch den auf 110 Volt transfor-
mierten Wechselstrom beleuchtet
wird.
Aus Abb. 24 ist auch die Schalt-
anlage für Gleichstrom ersichtlich. Die Gleich-
strommaschinen der Umformer arbeiten auf
Sammelschienen, von denen Leitungen für die
Erregung der Bahn- und Lichtstromerzeuger,
für die kleinen Schaltmotoren, Auslösevor-
richtungen und Signallampen, sowie für die
Hilfsmaschinen des Kraftwerks, für die Batterie
und die Zusatzmaschine abzweigen.
Die Schaltanlagen nebst ihren Verbindungs-
leitungen mit den Maschinen sind nun in folgender
Weise im Kraftwerk untergebracht.
Die zahlreichen, von den einzelnen Maschinen
kommenden Kabel sind imKabelgang, wie Abb. 25
Abb. 25.
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Kabelgang im Keller des Maschinenhauses.
zeigt, an der Decke und der Fensterwand übersichtlich
befestigt. Sie endigen im Keller des vierstöckigen
Schalthauses und es schliefsen sich die blanken Leitungen
mit dem Ueberspannungsschutz an. Im Stockwerk
darüber sind die Oelschalter und Transformatoren unter-
gebracht, hierauf folgt das Geschofs für die Schaltbühne,
über dem der Raum für den Blitzschutz sich befindet.
[15. August 1908۱
Hauptbohnhof Hamburg
Abb. 23.
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Schaltungsschema für Bahnstrom. _
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [15. August 1908]
[No. 748]
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[15. August 1908]
Letzterer Raum hat einen turmartigen Aufbau für die
6300 Volt-Aufsenleitungen.
Das Geschofs der Schaltbühne (Abb. 26) ist offen
nach dem Maschinenhause und gewährt, da es 2,5 m
höher liegt als dieses, einen sehr guten Ueberblick auf `
den ganzen Maschinenraum und eine sichere Ver-
ständigung zwischen Schaltwärter und Maschinenwärter.
Die Schaltung sämtlicher Wechselstromerzeuger aus-
Abb. 26.
Schaltbühne mit Schaltsäulen.
Abb. 27.
Ueberspannungsschutz,
schliefslich derjenigen des kleinen Umformers, ferner
die Schaltung der Bahnspeiseleitungen, der grofsen
Transformatoren und der Fernleitungen geschieht von
Schaltsäulen aus, die auf der Schaltbühne stehen. Sie
sind in 2 Reihen angeordnet und zwar in der vorderen
Reihe die Schaltsäulen für die Stromerzeuger, in der
zweiten die übrigen Schaltsäulen. Alle anderen Schal-
tungen erfolgen an zwei Schalttafeln im Hintergrunde
der Schaltbühne. |
Alle Hochspannung führenden Apparate, wie Drossel-
spulen, Hörnerblitzableiter, Wasserstrahlerder, Oel-
schalter, Mefstransformatoren usw. sind in Zellen, die
aus Beton hergestellt sind, untergebracht.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 748] 69
Einige Abbildungen mögen die getroffene Anord-
nung erläutern.
Wir sehen in Abb. 27 den Ueberspannungsschutz
eines Bahnstromerzeugers. In der Zelle links sind die
in die Maschinenleitungen eingeschalteten Drosselspulen
untergebracht, darunter der Oelwiderstand. In der
Abb. 28.
Wasserstrahlerder und Oelwiderstánde.
Nebenzelle rechts wird der Abb. 29.
zugehörige Hörnerblitzab-
leiter sichtbar.
Abb. 28 zeigt in der
mittleren Zelle den zwei-
poligen Wasserstrahlerder
für die Lichtverteilungs-
schienen, in den Zellen zu
beiden Seiten sind zur Ver-
vollständigung des Ueber- |
spannungsschutzes Oel- |
widerstände und Hörner-
blitzableiter untergebracht.
Abb. 29 stellt die Zelle
eines Oelschalters dar. Die
Zelle ist in eine untere und
obere Abteilung geteilt. In
der unteren befindet sich
der Oelschalter, der auf
Rädern läuft und mit Kon-
takten versehen ist, die |
ein leichtes Trennen und
Anschliefsen gestatten, so-
dafs ein schadhafter Oel-
schalter sofort ausge- |
wechselt werden kann. Der |
Oelschalter wird durch |
einen kleinen Gleichstrom- |
motor betätigt, der in dem
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oberen Zellenraum ange-
ordnet ist und von der -+
betreffenden auf der Schalt-
bühne stehenden Schalt-
sáule aus mittels Hand-
schalters in Bewegung gesetzt werden kann.
Wir verlassen nun das Kraftwerk, nachdem wir
noch einen Blick auf die Rückkühlanlage (Abb. 30) ge-
worfen haben. Diese soll das von der Kondensation
kommende Kühlwasser, das sich um etwa 25° C erwärmt
hat, wieder auf die frühere Temperatur rückkühlen.
Oelschalter,
70 [No. 748]
Die Anlage besteht aus zwei Doppelkamin-Kühl-
werken, Patent Zschokke, und ist von Albert Munzinger
in Kaiserslautern geliefert. Das Gerippe der über
gemauerten Wasserbehältern aufgestellten Kühler wird
von einem 25 m hohen Eisengerüst gebildet, das von
einem Mantel aus dichtem Holzbelag umgeben ist. In
das Innere münden Stichrohre der Kühlwasserdruck-
leitung in etwa 5 m Höhe über dem Wasserspiegel der
Abb. 30.
Rückkühlanlage
Behälter. Das Wasser gelangt aus den Rohren in
wagrechte Holzrinnen, aus denen es in Ueberläufen auf
Horden herabrieselt; unten wird es in den Behältern
gesammelt und fliefst von dort dem Kühlwasserkanal
zu, aus dem es die Kreiselpumpen der Kondensation
zur Wiederverwendung entnehmen.
Die Rückkühlanlage ist für eine Rückkühlung von
2500 cbm Wasser stündlich gebaut, die zur Kondensation
von 56 000 kg Dampf in der Stunde genügen.
Leitungsanlagen.
Die Herstellung der Leitungsanlagen bot insofern
erhebliche Schwierigkeiten, als sie zum Teil auf einer
im Betrieb befindlichen Bahnstrecke mit vielen Bau-
werken, wie Bahnhofshallen und Strafsenüberführungen,
ausgeführt werden mufsten, bei denen für die Durch-
führung der Leitungen meist nur ein beschränkter Raum
zur Verfügung stand. Auch der in seiner Gestaltung
vielfach wechselnde Bahnkörper, der teils in Einschnitten,
teils im Auftrage mit steilen Böschungen, teils auf
eisernen Brücken und gemauerten Viadukten liegt, er-
forderte zahlreiche Sonderkonstruktionen. Ebenso
mufste auf die Sicherung gegen die Gefahren des hoch-
gespannten Stromes an vielen Stellen, namentlich bei
den Stralsenüberführungen Bedacht genommen werden.
Auch wurde die Isolierung der Fahrleitungen dadurch
erschwert, dafs auf der Stadt- und Vorortbahn auch noch
Züge mit Dampflokomotiven verkehren und die von
diesen ausgestofsenen Dampf- und Rauchmassen die
Isolatoren mit einer leitenden Schicht überziehen.
Bei den Leitungen für Bahnstrom müssen Speise-
und Fahrleitungen unterschieden werden. Erstere leiten,
wie bereits bei Besprechung der Schaltanlage erwähnt,
den Bahnstrom vom Kraftwerk zu den Speisepunkten,
von wo aus die Fahrleitungen gespeist werden, denen
die Triebwagen den Strom mittels Schleifbügel ent-
nehmen.
Beide Arten Leitungen sind, wenn wir von der
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Hochspannungsfernleitung mit ihrem besonderen
Leitungsgestänge absehen, fast ohne Ausnahme an `
denselben Masten angebracht, die neben den dem elek- |
[15. August 1908]
| trischen Betriebe dienenden Gleisen aufgestellt sind:
| die Speiseleitungen unmittelbar an den Masten selbst,
| die Fahrleitungen über den Gleisen an Auslegern
(Abb. 31) oder Jochen, je nachdem nur eine Mastreihe
auf einer Seite der Gleise oder zwei auf beiden Seiten
aufgestellt sind. Die Maste sind im Mittel 45 m von-
‚einander entfernt. Die Bahnspeise- und Fahrleitungen
| sind einpolig. Die Schienen der beiden Stadt- und
Vorortbahn-Gleise leiten den Strom, nachdem er im
Triebwagen Arbeit geleistet, nach dem Kraftwerk zurück
und sind zu diesem Zwecke durch Kupferstreifen an den
Stöfsen verbunden.
Die Fahrleitung liegt im allgemeinen 5,2 m über
S.O., unterhalb von Brücken ist der Abstand meist auf
4,81 m verringert. Sie ist nicht, wie bei den Strafsen-
bahnen, unmittelbar an Isolatoren besonderer Bauart
festgeklemmt, da sie bei den gewählten Mastentfernungen
zu stark durchhängen würde und auch nur geringe
Sicherheit gegen Bruch böte, sondern es ist eine
Vielfachaufhängung nach einer den Siemens-Schuckert-
werken geschützten Bauart angewandt. Der Fahrdraht
ist ein mit seitlichen Längsrillen versehener Kupfer-
draht von 90 qmm Querschnitt und ist in Abständen
von höchstens 3 m durch sogenannte Fahrdrahtklemmen
an einem darüber hängenden Hilfstragdraht befestigt.
Die Klemmen sind mit dem Fahrdraht fest verbunden,
dagegen auf dem Hilfstragdraht in der Längsrichtung
verschiebbar, auch können sie sich vom Hilfstragdraht
abheben, wenn durch den Stromabnehmerbügel des
Triebwagens ein nach oben gerichteter Druck auf den
Fahrdraht ausgeübt wird. Der Hilfstragdraht ist ein
verzinkter Stahldraht von 6 mm Durchmesser und in
Abständen von höchstens 6 m mittels Hängedrähten
und Klemmen an dem eigentlichen Tragseil, einem
verzinkten Stahldrahtseil von 35 qmm Querschnitt, auf-
gehängt. Das Tragseil wird von Porzellanisolatoren
| mit hartgummiumprelsten Stützen getragen, die auf den
, vorhin erwähnten Auslegern oder Jochen unter Ver-
mittlung von schmiedeeisernen Böcken befestigt sind.
Zur Vermeidung von Seitenschwankungen in der Geraden
Abb. 31.
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Bahnstrecke mit Fahr- und Speiseleitungen.
und zur Abspannung in Krümmungen sind der Fahr-
draht und Hilfstragdraht durch isolierte, am Ausleger
oder Joch befestigte Rohrstreben gehalten, die eine
leichte Verschiebung des Fahrdrahtes in Richtung
Gleisachse zulassen. Die Fahrleitung ist im Zickzack
verlegt, damit der Schleifbügel der Triebwagen sich
an allen Stellen seiner Breite möglichst gleichmäfsig
abnutzt. ۱
(Fortsetzung folgt.)
[15. August 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 748]
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin
Versammlung am 12. Mai 1908
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor a. D. Wirkl. Geh. Rat Dr.-Ing. Schroeder
Schriftführer: Herr Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Giese
11
(Mit 16 Abbildungen)
Die Sitzung wurde durch eine Besichtigung der im
Bau befindlichen Untergrundbahnstrecke Spittelmarkt—
Kaiserhof eingeleitet. Hierbei gab Herr Baurat Wittig `
über die Anlagen folgende Erläuterungen: |
Meine Herren! Die Untergrundbahn vom Leip- |
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( Eroffnungszeiten .)
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dem Zoologischen Garten mit der Abzweigung nach
dem Potsdamer Platz in einer Lánge von 10,2 km am
25. März 1902 eröffnet wurde; diese Strecke ist nach
und nach in westlicher Richtung erweitert worden und
zwar am 14. Dezember 1902 bis zum Knie mit 1,0 km,
am 14. Mai 1906 bis zum Wilhelmplatz mit 1,4 km
(1915) Bahnlängen
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1907 12.8 ۰
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| Linienführung der Untergrundbahn Leipziger Platz—Spittelmarkt mit ihren Vorstadien.
zum Oktober dieses Jahres in Aussicht genommen ist,
wird den Linien der Hochbahngesellschaft, die bisher in
der Hauptsache die südlichen und westlichen Bezirke
der Stadt durchfahren, den Weg in das Stadtinnere
erschliefsen. Die Länge der Hoch- und Untergrund-
bahn wächst dann mit dieser neuen Strecke auf nahezu
18 km. Ueber die allmähliche Erweiterung des Schnell-
bahnnetzes der Hochbahngesellschaft sei bemerkt, dafs
die Stammstrecke von der Warschauer Brücke nach
und am 29. März 1908 von der Haltestelle Bismarck-
strafse unter der Döberitzer Heerstrafse entlang bis
zum Reichskanzlerplatz mit 2,8 km Bahnlange. Die
Fortführung der Bahn in die Innenstadt beginnt, wie
schon bemerkt, mit dem Linienabschnitt Leipziger Platz-—
Spittelmarkt (Abb. 1), dem sich die Fortsetzung über den
Alexanderplatz bis zur Schönhauser Allee anreihen
wird; für diese Fortsetzung ist die staatliche Ge-
nehmigung bereits erteilt, für eine Anschlufslinie vom
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Abb. 3.
[No. 748]
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Lageplan des Bahnhofs Leipziger Platz.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. August 1908]
Alexanderplatz durch die Frankfurter Allee ist sie bean-
tragt. Nach Vollendung dieser Linien wird eine durch-
gehende Schnellbahnverbindung vom äufsersten
Westen Grofs-Berlins quer durch die Innen-
stadt nach dem Norden und Osten Berlins vor-
handen sein. Das Liniennetz mit seinen technischen
Verkehrseinrichtungen wird so leistungsfähig ausge-
staltet werden, dafs es auch noch seitliche Zweige auf-
nehmen kann.
Die Untergrundbahn vom Leipziger Platz zum
Spittelmarkt — die Spittelmarktlinie — ist als Ein-
führungslinie in die Innenstadt der wichtigste, aber
auch der schwierigste Teil des Bahnnetzes; schwierig
ist sie in der Linienführung, in ihren wirtschaftlichen
und rechtlichen Grundlagen und im technischen Ausbau.
Selten wird auch wohl eine verhältnismäfsig so kurze
Bahnstrecke eine gleich wechselvolle Entstehungs-
geschichte haben, wie diese Bahn.
Abb. 4.
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Durchfahrt unter dem Hotel Fürstenhof.
Was ihre Linienführung betrifft, so lag es begreif-
licher Weise am nächsten, den Weg durch die Leipziger
Strafse zu wählen. Ein s. Zt. von der Firma Siemens
& Halske bearbeiteter dahingehender Vorschlag wurde
indessen in den Verhandlungen mit den Aufsichtsbehörden
als unannehmbar angesehen (Abb. 2, a). Nach dem da-
maligen Stande der Tunnelbaukunst wurden einerseits
unerträgliche Störungen des Strafsenverkehrs befürchtet,
anderseits wegen der Standfestigkeit der Häuser Besorg-
nisse gehegt, wenngleich die Firma Siemens & Halske
sich erboten hatte, für die Ausführung eine besondere
Baumethode unter Tage zur Anwendung zu bringen.
Nach Ablehnung der Leipziger Strafse blieb nur der
Weg durch die Vofs- und Mohrenstrafse übrig. Aber
gerade das Abbiegen aus der Leipziger Strafse
in die Parallelstrafse und das Wiederein-
schwenken in diesen Strafsenzug am Spittel-
markt verursachten eine Reihe von Schwierigkeiten,
die zeitweise fast unüberwindlich schienen.
Für die Ueberführung der Untergrundbahn von
ihrem bisherigen Endpunkt an der Königgrätzer Strafse
in die Vofsstrafse wurde zunächst versucht, die
öffentlichen Strafsenzüge zu benutzen und die Bahn
unter dem Potsdamer Platz hindurch in die ۶۰
strafse einbiegen zu lassen. Diese Linienführung wurde
aber wegen der Häufung enger Kurven und vor
allem wegen der beim Bau zu erwartenden unerträg-
[15. August 1908]
lichen Verkehrsstörungen auf dem Potsdamer Platz auf-
gegeben. Gleichzeitig waren die verschiedensten Mög-
lichkeiten untersucht worden, quer über den Leipziger
Platz nach der Vofsstrafse zu gelangen. Seit 1901 ist
wegen Durchführung der Bahn unter dem Grundstück
des Reichsmarineamts verhandelt worden, jedoch ohne
Erfolg, da der von dieser Behörde beabsichtigte Neubau
in der Bellevuestrafse vom Reichstag im Frühjahr 1903
abgelehnt wurde. Eine andere Möglichkeit ergab sich,
als der Weg zur Vofsstrafse aus Anlafs einer Er-
weiterung des Warenhauses Wertheim offengelegt
wurde. In diesem Erweiterungsbau ist dann, wie be-
kannt, ein Raum für die Durchlegung des Tunnels
hergestellt und in dieser Durchfahrt auch der Tunnel
zum gröfsten Teil bei Herstellung des Neubaues mit
ausgeführt worden; andere Teile des Tunnels liegen
unter dem Reichsmarineamt, dessen Unterfahrung für
diesen Zweck zurzeit im Bau ist.
So war also die Lösung für den Weg der Bahn
vom Leipziger Platz in die Vofsstrafse gefunden;
die Verlängerung von der Königgrätzer Strafse bis
zum Eintritt in den Leipziger Platz, d.h. der
Durchbruch der Häuserreihe auf der Südseite des
Leipziger Platzes schien anfangs keine besonderen
Hindernisse zu bieten, doch stellte sich auch hier
unerwartet eine grofse Schwierigkeit ein, als (1904)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 748] 13
Abb. 5.
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Abb. 6.
die ganze Häuserreihe zwischen
der Königgrätzer Strafse und
dem Leipziger Platz von der
Firma Aschinger für einen
grofsen Hotelbau angekauft
wurde. Es gelang indessen,
mit der Aschingergesellschaft
wegen Einbau des Bahnhofes
„Leipziger Platz“ in den Neu-
bau des Hotels Fürstenhof eine
gütliche Einigung zu erreichen
(Abb. 3 u. 4). Ohne eine recht-
zeitige Verständigung mit der
Gesellschaft wäre der Weg
über den Leipziger Platz wohl
für alle Zeiten abgeschnitten
gewesen.
Nicht ohne Besorgnis ist
die Hochbahngesellschaft an
die Untertunnelung so ۲
und wertvoller Häuser heran-
getreten. Störungen durch den
Bahnbetrieb würden ihr die Last
dauernder Entschädigungen zu-
gezogen haben. Sichere Er-
fahrungen über derartige Aus-
führungen unter ähnlichen Verhältnissen lagen nicht vor.
Um das Bestmögliche zu erreichen, ist der Tunnel von
allen Hauskonstruktionen völlig getrennt gehalten und
die neben dem Tunnel herlaufenden Hausfundamente sind
Abb. 7.
Innenansicht des Bahnhofs Leipziger Platz.
tief unter die Tunnelsohle hinabgeführt worden. Diese
Ausführungsweise hat ein sehr befriedigendes Ergebnis
geliefert; durch sorgfältige Beobachtungen ist festge-
stellt, dafs der seit Oktober v. Js. eröffnete Bahnbetrieb
14 [No. 748]
durch Uebertragung von Betriebsgeráusch verursacht.
Alle diese mit grofsen Kosten verbundenen Vor-
bereitungen für die Einlenkung der Bahn in die Vofs- |
strafse waren für die Hochbahngesellschaft ein Wagnis
insofern, als die Erfolge der mit der Stadtgemeinde |
unter dem Hotel Fürstenhof im Hause keinerlei Störung
Abb. 8.
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Berlin geführten Verhandlungen wegen der Genehmi-
gung der Spittelmarktlinie noch keineswegs sicher
waren. Im Gegenteil: die Stadtgemeinde befand sich |
gar nicht in der Lage, uns die Ausführung zuzusichern, |
weil von der Grofsen Berliner Strafsenbahn gegen |
diese Untergrundlinie der Konkurrenzeinwand erhoben |
Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. August 1908]
Soviel von den Schwierigkeiten, die mit dem
Uebergang derLinie in die Vofsstrafse verknüpft
waren.
Die Hindernisse auf der Endstrecke der Linie,
welche sich dem Wiedereinbiegen der Bahn in den
Zug der Leipziger Strafse am Spittelmarkt entgegen-
stellten, hingen damit zusammen,
dafs der Strafsenzug der Vofs- und
Mohrenstrafse am Hausvoigteiplatz
abbricht. Verschiedene Lösungen
für die Führung dieser Endstrecke
wurden versucht. Zunächst kam eine
Durchbrechung des Häuserblocks im
Zuge des grünen Grabens in Frage,
später wurde über die Durchlegung
einer Strafse vom Hausvogteiplatz
zum Spittelmarkt verhandelt (vergl.
Abb. 2, c), auch die Herstellung einer
Rampe in diesem Häuserblock und
die Weiterführung der Bahn als Hoch-
bahn über den Spittelmarkt und die
beiden Wasserläufe der Spree hin-
weg eingehend erwogen. Alle diese
Vorschläge scheiterten, und zwar in
erster Linie an der Höhe der Kosten.
Ein zufälliger Umstand führte zur
endgültigen Lösung; während die
Verhandlungen mit der Stadt über
den Vertrag schwebten, wurde im
Jahre 1905 das südliche Eckhaus an
der Markgrafen- und Taubenstrafse
abgerissen. Die Hochbahngesellschaft
trat sogleich mit dem Besitzer wegen Durchführung der
Bahn durch dieses Grundstück in Verhandlung, um über
dieses den Weg zur Taubenstrafse und damit durch die
allerdings sehr enge Niederwallstrafse zum Spittelmarkt
zu gewinnen. Auch diese Verhandlungen führten zum
Ziel. Aber es trat insofern wieder eine Erschwerung
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Bahnhof Spittelmarkt.
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worden war. Die Feststellungsklage, welche am |
8. Februar 1904 von der Stadt dagegen erhoben wurde,
mufste durch alle drei Instanzen geführt werden,
bis schliefslich durch Reichsgerichtserkenntnis vom
10. Juli 1905 der Prozefs zu Gunsten unserer Linie
entschieden wurde. |
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ein, als der Besitzer des Hauses den Einbau des Bahn-
tunnels nicht abwarten konnte, sondern genötigt war,
wegen bereits geschlossener Mietsverträge den Bau
ohne Verzug fertigzustellen. So mufste dieses grofse
Geschäftshaus, nachdem es eben fertiggestellt war, neu
abgesteift, im Kellergeschofs wieder gänzlich umgebaut
(15. August 1908]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 748] 15
und für die Unterfahrung des Tunnels eingerichtet
werden.
Die Schlufsstrecke in der engen Niederwallstrafse
zeigt eine Ausführungsweise, die bisher in Berlin zum
ersten Male zur Anwendung gekommen ist (Abb.5). Die
Tunnelsohle reicht tief unter die dicht neben der Bahn
stehenden Häuser hinab, ohne dafs deren Fundamente
unterfahren worden wären. Nichtsdestoweniger haben
die Gebäude infolge des Bauvorganges erhebliche Nach-
teile nicht erlitten. Die Ausführung ist, wie in allen
belebten Strafsen, unter einer Abdeckung von
Holzbohlen erfolgt, so dafs der Verkehr in der
Strafse nicht unterbrochen zu werden brauchte.
In der Entwicklungsgeschichte der
Spittelmarktlinie spiegelt sich so auch zum
Teil die Entwicklung der Tiefbautechnik.
Wenn heute unter Würdigung der Fortschritte,
die im letzten Jahrzehnt bei den Tunnelbauten
der Hochbahngesellschaft gemacht worden sind,
wohl gesagt wird, dafs die Technik Schwierig-
keiten auf diesem Gebiete nicht mehr kenne, so
darf dabei allerdings bei Unternehmungen, die
einen wirtschaftlichen Zweck verfolgen, also
auch eine angemessene Rente bringen sollen,
nicht übersehen werden, dafs die Betätigung
dieses grofsen technischen Könnens auf der
anderen Seite leicht mit unerschwinglichen
Kosten verbunden sein kann. Die kilo-
metrischen Kosten der Spittelmarktlinie werden
sich einschliefslich der Betriebsausrüstung auf
etwa 10 Millionen Mark stellen. Wenn wir uns
dennoch nicht gescheut haben, diese gewaltigen
Kosten aufzuwenden, so ist das geschehen im
Hinblick darauf, dafs an dieser Stelle ein ent-
sprechender Verkehr vorhanden sei; den Ent-
schliefsungen sind natürlich sehr eingehende
Verkehrsermittlungen vorangegangen.
Was nun die Plangestaltung und technische
Ausbildung der Spittelmarktlinie (Abb. 6) anlangt,
so unterscheidet sie sich von den bisherigen
Strecken dadurch, dafs statt der seither ver-
wendeten Seitenbahnsteige Mittelbahnsteige
eingeführt wurden. Der Vorteil liegt auf der
Hand; es ergeben sich Vereinfachungen sowohl
in der baulichen Anlage als auch in der Ab-
wicklung des Betriebsdienstes und des Verkehrs.
Die Bahnhöfe werden an beiden Enden Ein-
gänge erhalten, die natürlich in der Strafse
liegen müssen. Stellenweise sind, damit die
Eingänge möglichst wenig Strafsenfläche ein-
nehmen, doppelte Zugangstreppen angeordnet
worden, von denen die innere von den zu-
gehenden, die äufsere von den abgehenden
Reisenden benutzt wird.
Auf den bereits eröffneten Bahnhof „Leip-
ziger Platz“ (Abb. 7) folgen die Stationen:
Kaiserhof, zwischen Wilhelm- und Mauer-
strafse,
Friedrichstrafse, zwischen Friedrich-
und Charlottenstrafse,
Hausvogteiplatz, zwischen Markgrafen-
strafse und Hausvogteiplatz,
Spittelmarkt, zwischen Spittelmarkt und
Neue Grünstrafse.
Im Zusammenhang mit dem Bau des Bahnhofes
„Kaiserhof“. erhält der Wilhelmplatz eine für den
Verkehr wichtige Umgestaltung dadurch, dafs nunmehr
der Strafsenzug der Mohrenstrafse zur Vofsstrafse
durchgeführt wird, wobei er eine auf dem Platz liegende
ovale Mittelinsel umschliefst. Auf dieser liegt inmitten
von Gartenanlagen der Eingang zur Haltestelle, der
eine reichere architektonische Ausgestaltung erhalten
wird (Abb. 8); der Vorraum wird mit Majoliken aus den
Kaiserlichen Werkstätten in Cadinen ausgekleidet. Alle
übrigen Eingangstreppen der Haltestellen werden mit
portalartigen Eingängen aus Schmiedeeisen von durch-
weg gleicher Ausbildung versehen, die einheitlich auch für
alle Verlängerungslinien Verwendung finden wird. Die
Innenwände der Bahnhöfe werden mit glasierten Steinen
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bekleidet und mit farbigen Einlagen versehen, die die
Orientierung erleichtern sollen. Die Wände des Bahn-
hofes Leipziger Platz erhielten grüne Farbeneinlagen;
für den Bahnhof Kaiserhof ist schwarz, für Friedrich-
strafse rot, für Hausvogteiplatz gelb und für Spittel-
markt blau gewählt worden. Der letztgenannten Station,
die unmittelbar an der Kaimauer des Spreelaufes liegt,
wird durch seitliche Fenster, die oberhalb der Kaimauer
liegen,
(Abb. 9.)
direkte Beleuchtung und Lüftung zugeführt.
Abb. 10.
Mohrenstrafse
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Vorbereitungen in der Friedrichstrafse fiir die Unterkreuzung
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Vorbereitungen in der Friedrichstralse für die Unterkreuzung
durch die Süd-Nord-Bahn.
Bei wichtigeren Strafsenkreuzungen ist durch Eisen-
einlagen in der Tunnelsohle, bei einigen auch noch
durch grofse Gitterträger, die in die Seitenwände ein-
gebaut sind, dafür gesorgt worden, dafs eine spätere
Untertunnelung der Bahn durch unterkreuzende Linien
erleichtert wird. Die Stadt Berlin hat sich derartige
Vorkehrungen in der Markgrafenstrafse und Friedrich-
strafse (Abb. 10 u. 11) ausbedungen. In der Leipziger
Strafse sind ähnliche Einbauten für den Tunnel der
Strafsenbahn vorgesehen worden.
Die Bearbeitung der Projekte und die Leitung des
Baues der Spittelmarktlinie haben die Hochbahn-
gesellschaft und die Firma Siemens & Halske ge-
meinsam bewirkt; die Tunnelausführung wurde der
Gesellschaft für den Bau von Untergrund-
76 [No. 748]
bahnen übertragen, die architektonische Ausbildung
lag in der Hand des Herrn Professors Grenander.
(Lebhafter Beifall.)
Hierauf erläuterte Herr Regierungsbaumeister a. ۰
Krefs an der Hand der Pläne die Einzelheiten bei der
Bauausführung.
Mit dem Ausdrucke verbindlichen Dankes durch
den Vorsitzenden des Vereins endete die Besichtigung
am Bahnhof Kaiserhot.
+ *
*
Vorsitzender: Nachdem wir im Tunnel der im Bau
befindlichen Teilstrecke Spittelmarkt-—Kaiserhof der
Berliner Hoch- und Untergrundbahn lichtvolle und
durch zahlreiche bildliche Darstellungen erläuterte
Vorträge über die Entwicklung und Ausgestaltung des
Unternehmens sowie über die Vorarbeiten und die
Ausführung der besonders schwierigen Teilstrecke
gehört und diese selbst eingehend besichtigt haben,
sind wir hier noch zu einer, besonders den Vereins-
geschäften gewidmeten Sitzung zusammengetreten. Ich
eröffne diese Sitzung.
Leider haben wir zunächst den Verlust eines lang-
jährigen, hervorragenden Mitgliedes zu beklagen.
Am 6. Mai verschied Herr Geheimer Bergrat
Professor Dr. Hermann Wedding im 75. Lebensjahre,
seit 1868 Mitglied unseres Vereins. In Düsseldorf,
wohin er sich zur Teilnahme an der Versammlung
deutscher Eisenhüttenleute begeben hatte, ist er mitten
in der Arbeit, im Kreise seiner Berufsgenossen, die in
grolser Zahl ihn als ihren Lehrer verehrten, infolge
eines Schlaganfalls dahingeschieden. Wedding war am
9. März 1834 in Berlin geboren. Er widmete sich dem
Bergfache und fand nach Ablegung der vorgeschriebenen
Staatsprüfungen im Jahre 1863 Anstellung als Lehrer
an der hiesigen Königlichen Bergakademie. In dieser
Stellung hat er über 44 Jahre segensreich gewirkt. Sein
Sonderfach war die Eisenhüttenkunde. Was er auf
diesem Gebiete in scinem langen und arbeitsreichen
Leben geleistet, gehört der Geschichte unserer Gewerbe-
tätigkeit an, und dauernd ist dadurch sein Name eng
verknüpft mit der grofsartigen Entwicklung der für
unsere vaterländische Industrie so wichtigen Eisenhütten-
kunde. Auch an unserem Vereine, dem er 40 Jahre
angehörte, hat Wedding stets sehr regen Anteil ge-
nommen. In hervorragender Weise hat er sich an
unseren Verhandlungen beteiligt und häufig darin das
Wort ergriffen, um aus dem reichen Schatz seines
Wissens, seiner Forschungen und Erfahrungen beizu-
tragen zur Förderung unserer Vereinszwecke. Stets
wulste er die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer zu fesseln.
Von den vielen Vorträgen, die er in unserm Verein
gehalten hat, wird Ihnen noch der letzte in lebhafter
Erinnerung sein, der die Frage behandelte, ob es sich
empfehle, Eisenbahnschienen aus Martinstahl statt aus
Thomasstahl herzustellen. Einen neuen Vortrag hatte
er für dieses Jahr angemeldet, doch nun ist der beredte
Mund für immer verstummt. Wie an unsern Ver-
handlungen nahm Wedding auch an unsern gesclligen
Vereinigungen regen Anteil und Allen, die ihm dabei
näher traten, wird seine heitere, liebenswürdige
Persönlichkeit unvergessen bleiben. Dem Entschlafenen
wird der Verein über das Grab hinaus stets ein ehrendes
Andenken bewahren, und ich bitte Sie, sich zum Zeichen
dessen von Ihren Sitzen zu erheben. (Geschieht.)
Meine Herren, der Bericht der vorigen Sitzung liegt
hier aus. Ich bitte, etwaige Einwendungen dagegen bis
zum Schlufs der Sitzung hier anzumelden.
Eingegangen ist das Handbuch der Ingenieurwissen-
schaften. V. Teil: Der Eisenbahnbau. VI. Band:
Betriebseinrichtungen; I. Lieferung: Mittel zur Sicherung
des Betriebes, Bogen 1—6, bearbeitet von Scheibner,
überreicht von dem Verfasser Herrn Scheibner. Ihm
darf ich hier den Dank des Vereins aussprechen.
Aufserdem hat der Verein dem Herrn Eisenbahn-
‚Bau- und Betriebsinspektor Roth zu seinem 80. Geburts-
tage seine Glückwünsche aussprechen können.
Ferner möchte ich die Herren daran erinnern, 5
am nächsten Freitag eine Besichtigung der Telefunken-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. August 1908]
station der Gesellschaft fúr drahtlose Telegraphie statt-
findet. Ebenso erinnere ich daran, dafs diejenigen
Herren, die daran teilnehmen wollen, gebeten werden,
bis übermorgen abend Herrn Regierungs. und Baurat
Settgast davon Kenntnis zu geben, damit für die
nötigen Wagen gesorgt werden kann zur Fahrt von
der Station Nauen bis zur Telefunkenstation, die etwa
eine halbe Stunde dauert. _
Zur Aufnahme haben sich gemeldet Herr Regierungs-
rat Dr. jur. Hoche, vorgeschlagen von den Herren
Suadicani und Giese; Herr Regierungsbaumeister
Johannes Loycke, vorgeschlagen von den Herren
Giese und Dolezalek; ferner Herr Regierungsbau-
meister Erich Ruge in Berlin, vorgeschlagen durch die
Herren Frahm und Giese. Ueber die Aufnahme dieser
Herren wird in der nächsten Sitzung, die, wie Sie wissen,
wegen der jetzt eintretenden Ferien erst im Herbste
stattfindet, beschlossen werden.
Heute haben wir abzustimmen über die Aufnahme
der Herren Regierungsrat Dr. jur. Alfred Ryll in
Schöneberg, vorgeschlagen von den Herren Frahm
und Giese; Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Willi
Lehmann in Steglitz, vorgeschlagen von den Herren
v. Zabiensky und Giese; Eisenbahn-Bau- und Betriebs-
inspektor Walter Prang in Oranienburg, vorgeschlagen
von den Herren Dr.-Ing. Schroeder und Giese.
Ich bitte nunmehr Herrn Patentanwalt Weber, uns
die versprochene Mitteilung über
eine selbsttatige Verschlulseinrichtung für
Eisenbahnpersonenwagentüren
unter Vorführung eines Modells zu machen.
Herr Patentanwalt Weber: Meine Herren! Ich
möchte mir hiermit erlauben, Ihre Aufmerksamkeit auf
eine Erfindung aus Ihrem Gebiete zu lenken. Der
Erfinder, Herr Kindler, befindet sich augenblicklich
hier. Wir haben uns die Aufgabe so geteilt, dafs ich
über Wesen und Zweck der Erfindung selbst berichten
werde, während Herr Kindler an der Hand eines
Modells näheres über die Ausführung sagen wird, was
er als Erfinder ja besser kann als ich.
Es ist ein unzweifelhafter Uebelstand, sowohl bei
der Stadtbahn als auch bei den übrigen Eisenbahnen,
dafs das Publikum meist die Wagentüren offen läfst.
Die Klagen darüber bilden ein viel gesungenes Lied.
Das Berliner Tageblatt hat ja auch vor einigen Tagen
einen Artikel gebracht unter der Ueberschrift: „Der
Coupeschliefser“, der durch seinen plauderhaften Ton
das Interesse der Leser zweifellos in Anspruch genommen
hat. Die Frage, ob das Interesse des Publikums dafür
in Anspruch genommen werden kann, ist zu bejahen.
Ob es im vorliegenden Falle im allgemeinen Interesse
liegt, dafs der Menschengeist durch Automatismus
ersetzt wird, das zu beurteilen sind Sie, meine Herren,
in der Lage. Aber es ist vielleicht ganz angebracht,
darauf hinzuweisen, dafs das Schliefsen der Wagentüren
jetzt mit Gefahren verbunden ist. Das bedarf keines
Beweises. Herr Kindler steuerte nun darauf hin, ein
Schlofs zu konstruieren, das selbsttätig schliefst, gleich-
viel, ob die Tür zugeworfen oder zugemacht wird.
Das ist an sich nicht gleichgültig. Dieser Umstand
gerade ist das Charakteristikum der neuen Erfindung,
dafs die zugeworfene Tür ebenso sicher schliefst, wie
die, die sanft geschlossen wird. Der Erfindungsgedanke
beruht also darin, einen selbsttätigen Schlufs der Türen
zu schaften, vollständig unabhängig von den Beamten
oder von irgend einem anderen, auch unabhängig davon,
ob der Zug still steht oder in Bewegung ist.
Der Zweck unseres Erscheinens ist der, Sie zu bitten,
zu der Erfindung Stellung zu nehmen. Ich persönlich
wie mein Mandant würden Ihnen dankbar sein, wenn Sie
die Güte haben würden, sich nachher kritisch darüber zu
äufsern. Der erste Schritt ist oft der entscheidende, und
da mit dieser Erfindung grofse Schritte bisher ın
Deutschland noch nicht gemacht wurden, so ist dieser
Abend für meinen Mandanten von Bedeutung. Was
die ausländischen Bahnen betrifft, so hat die englische
Hauptbahn bereits beschlossen, das Schlofs einzuführen,
und der Vertragsabschlufs steht unmittelbar bevor. Herr
[15. August 1908]
Kindler hat keine Mühe gescheut, ein vollständiges
Modell zu bauen. Das ist zu meinem Bedauern vor
4 Tagen nach England abgefordert worden, und wir
mufsten es wohl oder übel dahin schicken.
Ich darf den Platz nun verlassen, um ihn Herrn
Kindler einzuräumen.
Herr Kindler: Das Schlofs soll in erster Reihe den
Bahnsteigschaffner ersparen und die Möglichkeit geben,
die Tür ohne ihn zu schliefsen. Wie Sie wissen, muls
der Bahnsteigschaffner oder das Publikum, um eine Tür
zu schliefsen, den Hebel hochheben. Dieses soll beim
Zuschlagen der Tür selbsttätig geschehen. Wird die
Tür zugeschlagen, so drückt sich der Schnapper hinein.
Hierdurch schlägt ein Sperrhaken auf das Schliefsblech,
drückt sich ein, und das Schlofs ist geschlossen, ohne
dafs der Verschlufshebel besonders umgedreht wird.
Für das Schlofs habe ich zwei verschiedene Kon-
struktionen.
In Abbildung 12 bis 16 ist die eine dargestellt.
Hier wird noch der Riegel d durch ein im Türrahmen
Abb. 12.
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angebrachtes und unter Federdruck stehendes Schub-
stück ۶ bei geschlossener Tür durch geeignete Zwischen-
glieder in die Aussparung des Schliefsbleches ¢ hinein-
gedrückt. Ein weiteres Merkmal der Erfindung besteht
in der Anordnung der beiden Sperrhaken & und a
Der eine (z) halt den andern (2%) fest, damit letzterer,
dem das Festhalten des Schubstückes zufallt, gegen
ein unbeabsichtigtes Zurückdrücken geschützt wird. Das
Schubstück z ist somit doppelt verriegelt, um eine
unbeabsichtigte Auslösung, die durch Gegenstofsen
gegen das hervorstehende Ende des Sperrhakens ۸
erfolgt, zu verhindern.
Die zweite Konstruktion entspricht im allgemeinen
der ersteren, nur ist der ganze Apparat in dem Tür-
rahmen des Eisenbahnwagens ohne Zuhilfenahme des
Türpfostens vereinigt.
Beide Bauarten können ohne erheblichen Kosten-
aufwand in die bei unsern Bahnen üblichen Türschlösser
eingebaut werden.
Herr Professor Cauer: Wie unterscheidet sich diese
neue Vorrichtung von denjenigen Arten selbsttätiger
Wagentürverschlüsse, die auf den englischen Bahnen
im Gebrauch sind?
Herr Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Voegler:
Auf einer Pariser Vorortstrecke der Orléans-Bahn ist
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Abb. 13.
Dë August 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. ` [No. 748] mn
ein ähnliches 'Türschlofs wie das ORES bereits
eingeführt.
Herr Kindler: Das kann unmöglich mit meiner
Erfindung übereinstimmen. Ich kenne nur einen elek-
trischen Türverschlufs in England.
Vorsitzender: Meine Herren, wünscht noch Jemand
an den Herrn Vortragenden eine Frage zu richten?
Herr Oberbaurat a. D. Blanck: Der Herr Vor-
tragende hat hervorgehoben, dafs er unsere Ansicht
wissen will, ob wir die Einführung dieses Schlosses
empfehlen können. Das werden wir wohl tun können,
denn es macht ja einen ganz günstigen Eindruck.
Ich glaube, wenn Sie sich an den Herrn Minister
wenden, oder auch an sachkundige Herren im
Ministerium, so wird wohl das Schlofs mit Interesse
geprüft werden.
Vorsitzender: Wünscht noch Jemand das Wort? —
Das ist nicht der Fall. Dann möchte ich den Herren
noch danken für die Mitteilungen, die Sie uns gemacht
haben, und denen wir alle mit grofser Aufmerksamkeit
gefolgt sind. Die Erfindung wird gewifs, wenn sie sich
AWM
4
سر را
in der Praxis bewährt, erheblichen Nutzen bringen, ich
möchte ihr daher gute Erfolge wünschen.
Ich bitte nunmehr Herrn Professor Cauer, uns
eine Mitteilung zu machen über
die Illustrierten Technischen Wörterbücher von
R. Oldenbourg.
Herr Professor Cauer: Im Auftrage unseres Vor-
standes, meine Herren, habe ich Ihnen zu berichten
-über einen Antrag, der von der Verlagsbuchhandlung
Oldenbourg, München, an den Verein gerichtet worden
ist. Diese Buchhandlung hat die Herausgabe mehr-
sprachiger, nach Sachgebieten getrennt angelegter,
illustrierter, technischer Wörterbücher übernommen,
von denen zwei Bände bereits erschienen sind, andere
drei, gleichfalls aus dem Gebiete des Maschinenbaues,
im Laufe des Jahres 1908 erscheinen sollen. Die Ver-
lagsbuchhandlung hat nun an unseren Verein die Bitte
gerichtet, sich an der Bearbeitung des ferner in Aus-
sicht genommenen Bandes „Eisenbahnwesen“ zu be-
teiligen.
Die „Illustrierten Technischen Wörterbücher“
unterscheiden sich in ihrer ganzen Anlage wesentlich
von anderen Wörterbüchern. Der Hauptunterschied
liegt darin, dafs der eigentliche sachliche Inhalt nicht
alphabetisch, sondern nach Sachgebieten geordnet ist,
dafs aber das Auffinden des gesuchten Wortes aufser
durch die jedem Bande vorangestellte Inhaltsübersicht
durch ein beigegebenes alphabetisches Wortverzeichnis
leicht ermöglicht wird. Aus dieser Neuerung gegen-
über allen bestehenden technischen und sonstigen
18 (No. 748]
Wörterbüchern ergeben sich eine ganze Anzahl
Vorteile.
Bei der alphabetischen Anordnung werden die den-
selben Gegenstand und die verwandten Gegenstande
betreffenden Ausdriicke, auch Ausdriicke, die das Gleiche
bedeuten, an die verschiedensten Stellen zersplittert.
In den I. T. W. findet sich alles sachlich Zusammen-
gehörige an derselben Stelle zusammen. Es können
also hier eine Menge Wiederholungen gespart werden.
Es kann aber auch ferner bei Gewinn an Klarheit er-
heblich an Textumfang gespart werden, weil aus dem
Zusammenhang vieles hervorgeht, was bei der Einzel-
aufführung der Wörter umständlich erläutert werden
müfste oder zweifelhaft bliebe. Es wird dem, der in
einer fremden Sprache zu arbeiten hat, so erst cr-
möglicht, alle den betreffenden Gegenstand behandelnden
Ausdrücke übersichtlich zusammen zu finden. Damit
hängen fernere Vorteile zusammen: Die I. T. W. ver-
mitteln die Uebersetzung zwischen 6 Sprachen, „Deutsch,
Englisch, Französisch, Russisch, Italienisch, Spanisch.“
Dafür würden nicht weniger als 30 Wörterbücher ge-
wöhnlicher Art nötig sein. Hier genügt ein einziges
Wörterbuch, wo jeder Gegenstand und jeder technische
Vorgang durch eine Zusammenstellung von 6 Wörtern
oder von 6 Gruppen von Wörtern an einer Stelle
behandelt ist. (Vortragender führt einige Beispiele an.)
Das zugehörige alphabetische Wörterverzeichnis ist für
5 Sprachen gemeinsam aufgestellt und nur für die
russische Sprache, die ein abweichendes Alphabet hat,
naturgemäfs besonders. Die Wörterbücher sind mit
Abbildungen ausgestattet, deren Verwendung in dieser
Weise erst durch die Ordnung nach Sachgebieten möglich
wird. Nicht nur würden bei alphabetischer Anordnung
eines sechssprachigen Wörterbuches die Abbildungen
statt an einer Stelle in dreifsigfacher Wiederholung
gegeben werden müssen, die Wiederholung múfste
noch eine viel häufigere sein, um bei jedem Synonym,
bei jeder verwandten Sache, bei jedem Arbeits-
vorgang usw. immer wieder auf dieselbe Abbildung
verweisen zu können. Die Abbildungen sind, soweit
die vorliegenden Proben ein Urteil gestatten,
grofsem Geschick ausgewählt und angefertigt.
tragender führt einige Beispiele an.)
Durch die geschilderte Anordnung wird es über-
haupt erst möglich, ein gutes technisches Wörterbuch
fertigzustellen. Einen indirekten Beweis hierfür bietet
das Scheitern des Technolexikons, das nur in drei
Sprachen aufgestellt werden sollte und nicht zustande
gekommen ist. Der direkte Beweis liegt in der Sache.
Einmal schränkt die Teilung nach Sachgebieten den
Umfang des zugleich fertigzustellenden aufserordentlich
ein. Die sachliche Ordnung des Stoffes gibt aber
auch eine Kontrolle der Vollständigkeit und sie er-
möglicht erst eine weitgehende Verteilung der Arbeit
auf viele Spezialfachmänner, Denn die Wörterbücher
werden nicht von Philologen, sondern von Ingenieuren
bearbeitet, und die Bearbeitungen werden auf ihre
Richtigkeit von einem weiten Kreise von Fachmännern,
technischen Vereinen und Firmen geprüft.
Es liefse sich noch vielerlei über die sinnreiche
Anordnung der Wörterbücher und über die zweck-
mäfsige Organisation der Arbeit sagen. Aber das
würde Ihre Geduld, meine Herren, zu lange in An-
spruch nehmen. Es wird genügen, anzuführen, dafs
der von deutschen Fachingenieuren in deutscher Sprache
aufgestellte Rohstoff in der Redaktion von ausländischen
(Vor-
mit `
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. August 1908)
Ingenieuren: übersetzt wird, und dafs dann Korrektur-
abzüge in grofser Zahl in das In- und Ausland an
Techniker, Firmen, Vereine usw. zur Ueberprúfung
versandt werden. Um solche Mitarbeit, und zwar an
dem geplanten Bande „Eisenbahnwesen“, ist auch
unser Verein gebeten. Es handelt sich bei dieser
Mitarbeit nicht um Prüfung der fremdsprachlichen ۰
drücke, sondern um die des deutschen Wortmaterials
und der Abbildungen. Dann würde es die Verlags-
buchhandlung dankbar begrüfsen, wenn sie auf etwaige
Lücken oder sonstige redaktionelle Mängel aufmerksam
gemacht würde.
Meine Herren! Der Grundgedanke dieser neuen
Wörterbücher, der von den Redaktionsleitern, In-
genieuren Kurt Deinhardt und Alfred Schlomann her-
rührt, ist ausgezeichnet. Die bisher erschienenen Bände
haben lebhafte Anerkennung im In- und Auslande
gefunden. Es würde daher durchaus den Ueber-
lieferungen und Grundsätzen unseres Vereins ent-
sprechen, wenn wir uns zur Mitarbeit entschlössen.
Das ist auch der Standpunkt unseres Vorstandes, der
mich beauftragt hat, in diesem Sinne Ihnen zu berichten.
Am zweckmälsigsten dürfte wohl der literarische Aus-
schufs damit betraut werden, sich der Sache anzunehmen.
Er miifste allerdings zu diesem Behufe sich verstärken.
Bevor indessen eine bindende Zusage an die Verlags-
buchhandlung gegeben werden kann, erscheint es
erforderlich, dafs diese angibt, welcher Umfang und
welche Stoffeinteilung für den Band Eisenbahnwesen in
Aussicht genommen ist, damit auf Grund dieser Angaben
die Heranziehung geeigneter Vereinsmitglieder und die
Arbeitseinteilung erfolgen kann. Ferner aber erscheint
es erwünscht, dafs die Verlagsbuchhandlung mitteilt,
unter welchen Bedingungen die Hilfsarbeit zu leisten
ist. Im Sinne des vom Vorstande mir erteilten Auftrags
möchte ich daher vorschlagen, dafs der Verein grund-
sätzlich seine Bereitwilligkeit zur Mitarbeit erklärt,
zunächst aber die Verlagshandlung darum ersucht, die
erforderlichen und erwünschten Aufklárungen zu geben.
Vorsitzender: Meine Herren, ich stelle an Sie die
Frage, ob Sie mit dem Vorschlage des Vorstandes, den
Herr Professor Cauer Ihnen dargelegt hat, einverstanden
sind. Der Vertreter der Firma Oldenbourg ist als Gast
anwesend. Wird das Wort verlangt? Das ist nicht
der Fall. Dann kann ich also feststellen, dafs Sie mit
dem Vorschlage des Vorstandes einverstanden sind.
Als Gäste sind aufser den beiden Herren, die uns
ein verbessertes Schlofs für Türen von Eisenbahn-
personenwagen vorführten, noch anwesend Herr Verlags-
buchhändler Bierotte, der Vertreter der Buchhandlung
Oldenbourg, eingeführt durch Herrn Glaser, ferner
Herr Regierungsbaumeister Loycke und Herr Regie-
rungsbaumeister Ruge, sämtlich eingeführt durch Herrn
Giese. Ich erlaube mir, soweit es noch nicht geschehen
ist, die Herren hier zu begrüfsen.
Die Herren Regierungsrat Dr. jur. Ryll, Eisenbahn-
Bau- und Betriebsinspektor Willi Lehmann und
Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Walter Prang
sind mit allen abgegebenen Stimmen im Verein auf-
genommen worden.
Gegen die Niederschrift der vorigen Sitzung sind
Einwendungen nicht erhoben worden, sie gilt also als
angenommen.
Damit kann ich die heutige Sitzung schliefsen, die
letzte vor unseren Ferien. Ich hoffe, dafs wir uns im
September alle gesund hier wiedersehen werden.
Lokomotiven mit Hilfsmotoren
von Ingenieur Hermann Liechty, Bern
(Hierzu Tafel 1 und 54 Abbildungen)
(l’ortsetzung von Seite 37)
Nachdem neue Anregungen, den Tender mit in der
Längsachse der Lokomotive verlegten gekröpften Achsen
durch eine Kuppelstange zum Antrieb zu verbinden,
‚wie z. B. die Achsen der neuesten Dampfmotorwagen
|
|
der bayerischen Staatsbahnen heute verkuppelt sind,
nicht Anklang gefunden hatten, traten mit dem Jahre
1870 die Systeme Handyside, Lebret, Wethli und
Fell auf.
[15. August 1908]
Die ersten zwei Systeme Handyside und Lebret
seien hier erwähnt (Abb. 18), weil sie mittels eines
Hilfsmotors eine Kabelwalze in Drehung setzten, so
dafs bei Lebret die Lokomotive an einem Kabel sich
hinaufwand, bei Handyside nach überwundener Steigung
die Lokomotive den Rest des Zuges am Kabel nachzog.
Abb.
Das System Fell, beruhend
auf der Idee der künstlichen Ad-
häsion, war 20 Jahre früher, wie
vorbemerkt, schon durch Kraufs |
angeregt worden und fand seine
erste Ausführung während des
Baues der Mont Cenis-Bahn in der
provisorischen Ueberschienung des-
selben von St. Michel bis Susa.
War bei den ersten Ausführungen
dieses Systems der Antrieb der
Horizontalrollen ausrückbar mit
demjenigen der Triebräder ver-
kuppelt, so wurden die folgenden
Lokomotiven mit einem Hilfsmotor
versehen, der zeitweilig die Hori-
zontalrollen anzutreiben hatte. Die
Pressung der Horizontalrollen war
vom Führerstand aus verstellbar.
Mit Abänderungen fand dieses
System noch einige Anwendungen,
um 25 Jahre später, im Jahre 1905,
wieder zu erscheinen bei der Tram-
way de Clermont-Ferrand au Puy
de Dome. Es ist abzuwarten, ob
die neue Verkupplung von verti-
kalen und Horizontalrädern mittels
Ketten nicht ein arger Rückschritt
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 748] 19
Stelle zwischen die gewöhnlichen Gleisschienen wiederum
eine Zahnstange ein, gebildet aus Schienenstücken,
welche, in gleichen Winkeln zur Gleisachse geneigt, von
der Mitte aus gegen die Gleisschienen hinlaufen. Er
versah die Lokomotive mit einer horizontalen Walze,
welche auf der Oberfläche Schraubengänge besafs, die
18.
Handyside’s
Lokomotive für starke
Steigungen.
ist, dem jedenfalls aber die auto-
matische Druckregulierung der Hori-
zontalräder entschieden als grofser
Fortschritt gegenübersteht. Diese Lokomotiven, von der
Compagnie Fives-Lille erbaut, sind besonders nach den
Ideen des Ingenieurs Hanscotte entworfen worden.
Abb. 19 und 20 zeigen dieselbe in Skizze und Bild.
Hatte Fell zu seinem Zweck in den Steilstrecken
eine Mittelschiene eingelegt, so legte Wethli an deren
Lokomotive Bauart Fell.
sich auf der diskontinuierlichen Mittelschiene (Zahn-
stange) abwickeln sollten. Diese Walze, siehe Abb. 21
bis 23, wurde durch einen Hilfsmechanismus, wie das
Zahnrad Cathcarts, gehoben und gesenkt, sie war aber
mit den Reibungsrädern verkuppelt. Leider sollte dieses
System durch das Unglück auf der Strecke Wädenswil—
cin ini T A ch ce -^ بت
80
[No. 748] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN (15. August 1908]
Abb. 21—23. N
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Lokomotive Bauart Wethli. us,
Abb. 20.
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Antrieb der Horizontal-Räder nach Hanscotte.
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[15. August 1908] GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 748] 81
Abb. 24.
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Zahnradlokomotive gemischten Systems. Vorschlag Riggenbach.
Einsiedeln anläfslıch seiner offiziellen Probefahrt ein : Abb. 25.
jahes Ende erhalten und wurde verlassen, trotzdem
Ingenieur Locher, der nachmalige Erbauer der welt-
berühmten Pilatusbahn, u. a. darauf hingewiesen, dafs
ein getrennter Antrieb der Schraubenwalze durch einen
Hilfsmotor ein besseres Anliegen der Gänge an den
Schienen wenigstens in der Geraden gesichert hätte,
und dabei in der Ungebundenheit in der Wahl des
Durchmessers der Walze die Senk- und Hebevorrichtung
der letztern hätte eliminiert werden können und gerade
dadurch das System vielleicht noch hätte brauchbar
gemacht werden können. Die Schienenwinkel sind
seither abgebrochen worden und reine Reibungs-
lokomotiven versehen heute dort den Dienst.
Das Bedürfnis, schwere Lasten auch auf grófseren
Steigungen fortzuschaffen, bewog die Ingenieure, immer
erneute Versuche zur Anwendung der Zahnstange zu
machen. Aufgemuntert dazu waren sie durch die Erfolge
besonders Riggenbachs geworden, der mit seiner reinen Lokomotive Bauart Winterthur der
Zahnradbahn auf den Rigi vollen Erfolg gefunden hatte. Rohrschach-Heiden-Bahn,
Abb. 26.
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Gemischte 3/3 Lokomotive Bauart Abt der bosnischen Staatsbahnen. Spur 760 mm.
82 [No. 748]
Riggenbach, an der Spitze der Maschinenfabrik
‘Aarau stehend, war es, der Projekte von gemischten
Adhäsions- und Zahnradlokomotiven für die Gotthard-
bahn und Höllentalbahn, siehe Abb. 24, aufstellte, da
Abb. 27.
Gemischte 4/5 Lokomotive Bauart Abt der argentinischen Nordbahn. Spur 1,065.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. August 1908]
Heiden-Bahn durch Heben und Senken eines Hilfs-
zahnrades in den Adhäsionsstrecken eine Laufachse mit
dem Triebzahnrad gekuppelt, während die neueste
Lokomotive der gleichen Bahn zum Antrieb der Reib-
achse heute einen Hilfs-
motor besitzt (Abb.25),
die Lokomotive in der
er ۲ Zahnstange aber als
| reine Zahnradlokomo-
tive mit abgestelltem
Hilfsmotor arbeitet.
Auch bei diesen ersten
Lokomotiven der Ror-
schach-Heiden -Bahn
hat sich die Hebe- und
Senkvorrichtung des
Hilfszahnrades nicht
bewährt; sie ist nach-
tráglich durch eine
Klauenkupplung, die
durch einen Dampf-
kolben als Hilfsmecha-
nismus ein- oder aus-
gerückt wird, ersetzt
worden. Mit schlech-
tem Nutzeffektkuppelte
Riggenbach bei seinen
gemischten Lokomo-
tiven Reib- und Zahn-
räder direkt, um die-
selben mit nur einem
Motor - antreiben zu
Abb. 28.
Gemischte 4/6 Lokomotive Abt der ungarischen Staatsbahnen. Regelspur.
Abb. 29.
ein Triebwerk zeitweilig die Reibräder, zeitweilig die
Zahnräder in Drehung versetzte, indem er auf der
Zwischenwelle ein Uebersetzungsrad verschob. Um die
gleiche Zeit wurde an den Lokomotiven der Rorschach-
können, Konstruktionen, die aber nur für
y kleinere Kräfte zulässig sind, da eben die
y Widerstánde bei ungleichen Ablaufwegen
und abgenútzten Radreifen gegenúber dem
gleichbleibenden Teilkreisdurchmesser des
Zahnrades sich rasch sehr unangenehm fúhl-
bar machen.
1882 war es Abt, der fúr durchgehen-
den Verkehr und grofse Zuglasten eine ver-
einigte Reibungs- und Zahnradlokomotive
konstruierte, mit vollständig unabhängigen
Motoren für die beiden Mechanismen. Die
erste Ausführung dieser Bauart erfolgte 1884
—85 für die Harzbahn Blankenburg— Tanne.
Seine äufserst einfache, dabei billige Zahnstange,
die ihm möglich gewordene Kupplung der Zahnräder,
die in der Anzahl von zwei oder drei nebeneinander
federnd befestigt sind, die feste Aufhängung derselben
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[15. August 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 748] 83
in einem Hilfsrahmen, unabhängig vom Federspiel, der | Spezialaufgabe, ihnen gegenüber nicht einfacher sein.
direkte Antrieb derselben durch einen Hilfsmotor, der | Die Erfolge Abts zogen bald die Aufmerksamkeit
nur in den Steilrampen arbeitete, sonst aber still steht, ' der Ingenieure auf sich und rasch reihten sich solche
und die Einfahrtszunge in die Zahnstange hatten sein Ausführungen aneinander. Zahnstangen Riggenbach,
System derart vollendet, .
dafs es ohne Anstand auf
der normalspurigen Ad-
hásions- und Zahnrad-
bahn die vielen an das-
selbe gestellten Anforde-
rungen sämtlich erfüllte.
Abb. 26-30 zeigen Aus-
führungen dieses Systems
von Gebirgsmaschinen,
wie es in allen Spur-
weiten und am weitesten
verbreitet auf dem ganzen
Erdenrund Anwendung
gefunden hat, wo be-
griffen wurde, dafs eben
bei aufsergewöhnlichen
Aufgaben auch nur aufser-
gewöhnliche, eben diesen
Verhältnissen nur durch
und durch angepafste Lokomotiven rationell arbeiten
können. Freilich sind oder scheinen solche Konstruk-
tionen kompliziert und doch werden die heutigen
Verbundlokomotiven mit mehr als 2 Zylindern, ohne
Abb. 30.
Schnitt zu Abb. 28.
Abt, Bissinger, Klose, Locher halfen bald unsere normal-
spurigen Gebirgszüge überwinden, und bis zur Schmal-
spur von 60 cnı fanden sie ihre Anwendung. Zu ihnen
gesellt sich als jüngste die Zahnstange von Strub.
(Fortsetzung folgt.)
Wasserdichte Baugruben aus Eis
Eine neue Bauweise von Carl Froitzheim, Eisenbahndirektor a. D., Berlin
(Mit Abbildung)
Wenn ein zusammengeprefstes Gas frei ausströmt,
so erzeugt es in der Umgebung Kälte, das ist eine
längst bekannte Tatsache. Bereits vor 17 Jahren wurden
in Paris von Popp jene grofsartigen Anlagen geschaffen,
durch welche ganze Stadtviertel mit Prefsluft versorgt
wurden, die namentlich von Handwerkern und Klein-
industriellen zum: Betrieb von Werkzeugmaschinen und
sonstigen Zwecken, ja selbst zum Betriebe einer Strafsen-
bahnlinie benutzt wurde. Ihr Auspuff wurde, wo er
nicht zur Abkühlung der Arbeitsräume benutzt werden
konnte, in solche Räume geleitet, in welchen Nahrungs-
mittel kühl aufbewahrt werden sollten. So u. A. in
der Bourse de la Commerce, deren Kühlkeller Wild,
Fleisch, Fische und dergl. aufnahmen und eine Tempe-
ratur von -— 10 Grad C aufwiesen, und im Restaurant
Coqd’or in der Rue Montmartre, wo sogar — 35 Grad C
beobachtet wurde und Trinkwasser, in der Karaffe hin-
eingebracht, in wenigen Minuten gefroren war.
Das gleiche Prinzip liegt der nachstehend beschrie-
benen Bauweise zu Grunde, welche die Herstellung
wasserdichter Baugruben im Flufslauf pp. an Stelle der
üblichen Spundwand ermöglicht.
In einem Schiffskörper wird atmosphärische Luft
nach dem Poppschen Verfahren komprimiert und in
einem oder mehreren Kesseln aufgespeichert. Die Bau-
grube eines Brückenpfeilers z. B. im Wasser wird ge-
bildet aus einer Anzahl nebeneinander in einer oder in
mehreren Reihen stehender, dünnwandiger Stahlröhren
(Weltless), welche unten zugespitzt und oben mit einem
Hauptrohr dicht verbunden sind. Dieses Hauptrohr be-
steht aus einem dünnwandigen trogförmigen Stahlgufs-
körper, in dessen Boden die Rohre wie in einem Loko-
motivkessel luftdicht eingewalzt und gebördelt sind,
während seine Enden mit Verbindungsflanschen ver-
sehen sind und das Ganze mit einer Deckplatte abge-
dichtet wird. Bei der Aufstellung schneidet diese Decke
mit der Oberfläche des Wassers ab und die Spitzen der
Rohre werden dementsprechend mehr oder weniger tief
in den Boden gepreíst. Um den Rand zu erhöhen und
das Ueberfliefsen von Wasser in die Baugrube zu ver-
hindern, werden auf der Deckplatte zwei ungleich-
schenkelige | Eisen wasserdicht befestigt und deren
Zwischenraum ebenfalls mit Wasser gefüllt (s. Abb.).
Inzwischen wird eine Schlauchverbindung zwischen
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dem neben der Baustelle verankerten Schiff, bezw. dem
Druckluftkessel hergestellt und nun das ganze Rohr-
system von der ausströmenden Luft durchzogen, die
am Ende ihres Laufes ins Freie austritt.
Die hierbei in den Röhren erzeugte Kälte läfst das
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sie umspülende Wasser zu Eis erstarren, welches eine:
feste und vor Allem eine absolut dichte Wand bildet,
die bei genügender Stärke dem äufseren Druck des
Wassers Widerstand leistet. Sollte der Grundwasser-
auftrieb derart sein, dafs eine Betonschüttung unter
Wasser nötig wird, die in fliefsendem Wasser nicht
möglich wäre, so kann dies im Schutze der Grube ohne
weiteres geschehen und die Grube dann ausgepumpt
werden, damit der Zement an der Luft erhärtet.
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Die Festigkeit der Eiswand gestattet auch, sie als
Fundament für Rüstungen zu verwenden. Das Schift
dient als Pumpstation, Lagerraum, Werkstatt und Aufent-
haltsort für Beamte und Arbeiter. Da kalte Luft be-
kanntlich nach unten sinkt und die erwärmten Schichten
nach oben steigen, so wird auch das die Spitze um-
gebende Erdreich gefrieren und es bedarf zur Erhaltung
dieses Zustandes nur einer geringen Nachfuhr von Prefs-
luft. Nach Vollendung des Fundaments wird die Schlauch-
verbindung gelöst und der Eisklotz zum Schmelzen sich
selbst überlassen. Alsdann werden die Rohrsysteme
herausgezogen und auf dem Schiff verstaut. Sie können
stets wieder verwendet werden.
2320.
84 [No. 748]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. August 1908]
Verschiedenes
Elektrisierung vollspuriger Eisenbahnen. Von sachver-
ständiger Seite wird geschrieben: Die in Tagesblättern ver-
öffentlichten Mitteilungen über Störungen im Betriebe der
von der preufsischen Staatsbahn-Verwaltung ausgeführten
elektrischen Bahn Blankenese—Ilamburg—Ohlsdorf können
bei dem mit den Verhältnissen weniger vertrauten Publikum
zu der Auffassung Anlafs geben, als ob der elektiische Be-
trieb von Vollbahnen für die Aufreckterhaltung des Dienstes
die erforderliche Gewähr noch nicht biete. Diese Auffassung
trifft nicht zu. Auf Grund der Erfahrungen, welche die
preufsische Staatsbahn-Verwaltung in jahrelangen Versuchen
mit dem Einphasen-Wechselstrom-System gewonnen hat,
entschied sie sich für Einführung desselben auf ihren Strecken,
und in der Tat haben die hiernach für die Hamburger Vor-
ortstrecke erbauten elektrischen Betriebsmittel allen Er-
wartungen in vollem Mafse entsprochen. Die in der Leitungs-
anlage aufgetretenen unbedeutenden Störungen hatten mit
dem System nichts gemein und die in Hamburg gewonnenen
Erfahrungen schliefsen ihr Wiederauftreten in Zukunft mit
Sicherheit aus. Die vorübergehenden Einschränkungen des
elekrischen Betriebes in Hamburg, die die Einlegung
von Dampfzügen erforderlich gemacht haben, beruhen
ausschliefslich auf Mängeln der Dynamomaschinen, die um
so weniger zu erwarten waren, als die Fabrikation von
elektrischen Stromerzeugern — wie der anstandslose Betrieb
ungezählter Elektrizitatswerke beweist — die Kinderjahre
überwunden hat. Die aufgetretenen Ucbelstánde sind keines-
wegs prinzipieller Natur, und die Verbesserungen der Kon-
struktion, deren schleunige Durchführung die Staatsbahn-
Verwaltung angeordnet hat, werden voraussichtlich die ent-
standenen Schwierigkeiten beheben. Mit dem Bahnbetrieb
haben diese Stromunterbrechungen, wie nochmals betont
werden soll, nichts zu tun. Die aus den erwähnten Ver-
oflentlichungen gezogene Schlufsfolgerung ist nach Erkun-
digungen, die wir an mafsgebender Stelle eingezogen haben,
in keiner Weise zutreffend; die Hamburger Erfahrungen
haben im Gegenteil das Vertrauen der Staatseisenbahn-Ver-
waltung zu der Leistungsfähigkeit des elektrischen Betriebes
im allgemeinen und des angewandten Systems im be-
sonderen noch verstärkt, was sich übrigens auch daraus er-
gibt, dafs die preufsische Staatsbahn-Verwaltung kürzlich 24
neue Motorwagenausrüstungen desselben Systems für die
Hamburger Bahn in Auftrag gegeben hat. Das in Hamburg
ausgeführte Wechselstrom-System ist für die verschiedenen
in Bearbeitung befindlichen Projekte in Bayern, Baden,
England, Schweden und vor allem in Preufsen, so z. B. auch
für die Elektrisierung der Berliner Stadt- und Vorortbahnen
allein in Aussicht genommen worden und hat in Nordamerika
bereits eine nicht unerhcbliche Verbreitung gefunden.
(Berl. Actionair.)
Eisenbahn-Dampffähre für den Fährbetrieb zwischen
Saßnitz und Trelleborg.*) Nach der gesetzlichen Genehmigung
der Vorlage für die Einrichtung einer Dampffährenverbindung
zwischen den Häfen Safsnitz und Trelleborg wurde der
Stettiner Maschinenbau - Aktiengesellschaft „Vulkan“, die in
Gemeinschaft mit der Königlichen Eisenbahndirektion Stettin
und den schwedischen Ingenieuren die Ausarbeitung der
Entwürfe übernommen hatte, der Zuschlag auf den Bau der
beiden von der preufsischen Regierung zu vergebenden
Fahrschiffe erteilt. Die Fähren sind zur Beförderung von
Eisenbahnwagen und Reisenden zwischen Deutschland und
Schweden bestimmt und erhalten auf dem sogenannten
Wagendeck Doppelgleise von je 80 m Nutzlänge, auf denen
entweder 8 D-Wagen oder 16—18 Güterwagen gleichzeitig
befördert werden können. Sämtliche Eisenbahnwagen stehen
in einem von vorn bis hinten vollständig geschlossenen
Raum und werden am Hinterende auf das Schiff gebracht.
*) Vergl. Annalen 1908, Bd. 62, S. 59.
Die Fähren sind als Doppelschraubenschifte nach den Vor-
schriften des Germanischen Lloyd zu erbauen und erhalten
nachstehende Hauptabmessungen: Gröfste Länge 113 m,
Länge zwischen den Loten 108 m, Breite auf Spanten 15,5 m,
Tiefgang beladen 4,9 m.
Die Geschwindigkeit soll im regelmäfsigen Betriebe
16 Knoten, bei einer vierstündigen Probefahrt 16,5 Knoten
betragen. Im gewöhnlichen Betriebe sollen die Haupt-
maschinen bei etwa 135 Umdrehungen etwa 5000 Pferde-
stärken leisten. Die Gesamtkesselheizfläche beträgt 1470 qm.
Die Schiffe werden durch zahlreiche Querschotte in
möglichst viele wasserdichte Abteilungen geteilt und erhalten
einen sich über die ganze Länge erstreckenden Doppelboden.
Auf eine zweckmäfsige, gute Ausgestaltung der inneren
Einrichtung ist bei der Konstruktion der Schiffe grofser Wert
gelegt. In jeder Weise ist für die gröfste Sicherheit und
Bequemlichkeit der Reisenden gesorgt. Unterhalb des Wagen-
decks sind im hinteren Zwischendeck elegant eingerichtete
Kammern für etwa 70 Reisende I. und ll. Klasse nebst
grofsem Vorsalon, ganz hinten Kammern für etwa 24 Bahn-,
Post- und Zollbeamte vorgesehen. Im vorderen Zwischen-
deck werden zwei grofse Schlafräume für 40 Reisende
Ill. Klasse nebst grofsem Speisesaal sowie die Räume für
die Besatzung und das Wirtschaftspersonal angeordnet.
Vom Wagendeck aus kann man durch bequem ange-
legte Treppen zu dem seitlich des Wagenraums in dessen
halber Höhe angeordneten Galeriepromenadendeck und von
hier aus zu dem oberhalb des Wagenraums befindlichen
Hauptpromenadendeck gelangen. Auf letzterem sind am
Vorderende ein grofser Speisesalon für Reisende I. und
11. Klasse mit etwa 100 Sitzplätzen sowie Küche und Anrichte
vorgesehen. Vom Speisesalon kann man trocknen Fufses
durch elegante Vorráume den auf dem Hinterteil des
Promenadendecks gelegenen, künstlerisch ausgestatteten
Gesellschaftssalon, den Rauchsalon und die Luxusräume
sowie durch einen eleganten grofsen und bequemen Nieder-
gang die Schlafkabinen im Zwischendeck erreichen. Die
Wasch- und Aborträume sind in ausreichender Anzahl auf
dem Wagendeck, wie auch auf dem Hauptpromenadendeck
und in dem Zwischendeck vorgesehen. In allen Wohn-,
Wirtschafts- und Gesellschaftsräumen werden die Schiffe mit
ausgiebigster elektrischer Beleuchtung versehen. Auf der
hinteren und der vorderen Kommandobrücke werden, um
eine sichere Einfahrt in die beiden Häfen auch bei Nachtzeit
zu ermöglichen, grofse Scheinwerfer aufgestellt. Sechs grofse
und zwei kleinere Rettungsboote werden auf dem Prome-
nadendeck angeordnet. Um einen möglichst kleinen Dreh-
kreis beim Wenden zu erzielen, erhalten die Schiffe neben
dem Heck- auch ein Bugruder. Dampfheizung für alle
Wohn- und Wirtschaftsräume sowie alle für ein Personen-
schiff ersten Ranges erforderlichen Vorrichtungen und Hilfs-
maschinen, Feuerlösch- und Pumpeneinrichtungen sind für
die Schiffe vorgesehen. Im Bug erhalten die Schiffe besonders
starke Eisverstärkungen. Zur Erhöhung der Sicherheit auf
See wird im Vorschiff ein Unterwassersignalapparat eingebaut.
Beide Dampffähren müssen vertragsgemäfs im Juni 1909
geliefert werden, doch glaubt die Firma die Bestellung schon
bis Mitte Mai ausführen zu können, so dafs die Eröffnung
des Dampffährenbetriebes mit ziemlicher Sicherheit im
Sommer 1909 zu erwarten ist. (Nach Zeitung des Vereins
Deutscher Eisenbahnverwaltungen.)
Preiserteilung. Nach Prüfung der auf das Preisaus-
schreiben des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen
vom März 1906*) eingegangenen Bewerbungen hat der Preis-
ausschufs folgende Preise zuerkannt:
l. einen Preis von 7500 M:
dem Zivilingenieur Herrn Wilh. Schmidt in Cassel-Wilhelms-
*) Vergl. Annalen 1906, Bd. 58, S. 178.
[15. August 1908]
höhe, Gegenstand der Bewerbung: „Rauchröhrenüberhitzer
für Lokomotiven.“
2. Je einen Preis von 3000 M:
a) dem Ingenieur Herrn Johannes Grimme in Bochum,
Gegenstand der Bewerbung: „Weiche mit federnden
Zungen“;
dem Grofsherzoglich badischen Oberbaurat Herrn, Kutt-
ruff in Karlsruhe, Gegenstand der Bewerbung: „Hebe-
bock zum Heben von Eisenbahnwagen, insbesondere
von Drehgestellwagen“;
c) dem Königlich württembergischen Oberbaurat Herrn
Kittel in Stuttgart sowie dem Ingenieur Herrn Winter-
gerst in Efslingen gemeinschaftlich, Gegenstand der
Bewerbung: ,,Heifsdampftriebwagen für Eisenbahnen“;
d) dem Herrn Professor Da:Ing. Oder in Danzig-Langfuhr
für das in Gemeinschaft mit dem Geheimen Regierungs-
rat Herrn Professor Goering in Berlin verfafste Werk:
„Anordnung der Bahnhöfe.“
3. Je einen Preis von 1500 M:
dem Brückeningenieur der Gesellschaft für den Betrieb
von Niederländischen Staatseisenbahnen P. Joosting
in Utrecht, Gegenstand der Bewerbung: „Einrichtung
für ungleicharmige Drehbrúcken“;
dem Königlichen technischen Eisenbahnsekretär Herrn
Adelsberger in Breslau, Gegenstand der Bewerbung:
„Bogenfunkenfänger für Lokomotiven“;
c) dem Königlich württembergischen Finanzrat Herrn
Enfslin in Stuttgart, Gegenstand der Bewerbung: „Das
vereinfachte Giterabfertigungsverfahren“;
d) dem Vorstand der Königlichen Eisenbahnverkehrs-
kontrolle II Herrn Rechnungsrat Köhler in Cöln, Gegen-
stand der Bewerbung: „Die Abrechnung über den Güter-
verkehr zwischen deutschen Eisenbahnverwaltungen“;
dem k. k. Hofrat Herrn Professor Dr. Ernst Seidler
in Wien sowie dem Kaiserlichen Rat Herrn Alexander
Freud in Wien für ihr gemeinschaftliches Werk: „Die
Eisenbahntarife in ihren Beziehungen zur Handelspolitik“;
f) dem Herrn Professor Dr.-3ng. Oder in Danzig-Langfuhr
sowie dem Herrn Dr.-|ng. Blum in Berlin für ihr ge-
meinschaftliches Werk: اش und
g) dem Königlich preufsischen Regierungs- und Baurat
Herrn Scheibner in Berlin für sein Werk: „Handbuch
über mechanische Sicherheitsstellwerke.“
(Nach „Zeitung d. Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen‘“.)
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Elektrisch betriebene Hebezeuge auf dem Bahnhofe
Newcastle. Auf dem Bahnhofe New Bridge Street in New-
castle hat die North Eastern Railway in einem neuen Güter-
schuppen in weitgehendem Umfange elektrisch betriebene
Hebezeuge zur Anwendung gebracht. Die Verschiebung der
Wagen zu und in dem zweictagigen Schuppen erfolgt durch
elektrische Spills, die Hebung durch elektrische Hebebühnen.
Für die Hebung und Bewegung einzelner Warenstücke sind
feste Drehkrane und an Laufkranen und Hängebahnen
hängende Drehkrane vorgesehen.
Eine weitere eigenartige Anlage hat dieselbe Verwaltung
auf dem Bahnhofe Fort Banks geschaffen. Dort sind 11
hydraulische Drehkrane durch zwei elektrische Drehkrane,
die an einer langen, vielfach gekrümmten Hängebahn laufen
und dadurch das ganze Gebiet der hydraulischen Krane be-
streichen können, ersetzt worden, wodurch eine erhebliche
Herabsetzung der Betriebskosten erreicht wird.
(Genie civil, Heft 4 vom April 1908.)
Ueber den Angriff des Eisens durch Wasser und wässerige
Lösungen. Die Ergebnisse umfangreicher Versuche über diese
für die Technik so wichtige Frage werden in den beiden
ersten Heften des Jahrgangs 1908 der Mitteilungen aus dem
Königlichen Materialprüfungsamt zu Grofs-Lichterfelde West
vomUnterdirektor im Materialprüfungsamt, ProfessorE.Heyn,
und von dem ständigen Mitarbeiter der Abteilung für Metallo-
graphie, Privatdozent Dipl.-Ing. O. Bauer veröffentlicht.
Das gebotene, interessante Versuchsmaterial ist so umfang-
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
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[No. 748] 85
reich, dafs auf eine auch nur auszugsweise Wiedergabe ver-
zichtet werden mufs und nur das Studium der Abhandlung
angelegentlichst empfohlen werden kann.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Garnisonbauinspektor in der Kaiserl.
Marine der Kgl. preufsische Reg.-Baumeister a. D. Bruno
Hahn; derselbe ist bis auf weiteres beim Garnisonbauamt in
Cuxhaven belassen worden;
zu Marine-Schiffbaumeistern die Marinebauführer des
Schiffbaufaches Ehrenberg und Wustrau.
Verliehen: der Charakter als Baurat mit dem persönl.
Range der Rätc IV. Klasse dem Mitgliede des Kaiserl.
Schiffsvermessungsamts Gehlhaar. ۱
Bestimmt: zum Vorstand des Garnisonbauamts in
Sonderburg unter Ernennung zum Garnisonbauinspektor der
Kgl. württembergische Reg.-Baumeister Eugen Fink.
Versetzt: mit dem 15. August 1908 von Wilhelmshaven
nach Kiel der Marine-Schiffbaumeister Kühnel.
Militarbauverwaltung Preufsen.
Auf ihren Antrag in den Ruhestand versetzt:
die Militarbauinspektoren Baurat Afinger in Frankfurt a. M.
und Kuntze, techn. Hilfsarbeiter bei der Intendantur des
I. Armeekorps in Königsberg i. Pr.
Preufsen.
Ernannt: zum etatmäfsigen Professor an der Techn.
Hochschule in Aachen der Landbauinspektor Hans Hausmann
in Berlin;
zu Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren die Reg.-
Baumeister des Eisenbahnbaufaches Bruno Spiesecke in Posen
und Wilhelm Kloevekorn, beide z. Z. aus dem preufsischen
Staatseisenbahndienste beurlaubt;
zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Bauführer Georg Seifert
aus Berlin, Walter Kleinow aus Stendal, Alfred Schieb aus
Katscher, Kreis Leobschütz (Mascliinenbaufach), Eugen Bloch
aus Ingweiler (Unterelsafs), Robert Matthaeas aus Kassel,
Paul Philippi aus Hof in Bayern (Eisenbahnbaufach), Wilhelm
Groth aus Charlottenburg, Friedrich Fischer aus Berlin, Fritz
Küßner aus Stettin, Rudolf Kolwes aus Berlin, Kurt Plarre
aus Gera, August Bohrer aus Köln (Wasser- und Strafsen-
baufach), Karl Oehring aus Frankfurt an der Oder, David
Gober aus Plaschken (Kreis Tilsit), Arthur von Wegerer aus
Rastatt, Lothar Geißler aus Berlin, Kurt Rudnicki aus Thorn,
Wilhelm Anthes aus Frankfurt a. M., Gotthard Müller aus
Wolfenbüttel, Martin Kießling aus Berlin, Ernst Müller aus
Landsberg a. d. W., Joseph Wiemers aus Trier (Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem
Betriebsdirektor der Schantung-Eisenbahngesellschaft Baurat
Heinrich Hildebrand in Tsingtau;
der Charakter als Kgl. Baurat dem Beigeordneten Stadt-
baurat Karl Geusen in Düsseldorf;
ferner den Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren
Staudt die Stelle eines Mitgliedes der Eisenbahndirektion in
Frankfurt a. M., Ernst Ritter die Stelle des Vorstandes der
Betriebsinspektion Hoyerswerda, Fritz Schneider die Stelle
des Vorstandes der Betriebsinspektion Altona und Briegleb
die Stelle des Vorstandes der Betriebsinspektion Bentschen.
Beigelegt: das Prädikat Professor dem Privatdozenten
an der Kgl. Techn. Hochschule in Aachen Dr. Leo Finzi.
Zur Beschäftigung überwiesen: die Reg.-Bau-
meister Helm der Eisenbahndirektion in Berlin, Wiegels der
Eisenbahndirektion in Köln, Mende der Eisenbahndirektion
in Essen a. d. R., Bloch der Eisenbahndirektion in Frank-
furt a. M., Philippi der Eisenbahndirektion in Breslau,
Matthaeas der Eisenbahndirektion in Hannover (Eisenbahn-
baufach), Groth der Regierung in Allenstein, Friedrich
Fischer der Regierung in Bromberg, Jaeckel der Regierung
in Stralsund, Rudolph Kolwes bis auf weiteres dem
Meliorationsbauamt in Insterburg, Plarre der Oderstrombau-
86 [No. 748)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. August 1908]
verwaltung in Breslau (Wasser- und Strafsenbaufach), Clouth
der Regierung in Bromberg, Rackebrandt der Regierung in
Káln, Kaßbaum der Regierung in Magdeburg, Gotthard Müller
der Regierung in Gumbinnen, Oebring der Regierung in
Kassel, Volkmann dem Techn. Bureau des Minist. der öffentl.
Arbeiten, Schlegelmilch dem Polizeipräsidium in Berlin und
Fahlbusch der Regierung in Posen (Hochbaufach).
Versetzt: der Eisenbahnbauinspektor v. Glinski, bisher
in Altona, zur Eisenbahndirektion nach Halle a. d. S., die
Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren Henkes, bisher in
Ratibor als Mitglied (auftrw.) der Eisenbahndirektion nach
Hannover, Dr. phil. Schmitz, bisher in Zeven, nach Imme-
keppel als Vorstand der daselbst neu errichteten Bauabt.,
Bernhard Sievert, bisher in Birnbaum, als Vorstand (auftrw.)
der Betriebsinspektion 3 nach Saarbrücken, Liebetrau, bisher
in Jena, zur Eisenbahndirektion nach Köln, v. Braunek,
bisher in Kassel, nach Schlawe als Vorstand der daselbst
neu errichteten Bauabt., Seidenstricker, bisher in Koesteld,
als Vorstand der Bauabt. nach Waldbröl, ferner der Grofs-
herzogl. hessische Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor
Heinrich Koch, bisher in Kassel, als Vorstand (auftrw.) der
Betriebsinspektion 1 nach Ratibor;
die Reg.-Baumeister Frevert, bisher in Altona, in den
Bezirk der Eisenbahndirektion Breslau (Eisenbahnbaufach),
Blitz von Potsdam nach Oderberg i. M. (Wasser- und
Strafsenbaufach), Bráuning von Potsdam nach Berlin, Blell
von Dt.-Wilmersdorf nach Wittstock a. d. Dosse, Scheele
von Wittstock a. d. Dosse nach Nordhausen, GóBler von
Stuhm nach Berlin, Rellensmann von Düsseldorf nach
Flensburg, Güldenpfennig von Merseburg nach Pforta und
Pegels von Posen nach Mogilno (Hochbaufach).
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor
Kloke, bisher Vorstand der Eisenbahnbetriebsinspektion 4
in Essen a. d. R., den Reg.-Baumeistern Friedrich Hasse in
Friedenau (Eisenbahnbaufach), Hiecke in Merseburg und
Knoblauch in Berlin (Hochbaufach).
Aus dem Staatsdienste ausgeschieden: die Reg.-
Baumeister Hans Krecke in Reinickendorf (Wasser- und
Strafsenbaufach) und Hering in Landsberg a. d. W. (Hoch-
baufach).
In den Ruhestand getreten: der Reg.-Baumeister
des Maschinenbaufaches Stolzenburg, bisher in Neumünster.
Bayern.
Ernannt: zum ordentl. Professor für Baukunst an der
Architekten-Abt. an der Techn. Hochschule in München der
ordentl. Professor an der Techn. Hochschule in Stuttgart
Theodor Fischer.
Befördert: zum Reg.- und, Kreisbauassessor für das
Landbaufach bei der Kgl. Regierung der Oberpfalz und von
Regensburg der zum Neubau der Gefangenenanstalt in Aichach
beurlaubte Bauamtsassessor Hans Huber sowie zum Direktions-
rat an seinem bisherigen Dienstort der Vorstand der Betriebs-
und Bauinspektion Marktredwitz Direktionsassessor Paul
ReiBer.
Berufen: der beurlaubte Bauamtmann Dr. Maximilian
v. Tein in gleicher Diensteigenschaft, und zwar bis zur Er-
lassung des Finanzgesetzes extra statum an das Kgl. Hydro-
techn. Bureau.
Zugelassen: als Privatdozent für Geodäsie an der
Bauingenieurabt. der Techn. Hochschule in München der
Assistent am Geodätischen Institut der genannten Hochschule
Dr. Martin Näbauer aus Blaufeld, Bezirksamt Wasserburg.
Versetzt: der Direktionsassessor Max Wild ın Augs-
burg in seiner bisherigen Diensteigenschaft zur Eisenbahn-
direktion Regensburg.
Sachsen.
Ernannt: zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Baufúhrer
Härtling beim Landbauamte Il Dresden und Trunkel beim
Landbauamte Leipzig.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste bewilligt: dem Vorstand des Maschinentechn.
Bureaus der Hochbauverwaltung im Finanzminist. Finanz-
und Baurat Trautmann unter Belassung seines Titels und
Ranges.
Aus dem Staatsdienste ausgeschieden: der über-
zählige Reg.-Baumeister Ziller beim Landbauamte I Dresden.
۰ Baden.
Ernannt: zum Professor an der Baugewerkschule in
Karlsruhe der Reg.-Baumeister Karl Winter in Freiburg.
Versetzt: der Reg.-Baumeister Otto Morlock in Donau-
eschingen zur Kulturinspektion Mosbach.
Hessen.
Ernannt: zum Oberbaurat das Mitglied einer Eisenbahn-
direktion der hessisch-preufsisghen Eisenbahngemeinschaft
Geh. Baurat Georg Schoberth, zum Vorstand einer Maschinen,
inspektion in der hessisch-preufsischen Eisenbahngemeinschaft
der Eisenbahnbauinspektor und Vorstand einer Werkstätten-
inspektion Eugen Priester und zum Kreisbauinspektor des
Kreises Schotten der Reg.-Baumeister Heinrich Witzler;
ferner zum Rektor der Techn. Hochschule in Darm-
stadt für die Zeit vom I. September 1908 bis 31. August
1909 der ordentl. Professor an der Techn. Hochschule
Heinrich Walbe;
zu Eisenbahn-Bau- und Betriebsinpektoren in der hessisch-
preufsischen kEisenbahngemeinschaft die Reg.-Baumeister
Ernst Kraft aus Eisenach, Eduard Wolfskehl aus Darmstadt
und Hermann Wickmann in St. Johann-Saarbrúcken.
Erteilt: der Charakter als Geh. Baurat dem derzeitigen
Rektor der Techn. Hochschule in Darmstadt, ordentl.
Professor der Baukunst Heinrich Walbe.
Uebertragen: die Stelle eines Ministerialsekretärs
beim Grofsherzogl. Minist. der Finanzen, Abt. für Bauwesen
bis auf weiteres dem Grofsherzogl. Reg.-Baumeister Best in
Offenbach a. M.
Oldenburg.
Ernannt: zu Oberbeamten der Eisenbahndirektion mit
dem Titel Bauinspektor die Reg.-Baumeister Müller und
Küttner in Oldenburg.
Elsafs-Lothringen.
Ernannt: zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Bauführer
Heinrich Faber und Fritz Haas;
zum Hochbauinspektor der Reg.-Baumeister Druxes,
zur Zeit mit der vertretungsweisen Verwaltung der Hochbau-
inspektorstelle in Saargemünd beauftragt, und zum Kreisbau-
inspektor der Reg.-Baumeister Walch unter Einweisung in
die Kreisbauinspektorstelle in Bolchen.
Gestorben: Wirkl. Geh. Oberbaurat Arthur Schneider,
früher Vortragender Rat im Minist. der öffentl. Arbeiten,
Oberbaurat Heinrich Dolmetsch in Stuttgart, Wasser- und
Strafsenbauinspektor a.D. Eduard Schuster, Eisenbahndirektor
a. D. Paul Becker in Friedenau, Eisenbahn-Bau- und Betriebs-
inspektor Hugo Bischoff, Vorstand der Betriebsinspektion
Koesfeld, Bauamtmann Peve, Vorstand der Abt. für Wasser-
versorgung (Quellfassung) der Stadt München und Heinrich
Halmhuber, Professor an der Kgl. Baugewerkschule in
Stuttgart.
K. $, Technische Hochschule Dresden.
Im Winter-Semester 1908/09 Anfang der
Vorlesungen und Uebungen Dienstag, den
13. Oktober.
9. Oktober ab. Das Verzeichnis der Vor-
lesungen und Uebungen samt den Stunden-
und Studienplänen ist gegen Einsendung von
60 Pfg. (nach dem Auslande 1 Mark) vom
Sekretariate ev. Dressel’s Buchhandlung in
Dresden-A. zu beziehen.
Anmeldungen zum Eintritt vom
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
[1. September 1908]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 749] 87
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
Versammlung am 24. Márz 1908
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr.-Ing. Wichert — Schriftführer: Herr Geh. Kommissionsrat F. C. Glaser
(Hierzu Tafel 2 und 58 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 70)
Vortrag des
C. Róthig über:
Einrichtung und Betrieb der elektrischen Stadt-
und Vorortbahn Blankenese--Ohlsdorf.
(Fortsetzung.)
Infolge der Verschiebbarkeit des Fahrdrahtes war
es möglich, selbsttätige Nachspannvorrichtungen (Abb. 32)
anzuordnen, die bei gröfseren Temperaturschwankungen
ein Durchhängen des Fahrdrahtes oder eine zu grofse
Spannung in demselben verhüten, vielmehr ihn stets,
sei es Sommer oder Winter, gleichmäfsig gespannt
halten, sodafs ein Nachregulieren überflüssig wird. Die
Nachspannvorrichtungen sind durchschnittlich alle 800 m
angeordnet. Es kommen jedoch auch Abstände bis zu
1300 m vor. Die Nachspannvorrichtungen sind an 2
in 9 m Entfernung stehenden Masten montiert, deren
Ausleger durch einen gitterförmigen Druckträger gegen-
einander versteift sind. Zwischen diesen Masten liegen
dicht nebeneinander die Fahrdrähte der beiden Strecken-
abschnitte. Jeder Draht läuft nach dem Ende etwas
schräg nach oben und wird dort durch eine Kette
gefaíst, die über Rollen geführt und durch ein Gewicht
mit 400 kg gespannt wird. Diese Konstruktion sichert
ein sanftes und stofsfreies Uebergehen der Triebwagen-
bügel von einem Streckenabschnitt zum andern.
An manchen Stellen dienen die Nachspannvor-
richtungen auch als Streckentrenner, bei denen im
normalen Betriebe kein Uebergang des Stromes von
dem einen Fahrdrahtende zum anderen stattfindet, wohl
aber dann, wenn ein zugehöriger, an einem der Maste
befestigter Hörnerschalter geschlossen wird. Diese
Streckentrenner sind an beiden Enden der Bahnhöfe
mit Speisepunkten und aller Zwischenbahnhófe mit
elektrischen Weichenverbindungen sowie vor den End-
bahnhöfen Blankenese und Ohlsdorf angeordnet.
Der Zweck dieser Streckentrenner láfst sich am
besten an Hand des Leitungsplanes der ganzen Anlage
(Abb. 33) betrachten. Man ersieht aus diesem Plan,
dafs vom Kraftwerk aus 5 Speiseleitungsstránge nach
ebensovielen Speisepunkten ausgehen, und zwar werden
die 4 Speisepunkte Kl. Flottbek, Blockbude I, Block-
bude Ue und Hauptbhf. Hamburg unmittelbar mit
6300 Volt-Strom versorgt, während für den fünften
Speisepunkt Barmbeck die mehrfach erwähnte 14,6 km
lange Hochspannungskraftübertragung mit 30000 Volt
Spannung ausgeführt wurde.
Den fünf Speisepunkten entsprechen fünf unab-
hängige Speisebezirke. Der erste reicht von Blankenese
bis zum Streckentrenner vor Gr. Flottbek, der zweite
von Gr. Flottbek bis zum Streckentrenner im Hauptbhf.
Altona, der dritte von diesem Streckentrenner bis zu
dem vor dem Hauptbhf. Hamburg, der vierte bis zum
Streckentrenner vor Hasselbrook, der fünfte bis Ohlsdorf.
Durch diese Anordnung ist es möglich, Störungen in
den Speise- oder Fahrleitungen einzugrenzen und den
Betrieb soweit als angängig aufrecht zu erhalten.
Zwei Beispiele mögen dies erläutern: Ist die Fahr-
leitung des Gleises von Hauptbhf. Altona nach Gr. Flott-
bek beschädigt, so werden die Hörnerschalter 11, 13
und 15 geöffnet und es wird auf den Strecken
Blankenese—Gr. Flottbek und Altona—Ohlsdorf Teil-
betrieb sowie auf dem betriebsfáhigen Gleise Gr. Flott-
bek—Altona Pendelbetrieb eingerichtet.
Ist die Speiseleitung nach Blockbude I unbrauchbar
und dadurch zunächst der Speisebezirk Gr. Flottbek—
Altona stromlos, so werden die Hörnerschalter 12 und
13 geöffnet und die Schalter 8 und 9 sowie 16 und 17
geschlossen, sodafs die Fahrleitung zwischen Altona
Herrn Regierungs- und Baurats
|
und Gr. Flottbek von den benachbarten Speisepunkten
Blockbude Ue und Bhf. Ki. Flottbek Strom erhalten.
Aufser den einpoligen Bahnstromleitungen gehen
vom Kraftwerk doppelpolige Lichtleitungen aus, von
denen zwei Leitungen die Bahnhöfe Langenfelde und
Altona mit Lichtstrom versorgen, während eine dritte
Leitung sämtlichen an der Strecke nach Ohlsdorf
liegenden Bahnhöfen, soweit sie bis jetzt an das Kraft-
werk angeschlossen sind, den erforderlichen Lichtstrom
zufúhrt. Vom Hauptbhf. Hamburg werden demnächst
noch 2 doppelpolige Leitungen für Licht und Kraft nach
den Bahnhöfen bei Rotenburgsort verlegt werden.
Die Lichtleitung Altona—Ohlsdorf ist bei jedem
angeschlossenen Bahnhof mit Hörnerschalter vor und
hinter dem Anschlufs versehen, sodafs eine beschädigte
Stelle der Leitung durch Oeffnen der nächsten Schalter
abgegrenzt werden kann. Damit nicht in diesem Fall
die Bahnhöfe hinter der beschädigten Stelle ohne Licht
sind, ist die Anordnung getroffen, dafs eine der zwei-
poligen Fernleitungen im Kraftwerk und in Barmbeck
Abb.532,
Nachspannvorrichtung mit Streckentrenner.
auf Lichtstrom umgeschaltet werden kann, sodafs im
Notfall ein Teil der Bahnhöfe rückwärts von Barmbeck
aus gespeist wird.
Ueber die Einrichtung der Speisepunkte ist folgendes
zu bemerken:
In den Speisepunkten KI. Flottbek, Hauptbhf.
Hamburg und Barmbeck wird der Bahnstrom über einen
einfachen Oelschalter zu einer Sammelschiene und von
dort zu drei selbsttätigen Oelschaltern geführt, die mit
den Fahrleitungen im Bahnhof bezw. mit den Fahr-
leitungen hinter den beiden zugehörigen Streckentrennern
verbunden sind. In den Speisepurkten Blockbude I
und Ue ist die ankommende Speiseleitung unmittelbar
über einen selbsttätigen Ausschalter mit den Fahr-
leitungen in Verbindung gebracht.
Die einfachen und die selbsttätigen Oelschalter der
Speisepunkte sind wie die im Kraftwerk befindlichen
konstruiert und im allgemeinen in Betonzellen unter-
gebracht. In einer weiteren Zelle befindet sich der
Blitzschutz. Die selbsttätigen Oelschalter in den drei
Speisepunkten Kl. Flottbek, Hauptbhf. Hamburg und
Barmbeck haben Fernsteuerungen erhalten, mittels deren
sie von der Stationsbude f dem Bahnsteig aus- und
eingeschaltet werden können. Beim Ausschalten ertönt
Nachdruck des Inhaltes verboten.
88 [No. 749] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN (1. September 1908]
ein Glockensignal, aufserdem leuchtet eine rote Glih-
lampe auf, beim Wiedereinschalten eine weifse. Der
Ki
SS
۹ S SES Fahrdienstleiter ist daher im Stande, wenn bei plötz-
KS à S| Š lichen Ueberlastungen oder bei vorübergehenden Kurz-
S83 N. $ 3 schlüssen in der Fahrleitung ein selbsttätiger Ausschalter
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چ à a ER SD ausgeschaltet hat, vom Bahnsteige aus diesen Schalter
SE Ses ج oR B wieder zu schliefsen, andererseits kann er erkennen,
IS. ENS PR AAN wenn bei mehrmaligem Schliefsen der Schalter immer
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STELL ZER 8 | Abb. 34.
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MISS s tt [RE Sj” al R wieder öffnet, dafs der Kurzschlufs nicht weggebrannt,
lies PD | zT Is IS sondern geblieben ist und eine Untersuchung der
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lies al | IN ws Leitung nötig ist.
eles N H | N HÈ $ Abb. 34 zeigt eine Ansicht des nur mit einem
SH | Ex È K IHS N الط > selbstätigen Ausschalter eingerichteten Speisepunktes
1115 e SE | Blockbude Ue. Der Oelschalter ist im Unterbau auf-
al) R ټا — ۳2
St 1 1 i | gestellt und wird von einer Schaltsäule aus betätigt,
| ۱ 8 II SH | die im oberen Raum neben den Weichen und Signal-
| (eg H UNA hebeln angeordnet ist. Man sieht in der Abbildung
(9-3 ell | TE S | die vom Oelschalter zu den Fahrleitungen führenden
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E. $ Civ) |
en ZS $ $ 3 | Transformatorenhaus Barmbeck, Ansicht.
eg ~ si
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= nu A Ei Speiseleitungen und an der Spitze eines Bahnmastes
` ho E | die beiden Hörnerschalter, mittels deren die Fahr-
E - s|] | leitungen einzeln abgeschaltet werden können.
5.2 srt | | Das am Bahnhot Barmbeck errichtete Transforma-
= 29 e | | 8 E
= SU LI الا torenhaus (Abb. 35 und 36) hat, da es auf allen Seiten
> Stee freihsteht und an einer Strafsenecke liegt, ein archi-
3 S 15 tektonisch durchgebildetes Aeufsere erhalten. Das vier-
= Es $ stöckige Gebäude cnthált aufser den beiden wasser-
3 ۾ gekühlten Oeltransformatoren von je 650 KVA Leistung,
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die den Strom von 30000 Volt Spannung auf 6300 Volt
[1. September 1908]
umformen, alle fúr die Verteilung, Schaltung und
Sicherung notwendigen Apparate. Im untersten Ge-
schoÍís ist eine von einem Elektromotor angetriebene
Kapselpumpe (nicht gezeichnet) aufgestellt, welche das
Kühlwasser für die Transformatoren liefert. Im zweiten
Geschofs befinden sich die Oelschalter und der Ueber-
spannungsschutz für 6300 Volt, aufserdem die Nieder-
spannungs-Schalttafel. Im dritten Geschofs sind die
‘Transformatoren, der Hochspannungsschutz und die
Oelschalter für 30000 Volt untergebracht. Das vierte,
Abb. 36.
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Transformatorenhaus Barmbeck, Schnitt.
oberste Geschofs enthält den Blitzschutz und die Ein- und
Ausführungen der Leitungen für 30000 und 6300 Volt.
Von den Einzelheiten der Leitungsanlage ist noch
folgendes hervorzuheben:
Die eisernen Bahnmaste sind Gittermaste und je
nach ihrer Beanspruchung als U-Eisen-Flachmaste oder
Winkel-Eisen-Quadratmaste mit 4-facher Sicherheit aus-
geführt. Alle Maste, sofern sie nicht an Bauteilen
verankert sind, sind 2—3 m tief in den Erdboden ein-
gelassen und von einem Betonfundament umgeben.
Derartige Fundamente sind jedoch, wenn am oberen
Mastende stärkere Horizontalzüge ausgeübt werden,
allein nicht ausreichend, da die Pressung im oberen
Teil des Erdkörpers zu grofs wird und letzterer nach-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
IE
INo. 749] 89
gibt. In solchen Fällen konnte vielfach durch An-
wendung von Erdankern oder Druckplatten im oberen
Teil des Erdkörpers genügende Standsicherheit der Maste
erreicht werden. Bei besonders grofsen Horizontal-
zügen — es kommen solche von 1800 kg und mehr in
Höhe von 9m über S. O. vor — und bei Ausleger-
masten in steilen Böschungen mufste jedoch zu einem
anderen Mittel gegriffen werden. Diese Maste haben
Mastfüfse mit einer starken Betonplatte im unteren
Hierdurch ist
horizontalen Teil erhalten (Abb. 37).
` Abb. 37.
Mete 16mm sind auf aer
y S fx Mastsele zu versenken
EPIA
of
Y Mere 16mm
Mier 73mm
Mastfuís,
Abb. 38.
Jochstrecke zwischen Barmbeck und Ohlsdorf.
eine aufserordentliche Standsicherheit erzielt worden,
wie angestellte Versuche ergeben haben.
Auf der Stadtstrecke konnten wegen der dicht
neben den Stadtbahngleisen liegenden Ferngleise im
allgemeinen nur Auslegermaste auf der Aufsenseite auf-
gestellt werden. Die Aufsenstrecke Barmbeck-- Ohlsdorf
hat dagegen Joche erhalten (Abb. 38). Auf dieser
Jochstrecke sind Kraftleitung und Lichtleitung getrennt
voneinander an den beiden Mastreihen verlegt, sodals
die Untersuchung und Ausbesserung einer Leitung im
abgeschalteten Zustande unabhängig von dem Betriebe
der anderen vorgenommen werden kann.
Ein anschauliches Bild von den Leitungsanlagen
auf Bahnhöfen erhalten wir durch die Abb. 39, die
90 [No. 749]
einen Teil des Bahnhofs Altona darstellt, woselbst die
zahlreichen Weichen und die zusammenlaufenden Gleise
die Anordnung der Fahrleitungen und das Stellen der
Stútzmaste sehr schwierig gestalteten. Die Fahrleitungen
sind an Jochen und Auslegern befestigt. Im Vorder-
Abb. 39,
Fahrleitungen auf Hauptbahnhof Altona.
grunde erblickt man ein úber 6 Gleise reichendes Joch.
Zu beiden Seiten dieses Joches schliefsen sich Ausleger
für 1 und 2 Fahrleitungen an.
An Stelle von Jochen ist ausnahmsweise auf Bahn-
hof Bahrenfeld eine Querdrahtaufhängung ausgeführt,
da Joche wegen des grofsen Abstandes, in welchem
Abb. 40.
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Querdrahtaufhängung auf Bahnhof Bahrenfeld.
die Stützmaste voneinander aufgestellt werden mufsten,
sehr schwer und kostspielig ausgefallen wären (Abb. 40).
Zwischen Bahnhof Sternschanze und Hauptbhf.
Hamburg sind mit Rücksicht auf die schöneren Stadt-
teile, die die Bahnstrecke durchzieht, und auf die
reichere Ausstattung der Bauwerke dieser Strecke ein-
fache Zierformen für die Maste gewählt worden, die
wie die übrigen Maste aus Walzeisenprofilen zusammen-
gesetzt sind.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
]1, September 1908]
Abb. 41 zeigt die Maste auf der Lombardsbrücke.
Um den Eindruck der Leitungsanlage daselbst möglichst
zu verbessern, ist von der Anbringung von Schutz-
netzen unterhalb der Speiseleitungen abgesehen worden,
die sonst überall dort angewendet worden sind, wo ein
Abb. 41.
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Ziermaste auf der Lombardsbrücke in Hamburg.
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Drahtbruch der Hochspannungsleitungen das Publikum
gefährden könnte. An Stelle der Schutznetze sind
Kurzschlufsbügel an den Masten befestigt, welche
beim Zerreifsen eines Leitungsdrahtes diesen sofort
erden.
Die Strecke von Dammtor-Bahnhof bis Lombards-
Abb. 42.
Rohraufhängung unterhalb Strafsenüberführungen.
brücke verursachte insofern Schwierigkeiten in der
Konstruktion und Ausgestaltung der Leitungsmaste, als
dieselben an die Pfeiler des besonders reich ausge-
statteten Viadukts am Alsterglacis angeklammert werden
mufsten. Die Maste sind im konsolartigen Fuís unten
durch 4 Steinschrauben, oben durch 2 starke Anker
gehalten, die tief ins Mauerwerk reichen bezw. mit einem
schweren Betonklotz oberhalb der Gewölbebogen in
Verbindung gebracht sind.
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[1. September 1908]
Unterhalb der Strafsenüberführungen sind Tragseil
und Hilfstragdraht durch sogenannte Rohraufhángungen
(Abb. 42) festgelegt, die seitlich durch 2 hintereinander-
geschaltete Isolatoren und Stützen an den Brücken-
trägern befestigt sind. Hierdurch werden die Iso-
latoren der unmittelbaren Einwirkung des von den
Lokomotiven ausgestofsenen Rauches und Dampfes
entzogen.
Von Interesse dürfte auch die Durchführung der
Fahr- und Speiseleitungen durch die gröfseren Bahn-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 749] 91
Tricbwagen.
Ein sehr wichtiger Teil der elektrischen Zug-
förderung, der eine ganz besonders sorgfältige Durch-
bildung bis in scheinbar geringfügige Einzelheiten ver-
langte, sind die Triebwagen.
Bei der Aufstellung des Programms für den elek-
trischen Betrieb Blankenese—Ohlsdorf war man, um
bei schneller Zugfolge den Betrieb möglichst wirtschaft-
lich einzurichten, davon ausgegangen, die Züge je nach
dem Verkehr zu den einzelnen Tageszeiten aus einem
Abb. 43.
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Sechsachsige Triebwageneinheit für die Stadt- und Vorortbahn Blankenese—Ohlsdorf.
Abb. 44*).
Zweiachsiges Drehgestell mit einer Triebmaschine und der Luftpumpe.
hofshallen der Stadtbahn sein. Als Beispiel ist
Bahnhof Sternschanze gewählt. Die Fahrleitung des
dicht an der Hallenwand liegenden Gleises wird von
eisernen, an den Hallenbindern befestigten Auslegern
getragen, die Fahrleitung des zweiten Gleises von
Masten, die auf dem Bahnsteig aufgestellt sind. Aufser-
dem werden auch die Abschlufswände an den Hallen-
enden zur Befestigung des Tragseils benutzt. Fahrdraht
und Hilfsdraht sind frei unterhalb dieser Glaswände
hindurchgefúhrt. Die Speiseleitungen werden innerhalb
der Halle in gröfserer Höhe von Isolatorengestängen
getragen, die an den Hallenbindern befestigt sind. Die
Glasscheiben der Abschlufswände sind kreisrund zur
Durchführung jedes Drahtes ausgeschnitten.
oder mehreren Triebwagen bestehen zu lassen. Es
war nun die Gröfse des Triebwagens —- der Einheit —,
insbesondere die Anzahl der Plätze so zu wählen,
dafs auch trotz Anwachsens des Verkehrs, vorläufig
wenigstens, ein Triebwagen in den Tagesstunden des
schwachen Verkehrs bei 5 Minuten Zugfolge zur Be-
förderung der Reisenden ausreicht. Von diesem Gesicht-
punkt aus wurde die zunächst in Aussicht genommene
vierachsige Einheit mit 9 Personen- und 2 Führerabteilen
als zu klein verworfen und eine sechsachsige Einheit
mit 14 Personenabteilen und 2 Führerabteilen zur Aus-
führung bestimmt.
*) Vergl. Annalen Bd. 59, S. 103, Abb. 18.
92 INo. 749]
Die Triebwageneinheit (Abb. 43) besteht aus 2 drei-
achsigen kurzgekuppelten Wagenhälften von ähnlicher
Bauart wie die Wagen im Berliner Stadt- und Vorort-
verkehr, jedoch mit je einem zweiachsigen Drehgestell
an den freien Enden und je einer Laufachse vor der
Kurzkupplung.
Es sind 50 Wagen mit ll. und lll. Klasse und 10
mit nur Ill. Klasse beschafft, Von den ersteren enthält
jeder Wagen 2 Führerabteile, 9 Abteile HI. Kl. und
5 Abteile Il. Kl. Die Abteile II. Kl. sind in der Mitte
des Triebwagens also zu beiden Seiten der Kurzkupplung
angeordnet. Die Führerabteile können auch واه
HI. KI. benutzt werden und ein mit Doppeltüren und
mit aufklappbaren Bänken versehenes Abteil III. Kl. als
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. September 1908)
päckabteil mitunter zu benutzende Abteil III. Kl. kann
durch verschlielsbare Türen von den daneben liegenden
Abteilen, dem lFúhrerabteil und einem Abrel III. Kl.,
getrennt werden.
Auf ein bequemes Besteigen und Verlassen des
Wagens ist besonders Bedacht genommen. Die oberen
Trittbretter sind vollständig durchlaufend und in der-
selben Breite wie die unteren angeordnet, was mit Rück-
sicht auf die mittelhohen Bahnsteige sämtlicher Stationen
zulässig war.
Rauchabteile sind nicht eingerichtet und es besteht
für sämtliche Abteile das Rauchverbot.
Die Wagen sind mit der Luftdruckbremse Knorr
ausgerüstet, die auf beide Drehgestellachsen jeder Trieb-
Abb. 45 u. 46.
Gepäckabteil. Die Gesamtlänge einer Triebwageneinheit
zwischen den Buttern beträgt 29,55 m.
Die Zahl der Sitzplätze beträgt in der II. Kl. 44,
in der dritten ohne die Plätze ın den Führerabteilen 74,
mit diesen 84, im ganzen also 118 bezw. 128 Plätze.
Die Wagen IIL Kl. haben bei gleicher Lange des
Wagenkasicns auch nur 14 Personenabteile aufser den
beiden Führerabteilen. Die Gesamtzahl der Plätze ist
114 bezw. 124.
Die Wagen sind Abteilwagen und es haben sámt-
liche Abteile Seitentüren. Die Abteile jeder Klasse
sind durch halbhohe Wände voneinander geschieden
und durch einen schmalen Seitengang verbunden. Beide
Wagenhälften und die verschiedenen Wagenklassen
haben untercinander keine Verbindung. Das als Ge-
le
Saas 276
Triebmaschine WE 51 V
der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft.
wagenhälfte wirkt. Aufscrdem können die Wagen auch
von Hand gebremst werden. Die Wagen sind von
der Breslauer Aktiengesellschaft für Eisenbahnwagenbau
und von der Firma van der Zypen & Charlier in Cöln-
Deutz geliefert und bis auf 6 Wagen von der Allgemeinen
Elektricitäts-Gesellschaft ausgerüstet. 6 Wagen haben
die elektrische Ausrüstung durch die Siemens-Schuckert-
werke erhalten.
Betrachten wir zunächst die Ausrüstung der Allge-
meinen Elektricitäts-Gesellschaft.
Der Betriebsstrom von 6000 Volt wird den Wagen
von den Fahrleitungen durch die Stromabnehmer zu-
geführt und fliefst durch die Schienen nach dem Kraft-
werk zurück. Die Wagen können aber auch mit Strom
niederer Spannung zum Zwecke der Bewegung vor und
innerhalb der Wagenschuppen betrieben werden. Es
sind daher getrennte Stromabnehmer für Hochspannung
und Niederspannung vorgesehen. Erstere sind Stromab-
nehmer mit Aluminium-Schleifbügel und für jede Fahr-
richtung doppelt vorhanden. Sie sind in Dm Abstand
voneinander auf dem Dach der einen Wagenhalfte
montiert. Auf derselben Wagenhälfte befindet sich auf
jeder Seite nahe der Kurzkupplung ein Rollenstromab-
nehmer für die Niederspannung. Die Bedienung der
Hochspannungsstromabnehmer geschieht durch Drucklutt,
MALOS
]1. September 1908]
die eine besondere Bügelbedienungsleitung den auf der
Wagendecke montierten Luftdruckzylindern zuführt. Die
Bedienung der Niederspannung-stromabnehmer erfolgt
von Hand aus.
Der hochgespannte Strom wird in einem unter dem
Wagenboden aufgehängten Transformator, dem sog.
Leistungstransformator, auf Strom niederer Spannung
umgeformt. Den Antrieb des Wagens bewirken 3 Trieb-
maschinen, von denen zwei in das Drehgestell der
Wagenhálfte mit Stromabnehmern, die dritte in das
Drehgestell der anderen Wagenhälfte eingebaut sind
(Abb. 44).
Die Druckluft für die Bremse und die Stromabnehmer-
bügel wird durch eine elektrisch angetriebene Luftpumpe
erzeugt, die in das Drehgestell mit einer Triebmaschine
eingebaut ist. Die Beleuchtung und Heizung der Wagen
geschieht elektrisch.
Alle Hochspannung führenden Ausrüstungsteile
aufser dem Leistungstransformator befinden sich in einer
Hochspannungskammer im Führerabteil der Wagenhalfte
mit 2 Triebmaschinen. Alle Niederspannungsapparate
sind, soweit sie nicht unterhalb des Wagenbodens auf-
gehängt sind, auf zwei Schalttafeln vereinigt, die in
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 749] 93
beiden Führerabteilen in je einem Niederspannungs-
schrank untergebracht sind.
Die Triebmaschinen (Abb. 45 und 46) sind nach der
Bauart Winter-Eichberg für Wechselstron ausgeführt
und haben eine Stundenleistung je von ungefähr 115 PS.
Sie sind vermittels zweier Halslager auf den Trieb-
achsen gelagert und andererscits federnd am Drchgestell-
rahmen aufgehängt und treiben die Triebachsen durch
Zahnradvorgelege mit einer Uebersetzung 1 : 4,22 an.
Die Schmierung der Halslager bewirken Schmierkissen,
die der beiden Ankcrlager eine von der Triebachse
mittels Zahnräder angetriebene Oelpumpe.
Das Gehäuse der Triebmaschinen ist zweiteilig aus
weichem Stahlformgufs hergestellt. An den Stirnenden
wird es durch zwei Schilde abgeschlossen, die gleich-
zeitig die Träger der Ankerlager sind. Das Gehäuse
umfalst einen Stator nach Art derjenigen gewöhnlicher
Induktionsmotoren mit in Nuten liegender 4poliger
Wicklung und einen Rotor, der in derselben Weise
wie der Anker eines Gleichstrommotors ausgeführt ist.
Der Kommutator hat 2 Satz Kurzschlufsbürsten und
l Satz Erregerbürsten. Dem Stator wird der Strom
von Leistungstransformator, dem Anker durch die Er-
regerbürsten vom Stufentransformator zugeführt.
(Schlufs folgt.)
Ueber Dichtungen, Packungen und Wärmeschutzeinrichtungen
ım Maschinenwesen
von Regierungs- und Baurat Tanneberger in Göttingen
(Mit 198 Abbildungen)
Einleitung.
Unter Dichtungen und Packungen versteht man im
Maschinenbau diejenigen Hilfsmittel, welche bestimmt
sind, den unbeabsichtigten Austritt von in Gefälse ein-
geschlossenen flüssigen, dampf- oder luftformigen
Körpern wirksam zu verhindern, dadurch Belästigungen
der Bedienungsmannschaft und Störungen im Betriebe,
auch Unglücksfällen, sowie überhaupt Verlusten an Kraft
und Geld vorzubeugen.
Während nun mit dem Ausdruck „Dichtungen“
Verschlufsmittel sowohl für solche Kessel. und Maschinen-
teile, die stets in einer und derselben Lage zu einander
bleiben, wie auch für solche, die gegen einander beweglich
sind, benannt werden, gebraucht man die Bezeichnung
„Packungen“ lediglich für solche Dichtungsmittel,
welche die durch Oeffnungen einer Gefälswand gehenden
Maschinenteile (in der Regel Stangen in Stopfbüchsen)
dicht umschliefsen sollen.
Die Wärmeschutzeinrichtungen endlich dienen
dazu, die am Krafterzeuger oder an den nach den Ver-
brauchsstellen führenden Leitungen, zuweilen auch an
der Verbrauchsstelle selbst, durch Berührung der Gefáls-
wand mit der kälteren Umgebung entstehende Abkühlung
nach Möglichkeit zu verringern, also die im Dampf,
Heils- oder Warmwasser oder der heilsen Luft auf-
gespeicherte Wärme zu erhalten und, soweit angängig,
ungeschmälert auszunutzen. Bei Eismaschinen und
Kälteleitungen haben dieselben Umhüllungen die Auf.
gabe, der wärmeren a:mosphárischen Luft den Zugang
zu ihnen zu verschlicfsen. Ist es auch nicht möglıch,
dieses aufserordentlich umfangreiche Gebiet in der
nachfolgenden Abhandlung erschöpfend zu behandeln,
so soll doch der Versuch gemacht werden, eine Anzahl
der gebräuchlichen, unter sich sehr verschiedenen
Dichtungs- und Wärmeschutzmittel abschnittweise vor-
zuführen, dieselben in ihren Eigenschaften, ihrem
technischen und wirtschaftlichen Werte zu schildern,
auch schliefslich ein an der Hand von in Hauptwerk-
stätten und Fabriken gesammelten Erfahrungen gebildetes
Urteil über die Brauchbarkeit der einzelnen Mittel ab-
zugeben. |
A. Die Dichtungen.
Bei den Dichtungen hat man diejenigen, welche
ohne Zwischenlegung eines Dichtungsmaterials aus-
geführt werden, von solchen mit einer dichtmachenden
Zwischenlage zu unterscheiden. Zu der ersteren
Gattung, den
I. Dichtungen ohne Zwischenlage
gehören: 1. Dichtungen durch Nieten und Ver-
stemmen, welche bei den sog. Verschlufsnietungen
(Gefafsen von geringem inneren Druck, Schiffen, Gas-
behältern) und bei den Dampfkesseln (als vereinigter
Verschlufs- und Kraftnietung) zur Anwendung kommen.
Die Dampfkesselnietungen dürfen wegen des not-
wendigen dichten Verschlusses keine zu weite Niet-
stellung haben und es müssen bei dünnen Blechen
verhältnismäfsig dickere und weitergestellte Niete an-
gewendet ‘werden, als bei stärkeren Blechen. Des
besseren Dichthaltens halber, wie zur Erhöhung der
Festigkeit der Naht, führt man die Nietung bei den
Damptkesseln auch doppel- und mehrreihig aus.
Namentlich kommt es zur Erzielung einer voll-
kommenen Dichtung darauf an, dafs, nachdem die
Platten angerichtet und gebohrt sind, kein Grat zwischen
den Platten sitzen bleibt, die Bohrlöcher genau auf-
einander passen und diese samt der oberen und unteren
Versenkung vom Nietmaterial gut ausgefüllt werden.
Auch müssen Setz- und Schliefskopf der Niete fest und
gleichmäfsig aufliegen und die Köpfe innen und aufsen
mit dem Nietstemmer fest verstemmt werden. Die
Nähte, welche zum Zwecke leichteren Stemmens jetzt
Do een
AE ا مت تاد
(۱ ۰ Nahtstemmer.
allgemein mit im X von etwa 75° abgefasten Blech-
rändern (Abb. Ib) (Stemmkanten) versehen sind, müssen
innen und aufsen mit dem Nahtstemmer ebenfalls fest
verstemmt werden. Eine solche Nietverbindung genügt
bei guter Ausführung den weitgehendsten Anforderungen.
Abb. 1 zeigt 3 verschiedene Arten des Verstemmens.
Ebenso verbreitet wie die erste Dichtungsart sind
2. die Dichtungen durch Verschrauben. Diese
werden hauptsächlich für Deckenanker bei Lokomotiv-
dampfkesseln, bei den Stehbolzen (in Verbindung mit
94 [No. 749]
Niederstauchen der Köpfe), bei Rohrbuchsen, bei
Armaturen und den Stiftschrauben zur Befestigung der-
selben, bei Schlauchkuppelungen (Schlössern) und
feineren Verschraubungen, Schraubmuffen, sowie bei
Flickenschrauben usw. zur Anwendung gebracht. Hier
ist es ein Haupterfordernis, dafs das Schraubengewinde
Abb. 1.
a) ältere Art des Verstemmens
mit vorgenuteter Blechkante bei
rechtwinkliger Stırn;
b) neuere Art des Verstemmens
mit schräger Blechkante;
c) Connery’s Art des Ver-
stemmens mit stark abgerundetem
Treiber, der die Unterplatte nicht
beschädigt (schr vorteilhaft).
voll und ganz das in die Blechwand eingeschnittene
Loch ausfüllt und verwerfliche Hanfumwicklungen, sowie
Dichtung durch die aufliegenden, dann zu verstemmenden
Ansatzflachen vermieden werden. Zuweilen gibt man
wohl den Schrauben (namentlich den Stehbolzen), um
ein sicheres Dichthalten zu gewährleisten, cine konische
Form von der Steigung 1:100. Die kupfernen Steh-
bolzen werden (vergl. Abb. 2) fest eingedreht, der vor-
stehende Teil des Bolzens
angestaucht (durch zuerst kurz
geführte kräftige Schläge und
spätere schwache Schläge),
dann innen durch Kopfsetzer
unter Vorhalten ۰
Das Nachdichten undicht
gewordener Stehbolzen ge-
schieht durch Auftreiben der-
selben mittels Dorn, wobei
auf der anderen Seite fest
vorgehalten werden muls.
Ein Nachstemmen der Steh-
bolzen am Umfang, wodurch
Abb. 2.
Abb. 2a.
2d
die Wand leidet, ist unter allen Umständen zu ver-
meiden; dagegen ist ordnungsmälsiges Nachstauchen
des Kopfes bei gutem Vorhalten erlaubt.
Gezogene schweifsciserne Röhren werden vielfach
mit einer Schraubmuffe (Abb. 2a) verbunden. Bei diesem
Schlosse wird der scharfe Rand des einen Rohres bis
zum Dichtwerden gegen die Gegenwand gebracht; beim
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
]1. September 1908]
Festdrehen der Muffe fafst man die Röhren mit passend
hergestellten Klemmzangen.
Ueber die Dichtung der übrigen Verschraubungen
für Gasleitungen usw. (Abb. 2b bis 2h) dürfte besonderes
nicht zu sagen sein; sie sind aus den Abbildungen klar:
2b einfache gerade Schraubmufte; 2c Zwiselschraube;
2d rechtwinkliges Kniestück; 2e Krümmer; 2f T-Stück;
2g Kreuzstück; 2h Absatzmuffe.
Eine andere Dichtung
dieser Gattung ist 3. die
Dichtung durch Auf-
schleifen, welche bei Dom-
hauben, Zylinderdeckeln,
runden Schieberkasten-
deckeln, Ventilkastendeckeln,
Ventilen usw. zur Anwen-
dung gelangt. Als Beispiel
sei die stumpfe Dichtung
eines Dampfdomes ange-
führt. Nachdem die zu
dichtenden Flächen (vergl.
Abb. 3) sauber abgedreht
sind, wird mit Rüböl und
erst grobem, dann feinerem
Eisenschmirgelpulver (d. i.
Pulver aus Steinarten, welche
aus Tonerde mit geringen
Beimengungen von Eisen und Kieselsäure bestehen und
in der Mineralogie „Korund“ heifsen) so lange aufge-
schliften, bis sich ein gleichmäfsiger Spiegel zeigt. Dann
werden die Dichtungsflächen vom Oel und Schmirgel
gesäubert, ein Hauch Firnis zur besseren Verbindung
der Flächen aufgebracht und schliefslich die Domhaube
mit dem Untersatz durch Befestigungsschrauben ver-
bunden.
Abb. 3.
Dommarte!
dient als Fuhrung
beim Aufschleifen
Y
4
Y
7
d
کر
Abb. 4.
NOAA
IILILIIIGICGIGÓ MANNS
0
Beim Aufschleifen wird die Domhaube mittels
zweier, je mit 2 Stiften versehener Hebel, deren
Stifte in die Bohrlöcher des oberen Winkelringes
eingreifen (siehe Abb. 4), hin und her bewegt,
und die Befestigungsschrauben mit oben ge-
schlossenem, langstieligem Schraubenschlüssel
möglichst fest angezogen. Ganz ähnlich geschieht
die Herstellung der dampfdichten Flächen bei
den Dampfzylinderdeckeln der Lokomotiven wie
Abb. 5 erkennen läfst.
Auch hier wird seit langen Jahren der dichte Ver-
schlufs ohne jede Zwischenlage aufserordentlich dauer-
haft hergestellt, indem mittels zweier zu diesem Zwecke
eingeschraubter Handgriffe der Deckel mit seiner
Dichtungsfläche auf die als Arbeitsleiste vorstehende
Dichtungstläche des Zylinderkörpers unter Zuhilfenahme
von Rüböl und Eisenschmirgel aufgeschliffen wird.
Um die Drehung des Deckels genau un seinen Mittel-
]1. September 1908]
——
punkt zu bewirken, wird eine mit Körner versehene
gewöhnliche Bohrknarre als Drehpunkt benutzt. Hat
der Zylinderdeckel keine losen Flansche, so müssen
behufs Vornahme der Dichtungsarbeit vorher die Stift-
und Befestigungsschrauben entfernt werden.
Die Abb. 6a und 6b zeigen
Abb. 5. a von ae
eckeln, wie sie hier und da
LEER ohne Dichtungsmnittel anstatt der
stumpfen Flanschdichtung in
ER Abb. 6.
Geng als y)
führung
beim
Aufschleifen
Dichtungsfläche
Gebrauch sind. Bei der Anordnung nach Abb. 6a ist an
den Deckel ein dreieckiger Dichtungsansatz mit der Drei-
ecksspitze nach unten angedreht, welchen die Nut des
Ventilgehäuses behufs Abdichtung des Ventilkastens
aufnimmt; die Abb. 6b zeigt die Nut im Deckel und
den dreieckigen Ansatz im Ventilgehäuse. Letzterer
Dichtungsart gebührt insofern der Vorzug, als Schmutz-
teile von der Abdachung abgleiten, während sie bei
Abb. 6a sich zwischen die Dichtungsflächen setzen
können.
Die ausgedehnteste Anwendung findet die stumpfe
Dichtung, hergestellt durch Aufschleifen, bei den Ventilen.
Teller-, Kegel-, Kugel-, Glocken-, Doppelsitz- und andere
Ventile haben im Grunde des Gehäuses ihren gut aus-
gedrehten Sitz, auf welchen das Ventil selbst in folgender
Weise aufgeschliffen wird: Unter Aufstreichen eines
Gemisches von Rüböl und Glasschmirgel (welch letzterer
durch Zerstofsen von gewöhnlichen weifsen Glasscherben
bis zur gewünschten Feinheit im Mörser erzeugt wird
und bei Rotgufs auf Rotgufs zweckmäfsig zu benutzen
ist) auf Ventilsitz und Pilz (Abb. 7) werden durch
Aufdrücken und Hin- und Herdrehen des Pilzes die
Unebenheiten von der Sitzfläche und dem Pilz entfernt.
Dieses Aufschleifen wird so lange fortgesetzt, bis sich
gute Metallspiegel, die einen dichten Verschlufs gewähr-
leisten, auf beiden Flächen zeigen. Kugelgelenke für
Metallkuppelungen, Dampfpfeifen und andere Armatur-
teile werden ebenfalls durch Aufschleifen gedichtet.
4. DieDichtung durchEinschleifen. Aehnlich
wie unter 3 beschrieben, wird bei Herstellung von Hahn-,
Drehschieber und dergl. Dichtungen durch Einschleifen
des Kükens in das Gehäuse verfahren. In das sauber
ausgebohrte und gründlich vom Grat gereinigte Gehäuse
(siehe Abb. 8) wird das vorher gedrehte Küken, welches
vor dem Einschleifen etwas nach der weiten Seite zu
hervorsteht und mit einem Gemisch von Rüböl und
Glasschmirgel bestrichen wird, so lange durch ruck-
weises Herumdrehen des Kükens eingeschliffen, bis
sich im Innern des Gehäuses und an den Aufsenflächen
des Kükens Spiegel zeigen. Wenngleich sich diese Art
der Dichtung für Hähne usw. recht gut hält, so hat man
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
flächen der
-unterteil in der Leitung oder an der Maschine.
[No. 749] 95
vielfach bei Dampfkesseln das Kúken nach dem Ein-
schleifen noch mit sogenannter ,Unverwústlicher Dampf-
hahnschmiere“ (von schwarzem, schmierigem Aussehen)
‘bestrichen, um beim Erkalten der Hähne im Betriebe
die früher oft beobachtete Unbeweglichkeit derselben
zu vermeiden. |
Ein ganz ausgezeichnetes Werkzeug für Nachfräsen
der Ventilsitze, Aufschleifen aller Arten von Ventilen
und Armaturteilen, ohne dieselben vom: Kessel zu
entfernen, hat die Firma für Berg- und Hüttenartikel
Otto Schmidt in St. Johann a. d. Saar, Königin Luisen-
strafse 10, vor nicht langer Zeit in den Handel gebracht.
Es ist das Mago-Werkzeug, das jetzt nahezu unent-
behrlich für jeden Dampfbetrieb und far jedes Installations-
geschäft ist. | ;
Mit den Magowerkzeugen kann jedes Ventil oder
٩ jeder Ventilhahn ohne Demontierung vollständig aus-
gebessert werden. Selbst der Ungeübte kann die Sitz-
Ventile tadellos abfräsen, die Kegel
abdrehen und den letzteren auf seinen Sitz aufschleifen.
Besondere Vorzüge der Magowerkzeuge sind:
1. sie sind für jedes Ventil verwendbar;
2. es können mit den Werkzeugen sowohl die Sitz-
flächen angefräst, als auch die Ventilkegel ab-
gedreht und auf ihren Sitz aufgeschliffen werden;
. einfache, rasche und sichere Handhabung auch
durch den Ungeübten; a
. durchaus zuverlässiges und tadelloses Arbeiten;
. solide pünktliche Ausführung;
. die Ersparnisse mit den Werkzeugen sind so
grofs, dafs sich die ohnehin schon sehr niederen
Anschaffungskosten in kurzer Zeit bezahlt machen.
Die Magowerkzeuge kommen in folgenden 8 Sorti-
menten mit Holzetui zur Ausführung und sind durch
deutsche, englische, französische, österreichische,
ungarische und amerikanische Patente geschützt:
a) Sortiment A zur Bearbeitung von Ventilen von
/„—11/ş ” lichter Weite, besteht aus: 1 Mago-Werkzeug I
mit Stegen, einer Patentaufschleifvorrichtung I, je einem
flachen Fräser Ze, Va, */a, 1, 1'/s und ۱۳۷۵ ر" je einem
konischen Fräser äis, Mə, %/s, 1, 1/4 und 1⁄2” und
QO Q
kostet ee a ee Rs و
Dasselbe einschliefslich 1 Kegeldrehvor-
richtung, die nicht nötig. ist, wo Drehbänke
zur Verfügung stehen . : . . . . . . . 155 ,
b) Sortiment B zur Bearbeitung von Ven-
tilen von %s—3'' lichter. Weite, sonst wie vor
mit entsprechend gröfseren Fräsern . 200 ,
c) Sortiment C zur Bearbeitung von Ven-
tilen von 1—4?/⁄ ” lichter Weite, sonst wie vor 340 „
d) Sortiment D zur Bearbeitung von Ven- l
tilen von 2'/:—8 ” lichter Weite, sonst wie vor 640 ,
e) Sortiment E zur Bearbeitung von Ven-
tilen von 5—12” lichter Weite, sonst wie vor, 1060 ,
f) Sortiment F zur Bearbeitung von Ven-
tilen von 3/s—4'/s “ lichter Weite, sonst wie vor 415 ,
g) Sortiment G zur Bearbeitung von Ven-
tilen von %s—8'' lichter Weite, sonst wie vor 790 „
h) Sortiment H zur Bearbeitung von Ven.
tilen von %—12 lichter Weite = Sortiment
E+F .. ee ee ROO y
Auf Wunsch werden für Ventilhähne Fräsmesser
zum Balligfräsen des Ventilsitzes billigst geliefert.
Die Anwendung der Mago-Werkzeuge erstreckt
sich auf: ` |
a) Abfräsen des Ventilsitzes,
Zum Abfräsen des Ventilsitzes bleibt das Ventil-
Mit
Hilfe der selbstzentrierenden Spannvorrichtung kann das
‚Mago-Werkzeug auf jedem Unterteil angebracht werden,
sei es ein Gewinde- oder Flanschenunterteil, sei es
normal oder anormal. Dadurch, dafs das Herausnehmen
des Ventilunterteils nicht notwendig ist, wird viel Zeit
und namentlich viel Geld erspart, denn wenn das
Ventil herausgenommen wird, müssen auch jedesmal
die breiten Verpackungsringe erneuert werden, ganz
abgesehen von den grofsen Schwierigkeiten, die das
Herausnehmen derjenigen Ventile, die in Leitungen
verschraubt sind, oft verursacht. Der Ventilsitzfräs-
96 [No. 749)
apparat, den beistehende Abbildungen 9a und 9b ver-
anschaulichen, arbeitet stets tadellos zentrisch und fräst
nur soviel ab, als unbedingt erforderlich ist; die Ventile
halten also viel länger, als wenn dieselben auf der
Drehbank ausgebessert werden.
b) Aufschleifen des Kegels auf seinen Sitz.
Zu einem geradezu idealen Werkzeug ergänzt wird
das Mago-Werkzeug durch seine Patent-Aufschleifvor-
richtung (Abb. 9c). Dieselbe ermöglicht es, den Kegel
auf seinen Sitz in einfacher und bequemer Weise
aufzuschleifen. Diese Arbeit ist namentlich für gröfsere
Ventile von ganz hervorragender Bedeutung und kann
nur mit dem Mago-Werkzeuge ausgeführt werden. Diese
Vorrichtung ist der Firma im Prinzip patentiert und
kann von keiner anderen Seite bezogen werden.
c) Abdrehen des Ventilkegels.
Die Kegeldrehvorrichtung (Abb. 9d) ermöglicht es
in Verbindung mit dem Ventilsitzfräsapparat und der
Abb. 9b.
Abb. 9a.
Aufschleifvorrichtung, die Kegel rasch und sauber ab-
zudrehen. Auch zu dieser Arbeit ist kein Fachmann
erforderlich; sie kann vielmehr von jedem Ungeübten
vorgenommen werden. Verfasser hat die Mago-Werk-
zeuge für 4 Betriebswerkstätten nach Sortiment B zur
Bearbeitung von Ventilen von %—3'' lichter Weite,
nämlich: 1 Magowerkzeug 1] mit Stegen, eine Patent-
aufschleifvorrichtung Il, je einen flachen und einen
konischen Fräser von */s, 3/2, a, 1, 1/4, 13, 2, 9
und 3“ zum Einzelpreise von 200-18 pCt. Rabatt
— 170 M angeschaftt und ist aufserordentlich damit
zufrieden.
5. Dichtung durch Abrichten findet man bei
Schiebern und ihren Grundflächen, bei den Regulator-
schiebern für Lokomotiven und deren Bahn, bei Wasser-
schiebern, bei Anbringung von Dampfzylinderflicken
und dergl. mehr. Welchem von beiden Metallen, Rotgufs
oder Gufseisen, man für Schieber in bezug auf Dicht-
halten den Vorzug geben soll, ist zur Zeit noch
bestritten. Für geringe Geschwindigkeiten wählt man
gern das billige Gufseisen, meist mit Weifsmetallpropfen
OLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. September 1908]
ausgegossen, bei hohen Geschwindigkeiten Rotguís mit
oder ohne Weifsguísspiegel. Vom Rotguís hat sich die
sog. Borsig’sche Mischung, welche 72,7 kg Kupfer,
16,6 kg Zinn, 3,6 kg Zink und 9,1 kg Blei in 100 Gewichts-
teilen enthält, für Dampfschieber vorzüglich bewährt,
sowohl hinsichtlich des Dichthaltens, wie in bezug auf
Abnutzung. Zur Herstellung dieser Mischung dient
folgendes Verfahren: Das Kupfer wird zuerst gut flüssig
gemacht, bis dasselbe einen grünen Spiegel zeigt, dann
wird unter Umrühren das Zinn in Stücken von etwa
l kg_in einem Zeitraum von ungefähr 5 Minuten der
Masse zugesetzt. Nächstdem wird das Blei zugegeben
und nach wiederholtem, etwa 5 Minuten andauerndem
Umrühren, nach welchem ein weifslichgelber Spiegel
erscheint, wird das Zink in Stücken bis zu !/s kg unter
besonders schnellem Umrühren zur Vermeidung der
Verflüchtigung dieses Metalls der Masse zugesetzt. Nach
fertiger Mischung bleibt die Masse noch eine halbe
Stunde im Nachfeuer stehen; der Flufs ist gleich dem
des reinen Zinns und in diesem Zustande wird die
Masse in die Formen gegossen.
Abb. 9c.
۳
Auch eine Rotgufsmischung aus 84 Teilen Kupfer,
14 Teilen Zinn und 2 Teilen Zink hat sich bewährt
für Lagerschalen und Dampfschieber der preufsisch-
hessischen Staatseisenbahnen; ebenso 80 Teile Kupfer,
8 Teile Zinn, 8 Teile Zink und 4 Teile Blei. Abgerichtet
wird der Schieberspiegel, indem man nach erfolgter
Bearbeitung desselben auf der Hobelmaschine den
Schieber auf eine mit Steinöl bestrichene Richtplatte
bringt, hier mit der Spiegelseite auf der Richtplatte hin
und her bewegt und die sich zeigenden Erhöhungen
mittels Feile und bei geringer Unebenheit mit unter die
Feile gelegtem Schmirgelleinen fortnimmt, bis durch-
gängig gute Auflage erreicht ist.
Das Abrichten der Schiebergrundfläche geschieht
in der Weise, dafs die abgehobelte Fläche zunächst
durch mit Mennige bestrichenes Eisenlineal auf ihre
Ebenheit an der Stelle untersucht wird, an denen dichter
Abschlufs erforderlich ist, d. i. an den Auflagerstellen a
des Schiebers (Abb. 10). Hierbei sich zeigende Er-
höhungen werden mit der Feile oder dem Schaber
weggenommen, und endlich wird mit dem vorher
abgerichteten und schwach mit Mennige bestrichenen
Schieber selbst die Schieberbahn untersucht und so
lange die sich anzeichnenden Stellen befeilt und geebnet,
bis vollständige Dichtung erzielt ist.
Die so behandelten Flächen geben ohne Zuhilfe-
nahme von Federdruck eine gute Dichtung ab und
werden bei allen Dampfschiebern der Lokomotiven,
sowie deren Regulatorschiebern seit Jahren mit gutem
Erfolge angewendet. Vielfach werden auch Federn zur
Verhütung des Abklappens der Schieber mit dem Steg
des Schieberrahmens verbunden; dieselben müssen aber,
a Zeg
-—— mn a
]1, September 1908]
um leichtes Abbrechen zu vermeiden, an der Wurzel
breiter als an den Enden ausgefúhrt werden (Abb. 11).
6. Dichtung durch Verlöten. Diese
Dichtungsart ist den eben beschriebenen Abb. 11.
angereiht, weil das Lot keine besondere ab-
nehmbare Zwischenlage, die im Abschnitt II PA
besprochen werden, bildet, sondern 2 Metall- e ae
teile fest und innig miteinander metallisch
zu vereinigen bestimmt ist.
Man lötet hart und weich, d. h. unter Benutzung
von Schlaglot und Lötzinn.
Die erstere Art findet im Maschinenbau Anwendung
bet Verlangerungen von metallenen Rohrleitungen, bei
Verbindung von Flanschen mit diesen Leitungen usw.,
während das Löten mit Weichlot bei Herstellung von
Wasserabflufsröhren, Rinnen und in grofsem Umfange
beim Dichten der Gas- und Luftbehälter für Eisenbahn-
fahrzeuge benutzt wird.
Vom Schlaglot sind im grolsen 3 Arten gebräuchlich:
l. Zum Eisenlöten, bestehend aus 10 Teilen Kupfer
und 6 Teilen Zink (das zäheste, am schwersten schmelz-
bare, zur Verbindung von Kupferrohren mit Eisen-
flanschen gebräuchlich).
2. Zum Kupferlöten, bestehend aus 10 Teilen Kupfer
und 8 Teilen Zink (mittelzähe für Kupfer auf Kupter).
3. Zum Messinglöten, bestehend aus 10 Teilen
Kupfer und 10 Teilen Zink (das spródeste, aber schnell-
flüssigste Schlaglot für Messing auf Messing).
Die Herstellung des Schlaglotes geschieht
folgendermafsen: In einem Graphittiegel wird zuerst
Kupfer geschmolzen, dann Zink in Stücken hinzugetan
und die Mischung so lange stehen gelassen, bis das
Zink brennt, aber nicht verbrennt. Die Mischung giefst
man über einen Reisigbesen, der (siche Abb. 12) halb
ins Wasser eines Behälters taucht, halb über ‘dem
Wasserspiegel steht und fortwährend schnell hin und
her bewegt wird. Das so geschlagene Lot sammelt sich
auf dem Boden in körniger Form an. Hierauf wird es
gesiebt und man erhält grobes und feines Schlaglot,
von denen das letztere für schwächere Röhren gebraucht
wird, weil es hier schneller fliefsen mufs, als bei
grofseren Teilen.
Bei der Lötzinndarstellung wird erst Blei, dann
Zinn geschmolzen, beides unter Umrühren ordentlich
gemischt und zum späteren Gebrauch in Barren (a)
gegossen. Aus Stücken dieser Barren giefst sich der
Klempner die zum Löten erforderlichen Stangen mit
einem Löffel (4) auf eine Platte (c), wie er sie braucht
(vergl. Abb. 13).
Abb. 13.
Leg?
Beim Zusammenlöten von Kupferröhren mit Schlag-
lot verfährt man wie folgt: Das äufsere Rohrende wird
aufgeweitet, das innere scharf gefeilt und beide in Salz-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
97
Alsdann wird jedes Ende für sich im Feuer ausgeglüht,
sauber gefeilt und die Enden übereinandergesteckt
(Abb. 14), hierauf nafs gemacht mit reinem Wasser, und
zunächst die obere Stelle durch mit Borax gemischtes
Schlaglot (10 Cu 8 Zn) bedeckt, über Feuer gehalten und
das Rohr allmählich herumgedreht, wobei der flüssig
werdende Borax das Lot festhált. Sobald das Lot
überall angesetzt hat, wird das Holzkohlenfeuer über
das Rohr hinweg aufgebaut, von unten schwacher
Windleitungswind, von oben Wind mit Federfittich zur
Vermeidung ungleicher Anwärmung gegeben und die
Lötung ist beendet.
Abb. 15.
Das Anlöten von Eisenflanschen an kupferne Rohr-
leitungen bewirkt man, inden das sauber abgefeilte
Kupferrohr durch den ausgebohrten Flansch gesteckt
und unterhalb (siehe Abb. 15) wenig umgebörtelt wird.
Dann bildet man oberhalb und unterhalb Lehmdämme,
streut etwas Borax zum Reinhalten der Flächen um das
Rohr, schüttet innerhalb des oberen Danımes Schlaglot
um das Rohr und bringt das ganze ins Feuer. Unter
Zutun von Borax wird gewartet, bis das Lot schmilzt;
geschieht dies, so reibt man es mit dem Lötdraht in
die Fuge, nimmt alles aus dem Feuer und läfst nun die
fertige Lötung abkühlen.
Etwas anders gestaltet sich das Verlöten mit Weich-
lot. Hierbei werden die Lötstellen mit dem Schaber
blank gemacht und mit abgebrannter Salzsäure bestrichen,
damit das Lot haftet. Alsdann reibt man den während
dieser Zeit in Holzkohlenfeuer gesteckten und darin
etwa dunkelrotwarm gewordenen kupfernen Lötkolben
(Abb. 16) auf Salmiak rein, nimmt einen Tropfen von
Abb. 16.
JE "=
der Lötzinnstange (Abb. 13d) und bringt diesen an die
zu lötenden Flächen. Bei feineren Lötungen wird
das Lot in Form von Folien oder Pulver für sich
oder in Mischung mit dem Lötmittel angewendet.
Da bei dem Löten mit diesen Mitteln die Lötstellen
mit der Zeit schadhaft werden, ist deren Verwendung
in der Elektrotechnik verboten und wird für haltbare
Lötungen allgemein Harz und Zinn angewendet. Man
benutzt hierzu Lötstangen aus einer Mischung von Harz
und Zinnteilchen mit oder ohne Zusatz von anderen
Lötmitteln (z. B. Salmiak). Mit einer solchen Lötung
kann man aber sehr feine Lötungen, sowie ein Löten
an schwer zugänglichen Stellen nicht bewirken; auch
sind Verluste an Lötmasse schwer zu vermeiden und
die Lötungen selbst mit einer solchen Stange sehr um-
ständlich auszuführen. Diese Uebelstánde werden durch
eine neue Lötmasse „Tinol“ von Küppers Metallwerken
in Bonn vermieden, welche gleichzeitig gestattet, auch
Chlorammonium in Lösung für einwandfreie Lötungen
zu verwenden. Diese Lötmasse besteht im wesentlichen
aus feinem, verteilten Weichlot (Metall oder Metall-
legierung), wie solches z. B. durch Zerstäuben in Form
von äufserst feinem Metallmehl gewonnen werden kann,
welches mit einem Lötmittel durchtränkt ist, das aus
einer Lösung von Chlorammonium in Glyzerin besteht.
Dieses Lötmittel bildet eine breiige Masse und ist voll-
kommen unschädlich; es können auch schwer zugängliche
und beliebig lange Lötstellen damit gelötet werden,
ohne dafs eine Erneuerung des Lötmittels erforderlich
ist. Ferner besitzt diese Masse noch den Vorteil, dafs
e PS:
×
wasser gesteckt, damit die Lötflächen gereinigt werden. | sie vollkommen beständig ist, nicht eintrocknet und
98 [No. 749]
durch weiteren Zusatz von Glyzerin oder Wasser be-
liebig diinn gemacht werden kann. Auch kónnen mit
dieser Masse fast alle Metalle gelótet werden, selbst
solche, welche bisher nur schwer zu lóten waren. Da-
durch, dafs man das Metallot in der feinsten Verbindung
verwendet, ist auch eine geringere Hitze zum Löten
erforderlich, da es in diesem Zustande leichter und
schneller zum Schmelzen kommt; auch wird an Lot
gespart, weil man nur einmal die erforderliche Menge
aufzutragen braucht. Das Löten kann schon mit einer
Spiritusflamme bewirkt werden; es ist so einfach, dafs
der Laie ohne weiteres Lötungen ausführen kann. Auch
zum Verzinnen eignet sich diese Lotmasse sehr gut.
Angestellte Versuche haben ergeben, dals das
» Tinol* die ihm von der verkaufenden Firma zuge-
schriebenen Vorzüge: Säurefreiheit, Verhütung jeglicher
Oxydation, Gebrauchsfertigkeit, einfache Handhabung,
Material und Arbeitsersparnis im vollsten Mafse besitzt,
sodafs die Preise für 1 kg in I oder '/2 kg-Blechdosen,
einschliefslich Verpackung frei ab Bonn:
von Tinol O:
A ۱ Schmelzpunkt bei etwa 270° C. |
B | 20 Teile Zinn, 80 Teile Blei j 350 M
von Tinol I:
A, AW ۱ Schmelzpunkt bei etwa 240° C. | 4.00
B, BW | 33 Teile Zinn, 67 Teile Blei p > n
von Tinol N:
A, AW | Schmelzpunkt bei etwa 232° C. | 4 20
B, BW | 40 Teile Zinn, 60 Teile Blei | ” n
von Tinol II:
A, AW ۱ Schmelzpunkt bei etwa 213° = 450
B, BW f 50 Teile Zinn, 50 Teile Blei on
von Tinol III:
A, AW ۱ Schmelzpunkt bei etwa 180° ۱ 5 00
B, BW | 67 Teile Zinn, 33 Teile Blei | “> n
von Tinol IV:
A, AW y Schmelzpunkt bei etwa 212° C. | 6.25
B, Bw } 90 Teile Zinn, 10 Teile Blei J ۰ ”
ree von Tinol V: 2
chmelzpunkt bei etwa 230° C. |
B | Reinzinn. Í 1,25 »
durchaus angemessen sind.
Sämtliche A-Pasten sind dünnflüssiger als die
B-Pasten. Die W-Pasten eignen sich besonders gut zum
Löten von Weifsblech und verzinnten Drähten. Zum
Löten von Kupfer, Zink, Messing, Blei usw. sind die-
jenigen Pasten vorzuziehen, die die Bezeichnung W
nicht tragen.
1. Dichtung durch Schweifsen: Es wird hier
abgesehen von Schweifsungen in der Längsrichtung,
die bei eisernen Feuerkisten für kleinere Dampfkessel,
bei Herstellung von Wellrohrfeuerkisten, Galloway-,
Feucr- und Siederohren, neuerdings auch für ganze
Schüsse grofser Dampf- und Lokomotivkessel, in der
Starkstromtechnik und dem Schiffbau in Gebrauch sind,
denn darüber ist in dem ausgezeichneten Vortrage vom
Regierungsbaumeister Peter „Schweifsen und Löten,
Elektrische Schweifsmaschinen für Massenfabrikation“
(vergl. Glasers Annalen vom 1. Februar 1907, Seite 41)
das Nähere enthalten; es soll vielmehr nur der Schweifsung
von Feuer- und Siederohren, welche verlängert (vor-
geschuht) werden sollen, gedacht werden.
I. Handarbeit: Das alte Feuerrohr wird ab-
geschnitten und gereinigt, dann aufsen konisch gefräst.
Hierauf wird der ungefähr auf Länge geschnittene
Vorschuh innen gefräst, erwärmt und auf das Siederohr
aufgetrieben (siehe Abb. 17), dann beide ins Feuer ge-
Abb. 17.
Vorsc+uh
Dornes und des
bracht und unter Anwendung eines
so hergestellte
Schellhammers geschweifst. Dieses
Feuerrohr wird auf der Druckpumpe mit etwa (7 + 5)
Atm. Druck auf Dichtheit untersucht, dann auf Länge
geschnitten; nun an dem um 2 mm zu erweiternden
Ende warm gemacht und auf Dorn getrieben, dann das
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
i
[1. September 1908]
hintere Ende im kalten Zustande (oder auch warm) in
eisernen Stanzen um 4—6 mm eingezogen, indem es
in die passende Stanze (vergl. Abb. 18) gesteckt, mit
derselben hochgehoben und kräftig auf eine Stauch-
"el "ed
Pu see,
Stauchplatt
platte gestaucht wird. Das so behandelte Rohr wird
nun, wenn es kalt gestanzt war, ausgegliht, damit es
an den Enden wieder weich wird, der Zunder auf der
Drehbank abgefeilt, dann das Rohr in den Kessel ein-
getrieben, und am besten mit der Rohrwalze gedichtet
und nur aufgestaucht (Abb. 19a), oder aber nach dem
Aufwalzen erst von Hand umgebörtelt und dann mit dem
Rohrstemmer verstemmt, wie Abb. 19b erkennen läfst.
Abb. 19.
4
۲ de
رک رک .لیکو کرک رک یور
LA
Die hier beschriebene Handarbeit wendet man in
neuerer Zeit nur noch in ganz kleinen Betrieben an,
während im Fabrik- und Eisenbahn- Werkstättenbetriebe
ll. Maschinenarbeit sowohl für Schweifsen, Auf-
weiten, Stauchen, wie für Einziehen der Feuerrohre
und Börteln derselben eingeführt ist, wobei die Stauch-
maschinen, Stauchhämmer, Aufweitmaschinen und Prefs-
luftwerkzeuge eine grofse Rolle spielen und nach-
folgend samt den Vorbereitungsmaschinen (Fräs- und
Schweifsmaschinen) beschrieben werden sollen.
l. Die Siederohr-Fräsmaschine dient zum Ab-
schneiden der Siederohrenden und ganzer Rohre mittels
rotierender Messer, sowie zum An-, Aus- und Abfräsen
der Siederohrenden und Stutzen. Sie ist ausgerüstet
mit einem stabilen Bett, kraftigem Spindelstock mit
hohler gufseiserner, in konischen Phosphorbronze-
büchsen laufender Arbeitsspindel, auf welche ein starker
Zentrier- und Einspannkopf aufgesetzt ist. Auf dem
Hauptbett befindet sich ein kleines Bett mit Support,
der mittels Zahnstange und Getriebe von Hand bewegt
werden kann und in dem das Werkzeug zum Ab-
schneiden der Röhren gelagert ist. Der Support dient
auch zur Aufnahme der Spannbacken, welche die Röhren
während des Fräsens festhalten. Die Maschine ist mit
Antrieb- und Leerscheibe sowie mit Ausrückvorrichtung
verschen, sodafs sie direkt von der Transmission an-
getrieben werden kann. Einschliefslich der zweiteiligen
Antriebsscheibe, der Fundamentschrauben, des Blech-
gefälses für die Schmierflüssigkeit, der Schmiergefafse
und der Bedienungsschlüssel, sowie des Deckenvor-
geleges, des Fräskopfes, des Aufdorners für Kupferstutzen
und des Fräsers mit eingesetzten Messern zum konischen
Anfräsen der Rohre von innen und zum Aufbörteln
derselben kostet die Siederohr-Fräsmaschine, die nach
beistehender Abb. 20 von der Karlsruher Werkzeug-
maschinenfabrik, vormals Gschwindt & Co., Act.-Ges.
in Karlsruhe in Baden, ausgeführt ist, 1552 ۰
2. DieSiederohr-Schweifsmaschine (Schweils-
ofen) ist für Steinkohlen- (Schmiedekohlen-) Feuerung
eingerichtet, mit Aufsenlager, Los- und Festscheibe
nebst Ausrücker versehen und hat ein Gewicht von
etwa 1750 kg. Sie kostet einschliefslich der Kaliber-
rollen für Rohre von 46, 48, und 50 mm äufserem
Durchmesser und einschl. des Stutzens für die An-
|1. September 1908|
bringung eines Blechkamins auf
dem Abzugskanal 1039 M. Abb.21
zeigt die Maschine im Grundrifs,
Aufrifs und der Ausmauerung
mit Chamotte, wie sie von den
Fabrikanten, den Warsteiner syymarehunge
Gruben- und Hüttenwerken in zer Moure
Warstein (Westfalen) geliefert mii
wird. ` KA UN d
Die Arbeitsweise des Ofens
gestaltet sich folgendermafsen:
Bevor der Ofen angezündet
wird, ist es empfehlenswert, den
unterhalb des Rostes im ge-
schlossenen Aschfall Æ liegen-
den Windverteilungsring durch-
zublasen, damit die durch Staub
usw. verschlossenen kleinen
Löcher des Ringes ihren vollen
freien Durchgang erhalten. Wäh-
rend des Anfeuerns, welches
zweckmäfsig von der durch
einen Chamottestein zu schützen-
den Tür 4 aus geschieht, wird
kein Wind angestellt, sondern
erst, nachdem durch die Füll-
öffnung F der Schacht bis etwa
Abb. 21.
zur halben Höhe mit guten, nicht backenden Schmiede-
kohlen aufgefüllt ist, läfst man die unterhalb des Rostes
eintretende Verbrennungsluft -— Primärluft — auf das
Feuerungsmaterial einwirken und schliefst zugleich die
Tür A. Der Luftstrom kann einen verhältnismäfsig
geringen Druck besitzen, doch mufs er genügen, um
die Kohlenschicht in kurzer Zeit auf Weifsglut zu
bringen, ohne dafs sich oberhalb des Rostes soge-
nannte Nester bilden, die auf die Verbrennungsluft
nachteilig einwirken. Durch zeitweises Oeffnen der
Schlackentür 4, die durch den Chamottestein stets gut
zu schützen ist, kann man sich leicht überzeugen,
ob Schlacken den Luftzutritt zu den oberen Kohlen-
schichten verhindern. Bei guter Kohle wird sich kaum
Schlacke bilden; auf alle Fälle mufs sie aber entfernt
werden.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
۱۳۳ ۳
1 E N
0
er
INo. 749] 99
Abb. 20.
HU: ZN
Dé
UN HIN
Vorrichtung zum Abschneiden
der Siederohren
H
AA — je e Y
D
7855
Ss
500 i 900
Siederohr-Frasmaschine.
Schnitt I—II Schnitt II—IV.
700 Umar = Mn,
Siederohr-Aufwalzmaschine.
Abb. 23.
100 [No. 749] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [1. September 1908]
Ist die vollständige Durchwärmung der Kohlen-
schicht erfolgt, so wird weiter. Kohle bis zu der in der
Zeichnung mit a a bezeichneten Höhe aufgefüllt und
die Füllöffnung F mit schwarzen Kohlen in angedeuteter
Weise verschlossen. Um den aus F möglicherweise
austretenden Rauch zu verhüten, lafst man eine kleine,
dem Leuchtgas ähnlich brennende Flamme bei O sich
entwickeln. Es erfolgt hierauf der Zutritt der rechts
neben der Tür 4 einzuführenden Sekundärluft, welche
einer zweiten Windleitung entnommen wird, die von
der unter den Rost führenden Leitung abgezweigt wird.
Sie wird in das Ofeninnere geleitet, wo sie stark vor-
gewärmt die Chamottewandung bei 55 verläfst und die
Heizgase zwingt, in den Schweifskanal einzutreten, in
welchen man dann zur schnelleren Erwärmung einige
Koksstücke zu legen pflegt. Ein gut saugender Kamin
beeinflufst die Arbeit des Ofens sehr günstig; die
Schweifshitze kann dann in 2—3 Minuten erzielt werden.
3. Die Siederohr-Aufwalzmaschine wird zum
Aufwalzen der Siederohre von 46 und 50 mm äufserem
Durchmesser an den Enden um 3—10 mm benutzt und
besteht aus einem Gestell mit angegossener Lagerung
für den Aufwalzdorn und die Exzenterwelle mit Aufwalz-
rolle, Antrieb- und Leerscheibe nebst Ausrückvor-
richtung an der Maschine. Sie kostet nach Abb. 22
einschl. Fundamentschrauben, Bedienungsschlüsseln
und zweiteiliger Antriebriemen-
scheibe bei einem Gewicht von
402,20 kg 390 M und bewährt
sich sehr gut.
4. Die Lehmann’sche Siede-
rohr-Stauchmaschine (siehe
Abb. 23), welche Eisenbahn-
direktor Götze im „Organ“ 1901
beschrieben und empfohlen hat,
besteht aus einem auf der
Stange d befindlichen auswechsel-
baren Stauchkopf ¢ mit Exzenter-
brille e, in welcher eine Exzenter-
scheibe um die Achse g kreist.
Letztere wird von der 150-0
Umdrehungen in der Minute
machenden Antriebwelle Z aus
durch ein Kegelräderpaar und
eine dreifache Stirnrader-Ueber-
setzung angetrieben. Die Ma-
schine ist mit selbsttätiger Aus-
rückung eingerichtet. Zu diesem
Zweck befindet sich auf der
Welle g ein Anschlagstift r,
welcher nach jeder Umdrehung
der Welle den Riegel g aushebt,
wonach die Feder o den Riemen-
leiter #7 auf die lose Scheibe
zuriickschiebt. Die Einrückung
geschieht von Hand. Das kalt
einzustauchende Rohr a wird in
den Schraubstock ¿ fest einge-
spannt. Die stündliche Leistung
beläuft sich auf etwa 50—60
Rohre. Hierbei ist vorausgesetzt,
dafs die Rohre im Durchmesser
um 6 mm eingestaucht werden;
sollen dieselben um 10 mm ver-
engt werden, so ist ein zwei-
maliges Kalteinstauchen, zuerst
um 6 mm, dann um 4 mm er-
forderlich und die Leistung be-
trägt nur 40 Rohre in d. Stunde.
Es wird ein ۰ Prefsdruck von
12 000-15 000 kg erzeugt, wes-
halb die gefrästen Zahnräder
auch aus Schmiedeeisen herge-
stellt sind.
Es würde über den Rahmen
N... Li dieser Abhandlung hinausgehen,
| Ta Sek Le Ee ia ge D de verschiedenen Arten der
d Stauchmaschinen, Stauchhämmer
e l und Stauchpressen mit Wasser-
F.
Schnitt E
Lehmann’sche Siederohr-Stauchmaschine.
Schnitt A—B—C—D.
|1. September 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN INo. 749] 101
druck aufzuführen und wird deshalb hinsichtlich des Dimensionen der Antriebriemenscheibe . 250 X 55 mm
Stauchhammers mit zugehörigem Wärmeofen auf den Gewicht, annähernd . 600 kg
Richter’schen Aufsatz: „Das Stauchen, Einziehen der Preis i ; 750 M
Heizrohrenden“ im „Organ für die Fortschritte des Für ein Paar Sättel mehr 1 b da Th. RT ف
Eisenbahnwesens“, neue Folge, XX XVIII. Band, 6. Aufl., Die Prefsluftwerkzeuge, welche seit .etwa
1901 mit Zeichnungen Abb. 1—14 auf Tafel XXIII 10 Jahren zur Metallbearbeitung in Eisenkonstruktions-
Abb. 25.
Vibrator, Patent Collet & Engelhard.
Vermerk: Nach Abschrauben der Deckelmutter D kann, zwecks gründlicher
Reinigung, der Kolben C herausgezogen werden. Die Schmierung erfolgt durch Ein-
giefsen einiger Tropfen dünnflüssigen, nicht harzenden Oeles in das Lufteinlafsrohr bei ۰
Nach Abschrauben der Führungsmutter Æ wird der Werkzeughalter Æ herausgenommen.
Das Werkzeug A wird nur durch einen Konus festgehalten und geschieht das Herausnehmen desselben
durch Eintreiben eines konischen Stiftes bei G.
Sollte der Vıbrator bei Lufteinlafs nicht sofort arbeiten oder zu leicht schlagen, so ist Reinigung
notwendig. Gewöhnlich genügt es auch, um den Kolben gangbar zu machen, einige Tropfen Petroleum
bei Æ einzugiefsen. Nachdem aber Sle man wieder mit dünnem Oel. Beim Arbeiten sollte der Vibrator
immer auf das zu bearbeitende Stück aufgesetzt sein.
Abb. 26.
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SEIS PULP EPOSA PDS Fj Dy As 2 SEES AE
LL OL, E LASSE =
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zlz EE
ML
دک وی ری
Schnellhammer, Patent 1,
verwiesen. Erwähnt sei hier
nur noch der Schnell-
hammer zum Einziehen von
Lokomotiv-Rohren — D.R.P.
No. 126911 Klein-Modell
von Fritz Húrxthal, Maschinen-
fabrikant in Remscheid (Abb. 24). Dieser Hammer
ist überall da von gröfstem Vorteil, wo es sich
darum handelt, in kürzester Zeit eine grofse An-
zahl leichter Schläge, 350-400 pro Minute, zu geben,
Dieses trifft unter anderem auch namentlich zu beim
Einziehen der Lokomotiv-Siederohre, wie auch beim \
Einziehen der kleineren und gröfseren Eisen-, Messing-
کح
>> 7
@ A a <LI> Ven
Ac ry) YG
lil
j
oe
Prefslufthammer,
Patent Collet & Engelhard.
oder Kupferrohre zum Zweck des Ziehens auf kleinere
Dimensionen. Das Einziehen der normalen Lokomotiv-
Siederohre aus Stahl von 50 auf 40 mm erfolgt in
15—20 Sekunden, und 2 Mann machen den Satz fir
eine Lokomotive, 186 Stück, in etwa 2!/⁄2 Stunden. Zu
bemerken ist hierbei noch besonders, dafs der ein-
gezogene Teil an Wandstärke 0,5 mm gewinnt, ganz
glatt wird und mit scharfem Ansatz in den grölseren
Rohrdurchmesser übergeht, welcher dann beim Einsetzen
in die Feuerbüchse gleichsam als Nietkopf wirkt und
einen vorzüglichen Schluts hervorruft. Das früher
übliche Abschleifen der Rohrenden fällt weg. Kon-
struktion und Bedienung des Hammers ist sehr einfach,
Reparaturen sind so gut wie ausgeschlossen. Durch F ufs-
tritt wird eine Friktionskuppel eingerückt und mit dem $
gabelförmigen Kreuzkopf aus Stahl das Obergesenk
ehoben, welches dann durch sein Eigengewicht nieder-
ällt. Das zu stauchende Rohr ist während der
Bearbeitung von Hand im Gesenk rasch zu drehen.
Obgleich seit Einführung des Hammers erst 3 Jahre
verflossen sind, wurde derselbe bereits an 25 Eisenbahn-
Hauptwerkstätten, nach Holland, Dänemark, Rufsland
und Italien geliefert, wie auch an eine Anzahl Röhren-
werke. Mitgeliefert wird ein Paar Gesenke, sowie eine
bewegliche Stütze mit stellbarem Rollenkopf und den
nötigen Schlüsseln. Der Hammer wird in zwei Gröfsen
gebaut, in den meisten Fällen genügt das kleine Modell
L. U. (Abb. 24).
Modell ۱ ; Ne: Lo UL.
Gröfster zu stauchender Rohrdurchmesser 70 mm
Anzahl der Schläge pro Minute 350
Hauptmafse:
|
|
werkstatten, in Kesselschmieden, Briickenbauanstalten,
Lokomotivfabriken, S:einbrichen, Schiffswerften, Stahl-
werken, Eisengieisereien, Maschinen- und Wagen-
fabriken benutzt werden, haben gegenwärtig wegen
ihrer grofsen Leistungsfähigkeit und der dadurch hervor-
gerufenen Ersparnis in der Fabrikation die Handarbeit
Abb. 27.
eer
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e--5/8 gl
|
|
|
۱
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|
1
۱
CB
.
Prefsluft-Bohrmaschine, System Boyer.
an vielen Stellen verdrängt. So benutzt man die
Hämmer beim Meifseln, Verstemmen, Börteln, Kessel-
steinklopfen, Gufsputzen usw., wobei | Prefslufthammer
die Arbeit von 3—6 Mann leistet. So kann beispiels-
weise 1 Mann in 10 Arbeitsstunden bequem 60—80 m
Kesselnaht verstemmen und das Börteln eines Heiz-
102 [No. 749]
rohres an Lokomotivkesseln erfordert erfahrungsgemäfs
etwa 2 Minuten. Niethámmer finden besonders dort
vorteilhafte Anwendung, wo wegen örtlicher Schwierig-
‚keiten die Nietung noch mit Hand ausgeführt werden
muís. Abklopfapparate (Vibratoren) werden beim
Abb. 28.
Prefsluft-Bohrmaschine beim Aufwalzen von Siederohren.
Abb. 29,
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ST:
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Prefsluft-Bohrmaschinen beim Bohren der Nietlócher und Schneiden der Stehbolzengewinde
in Lokomotiv-Reparatur-Werkstätten im Gebrauch.
Reinigen der Kessel von Kesselstein und beim Abklopfen
alter Farbe benutzt und verrichten die Arbeit von
2—4 Mann. Die Prefsluft-Bohrmaschinen leisten beim
Bohren, Ausreiben, Gewindeschneiden und Einwalzen
an Siederohren soviel wie 3—4 Arbeiter; besonders
beim Schneiden des Stehbolzengewindes und beim
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|1. September 1908|
Ausbohren der alten Stehbolzen haben sie sich, auch
wegen ihrer Handlichkeit, vorzüglich bewährt. Die
Prefsluftwerkzeuge erhalten ihre Luftspannung von
6—7 Atm. Ueberdruck aus den Luftsammelbehältern
eines Kompressors, der je nach den örtlichen Ver-
hältnissen durch Trans-
mission, direkten Dampf
oder Elektromotor ange-
trieben wird. Die Luft
soll stets mit möglichst
niederer Temperatur, ge-
ringstem Wassergehalt
und vollkommen staubfrei
in die Luftzylinder ge-
langen. Zu einer mo-
dernen, den heutigen An-
forderungen entsprechen-
den Prefsluftanlage ge-
hören folgende Haupt-
teile:
l. ein Kompressor zur
Erzeugung der Druck-
luft;
2. ein Luftfilter zur Be-
freiung der Luft von
festen Bestandteilen;
3. ein Koksfilter zur
weiteren Reinigung
der Luft, auch von mit-
gerissenem Wasser;
4. ein Druckluftbehälter
mit Rohrstutzen und
der erforderlichen Ar-
matur (Manometer,
Sicherheitsventil, Mann-
loch und Ablafshahn);
9. ein Rohrnetz mit Ab-
zweigungen und Ab-
sperrventilen;
6. die erforderlichen
Schläuche;
7. die eigentlichen Prefs-
luftwerkzeuge.
Von letzteren. seien
wegen ihrer vorzüglichen
Leistungen besonders er-
wähnt:
a) der Vibrator (Patent
Collet und Engelhard),
Abb. 25,
b) der Prefslufthammer
(Patent Collet und
Engelhard), Abb. 26,
c) die Prefsluft-Bohrma-
schine (System Boyer),
Abb. 27.
Die Arbeitsweise und
Vorschrift für die Instand-
haltung des Vibrators
ist aus der Zeichnung
(Abb. 25) und deren Ver-
merk zu ersehen.
Für den Prefsluft-
hammer „Columbus “
(Abb. 26), welcher aus
dem Handgriff A, Zy-
Inder 3, Kolben C, Werk-
zeugbüchse Ð, Feststell-
vorrichtung Æ, Anlafs-
hebel A Regulierventil
und Stellschraube G und
Schlauchanschlufs 77 be-
steht, gilt folgende Ge-
brauchsanweisung:
1. Der Hammer darf nicht in Gang gesetzt werden,
ohne dafs ein Werkzeug in die Werkzeugbüchse D
eingeführt und auf das Arbeitsstück aufgesetzt ist.
2. Das Anlassen des Hammers erfolgt durch den
Hebel F Die Schlagwirkung steigt in gleichem Maíse,
wie der Hebel niedergedrückt wird.
[1. September 1908]
3. Die Regulierschraube G dient zur Einstellung
des Hammers auf eine bestimmte Schlagstärke, die
durch Drehung der Schraube nach links verstärkt, durch
Drehung nach rechts abgeschwächt wird. Bci einem
höheren Druck in der Luftleitung als 5,6 Atm., auf
welchen alle Hämmer eingestellt sind, ist die Schlag-
leistung durch Drehung der Schraube G nach rechts
entsprechend zu vermindern.
4. Vor jedesmaligem Gebrauch ist der Hammer
durch Einschütten von dünnem, harzfreiem Oel in den
Schlauchverschluís Æ zu ölen.
5. Bevor der Luftschlauch an den Stutzen Æ an-
geschlossen wird, láfst man die Prefsluft durch die
Schlauchtülle frei ausblasen, um etwaige in der Luft-
leitung befindliche Unreinigkeiten zu entfernen.
6. Um den Zylinder B aus dem Griff 4 heraus-
zuschrauben, wird die Scheibe der Feststellvorrichtung
E um die Länge des Sicherungsstiftes herausgezogen
und etwas gedreht, wodurch die Arretierung gelöst
wird und der Griff durch Drehung nach links abge-
schraubt werden kann.
7. Sollte das Regulierventil infolge Verunreinigung
ungangbar werden, was sich durch Versagen des Hebels
F bemerkbar macht, so ist das Ventil nach Abschrauben
der Stellschraube G mittels des beigegebenen Stiftes
herauszunehmen und zu reinigen. Der Prefslufthammer
(Gröfse I) Abb. 26 von Collet und Engelhard bewährt
sich aufserordentlich bei angemessenem Beschaffungs-
preis von 360 M.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
!
|
|
[No. 749) : 3
Zu c: Diese Prefsluft-Bohrmaschine (System Boyer),
ist nach dem Prinzip der rotierenden Dreizylinder-
maschine konstruiert und bietet, da sie überall leicht
angebracht werden kann, wesentliche Vortcile bei Arbeits-
stücken, die schwer oder gar nicht zu transportieren.
oder für Bohrmaschinen nicht zugänglich sind, d. h.
also besonders da, wo bisher die Handarbeit in Tätig-
keit treten mufste. Sie finden deshalb hauptsächlich
Verwendung in Lokomotivwerkstätten, Kesselschmieden,
beim Schiff- und Brückenbau, zum Bohren von Bolzen,
und Nietlöchern, zum Aufreiben, zam Gewindeschneiden
der Stehbolzenlöcher, zum Einschrauben der Stehbolzen
an Feuerbüchsen usw. An dem Apparat ist eine Oese
zum Befestigen eines Drahtseiles vorgesehen, welches
mit einem Gegengewicht zum Ausbalancieren des
Apparates versehen werden kann. In der Nebenwerk-
statt Eschwege hat der Verfasser Gröfse No. 3 mit
Leistungsfähigkeit zum Bohren von Löchern in Stahl
bis 32 mm Durchmesser bei einem Luftverbrauch von
etwa 0,8 cbm/Min. im Gebrauch. Das Gewicht beträgt
etwa 181/۰ kg, die Umdrehungen in der Minute normal 240
‘und die Lochweite des Schlauches beträgt 13 mm. Die
innere Einrichtung der Prefsluft-Bohrmaschine No. 3
(System Boyer) von Schuchardt und Schütte in Berlin
ist aus Abb. 27 zu erkennen; einige Anwendungsarten
zeigen die Abb. 28 u. 29, Die Bohrmaschine kostet
415-500 Mark.
(Fortsetzung folgt.) |
Die Deutsche Schiffbau-Ausstellung
(Mit 18 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 57)
Von den Ausstellungen der schweren Industrie
kommen die Objekte von Haniel & Lueg, A. Borsig, des
Oberbilker Stahlwerkes, der Prefs- und Walzwerk-A.-G.
Düsseldorf - Reisholz, der Oberschlesischen Eisen-
Industrie, die Objekte der verschiedenen Werke der
Röhrenindustrie, die von Thyssen & Co. und von Fried.
Krupp Aktien-Gesellschaft in Betracht. Von diesen
zeigen Haniel & Lueg, Maschinenfabrik, Eisen-
und Stahlwerk, Düsseldorf, zunächst mchrere
Modelle von Stahlgufs-Hintersteven, die die Firma für
die verschiedensten Schiffe an den Stettiner „Vulcan“,
an Blohm & Vofs, die Kaiserlich Deutsche Marine usw:
geliefert hat. Darunter befindet sich das Modell eines
Stahlgufs-Hinterstevens im Gewicht von 116 250 kg für
den Doppelschraubendampfer „Kronprinzessin Cecilie“
des Norddeutschen Lloyd in Bremen. Weiterhin ist zu
erwähnen, neben dem Modell einer Prefswerks-Anlage
mit dampfhydraulischer Schmiedepresse von 4000 t
Prefsdruck bei 10 Atm. Dampfdruck, das in Vio der
natürlichen Gröfse ausgeführte Modell einer vierhübigen
Kurbelwelle mit Druck-, Zwischen- und Schraubenwellen
von 540 mm Durchmesser und 48,830 m Gesamtlänge.
Diese Kurbelwelle wurde geliefert an die Stettiner `
Maschinenbau - Aktien -Gesellschaft „Vulcan“, Stettin-
Bredow, für den Neubau des Dampfers „Washington“
des Norddeutschen Lloyd. Die Actien-Gesellschaft
Oberbilker Stahlwerk vorm. C. Poensgen,
Giesbers & Co., Düsseldorf-Oberbilk, die Gewerk-
schaft Deutscher Kaiser, Bruchhausen a. Rh.
und Thyssen & Co. in Mülheim a. d. Ruhr zeigen
eine Sammelausstellung von im flüssigen Zustand ge-
prefstem Schiffbaustahl nach System Harmet. Auf dem
Stande der Prefs- und Walzwerk-Aktiengesell-
schaft Reisholz bei Düsseldorf sind zunächst die
nach dem Ehrhardt'schen Verfahren hergestellten Hohl-
körper hervorzuheben. U. a. ist ein aus massivem
Block hergestellter schwerer roher Zylinder zu erwähnen,
der in anschaulicher Weise den Arbeitsvorgang beim
Pressen und Walzen nahtloser Hohlkörper erkennen
Jafst. Ferner ist zu nennen, neben den nahtlosen
Kesselschüssen und Dampfturbinen-Trommeln, sowie
den nahtlosen Hochdruckluftbehältern, insbesondere der
Wasserkessel, System Schulz-Thornycroft. Derselbe ist
in natürlicher Gröfse im Querschnitt dargestellt; Ober-
kessel- und Unterkesselkörper sowie die Wasserröhren
in nahtloser Ausführung. Der Oberkessel ist aus vollem
Block geprefst und von innen heraus aufgewalzt; die
innere Hälfte, in welcher die Hunderte von kleinen
Wasserröhren befestigt werden, ist um etwa 50 pCt. in
der Wandstärke dicker gehalten als die obere Hälfte. Die
Unterkessel sind nahtlos geprefst und gezogen, darunter
ein Stück mit Löchern versehen zwecks Aufnahme
der Wasserröhren. Die Wasserröhren von 36/30 mm
Durchmesser sind nahtlos warm gewalzt und kalt
gezogen, wie dies die Vorschriften der Marine bekanntlich
fordern. Die Deutsch-Oesterreichischen Mannes-
mannröhren-Werke in Düsseldorf zeigen u. a.
einige Objekte ihrer Fabrikation in Ladebäumen, Boots-
davits und Deckstützen aus nahtlosen Rohren her-
gestellt. Die Ladebäume besitzen eingeschrumpfte
Fufslagerzapfen, sind nahtlos gewalzt, von 8900 mn
Länge und von 200 bezw. 140 mm Durchmesser. Die
Ladebäume werden bis zu einem gröfsten Durchmesser
von 270 mm aus einem Stück nahtlos gewalzt und
besitzen den massiven und aus Holz hergestellten
Ladebäumen gegenüber den Vorzug geringeren Gewichts,
gröfserer Tragfähigkeit und Bruchsicherheit. Die aus-
gestellten verschiedenen Bootsdavits sind ebenfalls
nahtlos gewalzt und besitzen Dimensionen von etwa
6600 mm bezw. 3150 mm Höhe bei etwa 2700 bezw.
2800 mm Ausladung. Die Davits werden bis zu 270 mm
und etwa 750 kg O aus einem Stück her-
gestellt. Gegenüber : Davits mit vollem Querschnitt
kommt vor allem das erheblich geringere Gewicht der
Rohrdavits in Betracht. Schliefslich ist noch auf die
ebenfalls nahtlos gewalzten Deckstützen hinzuweisen,
durch deren Verwendung nach Angabe der Firma
ebenfalls eine Gewichtsersparnis bis zu etwa 25 pCt.
gegenüber massiven Deckstützen erzielt wird. Im
Mittelpunkt des Standes der Firma C. Heckmann,
Duisburg-Hochfeld, steht ein monumental durch-
geführter Säulenrundbau, dessen Aufbau sich im vollen
Umfange ausschliefslich aus Ausrüstungsgegenständen
für den Schiffbau zusammensetzt. Die Tischplatte
104 * [No. 749]
besteht aus einer Kondensator-Rohrplatte von 3150 mm
Durchmesser und 50 mm Stárke. Die 6 Bronzesáulen
zur Stútzung des Gewölbes sind in Rohren aus „Heck-
mann'scher Kupferbronze“ durchgeführt, und das Ge-
wölbe wird durch eine Kondensatorhaube aus Kupfer
von 3150 mm Durchmesser und 1200 kg Gewicht dar-
gestellt. Es soll hier hervorgehoben werden, dafs die
„Heckmann’sche Kupferbronze“, die bei der Kaiserlich
Deutschen Marine zu Kondensatorrohren fast aus-
schliefslich Verwendung findet, eine Hauptspezialität der
Firma bildet. Die Heckmann’sche Kupferbronze ver-
einigt hohe Festigkeit und vorzügliche Biegefähigkeit
mit allen vorteilhaften Eigenschaften des Kupfers und
besitzt auch im hart gehämmerten oder gezogenen,
also nach der Formgebung nicht geglühtem Zustand
den Vorteil, nicht brüchig zu werden. Die Kupferbronze
besitzt zugleich eine grölsere Widerstandsfähigkeit gegen
Seewasser. Leider hat diese Bronze zu Hochdruck-
dampfleitungen bei der Marine bisher nur geringe
Verwendung gefunden, obschon die vor vielen Jahren
daraus hergestellten Versuchs-Dampfleitungen sich bis
jetzt bestens bewährt haben. Die Glyco-Metall-
Gesellschaft G. m. b. H. in Wiesbaden führt Lager
für Schiffsmaschinen- und den allgemeinen Maschinenbau
in patentierter Skelettbauart, sowie Einzelteile dieser
Lager vor. Die Firma Fried. Krupp A.-G. ist in drei
Gruppen auf der Ausstellung vertreten, nämlich den
Objekten der Fried. Krupp A.-G. Germaniawerft, Kiel-
Gaarden, den Objekten der Fried. Krupp A.-G. Gufs-
stahlfabrik Essen/Ruhr und den Objekten der Fried.
Krupp A.-G. Grusonwerk, Magdeburg-Buckau. Von
diesen Gruppen zeigt die Germaniawerft Kiel-
Gaarden eine Anzahl Modelle von ihr gebauter Kriegs-
und Handelsschifte. Es ist unmöglich, ein Bild dieser
Modelle im Rahmen einer zusammenfassenden Gesamt-
betrachtung zu geben. Das besondere Interesse des
Fachmannes erregen das durch seine hervorragenden
Probefahrtsergebnisse im In- und Ausland bekannt
gewordene Torpedoboot S 137, das schnellste der
deutschen Marine, sowie ein nach dem Germania-Typ
ausgeführtes Tauchboot, dessen Mittelstück übrigens auch
in natürlicher Gröfse nachgebildet ist. Ein besonderer
Vorzug der Germania-Tauchboote gegenüber den von
der Privat-Industrie bisher gebauten anderen Booten
liegt u. a. in der Verwendung von Petroleummotoren
an Stelle von solchen, die auf Gasolin, Benzin oder
andere flüchtige Brennstoffe angewiesen sind. Fried.
Krupp A.-G. Essen/Ruhr zeigt verschiedene Schmiede-
und Prefsstücke für Bootsmotore, eine ein-, vier- und
sechsfache Kurbelwelle sowie Pleuelstangen und Kolben,
ferner Dampfturbinenschaufeln aus Krupp’schem Nickel-
stahl, eine Stahlgufsgrundplatte sowie einen Stahlgufs-
zylindermantel für einen 300 PS-Dieselmotor. Ueber
die Elastizität und Festigkeitseigenschaften der für diese
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
]1, September 1908]
Dieselbe Gruppe der Firma zeigt ferner eine reich-
haltige Geschofs- und Munitionssammlung, die einen
umfassenden Einblick in die gesamte moderne Geschofs-
technik gibt und Objekte aller üblichen Arten, Kaliber
und Gewichte enthält. Aus der Geschofssammlung sind
zunächst die verschiedenen Gattungen von Granaten zu
erwähnen. Ferner ist zu nennen das Schrapnell, das
ausschliefslich für lebende ungedeckte Ziele bestimmt
ist. Dasselbe besitzt im Innern Kugelfüllung. Die
Sprengladung wird durch den Doppelzünder entweder
beim Aufschlag des Geschosses oder an einer be-
stimmten Stelle der Flugbahn zur Entzündung gebracht.
Ferner ist zu erwähnen die Kartätsche, zur Nahver-
teidigung bestimmt, insbesondere zum Bestreichen von
Festungsgräben und Hindernissen. Es würde zu weit
führen, die einzelnen Objekte der ausgestellten Geschofs-
sammlung hier auch nur mit Namen und Dimensionen
vorführen zu wollen. Die Zündersammlung enthält
Aufschlagzúnder und Zeitzünder, wobei jede Zünderart
in je zwei Exemplaren, von denen das eine behufs
Sichtbarmachung der inneren Teile durchschnitten ist,
vorgeführt wird. Das Wesen des Aufschlagzünders (Az.)
besteht bekanntlich darin, dafs der Schlagkörper vor
dem Schufs mit der Zündnadel durch Sperrfedern fest-
gehalten wird, sodafs die Zündnadel die Zündpille nicht
erreicht. Durch den Stofs, den das Geschoís beim
Schufs erfährt, werden die den Schlagkörper festhaltenden
Sperrfedern mit diesem zu einem Körper vereinigt, der
nun in der Längsachse Bewegungsfreiheit hat. Beim
Aufschlag wird mit der Zündnadel die Zündpille an-
gestochen, deren Feuerstrahl die Sprengladung zur
Entzündung bringt. Demgegenüber sollen die Zeitzünder
oder Brennzünder (Bz.) das Geschofs während des
Fluges zum Zerspringen bringen. Dabei entzündet sich
bei Abgabe des Schusses ein in einem drehbaren Satz-
stück befindlicher Zúndsatz dadurch, dafs eine Zündpille
gegen cine Nadel schlägt. Durch Einstellen des Satz-
stückes, das mit einer Sekunden- oder Meterteilung
versehen ist, auf eine Stellmarke wird das Zerspringen
des Geschosses an der entsprechenden Stelle der
Flugbahn herbeigeführt. Eine Kombination von Auf-
schlagzünder und Zeitzünder bilden die sogenannten
Doppelzünder (Dz.) und zwar sind das solche Zeitzünder,
bei denen beim Aufschlag des Geschosses die Spreng-
ladung zur Entzündung gebracht werden kann. Schliefs-
lich bleibt noch die dritte Gruppe der Fried. Krupp A.-G.,
das Grusonwerk, Magdeburg-Buckau mit ihren
Ausstellungsobjekten zu erwähnen. Dieses Werk, das
sich ja auf dem Gebiete des Hebezeugbaues einer
führenden Stellung erfreut, hat zahlreiche Abbildungen
von typischen Konstruktionen zur Auslage gebracht.
Davon sind zu nennen die Eisenbahnwagen-Kipper für
Oderhafen Cosel, die Hafenkrane für Glienken bei
Stettin und die Kohlen-Umladeanlage für den städtischen
verschiedenen Stücke verwandten Materialien gibt Hafen Breslau und für Hamburg-Reiherstieg.
folgende Tabelle Aufschlufs: |
Material | Elastizität | Festigkeit | Dehnung | Bemerkungen
Öfache Kurbelwelle für Kohlenstoffstahl ca. 40 kg p. qmm | ca. 65 kg p. qmm | ca. 25 pCt. | Sfache 1,
einen 130 PS-Motor A. 9. J.
6fache Motorkurbel- Chromnickelstahl ca. 15 kg p. qmm | ca. 95 kg p. qmm | ca. 18 pCt. | Sfache ۰
welle ES,
4fache Motorkurbel- Chromnickelstahl ca. 15 kg p. qmm | ca. 90 kg p. qmm | ca. 22 pCt. | 5fache Mefsl.
welle E. F. 60. O.
4fache Motorkurbel- Chromnickelstahl ca. 75 kg p. qmm | ca. 90 kg p. qmm | ca. 22 pCt. | 5fache Melsl.
welle E. F. 60. O, |
l fache Motorkurbel- Kohlenstoffstahl ca. 40 kg p. qmm | ca. 65 kg p. qmm | ca. 25 pCt. | 5fache Meisl.
we le A. 9. J. o
Pleuelstangen Spezialstahl C. 46. O.| ca. 60 kg p. qmm | ca. 80 kg p. qmm | ca. 20 pCt. | 5fache Mefsl.
Geprefster Kolben Flufseisen — ca. 42 kg p. qmm | ca. 38 pCt. | 5fache Mefsl.
Stahlgufsgrundplatte für Stahlformgufs 23 kg p. qmm 44,2 kg p. qmm 26 pCt. =
einen 300 PS-Diescl-
motor
Stahlguísz ylindermantel 23 kg p. qmm 442 kg p. qmm 26 pCt. =
| Stahlformgufs
für einen 300 PS- |
Dieselmotor
]1, September 1908]
Der Motor-, Pumpen- und Kompressorenbau so-
wie die damit verwandten Industrien sind ebenfalls
durch erstklassige Objekte vertreten. So zeigt die
Kieler Maschinenbau-Aktiengesellschaft (vorm.
C. Daevel, Kiel) neben verschiedenen Dampfmaschinen
eine Dampfturbine und einen Kompressor, Patent Josse,
div. Benzin- und Petroleum-Bootsmotoren. Heinrich
Lanz, Mannheim, zeigt u. a. einen Schiffsmaschinen-
zylinder mit Ventilsteuerung, System Lentz. Die aus-
gezeichneten Erfolge, die mit dieser Steuerung auf dem
Gebiet des stationären Maschinenbaues erzielt worden
sind, haben darauf hingelenkt, diese Steuerung auch im
Schiffsmaschinenbau zur Anwendung zu bringen. Die
bisher in dieser Beziehung erzielten Erfolge haben die
Erwartungen weit übertroffen. Als wesentliche Vorzüge
der Lentz-Ventilsteuerung für Schiffsmaschinen sind zu
konstatieren: geringer Kraftverbrauch zum Betrieb der
Steuerung, geringer Kraftverbrauch zum Umsteuern und
daher Wegfall der Umsteuerungsmaschine, grofse Be-
triebssicherheit auch bei hoher Tourenzahl, hauptsächlich
infolge des Wegfalles der schleifenden Schieberflächen,
hohe Ausbalanzierung der Maschine infolge des Weg-
falles der Schiebergewichte, geringer Raumbedarf, hohe
Leistung bezw. ökonomischer Kohlenverbrauch infolge
präziser Dampfverteilung, und schliefslich die Möglich-
keit, mit überhitztem Dampf ohne Gefährdung der
Betriebssicherheit arbeiten zu können. Angesichts
dieser Vorzüge der Lentz-Steuerung für den Schiffs-
maschinenbau hat die
Firma Heinrich Lanz eine
besondere Abteilung für
Schiffsmaschinenbau
ihren Mannheimer Wer-
ken angegliedert, um so
allen Forderungen des
Neu- und Umbaues von
Schiffsmaschinengenügen
zu können. Weise &
Monski in Halle a./S.,
die bekannte Pumpen-
firma, führt neben ver-
schiedenen kleineren
vertikalen und horizon-
talen Duplex-Dampf-Pum-
pen sowie zwei Zentri-
fugalpumpen zwei grofse
vertikale Duplex-Dampt-
Speise - Pumpen bezw.
Dampf - Ballast - Pumpen
vor. Auf dem Stande
der Maschinenbau-
Actien-Gesellschaft
Balcke Bochum ist
eine rotierende Luftpumpe
„Patent Westinghouse-
Leblanc“ im Betrieb vor-
geführt. Diese Pumpe
(Abb. 5) ist für eine
Oberflachenkondensatorleistung von 35—40 000 kg Ab-
dampf pro Stunde dimensioniert. Die Vorzüge der
W. L.-Luftpumpe bestehen in der Hauptsache darin,
dafs an bewegten Teilen lediglich ein Laufrad mit
Welle vorhanden ist, dafs also Ventile, Schieber,
Gestänge, Hebel usw. gänzlich fortfallen, dafs die
Tourenzahl der Pumpe derjenigen von Elektro-
motoren oder schnellaufenden Dampfmaschinen ohne
weiteres angepafst werden kann, dafs die Pumpe absolut
geräuschlos arbeitet und dafs das Gewicht derselben
aufserordentlich niedrig ist. Letztere Eigenschaft kommt
für den Antrieb von Schiffskondensationen ganz be-
sonders in Betracht. Die Versuchsergebnisse über die
auf dem Torpedobootzerstörer „Voltigeur“ eingebaute,
dampfangetriebene W. L.-Luftpunpe sind in einer von
der Firma jüngst veröffentlichten Broschüre vorgeführt
und zeigen aufserordentlich günstige Ziffern in Bezug
auf Leistung und Dimensionierung. Die rühmlichst
bekannte Gasmotoren-Fabrik Deutzin Cöln-Deutz
zeigt eine Reihe von Motoren und Einbauten für ver-
schiedenartige Bootstypen. Zunächst sind die für Sports-
und Vergnügungsboote bestimmten schnellaufenden
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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N
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[No. 749] 105
Zwillings- und Vierzylindermotoren leichter Bauart zu
erwähnen. Diese Maschinen sind mit den Umsteuerungs-
teilen einschliefslich Schraubenwelle, Stevenrohr und
Schraube genau so zusammengestellt, wie sie im Boots-
körper montiert werden. Die Umsteuerung erfolgt bei
den ausgestellten Anlagen teils durch Wendegetriebe,
teils durch Drehflügelschrauben. Besonderes Interesse
verdient auch der ausgestellte neue Petroleummotor
„Brons“. Es ist dies ein langsam laufendes, stehendes
Modell, welches die Firma in erster Linie für Lastschiffe
und Fischerboote baut. Auf diesem Gebiet liegt be-
kanntlich seit Jahren ein dringendes Bedürfnis nach
einfachen, betriebssicheren und ökonomisch arbeitenden
Motoren vor, weshalb ja auch der Staat die einschlägigen
Abb. 5.
Dampfangetriebene WL-Luftpumpe auf dem französischen Torpedobootzerstörer ,,Voltigeur‘‘,
gebaut von der „Maschinenbau-Actien-Gesellschaft Balcke, Bochum.
Bestrebungen der Motorentechnik durch Mittel finanziell
unterstützt. Der Motor besitzt den grofsen Vorzug,
dafs er nicht mit Benzin angelassen werden mufs, sondern
unmittelbar mit Petroleum anläuft und dafs er weder
elektrische noch Glühkopf- oder Glührohr-Zündung
besitzt, sondern mit Selbstzündung arbeitet in ähnlicher
Weise wie der Dieselmotor. Dadurch fallen natürlich
alle Zündungsstörungen von vornherein weg. Von
aufserordentlicher Bedeutung für die Flufs- und Kanal-
schiffahrt ist von jeher die Anwendung von Sauggas-
maschinen für den motorischen Antrieb der Lastschiffe
gewesen. Die Gasmotorenfabrik hat sich neben dem
jüngst verstorbenen Ingenieur Emil Capitaine schon
vor Jahren mit diesem Problem der Verwendung von
Explosionsmaschinen auf Schiffen beschäftigt und hat
eine ganze Reihe von Kanalbooten mit Betriebsmaschinen
ausgerüstet und vor einiger Zeit auch den Bau von
grofsen Sauggasschiffsmotoren von 400—500 PS für
Schlepper unternommen. Eine 40—-50 PS-Maschine, die
mit 210—250 Umdrehungen pro Minute arbeitet und
für ein Kanalboot bestimmt ist, hat die Firma zur
Ausstellung gebracht; sie ist als besonderer Maschinen-
106 (No. 749}
typ in Form einer liegenden Gegenzwillingsmaschine
ausgeführt und gestattet cinen aufsergewöhnlich hohen
Massenausgleich. Franz Sauerbier in Berlin, die
bekannte Kühlerfirma, zeigt verschiedene Typen ihrer
Motorenkühler. Franz Seiffert & Co. Aktien-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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[1. September 1908]
Gesellschaft in Berlin, führt ein Modell der Haupt-
Dampfleitung einer Torpedoboots.Kesselanlage vor, die
mit selbstdichtenden Kugelgelenk-Kompensatoren zum
Ausgleich der Längenausdehnung der Kesselleitung
ausgerüstet ist. (Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes
Beeinflussung von Schwachstromanlagen durch elek-
trischen Bahnbetrieb. Auf der für Einphasen-Wechselstrom-
betrieb eingerichteten schweizerischen Strecke Seebach-—
Wettingen sind interessante Beobachtungen über die Beein-
flussung der benachbarten Schwachstromanlagen gemacht
worden, die von besonderem Interesse sind, weil dieses
Stromsystem für den an vielen Stellen geplanten elektrischen
Betrieb von Eisenbahnen in erster Linie in Frage kommt.
Wir geben die diesbezüglichen Ausführungen nach der
Schweizerischen Bauzeitung vom 16. Mai 1908, No. 20, nach-
stehend wieder.
a) Die Läutewerke der S. B. B. Otelfingen — Würenlos
(25 km) und Würenlos— Wettingen (3,7 km), sowie die
Signalleitungen der einzelnen Bahnstationen der Linie See-
bach— Wettingen wurden mit eigenem Rückleitungsdraht
versehen und funktionieren infolgedessen ohne Anstand.
b) Der Bahntelegraph Zürich-Oerlikon-Seebach- Wettingen
(total 26,6 km), an dem sämtliche neun Stationen der Linie
angeschlossen sind, war früher eindrähtig und auf der
ersten Strecke Zürich— Oerlikon (5,5 km) gemeinsam mit
andern Bahntelegraphenleitungen in einem Kabel geführt.
Vor Aufnahme des Betriebes bis Affoltern bezw. Regens-
dorf wurde die Leitung von Zürich aus verdoppelt und
die eine Erdung von Zürich nach Affoltern bezw. Regens-
dorf verlegt, wodurch der telegraphische Verkehr ohne
weiteres wieder ermöglicht wurde. Mit Vollendung des
Baues der Fahrleitung bis Wettingen ist auch die Tele-
graphenlinie Zürich--Seebach— Wettingen auf der ganzen
Strecke mit isolierter Rückleitung versehen worden. Beide
Drähte wurden auf jeder Station gekreuzt und dic Tele-
graphenapparate der cinzelnen Stationen abwechslungsweise
in dem einen und andern der beiden Drähte eingeschaltet.
Ueberdies wurden sechs Entladespulen angeschlossen. Diese
Mafsnahmen genügten für einen ordnungsmáfsigen Tele-
graphendienst. Bei der eindrähtigen Bahntelegraphenlinie
Bülach—Otelfingen — Würenlos— Wettingen -Brugg, die auf
der Strecke Otelfingen— Wettingen der Fahrleitung parallel
läuft, waren gar keine besondern Mafsnahmen notwendig;
gegenüber ihrer ganzen Länge von 35 km ist die Parallel-
führung von 7 km eine relativ kurze.
c) Eidgen. Telephonleitungen. Der von Zürich aus-
gehende interurbane Telephonstrang mit 28 Linien liegt ab
Zürich auf 3,5 km in Kabel, führt dann 3,4 km über Land
und kommt bei Km. 25,6*) (800 m vor der Station Affoltern)
an die Bahnlinie, der er auf der ganzen Länge bis Wettingen,
d. h. 17,7 km folgt und zwar zuerst links der Bahn auf
4,1 km in einem Abstand von Gleisachse auf offener Bahn
von 1,5 m und dann auf 12,2 km mit 3 m Abstand. Hier-
auf, d. h. bei Km. 39,25, kurz vor Wettingen kreuzt dieser
Strang die Bahnlinie und Fahrleitung und folgt nun rechts
der Bahn auf 1,4 km dem Rest der mit Fahrleitung aus-
gerüsteten Strecke bis jenscits der Station Wettingen. Als
nun 1904 die Versuchsstrecke von Seebach bis Affoltern
vorgerückt und mit 15000 Volt Spannung und 50 Pcrioden
in Betrieb kam, traten sofort Störungen in den Telephon-
leitungen auf, die wie erwähnt, auf 800 m parallel der Fahr-
leitung verliefen. Diese Störungen waren praktisch ganz
unabhängig von der Belastungsstromstärke und dem Ort
des Fahrzeuges und wurden hervorgebracht durch die elektro-
statische Ladung der Telephonleitungen. Diesclben ver-
schwanden fast vollkommen, wenn die Fahrleitung unter
*) Kilometrierungen der S. B. B.
15000 Volt Spannung mit 15 bis 20 Perioden gesetzt wurde.
Auch bei 50 Perioden waren die Stórungen unbedeutend,
wenn die Spannungskurve mit einer Sinuskurve annáhernd
úbereinstimmte. Die Kurve des für den Bahnbetrieb
bestimmten Wechselstromes zeigte bedeutende ۰
schwingungen über die Grundschwingungen von 50 Perioden.
Der Einflufs der Periodenzahl auf die Störungsintensität be-
ruht auf der physiologischen Hörbarkeit der verschiedenen
Schwingungen und auf der Ladungsstromstärke der induzierten
Leitung, während das Ladungspotential bei verschiedener
Periodenzahl gleich blieb. Die Umformer-Lokomotive No. 1
selbst erzeugte keine Störungen.
Nach Umbau der Kraftstation für Wechselstrom mit
15 Perioden in der Sekunde verschwanden die vorgenannten
Störungen so gut wie ganz, ob die Umformer-Lokomotive
Strom entnahm oder nicht. Die oscillographischen Beob-
achtungen ergaben bei stromloser Linie nur sehr kleine
Zackenbildung in der Spannungskurve.
Die unterdessen ebenfalls fertiggestellte Lokomotive
mit Wechselstrom-Kommutatormotoren (No. 2) dagegen rief
eine neue Art Störung im Telephonnetz hervor. Durch
deren Motoren wurden Oberschwingungen der elektro-
motorischen Kraft hervorgerufen mit einer Schwingungszahl
proportional der Fahrgeschwindigkeit, mit ungefähr gleicher
Amplitude (max. 20 pCt. der Grundwellenamplitude) bei
mehr als 20 km Stundengeschwindigkeit. Die Amplitude
dieser Zacken, wie zahlreiche Oscillogramm-Aufnahmen er-
gaben, ändert sicn nicht wesentlich, ob die Lokomotive leer
oder mit Belastung fährt. Die Amplitude der Stromstärke-
zacken steigt und fällt ungefähr symmetrisch mit der Grund-
welle, während diejenige der Spannungszacken ungefähr an
gleicher Stelle das Maximum hat, wo dasjenige der Strom-
stärkekurve liegt, also sich um die Phasenverschiebung aus
der Symmetricachse verschiebt. Arbeitet nur ein Motor, so
sind die Schwingungen regelmäfsiger, bei den zwei normal
in Reihe geschalteten Motoren werden die Zacken leicht
unregelmäfsig und nehmen den Charakter von Interferenz-
Erscheinungen an. Die Zahl der Oberschwingungen stimmt
mit der Zahl der Rotornuten überein, die bei der betreffenden
Geschwindigkeit an einem Statorpol vorübergehen. Diese
die Telephonstörungen hervorrufenden Oberschwingungen
wurden nicht durch die Kommutation bedingt, denn dieselben
bestehen z.B. auch, wenn die Armaturen stromlos gemacht
und mechanisch gedreht werden, sowie das Magnetfeld mit
dem Fahrleitungsstrom erregt wird. Es sind auch nicht die
Schwingungen der Stromstärke, die stören, sondern die
Schwingungen der in den Motoren erzeugten elektromoto-
rischen Kraft. Die Störungen sind infolgedessen unabhängig
von dem Ort der Lokomotive. Diese störenden Er-
scheinungen könnten also z. B. auch bei Induktionsmotoren
ohne Kommutatoren auftreten. Die Rotoren der Lokomotiv-
motoren waren nach üblicher Art mit verhältnismäfsig grofsen,
offenen Nuten gebaut. Der Stator hat acht ausgeprägte
Pole. Versuche mit unterdessen gebauten andern Motortypen
(Valle Maggia-Bahn, mit geschlossenen Ankernuten und ver-
teilten Erreger- nnd Hilfspolwicklungen) ergaben ein
günstigeres Resultat; die Oberschwingungen betrugen rund
2 pCt. der Grundschwingung.
Nachdem durch diese Versuche die Verhältnisse klar-
gelegt waren, wurden für die Lokomotive No. 2 zwei neue
Anker mit geschlossenen und schräg gestellten Nuten in
Ausführung genommen. Die Kollektoren selbst wurden genau
[1. September 1908]
—
gleich ausgeführt wie bei den alten Ankern. Die Oscillo-
gramme dieser Motoren mit den neuen Ankern ergaben nun,
wie erwartet, keine Oberschwingungen mehr und gleich-
zeitig verschwand im Telephon das frühere unzulässig
störende direkt pfeifende Geräusch.
Als Mittel zur Vermeidung störender Oberschwingungen
können für Generatoren und Motoren zusammenfassend alle
jene Anordnungen genannt werden, die Aenderungen des
magnetischen Widerstandes während einer Umdrehung
vermeiden: Geschlossene Nuten, Wahl besonders günstiger
Nutenzahlen, schräglaufende Polkanten, schräglaufende Nuten.
Parallel mit den Versuchen auf der Starkstromseite
wurden solche an den Schwachstromanlagen vorgenommen.
Deren Resultat war:
a) Die Anbringung einer je nach der Intensität der
Beeinflussung gröfsern oder kleinern Zahl von Kreuzungen
der zwei Telephondrähte der einzelnen Schleifen unter sich
(oder schraubenartige Verdrillung wie in Schweden üblich)
ermöglicht es, selbst bei Verwendung stark störender
Motoren die Geräusche auf ein nicht mehr störendes Mafs
herabzumindern und diejenigen der Motoren, die nur kleine
Oberschwingungen erzeugen, so gut wie ganz zu beseitigen;
vorausgesetzt ist dabei, dafs die beiden Drähte einer Schleife
vollkommen gleich isoliert und mit gleicher Kapazität
behaftet sind.
b) Die statische Ladung kann durch den Einbau so-
genannter, den Telephonverkehr nicht schädigender Entlade-
spulen nahezu auf Null gebracht werden. Diese Spulen
dienen ferner auch dazu, die störende Einwirkung zufällig
auftretender unsymmetrischer Isolationsmängel in den Tele-
phonleitungen zu vermeiden.
Auf Grund dieser Telephon-Hörversuche wurde be-
schlossen, die Schleifen des längs der Bahn laufenden
Telephonstranges in der ersten Vertikal-Reihe auf jeder
Stange (Abstand rund 50 m) zu kreuzen, diejenigen der
zweiten Vertikal-Reihe auf jeder zehnten Stange (rund 500 m)
und die der dritten, letzten Reihe auf jeder 20. Stange
(rund I km). Diese Mafsnahmen waren neben gleichzeitiger
Anbringung von Entladespulen genügend, um die regel-
mäfsige Zugbeförderung mit elektrischer Traktion gestatten
zu können.
Zweiter internationaler Kongrefs für Bauwesen in Paris
1908. In der Zeit vom 21. bis 24. September d. Js. ver-
anstaltet in Paris die Federation Nationale Francaise du
Batiment et des Travaux publics einen internationalen
Kongrefs für Bauwesen.
Alle hierauf bezüglichen Anfragen usw. sind zu richten
an den President du Comité organisateur in Paris, 3, Rue
de Lutece, oder an den Secretaire general de la Commission
Internationale, Brüssel, 5, Grand Place.
Der V. Kongrels des Internationalen Verbandes für die
Materialprüfungen der Technik findet Anfangs September
1909 in Kopenhagen statt. Die auf dem Kongrefs zu be-
handelnden Fragen, sowie die sonstigen Vorbereitungen
sichern diesem Kongrefs einen aufserordentlichen Erfolg.
Der Verband veröffentlicht von jetzt an für seine Mit-
glieder eine periodische Druckschrift, welche Kongrefs-
berichte, ferner technische und geschäftliche Mitteilungen
verschiedener Art enthält.
Die Handelssachverständigen bei den Kaiserlichen
Konsularbehérden. Als Handelssachverstándige bei den
Kaiserlichen Konsularbehörden sind zurzeit tätig: in Rio de
Janeiro: Dr. Vofs, in Schanghai: Dr. Delius, in Calcutta:
Gösling, in Johannisburg: Renner, in Sydney: W. de Haas,
in Yokohama: der Königlich preufsische Regierungsbau-
meister a. D. Jonas, in St. Petersburg: Ingenieur Goebel
und Dr. Karl Müller, in Valparaiso: Dr. Gerlach, in
Konstantinopel: Jung, in New York: der Königlich preufsische
Gewerberat Waetzoldt und Leonhardt, in Chicago: Dr. Quandt.
Die Stelle in Buenos Aires ist zurzeit unbesetzt.
(Nachr. f. Hand. u. Ind.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 749) 107
Roheisenerzeugung in Deutschland und Luxemburg.
Nach den Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und
Stahlindustrieller betrug die Roheisenerzeugung in Deutsch-
land und Luxemburg während des Monats Juni 1908 ins-
gesamt 956425 t gegen 1010917 t im Mai 1908 und 1044366 t
im Juni 1907.
Die Erzeugung verteilte sich auf die einzelnen Sorten
wie folgt, wobei in Klammern die Erzeugung fúr Juni 1907
angegeben worden ist:
Giefsereiroheisen 167562 (189 951) t, Bessemerroheisen
29 187 (34 950) t, Thomasroheisen 626 643 (678 825) t, Stahl
und Spiegeleisen 75633 (80 489) t, Puddelroheisen 56 800
(60 121) t.
Die Erzeugung wáhrend der Monate Januar— Juni 1908
stellte sich auf 6049721 t gegen 6355 953 t in dem gleichen
Zeitabschnitt des Vorjahres.
Geschäftliche Nachrichten.
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., Elberfeld.
Die Fabrikationsverbesserungen vermögen nach dem Ge-
schäftsbericht der Farbenfabriken vormals Friedr. Bayer & Co.
in Elberfeld jetzt den gestiegenen Löhnen und Salären, den
erhöhten Preisen für Rohmaterialien aller Art, für Kohlen
und Zwischenprodukte nicht mehr die Wage zu halten.
Auch die Fabrikationsbedingungen in Deutschland gegenüber
dem Ausland sind von Jahr zu Jahr schwieriger geworden.
Die Absatzverhältnisse im Auslande gestalten sich für die
Ges. mit jedem Jahre schwieriger. Durch die Novelle zum
englischen Patentgesetz ist der Ausübungszwang eingeführt.
Die Ges. hat sich daher genötigt gesehen, im Verein mit
den verbündeten Firmen in Ludwigshafen und Berlin eine
englische Aktiengesellschaft, the Mersey Chemical Works,
zu gründen, die sich zwecks Errichtung einer Fabrik ein an
den Ufern des Mersey in Bromborough bei Port Sunlight
gegenüber den Docks von Liverpool gelegenes Terrain von
24 Acres gesichert hat. Mit der Errichtung der erforderlichen
Anlagen wird sofort begonnen werden. Auch in den Ver-
einigten Staaten von Amerika soll der Ausübungszwang für
patentierte Produkte eingeführt werden Ein bezügliches
Gesetz ist dem Kongrefs bereits vorgelegt. Der Ausbau
der in Norwegen erworbenen grofsen Wasserkraft und die
Errichtung einer Fabrik zur Herstellung von Salpeter wird
eifrig betrieben. (Berliner Actionair.)
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Verliehen: der Charakter als Baurat dem Privat-
architekten Jürgen Kroeger in Wilmersdorf.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem Inten-
dantur- und Baurat Koch von der Intendantur des X. Armee-
korps und der Charakter als Baurat mit dem persönl. Range
der Räte vierter Klasse den Militárbauinspektoren Graebner
und Duerdoth in Posen bezw. Berlin.
Preufsen.
Ernannt: zu Wasserbauinspektoren die Reg.-Baumeister
Rudolf Schaefer bei dem Kanalbauamt in Herne und Dinkgreve
bei dem Kanalbauamt in Lünen (im Geschäftsbereiche der
Kanalbaudirektion in Essen), sowie Hockemeyer bei dem
Kanalbauamt in Osterkappeln und Fiedler bei dem Kanal-
bauamt in Wunstorf (im Geschäftsbereiche der Kanalbau-
direktion in Hannover).
Verliehen: der Charakter als Baurat dem Wasserbau-
inspektor Roeschen in Kulm beim Uebertritt in den Ruhe-
stand;
der Titel Professor dem Lehrer an der Unterrichtsanstalt
des Kgl. Kunstgewerbemuseums in Berlin Reg.-Baumeister
Franz Seeck.
108 [No. 749]
. Bestellt: zum Provinzialkonservator der Provinz
Sachsen der Landesbaurat Hiecke in Merseburg.
Uebertragen: die Kreisbauinspektorstelle Berlin I (im
Geschäftsbereiche der Regierung in Potsdam) dem Bau-
inspektor Zöllner.
Ueberwiesen: der Reg.-Baumeister des Maschinen-
baufaches Hammer, bisher beim Eisenbahnzentralamt in
Berlin, dem Minist. der öffentl. Arbeiten zur Beschäftigung
bei den Eisenbahnabt.;
ferner die Reg.-Baumeister Müller-Artois der Eisenbahn-
direktion in Berlin (Maschinenbaufach), Bohrer der Dortmund-
Ems-Kanalverwaltung in Münster, Lampmann der Regierung
in Königsberg (Wasser- und Strafsenbaufach) und Anthes
der Regierung in Arnsberg (Hochbaufach).
Versetzt: der Kreisbauinspektor Clouth von Mogilno
in die Polizeibauinspektorstelle VI (im Geschäftsbereiche des
Polizeipräsidiums) in Berlin, die Wasserbauinspektoren Timm
von Aurich als Hafenbauinspektor nach Stolpmünde und
Teschner von Oderberg i. M. zum Hauptbauamt in Potsdam
sowie die Reg.-Baumeister Georg Lange von Saarlouis nach
Berlin (Hochbaufach) und Lindemann von Münster nach
Czarnikau (Wasser- und Strafsenbaufach).
Die nachgesuchte Ent.assung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Reg.- Baumeistern Hans Krecke
in Reinickendorf, Ernst Müller in Emden (Wasser- und
Strafsenbaufach) und Hering in Landsberg a. d. W. (Hoch-
baufach).
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Dienste
der allgemeinen Bauverwaltung crteilt: dem Kreis-
bauinspektor Baurat Jaffe und dem Landbauinspektor Haus-
mann in Berlin.
Sachsen.
Ernannt: zum Reg.-Baumeister der Reg.-Bauführer
Leutemann bei dem Landbauamte Dresden ] derselbe wurde
dem Landbauamte Dresden II zugeteilt.
Württemberg.
Uebertragen: die Abteilungsingenieurstelle bei der
Eisenbahnbauinspektion Ludwigsburg dem Abteilungs-
ingenieur Lambert, die Abteilungsingenieurstelle bei der
Generaldirektion der Staatseisenbahnen dem Reg.-Baumeister
Gruner und die ordentliche Professur für Entwerfen und
Städtebau an der Hochschule in Stuttgart dem Architekten
tit. aufserordentl. Professor Paul Bonatz in Stuttgart.
Die nachgesuchte Dienstentlassung bewilligt:
dem ordentl. Professor Theodor Fischer an der Techn. Hoch-
schule in Stuttgart und dem Abteilungsingenieur Mast bei
der Generaldirektion der Staatseisenbahnen.
Baden.
Ernannt: zum Minister der Präsident des Ministeriums
der Finanzen Dr.-Jng. Max Honsell, zum Hilfsreferenten
unter Verleihung des Titels Baurat der Zentralinspektor bei
der Generaldirektion der Staatseisenbahnen Oberingenieur
Hermann Poppen und zum Inspektionsbeamten unter Ver-
leihung des Titels Bahnbauinspektor der Reg.-Baumeister
Hermann Ganz.
Elsafs-Lothringen.
Verliehen: der Charakter als Kaiserl. Baurat mit dem
Range der Räte vierter Klasse dem Meliorationsbauinspektor
Lukas Flaisch in Mülhausen im Oberelsafs.
Gestorben: Geh. Baurat Paul Bachmann, Mitglied der
Eisenbahndirektion Kattowitz, Reg.- und Baurat Flender,
Vorstand der Betriebsinspektion 2 in Breslau, Geh. Baurat
Albert Haafs, früher Mitglied der Eisenbahndirektion Altona
und Reg.- und Baurat Paul Schwanebeck, Mitglied der Kgl.
Eisenbahndirektion in Frankfurt a. M.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[1. September 1908]
Hierdurch erfüllen wir die traurige Pflicht,
Kenntnis zu geben von dem heute morgen erfolgten
Ableben des Generaldirektors unserer Gesellschaft
Herrn
Julius Nolte.
Der Entschlafene, der sich im Kreise seiner
Fachleute eine hervorragende Stellung errungen
hatte, war bis in die letzte Zeit in unermüdlicher
Pflichttreue in seinem Amte tätig für die Interessen
unserer Gesellschaft. Durch seinen biederen Cha-
rakter und sein leutseliges Wesen, gepaart mit
reichen Kenntnissen und nie versagendem Fleiß hat
er sich unsere Hochschätzung errungen und werden
wir ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Berlin, den 17. August 1908.
Der Aufsichtsrat
der Neuen Gas-Actien-Gesellschaft
Julius Pintsch
Vorsitzender.
A NANA
A ا ag د ی و A A ور و و Se
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Rezier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin
Heute wurde uns unser hochverehrter Chef, der
Generaldirektor der Neuen Gas-Actien-Gesellschaft,
Herr
Julius Nolte
in der Vollkraft seines Schaffens, im 50. Lebensjahre,
durch einen frühzeitigen Tod entrissen.
Der Entschlafene wirkte seit dem Jahre 1886
in unermüdlichem Eifer für unsere Gesellschaft,
uns allen ein leuchtendes Vorbild treuster Pflicht-
erfüllung.
Wir verlieren in ihm einen Vorgesetzten, dessen
gerader, edler Charakter, dessen offenes und hilfs-
bereites Wesen ihn uns unvergeBlich machen.
Wir werden ihm stets ein ehrendes und dank-
bares Gedenken bewahren.
Berlin, am 17. August 1908.
Die Beamten
der Neuen Gas-Actien-Gesellschaft.
in München.
Die Inskription für das Wintersemester 9
beginnt für Angehörige des Deutschen Reiches am
15. Oktober, für Ausländer am 26. Oktober und
wird — abgesehen von besonders berücksichtigens-
werten Ausnahmefällen — am 14. November ge-
schlossen. Die Vorlesungen und Uebungen nehmen
am 2. November ihren Anfang. Das ausführliche Ver-
zeichnis der Vorlesungen, Uebungen und Praktika
nebst Angabe der Tage und Stunden ist im Programm
für das Studienjahr 1908/09 enthalten, welches auch
die näheren Aufschlüsse über Organisation der
Technischen Hochschule, Bedingungen der Auf-
nahme, Gebühren, Stipendien, Prüfungen, Studien-
plane usw. gibt. Dieses Programm kann vom
Sekretariate der Hochschule gegen nr von
60 Pfennigen (mit Postanweisung oder in Brief-
marken jeden Landes) oder innerhalb des Deutschen
Reiches auch gegen Nachnahme dieses Betrages
bezogen werden.
Schriftliche Anfragen wolle man an das Rektorat
oder Sekretariat richten.
Rektorat der Königl. Technischen Hochschule:
Dr. F. v. Thiersch.
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
۱ [15. September 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 750] 109
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
Versammlung am 24. März 1908
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr.. Jna. Wichert — Schriftführer: Herr Geh. Kommissionsrat F. C. Glaser
(Hierzu Tafel 2 und 58 Abbildungen)
(Schlufs von Seite 93)
Vortrag des Herrn Regierungs- und Baurats | magnetisch betätigte Schalter, Schützen genannt, mit
C. Röthig über: der Statorwicklung bezw. den Erregerbürsten verbunden.
Einrichtung und Betrieb der elektrischen Stadt- N ch q en e nn q ie F ی ماما EN
und Vorombahm Bianikesace.-Obiatart _ kann der dem Leistungstransformator durch eine dritte
| Kabelausführung entnommene Strom von 300 Volt zu
(Schlufs.) den Elektromagneten der einzelnen Schützen gelangen
Die Regelung der Triebmaschinen erfolgt durch und diese Schützen schliefsen. Es sind 4 Fahrstufen
Aenderung der der Statorwicklung und der Anker- | in Benutzung, die nacheinander beim Anfahren einge-
wicklung zugeführten Spannungen. Zu diesem Zweck schaltet werden, um die Zugkraft der Triebmaschinen
Abb. 47.
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Schaltungsschema der sechsachsigen Triebwagengemeinschaft.
A Motor WE 51 V E Me'sterwalze. J Bremswiderstand. N Steuerungskuppeldosen.
B Luftpumpenmotor. F Fahrtwender. K Gruppenlöser. O Heizwiderstände.
C Leistungstransformator. G Geerdet. L Verbindungsbrett. P Signalbeleuchtung.
D Erregertransformator. H Spannungswáhler. M Steuerstromw.derstände. Q Wagenbeleuchtung.
Die Nummern der Schützen entsprechen den Nummern der Finger des Fahrschalters bezw. der Umsteuerung.
ist, wie aus dem Schaltungsschema (Abb. 47) zu ersehen | und damit auch ihre Stromaufnahme der zunehmenden
ist, der Leistungstransformator mit 2 Kabelausführungen Geschwindigkeit anzupassen.
für 450 und 720 Volt Spannung und jeder Stufentrans- | Die Umkehrung der Triebmaschinen und somit der
formator mit 4 Kabelausführungen versehen, mittels | Wechsel in der Fahrtrichtung wird durch einen elektro-
denen 3 verschiedene Spannungen hergestellt werden | magnetisch betätigten Fahrtwender bewirkt, der die
können. Es sind 2 Stufentransformatoren vorhanden, Stromrichtung in der Ankerwicklung umkehrt. Hierbei
' werden die der Fahrtrichtung entsprechenden Strom-
| abnehmerbigel selbsttätig angelegt. Der Fahrtwender
Triebmaschine der anderen Wagenhälfte liefert. _ wird durch die im Fahrschalter befindliche Fahrt-
Die einzelnen Kabelausführungen sind über elektro- | Wenderwalze gesteuert. Aufser dieser Walze hat der
en Fahrschalter eine Hauptwalze, welche die Schützen
steuert.
Berichtigung. Auf Seite 46 der Annalen, zweite Spalte, | . : : . k
zweite Zeile von oben, mufs es heifsen: „Einschüttöffnung“ nicht | Die Motoren sind mit kräftiger Lüftung ‚versehen.
„Einschnittöffnung“. Auf Seite 65 stellt Abb. 20 den kleinen | AUf der Motorachse befindet sich ein Ventilator, der
Umformer und Abb. 20a den grofsen Umformer und auf Seite 66 die frische Luft durch die hohle Welle ansaugt und in
| geeigneter Weise durch den Motor hindurchführt.
von denen der eine den Strom für die beiden Trieb-
maschinen der einen Wagenhälfte, der andere für die
Abb. 22 das Magnetsystem des kleinen Umformers dar.
Nachdruck des Inhaltes verboten.
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110 [No. 750]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. September 1908]
Aufser dem vorher beschriebenen Steuerstromkreise
sind noch 4 Hilfsstromkreise vorhanden, von denen der
eine den Motor der Luftpumpe bedient, der zweite die
elektrische Wagenbeleuchtung, der dritte die Heizung
und der vierte die Signalbeleuchtung.
Alle Hilfsstromkreise erhalten ihren Strom von der
300 Volt-Leitung des Leistungstransformators oder im
Wagenschuppen vom Niederspannungsstromabnehmer.
Niederspannungs- und Hochspannungsstromabnehmer
sind gegeneinander so in Abhängigkeit gebracht, dafs
die einen nicht aufgerichtet werden können, wenn es
die anderen sind, auch werden durch einen sog. Span-
nungswähler die Hilfsstromkreise bei hochgerichteten
Hochspannungsbügeln an die 300 Volt-Leitung des
Leistung unter den Sitzbänken angeordnet, sodafs
3 Heizstufen erreicht werden können.
Die Beleuchtung des Wageninneren besteht aus je
2 Glühlampen für jedes Abteil, denen Nernstwider-
stände vorgeschaltet sind, die Signalbeleuchtung aus
je 2 weifsen Stirnlampen über den Buffern, 2 rot und
grün leuchtenden Oberwagenlaternen und einer rot
leuchtenden Schlufslaterne über dem Zughaken an beiden
Stirnenden. Diese Schlufslaterne wird aus Gründen
der Betriebssicherheit nicht elektrisch, sondern mit
Petroleum erleuchtet.
Eine sehr wichtige Einrichtung des Führerstandes
ist der Ordnungshebel, mit dem durch einen einzigen
Handgriff beim Fahrtrichtungswechsel die Signale ent-
Abb. 48.
Schrift d-c.
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Führerabteil mit Hochspannungskammer in der Wagenhálfte mit Stromabnehmer.
Leistungstransformators, bei hochgerichteter Nieder-
spannungsrolle an deren Leitung angeschlossen.
Fúr alle Hilfsstromkreise sind die erforderlichen
Schalter und Sicherungen auf der Niederspannungstafel
der zugehörigen Wagenhälfte untergebracht. Die Heiz-
leitung ist jedoch noch, ehe sie zur Niederspannungs-
tafel gelangt, zum Fahrschalter geführt, durch den sıe
bei seiner Nullstellung eingeschaltet wird. Es wird also
nur geheizt, wenn die Triebmaschinen abgeschaltet sind,
also beim Stillstand des Zuges auf den Stationen und
wenn der Zug durch die ihm erteilte lebendige Kraft
allein sich bewegt, was auf etwa ”s des Gesamtweges
der Fall ist. Diese Anordnung bezweckt, die Belastungs-
spitzen im Kraftwerk nicht so hoch ansteigen zu lassen,
da die elektrische Heizung immerhin beträchtlich Strom
verbraucht. In jedem Abteil sind 2 Heizkörper ver-
schiedener Gröfse und zwar von 1 KW und 2 KW
sprechend gestellt werden. Der Ordnungshebel betätigt
mechanisch eine runde Scheibe, die mit ihrer roten
Innenseite als Schlufssignal dient. Ist die Scheibe auf-
geklappt, so bedeckt sie die rote Schlufslaterne, ist sie
niedergeklappt, so gibt sie die rote Schlufslaterne frei
und zeigt gleichzeitig dem Beschauer die rote Seite.
Der Ordnungshebel betätigt ferner einen elektrischen
Schalter, der die Signalbeleuchtung umschaltet. Nur
der Ordnungshebel des vordersten Führerstandes wird
in die Vorwärtsstellung, alle anderen Ordnungshebel
des Zuges werden in die Schlufsstellung gebracht. Bel
der Schlufsstellung ist auch die Luftleitung der Bügel-
bedienung abgesperrt, damit nur vom vordersten Führer-
stande die Bügel gesenkt und gehoben werden können.
Das Senken und Heben wird durch einen Dreiwegehahn,
der die Luftdruckzylinder der Bügel entweder mit der
Bügelleitung oder mit dem Freien verbindet, bewirkt.
N As N
[15. September 1908]
Abb. 48 stellt einen Querschnitt durch das Führer-
abteil mit Hochspannungskammer dar. Links ist der
Führerstand mit Fahrschalter, Bremsventil der Luftdruck-
bremse und darunter Handrad der Handbremse. Unter
diesem Handrad liegt der Ordnungshebel, der soweit
bei der Vorwártsstellung hervorsteht, dafs die Tür des
Führerstandes erst geschlossen werden kann, wenn er
auf Schlufsstellung gelegt ist. Am Führerstande sind
noch ein Strommesser und 2 Luftdruckmesser angebracht.
In der Hochspannungskammer befinden sich alle
Hochspannung führenden Apparate. Wird ihre Tür ge-
öffnet, so wird, ehe sie vollständig entriegelt ist, mecha-
nisch ein Ventil in der Bügelleitung nach dem Freien
geöffnet, sodafs die Druckluft aus den Búgelzylindern
entweicht und die Bügel
sich niederlegen, wo-
durch die Apparate strom-
los werden. Der von
der Fahrleitung abge-
nommene Hochspannung-
strom geht über die Bügel
zu zwei in die Hoch-
spannungskammer von
oben eingeführten, pa-
rallelgeschalteten Kabeln
und über je einen Trenn-
schalter, eine Drossel-
spule, eine Hochspan-
nungssicherung und einen
Handölschalter mit selbst-
tätiger Maximalauslösung
zu dem Leistungstrans-
formator, dessen anderer
Pol an Erde liegt. Die
Leitung ist durch einen
Rollenblitzableiter mit
Kohlewiderständen ge-
schützt. Rechts neben der
Hochspannungskammer
ist in einem Schrank die
Niederspannungsschalt-
tafel untergebracht.
In dem Fihrerab-
teil ohne Hochspannungs-
kammer (Abb.49) befindet
sich neben dem Führer-
stande unmittelbar der
Niederspannungsschrank,
und es wird dadurch noch
Raum für 2 Sitzplätze ge- -£
wonnen.
Bei der Vereinigung
mehrerer Triebwagen zu
einem Zuge müssen aufser
der mechanischen Verbin-
dung durch die gewöhn-
liche Schraubenkupplung
noch eine elektrische
Kupplung für die Zug-
steuerung, sowie eine
Kupplung der Luftdruck-
leitungen für die Bedienung der Bremsen und der
Stromabnehmerbügel hergestellt werden. Die Ver-
bindung der Steuerstromkreise geschieht durch zwei
parallel geschaltete lOpolige Kupplungskabel, die der
Luftleitungen durch Schlauchkupplungen.
Die von dem: Siemens-Schuckertwerken gelieferten
Triebwagenausrüstungen sind im ähnlicher Weise und
nach denselben Grundsätzen ausgeführt. Nur sind an-
statt 3 Triebmaschinen zwei von gröfserer Leistung
und zwar mehr als 125 PS Stundenleistung vorhanden,
die in das Drehgestell der Wagenhälfte mit den Strom-
abnehmerbügeln eingebaut sind.
Die Triebmaschinen (Abb. 50) sind nach der Bauart
der Siemens-Schuckertwerke als einphasige Reihen-
schlufsmotoren ausgeführt. Der vom Leistungstrans-
formator zugeführte Wechselstrom durchfliefst Stator
und Rotor hintereinander. Die Wicklung des Stators
besteht aus 3 Teilen, der Kompensationswicklung und
den beiden Erregerwicklungen, von denen je nach der
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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[No. 750] 111
Fahrtrichtung nur die eine oder die andere eingeschaltet
ist. Ein Teil der Wicklung dient auch zur Erregung
der Wendepole. Die Regelung der Triebmaschinen er-
folgt durch Aenderung der zugeführten Gesamtspannung.
Zu diesem Zwecke hat der Leistungstransformator
5 Kabelausführungen für 150, 180, 220, 275 und 330 Volt,
die durch Betätigung von Steuerschaltern, den sog.
Hüpfschaltern, den Triebmaschinen zugeführt werden.
Abb. 51 zeigt einen Triebwagen mit elektrischer Aus-
rüstung der Siemens-Schuckertwerke.
Recht bemerkenswert ist die Bauart des Hoch-
spannungsstromabnehmerbügels, der auf einem federn-
den Gestell drehbar und gleichfalls federnd angebracht ist
und sich selbsttätig beim Fahrtrichtungswechsel umlegt.
Abb. 49,
Schn a-b.
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Führerabteil in der Wagenhälfte ohne Stromabnehmer.
Von Interesse dürften noch die Gewichte der Wagen
und der elektrischen Ausrüstung sein. Das Gesamt-
gewicht eines BC-Triebwagens mit elektrischer Aus-
rústung der A. E. G. beträgt 71 t. Hiervon wiegt die
elektrische Ausrüstung 171, Ein C-Wagen mit Aus-
rüstung der S. S. W. hat ein Gesamtgewicht von 69 t, wo-
von 15,5 t auf die elektrische Ausrústung entfallen. Ein
A. E. G.-Motor wiegt 2,9 t, ein S. S. W.-Motor 2,85 t.
Das tote Gewicht fir jeden Sitzplatz eines einzeln fah-
renden Wagens, also mit von den Reisenden nicht be-
setzten Führerabteilen, beträgt etwa 600 kg, was immer-
hin als recht hoch bezeichnet werden ۱۰
Betriebsbahnhof Ohlsdorf.
Für die Bildung der Züge, die Untersuchung, Rei-
nigung und Ausbesserung der Wagen ist ein mit Wagen-
schuppen und Werkstattanlagen ausgerüsteter Betriebs-
bahnhof in Verbindung mit dem Personenbahnhof in
Ohlsdorf angelegt. Auf der Abb. 52 befindet sich
112 [No. 750)
letzterer rechts, der Betriebsbahnhof links. Dem Personen-
bahnhof zunächst liegend bemerken wir das Aufenthalts-
und Uebernachtungsgebäude, es folgt der grofse Wagen-
schuppen mit 12 nebeneinander liegenden Gleisen. Vor-
läufig sind 30 Triebwagenstände erbaut, von denen 2
und zwar die unmittelbar an den Einfahrtstoren gelegenen
mit Arbeitsgruben ausgerüstet sind. Der Bau von
weiteren 18 Ständen ist in Aussicht genommen und der
betreffende Raum ist auf dem Plan angedeutet. Von
den gröfseren Bauten liegt weit nachlinks, dengenügenden
Abb. 50.
Triebmaschine der Siemens-Schuckertwerke,
Raum für die gedachten und späteren Erweiterungen
des Wagenschuppens Platz lassend, die Werkstatt mit
Revisionshalle und dem eigentlichen Werkstattraum mit
Nebenräumen. Es folgt die Schmiede mit angebauter
Metallgiefserei und desgleichen Abkocherei für ölige
Tele der Wagenuntergestelle. Ganz links am Ende
des Bahnhofs befinden sich ein Werkstatts- und Betriebs-
materialienmagazin sowie ein Dienst- und Wohngebäude.
Die kleineren Baulichkeiten von rechts nach links be-
trachtet sind zunächst ein kleines einstöckiges Gebäude
Abb. 51.
Ansicht des Triebwagens mit elektrischer Ausrüstung der Siemens-Schuckertwerke.
mit Räumen für die Wagenmeister, für ein Handmagazin
und für einen Sandtrockenofen, darauf folgt die Trans-
formatorenstation für die Licht- und Kraftversorgung
des Bahnhofes, dann der runde Wasserturm mit einem
eisernen Behälter von 100 cbm Inhalt und schliefslich
das Kesselhaus mit zwei Dampfkesseln von je 105 qm
Heizfläche für die Dampfheizung des Wagenschuppens
und der Werkstatt.
Der Wagenschuppen (Abb. 53) hat eine Grundfläche
von 4722 qm. Säulen und Dachkonstruktion sind aus
Walzeisen hergestellt, jedoch feuersicher mit Monier-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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(15. September 1908]
konstruktion umhillt. Die Dacheindeckung ist aus
Bimsbeton mit einem Belag von Dachpappe hergestellt.
Der Schuppen hat reichlich Oberlicht erhalten, sodafs
er durchweg sehr hell ist. Die Dampfheizungsanlage
des Schuppens ist so bemessen, dafs die Triebwagen,
ehe sıe in die Züge eingestellt werden, nicht durch die
elektrischen Heizkörper der Wagen selbst vorgeheizt
zu werden brauchen.
Ehe die Wagen in den Schuppen eingestellt werden,
müssen die Hochspannungsbügel herabgelassen und
die Niederspannungsstromabnehmer an die in den
Schuppen führende Niederspannungsleitung angelegt
werden. Abb. 54 stellt die Leitungsanlage vor den
Schuppeneinfahrten dar, woselbst auf 16 m Länge Hoch-
und Niederspannungsleitung in etwa 1,2 m Abstand
voneinander angeordnet sind. `
Die Wagenrevisionshalle (Abb. 55) von 18,5 m Breite
und 67,5 m Länge enthält 5 Ausbesserungstände und
ein Aufstellungsgleis für Ersatzdrehgestelle. Sie ist
mit einer Hebevorrichtung zum Abheben der Wagen-
kasten von den Drehgestellen ausgerüstet, damit diese bei
Ausbesserungen schnell ausgewechselt werden können.
Die Werkstatt selbst besteht aus einer mechanischen
und einer elektrischen Abteilung mit allen für die Aus-
besserungen nötigen Werkzeugmaschinen und sonstigen
Einrichtungen. Ein elektrisch betriebener Laufkran
von 6 t Tragkraft bestreicht den ganzen Werkstatts-
raum, der 57,5 m lang und 14,5 m breit ist.
Zum Schlusse der Beschreibung der elektrischen
Zugförderungsanlagen sei noch eine kurze Uebersicht
über die Anlagekosten gegeben.
Das Kraftwerk kostet einschliefslich Grunderwerb
anschlagmäfsig 3270000 M. Seine Gesamtleistung be-
trägt 5950 KW einschl. der Leistung einer demnächst
zur Aufstellung gelangenden 350 KW-Gleichstromturbine.
Demnach entfallen auf jedes eingerichtete KW rund
550M. Die anschlagmäfsigen Kosten der Leitungsanlage
mit etwa 63 km Fahrleitung in Haupt- und Nebengleisen
und den Speiseleitungen für Bahn- und Lichtstrom
nebst zugehörigen Speisepunkten betragen insgesamt
1800000 M. Für die Kraft- und.Lichtleitung der Bahn-
höfe, die nicht unmittelbar zur elektrischen Zugförderung
zu rechnen sind, ist von der vorgenannten Summe ein
Betrag von rund 150 000 M abzuziehen, sodafs 1650 000 M
verbleiben, also für
jeden km Fahrleitung
durchschnittlich
26200 M. Die Anlagen
der Betriebswerkstatt
Ohlsdorf ausschlieís-
lich der Bahnhofs-
gleise, Stellwerke usw.
werden rd. 1000000 M
kosten.
Für die Beschaffung
der 60 Stück Trieb-
wagen waren rund
6 000 000 M aufzuwen-
den. Jeder BC-Wagen
mit elektrischer Aus-
rüstung der A. E.G.
hat 101 000 M gekostet,
jeder C-Wagen mit
gleicher Ausrüstung
98400 M, jeder
Wagen mit elektri-
scher Ausrüstung der
S. S. W. 92700 M. Für
Ersatzteile der Trieb-
wagen sind bisher etwa 187000 M erforderlich gewesen.
Betrieb.
Einige Mitteilungen über den Betrieb mögen das
Gesamtbild der elektrischen Zugförderung Blankenese —
Ohlsdorf vervollständigen. Tafel 2 zeigt den zur Ein-
führung gekommenen Werktags-Fahrplan in bildlicher
Darstellung. Die Grundform des Fahrplans ist der
Fünfminutenbetrieb auf der Stadtbahn Altona—Hassel-
brook und der Zehn- und Zwanzigminutenbetrieb auf
den anschliefsenden Vorortstrecken. Die Züge werden
Abb. 52,
[15. September 1908]
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Lageplan des Bahnhofes Ohlsdorf.
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Schornstein.
Kläranlage.
Transformatorenhau .
s Handmagazin.
n Güterschuppen.
o Wagenschuppen.
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Abort.
a Stellwerk.
Schrottbansen.
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b Verwaltungsgebäude.
Aufenthaltsgebäude.
x Brunnen.
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Heizungsgebaude.
Viehbucht.
m Rampe.
Magazingebäude.
d Versickerungsanlage.
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Schieber.
u Hydrant.
t
Kohlenbansen.
q Wasserturm.
p
Müllgrube.
Entwásserung.
y
Schmiede.
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [No. 750] 113
daher nicht sámtlich von Ohlsdorf bis Blankenese
durchgeführt, sondern sie wenden auch zum Teil aut
verschiedenen Zwischenstationen. Zwischen den Vorort- -
zügen des Zehnminutenbetriebes verkehrt vom Beginn
bis zum Schlufs des Fünfminutenbetriebes regelmäfsig
ein Stadtbahnzug der Strecke Altona-—Hasselbrook oder
an seiner Stelle auf der Strecke Altona—Berliner Tor
ein Dampfzug des Friedrichsruher Vorortverkehrs. Bei
Abb. 53.
Inneres des Wagenschuppens auf dem Betriebsbahnhof
Ohlsdorf,
der Zugbildung war ferner das Bestreben mafsgebend,
die Zugstärke soweit wie angängig dem Umfange des
Verkehrs anzupassen. Die Stärke der Züge wechselt
daher zwischen einem bis vorläufig drei Triebwagen.
In dem bildlichen Fahrplan ist die Stärke der einzelnen
Züge ersichtlich gemacht, indem für jeden Triebwagen
eine dünne Zuglinie gezeichnet ist, sodafs ein Zug aus
2 Triebwagen durch zwei dicht nebeneinander liegende
Linien, ein Zug aus 3 Triebwagen durch drei solcher
Linien dargestellt ist. Man kann daher ohne weiteres
Abb. 54.
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Leitungsanlage vor dem Wagenschuppen.
aus dem Fahrplan feststellen, auf welchen Wende-
stationen die einzelnen Züge verstärkt oder verschwächt
werden. Aufser den Endstationen Blankenese und
Ohlsdorf sind Gr. Flottbeck, Altona, Hasselbrook und
Barmbeck Wendestationen. Auf dem bildlichen Fahrplan
ist auch der Umlauf des einzelnen Triebwagens er-
sichtlich und zwar durch eine neben die Linie des
Wagens gesetzte Nummer. Jeder im Dienst befindliche
Triebwagen trägt dementsprechend an den Stirnwänden
je ein leicht auswechselbares Täfelchen mit der Nummer
114 [No. 750]
des Umlaufs, in dem er verwendet wird. Die Umlauf-
nummer wechselt für jeden Triebwagen täglich nach
einem bestimmten Plan.
Um schadhafte Wagen schnell ersetzen zu können,
steht auf den Stationen Ohlsdorf und Altona je ein
Abb. 55.
Inneres der Wagenrevisionshalle mit Wagenkasten-
Hebevorrichtung.
Abb. 56.
Zug mit vier Triebwagen.
Reservezug — 1 BC-Wagen mit Personal — in ständiger
Dienstbereitschaft. Aufserdem ist auf den Stationen
Hasselbrook und Blankenese je ein Ersatzwagen auf-
gestellt.
Die Züge tragen an der Spitze und am Schlufs
Richtungsschilder, von denen 6 Stück zu einem Trieb-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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[15. September 1908}
wagen gehören, die er beständig mit sich führt. Auf
Abb. 56, die einen aus 4 Triebwagen gebildeten Zug
darstellt, sehen wir am Stirnende links das Richtungs-
schild und rechts das Täfelchen mit der Umlaufs-
nummer.
Auf der Strecke Blankenese—Hamburg Hauptbhf.
befördern einzelne besonders bezeichnete Züge auch
Gepäck- und Exprefsgut. In der Regel werden diese
Züge von einem Packmeister begleitet.
Die Zahl der Werktags gefahrenen Zugkilometer
beträgt 8050 km, desgleichen der Triebwagenkilometer
12900 km, Die entsprechenden Zahlen für den Sonntags-
verkehr sind 8010 und 11340 km. Für das Jahr ergeben
sich unter Berücksichtigung des verstärkten Sonntags-
betriebes im Sommer 2993000 Zugkilometer und
4 820 000 Triebwagenkilometer.
Jedes Triebwagenkilometer verbraucht nach den
bisherigen Erfahrungen etwa 2,7 Kilowattstunden ohne
Heizung und Beleuchtung, sodafs das Kraftwerk für die
Bewegung der Triebwagen jährlich rund 13000 000
KW/St. zu leisten hat. Für Heizung und Beleuchtung
werden noch 1500 000 bis 2 000 000 KW/St. zukommen,
im ganzen kann also die jährliche Leistung des Kraft-
werks für die elektrische Zugförderung zu 15 000 000
KW/St. angenommen werden.
Ein übersichtliches Bild der Kraftwerksbelastung
in den einzelnen Tagesstunden erhält man aus der
Schaulinie, die täglich der aufzeichnende Kilowattmesser
im Kraftwerk herstellt. Abb. 57 zeigt die Schaulinie,
die von 2 Uhr früh am 27. Februar d. J. bis 2 Uhr
früh am 28. Februar aufgezeichnet wurde. Die Schau-
linie beginnt unten rechts
und endigt oben links
auf dem Bilde. Die
höchste Spitze in der
Kraftwerksbelastung
wurde um 8°° Vorm.,
also während des starken
Berufsverkehrs erreicht.
Sie beträgt 5100 KW,
sodafs die drei im Be-
trieb befindlichen Bahn-
turbinen voll ausgenutzt
waren.
Für die Ausführung
und Ueberwachung des
elektrischen Zugförde-
rungsdienstes ist ^ eine
Maschineninspektion mit
dem Sitz in Altona er-
richtet worden. Der-
selben sind auch die
an das Kraftwerk an-
geschlossenen Krafıver-
sorgungs- und Beleuch-
tungsanlagen der Bahn-
höfe zur Ueberwachung
und Unterhaltung zuge-
teilt. Selbständige Dienst-
stellen im Bereich dieser
Inspektion sind das Kraft-
werk Altona und die Be-
triebswerkstatt Ohlsdorf,
E denen je ein Betriebs-
werkmeister vorsteht. Z.
Z. werden im Kraftwerk
Altona 25 Beamte und
Hiltsbeamte und 14 Ar-
beiter beschäftigt, in der
Betriebswerkstatt Ohls-
dorf 22 Beamte und Hilfs-
beainte und 141 Arbeiter
ausschliefslich des Fahr-
personals.
Jeder Zug, mag er aus einem oder mehreren Trieb-
wagen bestehen, wird von einem Wagenfúhrer und
einem Schaffner begleitet, der in dem Führerabteil
mitfährt. Der Schaffner hat, wie bei Dampfzügen
der Zugführer, während der Fahrt den Befehl über
den Zug.
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[15. September 1908] | GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 750] 115
Zur Ausführung des z. Z. bestehenden Fahrplans Es waren Uebergangsstufen vom Dampfbetrieb zum
sind einschliefslich des Verschiebe- und Bereitschafts- | elektrischen vorgesehen, sodafs sich die Umwandlung
dienstes 67 Personale erforderlich, von denen 52 in allmählich vollzog. Hierdurch war besser Gelegenheit
Ohlsdorf und 15 in Altona stationiert sind. Zu Wagen- zur Ausbildung des Fahrpersonals gegeben, auch
führern sind vorläufig überwiegend geprüfte Lokomotiv- konnten etwa sich zeigende Mängel, die bei der Neuheit
heizer gewählt, die aber, sobald sie zur Beförderung und Eigenartigkeit der Anlage zu erwarten waren und
Abb. 57. 28. lebr 2% frih
Krafiwerksbelastung während eines Tages. Pr 8 Berge E SE EK! REM
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(Von unten nach oben und von rechts nach links E 1 ۱ er یس یت
zu lesen.) +2 SAS 8
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zum Lokomotivführer an der Reihe sind, in den
Lokomotivdienst wieder zurücktreten. Es ist aber auch
eine grölsere Anzahl Schaffner als Hilfswagenführer
geprüft und es ist beabsichtigt, allmählich sämtliche
Schaffner zu Hilfswagenführern auszubilden, sodafs sie
nach und nach an die Stelle der geprüften Heizer treten.
Eine handwerksmäfsige Vorbildung wie bei den
Lokomotivführern wird für den Dienst eines Wagen-
führers nicht für erforderlich gehalten, da die Wagen
einer sehr häufigen und eingehenden Untersuchung
unterworfen werden, auch Untersuchungs- und Werk-
stattspersonal jederzeit herbeigerufen werden kann.
Der Wagenuntersuchungsdienst umfafst die Unter-
suchung der Wagen im mechanischen und elektrischen
Teil, das Schmieren der Wagenachsen und Motoren,
das Ausblasen der Motoren und die Wagenreinigung.
Die besondere Aufsicht führen Wagenmeister unter einem
Werkführer, denen aber auch die regelmäfsige Unter-
suchung der Leitungsanlagen unter einem Leitungs-
revisor obliegt.
Für diese Untersuchung der Leitungen, die nur des
Nachts in der Betriebspause ausgeführt werden kann
und die sich auch auf die Reinigung der Isolatoren
erstreckt, sind zwei sogenannte Turmwagen beschaftt,
welche ihren Antrieb durch eine Akkumulatorenbatterie Turmwagen für die Untersuchung der Leitungen,
und 2 Motoren erhalten (Abb. 58). Die Wagen enthalten
eine kleine Werkstatt und führen die nötigen Materialien | im übrigen auch nicht ausgeblieben sind, leichter und
und Geräte mit, sodafs kleinere Ausbesserungen an den ohne empfindliche Störungen hervorzurufen, beseitigt
Leitungen sofort vorgenommen werden können. werden. Gegenwärtig arbeitet der Betrieb zufrieden-
Auf dem Wagendach ist eine leicht drehbare | stellend. y Mángel, die sich hier und da noch bemerkbar
Plattform angeordnet, die rechtwinklig zur Gleisachse ۱
ausgedreht werden kann und dann auch über das
Nebengleis hinwegreicht. EE, 1
‘ Anfang April d. J. trat eine erhebliche Störung im Kraftwerk
Der elektrische Vollbetrieb auf der Strecke ' Altona ein. Zwei Bahnstromerzeuger mufsten fast gleichzeitig wegen
Blankenese—Ohlsdorf ist, wie bereits einleitend erwähnt, Beschädigung der Rotoren, hervorgerufen durch einen Fehler in der
nicht auf einmal, nicht unvermittelt eingeführt worden. | Bauart der Dämpferwicklung, aufser Betrieb gesetzt werden. Die
H Der befriedigende Betriebszustand ist leider nicht von langer
116 [No. 750]
machen, treffen das System in keiner Weise. Es sind
Schwächen konstruktiver Einzelheiten, oft unschein-
barster Art, die überwunden werden. Es kann jetzt
schon mit Sicherheit gesagt werden, dafs das Einphasen-
bahnsystem sich bewährt. Möge die elektrische Bahn
Blankenese—Ohlsdorf unter Berücksichtigung der ge-
wonnenen wertvollen Erfahrungen ein Vorbild sein für
andere elektrische Vollbahnen zum Nutzen des Verkehrs
und der vaterländischen Industrie.
(Lebhafter Beifall.)
Zur Erläuterung des Vortrages dienten zahlreiche
Lichtbilder.
Folge war eine erhebliche Einschränkung des elektrischen Betriebes
und Einlegung einer grölseren Anzahl von Dampfzúgen auf der
Strecke Blankenese—Ohlsdorf. Wenn auch Anfang Juli bei sámt-
lichen vier Bahnstromerzeugern des Kraftwerkes der betreflende
Fehler beseitigt war, so ist doch vorläufig der gemischte Betrieb
beibehalten worden, da sich mittlerweile auch die Notwendigkeit
herausgestellt hat, die Isolation der Fahrleitungen und zum Teil der
Speiseleitungen zu verdoppeln, und es nicht ratsam erscheint, den
vollen elektrischen Betrieb vor Durchführung dieser Arbeiten, die
voraussichtlich im September d. J. beendet sein werden, wieder
aufzunehmen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. September 1908]
Der Vorsitzende dankt dem Vortragenden im Namen
des Vereins für seinen allseitig mit grofsem Interesse
aufgenommenen Vortrag.
Eine Besprechung schlofs sich an den Vortrag
nicht an.
Als ordentliche Mitglieder wurden gemäfs der Ab-
stimmung in den Verein aufgenommen die Herren:
Richard Bremer, Dirigent der städtischen öffentlichen
Beleuchtung, Berlin; Wilhelm Fink, Kgl. Regierungs-
bauführer, Hannover; Martin Gadow, Regierungs- und
Baurat, Dortmund; Simon Floffmann, Ingenieur, Berlin;
Johannes Keidel, Regierungsbauführer und Diplom-
Ingenieur, Hannover; Otto La Baume, Zivilingenieur,
Fabrikdirektor a. D., Dt.-Wilmersdorf; Hans Le Blanc,
Regierungsbaumeister, Königsberg i. Pr.; Heinrich
Paulus, Fabrikant, Aachen; Regierungs- und Baurat
Carl Röthig, Altona.
Der Bericht über die Versammlung am 25, Februar
wird genehmigt.
Da die Tagesordnung hiermit erschöpft ist, schliefst
der Vorsitzende die Versammlung.
Lokomotiven mit Hilfsmotoren
von Ingenieur Hermann Liechty, Bern
(Hierzu Tafel I und 54 Abbildungen)
(Schlufs von Seite 83)
1890 zeigen die Kloseschen Lokomotiven für
St. Gallen—Gais und die Abtschen für Pike’s Peak die
erstmalige Anwendung des Verbundsystems bei Zahnrad-
maschinen.
Abb. 31 und 32 zeigen die alten, Abb. 33 eine neuere
|
Abb. 34 zeigt einen Tramwaywagen mit zwei
Drehgestelladhäsionsantrieben. Je die zweite Achse
jedes Drehgestells trägt ein Hilfstriebwerk, das beim
Befahren der Steilstrecken ein in eine Zahnstange ein-
greifendes Zahnrad elektrisch antreibt.
Abb. 31.
Gemischte 2/3 Lokomotive Bauart Klose der Appenzeller Strafsenbahn.
Lokomotive der Appenzeller Strafsenbahn, bei welcher
angesichts der kleinen auftretenden Kräfte alle 4 Zylinder
am Aufsenrahmen befestigt werden konnten, um sie
übersichtlicher halten zu können. Auch bei dieser
Bauart ist das Verbundsystem beibehalten worden.
Alle diese Fortschritte haben Betriebsmittel ge-
schaffen, die nützlich überall da heute eingreifen, wo
eben Adhäsion allein nichts mehr oder doch nur unter
unerschwinglich hohen Opfern wenig auszurichten ver-
möchte.
[15. September 1908]
Aber der Fortschritt verlangte bald kürzere Fahr-
zeiten und Erhöhung des Zuggewichts, und so sehen wir
heute neben der Bespannung von Zügen mit 2 gemischten
Reib- und Zahnradlokomotiven auch gewöhnliche
Adhäsionslokomotive und kombinierte Adhäsions- und
Zahnradlokomotive in der Bergfahrt, die erstere an der
Spitze, die letztere am Schlufs des Zuges, vereint sich
in die zu leistende Arbeit teilend, in der Talfahrt aber
die erstere allein und zwar mit erhöhter Geschwindigkeit
über die Zahnstangenstrecken eilend; hindert sie doch
nun nichts an der Entwicklung einer Geschwindigkeit,
die nur noch begrenzt ist in einem die Sicherheit des
Betriebes nicht gefährdenden Bremswege.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 750] 117
mit 4 gekuppelten Achsen und Zahnradübersetzung für
|
Ariège (Frankreich) und als dreiachsige Lokomotive
mit Kettenantrieb für die Strafsenbahnen Barcelonas
(Abb. 42) ausgeführt worden waren.
Waren es bei der erstern Gattung die Hilfsgetriebe,
so waren es bei der letztern aber die Gelenkmechanismen,
welche viel Reparaturen, hohe Unterhaltungskosten und
eben mehr oder weniger auch mehr Defekte und dadurch
Betriebsstörungen mit sich brachten; besonders war es
Gölsdorf, der wieder zu der Einfachheit zurückzukehren
versuchte und mehrfach gekuppelte Lokomotiven kon-
struierte, denen er zum Zwecke leichten Befahrens der
Kurven Seitenbewegungen gewisser Achsen gab. 3
Abb. 33.
Abb. 34.
Gemischter nn Bauart Winterthur für die elektrische Bahn Monthey—Champery.
Hand in Hand mit vorgenannten Lösungen von
Hilfsgetrieben gingen die Lösungen ohne Hilfsgetriebe,
die Lösungen mehrachsiger Gelenklokomotiven für reine
Reibstrecke mit nur einem gemeinschaftlichen Haupt-
triebwerk. Voran Klose, Abb. 35 u. 36 zeigen die Aus-
führung einer Lastzuglokomotive der württembergischen
und herzegowinischen Staatsbahnen, gefolgt durch
Hagans, siehe Abb. 37, eine Tenderlokomotive der
k. k. preufsischen Staatsbahnen, und Klien-Lindner,
siehe Abb. 38, eine Konstruktion, wie sie als Schlepp-
tenderlokomotive für die sächsischen Staatsbahnen mit
gröfster Befriedigung gebaut worden ist. Als Ausführung
für schmalspurige Bahnen zeigen die Abb. 39—40 die
Bauart Helmholtz, wie sie für die bosnisch-herzego-
winische Staatsbahn ausgeführt worden ist, und die
Bauarten Winterthur, wie sie (Abb. 41) als Lokomotive
und 44 zeigen zwei Ausführungen für Normalbahnen,
Abb. 45 diejenige für eine Nebenbahn. Alle diese
Ausführungen sollen sich bei richtiger Konstruktion sehr
bewähren, während aber anders wieder Bedenken gegen
solche vielgekuppelten Ungetüme, besonders hinsichtlich
Abnützung der Bandagen und des Gleises, vorliegen.
Diese Abnützungen, Widerstände, ferner das erneute
Trachten, das Tendergewicht ohne Herbeizichung eines
Hilfsmotors doch als Adhäsionsgewicht ausnützen zu
können, brachten in dieser Zeit die Amerikaner Shay
und Heisler dazu, von Vertikaldampfmaschinen aus
durch Wellen und Winkelgetriebe die Achsen in einem,
Achsgruppen im andern Falle anzutreiben, wie Abb. 46,
47 und 48 es zeigen. In Europa haben diese beiden Bau-
arten meines Wissens Ausführungen noch nicht er-
fahren.
118 [No. 750] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [15. September 1908]
Mit den jáhrlich wachsenden Anforderungen an die
Lokomotiven sind letztere heute Kolossen gleich an der ersten Male eine Lokomotive mit einem Hilfstriebwerke,
Gröfsengrenze, die durch das Lichtraumprofil gesteckt
um zeitweilig eine Hilfstriebachse anzutreiben, welche
ist, und doch mehrt sich das Verlangen nach gröfserer mittels einer Vorrichtung auf die Schienen geprefst
Leistungsfähigkeit stetig, hängt doch die Wirtschaft- |
werden konnte, bei Nichtgebrauch aber von denselben
lichkeit des Eisenbahnbetriebes ab von möglichst abgehoben wurde; auf der Weltausstellung zu Paris im
Abb. 35.
Steigungen bedürfen, versah er im Jahre 1896 zum
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5/5 Lokomotive Bauart Klose der württembergischen Staatsbahnen.
Abb. 36.
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5/6 Tenderlokomotive Bauart Klose der herzegowinischen Staatsbahnen.
Abb. 37. Jahre 1900 fanden wir eine zweite
Ausführung des gleichen Ge-
dankens in anderer Gestalt, die
Hılfstriebachse zwischen den Dreh-
gestellachsen aufgehängt.
Die Abb. 49 u.50 zeigen diese
beiden Konstruktionen, sodaís von
weiteren Erklärungen Abstand ge-
nommen werden kann; bemerkt
sei aber hier, dafs besonders die
erstere während 10 Jahren im
regelmäfsigen Schnellzugsdienst
gefahren wurde, ohne dafs je-
mals irgendwelche unliebsanıen
Störungen an dem Hilfsmotor vor-
gekommen sind, bis diese Loko-
motive bei dem Zusammenstofs
von Túrkenfeld zertrúmmert
wurde.
Leider wurde diesen berech-
tigten Lösungen keine weitere Folge gegeben, wohl
angesichts des verhältnismäfsig kleinen Gewinnes an
Zugkraft neben der in Kauf genommenen Komplikation.
Während die Lokomotive seit dem Unglück von
Wädensweil so die verschiedensten Phasen durchgemacht
hatte, ist die Strecke Wädensweil— Einsiedeln inzwischen
anstandslos mit gewöhnlichen Reibungslokomotiven von
33 t Dienstgewicht betrieben worden, welche als echte
Berglokomotiven, ihr ganzes Dienstgewicht als Reibungs-
gewicht ausnützend, bei einem Triebraddurchmesser von
5/5 Lokomotive Bauart Hagans der preufsischen Staatsbahnen.
hohen Fahrgeschwindigkeiten bei möglichst grofsen |
beförderten Zuggewichten, erreicht auf möglichst billige |
und sichere Weise. Eine Möglichkeit ist noch offen,
die Zugkraftleistungen zu erhöhen durch die Erhöhung
des Raddruckes bis zu der Grenze, wo diese von der
Kraftquelle abhängig werden würde In all diesen
Richtungen studierte wieder allen voran Kraufs und
seine Ingenieure und, von dem Gedanken ausgehend,
dafs die Lokomotiven einer eigentlichen Mehrkraft nur
beim Anziehen schwerer Züge oder beim Befahren von |
[15. September 1908]
allerdings nur 900 mm eine Zuglast von 66 t mit einer
Geschwindigkeit von 18—22 km per Stunde beförderten.
Das Netz dieser Bahn, ebenfalls erweitert und heute
schweizerische Südostbahn heifsend, hat aber den
Charakter der Stammlinie beibehalten, mufste sie doch
mit der neuen Linie Rapperswil—Biberbrücke—Goldau
ein Teilstück eben der Stammlinie befahren. Abb. 51 zeigt
ein Längenprofil dieser Bahn, auch sofort dem Kenner
|
|
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 750] 119
mufste, was in der Folge den Nutzen bedeutend
schmälerte, und nur Vertrauen, Sicherheit, Fleifs und
Sparsamkeit am rechten Orte haben das Unternehmen
zu hälten vermocht, so dafs es heute finanziell gesichert
und durch erreichte Verkehrsvermehrungen zu einer
Rollmaterialvermehrung gezwungen ist.
War es diese Bahn, welche vor 30 Jahren den
Anlafs zum System Wetli gegeben, so ist es heute
Abb. 38.
4/5 gekuppelte Güterzuglokomotive der Kgl. sächsischen Staatsbahnen.
Bauart Klien-Lindner.
Abb. 39.
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4/4 Lokomotive Bauart Helmholtz der herzegowinischen Staatsbahnen,
die aufsergewöhnlichen Betriebsverhältnisse zeigend,
welche sich besonders in den letzten Jahren durch die
Eröffnung einer Konkurrenzlinie und die dadurch mit-
gebrachte Kürzung der Fahrzeiten aufsergewöhnlich
erschwert hatten. Eine Aufrechterhaltung gegenüber der
Konkurrenz war unter diesen Umständen nur unter
grofsen Opfern an Betriebsausgaben möglich, nachdem
entsprechend der Kürzung der Fahrzeiten eine Ver-
minderung der Zugbelastungen vorgenommen werden
|
wieder diese Bahn, welche den Anlafs bot zu der kom-
binierten Adhäsionslokomotive, welche im nachfolgenden
beschrieben werden soll.
In richtiger Erkenntnis der Verhältnisse war es
Herr Ingenieur Alfred Laubi, Direktor der schweiz.
Südostbahn, der für eine den eigenartigen und aufser-
gewöhnlichen Verhältnissen dieser Bahn voll ent-
sprechende Lokomotive folgende Bedingungen auf-
stellte:
120 (No, 750]
. Gröfstmögliche Zugkraft.
. Gröfstmögliche Geschwindigkeit.
. Kleinster, fester Radstand und möglichst leichte
Beweglichkeit in den Kurven von 150 m. *
. Möglichste Einfachheit der Lokomotive zur Re-
duktion von Abnützung, Reibungswiderständen
und damit Reparaturkosten.
9. Möglichst kleiner Kohlenverbrauch.
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Abb. 40.
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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[15. September 1908]
Dieses Projekt (s. Tafel 1), ist eine dreifach gekuppelte
Lokomotive, deren Mittelachse seitlich verschiebbar ist,
mit vorgebautem Drehgestell, welche, obgleich wenigstens
zeitweilig alle Achsen antreibend, gegenüber andern
Konstruktionen keine überhängend angeordneten Zylinder
hat, um die schlingernden Bewegungen nach Möglichkeit
zu reduzieren. Die Achsen dieses Drehgestelles werden
nun zur Erreichung möglichst hoher Zugkraft in den
Steilstrecken unter Anwendung eines Hilfsmotors zu
Triebachsen gemacht. Nach überwundener Steigung
wird dieser so abgestellt, dafs die betreffenden Achsen
als Laufachsen der Lokomotive eine Geschwindigkeit
zulassen, deren Grenze nur von der Kolbengeschwindig-
keit des Haupttriebwerkes abhängig ist. Welch ge-
waltiger Unterschied an Zugkraft bei gleicher Achsen-
zahl auf Steilstrecken möglich ist, soll deshalb kurz
folgender Vergleich zeigen, den die Abb. 52 erläutert.
Es sei der runden Rechnung halber jede Triebachse
mit 15 t belastet, jede Laufachse nur mit 10 t. Auf
50 °/oo zieht jede an Nutzgewicht das doppelte des Ad.
häsionsgewichtes. Es ergibt sich für die 4/5 Lokomotive
Dienstgewicht . . 4x15+ 10 = Wt
Adhásionsgewicht CAIO = 60t
Nutzgewicht (2X 60) — 10 = 110t
für die 3/5 zw. 5/5 (System Liechty)
Dienstgewicht {OXI FF (2x10) = 1
Adhäsionsgewicht ‚(8x15) + (2x10) = Dirt
Nutzgewicht . (2X. 695) = 1501
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4/4 Lokomotive Bauart Winterthur.
Diesem Progamme sollte mit einer 4/5 Lokomotive
entsprochen werden.
Der Verfasser, s. Z. Leiter des ها ee
der Südostbahn, stelte diesem Projekte ein solches
einer 3/5 zw. 5/5*) Lokomotive mit Hilfsmotor entgegen.
°) zw. = zeitweise.
|
Um der zweiten Bedingung zu entsprechen, wurde
es nötig, die Achsen des Drehgestelles, welche in der
Bergfahrt auch durch einen Hilfsmotor zeitweise mit-
genommen werden, auf möglichst einfache Art von dem-
selben unabhängig zu machen, um für erstere eine höhere
Tourenzahl zuzulassen, nachdem sie nicht mehr an die
des Hilfstriebwerkes gebunden sind. Die Zusammen-
[15. September 1908] [No. 750] 121
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
Abb. 42.
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3/3 Lokomotive Bauart Winterthur.
Abb. 43.
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5/5 Lokomotive Bauart 6۵1900۲۲ der österreichischen Staatsbahnen.
[15. September 1908]
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5/7 Lokomotive der Topeka & Santa Fe-Eisenbahn.
Abb. 45.
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Abb. 46.
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8/8 Lokomotive Bauart Shay der Chesapeake & Ohio-Eisenbahn.
beide sind durch Kuppelstangen verbunden, sitzt ein
Zahnkranz und zwischen ihm und der Achse eine
Otto'sche Kuppelung. Die Konstruktion ist also einfach,
aber geradezu verblüffend die Einfachheit der Hand-
habung, da der Lokomotivführer, einzig. einen Hilfs-
regulator öffnend, den Zahnkolben dreht, dieser den
Zahnkranz dreht, bis dessen Geschwindigkeit gleich
stellung Abb. lauf Tafel! zeigt nun, wie zu diesem Zwecke
auf dem Drehgestell eine zweizylindrige Dampfmaschine
sitzt, welche der Einfachheit halber nur durch zwei an
Exzentern hängende Kolbenschieber mit konstanter
Füllung gesteuert ist; mufs doch das Hilfstriebwerk nur
stets in der Bergrichtung bei der Arbeit mithelfen, einen
Zahnkolben mittreibend. Auf der hinteren Laufachse,
[15. September 1908]
oder gröfser als jene der Achse selbst wird,
das Festlegen der Kuppelung erfolgt. Nach
wundener Steigung schliefst der Lokomotivfthrer seinen
Hilfsregler wieder und durch die Trägheit des Hilfs-
triebswerkes einerseits, den
durch die Reibung auf den
Schienen den Laufachsen
vom Haupttriebwerk über-
tragenen Impuls andrerseits,
löst sich die Verbindung
und wie eine 3/5 Lokomo-
tive mit freiem Drehgestelle,
kann die Lokomotive, da die
drei Triebachsen völlig aus-
reichen, sich den Kurven
schön anschmiegend, bei
geringster Abnützung und
geringsten Widerständen
den übrigen Weg abrollen,
und zwar mit einer Ge-
schwindigkeit, die der 5
Lokomotive überlegen ist.
Betrachten wir das
Lángenprofil der Balın, so
zeigt sich, wie in jeder Fahr-
richtung das Hilfstriebwerk
nur während eines kleinen
Bruchteils der Fahrt, 22 pCt.
der Strecke in der einen,
24 pCt. in der andern Fahrt-
richtung, hat in Tätigkeit ge-
setzt werden müssen, wäh-
rend des ganzen andern
Teiles der Fahrt aber bei
jedem andern System hätte
umsonst mitrollen müssen.
Dabei hätte es noch an
der Entfaltung einer höhe-
ren Geschwindigkeit gehin-
dert. Die Zeichnung zeigt
auch, wie der Bedingung 3
wodurch
über-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 750] 123
Kurven von 150 m Radius befahren soll und dabei eine
möglichst grofse Geschwindigkeit erreichen können soll.
Die letzte Bedingung, möglichst kleiner Kohlenverbrauch
pro geleistetes Nutztonnenkilometer, gelcistet in der
Abb. 41.
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Abb.
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6/6 Lokomotive Bauart Heisler.
Abb. 48.
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۱/5 zw. 25 Lokomotive Bauart Krauß der bayerischen Staatsbahnen.
für eine Lokomotive mit 5 Triebachsen voll
Sprachen ist.
Möglichste Einfachheit der Lokomotive.
sie so einfach wie möglich geworden, so einfach
jede andere Lokomotive, welche mit 5 Triebachsen
ent-
Gewils ist
wie
gleichen Zeiteinheit über die ganze Bahn, wird eben-
falls durch diese Lokomotive erfüllt werden. Sie arbeitet
schlechtesten Falles über den kleineren Teil der Balın
unwirtschaftlicher als .ihre Konkurrentin, aber über
den gröfseren Teil der Bahn wirtschaftlicher als jene.
124 [No. 750)
Interessant auf jeden Fall werden Versuche in dieser
Richtung sein.
Wie seine Vorfahren Cathcart, Handyside, Abt und
Kraufs, greift auch dieses System zur zeitweiligen Ver-
gröfserung der Zugkraft zur Anwendung eines Hilfs-
triebwerkes. Anstatt eines Zahnrades oder einer Wickel-
achse oder einer Senkachse aber werden die Laufachsen
selbst angetrieben, also die denkbar einfachste Lösung
erzielt.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. September 1908}
möglichst billig und möglichst schnell von Basel
nach Chiasso geführt werden, mit Aufenthalt in Olten,
Luzern, Göschenen, Bellinzona und Chiasso.
Diese Strecke weist verschiedentlich Steigungen
auf bis zu 26 oo, so zur Uebersteigung des Hauen-
steins, des Gotthards und zuletzt des Monte Cenere.
Abb. 54 zeigt ein Längenprofil dieser Strecke.
Auf der Maximalsteigung befördert heute die stärkste
Lastzuglokomotive einen Zug von 200 t, die Schnell-
Abb. 50.
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2/6 zw. 3/6 Lokomotive Bauart Kraufs der pfälzischen Bahnen.
Abb. 51. N
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Uebersichtslangenprofil der Strecke Rapperswil— Goldau.
Der natürliche Zusammenhang, dafs die gröfsten Steil-
bahnen mit den Gegenden, die reich an Wasserkräften
sind, örtlich zusammenfallen, führten den Verfasser aber
zu der Lösung des Antriebes der Laufachsen durch
direkt auf denselben sitzende Dynamos, die z. B. in den
Steilstrecken mit ihrer normalen Tourenzahl einer Ge-
schwindigkeit von 45 km per Stunde entsprechen, dabei
aber so gebaut sind, dafs sie, wenn stromlos, auch eine
Tourenzahl entsprechend einer Geschwindigkeit von
100 km nicht hindern (Abb. 53).
In welcher Weise die wirtschaftlich gröfsten Vor-
teile dadurch möglich werden, soll deshalb hier wieder
ein Beispiel zeigen. Vorerst sei kurz erwähnt, dafs
wohl eine der gröfsten Tagesfragen die Elektrisierung
der Eisenbahnen ist, die gröfste Schwierigkeit aber
neben der Kostenfrage der möglichst anstandslose
Uebergang vom heutigen Dampfbetricb bildet; liegen
doch viele Millionen im heutigen Rollmaterial investiert,
die ausdienen und damit rationell amortisiert werden
miifsten.
Bei dem folgenden Vergleiche — in eine detaillierte
Rechnung der Kosten von Dampf- oder elektrischem
Betrieb einzutreten, würde wohl aus dem Rahmen dieser
Abhandlung führen — sollen deshalb die Kosten einer
Pferdekraft, am Radumfange abgegeben, als gleich an-
genommen werden,
Die wichtigste, betriebstechnisch schwierigste Eisen-
bahnlinie, welche die Schweiz durchquert und Deutsch-
land mit Italien verbindet, ist entschieden die Strecke
Basel— Olten — Luzern— Chiasso. Sie soll auch als
Beispiel dienen. Es soll ein möglichst schwerer Zug
Abb. 52.
Schema der Type ea
zuglokomotive der Type A 3/5 einen solchen von
120 t bei einer Geschwindigkeit von 45 km per Stunde,
auf den Steigungen von 16 °/o einen Zug von 240 t.
Die gröfste Geschwindigkeit der Lastzuglokomotive ist
60 km per Stunde, der Schnellzuglokomotive 100 km
per Stunde. 2 Schnellzuglokomotiven führen 240 t.
Abb. 2 und 3 auf Tafel 1 zeigt das Schema dieses
Zuges einerseits, anderseits aber die Möglichkeit, das
gleiche Nutzgewicht auch mit nur einer.Lokomotive be-
[15. September 1908]
fördern zu können, wenn die Drehgestellachsen in den
Steilstrecken zur Mitarbeit herangezogen werden, sie
zeigt aber auch zugleich, wie in letzterem Falle das
Totalzuggewicht um 100 t oder fast 1/1 kleiner geworden
ist. Welche riesige Ersparnis, einzig der Gewinn an
toter Last, von 100 t neben der Nutzlast von 240 t er-
reicht wird, soll kurz an Hand des Längenprofils ge-
zeigt werden, wobei wir nur die drei eigentlichen
Steigungen und diese nur soweit in Berücksichtigung
"ziehen, als heute die Vorspannlokomotiven wirklich
gebraucht werden.
Es ist von
Lange überwundene Hohe
Basel—Olten 40 km 280 m
Erstfeld—Góschenen 30 km 634 m.
Bellinzona—Rivera 15 km 243 m
und die Fahrzeit beträgt
Basel—Olten 53 Minuten,
Erstfeld—Göschenen 45 1
Bellinzona—Rivera 23 E
Es ergäbe dies rund 700 Pferdekraft- Sindén oder
bei Einrechnung der Leerfahrten, also bei 130 ersparten
Lokomotivkilometern, nachdem laut Tabelle 19 des
Jahresberichtes 1906 der Gotthardbahn pro Lokomotiv-
kilometer verbraucht wurden:
Brennmaterial . 46,12 cts.
Schmiermaterial 1,68 ,
Reparaturkosten 17,07 „
per km total 65,47 cts.
Nachdem laut Tabelle 24 desselben Berichtes die
Ausgaben für den Lokomotivführer und Heizer 24,9 cts.
per Lokomotivkilometer erreichen, so ergäbe sich eine
Ersparnis pro Lokomotivkilometer von 90,4 cts. oder
۱17۳5 Franken pro Zug, ohne das Nutzgewicht ge-
schmälert zu haben.
Das heifst aber bei 15 Zügen in jeder Richtung
pro Tag 3525 Fr., pro Jahr 1285000 Fr., wofür dem.
elektrisch angetriebenen Drehgestell in den Steilstrecken
eine Kraft von 600 PS zuzuleiten wäre.
Die Differenz ist ein reiner Gewinn, da die
Verzinsung der Wasseranlage, inbegriffen die Zu-
leitung zur Verbrauchsstelle, aus der Wasserkraft zu
decken ist; dieses ist hier aber um so leichter möglich
gemacht, je kürzer, einfacher, daher billiger letztere
ausgeführt werden kann.
Haben bisher zur Ueberwindung der eigentlichen
Steilstrecken nur in denselben eingelegte Drahtseile,
Ketten, Zahnstangen, Winkelschienen und Hilfsreib-
schienen Anwendung gefunden, so legt der Verfasser
auf diesen Strecken nur eine elektrische Kraftzuleitung an.
Bedenkt man, dafs diese kombinierte elektrische
und Dampflokomotive an Zugkraft der Güterzugs-
lokomotive überlegen ist, so liegt Grund genügend
vor, auch die Lastzüge nur noch mit gemischten Loko-
motiven zu führen, um auch für diese Gattung von Zügen
in der Ebene und im Gefälle gröfsere Geschwindigkeiten
zulassen zu können, was um so eher möglich ist, als
die Einführung automatischer und kontinuierlicher
Bremssysteme auch bei den Güterzügen Fortschritte
macht.
Dadurch werden Ersparnisse an Lokomotiven ent-
stehen, weil sie früher wieder zur Verfügung stehen
und besonders in allen Zuggattungen mit gleichen
Vorteilen verwendet werden können.
Alle Strecken mit gröfseren Steigungen als 16 ۵
wären also mit elektrischen Stromzuleitungen zu ver-
sehen, damit ein Zug von 240 t Nutzgewicht mit einer
Lokomotive allein von Basel bis Chiasso durchgeführt
werden könnte, wie dies in Abb. 54 durch die strich-
punktierte Linie angegeben worden ist. Wohl wird ein
kleiner Teil der Strecke heute noch einspurig betrieben
oder ist die zweite Spur noch erst im Bau. Es soll
jedoch durchgeführte Doppelspur angenommen werden.
Es zeigt sich dann, dafs die elektrische Stromzuführung
nur auf eine Länge von 120 km zu bauen wäre, oder
auf nur 19 pCt. der Bahngleislänge. Bei einer Ausgabe
von 15000 Fr. pro km würden die Erstellungskosten
1 800 000 Fr. betragen. Die ganze Strecke mit elek-
trischer Stromzuführung zu versehen, hätte aber bel
|
i
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 750] 125
640 km Gleislánge. 9600000 Fr.
von den
12 Stationen von Bedeutung a 30 000 Fr. 360 000 Fr.
48 Stationen einfacherer Art à 20 000 Fr. =. 960000 Fr.
welche total 1320000 Fr.
gekostet hätten. Für Zuführungsleitungen auf den nicht
ausgerüsteten Strecken sind nur jährlich 12 000 Fr.
Kapitalzinsen zu bezahlen,
Haben heute die Auslagen für Brennmaterial der
Vorspannlokomotiven die Summe von 200000 Fr. be-
tragen, so wird die Aussicht vorhanden sein, dafs aus
dem gemischten Betrieb Ersparnisse von 72000 Fr.
gekostet, abgesehen
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—
—
` möglich sein werden.
Diese Möglichkeit wird aber verschwinden, wenn
jährlich eine halbe Million Zinsen für die Zuleitung auf
der ganzen Strecke zu bezahlen wären, da bei dem Roll-
material allein Lokomotiven im Wert von I2 Millionen
ersetzt werden müfsten durch elektrische Lokomotiven,
die allergünstigsten Falles wieder soviel kosten würden.
Abb. 53. `
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2۰5/۷719 ۱۳۳ E
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Antrieb der Laufräder durch Elektromotoren.
Dabei würde aber die in den gemischten Lokomotiven
vorhandene Dampfreserve verloren gehen.
Wie die Abb. 54 zeigt, sind an dieser Strecke
Wasserkráfte vorhanden, heute aber erst die einge-
tragenen in dem angegebenen Mafse ausgebaut. Bei
einer sofortigen Umwandlung in elektrischen Betrieb
mifsten bis zur Durchführung desselben diese Kräfte
nutzlos verrinnen, während sie heute schon zum ۰
trieb eines Drehgestells ausreichen dürften.
Während ich dies schreibe, herrscht bei uns ein
Winter, wie sich der Verfasser nur eines gleichen
erinnern kann, und die Zeitungen melden Betriebs-
störungen von da und dort. Unsere meisten elektrisch
betriebenen Bahnen haben den Betrieb einstellen müssen
und behelfen sich mit Dampflokomotiven, sei es, dafs
die Stromzuleitungen versagten, besonders aber wegen
des eingetretenen Wassermangels, wodurch die idealen
Kraftquellen versiegt sind.
Das ist allerdings ein bitterer Tropfen in die
Elektrisierungsträume gewisser Leute und hierin liegen
die Gründe, dafs die Direktionen der verschiedensten
Eisenbahnverwaltungen, die gerne den Fortschritt der
Elektrizität unterstützen wollten, nicht mit Unrecht
leise zurückhalten, bis diese Frage, an sich reif geworden,
eine reife Frucht bringt und damit vor finanziellem
Schaden bewahrt.
Gerade in diese Uebergangsperiode soll hier die
Dampflokomotive mit elektrisch angetriebenen Lauf-
oder Tenderachsen treten, um während derselben bei
geringsten Umbaukosten grofse Ersparnisse zu bringen
und dem Elektrisierungsgedanken darin entgegen zu
arbeiten, dafs ohne Neuanschaffungen die Leistungs-
126 [No. 750]
fähigkeit vermehrt wird, die Wasserkräfte, heute erst
teilweise ausgebaut, doch gewinnbringend ausgenützt
werden können, die Zuleitungen aber schon Glieder des
künftigen Netzes sind. Dabei würde diese gemischte
Lokomotive aber bei Vorkommnissen vorerwähnter Art
“als Reserve schon zur Hand sein, Störungen würden
nur gerade in der Steilstrecke befindliche Züge treffen.
‚Bei rechtzeitiger. Verständigung würden wie heute
Vorspannlokomotiven verwendet werden.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. September 1908]
Wie aus Abb. 53 ersichtlich, sitzen die Rotoren
direkt auf den Achsen, und die Statorgehäuse sind direkt
aus den Rahmen und ihren Querverbindungen gebildet.
Auf diese Art ist die Anzahl der Lager, sogar die der
Schmierlöcher nicht einmal um eines vermehrt worden.
Von einer Komplikation für die Bedienung kann also
hier nicht gesprochen werden.
Auch die Regulierungsapparate sind keine fühl-
bare Komplikation, da der Lokomotivführer (die
Abb. 54.
| Längcenprofil der Strecke Basel Luzern --Chiasso.
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Von nicht zu verkennendem Vorteil beim Ueber-
gang zum elektrischen Betrieb durch die gemischte
Lokomotive wäre das allmähliche Sicheinarbeiten des
Personals in das Umgehen mit elektrischen Loko-
motiven.
Gewifs wird der gemischten Lokomotive der Vor-
wurf der Kompliziertheit gemacht. Hierauf soll zum
S.hlufs eingegangen werden, um den Lesern zu zeigen,
dafs dies nicht in Betracht kommen kann, anderseits
bei der Umgehung der Komplikation an der Lokomotive
einmal der Gewinn geschmälert wird, zudem betricbs-
technische Komplikationen hinzutreten, welche die
ersteren weit überwiegen.
۱ Es wird befürchtet, dafs an ein und derselben
Lokomotive Dampfmaschine und Elektromotoren nicht
harmonisch zusammen arbeiten werden. Hierauf ist zu
-erwidern, dafs seit 1892 die Baltimore- und Ohio-Eisen-
bahn durch den Hudson-Tunnel den Dampfzügen elek-
trische Lokomotiven vorspannt und auch am Simplon-
tunnel elektrische Lokomotiven der arbeitenden Dampf-
-Jokomotive als Vorspann beigegeben werden. Es ist
nun sofort ersichtlich, dafs die beiden Lokomotivführer
jeder Fühlung unter sich entbehren, was bei dem dort
angewendeten Drelistromsystem, bei zu grofser Leistung
der Dampflokomotive zur Folge haben könnte, dafs die
‚elektrische Lokomotive bremsend wirken würde. Um
dies zu verhüten, verständigt der Lokomotivführer der
elektrischen Lokomotive durch Lichtsignale seinen
Kollegen auf der Zuglokomotive über die zu treffenden
Handlungen.
Wie ungleich schónef die gemischte Lokomotive
sich leiten lassen mufs, erklärt sich aus dem Umstand,
dafs der Lokomotivführer an Hand des Ampcremeters
das Arbeiten der Dynamo überwachen kann und bei
zu hohen Notierungen desselben die Dampfmaschine
mehr arbeiten lassen wird. Andernfalls würde der auto-
matische Maximalstromausschalter in Funktion treten.
Die Komplikation der Lokomotive zerfällt in zwei
Teile, die im Drehgestell oder im Tendergestell ein-
gebauten Motoren und die Hilfsapparate zur R guter ung
der Arbeitsleistungen der Motoren.
Stationen sind ja nicht elektrisch ausgerüstet) seinen
Zug in den Stationen stets mit der Dampfmaschine
in Bewegung setzt und die elektrische Zuleitung erst
aufserhalb der Station, wo im ungünstigsten Falle die
Steigung sofort beginnen wird, erreicht. Hat der Zug
bis dahin die den Motoren zu Grunde gelegte Geschwin-
digkeit erreicht, so gibt es überhaupt nichts zu regulieren.
Sollte er diese Geschwindigkeit nicht erreicht haben, so
wären entsprechend der Differenz Widerstände zum
Auffahren auf die Stromzuleitung vor- und dann wieder
wegzuschalten. Es wird also in der Fertigkeit des Loko-
motivführers liegen, die Stromregulierung zu umgehen.
Die Einrichtung zur Stromregulierung wird allerdings
vorhanden sein müssen, um bei unvorhergesehenem
Anhalten in den Steigungen anfahren zu können. Die
Komplikation an der Lokomotive wird also vorhanden
sein, jedoch werden die Apparate nur ausnahmsweise
durch das Personal bedient werden müssen. Sehr
wichtig ist, dafs dort, wo die Mehrleistung des Führers
verlangt wird, die Geschwindigkeit eine gemäfsigte ist,
somit zur Vornahme der verschiedenen Manipulationen
dem Führer hinreichend Zeit bleibt.
Um diese Komplikationen an einer Dampflokomotive
zu umgehen, ist für den Uebergang zum elektrischen
Betrieb, an den Grundgedanken der gemischten Loko-
motive ‘anlehnend, auch der Vorschlag gemacht worden,
auf den Steilrampen elektrische Lokomotiven den Dampf-
lokoniotiven vorzuspannen. Welch. ein Rückschritt
dies gegenüber der gemischten Lokomotive bedeuten
würde, soll folgende Aufstellung zeigen. Abb. 4 auf
Tafel 1 hatte gezeigt, wie bei der Verwendung von
gemischten Lokomotiven das Totalzuggewicht bei
gleichem Nutzgewicht um 100 t kleiner geworden ist
als bei der Ver wendung von 2 Dampflokomotiven. Um
nun eine Nutzlast von 240 t unter gleichen Verhältnissen
auf der Bergstrecke mit vorgespannter elektrischer
Lokomotive befördern zu können, würde dies eine
elektrische Lokomotive von 40 t Dienstgewicht und 82 t
Adhäsionsgewicht erheischen, wodurch der Gewinn an
totem Gewicht sich von 100 t bei der gemischten
Lokomotive auf 65 t reduzieren würde. Es ist dies ein
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SC
[15. September 1908]
Rückschritt um 35 pCt., aber betriebstechnisch würde
dieser Vorschlag noch folgende fernere Rückschritte mit
sich bringen:
1. Die Stationen auf der Bergstrecke mifsten ebenfalls
elektrisch ausgerüstet werden.
2. Die Züge mülsten zum Vorsetzen der elektrischen
Lokomotive dreimal angehalten werden.
3. Die Züge müfsten zum Wegstellen derselben
dreimal angehalten werden.
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4. Die Vorspannlokomotiven mifsten durch Leer-
fahrten zurúckgeleitet werden.
5. Zu diesem Zwecke müfste auch das andere Gleis
elektrisch ausgerüstet werden.
6. Die elektrischen Lokomotiven würden Schuppen-
plätze in Anspruch nehmen.
1. Diese Vorspannlokomotiven müfsten von einem
eigenen Personale bedient werden.
Es zeigt sich also auch hier, wie ein Hilfsmotor an
einer Lokomotive wohl Komplikationen mit sich bringt,
wie selbe aber anderseits, am richtigen Ort angewendet,
Gewinn bringen an Geld, Mühe, Platz und Zeit.
In der jetzigen Zeit des Konkurrenzkampfes wird
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Fahrtrichtung +
[No. 750] 127
man sich je länger je mehr eben der Komplikationen
bedienen müssen, genügen doch die einfachen Kon-
struktionen nicht mehr den sich stets steigernden
Anforderungen. |
Diese Erfahrung zeigt sich nicht nur im Eisenbahn-
wesen. In allen Industrien kann nur noch unter Hin-
zuziehung aller möglichen Hilfsmittel und Hilfsmotoren
das heute Verlangte erreicht werden. Dank den Fort-
schritten der Technik sind schon so viele Hilfsmittel
—— Chiasso- Basel.
für die Industrie, diese im Konkurrenzkampfe zu schützen,
geschaffen worden, und durch kein Bild kann sich der
Laie die geistige Arbeit verkörpern, welche täglich auf
diesem Gebiete geleistet wird. Glücklich sind deshalb
diejenigen Länder zu nennen, in denen die gewährte
Erziehung in Schule und Beruf es den Mitarbeitern
möglich macht, den Fortschritten der Technik zu folgen
und sie mit Erfolg zu verwenden, zur Erhaltung des
eigenen und des Landes Wohl.
Zum Schlusse spreche ich den geehrten Herren
und Lokomotivfabriken für dieFreundlichkeit, mit welcher
sie mir zur Erläuterung Zeichnungen und Angaben zur
Verfügung gestellt haben, meinen besten Dank aus.
Verschiedenes
The Iron and Steel Institute. In den Tagen vom
28. September bis 2. Oktober d. J. wird das „Iron and Steel
Institute” in Middlesbrough seine diesjährige Herbstver-
sammlung abhalten. Neben Besichtigung von Werken und
Anlagen und neben einigen gesellschaftlichen Veranstaltungen
werden dem vorläufigen Programm gemäfs folgende Vorträge
gehalten werden:
„Ueber die wissenschaftliche Prüfung der Brennstoffe“
von Professor H. E. Armstrong (London), „Die Metallurgie
auf der französisch-britischen Ausstellung“ von H. Bauer-
man, „Ueber Gaserzeuger“ von Professor W. A. Bone
(Leeds) und R. V. Wheeler (Normanton), „Ueber die Kon-
stitution von Stahl“ von Professor E. D. Campbell (Ann
Arbor, Michigan U. S. A.), „Ueber den Gefrierpunkt von
Eisen“ von Professor H. C. H. Carpenter (Manchester), „Die
gleichzeitige Herstellung von Eisenblechen und Röhren“ von
S. O. Cowper-Coles (London), „Die chemischen Vorgänge
beim basischen offenen Herdverfahren“ von Alfred Harrison
(Warrington) und R. V. Wheeler (Normanton), „Die
mechanische Reinigung von Eisenerzen“ von T. C. Hutchinson
(Middlesbrough), „Die Hochöfen der Firma Messrs. Bell
Brothers von 1844— 1908“ von Greville Jones (Middlesbrough),
„Der Einflufs des Siliziums auf die physikalischen und
chemischen Eigenschaften des Roheisens“ von A. Jouve
(Paris), „Erfahrungen mit elektrisch angetriebenen Walz-
werken“ von C. Koettgen (London) und C. A. Ablett (London),
„Die zukünftige Entwicklung der Metallgattierer“ von A.E.
Pratt (London), „Tragfähigkeit der Stahlschienen“ von E.H.
Saniter (Rotherham), „Ueber ein Werkstätten-Mikroskop“
von J. E. Stead, „Die Analyse und Synthese in der Giefserei“
von J. E. Stead und T. Westgarth (Middlesbrough). Dr. L.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Militarbauverwaltung Preufsen.
Versetzt: zum 1.September 1908 der Militärbauinspektor
` Baurat Pfaff in Karlsruhe unter Uebertragung der Geschäfte
eines Intendantur- und Baurats zur Intendantur des XVI.
Armeekorps in Metz und der Militärbauinspektor Seebold,
128 [No. 750]
techn. Hilfsarbeiter bei der Intendantur des XVII. Armee-
korps, in die Vorstandstelle des Militärbauamts Karlsruhe.
Militärbauverwaltung Bayern.
Ernannt: zum Militärbauinspektor bei der Intendantur
des ll. Armeekorps der Reg.-Baumeister Rudolf Perignon.
Preufsen.
Bestätigt: infolge der von der Stadtverordnetenver-
sammlung in Mörs getroffenen Wahl der Reg.-Baumeister
Hermann Schmidhäufsler in Karlsruhe als besoldeter Bei-
geordneter der Stadt Mors für die gesetzliche ۲
von zwölf Jahren.
Ueberwiesen: der Eisenbahnbauinspektor Reinicke
beim Eisenbahn-Zentralamt mit dem Wohnsitz in St. Johann-
Saarbrücken der Eisenbahndircktion daselbst.
Zur Beschäftigung überwiesen: der Reg.-Bau-
meister des Hochbaufaches Kiefsling der Eisenbahndirektion
in Köln.
Versetzt: der Reg.- und Baurat Dohrmann von Geeste-
münde an die Kgl. Regierung in Schleswig, die Eisenbahn-
bauinspektoren Bange, bisher Abnahmebeamter in Duisburg,
als solcher nach Düsseldorf und Ludwig Hoffmann, bisher
Abnahmebeamter in Frankfurt a. M., als solcher nach Mainz,
der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Lieser, bisher
in Frankfurt a. M., nach Schlüchtern als Vorstand der von
Frankfurt a.M. dorthin verlegten Bauabt., der Grofsherzogl.
hessische Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor ۰
Walloth in Frankfurt a. M. nach Gleiwitz als Vorstand der
daselbst neu errichteten Bauabt., der Landbauinspektor
Schindowski von Königsberg i. Pr. nach Hameln, die Wasser-
bauinspektoren Gustav Meyer von Husum nach Geestemünde,
Soldan und Schilling von Fritzlar nach Hemfurt (im Bereiche
der Weserstrombauverwaltung) sowie die Reg.-Baumeister
Stadler, bisher in Limburg a. d. L., zum Eisenbahn-Zentral-
amt mit dem Wohnsitze in St. Johann-Saarbrúcken (Maschinen-
baufach), Lucas, bisher in Berlin, in den Bezirk der Eisen-
bahndirektion in Kassel und Erich Ruthe, bisher in Kassel,
in den Bezirk der Eisenbahndirektion in Berlin (Eisenbahn-
baufach).
Die Entlassung aus dem Staatsdienste erteilt:
dem Reg.-Baumeister des Maschinenbaufaches Friedrich
Bartel in Charlottenburg.
Bayern.
Ernannt: zum Rektor der Techn. Hochschule ın
München für die Studienjahre 1908.09, 1909/10 und 1910/11
nach erfolgter Wahl durch das Gesamtkollegium der Techn.
Hochschule auf dessen Vorschlag der ordentl. Professor der
theoretischen Maschinenlehre an der Maschineningenieur-
Abt. dieser Hochschule Dr. Moritz Schröter, zum ordentl.
Professor für Mathematik an der Allgemeinen Abt. der Kgl. -
Techn. Hochschule in München der ordentl. Professor der
Mathematik an der Universität Zürich Dr. Heinrich Burkhardt;
zum Reg.- und Kreisbauassessor der bei der Kgl. Obersten
Baubehörde verwendete Bauamtsassessor Günther Blumen-
tritt unter Belassung des Titels und Ranges eines Kgl. Bau-
amtmannes;
zu Bauamtsassessoren die Reg.-Baumeister Ludwig Sand,
bisher bei dem Kgl. Landbauamte Passau, bei dem Kgl.
Landbauamte Amberg, Karl Heinrich, bisher bei dem Kgl.
Landbauamte Traunstein, bei dem Kgl. Landbauamte Regens-
burg, Friedrich Fuchsenberger, bisher bei dem Kgl. Land-
bauamte Bamberg, bei dem Kgl. Landbauamte Kissingen,
exponiert in Schweinfurt, Edmund Schlegel, bisher bei dem Kgl.
Landbauamte Bamberg, bei dem Kgl. Landbauamte Ansbach,
Georg Strasser, bisher bei der Kgl. Regierung von Ober-
bavern, bei dem Kgl. Landbauamte Weilheim, Dr. Otto
Löhner, bisher bei dem Kgl. Landbauamte München, und
Franz Langlotz, bisher bei der Kgl. Obersten Baubehörde,
bei der Kgl. Obersten Baubehörde, Kaspar Dantscher, bisher
bei der Kgl. Obersten Baubehörde, bei dem Kgl. Strafsen-
und Flufsbauamte München, Hans Hörchner, bisher bei dem
Kgl. Strafsen- und Flufsbauamte Traunstein, bei dem Kgl.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
{
[15. September 1908]
Strafsen- und Flufsbauamte Deggendorf, Franz Beck, bisher
bei dem Kgl. Strafsen- und Flufsbauamte Aschaffenburg, bei
dieser Behörde, Karl Ast, bisher bei dem Kgl. Wasser-
versorgungsbureau, bei dieser Behörde und der Reg.-Bau-
meister und Assistent der Kgl. Techn. Hochschule Hermann
Buchert bei dem Kgl. Landbauamte München.
Baden.
Ernannt: zu Kollegialmitgliedern der Grofsherzogl.
Generaldirektion der Staatseisenbahnen der Zentralinspektor
Baurat Eugen Roman in Karlsruhe unter Belassung des
Titels Baurat und der Maschineninspektor Oberingenieur
Hermann Zutt in Karlsruhe unter Verleihung des Titels
Baurat, zum Vorstand der Maschineninspektion Mannheim
der Zentralinspektor Oberingenieur Friedrich Zimmermann
in Mannheim unter Belassung des Titels Oberingenieur, zum
. Vorstand der Bahnbauinspektion Waldshut der Zentral-
inspektor Bahnbauinspektor Joseph Biehler in Karlsruhe
unter Belassung des Titels Bahnbauinspektor, zum Inspektions-
beamten bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen
der Reg.-Baumeister Max Eichhorn in Karlsruhe unter Ver-
leihung des Titels Maschineninspektor, zum Inspektions-
beamten bei der Verwaltung der Hauptwerkstätte der Reg.
Baumeister Otto Hefft in Karlsruhe unter Verleihung des
Titels Maschineninspektor und zum Inspektionsbeamten bei
der Generaldirektion der Staatseisenbahnen der Reg.-Bau-
meister Friedrich Weinbrenner in Karlsruhe unter Verleihung
des Titels Hochbauinspektor;
ferner zu Sekretären und zweiten Beamten bei Zentral-
stellen oder zu zweiten Beamten ım Bezirksdienst die Eisen-
bahningenieure Bahnbauinspektoren Oskar Brentano in Basel,
Franz Michaelis bei der Magazinverwaltung und Wilhelm
Fefsler in Offenburg unter Belassung des Titels Bahnbau-
inspektor sowie unter Verleihung des Titels Reg.-Baumeister
die Ingenieurpraktikanten für den Bahnbautechn. Dienst
Julius May von Wiesloch, Emil Schachenmeier von Emmen-
dingen, Emil Kärcher von Achern, Ernst Gaber von Mann-
heim, Eugen Burger von Säckingen, Heinrich Fleiner von
Wertheim, Theodor Kölmel von Otigheim, Gcorg Schmitt
von Schwetzingen, Karl Friedrich Eisenlohr von Karlsruhe,
Wilhelm Keim von Karlsruhe, die Ingenieurpraktikanten für
den maschinen- und elektrotechn. Dienst Philipp Haas von
Tiengen, Markus Kammiller von Kandern, Wilhelm Stratt-
haus von Heidelberg, Karl Stratthaus von Mannheim, Otto
Schuler von Karlsruhe, Oskar Rúdt von Karlsruhe, Karl
Frank von Emmendingen, Otto Kuen von Búhl und der
Baupraktikant Hermann Stadel von Mannheim.
Zugeteilt: die Reg.-Baumeister Philipp Haas der
Maschineninspektion Mannheim, Oskar Rüdt der Maschinen-
inspektion Freiburg, Karl Frank der Maschineninspektion
Konstanz, Otto Kuen der Maschineninspektion Karlsruhe,
Otto Schuler der Betriebsinspektion Karlsruhe, Julius May,
Eugen Burger, Karl Friedrich Eisenlohr, Markus Kammüller,
Wilhelm Stratthaus, Karl Stratthaus und Hermann Stadel
der Generaldirektion der Staatseisenbahnen, Emil Schachen-
meier der Bahnbauinspektion Bruchsal, Emil Kárcher der
Bahnbauinspektion Kehl, Ernst Gaber der Bahnbauinspektion
Gernsbach, Heinrich Fleiner der Bahnbauinspektion IH
Heidelberg, Theodor Kölmel der Bahnbauinspektion Rastatt,
Georg Schmitt der Bahnbauinspektion II Basel und Wilhelm
Keim der Bahnbauinspcktion II Karlsruhe.
Versetzt: die Reg.-Baumeister Franz Schmitt in Karls-
ruhe zur Bahnbauinspektion H Freiburg, Karl Leufsler in
Bruchsal zur Bahnbauinspektion Mannheim, Wilhelm
Menningen in Karlsruhe zur Maschineninspektion Offenburg
und Julius Noe in Offenburg zur Maschineninspektion
Karlsruhe.
Gestorben: Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor
Kornelius Lund, Vorstand der Betriebsinspektion 2 in
Magdeburg, Eisenbahnbauinspektor Hochmüller in Rottweil
und Geh. Baurat Dr.-Jna. Th. Peters, Direktor des Vereins
deutscher Ingenieure in Berlin.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kummissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin
Druck von Gebrüder Grunert. Berlin.
[1. Oktober 1908]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 751] 129
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin
Versammlung am 10. März 1908
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor a. D. Wirklicher Geheimer Rat Dr.. Jna. Schroeder
Schriftführer: Herr Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Giese
(Hierzu Tafel 3- 6 sowie 44 Abbildungen)
Vorsitzender: Meine Herren! Die Sitzung ist er-
öffnet. Die Niederschrift über die vorige Sitzung liegt
hier aus. Ich bitte, etwaige Einwendungen dagegen bis
zum Schlufs der Sitzung hier anzumelden, damit sie
noch berücksichtigt werden können.
Eingegangen sind aufser den gewöhnlichen Ein-
gängen: das Taschenbuch zum Abstecken von Kreis-
bögen mit oder ohne Uebergangskurven von Sarrazin
und Oberbeck, die 19. Auflage dieses rúhmlichst
bekannten Werkes; ferner von unserem Mitgliede Herrn
Geheimen Kommerzienrat Dr.-Jna. Haarmann sein
Vortrag: Die Eisenschwelle, sodann ein Aufsatz unseres
Mitgliedes, des Herrn Geheimen Baurat Baltzer über
die Uganda-Eisenbahn. Den Herren Einsendern werde
ich den Dank des Vereins aussprechen.
Ferner habe ich mitzuteilen, dafs wir dem Herrn
Baurat Fischer und dem Herrn Oberbaurat Blanck
unsere Glückwünsche zum 70. Geburtstage und aufserdem
unserem Ehrenmitgliede, Herrn Geheimen Regierungsrat
Schwabe in Berlin zum 80. Geburtstage aussprechen
durften. Von den Herren sind warm gehaltene Dank-
schreiben eingegangen.
Zur Aufnahme in den Verein hat sich angemeldet
‚ Herr Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Kloke, vor,
geschlagen von den Herren Müller v. d. Werra und
Kurt Bach. Wir werden über die Aufnahme dieses
Herrn in der nächsten Sitzung abstimmen.
Heute haben wir abzustimmen über die Aufnahme
des Herrn Regierungsbaumeister Ernst Homann in
Grofs-Lichterfelde, vorgeschlagen von den Herren Labes
und Giese, sowie des Herrn Regierungsbaumcister
Wilhelm Chaussette in Wilmersdorf, vorgeschlagen
von denselben Herren.
Ich bitte nunmehr Herrn Regierungs- und Baurat
Wambsganss, uns den versprochenen Vortrag über
Die Auswechslung der Humboldthafenbrücke der
Berliner Stadtbahn
halten zu wollen.
Herr Regierungs- und Baurat Wambsganss: Meine
Herren! Seit längeren Jahren wird bei der preufsischen
Eisenbahnverwaltung eifrig an der Verstärkung der
eisernen Brücken gearbeitet, die vor 25 Jahren und
noch früher erbaut, dendamaligen Ansprüchen vollständig
genügten, aber im Laufe der Zeit den allmählich immer
schwerer gewordenen Fahrbetriebsmitteln und der an-
gewandten gröfseren Geschwindigkeit der Züge ent-
sprechend auch stärkeren Spannungen unterworfen
werden, denen sie im Interesse der Sicherheit des
Eisenbahnbetriebes auf die Dauer nicht weiter ausgesetzt
werden dürfen.
Die I'rage, ob für die Verstärkung der Brücken cine
Vergröfserung der Querschnitte der einzelnen Konstruk-
tionsteile durch Hinzufügen neuer Teile oder eine
Auswechslung der alten Brücken gegen neue vorzusehen
ist, ist von mehrerlei Gesichtspunkten zu erwägen und
zwar
l. unter Berücksichtigung der Betriebsverhältnisse
der Bahn,
der örtlichen Verhältnisse,
vom technischen und endlich
vom wirtschaftlichen Standpunkt aus.
Die Betriebsverhältnisse der Bahn, in deren Zuge
die zu verstärkende Brücke liegt, lassen meist die Aufser-
betriebsetzung der Brücken auf längere oder kürzere
Betriebspausen zu. Reicht die Pause für eine Aus-
2.
3.
4.
wechslung nicht zu, so bleibt — abgesehen von der
Moglichkeit der Herstellung einer Notbrúcke und nach-
folgender Auswechslung der Ueberbauten — nur die
Nachdruck des
Vermehrung der Querschnittsflächen übrig, die entweder
ohne oder mit Untertangung der Brücke bewirkt
werden kann. |
Die Verstärkung ohne Unterfangung erfordert ein
Mehrgewicht an Verstärkungsmaterial, weil hierfür andere
Berechnungsannahmen zu machen sind, als bei einer
Entlastung vom Eigengewicht. Es ist nämlich die
Annahme zu machen, dafs die unverstärkten Querschnitte
dıe ganze Eigengewichtsspannung aufnehmen und nur
die Spannungen infolge der Verkehrslast sich gleich-
mäfsig über die verstärkten Querschnitte verteilen.
Diese Art der Verstärkung läfst sich nun nicht
immer ausführen; je nach der Gröfse des alten Quer-
schnitts ergeben sich oft solche Verstärkungen, die sich
wegen zu grolser Abmessungen zur Ausführung nicht
empfehlen. Aus diesem Grunde werden Verstärkungen
ohne Unterfangungsgerüst hauptsächlich nur da erwogen,
wo infolge örtlicher oder betrieblicher Verhältnisse die
Aufstellung von betriebsicheren Rüstungen nicht
möglich ist.
Bei Blechbalken erfolgt die Aufbringung der Ver-
stärkung unter Verwendung geteilter Lamellen in der
Weise, dafs zunächst eine Nietreihe gelöst wird, worauf
die Verstärkung vernietet werden kann (Abb. 1). Die
eine verbleibende Nietreihe reicht vollständig zu einer
genügend sicheren Uebertragung der Scherkräfte aus.
Nach Vernietung der einen Verstärkungshälfte wird mit
der andern Hälfte in gleicher Weise verfahren.
- Abb. [ u. 2.
Um eine Verbindung der geteilten Lamellen her-
zustellen, werden in gewissen Abständen kurze Quer-
platten aufgenietet.
Neuerdings ist von einer Firma ein Verfahren vor-
geschlagen, das darauf hinausläuft, zunächst die gew.
Niete durch solche mit versenktem Kopf zu ersetzen,
dann die Verstärkungslamellen aufzulegen, die Niete
auszubohren und endlich durch gewöhnliche zu ersetzen
(Abb. 2). Die Ausführungskosten dürften aber bei dieser
Verstärkungsart wegen der doppelten Niet- und Bohr-
arbeiten erheblich gröfser werden, als bei der erst-
bezeichneten Art. Auch erscheint es fraglich, ob die
Scherkräfte an den zurückgebliebenen Versenkstücken
mit der nötigen Sicherheit übertragen werden.
Schwieriger als bei Blechbalkenbrücken gestaltet
sich eine Verstärkung bei Fachwerksträgern, besonders
wenn zur Einbringung neuer stärkerer Glieder die
Knotenpunkte gelöst werden müssen, wozu selbstredend
Unterfangungsgerüste und Hilfskonstruktionen . nicht
entbehrt werden können, die die Eigenlast und
Betriebslast aufzunehmen im Stande sind. |
Auch sind Fälle nicht ausgeschlossen, wo trotzdem
die Verstärkung nicht auf den gewünschten Grad ge-
bracht werden kann. |
In dem letzten Fall, und wenn die Herstellung der
Rüstungen auf besondere Schwierigkeiten stöfst, tritt
die Frage der Auswechslung in den Vordergrund.
Aber auch diese Frage ist nicht immer leicht zu
Inhaltes verboten.
130 [No. 751] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [1. Oktober 1908]
entscheiden, wenn die örtlichen Verhältnisse, wie z. B.
bei der Berliner Stadtbahn, nicht ganz einfach liegen.
Von den 8374 Ifd. m eisernen Gleis-Brücken der Stadt-
bahn sind im Laufe der Jahre bis jetzt erst 1720 m
verstärkt worden, ohne die 210 lfd. m der Humboldt-
hafenbrücke, die bis jetzt ausgewechselt sind. Aus
diesen Zahlen kann ersehen werden, dafs die Ver-
stärkungsarbeiten nicht einfacher Art sind, ferner aber
auch, dafs die örtlichen Verhältnisse bei der Stadtbahn
für eine Auswechslung im allgemeinen nicht günstig
liegen. Mit der Humboldthafenbrücke ist überhaupt erst
der Anfang der Auswechslung gemacht.
Wenn nun auch bei dem heutigen Stand der
Technik von unüberwindlichen Schwierigkeiten weder
bei der Vergröfserung der Querschnitte noch bei
der Auswechslung dic Rede sein kann, da eins von
beiden wohl immer zu ermöglichen sein wird, so hat
bei der Erwägung, ob die Lösung der Aufgabe auf diesem
oder jenem Wege anzustreben ist, zuletzt die Kosten-
frage, wenn auch nicht eine entscheidende, so doch eine
gewichtige Bedeutung.
In diesen im Grofsen gegebenen Umrissen der bei
der Unterhaltung der Brücken zu beachtenden Verhält-
nisse mögen Sie, meine Herren, bestätigt finden, dafs
der Eisenbahntechniker heutzutage bei der Unterhaltung
der Bahnen im allgemeinen vor noch ۵ Aufgaben
gestellt ist, als der Techniker es ehedem beim Neubau war.
Da die Auswechslung der Humboldthafen-
brücke infolge der örtlichen Verhältnisse nach einem
Verfahren bewirkt wird, das meines Wissens anderswo
noch nicht zur Anwendung gekommen ist, so hat diese
Auswechslung ein besonderes Interesse in den Fach-
kreisen erweckt, weshalb ich mich gern der Aufgabe
unterziehe, Ihnen heute abend diese Auswechslung an
der Hand von Lichtbildern vorzuführen.
Nach diesen einleitenden Worten möchte ich
Ihnen, meine Herren, die Einteilung meines Vortrages
vorweg bekannt geben. Zunächst werde ich den
` jetzigen Zustand der Brücke insoweit erörtern, als er
mit der Auswechslung in Beziehung steht, sodann
möchte ich Ihnen die geschichtliche Entwicklung der
Verstärkung bezw. Auswechslung vorführen, ferner
die Auswechslung selbst behandeln und zum Schlufs
auf den leider eingetretenen Unfall zu sprechen
kommen, der sich beim Absetzen des vierten Ueberbaus
in der Nacht vom 20. zum 21. Dezember v. J. er-
eignete, und durch den das Interesse für die ge- -
wáhlte Auswechslungsart mit Recht noch gesteigert
zu sein scheint.
Die Helligkeit im Saal möchte ich noch dazu
wahrnehmen, zwei Proben der Drahtseile zu zeigen;
das eine kürzere Ende rührt von dem Seil her, das
zu den vier ersten Auswechslungen angewandt wurde,
das längere Ende von dem, das seitdem gebraucht ist.
Auf die Konstruktion der Seile komme ich später noch
zurück.
Ich möchte nun zunächst die alte Brücke kurz
beschreiben:
Die Berliner Stadtbahn überschreitet mit ihren
4 Gleisen, 2 Fern- und 2 Stadtgleisen, zwischen den
Stationen Friedrichstrafse und Lehrter Bahnhof den
Humboldthafen auf einer Brücke von rund 150 m Länge
in 5 Oeffnungen von je rund 30 m Spannweite (Abb. 3
u. 4). Zu beiden Seiten befinden sich 19 m breite
Ladestrafsen, an welche auf jeder Seite eine Ufer-
strafse — Alexanderufer, 16 m weit, Wilhelmufer, 26 m
weit — sich anschliefst. Die Tiefe des Wassers
beträgt bei mittlerem Wasserstande 2,25 m. Der Unter-
grund ist verschiedenartig. Auf der Ostseite bis zur
Mitte des Hafens steht der tragfähige Sand bis wenige
Meter unter Hafensohle an, auf der Westseite fällt er
ziemlich steil von der Mitte des Hafens ab bis auf
Il m unter Sohle. Das Bahnplanum ist wagerecht,
die Gleise liegen zum gröfsten Teil in einer Krümmung
von 300 m Halbmesser.
Am westlichen Ende der Brücke gabeln sich Fern-
und Stadtgleise, erstere, um die Möglichkeit der Anlage
einer Fernstation in Verbindung mit dem Lehrter
Hauptbahnhof zu erleichtern, letztere für die Anlage
des Bahnsteigs der Stadtbahn.
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Eisenbahnbrücke über den Humboldthafen.
]1. Oktober 1908|
Jedes Gleis wird durch 2 Balkenträger aus Fach-
werk, 3,714 m hoch, unterstützt, 2,6 m voneinander
entfernt, oben und unten mit Windverband versehen,
die Endstützen durch Kreuzstücke miteinander ver-
(Abb. 5.)
bunden.
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Querschnitt im letzten Felde.
Die Haupttrager ruhen auf Kipplagern; auf einem
und demselben Pfeiler sind entweder nur feste oder
nur bewegliche Lager angeordnet.
Anordnung der Knotenpunkte eines Trägers von au m Länge.
Für die Berechnung der Brücke waren s. Z. an-
senommen a) als Eigengewicht: 1,9 t auf das Ifd. Meter,
b) Verkehrslast: 2 dreiachsige Tenderloko:notiven von
Je 14 t Achsgewicht, also 3x14 = 42 t, 1,5 m Rad-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
INo. 751] 131
stand und 8,5 m Gesamtlänge, mit zweiachsigen Güter-
wagen von je 8 t Achsgewicht bei 3 m Radstand und
6 m Gesamtlänge, was einem Gewicht von 116 t auf
rund 30 m entspräche. Die Querschnittsabmessungen
sind auf 700 kg für das Quadratcentimeter angenommen
gewesen, während gemäfs Erlafs vom 1. Mai 1903 jetzt
2 Stück fünfachsige Lokomotiven mit 17 t Achslast,
zusammen mit einem Gewicht von 209 t, das sind
80 pCt. mehr, Verkehrslast zu rechnen sind.
Die eisernen Langschwellen lagerten in 10 mm
starken eisernen Schienentrögen, 40 cm breit und tief,
unten halbkreisförmig, mit Kies oder Schotter gefüllt.
(Abb. 6.)
Das Gesamtgewicht der Brücke betrug 852 t und
kostete 28 Pf. für das Kilogramm oder rd. 400 M
für das Meter Gleis.
Abb. 6.
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Querschnitt in der Krümmung durch den Ueberbau der
Ferngleise.
Schon nach zweijáhrigem Bestande der Brúcke
hatte man die Lagerung der Schienen, die nur einer
einheitlichen Durchfúhrung des eisernen Langschwellen-
oberbaus der Stadtbahn zuliebe gewählt worden war, zur
Nachahmung nicht empfehlen können und zwar wegen
der schwierigen und kostspieligen Unterhaltung des
Oberbaus. Auch die im Jahre 1898 an Stelle des
Langschwellenoberbaus eingebauten Blattstofsschienen
der Form „Hercules“ (ohne Schwelle eingebaut) (Abb. 8)
mit einem Gewicht von 54,7 kg für das Ifd. Meter bei
einer Höhe von 20 cm und einer ebensolchen Breite
des Fufses zeigten trotz einer kräftigen Querverbindung
der Schienen miteinander kein besseres Ergebnis in
wirtschaftlicher Beziehung.
Diese mit den Oberbauanordnungen bei den
Schienentrögen gemachten ungünstigen Erfahrungen
im Zusammenhang mit dem Umstand, dafs seit den
verflossenen 25 Jahren die Beanspruchungen sämtlicher
Hauptkonstruktionsteile der Ueberbauten in gewissem
Verhältnis mit der Steigerung des Gewichts der Fahr-
betriebsmittel gewachsen waren,
liefsen die Verstärkung der Ueber-
bauten und den teilweisen Umbau
einzelner Konstruktionsteile als
Abb. 8.
ein unabweisbares Bedürfnis er-
scheinen.
Ich komme nun auf die
geschichtliche Entwicklung
der Verstärkung der Humboldthafenbrúcke zu sprechen,
die seit etwa 4 Jahren alle in meinen einleitenden
Worten aufgeführten Abschnitte nacheinander durch-
laufen hat.
Vorschlag ۰
Abb. 9 u. 10. Umbau der Brücke über den ۰
132 [No. 751] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN ]1. Oktober 1908|
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Abb. 10.
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Vor diesem Zeitraum war es, als ein Vorentwurf
aufgestellt wurde, der die Verstarkung der Ueberbauten
durch Hinzufügen neuer Querschnittsteile ohne voll-
ständige Abfangung der Träger durch Gerüste vorsah.
Die Ueberbauten würden aus der Klasse IV des Er-
lasses vom 1. Mai 1900 in Klasse II gebracht worden
sein.
Nähere Erwägungen hatten indessen dahin geführt,
von diesem Entwurf Abstand zu nehmen, da für die
Verstärkungsarbeiten die Betriebspausen nicht aus-
gereicht hätten und daher Gerüste nötig geworden
wären, die das Eigengewicht und die Verkehrslast zu
tragen imstande sein mufsten. Hierdurch würden aber
die Kosten der Verstärkung bei der Schwierigkeit der
Herstellung der Gerüste unter den Brücken, namentlich
bei den ungünstigen Bodenverhältnissen auf der west-
lichen Seite der Brücke ganz erheblich vermehrt
worden sein.
Aus diesen Gründen wurde Anfang 1905 ein neuer
Plan verfolgt, der die Verstärkung der Ueberbauten
durch einen dritten Hauptträger erreichen wollte,
dessen Einbau zwischen den beiden Hauptträgern eines
Ueberbaus ohne jede Betriebsgefahr und ohne starke
Gerüste auch während des Betriebes möglich war, und
die Ueberbauten statt in Klasse II in die Klasse la
des Erlasses vom 1. Mai 1903 gebracht hätte (Tafel 3).
Gleichzeitig mit diesem Vorteil wurde noch er-
reicht, dafs auch die Quertráger durch geringe Ver-
stärkungen die Tragfähigkeit für Klasse la erlangten
und dafs eine Auswechslung der alten Lager unnötig
wurde. Die Auflagerung der Querträger auf dem
neuen Haupttráger sollte durch eine Keilstellvor-
richtung gesichert werden. Später sollten dann, in
einem zweiten Abschnitt der Verstärkungsarbeiten,
die Schienentröge während der nächtlichen Betriebs-
pausen von 3 bis 4 Stunden beseitigt und an ihre
Stelle zunächst Hilfslängsträger, dann in einer weiteren
Betriebspause die Hilfsträger durch Schwellenlängs-
träger ersetzt und zugleich die Querschwellen einge-
zogen werden.
Der Einbau des dritten Hauptträgers nach diesem
Vorschlage ist ohne Störung des Betriebes ausführ-
bar. Um so kostspieliger und umständlicher ist aber
der Ersatz der Schienentröge, selbst unter Anwen-
dung der zweckmäfsigsten maschinellen Hebevor-
richtungen, weil die Auswechslung dieser Teile der
Ueberbauten nur in den nächtlichen Betriebspausen
und unter mehrmaligem Aufnehmen und Wieder-
verlegen des Oberbaus ausführbar ist. An Stelle der
hierfür anfänglich vorgesehenen 40 nächtlichen Betriebs-
pausen würde höchstwahrscheinlich das drei- bis vier-
fache nötig geworden und dann entsprechend auch
der Kostenbetrag erheblich vermehrt worden sein.
Abb. 9.
Darstellung der ۰
Querschnitt (Bauabschnitt IT).
[1. Oktober 1908|
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
Aufserdem ist noch zu berücksichtigen, dafs eine an-
gemessene Verteilung der Lasten auf die 3 Hauptträger
mittels der Keilstellvorrichtung unsicher ist und dcs-
wegen die Erhaltung der geregelten Beanspruchung
der 3 Hauptträger einer besonderen Sorgfalt bedurft
hätte. |
Die Schilderung dieser Ausführungsschwierigkeiten
bei Gelegenheit einer Etatsbereisung der Bahnstrecke
veranlaíste Herrn Geheimen Oberbaurat Blum zur
Anregung der Frage, ob nicht unter
diesen Umständen die Auswechs-
lung der Brücken in Erwägung zu Auswechslung
nehmen sei.
Dieser Anregung folgend wurde
zunächst Umschau gehalten nach
Auswechslungsarten, die gerade im
Gange waren, und zwar bei der
Brücke über die Parnitz bei Stettin
und der Elbbrücke bei Magdeburg.
Bei beiden Auswechslungen
handelte es sich um Ersatz zwei-
gleisiger Brücken durch neue, die ۰
neben den alten aufgebaut, dann
mit der alten, zuvor gelüfteten
Brücke gekuppelt wurden, worauf
man beide Brücken zusammen
seitlich soweit verschob, dafs die
neue Brücke mit ihrer Achse in
INo. 751] 133
schiebung von der Verschubbahn abgehoben und auf
Prahmen zur Zerlegung nach einem abseits gelegenen
Gerüst befördert.
Jede der beiden Verschubbahnen besteht aus zwei
Differdinger T Eisen No. 75, welche in Entfernungen
von rd. 10 m durch eiserne Böcke gestützt sind. Die
Differdinger Träger sind an den stärker in Anspruch
genommenen Teilen der Verschubbahn verdoppelt.
Auf den Trägern ruhen kieferne Querschwellen und
Abb. 11—13.
mittels Aus- und Einschwimmens der Brücken auf Schiffen.
Benötigie Hache bem Ausschmimmen in Öffnu a I ۰
die Achse der Brückenbahn 6,
In der £: d. ۷۰ d. 1, 1908,
Heft 11 ist eine kurze Beschreibung
der Auswechslung der Elb-
brücke veröffentlicht.
Es handelte sich hier um die
Erneuerung von 10 Ueberbauten
von 33 m und 5 Ueberbauten von
66 m Spannweite, die letzteren mit
einem Gewichte von 580 t. Bei
zwei derselben war noch besondere
Rücksicht auf volle Aufrechterhal-
tung der Schiffahrt zu nehmen. —
Eine längere Einstellung des Be-
triebes unter Benutzung einer Um-
gehungslinie liefs sich nicht ermög-
lichen. Es mufste deswegen das
vorhin angedeutete Auswechslungs-
verfahren angewendet und die Aus- ۱
WW
wechslung in einer Zugpause von
zwei Stunden bewirkt werden.
Der neue Ueberbau wurde auf
einem dicht neben der alten Brücke
errichteten Baugerüst vollständig
fertiggestellt, auf vier Wagen ab-
gesetzt, die auf zwei senkrecht zur
Brückenachse errichteten Verschub-
bahnen fahrbar ruhten. Der alte
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(Vorschlag II.)
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Ueberbau wurde von seinen Auf-
lagern abgehoben, ebenfalls auf vier
solche Wagen gesetzt, und alle
vier auf einer Verschubbahn laufen-
den Wagen miteinander gekuppelt.
Durch zwei an den Enden der Ver-
schubbahnen aufgestellte elektrische
Winden wurden die Wagen soweit
vorgezogen, bis der neue Ueberbau
an die Stelle des alten in die richtige
Lage zu den Auflagersteinen ge-
langte und dort niedergelassen
werden konnte. Der alte Ueberbau
war hierbei bis über das für seine Zerlegung bestimmte
Gerüst vorgerückt, auf das dann die Last übertragen
wurde. Der 13 m lange Verschubweg wurde in 19
Minuten zurückgelegt. Aufser der elektrischen Antrieb-
vorrichtung hatten die beiden Winden auch Hand-
betrieb, um für den Fall eines Versagens der ersteren
gesichert zu sein.
Das Gerüst für die Zerlegung wurde durch hölzerne
Joche unterstützt. Bei den beiden schiffbaren Oeff-
nungen sind die alten Ueberbauten nach der Ver-
durch
auf diesen
niedrige Kranschienen.
eichene Langschwellen gestützt
Zum Heben der Brücken dienten Druckwasser-
pressen auf jedem Wagen.
Die eigentliche Auswechslung dauerte 1 Stunde und
55 Minuten, und zwar wurde eine passende Betriebspause
am Tage gewählt. Nach 2 Stunden und 20 Minuten
konnten die Brücken in Betrieb genommen werden.
Im grofsen und ganzen war auch die Aus-
wechslung der Parnitzbrücke diesem Verfahren
edi Google
134 (No, 751]
ähnlich, nur mit dem Unterschiede, dafs die Betriebs-
pause auf die Nachtzeit fiel.
Ein Vergleich läfst sofort erkennen, dafs dieses
Verfahren nicht ohne weiteres auf die Humboldt-
hafenbrücke anwendbar gewesen wäre. Da bei dieser
vier Einzelbrücken zum Teil dicht nebeneinander liegen,
so mifsten mindestens zwei nebeneinander liegende
Brücken zusammen ausgewechselt werden und zwar
so, dafs die beiden alten seitlich heraus- und dann in
der Richtung der Bahn um die Brückenlänge vor-
gezogen würden, worauf die seitlich aufgebauten neuen
Brücken in die entstandene Brückenlücke hinein-
geschoben werden mülsten. Die dabei von den Brücken-
lasten zurückzulegenden Wege sind so grofs, dafs eine
Betriebspause von 3—4 Stunden dazu nicht ausgercicht
hatte. Dazu kommt noch, dafs die Herstellung der
Verschubbahn unter den Brücken sehr schwierig sein
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Oktober 1908]
und Einschwimmens der Ueberbauten befürchtete man,
daís die Bewegung der Ueberbauten auf dem Wasser
auf ungeahnte Schwierigkeiten stofsen und dafs
namentlich die gegebene Betriebspause zum Aus- und
Einschwimmen nicht ausreichen könnte. In solchem
Falle würden dann die beiden Stadtgleise bezw. die
beiden Ferngleise unterbrochen sein, was eine unzu-
lässige Störung des Verkehrs im Gefolge hätte. Hierzu
trat noch die Notwendigkeit der Einhaltung der in-
zwischen von der Ministerial-Baukommission u. a. auf-
gestellten Bedingung, dafs bei der Ausführung der
Arbeiten nur ein beschränkter Teil des Humboldthafens
in Anspruch genommen und dafs ferner stets nur eine
Oeffnung der Brücke für die Schiffahrt vollständig
gesperrt werden dürfe.
Bei der demnächst erfolgten Ausschreibung der
Auswechslung der Ueberbauten wurde daher nicht blofs
Abb. 13.
Auswechslung mittels Aus- und Einschwimmens der Brücken auf Schiffen.
würde, auch würde für die Rüstungen sehr viel Hafen-
fläche in Anspruch genommen sein, was auf Widerstand
der Schiffahrtsinteressenten gestofsen wäre.
Aus diesen Gründen wurde zunächst der Plan des
Aus- und Einschwimmens der Brücken erwogen.
Je zwei benachbarte Ueberbauten sollten durch unter-
zufahrende Prähme durch Leichterung von ihrem
Wasserballast angehoben, ausgefahren und dafür zwei
neue Ueberbauten auf umgekehrtem Wege eingefahren
und auf die Lager durch Einlassen von Wasser in die
Prähme abgesetzt werden.
Dieser Plan wurde mit einer zuverlässigen Brücken-
bauanstalt eingehend beraten, worauf auch ein ent-
sprechendes Angebot zugleich mit dem für den Einbau
des dritten Hauptträgers erfolgte.
Das Ergebnis der Ausschreibung erbrachte den
Beweis, dafs die Auswechslung der Ueberbauten
sich billiger stellte als die Einziehung des dritten
Hauptträgers und die im Gefolge desselben erforder-
liche Auswechslung der Schienentröge und Verstärkung
der Querträger.
Bei der näheren Beleuchtung des Plans des Aus-
(Vorschlag 11.)
das Aus- und Einschwimmen, sondern auch die Aus-
wechslung mittels Kranen empfohlen und den Be-
werbern aufserdem die Angabe noch anderer Arten
der Auswechslung anheimgestellt.
Von den zchn zur Einreichung von Angeboten
aufgeforderten bedeutendsten Brückenbauanstalten
Deutschlands wurden im ganzen 22 Angebote mit im
grofsen und ganzen drei Arten der Auswechslung ab-
gegeben, und zwar die Auswechslung mit Hilfe von
1. Notbrücken und Gleisverschwenkungen in 2 An-
geboten = 9 pCt.;
2. schwimmenden Rüstungen in 5 Angeboten
== 23 pCt.;
3. festen Kranen in 15 Angeboten = - 68 pCt.
Die Wahl des Zuschlags war hauptsächlich von
der zu erwartenden Sicherheit des Gelingens der Aus-
wechslung der Brücken innerhalb der zur Verfügung
stehenden nächtlichen Betriebspause von 3 Stunden
abhängig zu machen.
Von diesem Gesichtspunkt aus möchte ich die
3 Auswechslungsvorschläge unter Vorführung der be-
treffenden Zeichnungen besonders beleuchten.
14—17.
Abb.
[1. Oktober 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 751] 135
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Was den Vorschlag I zur Erbauung einer Not- | der Brücke werden dann über alle 5 Oeffnungen neue
brücke anbetrifft, so sollte diese folgendermafsen an- Ueberbauten verlegt, sodann werden alle 4 Gleise um
gelegt werden (Abb. 9 u. 10): Die massiven Pfeiler eine Gleisbreite nach Norden verschoben. Hierdurch
werden nach beiden Seiten hin um etwa 3 m durch werden die 5 Ueberbauten des südlichsten Gleises frei.
hölzerne Joche verlängert, Auf der nördlichen Seite | Diese Ueberbauten werden um eine Gleisentfernung
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136 [No. 751] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [1. Oktober 1908]
nach Süden verschoben und dort ebenfalls als Not-
brücke benutzt. An der freien Stelle werden neue
Brücken verlegt und dann die Gleise so verschoben,
dafs die Ueberbauten der beiden mittleren Gleise frei
verschoben. — Natürlich ist dieser Vorschlag nur
durchführbar unter mehrmaligem Verschwenken der
Gleise vor und hinter der Brücke, auf den Unterführungen
der Ladestrafsen und der Uferstrafsen, und letzteres
Abb. 18—20.
Brücken über den Humboldthafen Berlin. Gerüstanordnung für die 3 mittleren Oeffnungen (normaler Fall)
und Oeffnung I und IV nördlich.
(Vorschlag Gustavsburg.)
Schiffslange 40 m; Schiffsbreite 6,50 m; Tragfähigkeit des Schiffes 350 t.
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werden. Diese Ueberbauten werden durch neue ersetzt,
dann die Gleise nach Süden verschoben und zuletzt
die neuen Ueberbauten, die zuerst als Notbrücke ver-
wendet wurden, an die Stelle der alten Ueberbauten
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ist nur möglich, wenn diese Brücken vollständig ab-
gestützt werden, so dafs die Gerüste fast die volle
Betriebslast zu tragen vermöchten. Aufserdem mulsten
die Ladestrafsenbrücken auch noch durch Gerüste ver-
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[1. Oktober 1908]
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breitert werden. Zu diesen umständlichen Gerüsten
kam noch hinzu, dafs die Gleise in Gegenkrümmungen
mit einem Halbmesser von 180 m ohne Zwischengerade
hätten verlegt werden müssen und ferner, dafs wegen
der Trogkonstruktion über der östlichen Ladestrafse
und über dem Wilhelmsufer die Gleise um Schwellen-
höhe hätten gehoben und später wieder gesenkt werden
müssen. So einfach auch die Auswechslung der Hum-
boldthafenbrücken selbst erschien, so schwierig war
aber die Ausführung all’ der Nebenarbeiten vor und
hinter der Brücke.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[No. 751] 137
In Abbildung 14—17 ist ein Beispiel von
Harkort in Duisburg gegeben. Wie aus dem Lage-
plan ersichtlich, ist auf jeder Seite der Humboldthafen-
brücke ein festes Gerüst mit je zwei Schiebebahnen
angeordnet. Auf den Gerüsten werden zwei neue Ueber-
bauten in gleicher Höhenlage mit den im Betriebe be-
findlichen zusammengebaut, dann auf der Schiebebahn
nach dem Wasser zu so weit vorgezogen, dafs sie
auf zwei untergefahrene Prähme abgesetzt werden
können. In umgekehrter Weise werden zunächst zwei
Abb. 19.
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Aus all’ diesen Gründen wurde von der Weiter-
verfolgung dieses Vorschlags abgesehen.
Ich wende mich nun zu dem Vorschlag II, der
Auswechslung mittels Aus- und Einschwimmens
der Brücken auf Schiffen.
Hierzu möchte ich Ihnen den Hafengrundrifs vor-
führen (Abb. 11—13), bei welchem ich auf die zu-
gespitzte Gestaltung des Hafens an der Südseite der
Brücke vor der ersten und letzten Oeffnung besonders
aufmerksam mache. Zum Ausschwimmen sind von der
Min.-Bau-Kommission die in Abb. 13 freigegebenen
gröfseren Flächen, zum Ausheben mit Kranen die be-
schränkten Flächen in Abb. 13 angegeben. Bei dem
eingegangenen Ausschwimmungsvorschlag sind die in
Abb. 11 u. 12 angegebenen Flächen aber nötig, also
weit grölsere als gestattet werden konnte.
Das Ausschwimmen hat mit dem ersten Vorschlag
den Vorteil gemein, dafs die Brücken während des
Aus- und Einwechselns stets von Gerüsten unterstützt
werden, bei dem ersten Vorschlag von festen, bei
diesem von schwimmenden Rüstungen, zum Unterschied
von dem Vorschlag III, bei welchem die Brückenlasten
an Seilen aufgehängt werden müssen.
Ein weiterer Vorteil besteht beim Aus- und Ein-
schwimmen darin, dafs als Arbeitsgerät aufser den
schwimmenden Rüstungen nur noch von Lokomobilen
angetriebene Zentrifugalpumpen nötig sind, die an
beiden Enden der Pontons aufgestellt, das Auspumpen
des Wassers zum Anheben der Brücken zu besorgen
haben. — Ungünstig fällt ins Gewicht die erschwerte
Uebersichtlichkeit der Arbeitsausführung bei Nacht
und ferner die spitze Gestaltung der schon vorn er-
wähnten Hafeneinfassung.
Bedingung ist bei diesem Vorschlag, dafs immer
zwei benachbarte Brücken gleichzeitig aus- und ein-
geschwommen werden. Entweder können dann zwei
Prähme zur Aufnahme der auszuschwimmenden beiden
Brücken und ein zweites Paar zum Einschwimmen
benutzt werden, oder es können auch zwei länger
konstruierte Prähme zur Aufnahme von zwei alten
und zwei neuen Brücken dienen.
Im ersten Fall fährt die leere Rüstung unter
die alten Brücken, die Prähme werden ausgepumpt,
hierbei zwei alte Brücken von ihren Lagern abgehoben
und dann ausgefahren, worauf die neuen Brücken ein-
gefahren, die Prähme mit Wasser gefüllt werden, bis
die neuen Brücken auf die Auflager abgesenkt sind.
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alte Ueberbauten ausgefahren, um Platz für de neuen
zu schaffen.
Die Befürchtung, dals die gegebenen Betriebs-
pausen von 3 Stunden nicht ausreichen würden, hat
die Brückenbauanstalt Gustavsburg zu dem Vorschlag
geführt, die Prähme so lang zu machen, dafs zwei alte
und zwei neue Brücken auf ihnen gelagert werden können
(Abb. 18—20). Die Prähme werden auf der einen
Hälfte mit den neuen Brücken versehen, fahren mit
der leeren Rüstung der andern Hälfte unter die alten
Brücken, die in gleicher Weise wie vorher abgehoben
werden. Sodann fahren die Prähme aus, werden um
180 ° gedreht und fahren dann mit den neuen Brücken
ein, die auf gleiche Weise auf die Auflager abgesenkt
werden. — Selbstverständlich werden die beiden neuen
Brücken auf der Schiffsrüstung so zueinander gelagert,
dafs sie gleichzeitig auf ihre Auflager abgesenkt werden
können.
Auch bei diesem Vorschlag kann die Zusammen-
stellung der Brücken entweder zu Lande, von wo aus
sie auf die Pontonrüstung geschoben werden oder
neben den alten Brücken und auf den Prähmen ge-
schehen. Ebenso werden die alten Brücken zu ihrer
Zerlegung von den Prahmrüstungen auf das Land ab-
gesetzt oder auf den Prähmen zerlegt. — Das Bugsieren
der Prähme soll mit Dampfern bewirkt werden.
Für die Auswechslung der Brücken in der ersten
und letzten Oeffnung mülsten, um die erforderlichen
Bewegungen mit den schwimmenden Brücken ausführen
zu können, die Brücken schief auf der Rüstung an-
geordnet werden, lediglich der ungünstigen Ufer-
gestaltung halber.
An den Tagen des Aus- und Einschwimmens sind
die in den Hafenplänen (Abb. 11 u. 12) ersichtlich ge-
machten Hafenflächen erforderlich. Um die erforder-
lichen Bewegungen bei den beschränkten örtlichen
Verhältnissen durchführen zu können, müssen die
hinderlichen Pfahljoche bis zu gewisser Höhe gekappt
werden.
Wie Sie sehen, meine Herren, sind das ganz be-
trächtliche Hafenflächen, die für das Aus- und Ein-
schwimmen gebraucht werden, und so grofs, dafs das
Ausladegeschäft des Hafens ganz erheblich gestört
wird und nicht geringe Entschädigungen erfordert hätte.
Wie gering dagegen die Beanspruchung an Hafen-
fläche bei dem Vorschlag IlI, bei Anwendung von
Kranen ist, sahen Sie aus dem Hafenbild (Abb. 13),
128 [No. 751] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [1. Oktober 1908)
Abb. 21—23.
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Vorschlag Union (Dortmund).
und nur eine solche Hafenfläche konnte von der
Ministerial-Baukommission zugestanden werden, ohne
die Schiffahrt zu schädigen.
Aber nicht allein dieser Umstand war es, der auch
zum Aufgeben des Vorschlags II bewog; namentlich
waren es die Schwierigkeiten, die das Aus- und Ein-
|
schwimmen der Brücken in der ersten und letzten
Oeffnung und besonders bei Nachtzeit geboten hätte.
Dann aber auch noch die Schwierigkeit, die Bewegungen
so schwerer Lasten auf dem Wasser in den gegebenen
Betriebspausen mit solcher Genauigkeit auszuführen,
wie es zum Einpassen der neuen Brücken erforderlich ist.
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[1. Oktober 1908]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 751] 139
Man wandte sich daher dem Vorschlag III zu, der
Auswechslung der Ueberbauten mittels fester
Krane, der schon deswegen mehr Vertrauen für sich
in Anspruch nahm als die beiden ersten, weil für diesen
Vorschlag von 10 Anstalten 15 Angebote = 68 pCt.
aller Angebote eingegangen waren, die sich alle mehr
oder weniger ähnelten und nur in der Preisforderung
unterschieden.
Bei diesem Vorschlag werden die Brücken einzeln
nacheinander ausgewechselt im Gegensatz zu dem Aus-
und Einschwimmen, bei welchem Verfahren stets zwei
benachbarte Brücken zusammen behandelt werden
müssen.
Die Abweichungen der Vorschläge von einander
für diese Art der Auswechslung werde ich kurz an-
deuten und später in den Zeichnungen erläutern.
Einen Vorschlag (Abb. 21—23), und zwar von
der Union in Dortmund möchte ich Ihnen zu-
nächst erläutern, um an diesem die Unterschiede der
nachfolgenden Vorschläge leichter erkennen zu lassen,
und zuletzt den Vorschlag, welcher zur Ausführung ge-
kommen ist.
Das Aus- und Einwechseln der Brücken geschieht
entweder mittels eines oder zweier Bockkrane, die
quer über alle vier Gleise gespannt sind und aufserdem
über einen freien Raum zu beiden Seiten oder auch
nur an einer Seite des Brückenkörpers, der so breit
ist, dafs hier neue Ueberbauten aufgenommen und alte
abgesetzt werden können.
Die Krane stehen mit ihren Stützen auf Gleis-
brücken, die auf Pfahlgruppen in der Verlängerung der
massiven Brückenpfeiler aufgelagert sind. Die Krane
können auch auf durchlaufenden Gerüsten ruhen. Die
letztere Anordnung hat den Nachteil, dafs zeitweise
zwei Oeffnungen gesperrt werden müssen.
Der Zwischenraum zwischen Brückenkörper und
Kranstützen kann durch eine feste Rüstung, eventuell
auch durch die gewonnenen alten Brücken überdeckt
werden oder durch eine Prahmrüstung.
Das Zusammensetzen der neuen Brücken erfolgt
entweder innerhalb des Zwischenraumes oder auf dem
Lande. Im letzteren Fall werden sie auf Prähmen
dorthin gefahren.
Das Aufziehen der Brücken wird durch Winden
bewirkt, die auf den Bockkranen quer zu den Gleisen
bewegt werden. Entweder werden zwei Winden an
jedem Ende der auszuwechselnden Brücke angewendet,
also für jede einzelne Brücke vier, oder nur eine an
jeden Ende, also im ganzen zwei, oder auch nur eine,
die den Ueberbau über dem Schwerpunkt angreift.
Entweder wird der Ueberbau beim Aufwinden und
Herunterlassen an fest mit der Brücke verbundenen
Querstücken oder an Ausgleichhebeln gefafst.
Der Arbeitsvorgang bei der Auswechslung ist fol-
gender: Ein angehängter Ueberbau wird aus seinem
Lagerort herausgehoben, seitlich bewegt und in der Lücke
zwischen Bahnkörper und Fahrbahn der Krane ab-
gesetzt. Umgekehrt wird ein neuer Ueberbau aus dem
Zwischenraum emporgehoben, seitlich bis zur Lücke
des ausgehobenen Ueberbaus bewegt und dort auf die
Lager niedergelassen.
Die vorgeführte Zeichnung (Abb. 21 u. 22) ist be-
sonders lehrreich, weil sie zwei Vorschläge gleichzeitig
zeigt und die Zusammensetzung der Brücken entweder
auf festen Gerüsten vorsieht oder auf Prahmrüstungen.
Der zweite Vorschlag, von der Firma als der günstigste
empfohlen, kommt der von der Königs- und Laurahütte
angewendeten Anordnung ziemlich nahe.
(Schlufs folgt.)
Die Deutsche Schiffbau-Ausstellung
(Mit 19 Abbildungen)
(Schlufs von Seite 103)
Naturgemäfs ist auch die Hebezeugtechnik durch
ihre führenden Fabriken vertreten, bildet doch die
Schiffbauindustrie in den letzten Jahren die Haupt-
abnehmerin der grofsen Kran-
fabriken. So haben denn die
Werke Augsburg-Nürnberg, Ludwig
und eine elektrisch betriebene für hohen Wasser-
stand. Die elektrische Kippbewegung dauert etwa
30—40 Sekunden. Nach den bisherigen Erfahrungen
Abb. 6.
Stuckenholz, Bechem. & Keetman
und die Benrather Maschinenfabrik
ihre interessanten, in den letzten
Jahren ausgeführten Konstruktionen
teils in Modellen, teils in Zeich-
nungen zur Vorführung gebracht.
U. a. zeigt die Maschinen-
fabrik Augsburg-Nürnberg eine
Hellinganlage (Abb. 6), die für die
Werft J. C. Tecklenborg A.-G.,
Geestemünde, geliefert wurde, einen
Turmdrehkran im Hafen von Ham-
burg (Abb. 7), einen Wagenkipper,
der für denselben Hafen geliefert
wurde (Abb. 8), und schliefslich
einen Schiffsdieselmotor (Abb. 9).
Die Hellinge für Tecklenborg haben
eine Länge von etwa 235 m und
eine gröfste lichte Breite der Eisen-
konstruktion von 27 m; die Höhe
der Schienenoberkante über Helling-
Oberkante beträgt 31 m. In den
Hellingen sind Laufbahnen für
4 Laufkrane von je 6000 kg Trag-
fähigkeit, 10,45 bis 14,40 m Spann-
weite mit elektrischem Antrieb ein-
gebaut. Der von der Firma für
den Hafen von Hamburg erbaute Wagenkipper zum
Entladen von Massengütern aus Eisenbahnwagen be-
sitzt. eine selbsttätige Kippvorrichtung für niedrigen
Hellinganlage für die Werft von J. C. Tecklenborg, A.-G. Geestemünde, gebaut von
der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg.
lassen sich stündlich etwa 15 Eisenbahnwagen von
10-20 t mit der elektrischen und etwa 20 Wagen
mit der selbsttätigen Kippvorrichtung entladen. Der
140 [No. 751]
ausgestellte Schiffsdieselmotor ist aus dem bewährten
Dieselmotor der Firma hervorgegangen und in einigen
Ausführungen bereits für die französische Marine ge-
liefert worden. Er zeichnet sich aus durch niedriges
Gewicht und geringe Raumbeanspruchung und durch
die Möglichkeit, seine normale Leistung auf nahezu das
Doppelte erhöhen zu können.
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Turmdrehkran im Hafen von Hamburg, 75 000 kg Tragfähigkeit, 30,4 m Ausladung,
gebaut von der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg.
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Wagenkipper im Hafen von Hamburg, gebaut von der Maschinenfabrik
Augsburg-Nürnberg.
Die auf dem Gebiet des Kranbaues führende
Benrather Maschinenfabrik-Actiengesellschaft,
Benrath bei Düsseldorf, zeigt u. a. das Modell eines
elektrisch betriebenen Schwimmdrehkranes, der für die
Werft von Harland & Wolff, Belfast, gebaut wurde
(Abb. 10). Dieser Schwimmdrehkran, dessen Modell 1:50
der natürlichen Gröfse beträgt, ist einer der gröfsten bis-
her ausgeführten Schwimmdrehkrane. Sowohl das ganze
System als auch die einzelnen Konstruktionsteile dieses
Kranes sind der Firma durch einzelne Patente im
In- und Ausland geschützt. Das Wesen der patentierten
Konstruktionen, auf Grund deren der Bau schwimmender
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
LI
]1, Oktober 1908]
Drehkrane von grofsen Abmessungen erst ermöglicht
wurde, besteht darin, dafs auf dem Ponton ein Stütz-
gerüst befestigt ist, über welches die Tragkonstruktion
des Auslegers glockenartig gestülpt ist. An dieses
Traggerüst schliefst sich vorn mittels zweier kräftiger
Drehpunkte der heb- und senkbare Ausleger an. Das
ganze Gewicht des Kranes ruht dabei auf der Spitze
der festen Mittelsäule, während die
Kippmomente durch einen unten
dicht über dem Pontondeck be-
۱ سس findlichen Ring, der sich gegen
mn CN horizontale Tragrollen stützt, auf-
genommen werden. Das gesamte
Windwerk mit dem für die Sta-
bilität nötigen Gegengewicht ist am
unteren Teil der drehbaren Glocke
angehängt, sodafs der Gesamt-
schwerpunkt des ganzen Kranes
möglichst tief zu liegen kommt,
was einen besonderen Vorteil der
vorliegenden Schwimmkran - Kon-
struktion bedeutet. Der bewegliche,
etwa 40 m lange Ausleger trägt
ungefähr 10 m vom Ende entfernt
die Flasche für die Betriebslast von
150000 kg, während an der Spitze
des Auslegers ein Hilfshaken von
50000 kg Tragkraft befestigt ist.
Aufserdem läuft am Untergurt eine
fahrbare Laufkatze von 5000 kg
Tragkraft, mit welcher man kleinere
Lasten transportieren kann, ohne
jedesmal den schweren Ausleger
auf- und niederbewegen zu mússen.
Da der Kran nicht wie sonst úblich,
in der Mitte des Pontons aufgestellt
ist, so besitzt er nach drei Seiten
hin drei gleich grofse Ausladungen.
Um die Stabilität zu wahren, ist
an dem dem Kran entgegen-
gesetzten Ende des Pontons ein
Br festes Gegengewicht aus Beton
4 eingebaut. Auch diese Anordnung
ist der Firma durch D. R. P. ge-
i schützt. Der Kran besitzt für die
| Maximallast von 150000 kg eine
gröfste Ausladung von 301/۶ m von
Drehmitte aus, während der Hilfs-
haken sogar ein Arbeitsfeld von
87 m Durchmesser zu bestreichen
vermag. Dabei wird der Kran
mit einer ruhenden Probelast von
200 000 kg bei 30'/2 m Ausladung
geprüft, während er bei dieser Aus-
ladung alle Bewegungen mit einer
Probebelastung von 175000 kg aus-
führen kann. Der gesamte Betrieb
des Kranes erfolgt elektrisch; der
hierfür nötige Strom wird in einer
im Ponton angebrachten elektrischen
Zentrale erzeugt. Hinter dem
Schwimmkranmodell ist auf dem-
selben Stande weiterhin das Modell
eines elektrisch betriebenen Turm-
drehkranes von 150000 kg Trag-
kraft zu sehen, aufserdem das
Modell eines elektrisch betriebenen
Helling-Turmdrehkranes sowie das
Modell eines elektrisch betriebenen Halbportalkranes
und aufserdem zahlreiche, in Schaukästen verteilte
Photographien, die ein Bild von der Reichhaltigkeit des
Benrather Fabrikationsgebietes geben, das sich nicht
nur auf Krane erstreckt, sondern auch das Gebiet
aller für Stahl- und Walzwerke benötigten Maschinen
umfaíst,
Einen grofsen Raum auf der Ausstellung nehmen
die Einrichtungen und Erzeugnisse ein, die den
hygienischen und sanitären Forderungen in der Schiffs-
ausrüstung zu dienen bestimmt sind. Das sind zunächst
die Kühleinrichtungen, die von der Gesellschaft für
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[1. Oktober 1908] GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 751] 141
Linde's Eismaschinen, A.-G. in Wiesbaden vor- | allen ihren Einzelheiten zweckmäfsig angeordnet und
geführt werden; dann die Ventilationseinrichtungen, die gediegen ausgeführt.
Badeeinrichtungen, die Schiffskücheneinrichtungen, die An dieser Stelle sind auch die Ausstellungen von
Schiffsbackereien usw. Den Typus der modern ein- Vakuum -Entstäubungsanlagen für Schiffe, Turneinrich-
gerichteten Schiffsbäckerei stellt die Sammelausstellung tungen für Passagierschiffe und dergl. zu nennen. In Ver-
der Firma Cannstatter Misch-und Knetmaschinen- bindung damit sind alle diejenigen Industrien zu erwáhnen,
Fabrik, Cannstatter Dampf-
Backofen-Fabrik Werner &
Pfleiderer, Cannstatt - Stutt-
gart, dar. Neben der Teig-Teil-
maschine und der Backmulde ist
insbesondere die ausgestellte Knet-
und Mischmaschine (Abb. 11), eine
Spezialkonstruktion für Schiffs-
bäckereien, hervorzuheben. Das
Charakteristische dieser Spezial-
konstruktion besteht in dem An-
trieb durch direkt gekuppelten
Elektromotor mit Kraftübertragung
durch eine geräuschlos arbeitende
Schneckenübersetzung. Infolge des
direkt gekuppelten Motors ist der
Raumbedarf der kompletten Teig-
knetanlage aufserordentlich gering.
Der weiterhin von derselben Firma
ausgestellte Dampf-Backofen (Abb.
12), Spezialkonstruktion für Schiffs-
bäckereien, zeigt das Prinzip der
Heizung durch nahtlose Stahlrohre,
sogen. Perkinsrohre, die mit Flüssig-
keit gefüllt und zugeschweifst sind
und von denen das eine Ende der
Wirkung des Feuers ausgesetzt ist,
während deren gröfsere Länge in
den von der Feuerung vollkommen
getrennten Backraum hineinragt und
Abb. 9.
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Schiffsdieselmotor von 300 PS, gebaut von der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg.
diesen erwärmt. Diese Konstruktion gestattet eine kon- | die sich mit der Fabrikation von Schutzmitteln gegen das
tinuierliche Durchführung des Backprozesses, weshalb der | nasse Element beschäftigen. Dahin gehören die Segel-
Ofen bei geringem Kohlenverbrauch die denkbar höchste , tuch-, Gummi-, Linoleum-, Lack- und Firnis-Industrien,
Abb. 10.
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Elektrisch betriebener Schwimmdrehkran, gebaut von der Benrather Maschinenfabrik A.-G., Benrath bei Düsseldorf.
Leistungsfähigkeit besitzt. Auch dieser Backofen zeichnet | sowie die Fabrikation der Rettungsringe, Korkrettungs-
sich aus durch einen aufserordentlich geringen Raum- Apparate und dergl. mehr. Es würde indes zu weit führen,
bedarf. Die Konstruktion selbst ist als Ganzes wie in die Objekte dieser Firmen hier vorführen zu wollen.
142 [No. 751] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [1. Oktober 1908]
Eine bemerkenswerte Rolle speziell im Kriegs- Raum zugeteilt worden. So geben denn die von den
schiffsbau kommt bekanntlich der Fabrikation von verschiedenen Spezialfirmen vorgeführten Granaten,
Geschossen zu. Mit der Geschofstechnik steht die Schrapnells, Kartätschen usw. einen umfassenden Ueber-
| blick über die einschlägige Technik. Die grofsartige
bb; 14,
S j | Abb. 12.
۱ Schiffsbackofen, gebaut von Werner & Pfleiderer
Teig-Knet- und Mischmaschine, gebaut von | in Stuttgart-Cannstatt.
Werner & Pfleiderer in Stuttgart-Cannstatt.
| | Sammlung, die die Firma Fried. Krupp, Aktien-
Technik des Kriegsschiffbaus in inniger Wechsel- | gesellschaft, Essen-Ruhr auf diesem Gebiete zeigt,
wirkung und ein Fortschritt auf der einen Seite | ist oben bereits vorgeführt worden. Neben der Aus-
hat stets einen Fortschritt auf der andern Seite im | stellung dieser Firma ist der Stand der Rheinischen
Abb. 13.
8,5 cm Schnellfeuer-Schiffskanone L/4o in Mittelpivot-Wiegenlafette für Aufstellung in Kasematten,
System Ehrhardt. Seitenansicht.
Gefolge gehabt. Gemäfs der grofsen Bedeutung, die | Metallwaren- und Maschinenfabrik Düsseldorf
der deutsche Kriegsschiffbau in den letzten 20 Jahren | bemerkenswert. Durch Liierung mit der Prefs- und
gewonnen hat, ist denn auch der Waffen- und Munitions- Walzwerk Aktien-Gesellschaft Düsseldorf-Reis-
technik bezw. Geschofstechnik ein entsprechender | holz, der Fahrzeugfabrik Eisenach, Eisenach,
(1. Oktober 1908]
und der Firma Heinrich Ehrhardt, Zella St. Blasii
und Düsseldorf ist nunmehr auch diese Firma in
der Lage, Kriegsmaterial aller Art vom Rohstoff bis
zum fertigen Fabrikat in eigenen Werkstätten herstellen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 751] 143
- Das Werk zeigt neben spiralgeschweifsten Rohren,
Schmiedestücken, Dampfkesselrohren für Marinezwecke,
verschiedenen Granaten, Halbpanzer- und Panzer-
granaten bis zum 28 cm-Kaliber, Brisanz-Schrapnells
Abb. 14,
8,8 cm Schnellfeuer-Schiffskanone L/40 in Mittelpivot-Wiegenlafette für Aufstellung in Kasematten.
System Ehrhardt.
Rückansicht.
Abb; 15.
7,62 cm Land- und Bord-Geschütz in Mittelpivot-Lafette. System Ehrhardt. Modell 1908. Geschütz in Feuerstellung.
4
zu können. Aufserdem steht die Firma mit der West-
fälisch - Anhaltischen Sprengstoff- Act.-Ges.,
Berlin, in vertragsmäfsigem gegenseitigem Lieferungs-
verhältnis.
und gewöhnlichen Schrapnells verschiedenen Kalibers,
Patronenhülsen und Fabrikationsstadien derselben, fünf
verschiedene Geschütze, bestehend in einem 5 cm
Schiffsgeschütz, einem 5,7 cm und einem 8,8 cm Schiffs-
144 [No. 751]
geschütz (Abb. 13 u. 14), einem 7,62 cm Land- und
Bordgeschütz (Abb. 15 u. 16), sowie einem 7,5 cm
Landungsgeschütz (Abb. 17—19). Die vorgeführten
Schiffsgeschütze sind kleineren und mittleren Kalibers
Abb. 16.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Oktober 1908]
ohne besondere Anstrengung selbst úber schwieriges
Gelände bewegt werden. Sämtlichen Geschützen ge-
meinsam ist das Ehrhardt’sche Konstruktionsprinzip,
wonach ein einfaches Prefsverfahren zur Anwendung
7,62 cm Land- und Bord-Geschütz in Mittelpivot-Lafette.
System Ehrhardt. Modell 1908.
Geschütz in Feuerstellung bei größter Elevation.
Abb. 17.
7,5 cm Landungsgeschütz. System Ehrhardt.
nur an Bord oder an Bord und Land
oder nur an Land verwendbar. Infolgedessen sind sie
an Beweglichkeit sehr verschieden. Die einen ruhen
auf Lafetten, die an ihrem Aufstellungsorte festge-
schraubt sind, die andern können von wenigen Leuten
und entweder
Modell 1908.
!
Geschiitz in Feuerstellung. Seitenansicht.
gelangt, sofern es sich um die Erzeugung nahtloser
Hohlkörper handelt. Nach diesem Prinzip sind nicht
nur die Geschützrohre, sondern auch die Deichseln,
Speichen, Achsen, Geschosse und Hülsen fabriziert.
Das Ehrhardt'sche Verfahren besitzt nicht nur den
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[1. Oktober 1908]
Vorzug grofser Einfachheit und Schnelligkeit, sondern
es gestattet auch die Erzielung einer aufsergewöhnlichen
Dichte und Widerstandsfähigkeit der inneren Schichten
der Hohlkörper, Naturgemáís ist diese Eigenschaft
namentlich für solche Rohre von grofser Wichtigkeit,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Abb.
7,5 cm Landungsgeschütz. System Ehrhardt.
Modell 1908.
[No. 751] 145
gebrauch sehr wichtig ist, einen nur geringen Raum.
Von weiteren Ständen aus dem Gebiete der Geschofs-
technik sei noch die Ausstellung der Deutschen
Waffen- und Munitions-Fabriken Berlin und
Karlsruhe erwähnt, die in drei Abteilungen Objekte
18.
Geschütz in Feuerstellung. Ansicht von vorn,
Abb. 19.
7,5 em Landungsgeschütz. System Ehrhardt. Modell 1908.
deren Seelenwände durch Reibung und heifse Gase
sehr stark beansprucht werden. Die Lafetten sind in
ihrem ganzen Aufbau sehr einfach und von geringem
Gewicht; dadurch erleichtern sie die Bedienung des
Geschützes und beanspruchen, was für den Schiffs-
Geschütz in Feuerstellung.
Kurze Lafette. Zum Laden bereit.
aus dem Gebiete der Waffentechnik, der Munition und
des Allgemein-Maschinenbaus sowie aus dem Gebiete
der Kugel- und Kugellager-Fabrikation zeigt.
Damit wäre in grofsen Zügen ein Bild gegeben von
dem Umfang und Inhalt der Deutschen Schiffbau-
146 [No. 751]
Ausstellung Berlin 1908. Dieses Bild, so unvollständig
es im Rahmen der vorstehenden zusammenfassenden
Gesamtbetrachtung auch ist, zeigt aber trotz alledem,
dafs die deutsche Schiffbau-Industrie und ihre ver-
wandten Industrien alles aufgeboten haben, um einen
umfassenden Einblick in die Entwicklung der heimischen
Schiffbau-Industrie zu geben. Wenn durch diese
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
۱
۱
[1. Oktober 1908]
Ausstellung das Interesse an dem gerade neuerdings
máchtig aufstrebenden deutschen Handels- und Kriegs-
schiffsbau in die weitesten Kreise der Bevölkerung
getragen wird, dann hätten die Mühen und grofsen
Mittel, die für diese aufgewendet worden sind, ihren
Zweck erreicht.
Drs Les
Vorrichtung zum Einsetzen hängender Gaselühkörper in die Laternen der
Eisenbahn-Personenwagen
vom Regierungs- und Baurat Epstein, Breslau
(Mit 6 Abbildungen)
Nachdem die allgemeine Einführung des „hängenden
Gasglihlichtes“ (Abb. I u. 2) in den Personenwagen
der preufsisch-hessischen Staatsbahnen begonnen hat,
ist u. a. die Schwierigkeit hervorgetreten, den sehr
leicht zerbrechlichen Glühkörper ohne Beschädigung aus
seinem sicheren Transportbehälter, einer zylindrischen
Pappschachtel (Abb. 3) herauszuheben und in den
Abb. ۰
Laterne mit Reflektor.
Abb. 2.
Laterne ohne Reflektor,
Schutzkorb (Abb. 4) einzusetzen, mit welchem er dann
in die Laterne gelangt. In diesem Schutzkorb mufs
nämlich der Glühkörper vollkommen sicher gelagert
und festgehalten werden, damit er keinerlei Bewegungen
machen kann, die nicht nur seine Haltbarkeit, sondern
mehr noch seine sonst so schöne Leuchtkraft beein-
trächtigen würden. Zu diesem Zwecke sitzt der empfind-
hehe Glühkörper zunächst an einem weniger empfind-
|
|
das Spreizen der Federn be-
lichen Magnesiaring mit drei Füfschen oder Armen, der
Schutzkorb hat in seinem oberen Zylinderring drei
ausgestanzte Federn, die an ihrer höchsten Druckstelle
jene drei Füfschen unverrückbar festhalten, wobei gleich-
zeitig der Magnesiaring mit denselben Füfschen auf
einem Innenborde des Schutzkorbes hängt und die drei
Federn auch die Bewegung nach oben verhindern.
Dies ist eine Einrichtung,
wie sie einfacher und prak-
tischer kaum gedacht werden
kann, um den Glühkörper
gegen alle Bewegungen und
Erschütterungen innerhalb
seiner Fassung zu sichern.
Aber diese drei Federn bilden
trotz ihrer Einfachheit und
Zweckmäfsigkeit eine Gefahr
für die Magnesiafüfschen beim
Einsetzen, da diese letzteren
Abb. 3.
wirken müssen, wobei sie
leicht abbrechen. Geschieht
nun das Einsetzen und vor-
her das Ausheben des Glüh-
kórpers aus dem Transport-
behálter mit der blofsen
Hand, von starken, ungefügen
Arbeiterfingern, so schwebt
sowohl der Glühkörper als
auch der Magnesiaring, wie
die Praxis gezeigt hat, in
der gröfsten Bruchgefahr,
weshalb Abhilfe durch ein geeignetes Werkzeug ge-
schaffen werden muíste. Unter den Werkzeugen, die
zur Bedienung der Glühlichtlaternen im Betriebe vor-
Abb. 4.
Pinzette und Glühkörper
im Transportbehálter.
Glühkörper und Schutzkorb.
gesehen sind, wie Zange, Schraubenschlüssel, Schrauben-
zieher usw. fehlte bisher noch ein einfaches Werkzeug
für den vorstehend beschriebenen Vorgang. Dasselbe
ist nunmehr von dem Werkmeister Koczott in Breslau
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]1, Oktober 1908]
erfunden worden und hat auch gesetzlichen Muster-
schutz erhalten.
Eine dreiteilige Pinzette (Abb. 3 u. 5) ist zum
Herausheben und Festhalten von Glühkörpern der
gebräuchlichen Lichtstärken bzw. Gröfsen (die ver-
schiedenen Innendurchmesser haben) eingerichtet. Der
Magnesiaring wird dabei von innen erfafst und fest-
gehalten (Abb. 5). Bei der nun folgenden Einführung
Abb. 5.
Abb. 6.
1 1
Ke
Gummikegel und
Glühkörper.
Pinzette, Glühkörper und Schutzkorb.
in den Schutzkorb werden durch eine Rechtsdrehung
des Apparates die drei Haltefedern f im Schutzkorbe,
von welchen Abbildung 4 zwei Stück erkennen läfst,
auseinandergespreizt, ohne die Magnesiafüßchen zu
beanspruchen, da die Pinzette eine horizontale Scheibe
(s. in Abb. 3 u. 5), trägt, die mit exzentrischen Rand-
flächen zum Spreizen der Druckfedern f versehen und
als Mitnehmer für die Fülschen ausgebildet ist. Auf
diese Weise folgen die Fúfschen lediglich den Hub-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 751] 147
fláchen der Scheibe bis unter die Federn, ohne selbst
irgendwie beansprucht zu werden.
Bei der Lósung der Zungen des Werkzeuges bleibt
der Glühkörper von den Federn festgehalten im Korbe
sitzen und die Pinzette wird herausgehoben.
Der ganze Vorgang erfordert nur einen einzigen
Handgriff, bei dem der Glühkörper mit vollkommener
Sicherheit gegen Bruch geschützt bleibt.
Nimmt man an, dafs im Bereiche der preufsisch-
hessischen Staatsbahnen künftig in einem Jahre etwa
zwei Millionen Glühkörper zum Preise von 0,35 M ver-
braucht werden und dafs ein Bruchverlust von etwa
10 pCt. verhütet werden kann, so ergibt sich eine
Ersparnis von jährlich 200 000 - 0,35 = 70000 M und bei
einer nur fünfprozentigen Bruchverhütung immer noch
35 000 ۰
Bevor das Werkzeug seine jetzige Gestalt an-
genommen hatte, wurden, wie leicht begreiflich, zahl-
reiche und vielgestaltige Vorversuche mit verschieden-
artigen Apparaten ausgefúhrt. Wird z. B. statt der
Pinzette ein Gummikegel (Abb. 6) in den Ring ein-
geführt, so wird man wohl zuweilen imstande sein, den
Glühkörper aus dem Transportbehalter herauszuheben,
der Magnesiaring wird auf dem Gummikegel, wenn
dieser noch neu und elastisch ist, vielleicht haften,
jedoch nicht immer, ein sicheres Festhalten der
Glühkörper wie mittels einer Pinzette wird nicht
erzielt, die Bruchgefahr eher noch erhöht. Haftet
nämlich der Ring nicht am Gummipfropfen, so wird
durch stärkeres Eindrücken des letzteren versucht
werden, das Anhaften zu erzwingen und der Ring
wird gesprengt. “Dasselbe tritt ein, wenn der Glüh-
körper im Schutzkorb mittels des Gummikegels gedreht
werden soll. Bei den Versuchen in der Werkstätten-
Inspektion lc in Breslau ist der Gummikegel daher
sehr bald verlassen worden.
Der gröfste Mangel eines solchen Gummikegels,
sowie aller anderweiten Vorschläge bestand bisher
darin, dafs die zum Vorspreizen der Haltefedern / am
Werkzeug unbedingt erforderliche Scheibe s fehlte, die
dem Musterschutz untersteht. Alle Apparate ohne
diese Scheibe müssen ihren Zweck verfehlen, mögen
sie sonst noch so einfach und billig sein. Der
beschriebene Apparat wird von der Firma P. Suckow
& Co. (Inh. Rob. Meyer) in Breslau, Lohestrafse, her-
gestellt und bewährt sich recht gut.
Verschiedenes
Einführung von Akkumulatorentriebwagen (Doppel-
wagen). Im Bezirk der preufsisch-hessischen Staatseisenbahn-
verwaltung sollen vom 1. Oktober d. J. ab Akkumulatoren-
` triebwagen, welche als Doppelwagen ausgeführt sind, in
größerem Umfange in Betrieb genommen werden. Es sind
57 dieser Wagen bereits in Ausführung und 30 Stück sollen
noch bestellt werden. Die neuen Wagen sind von Herrn
Geheimen Oberbaurat Wittfeld im Ministerium der öffentlichen
Arbeiten entworfen worden; die Ausführung derselben er-
folgt durch die Eisenbahnwagenfabriken Breslauer Actien-
Gesellschaft für Eisenbahn-Wagenbau in Breslau, van der
Zypen & Charlier in Köln-Deutz und Gebrüder Gastell in
Mombach bei Mainz. Die elektrische Ausrüstung der Wagen
wird von der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin,
den Siemens-Schuckertwerken in Berlin sowie den Felten &
Guilleaume-Lahmeyerwerken A.-G. in Frankfurt am Main,
und die Akkumulatoren werden von der Accumulatoren-
Fabrik A.-G. in Berlin-Hagen geliefert. Mit einer Akku-
mulatorenladung können die Wagen 100 km zurücklegen.
Sie fassen je 100 Personen. Wie wir dem „Berl. Actionair“
entnehmen, sind sie dazu bestimmt, um auf Haupt- und
Nebenbahnen, wo ein Bedürfnis dafür vorliegt, einen Zwischen-
verkehr neben den großen durchgehenden Hauptzügen
durchzuführen, z. B. für den Vorortverkehr von Mittelstädten,
als Zubringer für die Stationen, an denen die durchgehenden
Schnellzüge halten, zur Verdichtung des Betriebes auf ver-
kehrsreichen Strecken, wie im oberschlesischen Industrie-
bezirk, ebenso aber auch als Ersatz für Dampfzüge in
verkehrsarmen Gegenden usw. Für solche Zwecke genügt
ein alleinfahrender Wagen, sodafs reiner Akkumulatoren-
betrieb Verwendung finden kann.
Der erste Akkumulatorentriebwagen der Breslauer
Actien-Gesellschaft für Eisenbahn-Wagenbau hat bereits er-
folgreiche Probefahrten von Tempelhof nach Zossen zurück-
gelegt und ein von der Waggonfabrik Gebr. Gastell ge-
bauter Wagen unternahm ebenfalls eine Probefahrt über die
44 km lange Strecke Mainz— Gaualgesheim— Münster a. St.
Es wurden dabei nach jeder Richtung hin befriedigende Er-
gebnisse gezeitigt. Wir hoffen, auf die Einzelheiten dieser
neuen Wagen demnächst noch näher zurückzukommen.
Staatsbahnwagen-Verband. Vor einiger Zeit wurde ge-
meldet, dafs mit Baden und Württemberg Verhandlungen
wegen des Zutritts zu dem preufsischen Staatsbahnwagen-
Verband im Gange sind. Dem Verbande gehören aufser
der Preufsisch - Hessischen Eisenbahngemeinschaft zurzeit
bereits die reichsländischen und die Staatsbahnen Olden-
burgs und Mecklenburgs an. Der preufsische Minister der
öffentlichen Arbeiten nahm sowohl in der vorjährigen, wie
in der diesjährigen Landtagssession Gelegenheit, offen zu er-
klären, dafs Preufsen jederzeit bereit sei, mit den Bundes-
148 (No. 751]
staaten, die den Anschlufs an den Staatsbahnwagenverband
wünschten, in Verhandlung zu treten. Solche Verhandlungen
werden nunmehr, nachdem eine Anregung an Preufsen er-
gangen ist, mit Sachsen und Bayern geführt. Wann die mit
Baden, Württemberg, Sachsen und Bayern schwebenden Be-
ratungen zu einem endgültigen Ergebnis gelangen werden,
ist noch nicht abzusehen, obwohl alle Beteiligten grofses
Interesse daran zeigen, möglichst bald etwas für den deutschen
Eisenbahnverkehr Brauchbares und einen wirklichen Fort-
schritt Bildendes zustande zu bringen. Langwierig und
schwierig gestalten sich die Verhandlungen deshalb, weil die
Feststellung einer gerechten Grundlage für die Entschädigung
der gegenseitigen Wagenbenutzung Berechnungen sehr ver-
wickelter Natur voraussetzt. Nach den Güterwagenvorschriften
des preufsischen Staatsbahnwagen-Verbandes, die den Ver-
handlungen zugrunde gelegt werden, werden alle vorhandenen
Wagen der vertragschliefsenden deutschen Eisenbahnstaaten
vollständig frei verkehren und benutzt werden. Diese ver-
ständige Niederwerfung aller Verkehrsschranken erfordert
aber auch das Gegengewicht sehr eingehender Bestimmungen
über die Gebrauchsentschädigung für die Benutzung fremder
Wagen. Wenn, was hoffentlich in nicht zu ferner Zeit der
Fall sein wird, der Staatsbahnwagen-Verband auf alle deutsche
Eisenbahnen ausgedehnt sein wird, so wird sich der
preufsische Staatsbahnwagen-Verband in einen deutschen
auch dem Namen nach verwandeln. Aber auch wenn dieser
deutsche Eisenbahnwagen-Verband ins Leben getreten ist,
so kann und darf er doch nur als der Vorläufer eines engeren
grofszügigerenZusammenschlusses der deutschen Staatsbahnen
angesehen werden. (Berliner Actionair.)
Heizrohrausblaser, Bauart Alexander. Von dem Eisen-
bahnbauinspektor Alexander ist ein Heizrohrausblaser er-
funden worden, der die Reinigung der Heizrohre von
ortstesten Kesseln und von Lokomotiven im Betriebe gestattet.
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
- die Reinigung der Räume.
[1. Oktober 1908)
Hierdurch wird die Abnahme ..der Leistung der Kessel in
längerem Betriebe vermieden und bei Lokomotiven der
Funkenauswurf und die Ansammlung von Lösche in der
Rauchkammer vermindert. Die Anordnung ist, wie die
Abbildung erkennen ‘lafst, so getroffen, dafs die Aus-
blasrohre dem Strome der heifsen Feuergase in der Ruhe
entzogen sind. Etwa alle 40 Minuten wird durch mehrmaliges
Umlegen eines Steuerhahnes gedrosselter Dampf unter oder
über den Steuerkolben gelassen, wodurch dieser sich langsam
auf und ab bewegt. In den Endlagen des Steuerhahnes tritt
Dampf in die gekrúmmten Ausblasrohre. Die Einrichtung,
die sich bewährt hat, gestattet, Lokomotiven längere Strecken
als bisher durchlaufen zu lassen und macht ein Durchstofsen
der Rohre am Ende der Fahrt unnötig. Die Ausblasrohre
können auch von Hand beweglich eingerichtet werden. Die
Herstellung hat die Firma Henschel & Sohn in Cassel über-
nommen. ۱
Betrieb in Anlagen zur Herstellung von 1612161 ۰
Am 1. Juli 1908 sind neue Bestimmungen, betreffend die
Einrichtung und den Betrieb von Anlagen zur Herstellung
elektrischer Akkumulatoren aus Blei oder Bleiverbindungen,
an die Stelle der durch Bekanntmachung des Reichskanzlers
vom 11. Mai 1898 verkündeten getreten. Die Bestimmungen
enthalten Vorschriften über die Gröfse der Fabrikationsräume,
die Ventilation, das Material der Fuísbóden und Wände, die
Umkleidung der Maschinen, Staubabsaugevorrichtungen und
Besonders eingehend sind die
Sonderbestimmungen zum unmittelbaren Schutze der Arbeiter
vor Bleivergiftung. Sie betreffen die Art, Vorhaltung,
Reinigung und Aufbewahrung von Arbeitskleidern und die
Herrichtung von Wasch-, Bade- und Ankleideräumen. Die
Einstellung von Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeitern
ist untersagt. Es dürfen nur Arbeiter angenommen werden,
die auf Grund ärztlicher Untersuchung gesund und geeignet
befunden sind. Mindestens einmal im Monat ist die Unter-
suchung zu erneuern. Auch die bei den einzelnen Arbeiten
zulässige höchste Arbeitszeit ist festgesetzt. Den Arbeitern
ist das Essen, Rauchen, Schnupfen in den Arbeitsräumen
und in Arbeitskleidung zu untersagen, auch müssen sie von
der zur Verfügung gestellten Arbeitskleidung und Wasch-
gelegenheit Gebrauch machen. Wiederholte Nichtbeachtung
dieser Vorschriften berechtigt den Arbeitgeber zur sofortigen
Entlassung. Weitere Bestimmungen sind darüber getroffen,
wie den Arbeitern von diesen Vorschriften Kenntnis zu
geben ist.
Die Roheisenerzeugung in Deutschland und Luxemburg
betrug nach den Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen-
und Stahlindustrieller während des Monats Juli 1908 ins-
gesamt 1010770t gegen 956 425 t im Juni 1908 und 1 123966 t
im Juli 1907.
Die Erzeugung verteilte sich auf die einzelnen Sorten
wie folgt, wobei in Klammern die Erzeugung für Juli 1907
angegeben worden ist:
Giefsereiroheisen 186 563 (183 649) t, Bessemerroheisen
29 680 (41 881) t, Thomasroheisen 668 669 (739 884) t, Stahl
und Spiegeleisen 68815 (92216) t, Puddelroheisen 58 013
(66 336) t. ۱
Die Erzeugung während der Monate Januar-- Juli 1908
stellte sich auf 7060491 t gegen 7479 919 t in dem gleichen
Zeitabschnitt des Vorjahres. |
Motordraisine. Auf der 1 m spurigen Eisenbahn von
Gernrode nach Harzgerode fanden vor einiger Zeit mit einer
für die deutschen Kolonien bestimmten, von der Gesellschaft
für Bahnbedarf m. b. H., Hamburg, gelieferten Benzin-Motor-
draisine in Anwesenheit mehrerer Herren des Reichskolonial-
amtes sowie einiger Vertreter einer Eisenbahnbau-Gesellschaft
verschiedene Probefahrten statt.
Das Fahrzeug, speziell für den Dienst in den Kolonien
gebaut, war für die Aufnahme von 4—6 Personen aus-
schliefslich des Führers, ferner mit genügendem Raum für
Betriebsmaterialien wie: Benzin, Wasser, Maschinenöl, Geräte
für den Eisenbahndienst usw. eingerichtet und hatte auch
]1. Oktober 1908]
eine Vorrichtung für die Mitnahme von Schienen für Aus-
besserungszwecke auf der Strecke. -
Die Benzin- und Wasserreservoire besonders grofser
Abmessungen waren aus verzinktem Blech und zum Schutz
gegen Sonnenstrahlen mit Hoiz verkleidet. Der Betriebsmotor
der Draisine war ein 8 PS wassergekühlter Benzinmotor
neuester Konstruktion mit selbsttätiger Schmierung und
gesteuerten Ventilen. Zur besseren Abkühlung des Wassers
im Hinblick auf die klimatischen Verhältnisse waren zwei
Kühlschlangen von besonders grofsen Abmessungen vorn und
hinten am Fahrzeug vorgesehen. Als Zündvorrichtungen
für die Explosionen des Gasgemisches dienten 2 während
der Fahrt auswechselbare Apparate und zwar eine magnet-
elektrische und eine Akkumulatoren-Batteriezündung.
Die Kraftübertragung geschieht von der Motorwelle aus
durch eine Kegelkupplung auf das die Richtungs- und
Geschwindigkeitswechsel enthaltende Zahnradgetriebe und
von da durch Gelenkkette auf die Mitte der Hinterachse.
Vorder- und Hinterachse laufen in mit consistentem Fett
gefüllten Achshülsen aus Stahlrohr. Das Zahnradgetriebe
enthält die Zahnräder für die Vorwärts- und Rückwärtsfahrt
sowie je zwei Geschwindigkeitsübersetzungen für beide
Fahrtrichtungen. Diese Einrichtung ermöglicht die für den
Eisenbahndienst so überaus wichtige Anordnung eines
doppelten Führersitzes sowohl für die Vorwärts- als für die
Rückwärtsfahrt und die Placierung der Steuerungshebel vor
dem Führersitz in der Mitte der Plattform, wo-
durch der Führer sowohl bei der Vorwärts- als
auch bei der Rückwärtsfahrt die Steuerungshebel
vorsichhatundmitderrechten Hand die wichtigen
Steuerungsbewegungen ausführen kann. Ein Um-
wenden des Fahrzeuges für die Rückwärtsfahrt ist daher
bei dieser Anordnung nicht erforderlich.
An allen Lagerstellen der Draisine, sowohl an denjenigen
der Laufachsen, als an denen des Getriebes kommen beste
Prazisions-Kugellager zur Anwendung, im ferneren besitzt
das Fahrzeug zwei kräftige, vom Führersitz aus zu
betätigende Bandbremsen, die durch eine Sperrvorrichtung
feststellbar eingerichtet sind.
Seitens der Licferantin der Motordraisine war gegen-
über dem Besteller nun garantiert, dafs die Motordraisine
Steigungen bis 1:40 mut einer Besetzung von 4 Personen
ausschliefslich Führer mit einer Geschwindigkeit von 12 bis
IS km i. d. Stunde überwindet, während sie in der
Horizontalen bei gleicher Besetzung eine Geschwindigkeit
von 40 km entwickeln sollte. Während der Probefahrten
hat aber die Draisine weitaus gröfsere Leistungen erzielt und
zwar ergab sich, dafs das Fahrzeug mit 6 Personen aus-
schliefslich Führer anstatt mit 4 Personen ausschliefslich
Führer besetzt, auf der gröfsten auf der Gernrode-Harz-
geroder Eisenbahn vorhandenen Steigung von 1:25 eine
Geschwindigkeit von ca. 20 km i. d. Stunde erzielte, während
mit derselben Besetzung auf der Horizontalen reichlich
45 km i. d. Stunde erreicht wurden.
Das Fahren war absolut ruhig und zuverlässig, selbst
die schärfsten Kurven wurden anstandlos mit voller
Geschwindigkeit passiert. Die Inbetriebsetzung des Motors
erfolgte stets durch Ankurbeln einwandfrei. Während
der mehrere Tage dauernden Probefahrten waren niemals
Verzögerungen oder Defekte zu bemerken. Die in der
Maschinerie auf das denkbar einfachste konstruierte Motor-
draisine machte einen schr gefälligen Eindruck, und das
Fahrzeug fard den vollen Beifall aller bei der Probefahrt
beteiligten Herren. l
An Hand des Ergebnisses der Probefahrt ist man wohl
zu der Annahme berechtigt, dafs für den Eisenbahndienst
hiermit eine wirklich vollkommene und zweckentsprechende
Inspektions-Motordraisine geschaffen worden ist.
Geschäftliche Nachrichten.
Prinz Heinrich-Tourenfahrt 1908. Die Deutschen Waffen-
und Munitionsfabriken erzielten bei der Prinz Heinrich-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
ee E E —
[No. 751] 149
— m CER
Tourenfahrt 1908 mit ihren D. W. F.-Kugellagern nach-
stehendes Resultat. Unter den startenden 130 Konkurrenten
befanden sich 44, also 33 pCt., deren Motorwagen mit
D. W. F.-Kugellagern versehen waren, während von den
am Ziel eingetroftenen 15 bestbewerteten Wagen 9, also
60 pCt. mit D. W. F.-Kugellagern ausgestattet waren. Diese
Tatsache stellt den rühmlichst bekannten D. ۷۷۰ F.-Kugel-
lagern auch neuerdings wieder ein glänzendes Zeugnis ihrer
hervorragenden Qualität aus.
Die Tantallampe für Schiffsbeleuchtung. Elektrische
Beleuchtung ist an Bord von Schiffen schon längst heimisch.
Sie geschah bis in die jüngste Zeit fast ausschliefslich durch
gewöhnliche Glühlampen mit Leuchtfäden aus Kohlenmasse.
Bekanntlich zeitigten nun aber die letzten Jahre aufser-
ordentliche Fortschritte auf dem Gebiet der elektrischen
Kleinbelenchtung, die schliefslich auch auf die Art der
Schiffsbeleuchtung ihren umgestaltenden Einflufs ausüben
sollten. An die Stelle der Kohlefaden-Glühlampe ist die
Tantallampe getreten, die unter den sparsam brennenden
Metallfadenlampen die einzige ist, die den an Bord unver-
meidlichen Vibrationen und auf Kriegsschiften selbst den
gewaltigen Erschütterungen des Schiffskörpers beim Abfeuern
der schweren Geschütze Stand hält. Näheres hierüber wird
in dem unserer heutigen Auflage beiliegenden Nachrichten-
blatt der Siemens-Schuckert-Werke berichtet, dessen
interessanter Inhalt der Beachtung unserer Leser empfohlen sei.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum nichtständigen Mitgliede des Patentamtes
der Professor an der Techn. Hochschule in Berlin Joseph Brix.
Erstreckt: die Ernennung des Mitgliedes des Patent-
amtes Geh. Regierungsrats Hausding auf weitere fünf Jahre.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Versetzt: zum 1. Januar 1909 der Militärbauinspektor
Baurat Köhler in Spandau IV als techn. Hilfsarbeiter zur
Intendantur des XVII. Armeekorps, der Militarbauinspektor
Othmer, techn. Hilfsarbeiter in der Bauabt. des Kriegsminist.,
in dic Vorstandstelle des Militärbauamtes Spandau IV und
der Militárbauinspektor Schettler in Karlsruhe zur Intendantur
der militärischen Institute unter gleichzeitiger Komman-
dierung als techn. Hilfsarbeiter in die Bauabt. des Kriegs-
ministeriums.
Militárbauverwaltung Württemberg.
Ernannt: zum Geh. Baurat und Vortragenden Rat im
Kriegsminist. der Intendantur- und Baurat Glocker.
Preufsen.
Ernannt: zum Honorarprofessor in der Abt. fúr Bau-
ingenieurwesen der Techn. Hochschule in Berlin der Reg.-
und Medizinalrat a. D. Geh. Medizinalrat Dr. Hermann
Salomon, z. Z. in Koblenz;
zum Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor der Reg.-
Baumeister des Eisenbahnbaufaches Hubert Dietz in Erfurt.
Verliehen: der Charakter als Professor dem Dozenten
an der an die Königliche Techn. Hochschule in Aachen an-
gelehnten Handelshochschule Dr. Adolf Kolsen;
der Charakter als Baurat dem Generaldirektor Werner
Genest in Gr.-Lichterfelde und dem Kreiskleinbahndirektor
Reg.-Baumeister a. D. Langbein in Prenzlau;
ferner den Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren Stahl
die Stelle eines Mitgliedes der Eisenbahndirektion in Mainz,
Schreher die Stelle des Vorstandes einer Betriebsinspektion
unter vorläufiger Belassung seines amtlichen Wohnsitzes in
Waldbröl und Schürhoff die Stelle des Vorstandes der
Betriebsinspektion Saalfeld. e
Zur Beschäftigung überwiesen: die Reg.-Bau-
meister Röttcher der Eisenbahndirektion in Köln und Oehring
der Eisenbahndirektion in Posen (Hochbaufach).
150 (No. 751]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Oktober 1908]
Bestátigt: infolge der von der Stadtverordnetenver-
sammlung in Krefeld getroftenen Wahl der Stadtbaurat
Ludwig Lubszynski daselbst als besoldeter Beigeordneter
der Stadt Krefeld für die gesetzliche Amtsdauer von zwölf
Jahren.
Enthoben: von der Teilnahme an den bei der Kgl.
Techn. Hochschule in Aachen in den Abt. für Architektur,
Bauingenieurwesen und Maschineningenieurwesen statt-
findenden Diplomprüfungen als ständiger Kommissar des
Ministers der öffentl. Arbeiten der Oberbaurat a. D. Jung-
becker in Bonn; als sein Nachfolger ist der Oberbaurat
Everken in Köln bestellt worden.
Versetzt: der Reg.-Baumeister des Maschinenbaufaches
Michael, bisher in Torgau, in den Bezirk der Eisenbahn-
direktion in Königsberg i. Pr.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Reg.-Baumeister des Maschinenbau-
faches Franz Ahlen in Düsseldorf.
Sachsen.
Beauftragt: die Reg.-Baumeister Gerlach beim Hoch-
bautechn. Bureau des Kgl. Finanzminist. mit der selbständigen
Bauleitung des Neubaues des Bezirkssteuereinnahme-Gebäudes
in Schwarzenberg, Hager bei dem Landbauamte Plauen mit
der örtlichen Bauleitung des Amtsgerichts-Neubaues in
Falkenstein, Kempe bei dem Hochbautechn. Bureau des Kgl.
Finanzminist. mit der selbständigen Bauleitung des Amts-
gerichts-Neubaues in Kötzschenbroda und Zettler beim Hoch-
bautechn. Bureau des Kgl. Finanzminist. mit der selbständigen
Bauleitung des Amtsgerichts-Neubaues in Rötha.
Ernannt: zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Baufúhrer
Findeisen bei dem Landbauamte II in Dresden und Wenzel
bei dem Landbauamte Dresden ]; letzterer ist zur Baudirektion
des Minist. des Innern übergetreten.
Versetzt: im Bereiche der Staatseisenbahnverwaltung
die Reg.-Baumeister Augustin und Friedrich vom Baubureau
Leipzig zum Baubureau Rötha und zum Baubureau Gera (als
Vorstände dieser Bureaus) sowie Lauenstein von der Bau-
inspektion Greiz zum Baubureau Gera.
Württemberg.
Ihrem Ansuchen gemäfs in den Ruhestand ver-
setzt: die Bauräte Fischer, Vorstand der Eisenbahnbau-
inspektion Heilbronn, und Tafel, Professor an der Bau-
gewerkschule in Stuttgart, unter Verleihung des Titels und
Ranges eines Oberbaurats sowie die Bauräte Camerer, Vor-
stand der Eisenbahnbauinspektion Schorndorf, und Knoll,
Vorstand der Eisenbahnbauinspektion Heidenheim.
Bayern.
Befördert: zum ordentl. Professor für Freihandzeichnen,
dekorative Architektur und malerische Perspektive an der
Architekten-Abt. der Techn. Hochschule in München der
aufserordentl. Professor an dieser Hochschule Paul Pfann;
zum Reg.- und Kreisbauassessor bei der Kgl. Obersten
Baubehörde der Bauamtsassesor bei dem Kgl. Landbauamte
München Karl Voit, zum Reg.- und Kreisbauassessor bei
der Kgl. Regierung von Schwaben und Neuburg der zum
Neubau der Gefangenen-Anstalt in Landsberg beurlaubte
Bauamtsassessor Hans Widerspick.
Versetzt: auf Ansuchen der Bauamtsassessor bei dem
Kgl. Landbauamte Kissingen, exponiert in Schweinfurt, Max
Neidhardt an das Kgl. Landbauamt Freising, der Bauamts-
assessor bei dem Kgl. Landbauamte Ansbach Ferdinand
Rothe an das Kgl. Landbauamt Rosenheim, der Bauamts-
assessor bei dem Kgl. Landbauamte Weilheim Gustav Kreutzer
an das Kgl. Landbauamt Landshut, der Bauamtsassessor
bei dem Kgl. Strafsen- und Flufsbauamte Aschaffenburg
Hans Demi an das Kgl. Strafsen- und Flufsbauamt Traun-
stein sowie der Bezirkskulturingenieur Wilhelm Weigmann
in Ingolstadt in gleicher Diensteigenschaft nach Würzburg.
Enthoben: seinem Ansuchen entsprechend mit dem
Schlusse des laufenden Studienjahres von der Leitung der
\
|
Techn. Hochschule in München der Rektor der Hochschule
Dr. Friedrich Ritter von Thiersch.
Baden.
Ernannt: zu Inspektionsbeamten bei der General.
direktion der Staatseisenbahnen die zweiten Beamten im
Bezirksdienst Reg.-Baumeister Leopold Schlössinger in
Waldshut, Alfons Blum in Mannheim und Albert Stauffert
in Basel unter Verleihung des Titels Bahnbauinspektor, zum
Vorstand der Wasser- und Strafsenbauinspektion in Pforz-
heim der Wasser- und Strafsenbauinspektor Karl Wielandt
daselbst;
ferner die Reg.-Baumeister Leopold Weniger unter Ver-
leihung des Titels Bezirksbauinspektor zum Vorstand der
Bezirksbauinspektion Donaueschingen, Wilhelm Kern in
Mannheim zum Vorstand der Wasser- und Strafsenbau-
inspektion Sinsheim und Theodor Baer in Karlsruhe zum
Vorstand der Wasser- und Strafsenbauinspektion Wertheim,
beide unter Verleihung des Titels Wasser- und Strafsen-
bauinspektor, Herman Bürgelin in Freiburg unter Verleihung
des Titels Kulturinspektor zum Vorstand der Kulturinspektion
Lörrach.
Uebertragen: dem Vorstand der Bezirksbauinspektion
Donaueschingen Bezirksbauinspektor Max Gros die Vorstand-
stelle bei der Bezirksbauinspektion Mannheim sowie den
Baupraktikanten Emil Reifser von Walldorf und Joseph
Kuhn von Baden unter Verleihung des Titels Reg.-Bau-
meister je die etatmäfsige Amtsstelle eines zweiten Beamten
der Hochbauverwaltung.
Zugeteilt: die Reg.-Baumeister Emil Reifser der Be-
zirksbauinspektion Freiburg und Joseph Kuhn der Bezirks-
bauinspektion Heidelberg.
Versetzt: die Reg.-Baumeister Karl Schätzle in Lörrach
zur Wasser- und Strafsenbauinspektion Waldshut, Max Pahl
in Waldshut zur Kulturinspektion Freiburg, Karl Spiefs in
Karlsruhe zur Rheinbauinspektion daselbst, Wilhelm Büchner
in Konstanz und Richard Koch in Karlsruhe zur Grofsh.
Oberdirektion des Wasser- und Strafsenbaues und Eugen
Schuler in Rastatt zur Kulturinspektion Waldshut, Abt.
Lörrach;
ferner der Baupraktikant Eugen Amann bei der Bau-
leitung für den Neubau des Landesgefängnisses in Mannheim
zur Bezirksbauinspektion daselbst; derselbe ist mit der
Leitung des Inspektionsdienstes in der Eigenschaft als Dienst-
verweser betraut worden.
Aufihr Ansuchen in den Ruhestand versetzt:
der Vorstand der Bezirksbauinspektion Mannheim Baurat
Franz Schäfer, der Vorstand der Bahnbauinspektion I in
Offenburg Baurat Otto Hof und der Vorstand der Bahnbau-
inspektion in Villingen Baurat Wilhelm Hormuth.
Hessen.
Ernannt: zu Reg -Baumeistern die Reg.-Bauführer
August Desch aus Limburg a. d. L., Philipp Hoffart aus
Weiten-Gesäfs, Karl Hofmann aus Worms, Johannes Weber
aus Ober- Abtsteinach (Wasser- und Strafsenbaufach), Wilhelm
Beck aus Zabern i. E., Dr.-Ing. Heinrich Göbel aus Seilhofen,
Ernst Leydhecker aus Darmstadt (Hochbaufach).
Elsafs-Lothringen.
Versetzt: die Kreisbauinspektoren Baurat Freiherr
v. Cloedt von Diedenhofen nach Kolmar (Nord), Hebberling
von Kolmar (Nord) nach Bolchen und Walch von Bolchen
nach Diedenhofen.
Gestorben: Eisenbahndirektor a. D. E. Callam in Berlin,
Geh. Hofrat Dr. Fritz Schultze, ordentl. Professor an der
Techn. Hochschule in Dresden, Kgl. Finanz- und Baurat
Max Adolf Lehmann in Zwickau, Wirkl. Geh. Oberbaurat
Professor Dr. theol. Dr.-Ing. Friedrich Adler in Berlin, Bau-
inspektor Vayhinger in Tübingen und Oberbaurat Julius
Rofshirt in Karlsruhe.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlın
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
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[15. Oktober 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin
(No 752]
151
Versammlung am 10. März 1908
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor a. D Wirklicher Geheimer Rat Dr, Aua Schroeder
Schriftführer: Herr Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Giese
(Hierzu Tafel 3- 6 sowie 44 Abbildungen)
(Schlufs von
Vortrag des Regierungs- und Baurats Wambsganss
über
Die Auswechslung der Humboldthafenbrücke
der Berliner Stadtbahn.
(Schlufs.)
Die Abbildungen 24--26 zeigen den Vorschlag
von Harkort, bei welchem die neuen Brücken auf
festen Rüstungen neben der alten Brücke zusammen-
gebaut und die alten Brücken auf ebensolchen Gerüsten
zerlegt werden. Die Auswechslung erfolgt mittels
zweier Bockkrane mit je zwei elektrisch betriebenen
Lautkatzen von je 40 t Tragfähigkeit. Um die Krane
in der Kurve verfahren zu können, sind sie mit einem
festen drehbaren Fufs und einer drehbaren Pendelstütze
versehen.
Eine ähnliche Anordnung zeigt der Vorschlag von
Louis Eilers in Hannover mit zwei Bockkranen
von 39 m 1. W. auf zwei festen Rüstungen laufend?).
Jeder Ueberbau wird an jedem Ende durch zwei
Winden mit Handbetrieb gehoben. Die Aufhänge-
vorrichtung ist mit einem Ausgleichhebel versehen,
infolgedessen die Last auch bei ungleichmäfsigem An-
heben sich auf beide Katzen gleichmáfsig verteilt.
Auf Tafel 4 ıst ein Vorschlag von Jucho in
Dortmund dargestellt. Es sollen zwei Krane von
48 m l. W. verwendet werden, die auf Prahmen fort-
bewegt und auf Pfahlgerüste in der Verlängerung der
Brückenpfeiler abgesetzt werden. Die Zusammensetzung
und Zerlegung der Brücken erfolgt auf Prähmen in dem
Zwischenraum zwischen Brücke und Pfahlgerüst. Bei
dieser Anordnung wird nur eine Brückenöfinung gesperrt.
Auch der Entwurf von Lauchhammer (Tafel 4)
zeigt zwei Krane, elektrische Winden, feste Gerüste
an beiden Seiten der Brücken.
Die Pfähle im Zuge der Brückenöffnung miifsten
nach Einbau der neuen Brücken sofort beseitigt werden.
Zeitweilig werden daher zwei Oeffnungen gesperrt.
Auch der Entwurf von der Maschinenfabrik
Nürnberg-Augsburg, Zweiganstalt Gustavsburg (s.
Abb. 1—-2 auf Tafel 5) zeigt zwei Krane und feste Gerüste,
Aufhängung an einer elektrisch betriebenen Winde an
jedem Ende des Ueberbaus.
Der Entwurf von Beuchelt & Co. in Grünberg
(s. Abb. 3—4, Tafel 5) zeigt zwei Krane, Pfahlroste vor
jedem massiven Pfeiler, die mit Howe'schen Trägern von
22 m Spannweite verbunden werden. Unterkante der
letzteren liegt noch etwas höher als die jetzige Unter-
kante der Brücken. Die Schiffahrt wird also nicht be-
einträchtigt. Es sind drei Paar solcher ۲
Brücken vorgesehen. Diese dienen für die Zusammen-
stellung und Zerlegung der Brücken, wie auch zur
Fortbewegung der Krane. Die Zusammensetzung der
Gerüstbrücken erfolgt mit Hilfe einer schwimmenden
Rüstung. Neben letzterer bleibt soviel Platz, dafs die
Schiffahrt ungehindert ist. Die Winden sollen elektrisch
betrieben werden. Die Stellung der Seile ist senk-
recht angenommen.
Der Vorschlag der Gutehoffnungshütte (Taf. 6)
zeigt die Anwendung nur eines Bockkranes. Diese
Anordnung bedingt, dafs die Brücken beim Auswechseln
in ihrem Schwerpunkt gefafst werden. Beim Gebrauch
des Krans wird er besonders abgestützt, indem die
Achsen der Wagen entlastet werden. Für die Schiffahrt
sind Oefinungen von 85 m l. W. in der Montagebúhne
gelassen. Jedes Kranbein wird durch 8 Pfähle unter-
*) Hier nicht wiedergegeben.
Nachdruck des
t
Seite 139)
stützt. Die ganze Last einer Brücke wird durch eine
Katze gehoben. Bei Schiefstellung der Brücke beim
Anheben oder Absenken soll das tieferliegende Ende
durch ein Seil von oben gehalten werden. Die Auf-
hängung der Brücken ist in der Zeichnung angedeutet.
Die Querträger werden mit 3 Ketten gefafst.
Schliefslich ist noch ein Vorschlag der Gute-
hoffnungshütte zu erwähnen, nach welchem beab-
sichtigt ist, die Brücken mittels Schwimmkrans von
80 t Tragfáhigkeit auszuwechseln. Der Kran ruht auf
einem Prahm von 13,17 m Fläche oder auf drei gegen-
seitig ausgesteiften Prähmen. Der Tiefgang beträgt
bei angehängter Last 1,20 m. Er soll nur zum Heben
und Senken der Lasten benutzt werden. Die Aufstellung
der neuen und der Abbruch der alten Ueberbauten
soll auf einem Gerüst zu beiden Seiten des Bahn-
körpers und in Höhe desselben auf dem westlichen
Ufer erfolgen. Das Gerüst ist so angeordnet, dafs der
Verkehr auf der Uferstrafse und dem Wilhelmufer un-
gehindert bleibt. Die auf dem Gerüst zusammengebaute
Brücke wird auf Rollwagen abgesetzt und auf zu den
bestehenden Gleisen senkrechten Bahnen über die
Betriebsgleise hinweg auf tragbaren Brücken seitlich
bis zu dem der auszuwechselnden Brücke benachbarten
Gleise bewegt, hier auf besonders eingerichtete Wagen
mit Drehschemel abgesetzt und bis an ihre Verwendungs-
stelle durch eine Lokomotive gefahren. Die Lokomotive
würde zwei leere und zwei mit einer Brücke beladene
Wagen vor sich herschieben. Die inzwischen hochge- .
hobene alte Brücke wird mittels des Schwimmkrans auf
die leeren Wagen abgesetzt. Hierauf schiebt die Loko-
motive um eine Brückenlänge vor, so dafs die neue
Brücke durch den Kran von den Wagen abgehoben
und eingesetzt werden kann. Die alte Brücke wird
dann auf demselben Wege nach der Rüstung ge-
fahren.
Nach eingehender Prüfung aller Vorschläge, auch
derjenigen, die ich hier nicht erwähnt habe, hat man
sich für den der Königs- und Laurahütte ent-
schieden, der neben der Einfachheit auch noch den
Vorzug der Billigkeit hatte. Die Kosten stellen sich
für das lfd. Meter Gleisbrücke auf 800 M gegenüber
dem Preis von 400 M für die neuen Brücken im Jahre
1882. Der Preis ist also gerade doppelt so hoch wie vor
25 Jahren.
Ich bespreche nun den Vorschlag der Königs- und
Laurahütte, wie er zur Ausführung gekommen ist.
Wohl allen Anwesenden wird durch eigne An-
schauung bekannt sein, dafs zwei Bockkrane angewandt
sind, die neben dem Bahnkörper zu beiden Seiten Platz
zur Unterbringung eines Ueberbaues lassen. Dieser
Platz wird durch eine Prahmrüstung — in jeder
Oefinung nacheinander -- besetzt, auf welcher die
neuen Brücken zusammengestellt und die ausgebauten
Brücken zerlegt werden. Die Bockkrane werden auf
Gleisen, die auf Fachwerkträgern gelagert sind, parallel
mit dem Bahnkörper bewegt. Die Gleisbrücken sind
auf Pfahlbauten gelagert, die mehr oder weniger in der
Verlängerung der massiven Pfeiler der Humboldthafen-
brücke angeordnet sind. Die Lage der Pfahlgruppen
zu den massiven Pfeilern ergab sich durch die Absicht,
mit drei Längen von Trägern auszukommen, und zwar
mit 26, 32 und 35 m. Die Piahlgruppe besteht aus
12 Rundpfählen von 35 cm Durchmesser; im un-
günstigsten Fall wird jeder Pfahl mit. 5 t belastet.
Die Arbeiten begannen im Juni v. J. mit der Her-
stellung dieser Pfahlgruppen. Gleichzeitig wurde auch
das Aufstellungsgerúst für die Zusammensetzung der
Inhaltes verboten.
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Parabelform zeigt, sind 3 m von einander entfernt, in
der Mitte 5 m und an den Enden 3,17 m hoch und
tragen zwischen sich das Gleis für die Winden, je
vier für eine alte und neue Brücke. Um Platz für das
Hinausschieben eines Paares Winden zu gewinnen,
wenn das andere Paar zum Aufziehen über dem
Zwischenraum benutzt wird, sind die Kranträger über
ihre Stützpunkte hinaus noch um 5,5 m nach jedem
Ende zu verlängert.
An der einen Seite der Kranbrücke ist ein Lauf-
steg von 1 m Breite angeordnet, dessen Konstruktion
gleichzeitig zur Aussteifung der unteren Gurtung des
einen Kranträgers im wagerechten Sinne dient, während
die oberen Gurtungen durch besondere Konstruktionen
miteinander verbunden sind.
Die Kranstützen endigen in zwei Kugellagern, die,
6 m voneinander entfernt, auf vierrädrigen Wagen
ruhen. Die 1,5 m weiten Gleise der letzteren ruhen
auf vier miteinander gekuppelten Fachwerksträgern
von 206-35 m Länge. Es sind vier solcher Träger
gewählt, um sie bei dem Fortgang der Arbeiten leichter
umsetzen zu können.
Die Zusammensetzung der neuen Brücken, die dem
System der alten im allgemeinen gleichen, erfolgt auf
den schwimmenden Rüstungen, wie sie im Grundrifs
(Abb. 29) angedeutet sind.
Abb. 30—33 zeigen Ihnen die Prahmrüstung
deutlicher. Es sind 7 Stück 10 m lange, 3 m breite
und 1,6 m tiefe Pontons, mit einem Netzwerk von
eisernen miteinander verlaschten Trägern überdeckt, das
mit einem Bohlenbelag versehen ist. An den Längsseiten
der beiden äufsersten Prahme sind 3,75 m breite Klappen
konsolartig angeordnet, um die Bühne während der.
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۳ | 80 t in der Mitte und gleichzeitig ein alter Ueberbau
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Laufkrane für die Auswechslung der Brücken über den Humboldthafen.
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Zusammensetzung der Brücken verlängern zu können.
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PAS > ولج wenn die Pontonrüstung aus einer Brückenöffnung in
2 | die benachbarte umgeschwommen werden soll, um die
۱ Bewegung der Rüstung zwischen den hölzernen Jochen
hindurch zu ermöglichen. Die Breite der Rüstung
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Abb. 30—33.
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154 [No. 752] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [15. Oktober 1908]
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a At wird durch die Klappen von ' jede Winde ist ein Drahtseil-Flaschenzug mit 2 mal
A ! 3350 m auf 26 m verkleinert. | 4 Rollen gehängt, dessen beweglicher Kloben ju des
Pr id Die Tiefe der Rüstung ist so Ueberbaus, also 20 t zu tragen hat.
A a, : grofs, dafs zwei Ueberbauten Das Drahtseil (s. Abb. 5—6, Tafel 5) ist 21 mm stark
Zu ke Aa MERO 5 darauf Platz haben, auf jeder | und besteht aus 294 Drähten von 0,7 mm @ aus Tiegel-
Seite der Brücke also vier. gulsstahl. Je 7 Drähte sind zu einer Litze und je
=== Y Die Hebevorrichtung (Abb.34 1 Litzen zu einem Seil mit Hanfseele vereinigt und
| ۲ bis 37) bestcht aus vier Winden sechs solcher Seile, um eine Hanfseele angeordnet,
y für die Auswechslung eines ` bilden das Kabel.
۱ Ucberbaus. Es ist Handbetrieb Das Kabel ist links geschlagen, das Seil rechts,
| vorgeschen und von Dampf- oder und die Litzen wieder links geschlagen.
to f elektrischem Antrieb abgesehen | Das Gewicht eines Ueberbaus beträgt 80 t. Auf
N | wegen des möglichen Versagens eine Winde entfallen also 20 t, und auf ein Seil der
30 5 H der Motoren. Die Winden sınd achte Teil == 2,5t. Unter Berücksichtigung der Reibung
1 | ۱۳5 nach Art der Bauwinden kon- in den Rollen ist eine Anspannung der Seile von
i | و wa strulert und werden von je 3,25 t im ungünstigsten Fall zu rechnen.
H 8 Mann bedient. Jede Winde Bei der Prüfung des Seiles zeigten die Drähte
I —— ist mit einer kräftigen Band- eine durchschnittliche Bruchfestigkeit von 64 kg aut
L | bremse versehen, die das Ge- 0,7 mm Durchmesser oder 0,39 qmm Querschnitt. Das
= Lei, wicht der Hälfte cines Ucber- macht für das qmm 164 kg. Bei 294 Drähten, einzeln
holes baues zu halten vermag. An | gercchnet, ergibt dies 18,8 t. Die Scilfabrik hatte 17t
[15. Oktober 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 752] 155
Abb. 34—31.
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Montagekran und Gerüst für die Auswechslung der Brücken über den Humboldthafen.
Montage-Laufkatze von 20 000 kg Tragfähigkeit.
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| nn. Agent] | Aufhängung des Drahtseils der Laufkatzen.
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Bruchfestigkeit gewährleistet. Der Unterschied von | Rollen entstehenden Nebenspannungen und die im
18,8—-17t=18= rd. 10 pCt. ist auf die bei An- Seil bei der Herstellung entstandenen Anfangs-
spannung der Seile und bei dem Umlegen um die spannungen zu rechnen.
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Abb. 39.
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156 [No. 752] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [15. Oktober 1908]
Einen sehr wichtigen Punkt bildet die Befestigung Sicherheit halber ist der Zwischenraum zwischen den
des Seilendes, die in Abb. 38 dargestellt ist. Bei allen | Klemmen noch mit 3 mm dickem Draht fest umwickelt.
Konstruktionen, die zur Festlegung des Seilendes dienen, | Der Vorgang bei einer Auswechslung ist folgender:
Die über beide Enden
der auszuwechselnden
Brücke hinüberreichen-
den Schienen des Gleises
werden entfernt, darauf
wird der Ueberbau an
jedem Ende an einem
Querstück mit zweiHaken
gefafst, im ganzen von
vier Winden, von den
Lagern abgeschoben und
über die verbleibenden
Brücken hinweg seitwärts
bis zu dem Zwischen-
raum zwischen Krangleis
und Brückengeländer be-
wegt, um dort auf die
Prähme abgesetzt zu
werden. Die vier anderen
Winden heben einen
neuen mit Schwellen,
Schienen und Bohlen-
belag versehenen Ueber-
bau von dem zweiten
schwimmenden Gerüst
ab, bewegen ihn seitwärts
bis zu der Lücke des alten
Ueberbaus, und setzen
ihn dort auf die Lager ab.
Vorher sind die alten
Lager gegen neue aus-
gewechselt. Mittels 1—2
an jedem Ende des Ueber-
baus angreifender Hand-
flaschenzüge wird der
Ueberbau, während er
dicht über den Lagern
in der Schwebe gehalten
wird, in der Quer- und
Längsrichtung nach Be-
darf so weit verzogen,
bis er genau auf die
Lager paíst.
Nachdem das Gleis
wieder zugelegt ist, er-
folgt die Belastungsprobe
und demnächst die Ueber-
gabe der Brücke an den
Betrieb. Sobald die 4
Brücken einer Oeffnung
ausgewechselt sind, wer-
den die schwimmenden
Rüstungen nach der
nächsten Oeffnung um-
gesetzt und die Krane
um 30 m vorgeschoben.
Die Kranlaufbrücken
werden durch eine auf
den Prähmen aufgestellte
Rüstung, wozu der Ein-
fachheit halber ein alter
oder neuer Ueberbau ver-
wendet wird, von den
Pfahljochen abgehoben,
um zwei Brückenöff-
nungen weiter vorge-
fahren und dort wieder
abgesetzt.
Die Auswechslung
eines Ueberbaus erfordert
110-130 Minuten, wobei
| | vorausgesetzt wird, dafs
WS E A der neue einzuwechselnde
Ueberbau bereits bis zum
kommt es darauf an, dafs das Rutschen des Seiles durch | Beginn der Arbeit von den Práhmen abgenommen und
die Klemmen sofort bemerkt wird. Das láfst diese Kon- so hoch gehoben ist, dafs er in der nächtlichen Betriebs-
struktion an der Verengung der Schleife erkennen. Der | pause nur noch in wagerechter Ebene bewegt und dann
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Blick nach Westen (Stadtbahnhof Lehrter Bahnhof).
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[15. Oktober 1908]
gesenkt zu werden braucht. Der übrige
Teil der Betriebspausen wird für die
Beseitigung und Wiederherstellung
des Oberbaus und für die Belastungs-
proben beansprucht.
Abb. 39 zeigt einen aufgezogenen
neuen Ueberbau, wie er an den beiden
Kranen hängt. Im Hintergrund ist
noch das Holzgerüst sichtbar, das zur
Zusammensetzung der Krane diente.
Abb. 40 zeigt denselben Ueberbau von
der Seite gesehen.
Die Zusammensetzung eines neuen
Ueberbaus auf dem Prahmgerüst wird
durchschnittlich in 3 Wochen bewirkt.
Da gleichzeitig 3 Brücken in Arbeit
sein können, der vierte Platz auf den
Gerüsten für das Absetzen eines alten
Ueberbaus frei bleiben mufs, so kann
in jeder Woche ein Ueberbau fertig-
gestellt werden. Das Umstellen der
Rüstungen und der Kranlaufbrücken
erfordert eine Woche, das Auswechseln
der 20 Ueberbauten könnte daher vom
Beginn der eigentlichen Arbeit ab ge-
rechnet in etwa 25 Wochen bewirkt
werden.
Es wurde Gewicht darauf gelegt,
dafs die ausgewechselten alten Ueber-
bauten möglichst schnell von der
schwimmenden Rüstung wieder ent-
fernt wurden, um den Platz für die
Zusammenstellung eines neuen Ueber-
baus zur Verfügung zu haben. Um
die Zerlegung der alten Brücken zu
beschleunigen, ist das Schneidver-
fahren mittels Wasserstoff und Sauer-
stoff angewendet worden. Das Ver-
fahren beruht bekanntlich darauf, dafs
eine kleine Stelle des zu schneiden-
den Eisens mittels einer durch ein Ge-
misch von Wasserstoff und Sauerstoff
erzeugten Flamme auf Verbrennungs-
temperatur vorgewärmt und dann
Sauerstoff von bestimmtem Druck und
mit einer bestimmten Strahlform auf-
geblasen und der Brenner langsam
von Hand längs der auszuschneiden-
den Bahn geführt wird. Die Zer-
legung der alten Brücken mittels
dieses Verfahrens wird in 3 Tagen
von 10 Mann bewirkt, während sonst
90 Tagewerke erforderlich wären. Die
Kosten stellen sich etwa auf '/s der
Handarbeit.
Ich komme nun, meine Herren,
auf den Unfall zu sprechen, den wir
bei der Auswechslung der vierten
Brücke der westlichen Oeffnung in
der Nacht vom 20. zum 21. Dezember
v. J. zu beklagen hatten.
Der einzuwechselnde Ueberbau
hing in der Lage, wie es Abb. 40
zeigt, war etwa um 6 Uhr abends in
diese Lage gelangt und sollte um
1/23 Uhr nachts, nachdem der alte
Ueberbau aus seiner Lage herausge-
hoben und beiseite gebracht war, nach
der dadurch entstandenen Lücke seit-
lich bewegt und dort heruntergelassen
werden. Ich bemerke ausdrücklich,
dafs die Seile zur Auswechslung der
Brücken neu beschafft waren, und dafs
sie bei den voraufgegangenen drei
Auswechslungen gedient hatten, ohne
dafs auch nur an einer einzigen Stelle
eine Unganzheit bemerkt worden wäre.
Die Brücke war kaum 40 cm ge-
senkt, als das die südöstliche Ecke
des Ueberbaus fassende Drahtseil,
Abb. 40.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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Ansicht von Süden (Wilhelm-Ufer).
158 [No. 752]
und zwar das Nachlafsseil, rifs, infolgedessen das
Querstück, das unter den oberen Gurtungen der Brücke
untergelegt war, von dem unversehrt gebliebenen Draht-
seil der Nachbarwinde hervorgezogen wurde und der
Ueberbau an seinem östlichen Ende etwa 12 m herab
und ins Wasser schlug, während er am westlichen
Ende von den Drahtseilen des andern Krans fest-
gehalten wurde. Es war das Nachlafsseil gerissen, das
unter gewöhnlichen Umständen am wenigsten von den
8 Seilsträngen des Flaschenzuges beansprucht ist, also
mit 2 1/4 t. Verletzt war niemand bei dem Unfall, aber
die Tatkraft aller Arbeiter war eine Zeitlang gelähmt.
Wie weit die Brücke beschädigt war, konnte nur soweit
ermittelt werden, als sie noch sichtbar über dem
Wasser war. An diesem Teil der Brücke waren Be-
schädigungen nicht zu entdecken. Der Brückenpfeiler
wies einige starke Schrammen von den Konsolen der
Brücke auf, die in Verlängerung der Schwellenträger
an dem Ende der Brücke angeordnet sind, und ferner
waren das Gesims der Brücke und ein Auflagestein
beschädigt.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Oktober 1908]
schlagen, ferner an einer Stelle ins Wasser gefallen,
wo der Untergrund bis auf 10 m Tiefe ziemlich seicht
war. Beide Umstände bildeten daher ein weiches
Polster für den Aufschlag der Brücke. Sie war ge-
wissermafsen an den beiden westlichen Flaschenzügen
fest- und in der Schwebe gehalten worden.
Bei diesem Befund konnte die Brücke ohne Be-
denken der Belastungsprobe unterworfen werden. Die
Maschinen wurden daher zu diesem Zweck herbeigeholt
und um 1?/2 Uhr war die Probe beendet. Sie fiel
ebenso günstig aus, wie bei den übrigen drei vorher
eingewechselten Brücken. Der Ueberbau wurde daher
dem Betriebe um 1%, Uhr mittags übergeben.
Es war selbstverständlich, dafs nach der Ursache
des Seilbruchs eifrig geforscht wurde. Wie ich gleich
von vornherein bemerken möchte, ist die Ursache auch
bis jetzt noch nicht festgestellt. Aeufserliche Anzeichen
von Beschädigungen des Seils waren vor Beginn der
Auswechslungsarbeiten nicht bemerkt worden. Die
Untersuchung erstreckte sich daher zunächst auf die
Ermittelung, ob das gerissene Seil etwa über seine
Das Drahtseil nach dem Bruch.
Es galt nun, die abgestürzte Brücke so schnell
wie möglich hochzunehmen und, falls brauchbar, auf
die Lager zu heben, sonst aber zu beseitigen und die
alte Brücke wieder einzulegen. Beim Herabfallen des
einen Klobens des gerissenen Flaschenzuges waren
einige Rollen ausgesprungen. Es mufsten deswegen
zwei Winden in Anspruch genommen werden, die
noch zum Halten des alten Ueberbaus gebraucht wurden.
Unglücklicherweise konnte die alte Brücke an dem
nördlichen Ende der Bockkrane nicht ohne weiteres
auf die Prahme herabgelassen werden, weil die Prahme
mit zwei Ueberbauten bereits belastet waren. Um die
Prahme vor dem Versinken zu sichern, mufste der
äufsere Ueberbau auf den Prahmen an den Pfahlgruppen
festgemacht werden. Hierauf erst konnte man den
alten Ueberbau absetzen. Diese Arbeit hat fast den
ganzen Tag in Anspruch genommen. Erst am Abend
des 21. Dezember konnten die Vorbereitungen getroffen
werden, den abgestürzten Ueberbau herauszuheben. Mit
dieser Arbeit wurde um 9 Uhr vormittags am 22. De-
zember begonnen. Nachdem die Brücke aus dem
Wasser gezogen war, konnte sie genau besichtigt
werden. Abgesehen von den leichten Beschädigungen
an den Konsolen der Brücke zeigte sie keine Mängel,
die Bedenken erregt hätten, die neue Brücke auf die
Lager zu legen.
Die verhältnismäfsig gute Erhaltung der Brücke
war mehreren Umständen zu verdanken. frstens war
die Brücke auf im Wasser schwimmende Pfähle ge-
|
rechnungsmäfsige Bruchfestigkeit hat beansprucht werden
können.
Wenn Sie sich, meine Herren, einen steif kon-
struierten Brückenkörper an vier Endpunkten mittels
vier senkrecht gestellter Seile aufgehängt denken, so
kann es eintreten, dafs, wenn der Schwerpunkt der
Brücke in dem Schnittpunkt der Diagonalen liegt, in
dem einen Augenblick nur zwei diagonal ۰
liegende Winden die Last tragen, im nächsten Augen-
blick aber schon wieder allmählich entlastet und die
beiden anderen diagonal gegenüberliegenden Winden
angespannt werden, und die volle Last zu tragen
haben, und dies ist möglich bei einer senkrechten
Stellung der Aufzugsseile, ohne dafs der Wechsel der
Spannungen sich besonders auffällig bemerkbar zu
machen braucht.
Beim Aufziehen der Lasten ist der Eintritt eines
Wechsels der Spannungen der Seile weniger zu be-
fürchten, weil die an der Kurbel der Winde beschäftigten
Arbeiter sofort merken, wenn sie mehr Kraft anzu-
wenden haben. Dahingegen beim Herunterlassen der
Last sind die Arbeiter an der Kurbel eher geneigt, die
Kurbel mehr nachzulassen als sie sollten. Wenn man
nun bedenkt, dafs dieses Spiel in jedem Augenblick
wechseln kann, so mufs man sich fragen, ob die Draht-
seile solcher wechselnden Belastung ohne Schaden
ausgesetzt werden dürfen.
Das Seil, das bei gleichmäfsiger Inanspruchnahme
aller vier Seile in max. mit 3,25 t belastet wird, wird
o mmm
—
[15. Oktober 1908]
in dem einen Fall annáhernd mit O belastet, im andern
Fall mit 2 X 3,25 t = 6۱/۶ ۰
Wie ich bereits erörtert hatte, vermag das Seil,
wenn die Tragfähigkeit aller Drähte zusammengezählt
wird, 18,8 t zu tragen. Die Seilfabrik gewährleistete
eine Bruchfestigkeit von 17 t; und in dem Kgl. Material-
prüfungsamt in Lichterfelde ist die Bruchfestigkeit zu
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
۱
|
[No. 752] 159
beim Aufwinden auf die Windetrommel, deren Durch-
messer 30 cm beträgt und bei der Biegsamkeit des 21 mm
starken Seils grofs genug erscheint, in Folge der Neben-
spannungen, welchen es während des 6 Stunden dauern-
den Hängens des Ueberbaus ausgesetzt war, Aufserliche
Beschädigungen erlitten hatte, infolgedessen die Trag-
fähigkeit des Seils zu weit herabgemindert worden war.
Abb. 42,
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14,6 t festgestellt. Diese Feststellung erfolgte an Seil-
langen von rd. 1,5 m und dürfte wegen dieser geringen
Länge der Probestücke der Wirklichkeit nicht ganz
entsprechen und deswegen auch nicht so günstig aus-
gefallen sein. Immerhin war in dem vorbezeichneten
ungünstigsten Fall noch mehr als zweifache Sicherheit
vorhanden. Da das Seil trotzdem gerissen ist, so kann
das nur darauf zurückgeführt werden, dafs das Seil
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Ob auch der möglicherweise eingetretene Wechsel
der Belastung einen Einfluís auf die Tragfähigkeit des
Seils ausgeübt hat, ist nicht ermittelt worden. Ueber
hierfür angestellte Versuche habe ich in der Fach-
literatur nichts ermitteln können. Es wäre aber, wie
der vorliegende Fall zeigt, recht erwünscht, Versuche
über das Verhalten von Drahtseilen bei wechselnder
Belastung anzustellen.
160 [No. 752]
Wie das Drahtseil nach dem Bruch aussah, zeigt
Abb. 41. Die Aufnahme ist vom Kgl. Prüfungsamt
in Lichterfelde gefertigt. Die kleinen Bilder zeigen
das Aussehen der gerissenen Drähte. Zweifelhaft bleibt
dabei, wie weit die Abweichung der Querschnittsform
der Drähte vor dem Eintritt des Seilbruchs beim Um-
legen um die Seiltrommel durch Beanspruchung einiger
Drähte auf Knickfestigkeit eingetreten war und welche
Formänderungen erst die Folge des Bruchs eines Teils
des Seils selber waren.
Bevor die Auswechslungsarbeiten fortgesetzt wurden
— es sind inzwischen drei weitere Ueberbauten aus-
gewechselt worden —, wurde eingehend erwogen,
welche Mafsnahmen zu treffen seien, um der Wieder-
holung des Reifsens eines Seiles nach Möglichkeit vor-
zubeugen. Diese Erwägungen hatten sich nach zwei
Richtungen zu erstrecken, und zwar erstens auf die Kon-
struktion der Aufhängung des Ueberbaus und zweitens auf
die Beschaffenheit des Drahtseils.
Abb: 43.
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Abb. 44.
In Bezug auf den ersten Punkt führe ich Ihnen
in Abb. 42—44 verschiedene
Aufhängungsarten vor, und zwar 1. wie sie bisher
angewendet waren bei den vier ersten Ueberbauten mit
senkrechter Stellung der Drahtseile und unter die Gurtung
untergelegtem Querstück, 2. wie die Aufhängung sich
bei Anwendung eines Ausgleichhebels gestaltet haben
würde, und 3. wie die Querstücke jetzt eingerichtet sind
bei schräger Stellung der Seile.
Zu 1. ist folgendes zu bemerken. Bei dieser bisher
angewandten Konstruktion ist das Querstück nur lose
mit dem Untergurt der alten, bezw. dem Obergurt der
neuen Ueberbauten verbunden. Es ist daher möglich,
wenn das eine Seil reifst, dafs das Querstück von dem
benachbarten Seil unter der Gurtung hervorgezogen
wird und der Ueberbau abstürzt. Ebenso ist es bel
der senkrechten Stellung der Seile möglich, dafs der
Ueberbau allein an 2 diagonal gegenüberliegenden
Seilen gehalten wird anstatt an den 4 Seilen und dafs
diese Verteilung der Last auf nur 2 Punkte wechseln
kann und die Last, ohne dafs es besonders sichtbar
wird, auf die beiden andern Punkte übertragen wird.
Aus diesen Gründen ist von der weiteren Anwendung
dieser Konstruktion abgesehen worden.
Konstruktionen von.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Oktober 1908)
Zu 2. Um eine gleichmäfsige Verteilung der Last
auf alle 4 Punkte zu sichern, dient der Ausgleichhebel.
Mag sich die angehängte Last stellen wie sie wolle,
die Anspannung der Seile bleibt sich immer gleich.
Für den Fall eines Seilbruchs mufs dafür gesorgt
werden, dafs hierbei das benachbarte Seil keinem zu
grofsen Schlag ausgesetzt wird. Es mufs deshalb der
Ausgleichhebel mit einer Fangvorrichtung versehen
werden, wie in der Zeichnung angegeben. Die Fall-
höhe kann dabei auf ein beliebiges Mafs eingeschränkt
werden. Die bei dieser Konstruktion mehrfach nötig
werdenden Einzelteile liefsen es wegen der damit ge-
schaftenen Gefahrpunkte angezeigt erscheinen, von dem
Ausgleichhebel abzusehen.
Zu 3. Die dritte Konstruktion besteht aus kurzen,
fest mit der Gurtung verbundenen Querstücken, und
zwar eins für jede Brückenecke, an welcher die Katzen
unmittelbar angreifen, aber unter Schrägstellung der
Seile. Bei dieser Schrägstellung macht sich beim Auf-
ziehen oder Herablassen der Brücke eine Ungleichheit
der Anspannung der Seile schon bei einem geringen
Unterschiede dem Auge durch Schiefstellung der Brücke
sofort bemerkbar, infolgedessen eine Regelung der An-
spannung der Seile alsbald beim Eintritt der Not-
wendigkeit leicht angeordnet werden kann.
Was den zweiten Punkt betrifft, so habe ich zu be-
merken, dafs das neuerdings angewendete Seil, von dem
Ihnen eine Probe gezeigt ist, wesentlich anders als das
frühere Seil konstruiert ist. Das Seil (s. Abb.5—6, Tafel 5)
besteht aus 324 Drähten. Jeder Draht ist مر mm dick
und hat einen Querschnitt von 0,5 qmm und eine Bruch-
festigkeit von durchschnittlich 87 kg. Für alle 324 Drähte
gibt das rd. 28 t Bruchfestigkeit. Die Seilfabrik hat
26 t gewährleistet.
Das Seil besteht aus 6 Litzen, um eine Hanfseele
angeordnet, und jede Litze aus 54 Drähten, ebenfalls
um eine Hanfseele herum. Die Drähte sind alle nach
einer Richtung geschlagen und um die Seele in 3 Ringen
derart angeordnet, dafs der
innerste Ring, welcher aus
۳ 12 Drähten besteht, und der
ehaken der ماما mittlere Ring aus 18 Drähten
\ "sx von dem äulfsersten Ring aus
fernungen an die Oberfläche
hervortrat. Bei dem neuen
Drahtseil liegen also 12 + 18
— 30 6 180 Einzeldrähte
vollständig geschützt vor der
Oberfläche. Bei einer Bruch-
festigkeit von 87 kg ergibt
sich eine Gesamtbruchfestigkeit von 15,66 t, oder wenn
man hiervon 15 pCt. für Nebenspannungen abzieht, noch
13,3 t. Selbst wenn daher auf die Tragfähigkeit der
an der Oberfläche liegenden Drähte verzichtet wird,
ist im ungünstigsten Falle noch mehr als eine doppelte
Sicherheit vorhanden.
Ich glaube, dafs man hiermit das Bestmögliche
getan hat, um der Wiederholung eines Unfalls der ein-
getretenen Art vorzubeugen.
Ich will aber damit nicht behauptet haben, dafs es
nicht noch andere beherzigenswerte Vorschläge geben
kann, die in Erwägung zu nehmen sein möchten.
Jedenfalls werden die Vorschläge von den mit der
Ueberwachung der Auswechslungsarbeiten Betrauten
dankbar aufgenommen.
Zum Schlufs möchte ich nicht verabsäumen, den-
jenigen Brúckenbauanstalten, die mir gestattet haben,
Ihnen, meine Herren, hier ihre Vorschläge zur Aus-
wechslung der Humboldthafenbrücken vorzuführen,
meinen Dank auszusprechen, ebenso, wie ich auch
Ihnen, meine Herren, dafür danke, mir zu dem Vortrage
Ihr Gehör geschenkt zu haben.
(Lebhafter Beifall.)
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iar Wms | 24 Dráhten vollstándig um-
` lu? ss schlossen wird, während bei
H ال _ dem früher angewandten
véi ۳ Drahtseil jeder einzelne Draht-
8 Il faden in bestimmten Ent-
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[15. Oktober 1908|
Vorsitzender: Meine Herren! Hat jemand an den
Herrn Vortragenden noch eine Frage zu richten?
Herr Oberbaurat a. D. Dr. zur Nieden: Nach den
Photographien der Bruchflächen haben die einzelnen
Drähte zum gröfsten Teil glatte Begrenzungen, und nur
kleine Körper kommen mit einer Erhabenheit heraus.
Das macht den Eindruck, als ob ein Teil gleich glatt
gerissen wäre und die anderen vor dem Reifsen noch
eine Dehnung erhalten hätten. Wenn das richtig ist,
dann wäre das Material, das zu den Kabeln oder zu
einzelnen Drähten verwendet ist, gerade kein sehr gutes
gewesen, sondern em ungleichmälsiges. Vielleicht ist
hier jemand, der besonders auf diesen Punkt eingehen
kann.
Herr Regierungs- und Baurat Wambsganss: Ich hatte
schon vorhin erwähnt, dafs es ungewils ist, inwieweit
das Aussehen der Drähte eine Folge des Bruches oder
die Ursache dafür gewesen sein wird. Das läfst sich sehr
schwer feststellen; jedenfalls mufs man annehmen, dafs
die starken Einschnürungen der Enden der Drähte erst
eine Folge des Bruches gewesen sind. Es ist ja nicht
ausgeschlossen, dafs das Material des Drahtes verschieden
ist, aber gerade der Draht von dem gerissenen Scil ist
von der Materialprüfungsanstalt geprüft worden und
hat immerhin eine solche Bruchfestigkeit gezeigt, dafs
der Bruch unter gewöhnlichen Umständen nicht hätte
eintreten können. Es müssen also noch Momente dabei
mitgespielt haben, die dem Techniker noch nicht bekannt
sind. Jedenfalls ist es nicht wahrscheinlich, dafs das
Material ein so verschiedenartiges gewesen ıst, dals dies
Schuld an dem Bruch des Drahtseils haben könnte.
Herr Professor Cauer: Wenn die Entlastung eines
Drahtseiles plötzlich eintritt, so wird die Mehrbelastung
des anderen Drahtseils vorübergehend grölser, als die
Entlastung des schlatf gewordenen Drahtseils. Sie kann
bis auf das Doppelte dieser Entlastung steigen, so dafs
dann das überlastete Drahtseil bis zum Dreifachen der
rechnungsmáísigen Last zu tragen hat. Wäre dies hier
der Fall gewesen, so würde die Beanspruchung näher
an die Bruchfestigkeit herangekommen sein, als der
Herr Wortragende angenommen hat. Es wäre daher
vielleicht eine Aeufserung darüber erwünscht, ob ein
solcher Sachverhalt hier vorgelegen haben kann.
Herr Regierungs- und Baurat Labes: Ich glaube nicht,
dafs es angezeigt ist, zur Erklärung des Unfalles eine so
erhebliche Stofswirkung anzunehmen. Ich glaube, die
nicht unerhebliche Dehnbarkeit der gespannten langen
Seile wirkt in hohem Grade stolsmildernd. Denkt man
sich, die Belastung an den unteren Haken der beiden
Flaschenzüge an dem einen Brückenende sei gleich je
20 t, und es werde die eine Winde festgehalten, während
die andere solange nachgelassen wird, bis der bezügliche
Flaschenzug Null trägt und der erstere 40 t, so ergibt
sich hierfür ein ziemlich bedeutender Kurbelweg an der
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 752] 161
Winde als notwendig. In rohen Zahlen betrug námlich
die Seillänge von der oberen Befestigung am Kran durch
den Flaschenzug bis zur Seiltrommel 58 m, gleichzeitig
(bei Belastung der Flaschenzüge mit je 20 t) die Be-
anspruchung der Drahtseile im Mittel gleich reichlich
ein Tausendstel der gewöhnlichen Elastizitätszifter für
Stahldraht. Für dreifach geflochtene Seile, wie im
vorliegenden Falle, ist diese Zahl bekanntlich noch mit
0,6? = rd. 1: 4,63 zu multiplizieren. Die Seile an beiden
Winden waren somit im Vergleich zu ihrer Länge in
ungespanntem Zustande um je 58.4,63:1000 gedehnt.
Sobald der eine Seilzug die ganze Last von 40 t allein
trägt, mufs er also um das Doppelte, d. i. gleich rd. 540 mm
gedehnt sein, und um dasselbe Mafs mufs an der anderen,
nunmehr unbelasteten Winde das Seil am Trommel-
umfange abgelassen sein. Dies entspricht bei dem zur
Zeit des Bruches vorhandenen Uebersetzungsverháltnis
einem Kurbelweg von rd. 50.0,54 — rund 27,0 m oder
rund 9 vollen Umdrehungen. Dabei mülste der Druck
an der Kurbel bei der einen Winde das Doppelte des
gewöhnlichen, bei der anderen Winde gleich Null be-
tragen. Selbstverstandlich kommen beim Handbetrieb
auch nicht annähernd so grofse Unterschiede vor, es
ist daher eine so grofse Ueberlastung des einen Seil-
zuges beim Handbetrieb auch nicht denkbar. Anderer-
seits lälst sich aus vorstchender Betrachtung der Schluts
ziehen, dafs der Bruch eines solchen Seiles nicht ganz
plötzlich vor sich gehen kann und dafs daher auch die
Entlastung des einen und die Mehrbelastung des anderen
Seiles sich verhältnismäfsig allmählich vollziehen wird,
wodurch eine erhebliche Milderung der Stofswirkung
eintritt. Wäre übrigens in der Versuchsanstalt nicht
ein so kurzes, sondern ein längeres Seilstück zerrissen
worden, so würde sich wahrscheinlich eine höhere
Bruchlast ergeben haben, da die gröfsere Dehnungs-
fähigkeit des längeren Seiles im Stande ist, besser die
kleinen schädlichen Zufälligkeiten und Ungleichmäfsig-
keiten in der Anspannung der einzelnen Drähte aus-
zugleichen.
Vorsitzender: Meine Herren! Das Wort wird nicht
weiter verlangt. Ich darf dann die Besprechung schliefsen.
Ich will das aber nicht tun, ohne vorher dem Herrn
Vortragenden für seinen lichtvollen und interessanten
Vortrag den herzlichsten Dank des Vereins auszu-
sprechen.
Die Herren Homann und Chaussette sind mit
allen 42 abgegebenen Stimmen in den Verein auf-
genommen worden.
Im Fragekasten befindet sich nichts.
Als Gast darf ich begrüfsen den Herrn Regierungs-
baumeister Schubert, eingeführt durch Herrn Wambs-
ganss.
Gegen die Niederschrift über die vorige Sitzung
sind Einwendungen nicht erhoben worden, sie gilt daher
als festgestellt. Ich schlietse die Sitzung.
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure
Versammlung am 26. Mai 1908
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr. Ana, Wichert — Schriftführer: Herr Geheimer Kommissionsrat F. C. Glaser
(Hierzu Tafel 7-
Der Vorsitzende eröffnet die Versammlung.
Der Bericht über die Versammlung am 28. April
d. Js. wird zur Einsichtnahme für die Mitglieder aus-
gelegt und die Abstimmung über die eingegangenen
Aufnahmegesuche veranlalst.
Es gelangt alsdann der Antrag des Ausschusses
für die Verwendung der gestifteten Fonds:
a) dem Herrn Regierungsbaumeister Fr. Pflug,
Charlottenburg, die Ausarbeitung eines Werkes
über: „Technik und Betrieb der Nutz-Automobile
mit Verbrennungsmotoren“ zu übertragen;
b) ihm als Beihilfe hierfür eine Summe von 6000 M
mit der Mafsgabe zu bewilligen, dafs jedem Ver-
- einsmitgliede bis spätestens zum Ablauf des Jahres
۲
-16 sowie 20 Abbildungen)
1910 ein Exemplar des Werkes kostenfrei ge-
liefert wird,
zur Besprechung.
Der Vorsitzende teilt mit, dafs der Vorstand dem
Antrage nach eingehender Prüfung stattgegeben habe
und die Annahme desselben empfehle.
Herr Oberbaurat a. D. Klose führt im Nanıen des
Ausschusses zur Begründung des Antrages im wesent-
lichen aus, dafs das Automobilwesen eine solche Ver-
breitung und Bedeutung erlangt habe, dafs der Verkehrs-
techniker nıcht umhin kann, die Bedeutung desselben
anzuerkennen. Es mangele in der deutschen ۰
literatur an einem zusammenfassenden Werke, das die
gesamten Fragen des Baues und Betriebes von Auto-
162 [No. 752]
mobilen behandelt, und da diese Fahrzeuge nunmehr
auch als Nutzfahrzeuge eine Bedeutung in verkehrs-
technischer Hinsicht erhalten, sei dieser Mangel für
den Verkehrs-Ingenieur, der sich nicht speziell mit dem
Automobilwesen befafst, recht fúhlbar. Der Ausschuts
habe nach mehrmaliger Behandlung der Frage der
Beschaffung eines solchen Werkes bezw. eines über
Automobile mit Verbrennungsmotoren und eines weiteren
über Elektromobile sich zunächst hinsichtlich eines
solchen über „Nutz-Automobile mit Verbrennungs-
motoren“ schlüssig gemacht, ohne dasjenige der Elektro-
mobile aus den Augen zu lassen. Denigemäfs wurde
mit Zustimmung und auf Anregung des Herrn Vor-
sitzenden mit Herrn Regierungbaumeister Pflug in Ver-
handlung getreten, und dieser habe seine Bereitwilligkeit
erklärt, die Abfassung eines derartigen Werkes zu
unternehmen. Die Verhandlungen haben zu einem
Einverständnis gemäfs dem Antrage geführt, vor-
behaltlich der Gutheifsung durch den Vorstand und den
Verein.
Der Antrag wird nach Erledigung einiger Zwischen-
fragen angenommen.
ALTEM
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Oktober 1908]
Versorgungsgebiet.
Die Einrichtung des elektrischen Betriebes auf der
Strecke Blankenese—Ohlsdorf gleichzeitig mit dem Neu-
bau des Hauptbahnhofs Hamburg und der anschliefsenden
Strecke nach Ohlsdorf bot Gelegenheit, die neuen Bahn-
höfe, d. h. den Hauptbahnhof Hamburg und die an-
schliefsenden sieben Bahnhöfe bis Ohlsdorf, von vorn-
herein mit elektrischer Energie für Licht und zum Teil
auch für Kraft aus dem Bahnkraftwerk Altona zu ver-
sorgen und auch vorhandene, von fremden Werken
versorgte elektrische Anlagen anderer Bahnhöfe an das
bahneigene Kraftwerk anzuschliefsen.
Abb. 1 zeigt den Grundrifs des Versorgungs-
gebietes, das z. Z. den Verschub- und Abstellbahnhof
Langenfelde, den Hauptbahnhof Altona, den Abstell-
bahnhof Hamburg B und die Bahnhöfe Hamburg Haupt-
bahnhof bis Ohlsdorf umfafst.
Beschlossen ist aufserdem der Anschlufs der Bahn-
höfe Sternschanze und Dammtor, sowie des Verschub-
bahnhofs Rotenburgsort. In Aussicht genommen ist
ferner, die elektrische Energie aus dem Kraftwerk
Altona bis nach Wilhelmsburg und Harburg zur Speisung
Altano-Houglbahr UB!
e پپپ Zt SE
ee a mn WEE
Ca sex
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Vorortsverkehr ۱ Mankenese = Ohlscorf
Fernverkehr h
Gulerverhkehr
ass ADEA cener
=.—_._._ brenze
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Ranger tht try
L AZ
Uebersichtskarte der Bahnanlagen Altonas und Hamburgs.
Hierauf erteilt der Vorsitzende Herrn Eisenbahn-
bauinspektor H. v. Glinski, Altona, das Wort zu
seinem Vortrage über:
Elektrische Licht- und Kraftanlagen im Anschluls
an das Kraftwerk Altona und der Betriebs- und
Werkstatten-Bahnhof Ohlsdorf.
Herr Eisenbahnbauinspektor von Glinski: Auf der
Strecke Blankenese—Ohlsdorf, der Stadt- und Vorort-
bahn für Hamburg-Altona, ist elektrischer Betrieb ein-
geführt worden.
Im folgenden sollen einige mit diesem Betrieb in
enger Verbindung stehende Anlagen beschrieben werden,
und zwar verschiedene Licht- und Kraitanlagen auf
Bahnhöfen und der dem elektrischen Betrieb dienende
Bctricbs- und Werkstättenbahnhof Ohlsdorf.
elektrischer Beleuchtungsanlagen und für den Betrieb
von Motoren in Werkstätten zu leiten.
Stromart.
Nachdem es gelungen ist, Kollektormotore für ein-
phasigen Wechselstrom zu bauen, welche im wesent-
lichen dieselben Eigenschaften besitzen, wie Gleich-
strommotore, ist es möglich, hochgespannten einphasigen
Wechselstrom für den Betrieb von Beleuchtungs- und
Kraftversorgungsanlagen auf Bahnhöfen zu verwenden.
Im Kraftwerk Altona wird für den elektrischen
Bahnbetrieb in vier Erzeugern von je 1250 KW Leistung
einphasiger Wechselstrom von 6300 Volt und 50 Pol-
wechseln (25 Perioden) erzeugt. Dieser Strom wird im
allgemeinen auch zur Speisung der Kraftanlagen auf
den einzelnen Bahnhöfen verwendet, nachdem seine
[15. Oktober 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 752] 163
e Spannung durch Transformatoren herabgesetzt ist. Nur
Se in einigen Ausnahmefällen mufste der Bahnstrom in
S S Gleichstrom umgewandelt werden.
$ ` E Der Wechselstrom von 50 Polwechseln konnte mit
$ $ 8 > 3 Rücksicht auf die Verwendung von Bogenlampen zu
iss 1 x Beleuchtungszwecken nicht benutzt werden. Vielmehr
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£ A D y > S Sicherungs- und Schaltkasten am Mast mit Transformator WO 72
< = S auf Bahnhof Barmbeck in Hamburg. Mafsstab 1:30.
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E = NG En S wird im Kraftwerk Altona durch einen Erzeuger von
E Š 600 KW Leistungsfähigkeit Lichtstrom von rd. 6300 Volt
d = Ss 5 ۵ bei 100 Polwechseln (50 Perioden) erzeugt.
E = S A $ Die neuerdings hergestellten Bogenlampen für
A = 5 Š $ 50 Polwechsel, die in gröfserer Höhe aufgehängt werden
; rA müssen und sich zur Beleuchtung von Gleisanlagen
eignen dürften, sind bisher nicht verwendet worden.
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164 [No. 752]
In sämtlichen Beleuchtungsanlagen wird der Wechsel-
strom nach Ermäfsigung der Spannung unmittelbar, ohne
Umformung in Gleichstrom, den Lampen zugeführt.
Wenn die Zuführung des Lichtstromes aufhört, versagt
daher auch die Beleuchtung. Das ist allerdings ein
Nachteil, der durch Anordnung von Notbeleuchtungen
so weit als möglich gemildert worden ist. Der Nach-
teil ist in Kauf genommen, weil die Umwandlung des
Wechselstroms in Gleichstrom die Anlage- und die
Betriebskosten ganz erheblich gesteigert hätte.
Es ist auch festgestellt worden, dafs die für Bahn-
hofsbeleuchtungen vorwiegend verwendeten Lampen
sich für Wechselstrom fast ebenso günstig verhalten
wie für Gleichstrom.
Als Notbeleuchtung sind auf kleineren Bahnhöfen
Petroleumlampen angeordnet. Auf den Hauptbahnhöfen
Altona und Hamburg war es möglich, für die Not-
beleuchtung Gleichstrom aus fremden Werken ohne
drückende Bedingungen zur Verfügung zu stellen; die
elektrischen Notlampen hängen an einem besonderen
Netz und bringen Licht in. alle Räume, in denen sich
Fahrgäste bewegen.
Leitungsplan.
Abb. 2 gibt den Plan der vom Kraftwerk Altona
ausgehenden Leitungen für Licht- und Bahnstrom. Die
Hochspannungsfahrleitungen werden an fünf Punkten
Abb. 4.
- ۱ Selkstiatıger Maximal-
OBlausschalter
۳
6000 Volt
>
Bhrzobteiter
Bitzschurz -
Celwiderstand
dé
Binobleiter
Erde
Schaltungsschema der Transformatorenstationen auf den
Bahnhöfen Berliner Tor bis Ohlsdorf.
gespeist. Vier von den fünf Speiseleitungen für Bahn-
strom verlaufen neben den Gleisen der Stadt- und Vor-
ortbahn; sie werden mit rund 6000 Volt betrieben. Die
fünfte Speiseleitung ist im Zuge der künftigen Güter-
umgehungsbahn geführt und soll mit 30000 Volt
betrieben werden.
An den Bahnstrom sind auch die Kraftanlagen der
Bahnhöfe Hamburg Hauptbahnhof, Ohlsdorf und Hassel-
brook angeschlossen; ferner ist der Anschlufs von
Kraftanlagen auf dem Hauptbahnhof Altona und den
Betriebsbahnhöfen Hamburg B und Rotenburgsort beab-
sichtigt.
Der hochgespannte Lichtstrom wird den Verbrauchs-
stellen durch Freileitungen zugeführt, die an den Bahn-
masten befestigt sind. Für den Lichtstrom sind drei
unabhängige Speiseleitungen aus dem Kraftwerk geführt,
eine Leitung nach Langenfelde, die auch die dort befind-
liche Pumpstation für das Kraftwerk treibt, eine Leitung
nach Altona und die dritte zu den Bahnhöfen Hamburg
Hauptbahnhof bis Ohlsdorf. An die letztere Leitung
sollen die Beleuchtungsanlagen der Bahnhöfe Stern-
schanze, Dammtor und Rotenburgsort angeschlossen
werden. Die Energieentnahme in Kilowatt ist bei den
einzelnen Stationen auf dem Plan angegeben.
Bei stärkster Belastung führt die Speiseleitung
nach Langenfelde etwa 4,5 Amp., nach Altona 20 Amp.
und nach Hamburg 32 Amp.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
i
[15. Oktober 1908)
Die Spannung des Lichtstroms wird so geregelt,
dafs sie auf dem Hauptbahnhof Hamburg etwa 6200 Volt
beträgt. Sie ist im Kraftwerk bei stärkster Beleuchtung
der Anlagen im Betrieb etwa 3 pCt. höher und in Ohls-
Nieder spannungs = ۱
Schalttafel
|. ٩ Leichenerkldrung.
N Ab. Abschalter
. Autom. Delausschalter
. Blitzableiter
` Drosselspule
£. Erdschlussanzeiger
Hochspann.= Sicherung
Niederspann= » »
| OW Oelwiderstand
„Sp. Spannungszeiger
\ {> Str Stromzeiger
SU - Transformator
U Umschalter
Z
~ Q
Droh 19 ter
-—
Niederspannungs=
Schalttafel
Transformatorenstation für die Hamburger Vorortbahnhofe.
Mafsstab 1:50.
dorf etwa 2 pCt. niedriger. Um im Falle des Versagens
der Lichtspeiseleitung eine Reserve zu haben, können
zwei von den vier Kupferseilen, welche die im Zuge
der künftigen Güterumgehungsbahn vom Kraftwerk nach
Barmbeck verlaufende fünfte Speiseleitung bilden, im
Kraftwerk vom Bahnnetz auf das Lichtnetz umgeschaltet
[15. Oktober 1908]
und in Barmbeck mit der nach Ohlsdorf führenden Licht-
speiseleitung verbunden werden. Um beim Eintreten
eines Fehlers in der Lichtspeiseleitung die Störung
nach Möglichkeit zu beschränken, sind die Anschlüsse
aller Transformatorstationen der Beleuchtungsanlagen
beiderseits von der Lichtspeiseleitung abtrennbar.
Transformator-Stationen.
Die Spannung des Kraftstroms und des Lichtstroms
wird in Anlagen, in denen unsachverständige Bedienstete
mit stromführenden Teilen in Berührung kommen können,
d. h. überall bis auf die Betriebswerkstätte Ohlsdorf, auf |
110 Volt gegen Erde herabgesetzt. Zur Verringerung
der Leitungsquerschnitte sind bis auf zwei ganz kleine
Anlagen mit Zweileitern Dreileiternetze mit geerdetem
Mittelleiter ausgeführt. Bei umfangreichen Anlagen sind
mehrere Transformatorstationen angelegt. Als Beispiel
einer recht einfachen Anlage soll zunächst die Beleuchtung
des Güterbahnhofs Barmbeck behandelt werden. Sechs
Intensiv-Flammenbogenlampen und 48 Glühlampen von
16 und 25 Normalkerzen werden von einem an einem
Mast befestigten Transformator von 7 KW gespeist.
Abb. 3 stellt Schaltung und Ausführung der Mast-
Transformator - Station, deren Kosten einschliefslich
betriebsfertiger Aufstellung rund 1500 M
betragen, dar. Vor dem Transformator
liegt auf der Hochspannungsseite eine
zweipolige Schmelzsicherung, die in
einem Kasten untergebracht ist, und
ein Mastschalter. Die Tür des Kastens
und der Antrieb des Schalters sind
gegen einander verriegelt. Die Hoch-
spannungs-Freileitungen sind am Mast
durch Drahtgitter abgekleidet. Der
Kasten mit den Hochspannungs-Schmelz-
sicherungen ist von einer nicht darge-
stellten, durch eine Leiter erreichbaren
Bühne zu bedienen.
Die eben beschriebene Transfor-
matorstation bietet keine grofse Sicher-
heit, da keine Reserven vorhanden sind,
auch Schutzapparate gegen Blitzschläge
und Ueberspannungen fehlen.
Deshalb sind für die Beleuchtungs-
anlagen von Personenbahnhöfen besser
ausgestattete Stationen ausgeführt. Da
diese Stationen bei betriebssicherer Aus-
bildung eine nicht unerhebliche Grund-
fläche in Anspruch nehmen, mufsten,
abgesehen vom Hauptbahnhof Hamburg,
besondere Gebäude dafür errichtet
werden.
Abb. 4 gibt das Schaltbild einer
auf mehreren kleineren Personen-Bahn-
höfen ausgeführten Transformatorstation.
Von den beiden Transformatoren ist in regelmäfsigem
Wechsel stets der eine dauernd eingeschaltet, der
andere in Reserve. Innerhalb eines Gebäudes konnten
wirksame Apparate für den Blitzschutz und den Ueber-
spannungsschutz, Hörner-Blitzableiter ohne und mit
elwiderstand, vorgesehen werden.
Die Niederspannungsseite enthält aufser den üb-
lichen Apparaten noch einen Spannungsregler, der es
ermöglicht, je nach den Betriebsverhältnissen bei un-
veränderter Spannung des zugeführten hochgespannten
Stromes die Spannung an den Lampen zu erhöhen
oder herabzusetzen.
Abb. 5 zeigt die Anordnung der Apparate im Trans-
formatorenhaus. Der Raum ist durch ein Drahtgitter,
in anderer Ausführung durch eine feste Wand in einen
Hoch- und einen Niederspannungsraum geteilt. Der
Hochspannungsraum darf nur in Ausnahmefällen und bei
abgeschalteter Hochspannungsanlage betreten werden.
Abb. 6 bietet einen Blick in den Hochspannungs-
raum, in der Mitte der selbsttätige Oelschalter, darüber
links und rechts die als Trennschalter ausgebildeten
Sicherungen für jeden Transformator, links und rechts
unten je ein Transformator, über der Tür der Blitz-
und Ueberspannungsschutz.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 752] 165
Die Kosten einer derartigen Transformatorstation
haben für den baulichen Teil einschl. Stemmarbeiten
etwa 3400 M, für den elektrischen Teil bei 8,5, 14 und
20 KW Dauerleistung jedes Transformators rund 2900,
3300 und 3800 M betragen.
Als kennzeichnendes Beispiel für einen grofsen
Personenbahnhof soll die Beleuchtungsanlage des Haupt-
bahnhofs Hamburg eingehender behandelt werden.
Abb. I auf Tafel 7 gibt eine Uebersicht über die
Beleuchtungsanlagen dieses Bahnhofs. Zur Erhöhung
der Betriebssicherheit sind neben den Hochspannungs-
leitungen zwei Transformatorstationen A und B an-
geordnet, die einen Teil der Lampen unmittelbar, die
meisten jedoch über eine doppelt geschlossene Kabel-
Ringleitung und 25 Verteilungstafeln, 21 im Empfangs-
gebäude und 4 in Stellwerken, speisen. Wie in einer
als Ringleitung ausgebildeten Rohrleitung Ventile, so
sind in der Kabel-Ringleitung an geeigneten Stellen
Schmelzsicherungen angeordnet.
Abb. I auf Tafel 8 stellt das Schaltbild der Trans-
formatorstation A dar; A liefert Licht- und Kraft-
strom, B nur Lichtstrom. Die Anordnung der Schalter,
Sicherungen und Mefsapparate ist aus dem Schema
ersichtlich. Die Transformatoren hängen beiderseits
Abb. 6.
Hochspannungsraum,
an Sammelschienen; von den Niederspannungs-Sammel-
schienen für Licht werden aufser einzelnen Lampen-
kreisen vor allem die Ringleitungen gespeist.
Zur Ableitung gefährlicher statischer Ladungen der
Hochspannungsanlagen nach dem Abschalten sind die
Trennschalter an der Hochspannungseinführung als
Umschalter mit Erdkontakt ausgeführt.
Um Beschädigungen der Anlage durch Ueber-
spannungen zu vermeiden, die beim Schalten oder beim
Schmelzen von Sicherungen entstehen können, ist jeder
Transformator sowohl auf der Hoch- als auf der Nieder-
spannungsseite mit Schutzapparaten gegen Ueber-
spannungen ausgerüstet.
Abb. 2 auf Tafel 8 gibt die Grundrisse der Stationen.
A enthält zwei Lichttransformatoren zu 50 und einen
zu 25 KW und drei Krafttransformatoren zu 30 KW.
In B ist ein Lichttransformator zu 50 und einer zu
25 KW vorhanden.
Die Station B liegt in gleicher Höhe mit den Hoch-
spannungsleitungen, A eine Geschofshöhe tiefer. Darum
ist die Hochspannungseinführung der Station A mit
Trennschaltern und Blitzschutz über den Trans-
formatoren in einem besonderen Raum angeordnet.
Eine in Station B angeordnete Bogenlampenprüf-
anlage gestattet nicht nur, Versuche mit beliebigen
166 [No. 752]
Bogenlampen auszuführen, sondern auch die Lampen
der von B ausgehenden Bogenlampenkreise in ihrem
richtigen betriebsmäfsigen Stromkreise auf dem Prüf-
stand zu brennen.
Die Kosten des elektrischen Teils haben betragen:
für die Lichtanlage in A rund 8400 M
1۲211201286 , A „ 8000,
» » Lichtanlage , B ور 7200,
Darin sind keine Kosten für Maurer- und Stemm-
arbeiten enthalten.
Bei der Beschaffung der Transformatoren ist auf
die Höhe der Eisenverluste besonders geachtet worden.
Für die Energieverluste in den Transformatoren ist ihr
Wirkungsgrad nicht von ausschlaggebender Bedeutung,
sondern der Eisenverlust, der unabhängig von der
Belastung in voller Gröfse verloren geht, so lange die
Transformatoren eingeschaltet sind.
Sind Transformatoren dauernd eingeschaltet, während
ihre Jahresleistung nur der vollen Belastung für 1⁄4 oder
l/s des Jahres entspricht, und beträgt der Eisenverlust
11/, pCt. der Nennleistung, so steigt er im Jahresdurch-
schnitt auf 6 bis 7'/, pCt. der abgegebenen Leistung.
Daher ist die Verwendung einer neuen Blechsorte, der
sogenannten legierten Bleche, für die Eisenkerne der
Transformatoren trotz der erheblich höheren Kosten
dieses Materials wirtschaftlich richtig.
H D
Lampen.
In den betrachteten Beleuchtungsanlagen sind
folgende Arten von Glühlampen verwendet worden.
Zur Zimmerbeleuchtung sechzehnkerzige Kohlen-
fadenlampen, zur Beleuchtung von überdachten Bahn-
steigen mit niedriger Decke oder von oftenen Bahn-
steigen auf kleineren Stationen Metallfadenlampen von
50 KW, besonders Osramlampen der Deutschen Gas-
glühlicht-A.-G. und daneben Tantallampen der Siemens
und Halske-A.-G.
Die Tantallampe wird für 16, 25, 32 und 50 N. K.
bei 110 Volt mit einem Verbrauch von 1,5 bis 1,7 Watt
für eine Kerze hergestellt. Die Lebensdauer soll für
Gleichstrom etwa 800 Stunden betragen. In den
beschriebenen Anlagen ergab sich ihre Lebensdauer
für Wechselstrom nur zu etwa 300 Stunden.
Die Osramlampe wird für 110 Volt in Licht-
stärken von 25, 36, 50 und 100 Kerzen ausgeführt. Sie
verbraucht 1 bis 1,2 Watt für eine Kerze und soll für
Gleichstrom eine Lebensdauer von mehr als 1000 Stunden
haben. Ihre Lebensdauer für Wechselstrom hat sich
in den beschriebenen Anlagen zu etwa 600 Stunden
ergeben.
Es wird vielleicht noch gelingen, eine höhere
Lebensdauer zu erreichen, wenn die Spannung des
Lichtstroms äufserst gleichförmig gehalten wird. Denn
es ist festgestellt, dafs die Metallfadenlampen unter jeder
Ueberschreitung ihrer Normalspannung sehr stark leiden,
während ihr Licht durch Spannungsschwankungen nicht
so stark beeinflulst wird, wie es bei Kohlenfadenlampen
der Fall ist. Daher werden die Metallfadenlampen auch
für die höchste im Betrieb auftretende Spannung beschafft,
nicht für die mittlere.
In neuerer Zeit ist von der Allgemeinen Elektrizitäts-
Gesellschaft die Wolframlampe, von J. Pintsch die Sirius-
Kolloidlampe auf den Markt gebracht worden; für
beide Lampen werden ähnliche Zahlen wie für die
Osramlampe angegeben.
Versuche sind mit diesen Lampen wohl ausgeführt
worden, doch können noch keine bestimmten Ergebnisse
festgestellt werden.
Bei dem verhältnismäfsig geringen Preis des im
Kraftwerk Altona erzeugten Stromes konnte die Ver-
wendung von Metallfadenlampen zur Zimmerbeleuchtung
trotz ihres geringen Energieverbrauchs nicht in Betracht
kommen, weil eine Metallfadenlampe etwa 3M kostet.
Dagegen bringt ihre Anwendung erhebliche Ersparnisse,
wo der Strom aus fremden Werken hoch bezahlt werden
mufs. Bei einem Strompreis von 0,40 M für die Kilo-
watt-Stunde und 2500 jährlichen Brennstunden kosten
100 Stück 25kerzige 0 Glühlampen für Strom
und Lampenersatz im Jahr rund 8200 M. Verwendet
man Osramlampen, so sinken dieselben Kosten unter
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Oktober 1908]
der Annahme einer Lebensdauer von 500 Stunden auf
4300 M, von 1000 Stunden auf rund 3600 M. Auch
dort, wo dem verbrauchten Strom nur sehr geringe
unmittelbare Betriebskosten gegenüberstehen, kann die
Verwendung von Metallfadenlampen dann in Frage
kommen, wenn infolge der mit ihrer Einführung ver-
bundenen Stromersparnis eine andernfalls unvermeid-
liche Erweiterung der Stromerzeugungsanlagen entbehrt
werden kann.
Auf dem Hauptbahnhof Hamburg sind die Bahn-
steige unter den Innenhallen durch Beleuchtungskörper
zu je vier Osramlampen von 50 N.K. beleuchtet. Diese
Lampen sind kleinen Bogenlampen, sogenannten Spar-
bogenlampen vorgezogen worden, weil die etwas
günstigere Lichtausbeute dieser Sparbogenlampen bei
den niedrigen Stromkosten nur wenig ins Gewicht
fallt, dagegen durch die Bedienung der Bogenlampen
erhebliche Mehrkosten entstanden wären.
Zur Beleuchtung von Gleisen und Hallen sind
Intensiv-Flammenbogenlampen verwendet worden, da
sie die günstigste Lichtausbeute besitzen.
Weil diese Lampen jedoch in den Wartesälen des
Hauptbahnhofs Hamburg und in den Eingangshallen
einiger kleinerer Personenbahnhöfe nicht genügend
gelüftet worden wären, um die bei der Verbrennung
der Flammenkohlen entstehenden chemisch wirksamen
Gase und Aschenteile abzuführen, mufsten an diesen
Stellen die wesentlich ungünstiger arbeitenden Bogen-
lampen mit übereinanderstehenden Reinkohlen ver-
wendet werden.
Es ist auch die Frage erwogen worden, ob und wo
Dauerbrandlampen anzuwenden wären. Diese Lampen
haben aber einen so hohen Energieverbrauch, dafs
trotz der niedrigen Stromkosten im allgemeinen der
Gewinn an den Bedienungskosten die Nachteile nicht
aufgewogen hätte. Daher sind nur zur Beleuchtung
der Zifterblátter an zwei Turmuhren auf dem Hauptbahn-
hof Hamburg je drei Dauerbrandlampen für 8 Amp. und
220 Volt mit 60 Stunden Brenndauer vorgesehen worden.
Abb. 3 auf Tafel 8 gibt einige charakteristische
Zahlen für verschiedene Bogenlampenarten bei Gleich-
und bei Wechselstrom nach dem Buch von B. Monasch,
Elektrische Beleuchtung, wieder, die im allgemeinen
dem heutigen Stande der Bogenlampen- und Kohlen-
technik entsprechen dürften. Betrachtet sind Lampen
mit übereinanderstehenden Reinkohlen, mit über- und
nebeneinanderstehenden Flammkohlen und Lampen mit
Reinkohlen, die unter Luftabschlufs brennen, sogenannte
Dauerbrandlampen. Für jede Lampenart ist die Spannung
am Bogen, die mittlere untere hemisphärische Lichtstärke
und der Verbrauch am Lichtbogen in Watt für eine
Normalkerze der bezeichneten Lichtstärke bezogen auf
die Stromstärke dargestellt. Die Bogenlampen mit über-
einanderstehenden Reinkohlen sind für Wechseltrom
wesentlich ungünstiger als für Gleichstrom, sowohl mit
als auch ohne Luftabschlufs. Bei Flammbogenlampen
ist kein erheblicher Unterschied zwischen Gleich- und
Wechselstrom vorhanden.
Die angegebenen Zahlen gelten bei Flammkohlen
für gelbes Licht. Flammkohlen für weifses Licht sind
versucht worden; sie brennen jedoch unruhig und geben
eine schlechtere Lichtausbeute als die Kohlen für gelbes
Licht.
Abweichend von den Zahlen der Abb. 3 auf Tafel 8
geben die Siemens -Schuckert -Werke für über- und
für nebeneinanderstehende Flammkohlen gleichmäfsig
0,21 Watt für eine Normalkerze bei Gleichstrom und
0,24 Watt für eine Normalkerze bei Wechselstrom an.
Alle bisher gemachten Angaben über die Lichtstärke
gelten für den nackten Lichtbogen. Klarglasglocken
verschlucken etwa Vo des Lichts, Opalglasglocken je
nach der Glasart weniger oder mehr als */s. Für neue
Beleuchtungsanlagen von Bahnhöfen kommen nach den
Zahlen über die Lichtausbeute im wesentlichen nur
Flammbogenlampen in Betracht. Ihr Energieverbrauch
ist für Wechselstrom nicht ungünstiger als für Gleich-
strom, da durch Verwendung von Drosselspulen zur
Verminderung der Netzspannung bei Wechselstrom
Energieersparnisse gegenüber Vorschaltwiderständen
für Gleichstrom erzielt werden können. (Forts. folgt.)
[15. Oktober 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
` [No. 752) 167
4
Schlackenaufzug ۱
Der in Glasers Annalen für Gewerbe und Bau-
wesen Heft 8 vom 15. Oktober 1907 beschriebene
Schlackenaufzug hat sich bisher gut bewährt.
Zum Heben von 12 t Schlacken wird 1 KW/Std.
gebraucht, wie sich aus den im Januar d. Js. vorge-
nommenen Messungen ergeben hat.
Es sind auf einigen Stationen Rampen gebaut wor-
den, über die die Schlackenkarren gefahren und in die
auf der Seite der Rampen stehenden Bahndienstwagen
entleert werden. Auf anderen Stationen sind Gruben
angelegt worden, in die die Bahndienstwagen hinein-
gestellt werden, sodafs die Schlackenkarren auf ebener
Erde bis zu den Gruben gefahren und dann an der
Kopfwand oder Seitenwand der Wagen in diese entleert
werden. Auf den Rampen oder Grubengleisen stehen
die Bahndienstwagen längere Zeit bis sie gefüllt sind
und dann abgeführt werden können.
Diese Einrichtungen beanspruchen also ein beson-
deres Gleis zur Aufstellung der Wagen, dazu noch den
Platz für die Rampe oder für die Mauern und Böschungen
der Grube, ferner mehr Bahndienstwagen, da solche
längere Zeit stehen bleiben müssen. Berechnet man
die Kosten für die Rampe oder Grube und das dafür
nötige Gleis, nimmt man dazu noch den Wert des be-
anspruchten Geländes, so belaufen sich diese Beträge
auf die Höhe der Kosten eines Schlackenaufzugs. Dieser
nimmt nur etwa 8 qm Bodenfläche weg und kann neben
einem Betriebsgleis aufgestellt werden, da die Bahn-
dienstwagen aus den Behältern des Aufzuges in wenigen
Minuten gefüllt sind und dann sofort von der Loko-
motive, die sie bringt, weitergeführt werden können.
Bei manchen Lokomotivschuppen-Anlagen ist, wie
im Personenbahnhof Mannheim, gar kein Platz für
eine Grube vorhanden, sodals man zur Anlage eines
Schlackenaufzuges gedrängt wurde, um die Gleise
und Zwischenplätze von Schlacken frei zu bekommen.
Die Bedienung des Schlackenaufzugs besteht nur im
Anlassen, da er sich selbst abstellt, ıst also sehr
einfach und erfordert keine Kosten für die Bedie-
nung. Die Stromkosten sind, wie oben erwähnt, un-
bedeutend.
Die Grubenanlagen erfordern eine gute Nachtbe-
leuchtung, damit sie dem Personal gut sichtbar sind.
Wo immer möglich, sollte deren Herstellung vermicden
werden, da die Gruben eben immer auch bei guter Be-
leuchtung für fremdes Personal und bei starkem Nebel
auch für das mit den Oertlichkeiten vertraute Personal
eine Gefahr sind.
Der Schlackenaufzug in Mannheim ist mit Doppel-
gefäfsen versehen, um in dem einen Behälter Schlacke,
in dem anderen Lokomotivlösche zu fördern. Die Ver-
wertung der Lokomotivlósche wurde schon in ver-
schiedenartiger Weise angeregt und versucht. In Mann-
heim wurde nun ein Versuch gemacht, die Lösche mit
Kohlengries zu Briketts oder Kohlenziegeln zu verar-
beiten, indem 25%o Lösche hierzu verwendet werden.
Dieser Versuch ist gut ausgefallen. Die Briketts wurden
wie reine Kohlenbriketts in Lokomotiven, feststehenden
Dampfkesseln und in Oefen von Wohnräumen mit gutem
Erfolg verfeuert. Zur Sammlung von Lösche kann nun
der Aufzug mit Doppelgefáfsen vorteilhaft benutzt
werden.
Auch bei Reinigungs- und Desinfektionsanlagen von
Güterwagen ist die Aufstellung eines ÄAufzuges statt
Rampen oder Gruben angezeigt, um den Dünger mit
Stroh, Sand und Sägeniehl zu sammeln und in die
Düngerwagen abzulassen. Die bei den Reinigungs-
anlagen vorhandenen Gleise werden zur Aufstellung
von ungereinigten und gereinigten Wagen nötig gc-
braucht. Da die sich in diesen Anlagen ergebenden
Materialien meistens feucht sind und bei Frost in den
Behältern sich festsetzen würden, müfste für.den vor-
liegenden Zweck eine Dampfleitung angebracht werden.
Auch in Elektrizitatswerken wird der Doppelaufzug
zum Heben von Kohlen und Schlacken statt der Becher-
werkanlagen mit Vorteil Verwendung finden, da bei
dem Becherwerksbetrieb öfters einige Kettenglieder
reifsen und dadurch Störungen hervorgerufen werden.
Auch für die Kohlenverladung für Lokomotiven wird
das System des Aufzugs sich gecignet erweisen, indem
die Kosten für die Bedienung wegfallen, und die beim
Greiferbetrieb dann und wann vorkommenden Unfälle,
Verletzungen von Personen und Beschädigungen von
Güterwagen vermieden werden,
Verschiedenes
Preisausschreiben für den Entwurf ciner Zughemmungs-
vorrichtung. Vor zwei Jahren hat der Kongrefs der Ver-
einigten Staaten einen Preis von 50 000 D. für die Erfindung
einer Vorrichtung ausgesetzt, mit der der Lokomotivführer
im Augenblick der Gefahr, wenn er unachtsam ein Gefahr-
signal übersehen, ein Haltsignal nicht beachtet hat, oder ein
Zug auf demselben Gleis heranbraust, scinen Zug sofort zum
Stillstand bringen kann. Zur Prüfung der einlaufenden Be-
werbungen war das Bundesverkehrsamt berufen, und nun-
mehr hat es einen Bericht erstattet, dafs in den zwei Jahren
52 Entwürfe vorgelegt scien, von denen kein einziger den
gestellten Anforderungen entspreche, sodafs der Preis nicht
zur Verteilung gelangen kann. Es wird zu weiterer Be-
teiligung eingeladen und die Bewerbungsfrist um ein Jahr
verlängert. Das Amt erklärt, dafs nur Vorrichtungen mit
Ruhestrom Berücksichtigung finden werden, dafs Konstruk-
tionen mit Arbeitsstrom die geforderte Lósung der Aufgabe
nicht gestatten. Wenigstens haben alle vorgelegten Entwürfe
gezeigt, dafs mit Arbeitsstrom das angestrebte Ergebnis sich
nicht erreichen läfst.
(Zeit. d. Vereins Dtsch. Eisenbahnverw.)
Erfinderrecht der Angestellten. Die handelsgesetzliche
Abteilung des 29. deutschen Juristentags, der Anfang
September in Karlsruhe abgehalten wurde, behandelte als
wichtigsten ihrer Beratungsgegenstände das Erfinderrecht
der Angestellten. Als Referenten waren gewählt Dr. Allfeld-
|
|
|
|
Erlangen und Dr. Klöppel-Elberfeld. Dem Ilauptinhalt der
aufgestellten Thesen gemäfs sollte an den Beschlüssen des
Kieler Jüristentages festgehalten werden, wonach die Er-
findung Eigentum des Angestellten sci, der sie gemacht hat,
und sie nur dann in den Besitz des Unternehmers übergehe,
wenn dies durch Vertrag ausdrücklich bestimmt werde.
Ueber diesen Rahmen hinaus erstrebte Allfeld eine weitere
Aenderung des Patentgesetzes und des Gesetzes über den
Gebrauchsmusterschutz dahin, dafs nur der wirkliche Erfinder
schutzberechtigt sei. Die wichtigste der Allfeldschen Thesen
besteht jedoch darin, dafs Vereinbarungen, durch welche
jemand seine Erfindungen oder Geistesschöpfungen an einen
anderen ohne Entgelt überläfst oder auf die Ehre der Er-
findung oder Geistesschöpf.ng verzichtet, für nichtig erklärt
werden sollen. Dr. Häuser-Höchst trat gegen die Allfeldschen
Thesen auf und vertrat den Standpunkt der chemischen
Grofsindustrie. Nach lläusers Ansicht würden hervor-
ragende Erfindungen von Angestellten nicht gemacht. Kamen
solche vor, so brauchten solche Erfinder nicht geschützt zu
werden, da sich die Welt vor ihnen beuge. Die kleinen
Erfinder würden aber gerade zu dem Zwecke angestellt,
Erfindungen zu machen, und wenn sie dies nicht erreichten,
dann würden sie entlassen. Verbiete man der Grofsindustrie
solche Verträge abzuschliefsen, so mache man Anstellungen
solcher Art künftig unmöglich. Unter dem Eindruck der
Ausführungen dieses Praktikers, — die aber ausschliefslich die
168 [No. 752]
Verhältnisse der chemischen Grofsindustrie im Auge haben
und in bezug auf die Maschinen- und elektrische
Industrieinvollem Umfangeabzuweisensind, — zog
Professor Allfeld etwas voreilig die hauptsächlichsten seiner
Thesen zurück und verzichtete auf die von ihm beantragten
Mafsnahmen zum Schutze der Angestellten. — In ganz
unbegreiflicher Weise hatten es die Vertreter der An-
gestellten versäumt, bei Behandlung dieser sozial aufser-
ordentlich wichtigen Frage zur Stelle zu sein, während die
Grofsindustrie in richtiger Erkenntnis der Tragweite des
Beratungsgegenstandes mehrere ihrer Vertreter geschickt
hatte. Unter diesen Umständen konnte es nicht ausbleiben,
dafs die Anträge des Korreferenten Dr. Klöppel- Elberfeld
glatt Annahme fanden; sie lauten: 1. die Erfindung gehört
dem . Angestellten, der sie gemacht hat und nicht dem
Geschäftsherrn, sofern nicht durch Vertrag das Gegenteil
bestimmt ist; 2. im übrigen empfiehlt es sich nicht, die
Vertragsfreiheit über die Erfindungen oder sonstigen Geistes-
schöpfungen von Personen, die in einem Angestelltenverháltnis
stehen, zu beschränken; 3. im Patentgesetz und im Gebrauchs-
musterschutzgesetz ist zu bestimmen, dafs dem Erfinder,
-falls seine Erfindung durch einen anderen angemeldet wird,
ein im Wege der gerichtlichen Klage verfolgbarer Anspruch
zusteht, als Erfinder in allen auf die Erfindung bezüglichen
Urkunden und Publikationen des Patentamtes genannt zu
werden. Wie ersichtlich, sind hier die Forderungen bei-
spielsweise des „Bundes der technisch industriellen Beamten“
sehr schwach berücksichtigt worden. Dieser Bund hatte
u. a. die Forderung des zwingenden Rechts für die
Anerkennung des Eigentumsrechts der Angestellten an ihren
Erfindungen und der Entschädigungspflicht des Arbeitgebers
als den Kernpunkt der ganzen Patentreform beantragt und
weiterhin verlangt, dafs der einzelne Angestellte gesetzlich
so weit zu stärken sei, dafs er beim Abschlusse von Ver-
trägen vom wirtschaftlich schwächeren zum gleichwertigen
Kontrahenten werde. Man mag über diese Forderung
der Angestellten denken wie man will — auch unpartelische
Sachkundige erachten sie als zu weitgehend —, aber auf
alle Fälle hätten die Vertreter dieser wichtigen Interessenten-
gruppe bei Erörterung so tiefgreifender sozialer Gegenstände
zur Stelle sein müssen. Dr.L.
Abschluß von Gegenseitigkeitsübereinkommen mit dem
Auslande hinsichtlich des Ausführungszwanges für Patente.
Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin haben am
18. Juli d J. an den Reichskanzler folgende Eingabe gerichtet:
Das am 1. Januar d. J. in Kraft getretene neue eng-
lische Patentgesetz vom 28. August 1907 hat bekanntlich
in Art.27 eine dem bisherigen englischen Patentgesetz fremde
Bestimmung eingeführt, wonach jeder Ausländer, der ein
britisches Patent besitzt, gezwungen ist, binnen vier Jahren
nach dem Datum des Patents und mindestens ein Jahr nach
der Annahme des Gesetzes den patentierten Gegenstand
oder das patentierte Verfahren in angemessenem Umfange
herzustellen oder zur Ausführung zu bringen, da er sonst
mit dem Verlust seiner Patentrechte rechnen mufs.
Diese Bestimmung, welche besonders durch die ihr
gegebene rückwirkende Kraft sehr rigoros geworden ist,
hat in die Kreise der deutschen Industrie, der nicht einmal
genügend Zeit gelassen wird, sich auf die Neuordnung der
Dinge einzurichten, die gröfste Beunruhigung hineingetragen,
und wird die deutsche Industrie schwer schädigen. Leider
haben die von der deutschen Staatsregierung unternommenen
Schritte zur Milderung oder Aufbebung dieses Ausführungs-
zwanges auf der Basis eines gegenseitigen Staatsvertrages
zu keinem Erfolge geführt.
Das von Grofsbritannien gegebene Beispiel hat, wie
befürchtet werden mufste, bedauerlicher Weise auch die
Vereinigten Staaten von Amerika, die bisher weder
einen Ausführungs-, noch einen Lizenzzwang für Patente
kannten, zu einem ähnlichen Vorgehen veranlafst. Bereits
Ende Februar 1908 ist dem Repräsentantenhause ein Gesetz-
entwurf vorgelegt worden, der über die Ausführung von
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Oktober 1908}
Patenten die gleichen Bestimmungen aufweist, wie sie im
neuen englischen Patentgesetz vorgesehen sind. Wenn auch
vorläufig die Beratung des Entwurfs auf die nächste Session
verschoben wurde, so besteht doch die begründete Besorgnis,
dafs auch die Vereinigten Staaten von Amerika den durch
den Entwurf vorgezeichneten Weg gehen werden. Das
würde für die deutsche Industrie ein weiterer schwerer
Schlag sein. Diese Gefahr mufs, so lange es noch möglich
ist, d. h. so lange der erwähnte Entwurf noch nicht Gesetzes-
kraft erlangt hat, abgewendet werden. Das dürfte sich
aller Voraussicht nach durch den Abschlufs eines Staats-
vertrages mit den Vereinigten Staaten von Amerika erreichen
lassen, dessen wesentlicher Paragraph z. B. etwa dem
Artikel 5 des am 18. Januar 1892 zwischen dem Deutschen
Reich und Italien geschlossenen Uebereinkommens über den
gegenseitigen Patent-, Muster- und Markenschutz, bzw. dem
Artikel 2 des abgeänderten Uebereinkommens vom 4. Juni 1902
entsprechen könnte. Dieser Artikel bestimmt, dafs die
Rechtsnachteile, die nach den Gesetzen der vertrag-
schliefsenden Teile eintreten, wenn eine Erfindung, ein
Muster oder ein Modell nicht innerhalb einer bestimmten
Frist ausgeführt oder nachgebildet wird, auch dadurch aus-
geschlossen werden solien, dafs die Ausführung oder Nach-
bildung in dem Gebiete des anderen Teils erfolgt. Da die
amerikanische Regierung, wie wir hören, nicht abgeneigt
sein soll, einen derartigen Vertrag abzuschliefsen, so erlauben
wir uns, an Euere Durchlaucht die ganz ergebene Bitte zu
richten, mit tunlichster Beschleunigung auf den Abschlufs
eines Staatsvertrages zwischen dem Deutschen Reich und
den Vereinigten Staaten von Amerika, der den Ausfúhrungs-
zwang in dem gekennzeichneten Sinne abschwächt, hin-
wirken zu wollen. Gleichzeitig richten wir an Euere Durch-
laucht die Bitte, die Frage der Gegenseitigkeitsabkommen
analog dem deutsch-italienischen generell in Erwägung zu
ziehen und auf den Abschlufs solcher Verträge auch mit
anderen Staaten hinzuwirken, da wir befürchten, dafs man
den Beispielen Englands und der Vereinigten Staaten auch
in anderen Staaten folgen wird, und es sich bei dieser
Frage um eine vitale Angelegenheit unserer Industrie handelt.
Trades Union Congrefs 1908. Im ersten Drittel des
Monats September fand die Jahresversammlung der englischen
Gewerkschaften in Nottingham statt. Die Versammlung war
die 41. ihrer Art und unterscheidet sich von den früheren
englischen Gewerkschaftskongressen in dem Maafse, als
diese ursprünglich vielfach konservativen Vereinigungen
englischer Arbeiteraristokraten im Laufe der Zeit immer
mehr radikalen Charakter annahmen. Unter den zahlreichen
Fragen, mit denen sich der Kongrefs beschäftigte, sind zu-
nächst mehrere, die alljährlich wiederkehren; es sind die
„hardy annuals* wie: Verstaatlichung der Eisenbahnen und
Kanäle, des Landbesitzes, ferner der Achtstundentag,
die zwangsweise Einrichtung von Einigungsämtern bei
Streitigkeiten zwischen Unternehmern und Arbeitern, u. a. m.
Von den sonstigen Verhandlungen nahm einen breiten Raum
die Erörterung der Arbeitslosenfrage ein; sie führte zu der
Resolution, den „Parlamentarischen Ausschufs* dahin zu
instruieren, dafs die „Right to Work Bill“, die von dem
Parlamentsmitglied P. Wilson im „House of Commons“
letztes Frühjahr eingebracht aber verworfen wurde, zu unter-
stützen sei. Diese Bill verlangt bekanntlich, dafs jeder
britische Arbeiter, der gesund sei, bei dem Staate ein ۰
recht auf Arbeit habe und zwar zu den üblichen Bedingungen
der Trades Union. Bezüglich der Lohnfrage wurden nicht
weniger als 7 Resolutionen angenommen. In der Haupt-
sache wurden dabei die früher bereits gefafsten Beschlüsse
wiederholt, die ein gesetzliches Lohnminimum festlegen.
Dieses Lohnminimum beträgt für erwachsene Handarbeiter
bei 48 Wochenstunden 30 s für den Londoner Bezirk und
für Bureauarbeiter über 21 Jahre 35 s pro Woche für London,
und 27 s 6 d für ländliche Distrikte. Von weiteren Be-
schlüssen sind zu nennen: eine Resolution, durch die von
der Regierung finanzielle Mittel verlangt werden für jene
[15. Oktober 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No, 752] 169
Gewerkschaften, die Arbeitslosenunterstützung gewähren,
eine Resolution, die unentgeltliche Beköstigung der Kinder
in den Schulen verlangt, eine weitere, die eine Erweiterung
der Fabrikgesetzgebung fordert derart, dafs Streikbrecher,
die aus dem Auslande eingeführt werden, von Sciten der
Regierung in ähnlicher Weise behandelt werden, wie dies in
den Vereinigten Staaten und den britischen Kolonien auf Grund
der dort bestehenden Arbeitvertragsgesetze erfolgt. Der
Präsident des diesjährigen Kongresses war das Parlaments-
mitglied D. I. Shackleton, der entgegen dem bisherigen
Brauch auch für den nächsten Kongrefs, der in Ipswich
stattfinden soll, gewählt wurde. Die Wahl der Mitglieder
für den „Parlamentarischen Ausschufs“, die oft einen sehr
erregten Verlauf nimmt, verlief diesmal wider Erwarten
ruhig; die Mehrheit der Mitglieder des neuen Ausschusses
gehört der gemäfsigten Richtung an. Dr. L.
Staatliches Technikum Hamburg. Sein neues Programm
hat gegenwärtig das Staatliche Technikum Hamburg fertig-
gestellt, das die Lehrpláne seiner sämtlichen höheren Fach-
schulen für Maschinenbau, Elektrotechnik, Schiffbau und
Schiffsmaschinenbau in engster Anpassung an die praktischen
Bedürfnisse der Industrie neu bearbeitet und zugleich seinen
Lehrkörper erheblich vergröfsert hat. Neu ist u. a. die Aus-
gestaltung der Schiffbau- und Schiftsmaschinenbaulehrpláne
nach der Richtung der Kriegsmarine und die stärkere
Betonung des Schwachstromes in der elektrotechnischen
Schule. Der Unterrricht wird von Spezialisten der betreffenden
Fächer erteilt. Es sei erwähnt, dafs das Staatliche Technikum
Hamburg die einzige technische Mittelschule Deutschlands
ist, die für jede der vier llauptrichtungen des weiten
Gebietes der Metallindustrie, nämlich Maschinenbau, Elektro-
technik, Schiffbau und Schiffsmaschinenbau, eine selbständige
höhere Fachschule besitzt.
Der Eigentumsvorbehalt an Maschinen auf dem deutschen
Juristentag nach einer Mitteilung des Vereins Deutscher
Werkzeugmaschinen-Fabriken in Düsseldorf. Die im Bereich
des Maschinenbaues in den letzten Jahren viel erörterte
Frage des Eigentumsvorbehaltes an Maschinen ist
auch auf dem in den Tagen vom 9. bis 12. September in
Karlsruhe stattgehabten deutschen Juristentag zur
Sprache gekommen. Es handelt sich bekanntlich darum, ob
dieser Eigentumsvorbchalt, der durch das B. G. B. scit dem
Jahre 1900 mehr oder weniger unwirksam geworden ist,
wieder zu Recht geltend gemacht werden kann. Nach der
Rechtsprechung des Reichsgerichts, die die in Frage
kommenden Maschinen meist als „wesentlichen Bestandteil“
kennzeichnet, der nach dem B. G. B. nicht Gegenstand
besonderer Rechte sein kann, erscheint der beteiligten
Geschaftswelt überwiegend eine Aenderung des Gesetzes
notwendig, während nur ein kleinerer Teil der wirtschaft-
lichen Körperschaften, die sich auf eine im vorigen Jahre
vom Reichsjustizamt veranstaltete Umfrage geäufsert haben,
eine Aenderung der Rechtsprechung befürwortet. Auch in
den Kreisen der Rechtsgelehrten dürften diese beiden Auf-
fassungen Vertreter finden, zumal nachdem das Reichs-
gericht in neueren Entscheidungen anscheinend bemüht war,
den Beschwerden der von seiner Auslegung des Gesetzes
betroffenen Geschäftswelt einigermafsen Rechnung zu tragen,
indem es die Verkehrsauffassung für die Feststellung der
Begriffe Bestandteil (der den Vorbehalt ausschliefst) und
Zubehör (der ihn zuläfst) als mafsgebend betrachtet wissen
wollte. Soviel bekannt, neigt von den Rechtsgelehrten, die
sich mit der Frage näher beschäftigen, Professor Krückmann
(Münster) zu der Ansicht, dafs durch die Rechtsprechung
das von den Maschinenfabrikanten empfundene Üebel beseitigt
werden könnte, Professor Lenel (Freiburg i. Br.) dagegen
zu der, dafs eine Gesetzesänderung nötig sei. Diese letztere
Anschauung wird auch von solchen Rechtskundigen vertreten,
die Rechtsstreite über den Eigentumsvorbehalt geführt haben.
Sie ist auch die der fachwirtschaftlichen Körperschaften des
Maschinenzweiges. Namentlich hat sie seit vielen Jahren
der Verein deutscher Werkzcugmaschinenfabriken vertreten,
der auch zuerst im Zentralverband deutscher Industrieller
die Lösung der Frage in diesem Sinne zur Sprache brachte.
Im vorigen Jahre hat sich auch der vorgenannte grofse
wirtschaftliche Verein einstimmig dafür ausgesprochen, nach-
dem Professor Dr. Leidig sie in einem eingehenden Bericht
begründet hatte. Es liegt ja auch auf der Hand, dafs nicht
die jeweilige Ansicht des Gerichtes, sondern nur die klare
Bestimmung des Gesetzes zuverlässiges und sicheres Recht
schaffen kann. Anderseits kann über das wirtschaftliche
Bedürfnis zur Anwendung des Eigentumsvorbehaltes kein
Zweifel bestehen. Es ist durch zahlreiche Gutachten der
wirtschaftlichen Interessenvertretungen in Beantwortung der
bekannten Einzelfragen des Reichsjustizamts überzeugend
festgestellt worden, dafs ohne Zulässigkeit des Eigentums-
vorbehaltes viele kapitalschwache Handwerker und andere
Unternehmer nicht imstande sein würden, sich die Maschinen
zu beschaffen, deren sie heutzutage zur wirtschaftlichen
Ausübung ihrer Betriebe notwendigerweise bedürfen. Auf
dieses Bedürfnis ist ja auch die mit der Gewerbeförderungs-
Anstalt der Rheinprovinz in Köln in ursächlichem Zusammen-
hang stehende Genossenschaft zurückzuführen, deren Er-
richtung sich Provinz, Städte und Handwerkskammern im
Rheinland angelegen sein lassen. Was hier durch den
Genossenschaftsgedanken bewirkt werden soll, námlich die
Kreditgewährung auf sicherer Grundlage, das wurde vor
Erlafs des B.G.B. durch den bis dahin unbeschränkt zu-
lässigen Eigentumsvorbehalt ermöglicht und mufs auch ferner-
hin wieder in dem vielgestaltigen Geschäftsverkehr ermög-
licht werden, wenn der soziale und wirtschaftliche
Zweck der Förderung tüchtiger, aufstrebender Kleingewerbe-
treibender und anderer kapitalschwacher, aber persönlich
zuverlässiger Unternehmer erreicht werden soll.
Geschäftliche Nachrichten.
Continentale Gesellschaft für elektrische Unternehmungen
in Nürnberg. In der Gencralversammlung erklärte der
Generaldirektor Geh. Kommerzienrat Petri, dafs die Unter-
nehmungen der Gesellschaft weiter eine günstige Entwicklung
zu nehmen versprächen, zumal im laufenden Geschäftsjahre
die Materialpreise eine gewisse rückläufige Tendenz zeigten.
Es sei daher auch für das laufende Geschäftsjahr wieder
ein befriedigendes Ergebnis zu erwarten, wenn die wirt-
schaftliche Lage sich nicht wesentlich verschärfe, und unter
der Voraussetzung, dafs die vielfach erörterte Elektrizitats-
steuer nicht zustande komme, da sie recht ungünstig wirken
würde. Die elektrischen Unternehmungen, und das scheine
ihm im allgemeinen von ganz Deutschland zu gelten, seien
noch nicht so weit, dafs man sie jetzt schon mit einer Steuer
belasten könne. Die deutschen Kleinbahnen hätten bisher
nur einen durchschnittlichen Ueberschufs von 21/, pCt. er-
geben, woraus noch die Rückstellungen zu decken waren.
Das zeige klar, dafs die Kleinbahnen in ihrem Strombezuge
nicht verteuert werden dürften, und eine Elektrizitatssteuer
würde daher ebenso verkehrt wirken, wie die Fahrkarten-
steuer bei den Eisenbahnen. Hierauf wurde der Abschlufs
genehmigt und die Dividende für die Vorzugsaktien auf
4 pCt. (i. V. 31/, pCt.) festgesetzt. (Berl. Actionair.)
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Ernannt: zum 1. Oktober d. J. zum Militarbauinspektor
der Reg.-Baumeister Keim in Königsberg 1. Pr. unter Ueber-
weisung als techn. Hilfsarbeiter zur Intendantur des 1. Armee-
KOrps.
Militarbauverwaltung Bayern.
Verliehen: der Titel und Rang eines Baurats dem
Militarbauinspektor Meifs des Militärbauamts Augsburg I.
170 (No, 752]
Preufsen.
Ernannt: zum Geh. Regierungsrat und Vortragenden
Rat im Minist. d. öffentl. Arbeiten der Regierungsrat
Richard v. Schaewen, Mitglied der Kgl. Eisenbahndirektion
in Erfurt.
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem Reg.-
und Baurat Böhme, bisher Vorstand der Betriebsinspektion
Königsberg N.-M. und der Charakter als Baurat dem Direktor
der Brölthaler Eisenbahn-Aktiengesellschaft Arthur Mazura
in Hennef a. Sieg.
Beigelegt: das Prädikat Professor dem Privatdozenten
an der Techn. Hochschule in Danzig Dr. Karl Mollwo und
dem Dozenten an der Techn. Hochschule in Aachen
Dr. Richard Passow.
Uebertragen: die Verwaltung der Werkstätten-
inspektion 2 in Darmstadt dem Grofsherzogl. hessischen
Eisenbahnbauinspektor Cramer, bisher Vorstand der Werk-
stätteninspektion 1 daselbst.
Betraut: mit der Wahrnehmung der Gescháf:e des
Vorstandes der Werkstátteninspektion 1 in Darmstadt der
Grofsherzogl. hessische Eisenbahnbauinspektor Brandes da-
selbst und mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Vor-
standes der in Wongrowitz neu errichteten Betriebsinspektion 2
der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Rexilius daselbst.
Ueberwiesen: der Reg.-Baumeister des Wasser- und
Strafsenbaufaches Mayburg von der Generalkommission in
Düsseldorf dem Meliorationsbauamt I in Düsseldorf.
Versetzt: die Reg.- und Bauräte Fritz Wolff, bisher
in Neifse, als Mitglied (aufırw.) der Eisenbahndirektion nach
Kattowitz, Julius Berns, bisher in Kottbus, als Vorstand der
Betriebsinspektion 2 nach Magdeburg, Prior, bisher in Saar-
brücken, als Vorstand der Betricbsinspektion 1 nach Köln-
Deutz und August Berns, bisher in Kreuzburg O.-S., als
Vorstand einer Werkstätteninspektion bei der Eisenbahn-
Hauptwerkstätte nach Potsdam;
die Eisenbahnbauinspektoren Ritze, bisher in Bremen,
als Vorstand der Maschineninspektion I nach Magdeburg,
Humbert, bisher in Weifsenfels, als Vorstand der Maschinen-
inspektion 1 nach Bremen, Hasse, bisher in Wittenberge,
als Vorstand der Maschineninspektion nach Neifse, Seyfferth,
bisher in Potsdam, als Vorstand der Maschineninspektion
nach Kreuzburg O.-S., v. Glinski, bisher in Halle a.d. S.,
als Vorstand (auftrw.) der Maschineninspektion nach Weifsen-
fels, Grabe, bisher in Hannover, zur, Werkstätteninspektion
nach Eberswalde, Ruthemeyer, bisher in Berlin, nach Sagan
als Vorstand (auftrw.) der daselbst neu errichteten Maschinen-
inspektion, Israel, bisher in Königsberg 1. Pr., als Vorstand
(auftrw.) einer Werkstätteninspektion bei der Eisenbahn-
Hauptwerkstátte nach Wittenberge und Wieszner, bisher in
Breslau, zum Eisenbahn-Zentralamt nach Berlin;
die Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren Prelle, bisher
in (lagen, als Vorstand der Betriebsinspektion 2 nach Breslau,
Scheffer, bisher in Oberlalınstein, als Vorstand der Betriebs-
inspektion nach Koesfeld, Bund, bisher in Köln-Deutz, als
Mitglied (auftrw.) der Eisenbahndirektion nach Magdeburg,
Holland, bisher in Hohensalza, nach Wongrowitz als Vorstand
der dorthin verlegten bisherigen Betriebsinspektion 2 in
Hohensalza (Betricbsinspektion Wongrowitz 1), Karl Lemcke,
bisher in Boppard, als Vorstand der Betriebsinspektion 2
nach Duisburg, Schreher, bisher in Waldbröl, als Vorstand
der Betriebsinspektion 3 nach Kottbus, Weigelt, bisher in
Hoyerswerda, als Vorstand (auftrw.) der Betriebsinspektion 2
nach Hagen, Heinrich, bisher in Leipzig, als Vorstand (auftrw.)
der Betriebsinspektion 1 nach Saarbrücken, Wolfnagen,
bisher in Marggrabowa, als Vorstand (auttrw.) der Betriebs-
inspektion nach Oberlahnstein, Haupt, bisher in Marienwerder,
zur Eisenbahndirektion nach Kassel, Ziemeck, bisher ın
Münsterwalde, als Vorstand der Bauabt. nach Marienwerder,
Tecklenburg, bisher in Delitzsch, zur Eisenbahndirektion nach
Frankfurt a. M., Hilleke, bisher in Johannisburg, zur Eisen-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
۱
[15. Oktober 1908۱
bahndirektion nach Köln, Willy Lehmann, bisher in Berlin,
nach Pankow als Vorstand der daselbst neu errichteten
Bauabt., Siebels, bisher in Köln, nach Jülich als Vorstand
der daselbst neu errichteten Bauabt., Haack, bisher in Mainz,
nach Darmstadt, Gödecke, bisher in Birnbaum, nach Koschmin
als Vorstand der daselbst neu errichteten Bauabt. und
Spiesecke, bisher in Posen, zur Eisenbahndirektion nach
Erfurt; `
die Reg.-Baumeister Le Blanc, bisher in Königsberg i. Pr.,
zum Eisenbahn-Zentralamt mit dem Wohnsitz in Osnabrück
(Maschinenbaufach), Görs, bisher in Erfurt, in den Bezirk der
Eisenbahndirektion nach Bromberg (Eisenbahnbaufach),
Baumann von Lissa nach Stendal und Mahlberg von Kassel
nach Hofgeismar (Hochbaufach);
ferner der Bibliothekar an der Kgl. Bibliothek in Berlin
Professor Dr. Simon in gleicher Eigenschaft an die Bibliothek
der Techn. Hochschule daselbst.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Reg.-Baumeistern Franz Kraefft in
Schneidemühl, Otto Sperling in Oppeln (Wasser- und Strafsen-
baufach), Joseph Wiemers in Trier und Wilhelm Schmetzer
in Dessau (Hochbaufach).
AusdemStaatseisenbahndiensteausgeschieden:
infolge dauernder Uebernahme zur Wasserbauverwaltung
die Reg.-Baumeister des Maschinenbaufaches Max Buchholz
in Oderberg, Alfred Müller in Stettin und Felix Wermser in
Geestemünde.
In den Ruhestand getreten: der Ober- und Geh.
Baurat Caesar, bisher bei der Eisenbahndirektion in Altona,
die Geh. Bauräte Reichmann, bisher Mitglied der Eisenbahn-
direktion in Elberfeld, Wessel, bisher Mitglied der Eisenbahn-
direktion in Köln, Alken, bisher Mitglied der Eisenbahn-
direktion in Hannover, und von den Bercken, bisher Vorstand
der Betriebsinspektion 10 in Berlin sowie der Reg.- und
Baurat Böhme, bisher Vorstand der Betriebsinspektion
Königsberg N.-M.
Bayern.
Befördert: zu Ministerialräten im Staatsminist. für
Verkehrsangelegenheiten die Oberregierungsráte in diesem
Staatsminist. Johann Wicklein und Heinrich Zeulmann sowie
zum Regierungsrat im Staatsminist. für Verkehrsangelegen-
heiten der Direktionsrat in diesem Staatsminist. Albert
Hübler. |
Versetzt: der Direktionsasscssor Otto Zintgraf in
Augsburg in seiner bisherigen Diensteigenschaft zur Bahn-
station Nördlingen unter Uebertragung der Funktion des
Vorstandes.
Baden.
Ernannt: zum Vorstand der Wasser- und Strafsenbau-
inspektion Sinsheim unter Verleihung des Titels Wasser-
und Strafsenbauinspektor der Reg.-Baumeister Emil Kerler
in Lahr.
Auf sein Ansuchen aus dem staatlichen Dienste
entlassen: der Wasser- und Strafsenbauinspektor Wilhelm
Kern in Mannheim.
kel. Sachs. Technisch Hochsehnle
Das Wintersemester 1908/09 beginnt
Dienstag, den 13. Oktober 1908. Anmel-
dungen zum Eintritt vom 9. Oktober ab. Das
Vorlesungsverzeichnis samt Stunden- und
Studienplänen ist gegen Einsendung von 60 Pfg.
(Ausland I Mark) vom Sekretariate und von
Dressel’s Buchhandlung, Dresden. A. zu be-
ziehen.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt IL. Glaser, Berlin
Druck von Gebrüder Grunert. Berlin.
i
(1. November 1908۱ GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 753] 171
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure
- Versammlung am 26. Mai 1908
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr.- Ina. Wichert — Schriftführer: Herr Geheimer Kommissionsrat F. C. Glaser
Vortrag des Eisenbahn-
bauinspektors von Glinski über:
Elektrische Licht- und Kraft-
anlagen im Anschluls an das
Kraftwerk Altona und der
Betriebs- und Werkstátten-
Bahnhof Ohlsdorf.
(Fortsetzung.)
Allgemeines.
Abb. 4 auf Tafel 8 stellt
die Anordnung der Beleuch-
tungsanlagen für die Bahnhöfe
Berliner "Tor, Landwehr und
Hasselbrook mit Angabe der
Kosten für die Anlagen ohne
Beleuchtungskörper dar. Die
Bahnsteiglampen, 50 kerzige
Osramlampen, sind einzeln dar-
gestellt. Für die verschiedenen
Gebäude ist nur die Gesamt-
‚zahl der Kohlenfaden - Glüh-
lampen angegeben. Auf jedem
Bahnhof ıst ein Bogenlampen-
kreis von 110 Volt vorhanden,
je zwei Lampen dienen zur
Beleuchtung der Eingangshalle,
während die dritte Lampe
draufsen den Eingang be-
leuchtet.
Abb. 7 zeigt die ۰
nung der Bogenlampen in den
Innen- und den Bahnhofshallen
des Hauptbahnhofs Hamburg.
Bei jeder Lampe ist die Strom-
stärke und die Höhe des Brenn-
punkts über dem Fufsboden
angegeben.
Die grofse Zahl von Lampen
war nicht nur wegen der hohen
Anforderungen an die Beleuch-
tung, sondern auch deshalb
notwendig, weil der Anstrich
in den Hallen des Hauptbahn-
hofs Hamburg das Licht stark
schluckt.
Zur Kennzeichnung des
Umfangs der elektrischen An-
lagen auf gröfseren Bahnhöfen
sollen für den Hauptbahnhof
Hamburg noch folgende Zahlen
genannt werden: Die Be-
leuchtungsanlage umfalst für
Wechselstrom 106 Bogen- und
1825 Glühlampen, für die Gleich-
stromnotbeleuchtung 6 Bogen-
und 84 Glühlampen. Die Kosten
der Wechselstrombeleuchtung
betragen rund 147000 M ein-
schliefslich eines Betrages von
rund 29000 M für Beleuch-
tungskörper ohne Bogenlampen
und von 16500 M für Maurer-
und Stemmarbeiten; für die
Gleichstromnotbeleuchtung sind
rund 11000 M aufgewendet
worden.
Für die gesamten elek-
trischen Anlagen des Bahnhofs
mit Ausschlufs der elektrischen
Weichen- und Signalstellung
Abb. 7.
(Hierzu Tafel 7—16 sowie 20 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 166)
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— Nachdruck des Inhaltes verboten. —
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47
1500.
Anordnung der Bogenlampen im Hauptbahnhof Hamburg. Maísstab 1:
172 [No. 753 GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [1. November 1908)
تا
D
€
LLM
Gegenstand Material | Bemerkung
Kolben . . . . Ph. Br. —
Welle . . . . S. M. St. hárten
Schieber . . . Stahl ۲
Druckscheiben . S
Hydraulischer Motor.
sind rund 58 km Kabel und Leitungen
mit rund 8300 kg Kupfer verwendet. Abb. 10.
_ Eigenartige Aufgaben, auf die hier
leider nicht näher eingegangen werden
kann, waren bei der Umwandlung vor-
handener Gleichstrombeleuchtungsanlagen
für den Betrieb mit Wechselstrom auf
den Bahnhöfen Langenfelde und Altona
Hauptbahnhof zu lösen.
In Langenfelde lagen die Bogen-
lampen zu 10 an rund 500 Volt; in Altona,
wo drei Transformatorstationen die ver-
schiedenen Bezirke des Bahnhofs speisen,
konnten nicht alle Transformatorstationen
da errichtet werden, wo sich Jie Speise-
punkte der Gleichstromanlage befanden.
Daher waren erhebliche Abänderungen
der vorhandenen Anlagen notwendig, die
ohne Störung oder Verringerung der Be-
leuchtung ausgeführt werden mufsten.
Auch war mit Rücksicht auf die Ver-
bandsvorschriften die Verlegungsart ein-
zelner Leitungen abzuändern.
Die elektrischen Anlagen der Haupt-
bahnhöfe Hamburg und Altona sind von
der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft,
diejenigen der Bahnhöfe Berliner Tor bis
Ohlsdorf von den Hanseatischen Siemens-
Schuckert-Werken hergestellt.
Ueber die Erzeugungskosten des elek- Ansicht der Förderbandanlage auf dem Bahnsteig.
trischen Stromes liegen endgültige Zahlen
noch nicht vor, weil das Kraftwerk Altona noch nicht deren Einheitskosten einschl. Tilgung und Zinsen sich
ein Jahr lang voll belastet war. Im Rechnungsjahr 1907 auf rund 7'.2 Pf. stellen. Bei voller Belastung wird das
sind rund 5%: Millionen Kilowatt-Stunden erzeugt, Kraftwerk in einem Jahr etwa 16 Millionen Kilowatt-
[1. November 1908]
Stunden zu einem Einheitspreis von etwa 5 Pf. abgeben.
Der niedergespannte Strom an den Sammelschienen der
Transformatorstationen stellt sich um 1?*/: bis 4 Pf. teurer.
Kraftversorgungsanlagen.
Als Beispiele für Kraftversorgungsanlagen von
Bahnhöfen sollen die Kraftanlagen des Hauptbahnhofs
Hamburg und eine Pumpenanlage beim Bahnhof Hassel-
brook beschrieben werden. Die Kraftanlagen des
Hauptbahnhofs Hamburgs umfassen neun Aufzüge
und zwei Förderbänder für die Gepäckförderung, fünf
Personenaufzüge, eine Umformeranlage zur Erzeugung
des Gleichstroms für 24 Ventilatoren, eine Umformer-
anlage zur Erzeugung des Gleichstroms für die elek-
trische Weichen- und Signalstellung und an Hilfs-
maschinen der Bahnhofswirtschaft einen Doppelaufzug
für Bons, einen Handspeisenaufzug, einen elektrisch
betriebenen Speisenaufzug, einen elektrisch betriebenen
Kohlenaufzug, eine Eismaschine, eine Messerputz- und
eine Tellerspülmaschine.
Aus der Abb. 2 auf Tafel 7 ist die Anordnung der
Aufzüge und Förderbänder im Grundrifs ersichtlich.
Jeder der fünf Personenbahnsteige erhält z. Z. einen
Personenaufzug. Die neun Gepäckaufzüge, zu denen
demnächst noch ein zehnter für den Personenbahnsteig V
kommen wird, sind auf Personen- und Dienstbahnsteige
nach den Anforderungen des Gepäckverkehrs verteilt.
Zur Unterstützung der Gepäckaufzüge sind zwei Förder-
bandanlagen vorgesehen, die eine für den Verkehr von
Berlin und Lübeck, die andere für den Verkehr von
Hannover, Bremen, Cuxhafen und von Norden (Kiel,
Flensburg, Husum). Die Speisenaufzüge verbinden die
Küchen- mit den Wirtschattsraumen der Bahnhofswirt-
schaft; der Kohlenaufzug vermittelt den Verkehr zwischen
Strafse und Küche.
Der Hauptbahnhof liegt im Einschnitt. Die Innen-
hallen, die Wartesäle und die Gepäckabfertigung liegen
über den Gleisen. Die Westseite enthält die Gepäck-
annahme, die Ostseite die Gepäckausgabe; Annahme
und Ausgabe sind durch den Gepäckgang verbunden,
an dem die Gepäckaufzüge liegen. Die Förderbänder
schaffen das Gepäck nur von den Bahnsteigen zu der
Gepäckausgabe.
Gepäckbänder.
Tafel 9 stellt die Gesamtanordnung der Gepäck-
bänder genauer dar. Ihre Anlage ist insofern neu und
eigenartig, als das Gepäck selbsttätig um 90 Grad
gedreht wird. Bei der Förderbandanlage auf dem End-
bahnhof der Paris-Orleans-Bahn am Quai d’Orsay in
Paris werden die Gepäckstücke durch die Förderbänder
auf Rutschen. gebracht, von denen sie durch Menschen-
hände auf bewegliche Gepäcktische gelegt werden, die
ungefähr senkrecht zu den Förderbändern laufen. Bei
den Förderbandanlagen des Hauptbahnhofs Hamburg
gelangt das Gepäck vom Aufgabetisch mit sechs an-
getriebenen Rollen zu dem steigenden Band und wird
von diesem zu der Wendestation gefördert, die mit
Hilfe angetriebener konischer Rollen die Stücke um
90 Grad dreht und dem horizontalen Band zuführt, auf
dem sie zum Abnahmetisch gelangen.
Die Bänder sind Balatagurte von 1000 mm Breite
mit Baumwolleinlagen.
Tafel 10 zeigt den Aufgabetisch mit der Spann-
vorrichtung des steigenden Bandes. Auf der Welle
eines Elektromotors sitzen sechs Schnecken, zwei mit
zwei, zwei mit drei und zwei mit vier Gängen, die je
eine Rolle des Aufgabetisches durch ein Schneckenrad
antreiben. Die Rollen haben eine verschiedene
Geschwindigkeit, um die Gepäckstücke allmählich zu
beschleunigen.
Tafel 11 stellt die Ausführung der Steigbänder dar.
Das eine hat eine Steigung von 19'/s Grad, das andere
von 21 Grad, entsprechend einem Reibungsbeiwert von
1 1
29 — 2,6.
Schwierigkeiten infolge Rutschens von Gepäckstücken
sind nicht vorgekommen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Abb. 9.
(No, 753} 173
of
5:
CUE
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Som S °
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a e a =
wae E, ee
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AAA FALLE
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۱۳-290 =
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174 [No. 753]
Tafel 12 gibt ein Bild der Wendestation mit einem
Elektromotor zum Antrieb des Steigbandes und zur
Erzeugung des Prefsöls für die Pittlermotore, ‘welche
die konischen Rollen antreiben.
Die Gepäckstücke werden sicher und richtig gedreht,
sodals sie fast nie gegen die innere oder die äufsere
Begrenzungswand stolsen.
Die konischen Rollen sind verhältnismäfsig tief
unter der Oberkante der Treibrolle des Steigbandes
angeordnet, um einen sicheren Uebergang der Gepäck-
Abb. 11.
Aufsenansicht einer Wendestation.
Abb. 12.
Ansicht der Abnahmetische.
stücke auf die Rollen zu gewährleisten. Nach den
gewonnenen Erfahrungen könnten die Rollen auch
höher sitzen, sodafs eine solche Wendestation wohl
auch für Gepäckbeförderung nach beiden Richtungen
ausgeführt werden könnte.
Abb. 8 gibt einen Schnitt der Pittlermaschine. Die
Schieber in der umlaufenden Scheibe bilden mit dieser,
dem Umfangszylinder und den schrägen Flächen der
Stirnplatten Räume, die ihren Inhalt beim Umlauf der
Maschine verändern, sodals bei geeigneter Anordnung
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
H
[1. November 1908]
des Zu- und Abflusses die Maschine sowohl als Pumpe
wie als Motor laufen kann.
Abb. 9 stellt den Abnahmetisch mit dem Antriebs-
motor und der Spannvorrichtung für das horizontale
Band dar.
Die Schaltanlage für die drei Elektromotoren des
Aufgabetisches, der Wendestation und des Abnahme-
tisches befindet sich auf dem Bahnsteig neben dem
Aufgabetisch.
Abb. 10 gibt ein Bild der Anlagen auf dem Bahn-
steig; der Schrank, in dem die Schalt-
anlage sitzt, ist rechts vom Aufgabe-
tisch sichtbar. Nachträglich hat der
obere Teil der Steigbánder eine Ab-
deckung erhalten und die Durchbruch-
stelle durch die Erdgeschofsdecke hat
möglichst dicht abgeschlossen werden
müssen, um zu verhindern, dafs Rauch
und Qualm in den Gepäckgang dringt.
Abb.11 zeigt die Aufsenansicht einer
Wendestation, deren Pittlermotore in
Wirklichkeit eingekleidet sind, mit
einem Blick in den Gepäckgang.
Abb. 12 bietet eine Ansicht der
Abnahmetische.
Die Geschwindigkeit der Steig-
bänder beträgt rund 1?/io m in der
Sekunde, der horizontalen Bänder rund
l’/, m. Die Stromaufnahme beträgt bei
Leerlauf rund 15 KVA für die eine und
rund 20 KVA für die andere Gepäck-
bandanlage, sie steigt bei voller Be-
lastung etwa um 10 pCt. Die Zahlen
gelten für mittlere Temperaturen. Bei
scharfem Frost steigt die Stromaufnahme
stark an.
Der Betrieb der F örderbänder geht
folgendermafsen vor sich: Vom Bahn-
steig klingelt ein Gepäckträger die
Gepäckausgabe an. Sobald ihm ein
Klingelzeichen dafür gegeben ist, dafs
ein Mann zur Bedienung des Abnahme-
tisches bereit steht, setzt er die An-
lage in Gang. Nachdem das letzte
Gepäckstück aufgegeben ist, kündigt er
dies der Gepäckausgabe an. Der Mann
am Abnahmetisch gibt dann ein Klingel-
zeichen, sobald das letzte Gepäckstück
angekommen ist, worauf die Anlage
abgestellt wird.
Eine Gepäckbandanlage in Gang zu
setzen, verlohnt sich erst für die Beför-
derung vieler Gepäckstücke. Den Gepäck-
trägern mufste verboten werden, sie
für weniger als sechs und für solche
Gepäckstücke zu benutzen, die ganz
oder zum Teil zwischen die Rollen ge-
raten können; anfangs wurden den
Bändern sogar Gepäckscheine zur Be-
förderung anvertraut. Die Gepäckband-
törderanlagen haben sich in jeder Be-
ziehung bewährt. Nach den bisherigen
Erfahrungen ist für die Ausführung der
Einzelteile, die mit den Gepäckstücken
in Berührung kommen sollen oder
können, so widerstandsfähiges Material
wie möglich zu verwenden.
Die Gepäckbänder sind von Unruh
& Liebig geliefert, ihre elektrische Aus-
rüstung von der Allgemeinen Elektri-
citats-Gesellschatt, die Pittlermaschinen von der Uni-
. versal-Rundlaufmaschine G. m. b. H., Berlin. Die Kosten
des maschinellen und elektrischen Teils haben ein-
schliefslich der Aufstellung rund 77000 M betragen,
die Kosten der Fundamente, der Maurer- und Stemm-
arbeiten rund 5000 M.
Gepäckaufzüge.
Die vorhandenen neun Gepäckaufzüge fördern
zwischen dem Gepäckgang und den Bahnsteigen; sie
]1, November 1908]
Schnitt A—B
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Abb. 13.
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[No. 753]
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Grundrifs in Bahnsteighöhe.
sind Spindelaufzüge für 1000 kg Last mit unmittelbarem
elektrischen Antrieb und Druckknopfsteuerung.
Abb. 13 gibt eine Zusammenstellungszeichnung
eines Gepáckaufzugs. In einer unter dem Bahnsteig
liegenden Maschinenkammer arbeitet ein Motor durch
eine Schneckenübertragung auf die Mutter der Spindel,
welche die durch Gegengewichte entlastete Aufzugs-
bühne bewegt.
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1/4
Elektrischer Gepäckaufzug
im Empfangsgebäude auf
Hauptbahnhof Hamburg.
Tragkraft 1000 kg. ۱ سر
Förderhöhe 5,82 m. \
WS Fördergeschwindigkeit 0,4 ۰
Malsstab 1:75.
Abb. 14 zeigt das Schaltbild der Druckknopf-
steuerung. Der Anstofs zur Fahrt wird von einem der
Druckknöpfe gegeben, indem der Steuerstrom je nach
der Stellung des Steuerungsumschalters » in eine der
beiden Spulen des Stockwerksumschalters Q gesandt
wird. _ schaltet die Steuermotore O in der einen oder
der anderen Richtung ein. Diese Motore stellen den
Fahrschalter @ richtig ein, lüften die Bremsen und
۵ by Google
176 (No, 753)
schliefsen den Hauptstrom. Am Hubende schaltet der
Aufzug den Hauptstrom und den Steuerstrom mechanisch
aus. Auf alle Einzelheiten der Schaltung kann nicht
eingegangen werden.
Einer von den Gepäckaufzügen arbeitet zwischen
drei Höhen, da sich an ihn
auf beiden Seiten Bahnsteige
anschliefsen, die verschieden
hoch liegen. Durch eine
verhältnismäfsig geringe Er-
weiterung der Druckknopf- fahrkord
steuerung ist es ermöglicht
worden, dafs der Aufzug eni-
weder zwischen dem Gepäck- ES ruckteno of
gang und dem einen oder
dem anderen Bahnsteig fahrt.
Eine Fahrt unmittelbar von
einem Bahnsteig zum anderen
ist nicht möglich. :
Die Kosten für den von
Flohr gelieferten maschinellen با
und den von den Felten & d
Guilleaume - Lahmeyerwerken Lëps a
gelieferten elektrischen Teil NY
der neun Gepäckaufzüge be-
tragen rund 78000 M, die
Kosten für die baulichen Ar-
beiten rund 35000 M, insge-
samt 113 000 M. Die Aufzüge
haben den Anforderungen des
Betriebes entsprochen.
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GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
]1. November 1908]
aufzúge; ihr Fahrkorb hat einen Grundrifs von
2000 x 1500 mm.
Die auf dem Hauptbahnhof Hamburg vorhandenen
Umformeranlagen bieten nichts Neues.
Zur Bedienung und Instandhaltung der elektrischen
Abb. 14.
Druckknopf
Türsicherung
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Druckknopf
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lursicherung
Schaltungsschema für
Einphasenwechselstrom-
Gepäckaufzüge.
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Der Stromstofs beim Einhalten erreicht etwa und maschinellen Anlagen des Hauptbahnhofs Hamburg
30 KVA, die Stromaufnahme während der Fahrt etwa
10 KVA. Die Hubgeschwindigkeit ist rund 0,4 m Sekunde.
Die Speisenaufzüge und der Kohlenaufzug sind
Seilaufzüge.
Von den fünf Personenaufzügen, an denen z. Z.
gearbeitet wird, sind zwei Seilaufzüge und drei Spindel-
ist ein Maschinist mit zwei Maschinenwärtern, zwei
Schlossern und drei Bogenlampenwärtern vorgesehen.
Die elektrischen Anlagen der Bahnhöfe Berliner Tor
bis Ohlsdorf werden vom Stationspersonal bedient und
von einem Wanderwärter in Stand gehalten.
(Schlufs folgt.)
Die Lokomotiven auf der Mailänder Weltausstellung 1906
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 22. Januar 1907
vom Regierungsbaumeister Schwarze, Essen a. d. R.
(Mit 15 Abbildungen)
(Schlufs von Seite 204 in Band 62)
Weiter hat die Firma Gio. Ansaldo Armstrong &
Cie noch eine 3/4 gek. Verbundschnellzuglokomotive
der italienischen Staatsbahn ausgestellt. Abb. 79 zeigt
die mit dem hohen Kessel, dem grofsen Zwischenraum
zwischen Rahmen und Kessel, und mit dem vorderen
einachsigen schweren Drehgestell ein ganz charak-
teristisches Aussehen bietende Lokomotive. Die Bauart,
die die Nummer 630 trägt, stammt noch von der vor
einiger Zeit verstaatlichten adriatischen Bahn her.
Die beiden Dampfzylinder liegen innen und zwar
der Hochdruckzylinder links, der Niederdruckzylinder
rechts (s. Abb. 80). Beide haben Kolbenschieber, deren
aufsen liegenden Gehäuse durch die wulstförmig herum-
gelegten Dampfkanäle und Dampfkammern mit der
(1. November 1908]
—— |
Verkleidung fast so grofs wie die Dampfzylinder er-
scheinen und áufserlich leicht mit ihnen verwechselt
werden.
Das Drehgestell ist dem von Krauís nachgebildet
und beruht auf demselben Prinzip. Auf der Drehgestell-
achse sitzen Scheibenräder.
Die Feuerbüchse hat eine schräge Rückwand. Der
Rost liegt etwa auf nu seiner Lange wagerecht und
nur auf dem letzten Drittel schräg. Die Gesamtheiz-
ff 79
R — 12.
Von derselben Firma stammt noch eine 3/5 gek.
Tenderlokomotive für die Sizilianische Eisen-
bahngesellschaft (Abb. 81).
Sowohl in Bezug auf die Achsanordnung als auch
in Bezug auf die Verteilung der Gewichte auf die
Achsen ist die Lokomotive durchaus symmetrisch gebaut,
damit sie gleich gut vor- wie rückwärts fahren kann.
fläche ist mit 174 qm verhältnismäfsig grofs,
Abb.
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GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
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177
Die Abb. 82 bis 85 zeigen uns eine 4/6 gek. Ver-
bundlokomotive der Firma Officcini meccanichi
gia Miani Silvestri & Cie, Mailand. Die Loko-
motive gehört der italienischen Staatsbahn, doch stammt
die Bauart wie vielleicht überhaupt die ganze Lokomotive
selbst noch von der früheren Mittelmeerbahn her. Die
Gesamtanordnung geht aus den Abb. 82 bis 5
hervor. Der Langkessel stützt sich mit der Rauch-
kammer auf ein zweiachsiges, Drehgestell. Es ähnelt
bezüglich der Rückstellung durch Wiegenaufhängung
und sonstigen Bauart dem Drehgestell derselben Bahn-
gesellschaft für die 2/3 gek, Schnellzuglokomotive*),
unterscheidet sich jedoch davon durch die umgekehrte
Anordnung des kugelförmigen Drehzapfens, der hier
nicht am Drehgestell, sondern wie üblich an der eigent-
lichen Lokomotive befestigt ist.
Der Kessel hat eine Belpaire’sche Feuerkiste von
bedeutenden Abmessungen. Die Decke steigt nach
79,
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3/4 gek. Verbund-Schnellzuglokomotive der italienischen Staatsbahn. — A.-G. Gio. Ansaldo Armstrong & Co., Sampierdarena.
Die Achsstánde sind 2,3 m, 1,9 m und 2,3 m. Vorder-
und Hinterachse sind in Krümmungen radial einstellbar.
Die Bauart ähnelt der in der Eisenbahntechnik der
Gegenwart (Band Lokomotiven S. 236 und 238) be-
schriebenen und abgebildeten einstellbaren Laufachse
der 3/4 gek. Güterzuglokomotive der österreichischen
Staatsbahn.
Wie dort sind auch hier die beiden Lagergehäuse
mit einander durch eine Platte P verbunden (s. Abb. 81).
Sie hat in der Mitte ein Führungslager für den etwas
kugelförmig abgedrehten Zapfen Z, auf den die schrauben-
formige Rückstellfeder Æ wirkt. Diese ist bei der er-
wähnten österreichischen Lokomotive nachträglich jedoch
als überflüssig entfernt worden.
Die im Ganzen 8 cbm fassenden Wasserbehálter
sind zu beiden Seiten längs des Kessels angebracht.
Zur Aufnahme der Kohlen dient ein besonderer Kasten
hinter dem Führerstande. Die Lokomotive arbeitet mit
Verbundwirkung. Der Hochdruckzylinder (@ 460 mm)
liegt links, der Niederdruckzylinder (@ 700 mm) rechts
aulsen.
In der Ebene soll die Lokomotive mit 200 t Zug-
gewicht 70 km, auf Steigungen bis zu 1:38,5 mit 125 t
schweren Zügen noch 25 km in der Stunde zurücklegen.
vorn zu an, der nur wenig geneigt liegende Rost wird
aus drei Reihen Roststäben gebildet, von denen die
mittlere Reihe als Kipprost A (s. Abb. 82) ausgeführt
ist. Zur Beschickung dienen zwei Feuertúren.
Die äufsere Feuerkiste ist gegenüber dem Lang-
kessel stark überhöht. Der anschliefsende Kesselschufs,
auf dem auch der Dom angeordnet ist, ist in seinem
oberen Teile konisch. Das Auspuffrohr in der Rauch-
kammer zeigt eigenartige Bauart. Es ist nämlich, offen-
bar um den aus den Heizrohren kommenden Gasen
auf ihrem Wege zum Schornstein möglichst wenig
Widerstand entgegenzusetzen, durchbrochen, indem in
das Auspuffrohr 4 (s. Abb. 82 und 85) ein Rohr 2 mit
weiter seitlicher, nach der Rohrwand zugekehrter
Oeffnung C eingebaut ist. Vor derselben ist ein Gitter
angebracht. Es besteht also der wagerechte Querschnitt
des Auspuftrohres oben aus zwei konzentrischen Kreisen,
von denen die innere Kreisfläche für die Heizgase, die
äufsere Kreisringfläche dagegen für das Ausströmen
des Abdampfes dient. Der Rest der Heizgase kann
übrigens, ohne durch dieses Rohr zu gehen, unmittelbar
in den Schornstein entweichen.
*) S. E. T. d. G: Band Lokomotiven.
178 [No. 753)
Die beiden 30 mm starken Rahmenbleche haben
1220 mm Abstand, der sich nach vorn auf 930 mnı ver-
ringert. Zur Rahmenversteifung ist, wie Abb. 82 und
83 erkennen lassen, von Stahlformgufsstücken reichlich
Gebrauch gemacht.
Die Lokomotive arbeitet mit Verbundwirkung. Der
Hochdruckzylinder liegt rechts, der Niederdruckzylinder
links aufsen.
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Zylinderanordnung der Lokomotive Abb. 79.
Die Maschinenfabrik Saronno bei Mailand,
eine Zweigfabrik der deutschen Maschinenfabrik
Efslingen, hat eine 3/3 gekuppelte Güterzuglokomotive
ausgestellt. Ihre Bauart ist noch die der Mittelmeerbahn.
Zylinder und Feuerkiste hängen über die Vorder- bezw.
Hinterachse über. Die Lokomotive arbeitet mit Ver-
bundwirkung.
Wir wenden uns nun zum Schlufs zu der reich-
haltigen Ausstellung der Lokomotiv- und Maschinen-
fabrik von Ernesto Breda in Mailand. Diese Firma
hat nicht weniger als fünf Lokomotiven ausgestellt und
zwar: zwei Strafsenbahnlokomotiven, von denen die
eine Schmalspur, die andere Regelspur hat, zwei 3/3 gek.
Tenderlokomotiven und eine 3/5 gek. Schnellzugloko-
motive.
Die 2/2 gek. Schmalspur-Strafsenbahnloko-
motive „Lodovico“ ist für die Kleinbahn Fassano-
Modovi bestimmt. Der Rahmen reicht tief herunter
und erscheint überflüssig schwer. Die Bleche haben
z. B. zwischen den beiden Achsen trotz 750 mm Höhe
und 20 mm Stärke nur zwei kleine Aussparungen, so-
dafs Querschnitte vorhanden sind, die für grofse Schnell-
zuglokomotiven genügen würden. Die einfachen Muschel,
schieber sind schräg nach vorn geneigt, die Dichtungs-
flächen der Schieberdeckel grade entgegengesetzt,
nämlich schräg nach hinten.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
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[1. November 1908|
Die Lokomotive, deren Bauart im übrigen nichts
besonderes bietet, wiegt im Dienst 18,3 t. Sie kann
angeblich auf Steigungen von 1:50 noch einen Zug
von 47 t mit 10 km und einen Zug von 14 t Gewicht
mit 40 km Geschwindigkeit in der Stunde befördern.
Durch die zwecklos klein gehaltenen Fenster am
Führerstande wird die Beobachtung der Strecke sehr
erschwert.
Für die normalspurige Strafsenbahnloko-
motive „Ghisella“ haben die leistungsfähigen, vor-
trefflich bewährten Strafsenbahnlokomotiven der Société
generale des Chemins de fer Economiques in Brü-sel
als Vorbild gedient, die 1890 sechsunddreifsig Stück
nach Italien lieferte. Die Lokomotive ist sowohl mit
Abb. 81.
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3/5 gek. Tender-Lokomotive der Sizilianischen Bahn.
A.-G. Gio. Ansaldo Armstrong.
Führerstand und Schnitt durch das Drehgestell.
zentraler Zug- und Stofsvorrichtung als auch mit Zug-
haken und zwei Seitenbuffern für Eisenbahnwagen ver-
sehen.
Die beiden innen liegenden Zylinder von 245 mm Y
wirken auf die gekröpfte Hinterachse. Das Gestänge
der Allan-Steuerung ist zum Schutze gegen den Staub
und Schmutz der Strafse mit einem Blechmantel um-
geben.
Von den beiden erwähnten 3/3 gek. Tender-
lokomotiven arbeitet die eine mit Zwillings-, die
andere mit Verbundwirkung. Erstere Lokomotive, die
der Bauart 885 der italienischen Staatsbahn entspricht
und die Dienstnummer 8351 trägt, ist hauptsächlich für
den Verschiebedienst bestimmt. Die beiden Dampf-
zylinder haben 410 mm Durchmesser, liegen vorn
aufsen und hängen über; auch bei der Hinterachse
- Officini meccanichi gia Miani Silvestri € Cie., Mailand.
4,6 gek. Verbundlokomotive der italienischen Staatsbahn (Aufriß).
Abb. 82.
[1. November 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN _ [No. 753] 179
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Abb. 83. Grundriß der Lokomotive Abb. ۰
180 (No, 753| GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN ]1. November 1908]
sind durch den in einem weit ausgebauten Kasten unter- Abb. 85.
gebrachten Kohlenvorrat bedeutende überhängende
Massen vorhanden.
Die 1,4 qm grolse Rostfläche wird etwa zu einem
Drittel durch einen Kipprost und im Uebrigen durch
einen Schüttelrost gebildet. Die Steuerung hat
Heusinger'sche Bauart Sämtliche Tragfedern liegen
unten. Die beiden vorderen sind jederseits durch einen
Ausgleichhebel verbunden.
Die verhältnismäfsig kurzen, dafür jedoch sehr
hohen Wasserkästen liegen zu beiden Seiten des Kessels.
Die Anordnung scheint nicht sehr glücklich, da sie die
Aussicht vom Führerstande durch ihre Höhe sehr be-
einträchtigen.
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Querschnitt und Vorderansicht der Lokomotive Abb. $2.
Abb. 86.
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Schnitt durch die Feuerbüchse der Lokomotive Abb. ۰
Bei der 3/3 gek. Verbund-Tenderlokomotive,
Dienstnummer 8851, liegt der Hochdruckzylinder links,
der Niederdruckzylinder rechts. Das Verbinderrohr steigt
vom Hochdruckzylinder wieder bis zur Rauchkammer-
decke auf und führt erst dann zum Niederdruckzylinder.
Der Grund hierfür dürfte in dem Bestreben zu suchen
sein, einen möglichst grofsen Verbinder zu erhalten.
Der Ilochdruckschieber ist entlastet nach der Bau-
art der amerikanischen Balance-valve-Gesellschaft.
Der Wasserbehälter liegt unter dem Kessel und
reicht tief herunter zwischen den beiden vorderen
Achsen bis auf etwa 350 mm über Schienenoberkante.
Es können 4,5 cbm Wasser darin untergebracht werden.
So ist es möglich gewesen, von der Anbringung seit-
licher Wasserbehälter überhaupt abzusehen. An Kohlen 3,5 gek. Vierzylinder-Verbundlokomotive der italienischen
können nur 1,7 t mitgenommen werden. Das Dienst- Staatsbahn. — A.-G. E. Breda, Mailand.
gewicht der Lokomotive ist 39,7 t. Für die von der Querschnitt durch die beiden Hochdruckzylinder mit dem gemeinsamen
adriatischen Bahn herstammende Bauart haben die Schiebergehäuse.
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]1. November 1908) ` GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 753]
Abb. 87.
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35 gek. Vierzylinder-Schnellzuglokomotive der italienischen Staatsbahn (s. Abb. 86).
Schnitt durch den äufseren Hochdruckzylinder mit Triebwerk.
35 gek. Vierzylinder-Schnellzuglokomotive der italienischen Staatsbahn.
Schnitt durch den äufseren Niederdruckzylinder
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Entlasteter Regler mit Zara’schem Doppelventil.
Schnitt parallel zur ۰ Schnitt senkrecht zur Kesselachse (s. Abb. 89).
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182 [No. 753)
deutschen 3/3 gek. leichten Tenderlokomotiven vielfach
als Vorbild gedient.
Den Beschlufs der hier zu betrachtenden Loko-
motiven macht die ebenfalls von Breda gebaute, sehr
eigenartige 3/5 gek. Vierzylinder-Verbundloko-
motive der italienischen Staatsbahn. Zunächst
fällt der ungewöhnliche Tender auf, der zudem nur zur
Aufnahme des Wassers dient, während die Kohlen auf
der Lokomotive selbst mit untergebracht sind. Der
Tender ist als besonderer, von der Lokomotive voll-
ständig getrennter Kesselwagen ausgeführt. Er ruht
auf drei Achsen und falst 20 com Wasser. Auf dem
Wagenuntergestell sind zwei von einander getrennte
zylindrische Behälter angeordnet, die mit den gewölbten
Böden gegeneinanderstofsen. Der Zwischenraum ist
Abb. 91.
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Achskasten mit beweglichem Gleitschuh nach Zara.
nach aufsen durch ein 5 mm starkes Blech verdeckt,
sodafs scheinbar nur ein grofser Kessel vorhanden ist.
Beide Behälter, deren Durchmesser 1,72 m und deren
Länge aufsen gemessen je 4,476 m beträgt, sind durch
ein Rohr miteinander verbunden.
Soll die Lokomotive längere Strecken rückwärts
fahren, so wird der Wasserwagen umgesetzt, sodaís
also nicht mehr mit dem Tender nach vorn gefahren
zu werden braucht, zu Gunsten einer besseren Ueber-
sichtlichkeit der Strecke. Hierin dürfte aber auch der
einzige Vorteil dieser seltsamen Anordnung zu suchen
sein. Die Wassermenge von 20 cbm steht zudem in
keinem rechten Verhältnis zu der geringen Menge von
Kohlen, die auf dem Führerstande untergebracht werden
müssen.
Auch die Bauart der eigentlichen
weist zahlreiche Seltsamkeiten auf.
Lokomotive
Am meisten ın die
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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[1. November 1908]
Augen fällt zunächst, dafs die Lokomotive bei Vorwärts-
fahrt mit dem Schornstein nach hinten gerichtet ist,
sodafs sich also der Führerstand an der Spitze befindet.
Durch den beigegebenen Wasserwagen ist diese An-
ordnung möglich. Der Führer hat so, wie sich nicht
leugnen läfst, einen sehr guten freien Ueberblick über
die Strecke. Die Einrichtnung auf dem Führerstande
ist derart, dafs die Hebel für den Regler und die Luft-
bremse sowie andere für den Führer wichtige Hand-
griffe vor der mit grofsen Fenstern versehenen Wand W
angebracht sind. Dieselbe ist zur besseren Ueber-
windung des Luftwiderstandes schneidenförmig ausge-
bildet.
An der Lokomotive fällt zunächst weiter auf, dafs
sich das zweiachsige Drehgestell unter der Feuerkiste
und nicht unterder Rauch-
kammer befindet. Es ist
dies jedoch nur die
notwendige Folge der
hier umgekehrt gewählten
Hauptfahrrichtung.
Die Anordnung des
Drehgestells mit seinen
niedrigen Rädern unter
der Feuerkiste erleichtert
übrigens für dieselbe
' beim Entwurf die Wahl
genügend grofser Ab-
messungen sehr, da hier
nicht wie bei den meisten
anderen Lokomotiven
seitlich die grofsen
Kuppelräder hindernd im
Wege stehen. Ein weite-
rer Vorteil dieser Lage
۱ des Drehgestells ist die
| hier leichter zu erzielende
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gröfsere Belastung des
führenden Drehgestells.
Unbequem ist es ander-
seits wieder, dafs der
Drehzapfen unter den
Aschkasten zu liegen
kommt, der daher nicht
tief heruntergeführt wer-
den kann. Hierin dürfte
es auch begründet sein,
dafs die Feuerkiste nicht
nach unten zu noch so-
weit vergröfsert ist, wie
es die kleinen Drek-
gestellräder zugelassen
haben würden.
Eigenartig ist auch
die Lage der vier Zy-
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4 lich die beiden Zylinder
INN linder. Es sind näm-
NS س gleichen Durchmessers
auf derselben Seite
angeordnet und zwar
die beiden Niederdruck-
zylinder rechts, die beiden
Hochdruckzylinder links. Natürlich kann infolge des
gröfseren Durchmessers der ersteren die Ebene der
aneinandergeschraubten Flansche der beiden Gruppen
nicht in der Symmetrieebene der Lokomotive liegen.
Dadurch wird auch erreicht, dafs die auf die rechte
und auf die linke Seite entfallenden, von den Zylindern
herrührenden Gewichte nicht zu ungleich werden.
Wie die Abb. 86 zeigt, ist für jede Zylindergruppe
nur je ein Schieber vorhanden. In der Absicht, je
einen Schieber zu sparen, dürfte auch der Grund für
diese Zylinderanordnung zu suchen sein. Sie führt
indes zu sehr umständlichen und unbequemen Guls-
stücken mit verwickelten Kanälen (s. Abb. 87 und 88).
Die Schieber gleiten in zylindrischen Gehäusen. Auf
der Schieberstange sitzen bei dem Hochdruckschieber
zwei und bei dem Niederdruckschieber vier Kolben von
in beiden Fällen 265 mm Durchmesser.
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[1. November 1908]
Querschnitt und
P
KR?
— — e mm e س a
4
|
CA — — — — — =
Seitenansicht des Zara’schen Achskastens.
|
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 753] 183
Die Anordnung des Triebwerkes geht aus den
Textabbildungen 87 und 88 hervor.
Die vier Zylinder liegen alle in einer Reihe und
weit hinter der letzten Kuppelachse, sodafs die grofsen
Gufsstiicke eine für den ruhigen Lauf der Lokomotive
kaum vorteilhafte überhängende Masse bilden.
Es ist übrigens zu bemerken, dafs die Bauart der
Lokomotive und des Tenderwasserwagens von der
adriatischen Bahn herstammt, sodafs die verschiedenen
erwähnten Mängel dieser und nicht der Erbauerin, der
A.-G. Breda, zur Last zu legen sind. ۳
Der Regler besteht aus einem Flachschieber F und
einem Ventil Y von denen der erstere unserem
kleinen, das letztere unserem grofsen Regelschieber
entspricht.
Bei einer Reihe neuerer italienischer Lokomotiven
kommt der von der Firma Ernesto Breda noch besonders
ausgestellte Zara’sche Ventilregler zur Anwendung.
Dieser Herrn G. Zara, dem Vorstande des Konstruk-
tionsbureaus der italienischen Staatsbahn in Florenz
Bee Regler besteht aus einem einsitzigen Ventil-
olben (s. Abb. 89 und 90). Die Achse A desselben,
durch die sein Anheben bewirkt wird, ist ebenfalls wieder
als ein einsitziges Ventil und zwar als Schleppventil
ausgebildet. Beim Drehen des Reglerhebels wird zu-
nächst das kleinere und erst dann das gröfsere Ventil
geöffnet. Dasselbe ist vollständig entlastet.
Von demselben Erfinder rührt dann noch ein eben-
falls besonders ausgestellter Treibachskasten mit be-
weglichen Gleitschuhen her. Er soll verhindern, dafs
Zwängungen zwischen Achshalter und Achskasten ent-
stehen, sodafs Rahmenbrüche vermieden werden. Der
Gleitschuh G (s. Abb. 91—93) ist nicht fest mit dem
Achskasten verschraubt oder vernietet, sondern mit
kreisförmigen Ansätzen Æ rechts und links in ent-
sprechende Aussparungen des Achskastens gelegt.
Durch einen Spielraum S oben und unten ist ein Ver-
drehen des Gleitschuhes um eine wagerechte Achse
möglich.
Die Uebersicht über die Lokomotiven auf der
Mailänder Weltausstellung ist beendigt.
Ich möchte meinen Vortrag nicht schliefsen, ohne
auch an dieser Stelle den in- und ausländischen Loko-
motivfabriken und Eisenbahnverwaltungen zu danken
für die entgegenkommende Ueberlassung der ge-
wünschten Unterlagen. Die
Kürze der zur Verfügung
stehenden Zeit möge es ent-
schuldigen, wenn aus dem,
wie die ausgehängten vielen
Zeichnungen und Photo-
graphien beweisen, sehr
reichhaltigen Material nur
auf einen kleineren Teil hier
näher eingegangen werden
konnte.*)
An den Wunsch, dafs
die getroffene Auswahl Ihre
Zustimmung gefunden haben
möge, erlaube ich mir noch
den verbindlichsten Dank
zu knüpfen für die liebens-
würdige Aufmerksamkeit, mit
der die geehrte Versammlung
meinem Vortrage gefolgt ist.
°) Da der Vortrag nicht mit
einer Zahlentafel der Hauptab-
messungen der ausgestellten Loko-
motiven belastet werden konnte,
anderseits eine solche Zusammen-
stellung eine unentbehrliche Er-
gänzung des Textes bildet, so ist
die Zahlentafel dem Vortrage als
Anhang angefügt worden; dieselbe
gelangt demnächst zur ۸۰
Zara’scher Achskasten; Grundriß und Schnitt A—B (s. Abb. 92). lichung.
184 [No. 753]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. November 1908
Akkumulatordoppelwagen der preussischen Staatsbahn-Verwaltung
von Regierungsbaumeister a. D. Hónsch, Breslau
(Mit 8 Abbildungen)
Seitens der preufsischen Staatsbahn-Verwaltung
sind im vorigen Jahre auf den Strecken Mainz—Rüssels-
heim, Mainz — Oppenheim, Mainz — Ingelheim mit
Akkumulatorwagen Versuche gemacht worden, welche
infalge der dabei gemachten günstigen Erfahrungen für
den Entschlufs der preufsischen Staatsbahn-Ver-
waltung bestimmend wurden, die gleiche Betriebsart
auch auf anderen Strecken mit schwachem Verkehr
einzuführen.
. Auf den vorgenannten Strecken sind ältere Vorort-
bahnwagen im Betriebe, bei welchen die Batterie unter
den Sitzen untergebracht ist und bei denen die Führer-
stände nebst den zugehörigen Schaltern an den Wagen-
stirnwänden, nach Art der bei den Abteilwagen üblichen
Bremserhäuschen, angeordnet sind.
Bei den neu zu beschaffenden Triebwagen handelte
es sich darum, in Rücksicht auf das aufserordentlich
hohe Gewicht der mitzuführenden Batterie die Bauart
des Wagens so leicht wie möglich zu machen, um eine
Abb. 1.
Aeußere Ansicht des Akkumulatordoppelwagens.
möglichst grofse Menge von Fahrgästen befördern zu
können und so die Wirtschaftlichkeit des neuen Betriebs-
mittels so hoch wie möglich zu treiben. — Daher
wurde die Bedingung gestellt, dafs der Wagen bei einer
Nutzlast von mindestens 100 Personen, ausschliefslich
Führer, eine Strecke von mindestens 100 km mit einer
Höchstgeschwindigkeit von 50 km pro Stunde auf der
geraden horizontalen Strecke auch bei ungünstiger
Witterung mit einer Ladung zurücklegen sollte.
Auf Grund dieses Programmes wurden im Auftrage
des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten bezw. des
Königlichen Eisenbahn-Zentralamtes in Berlin von der
Breslauer Actien-Gesellschaft für Eisenbahn-Wagenbau
und Maschinen-Bau-Anstalt Breslau in Breslau im Be-
nehmen mit der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft in
Berlin und der Akkumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft
Berlin-Hagen Studien über Schaffung eines völlig neuen,
dem besonderen Zwecke angepafsten Betriebsmittels
gemacht, deren Ergebnis der in Abb. 1 dargestellte
Doppelwagen ist, dessen Grundidee von Herrn
Geheimen Oberbaurat Wittfeld stammt.
Das Hauptmerkmal dieses neuen Wagentypus ist
einerseits die bereits bei der Berliner Stadtbahn und
der Hamburger Vorortbahn angewendete Vereinigung
zweier Wagenteile durch Kurzkupplung zu einer Einheit,
andererseits die Anordnung der Batterieräume an den
Wagenenden aulserhalb der Personenräume, wodurch
|
|
|
eine überaus leichte Zugänglichkeit der Batterien erreicht
und insbesondere das Innere des Wagens vollkommen
gegen die Ausdünstungen der Säure sichergestellt wird.
Von diesem Wagentyp wurden sofort 57 Stück in
Bestellung gegeben und zwar zu je einem Drittel an die
nachbenannten Wagenbau-Anstalten bezw. Elektrizitáts-
Gesellschaften:
Breslauer Actien-Gesellschaft fúr Eisenbahn-Wagen-
bau und Maschinen-Bau-Anstalt Breslau in Breslau und
Allgemeine Elektricitáts-Gesellschaft in Berlin, van der
Zypen « Charlier Gesellschaft mit beschránkter Haftung
in Cöln-Deutz und Siemens-Schuckertwerke Gesellschaft
mit beschränkter Haftung in Berlin, Waggonfabrik
Gebrüder Gastell Gesellschaft mit beschränkter Haftung
in Mombach bei Mainz und Felten & Guilleaume-
Lahmeyerwerke Aktien-Gesellschaft Dynamowerk in
Frankfurt a. M.
Die Akkumulatorenbatterien wurden sämtlich bei
der Akkumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft in Berlin-
Hagen in Auftrag ge-
geben.
Die Ausarbeitung
aller Einzelheiten der
Wagenkonstruktion
wurde der Breslauer
Actien-Gesellschaft für
Eisenbahn - Wagenbau
und Maschinen - Bau-
Anstalt Breslau in Bres-
lau übertragen, nach
deren Plänen sämtliche
Wagen einheitlich zur
Ausführung kommen.
Die beiden Wagen-
hälften sind hinsichtlich
ihrer Raumeinteilung
(s. Abb. 2) vollkommen
symmetrisch und nur
durch die der II. und
IV. Wagenklasse ent-
sprechende Ausstattung
von einander verschie-
den. Bei jeder Wagen-
hälfte schliefst sich an
den Batterieraum, der
durch einen aufklapp-
baren Deckel ver-
schlossen ist, ein 1500 mm langer Führerstand, der
gleichzeitig als Vorraum zu den dahinter folgenden
Personenabteilen und, wie bei den D-Zugwagen, zum
Besteigen und Verlassen des Wagens durch die Fahr-
gäste dient.
Der Personenraum, welcher bei der Wagenhälfte
III. Klasse 46 Personen, bei derjenigen IV. Klasse
54 Personen fafst, ist durch eine Querwand in ein
groíses 6195 mm langes und in ein kleines Abteil von
1530 mm Länge zerlegt, welch’ letzteres sich am Kurz-
kuppelende befindet und bei der Wagenhälfte IV. Klasse
gegebenenfalls als Gepäckraum, bei der Wagenhälfte
II. Klasse im Bedarfsfalle als Abteil II. Klasse Ver-
wendung finden kann.
Das als Gepäckraum dienende Sonderabteil ist
durch doppelflügelige Türen von 1000 mm lichter Breite
von aufsen, aber nur für das Zugpersonal zugänglich.
Beide Wagenhälften stehen mit einander am Kurz-
kuppelende durch Stirnwandtüren in Verbindung, die
ebenfalls vorläufig nur für das Zugpersonal bestimmt sind.
Für die Bemessung des Radstandes und der
Ueberhánge war zu beachten, dafs der Gesamtschwer-
punkt jeder Wagenhálfte infolge des grofsen an dem
einen Ende untergebrachten Batteriegewichtes sehr
stark nach diesem hin aus der Mitte verschoben ist,
sodafs der Ueberhang am Batterieende so klein wie
möglich, am Kurzkuppelende so grofs wie möglich
[1. November 1908]
gemacht werden muíste. Der Gröfse des letzteren
wurden jedoch durch die Forderung einer gröfsten
Wagenbreite, bei welcher die Bestimmungen des $ 122
der Technischen Vercinbarungen zu beachten waren,
und durch die Anwendung der Kurzkupplung und den
in Rücksicht auf diese so gering wie möglich zu be-
messenden seitlichen Ausschlag des zugehörigen Wagen-
endes Grenzen gezogen, während für die Gröfse des
Radstandes selbst die zu erstrebende Leichtigkeit des
Untergestelles eine ausschlaggebende Rolle spielte.
Wegen der bereits sehr grofsen Belastung der unter
dem Batteriebehälter befindlichen Achse mufste der
Antriebsmotor an die andere Achse gelegt werden. —
Da beide Achsen freie Lenkachsen sind, so empfahl es
sich, den Motor so aufzuhängen, dafs sein Gewicht bei
der Fahrt des Wagens durch Kurven infolge der Ein-
wirkung der Fliehkraft die radiale Einstellung des
Motorradsatzes begünstigte.
Die Radsätze selbst stimmen bis auf geringe Ab-
weichungen bei der Motorachse mit den Tenderrad-
sätzen der preufsischen Staatsbahn überein!
Das Untergestell besteht aus Walzprofilen und
durch aulserordentlich leichte und dabei
Infolge des grofsen Radstandes
zeichnet sich
stabile Bauart aus.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 753] 185
seiner Konstruktion ist in jeder Beziehung den An-
sprüchen auf Festigkeit Rechnung getragen; zu diesem
Zwecke sind im Kastengerippe Flachcisenverstrebungen
sowohl in den Wänden des Batteriebehälters, als auch
in den Aufsenwänden und Querwänden angebracht,
während zur Querversteifung des relativ grofsen
Personenraumes eine in dessen Mitte vorgesehene
Winkeleisenarmierung der Wände und des Daches
dient, die sich an eine entsprechende Armierung im
Fufsboden anschliefst und mit dieser durch Eck-
aussteifungen verbunden ist.
Von der Anbringung des sonst bei den Wagen
der preufsischen Staatsbahn üblichen Oberlichtaufbaues
wurde ebenfalls in Rücksicht auf die zu erstrebende
Leichtigkeit abgesehen.
Der Wagen ist aufsen mit Blech bekleidet und
besitzt einfache Dach- und Fufsbodenverschalung.
Ganz besondere Sorgfalt mufste der Herstellung
des Batteriebehälters zugewendet werden, welcher in
Rücksicht auf das hohe Batteriegewicht solideste
Konstruktion verlangte und bei welchem wegen der
auftretenden Säuredämpfe das Freiliegen jeglicher
Metallteile durchaus vermieden werden mulste. Er
ist deshalb mit besonders starken Armierungen ver-
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Akkumulatordoppelwagen.
‘von 88m wurde die Anwendung von Sprengwerken
erforderlich. Die Querträger sind so angeordnet,
dafs zwischen Wagenkastenboden und ersteren durch-
weg ein freier Raum von 80 mm Höhe für die am
Wagenboden befestigten Kabel verbleibt.
Um die Gesamtwagenlänge nach Möglichkeit zu
beschränken, wurden die Buffer an den Batterieenden
nur 550 mm lang, also um 100 mm kürzer als sonst
üblich ausgeführt.
Da abweichend von den üblichen Ausführungen die
Zughaken nicht durch cine durchgehende Zugstange
verbunden wurden, weicht die Kurzkupplung von der
bei der Berliner Stadtbahn und der Hamburger Vorort-
bahn üblichen insofern ab, als die Verbindung beider
Wagenhälften durch ein besonderes, mittleres Kuppel-
stück erfolgt. Die auf demselben befindliche Feder
prefst die beiden Wagenhälften gegen einander und
verhindert dadurch Stöfse, die durch ungleiche Anzugs-
kräfte der Motoren zwischen den beiden Wagenhälften
gegebenenfalls auftreten könnten. — Das Mats, um
welches sich die beiden Wagenhälften höchstens (z. B.
im Falle des Bruches der Kuppelfeder) von einander
entfernen können, wurde in Rücksicht auf die weiter
unten beschriebene Handbremse zu 10 mm ange-
nommen. j
Der Wagenkasten ruht mit Filzunterlagen auf dem
Untergestell bezw. auf den am Langträger desselben
angebrachten Konsolen und ist ganz besonders in
Rücksicht auf das hohe Batteriegewicht in aus-
gezeichneter Weise gegen Verschiebung gesichert.
Trotz der gebotenen aufserordentlichen Leichtigkeit
sehen und oben und im Fufsboden durch kräftige
Spannstangen verankert, die, soweit sie freiliegen,
mit Bleirohr gegen die Einwirkung der Säure ge-
sichert sind.
Der 28m lange und 2,45m breite Deckel des
Batteriebehälters läuft mit je zwei an den Langseiten
angebrachten Rollen, von denen die eine nahe dem
Schwerpunkt, die andere an dem dem Führerstande
zugekehrten Ende angebracht ist, auf Führungsschienen,
die an der Aufsenwand des Batteriebehälters befestigt
sind und ihre Fortsetzung an Konsolen an der
Stirnwand des Batteriebehälters finden. Um den
Deckel zu öffnen, werden zunächst die Konsole in die
Wagenlängsrichtung herausgeschwenkt und in dieser
Lage durch Spreizen festgelegt. Hierauf wird der
Deckel durch zwei Mann, die auf am Batteriebehälter
angebrachten Lauftritten stehen (siehe Abb. 3), soweit
herausgerollt, bis die mittlere Rolle am Ende der Lauf-
schiene der Konsole angelangt ist. Nunmehr kann
der Deckel, indem die mittlere Rolle bezw. deren ver-
längerte Achse als Drehzapfen dient, mit Leichtigkeit
hochgeklappt werden und in der geöffneten Stellung
durch Einhängen der Schraubenkupplung in den an.
seiner Stirnseite ersichtlichen Haken gesichert werden.
Das Schliefsen geschieht in umgekehrter Reihenfolge
und ebenfalls ohne jede Anstrengung, da das etwa
280 kg betragende Deckelgewicht nahezu vollkommen
ausbalanziert ist. Die an die Stirnwand heran-
geschwenkten Konsole werden in dieser Lage durch Vor-
reiber festgelegt und verhindern gleichzeitig das
unbeabsichtigte Oeffnen des Deckels infolge von Stölsen
186 [No. 753]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. November 1908]
des Wagens in der Längsrichtung, während gegen
unberufenes Oeffnen aufserdem ein Schnepperschlofs
mit Vierkantdornverschlufs vorgesehen ist.
Besondere Sorgfalt ist auf ein gefälliges Aussehen
der äufseren und inneren Ausstattung der Wagen
gelegt. — Die äufsere Erscheinung der Wagen macht
einen sehr vorteilhaften Eindruck durch den hellen,
elfenbeinfarbigen Anstrich der Wände oberhalb der
Fensterbrüstungsleiste, der demjenigen des Kaiserlichen
Hofzuges ähnelt, während der untere Teil der Wände
in der Farbe der betreffenden Wagenklasse gehalten
ist. — Bei der inneren Ausstattung (siehe Abb. 4 u. 5)
fällt zunächst die gefällige Form der Sitze III. Klasse
ins Auge, deren Sitzgestelle aus poliertem Eschenholz
mit eingelegten Sitz- und Rúcklehnenfláchen aus
poliertem Mahagoniholz bestehen. Ueber den halb-
hohen Rücklehnen sind Geflechte aus hartem Aluminium-
draht angeordnet, um das gegenseitige Belästigen der
Abb. 3.
Batteriebehälter mit halb aufgeklapptem Deckel.
Reisenden durch Zusammenstofsen mit den Köpfen zu
verhindern, ohne die Uebersichtlichkeit des ganzen
Raumes zu beeinträchtigen.
Die Sitzgestelle IV. Klasse zeigen im allgemeinen
keine Abweichungen gegen die normale Ausführung,
sind jedoch nicht, wie sonst üblich, gestrichen, sondern
gefirnilst, um die natürliche Holzmaserung sichtbar zu
lassen.
Der Fufsboden ist durchweg mit Linoleum belegt
und enthält über den Motoren je zwei Bodenklappen.
Die Wände sind bis zur Kämpferlinie mit eichenholz-
artigem Anstrich versehen, darüber ebenso wie die
Decke weils gestrichen.
Die Türöffnung zwischen dem Vorraum und dem
grofsen Abteil ist mit einer Schiebetür versehen, um
den jeweilig als Führerstand dienenden Vorraum
gegen den Personenraum während der Fahrt absperren
zu können und um zu verhindern, dafs der Ausblick
nach der Strecke bei Nachtfahrten durch Spiegelung
des erleuchteten Personenraumes im vorderen Stirn-
wandfenster gestört wird. Um jedoch den im Personen-
raume befindlichen Fahrgästen die Beruhigung zu geben,
dafs der Wagenführer an seinem Platze ist, enthält
diese Schiebetür in ihrem mittleren Felde ein schmales
Glasfenster.
Ueber den Fenstern, die sämtlich herablafsbar
sind, befinden sich in den Räumen III. Klasse einfache
Gepäcknetze.
In der IV. Klasse sind an der Decke die üblichen
mit Leder bezogenen Handketten zum Festhalten an-
geordnet.
Vor dem mittleren Wagenstirnwandfenster, welches
fest und als Doppelfenster ausgeführt ist, dient auf
dessen Aufsenseite ein von innen zu bewegender
Apparat zum Reinigen der Fenster, wie aus Abb. 6 zu
erkennen ist.
Abb. 4.
Innere Ausstattung des Wagenabteils IV. Klasse.
Sämtliche Räume werden durch Grove'sche Lult-
sauger entlúftet, welche vom Wageninnern aus durch
an der Decke angebrachte Rosetten an- und abgestellt
werden können, — Ebenso sind zur Entlüftung der
Batterieräume je zwei Luftsauger vorn an der Stirn-
wand des Führerstandes angebracht.
Die Beheizung der Wagen erfolgt durch ۰
kohlenheizkörper, die unter den Sitzen angeordnet sind
und sich von der sonst üblichen Bauart dadurch unter-
scheiden, dafs das Entlüftungsrohr oben liegt und über
der Aufsentür des.Heizkastens ins Freie mündet.
Die Beleuchtung der Wagen geschieht durchweg und
in ausgiebigster Weise durch Tantallampen. Ebenso
werden sämtliche Signallaternen durch elektrische
Lampen erleuchtet, die von den Führerständen aus ein-
und ausschaltbar sind und hinsichtlich der Fahrtrichtung
mit den Fahrschaltern in abhängiger Verbindung stehen.
]1, November 1908]
Um in Gefahrfállen die Wagen durch die Fenster
verlassen zu können, sind unterhalb der äufseren
Brüstungsleiste Handgriffe und Notfufstritte, letztere
bestehend aus einem unter der Kastenlängswand entlang
laufenden Gasrohr, angebracht.
Die Wagen sind mit Handspindelbremse und mit
Luftdruckbremse Bauart Knorr ausgestattet. Die Luft-
druckbremse ist jedoch nur auf den Doppelwagen
beschränkt, also nicht als durchgehende Bremse für
etwa anzuhängende Beiwagen zu gebrauchen. — Jede
der beiden in den Führerständen angeordneten Hand-
bremsspindeln wirkt über die Kurzkupplung hin-
weg auf beide Laufachsen eines Doppelwagens, aus
welchem Grunde bei der vorstehend beschriebenen
Kurzkupplung das Mats der gröfstmöglichen Entfernung
beider Wagenhälften von einander auf nur 10 mm fest-
gesetzt wurde, da andernfalls bei gröfserer Entfernung
der Wagenhälften von einander infolge von ungleichen
Abb. 6.
Fensterreiniger.
Anzugskräften oder dergleichen ein selbsttätiges An-
ziehen der Bremse zu befürchten stände.
Um in dem nicht als Führerstand benutzten Vor-
raume die mifsbräuchliche Ingangsetzung der Handbremse
zu verhindern, ist die Handbremsspindel mit einem
Sperrade versehen, in welches eine unter Vierkant-
dornverschlufs stehende Sperrklinke eingreift und ein
Anziehen der Bremse durch Rechtsdrehen der Spindel
im verschlossenen Zustande unmöglich macht.
Die für die Luftdruckbremse erforderliche Druck-
luft von 4 at Spannung wird in einem elektrischen, im
Untergestell des Wagenabteils III. Klasse aufgehängten
Motorkompressor erzeugt, der bei Erreichung einer
Druckspannung von 41/4 at selbsttätig abgestellt und
bei Sinken des Druckes auf 3”, at selbsttätig wieder
in Gang gesetzt wird.
Die Rohrleitungen beider Wagenhálften sind an
der Kurzkupplung durch Kuppelschläuche mit einander
verbunden. In jedem Führerstande befindet sich ein
Führerbremsventil. Mit der Luftdruckbremse ist eine
Notbremseinrichtung verbunden, welche im wesentlichen
mit der bei der preufsischen Staatsbahn üblichen Aus-
führung übereinstimmt. |
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[No. 753] 187
Zur weiteren Ausrüstung der Wagen gehören
ferner noch Sandstreuapparate vor jeder Motorachse,
deren Sandbehälter im Innern der Wagen unter den
zum Zwecke des Füllens aufklappbar eingerichteten
Sitzen untergebracht sind und die von den Führer-
stánden aus durch Pedale bezw. Drahtzüge betätigt
werden.
Vor den Laufachsen sind Schienenräumer vor-
gesehen.
In jedem der beiden Batterieräume sind 6 Tröge zu je
14 Akkumulatorzellen untergebracht (siehe Abb.7), sodafs
die Gesamtbatterie eines Doppelwagens aus 168 Zellen
Abb. 7.
Batterie.
Abh. 8.
E D
Bn
ES"? : ۱
= det: ۱
A == doe — Se `
Schaltschrank.
bei einer Gesamt-Spannung von etwa 310 Volt und
einer Kapazität von 368 Ampérestunden besteht. — Die
Ladung, welche zur Zurücklegung einer Strecke von
100 km genügt, erfolgt von Ladedosen aus, von denen
je eine an jeder Wagenhälfte in der Nähe des Kurz-
kuppelendes angebracht ist.
Jede Wagenhälfte besitzt einen Hauptstrommotor
von 80 PS, welcher die zugehörige Wagenachse mit
Zahnradvorgelege antreibt. Die erforderlichen Wider-
stánde sind am Untergestell in der Nähe der Führer-
stände aufgehängt.
Bei der Verlegung der Kabel ist in weitestgehender
Weise auf die Forderungen der Feuersicherheit da-
durch Rücksicht genommen, dafs alle in Betracht
kommenden Holzteile durch 5 mm starken Asbest-
schiefer sowie durch Blechbekleidung nach Möglichkeit
gesichert sind.
188 [No. 753]
In jedem Führerstande befindet sich ein Schalt-
schrank (siehe Abb. 8), in welchem aufser den vor-
erwähnten Teilen der Hand- und der Luftdruckbrenise je
ein Fahrschalter, ein Fahrtwender und ein Ordnungs-
schalter untergebracht sind. Das Fahrschalterhandrad
ist mit einem Druckknopf versehen, welcher vom Führer
beim Drehen des Schaltrades heruntergedrückt werden
mufs und, losgelassen, selbsttätig den Strom unterbricht
und die Luftdruckbremse in Tätigkeit setzt. Auf diese
Weise ist Vorkehrung dagegen getroffen, dals bei einem
etwa dem Führer zustofsenden Unfall der Wagen unter
Strom führerlos weiterläuft.
Der Fahrtwender dient der Vorwärts- und Rückwärts-
fahrt, wahrend der Ordnungsschalter je nach der Be-
nutzung des einen oder anderen Führerstandes um-
gestellt werden mufs und dabei gleichzeitig die
Signallaternen entsprechend erleuchtet.
Auf der linken Seite des Schaltschrankes ist ein ver-
schliefsbarer Kasten vorgesehen, welcher die erforder-
lichen Mefsapparate und aulserdem zwei Druckknöpfe
enthält, von welchen der eine zur Ingangsetzung einer an
der Führerstandsvorderwand angebrachten elektrischen
Signalhupe dient, der andere zu einer zwischen den
beiden Führerständen vorgesehenen Klingeleinrichtung
gehört.
Im Schaltschrank selbst sind aufserdem
forderlichen Sicherungen untergebracht.
Der erste dieser Doppelwagen wurde von der
Breslauer Actien-Gesellschaft für Eisenbahn-Wagenbau
und Maschinen-Bau-Anstalt Breslau in Breslau Ende
Juli dieses Jahres abgeliefert und machte zunächst von
der Werkstätten-Inspektion lc in Breslau aus vorläufige
Probefahrten. Er wurde sodann nach der Königlichen
Hauptwerkstatt Tempelhof übergeführt und dort ver-
schiedenen Probefahrten unterworfen, welche in erster
Linie dazu dienten, die Leistungsfähigkeit der Batterien
und der elektrischen Ausrüstung festzustellen. Diese
Probefahrten, an welchen Vertreter des Ministeriums
der öffentlichen Arbeiten, des Königlichen Eisenbahn-
Zentralamtes und der Königlichen Fisenbahndirektion
Berlin sowie später Vertreter der Presse teilnahmen,
fielen zur allseitigen, vollkommenen Zufriedenheit aus,
indem insbesondere der aufscrordentlich ruhige Lauf
des Wagens auch beim Anfahren und die überaus
die er-
gefällige Erscheinung seiner inneren und äufseren Aus-
stattung volle Anerkennung erntete.
Die zum Teil abgelieferten und zum Teil noch im
Bau begriftenen 57 Doppelwagen sind in Rúcksicht auf
gegenseitige Aushülfe bezüglich der Ersatzteile an
tolgende Direktionsbezirke verteilt:
Die östlichen Königlichen Eisenbahndirektionen
Königsberg, Danzig, Stettin, Halle und Kattowitz er-
halten die Wagen der Breslauer Actien-Gesellschaft
für Eisenbahn-Wagenbau und Maschinen-Bau-Anstalt
Breslau in Breslau bezw. der Allgemeinen Elektricitäts-
Gesellschaft in Berlin,
die nordwestlichen Königlichen Eisenbahndirektionen
Magdeburg, Hannover, Essen und Elberfeld erhalten
diejenigen der Firma van der Zypen & Charlier
Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Cöln-Deutz
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. November 1908]
bezw. der Siemens-Schuckertwerke Gesellschaft mit
beschränkter Haftung in Berlin,
die der südwestlichen Königlichen Eisenbahn-
direktionen Erfurt, St. Johann-Saarbrücken, Cöln und
Frankfurt erhalten diejenigen der Firma Waggonfabrik
Gebrüder Gastell Gesellschaft mit beschränkter Haftung
in Mombach bei Mainz bezw. der Felten & Guilleaume-
Lahmeyerwerke Aktien-Gesellschaft Dynamowerk in
Frankfurt a.M.
Dem Vernehmen nach sollen die Akkumulatoren-
wagen auf folgenden Strecken verkehren:
Cöln: Crefeld—Uerdingen—Hcmberg,
Düren— Jülich—M.-Gladbach,
Cöln—Euskirchen,
Cöln— Dormagen,
Cöln—Horrem.
Danzig: Danzig—Dirschau.
Elberfeld: Barmen— Wichlinghausen—
Mettmann,
Lennep— Wermelskirchen,
Lennep— Wipperfürth.
Erfurt: Gotha—Langensalza,
Gotha— Neudietendorf--Arnstadt,
Gotha—Ohrdruf,
Gerstungen—Heringen,
Bebra— Wutha.
Essen: Heissen—Rittenscheid—Dahl-
hausen,
lleissen — Osterfeld.
Limburg— Weilburg,
Limburg —Niederbrechen,
Limburg— Westerburg,
Limburg—Siershahn.
Cottbus—Forst,
Cottbus—Spremberg,
Cottbus—Senftenberg,
Cottbus—Peitz.
Hannover—Hildesheim,
Uelzen—Salzwedel,
Uelzen—Soltau.
Kattowitz-—Beuthen.
Frankfurt a. M.:
Halle:
Hannover:
Kattowitz:
Königsberg: Insterburg—Gumbinnen,
Insterburg—Gerdauen,
Insterburg—Norkitten,
Insterburg—Darkehmen—Goldap,
Allenstein—Wartenburg,
Allenstein — Guttstadt,
Allenstein — Ortelsburg,
Allenstein—Mohrungen.
Magdeburg: Aschersleben—Giisten,
Gústen—Stalsfurt,
Güsten— Calbe—Barby,
Güsten—-Bernburg—Baalberge.
Dillingen — Primsweiler,
Saarbrücken—Fürstenhausen—.
Grofs-Rosseln,
Conz— Ehrang.
Stettin—Greifenhagen,
Stettin—Altdamm,
Stettin—Pasewalk.
Saarbricken:
Stettin:
Verschiedenes
Die Gerichtsbarkeit in Patentprozessen. Von Dr. Hermann
Isay, Rechtsanwalt am Kammergericht. Verlag von Franz
Vahlen, Berlin 1908, Preis 1 M. Zu der wichtigen Frage der
Gerichtsbarkeit im gewerblichen Rechtschutz, die in jüngster
Zeit Gegenstand zahlreicher literarischer Erörterungen
geworden ist, nimmt auch Dr. Isay in vorliegender Schrift
Stellung. Das Werkchen ist mit Rücksicht auf die dies-
jährige Tagung des „Deutschen Vereins zum Schutze des
gewerblichen Eigentums“ in Leipzig verfafst worden und
gibt auf ca. 29 Drucksciten ein umfassendes Bild von diesem
Gebiete und dessen Reform. Isay tritt, wie dies auch
andere sachkundige Juristen tun, der Ansicht
dafs die Vorbildung des Richters cine ausschliefslich
entgegen,
|
|
rechtswissenschaftliche scin müsse und zu diesem
Zwecke gibt der Verfasser zunächst eine Analyse der
richterlichen Gedankenarbeit. Mit Hilfe rein logischer
Operationen wird diese Analyse durchgeführt und die dem
Richter im Patentprozefs gestellte Aufgabe mit dessen Vor-
bildung verglichen. Isay kommt zu dem Resultat, dafs
bei der Auslegung der Patente die heutige rechts-
wissenschaftliche Vorbildung des Richters völlig
versage. Die Befreiung aus dem jetzigen Zustande, der,
wie der Verfasser konstatiert, „widersinniger und unver-
nünftiger eigentlich gar nicht gedacht werden kann,“ wird in
der Vereinigung von Juristen und Technikern zu einem ein-
heitlichen Richterkollegium gefunden, in dem gemischten
|1. November 1908|
Gerichtshofe, wie ihn die Beschwerdeabteilungen und die
Nichtigkeitsabteilung des Patentamtes bereits darbictet, eine
Auffassung, die bekanntlich auch Direktor Dr. Damme vom
Kaiserlichen Patentamt vertritt. Im weiteren erörtert der
Verfasser verschiedene Einzelfragen in bezug auf den tech-
nischen Richter, so dessen Ausbildung, Anstellung usw.; er
entwickelt dabei Grundsätze, denen man im vollen Umfange
beistimmen kann. Auch Isay verhehlt sich nicht die grofsen
Schwierigkeiten, die der Durchführung einer Reform in
diesem Sinne bei den rechtswissenschaftlich vorgebildeten
Richtern und auch sonstigen Juristen entgegenstehen. Es
ist indes zu hoffen, dafs es der Industrie, die unter dem
heutigen System schwer geschädigt wird, im Verein mit
den sonstigen beteiligten Kreisen gelingen wird, diesen
Widerstand zu brechen und die Reform im Interesse der
Allgemeinheit durchzuführen. Dr.L.
„Institution of Civil Engineers“ in London. Zum
Präsidenten dieses gröfsten englischen Ingenieurvereins
wurde der Generaldirektor der „Great Western Railway
Company“ Mr. James C. Inglis gewählt. Die Wahl -zum
Präsidenten dieses zugleich ältesten Ingenieurvereins der
Welt bedeutet die höchste Ehrung, die die englischen
Ingenieure ihren hervorragenden Fachgenossen zu erweisen
vermögen. Telford, Brunel, Stephenson, Bessemer, Sir
Benjamin Baker, Sir William White, Sir John Wolfe Barry
u. a. waren Präsidenten dieser Institution. Die Vorgänger
von Mr. James C. Inglis in den letzten drei Jahren sind
Sir Alexander Binnie, der Erbauer desBlackpool- Tunnels,
der die Strafse nach Greenwich unter dem Themse-Bett
hindurchführt, Sir Alexander Kennedy, Erbauer des
Alhambra-Theaters in London und zahlreicher elektrischer
Kraftanlagen, Emeritus Professor am „University College“
in London, Herausgeber zahlreicher Forschungsarbeiten,
geistiger Urheber des modernen ingenieurwissenschaftlichen
Unterrichtslaboratoriums, und Sir William Matthews,
der bekannte Hafenbauer, dessen Präsidentschaftsjahr mit
dem 1. November sein Ende erreicht. Der neue Präsident
fülırt sich jeweils mit einer Äntrittsvorlesung ein, die meist
aus dem Bereich seiner speziellen Fachrichtung gewählt ist.
Eine Ausnahme machte u.a. Kennedy, der die Stellung
des Ingenieurs zu den übrigen gelehrten Berufen
behandelte und dabei in geistreicher und philosophisch fein-
sinniger Weise die dem Ingenieur begegnenden sozialen
Fragen erórterte. Leider ist diese bedeutsame Rede in
Deutschland seinerzeit zu wenig bekannt geworden. Dr.L.
Bennett H. Brough +. Der Sekretär des „Iron and
Steel Institute“, Bennett H. Brough, starb unerwartet am
3. Oktober. Brough, der zugleich Redakteur des „Journal
of the Iron and Steel Institute“ war, hat sich sowohl als
Geschäftsführer des „Institute“ wie auch als Schriftsteller
hervorragende Verdienste um die hüttentechnische Wissen-
schaft und Industrie erworben. Die grofsartige Entwickelung
des hüttentechnischen Unterrichts auf den englischen
Universitäten, speziell in Sheffield, ist im wesentlichen
seiner Mitarbeit zu verdanken. Brough starb in Middlesbrough,
wo er anläfslich der dort tagenden Herbstversammlung des
„Iron and Steel Institute“ weilte. Dr. L.
„List of members of the Institution of Mechanical
Engineers“ in London. Aus der jüngst erschienenen Mit-
gliederliste dieser Vereinigung, die in der Hauptsache sich
aus Maschineningenieuren zusammensetzt, ergibt sich, dafs
dieselbe heute 5197 Mitglieder umfafst. Diese Mitgliederzahl
setzt sich zusammen aus 8 Ehrenmitgliedern, 2446 Voll-Mit-
gliedern (Members), 2073 aufserordentlichen Mitgliedern
(Associate Members), 66 Gästen (Associates) und 604 Eleven
(Graduates). Unter den im letzten Jahre verstorbenen Ehren-
mitgliedern befindet sich auch der Earl of Rosse, der Bruder
des bekannten Dampfturbinen-Konstrukteurs Hon. Charles
Parsons. Dr. L.
Die Roheisenerzeugung in Deutschland und Luxemburg
betrug nach den Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
INo. 753; 189
und Stahlindustrieller während des Monats August 1908 ins-
gesamt 935 445 t gegen 1 010 770t im Juli 1908 und 1 117545 t
im August 1907.
Die Erzeugung verteilte sich auf die einzelnen Sorten
wie folgt, wobei in Klammern die Erzeugung für August 1907
angegeben worden ist:
Giefsereiroheisen 178 170 (194 465) t, Bessemerroheisen
28 189 (41 447) t, Thomasroheisen 622 831 (133047) t, Stahl
und Spiegeleisen 62 182 (82724) t, Puddelroheisen 44 073
(65 862) t.
Die Erzeugung wáhrend der Monate Januar— August 1908
stellte sich auf 7995936 t gegen 8 591 464 t in dem gleichen
Zeitabschnitt des Vorjahres.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zu Marine-Schiffbaumeistern die Marinebau-
führer des Schiffbaufaches Grund, Bernstein und Blechschmidt;
zum Kaiserl. Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor bei
der Verwaltung der Reichseisenbahnen in Elsafs-Lothringen
der Kgl. sächsische Reg.-Baumeister Bernhard Lohmann in
St. Ludwig.
Verliehen: der Charakter als Baurat mit dem persönl.
Range der Räte vierter Klasse dem Eisenbahn-Bau- und Be-
triebsinspektor Soehring in Saargemünd bei dem Uebertritt
in den Ruhestand.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand
bewilligt: dem Militärbauinspektor Baurat Pieper in Hanau
unter Verleihung des Charakters als Geh. Baurat.
Preufsen.
Ernannt: zu Oberbauräten mit dem Range der Ober-
regierungsräte die Reg.- und Bauräte Fahrenhorst bei der
Kgl. Eisenbahndirektion in Altona und Ottmann in Duisburg-
Meiderich, zu Reg.- und Bauräten die Wasserbauinspektoren
Bauräte John in Berlin und Bergius in Oderberg i. M.;
zu Eisenbahnbauinspektoren die Reg.-Baumeister des
Maschinenbaufaches Manfred Goebecke in Magdeburg und
Emil Koch inBerlin, zu Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren
die Reg.-Baumeister des Eisenbahnbaufaches Philipp Becker
in Trier, Karl Klammt in Kassel, Konrad Lamp in Berlin,
Georg Claus in Elberfeld, Karl Offenberg in Bromberg,
Wilhelm Kleinmann in St. Johann-Saarbrücken, Johannes
Conradi in Köln und Otto Hammann in Posen, sowie zum
Landbauinspektor der Reg.-Baumeister Knackfuls, gegen-
wärtig im Auftrage der Generalverwaltung der Kgl. Museen
bei den Ausgrabungen in Milet tätig;
zum Abteilungsvorsteher bei der Kgl. Versuchs- und
Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und Abwässer-
beseitigung in Berlin der Bauinspektor Reichle.
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem Bau-
inspektor Baurat Gropius in Berlin beim Uebertritt in den
Ruhestand;
dem Reg.- und Baurat Karl Müller die Stelle eines Mit-
gliedes der Eisenbahndirektion in Essen a. d. R.;
den Eisenbahnbauinspektoren Bonnemann die Stelle des
Vorstandes der Werkstätteninspektion in Osnabrück und
Brandes die Stelle des Vorstandes der Werkstätteninspektion 1
in Darmstadt, den Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren
Henkes die Stelle eines Mitgliedes der Eisenbahndirektion
in Hannover, Greve die Stelle eines Mitgliedes der Eisen-
bahndirektion in Halle a. d. S., John die Stelle eines Mit-
gliedes der Eisenbahndirektion in Essen a. d R., Henske
die Stelle des Vorstandes der Betriebsinspektion in Krotoschin,
Bernhard Sievert die Stelle des Vorstandes der Betriebs-
inspektion 3 in Saarbrücken, Schimpff und Reinicke die Stelle
des Vorstandes einer Betriebsinspektion unter vorläufiger
Belassung ihres amtlichen Wohnsitzes in Köln bezw. Dort-
190 [No. 753]
mund, Lohse die Stelle des Vorstandes der Betriebsinspektion 2
in Halle a. d. S., Loewel die Stelle des Vorstandes der Be-
triebsinspektion in Eisenach, Kümmel die Stelle des Vor-
standes der Betriebsinspektion I in Aachen und dem Grofs-
herzogl. hessischen Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor
Heinrich Koch die Stelle des Vorstandes der Betriebs-
inspektion 1 in Ratibor.
Bestellt: zu Vorständen von Bauabteilungen die Eisen-
bahn-Bau- und Betriebsinspektoren Richard Zimmermann in
Frankfurt a. M. und William Wolff in Breslau (Bauabt. 1).
Betraut: mit der Wahrnehmung der Gescháfte des
Techn. Dirigenten der Kanalbaudirektion in Hannover der
Oberbaurat Ottmann.
Zur Beschäftigung überwiesen: die Reg.-Bau-
meister Wagler der Eisenbahndirektion in Hannover, Hebbel
der Eisenbahndirektion in Essen a d R. (Maschinenbaufach),
Brandtstaedter dem Polizeipräsidium in Berlin und Wendt
(bisher beurlaubt) der Ministerial-, Militár- und Baukommission
in Berlin (Hochbaufach).
Versetzt: die Wasserbauinspektoren Baurat Francke
von Meppen zur Kanalbaudirektion in Hannover, Baurat
Rumland von Tilsit zur Weichselstrombauverwaltung in
Danzig, Landsberger von Berlin als Vorsteher des für den
Masurischen Kanal zu errichtenden Bauamts I in Insterburg,
Ellerbeck von Oderberg i. M. nach Meppen und Buchholz
von Münster i. W. nach Henrichenburg (beide im Geschäfts-
bereich der Dortmund-Ems-Kanalverwaltung), die Landbau-
inspektoren Baurat Prieß von Allenstein an die Regierung
in Koblenz, Baurat Held von Berlin an die Regierung in
Stralsund, Baurat Foerster von Koblenz als Bauinspektor
nach Berlin (Polizeibauinspektion 1 im Geschäftsbereiche
des Polizeipräsidiums in Berlin) und Schrammen von Oeyn-
hausen nach Berlin zur Beschäftigung in den Eisenbahnabt.
des Minist. der öffentl. Arbeiten, die Kreisbauinspektoren
Steinicke von Danzig als Landbauinspektor an die Re-
gierung in Allenstein und Haußig von Dramburg nach Neu-
stettin;
die Reg.-Baumeister Marx von Stafsfurt nach Oppeln,
Groth von Johannisburg nach Hannover, Boenecke von
Potsdam nach Oderberg i. M. (Wasser- und Strafsenbaufach),
Heyne von Charlottenburg nach Düsseldorf, Leeser von
Schubin nach Düren, Müchel von Passenheim nach Obornik,
Otto Müller von Lyck nach Bromberg und Hetsch von
Stafsfurt nach Plefs (Hochbaufach) sowie der Reg.-Baumeister
Dockendorf in Charlottenburg zu dem Meliorationsbauamt
in Konitz.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste. erteilt: den Reg.-Baumeistern Erich Wünsche
in Charlottenburg, Ernst Walsberg in Koblenz (Maschinen-
baufach), Johann Sternberg in Wilmersdorf, Paul Wrede in
Charlottenburg und Arthur v. Wegerer in Wilhelmshaven
(Hochbaufach).
In den Ruhestand getreten: der Reg.- und Baurat
Wachsmuth in Schleswig. ,
Bayern.
Ernannt: zum ordentl. Professor fúr Ingenieurwissen-
schaften an der Bauingenieurabt. der Techn. Hochschule in
München der Direktionsrat im Staatsminist. für Verkehrs-
angelegenheiten Karl Hager in München.
Sachsen.
Versetzt: bei der Staatseisenbahnverwaltung die Reg.-
Baumeister Fischer vom Baubureau Leipzig zum Baubureau
Zittau, Heidrich von der Betriebsdirektion Leipzig I als
Vorstand zum Baubureau Altenburg, Herbig vom Baubureau
Bautzen zur Bauinspektion Ebersbach, Rudolph vom Bau-
bureau Groitzsch zur Bauinspektion Greiz und Schneider,
bisher Vorstand des Baubureaus Krimmitschau, als Vorstand
zum Baubureau Olbernhau.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[1. November 1908)
Aus der Staatshochbauverwaltung entlassen:
der nichtständige Reg.-Baumeister Trunkel bei dem Land-
bauamte Leipzig behufs Uebertritts in die Militärbauver-
waltung.
Württemberg.
Uebertragen: die Abteilungsingenieurstelle bei der
Eisenbahnbauinspektion Rottweil dem Reg. - Baumeister
Schelling.
Baden.
Ernannt: zum Vorstand der Bahnbauinspektion Bingen
der zweite Beamte bei der Bahnbauinspektion Kehl Reg.-
Baumeister Eduard Michaelis unter Verleihung des Titels
Bahnbauinspektor und zum Inspektionsbeamten bei der
Generaldirektion der zweite Beamte bei der Bahnbau-
inspektion Ueberlingen Reg.-Baumeister Max Schröder unter
Verleihung des Titels Bahnbauinspektor.
Uebertragen: dem Vorstand der Bahnbauinspektion
Singen Bahnbauinspektor Johannes Riegger die Vorstandstelle
der Bahnbauinspektion 1 Offenburg, dem Inspektionsbeamten
bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen Bahnbau-
inspektor Wilhelm Messerschmidt. die Vorstandstelle der
Bahnbauinspektion Villingen sowie den Ingenieurpraktikanten
Theodor Knittel von Appenweier und Hans Leiner von
Stockach unter Verleihung des Titels Reg.-Baumeister die
etatmäfsige Amtsstelle eines zweiten Beamten der Eisenbahn-
verwaltung. :
Zugeteilt: die Reg.-Baumeister Theodor Knittel der
Bahnbauinspektion 11 Basel und Hans Leiner der Bahnbau-
inspektion Ueberlingen.
Auf sein Ansuchen aus dem staatlichen Dienste
entlassen: zum l. April 1909 der ordentl. Professor der
Geometrie an der Techn. Hochschule in Karlsruhe Geh.
Hofrat Dr. Friedrich Schur.
Hessen.
Ernannt: zum Vorstand einer Betriebsinspektion in der
hessisch-preufsischen Eisenbahngemeinschaft der Eisenbahn-
Bau- und Betriebsinspektor Heinrich Koch in Ratibor und
zum Kulturingenieur der Dipl.-Ing. Heinrich Steinbach aus
Grofsen-Buseck.
Verliehen: der Charakter als Baurat dem Kreisbau-
inspektor des Kreises Grofs-Gerau Albert Plitt, den Bau-
inspektoren Gustav Plock in Bensheim und Paul Kubo in
Mainz, ferner dem ständigen techn. Hilfsarbeiter bei der
Abt. für Bauwesen des Minist. der Finanzen Oberingenieur
Heinrich Schöberl in Darmstadt.
Bestätigt: die durch die Stadtverordnetenversammlung
in Mainz erfolgte Wiederwahl des Baurats Ferdinand Albert:
Friedrich Kuhn in Mainz zum besoldeten Beigeordneten der
Provinzialhauptstadt Mainz.
Bremen.
Ernannt: zum Baupolizeiinspektor der bisherige Bau-
meister bei der Polizeidirektion Otto Karl Eduard Hotzen
und zum Baumeister bei der Polizeidirektion der bisherige
Ingenieur bei der Baudeputation, Abt. Wegbau, Fritz
Beuttenmüller.
Gestorben: Reg.- und Kreisbaurat Spies bei dem
Kreisbaureferat für das Landbaufach der Kgl. Regierung
von Oberfranken, Bauamtmann Dr. Maximilian v. Tein beim
IIydrotechn. Bureau in München, Geh. Baurat Karl Reuling
in Darmstadt, Ober- und Geh. Baurat Thelen, früher bei der
Kgl. Eisenbahndirektion in Kassel, Kgl. Baurat Th. Ad.
v. Binzer in Ratzeburg, Oberfinanzrat a. D. Franz Nowotny,
früher Mitglied der Kgl. Generaldirektion der sächsischen
Staatseisenbahnen, der Vorstand der Bauabt. der General-
direktion der Staatseisenbahnen Staatsrat v. Fuchs in
Stuttgart, aufserordentl. Mitglied der Akademie des Bau-
wesens in Berlin, und Adolf Schaefer, Betriebsingenieur der
Firma Fried. Krupp A.-G. in Essen a. d. R.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens. Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser. Berlin
Druck von Gebruder Grunert. Berlin.
[15. November 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 754] 191
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
Versammlung am 26. Mai 1908
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr.- Ina. Wichert — Schriftführer: Herr Geh. Kommissionsrat F. C. Glaser
(Hierzu Tafel T— 16 sowie 20 Abbildungen)
(Schlufs von Seite 176)
Vortrag des Eisenbahnbauinspektors von Glinski
über: e )
Elektrische Licht- und Kraftanlagen im Anschluls
an das Kraftwerk Altona und der Betriebs- und
Werkstätten-Bahnhof Ohlsdorf.
(Schlufs.)
Pumpenanlage bei Hasselbrook.
Abb. 1 auf Tafel 13 stellt eine am Bahnhof
Hasselbrook gelegene Pumpenanlage dar. Sie
dient zur Entwässerung eines Einschnitts. Der
Strom wird der Hochspannungsfahrleitung ent-
nommen, in einem der beiden vorhandenen Trans-
formatoren auf 110 Volt Spannung umgeformt und
durch Schalter, die von Schwimmern selbsttätig
eingestellt werden, nach Bedarf den Motoren zu-
geführt. Steigt das Wasser bis zu einer be-
stimmten Höhe, so wird der eine Pumpensatz
durch seinen Schwimmer eingeschaltet, steigt es
noch höher, so wird auch der zweite Satz selbst-
tätig in Gang gesetzt. Wird dem Steigen auch
dadurch nicht Einhalt getan, was nur eintreten
kann, wenn etwas nicht in Ordnung ist, so setzt
ein Schwimmer durch Schliefsen eines Kontakts
eine Glocke im Stellwerk des Bahnhofs Hassel-
brook in Bewegung.
Die Pumpen liefern je etwa 50 cbm/Stunde;
sie sind Zentrifugalpumpen von Weise & Monski.
Die elektrische Ausrüstung ist von den Hanse-
atischen Siemens-Schuckert-Werken geliefert.
Abb. 15 zeigt das Pumpenhaus, die Hoch-
spannungszuführung, sowie die Wasserzuflufs-
gräben.
Der Hochspannungsraum ist ähnlich wie bei
den Transformatorstationen der kleineren Beleuch-
tungsanlagen ausgeführt.
Abb. 16 stellt den Pumpenraum mit
zwei Pumpensätzen, den Schwimmer-
antrieben für die selbsttätigen Schalter,
sowie die Niederspannungsschalttafel
dar.
Die Kosten des maschinellen und
elektrischen Teils betragen einschl. der
Hochspannungszuführung rund 7000 M,
die des Gebäudes ebenfalls rund 7000 M.
Der Betriebs- und Werkstätten- `
bahnhof Ohlsdorf.
Die gesamten Instandsetzungsarbeiten
an den elektrischen Triebwagen der
Strecke Blankenese—Ohlsdorf werden
durch die Betriebswerkstätte Ohlsdorf
ausgeführt.
Abb. 17 zeigt den Grundrifs des
Betriebs- und Werkstättenbahnhofs Ohls-
dorf, der östlich der Hauptgleise liegt.
Die Anordnung war bedingt durch die
Ausnutzung verfügbaren Geländes. Am
Nordende, nahe dem Bahnsteig, befindet
sich der Betriebsbahnhof mit dem Ueber-
nachtungsgebäude, dem Wagenschuppen
und dem Handmagazin. Das Ueber-
nachtungsgebáude enthált neben den
Uebernachtungszimmern. Badeeinrich-
tungen, Bureauráume, Aufenthaltsräume
für Putzer und eine Dienstwohnung. Der Wagen-
schuppen wird später eingehend beschrieben werden.
In dem sogenannten Handmagazingebäude befindet sich
neben einem Handmagazinraum ein Aufenthaltsraum
für Wagenmeister, ein Sandtrockenraum und ein Oel-
ausgaberaum.
Der Werkstättenbahnhof ist durch ein besonderes
Zufahrtsgleis, das auch noch durch eine Weichen-
verbindung an das Hauptgleis von Hamburg an-
geschlossen ist, mit dem Betriebsbahnhof verbunden;
Abb. 15.
Pumpenhaus Hasselbrook.
Abb. 16,
Pumpenraum Hasselbrook.
aufserdem führt ein besonderes Gleis zum Magazin.
Der Werkstättenbahnhof umfafst die Werkstätte mit
dem Revisionsschuppen, die Schmiede, das Magazin
und das Verwaltungsgebäude mit drei Dienstwohnungen,
Nachdruck des Inhaltes verboten.
192
Abb. 17.
[No. 754]
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Bahnhof Ohlsdorf
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
richtsraum.
den Werkstättenbahnhof sind vorhanden:
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Er besondere. Reinigungsanlage geschaffen werden.
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| se Nach der Filterung versickert das Wasser.
سم ما مسا =
200
n Güterschuppen.
o Wagenschuppen.
p Kohlenbansen.
q Wasserturm.
Lageplan des Bahnhofes ۰
vorhanden.
Schornstein.
k Heizungsgebäude.
1
Viehbucht.
m Rampe.
j
| legern befestigt ist.
halten.
werden.
Fe awe
; | BEE
AAA
g Schrottbansen.
h Werkstatt
i Müllgrube.
f Abort.
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Aufrifs dargestellt.
Stellwerk.
b Verwaltungsgebäude.
c Magazingebäude.
d Versickerungsanlage.
e Schmicde.
a
[15. November 1908)
einigen Bureauräumen und einem Aufenthalts- und Unter-
An gemeinsamen Anlagen für den Betriebs- und
ein Wasser-
turm und das Pumpenhaus zur Wasserversorgung,
ein Transformatorenhaus zur Umwandlung des hoch-
gespannten Licht- und des Bahnstroms auf niedrige
Spannungen für die Beleuchtung und Kraftversorgung
der Anlagen, eine Dampfheizanlage und eine Klär- und
Versickerungsanlage zur Verarbeitung der Abwässer.
. Ohlsdorf besitzt keine Kanalisation; die Kosten für
im Orte übliche Abfuhr hätten sich sehr .hoch
gestellt. Daher ist zur Reinigung der verunreinigten
dem biologischen Verfahren
arbeitende Kläranlage geschaffen worden, deren Ab-
wässer ebenso wie das Regenwasser den öffentlichen
Da derartige
Kläranlagen kein Wasser verarbeiten können, das Soda
und besonders Oel enthält, so mufste für die Abwässer
einer in der Schmiede vorgesehenen Abkocherei eine
Abwässer gelangen durch ein Vorklärbecken in einen
Reinigungsapparat und aus diesem über ein Sandfilter.
Die Dampfheizanlage dient im wesentlichen für
Werkstätte mit rund 700 qm Heizfläche und für den
Wagenschuppen mit rund 1450 qm Heizfläche.
1 Erzeugung des erforderlichen Dampfes von drei ۰
Ts | sphären Druck sind zwei Stück Zweiflammrohrkessel
von je 105 qm Heizfläche mit den erforderlichen Kessel-
speisepumpen und einem Kondenswasserbehälter in
einem besonderen Heizungsgebäude aufgestellt.
Heiz- und die Kondensleitung verlaufen aufserhalb der
Gebäude unterirdisch in einem Betonkanal, innerhalb
der Gebäude zum Teil in Kanälen mit Blechabdeckung.
Wagenschuppen.
Tafel 14 stellt den Wagenschuppen dar, der Stände
für 30 Triebwagen enthält. Die 125
fahrten sind mit Gruben versehen.
Die Dampfheizkórper sind neben den Gruben in
besonders grofser Zahl angeordnet. |
Zum Waschen der Wagen und zu Feuerlósch-
zwecken sind innerhalb des Schuppens 19 Hydranten
von 50. mm lichter Weite und sechs Zapfstellen vor-
gesehen. Aufserhalb des Gebäudes sind fünf Hydranten
Zur Erzielung gröfster Feuersicherheit ist der
Schuppen in Eisen mit Betonumhüllung ausgeführt.
Innerhalb des Schuppens wird der elektrischen
Triebwagenausrüstung Bahnstrom. von 300 Volt durch
eine Niederspannungsfahrleitung zugeführt, die an Aus-
Da diese Leitung seitlich von der
Gleismitte liegt und aus dem Schuppen herausgeführt
ist, mufsten die Schuppentore springende Fugen er-
Es hat sich im Betrieb als erforderlich heraus-
gestellt, dafs alle Schuppenstände mit Gruben versehen
| Auch eine sehr reichliche Beleuchtung der
Gruben hat sich als notwendig erwiesen. Ferner hat
es sich als sehr wünschenswert ergeben, dafs innerhalb
des Schuppens ein Aufenthaltsraum für einen Werk-
meister, ein Handmagazin und ein Arbeitsraum mit
Werkbänken vorhanden ist.
geschaffen werden, wenn, wie beabsichtigt, der Schuppen
um 18 Stände erweitert wird.
Alle diese Räume sollen
Die Werkstätte.
Auf Tafel 15 ıst die Werkstätte im Grundrifs und
Der Revisionsschuppen enthält neben der noch
näher zu beschreibenden Doppelhebevorrichtung vier
Triebwagenstánde mit Gruben, einen Stand ohne Grube
für Ersatzachsen und Ersatzdrehgestelle, einen Werk-
meisterraum und Werkbänke.
teilung enthält an Werkzeugmaschinen eine Radsatz-
drehbank mit Einzelantrieb und, an einer gemeinsamen
Transmission hängend, drei -Drehbanke, drei Bohr-
maschinen, zwei kleinere Schleifmaschinen, eine Achs-
| schenkelschleifmaschine, eine Horizontalstofsmaschine,
tánde an den Aus-
Die mechanische Ab-
` SS Y o “WS UND "a +.
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"hydraulische Presse zur Auswechslung
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۲15, November 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
INo. 754] 193
eine Universalfräsmaschine und eine Achslagerbohr-
maschine. Neben den Werkzeugmaschinen verläuft
das Achsengleis, daneben ein Gleis mit Grube für
Arbeiten an Drehgestellen. An den Fenstern entlang
sind Werkbänke aufgestellt.
Die elektrische Abteilung enthält aufser einer Werk-
bank und einem Werkführerraum an |
Spezialmaschinen nur eine Bank zum
Aus- und Einbauen der Anker in die
Triebmaschinen und eine Drehbank zum
Abdrehen der Kollektoren, die auch zum
Bandagieren der Anker eingerichtet ist.
Für den vollständigen Ausbau der
elektrischen Abteilung ist noch eine
der Kommutatoren und ein Prüfstand er-
forderlich, um die Triebmaschinen unter
Belastung erproben zu können.
Ein Laufkran von sechs Tonnen
Tragkraft bedient die elektrische und die
mechanische Abteilung der Werkstätte.
Zur Verbindung der verschiedenen
Gleise untereinander dienen acht Dreh-
scheiben.
Neben der elektrischen Abteilung
liegt ein Prüfzimmer, die Werkzeugaus-
gabe, eine mit Dampf geheizte Vacuum-
Trockenanlage für elektrische Wicklungen
und eine Dampfkesselanlage zur Heizung
des Vacuum-Apparats im Sommer. Schliefs-
lich ist im Werkstattsgebäude noch ein
Wasch- und Umkleideraum für die Ar-
beiter untergebracht.
Tafel 15 zeigt ferner Aufrisse des
Werkstattsgebäudes, aus denen die Aus-
Schnitt a—b—c—d.
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4
führung des Daches, sowie auch die Anordnung der
Doppelhebevorrichtung und des Transmissionsgerüsts
ersichtlich ist.
Für Feuerlöschzwecke ist im Revisionsschuppen
ein Hydrant und sind aufserhalb des Gebäudes drei
Hydranten vorgesehen.
Abb. 18 gibt ein Bild des Werkstattraums.
Die bereits erwähnte Doppelhebevorrichtung dient
dazu, die Wagenkästen von den Drehgestellen abzu-
heben, um Drehgestelle mit schadhaften Triebmaschinen
rasch gegen Ersatzdrehgestelle auszuwechseln und da-
durch den Wagen wieder betriebsfähig zu machen.
Abb. 18.
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Schmiede auf dem Betriebsbahnhof ۰
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Qe تج mm ces um mm
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Ventiator
Zum besseren Verständnis des Folgenden wird bemerkt,
dafs jeder Triebwagen aus zwei kurzgekuppelten Wagen-
hälften besteht, die je auf einem Drehgestell und einer
Einzelachse ruhen.
Tafel 16 stellt die Vorrichtung dar. Beiderseits
des Antriebs sind je vier Hebeböcke für jede Wagen-
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194 [No. 754]
hälfte vorhanden. Der Wagenkasten wird von ver-
schiebbaren Greifern getragen, deren Schlittenführung
durch eine Schraubenspindel bewegt wird. Je vier
Böcke für eine Wagenhälfte können vom Antrieb ab-
geschaltet werden. Alle Wellen und Zahnräder sind
unter dem Fufsboden in Kanälen angeordnet, die durch
Riffelbleche abgedeckt sind.
Um Wagen von verschiedenem Radstand abheben
zu können, ohne dafs die Greifer allzu weit vom
theoretischen Stützpunkt entfernt sind, können je zwei
aufsenliegende Böcke auf einer Schlittenführung von
einem Handrad aus um ein Meter verschoben werden.
Der Antriebsmotor hat eine Dauerleistung von
8 PS. bei rund 750 Umdrehungen in der Minute und
entwickelt ein normales Anlaufdrehmoment von 28,5 mkg;
er hebt die Last von rund 48 t um 3 mm in der Sekunde,
wobei er rund 14 KVA aufnimmt.
Beim Absenken derselben Last beträgt die Strom-
aufnahme rund 10 KVA.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
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[15. November 1908]
Ersatzteile der elektrischen Anlagen. An Hebevor-
richtungen besitzt das Magazin einen Wanddrehkran
für 1250 kg und einen Aufzug von rund 2X 1۳/2 m
Grundfläche für 2000 kg.
Die Wasserversorgungsanlagen sind wesentlich für
Feuerlöschzwecke bemessen.
Der vorhandene Wasserturm fafst 100 cbm und
hält den Wasserspiegel aufsergewöhnlich hoch, zwischen
rund 24 und rund 27 m über SO. Durch einen im
Wasserturm angebrachten Schwimmer wird die etwa
250 m davon entfernte elektrisch betriebene Zentrifugal-
pumpe für 20 cbm stündliche Leistung ein- und aus-
geschaltet.
Abb. 2 auf Tafel 13 zeigt das Brunnenhaus mit der
Zentrifugalpumpe und einem zur Reserve beschafften
Pulsometer. Es hat sich an dieser Pumpenanlage, sowie
an der Pumpanlage in Hasselbrook herausgestellt, dafs
der Wirkungsgrad auch der neueren Zentrifugalpumpen
recht schlecht ist. Das Verhältnis der Arbeit in ge-
Abb. 20.
Gesamtansicht der Betriebswerkstätte Ohlsdorf.
Der mechanische Teil der Doppelhebevorrichtung
ist von der Firma Schmidt, Kranz & Co. in Nordhausen,
der elektrische von den Felten & Guilleaume-Lahmeyer-
werken geliefert.
Die Kosten der Vorrichtung haben für den mecha-
nischen Teil rund 21000 M, für den elektrischen Tei!
rund 2400 M, für die Fundamente rund 4000 M, im
ganzen 27400 M betragen.
Abb. 19 stellt die Schmiede mit Giefserei und
Abkocherei dar. In der Schmiede befindet sich zunächst
nur ein Doppelfeuer; ein Rundfeuer aufzustellen wird
beabsichtigt. Ein Ventilator und ein Schleifstein werden
durch einen Elektromotor über eine Transmission an-
getrieben.
Die Giefserei enthält einen Tiegelschmelzofen für
Weifsmetall; voraussichtlich wird auch noch ein Kipp-
ofen für Rotgufs aufgestellt werden.
Die Abkocherei ist mit zwei Abkochbottichen für
: Kohlenfeuerung, einem Tisch mit Oelablauf für schmutzige
Teile, einem Tisch ohne Oelablauf für reine Teile und
mit einem Rost im Fufsboden zum Abspritzen abgekochter
Teile ausgerüstet.
Das Magazin hat Gleisanschlufs und ist über einen
Brückensteg von der benachbarten Strafse zu erreichen.
Im Keller lagert Oel, Putzwolle und ähnliches, im Erd-
geschols gröfsere Teile der elektrischen Triebwagen-
ausrüstung, im ersten Stockwerk Betriebs- und Werk-
stattsmaterialien und im zweiten Stockwerk kleinere
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hobenem Wasser zu der zugeführten elektrischen Arbeit
beträgt für die Anlage in Hasselbrook nur rd. Ys, für
Ohlsdorf trotz einer Gesamtföderhöhe von 40 m, nur
rd, 8.
Für die Herabsetzung der Spannung des Licht-
und Kraftstroms ist ein besonderes Transformatoren-
gebäude errichtet, das 2 Lichttransformatoren zu je
40 KW und 2 Krafttransformatoren zu je 170 KVA
enthält. In der Schaltung und in der Anordnung ent-
spricht es im Wesentlichen den früher beschriebenen
Transformatorengebäudenmittlerer Beleuchtungsanlagen ;
die Anlagen fiir Licht und die Anlagen fir Kraft sind
in demselben Gebäude nebeneinander aufgestellt.
Abb. 20 bietet eine Gesamtansicht der Anlagen der
Betriebswerkstätte Ohlsdorf, vorne liegt der Werk-
stättenbahnhof, im Hintergrund ist der Wagenschuppen
sichtbar.
Die Kosten für die baulichen Anlagen des Betriebs-
und Werkstättenbahnhofs Ohlsdorf haben rd. 640 000 M.
betragen; davon entfallen auf den Wagenschuppen
285 000 und auf die Werkstätte 157 000 ۰
Die Dampfheizungsanlage hat rd. 90 000 M. gekostet,
die Wasserversorgung rd. 430C0 M., die Abführung des
Regenwassers und die Ableitung und Reinigung der
übrigen Abwässer rd. 23000 M., die elektrische Beleuch-
tung einschliefslich der Transformatoren mit Zubehör
rd. 25000 M., die Ausrüstung des Wagenschuppens mit
Niederspannungsleitungen rd. 30 000 M.
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Die Beschaffung aller übrigen maschinellen Anlagen,
im Besonderen die Ausrüstung der Werkstätte hat rd.
140 000 M. gekostet. |
Zum Schlufs sollen noch einige Angaben über die
Verteilung des Personals gemacht werden, das beim
vollen elektrischen Betrieb der Strecke Blankenese—
Ohlsdorf auf dem Betriebs- und Werkstättenbahnhof
Ohlsdorf beschäftigt worden ist. Die Arbeiten in der
Werkstätte sind naturgemäfs noch nicht in einen regel-
mäfsigen Gang gekommen, da vielfach noch Neubau-
arbeiten, besonders zur Beseitigung von Mängeln an
den Triebwagen auszuführen sind, die periodischen
Untersuchungen der Wagen dagegen noch nicht regel-
mäfsig aufeinander folgen. Z. Zt. sind für die Werk-
stättenarbeiten 47 Handwerker und 13 Handarbeiter
vorhanden.
Die Arbeiten auf dem Betriebsbahnhof sind bereits
regelmäfsig im Gange gewesen. Für 49 im Dienst
stehende sechsachsige Triebwagen, die rd. 13000 Trieb-
wagen-Km an einem Tage leisteten, waren beschäftigt:
37 Putzer für die Reinigung der Wagen einschl. der
elektrischen Ausrüstung, 6 Schmierer, 4 Mann zum Aus-
blasen der Triebmaschinen, 3 Mann zum Abschleifen
der Kollektoren an den Triebmaschinen, 2 Arbeiter
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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und 10 Schlosser für die Instandhaltung der Bremsen,
40 Schlosser für die Instandhaltung der elektrischen
Ausrüstungen, 4 Wagenmeister zur Aufsicht.
(Lebhafter Beifall.)
Unterstützt wurde der von den Zuhörern mit grofsem
Interesse verfolgte Vortrag durch zahlreiche Lichtbilder.
Der Vorsitzende dankt dem Redner im Namen der
Versammlung und des Vereins.
Eine Besprechung schlofs sich an den Vortrag
nicht an.
Der Bericht über die Versammlung am 28. April d. ۰
wird genehmigt.
Als ordentliche Mitglieder wurden der Abstimmung
entsprechend in den Verein aufgenommen: die Herren
Regierungsbauführer des Maschinenbaufaches Wilhelm
Ohl, Duisburg, und Heinrich Quadbeck, Schöneberg
bei Berlin, — als aufserordentliches Mitglied: Herr
Ivar Virgin, Vortragender Direktor des Maschinen-
bureaus der Königlichen Generaldirektion der Staats-
eisenbahnen, Stockholm.
Der Vorsitzende schliefst die Versammlung, die
letzte dieser Sitzungsperiode, mit dem Wunsche auf
ein frohes und gesundes Wiedersehen nach den Sommer-
ferien, im September des Jahres.
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure
Versammlung am 22. September 1908
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr. Aua, Wichert -- Schriftführer: Herr Geheimer Kommissionsrat F. C. Glaser
(Mit Bild)
Der Vorsitzende er-
öffnet die Versammlung
und heifst die Anwesen-
den zum Wiederbeginn
der Vereinstätigkeit herz-
lich willkommen.
Mit dem Ausdruck
lebhaften Bedauerns gibt
der Vorsitzende alsdann
von dem im Laufe des
Sommers erfolgten Hin-
scheiden der Vereinsmit-
glieder Geheimer Baurat
Paul Bachmann, Katto-
witz O.-Schl., Kgl. Eisen-
bahndirektor a. D. Paul
Becker, Berlin-Friede-
nau, Generaldirektor
Julius Nolte, Berlin, Re-
gierungs- und Baurat Paul
Schwanebeck, Frank-
furt a. M. und Kgl. Eisen-
bahndirektor a. D. Emil
Callam, Berlin, Kenntnis.
Namentlich der Tod
des Letztgenannten, wel-
cher eines der ältesten
und treuesten Mitglieder
und Ehrenmitglied des
Vereins war, ruft allge-
meine Teilnahme hervor.
Die Anwesenden er-
heben sich zu Ehren
der Verstorbenen, denen
der Vorsitzende ehrende
Worte des Andenkens
widmet, von ihren Plätzen.
Emil Callam +
Am 21. September d. J.
ist das Ehrenmitglied des
Vereins Deutscher Ma-
schinen-Ingenieure, Herr Königl. Eisenbahndirektor a. D.
Emil Callam im fast vollendeten 73. Lebensjahre aus
einem reich gesegneten Leben nach längerer Krankheit
abberufen. Mit dem Verewigten ist eine der sym-
Emil Callam_Y
pathischsten und markan-
testen Persönlichkeiten,
welche dem Verein als
Mitbegründer seit 81
angehörten, aus unserem
Kreise geschieden, und
die Lücke, die sein Tod
in unsere Reihen gerissen
hat, wird sich nur schwer
und allmählich schliefsen.
Emil Callam war am
22. Oktober 1835 zu Berlin
- als Sohn des Postdirek-
tors J. Callam geboren.
Nachdem er die Luisen-
städtische Stadtschule und
das Cöllnische Gymna-
sium seiner Vaterstadt
besucht hatte, studierte
er das Maschinenbaufach
an dem damaligen König-
lichen Gewerbeinstitut
und genügte dann seiner
Militárpflicht als Ein-
jährig - Freiwilliger im
Garde - Pionier - Bataillon
zu Berlin. Nach Absol-
vierung der praktischen
Tätigkeit in den Werk-
stätten vonWöhlert, Beer-
mann, Pursche und Reich
trat Callam im Jahre 1858
in den Staatseisenbahn-
dienst und wurde hier zu-
nächst in den Bureaus des
Maschinenmeisters Graef
und des Obermaschinen-
meisters Rohrbeck in
Bromberg beschäftigt, um
sodann im Jahre 1860/1861
den Fahrdienst auf der
Lokomotive zu erlernen
und als Abnahme-Kommissar für Eisenbahn-Materialien
bis zum Jahre 1864 in Saarbrücken, Dortmund, Essen,
Steele, Aachen und anderen Orten für die Königliche
Eisenbahndirektion Bromberg tätig zu sein.
196 [No. 754]
Von 1865 bis 1867 bekleidete Callam die Stelle
eines Eisenbahn-Werknieisters zu Königsberg i. Pr.
er wurde alsdann in gleicher Eigenschaft nach Berlin
versetzt. Der deutsch-französische Krieg riefihn mitten
in Feindesland nach Chaumont (Departement Marne),
wo es ihm vergönnt war, unter den schwierigsten Ver-
hältnissen eine überaus verantwortungsreiche, wechsel-
volle und erfolgreiche Tätigkeit als Maschinenmeister
zu entwickeln. Von 1876 bis 1885 war Callam der
Eisenbahn - Kommission, dem späteren Eisenbahn-
Betriebsamt zu Danzig zugeteilt; hier erfolgte am
31. März 1882 seine Ernennung zum Königlichen
Eisenbahn-Maschinen-Inspektor. Gegen Ende des Jahres
1885 wurde er in gleicher Eigenschaft nach Berlin
versetzt, wo er einige Jahre dem Eisenbahn-Betriebs-
amt Berlin-Nordhausen und dann dem Eisenbahn-
Betriebsamt Berlin-Halle angehörte. Am 6. September
1890 wurde Callam zum Königlichen Eisenbahn-Dircktor
mit dem Range der Räte vierter Klasse befördert.
Im Jahre 1897 liefs er sich in den Ruhestand versetzen.
Was den Verewigten vor allem auszeichnete, war
seine Arbeitsfreudigkeit auf dienstlichem wie aulser-
dienstlichem Gebiete, ein ihn stets sicher leitendes
Taktgefühl, gepaart mit einem stets heiteren und lebens-
frohen Sinn. Im geselligen Verkehr wufste er stets
vermittelnd zwischen áltcren und jüngeren Kollegen
einzutreten und wirkte durch seine Pflege vornehmer
Gesclligkeit immer anregend in engeren und weiteren
Kreisen. Seine Freude am Schaffen betätigte der Ver-
klärte dadurch, dafs er sich ehrenamtlich in den Dienst
der Stadt Charlottenburg stellte und hier als Stadtver-
ordneter auf dem weitverzweigten Gebiete der Technik
durch sein umfangreiches Wissen und seine umfassenden
Erfahrungen seinen Mitbürgern die wertvollsten Dienste
leistete.
Mit besonderem Wohlwollen behandelte er seine
Untergebenen und besonders auch das Lokomotiv-
Personal, dem er in schwierigen Gerichts-Verhandlungen
als Gutachter zur Seite stand. In Anerkennung seiner
Tätigkeit wurde er vom Verein Deutscher Loko-
motivführer zum Ehrenmitglied ernannt. Dem Vor-
stande des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure
gehörte Callam seit 1889 an. Aufserdem war er
Mitglied des Geselligkeitsausschusses und lange Jahre
hindurch Vorsitzender dieses Ausschusses. Hier kam
die heitere und gemütvolle Seite seines Wesens zu
herrlichster und die reichsten Früchte zeitigcnder
Geltung. Zahllos sind die geselligen und geistigen
Genüsse, die wir dem rastlosen Eiter des Verewigten
verdanken. Mit der Zahl der Vercinsmitglieder wuchsen
auch ın besonderem Mafse die Anforderungen, welche
an die Pflege der Geselligkeit gestellt wurden. Hier
traf Callams reiche Erfahrung und weltmännische Auf-
fassung stets das Richtige und verschaffte unserem
Verein alljährlich eine Reihe von Festlichkeiten von
wahrhaft vornehmem Charakter. Er war ein Meister
in der Pflege derjenigen Geselligkeit, bei welcher jeder
Teilnehmer voll und ganz seine Befriedigung fand,
mochten die Interessen des Einzelnen mehr auf idealem
oder mehr auf materiellem Gebicte licgen. Er hat dieser
ihm fast zu einem Bedürfnis gewordenen Tätigkeit
obgelegen, so lange es seine Kräfte nur irgendwie
gestattcten.
Scine grofsen und umfassenden technischen Kennt-
nisse, die er mit grofsem Eifer stets auch gegenüber
den neuesten Erscheinungen auf dem Gebiete der
Technik auf dem laufenden erhielt, verwendete er zum
Besten des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenicure
insbesondere noch in der Weise, dafs er als Mitglied
des Preisrichter-Ausschusses zur Beurteilung der Beuth-
aufgaben viele Jahre hindurch tätig war.
Unser Verein erfüllte daher lediglich eine Pflicht der
Dankbarkeit, als er den Verewigten unter Verleihung
der goldenen Beuth-Medaille am 10. März 1906, dem
Tage des 25jährigen Stiftungsfestes, zu seinem Ehren-
mitgliede ernannte.
Die Mitglieder des Geselligkeitsausschusses hatten
bereits die Feier seines siebzigsten Geburtstages dazu
benutzt, ihm ein künstlerisches Angebinde zu widmen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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Während der letzten Zeit seines Lebens verfolgte
er trotz seiner Krankheit noch mit regstem Interesse die
Arbeiten und ‚Veranstaltungen des Vereins. Von seiner
Gattin und einer unverheirateten Tochter wurde er
während seiner schweren Krankheit mit Hingebung ge-
pflegt. Die Familie trauert um den Verlust des Vaters,
der Verein um das Hinscheiden seines treuen Mit-
arbeiters. |
Wir werden unserem hochverdienten Ehrenmit-
gliede dauernd ein ehrendes und dankbares Gedenken
bewahren!
Paul Bachmann f
Nach kurzem schweren , Leiden verschied am
5. August 1908 in der Universitätsklinik zu Breslau der
Geheime Baurat Paul Bachmann aus Kattowitz, Mitglied
des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure seit dem
Jahre 1892. Seit einigen Jahren leicht kränkelnd, hoffte er
Genesung im schlesischen Gebirge zu finden und wurde
dort unvermutet von einem Krankheitsanfall betroffen,
der in wenigen Tagen seinen Tod herbeiführte, ehe
noch der beabsichtigte operative Eingriff, zu dessen
Ausführung er sich eilends nach Breslau bringen liets,
vollzogen werden konnte.
Geboren am 22. September 1852 zu Danzig, genofs
Bachmann in der Heimatstadt seine Erziehung, studierte
von 1873 bis 1876 Maschineningenieurwissenschaft an
der Königlichen Gewerbe-Akademie zu Berlin, erhielt
dann als Maschinen-Bauführer praktische Ausbildung in
der Reparaturwerkstatt und im Fahrdienst auf der
Lokomotive bei der Königlichen Direktion der Ober-
schlesischen Eisenbahn in Breslau bis 1877, wurde
hierauf bis Ende 1880 mit Konstruktionsarbeiten bei der
Königlichen Direktion der Niederschlesisch-Märkischen
Eisenbahn und bei der Königlichen Direktion der
Berliner Stadtbahn in Berlin beschäftigt, bestand am
27. April 1882 die Prüfung zum Regierungsmaschinen-
meister und war alsdann bei der Hauptwerkstätte
Speldorf, im maschinentechnischen Bureau der König-
lichen Eisenbahn - Direktion Köln (rrh) und beim
Königlichen Betriebsamt Harburg tätig. Am 13. August
1887 zum Königlichen Regierungsbaumeister ernannt,
erfolgte am 20. Mai 1890 seine Beförderung zum
Königlichen Eisenbahnbauinspektor. Als solcher nach
Breslau versetzt, übernahm er am 1. Juli 1890 die Leitung
der dortigen Wagenreparatur-Abteilung und 1896 die
der Hauptwerkstatt la, wurde am 28. April 1898 zum
Königlichen Regierungs- und Baurat befördert, am
l. Juni 1900 zur Königlichen Eisenbahn - Direktion
Kattowitz versetzt und am 1. September 1900 zum
Direktionsmitglied daselbst ernannt, wo er zunächst als
betriebsmaschinentechnischer und vom 1. April 1902 ab
als Werksstätten-Dezernent tätig war. Am 21. April 1908
wurde ihm der Charakter als Geheimer Baurat verliehen.
Ausgestattet mit vorzüglichen Kenntnissen hat der
Verstorbene in allen von ihm eingenommenen Stellungen
Treftliches geleistet und durch hervorragenden Fleifs und
unermüdliche Arbeitsfreudigkeit sich ausgezeichnet.
Seinem Wirken ist zum grölsten Teile die mustergültige
Entwicklung der Oberschlesischen Eisenbahnwerkstätten
zu danken, die gleichzeitig einen Einblick geben von
der Fürsorge, die der Entschlafene seinen Untergebenen
stets mit warmem Herzen entgegenbrachte.
Seine Leistungen, wie die Lauterkeit seines
Charakters und die Aufrichtigkeit seiner freundschaftlich
kollegialen Gesinnung sichern ihm ein ehrendes An-
denken.
Paul Becker f
Am 6. August d. J. verstarb zu Friedenau nach
langem schweren Leiden im Alter von 72 Jahren der
Königliche Eisenbahn-Direktor a. D. Paul Becker, seit
dem Jahre 1882 Mitglied des Vereins. Deutscher
Maschinen-Ingenieure. Mit ihm ist ein Mann aus dem
Leben geschieden, der seit vielen Jahren im Eisenbahn-
dienste tätig war und sich durch sein schlichtes und
offenes Wesen die Wertschätzung seiner Kollegen und
die Achtung seiner Untergebenen errungen hat.
Geboren den 18. Juni 1836 zu Potsdam, widmete
sich Paul Becker nach bestandenem Abiturienten-
examen dem Maschinenbaufach. Er war von 1855 bis
[15. November 1908]
1857 praktisch tätig in der Maschinen- und Schiffsbau-
anstalt von Früchtenicht & Brock, später Vulkan zu
Bredow-Stettin, und studierte, nachdem er 1857 bis 1858
als Einjährig-Freiwilliger beim Garde-Jäger-Bataillon zu
Potsdam gedient hatte, von 1858 bis 1861 an der
Königlichen Gewerbe-Akademie zu Berlin. Seine erste
Stellung hatte er von 1862 bis 1804 bei der Gesellschaft
für Eisenbahnbedarf zu Berlin, deren Generaldirektor
Pflug war. Bei seinem Uebertritt zur Königlichen
Eisenbahnverwaltung wurde er zunächst 1865 zum
Königlichen Eisenbahn-Werkmeister bei der Königlichen
Ostbahn in Bromberg, 1867 zum Werkmeister in Kassel
und 1869 zum Königlichen Eisenbahn-Maschinenmeister
bei der Hessischen Nordbahn ernannt.
Während des deutsch-französischen Krieges 1870/71
war er in Nancy und Epernay als Eisenbahn-Maschinen-
meister tätig und wurde in Anerkennung seiner Dienste
während des Feldzuges durch Verleihung des eisernen
Kreuzes ausgezeichnet.
Nach der Heimat zurückgekehrt, verwaltete er zu-
nächst seine Stelle bei der Hessischen Nordbahn, wurde
1875 mit der Leitung der Werkstätte zu Elberfeld der |
Bergisch-Märkischen Bahn beauftragt und im Jahre 1876
als Betriebs-Maschinenmeister nach Hagen i. W. versetzt.
Im Jahre 1882 bis 1889 war er Vorstand des Materialien-
Bureaus der Königlichen Eisenbahn-Direktion Berlin
und von 1889 bis 1895 Vorstand des Materialien-Bureaus
der Königlichen Eisenbahn-Direktion Hannover und
wurde 1882 zum Eisenbahn-Maschineninspektor, 1891
zum Königlichen Eisenbahn-Direktor ernannt. Im
Jahre 1895 wurde er auf seinen Antrag zur Disposition
gestellt und verzog nach Friedenau.
In allen seinen Stellungen war er von seinen Vor-
gesetzten geachtet und erwarb sich durch die Lauterkeit
seines Charakters die Anerkennung weiterer Kreise.
Vielen Mitgliedern unseres Vereins ist der Verstorbene
während seines Aufenthaltes in Berlin näher getreten,
er beteiligte sich rege an den Veranstaltungen des Ver-
eins und erfreute sich wegen seines biederen Wesens
besonderen Ansehens. Mit seiner trauernden Gattin
und Tochter, welche den Verstorbenen während seiner
Krankheit treu pflegten, betrauert der Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure den Heimgang eines alten und
treuen Mitgliedes und wird sein Andenken stets in
Ehren halten.
Paul Schwanebeck ۲
Am 16. August d. J. entschlief sanft nach längerem
Leiden im Alter von 54 Jahren der Regierungs- und
Baurat Paul Schwanebeck, seit dem ۱
Mitglied des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure.
Zu früh für seine Familie und seine zahlreichen Freunde
und Kollegen ist derselbe abberufen worden. Der
Familie ist der treusorgende Vater genommen worden;
seine Kollegen und Freunde betrauern aufrichtig sein
Hinscheiden und gedenken gern der gemeinsamen Arbeit
sowie der im geselligen Kreis verlebten Stunden, wozu
der Verstorbene mannigfach nach seinen Gaben bei-
getragen hat.
Paul Schwanebeck wurde geboren am 14. April 1854
zu Prenzlau, besuchte daselbst das Gymnasium und,
nachdem er dort praktisch gearbeitet hatte, die König-
liche Gewerbe-Akademie zu Berlin und bestand mit
gutem Erfolge am 28. Juli 1877 die erste Staats-Prüfung
als Maschinen-Bauführer. Darauf wurde er in der
Königlichen Eisenbahn-Werkstatt zu Stargard i.P. und
später beim Neubau der Berliner Stadıbahn beschäftigt.
Im Jahre 1884 bestand er die zweite Staats-Prüfung und
wurde zum Regierungs-Maschinenmeister ernannt. Er
war ein halbes Jahr in Bauführerstellung in Cöln tätig
und wurde dann der allgemeinen Bauverwaltung über-
wiesen, und zwar bekam er eine Stellung als König-
licher Regierungs-Maschinenmeister bei der Rhein-
Strombauverwaltung in Coblenz. Er leitete hauptsächlich
die Sprengungen bei Bingen im Rhein. 1888 kam er
zur Staats-Eisenbahn-Verwaltung zurück, und wurde als
Regierungsbaumeister der Werkstatt zu Halle a. ۰
überwiesen. 1891 wurde er nach Berlin zum Eisenbahn-
Betriebsamt der Stadt- und Ringbahn versetzt, nachdem
er bei dem Neubau der Berliner Stadtbahn schon als
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 754] 197
Baufúhrer tätig war. 1892 wurde er zum Eisenbahn-
bauinspektor ernannt und 1895 wurde er als Hilfs-
arbeiter an die ncugegründete Eisenbahn-Direktion zu
Königsberg 1. P. versetzt. 1898 wurde er Vorstand der
Königlichen Eisenbahn-Maschinen-Inspektion zu Kiel.
Dort gründete er den Spar- und: Bauverein, und unter
seiner Leitung wurde eine Anzahl Arbeiterhäuser für
Eisenbahnbeamte erbaut. Während seiner Tätigkeit
als Vorstand der Maschineninspektion Kiel wurde ihm
vom Grofsherzog von Oldenburg das Ritterkreuz
2. Klasse des Grofsherzoglich-Oldenburgischen. Haus-
und Verdienstordens des Herzogs Peter Friedrich
Ludwig verliehen und vom König von Schweden das
Ritterkreuz 1. Klasse des Königlich Schwedisch u. Nor-
wegischen Wasaordens. Zum Regierungs- und Baurat
wurde er 1901 ernannt. Im Jahre 1904 wurde er
nach Frankfurt a. M. versetzt und ein Jahr später
Mitglied der Königlichen Eisenbahn-Direktion daselbst.
Er mufste am 1. September 1907 den Dienst wegen
Krankheit verlassen, der er am 16. August 1908 in
Ahrweiler erlegen ist.
In allen seinen dienstlichen. Stellungen hat
Schwanebeck mit hervorragender Treue gewirkt und
das ihm in seinen vielseitigen Stellungen übertragene
Arbeitsgebiet mit eisernem Fleifs bewältigt.
Er war ein echter Märker und besafs neben der
zähen Ausdauer und Arbeitsfreudigkeit in seinem Berufe
die Eigenschaft, seine Freunde und Kollegen durch
seinen hervorragenden Humor und seine geselligen
Eigenschaften zu erfreuen, was seinen Altersgenossen
und auch den Mitgliedern des Vereins Deutscher
Maschinen-Ingenieure während seiner Anwesenheit in
Berlin noch in guter Erinnerung geblieben ist. Leider
wurde der Ausübung seines Berufes sowie der Pflege
der Geselligkeit durch seine schwere Erkrankung nur
allzufrüh eine Schranke gezogen.
Der Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure, seine
Kollegen und Freunde werden das Andenken an den
Verstorbenen in hohen Ehren halten. |
Julius Nolte +
Am 17. August d. J. entschlief im 50. Lebensjahre
der Generaldirektor der Neuen Gas-Aktien-Gesellschatt,
Julius Nolte, seit dem Jahre 1890 Mitglied des Vereins
Deutscher Maschinen-Ingenieure. Er wurde in der
Vollkraft seines Schaftens seiner Familie und seinem
Amte durch einen frühzeitigen Tod entrissen. Der
Verewigte war bis kurz vor seinem Tode in un-
ermüdlicher Pflichttreue in seinem Amte tätig.
Julius Nolte wurde geboren den 24. Juli 1859 zu
Berlin als Sohn des Generaldirektors Wilhelm Nolte
der Neuen Gas-Aktien-Gesellschaft daselbst. Julius
Nolte besuchte in Berlin das Wilhelmsgymnasium und
absolvierte die Fricdrich-Werdersche Ober ehle
studierte dann in Lausanne und später auf der
Technischen Hochschule in Hannover und genügte
seiner Militärpflicht beim Eisenbahn-Regiment in Berlin.
Er trat in die Dienste der Deutschen Continental-Gas-
Gesellschaft zu Dessau und wurde dann zum Direktor
der Gasanstalt Rixdorf ernannt; später ging er als
Ober-Ingenieur in die Dienste der Neuen Gas-Aktien-
Gesellschaft, deren Generaldirektor er im Jahre 1889
wurde.
Nolte wirkte in seinen sämtlichen Stellungen mit
grofsem Eifer und war seinen Untergebenen stets ein
leuchtendes Vorbild treuester Pflichterfüllung. Durch
seinen biederen Charakter, sein leutseliges Wesen und
nie versagenden Fleifs hat er sich die Hochschätzung
seines Aufsichtsrates und weiter Kreise erworben. Den
Beamten der von ihm geleiteten Gesellschaft zeigte er
stets ein offenes und hilfsbereites Wesen.
Der Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure wird
sein Andenken in Ehren halten.
Der Bericht über die Versammlung am 26. Mai d.
Js. wird zur Einsichtnahme für die Mitglieder ausgelegt
und die Abstimmung über die eingegangenen Aufnahme-
gesuche veranlafst.
Dem Antrage, den vom Vereinsvorstande mit der
Verlagsbuchhandlung von R. Oldenbourg, Berlin und
198 (No, 754]
München, in Sachen des von Herrn Kgl. Baurat Guillery
herausgegebenen „Handbuches über Triebwagen für
Eisenbahnen“ abgeschlossenen Verlagsvertrag zu ge-
nehmigen, wird stattgegeben, desgleichen dem An-
trage, die Kosten von 3000 Mark für die Freiexemplare
der Vereinsmitglieder den gestifteten Fonds zu ent-
nehmen.
Herr Dopp sen. nimmt bei dieser Gelegenheit Ver-
anlassung, auf das Unzuträgliche der neuen Schreib-
weise des Wortes „Wage“ mit einfachem a hinzuweisen.
In der Mehrzahl lasse das Wort nicht erkennen, ob
Fuhrwerke oder Wiegevorrichtungen gemeint sind.
Für beide Arten von Geräten haben aber auch ihre
Erzeugungsstellen und deren Besitzer, sowie deren Er-
bauer in den zusammengesetzten Worten in Einheit
und Mehrheit ,Wagen-Fabrik“, „Wagen-Fabrikant“,
„Wagen-Bauer“ die gleiche Wortbezeichnung, wenn
das alte deutsche Wort Waage mit zwei a nicht wieder
eingeführt wird. Das gleiche trifft zu für wichtige Teile
beider Arten Geräte, z. B. für , Wagenachse“, „Wagen-
gestell“, „Wagenkasten“ usw. Deshalb ist es unum-
gänglich, dafs das Wort Waage mit zwei a für alle
Wiegevorrichtungen wieder eingeführt wird.
Bei der dritten Beratung der neuen Eichordnung
wäre deshalb dem Antrage des Reichstagsabgeordneten
Raab, das Wort Wage mit einem a wieder in das
Wort mit zwei a umzuwandeln, sicherlich Folge gegeben
worden sein, wenn nicht zu der schon zu grofsen
Tagesordnung an diesem Tage noch ein stundenlanger
Redekampf über die zu der dritten Beratung gestellten
Anträge der Sozialdemokratischen und Freisinnigen
Partei stattgefunden hätte, welche die Verstaatlichung
der Eichämter bekämpften, und es deshalb zu mehr-
fachen namentlichen Abstimmungen gekommen ist, so-
dafs dieser eingeschobene kleine Raab’sche Antrag im
Drange der Zeit keine Würdigung gefunden hat. Die
Tagesordnung mufste aber erschöpft werden, weil am
Schlusse dieser Sitzung der Reichstag sich vertagte
und in die Sommerferien ging.
Deshalb ist notwendig, dafs die in erster Linie
leidenden Industriellen, also die Fabriken und Erbauer
von Fuhrwerken sowie von Wiegevorrichtungen die
Wiedereinführung des früheren Wortes Waage mit
zwei a anstreben und es dürfte auch im Interesse der
technischen Vereine Jegen, die dahingehenden Be-
strebungen zu unterstützen.
Nunmehr erteilt der Vorsitzende Herrn Professor
L. Troske, Hannover, das Wort zu seinem Vortrage:
Der Simplontunnel und seine Bauschwierigkeiten.
. Der Vortragende führte zunächst die Zuhörer an
der Hand einer grofsen Zahl vortrefflicher Lichtbilder
in die majestätische Hochgcbirgswelt des Simplon-
massivs, schilderte an ihrer Hand die prächtige „Simplon-
strafse“ zwischen Brig und Iselle (Endpunkte des grofsen
Tunnels) und erläuterte sodann die schwierige Ver-
messung und Absteckung der Tunnelachse durch Prof.
Rosenmund. Unter Vorlegung einer reichen Sammlung
von Karten, Zeichnungen und Photographien nebst
Bohrer- und Gesteinsproben wurde den Hörern ein
anschauliches Bild der Bohr- und Sprengarbeiten vor
Ort, der Aufweitung und Ausmauerung des Tunnels in
den rückwärtigen Strecken, der gewaltigen Wasser-
einbrüche und der bösen Druckstelle auf der Südseite
entrollt. Auch die in gesundheitlicher Hinsicht für die
Beamten und Arbeiter getroffenen Einrichtungen, wie
gedeckte Fahrhalle vom Tunnelportal bis zur Aufsen-
station mit ihren unmittelbar anschliefsenden Ankleide-
und Baderäumen, die Kranken- und Wohnhäuser nebst
Wasserversorgung wurden an der Hand von Licht-
bildern erörtert, desgleichen die bei einem so langen
Tunnel (= 19803 m) von besonderer Wichtigkeit er-
scheinenden Fragen:
l. Art der Energiegewinnung (insgesamt über
4000 PS),
2. Art der Bohrung,
Aw wv Lüftung und Kühlung,
4. „ , Transporte.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. November 1908]
Aus der Fülle des aus eigener Anschauung und
auf Grund wiederholten eingehenden Studiums an Ort
und Stelle vom Vortragenden Gebotenen sei hier mit
Rücksicht auf die früheren Veröffentlichungen der
Annalen*) über den Simplontunnel nur das Folgende
auszugsweise wiedergegeben.
Vornehmlich traten beim Bau fünf Hauptschwierig-
keiten auf.
a) Das wirkliche Schichtenprofil wich erheblich von
dem seitens der Unternehmung dem Bauprogramm zu
Grunde gelegten ab. In der mittleren etwa 7 km
langen Strecke wurde nicht trockener, steil aufgerich-
teter Gneis angetroffen, sondern wasserführende und
flach, selbst wagerecht gelagerte Schichten, was die
Bohrarbeiten und Ausmauerung ungemein erschwerte.**}
b) Die Gesteinswärme stieg auf der Nordseite
bis 56% C, während man nach den Erfahrungen am
Mont Cenis und Gotthard auf höchstens 42° gerechnet
hatte. ۱ ۱
c) Auf der Südseite wurden bei km 4 bis 4,45 kalte
Quellen von 12 bis 10 Grad angeschlagen, die unter
hohem Druck standen und bis zu 1200 l/sek ۲
in das Stolleninnere ergossen, was den Vortrieb erheblich
gestört und verzögert hat.
d Unmittelbar an diese Wasserstrecke schlofs sich
eine Druckstelle an von solcher Brüchigkeit und Druck-
stärke, dafs jede noch so kräftig bemessene Holzaus-
zimmerung in kurzer Zeit zerdrückt wurde. Nur Eisen-
rahmen aus 40 cm hohem T Eisen mit Holz-, gröfsten-
teils aber mit Betonauskleidung hielten leidlich stand.
So wurde gleichsam ein Eisenbetonstollen geschaffen,
zwar nur 42 m lang, aber diese kurze Strecke hat rund
1l» Jahr für Vortrieb, Aufweitung und Ausmauerung
erfordert. Letztere hat hier eine Querschnittsfläche
von 52 qm, während die regelrechte Art nur 5,67 qm
Fläche zeigt. Die Kosten belaufen sich denn auch auf
rund 20000 M für das lfd. m.
e) Als die Vortriebe der Nord- und Südseite sich
bis auf etwa 2 km einander genähert hatten, traten
heifse Quellen auf von 45 bis 48° und selbst 50 °.
Sie waren der schlimmste Feind der Tunnelbauer, denn
sie muteten diesen geradezu Unmenschliches zu. Doch
auch hier blieb der Mensch schliefslich Sieger.
Als dann am 24. Februar 1905 der lang ersehnte
Durchschlag ertolgte, der die Vollendung des Riesen-
werkes sicherstellte, da wurde dieser von der ganzen
zivilisierten Welt freudigst begrüfst. Die beiden Tunnel-
achsen wichen nur unerheblich von einander ab, nach
späterer genauer Messung um 202 mm in der Wage-
rechten und 87 mm in der Höhe, ein glänzendes
Zeugnis für die sorgfältige Vermessung.
Auf der Nordseite sind 10385 m erbohrt worden,
auf der Südseite 9385 m (gemessen von den Mündungen
der Richtstollen).
Dank der vortrefflichen und reichlichen Lüftung
des Tunnels und der Stollen sowie der fürsorglichen
Mafsnahmen der Unternehmung für das Wohlergehen
der Arbeiter sind hier am Simplon die Verluste an
Menschenleben auf ein geringes Mafs beschränkt ge-
blieben. Die den Getöteten in Iselle am Bergeshang
gewidmete Gedenktafel zählt 22 Todesfälle auf der Nord-
seite auf und 20 auf der Südseite.
Am 25. Januar 1906 durchfuhr der erste Probezug
den Tunnel; letzterer wurde am 1. Juli jenes Jahres
dem öffentlichen Verkehr übergeben.
Die Unternehmung hat für sämtliche Tunnelarbeiten
einschl. Herstellung und teilweiser Ausmauerung des
Parallelstollens sowie Beschotterung und Gleisverlegung
im Haupttunnel den Betrag von 58,2 Millionen Francs
erhalten, worunter 8,4 Millionen Francs für die Werk-
stattsanlagen in Brig und Iselle. Wird der Parallel-
*, Annalen Band 58, Seite 112 f., Band 60, Scite 193 ff.
*) Vergl. näheres in „Mitteilungen der Naturwissenschaftlichen
Gesellschaft in Winterthur“, 1904, V. Heft, Vortrag von Sulzer-
Ziegler über den Simplontunnel; desgl. Eclogae Geologicae Helvetiae,
1904, Vol. VIII No. 4, Prof. Heim: Ueber die geologische Voraus-
sicht beim Simplontunnel.
[15. November 1908)
stollen demnächst ausgebaut, wozu die Unternehmung
in desem Jahre von den schweizerischen Bundes-
bahnen aufgefordert worden ist, so erhält sie dafür
vertragsmäfsig 19,5 Millionen Francs.
Der Tunnel wird elektrisch betr ieben, wofür die
Energie den alten, jedoch mit neuen Turbinen 'aus-
gestatteten Tunnelkrafthäusern entnommen wird (Dreh-
strom von 3300 Volt und 16 Perioden). Die Firma
Brown, Boveri & Cie. in Baden (Schweiz) hatte diesen
Betrieb anfänglich auf ihre Kosten innerhalb 5 Monate
eingerichtet. Seitens der Behörde war ihr zur Be-
dingung gemacht, das landschaftlich schöne Bild des
bergumsäumten Rhonetales bei Brig nicht durch die
Oberleitung und deren Masten zu stören und die Sicht-
barkeit der Flügelsignale nicht zu beeinträchtigen. Sie
hat diese Aufgabe ın vorzüglicher Weise gelöst.
Sämtliche Züge werden elektrisch gefahren mit
Ausnahme zweier Nachtzüge, die aus betriebstechnischen
Gründen durch Dampflokomotiven befördert werden.
Die Bundesbahnen führen die Tunnelzüge bis Domo-
dossola durch. Die italienische Strecke von Iselle bis
zur letztgenannten Station ist aber noch nicht für den
elektrischen Betrieb eingerichtet. Zurzeit sind 4 elek-
trische Lokomotiven in Brig vorhanden, davon sind
zwei von der 3/5 Bauart (Valtellinatype); die beiden
andern sind neueren Ursprungs mit 4 gekuppelten
Achsen. Diese 4/4 Bauart hat sich bestens bewährt.
Das Dienstgewicht beträgt rd. 68 t, der Triebraddurch-
messer 1250 mm, der feste Radstand mifst 4600 mm,
der gesamte 8000 mm. Die beiden Endachsen sind
drehbar und seitlich verschiebbar. Jeder der 2 Motoren
leistet regelrecht 500 PS und verträgt eine Ueberlastung
bis rd. 1100 PS. Bemerkenswert ist ihre Schaltung mit
veränderlicher Polzahl und die dadurch erzielte vier-
fache Abstufung der Umlaufzahl, also auch der Fahr-
geschwindigkeit.
GLASERS ANNALEN: FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 754] 199
Nachstehende
Uebersicht
Zahlwerte, ۱
gibt die betreffenden
3 ۳۹ no بس
Jeweilige Polzahl | Umlaufzahl des Rotors Fahrgeschwindigkeit
der Motoren in der Minute in ۰
16 109,3 26,7
12 151 35,6
8 | 229 34,0
6 310,8 ` 132
Durch diese Geschwindigkeitstufen ist ein genügend
enges Anschmiegen des Zugbetriebs an die Strecken-
verhältnisse erreicht. (Steigung von Brig bis ns
mitte = 2 °oo, von Iselle bis zur letzteren — 7 %0
auf dem Bahnhofsgelände wechselnd).
Die Bundesbahnen haben am 1. Juni d. Js. die ge-
samte elektrische Einrichtung mit den 4 Lokomotiven
zum Preise von 1240000 Frcs. übernommen.
Der Vortragende schlofs seine mit grofsem Beifall
aufgenommenen Ausführungen im Hinblick auf die in
rastloser Energie erzielten Leistungen der Ingenieure
mit den Worten des Sophokles:
„Vieles Gewaltige lebt, doch nichts,
Was gewaltiger als der Mensch!“
Eine Besprechung schlofs sich an den Vortrag
nicht ۰
Als ordentliche Mitglieder wurden der Abstimmung
gemäls in den Verein aufgenommen die Herren Eisen-
bahnbauinspektoren Adolf Cornelius und Wilhelm
Israel in Königsberg i. Pr. sowie Herr Regierungsbau-
führer Adolf Storck in Dortmund und Herr Regierungs-
bauführer Karl Vogt in Danzig.
Der Bericht über die Versammlung am 26. Mai d. ].
wird genehmigt.
Hierauf schliefst der Vorsitzende die Versammlung,
Die weiteren Fortschritte der elektrischen Eisen- und Stahlgewinnung
von Dr. Albert Neuburger- Berlin
(Mit 4 Abbildungen)
dieser Zeitschrift
103 ff.) veröffentlichten Berichte über die
Bereits in unserem vorigen, in
(Band 58, S.
elektrische Eisen- und Stahlgewinnung haben wir darauf
hingewiesen, welch rasche Fortschritte dieser neueste
Zweig metallurgischer Entwicklung seit der kurzen Zeit
seines Bestehens gemacht hat. Diese Fortschritte haben
sich inzwischen noch vermehrt, und allenthalben, sowie
in fast allen Ländern, in denen Wasserkräfte oder Erze
oder beide zusammen vorkommen, macht sich eine rege
Tätigkeit geltend. Ueberblicken wir die Bestrebungen,
durch die sie sich äufsert, so lassen sich hauptsächlich
vier Richtungen unterscheiden:
l. die Herstellung von Qualitätsstahl und wertvollen,
2. T. neuen Eisenlegierungen,
2. die Gewinnung von Roheisen auf elektrischem
Wege,
3. die Verarbeitung von z. T. hochprozentigen Eisen-
erzen und Eısensanden, die wegen ihrer Be-
schaffenheit für die Verschmelzung im Hochofen
nicht geeignet sind, auf elektrischem Wege, und
endlich
4. die Konstruktion neuer Oefen für dic Elektro-
. metallurgie des Eisens.
Was zunächst die unter | angeführten Bestrebungen
zur Herstellung von Qualitätsstahlen und wertvollen
z. T. neuen Eisenlegierungen anbetrifft, so können wir
die hierauf begründete Fabrikation bereits mit Recht
als einen in Deutschland eingeführten und schon heimisch
gewordenen Zweig der Eisenindustrie betrachten. Er
eignet sich auch deshalb am besten für deutsche Ver-
hältnisse, weil bei ihm die Herstellungskosten weniger
in Betracht kommen, als bei anderen Zweigen des
Hüttenwesens. Man ist deshalb nicht auf die Ver-
wendung billiger Wasserkräfte angewiesen und kann
ruhig mit etwas teuerer einheimischer Kohle arbeiten,
ohne befürchten zu müssen, dafs deshalb die Rentabilität
irgendwie in Frage gestellt wird. Ein Beispiel möge das
erläutern: Die feinen Qualitätsstahle und. Legierungen,
wie sie auf elektrischem Wege erhalten werden können,
und die in Bezug auf ihre Eigenschaften teilweise die
besten Sorten von Tiegelgufsstahl hinter sich lassen,
werden je nach ihrer Beschaffenheit mit Preisen bezahlt,
die bis zu 1000 M und darüber pro Tonne schwanken.
Die Herstellungskosten aber bewegen sich zwischen
300 M und 500 M. Es ist leicht einzusehen, dafs bei
so gearteten Verhältnissen die Rentabilität immer ge-
sichert bleibt und dafs es in Bezug auf sie keine grotse
Rolle spielt, ob man den elektrischen Strom aus Wasser-
kräften oder ob man dafür den teuereren Strom aus
Kohle verwendet. Wir werden später genaue Angaben
in Bezug auf die Anzahl der zur Ausbringung einer Tonne
Qualitatsstahls aufzuwendenden Kilowattstunden machen
und es läfst sich an Hand dieser dann leicht berechnen,
dafs man zur elektrischen Gewinnung feiner Qualitäts-
stahle ruhig teuere Kohle zur Erzeugung der Elektrizität
verwenden kann, ohne dafs der finanzielle Erfolg da-
durch erheblich in Frage gestellt wird. Ganz anders
liegen, wie wir ebenfalls weiter unten sehen werden,
die Verhältnisse bei der Roheisengewinnung.
Angesichts der geschilderten Umstände stellt also
die Erzeugung von Elektrostahl und von elektrisch
gewonnenen Eisenlegierungen ein äufserst rentables
Feld dar. So darf es uns denn auch nicht wundern,
dafs trotz der hohen Lizenzen, die die Patentinhaber
verlangen, und trotz der Bedingungen in Bezug auf die
Preisgestaltung, die sie ihren Lizenznehmern auferlegen
und die den Zweck haben, die Verkauf preise auf einer
bestimmten Höhe zu halten, immer noch, wie man hört,
zahlreiche Lizenzen genommen werden. Ihre Zahl lafst
sich nicht genau angeben, da nur eine Anzahl von
200 [No. 754]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. November 1908]
Werken den von ihnen hergestellten Elektrostahl in
den Handel bringt, während eine grofse Anzahl, die
als Lizenznehmer bezeichnet werden — und darunter
sehr grofse —, ausschliefslich für ihren eigenen Bedarf
arbeiten. Ebensowenig wie die Zahl der Lizenzen
darf uns aber der Umstand wundern, dafs von den
verschiedensten Seiten versucht wird, neue Verfahren
zu erfinden, die es ermöglichen, unabhängig von den
bisherigen Elektrostahl zu fabrizieren. Diese Verfahren
lehnen sich in Bezug auf ihren Grundgedanken grofsen-
teils an das eine oder andere der bereits in dieser
Zeitschrift Band 55, S. 181 ff. beschriebenen an und
suchen sie mit mehr oder weniger Geschick zu um-
gehen. So entwickelt sich denn gerade auf dem Gebiete
der Elektrostahlgewinnung ein aufserordentlich lebhafter
Wettbewerb.
Der Elektrostahl hat sich bereits gut eingeführt.
Insbesondere für rollendes Material hat er sich vor-
züglich bewährt und so ist die Nachfrage — vor allem
scitens der Automobilfabriken -- eine sehr lebhafte.
Es werden vor allem stark beanspruchte Teile daraus
hergestellt. Man hat sich in dieser Hinsicht bereits
so an die Verwendung von Elektrostahl gewöhnt,
dafs man auch billigere Sorten durch sehr billige
Elektrostahlsorten in der Preislage von etwa 500 M
pro Tonne ersetzt. Die Miltärbehörden verschiedener
Länder benutzen den Elektrostahl zur Herstellung
von Geschossen und Panzerschutzschilden für die
Geschütze. Im königlichen Schmelzwerk zu Turin
sind zu diesem Zwecke besondere Oefen aufgestellt
worden, in denen Eisenschrott, Erz und Sprengstücke
niedergeschmolzen und in Elektrostahl umgewandelt
werden. Auch Panzerplatten soll man dort herstellen.
Kjellinstahl hat schon verschiedentlich zur Anfertigung
von Tresors und Kassenschränken Verwendung ge-
funden; feine Werkzeuge und Werkzeugmaschinen aller
Art werden in immer steigendem Mafse aus elektrisch
gewonnenem Stahl, sowie aus in gleicher Weise er-
zeugten Eiscenlegierungen hergestellt. Damit sind
natürlich die Verwendungsmöglichkeiten für feine Sorten
von Elektrostahl noch lange nicht erschöpft; es liegt
ja in der Natur der Sache, dafs es unmöglich ist, sie
alle aufzuzählen oder die Gebiete irgendwie erschöpfend
zu behandeln, auf denen sich die Verwendung von
Elektrostahl denken läfst. Dafs diese sich mit der Zeit
ganz beträchtlich vermehren werden, unterliegt wohl
keinem Zweifel.
Die einzige Frage, die hier noch zu erörtern wäre,
ist die, wo die untere Grenze für die Anwendung von
Elektrostahl liegt, d. h. für welche Verwendungsarten
es sich empfiehlt, gewöhnliche Stahlsorten zu nehmen
und von Elektrostahl abzusehen. In Bezug auf die
Eigenschaften gibt es hier keine untere Grenze, da eben
der elektrische Stahl in Bezug auf seine Güte mit allen
anderen Stahlsorten zu konkurrieren vermag und sie
meist übertriftt. Lediglich der Preis ist es, der eine
solche Grenze schaftt. Man kann auch billigen Elektro-
stahl herstellen, dessen Gestehungskosten sich auf etwa
150 M pro Tonne belaufen. Er ist dann aber, wie
man sieht, teuerer als der gewöhnliche Bessemerstahl,
wie er für Ilandelsware, z. B. Träger, Stabeisen usw.
in Frage kommt. Mit Recht betonte deshalb Professor
Eichhoff in einem vor dem „Verein Deutscher Eisen-
hüttenleute“ gehaltenen Vortrag, dafs billige Stahl-
sorten vorerst nur in solchen Ländern rentabel her-
gestellt werden können, wo Wasserkräfte zu Verfügung
stehen. Er erläuterte dies an den Beispielen der Er-
zeugung von Elektrostahl nach dem Verfahren von
Heroult. In dem bisher gebauten grófsten Ofen für
5 Tonnen Chargen ist, wie er ausführte, bei kaltem
Schrotteinsatz zur Erzeugung einer Tonne Stahl immer
noch ein Kraftaufwand von 870—752 Kilowattstunden’
erforderlich. Wird das Material jedoch in einem Martin-
oder Thomasprozeís vorgeschmolzen, wird also mit
heifsem Einsatz gearbeitet, so werden immer noch
200—300 Kilowattstunden verbraucht. Diese Menge
sinkt mit der Verwendung gröfserer Oefen. In einem
1,5 Tonnenofen gehen aufserdem noch etwa 48 pCt.
der verwendeten Kraft durch Ausstrahlung verloren.
Nun kann aber der Fassungsraum eines elektrischen
Ofens leicht auf 10 Tonnen gesteigert werden, ohne
dafs sich die Ausstrahlungsverluste entsprechend ver-
mehren. Seine Oberfläche verhält sich zu der eines
1,5 Tonnenofens wie 2:1. Demnach würde der ۰
verbrauch eines 10 Tonnenofens, in dem in zwei Stunden
eine Charge fertiggestellt werden soll, der folgende sein:
0,40 x 200 x 10000 --- 800000 Kalorien
— 930 Kilowattstunden.
(Es ist hierbei heifser Einsatz und
Erwärmung um 200 Grad vorge-
sehen.)
Für das Schmelzen der Schlacken 450 S
und für die Ausstrahlung . . . 250 5
1630 Kilowattstunden.
Es entspricht dies 163 Kilowattstunden für die
Tonne Stahl. Je weniger fein aber eine Stahlsorte
sein soll, desto weniger weit ist es nötig, die Reinigung
fortzusetzen, desio geringer wird also der Elektrizitäts-
verbrauch werden. Für mittelfeine Stahlsorten mit nicht
so weitgehender Reinigung läfst sich daher die obige Zahl
noch auf etwa 130 Kilowattstunden für die Tonne er-
mäfsigen. Hier — bei den mittelfeinen Stahlsorten —
beginnt also die Rentabilität der elektrischen Verfahren
bereits einzusetzen, und während sie bei den gewöhn-
lichen Sorten überhaupt nicht vorhanden ist, wenigstens
nicht da, wo die Elektrizität aus Kohle erzeugt werden
mufs, steigt sie mit der Feinheit des erzeugten
Produktes, um bei den sehr feinen Stahlsorten
einen ganz erheblichen Umfang anzunehmen.
Ueber das von uns bereits früher in dieser Zeit-
schrift (Band 55, Seite 181 ff. und Band 58, S. 103 f.)
schon mehrfach beschriebene Heroult’sche Verfahren
hat Professor Eichhoff in dem eben erwähnten Vor-
trag gleichfalls weitere Ausführungen gemacht, die ım
ganzen und grofsen gegenüber dem, was wir schon in
unseren dam igen früheren Berichten anführten, nichts
Neues bringen. Als das wichtigste Moment seiner Aus-
führungen möchten wir hervorheben, dafs bei der
Gesellschaft „Elektrostahl G. m. b. H.“ in Remscheid,
auf die sich dieselben bezogen, wohl ebenso wie in
allen anderen Betrieben, in denen das Héroult'sche Ver-
fahren ausgeübt wird, nicht mehr, wie dies ursprünglich
von Héroult beabsichtigt war, mit Widerstandserhitzung,
sondern mit Lichtbogenerhitzung gearbeitet wird. Man
scheint in dem Eintauchen der Elektroden in die Schlacke
doch den einen oder anderen Haken gefunden zu haben,
und so arbeitet man jetzt in der Weise, dafs man das
untere Ende der Elektroden etwa 45 mm über die
Schlacke stellt. Zwischen ihr und den Elektroden
spielt dann ein Lichtbogen, der zunächst die dünne
Schlackenschicht und dann das darunterliegende Eisen-
bad erhitzt. Es wird im allgemeinen mit heifsem Ein-
satz und zwar in der Weise gearbeitet, dafs etwa
1,5—2 Tonnen flüssigen Stahls aus einem kippbaren
Martinofen nach System Wellmann entnommen und
unter Zurückhaltung der Schlacke in den elektrischen
Ofen gegossen werden. Dort findet dann in der von
uns schon früher beschriebenen Weise der Raffinations-
prozefs statt, während dessen die Schlacke mehrmals
abgezogen und durch Zugabe schlackenbildender Zu-
sätze wieder erneuert wird. Die Schlacke sowie ein-
gebrachtes Manganerz wirken desoxydierend und es
wird durch sie jede Spur von Sauerstoff vollkommen
aus dem Eisen enn smmen. Dann wird mittels einer
besonderen Eisen-Kohlenstofflegierung, die der Gesell-
schaft patentiert ist und der sie den Namen „Karburit“
gegeben hat, sowie durch Zugabe von Mangan und
Ferrosilicium nachgekohlt. Die Mengen dieser Zusätze
werden so bemessen, dafs genau die gewünschte Menge
von Kohlenstoff im Stahl enthalten ist; es läfst sich auf
diese Weise jede Stahlsorte und zwar absolut genau
in der Zusammensetzung, in der sie gewünscht wird,
erzielen. Nun hängen ja die Eigenschaften eines Stahls
nicht lediglich von seinem Gehalt an Kohlenstof,
sondern neben seiner metallographischen Beschaffenheit
in erster Linie auch von dem an Phosphor und Schwetel
ab. In dieser Hinsicht arbeitet das Verfahren gut.
Der Phosphorgehalt kann durch dasselbe bis auf 0,003
und 0,005 pCt., der Schwefelgehalt bis auf 0,007 und
[15. November 1908]
0,012 pCt. reduziert werden. Die Grenzen, innerhalb
deren sich der Gehalt an Kohlenstoff, Mangan und
Silicium der vorherigen Berechnung entsprechend
praktisch genau innehalten läfst, schwankt zwischen
0,03 und 0,05 pCt. Wie man also sieht, ist das Ver-
fahren in hüttenmännischer Beziehung aufserordentlich
gut durchgeärbeitet, denn es lassen sich nach demselben
die Mengen der einzelnen Bestandteile und damit die
Qualität des Stahls sehr genau regulieren. Der Strom-
verbrauch des Héroult'schen Verfahrens ist wie aus
den von uns bereits in Band 58, Seite 104 ff. erwähnten
Arbeiten der kanadischen Kommission hervorgeht, etwas
gröfser als bei anderen, insbesondere beim Kjellin’schen
Verfahren. Auch dies wird durch den Vortrag von
Eichhoff im ganzen und grofsen bestätigt, doch spielen,
wie wir bereits am Eingang unserer Ausführungen dar-
gelegt haben, bei feinen Stahlsorten die Gestehungs-
kosten resp. ein etwas gröfserer oder geringerer Ver-
brauch an elektrischer Energie mit Hinsicht auf den
Verkaufswert keine allzu grofse Rolle.
In Bezug auf diese Gestehungskosten ist des weiteren
zu bemerken, dafs zum Betriebe eines Ofens zwei Mann
und ein Junge nötig sind, wozu bei Verarbeitung kalten
Materials noch ein bis zwei Chargierer kommen. Der
Elektrodenverbrauch schwankt mit der Ofengrölse und
beträgt bei kaltem Einsatz 3—4, bei heilsem 1---2,5 M.
pro Tonne. Besonders interessant ist es, wie sich die
Gestehungskosten mit der Vergröfserung der Oelen ver-
ringern. Bei Verwendung von Wasserkraft zu einem
Preis von 1,7 Pfennig pro Kilowattstunde sowie einem
solchen von 48 M für die Tonne Schrott, betragen
dieselben bei einem Zweitonnenofen 95 M, bei einem
Fünftonnenofen 84,30 M bei kaltem Einsatz, natürlich
ohne Berechnung der Arbeitslöhne, des Elektroden-
abbrandes, der Reparaturkosten des Ofens usw. Bei
heifsem Einsatz und einem Preise von 60 M pro Tonne
Schrott stellen sie sich für einen Zweitonnenofen auf
84,60 M, bei einem Fünftonnenofen auf.78 M. Das
diese Verbilligung bei Verwendung grölserer Oefen auf
die Verminderung der Ausstrahlung zurückzuführen ist,
haben wir bereits oben ausführlich dargelegt.
Ueber die physikalischen Eigenschaften des Elektro-
stahls, wie er nach dem Heéroult'schen Verfahren
gewonnen wird, liegen uns keine amtlichen Prüfungs-
ergebnisse wie über den Kjellinstahl vor, wenn
wir von denjenigen der kanadischen Kommission ab-
sehen, auf die wir früher bereits kurz eingegangen sind.
Genaue Untersuchungen über ihn hat Professor Guillet
in Paris angestellt, die besonders deshalb interessant
sind, weil sich nach ihnen ein Vergleich mit basischem
Martinstahl und Tiegelstahl ergibt. Wır geben des-
halb die von Guillet erhaltenen Resultate nachstehend
wieder:
r
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
1
. anlassung geben kann.
(No, 754] 201
Technisch und finanziell ähnlich wie bei der Her-
stellung von Elcktrostahl liegen die Verhältnisse bei
der neuer Eisenlegierungen. Die Gewinnung dieser
bietet ebenfalls ein neues und aussichtsvolles Feld für
die elektrische Eisenindustrie, ein Feld, das vor allem
deshalb besonders ausgezeichnet ist, weil es sich als
ein sehr erweiterungslähiges darstellt. Die Zahl der
technisch verwendeten Eisenlegierungen war bisher
keine allzugrofse. In Hüttenbetrieben selbst wurden
hauptsächlich das Ferromangan und das Ferro-
silicium verwendet. Aufserdem hat man zur Her-
stellung von Werkzeugstahl, Lagern, Lagerschalen, als
Schleif- und Poliermaterial usw., einzelne Eisen-
legierungen, in erster Linie Ferrochrom und Ferro-
wolfram genommen.
Die neue Aera in der Gewinnung dieser Legierungen
ist hauptsächlich durch zwei Momentc charakterisiert,
einmal dadurch, dafs zu den bekannten Legierungen
noch eine Anzahl neuer hinzugekommen ist, und dann
dadurch, dafs man mit Erfolg den elektrischen Ofen
zu ihrer Herstellung verwendet hat.
Die Verwendung des elektrischen Ofens zur Ge-
winnung von Eisenlegierungen bedeutet insbesondere
für das Ferromangan und Ferrosilicium, die bisher
in der Hauptsache im Hochofen gewonnen wurden,
einen Fortschritt. Der elektrische Ofen ermöglicht
es, sie viel höher anzureichern und dadurch bedeutend
wertvollere Produkte zu erzielen. Als Oefen kann man
im allgemeinen alle Ofentypen verwenden, die
sich zur elektrischen Eisengewinnung eignen.
In diesen werden dann die Eisen- und Mangan- resp.
siliciumhaltigen Rohmaterialien niedergeschmolzen. Hier-
bei kommt es, insbesondere bei der Ferrosiliciumdar-
stellung, im wesentlichen darauf an, die Schmelzung
unter einer stark sauren Schlacke vorzunehmen. Es
werden jetzt auf diese Weise Ferrosiliciumqualitäten
erzeugt, die bis zu 80 pCt. und darüber Silicium ent-
halten und in grofsen Mengen in der Bessemerei ۰
wendung finden. Aufser durch seinen hohen Silicium-
gehalt zeichnet sich das elektrisch gewonnene Ferro-
silicium aber auch noch durch eine andere Eigenschaft,
nämlich durch seine Reinheit aus. Von welcher Be-
deutung diese ist, ergibt sich daraus, dafs ein hoher
Phosphorgehalt des Ferrosiliciums die Eigenschaften
des unter seiner Verwendung dargestellten Stahls
wesentlich beeinträchtigt, und dafs derselbe sogar, wie
die Erfahrung gelehrt hat, wenn er allzuhoch an-teigt,
zu heftigen Explosionen in der Bessemerbirne Ver-
Die elektrischen Verfahren er-
möglichen es nun, ebenso wie bei der Darstellung von
Stahl den Phosphorgehalt auf ein Minimum zu reduzieren.
Die Vorteile, wie wir sie hier für die Ferrosilictum-
darstellung geschildert haben, treffen auch für das Ferro-
Vergleichende Versuche mit verschiedenen Stahlsorten
(ausgeführt von Prof. L. Guillet-Paris).
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e = Chemische Analyse SS ape ace nn u
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Tiegel AE = =. 0,050 ` 0 256 0 178 | d 023 | 0, ‚015 — 36,5 | 24,5 30,5 50,0 22
Elektrischer Ofen . eo z | 0,051 9 0,184 | 0,047 : 0,024 1 0,053 0,100 | 375 | 25,5 340 | 715 50
2 ۱ Basischer Martinprozefs ۰ SÉ 0,062 : 0, 325 0 095 | 0,018 0,021! — ' — 35,3 | 21,2 290 ¦! 3 23
Tiegel =~ 10, ‚050 | 0,250 o 0, 178 | 0,023 ۱ 0, 015) — — 36,5 | 24,5 305 | 50,0 22
>
Elektrischer Ofen . | هدع | ۵, 136 ۰ ' 0,297 | 0,070 0,007 | 0,016 | 0,040 ' 0,082 | 40,8 | 23,5 | 34,0 69,0 48
Basischer Martinprozefs . | 5 œ 0,142 0 330 ` 0 055 | 0,052 10,023: — — 395 | 225! 27,0 48 2 24
Tiegel : Ey 0,139 . 0, 225 0,125 0,028 0,010: — -- 39,9 | 23,3 29,0 52,4 25
Elektrischer Ofen . zZ 0,220 ۰ 0,399 . 0,070 | 0,008 0,007 | 0,043 0,073 | 48,2 | 28,0 215 | 56,5 25
Basischer Martinprozefs . | Zo | 0,205 0,445 0,152 | 0,062 0,091 —- — 41,5 | 26,3 26,0 43,6 20
Tiegel ZN [0,230 0,327 0,180 | 0,030 0,020: — -- | 40,9 ¦ 254 27,0 48,9 23
Elektrischer Ofen . E SL 0,218 0,385 0,360 | 0,012 ۰ 0,017 0 dd 0, 073 | 50,4 | 32,7 210 , 61,7 28
5 ۱ Basischer Martinprozefs .| % 3 | 0,205 0,445 0,152 | 0,062 0,091 I 47,5 | 26,3 260 ` 43,6 20
Tiegel 0,230 0,327 0,180 | 0,030 0,020; — ı — 46,9 | 25,4 27,0 ` 48,9 23
202 [No. 754]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. November 1908]
chrom zu. Im Hochofen kann diese Legierung nicht
höher angereichert werden, als bis zu einem Chrom-
gchalt von 30-40 pCt., während jetzt von sciten der
Konsumenten vielfach eine Legierung mit 60 pCt. Chrom
verlangt wird. Diese lälst sich zwar im Tiegel gewinnen,
aber stets nur in kleinen Mengen und so bildet auch
hier der elektrische Ofen das einzige Mittel, um grofse
Mengen hochprozentiger Ware darzustellen. Als Aus-
gangsmaterial dient Chromeisenstein, der im elektrischen
Ofen einer läuterndern Schmelzung unter Zugabe ent-
sprechender Zuschläge unterworfen wird, wodurch dann
als Endprodukt das Ferrochrom entsteht.
Wir geben nachstehend einige Analysen von Chrom-
daraus erzielten
eisenstein, sowie eine solche des
Produkts.
Chromeisenstein Ferrochrom
l. lI.
Cr, O, . 50,00 pCt. 52,8 pCt. Cr... 70,96 pCt.
FeO.. 1857 „ 1024 „ | 2525 y
Al, O, 1244 , 1048 , Si 0,5 M
MgO.. 13,88 „ 13,96 , C رد a "021 n
CaQ.. 216 رو 231. x P... 0008 „
SU, ea 382.4 6,95 , e % 0,078 ,
S.... 069 „ 0,06 „
Pr 0,2
Die vorstehend beschriebenen Legierungen lassen
sich durchweg aufser im elektrischen Ofen auch noch
im Hochofen oder Tiegelofen gewinnen. Dies ist beim
Ferrowolfram jedoch nicht möglich, wei seine
Bildungstemperatur so hoch liegt, dafs es nur im
elektrischen Ofen erzeugt werden kann. In diesem
kann nach zwei Methoden gearbeitet werden, indem
"man entweder ein wolframhaltiges Bohnerz im Ofen
mit Kohle reduziert, oder indem man der Eisen-
schmelze gepulvertes Wolfram, wie es von chemischen
Werken geliefert wird, zusetzt. Nach jeder - dieser
Methoden lassen sich Legierungen mit einem Wolfram-
gchalt bis zu 85 pCt. erhalten, die besonders in
Amerika und Frankreich zur Herstellung von Werk-
zeugstählen Verwendung finden. In neucrer Zeit
beginnt sich das Ferrowolfram jedoch auch in Deutsch-
land zum gleichen Zwecke immer mehr einzubürgern.
Eine ebenfalls vorwiegend noch im Auslande
verwendete Legierung, die mit Hilfe des elektrischen
Verfahrens gewonnen wird, ist das Ferrovanadium.
Man hörte im Anfang, als es in Frankreich auftauchte,
ziemlich viel ungünstige Urteile darüber, die wohl in
erster Linie dadurch bedingt wurden, dafs cs bis zu
10 pCt. Aluminium und bis zu 3 pCt. Kohlenstoft ent-
hielt. Damit lassen sich natürlich keine guten Werkzeug-
stähle erzeugen. Nachdem es jedoch in ncucrer Zeit
gelungen ist, vollkommen kohlenstoffreies Vanadium
als Ausgangsmaterial zu erzeugen, und nachdem man
des weiteren gefunden hat, dals durch einen Silicium-
zusatz bei der Herstellung eine derartige Temperatur-
erhöhung eintritt, dafs eine sehr gleichmáfsige Durch-
mischung der Legierung und damit natürlich auch eine
sehr gleichmälsige Qualität derselben resultiert, so dürfte
man wohl bald mehr Zutrauen zu diesem neuen Produkt
des elektrischen Ofens gewinnen, das man allerdings
nicht mehr als reines Ferrovanadıum ansprechen kann,
das man vielmehr als ein Ferrosiliciumvanadium
bezeichnen mufs.
Als weitere neue Eisenlegierungen seien das Ferro-
molybdän und das Ferrotitan erwähnt, von denen
das erstere gewöhnlich 60 pCt. Molybdän enthält und
ziemlich frei von Kohlenstoff, Schwefel und Phosphor
ist. Man gewinnt beide entweder aus wolfram- resp.
titanhaltigen Eisenerzen oder durch Zusammen-
schmelzen von Eisen mit Wolfram und Titan im elek-
trischen Ofen. Auch sie haben sich in Amerika und
besonders in Frankreich schon ein ziemliches An-
wendungsgebiet crobert, während man sie in Deutschland
im allgemeinen noch sehr wenig kennt. Es dürfte
Jedoch wohl keinem Zweifel unterliegen, dafs sie mit
der weiteren Verbreitung der in elektrischen Eisenöfen
erzeugten Produkte, und sobald man diese und ihre
Eigenschaften erst besser kennen gelernt hat, gleich-
falls mannigfache Anwendung finden werden.
|
|
Der am Eingang unserer Ausführungen erwähnte
zweite Punkt, die Gewinnung von Roheisen auf
elektrischem Wege ist für die Elektrometallurgie
des Eisens wohl der wirtschaftlich bedeutsamste. So-
bald es gelingt, Roheisen direkt aus den Erzen auf
elektrischem Wege zu einem Preise zu erzeugen, der
nicht höher oder niedriger ist als der des im Hochofen
ausgebrachten Roheisens, stehen zweifellos bedeutende
wirtschaftliche Verschiebungen bevor. Es werden dann
solche Länder in den Wettbewerb eintreten, die bisher
überhaupt keine Eisenindustrie hatten, die aber über
reichliche Wasserkräfte verfügen, sodafs sie im Stande
sind, die Elektrizität auf sehr billigem Wege zu er,
zeugen. Ob sie dabei selbst Erze fürdern oder nicht,
kommt, sobald der Elektrizitätspreis nur niedrig genug
ist, erst in zweiter Linie in Betracht. Als Beispiel
und zum Beleg für das eben gesagte führen wir Chile
an. Dieses Land besitzt keinerlei Eisenerze, dagegen
ist es im glücklichen Besitze grofser Wasserkräfte, und
aufserdem hat es infolge seiner lang ausgedehnten
Küstenentwicklung und seiner Lage am Meere in diesem
letzteren einen guten und billigen Transportweg. Infolge
dieser Umstände soll dort unter Verwendung des elek-
trischen Stroms eine mächtige Eisenindustrie geschaffen
werden, für die die Anlagen teilweise projektiert, ۰
weise schon im Bau begriffen sind. Die Erze werden
aus Neuseeland importiert, und die Tonne fertigen Roh-
eisens wird sich auf ungefähr 32 M stellen, Stahl im
Verhältnis ebenso billig. Da Chile keine bedeutendere
Industrie besitzt, so sollen die fertigen Produkte nach
Nordamerika usw. verfrachtet und dort auf den Markt
gebracht werden. Es dürfte also in nächster Zeit
unter den Eisen produzierenden Ländern cine ganze
Anzahl neuer auftauchen, die bisher überhaupt noch
keine Eisenindustrie hatten, was natürlich auf die Eisen-
erzeugung der bisherigen Eisen darstellenden Gegenden
nicht ohne Einflufs bleiben wird.
Zu denjenigen Ländern, die sich eine neue Eisen-
industrie auf Grund ihrer Wasserkráfte zu schaften
beabsichtigen, gehört auch Kanada, das aufserdem noch
in der glücklichen Lage ist, auch Eisenerzlager zu
besitzen. Die von uns in Band 58, S. 103 ff. bereits
ausführlich geschilderte Studienreise der kanadischen
Kommission hatte ja auch weiter keinen Zweck, als
sich über die einschlägigen Verhältnisse und die ein-
zelnen Methoden zu informieren. Bei dieser Reise blieb
jedoch ein — und zwar ein sehr wichtiger — Punkt
ungeklärt, nämlich der, ob es überhaupt in einwands-
freier Weise möglich ist, aus den Erzen direkt in einem
einzigen Prozefs Roheisen oder Stahl zu erschmelzen,
mit anderen Worten: ob sich der Hochofen durch
den elektrischen Ofen ersetzen läfst.
Die Kommission konnte in der Hauptsache nur
Verfahren zur Erzeugung von Stahl studieren und
mufste sich im übrigen bezüglich des Roheisens auf
die Angaben der Erfinder verlassen. Von den drei
Oefen, die für die Roheisenerzeugung in erster Linie
in Betracht kamen, war während der Studienreise der
Stassano’sche (siehe Band 55, S. 184) gerade wegen
Reparaturen aufser Betrieb und im Keller’schen
(Band 55, S. 189) konnten nur einige schnell impro-
visierte Versuche gemacht werden, während im Héroult-
schen zwar Versuche durchgeführt wurden, aber nur
in sehr kleinem Mafsstab und mit ganz bestimmten
Erzen, die keine weiteren allgemeinen Schlüsse zu-
lielsen.
So mufste denn die Frage des Ersatzes des Hoch,
ofens durch den elektrischen Ofen immer noch als un-
geklärt erachtet werden. Bei der Wichtigkeit jedoch,
die ihr in Bezug auf die wirtschaftlichen Verhältnisse
sämtlicher Eisen produzierenden Länder im allgemeinen
und für diejenigen Kanadas im besonderen zukommt,
begann die kanadische Kommission mit eingehenden
Versuchen, zu deren Durchführung Héroult eigens nach
Kanada berufen wurde. Da diese Versuche und ihre
Resultate für die Zukunft der gesamten Eisenindustrie
von einschneidender Bedeutung werden können, und
da sie somit ein weit über die speziell kanadischen
Verhältnisse hinausgehendes wirtschaftliches und aufser-
dem noch ein ganz besonderes technisches Interesse
geführt.
S339 Kupfer
Aluminium
Stahl
Gusseisen
ff Steine
Mohlenmasse
[15. November 1908]
darbieten, so seien nachstehend ihre wichtigsten Momente |
und Ergebnisse angeführt.
dafs sie in technischer Hinsicht sehr wichtige Auf-
schlüsse über einzelne Details der Roheisenerzeugung
und des Ersatzes des Hochofens durch den elektrischen
Öfen gezeitigt haben.
Die Versuche wurden in Sault St. Marie mit einem sind also nicht entstanden.
eigens zu diesem Zwecke erbauten Tiegelofen durch- Kontaktes zu vermeiden,
Dieser Ofen, den wir in Abb. I im Durch-
schnitt und Abb. 2 im Querschnitt wiedergeben, be-
stand aus einem zylindrischen aus zwei Teilen zu- wiedergegeben. Der Ofen wurde, um die Elektrode
sammengesetzten eisernen Behälter, der unten auf einer
Abb. 4.
Schnitt A-B.
Aë:
PS N
Tiegelofen in Sault St. Marie.
gufseisernen Platte mit Hilfe von Bolzen verankert war.
Dieser Mantel war senkrecht gespalten, um den magne-
tischen Stromkreis zu unterbrechen und um die In- Briketts:
duktanz so gering als nur möglich zu machen. Der Flüchtige Stoffe
hierdurch entstandene Spalt wurde durch eine Kupfer- Fester از
platte überdeckt, die an den Mantel angenietet ۰ SO |
ie Bodenplatte bildete die eine Elektrode. Um von ve CALD.
ihr aus einen guten Kontakt mit der darüber befindlichen GO pig
Kohlenmasse herzustellen, die in den unteren Teil Mg O Ze
des Mantels eingestampft war, waren auf ihr senkrechte a”
eiserne Stangen befestigt.
ir بح
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
INo. 754] 203
zwischen beiden war eine so feste, dafs der Träger
Es sei hierzu noch bemerkt, | die Beschickung ohne Widerstand durchdringen konnte,
wodurch es ermöglicht wurde, die Elektrode in ihrer
ganzen Länge zu verbrauchen. Elektrodenverluste, die
dadurch herbeigeführt wurden, dafs gröfsere Stücke un-
verbrauchter Elektrode weggeworfen werden mulsten,
Um ein Erwärmen des
wurde in ihn ein Rohr ein-
gelassen, durch das Luft zirkulierte. In Abb. 3 sind
die Details der Elektrodenbefestigung noch einmal genau
vollkommen verbrauchen zu können, möglichst niedrig
gebaut, sodafs also das Metallbad ziemlich hoch oben
zu liegen kam.
Il
)999255 29 9 و 0 9 9 0 و » و و
ZA Schnitt C-D.
NAL ALADO d
E Gees,
+m wie titanhaltige Eisenerze.
durch Heben und Senken
Die zur Durchführung des Prozesses nötige elek-
N trische Energie wurde aus einem dreiphasigen Wechsel-
۱ stromgenerator von 400 Kilowatt 30 Perioden und
‚2400 Volt entnommen. Der Antrieb desselben erfolgte
' durch einen Gleichstrommotor von 300 PS und 500 Volt.
Der Strom der einen Phase von 2200 Volt wurde einem
ölgefüllten Transformator von 225 Kilowatt Kapazität
zugeführt, aus dem der Strom mit 50 Volt in den Ofen
ging. Zur Zuleitung des Stromes zum Ofen dienen
Leitungen aus Aluminiumkabel.
Nachdem eine Anzahl Vorversuche angestellt worden
waren, um die Kapazität des Schmelzherdes im Ofen
der verfügbaren Energie anzupassen, und nachdem eine
weitere Anzahl von Versuchen beendet waren, die den
Abb. 3. Zweck hatten, das im Ofen entstandene Kohlenoxyd
auszunutzen, die aber ohne Resultat verlaufen waren,
wurde mit den eigentlichen Versuchen begonnen. Diese
dauerten etwa zwei Monate
derselben etwa 150 Abstiche ausgeführt, die ein Er-
gebnis von 55 Tonnen Roheisen lieferten. Es gelangten
hierbei die verschiedenartigsten Erze zur Verarbeitung
und zwar Magneteisenstein, Haematit, gerösteter Magnet-
kies mit hohem Schwefel- und etwas Nickelgehalt so-
Die Beschickung, aus Erz,
Zuschlag und Kohle bestehend, war bei allen diesen
Erzen in nahezu gleichmäfsiger Weise zusammengesetzt.
P Sie wurde vor ihrer Verwendung fein gemahlen.
Die Inbetriebsetzung des Ofens wurde in der Weise
vorgenommen, dafs eine kleine Menge Kohle auf den
Boden des Tiegels gegeben und die Elektrode gesenkt
wurde, bis sich zwischen ihr und der Kohle der Licht-
bogen entwickelte. Dieser
Stunden lang unterhalten, um den Ofen vorzuwärmen,
dann wurde der Ofen mit der Beschickung gefüllt und
der Elektrode eine Strom-
stärke von etwa 5000.Ampere eingestellt, die so konstant
als möglich gehalten wurde.
zur Verwendung, da diese einerseits ziemlich schwefel-
frei ist und andererseits sich infolge des grofsen Reich-
a tums Kanadas an Wäldern dort billiger stellt als
Steinkohle. Für Berechnungen des wirtschaftlichen
Ergebnisses ist der entsprechende Wärmewert und
Marktpreis der Steinkohle einzusetzen, wie er den
und es wurden während
wurde zunächst 16--20
Als Kohle kam Holzkohle
Schnitt E-H u. F-6. örtlichen Verhältnissen, für die diese Berechnungen
gelten sollen, entspricht. Da der Wärmewert der Holz-
kohle aber seitens des Berichterstatters, des kanadischen
3 A Minendirektors Dr. Haanel, nicht angegeben wird, so
werden wir in nachstehenden Ausfúhrungen immer nur
solche Versuche zu Grunde legen, bei denen Briketts zur
Verwendung kamen, die aus 80 pCt. Koksstaub und
20 pCt. Ton hergestellt waren und deren Wärmewert
Die eben erwähnte Kohlen-
bildete den eigenlichen Schmelztiegel. Die
Elektrode e war an einem Elektrodenträger befestigt,
der aus Kupferplatten bestand, die aneinander und an
einem Stahlschuh 7 angenietet waren. Die Verbindung
sich aus nachstehender Analyse ergibt:
: 4,05 pCt
59,73 -y
5 O
$92 „
0,90 ,
0,30 „
0,84 ,
100,00 pCt.
Aus den unter Verwendung dieser Briketts durch-
geführten Versuchen seien einige hervorgehoben, die
als besonders charakteristisch gelten können. So wurde
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204 [No. 754]
bei einer Schmelze die Beschickung aus 200 Gewichts-
teilen Haematit, 60 Gewichtsteilen Koksbrikett und
90 Gewichtsteilen Kalk zusammengesetzt. Die Analyse
des Hacmatits und des Kalks ergab folgendes Resultat:
Haematit:
SiO, — . 9,42 pCt.
Fe, O, ۰ . 890 , — 62,23 pCt. Fe
Al, O, . اه `
CaO 061 „
MgO 0,30 ,
Mn e « sa pos 016 ,
Po... م . م 0044 ,
Se. ak & ii & 0002 =,
Glühverlust . 248 „
100,426 pCt.
Kalk:
Si Oy... 8 1,71 pCt.
Fe, O, + Al, O, . 081 و
CaCO, . . e . 9285 ,
Mg CO, . 440 ,
Price as e & و 0004 —
o he wm e sa a DSZ y
99,826 pCt.
Die gewonnenen Produkte Roheisen und Schlacke
waren folgendermafsen zusammengesetzt:
Graues Roheisen:
Abstich No. 28 Abstich No. 30
Gesamtkohlenstoff 4,85 pCt. 4,35 pCt.
Sion, e B Dt “OST. y 1,03 „
Dre a & OOS 0,019 ,
Schlacke:
SiO, . 34,40 pCt.
Al, O, 15,13 „
CaO. 43,53 „
Mg O 2,00 ,
A Ad: «
Dr € a OO 4
Das Verháltnis der Schlacke zum Eisen war
2665 — 0,44.
Es betrug
die Dauer der Schmelze 12 S:unden,
die durchschnittliche Spannung im Ofen 38,5 Volt,
die durchschnittliche Stromstärke 4856 Ampere,
der Wirkungsgrad 0,919,
das Gewicht des erzeugten Roheisens 2,665 t,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. November 1908)
der Wattverbrauch 38,5 x 4856 x 0,919 — 171812 Watt
oder HP 2 is — 230,3,
das Ausbringen pro 1000 elektrische Tagespferde-
2665 . 24 . 1000
kráfte 12.2303.2000 = 11,57 t, elektrische Jahres-
pferdekräfte (1 Jahr = 365 Tage) pro Tonne Roheisen
= 0,236.
Ganz besonders interessant gestalteten sich die
Versuche mit titanhaltigem Eisenerz, wie es ja auch in
Europa vielfach vorkommt, das den aufsergewöhnlich
hohen Gehalt von 17,82 pCt. Titandioxyd aufwies. Die
Frage, die hier zur Entscheidung stand, war die, ob
das Titan im fertigen Produkt enthalten sein und dessen
Eigenschaften verändern oder ob es in die Schlacke
gehen werde. Die Charge war in der Weise zusammen-
gesetzt, dafs auf 400 Gewichtsteile Erz, 100 Gewichts-
teile Holzkohle und je 50 Gewichtsteile Kalk und Flufs-
spath kamen. Es zeigte sich, dafs die Schlacke 38,92 pCt.
Titandioxyd enthielt, während nur 1,00 pCt. bis höchstens
1,030 pCt. des Titans ins Eisen gingen. Es Jáfst sich
somit, wie durch diesen Versuch bewiesen ist, aus
stark titanhaltigem Erze ein ziemlich titanfreies
Roheisen auf elektrometallurgischem Wege
ausbringen, was bekanntlich auf rein metallurgischem
nicht in diesem Mafse gelingt.
Da sich gerade bei diesem Versuche der Ofen in
sehr schlechtem Zustande befand, so liefs sich der
Elektrizitätsverbrauch nicht genau feststellen. Sein
Futter war von der sehr kalkhaltigen Schlacke, die bei
der vorhergehenden Charge verwendet worden war,
stark zerfressen, sodafs der Betrieb vorzeitig unter-
brochen werden ۱
Auch mit stark nickelhaltigem Erze wurden Ver-
suche durchgeführt, die nicht minder interessant als
die mit titanhaltigem verliefen. So kam unter anderem
ein Erz mit 2,23 pCt. Nickel zur Verwendung; der
Nickelgehalt des erhaltenen Produktes schwankte
zwischen 3,70 und 4,12 pCt. Hieraus ergibt sich also,
dafs bei der Roheisenerzeugung auf elektrischenı Wege
die Entfernung des Nickels nicht in dem Mafse gelingt,
wie die des Titans und dafs ein Roheisen resultiert, das
teilweise als eine Nickellegierung anzusprechen
sein dürfte.
Aulserordentlich günstig waren die in Bezug auf
Entfernung des Schwefels erhaltenen Resultate, die
besonders deshalb von hoher Wichtigkeit sind, weil der
Schwefe'gehalt ja bekanntlich die Eigenschaften des
Eisens in hohem Mafse beeinflufst. Erze mit einem
Schwefelgehalt von 1,56 pCt. ergaben ein Roheisen,
das nur noch 0,006--0,007 pCt. Schwefel enthielt.
(Schlufs folgt.)
Leipziger Kongrels für gewerblichen Rechtsschutz
In Leipzig tagte in diesem Jahre vom 15.—20, Juni
der Kongreis für gewerblichen Rechtsschutz und fafste
die folgenden Beschlüsse, welche wir der Zeitschrift
„Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht“ ent-
nehmen.
A. Gerichtsbarkeit in Sachen des gewerblichen
Rechtsschutzes.
I. Es ist erforderlich, für Sachen des gewerblichen
Rechtsschutzes aus rechtsgelehrten und technischen
Richtern zusammengesetzte Gerichte einzurichten.
II. Der Kongrefs hält als vorläufige Abhilfe die in
einzelnen Bundesstaaten erfolgte Konzentrierung der
Patentstreitigkeiten bei einzelnen bestimmten Kammern
und Senaten der Gerichte für zweckmäfsig und wünscht
eine weitere Durchführung dieser Konzentration, event.
im Wege der Gesetzgebung, mit folgenden Mafsgaben:
l. Bei Besetzung der Patentkammern und Patent-
senate Ist auf die Ausbildung und Neigung der
betreffenden Richter Rücksicht zu nehmen,
|
2. Aufser den Parteien müssen auch deren tech-
nische Angestellte und die Patentanwälte in der
mündlichen Verhandlung zum Worte verstattet
werden.
111. Die Anordnungen einzelner deutscher Justiz-
verwaltungen, wonach die Streitigkeiten aus dem Gebiete
des gewerblichen Rechtsschutzes bestimmten Zivil-
kammern von Landgerichten ausschliefslich zugewiesen
werden, sina zu begrüfsen.
Zur weiteren Verfolgung des damit angestrebten
Zweckes ist es wünschenswert, dafs im Wege der
Gesetzgebung das ganze Reichsgebiet in grofse Bezirke
eingeteilt wird, für welche je ein bestimmtes Landgericht
und Oberlandesgericht für die Entscheidung der
erwähnten Streitigkeiten als ausschliefslich zuständig
erklärt wird. |
B. Patentrecht.
J. Einschränkende Abänderung des Patentes.
Es ist zwischen $$ 7 und 8 des P. G. ein neuer Paragraph
einzuschalten, laut dessen der Patentanmelder jederzeit
[15. November 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 754] 205
einschränkende Aenderungen seines Patentes beantragen
kann, wobei diese Anträge wie Patentanmeldungen
behandelt werden sollen.
Jedoch soll der Antrag auf Beschränkung des
Patentes während des schwebenden Nichtigkeitsver-
fahrens unzulässig sein.
II. Wiedereinsetzung in den vorigen Stand
und Wiederaufnahme des Verfahrens in Patent- |
sachen. Die Wicdereinsetzung in den vorigen Stand
ist zu gewähren bei Versáumung der Fristen für die
Zahlung der Jahresgebühren, des Vorbescheides, der
Beschwerdefrist des § 26, der Berufungsfrist des $ 33
P. G. und der Frist des $ 2, Abs. 2 der Kaiserlichen
Verordnung vom 6. Dezember 1891.
Die Gründe der Wiedereinsetzung und das Ver-
fahren bestimmen sich nach den §§ 233 ff. Z. P. O.;
jedoch ist nach Ablauf von drei Monaten seit dem Ende
der versäumten Frist die Wiedereinsetzung nicht mehr
gestattet.
Die Entscheidung hat diejenige Behörde zu treffen,
die über die versäumte Prozefshandlung zu ent-
scheiden hat.
Gegen die Entscheidung über den Antrag auf
Wiedereinsetzung in den vorigen Stand ist sofortige
Beschwerde zulässig.
C. Warenzeichenrecht.
I. Warenklassen.
l. Die Eintragung eines Zeichens in eine bestimmte
Warenklasse soll bewirken, dafs die Anmeldung
eines übereinstimmenden Zeichens dem älteren
Zeicheninhaber ein Recht auf Widerspruch gegen
die Eintragung des später angemeldeten Zeichens
in die gleiche Klasse gewährt.
2. Aufserhalb der Klasse, für die es eingetragen ist,
soll das Zeichen gegen jeden Gebrauch geschützt
sein, der einen unlauteren Wettbewerb in sich
schliefst, insbesondere gegen einen solchen, der
eine Verwechselung mit den Waren des Zeichen-
inhabers herbeizuführen geeignet ist.
3. Im Interesse des internationalen Verkehrs empfiehlt
sich bei Schaffung eines Warenklassensystems
Anlehnung an das System des Berner Bureaus.
4. Die Einordnung der Warenverzeichnisse in die
Warenklassen ist jeweils bei Erneuerung der
Zeichenanmeldung vorzuschreiben.
5. Es ist ein ausführliches Register zu schaffen,
welches genau die Angehörigkeit der einzelnen
Waren zu den einzelnen Klassen angibt.
6. Ein Löschungsantrag kann nicht darauf gestützt
werden, dafs der Geschäftsbetrieb des Anmelders
sich nicht auf die angemeldeten Waren erstrecke.
II. Firmenzeichen. In der Voraussetzung, dafs
§ 8 des Wettbewerbgesetzes im Sinne des jetzt vor-
liegenden Entwurfes einer Novelle zu diesem Gesetz
abgeändert wird, hält der Kongrefs besondere gesetzliche
Bestimmungen über Firmenzeichen nicht für notwendig.
Ill. Kollektivmarken. Rechtsfähige Vereine, die
den ihnen angehörenden Gewerbetreibenden die Be-
nutzung von Warenzeichen sichern wollen, können diese
Warenzeichen zur Eintragung in die Zeichenrolle an-
melden. Sie haben nicht den Nachweis ihres eigenen
Geschäftsbetriebes zu führen, müssen aber genau an-
geben, wer die Berechtigung erhalten soll, das betreffende
Zeichen zu führen, und durch welche Umstände diese
Berechtigung gegebenenfalls wieder erlischt.
IV. Die Kollision eines angemeldeten
Zeichens mit einem gelöschten Zeichen. Ist cin
Zeichen auf Grund des § 8 Wz. G. gelöscht worden, so
steht dem bisherigen Inhaber binnen eines Zeitraumes
von zwei Jahren nach dem Tage der Löschung das
Recht zu, gegen die von einem anderen beantragte
Eintragung eines übereinstimmenden Zeichens für gleiche
oder gleichartige Waren Widerspruch zu erheben.
Auf das Verfahren sollen die für die Fälle der
Kollision mafsgebenden Bestimmungen (898 5 und 6
Wz. G.) Anwendung finden.
V. Das Verfahren im Warenzeichenrecht.
Es wird vorgeschlagen, dem $ 9 Wz. G. (in der Fassung
der Düsseldorfer Beschlüsse) folgenden Zusatz zu geben:
In diesen Fällen soll die Einrede zulässig sein,
dafs ungeachtet der vom Patentamt festgestellten
Uebereinstimmung des Zeichens ein Anspruch auf
Eintragung des Zeichens besteht.
§ 10, Abs. 3 Wz. G. (in der Fassung der Düssel-
dorfer Beschlüsse*) soll lauten:
Gegen den Beschlufs, durch welchen die
Löschung angeordnet wird, steht dem Inhaber des
Zeichens, und gegen den Beschlufs, durch welchen
der Antrag auf Löschung abgelehnt wird, dem
Antragsteller die Beschwerde zu.
*) Vergl. Glasers Annalen 1907, Bd. 61, No. vom 15. Dezember,
Scite 239.
Internationale Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz
Beschlüsse des Stockholmer Kongresses vom 26. bis 30. August 1908
Bei dem Kongreís in Stockholm waren die Re-
gierungen von Argentinien, Belgien, Dänemark, Frank-
reich, Italien, Japan, Mexico, Niederlande, Norwegen, _
Oesterreich, Portugal, Rufsland, Schweden, Ungarn |
und Vereinigte Staaten von Nord-Amerika vertreten, |
während Deutschland offiziell nicht vertreten war. `
Aufserden waren die Handelskammern von Schweden |
und anderen Unions-Staaten vertreten. Es waren die |
Präsidenten der Patentämter der Vereinigten Staaten
von Nord-Amerika, Dänemark, Oesterreich, Schweden
und Ungarn persönlich erschienen. Der Präsident des
ungarischen Patentamtes teilte mit, dals auch Ungarn |
zum 1. Januar 1909 der Internationalen Union bci-
treten wolle. Der Vertreter der Niederlande kündigte
an, dafs die Beratungen über das holländische Patent-
gesetz so gut wie abgeschlossen seien, sodats auch
bald der Erlaís eines Patentgesetzes für Holland zu
erwarten ist. Portugal wird die Einführung der Zwangs-
lizenz anstelle des Ausübungszwanges, Schweden und
Norwegen Abänderungen der Gesetze über Patente,
Muster und Warenzeichen beraten.
Die Versammlung faíste die folgenden Beschlüsse,
welche uns von Herrn Professor Dr. Osterrieth mit-
geteilt worden sind.
I. Patentrecht.
l. Anmeldung durch einen Vertreter.
Der Kongrefs bestätigt mit besonderer Dringlichkeit
den von der Federation internationale des Ingénieurs
conseils angeregten Wunsch, dafs in jedem Lande die
Patentanmeldungen ausländischer Erfinder auch ohne
das Erfordernis einer beglaubigten Vertretervollmacht
zugelassen werden, und dafs eine unterschiiftlich voll-
zogene Ermächtigung zur Legitimation des Vertreters
genügen soll.
2. Prioritätsrecht.
Der Kongrefs spricht auf Grund des interessanten
Berichtes Svanqvist den Wunsch aus, dats die Frage,
wem das Prioritätsrecht zustehen soll, wenn der zum
Anspruch auf das Patent berechtigte nicht die ۰
anmeldung bewirkt hat, von dem Ausschufs der Ver-
einigung für den künftigen Kongrets bearbeitet werde.
3. Ausführungszwang und Zwangslizenz.
Der Kongrets billigt erneut den von dem Berliner
Kongreis ausgesprochenen Grundsatz, dats die Nicht-
ausübung einer patentierten E rfindung nicht den Vertall
206 [No. 754)
des Patents, sondern die Erteilung von Zwangslizenzen
zur Folge haben solle.
Da es nicht möglich erscheint, diesen Grundsatz
schon jetzt in allen Konventionsstaaten zur An-
erkennung zu bringen, empfiehlt der Kongrefs denjenigen
Konventionsstaaten, welche schon heute den Ausübungs-
zwang durch die Zwangslizenz ersetzen können, den
Abschluís einer engeren Konvention, die über den
Ausübungszwang folgendes vorschreibt:
In denjenigen Staaten dieses engeren Verbandes,
deren Gesetze Bestimmungen über Ausübungszwang
oder Lizenzzwang für patentierte Erfindungen erhalten,
soll der Mangel der Ausführung oder eine Lizenz-
verweigerung niemals die Zurücknahme oder den Verfall
des Patentes eines Angehörigen dieses engeren Ver-
bandes zur Folge haben. Vielmehr soll in diesen
Staaten der Patentinhaber nur gezwungen werden
können, an andere die Erlaubnis zur Benutzung der
patentierten Erfindung gegen eine angemessene
Entschädigung und genügende Sicherstellung zu erteilen,
wenn im Öffentlichen Interesse die Erteilung oner
solchen Erlaubnis (Lizenz) geboten erscheint und drei
Jahre seit Erteilung bezw. Eintragung des Patentes
verflossen sind. Weitergehende Erleichterungen des
Ausübungszwanges, die die einzelnen Landesgesetze
gewähren, bleiben unberührt.
Aulserdem empfichlt der Kongrefs unabhängig
hiervon dringend den Abschlufs von Sonderabkommen,
durch die die betreffenden Staaten analog dem deutsch-
18. Januar 1892
4. Juni 1902
auf den Ausübungszwang verzichten.
italienischen Vertrag vom gegenscitig
II. Warenzeichenrecht.
l. Die internationale Begriffsbestimmung der
Marke und Art. 6 der Pariser Konvention.
Der Kongreis spricht den Wunsch aus, dats Art. 6
der Pariser Konvention folgenden Wortlaut erhalte:
Jede in dem Ursprungslande vorschriftsmäfsig
hinterlegte Fabrik- oder Handelsmarke soll, so wie sie
ist, in allen anderen Verbandsstaaten zur Hinterlegung
zugelassen und geschützt werden.
Die Hinterlegung kann aber zurückgewiesen oder
für ungültig erklärt werden:
l. wenn sie geeignet ist, die von einem Dritten
im Einführungsstaate erworhenen Rechte zu verletzen;
2. wenn der Gegenstand, für welchen die Hinter-
legung begehrt wird, als den guten Sitten oder der
öffentlichen Ordnung zuwider angesehen wird; der
Gebrauch der öffentlichen Wappen und Ehrenzeichen
kann als der öffentlichen Ordnung zuwider angesehen
werden;
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. November 1908]
3. wenn die hinterlegte Marke nur die notwendige
Bezeichnung für die Art, die Beschaffenheit, den
Ursprungsort, die Verkaufsbedingung der Ware ist
oder wenn sie in der Verkehrssprache oder im ständigen
und loyalen Verkehre gebräuchlich geworden ist.
Als Ursprungsland soll das Land angesehen werden,
wo der Hinterleger seine Hauptniederlassung hat. Liegt
die Ilauptniederlassung nicht in einem der Verbands-
staaten, so soll als Ursprungsland dasjenige angesehen
werden, welchem die Hinterleger angehören.
2. Internationale Markeneintragung.
Der Kongrefs spricht erneut den Wunsch aus, dafs
alle Vereinsstaaten dem Madrider Uebereinkommen betr.
die internationale Markeneintragung beitreten, und dafs
die einzelnen Landesgruppen .der Internationalen Ver-
einigung sich nach Möglichkeit bemühen, den Beitritt
ihres Landes zu bewirken.
3. Vorbenutzungsrecht im Markenrecht.
Der Kongrefs beschliefst, die Frage auf den nächsten
Kongrefs zu vertagen.
III. Musterrecht.
Der Kongrelís erneuert — auf dem an kunst-
gewerblicher Produktion so reichen schwedischen Boden
mit besonderer Genugtuung — den Wunsch, dafs alle
Werke der bildenden Künste ohne Rücksicht auf ihre
Zweckbestimmung oder auf den Grad ihres Kunstwertes,
ohne die Bedingung ihrer vorherigen Hinterlegung
geschützt werden, und dafs dieser Grundsatz gelegentlich
der Berner Revisionskonferenz in die Berner Ueber-
einkunft aufgenommen werde. Es ist ferner wünschens-
wert, dafs in denjenigen L.ändern, welche eine besondere
Hinterlegung vorsehen, diese Hinterlegung lediglich
einen fakultativen Charakter trage.
IV. Schutz gegen unlauteren Wettbewerb.
Der Kongrefs spricht den Wunsch aus:
Die Internationale Vereinigung für gewerblichen
Rechtsschutz möge einen besonderen Ausschuls ۰
setzen zur Prüfung der Frage, wie die internationale
Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs wirksam
gefördert werden kann. Dabei ist besonders in Er-
wägung zu ziehen die Möglichkeit der Aufstellung
bestimmter einheitlicher Vorschriften in der Pariser
Konvention oder die Einwirkung auf Gesetzgebung und
Rechtsprechung der einzelnen Verbandsstaaten.
lm nächsten Jahre wird die Internationale Ver-
cimgung keinen Kongreís grofsen Stiles, sondern nur
cine Hauptversammlung abhalten; für 1910 lag eine
Linladung nach Belgien vor. —a—
Zuschriften an die Redaktion
(Unter Verantwortlichkeit der Einsender)
Fahrt durch den krummen Strang einer Weiche
Von dritter Seite aufgefordert, zu dem von Herrn
Bauinspektor Prof. Skutsch in No. 746 der Annalen
beregten Fehler in den Ausführungen der Herren
Regierungsbaumeister Martens und Jachn über die bei
der „Fahrt durch den krummen Strang einer Weiche
mit anschlieisender Krümmung gleichen Sinnes“*). auf-
tretenden Tragfeder-Belastungen das Wort zu ergreifen,
erlaube ich mir folgendes zu erwähnen.
Die Herren Martens und Jaehn begehen tat-
sächlich ein Verschen, wenn sie meinen, dats durch
die bei der Fahrt durch die Krümmung nach aufsen
fliegende Masse des Wagenkastens und dadurch ent-
stehende zusätzliche Belastung der äufseren Tragfedern
die Schwingungszahl der Tragfedern geändert würde.
Die Herren Martens: und Jaehn zitieren in No. 746 eine
an sich zwar richtige Stelle aus meinem Vortrage**):
"J Glasers Annalen No. 738.
°“) Glasers Annalen No. 74]. Theoretische Betrachtungen über
„Wird auf die einmal betrachtete Feder cin anderes
Gewicht gebracht, so ändert sich natürlich f (die Feder-
durch iegung bei allmählicher Aufbringung des Be-
lastungsgewichtes) und mithin auch die Schwingungszahl
der Feder.“ Sie übersehen jedoch bei ihren Unter-
suchungen, dafs das Belastungsgewicht, d. h. das Gewicht
des Wagenkastens ی = M.g stets das gleiche bleibt.
Denn es hat sich weder die Masse Af noch die
Acceleration g geändert. Die durch die Kurvenfahrt
auftretende Fliehkraft sozusagen als eine Vergröfserung
von g'anzusehen, ist unrichtig und schon aus dem
folgenden Grunde als unrichtig zu erkennen.
Die Herren Martens und Jaehn finden in richtiger
Weise, dafs die Aufsenfedern bei der Kurvenfahrt
belastet und dıe Innenfedern entlastet werden. Infolge
der Belastung nehmen sie eine vergröfserte ruhende
die Schwingungen von schnellfahrenden D-Zugwagen und deren
praktische Messung.
[15. November 1908]
Belastung der Aufsenfedern an und berechnen gemäfs
der Formel
LES A ۷ T
A
eine verlängerte Schwingungsdauer.
Ganz unberücksichtigt bleiben beı dieser Berechnung
die Innenfedern. Sie werden durch die Fliehkraft des
Wagenkastens entlastet. Analog könnte man bei ihnen
eine verminderte ruhende Belastung feststellen und eine
verkürzte Schwingungsdauer.
Man hätte demnach das Resultat, dafs die auf der
Aufsenseite der Kurve befindlichen Federn eine -— NB.
gemäls der Verschiedenheit der Fliehkraft sichändernde
verlängerte Schwingungsdauer annehmen und die auf
der Innenseite der Kurve liegenden Federn eine ver-
kürzte Schwingungsdauer erhalten. Wie ın einem
solchen Falle der Wagenkasten schwingen sollte, ist
nicht einzusehen, woraus. sich die Unrichtigkeit der
Rechnung der Herren Martens und Jachn erweist.
Ganz unberechtigt aber erscheint es in cinem so
kritischen Falle, den Aufsenfedern den Vorrang zu geben
und den Anschein zu erwecken, als wären die Innen-
federn nicht vorhanden. Solche Irrtümer kommen aber,
wie menschlich leicht zu erklären ist, vor, wenn man
bei einer Rechnung das zu erweisende Resultat kennt.
In Wirklichkeit liegen die Verhältnisse bei der
Kurvenfahrt teils einfacher, teils komplizierter als die
Herren Martens und Jaehn annehmen. Die den Federn
in Form von Ent- oder Belastung sich mitteilenden
Kräfte dienen lediglich dazu, die Federn zu einem
Ausschlage zu bringen, der der Natur des vorliegenden
Problems nach ein sich vergröfsernder und sich ver-
kleinernder, ein pendelnder ist. Die zusätzlichen Feder-
belastungen sind den von mir in Abb. 10 meines
Vortrages mit 4 und 4, bezeichneten Kräften gleich
zu achten, die mit der auf den Federn lastenden Masse
nichts zu tun haben. Die einzige Wirkung, welche die
Fliehkraft des Wagenkastens aut die Tragfedern äufsern
kann, ist m. E. die, dals die Nullage, um welche die
Federn pendeln, verschoben wird. Die Federn pendeln
bei der geraden Fahrt um eine Stellung mit der Defor-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 754] 207
mation f als Mittellage. Bei der Kurvenfahrt pendeln
die Aufsenfedern um eine Lage mit der Deformation
TL und die Innenfedern um eine Mittellage mit der
Deformation f—d, worin + Y die Federeinbiegungen
durch die in die Vertikale umgesctzte Fliehkraft des
Wagenkastens darstellen. Die Schwingungszahl der
Federn ist bei der geraden wie bei der Kurvenfahrt
stets die gleiche.
Berlin, 5. September 1908.
Dr. Aua, H. Mehlis.
* ké
b
Es kann nur im Interesse der Sache liegen, wenn
zu der vorliegenden Frage von berufener Seite Stellung
genommenwird. Für die Untersuchung der Schwingungen
während der Krümmungsfahrt dürfte es aber nicht
belanglos sein, dafs es sich im vorliegenden Falle nicht
um Augenblickskräfte — d. h. äufsere Kräfte, die das
System aus der Gleichgewichtslage drehen und dann
sich selbst überlassen —, sondern um während eines
gewissen Zeitraums auftretende Dauerkräfte handelt, die
von der Krümmungslänge, der Fahrgeschwindigkeit und
dem Krümmungshalbmesser nach Gröfse und Wirkungs-
dauer abhängen. Dieser grundsätzliche Unterschied in
der Auffassung von dem Spiel der Kräfte bedingt die
Unterschiede der Ableitung des Herrn Regierungsrats
Mehlis und der von uns gegebenen. Am einfachsten
und sichersten könnte wohl der Verlauf derSchwingungen
durch ein Modell oder am Eisenbahnwagen selbst durch
Schreibvorrichtungen festgestellt werden. Etwaige
andere Ergebnisse über die Gröfse der Schwingungs-
dauer würden indessen den Gang unserer Ueberschlags-
rechnung wenig beeinflussen, deren Aufgabe es in
erster Linie war, die praktisch brauchbaren Bedingungen
für eine betriebssichere und möglichst stofsfreie Fahrt
gedachter Art festzulegen. Die Schluisfolgerungen
unserer Betrachtungen dürften immerhin zu Recht
bestehen und in der Praxis des Fahrdienstes mehr
Würdigung finden, als sie bisher tatsächlich gefunden
haben.
Oktober 1908.
Hans A. Martens-Posen und Friedrich Jaehn-Berlin.
Verschiedenes
Sir George Livesey, der Dircktor der „South Metro-
politan Gas Company“ in London, ist am 4. Oktober
gestorben. Mit ihm ist ein gottbegnadeter Ingenieur ge-
schieden, der die Eigenschaften eines grofsen Konstruk-
teurs, grofsen Organisators und grofsen Sozial-
politikers in sich vereinigte; er war ein „Captain of
industry“ im besten Sinne des Wortes. Auf technischem
Gebiete sind thm zahlreiche Fortschritte in der Gasfabrikation
zu verdanken; in wirtschaftlicher und sozialpolitischer Be-
ziehung hat er sichumdieEinführungder „Gleitenden Skala“
(sliding scale) in die Gasfabrikation und als Begründer des
„Arbeiter-Teilhabersystems“ (co-partnership) dauernde
Verdienste erworben. Die „sliding scale“ gelangte im
Jahre 1876 ın den von Livesey geleiteten Werken zur Ein-
führung, nachdem man herausgefunden hatte, dafs bei einer
Reduktion des Einheitspreises von 3 5 6d für 1000 Kubikfufs
Gas um |l d eine Erhöhung der Dividende um 1/4 ۰
möglich sei. Die „co-partnership“ wurde im Jahre 1889
eingeführt zu dem Zweck, die Interessen der Ocftentlichkeit,
des Unternehmers und Arbeiters mit einander zu vereinigen.
Die Gewinnbeteiligung des Arbciters stützt sich bei diesem
System auf den jeweiligen Gaspreis und drückt sich aus in
cinem bestimmten Prozentsatz des Lohnes. Diese Anteil-
quote ist höher, wenn sich der Arbeiter verpflichtet, die
Hälfte derselben als Kapital-Anlage bei der Gesellschaft zu
belassen. Von dieser Gelegenheit haben die Arbeiter starken
Gebrauch gemacht. Am Schlusse des vergangenen Geschäfts-
jahres betrug die Zahl der Arbciter-Teilhaber 5003 und ihre
Beteiligung erreichte den Kurswert von 260832 Pfund
der Gewerkschaften.
Sterling; dazu kommen 58 295 Pfund Depots und 28 600 Pfund
Wohnhausanlagen, macht insgesamt 347 727 Pfund Sterling.
Die Einführung des ,co-partnership“-Systems setzte Livesey
gegen die Trades Union durch; der damalige Streik kostete
die Firma 11 و Million Mark und endete mit einer Niederlage
Heute werden Livesey’s Verdienste
von den Arbeitern in vollem Umfang anerkannt. Livesey
wurde infolge seiner grúndlichen Kenntnisse in Arbeiter-
fragen in zahlreiche Ehrenämter berufen; u. a. war er
Mitglied der Königlichen Kommission für Arbeiterangelegen-
heiten aus dem Jahre 1891. Dr. L.
Ueber den gegenwärtigen Stand der Arbeiten der
Schweizerischen Studienkommission für elektrischen Bahn-
betrieb. Der mehr theoretische Teil des Arbeitsprogramms,
der die ‚Anforderungen, Eigenschaften und die Verwendbar-
keit der verschiedenen Systeme des elektrischen Bahnbetriebes
behandelt, ist fast fertiggestellt. Er stützt sich auf aus-
geführte Bahnen, Messungen an diesen und Betricbsergebnisse.
Die Resultate über die Untersuchungen der Induktions-
erscheinungen in benachbarten Anlagen bei einigen Bahn-
linien hegen noch nicht fertig vor.
Schon jetzt läfst sich übersehen, dafs die verschiedenen
Systeme der elektrischen Zugförderung technisch zur An-
wendung wohl gecignet sind, dafs den Ausschlag aber
lediglich die Wirtschaftlichkeit geben wird. Durch eine
besondere Kommission werden daher bereits Projekte und
Betriebskostenberechnungen für den elektrischen Betrieb auf
der Gotthardbahn und einem Teil der Schweizer Bundes-
balınen und den Ausbau der zur Verfügung stehenden
208 [No. 754]
Wasserkräfte ausgearbeitet. Sie sehen die Verwendung von
einphasigem Wechselstrom von 15000 Volt bei 15 und 25
Perioden, von Drehstrom von 5000 Volt bei 15 und 50
Perioden und von Gleichstrom von 3000 Volt vor. Das
Gleichstromsystem wird kaum ausgeführt werden können
wegen der hohen Kosten der Verteilungsanlagen. Die übrigen
Systeme werden dagegen dort mit dem Dampfbetrieb in
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. November 1908]
wurden, haben sich im Laufe der Zeit die in nachstehender
Tabelle I aufgeführten, ohne weitere Erklärung verständlichen
Formeln herausgebildet. Auch diese Bezeichnungen sind
noch nicht eindeutig, so dafs sie im schriftlichen oder
mündlichen Gebrauch Unklarheiten z. B. über die Lage
der Laufachsen oder die Anordnung ungekuppelter Treib-
achsen ergeben. Vom Verein Deutscher Eisenbahnver-
Tabelle I.
AMERICAN LOCOMOTIVE COMPANY مه | ی مه e S 5
ENGINEERING DEPARTMENT E y ES E d SE
CLASSIFICATION OF LOCOMOTIVES 2338| Se g & EN
(WHYTE’S SYSTEM) EE 05 E E E O > 3
1. 2 3 4. 5 ,
040 A 0 0 4 Wheel Switcher B. 11
060 dooo 6 Lee 2.0.00, mt
0660 OOOO O O mier [es 06-6-00. C. 0.0. ©. dm
oan Mooco 8 Wheel Switcher hh [0-8-0] ODO | Iv
940 و ه گم O 4 Coupled ES Bo IM
960 Á ۰ و و Mogul Go jim
280 ۵4 و هو ه و ه Consolidation D LIV
2100 و 9 9 9 9 ۰ گم Dear th oo] LEO |
440 do و ه O 8 Wheel B. 0 2 11
460 400000 10 Co 1
480 و و و وه وه گم ! | e ESO Do ۷
042 A O Oo 4 Couplod & Trailing B. 11 1
062 Moo oo 6 a " C. 1111
082 گم 0 0۵ 0 8 , D 1۳ [
044 Á 00° و Forney 4 Coupled B. a
064 d000oo Mr e C. 111
046 ه ۰ 00 ۵ گم e E B. 113
066 Aoooeooo se OG C. 1113
242 ۵4 ه و و ه Columbia . B. 1111
262 oO O O0 Prairie € 1 1 1
282 A SOO YS 8 Coupled Double Ender D ۱ 1۷
2109 24 مس © وو و و و و ه +. .» | th |2102| LE AVE,
244 400000 RE: a .B.2 | ۶2
264 ۵۸4 و ه 000 o 6 n oon | he |264| 1G 2 um?
284 d> و وو و و و 3 » 9 .D.2 ۱۷ ۶
246 f400 0000 tos, i w .B.3 |1113
266 o00 00 ° o 6۳ i 7 Ga |1 I13
442 y 0 oO Oo Atlantic B. 1 211 1
462 d00000o Pacific GU 1 1
444 Á o 00000 4 Coupled Double Ender B. 2 2112
464 Ao هو و و و و ه ٩ » ds nai c.2 ۲ 2
. 146 0 0700000 ien B. 3 3
.c.3 9 111 3
466
Wettbewerb treten können, wo ein starker Verkehr zu er-
warten ist und nicht allzugrofse Summen für Dampfloko-
motiven auf einmal abzuschreiben sind. (Nach der Schweize-
rischen Bauzeitung vom 4. Juli 1908.) Me.
Bezeichnungsweise der Lokomotiven. Waáhrend früher
eine Bezeichnung der Lokomotiven nach ihrer Achsenan-
ordnung in der Wcise vorgenommen wurde, dafs Laufachsen
mit Z, Treibachsen mit 7 und Kuppelachsen mit A bezeichnet
do: 0000 00 0 f Ve
waltungen ist daher jetzt eine neue Bezeichnung nach nach,
. stehender Tabelle II ausgearbeitet worden, die eindeutig ist.
Ihre Verwendung nicht nur im Vereinsgebiet, sondern auch
in den deutschen Zeitschriften und Lehranstalten kann nur
dringend empfohlen werden, da sie die in vielen Fällen
bisher nötig gewordenen Erläuterungen und Skizzen für
die grade behandelten Lokomotiven unnötig machen.
Me.
[15. November 1908]
Städtebaulicher Vortragszyklus. Das „Seminar für
Städtebau“ an der Königlichen Technischen Hochschule
zu Berlin veranstaltet in der Zeit vom 17. bis 27. November
1908 in der Technischen Hochschule folgenden Vortrags-
zyklus: 1, Professor Felix Genzmer, Geheimer Hofbaurat:
„Die Gestaltung des Strafsen- und Platzraumes“. Professor
J. Brix, Stadtbaurat a. D.: „Die ober- und unterirdische
Ausbildung der städtischen Strafsenquerschnitte“. 2. Pro-
fessor Lichtwark, Direktor der Hamburger Kunsthalle:
„Der Einflufs des Gartenstils auf den Städtebau“. 3. Beige-
ordneter der Stadt Cöln, Carl Rehorst, Landesbaurat a.D.:
„Die Aufgaben der Denkmalpflege im Städtebau“. 4. Pro-
fessor Dr. Eberstadt: „Bauordnung und Volkswirtschaft“.
Tabelle II.
Les
Skizze der Skizze der
Achsanordnung Achsanordnung
Bezeichnung
Vorne »سس
E203
QUO
9 96
994 و9
OD).
OOOo
OOOOo
O oo
QU e e
KE 2.4
—
PUO
O O O
Rorer:
۲۰000
“00000
5. Professor Dr. Alexander-Katz, Justizrat: „Ueber Ent-
eignungsrecht mit besonderer Berúcksichtigung des Stádte-
baues“. 6. Professor Dr. Zimmermann: „Künstlerische
Betrachtungen zum Städtebau“. 7. Professor Franz: „Bilder
aus der Geschichte des deutschen Städtebaues“. 8. Ober-
ingenieur Petersen: „Ueber die zeichnerische Darstellung
von Rentabilitätsberechnungen für volkswirtschaftliche Unter-
nehmungen der Städte (Verkehrsmittel, Gas-, Elektrizitäts-,
Wasserwerke)“. 9. Ober- und Geheimer Baurat Dr. Ina.
J. Stübben: „Ueber den Zusammenhang zwischen Be-
bauungsplan und Bauordnung“. Die Mehrzahl der Vorträge
findet unter Vorführnng von Lichtbildern statt. Anmeldungen
von Studierenden und auswärtigen Teilnehmern für die
[No. 754) 209
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
seminaristischen Uebungen und Vorträge nimmt das Sekre-
tariat der Königlichen Technischen Hochschule entgegen.
Geschäftliche Nachrichten.
Luegers Lexikon der gesamten Technik. Jeder In-
dustrielle, der heute mit seinem Fachgenossen konkurrieren
will, mufs mit den Fortschritten auf technischem Gebiete
und zwar nicht nur seines speziellen Faches vertraut sein.
Dazu ist es notwendig, dafs er sich leicht und schnel! über
jedes Gebiet, das ihn angeht, zu unterrichten vermag. Aus-
führliche, durch zahlreiche Illustrationen erläuterte Auskunft
über jede Frage auf technischem Gebiet gibt „Luegers l.exikon
der gesamten Technik“, von dem gegen-
wärtig eine neue, vollständig umgearbeitete
Auflage im Erscheinen begriffen ist und
von dem bereits 6 Bände (A bis Papier-
fabrikation) vorliegen. Die Buchhandlung
von Hermann Meusser in Berlin hat dieser
Nummer einen Prospekt über das Werk
beifügen lassen, in dem sie sich zur Liefe-
rung gegen monatliche Teilzahlungen von
5 M erbietet. Diesen Prospekt möchten
wir der Beachtung unserer verehrlichen
Leser hiermit angelegentlichst empfehlen.
Vorgeschl
Bezeichnung
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Kaiserl. Reg.- und
Baurat sowie zum bautechn. ständigen Hilfs-
arbeiter im Reichsamt des Innern der Kgl.
preufsische Landbauinspektor Martin Herr-
mann.
Versetzt: der Marine - Oberbaurat
William von Berlin nach Wilhelmshaven,
der Maschinenbau - Betriebsdirektor Müller
von Wilhelmshaven nach Berlin und der
Marine-Oberbaurat und Hafenbau-Betriebs-
direktor Behrendt von Wilhelmshaven nach
Kiel.
Militarbauverwaltung Preufsen.
Ernannt: zu Militärbauinspektoren der
Reg.-Baumeister Klewitz in Goldap, der
Militárbaumeister Baumgärtner in Mainz
unter Ueberweisung als techn. Hilfsarbeiter
zur Intendantur des XVIII. Armeekorps und
der Reg.-Baumeister Köhler in Berlin unter
Ueberweisung als techn. Hilfsarbeiter zur
Intendantur der militärischen Institute und
Kommandierung zur Bauabt. des Kriegs-
ministeriums.
Preufsen.
Ernannt: zu Reg.-Baumeistern die
Reg.-Bauführer Otto Breuer aus Euskirchen,
Oskar Habild aus Stalsfurt, Kreis Calbe (Ma-
schinenbaufach), Johannes Böhme aus Silber-
hausen, Kreis Mühlhausen i. Th., Max SaB aus Berlin, Theodor
Manker aus Wiesbaden, Max Schulze aus Berlin (Eisenbahn-
baufach), Hugo Rasbach aus Mathildenzeche b. Pilsen, Karl
Joest aus Bellingroth, Kreis Gummersbach, Wilhelm Mithoff
aus Hannover, Peter Nießen aus Call, Kreis Schleiden,
Ottomar Schreck aus Rofsleben, Kreis Querfurt, Adolf
Gerhardi aus Halver, Kreis Altena, Walter Petzel aus Barmen
(Wasser- und Strafsenbaufach), Heinrich Büchler aus Breslau,
Jakob Klein aus Köln a. Rh., Walter Helmcke aus Magdeburg,
Albest Gressung aus St. Johann, Kreis Saarbrücken, Max
Kyser aus Dresden, Erich Marx aus Dessau, Otto Engler
aus Leipzig und Edmund Siedler aus Loburg, Kreis Jerichow I
(Hochbaufach).
210 [No. 754]
Verliehen: der Charakter als Baurat dem Direktor der
St. Petersburger Gesellschaft für elektrische Beleuchtung
Heinrich Brünig.
Zur Beschaftigung überwiesen: die Reg.-Baumeister
des Wasser- und Strafsenbaufaches Demont vom Meliorations-
bauamt I in Magdeburg dem Meliorationsbauamt in Lötzen
und Schröter von der Generalkommission in Königsberg den
wasserbautechn. Referenten im Minist. für l.andwirtschaft,
Domänen und Forsten.
Versetzt: der Reg.- und Baurat Heeser, bisher in
Elberfeld, als Oberbaurat (auftrw.) der Eisenbahndirektion
nach Essen a. d. Ruhr;
die Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren Schwemann,
bisher in Weimar, als Mitglied (auftrw.) der Eisenbahn-
direktion nach Elberfeld, Gerhard Müller, bisher in St. Wendel,
als Vorstand der Betriebsinspektion 2 nach Berlin, Umlauff,
bisher in Berlin, als Vorstand der Betriebsinspektion nach
Weimar, Stechmann, bisher in Breslau, als Vorstand (auftrw.)
der Betriebsinspektion 1 nach Nordhausen, der Kreisbau-
inspektor Baurat Bode von Landsberg a d. W. nach Danzig
(Kreisbauinspektion II), der Landbauinspektor Riese von
Hohensalza als Kreisbauinspektor nach Landsberg a. d. W.
und der Wasserbauinspektor Loebell, bisher beurlaubt, nach
Minden (Geschäftsbereich der Kanalbaudirektion Hannover);
die Reg.-Baumeister Lüders in Königsberg i. Pr. zur
Eisenbahndirektion nach Danzig (Maschinenbaufach), Bliers-
bach, bisher in Beuthen O.-S., in den Bezirk der Eisenbahn-
direktion nach Ilannover (Eisenbahnbaufach), Nimtz von Kosel
nach Stuhm und Reisel von Neustadt W.-Pr. nach Pr.-Stargard
(Hochbaufach).
Inden Ruhestand getreten: der Oberbaurat Meißner
bei der Eisenbahndircktion in Essen a. d. R.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Reg -Baumcistern Max Schumann in
Königsberg, Crescioli in Düsseldorf (Wasser- und Strafsen-
baufach), Ernst Müller in Kiel und Karl Vollpracht in Allenstein
(Hochbaufach).
Bayern.
Ernannt: zum Leiter der Versuchsanstalt und Auskunft-
stelle für Maltechnik an der Techn. Hochschule in München
der Privatdozent und Assistent am chemischen Laboratorium
der genannten Hochschule aufsersrdentlicher Professor
Dr. Alexander Eibner;
zu Bauamtsassessoren bei dem Kgl. Strafsen- und Flufs-
bauamte Würzburg der Reg.-Baumeister Friedrich Arnold
in Amberg und bei dem Kgl. Landbauamte Donauwörth der
Reg.-Baumeister Albert Köhler daselbst.
Berufen: der Reg.- und Kreisbauassessor bei der Kgl.
Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg Bauamtmann
Eduard Faber zur vorübergehenden Dienstleistung bei der
Kgl. Obersten Baubehörde.
Befórdert: zum Reg.- und Kreisbauassessor bei der
Kgl. Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg der
Bauamtsassessor bei dem Kgl. Strafsen- und Flufsbauamte
Würzburg Otto Nitzsch. ۱
Auf die Dauer eines Jahres in den Ruhestand
versetzt: der Bauamtsassessor bei dem Kgl. ۵
Donauwörth Siegfried Goetz.
Sachsen.
Ernannt: zum Mitgliede der Kommission zur Erhaltung
der Kunstdenkmäler der aufserordentl. Professor an der
Techn. Hochschule in Dresden Dr. phil. Robert Bruck;
zum Ilonorarprofessor für allgemeine Zoologie in der
Allgemeinen Abt. der Techn. Hochschule Dresden der
Dircktor des Kgl. zoologischen und anthropologisch-ethno-
graphischen Museums in Dresden Professor Dr. Arnold Jakobi.
Versetzt: bei der Staatseisenbahnverwaltung der Bau-
inspektor Poppe beim Baubureau Gera als Vorstand zum
Baubureau Meerane und der Reg.-Baumeister Günschel bei
der Bauinspektion Ebersbach zur Bauinspektion Döbeln II;
bei der Staatshochbauverwaltung der Landbauinspektor
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. November 1908]
Koch bei dem Landbauamte Zwickau zum Hochbautechn.
Bureau des Finanzminist. und der Reg.-Baumeister Langen-
egger bei dem Landbauamte Dresden I zum Landbauamte
Zwickau. l
Württemberg.
Verliehen: der Titel und Rang eines Oberbaurats dem
Baurat Gaiser, Professor an der Baugewerkschule in Stuttgart,
bei der nachgesuchten Versetzung in den Ruhestand.
Befördert: der Eisenbahnbauinspektor tit. Baurat
Bürklen in Rottweil auf die mit den Dienstrechten eines
Baurats verbundene Stelle des Vorstandes der Eisenbahn-
bauinspektion Heilbronn.
Uebertragen: die Stelle des Vorstandes der Bauabt.
der Generaldirektion der Staatscisenbahnen dem Oberbaurat
v. Neuffer bei dieser Generaldirektion unter Beförderung
zum Direktor, die Eisenbahnbauinspektorstelle in Heidenheim
dem Abteilungsingenieur tit. Eisenbahnbauinspektor Welte
bei der Eisenbahnbauinspektion Heilbronn, die Maschinen-
ingenieurstelle bei der Werkstätteninspektion Efslingen dem
Reg.-Baumeister Böckeler, ferner eine an der Baugewerk-
schule in Stuttgart erledigte Professur für Hochbaufächer
dem Reg.-Baumcister Felix Schuster in Stuttgart und die
Stelle eines Gewerbeassessors bei der Gewerbeinspektion
dem Reg.-Bauführer Huzel in Stuttgart.
Versetzt: auf sein Ansuchen auf die Eisenbahnbau-
inspektorstelle in Schorndorf der Eisenbahnbauinspektor
Ernst in Kalw.
Baden.
Ernannt: zum Reg.-Baumeister bei der Wasser- und
Strafsenbauverwaltung der Ingenieurpraktikant Emil Schmidt
in Donaueschingen.
Zugeteilt: der Reg.-Baumeister Adolf Ludin der
Wasser- und Strafsenbauverwaltung unter Versetzung der `
Rheinbauinspektion Mannheim. |
Betraut: mit der nebenamtlichen bautechn. Beratung
des Finanzminist. der Professor für Architektur an der
Techn. Hochschule in Karlsrune Friedrich Ostendorf.
Versetzt: die Reg.-Baumeister Arthur Lenz in Singen
zur Bahnbauinspektion Bruchsal, Theodor Kölmel in Rastatt
zur Bahnbauinspektion Singen und Kurt Specht in ۲
zell zur Bahnbauinspektion Waldshut. |
Die Versetzung des Reg.-Baumeisters Emil Schachenmeier |
in Offenburg zur Bahnbauinspektion Bruchsal ist zurück-
genommen und der Genannte in Offenburg belassen worden.
Auf sein Ansuchen in den Ruhestand versetzt:
bis zur Wiederherstellung seiner Gesundheit der Reg.- `
Baumeister Leopold Eichhorn, zuletzt bei der. Bahnbau- `
inspektion Il in Freiburg.
H
Hessen.
Ernannt: zu Mitgliedern des Techn. Oberprúfungsamt>
der ständige Hilfsarbeiter im Minist. des Innern Regierungs-
rat Spamer sowie die techn. Mitglieder in landwirtschaftl.
Angelegenheiten bei dem Minist. des Innern, Abt. für Land-
wirtschaft, Handel und Gewerbe Oberbaurat Mangold und
Landesókonomierat Müller. i
Der beratende Ingenieur A. Plümecke in Berlin ist als
Sachverständiger für Elektrotechnik des Starkstroms und
für Strafsenbahnwesen für das Kammergericht und die
Gerichte im Bezirke der Landgerichte I, If und Ill Berlin
beeidigt worden.
Gestorben: Geh. Baurat Lochner, früher Mitglied der
Eisenbahndirektion in Erfurt, Geh. Baurat Wenig, Vorstand
der Eisenbahn-Werkstätteninspektion 2a Berlin, Geh. Ad-
miralitätsrat Vogeler, früher Vortragender Rat im Reichs-
Marineamt, Regierungsrat Geh. Baurat Scholer, Mitglied des
Kaiserl. Kanalamts in Kiel, Landesbauinspektor Kgl. Baurat
Peter Berrens in Aachen und Grofsherzogl. hessischer Bau-
rat Otto Raupp, früher Ministerialsekretar bei der Ministerial-
abt. für Bauwesen in Darmstadt.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlın.
Druck von Gebrüder Grunert, Berlın.
[1. Dezember 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 755] 211
Die Regelung der Wechselschichten in Fabriken und Hüttenwerken
mit ununterbrochenem Betriebe
von W. Oppermann, Regierungs- und Gewerberat in Arnsberg i. W.
(Mit 6 Abbildungen)
Die Vorschriften der Gewerbeordnung über die
Regelung der Sonntagsruhe und der Sonntagsarbeit, ins-
besondere auch die Bestimmungen des Bundesrats über
die Ausnahmen von dem Verbot der Sonntagsarbeit,
wie sie auf Grund des $ 105d der Gewerbe-Ordnung
nach der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom
5. Februar 1895 festgesetzt sind, kennen bislang eine
Beschränkung in der Dauer der Arbeitszeit erwachsener
männlicher Arbeiter nicht; nur ganz ausnahmsweise
sind für gesundheitsgefährliche Betriebe in den auf
Grund des $ 120e und des $ 139 der G.-O. vom Bundes-
rat erlassenen Bekanntmachungen derartige Beschrän-
kungen enthalten. Bei dem Mangel derartiger Ein-
schränkungen darf es daher nicht überraschen, dats in
den ununterbrochen arbeitenden Betrieben der Gebrauch
langer Wechselschichten, d. h. solcher Schichten, die
allwöchentlich den Uebergang von der Tag- zur Nacht-
schicht herbeiführen, noch weit verbreitet ist. In den
meisten Fällen wird der Wechsel in den Schichten
auf die Sonntage gelegt, weil dadurch die bequemste
Innehaltung der gesetzlichen Forderung ermöglicht wird,
den Arbeitern ab und zu eine längere Sonntagsruhe zu
gewähren.
Da es wahrscheinlich erscheint, dafs nächstens eine
Revision der bestehenden gesetzlichen Bestimmungen
über die Regelung der Sonntagsruhe und der Sonntags-
arbeit in gewerblichen Betrieben eintritt, so dürfte ein
gewisses Interesse vorliegen, diejenigen Versuche der
Regelung der Wechselschichten kennen zu lernen, die
bislang zu dem Zwecke unternommen sind, um die
anstrengenden 24 stündigen Wechselschichten zu besei-
tigen oder sie durch kürzere zu ersetzen. Dabei mag
daran erinnert werden, dafs auch schon anfangs der
neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ernsthafte,
aber schhetslich erfolglos gebliebene Versuche seitens
des Reichsamts des Innern gemacht wurden, bei der
Vorbereitung zu den heutigen Sonntagsruhe- Bestim-
mungen eine Maximaldauer der Wechselschichten von
18 Stunden festzusetzen.
Zur Orientierung mag zunächst kurz darauf hin-
gewiesen werden, dafs Wechselschichten in solchen
gewerblichen Anlagen notwendig sind, in denen der
Betrieb oder gewisse Arbeitsverrichtungen an den
Sonntagen nicht unterbrochen werden können und die
von den durch die Se 105c, 105d und 105e der G.-O.
zugelassenen Ausnahmebestimmungen Gebrauch machen
kónnen.
Die bequemste und herkömmliche Art der Regelung
der Wechselschichten besteht bekanntlich darin, dafs
die in der Tag- oder Nachtschicht arbeitenden Arbeiter
abwechselnd an den Sonntagen statt 12 Stunden 24
Stunden hintereinander arbeiten müssen, so dafs der
einzelne Arbeiter an dem einen Sonntage 24 Stunden
Arbeit an dem nächsten Sonntage 24 Stunden Ruhe
hat. Ob diese bequemste Regelung auch wirtschaftlich
gut ist, bleibe dahingestellt; jedenfalls steht fest, dafs
nach den Erfahrungen vieler Betriebsleiter die Leistungs-
fähigkeit der Arbeiter gegen Ende der langen Wech-
selschichten beträchtlich abnimmt und dafs die Gesund-
heit der Arbeiter durch die lange, durch keinen Schlaf
unterbrochene Arbeitszeit erheblich beeinträchtigt wird.
Eine einfache Lösung der Frage, wie die langen
Wechselschichten zu kürzen sind, bestände darin, dafs
man in den in Frage kommenden Betrieben 8 stündige
Arbeitsschichten einführte und damit Wechselschichten
von 16stiindiger Dauer erreichte. Der Einführung
8 stündiger Arbeitsschichten werden erhebliche Be-
denken entgegengestellt, namentlich wird behauptet, dafs
die Einführung von drei Belegschaften mit je 8 stündiger
Arbeitsschicht eine Erhöhung der pro Einheit der Er-
zeugung gezahlten Arbeitslóhne um die Hälfte bedeute,
|
denn die etwaige Steigerung der Arbeitsleistung würde
durch den öfteren Schichtwechsel wieder ausgeglichen.
Ein anderer Umstand, «der der Kürzung der Wech-
selschichten hemmend in den Weg getreten ist, liegt
an dem Verhalten der Arbeitnehmer, die vielfach bei
den Versuchen, kürzere Wechselschichten zur Ein-
führung zu bringen, den Wunsch durchsetzten, die
langen und gut bezahlten Wechselschichten beizu-
behalten.
Ein weiteres Hemmnis in der Verkürzung der
Wechselschichten Hegt auch in der zur Zeit bestehenden
Gesetzgebung. Die Arbeiterschutznovelle vom 1. Juni
1891 hat nämlich im § 105c Abs. 3 der G.-O. dic Be-
stimmung getroffen, dafs die nach Ziffer 3 und 4 des
l. Absatzes dieses Paragraphen beschäftigten Arbeiter
an jedem dritten Sonntage volle 36 Stunden oder an
jedem zweiten Sonntage mindestens in der Zeit von
6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends frei zu lassen sind.
Diese letzte Bestimmung über die Freigabe der Zeit
von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends an jedem zweiten
Sonntage hat die Verlegung der Wechselschichten auf
den Sonntag und die Bemessung ihrer Dauer auf
24 Stunden ermöglicht, sie steht aber auch der Um-
wandlung der 24 stündigen in 18stúndige Wechsel-
schichten entgegen, weil sie nicht gestattet, dafs der
Schichtwechsel auf die Mittagszeit des Sonntages ver-
legt wird, d. h. auf einen Zeitpunkt, der für die Arbeit-
nehmer sowohl als auch für den Betrieb selbst der
zweckmäfsigste sein dürfte. Selbst bei dem Vorhanden-
sein von drei Belégschaften mit je 8 Stunden Schicht-
zeit verbietet jene gesetzliche Bestimmung, dats die
Wechselschichten um die Mittagszeit (2 Uhr) wechseln.
Da auch in den nach $ 105d der G.-O. gestatteten Aus-
nahmen von dem Verbote der Sonntagsarbeit vielfach
auf die Bestimmung des § 105 Abs. 3 der G.-O. zurück-
gegriffen wird, so ist diese für die Frage der. Wechsel-
schichten besonders wichtig.
Gegenüber diesen Umständen, die hemmend auf
die Einführung verkürzter Wechselschichten einwirken
müssen, treten nun andere auf, die in gegenteiliger
Richtung auf die Beseitigung der langen Wechsel-
schichten drängen. So hat man die Beobachtung ge-
macht, dafs bei unserer heutigen, gegen früher intensiver
gewordenen gewerblichen Betätigung die Arbeitsleistung
der Arbeiter bei schweren Arbeiten, wie z. B. bei der
Bedienung der Hochöfen, bei der Bedienung der Re-
tortenöfen in Gasanstalten, bei Koksöfen und dergl.,
gegen das Ende der Wechselschichten ganz erheblich
sinkt, so dats man auf Abhülfe Bedacht nehmen ۰
Auch die Arbeitnehmer sind mehr und mehr zu der
Erkenntnis gekommen, dafs sie sich selber den schlech-
testen Dienst leisten, wenn sie wegen der besseren
Bezahlung der Wechselschichten — in der Industrie
des niederrheinisch- westfälischen Bezirks ist es durch-
weg üblich, für cine 24 stündige Wechselschicht 50 pCt.
Aufschlag zu zahlen -— auf Beibehaltung der langen
Schichten drängen.
Es ist der Zweck dieser Erörterungen, einem
weiteren Kreise diejenigen Regelungen der Wechsel-
schichten und Sonntagsarbeitsschichten mitzuteilen, die
unter den gegenwärtigen Verhältnissen in der Praxis
entstanden sind und die eine annehmbare Lösung der
Frage geben, wie die langen 24 stündigen Wechsel-
schichten im Interesse der beiden beteiligten Parteien
erheblich gekürzt werden können. Es finden sich der-
artige Regelungen bei allen drei Gruppen der zuge-
lassenen Sonntagsarbeiten im Gebrauch, also sowohl
bei den Arbeiten nach den Ausnahmen des $ 105c
Ziffer 3 und 4 der G.-O., wie bei Arbeiten nach den
Ausnahmen des $ 105d und bei den Arbeiten nach den
Ausnahmen des $ 105e a. a. O.
Nachdruck des Inhaltes verboten.
212 [No. 755] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. ]1. Dezember 1908|
Von den in Ilúttenwerken und verwandten Be-
trieben zur Zeit in Anwendung befindlichen Systemen
zur Regelung des Schichtwechsels dürften die folgenden
besonderes Interesse verdienen.
l. Das System für Ofenbedienungs-
mannschaften.
In einzelnen Betriebsabteilungen, wo Oefen während
der sonntäglichen Betriebsruhe warm gehalten werden
müssen, tritt während des Sonntags für die Be-
dienungsmannschaften (z. B. der Stocher an den
Generatoren) ein vermindertes Arbeitsbedúrfnis ein,
Abb. 1.
سلج - Reis, o =- nn -o EE un Montag — we
qe 2
7 ma 4
bad 3
۱ TER
4 ree mee
A? — 5
Bez | Es zeg a .
: ۱
8° دوم e 42° e fe. 6° 12% e
Belegschaft A
ee Belegschaft 9
Ze:chenerklarun Gë
Abb. 2.
e Woche
Arbeiter hat bei dieser Regelung an den Sonntagen
wechselnd 24 oder 18 Stunden ununterbrochene Ruhe-
zeit. Es ist leicht erkennbar, dafs diese Regelung den
Bestimmungen des $ 105c Abs. 3 der G.-O. entspricht.
2. Das Dessauer System für Gaswerke.
Die Gaswerke haben an den Sonn- und Festtagen
zur Bedienung der Gaserzeugungsöfen einen kontinuier-
lichen Betrieb aufrecht zu erhalten. Nach den Er-
fahrungen vieler Gaswerksleiter unterliegt es keinem
Zweifel, dafs die Bedienungsmannschaft der Oefen bei
der langen 24 stiindigen Wechselschicht gegen Ende
der Schicht in ihrer Leistungsfähigkeit stark
beeinträchtigt wird und dafs auch die Gesund-
heit der Arbeiter durch den langen Aufenthalt
im Ofenhause besonders gefährdet ist. Eın-
sichtige Gaswerksleiter haben daher Mittel und
Wege gesucht, die Kürzung der langen Wechsel-
schichten herbeizuführen. In dieser Hinsicht
verdient besonders die bei der Dessauer Gas-
É Woche Aktien-Gesellschaft eingeführte Regelung der
u.s.w. Wechselschichten Beachtung. Sie stützt sich
[Wiedertolurg] — wie das vorhin besprochene System — auf
den Umstand, dafs in den Gaswerken an den
Sonn- und Festtagen ein vermindertes Arbeits-
bedürfnis besteht, indem der Hofdienst an
solchen Tagen ausfallen kann. Von den Ar-
beitern werden drei Belegschaften (I bis
Ill) gebildet, die abwechselnd im Retorten-
on — Sonnabend ~ a - GE SE SS hause und im Hofe beschäftigt werden.
Ofendiens! ma
Hofaienst : ۰
Ofendienst |
Hofdenst
Ofengienst e
Hofdiense —
ao? gr 4g? Be 427 6? 122 ef 12% ef 12°
Beiegschaft T.
Belegschaft I.
na Belegschaft Ill.
Zeichenerkläru Ng:
Abb. 3.
Led 0
129 ër 12% 6% 42% ei 427 ei ai _ 5" 12° 6% 12 Ae éent
EEE Belegschaft A.
Zeichenerklarang: | ZEZE Belegschaft B
pase Aulfskolonne C.
so dafs ein Teil der Belegschaft während einer ge-
wissen Zeit nicht zu arbeiten braucht. Tritt das
verminderte Arbeitsbedürfnis in der Zeit von 6 Uhr
morgens bis 6 Uhr abends ein, so kann eine Regelung
nach dem ın Abb. I dargestellten Schema erfolgen. In
dem zur Darstellung gebrachten Falle, wo in der Tages-
schicht am Sonntag nur die Hälfte der sonst beschäf-
tigten Arbeiter erforderlich wird, werden beide Beleg-
schaften in je zwei Hälften zerlegt, von denen jede eine
18 stündige Wechselschicht verfahren mufs, die am
Sonntag Mittag endigt bezw. beginnt, so dafs in der
Zeit von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends nur je die
Hälfte der beiden Belegschaften arbeitet. Der einzelne
Donnerstag = -Freifag- -> Sonnabend ~ ~ - Sonntag - Montag
Wie das in Abb. 2 dargestellte Schema
zeigt, geht der Ofendienst ohne Unter-
brechung weiter, während der Hofdienst,
welcher nur in Tagschichten zu leisten
ist, an den Sonntagen aussetzt. An den
Sonntagen tritt ein Wechsel in der
Schichtenfolge ein, wozu aber eine Ein-
legung von längeren Wechselschichten
nicht erforderlich wird; die Wechsel-
schichten werden vielmehr auf die gleiche
Dauer gebracht wie die gewöhnlichen
Arbeitsschichten (12 Stunden). Die Ruhe-
zeit an den Sonntagen beträgt für jeden
Arbeiter an zwei Sonntagen 24 Stunden,
am dritten Sonntage 12 Stunden.
Die preufsischen Bestimmungen über
die Sonntagsarbeit in den Gaswerken (die
= Bestimmungen sind gemafs $ 105e der
G.-O. erlassen) verlangen durchweg, dafs
die den Arbeitern zu gewährende Ruhe
mindestens zu dauern hat, entweder für
jeden zweiten Sonntag 24 Stunden oder
für jeden dritten Sonntag 36 Stunden,
oder, sofern an den übrigen Sonntagen
die Arbeitsschichten nicht länger als
12 Stunden dauern, für jeden vierten Sonn-
tag 36 Stunden. Das Dessauer System
erfüllt diese Bedingungen; es ist auch
ohne weiteres klar, dafs es den Arbeitern
grofse Annehmlichkeiten gewährt, nament-
lich wird auch durch die abwechselnde
Beschäftigung zwischen Hof- und Ofen-
dienst die Gesundheit der SERVICE erheb-
lich gefördert.
3. Das Burbacher System für
Hochofenbetrieb.
Besonders wichtig ist die Regelung der Wechsel-
schichten im Hochofenbetriebe, wo sich wegen der
Schwere der Arbeit ebenfalls seit langem das Bedürfnis
geltend gemacht hat, von den langen 24 stündigen
Wechselschichten Abstand zu nehmen. Von den in
dieser Hinsicht in der Praxis getroffenen Regelungen
sei zunächst die von der Luxemburger Bergwerks- und
Saarbrücker Eisenhütten-Aktien-Gesellschaft in dem
Hochofenbetriebe der Burbacherhütte eingeführte, durch
Abb. 3 dargestellte Regelung beschrieben. Die beiden
Stammbelegschaften A und B werden gedrittelt; sie ver-
fahren 18 stündige Wechselschichten, deren Ablösung
am Sonnabend des Mittags erfolgt. In der Sonntags-
]1. Dezember 1908]
tagesschicht und in der Sonntagsnachtschicht tritt an
drei aufeinanderfolgenden Sonntagen ein Drittel der
Belegschaften A und B nicht zur Arbeit an (wechselnd);
der Ausfall wird durch Einschiebung von zwei Hilfs-
kolonnen C in der Stärke von je einem Drittel einer Beleg-
schaft gedeckt. Die Arbeiter dieser Hilfskolonne ver-
fahren an den Werktagen Nacht- und Tagschichten,
sind jedoch an diesen Tagen nicht mit den cigentlichen
Cfenarbeiten beschäftigt. Die an den Wochentagen
von den Hilfskolonnen zu verrichtenden Arbeiten ruhen
an den Sonntagen, so dafs es möglich ist, die Arbeiter
der Hilfskolonnen an den Sonntagen zur Ofenarbeit
heranzuziehen. Am vierten Sonntage treten die vollen
- Belegschaften A und B zur Arbeit an und die Ein-
schiebung der Hilfskolonnen fällt an diesen vierten
Sonntagen aus.
Jeder einzelne Arbeiter erhält bei
dieser Regelung an jedem vierten Sonn-
tage entweder 36 oder 42 Stunden Ruhe,
während er an den drei vorhergehenden
Sonntagen eine Arbeitsschicht von je
12 Stunden zu leisten hat. Die durch
diese Regelung der Arbeits- und Wechsel-
schichten erzielten Ruhepausen an den
Sonntagen entsprechen den Bedingungen,
die in Spalte 3 der Tabelle zu der Be-
kanntmachung des Reichskanzlers vom
5. Februar 1895 für Hochofenwcrke fest-
gesetzt sind.
4. Das Neunkircher System
für Hochofenbetrieb.
Das Neunkircher’ Eisenwerk der
Firma Gebrüder Stumm G. m. b. H. in
Neunkirchen hat schon seit dem Jahre
1895 oder früher die langen Wechsel-
schichten im Hochofenbetriebe dadurch
beseitigt, dafs die auf die Sonnabende
verlegten Wechselschichten in eine sechs-
stündige und in eine zwölfstündige Ar-
beitsschicht zerlegt und diese beiden
Schichten durch eine sechsstündige Ruhe-
pause von einander getrennt werden.
Die eigentlich 18 Stunden betragenden
Wechselschichten werden mithin in eine
sechs- und eine zwölfstündige Arbeits-
schicht mit dazwischenliegender sechs-
stündigen Ruhezeit aufgelöst. Aufserdem
werden die eigentlichen Ofenarbeiter an
Sonn- und Feiertagen zur Hälfte beur-
laubt und durch Arbeiter aus dem Puddel-,
Walz- und Stahlwerk ersetzt, in denen
die Belegschaft in der Regel Sonntags |
wechselnd eine 24- und 48 stündige Ruhe- SE
zeit hat. Die Arbeitsordnung des Werkes 12°
bestimmt aber, dafs keiner der letztge-
nannten Arbeiter ohne seine Zustimmung
innerhalb vier, und mit seiner Zustimmung
innerhalb zwei auf einander folgenden
Sonn- und Feiertagen mehr als einmal in dieser Weise
beschäftigt werden darf.
Das in Abb. 4 dargestellte Schema gibt nähere
Auskunft über dieses System der Regelung der Wechsel-
schichten. Die beiden Belegschaften A und B sind in je
vier Viertel und die an den Sonntagen herangezogenen
Ersatzmannschaften, die die Hilfskolonne C bilden, sind
in drei Drittel geteilt. Wie schon erwähnt, treten am
Sonntage in der zwölfstündigen Tagesschicht jedesmal
zwei Viertel, die abwechseln, nicht zur Arbeit an, da-
für treten zwei Drittel der Hilfskolonne ein. Auch die
drei Drittel der Hilfskolonne wechseln untereinander
ab. Die Ruhezeiten betragen für die Arbeiter der
Belegschaften A und B an jedem vierten Sonntage volle
36 Stunden und für die Ersatzmannschaften an jedem
dritten Sonntage volle 36 Stunden. Diese Regelung
entspricht den Bedingungen, die in Spalte 3 der
Tabelle zu der Bekanntmachung des Reichskanzlers
vom 5. Februar 1895 für Hochofenwerke festgesetzt
sind.
2° ef
Arbeit der
Ofen -Arbeiter
Arbeit der
AulFskolonnen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
° BOI Boa
Zeichenerklärung: `
[No. 755] 213
5. Das Volklinger System für Hochofenbetrieb.
Von den an den Wochentagen an den Hochófen
bescháftigten Stammbelegschaften A und B arbeitet an
den Sonntagen nur eine, und zwar diejenige, welche
in der vorhergehenden Woche auf Tagschicht war.
Sie wird Sonntags in zwei Hälften geteilt, von denen
die eine von 6 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags,
die andere von 2 Uhr nachmittags bis Montag Morgen
6 Uhr arbeitet. Die hiernach an den Sonntagen fehlende
Hälfte einer Stammbelegschaft wird aus zwei Hilís-
kolonnen C und D gestellt, die aus solchen Arbeitern
gebildet werden, die nicht zum unmittelbaren Ofen-
betriebe gehören, die in der Woche in Tag- und Nacht-
schichten arbeiten und die an den Sonntagen zum Ofen-
betriebe übertreten können, da ihre regelmálsigen
Arbeiten an den Sonntagen 36 Stunden ruhen. Die
Abb. 4.
+ Donnerstag »—- Freitag --+- Sonnabend 1 Sonntag —+— Montag
مق تج
67° 92° G6 12° [Wiederholung]
Belegschaft A
Zeichenerklarung:_ ج = Belegschaft B
yon 6
uw
any
LAT?
GE!
num
E
2 Yülfskolenne C.
Abb. 5.
SE Freitag ` — Sonnabend Cap H, GER - Montag Ak کک
1 | É Wache
te | 3
Z x Sé 4.5 w
6° 12° 6۶ 23 ._ 0۳ eL 12° 6° 12% [Wiederholung]
— Belegschaft A. > es Hulfskolanne E:
¿a Belegschat B. 7 ERRER Mülfskolonne D.
Hilfskolonnen werden ebenso wie die Stammbeleg-
schaften in zwei Hälften geteilt und arbeiten ebenso
wie diese.
Das in Abb.5 dargestellte Schema zeigt die Regelung
nach diesem System. Die längste Dauer der Wechsel-
schichten beträgt 16 Stunden. Die erzielte Ruhezeit
an den Sonntagen beträgt für jeden Arbeiter der beiden
Stammbelegschaften und für jeden Arbeiter der Hilfs-
kolonne an jedem zweiten Sonntage volle 24 Stunden.
Eine Abänderung dieses Systems besteht darin,
dafs die Ablösung der Wechselschichten an den Sonn-
tagen nicht um 2 Uhr nachmittags, sondern um 6 Uhr
abends eintritt. Dadurch werden sämtliche Wechsel-
schichten auf 12 Stunden abgekürzt. Im übrigen ändert
sich nichts an dem in Abb. 5 dargestellten Schema.
Die Firma Röchling’sche Eisen- und Stahlwerke
G. m. b. H. in Völklingen a. d Saar läfst zur Zeit ihre
Hochofenarbeiter in der zuletzt erwähnten Art arbeiten,
nur werden zum Ersatz der fehlenden Stammbeleg-
schaften, die je in die Hälften I und II geteilt werden,
214 [No. 755]
an den Sonntagen nicht zwei, sondern drei Hilfs-
kolonnen herangezogen, die an den Sonntagen in je
vier Teile (1, Il, 111 und IV) geteilt werden. Je zwei
Teile jeder Hilfskolonne arbeiten an dem einen und
die anderen beiden Teile an dem anderen Sonntage.
Das Schema läfst sich wie folgt darstellen:
1. Woche
=
Montag | $
bis | E
PON G
6۰-۰ (Tagschicht) Ke | O I
Stammbelegschaft A | 6 °—6° (Nachtschicht) | II
i | 6°—6° (Tagschicht)
Stammbelegschaft B \\16°--6° (Nachtschicht)| I u. II
۳ 6°—6° (Tagschicht) 1
Hilfskolonne C | G0 مق (Nachtschicht) 1
(EL 6°—6° (Tagschicht) | I
39۹996 D 6°—6° (Nachtschicht) II
Hilfskolonne E 6°—6° (Tagschicht) |
6°—6° (Nachtschicht) Il
Das Völklinger System hat unzweifelhaft grofse
Vorzüge, da keine Arbeitsschicht länger als 12 Stunden
dauert. Der Bedingung unter A6 der Tabelle zur Be-
kanntmachung des Reichskanzlers vom 5. Februar 1895
entspricht diese Regelung, da jedem Arbeiter an jedem
zweiten Sonntage 24 Stunden Ruhe gewährt werden.
Abb. 6.
Sonntag ~~ Montag +Dienstag; Mittwoct Donnerstag- frei tag Sonnabend- Sonntag +Montag + Dienstag + Mittwoch-
CK De e
SC BER EE
e a ES KS
y E m HER
ahi E
Y Belegschaft A.
rung:_ ان اما
N Belegschaft B. `
6. Das Dommeldinger System für
Hochofenbetrieb.
Ein für deutsche Verhältnisse nicht anwendbares
System ist das in Luxemburg für Hochofenbetrieb ge-
bräuchliche Dommeldinger System. Es stellt immerhin
eine interessante Lösung des hier behandelten Problems
dar; sein Vorteil beruht darin, dafs keine Arbeitsschicht
länger als 12 Stunden dauert und dafs jeder Arbeiter
an jedem 7. oder 8. Tage volle 24 Stunden Ruhe be-
kommt. Für die deutschen Verhältnisse ist das System
nicht anwendbar, da diese Ruhezeiten nicht auf die
Sonntage, sondern vorwiegend auf die Werktage
fallen.
Das in Abb. 6 dargestellte Schema zeigt die Rege-
lung nach Dommeldinger Muster. Die eine Beleg-
Is Tagschicht.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
EERE TN TA رک
MN SS
II ERR D
WUR
NENNEN
WIN E SS ES IS Fa
Si PS E ES ES SS P
NW = Nachtschicht.
|
[1. Dezember 1908]
schaft ist in 8, die andere in 7 Sektionen eingeteilt.
Von diesen beiden Belegschaften arbeitet die erstere in
der Tag- und die andere in der Nachtschicht. Der
Wechsel der Tag- und Nachtschichten wird dadurch
ermöglicht, dafs täglich von jeder Belegschaft je eine
Sektion statt 12 Stunden 24 Ruhe hält und damit
usw.
2. Woche | 3 Dita RK wone (Wiederholung)
Montag | @ Montag E Montag El " usw.
bis ` bis = bis = ۱
Sonnabend| a Sonnabend d Sonnabend D (Wiederholung)
| lu HIH
Iu. Il Pkten
Ce HE | 1-15 1
۱۰1 ۱ ۸ ۰ ۱ I
| III II IV
IV I III
I II IV
IV 4 III
MI | Il | IV
IV dé III
von Nachtschicht zur Tagschicht oder umgekehrt
wechselt.
Die Regelung nach Dommeldinger System ent-
spricht den z. Z. bestehenden gesetzlichen Vorschriften
nicht, weil die Bedingung in Spalte 3 unter A6 der
Tabelle zur Bekanntmachung des Reichskanzlers vom
9. Februar 1895 für die Arbeiter der Hoch-
ofenwerke andere Ruhezeiten erfordert.
Dagegen würde der Bedingung des $ 105c
Abs. 3 der G.-O. Genüge geleistet, weil
jeder Arbeiter an jedem zweiten Sonntage
in der Zeit von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr
abends — sofern auf diese Stunden der
Schichtwechsel gelegt wird — von der
Arbeit frei gelassen wird.
Gerade diese letzte Betrachtung zeigt,
dafs unsere Sonntagsruhegesetzgebung, ins-
besondere die nachgelassenen Ausnahmen
von dem Verbot der Sonntagsarbeit noch
ziemlich unhomogen sind, und dafs bei
einer Revision dieser Gesetzgebung die
Herbeifúhrung einer gröfseren Gleich,
förmigkeit sehr wünschenswert wäre. Jeden-
falls ist nicht einzusehen, warum es im
Interesse des Arbeiterschutzes geboten
erscheint, den gewerblichen Betrieben,
welche von den Ausnahmen des $ 105c
der G.-O. Gebrauch machen mússen, andere
Bedingungen für die Sonntagsruhe der
Arbeiter aufzuerlegen, als denjenigen Be-
trieben, die Ausnahmen auf Grund des
$ 105d erhalten haben. Die Unstimmig-
keit in den gesetzlichen Bestimmungen
erschwert jedenfalls manche praktische
Lösung in der Einteilung der Arbeitschichten der
kontinuierlich arbeitenden Betriebe.
Die vorstehenden Ausführungen sind als eine An-
regung zu betrachten, die Regelung der Arbeits-, ins-
besondere der Wechselschichten, in solchen Betrieben
zu prüfen und abzuändern, wo noch die unzweck-
mafsigen 24 stündigen Wechselschichten üblich sind.
Niemand der Beteiligten hat von diesen langen Schichten
Nutzen; schreitet man zu ihrer Abschaffung freiwillig,
so hat man freieres Spiel und gröfsere Befriedigung,
als wenn man abwartet, bis das Eingreifen der be-
rufenen Instanzen der Gesetzgebung wieder neue Be-
stimmungen schafft, die naturgemäfs immer unvoll-
kommen sein müssen und niemals allen Verhältnissen
ausreichend Rechnung tragen können.
Digitized by KL
]1. Dezember 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 755] 215
Die weiteren Fortschritte der elektrischen Eisen- und Stahlgewinnung
von Dr. Albert Neuburger-Berlin
(Mit 4 Abbildungen)
(Schlufs von Seite 204)
Stark magnetische Erze, wie sie insbesondere in
Schweden gleichfalls vorkommen, stellen bekanntlich
ihrer Verhüttung oft aufscrordentliche Schwierigkeiten
entgegen. Sie sind meist sehr hochprozentig, zerfallen
aber bei der Aufbereitung in ein feines Pulver, das den
Hochofen versetzt, sodaís infolge des dadurch ver-
ringerten Durchzugs der Gase ein Betrieb nicht auf-
recht erhalten werden kann. Man hat alles mögliche
versucht, unı diese an und für sich wegen ihres hohen
Eisengehaltes wertvollen Erze der Verhüttung zugängig
zu machen. Teilweise ist dies durch Zementierungs-
und Brikettierverfahren gelungen, durch die sich aber
die Kosten wieder erhöhen. Es war nun die Frage,
ob diese Schwierigkeiten auch beim elektrischen Prozels
auftreten würden, und ob insbesondere hier nicht noch
neue erwachsen würden, die durch die magnetischen
Eigenschaften der Erze bedingt werden. So war be-
sonders damit zu rechnen, dafs sich bei dem verwendeten
Ofen, bei dem die Elektrode in die Beschickung tauchte,
der Strom von ihr aus seitlich durch die Beschickung
verbreiten würde, sodals infolge seiner magnetischen
Ausbreitung eine Verminderung der Stromdichte vor-
auszusehen war. Es wurde jedoch weder dieser
Uebelstand bemerkt, noch wurde durch magnetische
Wirkung des Erzes die Induktanz des Ofens irgend-
wie erhöht.
Fassen wir also die technischen Ergebnisse der:
von Heroult in Sault St. Marie ausgeführten Versuche
zusammen, so ergibt sich, dafs ein Ersatz des Hoch-
ofens durch den elektrischen Ofen technisch
möglich ist, dafs auf elektrischem Wege stark titan-
haltige, schwefelhaltige und magnetische Erze
verarbeitet werden können und zwar auch solche, deren
Verarbeitung im Hochofen bisher nicht oder nur unter
Vergröfserung der Kosten möglich war, dafs hingegen
die Bearbeitung nickelhaltiger Erze noch kein günstiges
Ergebnis gezeitigt hat. Mit dieser einzigen Ausnahme
sind die Resultate also als aufserordentlich vielver-
sprechende zu bezeichnen.
Es fragt sich nun, ob auch die ökonomische
Seite der Frage ebenso günstig sich darstellt, wie
die technische. Hier kommt zunächst der Elektroden-
verbrauch in Betracht.
Dieser ergibt sich unter Zugrundelegung der Tat- i
sache, dafs im Durchschnitt zur Erzeugung von
42 111 Pfund Roheisen 384 Pfund Elektroden verbraucht
wurden, zu a = 17,98 Pfund (englisch)
— 8,155 kg pro Tonne erzeugten Roheisens. Die
dieser Berechnung zu Grunde liegende Elektrode war
13 Tage lang im Gebrauch und es wurden während
dieser Zeit eine ganze Anzahl von Chargen herunter-
geschmolzen, wobei die rotglühende Elektrode in den
Pausen zwischen den einzelnen Beschickungen der
Luft ausgesetzt war, sodals sie sich teilweise nutzlos
verzehrte.
Der Ofen selbst ergab einen sehr guten Wirkungs-
grad von etwa 92 pCt. Unter normalen Bedingungen
können, wie der Durchschnitt der Versuche zeigt,
bei einem Kraftverbrauch von 1000 elektrischen
Pferdekrafttagen etwa 12 Tonnen Roheisen erzeugt
werden.
Auch die Kosten einer Anlage sind, wenn sie in
gröfserem Mafsstabe ausgeführt wird, derartige, dafs
ihre Amortisation nicht allzu sehr verteuernd auf den
Preis wirkt. Heroult hat eine solche Anlage für
10 000 Pferdestárken, die in 24 Stunden 120 Tonnen
Roheisen erzeugt, bis ins Detail durchprojektiert und
daraus den Preis der Tonne Roheisen berechnet. Die
in mannigfacher Hinsicht interessanten Zahlen, die er
hierbei erhalten hat, sind die folgenden:
Kostenanschlag für eine 10000 PS-Anlage,
die 120 TonnenRoheisen pro Tag von 24 Stunden
erzeugt:
Oefen, Kontakte, oberirdische Arbeit . 24 500 Doll.
Bühnen, Gallerien, تن 14 000 „
Maschinen usw. ۰ ۱ ۱ 4000 ,
Gichteinrichtungen 10500 „
Mefsinstrumente usw. 1400 „
Kabel 8400 „
Gebäude 10500 ,
Misch- und Giefsmaschinen. 10000 ,
Laufkran und Gleise . 5 000 „
Koquillen 1500 „
Schlackenkarren 3000 „
Erzkästen . 3000 ,
Reparaturwerkstatt 5000 بر
100 800 Doll.
Kohlen- und Brikettieranlage . . . . 90000 ,
Kraftstation (auf der Basis von 50 Dollars
für die Erzeugung einer Pferdekrait) . 500000 „
650 800 Doll.
Elektrodenanlage . . . . . . . 6000 و
Unvorhergesehene Ausgaben 43200 „
EE EE E ۱ 700 000 Doll.
mortisation 5 p CE von
Dans, | 700.000 Dollars = 105000 ,
Bei einer Erzeugung von 43200 Tonnen pro Jahr
von 365 Tagen kommen auf eine Tonne Roheisen
2,43 Dollars.
Herstellungskosten pro Tonne Roheisen:
Erz (55 pCt. Eisen) ۸ Tonne 1,50 Dollars 2,10 Doll.
1/2 Tonne Holzkohle à 6,00 Dollars . . . 300 ,
Elektrische Energie, Amortisation usw. . 243 „
Lohn im tie ke. g 1,00 ,
Kalk 2. à 0,20 ”
18 Pfund Elektroden à Pfund 2 Cts. 0,36 „
Generalunkosten . . . 100 ,
a 10,69 Doll.
Es ergibt sich also auch hier wieder ein aufser-
ordentlich niedriger Preis für das elektrisch ausgebrachte
Produkt, der es nicht nur befähigt, mit dem auf rein
metallurgisch gewonnenen erfolgreich zu konkurrieren,
sondern der auch schon deshalb ein billiger genannt
werden mufs, weil dieses Produkt in bezug auf Qualität
bedeutend besser ist, als das gewöhnliche Hochofen-
roheisen.
Als weiterer hier in Betracht zu ziehender Umstand
ist der anzusehen, dafs der eingesetzte Elektrizitätspreis
ein normaler, also kein besonders niedriger oder günstig
gewählter ist. Es sind Verhältnisse denkbar, unter
denen der Preis für die Elektrizität noch bedeutend
ermäfsigt werden kann, und dann wird sich natürlich
auch der Gestehungspreis des fertigen Erzeugnisses
entsprechend verbilligen. Ebenso sind die Versuche
in einem roh zusammengebauten Ofen, der nur für
eine provisorische Aufstellung berechnet war, aus-
geführt worden. Bei sorgfältigerer Ausführung einer
verbesserten Ofenkonstruktion und bei weiterer Ver-
minderung des Elektrodenverschleifses, die sich durch
Sammeln von Erfahrungen sicherlich durchführen lassen
wird, verschiebt sich das Ergebnis abermals zu Gunsten
des elektrisch erzeugten Roheisens.
Ebenso wie Hcroult hat auch Stassano die Frage
des Ersatzes des Hochofens durch den elek-
trischen Ofen zum Gegenstand eingehender Studien
gemacht. Mit Recht hebt er bei der Betrachtung dieser
Frage hervor, wie aufserordentlich gering der thermische
Nutzeffekt bei allen denjenigen Einrichtungen ist, die
216 [No. 755]
wir bisher zur Erzeugung, Láuterung und Verarbeitung
des Eisens benutzten. Er beträgt:
für ein Schmiedefeuer 2—3 pCt.,
für Tiegelöfen 5-10 pCt.,
für Herdöfen, kleine und
10-20 pCt.,
für Kupolöfen und Hochöfen 30—70 ۰
Der höchste bei den bisherigen zur Eisenerzeugung
und Verarbeitung dienenden Oefen erzielbare Nutzeftekt
beläuft sich also auf etwa 70 pCt. Diese Ilöhe des
Nutzeffektes ist jedoch eine nur scheinbare, denn der
Hochofen liefert ein Produkt, das nur für eine bestimmte
Anzahl von Verwendungsarten tauglich ist und das
für die übrigen in einem zweiten Prozesse und eventuell
sogar in einem dritten geläutert werden mufs. Zieht
man diesen Umstand in Rechnung und bedenkt man
ferner, dafs nur einzelne Hochöfen von besonders
guter Konstruktion und besonderer Eigenart des ver-
wendeten Materials einen Nutzeftekt von etwa 70 pCt.
zu liefern im Stande sind, so kann man, wie Stassano
ausführlich berechnet, bei der Eisenerzeugung und
Verarbeitung im allgemeinen mit einem durch-
schnittlichen Nutzeffekt von 20 pCt. rechnen.
‚ Dieser ist es, mit dem bis jetzt gewöhnlicher
Stahl und feinere Eisensorten erzeugt wurden.
Es fragt sich nun, unter welchen Umständen sich
mit Rücksicht auf diese Verhältnisse die elektrische
Eisenerzeugung rentabel gestalten wird.
Rechnet man mit diesem Nutzeflekt von 20 pCt.,
so erhält man aus einem Kilogramm gewöhnlicher
feuchter Kohle zu 7500 Kalorien netto
1500 . 20
| 100
per Kilogramm Kohle.
Setzt man das mechanische Arbeitsäquivalent der
Wärme zu 425, so ergibt sich, dats eine elektrische
Pferdekraftstunde in
i EE — 625,3 Kalorien
umgesetzt werden kann.
Auch von diesem Werte ist der durch Strahlungs-
und Leitungsverluste an den Ofenwánden dem Prozels
entgehende Wärmewert abzuziehen. Diese Verluste
können nun durch zweckmäfsige Konstruktion der Oefen
sehr vermindert werden. Die Berechnung des Nutz-
efickts in einem gut konstruierten elektrischen Ofen
ergibt nach einer der gröfsten Autoritäten auf diesem
Gebiete, Sir Lowthian Bell, immer mehr als 90 pCt.,
da der Wärmeverlust infolge der Hitzekonzentration
stets weniger als 10 pCt. beträgt. Setzt man nun, um
sicher zu gehen, den Nutzeftekt der elektrischen Energien
in einem gut konstruierten Ofen zu nur 80 pCt., so
erhält man, dafs eine elektrische Pferdekraftstunde
635,3 . 80
100
entspricht. Man kann also rund 500 Kalorien netto pro
elektrische Pferdekraftstunde rechnen.
Wie wir oben berechnet haben, ergab nun aber
1 Kilogramm gewöhnliche gute Kohle 1500 Kalorien.
Um also dieselbe Wärmemenge wie mit einem Kilogramm
Kohle in einem gewöhnlichen Schmelzofen oder
Siemens-Martinofen zu erzeugen, müssen angewendet
werden:
1500
500
in cinem elektrischen Ofen.
Das heifst mit anderen Worten: Die elektrische
Schmelzung des Erzes lohnt sich, sobald in
mittlere Schachtöfen
— 1500 ausgenutzter Kalorıen
— 508,24 für den Prozefs ausgenutzten Kalorien
— 3 elektrische Pferdekraftstunden
einem Erzdistrikt 3 elektrische Pferdekraft-
stunden zu demselben Preise oder billiger
geliefert werden als 1 Kilogramm guter
Kohlen.
Stassano rechnet mit schlechterer Kohle, nämlich
mit solcher, deren Wärmewert 6500 Kalorien beträgt.
Er kommt dann zu dem Resultat, dats
6500.20 135.50
ee - = 4,22
100 100
elektrische Pferdestärken in thermische Energie umge-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
f
|
i
[1. Dezember 1908]
wandelt werden müssen, um dieselbe thermische Arbeit
zu leisten, wie 1 Kilogramm in einem metallurgischen
Ofen verbrannten Brennstofts.
Die Verhältnisse liegen also, wie man sieht, ziemlich
günstig für die elektrische Ausbringung, für die aulser-
dem noch, wie Stassano sehr richtig erkannt hat,
eine Anzahl weiterer günstiger Einzelheiten in Betracht
kommt. Zunächst dient bei den bisherigen metall-
urgischen Prozessen die Kohle gleichzeitig als Wärme-
quelle, wie als Reduktionsmittel. Da es nicht möglich
ist, die Grenzlinien zwischen beiden Funktionen fest-
zulegen, so muls stets ein Ueberschufs von Kohle zur
Verwendung gelangen. Infolge dieser Verschwendung
entstehen nicht nur finanzielle Verluste, sondern wegen
des überschüssig vorhandenen Kohlenstöffes entsteht
auch kein reines Metall, kein chemisch reiner Eisen-
schwamm, sondern ein mehr oder minder kohlenstoff-
haltiges Produkt, das der Eigenschaft der Schmiedbarkeit
entbehrt, dem sie nebst einer Anzahl anderer Eigen-
schaften erst durch weitere, Wärme verbrauchende
metallurgische Operationen verliehen werden mufs. Der
elektrothermische Prozefs hingegen ermöglicht die
Ausbringung sehr reinen Metalls, dem jeder beliebige
Kohlenstoftgehalt verliehen werden kann.
Freilich müssen die Oefen gut durchkonstruiert
sein. Stassano umgibt einen seiner neuesten Oefen
nochmals mit einer Wärme isolierenden Luftschicht,
die zwischen doppeltes Mauerwerk eingeschlossen ist.
Sein Prozefs ist technisch aufserordentlich gut durch,
gebildet und Stassano macht über ihn sowie den Ofen,
in welchem er mit vorzüglichem Erfolg direkt aus den
Erzen sowohl Roheisen wie Stahl erzeugte, folgende
nähere Angaben:
Der Ofen absorbiert zwischen den Elektroden
140 Kilowatt elektrische Energie und wird mit Drehstrom
von 80 Volt gespeist. Ein solcher Ofen steht in den
königlichen Artilleriewerkstätten zu Turin. Da dort
massenhaft Sprengstücke und Eisenabfälle vorhanden
sind, so wird in ihm gegenwärtig kein Roheisen aus
Erzen dargestellt, sondern, um diese Abfälle weg-
zuarbeiten, Stahl. Dabei wird jedoch Erz zugesetzt,
sodafs also ein gemischter Prozefs vorliegt, bei dem
die Beschickung aus 200 Kilogramm eines Gemenges
von Roheisen, Erz und Kalk besteht. Davon liefert
das Erz den Sauerstoft, der zum Verbrennen des im
Roheisen enthaltenen Kohlenstoffs nötig ist, während
der Kalk als schlackenbildendes Mittel dient. Hierzu
kommen noch 200—300 Kilogramm Eisen- und Stahl.
abfálle, sowie etwas Ferrosilicium und Ferromangan.
Als Produkt wird Stahl für die Artilleriegeschosse
erhalten, der folgende Zusammensetzung zeigt:
Kohlenstoff 0,3—0,4 pCt.
Mangan . 12—15 ,
Phosphor 0,3—0,4 „
Rest: Eisen.
Der Elcktrodenverbrauch beläuft sich stets aut
weniger als 5 Kilogramm pro Tonne erzeugten Stahls.
Der Aufwand an elektrischer Energie schwankt zwischen
1,1 und 1,3 Kilowattstunden pro Kilo ausgebrachten
Produktes. Die Kosten für die Erneuerung der feuer-
festen Bekleidung des Ofens betragen etwa 8 Mark pro
Tonne fertigen Metalls. Die Lebensdauer der feuer-
festen Ausklcidung beträgt bei kontinuierlichem Betriebe
durchschnittlich ctwa 30 Tage. Die Produktion des
Ofens hat eine llöhe von 2400 Kilogramm in 24 Stunden
oder 1,4 Kilogramm pro Kilowattstunde. Zur Bedienung
desselben sind sechs Mann nötig.
Wie wir schon oben erwähnten, sind auch die mit
dem Stassano’schen Ofen durchgeführten Versuche
zur direkten Verarbeitung von Erzen, also zum Ersatz
des Hochofens durch den elektrischen Ofen, günstıg
verlaufen. Das Gleiche gilt von denjenigen, die
Keller angestellt hat. Als die kanadische Kommission
seine Anlagen in Livet in Frankreich besuchte, konnten,
wie bereits eingangs erwähnt, nur einige ziemlich
improvisierte Versuche durchgeführt werden. Keller
hat deshalb selbst weitere Versuche angestellt, und zwar
in der Weise, dafs er ein und dasselbe Erz einmal
im elektrischen und einmal im gewöhnlichen
Ilochofen verhüttete um genaue Endresultate zu
[1. Dezember 1908]
erhalten. Es erúbrigt sich, auf alle die Einzelheiten
dieser Versuche näher einzugehen und sie abermals
durch Analysen zu belegen. Es sei deshalb nur erwähnt,
dafs nach den Versuchen Kellers der Phosphor bei
der elcktrothermischen Gewinnung des Eisens genau
in denselben Mengen im Endprodukt verbleibt, wie bei
der rein thermischen im Hochofen. Bedeutend leichter
jedoch als in diesem lassen sich beim elektrischen Ofen
die Mengen des im fertigen Eisen enthaltenen Siliziums
und der Kohle variieren, was insbesondere für die.
Herstellung von Walzeisen von Wichtigkeit ist. In
der Tat soll in Livet jetzt in Verbindung mit dem
Werke cine Walzenstralse angelegt werden. Ebenso
wie für den Walzbetrieb haben die elektrischen Ver-
fahren auch für den Giefsereibetrieb namhafte Vorteile
im Gefolge, da auch für diesen eine beträchtlich gröfsere
Anzahl von Eisensorten hergestellt werden kann.
Die Keller'schen Versuche und Untersuchungen
sind ganz besonders deshalb interessant, weil bei ihnen
ein Punkt Erwähnung findet, der sonst nicht genügend
gewürdigt worden ist. Er ist zwar nicht von ius-
schlaggebender Bedeutung und spielt in bezug auf den
Preis und die wirtschaftlichen Aussichten der celek-
trischen Vertahren nur eine sehr untergeordnete Rolle,
immerhin aber ist er ganz entschieden erwähnenswert,
weil er unter bestimmten örtlichen Verhältnissen mit
in Betracht gezogen werden mufs. Keller berechnet,
dafs zur Ausbringung von 100 Tonnen Roheisen auf
elektrischem Wege entweder eine Anzahl kleiner oder
ein einziger grolser elektrischer Hochofen auf-
gestellt werden mülste, worin 28000 Ampere und 70
Volt zur Ausnützung kommen miifsten. Zur Bedienung
dieser Oeten oder dieses Ofens, sowie der damit ver-
bundenen mechanischen Hilfsmittel, ferner zur Weg-
bringung von Schlacke und Eisen würden für die
berechnete Eisenmenge 60 Mann erforderlich sein.
Ein moderner amerikanischer Hochofen, der in
24 Stunden 350 Tonnen Roheisen produziert, benötigt
101 Mann und ein englischer Durchschnittsofen
mit 150 Tonnen Tagesproduktion 97 Mann. Diese
letztere hohe Zahl hat darin ihren Grund, dals ın
England die maschinelle Bedienung der Hochöfen nur
in sehr untergeordnetem Malse Anwendung findet, und
dafs die meiste Arbeit von menschlichen [iltskraften
geleistet wird.
Auf Grund vorstehender Angaben läfst sich be-
rechnen, dafs ein englischer Schmelzofen etwa 1,50
Tonnen per angewandten Mann produziert, und ebenso
stellt sich ungefähr auch die Produktion des deutschen
Hochofens. Der amerikanische hingegen liefert bis zu
3,6 Tonnen pro Mann, der elcktrische hingegen nur
1,6 Tonnen. Während also der elektrische Ofen in
bezug auf alle für die technische und ökonomische
Seite in Frage kommenden Punkte den älteren Oefen
gleichwertig oder überlegen sich zeigt, ist er, 0
man die Produktion pro Arbeiter in Betracht zieht,
zwar den gewöhnlichen englischen und deutschen Hoch-
öfen etwas überlegen, hingegen arbeitet er in bezug
auf diesen Punkt ungünstiger als die grofsen Modernen
amerikanischen Hochöfen.
Für das Gesamtergebnis
bereits erwähnten, nichts aus.
Der eingangs erwähnte dritte Punkt, auf den sich
die Bestrebungen der Elektrometallurgen gegenwärtig
richten, nämlich die Verarbeitung von zum Teil
hochprozentigen Eisenerzen und Eisensanden,
die wegen ihrer Beschaffenheit für die Ver-
schmelzung im Hochofen nicht geeignet waren,
auf elektrischem Wege, ist in den vorliegenden Aus-
führungen über die Gewinnung des Roheisens auf
elektrischem Wege schon teilweise behandelt worden.
Wir verweisen in dieser Hinsicht auf die bei Be-
sprechung der Heroult'schen Versuche gemachten An-
gaben. Mit Rücksicht auf die grofse wirtschaftliche
Bedeutung der Verarbeitung derartiger Erze und Sande,
die sich, wie bereits erwähnt, massenhaft finden, und die
bisher fast vollkommen wertlos waren, sind auch
von anderer Seite Versuche zu ihrer Verarbeitung ge-
macht worden und zwar in England. Dort wurde in
London in der Fabrik der Brush Electric Company
macht dies, wie wir
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
stellt.
(No. 755] 217
ein von den Direktoren der Galbraith Iron and
Steel Company den Herren Galbraith und Steuart
konstruierter Ofen aufgestellt, in dem ein eisenhaltiger
Sand verarbeitet wurde.
Die Verarbeitung dieses Sandes war vorher in der
mannigfachsten Weise versucht worden. Man hatte
ihn brikettiert und der Beschickung von Hochöfen zu-
gesetzt; ebenso sind die verschiedenartigsten weiteren
Manipulationen mit ihm vorgenommen worden, ohne
dafs es jemals gelungen wäre, einen Eriolg zu erzielen.
Der Sand enthält 67 pCt. Eisenoxyd und hat einen
Titangehalt, der bis zu 4 pCt. ansteigt. Der zu seiner
Verarbeitung aufgestellte elektrische Ofen bestand aus
einem hohen Schacht, an dessen unterem Ende eine
Anzahl trichterförmiger Rinnen angebracht waren. Der
mit Kohle gemischte Sand wurde in den Schacht einge-
füllt und lief durch die schmalen unteren Oeffnungen der
erwähnten trichterförmigen Rinnen in feinem Strahl ab
und zwar direkt auf ein System von Graphitrosten,
deren Stäbe eine Dicke von etwa 2,5 cm hatten. Durch
diese Stäbe wurde ein Strom hindurchgeschickt, der
mit 100 Kilowatt bei 300 Volt aus einer Einphasen-
maschine kam und so transformiert wurde, dafs er mit
18 Volt in den Ofen gelangte.
Durch ihn wurden die Stäbe der Graphitroste in
Glut versetzt und, wenn der mit Kohlenpulver gemischte
Sand über sie hinwegrieselte, so wurde er zuerst teil-
weise reduziert und dann geschmolzen. Es entsteht
so eine geschmolzene Masse, deren Eisengehalt 06 pCt.
beträgt, und die nun so kompakt ist, dals sie in einem
weiteren Ofen einem Läuterungsverfahren unterworfen
werden kann, bei dem ihr Kohlenstofigehalt (etwa 2,9
pCt.) soweit vermindert wird, dals feiner Stahl entsteht.
Als besonders interessant ist noch hervorzuheben, dafs
bezüglich des Titangehaltes dieselben oder eigentlich
noch bessere Erfahrungen gemacht wurden, als sie die
Héroult’schen Versuche zeitigten. Das Titan war voll-
kommen in die Schlacke gegangen, sodafs die erhaltene
Schmelze sich als vollständig titanfrei darstellt.
Wie billig unter günstigen örtlichen Verhältnissen
elektrisch erzeugtes Eisen werden kann, ergibt sich
aus diesen Beispielen. Die erwähnte Galbraith Iron
and Steel Company besitzt in Australien Wasser-
kräfte im Betrag von 10000 Pferdestärken, mittels
deren sie die erwähnten Sande nach dem günstigen
Ausfall der in London durchgeführten Versuche auf
Stahl zu verarbeiten beabsichtigt. Diese Sande finden
sich in ungeheuren Mengen in der Bucht von Tarnaki
in Neu-Seeland und infolge ihrer Billigkeit sowie der-
jenigen der Wasserkräfte soll eine grofse australische
Eisenindustrie entstehen, die zweifellos grofse wirt-
schaftliche Verschiebungen zur Folge haben dürfte,
Verschiebungen, die sich zunächst darin äulsern werden,
dafs die Ausfuhr von Roheisen und Stahl nach Australien
eine bedeutende Einschränkung erfahren wird. Es sei
noch hinzugefügt, dafs die Galbraith Iron and Steel
Company den Preis der elektrischen Jahrespferdckraft
auf 23 M berechnet.
Andere Versuche zur Verarbeitung eisenhaltiger
Sande wurden von der bekannten Wilson Aluminium
Company in New-York, der gröfsten Aluminiumfabrik
der Vereinigten Staaten, ausgeführt, die beabsichtigt,
jene eisenhaltigen Sande, welche sich insbesondere an
der Pacific Bay massenhaft vorfinden, auf Eisen zu
verarbeiten. Diese Versuche sind deshalb besonders
interessant, weil der Leiter derselben Day in seinem
Berichte darüber an das United States Geological
Survei interessante Vergleiche mit den in
Deutschland herrschenden Verhältnissen an-
Er weist darauf hin, dafs das in Deutschland
im elektrischen Hochofen erzielte Roheisen etwas
billiger sein wird, als das im gewöhnlichen Hochofen
ausgebrachte; dagegen sei, wie auch wir bereits oben
ausführlich darlegten, der Preisunterschied bei der
Stahlgewinnung ein ganz beträchtlicher zu gun-
sten der elektrischen Verfahren. Day legt dann
in längeren Berechnungen dar, dafs die Verhältnisse
im Staate Oregon mindestens ebenso gute seien wie
in Deutschland und deshalb die Aufstellung einer
218 [No. 755]
gröfseren Anzahl von Stahlöfen sich ebenso rentabel
erweisen müsse, wie dort.
Die Versuche selbst wurden mit einem Magnet-
eisensand vorgenommen, der 79 pCt. Eisenoxyd und
16 pCt. Titanoxyd enthielt. Auf sie näher einzugehen,
erübrigt sich, da sie dieselben Resultate lieferten, die
uns bereits aus den oben angeführten Versuchen von
Héroult sowie denen der Galbraith Iron and
Steel Company bekannt sind. Das Titan ging voll-
kommen in die Schlacke, die nicht weniger als 53 pCt.
Titansäure enthielt, während der aus den Sanden
direkt in einem einzigen Prozefs erzeugte Stahl voll-
kommen titanfrei war. Die Stromverhältnisse waren
hingegen etwas andere. Es wurde hochgespannter
Wechselstrom von 2300 Volt in sechs Transformatoren
so herabtransformiert, dafs er mit 20—50 Volt bei
1000—2000 Ampere in den Ofen gelangte. Zur Er-
zeugung des Lichtbogens wurde der Strom mit 57
Ampere und 1000 Volt angelassen.
In bezug auf die in der Einleitung unter Punkt 4
erwähnten Bestrebungen zur Konstruktion neuer
Oefen für die Eletrometallurgie des Eisens
liefse sich ein ganzes Kapitel schreiben, wenn man die
mannigfachen stets neu auftauchenden Arten hier ein-
gehend beschreiben wollte. Dies erübrigt sich aber
deshalb, weil eine ganze Anzahl derselben lediglich
auf dem Papier steht, sodafs praktische Ergebnisse
über sie nicht vorliegen. Aber auch diejenigen, die
derartige Betriebsergebnisse gezeitigt haben, bieten an
und für sich im ganzen und grofsen wenig Originelles.
Sie laufen vielfach auf Nachempfindungen bereits be-
kannter Ofentypen hinaus und insbesondere ist es,
wie wir in Band 58 S. 109 dieser Zeitschrift bereits zu
erwähnen Gelegenheit hatten, der Kjellin’sche Ofen,
der hierbei in erster Linie als Vorbild dient. Von den
mannigfachen sich an ihn anlehnenden Ofenkonstruk-
tionen heben wir nur zwei hervor, die eine, weil sie
in konstruktiver Hinsicht Bemerkenswertes darbietet,
und die andere, weil sie in einem der grölsten deut-
schen Stahlwerke in Betrieb steht und Ergebnisse
clarüber vorliegen.
Als in konstruktiver Hinsicht bemerkenswert stellt
sich der Ofen von Hjorth dar, der im Prinzipe aus
nichts anderem besteht als aus zwei aneinander ge-
stellten Kjellin'schen Schmelzöfen. Bei ihm wird der
hochgespannte Wechselstrom der Spule S (Abb. 4), die
KS
Ofen von Hjorth.
aus Windungen isolierten Kupferdrahts besteht und um
den festen Teil des Magneten M gelegt ist, zugeführt,
wobei in dem ringfórmigen Ofen / mit der Beschick: ung
C ein sekundärer Niederspannungsstrom von hoher
Intensität induziert wird, da er um den einen Schenkel
des Magneten A/ herumgelegt ist und somit für den
vorliegenden Fall die Sckundärwicklung des Transfor-
mators darstellt.
Nun nehmen die Reparaturen an solchen Oefen
viel Zeit weg und, da auch das Austrocknen derselben
ziemlich lange dauert, leiden alle Einofensysteme an
dem Uebelstand, dafs der Betrieb während derartiger
Reparaturen unterbrochen werden mufs. Um ihn
kontinuierlich zu gestalten, ist bei dem Hiortbh schen
Ofen die Einrichtung getroften, dafs derselbe Magnet
M für zwei oder mehrere Oefen verwendet werden kann.
Mufs der eine umgebaut werden, so wird ein Teil der
Beschickung aus ihm in den andern geleitet, und der
Magnet M in der Weise, wie es die punktierten Linien
angeben, nach dem anderen Ofen umgestellt. Hier
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
]1. Dezember 1908]
kann das Verfahren sogleich fortgesetzt werden, sodafs
der Betrieb kontinuierlich und vor allem der kostbarste
Teil der Anlage, der elektrische, beständig ausgenützt
wird.
Der in den Röchling’schen Eisen- und Stahl.
werken G. m. b. H. in Völklingen in Betrieb stehende
Stahlofen ist gleichfalls nach dem Kjellin’schen System
gebaut und an zwei Zapfen aufgehängt, sodafs er --
und hierin liegt das neue der Konstruktion — als Kipp-
ofen arbeitet. Der Ofen hat sich in Völklingen ganz
besonders in bezug auf die Entfernung des Schwefels
und Phosphors bewährt. Schwieriger erwies sich die
Entfernung von grofsen Mengen Kohlenstoff, sobald
gröfsere Mengen von Phosphor vorhanden waren. Bei
geringen Phosphormengen stöfst dieselbe, ebenso wie
die des Mangans und Siliciums, auf keine Schwierig-
keiten. Auch der Stromverbrauch erwies sich als
günstig. Zum Einschmelzen von Roheisen und Er-
hitzen auf etwa 1200 Grad waren in dem kleinen etwa
300 Kilogramm-Ofen etwa 385 Kilowattstunden — auf
die Tonne berechnet — nötig. Zum Fertigmachen einer
Schrottcharge sind etwa 600 Kilowattstunden erforder-
lich. Bedenkt man, dafs auf den Stahlwerken die elek-
trische Energie billig aus überschüssigen Hochofengasen
erzeugt werden kann, und nimmt man demgemäfs den
Preis der Kilowattstunde mit 2,5 Pfennig an, so ergibt
sich, dafs für Láuterungsprozesse, für die nur etwa
150—-200 Kilowattstunden pro Tonne gebraucht werden,
nur etwa 3,75 Mark für Kraft aufgewendet werden
müssen, durch die dann eine Veredelung des verhältnifs-
máísig gewöhnlichen Materials bis zu den feinsten
Sorten Tiegelstahl eintritt. Dies sind die Verhältnisse
in einem kleinen nur 300 Kilogramm fassenden Ofen.
In einem grofsen Ofen gestalten sie sich noch günstiger,
besonders dann, wenn es durch weitere Verbesserung
der Verfahren gelingt, den metallurgischen Prozels
möglichst rasch durchzuführen, wodurch die Verluste
für die Wärmeausstrahlung, die sich dann auf kürzere
Zeit zusammendrängen, ebenfalls vermindert werden.
Auch ein neuer in Völklingen für einen Energie-
bedarf von 750 Kilowatt gebauter derartiger Ofen ist
mit Kippvorrichtung ausgestattet. Das Kippen kann
auf mechanischem, hydraulischem oder elektrischem
Wege geschehen. Bei dem neuen Ofen wird es durch
einen elektrischen Strom bewirkt. Zu diesem Zwecke
sind zwei Drehstrommotore vorgesehen, von denen der
eine als Reserve dient. Jeder Motor leistet rund 18 PS
bei 50 Perioden, 400 Volt und 750 Umdrehungen pro
Minute. Die Motore sind vollständig gekapselte Dreh-
strommotore mit Schleifringanker. Als Sicherheitsvor-
richtungen sind Hubbegrenzungsschalter und Brems-
magnete eingebaut. Die Kippvorrichtung ist so aus-
gestaltet, dals sie ein vollständiges Entleeren des
Ofens ermöglicht. Obschon mit einem Versagen der
Kippvorrichtungen nicht gerechnet wird, so ist der
Ofen vorsichtshalber doch noch mit Abstichöffnungen
versehen.
Für die Oefen dieses Systems sind besondere
Maschinen nötig. Es liegt dies in der Eigenart der
Oefen begründet. Die Wechselstromdynamo der Anlage
in Völklingen ist sechspolig bei 100 Umdrehungen in
der Minute, was einer Frequenz 5 entspricht. Die
Leistung ist 1188 KVA bei cos — 0,63 und 4500 V
Spannung, bezw. 829 KVA bei cos — 0,91 und 4900 V
Spannung. Die Erregermaschine mit einer Leistung
von 35 Kilowatt wird mittels Riemen von der Dynamo-
welle aus angetrieben. Diese Art des Antriebs der
Erregermaschine wurde deshalb gewählt, um später an
die Dynamowelle eine Gasmaschine als Reserve an-.
kuppeln zu kónnen.
Dafs man solche Oefen auch in sehr kleinem
Mafsstabe auszuführen vermag, ergibt sich daraus, dafs
z. B. die Gröndal Kjellin Company in London einen
Ofen für Laboratoriumszwecke gebaut hat. Dieser
kleine Ofen ist für 4 kg Einsatz, 230 Volt primär und
150 Perioden gebaut bei einer Energieaufnahme von
6--7 Kilowatt und einem cos von rund 0,7 bei Stahl
von 1,2 pCt. Kohlenstoff.
Bezüglich dieser Sorte von Oefen, also speziell
der Kjellin'schen sowie ihrer Abart, der Röchling-
]1. Dezember 1908]
. Rodenhauser’schen, führt ihr Konstrukteur Herr Ober-
ingenieur Viktor Engelhardt folgende Verwendungs-
möglichkeiten resp. Arbeitsweisen an, die sich mit
absteigendem Energieverbrauch an die direkte Erz-
verarbeitung anschliefsen:
Zunächst 1. die Stahldarstellung aus kaltem Roh-
eisen und Erz, bei welchem Verfahren der Kohlenstoft-
gehalt des Roheisens teilweise durch den Sauerstoff
des Erzes herabgesetzt wird.
Ferner 2. dasselbe Verfahren unter Verwendung
von flüssigem Roheisen direkt aus denı Hochofen.
Hieran schlielst sich 3. die Stahldarstellung aus
kaltem Roheisen und Schrott, ein Verfahren, bei dem
der Kohlenstoffgehalt des Roheisens teilweise weg-
brennt, während er andererseits durch den weichen
Schrott einfach verdünnt wird.
Eine Ergänzung dieses Verfahrens bildet 4. die
Verwendung von flüssigem Roheisen direkt aus dem
Hochofen.
Endlich schliefst sich noch 5. die Stahldarstellung
bezw. Nachraffination im Anschlufs an den Konverter
oder den Siemens-Martin-Ofen an. Das Interessanteste
ist nun bei diesen Oefen, ebenso wie bei allen anderen,
die Frage des Energieverbrauchs. In dieser Hinsicht ist
zu bemerken, dafs sich die sämtlichen oben erwähnten
Verfahren im Induktionsofen mit einem Energieverbrauch
durchführen lassen, der zwischen 200 und rund 2500
Kilowattstunden schwankt und der sich voraussichtlich
noch ermáfsigen lassen wird. Die Hauptaufgabe der
Elektrostahlöfen liegt jedoch in der Herstellung bester
Stahlsorten aus gewöhnlichem Thomasstahl oder Martin-
stahl mit dem verhälnismäfsig niedrigen Energieauf-
wand von höchstens 200 Kilowattstunden pro Tonne
erzeugten Eisens.
Ueber den Energieverbrauch ist im besonderen
noch zu bemerken, dafs pro Tonne Stahl benötigt werden:
bei Erzeugung aus Roheisen und Erz ım Kjellin-
Ofen von 170 Kilowatt: 1100 Kılowattstunden;
bei Erzeugung aus Roheisen und Schrott im
Kjellin-Ofen |
von 6—7 Kilowatt: 2200 Kilowattstunden,
100 1 1200 ۱
» 170 ` 800 »
» 750 , 600
H
bei Nachraffination im Kjellin-Ofen von 750 Kilo-
watt: 150 Kilowattstunden.
Bei Verwendung des kombinierten Röchling-Roden-
bausen schen Ofens wird die Tonne Stahl in einem Ofen
von 85 Kilowatt mit einem Aufwand von 600 Kilowatt-
stunden aus Roheisen und Schrott gewonnen, während
bei Nachraffination deren nur 200 benötigt werden.
Es ist interessant, aus diesen Angaben, insbesondere
aus denen über die Erzeugung aus Roheisen und
Schrott zu ersehen, wie bei steigender Ofengrófse und
damit steigender Stromkapazität der Energieverbrauch
ständig sinkt.
Von Oefen nach dem System Kjellin resp. Röch-
ling-Rodenhausen sind bis jetzt die folgenden ausgeführt
worden:
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 755] 219
So bestätigen also auch die mit diesen Oefen er-
zielten Betriebsergebnisse sowie die rasche Zunahme
ihrer Verbreitung von neuem die Tatsache, dafs unter
Verwendung elektrischer Ocfen die Láuterung des
Eisens und die Gewinnung sehr wertvoller Stahlsorten
auf recht billige Weise erfolgt, auf eine Weise, die
den jetzt schon stark eintretenden Wettbewerb der
elektrometallurgischen mit den bisherigen Verfahren
zu einem noch schärferen gestalten dürfte.
Dieser Wettbewerb dürfte sich jedoch nicht nur
auf die Erzeugung des Eisens sowie auf seine Rafh-
nation erstrecken, sondern er beginnt eben jetzt auf
ein vollkommen neues Gebiet überzugreifen, nämlich
auf die ۰
Hier beginnt man bereits den Kupolofen durch
den elektrischen Ofen zu ersetzen, doch ist diese
Sache noch im allerersten Versuchsstadium, weshalb
wir uns vorbehalten, später einmal, wenn sie weiter
gediehen sein wird, ausführlicher auf sie zurückzu-
kommen. Dagegen sind in bezug auf den Stahlguís
schon weitere Fortschritte zu verzeichnen. Der Kupol-
ofen liefert ja bekanntlich „Graugufs“, während der
Stahlgufs entweder im Tiegelofen oder direkt aus der
Bessemerbirne erzeugt wird. Beide Verfahren sind
mit gewissen Uebelständen behaftet, deren gröfster der
ist, dals der Stahl sehr vielfach nicht beis genug aus-
fliefst, sodafs ein vorzeitiges Einfrieren des Gufsloches
stattfindet und der Gufs unterbrochen werden mufs.
Hierzu kommt des weiteren, dafs der Stahl sehr rasch
erkaltet und dann infolge der damit verbundenen
raschen Zusammenziehung die Formen zerreifst. Beide
Fälle zusammengenommen bewirken, dafs in der Stahl-
gielserei mit grolsen Mengen von Ausschufs gearbeitet
wird und dals in einzelnen die Menge dieses Aus-
schusses bis zu 40 pCt., ja in besonderen Fällen sogar
bis zu 60 pCt. ansteigt.
Für kleine Giefsereien gestaltet sich deshalb der
Stahlgufs in vielen Fällen unrentabel, besonders wenn
es sich um die Herstellung vieler kleiner Gufsstücke
handelt. Hierzu kommt, dafs der Bedarf an Stahlguís
ständig steigt. Es sei als Beispiel dafür, wie er immer
unentbehrlicher wird, nur darauf hingewiesen, dafs mit
den steigenden Leistungen unserer Dampfmaschinen
auch Dampfdruck und Dampfmenge und somit die
Leistungen der Kessel sowie der Dampfleitungen in
ständigem Steigen begriffen sind. Während man die
letzteren früher bei Verwendung niedriger Drucke aus
Grauguís herstellte, müssen sie jetzt für die gesteigerten
Druckleistungen aus Stahlgufs genommen werden.
Man hat nun begonnen, den Tiegelguís durch Ver-
giefsen von Elektrostahl zu ersetzen. Hierfür war
aufser den vorstehend geschilderten Umständen auch
noch der weitere mafsgebend, dafs gegenwärtig ein
Sinken des Stahlpreises stattfindet. Hierdurch wurde
vielen, insbesondere kleineren Werken cine schwierige
Situation bereitet, in der es ihnen nicht mehr möglich
war, konkurrenzfest zu bleiben. Hier ist nun das
elektrische Verfahren ganz besonders geeignet, auch
No. Land Ort | KW | | Anordnung
1 Deutschland ' Völklingen 150 | bis 8500 Reiner Kjellin-Ofen
2 1 »” 400 3000 Röchling-Rodenhauser
3 // ” 90 100 ” ”
4 ” Essen 150 bis 8500 Reiner Kjellin-Ofen
5 m Gleiwitz 175 1500 m 1
6 Luxemburg Dommeldingen 90 100 Röchling-Rodenhauser
1 Oesterreich Kladno 440 4000 Reiner Kjellin-Ofen
8 m Vöcklabruck 65 400 a 1
9 Schweiz Gurtnellen 330 3800 o hi
10 Spanien Araya 215 1500 4 S
11 England Sheffield 175 1100 $ 7
12 ‘i London 60 100 ۲ P
13 Schweden Gysinge 115 1500 5 ۳
14 a Guldsmedhütte 150 8500 ۲
15 Vereinigte Staaten Philadelphia 60 100 k S
16 Kanada Niagara Falls 150 800 1 1
17 » e 60 100 ñ i
220 [No. 755]
bei Giefsereien die nötige Unterlage für die weitere Auf-
rechterhaltung des Betriebes zu schaften, liefert es doch
nicht nur bessere sondern auch vor allem billigere Quali-
täten von feinem Guísstahl als das Tiegelguísverfahren.
Als Beispiel, wie sich die Verhältnisse in Gicfsereien
bei Einführung des elektrischen Betriebes für Stahlgufs
gestalten, sei die Bonner Fräserfabrik G. m. b. H.
angeführt, die in jüngster Zeit ihre Gielserei für Elektro-
stahl eingerichtet hat.
Als Ofen wurde der Stassano'sche*) gewählt.
Die Anlage enthielt früher: 32 Tiegelöfen, a6 Tiegel,
a 36 Kilogramm Charge.
Sie erzeugte hauptsächlich Formguls zur Herstellung
von Frásern, aulserdem aber noch weichen Formgufs für
kleinere Maschinenteile und automobilistische Zwecke,
dessen Kohlenstofigehalt zwischen 0,08 und 0,018 pCt.
schwankte.
Jetzt sind die Tiegelöfen vollkommen durch elck-
trische Stassano-Oefen crsetzt, deren zwei aufgestellt
sind, von denen der cine immer im Betrieb steht,
während der andere als Reserve dient, jedoch später
bei Vergröfserung des Betriebes ebenfalls ständig be-
schickt werden soll. Aufserdem ermöglicht er es, wenn
der eine Ofen besetzt ist und viele Bestellungen vor-
liegen oder wenn besondere Qualitäten, z. B. Eisen-
legierungen gewünscht werden, die Herstellung dieser
sofort in Angriff zu nehmen. Auf die Vorteile der
Aufstellung mehrerer kleinerer Oefen anstatt eines
einzigen gröfseren braucht wohl nicht mehr eingegangen
zu werden, sie ergeben sich aus den eben gemachten
Angaben von selbst.
Als Rohmaterial dient Schrott, dessen
zwischen 60 und 65 Mark pro Tonne schwankt. Der
Ofen vermag hiervon 1000 Kilogramm zu fassen, ist
also ein Ofen kleinen Typs und hat einen Kraftver-
brauch von 250 PS.
Für die Tonne flüssigen Eisens werden an Kraft
ungelähr 900 Kilowattstunden verbraucht, von denen
ein Teil etwa 3% Stunden lang zum Schmelzen be-
nötigt wird, während die übrigen 1¥» Stunden der im
ganzen 5 stündigen Charge auf das Raffinieren, d. h.
also auf die Entternung des Phosphors, des Schwefels
sowie auf den Frischprozeis nebst Oxydation gehen.
Es wird, wie sich aus dem eben Gesagten ergibt, mit
kaltem Einsatz gearbeitet.
Preis
° Siche diese Zeitschrift, Jahrgang 1904, Bd. 55, S. 184.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
]1. Dezember 1908]
Besonders interessant ist an dieser Anlage, dafs
sie kein besonderes Elektrizitátswerk benötigt. Es
können also derartige kleinere Giefsereien ohne Anlage
eines solchen in Betieb gesetzt werden. Der Strom
kommt aus dem Elektrizitatswerk in Brühl, das die
ganze Umgegend mit Strom versorgt und aus dem er
mit einer Spannung von 5200 Volt hervorgeht. Da
diese für den Betrieb des Stassano-Ofens zu hoch ist,
so wird sie durch zwischengeschaltete Transformatoren
auf 110 Volt herabtransformiert.
Die Ausmauerung des Ofens reicht für jeweils 70
Chargen aus. Dann mufs sie erneuert werden; sie
besteht aus Magnesit, und da eine vollständige Neu-
auskleidung des Schmelzraumes damit etwa 5 Tage
erfordert, so muls nach etwa 70 Chargen der Ofen
während dieser Zeit aufser Betrieb gesetzt werden.
Hier kann dann, wenn dies ohne Störung des Betriebes
nicht zu geschehen vermag, der Reserveofen gute
Dienste leisten.
Das Elcktrizitätswerk zu Brühl liefert den Strom
zum Preise von 4,5 Pfennigen pro Kilowattstunde,
und es stellen sich demnach die Gestehungskosten pro
Tonne fertigen Guísstahls folgendermafsen, wozu zu
bemerken ist, dafs am Ofen ständig 3 Arbeiter während
der Charge beschäftigt sind und dafs der Strom auch
während der Zwischenpause zwischen den einzelnen
Chargen aufrecht erhalten wird, um ein Erkalten des
Ofens zu verhüten
Einsatz und Zuschläge . . . . 70,— Mark,
Stromverbrauch . . . . 45,— u
Ausmauerung IZ. 4
Lohn 10,— ,
Elektroden 250 ,
Kühlwasser 0,50 ,
Amortisation und Zinsen Ot ak
145,-— Mark.
Wenn man bedenkt, dafs der Preis für feinen
Guísstahl innerhalb weiter Grenzen schwankt, dafs
man aber als ungefähre untere Grenze für einiger-
matsen bessere Qualitäten 300 Mark annehmen kann,
so láfst sich nicht leugnen, dafs die Einführnng des
elektrischen Ofens in die Giefserei grofse Erfolge ver-
spricht, umsomehr, als man ohne besondere Erhöhung
der Gestehungskosten auch Stahlsorten zu erzeugen
vermag, deren Preis sich pro Tonne auf 1000 Mark
und darüber stellt.
Die neue Zugbeleuchtungsdynamo der Felten € Guilleaume-Lahmey erwerke
(Mit 8 سل de
Die zahlreichen bisher erfundenen Systeme für de
elektrische Beleuchtung von Eisenbahnzügen lassen sich
in drei Hauptgruppen teilen.
Das zuerst benutzte System war der reine
Akkumulatorenbetrieb. Dieser gestattet nur dann eine
ökonomische Verwendung, wenn die zu durchfahrende
Strecke kurz ist, weil anderenfalls die Batterien zu grofs
ausfallen. Die Anwendung dieses Systems bleibt deshalb
auf wenige Sonderfälle beschränkt.
Zu der zweiten Gruppe gehören alle Systeme, bei
denen auf der Lokomotive oder im Gepäckwagen eine
von einem besonderen Motor angetricbene Dynamo
aufgestellt ist, die sämtliche Wage n mit Strom versorgt.
Der Antriebsmotor ist meistens eine Dampfturbine oder
schnellaufende Kolbenmaschine, die ihren Dampf dem
Lokomotivkessel entnimmt, doch sind auch schon
Explosionsmotoren in Anwendung gekommen. Derartige
Systeme bieten den Vorteil, dats die Dynamo mit
konstanter Umdrehungszahl angetrieben wird und des-
halb nur eine selbsttätige Spannungsregulierung ent-
sprechend dem sich ändernden Stromverbrauch nötig
ist. Ein grofser Nachteil ist jedoch die Abhängigkeit
der Wagen von dieser einen Stromerzeugungsanlage,
da jeder Wagen mit dem anderen elektrisch gekuppelt
sein mufs. Aufserdem gestaltet sich der Betrieb einer
solchen Anlage ziemlich kostspielig.
i
Die dritte Gruppe umfafst alle jene Systeme, bei
denen der Antrieb der Dynamo von der Achse des
Wagens erfolgt, und meistens jeder Wagen seine eigene
Dynamo erhält. Die Hauptschwierigkeit liegt bei dieser
Art von Systemen in der Konstanthaltung der Spannung
der Dynamomaschine trotz der stark veränderlichen
Umdrehungszahl der Wagenachse. Die ersten Systeme
dieser Art erreichten eine konstante Dvnamospannung
in der Hauptsache durch entsprechende selbsttätige
Veränderung der Erregung mittels Hilfsmotors oder
kleiner Zusatzaggregate. Auf diese Weise entstanden
ziemlich komplizierte Anordnungen, während gerade
grölste Einfachheit und Betriebssicherheit anzustreben
sind. Auch auf mechanischem Wege wurde die Lösung
versucht. Hierzu gehören z. B. das System von Stone,
bei dem der Riemen, der die Dynamo von der Wagen-
achse aus antreibt, bei gröfserer Geschwindigkeit zu
rutschen anfängt, oder das System von Gerdes, bei dem
von der Wagenachse eine Druckpumpe getrieben wird,
die einen mit der Dynamo gekuppelten Flüssigkeitsmotor
in Bewegung setzt, wobei die Regulierung durch
Drosselklappe mit Fliehkraftregler erfolgt. Alle diese
Systeme haben sich jedoch als zu kompliziert in der
Einrichtung und dementsprechend als zu empfindlich
im Betriebe erwiesen. Ein Fortschritt war erst die
bekannte Zugbeleuchtungsdynamo von Rosenberg, dic
[1. Dezember 1908]
sich selbst,
reguliert.
Vor kurzem ist nun von M. Osnos eine neue
Zugbeleuchtungsdynamo erfunden worden, die von den
Felten & Guilleaume- Lahmeyerwerken, Frank-
furt a. M., gebaut wird.
Die Maschine setzt sich zusammen aus einer
Dynamo und einer Erregermaschine, deren Anker
gewöhnlich auf einer Welle sitzen. Die Dynamo ist
von normaler Bauart. Damit sie jedoch bei den ver-
schiedenen Umdrehungszahlen praktisch konstante
Spannung gibt und ihre Polarität mit der Drehrichtung
nicht ändert, mufs die Spannung der Erregermaschine
mit steigender Umdrehungszahl abnehmen und ihre
Richtung mit der Drehrichtung der Maschine ändern.
Während nun bei der Rosenberg'schen Maschine diese
ohne Hilfsapparate und Nebenmaschinen
Abb. 1.
Spannungsänderung abhängig vom Nutzstrom ist und
. für jede Belastung vorher eingestellt werden muls, ist
die Spannungsabnahme der Erregermaschine der ۰ GT.
Zugbeleuchtungsdynamo ganz unabhängig von deren
Nutzstrom, und man kann die Belastung der Dynamo-
maschine beliebig ändern, ohne dafs eine jedesmalige
Neueinstellung der Erregung notwendig ist. Selbst bei
vollkommener Unterbrechung des Belastungsstromes
steigt die Spannung der Dynamo nicht.
Die Schaltung der beiden gekuppelten Maschinen
ist aus Abb. I ersichtlich. D ist die Dynamo, s, deren
l'eldwicklung, die ihren Strom von der mit D gekuppelten
Erregermaschine E erhält. Diese hat aufser den ge-
wöhnlichen Arbeitsbúrsten «a senkrecht dazu stehende
Hilfsbürsten ġġ, die in Serie mit der Er-
regerwicklung s, der Maschine Z liegen. In
Serie zu den Arbeitsbúrsten «a ist eine
mit dem Ankerquerfeld gleichachsige
Wicklung s, geschaltet, die beim Aus-
proben der Maschine ein für allemal ein-
gestellt wird und die Gröfse des Anker-
querfeldes zu modifizieren gestattet. Die
Erregerwicklung s wird von einer Batterie
LB, gespeist, die von der Dynamo D ge-
laden werden kann.
Die Wirkungsweise der Maschine ist
nun folgende: Durch den aus den Bürsten
aa fliefsenden Strom /, der Erregermaschine
wird ein in Richtung dieser Bürsten ver-
laufendes Ankerquerfeld erzeugt, in dem
der Anker selbst rotiert. Es entsteht da-
her an den senkrecht zur Verbindungs-
linie der Hauptbürsten angeordneten Hilfs-
bürsten 44 eine E. M. K. روم die der
Batteriespannung «, entgegenwirkt, sodafs
der Erregerstrom der Erregermaschine E
bei Vernachlässigung der Sättigung
ar ei
ist, wobei 2, eine Konstante bedeutet.
Da e, durch die Rotation des Ankers in
dem von 7, erzeugten Felde entsteht, kann
man setzen
NI ۱
i D
SEELEN
KR —Hn
2 ik
سا
N
L
ka x te x 11, — و6
wobei z die Tourenzahl und #, wiederum eine ۱ ۱
bedeutet.
aus der E, M. K. die ره Andererseits entsteht
zwischen «az erzeugt wird, und durch die Rotation des
Ankers in dem von z, erzeugten Felde. Es besteht
also auch die Beziehung
XiX رسد رز
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 755] 221
Aus diesen drei Gleichungen ergibt sich zwischen
dem Erregerstrom 7, der Hauptmaschine und deren
Tourenzahl z eine Beziehung in der Form
Eo. n
WT VIA
wobei z und Konstanten bedeuten, die sich auf die
magnetischen Verhältnisse der Erregermaschinen be-
ziehen.
Aus dieser Gleichung geht hervor, dafs ti, von
einem gewissen Werte von z an mit zunehmendem a
Abb. 2,
900 900 1000 1400 AMD 41300 4۵0۵ 4500 Mm
abnehmen muís. Durch geeignete Wahl der magnetischen
Verháltnisse der Erregermaschinen, also der Konstanten
a und A kann man den Wert, von dem an 7, abzu-
nehmen beginnt, ganz beliebig im voraus bestimmen.
Wenn sich die Drehrichtung des Maschinensatzes
ándert, so wechselt auch die Spannung der Erreger-
maschine und damit der Erregerstrom der Haupt-
maschine die Richtung, sodafs der Strom der letzteren
bei jedem Drehsinne dieselbe Richtung behält.
Abb. 3.
DEAN Y
SES e
NZ
|
|
OSES ISIS
- ¡ANOS N
FS
DNS
>
۲
Zugbeleuchtungsmaschine nebst Erregermaschine (Längsschnitt).
Da die Erregermaschine ganz eigenartig gesättigt
sein mufs, während dies bei der Hauptdynamo nicht
erforderlich ist, würde durch Vereinigung beider
Maschinen zu einer einzigen die Dimensionierung der
Hauptdynamo sehr ungünstig beeinflufst werden. Es
ist deshalb vorteilhafter, wenn beide Maschinen
magnetisch von einander getrennt und nur auf einer
Welle montiert werden.
Wenn es sich um Beleuchtung ganzer Eisenbahn-
züge handelt, deren Zusammensetzung immer dieselbe
222 [No. 755)
bleibt, genügt die Aufstellung einer einzigen Erreger-
maschine z. B. im Gepäckwagen, während die einzelnen
Wagen mit normalen Maschinen ausgerüstet sind. Man
braucht in diesem Falle also pur eine einzige anormale
Maschine für den ganzen Zug.
Abb. 4.
ZIZASSS
ES
AT
Zugbeleuchtungsmaschine nebst Erregermaschine
(Querschnitt).
Abb. 5.
Abb. 7 u. 8.
Abb. 2 zeigt die Versuchsresultate mit einem
gekuppelten Aggregat; Spannung und Strom sind in
Abhängigkeit von der Umdrehungszahl aufgetragen.
Der höchste Wert der Maschinenspannung beträgt
etwa 83 Volt, 80 Volt werden bei 1000 Umdrehungen,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
ww
e
(1. Dezember 1908]
und 70 Volt bereits bei 600 Umdrehungen erreicht.
Die normale Umdrehungszahl der Maschine liegt bei
etwa 1200.
In Abb. 3 ist ein derartiges Zugbeleuchtungsaggregat
im Längsschnitt, in Abb. 4 im Querschnitt dargestellt.
Wie bereits hervorgehoben, besitzt die Zugbe-
leuchtungsdynamo der Felten & Guilleaume-Lah-
meyerwerke vor der Rosenberg’schen Maschine den
Vorzug, dafs die Spannung der Dynamo unabhängig
von deren Nutzstrom ist und eine jedesmalige Neu-
einstellung der Erregung für eine bestimmte Belastung
sich erübrigt. Sie hat den weiteren Vorteil, dafs sie
nicht wie die Rosenberg’sche Maschine auf konstanten
Strom, sondern auf konstante Spannung reguliert. Das
Laden mit konstanter Spannung ist nämlich für die
Lebensdauer der Akkumulatorenbatterie günstiger als
das Laden mit konstantem Strom. Beim Laden mit
konstanter Spannung reicht eine maximale Spannung
von 2,4 Volt pro Zelle zur vollständigen Ladung aus,
Der Ladestrom ist zwar dann im Anfange verhältnis-
máfsig grofs, nimmt aber mit zunehmender Ladung
rasch ab und sinkt nach erfolgter vollständiger Ladung
auf Null herab. Eine Ueberladung der
Batterie kann also, selbst wenn sie weiter
angeschlossen bleibt, niemals eintreten. Bei
der Ladung mit konstantem Strom ist da-
+ gegen häufige Ueberladung keineswegs aus-
geschlossen, wenn nicht durch besondere
Vorrichtungen die Dynamospannung ent-
sprechend erniedrigt bezw. die Verbindung
zwischen Batterie und Dynamo selbsttätig
oder vom Zugpersonal gelöst wird. Die
Abb. 6.
selbsttätige Einregulierung bedeutet aber
eine Komplizierung des Systems und die
Heranziehung des Zugpersonals bleibt bei
dessen ohnehin grofser Arbeitslast ein un-
sicherer Faktor.
Schliefslich sei noch erwähnt, dafs die
Zugbeleuchtungsdynamo der F. G. L. wie
eine gewöhnliche Maschine gegen Kurz-
schlufs, die Rosenberg’sche gegen Strom-
unterbrechung gesichert werden mufs.
Ersteres ist natürlich elektrisch ein-
facher und leichter zu erreichen als
letzteres.
Uebrigens kann auch die Erreger-
maschine allein als Zugbeleuchtungsdynamo
benutzt werden, wenn man, wie Abb. 5
zeigt, zur Batterie noch eine zweite
Wicklung s, parallel schaltet, deren Achse
aber mit der Richtung «a zusammenfällt und dem
Ankerfeld entgegenwirkt. Man erreicht auf diese Weise,
dafs die Spannung der Maschine von einer gewissen
Umdrehungszahl an nahezu konstant bleibt, wie auch
die in Abb. 6 veranschaulichten Versuchsergebnisse
]1. Dezember 1908
dartun. Jx ist der zwischen den Bürsten 44 verlaufende
Kurzschlufsstrom.
Eine solche Maschine, deren Konstruktion aus
Abb. 7 und 8 ersichtlich ist, hat nur den Nachteil, dats
sich bei Umkehrung ihrer Drehrichtung auch ihre
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 755] 223
Polarität und Charakteristik ändern würden, weshalb
durch irgend eine Vorrichtung bei Aenderung der
Drehrichtung die Stromrichtung in s, und s, geändert,
oder die Bürsten aa miteinander vertauscht werden
müssen. W.
Bewegliche Treppe auf dem Bahnhof Quai d'Orsay
(Mit 4 Abbildungen)
Auf dem Bahnhofe Quai d’Orsay liegen die Gleise
6 m unter Terrain. Der Zugang zu den ablahrenden
Zügen erfolgt in der Mitte der Bahnsteige, der Auf-
stieg der zum gröfsten Teil mit Fernzügen ankommenden
Abb. 1 e
Ant E
fo H le
EIER Zement mit
ا Korborundum
= EE => my
AAA Ee ر 4 9
اه II
۳ -
Y ۷۰
Reisenden an den Enden auf Treppen. Von
letzteren ist eine mit beweglichen Stufen
ausgerüstet worden, um den Aufstieg be-
quemer zu machen und zu beschleunigen.
Die Orleansbahn hatte zwischen vier ver-
schiedenen Bauarten solcher Treppen zu
wählen, nämlich zwischen beweglichen
schiefen Ebenen mit Handgeländern (im
Louvre benutzt), dem Elevator von Reno,
der aus auf Rollen laufenden endlos anein-
ander gereihten Holzblöcken besteht, von
denen mehrere eine Stufe mit nach dem
halben Winkel der Steigung geneigter Ober-
fläche bilden (vielfach in Amerika benutzt)
und je einer weiteren amerikanischen und
französischen Bauart mit horizontal liegen-
den Stufen. Die amerikanische Treppe von
Seeberger besteht aus Stufen, die sich auf
je vier Räder stützen. Von letzteren laufen
die vorderen und hinteren auf zwei ge-
trennten, auf der Steigung verschieden hoch,
auf den Zugangs- und Endplattformen in
gleicher Höhe liegenden Schienen.
Mit Rücksicht auf möglichste Sicherheit
und Bequemlichkeit der Reisenden, den ge-
ringen zur Verfügung stehenden Raum, der
bewegliche Plattformen zum Auf- und Ab-
stieg, wie bei der Bauart Seeberger, nicht
zuliefs, und auf den geringeren Preis wurde
von der Orleansbahn die vierte, französische
Bauart nach Hocquart gewählt.
Die Treppe besteht aus zwei endlosen
Ketten, die oben und unten über Ketten-
räder laufen. Die Stufen laufen mit vier
Roilen auf je einer seitlichen Schiene.
Während die hinteren Rollen lediglich zum
Tragen dienen, ist die Achse der vorderen
Rollen mit entsprechenden Bolzen der ziehen-
den Gall’schen Kette verbunden. Die Stufen
selbst bestehen aus je 50 schmalen auf den
Achsen aneinander gereihten Elementen
(Abb. 1). Durch diese rostartige Ausbildung
wird erreicht, dafs sich die einzelnen Stufen
beim Lauf über die Kettenräder inein-
ander und durch die ebentalls rostartigen
oberer
/reppenobsatfz
fitt, PARA
VIFF A. (HHMI ۱
Gesamtansicht der Treppe.
unterer Jreopenabsarz
224 (No. 755]
Plattformenden schieben können, ohne dafs eine Klem-
mung der Füfse der Reisenden eintritt (siehe Abb. 2
u. 3). Aus Abb. 2 ist ersichtlich, in welcher Weise
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
]1. Dezember 1908]
das Uebergleiten des Fufses auf die
obere Plattform durch Neigung der obersten
Stufe befördert wird. Abb. 4 zeigt eine
Gesamtansicht der Treppe. Die Tritt-
fläche der einzelnen Elemente der Stufen
ist mit einem sehr widerstandsfähigen
Gemisch von Zement und Karborund aus-
gelegt. Als Handhabe dienen über Scheiben
laufende endlose Stahlbänder, die oben
und seitlich in geeigneter Weise gepolstert
und unten geführt sind.
Der Antrieb der 1,5 m breiten Treppe
erfolgt vom unteren Kettenrade aus durch
einen Elektromotor von 15 PS. Die Hori-
zontalbewegung erfolgt mit einer Ge-
schwindigkeit von etwa 22 m in der Minute.
Nach den angestellten Beobachtungen
werden auf der Treppe im Mittel 59
Reisende in der Minute hochbefördert,
während die festen, 1,8 m breiten Treppen
in derselben Zeit nur von 31 Reisenden
benutzt werden können. Hieraus ergibt
sich eine Leistungssteigerung von 79 pCt.,
die bei gleicher Breite der Treppen sich
auf 114 pCt. erhöhen würde. Die Kosten
der Anlage haben 50000 Fres. betragen.
(Nach Revue generale des chemins de fer vom
Juni 1908.)
Zuschriften an die Redaktion
(Unter Verantwortlichkeit der Einsender)
Zur Entstehungsgeschichte der Stadt- und Vorortbahnen in Hamburg
Unter dieser Ueberschrift veröffentlicht Ober-
ingenieur a. D. Ed. Vermehren (Hamburg) in No. 743
dieser Zeitschrift eine Abhandlung, die ihre Spitze mit
gröfster Entschiedenheit gegen das Schwebebahnsystem
richtet. Im gegenwärtigen Zeitpunkte, wo die ۰
wendung dieses Systems im städtischen Schnellverkehre
Berlins zur Entscheidung steht, ist eine solche Schrift,
von dem ehemaligen ersten Staatstechniker Hamburgs
ausgehend, wohl geeignet, die Stimmung in den mals-
gebenden Korporationen Berlins einseitig gegen “die
Schwebebahn zu beeinflussen und unrichtige Urteile
über dieses Bahnsystem hervorzurufen. Das wäre im
Interesse des technischen Fortschrittes auf dem Gebiete
der Schnellbahnen für Weltstädte tief zu bedauern,
weshalb es der Schriftleitung gewifs nur erwünscht
sein kann, auch die Meinung anderer Fachleute zu
hören, die sich den Anschauungen Vermehren’s nicht
anzuschliefsen vermögen.
Den Kern der Aeufserungen Vermehren’s bildet
die Berufung auf ein ursprünglich nicht für die
Oeffentlichkeit bestimmtes Gutachten, das er im Verein
mit Herrn Baurat Schnauder’dem Senate Hamburgs
erstattet, das später vom Senat der Bürgerschaft zur
Begründung seiner die Schwebebahn ablehnenden
Haltung vorgelegt wurde, und das alsdann ausschlag-
gebend war für den Entschlufs der Bürgerschaft, die
Standbahn vorzuziehen. Dem Gutachten ist bei der
Vorlage arı die Bürgerschaft eine Nachschrift beigefügt
worden, welche den Zweck hatte, ein von den drei
Professoren der Technischen Hochschule zu Hannover,
Barkhausen, Dolezalek und Hotopp, dem bürger-
schaftlichen Vorortsbahn-Ausschufs erstattetes Gutachten,
das sich entschieden zu Gunsten der Schwebebahn
aussprach, zu entkráften.
Es mufs nun vor allem betont werden, dafs die
Bedeutung, welche die Bürgerschaft dem Gutachten von
Vermehren und Schnauder beilegte, und die ihm Herr
Vermehren nun auch der technischen Fachwelt gegen-
über beizulegen wünscht, demselben tatsächlich nicht
innewohnt; denn es ist unter dem Einflufs innerer
Verhältnisse entstanden, deren Druck und deren Macht
sich die beiden Gutachter, namentlich Herr Vermehren,
auch bei bester Absicht und redlichem Streben nach
Unbefangenheit schwerlich hätten entziehen können.
Ich habe aus rein sachlichem Interesse für die
technische Entwicklung der modernen Stadtschnell-
bahnen, die auch in das Programm meiner Vorlesungen
eingereiht sind, die Entstehungsgeschichte der Stadt-
und Vorortbahnen in Hamburg auf Grund der ofhziellen
Verhandlungsberichte aufmerksam verfolgt und daraus
den vorstehend wiedergegebenen Eindruck gewinnen
müssen. |
Herr Vermehren ist der Anschauung, ,dafs die
Errichtung einer Hochbahn, gleichviel, ob Standbahn
oder Schwebebahn, in einer städtischen Strafse unter
allen Umständen Unannehmlichkeiten und Unzuträglich-
keiten für die Anwohner mit sich bringt.“ Beispiels-
weise vertritt er zusammen mit Schnauder diesen Stand-
punkt im Bericht der Baudeputation vom 5. Juli 1902,
betreffend das Ersuchen des bürgerschaftlichen Vororts-
bahn-Ausschusses um Erteilung von Auskünften usw.
an die Continentale Gesellschaft, als die Vertreterin
der Schwebebahn. Die Erteilung der notwendigen
Auskünfte wird zugesagt: „von einer weitergehenden
Beteiligung des Ingenieurwesens der Baudeputation an
der . Projektbearbeitung (Schwebebahn)“ wird aber
dringend abgeraten, damit „nicht später der Anschein
erweckt werde, als ob das (Schwebebahn) Projekt im
Einverständnis mit dem Ingenieurwesen der Bau-
deputation aufgestellt sei.“
Diese grundsätzlich ablehnende Haltung findet ihre
— ich möchte sagen: naturgemafse — Begründnng in
dem Umstande, dafs die Staatstechniker im Jahre 1901
im Auftrag des Senates, der gegen jedes Hochbahn-
projekt war, mit der Siemens & Halske A.-G. und der
Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft über Aufstellung
eines geeigneten Bahnprojektes unter Benutzung der
staatlichen Entwürfe verhandelten. Diese Mitwirkung
am Standbahnentwurfe war eine sehr weitgehende, wie
aus der Mitteilung des Senates an die Bürgerschaft
vom 9. Oktober 1905 hervorgeht. Es wird darin aus-
drücklich betont, dafs die Bearbeitung der definitiven
Pläne und Kostenanschläge ungleich schwierigergewesen
wäre, „wenn die Staatstechniker nicht mit denselben
]1. Dezember 1908]
Unternehmern (Siemens & Halske — Allgemeine
Elektricitäts-Gesellschaft) zu verhandeln gehabt hätten,
die noch bei den früheren Vorlagen die technischen
Vorarbeiten in Gemeinschaft mit den hiesigen Technikern
hergestellt haben“.
So war also Vermehren tatsächlich Mitarbeiter am
Standbahnprojekte, für das er denn auch in den
Sitzungen des Ausschusses wiederholt eingetreten ist.
Es wäre gewiís richtiger gewesen, die letzte sachliche
Entscheidung in dieser Frage in die Hände von Männern
zu legen, die als gründliche Kenner des damals fast
noch neuon Gebietes des städtischen Schnellbahnwesens
und zufolge ihrer beruflichen Tätigkeit und Stellung,
ihrer intensiven Beschäftigung mit Wissenschaft und
Technik dieser schwierigen Materie in der Lage waren,
das verzweigte Problem klar zu übersehen und richtig
zu beurteilen.
Drei wesentliche Punkte sind es nun, die Vermehren
gegen das Schwebebahnprojekt ins Treffen führt: die
Unzweckmäfsigkeit der Linienführung — die bedenkliche
Ausbildung technischer Einzelheiten — die mindere
Leistungsfähigkeit gegenüber der Standbahn.
Alle Projekte, an deren Bearbeitung Vermehren
teilgenommen hat, zeigen als Charakteristikon das
Bestreben, eine Ringlinie durch das unbebaute, oder
doch wenig bebaute Hamburger Aufsengelände zu
führen; sie fulsen auf dem Grundsatze peripherischer
Linienführung, ganz im Gegensatze zu dem Schwebebahn-
projekte, das die radiale Linienführung als mafsgebenden
Gedanken festhält und dabei eine in gleichem Sinne
mögliche Erweiterung von vornherein berücksichtigt.
Das Schwebebahnprojekt verwirklicht also ein Programm,
nach welchem die Schnellbahnlinien aus der Geschäfts-
stadt tunlich geradlinig auf kürzestem Wege in die
Vororte zu führen sind, nicht unter Vermeidung des
bebauten Geländes, sondern mitten durch die
Hauptverkehrspunkte hindurch, also unter Be-
nutzung der bestehenden Strafsenziige. Das ist ein
heute allgemein anerkannter Grundsatz auf dem Gebiete
des Stadterweiterungs- und Stadtverkehrswesens. Ich
bin überzeugt, dafs auch Herr Vermehren dieser Tat-
sache zustimmt; wenn er in Hamburg den gegenteiligen
Standpunkt eingenommen hat und ihn heute naturgemäfs
zu rechtfertigen sucht, so ist dies vielleicht begreiflich.
Vermehren fiel die schwere Aufgabe zu, das von ihm
selbst mitausgearbeitete Standbahnprojekt zu vertreten.
Es war unter diesen Umständen wohl von ihm das
Zugeständnis nicht zu erwarten, dafs in Hamburg mit
einer Standbahn niemals jene Linienführung erstellt
werden kann, welche von der Schwebebahn ohne
Schwierigkeiten verwirklicht wird, wenn man eben die
Anlagekosten nicht auf eine unverzinsbare Höhe steigern
will. Wo immer entschieden werden soll zwischen
Standbahn und Schwebebahn darf nicht übersehen
werden, dafs die Schwebebahn den grofsen Vorteil
bietet, die Verbindung der Geschäftsstadt mit den
aufsengelegenen Wohnvierteln in oberirdischer Bau-
weise herzustellen, während eine Standbahn meistens
im mittleren Teil der Linie unterirdisch geführt werden
mufs, also dadurch soviel teurer wird, dafs die Fahr-
preise sich nicht mehr innerhalb jener Grenzen bewegen
können, welche eingehalten werden müssen, um nicht
den Wert der Schnellbahn für die Bevölkerung illusorisch
zu machen.
Als besondere Mifsstände der Hochbahn schlecht-
weg bezeichnet das Gutachten: die Verschlechterung
des Aussehens der Strafsen, die Entziebung von Luft
und Licht, das Geräusch der fahrenden Züge, die
Beschränkung des Untergrundes für die Durchführung
der Leitungen in den Straísen, die Schaffung von
Verkehrshindernissen durch den Einbau der Stützen.
Abgesehen davon, dafs Vermehren diesen Mifsständen
der Hochbahnen auch nicht den geringsten Mifsstand
der Untergrundbahnen gegenübergestellt hat, ist es für
die technische Auffassung des Herrn Vermehren be-
merkenswert, dafs er hierbei keinen Unterschied
zwischen Standbahn und Schwebebahn kennt und die
dem älteren Systeme der Hochbahnen, dem Standbahn-
systeme, anhaftenden Mängel kurzerhand auch dem
neuen, einen bedeutsamen Fortschritt darstellenden
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
nicht so leichthin benutzt werden sollte,
f UNIVERSITY
Systeme der Hochbahnen, dem Schwebebahnsystem,
zuschreibt. Bezüglich des von Vermehren hervor-
gehobenen Geräusches der fahrenden Wagen zitiere
ich aus dem vom Schriftführer des Hamburger Vorort-
bahn-Ausschusses, Herrn J. Rohde, erstatteten Berichte
über die seinerzeit vom Ausschuís der Hamburger
Bürgerschaft unternommene Reise nach Elberfeld nach-
stehende Aeufserung: „Die Ansichten über das von
den Wagen beim Fahren entwickelte Geräusch waren
auseinandergehend; von der Mehrheit jedoch, und dieser
schliefst sich der Unterzeichnete völlig an, ist das
pfeifende Geräusch beim Heransausen der Wagen weder
als ein übermäfsiges noch als unangenehmer für das
Ohr empfunden worden, als z. B. dasjenige Geräusch,
welches unsere Strafsenbahnwagen mehr oder weniger
hervorbringen.“ Ich möchte hierzu nur bemerken, dafs
die akustischen Signale der Strafsenbahnziige, der Lärm
der ungefederten Lastfuhrwerke, der Automobile usw.
weit mehr die Nerven zu ruinieren geeignet sind, als
das Geräusch der Schwebebahnwagen. Man steuere
nur zunächst einmal energisch diesem vielfach unnützen,
durchweg aber stark reduzierbaren Strafsenlärme —
die Schwebebahn wird dann gewifs niemanden nervös
machen!
Was die übrigen „Mifsstände“ anbelangt, die Herr
Vermehren der Schwebebahn zuweist, so müfste es ihm
als Fachmann schon aus den Konstruktionsplänen klar
geworden sein, und eine Besichtigung der Bahn in
Elberfeld müfste es ihm scharf vor Augen geführt haben,
dafs der durchsichtige, ich möchte fast sagen luftige
Ausbau des Tragwerkes der Schwebebahn weder den
Wohnungen Licht und Luft entzieht, noch den Unter-
grund beschränkt oder gar ein Verkehrshindernis bildet.
Und was die ästhetischen Bedenken anbelangt, so mufs
einmal doch offen ausgesprochen werden, dafs das
Schlagwort von der Wahrung des Schönheitsbildes der
Strafse in unseren Tagen von ernsten Fachmännern
wie etwa
in dem weniger skrupulösen .
Das Schönheitsbild einer Strafse
nen zwischen ihrer baulichen Aus-
gestaltung einerseits und ihrer Zweckbestimmung
andererseits. Eine tote Geschäftsstrafse ist ebenso
unschön, wie eine vom unruhigen Alltagsleben durch-
flutete Wohnstrafse. Die Schwebebahn wird eintónige
Strafsenziige beleben, wird ihren Verkehrscharakter
betonen, wird ihnen also das Gepráge aufdrücken, das
sie offen dartun sollen. Freilich mufs das Verkehrs-
mittel selbst auch in seiner Ausführung das Wesen
seiner Bestimmung als ein leichtes, rasches Fuhrwerk
zum Ausdrucke bringen und dieser Forderung
entspricht von allen städtischen Bahnsystemen sicherlich
am besten das Schwebebahnsystem. Daraufhin sehe
man sich einmal vorurteilsfrei die Schwebebahnprobe-
strecke am Rosenthaler Tor in Berlin an.
Man hat in Hamburg für die weniger bebauten
Gegenden Erddimme projektiert und in den amtlichen
Berichten diese Not als Tugend ausgegeben. Mit dieser
Bauart hofft man die Baulust zu beleben; längs der
Erddämme sollen Wohnhäuser entstehen, sollen neue
Stadtviertel sich entwickeln. Wird die Erddammbahn
das Strafsenbild weniger stören als die Schwebebahn?
Vermehren will in den Geschäftsvierteln der Stadt
nur Untergrundbahnen. Er ist für dieses System so
begeistert, dafs ihm, der in dem Einbau der Stützen
des Schwebebahnviaduktes nicht zu unterschätzende
Schwierigkeiten erblickt, alle Bauschwierigkeiten, die
sich erfahrungsgemäfs in jeder Grofsstadt und besonders
in Hamburg dem Bau von Tunneln unter den Strafsen
und Häusern entgegenstellen, sehr gering erscheinen.
Man kann alle diese Schwierigkeiten gewils überwinden,
denn es ist heute keine Phrase mehr, wenn man
behauptet, dafs die moderne Technik in dieser Beziehung
vor keinem Hindernisse zurückscheut, aber die Werke
der Technik sollen nicht nur grofsartig und kühn, sie
sollen vor allem auch wirtschaftlich sein. Untergrund-
bahnen sind aber fast ausnahmslos, besonders bei
ungünstigen Bauverhältnissen, so kostspielig in ihrer
Anlage, dafs bei Erstrebung einer halbwegs günstigen
Verzinsung des Baukapitals nicht jener niedrige Fahr-
andere are
politischen Kam
entspricht der
226 [No. 755]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Dezember 1908]
preis erhoben werden kann, der die Benutzung der
Bahn auch den breitesten Schichten der Bevölkerung
gestattet. Das ist aber doch der vornehmste, wenn
nicht der einzige Zweck moderner Schnellbahnen in
Städten. Wenn Herr Vermehren in dem eingangs
zitierten Aufsatze bemerkt, dafs die Anlagekosten bei
dem Schwebebahnprojekte nicht geringer seien als bei
dem Standbahnprojekte (für Hamburg), so fufst diese
Behauptung auf einer Berechnung, auf deren Unrichtigkeit
schon wiederholt von fachmännischer Seite hingewiesen
worden ist. Die Schwebebahn Barmen—Elberfeld hat
1 150 000 Mark für das Kilometer Bahnlänge gekostet;
für die projektierte Berliner Schwebebahn Gesund-
brunnen—Alexanderplatz—Rixdorf ist ein Kilometer
im Flinblick auf die erheblichen Grunderwerbskosten
mit rund 3 Millionen Mark veranschlagt; dagegen
werden die Baukosten für eine zum Teil unterirdisch
geführte Standbahn Gesundbrunnen—Hackescher Markt
—Rixdorf mit 67/2 Millionen Mark für das Kilometer
Bahnlänge angegeben. Jeder ruhig erwägende Fach-
mann mufs diesen Kostenunterschied als eine natur-
gemäfse Konsequenz des Unterschiedes der Bauweisen
erkennen. Mit einer etwas reichlicheren Bemessung
des Wagenparkes und des Kraftwerkes läfst sich ein
so grofser Unterschied nicht begründen.
Bezüglich der Leistungsfähigkeit der Schwebebahn
behauptet Vermehren, dafs sie geringer sei, als bei dem
Standbahnprojekte, weil die Bahnsteige kürzer an-
genommen sind und weil der vorhandenen Schwebe-
bahnweichen wegen nur eine weniger dichte Zugfolge
möglich sei. |
Hierzu sei folgendes bemerkt: Die Perrons der
für Hamburg projektierten Schwebebahn sollten 39 m
Länge erhalten; die Perrons der Standbahn waren mit
60 m Länge angenommen; wenn die Bauart der Wagen
beider Bahnen übereinstimmend wäre, so würde natürlich
die Leistungsfáhigkeit in Bezug auf Personenzahl in
den Hauptverkehrsstunden bei der Schwebebalın nur
60. also zwei Drittel jener der Standbahn betragen
,
haben; nun bestand aber der Schwebebahnzug aus drei
langen Wagen zu je 85 Personen Fassungsraum, der
Standbahnzug aus fünfkürzeren Wagen zu je 50 Plätzen;
es war also jener bei gleichem Fassungsraum kúrzer,
als dieser; weiter lagen aber auch die Túren der
Schwebebahnwagen in der Mitte der Lángsseite, jene
der Standbahnwagen an den Enden; es konnten mithin
die Perrons der Schwebebahn kúrzer sein, als die der
Standbahn, ohne dafs hierdurch die Leistungsfähigkeit
vermindert wurde. Diese Tatsachen konnten den
Staatstechnikern Hamburgs bekannt sein, als sie ihr
Gutachten verfafsten; sie sind ihnen aber auch nach
Erstattung des Gutachtens von verschiedenen Seiten
vor Augen geführt worden.
Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bezüglich des
zweiten, die Leistungsfähigkeit bestimmenden Faktors,
nämlich der Dichte der Zugfolge. Sie ist abhängig von
der aufzuwendenden längsten Fahrzeit für eine Block-
strecke, also von der Länge der gröfsten Blockstrecke,
von dem Aufenthalt infolge der Weichensicherung und
von dem Spielraume zum Ausgleiche gewisser Betriebs-
unregelmáfsigkeiten. Alle diese Faktoren haben im
allgemeinen mit dem Bahnsysteme, Standbahn oder
Schwebebahn, nichts zu tun. Trotzdem haben die
Herren Vermehren und Schnauder in ihrem Gutachten
Zeitunterschiede in der dichtesten Zugfolge von einer
Minute bis anderthalb Minuten zu ungunsten der
Schwebebahn ermittelt, indem sie für die Standbahn
lediglich die der Blockstreckenlänge entsprechende
einfache Fahrzeit annehmen, für dıe Schwebebahn aber
zu dieser Fahrzeit noch den Zeitverlust für den
Aufenthalt in den Stationen, für das Umstellen, Ver-
riegeln und Durchfahren der Weichen, für die Aus-
gleichung kleiner Unregelmäfsigkeiten usw. im Betrage
von einer Minute bis anderthalb Minuten hinzu-
schlugen. ......
Derartige unzutreffende Berechnungen und An-
nahmen finden sich an mehreren Stellen des Gutachtens
der Herren Vermehren und Schnauder. Es ist daher
|
4
dieses Gutachten nicht geeignet, fúr die Beurteilung
der Frage: „Schwebebahn oder Standbahn* als Grund-
lage zu dienen; es ist eben kein unabhängiges Gut-
achten, sondern ist und bleibt, auch ungewollt, eine
Parteischrift.
Wenn Herr Vermehren in seinem Aufsatze vom
l. Juni 1908 die sichere Erwartung ausspricht, dafs
Hamburg ein Hoch- und Untergrundbahnnetz von hoher
technischer Vollkommenheit erhalten wird, so soll
dies gewifs nicht bezweifelt werden; ob dasselbe auch
alsstädtischesSchnellbahnnetz seiner wirtschaftlichen
Aufgabe vollkommen entsprechen wird, und ob es in
dieser Beziehung nicht vorteilhafter gewesen wäre, das
Projekt der Schwebebahn zu verwirklichen, das wird
erst die Zukunft lehren, jedenfalls ist bemerkenwert,
dats Herr Vermehren die wirtschaftliche Seite der
Stadtbahnfrage stillschweigend überschlägt. Sie mufs
meines Erachtens zuerst behandelt werden. Die
Technik ist nur ein Exekutivorgan der Wirtschaft.
Prag, September 1908. |
Professor Alfred Birk.
* +
»
Die vorstehende Erwiderung des Herrn Professor
Birk erscheint mir in vielen Punkten nicht zutreffend.
Ich beabsichtige mich jedoch nur zu einigen wenigen
besonders hervortretenden Irrtümern zu äufsern.
Wenn Herr Professor Birk sagt, dafs meine Ab-
handlung in No. 743 ihre Spitze mit gröfster Ent-
schiedenheit gegen das Schwebebahn-System richtet,
so ist dies falsch, Ich habe in meinem Aufsatz be-
sonders hervorgehoben, „dals die von mir wieder-
gegebenen Tatsachen und Grúnde,. welche für die
Systemfrage der Hamburgischen Stadt- und Vor-
-ortbahnen entscheidend gewesen sind, eine allgemeine
und für andere Fälle gültige Bedeutung nicht bean-
spruchen“, ferner, „dafs ich in eine Erörterung über
den allgemeinen Wert des Stand- oder Schwebebahn-
Systems oder deren Verwendbarkeit für aufser-
hamburgische Zwecke jetzt und später nicht einzutreten
beabsichtige“.
Aus welchem Grunde Herr Professor Birk glaubt,
dafs das seinerzeit dem Hamburgischen Senate er-
stattete Gutachten nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt
gewesen sei, ist mir nicht bekannt. Diese unbewiesene
und unbeweisbare Behauptung ist lediglich geeignet, zu
Mifsdeutungen zu führen. — Ich habe nie bestritten,
an dem Standbahn-Projekte mitgearbeitet zu haben,
dies geschah aber zu einer Zeit, wo bereits mehrere
Schwebebahn-Projekte für Hamburg vorlagen und ich mir
meine Ueberzeugung über die Brauchbarkeit des Stand-
bahn- oder Schwebebahn-Systems für Hamburg längst
gebildet hatte; durch das letzte Schwebebahn-Projekt
wurde diese Ueberzeugung lediglich gestärkt. In dem
Gutachten gelangte dieselbe Ueberzeugung zum Ausdruck.
Der Vorwurf der Parteilichkeit gegen einen verantwort-
lichen Beamten, welcher seine Behörde nach bester
Ueberzeugung berät, erscheint mir wenig angemessen.
— Die Linienführung des Standbahn-Projektes unter-
scheidet sich von dem letzten Schwebebahn-Projekt
hauptsächlich durch eine in dem letzteren fehlende
5km lange Radiallinie von Eppendorf nach Ohlsdorf
und eine etwa 3*/z km lange Querlinie, welche sich als
Ringschlufs darstellt. — Da die Hamburgischen Behörden
und die Bevölkerung besonderen Wert darauf legten,
die von der letzteren Linie durchfahrene Strecke und
den hierbei berührten künftigen Stadtpark an das Bahn-
netz anzuschliefsen, und da eine Querverbindung im
Norden des Alsterbeckens ein aus dem Hamburgischen
Stadtplan leicht erkennbares Bedürfnis bildet, so scheint
mir die abfällige Kritik dieses verhältnismäfsig kleinen
Teiles des Gesamtnetzes auf ungenügender Kenntnis
der Hamburgischen Verhältnisse zu beruhen. Gleich-
falls beruht es auf Unkenntnis der besonderen Ham-
burgischen Verhältnisse, wenn die Anlage von Bahn-
strecken in noch wenig bebautem Gelände bemängelt
wird, wo es sich für Hamburg darum handelt, diese wegen
ungentigender Verkehrsmittel vernachlässigten Gebiets-
teile aufzuschliefsen, und wo der Staat zu diesem Zwecke
fl. Dezember 1908]
H
durch Ankauf gröfserer Flächen ein kommunalpoli-
tisches Grunderwerbsunternehmen gröfsten Stils seit
vielen Jahren planmáfsig vorbereitet hat. Ob es ein
technischer Fehler ist, bei Aufstellung eines Bebauungs-
planes in noch unbebauter Gegend den Raum für eine
Schnellbahn möglichst einfacher Bauart rechtzeitig frei
zu halten und dabei die Bahn aufserhalb der Strafsen
zu tracieren, sodals die Bahn nur an den Strafseniber-
gängen sichtbar wird, will ich getrost dem Urteil der
Fachgenossen überlassen. — Die Schwierigkeiten des
Einbaues der Stützen für das seinerzeit vorliegende
Schwebebahn-Projekt entsprangen lediglich aus dem
Mangel an verfügbarem Raum an solchen Steller, wo
die Bahn damals projektiert war. Die Schwierigkeiten
des Tunnelbaues sind von mir weder über- noch unter-
schätzt worden, wie der planmäfsige und aufserordent-
lich sicher und flott fortschreitende Tunnelbau in
Hamburg zeigt. — Wenn in dem Gutachten auf die ge-
ringere Leistungsfähigkeit des Schwebebahn-Projektes
mit 39 m Bahnsteiglänge gegenüber dem Standbahn-
Projekt mit 60 m Bahnsteiglänge hingewiesen war, so
bin ich der Ansicht, dafs man im allgemeinen mit einem
Schwebebahnzuge von einer bestimmten Länge nur
dann ebensoviel leisten kann wie mit einem Stand-
bahnzuge von mehr als 1?/: facher Lange, wenn man
den Schwebebahnzug entsprechend seiner kürzeren
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 755]
227
Länge überfüllt. Jedes andere Rechenexempel beruht,
glaube ich, auf Irugschlüssen. Die Behauptung, dafs
man auf einer von Schiebebühnen unterbrochenen Bahn
bei gleicher Sicherheit mit einer ebenso schnellen Zug-
folge nicht rechnen könne, als bei einer mit Weichen
verschenen Standbahn, halte ich aufrecht; denn die für
Hamburg vorgeschlagenen Schwebebahnweichen waren
nichts anderes als Schiebebühnen. Bekanntlich sind
Schiebebühnen im Bereiche des Vereins Deutscher
Eisenbahnverwaltungen in durchgehenden Hauptgleisen
überhaupt unzulässig. Wenn endlich Herr Professor
Birk glaubt, dafs es aus wirtschaftlichen Gründen
richtiger gewesen wäre, in Hamburg eine Schwebebahn
zu erbauen, so glaube ich, dafs etwas technisch Ver-
kehrtes niemals wirtschaftlich sein kann. Nachdem ich
nachgewiesen habe, dafs die vorhandenen Raumver-
hältnisse die Ausführung des Schwebebahn-Projektes
nicht gestatteten, so blieb nur noch die Frage übrig, ob
es etwa möglich gewesen wäre, in einer grofsen Reihe
'von Strafsen den Raum durch Beseitigung der vor-
handenen Häuser nachträglich zu schaffen. Jeder, der
Hamburg kennt, wird einsehen, dafs dies in hohem
Grade unwirtschaftlich gewesen wäre.
Hamburg, Oktober 1908.
Ed. Vermehren, Oberingenieur a.D.
Verschiedenes
Heißdampf-Triebwagen für Eisenbahnen.*) Die Maschinen-
fabrik Efslingen in Efslingen hat bis jetzt 25 Stück Heifs-
dampf-Triebwagen teils geliefert, teils noch zu liefern und
zwar für die Württembergischen Staatsbahnen, die Kgl.
Militäreisenbahn Berlin-Schöneberg, die Westdeutsche Eisen-
bahn-Gesellschaft, Köln, die Kgl. Ungarischen Staatsbahnen,
die Uerikon-Bauma-Bahn in der Schweiz und für die Iseo-
Edolo-Balın in Italien.
Die Wagen haben sich in jahrelangem Betriebe gut
bewährt, sie werden von einem Mann bedient, welcher in
beiden Fahrrichtungen die Strecken überblicken kann, sodafs
ein Drehen des Wagens an den Endstationen nicht nötig ist;
sie sind in etwa 3/4 Stunden dienstbereit und zeichnen sich
durch grofse, durch die einfache Bauart bedingte Betriebs-
sicherheit, sowie geringe Betriebskosten aus. (Organ f. d.
Fortschritte des Eisenbahnwesens.)
Einführung des elektrischen Bahnbetriebes im Pariser
Vorortverkehr. Wie die „Nachr. f. Handel und Industrie“
nach einem Bericht des Kais. Konsulats in Paris mitteilen,
hat die französische Westbahn die ministerielle Genehmigung
zur Einführung des elektrischen Betriebes im Vorortverkehr
zwischen Paris (St. Lazare Bahnhof) einerseits und Argenteuil
und St. Germain-en-Laye andererseits erhalten. Dieser Ver-
kehr und der über die genannten Orte führende Fernver-
kehr sollen dabei getrennte Geleise erhalten.
Der elektrische Bahnbetrieb wird mit Gleichstrom durch-
geführt und zwar bei einer Spannung zwischen 600 und
650 Volt. Der Strom wird durch Transformatoren-Unter-
stationen geliefert, die längs der Bahnlinie verteilt sind und
ihre Energie in Form von hochgespanntem Drehstrom von
Zentralstationen durch eine unterirdische Kabelleitung er-
halten. |
Als rollendes Material wird ein vergröfserter Pariser
Metropolitain-Bahnwagentyp verwendet, und die Automotor-
einheiten werden aus zwei Zwillingstricowagen von je 20 m
Länge bestehen. In den Stunden stärksten Verkehrs werden
sie zu 6 Wagen auf den Zug zusammengesetzt scin; sie
können in Zukunft bis auf 8 Wagen gebracht werden. Der
vorläufig vorgesehene Fahrplan umfafst auf die Stunde 12
bis 20 Züge von veränderlicher Zusammensetzung; späterhin
sollen während der stärksten Verkehrszeiten bis zu 24 Züge
°) Vergl. Annalen 1908, Band 63, S. 85.
|
|
—
in der Stunde laufen können. Auf sämtlichen Stationen
werden die Bahnsteige auf gleicher Ebene mit den Fufs-
böden der Wagen gehalten.
Die vorgesehenen Ausgaben setzen sich in Kürze, wie
foigt, zusammen:
l. Kosten des Bahnkörpers, der Werkstätten und Depots
in La Garenne, sowie elektrische Ausrüstung inbe-
811116 ur = ac, A AE 29 000 000 Fr.
Hiervon sind abzuziehen die Bei-
steuern des Staates, des Departements
und der Gemeinden für Aufhebung
der Planübergänge zwischen Asnières
und Argenteuil 2 000 000 Fr.
bleiben 27 000 000 Fr.
2. Kosten des rollenden Materials ein-
schliefslich der elektrischen Umformer-
stationen und der Hochspannungs-
leitungen 20 000 000 Fr.
3. Generalunkosten und Zwischenzinsen
während der Bauzeit, ungefähr 8 000 000 Fr.
55 000 000 Fr.
Hierin sind nicht inbegriffen die Kosten des Baues einer
Zentralstation zur Lieferung der elektrischen Energie.
Zusammen
Plan zum Bau eines Tunnels unter dem großen Belt und
einer Brücke über den kleinen Belt. Für Dänemark ist die
regelmäfsige und unbehinderte Ausfuhr seiner landwirtschaft-
lichen Erzeugnisse nach England von gröfster Bedeutung,
nicht nur weil diese Ausfuhr im Erwerbsleben des Landes
eine sehr bedeutende Rolle spielt, sondern auch weil es sich
dabei gröfstenteils um Waren handelt, die, wie z. B. Butter,
durch längeres Lagern leicht Schaden nehmen können und
auf deren regelmäfsige Lieferung der englische Händler un-
bedingt rechnen mufs. Da es öfter vorgekommen ist, dafs
die Versendung dieser Waren durch Eishindernisse im Sund
und in den Belten grofse Verzögerungen erlitten hat, ist ein
Ingenieur H. Ohrt mit dem Plan hervorgetreten, die Ver-
bindung zwischen Dänemark und England dadurch gegen
Eishindernisse zu schützen, dafs ein Tunnel unter dem grofsen
Belt gebaut und der kleine Belt überbrückt werde. Die
Butter würde dann aus ganz Dänemark mit der Bahn regel-
mäfsig nach Esbjerg gebracht und von dort nach den eng-
lischen Häfen verschitft werden können.
228 (No, 755)
Wie die „Nachr. für Handel und Industrie“ nach einem
Bericht des Kaiserlichen Generalkonsulats in Kopenhagen
mitteilen, werden die Kosten des Tunnels auf etwa 25 Millionen
Kronen veranschlagt; der Betrieb desselben wird nach
Schätzung von Ohrt einschliefslich der Verzinsung des Kapi-
tals sich erheblich billiger stellen, als die jetzige Dampf-
fährenverbindung. Den Brückenbau veranschlagt Ohrt auf
etwa 15 Millionen Kronen und berechnet für den Betrieb der
Brücke ebenfalls geringere jährliche Kosten als für den jetzigen
Fährenbetrieb.
Wenn auch nach Angabe Ohrts genauere Vorunter-
suchungen in der Sache noch nicht vorgenommen sind und
die Berechnung der Baukosten und der Rentabilität der
beiden Unternehmungen sich deshalb auf mehr oder weniger
unsichere Schätzungen stützen mufs, so bietet doch der
ganze Plan viel Interesse.
Die Wasserversorgung der Hochebene von Gravelotte,
St. Privat, Ornethal. Vor einiger Zeit wurde die Wasser-
versorgungsanlage der Hochebene von Gravelotte, St. Privat
und des Ornethals in Gegenwart des Kaiserlichen Statthalters
und der Vertreter der Staats- und Gemeindebehörden feierlich
eingeweiht. Die grofse Anlage versorgt die Hochebene von
St. Privat, Roncourt, Vionville, Gravelotte und das industrie-
reiche Ornethal, insgesamt 16 Gemeinden mit 20 getrennten
Ortschaften und 15000 Menschen mit Wasser, das in dem
quellenarmen Gebiet bisher nur mit grofser Mühe beschafft
werden konnte. Ein gemauerter Brunnen von 10 m Tiefe
und 3,5 m Durchmesser erschliefst das grofse Grundwasser-
becken, welches sich unter den porösen Gesteinschichten
der Hochebene in weiter Ausdehnung befindet. Das Grund-
wasserbecken gibt ein sowohl in chemischer, als auch bak-
teriologischer Hinsicht durchaus einwandsfreies Wasser in
ausreichender Menge her; seibst in der wasserärmsten Zeit
liefert der Brunnen immer noch etwa 2800 cbm pro Tag.
Der maschinelle Teil der Pumpwerksanlage besteht aus zwei
liegenden doppeltwirkenden Una-Pumpen von Klein, Schanzlin
& Becker in Frankenthal (Pfalz), welche mit Dampfmaschinen
mit Kondensationsbetrieb direkt gekuppelt sind. Die Pumpen
saugen das Wasser direkt aus dem Brunnen und leisten bei
einem Kraftbedarf von 100 PS. 110 cbm pro Stunde. Der
für den Betrieb erforderliche Dampf wird in zwei ein-
gemauerten Wasserröhrenkesseln von je 100 qm Heizfläche
und 10 Atm. Betriebsdruck erzeugt. Im Maschinenhaus steht
noch eine Simplexpumpe von Klein, Schanzlin & Becker,
welche bei Hochwasserstand etwa eingedrungenes Grund-
wasser aus den Rohrkanälen entfernen soll. Die Druck-
leitungen der beiden Pumpen sind noch im Maschinenhaus
zu einer Leitung vereinigt und führen das Wasser nach dem
Versorgungsgebiet, wo die Verteilung an die einelnen Ver-
brauchsstellen bewirkt wird. Die Leitung hat anfangs einen
Durchmesser von 225 mm und steigt ziemlich steil nach
dem in der Nähe von Malancourt liegenden Hauptbehálter II
auf, der das ganze Versorgungsgebiet beherrscht. Vorher,
in der Nähe von Amanweiler, zweigt eine Leitung nach dem
Hochbehälter I ab. Die Gesamtlänge der Leitung vom Pump-
werk bis nach dem Hauptbehálter II beträgt 14,5 km bei
einer Steigung von 150 m. Der diesen Verhältnissen ent-
sprechende Druck von 15 Atm. steigt während des Pumpens
bis auf 22 Atm., sodafs auf dem ersten Teil der Leitungs-
strecke statt der normalen Gufseisenrohre Mannesmann-
Stahlmuftenrohre verwendet werden mufsten. Für die
späteren Leitungen sind Gufseisenrohre benutzt worden.
Das ganze Versorgungsgebiet ist in 7 Zonen mit Hoch-
behältern eingeteilt.
mögens der Hochbehälter wurde mit einer die gegenwärtige
um etwa 90 pCt. übersteigenden Bevölkerung und einem
Tagesbedarf von 100 Litern pro Kopf gerechnet. Die ein-
zelnen Behälter fassen folgende Wassermengen:
Malancourt 2000 cbm
Amanweiler 8000 ,
Ramonville . 4000 ,
Wallingen 300 بر
Bei der Bemessung des Fassungsver- `
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
]1. Dezember 1908!
Roncourt. . 300 cbm
Ste. Marie 300 ,
Jussy 150 „
Die Gesamtlänge des l.eitungsnetzes beträgt nach Aus-
führung der noch vorgesehenen Erweiterungen etwa 100 km.
Die Kosten der gesamten Anlage machen etwa 1250000 M
aus. Aus Landesmitteln sind für die Wasserversorgung
400000 M bewilligt worden, während zur’ Verteilung des
von den Gemeinden aufzubringenden Restes auf mehrere
Generationen eine in 50 Jahren zu tilgende Anleihe auf-
genommen worden ist. Die Wasserversorgung der Hoch-
ebene von Gravelotte schliefst sich an eine ältere im Metzer
Lande an, sodafs jetzt die gesamte deutsch-franzósische
Grenze bis nach Luxemburg hin mit Wasser versorgt ist.
Die Roheisenerzeugung in Deutschland und Luxemburg
betrug nach den Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen-
und Stahlindustrieller während des Monats September 1908 ins-
gesamt 928 729 t gegen 935 445 t im August 1908 und 1091 020 t
im September 1907.
Die Erzeugung verteilte sich auf die einzelnen Sorten
wie folgt, wobei in Klammern die Erzeugung für 1907 ange-
geben worden ist:
Giefsereiroheisen 181 964 (194 744) t, Bessemerroheisen
27637 (38345) t, Thomasroheisen 603575 (719210) t, Stahl
und Spiegeleisen 71951 (82 105) t, Puddelroheisen 43 602
(56 616) t.
Die Erzeugung während der Monate Januar —September
1908 stellte sich auf 8924665 t gegen 9688484 t in dem gleichen
Zeitabschnitt des Vorjahres.
Der Schutz der Naturschätze in den Vereinigten Staaten.
Auf den 13. Mai hatte Präsident Roosevelt in das Weifse
Haus in Washington eine Konferenz eingeladen, der man
allgemein eine grofse Bedeutung beigelegt hat. Es handelt
sich bei dieser Konferenz um die Gewinnung von Grund-
sätzen für Mafsregeln gegen den Raubbau und die Ver-
schwendung, die mit den amerikanischen Kohlenschätzen,
Holzschätzen, Wasserkräften, usw. getrieben werden. Zur
Mitwirkung an dieser Aufgabe hatte Präsident Roosevelt
auch die führenden Ingenieurvereinigungen Nord-Amerikas
eingeladen. Die „American Society of Mechanical
Engineers“ hatte aus diesem Grunde diese Frage auf die
Tagesordnung ihrer Aprilversammlung gesetzt. Auf dieser
Versammlung wurden von vier anerkannten Autoritäten der
verschiedenen in Betracht kommenden Gebiete einleitende
Referate gegeben und zwar von Dr. W. J. Mc. Gee über
die Bedeutung der Wasserkräfte und Wälder, von Dr. ۰
F. M. Gofs über die ökonomische Verwendung der Brenn-
materialvorräte, von Dr. George F. Swain über die Aus-
nutzung der Wasserkráfte und der Schiffahrtswege und
von Dr. Henry S. Pritchett über die Aufgaben des In-
genieurs für die Allgemeinheit. Recht interessante Daten
in bezug auf den Mangel an Wirtschaftlichkeit in der Ver-
wendung der Naturschätze in Amerika gab Dr. Gofs. Nach
seinen Angaben wurden im Jahre 1850 in den Vereinigten
Staaten 6 Millionen Tonnen Kohlen gefördert, im Jahre 1906
dagegen 414 Millionen. Nach den Untersuchungen des Staats-
geologen J. C. White, den der Vortragende zitiert, werden
die amerikanischen Kohlenbergwerke durchschnittlich nur bis
zu 50 pCt. ihres Kohlenvorrates ausgebeutet. Eine ähnliche
Verschwendung wird in bezug auf die Oelquellen konstatiert.
Speziell nahm Dr. Gofs auf die Verschwendung von Brenn-
material im amerikanischen Eisenbahnbetrieb Bezug. Etwa
1/, der amerikanischen Kohlenausbeute, also ungefähr 100
Millionen Tonnen findet bei den Eisenbahnen Verwendung
und wird zum gröfsten Teil für den Lokomotivbetrieb ver-
braucht. In den Vereinigten Staaten laufen zur Zeit 51000
Lokomotiven, die mit Kohlen geheizt werden. Nahezu
20 pCt. der bei Lokomotiven verwendeten Kohlenmenge
werden zum Anfeuern und für die Unterdampfhaltung der
Maschine verwendet oder werden im Feuerkasten zurück-
gelassen, wenn die Maschine aufser Dienst gesetzt wird.
16 Millionen Tonnen des jährlichen Kohlenverbrauchs sind
]1. Dezember 1908}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 755] 229
hierfür in Ansatz zu bringen. 8—10 pCt. vom Reste fällt
unverbraucht von der Esse währenddem die Lokomotive
arbeitet, und der Rest wird schliefslich für die Erzeugung
von Dampf verwendet. Wären die amerikanischen Loko-
motiven von entwickelterer Bauart, etwa von den Typen,
wie solche im ausländischen Dienste viele verwendet werden,
also mit Compoundzylindern oder Ueberhitzern ausgerüstet,
so würde der Brennmaterialverbrauch weit weniger betragen
und der jährliche Kohlenverbrauch würde um 6---10 Millionen
Tonnen reduziert werden können. Nach Ansicht des Vor-
tragenden wird in der amerikanischen Industrie mit der
Kohle nicht sparsamer umgegangen als im Eisenbahnbetrieb.
Im Interesse einer sichern industriellen Weiterentwicklung
und unter Berücksichtigung der nationalen Wohlfahrt, schlägt
Dr. Gofs verschiedene Mafsnahmen vor, die teils auf gesetz-
geberischem, teils auf technischem Gebiete liegen. Der letzte
Redner, Dr. Pritchett, der frühere Leiter des „Massachusetts
Institute of Technology“ in Boston und jetzt Präsident der
Carnegie Foundation in New York, beleuchtete in seiner
Ansprache den Ingenieurberuf als liberalen Beruf, dessen
Träger nicht nur die Interessen ihrer Auftraggeber, sondern
auch die Wohlfahrt der Allgemeinheit im Auge haben
múlsten. Dr. L.
Beschlagnahme von Warensendungen in Großbritannien
wegen Verletzung der englischen Warenzeichengesetze. Nach
dem das Finanzjahr 1906/07 umfassenden 51. Berichte der
Commissioners of Customs ist die Zahl der in Grofsbritannien
eingegangenen Warensendungen, welche wegen Verletzung
der englischen Warenbezeichnungsgesetze (Merchandise
Marks Acts) angehalten worden sind, von 1818 im voran-
gegangenen Jahre auf 1479 im Berichtsjahr gesunken. Aus
welchen Ländern die angehaltenen Waren stammten, ist in
dem Berichte nur in denjenigen neun Fällen angegeben, in
denen absichtliche, auf Täuschung berechnete Verstöfse
gegen die Warenbezeichnungsgesetze angenommen und dic
betreffenden Warensendungen deshalb konfisziert worden
sind. Aus Deutschland stammende Warensendungen haben
sich hierunter nicht befunden. In allen übrigen Fällen sind
die angehaltenen Warensendungen teils unverändert, teils
nach entsprechender Berichtigung ihrer Bezeichnungen wieder
freigegeben, oder es ist dem Absender gestattet worden, die
Waren nach dem Verschiftungshaten wieder auszuführen.
Dafs sich unter den Fällen der letzteren Art auch solche aus
Deutschland befunden haben, ist gelegentlich durch Anträge
der betreffenden Importeure bekannt geworden.
diese Anträge hin erfolgte Verwendung bei der Zollver-
waltung hat regelmäfsig den gewünschten Erfolg gehabt. Es
ist indessen für die deutschen Importeure ratsam, auf ihren
Warensendungen nach England auch da, wo es vielleicht
nicht verlangt werden könnte, stets die bestimmte Ursprungs-
bezeichnung „Made in Germany“ anzubringen. Jedenfalls
können sie, wenn sie es tun, regelmäfsig auf die unbe-
anstandete Zulassung ihrer Sendungen in England rechnen.
(Nach einem Berichte des Kaiserlichen Generalkonsulats in
London.)
Gesellige Veranstaltungen des Vereins Deutscher
Maschinen-Ingenieure während des verflossenen Sommer-
halbjahres. Am Mittwoch, den 20. Mai, veranstaltete der
Verein einen Ausflug mit Damen nach Nedlitz und
Bürgershof, an dem sich 186 Mitglieder und Gäste be-
teiligten. Ein Sonderdampfer fuhr die Teilnehmer um
2 Uhr 30 nachm. von Wannsee durch den kleinen Wannsee,
Pohle-See, Stolper See, Prinz Friedrich Leopold-Kanal,
Griebnitz-See und den Jungfern-See nach Nedlitz und, nach-
dem im Parkrestaurant zu Nedlitz der Kaffee eingenommen
war, durch den Lehnitz-See, Crampnitz-See, Jungfern-See
zur Anlegestelle gegenüber der Pfaueninsel. Die meisten
Teilnehmer gingen sodann zu Fufs durch die Potsdamer
Forst über Nikolskoi und Klein-Glienicke nach Bürgershof,
während der Dampfer die übrigen Teilnehmer nach einer
Rundfahrt um die Pfaueninsel zum neuen Restaurant
Bürgershof brachte. Nach dem daselbst eingenommenen
Die auf
Abendessen (Spargelessen) wurde getanzt. Die Teilnehmer
wurden um 10!/ und و/111 Uhr mittels Sonderdampfers nach
Neubabelsberg zurückbefördert. Der Ausflug war vom
schönsten Wetter begünstigt.
Ein zweiter Ausflug nach dem Müggelsee und
Grünau fand unter zahlreicher Beteiligung der Mitglieder
und ihrer Damen und Gäste am Donnerstag, den 10.September,
statt. An den gemeinsam im Restaurant Bellevue in
Friedrichshagen eingenommenen Kaffee schlofs sich eine
Rundfahrt mit Sonderdampfer auf dem Müggelsee an, die
bei der scheidenden Sonne des klaren, frischen Herbsttages
von besonderem Reiz war. Auf der Weiterfahrt vom
Müggelsee nach Grünau wurde in Köpenick eine kurze Rast
gemacht, die vielen Teilnehmern die willkommene Gelegenheit
bot, das „berühmte“ Rathaus des kleinen Ortes einmal
persönlich in Augenschein zu nehmen.
In Grünau vereinigten sich die Teilnehmer im Restaurant
Gesellschaftshaus zum gemeinsamen Abendessen, an das
sich -- von der Jugend freudigst begrüfst — ein fröhlicher
Tanz anschlofs.
Die letzten Stadtbahnzüge führten die Teilnehmer gegen
Mitternacht wieder nach Berlin zurück.
Geschäftliche Nachrichten.
Der Babcock-Wilcox-Wasserrohrkessel im „Dampf“ von
Fr. Schmitz, Fabrikdirektor. Gedruckt von August Bagel,
Düsseldorf. Veranlassung zur Herausgabe dieser Schrift
gab die Broschüre: Dampf, seine Erzeugung und Ver-
wendung, Ill. deutsche Ausgabe, November 1907,
die der Mitteilung des Verfassers gemäfs seit einiger Zeit
von den Babcock- und Wilcox-Damptkessel-Werken
in Oberhausen (Rheinland) geschenkweise verbreitet wird.
Schmitz, auf dem Gebiete des Kesselbaucs wohlbewandert,
erblickt in dieser Broschüre nicht eine technisch wissenschaft-
liche Abbandlung auf Grund der neueren Forschungen und
Erkenntnisse, sondern „lediglich eine Reklame im rechten
Yankeestil für das Erzeugnis der Verfasser, den sogenannten
Babcock-Wilcox-Wasserröhrenkessel“. Zur Begründung dieser
Auffassung wird jedes Kapitel der beanstandeten Broschüre
einzeln vorgenommen und auf seinen Inhalt untersucht. Die
Kritik ist nahezu vernichtend. Für alle diejenigen, die das
Buch „Dampf, seine Erzeugung und Verwendung“ gelesen
haben, wird die Lektüre der leider in etwas scharfer Sprache
geschriebenen Kritik eine wertvolle Ergänzung sein. Die
Vertreter des Babcock-Wilcox-Wasserröhrenkessels werden
die Schmitz’sche Broschüre nicht unbeantwortet lassen
können. Dr. L.
Von der Kriegsmarine. Von dem Reichsmarineamt wurde
kürzlich in Kiel S. M. Tender „Drache“, welcher als Ersatz-
schiff für den früheren „Ulan“ auf der Germaniawerft in
Kiel gebaut wurde, übernommen.
Die Schiffsmaschine des „Drache“ stellt einen ganz neuen
Typ dar, indem anstatt des bisher in der Marine allgemein
angewandten Sattdampf- und Schiebersteuerungssystems jetzt
Heifsdampfbetrieb unter Anwendung der Ventilsteuerung
nach System „Lentz“ zur Ausführung gelangt ist.
Der Zylinder und die Steuerungsteile der neuen Schiffs-
maschine wurden in der Fabrik von Heinrich Lanz in
Mannheim hergestellt, welche bei ihren Lokomobilen, wie
bekannt, die Ventilsteuerung, System „Lentz“ seit einer
Reihe von Jahren mit bestem Erfolg eingeführt hat. Die
Steuerung funktionierte auf dem Tender „Drache“ zur
vollsten Zufriedenheit aller Marinckreise. Die Manövrier-
fähigkeit war erheblich günstiger als bei Schiebermaschinen.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Kaiserl. Regierungsrat und Mitglied des
Patentamtes der Stadtbauinspektor Ernst Lampe.
230 (No 755]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Dezember 1908]
Abgelöst: von dem Kommando zur Leitung der schift-
baulichen Arbeiten in der Tsingtauer Wertt und zum Stabe
des Kreuzergeschwaders der Marinebaurat für Schiffbau
Winter; derselbe ist von Wilhelmshaven nach Kiel versetzt
und der Kaiserl. Werft daselbst überwiesen. Der Marine-
Schiffbaumeister Wendenburg ist als Ersatz kommandiert.
Versetzt: der Marinebaurat Schulz von Kiel nach Berlin
und der Marine-Maschinenbaumeister Kenter von Berlin nach
Kiel; letzterer ist zur Beaufsichtigung bei den Howaldts-
werken kommandiert.
Preufsen.
Ernannt: zum Eisenbahnbauinspektor der Reg.-Bau-
meister des Maschinenbaufaches Emil Achard in Breslau und
zu Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren die Reg.-Bau-
meister des Eisenbahnbaufaches Wladislaus Gluth in Eslohe,
Ernst Homann in Berlin und Otto Grafsdorf in Krefeld;
zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Bauführer Rudolf Geisler
aus Brunsbüttel, Kreis Süderdithmarschen, Adolf Buchter-
kirchen aus Hannover (Maschinenbaufach), Ernst Parow aus
Berlin (Eisenbahnbaufach), Georg Ortmann aus Neu-Mandel-
kow, Kreis Soldin, Georg Seidel aus Liegnitz, Ernst Grötzer
aus Altkirch (Wasser- und Strafsenbaufach), Nikolaus Fas-
bender aus Neufs und karl Rechholtz aus Gut Pfingstberg,
Kreis Templin (llochbaufach).
Verlichen: dem Fisenbahnbauinspektor Goeritz die
Stelle des Vorstandes der Maschineninspektion in Mainz,
den Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektoren Guericke die
Stelle eines Mitgliedes der Eisenbahndirektion in Hannover,
Holtermann dic Stelle des Vorstandes der Betriebsinspektion
in Salzungen und Emil Schultze die Stelle des Vorstandes
einer Betriebsinspektion unter Belassung seines amtlichen
Wohnsitzes in Pr.-Stargard. P
Beigelegt: das Prädikat Professor dem Architekten
Bodo Ebhardt in Grunewald bei Berlin.
Zur Beschäftigung überwiesen: die Reg.-Bau-
meister Petzel der Regierung in Aurich (Wasser- und Strafsen-
baufach), Helmcke dem Polizeipräsidium in Berlin und Büchler
der Regierung in Breslau (Hochbaufach).
Zur Beschäftigung im Staatseisenbahndienste
einberufen: die Reg.-Baumeister Thalmann bei der Eisen-
bahndirektion in Königsberg i. Pr., Gaedicke bei der Eisenbahn-
` direktion in Stettin, Grützner bei der Eisenbahndirektion in
Breslau, Kühne bei der Eisenbahndirektion in Erfurt, Berg-
hauer bei der Eisenbahndirektion in Posen, Nordmann bei
der Eisenbahndirektion in Berlin (Maschinenbaufach), Manker
bei der Eisenbahndirektion ın Breslau, Max Schulze bei der
Eisenbahndirektion in Halle a. d. S., Johannes Böhme bei
der Eisenbahndircktion in Kattowitz (Eisenbahnbaufach) und
Hehl bei der Eisenbahndirektion in Ilannover (Hochbaufach).
Versetzt: der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor
Frederking, bisher in Essen a. d. R., als Vorstand (auftrw.)
der Betriebsinspektion nach St. Wendel;
die Reg. Baumeister Hesse, bisher in Hallenberg 1. W.,
in den Bezirk der Eisenbahndirektion in Essen a. d. R. (Eisen-
bahnbaufach), Lachtin von Meppen nach Konitz (Wasser-
und Strafsenbaufach), Petersen von Kosten nach Bromberg,
Zastrau von Berlin nach Allenstein und Kutzbach von Bonn
nach Birnbaum (Flochbaufach).
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Reg.-Baumeistern [leimrich Wester-
mann in Fürstenwalde, Richard Beger in Charlottenburg
(Wasser- und Strafsenbaufach), Eduard Spoelgen in Essen
und Arnold Beschoren in Berlin (Hochbaufach).
Bavern.
Ernannt: zum Bauamtmann bei dem Kgl. Landbauamte
Eichstätt der Reg.- und Kreisbauassessor bei der Kgl. Re-
gierung der Pfalz Wilhelm Rheinberger, zum Bauamtsassessor
bei dem Kgl. Landbauamte Amberg der Reg.-Baumeister
bei dem Kreisbaureferat der Kgl. Regierung von Schwaben
und Neuburg Wilhelm Höfler und zum Bauamtsassessor bel
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin
dem Kgl. Hydrotechn. Bureau der zur Zeit beurlaubte Kgl.
Bauamtsassessor Otto Schubert.
Befördert: zum Reg.- und Kreisbaurat bei der Kgl.
Regierung von Oberfranken der Bauamtmann bei dem Kgl.
Landbauamte Eichstätt August Görtz, zum Reg.- und Kreis-
bauassessor bei der Kgl. Regierung der Pfalz der Bauamts-
assessor bei dem Kgl. Landbauamte Amberg Hans Dirrigl,
zum Reg.- und Kreisbauassessor extra statum der zur Zeit
beurlaubte Kgl. Bauamtsassessor Heinrich Ullmann, zu
Direktionsassessoren die Eisenbahnassessoren Johann Frey-
schmidt und Eugen Konrad bei der Eisenbahndirektion in
Regensburg, Robert Wagner, Vorstand der Betriebswerkstätte
München Il, Friedrich Hörmann, Vorstand der Betriebswerk-
stätte Lindau, Richard Aldinger in Würzburg, seinem An-
suchen entsprechend, beim Maschinenkonstruktionsamt der
Staatseisenbahnverwaltung in München und Johann Hübner
bei der Eisenbahndirektion in Nürnberg.
Verliehen: der Titel und Rang eines Kgl. Reg.- und
Kreisbaurats dem Reg.- und Kreisbauassessor bei der Kgl.
Regierung von Mittelfranken Kgl. Baurat Jakob Frankl.
Versetzt: in ihrer bisherigen Diensteigenschaft die
Direktionsassessoren Ernst Zeis in Landshut in das Staats-
minist. für Verkehrsangelegenheiten mit dem Dienstsitze in
Zweibrücken und Heinrich Schultheiís in Nürnberg zur Bahn-
station Bad Reichenhall unter Uebertragung der Funktion
des Vorstandes sowie der Eisenbahnassessor Friedrich Ibbach
in München, seinem Ansuchen entsprechend, zur Betriebs-
werkstätte Würzburg als deren Vorstand.
Baden.
Verlichen: der Titel Oberbaurat dem Prorektor der
Techn. Hochschule Professor Theodor Rehbock in Karlsruhe.
Hessen.
Enthoben: von der ihm übertragenen kommissarischen
Versehung der Amtsgescháfte eines Mitgliedes für geologische
Angelegenheiten in der Abt. des Minist. der Finanzen für
Forst- und Kameralverwaltung der ordentl. Professor an der
Techn. Hochschule Geh. Oberbergrat Dr. Richard Lepsius.
Auf sein Ansuchen aus dem Staatsdienste ent-
lassen: der Reg.- und Baurat Henry Jordan, bisher Vor-
stand der Maschineninspektion in Mainz.
Elsafs-Lothringen.
Ernannt: zum Kaiserl. Ministerialdirektor der Wirkl.
Geh. Oberbaurat Fecht.
Gestorben: Geh. Regierungsrat Professor Dr. ۰
Hugo Hertzer in Halensee und Geh. Oberbaurat Rudolph
Assmann, vortragender Rat im Reichs-Marineamt in Berlin.
Bedeutende Maschinenfabrik im Ausland (Deutsches
Sprachgebiet) sucht selbständigen
Ersten Konstrukteur
für den Entwurf und die Konstruktion des mechanischen
Teils elektrischer Fahrzeuge, insbesondere
für Lokomotiven.
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dingung. Für hervorragend tüchtigen Konstrukteur
günstige Gelegenheit, sich durch Weiterentwicklung
dieses Gebietes eitende, einträgliche Lebensstellung
zu schaffen.
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trittsdatum mit Beilage einer Photographie unter Chiffre
7. L. 12886 befördert die Annoncen-Expedition
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Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
[15. Dezember 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 756] 231
Auskochanlage in der Hauptwerkstätte Saarbrücken
von Regierungs- und Baurat Halfmann, Saarbrücken
(Mit 4 Abbildungen)
Die frühere Art der Reinigung von schmutzigen |
Lokomotivteilen mittels Putzwolle durch Hilfsarbeiter |
und des Abkochens kleinerer Teile in einem kleinen,
mit Dampf gespeisten Behälter gab infolge ihrer Um-
ständlichkeit und Kostspieligkeit Anlafs zur Ausführung
trennten Raume von 6,8 m Breite und 14 m Länge
untergebracht.
Die beiden Kochbehálter, i. 1. 5980 mm lang, 1980 mm
breit, vorne 1860, hinten 1980 mm hoch, haben geneigt
liegenden Boden, der in den Schlammsack S (siehe
Abb. 1.
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bei abgchobenem Deckel.
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4 ات TA جح ۱ > {ke $ } am Boden des Kessels zum Anwärmen des Wassers
| S NM d'St ۳ mit Löchern versehen von 6 mm Durchm. und
| Y > % VM 50 mm Abstand.
۱ = ۱ | ¥ zu b. Stange von 45 mm Durchm. zum Aufhängen der
+, 4 یت d besonderen Maschinenteile.
eil Schmitt x-y zu c. Alle Bewegungen des Laufkranes werden elek-
È بت Fiachais sen sorg | TER trisch ausgeführt. Hub = 4,2 m. Tragfähigkeit
elat LE por ER ECK ek AA EE
x ۳ 2 zu e. Ringbläser zum Absaugen des Wasserdampfes
beim Oeffnen der Kochbehálter.
Kochbude der Werkstätteninspektion a Saarbrücken.
der nachfolgend beschriebenen Kochanlage, die seit
nunmehr 1’, Jahren dauernd mit gutem Erfolge im
Betriebe ist.
Die Auskochanlage ist mit dem nicht mehr benutzten
Kesselhause, das jetzt zur Kupferschmiede eingerichtet
werden soll, unter demselben Dache in einem abge-
Abb. I) übergeht. Die Behälterwände sind aus 10 und
8 mm starken Eisenblechen hergestellt und mit alt-
brauchbaren T - Eisen, Profil 10, versteift. Ueber dem
Boden sitzen in je 750 mm Abstand voneinander
3 Stück T-Eisen, Profil 25, auf welchen 10 Flach-
eisen 60x15 mm befestigt sind zum Aufstellen der in
Nachdruck des Inhaltes verboten.
232 [No. 756]
Abb. 2 dargestellten Transportkörbe. Jeder Behälter
fafst drei Körbe oder 2 Körbe und 1 Satz Mantelbleche
oder. zwei Drehgestelle. Drei Körbe fassen sämtliche
Teile einer 4/4 gek. Gúterzuglokomotive, die allgemeine
Ausbesserung hat. l.ange Rohre können in Bündeln
beigelegt und einzelne Werkstücke aller Art in den
Lücken untergebracht werden. An den im Behälter auf
beiden Längsseiten angebrachten Stangen können ab-
zukochende Teile aufgehängt werden.
Pesch)
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=
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INN
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4370
Korb zum Einsetzen der abzukochenden Maschinenteile
nebst Wagen.
Der dampfdichte Abschlufs ‘erfolgt durch drei
Deckel, die, wie Abb. را Schnitt A—B zeigt, durch festes
Eindrücken einer rundum laufenden F-Leiste in eine
Asbestschnurpackung mit Ueberwurfmuttern erreicht
wird.
Beide Behälter haben gemeinsam:
1. Dampfzuleitung, mit / bezeichnet, von 67 mm 1. W.;
2. Frischwasserzuleitung, mit /, bezeichnet, von
67 mm l. W.;
3. Saugableitung, mit Z“ bezeichnet, von 50 mm 1. W.
zur Abwasser-Druckpumpe;
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Dezember 1908]
4. Zuflufsleitung, mit 7۳۲ bezeichnet, von 50 mm |.
W. zur Wiederzuführung des von Oel gereinigten
Wassers;
5. Dampfabzugrohr von 800 mm Durchmesser.
Die Dampfzuleitung ist so eingerichtet, dafs der
Frischdampf in den betriebenen Kessel gleichzeitig von
hinten und vorne eintreten kann, er verteilt sich je in
vier von der Hauptdampfleitung abgezweigte, seitlich
durchlöcherte Rohre, die bis nahe zur Behältermitte
geführt sind und zwischen den oben erwähnten T-Eisen
Profil 25 liegen zum Schutze gegen Zusammendrücken
durch das eingebrachte Gut. Diese Anordnung be-
zweckt ein gleichmäfsiges Ankochen der ganzen Masse
in kürzester Zeit.
Infolge der Notwendigkeit, ölführende Wässer
zu reinigen, muíste eine Oelabscheidungsanlage, wie
diese schon mehrfach mit gutem Erfolge von mir auf
hiesigem Bahnhofe und im Betriebe ausgeführt wurde,
und damit ein zweiter Behälter zur Aufnahme des
gereinigten Wassers angeordnet werden. Eine alt-
brauchbare einfach wirkende Saug- und Druckpumpe
von 136 mm Kolbendurchmesser und 215 mm Hub
fördert das nach etwa 15stündiger Kochzeit schmutzige,
stark ölhaltige Wasser in den Klärbehälter Z. Dieser
ist durch eingebaute Stauwände in 8 Stauabteilungen
eingeteilt. Den Querwänden 5 und 7 (siehe Abb. 1(
sind aus Drahtgeflecht gefertigte Kästen von 215 mm
Breite und 290 mm Höhe dicht vorgelagert, die mit
bunter Putzwolle gefüllt sind, um das Oel und den sich
niederschlagenden Schlamm festzuhalten. Das Oel
bleibt in der Putzwolle hängen, die in jedem Monat
einmal gereinigt und nach Jahresfrist erneuert wird.
Das ölgereinigte Wasser wird durch Leitung /‘ wieder
den Kochbehältern zugeführt, wie diese auch dazu
dient, Wasser von einem Behälter in den anderen
überzuführen.
Bei z. Zt. jährlich 500 Reparatur-Lokomotiven wird
ein Kochbehälter jeden 2. Tag, nachmittags ven 1 Uhr
ab, betrieben, um die Kesselbatterie von über 1000 qm
Heizfläche der elektrischen Zentrale, die um diese Zeit
fast gar nicht beansprucht wird, nicht durch die plötz-
liche Entnahme des notwendigen Dampfes zu sehr zu
belasten. Mit überhitztem Dampf von 12 Atm. und
250° Temperatur kocht das Wasser in 11 Minuten.
Für einen Einsatz beträgt die reine Kochzeit einschl.
Ankochen eine Stunde, so dafs in der halbtägigen
Betriebszeit 3 mal 3 = 9 Körbe gereinigt werden. Es
sind zwei Arbeiter tätig, welche gleichzeitig gebrauchte
Putzwolle mittels elektrisch betriebener Dampfzentrifuge
reinigen.
Beim Entwurf der Anlage wurde folgende Rechnung
zu Grunde gelegt: 8 cbm Kochwasser von 10° C.;.
5000 kg Einsatz und 5000 kg Gewicht des Behälters.
Diese Masse ist auf 100° C. zu erwärmen. Hierzu ist
bei einer spezifischen Wärme des Eisens von 0,114
erforderlich an Dampf ۵ kg von 12 Atm. und 664,63
Warme-Einheiten:
Q . 664,63 — 8000 . 90° + 10000 . 90°. 0,114
Hieraus: O — 1230 kg.
Wegen der Abkühltng des grofsen Behälters wurde
zum Anwärmen der Masse bis auf 100° 1300 kg Dampf
gerechnet. Eine solche Auskochanlage ist also dann
schr wirtschaftlich, wenn ausreichend grofse Kesselheiz-
flächen zur Verfügung stehen. Die weiter unten folgende
Zusammenstellung tut dar, dafs der Wärmewirkungs-
grad ist:
Versuch I. 7420 kg Wasser von 30°C.
c—=1-- 0,00004 x + 0,0000009 x *.
5083 kg Eiseneinsatz 30°C. c = 0,114.
5000 kg Behältergewicht c = 0,114.
Für «= 100° folgt das theoretisch erforderliche
Dampfgewicht von nur 10,5 Atnı. absolut zu:
1420 .1,00201: 70 + 10085 : 0,114 . 0
ar TI" oo 900 kg.
Verbraucht sind 1182 kg, daher der Wirkungsgrad:
_ 900.100 ` 16 oC
E ASS
Der Dampfverbrauch zum Fertigkochen war nur
durch Versuche zu bestimmen, da ein Erhalten der
Temperatur von 100° nur eben ein Wallen des Wassers
|15. Dezember 1908]
hervorruft ohne gründliche Reinigung. Das Wasser
mufs energisch aufkochen und stark wallen, um
dadurch eine spülende Wirkung auszuüben. Die
Herbeiführung dieser spülenden, stark aufkochenden
Wirkung gebraucht aber auch weniger Dampf als an-
fänglich angenommen wurde.
Zur genaueren Ermittelung des Dampfverbrauches
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 756]
233
lafst sich die Menge des zur Verwendung kommenden
Dampfes berechnen.
Der nachfolgenden Berechnung für die Wirtschaft-
lichkeit der Auskoch-Anlage haben die nachstehend
aufgeführten Versuche zu Grunde gelegen.
wi مد m ۲
und der Wirtschaftlichkeit der Anlage mufste daher ein Datum SEI: el. 2 | E
Dampfverbrauchsmesser eingebaut werden. Zu diesem _ des ge ۵ مد اب | هت ود او | و | 5
Zwecke wurde ein Dampfgeschwindigkeitsmesser und $ [Versuches| des Kochens |$ „ | از ع| 5 ۰ اج و 5 | ۵
Belastungsmesser nach Bauart Hallwachs & Comp. in EI und | in ea اش دا we 2 EE ee
die Behälterdampfzuleitung auf die Dauer von 14 Tagen > | Einsatz in Bes = 2 | t< FESE S PRPS
eingebaut. In Abb. 3 ist ein Dampfverbrauchs-Schaubild kE Minuten ere ۲ دا yerbratien
und der gemessene Dampfdruck dargestellt. Säit in kg
Der Dampfgeschwindigkeitsmesser gestattet, die eine
Rohrleitung durchströmende Dampfmenge jederzeit zu | age
bestimmen und dauernd aufzuzeichnen. Die von Zeuner ` JIP A e 2917
für den ausströmenden Dampf aufgestellte Formel: es EROSTEN Be
ge ta 8,2 cbm
رن o ۷ eg A 2.1 6.11.07 | Ankochen 4 [12,5 | 9,6 | 830 c. |356 D Ge
7 l Owe A 3065 Fertigkochen 52 4,6 |10,2 | 100° C. | 371 | 1490
bildet die Konstruktionsgrundlage für den Apparat. In — a Das ue ea e Oe
Te ۱
ee Ausflufsmenge in kg; Se IE BE ی Sed 1346
۱ ۱ Ei 5260 Fertigkochen 45 5,2 |10,0 | 1000 C. | 365 | 1425
F der Querschnitt der Ausflufsófhungen in qm; SECH = مس ی سا تا
P die absolute Spannung im Inneren des Gefafses 9,7 cbm ۱
in kg/qcm; 4.| 8.11.07 | Ankochen 3 ]11,06| 8,2 | 870 C. | 335 E 1315
p die absolute Spannung im äufseren Raum in 3180 | Fertigkochen 53 | 4,04) 8,1 [1009 C.|332 11907 `
kg/qcm; SS © | | یاج زا |
y das entsprechende spezifische Volumen in 5.[11.11.07| Ankochen 13 [18,4 | 6,9 e 320 | 1275
cbm/kg; | 6170 | Fertigkochen 43 | 4.4 |106 | 1000 c. | 367 | 1150 | 212
¢ eine von Querschnitt und Form der Ausflufs- A load N
_öffnung abhängige Wertziffer. 6. |11.11.07 Ankochen 3 113 [9,5 | 85° c. |355| 230
Bei der Dampfausströmung entsteht an der Aus- 4140 Fertigkochen 53 4,2 |10,3 | 1000 B. |371 | 1360 1590
strómungsstelle ein Druckabfall. Diesen Druckabfall `-- الإ ...ی ات -- س
bequem sichtbar zu machen und zu Mefszwecken zu | on
benutzen, wird in die Hauptdampfzuleitung ein Meis, ? E nn e Ge WE Se = a 2410
flansch A eingebaut mit etwas geringerer Bohrung als e O یی یی Be NO:
diese (siehe Abb. 4). In dem Mefsflansch sind diametral 9,2 cbm
entgegengesetzt zwei winkelrecht gehaltene Bohrungen 8.|13.11.07| Ankochen 2 17,4 | 8,5 | 900 C. |340| 197 | 627
angebracht, von denen die eine in Richtung, die andere 4190 | Fertigkochen 54 | 4,22[10,8 | 100% C.|379 | 1430
gegen den Dampfstrom ausmündet auf den beiden | mer ` rer 7
Seiten des Flansches. An diese Bohrungen sind mit ور و 11.07] Ankochen 1,51 17,0 | 83 | 900 c. |338| 144
Wasser gefüllte Röhren angeschlossen, die mit einer 3840 | Fertigkochen 545| 425| 9,73] 1000 C. | 357 | 1378 ۶
aufrechtstehenden U-förmig gebogenen Röhre von stark —— o Po SC
verschiedenem Schenkeldurchmesser verbunden sind. sn |
In diese U-Röhre ist Quecksilber eingefüllt, das im 10. a Ankochen en 19,7 | 6,9 dee a ua) 3422
Ruhezustande in beiden Schenkeln gleich hoch steht. N, ungen = ات > nn سوت سب ما
Infolge der Drosselung des Dampfes im Mefsflansch 10 cbm |
entsteht zwischen dessen beiden Seiten ein Druckunter- 11.122. 11.07 | Ankochen 3 115,6 | 6,5 | 909 C. |315 245 | 1418
schied, der sich durch das Wasser in den Röhren auf 4750 Fertigkochen 53 4,271 7,5 | 100% C. | 327 | 1233
die Quecksilbersäule fortpflanzt und im engeren Schenkel | ee men و u EH
ein Steigen derselben hervorbringt. An dem an diese ` vz |22 11.07| Ankochen 3 |19,3 | 5,6 | 900 c. |308| 297
Schenkel angebrachten Mafsstab ist die jeweilig durch- 4830 | Fertigkochen 53 | 425| 7,6 | 1000 C. | 328 | 1230 | 192?
strómende Dampfmenge abzulesen. Zum Selbstauf-
Abb. ۰
d AA En to ES +4 EER ا EIS S - سا Gs EA 9, für Anhockan «caveat
Gë SES EL EEN EIS ET SC WER d ۱ 2 + ال + سا S ۱
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Dampfverbrauchs-Schaubild.
zeichnen sind in den engeren Schenkel in verschiedenen
Höhen Platindrähte eingeschmolzen, die bei Berührung
mit dem Quecksilber einen elektrischen Strom schliefsen
und diesen veranlassen, Aufzeichnungen in einen von `
einem Uhrwerk bewegten Papierstreifen mittels eines |
Schreibstiftes zu machen; aus diesem Dampfschaubild |
Bei Berechnung der Wirtschaftlichkeit der Koch-
anlage ist angenommen, dafs betragen:
1. Die Kosten für 1000 kg Dam
Zinsen und Abschreibung: 2
2. die Kosten für 1000 kg Wasser 8 Pfg.
pf einschl. Wasser,
234
(No 756]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[15. Dezember 1908]
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Abb. 4.
desch %
3 ” O,temaliacken
A. Betriebskosten für das Jahr. | Uebertrag 2915,85 M. 4519,54 M.
1. Kosten des Dampfes einschliefslich Wasser. | 4. Kosten des Reinigers 120,75 „
Betriebszeit: 1—6 Uhr nachmittags. ۱ ۵. y » Kranes ۰ 4940,— »
12 Minuten zum Ankochen, rund 1100 kg Dampf | 6. wv der Körbe, zwölf
SNS, » Fertigkochen . . 1400 , S | Stück o... . 936,60 „
60 „ Pause zum Aus- und Ein- Zusammen: 9513,20 M.
setzen der Güter . ;
3 ۱ zum Wiederankochen 250 „ , 5 pCt. Verzinsung des ne
50 a » Fertigkochen 1400 , g (9513,20 M) . . . 415,10 „
60 5 Pause zum Beschicken 5 pCt. Abschreibung für Behälter
3 , zum Wiederankochen 250 „ > (2414,85 M) . . . 120,75 „
50 i » Fertigkochen 1400 „ و 71,5 pCt. Abschreibung | für dear Kran
œ 5 Stunden Verbrauch an Dampf: 5800 kg. (4940 M) . < 310,50 ,
Bei dreimal wöchentlich 5 Stunden Betrieb beträgt C. Arbeitslöhne.
der Jahresverbrauch: 3. 52 . 5800 — 904 800 kg Dampf, Den
also Kosten ۲ 1810,— M. a) Bedienung der Behälter und des Kranes:
2. Entleerung der Behälter wöchentlich ۱ wird nicht besonders vergütet, sondern
je 1 mal 1,5 cbm Wasser, also im Jahre steckt im Stücklohn.
1,۵ ۰.۵2 — 18 cbm je 8 Pfg. 6,24 , Gekocht wird in der Woche an drei
3. Kosten der Soda, Geck 10 950 kg Tagen mit einer Leistung von je 3 Ein-
je 23 Pis . 2518,50 , sätzen in der Zeit von 1 Uhr bis 6 Uhr
4. a) Wartung der Behälter . کک o nachmittags. ۰.
b) E des elektrisch betriebenen | Der jedesmalige Einsatz beträgt drei
Krans . 30, - , Körbe oder zwei Untergestelle und ۰
5. Reinigung und Instandhaltung 124,80 „ ‘ fordert eine Stunde.
7 ` 451954 M Die übrige Zeit ist zum Aussetzen,
ا ن تا i Einsetzen und Reinigen bestimmt.
B. Kapitalkosten. Mithin Kosten: 3.3.3.52 Körbe je
l. Kosten des Fundamentes 97,— M. 10 Pfg. . 982,80 „
2. » der Behälter (zwei b) Drei Körbe . Een einer Loko
Stück). . . . . 2414,85 , motive, mithin bei 4 M. Transportgebühr
3. a) Kosten der Dampfab- einschl. Füllen und Entleeren der Körbe
führun , 316,— , für eine Lokomotive und für das Jahr:
b) Kosten d. Rohrleitung 88,— » 3.3.52.4 . ۵ A 1872, —
Seite
2915,85 M. 4519,54 M.
8341,29 M.
Betriebskosten insgesamt:
[15. Dezember 1908]
Früherer Zustand.
A. Kapitalkosten.
Die frühere, aus altbrauchbarem Eisenblech her-
gestellte Kochbude hatte einen Kochkessel von 2,8 m
Lange, | m Breite und I m Höhe bei 15 mm Wand-
stärke. Nach dem Dache führte ein Dampfabzugrohr.
Das Abkochwasser wurde mit Nafsdampf erwärmt.
Die Herstellungskosten der Bude einschl. Material
betrugen
Die Herstellungskosten des
Kochkessels einschl. Ausrüstung
und Rohrleitung waren
Für das Fundament
142 „
25 »
Betrag: 1167 M.
10 pCt. Abschreibung
5 pCt. Verzinsung
Hiervon:
116,70M.
58,35 ,
B. Betriebskosten und Löhne.
l. Der stündlicheDampfverbrauch betrug
nach den früher angestellten Mes-
sungen 800 kg. Bei lOstúndiger
Arbeitszeit betrug der tägliche Dampf-
verbrauch einschl. Anwärmen rund
9000 kg, mithin Betrag: 9.2.300
Da die Anlage zu klein war, suchte
man durch starkes Kochen, wobei das
Wasser sehr stark aufwallte, eine
Mehrleistung zu erzielen, wodurch der
starke Wasser- und Dampfverbrauch
erklärlich wird.
5400,-- „
Seite 5575,05 M.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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EN
INo. 756] 235
Ucbertrag 5575,05 M.
2. Verbrauch an Soda: 12 kg je
23 Pfg. x 300 Tage . . 828,— ,
3. Pro Lokomotive wurde bezahlt:
Reinigung der kleinen Teile mit
Dampf ۰ 1,15 M.
Reinigung der grofsen Teile
von Hand . 28,25 %
Das ergibt für 450 Lok. 450 x 35,40 M. 15 930,-- „
Hierzu schätzungsweise 100 Radge-
stelle je 1,50 M. ER 150,-— „
Mithin Kosten insgesamt: 22 483,05 ۰
Der frühere Zustand kostete insgesamt 22 483,05 M.
Der jetzige o kostet A 8 341,29 „
Mithin jährlicher Gewinn: 14 141,76 ۰
Das Einsetzen erfolgt durch einen Kran, der
einen elektrisch betriebenen Hubmotor und einen
Bewegungsmotor für den ganzen Kran hat. Die Wer-
schiebung der Katze crfolgt von lland. Die Kosten
des elektrischen Betriebs sind nicht veranschlagt (das
KW kostet uns rund 8 Pfg.) und dürften wett gemacht
sein durch die Ersparnis an Putzwolle.
Im verflossenen Kalenderjahr sind Teile von
450 Lokomotiven, darunter 320 Lokomotiven mit Schlepp-
tender in der Kochbude gereinigt worden. Eine Loko-
motive erfordert 3 Körbe, mit Federn, Ausrüstungsteilen,
Federkloben usw. gefüllt, und 1 bis 2 Transportwagen,
bepackt mit Mantelblechen, Radkastenblechen, Rohren,
Laufblechen usw. Ein Tender erfordert nur einen Korb.
In der Lokomotiv- und Tender-Zusammenbau-Werkstätte
wird gegen früher */ Putzwolle weniger gebraucht.
Amerikanische Eisenbahnwagen für das Kiushiusystem der
Kaiserlich japanischen Staatsbahnen
von Eugen Eichel, Beratender Ingenieur, Berlin-New York
(Mit 6 Abbildungen)
Das Kiushiusystem auf der südlich gelegenen Insel
Kiushiu des grofsen japanischen Inselreiches beherrscht
hauptsächlich die westlichen und nördlichen Teile mit
den beiden wichtigsten Städten Nagasaki und Moji. Es
bestreicht und eignet wichtige Weichkohlenlager, deren
Ausbeute als Takeshima-Kohle bekannt ist und in den
Östasiatischen Gewässern als Dampfer- und industrielles
Feuerungsmaterial weitgehendste Verwendung findet.
Während die Bahn ursprünglich von einer Privatgesell-
schaft betrieben wurde, ist sie seit der im Jahre 1906
erfolgten Annahme des Verstaatlichungsgesetzes von
der Regierung übernommen worden und wird als ein
Teil des Kaiserlich japanischen Staatsbahnen - Systems
betrieben. Während Nagasaki als internationaler Hafen-
ort wohl bekannt ist, stellt Moji den Ucbergangshaten
für die schmale Wasserstrafse dar, welche die Insel
Kiushiu von der Hauptinsel Nippon mit Tokio, der
Hauptstadt Japans, trennt. Mit Eifer läfst sich die Bahn-
verwaltung die Verbesserung des Betriebsmaterials an-
gelegen scin, wie die mitfolgend beschriebenen 5 Probe-
wagen für verschiedene Verwendungszwecke beweisen.
Ihr allgemeiner Aufbau ist fast identisch und ein breiter,
unterhalb der Fenster vorgesehener Farbstreifen er-
leichtert das schnelle Erkennen des Verwendungs-
zweckes, also ob der Wagen als Schlafwagen, als
Speisewagen, als Personenwagen 1. Klasse, als Personen-
wagen 2. Klasse oder als Privatwagen dient. Die wich-
tigsten Daten der Wagen sind:
Länge zwischen den Eckpfosten 16,3 m
Länge des Wagenkastens 185 ,
Breite des Wagenkastens 2,44 ,
Lichte Höhe des Wagenkastens 300 „
Höhe ab S. O. Unterkante Wagen-
rahmenbalken 0,813 ,
Ilöhe ab Unterkante Wagenrahmen-
balken bis Dachspitze 33. y
llóhe ab S. O. niedrigste Zuganysstute 0,429 ,,
Gesamtgewicht einschliefslich Unterge-
stelle 38,6 t.
Die Rahmen sind aus Stahlblech und Profileisen
hergestellt und wurden seitens der J. G. Brill Co.,
Philadelphia, geliefert; ebenso weitere 25 Rahmen der-
selben Bauart für Wagen, deren Wagenkasten in Japan
selbst ausgeführt werden sollen. Ihre äufseren Rahmen-
balken setzen sich aus 86 x 216 mm Winkeleisen und
254 x 3,6 mm Abdeckplatten zusammen, während die
mittleren und Zwischenträger des Wagenrahmens aus
178 mın T-Trägern und die Querbalken aus 178 mm
U-Eisen bestehen.
Die Ausführung der dreiachsigen Untergestelle
entspricht den bekannten Vorschlägen der amerika-
nischen Vereinigung der Master Car Builder. Sie haben
die üblichen Ausgleichshebel und breite eliptische Trag-
federn sowie Spiralstútzfedern. Der Radstand ist
6,3 m bei einer Spurweite von 1067 mm und einem
Raddurchmesser von 867 mm. Die Wagenkasten und
Untergestelle sind von der John Stephenson Co. ge-
liefert, die mit der J. G. Brill Co. fusioniert ist. Abb. 1
zeigt eine gute Aulsenansicht eines der Wagen und
láfst cinige Einzelheiten des Untergestelles erkennen.
Je eine Achse der Untergestelle treibt mittels Riemen
eine kleine Dynamomaschine an, die zur Stromlicferung
für die elektrische Beleuchtung der Wagen und den
Betrieb von Fächerventilatoren dient.
Abbildung 2 zeigt eine Innenansicht des Wagens
l. Klasse, bei dem abweichend von der amerikanischen
Praxis ein Teil der üblichen kurzen Quersitze durch
Längsbänke ersetzt sind. Aufklappbare Armstützen
dienen zur Abteilung der Plätze dieser Banke, die nur
406 mm hoch und reichlich breit ausgeführt sind und
ein bequemes Sitzen mit untergeschlagenen Beinen
ermöglichen. Die Sitze sind mit gemustertem Plüsch
bezogen und haben in der Fahrrichtung umlegbare
Lehnen. Der Wagenboden ist mit Teppichen belegt
und die innere Wagcenausführung ist sehr gediegen in
Mahagoniholz und mit Broncebeschlägen ausgeführt.
Aufser den für mäfsig umfangreiches Ilandgepäck vor-
gesehenen Gepäckrechen ist ein kleiner Gepäckraum und
236 [No. 756]
ein Raum für einen Gepäckträger vorgesehen. Das in
der Aufsenansicht des Wagens sichtbare, ovale, mit
Kunstverglasung versehene Fenster markiert die Lage
der Toilette, die in jedem Wagen vorgeschen ist. lm
Gegensatz zu der Ausstattung des Wagens 1. Klasse
ist diejenige des Wagens 2. Klasse etwas weniger
elegant gehalten. Es fehlen die Teppiche, die Sonnen-
vorhänge sind durch hölzerne Jalousien ersetzt und die
Holzverkleidungen sind Eiche statt Mahagoni. Immer-
hin sind die Wagen äufserst geräumig und bequem,
sowie durch den Ventilationsdom mit vielen Seiten-
fenstern unabhängig von den llauptfenstern gut zu
lüften.
Das Innere des Speisewagens ist aus Abb. 3 er-
sichtlich. Seine Einteilung entspricht im allgemeinen
Abb.
Innenansicht des Wagens ı. Klasse.
der normalen Ausführung der Speisewagen der be-
kannten Pennsylvania-Bahn Amerikas, die Küche und
Speisekammer ist in einem je 3,9 m langen Teil des
einen Wagenendes vorgesehen, während an dem ent-
gegengesetzten Wagenende ein Privatspeiseraum für
4 Personen angeordnet ist, dessen Grundmafse 1,8
x 1,85 m betragen. Dazwischen liegt der Hauptspeise-
raum für 23 Personen, dessen Holzwerk in Mahagoni
ausgeführt und durch Schnitzarbeit und Einlagen
von stilisierten Chrysanthemumfiguren verziert ist. Auf
gute Ventilation ist der gröfste Wert gelegt und für
gute Luftvertellung durch Anordnung elektrischer
Fächerventilatoren Sorge getragen. Auf freundlichen
Eindruck ist durch Wahl der in Weifs und Gold im
Empirestil gehaltenen Decke hingewirkt.
Die Einrichtung der Schlafwagen entspricht cbenfalls
der amerikanischen normalen Praxis. Die Anordnung ist
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Dezember 1908)
bekanntlich abweichend von der der europäischen Schlaf-
wagen derart, dafs man in der Fahrrichtung liegt statt
quer zur Fahrrichtung. Hierdurch und unterstützt durch
die gut abgefederten, weich fahrenden Untergestelle
liegt man sehr ruhig und wird beim Anhalten des Zuges
nur wenig merkbar gestofsen. Abb. 4 zeigt eine Innen-
ansicht des Wagens. Er ist mit elektrischer Beleuchtung
ausgestattet und hat nicht nur im Längsgang ange-
ordnete Deckenbeleuchtung, sondern auch für jedes Bett
eine besondere Leselampe. Diese Lampen können in das
Innere der Wagenwand eingelassen werden und sind
so tagsüber gegen Beschädigung geschützt. Oberhalb
jeder Sitzlehne befindet sich ein Schlitz, aus welchem
abends die Zwischenwand herausgezogen wird, und die
oberen geschweiften Seitenwände stellen die Teile des
l.
Abb. 3.
Innenansicht des Speisewagens.
Wagens dar, welche herabgelassen werden, um als
Boden des oberen Bettes zu dienen. Das untere Bett
wird aus den Polstern der Sitze hergestellt. Den
vorderen Abschlufs der Betten bildet sodann ein schwerer
Vorhang, der mit der Kante der äufseren Sesselwände
fluchtet. Auf der rechten Seite der Abbildung sind
die Betten noch für den Tagesbetrieb heraufgeklappt,
während links eine Kabine zum Schlafen zurechtge-
macht und eine fast fertige Kabine zu erkennen ist.
Es ist nur noch erforderlich, auf die nahe der Decke
befindliche Stange den schweren Vorhang aufzuziehen
und die vordere Querwand aus der zwischen den Lehnen
angeordneten Tasche herauszuziehen. Diese Bettan-
ordnung gibt dem Reisenden keinen Raum zum Stehen
sondern zwingt ihn dazu, sich in gebückter, sitzender
Stellung hinter dem Vorhang zu entkleiden, was natur-
gemäls nicht nur sehr umständlich und unbequem ist,
ee, ee Da - _— qEEE TS ege
¬
[15. Dezember 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 756] 237
sondern auch den weiteren Nachteil hat, dafs der
Reisende den sehr schmalen Mittelgang noch um ein
weiteres beträchtlich verengt und anderen diesen
Gang passierenden Reisenden den Weg versperit.
Trifft dieser Umstand besonders für die Reisenden zu,
welche so glücklich waren, ein unteres Bett zu erhalten,
so sind andererseits die Reisenden mit oberen Betten
gezwungen, mittels einer im offenen Gang herumge-
tragenen Trittleiter in ihr Bett zu kriechen und sich
halbliegend auszuziehen, falls sie es nicht, wie meist
üblich, vorziehen, schon aufserhalb, d. h. mitten im
Durchgang sich der hauptsächlichsten Kleidungsstücke
zu entledigen. Zur Unterbringung ihrer Kleidungsstücke
ist weiter nichts vorgesehen, als eine schmale Hänge-
Abb. 4.
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Zë, A
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7
Innenansicht des Schlafwagens.
Abb.
einrichtung ausgestatteten Sonderraum für 2 Betten,
sodafs sich verwöhnte Reisende den oben erwähnten
Unannchmlichkeiten durch Erlag eines Preiszuschlages
entziehen können.
Der 5. Wagen der Lieferung ist wie eingangs er-
wähnt ein Privatwagen. Er enthält einen Empfangs-
raum (Abb. 5), einen Speiseraum, 2 Schlafzimmer,
Waschraum und Toilette, sowie Küche und Speise-
kammer, und entspricht im allgemeinen den luxuriös
ausgeführten Privatwagen, wie sie den Direktoren der
grofsen amerikanischen Bahnen zu Inspektionsreisen
usw. zur Verfügung stehen und von diesen vielfach an
reiche Privatpersonen für Sonderzüge vermietet werden.
Entgegen den 4 anderen Wagen, die beiderseits mit
Abb. 5.
Innenansicht des Empfangsraums des Privatwagens.
Ansicht des Privatwagens mit Aussichtsplattform.
matte, welche längsseits der Wagenwände angebracht
ist, sodafs die Reisenden meist gezwungen sind, ihre
Sachen über der Bettdecke auszubreiten. Besonders
peinlich ist diese Anordnung für die Damen, da ge-
sonderte Frauenwagen nicht existieren. Das Ankleiden
ist selbstverstandlich mit ähnlichen Schwierigkeiten
verknüpft, zu denen noch hinzutritt, dafs für alle
18 Reisende je nur ein Herren- und ein Damenankleide-
raum vorgesehen ist. Dieser ist allerdings mit mehreren
Waschständen und auch sonst geräumig ausgeführt,
sodals sich wenigstens mehrere Passagiere zur gleichen
Zeit bequem waschen und ankleiden können. Der
Toilettenraum der Herren enthält Ledersessel und wird
allgemein auch als Rauchzimmer benutzt.
Aufser dem gemeinsamen Schlafraum enthält der
Wagen einen komfortabel eingerichteten, mit Wasch-
Harmonikaauszúgen zum Anschluís an Durchgangs-
wagen ausgestattet sind, hat der Privatwagen an einer
Seite die bei amerikanischen Luxuszúgen so beliebte
Aussichtsplattform. (Abb. 6.)
Die einzig radikale Abweichung der Wagenaus-
rüstungen von der für amerikanische Bahnen be-
stimmter Wagen ist die Anwendung von Hand zu be-
tätigender Kupplungen, während in Amerika bekannt-
lich mit verschwindenden Ausnahmen ausschliefslich
automatische Wagenkupplungen verwendet werden.
Vielfach geschieht sogar auch das Kuppeln der Brems-
luftleitungen selbsttätig, nicht nur um Unfälle der
Bedienungsmannschaft zu vermeiden, sondern auch
hauptsächlich aus Gründen der Zeitersparnis und der
erfahrungsgemáfs stattfindenden Schonung des Brems-
schlauchmateriales.
e
238 [No. 756] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [15. Dezember 1908]
Hauptangaben über die Lokomotiven
Ergänzung zu dem Vortrage, gehalten am 22. Januar 1907 im Verein Deutscher
(In Spalte 30 der nachstehenden Zusammenstellung ist angegeben, wo sich die
۱ 2 3 4 5 . 6 7 | 8 9 10 ۰ 11 | 12 ۱ 13 14
Gattung Triebwerk
E EE = a
) iS CC EE Dampfzylinder
2 Eisenbahn- Bctricbs- 2.3 © 3 5 Yes | re
Eibar Z G] Ga e Zahl und Lage Durchmesser sa E
AS Verwaltung No. pp gek. | ی 4] 9 u IE ¿5 =
= NIT. <IES | EECH
ETAT = aufsen innen K E SE
ERE m | mm | ا
I. Deutschland.
1 | (Feuerlose Lok.) 5883 A. Borsig | 22 1,7 900 2 Hd j — | 420 — — 400
(h) ۱
2 | Verona-Caprino-Garda — Henschel & Sohn | 2 2. 2,1 900 2 Ild — 1290; — — 400
Soc. An. E | |
3 | (Kranlokomotive) — A. Borsig 3 2/3 3,2 800 2 Hd: — | 260 — — 420
E |
2 ۱
4 | Privatbahn 4552 Hannoversche Maschinenbau-A.-G. 2 33 | 3,0 1100 2 Hd — | 400, -- — , 550
vorm. G. Evgestor ff = | |
E |
5 | Preufsische Staatsbahn Essen Berliner Maschinenbau-A.-G. vorm. E 5/5 |5,8 1350 2 Hd — 6100) -— — 660
1706 L. Schwartzkopfť |
6 | Reichseisenbahn Andro- Els. Maschinenbauanstalt Grafen- 3/7 110,4 [1650 2 Hd 2 Nd 340 530 24 640
meda staden (h) (v) ۱
7 | Preufsische Staatsbahn Erfurt Henschel & Sohn 24 ۱,۵ |1980 2 Hd س 540 | — — 600
52 (v)
8 i e Breslau | Maschinenbauanstalt Breslau > 2/4 |80 ۱2100 2 Hd — 550 = — 630
194 3
S |
9 | Aegyptische Staatsbahn Lady Henschel & Sohn = 3,4 |7,013)1905 — | 2 Hd EN سب — 0
Cromer ۳ ۱ ۱ |
10 | Preufsische Staatsbahn | Hannover | Vulkan, Stettin ۳ 4/4 4,9 1330 2Hd, — 590 — — , 660
4001 E ۱ ۱
= |
11 b 9 Hannover | Hannoversche Maschinenbau-A.-G. 2 2/5 ۵ 198 2 Hd | 2 Nd 360 | 560 2,4 0
648 vorm. G. Eyestorft E Re
12 | Anatolische Bahn 127 A. Borsig E 45 [6,8 1250 1 Hd | 1 Nd 520 | 780 2,24 630
O |
13 | Reichseisenbahn Rolands- | Els. Maschinenbauanstalt Grafen- 5 56 {8,18 [1330 2Nd . 2Hd 390 ۰ 600 2,36: 0
eck staden in einer Reihe |
II. Schweiz.
1 | Brünigbahn 1053 Schweizer Lok.-Fabrik Winterthur | T.-L. ! 3/3 73,1 910 211۱ — 380 380 2,4%; 4,5
Zahnrad. 2 Nd |
2 | Gotthardbahn 228 R 3 > | = | 35 |7,94 |1610 2 Nd ۰ 2 Hd 370 600 2,63 606
= 5 | th) | (vy) ۱
3 | Schweizer Bundes- 730 2 = S 2 3 | 3/5 | 8,35 [1780 2 Hd 2 Nd 360 ' 570 . 2,5 660
bahnen = (a; (Y | |
HIT. Oesterreich.
1 | Oesterreichische Staats- | 178.36 | Krauts & Co., Linz E 4/4 [3,7 |1100 1 1]. — 420 | 650 24 5%
bahn | 33 | 1 Nd | |
te |
2 | Nieder-Ocsterreichische | 50 a R © o 46 |81 900 2.Hd — [40 — — 450
Landeseisenbahn = E | Av)
3 | Oesterr. Staatsbahn 108.22 | Erste böhmisch-mähr. Maschinen- . 25 ۵2 2140 2 Nd 2 Hd 0 600 2,95, 650
abak Pi = — |
fabrik Prag = | in einer Reihe i
4 e 9 110.02 Wiener Lokomotivfabriks-A.-G. 55 35 [115851 | 1820 2 Nd 2 Hd 370 630 | 2,9 720
ar: sy eg ` SE Kg
Wien-Floridsdorf UE a | | aio Reis |
5 7 à 180.117 | A.-G. der Lokomotivfabrik vorm. SE 55 15,6 1300 1 Hd سب 560 850 | 2,3 632
G. Sigle Wien-Neustadt an 1 Nd | ۱
6 | Oesterr. Staatsbahn 280.01 Maschinenfabrik der priv. österr. = ۱ 5:6 ۱8,۵7 |1450 2 Nd 2 Hd 370 630 2,93 0
(Arlbergbahn) Staatsbahngesellschaft | ۱ ۱ ۱
IV. Ungarn.
1 | Ungarische Staat bahn — Maschinenfabrik der kgl. ung. Staats- |) & 4/4 |2,445! 650 2 Hd - 250° — — 300
bahnen, Budapest | E Zi ۱ i
2 ۳ ۳ 804 Maschinenfabrik der kgl. ung. Staats- | 2 3 | 2:9 9,78 2100 | 2 Nd ۵ 350 620 ۱ 3,14 660
5 |
*) ۰
babnen, Budapest
und Niederdruckzylinder liegen jederscits ü b e r einander.
*%) Bei gleichen Durchmessern haben Hoch-
| in einer Reihe
und Niederdruckzylinder verschicdene Kolbengeschwindigkeiten.
|
[15. Dezember 1908]
auf der Mailänder Ausstellung 1906.
Maschinen-Ingenieure vom Regierungsbaumeister Bruno Schwarze, Essen a. d. R.
Beschreibungen der betreffenden Lokomotiven nebst den zugehörenden Abbildungen finden.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 756]
239
15 | 6 |
a | i
Mitte Durci
über |
S.-O. add
m m |
= Se
1,8 £020)
|
1,95 1,168
2,52 1,485
257 1,4
254 1,4
2,15 1,488
|
2,387 1,314
2,5 1,48
|
255 1,44
2,6 1,535
2,65 1,55
1,9 1,15
2,355 1,5
2,66 | 1,482
2,25 | 1,206 |
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2,27 131,7
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2,7 234
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2,17 | 250,52
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| |
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hitzer, 38,57 qm
51,8 238 35,5 3,336 | ohne Ueberhitzer | 49,5 96,0 _ 13,5 5
(Messing)
73 1 305 4,10 | Schmid’scher [50 | 6 56 |۱2 15
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220 | 41 uberhitzer
86,6 138 70 4,45 ohne Ueberhitzer | 57,6 62,0 30,4 | 20 6
(Serve)
696 224 45 4,2 ; í 55,3 | 61,45 — 12 | 5
90,6 148 | 65 4,3 a » 65,6 85,8 42 9,7 | 4
|
II. Schweiz.
48 162 | 42 2,5 23,8 30,0 —- 2,8 0,8
65 ¦ 227 46 4 Pielock-Ueberh. | 5851 65 | 46,8 | 17 5
64 , 229. 46 4,2 ohne Ueberhizer | 583 64,5 45,9117 4
| |
HIT. Oesterreich.
62,3 172 41 3,75 ohne Ueberhitzer | 36 46 | 46 5,2 1,9
|
636 15 -- 112 | 4,1 Rauchrohrenuber- | 35 | 45 30 5 | 2,4
96 i 41 | hitzer von Schmidt i
|
56 314 46 4,002 ome Ueberhitzer | 60,7 | 68,3 29 21 9
64,46 282 53 5,2 > A 61,8 ` 68,9 | 42,9 16,75, 8,5
| ۱ |
54 264 46i 4,5 » » 60 ۱ 66,5 | 66,5 | 14,2 1,2
56,1 291 53 50 -> Da o 70 112 67,4 | 14,2 | 1,2
qm
IV. Ungarn.
42,7 | 11 44 0,824 ohne Ueberhitzer | 11,51 | 126 : 12,6 2 l
| l
67,5 ¡ 291 46,5 5,25 » » 66,5 74,0 19
و | 28
Angabe
von Band und
Seite der Be-
schreibung in
den Annalen
Bd. 60, 5. 248
Abb. 24 u. 25
Bd. 60, S. 249
Abb. 27
Bd. 60, S. 249
Bd. 60, S. 241
Abb. 8—15
Bd. 60, S. 247
Abb. 17—19
Bd. 60, S. 263
Bi 60, S. 244
Abb. 17—19
Bd. 60. S. 242
Abb. 16
Bd. 60, S. 244
Abb. 20—22
Bd. 60, S 245
Bd. 60, S. 239
Abb. 1-7
Bd. 60, S. 245
Abb. 23
Bd. 60, S. 262
Bd. 60, S. 6
Abb. 32-35
Bd. 60, S. 264
Abb. 28 — 30
Bd. 60, S. 266
Abb. 31
Bd. 61, S. 45
Abb. 51
Bd. 61, S. 48
Abb. 52 u. 53
Bd. 60, S, 267
Abb. 35—42
Bd. 61. 5. 45
Abb, 43—50
Bd. 62, S. 199
Bd. 61. S. 49
Abb. 54—53
Bd. 62, S. 199
Bd 59, S. 1
Abb. 1 u. 2
30
Be-
merkungen
Behalter-Inha!t
4,5 cbm
Hubgeschw. 22,5
bis 30 ۰
Tragkraft 3 t
Mit Lentz'scher
Ventilsteuerung
Flammrohr- Durch-
messer 305
Mit Wasservur-
warmung
Mit Lenz scher
Ventilsteuerung
Spurweite 1 ın, :
Zahnradlok. für
gemischt. Betrieb
Zugkraft 4500 kg
Spurweit: 760 mm
Spurweite 760 mim
Vanderbilt- Tender
240 [No. 756] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [15. Dezember 1908]
200 3 4 5 6 |ıls 9 ۱ 10 n 12 B 4
Gattung Triebwerk
Sate 2 = ۱ ی ae
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7 | Französische Staatsbahn 12 Elsássische Maschinenbauanstalt = 35 ۵ 1500 | 2 Hd | 400 — سب 560
(Algier) Belfort Y | | |
8 | Französische Ostbahn 3103 Bahnwerkstatt Epernay E 3/5 8912090 2 Hd |2 Nd 360 | 590 2,57 680
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4 | Belgische Staatsbahn 3190*) | So‘. An. des Forges, Usines et 3 ۱ 2/4 71 1980 -- 2 Hd. 500 | -— =< | 660
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6 | Italienische Staatsbahn 3320 Maschinenfabrik Efslingen, Werk 3/3 3,6 1500 1 Hd -- 460 ۱ 700 2,32 610
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Sampierdarena En |
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| | |
°) Schon 1905 in Lüttich ausgestellt gewesen.
*) Die inneren Hochdruckzylinder liegen etwa 200 mm nach vorn.
Siche Zusammenstellung Band 57,
‚144 und 145.
[15. Dezember 1908] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 756] 241
| (Serve) |
l
—- | — | Bd. 62, S. 201 | Zugkraft 11742 kg
Abb. 71—74 `
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15,5 3,1 155,39) 51,7 | 25 +1 118 | 4,0 ` Langkesseluber- | 76 82
| ۱ l 35,18 qm |
15,5 3,01 174,53 57,98 30 + 107 4,0 Langkesseluberh. | 77 83 55
15 16 17 18 | 19 | 20 21 | 22: 7 323 | 24 25 26 | 27 28 ۱ 29 30 31
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| ۱ ۱ ۱
26 | 1,306 EN 1,95 4 | 63,6 | 93 65 3,345 ” n 50,3 : 63,4 32 1 | 3,5 Bd. 62. S. 199 | für Vorortzüge
۱ (Serve) | Abb. Tafel 4
26 1,516' 16 257 ' 148,7 ap ' 229 44; 42 °° » i 71,8 90,2 | 47,2 | 86 | 3,0 | Ba. 62 S. 199
۱ ۱ ۱ | Abb. 67-0
28 ۰ 1,456 6 3,0 i 244,55 | 81,52 | 130 70 4,75 » H 18 102 12 12,8 5 Bd. 59, S. 210 | du Bonsquet- Lok.
۱ ۱ ۱ Abb. Tafel 11 mit zwei vierachs.
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2,18 1,485 11,5 ۱ 2,2 160 - 72,6 213 50 | 4,5 » e 46,8 52,2 52,2 125 | 8 س
۱ | | ۱
2,6 15 "16 .3 221,2 ° 737 ¦ 138 | 64,8: 4 ` » 64,8 70,3 50 20,1 | 3,5 Bd 62, S. 200
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2,69 1,55 15 3,16 202 64 140 64,4; | 4,4 | a » 70,3 76,8 53,2 22,2 : 6 Bd. 62. S. 200
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1,03 | 1,406 ۰ 12,4 0,12 ۰ 31,8 44 i 160 35i 1,39 " P 16,5 | 195: 195 —] y — — Strafsenbahnlok.
2,02 1,075 145 1,77. 74,9 42 ۱ 140 40; 5 ا » 295 37 37 4 ' 1,2 CE Nebenbahnlok.
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2,44 1427 13 :2,072 102,11 | 49,2 18 + | 118 | 3,467 Langkesseluber- 50 56,3 SEL 18 5 Bd. 59, S. 37 | Zugkraft 7260 kg
| | | ` 153 40 hitzer von Schmidt Abb. 55
2,7 1,488, 16 | 3,21 177 oo 32 45i 4,415 ohne Ueberhitzer 69,6 74,1 | 20,0 20 6 —
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2,6 1,566: 14 2,84 156,34, 55 ' 21 +: 120 | 4,13 Schmidtscher 64,3 70 | 53 21 5 Bd. 62, 5. 200 | Zugkraft 9860 kg
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2,7 11506; 16 3,1 | 239,4 | 77 139 65; | 4,40 ohne Ueberhitzer | 73 17 —- 20 6 Bd. 62, S. 200
۱ ۱ ۱
2,89 1,65 | Liber = -- | Bd. 62, S. 201 | Zugkraft 7820 kg
‘ von Cocker Abb. 75—78
i | SH SR l 41.5 que ۱
VII. Italien. ۱
1,73 0,942 12 0,52 | 32,1 61,6 | 111 -34 2,20 ' ohne Ueberhitzer 15,2 | 18,3 ۱ 18,3 1,6 0,2 Bd. 63, S. 178 | Spurweite 950 min
| | |
1,73 | 0,912 12 0,67 | 26,3 39,3 ۱ 129 33,34 5 a a 10,8 : 4 14 1,7 0,6 | Bd. 63, S. 178 | Strafsenbahnlok.
۱ | ۱ ۱
2,38 1,126 15 1,3 87,11 67 | 79 60 2,8 n » 29,2 ۰ 393: 39,3 45 1,7 Bd. 63, 5. 180
| | (Serve)
| |
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2,7 ¦ 1,385 I3 2,38 | 136 ` 57,2 222 47 , 4,0 » » 47 | 64 42 8 3 SE nn
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2,2 1,333 14 | 1,9 131,5 69 92 | 644 ۰ 3,8 » » 41 ۱ 45 45 12 ۱ 4 Bd. 63, S. 178
| (Serve) | |
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2,715; 1,362 16 2,4 164,9 30,1 104 65 4,0 » » 49,9 545 ۱ 43,8 15 5 Bd. 63, S, 176
(Serve) | | | Abb. 79 u. 80
۱ |
2,665 1,384 5 3 206 4 + | 50 45 | 4,0 8 62,2 | 70,5 | 45 20 4 Bd. 63, S. 182 | Führerstand vorn
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2,45 1,464 14 ۵۹ 173,6 37 2711 , 47 | 4,27 n n 68,4 15,4 | 58,4 13 3,5 GES SECH Ae
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242 [No. 756)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Dezember 1908]
Internationaler Strassenbahn- und Kleinbahn-Kongress
Vom 7. bis 10. September d. J. tagte in München
unter starker Beteiligung fast aller europäischen Staaten
der 15. Kongreis des internationalen Kleinbahn-Vereins.
Der Vorsitzende, Präsident Janssen-Brüssel, wies
in seiner Eröffnungsrede darauf hin, dafs der Verein
rund 600 Mitglieder umfasse, dafs in den betr. Betrieben
ein Kapital von mehr als 4 Milliarden Francs investiert
sei, und dafs alljährlich viele Hunderte Millionen Fahr-
gäste auf diesen Bahnen befördert würden.
Ministerialrat Dr. Grafsmann begrüfste namens
des Bayerischen Verkehrsministers, und Bürgermeister
Dr. von Brunner namens der Stadt München den
Kongrefs. Als Vertreter des Preufsischen Ministers der
öffentlichen Arbeiten hob Herr Geh. Oberregierungsrat
Kabierske hervor, dafs in Preufsen innerhalb von 15
Jahren nicht weniger als 3000 km Strafsenbahnen und
8000 km nebenbahnähnliche Kleinbahnen gebaut wären.
Als erster Redner sprach sodann der Geh. Kom-
merzienrat Petri-Nürnberg, Generaldirektor der Sie-
mens-Schuckertwerke, über die „Wirtschaftliche
Bedeutung der grofsen Ueberlandzentralen für
die Entwickelung des Kleinbahnwesens“ Der
Referent teilte unter Zuhilfenahme eines grofsen
tabellarıschen Kartenmaterials mit, dafs sich im all-
gemeinen durch Zentralisation, d. h. durch den Bau
weniger grofser, anstatt der vielen kleinen Zentralen
noch eine Verbilligung des elektrischen Stromes erzielen
lassen müsse. Für Bayern erwarte man auch durch Aus-
nützung der dortigen Wasserkräfte die Erstehungskosten
zu ermäfsigen, wodurch wahrscheinlich auch die Ein-
führung des elektrischen Betriebes auf den Bayerischen
Staatsbahnen beschleunigt würde. Geheimrat Petri
wies endlich auf die angekündigte Elektrizitätssteuer
hin und bezeichnete sie, da alle elektrischen Bahnen
davon betroffen werden, als eine Verkehrssteuer, die
das Publikum schliefslich tragen müsse. Mit Nachdruck
wandte er sich deshalb gegen diese Steuer, die natur-
gemäls den Kleinbahnbetrieb hoch belasten werde.
Den 2. Punkt betraf: „Der Automobilismus im
Verkehr auf Eisenbahnen im allgemeinen, und
insbesondere auf Lokal- und Kleinbahnen“.
Es referierte hierüber der Präsident der Bukowiner
Lokalbahnen E. A. Ziffer, indem er ausführte, dafs
die neuerliche Verwendung der seinerzeit so stark an-
gefeindeten und viel geschmähten Akkumulatoren
keinen Zweifel mehr darüber lasse, dafs das Selbstfahr-
wesen für die Förderung und Entwickelung der Bahnen
niederer Ordnung von wirtschaftlich weittragender
Bedeutung sei. Nach den erzielten Ergebnissen kann
aber auch auf den Hauptbahnen die Verwendung von
Motorwagen überall dort empfohlen werden, wo es sich
um die Verdichtung des Nahverkehrs handelt und der
Anschlufs von den Zwischenstationen an die Stationen
der Schnellzüge erleichtert werden soll. Für ein be-
stinnmtes Betriebssystem (Dampf, Elektrizität, Gasolin,
Benzin usw.) kann man sich mangels genügender Er-
fahrungen noch nicht aussprechen. Da alle diese Fahr-
zeuge aber ein höchst wertvolles Transportmittel dar-
stellen, scheint das Automobilwesen zu einer grofsen
Zukunft berufen.
Ueber „Neuere Erfahrungen, Verbesserungen
und Betriebskosten, welche sich auf die ge-
samten, für elektrische Strafsenbahnen ver-
wandten Bremsvorrichtungen beziehen“, lagen
drei Referate vor. Direktor Scholtes-Nürnberg ge-
langte zu folgenden Schlufsfolgerungen:
l. Bei der Wahl der Bremsen sind die besonderen
Verhältnisse zu beobachten und hat jedes der drei
Bremssysteme, Handbrenise, elektrische Bremse
oder Luftbremse seine Berechtigung. Das Bremsen
muls stofsfrei und durch 2 von einander un-
abhängige Bremsen geschehen können. Die als
Betriebsbremse dienende Bremse mufs eine Ueber-
anstrengung des Führers ausschliefsen.
2. Ist durch zu grofses Wagengewicht, erhebliches
Gefälle, Mitführung von Anhängewagen, die Hand-
bremse nicht mehr als ausreichend zu erachten,
so empfiehlt es sich, zur mechanischen und zwar
elektrischen Bremsung überzugehen.
3. Stehen dieser Hinderungsgründe, z. B. zu schwache
Motoren, zu geringe Abstufungen an den Wider-
ständen und Fahrschaltern entgegen, so können
Luftbremsen mit Vorteil Verwendung finden.
Letztere dürften bei hohen Gewichten, grofsen
Geschwindigkeiten, Verwendung von mehr als 2
Anhängewagen nicht zu umgehen sein.
Der 2. Referent Ober-Ingenieur Petit-Brüssel
stimmte diesen Ausführungen zu. Ober-Ingenieur
Schörling-Hannover als 3. Berichterstatter neigte
mehr zur Luftbremse. Bei Neuanlagen gab er derselben
unbedingt den Vorzug. Die Anlagekosten der Luft-
druck- und der elektrischen Bremse erachtete Herr
Schörling als die gleichen, ebenfalls liefs er bezüglich
der Unterhaltungskosten keine Unterschiede gelten.
An diese Referate schlofs sich eine lebhafte Dis-
kussion. Direktor Stahl-Düsseldorf trat den Ausfüh-
rungen des Herrn Schörling zum Teil entgegen. Ins-
besondere konnte er der Änsicht, dafs hauptsächlich
nur die elektrische Bremse versagen kann, nicht bei-
pflichten. Jede Luftbremse könne ebenfalls unvorher-
gesehen versagen, wie das schon vielhundertmal ein-
getreten sei. Bei einem Vergleich der Betriebskosten
beider Systeme miifste auch der Stromverbrauch der
Luftdruckbremse berücksichtigt werden, was nicht
geschehen wäre. Er ist beim Zahnradkompressor
am geringsten und beträgt nach den Angaben von
Ober-Ingenieur Schörling für das Wagenkilometer 31
Wattstunden. Das ergibt aber bei einem Strompreise
von nur 10 Pfg. pro Kilowattstd. für jede Million
Wagenkilometer 3100 Mark, eine Summe, die
nicht unbedeutend ist. Direktor Stahl äufserte zum
Schlufs, dafs eine einheitliche Lösung der Brems-
frage wohl wünschenswert, aber kaum durchführbar sei;
auch habe die Praxis längst entschieden, dafs unter
den verschiedenen Verhältnissen 6
volle Berechtigung nebeneinander haben. Regie-
rungsrat Köhler-Berlin schlofs sich dieser Meinung
an und beantragte eine Aenderung der Scholtes’schen
Schlufsfolgerungen, die auch angenommen wurde. Hier-
nach bleibt Absatz I bestehen, während Absatz 3 ganz
fortfállt. Der 2. Punkt erhält folgende Fassung: „2. Ist
durch zu grofses Wagengewicht, erhebliches Gefälle
usw. die Handbremse nicht mehr als ausreichend zu
erachten, so empfiehlt es sich, zur mechanischen und
zwar nach Lage der Umstände zur elektrischen oder
Luftdruckbremse überzugehen. Beide Systeme sind
als gleichwertig zu erachten.“
Zu dem 4. Punkt der Tagesordnung: „Vor- und
Nachteile der Lenkachswagen und derein- und
zweiachsigen Drehgestelle“, erstattete Direktor
Spängler-Wien Bericht. Die zweiachsigen Drehge-
stelle, also 4 achsige Wagen, will der Referent nur für
schwere Betriebe und dort angewendet wissen, wo der
Kraftbedarf ohnedies die Anwendung von 4 Motoren
notwendig oder wünschenswert erscheinen läfst. Die
Wagen mit freien Lenkachsen, wovon seither nahezu
1000 gebaut sind, haben sich im allgemeinen gut be-
währt. Einachsige Drehgestellwagen haben endlich
gegenüber den vorgenannten Lenkachswagen den Nach-
teil eines gröfseren Gewichts (etwa 10 pCt.), gröfsere
Anschaftungs-, Revisions- und Instandhaltungskosten;
dagegen ermöglichen sie eine gute, doppelte Abfederung
der Achsen gegenüber dem Wagenkasten. — Neuer-
dings ist man nun dazu übergegangen, bei den Lenk-
achswagen das freie Spiel der Lenkachse in der Wagen-
Längsrichtung ganz aufzuheben, nachdem sich heraus-
gestellt, dafs sich die vordere Achse in Krümmungen
nicht immer radial, sondern meistens sogar verkehrt
einstellt, Mithin müssen Lenkachswagen für die Fahrt
durch die Kurven eigentlich schlechter geeignet sein, als
Wagen mit festen Achsen bei gleichem Radstande.
Ein solcher Wagen mit einem festen Radstande von
[15. Dezember 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 756] 243
3,6 m ging in Wien anstandslos durch alle Kurven.
Auf Grund dieser Ergebnisse bezeichnete Direktor
Spängler die Verwendung von grofsen Radständen im
Ausmalse von 3/5 des kleinsten zu durchfahrenden
Bogenhalbmessers als zulässig, und zwar sowohl mit
festgelagerten Achsen, als auch bei Wagen mit
freien Lenkachsen, sowie bei einachsigen Drehgestellcn.
Schliefslich sprach Herr Spängler noch über „Vor-
und Nachteile der verschiedenen Arten von
Wagenkasten“ Die Wagen mit mittlerer Plattform,
d. h. mit dem Ein- und Ausstieg in der Wagenmitte,
haben sich nach den Wiener Erfahrungen als nicht ge-
eignet erwiesen, da das rasche Entlceren bezw. Füllen
hierdurch nicht gefördert wird. Dagegen sollen die
neuerdings in Amerika viel angewendeten: „Pay as you
enter car“, d. h. „Zahle beim Einstieg-Wagen“, mit ge-
trenntem Ein- und Ausstieg für die Plattform, sich gut
bewährt haben und auch in Wien als Anhängewagen
eingeführt werden. Jedoch wird man nur eine breite
Tür von der Plattform in das Wageninnere wählen,
während durch zwei Auftritte auf die Plattform den ein-
und aussteigenden Fahrgásten ein besonderer Weg
angewiesen wird.
Nunmehr berichtete Direktor Stahl-Düsseldorf
über „Abnutzung und Lebensdauer der wesent-
lichsten Teile des rollenden Materials bel
Stralsenbahnen“ Aus dem eingehenden Referat
ist als beachtenswert der — wohl zum ersten Male —
zitternmälsig nachgewiesene, nachteilige Einflufs
der Schmalspur auf die Unterhaltung der Fahr-
zeuge zu erwähnen. Die gröfsere Inanspruchnahme
dieser Betriebsmittel wird in dem Mangel an Platz
gefunden, da hierdurch eine hohe spezifische Be-
anspruchung der cinzelnen Teile eintritt. — Als Grund-
regel stellte Herr Stahl auf, dafs der Strafsenbahn- und
Kleinbahnwagen in seinen Konstruktionseinzelheiten
den lokalen Verhältnissen entsprechend ausgebildet sein
mufs, weil hiernach alle Teile beansprucht werden.
Die einachsigen Drehgestelle hielt Herr Stahl für zu
kompliziert, insbesondere erschien ihm das Mehrgewicht
dieser Wagen und die dadurch hervorgerufenen höheren
Stromausgaben recht bedenklich. Für normale Ver-
háltnisse wären die einachsigen Drehgestellwagen sicher
entbehrlich; bei Bahnen mit starken Steigungen und
als Ersatz für 4achsige Wagen würde diese Konstruktion
jedoch zweifellos gute Dienste tun. Auch die freien
Lenkachswagen haben sich, abgesehen von besonderen
Fällen, nicht so gut bewährt, weshalb man auch seiner
Ansicht nach mehr Wagen mit festen Radständen ver-
wenden solle. In Düsseldorf laufe seit geraumer Zeit
ein Wagen mit 30m festem Radstand durch alle
Betricbs-Kurven (bis zu 18 m). Im übrigen betonte
Redner, dafs, nachdem das gesamte Transportwesen
seit geraumer Zeit unter dem ungünstigen Einflufs einer
Teuerung stehe, die schon deshalb nicht zu ückfluten
werde, als die Hauptausgaben, wie Personal-Unkosten
usw. nicht reduziert werden könnten, man mehr als
bisher versuchen müsse, die Betriebskosten herab-
zudrücken. Als ein Mittel hierzu empfahl er zu ver-
suchen, die gleitende Reibung der Achslager in rollende
zu verwandeln, wodurch unzweifelhaft Zugkratfts-
ersparnisse eintreten ۰
Punkt 6. „Schmierung der Lager und Zahn-
räder elektrischer Motorwagen“ Hierzu stellte
Herr Direktor Julius-Haarlem fest, dafs von der
Verwendung des konsistenten Fettes als Schmiermatcrial
unbedingt abgegangen werden solle und, wie auch im
Maschinenbau, der Oelschmierung der Vorzug zu geben
sei. Mit der Zahnradschutzmasse „Ironsides“ angestellte
Versuche hätten befriedigt, sodafs eine Fortsetzung
derselben anzuraten sei.
Der nächste Vortrag betraf: „Typen der Dampf-
lokomotiven für Lokalbahnen, insbesondere mit
Schmalspur. Betriebsergebnisse der Verbund-
und lleifsdampflokomotiven usw.“ Der erste
Referent, Ober-Ingenieur Heimpel-München, forderte
für den zweckentsprechenden Ausbau der Lokomotiven:
1. Solidesten Aufbau des Rahmens als Stützpunkt
für Kessel und Triebwerk, sowie einfache und
übersichtliche Anordnung des letzteren.
2. Günstige Dimensionierung der Kessel, besonders
was das Verhältnis der Heiz- zur Rostflache,
unter Berücksichtigung des jeweiligen Heiz-
materials, anbetriftt.
3. Geeignete Anordnung der Trieb- und Laufachsen
zur Erzielung des geringsten Verschleifses an
Schienen und Radreifen.
4. Anwendung des Verbundsystemes und der Dampt-
überhitzung zur besten Dampfausnützung.
Bezüglich des Verbundsystemes ist zu erwähnen,
dafs dasselbe die Leistungsfähigkeit der Kessel um
10 pCt. erhöht, während hierbei die Zugkraft um 5 pCt.
abnimmt. Die Verbundanordnung wird stets zu
empfehlen sein, wenn hohe Brennmaterialpreise und
schwierige Wasserbeschaffungsverhältnisse vorliegen.
Die Ueberhitzung wird zweckmälsig nicht über 300° C
getrieben, sie bewirkt gegen Natsdampf- Einfach-
expansions-Maschinen eine Brennmaterialersparnis von
mindestens 20 pCt., gegen die Verbundanordnung eme
solche von 10 pCt. Die Einsparung an Speisewasser
ist eine noch gréfsere. Lokomotiven mit Ueberhitzer,
Verbundanordnung und automatischer Feuerung —
letztere, um die Aufmerksamkeit der Führer von der
Aufsicht über die Strecke möglichst wenig abzulenken —
dürften die zweckmälsigste Lösung der Frage der
Motorwagen auf Eisenbahnen scin.
Als Korreferent führte Herr Ingenieur von Littrow,
Vorstand der Zugförderungsabteilung der K.K. Staats-
bahn — Triest, aus, dals der Dampfmotorwagen dem
wachsenden Bedürfnis der kleinen Verkehrszentren
nach Lokalverkehr, sowie der Notwendigkeit nach
grölserer Geschwindigkeit, seine Wiedergeburt und
Verbreitung verdanke, Die Mängel der Motorwagen
bestehen hauptsächlich darin, dafs die Kessel oftmals
ebensoviel Bedienung gebrauchen wie diejenigen der
Vollbahnlokomotive, dafs, da der maschinelle Teil der
Motorwagen viel mehr Reparaturen erfordert als der
sonstige Wagenteil, letzterer unnútz dem Betriebe
entzogen wird, und endlich, dats der Motorwagen auf
Lokalbahnen infolge des Fehlens von Absperrschranken
nicht rückwärts fahren kann. Der grölste Lebelstand
ist aber der, dafs es ökonomisch unmöglich ist, für
aulscrordentliche Frequenzen schwere Züge zusammen-
zustellen. Für solche vorkommenden Fälle müssen
also Lokomotiven bereit gehalten werden, wodurch
nahezu das doppelte Kapital zu investieren ist. Um
die guten Eigenschaften der Motorwagen beizubehalten
und ihre schlechten zu eliminieren, hat man versucht,
die Maschine vom Wagen zu trennen, d.h. Motor-
bezw. Kleinlokomotiven zu schaften, die nur von einem
Mann bedient werden. Durch diese Konstruktion würden
die Ilauptmängel der Motorwagen beseitigt. Bei den
von den österreichischen und ungarischen Staatsbahnen
angestellten Vergleichsfahrten zwischen Motorwagen
und Motorlokomotiven ging der letztere Tvp als Sieger
hervor, jedoch können diese Resultate nicht als völlig
malsgebend für die zu erhoftende Betriebsökonomie aut
Lokalbahnen betrachtet werden, weil die Betriebs-
bedingungen für diese nicht vorhanden waren.
Der nächste Bericht wurde von Herrn C. de Burlet,
Generaldirektor der Societe nationale des Chemins de
fer vicinaux de Belgique — Brüssel erstattet, und betraf
den „Bau der Kleinbahngleise*. Herr Burlet
stellte als Grundsatz auf, dafs man Kleinbalinen mehr
wie bisher von der Strafse weg, auf besondere Bahn-
dämme legen solle.
Als Schwelle bevorzugt der Referent auf Grund
seiner Erfahrungen und der Mitteilungen der vielen
Betriebe die imprägnierte Holzquerschwelle. Wenn
man auch mit Eisenschwellen im allgemeinen recht
zufrieden ist, so scheinen sie doch teurer zu stehen zu
kommen als Holzschwellen. Versuche mit amnierten
Betonschwellen — deren Gewicht zwischen 105 bis
140 kg, und deren Preis zwischen 4 und 6 M schwankt
— haben bisher gut abgeschnitten. Durch das bedeutende
Gewicht dieser Schwellen, welche im allgemeinen auch
ohne besondere Unterbettung verwandt werden, ergibt
sich eine sehr gute Bettung. Da die Daucr der Versuche
aber noch zu kurz ist, kann eine endgiltige Schlufs-
folgerung allerdings noch nicht über die Betonschwelle
244 (No, 756]
gegeben werden. — Als Schienentypen sind nur Vignol-
und Phönixschienen in Gebrauch, wofür ein verhältnis-
mäfsig harter Stahl von 70 kg Zugfestigkeit pro qmm
bei 12 pCt. Dehnung Verwendung findet. Für Klein-
bahngleise hat die Anwendung von geschweifsten
Stöfsen keine fühlbare Ausdehnung genommen.
Punkt 9. Der Vortrag von Professor Reichel-
Berlin „Wirtschaftliche Ergebnisse des elek-
trischen Betriebes bei Klein- bezw. Lokal-
bahnen“ fiel aus, dafür sprach jedoch Herr Ingenieur
Eugen Eichel-Berlin über: „Das elektrische
Bahnwesen in den Vereinigten Staaten von
Nordamerika“. Indem Herr Eichel eine grofse Anzahl
interessanter Lichtbilder vorführte, schilderte er in
grofsen Zügen die bedeutende Entwicklung, welche
dort das Bahnwesen mit der Einführung der elektrischen
Zugkraft genommen hat. Insbesondere sind es in
Amerika die interurbanen Betriebe, die sich in bemerkens-
werter Weise den wirtschaftlichen Bedürfnissen der
einzelnen Gegenden angepaíst und in dieser Richtung
eine ganze Anzahl von praktischen Neuerungen zu
verzeichnen haben.
Der nächste Punkt behandelte das interessante
Thema der „Wirtschaftlichkeit und Betriebs-
kosten der Auto-Ömnibusse“ Herr Manclere,
Direktor der Compagnie general des Omnibus — Paris
sagte: Wenn auch die Auto-Omnibusse berufen sind,
im Stadt- und Vorortverkehr eine grofse Rolle zu
spielen, so werden sie immer nur dort Verwendung
finden, wo sie wirklichen Nutzen versprechen. Als
Ergänzung von Strafsenbahnlinien für kleinere Städte,
in denen Strafsenbahnen nicht existieren, und in
Gegenden, die nicht von Eisenbahnlinien berührt werden,
lassen sich Auto-Omnibusse mit Vorteil verwenden.
Natürlich mufs der Verkehr intensiv genug sein, um die
Selbstkosten des Betriebes zu decken. Es ist nun nicht
abzuleugnen, dafs der Automobil-Omnibus viele Vorzüge
gegenüber den anderen Verkehrsmitteln besitzt. Die
Leichtigkeit der Handhabung, die verhältnismälsig grofse
Reisegeschwindigkeit und die Freiheit ınbezug auf die
Wahl seiner Route machen aus ihm ın gewissen Fällen
selbst ein schätzenswertes Mittel für die Bahnbetriebe,
um ihr Bahnnetz zu ergänzen. Die Betriebsunkosten
pro Wagenkilometer der Autobusse stellen sich allerdings
nicht höher als diejenigen der Strafsenbahnen, da aber
die Transportfähigkeit der Autobusse bedeutend be-
schränkter als die der 'Trambahnen ist, müssen die
Fahrpreise für Omnibusstrecken allgemein
höher sein, als die Tarife für Strafsenbahnen.
Ober-Ingenieur Otto von der Grofsen Berliner
knüpfte an die im vorigen Jahr auf der Hauptver-
sammlung des Vereins Deutscher Strafsen- und Klein-
bahnen gehaltenen Referate von Generalsekretär
Vollguth-Berlin und Direktor Stahl- Düsseldorf an,
und brachte beachtenswerte Zahlen aus der Praxis,
die in Berlin und anderwärts mit den Autobussen
erzielt sind. Herrn Manclére widersprach er in der
Auffassung, dafs der Automobil-Omnibus das Verkehrs-
mittel der kleinen Städte werden könne. Der Ver-
kehr brauche dort billige Tarife und eine gewisse Zug-
folge, sonst würden die Wagen nicht benutzt. Bei
billigen Tarifen aber könnten die Betriebskosten nicht
gedeckt werden. Mithin werde sich die Verwendung
dieses Verkehrsmittels nur auf solche Fälle beschränken,
die besonders günstige Verhältnisse bieten. Von einem
Ersatz der Strafsenbahnen durch Auto-Omnibusse,
wovon man in der ersten Begeisterung gesprochen,
sei man noch sehr weit entfernt. Wie ja allgemein
bekannt, sind die finanziellen Ergebnisse recht betrübend,
denn selbst in der Grofsstadt Berlin würde nur eine
Linie betrieben, die rentabel wäre, und zwar sei das
die Friedrichstrafsen-Linie. Alle übrigen Strecken
gebrauchten sehr wahrscheinlich mehr oder weniger
grofse Zuschüsse. Ober-Ingenieur Otto berechnet
sodann die reinen Betriebskosten zu 51,0 Pfg.
für das Wagenkilometer, eine Summe, die sich
nennenswert wohl schwerlich vermindern lasse. Um
über den Finanzdienst cin klares Bild zu gewinnen,
führte Herr Otto sodann die Rechnung für eine Anlage
von 60 Wagen durch, wobei sich folgendes ergab:
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
د کے و ای دا ره ی ضضض ضضض ee یت و nn nn ت ت —
[15. Dezember 1908]
Die Bahnhofsanlagen erfordern für den Wagen
rund 6000 M, die Tankanlagen für Benzin etwa
1000 M pro Wagen. Letztere selbst kosten ungefähr
20000 M. Hiernach betragen die Gesamt-Anlagekosten
für einen Wagenpark von 60 Wagen = 1620000 M.
Nimmt man einen Altmaterialwert von 1000 Mk. für
jeden Wagen an, so erhält man bei der maximalen
Lebensdauer von 300000 Wagenkilometer für den
Finanzdienst:
Abschreibungen für Wagen
6,0 ۳۱۵۰۰ ۷۷ ۸
0,4
; » Tankanlagen= 04 „ ۹
۲ „ Gebäude e, 402: os S
Verzinsung des Kapitals er بو 9
zusammen also = 10,0 Pfg./Wagenkm
Die Ausgaben insgesamt ergeben sich somit zu 51,0 +
10,0 = 61,0 Pfg./Wagenkm.
enn demgegenüber die Strafsenbahnen inklusive
Finanzdienst nur zwischen 24,0 und 40,0 Pfg. pro
Wagenkilometer benötigen, so geht auch hieraus schon
die gröfsere Ueberlegenheit dieses Verkehrsmittels
hervor.
Interessant waren hierzu die Aeufserungen des
Rechtsrates Dr. Kühles-München, des Referenten des
Magistrats für das Strafsenbahn- und Automobilwesen.
Er machte auf die ungünstigen Ergebnisse aufmerksam,
die man in München mit dem Automobil-Omnibusbetricb
erfahren hat. Die Ausgaben hätten zwischen 70 und
15 Pig. pro Wagenkilometer betragen, sodaís keine
Rentabilität zu erzielen gewesen sei. Auch Herr
Dr. Kühles betonte, dafs ein Automobil-Omnibusverkehr
nur in Städten mit absolut dichtem Verkehr auf seine
Kosten kommen könne, oder aber bei Ueberlandstrecken
mit Ausflugsverkehr, wo mit hohen Tarifen gearbeitet
würde. Jedenfalls versicherte er, dafs die Stadt München
die Auto-Omnibusse gerne wieder los werden möchte.
Am letzten Sitzungstage wurde die wirtschaftlich
bedeutsame Frage der „Riffelbildung auf den
Schienenfahrflächen“ behandelt, wozu Ober-Ingenieur
Busse von der Grofsen Berliner, namens eines inter-
nationalen Ausschusses, Bericht erstattete. Redner
erging sich dahin, dafs die Riffelbildung kaum einer
einzigen Ursache zugeschrieben werden kann, nachdem
dieselbe nicht nur bei Strafsen- und Kleinbahnen, sondern
auch auf Hauptbahnen, Zahnrad- und Kabelbahnen aut-
tritt. Wenn aber bestimmte Faktoren durch die Be-
schaffenheit des Schienenmaterials, der Räder und der
Gleis-Fundierung gegeben sind, so können sie — so
folgerte der Ausschufs -— durch gewisse Bedingungen
in der Konstruktion der Betriebsmittel und der Art
ihrer Fortbewegung wellenförmige Abnutzungen der
Schienenfahrtflächen bewirken. Die Riffelbildung zeigt
sich nun in geraden Strecken, in Kurven, in der
Horizontalen und auf Steigungen, auf Gleisen mit
elastischem, wie mit starrem Unterbau, auf im Asphalt.,
Stein-, Holzpflaster und in chaussierten Strafsen ein-
gebetteten, wie auf freiliegenden Gleisen, auf Linien
mit schwachem, wie mit starkem Verkehr. Nach allem
kann die Riffelbildung auch nicht allein nur dem
elektrischen Betriebe zugeschrieben werden, denn sie
hat sich z. B. ebenfalls auf der mit Dampf betriebenen
Stadtbahn in Berlin in den letzten Jahren in ۸
Umfange gezeigt. Herr Busse fafste das Urteil des
internationalen Ausschusses dahin zusammen, dafs eine
Verbesserung der Stoffbeschaffenheit der Schienen an-
gestrebt werden müsse, dafs nicht zu harte Bandagen
in Gebrauch genommen, und dafs das scharfe Bremsen
sowie das schnelle Anfahren vermieden werden sollte.
Aber auch die absolut starre Unterbettung fördert die
wellenförmige Abnutzung, d.b. eine elastische Unter-
bettung sei in Erwägung zu ziehen. Um das rollende
Material sowie auch die Schienen und die angrenzenden
Pflasterarten vor der Zerstörung zu schützen, mufs zu
einer mechanischen Beseitigung der Riffeln geschritten
werden. Aufser der Hand-Schienenfeile existiert eine
Feilmaschine von Herrn Raschke-Dresden, und cine
Schleifmaschine von dem Strafsenbahn-Ingenieur Lahne-
Düsseldorf, sowie eine Fräsmaschine von Melaun.
In der Diskussion erklärte Herr Oberregterungsrat
Zeulmann vom bayerischen Verkehrsministerium, dals
— o
[15. Dezember 1908]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
INo. 756] 245
zweifellos die Frage der Riffel-Verhütung und Beseitigung
noch eingehend geprüft werden müsse. . Er machte
darauf aufmerksam, dafs in neuester Zeit auf elektrischem
Wege ein Stahl hergestellt werde, der ein aufser-
ordentlich gleichmäfsiges Material aufweise und deshalb
vielleicht geeignet sei, die Riffelbildung zu verhúten.
Auch die folgenden Redner, Direktor Petersen-
Dortmund, Oberst Gerding-Hannover und Direktor
Stahl-Düsseldorf, gaben alle der Anschauung Ausdruck,
dafs das Schienenmaterial als ausschliefsliche Ursache
der Riffelbildung anzusehen sei. Die wichtige Frage
soll nochmals auf die Tagesordnung der nächsten
Sitzung gesetzt werden.
Zum Schlufs gelangten sodann noch die eingehenden
Berichte der Herren Direktor Battes-Frankfurt und
Ober-Ingenieur Otto-Berlin über „Die praktischen
Ergebnisse aus der Verwendung von Wagen-
stromzählern“ zur Verhandlung.
Herr Otto bezeichnete die Kontrolle der Wagen-
führer durch automatisch arbeitende Apparate als
wichtig für die Wirtschaftlichkeit und Sicherheit der
Betriebe. Nicht nur die Fahrgeschicklichkeit würde
erhöht, sondern auch wesentliche Stromersparnisse
herbeigeführt. Um dies sicher zu erreichen, müssen
allerdings sämtliche Betriebsmittel mit Zählern aus-
gerüstet und eine gut organisierte, nie nachlassende
Auswertung der auf jeden Fahrer entfallenden Kontroll-
zahlen geübt werden. Als zuverlässigsten und billigsten
Apparat bezeichnete er den Zeitzähler, welcher be-
züglich seiner Anwendbarkeit für die Kontrolle den
Angaben des Stromzählers gleichkommt.
Was die Prämienverteilung anbeträfe, so habe er
festgestellt, dafs die weitaus gröfsere Anzahl der Ver-
waltungen sich gegen eine solche aussprechen, indem
sie betonen, dafs man mit der Belehrung, bezw.
Bestrafung und schliefslichen Entlassung untüchtiger
Fahrer auskomme.
Direktor Battes pflichtete als Korreferent diesen
Ausführungen vollkommen bei, ındem auch er für
mittlere und grofse Betriebe unbedingt die Kontrolle
des Stromverbrauches durch Zeitzähler empfahl. Der
spezielle Hinweis, dafs nach seinen Ermittlungen eine
Verminderung der Unfallziffern nach der Einführung
jeder zweckmälsigen Stromkontrolle zu konstatieren sei,
wurde mit grolsem Interesse entgegengenommen.
Direktor Battes bezeichnete die Stromkontrolle umso
notwendiger, je schwieriger die Verkehrsverhältnisse
wären. Da für den Kontrollzweck die Ermittlung des
absoluten Energieverbrauches nicht erforderlich, genügen
Zeitzähler, die zuverlässig, einfach und billig sind.
Nach einer kleinen Debatte, die diesen Ausführungen
folgte, und an welcher sich die Herren Direktor
Hahner-Strafsburg und Ober-Ingenieur Schörling-
Hannover beteiligten, schlofs Präsident Janssen so-
dann den 15. internationalen Kongrefs.
Die nächste Versammlung findet 1910, anläfslich
der Brüsseler Weltausstellung, dortselbst statt.
Die Entstäubungspumpen der Siemens-Schuckert Werke
(Mit 7 Abbildungen)
Apparate für Saugluftentstäubung haben in den
letzten Jahren grofse Verbreitung gefunden. Ihr Ver-
wendungszweck ist fast unbegrenzt, denn einmal setzen
Abb.
sie uns in den Stand, den Staub, von wo es auch immer
sei, mit überraschender Schnelligkeit aufs gründlichste
zu beseitigen, auf der andern Seite ist ihre Handhabung
Luftpumpe.
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246 [No. 756] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [15. Dezember 1908]
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Feststehende Entstäubungspumpe, aufgestellt im Kellergeschofs
des Schiller-Theaters, Charlottenburg.
Abb. 3.
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SCTE.
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Fahrbare Entstaubungspumpe auf dem Hofe mit Schlauchanschlufs
an das Steigrohr eines Wohnhauses.
Abb. 4.
Reinigen eines Eisenbahnwagens durch fahrbare
Entstäubungspumpe.
so einfach, dafs weder besondere Geschicklich-
keit noch körperliche Anstrengung erforderlich
ist, um sie zu betätigen. Die Bedeutung der
Staubbeseitigung durch Saugluft liegt demnach
einmal auf hygienischem Gebiet, da sie ein ver-
läfsliches Mittel bietet, alle schädlichen Keime,
deren Träger bekanntlich der Staub ist, zu be-
seitigen, zum anderen aber auf wirtschaftlichem
Gebiet, da sie menschliche Arbeitskräfte erspart.
Bei der grofsen Bedeutung, die die neue
Methode der Staubbekänpfung gewonnen hat,
liegt es auf der Hand, dafs die Industrie nicht
bei der ursprünglichen Ausführungsform der
Apparate stehen blieb, sondern bestrebt war,
das System weiter auszubauen und möglichster
Vollkommenheit nahe zu bringen. Es entstanden
so eine Reihe von Systemen, die, wenn auch
auf dem gleichen Prinzip beruhend, doch im
Aufbau der Apparate und in ihrer Wirkungsweise
sich wesentlich von einander unterscheiden.
Ein Staubsaugeapparat, der wegen verschie-
dener bemerkenswerter Neuerungen Beachtung
verdient, ist der unter dem Namen „Entstäubungs-
pumpe“ von den Siemens - Schuckert Werken
gebaute Saugluftentstäuber. Ein besonderer Vor-
zug des Apparates besteht darin, dafs die Pumpe
der beı den sonst gebräuchlichen Systemen un-
erläfslichen Filtervorrichtung, durch die der
Abb. 9.
Kleine fahrbare Entstaubungspumpe.
abgesaugte Staub am Eintritt in die Pumpe ver-
hindert wird, nicht bedarf. Der Staub kommt
vielmehr mit der abgesaugten Luft in die Pumpe
selbst, wird von dem darin zirkulierenden
Wasser aufgenommen und mit diesem in einen
Wasserkasten oder unmittelbar in die Kanali-
sation abgeführt (Abb. I). Sobald also der Staub
vom Saugmundstück aufgenommen ist, tritt er
an keiner Stelle mehr an die freie Luft. Von
besonderem hygienischen Vorteil ist dabei, dafs
das bei anderen Systemen so lästige und gesund-
heitsschädliche Reinigen der Filter und Gefäfse,
in denen der trockene Staub gesammelt wird,
wegfällt. In ökonomischer Beziehung aber bietet
die Einrichtung einen wesentlichen Vorzug inso-
fern, als mit geringerem Vakuum gearbeitet
werden kann, da der Widerstand, den sonst
die Filter der hindurchgehenden Luft entgegen-
setzen, fortfällt. Die Stoffe werden, unbeschadet
einer gründlichen Reinigung, bei der Entstäubung
durchaus geschont, sie behalten ihr frisches
Aussehen, und ihre Haltbarkeit wird weder durch
die Saugwirkung des Luftstromes noch durch
das Bestreichen mit dem Saugrohr beeinträchtigt.
Ein Vorteil endlich, den die Pumpe allen
anderen Systemen mit Filter gegenüber besitzt,
ist der, dafs mit ihr auch kleine Mengen von
Flüssigkeiten, insbesondere reines oder auch
[15. Dezember 1908) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 756] 247
unsauberes Wasser, abgesaugt werden können, so z.B.
kleine Mengen überkommenden Seewassers in den
Kabinen an Bord von Schiffen. In gleicher Weise
kann das Auftrocknen von Fufsböden nach erfolgter
nasser Reinigung bewirkt werden.
Die „Entstäubungspumpen“ werden in verschiedenen
Gröfsen, sowohl für stationäre Entstäubungsanlagen, wie
auch als fahrbare Apparate gebaut. Bei stationären
Anlagen wird eine Entstäubungspumpe gröfseren
Modells im Keller, wie in Abb. 2, oder an einer anderen
geeigneten Stelle aufgestellt. Steigrohre mit Abzwei-
gungen und Schlauchansätzen werden dann durch
Abb. 6.
Anwendung der kleinen fahrbaren Entstäubungspumpe.
die verschiedenen Stockwerke geführt. Die Reinigung
geschieht in bekannter Weise nach Anschlufs einer
Schlauchleitung an die Hauptleitung.
Eine fahrbare Entstäubungspumpe gréfseren Modells
zeigt Abb. 3. Sie findet in vielen Fällen an Stelle einer
fest aufzustellenden Pumpe vorteilhafte Verwendung. Bei
vorhandenen Bauwerken kann es z. B. Schwierigkeiten
machen, die Rohre nachträglich im Innern hochzuführen,
man kann dann die Steigrohre aufsen am Gebäude
anlegen und die Abzweigungsstutzen so anbringen, dals
man mit dem Reinigungsschlauch durch die Fenster
ins Innere hineingelangen kann. Andererseits láfst sich
der Apparat sehr bequem zur Reinigung von Fahrzeugen
(Droschken, Automobilen usw.) oder im Bahnbetriebe
zur Entstäubung der Eisenbahnwagen (Abb. 4) benützen.
Ein kleines Modell einer fahrbaren Entstäubungs-
pumpe ist in Abb. 5 dargestellt. Sie ist zur Benutzung
in einzelnen Wohnungen bestimmt, da wo im Gebäude
eine Entstäubungsanlage nicht vorhanden ist. Die ganze
Vorrichtung ruht auf einem kleinen Wagen, dessen
Räder mit Gummi überzogen sind, sodafs der Apparat,
ohne dafs eine Beschädigung des Fufsbodens oder der
Teppiche zu befürchten wäre, von einem Raum in den
andern gefahren werden kann (Abb. 6). Handhabung
und Bedienung sind einfach. Voraussetzung für ihre
Verwendung ist, dafs eine elektrische Leitung in der
Wohnung vorhanden ist oder leicht hergestellt werden
kann.
Dasselbe Modell einer kleinen Entstäubungspumpe
wird, den zu lage getretenen Bedürfnissen entsprechend,
auch für feste Aufstellung hergestellt (Abb. 7). In
Abb: 7.
Im Kellergeschofs aufgestellte kleine feststehende
Entstäubungspumpe. ۱
kleineren Gebäuden, Villen und dgl., wo eine Saugleitung
von nicht mehr als 20 m Länge hinreicht, findet sie
mit Vorteil Verwendung. In diesem Falle wird. eine
feste Steigrohrleitung von 5 bis 10 m in die einzelnen
Stockwerke geführt und man kann mit einem daran
anzuschliefsenden Schlauch von höchstens 10 bis 15 m
Länge zu allen Stellen gelangen, von denen der Staub
abgesaugt werden soll. Die Aufstellung der Pumpe
geschieht dann wie in Abb. 7 dargestellt.
Aber auch in grófseren Gebäuden mit geeignet
gelegenen Wohnungen kann es gegebenenfalls zweck-
mälsig sein, statt einer feststehenden Anlage mit gröfserer
Entstäubungspumpe für das ganze Haus, für jede
einzelne Wohnung die kleine feststehende Pumpe
vorzusehen. Dies hat den Vorteil, dafs die Bewohner
eines gröfseren Hauses hinsichtlich der Zeit, in der sie
die Reinigung ihrer Wohnung vornehmen wollen, von
einander unabhängig sind.
Verschiedenes
Deutscher Staatsbahnwagenverband. Nachdem die von
Württemberg’ angeregte Betriebsmittelgemeinschaft seinerzeit
sich nach längeren Verhandlungen wegen der aufserordent-
lichen Schwierigkeit der Lösung einer ganzen Reihe von
Einzelfragen als zur Zeit undurchführbar erwiesen hatte,
wurde von Bayern eine Güterwagengemeinschaft angeregt,
da gerade die getrennte Benutzung der Güterwagen der ein-
zelnen Bahnverwaltung erhebliche Mängel herbeiführt. Auch
der Güterwagengemeinschaft stellten sich grofse Schwierig-
keiten entgegen, sodafs die Verhandlungen zum Zusammen-
schlufs der deutschen Bahnen auf diesem Gebiete sich
längere Zeit hinzogen. Nunmehr ist es gelungen, ein Ueber-
einkommen über die Bildung eines deutschen Statsbahn-
wagenverbandes zwischen Preufsen, Bayern, Sachsen,
Württemberg, Baden, Mecklenburg, Oldenburg und den
Reichseisenbahnen in Anlehnung an den bisher bestehenden
preufsischen Staatsbahnwagenverband, an dem Preufsen,
Oldenburg, die Reichseisenbahnen und seit 1907 Mecklenburg
beteiligt waren, zu entwerfen, das am 1. April 1909 in Kraft
treten wird, sofern, was kaum zu bezweifeln ist, die Re-
gierungen den von ihren Vertretern vereinbarten Mafs-
nahmen zustimmen. Das Wesen des deutschen Staatsbahn-
wagenverbandes liegt in der Freizügigkeit der Güter-
wagen. Jede Verwaltung benutzt und behandelt in Zu-
kunft die Güterwagen wie ihre eigenen und repariert
sie auch. Hierdurch werden die langen Leerläufe der
Wagen vermieden. Bisher mufsten nämlich fremde Güter-
wagen nach Entladung leer an die Heimatsbahn zurück-
gesandt werden, sofern sich nicht in bestimmter Frist
Gelegenheit zu einer Beladung nach der Heimatbahn bot.
Für die Benutzung fremder Wagen mufste Lauf- und Zeit-
miete gezahlt werden. Hieraus entsprangen umständliche
und kostspielige Aufschreibungen und Abrechnungen der
Bahnen untereinander. Notgedrungen mufste auch eine
248 [No. 756)
Untersuchung der Wagen beim Ucbergang an den Grenzen
stattfinden, um eine Vergütung der auf fremden Bahnen
entstandenen Wagenbeschädigungen herbeizuführen. Jetzt
fallen diese Aufschreibungen und Untersuchungen fort und
der Verband erhält die Gesamteinnahmen und trägt die
Ausgaben. Naturgemals machte die Auffindung eines
Modus für die Verteilung der Einnahmen und Ausgaben
im Verbande nicht geringe Schwierigkeiten. Im Hinblick
auf den hohen nationalen Wert des Verbandes und die aus
dem Fortfall der Leerláufe zu erwartenden Vorteile wurde
von allen Verwaltungen in jeder Hinsicht opferwilliges
Entgegenkommen gezeigt und Einigung erzielt. Die Ab-
rechnung wird nach Pauschsätzen unter Annahme gleicher
mittlerer Leistungen aller Güterwagen erfolgen, wodurch
eine aufserordentliche Vereinfachung und Beschleunigung
erzielt wird. Weitere Opfer werden auch in Zukunft noch
gcbracht werden müssen, da jede Verwaltung soviel Güter-
wagen vorhalten mufs, als dem Verkehr in ihrem Gebiet
entspricht, und eine gleichartige Bauart der Wagen herbei-
geführt werden mufs, um die Wagen in ihrer Leistung und
Bauart wirklich gleichwertig zu machen. So wird Bavern
seinen Wagenpark um 19,9 pCt, Baden um 20,7 pCt.,
Württemberg um 17,7 pCt., Preufsen um 7,37 pCt. und
Sachsen um 2,78 pCt. des derzcitigen Bestandes vermehren
und jederzeit in Zukunft unter Berücksichtigung der aus-
zumusternden Wagen auf dem Verkehr entsprechender
Ilöhe halten müssen.
Den Vorteil von der Freizügigkeit der Wagen hat in
erster Linic der Verkehr. Die Wagengestellung wird er-
leichtert und beschleunigt. Je gröfser das unter einheitlicher
Behandlung stehende Gesamtgebict ist, desto vorteilhafter
kann den Schwankungen des Verkehrs an einzelnen Stellen
entsprochen werden. Der Ausgleich wird in der Weise
erfolgen, dafs jede Verwaltung die Wagen in ihrem Bezirk
wie bisher täglich verteilt, also für ihre örtlichen Bedürfnisse
sorgt. Etwaiger Mehrbedarf oder Wageniibertlufs wird
dann weiter durch cine mehrere Bezirke umfassende
Gruppenausgleichstelle in wirtschaftlicher Weise gedeckt
oder abgeführt. Den Ausgleich zwischen den Gruppen be-
sorgt schliefslich das Wagenamt in Berlin, wo die Geschäfts-
leitung des ganzen Verbandes in den Händen des preufsischen
l.isenbahn-Zentralamts liegt. Hier nchmen an der Erledi-
gung der Verbandsgeschäfte Beamte der einzelnen Verbands-
verwaltungen teil, womit auch gewährleistet ist, dafs jede
Verwaltung über die Verbandsangelegenheiten jederzeit
unterrichtet ist. — Den Vorteil in zweiter Linie haben die
Verbandsverwaltungen, da nach vorsichtiger Schätzung mit
einer Ersparnis von 200 Millionen Achskilometern jährlich
gerechnet werden kann. Bewertet man ein Achskilometer
mit 1 Pfennig, so bedeutet Ersparnis von
2 Millionen Mark im Jahre. Voraussichtlich werden die
Ersparnisse jedoch erheblich gröfser sein, zumal auch der
Rangierbetrieb vereinfacht und verbilligt wird, da das
lästige Aussondern der bisher als fremde geltenden Wagen
forttallt. Auf den Vorteil des Fortfalls der Aufschreibungen
und Untersuchungen an den innerdeutschen Grenzen ist
bereits oben hingewiesen.
dies eine
Nach den guten Erfahrungen, die der bei der im Jahre
1850 begonnenen Verstaatlichung der unter preufsischer Ver-
waltung stehenden Eisenbahnen mit den oldenburgischen
und den Reichsbahnen geschlossene preufsische Staatsbahn-
wagenverband erzielt hat, darf ein Gleiches auch für den
neuen Verband erwartet werden, der auf der gleichen Grund-
lage, nämlich der des gegenseitigen kündbaren Vertrages
zwischen den einzelnen Eisenbahnverwaltungen beruht.
Schliefslich darf noch darauf hingewiesen werden, dafs die
durch den Verband bedingte engere Fühlungnahme der
deutschen Eisenbahnverwaltungen von hohem Werte ist und
die freundschaftlichen Beziehungen unter den Bundesstaaten
weiter zu fördern und die erforderlichen Ab-
machungen zu erleichtern geeignet ist.
weiteren
Me.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
|
|
[15. Dezember 1908]
Ernennung zum Doktor-Ingenieur. Rektor und Senat
der Technischen Hochschule zu Berlin haben auf einstimmigen
Antrag der Abteilung für Maschinen-Ingenieurwesen durch
Beschlufs vom 13.November 1908 dem Geheimen Kommerzien-
rat J. Loewe in Berlin in Anerkennung seiner hervorragenden
Verdienste um die Einführung und Vervollkommnung des
Präzisions-Maschinenbaues in Deutschland, um die Hebung
der deutschen Waftenindustrie und um die Gründung einer
Zentralstelle für wissenschaftlich-technische Untersuchungen
in Neubabelsberg die Würde eines Doktor-Ingenieurs ehren-
halber verlichen.
Der Ingenieur als Schiedsrichter. Zwei technische
Firmen waren in Streitigkeiten mit einander geraten und
einigten sich schliefslich dahin, einen angesehenen, auf seinem
Gebiete als Autorität geltenden Ingenieur als Schieds-
richter anzurufen, der von der unterliegenden Partei
honoriert werden sollte. Der Ingenieur gab sein Gutachten
ab, war indefs mit dem ihm gewährten Honorar nicht ein-
verstanden und klagte gegen den Verpflichteten auf Zahlung
einer Summe, die er nach dem Satze der Gerichts-
kosten bemafs. Das Landgericht erachtete diesen Betrag
als zu hoch, befragte einen Sachverständigen, welches
Ilonorar für den Schiedsspruch wohl angemessen sei und
billigste dem Kläger gemäfs dem Gutachten dieses Sachver-
ständigen cine Summe von 500 M zu. Damit war der In-
genieur nicht einverstanden, vielmehr legte er Berufung cin,
in der er darauf hinwies, es liege doch kein Grund vor,
ihm weniger Gebühren zuzusprechen, als die Gerichte für
Entscheidung von Streitigkeiten erhalten. Indessen hat das
Oberlandesgericht Posen die Berufung verworfen. Unhalt-
bar ist die Meinung des Ingenieurs, so heifst es in den
Gründen, die Bestimmungen des deutschen Gerichtskosten-
gesetzes auf andere Angelegenheiten entsprechend anwenden
zu können. Zudem flicfsen die Gerichtsgebühren nicht dem
einzelnen Richter, sondern der Staatskasse zu. Diese
Gebühren bilden auch keine Gegenleistung für die Tätigkeit
des Richters; ihre Höhe richtet sich nicht nach dem Um-
fange der Mühewaltung, sondern nach dem Wert
des Streitgegenstandes. Anders liegt der Fall bei dem
Schiedsrichter. Wenn er für scine Tätigkeit eine Vergütung
beansprucht, so will er in ihr eine Entschädigung für seine
Múhewaltung erhalten; für diese stellt also das Honorar die
Gegenleistung dar. Müssen sonach die Bestimmungen des
Gerichtskostengesetzes aufser Betracht bleiben, so können
nur die Grundsätze des Bürgerlichen Gesetzbuches in Frage
kommen. Danach ist — gemäfs §§ 612, 632 — mangels
einer ausdrücklichen Vereinbarung dem Schiedsrichter das
„angemessene“ Honorar zu bewilligen. Als solches ist un-
bedenklich der von dem Sachverständigen angenommene
Betrag von 500 M anzusehen, denn der Gutachter hat bel
Festsetzung dieser Summe die aufgewendete geistige Arbeit
sowie die Autorität und die Stellung des Klägers gebührend
berücksichtigt. (Gerichts- u. Verwaltungs-Korrespondenz.)
Zentralisation der Rechtsprechung auf dem Gebiete des
gewerblichen Rechtsschutzes. Die Aeltesten der Kaufmann-
schaft von Berlin sind wiederholt für eine Zentralisation
der Streitigkeiten auf dem Gebiete des gewerblichen Rechts-
schutzes bei bestimmten Gerichten eingetreten. Sie befanden
sich mit ihrem Vorgehen in Uebereinstimmung mit der
preufsischen Justizverwaltung, die vor einiger Zeit die Recht-
sprechung avf diesem Gebiete in der Weise zentralisiert
hat, dafs sämtliche bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten dieser
Art im Wege der Geschäftsverteilung bei den Oberlandes-
gerichten je einem Zivilsenat und bei solchen Landgerichten,
bei denen derartige Rechtsstreitigkeiten in gröfserer Menge
anhängig gemacht werden, je einer Zivilkammer überwiesen
werden. Diese Mafsnahmen der Justizverwaltung werden
aber nur dann den gewünschten Erfolg haben können, wenn
die neue Einrichtung den Interessenten bekannt und von
ihnen benutzt wird. Die Aeltesten der Kaufmannschaft
haben deshalb den Justizminister um Mitteilung der Gerichts-
höfe mit Zivilkammern für Streitigkeiten auf dem Gebiete
[15. Dezember 19C8]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 756] 249
des gewerblichen Rechtsschutzes gebeten, um ihrerseits die
Interessenten auf diese Neueinrichtung aufmerksam zu machen
und ihnen die Benutzung besonders zu empfehlen. Wie die
Aeltesten bekannt geben, sind nach Angabe des Justiz-
ministers in Preufsen die Sachen des gewerblichen Rechts-
schutzes bestimmten Kammern überwiesen bei sämtlichen
Landgcrichten in den Bezirken des Kammergerichts, der
Oberlandesgerichte in Kassel, Kiel und Stettin, sowie der
Oberlandesgerichte in Breslau (hier mit Ausnahme der Land-
gerichte in Oels und Hirschberg) und in Hamm (hier mit
Ausnahme der Landgerichte in Paderborn und Bielefeld),
weiterhin bei den Landgerichten in Hannover, Köln, Aachen,
Saarbrücken, Düsseldorf, Elberfeld, Duisburg, Frankfurt a. M.,
Wiesbaden, Erfurt, Halle, Magdeburg, Naumburg, Nord-
hausen, Torgau, Königsberg, Danzig, Bromberg und Posen.
Die Aeltesten empfehlen allen Beteiligten, im Wege der
Vereinbarung als Gerichtsstand nur die genannten Gerichte
zu wählen, da an ihnen die Streitigkeiten aus dem gewerb-
lichen Rechtsschutze besonders sachkundigen Kammern über-
wiesen werden. (Berliner Aktionär.)
Die Westinghouse-Grofsgasmascbine, die von dem Pitts-
burger Werk seit 10 Jahren gebaut wird, ist in dieser Zeit
in 1054 Einheiten ausgeführt worden. Die Maschine wird
heute als Vier-Taktmaschine fast durchweg in Tandem-
zylinderanordnung durchgeführt. Der Hauptrahmen ist in
schwerer Kastenform mit innerer Rippenversteifung aus-
geführt, die leichteren Wellen sind massiv, die stärkeren
Wellen hohl ausgebildet. Bei Maschinen unter 1000 PS ist
eine dreiteilige Lagerung angewendet, bei gröfseren Maschinen
eine vierlagerige. Die Zylinder der kleinen Maschinen sind
symmetrisch und die Gehäuse aus einem Stück bestehend
angeordnet; zwischen Zylinder und Gehäuse bezw. Mantel
sind elastische Packungen eingeschaltet, um dem Zylinder
zu gestatten, sich frei und unabhängig auszudehnen. Die
Ventilräume sind leicht zugänglich und gestatten damit eine
bequeme Reinigung. Die Zylinder der grofsen Maschinen
sind in Hälften gegossen und nur an den Enden unterstützt.
Das Gewicht der Kolben und Kolbenstangen wird von einem
vorderen, mittleren und hinteren Kreuzkopt aufgenommen.
Die Kolben sind aus einem Stück gegossen, symmetrisch
gebaut und nicht mit inneren Rippen ausgerüstet. Die Kolben-
stangen sind in zwei Stücken hergestellt, sodafs sie sowohl
nach vorn wie nach hinten demontiert werden können; sie
sind zum Zwecke der Aufnahme von Kühlwasser hohl aus-
gebohrt. Die Dichthaltung der Kolben mit den Zylinder-
wänden erfolgt in der üblichen Weise durch Anordnung
von Ringen, die der Kolbenstangen mit den Zylinderdeckeln
durch Metallpackung. An Stelle des Regulierventils tritt
das zweckmäfsig umgebaute Einlafsventil, das die Mischung `
und Regulierung des Gases vornimmt. Die Betätigung der
Einlafs- und Auslafsventile erfolgt mittels Exzenters. Bei
allen Maschinengröfsen sind hohle, wassergekühlte Auslafs-
ventile von Eisen oder Stahl, oder aber Kombinationsventile
mit gegossenem Eisenkopf und Stahlstengel angewendet.
Falls der Regulator versagen sollte, tritt eine Sicherheits-
vorrichtung in Tätigkeit, die die Maschine dadurch abstellt,
dafs die Zündung abgeschnitten wird. Bisweilen ist noch
eine weitere Sicherheitsvorrichtung vorgeschen, die in Kraft
tritt, wenn die Wasserzufuhr zu dem Kühlmantel versagen
sollte. Jede Verbrennungskammer enthält zwei oder mehrere
Zünder, die in Dreieckstorm gleich weit voneinander an-
geordnet sind, sodafs eine schnelle und vollkommene Ver-
brennung erzielt wird. Die Zündung selbst ist entweder
als elektromagnetische Zündung oder als Abreifszündung
ausgebildet. Die Schmierung der Zylinder erfolgt durch
Kraftöler und zwar derart, dafs das Oel den Kolben genau
am Ende des Krafthubes erreicht. Dieselben Oeler bedienen
die Zylinder, die Packungen und die Auspuffventilspindeln.
Die Kühlung ıst nach dem Seriensystem durchgeführt und
zwar sind Zylinder, Kolben und Auslafsventile separat ge-
kühlt. Die Inbetriebsetzung der Maschine erfolgt durch
komprimicrte Luft. Da jeder Zylinder seine Zündung nach
ein oder zwei Umdrehungen aufnimmt, wird die Zuströmung
von komprimierter Luft automatisch durch ein Rückfall-
ventil abgeschnitten, das von der Verbrennungsspannung
auf seinen Sitz geprefst wird. In der Gaszuleitungsröhre
ist ein automatischer Regulator vorgesehen, der die Aufgabe
hat, die geeignete Mischung im Einlafsventil zu unterstützen;
er besteht aus einem Schmetterlingsscheibenventil, dessen
Stellung von einem Gasometer beeinflufst wird. Dr. L.
„Ihe Institution of Mechanical Engineers‘ in London.
Vor uns liegt der vierte Band des Jahrganges 1907 der
„Proceedings“ der „Institution of Mechanical Engineers“ in
London. Derselbe enthält die Vorträge, die in der Zeit
Oktober— Dezember 1907 in der Vereinigung gehalten worden
sind. Von dem Inhalt seien hervorgehoben der Vortrag
des Professors Bertram Hobkinson von der Universität
Cambridge über „Indizierte Leistung und mechanischer
Wirkungsgrad an Gasmaschinen“ Dieser Vortrag enthält
aufserordentlich wichtige Untersuchungen über den Einflufs
desMischungsverhältnisses und der Kompression bei modernen
Gasmaschinen und bildet eine wertvolle Ergänzung zu den
Untersuchungen des Londoner Ingenicurs Dougald Clerk,
die derselbe jüngst in der „Institution of Civil Engineers“
vorgetragen hat und auf Grund deren er zum Mitglied der
Roval Society (Akademie der Wissenschaften) ernannt worden
ist. Die Diskussion zu dem Hobkinsonschen Vortrag ist
ebenfalls abgedruckt und bietet, da sich die hervorragendsten
Spezialisten des englischen Gasmaschinenbaues, wie Professor
Burstall, Dougald Clerk, Dr. Hele-Shaw daran beteiligten,
zahlreiche interessante Einzelheiten. Bemerkenswert ist der
Hinweis Burstalls auf die ähnlichen Untersuchungen von
Slaby, Eugen Meyer, Diesel und Güldner in Deutsch-
land. Von den weiteren Arbeiten der Session sind zu
nennen: der Vortrag von Edward J. Way über „Sicherheits-
einrichtungen in den Bergwerken der ‚New Klcinfontein Co.‘
in Transvaal“, der Vortrag von Dr. H. T. Ashton über
„Die Herstellung von Schneidwerkzeugen“, ferner die Unter-
suchungen von H. Il. Jeffeott vom „National Physical
Laboratory“ in Teddington über „Schraubengewinde“.
Den Schlufs des Bandes bildet die übliche Totenschau;
dieselbe enthält u. a. eine Biographie mit Bildnis von Alfred
Bache, dem langjährigen und hochverdienten Sekretär der
Vereinigung. Dr.L.
Der englische Handelskammer-Kongrefs (Associated
Chambers of Commerce) hielt seine diesjährige Versammlung
Mitte September in Cardiff unter dem Vorsitz von Lord
Brassey ab. Von den Resolutionen, die auf dieser Tagung
gefafst worden, dürften folgende von Interesse für weitere
Kreise sein: die Telegraphengebühren für Frankreich, Belgien,
Holland und Deutschland sollen auf einen Penny pro Wort
reduziert werden, die Regierung wird ersucht, Schritte zu
tun, zwecks Erniedrigung bezw. Beseitigung der Einfuhrzölle
in den mit England in llandelsbeziehungen stehenden Ländern;
darnach stellt sich der llandelskammertag auf die Seite
der Tarifreformer. Schliefslich wurde eine Resolution an-
genommen, wonach die industriellen und Handelsinteressen
jedes Landes durch einen zu schaffenden, internationalen
Kongrefs wahrzunehmen seien, der periodisch zusammen-
treten solle und zu dem die Regierungen der verschiedenen
Länder ihre Vertreter zu senden hätten. Dr: By
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Militarbauverwaltung Preufsen.
Ernannt: zum Intendantur- und Baurat der Militär-
bauinspektor Baurat Pfaff von der Intendantur des XVI.
Armeckorps.
Militarbauverwaltung Sachsen.
Versetzt: in die Vorstandsstelle des Militárbauamts
Bautzen der Militärbauinspektor Bach, techn. Hilfsarbeiter
bei der Intendantur des All. (1. K. S} Armeekorps.
250 (No, 756]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Dezember 1908]
Preufsen.
Ernannt: zu Regierungs- und Bauräten die Eisenbahn-
bauinspektoren Bluhm in Düsseldorf, Lenz in Dortmund,
Hermann Oppermann in Salbke, Franz Schramke in Stralsund
sowie die Eisenbahn-Bau- und Betricbsinspektoren Staudt in
Frankfurt a. M., Stahl in Mainz, Henkes in Hannover, Greve
in Halle a. d. رک John in Essen a. d. R., Guericke in
Hannover, Bund in Magdeburg, Schwemann und Prange in
Elberfeld, Karl Heinemann in Uelzen, Hoppe in Osterode
und Pröbsting in Tilsit;
zum Eisenbahndirektor mit dem Range der Räte
4. Klasse der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Karl
Metzger in Trier;
zu Reg.-Baumeistern die Regierungsbauführer Ernst
Reichenheim aus Berlin (Maschinenbaufach), Walter Mang
aus Beitsch, Kreis Freistadt, Heinrich Kaurisch aus Trier,
Franz Johann aus Ponten - Besseringen, Kreis Merzig,
Johannes Dust aus Strafsburg 1. E., Kurt Günther aus Posen,
Felix Potyka aus Beuthen 0O.-Schl., Erwin Neumann aus
Berlin (Wasser- und Strafsenbaufach), Hermann Kaiser aus
Hannover, Lebrecht Naumann aus Köthen, Otto Knaus aus
Heringsdorf und Heinrich Osterwold aus Mölln (Hochbaufach).
Zur Beschäftigung überwiesen: die Reg.-Bau-
meister Ortmann der Wasserbauabt. des Minist. der öffentl.
‚Arbeiten (Wasser- und Strafsenbaufach) und Rechholtz der
Ministerial-, Militár- und Baukommission in Berlin (Hoch-
baufach).
Einberufen: zur Beschäftigung bei der Eisenbahn-
direktion in Frankfurt a.M. der Reg.-Baumeister des Eisen-
bahnbaufaches Parow.
Zugeteilt: der Kgl. Generalkommission in ۲
zur dienstlichen Verwendung der Reg.-Baumeister des
Wasser- und Strafsenbaufaches Schreck.
Versetzt: der Eisenbahnbauinspektor Proske, bisher
in Kattowitz, zur Werkstátteninspektion b nach Brombcrg,
die Eisenbalm-Bau- und Betriebsinspektoren Woltmann,
bisher in Kasscl, zur Eisenbahndirektion nach Elberfeld,
Pleger, bisher in Essen a.d.R., nach Wanne als Vorstand
der dasclbst neu errichteten Bauabt. und Dietz, bisher in
Erfurt, nach Lüchow als Vorstand der daselbst ncu er-
richteten Bauabt.; ۱
die Reg.-Baumeister Wellmann von Österkappeln naclı
Brieg, Schedler von Gumbinnen nach Insterburg, Kühn von
Danzig nach Insterburg (Wasser- und Strafsenbaufach),
Birnbaum von Potsdam nach Posen, Mahlberg von Hof-
geismar nach Kassel und Bellers von Kreuzburg O.-Schl.
nach Gr.-Strehlitz (Hochbaufach).
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienst erteilt: dem Ministerialdirektor im
öffentl. Arbeiten Wirkl. Gch. Rat Kirchhoff mit der gesetz-
lichen Pension und dem Reg.-Baumeister des Maschinen-
baufaches Gustav Kloeber in St. Petersburg.
Bayern.
Befördert: zu Ministerialráten im Staatsminist. für
Verkehrsangelegenhciten die Oberregierungsráte in diesem
Staatsminist. Friedrich Förderreuther, Karl Biber und Richard
Opel, zum Regierungsrat bei der Eisenbahndirektion Augs-
burg der Direktionsrat Michael Schremmer in München, zum
Oberbauinspektor bei der Eisenbahndirektion Regensburg
der Direktionsassessor Karl Perzl, zum Direktionsrat an
seinem bisherigen Dienstorte der Vorstand der Maschinen-
inspektion Passau Direktionsassessor Otto Rathmayer, zum
Dircktionsassessor bei der Eisenbahndirektion in Nürnberg
der Eisenbahnassessor Johann Hellenthal, zum Direktions-
assessor bei der Eisenbahndirektion in Regensburg der
Eisenbahnassessor Otto Semmelmann und zum Direktions-
“assessor an seinem bisherigen Dienstorte der Vorstand der
Betricbswerkstätte Würzburg Eisenbahnassessor Friedrich
Ibbach.
Minist. der.
|
Versetzt: die Oberbauinspektoren Adam Edinger in
München zur Eisenbahndirektion Regensburg, Hugo Marg-
graff bei der Eisenbahndirektion München in das Staatsminist.
für Verkehrsangelegenheiten, Ludwig Bafsler in München
zur Eisenbahndirektion Würzburg, Joseph Bleibinhaus in
Kirchseeon zur Eisenbahndirektion Nürnberg und Max
de Cillia in München zur Eisenbahndirektion Augsburg, die
Direktionsräte Johann Friedrich in Memmingen in das Staats-
minist. für Verkehrsangelegenheiten und Friedrich Mayscheider
in Augsburg, seinem Ansuchen entsprechend, zur Werk-
stätteninspektion München I] als deren Vorstand sowie der
Direktionsassessor Otto Zintgraf in Nördlingen zur Betriebs-
und Bauinspektion Memmingen als deren Vorstand.
Württemberg.
Befördert: auf die Stelle eines Oberbaurats bei der
Generaldirektion der Staatseisenbahnen der Baurat tit. Ober-
baurat Kittel bei dieser Generaldirektion.
Uebertragen: seinem Ansuchen gemäfs die Stelle des
Vorstandes der Kisenbahnbauinspektion Kalw dem Eisen-
bahnbauinspektor Schlierholz beim Neu- und Erweiterungsbau.
Versetzt: ihrem Ansuchen gemäfs der Eisenbahnbau-
inpektor Welte in Heidenheim auf die Stelle des Vorstandes
der Eisenbahnbauinspektion Rottweil und der Abteilungs-
ingenieur Hartmann bei der Eisenbahnbauinspektion Ehingen
zu der Eisenbahnbauinspektion Heilbronn.
Seinem Ansuchen gemáfs in den Ruhestand ver-
setzt: der Eisenbahnbauinspektor Freiherr von Kechler-
Schwandorf bei der Eisenbahnhauptmagazinverwaltung 6۰
lingen unter Verleihung des Titels und Ranges eines Baurats.
Baden.
Versetzt: der Regierungsbaumeister Eugen Burger in
Offenburg zur Bahnbauinspektion Mannheim unter Zurück-
nahme der Versetzung zur Generaldirektion der Staats-
eisenbahnen.
Ilessen.
Ernannt: zu Reg.-Baumeistern die Reg.-Bauführer Otto
Zang aus Darmstadt, Friedrich Becker aus Worms, Gustav
Ulrich aus Wörlitz, Wilhelm Bach aus Efslingen, Rudolf Hof-
mann aus München, Adolf Pfeiffer aus Darmstadt, Günther
Krenzien aus Eisenach und Albert Marx aus Witten a.d.R.
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem ordentl.
Professor der Baukunst an der Techn. Hochschule Georg
Wickop in Darmstadt, der Charakter als Baurat dem ge-
schäftsführenden Direktor und Mitglied des Verwaltungsrats
der russischen elektrotechn. Weike Siemens & Halske
Aktiengesellschaft Hermann Goerz in St. Petersburg, der
Charakter als Professor dem Direktor der techn. Lehran-
stalten in Offenbach a M. Hugo Eberhardt, dem Direktor
des Rheinischen Technikums in Bingen Reg.-Baumeister a.D.
Hermann Höpke und dem Direktor der Landesbaugewerk-
schule in Darmstadt Arthur Wienkoop.
Elsafs-Lothringen.
Ernannt: zum Kaiserl. Ministerialrat der bisherige Reg.
und Geh. Baurat Blumhardt und zum Kaiserl. Reg.- und
Baurat in der Verwaltung von Elsafs-Lothringen der bis-
herige Wasserbauinspektor Baurat Schemmel in Strafsburg;
zum Reg.-Baumeister in der Verwaltung von Elsafs-
Lothringen der württembergische Reg.-Baumeister M. Bau-
meister.
Uebertragen: die Stelle eines ständigen Hilfsarbeiters
in der Ministerialabt. für Landwirtschaft und öflentl. Arbeiten
dem Reg.- und Baurat Schemmel.
Gestorben: Oberbaurat Nöhre bei der Eisenbahn-
direktion in Köln, Reg.- und Baurat Dietrich, Vorstand der
Betriebsinspektion in Simmern, Stadtbaurat Mühlbach in
Königsberg i. Pr. und Baurat Alois Franz Dinser, Vorstand
des Militärbauamts in Bautzen.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin
Druck von Gebruder Grunert. Berlin.
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Jahrgang 1908, Band 63. Tafel 13.
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LITERATURBLATT
ZU
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GEWERBE UND BAUWESEN
ZUSAMMENGESTELLT |
VON DEN LITERARISCHEN KOMMISSIONEN
DES VEREINS FUR EISENBAHNKUNDE ZU BERLIN UND DES VEREINS DEUTSCHER MASCHINEN-INGENIEURE
SOWIE DER REDAKTION
ANLAGE ZU BAND 63
1908
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VERLAG VON F. C. GLASER BERLIN SW. LINDEN-STRASSE 0
KOMMISSIONS-VERLAG:
GEORG SIEMENS BERLIN W KURFÜRSTENSTRASSE 8
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2.
Allg. Bauztg. .
Inhalts-Verzeichnis
I. Eisenbahnwesen
Bahnentwürfe, Vorarbeiten. 9, 21.
Bau: ®
a) Bahnkórper. 9.
b) Brücken aller Art und Fundierungen. 9, 21.
c) Tunnel. 11, 13, 22.
d) Oberbau, einschl. Weichen. 14, 23.
e) Bahnhofsanlagen: Flochbauten, Drehscheiben, Schiebebühnen,
L.adevorrichtungen; einschl. Be- und Entwässerung und
14, 23.
14, 23.
g) Bahnausrüstung, einschl. Schranken, Neigungszeiger usw. 25.
14, 25.
Beleuchtung.
f) Werkstattsanlagen.
h) Allgemeines über Bauausführungen.
. Betriebsmittel für Voll- und Schmalspurbahnen aller Art, einschl.
ihrer Heizung und Beleuchtung. 1, 15, 25, 29.
. Betrieb und Verkehr; auch elektrischer Zugbetricb. 2, 5, 16,
17, 26.
. Werkstattsbetrieb, Kraft- und Arbeitsmaschinen. 5, 17, 29.
. Bau-, Betriebs- und Werkstatts - Materialien und Prüfungs-
maschinen. 6, 18, 29.
. Sicherungsanlagen: Telegraphie, Signalwesen, Stellwerke.
6, 18, 29.
. Stadt- und Strafsenbahnen. 19, 29.
. Lokal- und Kleinbahnwesen nebst Selbstfahrwesen. 6, 19, 30.
10.
11.
Statistik und Tarifwesen. 6, 20, 30.
Geschichte, Verwaltung, Gesetzgebung, richterliche Ent-
scheidungen. 7, 20, 30.
. Verschiedenes. 7, 31, 33.
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II. Allgemeines Maschinenwesen
. Dampf kessel.
. Dampfmaschinen.
. Hydraulische Motoren. 31.
. Allgemeines. 3, 12, 27, 31, 33.
III. Bergwesen
. Aufbereitung.
. Förderung.
. Gruben-Ausbau und Zimmerung.
. Wasserhaltung.
. Allgemeines. 3, 32.
IV. Hüttenwesen
. Erzeugung von Metallen. 32.
, Giefserei.
. Einrichtung von Hammer- und Walz-Werken.
. Hilfsmaschinen (Gebläse, Ventilatoren usw.)
. Allgemeines. 27. ۰
V. Elektrizität
4, 33.
VI. Verschiedenes
4, 8, 12, 16, 20, 24, 27, 32, 33.
Abkürzungen
welche im Literaturblatt zur Bezeichnung der Titel der Zeitschriften in Anwendung gebracht sind.
Allgemeine Bauzeitung (Förster’sche).
Am. Scient. Scientific American.
Ann. d. ponts Annales des ponts et chaussees.
Ann. ind. Annales industrielles.
Ann. nouvl.
Arch. f. Ebw.
Deut. Bauztg. ۰
Dingler’s J.
E.-Verordn.-Bl.
Elektr. Ztschr.
Nouvelles annales de la construction.
Archiv für Eisenbahnwesen.
Deutsche Bauzeitung.
Dingler’s polytechnisches Journal.
Eisenbahn-Verordnungsblatt.
Elektrotechnische Zeitschrift.
Eng. +... . . . . The Engineer.
Engg. . . . . . . +. Engineering.
Engg. News Engineering News.
Gén. civ. Le génie civil.
Giornale Giornale del genio civile.
Glasers Ann..
Hann. Ztschr.
Iron Age i oS
Mitt. ü. Lok.- u. Strbw.
Mon. d. str. ferr.
Annalen für Gewerbe und Bauwesen.
Zeitschrift für Architektur- und Ingenieur-
wesen, Hannover.
The Iron Age.
Mitteilungen des Oesterr. Vereins für
die Förderung des Lokal- und Strafsen-
bahnwesens.
Monitore delle strade ferrate.
Nat. Car and Loc. Builder National Car and Locomotive Builder.
Oesterr. Eisenbahnztg.
Oesterreichische Eisenbahn-Zeitung.
Oestr. Wschrit. f. ot Bdst. Oesterreichische Wochenschrift für den
öffentlichen Baudienst.
Organ ۰ 202020820020. Organ für die Fortschritte des Eisen,
bahnwesens.
Railr. Gaz.
Railw. Age.
Railroad Gazette.
Railway Age.
Railw. Eng. The Railway Engineer.
Reform . ei oe Reform.
Rev. gen. d. chem. Revue générale des chemins de fer.
Rev. ind. Revue industrielle.
Rev. tech. .
Schwz. Bauztg.
Stahl u. Eis..
Street R. J. .
The Am. Eng.
Revue technique.
Schweizerische Bauzeitung.
Stahl und Eisen.
Street Railway Journal, The.
The American Engineer.
Verk.-Ztg. . . . . . +. Verkehrs-Zeitung.
Verordn.-Bl. f. Esb. u. Sch, Verordnungsblatt . für Eisenbahn und
Schiffahrt.
Zentralbl. d. Bauverw.
Zentralblatt der Bauverwaltung.
Ztg. D. E.-V. Zeitung des Vereins Deutscher Eisen-
bahn-Verwaltungen.
Ztschr. d. Ing. Zeitschrift des Vereins deutscher Inge-
nieure.
Ztschr. f. Bw. .
Ztschr. f. ۰
Ztschr. f, Lokb. .
Ztschr. f. Transportw.
Ztschr. Oesterr. .
Zeitschrift für Bauwesen.
Zeitschrift für Kleinbahnen.
Zeitschrift für das gesamte Lokal- und
Strafsenbahnwesen.
Zeitschrift für Transportwesen und
Strafsenbau.
Zeitschrift des Oesterreichischen Inge-
nieur- und Architekten-Vereins.
Mit Abb. bedeutet „mit Abbildung“. .
LITERATURBLATT |
GLASERS ANNALEN
GEWERBE unn BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit (V. D. M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit + bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
No. 496
Beilage zu No. 745 (Band 63 Heft 1) 5 1908
I. Eisenbahnwesen.
3. Betriebsmittel für Voll- und Schmalspurbahnen aller Art
einschl. ihrer Heizung und Beleuchtung.
A new Locomotive smoke-consumer. Am. Scientf.
vom 21. September 1907, S. 207.
Auf der New Yorker Strecke der New York, New Haven &
Hartford Railroad wurde eine Rauchverbrennungsvorrichtung versucht,
die sich in jeder Hinsicht bewährt haben soll. Die Erfindung wurde
von einem Oesterreicher, Carl Schneider, gemacht. Z.
Speed indicators on locomotives. Am. Scientf. vom
l. Juni 1907, S. 446.
Der Einführung von Geschwindigkeitsmessern auf Lokomotiven
wird das Wort geredet. Die verhängnisvollen Entgleisungen, welche
sich unlängst in England ercigneten und die vor einigen Monaten in
den Vereinigten Staaten vorgekommenen Eisenbahnunfälle werden
darauf zurückgeführt, dafs die Lokomotivführer in Kurven nicht mit
der erforderlichen „verminderten Geschwindigkeit“ fuhren. Der
gröfste Teil der Maschinenführer sei nicht im Stande, genaue
Schätzungen der Geschwindigkeit zu machen. Die bis jetzt erfundenen
Geschwindigkeitsmesser genügten nicht, der ideale Anzeiger müsse
schnell den Geschwindigkeitswechsel anzeigen, einen einfachen und
dauerhaften Mechanismus aufweisen. Z.
Die kräftigste Schnellzuglokomotive, welche jemals
gebaut wurde. Am. Scientf. vom 29. Juni 1907,
S. 928.
Die durch Bilder veranschaulichte Lokomotive der Pennsylvania-
Bahn hat Zylinder von 24 ” Durchmesscr bei 26 ” Kolbenhub, ihr
Dienstgewicht beträgt 134,6 t (amerikanisch). Der Tender hat ein
Fassungsvermögen von 11 t Kohlen und 7 t Wasser. Lokomotive
und Tender wiegen zusammen 204,6 amerikanische Tonnen.
Der ungewöhnlich grofse Kessel hat 343 Siederohre von و21 “
Durchmesser und 21° Länge. Die Totalheizfläche beträgt 4322
Quadratfufs. Der gröfste Durchmesser des Kesselzylinders beträgt
7193/4 “, die gröfste Zugkraft 151/32 t. 7.
The development of the American ۱
Journal of the Franklin Institute, Oktober 1907.
Der interessante Bericht bringt eine Darstellung der Entwickelung
der „Baldwin Locomotive Works“. Wir entnehmen daraus, dafs
die Werke in einer sehr bescheidenen Weise im Jahre 1831 von
Während der Bau
der ersten Lokomotive über ein Jahr zu seiner Vollendung erforderte,
dem Goldschmied Baldwin gegründet wurden.
werden jetzt wöchentlich annähernd 52 Lokomotiven in diesen die
Bewunderung der Welt auf sich ziehenden Werken fertiggestellt.
Sämtliche im Laufe der Jahre angefertigten Lokomotivtypen werden
beschrieben und durch Bilder erläutert. Li
„Pay-as-you-enter‘‘ cars for New York City street
railway line. Engg. News vom 21. November 1907,
Bd. 58, No. 21, S. 549. Mit Abb.
Eine neue Art von Wagen sollte im Dezember 1907 auf der
Madison Ave.-Linie der New York City Ry. Co. eingeführt werden.
Auch andere grotse Städte wie Chicago und Buffalo beabsichtigen,
solche Wagen einzustellen. Der oben angegebenen Bezeichnung
entsprechend müssen die einsteigenden Fahrgäste an dem Standort
des Kondukteurs vorbei, welcher in diesem Augenblick das Fahr-
geld in Empfang nimmt. Zu diesem Zweck ist der Wagen an
seinem hinteren Ende, der Symmetrie halber jedoch an beiden
Enden, mit einer umschlossenen und überdeckten Plattform verschen,
die auch den Stand des Maschinenführers enthält und den Aus-
steigenden ihren Weg weist. H—e.
Dump cars of large capacity for construction work.
Engg. News vom 12. Dezember 1907, Bd. 58, No. 24,
S. 647. Mit Abb.
Groíse Seitenkipper auf achtrádrigem Untergestell. Sie haben
12, 15 und 18 cub. yards Inhalt und 29000, 36 000 und 42 000
Das Kippen wird durch eine Druck-
Angefertigt
werden diese Wagen von der Western Wheeled Scraper Co. in
H —e.
engl. Pfund Tragfähigkeit.
luftmaschinerie von der Lokomotive aus bewirkt.
Aurora, Ill.
Ein neuer Eisenbahn-Personenwagen 2118 0
Stahl. Nach dem Patent von William Wagenhals
in St. Louis. Railw. Gaz. vom 13. September 1907,
S. 258.
Beschreibung nebst einigen Konstruktionszeichnungen und
Ansichten.
Ein anderer solcher Wagen. Railw. Gaz. vom
15. November 1907, S. 472.
LaycocksNiederdruck-DampfheizungfürEisenbahn-
wagen. Railw. Gaz. vom 18. Oktober 1907, S. 371.
‚Mit Abb.
Elektrische Lokomotive der Pennsylvania-Bahn.
Railw. Gaz. vom 6. Dezember 1907, S. 542.
Personenwagen für tropisches Klima. Railw. Gaz.
vom 3. Januar 1908, S. 14.
Beschreibung eines neucn Zuges der Great Indian Peninsular
Railway, bestehend aus 7 vierachsigen Wagen.
Express Passenger Engine, Midland Railway. Eng.
vom 9. Juli 1907, Bd. 104, S. 18. Mit Abb.
Jüngste Bauart einer 2/4 gek. Schnellzuglokomotive der Midland
Railway. Naisdampf. Zwilling, bestimmt in Vergleich gestellt zu
werden mit den vorhandenen Verbundlokomotiven ähnlicher Bauart.
Die Lokomotive besitzt Innenzylinder von 483 mm Durchmesser und
600 mm Hub, Kolbenschieber von 222 mm Durchmesser, abgeänderte
Heusingersteuerung und Tricbráder von 1994 mm Durchmesser mit
einem Raddruck von 8800 kg.
Wasserschópfvorrichtung. O.
Der normale dreiachsige Tender hat
New type of Great Western Express Engine. Eng.
von 12, Juli 1907, Bd. 104, S. 21. Mit Abb.
Diese neueste Bauart ist eine’3/5 gek. Schnellzuglokomotive
mit vorderem Drehgestell. Sie hat keinen Ueberhitzer, einen
Dampfdruck von 16 Atm., der in nur einfacher Dehnung und zwar
in 4 gleichen Zylindern ausgenutzt wird. Die Aufsenzylinder treiben
die mittlere, die Innenzylinder dıe vordere Kuppelachse an. Die
Kurbeln der Kropfachse stehen unter 180°. . Vorzunehmende Ver-
suche mit dieser Lokomotive sollen dartun, wie sie sich in Betrieb
und Unterhaltung verhält gegenüber den Zweizylinder-Lokomotiven.
2 (No. 745]
In I bis 2 Jahren dürfte die Veröffentlichung der Ergebnisse zu
erwarten sein. O.
Gebirgslokomotiven der Bergensbahn. Tekn. Ugebl.
Ingeniörafdeling. 1907. S. 179.
Für den Hochgebirgsübergang der Bahn Bergen—Christiania
sind von der Eisengiefserei und mechanischen Werkstätte in Hamar
6 zweizylindrige Verbundlokomotiven (4—6—0 mit vierachsigem
Tender) geliefert, die durch ausführliche Zeichnungen und Be-
schreibung dargestellt werden. Ca.
Neue Güterzuglokomotiven der Gjövikbahn. Tekn.
Ugebl. Ingeniörafdeling. 1907, S. 247,
Beschreibung nebst ausführlichen Zeichnungen der zweizylindrigen
Verbundlokomotiven, Anordnung 2—8—0, mit vierachsigem Tender,
Ca.
Eine 2000 Volt Gleichstrom-Bahn. Railw. Gaz. vom
25. Oktober 1907, S. 405 und folgende Heite,
14 km lange meterspurige Verbindungsbahn zwischen der Mosel-
hütte bei Maizieres in Deutsch-Lothringen mit dem Grubenfelde von
St. Marie aux Chenes.
Die Zugbeleuchtung. Vortrag von A. Henderson.
Railw. Gaz. vom 15. November 1907, S. 477 und
folgende Hefte.
Es wird die elektrische Beleuchtung mit der Gasbeleuchtung
in Vergleich gestellt und eine Beschreibung der Grundzüge mehrerer
elektrischer Zugbeleuchtungssysteme gegeben.
Holden & Brooke’s neue durchgehende Vacuum-
bremse für Schmalspurwagen. Railw. Gaz. vom
22. November 1907, S. 490.
4. Betrieb und Verkehr; auch elektrischer Zugbetrieb.
Güterzug - Bremsversuche der Kgl. Ungarischen
Staatsbahn auf der Flachbahnstrecke Prefsburg—
rsekujvar. Glasers Ann. 1908. Bd. 62, Heft 1, S. 3.
Mit Abb.
Die Westinghouse-Eisenbahn-Bremsen-Gescllschaft in Hannover
macht sehr eingehende Mitteilungen über diese Versuche. B.
Elektrische Vollbahnen. Von Reg Rat Zweiling.
Glasers Ann. 1908. Bd. 62, Heft 2, S.30. Mit Abb.
Verfasser bespricht die verschiedenen in letzter Zeit gemachten
Vorschläge und praktischen Versuche, den elcktrischen Betrieb auf
Vollbahnen einzuführen, die teilweise recht befriedigende Resultate
geliefert hätten. B.
Zugförderung mit mittlerer Reibschiene, Bauart
Hanscotte. Von R. Bonnin, Ingenieur. Ztschr.
d. Ing. 1907. No. 47, S. 1852. Mit Abb.
Zur Erhöhung der Adhásion der Lokomotiven für Bergbahnen
sind aufser den Zahnstangen auch wagerecht liegende Reibräder,
die mit genügendem Druck gegen eine Mittelschiene geprefst werden,
verwendet worden. Der Ingenieur J. Hanscotte der Compagnie
de Fives-Lille hat diese Konstruktion wesentlich verbessert. Dieselbe
wird eingehend beschrieben. B.
Die neue Inland-Empire-Eisenbahn-Gesellschaft in
Washington. Von F. C. Perkins. Elcktr. Kraftbetr.
u. Bahn. 1907. No. 10.
Bringt eine kurze Zusammenstellung der Hauptdaten fúr die
elektrisch betriebene Bahn von Spokane nach Coeur d'Alene. Auch
starke clektrische Lokomotiven
der Güterverkehr wird durch
bewältigt. Pf.
Elektrischer Betrieb der Schwedischen Staatseisen-
bahnen. Von Rob. Dahlander. Elektr. Kraftbetr.
u. Bahn. 1907. No. 17.
Beschreibt die Versuche, welche die schwedischen Staatsbahnen
mit elektrischen Betriebsmitteln anstellen, und erörtert die Aussichten
dieser Betriebsweise für die Zukunft. Pf.
Der elektrische Vollbahnbetrieb. Von Ph. Pforr.
Elektr. Kraftbetr. u. Bahn. 1907. Heft 16 u. 18.
Gibt einen Ueberblick über die wirtschaftliche Möglichkeit des
elektrischen Betriebes. Pf.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Juli 1908)
Dampfbetrieb und elektrischer Betrieb im Schnell-
zugsverkehr. Von Professor R. Rinkel. Elektr.
Kraftbetr. u. Bahn. 1907. No. 22 u. 23.
Verfasser betrachtet zunächst die Leistungsfähigkeit der Dampf-
lokomotiven und kommt zu dem Schlufs, dafs nur etwa die Hälfte
ihrer Arbeit am Zughaken nutzbar verwendet werden kann. Er
untersucht dann die elektrischen Lokomotiven und findet, dafs
64,5 pCt. der Zugkraft am Haken ausgenutzt werden können. Auch
ein Vergleich der Betriebskosten schliefst zu Gunsten des elektrischen
Betriebes ab.
elektrischen Betriebes auf der Strecke Hamm—-Döüsseldorf. Pf.
Verfasser empfiehlt zum Schlufs die Einführung des
Die Betriebssicherheit auf der Hoch- und Unter-
grundbahn Berlin. Von G. Burghardt. Elektr.
Kraftbetr. u. Bahn. 1907. No. 24.
Eine Beschreibung der Mafsregeln, die getroffen worden sind,
um die Gefahren aus dem Betricb so weit als möglich zu verringern.
Die betriedigenden Ergebnisse rechtfertigen die aufgewandte
Sorgfalt. Pf.
Die elektrischen Bahnen der Vereinigten Staaten
und ihre Sonderheiten. Von E. Eichel. Elektr.
Kraftbetr. u. Bahn. 1907. Heft 25.
Bringt eine Beschreibung von fahrbaren Kränen, die bei den
elektrischen Bahnen in Amerika Verwendung gefunden haben. Pf.
Die Ermittelung der kürzesten Zugfolgezeit für
Stadt- und Vorortbahnen. Von R. Pfeil. Elektr.
Kraftbetr. u. Bahn. 1907. Heft 31.
Auf Grund der Schaulinien für die Bewegung der Züge wird
die räumliche und zeitliche Entfernung zweier aufeinanderfolgenden
Züge, die durch Signale von einander getrennt sind, festgestellt.
Bei elektrischem Betrieb kann die Zugfolge kürzer gehalten werden
als beim Dampfbetrieb. Pf.
Ueber die Zunahme der im Güterverkehr der nord-
amerikanischen Bahnen beförderten Lasten. ۰
D. E.-V. 1907. No. 88, S. 1351.
Nach statistischen Angaben der ,,Xaslroal Gazette haben sich
in den letzten 10 Jahren die Lasten um durchschnittlich 50 v. H.
erhöht bei Zunahme der Zugstärke um 25 v. H. Dies ist im
durch Einstellung von leistungsfähigeren
wesentlichen erreicht
Lokomotiven und gröfseren Wagen. سنج
Die amtliche Denkschrift über die 6
Bayerns. Ztg. D. E.-V. 1907. No. 91, S. 1393 und
No. 92, S. 1408.
Besprechung des im amtlichen Auftrage von der K. Obersten
Baubchórde bearbeiteten Buches: Die Wasserkräfte Bayerns, Verlag
Preis 60 M.
werden nach einer geschichtlichen Uebersicht über die Entwicklung
von Piloty & Lochle, München. Im allgemeinen Teile
der Wasserkraftmaschinen und ihrer Verwertung zur Erzeugung
elektrischer Energie insbesondere die technischen Grundlagen der
Wasserkrattverwertung behandelt sowie die wasserrechtlichen Ver-
hältnisse und die Wasserausnutzung im Auslande geschildert. Im
besonderen Teile werden die betreffenden Verhältnisse in Bayern
behandelt, und die Frage der Ausnutzung der vorhandenen Wasser-
kräfte erörtert. Das Buch bildet die Grundlage für eine weitere
Denkschrift über die Einführung des elektrischen Betriebes auf
baycrischen Staatsbahnen. —r.
Ausnutzung der Wasserkrafte und elektrischer
Bahnbetrieb in Bayern. Ztg. D. E.-V. 1908. No. 3,
5:31:
Amtliche Denkschrift im Anschluís an die hier behandelte
amtliche Denkschiift über die Wasserkräfte Bayerns. Danach wird
infolge von Betriebsbedenken vorläufig von der Einführung des
elektrischen Betriebes auf einem grölseren Bahngebiet abgesehen,
aber die Einführung dieser Betriebsart auf der verkehrsreichen
Strecke Minchen—Starnberg—Garmisch—Scharnitz und Tutzing—
Kochel nach Ausbau der Walchensee-Isar-Kraftanlage befürwortet.
Dies wird zur Gewinnung eines abschliefsenden Urteils über die
Wirtschattlichkeit des elektrischen Betriebes für
erachtet. —r,
ausreichend
[1. Juli 1908)
Mittel gegen den Wagenmangel. Von G. Muschweck.
Ztg. DEN 1908. No. 4 und 5, S. 49 und 64.
Zusammenstellung wichtiger Grundsätze und Gesichtspunkte zur
Bekämpfung dieses Mangels. —r.
Mittel gegen den Wagenmangel. Von Eisenbahn-
sekretár Jösch, Frankfurt a. M. Ztg. D. E.-V. 1908.
No. 12, S. 189.
Ergänzung der Abhandlung unter gleichem Titel in No. 4 und 5
d. Z. durch Beschreibung des für Meldung
Güterwagen bei den Preufsisch-Hessischen Staatsbahnen geltenden
und Verteilung der
Verfahrens. —r,
Note sur le service des trains et des machines en
Angleterre. Rev. gen. d.chem. No. 1, Juli 1907, S. 3.
Mit Abb.
Kurzer Bericht über die während einer Studienreise auf den
Haupteisenbahnlinien Englands gemachten Beobachtungen im Personen-
zug- und Lokomotivdienst. 1. Bau und Einrichtung der Wagen,
Zugbildung, Bahnhöfe
2 Lokomotivtypen, Schnellzug-, Vorortzug- und Güterzuglokomotiven.
und Rangierbewcgungen auf Stationen.
3. Bau und Einrichtung der Lokomotiven, Unterhaltung, Reinigung,
Schmierung. 4. Lokomotivfahrdienst. 5. Lokomotivschuppen: Ein-
richtung, Arbeitseinteilung, Arbeitszeit und Löhne des Lokomotiv-
Arbeiter. 6.
(6 Arbeiter reinigen in 4--5 Minuten das Acufsere eines Zuges von
personals und der Mechanische Wagenreinigung
11 Drehgestellwagen). M -—s.
Forty-four-mile electrification on the West Shore
Railroad. Am. Scientf. vom 29. Juni 1907, S. 526.
Die neue Einrichtung erstreckt sich von Utica nach Syracuse
besonderen Transportansprüchen des Distrikts dienen.
Betriebes auf der West Shorc-
Strecke ging aus einem Vertrag zwischen der Oneida Railroad und
und soll
Die elektrische Einrichtung des
der New Yorker Central Railroad-Gesellschaft hervor, nach welchem
Utica und
Syracuse pachtete, mit elektrischen Betriebsmitteln ausstattete und
erstere die Gleise der West Shore Railroad zwischen
den Personenverkehr übernahm. Die New York Central-Bahn ihrerseits
verzichtete auf den West Shore-Lokalverkchr, behält sich aber das
Recht vor, ihre mit Dampflokomotiven bespannten Durchgangszüge
laufen und die Güterzüge nach wie vor auf der Strecke verkehren
zu lassen. Die neuen Einrichtungen bestechen darin, dafs man den
beiden vorhandenen für Dampfbetrieb bestimmten Gleisen ein drittes
und viertes hinzufügte und auf der ganzen Strecke 40 kg-Schienen
einbaute. Auf der Strecke findet nunmehr ein dreifacher Betrieb
statt, nämlich von clektrischen Eilzügen mit einzelnen Wagen, die
Aus
ökonomischen Rücksichten wurde für den elektrischen Betrieb die
nur 2 mal halten, von Lokalzügen und Dampfbetrieb.
Stromabnahme von einer dritten Schiene eingeführt. Z.
Sechs Monate elektrischer Betrieb auf dem grolsen
Centralbahnhof (New York). Am. Scientf. vom
6. Juli 1907, S. 4.
Die Ergebnisse des elektrischen Betriebes bei der Grofsen
Centralbahn und auf dem Hauptbahnhof während der letzten sechs
Monate werden als sehr befriedigend geschildert. Z:
Ambitious Scheme of Electrification. Am. Scientf.
vom 12. Oktober 1907, S. 254.
Man hat die Einrichtung des elektrischen Betriebes für die
Sacramento-Abteilung auf der Southern Pacific von Rockland bis
Sparks auf 217 km in Erwägung gezogen. Die Verhältnisse liegen
dort aulserordentlich ungünstig, denn auf 133 km Entfernung steigt
die Bahn 7000 ’, die Strecke ist eingleisig, voll von scharfen Kurven
und enthält 50 km Tunnels und Schneestellen.
der schwierigen Fahrt wird der Betrieb im Winter,
Abgesehen von
wo Schnee-
strecken von 15 bis 20° Tiefe vorkommen, besonders erschwert.
Nichtsdestoweniger glaubt man, mit dem clektrischen Betrieb Erfolg
zu haben. Es fragt sich nur, ob der gegenwärtige und zukünftige
Verkehr die enormen Kosten für die Umänderung lohnend er-
scheinen lassen. Z.
Die Zugentgleisung auf der London- und Nordwest-
Bahn bei Shrewsbury. Railw. Gaz. vom 18. Ok-
tober 1907, S. 308 u. 384.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No 745] 3
Von dem Unfall ausgehend, finden in der Zeitschrift Erörte-
rungen über die Sicherheit des Zuglaufs in Krümmungen statt.
S. Heft vom 25. Oktober 1907, S. 392, 393, 394.
Güterverkehr auf elektrischen Vorortbahnen. Railw.
Gaz. vom 6. Dezember 1907, S. 546.
Vortrag in der American Street & Interurban Railway Asso-
ciation gehalten von P. P. Crafts, General Manager der Iowa &
Illinois Railway Co.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
4. Allsemeines.
Bau rationeller Francisturbinen-Laufráder und deren
Schaufelformen für Schnell-, Normal- und Lang-
sam-Láufer. Won Ingenieur Viktor Kaplan, Dozent
und Konstrukteur an der k. k. deutschen Techn. Hoch-
schule in Brünn. Mit 91 Abbildungen und 7 Tafeln.
München und Berlin 1908. Druck und Verlag von
R. Oldenbourg. Geb. 9 M. IV DM
Die in der neucren technischen Literatur erschienenen Ab-
handlungen auf dem Gebiete des Turbinenbaucs über Laufrad- und
Schaufelkonstruktionen der Francisturbine gaben bisher auf rein
theoretischem Wege eine Klärung der Vorgänge der Wasser-
bewegung in den Turbinenlaufrädern.
Abhandlung
indem er auf Gıund der theoretischen Untersuchungen, die in vollem
Der Verfasser vorliegender
ist den Bedürfnissen der Praxis entgegengekommen,
Umfange aufgenommen sind, um die Studierenden zu weiterer wissen-
schaftlichen Forschung anzuregen, die erhaltenen Ergebnisse auf ihre
praktische Brauchbarkeit geprüft hat; er hat hiermit das Gebiet der
Francisturbinenschaufelung auf neue praktisch brauchbare Grund-
Das Buch enthält dementsprechend zahlreiche Ab-
Schu.
lagen gestellt.
bildungen und sonstige wertvolle Angaben aus der Praxis.
Berechnung, Konstruktion und Fabrikation von
Automobilmotoren. Von Theod. Lehmbeck und
Walter Isendahl, Automobil-Ingenieure. Mit 12
Tafeln und 450 Textillustrationen. Berlin 1908. Ver-
lagsbuchhandlung Richard Carl Schmidt & Co. Ganz-
leinen gebunden 25 Mark. ] ۷۰ D. M.]
Die Verfasser wollen mit diesem Werke dem Motorenkonstrukteur
seine schwierige Aufgabe erleichtern und ihm mit Erfahrungen aus
der Praxis an die Hand gehen.
Die vorhandene Literatur auf dem Gebicte des Automobil-
motorenbaues ist zwar schon reichhaltig, aber einerseits nicht ohne
Lücken und anderseits nicht übersichtlich zusammengefafst.
Das vorliegende Werk will nun versuchen, dem Mangel abzu-
für
wie es auch dem
helfen und dem Konstrukteur zeigen, welche Grundsätze sich
den modernen Motorbau aus der Paxis ergeben,
Konstrukteur ermöglichen will, schnell arbeiten und liefern zu können.
Der ersfe Teil
des Motors und seiner Teile und der zweite Teil ist Ausführungs-
behandelt die Berechnung und Konstruktion
formen derartiger Motoren moderner Art und bekannter Marken
gewidmet.
Der Konstrukteur kann hiernach nicht nur seine Konstruktion mit
den anderen modernen Motorkonstruktionen vergleichen, sondern sie
auch in Rücksicht auf die in der Praxis durch die Laienbehandlung
sich ergebenden Anforderungen ausgestalten nach dem Bedürfnis
der Abnehmer.
dafs das Werk
und sonstigen Mitteilungen,
Es unterliegt keinem Zweifel, mit seinen
vielen Abbildungen sowohl dem Kon-
strukteur als auch denen, die sich informieren wollen, von Nutzen
sein wird. —e.
III. Bergwesen.
5. Allgemeines.
Kohlenbergwerk. Eine Monographie. Von Dr. Oskar
Stillich, Dozent an der llumboldt-Akademie, und
Arthur Gerke, Diplom-Berg-Ingenieur. Mit 56 Abb.
nach Aufnahmen von Max Steckel. Leipzig. R. Voigt-
länder's Verlag. Geb. 4 ۰ [V. DM.
Nach einer kurzgefafsten historischen Entwicklung des Stein-
kohlenbergbaues in Preufsen als Kleinbetrieb bis zur Mitte des
4 (No. 745]
vorigen Jahrhunderts schildert der Verfasser die Ursachen des
Ueberganges zum Grofsbetriebe und dessen Vorzüge.
Dann folgt ein Ucberblick über die Sortierung der Kohlen,
ihre Verwendung und ihren Vertrieb sowie die daraus hervorgegangene
Organisation des Absatzes, als dessen wichtigste das Rheinisch-
Westfälische Kohlensyndikat anzusehen ist. Die weiteren Dar-
legungen behandeln die Belcgschaften, die Gefahren, denen diese
ausgesetzt sind, und ihre Lohnverhältnisse nebst den Organisations-
bestrebungen des Bergbaucs, wie deren Erfolge bezw. Milserfolge,
sowohl der Arbeitgeber als Arbeitnchmer.
Nebenher läuft die Erörterung der mit der Entwicklung eng
verwachsenen bergbaulichen Gesetzgebung in Preufsen.
Eine grofse Anzahl Bilder mit Text veranschaulicht Anlagen
aller Art über und unter Tage.
Das Buch wird vielen, die ein Interesse an der gewaltigen
Entwicklung der Steinkohlengewinnnung haben, ohne Fachmann zu
sein, ein nützlicher Führer sein auf technischem, sozialem und handels-
politischem Gebiete. L. B.
V. Elektrizität.
Grundlagen der Elektrotechnik. Von Dr. Rudolf
Blochmann in Kiel. Mit 128 Abbildungen im Text.
Aus Natur und Geisteswelt. Band 168. Druck und
Verlag von B. G. Teubner. Leipzig 1907. Preis geb.
1,25 M. [V. DM
Das in Form von sechs populären Vorlesungen abgefafste Werk
gibt eine kurze leichtverstándliche Darstellung der Grundlagen der
Elektrotechnik. Es kann daher den Nichttechnikern, die sich mit
dem Wesen der Elektrotechnik einigermafsen vertraut machen wollen,
zum Studium empfohlen werden. Gd.
Die neueren Forschungen auf dem Gebiet der Elek-
trizität und ihre Anwendungen. Gemeinverständlich
dargestellt von Prof. Dr. A. Kalähne. Leipzig 1908.
Verlag von Quelle & Meier. Geh. 4,40 M., geb. 4,80 M.
[V. D. MJ
Das fesselnd geschriebene Werk gibt in knapper Form einen
guten Ueberblick über die neueren Forschungsergebnisse und Fort-
schritte in der experimentellen und theoretischen Elektrizitátslehre
und deren praktischen Anwendungen. Sch.
Die Verwaltung von Elektrizitätswerken, besonders
in Oesterreich. Von Ingenieur Louis Bernard,
Stadtbaurat in Villach. Mit 5 Tafeln. Wien und
Leipzig 1908. A. Hartlebens Verlag. Geh. 10 M.,
geb. 12 M. [V. D. M]
Das Werk ist besonders für österreichische Verhältnisse be-
rechnet und bezweckt, den kaufmännischen Angestellten bei Elek-
trizitátswerken eine Anleitung für die zweckmälsigste Gestaltung
der Buchführung bei derartigen Werken zu geben. Ein mehr als
die Hälfte des Werkes einnehmender Anhang bringt mit entsprechenden
Erläuterungen die für Oesterreich geltenden gesetzlichen Bestimmungen,
soweit sie für Elektrizitätswerke Interesse haben, nämlich die Stempel-
und Gebührenvorschriften, einen Auszug aus den Steuergesetzen,
das allgemeine Handelsgesetz, die allgemeine Wechselordnung, das
Gesetz über die Errichtung und Bildung von Aktiengesellschaften,
die Gewerbeordnung, die Gewerbegerichtsordnung und die Be-
stimmungen über das Dampfkesselwesen. U,
VI. Verschiedenes.
Vorlesungen über mechanische Technologie der
Metalle, des Holzes, der Steine und anderer form-
barer Materialien. Von Dr. Aug ad hon. Friedrich
Kick, k. k. Hofrat und Professor an der Techn. Hoch,
schule in Wien. 2. Auflage. Mit 708 Abb. Leipzig
und Wien 1908. Verlag von Franz Deuticke. Preis
10 M. [V. D. M.]
Die gute Aufnahme, welche die erste Auflage in der Fachwelt
gefunden hat, macht eine besondere Empfehlung der 2. Auflage
entbehrlich. Immerhin mufs festgestellt werden, dafs durch mannig-
fache Ergänzungen dem rastlosen Fortschreiten auf allen Gebieten
der Technik Rechnung getragen ist. Insbesondere gilt dies bezüglich
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Juli 1908]
der Anfbereitung, des Formens, sowie des Baues und Gebrauches
der Werkzcugmaschinen. Auch sind die neuen Erkenntnissc der
physikalischen Chemie und Metallographie nicht übersehen worden.
So ist das Werk als ein brauchbares Nachschlagebuch für die
technologische Literatur und als ein übersichtliches Lehrbuch für
die mechanische Technologie zu bezeichnen. Dr. M.
Die Organisation der Fabrikbetriebe. Aus der Praxis
für die Praxis von Albert N. P. Johanning. Mit
einem Anhang: enthaltend 56 in der Praxis bewährte
Formulare. Dritte verbesserte und erweiterte Auflage.
Braunschweig 1908. Verlag von Friedrich Vieweg &
Sohn. Geb. 3 M. [V. DM
Der Verfasser behandelt das Gebiet der Organisation von
industriellen Betrieben kaufmännisch und technisch in sachgemafser
Weise auf Grund eigener langjähriger Erfahrungen. Das Buch zer-
fällt in 3 Hauptteile: in kaufmännische, technische und allgemeine
Organisation mit zahlreichen Unterabtcilungen über die Behandlung
eingehender Bestellungen, das Lohnwesen, Materialverwaltung und
Einkauf, das Kartensystem, Kalkulation, monatliche Rentabilitäts-
berichte, Offertenwesen und Verkauf, Montagewesen, Betrieb und
allgemeine Verwaltung. Fin Anhang enthält 56 in der Praxis be-
währte Formulare. Bd.
Die Grundzüge der Festigkeitslehre. Mit 212 Wieder.
holungsfragen nebst Antworten, vielen Beispielen und
93 Aufgaben nebst Lösungen zum Gebrauch an Fach-
schulen und zum Selbstunterricht bearbeitet von Ad.
Vieth, Regierungsbaumeister a. D. und Oberlehrer
am Technikum in Bremen. Mit 108 Abb. Bremen
1908. Verlag von Gustav Winter. Geb. 3M.
[V. DM
Dieses Buch behandelt in elementarer und leicht verständlicher
Weise die wichtigsten Kapitel der Festigkeitslehre. Schwierige
mathematische Ableitungen sind vermieden; zahlreiche Fragen und
Musterbeispiele tragen jedoch dazu bei, den Stoff gründlich ver-
stándlich zu machen und die praktische Anwendung der verschiedenen
Berechnungsverfahren und Lehrsätze zu erläutern. Die Ausstattung
des Buches ist gut. M. G.
Engineering Index Annual for 1907. Verlag des
Engineering Magazine, 140 Nassau Street, New York,
Preis 8 M. | +
Die Zusammenstellung eines Inhaltsverzeichnisses aller wichtigeren
technischen und wissenschaftlichen Aufsatze, die wahrend des Jahres
1907 in den technischen Zeitschriften aller Lander erschiencn sind,
und ihre Verófientlichung in Buchform wird von den Ingenieuren
und all denen, die sich mit technischer Literatur beschäftigen, leb-
haft begrüfst. Der vorliegende Band ist aus dem monatlichen Inhalts-
verzeichnis des „Zungineering Magazine zusammengestellt und,
um ihn im Preise genügend billig herstellen zu können, ist dieselbe
Klassifikation eingehalten worden, wie in dem monatlichen Ver-
zeichnis; nur in Einzelheiten weicht die neueste Aufgabe von den
früheren Bänden etwas ab; so sind die Stichworte schärfer abze-
grenzt und die Verweisungen stark vermehrt worden. Dr. L.
Alphabetisches Sachverzeichnis der österreichischen
Patentschriften. Wien I. Verlag der Buch- und
Kunsthandlung Lehmannn & Wentzel (Paul Krebs).
Preis 1,30 M. Y
Das österreichische Patentamt gibt seit dem Jahre 1899 all-
jährlich ein Sachverzeichnis über sämtliche bis zum 31. Dezember
des jeweiligen Jahres erteilten und eingetragenen Patente heraus.
Dicses Sachverzeicinis, das ursprünglich einen Teil des Jahres-
kataloges des Patentamtes bildete, wird seit dem Jahre 1907 selb-
ständig verlegt, um dieses wichtige Hilfsmittel weiteren Kreisen zu
billigem Preise zugänglich zu machen. Das Verzeichnis umfafst die
Nummern der in Oesterreich bis zum 31. Dezember 1907 erteilten
32 100 Patente nach Stichwörtern geordnet. Da die Auswahl der
Stichworte in umfasscnder Vollständigkeit durchgeführt ist, so stel't
die Veröffentlichung ein wertvolles Nachschlagewerk für j: den dar,
der sich über die Neuerungen bezw. über die Entwickelung eines
bestimmten technischen Gebietes auf dem Laufenden halten will.
der praktischen Errungenschaften der Stahlerzeugung und Behandlung, Dr. L.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D, Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebruder Grunert, Berlin.
LITERATURBLATT
GLASERS ANNALEN
GEWERBE unn BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit (V. D. M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit + bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
1908
No. 497 Beilage zu No. 746 (Band 63 Heft 2) 5
I. Eisenbahnwesen. ' wiesen sind. So werden die Bewohner der kleinen und mittleren
| Orte gehindert, ihre Erzeugnisse durch Absatz nach den grofsen
Verbrauchsstellen angemessen zu verwerten. In den grofsen Orten
4. Beirieb und Verkehr; auch elektrischer Zugbetrico.
Single-Phase Electric Equipment on the Erie-Rail- | häufen sich Güter und Wagen an, ohne Beförderung zu finden.
road. Am. Scientf. vom 9. November 1907, S. 320. Verfasser schlägt eine völlige Trennung des Personen- und
Auf der mit oberirdischen Drähten zur Stromabnahme ausge- Güterverkehrs vor. Ersterer soll aufser durch die Schnellzüge und
rüsteten Eisenbahnlinie wird mit einer Spannung von 11000 Volt Exprefszüge durch kleine und leichte Lokalzüge bewältigt werden,
gearbeitet; der Strom kann auf 60000 Volt gebracht werden. Das die nur je von Schnellzugstation zu Schnellzugstation verkehren
aufgehängte Drahtkabel besteht aus 7 Litzen, ist Tfjg” stark und und jedem Schnellzug vorangehen und folgen, abgesehen von
aus besonders widerstandsfähigem Stahl hergestellt. Der Strom denjenigen Lokalzügen, die durch das örtliche Verkehrsbedürfnis
wird vom Kabel mittelst eines Pantographenschuhes abgenommen sonst erforderlich werden. Die Güterzüge sollen in Sammelzüge
und geht, bevor er die vier 100 pferdigen Motoren, mit denen die (Nahzüge) und direkte Züge (Durchgangszige) unterschieden werden.
Wagen ausgerüstet sind, erreicht, durch Transformatoren von Für den Güterverkehr will Verfasser bei den grofsen Städten besondere
200 Kilowatt Kapazität. Bahnhöfe schaffen. Besonders lebhaft bekämpft er den Unterschied
Die fahrplanmälsige Geschwindigkeit auf der Strecke beträgt zwischen Eil- und Frachtgut als „falsch und schädlich“. Die An-
32,5 km in der Stunde. Z. nahme bahnlagernder Güter will er verbieten. Auf den Neben-
bahnen will er elektrischen Betrieb einführen, einige besonders über-
Normalien für die Anordnung der 3. Schiene. Railw. عم Bahnen durch Bau direkter Bahnen entlasten: auf 4200 km
Gaz. vom 22. November 1907, S. 493.
Ergebnisse von Ausschufsberatungen.
eingleisiger Bahnen zweite Gleise verlegen.
Für die Durchführung seiner Vorschläge rechnet Verfasser auf
Railway electrification. Railw. Gaz. vom 29. No- geeignete Verwendung der vom Parlament für Instandsetzung der
vember 1907, S. 515. ۱ italienischen Bahnen bewilligten 910 Millionen Lire. Ob dies mit
H. M. Hobart in London behandelt in einer Zuschrift an den ! den jener Bewilligung zu Grunde liegenden Anschlägen in Einklang
Herausgeber der Zeitschrift die Vorzüge des Gleichstroms gegen- zu bringen ist, darf bezweifelt werden. So treffend vieles in dem
über dem Einphasen-Wechselstrom. Auch die Frage, ob dritte Vortrag ist, so zcigt er doch in mehrfacher Beziehung nicht ganz
Schiene oder Oberleitung, wird berührt. D. ausreichende Kenntnis der Betriebsvorgánge und schiefst mit den
Vorschlägen stellenweise über das Ziel hinaus. Ob er Recht hat,
Die elektrische Bahn Münster— Schlucht (Elsafs.)
Railw. Gaz. vom 13. Dezember 1907, S. 571.
Spurweite 1 m, Reibungstrecke mit 5,5 pCt. und Zahnstangen-
mit seinen Ausführungen „die ersten Gedanken einer Transport-
wissenschaft aufzuzeichnen“, die ungeachtet unvermeidlicher Unvoll-
kommenheiten „der wissenschaftlichen Welt vielleicht einen weiten
srecke mit 22 pCt. Steigung. und unerforschten Gesichtskreis eröffnen können“, darüber wird
Vergeudung von Feuerungsmaterial Kraft und Zeit man in Ländern, die seit langem die Transportwissenschaft pflegen,
’
im Eisenbahnbetriebe. Railw. Gaz. vom 20. De-
zember 1907, S. 594.
L’esercizio ferroviario in Italia nei suoi rapporti
con l’economia del paese e la scienza dei tras-
porti. Von Ing. Giuseppe Spera. Vortrag, gehalten
im Ingenieurverein zu Mailand am 20. Juni 1907.
Rom 1907. Tipografia cooperativa sociale. 166 Seiten.
G. Spera, der schon seit 1895 den früheren Privatbetrieb der
italienischen Bahnen in einem mehrbändigen Werke angegriffen hat,
schildert die jetzigen, eine Erbschaft des Privatbetriebes bildenden
Betriebsverhältnisse und entwirft das Bild eines idealen Zukunfts-
betriebes, der die wirtschaftlichen Bedürfnisse des Landes berück-
nicht im Zweifel sein. Ca.
5. Werkstattsbetrich, Kraft- und Arbeitsmaschinen.
Eine einfache Rauchverbrennung für Flammrohr-
feuerungen. Von W. Berdrow. Ztg. D. E.-V. 1908.
No. 1, S. 4.
Beschreibung einer solchen Einrichtung nach der Bauart
Wardzinski, die nicht nur mit geringen Kosten auszuführen ist,
sondern auch neben der Rauchverbrennung eine Kohlenersparnis
von rund 10 v. H. gewähren soll. —r.
Der Einfluís des Gegendruckes und der Zwischen-
dampfentnahme auf den Dampfverbrauch von
Kolben - Dampfmaschinen. Von Chr. Eberle,
München. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 51, S. 2005; No. 52,
S. 2070.
Ausführliche theoretische Abhandlung. B.
sichtigen soll.
Verfasser unterscheidet in Italien drei Gruppen von Trans-
porten: Die grofsen zwischen Nord und Süd, die mittleren zwischen
den bedeutenden Städten und die kleinsten zwischen den kleinen
Orten untereinander und mit den Verkehrszentren, zu denen sie ge-
hören. Keine dieser drei Gruppen von Transporten wird gut be-
dient, aufser der Beförderung der Reisenden auf grofse Entfernungen,
die aber auch unter den Mängeln des Systems mit leidet. Dagegen
erfolgt die Güterbeförderung allgemein langsamer als mittels Pierde-
fuhrwerk. Besonders schlecht ist aber die Bedienung der zahllosen
kleinen Ortschaften, die auf Omnibuszüge in geringer Zahl, mit
Janger Fahrzeit, langen Autenthalten, ungünstigem Fahrplan ange-
Ueber autogene Schweilsung. Von Schulze. Ztschr.
d. Ing. No. 2, S. 66.
Kurze Mitteilung über Schweifsungen mit einem Gemisch von
4—5 Teilen Wasserstoff und 1 Teil Sauerstoff, wobei ein Hitze-
grad von 19000 C. erzeugt wird. Man kann Bleche bis 8 mm
Stärke damit aneinanderschweifsen. B.
en nn aM
ر ہے ا ل ل ا aeoo
-— un
6 (No, 746]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Juli 1908)
O. Bau-, Betriebs- und Werkstatts- Materialien und
Prüfungsmaschinen.
Der heutige Stand der Frage der Rilsbildung in
Kesselblechen. Von R. Baumann. Ztschr. d. Ing.
1907. No. 50, S. 1982.
Verfasser bespricht zuerst die Ursachen von Rifsbildungen,
wie ungeeignete chemische Zusammensetzung des Eisens, ungünstige
Behandlung des Materials im Hütten- und Walzwerk, sowie bei
Herstellung und Bearbeitung der Bleche und schliefst mit den
Schädigungen im Betriebe. B.
Die Kerbschlagprobe im ۷ ۰
Von Dr.:Jng. Ehrensberger, Essen. Ztschr. d. Ing.
1907. No. 50, S. 1974. Mit Abb. No. 52, S. 2065.
Wiedergabe des Berichtes des Ausschusses zum Studium der
Kerbschlagprobe an die Hauptversammlung des deutschen Verbandes
für Materialprüfungen der Technik. B.
Einführung eines deutschen Bohrkegels nach
metrischem System für rotierende Schneidwerk-
zeuge. Von Ing. Dogny. Glasers Ann. 1908. Bd. 62,
Heft 4, 5. 71. Mit Abb.
Ein Vorschlag des Kommerzienrat Joh. G. Reinecker in Chemnitz,
die Einführung eines Bohrkegels nach dem metrischen Mais statt
des bisher üblichen Morse-Konus der Morse-Twist-Drill-Company,
New-Bedford, Mass., da diese Firma selbst bestimmte Normalien
nicht besitzt vnd sich deshalb in der Praxis mancherlei Unzuträglich-
keiten herausgestellt hätten. B.
Entretoises de foyer en bronze manganese au cupro-
manganese. Rev. gen. d. chem. Juli 1907. S. 44.
Langjährige Versuche der franz. Nordbahn ergaben, dafs Steh-
bolzen von Manganbronze weit haltbarer sind als Kupferstehbolzen.
Während eines Zeitraumes von 4!/ Jahren mufsten bei den 15
Versuchslokomotiven 3978 zerrissene Kupferstehbolzen und 379
Manganbronze-Stehbolzen erneuert werden. Von letzteren waren
jedoch nur 3 gerissen. 376 mufsten wegen abgenutzter Nietköpfe
ersetzt werden. M—s.
Note sur le défaut de nivellement parfait de la sur-
face de roulement de certains rails en acier dur
et les inconvénients qui en résultent. Rev. gén.
d. chem. August 1907. No. 2, S.89. Mit Abb.
Entstehungsgründe der wellenförmigen Abnutzung von Eisen-
bahnschienen. M—s.
Ursachen der Fehler und Brtiche der Stahlradreifen.
Von George Norris, Chemiker der Standard Steel-
Works.
Ein ausführlicher Aufsatz mit vielen Abbildungen in ,,Aaidway
Gazette’ vom 8. November 1907, S. 445 und den folgenden Heften.
Fluit compression for Steel-rails. Am. Scientf. vom
15. Juni 1907, S. 486.
Nach den Berichten der Eisenbahnverwaltung in den Ver-
einigten Staaten sind die im verflossenen Winter so zahlreich ein-
getretenen Schienenbrüche auf Blasen im Material zurückzuführen,
die beim Herstellungsprozefs im Ingot entstehen. Die Hohlräume
sind vornehmlich der Contraktion des Metalles vom Mittelpunkt nach
den Seiten des Ingots zu während der Abkühlung zu verdanken.
Man will nun dem Uebel dadurch begegnen, dafs man das Metall
während der Abkühlung in der Form cinem starken hydraulischen
Drucke unterwirtt. Z.
7. Sicherungsantagen: Telegraphie, Signalwesen, Stellwerke.
Board to test block Signals and automatic stops.
Am. Scientf. vom 21. September 1907, S. 205.
Die gemeinstaatliche Verkehrs-Kommission hat ein Komitee von
Sachverständigen zur Ausführung von Versuchen mit Blocksignal-
systemen und anderen Sichcrheitsmafsregeln für den Eisenbahndienst
der Vereinigten Staaten cingesctzt. Unter den Mitgliedern, welche
aufgezählt werden, befinden sich sowohl Gelehrte als Fachleute. Z.
Neuzeitliche Formen für Bahnhofs-, Vor- und Ein-
fahrsignale. Von Regierungsbaumeister Hans A.
Martens. Ztg. D. E.-V. 1908. No. 8, S. 125.
Beschreibung und Beleuchtung des von den dánischen Staats-
eisenbahnen seit einigen Jahren eingeführten Signalsystems. —r.
Fog signaling on English railways. Engg. News vom
24. Oktober 1907, Bd. 58, No. 17, S. 448.
In einer Zuschrift aus London werden elektrische Signale im
Führerstand für die Signalisierung bei Nebel besonders empfohlen.
Die Erwiderung der Schriftleitung stimmt dem nicht unbedingt bei
und macht auf die Vorzüge der gewöhnlichen Knallsıgnale aufmerksam:
besonders gröfsere Einfachheit. H—e.
9. Lokal- und Kleinbahnwesen nebst Selbstfahrwesen.
A light roof girder system in a reinforced concrete
garage, und The 75 ft. reinforced concrete girders
- for the Mammoth garage, White Plains, N. Y. Engg.
News vom 12. Dezember 1907, Bd. 58, No. 24, S. 630,
633 und 641. Mit Abb.
Zwei für die Abstellung von Automobilen bei New York er-
richtete Schuppen geben Veranlassung zu vergleichsweiser Ver-
öffentlichung, indem der eine im Dach nicht unbedenkliche Risse
bekommen hat, der andere aber sich zu bewähren scheint. H—e.
Benzolbetrieb für Motorwagen. Von A. Heller,
Berlin. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 49, S. 1945.
Verfasser weist auf die Ausbreitung der Motorfahrzcuge und
den dadurch vermehrten Bedarf an Benzin hin, das gröfstenteils aus
dem Auslande bezogen werden mufs und mehr und mehr im Preise
steigt (seit 1904 von 18,4 Pfg. pro Liter auf 30 Pfg. pro Liter). Er
empfiehlt deshalb die Verwendung des im Inlande beim Verkoken
von Steinkohlen gewonnene Benzol als Ersatz des Benzins. Der
Preis für Benzol stellt sieh für 100 kg auf 22—22,50 M., der des
Benzins auf 38 M. B.
Die österreichischen Kleinbahnen im Betriebsjahre
1905. Ztschr. f. Kleinb. 1907. Heft 12, S. 1001.
Ueber die Kleinbahnen auf österreichischem Staatsgebiet, deren
Länge am Schlusse des Betriebsjahres 1905 rd. 600 km betrug,
werden ausführliche statistische Angaben gemacht. F.
Was können wir aus dem Bahnbau Daressalam—
Morogoro lernen? Von Reg.-Baumeister Schubert.
Glasers Ann. 1908. Bd. 62, Heft 3, S. 42. Mit Abb.
Wiedergabe cines im Verein fúr Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages. B.
Zur Eisenbahnfrage in Britisch-Südafrika. Von
Dr. von Ritter. Arch. f. Ebw. 1908. S. 130—151.
Im Anschlufs an amtliche Denkschriften werden die Verhältnisse
dargelegt, aus denen der Plan einer Verschmelzung der Bahnen in
Britisch-Südafrika zu ciner Betriebsgemeinschaft entsprungen ist. Fr.
10. Statistik und Tarifwesen.
Die bayerischen Staatseisenbahnen im Jahre 1906.
Von Regierungsrat Dr. Heubach in München. Ztg.
D. E.-V. 1908. No. 2, S. 17.
Besprechung des Jahresberichtes dieser Bahnen und Mitteilung
der wichtigsten Ergebnisse des Betriebes. —r.
Die unter königlich sächsischer Staatsverwaltung
stehenden Staats- und Privateisenbahnen in den
Jahren 1905 und 1906. Arch. f. Ebw. 1908. S. 152.
Hauptergebnisse der österreichischen Eisenbahn-
statistik für das Jahr 1905. Arch. f. Ebw. 1908.
S. 170.
Das erste Jahr Staatsbetrieb der italienischen
Eisenbahnen. Giornale del Genio Civile 1907. S. 276
bis 288.
Ausführliche Mitteilungen nach dem amtlichen Bericht. Ca.
ETA ae” VE ETE
[15. Juli 1908]
Die portugiesischen Eisenbahnen in den Jahren 1903
bis 1905. Arch. f. Ebw. 1908. S. 196.
Die Eisenbahnen in der Türkei im Jahre 1905.
Arch. f Ebw. 1908. S. 200.
Die anatolischen Eisenbahnen in den Jahren 5
und 1906. Arch. f. Ebw. 1908. S. 207.
Die Eisenbahnen Britisch-Ostindiens im Kalender-
jahr 1906. Arch. f. Ebw. 1908. S. 185.
Die Eisenbahnen in der Kapkolonie im Jahre 1906.
Arch. f. Ebw. 1908. S. 212.
Die Eisenbahnen im Kongostaat. Arch. f. Ebw. 1908.
S. 194.
Our Stupendous Railroad System. Am. Scientf. vom
12. Oktober 1907, S. 254.
Das Eisenbahnwesen der Vereinigten Staaten wird als das
Im Jahre 1906 sind 220 633
engl. Meilen betrieben worden, 5000 engl. Meilen sind in diesem
glänzendste der Welt geschildert.
Jahre hinzugekommen, 815 Millionen Reisende und 1610 Millionen
Tonnen Güter wurden befördert. Aus dem Personenverkehr wurden
520 Millionen,
einnahmt. Die Zunahme des Ertrags im Vergleich zum Jahre 1905
beträgt 234 Millionen Dollars oder 11 pCt.
Verzinsung des Anlagekapitals betrug 3,99 pCt. Z.
aus dem Güterverkehr 1650 Millionen Dollars ver-
Die durchschnittliche
The increasing dangers of travel by rail. Engg.
News vom 14. November 1907, Bd. 58, No. 20, S. 523.
Der staatlicheVerkehrsausschufs (interstate commerce commission)
der Vereinigten Staaten von Nordamerika hat soeben die Statistik
der Eisenbahnunfälle für das mit dem 30. Juni 1907 endigende Jahr
veröffentlicht. in diesem Jahr beim Eisenbahn-
betriebe 5000 Personen getötet und 76286 Personen verletzt. Das
sind 775 mehr getötete und 9577 mehr verletzte Personen gegen
Danach wurden
das Vorjahr. Man hofft, dafs diese Zahlen die Regierung zu weiterer
Untersuchung und zur Anwendung vermehrter Sicherheitsvorrichtungen
anregen werden. H—e.
11. Geschichte, Verwaltung, Gesetzgebung, richterliche
Entscheidungen.
Die Eisenbahnkonzessionen. Von R. de
Giornale del Genio Civile 1907. S. 417—506.
Die Konzessionen der Privatbahnen
Vito.
in den verschiedenen
Staaten, unter besonderer Berücksichtigung Italiens, werden nach
ihrem Inhalt nach den zugrunde liegenden rechtlichen und wirt-
schaftlichen Grundsätzen und nach ihrer Ausführung verglichen und
es werden
hieran Schlutsfolgerungen und Aenderungsvorschlage
geknüptt. Ca.
Betriebskoeffizient und Rentabilität. Von Johannes
Stein, Finanzrat in Oldenburg. Arch. f. Ebw. 1908.
S. 1—41.
Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt,
Reichsstatistik
des Anlagekapitals bei den deutschen Staatseisenbahnen (sowie den
die Angaben der
über den Betriebskoeffizienten und die Verzinsung
Pfälzischen Eisenbahnen) miteinander zu vergleichen und unter Ab-
wägung der dabei zutage tretenden Unterschiede in der Berechnung
beider Werte auf eine einheitliche Grundlage zu bringen. Besonders
eingehend untersucht er hierbei die Ausgaben für Unterhaltung
und Erneuerung von Bahnanlagen und Betriebsmitteln in ihrer Be-
ziehung sowohl zur Verkehrsdichtigkeit wie auch zum Baukapital.
Das Ergebnis ist eine beträchtliche Korrektur der in der Reichs-
Statistik erscheinenden Zitlern. Fr.
Wohlfahrtseinrichtungen der preuísisch-hessischen
Eisenbahngemeinschaft im Jahre 1906. Von
Altmann. Arch. f. Ebw. 1908. S. 42-1,
Der Aufsatz behandelt die Pensionskasse, die Krankenkassen
Bei den Betriebskrankenkassen haben
sich, nachdem in den Vorjahren eine beträchtliche Steigerung der
Krankheitsfälle und der Krankheitstage eingetreten war, die Ver-
und 416 ۷ ۲ ۰
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 746) 1
hältnisse wieder dem normalen Stande genähert, so dafs an eine
Wiederherabsetzung der Beiträge gedacht werden kann. Fr.
Erlaís des ungarischen Handelsministers vom
28. August 1907 betr. die Eisenbahn-Dienstordnung
(Pragmatik) für die Eisenbahnen Ungarns. Arch. f.
Ebw. 1908. S. 230.
Etat der Eisenbahnverwaltung für das Etatsjahr
1908. Glasers Ann. 1908. Bd. 62, Heft 4, S. 75.
Mitteilungen über den dem preufsischen Abgeordnetenhause
vorgelegten Etat für das Jahr 1908. B.
Die Vereinigung der Great Central- und Great
Northern-Eisenbahn in England. Railw. Gaz. vom
6. Dezember 1907, S. 539 und vom 20. Dezember 1907,
S. 584 u. 588.
Geschäftsbericht der Gesellschaft für elektrische
Hoch- und Untergrundbahnen in Berlin. 1906.
Gibt eine Uebersicht über die Ergebnisse des Betriebsjahres
und die geplante Weiterentwickclung des Unternehmens. Pf.
Verwaltungsbericht der Gemeinde Wien — städtische
Strafsenbahn — für das Jahr 1906. Verlag der Ge-
meinde Wien.
Gibt eine Ucbersicht über die Entwickclung des Unternehmens
besonders in finanzieller Hinsicht. Pt.
12. Y erschiedenes.
Die neue Eisenbahn-Fährverbindung Salsnitz—
Trelleborg und ihre Wettbewerbslinie Warne-
múnde—Gjedser. Von Erich Magnus, Rostock.
Ztg. DEN 1907. No. 96, S. 1469.
Nachdem die Herstellung der genannten neuen Fährverbindung
durch die beteiligten Regierungen von Preufsen und Schweden
gesichert worden ist, unterzieht Verfasser die Wettbewerbsverhältnisse
dieser Fährverbindung mit der bestehenden Fährverbindung Warne-
münde— Gjedser für den deutsch-nordischen Verkehr einer näheren
Beleuchtung. ze
Health Conditions in the Subway. Am. Scientf. vom
31. August 1907, S. 146.
Bei der New Yorker Untergrundbahn wurden die sanitáren Ver-
háltnisse hinsichtlich unterirdischen Betriebes
auf die Gesundheit der Beamten einer eingehenden ärztlichen Prüfung
des Einflusses des
unterworfen. Es wurde hierbei
der
Stahlstaub einen unheilvollen Einflufs — besonders auf die Lungen —
ausübt. Man schätzt den auf der 34 km langen Strecke der Unter-
grundbahn von den Schienen,
festgestellt, dafs namentlich
Bremsschuhen und Rädern abge-
riebenen Eisenstaub auf 25 t Eisen pro Monat. Geruch und Hitze
sollen für die Gesundheit der Beamten von weniger Einflufs sein.
Das Gesundheitsamt ist beauftragt worden, Erwägungen anzu-
stellen, ob es möglich ist, den Eisenstaub unschädlich zu machen, Z.
Dampfschiffbetrieb der Eisenbahn-Gesellschaften in
England. Railw. Gaz. vom 6. Dezember 1907, S. 551.
Nordamerikanischer Einfluís auf die Eisenbahnen
Brasiliens. Railw. Gaz. vom 6. Dezember 1907, S. 551.
Die Standard Oel-Gesellschaft und die Eisenbahnen
in den Vereinigten Staaten von Amerika. Von
Dr. A. von der Leven, Wirkl. Geh. Oberreg.-Rat.
Ztg. D. E.-V. 1908. No. 14, S. 221.
Nach Mitteilungen über Entstehung, Umfang und Geschäfts-
betrieb dieser Gesellschaft und über das Monopol, das sie für die
Versorgung der Welt mit Petroleum besitzt, wird näher besprochen,
was zur Bekämpfung der nachteiligen Wirkungen dieses rücksichts-
los ausgebeuteten Privatmonopols bereits geschehen, und weil damit
bisher nur wenig erreicht worden sei, noch
weiter in Aussicht
genommen ist. =r.
Das Eisenbahnmuseum im alten Hamburger Bahn-
وت in Berlin. Railw. Gaz. vom 11. Oktober 1907,
. 354.
Längere Beschreibung mit vielen Abbildungen.
ep. nn
8 [No. 746]
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Juli 1908]
VI Verschiedenes.
Luegers Lexikon der gesamten Technik und ihrer
Hilfswissenschaften. Zweite, vollständig neu be-
arbeitete Auflage. VI. Band. Stuttgart, Deutsche
Verlagsanstalt. In Halbfranz gebunden 30 M. f
Die bedeutenden Erweiterungen aller wichtigen Abhandlungen,
die in der zweiten Auflage durch Vermehrung der Bändezahl
ermöglicht wurden, zeigen sich auch in dem nunmehr abgeschlossenen
sechsten Bande dieses heute bedeutsamsten technischen Nachschlage-
werkes; auf 820 Seiten sind darin die Stichworte „Kupplungen im
Eisenbahnbau“ bis „Papierfabrikation“ erledigt worden. Unter den
grölseren Artikeln zeichnen sich jene aus dem Gebiete der
Maschinentechnik durch umfassendere Behandlung der Einzelheiten
aus. So sind z. B. die Artikel über Lager, Nieten, Nietherstellung,
Nietverbindungen usw. von ciner Gediegenheit und Ausführlichkeit,
wie sie auch in unseren besseren Lehrbúchern nicht vorteilhafter ge-
troffen wird. Was im Eisenbahnwesen geboten wird, dürfte wohl
kaum in einem anderen Nachschlagewerk besser zu finden sein; hier
sind es besonders die Abhandlungen über Lawinenschutzanlagen,
Lenkachsen, Lokomotiven, Lokomotivschuppen, Massenvertcilung,
Oberbau und Oberbaugeráte, in welchen sich Wissenschaft und
praktische Erfahrung vorteilhaft zusammenfinden. Der Brückenbau
ist nur durch wenige Artikel wie Montierung der eisernen Brücken
u. a. vertreten. Die Artikel aus dem Strafsenbau und Wasserbau
haben gegenüber der ersten Auflage keine wesentlichen Aenderungen
erfahren. Dasselbe gilt von den Abhandlungen aus der Baumaterialien-
lehre und der gewöhnlichen- Baukonstruktionen. Im Gebiete der
Architektur verdient der Artikel Oberlichtkonstruktionen wegen der
darin erwähnten Neuerungen besondere Beachtung. Gegenüber der
ersten Auflage vollständig ncu ist die Behandlung der Stich-
wörter aus dem Gebiete der graphischen Künste und der Photograpbie
(Lichtpausen, Lithographie, Momentverschlüsse und Objektive, photo-
graphische, Ozotypie, Pannotypie usw.) durch hervorragende Sach-
verständige (Eder, Unger). Die Artikel aus den Hilfswissenschaften,
unter welchen wir jenc aus dem Gebiete der angewandten Mechanik
hervorheben wollen, weil sie unter dem Gesichtspunkt des Technikers
abgefafst sind, sind in vernünftigem Umfange gehalten. Von weitest-
gehender Ausführlichkeit sind — ihrer Bedeutung für die Ingenieur-
wissenschaft entsprechend — die Abhandlungen aus der Geodäsie,
z. B. jene über Nivellieren. — Durch weise Beschränkung der Artikel
aus der Mathematik und der theoretischen Mechanik, die früher nicht
über den Rahmen eines mathematischen aber doch einestechnischen
Lexikons weit hinausgingen, ist für die Technik selbst viel Raum
gewonnen worden, sodafs zu hoffen ist, dafs auch in den beiden
Schlufsbänden die technischen Artikel in Zahl und Umfang zu-
genommen haben werden, getreu dem Grundsatze: ein technisches
Lexikon der Technik. In dankenswerter Weise sei hervorgehoben,
dafs auch den wirtschaftlichen und sozialen Artikeln, vergl.
„Nachtarbeit* die besondere Aufmerksamkeit gewidmet worden
ist; solche Artikel liegen dem Techniker zweitellos näher als Artikel
über den Auf- und Untergang der Gestirne, Dämmerung usw.
Dr. L.
Handbuch der Baukonstruktionslehre mit besonderer
Berücksichtigung von Reparaturen und Umbauten.
Fünfte, vermehrte und verbesserte Auflage. Von Prof.
Walther Lange, Dircktor des Technikums der freien
Hansestadt Bremen. Mit 512 in den Text gedruckten
Abbildungen und 9 Tafeln. Leipzig 1908. Verlags-
buchhandlung von J. J. Weber. Preis 4,50 ۰
Das Handbuch enthält alle Neuerungen auf dem Gebiete der
Baukonstruktion. Aufserdem werden in einem besonderen Abschnitte
Ratschläge über auszuführende Reparaturen in Zimmerer- und Maurer-
arbeiten erteilt.
Das Buch kann nicht allein dem Fachmann, sondern auch dem
Bauherrn und Hausbesitzer als Nachschlagebuch empfohlen werden.
Z.
Statik für Baugewerkschulen und Baugewerks-
meister. Von Kgl. Baurat Zillich. Il. Teil. Festig-
keitslehre. Mit 101 Abbildungen im Text. 4. neu-
bearbeitete und erweiterte Auflage. Berlin 1908.
Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn. Preis kart. 2,80 M.
|
festigkeit bei Berechnung von Zugankern und Mauerpfeilern und 06۳۵۱,
die Biegungsfestigkeit und ihre Anwendung bei der Berechnung von
Trägern, ferner die Knickfestigkeit der Stützen und die Scherfestigkeit
von Niet- und Holzverbindungen. Daneben enthält das Buch zahl-
reiche Tabellen zur Erleichterung der Berechnungen. Der Umstand,
dafs schon jetzt eine 4. Auflage erforderlich geworden ist, spricht
für die Brauchbarkeit und Zweckmáísigkeit des Buches. —r.
Bautechnik und Feuerpolizei mit besonderer Berück-
sichtigung ihrer Beziehungen zur Feuerwehr.
Von Branddirektor Effenberger-Hannover. Mit 58
Abbildungen im Text. Verlag von Ph. L. Jung.
München 1908. Preis IM.
In diesem Büchlein -— Jung’s Deutsche Feuerwehrbücher, Heft
7/8 — werden in den beiden ersten Abschnitten die verschiedenen
Baumaterialien und Baukonstruktionen in ihrer Beziehung zur Feuer-
beständigkeit behandelt. Der dritte Abschnitt enthält eine Be-
sprechung der verschiedenen Arten von Bauanlagen vom feuer-
polizeilichen Standpunkte aus. Das Büchlein wird für Bautechniker
und Feuerwehrleute von grofsem Nutzen sein, diesen zur Einführung
in das für sie wichtige Gebiet im Baufach, jenen für das Entwerfen
und die Ausführung von Hochbauten mit Feuerungs- und Beleuchtungs-
anlagen. =r.
ro
Raumlehre für Baugewerkschulen und verwandte
bautechnische Lehranstalten. Von Professor Martin
Girndt, Kgl. Oberlehrer. Erster Teil. Lehre von
den ebenen Figuren. Dritte Auflage. Druck und
Verlag von B. G. Teubner, Leipzig und Berlin 1907.
Preis geheftet 2,20 M.
In der ersten Auflage seiner Raumlehre hatte es sich der Ver-
fasser zur Aufgabe gemacht, aus dem Unterricht auf den Baugewerk-
schulen alles auszuscheiden, was in keiner Beziehung zu der sach-
lichen Praxis oder zu den übrigen auf den Fachschulen gelehrten
Unterrichtsfächern steht. Durch diese Beschränkung auf das Un-
entbehrliche und Erreichbare sollte Zeit gewonnen werden, um
durch Uebungen die Schüler zur selbständigen Anwendung des Er-
lernten zu erziehen. Hierzu waren dem Lehrbuch zahlreiche der
Praxis und dem Unterricht entlehnte Aufgaben beigegeben, die den
Uebungsstoff so bringen, wie er später in der Praxis an den
Techniker herantritt. Das Erscheinen der dritten Auflage läfst er-
kennen, dafs die in der ersten Auflage durchgeführten Grundsätze
sich bewährt haben. Wesentliche Acnderungen waren daher in
der neuen Auflage, deren Erscheinen in den Kreisen der Baugewerk-
schüler mit Freuden begrüfst werden wird, nicht erforderlich. Der
vorliegende erste Teil behandelt die Geraden und Ebenen im Raume,
symmetrische Figuren, die Vierecke, den Kreis, die flächengleichen
Figuren, Flächenberechnungen und die Darstellung ebener Figuren
in verändertem Mafsstabe. Gi.
Die Berechnung von Eisenbetonbauten. Heft 1,
Platten, Plattenbalken und Säulen, bearbeitet auf
Grundlage der amtlichen Bestimmungen für die Aus-
führung von Konstruktionen aus Eisenbeton bei Hoch-
bauten vom 24. Mai 1907. Von Dr.-Ing. P. Weiske,
Oberlehrer an der Kgl. Baugewerkschule zu Cassel.
Druck und Verlag von B. G. Teubner, Leipzig und
Berlin 1907. Preis kartoniert 1,50 M.
Die vorliegende Schrift behandelt die einfachen Eisenbeton-
platten, die Plattenbalken und die zentrisch belasteten Säulen. Sie
ist für den bei Eisenbetonbauten tätigen Hochbautechniker bestimmt,
den sie mit den wichtigsten statischen Grundlagen der Eisenbeton-
bauten vertraut machen soll. Der in Aussicht genommenen Heraus-
gabe eines für Tiefbautechniker bestimmten zweiten Heftes kann
mit Interesse entgegengesehen werden. Gi.
Einfache bürgerliche Bauten, Landhäuser, kleinere
Wohnhäuser usw. Eine Sammlung von Entwürfen
unter Mitwirkung von Fachgenossen, herausgegeben
von J. Freytag. Verlag von Otto Maier in Ravens-
burg. Vollständig in 10 Lieferungen á 2 M.
Das Werk liest jetzt vollständig abgeschlossen vor. Es besteht
im wesentlichen aus Entwürfen von reizenden, kleinen Wohnhäusern,
die in jeder Hinsicht den Anfordelungen der Neuzeit genügen
Dieser 2. Teil behandelt in 5 Kapiteln die Zug- und Druck- dürften. Z.
Selbstverlag des Herausgebers, — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebruder Grunert. Berlin.
Pe x _— me)” و
LITERATURBLATT °
4,
FORM
GLASERS ANNALEN
GEWERBE unn BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit (V. D. M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit + bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
No. 498
Beilage zu No. 747 (Band 63 Heft 3)
I. Eisenbahnwesen.
I. Bahnentwiirfe, Vorarbeiten.
Verbindung der russischen und japanischen Bahn-
strecken in der Mandschurei. Arch. f. Ebw. 1908,
S. 469—411.
Mitteilungen über das Abkommen zwischen Rufsland und Japan
betreffend Herstellung einer Verbindung zwischen der ostchinesischen
und der südmandschurischen Eisenbahn. Fr.
Eisenbahnbau und Eisenbahnpläne in China, in der
Mongolei und Mandschurei. Zentralbl. d. Bauverw.
1908. No. 25, S. 182, nach russischer Quelle.
Bemerkungen der Bahnen
bis
Kalgan; von Kirin nach Tschangtschung und Sutschjatan—Tairen
über die allgemeinen Verhältnisse
Tschöngting— Taijuen; Tientsin—Tschingkiang; von Fengtai
(Dalny). —n.
2. Bau.
a) Bahnkórper.
Kreuzung der Eisenbahnen durch elektrische
Leitungen. Von Ralph Mershon. Railw. Gaz.
vom 21. Februar 1908, S. 173.
The most wonderful railroad of the
Scientf. vom 11. 1. 1908. S. 29.
Die Alaska-Bahnen
North. Am.
werden in Folge des an grofsartigen
Scenerien so reichen Landes als die wundervollsten der Welt ge-
Vermöge der , Weifsen País und Yukon-Bahn“ kann der
Reisende heute in wenig Stunden eine Strecke bereisen,
schildert.
die vor
Der Bau der Bahn
Dic ersten 20 Meilen (36 km) von
Skagway aus kosteten 2000000 Dollars und die durchschnittlichen
10 Jahren noch vollständig unbefahrbar war.
war aufserordentlich schwierig.
Kosten des Bahnkorpers von Skagway nach Summit betrugen etwas
mehr als 100000 Dollars pro Meile (1,6 km). 35000 Arbeiter
wurden zur Herstellung des Bahnkörpers verwendet. Die Bahn
Während des Winters
wird die Strecke durch rotierende Schneepflüge freigehalten und es
ist — aufser Sonntags — täglich im Betriebe.
kommt selten vor, dafs der Schnee die Züge mehr als einige
Stunden aufhält. Z:
Grade revision on the Canadian Pacific Ry in British
Columbia. Engg. News vom 23. Januar 1908, Bd. 59,
No. 4, S. 87. Mit Abb.
Die Canadian Pacific-Bahn ermäfsigt die stärksten Steigungen,
die ihren Betrieb erschweren. Eine wichtige Arbeit dieser Art
der Bahn in British
Dort findet sich
eine 4,1 engl. Meilen lange Strecke mit einer Steigung von 4,4 pCt.
ist jetzt im Gange auf dem steilsten Teil
Columbia an der Westscite der Wasserscheide.
Anstelle dieser wird eine Strecke von der doppelten Länge ein-
Die
Länge für die Linien-Entwicklung wird durch die Einfügung einer
geschaltet, wodurch die Steigung auf 2,2 pCt. ermiifsigt wird.
in Form von Kehr-
H—e.
Zickzacklinie gewonnen, deren zwei Kehren
tunneln ausgebildet sind.
Construction de remblais au moyen d’une voie
ferrée sur cables. (Etats-Unis.) Gen. civ. vom
1. Februar 1908, Bd. 52, No. 14, S. 243. Mit Abb.
Uebernommen aus „Zngineering News vom 10. Oktober 1907.
H—e.
|
b) Brücken aller Art und Fundierungen.
Drehbrücke über den Hull-Flufs bei Sculcoates für
die North-Eastern Railway. Engg. 1908. 31. Januar.
S. 146. Mit Abb.
Die neue Brücke wurde gebaut als Ersatz einer im Jahre 1853
in Schweifseisen erbauten Drehbrücke; ihre Länge beträgt 160 Fufs,
ihre Breite 291 ود Fufs, ihr Gewicht, das auf einem Drehzapfen statt
auf Rollen ruht, 460 Tonnen. Konstruktion und Aufbau der Brücke
an Ort und Stelle wird näher beschrieben. O.
Joining of last span of Blackwell's Island bridge.
Am. Scientf. vom 28. März 1908, S. 223.
Am 18. März cr. wurde die letzte Lücke in der Blackwell’s
Island-Brücke, welche über den East River bei New York gebaut
wird, geschlossen.
Die Brücke besteht aus 2 Zugängen und einer auf 4 Türmen
ruhenden Auslegerkonstruktion. Die Gesamtlänge dieser beträgt
1136,5 m,
Long Island-Zugang
diejenige der ganzen Brücke vom Manhattan- bis zum
2259 m. Es
konstruktion sein, welche je ausgeführt worden ist,
soll die schwerste Brúcken-
schwerer als
die Forth-Brücke und noch schwerer als die kürzlich in den Lorenzo-
Strom gestürzte Quebec-Brücke.
Auf
der unteren Bahn sind zwischen den Gitterträgern bei 18 m Breite
Der Verkehr soll sich auf 2 Brückenbahnen abspielen.
zwei Strafsenbahngleise, je eines dicht an den Trägern liegend und
Aufserhalb
Das
obere Stockwerk ist für 4 Gleise zwischen den Gitterträgern und 2
cine mittlere Fahrstrafse von 12 m Breite vorgesehen.
der Gittertráger sind noch zwei Strafsenbahngleise vorhanden.
vier Meter breite Fufsgängerpassagen aufserhalb der Gittertráger
bestimmt. ۱
Die Auslegerkonstruktion der Brücke allcın wiegt 52000 ۰
Zs
Briicken aus Holz. Von Professor Gottfried Koll,
Oberlehrer an der Königl. Baugewerkschule zu
Münster i. W. Bibliothek der gesamten Technik.
78. Band. Mit 176 Abbildungen im Text. Hannover
1908. Dr. Max Jänecke, Verlagsbuchhandlung. Preis
2,20 M., in Ganzleinenband 2,60 M.
In sehr flotter und leicht fafslicher Weise werden die Holz-
brücken abgehandelt. Das Buch wird nicht allein Fachleuten sondern
auch allen Interessenten gute Dienste leisten. Z.
Cause of the Quebec-Bridge failure. Am. Scientf.
vom 14. März 1908, S. 178.
Der Bericht der Kgl. Kommission, welche zur Untersuchung
der Ursachen des Quebecer-Briickencinsturzes eingesetzt worden
war, ist dem Eisenbahnminister zuv Vorlage an das Canadische
Parlament zugegangen. Danach ist der Grund weder in Material-
fehlern noch in der Aufbaumethode zu finden. Die Kommission
schliefst, dats die Ingenieure bei der Anwendung von Berechnungs-
formeln insofern fehlgriffen, als sie dieselben ohne Rücksicht auf
die grofsen Brückenglieder, wie sie bei der Qucbec-Brücke vor-
kamen und welche die Sicherheit wesentlich verändern, zur An-
wendung brachten. 2
Der Brückenbau in den Vereinigten Staaten von
Nord-Amerika. Von F. Dircksen. Ztschr. d. Ing.
1908. No. 9, S. 321.
` A mn u Te
10 [No. 747]
Verfasser behandelt in seinem Aufsatz das gesamte Gebiet des
Brückenbaues, von den Konstruktions- und Abnahmevorschriften,
der Einzeldurchbildung, Herstellung im Werk an, bis zur Aufstellung
und Unterhaltung der Brücken. B.
Pont-route a travées articulées établi sur le Rhin
entre Homberg et Ruhrort. Gen. civ. vom 4. Januar
1908, Bd. 52, No. 10, S. 161. Mit Abb.
Diese Brücke hat fünf Oeffnungen, deren mittelste 203,4 m
Stützweite aufweist. Gelenke sind in der ersten, dritten und fünften
Oefínung angeordnet. Die Brücke wird hier nach einem Aufsatz
in der „Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure“ beschrieben.
H—e.
Bridge testing in Egypt. Am. Scientf. vom 22. Februar
1908. S. 131.
Die gröfste Brücke über den Nil, welche Cairo mit der Insel
Rodah verbindet, ist vollendet worden. Sie hat eine Lange von
1740’ und eine Breite von 65%. Sie hat 14 Oeffnungen und eine
Drelispannung von 209”, welche elektrisch betrieben wird.
Am 9. Oktober 1907 wurde die Belastungs-Prifung für jede
Oeffnung der Brücke besonders vorgenommen mit einer gleichmäfsig
verteilten Last von 200 kg pro qm. Dann wurden die Fufswege
auf beiden Seiten mit Sand aufgefüllt und auf einem provisorisch
verlegten Eisenbahngleis liefen ein paar Lokomotiven mit 20 Wagen.
Die Fahrbahn wurde mit 20 Strafsenbahnwazen, die mit grofsen
Zementsäcken belastet waren, 20 Wasserwagen, 20 Müllwagen und
8 Dampfwalzen besetzt. Die Belastung wurde während des ganzen
Tages auf der Brücke belassen. Der Versuch wurde damit ab-
geschlossen, dafs der ganze Wagenzug von den Dampfwalzen mit
voller Geschwindigkeit über die Brücke gezogen wurde. 7A
Die grölste Bogenbrücke der Welt. Am. Scientf.
vom 8. Juni 1907, S. 468.
Der Artikel bringt Ansichten und Beschreibung von der Bogen-
brücke über den East-River der Pennsylvania-Eisenbahn bei New
York, welche einen Bogen von ungefähr 1000 Fufs Spannweite
enthält. Die Pläne sind unlängst zur Genehmigung der „Municipal
Art Commission“ vorgelegt worden. Der Bogen ist der mittlere
Teil eines Brückenbauwerkes von über 5 km Länge. Ueber 80000 t
Stahl sind hierzu erforderlich. Die Höhe des Gitterwerkes des
Bogens beträgt an den Enden 140%, in der Mitte 90’. Der Bogen
steigt 220’ über die Brückenbahn empor.
Die Brücke soll in 11/, Jahren fertig sein, die Kosten werden
auf 12000000 Dollars geschätzt. “A
Erection of the long plate girder of the Towanda
bridge. Engg. News vom 30. Januar 1908, Bd. 59,
No. 5. S. 113. Mit Abb.
Das bedeutendste Werk beim Umbau der Lehigh-Tal-Bahn ist
die Errichtung einer Brücke über den Susquehanna-Flufs bei Towanda.
Die Brücke hat 14 Oefínungen, die mit Blechträgern überspannt
sind, welche in 12 Oefínungen 129° lang sind. Die Brücke ist
schiet, etwa 55% Die Fahrbahn liegt oben; jede Schienenreihe
wird durch einen Hauptträger unterstützt. Die Träger wurden mit
Hilfe eines eigens dafür erbauten Baukranes vorgestreckt. Dieser
bestand aus zwei 147 * langen eisernen Fachwerksträgern mit portal-
artigen Querverbindungen. H—e.
Die neue Susquehanna-Briicke der Pennsylvania-
Eisenbahn. Am. Scientf. vom 16. November 1907,
2.008;
Die neue Brücke über den Susquehanna-Flufs bei Havre de
Grace ist 1,6 km lang und ging aus dem Bestreben der Eisenbahn-
gesellschaft hervor, schwierige Kreuzungen in der Bahnlinie zu ver-
meiden, Steigungen herabzumindern und Kurven nach Möglichkeit
auszuschalten. Auf diese Weise wurde erreicht, dafs ohne Aufgabe
irgend welcher Sicherheit die Fahrzeit von New York nach
Washington auf 4 Stunden herabgemindert werden konnte.
Die Brücke besteht aus 17 fest überdeckten Spannungen und
einer Durchlafsspannung von 84 m Weite. Die Massigkeit der Brücke
wird durch die Tatsache beleuchtet, dafs 33721 cbm Mauerwerk und
9104 t Stahl verwendet worden sind. Die festen Spannungen auf
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. August 1908]
der Havre de Grace Seite sind von Pfeilermitte zu Pfeilermitte
60 m, auf der Perryville Seite 78 m lang.
Der Ueberbau ruht auf 20 Sandsteinpfeilern, die teils pneu-
matisch auf Kaissons von 7 bis 27 m Tiefe, teils auf Pfählen in
durchschnittlich 33 m Tiefe gegründet worden sind.
Die Arbeit wurde im Januar 1904 begonnen und am 22. Mai
1906 beendet. Los
New Terminal Station and approaches .of the
Brooklyn bridge. Am. Scientf. vom 8. Februar
1908, S. 99.
Der Artikel bringt Ansichten und Beschreibung von der Um-
gestaltung der Brooklyn-Brücke mit den Nebenbauten. Das alte,
häfsliche Zugangsgebäude soll vollständig verschwinden und dafür
ein architektonisch schön gegliederter Bau, von dem eine Ansicht
gegeben wird, entstehen.
Die Gesamtkosten des Umbaues beziffern sich ungefähr auf
40000000 Dollars. y A
Erection of the Manhattan bridge across the East-
River. Am. Scientf. vom 1. Februar 1908, S. 71.
Der Artikel bringt Ansichten und Beschreibung von der im Bau
begriffenen Hángebrúcke, welche als die schwerste und stärkste
der Welt bezeichnet wird. Die Verankerung auf der Brooklyner
Seite ist vollendet, die Ankerkette an ihrem Platz. Die Manhattaner
Verankerung ist an Ort und Stelle durchgeführt. Die Errichtung
der beiden Türme von der Hauptspannung ist zur Hälfte fertig,
sie werden in 2 Monaten dic volle Höhe erreichen. Wenn die
Kabel im Frühjahr 1909 aufgebracht sein werden, kann die Brücke
im Sommer 1911 dem Verkehr übergeben werden.
Die Brücke soll 8 Eisenbahngleise, eine breite Strafsenbahn
und 2 Fufsgängerwege tragen. Sie besteht aus einer Hauptspannung
von 1470’ Länge und 2 Seitenspannungen von 725° Länge. Die
Gesamtbreite beträgt 120“.
Das Gesamtgewicht der 4 Kabel beträgt 30000 t; jedes der-
selben ist 211/4“ stark und enthält 9472 Drähte von 3/,¿” Stärke.
— Die Brückentürme erheben sich 322,5 * über Wasser. — Das
Gesamtgewicht der Eisenkonstruktion beträgt 42000 t. Zs
- The new bridge over the Wissahickon at Philadelphia.
Am. Scientf. vom 30. November 1907, S. 392.
Die Brücke ist über den Wissahickon-Bach in einem der
schönsten Teile des Fairmount-Parkes von der Stadt Philadelphia
erbaut worden und soll den direkten Verkehr zwischen Germantown
und Roxborough vermitteln. Das bemerkenswerteste an ihr ist
„die grofse Mittelöffnung“, die als der längste, in Beton
hergestellte Bogen der Welt bezeichnet wird. Der Bogen steigt
zu einer Höhe von 147’ empor und hat eine freitragende Spann-
weite von 233°. Die Gesamtlänge der Brücke beträgt 585’. Die
Spannung der Anschlufsbögen, von denen 2 an der östlichen, 3 an
der westlichen Seite sich befinden, beträgt je 53’. Die Mischung
der Konkretmasse besteht aus 1 Teil Zement, 2 Teilen grobem
Sand, 5 Teilen geschlagenen Steinen.
Die Kosten des Bauwerks betragen etwas über 1/¿ Million
Dollars. Z.
Riveted lattice for railroad bridges of maximum
span; a plea for a return to rational design. Ry.
Geo Huntington Thompson. Engg. News vom
23. Januar 1908, Bd. 59, No.4, S.91. Mit Abb.
Verfasser zieht die genieteten Brücken denen mit Bolzenver-
bindungen vor. Die Stöfse und Anschlüsse pflegen in den ersteren
Brücken besser ausgebildet zu werden als in den letzteren. Der
Verfasser empfiehlt rationelle Behandlung der Brúckenentwarfe.
Zum Schlufs weist er warnend auf die Quebec-Katastrophe hin.
H—e.
Eigenartige Brückenmontage. Schwz. Bauztg. 1908.
No TLS: TAS
Montage einer eisernen Brücke über den Nordre-Elf bei Gothen-
burg von 83,8 m Spannweite und 358 t Gewicht mittels Ein-
schwenken. Der Brückenoberbau ruhte an einem Ende auf dem
Landpfeiler mittels Drehzapfen, am anderen auf zwei gekuppelten
Kähnen. Das Einschwenken dauerte 1 Std. 45 Min., wovon auf
die eigentliche Drehung nur 59 Min. entfielen. —n.
mmm D EE. EE A A O a a,
ST mm mmm ` mg
]1. August 1908]
Auswechselung der eisernen Ueberbauten der Bahn-
brücke über die Elbe (Strecke Berlin— Magdeburg).
Von W. Dietz in München. Ztschr. d. Ing. 1908.
No. 11, S. 402. Mit Abb.
In dem Wettbewerb über den Umbau der Elbbrücke im Jahre
1905 erhielt die Brückenbauanstalt Gustavburg-Mainz, Zweiganstalt
der Vereinigten Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesell-
schaft Nürnberg, den Zuschlag bei einem Angebot von 1700 000 ۰
Die Ausführung des Baues ist genau beschrieben und durch zahl-
reiche Abbildungen veranschaulicht. B.
Verschiebung der neuen Eisenbahnbrücke über die
Spaarne in Harlem. Glasers Ann. 1908. Bd. 62,
Heft 8, S. 173. Mit Abb.
Kurze Mitteilung nach „de ingenieur“ über die Verschiebung
der 40 m langen, 210 t schweren Eisenbahnbrücke, die auf dem Ufer
montiert und mit Hilfe eines Schiffes in ihre endgültige Lage gebracht
werden mufste. Die Verschiebung dauerte 4 Stunden. B.
Zerstörung einer Brückenfahrbahn durch einen ent-
gleisten Zug bei Les Ponts de Ce (Loire). Zentralbl.
d. Bauverw. 1908. No. 23, S. 164/165. Mit Abb.
Beschreibung eines Unfalles auf der Bahnlinie Angers—Poitiers,
wobei durch Entgleisung der Lokomotive eines Zuges die Fahrbahn
durchschlagen und unter Zertrümmerung der Querträger ein Teil
des Zuges in die Loire stürzte. Bemerkungen über Entgleisungs-
schutzvorrichtungen. —n.
Eisenbahnbrücken aus Walzeisentrágern mit Beton-
kappen. Von Chaussette. Zentralbl. d. Bauverw.
1908. No. 25, S. 180/182.
Berechnung und Anordnung der Brúckenteile. Die Brücken
lassen sich bis 12,7 m Spannweite verwenden. —n.
Der Zusammenbruch der Quebec-Brücke. Railw.
Gaz. vom 20. September 1907, S. 278 und dieselbe
vom 27. September 1907, S. 296. Mit Abb.
Theodore Cooper on the Quebec Bridge and its
failure. Engg. News vom 31. Oktober 1907, Bd. 58,
No. 18, S. 413. Vergl. auch S. 469.
Theodore Cooper, der jetzt 70 Jahre alte „Nestor der amerika-
nischen Brückenbauer“ war beratender Ingenieur bei dem unglück-
lichen Bau. Er hat der kanadischen Regierungskommission, welche
mit der Untersuchung des Unfalles betraut ist, seine Ansichten über
die Ursachen und die Schuldfrage zu erkennen gegeben. Es ist
Die Nieder-
ist hier
H—e.
Am. Scientf.
dieses in Form von Frage und Antwort geschehen.
schrift, welche im einzelnen interessante Angaben enthält,
in voller Ausdehnung zum Abdrucke gelangt.
Light on the Quebec Bridge disaster.
vom 30. November 1907. S. 390.
Für das Unglück wurden 2 Tatsachen mit verantwortlich ge-
macht, nämlich die Knappheit der Geldmittel und das Nichtvor-
welcher die Autorität
Man
darüber, zu vernehmen, dafs solch vitale Punkte, wie das Zusammen-
handensein eines Brücken-Oberingenieurs,
besafs, sofort in dringenden Fällen einzugreifen. ist erstaunt
bringen der Glieder an den Bolzen, das Zusammenfügen der Druck-
glieder usw. vernachlässigt worden sind. Z.
Knicksicherheit von Gitterstáben. Von L. Prandtl,
Göttingen. Ztschr. d. Ing. 1907. No. 47, S. 1867.
Der Einsturz der Quebec-Brücke hat den Verfasser veranlafst,
die Knicksicherheit von Gitterstäben einer eingehenden theoretischen
Erörterung zu unterziehen und dafür eine besondere Formel auf-
zustellen. B.
Unterführung der Prinz-Regentenstralse inWilmers-
dorf. Eisenbahnbrücke in Eisenbeton. Beton und
Eisen. 1908. S. 92 96. Mit Abb.
Beschreibung des Baues der 24 m zwischen den Fluchten
weiten Eisenbahnüberführung im Zuge der Berliner Südringbahn.
—n.
Brücke über die Sense bei Guggersbach. Schwz.
Bauztg. 1908. No. 9, S. 107.110.
GLASERS ANNALEN FÚR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 747] 11
Strafsenbrücke aus Beton, Hauptöffnung von 51,5 m Spannweite
und zwei Nebenófínungen von rd. 5 m Spannweite in Eisenbeton.
Rechnungsunterlagen und Bauvorgang. سب
Betonpfáhle nach System Strauís. Schwz. ۰
1908. No. 12, S. 156 nach. Deutsche Bauztg.
Verwendung eines neuen Verfahrens durch die Firma Dycker-
hoff & Widmann A.-G. Die Pfähle werden nicht gerammt, sondern
der Beton wird in ein vorher gebohrtes Loch eingestampft. Die
Form wird wie ein gewöhnliches Brunnenrohr abgesenkt, wobei
eine beliebige Tiefe erzielbar ist. Der Hohlraum wird beim all-
mählichen Hochziehen mit Beton ausgefüllt. —n.
Betonpfähle, System Strauís. Beton und Eisen. 1908.
Heft IV, S. 90/92.
Durchbiegung von Eisenbetonbalken auf 2 Stützen.
Von E. Turley-Disseldorf. Beton und Eisen.
1908. Heft I, S. 19.
Theoretische Ermittlung einer Formel für die Durchbiegung.
—y.
Berechnung einer eingespannten Rahmenkonstruk-
tion in Eisenbeton. Von Ch. Abeles, Dortmund.
Beton und Eisen. 1908. Heft I, S. 16/18.
Anwendung der Theorie auf einzelne Zahlenbeispiele. —n.
Beiträge zur Berechnung der Eisenbetonkonstruk-
tionen. Von Rich. Wuczkowsky, Wien. Beton
und Eisen. 1908. Heft II, S. 60/61. —-n.
Graphostatische Berechnung von Konstruktionen
aus Eisenbeton. Von G. Ramisch in Breslau.
Beton und Eisen. 1908. Heft III, S. 61/65.
Neue Versuche mit Eisenbeton. VonDr.M.v. Thullie,
Lemberg. Beton und Eisen. 1908. S. 65/66.
Beschreibung von Versuchen über den Einflufs der wiederholten
—n.
Belastungen, vorgenommen von der Ingenieurprüfungsanstalt der
Washingtoner Universitat nach Transactions of the American Society
o. c. i. 1907. II, S. 294.
The Ohio Str. bascule bridge at Buffalo N. J. Engg.
News vom 16. Januar 1908, Bd. 59, No. 3, S. 51.
Mit Abb.
Die Brücke, welche einen Fahrweg einschliefslich zweier Strafsen-
—n.
bahngleise und zwei ausgekragte Fufswege tragt, hat eine bewegliche
Offnung von 166” Stützweite, welche durch cine Schaukelbrücke
nach dem Patent Brown überbrückt wird. Die Eigenart liegt in
der Bewegungsvorrichtung und in der Anordnung der Gegengewichte.
Sie sind mittels Kabeln, die
oben im Turme über Rollen gehen und an der oberen Gurtung der
H—e.
Dicse hángen in einem Portalturm.
Brücken-Hauptträger befestigt.
Double-track trunnion bascule bridge over Bodine
creek Staten Island, Rapid Transit Railway.
Engg. News vom 16. Januar 1908, Bd. 59, No. 3, S. 57,
Mit Abb.
Die Brücke, nach dem Patent Straufs erbaut, macht nur eine
Die Be-
die an den
Noch
weiter nach hinten befinden sich an denselben Hauptträgern andere
Oeffnung von 40° Lichtweite bei 60’ Trägerlänge frei.
wegung der Brückenklappe erfolgt um Drehzapfen,
hinteren Enden der äufseren Hauptträger angebracht sind.
Drehzapfen, welche den Füfsen des portalartig aufgebauten Gegen-
gewichts als Stützpunkte dienen. H—e.
Minimum end-lift device of a German swing-bridge.
Engg. News vom 9. Januar 1908, Bd. 59, No. 2, S. 48.
Mit Abb.
Es handelt sich
um die Hunte-Brúcke bei Oldenburg, deren
eigenartige Endauflager und Feststellvorrichtungen nach dem ,, Organ
Jur Fortschritte des Eisenbalmivesens* beschrieben werden. H—e.
c) Tunnel.
Lowering the traction tunnels under the Chicago
River. Am. Scientf. vom 4. April 1908, S. 240.
Der Artikel bringt Ansichten und Beschreibung von der Aus-
führung der Arbeiten, welche zur Tieferlegung der Chicago-Tunnel
gegenwärtig im Gange sind.
12 (No. 747]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. August 1908)
Die Beladung der auf dem Michigan-See verkehrenden Dampfer
ist seit Erbauung der Tunnel derartig vermehrt worden, dafs selbst
bei Hochwasser nicht die nötige Fahrtiefe vorhanden ist, um die
Fahrzeuge über die im Flufsbett liegenden Tunnel zu befördern. Die
Senkung der Tunnel ist daher seit 1906 im Gange. Beim Sattle-
Street-Tunnel gelang dieselbe nicht. Der Tunnel wurde zerstört
und aufgegeben. Beim Van Buren- und Washington-Strafsen-Tunnel
war das Unternehmen mehr von Erfolg begleitet, indem man über
der Tunnelfirst eine grölsere Fahrwassertiefe von 3,3 m dadurch
erreichte, dafs man eine neue Eisen-Beton-Konstruktion in die alten
Seitenmauern und Decke einsetzte, die Sohle vertiefte und später das
alte Firstgewölbe durch Sprengung beseitigte. Z.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
4. Allgemeines.
Die Elektra-Dampfturbine und der Rotations-
kondensator von Kolb. Von Dr.-Ing. H. Meuth,
Karlsruhe. Ztschr. d. Ing. 1908. No. 5, S. 183; No. 6,
S. 216. Mit Abb.
Verfasser beschreibt zuerst die genannte Turbine in ihrer Ver-
kuppelung mit einer Dynamo und ihren Dampfverbrauch, geht dann
zu ihrem Anwendungsgebiet für Beleuchtungsanlagen, Zentrifugal-
pumpen, Zentrifugen, Ventilatoren und Kompressoren über und be-
spricht dann den Rotationskondensator, dessen Hauptelement eine
Kreiselpumpe ist, deren Schaufelrad unmittelbar auf der verlängerten
Turbinenwelle sitzt. B.
Die Kolbenpumpe Ein Lehr- und Handbuch für
Studierende und angehende Konstrukteure. Von
A. Dahme, Dipl.-Ing. Mit 234 Textabbildungen und
2 lithographierten Tafeln. München und Berlin 1908.
Verlag von R. Oldenbourg. Preis 7,50 M.
[V. DM
In 12 Abschnitten gibt der Verfasser eine eingehende Dar-
stellung der Kolbenpumpe, in der neben der Konstruktion auch die
Theorie die notwendige Würdigung gefunden hat, denn besonders
die Abschnitte über die Saug- und Druckwirkung und über die
Ventilbewegung sind für die genaue Beherrschung dieser Maschinen-
art von wesentlicher Bedeutung. Dafs das Buch den jüngeren
Ingenieuren und Studierenden, soweit sie sich näher damit zu be-
schäftigen haben, eine hervorragende Hilfe sein wird, ist bei den
zahlreichen Abbildungen von Werkzeichnungen, die die Darstellung
in jeder Weise unterstützen, kaum zu bezweifeln. Ob allerdings
der Ausweg des Verfassers, bei Formeln oder Tabellen aus der
„Hütte“ nur auf diese unter Angabe der Seitenzahl zu verweisen,
allzu glücklich gewählt ist, erscheint mir mit Rücksicht auf die
schnell wechselnden Auflagen der „Hütte“ nicht recht glaublich;
vielleicht würde der Umfang des Buches durch genauen Abdruck
der Tabellen nicht wesentlich vergröfsert worden sein, zumal doch
nicht jeder immer diese eine bestimmte Ausgabe der „Hütte“ zur
Hand haben wird.
Ueber die Ausstattung des Buches ist noch zu sagen, dafs
diese in jeder Weise eine mustergiltize genannt werden mufs.
Sr.
VI. Verschiedenes.
Massentransport. Ein Hand- und Lehrbuch über Förder-
und Lagermittel für Sammelgut. Von Professor
M. Buhle, Dresden. Mit 895 Abbildungen und 80
Zahlentafeln. Stuttgart 1908. Deutsche Verlagsanstalt.
Geheftet 20 M., gebunden 22 M. [V. DM
Das vorliegende Werk ist eine systematische Bearbeitung und
Zusammenfassung der zahlreichen früheren Veröffentlichungen des
auf dem Gebiete des Massentransportwesens rühmlichst bekannten
Verfassers.
Das Buch zeigt alle Vorzüge der bisher erschienenen Werke:
überraschende Reichhaltigkeit des Materials — das der neuesten
Entwicklung Rechnung tragend hier in übersichtlichster Weise dar-
geboten wird —, gute Abbildungen und klare Darstellungen im
erläuternden Text. Besonders hervorzubeben ist, dafs neben der
durchgchenden Würdigung der wirtschaftlichen Grundlagen und
umfangreichen Gebietes auch die konstruktiven Gesichtspunkte und
die rechnerischen Grundlagen die erforderliche eingehende Behandlung
und Darstellung gefunden haben. Dies, sowie die vielen eingefügten
Zahlentafeln und die übersichtlich angeordneten erschöpfenden
Literaturnachweise machen das Buch in gleicher Weise geeignet
für den Gebrauch in der Praxis und als Lehrbuch für den
Studierenden, sodaís auch dieses neueste Werk des Verfassers
jedem Interessenten aufs angelegentlichste empfohlen werden kann.
W—i.
Selbstkostenberechnung für Maschinenfabriken. Im
Auftrage des Vereins deutscher Maschinenbau-An-
stalten bearbeitet von J.Bruinier. Berlin 1908. Verla
von Julius Springer. Preis I M. [V. D. M.]
Mit kurzen, erläuternden Worten gibt der Verfasser an Hand
von zahlreichen Mustervordrucken eine Anleitung, wie nur durch
genaue Aufstellung der Selbstkosten eine richtige Preisfestsetzung
erzielt, und wie überhaupt nur auf diese Weise ein wirtschaftlicher
Betrieb erreicht werden kann. Möge die kleine Abhandlung bei
allen Fabrikleitern ein warmes Interesse finden. Sr.
Das Linear-Planimeter Weber-Kern. Schwz. Bauztg.
1908. No. 10, S. 124.
Beschreibung und theoretische Begründung eines konstruktiv
einfachen Planimeters für Flächenermittlungen. —n.
Wie schafft man einen tadellosen Verband zwischen
altem und neuem Beton. Beton und Eisen. 1908.
Heft 1, S. 23.
Beschreibung eines Verfahrens: Waschen des Betons mit Säure,
um die llaftfliche zu säubern. —n.
Le béton armé avec barres américaines. Gén. civ.
vom 8. Februar 1908, Bd. 52, No. 15, S. 249. Mit Abb.
In Amerika hat man in hervorragendem Mafse die Fabrikation
von Stäben mit uncbener Oberfläche zur Verstärkung von Beton
ausgebildet. Im vorliegenden Aufsatz werden die üblichsten Profile
beschrieben und Beispiele von Bauwerken aus Eisenteton mitgeteilt.
H—e.
Von Dr. techn. Karl
Ztschr. d. Ing. 1908.
Drucklüftung in Gebäuden.
Brabbée, Charlottenburg.
No. 9, S. 331. Mit Abb.
Verfasser weist auf die für die Gesundheit notwendige Erneuerung
der Luft in den Gebäuden hin und bespricht die erforderlichen Eir.-
richtungen hierzu namentlich in den Vereinigten Staaten Nordam-rikas,
in denen sie in grofsartigem Mafsstabe ausgeführt worden sind. Er
beschreibt die besonderen Anlagen für die Entnahme, das Filtern
und Waschen der Frischluft, das Erwärmen derselben, die ver-
wendeten Ventilatoren, ihre Regelung usw. B.
Die Gewinnung und die Verwendung des Gipses.
Von Dr. A. Moye, mit 74 Abbildungen. (Bibliothek
der gesamten Technik. 72. Band.) Verlag Dr. M.
Jánecke, Hannover. Preis broschiert 2 M.
Die vorliegende Schrift behandelt die Verwendung und das
Vorkommen des Gipses, des Gipssteines und Anhydrits, die Her-
stellung von gebranntem Gips und die Gewinnung des Gipssteines.
Sic ist für alle diejenigen bestimmt, die ohne chemisch-technische
Vorkenntnisse zu der Gipsindustrie und ihren Erzeugnissen in Be-
ziehung treten. Sie bildet eine dankenswerte Bereicherung für die
„Bibliothek der gesamten Technik“, die sich die Herausgabe von
praktischen Abhandlungen aus allen Gebieten der Technik zur Auf-
gabe gemacht hat. Gi.
A new engineering Museum in Berlin. Engg. News
vom 9. Januar 1908, Bd. 59, No. 2, S. 23. Mit Abb.
Anerkennende Besprechung des ,Kgl. preufsischen Verkehrs-
und Baumuseums“. Ein Ueberblick des Inhalts der Sammlung wird
mitgeteilt. H—e.
Diisseldorfer Kongrefs fiir gewerblichen Rechts-
schutz. Glasers Ann. 1907. Bd. 61, Heft 12, S. 239.
Mitteilung über die Verhandlungen des Kongresses und die aut
volkswirtschaftlichen Folgeerscheinungen des so überaus wichtigen, demselben gefafsten Beschlüsse. B.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens. Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D, Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebruder Grunert, Berlin.
LITERATURBLATT a.
GLASERS ANNALEN
GEWERBE Gen BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V. D. M.]
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure,
die mit y bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
Beilage zu
No. 748 (Band 63 Heft 4)
I. Eisenbahnwesen.
2. Bat.
c) Tunnel.
The Crookedness of the Hudson Tunnel.
Den Besuchern der Hudson-Tunnel ist beim Begehen aufgefallen,
datz dieselben häufig Ausbiegungen, Kurven und Abweichungen in
ihrer Lage enthalten. In gewissen Abschnitten erscheinen die
Krümmungen so beträchtlich, dafs man an einem glatten Betrieb für
schwere Frachten, Züge von grofser Länge und Geschwindigkeit
zweifelte. Die gröfste Unregelmälsigkeit des Gleises zeigte sich im
nördlichen Tunnel auf 3,4 der Länge unter dem Flufsbett. Diese
Krümmungen werden vom Verfasser für die Sicherheit und Stabilität
nördlichen
der Tunnel als „bedeutungslos“ hingestellt. Beim
die
zusammenhängen, ın
Tunnel soll wellenförmige Linie mit
der
achtziger Jahren unter Mr. Harkins Leitung ausgeführt wurde.
Schildes
Beim südlichen Tunnel sollen die Abweichungen hauptsächlich unter
dem alten Ziegelbau
den
Nach
worden.
welchem Tunnel ohne Schild in
Anwendung des sei die Richtung eingehalten
Manhattan durch Verfolgung der Strafsenzüge und zur Umgehung
von Bebauungen entstanden ۰ Z:
Second Pennsylvania East River tube finished. Am.
Scientf. vom 14. März 1908, S. 178.
Die zweite Tunnelröhre der Pennsylvania-Bahn ist unter dem
East River
Röhre wird wahrscheinlich schon in acht Tagen vollendet sein.
in der letzten Woche vollendet worden und die dritte
Die
vierte Tunnelröhre, welche wesentlichen Felshindernissen beim
Vortreiben begegnete, kann kaum vor einem Monat fertiggestellt
werden. Z.
Monatsausweis über die Arbeiten am Lötschberg-
tunnel, Februar 1908. Schwz. Bauztg. 1908. No. 12,
S. 156.
zee
Die Ergebnisse der Basismessung durch den
Simplontunnel vom 18. bis 23. März 1906. Schwz.
Bauztg. 1908. No. Il, S. 131.
Bestimmung der genauen Entfernung der Tunnelendfixpunkte
nach Fertigstellung des Tunnels mittelst Mefsdrähten von 24 m Länge.
Die Abweichung gegen die durch Triangulation gefundene Länge
betrug 0,63 m.
Gesamtmalslänge 20 145,809 m. —n.
Tunnel pour chemins de fer sous la Détroit River
(Etats-Unis et Canada). Gén. civ. vom 14. Dezember
1907, Bd. 52, No. 7, S. 105. Mit Abb.
Der Tunnel ist mit seinen Voreinschnitten und Zufahrtunneln
3834 m lang; davon kommen 787 m auf das zwischen den Ufer-
linien belegene Stück, welches seiner eigenartigen Bauweise wegen
zu beachten ist. Es werden unter dem Fluls zwei zylindrische
Röhren hergestellt, für jedes Gleis eine. Sie haben je 6 m lichten
Durchmesser und werden in 8 m Abstand von Mitte zu Mitte in
Dies
Die Stahlblechhaut der Zylinder
H—e.
einen unter der Flufssohle ausgebaggerten Einschnitt gelegt.
erfolgt in Längen von 78,75 m.
wird aufsen und innen mit Beton umhiillt.
The Detroit River tunnel.
21. Dezember 1907, S. 458.
Am. Scientf. vom
Die Herstellungsweise dieses Tunnels wird eingehend beschrieben
die Abbildungen
schwimmende Baggermaschine dient zur Aushebung des Grabens im
und Beschreibung durch erläutert. Fine
Flufsbett, in welchem die stahlernen Tunnelröhren von 23% Durch-
messer und 260 * Länge nacheinander versenkt werden. Längs des
Grabens werden Pfahlreihen eingerammt und die Pfähle gekappt,
die den Röhren als Stützen dienen. Die Enden der Röhren werden
mit hölzernen Schotten verschlossen, um sie wasserdicht zu machen.
Die zunächst auf dem Wasser schwimmenden Röhren werden durch
Zugketten in ihre richtige Lage gebracht. Nahe an jedem Ende der
Röhren befinden sich 2 Luitzylinder, durch welche der Sitz der
Schleusen in den Schottenhäuptern
die
Röhren langsam festsetzen können. Z:
Röhren genau reguliert wird.
gestatten das allmähliche Einlassen von Wasser, damit sich
Opening of the Hudson River tunnel system. Am.
Scientf. vom 22. Februar 1908, S. 124.
Am 25. Februar 1908 wird der erste Teil des von der Hudson-
Hudson erbauten
Er besteht in dem
nach der 19. Strafse von
& Manhattan-Eisenbahngesellschatft unter dem
Tunnelnetzes dem Verkehr übergeben werden.
Zwillingstunnel, welcher von Hoboken
New York in einer Länge von 7,6 km sich erstreckt. Aus der
interessanten Beschreibung des Tunnels ist zu entnehmen, dats der-
selbe bereits im Jahre 1874 in Angriff genommen, aber 1882 infolge
i bei
aufgegeben wurde, nachdem 2000 * des nördlichen Tunnels vollendet
Jahre 1890 nahm
Tunnelbau wieder auf, verliefs aber die Arbeit, nachdem sie dieselbe
Bis zum Jahre 1902
Unternehmen und wurde dann ununterbrochen zu Ende geführt. Z.
eines Wassereinbruches, dem 22 Arbeiter umkamen, wieder
waren. Im eine englische Gesellschaft den
etwa 4000 ° vorgetricben hatte. ruhte das
Inauguration of electric trains under the Hudson
and East Rivers. Am. Scientf. vom 18. Januar 1908,
S. 39. |
Am 4. Januar 1908 wurde die erste Fahrt durch den Hudsonriver-
Tunnel von Hoboken nach der Christopher Street-Station ausgeführt
und die 3,2 km Die
neuen Stahlwagen dieser Strecke sind mit Seiten- und Endtüren
verschen und werden pneumatisch von einer Stelle des Wagens
lange Strecke in 7 Minuten zurückgelegt.
aus bedient.
Am 9, Januar 1908 fuhren die ersten Züge durch die beiden
Tunnel unter dem East River vom Broodway nach Borough Hall
(Brooklyn).
Batterystation in New York beträgt 4 Minuten, von letzterer Station
Die Fahrtdauer von Borough Hall (Brooklyn) nach der
gehen die Züge auf der Untergrundbahn längs der Lenox Avenue-
route unter dem Harlem River nach dem Fndbahnhof in Bronx
Die Entfernung von Borouzh Hall nach dem Bronx-Park-
Bahnhof beträgt etwa 22 km, die Fahrtdauer 57 Minuten. 2.
Borough.
La ventilation des tunnels sous l’East River du
Métropolitain de New York. Gen. civ. vom
18. Januar 1908, Bd. 52, No. 12, S. 203. Mit Abb.
Record vom
H—e.
Mitteilung, entnomnmen dem
5. Oktober 1907.
„Engineering
The Pennsylvania Tunnel excavation beneath Man-
hattan completed. Am. Scientf. vom 25. Januar 1908,
S. 54. |
a
e |—— a
— O — س ل —
14 [No. 748
Nach dreijähriger ununterbrochener Arbeit wurde die Aufgabe,
2 Tunnel der Pennsylvania-Bahn vom North River nach dem East
River unter Manhattan Island anzulegen, gelöst. Sie bilden die
Fortsetzung von 2 Tunneln, die unter dem North River erbaut
wurden und erstrecken sich über die ganze Insel, der eine unter
der 32., der andere unter der 31. Strafse. Letzterer ist seit einigen
Wochen schon vollendet, während ersterer am 11. Januar eingeweiht
wurde. Es wird als anerkennenswert für die unternehmende
Gesellschaft hervorgehoben, dafs während der dreijährigen ununter-
brochenen Arbeit und im Hinblick auf die schwierige Ausführung
der Strafsenverkehr auch nicht eine Stunde gestockt hat. 2.
d) Oberbau, einschl, Weichen.
erfahrungen über Unterlagsplatten aus elastischem
Material als Zwischenlagen beim Eisenbahn-
oberbau. Von Bahnmeister I. Kl. E. Müller. Ztg.
D. E.-V. 1908. No. 18, S. 286.
Es wird die Verwendung von Filz-, Leder- und Gewebebau-
platten besprochen. —r,
Wellenförmige Schienenabnutzung. Dinglers J. 1908.
Bd. 323, Heft 9, S. 141/142 nach Street R: J. 1907.
Il, S. 506/508.
Beziehungen zwischen der wellenförmigen Abnutzung und der
Materialhärte sind durch Proben nicht nachzuweisen gewesen.
Note sur la constitution de la voie aux Etats-Unis.
Rev. gen. d. chem. Dezember 1907, S. 503. Mit Abb.
Beschreibung der auf den Bahnen der Vereinigten Staaten ver-
wendeten Schienen, Schwellen, Unterlagplatten, Laschen, Schrauben
usw. einschl. der Ausrüstung für elektrische Bahnen, Gleisverbin-
dungen und Weichenstellvorrichtungen.
Brücken-Schienenstofs von Marriott. Engg. vom
21. Februar 1908, S. 257. Mit Abb.
Ein Versuch mit diesem Stofs auf der Midland and Great
Northern Joint Railway war sehr zufriedenstellend. O.
e) Bahnhofsanlagen: Hochbauten, Drehscheiben,
Schiebebühnen, Ladevorrichtungen; einschliefslich
Be- u. Entwasserung und Beleuchtung.
Lokomotivstationen nordamerikanischer Eisen-
bahnen. Von Prof. Dr.-Ing. Blum und Reg.-Bau-
meister Giese. Ztschr. d. Ing. 1908. No.6, S. 201.
Mit Abb.
Besprechung der maschinellen Einrichtungen der amerikanischen
Lokomotivstationen zur Kohlen-, Wasser- und Sandversorgung, des
Aufbaues und der Ausstattung der Lokomotivschuppen und der mit
ihnen verbundenen Anlagen. B.
Raumbewegliche Förderer. Von Georg v. Hanff-
stengel, Leipzig. Ztschr. d. Ing. 1908. No. 4, S. 121.
Mit Abb.
Beschreibung verschiedener beweglicher Fördereinrichtungen.
B.
Elektrische Kraft in Güterschuppen. Von H. Hender-
son, Ingenieur der North Eastern Ry. Railw. Gaz.
vom 24. Januar 1908, S. 85 und folgende Hefte.
Wath concentration yard. Railw. Gaz. vom 27. März
1908, S. 290.
Ein neuer Rangierbahnhof der englischen Great Central-Bahn
im Kohlengebiet.
Das neue Hallendach des Charing Cross-Bahnhofs
in London. Engg. vom 7. Februar 1908, S. 174 und
21. Februar, S. 234. Mit Abb.
Nach dem teilweisen Einsturz des alten Daches im Dezember 1905
wurde ein neuer Entwurf aufgestellt. Der Abbruch des alten
Daches, die Konstruktion und der Aufbau des neuen Daches werden
beschrieben. O.
f) Werkstattsanlagen.
Building wooden Freight cars. Canadian Pacific
railway. Am. Eng. and Railr. J. vom Februar 1908,
S. 43—68.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
nn ll ا
(15. August 1908]
Beschreibung mit vielen photographischen Abbildungen der Werk-
státten-Anlagen der genannten Bahngesellschaft zu Angus, Montreal.
,سب
Repairing Steel freight cars. Am. Eng. and Railr. J.
vom Januar 1908, S. 1.
Beschreibung einer Wagenreparaturwerkstätte der Pittsburgh
& Lake Erie-Bahn zu Mc. Kees Rocks, Pa. —n.
Ateliers pour la réparation du matériel de chemins
de fer aux Etats-Unis. Gén. civ. vom 1. Februar 1908,
Bd. 52, No. 14, S. 239. Mit Abb.
Bei der schnellen Entwicklung der Eisenbahnen in den Ver-
einigten Staaten muísten auch die Werkstátten vielfach erweitert
oder umgebaut werden. Meist wurde das letztere oder auch ein
Neubau an anderer Stelle vorgezogen, zumal dabei in der Regel
elektrischer Werkstättenbetrieb eingeführt wurde. Beschreibung
mehrerer neuer amerikanischer Eisenbahnwerkstätten. Vergleiche
Vortrag von G. A. Damon im Canadian Railway Club, abgedruckt
in „Zngineering Record vom 11. Januar 1908. H—e.
Failures of reinforced concrete chimneys and
recommendations for design and construction.
Engg. News vom 9. Januar 1908, Bd. 59, No. 2, S. 26.
Mit Abb.
Hervorgehoben wird u. a. die übliche Herstellung der Schorn-
steine aus einer áufseren und inneren Schale, von denen die letztere
nur auf ein Drittel der Höhe des Schornsteins hochgeführt zu werden
pflegt. Diese plötzliche Verringerung des Querschnitts gibt leicht
Anlafs zum Entstehen von Rissen, H—e.
Anordnung von Eisenbahnwerkstätten. Mit Lage-
es mehrerer neuerer amerikanischer Ausführungen.
allw. Gaz. vom 24. Januar 1908, S. 77.
h) Allgemeines über Bauausführungen.
Der Eisenbahnbau. Leitfaden für den Unterricht an
den Tiefbauabteilungen der Baugewerksschulen und
verwandten technischen Lehranstalten. VonA.Schau,
Kgl. Baugewerksschuldirektor, Nienburg i. W. Leipzig
1908. Verlag von B. G. Teubner. |
I. Teil. Allgemeine Grundlagen. Bahngestaltung.
Grundzüge für das Anlegen der Bahnen. Mit 134
Abb. Preis 3,60 M.
Der Leitfaden behandelt in sehr klarer, leichtverstándlicher
Weise den gesamten Eisenbahnbau unter Vermeidung aller ent-
behrlichen Fremdwörter. Stets werden die Vor- und Nachteile
verschiedener Einrichtungen besonders hervorgehoben und auf den
eigentlichen Zweck derselben hingewiesen. Das Buch beginnt mit
der Angabe der Bahngattungen, den amtlichen Vorschriften und
Vereinbarungen, sowie den einschläglichen gesetzlichen Bestimmungen
und geht dann zum Bahnbau selbst, Herstellung des Bahnkörpers,
des Oberbaues, der Gleisverbindungen und Nebenanlagen auf der
freien Strecke über. Zum Schlufs werden die Grundsätze für die
Anlage von Bahnen besprochen.
II. Teil. Stationsanlagen und Sicherungswesen. Mit
100 Abb. Preis 2,80 M.
Nach einer allgemeinen Angabe über den Zweck der Stationen
folgt” die Einteilung der Bahnhofsanlagen nach dem besonderen
Bedürfnis des Verkehrs usw. Die Bahnhofseinrichtungen werden
eingehend behandelt und durch Abbildungen der Gleisanlagen,
Weichen, Schiebebühnen und Drehscheiben ergänzt. Ein Abschnitt
betrifit die verschiedenartige Gestaltung und Einrichtung der Haupt-
stationen mit ihren besonderen Anlagen für den Personen- und
Güterverkehr, der kleineren Zwischen-, Endstationen und Halte-
stellen. Am Schlufs findet sich eine Besprechung der Signal- und
Sicherungsanlagen, Weichensicherung, Stellwerke, Blocksysteme usw.
Der Leitfaden dürfte sich besonders für den Unterricht der vielen
nicht akademisch vorgebildeten Beamten der Eisenbahn-Verwaltung
eignen. B.
Die Anatolische Bahn. Von Bau- und Betriebs-Inspektor
Denicke. Glasers Ann. 1908. Bd. 62, Heft 7, S. 127.
Mit Abb.
—_— O O ee
[15. August 1908]
Wiedergabe eines im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages über die Bahnen in Kleinasien, im besonderen der
Anatolischen Bahn. B.
Ueber die Krivaja-Waldbahn in Bosnien. Von
Betriebsdirektor Liebmann. Glasers Ann. 1908.
Bd. 62, Heft 8. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages. Verfasser bespricht den Bau dieser Waldbahn zum
Fortschaften des geschlagenen Holzes in gebirgiger Gegend, um zu
zeigen, wie man trotz schwieriger Bau- und Betriebsverhältnisse mit
geringen Mitteln Babnen herzustellen vermag, die sich aufser-
ordentlich grofsen Betriebsleistungen gewachsen zeigen. B.
Progress of the „Key West Railroad“. Am. Scientf.
vom 15. Februar 1908, S. 106.
Von Miami (Florida) wurde unlängst ein Zug nach Knights Key
abgelassen. Daraus ist zu entnehmen, dafs der gröfsere Teil der
über das Meer gehenden Eisenbahn von Florida nach Key West
vollendet ist. Die Gesamtlänge der Linie beträgt 250 km; etwa die
Hälfte der Linie ist über das offene Meer gebaut, und dadurch wird
und Brücken bedingt. Der
praktische Wert des Unternehmens liegt in der Abkürzung des
Die Florida Keys,
über welche die Bahn gebaut wird, bestehen in einer Anzahl kleiner,
ein grofser Aufwand an Dämmen
Weges von Kuba nach Miami um 10 Stunden.
meist unbewohnter Inseln. | Z.
Die Eisenbahnen Kanadas. Von J. L. Payne. Railw.
Gaz. vom 7. Februar 1908, S. 125 (siehe auch Heft
vom 14. Februar 1908, S. 151).
Vorwiegend statistische Angaben.
Die Eisenbahnen auf Newfoundland. Railw. Gaz.
vom 20. Marz 1908, S. 269.
Die Eisenbahnen in Peru.
Karte und Abbildungen.
1908, S. 174.
Die Bahn vom roten Meere nach dem Sudan (von
Port Soudan bei Suakin nach Atbara). Railw. Gaz.
vom 28. Februar 1908, S. 198.
Kurze Beschreibung.
Von J. R. Cahill. Mit
Railw. Gaz. vom 21. Februar
3. Betriebsmittel für Voll- und Schmalspurbahnen aller Art
einschl. ihrer Heizung und Beleuchtung.
Elektrische Lokomotiven für 2000 Volt Gleichstrom.
Ztg. D. V.-E. 1908. No. 16, S. 258.
Die Lokomotiven sind gebaut für die Beförderung von Erzen
auf der 14,2 km
Moselhütte in Maizieres (Lothr.) nach der Eisenerzgrube St. Marie,
langen Meterspurbahn von dem Hochofenwerk
die auf 3,5 km Länge in Steigungen von 20—30 v. T. ungefähr
Die
Schuckert Werken erbauten vierachsigen Drehgestellokomotiven haben
80 m Höhenunterschied zu überwinden hat. in den Siemens-
der „Zeitschrift Elektr. K. u. B.“ zufolge eine Gesamtstundenleistung
von 640 PS.
—-T,
Ein neuer benzinelektrischer Motorwagen. Ztg.D.
E.-V. 1908. No. 18, S. 293.
Der von der General Electric Co. Schenectady im Verein mit
Wason Manufacturing Co. in Springfield, Mass., hergestellte Wagen
ist für die Personenbeförderung auf der Delaware und Hudson
Railway bestimmt. Der Benzinmotor, der 100 PS entwickeln kann,
treibt eine 90 Kilowatt-Gleichstrommaschine an, die den elektrischen
Strom von 250 Volt Spannung und 360 Ampere für den elektrischen
Motor des Wagens liefert. Die Stromstärke kann beim Anfahren
auf 800 Ampère gesteigert werden. Der Wagen legte bei der
Probefahrt eine Strecke von 78 Meilen mit 23 Haltestellen zurück.
Die Fahrgeschwindigkeit schwankte nach den Steigungsverhältnissen
zwischen 23 und 56 Meilen in der Stunde. —r.
Beitrag zur Ausmittelung des Kulissenantriebes bei
der Heusinger- (Walschaert-) Steuerung. Von Prof.
L. Baudifs in Wien. Ztschr. d. Ing. 1908. No. 4,
S. 141.
Längere theoretische Abhandlung. B.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 748} 15
Die neueren Lokomotiven der North-Eastern-Eisen-
bahn in England. Von Charles S. Lake, London.
Ztschr. d Ing. 1908. No. 5, S. 161. Mit Abb.
Beschreibung der neuerdings von der genannten Gesellschaft
in Gebrauch genommenen 2/4— 2/5 und 3/5 gekuppelten Schnellzug-
lokomotiven. B.
Locomotive compound á grande vitesse de la Com-
pagnie des Chemins de fer de PEst. Gén. civ.
vom 18. Januar 1908, Bd. 52, No. 12, S. 193. Mit Abb.
Die franzósische Ostbahn hat im Jahre 1906 die ersten Personen-
zug-Lokomotiven von einer neuen Bauart in Dienst gestellt, welche
bestimmt sind, auf den grofsen Linien ihres Netzes die Züge des
internationalen Schnellverkchrs mit gröfserer Geschwindigkeit und
Von diesen Loko-
sind 32 bis jetzt im Dienst,
Sie haben drei gekuppelte Achsen und ein Drehgestell mit
H—e.
grofserer Zugbelastung als bisher zu befördern.
motiven, 18 noch im
Bau.
zwei Laufachsen.
im ganzen 50,
Steel passenger equipment. The underframe, part II.
Am. Eng. and Railr. Journ. 1908. S. 12.
Fortsetzung einer Abhandlung im Jahrgang 1907, S. 210 und
453— 461; enthält Berechnung des Untergestells auf Grund der auf
dasselbe wirkenden Kräfte. —n.
Locomotive Feed water Heater. Am. Eng. and Railr.
Journ. Februar 1908, S. 71/72.
Beschreibung eines Speisewasservorwármers bei einer Loko-
motive der Central of Georgia Railway. Das Wasser wird vor-
gewärmt in Röhren enthaltenden Behältern zur Scite des Kessels
mittelst des Abdampfes der Speise- und Lufipumpen und eines Teils
von den Zylindern und gelangt von da in ein Röhrensystem in der
Rauchkanımer, von wo es zum Kessel geführt wird. —n.
A high-power European Locomotive. Am. Scientf.
vom 15. Februar 1908, S. 108.
Es wird die unlängst in Bayern für die Staatsbahn dieses
Landes konstruierte Lokomotive, welche als die kräftigste bisher
in Europa konstruierte bezeichnet wird, beschrieben. Nach Ansicht
des Verfassers ist man bei der mit Ueberhitzer versehenen Verbund-
maschine amerikanischen Vorbildern gefolgt. Z.
The testing of a locomotive. Am. Scientf. vom
22. Februar 1908, S. 126.
Es wird das neue Verfahren, welches bei der Pennsylvania-
Eisenbahn für die Prüfung vor der Abnahme der mächtigen Schnell-
Seit dem
19. November 1906 werden diese Versuche 3 mal wöchentlich von
zugslokomotiven eingeführt werden soll, beschrieben.
einer 16 Mann starken Abteilung in einer hierzu besonders an-
gelegten Werkstatt vorgenommen. Z.
Double-door for Subway Congestion. Am. Scientf.
vom 7. März 1908, S. 162.
Die einzige Möglichkeit zur Beschleunigung des Verkehrs bei
der New Yorker Untergrundbahn wird in der Wageneinrichtung ge-
funden. Es wird empfohlen, die gegenwärtig im Betrieb befindlichen
Wagen mit doppelten Türen am Ende jedes Wagens einzurichten,
so dafs der Strom der ein- und aussteigenden Reisenden getrennt
werden kann. Ferner soll das gegenwärtig noch gebräuchliche
Oeffnen der Türen mit der Hand durch pneumatisch wirkende Tür-
öffner und Türschliefser ersetzt werden. Z.
Résultats obtenus en service par les nouvelles loco-
motives compound á 4 cylindres et á 2 bogies
moteurs de la compagnie du chemin de fer du
Nord. Rev. gen. d. chem. Februar 1908, S. 81.
Mit Abb.
Die französische Nordbahn hatte zur Vermeidung der Vorspann-
lokomotiven im Güterzugdienste auf den Strecken J.eus— Valen-
bis
(mit 2 Dampfdrehgestellen)
ciennes—Hirson und Leus— Busigny—Stirson (Steigungen
1:80) 2 Lokomotiven, 2X3/4 gek.
erbaut, von denen die eine auf der Lütticher Ausstellung ausgestellt
S. 120).
cines halben Jahres veranstalteten Parallelversuche, zwei 2x 3/4
war (vergl. Rev. gen. d. chem. 1905, II, Die während
pals him u
a
16 [No. 748]
gek. Lokomotiven einerseits und einer Reihe von Gruppen, bestehend
aus je einer 4/4 und 3/3 gek. Lokomotive, andererseits, ergaben
so günstige Resultate für die 2X 3/4 gek. Lokomotiven, dafs die
Nordbahn den Bau weiterer 16 solcher Lokomotiven beschlofs. Bei
den neuen Lokomotiven wurden einige Kessel- und Maschincnteile
(Dampfentnahmerohr, Regler, Dampfleitungen und Umsteuerungsvor-
richtung) abgeändert.
Special Service Railway Wagons. Engg. vom 24.
Januar 1908, S. 113. Mit Abb.
Beschreibung von 4achs. Güterwagen mit Drehgestellen für
Sonderzwecke der Lancashire and Yorkshire Eisenbahn. O.
Zahnrad-Lokomotive fúr die Villa Nova De Gaya
Eisenbahn in Portugal. Engg. vom 14. Februar 1908,
S. 212. Mit Abb.
Diese Lokomotive für die portugiesische Spur von 1676 mm,
besitzt zwei Rcibungsachsen und eine Zahnradachse, die unterein-
ander gekuppelt sind und zieht auf Steigungen 1:8 Zuglasten von
45 bis 53 Tonnen. Gebaut wurde sie von A. Borsig in Tegel bei
Berlin. O.
Die Dampflokomotiven der Gegenwart. Von Robert
Garbe, Berlin. Julius Springer. 24 M. Engg. vom
21. Februar 1908, S. 238.
Besprechung des bekannten Buches, von dem eine baldige
englische Ucbersetzung gewünscht wird. O.
Grues roulantes a vapeur de so tonnes de la Com-
pagnie d'Orléans. Rev. gén. d. chem. Februar 1908.
S. 104. Mit Abb.
Beschreibung eines fahrbaren Eisenbahndampfkranes (50 t Trag-
kraft) zum Aufgleisen von Eisenbahnfahrzeugen.
Note sur un dispositif d’allumage instantane des
laternes a gaz incandescence experimenté à la
Compagnie des chemins de fer de l'Est. Rev. gen.
d chem. Februar 1908, S. 127. Mit Abb.
Beschreibung der Versuchseinrichtung mittels Elektrizität Gas-
lampen (Gasglühlicht) in Eisenbahnwagen von einer Stelle aus an-
zuzünden.
Essais de tiroirs de distribution en foute sur les
locomotives de la compagnie d’Orleans. Rev. gen.
d. chem. Januar 1908. S. 31. Mit Abb.
Die im Jahre 1902 bei 20 Lokomotiven angestellten Versuche,
statt der Rotgufsflachschieber solche von Gufseisen zu verwenden,
ergaben gute Resultate. Bis Ende 1906 waren bei 141 Lokomotiven
die Rotgufsschieber durch gufseiserne ersetzt. Beschreibung, Ab-
bildung und Versuchsergebnisse einer Schieberentlastungsvorrichtung
(Bauart Richardson), mit der 35 Lokomotiven ausgerüstet sind.
Note sur un appareil en service sur le reseau de
létat destiné a faciliterle déchargement des wagons
servant au transport des grands bois. Rev. gén.
d chem. Januar 1908, 5.37, Mit Abb.
Vorrichtung, um die Scitenrungen bei Langholzwagen umlegen
zu können, ohne dats Arbeiter Gefahr laufen, von den herabfallenden
Balken verletzt zu werden.
Locomotive for Railway Motor-Car der Lancashire
und Yorkshire Eisenbahn. Engg. vom 7. Februar
1908, S. 182. Mit Abb.
Die zweiachsige Lokomotive ist selbstständig; das eine Ende
des angehängten Wagens für 56 Fahrgäste ruht mit den verlängerten
Mittelträgern drehbar auf der Lokomotive, deren Gewicht mit dem
anteiligen Wavengewicht 33200 kg beträgt. Dic Aufsenzylinder
haben 305 mm Durchmesser, 406 mm Hub; die Räder einen Durch-
messer von 1135 mm. Die Lokomotive kann auch vom rück-
wärtigen Ende bezgl. Dampfzulals, Damplpfeife und Bremsen be-
dient werden. O.
Zugheizung auf den elektrisch betriebenen Teil-
strecken der New York Central und der New
York—New Haven usw. Bahn. Railw. Gaz. vom
21. März 1908, S. 296.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. August 1908;
Der Heizdampf wird durch einen in der elektr. Lokomotive
aufgestellten Dampfkessel geliefert.
Gas-elektrischer Motorwagen der General Electric
Co. Railw. Gaz. vom 14. Februar 1908, S. 153.
Die Aera des Stahls und die Abnahme in der Ver-
wendung des Holzes im Wagenbau. Von Arthur
1۷. Waitt. Railw. Gaz. vom 7. Februar 1908, S. 129.
4. Betrieb und Verkehr; auch elektrischer Zugbetrieb.
Das Verkehrswesen Vorderindiens. Von Reg.-Bau-
meister Dr.-Ing. Blum. Glasers Ann. 1908. Bd. 62,
Heft 5, S.82. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages über die Verkehrsverhältnisse Vorderindiens und die Bahn-
ausrüstungen. B.
Versuche mit der automatischen Vacuum-Güterzug-
Schnellbremse. Glasers Ann. 1908. Bd. 62, Heft 5,
S. 90, Heft 6, S. 107. Mit 3 Tafeln und 9 Abb.
Mitteilung nach dem Bericht der Vacuum Brake Compagnie Limited
in London, bezw. deren Gencral-Repräsentanz in Wien über die
in der Nähe von Wien, sowie auf der Arlbergstrecke vorgenommenen
Versuche. B.
Siemens-Bremse vereinfachter Bauart. Von Ing.
A. Mykisch. Ztschr. d. Ing. 1908. No. 4, S. 144.
Mit Abb.
Beschreibung einer Veränderung an der Siemens-Brenise, durch
welche die Anlage selbst vereinfacht wird und welche gestattet,
von der Lokomotive aus jederzeit die elektrische Leitung mit der
Stromquelle und auch die Luftleitung auf ihren betriebsfähigen Zu-
stand zu prüfen. B.
VI Verschiedenes.
Lagerhaus der Süddeutschen Donau-Dampfschiff-
fahrts-Gesellschaft in Wien. Von R. Dub. ۰
d. Ing. 1908. No. 10, S. 361. Mit Abb.
Beschreibung der Anlage mit ihren verschiedenen Kranen und
Ladevorrichtungen. B.
Schwimmkran von 140 t Tragfähigkeit (200 t Probe-
last), gebaut von der Duisburger Maschinenbau-A.-G.
vorm. Bechem & Kectman in Duisburg. Von
W.Kaemmerer. Ztschr. d. Ing. 1908. No. 8, S. 281.
Mit Abb.
Ausführliche Beschreibung dieses Krans. B.
Die Materialprüfungsanstalt der Königl. Technischen
Hochschule in Stuttgart. Von C. Bach. Ztschr.
d. Ing. 1908. No. 7, S. 241. Mit Abb.
Beschreibung der Baulichkeiten und besonderen Einrichtungen
dieser Anstalt, B.
Schmiermittel. Ihre Herstellung, Verwendung und
Untersuchung. Von Dipl.-Ing. Heinrich Rupprecht,
Berlin. (Bibliothek der gesamten Technik, Band 86).
Mit 59 Abb. im Text. Hannover 1908. Dr. Max
Jánecke, Verlagsbuchhandlung. Preis brosch. 4,80 M,
geb. 5,20 M. [V. DM.
Das Werkchen gibt in gedrángter Form einen ziemlich um-
fassenden Ueberblick über die Eigenschaften, die Herstellung,
Verwendung und Prüfung der Schmiermittel. In einem Anhange
sind die Licterungsvorschriften der wichtigsten deutschen und einiger
ausländischen Eisenbahnverwaltungen sowie die Analysendaten
einiger auf dem Markt befindlichen Oele beigefügt.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Veróffentlichungen über
Schmiermittel legt die vorliegende Arbeit besonderen Wert auf die
Verhältnisse des praktischen Betriebes, ohne indessen die chemischen
Prüfungen zu vernachlässigen. Das Buch erscheint deshalb im
besonderen geeignet, den Besitzern und Betriebsleitern industrieller
Anlagen wertvolle Auskünfte bei der wichtigen und doch vielfach
so sehr vernachlässigten Schmiermittel-Beschaffung und -Verwendung
zu erteilen. A.
Sellsstverlax des Herausgebers. — Kommissionsverlaz: Georg Siemens. Berlin. — Verantwortlicher Redal:teur: Regier.-Baumeister a. D, Patentanwalt L. Glaser. Berlin. —
Druck von Gebruder Grunert, Berlin.
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LITERATURBLATT i
GLASERS ANNALEN
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GEWERBE up BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit (V. D. M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit + bezeichneten ven der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
Beilage zu No. 749 (Band 63 Heft) ` 1908
No. 500
I. Eisenbahnwesen. ` Es werden die Möglichkeiten besprochen, dafs die Führer von Ohn-
۱ 2 ۱ Í ۱ machtsanfällen oder Schlaf befallen wurden, die Bremsen versagten
4. Beirieb und Verkehr; auch elektrischer Lugbetricb. oder Schwankungen der heutigen grolsen Lokomotiven, veranla!st
Fahrt durch den krummen Strang einer Weiche | durch das plötzliche Umlegen der Steuerung die Ursachen gewesen
mit anschliefsender Krümmung gleichen Sinnes. sein können. Z.
Von Reg.-Baumeister Hans A. Martens-Posen und
Friedr. Jaehn-Berlin. Glasers Ann. 1908. Bd. 62, | Heavy trafic through the newly-opened Hudson
Heft 6, S. 120. Mit Abb. Tunnel. Am. Scientf. vom 7. März 1908, S. 162.
Bezugnehmend auf Unglücksfälle beim Befahren von Weichen | Die Erófínung des Zwillings-Tunnels unter dem Hudson hat
suchen die Verfasser darzulegen, wie die eigenartigen statischen und den Wert des nenen Unternehmens vollständig erwiesen, denn es
dynamischen Vorgänge, denen das Fahrzeug unterworfen ist, in wurden innerhalb der ersten 24 Stunden nach Eröffnung 70 000
ihrem Zusammentreflen, d. h. in der Summe ihrer Wirkungen, Ent- | Personen hin und zurück unter dem Flusse befördert. Abgeschen
gleisungen herbeiführen können und wie letztere auf wissenschaft- . davon, dafs der neue Weg von grofser Wichtigkeit für die Reisenden
licher Grundlage bezüglich ihrer Ursachen verhältnismäfsig einfach — ist, welche aus weitentfernten Gegenden auf überseeischen
zu behandeln sind. B. Linien fahren, die ihren Endpunkt in Jersey City haben, liegt die
gröfste Bedeutung in der unterirdischen Fahrt nach New Jersey,
Wirtschaftliche Vorteile einer grolsen Zugkraft.
Von Oberingenieur F. Zezula. Arch. f. Ebw. 1908.
S. 316—330.
Der Verfasser empfichlt als geeignetes Mittel zur Verringerung
der immer mehr ansteigenden Betriebskosten Einschränkung der Entgleisung einesNormalspur-Eisenbahnzuges durch
Zugzahl und Bildung möglichst schwerer Züge mit leistungsfähigen | Wind bei Marshall in Colorado, Kurze Notiz in
weil dadurch die reizenden Wohnstädte und Gegenden jenes Staates
in direkte Verbindung mit dem Geschäftsviertel von New York ge-
bracht werden. Z.
Maschinen. Fr. Railw. Gaz. vom 21. Februar 1908, S. 180.
Automotrices électriques sans impériale de la Cóm- Metropolitan District Raitway in London. Engg.
pagnie générale parisienne de tramways. Gén. civ. | vom 21. Februar 1908, S. 259.
vom 8. Februar 1908, Bd. 52, No. 15, S. 254. Mit Abb.
Die Ergebnisse der Elektrisierung dieser Eisenbahn sind bisher
Linien zu elektrisieren, welche vom Chatelet nach den südöstlichen ۱ ۲
The Electrification of Railways. Engg. vom 31. Januar
1908, S. 155.
Auszug aus einem Vortrag des Professors Gisbert Kapp über
Vororten (Ivry, Bicetre, Choisy usw.) gehen. Dabei kommt auf
den aufseren Linien obere Stromzuführung (trolley), auf den inneren
unterirdische (caniveau) zur Anwendung, und es sind neue Wagen ein-
Die oben genannte Trambahn-Gesellschatt ist im Begriff, einige noch nicht zufriedenstellend gewesen.
| die Elektrisierung von Eisenbahnen unter Anwendung von Gleich-
}
gestellt. Diese sind 12,3 m lang und ruhen auf zwei zweiachsigen
Drehgestellen; sie haben je 57 Plätze, 19 davon 1. Klasse, darunter strom, Drehstrom und einphasigem Wechselstrom. O.
12 Sitzplätze, 38 II. Klasse, davon 18 Sitzplätze. In der Mitte der
Wagenlánge ist ein Flur angeordnet, welcher durch eine Glaswand | J. Werkstattsbetrieb, Kraft und Arbeitsmaschinen.
nach den Klassen geteilt ist und seitlich Schiebetüren für den Zu-
i Versuche an einem raschlaufenden Dieselmotor.
und Abgang der Fahrgäste hat. H—e. | Von Chr. Eberle, München. Ztschr. d. Ing. 1908.
= ` No.5. S.178. Mit Abb.
A railway weed burning machine using gasoline
1 ۱ Mitteil üb i i i Hi ¡o d l
for fuel. Engg. News Son 2: Januar 1908, Bd. 59, qe a 7 Se Se einem vierzylindrigen Oo von
No. 1 S. 14. Mit Abb. ۱ 0 PS mit mdr./Min. des Werkes Augsburg der Vereinigten
Maschinentabriken Augsburg und Mascltinenbaugesellschaft Nürnberg
Auf amerikanischen Eisenbahnen, wo die Arbeitskräfte für
ausgeführten Versuche. B.
Balınunterhaltung oft schwer zu beschaflen sind, hat man Maschinen |
hergestellt, welche das auf den Gleisen wachsende Gras und Un- |
Beitrag zur Kenntnis des Wirkungsgrades trockener
kraut durch Entzündung vernichten. Diese Maschinen werden | Luftkompressoren. Von De Aua, W. Heilmann,
meistens durch Lokomotiven auf den Gleisen vorgetrieben; die Essen. Ztschr. d. Ing. 1908. No. 6, S. 208. Mit
neneste Maschine ist aber mit einem Gasolin-Motor versehen, macht Abb.
also die Lokomotive entbehrlich und arbeitet sehr sparsam. Sie | Mitteilung über Versuche, die vom Verfasser auf Anregung des
ist von der Common Wealth Steel Co. in St. Louis, Mo., für die : Prof. Dr. Mollier an der Kompressorenanlage des Maschinen-
Union Pacific Ry gebaut. H—e. ۱ laboratoriums der Techn. Hochschule zu Dresden im Sommer 3
| ausgeführt worden sind. B.
The mysterious Railway disasters in England. Am. . |
Scientf. vom 14. Dezember 1907, S. 439. | Versuche über die Zündgeschwindigkeit explosibler
Der Artikel beschäftigt sich mit den ın England vorgekommenen | Gasgemische. Von Dr.- Jng. A. Nägel, Dresden.
Fisenbahnunfállen bei Salisbury, Shrewsbury und Grantham, welche | Ztschr. dı lng. 1908. No. 1, S. 244. Mit Abb.
unaufgeklärt geblieben sind. Die Entgleisungen kamen in Salisbury Für die Theorie des Wärmevorganges in der Gasmaschine ist
und Shrewsbury in Kurven, bei Grantham auf grader Strecke vor. |, die Zündgeschwindigkeit der im Zylinder zur Verbrennung gelangen-
o A fen mm ceo eee ee an
18 (No 749}
cen Gasladung von besonderer Wichtigkeit. Neben einer grófseren
Zahl dahin gerichteter Versuche sind solche auch in dem Maschinen-
laboratorium der Techn. Hochschule in Dresden angestellt, über die
Verfasser eingehend berichtet. B.
Ladevorgang und Regelung der Körting’schen Zwei-
taktmaschine. Von A. Willmer, Hannover. Ztschr.
d. Ing. 1908. No. 7, S. 201. Mit Abb.
Verfasser schildert sehr eingehend den Lade-, Mischungs- und
Verhrennungs-Vorgang in den Kórting'schen Zweitaktmaschinen.
B
Schnellerer Leerlauf beim Drehen von Kurbel-
achsen und anderen nichtrunden Werkstücken.
Von J. Grimme, Bochum. Ztschr. d. Ing. 1908.
No. 8, S. 301. Mit Abb.
Als Mittel, dies zu erreichen, will Verfasser irgendwo auf der
Hauptspindel der Drehbank oder auf eine gleich schnell angetriebene
Hiltsachse einen Nocken aufsetzen, der einen Hocbel betätigt,
welcher den Arbeitsriemen ausrückt und einen schnellaufenden
Riemen auf die Arbeitscheibe der Maschine schicbt. B.
‚Die Durchbiegung rotierender Schraubenfedern. \on
J. Zvonicek, Prof. in Brünn. Ztschr. d. Ing. 1908.
No. 8, S. 303.
Verfasser bespricht ein einfacheres Verfahren, die Delmung
‘eincr zur Drehachse senkrecht stehenden und mit ihr in derseiben
‚Ebene befindlichen Schraubenfeder unter Berücksichtigung der
Schwungkräfte zu ermitteln. B.
Rohrbruchventile. Von Georg W. Koehler in Darm-
stadt. Ztschr. d. Ing. 1908. No. 11, S. 414. Mit Abb.
Auf Veranlassung des Vereins deutscher Ingenieure hat Ver-
fasser eine Anzahl der bekanntesten Rohrbruchventile geprüft und
berichtet darüber, nach Beschreibung der angewandten Prüfein-
richtungen. Er gibt gleichzeitig einen Ueberblick über die in den
letzten fünf Jahren auf diesem Gebiet gemachten Fortschritte. B.
O. Bau-, Betriebs- und Werkstatts- Materialien und
Prüfungsmaschinen.
Die Berechnung der Durchbiegung von Stáben,
deren Material dem Hooke’schen Gesetze nicht
folgt. Von Professor Eugen Meyer, Charlottenburg.
Ztschr. d. Ing. 1908. No.5, S. 167.
Betrachtungen úber die in dieser Richtung von verschiedenen
Seiten ausgeführten Versuche mit anschlielsenden theoretischen
Berechnungen. B.
Versuche mit Eisenbetonbalken von C, Bach. Von
K. Bernhard. Ztschr. d. Ing. 1908. No. 6, S. 228,
Mit Abb.
Bericht über die in der Materialprüfungsanstalt der Kgl. Tech-
nischen Hochschule in Stuttgart mit Eisenbetonbalken ausgeführten
Versuche. B.
Messungen von Gasmengen mit der Drosselscheibe.
Von Dr.-Ing. A. O. Müller. Ztschr. d. Ing. 1908.
No. 8, S. 285. Mit Abb.
Verfasser, Lehrer an der Maschinenbauschule in Leipzig, be-
spricht seine Versuche, die Gasmengen einer Rohrleitung mit einer
Drosselscheibe zu messen. B.
Berechnung von gekrümmten Stáben. Von A. Bau-
mann, Zwickau. Ztschr. d. Ing. 1908. No. 9, S. 337,
Ausführliche theoretische Besprechung. B.
Lagerung von Kohlen unter Wasser. Ztg. D. E.-V.
1908. No. 27, S. 441.
Beschreibung einer solchen neuerbauten Anlage bei Chicago.
Die Kohlenvorräte werden dadurch insbesondere vor Zerstörung
durch Verwitterung und Selbstentzündung geschützt. —r.
The Pennsylvania Railroad and the steel rail problem.
Am. Scientf. vom 22. Februar 1908, S. 122.
Die Pennsylvania-Fisenbahngesellschaft hat neuerdings 55000 t
Stahlschienen für 1908 in Bestellung gegeben, die unter ganz
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
—— «MA m
|1. September 1908|
besonderen neuen Bedingungen gewalzt werden sollen. Ein ۵
von Sachverständigen, welches nicht allein aus Eisenbahnbeamten
sondern auch aus 2 der berühmtesten Stahlfabrikanten bestand,
wurde zur Vornahme besonderer Studien über diese Frage im
letzten Sommer eingesetzt.
Die neue Bestimmung sieht vor, dafs Schienen vollständig frei
sein müssen von kleinen schädlichen mechanischen Fehlern und
Rissen. Keine Schiene darf abgenommen werden, welche Defckte
oder Blasen enthält, die ihre Stärke beeinträchtigen könnten. Die
Methoden zur Untersuchung der neuen Schienen sind sehr sorgfältig
durchgearbeitet. Es muls unter anderem möglich sein, dafs man
die Lage des Schienenmaterials im Ingot, aus dem sic hervorgegangen
ist, feststellen kann; ein besonderer Steinpel auf der Schiene soll
dies zum Ausdruck bringen. Ein besonderes Komitee ist beauftragt
worden, sich fortgesetzt auf dem Laufenden über die neuesten
Fortschritte im Herstellungsverfahren zu halten, um bei Neu-
bestellungen jederzcit in der Lage zu sein, das beste, was es an
Schienen gibt, zu erhalten. Bei der Auftragertelung hat die
Eisenbahn die Stahlfabrikanten aufgefordert, auch sich an der
Schienenlieferung, welche im Offenherd-Prozets hergestellt werden,
zu beteiligen, um die Unterschiede zwischen Offenherd- und
Bessemerverfahren klarzulegen. Z.
A series of failure tests of full size compression
members, made for the Pennsylvania line, west
of Pittsburg, by C. P. Buchanan und New tests
of large compression members: the limits of
column strength. Engg. News vom 26. Dezember
1907, Bd. 58, No. 26, S. 685 und 702. Mit Abb.
Die schon seit einer Reihe von Jahren gemachten Zerdrückungs-
Versuche mit Druckstäben von Brücken werden jetzt im Hinblick
auf den Unfall bei Quebec veröttentlicht und von der Schrittleitung
einer Besprechung unterzogen. H--e.
Cold rolled and cold drawn steel bars. Engg. News
vom 16. Januar 1908, Bd. 59, No. 3, S.63. Mit Abb.
In dem Pennsylvania State College sind Versuche darüber
angestellt, ob die Zugfestigkeit des Stahls durch Walzen und Ziehen
im kalten Zustande erhöht werden kann. Die Ergebnisse scheinen
nicht ungünstig zu sein. H—e.
Das Abblättern des Materials bei Stahlrädern und
Stahlschienen. Von L. Fowler. Railw. Gaz. vom
14. Februar 1908, S. 149.
7. Stcherungsanlagen: Telegraphie, Signaheesen,
Stellwerke.
Barriere de passage á niveau commandee élec-
triquement par le passage du train. Gen. civ. vom
21. Dezember 1907, Bd. 52, No. 8, S. 121. Mit Abb.
Die elcktrisch betriebene Barriere ist auf der elektrischen
Bahn von Montreux nach dem Berner Oberland ausgeführt. Neben
dem Stromzuführungs-Draht liegt auf einer Länge, welche von der
Geschwindigkeit der Züge abhängt, ein zweiter Draht. Dieser steht
mit dem elektrischen Mechanismus in Verbindung, der die Barricre
schliefst, sobald er Strom erhält. Letzteres geschieht, sobald der
Stromabnahme-Bügel des Zuges den zweiten Draht berührt. H -e.
Appareils d’enclenchement installes a la gare de
Valenciennes (Nord). Trajecteurs hydrodyna-
miques Bianchi et Servettaz. Gen. civ. vom
8. Februar 1908, Bd. 52, No. 15, S. 256. Mit Abb.
Es hat das Bestreben obgewaltet, die körperliche Arbeit der
Weichensteller möglichst zu verringern. Hierzu und zur Erhöhung
der Betriebssicherheit schien die Anwendung von Druckwasser am
geeignetsten. H—c.
More block signals; fewer accidents. Am. Scientf.
vom 15. Februar 1908, S. 106.
Auf der grdfsten amerikanischen Eisenbahnlinie, der „Union
Pacific“, konnte im letzten Jahr eine Abnahme der Unglücksfälle um
fast 60 pCt. festgestellt werden. Während im Jahre 1906 dıe Zahl
der getöteten und verletzten Personen sich auf 2097 belief, betrug
dieselbe im Jahre 1907 nur 1209. Man schreibt dieses günstige
(1. September 1908]
Resultat der Einführung und Vermehrung der Blocksignale zu und
besonders auch den Versuchen, die in. dieser Richtung fortgesetzt
gcmacht werden, um die Aufmerksamkeit der Beamten zu ۰
Die Abnahme der Unfälle im Jahre 1907
Hinblick auf die Zunahme des Verkchrs beı
bemerkenswert, die 2,66 pCt. an Tonnenmeilen für Güter, 13 pCt.
ist besonders im
der Union Pacific
an Personenmeilen, mehr als 10 pCt. an Zugmeilen und 6 pCt. an
Ende 1907 waren 5000 Meilen ein-
und doppelspuriger Gleise der Harriman-Linie mit automatischen
der Gesamtmeilenzahl betrug.
Blocksignalen ausgerüstet.
Man ist ferner der Ansicht, dats bei den amerikanischen
Eisenbahnen hauptsächlich auch der Mangel an Disziplin die Haupt-
ursache der häufigen Katastrophen ist und dafs schr viel in den
Vereinigten Staaten geschehen mufs, um die Beamten aut das Niveau
der europäischen Beamten in dieser Hinsicht zu heben. Z.
Raven's cab signal. Vortrag von J. Pigg. Railw.
Gaz. vom 6. Márz 1908, S. 221.
Ein seit 2 Jahren auf der englischen North Eastern-Bahn
erprobtes Signalsystem, welches vermittelst elektrischer Kontakte
den Lokomotivführer über Verhältnisse auf der Strecke unter-
richtet.
Signaleinrichtungen an den East River-Tunneln des
New Yorker Subway. Railw. Gaz. vom 13. Marz 1908,
S. 245. Siehe auch Heft vom 20. Marz 1908, S. 271
(Hudson- Tunnel).
Note sur les signaux, enclenchements et appareils
de securite des chemins de fer des Etats-Unis.
Rev. gen. d. chem., Februar 1908, S. 92. Mit Abb.
Streckensicherungswesen auf den Bahnen der Vereinigten Staaten.
Beschreibung der Sıgnal- und Blockeinrichtungen.
$. Stadt- und Strafsenbahnen.
Le Metropolitain de Paris. L’Etat actuel des lignes
constituant le reseau concede. Consistance du
reseau complémentaire. Gen. civ. vom 25. Januar
1908, Bd. 52, No. 13, S. 214. Mit Abb.
Das erste Netz der Pariser Stadtbahn, genehmigt durch das
Gesetz vom 30. März 1898, umfaist acht Linien mit der Gesamtlänge
von rd. 86 km. Hiervon ist etwas über die Hälfte seit dem
15. November 1907 im Betriebe.
des Jahres 1909 folgen.
worten.
Der Rest wird vor dem Ende
Inzwischen ist ein Ergánzungsnetz ent-
vorliegenden Bericht näher be-
H—e.
Dieses wird in dem
schrieben.
The development of railway service in and about
Buenos-Aires. Engg. News vom 16. Januar 1908,
Bd. 59, No. 3, S.64. Mit Abb.
Buenos-Aires, welches jetzt 1100000 Einwohner hat, ist in
Demgemäfs mufste grofser Wert
auf die Entwicklung der Strafsenbahnen gelegt werden. Man behielt
Erst 1897 wurde
wurden neue Strafsen-
schnellem Aufschwunge begriffen.
aber so lange wie möglich den Pferdebetrieb bei.
die erste elektrische Bahn gelegt; auch
anlagen geschaffen, welche den schachbrettartigen Stadtplan diagonal
durchschneiden. Die alten Gleise wurden mit neuen schweren
weit ins Land sich erstreckende Vorort-
H—e.
Strafsenbahn - Verkehrsnot. Von
Berlin 1908. Julius
Schienen versehen und
bahnen wurden entworfen.
Die Berliner
Mattersdorf, Dipl.-Ing., Cöln.
Springer. Preis 2,40 M.
Der Verfasser bespricht die im Berliner Strafsenbahnverkehr
bestehenden Schwierigkeiten, erörtert sodann die Tunnelentwürfe
der Grofsen Berliner Strafsenbahn und tritt der an ihnen von
Kemmann, Cauer, O. Blum geübten Kritik entgegen. Ca.
Strafsenbahnwagen. Dinglers J. 1908, Bd. 323, Heft 9,
S. 141/142, nach Street R. J. 1907, 11, S. 680.681.
Beschreibung von Wagen besonderer Bauart, um Bezahlung des
Fahrpreises beim Eintritt zu bewerkstelligen. —n.
Brieftunnelbahn. Ztg.D.E.-V. 1908. No. 29, یی
.472 .
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 749] 19
Die Balın soll das Briefpostamt in der Spandauer Strafse mit
den Postanstalten auf den Bahnhöfen, und das Postamt am Potsdamer
Balınhof mit dem künftigen Postamt in der Französischenstrafse ver-
binden und zur Erleichterung der Beförderung von Briefbeuteln dienen.
Die zweigleisige Bahn wird in einem dicht unter dem Pflaster herzu-
stellenden Tunnel von 1,8 ın lichter Breite und 0,75 m lichter Höhe
gebaut. In der Mitte zwischen den Gleisen erhält der Tunnel eine
Vertiefung, um seine Begehung durch einen Mann in gebückter
Der Betrieb Züge
bestehen aus vier Wagen, die je einen Briefbeutel aufnehmen können
Haltung zu ermöglichen. ist elektrisch, die
und durch eine Lokomotive mit einer Fahrgeschwindigkeit bis zu
40 km
1,7 Millionen Mark veranschlagt. Sch
in der Stunde befördert werden. Die Kosten sind auf
Das Mc Adoo-Tunnelnetz unter dem Hudson. Von
Dr. A. M. Ztg. DEN 1908. No. 24, S. 381.
Beschreibung dieses Netzes, das aus 4 Tunneln besteht, von
denen zwei in 2 km Entfernung unter dem Hudson die in Hoboken
und Jersey City endigenden Eisenbahnen mit New York und der
dritte am Ufer von New Jersey die beiden ersten Tunnel verbinden.
Der vierte Tunnel, der sich an den südlichen Tunnel unter dem
der Stadt
New Jersey City und mündet in die nıch Newark führenden Gleise
Hudson anschlieíst, unterfährt den volkreichen Teil
Die Tunnels bestechen sämtlich aus zwei für
die
verkleidet sind. Die Leistungsfahigkeit der beiden Unterwassertunnels
der Pennsylvaniabahn.
je ein Gleis bestimmten Stahlröhren, inwendig mit Beton
wird auf tägliche Beförderung von einer Million Menschen angegeben.
Die Kosten betrugen 70 Millionen Dollars. Der nördliche Tunnel unter
dem Hudson ist anfangs März dem Betriebe übergeben. —r.
Die Schwebahn-Probestrecke am Rosenthaler Tor
in Berlin. Ztg. D. E.-V. 1908. No. 15, S. 237.
Nähere Mitteilungen über die Anordnung dieser Strecke, mit
Abbildungen. —r.
9. Lokal- und Kleinbahnwesen nebst Selbstfahrwesen.
A unique aerial tramway used in the construction
of Chicago's Lake tunnel. Am. Scientf. vom
25. Januar 1908, S. 56.
Diese Kabelbahn wurde zur Beförderung von Menschen und
Material nach und von ener Verbindungsstelle des Súdwest-Land-
und Seetunnels — eines Teils der Chicagoer Wasserleitung —
Sie besteht aus eisernen Fachwerkstürmen von 35 * Höhe,
Die
Kabelbahn war unbedingt erforderlich wegen der Jahreszeit, da es
angelegt.
die eine Drahtseilbahn bis auf 8000 ° in den See hineintragen.
in dieser wegen der stürmischen Witterung unmöglich ist, mit
Der Betrieb erfolgt
elektrisch mit 25pferdigen Wechselstrommotoren.
Kähnen nach der Verbindungsstelle zu gelangen.
Die Stahleimer-
wagen tragen 1/, Tonne und haben 10 Kubikfufs Inhalt. Der
Personenwagen ist 314 * breit, 5° hoch und 8” lang und nimmt
4 Arbeiter ۰ 2
Die Wechselstrombahn Locarno—Pontebrolla—
Bignasco. Dingiers J. 1908, Bd. 323, Heft 9, S. 142/143,
nach Elektr. Kraftbetr. u. Bahnen 1907, Heft 35,
S. 685/692.
Beschreibung der Bahn von 27,23 km Länge und Gefällen bis
33 pCt. Betriebsspannung 5000 Volt Einphasenstrom von 20 Perioden.
—n.
The Tunis Monorail system. Am. Scientf. vom
15. Februar 1908, S. 108.
Das Finschienensystem, welches auf der Ausstellung in
Philadelphia und kürzlich in Jamestown Bewunderung erregt haben
soll, wird eingehend beschrieben und durch Abbildungen erläutert. Z.
Die Brennansche Einschienenbahn. Ztg. D. E.-V.
1908. No. 21, S. 329.
Das Gleichgewicht der auf zwei zweirädrigen Drehgestellen
ruhenden Fahrzeuge dieser Bahn wird durch zwei in jedem Fahrzeuge
eingebaute, sich um eine senkrechte Achse drehende Kreisel auf-
recht erhalten. Die Versuche mit einem Modellmotorwagen sind
geglückt. ut
GE umat AAA“ ih پیت — d So `
«io AER en E ERA eee Seog
20 [No. 749]
10. Statistik und Tarifwesen.
Die Reichseisenbahnen in Elsafs-Lothringen und
die Wilhelm-Luxemburg-Bahnen im Rechnungs-
jahr 1906. Arch. f. Ebw. 1908. S. 364—382.
Die vereinigten preulsischen und hessischen Staats-
eisenbahnen im Rechnungsjahr 1906. Arch. f. Ebw.
1908. 5. 383—407.
Der Ueberschufs (698 Millionen Mark) verzinst das verwendete
Anlagekapital (91/3 Milliarden Mark) mit 7,48 pCt. und beträgt
37,37 pCt. der Einnahme. Fr.
Die bayerischen Staatseisendahnen und Schiffahrts-
betriebe im Jahre 1906. Arch. f. Ebw. 1908.
S. 408—421.
Umfang der königl. bayerischen Staatsbahnen am
l. Januar 1908. Arch. f. Ebw. 1908. S. 475.
Die Eisenbahnen im Grofsherzogtum Baden im
Jahre 1906. Arch. f. Ebw. 1908. S. 422—429.
Die k. k. österreichischen Staatseisenbahnen im
Jahre 1906. Arch. f. Ebw. 1908. S. 430—441.
Der Betriebskoeffizient ist von 75,54 auf 72,93 pCt. herunter-
gegangen, Fr.
Die Königlich ungarischen Staatsbahnen im Jahre
1006. Von Rudolf Nagel. Arch. f. Ebw. 1908.
S. 442—-456.
Die Eisenbahnen in Frankreich im Jahre 1904. Arch.
f. Ebw. 1908. S. 457—462.
Unfälle auf den französischen Eisenbahnen in den
Jahren 1903 und 1904. Arch. f. Ebw. 1908.
S. 463—468.
Die Eisenbahnen Deutschlands, Englands und
Frankreichs in den Jahren 1902—1904. Arch. f. Ebw.
1908. S. 331—363.
Statistisches von den Eisenbahnen Rulslands im
ersten Halbjahr 1907. Arch. f. Ebw. 1908. S. 415—484.
Die Otavi Minen- und Eisenbahngesellschaft. Arch.
f. Ebw. 1908. S. 473—474.
Mitteilungen aus dem Geschäftsbericht für 1907/08. Fr.
Statistik der Kleinbahnen im Deutschen Reiche für
das Jahr 1906. Ztschr. f. Kleinb. 1908. Heft 2, S. 65.
Ausführliche Mitteilungen über die nebenbahnähnlichen Klein-
bahnen, die für Preufsen nach Provinzen, für die aufserpreufsischen
Gebiete nach Staaten zusammengestellt sind. F.
11. Geschichte, Verwaltung, Gesetzgebung, richterliche
Entscheidungen.
Allgemeines Reglement für die Beförderung auf den
Eisenbahnen in den Niederlanden. Arch. f. Ebw.
1908. S. 502.
Wörtliche Mitteilungen der Aenderungen, die das Reglement
(vom 4. Januar 1901) durch die Kgl. Beschlüsse vom 28. Januar
1904, 9. Juli 1906 und 17. Juni 1907 erfahren hat. Fr.
Die Organisation einer englischen Eisenbahn. Vor-
lesung an der Viktoria-Universität in Manchester von
H. Marrcot. Railw. Gaz. vom 11. Oktober 1907,
S. 346 und in vorhergehenden und folgenden Heften.
Die Eisenbahnfrage in Italien. IH. Das Gesetz vom
7. Juli 1907 über die Neuordnung des Staatsbetriebs.
Von Dr. Costantino Bresciani. Arch. f. Ebw. 1908.
S. 263—304.
Abdruck des Gesetzes mit kurzer Besprechung. Fr.
Die Eisenbahnen Mexikos. Von Kupka. Arch. f.
Ebw. 1908. S. 305—315.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
TY
[l. September 1908)
Der fünfzigste Jahrestag der Eröffnung der ersten
Eisenbahn in Argentinien. Arch. f. Ebw. 1908. S. 471.
Argentinisches Gesetz über Eisenbahnkonzessionen
vom Jahre 1907. Arch. f. Ebw. 1908. S. 513,
Abdruck des Gesetzes.
Note sur la réglementation des chemins de fer
d'intérét local et des tramways et sur la rédaction
de leurs cahiers des charges. Rev. gen. d. chem.
Dezember 1907. S. 531.
Kritische Betrachtung der in Frankreich geltenden gesetzlichen
Bestimmungen für das Klein- und Strafsenbahnwesen im Vergleich
zu den Bestimmungen in Belgien, Italien und Preufsen.
Die staatiiche Aufsicht über die Eisenbahnen in
England. Railw. Gaz. vom 28. Februar 1908, S. 195.
Ein über mehrere Hefte sich erstreckender Aufsatz von R. ۰
Wedgwood.
VI Verschiedenes.
The Ocean Carrier. Railw. Gaz. vom 24. Januar 1908,
S. ۰
Ein durch mehrere Hefte sich erstreckender Aufsatz von
J. Russel Smith über den Schiffsverkehr auf dem Weltmeer.
Bilder aus der chemischen Technik. Von Dr. Arthur
Müller. (Aus Natur und Geisteswelt, Band 191.)
Mit 24 Abb. im Text. Leipzig 1908. Verlag von
B. G. Teubner. Preis geh. 1 M, geb. 1,25 M. [V.D.M_]
In vorliegendem Buche wird ein allgemeiner Einblick in die
Grundlagen, Hilfsmittel und Verfahren der chemischen Technik an
Hand der Schilderung einzelner ihrer Zweige geboten. Dem
Grundsatz der vorliegenden Sammlung entsprechend bleibt die
Darstellung auch ohne besondere Fachkenntnisse leicht verständlich.
Es ist dem Verfasser in bester Weise gelungen, die chemischen
Vorgänge an Hand der modernen chemischen Forschung in an-
schaulichster, gemeinverständlicher Weise zu erklären. Schu.
Deutschlands Stellung in der Weltwirtschaft. Von
Professor Dr. Paul Arndt. (Aus Natur und Geistes-
welt, Band 179.) Leipzig 1908. Verlag von B. G.
Teubner. Preis geh. 1 M., geb. 1,25 M. [V.D.M.
Als vortrefflicher Kenner der wirtschaftlichen Gröfse Deutsch-
lands und der anderen Industriestaaten, gibt der Verfasser eine
Uebersicht über die Machtverhältnisse der Völker im friedlichen
Kampfe. Deutschland ist aufstrebend an die zweite Stelle gerückt.
Mag das Büchlein viele, eifrige Leser finden.
Technik und Schule. In zwanglosen Heften heraus-
gegeben von Prof. M. Girndt. Bd. I, Heft 2. Leipzig
und Berlin 1907. B. G. Teubner. Geh. 1,60 M.
Der Band behandelt eine Reihe von Fragen des Unterrichtes
an technischen Fachschulen.
Kurzes Lehrbuch der Festigkeitsiehre für Baugewerk-
schule und Baupraxis. Von Dr. E. Glinzer. Dritte
Auflage. Leipzig. Verlag von H. A. Ludw. Degener.
Brosch. 3,60 M., geb. 4 M.
Das Buch behandelt in den ersten Abschnitten die einfachen
Festigkeiten, weiter einige Fälle von zusammengesetzter Festigkeit
und exzentrisch wirkenden Kräften. Alle Ausführungen werden
durch Zahlenbeispiele erläutert. Die Anhänge enthalten ein reiches
Tabellenmaterial zum Gebrauch in der Praxis.
Mathematik für Techniker. Für Mittelschulen. Von
Ingenieur J. E. Meyer. III. und IV. Band. Leipzig
1906. Verlag von Moritz Schäfer. Bd. 11] = 1,60 M.,
Bd. IV = 3,20 ۰
Es werden erörtert und an zahlreichen durchgerechneten Bei-
spielen in einer für den Selbstunterricht geeigneten Form erläutert
die Gleichungen ersten und zweiten Grades mit einer und mehreren
Mitteilung über Entstehung und Entwicklung des mexikanischen Unbekannten, ferner auch Exponential- und logarithmische
Eisenbahnnetzes. Gleichungen.
Selisiverlas des Herausgebers. — Komnunissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D, Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
AS ات am
21
LITERATURBLATT
~GLASERS ANNALEN
GEWERBE up BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V. D. M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit + bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
` No. 501
Beilage zu No. 750 (Band 63 Heft6) _
1908
I. Eisenbahnwesen.
1. Bahnentwiirfe, Vorarbeiten.
Neue Bahnbauten im Königreich Sachsen. Arch. f.
Ebw. 1908. S. 736—738.
Mitteilungen über einen den Kammern zugegangenen Regierungs-
entwurf, Fr.
Die Amurbahn in der Duma. Arch. f. Ebw. 1908.
S. 636—843.
Mitteilungen über die Vorgeschichte des Entwurfs und: die
Verhandlungen in der Duma. Fr.
The construction of the Portland & Seattle Ry. Engg.
News vom 13. Februar 1908, Bd. 59, No. 7, S. 161
und 173. Mit Abb.
Die neue Portland & Seattle-Bahn soll gehen von Portland (Ore)
nach Kennewick (Wash.), wo sie sich mit der Northern Pacific-Bahn
verbindet.
Portland.
Kaskaden-Gebirge.
Sie dient als Abkürzungslinie für die letztere Bahn nach
Die Hauptschwierigkeit war die Kreuzung mit dem
Sie wurde überwunden, indem man die Linie
in die Schlucht „Gorge“ verlegte, mit welcher der Columbia-Flufs
sich den Weg durch das Gebirge gebahnt hat.
Basalt; eine Anzahl Tunnels waren erforderlich,
Die Felsen sind
aufserdem sehr
erhebliche <Abtrags- und Dammschittungsarbeiten. Dennoch
gelang es, der Linie günstige Steigungs- und Krümmungs-Verhältnisse
zu geben. H—e.
Die schweizerischen Eisenbahnen im Jahre 1907.
(Aus dem Geschäftsbericht des schweizerischen Eisen-
bahn-Departements.) Neue Bahnlinien. Schwz. Bauztg.
1908. No. 22, S. 280 ft.
Während des Berichtsjahres befanden sich 37 Bahnlinien und
Bahnstrecken im Bau, von denen 16 neu in Angriff genommen
wurden. —n.
Die vermessungstechnischen Grundlagen der Eisen-
bahnvorarbeiten in der Schweiz. Organ. Heft 6,
S. 112; Heft 7, S. 125; Heft 8, S. 152; Hett 9, S. 161;
Heft 10, S. 185.
Sehr ausführliche Angaben über Vorarbeiten für eine Reihe
Die Arbeiten im Felde und die
Herstellung der Pläne werden ausführlich besprochen. F:
von Eisenbahnen in der Schweiz.
The construction of the Grand Trunk Pacific Railway.
Engg. News vom 2. April 1908, Bd. 59, No. 14, S. 377.
Der Bau dieser Bahn, auch New Canadian Transcontinental Line
genannt, macht stetige Fortschritte, wenn auch die Gesamtfertig-
stellung, die für 1911 in Aussicht genommen war, sich nicht wird
innehalten lassen. Vergleiche „Engineering News“ vom 22. Oktober
und 5. November 1903.
Meilen lang sein, während die Länge der ganzen Bahn mit allen
Zweigbahnen sich auf rd. 8000 engl. Meilen belaufen wird. An
dem Endpunkt der Bahn am Stillen Ozean wird eine neue Stadt
Die Hauptbahn wird ungefähr 3555 engl.
errichtet, welche den Namen Prince Rupert erhalten soll. Bedeutende
Hafenanlagen werden dort in Verbindung mit der Eisenbahn aus-
geführt. H—e.
Compensation of grades on curves. Engg. News
vom 16. April 1908, Bd. 59, No. 16, S. 419.
Die Ermäfsigung der Steigungsverháltnisse in Kurven wird
ziemlich willkürlich behandelt. Um sich ein Urteil über die zweck-
máfsig anzuwendenden Verhältniszahlen bilden zu können, werden
Zahlen
zusammengestellt And besprochen.
amerikanischen Eisenbahnen
H—e.
diese von verschiedenen
2. Bau.
b) Brücken aller Art und Fundierungen.
Ponts basculants de Buffalo et de Port-Richmond.
Gen. civ. vom 28. März 1908, Bd. 52, No. 22, S. 374.
Mit Abb.
Beschreibung der beiden Brücken verschiedener Bauart nach
„Engineering News“ vom 16. Januar 1908. H—e.
The reinforced concrete bridge across the Rhöne
at Pyrimont, France. Engg. News vom 2. April 1908,
Bd. 59, No. 14, S. 353. Mit Abb.
Auszugsweise Wiedergabe aus der „Schweizerischen Bauzeitung““
vom 7. Dezember 1907.
Das mindestens 30 m tief eingeschnittene Rhonetal verlangte
eine schmale, massive und möglichst billige Fahrstrafsenbrücke,
welche auch die schöne Landschaft nicht verunzieren sollte. Diesen
Anforderungen entsprach der Entwurf des Herrn de Mollins, der
zur Ausführung kam. Er zeigt drei und eine halbe Oeffnung von
51,5 m lichter Weite; diese sind mit je zwei Bogenrippen aus
Fisenbeton überwölbt. Sämtliche Verhältnisse des Bauwerks sind
mit bemerkenswerter Kühnheit entworfen. H —e.
A skew three hinged reinforced concrete arch at
Denver, Colorado. Engg. News vom 2. April 1908,
Bd. 59, No. 14, S. 362. Mit Abb.
Die Brücke führt eine städtische Straíse über den ungefähr
24 m breiten Cherry-Bach. Die Mittellinien schneiden sich unter
einem Winkel von 36%, der Bach liegt in einer Krümmung, die
Bauhöhe
brúcke aus Fisenbeton.
ist gering. Diese Verhältnisse wiesen auf eine Bogen-
Die Bogenrippen haben cine Spannweite
von 40,4 m bis 42 m und eine Pfeilhöhe von 4 m. ۰
Rolling lift bascule bridge for the Baltimore € Ohio
Ry. at Cleveland, Ohio. Engg. News vom 12. März
1908, Bd. 59, No. 11, S. 277. Mit Abb.
Bei der Verbesserung der Schiflahrtsverháltnisse des Cuyahoga-
Flusses in Cleveland, Ohio, sind mehrere Schaukelbrücken, System
Scherzer, zur Ausführung gekommen, weil sie im geöffneten Zustande
keine behindernden Teile wie z. B. Drehpfeiler zurücklassen.
Die Brücke, welche hier beschrieben wird, ist einarmig und
hat 230” Stützweite.
montiert, wodurch die Erhaltung des Betriebes auf der darunter
H—e.
Die Brücke, wurde in geneigter Stellung
liegenden alten Brücke während des Baues möglich wurde.
Die Auswechselung der eisernen Ueberbauten der
Walschbrücke bei Mehlsack auf der Strecke
Königsberg— Allenstein (Eisenbahn-Direktion Königs-
berg). Von Mentzel. Zentralbl. d. Bauverw. 1908.
No. 29, S. 209—211. Mit Abb.
ee ee "em ہے سو
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"u Ken, © —
22 [No. 750}
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. September 1908]
Auswechselung zu schwacher Brückenkonstruktionen gegen
stärkere durch Seitwärtsverschieben. Für jeden Ueberbau wurden
2 Stunden gebraucht. —n.
Findings of the Canadian commission on the Quebec
Bridge. Engg. News vom 12. März 1908, Bd. 59,
No. 11, S. 288 und The Report of the Royal Commission
of inquiry on the collapse of the Quebec Bridge.
Engg. News vom 19, Márz 1908, Bd. 59, No. 12, S. 307.
Am 29. August 1907 stürzte die Quebec-Bricke ein. Zwei
Tage später’ ernannte der Generalgouverneur von Kanada eine
Kommission von drei Ingenieuren, welche „die Ursache des Ein-
sturzes solcher Brücke und alle damit zusammenhängenden Ereignisse
untersuchen sollte“. Herr Hr. Holgate, Herr J. G. G. Kerry und
Professor John Galbraith wurden in diese Kommission berufen. Ihr
Bericht datiert vom 20. Februar 1908 und ist ein umfangreiches
Dokument, welches, nachdem die Hauptergebnisse (findings) in
No. 11 der „Engineering Netos vorweggenommen sind, in No. 2
auszugsweise mitgeteilt wird.
Die Schlufsfolgerungen gipfeln bekanntlich darin, dafs die Druck-
gurtung in der Ankeröffnung der Brücke nicht genügende Knick-
festigkeit hatte. In zweiter Linie trug die Organisation der Bau-
verwaltung zur Vergröfserung der Katastrophe bêi. H—e.
The failure of an old railway bridge in France.
Engg. News vom 9. April 1908, Bd. 59, No. 15, S. 390.
Mit Abb.
Es handelt sich um den Einsturz der Loire-Brúcke bei Pont-
de-Cé, welchen „Génie civil vom 14. September 1907 mitgeteilt und
ausführlich beschrieben hat. H—e.
L'effondrement du pont de Quebec sur le Saint-
Laurent (Canada). Gén. civ. vom 4. April 1908,
Bd. 52, No. 23, S. 393. Mit Abb.
Der bereits aus den amerikanischen Zeitschriften bekannte
Bericht der Regierungskommission wird auszugsweise mitgeteilt.
Die Schuld an dem Unfall wird der amerikanischen Methode bei-
gemessen, welche die Bauwerke zu kühn und zu fabrikmäfsig entwirft
und ausführt und die persönliche Verantwortlichkeit der Leitenden
nicht scharf genug abgrenzt. H—e.
Report on the Quebec bridge disaster. Am. Scientf.
vom 25. April 1908, S. 290.
Der Artikel bespricht den kürzlich veröffentlichten Bericht der
Königlichen Kommission zur Untersuchung der Ursachen des vor
5 Monaten erfolgten Einsturzes der Quebec-Brücke. Z.
The wreck of the Quebec Bridge and the stresses.
Engg. News vom 16. April 1908, Bd. 59, No. 16, S. 421.
Mit Abb.
Die Anhänge 12 und 14 des Kommissionsberichts werden aus-
zugsweise mitgeteilt. Hierbei wird auf die Spannungen in den zu
schwachen Druckstäben näher eingegangen. H—e.
The towers of the Manhattan bridge over the East
River at New York City. Engg. News vom 16. April
1908, Bd. 59, No. 16, .و 418. Mit Abb.
Der Bau der dritten Hängebrücke zwischen den Bezirken von
Manhattan und Brooklyn hat sich in dem letzten Jahre sehr schnell
entwickelt. Die Hauptpfeiler (Türme) sind fast fertig. Jeder Turm
besteht aus vier Säulen, deren jede einem der vier Brückenkabel
als Auflager dient. Die Säulen sind aus Stahlblech und Winkeleisen
zusammengenietet. Sıe verjüngen sich nach oben allmählich und sınd
Die Kabelsättel
sind mit den Säulen fest verbunden, desgleichen die Säulenfüfse
durch Diagonalkreuze gegeneinander abgesteift.
mit dem Fundament-Mauerwerk, so dals die Säulen auf Biegung in
Anspruch genommen werden. H—e.
Safety of the Brooklyn Bridge. Am. Scientf. vom
18. April 1908, S. 270.
Die kürzlich erfolgte Eröffnung des neuen Wagenverkehrs auf
der Brooklyn-Brücke mit aus 6 Wagen bestehenden Zügen hat im
Publikum die Frage entstehen lassen, eb die Konstruktion der Brücke
nicht hierdurch überlastet würde.
1
In dem Artikel wird nachgewiesen, dafs hierzu keine Veran-
lassung vorliegen dürfte, zumal an Stelle der früher projektierten
„eisernen“ Seile solche von „Stahl“ mit derselben Stärke ver-
wendet worden wären. Nur die Konstruktion der Fahrbahn liefse
manches zu wünschen übrig und es wäre beabsichtigt, hierin in
allernächster Zeit eine vollständige Umgestaltung vorzunehmen. Z.
A gyratory lift bridge. Engg. News vom 2. April 1908,
Bd. 59, No. 14, S. 366. Mit Abb.
Eine „sich im Kreise bewegende Hubbrücke“ hat ۰ Erik
Swensson in Minneapolis sich patentieren lassen. An jedem Ende
der zu hebenden Brückenfahrbahn ist auf derselben ein Portal aus
Eisenfachwerk befestigt. Dieses enthält in seiner Oberfläche eine
parallel zur Brückenfahrbahn gerichtete Drehachse, um welche die
Drehung der Fahrbahn nebst ihren Portalen erfolgt, wenn die
Briickendffnung freigemacht werden soll. Die Auflagerung der Dreh-
achsen findet auf festen Portalen statt, welche neben den mehr-
erwähnten beweglichen auf den Widerlagpfeilern errichtet wurden.
| H—e.
A drawbridge wreck and temporary construction
to restore traffic. Engg. News vom 2. April 1908,
Bd. 59, No. 14, S. 371. Mit Abb.
Am 21. Oktober 1907 stürzte eine Drehbrücke über den
Cuyahoga-Flufs auf der Linie Cleveland—Cincinnati der Erie R. R.
ein, indem ein Zusammenstofs auf der zweigleisigen Brücke stattfand.
Von der zweiarmigen Brücke mit 220’ Gesamtlänge und 90 7
lichter Oeffnungsweite wurde nur der Ueberbau der einen Oeffnung
zerstört, so dafs nur dieser bei der zeitweiligen Wiederherstellung
der Brücke zu berücksichtigen war. Diese Wiederherstellung mufste
aber wegen des starken Verkehrs aufs schnellste bewerkstelligt
werden. Die hierbei angewendeten Hilfsmittel, die ausführlich
beschrieben werden, sind nicht ohne allgemeines Interesse. H—e.
Betonbauten für Eisenbahnzwecke. Viadukt S. 501,
Kohlensturzvorrichtung S. 504 der Railw. Gaz. vom
22. Mai 1908. |
c) Tunnel.
Monatsausweis für die Arbeiten am Lötschberg-
un März 1908. Schwz. Bauztg. 1908. No. 16,
. 207.
Rickentunnel. Schwz. Bauztg. 1908. No. 14, S. 180.
Durchschlag des Sohlenstollens erfolgte am 30. März 1908. Der
Tunnel ist 8604 m lang. | —n.
Les tunnels sous-marins de New York. Gen. civ.
vom 29. Februar 1908, Bd. 52, No. 18, S. 302; vom
7. März 1908, No. 19, S. 327 und vom 14. März 1908,
No. 20, S. 339. Mit Abb.
In New York und Umgebung sind jetzt nicht weniger als
17 Tunnelröhren, welche 7 Kreuzungen mit den grofsen Wasser-
armen darstellen, teils erst vor kurzem vollendet, teils im Bau
begriffen. Es wird hier die Beschreibung dieser Tunnelbauten von
Herrn Edmond Henry gegeben, wobei er sich im wesentlichen auf
einen Aufsatz von Herrn Charles Prelini im „Zrgineering‘“ stützt.
Er hebt dabei hervor den sogenannten historischen Hudson-Tunnel,
den Tunnel unter dem Harlem-Fluís wegen seiner eigenartigen
Bauweise und die Tunnels der Pennsylvania-Bahn. H—e.
The opening of the first Hudson River tunnel. Engg.
News vom 27. Februar 1908, Bd. 59, No. 9, S. 230.
Mit Abb. Ä
Fast genau ein Drittel eines Jahrhunderts ist verflossen, seit
das obengenannte Werk im November 1874 durch de Witt C. Haskin
begonnen wurde. Seine Pläne und Bauweisen waren aber der
Im Jahre 1902 übernahm Charles
M. Jacobs die Leitung der Arbeiten und von da an schritten sie
Aufgabe nicht gewachsen.
ununterbrochen fort bis zu der jetzt gefeicrten Vollendung. Die
Geschichte des Tunnelbaues wird ausführlich mitgeteilt. Sie zerfällt
in drei Perioden. Die erste steht unter der Präsidentschaft von
Haskin, die zweite vom März 1888 unter der Leitung von Pearson
& Son, die dritte, wie oben erwähnt, unter Jacobs. H—e.
[15. September 1908]
Le métropolitain de Paris® Traversée de la Seine
‘par la ligne No. 4. Gén. civ. vom 25. April 1908,
Bd. 52, No. 26, S. 449. Mit Abb.
Die oben bezeichnete Querlinie der Pariser Stadtbahn wird teils
mit dem Schild, teils in versenkten Caissons, beides mit Druckluft
ausgeführt. Ein kleineres Stück bleibt dem Gefrierverfahren (System
Poetsch) Der
beschäftigt sich nur mit der Caissongründung, welche unter beiden
vorbehalten. vorliegende Aufsatz von A. Dumas
Armen der Seine und für die zwei Stationen in der Cité und bei
der Place St. Michel zur Anwendung kommt. H—e.
Reinforcement of the Brooklyn Subway Tunnels.
Am. Scientf. vom 25. April 1908, S. 290.
Es werden einige Einzelheiten von der Verstärkung der Tunnel-
röhren während des Baucs beschrieben, die durch die Unregel-
mälsigkeiten in der Richtungslinie und die Deformation der guís-
eisernen Hülle nötig wurden. Z.
Der Unterwassertunnel zwischen New York und
Brooklyn. Ztschr. Oesterr. 1908. No. 22, S. 361.
Notiz aus amerikanischen Fachblättern über einige technische
Einzelheiten, namentlich Abmessungen und Betriebsweise. —n.
Heroic Measures in Hudson tunnel construction.
Am. Scientf. vom 18. April 1908, S. 270.
Es werden einige schwierige Situationen, welche durch Wasser-
einbruch das Tunnelunternehmen bedrohten und die dagegen ge-
troffenen Maisnahmen beschrieben. Zi
Records in rock tunneling. Engg. News vom 2. April
1908, Bd. 59, No. 14, S. 377.
Eine hohe Ziffer von monatlicher Fordernng im Tunnelbau durch
Fels wurde kürzlich erreicht in dem Gunnison-Tunnel, Colorado.
Im Januar 1908 wurde dort eine Lange von 449 engl. Fufs First-
stollen erbohrt,
und zwar durchweg ın Granit. Dies gibt dem
Ingenieur Daniels Veranlassung, die entsprechenden Ziffern einer
gröfseren Anzahl ausgeführter Tunnel zusammenzustellen und
kritisch zu beleuchten. Zu bemerken ist, dafs die europäischen,
insbesondere die Alpen-Tunnel, schnellere Fortschritte zcigen als
die amerikanischen. H-e.
Double-Deck Subway Express Stations. Am. Scientf.
vom 18. April 1908, S. 270.
Bei der New Yorker Untergrundbahn hat man in Erwägung
gezogen, sämtliche vier Gleise für den Durchgangsverkehr einzu-
richten und für den Lokalverkehr eine besondere Plattform über dem
gegenwärtigen Planum cinzubauen. Man erwartet, dafs hierdurch
die Verkehrsfähigkeit der Untergrundbahn
erhöhen würde. Z.
sich um 50 Prozent
d) Oberbau, einschl. Weichen.
Gleislage in Kurven. Von Roth. Zentralbl. d. Bauverw.
1908. No. 27, S. 198—199.
Beobachtungen über den Gegenstand an Hand eines Beispiels
und Vorschläge zur Beseitigung der Abweichungen. —n.
Coefficients of friction between wheels & rails. Von
George L. Fowler. Am. Eng. and Railr. J., März
1908, S. 109 ff.
Beschreibung von Versuchen über die gleitende und rollende
Reibung zwischen Rad und Schiene. —n.
Versuche über die hemmende Wirkung von Sand-
gleisen. Von v. Borries. Zentralbl. d. Bauverw.
1908. No. 37, S. 258—259.
Die Versuche erstreckten sich auf Zuggeschwindigkeiten bis zu
38 km/Std. und verschiedene Höhe der Sandschicht. Als Versuchszug
dienten leere O-Wagen mit einer kalten ausgemusterten Lokomotive
an der Spitze, die abgestofsen wurden. Als Ergebnis der Versuche
werden die Erfordernisse für ein wirksames Sandgleis aufgestellt.
—=-n.
Verbesserung der Schienenstöfse mittels alter un-
brauchbarer Schienen. Von R. Bassel. Organ,
Heft 3, S. 60.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN :
[No. 750] 23
Verfasser schlägt vor, unbrauchbare Schienen von 4,5 oder 7,5 m
Länge innen oder aufsen neben die Fahrschienen zu legen und
durch Schwellenschrauben mit den Schwellen zu verbinden, um den
Stofslaschen die Uebertragung des Biegungsmomentes von Schiene
zu Schiene abzunehmen und die Einzellast der Stofsschwelle auf
eine gröfsere Anzahl von Schwellen zu verteilen. F.
Elastische Stofsverbindung mit gesprengten Laschen.
Organ. 1908. Heft 2, S. 33. |
Bei
werden seit 2 Jahren versuchsweise gesprengte, d. h.
der österreichisch-ungarischen : Staatseisenbahnverwaltung
schwach
gebogene Laschen verwendet. Die Hlerstellung geschieht in der
Weise, dafs abgenutzte l.aschen, welche die Laschenkammer nicht
mehr vollständig ausfüllen, rotglühend nach einer Lehre in lotrechter
Der Pfeil der Biegung beträgt
etwa 3 mm. F.
Ztg. D. E.-V.
Ebene nach oben gewölbt werden.
Wellenförmige Schienenabnutzung.
1908. No. 44, S. 716.
Weitere Mitteilung über diese namentlich bei elektrischen
Schnellbahnen beobachtete Abnutzung und ihre Ursachen. —r.
Die Eisenschwelle. Von Dr.:Jna. Haarmann, Ge-
heimer Kommerzienrat. Railw. Gaz. vom 3. April 1908,
S. 321 fl.
Abdruck des vom Verfasser im Verein der deutschen Eisen-
hüttenleute am 8. Dezember 1907 in Düsseldorf gehaltenen Vortrages.
Streckenwerkzeug für den Eisenbahn-Oberbau. D.
R.P. 193700. Von Aug. Götz in Güstrow. Zentralbl.
d. Bauverw. 1908. No. 46, S. 320.
Beschreibung und Abbildung eines Universalwerkzeuges für
Streckenuntcrhaltung, enthaltend Hammer, Werkzeug zum Reinigen
der Spurrillen in Wegübergängen, Schraubenschlüssel und Aufsteck-
schlüssel. —n.
e) Bahnhofsanlagen: Hochbauten, Drehscheiben, Schiebe-
bihnen, Ladevorrichtungen; einschl. Be- u. Entwässerung
und Beleuchtung.
Der Kohlenumschlag an der österreichischen See-
kúste. Von Hermann R. von Littrow. Ztschr.
Oesterr. 1908. No. 14—17.
Beschreibung der Einrichtungen und Leistungen der einzelnen
Häfen. —-N.
Einrichtung zur Entstäubung von Eisenbahn-
personenwagen. VonGuillery. Zentralbl.d.Bauverw.
1908. No. 35, S. 246—248.
Beschreibung der neuesten, Einrichtungen, insbesondere des
Druckluftsaugers von Borsig. —n.
Verschiebebahnhof Engelsdorf. Organ. 1908. Heft 1,
S. 4 u. Heft 2, S. 36.
Der mit einem Kostenaufwande von über 10 Millionen Mark
hergestellte Verschiebebahnhof Engelsdorf an der Linie Leipzig—
Dresden dient der Abwicklung des ganzen von Osten kommenden
und nach Osten gehenden Giterverkehrs der sächsischen Linien.
Auch
zwischen den preufsischen und sächsischen Bahnen vermittelt. F.
wird dort der Ucbergangsverkehr der Ostseite Lcipzigs
f) Werkstattsanlagen.
Innere Einrichtung und Betrieb des Werkstätten-
Hauptmagazins Opladen. Von Eisenbahnbau-
inspektor Schwarzer, Opladen. Glasers Ann. 1908.
Bd. 62, Heft 10, S. 204. Mit Abb.
Beschreibung der ausgedehnten Anlagen mit den Schuppen für
Achsbuchsen,
Von besonderem Interesse ist das
die
Kuppelungen, Spiralfedern usw.
verschiedenen Materialien und Reservetcile,
Hauptmagazingebäude mit einem Lastenaufzug von 1500 kg Trag-
fähigkeit, von dem ein Modell für das Eisenbahn-Bau- und Verkehrs-
museum angefertigt ist. B.
The design of railway repair shop plants. Engg.
News vom 6. Februar 1908, Bd. 59, No.6, S. 141.
“gie eee ee H
24 [No. 750]
Der Verfasser George A. Damon hat die Kosten neuerer
Eisenbahn-Reparaturwerkstätten zergliedert und tabellarisch zusammen-
gestellt, so dafs sie als Anhalt beim Entwerfen und Veranschlagen
dienen können. Da jedoch die tatsächlichen Kosten im einzelnen
sehr schwanken, werden Bemerkungen hinzugefügt, die für die
richtige Wahl der Preise in zweifelhaften Fällen Anhalt gewähren
können. H-—e.
Neue Wagenwerkstátte in Burbach bei Saarbrúcken.
Organ. 1908. Heft 1, S. 10 u. Heft 2, S. 42.
Die Werkstätte ist für die Ausbesserung von Wagen des
Direktionsbezirks Saarbrücken bestimmt und liegt 7,2 km von
Saarbrücken westlich von der Grubenbahn Malstatt— von der Heydt
und besteht aus einer Wagenhalle, Lackicrerei, Dreherei, Schmiede
und den erforderlichen Nebenanlagen. F.
VI. Verschiedenes.
Le Traducteur. Halbmonatsschrift zum Studium der
französischen und deutschen Sprache. 16. Jahrgang.
Verlag 1908. La Chaux-de-Fonds (Schweiz). Bezugs-
preis im Ausland halbjährlich Fr. 2,50, jährlich Fr. 5.
11 Traduttore. Halbmonatsschrift zum Studium der
italienischen und deutschen Sprache. 1. Jahrgang.
Verlag 1908. La Chaux-de-Fonds (Schweiz). Bezugs-
preis im Ausland halbjährlich Fr. 2,50, jährlich Fr. ۰
Durch den stets wachsenden Erfolg des ‚„Tradwucteur“
(französisch-deutsch) und des ,, Zranslator** (englisch-deutsch) ermutigt,
hat der Verlag sich entschlossen, das Unternehmen auch auf die
italienische Sprache auszudehnen.. Auch „/Z Traduttore“ erscheint
in achtseitigen Halbmonatsheften. ==,
Grundzüge der mechanischen Abwässerklärung.
Von Dr.- ua. Rudolf Schmeitzner, Chemnitz. Von
dem eine Ergänzung des Handbuches der Ingenieur-
wissenschaften bildenden Werke: Fortschritte der
Ingenieurwissenschaften, zweite Gruppe, Heft 16. Mit
37 Figuren im Text und 2 Tafeln. Leipzig 1908. Verlag
von Wilhelm Engelmann. Preis geh. 2,40 M.
Die Schrift behandelt die städtischen Kläranlagen, soweit deren
Entwurf und Betrieb Sache des Bautechnikers ıst, wobei unter
Klärung die Ausscheidung der im Abwasser enthaltenen ungelösten
Stoffe ausschliefslich der Bakterien verstanden wird, nicht aber die
Reinigung, bei der die Behandlung der gelösten organischen Stoffe
und der Bakterien in Frage kommt. Die Klärung wird in fünf
Abschnitten in übersichtlicher, durch zahlreiche Zeichnungen erläuterter
Darstellung eingehend besprochen. Den Schlufs bilden Berichte
über ausgeführte Anlagen und ein die Benutzung der Arbeit er-
leichterndes Register. t —r.
Handbuch der Ingenieurwissenschaften in fünf
Teilen. Fünfter Tcil. Der Eisenbahnbau ausge-
nommen Vorarbeiten, Unterbau und Tunnelbau,
sechster Band, Betriebseinrichtungen, erste Lieferung,
Mittel zur Sicherung des Betriebes. Bogen 1—6.
Bearbeitet von S. Scheibner. Herausgegeben von
F. Loewe und Dr. H. Zimmermann. Mit Abbildung
1—106 im Text. Leipzig 1908. Verlag von Wilhelm
Engelmann. Preis geh. 3,20 M.
Von den sieben Abschnitten, in denen die Mittel zur Sicherung
des Betriebes behandelt werden, enthält die erste Lieferung die
beiden ersten Abschnitte über Streckenzeichen sowie über Ein-
friedigungen, Schranken und Warnungstafeln, durchweg in über-
sichtlicher, durch klare Abbildungen unterstützter Darstellung. —r.
Graphostatik. Zum Gebrauche an technischen Lehr-
anstalten und zum Selbstunterricht. Von Ingenieur Max
Galka. Mit 37 Textfiguren und 4 Tafeln. Verlag
von Otto Dreyer, Berlin W.57. Preis 1,50 M.
Das Buch erläutert in leicht fafslicher, mit zahlreichen klaren
Zeichnungen ausgestatteter Darstellung die grundlegenden Gesetze
der Graphostatik und deren Anwendung für die Lösung einfacher
Aufgaben der Statik wie Berechnung von Trägern auf 2 Stützen,
von Kränen usw. Auch für die Lösung schwierigerer Aufgaben wie
die Berechnung von Kurbelwellen, von Dachanordnungen auf
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. September 1908]
Winddruck usw. bietet es Anit, da alle Grundlagen hierfür im
Buche enthalten sind. Zum Selbststudium ist es um so mehr
geeignet, als die Voraussetzungen in Beziehung auf mathematische
Kenntnisse möglichst niedrig gestellt worden sind. —r.
Jahresbericht der Handels- und Gewerbekammer
für Oberfranken für 1907. Bayreuth 1908, L. Ellwanger.
Schiffahrtsabgaben. Von Max Peters. Arch. f. Ebw.
1908. S. 616—635.
Von dem die Schiffahrtsabgaben behandelnden Werke des
Verfassers ist soeben (in einem Bande) der zweite und dritte Teil
erschienen. Wie seinerzeit für den ersten Band hat der Verfasser
jetzt auch für den zweiten eine Inhaltsübersicht ausgearbeitet, die
für sich allein schon eine Fülle von Anregungen bringt.
Der erste Band befaíste sich mit der Rechtsfrage und war
hauptsächlich dem Nachweise gewidmet, dafs der Erhebung von
Abgaben für die Befahrung natürlicher Wasserstrafsen zur Deckung
der für ihre Verbesserungen gemachten Aufwendungen kein juristisches
Hindernis entgegensteht. Jetzt erörtert Peters an der Hand der
geschichtlichen Entwicklung und einer Vergleichung mit andern
Verkehrswegen, namentlich den Eisenbahnen, die wirtschaftliche
Berechtigung und Möglichkeit von Schiffahrtsabgaben nach dem
Gebührenprinzip und ihre zweckmäfsigste Ausgestaltung. Fr.
Beziehungen zwischen Geschwindigkeit und Wind-
druck. Von N. Peters, Aachen. Ztschr. d. Ing.
1908. No. 12, S. 463.
Mitteilung über die von G. Eiffel in Paris gemachten Versuche, die
in einem bei L. Maretheux erschienenen Werke veröffentlichtsind. B.
Natürliche Bausteine. Ein Hilfsbuch für die Praxis,
für den Unterricht an technischen Lehranstalten und
zum Selbststudium, ein Nachschlagebichlein für
Architekten und Baumeister. Von Dr. phil. Axel
Schmidt. Mit 53 Abb. Bibliothek der gesamten
Technik. 76. Band. Hannover 1908. Dr. Max Jänecke,
Verlagsbuchhandlung. Preis broschiert 2,40 M., geb.
2,80 M.
Der vorliegende Band behandelt in einem Allgemeinen Teil die
wichtigsten Gesteinsarten und ihre Eigenschaften, in einem besonderen
Teil die Gesteine im einzelnen nach ihrer Zusammensetzung, ihrem
Vorkommen und ihrer Verwendbarkeit für Bauzwecke und in einem
Anhang die Gewinnnng und Bearbeitung der Bausteine. Durch
Angaben der deutschen Fundorte werden Fingerzeige gegeben, wo
bei Ausführung von Bauten geeignetes Baumaterial in der Nähe des
Bauortes zu haben ist. Gemäfs der Tendenz, die den Verlag bei
der Herausgabe der Bibliothek der gesamten Technik geleitet hat,
ist bei der Bearbeitung in erster Linie das Bedürfnis der Praxis
malsgebend gewesen. Gi.
Praxis und Theorie des Eisenbetons. Von Paul
Göldel, Bauingenieur. Mit 317 Abbildungen. 4°.
245 Seiten. Berlin 1908. Verlag der Tonindustrie-
Zeitung, G. m. b. H. Preis 8M.
Das Werk will eine Lücke in der Literatur, das Fehlen eines
J.ehrbuches über Eisenbeton für Studierende und zum Selbstunterricht
ausfüllen. Es bringt zunächst einen geschichtlichen Ueberblick über
die Entwickelung des Eisenbetonbaues, sodann eine wohl ziemlich
vollständige Zusammenstellung der verschiedenen Bauweisen der
Balken, Decken und Bogenkonstruktionen, einschl. der Bogenbrücken
und der Röhren, zeigt sodann den Entwicklungsgang der Berechnung
und der später erlassenen Vorschriften und geht schliefslich in
ausführlicher Weise auf die gesamte Theorie der hierher gehörigen
Konstruktionen ein. * In einem Anhange sind die preufsischen
Bestimmungen vom 24. Mai 1907 abgedruckt worden. —n.
Photographische Belichtungs- Tabelle Helios. Von
P. Eichmann, Koln. Berlin 1908. Verlag von Gustav
Schmidt (vorm. Robert Oppenheim). Preis 2,50.
۱ [V. D. M]
Fin kleines handliches Taschenbuch für photographische Auf-
nahmen zur schnellen Ermittlung der zweckmäfsigsten Belichtungs-
dauer und Blendenöflnung unter Berücksichtigung der Tages- und
Jahreszeit und der Belichtungsverhältnisse des aufzunchmenden
Objekts.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D, Patentanwalt L. Glaser. Berlin. —
Druck von Gebruder Grunert, Berlin.
— mb نیت
25
LITERATURBLAIT
GLASERS ANNALEN
GEWERBE op BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit (V. D. M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit + bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
No. 502 o Beilage zu No. 751 (Band 63 Heft 7 ) 1908 _
I. Eisenbahnwesen. ' Alternating Current Electrification of the Illinois
| Traction System. Von R. Hewitt. Street R. J.
2. Bau. vom 6. Juli 1907, S. 4.
g) Bahnausrüstung, einschl. Schranken,
Nelgungzciger usw.
Standard Location for Third-rail Working Con-
ductors. Street R. J. vom 9. November 1907, S. 954.
Behandelt Vorschläze für eine Normierung von Lage und Gestalt |
der dritten Schiene bei elektrischem Bahnbetricb. PT. Das Eisenbahnnetz Chinas. Zig. D EN. 1908.
Ä No. 45, S. 125.
Nähere Angaben über die Entwicklung und Ausdehnung dieses
Das Illinois Traction System umfafst ctwa 620 km elektrische
Bahnen, die anfangs mit Gleichstrom, neuerdings mit Wechselstrom
betrieben werden. Es wird eine ausführliche Beschreibung der
Wechselstrom-Einrichtungen gegeben. Pr.
Recent Improvements in Catenary Line Construction |
and Methods of Installation. Street R. J. vom |
26. Oktober 1907, S. 858. |
Bringt die Verbesserurgen, die von der General Electric Company
an der Kettenoberleitung für elektrische Bahnen angebracht worden
Netzes. —r,
Die Eisenbahn von Shangai nach Nanking. Railw.
Gaz. vom 29. Mai 1908, S. 534.
Pf. Kurze Beschreibung mit Karte und Abbildungen. ی
The Overhead Construction of the New Haven ar ee von Peru. Ztg. D. E.-V. 1908.
Railroad. Street R. J. vom 17. August 1907, S. 245. ee : l
اک( ا ا Gibt eine ausführliche Beschreibung der oberirdischen Strom-
zuführungsanlagen für die mit 11 000 Volt betriebene Bahn. Photo. > Druckluftgründung der St. Michel-Station der Metro-
graphien und Zeichnungen sind beigefü t. Pf. politainbahn in Paris. Railw. Gaz. vom 22. Mai
1908, S.506. Mit Abb.
h) Allgemeines über Bauausführungen.
deeg : 3. Betriebsmittel für Voll- und Schmalspurbahnen aller Art
J
R S on tugiesisch-Westafrika. Arch. f. einschl. ihrer Heizung und Beleuchtung.
| Theoretische Betrachtungen über die Schwingungen
von schnellfahrenden D-Zugwagen und deren
praktische Messung. Von Regierungsrat Mehlis.
Die Eisenbahnen in China. Arch. f. Ebw. 1908, | Clasers Ann. 1908. Bd. 62, Heft 9, S. 179.
Mitteilungen über den Stand der Bauarbeiten für die Linie von
Lobito ins Innere des Landes. Fr.
S. 738--740. Mitteilung eines im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
Mitteilungen Ober den Stand der Bauarbeiten für eine Reihe gehaltenen Vortrages, in welchem der Einflufs, den die Wagenfedern,
von: ی dE Fr das Wagengewicht und seine Verteilung und dic Zuggeschwindigkeit
auf den ruhigen Lauf des Gefährtes haben, näher erörtert wird. B.
Die Einph bahn S h- i y . D. E.-V.
= 1908. No. 44, e e EES Umgehungsbremse für Motordrehgestelle. Von
R. Floegel, Fabrikdirektor, Breslau. Glasers Ann.
äh cr ieg | 1 Hear 5 y ) , 3
Nahere Angaben über gr Bahn une ihre ap te Als 1908. Bd. 62, Heft 10, S.212. Mit Abb.
rüstung nach einem Aufsatz von S. Herzog in der „Al Atrotechnischen
Zeitschrift“, Die Fahrdrahtspannung beträgt 15 000 Volt bei | Beschreibung einer Bremsvorrichtung mit Anordnung aller
I paid an dee de DE Bremsteile vor den Rädern, aiso zwischen Dreligestell-Langrahmen
und Aulsenfliche der Räder, welche von der Breslauer Aktien-
Heavy Electric Traction on the New York, New Gesellschaft für Eisenbahn -Wagenhau probeweise bei einem Doppel-
Haven and Hartford Railroad. Von E. H. Mc Henry, wagen für die Oranienburger Versuchsbahn ausgeführt worden ist.
Vize-Präsident. Street R. J. vom 17. August 1907, B.
S. 242. Heizrohrausblaser, Bauart Alexander. VonL.Hahne,
Die Linien sind mit einfachem Wechselstrom ausgerüstet. Die Cassel. Ztschr. ۰ Ing. 1908. No. 12, S. 462. Mit Abb.:
Fahrzeuge kónnen aber auch mit Gleichstrom betrieben werden, da Der von der Lokomotivbauanstalt Henschel & Sohn in Cassel
sie auf andere Linien úbergchen müssen, die nur diese Stromart gefertigte Heizrohrausblaser hat den Zweck, d:e Unreinlichkeiten aus
haben. Es wird eine ausführliche Begrú:dung von der Wahl des den Heizrohren zu entfernen. Er besteht aus zwei gebogenen,
Systems gegeben. Pt. innerhalb der Rauchkammer untergebrachten Eısenröhren, die, vom
e ۲ Führerstand in Tätigkeit versetzt, in sämtliche Heizrohre kräftige
Single Phase Electric Motive Power on the Rochester E
Division of the Erie Railroad. Von W. N. Smith. | Dampfstrahlen hineinblasen und dieselben dadurch reinigen. B.
Street R. J. vom 12. Oktober 1907, S. 650. Die vierzylindrige 3/6 gekuppelte Verbund-Schnell-
Die elektrisch betriebere Strecke ist 57 km lang. Spannung | zuglokomotive der Badischen Eisenbahnen. Von
im Fahrdraht 11000 Volt bei 25 Pulsen. Die elektrische Kraft | Baurat Courtin, Karlsruhe. Ztschr. d. Ing. 1908.
wird von den Niagarafällen geliefert und mit 60 000 Volt Spannung ` No. 15, S. 567. Mit Abb. u. 1 Tafel.
in Fórm von Drehstrom zur Bahn geleitet. Der Güterverkehr wird | Beschreibung einer in der Lokomotivfabrik von J. A. Maffei in
nach wie vor mit Dampflokomotiven bewältigt. Pf. | München für die Badische Staatsbahn ausgeführten Lokomotive. B.
Š
26 [No. 751]
Steel passenger equipment. Von Ch. E. Barba und
Marvin Singer. The underframe part. Il. Am. Eng.
and Railr. J. vom März 1908, S. 80—85.
Fortsetzung einer früheren Abhandlung über den Bau und die
Berechnung der Wagenuntergestclle. =n,
Locomotive smoke-Jacks. Von W. E. Johnston.
Am. Eng. and Railr. J. vom Marz 1908, S. 85 ff.
Untersuchung über die Weite und sonstigen Mafsverhältnisse
von Lokomotivschornsteinen. — D.
Le nouveau matériel roulant des chemins de fer de
l’etat italien. Gen. civ. vom 21. März 1908, Bd. 52,
No. 21, S. 353. Mit Abb.
Mit Ausnahme der Südbahn waren alle grofsen italienischen
Netze am 1. Juli 1905 durch den Staat zurückgekauft worden. Vorher
konnten während mehrerer Jahre die Privatgeseilschaften wenig für
die Verbesserung ihrer Bahnen tun. Umsomehr mufste der Staat
sich dieser Aufgabe hing.ben. Im vorliegenden Aufsatz wird das
neue rollende Material beschrieben, besonders die Lokomotiven,
von denen in dem Betricbsjahr 1906/07 392 Stück ncu in Dienst
gestellt wurden. Die Mehrzahl der italienischen Lokomotiven ruhen
vorn auf einem Drehgestell mit verschieden grofsen Rädern. Das
gröfsere hintere Räderpaar ist mit den folgenden Triebrädern durch
eine eigenartige Kuppelung verbunden, so dafs seine Last für die
Zugkraft noch ausg nutzt wird. I -e.
Der Wagenbau auf der Ausstellung in Mailand 1906.
Organ. 1908. Heft I bis 11 und Fortsetzung.
Sehr ausführliche Beschreibung der 1906 in Mailand ausgestellten
Wagen. Im ganzen waren 142 Wagen für Bahnen mit Dampf-
lokomotiv-Betrieb, 33 Triebwagen und 6 Anhängewagen ausge-
stellt. F.
Les nouvelles voitures de première classe du chemin
de fer d'Orléans. Gen. civ. vom 11. April 1908, Bd. 52,
No. 24, S. 418. Mit Abb.
Diese Wagen sind für die Tagesschnellzüge auf den Haupt-
linien der französischen Orléans-Bahn gebaut und mit allen Ver-
vollkommnungen der Neuzeit versehen. Es werden vier Typen
beschrieben: 1. Wagen zu 8 Abteilen. 2. Wagen zu 7 Abteilen
und einem Damensalon. 3. Wagen zu 5 Abtcilen und einem Rauch,
salon. 4. Wagen mit 4 Abteilen und einem Abteil für Gepäck.
H—e.
The latest development in British railway locomotive
design. Am. Scientf. vom 18. April 1908, S. 272.
Die Great Western-Eisenbahngesellschaft hat unlängst auf ihren
Swindon-Werken eine Lokomotive nach dem „Pacific-Typ“ herstellen
lassen, welche die gröfste und stärkste ist, die je in England erbaut
wurde. Die Maschine führt die Bezeichnung „the Great Bear”.
Sie hat 6 gekuppelte Räder von 2,04 m Durchmesser, vorn ein
Drehgestell mit Rädern von 0,9 m Durchmesser und hinten Lauf-
räder von 1,14 m. Die gekuppelten Führungsräder werd n von einem
Paar inseitigen Zylindern angetrieben, während cin Paar aufsenseitige
Zylinder die mittleren, gekuppelten Räder treiben. Der Langkessel
hat 7 m Länge und 1,8 m Durchmesser, Die Zugkraft beträgt
13245 kg. Die Gesamtlänge der Lokomotive beträgt 21,70 m.
Das Dienstgewicht der Maschine (ohne Tender) beträgt 97,25 t;
sie arbeitet mit überhitztem Dampf. Z.
‚Hammer Blow of poorly balanced locomotives. Am.
Scientf. vom 18. April 1908, S. 275.
Nach dem Berichte der Eisenbahnkommission des Staates
New York wurden in den Wintermonaten des Jahres 1907 annähernd
3000 gebrochene Schienen in diesem Staate allein ausgewechselt.
Der Verfasser des Artikels ist der Ansicht und erläutert, dafs diese
Verluste im wesentlichen der hämmernden Wirkung schlecht aus-
balancierter Maschinenräder zuzuschreiben sind, da bei jeder
Umdrehung eines Triebrades ein Schlag von 25 t auf die Schiene
ausgeübt würde, eine Wirkung, die allein genüge, bei kalter und
“rostiger Witterung jede Schiene zu zerstören. Nicht in der Ver-
grölserung des Kessels sondern in der ständigen Berührung des
Rades mit der Schiene sei die zukünftige Aufgabe der Lokomotiv-
bauer zu erblicken. L:
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
(1. Oktober 1908]
A new inspection locomotive. Am. Scientf vom
9. Mai 1908, S. 335.
Der Artikel bringt Ansicht und Beschreibung von einer neuen
Inspizierungslokomotive, welche für die „Lake Shore Railroad“ in
Collinwood (Ohio) gebaut wurde und die wesentlich von dem in
Amerika für dergleichen Zwecke gebauten Typ abweichen soll.
Am vorderen Ende der Maschine befinden sich 4 gleich grofse
Zylinder. Sie ist mit Walschaert-Steuerung versehen, hat ein
Dienstgewicht von 60000 kg, der Durchmesser der Triebräder
beträgt 1,60 m. Der Tender kann 10 t Kohlen und 19,5 cbm
Wasser aufnehmen.
Unmittelbar hinter dem Führerstande liegt unter demselben
Dache mit diesem der Besichtigungsraum. | Z.
Steel passenger equipment. By Ch. E. Barba &
Marvin Singer. The underframe part. HI. Am. Eng.
and Railr. J. vom April 1908, S. 153 ff.
Fortsetzung der früheren Aufsätze über Bauart und Berechnung
der Wagenuntergestelle. —n.
Metallener Unterrahmen für hölzerne Güterwagen.
Railw. Gaz. vom 15. Mai 1908, S. 476.
Die Brotan-Lokomotive. Railw. Gaz. vom 24. April
1908, S. 401 (siehe auch S. 383). Mit Abb.
Preufsische 5/5 gek. Güterzug- 1 6
mit Schmidt’schem Rauchröhren-Ueberhitzer. Railw.
Gaz. vom 24. April 1908, S. 394.
Fifteen Cycle, Single Phase, Demonstration Loco-
motive for the Pennsylvania Railroad. Street R. J.
vom 20. Juli 1907, S. 92.
Kurze Beschreb ng einer von der Pennsylvania-Eisenbahn-
Gesellschaft beschafften 2000 pferdigen elektrischen Lokomotive für
Versuchszwecke. | Pf.
Electric Locomotives of the New York, New Haven
and Hartford Railroad. Street R. J. vom 24. August
1907, S. 278. ۱
Sehr ausführliche Beschreibung der elektrischen Lokomotiven,
dic mit einfachem Wechselstrom von 11000 Volt und 25 Pulsen
oder auch mit Gleichs'rom von 600 Volt betrieben werden können.
Pf.
4. Betrieb und Verkehr; auch elektrischer Zugbetrieb.
Comparative Performances of Steam and Electric
Locomotives. Von H A. Armstrong. Street R. J.
vom 16. November 1907, S. 987.
Sehr ausführlicher und eingehender Vergleich von Dampf- und
elektrischen Lokomotiven vom wirtschaftlichen Standpunkt. Verfasser
kommt zu dem Ergebnis, dafs ein Hauptvorteil des elektrischen
Betriebes in der gesteigerter. Leistungsfáhigkeit der vorhandenen
Bahnen liegen würde. Pf.
Elektrischer Eisenbahnbetrieb. Ztg. D. E.-V. 1908.
No. 37, S. 596.
Auszug aus einem Vortrag des Professors Veesenmeyer von
der technischen Hochschule in Stuttgart über die Frage: Welche
wirtschaftlichen Vorteile bietet Württemberg der elektrische
Betrieb seiner Staatsbahnen? Redner gelangt zu einem günstigen
Ergebnis. -r
Denkschrift über die Einführung des elektrischen
Betriebes auf den bayerischen Staatsbahnen. Ztg.
D. E.-V. 1908. No. 30, S. 477; No. 31, S. 493 und
No. 32, S. 512.
Dicse Schrift, die von der Gch. Expedition des Kgl. bayerischen
Staatsministeriums für 5 M bezogen werden kann, zerfällt in einen
allgemeinen, einen besonderen Teil, eine Schlufsbetrachtung und
einen Anhang. Im allgemeinen Teil wird der Kraftbedarf für den
elektrischen Betrieb, die Wahl der Stromart sowie die Wirt-
schaftlichkeit und besonderen Eigenschaften des elcktrischen Haupt-
bahnbetriebes behandelt. Der besondere Teil enthält Untersuchungen
über die Einführung des elektrischen Betriebes auf einzelnen Bahn-
linien und die dafür notwendigen Wasserkraft- und Elektrizitätswerke.
H
[1. Oktober 1908]
Die Schlufsbetrachtung fafst das Ergebnis der Denkschrift zusammen.
Diese Teile werden näher besprochen und dabei wird cine Dar-
stellung vergleichender Berechnungen der Kosten des elektrischen
Die
Besprechung des fachwissenschaftliche Einzelheiten enthaltenden
und des Dampfbetriebes in mathematischer Form beigefügt.
Anhanges wird vorbehalten. —r.
Von Geh. Baurat
Ztg. DEN 1908.
Fahrten ohne Lokomotivwechsel.
Ch. Ph. Scháfer in Hannover.
No. 31, S. 493.
Um D-Züge auf der 254,1 km langen Strecke Be. lin-Zoologischer
Garten--Hannover ohne Zwischenaufenthalt für Wassernehmen
befördern zu können, sind 10 Atlantic-Lokomotiven mit 4 Zylindern
Hannoverscher Bauart, deren Kessel eine Heizfläche von 236 qm
erhalten, durch die Preufsische Staatseisenbahnverwaltung bestellt.
Die zugehörigen Tender sind für einen Wasserinhalt von 30 cbm
die 1908
im März mit Wechsel des Personals in
Eme dieser Lokomotiven, im Februar
hat
Hannover cinen D-Zug von 38 Achsen auf der rund 470 km langen
einzurichten.
‚geliefert worden ist,
Strecke Dortmund--Beriin-Schlesischer Bahnhof versuchsweise ohne
Schwierigkeit befördert. —r.
Widerstand der Eisenbahnfahrzeuge in Gleisbögen.
Von Eisenbahnbauinspektor Dietz, Berlin. Glasers
Ann. 1908. Bd. 62, Heft 9, S. 190. Mit Abb.
In der Besprechung wird auf neuer Grundlage eine allgemein
gültige Formel in geschlossener Form für den Widerstand zweı-
und mehrachsiger Fahrzeuge in Gleisbögen abgeleitet. B.
The Washington Baltimore & Annapolis single phase
electric Ry. Engg. News vom 20. Februar 1908,
Bd. 59, No. 8, S. 195. Mit Abb.
Die erste einphasige elektrische Bahn, die ernstlich in Amerika
in betracht gezogen wurde, betraf die Verbindung der drei oben-
genannten Städte. Im Jahre 1902 wurde zuerst ein solcher Entwurf
Wegen finanzieller Schwierig-
Jetzt
von Washington nach
zur Öffentlichen Kenntnis gebracht.
keiten konnte erst 1905 mit der Ausführung begonnen werden.
ist der gröfscre Teil des Planums_ fertig;
Annapolis wurde die Bahn am 7, Februar 1908 eröffnet. Eine
nähere Beschreibung der Bahnanlagen bringt der vorliegende
Aufsatz. H—e.
Die Bremsbesetzung der Güterzüge. Organ. 1908.
Heft 5, S. 103. |
Verfasser will die Kosten verringern, die daraus ents'ehen,
dafs die jetzige Betriebsordnung bei derselben Geschwindigkeit eine
stärkere Bremsbesetzung verlangt als die frühere Betricbs- oder
Bahnordnung. Zu dem Zweck soll die Geschwindigkeit der
wechselnden Stärke und Zusammensetzung der Züge mehr als
bisher angepafst werden, soweit dies fahrplanmäfsig möglich ist. F.
Einige Lehren aus der Zugentgleisung bei Shrews-
bury in England. Railw. Gaz. vom 24. April 1908,
S. 384.
Zugleich Kritik des offiziellen Berichts über den Unfall.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
4. Allgemeines.
Hebezeuge. Das Heben fester, flüssiger und luft-
förmiger Körper. Von Richard Vater, Professor an
der Kgl. Bergakademie Berlin. (Aus Natur und Geistes-
welt, Band 196). Mit 67 Abb. im Text. Leipzig 1908.
Verlag von B. G. Teubner. Preis geh. IM, geb. 1,25M.
[V. DM
Nach kurzer Feststellung der Begriffe Arbeit und Gütegrad
beschreibt der Verfasser die im Hebezeugbau üblichen Maschinen-
clemente, die er aus Hebel und schiefer Ebene heraus entwickelt,
und die zum Antrieb verwendeten Kraftarten und zählt dann die
hauptsächlichsten Grundbauarten der Hebezeugmaschinen auf. Deren
Zusammensetzung mit ortsveränderlichen Gerüsten, die Krane, folgen
in einem leider sehr kurzen Abschnitt. Mit ausführlicher Erklärung
der Saug- und Druckwirkung und der dabei au tretenden Mängel
werden die Kolben- und Zentrifugalpumpen behandelt, denen Pulso-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[No. 751] 27
Den Schlufs bildet die Be-
sprechung der Zylinder-, Rotations- und Strahlgebläse.
meter, Strahlpumpen usw. folgen.
Der Verfasser hat die auch für Laien, für die das Buch bestimmt
bei
sonst unter dem Begriff „Hebezeuge
ist, gröfserer Ausführlichkeit interessante Beschreibung der
“ verstandenen Maschinengattung
leider auf nur ein Drittel des Buchinhaltes beschränkt. Das verrät
allerdings schon der Untertitel, in dem das Wort „Heben“ m. F.
treflender, wenn auch noch nicht ganz treffend, durch „Fortbewegung“
Denn das eigentliche Heben ist bei den meisten
noch Mittel Zweck
ungehinderten Transportes (z. B. Lagerplatzkrane) und bei vielen
zu ersetzen wäre.
heute gebräuchlichen Hebezeugen nur zum
Pumpen ebenfalls nicht Endzweck, während, wie der Verfasser hier
selbst zugibt, von einem Heben als Zweck der Luftfordermaschinen
garnicht die Rede ist. S- e.
. IV. Hüttenwesen.
5. Allgemeines.
Eisenhütte. Eine Monographie von Dr. Oscar Stillich,
Dozent an der Humboldt-Akademie zu Berlin, und
Ingenieur H. Steudel, Assistent an der Techn.
Hochschule zu Charlottenburg. Mit 62 Abb. meist
nach Aufnahmen von Max Steckel. Leipzig. R. Voigt-
lander’s Verlag. Geb. 4 M. [V. D. M.]
Das für unser wirtschaftliches Leben wichtigste Gebiet der
Industrie, „das Eisenhüttenwesen“*, in populärer Weise von der
volkswirtschaftlichen und von der praktischen Seite darzustellen,
ist dem erfahrenen Nationalökonom Dr. Stillich von der Humboldt-
akademie zu Berlin und dem Ingenieur H. Steudel von der Tech.
Die
saubere Ausstattung, die vielen schönen, den Text wirksam unter-
nischen Hochschule zu Berlin ganz vorzüglich gelungen.
stützenden, auf gutem Kunstdruckpapier hergestellten Autotypien
bilden einen wertvollen Schmuck des Werkes, dem cine weite
Verbreitung zu wünschen ist. V.
Transactions of the American Institute of Mining
Engineers. Vol. XXXVII. New York 1907.
Der rund 1000 Sciten starke Band enthält aufser persönlichen
Nachrichten Aufsätze und Verhandlungen aus dem Bergwerk- und
Hüttenwesen und dem Gebiet des Werkzeugmaschinenbaus.
VI. Verschiedenes.
Veranschlagen von Hochbauten nebst Preisbe-
stimmungen und Kostenberechnung einesBeispiels.
Von Fritz Schrader, Architekt und Bauschullehrer
in Glauchau 1. Sa. Mit 7 Abbildungen ım Text.
Bibliothek der gesamten Technik, Band 87. Hannover
1908. Verlag von Dr. Max Jänecke. Preis geh. 3,60 M.,
geb. in Ganzleinen 4 M.
Das Buch behandelt in klarer und gemeinverständlicher Dar-
stellung die einschlagenden Fragen und gewährt sowohl dem Fachmann
wie auch allen, die sich darüber unterrichten wollen, einen guten
in die für
—-T,
Einblick in die Berechnung von Bauten, sowie ihre
Ausführung nötigen Verträge und Bestimmungen.
Die Entwässerung der Städte. Von Direktor A. Reich.
Mit 120 Abbildungen im Text. Bibliothek der ge-
samten Technik, Band 79. Hannover 1908. Verlag
von Dr. Max Jänecke. Preis geh. 2 M., geb. in Ganz-
leinen 2,40 M.
In dem Buche werden auf 134 Seiten in übersichtlicher und
klare Abbildungen
verschiedenen Arten der Wasserabführung, die für die Aufstellung
durch zahlreiche erläuterter Darstellung die
der Pläne eıforderlichen Vorarbeiten, sowie die Anordnung und
Ausführung der Leitungen und Kanäle eingehend erörtert. Angaben
über die Kosten der Entwässerungsanlagen und ein die Benutzung
Schlufs
Werkes, das sowohl ausführenden Technikeın, wie auch allen, die
des Buches erleichterndes Sachregister bilden den des
sich über die für die Gesundung der Städte so wichtige Abführung
der Niederschlags- und Schinutzwasser unterrichten wollen, als
Hand- und Nachschlagebuch nützliche Dienste leisten wird. —r.
Die Industrie Deutschlands und seiner Kolonien.
Von Prof. Dr. Ferd. Fischer. 2. Aufl. VIII und 1255.
Leipzig 1908, Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H.
er
28 [No. 751]
Das Buch gibt den Inhalt von Vorlesungen wieder, die der
Verfasser an der Universität Göttingen über das Thema hält. —
Der erste Teil bringt Mitteilungen über die ,Kraftquellen* der
Menschheit (Bevölkerung, Vermögen, Verkehrsmittel, Wehrkraft)
sowie über Produktion und Handel der E:de; zahlreiche statistische
Angaben begleiten den Text. Alsdann bespricht der Verfasser die
wirtschaftlichen Verhältnisse und die Aussichten der deutschen
Kolonien, namentlich ihren Wert für die deutsche Industrie. Fr.
Technik und Schule. Beiträge zum gesamten Unterricht
an technischen Lehranstalten. Unter Mitarbeit zahl-
rcicher Fachgenossen herausgegeben von Prof.
M. Girndt in Magdeburg. Bd. I, Heft 3—5. Leipzig-
Berlin 1907. B. G. Teubner. ` Preis 1,60 M. pro Hett.
Das periodisch erscheinende Werk, dessen erster Band mit
Heft 1 - 5 abgeschlossen vorliegt, behandelt in zahlreichen Einzel-
abhandlungen Fragen der Organisation und des Unterrichts der
Technischen Mittelschulen, also der Baugewerkschulen, Maschinenbau-
schulen usw. Beispielsweise werden der Zeichenunterricht, der
Unterricht im Eisenbetonbau, in mathematischen l.ehrfächern usw.,
ferner die Organisation der betr. Schulen, ihr Lehrplan, ihre Stellung
zur Praxis usw. erörtert, auch Versammlungsbcrichte, Bücher-
besprechungen usf. gebracht. Das von der rühmlich bekannten
Verlagsbuchhandlung unternommene Werk erscheint wohl geeignet,
durch Förderung der immer wichtiger gewordenen technischen
Mittelschulen zugleich bei Hebung der deutschen Technik im ganzen
auf einen immer höheren Stand mitzuwirken. Ca.
Der Verkehr auf den grolsen Seen Nordamerikas.
Von Walter Thayer. Railw. Gaz. vom 29. Mai 1908,
S. 538.
Statik für Baugewerkschulen und Baugewerk-
meister. Von Karl Zillich. Dritter Teil: Gröfsere
Konstruktionen. Dritte Auflage. Berlin 1907. Verlag
von Wilh. Ernst & Sohn. 2 M.
Es werden erörtert und an durchgerechneten Beispielen erläutert
Fachwerke und Dächer, dann das wichtigste aus der zusammen-
gesetzten Festigkeit, ferner Gewölbe und Konstruktionen zur Auf-
nahme von Erd- und Wasserdruck. Den Schlufs bildet die Berechnung
der Schornsteine. Leichtfafslicher Ausdruck, klare Skizzen, gute
Auswahl der Beispiele erleichtern das Studium und erhöhen den
Wert beim Gebrauch in der Praxis.
Wasserglas und Infusorienerde, deren Natur und
Bedeutung für Industrie, Technik und die Gewerbe.
Von H. Krätzer und L. E. Andés. Zweite Auflage.
Wien und Leipzig, A. Hartleben. Preis 3 M.
Das kleine Werk ist der Wasserglasfabrikation gewidmet und
der Verwendung dieses Stoffes sowie der Infusorienerde in der
Praxis. Es wendet sich demgemäfs an die Wasserglasfabrikanten
und die Gewerbetreibenden, die sich dieser Stoffe bedienen.
Die Bauführung. Von M. Gebhardt. Berlin und
Leipzig 1906. B. G. Teubner. Geh. IM.
Das Werkchen ist bestimmt für Schüler an Baugewerkschulen
und als Nachschlagebuch für junge Bautechniker in den ersten
Jahren der Praxis und wird mit seiner leichtfafslichen Sprache
diesen Zwecken gut gerecht.
Leitfaden der Bauverbandslehre. Teil III: Der Dach-
decker und Bauklempner. Für den Unterricht und
zur Selbstbelehrung. Von Hirsch, Direktor der
Baugewerksschule zu Eckernförde. Leipzig 1908.
Verlag H. A. Ludwig Degener. Preis 1,50 M.
Der vorliegende von einem erfahrenen Lehrer bearbeitete Leit-
faden behandelt auf 87 Seiten mit 130 Abbildungen die verschieden-
artigen Arten und Arbeiten bei Bedachungen wie Zicgeldácher, die
Deckungen mit Zementplatten, Schiefer und Pappe, das Ruberoiddach,
die Eindeckung mit wasserdichtem l.einenstoff, das Holzzementdach,
sowie die Metall- und Glasdácher. Von den Arbeiten des Bau-
klempners sind Ausführungen der Dachrinnen mit ihren Abfallrohren,
die Gesimsabdeckungen, Kehlen, Grate und Anschlüsse und endlich
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Oktober 1908]
Der Eisenbetonbau. Von Karl Roísle, Regierungs-
baumeister. Mit 77 Abbildungen. Leipzig 1907.
G. J. Göschen’sche Verlagshandlung. Preis geb. 0,80 ۰
[V. D. M.]
Das Buch gibt eine kurze, aber klare und übersichtliche Theorie
des Eisenbetonbaues, ebenso wie es durch Rechnungsbeispiele
unmittelbar in die Praxis des Eisenbetonbaues einführt. D.
Die Berechnung der Lichtweite, Höhe und Zugkraft
der Schornsteine (Kamine, Essen). Von F. Rauls,
Ingenieur für Feuerungsanlagen und Schornsteinbau
in Köln a. Rh. Köln a. Rh. 1907. Verlag von
Ludw. Büschl. Preis 2,80 M. [V. D. M.]
Verfasser zeigt die Unzuverlässigkeit der gebräuchlichen Faust-
regeln für do und gibt aus der Fülle seiner praktischen Erfahrung
eine Rechnungsweise, welche besondere Betriebsverhältnisse berück-
sichtigt. Ferner ist die Zugkraft, abhängig von Aufsen- und Innen-
temperatur, in Tabellen zusammengestellt, desgl. der Warmedurch-.
gang, abhängig von Stärke und Art der Kaminwand.
Das Buch füllt cine Lücke in der technischen Literatur aus und
dürfte für Bauherren wie Unternehmer gleich wertvoll sein. Std.
Neue Wechselordnung mit dem Gesetz betreffend
Erleichterung des Wechselprotestes gúltigab 1. Oktober
1908 nebst Scheckgesetz gültig ab 1. April 1908 und
Postscheckgesetz gültig ab 1. Januar 1909. Berlin.
Verlag von L. Schwarz & Comp. Preis 1,20 M. +
Durch das am 1. Cktobcr 1908 in Kraft tretende neue Gesetz
betreffend Erleichterung des Wechselprotestes ist die bisherige
Wechselordnung sehr wesentlich in vielen Bestimmungen abgeändert
worden, welche die gröfsere Sicherung der Wechselgläubiger,
Schonung der Schuldner und Erleichterung des Verkehrs bezwecken.
Das neue Scheckgesetz und das ab 1. Januar 1909 gültige Post-
scheckgesctz ist gleichfalls in dem Buche enthalten. Das handliche
Taschenformat wir! bei Benutzung willkommen sein.
Illustrierte Technische Wörterbücher in sechs
Sprachen. Herausgegeben von den Ingenieuren Kurt
Deinhardt und Alfred Schlomann. Band Ill:
Dampfkessel, Dampfmaschinen, Dampfturbinen. Unter
redaktioneller Mitwirkung von Ingenieur Wilhelm
Wagner. Mit nahezu 3500 Abbildungen. München
und Berlin 1908. Druck und Verlag vonR. Oldenbourg.
Preis gebunden 14 ۰ +
Die Vorzüglichkeit dieser Illustrierten Technischen Worter-
bücher ist durch die bereits erschienenen Bände I (Die Maschinen-
elemente und die gebräuchlichsten Werkzeuge) und II (Die Elektro-
technik) erwiesen. Jetzt ist Band III erschienen, der die Dampf-
kessel, die Dampfmaschinen und die Dampfturbinen behandelt. Auch
hier ist der sehr ausführliche Stoff mit gröfster Sorgfalt und Zweck-
mälsigkeit geordnet worden, und die Auffindung der gesuchten
Ausdrücke wird durch die in den Text eingeschalteten 3500 Ab-
bildungen, welche jeden Zweifel über das Aufgefundene ausschliefsen,
sehr erleichtert. Auch an der Bearbeitung dieses dritten Bandes
hat die Fachwelt sämtlicher Kulturländer hervorragenden Anteil
genommen, und man darf wohl behaupten, dafs dasselbe in seiner
Art das Beste darstellt, was bis jetzt auf dem Gebiete erschienen
ist. Die Anschaffung des dritten Bandes kann demnach ebenso
warm empfohlen werden wie die der Bände I und Il.
Chemisch-technisches Lexikon. Eine Sammlung von
mehr als 17000 Vorschriften für alle Gewerbe und
technischen Künste. Herausgegeben von den Mit-
arbeitern der Chemisch-technischen Bibliothek. Redi-
giert von Dr. Josef Bersch. Zweite Auflage. Wien
und Leipzig. A. Hartlebens Verlag. 20 Lieferungen
zu 50 Pt. Geb. 12,50 M. ۳
Das Erscheinen der zweiten Auflage des Chemisch-technischen
l.exikons ist wohl ein Beweis dafür, dafs das Werk Anklang ge-
funden hat. Bei seinem reichhaltigen Inhalt von 17000 Rezepten,
die alle möglichen Gebicte berühren, bei der geschickten Anordnung
und dem verhältnismäfsig geringen Preis ist dies auch nicht zu ver-
die Bekleidungen der Dachfenster eingehend besprochen. B. wundern. So wird auch die neue Auflage neue Freunde erwerben.
Selbstverlag des Herausgebers. — Kummissionsverlag: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D, Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebruder Grunert, ۰
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29
LITERATURBLATT
GLASERS ANNALEN
GEWERBE unn BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit (V. D. M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit + bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
~~.
No. 503
Beilage zu No.
752 (Band 63 Heft 8)
I. Eisenbahnwesen.
3. Petriebsmittel für Voll- und Schmalspurbahnen aller Art
einschl. ihrer Ilızung und Beleuchtung.
Bau der Eisenbahnwagen und ihre Unterhaltung im
Betriebe. Von C. Guillery, Kgl. Baurat. Mit
19 Abb. im Text und 2 Tafeln. Bibliothek der ge-
samten Technik. 101. Band. Hannover 1908. Dr. Max
Jänecke, Verlagsbuchhandlung. Brosch. 2,40 M, geb.
2,80 M. [V. D. M.]
Das Buch macht in leicht verständlicher Weise mit den Grund-
bekannt. eingchender
Bei
der Unterhaltung der Eisenbahnwagen im Betriebe wird Entstäubung
zügen des Eisenbahnwagenbaues Etwas
werden Bremsen, Beleuchtung, Heizung und Lüftung behandelt.
der Personenwagen und Reinigung (Entseuchung) der Viehwagen
besprochen. N.
J. Werkstattsbetrieb, Kraft- und Arbeitsmaschinen.
Locomotive Pedestal facing machine. Am. Eng. and
Railr. J. vom April 1908, S. 158. Mit Abb.
Beschreibung einer Frásmaschine zum Bearbeiten der Rahmen-
führungen für die Lager der Lokomotivachsen. —n.
Fahrbare Bohrmaschine fir Ausbesserungen an
Lokomotiven. Railw. Gaz. vom 1. Mai 1908, S. 432.
O. Bau-, Betriebs- und Werkstatts-Materialien und
Prüfungsmaschinen.
Innere Fehler in Radreifen. Railw. Gaz. vom 8. Mai
1908, S. 448.
7. Sicherungsantagen: Telegraphic, Signalwesen, Stellwerke.
Verbreitung der Blocksignale auf den Eisenbahnen
der Vereinigten Staaten. Railw. Gaz. vom 1. Mai
1908, S. 421.
Statistische Tabellen, herausgegeben von der Interstate Commerce
Commission.
A special signal to indicate fires or washouts at
railway trestles. Engg. News vom 9. April 1908,
Bd. 59, No. 15, S. 398. Mit Abb.
Um die zu schützende Gerüststrecke wird ein geteertes Hanf-
seil geschlungen, welches nach einem Signalmast geführt ist und
durch ein dort hängendes Gewicht in Spannung erhalten wird.
Brennt nun das Hantseil durch, so fällt das Gewicht am Fufse des
Signalmastes herunter und der Signalarm geht in dic Haltstellung.
H—e.
Safety devices on railroads. Am. Scientf. vom
18. April 1908, S. 270.
Die interstaatliche Verkehrs-Kommission der Vereinigten Staaten
wird demnächst vom Kongrets zu einem Bericht über Sicherheits-
Man hat fest-
gestellt, dafs die Unfälle hauptsächlich auf die Signalgeber,
maisregeln auf Eisenbahnen aufgefordert werden.
vor-
nehmlich Telegraphisten, zurückzuführen sind. Der Grund hierzu
dürfte in der langen Dienstdauer dieser Beamten liegen.
Um Eisenbahnunfälle auf ein Minimum zu beschränken, mifsten
sowohl automatisches Halten als automatische Signale eingeführt
werden. Z.
A. Stadt- und Strasenbahnen.
Das Mc Adoo-Tunnelnetz unter dem Hudson und
Hudson- und Manhattan-Tunnelanlagen in New
York. Ztg. D. E.-V. 1908 No. 24, S. 381 und
No. 36, S. 581.
Die durch dieses Netz hergestellten Stadteisenbahnen sollen
den gewaltigen Personenverkehr erleichtern, der sich zwischen
New Jersey, wo dıe grofsen Eisenbahnen auf dem rechten Ufer des
und jetzt auf Fähren
Hudson endigen, und New York bewegt
angewiesen ist. Das Netz umfaist vier verschiedene, miteinander
verbundene Tunnelstrecken, von denen jede aus zwei getrennten,
für die Durchführung je eincs Gleises
bestimmten Tunnelröhren besteht. Der erste Abschnitt, der Ende
Februar 1908 für den Eisenbahnbetrieb in Benutzung genommen ist,
nebeneinander liegenden,
führt von Hoboken nach New York, der zweite südlich davon
belegene, noch in der Ausführung begriffene Abschnitt von Jersey
City nach New York. Der dritte Abschnitt besteht aus einem
Tunnel am rechten Ufer des Hudson zwischen den beiden ersten
Abschnitten und ihren Bahnhöfen in New Jersey. Der
Abschnitt unterfährt im Tunnel die Stadt Jersey City, seine
vierte
Gleise
münden in die Gleise der Pennsylvanıa-Bahn nach Newark bei
Station Summit Avenue, so dafs hier Züge übergehen können. Im
übrigen findet der Uebergang zwischen den Tunnelbahnhöfen und
den Bahnhöfen der anschliefsenden Haupt- und Untergrundbahnen
te Die Kosten
des Tunnelnetzes werden zu 70 Millionen Dollars angegeben.
in New Jersey und New York durch Umsteigen statt.
—r.
Die Untergrundbahn nach Neu-Westend bei Berlin.
Von W. Berdrow. Ztg.D.E.-V. 1908. No. 32, S. 509.
Mitteilungen über diese am 29. März 1908 eröffnete Teilstrecke
der Berliner Hoch- und Untergrundbahn. —r.
Reorganisation der Underground Electric Railways
Company in London und die Wirtschaftlichkeit
städtischer Schnellbahnen. Ztg. D. E.-V. 1908.
No. 40, S. 644.
Von den näheren Mitteilungen über diesen Gegenstand, die von
der „Frankfurter Zeitung“ gebracht werden, wird das Wesentliche
wiedergegeben. Es gcht daraus «insbesondere hervor, dafs der
wirtschaftliche Mifserfolg des Betriebes dieser Bahnen wesentlich
aus der Annahme cines zu grolsen Verkehrs herzuleiten ist, obwohl
die Bahnen sehr dicht bevölkerte Stadtteile von London durchziehen.
Die Bevölkerungsdichte im Zuge der Bahnen ist es eben nicht allein,
die deren Verkehr erzeugt. Hierfür sind noch andere Gründe von
grolser Bedeutung, wie es auch die Entwicklung der Hoch- und
Untergrundbahnen in Berlin zeigt. —r,
Die New Yorker Untergrundbahn. Ze D. E.-V. 1908.
No. 45, S. 132.
Nähere Angaben über diese Bahn, die sogenannte Rapid Transit
Subway, die durch Fertigstellung der beiden Tunnel unter dem
East River und durch die Eröffnung des Betricbes nach Brooklyn
in voller Ausdehnung vollendet worden ist. —r,
Londons elektrische Untergrundbahnen. Railw. Gaz.
vom 17. April 1908, S. 360.
Der Aufsatz behandelt eine Reihe von Erfahrungen, die beim
Bau und Betriebe mehrerer Untergrundbahnen in London gemacht
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30 (No. 752)
worden sind, z. B. über den Oberbau, die Stationseingänge und
-Ausgänge, die Aufzüge, die Lüftung, das Signalsystem usw.
O. Lokal- und Kleinbahnwesen nebst Selbstfahrwesen.
Ein Beitrag zur Lösung der Spurweitenfrage. Von
Oberingenieur F. Zezula. Ztschr. f. Kleinb. 1908.
Heft 2, S. 93 u. 194. i
Verfasser untersucht die Frage der zweckmäfsigen Spurweite
für Reibungsbahnen und Zahnbahnen mit Dampfbetrieb oder
elcktrischem Betrieb und kommt zu dem Ergebnis, dafs man trotz
etwaiger Abneigung gegen die Schmalspur sie doch da wählen
müsse, wo der voraussichtliche Verkehr die Kosten einer vollspurigen
Bahn entweder nie oder doch auf eine lange Reihe von Jahren
nicht zu verzinsen vermag. Den Schlufs der Arbeit des Verfassers
bilden Ermittelungen über die zweckmäfsige Spurweite von Seil-
bahnen und Strafsenbahnen, wobei nur Anlagen in der Schweiz
berücksichtigt werden. F.
Feld- und Industriebahnen. Von Leo Friedländer.
Bibliothek der gesamten Technik. 20. Band. 120 ۰
klein Oktav. Hannover 1908. Verlag Dr. Max Jänecke.
1,80 M., geb. 2,20 M.
Das Buch soll den in der Feldbahnindustrie tätigen Kräften als
Handbuch und den Verbrauchern als Ratgeber bei Beschaffung und
Behandlung ihrer Materialien dienen. Es enthält daher keine wissen-
schaftlichen Erörterungen, gewährt dagegen eine Uebersicht und auf
zahlreiche Abbildungen gestützte Beschreibung der für die Gleise
und ihre Verbindungen und für die Fahrzeuge gebräuchlichen
Konstruktionen. Für Berechnungen sind Formeln angegeben. Be-
sonders ausführlich sind die Wagen verschiedener Bauart und
verschiedenen Verwendungszwecke behandelt. Ca.
5
Die Grofse Berliner Strafsenbahn im Jahre 1907.
Ztschr. f. Kleinb. 1908. Heft 4, S. 280.
Auszug aus dem Geschäftsbericht der Gesellschaft. F.
10. Statistik und Tarifuesen.
Die Eisenbahnen der Erde. `Arch. f. Ebw.
S. 551—562.
Fortsetzung früherer Veröffentlichungen, behandelnd das Jahr-
fünft 1902 --- ۰
96 540 km betrug) entfällt auf Amerika. Asien kommt mit 16 586 km
Europa (19 996 km) nahe. Die Summe, die allein im Jahre 1906
für Eisenbahnen verwendet worden ist, wird auf 10 Milliarden Mark
1908.
Ueber die Hälfte des Zuwachses (der ım ganzen
geschätzt. Fr.
Deutschlands Getreideernte im Jahre 1906 und die
Eisenbahnen. Von C. Thamer. Arch. f. Ebw. 1908.
S. 644—669.
Erweiterung und Vervollständigung des preufsischen
Staatseisenbahnnetzes im Jahre 1908. Arch. f. Ebw.
1908. S. 563—615. ۴
Mitteilungen über das Kreditgesetz für 1908 und über das
Extraordinarium des laufenden Etats, Uebersichten über die gegen-
wärtige Ausdehnung des Gesamtnetzes, die im Bau befindlichen
Linien und das aufgewendete Kapital. Fr.
Die königlich württembergischen Staatseisenbahnen
und die Bodenseedampfschiffahrt im Etatsjahr 1906,
Arch. f. Ebw. 1908. S. 670—680.
Der Bericht für 1906 beansprucht besonderes Interesse, weil
am 1. Oktober 1906 die 4. Wagenklasse eingeführt worden ist. Es
ergibt sich gegen 1905 eine Zunahme von 11,37 pCt. in der Zahl
der Personenkilometer, aber nur von 4,07 pCt. in der Einnahme
aus dem Personenverkehr. Im 2. Halbjahr 1906 ist gegenüber dem
l. die Einnahme für das Personenkilometer von 2,46 auf 2,09 Pig.
gesunken. Fr,
Die Grofsherzoglich mecklenburgische Friedrich-
Franz-Eisenbahn im Jahre 1906/1907. Arch. f. Ebw.
1908. S. 741—745.
|
|
‘
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Oktober 1908]
Die oldenburgischen Eisenbahnen im Jahre 1906.
Arch. f. Ebw. 1908. S. 745—747.
Statistik der Kleinbahnen im Deutschen Reiche fiir
das Jahr 1906. Ztschr. f. Kleinb. 1908. Heft 3, S. 162.
Ausführliche Angaben über die in Preufsen durch die Provinzen,
die Kreise und den Staat zur Förderung des Kleinbahnwesens
bereitgestellten Mittel. F,
Statistik der Kleinbahnen im Deutschen Reiche fir
das Jahr 1906. Ztschr. f. Kleinb. 1908. Heft 4, S. 247.
Zahl der selbständigen Unter-
Betriebsleistungen, Rentabilitát usw.
F
Gesellschaft für elektrische Hoch- und Untergrund-
bahnen in Berlin.
Geschäftsbericht für das Jahr 1907. (11. Geschäftsjahr.) —r.
Angaben über Strafsenbahnen.
nehmungen. Streckenlänge.
Denkschrift anläfslich der Vollendung des 50۰ Betriebs-
jahres der k. k. priv. Aufsig-Teplitzer Eisenbahn-
Gesellschaft. Teplitz-Schönau 1908. Verlag der
Aufsig-Teplitzer Eisenbahn-Gesellschaft.
Mit zahlreichen Bildern und graphischen Darstellungen. Fr.
Die Eisenbahnen in Dänemark im Betriebsjahr 1906/07.
Arch. f. Ebw. 1908. S. 702—717.
Die Betriebsergebnisse der Staatsbahnen und der
6 grolsen Eisenbahngesellschaften in Frankreich
im Jahre 1906. Arch. f. Ebw. 1908. S. 681— 701.
Die Eisenbahnen in Algier und Tunis im Jahre 1904.
Arch. f. Ebw. 1908. S. 748—750.
Die Eisenbahnen von Venezuela in den Jahren 1905
und 1906. Arch. f. Ebw. 1908. S. 7151—7153.
Die Eisenbahnen in Siam in den Jahren 1905 und 1906.
Arch. f. Ebw. 1908. S. 754—757.
Die Eisenbahnen in Australien im Jahre 1905/06.
Arch. f. Ebw. 1908. S. 718—735.
Die Tarife der grofsstadtischen Verkehrsmittel. Von
Regierungsrat Dr. Haaselau in Berlin. Ztg. DEN,
1908. No. 46, S. 737.
Nach einer Erörterung allgemeiner Gesichtspunkte für die Tarif-
bildung werden die Tarife der Verkehrsmittel in Berlin besprochen.
—r.
11. Geschichte, Verwaltung, Gesetzgebung, richterliche
Entscheidungen.
Johann Andreas Schubert und die erste in Deutsch-
land gebaute Lokomotive. Von C. Matschols.
Ztschr. d. Ing. 1908. No. 12, S. 460. Mit Abb.
Verfasser gedenkt der Verdienste des im Jahre 1870 verstorbenen
J- A. Schubert, des Erbauers der ersten deutschen Lokomotive, die
er am 7. April 1839 selbst vorführte.
und vom Dresdener Aktien-Maschinenbau-Verein ausgeführten beiden
Die von ihm entworfenen
Elbdampter „Königin Marie“ und „Prinz Albert“ konnten schon
1837 und 1838 dem Betrieb übergeben werden. B.
Allgemeine Eisenbahnkunde für Studium und Praxis.
Vierter Teil: Die Bewirtschaftung und Verwaltung der
Eisenbahnen. Von Schultz-Niborn, Geh. Regie-
rungsrat a. D. Mit 3 Tafeln und 5 Textabbildungen.
VI und 146 Seiten. Leipzig 1908. Otto Spamer.
Preis 3,50 M.
Das Buch ergänzt die drei von Troske verfafsten Bände des
Es behandelt in 5 Kapiteln: Stellung und Be-
deutung der Eisenbahnen im staatlichen Wirtschaftsleben, Verwaltungs-
technischen Teils.
aufgaben bei Anlage neuer Eisenbahnen, die Bewirtschaftung der
Eisenbahnen (Strecken-, Betriebs-, Verkehrs-, allgemeine Verwaltung),
das Verhältnis der Bahnen zueinander, die Wahrung der öffentlichen
Interessen bei der Bahnverwaltung (Eisenbahnbesteuerung, Zoll-
erhebungsverfahren, polizeiliche Verkehrsbeschränkungen, Landes-
verteidigungsinteressen, Interessen der Postverwaltung). Fr.
[15. Oktober 1908]
Jahrbuch baurechtlicher Entscheidungen der Gerichts-
und Verwaltungsbehórden Deutschlands. Heraus-
gegeben von Albert Radloff. Band IV. (Im Jahre 1907
bekannt gewordene Entscheidungen.) ALVI und
190 Seiten. Berlin 1908. Ad. Bodenburg. Preis ge-
bunden 2,50 M. Fr.
Russische Verordnung betr. Abänderung des Per-
sonentarifs. Arch. f. Ebw. 1908, S. 781.
Auszug aus der am 29, Januar 1908 Allerhóchst bestátigten
Verordnung.
Die Arbeiten der dritten internationalen Konferenz
für die technische Einheit im Eisenbahnwesen,
Bern im Mai 1907. Organ. 1908. Heft 6, S. 116.
Auf der Konterenz sind namentlich die Bestimmungen über die
Spurweite und Bauart der Fahrzeuge geändert, die Vorschriften
über den Zollverschlufs der Güterwagen ergänzt usw. In Erwägung
gezogen wurde auch die Festsetzung einer allgemeinen Begrenzungs-
linie für Güterwagen. F.
Die französischen Eisenbahnen in den Jahren 5
und 1906. Von C. Colson, Chefingenieur, Staatsrat.
Railw. Gaz. vom 8. Mat 1908, S. 445.
Der Aufsatz
ländischen Bahnen.
enthält auch interessante Vergleiche mit aus-
I2. Verschwdenes.
Ein neues Werk über die öffentlichen Arbeiten und
die Befórderungsmittel. Ztg. DEA 1908. No. 38,
S. 609.
A. v. d. L. lespricht das Werk des französischen Staatsrats
C. Colson: Les travaux publics et les transports, in dem die
Wissenschaft der Verkehrsmittel gediegen und gründlich an der
Hand eines bis in die neueste Zeit (1907) reichenden tatsächlichen
Materials dargestellt und dessen Studium allen Fachgenossen
empfohlen wird. —r.
Entwicklung der Eisenbahnen in der europáischen
und asiatischen Türkei, insbesondere in Syrien.
Von Major a. D. Iluber zu Kairo. Ztg. D. E.V.
1908. No. 34, S. 545 und No. 35, S. 502.
Nähere Angaben über die in diesen Lándern vorhandenen und
geplanten Eisenbahnen. SE:
The Health of Employees in the New York Subway.
Street R. J. vom 3. August 1907, S. 185.
Sorgfältige Untersuchungen über den Gesundheitszustand der
Angestellten haben auf der New Yorker Untergrundbahn das Ergebnis
dafs Doch
werden bestimmte Vorsichtsmatsregeln stark empfohlen. Pf.
gehabt, der Dienst nicht gesundheitsgefährlich ist.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
3. Lhydraulische Motoren.
Die Wirkungsweise der Kreiselpumpen und Venti-
latoren. Versuchsergebnisse und Betrachtungen. Von
Dr. Ina. R. Biel, Nürnberg. Ztschr. d. Ing. 1908,
No. 12, S. 442 u. No. 13, 5.504. Mit Abb.
Die Abhandlung ist ein Auszug aus einer in den „Mitteilungen
Sie enthält
über die zurzeit geltenden theoretischen
über Forschungsarbeiten‘“ veröffentlichten Untersuchung.
nach einem Ueberblick
Grundlagen die Beschreibung einer Reihe von Versuchen an Kreisel-
pumpen und Ventilatoren. B.
4. Allsemeines.
Fabrikorganisation, Fabrikbuchführung und Selbst-
Kostenberechnung derFirmaLudw.Loewe&Comp.
A. G. Berlin. Glasers Ann. 1908. Bd. 62, Heft 9,
S. 193.
Eisenbahnbauinspektor Bode weist auf eine von J. Lilienthal
verfafste Schrift hin, welche bei Jul. Springer in Berlin erschienen
ist und eine Fabrikorganisation beschreibt, die im Grofsbetrieb der
Loewe’schen Fabrik jahrelang erprobt sei und sich bewährt habe. B.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 752] 31
Versuche über den Wärme- und Spannungsverlust
bei der Fortleitung gesáttigten und überhitzten.
Wasserdampfes. Von Chr. Eberle. Ztschr. d. Ing.
1908. No. 13, S. 481; No. 14, S. 539; No. 15, S. 569.
Mitteilung über die im Auftrage des Vereins deutscher Ingenieure
in der Dampttechnischen Versuchsanstalt des Bayerischen Revisions-
Vereines in München ausgeführten Versuche. B.
Untersuchungen über den Verbrennungsvorgang in
der Gasmaschine. Von Dr.- Ina. W. Borth, Siegen.
Ztschr. d. Ing. 1908. No. 14, S. 521.
Mitteilung über die Ermitte:ung recht genauer Druckdiagramme
mittels Zeitindikatoren, sowie einer Reihe von Versuchen, die einigen
Autschlufs über die Ursachen der Unterschiede geben, die zwischen
den einzelnen Verbrennungsvorgängen mehrerer aufeinanderfolgender
Arbeitspiele bestehen. B.
Das Anlassen der Verbrennungskraftmaschinen. Von
۲. Meyer, Hallea.S. Ztschr. d. Ing. 1908. No. 15,
S. 575. Mit Abb.
Erörterung der Hilfsmittel
Verbrennungsmaschinen, im besonderen mittels Druckluft. B.
maschinellen zum Anlassen der
Motor driven engine lathes. Am. Eng. and Railr. ].
vom April 1908, S. 159 u. f. Mit Abb.
Beschreibung einiger Antriebe für
Drehbänke mittels Motoren mit veränderlicher und unveränderlicher
unmittelbarer elektrischer
Geschwindigkeit. —n.
Maschinenteile. Fortschritte und Neuerungen. Von
C. Volk, Köln. Ztschr. d. Ing. 1908. No. 13, S. 488.
Mit Abb.
Verfasser bespricht die Fortschritte und Neuerungen an Kreuz-
köpfen und Schubstangen, und
Kreuzkopft:olzen, Kreuzkopfiorm
Gleitschuhen, Befestigungen der Kolbenstange, die Lagerschalen und
ihre Nachstellung, sowie bei Schrauben und Sch-aubensicherungen.
B.
Die Technologie des Maschinentechnikers. Von
Ingenieur Karl Mever, Professor, Oberlehrer an den
Kgl. Vereinigten Maschinenbauschulen zu Köln. Mit
311 Textabb. Berlin 1908. Verlag von Julius Springer.
Preis geb. 8 ۰ ] ۷۰ D. M.]
Der Verfasser Schüler
preufsischen höheren und niederen Maschinenbauschulen und ähnlicher
hat sich die Aufgabe gestellt, der
technischen Lehranstalten in das Gebiet der Technologie einzuführen.
Auf rd. 310 Seiten werden entsprechend dem Gange der Fabrikation
im ersten Abschnitt die Maschinenbaustoffe, im zweiten die Her-
stellung der Guísstúcke, im dritten die Schmiedearbeiten und im
vierten die mechanische Bearbeitung der Gufs- und Schmiedestücke,
sowie des Holzes besprochen,
Abhandlungen.
Abschnitten geschieht in der sonst üblichen Weise.
und rd. 230 Abbildungen
eingeräumt worden.
377 Textabbildungen erläutern die
in den ersten drei
Die Hälfte der
dem vierten Abschnitt
Die Darstellung des Stofles
Seitenzahl sind
Nach Erläuterung der Werkzeuge, der Ge-
schwindigkeiten und der Mechanismen der Workzeugmaschinen,
bei-
gegeben, folgt die Beschreibung der Metall. und Holzbearbeitungs-
letzteren sind eine grofse Anzahl von Rechnungsbeispielen
maschinen, wobei die Anwendung der einzelnen Maschinen an erster
Bei den
sınd die neuesten
Stelle genannt und an treffenden Beispielen gezeigt wird.
Einzelheiten wie bei den ganzen Maschinen
Das klar
abgefafste Werk wird auch den in der Praxis stehenden Technikern
Bo.
Konstruktionen berücksichtigt. und Jeicht verständlich
von Nutzen sein und sich bald Freunde erwerben.
Dr. E. Bardey’s Arithmetische Aufgaben nebst Lehr-
buch der Arithmetik für Metallindustrieschulen.
Nach der Ausgabe für Realschulen von Pietzker und
Presler bearbeitet von Dr. Siegfried Jakobi,
Maschinenbauschul-Oberlehrer in Elberfeld und Arnold
Schlie, Maschinenbauschullehrer in Elberfeld. Mit
3 Doppeltafeln. Leipzig und Berlin 1908. Druck und
Verlag von B. G. Teubner. Geb. 2,40 M. [V.D.M.]
In dieser Bearbeitung der bewährten Bardey’schen Aufgaben-
sammlung sind die Bedürfnisse der Werkmeisterschulen, der Unter-
32 (No. 752]
H
stufe der höheren Maschinenbauschulen, der Bergschulen nebst ihren
Vorschulen und der Scemaschinisterschulen ganz besonders berück-
sichtigt worden. Zahlreiche Rechenbeispiele sind cer Physik,
Mechanik, Maschinenlehre und Elektrotechnik ertiehut, die Anord-
nung des Lehrstoffes und die leicht fafsliche Darstellungsw. ise den
Gebrauch auf den genannten Lehransialten angepalst worden.
Neben einem besonderen Kapitel über das Tabellenrechnen hat
das Buch noch eine Anleitung zum Rechnen mit dem Rechenschieber
erhalten. Das Werk kann dem angehenden Techniker warm
empfohlen werden. S—k.
Ill. Bergwesen.
5. Allgemeines.
Die chemische Untersuchung der Grubenwetter.
Kurzgefalste Anleitung zur Ausführung von Wetter-
analysen nach einfachen Methoden. Zum Gebrauche
für Bergingenieure bearbeitet von Dr. Otto Brunck,
Professor der Chemie an der Bergakademie zuFreiberg.
2. Auflage. Mit 23 Abb. im Text. . Freiberg 1. S. 1908.
Verlag von Craz & Gerlach (Joh. Stettner). Preis
3,60 M. [V. D. M.]
Der Verfasser hat sich das Ziel gesetzt, einfache Methoden der
Gasanalysen, soweit dieselben für die Untersuchung der Grubenwetter
in Betracht kommen, auszuarbeiten, die jedem Bergmann unter
Verwendung einfacher und billiger Apparate die Ausführung regel-
mäfsiger chemischer Untersuchungen erlauben. Wie sehr das Buch
einem Bedürfnis der Praxis entspricht, geht daraus hervor, dafs
innerhalb kurzer Zeit eine zweite Auflage nötig geworden ist, und
dats Uebersetzungen ins Englische und ins Russische veröffentlicht
worden sind. P.
Bergmännisches Rettungs- und Feuerschutzwesen
in der Praxis und im Lichte der Bergpolizei-
Verordnungen Deutschlands und Oesterreichs.
Von Dr.-Mma. Ferdinand Hagemann, Dipl.-Berg-
ingenieur, Leiter des Rettungs- und Feuerschutzwesens
der Bergwerksgesellschaft Hibernia in Herne. Mit
6 Abb. und einer Tafel. Freiberg i. S. 1908. Verlag
von Craz & Gerlach (Joh. Stettner). Preis 6 M.
[V. D. M.]
Alle Matsnahmen, die zur Abwendung von Verlusten an Menschen
und Eigentum im bergmännischen Rettungs- und Feucrschutzwesen
zu erereifen sind, solche vorbeugender, verhútender und solche
bekámplender Natur werden mit grofser Ausführlichkeit und Sach-
kenntnis dargelegt. P.
IV. Hüttenwesen.
I. Erzeugung von Metallen.
Die Metalle. Von Professor Dr.KarlScheid. 2. Auflage.
(Aus Natur und Geisteswelt, Band 29.) Mit 16 Abb.
Leipzig 1907. Verlag von B. G. Teubner. Preis geh.
I M, geb. 1,25 M. [V. D.M.)
Der Verfasser behandelt in der vorliegenden zweiten Auflage
seines Werkes das metallurgische Gebiet in anregender Darstellung
vom Standpunkt der Geschichte, Chemie und Technik. Nach kurzer,
über das Geschättliche orientierender Einleitung werden die Metalle
vom Golde abwärts bis zu den Leichtmetallen nach Eigenschaften,
Vorkommen und Verwendung behandelt. Hieran schliefst sich eine
Darstellung der chemischen Vorgänge, besonders der Heizung und
Verarbeitung der Metalle. Die am Schlufs gegebene Uebersicht über
die Metalle bringt wichtiges statistisches Material; eine Reihe von
Abbildungen dient zur Veranschaulichung des im Text gesagten. G.
VI. Verschiedenes.
Gewerbehygiene. Von Dr. E. Roth, Regierungs- und
Geheimer Medizinalrat in Potsdam. Leipzig 1907.
G. J. Göschen’sche Verlagshandlung. Preis geb. 0,80 M.
[V. D. M.]
Das vorliegende Bändchen aus der bekannten Göschen’schen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Oktober 1908]
Berutsgenossenschatten über das Wissenswerte auf dem Gebiete
der Gewerbehygiene Auskunft, es bringt auch dem Laien die
wichtigsten Grundsätze dieser Wissenschaft nahe und befähigt ihn
dadurch, ebenfalls an dem gemeinsamen Ziele eines fortschreitenden
Arbeiterschutzes mitzuwirken.
Dem sehr übersichtlich angeordneten, mit einem reichen
Literaturverzeichnisse ausgestatteten, handlichen Werke ist bei dem
billigen Preise eine ausgedehnte Verbreitung zu wünschen. Ha.
Erfindungsschutz technischer Dienstnehmer. Von
Jul. H. West, Ingenieur. (Studien zur Förderung
der deutschen Industrie, Heft 4.) Berlin 1908. Carl
Heymanns Verlag. Preis I M. [V. DM
Das vorliegende Heft ist dem Kampfe um die Verbesserung
des Erfinderschutzes technischer Angestellter gegenüber den Arbeit-
gebern gewidmet. Es werden in knapper Form Aenderungen des
bestehenden Patentgesetzes vorgeschlagen, die das Recht technischer
Dienstnchmer auf Schutz ihrer Erfindungen grundsätzlich regeln und
alle erfinderischen Angestellten zur Enttaltung ihres besten Könnens
anspornen sollen. S—k.
Einführung in die Infinitesimalrechnung mit einer
historischen Uebersicht. Von Dr. Gerhard Kowa-
lewski, a. o. Professor der Mathematik an der
Universität Bonn. (Aus Natur und Geisteswelt,
Band 197.) Mit 18 Abb. im Text. Leipzig 1908. Verlag
von B. G. Teubner. Preis geh. 1 M, geb. 1,25 ۰
[V.D.M.]
Das anregend geschriebene Werkchen bietet eine allgemein
verständliche Einführung in die Grundbegriffe und Hauptsätze der
Infinitesimalrechnung in einer Form, die ungefähr den modernen
Anschauungen entspricht. Eine kurze historische Uebersicht be-
richtet über die beiden Erfinder der Infinitesimalrechnung, Leibniz,
der danach als ihr eigentlicher Begründer zu gelten hat, und Newton,
sowie über ihre Vorläufer.
Interessant sind einige von dem Verfasser erwähnte fran-
zösische Verse, mit deren Hilfe man sich die ersten 30 Ziffern’
der Zahl 7 merken kann. Sie lauten:
Que j'aime a faire apprendre un nombre utile aux sages!
Immortel Archimede, artiste ingenieur,
Qui de ton jugement peut priser la valeur!
Pour moi ton probleme eut de pareils avantages.
Ersetzt man jedes Wort durch die Zahl seiner Buchstaben,
so erhält man die ersten 31 Ziffern von 7; hinter der ersten von
ihnen steht das Komma. Sch.
Statistische Zusammenstellungen über Blei, Kupfer,
Zink, Zinn, Aluminium, Nickel, Quecksilber und
Silber. Von der Metallgesellschaft und der Metall-
urgischen Gesellschaft A.-G. Frankfurt a. M. März 1908.
IV DM
Die Preise der Metalle hatten im vergangenen Jahre ein Jahr
der Extreme. Die Spannung zwischen den höchsten und niedrigsten
Tagespreisen war durchweg die gröfste der letzten 30 Jahre. In
Prozenten betrug sie
bei Blei 42,2 pCt.
» Kupfer 51,3 „
„ Zink 315 و
„ Zinn 425 „
Der Metallkonsum hat gegen das Vorjahr abgenommen. Die
Produktion láfst sich nicht mit Bestimmtheit angeben. J. ۰
Die Autochrom-Photographie und die verwandten
Dreifarbenraster-Verfahren. Von Dr. Ernst König.
Photographische Bibliothek. Band 23. Berlin 1908.
Verlag von Gustav Schmidt (vorm. Robert E
Preis geh. 1,20 M, geb. 1,70 M.
Das Buch enthält eine jedem Liebhaber-Photographen ver-
ständliche Anleitung zur Verarbeitung der von den Gebrüdern
Lumiére erfundenen Platten zur Herstellung von Photographien in
Sammlung gibt nicht nur Arbeitgebern und Arbeitnehmern sowie ' natürlichen Farben. Wech.
Sewe des Herausgebers. — Kommissionsverlag: Georg Siemens. Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a. D Patentanwalt L. Glaser. Berlin. —
Druck von Gebruder Grunert. Berlin
Ki
—
LITERATURBLATT
GLASERS ANNALEN
GEWERBE unn BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V. D. M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit + bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
N —
Beilage zu No. 755 (Band 63 Heft 11)
1908
I. Eisenbahnwesen.
12. Verschicdenes.
Kalender für Eisenbahn-Techniker. Begründet von
Edm. Heusinger von Waldegg. Neubearbeitet unter
Mitwirkung von Fachgenossen von A. W. Meyer,
Reg.- und Baurat in Allenstein. 36. Jahrgang 1909,
Nebst einer Beilage, einer neuen Eisenbahnkarte in
Farbendruck, und zahlreichen Abbildungen im Text
und auf Tafeln. Wiesbaden. Verlag von J. F. Berg-
mann. Preis 4,60 M. Y
Die Einteilung des für alle Fasenbahn-Techniker wertvollen
Kalenders ist im allgemeinen dieselbe geblieben wie im Vorjahre.
Er enthält neben den notwendigen mathematischen, technischen
über Mechanik, Erdbau,
Gründungen und Brückenbau sowie Gesetze, Normen, technische und
und physikalischen Tafeln Abhandlungen
Personal-Statistik. Neu bearbeitet sind die Abschnitte: Gründungen,
und Neben-, Lokal- Weitere
“Abschnitte sind ergänzt und durch Zusätze vermehrt.
Fisenbahnbetrieb und Kleinbahnen.
zahlreiche
Der Kalender kann als Nachschlagebuch bestens empfohlen werden.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
4. Allgemeines.
Handbuch der Aufzugstechnik. Eine Zusammen-
stellung der gebrauchlichsten Svsteme und Konstruk-
tionen der Personen- und Lasten-Aufzüge, ihrer Sicher-
heitsvorrichtungen usw. unter besonderer Bezugnahme
auf die neuen preufsischen Vorschriften über Prüfung
und Ueberwachung dieser Anlagen. Von L. Hintz,
Kaiserl. Geh. Regierungsrat, Ingenieur. Mit 190 Abb.
Berlin 1908. Polytechnische Buchhandlung A. Seydel.
Preis 6 M, geb. 7 M. ] V. DM
Nachdem für die Anlegung und den Betrieb von Aufzugsanlagen
seitens der preufsischen Regierung einheitliche Vorschriften in Aus-
sicht genommen waren, wurden seitens des Verfassers Vorträge
gehalten,
dem Gegenstande vertraut machen sollten.
welche die in Frage kommenden Abnahmebeamten mit
Aus diesen Vorträgen
ist das Werk entstanden und sein Zweck zunächst gekennzeichnet.
Es werden auf Grund der geschichtlichen Entwickelung und der
Erfahrungen die Anforderungen an den Aufzugsbau erläutert und
sowohl ältere als auch die neuesten Ausfihrungstormen mit allen
sodafs das Werk auch für
Ein Abdruck der
_ verordnung und der Ausführunganweisung dazu ist angefügt.
Sicherheitseinrichtungen besprochen,
weitere Kreise von Wert ist. Normal-Polizei-
Amr.
V. Elektrizität.
Widerstandsbestimmungen mit Berücksichtigung
der Widerstandsmessungen an Maschinen und
Apparaten, der Isolationsmessungen sowie der
Temperaturbestimmungen durch Widerstands-
messungen. Bearbeitet von Fritz Hoppe. Heft 6
der „Sammlung elektrotechnischer Lehrhefte“. Heraus-
gegeben von Fritz Hoppe. Leipzig 1908. Verlag von
Johann Ambrosius Barth. Preis geb. 4 M.
[V. DM
Finer an Beispielen reichhaltigen Darstellung allgemein brauch-
barer Widerstandsmessungen reihen sich Angaben über solche
Messungen für die im Titel aufgeführten Spezialfalle an. Die mathe-
matische Behandlung ist elementar gehalten, weshalb einige Formeln
leider ohne jede Entwicklung angegeben sind. Trotzdem wird das
Buch dem Anfänger bei der Arbeit im elektrotechnischen Labora-
torium gute Dienste leisten, besonders durch seine übersichtlichen
Schaltungsschaubilder. S--e.
Prinzip und Wirkungsweise der technischen Mels-
instrumente für Gleichstrom (Strom- und Span-
nungsmesser). Bearbeitet von Fritz Hoppe. Heft 3
der „Sammlung elektrotechnischer Lehrhefte“. Her-
ausgegeben von Fritz Hoppe. Leipzig 1908. Verlag
von Johann Ambrosius Barth. Preis geb. 2,70 M.
[V. D. M.)
In einfacher anschaulicher Weise wird das Wesen der in der
Praxis vorkommenden Gleichstrommefsinstrumente besprochen. Es
ist weniger Wert auf eine strengwissenschaftliche Behandlung gelegt
als auf leichte Fafslichkeit und Vollständigkeit,
denen, die sich nur allgemein mit diesem Stoff zu befassen haben,
Wt.
weshalb das Buch
schr gute Dienste leisten wird.
Unipolarmaschinen. \on Otto Schulz. Mit 24 Abb.
Leipzig 1907. Verlag von Hachmeister & Thal. Preis
1 ۰ [V.D.M.]
Das Heft eine Zusammenstellung und Erläuterung
verschiedener möglichen und unmöglichen Ausführungsformen von
enthält
Unipolarmaschincn.
Am Schlufs die
organischen Vereinigung der Unipolarmaschine mit ihrer Antricbs-
bespricht der Verfasser Vorteile einer
maschine zu einer einzigen Maschine. Bei einer solchen „Unipolar-
Turbodynamo“ bilden die Schaufelräder der Turbine unmittelbar den
Anker der Unipolardynamo. Die praktische Ausführung dieser
Maschine wird auf grotse Schwierigkeiten ۰ B.
VI. Verschiedenes.
Die Kegelprobe. Ein neues Verfahren zur Härte-
bestimmung von Materialien. Von Ingenieur Dr. Paul
Ludwik, Honorar- und Privat-Dozent an der Techn.
Hochschule in Wien. Berlin 1908. Verlag von Julius
Springer. Preis IM. [V. D. M.]
Das Werkchen stellt eine Fortsctzung des von dem Verfasser
in der „Zeitschrift des österreichischen Ingenicur- und Architekten-
Vereins“ (1907, No. 11 und 12) veröffentlichten Aufsatzes über die
Härteprüfung mittels der Brinellschen Kugeldruckprobe und
Der Umstand, daís bei der Kugel-
druckprobe die Hártezahl sowohl von dem Kugeldurchmesser als
ver-
wandter Eindruckverfahren dar.
auch von dem angewandten Druck abhängig ist, veranlafst Ludwik,
die Kugel durch einen Körper zu ersetzen, bei dem die Eindrücke
einander gcometrisch ähnlich sind. Das ist bei dem Kegel der Fall.
Der Verfasser erörtert sodann die Beziehungen der Kegeldruckhärte
zur Streckgrenze bei Eisen und Stahl und zum Schluís die Kegel-
stots probe.
Soll der für die Kegeldruckprobe empfohlene Apparat, mit dem
eine Reihe von Versuchen auszuführen wir bereits Gelegenheit
hatten, auch für Druckversuche nahe am Rande der Probestücke
brauchbar sein, so bedarf der Apparat noch der Abänderung. Es
ist noch zu erwähnen, dats Eugen Meyer in seinen Untersuchungen
34 [No. 755)
ee E. REES
über Härteprüfung und Härte (Z. d. V. d 1. 1908, S. 645) auch die
Kegeldruckprobe ausführlich behandelt, jedoch ebenso wie Kohn in
seinem soeben erschienenen Aufsatz im „Zentralblatt der Bauver-
waltung“ der Kugeldruckprobe den Vorzug gibt.
Das Studium des Ludwikschen Schriftchens kann jedem sich
für Materialprüfung Interessierenden empfohlen werden. Schw.
Die Förderung von Massengiitern.: Von Georg von
Hanffstengel, Leipzig, Dipl.-Ing., Privatdozent an
der Kgl. Techn. Hochschule zu Berlin. I. Band:
Bau und Berechnung der stetig arbeitenden Förderer.
Mit 414 Textfiguren. Berlin 1908. Verlag von Julius
Springer. 7 M, geb. 7,80 ۰ [V. DM
Zum ersten Male werden hier Kratzer, Förderbänder, Becher-
werke, Schnecken, Förderrinnen, Saug- und Druckluftförderer in
einer Weise behandelt, dafs man nicht nur ein oberflächliches Bild,
sondern konstruktiv brauchbare Unterlagen erhält.
Planmäfsig werden bei jedem Förderer behandelt: die Kon-
struktion aller Teile an Hand ausgezeichneter, mafsstablicher Dar-
stellungen, die Bestimmung der Hauptabmessungen unter Berück-
sichtigung der jeweils möglichen Geschwindigkeiten und der damit
verbundenen Beschleunigungsverhältnisse, der Kraftverbrauch durch
Addition der Einzelwiderstände. Je ein klares Beispiel erläutert
den Rechnungsgang. -
Ergänzend kommen stets noch Gewichte und Preise der Einzel-
teile in Zusammenstellungen unter Firmenangabe hinzu. Am Schlusse
werden die Hilfsmittel für Zu- und Abführung des Fördergutes, so-
wie Wagevorrichtungen besprochen.
Durch die gründliche und klare Behandlung des Stoffes stellt
sich das Buch den besten der technischen Literatur ebenbürtig
zur Seite. Std.
Einrichtung von Fabriken. Von R. Lotz, Zivil-
ingenieur, Berlin-Pankow. Mit 90 Abb. im Text.
Bibliothek der gesamten Technik. 90. Band. Hannover
1908. Dr. Max Jänecke, Verlagsbuchhandlung. Brosch.
2,80 M, geb. 3,20 ۰ [V. D. M.]
Das Werk behandelt die allen Fabrikanlagen gemeinsamen
Einrichtungen in engem Rahmen ohne die Voraussetzung von Fach-
kenntnissen. Amr.
Das Automobil, seine Vorgeschichte und sein Einfluls
auf die Strafsen. Von W. Voiges, Landes- und
Geheimer Baurat. Wiesbaden. Druck und Verlag
von Rud. Bechtold & Comp. Preis 75 Pf. [V.D.M.]
Verfasser bringt nach kurzgefafster geschichtlicher Entwicklung
des Automobils eine Reihe recht interessanter statistischer Angaben.
Den Hauptteil der Broschüre aber nimmt die Beprechung des Ein-
flusses ein, den Automobile verschiedenster Bauarten auf die Stralsen
ausüben. Auch werden die Mittel und Wege angeführt, die bekannt
und zum Teil erprobt sind, um die Strafsen gleichzeitig zu erhalten
und vom Staube zu befreien, Die letztere Frage interessiert die
Allgemeinheit ja besonders, und so wird das Buch sicherlich die
verdiente Beachtung in allen Kreisen finden. Sche.
Jahrbuch der Automobil- und Motorboot-Industrie.
Im Auftrage des Kaiserlichen Automobil-Clubs heraus-
gegeben von Ernst Neuberg, Civil-Ingenieur. 6. Jahr-
gang. 1. Lieferung. Mit 246 Abb. im Text. Berlin
1908/09. Verlag von Boll u. Pickardt. [V.D.M.]
Der sechste Jahrgang dieses Werkes, in welchem bisher eine
jährliche Gesamtübersicht der Fortschritte und Neuerscheinungen in
der Automobiltechnik zu finden war, erscheint nunmehr in diesem
Jahre in vier Lieferungen als Sammelwerk einzelner Autoren, von
denen die erste vorliegt. Der einheitlich geordnete Ucberblick über
die gesamten Erscheinungen des Jahres in zusammenfassender Weise
wird hierdurch nicht mehr wie früher erwartet werden können und
scheint die erste Lieferung das zu bestätigen. Ein Jahrbuch ist das
Werk nun bedauerlicherweise nicht mehr, nachdem es in die Reihe
der zahlreichen periodisch im Jahreslaufe erscheinenden Veröffent-
lichungen getreten ist. e.
Illustrierte Technische Wörterbücher in sechs
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch,
Italienisch, Spanisch. Nach der besonderen Methode
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
]1. Dezember 1908)
|
|
_ Jahren genommen hat,
Deinhardt-Schlomann bearbeitet von Alfred Schlo-
mann, Ingenieur. Band IV „Verbrennungsmaschinen“.
Unter redaktioneller Mitwirkung von Dipl.-Ing. Karl
Schikore. Mit über 1000 Abbildungen und zahlreithen
Formeln. München und Berlin 1908. Verlag von
R. Oldenbourg. Preis geb. 8 M. +
Zu Band III „Dampfkessel, Dampfmaschinen, Dampfturbinen'
mit über 1000 Abbildungen ist jetzt Band IV hinzugekommen, der
die Verbrennungsmaschinen behandelt. Bei der Bearbeitung ist auf
die Entwicklung, die das Gebiet des Maschinenbaues in den letzten
die weitgchendste Rücksicht
Die aufgenommenen Fachausdrücke erstrecken sich auf
genommen
worden.
Gase und Oele; Theorie der Verbrennungsmaschinen; Materialien
und ihre Verarbeitung; Konstruktion der Verbrennungsmaschinen;
Ausrüstung der Verbrennungsmaschinen; Aufstellung, Montage;
Gesamtanlagen;. Betrieb und Untersuchung; Wirtschaftliches. Das
Werk enthält ferner ein alphabetisch geordnetes Wortregister mit
Angabe der Seite und Spalte, in denen jedes einzelne Wort zu
finden ist.
Bei der Zusammenstellung der Worte wurde der Grundsatz der
Illustrierten Technischen Wörterbücher, nicht nur Worte, sondern
Begriffe und Phrasen, soweit sie technologische Bedeutung haben,
aufrecht erhalten, wodurch eine gewisse
Um Zweitel
über die gesuchten Worte auszuschliefsen, sind ebenso wie in den
ausgiebig aufzuführen,
Flüssigkeit und Schärfe der Systematik erreicht wurde.
andern Bänden zahlreiche Abbildungen in den Text eingeschaltet
worden.
Fehlands Ingenieur-Kalender 1909. Für Maschinen-
und Hütten-Ingenieure herausgegeben von Professor
Fr. Freytag, Lehrer an den technischen Staats-
lehranstalten in Chemnitz. XXXI. Jahrgang. Mit
zahlreichen Abbildungen und einer Eisenbahnkarte.
In zwei Teilen. Berlin, Verlag von Julius Springer.
1. Teil in Leder mit Klappe, II. Teil geheftet. Preis
zusammen 3M. Brieftaschen-Ausgabe mitLedertaschen
usw. Preis 4 M. +
Das handliche Buch hat in seinem 31. Jıhrgang vortei.hafte
Ergänzungen erfahren. Die Umarbeitung des Abschnitts „Eisen-
hüttenwesen und Eisengiefserei” und die Neuaufnahme der „Regeln
für Leistungsversuche an Gasmaschinen und Gaserzeugern“ und
der „Gebührenordnung der beratenden Ingenieure für Elektrotechnik“
Die Abschnitte „Mechanik“,
„Maschinenteile“, , Verbrennungsmotoren“, „Pumpen und Gebläse“,
sind in erster Reihe zu nennen,
„Brennstoffe“ und „Erfindungsschutz im In- und Auslande“ weisen
teils mehr oder minder tiefgreifende Verbesserungen auf. Der
Kalender wird in der neuen Gestaltung des Jahrganges 1909 scinen
Weg wie immer finden und kann allen technischen Kreisen warm
empfohlen werden. — e —
Kalender der Technischen Hochschulen Deutsch-
lands, Oesterreichs und der Schweiz. Heraus-
gegeben mit amtlicher Unterstützung. I. Ausgabe.
Studienjahr 1908/1909. Leipzig 1909. Verlag von
Johann Ambrosius Barth. Preis 2 M, geb. 2,60 M. +
Das übersichtlich geordnete Buch gibt Auskunft über alle
wissenswerten Fragen auf dem Gebiete Technischer Hochschulen
Es enthält Angaben
über Aufnahmebestimmungen, Gebühren, über den Verwaltungs- und
Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz.
Lehrkörper, über akademische Sammlungen, Institute und Stipendien,
sowie über studentische Vereinigungen. Mit der Herausgabe des
Werkes hat der Verlag eine Locke unter den Nachschlagewerken
beseitigt und damit einem längst empfundenen Bedürfnis Rechnung
getragen. — سب
Otto Hübner’s Geographisch - statistische Tabellen
aller Länder der Erde. 57. Ausgabe für das Jahr
1908. Herausgegeben von Dr. Franz v. Juraschek,
Universitätsprofessor in Wien. Frankfurt a.M. Verlag
von Heinrich Keller. Buchausgabe 1,50 M. Y
Die Tabellen enthalten die notwendigsten Daten über Bevölke-
rung, Verfassung, Finanzen, Heerwesen, Flotte, Handel, Verkehrs-
wesen usw. Sie können wegen der Reichhaltigkeit und Zuver-
lässigkeit des auf engem Raume und für billigen Preis gebotenen
statistischen Materials weiten Kreisen bestens empfohlen werden.
Selbstverlaz des Herausgebers. — Kommissionsverlaz: Georg Siemens, Berlin. — Verantwortlicher Redakteur: Regier.-Baumeister a D. Patentanwalt L. Glaser, Berlin. —
Druck von Gebruder Grunert, Berlia..
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