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... Reihe No. 853 / / 15 J> Berlin, I. Januar 1913 Band 72 Heft!
ANNALEN FÜR GEWERBE
ww UND BAUWESEN fe:
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SOFERN NICHT EINE RECHTZEITIGE KÜNDIGUNG SPÄTESTENS EIN MONAT VOR BEGINN DES HALBJAHRES ERFOLGT IST
INHALTSVERZEICHNIS Seite
Preisausschreiben des Vereins Deutscher Maschinen- Ya eg (Beuth- Seite Die Lokomotiven auf der Weltausstellung in Brüssel. Vortrag, gehalten
Aufgabe) . Bien) im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 17. Januar 1911 vom
Verein Deutscher Maschinen- «Ingenieure. Versammlung am 3. Dezember 1912. ! Professor Obergethmann, Berlin. (Mit Abb.) (Fortsetzung) . . .. 13
Geschäftliche Mitteilungen. Bericht des Preisrichterausschusses über das i
Ergebnis der Beuth-Aufgabe 1912. Vortrag des Regierungsbaumeisters ee Se, eee | eee Peg Dr É satiate 17
Hammer über: „Neuerungen bei L okomotiven der Preufsisch-Hessischen ne
Staats-Eisenbahnen und wirtschaftliche Ergebnisse® . Verschiedenes HON, :
Grofskraftwerke und Energieverteilung unter besonderer Berücksichtigung | Verfahren zur Erzeugung gesunder Stahlblö cke. — Zugbeleuchtung ı von
der oberen Spannungen bis 150000 Volt. Vortrag, gehalten im Verein C. Feldmann. (Mit Abb.) — Bekanntmachung,
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 15. Oktober 1912 vom Regierungs- Personal-Nachrichten . s UEC
baumeister a. D. F. Bartel, Berlin-Schmargendorf. (Mit Abb.) (Schlufs) . RT
Neuzeitliche Kohlenförderanlagen von Dr.: "Ing. G. W. Koehler, Darmstadt Anlage: Literaturblat,
(Mit Abb.) (Fortsetzung) . . N era BER” Verzeichnis der Inserate siehe Seite 9. u
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Gebr. Karting A.-G., Körtingsdorf-Hannover.
(1. Januar 1913]
2 [No. 853] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
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sammengenommen. Bis Ende 1911 waren für 141 852 Lokomotiven und 2964 148 Wagen, zusammen
über 3 Millionen Westinghouse-Bremsausrüstungen bestellt oder gones
J =| Auf Wunsch Ausarbeitung von Brems-Anordnungen. =—— XC
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ANNALEN
FUR
GEWERBE UND BAUWESEN
HERAUSGEGEBEN
VON
L. GLASER
KGL. BAURAT, PATENTANWALT
BAND 72
1913
JANUAR — JUNI
MIT 309 ABBILDUNGEN UND 2 TAFELN
BERLIN
`N VERLAG DER FIRMA F. C. GLASER BERLIN SW LINDEN-STRASSE 80
Inhalts-Verzeichnis des 72. Bandes
1. Abhandlungen und kleine Mitteilungen
Abdampfentnahme an Lokomotiven. Vorrichtung zur —.
Von Dr.: Jng. L. Schneider, München. Mit
Abb. 85.
Abdampf- und Zwischendampfiverwertung. 135.
Abgase. Die Unschädlichmachung derselben durch
Gitterschornsteine (Dissipatoren). Mit Abb. 232.
Abwasserpumpstation der Dresdner Kanalisations-
anlage. Von Dipl.Ing. F. v. Hammel. Mit
Abb. 125. 150.
Acetylen-Sauerstoff-Schweissung, autogene. 58.
Acietit, neues Härtemittel der Chemischen Fabrik
und Härtewerk von Fr. Lutz in Zürich Il. 114.
American Society ot Mechanical Engineers. Deutsch-
landreise. 154.
Aenderung der Elsenbahn-Bau- und Betriebsordnung
vom 4. November 1904. Bekanntmachung vom
18. November 1912. 92.
Anieihegesetz, Eisenbahn- —, preussisches. 38.
Anstellungsverhältnisse der höheren maschinen-
technischen Beamten im preussischen Staats-
dienst. Mitteilungen des Ministerialdirektors
Dr,» Jng. Wichert im Verein Deutscher Ma-
schinen-Ingenieure am 18. Februar 1913. 87.
Anwendung der autogenen Schweissung in Eisenbahn-
Reparatur-Werkstätten. Vortrag des Ingenieurs
Th. Kautny, Nürnberg, im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 18. Februar 1913.
Mit Abb. 182. 197.
Argentinien. Einführungspatente in —. 154.
Ausbau von Wasserkräften im oberen Queligebiet der
Weser. Entwurf eines preussischen (Gesetzes.
35.
Ausbildung, praktische, der Ingenieure. 58.
Aus dem Patentrecht. Von Dr phil. et jur. Häber-
lein, Grunewald. 130. 208.
Ausführung der revidierten Pariser Uebereinkunft vom
2. Juni 1911 zum Schutze des gewerblichen Eigen-
tums. Gesetz zur —. Vom 31. März 1013. 172.
Ausstellung. Internationale Baufach- — Leizpig. Der
Stahlwerksverband auf derselben. 233.
Ausstellung, Internationale Industrie- und Gewerbe- —,
Turin 1911. Die auf derselben gezeigten Eisen-
bahnwagen. Vortrag des Regierungsbaumeisters
Neubert, Berlin, im Verein Deutscher Ma-
schinen - Ingenieure am 16. April 1912. Mit
Abb. und 2 Tafeln. 137. 157. 178. 217.
Ausstellung, ständige, für Arbeiterwohlfahrt, Reichs-
anstalt. 216.
Ausstellung, Weit- —, in Brüssel 1910. Die Loko-
motiven auf derselben. Vortrag des Professors
J. Obergethmann, Berlin, im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 17. Januar 1911. Mit
Abb. 13. 26. 49.
Autogene Schweissung. Anwendung derselben in
Eisenbahn-Reparaturwerkstätten. Vertrag des
Ingenieurs Th. Kautny, Nürnberg, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. Februar
1913. Mit Abb. 182. 197.
Autogene Schweissung mittels Acetylen-Sauerstoff. 58.
Bahnbetrieb, elektrischer. Schweizerische Studien-
kommission für denselben. 79.
Baugewerbe und Industrie. Vertretung derselben im
Parlament. Von Regierungs- und Baurat
Weddigen, Breslau. 132.
Beitrige zur Lehre von der Patentfählgkeit. Vom
Proßssor Dr. Schanze, Dresden. 73.
Bekanntmachung, betreffend die Aenderung der Eisen-
bahn-Bau- und Betriebsordnung vom 4. November
1904. Vom 18. November 1912. 92,
|
1913
Januar — Juni
a) Sachverzeichnis
Bekanntmachung, betreftend die Geltendmachung des
in Artikel 4 der revidierten Pariser Uebereinkunft
vom 2. Juni 1911 zum Schutze des gewerblichen
Eigentums vorgesehenen Prioritatsrechts. Vom
28. April 1913. 194.
Bekanntmachung des Küniglichen
Oberprüfungsamts. 19.
Beleuchtung, Zug- —, von C. Feldmann. Mit Abb. 19.
Bemerkungen über Personen-Beförderung innerhalb
Technischen
der Stadt in den Vereinigten Staaten. 152.
Benoid-Gas- und Wasseranlagen. 115.
Bergbau in den Kolonien. 128.
Berichtigung. 39.
Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen. Elektrische
Zugförderung auf denselben. 113. 174.
Beschlüsse des internationalen Londoner Kongresses
tür gewerblichen Rechtsschutz. 17.
Betrieb, elektrischer. Einführung desselben auf den
Pariser Vorortbahnen. 79.
Betriebsmittel der Eisenbahnen. Ueber Instandsetzung
und Unterhaltung der — nach in der Praxis ge-
machten Erfahrungen. Von A. Diekmann, Ge-
heimer Baurat. Wiesbaden. Mit Abb. 187.
Beuth-Aufgabe 1912. „Verlegung von Hochspannungs-
kabeln“. Bericht des Preisrichterausschussen. 2,
Beuth-Aufgabe 1913 des Vereins Deutscher Maschinen-
Ingenieure. 1.
Brüsseler Weltausstellung 1910. Die Lokomotiven auf
der —. Vortrag des Professors J. Obergeth-
mann, Berlin, im Verein Deutscher Maschinen.
Ingenieure am 17. Januar 1911. Mit Abb. 13.
26. 45.
Dampfturbine, Zoeliy- —, tür 28000 PS Dauerleistung.
Mit Abb. 133.
Deutschlandreise der amerikanischen Ingenieure 154.
Deutschostafrika. Die Nutzbarmachung der Pangani-
tälle für die Versorgung des Nordens von — mit
elektrischer Energie. Von Regierungsbaumeister
Domnick, Berlin-Zehlendorf-W. Mit Abb. 97.
Dieselmaschinen, Schiffs- —, im Verkehr auf Binnen-
wasserstrassen und Hälen. Von Dipl.» Ing.
F. Achilles, Mannheim. Mit Abb. 230.
Dissipator-Schornsteine. Die Unschädiichmachung von
Abgasen durch —. Mit Abb. 232.
Dresden. Die Abwasserpumpstation der Kanalisations-
anlage in —. Von Dipl.Jng. F. v. Hammel.
Mit Abb. 125. 150.
Einführung des elektrischen Betriebes auf den Pariser
Vorortbahnen. 79.
Einführungspatente in Argentinien. 154.
Eisenbahnanleihegesetz, preussisches. 38.
Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung vom 4. November
1904. Die Aenderung derselben. Bekannt-
machung vom 18. November 1912. 92.
Eisenbahn-Betriebsmittel. Ueber Instandsetzung und
Unterhaltung der — nach in der Praxis gemachten
Erfahrungen. Von A. Diekmann, Geheimer
Baurat, Wiesbaden. Mit Abb. 187.
Eisenbahn - Reparaturwerkstätten. Anwendung der
autogenen Schweissung in —. Vortrag des In-
genieurs Th. Kautny, Nürnberg, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18, Fe-
bruar 1913. Mit Abb. 182. 197.
Eisenbahntunnels von New York City. 234.
Eisenbahnverwaltung, preussische. Etat 1913. 53.
Eisenbahnverwaitung, Reichs- —, Etat für das Rech-
nungsjahr 1913. 23.
Eisenbahnwagen auf der internationalen Industiie- und
Gewerbe-Ausstellung Turin 1911, Vortrag des
' Gewerbliche Scndergerichte.
Regierungsbaumeisters Neubert, Berlin, im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
16. April 1912. Mit Abb. und 2 Tafeln. 137.
157. 172. 217.
Eisenbahnwagenbau. Harthölzer für den —. (Eine
wissenschaftliche Studie) Vortrag des Direktors
der Hannoverschen Waggonfabrik A.-G. Dr
Weiskopf, Hannover - Linden, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 21. Januar
1913. Mit Abb. 102. 117. 142.
Eisenbahn-Zentralamt, Königliches. 134.
Eisenbahnen mit schwerem und schnellem Verkehr.
Schienenlagerung auf hölzernen Querschwellen
für dieselben. Mit Abb. 68.
Elektrischer Bahnbetrieb. Schweizerische Studien-
kommission für denselben. 79.
Elektrischer Betrieb. Einführung desselben auf den
Pariser Vorortbahnen. 79.
Elektrische Zugtörderung aut den Berliner Stadt-,
Ring- und Vorortbahnen. 113. 174.
Elektrisierung der sächsischen Staatsbahnen. 191.
Energieverteilung. Grosskraftwerke und — unter be-
sonderer Berücksichligung der oberen Spannungen
bis 150000 Volt. Vortrag des Regierungsban-
meisters F. Bartel. Berlin-Schmargendorf, im
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure am
15. Oktober 1012. Mit Abb. 3.
Zuschriften an die Redaktion von Elektrizitäts-
verband Groba und Regierungsbaumeister
Bartel, Stolp i. Pomm. 9%.
Entwurt einer vereinigten Eisen-, Stahlformguss- und
Bronzegiesserei. Beuth-Aufgabe 1913 des Vereins
Deutscher Maschinen-Ingenieure. 1.
Entwurf eines preussischen Gesetzes, betreflend den
Ausbau von Wasserkraften im oberen Queilgebiet
der Weser. 35.
Erfindungen. Prämiierung nützlicher —.
Ergebnis des Preisausschreibens für die Erbauung der
australischen Bundeshauptstadt. 59.
Ernennungen zum Dr.Ing. 39. 191.
Erzeugung gesunder Stahlblöcke. Vertahren zur —. 18.
Etat der Eisenbahnverwaltung für das Etatsjahr 1913. 53.
Etat der Verwaltung der Reichseisenbahnen für das
Rechnungsjahr 1913. 33.
Explosionen, Kohlenstaub- —. Die Verhütung der-
selben. Vom Ingenieur W. Heym, Berlin-
Lichterfelde. 9%.
Flammenlose Oberflachenverbrennung. Von Professor
B. Neumann. Mit Abb. iti.
Flugzeugmotor. Wettbewerb um den Kaiserpreis flr
den besten deutschen —. 78.
Fiugzeug-Unternehmen der Gothaer Waggontabrik. 135.
Förderanlagen, Kohlen- —, neuzeitliche. Von Dr.: Ing.
G. W. Kochler, Darmstadt. Mit Abb. 8. 68.
Fundierungsarbeiten mit Grundwasserabsenkung. 233.
Gasindustrie. Die M. A. N, in der —. 91.
Gas- und Wasseranlagen, Benoid- —. 115.
Gesetz, russisches, Uber die Gewährung von Prioritäts-
rechten. 33.
Gesetz zur Ausführung der revidierten Pariser Ueber-
einkunft vom 2. Juni 1911 zum Schutze des ge-
werblichen Eigentums. Vom 31. März 1913. 172.
Gesetzentwurf, betreffend den Ausbau von Wasser-
kräften im oberen Queligebiet der Weser. 35.
Gewährung von Prioritätsrechten. Russisches Gesetz
über die —. 38.
Gewerblicher Rechtsschutz. Beschlüsse des inter-
nationalen Londoner Kongresses. 17.
134
155.
[Band 72]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[Inhalt]
Gewerbliches Eigentum. Gesetz zur Ausführung der
revidierten Pariser Uebereinkunft vom 2. Juni
1911 zum Schutze desselben. Vom 31. Marz 1913.
172,
— Pariser Verbandsübereinkunft vom 20. März
1883 zum Schutze desselben. Revidiert in
Rrüssel am 14. Dezember 1900 und in Washington
am 2. Juni 1911. 1€9.
Gitterschornsteine (Dissipatoren). Die Unschädlich-
machung von Abgasen durch -—. Mit Abb. 232.
Grosskraftwerke und Energieverteilung unter be-
sonderer Berücksichtigung der oberen Spannungen
bis 150000 Volt. Vortrag des Regierungsbau-
meisters a, D. F. Bartel, Berlin-Schmargendorf,
im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
15. Oktober 1912. Mit Abb. 3.
— Zuschriften an die Redaktion vom Elektrizitäts-
verband Gröba uud Regierungsbaumeister
Bartel, Stolp i. Pomm. M.
Grundwasserabsenkungen bei Fundierungsarbeiten. 233.
Gummi-Transportgurte und -Riemen der Asbest- und
Gummiwerke Altred Calmon A.-G., Hamburg Mit
Abb. 82.
Güterzüge, Strassen- —. Vortrag des Oberingenieurs
W. A. Th. Müller, Berlin-Steglitz, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 17. Sep-
tember 1912. Mit Abb. 21. 41. 6L
Handel und Industrie in Holland. 115.
Härtemittel „Acietit“ der Chemischen Fabrik und
Härtewerk von Fr. Lutz in Zürich N. 114
Harthölzer für den Eisenbahnwagenbau. (Eine wissen-
schaftliche Studie). Vortrag des Direktors der
Hannoverschen Waggonfabrik A.-G Dr. Weis-
kopf, Hannover-Linden, im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 21. Jannar 1913. Mit
Abb. 102. 117. 142.
Heissdampf-Steuerung. Eine neue —. 231.
Heizung und Lüftung. 1X. Kongress in Cöln a. Rh. 216.
Hochspannungsanlagen von mehr als 100000 Volt in
den Vereinigten Staaten von Amerika. Vortrag
des Regierungsbaumeisters E. Schwartzkopf,
Berlin - Halensee, im Verein Deutscher
Maschinen -Ingenieure am 1S. März 1913. Mit
Abb. 224.
Holländischer Handel und Industrie. 115.
Imprägnierung der Wasserbauhßlzer. Von Oberbaurat
Troschel, Berlin. Mit Abb. 30.
Industrie und Baugewerbe. Vertretung derselben im
Parlament. Von Regierungs- und Baurat
Weddigen, Breslau. 132.
Industrie und Handel in Holland. 115.
Ingenieure. Die praktische Ausbildung derselben. 58.
Instandsetzung und Unterhaltung der Eisenbahn-Be-
triebsmittel nach in der Praxis gemachten Er-
fahrungen, Von A. Diekmann, Geheimer Baurat,
Wiesbaden. Mit Abb. 187.
internationaler Londoner Kongress für gewerblichen
Rechtsschutz. Beschlüsse desselben. 17.
Internationaler Strassenkongress In London. 94.
Internationale Baufach-Ausstellung Leipzig. Der Stahl-
werksverband auf derselben. 233.
Internationale Industrie- und Gewerbeausstellung Turin
1911. Die aut derselben gezeigten Eisenbahn-
wagen. Vortrag des Regierungsbaumeisters
Neubert, Berlin. im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 16. April 1912. Mit Abb. und
2 Tafeln. 137. 157. 178. 217.
Iron and Steel Institute. 155.
Ist die Imprägnierung der Wasserbauhölzer wirt-
schaftlich? Von Oberbaurat Troschel, Berlin.
Mit Abb 30.
Kaiserpreis für den besten deutschen Flugzeugmolor.
Wettbewerb um denselben. 78
Kanallsationsanlage in Dresden. Die Abwasserpump-
station der —. Von Dipl.Ing. F. v. Hammel.
Mit Abb. 125. 150.
Kanalverbindung Rhein-Nordsee. 213.
Kohlenförderanlagen, neuzeitliche. Von Dr.:jng. G.
W. Koehler, Darmstadt. Mit Abb. 8. 65.
Kohlenstaubexplosionen. Die Verhütung derselben.
Vom Ingenieur W. Heym, Berlin-Lichterfelde.
90.
Kolonien. Bergbau in den —. 128.
Kongress fiir gewerblichen Rechtsschutz, inter-
nationaler zu London. Beschlüsse desselben. 17.
Kongress für Heizung und Lüftung. 216.
Königliches Eisenbahn-Zentralamt. 134.
Kraftanlage, Wasser- —, mit 1650 m Gefälle. 19%.
Kraftübertragungsanlagen mit Spannungen von mehr
als 100 000 Volt in den Vereinigten Staaten von
Amerika. Vortrag des Regierungsbaumeisters
E. Schwartzkopff, Berlin-Halensee, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. März
1913. Mit Abb. 224.
Kraftwerke, Gross- —, und Energieverteilung unter
besonderer Berücksichtigung der oberen Span-
nungen bis 160000 Volt. Vortrag des Regie-
rungsbaumieisters F. Bartel, Berlin-Schmargen-
dorf,imVerein Deutscher Maschinen-Ingenieure
am 15. Oktober 1912. Mit Abb. 3.
Zuschriften an die Redaktion von Elektrizitäts-
verband Gröba und Regierungsbaumeister
Bartel, Stolp i. Pomm. M.
Kurvenbewegliche Tenderlokomotive. Von J. Kempf,
Oberingenieur, Coln-Kalk. Mit Abb. 222.
Laschennietungen für Lokomotivkessel. Zuschriften
an die Redaktion von Ingenieur W Berg, Karls-
ruhe i. B., und Oberingenieur J. Kempf, Köln-
Kalk. 37.
Lehre von der Patentlähigkeit. Neue Belträge zur —.
Von Professor Dr. Schanze, Dresden. 73.
Leipzig. Der Stahlwerksverbani auf der Internationalen
Baufach-Ausstellung. 233.
Lokomotive, Tender- —, kurvenbewegliche.
Kempf, Oberingenieur, Coln-Kalk.
222.
Lokomotivkessel-Laschennielungen. Zuschriften an
die Redaktion von Ingenieur W. Berg, Karls-
ruhe i. B., und Oberingenieur J. Kempf, Köln-
Kalk. 37.
Lokomotiven auf der Weltausstellung in Brüssel. Vor-
trag des Professors J. Obergethmann, Berlin,
im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
am 17. Januar 1811. Mit Abb. 13. 26. 45.
— Zuschriften an die Redaktion von Ingenieur
W. Berg, Karlsruhe, und Professor J. Obergeth-
mann, Charlottenburg. Mit Abh. 112.
Lokomotiven. Vorrichtung zur Abdampfentnahme. Von
Dr. Jng. L. Schneider, München. Mit Abb. 45.
London. internationaler Strassenkongress in-. 91.
Londoner Kongress für gewerblichen Rechtsschutz,
internationaler. Beschlüsse desselben. 17.
Made-In-Canada-Zug. 234.
Nachruf für Geheimen OUberbaurat a. D. Heinrich
Haas, Charlottenburg. 81.
— für Geheimen Regierungsrat Professor Dr.
phil. Dr.:Jng. h. c. Adolf Slaby. 173.
Neue Schraubenspannpiatte für Gleise, Hochbau,
Kranbau, Luft- und Erdfahrzeuge, Maschinen, Ge-
rate usw. Von Oberingenieur J. Grimme,
Bochum. Mit Abb. 212.
Neuzeitliche Kohlenförderanlagen.
W. Koehler, Darmstadt.
New York City. Die Eisenbahntunnels. 234.
Nord-Amerika. Bemerkungen über Personen-Be-
förderung innerhalb der Stadt. 152.
— Hochspannungsanlagen von mehr als 100000
Volt. Vortrag des Regierungsbaumeisters E.
Schwartzkopf. Berlin-Halensee, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. März
1913. Mit Abb. 224.
-- Roheisenerzeugung im Jahre 1912. 214.
Nutzbarmachung der Panganifalle tür die Versorgung
des Nordens von Deutschostafrika mit elektrischer
Energie. Von Regierungsbaumeister Domnick,
Berlin-Zehlendorf-W. Mit Abb. 97.
von J.
Mit Abb.
Von Dr.Jng. G.
Mit Abb. 8. 65.
Nutzbarmachung der Wasserkratte Schwedens. Mit
Abb. 206.
Oberflächenverbrennung, flammeniose. Von Pro-
fessor B. Neumann. Mit Abb. 164.
Panganifälle. Die Nutzbarmachung cerselben für die
Versorgung des Nordens von Deutschostafrika mit
elektrischer Energie. Von Regierungsbaumeister -
Domnick, Berlin-Zehlendorf-W. Mit Abb. 97.
Pariser Uebereinkunft vom 2. Juni 1911 zum Schutze
des gewerblichen Eigentums. Gesetz zur Aus-
führung der revidierten —. Vom 31. März 1913.
172.
Pariser Verbandsübereinkunft vom 20. März 1883 zum
Schutze des gewerblichen Eigentums. Revidiert
in Brüssel am 1t. Dezember 1900 und in
Washington am 2. Juni 1911, 169.
Pariser Vorortbahnen. Einführung des elektrischen
Betriebes auf denselben. 79.
Patentfahigkeit. Neue Beiträge zur Lehre von der —.
Von Professor Dr. Schanze, Dresden. 73.
Patentrecht. Von Dr. phil. et jur. Häberlein, Grune-
wald. 130. 208.
— Zuschriften an die Redaktion von Dr. R.
Wirth, Patentanwalt, Frankfurt a. M., und Dr.
phil. et jar. Häberlein, Patentanwalt, Berlin-
Grunewald. 192.
Patente, Einführungs- —, in Argentinien. 154.
Personai-Nachrichten. 19. 39. 59. 80. 94. 115.
135. 155. 174. 194. 218. 234.
Personen-Befirderung innerhalb der Stadt in den Ver-
einigten Staaten. 152.
Praktische Ausbildung der Ingenieure. 58.
Pramilerung nützlicher Erfindungen. 155.
Preisautgaben des Vereins für Eisenbahnkunde zu
Berlin. 133.
Preisausschreiben des Vereins Deutscher Maschinen-
Ingenieure. (Beuth-Aufgabe). 1.
— des Vereins für die bergbaulichen Interessen
im Oberbergamisbezirk Dortmund, betreffend
eine elektrische Grubenlampe. 38.
— des Zentralbureaus für Acetylen und autogene
Metallbearbeitung, Nürnberg. 79.
— fur die Erbauung der australischen Bundes-
hauptstadt. Ergebnis desselben. 59,
Preussische Staatsbahnen. 173.
Preussisches Eisenbahnanleihegesetz. 38.
Prioritätsrecht. Bekanntmachung, betreffend die
Geltendmachung des in Artikel 4 der revidierten
Pariser Uebereinkuntt vom 2. Juni 1911 zum
Schutze des gewerblichen Eigentums vorge-
sehenen —. Vom 28. April 1913. 194.
Prioritätsrechte. Russisches Gesetz Uber die Ge-
währung derselben. 39.
Querschwellen, hölzerne. Schienenlagerung auf den-
selben für Eisenbahnen mit schwerem und
schnellem Verkehr. Mit Abb. 68.
Rechtsschutz, gewerblicher. Beschlüsse des inter-
nationalen Londoner Kongresses. 17.
Reichseisenbahnen. Etat der Verwaltung der — flr
das Rechnungsjahr 1913. 33.
Reparaturwerkstätten, Eisenbahn- —. Anwendung der
autogenen Schweissung. Vortrag des Ingenicurs
Th. Kautny, Nürnberg, im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 18. Februar 1913. Mit
Abb. 182. 19.
Rhein-Nordseekanal. 213.
Roheisenerzeugung der Vereinigten Staaten
Amerika im Jahre 1912. 211.
Russisches Gesetz über die Gewährung von Prioritats-
yon
rechten 38.
Sächsische Staatsbahnen. Elektrisierung derselben.
194.
Schienenlagerung auf hölzernen Querschwellen für
Eisenbahnen mit schwerem und schnellem Ver-
kehr. Mit Abb. 68.
Schiftsdieselmaschinen im Verkehr aut Binnenwasser-
strassen und Häfen. Von Dipl.Ing. F. Achilles,
Mannheim. Mit Abb. 230.
Schnelidrehstahle. Werkzeugmaschinen für —. Vom
Ingenieur W. Heym, Berlin-Lichterfelde. 88.
Schornsteine, Gitter- —. Die Unschädlichmachung
von Abgasen durch dieselben. Mit Abb. 232.
Schraubenspannplatte für Gleise, Hochbau, Kranbau,
Luft- und Erdtahrzeuge, Maschinen, Geräte usw.
Von Oberingenieur J. Grimme, Bochum. Mit
Abb. 212.
Schutz des gewerblichen Eigentums. Bekanntmachung,
betreffend die Geltendmachung des in Artikel 4
der revidierten Pariser Uebereinkunft vom
2. Juni 1911 vorgesehenen Prioritätsrechts.
Vom 28. April 1913 19.
— Gesetz zur Ausführung der revidierten Pariser
Uebereinkunft vom 2. Jani 1911. Vom 81. Marz
1913. 172.
— PariserVerbandsübereinkunft vom 20. März 1883.
Revidiert in Brüssel am 14. Dezember 1900
und in Washington am 2. Juni 1911. 169.
Schweden. Die Nutzbarmachung der Wasserkräfte
in —. Mit Abb. 206.
Schweissung, autogene. Anwendung derselben In
Eisenbahn-Reparaturwerkstätten. Vortrag des
Ingenieurs Th. Kautny, Nürnberg, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. Februar
1913. Mit Abb. 182. 197.
Schweissung. autogene, mittels Acetylen-Sauerstoff. “8.
Schweizerische Studienkommission für elektrischen
Bahnbetrieb. 79.
70. Geburtstag des Minis'erialdirektors Tr.:Ing. Carl
Wichert. 177.
Sondergerichte, gewerbliche. 131.
Spannplatte, Schrauben- —, für Gleise, Hochbau,
Kranbau, Lutt- und Erdfahrzeuge, Maschinen,
Geräte usw. Von Oberingenieur J. Grimme,
Bochum, Mit Abb, 212,
[Inhalt]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[Band 72]
173.
Elektrisierung derselben.
Stasisbahnen, preussische.
Staatsbahnen, sächsische.
194.
Staatsmedaillen für gewerbliche Leistungen. Ver-
leihung von —. 114.
Stahiblécke. Verfahren zur Erzeugung gesunder —.
18.
Stahlwerksverband auf der Internationalen Baufach-
Ausstellung Leipzig. 233.
Ständige Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt, Reichs-
anstalt. 216.
Steuerung. Eine neve Heissdampf- —. 231.
Strassen Güterzüge. Vortrag des Oberingenieurs
W.A. Th. Müller, Berlin-Steglitz, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 17. Sep-
tember 1912. Mit Abb. 21. 41. 6l.
Strassenkongress, Internationaler, in London. 94.
Studienkommission, schweizerische, für elektrischen
Bahnbetrieb. 79.
Technik und Wirtschaft. 231.
Tenderlokomotive, kurvenbewegliche. Von J. Kempf,
Oberingenieur, Coln-Kalk. Mit Abb. 222.
Transportgurte und Riemen, Gummi- —, der Asbest- und
Gummiwerke Altred Calmon A.-G., Hamburg. Mit
Abb. 82.
Tunnels, Eisenbahn- —, von New York City. 234.
Turiner Ausstellung 1911. Die aut derselben gezeigten
Eisenbahnwagen. Vortrag des Regierungsbau-
meisters Neubert, Berlin, im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 16. April 1912. Mit
Abb. und 2 Tafeln. 137. 157. 178. 217.
Uebereinkunft, Pariser, vom 2. Juni 1911 zum Schutze
des gewerblichen Eigentums. Gesetz zur Aus-
führung der revidierten —. Vom 31. März 1913.
140;
Uebertragungsanlagen mit Spannungen von mehr als
100 000 Volt in den Vereinigten Staaten von
Amerika. Vortrag des Regierangsbaumeisters
E. Schwartzkopff, Berlin-Halensee, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 15. März
1913. Mit Abb. 224.
Unlauterer Wettbewerb. 135.
Unschädlichmachung von Abgasen durch Gitterschorn-
steine (Dissipatoren). Mit Abh. 232.
Volerhaltung und Instandsetzung der Eisenbahn-Be-
triebsmittel nach in der Praxis gemachten Er-
fahrungen. Von A. Diekmann, (ieheimer Bau-
rat, Wiesbaden. Mit Abb. 187.
Verbandsübereinkunft, Pariser, vom 20. März 1883 zum
Schutze des gewerblichen Eigentums. Revidiert
in Brüssel am 14. Dezember 1900 und in
Washington am 2. Juni 1911. 169.
Verein deutscher Eisenportiandzement-Werke. 215.
Verein deutscher Giessereifachleute. Hauptversanım-
lang. 154.
Verein deutscher Ingenieure. 215.
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure. Versanım-
lung am 3. Dezember 1912. Geschäftliche Mit-
teilungen. Bericht des Preisrichterausschusses
über das Ergebnis der Beuth-Aufgabe 1912,
betreffend: ,,Verlegung von Hochspannungs-
kabeln“. Vortrag des Regierungsbaumeisters
G. Hammer über: „Neuerungen bei Lokomotiven
Achil'es, F., Dipl.: 3ng, Mannheim. Ueber die
Schiffsdieselmaschinen im Verkehr auf Binnen-
wasserstrassen und Häfen. Mit Abb. 230.
Asbest- und Gummiwerke Alfred Calmon A.-G., Ham-
burg. Gummi-Transportgurte und -Riemen.
Mit Abb. 82.
Bartel, F., Regierungsbaumeister a. D., Berlin-
Schmargendorf. Vortrag über ,,Grosskraft-
werke und Energieverteilung unter besonderer
Berücksichtigung der oberen Spannungen bis
150 000 Volt“ im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 15. Oktober 1912. Mit Abb. 3.
— Zuschrift an die Redaktion, betreffend „Gross-
kraftwerke und Energieverteilung unter be-
xonderer Berücksichtigung der oberen Span-
nuagen bis zu 150 000 Volt“. 94.
Berg, W.; Ingenieur, Karlsruhe i. B. Zuschrift an
die Redaktion, betreffend „Lokomotivkessel-
Laschennietungen“. 37.
der preussisch-hessischen Staats-Eisenbahnen
und wirtschaftliche Ergebnisse“. 2.
Versammlung am 21. Januar 1913. Geschäft-
liche Mitteilungen. Rückblick auf die Tätig-
keit des Vereins im Jahre 1912. Neuwahlen.
Vortrag des Direktors Dr. Weiskopf, Hannover-
Linden, über: „Harthölzer für den Eisenbahn-
wagenbau“. Mit Abb. 71. 102. 117. 142.
— Versammlung am 18. Febraar 1913. Nachruf
für Geheimen Oberbaurat a. D. Heinrich Haas,
Charlottenburg. Mitteilungen des Ministerial-
direktors Dr.» Ing. Wichert über die Anstellungs-
verhältnisse der hoheren maschinentechnischen
Beamten im preussischen Staatsdienst. Vor-
trag des Ingenieurs Th. Kautny, Nürnberg, über:
„Die Anwendung der autogenen Schweissang
in Kisenbahn-Reparaturwerkstätten“. 87. 152.
197. in
Versammlung am 18. März 1913. Vortrag desRe-
gierungsbaumeisters E. Schwartzkopff, Berlin-
Halensee, über: „Hochspannungsanlagen von
mehr als 100600 Volt in den Vereinigten
Staaten von Amerika“. 152. 224.
— Versammlung am 15 April 1913. Geschäftliche
Mitteilungen. Vortrag des Oberbaurats F.
Jahnke, Charlottenburg: „Zwanglose Mit-
teilungen über die Beratung des VI. Inter-
nationalen Kongresses far die Materialprufung
der Technik in New York im Sommer 1912
sowie uber amcrikanisches Eisenbahnwesen“.
192.
Versammlung am 20. Mai 1913. Geschäftliche
Mitteilungen. Vortrag des Regierungsbau-
meisters Dr..jng. B. Schwarze, Guben, über:
„Mechanische Kohlenforderung im Eisenbahn-
dienst und die Frage einer Erhöhung der Aus-
nutzung von Bahnhofsanlagen“. 222.
— Beuth-Anfgabe 1913. 1.
Verein tür die bergbaulichen Interessen im Oberberg-
amtsbezirk Dortmund. I’reisausschreiben für
eine elektrische Grubenlampe. 33.
Verein für Elsenbahnkunde zu Berlin. Bericht über
die April-Versammlung. 1:3.
— Preisanfgaben. 133.
Verelnigte Eisen-, Stahlformguss- und Bronzegiesserei.
Entwurf einer solchen. Beuth-Aufgabe 1913. 1.
Vereinigte Staaten von Amerika. Bemerkungen über
Personen-Beforderung innerhalb der Stadt. 152.
— Hochspannungsanlagen von mehr als 100 000
Volt. Vortrag des Regierungsbaumeisters B.
Schwartzkopf, Berlin-Halensee, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. März
1913. Mit Abb. 224.
— Roheisenerzeugung im Jahre 1912. 214.
Verfahren zur Erzeugung gesunder Stahlblöcke.
Verhütung von Kohlenstaubexplosionen.
genieur W. Heym, Berlin-Lichterfelde.
Verleihung von Staatsmedaillen für
Leistungen. 114.
Vertretung von Industrie und Baugewerbe im Parlament.
Von Regierungs- und Baurat Weddigen, Breslau.
132.
18.
Vom In-
90.
gewerbliche
6) Namenverzetchnis
— Zuschrift an die Redaktion, betreffend „Die
Lokomotiven anf der Weltausstellung in
Brüssel“. Mit Abb. 112.
Beuth-Aufgabe des Vereins Deutscher Maschinen-
Ingenienre für 1913, 1.
Diekmann, A., Geheimer Baurat, Wiesbaden. Ueber
Instandsetzung und Unterhaltung der Eisen-
bahn-Betriebsmittel nach in der Praxis ge.
machten Erfahrungen. Mit Abb. 187.
Dinglinger, G., Eisenbahnbaninspektor a D., Berlin-
Steglitz. Besprechung des Vortrages des Ober-
ingenieurs W. A. Th Maller, Berlin-Steglitz,
uber: „Strassengüterzüze“ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 17. September 1912.
bo,
Domnick, W., Regierangsbaumeister, Berlin-Zehlen-
dorf-W. Die Nutzbarmachung der Pangani-
fille für die Versorgung des Nordens von
|
|
Verwaltung der preussischen Eisenbahnen. Etat 1913.
33.
Verwaltung der Reichseisenbahnen.
Rechnungsjahr 1913. 33.
Verwertung von Abdampf und Zwischendampf. 135.
Vorrichtuug zur Abdampfentnahme an Lokomotiven.
VonDr.:Ing.L. Schneider, München. Mit Abb. 85.
Wagenbau, Eisenbahn- —. Harthölzer für denselben.
(Eine wissenschaftliche Studie). Vortrag des
Direktors der Hannoverschen Waggonfabrik
A -G. Dr. Weiskopf, Hannover-Linden, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 21. Januar
1913. Mit Abb. 102. 117. 142.
Wasserbauhdlzer. Ist die Imprägnierung derselben
wirtschaftlich? Von Oberbaurat Troschel,
Berlin. Mit Abb. 30.
Wasserkraftaniage mit 1650 m Gefälle. 193.
Wasserkıäfte. Ausbau derselben im oberen Quell-
gebiet der Weser. Entwurf eines preussischen
Gesetzes. 35.
Wasserkräfte Schwedens. Die Nutzbarmachung der —.
Mit Abb. 206.
Weitausstellung in Brüssel 1910. Die Lokomotiven
auf der —. Vortrag des Professors J. Ober-
gethmann, Berlin, im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 17. Januar 1911. Mit
Etat für das
Abb. 13. 26. 45.
Werkzeugmaschinen für Schnelidrehstahle. Vom In-
genieur W. Heym, Berlin-Lichterfelde. 88.
Weser. Ausbau von Wasserkräften im oberen Quell-
gebiet der —. Entwurf eines preussischen
Gesetzes. 35.
Wettbewerb um den Kaiserpreis für den besten
deutschen Flugzeugmotor. 78.
Wettbewerb, unlauterer. 135.
Wirtschaft und Technik. 234.
Wünschelrutenbewegung in Deutschland. Vom Wirk-
lichen Geheimen Admiralitätsrat G. Franzius,
Kiel. 109.
Zentralamt. Königliches Eisenbahn- —. 134.
Zoelly-Dampfturbine für 28000 PS Dauerleistung.
Mit Abb. 133.
Zugbeleuchtung von C. Feldmann. Mit Abb. 19.
Zugförderung, elektrische, auf den Berliner Stadt-,
Ring- und Vorortbahnen. 113. 174.
Zuschriften an die Redaktion. Betreffend: „Gross-
kraftwerke und Energieverteilung unter be-
sonderer Berücksichtigung der oberen
Spannungen bis 150000 Volt“ vom Elektrizitats-
verband Groba und Regierungsbaumeister
Bartel, Stolp i. Pomm. 94.
Betreffend: „Lokomotivkessel - Laschennie-
tungen“. Von Ingenieur W. Berg, Karisruhei.B.,
und Oberingenieur J. Kempf, Koln Kalk. 87.
Betreffend: „Die Lokomotiven auf der Welt-
ausstellung in Brüssel“. Von Ingenieur
W. Berg, Karlsruhe, und Professor J. Ober-
gethmann, Charlottenburg. Mit Abb 112.
Betreffend: „Aus dem Patentrecht‘. Von
Dr. R. Wirth, Patentanwalt, Frankfurt a. M.,
und Dr. phil. et jur. Häberlein, Patentanwalt,
Berlin-Grunewald. 192.
Zwischendampf- und Abdampfverwertung. 135.
Deutsch-Ostafrika mit elektrischer Energie.
Mit Abb. 97.
Domschke, O., Geheimer Oberbaurat, Berlin. Be-
sprechung des Vortrages des Direktors der
Hannoverschen Waggonfabrik A.-G. Dr. A.
Weiskopf, Hannover-Linden, über: „Harthölzer
fur den Eisenbahnwagenbau (Eine wissen-
schaftliche Studie)“ im Verein Deutscher
< Maschinen-Ingenieure am 21 Januar 1913. 149.
Elektrizitätsverband Gröba. Zuschrift an die Re-
daktion, betreffend „Grosskraftwerke und
Energieverteilung unter besonderer Berück-
sichtigang der oberen Spannungen bis
150 000 Volt“. 9.
Escher Wyss & Co, Zürich. Zoelly-Dampfturbine
für 23400 PS Dampfleistung. Mit Abb. 133.
Feldmann, C. Zugbeleuchtung. Mit Abb. 19
Fellinger, Richard, Dr. Ueber gewerbliche Sonder-
gerichte. 134.
(Band 72]
Franzius, G., Wirklicher Geheimer Admiralitätsrat,
Kiel. Die Wunschelratenbeweguny in Deutsch-
land. 109.
Füchsel, Max, Regierungsbaumeister, Dortmund.
Besprechung des Vortrages des [Ingenieurs
Th. Kautny, Nürnberg: „Die Anwendung der
autogenen Schweissung in Eisenbahn-Repa-
raturwerkstätten“ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 18. Februar 1913, Mit
Abb. 201.
Gebauer, Kurt, Regierungsbauführer, Halle a. d. S.
Preiserteilung fur die Bearbeitung der Beuth-
Aufgabe 1912 betreffend „Verlegung von
Hochspannungskabeln“ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 3. Dezember 1912, 3.
Glaser, L., Baurat, Berlin. Rückblick über die
Tätigkeit des Vereins Deutscher Maschinen-
Ingenieure im Jahre 1112. 71.
Gothaer Waggonfabrik, (otha. Fiugzeug-Unter-
nehmen. 135.
Grimme, J..Oberingenteur, Bochum. Neue Schrauben-
spannplatte fur Gleise, Hochbau, Kranbau,
Luft- und Erdfahrzeuge, Maschinen, Geräte
usw. Mit Abb. 212.
Haas, Heinrich, Geheimer Oberbaurat a.D., Char-
lottenburg. Nachruf. 81.
Häberlein, W., Dr. phil. et jur., Patentanwalt, Berlin-
Grunewald. Aus dem Patentrecht. 130. 208,
— Zuschrift an die Redaktion, betreffend „Aus
dem Patentrecht“. 193.
Hadfield, Robert. Verfahren zur Erzeugung ge-
sunder Stahlblöcke. 18.
v. Hammel, F., Dipl-Jng. Die Abwasserpump-
station der Dresdener Kanalisationsanlage.
Mit Abb. 125. 150.
Herr, Fr., Geheimer Baurat, Berlin-Steglitz. Be-
sprechung des Vortrages des Direktors der
Hannoverschen Waggonfabrik A.-G. Dr. A.
Weiskopf, Hannover-Linden, ūber: „Harthölzer
für den Eisenbahnwagenbau (Eine wissen-
schaftliche Stadie)“ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 21. Januar 1913. 149.
Herzfeld, Hans, Ingenieur, Halle a.S. Besprechung
des Vortrages des Ingenieurs Th. Kautny,
Nurnberg: „Die Anwendung der autogenen
Schweissung in Eisenbahn-Reparaturwerk-
stātten“ im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 18. Februar 1913. 205.
Heym, W., Ingenieur, Berlin-Lichterfelde. Die Ver-
hutung von Kohlenstaubexplosionen. 90.
— Werkzeugmaschinen fur Schnelldrehstahle, 88.
Kautny, Th., Ingenieur, Nürnberg. Vortrag über
„Die Anwendung der autogenen Schweissung
in Eisenbahn-Reparaturwerkstätten“ im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. Februar
1913, Mit Abb. 132. 197.
Kempf, J., Oberingenieur, Köln-Kalk. Zuschrift an
die Redaktion, betreffend „Lokomotivkessel-
Laschennietungen“. 38.
— Kurvenbewerliche Tenderlokomotive. Mit
Abb. 222.
Koehler, G. W., Dr.:Jng., Darmstadt. Neuzeitliche
Kohlenförderanlagen. Mit Abb. 8 65.
Kühne, Dr., Geheimer Regierungsrat, Berlin. Vor-
trag über Fortbildungsschulen im Verein
deutscher Ingenieure. 211.
Kuntz, J., Dipl:Jng. Bergbau in den Kolonien.
128.
Kuntze, W, Geheimer Baurat, Berlin. Besprechung
des Vortrages desDirektors der Hannoverschen
Waggonfabrik A.-G Dr. A. Weiskopf, Hannover-
Tafel 1
in panies
a ee”
864.
3)
é os o
Scite I bis
Linden, über: „Harthölzer für den Eisenbahn-
wagenbau (Eine wissenschaftliche Studie)* im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
21. Januar 1413. 149.
Kutschke, C., Regierungsbaumeister, Stadtbau-
meister, Charlottenburg. Besprechung des
Vortrages des Ingeniears Th. Kautny, Nurn-
berg: „Die Anwendung der autogenen
Schweissung in Eisenbahn-Reparaturwerk-
stätten“ im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 18. Februar 1913. 205.
Kyrieleis, Dr.: Jng., Neubrandenburg. Grundwasser-
absenkang bei Fundierungsarbeiten. 233.
Lutz, Fr., Chemische Fabrik und Härtewerk,
Zurich II. Neues Härtemittel „Acietit“. 114.
Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A.-G., Nürnberg.
Abdampf- und Zwischendampfverwertung. 135.
— Die M. A. N. in der Gasindustrie. 9.
Metzeltin, Regierungsbaumeister a. D., Direktor der
Hannoverschen Maschinenbau-A.-G. vorm.
Georg Egestorff, Hannover. Besprechung des
Vortrages desIngenieurs Th. Kautny, Nürnberg:
„Die Anwendung der autogenen Schweissung
in Eisenbahn-Reparaturwerkstätten“ im Ver-
ein Deutscher Maschinen-Ingenieure
18. Februar 1913. 204.
Müller, W. A. Th., Oberingenieur, Berlin-Steglitz.
Vortrag über: „Strassen-Güterzüge“ im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 17. Sep-
tember 1912. Mit Abb. 21. 41. 61.
Neubert, P., Regierungsbaumeister, Berlin. Vortrag:
„Die auf der internationalen Industrie- und
Gewerbeausstellung Turin 1911 gezeigten Eisen-
bahnwagen“ im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 16. April 1912. Mit Abb. und
2 Tafeln. 137. 157. 178. 217.
Neumann, B., Professor. Flammenlose Oberflächen-
verbrennung. Mit Abb. 164.
Obergethmann, J., Professor, Charlottenburg. Vor-
trag über: „Die Lokomotiven auf der Welt-
ausstellung in Brüssel“ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 17. Januar 1911. Mit
Abb. 13. 26. 45.
Zuschrift an die Redaktion, betreffend „Die
Lokomotiven auf der Weltausstellung in
Brüssel“. 112.
Pintsch, R, Dr.Jng., Geheimer Kommerzienrat,
Berlin. Besprechung des Vortrages des
Ingenieurs Th. Kautny, Nürnberg: „Die An-
wendung der autogenen Schweissung in
Eisenbahn-Reparaturwerkstätten“ im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. Februar
1913. 205.
Reichel, W., Dr» Jng., Professor, Beriin. Bericht-
erstattung über das Ergebnis der Beuth-Auf-
gahe 1412, betreffend „Verlegung von Hoch-
spannungskabeln* im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 3. Dezember 1912. 8.
Rösing, Dr., Geheimer Regierungsrat, Berlin. Be-
sprechung des Vortrages des Ingenieurs Th.
Kautny, Nürnberg: „Die Anwendung der auto-
genen Schweissung in Eisenbahn-Reparatur-
werkstätten“ im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 18. Februar 1913. 204.
Schanze, O., Dr., Professor, Dresden. Neue Bei-
träge zur Lehre von der Patentfahigkeit. 73.
Schenk, Julius, De.:Ing., Professor, Breslau. Wirt-
schaft und Technik. 234.
Schneider, L., Dr.:Ing., München. Vorrichtung zur
am
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
j
j
1
|
[Inhalt]
Schrey, O., Geheimer Baurat, Charlottenburg. Be-
sprechung des Vortrages des Direktors der
Hannoverschen Waggonfabrik A.-G. Dr. A.
Weiskopf, Hannover-Linden, über: „Harthölzer
für den Eisenbahnwagenbau (Fine wissen-
schaftliche Studie)‘ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 21. Januar 1913. 149.
Schwartzkopff, Erwin, Regierungsbaumeister, Berlin-
Halensee. Vortrag uber: ,,Hochspannungs-
anlagen von mehr als 100000 Volt in den
Vereinigten Staaten von Amerika“ im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. März
1913. Mit Abb. 224.
Slaby, Adolf, Dr. phil, Dr«3ng. h. c, Geheimer
Regierungsrat, Professor, Charlottenburg.
Nachruf für denselben. 173.
Snyder, G. B. Bemerkungen über Personen-Be-
förderung innerhalb der Stadt in den Ver-
einigten Staaten. 152.
Thiem & Töwe, Halle a. 8.
Wasseranlagen. 115.
Thyssen & Co., Stahl-, Blech- und Rohrenwalzwerke,
Mülheim a. d. Ruhr. Eine Wasserkraftanlage
mit 1650 m Gefälle. 194.
Troschel, Oberbaurat, Berlin. Ist die Imprägnie-
rung der Wasserbauhölzer wirtschaftlich? Mit
Abb. 30.
Waldschmidt, Dr., Justizrat, Berlin. Vortrag: „Er-
fahrungen aus der Werkschule der Firma
Ludw. Loewe & Co., A.-G“ im Verein deutscher
Ingenieure. 219.
Weddigen, EB., Regierungs- und Baurat, Breslau.
Vertretung von Industrie und Baugewerbe im
Parlament. 132
Wehner, Curt, Regierungsbauführer, Berlin. Preis-
erteilung für die Bearbeitung der Beuth-Auf-
gabe 1912, betreffend „Verlegung von Hoch-
spannungskabeln“ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 3. Dezember 1912. 3.
Weiskopf, A., Dr., Direktor der Hannoverschen
Waggonfabrik A.-G., Hannover-Linden. Vor-
trag über „Harthölzer für den Fisenbahn-
wagenban (Eine wissenschaftliche Stadie)“ im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
2i. Januar 1913. Mit Abb. 102. 117. 142.
Weyand, Karl, Regierungsbaumeister, Charlotten-
burg. Besprechung desVortrages des Ingenieurs
Th. Kautny, Nürnberg: „Die Anwendung der
autogenen Schweissung in Eiscnbahn-Repa-
raturwerkstätten“ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 18. Februar 1913. 206.
Benoid-Gas- und
Wichert, C., Dr.:Ing., Ministerialdirektor, Berlin.
Mitteilungen über „Die Anstellungsverhält-
nisse der höheren maschinen-technischen Be-
amten im preussischen Staatsdienst“ im Ver-
ein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
18. Februar 1913. 87.
— -Stiftung. 222.
- Verleihung des Charakters als Wirklicher Ge-
heimer Rat mit dem Prädikat „Exzellenz“. 222.
— Zum 70. Geburtstage am 10. Mai 1913. 177.
Wirth, R.. Dr., Patentanwalt, Frankfurt a. M. Zu-
schrift an die Redaktion, betreffend „Aus dem
Patentrecht“. 192.
Wislicenus, Dr., Professor. Dissipator-Schornsteine
zur Unschädlichmachung von Abgasen, Mit
Abb. 232.
Abdampfentnahme an Lokomotiven. Mit Abb. | Wolf, R., Magdeburg-Buckau. Eine neue Heissdampf-
85.
2. Verzeichnis der Tafeln
3. Anlage: Literaturblatt
Steuerung. 234.
„Die auf der internationalen Industrie- und Gewerbeausstellung Turin 1911 gezcigten Eisenbahnwagen.“ Zum Vortrag
des Regierungsbaumeisters Neubert im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 16. April 1912.
Inhalts-Verzeichnis siehe Rückscite des betreffenden Titelblattes.
Ganze Reihe No. 853
Berlin, 1. Januar 1913 ee
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Sens . Bani 72, Heft 1
ANNALEN FUR GEWERBE
SCHRIFTLEITUNG
BERLIN SW
LINDENSTRASSE 80
ERSCHEINT AM 1. u.15.JEDEN MONATS
BEZUGSPREIS FUR DAS HALBJAHR:
DEUTSCHLAND. . .10 MARK
ÖSTERREICH - UNGARN. e... 10 MARK
ÜBRIGES AUSLAND........+..12 MARK
DIE ZEITSCHRIFT WIRD NACH VEREINBARUNG MIT DEM VEREIN DEUTSCHER MASCHINEN -
UNDBAUWESEN
HERAUSGEGEBEN VON
L. GLASER
KONIGL. BAURAT, PATENTANWALT
VERLAG F.C.GLASER
BERLIN SW
LINDENSTRASSE 80
ANZEIGENPREIS FUR DIE DREIGE-
SPALTENE PETITZEILE ODER DEREN
RAUM 2.223 u abi ee 30 Pf.
AUF DER 1. UMSCHLAGSEITE ....60 Pf.
BEI WIEDERHOLUNGEN ERMASSIGUNG
INGENIEURE
SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MÄRZ 1881, FÜR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts - Verzeichnis.
Preisausschreiben des Vereins Deutscher Maschinen- mgeni pure Seite
(Beuth-Aufgabe) . 2:8 2.0 Se a oe 1
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure. Versammlung am 3. De-
zember 1912. Geschaftliche Mitteilungen. Bericht des Preisrichteraus-
schusses uber das Ergebnis der Beuth-Aufgabe 1912. Vortrag des
Regierungsbaumeisters Hammer über: „Neuerungen bei Lokomotiven der
Preufsisch-Hessischen Staats-Lisenbahnen und wirtschaftliche Ergebnisse“ 2
Grofskraftwerke und Energieverteilung unter besonderer Berück-
sichtigung der oberen Spannungen bis 150000 Volt. Vortrag,
gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 15. Oktober
1912 vom Regierungsbaumeister a. D. F. Bartel, Berlin-Schmargendorf.
(Mit Abb.) (Schlufs). . eure 2. te ee me, ‘e 3
Neuzeitliche Kohlenförderanlagen von Dr.:Jng. G. W. Koehler, Darm-
stadt. (Mit Abb.) (Fortsetzung) .
Die Lokomotiven auf der Weltausstellung in Brüssel. Vortrag,
gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Inzenieure am 17. Januar
1911 vom Professor Obergethmann, Berlin. (Mit Abb.) (Fortsetzung) 13
Beschlüsse des internationalen Londoner ae für gewerb-
lichen Rechtsschutz
Verschiedenes. .......... 18
Verfahren zur Frzeugung gesunder Stahlblücke. — Zugbeleuchtung ı von
C. Feldmann. (Mit Abb.) — Bekanntinachung.
Personal-Nachrichten. . » 2» 2 2 2 2 2 nn © nn. e 19
Anlage: Literaturblatt.
Preisausschreiben des Vereins Deutscher Maschinen- -Ingenieure
Der Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
setzt für das Jahr 1913 die unten bezeichneten Preise
aus für die besten Bearbeitungen nachstehender
Beuth-Aufgabe:
Entwurf einer vereinigten Eisen-, Stahl-
formgufs- und Bronzegiefserei.
Es soll eine vereinigte Eisen-, Stahlformgufs- und
Bronzegiefserei für eine gesamte Jahreserzeugung von
12500 t fertiger Gufsstücke entworfen werden.
Es sollen jährlich erzeugt werden:
a) in.der Eisengielserei:
500 t Lehmgufs,
1000 t Dampfzylinder- und Dampfturbinengufs,
2000 t schwerer Saudgufs für Maschinenbau (bis
40 t Stückgewicht),
1800 t Mittel- und leichter Gufs für allgemeinen
Maschinenbau,
1500 t desgleichen für Lokomotivbau,
200 t Gesenke für Kesselbau,
500 t Roststäbe (besonders für Lokomotivbau),
1000 t verschiedener Formmaschinengufs,
500 t Klavierplatten,
500 t Heizkörper (Radiatoren),
500 t Herdgufs.
10 000 t.
b) in der Stahl giefserei:
1 000 t Achsbüchsen,
1000 t Verschiedenes (besonders für den Bau
elektrischer Maschinen).
2 000 t.
c)in der Bronzegiefserei:
500 t Armaturengufs fir Lokomotivbau, allge-
meinen Maschinenbau und fir den Bau
elektrischer Maschinen.
Das zur Verfügung stehende Baugelände ist als
unbeschränkt anzunehmen und besitzt Schiffahrts- und
Eisenbahnanschlufs. Es ist guter Baugrund vorhanden.
Der Grundwasserhöchststand soll 2 m unter Giefserei-
sohle liegen. Die Abgase müssen 25 m über Terrain-
höhe geführt werden. Die Kraftversorgung kann aus
einem Ueberlandkraftwerk erfolgen, das Drehstrom von
60000 Volt in ausreichender Menge abgeben kann.
Ebenso ist Anschlufs an Trinkwasserleitung und an
Kanalisation möglich.
Die Anlage, für die in beschränktem Umfang die
in der Zeitschrift „Stahl und Eisen“ 1912, Heft No. 30,
beschriebene Anlage der Eisengiefserei der „Russischen
Maschinenbaugesellschaft Hartmann in Lugansk“ als
Beispiel angesehen werden kann, soll alle Nebenanlagen
besitzen, die durch ihre Eigenschaft als selbständiges
Unternehmen bedingt sind. Es sind daher unter anderm
auch vorzusehen: Verwaltungsräume, Einrichtungen für
chemische und mechanische Prüfung, Versandräume,
Tischlerei, Zimmerei, Schlosserei, Schmiede, Lager-
stellen für Modelle, Formkasten und Rohstoffe, Unter-
kunfts-, Wasch- und Baderäume und anderes mehr.
Auf reichliche, dabei aber wirtschaftliche Ausrüstung
aller Teile der Anlage mit Hebezeugen und sonstigen
maschinellen Hilfsmitteln, die neuzeitigen Anforderungen
voll genügen, wird besonderer Wert gelegt. Die Kupol-
öfen sind für Einzelleistungen von 500 bis 5000 kg in
der Stunde zu bemessen. Ihre Beschickung geschieht
durch eine Elektrohängebahn.
Verlangt wird:
l. ein Lageplan der gesamten Anlage im Mafsstabe
2. Darstellung der Formerei und Giefserei, des
Ofenhauses, der Kernmacherei und Gufsputzerei
mit maschinellen Einrichtungen und Entstäubungs-
anlage, der Trockenkammern und der Sandauf-
bereitung im Mafsstabe 1:100 im Grundrifs und
in einer genügenden Anzahl von Quer- und
Längsschnitten;
3. Einzeldarstellung im gröfseren Mafstab:
a) der Elektrohängebahn,
b) der Hochspannungsschalt- und
mierungsanlage,
c) eines Elektrostahlofens für die Kleinbessemerei;
4. ein ausführlicher Erläuterungsbericht nebst Be-
gründung der gewählten Einrichtungen;
5. eine überschlägige Ermittlung der Anlagekosten;
6. eine überschlägige Ermittlung der durchschnitt-
lichen Selbstkosten für je It Eisengufs, Stahlform-
gufs und Bronzegufs.
Der Erläuterungsbericht ist mit Seitenzahlen zu
versehen, auch ist auf die einzelnen Nummern der ein-
gereichten Zeichnungen im Erläuterungsbericht Bezug
zu nehmen. Im übrigen wird bezüglich der Mafsstabe,
Aufschriften usw. auf die allgemeinen Vorschriften
hingewiesen.*)
-Transfor-
*) Sonderabdrücke dieser Vorschriften können von der Geschäfts-
stelle des Vereins, Berlin SW, Lindenstr. 80, kostenlos bezogen werden.
Nachdruck des Inhaltes verboten.
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2 2 {Na B38} oie:
Miet Sue,
FREE NEE EHRE,
Für eingehende preiswürdige Lösungen werden
nach Ermessen des Preisrichter-Ausschusses goldene
Beuth-Medaillen gegeben; für die beste von ihnen aufser-
dem der Staatspreis von 1700 M mit der Verpflichtung
für den Verfasser, innerhalb zweier Jahre eine auf
wenigstens drei Monate auszudehnende Studienreise
anzutreten, drei Monate vor ihrem Antritt beim Vor-
stand die Auszahlung des Preises zu beantragen,
einen Reiseplan einzureichen, etwaige Aufträge des
Vereins entgegenzunehmen und auf der Reise auszu-
führen, die erfolgte Rückkehr dem Vorstande unver-
züglich anzuzeigen und sechs Wochen später einen
Reisebericht nebst Skizzen vorzulegen.
Das Preisausschreiben findet unter nachstehenden
Bedingungen statt:
l. Die Beteiligung steht auch Fachgenossen, die
nicht Vereinsmitglieder sind, frei, jedoch mit der
Beschränkung, dafs die Bewerber das dreifsigste
Lebensjahr zur Zeit der Bekanntmachung der
Aufgabe noch nicht vollendet oder die zweite
Prüfung für den Staatsdienst im Maschinenbaufach
noch nicht abgelegt und zur Zeit der Ablieferung
der Aufgabe die Mitgliedschaft des Vereins erlangt
haben; um die Aufnahme bis zum genannten
Termin sicherzustellen, empfiehlt es sich, die An-
meldung vor dem 1. Juli 1913 bei der Geschäfts-
stelle des Vereins einzureichen.
2. Die Arbeiten sind, mit einem Kennwort versehen,
bis zum 9. Oktober 1913, Mittags 12 Uhr, an die
Geschäftsstelle des Vereins Deutscher Maschinen-
Ingenieure, Berlin SW, Lindenstrafse 80, unter
Beifügung eines gleichartig gezeichneten, ver-
schlossenen Briefumschlags einzusenden, der den
Namen und den Wohnort des Verfassers sowie
das Kennwort enthält. Ist der Bewerber ein
Regierungsbauführer und wünscht er, dafs seine
Bearbeitung der Preisaufgabe zur Annahme als
häusliche Probearbeit für die zweite Staatsprüfung
im Maschinenbaufache
a) dem Königl. Preufsischen Minister der öffent-
lichen Arbeiten,
b) dem Königl. Sächsischen
oder
c) dem Grofsherzoglich Hessischen Ministerium
der Finanzen.
seitens des Vereins eingereicht werde, so hat er
auf der Aufsenscite des Briefumschlages einen
dahingehenden Wunsch zu vermerken.
Finanzministerium
: GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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(1. Januar 1913]
3. Die Prüfung der eingegangenen Arbeiten und die
Zuerkennung der Preise erfolgt durch einen Preis-
richter-Ausschufs; das Ergebnis der Beurteilung
den November
wird in der ~~
Dezember
1913 mitgeteilt.
4. Die eingegangenen Arbeiten werden im Vereins-
lokal ausgestellt; der Verein behalt sich das Recht
der Veröffentlichung der prämiierten Arbeiten, die
im übrigen Eigentum der Verse bleiben, in dem
Vereinsorgan vor. Es werden nur die Namen
derjenigen Verfasser öffentlich ermittelt und be-
kannt gegeben, denen Beuth-Medaillen zuerkannt
sind. Die Briefumschläge der übrigen Arbeiten,
die auf der Aufsenseite den Antrag zur Vorlegung
der Arbeit an den preufsischen Herrn Minister
oder an das Königl. Sächsische Finanzministerium
oder an das Grofsherzogliche Hessische Ministerium
der Finanzen enthalten, werden nach Bekanntgabe
des Ergebnisses der Beurteilung durch den Vor-
stand allerdings ebenfalls eröflnet, jedoch findet
eine Bekanntgabe der Verfasser nicht prämiierter
Arbeiten nicht statt.
Die Verfasser der einzureichenden Arbeiten haben
unmittelbar nach beendeter Ausstellung in der Geschäfts-
stelle des Vereins in Berlin, Lindenstr. 80, auf den
einzelnen Blättern, dem Erläuterungsbericht und den
Berechnungen die eidesstattliche Versicherung abzu-
geben, dafs die Ausarbeitung des Entwurfs und die
Anfertigung von Zeichnungen und Berechnungen ohne
fremde Hilfe ausgeführt ist.
Die übrigen Arbeiten müssen spätestens bis zum
10. Januar 1914 abgeholt werden, widrigenfalls die
noch geschlossenen Briefumschläge geöffnet werden, um
die Arbeiten den Verfassern wieder zustellen zu können.
Der Preisrichter-Ausschufs besteht zur Zeit aus
folgenden Herren: Geheimer Baurat Domschke;
Direktor E. Frischmuth; Direktor H. Gerdes; Ge-
heimer Oberbaurat Haas; Wirklicher Geheimer Ober-
baurat Dr.- Jna. Müller; Regierungs- und Baurat
Patrunky; Baurat, Direktor Pforr; Professor Dr.-Ing.
W. Reichel; Ministerialdirektor Dr.- -ma. Wichert;
Geheimer Oberbaurat Wittfeld; Regierungsrat A.
Zweiling.
Berlin, den 1. Januar 1913.
Der Vorstand
des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure
Dr. Jng. Wichert.
- Versammlung des Jahres
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure
Versammlung am 3. Dezember 1912
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr.. Jna. Wichert — Schriftführer: Herr Baurat L. Glaser
Der Vorsitzende eröffnet die Versammlung und
teilt mit, dafs von der Norddeutschen Wagenbau-Ver-
einigung, Berlin-Charlottenburg, dem Verein in dankens-
werter Weise wiederum der Betrag von 5000 M. zu
Pramilerungszwecken für das Jahr 1913 überwiesen
wurde. (Beifall).
Zur Aufnahme in den Verein haben sich nach-
stehende Herren gemeldet: Hans Drewes, Dr.:Ina.,
Direktor der Allgemeinen Deutschen Kleinbahn-Gesell-
schaft A.-G., Berlin, Berlin-Wilmersdorf; Heinrich
Koester, Regierungsbaumeister, Grofslichterfelde-W.;
Richard Sonntag, Oberingenieur, Regierungsbau-
meister a. D., Stettin; Heinrich Stieler, Regierungs-
und Baurat, Frankfurt a. M.; Alois Weiskopf, Dr.techn.,
Direktor der Hannoverschen W aggontabrik A. :G,
Hannover-Linden als ordentliche Mitglieder und Herr
Richard Kempf, Dipl.- Jna., Coepenick, als aufserordent-
liches Mitglied. Diese wurden bei der Abstimmung im
Verein aufgenommen.
Vor der Vornahme der Wahl zweier Kassenprüfer
teilt der Vorsitzende mit, dafs dieses Amt die Herren
Geheimer Baurat Rustemeyer und Geheimer Rece-
gierungsrat Thuns bisher verwaltet haben. Anstelle
des verhinderten Herrn Geheimrat Rustemeyer wird
Herr Geheimer Baurat Schlesinger vorgeschlagen
und gewählt, während Herr Geheimer Regierungsrat
Thuns wiedergewählt wird. Beide Herren nehmen die
Wahl mit Dank an.
Es folgte hierauf Beschlufsfassung über den Antrag
des Ausschusses für die Verwendung der gestifteten
Fonds:
„Der Verein wolle die umseitig abgedruckten Preis-
ausschreiben*) genehmigen und dem Vorstand die Er-
mächtigung erteilen, durch den Ausschufs für Verwen-
dung der gestifteten Fonds mit pekun Bewerbern
für Bearbeitung der gestellten 4 Aufgaben Entschädi-
gungen im Gesamtbetrage von höchtens 8500 M zu
vereinbaren.“
Die Ausschreibung der Preisaufgaben ist bereits in
den Annalen vom 15. Dezember 1912 veröffentlicht.
Der Vorsitzende erläutert in ausführlicher Weise den
Antrag des Ausschusses und zwar die neuen Bedin-
gungen, unter denen die Ausschreibung zu erfolgen
habe, als auch die Aufgaben selbst. Bei der Beschlufs-
°) Vergl. Glasers Annalen vom 15. Dezember 1912, Seite 217.
(1. Januar 1913]
fassung erklart sich die Versammlung mit den ausge-
schriebenen Aufgaben vollkommen einverstanden und
bewilligt hierfür den erforderlichen Betrag von 8500 M.
Der Vorsitzende ersucht die Versammlung, Vorschlage
zu weiteren Ausschreibungen an die Geschäftsstelle ein-
-~ zusenden; die Aufgaben brauchten nicht nur Eisenbahn-
bau zu behandeln. Es wäre sehr zu begrüfsen, wenn
von Seiten der Mitglieder aus anderen Gebieten Auf-
gaben vorgeschlagen würden.
Es erfolgt hierauf Bericht des Preisrichteraus-
schusses über das Ergebnis der diesjährigen
Beuth-Aufgabe betreffend: „Verlegung von
Hochspannnungskabeln“. Herr Professor Dr.-Ing.
W. Reichel berichtet im Namen des Preisrichteraus-
schusses an Hand der ausgestellten Zeichnungen und
gibt eine erschöpfende Kritik der beiden eingegangenen
Arbeiten mit den Kennworten „Stadtbahn“ und
„Besly“. Der Vorsitzende dankt dem Berichterstatter.
Nachdem sich der Preisrichter-Ausschufs in verschiedenen
Sitzungen mit den eingereichten Arbeiten beschäftigt
hat, erachtet er beide für preiswürdig und erkennt ihren
Verfassern die goldene Beuth-Medaille zu; der Be-
arbeitung mit dem Kennwort „Besly“ wird der Staats-
preis von 1700 M zugesprochen.
Beide Verfasser sind preufsische Regierungsbau-
führer und haben den Wunsch ausgesprochen, dafs ihre
Bearbeitungen dem königlichen preufsischen Minister
der öffentlichen Arbeiten als häusliche Probearbeit für
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 853] 3
die zweite Staatsprüfung im Maschinenbaufach vorge-
legt werden.
Das wird geschehen.
Der Vorsitzende ermittelt die Namen der Verfasser
der Lösungen durch Oeffnung der Umschläge. Be-
arbeiter der Lösung mit dem Kennwort „Stadtbahn“
ist Herr Dipl.-Ing. Kurt Gebauer, Regierungsbauführer,
Halle a. S., Geseniusstr. 28 und der Verfasser der Arbeit
mit dem Kennwort „Besly“ Herr Dipl.-Ing. Curt
Wehner, Regierungsbauführer, Berlin O 34, Warschauer-
strafse 52/54. Den beiden anwesenden Herren über-
reicht der Vorsitzende die goldene Beuth-Medaille mit
dem Ausdruck der Glückwünsche des Vereins für
weitere Erfolge auf der fachlichen Laufbahn.
Hierauf erteilt der Vorsitzende Herrn Regierungs-
baumeister G. Hammer das Wort zu seinem Vortrage
über:
Neuerungen bei Lokomotiven der Preufsisch-
Hessischen Staats-Eisenbahnen und wirtschaftliche
Ergebnisse.*)
Die interessanten Ausführungen des Herrn Vor-
tragenden wurden mit grofsem Beifall aufgenommen.
Einwendungen gegen den ausliegenden Bericht der
Versammlung vom 15. Oktober 1912 sind nicht erhoben;
er wird für genehmigt erklärt.
*) Der Vortrag wird später veröffentlicht.
Grolskraftwerke und Energieverteilung unter besonderer Berücksichtigung
der oberen Spannungen bis 150 000 Volt
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 15. Oktober 1912
vom Regierungsbaumeister a. D. F. Bartel, Berlin-Schmargendorf
(Mit 37 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 207, Band 71)
Bis jetzt haben wir Konstruktionen mit Stand-
isolatoren gezeigt, nun wollen wir zu den Hänge-
isolatoren übergehen.
Abb. 25.
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Zwischenmast 60 000 Volt. E. V. Gröba.
Das Leitungsnetz des E. V. Gröba jist eines der
ausgedehntesten in ganz Deutschland, es umfafst etwa
1200 km 15000 Volt-Leitungen, mit 800 Stationen und
110 km 60000 Volt-Leitungen mit 5 Stationen. Das
Leitungsnetz wurde seinerzeit von mir unter Assistenz
von Herrn Regierungsbaumeister Langel entworfen, die
60 000 Volt-Leitung nach meinen Angaben ausgeführt.
Es ist die erste Anlage in Europa, die bei dieser
Spannung Hängeisolatoren hat.
Abb. 26.
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2.
Eisenbahnkreuzung mit Netzleiter.
Die Mastentfernung beträgt 150 m, als Hänge-
isolatoren sind 3 Glieder der Firma Hermsdorf, als
Abspannisolatoren 3 Glieder der Hewlett-Type der
Porzellanfabrik Rosenthal gewählt (Abb. 25). Die
Eisenbahnkreuzungen sind wie bei den 15000 Volt-
Leitungen als Ulbrichtsche Netzleiter (Abb. 26) ausge-
bildet. Eine Transformatorstation 60000/15000 Volt
zeigt Abb. 27. Die Stationen sind nach Prof. Kübler
4 INo. 853]
nach dem System der getrennten Phasen errichtet.
Das Verwaltungsgebäude, ein Bau in modernem
Geschmack, zeigt Abb. 28.
Abb. 27.
Transformatorhaus E. V. Gröba. 60 000/15 000 Volt.
Abb. 28.
Verwaltungsgebäude des E. V. Gröba.
Abb. 29.
100 000 Volt-Leitung der A. G. Lauchhammer.
Die höchste Spannung in Europa hat zurzeit mit
100000 Volt die Kraftübertragungsanlage der A. G.
Lauchhammer zwischen den Werken Gröditz und Riesa,
die gleichzeitig den E. V. Gröba mit Strom versorgt.
Die Leitung ist im Gegensatz zur Leitung des
E. V. Gröba als Doppelleitung ausgeführt an sehr ge-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Januar 1913]
schmackvollen Masten (Abb. 29 u. 30). Die Zahl der
Glieder beträgt für Zwischen- 5, fir Abspannmasten 6.
Der Leiterabstand ist 1750, bei E. V. Gröba 2500 mm.
Eine weitgehende Sicherheit ist in den Strafsen-
(Abb. 31), Postleitungs- und Eisenbahnschutz (Abb. 32)
gelegt, man kann wohl sagen, es ist ein wenig zuviel
getan. Ob die betreffende Behörde einen derartigen
Schutz verlangt, entzieht sich meiner Kennntnis. Die
Konstruktionen sind jedoch ebenso wie die Masten von
einer konstruktiven geschmackvollen Eleganz, die den
Erbauern und Besitzern, der A. G. Lauchhammer, alle
Ehre machen. Die Konstruktionen zeigen den geld-
kräftigen Bauherrn, der nicht ängstlich mit jedem kg
Flufseisen zu knausern braucht.
Besonders die Kreuzung der Rampe zur Brücke
Riesa (Abb. 32) ist ein Musterwerk von Eisenkonstruk
tion. Das Gleiche gilt von der Elbkreuzung an der
Brücke Riesa mit 300 m Spannweite (Abb. 33). Sowohl
die 60000 als auch die
100 000 Volt-Leitung ist an-
standslos dauernd im Be-
triebe.
Ob wir nun noch einen
Schritt weitergehen und bei
der nächsten Gelegenheit
eine 150000 Volt - Leitung
bauen, ist nur eine Frage der
Zeit und des Bedürfnisses.
Dafs dieses bei den grofsen ~
zu übertragenden Kräften, .
die bei der Elektrisierung
der Eisenbahnen auftreten,
eintreffen muis, darauf will
ich an anderer Stelle zu-
rückkommen.
Ich will nun noch kurz
auf die theoretischen Unter-
suchungen eingehen, die bei
Wahl von Spannungen über
60000 Volt erforderlich sind.
Die erste Frage ist: Bis
zu welchen Spannungen
kann man Freileitungen be-
triebssicher isolieren ?
Abb. 30.
—
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-
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Peek*) hat neuerdings
sehr interessante Versuchs-
ergebnisse über Hänge-
isolatoren veröffentlicht. Die
Abb. 34 gibt seine Kurven
wieder. Er hat festgestellt,
dafs das Isolatorglied an
der Leitung die höchste
Spannung auszuhalten hat,
und dafs bei den anderen
Gliedern die Spannungen
allmählich abnehmen. Bei
einer bestimmten Spannung
wird also das erste Glied
der Kette überschlagen bezw. durchschlagen und eine
Spannungserhöhung ist nicht mehr möglich selbst durch
Zufügung neuer Glieder. Er hat ferner festgestellt, dafs
bei einer Kette, deren Glieder an der Oberfläche nafs
sind, ein Ausgleich der Spannungen an den einzelnen
Gliedern eintritt, was zur Folge hat, dafs die nasse
Kette eine höhere Ueberschlagsspannung als die trockene
besitzt.
Ob es möglich sein wird, durch die von Dr. Weicker
der Porzellanfabrik Hermsdorf vorgeschlagene Anwen-
dung von Metallschirmen an den einzelnen Gliedern
oder durch andere Kunstgriffe einen Spannungsaus-
gleich zu erzielen und die Ueberschlagsspannung trocken
zu erhöhen, müssen wir der Zukunft überlassen. Für
uns gilt nach obiger Kurve heute als höchste Spannung
gegen Erde 150000 Volt. Und zwar würden zweck-
mäfsig für diese Spannung 8 Glieder gewählt werden
(die lsolatorenkette der Au Sable Electric Co. hat für
145 000 Volt Betriebsspannung 10 Glieder von 254 mm
>.
Ea
~
Abspannmast.
*) Proceedings of the Am. Inst. of El. Eng. 1912, S. 717 u. ff.
(1. Januar 1913]
Durchmesser), während man für 100000 Volt mit 5 auf `
jeden Fall auskommt. Die Sicherheit gegen Ueber-
schlag würde im ersten Falle 2,3 fach, im zweiten Falle
2,Sfach sein. Die Sicherheit ist bei einer Phasen-
Abb. 31.
Strafsenkreuzung.
spannung von 150000 Volt Dreh-
strom 4fach, bei Einphasen-
strom 4,7 fach. Man wählt jedoch
die Isolation wie oben angeführt,
um bei Erdung einer Phase bezw.
eines Leiters genügende Sicher-
heit gegen Durchschlag der
Isolatoren zu haben, und so den
Betrieb aufrecht erhalten zu
können.
Die zweite Frage ist: Bis
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N = >
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a
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zu welchen Spannungen ist der =.
Durchschlagswiderstand der Luft [> —k Ya
genügend grofs, um zu grofse u:
Verluste durch Coronabildung
zu verhindern? Auch diese
Frage hat Peek*) experimental
untersucht und eine Formel da-
für gegeben. Die Richtigkeit der
Formel wird von vielen Seiten
bestritten, so von Professor
Zickler**), ohne dafs eine ein-
wandsfreie Widerlegung bisher
erfolgt ist. Ich habe in den
Abb. 35 u. 36 die Verluste nach
den Formeln von Peek errechnet
und zwar für eine Drehstrom-
und eine Einphasenleitung. Der
gewählte Querschnitt von 70 mm?
dürfte die untere Grenze für die in Frage kommenden
Leistungen sein. Die Verluste sind unabhängig vom
Material, nur hauptsächlich abhängig vom Querschnitt,
Abstand der Leitungen und von der Frequenz.
Auch die Coronaverluste haben also ihre Schrecken
*) Proceedings 1910, Juni 1912.
**) El. und Maschinenbau 1912, S. 789—92.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
— T
+ SESE
[No. 853] 5
für uns verloren; nun kommt aber die schwierigste
Frage: Wie grofs wird der Ladestrom und die
Spannungserhöhung am Ende der Leitung bei Leerlauf
derselben, wie gestaltet sich die Regulierung?
Was bei Kabelleitungen schon bei kleineren
Spannungen berücksichtigt werden mufs, nämlich die
Kapazität und der Ladestrom, die geeignet sind, das
Verlegen von Kabeln mit hoher Spannung und grofser
Länge sehr zu erschweren, spielt bei Freileitungen mit
hohen Spannungen und grofsen Längen auch eine
Rolle.
A. E. Kenelly*) hat an seiner künstlichen Hoch-
spannungsleitung bei 1000 km Länge bei Leerlauf
Spannungserhöhungen am offenen Ende bei Frequenz 60
von 75 pCt., bei Frequenz 25 von nur 10 pCt. ge-
messen. Die Spannung bei Leerlauf der Leitung der
Au Sable Electric Co. steigt bei Frequenz 60 und 200
km Länge bei Leerlauf von 145000 auf 170000 Volt.
Für die Bahnleitungen mit Frequenz 15 ist also
erst recht eine Störung nicht zu befürchten. Leider
bin ich nicht im Besitz der technischen Daten des
30 000 Voltkabels für die projektierte Kraftübertragung
Muldenstein—Berlin, um mich auch darüber äufsern zu
können.
Für Drehstromübertragung und Frequenz 50 mufs
man von etwa 200 km Leitungslänge ab die Kapazität
berücksichtigen.
Es wırd nun interessieren, die Kosten für I km
Freileitung festzustellen. Nach meinen Rechnungen
kostet der km Einfach-Freileitung für 100—150 000 Volt
und 70 mm? 10000 M, eine Transformatorstation
(1500 KW) etwa 100 000 M.
Prof. Klingenberg gibt für Doppelleitungen folgende
Preise für den km:
100—150 000 Volt 2x 3% 70 mm? 16500 M
AII ax 20 300 „
2x3xX 120 ; 23400 „
2X SX:I50 26 500 „
Für Transformatorstationen:
10000 20000 50000 KW
bei 100000 Volt
„ 125000 ,
170000 310000 760000 M
180000 330000 800000 ,
Abb. 32.
Eisenbahnkreuzung.
Die Kosten für die Uebertragung von 50000 KW
auf 200 km errechnet er mit 0,69 Pfg. KW Stunde.
Aus den Zahlen bei Besprechung der Kraftwerke
und aus vorstehenden Zahlen ist ersichtlich, dafs durch
Nutzung der Abfallkohle des Steinkohlenbergbaues
und vor allem durch Verbrennung der Förderbraun-
| Rn 1912, S. 804 u. f.
6 (No. 853}
Abb. 33.
A
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Elbkreuzung.
Abb. 35.
|
ei S107 4
at Schruestirm bezdi
— _ EEE eee ae
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TUT
0 | Pail
50 60 70 00 90 100 110 120 130 140 150 160 170 160 7 Ta
Coronaverluste einer Drehstromleitung.
Abstand der Leiter 3500 mm, Frequenz 50.
kohle und des Torfes in Grofskraftwerken und elek-
trische Fernübertragung heute die günstigste Form der
Energieerzeugung und Verteilung ist.
In Abb. 37 habe ich nun nach dem Vorkommen
der Energielager die Grofskraftwerke für Deutschland
disponiert und zwar fürLicht, Kraft und Bahn gemeinsam.
Y Nach E. T-Z 1912, Heft 28.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Januar 1913]
ee ea
RR a De a
Sen
Ci 1 | lantar atone | |_|
Ueberschlagsspannungen einer Isolatorkette.
f a
4 Vv
Coronaverluste einer Einphasenspannung.
Abstand der Leiter 3500 mm, Frequenz 15.
Nach den vorstehenden Rechnungen wären dann
zu erzeugen:
durch Steinkohle . . . 2600 Mill. KW Stunden
» Braunkohle. . . 6400 „ a m
ie 3, Gt en, ae Se N à 3
Wenn ich sage 2600 Mill. KW St. sind durch Stein-
kohle zu erzeugen, so nehme ich an, dafs nicht die
Steinkohle direkt dazu herangezogen werden soll,
= sondern nur die Abgase der Hoch- und Koksöfen, die
[1. Januar 1913]
———n
Abfallkohle der Wasch- und Klaubeberge usw., d. h.
Brennstoffe, die für andere Zwecke wertlos sind. Die
noch fehlende Differenz wäre dann durch hochwertige
Kohle zu erzeugen.
Da es für unsere Aufstellung jedoch nicht möglich
ist, diese Abfallkohle dem Gewicht nach festzustellen,
wollen wir für den Vergleich gute Steinkohle in Ansatz
bringen.
Es müfsten also jährlich für die Erzeugung elek-
trischer Energie gefördert werden:
Steinkohlen . . . . . 2,6 Mill. t
Braunkohlen . 194 „ ,
Torf è 15,0 ” ”
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[No. 853] 1
Norddeutschlands, wie vorher errechnet, 256 Jahre lang
decken, falls keine Erhöhung der Kilowattstundenzahl
eintreten würde.
Nimmt man an, dafs ein grofser Teil der Moore
als Niederungsmoore vorhanden ist, die nicht entwässert
und nach der Abtorfung für landwirtschaftliche Nutzung
Verwendung finden können, und dafs anderseits nur ein
Drittel als Hochmoore für die Brennstoffgewinnung ab-
gebaut werden kann, so würden immer noch 3500 Mill. t
lufttrockenen Torfes erzeugt werden können, und es
wäre möglich, Deutschland 83 Jahre mit elektrischer
Energie zu versorgen.
Man ist in Deutschland z. Zt. mit der genauen
Abb. 37.
©
200000
Leipzig
©
200000
O Karlsruhe
O4ugsburg
Mönchen
Die Kohlenförderung im Jahre 1911 betrug:
Steinkohlen . 160,742 Mill. t
Braunkohlen . WOOL) 5 j
Der Bedarf an Steinkohle ist so gering, dafs er
der Förderung gegenüber nicht in Frage kommt.
Anders steht es mit der Braunkohle, der Bedarf
würde ein Drittel der jetzigen Förderung ausmachen.
Die Braunkohle selbst würde bei steigender Förderung
in 50 bis 60 Jahren abgebaut sein, falls es nicht gelingt,
neue Felder aufzuschliefsen.
Eine eigenartige Stellung nimmt der Torf ein.
Sein Abbau schafft neuen Kulturboden, ist also mit
möglichster Eile zu betreiben, um unseren Nachwuchs
an Menschenmaterial anzusiedeln, um Getreide und
Vieh für die Volksernährung zu schaffen.
Bei einer Mächtigkeit von 3 m und 150 kg Brenn-
torf/cbm Torfmasse würde dieses 10800 Mill. t luft-
trockenen Torfes bedeuten. Bei ausschliefslicher Ver-
wendung des Torfes könnte man den Energiebedarf
Zeichenerklärung
Araftwerke mit:
B Steinhohlenfeuerung
@ Braunkohlen non
© rf „n x
300000 Leistung der
Kraftwerke in KW
Feststellung der Moorflächen beschäftigt, und es wäre
vielleicht ganz angebracht, zu untersuchen, welche
Moore sich zur Kraftgewinnung in den einzelnen
Provinzen eignen dürften. Es wäre jedenfalls mit
Freuden zu begrüfsen, wenn es möglich wäre, durch
Nutzung des Torfes die Abbaudauer der Braunkohle
zu erhöhen. Da die Moore zum Teil fiskalisches Eigen-
tum sind, ist ihr Erwerb far den Staat nicht in dem
Mafse wichtig, als bei den Braunkohlenfeldern.
Die Eisenbahnbehörde wird bei grofszügiger Durch-
führung der Elektrisierung der Vollbahnen ohne weiteres
in die Lage kommen, sich Braunkohlengruben sichern
zu müssen, um später den Betrieb ihrer Kraftwerke
aufrechterhalten zu können. Die andern Behörden
bezw. die Provinzen werden folgen und sich ein gleiches
Vorkaufsrecht auf Braunkohle für billige Erzeugung
von Licht und Kraft schon jetzt sichern müssen.
Die Möglichkeit, den Strom auf der Niederspannungs-
seite der Transformatoren zu 7—8 Pf. auch für kleinere
8 [No. 853]
Konsumenten zu liefern und in einem gröfseren Vertei-
lungsnetz zu 10—13 Pf. abgeben zu können, ist bei dem
oben skizzierten systematischen Ausbau heute schon
vorhanden.
Als obere Spannung halte ich auf jeden Fall die
von 150000 Volt für die zweckmäfsigste. Bei dem
Licht- und Kraftbetrieb wäre an den Stellen, wo die
Entfernung der Dampfkraftwerke zu grofs werden würde,
der Bau von Wasserkraftwerken mit Asynchrongene-
ratoren zur Heranschaffung des Ladestromes und um
eine gute Spannungsregulierung zu haben, erforderlich,
falls nicht gröfsere Synchronmotoren bei der geringen
Nachtbelastung laufen würden.
Die Königlich Preufsische Eisenbahnverwaltung hat
die Spannung für die Fahrleitung mit 15000 Volt fest-
gesetzt; es dürfte für die Drehstromübertragung nicht
unzweckmäfsig sein, diese Spannung gleichfalls mit .
15000 Volt für ganz Deutschland vorzuschreiben. Die
Kosten der in Frage kommenden Baumaterialien würden
dadurch bedeutend reduziert werden, weil die Spannung
ein für allemal feststeht und die Fabriken ihre Erzeug-
nisse normalisieren können.
Für die Wahl der oberen Spannung ist von der
preufsischen Eisenbahnverwaltung bis jetzt noch keine
Entscheidung getroften. Die Verwaltung scheint 60 000
oder 100 000 Volt wählen zu wollen. Für die schlesische
Strecke Lauban—Königszelt ist 80 000 Volt vorgesehen.
Ob es nicht zweckmäfsig wäre, für diese Spannung
150 000 Volt festzulegen, müssen wir den Erhebungen
der Behörde überlassen. Jedoch bin ich der Ansicht,
dafs die Wahl von 150000 Volt am günstigsten wäre,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Januar 1913]
weil es nicht gut möglich ist, mit 60000 Volt die in
Frage kommenden grofsen Entfernungen und Energie-
mengen zu bezwingen, ohne dafs die Drahtquerschnitte
unverhältnismäfsig hoch und die Kosten der Leitung
dadurch teuer werden. Der Unterschied der Anlage-
kosten zwischen einer 100000 und einer 150000 Volt-
Leitung dürfte sich in sehr mäfsigen Grenzen halten,
da nur eine geringe Vermehrung der Isolatorelemente
und eine geringe Verlängerung der Masten eintreten
würde. Anderseits ist der Betrieb einer 150000 Volt-
Leitung nach den bisher gemachten Erfahrungen ohne
weiteres einwandfrei möglich, die Anlagekosten würden
durch Fortfall der Blitzschutzvorrichtungen unter Um-
standen die Kosten der 100000 Volt-Leitung erreichen.
Wenn ich im vorstehenden ein kleines Bild des
augenblicklichen Standes der Energieversorgung ge-
geben und Vorschläge für die Zukunft gemacht habe,
so bezieht sich dieses hauptsächlich auf die Versorgung
Privater mit Licht und Kraft. Die Elektrisierung unserer
Vollbahnen hat noch gute Weile und ist einheitlich
organisiert. Leider kann man dieses von der Ver-
sorgung mit Licht und Kraft nicht behaupten. Es würde
zu weit führen, an dieser Slelle die Zahlen abzuleiten,
die jährlich dem Nationalvermögen dadurch verloren
gehen, dafs kleinliche Interessenpolitik getrieben, dafs
in der Disposition und im Bau noch heute die gröbsten
Fehler gemacht werden. Auch hier könnte eine Organi-
sation wie die preufsische Eisenbahnverwaltung noch
Wunder verrichten und dem Handwerker, dem Bauern
den so nötigen Strom zu Preisen liefern, die noch weit
unter den obengenannten liegen.
Neuzeitliche Kohlenförderanlagen
von Dr.: Ing. G. W. Koehler in Darmstadt
(Mit 24 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 223, Band 71)
Bis zu Anfang dieses
Jahrhunderts war der
Gichtaufzug für die mit
Erz und Kohle belade-
nen Wagen ein regel-
mäfsiger Nachbar der
Hochöfen. Im letzten
Jahrzehnt ist eine Reihe
von Begichtanlagen ent-
worfen und ausgeführt
worden, welche jede
Mithilfe des Menschen
bei dieser anstrengen-
den und gefahrvollen
Arbeit ausschliefsen und
durch gewaltige Lei-
stungen und ihre er-
staunliche Sicherheit
eine wertvolle Hebung
der Wirtschaftlichkeit
des Hochofenbetriebes
erzielen. Zwei Beispiele
mögen das Wesen der
Hochofenbegichtung an-
deuten.
Der Pohlig’sche
Schrägaufzug bei der
Hüstener Gewerkschaft
(Abb. 9) fördert Kübel
von 4 cbm Inhalt von der
Hüttensohle auf die 30m
hohe Gicht — Stunden-
leistung 20 Spiele. Bei
der Bleichert’schen
_Gichtseilbahn für die
Maximilianshütte in
Unterwellenborn (Ab-
bildung 10) vollführen die Hängewagen einen ‘ge-
schlossenen Kreisllauf von den Füllrümpfen für Erz,
Abb. 9.
Hochofen-Schragaufztige-
Erbauer: Aktiengesellschaft J. Pohlig in Köln-Zollstock.
Hüsten i. W. Fördermenge je 36 t Koks/St.
Emptanger: Hüstener Gewerkschaft in
Hub 30 m.
Koks und Kalkstein her über 2 lange Schrägbrücken
zur Gicht und zurück. —
[1. Januar 1913]
Bis in die bescheidenste Verbrauchstelle, den
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN INo. 853] 9
verschiedenen Gleisen der Grubenbahn entleert, die
|
bürgerlichen Haushalt, ist in den letzten Jahren der | Staubkohle gelangt am Ende des Gurtförderers in
|
Kampf zwischen Steinkohle und Braunkohle, ihrer
jüngeren Schwester, vor-
gedrungen; Heizwert
und Marktpreis der
beiden Kohlenarten
bilden die wichtigste
Grundlage dieses Wett-
bewerbes. Der Heiz-
wert ist eine von der
Natur verliehene Gabe,
der Marktpreis hin-
gegen wird in erster
Reihe durch die tech-
nischen Einrichtungen
beeinflufst, welche die
Kohle gewinnen und
befördern.
Nun kann die am
Niederrhein und in der
Provinz Sachsen, auch
am Untermain und in
der Wetterau in ausge-
dehnten Lagern von 20
bs 50 m Mächtigkeit
und darüber unter einer
dünnen Sand- oder Kies-
decke vorkommende
Braunkohle in billigem
Tagebau gewonnen
werden; wo Tiefbau an-
gewandt werden muls,
verlangt der Betrieb
wegen des Fortfalles
der schlagenden Wetter
die einfachsten Hilfs-
mittel. Während beim
Abbau der Steinkohle
Schräm- und Bohr-
maschinen nur in be-
schränktem Umfange die
Handarbeit des Berg-
mannes ersetzen, ist die
Gewinnung der Braun-
kohle durch sinnreiche
und leistungsfähige
Maschinen an keine
Grenzen gebunden —
ihre niedrigen Abbau-,
Förder- und Brikettie-
rungskosten gleichen
der Steinkohle gegen-
über den geringeren
Heizwert aus.
Der Lübecker Ma-
schinenbau -Gesellschaft
gebührt das Verdienst,
für den Braunkohlen-
Bergbau mehrere neu-
artige Schräm- und För-
dermaschinen von un-
gewöhnlicher Leistungs-
fähigkeit und Wirt-
schaftlichkeit geschaffen
zu haben. Die in Abb. 11
dargestellte Förder-
maschine liefert bei
doppelter Schicht eine
tägliche Kohlenmenge
von 4000 t zu einem
Preise von w 7 Pfg/t.
Eine endlose über eine
schräge Leiter laufende
Schrämkette reifst die
Braunkohle von der
einen besonderen Behälter. Die Beladung der Wagen
Abb. 10.
< brs “PSs
. =n..
= > Y he) Lop f
I T —
Es sees an =
— : H r
| —— A
_ ER pole vor
. Er SG
u
+ P
Gichtseilbahn für Erz, Koks und Kalkstein.
Erbauer: Adolf Bleichert & Co. in Leipzig-Gohlis. Empfänger: Maximilianshütte in Unterwellenborn.
Leistung 70 t/St. Brückenlänge 100 m.
Abb. 11,
Braunkohlen-Schrämmaschine.
Erbauer: Lübecker Maschinenbau-Gesellschaft in Lübeck. Empfänger: Braunkohlengrube Gruhlwerk in
Kierberg bei Brühl. Leistung 200 t/St.
Wand des Flözes, die Eimer eines Becherwerkes | von je 6 hl Inhalt geschieht mittels Ausläufen mit
sammeln die abgefallene Kohle und schütten sie in den | Schieberverschlufs. Als Antrieb für die 3Förderelemente
Füllrumpf, welcher einen wagerechten Gurtförderer | — Schrämer, Bagger und Gurt — dient ein 50 PS-
speist. Durch Abstreifer wird dieser Gurt über den | Elektromotor. Die technischen Vorzüge des Abbaues
Erbauer:
Ce ee ee ee +
10 [No. 853,
gegenüber Handarbeit beruhen in einer gleichmäfsigeren
Mischung der Kohle aus verschiedenen Flözschichten,
die Kohlen (auch eingelagerte Stämme und Wurzeln)
werden in gleichmäfsige Stücke zerkleinert, wegen des
Abbaues in senkrechter Fläche kann Regen und Schnee
die natürliche Feuchtigkeit der Kohle nicht ändern,
Abb. 12.
Dampf-Schaufelkran.
Orenstein & Koppel-Arthur Koppel A.-G. in‘ Berlin.
Erbauer:
Spurweite = Radstand 2600 mm. Löffelinhalt 2 cbm.
Abb. 13.
Verladebrücke mit Obergurt-Drehkran.
‘Maschinenfabrik Mohr & Federhaff in Mannheim.
Spurweite 55 m. Briickenlange 85 m.
gleichmäfsigere Belastung der Kettenförderung und der
Brikettfabrik, Unabhängigkeit von Frost und anderen
Witterungseinflüssen. Braunkohle aus Flözen bis 10 m
Mächtigkeit baut man nicht mit der geschilderten
Maschine ab, sondern mit Schaufelkranen, auch
Löffelbagger genannt. Diese in Amerika sehr ver-
breitete Kranart ähnelt unserem fahrbaren Rollscheiben-
Drehkran. Am Krankopf dagegen ist ein Löffel mit
Bodenklappe aufgehängt, dessen Stiel von einer auf
dem Ausleger angeordneten Hilfsmaschine vorgedrückt
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
Stundenleistung 120—150 cbm.
Empfänger: Matthias Stinnes, Kohlenplatz in Kehl.
Mittlere Leistung 70 t/St.
-—— = SS —
[1. Januar 1913]
werden kann. Die Arbeitsweise eines solchen Schaufel-
kranes dürfte Abb. 12 zur Genüge erläutern — Aus-
führung der Firma Orenstein & Koppel, Arthur
Koppel A.-G. in Berlin. Die Maschine erreicht das
Gewicht einer Lokomotive, sie wird von einer œ 100 PS-
Dampfmaschine angetrieben und leistet in mittelschwerer
Braunkohle œ 1000 t bei
10 stündiger Schicht.
Der zweite Teil
des Berichtes soll die
Förderanlagen für
Kohlenlager- und Um-
schlagplätze umfassen.
Der Hauptzweck solcher
Massengüter - Stape-
Jungen besteht einer-
seits darin, bei unregel-
mäfsigem Zugang des
betreffenden Stoffes
durch Störungen an der
Gewinnungs- oder Er-
zeugungsstelle, auch bei
Unterbrechung der Zu-
fuhrwege, eine stetige
und jederzeitige Ent-
nahme zu ermöglichen.
Andererseits kann auch
die umgekehrte Auf-
gabe vorliegen, wenn
z. B. die gleichmäfsige
Kohlenförderung des
ganzen Jahres für den
im Herbst und Winter
ermittelten Bedarf in
einen Ausgleichspeicher
fliefsen mufs.
Als zweckmäfsigster
Ort für Kohlen-Lager-
plätze kommen die
Stellen in Betracht, wo
ohnehin der Umschlag
von Seeschiffen in Flufs-
schiffe oder auf die
Eisenbahn, von Flufs-
schiffen in den Güter-
wagen oder der ent-
gegengesetzte Weg
eine Umladung der
Kohle erfordert. Die
günstigste Ausbildung
des Grundrisses von
Lagerplatzen im Hin-
blick auf reichliche
Stapelfähigkeit bei
kürzester Förderstrecke
und niedrigsten Kosten
soll nicht besprochen
werden. Es wird ge-
nügen, einige muster-
hafte Anlagen im Bilde
vorzuführen und zu er-
läutern.
Oberstes Gesetz
dieser Verladevorrich-
tungen ist, die teuere
und unzuverlässige
Menschenkraft durch
die unermüdliche und
auf ein Mehrfaches ihrer
mittleren Leistung über-
lastbare Maschine zu ersetzen. Die von Jahr zu
Jahr schwierigere Behandlung der Arbeitnehmer, die
wachsende Belastung durch soziale Fürsorge und die
zunehmende Gefahr unvermuteter Ausstände haben in
das Grofsgewerbe eine Unsicherheit hineingetragen,
gegen welche die Maschine das beste Vorbeugungs-
mittel bietet.
Aus dem "Schiffe schöpft man daher die Kohle
durch Selbstgreifer von 2 bis 3 cbm Inhalt und hält
nur für das Zusammenschaufeln der in unzugänglichen
Dienstgewicht 56 t.
[1. Januar 1913]
Winkeln gelagerten Kohle einige Leute als Nachhilfe.
Die menschliche Arbeit ist in noch weiterem Umfange
verdrängt worden bei den Saugluftförderern für Getreide,
die nach Patenten von Duckham mit späteren Ver-
besserungen von verschiedenen Maschinenfabriken
gebaut werden; diese Förderart läfst sich z. Zt. auf
Kohlen nicht über-
tragen, weil sie eine
gleichmäfsige und mög-
lichst geringe Korn-
grölse des Gutes vor-
aussetzt.
Mit Selbstgreifern
darf die Kohle ausEisen-
bahnwagen nicht ent-
laden werden, da die
Verwaltung Beschädi-
gungen des Uhnterge-
stells und des Wagen-
bodens bei raschem
Aufsetzen des Greifers
fürchtet. In den schon
im ersten Abschnitt er-
wähnten Kippern besitzt
die Technik ein vor-
treffliches Mittel zur
Entleerung von Güter-
wagen mit Stirnklappe.
Jede Weiterbeförde-
rung der Kohle vom
Lagerplatz zum Ver-
wendungsort mufs mit
der Rückverladung
durch Selbstgreiferkrane
beginnen. Durch das
wiederholte Aufnehmen
und Auswerfen wird die
Kohle zerkleinert und
entwertet, auf neuen
Stapelplätzen hat man
daher die ganze Boden- »
fläche in einzelne Felder |
zerlegt und die so ent- V
standenen Taschen mit
Schrägböden versehen,
sodafs die Kohle durch
Schieber- oder Klappen-
verschlüsse in Hänge-
bahnen abgelassen wer-
den kann.
Alle Steinkohlenarten
enthalten Beimengungen
von Schwefel und Sauer-
stoff, welche bei Auf-
schichtung der Kohle
in Haufen von 6 bis
8m Höhe die bekannte
Entzündungsgefahr her-
vorrufen. Als Gegen-
mittel kommt Lagerung
der Kohle in wasser-
gefüllten Betonbecken
oder — nach Vorschlag
von K16nne- Dortmund
— in luftdichten Eisen-
bottichen mit Kohlen-
säureabschlufs in Frage.
Die meisten und
gröfsten Kohlenstapel-
plätze findet man indes
noch zu ebener Erde
unter freiem Himmel.
Für ihre Beschüttung und Entleerung haben die Kran-
fabriken Verladebrücken von überraschender Spannweite
und ungewöhnlichem Eisengewicht gebaut, welche hin-
sichtlich ihrer äufseren Erscheinung und ihres technischen
Wertes einem Vergleich mit mittelgrofsen Eisenbrücken
standhalten. Als erstes Beispiel dieser Art sei die von
der Maschinenfabrik Mohr & Federhaff in Mannheim
für den Kohlenplatz des Herrn Matthias Stinnes in
a 7 N
hr
AR
622 —
FIGS
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
|
(No. 853] 11
Kehl a. Rh. gebaute Verlade-Anlage genannt (Abb. 13).
Der Greiferdrehkran, dessen Tragkraft (Greifer und
Inhalt) 4000 kg bei 15 m Ausladung ist, rollt auf dem
Obergurt einer Brücke von 55 m Spurweite mit beider-
seitigen Ueberhängen von je 15 m. Die durchschnitt-
liche Leistung des Kranes bei Ent- nnd Verladung von
Abb. 14.
nA NZ
k ZNVIS WAN we g |
ET PR RTT TT IN
ER BE OES wa SONAR CE OR eS
N MUT)
AMY,
Erbauer: Fried. Krupp A.-G. Grusonwerk in Magdeburg-Buckau.
|
oS — — .
Verladebriicke mit Untergurt-Drehkran.
Erbauer: Deutsche Maschinenfabrik A.-G. (Werk Stuckenholz) in Duisburg.
Verkaufsverein G. m. b. H. in Rheinau-Baden.
Empfänger: Braunkohlen-Brikett-
Abb. 15.
SIA
4 RN
ae ee te ee ers
Klappausleger-Verladebriicke mit Untergurt-Motorwinde.
Empfanger: Anthrazitwerke Gustav Schulze
G. m. b. H. in Hamburg.
Kohlen betragt 700 t in 10 Stunden. Da der abge-
bildete Lagerplatz nicht genügte und eine Verlängerung
nicht durchzuführen war, hat man die Brückenlänge
durch ‚Anfügung einer zweiten Hälfte von gleicher
Spannweite wie der erste Teil an die feste Stütze auf
140 m verbreitert.
Im Rheinau-Hafen bei Mannheim besitzt der
Braunkohlen-Brikett-Verkaufsverein seine ausgedehnten
12 (No. 853]
Lagerschuppen, in denen zur Zeit Raum für eine
Stapelung von 45000 t Briketts vorhanden ist. Da
die Braunkohle unter Dach gelagert und mit mög-
lichster Schonung abgeworfen werden mufs, wurde von
der Deutschen Maschinenfabrik Aktiengesellschaft, Werk
Stuckenholz in Wetter a.d. Ruhr, eine fahrbare Ver-
Abb. 16.
n- nn ——
` ’ . rx
- À ~ : u
Lagerplatz mit 12 Klappausleger-Verladebrücken in Ashtabula (V.S. A.)
Erbauer: Brown Hoisting and Conveying Machine Co, in Cleveland O. Spurweite 55 m.
Hinterausleger 27 m.
Vorderausleger 12 m.
Abb. 17.
Di
en a a
nr
Temperley-Schwimmspeicher von 1000 t Kohleninhalt.
ladebrücke mit angehängtem Drehkran gebaut (Abb. 14),
welcher durch die Schuppentore auf eine Reihe orts-
fester Gleise fahren kann; Ausladung 9000 mm, Trag-
kraft 4000 kg, Förderleistung vom Schiff zum Wagen
45 t/St., vom Schiff zum Schuppen 30 t/St. Die Spur-
weite der Brückenfüfse beträgt nur 21 m, weil das Ufer-
gelande nur Raum für 2 Eisenbahngleise zu bieten
braucht. Dagegen ist die Fahrbahn durch einen 15 m
-
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GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
|
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(1. Januar 1913]
langen Ausleger über das Wasser hinaus verlängert.
Diese festen Ausleger schaffen bei der Schiffsentladung
manche Schwierigkeiten, indem die Masten und Schorn-
steine des Schiffes das Einstellen des Brückenkopfes
über die verschiedenen Ladeöffnungen hindern. Im
vorliegenden Falle erweitert die Drehbarkeit des Aus-
legers das Arbeitsgebiet
des Greifers, die rück-
wärtige Verriegelung
der Fahrbahn am Tore
des Schuppens schliefst
ohnehin Verschiebungen
r der ganzen Brücke wäh-
rend des Betriebes aus.
Verladebrücken, deren
Arbeitsfläche über die
Spurweite hinausreichen
soll, müssen, wie schon
die Abb. 13 und 14 be-
wiesen, mit Ausleger
ausgestattet werden,
wenn man nicht nach
dem Vorbilde der Ben-
rather Maschinenfabrik
der Motorlaufwinde den
Ausleger gibt, über
st = dessen Kopfrollen die
ee _____ Seile des Greifers hin-
$5 Te == abhängen. Andere Kran-
fabriken haben ihre Ver-
ladebrücken mit Rück-
sicht auf die Decks-
bauten der zu löschen-
den oder ladenden
Schiffe mit Klapp-,
Schiebe- oder Schwing-
auslegern versehen.
Eine in mehrfacher
Hinsicht beachtenswerte
Verladeanlage für An-
thrazit hat vor einigen
Jahren das Krupp-
Grusonwerk Aktienge-
sellschaft in Magdeburg-
Buckau für die G. m. b.
H. Gustav Schulze in
Hamburg errichtet
—— Fe du
(Abb. 15). Die Länge
des Auslegers (23 m)
überdeckt die Breite
zweier im Flufs ver-
ankerter Schiffe. Es
kann bei Verladung der
Kohle aus See- in Flufs-
schiffe eine stündliche
‚ Leistung von 75 t er-
sees reicht werden. Auch
lafst sich der Umschlag
von Seeschiffen auf die
Eisenbahn und auf den
Lagerplatz bewirken.
Die Fördermenge richtet
sich dann nach dem
| Wege der Laufwinde.
Ss Auf dem Obergurt der
| : © a Brücke sieht man noch
-. = eine fahrbare Wage,
Pel ee die das Ladegewicht
eed ee der Winde feststellt.
Die nordamerika-
nischen Binnenseen bil-
den im wirtschaftlichen
Leben der Vereinigten Staaten für die Förderung
von Kohlen, Erzen, Getreide und jeglichen Massen-
gütern einen Verkehrsweg von höchster und weitester
Bedeutung. Wegen des langen und harten Winters
kann die Schiffahrt nur 6 Monate im ganzen Jahre
aufrecht erhalten werden, und diese Ungunst gab der
amerikanischen Technik den Anstofs, in den Häfen
längs der Binnenseen, Lagerplätze und Ladevorrich-
[1. Januar 1913]
tungen vonunerreichten und unvergleichlichen Leistungen
zu bauen. Die während der Sommermonate aufge-
speicherten Kohlen- und Erzmengen würden im Bilde
wie eine Hügellandschaft erscheinen (Abb. 16), wenn nicht
die Verladebrücken ihren wirklichen Zweck verrieten.
Das rasche und durch keine geschichtlichen oder gesetz-
lichen Einschränkungen behinderte Aufblühen aller
Gewerbe in den Vereinigten Staaten hatte einen über-
aus fühlbaren Mangel an
menschlicher Arbeits-
kraft zur ersten Folge,
hieraus ging dann eine
allgemeine Steigerung
der Löhne und das ver-
stärkte Bestreben ‘her-
vor, für gröbste und
feinste Verrichtungen
Maschinen an die Stelle
von Menschen zu setzen.
Einen Sinn für soziale
Fürsorge entwickelt der
Amerikaner dem Ar-
beiter gegenüber nur,
wenn seine geschäft-
lichen Ziele dadurch ge-
fördert werden. Die
leblose Maschine ver-
dient nicht die mindeste
Rücksicht, sie ist ein
Gegenstand, dessen
gründliche Ausnutzung
in kürzester Zeit den
Vorzug bietet, dafs man
schon nach wenigen
Jahren eine neue, ver-
besserte Maschine an-
schaffen kann. Die
Brown - Gesellschaft
baute darum ihre Ver-
ladebrücken zum Teil
aus Holz.
Neben den Loko-
motiven sind in allen
Ländern die Kessel der
Handels- und Kriegsflotte die stärksten Kohlenver-
braucher. Für die Bekohlung von Lokomotiven be-
stehen an den grofsen Eisenbahn - Knotenpunkten
Ueberladeeinrichtungen, deren technische Vervoll-
kommnung durch keine Nebenwiderstände gehindert
wird. Auch die Bekohlung von Flufsschiffen wandelt
in ähnlicher Richtung. Hingegen stöfst die Bekohlung
von Seeschiffen auf eine Reihe gröfster Schwierigkeiten.
Die Frage der Hochseebekohlung während der Fahrt
ist für die Kriegsflotte von allergröfster Wichtigkeit,
hat aber trotz der emsigen Bemühungen vieler Erfinder
noch keinen aussichtsreichen Anfang einer befriedigenden
Lösung gefunden. Vielleicht wird in wenigen Jahren
die Entwickelung dieses Zweiges der Fördertechnik
durch die Gaskraft-Schiffsmaschine abgeschnitten werden.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Deckansicht eines Temperley-Schwimmspeichers von 12000 t Inhalt.
[No. 853) 13
Als wesentlicher Fortschritt sind die in England
für Schiffsbekohlung auf der Rhede gebauten Schwimm-
speicher von 1000 bis 12000 t Inhalt zu bezeichnen,
durch welche die Zeit für das Festmachen an be-
sonderen Ladestellen und die Zuführung der Leichter
erspart wird. Ein derartiger Schwimmspeicher läfst
sich nun wie ein ortsfester Lagerplatz mit den
vollendetsten und leistungsfähigsten Hilfsmitteln aus-
Abb. 18.
Leistung 600 t St.
statten. An wagerechten oder schrägen Trägern werden
die Kohlenkübel vom Speicher über die Füllschurren
des Schiffes gehoben und gezogen. Das Gewicht der
Einzellast ist aus Gründen der Handlichkeit auf ~œ Y: t
beschränkt, die ungewöhnlichen Leistungen erzielt man
durch Aufserste Steigerung der Arbeitsgeschwindigkeit
(Heben und Fahren) und durch Anwendung vieler
Einzelverlader auf einem gemeinsamen Schwimmspeicher.
Abb. 17 u. 18 zeigen eine kleine und eine gröfsere
Ausführung von derartigen Temperley-Verladern in
Anwendung mit Schwimmspeichern.
Hiermit ende der zweite Abschnitt des Berichtes
und es werden nun einige Kohlenförderanlagen an
wichtigen Verwendungsstellen (Gasanstalten, Elektrizi-
täts- und Wasserwerken) folgen. (Schlufs folgt.)
Die Lokomotiven auf der Weltausstellung in Brüssel
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 17. Januar 1911
vom Professor Obergethmann, Berlin
(Mit 92 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 112, Band 71)
Schliefslich sei noch auf die eingehenden Versuche
hingewiesen, die die P. L. M-Bahn mit der ausgestellten,
vorstehend beschriebenen 2 D Bauart im August 1908
auf der Strecke Montereau—Saint Julien du Sault an-
gestellt hat, deren Ergebnisse in der Revue generale,
Sept. 1910 wiedergegeben sind. Zu diesen Versuchen
wurde auch ein Dynamometerwagen benutzt, so dafs
aufser der indizierten Zugkraft (Z;*s) und Leistung
(Min PS) aus den Indikator-Diagrammen auch Zugkraft
und Leistung am Tenderzughaken (Z: und /;) gemessen
werden konnten. Durch Benutzung eines guten, auf-
schreibenden Zugkraftmessers und guter Indikatoren,
die in den letzten Jahren für ihre Verwendung bei
Lokomotiven viel geeigneter gemacht und durch Hinzu-
fügung des Böttscher’schen Leistungszahlers*) vorteil-
haft ergänzt sind, ist es erreicht worden, dafs den Er-
”) Z. d. V. D. I. 1910 S. 1233.
14 [No. 853]
gebnissen solcher Versuche mehr Vertrauen auf Richtig-
keit entgegengebracht werden kann. Die preufsische
Staatseisenbahn verwendet seit einigen Jahren eben-
falls einen Versuchswagen mit aufschreibendem Zug-
kraftmesser, und es würde den Fachgenossen gewils
sehr erwünscht sein, wenn sie die Ergebnisse der
wichtigeren Lokomotivversuche ebenfalls veröffentlichte.
Bei der grofsen Bedeutung solcher Versuche sei
es mir gestattet, einige allgemeine Bemerkungen dazu
machen zu dürfen. Besonders wichtig scheint es mir,
zu betonen, dafs bei Lokomotivversuchen im ganzen
drei verschiedenartige Gütegrade n in Erscheinung
treten, die sorgfältig auseinandergehalten werden müssen,
um bei Angaben über Leistung und Materialverbrauch
keine Zweifel und Unklarheiten aufkommen zu lassen.
Der erste Gütegrad ist
Le Ne
a= 4M
Hierin bedeutet Z die Zugkraft in kg und ™ in PS
die Leistung am Triebradumfang. Es ist also n, der
mechanische Gütegrad der Lokomotivmaschine im engern
Sinne; er ist gebildet wie bei ortsfesten Maschinen, und
daher dürfte auch die Bezeichnung Z. und We, ,effek-
tive“ Zugkraft und Leistung beizubehalten sein, um da-
mit Zugkraft und Leistung am Triebradumfang — und
zwar nach Abzug auch der rollenden Reibung — aus-
zudrücken. Werden verschiedene Lokomotiven be-
trachtet, so wird der Wert n, in erster Linie abhängen
von der Bauart der Lokomotivmaschine: ob vorhanden
sind Flachschieber ohne oder mit Entlastung, oder
Kolbenschieber, ob Zweizylinder- oder Vierzylinder-
Triebwerk, ob Metallstopfbüchsen oder Packungsstopf-
büchsen usw., doch beeinflussen ihn auch andere Gröfsen:
Höhe des Anfangsdrucks, der Kompression, Art der
Schmierung, Durchmesser der Triebräder und der Trieb-
achsschenkel, Genauigkeit des Zusammenbaus usw. Da
folgerichtig Ze die Summe der Zugkräfte und ÆW. die
Summe der Pferdestärken an allen vorhandenen Trieb-
achsen bedeutet, so ist demnach n, auch abhängig
von der Anzahl der Triebachsen, und zwar sinkt n, mit
wachsender Zahl derselben. Z—2.=44—n Ži =
Zi (1 — n) bezw. Mi (1 — n,) ist der Verlust an Zugkraft
bezw. Leistung bei Uebertragung der Kräfte bezw. der
Arbeit von den Dampfzylindern zu den Triebräde:n.
Dieser Veriust und damit auch der Wert n, entzieht
sich der Feststellung bei Versuchen auf der Strecke;
er kann nur auf einem Prüfstand bestimmt werden.
Dabei ist auch noch zu beachten, dafs n, bei jeder
Kurbelstellung einen andern Wert hat; für gewöhnlich
ist daher der Mittelwert während einer ganzen Um-
drehung darunter zu verstehen. Dieser Mittelwert ist
aber bei einer bestimmten Lokomotive mit festliegenden
Bauanordnungen auch nicht konstant, sondern weiterhin
abhängig von derGröfse der Füllung und der Umdrehungs-
zahl in der Zeiteinheit. Es darf wohl angenommen
werden, dafs bei einer bestimmten Lokomotive der Weit
n, mit der Füllung wächst und mit wachsender Um-
drehungszahl etwas sinkt. Gleichwohl ist bei Berech-
nung einer Lokomotive mit nur einem einzigen n, als
Mittelwert sämtlicher vorkommenden Werte zu rechnen.
Schliefslich sei noch bemerkt, dafs Formeln für Zug-
widerstände so gebildet sein sollten, dafs»der Gesamt-
widerstand W*s diejenige Gröfse angibt, die, vorn an
der Lokomotive — oder was dasselbe ist am Triebrad-
umfang — als Zugkraft wirkend gedacht, den Zug in
dem jeweiligen Beharrungszustand erhält. Die Loko-
motive ist dabei mit stillstehenden Kolben und Schiebern
und mit abgenommenen Stangen laufend zu denken.
Ist aus einem besonderen Rechnungswert W (= Z.)
z. B. behufs Bestimmung der Zylindermafse zunächst Z;
festzustellen, — Z = W — so mufs ein solcher Wert
nı gewählt werden, der der betreffenden Lokomotive
nach ihrer ganzen Bauart — also auch unter Berück-
sichtigung der Anzahl der Kuppelachsen — zukommt.
Ist das gewählte n, als Mittelwert aus einer Reihe von
e
Versuchen auf einem Prüfstand ermittelt — n, = Ze
so müfste allerdings streng genommen dieser Wert | N,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
(1. Januar 1913]
zunächst noch um einen kleinen Betrag erhöht werden
“1, so dafs 4; = — W, wie aus folgender Ueber-
1
legung hervorgeht. W sollte den Widerstand des Zuges
bedeuten bei stillgesetztem Triebwerk der Lokomotive
aber einschliefslich dem Widerstand, hervorgerufen
durch die Reibung der Triebachsen in ihren Lagern
und durch die rollende Reibung der Triebräder auf den
Schienen. Da nun diese Reibungsbeträge aber auch in dem
Wert n, enthalten sind, wenn auf dem Prüfstand in üblicher
Weise als Z.:Z; bestimmt, so wird derselbe also zwei-
W. Es
mufs daher eine Korrektur vorgenommen werden, d. h.
n, mufs um so viel erhöht werden — auf 7‘, — als der
Betrag der genannten Reibungsarbeiten ausmacht. Wenn
z. B. n, = 0,9 wäre bei irgend einer Lokomotive, so
würde 7,‘ etwa 0,92 sein. 7,‘ stellt demnach den Güte-
grad der Lokomotivmaschine dar unter der Voraus-
setzung, dafs die Reibung in den Lagern der Trieb-
achsen und die rollende Reibung der Triebräder gleich
Null ist. In manchen Fällen wird es sich nicht ver-
lohnen, diese Korrektur vorzunehmen.
Es erscheint unlogisch, in den Widerstandsformeln
schon den Wert 7, — ganz oder teilweise — mit zu
berücksichtigen; es verdunkelt den Zusammenhang der
Dinge und erschwert die Aufstellung richtiger, d. h. in
den meisten Fällen zutreffender Widerstandsformeln.
Es kann angenommen werden, dafs in der Frankschen
Formel
V\3 V\2
Is = Grt (2,5 + 0,0142 (10) 1054 -1,1 F (10)
Widerstand der Lokomotive mit Tender
2
+ Gxt (2,5 + 0,0142 (16) + 0,54 2 +n.J) (16)
ns DS as ee
Widerstand der # Wagen
oder anders geschrieben:
aufn
mal berücksichtigt, falls gesetzt wird Z: = — ·
E y?
a (25 + 00) + OLN igs
Reibung Stofs Wi ‘ad
+ Gu! (25 + T0) +(@2-+r/) a
Reibung Stofs Win
diejenige Gröfse darstellt, die als Zugkraft etwa vorn
am Zughaken der Lokomotive — oder was dasselbe ist,
am Triebradumfang — angebracht werden mufs, um
den Zug auf grader wagerechter Strecke in seiner Ge-
schwindigkeit Y zu erhalten in der Voraussetzung, dafs
das Triebwerk der Lokomotive still gesetzt ist. Aller-
dings kommt diese Auffassung in der Abhandlung von
Frank*) nicht klar zum Ausdruck. Er weist zwar darauf
hin, dafs zu den nach seiner Formel errechneten Wider-
ständen „die durch die Dampfarbeit hervorgerufenen
inneren Widerstände besonders berechnet und hinzu-
gefügt werden müssen, sobald es darauf ankommt, die
gesamte Dampfarbeit (also NM) der Lokomotive zu er-
mitteln“, aber der Betrag, den er für „die innern
Arbeiten“ hinzufügen will, entspricht nicht ganz dem
Verlust Z; (I — n,), der bei Uebertragung der Zugkraft
von den Zylindern zu den Triebrädern entsteht. Es
entsteht dadurch eine Unklarheit, die unbedingt behoben
werden sollte, und das geschieht durch Einführung des
mechanischen Wirkungsgrads der Lokomotivmaschine
ni genau so, wle bei den ortsfesten Dampfmaschinen.
Mit dem Aufbau der Frankschen Formel — die dadurch
gekennzeichnet ist, dafs der Widerstand aus Reibung
und aus Stofs für die Lokomotive (bei nicht mitlaufen-
dem Triebwerk) und für die Wagen auf die Gewichts-
einheit gleich grofs eingesetzt ist — wird man sich
dann einverstanden erklären können. Lokomotive mit
Tender einerseits und Wagen andererseits unterscheiden
sich dann bezüglich ihrer Fahrwiderstände nur
durch die verschiedene Wirkung des Windes auf sie
nach Mafsgabe der Gröfse ihrer Wind-Aequivalentflachen
1,1 Anm und (2 + nf),
"Z. d. V. D. Ing. 1907, S. 97.
(1. Januar 1913]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 853] 15
In den obigen Formeln be-
deutet:
Fm die Querprojektion
Lokomotive,
1,1 F die Windäquivalentfläche
der Lokomotive.
Bei grofsen, regelspurigen
Lokomotiven ist # = ~ 10
qm, fer die Windäquivalent-
f
der
äche eines Wagens, z. B.
= 0,56 qm bei Personen-
wagen ohne verbindende
Faltenbälge. Der Zuschlag
von 2 qm gilt für den ersten
der Lokomotive folgenden
Wagen.
n die Anzahl der Wagen,
V Fahrgeschwindigkeit in
km/Std.,
G, Gewicht der Lokomotive
mit Tender in Tonnen,
Ge Gewicht aller Wagen in
Tonnen.
Es wird nun Sache weite-
rer Erfahrung sein, ob die
von Frank in seine Formel —
deren Aufbau im ganzen bei
nicht ungewöhnlichen Wind-
verhältnissen als genügend ge-
nau mit den wirklichen Verhält-
nissen übereinstimmend vor-
ausgesetzt werde einge-
setzten Einzelwerte für Rei-
bung, Stofs, Gröfse der Wind-
äquivalentflächen usw. bestätigt
werden können oder nicht. In
der Literatur findet man die
aus Widerstandsformeln er-
rechneten Werte W bald als Z.,
bald als Z; verwertet, so dafs
die Ergebnisse entsprechend
schwanken.*)
Der zweite vorkommende
Gütegrad ist
a De
Na = FA '
worin bedeutet Z. und W. die
Zugkraft und die Leistung am
Tenderzughaken. _ Es ist also
h, der Gütegrad bei Ueber-
—
*) Es sei übrigens bemerkt, dafs
es bequemer und sicherer ist, statt
mit dem wenn auf sämtliche
„Arbeitslagen“ einer Lokomotive aus-
gedehnt in weiten Grenzen ver-
anderlichen Wert ņ zu rechnen, für
die Lokomotive einen festen Zuschlag
Akg einzu-führen, der zu dem Lauf-
widerstand der Lokomotive, diese als
Wagen aufgefafst, addiert, den ge-
samten Fahrwiderstand der unter
Dampf fahrenden Lokomotive ergibt.
Die Gröfse des Zuschlags A schätze
ich je nach Bauart zu As = 0,2 C
— 0,3 G, worin C, die erste Zug-
kraft-Charakteristik der Lokomotive
bedeutet. Es würde also z. B. für die
preufsische 2B-Heifsdampf-Schnellzug-
lokomotive — lfd. No.1 der Zusammen-
stellung 1 — mit einem Gesamtge-
wicht einschl. Tender von (60 -+ 49,6)
Tonnen und mit einem C, = 907 der
Zuschlag A etwa betragen A=
0,2.907 = 181 kg und der gesamte
Fahrwiderstand der unter Dampf
fahrenden Lokomotive bei kleinen
Gechwindigkeiten Zi = W 4- A =
(60 + 49,6) 2,5 + 181 = 274 + 181
= 455 kg. Auch für gröfsere Ge-
schwindigkeiten würde der Zuschlag
A = 181 kg’ beibehalten werden
können.
Zusammenstellung 9.
Abteilwagen mit f = 0,56 qm.
üge aus 22
für Personenz
9
-_
Nach „Frank“ berechnete Werte von 7
Zug c
0,686
0,814
A gomar —
: (Gw +- G=
Gw
-
10
400 t
240 t
480 t
11 + 5,36
N
ae
oe)
pd
i
11
|
Windäquivalentfläche
110 t
110 t 110 t
510 t 350 t
590 t
GL =
LIF HAAA
100
90
80
70
60
50
40
V =
Fahrgeschwindigkeit in km/Std.:
1006 | 3374 | 1250 | 3776 | 1538
797 3015
|574 2134
|
|
|
|
|
|
601
|
2159 | 480 | 2406 624] 2691
1615 | 359] 1765 | 458] 1938
1950 361
1779 | 264
1384 | 206
1488 275
e — Wz; 4 e —
d
W
Zug a
0,679
+
|
3762 | 1672
2409 | 1071
3365 | 1370
734
|
0,660
3005 | 1113
370
1794
1991
1110 |
| 921
2381 | 794 2675 | 891
1756
1628 |571
| 384
402
|
909 | 236] 1003 | 298
1482
1550
| 184
121
| 422 | 2123 |550
301
1898
1354
1245 ; 230
1707 | 316
1157 | 172
Digitized by N
16 [No. 853] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [1. Januar 1913]
tragung der Zugkraft bezw. der Leistung vom Trieb- | zu vernachlässigen; Gw : (Gw + Gz) gibt den überhaupt
radumfang zum Zughaken; n, ist vollständig unab- erreichbaren Höchstwert von n, an. Bei steigender
hängig vom Triebwerk. In dem Uebertragungsverlust Geschwindigkeit sinken aber die Werte n, zufolge des
Ze — Z: = Ze (1 — n Ze) = Z (1 — n.) kommt lediglich auf die Lokomotive wirkenden Windwiderstandes. In
der Widerstand der Achsschenkelreibung, der rollenden der Zusammenstellung 101 sind des Vergleichs wegen
Reibung und der Windwiderstand (und Stofsverlust) | auch Werte von n, für die Güterzüge d, e und f be-
zum Ausdruck, den die Lokomotive bei ihrer Fahrt er- | rechnet mit Wagengewichten von Gwe = 1500, 1200
leidet. Bei kleinen Geschwindigkeiten, bei denen der | und 900 t. Die Werte n, können weder auf einem
Windwiderstand vernachlässigt werden kann, ist n, | Prüfstand noch aus Versuchen auf der Strecke fest-
Zusammenstellung 10.
Nach „Frank“ berechnete Werte von 7, = = = = für Güterzüge aus 2 offenen beladenen Kohlenwagen
von 20 t Ladegewicht, 8 bis 9 t Eigengewicht und /— 0,32 qm.
| Zug d | -Zuge | Zug f | Zug d | Zuge | Zug f
n = 52 42 32 Gw : (Gw -; GL) — N gnar = 0,932 0,916 0,891
Gu = 1500 t 1200 t 900 t
GE = 110 t 110 t 110 t an a 11 + 18,64 16:4: 15,44 11 + 12,24
Ge + GL = 1610 t 1310 t 1010 t \IF+@+n.p |}
Fahrgeschwindigkeiten in km/Std.: V = 10 20 | 30 40 50
i Tr | |
I We Ne 4064 | 150 | 4180 | 310 | 4374 | 486 | 4647 | 688 | 4996 | 926
2 Wz N: 3782 | 140 | 3875 | 287 | 4032 | 448 | 4252 | 630 | 4534 | 840
Zug d 3 We — Wz; Ne — Nz 282 10 | 305 | 23 342 38 395 58 462 86
Wz FA se i & = E - £ rn. u
4 wem 0,931 0,927 | 0,922 0,915 0,908
I We Ne 3307 | 122 | 3407 | 253 | 3570 | 397 | 3801 | 562 | 4096 | 759
2 W: A 3025 | 112 | 3102 | 230 | 3228 | 359 | 3406 | 504 | 3634 | 673
Zug e 3 We — Wz; Ne— Nz 282 | 10 | 305 228 342 38 395 58 462 | 86
W. N. K a u i aa = | u Re
4 = es = No 0,914 0,910 0,905 0,896 0,887
1 We le 2551 | 94 | 2633 | 195 | 2767 | 308 | 2955 | 437 | 3197 | 593
2 W's N: 2269 | 84 2328 172 2425 | 270 2560 | 379 2735 | 507
a a ee a - | G) ea A DTA aaa G: = aS) SS oe
Zug f 3 We—W:; Ne — Nz 282 10 305 23 342 | 38 395 | 58 462 | 86
IV: Nz ; ‚3% | a Ao FP a Pa <2 j i u +
4 je Cee TM 0,889 0,854 0,876 0,866 0,855
Zusammenstellung 11.
Wert „= 7 — ^ für Güterzüge g, %, í
erte von |, = 7. — y; für Güterzüge g, 7, ï,
ermittelt von der Französischen Paris—Lyon—Mittelmeerbahn aus Versuchen mit der ausgestellten
2 D-4 Zyl.-Nafsdampf-Verbund-Güterzuglokomotive.
l Gu = Zug g: 1507t im Mittel ‘Zug A: 1210t Lugs: SIse
Gi = 4 115,64 t | 115,64 t y 115,641
3. Cw + GL = 1622,64 t 1325,64 t | 1033,64:
Gw 4 (Gu + G1) = na mar 0,929 l 0,913 0,888 À Sa
Vkm/Std. — 36 45 | 50 36 | 45 | 350 36 | 45 50.
— un a N A| S n | = ur: - iin un nn
Zz = Na |
6. ae a 8 0,813 0,781 0,768 0,767 0,758 | 0,742 0,733 | 0,724 0,772
a | | i
gleich dem Verhältnis des Wagengewichts G, zum gestellt werden; die Bestimmung gelingt aber, wenn
ganzen Zuggewicht Gwe + Gr. In der Zusammen- der nachfolgend zu besprechende Gütegrad n,, der aus
stellung 9 sind nach der Frankschen Formel Werte Streckenversuchen errechnet werden kann, und der
von n, für Geschwindigkeiten von V= 10 bis 120 km/Std. Gütegrad n,, der aus Versuchen auf einem Prüfstand
für die Personenzüge a, b und c mit einem Wagen- sich ergibt, bekannt ist und zwar aus der Gleichung
gewicht von Gw» = 480, 400 und 240 t und einem Loko- MN:
motivgewicht einschl. Tender von Gr = 110 t berechnet Dar die ei ER wa Sax
und in den drei wagerechten Reihen 4 verzeichnet. Z Pas
Das Verhältnis Ge : (Gwe + Gr) für die Züge a, b, c be- n, = es aac rete
trägt 0,814, 0,784 und 0,686, während z. B. für V = 10 Zi Ni
die Werte n, betragen 0,811, 0,781 und 0,683. Bei Es ist also n, der Gütegrad bei Uebertragung der
dieser geringen Geschwindigkeit ist der Unterschied indizierten Zugkraft Z;, bezw. der indizierten Leistung
[1. Januar 1913]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 853] 17.
in den- Dampfzylindern J; bis zum Zughaken. ‘Es ist
demnach auch 7, = n, .n.. Der Wert n, kann bestimmt
werden, wenn bei Streckenversuchen die Leistungen ın
den Zylindern und am Zugkraftmesser verläfslich er-
mittelt worden sind. Der Wert n, könnte in gewissem
Sinn der Gütegrad der Lokomotive genannt werden;
es steht dem aber das wissenschaftliche Bedenken ent-
gegen, dafs der Wert n,, wie vorhin auseinandergesetzt,
nicht allein von Eigenschaften der Lokomotive abhängig
ist, sondern auch von der Zugbelastung und der Fahr-
geschwindigkeit. Um jegliche Unklarheit zu vermeiden,
dürfte es jedenfalls geraten sein, wenn der Wert n, auf-
tritt, die kurze Definition 7, = Le: Ži Kinazi gen und
anzugeben, auf welche Zugbelastung und Fahrgeschwin-
digkeit sich der jeweilige Wert n, beziehen soll. In
Bezug auf einen ganzen Streckenversuch mit vor-
kommenden verschiedenen Fahrgeschwindigkeiten würde
r als ein Mittelwert aufzufassen sein. In der Zusammen-
a nn nn
stellung Il sind die Werte von nr, wiedergegeben,
welche die französische Paris-Lyon-Mittelmeerbahn mit
der ausgestellten 2D-Lokomotive bei Güterzügen von
1507,: 1210 und 918 t Wagengewicht gefunden hat.*)
Man erkennt, dafs diese Versuchswerte sehr gut mit
unseren vorhergehenden theoretischen Betrachtungen
in Einklang zu bringen sind. Mit steigender Geschwin-
digkeit nimmt bei demselben Zuggewicht der Wert n,
ab; in dieser Beziehung fällt nur der für den Zug 7
von 918t bei V = 50 km/Std. angegebene Wert n, =
0,772 aus der Reihe heraus gegen n, = 0,133 bei V =
36 km/Std. und n, = 0,724 bei V = 45km/Std. Weiter-
hin geht aus der Reihe 6 hervor, dafs auch bei kleiner
werdendem Zuggewicht bei gleicher Geschwindigkeit
der Wert n, abnimmt.
*) Revue gén., Sept. 1910, S. 246.
(Fortsetzung folgt.)
Beschlüsse des 5 ena Londoner Kongresses für gewerblichen
Rechtsschutz” J
Ark 11.
Der Kongrefs spricht den Wunsch aus, dafs bei
Regelung des internationalen Ausstellungsschutzes
folgender Vorschlag in Ewägung gezogen werde: |
l. Jeder der Verbandsstaaten erklärt sich bereit,
in Gemäfsheit seiner inneren Gesetzgebung den patent-
fähigen Erfindungen, den Gebrauchsmustern, den Marken
und den gewerblichen Mustern und Modellen, die auf
einer innerhalb seines Gebiets veranstalteten amtlichen
oder amtlich anerkannten Ausstellung zur Schau gestellt
werden, Schutz zu gewähren, ohne die Zahlung der
Gebühren vor Ablauf eines Jahres von der Hinter-
legung des Schutzanspruchs an zu verlangen, und ohne
dafs dem Aussteller die Pflicht der Zahlung der ge-
nannten Gebühren auferlegt werde, wenn er bei Ablauf
dieser Frist auf den Schutz. verzichtet.
2. Die Schaustellung eines patentierten Gegen-
standes wird während der Dauer einer Ausstellung
der Ausführung der Erfindung gleichgestellt.
3. Eine Beschlagnahme der auf dem Ausstellungs-
gelände befindlichen Gegenstände kann nur durch ein-
fache Beschreibung erfolgen.
Il.
Der Kongrefs vertagt die Beratung der Frage der
Konsulargerichtsbarkeit auf den nächsten Kongrels.
III. Patentrecht.
a) Prioritätsrecht.
1. Der Kongrefs spricht den Wunsch aus, dafs in
I. Internationaler Ausstellungsschutz.
Konsulargerichtsbarkeit.
allen Verbandsländern einheitliche gesetzliche Bestim-
mungen und einheitliche Grundsätze hinsichtlich der
Praxis und des Verfahrens über die Ausführung der
Konvention, namentlich für die Geltendmachung des
Prioritätsrechts aufgestellt werden, damit alle Ange-
hörigen der verschiedenen Länder in der gleichen
Weise behandelt werden.
2. Der Kongrefs spricht den Wunsch aus, dafs bei
dem Austausch der Ratifikationsurkunden der Washing-
toner Acte eine Einigung über die Annahme folgender
von der Unterkommission der Washingtoner Konferenz
vorgeschlagenen Bestimmungen erzielt werde: |
a) Die Dauer des mit Prioritätsrecht genommenen
Patents soll nicht durch das Datum der Stamman-
meldung bestimmt werden.
b) Wenn für eine und dieselbe Erfindung während
der Prioritätsfrist mehrere Patent- oder Zusatzpatentan-
meldungen oder cerficats d’additiens eingereicht worden
sind, sollen alle. diese Anmeldungen in einem anderen
Unionsland in einer einzigen späteren Anmeldung
*) Nach „Blatt für Patent-,
Muster- und Zeichenwesen“ 1912,
No. 7/8.
|
vereinigt werden können; jedoch soll die Prioritätsfrist
für jede dieser Anmeldungen mit dem Tag ihrer Ein-
reichung beginnen. Der gleiche Zeitpunkt soll auch
bei jeder dieser Anmeldungen für die Festsetzung der
Wirkungen des im zweiten Absatz vorgesehenen
Prioritätsrechts mafsgebend sein.
3. Der Kongrefs bedauert, dafs die Vorschläge der
Unterkommission der Washingtoner Konferenz hin-
sichtlich des Vorbehalts der Rechte Dritter, in Art. 4
der Pariser Konvention, von der Konferenz niéht an-
genommen werden konnten.
Der Geschäftsführende Ausschufs wird beauftragt,
in den widersprechenden Ländern Schritte zu tun, um
bei den Austausch der Ratifikationsurkunden die Zu-
stimmung zu diesen Vorschlägen zu erlangen.
Der Kongrefs ist der Ansicht, dafs jedenfalls die
Vorschläge der Unterkommission der Washingtoner
Konferenz als die sachgemäfse Auslegung des Art. 4
der Konvention anzusehen sind.
4. Der Kongrefs spricht den Wunsch aus, dafs in
allen Verbandsländern für die Geltendmachung des
Prioritätsrechts folgende Grundsätze aufgestellt werden:
a) dafs der Nachweis des Prioritätsdatums dem
Prioritätsberechtigten obliegt;
b) dafs die Patentbehörden der gerschicdeiiek
Staaten eine Prüfung der Prioritätsunterlagen - hin-
sichtlich der Uebereinstimmung der ursprünglichen An-
meldung mit der Prioritätsanmeldung nur dann vor-
nehmen sollen, wenn die Priorität gegenüber Ansprüchen
Dritter oder in Folge einer Bestreitung der Neuheit
erheblich wird;
c) dafs, wenn die Patentbehörde eines Unionslandes
bescheinigt, dafs auf Grund einer Beschreibung oder
Verbesserung, welche im Zusammenhange mit einer
Patentanmeldung an einem bestimmten Tage eingereicht
wurde, einer späteren Prioritätsanmeldung die Priorität
von diesem Tage an zugesprochen worden ist, dieses
Datum als Ausgangspunkt der Prioritätsfrist des Art. 4
betrachtet werde;
d) dafs im Falle der Beanspruchung einer Priorität
auf Grund einer provisional specification, der eine
complete specification gefolgt ist, falls der Inhalt der
beiden specifications nicht übereinstimmt, der Zeitpunkt
der Priorität des in der provisional specification nicht
enthaltenen Teiles auf den Zeitpunkt der Einreichung
der complete specification festgesetzt werde.
b) Ausführungszwang.
Der Kongrefs erneuert den Wunsch, dafs die
Landesgruppen der Internationalen Vereinigung dahin
wirken, dals in ihren Ländern die Nichtausführung
einer patentierten Erfindung nicht die Rechtsfolge der
Zurücknahme des Patents, sondern nur die Erteilung
von Zwangslizenzen nach sich ziehe, deren Voraus-
18 [No. 853]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Januar 1913]
setzungen und Wirkungen durch die innere Gesctz-
gebung festzustellen sind.
IV. Warenzeichenrecht und Unlauterer
Wettbewerb.
l. Der Kongrefs spricht den Wunsch aus,
dafs alle Länder, namentlich die Verbandsländer
der Pariser Konvention, einen wirksamen Schutz gegen
unlauteren Wettbewert gewähren, in welcher Form und
in welcher Weise dieser anch auftrete; und
dafs namentlich jede Warenbezeichnung, die im
Verkehr als Kennzeichen der Waren eines Fabrikanten
oder Händlers anerkannt ist, unabhängig von jeder
Eintragung gegen jeden unlauteren Wettbewerb ge-
schützt wurde, d. h. gegen jede Benutzung der Be-
zeichnung, die geeignet ist, im Verkehr eine Ver-
wechselung hervorzurufen.
2. Der Kongrefs beauftragt den geschäftsführenden
Ausschufs, die nötigen Schritte zu tun, und beim Aus-
tausch der Ratifikationsurkunden der Washingtoner
Acte zu erreichen:
a) dafs in dem Art. 6 Ziffer 2 der in Washington
revidierten Konvention die Worte „pouvant servir“
ersetzt werden durch die Worte: „qui sont indispen-
sable pour“;
b) dafs dem Art. 6 der in Washington revidierten
Pariser Konvention folgender Absatz beigefügt werde:
Die Hinterlegung im Ursprungsland ist nicht
erforderlich, wenn das Zeichen der Gesetzgebung
des Landes entspricht, in dem der Schutz be-
ansprucht wird, und dafs der Schutz der in einem
Unionslande hinterlegten Marke von der Ge-
währung eines Schutzes für die gleiche Marke in
den anderen Ländern unabhängig set.
c) dals die Prioritätsfrist für Marken auf ein Jahr
erstreckt werde.
3. Der Kongrefs spricht den Wunsch aus, dals bei
der nächsten Revision der Pariser Konvention folgender
Vorschlag angenommen werde:
Der Angehörige eines Unionstaats, der in
einem Verbandsland eine Warenbezeichnung be-
nutzt hat, die im Verkehr als Kennzeichen seiner
Waren anerkannt ist, darf, wenn ein Dritter in
einem Unionslande sich diese Bezeichnung nach-
träglich durch Anmeldung oder auf andere Weise
angeeignet hat, diese Bezeichnung in dem be-
treffenden Lande in den Grenzen des anständigen
Wettbewerbs weiter benutzen.
4. Der Kongrefs ernennt einen Ausschufs, der be-
auftragt wird, den Entwurf eines einheitlichen Gesetzes
über Kollektivmarken auszuarbeiten; der geschäfts-
führende Ausschufs wird diesen Entwurf zum Zweck
einer Umfrage den Landesgruppen überweisen und den
aus diesen Arbeiten hervorgehenden Entwurf dem
nächsten Kongrefs vorlegen.
V. Bekämpfung falscher Herkunfts-
bezeichnungen.
Der Kongrefs spricht den Wunsch aus, dafs alle
Verbandsländer der Pariser Konvention dem Madrider
Abkommen über die falschen Herkunftsbezeichnungen
beitreten, und dafs alle Verbandesgesetzgebungen die
wirksame Bekämpfung aller falschen Herkunftsbezeich-
nungen sichern.
VI. Muster- und Modellschutz.
Der Kongrefs spricht folgende Wünsche aus:
I. Muster und Modelle, sowie die Schöpfungen
des Kunstgewerbes sollen ohne Rücksicht auf ihren
Kunstwert und ihre Zweckbestimmung in allen Ländern
den Schutz der Gesetze und Verträge über das künst-
lerische Urheberrecht geniefsen, ohne anderen Forma-
litäten unterworfen zu sein als denjenigen, welche durch
diese Gesetze den Urhebern auferlegt sind.
2. Kunstwerke sollen ohne Rücksicht auf ihren
Kunstwert und ihre gewerbliche Bestimmung durch die
Gesetzgebung über das künstlerische Urheberrecht ge-
schützt bleiben, unbeschadet der Rechte, welche sich
für die Urheber aus den Spezialgeseizen über die
Muster und Modelle ergeben könnten.
3. Das Internationale Bureau in Bern möge in
Erfüllung des von der Washingtoner Konferenz aus-
gesprochenen Wunsches sofort die Ausarbeitung eines
Vertragsentwurfs über die internationale Hinterlegung
der Muster und Modelle in Angriff nehmen und dabei
in möglichst grofsem Umfang den in Brüssel durch
die Internationale Vereinigung angenommenen Be-
stimmungen Rechnung tragen.
4. Gleichzeitig möge es das von der französischen
Vereinigung studierte und empfohlene System der
perforierten Umhüllungen, auf welches die französische
Vereinigung die Aufmerksamkeit der Internationalen
Vereinigung uud der einzelnen Nationen hinlenkt,
studieren, damit in jedem Land ein bequemes Mittel
zum Beweise des Tages der Schaffung eines Werkes
eingeführt werde.
5. Die Einrichtung einer internationalen Hinter-
legungsstelle für Muster und Modelle möge dazu benutzt
werden, um die Dauer des Prioritätsrechts zu verein-
heitlichen, indem man auch für Muster und Modelle die
Frist ebenso wie für Erfindungen auf zwölf Monate
bestimmt, und um den Ausführungszwang sowie das
Einfuhrverbot zu beseitigen, welche noch in bestimmten
Ländern existieren.
6. Die Internationale Vereinigung weist die ver-
schiedenen Regierungen auf die Notwendigkeit hin, von
den Vereinigten Staaten gelegentlich der Ausstellung
in San Franzisko einen wirksamen Schutz für Muster
und Modelle zu verlangen, welche zurzeit in jenem
Lande tatsächlich von jedem Schutz entblöfst sind.
Der Kongrefs beauftragt eine besondere Kommis-
sion, die Bearbeitung der Frage der internationalen
Musterhinterlegung im Einverständnis mit dem inter-
nationalen Berner Bureau weiterzuführen.
Verschiedenes
Verfahren zur Erzeugung gesunder Stahlblöcke. An-
läfslich der jüngsten Herbstversammlung des Iron & Steel
Institute zu Leeds am 30. September und 1-4. Oktober hielt
der bekannte englische Ilüttenmann und frühere Präsident
des Iron & Steel Institute Sir Robert Iladfield F. R. S. zwei
bemerkenswerte Vorträge*) über die Herstellung von dichten
und gesunden Stahlblöcken, und zwar mit besonderer Be-
rücksichtigung des Materials für Eisenbahnschienen, weshalb
an dieser Stelle ein kurzer Bericht der bemerkenswerten
Mitteilungen gegeben werden soll.
*) Method of Producing Sound Ingots by Sir Robert Hadfield
F. R. S. Past-President (Verfahren zur Herstellung gesunder Stahl-
blöcke). On anew Method of Revealing Segregation in Steel Ingots
by Sir Robert Hadfild F. R. S. Past-President. („Ueber eine neue
Methode zur Auffindung von Saigerungen in Stahlblöcken.*)
Er leitete die Besprechungen durch Hinweis auf eine
Reihe von aufsehenerregenden Eisenbahnunglücken infolge
von Schienenbrüchen ein, die sich in Amerika am 25. August
1911 auf dem Lehigh Valley Railroad und auf dem New
York Central Railroad im März diesen Jahres ereignet
hatten.**) Diese Unglücke sind, wie ein Blick auf die in dem
Untersuchungsbericht veröffentlichten zahlreichenAbbildungen
von Stahlblockschnitten und Schienenproben zeigt, auf die An-
wesenheit von Lunkern und Hohlräumen in dem Schienen-
material zurückzuführen. Nach Erwähnung der Verfahren
zur Vermeidung von Lunkerbildung von Whitworth, Harmet,
**) Vgl. hierzu The Report of Accident on the line of the
Lehigh Valley Railway, near Manchester, New York, vom 25. August
1911 by the Interstate Commerce Commission.
(1. Januar 1913}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 853) 19
Riemer, Klingworth, Robinson u.a. gibt Sir Robert Hadfield
eine Beschreibung seines eigenen Verfahrens, wie es auf
dem in seinem Besitze befindlichen Stahlwerk, Hecla Works,
Sheffield, in Anwendung steht. Nach seiner Ansicht können
zur Schienenfabrikation nur erstklassige, gesunde Blöcke
Anwendung finden, die frei von Lunkern und Blasenräumen
sind. Blasenräume in Stahlblöcken sind der Anwesenheit
von Gaseinschlüssen zuzuschreiben. Stahlblöcke, die nach
dem Vergiefsen ohne jeglichen Zusatz der Erstarrung über-
lassen werden, zeigen vielfach, dafs sie zwar ruhig erstarren,
aber auch meist vollständig von Blasenräumen durchsetzt
sind. Eine Lunkerbildung findet meist nicht statt. Wenn
man jedoch, wie das meist erwünscht ist, einen dichten
Gufs erzielen will, ist es zweckmäfsig, kleine Mengen von
z. B. Aluminium hinzuzugeben. Man vermeidet dann Blasen-
räume, jedoch wird der Stahlblock beim Ende der Erstarrung
saugen, d. i. „Iunkern“. Es wird sich ein trichterförmiger
Hohlraum zentral im Block bilden, der bis tief ın die Mitte
des Blockes sich fortsetzen kann. Um solche Hohlräume
und die damit verbundene Ungleichmäfsigkeit in der Zu-
sammensetzung des Materials zu vermeiden, schlägt Hadfield
vor, den erstarrenden Stahl folgendermafsen zu behandeln.
Der Stahl wird von oben oder unten gegossen, zum Schlufs
des Giefsens auf die Koquille, eine mit feuerfesten Sand aus-
gestampfte gufseiserne Form, die mit Handhaben versehen
ist, gesetzt und auf die Oberfläche des Metalles eine dünne
Schicht fein gemahlener, leicht schmelzbarer Kupolofen-
schlacke gestreut, die den Stahl vor Abkühlung und vor
Berührung mit der über der Schlacke befindlichen starken
Holzkohlenschicht schützen soll. Auf die Holzkohle wird
durch einen Krümmer Druckluft geblasen. Durch die
hierdurch erzeugte Wärmeentwicklung wird der Stahl am
Kopfende gut warm gehalten, und jedes schädliche Lunkern
vermieden. Selbst in dem zu ganz schwachem Lunkern
neigenden Kopf wird durch Analysenbefunde nachgewiesen,
dafs das Material ganz gleichmäfsig zusammengesetzt ist.
Die Blockgewichte schwankten zwischen !/,+3 t. Die
aus den so gegossenen Blöcken gewalzten Schienen waren sehr
dicht und gleichmäfsig zusammengesctzt, wie aus der grofsen
Zahl der Abbildungen von polierten und geätzten Schliffen und
Schwefelproben hervorgeht. Der Verlust an Material durch
Entfernung von den sogenannten „verlorenen Köpfen“ war
äufserst gering. Das Verfahren ist patentiert und wird in
grofsem Mafsstabe auf den Hecla Works, Sheffield, angewandt.
Zum Schlufs der Veröffentlichung wird eine vollständige,
wertvolle Bibliographie über das Thema des Saugens, der
Blasenbildung u. a. bei Stahlblöcken gegeben. Erwälnt mag
nur werden, dafs eine der ältesten, grundlegenden Arbeiten
an dieser Stelle von F.C.G. Müller (Ueber die Ursachen
undichter Stahlgüsse) veröffentlicht wurde (Glasers Annalen
Bd. 7, pp. 138 u. 174).
Zugbeleuchtung von C. Feldmann. Zur Regelung der
Spannung von Zugbeleuchtungsanlagen hat man bereits Zu-
satzmaschinen verwendet. Das Wesentliche der neuen An-
ordnung”) besteht darin, dafs eine umkehrbare, mit konstanter
Umlaufzahl angetriebene Zusatzmaschine verwendet wird,
deren Erregung ganz oder zum Teil unter dem Einflufs
einer konstanten Kompensationsspannung erfolgt.
Schaltung der Zugbeleuchtung.
In dem Beispiel (s. Abb.) sind zwei gleich grofse Batterien
verwendet, von denen die Arbeitsbatterie 3 zwischen 1 und
2, die Kompensationsbatterie C zwischen 3 und 4 liegt. Die
*) D. R.-P. No. 238591 vom 28. 9. 1911.
| des
Batterien sind vertauschbar, was in der Abbildung nicht
angedeutet ist. Da zur Kompensation sehr wenig Strom
erforderlich ist, bleibt die hierfür gerade verwendete
Batterie praktisch vollgeladen. Mit C in Reihe ist der
Nebenschlufs S, geschaltet, der bei zu hoher Spannung der
Ilauptdynamo 2 Strom von links, bei zu niedriger Strom
von rechts erhält. Die umkehrbare Zusatzmaschine d wird
durch den hinter 3, 4 abgezweigten Motor M mit konstanter
Geschwindigkeit betrieben und besitzt eine zweite Neben-
schlufswicklung 53, die stets Strom führt, während S$, bei
normaler Spannung von D stromlos wird. Die Spannung
zwischen den Punkten I und 4 der Hauptleitung wird auf
diese Weise völlig konstant gehalten.
Die Arbeitsbatterie # kann ausfallen, wenn die Betriebs-
bedingungen der Hauptdynamo dies zulassen; C kann durch
andere Stromquellen ersetzt werden, etwa durch eine mit
Gas geheizte Thermosaule.
Die Hauptdynamo / ist in der gezeichneten Aus-
führungsform mit Gegenkompoundwicklung A’ausgerüstet, die
kurzzuschliefsen ist, wenn man 11 mit 12 verbindet. C.F.
(Nach E. T. Z. 1912.)
O a A O O
Bekanntmachung.
Die Regierungsbauführer, die im Jahre 1907 die zweite
Hauptprüfung oder die Staatsprüfung bestanden haben,
sowie die Regierungsbauführer, die in dieser Zeit die
häusliche Probearbeit eingereicht, nachher die zweite
Hauptprüfung oder die Staatsprüfung jedoch nicht bestanden
haben oder in die Prüfung nicht eingetreten sind, werden
aufgefordert, die Rückgabe ihrer für die Prüfung eingereichten
Zeichnungen nebst Mappen und Erläuterungsberichten usw.
zu beantragen. Die Probearbeiten, deren Rückgabe bis zum
1. April 1913 nicht beantragt ist, werden zur Vernichtung
veräufsert werden.
In dem schriftlich an uns zu richtenden Antrage sind
auch die Vornamen und bei denen, die die zweite Haupt-
prüfung oder die Staatsprüfung bestanden haben, das Datum
des Prüfungszcugnisses anzugeben. Die Rückgabe wird
entweder an den Verfasser der Probearbeit oder an dessen
Bevollmächtigten gegen Empfangsbestätigung erfolgen; auch
kann die kostenpflichtige Rücksendung durch die Post bean-
tragt werden.
Berlin, den 1. Dezember 1912.
Königliches Technisches Oberprüfungsamt.
G. No. 1672. Schroeder.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Reichs-
dienste erteilt: dem Geh. Oberbaurat und Vortragenden
Rat im Reichs-Marineamt Hossfeld unter Verleihung des
Charakters als Wirkl. Geh. Oberbaurat mit dem Range der
Räte erster Klasse.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Verliehen: der Charakter als Baurat mit dem persönl.
Range der Räte vierter Klasse dem Regierungsbaumeister
Boerschmann von der Intendantur der militärischen Institute.
Versetzt: der Intendantur- und Baurat Gerstenberg von
der Intendantur des XI. Armeekorps in Cassel zur Intendantur
der militärischen Institute nach Berlin.
Preufsen.
Ernannt: zu Regierungsbaümeistern die Regierungs-
bauführer Walter Küsel aus Bielefeld (Maschinenbaufach),
Erich Lohmeyer aus Cassel (Wasser- und Strafsenbaufach)
und Friedrich Rumler aus Swinemünde (Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Baurat dem Direktor
Bauamts des Westfälischen Bauernvereins Löfken in
Münster i. W.;
20 [No. 853]
ferner dem Grofsherzoglich hessischen Regierungs- und
Baurat Priester die Stelle eines Mitgliedes der Eisenbahn:
direktion in Elberfeld sowie den Regierungsbaumeistern des
Maschinenbaufaches Tiemann die Stelle des Vorstandes des
Eisenbahn-Maschinenamts in Altona und Hermann Schmidt
in Köln die etatmäfsige Stelle eines Regierungsbaumeisters
bei der Staatseisenbahnverwaltung;
ferner etatmäfsige Stellen als Regierungsbaumeister den
Regierungsbaumeistern des Hochbaufaches Güldenpfennig,
Verwalter der Baubeamtenstelle der Landesschule Pforta,
Otto Lucht, beschäftigt in der Hochbauabteilung des
Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, und Huppert, be-
schäftigt bei der Regierung in Posen.
Bestätigt: infolge der von. der Stadtverordneten-
versammlung getroffenen Wahl der bisherige Stadtbau-
inspektor Bernhard Lehmann in Elberfeld als besoldeter
Beigeordneter der Stadt Elberfeld für gie gesetzliche Amts-
dauer von zwölf Jahren.
Zur Beschäftigung überwiesen: die bisher aus
dem Staatseisenbahndienst beurlaubten Regierungsbaumeister
des Eisenbahnbaufaches Kloevekorn und Lucht, ersterer der
Eisenbahndirektion in Frankfurt a. M., letzterer der Eisen-
bahndirektion in Stettin, sowie der Regierungsbaumeister
des Hochbaufaches Stöckel der Regierung in Bromberg.
Ueberwiesen: der Regierungsbaumeister a. D. Georg
Siebert in Münster i. W. dem Meliorationsbauamt in Aurich
und der Regierungsbaumeister des Wasser- und Strafsen-
baufaches Max Hoffmann aus Saarbrücken dem Meliorations-
bauamt in Lippstadt.
Einberufen: zur Beschäftigung im Staatseisenbahn-
dienste die Regierungsbaumeister des Maschinenbaufaches
Lipschitz bei der Eisenbahndirektion in Essen und Richard
Schaefer bei der Eisenbahndirektion in Magdeburg, der
Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches Daus bei der
Eisenbahndirektion in Altona und der Regierungsbaumeister
des Hochbaufaches Hane bei der Eisenbahndirektion in
Frankfurt a.M. l
Versetzt: zum 1. April 1913 der etatmafsige Professor
an der Techn. Hochschule in Aachen Dr.:3ng. Reifsner in
gleicher Eigenschaft an die Techn. Hochschule in Berlin.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Vortragenden Räten im Ministerium
der öffentlichen Arbeiten, und zwar den Geheimen Ober-
bauräten Emil Hoffmann und Wilhelm Wolff unter Ver-
leihung des Charakters als Wirklicher Geheimer Oberbau-
rat mit dem Range eines Rates erster Klasse und dem Ge-
heimen Oberregierungsrat Georg Kabierske unter Verleihung
des Charakters als Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat
mit dem Range eines Rates erster Klasse;
dem Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches
Walter Matthes in Berlin.
Bayern.
Ernannt: zum Bauamtsassessor und Vorstand des Kgl.
Strafsen- und Flufsbauamts Kronach der Bauamtsassessor
bei dem Kgl. Strafsen- und Flufsbauamt Bamberg Hans
Hühnlein unter Verleihung des Titels und Ranges eines
Kgl. Bauamtmanns, zum Bauamtsassessor bei dem Kgl.
Hydrotechn. Bureau der geprüfte Lehramtskandidat der
Mathematik und Physik und wissenschaftl. Hilfsarbeiter der
Meteorologie bei diesem Bureau Joseph Haeuser, zum Bau-
amtmann und Vorstand des Kgl. Neubauamts für die Regu-
lierung der Pegnitz in Nürnberg der Bauamtmann und
Nebenbeamte bei dem Kgl. Strafsen- und Flufsbauamt Nürn-
berg Richard Wagner, zum Bauamtsassessor bei dem Kgl.
Strafsen- und Flufsbauamt Amberg der zur Uebernahme der
Vorstandsstelle bei dem techn. Amt des Vereins zur Hebung
der Flufs- und Kanalschiffahrt in Bayern beurlaubte Re-
gierungsbaumeister Theodor Gebhardt, auf die neuerrichtete
Bauamtmannstelle bei dem Kgl. Kulturbauamt Rosenheim
der mit dem Titel und Rang eines Kgl. Bauamtmanns aus-
gestattete Bezirkskulturingenieur und Vorstand dieses Amts
Ludwig Volk sowie zum Bauamtsassessor und Vorstand
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[l. Januar 1913]
des Kg]. Kulturbauamts Regensburg der funktionierende Bau-
amtsassessor und Leiter dieses Amts Hugo Rich. we
Befördert: in etatmäfsiger Weise der Postrat Paul
Kann zum Oberpostrat der Oberpostdirektion in Nürnberg,
der Telegraphenamtsdirektor Hermann Wild zum Oberpost-
rat und Vorstand des Telephonamts München, der Postrat
Johann Hoffmann zum Oberpostrat der Oberpostdirektion
in Speyer und der Oberpostassessor des Telegraphenkon-
struktionsamts der Posten und Telegraphen in München
Georg Baumgartner zum Oberpostinspektor dieses Amtes;
zum Bauamtmann und Vorstand des Kgl. Strafsen- und
Flufsbauamts Simbach der Bauamtsassessor bei dem Kgl.
Strafsen- und Flufsbauamt München Otto Schubert, zum
Regierungs- und Bauassessor bei der Obersten Baubehörde
im Kgl. Staatsminist. des Innern der bei dieser Behörde
verwendete Bauamtsassessor Siegfried Kurzmann sowie zum
Regierungs- und Baurat bei der Regierung der Pfalz der
Regierungs- und Bauassessor bei dieser Regierung Otto
Edelmann.
Berufen: als Staatsrat im a. o. Dienste und Ministerial-
direktor in das Staatsminist. für Verkehrsangelegenheiten
der Staatsrat im a. o. Dienste und Präsident der Eisenbahn-
direktion Regensburg Heinrich Ritter v. Endres.
Versetzt: der Bauamtsassessor bei dem Kgl. Hydro-
techn. Bureau Joseph Fischer auf sein Ansuchen in gleicher
Diensteigenschaft an das Kgl. Strafsen- und Flufsbauamt
München.
In den Ruhestand versetzt: auf sein Ansuchen der
Bauamtmann und Vorstand des Kgl. Strafsen- und Flufsbau-
amts Simbach Kgl. Baurat Paul Vogel.
Hessen.
Ernannt: zum Mitglied einer Eisenbahndirektion in der
hessisch-preufsischen Eisenbahngemeinschaft der Regierungs-
und Baurat Eugen Priester in Elberfeld.
Gestorben: Wirklicher Oberregierungsrat Persius,
früher Vortragender Rat im Ministerium der geistlichen und
Unterrichts-Angelegenheiten und Konservator der Kunst-
denkmäler Preufsens, Regierungs- und Baurat Büchting,
Vorstand des Eisenbahn-Betriebsamts in Kiel, Baurat Ferdinand
Haeuser, Vorstand des Hochbauamts in Kreuznach, und
Geh. Baurat Dr.-Ing. Adolf Pfarr, ordentl. Professor an der
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Inhalts- Verzeichnis.
Strafsen-Güterzüge. Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen- Seite
Ingenieure am 17. September 1912 von Oberingenieur W. A. Th. Muller.
Berlin-Steglitz. (Mit Abb.) be Min han NA re ra a 21
Die Lokomotiven auf der Weltausstellung in Brüssel. Vortrag,
gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 17. Januar
1911 vom Professor Obergethmann, Berlin. (Mit Abb.) (Fortsetzung) 24;
ist die Imprägnierung der Wasserbauhölzer wirtschaftlich? Von
Oberbaurat.Troschel, Berlin. (Mit Abb) 2 20 re 2 2.4. 30
Etat der Verwaltung der Reichseisenbahnen für das Rechnungs-
jahr IQI e oo u es ES a N es RY RR, x re 2 33
Der Entwurf eines preufsischen Gesetzes, betreffend den Aus-
bau von Wasserkräften im oberen Quellgebiet der Weser . 35
Zuschriften an die Redaktion betreffend ,Lokomotivkessel-Laschen-
nietungen“
Gewahrung vun Priorititsrechten, — Preisausschreiben. — Firnennungen
zum Dr.»\ng. — Berichtigung.
Personal-Nachrichten. . . » 2» 2: 2 Er ew ee ew we es 39
Strafsen-Güterzüge
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 17. September 1912
von Oberingenieur W. A. Th. Müller, Berlin-Steglitz
(Mit 32 Abbildungen)
Das Wort: „Unsere Zeit steht im Zeichen des
Verkehrs“ gilt unbestritten. Mit Bewunderung sieht
man auf die grofsen Leistungen unserer Eisenbahnen
und Dampfschiffe. In neuerer Zeit kommen dazu die
Personen- und Lastfahrzeuge der Kraftwagen-Industrie
und besonders die Leistungen der Luftschiffahrt und
Flugzeug-Technik. Die Verkehrsmittel sind es, die
unserer Zeit einen sichtbaren Stempel aufdrücken und
auf Handel und Wandel der Gegenwart die
günstigsten Wirkungen haben.
Trotzdem ist es schon dem aufmerk-
samen Zeitungsleser, vielmehr noch dem of)
Verkehrstechniker bekannt, dafs in unserem
Verkehrswesen eine grofse Lücke klafft.
Wenn im Herbst der Preufsische Landtag
zu seinen Sitzungen zusammengetreten sein 90
oS
kehr ist auf Sondergebiete beschrankt geblieben. Was
bei ihnen an Kapitalzinsen gespart wird, mufs an un-
mittelbaren Betriebskosten wieder mehr ausgegeben
werden. Für den Personenverkehr, der — auf die
Nutzlast-Einheit bezogen — höhere Einnahmen |bringt,
sind Kraftfahrzeuge wirtschaftlich anwendbar. Im
Güterverkehr vermögen sie jedoch eine Kleinbahn
nicht zu ersetzen.
Abb. 1.
wird, so werden wir genau wie in den vor- S$
angegangenen Jahren auch diesmal wieder \»
von zahllosen Kleinbahn-Petitionen hören. & i
Immer wieder werden diese vorgebracht; N
doch nur ein kleiner Teil kann Berück- X7
sichtigung finden. Nach der Statistik er-
bringen die gegenwärtig existierenden Klein-
bahnen eine durchschnittliche Verzinsung
des angelegten Kapitals von 2 pCt. Gar v
manche Bahn bringt gewifs ihre Ueber-
schüsse; aber dafür gibt es ebenso viel Cae
andere, die beträchtliche Zuschüsse erfor-
dern. Im Interesse des öffentlichen Wohles
werden gewifs alle Kleinbahn-Gesuche ernst-
hafte Prüfung finden; aber es ist eben unmöglich,
an die Ausführung einer Kleinbahn zu gehen, wenn die
Verkehrsdichte eine gewisse untere Grenze noch nicht
erreicht hat.
Alle Eisenbahnanlagen erfordern schon von vorn-
herein beträchtliche Aufwendungen für Grunderwerbs-
und Erdbau-Kosten. Diese sind es in erster Linie, die
zu ihrer Verzinsung voraussetzen, dafs der Verkehr
stark genug ist. Man erhoffte deshalb schon vor zehn
Jahren, als die Automobil-Industrie in ein lebhafteres
Entwickelungsstadium trat, von den Kraftfahrzeugen
einen Wandel, da sie keinen Geleisebau erfordern.
Die Hoftnung erfüllte sich leider nicht. Das An-
wendungsgebiet der Kraftwagen im öffentlichen Ver-
Pfennige Ju
&
oe
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N
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LER
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Ñ
50
Wtzlast in Tonnen
>&
Vergleich der Betriebskosten.
Zum Vergleich der Betriebskosten mag das Schau-
bild (Abb. I) dienen. Die hier gezeichneten Kurven
können natürlich keinen Anspruch auf absolute Richtig-
keit erheben; denn die tatsächlichen Betriebskosten
schwanken ja aufserordentlich mit den Arbeitslöhnen
und Materialkosten, die an verschiedenen Orten doch
ganz verschieden sind. Auch die örtlichen Verhältnisse
selbst, insbesondere die allgemeine Gelände- und Wege-
beschaffenheit, spielen eine erhebliche Rolle. Immer-
hin gibt das Schaubild von dem gegenseitigen Ver-
hältnis der Betriebskosten bei den verglichenen Ver-
kehrsmitteln eine Vorstellung. Man sieht daraus z. B.,
dafs der Zugtierbetrieb für geringe Nutzlasten immer
noch der billigste ist. Dies deckt sich auch mit den
Nachdruck des Inhaltes verboten.
22 [No. 854]
tatsächlichen Erfahrungen; denn Kraftfahrzeuge werden
selten wegen geringerer Transportkosten, sondern
wegen höherer Fahrgeschwindigkeit und -Strecke mit
den dadurch gebotenen Vorteilen eingeführt. Der
Kraftfahrzeugbetrieb wird erst billiger als der Zugtier-
betrieb, wenn die Nutzlast 5 t beträchtlich überschreitet,
also dem Kraftwagen ein Anhängewagen beigegeben
wird. — Auf der anderen Seite sind die Beförderungs-
kosten auf Kleinbahnen erheblich niedriger als bei
Kraftfahrzeugen; aber die Kleinbahn setzt eben voraus,
dafs schon ganz beträchtliche Nutzlasten — jedenfalls
über 50 t -- zu befördern sind.
Zwischen dem Kraftwagen- und dem Kleinbahn-
Betriebe besteht, wie das Schaubild deutlich zeigt, ein
gröfserer Abstand. Dieser liefse sich, wie man ja leicht
folgern kann, dadurch ausfüllen, dafs die Zahl der An-
hängewagen des Kraftwagens vermehrt wird, d. h. man
müfste auf die Strafsenfahrzeuge dasselbe Prinzip an-
wenden, das bei der Eisenbahn zum Erfolge geführt
hat: Wie man auf den Eisenbahnen zur Verminderung
der Transportkosten lange Eisenbahn- Güterzüge be-
treibt, so mufs man auch auf den Strafsen die Fahr-
zeuge zu Strafsen-Güterzügen zusammenstellen.
Dieser Gedanke liegt selbstverständlich sehr nahe.
Deswegen sind auch die Versuche, Strafsengüterzüge
zu bauen, schon sehr alt. Sie sind aber gröfstenteils
resultatlos verlaufen. Die Strafsengüterzüge bildeten
bislang ein ungelöstes Problem.
Hat man aber erst einmal erkannt, dafs den
Strafsengüterzügen eine wirtschaftliche Berechtigung
inne wohnt, dann ist der nächste Schritt zu ihrer
Schaffung, dafs man sich über die technischen Be-
dingungen klar wird, die sie erfüllen müssen, um
ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Da steht nun an
erster Stelle die physikalische Prüfung der Frage. Die
Abb. 2 zeigt Straísen-Güterzüge mit Dampfstrafsen-
lokomotiven. Die Leistungsfähigkeit dieser Züge wird
Abb. 2.
Strafsengüterzüge mit Dampflokomotiven.
zu 15 bis 20 t bei 5 km/Std. Geschwindigkeit an-
gegeben. Das Lokomotivgewicht beträgt 14 t, der
Achsdruck der Triebräder 10 t. Solche Züge konnten
bei uns niemals eine dauernde Einführung finden, weil
die Strafsen und Brücken einem derartigen Achsdruck
nicht standhalten können. Bei Verminderung des Achs-
druckes auf das zulässige Mafs, das gegenwärtig durch
gesetzliche Vorschrift auf 6 t festgelegt ist, verschwindet
aber wieder dıe Zahl der Anhängewagen, und es bleibt
nur der Kraftwagen mit einem Anhängewagen (Abb. 3)
übrig. Diese klare Erkenntnis gezeitigt zu haben, ist
ein Verdienst der Preufsischen Heeresverwaltung. Vor
10 Jahren wurde vom Kriegs-Ministerium ein Preis-
ausschreiben erlassen, das die Schaffung einer „Vor-
spannmaschine“ für 10 t Nutzlast betraf. Gleichzeitig
wurden umfangreiche Versuche mit Dampfstrafsen-
lokomotiven angestellt. Das Resultat der Versuche
ist heute in den Lieferungsbedingungen für sogenannte
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Januar 1913]
subventionsberechtigte Armee-Lastzüge niedergelegt,
die aus einem Kraftwagen für 4t mit einem Anhänger
für 2 t bestehen. Es ist eben unmöglich, mit Hilfe
eines vorgespannten Kraftwagens gröfsere Nutz-
lasten zu befördern. Die Lösung dieser Aufgabe für
gréfsere Nutzlasten mufste daher notwendiger Weise
auf einem andern Wege versucht werden.
Bei der Lösung der Aufgabe mufs aber auch gleich-
zeitig auf die „Verkehrssicherheit“ Rücksicht ge-
nommen werden. Diese erfordert, dafs die angehängten
Fahrzeuge der Spur des ersten Wagens folgen. Nur
so ist es erreichbar, dafs die im Strafsenverkehr vor-
kommenden Wegebiegungen gefahren und Zusammen-
stöfse mit anderen Verkehrsmitteln auf der Strafse ver-
mieden werden können. Die Verkehrsicherheit er-
fordert aber auch völlige Bremssicherheit und — was
meistens nicht beachtet wird — eine weitgehende
Sicherheit gegen „Schlingern“ des Zuges.
Mr
he
Vids tika
2 . ui Ped Sam. “any j
Lastkraftwagen mit einem Anhängewagen.
Auf der anderen Seite stehen die Rücksichten auf
Strafsenschonung. Diese erfordern in erster Linie
geringen Achsdruck. Dazu kommt aber als wichtige
Forderung, dafs die hohen Tangentialkräfte an den
Triebrädern, die beim Schleppen von Anhängewagen
unvermeidlich sind und zur Anbringung besonderer
adhäsionsvermehrender Radbeschläge nötigen, ver-
mieden werden. Auch die Gummireifen der Lastkraft-
wagen gehören zu derartigen adhäsionsvermehrenden
Radbeschlägen; denn das Gummimaterial drückt sich
hinter die Kanten der Pflastersteine. Die Steine selbst
aber werden dann durch die Tangentialkraft „gekantet“.
Solides Steinpflaster widersteht einer solchen Be-
anspruchung, aber Schottersteine werden, wenn die
Strafse nicht fest und trocken ist, leicht herausgerissen.
In einem Punkte widersprechen sich die Forderungen,
die durch Verkehrssicherheit und Strafsenschonung ge-
stellt werden. Während die Verkehrssicherheit ein
Spurhalten der Fahrzeuge des Zuges durch die
ganze Reihe vorteilhaft erscheinen läfst, sprechen die
Rücksichten auf Strafsenschonung dagegen. Eine Ein-
richtung, die es ermöglicht, die Spuren der Wagen
gegenseitig nach Bedarf zu versetzen, ist daher in
Rücksicht auf Strafsenschonung dringend geboten.
Bevor wir nun auf die heute vorliegenden Lösungen
des Strafsen-Zug-Problems eingehen, empfiehlt es sich,
noch einmal die wirtschaftliche Bedeutung solcher
Züge zu streifen: Man kann von allen Verkehrs-
mitteln behaupten, dafs sie zur Steigerung des Güter-
austausches und damit zur Hebung des Wohlstandes
der betreffenden Gegend beitragen. Dieser Satz trifft
ohne Frage auch für die Stralsen-Güterzüge zu, be-
sonders wenn es sich um grofse, wirklich leistungs-
fahige Züge handelt. Eine besondere Bedeutung ge-
winnen die Strafsengüterzüge aber in der Landwirt-
schaft zum Transport der Ernte nach den Eisenbahn-
stationen oder nach den Verwendungsstellen. Viele
ländliche Mühlen können mit Hilfe von Strafsen-Güter-
zügen die Körnerfrüchte aus gröfseren Entfernungen
(15. Januar 1913) GLASERS ANNALEN FÜR
heranholen lassen und damit ihren eigenen Betrieb
vergröfsern und wirtschaftlicher gestalten. Die Be-
förderung von Zuckerrüben und Kartoffeln nimmt alle
Gespanne des Landwirts im Herbst voll in Anspruch,
und oftmals müssen die Früchte erst in Mieten ge-
bracht werden, weil die Gespanne zur Feldbestellung
gebraucht werden. Die in neuerer Zeit angestrebte
Einführung von Motorpflügen kann erst erfolgreich
durchgeführt werden, wenn der Landwirt, der die Ge-
spanne schon alleın der Beförderungsarbeiten wegen
GEWERBE UND BAUWESEN
|
|
[No. 854] 23
Vorspann-Prinzips, das allerdings
grofse Erfolge gezeitigt hat, auf
Strafsenfuhrwerke liegt. Da mit Vorspannmaschinen
nichts anzufangen war, so ist die logische Folgerung,
dafs eben nicht nur die Rader des Kraftwagens,
sondern auch diejenigen der Anhängewagen mit
Triebwerken versehen werden müssen.
Dieser Gedanke wurde im Jahre 1904 von dem
französischen Oberst Renard in die Tat umgesetzt.
Der Renardzug bestand aus einem Kraftwagen, der in
Uebertragung des
auf Eisenbahnen
Abb. 4.
Schema des Renard-Äntriebes,
Abb. 5.
a
|!
|
comme aa e
Q
nn
——
Veryleich mit einem Träger.
behalten mufs, die Feldfrüchte nicht mehr selber ab-
zufahren braucht. — So gibt es noch eine Reihe
anderer Beispiele, die für die Einführung von Strafsen-
Güterzügen angeführt werden könnten. Häufig lälst
sich einwenden, dafs die zu beiördernden Güter nur
periodisch auftreten. Aber gerade für solche Fälle sınd
die Strafsen-Giiterzige berechtigt; denn sie sind nicht
an eine feste Linie gebunden, sondern können nach
Besorgung der an bestimmten Orten angesammelten
|
der Längsrichtung mit einer Welle versehen war, an
die sich Längswellen der Anhängewagen ankuppeln
lietsen. Auf diese Weise entstand eine durch den
ganzen Zug geführte Welle, die zwischen den einzelnen
Fahrzeugen ausziehbare Gelenkkuppelungen besafs, um
die Beweglichkeit der Fahrzeuge gegeneinander zu
gestatten.
In Abb. 4
schematisch dargestellt.
ist ein solcher Antriebs-Mechanismus
Von der durch den ganzen
Gütermengen auf andere Strecken geschickt werden. , Zug geführten Längswelle werden in jedem Fahrzeuge
a
Abb. 6.
A:
Schema zweier Renard-Wagen.
Mit der Erntebeförderung kann nur in den Monaten
August bis Dezember gerechnet werden. Während
der übrigen Zeit des Jahres gibt es aber erfahrungs-
gemafs auch Beschäftigung genug, wenn der Andrang
auch nicht so stark wie im Herbste sein wird. Ganz
besonders können die Strafsen-Güterzüge aber bei Aus-
führung von Bauten Verwendung finden.
Wenn nun die älteren Versuche, Strafsen-Güterzüge
zu bauen, erfolglos verlaufen sind, so fragt es sich,
worin der Mifserfolg begründet ist. Bei unserer Er-
läuterung der technischen Anforderungen, die an
Strafsen-Güterzüge zu stellen sind, erkannten wir schon,
dafs der Hauptfehler aller älteren Versuche in der
des Zuges mittels Stirnradübersetzung Triebwerksteile
in Bewegung gesetzt, die mittels konischer Zahnräder
und Ausgleichsgetriebe auf die beiden Räder je einer
Achse wirken. Züge dieser Art sind bis zu einer Trag-
fähigkeit von 20 t bei 10 km/Std. Geschwindigkeit aus-
geführt worden.
So bestechend diese Antriebseinrichtung auf den
ersten Blick auch wirkt, so zeigte sich doch bei näherer
Untersuchung, dafs sie manche Unvollkommenheiten in
sich birgt. Der gröfste Fehler besteht aber darin, dafs
es überhaupt nicht möglich ist, auf solche Weise
sämtliche Räder des Zuges gleichzeitig anzu-
treiben. Man kann die Längswelle mit einem Träger
24 [No. 854]
vergleichen, der auf mehrere Stützpunkte gelegt ist,
wie die Abb. 5 es zeigt. Die Zahnradgetriebe sind im
Rotationssinne starre Uebertragungsorgane, die sich an
der Berührungsstelle des Rades mit der Fahrbahn auf
letztere stützen. Das Drehmoment, das bei einer
solchen Einrichtung auf jedes einzelne Räderpaar über-
Abb. 7.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Januar 1913]
die Antriebseinrichtung wird den beiden Triebräder-
paaren die gleiche Drehzahl gegeben. Sie sollen aber
gleiche Umfangsgeschwindigkeit haben. Dies würde
voraussetzen, dafs die Raddurchmesser mathematisch
genau gleich sind, und dafs die Fahrbahn absolut eben
ist. Dies sind Bedingungen, die in der Praxis nie
erfüllt werden. Wenn &, ein wenig grölser
ist als &,, so erhält das zweite Triebrad eine
höhere Umfangsgeschwindigkeit als das erste.
Der zweite Wagen sucht den ersten vorwärts
zu schieben mit einer Kraft, die sich aus der
Achsbelastung Q, und dem Reibungs-Koefh-
zienten ergibt. Die Triebräder des ersten
Anhängewagens können infolgedessen gar
nicht mehr treibend wirken; sie suchen viel-
mehr, da ihnen durch die Zahnradübertragung
eine geringere Umfangsgeschwindigkeit auf-
gezwungen wird, den anzutreibenden Wagen
zurückzuhalten. Ein Ausgleich dieser ent-
gegengesetzt gerichteten Kräfte ist nur da-
durch möglich, dafs die Räder auf der Fahr-
bahn gleiten. Eine ausführliche Untersuchung
dieser Äntriebsverhältnisse habe ich im lahre
1907 in dem Buche „Der Automobilzug“ ver-
öffentlicht.*) Ich möchte deshalb hier nicht
weiter darauf eingehen und nur auf die Tat-
sache verweisen, dafs die Triebräder des
Renard-Zuges keineswegs alle treibend
wirken. Zwischen den einzelnen Anhänge-
wagen findet ein Kreislauf von Kräften statt,
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o à :
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Maschinenwagen.
tragen wird, ist ebenso unbestimmt, wie die Stitz-
kräfte bei einem statisch überbestimmten Träger. Selbst
die von Renard später in die Räder eingebauten
Federbandkuppelungen vermögen an dieser Tatsache
nichts zu ändern. Solche federnden Zwischenglieder
würden nur einen Zweck haben, wenn es sich um die
Herstellung einer ruhenden Belastung handeln würde.
Zur weiteren Erläuterung mag noch Abb. 6 dienen,
welche schematisch zwei Anhängewagen zeigt. Durch
die nicht zur Fortbewegung dienen. Die Gelenkwelle,
Zahnräder, Lager und Kupplungsteile erhalten Be-
lastungen, die um ein Vielfaches gröfser sind, als zur
Fortbewegung nötig wäre. Nicht die Gelenke des
Renard-Antriebes verursacheneinen schlechten Wirkungs-
grad — wie vielfach angenommen wird —, sondern die
Verlag: M. Krayn-Berlin, Automobiltechn. Bibliothek, Bd. II. —
Abb. 4—6 sind daraus entnommen.
SF- ae
[15. Januar 1913]
statische Ueberbestimmung des Systems. Die Folge
davon ist, dafs solche Züge bei hohem Kraftverbrauch |
weder eine völlige Sicherheit des Vorwärtskommens
noch die nötige Sicherheit im Spurhalten bei Kurven-
fahrt bieten. Die zwischen den einzelnen Fahrzeugen
auftretenden Zug- und Druckkräfte erzeugen beim
Kurvenfahren seitliche Komponenten, die unmittelbar
störend auf den regelrechten Lauf der Räder wirken.
Wenn man sich nun die Frage weiter überlegt, auf
welche Weise der Antrieb vieler Räder sonst noch
erreicht werden könnte, so kommt man bald zu der
elektrischen Kraftübertragung. Elektro-Motoren
sind verhältnismäfsig anspruchslose Maschinen, und auch
die Triebwerksteile zwischen diesen und den Rädern
lassen sich nach den vorliegenden Erfahrungen der
Kraftwagentechnik so ausführen, dafs sie keiner Wartung
bedürfen.
In Abb. 7 sehen wir einen Strafsen-Güterzug mit
elektrischer Kraftübertragung, der im Jahre 1909 von
der Strafsenzuggesellschaft m. b. H. in Berlin-
Steglitz hergestellt wurde. Dieser Zug hat eine Trag-
fähigkeit von 30 t auf 6 Anhängewagen und erreicht
eine Fahrgeschwindigkeit von 12 km/Std. im Durch-
schnitt. Die Höchstgeschwindigkeit, die. mit voller
Ladung auf festen Strafsen erreicht wurde, beträgt
16 km/Std. Mit dieser Leistung an Tragfähigkeit und
Geschwindigkeit übertrifft der Zug bei weitem alles,
was bisher versucht worden ist.
Ein besonderes Kennzeichen dieses Zuges bildet
die gleichartige Bauweise sämtlicher Untergestelle:
Alle Räder des Zuges werden zum Antrieb benutzt.
Sie haben Stahlreifen von 1000 mm Aufsendurchmesser
und 200 mm Breite. Alle Triebwerksteile sind nach
Toleranz-Kalibern hergestellt und untereinander aus-
tauschbar, so dafs der Bestand an Reserveteilen
aufserordentlich gering gehalten werden kann, weil
die Ersatzteile an jedem Rade, bezw. jeder Achse
passen.*)
Wichtig ist auch
die symmetrische Bau-
weise der Fahrzeuge,
die eine Verwendung
nach beiden Fahrrich-
tungen ohne weiteres !
ermöglicht. Abb. 8
zeigt den Maschinen-
wagen, der ebenfalls
symmetrisch gebaut ist
und vorn und hinten
Benzin - Motoren von
je 75/90 PS Leistung
besitzt. Zwischen
beiden Motoren befin-
den sich die Dynamo-
maschinen nebst Re-
gulierapparaten und
der Führerstand.
Die Stromvertei-
lung von den Dy-
namomaschinen auf
die Elektromotoren er-
folgt nach einer neuen
Zugschaltung™*), die
in Abb. 9 dargestellt
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 854] 25
erhalten Strom von veränderlicher Spannung aus der
Haupt-Dynamo. Beim Anfahren wird zunächst der
Zugkraftregler Z eingestellt und dann durch den
Abb. 9.
——
Müller'sche Zugschaltung.
„Geschwindigkeitsregler“ Œ die Spannung der Haupt-
Dynamo geändert. Figur 2 auf Abb. 9 zeigt eine selbst-
tätige Regelung der Zugkraft, abhängig von der
Stromstärke in den Ankern.
Abb. 10.
| ITPA Ns ee ’ 7 ai
ist. Diese Zugschal- | Nea
tung bezweckt die Ver-
meidung von Regulier-
oder Schaltapparaten
an den Anhangewagen
und eine weitgehende
Regulierbarkeit von Zugkraft und Geschwindigkeit.
Die Felder aller Elektromotoren sind in Reihe ge-
schaltet und werden von einer besonderen Stromquelle
gespeist. Die Anker dagegen liegen parallel und
*) Die Ausführung übernahm die „Breslauer Aktiengesellschaft
für Eisenbahn-Wagenbau und Maschinen-Bauanstalt Breslau“ nach
den Konstruktionen des Vortragenden.
*) D. R. P. No. 238 516. — Die Bergmann-Elektr.-Werke A. G.
haben sich um die Anpassung der Elektromotoren an diese Schaltung
verdient gemacht.
Einheits-Drehgestell.
Die nächste Abbildung (10) zeigt uns das Einheits-
Drehgestell des Strafsenzuges, das sowohl am
Maschinenwagen wie an den Anhängewagen verwend-
bar ist. Vorn in der Mitte liegt der Elektromotor; da-
hinter auf der Verlängerung der Motorwelle eine
Bremsscheibe für elektromagnetische Bremsung. Daran
schliefst sich das Getriebegehäuse, das an seinen
beiden Enden mittels Treibketten zu den Wagenrädern
führt.
(Fortsetzung folgt.)
[No. 854]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Januar 1913]
Die Lokomotiven auf der Weltausstellung in Brüssel
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 17. Januar 1911
vom Professor Obergethmann, Berlin
(Mit 92 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 17)
Die E-Zweizylinder - Heifsdampf- Zwilling-
Güterzuglokomotive der preufsischen Staats-
Eisenbahn, gebaut von Henschel & Sohn in
Cassel. Abb. 75, lfd. No. 20 der Zusammen-
stellung |.
Mit der im Jahre 1905 eingeführten, nach öster-
reichischem Vorbild einer Nafsdampflokomotive er-
bauten E-Heifsdampf-Tender-Lokomotive — vergl. Garbe
S. 456 — hatte die preufsische Staats-Eisenbahnver-
waltung einen glücklichen Griff getan. Die Lokomotive
bewährte sich auf Gebirgsstrecken vorzüglich und zeigte
trotz ihres Gesamtradstandes von 4 X 1450 = 5800 mm
eine sehr gute Krümmungsläufigkeit und nur geringen
Verschleifs der Radflanschen, dank der einfachen Ver-
schiebbarkeit der Achsen nach Helmholtz -Gölsdorf.
Seitdem hat die preufsische Bahn E-Lokomotiven nach
Bauart Mallet mit Dampfdrehgestellen oder nach Bauart
Hagans u. a. mit besonderem Einstellmechanismus der
Achsen nicht mehr beschafft. Die erste preufsische
Gölsdorf in Oesterreich gemachten Erfahrungen, dıe
inzwischen bei der preufsischen Bahn bestätigt sind,
laufen diese in der Graden noch ruhig und sicher
selbst bei einer minutlichen Umdrehungszahl von # =
230 — 240, sodafs wohl behauptet werden darf, dafs in
diesem Punkt die „Technischen Vereinbarungen“, deren
§ 102 für genannte Bauart nur mar — 200 zuläfst, nicht
ganz richtig gegriffen sind. Die Frage der zulässigen
Höchstgeschwindigkeit wird von Bedeutung, wenn mit
den E-Lokomotiven auf Strecken mit starken Neigungen
auch Personenzüge gefahren werden sollen. Dafs den
D- und E-Lokomotiven mit nicht überhängender Feuer-
kiste nur ein # = 200 zugestanden ist, während den
C-Lokomotiven mit überhängender Feuerkiste ein
n — 220 zusteht, scheint umsoweniger angebracht, als
grade die über einen kurzen Radstand überhängenden
Massen sich in erster Linie als schädlich bei grofsen
Geschwindigkeiten erwiesen haben. Bei einem Trieb-
raddurchmesser Ð = 1400 mm, wie ihn die ausgestellte
Abb. 75.
E-Heilsdampf-Zwilling-Güterzuglokomotive der preufsischen Staatsbahn.
E-Lokomotive wurde auf Vorschlag von Garbe sofort
mit dem Schmidtschen Rauchkammer-Ueberhitzer aus-
gerüstet; spätere Lieferungen erhielten jedoch aus-
schliefslich den Schmidtschen Rauchröhren-Ueberhitzer
und aufserdem wurde der Antrieb-Mechanismus ver-
einfacht dadurch, dafs statt der vierten Achse die dritte
zur Antriebachse gemacht wurde. Die grofse Ver-
langerung der Kolbenstange nach hinten und die da-
durch notwendig gewordene zweite Führung derselben
zwischen Zylinder und Kreuzkopf konnte dann wieder
fortfallen, auch konnte die Länge der Flügelstange von
2900 auf 2475 mm verringert "und das grofse Gewicht
derselben vorteilhafterweise herabgemindert werden,
ohne dafs das Verhältnis Z: r = 7,5 (gegen 8,8) ungünstig
geworden wäre. Diese vorzügliche Lokomotive*) liefs
aber wegen der Beschränktheit ihrer Vorräte: 7t Wasser
und 2 t Kohlen noch einige Betriebsbedürfnisse auf
längeren Gebirgsstrecken unerfillt, und so entschlofs
sich dann die preufsische Staatsbahnverwaltung im
Jahre 1909 zur Einführung auch einer E-Lokomotive
mit Schlepptender, als welcher der normale dreiachsige
Tender mit 12 t Wasser und 5t Kohlen gewählt wurde.
Das frei werdende Gewicht für die Vorräte wurde zur
Vergröfserung des Kessels benutzt; es wurde der Kessel
der 2 C-Zwilling-Heifsdampf-Personenzuglokomotive Ps
verwendet mit # = 2,62 qm, A, — 154,16 qm und
fg = 2,12 9m gegen A— 2,25, = 1349 und A:
41,0 qm der E-Heifsdampf-Tenderlokomotive; aufserdem
erhielt erstere Triebraddurchmesser von D = 1400 mm
gegen D = 1350 mm der letzteren. Nach den mit
|
|
den E-Lokomotiven mit Achsenanordnung Helmholtz- |
*) Vergl. Zeitschrift d. V. D. I. 1909 S. 1869.
Lokomotive zeigt, ergibt sich mit einem x» = 200 eine
zulässige Höchstgeschwindigkeit von Ymar — 52,8 km in
der Stunde gegen Var = 60,7 bei » = 230.
- Wie schon erwähnt, ist bei der neueren preufsischen
E-Tenderlokomotive (Bauart 1909) die dritte Achse als
Antriebsachse gewählt worden, und sind deren Rad-
flanschen um 5 mm dünner gedreht. Die gleiche
Mafsnahme ist bei der ausgestellten E-Lokomotive mit
besonderem Schlepptender getroffen. Ich möchte dazu
bemerken, dafs meines Erachtens bei dem kurzen festen
Radstand von 2900 bezw. 3000 mm ein Abdrehen der
Flanschen der Mittelachse unnötig ist, wie denn auch
Gölsdorf diese Achse nicht wegen der geometrischen
Möglichkeit des Durchgangs durch die engste Krümmung
seitlich verschiebbar gemacht hat. Es soll vielmehr
mit der seitlichen Verschiebbarkeit der Mittelachse er-
reicht werden, dafs auch diese in Krümmungen aufsen
anläuf, um den Krümmungsdruck auf die Flanschen
der drei vorderen Achsen zu verteilen und so den
Verschleifs an jenen weitgehendst zu vermindern.
Nachdem nun bei den preufsischen E-Lokomotiven die
Mittelachse als Antriebsachse fest gelagert worden ist,
kann einerseits ein Anlaufen dieser an die Aufsen-
schienen nicht mehr eintreten, andererseits berührt
aber bei dem kurzen festen Radstand der Flansch
dieser Achse die Innenschiene auch nicht, sodafs mir
ein Dünnerdrehen desselben unnötig erscheint.
Die Unterbringung der Bremsklötze beim Vor-
handensein vieler nahe beieinander stehender Achsen,
besonders wenn einige verschiebbar und für Aufnahme
von Bremsklötzen weniger geeignet sind, bietet immer
einige Schwierigkeit. Bei den preufsischen E-Tender-
lokomotiven erster Lieferung mit verschiebbarer Mittel-
[15. Januar 1913]
Cd
achse HI hatten die beiden festen Achsen II und IV
zweiseitige Bremsklötze; bei der späteren Bauart mit
fester Mittelachse IlI erhielt nur diese zweiseitige Brems-
klotze, die festen Achsen II und IV dagegen einseitige
und zwar bei [I vorn und bei IV hinten. Diese An-
ordnung, die auċh die ausgestellte Lokomotive aufweist,
kann aber nicht als einwandfrei angesehen werden.
Wirken einseitige Bremsklötze nach verschiedenen
Richtungen, so erhalten bei angezogener Bremse die
Radzapfen und Kuppelstangen beim Durchgang durch
die toten Punkte starke Beanspruchungen, die um so
gröfser werden, je mehr die Achslager in wagerechter
Richtung verschleifsen. Eine Aenderung bei den
E-Tenderlokomotiven liefse sich ermöglichen durch Ver-
grölserung des Radstandes von 5800 mm auf 6000 mm
— dem der E-Lokomotive mit besonderem Tender —,
die dann die Anbringung doppelseitiger Bremsklötze
bei den festen Achsen II, IHI, IV gestatten würde. Diese
Anordnung würde bei der ausgestellten E-Lokomotive
eine Verkleinerung des Triebraddurchmessers von 1400
auf 1350 mm erforderlich machen, wenn eine weitere
Vergröfserung des Radstandes von 6000 mm, um etwa
150—200 mm für untunlich gehalten werden sollte. Es
könnten aber auch allen zu bremsenden Achsen — dann
mindestens 4 — einseitige, nach derselben Richtung
wirkende Bremsklötze gegeben werden.
Es sei mir gestattet, bezüglich der Kupplung
zwischen Lokomotive und Tender noch einige grund-
sätziche Bemerkungen zu machen. Die ausgestellte
Lokomotive besitzt an der Tenderseite die bei den
preufsischen Lokomotiven üblichen Stofsbuffer mit
doppelkeilförmigen Köpfen, deren Keilneigung 1:3 be-
trägt. Man nennt in den Werkstätten die an der
Lokomotive sitzenden Stücke mit den zurücktretenden
Keilflachen bezeichnenderweise noch „Schlingerstücke“.
Die Keilbuffer am Tender und die Schlingerstücke an
der Lokomotive sollten nämlich nicht nur die Druck-
kraft der Kupplungsfeder auf Lokomotive und Tender
übertragen, sondern auch die Schlingerbewegung der
Lokomotive vermindern dadurch, dafs der Tender dieser
Bewegung seitlichen Widerstand entgegensetzt und an
derselben selbst teilnimmt. Schlingerbewegungen treten
bekanntlich am stärksten auf, wenn sich kurzer Rad-
stand mit grofsen „überhängenden“ Massen verbindet.
Am ungünstigsten in dieser Beziehung ist die normale
preufsische C-Güterzuglokomotive, deren Schlinger-
bewegungen bei höherer Geschwindigkeit recht störend
sind. Lokomotiven dieser Art werden aber wegen zu
geringer Leistung von der preufsischen Eisenbahn-
Verwaltung nicht mehr beschafft und bei den neueren
Lokomotiven sind die Radstände immer länger geworden
und überhängende Massen — wenigstens ganz über-
hangende Feuerkisten — werden weitgehendst ver-
mieden. Damit fällt der Grund fort oder tritt zurück,
den freien seitlichen Ausschlag zwischen Lokomotive
und Tender zwecks Verminderung der Schlinger-
bewegung zu erschweren, aber andererseits tritt der
Nachteil der Zunahme der Lokomotivlänge schärfer
hervor, der darin besteht, dafs besonders bei Einlauf
in Krümmungen der Flanschdruck an den führenden
Vorderrädern und damit die Entgleisungsgefahr ver-
gröfsert wird. Es mufs bedacht werden, dafs es praktisch
unmöglich ist, das Gleis bei Krümmungsanfängen stets
in genau richtiger Lage zu halten, und dafs solche
Tenderkupplungen, die den freien Ausschlag zwischen
Lokomotive und Tender erschweren, ähnlich wirken,
wie wenn beide einen gemeinschaftlichen, also über-
langen Rahmen besäfsen. Nachdem die Federn der
Tenderkupplungen gegen früher auch noch wesentlich
verstärkt sind — zur Verminderung der Zuckbewegung
bei Zweizylinderlokomotiven mit hohen Umdrehungs-
zahlen — und Vorspannungen von 7—8 t gegen früher
2t erhalten haben, scheint es mir geboten, bei unseren
heutigen Lokomotiven mit Rahmenlängen von 11—13 m
gegen 8—9 m früher, mit den längeren Radständen
und den geringeren überhängenden Massen die Sorge
zur Verminderung der Schlingerbewegung zurücktreten
zu lassen gegen die eines sanfteren, sicheren Einlaufs
in Krümmungen. Viele Bahnen kennen nur — oder
haben sie nachträglich eingeführt — gewölbte Stofsbuffer
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 854] 21
am Tender und flache Stofspfannen an der Lokomotive
und dürften diese auch wohl unter den heutigen Ver-
hältnissen der Doppelkeilform vorzuziehen sein.
Versuchsergebnisse der ausgestellten Lokomotive
sind von der preufsischen Eisenbahnverwaltung noch
nicht veröffentlicht worden. Es sei daher nur die kurze
Mitteilung aus dem Katalog der ausstellenden Firma
wiedergegeben, nach der bei einer Versuchsfahrt die
Lokomotive einen Zug von 1403 t hinter dem Tender-
Zughaken auf einer krümmungsreichen Steigung von
1: 117 (8,55°/oo) mit V = 12 km/Std. befördert habe. Hier-
bei betrug die in einem Dynamometerwagen gemessene
Zugkraft am Tender-Zughaken Z. = 18000 kg. Es ergibt
dies für eine Tonne Wagengewicht einen Widerstand von
12,83 kg, von dem 8,55 kg auf den Steigungswiderstand,
etwa 1,63kg auf den Krümmungswiderstand und etwa
2,65 kg auf den Fahrwiderstand in wagerechten Graden
entfallen. Die indizierte Zugkraft habe hierbei rund Z =
19000 kg betragen, welche Zahl mir zu niedrig gegriffen
erscheint. Wenn das Dynamometer mit Z, = 18000 kg
richtig gezeigt hat, so dürfte die zugehörende Zugkraft
an den Triebrädern etwa Z. = 19150 kg betragen
haben, denn bei Annahme des Gewichtes von Loko-
motive und Tender —- dieser nur mit etwa einem
Drittel der Vorräte — zu 90t und eines Widerstandes
für die Tonne gleich dem der Wagen von 12,83 kg
ergibt sich ein Widerstand für Lokomotive und Tender .
von 90 x 12,83 = 1150 kg, wobei der Widerstand des
Maschinentriebwerks noch nicht mitgerechnet ist. Wird
dieser Widerstand (4) — ausschliefslich Achsschenkel-
reibung und rollende Reibung, deren Beträge in dem
Werte 1150 kg enthalten sind — veranschlagt zu etwa
A = 0,25 C, = 0,25 . 1870 = œ 470 kg, so würde be-
tragen Z; = 18000 + 1150 + 470 = 19620 kg, welchem
Wert ein mittlerer indizierter Dampfdruck fai =
19620: Cı = 19620: 1870 = 10,5 Atm. entsprechen würde.
Dieser sehr hohe Wert macht die Fahrt zu einer ganz
aufsergewöhnlichen und legt die Vermutung nahe, dafs
das Dynamometer mit Z; = 18000 kg eine zu hohe An-
gabe gemacht hat. Bei dem zugcehörenden Wert von
Ze = 19150 kg wiirde sich ein Ausnutzungsgrad der
Reibung auf den Schienen ergeben von
« — G,!. 1000: 19150 — 69530: 19150 = 3,63.
In der Zusammenstellung 12 ist eine nützliche
Uebersicht der Hauptwerte verschiedener E-Lokomotiven
gegeben.
Die E-Vierzylinder-Verbund-Nafsdampf-Loko-
motive der italienischen Staatsbahn, gebaut
von Miano Silvestri in Mailand. Abb. 76, Ifd.
No. 21 der Zusammenstellung 1.*)
Die Lokomotive, Gruppe 470 der italienischen
Staatsbahn, dient für den Güterzugdienst, wie auch für
den Personenzugdienst in gebirgigem Gelände, wie
z. B. auf der Strecke Pistoia-—Pracchia, die auf 21,4 km
dauernde Steigungen von 23 bis 26°% aufweist mit
mit vielen Krümmungen herab bis R= 300 m. Sie ist
eine sogenannte Halbtender-Lokomotive, d. h. sie hat
ein geschlossenes Führerhaus, aber sie führt nur ihren
Kohlenvorrat (4 cbm) selbst mit sich, während der
Wasservorrat von 13 cbm in einem besonderen zwei-
achsigen Wasserwagen mitgeführt ist, auf dem zugleich
für den Zugführer ein Abteil von 2,6 m Länge und
2,45 m Breite aufgebaut ist. Der Raddruck der be-
triebsfähigen Lokomotive beträgt 7,5 t, und hierbei
war es möglich, da der Wasservorrat als Belastung der
Lokomotive nicht in Frage kam, einen grofsen,
leistungsfähigen Kessel von R=3,5 qm und 7 = 222,3 qm
unterzubringen, dem zur weiteren Steigerung der
Leistungsfähigkeit nur der Ueberhitzer fehlt. Die
Lokomotive ist gleich gut für den Vorwärtsgang (Kamin
voran) wie für den Rückwärtsgang eingerichtet; es hat
sich als vorteilhaft erwiesen, auf Strecken mit vielen
_ Tunnels, die nicht gelüftet sind, bei Güterzügen rück-
wärts zu fahren, um bei dem durch die gröfseren Zug-
kräfte sich ergebenden stärkeren Auspuff an Dampf
S. 264. Flamme, Materiel
S.88. Bei Dunod et
*) Vergl. Revue gen. März 1911.
des Chemins de fer, Exp. Bruxelles 1910.
Pinat. Paris 1911.
28 [No. 854] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN (15. Januar 1913)
Zusammen-
Vergleich verschiedener
Ausstellungs-Lokomotiven
l | 2
l Laufende No. der Zusammenstellung I... 2 wee 20 21
2 Einiübrungsjahr Bo oe Mee wk Aes ee Oke ke. Se, oR, a ea Oe r903 1907
3 Verwaltung . 2 soa aa ee ee eee | Preufsische Staats-Bahnen | Italienische Staats-Bahnen
inte 2.Zxlinder-Heifsdampf. 4-Zylinder-Nailsdampt-
4 Dampfmaschine Zwilling Verbund
9 5
5 Zylinder-Durchmesser d . . 2 2 2 2 2 2 ee 630 9 &
6 PUD: is De sn ee en A 660 650
7 Zugkraftcharakteristik CO). 2. 2. 1. 7 ew tn 1870 1802
8 Zugkraftcharakteristik Go... 1. 1 wee 26,9 24,1
9 Treibraddurchmesser D . 2... on nr 2... mm 1400 1350
10 Treıibachsen. s 2 a. oe e «2 @. 4. Eee HI lil
11 STEUERÜNB u. En ee ee et te “ee Heusinger Heusinger
12 Schieberart < 4 u Re 2 Kolbenschieber 3 Kolbenschieber !)
9
13 Treibstangenlänge 2... 2 een 2600 fone ae
Treibstangenlange n? l Ck ek ene 7,88 rechts 7,69
Kurbelhalbmesser r lınks 8,62
I, V sind 2 x 28 mm ver- I, V sind 2 x 30 mm
15 Verschiebbarkeit der Achsen . . 2 2 22020202020. 0. | schiebbar, Spurkränze von | verschiebbar, III ohne Spur-
IH um 5 mm abgedreht kranz
16 Fester Radstand der Lokomotive . . . 2 2 22.2... mm 3000 3000
17 Gesamt-Radstand der Lokomotive . . . 2 22.2.2... mm 6000 6000
18 Gröfster innerer Kesseldurchmesser . . . 2 . . . . mm 1600 1580
19 Atm. Ur berdruck a a OAR ee st e ea At, 12 16
20 BESSELMINIE über SOT wi se ce ee te ne mM ATU 2800
21 Penerbenuktte wasserverdampfende Heizfläche Mee ©. qm 154, 16 222,3
22 Ueberhitzer-Heizflache Zu... ww qm 92,72 —
2 2600 x 1010 ae x 1600
23 Rostflache Æ. . . 2 on non ee. qm — 2,62 = 35
Hw Ly 58,8 l
24 > ; 0, a (bei Heifsdampf) . Se. Ae ike Be. ee ee ed ay 63,5
25 Siederohrlänge So oe a Set we Be Gh ee es Fe 4700 | 5150
26 Federanordnung .
27 Bremsklotzanord Pos eens 6 Se ee le = NE) Od
remsklotzanordnung IE OS YOO
28 Lokomotiv-Dienstgewicht Gr (volle Vorräte) . . . o.. t 69,53 14,8
29 Treibachsdruck . . i Be Hn ei a Aes Bie en r ey we, Ae SE 7 13,9 | | 14,96 Be
E 30 u nes und Tender- ‚Dienstgewicht (volle Vorräte) . . . Pr 103,05 f j 100,8
1 pe n = -
I) Die beiden Hoch- und die beiden Niederdruckzylinder sind je auf einer Seite angeordnet (Niederdruckzylinder rechts), Vor-
handen sind: ein gemeinschaftlicher Schieber für die beiden Hochdruckzylinder und zwei auf derselben Stange und in demselben Gehäuse
für die beiden Niederdruckzylinder.
[15. Januar 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 854] 29
stellung 12.
„E“-Güterzug-Lokomotiven.
3 4 5 6 7
1908 an : 1909 E 1900/1905 1900
Serbische Staats- Bannen
2.Zylinder-Naisdampt-
2-/ylinder-Nafsdampf-
Verbund Zwilling-Tender
560/850 520
632 600
1732 1248
26,25 19,54
1316 1300
IV It
Heusinger ie usinger
Westfälische Landesbahn
2-Zylinder-Heifsdampf-
peeulsioche plaats Bahnen
Oesterr. Staats-Bahnen
2-Zylinder-Nafsdampf-
Great Eastern-Bahn
3-Zylinder-Nafsdampf-
Zwilling-Tender Verbund Tender-Lokomotive
610 560/850 nn pe
: 660 632 | 610
= 1820 1756 1472
24,14 26,74 18,82
o 0 1300 1372
= 13 | IV innen II, aufsen III
Heusinger Heusinger . Stephenson
2 Flachschieber 2 Flachschieber
[, HI, V sind 2 x 26 mn
verschiebbär schiebbar, Spurkränze von
I, V sind 2 x 26 mm ver-
2 Kolbenschieber
2 Flachschieber
3 Flachschieber
52 innen 2070
24159 ~ 2680 aufsen 3048
innen 6,79
1,5 ~ 8,48 aufsen 9,99
schiebbar, Spurkränze von
I, V sind 2 X 26 mm ver-
I, V sind 2 X 26 mm,
IH 20 mm verschiebbar
V ist 2 X 13 mm ver-
schiebbar, IH ohne Spur-
lII etwas abgedreht III um 5 mm abgedreht kranz
2800 2820 u 2900 oh 2800 4495
5600 5600 5800 u 5600 E 5994
1600 b 1320 1500 1566 E 1600
14 12 12 l j 14 E a 14
2700 2380 l 2550 l I. 3615 2743
201,0 | 115,0 134,9 197,0 Bu 279,6
u i = i 7
3,46 2.0 o 2 er 2397 a. ‘ 1430) 2134 a 829
58,1 57,5 oe 65,7 (54,0) 11,69
4500 u 7 4500 4500 4500 4848 f
| ehe Ausgleicher
SOOO LANAO
LOQO@ | -00000 | 0000» | -29000 | -H0009
l 66,0 as i 63,9 l l E 13,5 65,7 = 18,25
32 f u 127 E l 14,7 l 13,14 15,6 l
er N > E i É 7
1200 62 l 10 ; 56
8,0 2,5 2,0 2,0
2) Bei der alten Bauart vom Jahre 1905
wurde die vierte Achse angetrieben.
war Achse I, III, V nach jeder Seite um 26 mm verschiebbar, dagegen Achse Á u. IV test.
wurden Achse II und IV doppelseitig gebremst.
war Triebstange / = 2900 mm und /:r = 8,8.
30 [No. 854]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Januar 1913]
und Heizgasen und bei der längeren Fahrzeit in den
Tunnels die Lokomotivmannschaft gegen das Einatmen
der giftigen Gase besser zu schützen. Bei Beförderung
von Personenzügen treten in dieser Beziehung wesent-
liche Uebelstände nicht auf, auch wenn die Lokomotive
mit dem Kamin voran fährt. Diese Anpassung an den
Betrieb würde allerdings bei einer Lokomotive mit einem
Schlepptender gewöhnlicher Bauart nicht möglich sein.
Der Wasserwagen wird so angekuppelt, dafs er der
Zuglokomotive unmittelbar folgt. Als Vorteil der Unter-
bringung des Zugführer-Abteils auf dem Wasserwagen
wird die Ersparnis an totem Gewicht von etwa 10 t
hervorgehoben, die auf Bergstrecken immerhin in die
Wagschale fällt. Ueberall dort, wo der Dienstwagen
nicht nur dem Zugführer dient, sondern auch den
Bremsern gelegentlich als Unterkunftsraum dienen mufs,
und das ganze Zuggerät in demselben untergebracht
ist, kann diese Lösung nicht in Frage kommen. Der
Kohlenraum liegt auf der linken Seite der Lokomotive
Abh. 76,
Bee NET EN LINES
EEE $
E-Vierzylinder-Nafsdampf-Verbund-Güterzuglokomotive
der italienischen Staatsbahn.
und ist nach oben bis zur Höhe des Führerhausdaches
heraufgezogen. Durch schräge Flächen im Kohlenraum
ist dafür gesorgt, dafs die Kohle der Entnahmestelle
selbsttätig zurutscht. Diese Halbtender-Anordnung, die
übrigens auch den Vorteil hat, dafs wenigstens nicht
alle Drehscheiben für den Gesamtradstand von Loko-
motive und Schlepptender ausgeführt zu werden
brauchen, wurde erstmalig von der früheren Adriatischen
Bahn angewendet und zwar bei ihren 2 C-Schnellzug-
lokomotiven der Gruppe 500, von denen eine schon in
Paris 1900 ausgestellt war mit einem dreiachsigen
Wasserwagen ohne Zugführerabteil. Nach Verstaat-
lichung der Adriatischen Bahn erhielten diese 2 C-Loko-
motiven die Gruppennummer 670; ihre bauliche Anord-
nung als Halbtender wurde für italienische Verhältnisse
als günstig erkannt und auf die E-Lokomotive übertragen.
Der Rost der letzteren besteht in der Länge aus
drei Lagen; die mittlere ist als Kipprost ausgebildet,
und die vordere zeigt insofern eine Eigentümlichkeit,
als sie „muldenförmig“ gelegt ist. Die untere Be-
grenzung der vorderen Feuerbuchswand ist nämlich
von den beiden Seiten nach der Mitte zu tiefer ge-
zogen und entsprechend sind die vorderen Enden der
vorderen Roststäbe gelagert, so dafs sich eine Mulde
bildet, die den Zweck hat, die Entfernung zwischen
Rost und den unteren Siederohren bezw. dem Feuer-
gewölbe zu vergröfsern, ohne genötigt zu werden, die
Mittelachse des Kessels, die jetzt schon 2805 mm über
SO. gelegen ist, noch höher zu legen. Das Blasrohr
ist nach Art der französischen Nordbahn mit ein-
gesetztem verschiebbaren Ringkegel ausgeführt, wie
es auch von der französischen Ostbahn übernommen
ist. Vergl. Abb. 43 dieses Berichts. Der Regler ist
ein Ventilregler nach Bauart Zara, und die Sicherheits-
ventile — auch die des Verbinders zwischen Hochdruck-
und Niederdruck-Zylinder — sind nach Bauart Coale.
Wie bei den italienischen 2 C-Schnellzuglokomotiven
der Gruppe 670, so liegen auch bei der E-Lokomotive
links die beiden gleich grofsen Hochdruckzylinder,
gegenläufig arbeitend, der äufsere wagerecht, der
innere geneigt; ebenso rechts die beiden gleich grofsen
Niederdruck-Zylinder. Die beiden durch Kreuzkanäle
mit einander verbundenen Hochdruck-Zylinder werden
durch einen einzigen Kolbenschieber gesteuert, aufsen
liegend, seine Achse — abweichend vom üblichen —
senkrecht über Zylinderachse. Die beiden Niederdruck-
Zylinder werden gesteuert durch zwei achsiale, in dem-
selben Gehäuse und auf derselben Stange sitzende
Kolbenschieber, ebenfalls aufsenliegend, mit ihrer Achse
senkrecht über Zylinderachse. Der Antrieb der
Schieber erfolgt durch zwei Heusinger-Steuerungen, die
gemeinsam oder getrennt eingestellt werden können.
Die vier Zylinder entnehmen den Frischdampf und ent-
lassen den Abdampf wie eine Zweizylinder-Verbund-
maschine. Bei der kleinen Umdrehungszahl wird dieser
Umstand für die Feueranfachung wenig günstig sein.
Alle vier Kolben greifen die dritte Kuppelachse an;
als Eigentümlichkeit ist zu erwähnen, dafs auch die
zweite Kuppelachse etwas gekröpft ist, um den innern
Pleuelstangen bei ihrer tiefsten Lage Raum zu geben.
Die erste und fünfte Achse sind seitlich um 30 mm
verschiebbar; die mittlere Achse ist ohne Radflanschen
ausgeführt. Die 1100 mm langen Tragfedern liegen
alle unterhalb der Achsbüchsen und sind sämtlich durch
Ausgleicher miteinander verbunden, deren Wirksamkeit
durch die kurzen Hebelarme von 185, 200 und 215 mm
aber beschränkt wird. Die Federn sind in unbelastetem
Zustand grade; die Achsbüchsen haben drehbare
Zwischenstücke nach Zara. Sämtliche Räder haben
einseitige durch Westinghouse- und Handspindelbremse
betätigte Bremsklötze, die bei den vorderen drei
Achsen vorn und bei der vierten und fünften Achse
hinten liegen.
Mit der ersten E-Lokomotive No. 4701 der Gruppe
470 hat die italienische Staatsbahn umfangreiche Ver-
suche angestellt, auf welche hier nicht näher einge-
gangen werden kann. Es sei daher nur auf die amt-
liche, im Buchhandel zu habende Veröffentlichung hin-
gewiesen: Resultati delle prove di trazione eseguite coi
nuovi tipi di locomotive, Roma, Stabilimento tipo-lito-
grafico del Genio Civile 1908, von denen ein Auszug
im Organ 1910, S. 378 durch Dipl.- Jng. Boshart wieder-
gegeben ist. Die Lokomotive zieht auf der Steigung
25%% am Zughaken 270t mit V=25 und 204t mit
V= 40 km/Std., und weiter zeigte sich bei den Versuchen,
dafs selbst bei einer Geschwindigkeit von V = 55 der Lauf
der Lokomotive noch sehr ruhig war und Krümmungen
mit Æ = 300 m noch ohne Schwierigkeit durchfahren
wurden. Bei dem vorhandenen Raddurchmesser D =
1350 mm ergibt sich bei V == 55 km/Std. eine Um-
drehungszahl z = 216, während § 102 der T.V. für
E-Lokomotiven ohne überhängende Feuerkiste eine
gröfste Umdrehungszahl von nur 2= 200 als zulässig
erklärt. (Fortsetzung folgt.)
Ist die Imprägnierung der Wasserbauhölzer wirtschaftlich ?
von Oberbaurat Troschel, Berlin
(Mit 3 Abbildungen)
Schon im grauen Altertum war der Bohrwurm
(teredo navalis) als ein Feind der Holzschifte den See-
fahrern wohlbekannt*) und war es geblieben, bis die
*) Der Bohrwurm wird erwähnt bei Aristophanes (400 v. Chr.)
in Equites, bei Theophrast (300 v. Chr.) in Historia plantarum, bei
Eisenschiffe die Holzschiffe verdrängten. „Calamitas
navium“ wurde er genannt, und unzählig vielen Schiffen
hat er Verderben gebracht. Manch kühner Seefahrer
Vitruv (um Chr. Geb.) in De architectura, bei Ovid (um Chr. Geb.)
in Ex Ponto und bei Plinius (70 n. Chr.) in Historia naturalis.
[15. Januar 1913]
mufste die Seefahrt unterbrechen, da die vom Bohrwurm
zernagten Schiffswande wie ein Sieb das Wasser hin-
durchliefsen und das Schiff gänzlich unbrauchbar ge-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 854] 31
30er Jahren des vorigen Jahrhunderts die von den
Bohrtieren gemiedene Flüssigkeit tiefer in das Holz
eindringen zu lassen. Metallsalze bewährten sich nicht,
worden war. Im Krimkriege wurde den Schiffen der
Verbündeten mehr Schaden durch den Bohrwurm, als
durch die russischen Kanonen zugefügt.
Jetzt hat sich der Bohrwurm von den Schiffen, die
ihm nicht mehr schmackhaft erscheinen, zurückgezogen
und sich mit ungeschwächtem Appetit auf dıe Wasser-
bauhölzer geworfen. In unseren Kolonien haben wir
ebenso wie an unseren Küsten unter dem Bohrwurn
zu leiden. Bisweilen war ein Bauwerk kaum fertig-
gestellt — wie im südwestafrikanischen Kriege die
Landungsbrücke in Swakopmund — als es schon vom
Bohrwurm befallen war und zusammenzustürzen drohte.
(Abb. 1—3.)
In der Nordsee ist der Bohrwurm überall vor-
handen, in der Östsee ist er von Westen aus bis
Warnemünde vorgedrungen.
Ein anderer Holzzerstörer, die Bohrassel (Limnoria
lignorum), war vor 1906 in den deutschen Häfen noch
unbekannt, ist aber jetzt dem Bohrwurm gefolgt und
in Wilhelmshaven, Cuxhaven, Kiel und Apenrade
beobachtet worden. Da die Bohrassel auch arge Ver-
Abb. 1.
wüstungen anrichten kann — in Cherbourg hat sie
beispielsweise die Pfahlrostgründung eines Marinege-
bäudes vollständig zerstört*) — so ist es geraten, auch
auf diesen Unterseebohrer ein wachsames Auge zu
haben.
Seit Jahrhunderten sind die am Meere wohnenden
Nationen bemüht gewesen, Schutzmittel gegen die
Zerstörungen der Bohrtiere zu finden. Auf mannigfache
Weise wurde die Oberfläche des Holzes mit einer vom
Außenseite eines Brettstückchens einer vom Bohrwurm befallenen
ungehobelten Spundbohle Die kleinen rundlichen schwarzen
Flecke sind die Eintrittsöffnungen der Bohrwürmer. Nat. Gröfse.
Bohrwurm gemiedenen Schicht versehen. Das älteste
Verfahren war das Verkohlen der Oberfläche, das schon
im 17. Jahrhundert von den Portugiesen angewendet
wurde. Dann versuchte man, die Hölzer durch Be-
kleiden mit Zink- oder Eisenblech, oder auch durch
Beschlagen mit dicht nebeneinander stehenden breit-
köpfigen Nägeln zu schützen. Ferner erfand man das
Ummanteln der Pfähle mit Beton, Umwickeln mit ge-
teertem Leinen und schliefslich Anstriche mit Teer,
Karbolineum, Kupferfarbe, Petroleum, Fischöl und
anderem. Alle diese Mittel haben sich auf die Dauer
nicht bewährt, im besonderen ist keins derselben für
Reibepfähle, Dalben und Leitwerke geeignet, da durch
ein Abscheuern der Hölzer sofort die schützende Schicht
entfernt werden würde. Aber auch bei anderen Hölzern
schützt die Umhüllung nur solange, als sie tadellos er-
halten ist. Ist in der Schutzschicht nur ein Rifs, wie
er beispielsweise bei gestrichenen Hölzern durch das
Lagern im Freien leicht entstehen kann, so ist auch
der Weg für die fast mikroskopisch kleinen Bohrwurm-
larven frei. Auch das Einbetten der Pfähle in Beton,
stellt keinen zuverlässigen Schutz dar, da beobachtet
wurde, dafs der Beton nach dem Abbinden sich von
den Pfählen löst, sodafs das Seewasser und damit auch
die Bohrtiere an das Holz gelangen kénnen.**)
Man hat dann nach Hölzern gesucht, die von den
Bohrtieren verschont werden, bisher aber noch keine
gefunden. Verschiedene ausländische Harthölzer, wie
Jarrah und Greenheart, die nach den bisherigen Be-
obachtungen in unseren Häfen weniger angegriffen
wurden, als die einheimischen Hölzer, sind stellenweise
trotz ihres hohen Preises verwendet worden. Doch
auch diese Harthölzer wurden nach den Erfahrungen
in unseren Kolonien und anderen Ländern oft stark
von Bohrtieren zerfressen, das Jarrah in Südwestafrika
und Neu-Süd-Wales und das Greenheart in Newcastle
on Tyne und in Pozzuoli bei Neapel.***)
Da die Oberflachenanstriche keinen wirksamen
Schutz versprachen, so versuchte man schon seit den
*) Vergl. Zentralbl. d. Bauv. 1887, S. 78.
**) Vergl. Zentralbl. d. Bauv. 1886, S. 266.
***) Vergl. Rapport der Commissie uit de Koninklijke Akademie
von Wetenschappen. Limnoria lignorum. Amsterdam 1893.
S.71 u. 72. David Stephenson. Notice of the ravage of Limnoria
terebrans in greenheart timber. Proceed. Royal Soc. Edinburgh 1875,
S. 182— 185.
Abb: 2
Innenseite des Brettstiickchens mit Bohrwurmgangen.
Nat. Gröfse.
Abbe:
Querschnitt durch das Brettstückchen. Nat. Gröfse.
da sie zu bald ausgewaschen wurden. Dagegen schien
sich das Teeröl besonders gut zu eignen, zumal man
allmählich lernte, in geschlossenen Behältern unter
erhöhtem Druck grölsere Mengen bis etwa 300 kg in
32 [No. 854]
I cbm Kiefernholz hineinzupressen. Diese Menge Teer-
öl genügt nach Forestier”), um die Bohrtiere vom Holze
fernzuhalten. Die Wirkung der Imprägnierung auf die
Bohrtiere bleibt dieselbe, wenn die in den Hohlräumen
der Zellen aufgespeicherten Teerölmengen wieder aus
dem Holz entfernt werden und nur die Zellwände
ımprägniert bleiben. Dies geschieht durch das von
Rüping erfundene Sparverfahren, und es bleiben etwa
70 kg Teeröl in 1 cbm zurück. Durch dies Verfahren
ist die Teerölimprägnierung aufserordentlich billig ge-
worden (etwa 10 M/cbm für Kicfernschnittholz und
13 M/cbm für Rundholz).
Die Hölzer, die nur gegen Fäulnis zu schützen
sind, bedürfen weit weniger Teeröl als die, welche
die Angriffe der Bohrtiere zu fürchten haben. Nach
den Untersuchungen über die konservierende Wirkung
des Teeröls**) genügt eine Menge von 7,5 kg Teeröl
für 1 cbm, um allen Pilzangriffen bei jahrelang fortge-
setzten Versuchen zu widerstehen.
Die nach dem Rüping-Verfahren getränkten Hölzer
enthalten also etwa 10 mal mehr Teeröl, als zum
Schutz gegen Fäulnis erforderlich wäre, sie sehen sauber
und trocken aus, lassen sich leicht bearbeiten und mit
Farbanstrich verschen.***)
Die T'eerölimprägnierung ist jetzt aus dem Stadium
der Versuche heraus und nach den Erfahrungen der
an der Nordsee liegenden Länder das einzige Mittel,
das sich gegen Fäulnis und den Angriff der Bohrtiere
20 Jahre und länger bewährt hat.+) In Norwegen und
Schwedenrr), in England, Frankreich und Holland ver-
wendet man jetzt im Wasserbau mit Teeröl durch-
tränkte Kiefernpfahle, und auch vom Reichs-Marineamt,
das seit 1904 günstige Erfahrungen mit imprägnierten
Pfählen gemacht und die Wirtschaftlichkeit der Ver-
wendung imprägnierter Hölzer erkannt hat, ıst die
Teerélimpragnierung für Wasserbauhölzer allen unter-
stellten Behörden vorgeschrieben. Zu diesen Wasser-
bauhölzern gehören nicht nur die Hölzer in den vom
Bohrwurm befallenen Seehäfen, sondern auch die im
Sifswasser zu Brücken, Leitwerken oder Dalben ver-
wendeten Pfähle und schliefslich auch die ständig über
Wasser bleibenden Hölzer, wie Holme, Brücken- und
Treppenbelag. Auch für diese Hölzer, die nur gegen
Fäulnis zu schützen sind, ist nach den Erfahrungen
eine Teeröldurchtränkung wirtschaftlich, da eine solche
die oft schon bei Anlieferung im Holz vorhandenen
Mikroorganismen sicher tötet und die Weiterentwicklung
der Fäulnisbildner verhindert. Gerade hierin zeigt sich
die Ueberlegenheit der Tcerölimprägnierung gegenüber
dem Eintauchverfahren oder Anstrichen mit Farbe,
‘Teer oder Karbolineum, da die im Innern vorhandenen
Pilze das Holz häufig schneller zerstören, wenn es
getaucht oder gestrichen und von der Luft abgeschlossen
ist, als wenn es dem Einflufs der Atmophärilien aus-
gesetzt bleibt.
Die Postverwaltung hat im vorigen Jahre eine
Statistik über die Lebensdauer kieferner Telegraphen-
stangenY-fr) veröflentlicht, aus der die Wirtschaftlichkeit
der Teerölimprägnierung hervorgeht. Die Gebrauchs-
dauer der im Jahre 1909 ausgewechselten Stangen be-
trug bei Teerélimpragnierung 35 Jahre, bei anderen
Imprägnierungsverfahren 8,5— 21,8 Jahre. Wenn die zum
Teil in der Erde stehenden Telegraphenstangen schon
35 Jahre gebrauchsfähig geblieben sind, so ist bei den
über Wasser eingebauten imprägnierten Kieferhölzern
wohl wenigstens dieselbe Lebensdauer zu erwarten.
*) „Sur la conservation des bois a la mer au point de vue
surtout de leur préservation contre les ravages du taret“, 1868,
par August Forestier, Ingénieur en chef des ponts et chaussées.
**) Vergl. Chem.-Ztg. 1909 No. 77 und Zeitschrift f. angew.
Chem. 1901, S. 437 und 488.
***) Matthaei, „Die Schwellentränkanstalt Zernsdorf“ in Glasers
Annalen 1912, No. 839, S. 204.
+) „Sur la conservation des bois a la mer au point de vue
surtout de leur préservation contre les ravages du tarct“, 1868,
par August Forestier, Ingenieur en chef des ponts et chaussées.
Tr) Untersuchungen im Auftrage der norwegischen Regierung
von Amtsingenieur J. Munch. Drontheim 1904.
ttt) Geheimer Oberbaurat Christiani „Ueber Gebrauchsdauer und
den Gebrauchswert hölzerner Telegraphenstangen“, Archiv f. Post
u. Telegraphie 1911, No. 8.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Januar 1913]
Die Teeröldurchtränkung schützt die Hölzer aber
nicht nur gegen Fäulnis und Bohrwurmbefall, sondern
erhöht auch, wie die Untersuchungen des Kaiserlichen
Telegraphen-Versuchsamt ergeben haben, die Biegungs-
festigkeit um 12—18 pCt., ein Ergebnis, das für Wasser-
bauten, namentlich für Dalben, Leitwerke, Landebrücken,
die Schiftsstöfse aufnehmen müssen, von der gröfsten
Bedeutung ist. Gerade für diese Wasserbauten ist das
Holz mit seiner Elastizität und seiner nachgiebigen
Struktur durch kein anderes Material zu ersetzen, und
eine Erhöhung der Biegungsfestigkeit bedeutet eine
Erhöhung der Lebensdauer der verwendeten Hölzer,
deren natürliche Biegungsfestigkeit den Schiftsstofsen
nicht immer gewachsen ist. Auch die Druck- und
Schubfestigkeit der Hölzer wird durch die Teeröltränkung
erheblich gesteigert, wie aus den Versuchen des König-
lichen Material-Prüfungsamts (vom 13. Januar 1908)
hervorgeht. Da die Holzfaser durch die Teeröltränkung
widerstandsfähiger wird, so empfiehlt es sich auch, alle
Hölzer, die starker Beanspruchung ausgesetzt sind, wie
das Holz von Karren, Karrbahnen und Schiffsgefälsen
zu imprägnieren. In den Vereinigten Staaten haben
sich für den Transport von Erzen mit Teeröl impräg-
nierte hölzerne Schifte als bedeutend wirtschaftlicher
erwiesen, als ungetränkte oder eiserne.*) Für Schwimm-
fender und Prähme bedeutet die Teeröltränkung
(Rüping-Verfahren) noch einen anderen Vorteil. Die
Wasseraufnahmefahigkeit der imprägnierten Hölzer ist
so gering, dafs von schwimmenden Hölzern rohe
schwerer sind als imprägnierte. Diese Tatsache wurde
in Stendal an kiefernen Eisenbahnschwellen einwands-
frei nachgewiesen.
Da die Güte der Imprägnierung von der Trocken-
heit des Holzes abhängig ist, und wassersattes Holz
bei günstiger Witterung 8—12 Wochen gebraucht, um
auszutrocknen, so konnte bisher die Imprägnierung der
Hölzer nicht immer so schnell erfolgen, wie es nach
dem Stande der Bauten erwünscht gewesen wäre.
Die Fortschritte der Imprägnierungstechnik haben diese
Uebelstände beseitigt und es möglich gemacht, durch
die sogenannte Schnellimprägnierung nasse Hölzer
in 7--10 Stunden auszutrocknen und zu imprägnieren.
Wegen der Imprägnierung der Hölzer wird also eine
nennenswerte Verzögerung des Baues nicht mehr ein-
treten. Ebenso wenig werden der Imprägnierung
wegen besondere Transportkosten entstehen, da die
nach dem Rüping’schen Verfahren arbeitenden Impräg-
nieranstalten (etwa 30 an der Zahl) an den Eisenbahnen
und Wasserwegen liegen, die von den Hölzern passiert
werden müssen.
Die gröfste Länge der Hölzer, die bisher impräg-
niert worden sind, betrug 22 m. Neue Imprägnieran-
stalten sollen für 24 m Länge eingerichtet werden.
Wenn im Wasserbau auch für die Imprägnierung
in erster Linie Kiefernholz in Frage kommt, so werden
doch auch mit Vorteil Eichenhölzer und in neuester
Zeit Buchenhölzer imprägniert. Das Buchenholz, das
im rohen Zustande nur eine kurze Lebensdauer besitzt,
zeigt imprägniert ganz vorzügliche Eigenschaften und
hat ım Eisenbahnbau als Bahnschwelle alle anderen
Hölzer aus dem Felde geschlagen. Nach den Er-
fahrungen der Eisenbahn-Verwaltung ist es gerechtfertigt,
für imprägnierte Buchenschwellen eine Lebensdauer
von 30 Jahren anzunehmen.**) Auch im Wasserbau hat
sich das imprägnierte Buchenholz gut eingeführt und
ist wegen seiner Festigkeit wohl geeignet, mit dem
Eichenholz in Wettbewerb zu treten. Es kommt
namentlich für Gleitbalken an der Kaimauer, für Treppen-
und Brückenbelag in Frage. Das Reichs-Marineamt
hat in Wilhelmshaven seit 1905 und in Tsingtau seit
1909 imprägniertes Buchenholz verwendet. Vom Bohr-
wurm ist es bisher verschont geblieben. Imprägniertes
Buchenholz stellt sich etwa 30—40 pCt. billiger als
Eichenholz. Da das Buchenholz in unseren heimischen
*) American Wood Preservers Association. Report of Procee-
dings. Chicago Ill. 1912.
**) Vergl. Geheimer Oberbaurat Schneidt, „Die Beschaflung und
Verwendung buchener Eisenbahnschwellen“ in Glasers Annalen 1910,
No. 785.
(15. Januar 1913]
Forsten reichlich vorhanden ist, ist seine Verwendung
als Bauholz auch vom nationalékonomischen Standpunkt
aus zu empfehlen.
Bei uns in Deutschland hat sich, abgesehen von
den Buchenhdlzern, in den letzten Jahren ein recht
fühlbarer Mangel an geeigneten Hölzern für Wasser-
bauten bemerkbar gemacht, der naturgemäfs eine ganz
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 854] 33
bedeutende Preissteigerung herbeigeführt hat. Es liegt
deshalb heute mehr denn je im Interesse einer jeden
Wasserbauten ausführenden Behörde oder Privatgesell-
schaft, durch eine sachgemäfse Imprägnierung die
Lebensdauer der oft schr wertvollen Wasserbauhölzer
um ein Mehrfaches zu verlängern und die Betriebs-
sicherheit der hergestellten Bauten zu erhöhen.
Etat der Verwaltung der Reichseisenbahnen für das Rechnungsjahr 1913
Aus dem dem Reichstage vorliegenden Etat der
Reichseisenbahnen-Verwaltung für 1913 sind die nach-
stehenden Angaben entnommen, die für unsere Leser
von Interesse sein dürften.
I. Uebersicht der etatsmälsigen Beamtenstellen der
| Betriebsverwaltung.
No. | | Mark
1. | 1 Präsident der Generaldirektion 14000 M
Gehalt. . .
(Wohnungsgeldzuschufs Il des Tarifs.)
Der Präsident hat Dienstwohnung.
2. 128 Mitglieder der Generaldirektion einschl.
5 Oberräte je 4200 bis 7200 M
Gehalt. Ferner für die Oberräte je
1200 M und für den als ständiger Ver-
treter des Präsidenten bestellten Ober-
rat aufserdem 600 M Funktionszulage;
für die übrigen Mitglieder bis zu
einem Drittel der etatsmäfsigen Stellen
je 600 M Zulage .
9 Beamte haben Dienstwohnung.
3. 132 Vorstände der Betriebs-, Maschinen-
und . Werkstättenämter je 3600 bis
7200 M Gehalt ;
32 Beamte haben Dienstwohnung.
4, | 11 Regierungsbaumeister, Eisenbahn-Bau-
u. Betriebsinspektoren und Eisenbahn-
Bauinspektoren je 3000 bis 7200 M
Gehalt ;
4 Beamte haben Dienstwohnung.
(Wohnungsgeldzuschufs II des Tarifs.)
5. | 3 Eisenbahn-Ingenieure, 23 Eisenbahn-
Landmesser, 2 Chemiker Je 2100 bis
4800 M Gehalt In
technische Eisenbahnsekretäre ein-
schliefslich bau- und maschinentech-
nische Eisenbahn-Betriebsingenieure,
technische Kontrolleure und technische
Rechnungsrevisoren, 8 Oberbahn-
meister, 4 Werkstättenvorsteher je
2100 bis 4500 M Gehalt . | 241 240
11 Beamte haben Dienstwohnung.
(Wohnungsgeldzuschufs V des Tarifs.)
Aufserdem werden nichtpensionsfahige Zu-
schüsse an die Beamten gewährt, und zwar:
für die Mitglieder der Generaldirektion je 500 M,
„ "übrigen Beamten der Wohnungsgeldtarif- .
” klasse III je 400 M,
fir die Beamten der "Wohnungsgeldtarifklasse V
je 240 M.
Aus Nebenämtern beziehen höhere
Beamte:
l als technisches Mitglied der Linienkommandantur Z
jährlich 900 M aus Mitteln der Heeresverwaltung,
I für Beaufsichtigung des Kaiserpalastes zu Strafsburg
in technischer Hinsicht jährlich 500 M aus Mitteln
des Oberhofmarschallamts.
14.000
179 700
184 500
43 500
112 870
a
=
technische
II. Betriebslängen.
Die durchschnittliche Betriebslänge des gesamten
Bahnnetzes einschliefslich der gepachteten Strecken und
nach Abzug der an die preufsisch-hessische Staatseisen-
bahnverwaltung verpachteten Strecke Saargemünd—
Grenze ist im Etat für das Rechnungsjahr 1912 zu
2099,9 km angenommen. Durch Hinzutritt der am
l. Mai 1913 dem Betriebe zu übergebenden Neubau-
strecke Diemeringen—Drulingen mit Anschlufsbahn an
das vorhandene Netz sowie aus anderem Änlafs erhöht
sich diese Länge um Il,ıe km, d. i auf 2111,15 km.
Hiervon entfallen 79 km auf Schmalspurbahnen und
rund 196 km auf die Strecken der Wilhelm-Luxemburg-
Eisenbahngesellschaft. Die gleichfalls dieser Gesellschaft
gehörige, in die vorangegebene Länge nicht einbe-
griffene Bahnstrecke von Ulflingen nach der deutschen
Grenze in der Richtung auf St. Vith (6,4 km) wird von
der Reichseisenbahnverwaltung auf Rechnung der
Pächterin, der preufsisch-hessischen Staatseisenbahn-
verwaltung, unterhalten und betrieben.
III. Einnahmen und use
Mehr, weniger
gegen 1912
M
Baar für
1913
M
|
Fortdauernde Ausgaben der
Betriebsverwal:ung .
Fortdauernde Ausgaben der
Zentralverwaltung .
107 956 390 + 4503550
141 950 + 7810
108 098 340 '+ 4511360
> . . «| 14148771 + 2530900
Summe der Ausgaben des aren
ordentlichen Etats . . .|122247111/+ 7042260
Summe der Einnahmen des
ordentlichen Etats . .1153 779 000 ‚+ 11999000
Mithin bleibt Ueberschufs 31 531 889 + 4956740
Summe
Einmalige Ausgaben der Be-
triebsverwaltung
IV. Besondere Erläuterungen der Betriebs-
ausgaben.
. Tit. 28. Unterhaltung und Ergänzung der Aus-
stattungsgegenstände, sowie Beschaffung der
Betriebsmaterialien.
l. Unterhaltung u. Ergänzung der Aus-
stattungsgegenstände 944000 M
2. Beschaffung der beiniebsmateriahien:
und zwar:
a) Kohlen, Koks und Brikets 9607000 „
b) Sonstige Materialien einschliefsl.
Drucksachen, Schreib- u. Zeichen-
materialien . ; 2785000 „
3. Bezug von Wasser, Ga und Elek-
trizitat von fremden Werken 1157000 ,
Zusammen 14493000 M
oder gegen den Etat 1912 mehr 274000 M.
Der Verbrauch an Kohlen zur Lokomotivfeuerung
ist auf 15,35 t für 1000 Lokomotivkilometer zu ver-
anschlagen gegen 15,18 t im Etat 1912. Hieraus
berechnet sich bei einer Leistung im Jahre 1913 von
45280 000 Lokomotivkilometern (ausschl. der Leistungen
der Triebwagen) ein Gesamtverbrauch von
rund eG ae BBP a ee ee Pe 695 000 t
Hierzu kommen fir sonstige Zwecke
(Dampfkessel der Wasserstationen, Heizung
der Diensträume usw.) . Ss a 48 000 t
so dafs ein Gesamtbedarf vorliegt von . . 743000 t
34 [No. 854]
Der Durchschnittspreis einer Tonne Kohlen stellte
sich im Rechnungsjahr 1911 auf 13,67 M. Im Etat für
1912 ist er zu 13,28 M angenommen, Für 1913 ist ein
Preis von 12,93 M anzusetzen. Die Preisermalsigung ist
in der Erzielung günstiger Vertragsabschlüsse begründet.
Die Gesamtausgabe für Kohlen im Jahre i913 beziffert
sich hiernach auf rd. 9607000 M.
Tit. 29. Unterhaltung und Erneuerung
der baulichen Anlagen.
Pos. Gevensiana BEE
1. | Löhne der Bahnunterhaltungsarbeiter 5 376 600
2. | Beschaffung der Oberbaumaterialien 4 006 000
3. | Beschaffung der Baumaterialien 600 000
4, | Sonstige Ausgaben 1 500 000
Summe 11 482 600
oder gegen den Etat 1912 mehr 399 790 M.
Nach Ansatz 2, sind erforderlich:
a) 1113,5 t Schienen zum Preise
von 122,05 M die Tonne . . 948 760 M
. Für Neubauverwaltung und
Dritte . 25 040 „
— 973 800 M
b) 4065,3 t Kleineisenzeug zu
185 M die Tonne . 152080 M
Fir Neubauverwaltung und
Dritte . oo . 17420,
| — 169500 „
c) 228 Stück vollstängige ein-
fache und doppelte Weichen,
Kreuzungsweichen und Gleis-
kreuzungen . . ; . 620710 M
Far Auswechselung einzelner
Teile von Weichen. 114 100 ,
Far Neubauverwaltung und
Dritte . bo ah A. ey 2g 2080,
— 762 500 „
d) 187710 Stück eichene und
buchene Schwellen zu 6,48 M
das Stück . . 1 216 360 M
42240 Stück kieferne |
Schwellen zu 5,32 M das Stück 224 720 „
9300 m eichene Weichen-
schwellen verschied. Längen
zu 3,08 M das Meter 28 180 „
Für Neubauverwaltung und `
Dritte . . 30940 ,
1 500 200 „
zusammen 4006 000 M.
Unter Ansatz 3, sind veranschlagt für
234.000 cbm Kies und ESCHER 385 640 M
Sonstige Baumaterialien 154 360 „
Neubauverwaltung und Dritte 60 000 ,
zusammen 600000 M.
Im Anschlag zu 4, sind berechnet fir
a) Unterhaltung des Bahnkörpers mit allen
Bauwerken und Nebenanlagen, 2118,09
Kilometer Bahnkörper zu 175M . 370 670 M
b) Unterhaltung derWeichen u. een
0335 Stück zu 4,0 M. . 44 810 „
c) Gebäude mit 77094 500 M Baukapital
zu 0, v. H. 609 050 „
d) Stellwerke und optische Signale 8601
Hebel zu 18 M . 154 820 ,
e) Elektrische Block- und Sicherheitseinrich-
tungen, Sprech- und Schreibwerke,
2118,9 km Balinkörper zu 25M. . . 52950,
f) Zufuhrwege, Vorplätze, Ladestrafsen
usw., 19930 a zu 4M ... 19720 ,,
g) Alle sonstigen zn sowie Insgemein-
ausgaben . Eee 177980 „
h) Neue Bahnstr ecken . 10000 „
ENEN a 1 500 000 M.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Januar 1913]
Tit. 30. Aufsergewöhnliche Unterhaltung und
Ergänzung der baulichen Anlagen.
l. Aufsergewöhnliche len AR
kleinere Ergänzungen .
2. Erheblichere Ergänzungen
und
. 1570 300 M
930 100 „
zusammen 2500 400 M
oder gegen den Etat 1912 mehr 125300 M.
Tit. 31. Unterhaltung und Erneuerung der
Fahrzeuge und der maschinellen Anlagen.
Es entfallen auf:
l. Löhne der Werkstättenarbeiter . 1144300 M
2. Beschaffung der Werkstattsmaterialien . 2 889 200 „
3. Sonstige Ausgaben . . 2396 400 ,
zusammen 12429 900 M
oder gegen den Etat 1912 mehr 702000 M.
Im Einzelnen ist die Ausgabe wie folgt veran-
schlagt:
l. Lokomotiven und Tender nebst Zubehör:
48215000 Lokomotivkilometer (aus-
schliefslich der Leistungen der Trieb-
wagen), für 1000 Lokomotivkilometer
92.11 M. . Š "E"
2. Personenwagen ees Zubehör:
316 439 000 Achskilometer (einschliefs-
lich der Leistungen der Triebwagen),
für 1000 Achskilometer 6,83 M.
3. Gepäck-, Güter- und Arbeitswagen nebst
Zubehör:
1 014 452 000 Achskilometer, für 1000
Achskilometer 3,62 M . . 2 « « 3672000 „
4. Mechanische und maschinelle Anlagen
und Einrichtungen nebst Zubehör .
5. Arbeitsausführungen der Werkstätten für
die Neubauverwaltung, Reichs-Post-
verwaltung, fremde Eisenbahnen und
Privatpersonen .
441 000 M
. 2162200 „
466 600 „
. 1688100 „
SEN wie oben 12 429 900 M.
Die Zahl der Arbeiter ist auf 4767 Köpfe bemessen.
Aufser diesen Arbeitskräften sind noch 558 Mann bei
anderen Etatsstellen vorgesehen, so dafs im ganzen
5325 Werkstättenarbeiter beschäftigt sein werden.
%
Tit. 32. Aufsergewöhnliche Unterhaltung und
Ergänzung der Fahrzeuge und der maschinellen
Anlagen.
l. Aufsergewöhnliche anne und Er-
gänzungen . . . . 617500M
2. Beschaffung ganzer Fahrzeuge:
28 Lokomotiven . 2319600 „
86 Personenwagen . 1342400 „
25 Gepäckwagen . 196800 „
480 Güterwagen . . 1 430200 „
zusammen 5 966 500 M
oder gegen den Etat 1912 mehr 4050 M:
V. Einmalige Ausgaben des ordentlichen Etats.
(Kapitel 11.)
Es sind im ganzen 14148771 M vorgesehen, oder
gegen den Etat 1912 mehr 2530900 M.
Hiervon entfallen auf
den Umbau und die Erweiterung von
Bahnhöfen, Werkstätten sowie Er-
gänzungsarbeiten bei anderen bau-
lichen Anlagen . 4243300 M
Vermehrung der Fahrzeuge (etwa
26 Lokomotiven und 2022 Güter-
wagen) ; ee
. 7765000 „
Summe 12008 300 M
(15. Januar 1913]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 854] 35
Uebertrag 12 008 300 M
Tilgung und Verzinsung der beim
aufserordentlichen Etat der Jahre
1907, 1909, 1911 und 1912 zur Ver-
mehrung der Fahrzeuge aus An-
leihefonds aufgewendeten Kosten 1740471 ,,
ratenweise Rückerstattung der von
der Grofsherzoglich Luxemburgi-
schen Regierung der Wilhelm-
Luxemburg - Eisenbahn-Gesellschaft
gewährten Staatssubvention . 400 000 ,,
zusammen 14 148 771 M.
VI. Einmalige Ausgaben des aufserordentlichen
Etats. (Kapitel 5.)
Zur Vermehrung der Streckengleise, Erweiterung
von Bahnhofsanlagen und Herstellung von Nebenbahnen
sind veranschlagt . . . . . . . . . 17151500M.
Für Ergänzungen auf der Wilhelm-
Luxemburger-Bahn sind eingestellt . 30 000 „
Zum Bau neuer und Verbesserung
vorhandener Mietwohnungen für Beamte
und Arbeiter sind bewilligt 103 000 „
Gesamtausgabe 17284500 M
das sind gegen den Etat 1912 mehr 8 145 700 M.
Diese Ausgaben werden aus der Anleihe gedeckt.
Der Entwurf eines preulsischen Gesetzes,
betreffend den Ausbau von Wasserkräften im oberen Quellgebiet der Weser
Der Gesetzentwurf, welcher nebst Begründung
sowie einer Denkschrift über „die Ausnutzung der
Wasserkräfte im oberen Quellgebiet der Weser“ dem
Hause der Abgeordneten zugegangen ist, ermächtigt die
Staatsregierung, für den Ausbau von Wasserkräften
im oberen Quellgebiete der Weser einen Betrag von
9000000 M, neun Millionen Mark, nach Mafsgabe der
von dem zuständigen Minister festzustellenden Pläne
zu verwenden. Von diesem Betrage dürfen, solange
die Wasserkräfte bei Münden nicht zum Ausbau ge-
langen, nur 5 000 000 M, fünf Millionen Mark, verwendet
werden. Es werden im Gesetzentwurf weiterhin. die
Einnahmen, die Beteiligung der öffentlichen Verbände
sowie die Feststellung und Beschaffung des Anlage-
Kapitals geregelt.
In der dem Gesetzentwurf beigegebenen Begründung
wird u. a. im Reichsanzeiger ausgeführt:
Nach der Begründung zum Wasserstrafsengesetz
vom 1. April 1905 soll das Wasser zur Speisung des
Rhein-Hannover-Kanals in erster Linie aus der Lippe
und der Weser entnommen werden. Damit dieses
ohne Schädigung der Weserschiffahrt geschehen kann,
ist zu Niedrigwasserzeiten der Ersatz der zu ent-
nehmenden Wassermengen erforderlich, weil die früher
in Aussicht genommene Kanalisierung der Weser nicht
ausgeführt wird.
Zur Lieferung des erforderlichen Ersatzwassers
dienen die beiden Sammelbecken an der Eder bei
Hemfurt und an der Diemel bei Helminghausen, von
denen das erstere nach dem endgültigen Entwurf
rd.202 Millionen Kubikmeter, das letztere rd. 20 Millionen
Kubikmeter Wasser enthält. Die beiden Becken sollen
nebenbei für die Zurückhaltung schädlichen Hochwassers
benutzt werden.
An den Talsperren sind durch die Abgabe des
Wassers erhebliche Kıäfte zu entwickeln, da an der
Eder bei vollem Becken eine Stauhöhe von 41 m, und
wenn nur der eiserne Bestand von 20 Millionen Kubik-
meter im Becken verbleibt, immer noch eine solche
von 14 m, an der Diemel bei vollem Becken eine Stau-
höhe von 349 m und bei Entleerung bis auf den
eisernen Bestand von rd. 5 Millionen Kubikmeter eine
solche von etwa 21,5 m vorhanden ist. Diese Wasser-
kräfte haben einen gewissen Wert, der, ohne dafs über
die Art der Verwertung Bestimmung getroffen werden
konnte, in der von dem Geheimen Oberbaurat Dr.: ng.
Sympher bearbeiteten Denkschrift „Die Garantiever-
pflichtungen der Provinzen.und die anfangs vom Staat
und den Provinzen zu leistenden Zuschüsse“ vom
1. Juli 1905 als Einnahmequelle für den Rhein-Weser-
Kanal berücksichtigt ist. Es ist dort auf Seite 7 und
in Anlage 6 auseinandergesetzt, dafs auf eine Einnahme
gerechnet werden könne, die etwa mit 80 000 M jährlich
anfange und allmählich auf 200000 M steigen werde.
Die Staatsregierung hat den Gedanken ‘der Ver-
wertung der Talsperrenkräfte weiter verfolgt und ist
nach Abwägung aller Möglichkeiten zu dem Entschlufs
gekommen, die Kraft in staatseigenen Werken zu
Elektrizität umzuwandeln und dann in erster Linie die
umliegenden Stadt- und Landkreise gegen Entgelt zu
versorgen, den Rest aber an industrielle Unternehmungen
und nahegelegene vorhandene oder sich bildende
Elektrizitätswerke abzugeben. |
Die Verpachtung der rohen Wasserkräfte an einen
Privatunternehmer erscheint unter den obwaltenden
Umständen nicht zweckmäfsig. Insbesondere kommt
dabei in Betracht, dafs für die Wasserabgabe aus den
Sammelbecken die Wasserbestände in der Weser, d.h.
die Forderungen der Schiffahrt auf der Weser und
dem Rhein-Hannover-Kanal, in erster Linie mafsgebend
sind, in zweiter Linie der Hochwasserschutz und zuletzt
erst die Rücksichten auf einen möglichst wirtschaftlichen
Betrieb der Krafterzeugung. Ein Unternehmer mufs
darauf bedacht sein, einen möglichst hohen Reingewinn
aus dem Stromverkauf zu erzielen, mithin die Strom-
erzeugungskosten auf ein Mindestmafs zurückzuführen,
oder, mit anderen Worten, so selten und so wenig als
möglich Strom aus einer Dampfreserve zu entnehmen.
Die Interessen der Schiffahrt, für die der Staat zunächst
zu sorgen hat, und die des Pächters der Kraftanlagen
werden also zeitweilig einander widersprechen.
Statt eines Privatunternehmers, welcher die rohen
Wasserkräfte pachtet, wäre auch eine hinreichend
kapitalkräftige Gesellschaft der Strom abnehmenden
Stadt- und Landkreise zu denken. Der eben geltend
gemachte Ablehnungsgrund würde aber auch in diesem
Falle bestehen bleiben.
Es ist deshalb vorzuziehen, dafs der Staat Träger
des Unternehmens wenigstens insoweit bleibt, als es
sich um die eigentliche Stromerzeugung handelt. Dabei
ist es möglich, dafs der Staat das Unternehmen allein
betreibt und die zu seiner Ausgestaltung erforderlichen
Mittel aufbringt oder dafs die öffentlichen Verbände,
welche für den Rhein-Weser-Kanal Garantieverpflich-
tungen übernommen haben, sich an dem Ausbau und
Betriebe der Wasserkräfte beteiligen. In beiden
Fällen — also auch im Falle der Nichtbeteiligung der
Garanten — ist eine angemessene Entschädigung den
Einnahmen des Kanals gutzuschreiben, weil aus den
für den Kanalbau bewilligten Mitteln die Talsperren
erbaut werden.
Die an den Talsperren vorhandenen Kräfte werden,
weil der Abflufs sich in erster Linie nach den
Erfordernissen der Kanalspeisung und der
Weserschiffahrt regelt, nicht immer gerade. dem
Bedarf der Abnehmer an elektrischer Energie ent-
sprechen. Viel Wasser wird zum Zwecke der Erhöhung
der Weserwasserstände zu Zeiten abgelassen werden
müssen, in denen die Kraft sich nicht als elektrischer
Strom nutzbar verwerten läfst, und andererseits mufs
zeitweise.mit der. Wasserabgabe zurückgehalten werden,
auch wenn ungedeckter Kraftbedarf vorhanden ist.
Unter diesen Umständen sind dıe Ausnutzung und der
Wert der Wasserkraft nicht so grofs, als wenn keine
36 [No. 854]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Januar 1913]
Rücksicht auf die Schiffahrt genommen zu werden
brauchte. Will man möglichst alle erzeugbare Kraft
verwerten, so mufs dafür gesorgt werden, dafs der
zeitweilige Mangel durch eine anderweite Kraftquelle
ausgeglichen wird. Am nächsten würde es liegen,
hierfür eine grofse Dampfreserve anzulegen; diese ist
aber teuer, weil sie zum Betriebe der Kohlen bedarf
und nur zeitweise ausgenutzt werden kann. Eine andere
Möglichkeit bietet sich in dem Ausbau der in Münden
am Zusammenflufs der Werra und Fulda vorhandenen
Wasserkräfte.
Die Wasserbauverwaltung besitzt in Münden an
der Fulda und Werra zwei Mühlen, bei denen ein
Ausbau zwecks besserer Ausnutzung der Wasserkräfte
seit längerer Zeit beabsichtigt, aber mit Rücksicht auf
die Fertigstellung der Edertalsperre vorläufig verschoben
worden ist.
An der Werra ist die Ausnutzung der Wasserkraft
ganz ungenügend; sie kann nur durch einen voll-
ständigen Umbau der sehr baufälligen Mühle und des
daneben liegenden Werrawehrs verbessert werden. Die
Wasserkraft der Fulda wird durch die mit Turbinen
ausgestattete und getriebene Mühle zwar weit besser
verwertet, jedoch liefsen sich auch hier durch den
Umbau des oberen Wehrs, das sehr undicht und
erneuerungsbedürftig ist, und durch Senkung des
Wasserstandes im Untergraben noch Verbesserungen
erzielen. Insbesondere aber macht der Einflufs der
Edertalsperre auf die Wasserführung der Fulda eine
gänzliche Umgestaltung dieser Wasserkraftanlage
erwünscht, um das durch den Talsperrenzuschufs er-
heblich vermehrte Niedrigwasser des Flusses ausnutzen
zu können.
| Da die Wasserwirtschaft des Edersammelbeckens
im Schiffahrtinteresse so gehandhabt werden soll, dafs
in der Weser hinter dem Zusammenflufs von Werra
und Fulda eine möglichst gleichmäfsige Wasserführung
bei Niedrigwasser erzielt wird, so erscheint es geboten,
die Anlagen zur Kraftgewinnung nicht in den Quell-
flüssen einzeln, sondern zusammenfassend in der
Weser selbst zu errichten; nur so werden die auch
später noch bestehenden Schwankungen in der Wasser-
führung der Werra und Fulda ausgeglichen. Dabei
soll das Niedrigwasser der Weser, abgesehen von
seltenen Ausnahmefällen, bei Münden von 22 auf
40 cbm/Sekunde erhöht und lange Zeit gleichmäfsig auf
diesem Stande gehalten werden.
Es kommt daher in Frage, eine Kraftanlage bei
km 0,75 der Weserstationierung dicht unterhalb Münden
herzustellen. Hierbei würde eine besonders günstige
Ausnutzung aller vorhandenen Wasserkräfte erreicht;
denn bei Niedrigwasser der Weser wird viel Zuschufs-
wasser abgegeben, mithin eine grofse Kraft erzeugt,
bei guten Wasserständen jedoch wenig oder nur soviel,
wie für die Wasserwirtschaft der Eder und der Diemel
unterhalb der Talsperren unbedingt geliefert werden
mufs. Wenn daher eine Wasserkraft in der Weser
selbst durch Errichtung einer Staustufe ausgebaut wird,
so wird deren Leistung ungefähr den umgekehrten Ver-
lauf haben, wie die Wasserkraft an den Talsperren;
denn sie ist bei Niedrigwasser gering und bei guten
Wasserständen grofs. Die Anlagen werden sich also
gegenseitig ergänzen und bedürfen, wenn sie zusammen
auf ein gemeinsames Elektrizitätsnetz arbeiten, einer ge-
ringeren Kraftreserve, als wenn jedes Werk für sich sein
eigenes Absatzgebiet versorgte. Dies tritt besonders
deutlich in Jahren hervor, in denen Wassermangel
herrscht. So würde z. B. nach besonderer Ermittlung
im Jahre 1892/93, wenn damals die Anlagen bereits
bestanden hätten, beim Zusammenarbeiten aller drei
Werke nur etwa die Hälfte der Dampfreserveleistung
erforderlich gewesen sein, als wenn die Talsperren und
Münden je für sich allein ohne Ausgleich hätten arbeiten
müssen. Der gröfsere Gewinn wäre dabei den Tal-
sperrenwerken zugute gekommen. Dieser Nutzen wird
sich um so mehr herausstellen, je mehr der Absatz an
elektrischem Strom steigt und je mehr unter Zuhilfe-
nahme bestehender Reservedamptwerke die Ausnutzung
auch der letzten verfügbaren Wasserkräfte zunehmen
wird.
== PA as ee ir ee
|
|
Haben bei dem soeben behandelten Kräfteausgleich
die Talsperren den gröfseren Nutzen von dem Zu.
sammenarbeiten, so hat andererseits die Mündener
Flufsanlage den besonderen Vorteil, trotz der an jedem
Tage vorkommenden stündlichen Absatzschwankungen
möglichst vollkommen ausgenutzt zu werden, wenn sie mit
Talsperrenwasserkräften verbunden ist. Die Wasserkraft
bei Münden läfst sich nämlich nicht oder nur schwierig
unter Aufwendung grofser Geldmittel aufspeichern.
Das Wasser mufs in den Turbinen verarbeitet werden
wie es zufliefst; sonst wird es nutzlos durch das Wehr
strömen. Bekanntlich schwankt die Stromabgabe eines
Elektrizitätswerks aufser im Verlauf eines Jahres auch
noch während eines Tages in weiten Grenzen; der
zeitweise Bedarf am Abend kann mehr als doppelt so
hoch als der mittlere Tagesbedarf sein. Hier können
die Talsperrenkräfte helfend eingreifen. Die Kraftab-
gabe an den beiden Talsperren kann im Verlauf eines
Tages vollständig unregelmäfsig vor sich gehen, d. h.
es kann das für die Auffüllung der Weserwasserstände
und den Betrieb der Mühlen an der Eder und Diemel
während 24 Stunden im ganzen erforderliche Wasser
in wenigen Stunden abgelassen werden, wenn man nur
durch Errichtung von genügend grofsen Ausgleichs-
weihern unterhalb der Talsperren dafür sorgt, dafs
weiter unten an den Verwendungsstellen des Wassers
bei den Mühlen an der Eder und Diemel und in der
Weser -ein gleichmäfsiger Zuflufs stattfindet. Der
gemeinsame Vertrieb der 3 Kraftwerke erlaubt es daher,
in der Weise vorzugehen, dafs der Grundbedarf während
24 Stunden zunächst vom Mündener Kraftwerk gedeckt
wird; dann wird dort alles Wasser nutzbar verarbeitet
werden können, wenn der Verbrauch an elektrischer
Energie überhaupt grofs genug ist. Dem zusätzlichen
Bedarf während einzelner Tagesstunden wird durch
die Kraftabgabe an der Eder und an der Diemel
genügt.
Hiernach ist es zweckmäfsig, sowohl die beiden
Talsperrenkräfte in Hemfurt und Helmin ghausen, als
auch die Weserwasserkraft in Münden auszubauen.
Eingehende Untersuchungen haben indes ergeben, dafs
es genügt, zunächst mit der Herstellung der beiden
Talsperrenwerke den Anfang zu machen, die im Bau
kostspielige Anlage in Münden aber erst folgen zu
lassen, wenn der Kraftbedarf sich bis zu einer ge-
wissen Höhe entwickelt hat. Weiterer Ueberlegung auf
Grund des wirklichen Stromabsatzes kann die Ent-
scheidung vorbehalben bleiben, gegebenenfalls auch den
Ausbau des Kraftwerks in Helminghausen an der Diemel-
talsperre, die ohnehin I bis 2 Jahre später fertig wird
als die Edertalsperre, noch hinauszuschieben und viel-
leicht erst nach dem Mündener Kraftwerk in Angriff
zu nehmen.
Im ganzen können in allen drei Anlagen 41 Millionen
Kilowattstunden jährlich erzeugt werden, davon etwa
24 Millionen in Hemfurt, 2 Millionen in Helminghausen
und 15 Millionen in Münden. Dazu ist es erforderlich,
an der Eder 6 Turbinen von zusammen 15000 Pferde-
kräften (PS), an der Diemel 3 Turbinen von 2400 PS
und in Münden 6 Turbinen anzulegen, die bei einem
Gefälle von etwa 2,5 m 4000 PS erzeugen können.
Insgesamt kann auf eine gleichzeitige Höchstleistung
von 20000 PS oder 13000 Kilowatt gerechnet werden.
Vorbehalten muls es bleiben, die Kraftwerke zunächst
kleiner auszugestalten und später weiter auszubauen,
gegebenenfalls auch über die soeben angegebene Höchst-
leistung hinaus. Die Baukosten für die Einrichtung
der Kraftwerke belaufen sich insgesamt auf 7 300 000 M,
von denen 1900000 M auf das Kraftwerk Hemfurt mit
allen Nebenanlagen, 400000 M auf das Kraftwerk
Helminghausen, 3 750 000 M auf das Kraftwerk Münden,
950000 M auf eine Starkstromverbindungsleitung der
drei Kraftwerke einschliefslich Anschlüsse nach Cassel
und Göttingen und 300000 M auf zwei Hochspannungs-
transformatorenstationen entfallen, die gegebenenfalls
in Helminghausen und Göttingen angelegt werden
sollen, wenn die Abgaben grofser Strommengen an
andere Elektrizitätswerke mittels Fernleitung in Frage
kommt. Die Baukosten für Münden werden deshalb
besonders hoch, weil es sich nicht nur darum handelt,
3 — - * ae i F> ie OTF at NER =
(15. Januar 1913]
vorhandene Kräfte auszunutzen, sondern weil das Gefälle
für die Schaffung der Kräfte erst hergestellt werden
mufs. Dazu ist ein neues Wehr durch die Weser er-
forderlich, ferner eine Schleppzugschleuse zur Um-
gebung dieses Wehrs und die Beseitigung von vor-
handenen Wehr- und Schleuseanlagen, die später wert-
los und für den Wasserabflufs hinderlich sind. Die
geplanten Anlagen bieten neben einigen Eingriffen in
bestehende Verhältnisse erhebliche Vorteile für die
Stadt Münden, namentlich durch Verminderung der
Hochwassergefahren infolge Beseitigung aller festen
Wehre, ferner durch Schaffung von Gelegenheit zu
Umschlagseinrichtungen u. dergl. Es wird deshalb er-
wartet, das die Stadt diese Vorteile angemessen be-
wertet und für das Unternehmen einen entsprechenden
Beitrag leisten wird. Soweit die Anstalten gleichzeitig
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 854] 31
zur Verbesserung der Schiffahrtsverhältnisse dienen
und zur Erleichterung des Verkehrs bestimmt sind,
sind die Verzinsung und Tilgung des dafür aufzu-
wendenden Betrags sowie ein entsprechender Anteil
an den Unterhaltungskosten demnächst von dem Weser-
verbande zu übernehmen (Reichsgesetz, betreffend den
Ausbau der deutschen Wasserstrafsen und die Erhebung
von Schiffahrtsabgaben, vom 24. Dezember 1911).
Zu den Kosten des Ausbaues der eingentlichen
Kraftgewinnungsanlagen treten noch 1700000 M für
Hochspannungsleitungen in die Kreise, welche das
Hauptabsatzgebiet des zu erzeugenden elektrischen
Stromes bilden. Von den hiernach insgesamt erforder-
lichen 9 Millionen Mark werden bis zum Zeitpunkt, wo
der Bau des Mündener Kraftwerks notwendig werden
wird, etwa 5 Millionen Mark beansprucht.
Zuschriften an die Redaktion
(Unter Verantwortlichkeit der Einsender)
Lokomotivkessel-Laschennietungen.
Bezüglich der Ausführungen des Herrn J. Kempf,
Cöln-Kalk über Lokomotivkessel-Laschennietungen in
Glasers Annalen vom 15. Januar 1912, Seite 32, erlaube
ich mir darauf hinzuweisen, dafs die Berechnung bei
Erfüllung der Bedingung 2 einen Widerspruch enthält,
und dafs die Gleichung für Bedingung 2, Abb. 3, meines
Erachtens unrichtig ist.
Nach den „Allgemeinen polizeilichen Bestimmungen
über die Anlegung von Landdampfkesseln“ vom
17. Dezember 1908 lautet die Bedingung 2:
Die Widerstandsfähigkeit der Niete gegen Ab-
scheren darf nicht geringer sein als die in Rechnung
zu ziehende Festigkeit des Bleches in der Nietnaht.
Herr Kempf ergänzt die Bedingung dahin, dafs
er die Festigkeit des Bleches in der schwächsten
Nietnaht zum Vergleich heranzieht, was zweifellos
richtig ist,
Nach Kempf lautet die Gleichung für Bedingung 2,
Abb. 3 gi i
a
65.—4— 62 (¢—23a).s. z .
Die linke Seite der Gleichung stellt die Widerstands-
fähigkeit der Nieten gegen Abscheren, die rechte Seite
die Festigkeit des Blechquerschnittes in der Nietreihe
6 dar. Rechnet man in dieser Weise die übrigen Ver-
nietungen, so findet man für Bedingung 2 der Abb. 2
2 ` $
Nietnaht 1. 9.9," O a
2 a ps
Nietnaht 2. 9." 62 (¢—2d).s. zi
a k
Nietnaht 3. 9. 0" .6> eo en eae
x
und far Bedingung 2 der Abb. |
s, k
Nietnaht 1. 5.8, .6>(¢—--d).5. ao
k
Nietnaht 2. oe 62 (¢—2d).5.—-
Vergleicht man in den vorstehenden Formeln der Abb. 2
die rechte Seite der Gleichung fir die Nietnaht 1 mit
der rechten Seite der Gleichung für die Nietnähte 2 u.3,
so sieht man ohne Weiteres, dafs
k
(£ — 2d) ne. kleiner ist als /— d).s.—
| x x
dieschwächste Nietnaht wäre demnach Nietnaht 2 u. 3.
Herr Kempf rechnet hier jedoch mit Nietnaht 1; hierin
liegt ein Widerspruch.
Ebenso klar geht aus den vorstehenden Gleichungen
der Abb. I hervor, dafs die Nietnaht 2 die schwächste
Nietnaht wäre; wenn nun Herr Kempf auch hier die
Nietnaht 1 berechnet, so widerspricht er sich abermals.
l
—
Neue Aufstellung der Formeln für Bedingung 2
Abb. 3 Nietnaht 6.
Die Widerstandsfähigkeit der auf Schub bean-
3
d
spruchten Niete beträgt 65. a .6.
Die in Rechnung zu ziehende Festigkeit des Bleches
in der Nietnaht setzt sich zusammen aus der Zugfestig-
keit des Bleches in der Nietreihe 6 und aus der Scher-
festigkeit der Nieten, welche den Blechquerschnitt der
Nietreihe 6 zum Teil entlasten. Diese Niete sind hier
mit derselben Berechtigung in Rechnung zu ziehen,
wie sie Herr Kempf in der Bedingung 3 auch berück-
sichtigt hat. Es folgt hieraus:
a’ k d*a
65.4 6> (2 — 234d).s. a +19.7 6.
Die Scherfestigkeit der 19 Nieten auf der rechten Seite
der Gleichung mit 0,8 e einzusetzen, halte ich nicht
für zulässig, da bereits die Scherfestigkeit der 65 Nieten
zu 6 kg/qmm festgelegt ist. Hieraus folgt für Abb. 2 die
Bedingung 2 der
; d’n
Nietnaht I. 9. eu 62 (¢—d).s.
’
i? Zr;
Nietnaht 2. 9. oo 6>@—2).s. - + a .6,
d’n "a
~g 602 (¢—2d).s. +5. 4°
Die rechte Seite der Gleichung für Nietnaht 3 ist
gröfser als die rechte Seite der Gleichung für Nietnaht 2,
die Nietnaht 3 kann somit nicht die schwächste Niet-
naht sein und scheidet daher aus der Berechnung aus.
Ebenso erhält man für Abb. I die Bedingung 2 der
a R
Aa
Nietnaht 3. 9. .6.
2
Nietnaht I. 5. 2 6> (z Sas
x
2 2
Nietnaht 2. 5. ae 162 (¢—2d).5. 9-4 6.
In diese Gleichungen die Zahlenwerte eingesetzt
ergibt: Abb. 3, Bedingung 2, Nietnaht 6
3 36
5. - 2 (1380 — 23 . 23) .14 . -yy +19.
162036 > 104610 + 47365
162036 > 151975.
Abb. 2, Bedingung 2.
237 n
4
B'a «
Nietnaht 1. 9.
.6 > (195 — 23) 14. oa
22437 > 21 143,
38 [No. 854]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Januar 1913]
23? 9
4
Nietnaht 2. 9.: >
‚6> (195 — 2. 23) . 14. ——
22437 > 18316 + 2493
22437 > 20809.
Abb. I, Bedingung 2.
2
2 6 > (120 — 23) . 14.
12465 > 11924,
3
02m 2.0 .14
Nietnaht I. 5.
36
Nietnaht 2. 5. 41
+777 .6 |
12465 > 9097 : 2493
12465 > 11590.
Das Resultat der neuen Gleichungen ergibt demnach
l. für Abb. 3, Bedingung 2:
Die beiden Seiten der Ungleichung sind nicht
mehr so sehr verschieden als bei der Aufstellung
von Herrn Kempf, die Nieten stehen also in
einem guten Verhältnis zu den Blechen;
|
l
2. für Abb. 2, Bedindung 2:
Die rechte Seite der Gleichung für Nietnaht 2
ist kleiner als die rechte Seite der Gleichung für
Nietnaht 1, die schwächste Nietnaht ist also
Nietnaht 2 und nicht Nietnaht 1, wie Kempf angibt;
3. für Abb. 1, Bedingung 2:
Auch hier ist Nietnaht 2 die schwächste Niet- -
naht und nicht Nietnaht 1, wie Herr Kempf angibt.
Karlsruhe i. B., im Dezember 1912.
W. Berg, Ingenieur.
Der Anregung des Herrn Berg folgend, habe ich
die Nietungen nochmals geprüft und gefunden, dafs
mir bei Feststellung der schwächsten Nietnaht leider
ein Fehler unterlaufen ist. In den Formeln für Be-
dingung 2 müssen, wie Herr Berg angibt, die Nieten,
welche den Blechquerschnitt entlasten, ebenfalls in die
Rechnung eingesetzt werden.
Für die Richtigstellung sage ich Herrn Berg meinen
verbindlichsten Dank.
Cöln-Kalk, im Dezember 1912.
J. Kempf.
Verschiedenes
Das preußische Eisenbahnanleihegesetz. Die „Berl. Pol. !
Nachr.“ schreiben: Bekanntlich wird die Eisenbahnkredit-
vorlage diesmal früher als sonst dem Abgeordnetenhause
zugestellt werden, damit sie im Zusammenhange mit dem
Eisenbahnetat für 1913 und mit dem gleichfalls zu erwarten-
den Nachtragsetat für Eisenbahnzwecke auf 1912 erörtert
werden kann. Damit wird in erster Reihe dahin gewirkt,
dafs die Vermehrung des Fuhrparks, die sich gerade in
letzter Zeit als notwendig herausgestellt hat, möglichst bald
in dem gewünschten Umfange vorgenommen werden kann.
Es wird ja denn auch die Eisenbahnkreditvorlage nicht
weniger als 170 Millionen Mark oder 58 Millionen mehr als
in dem letzten derartigen Gesetze für die Beschaffung von
Fahrzeugen fordern.
Eine eingehende Besprechung des Etats der preufsisch-
hessischen Staatseisenbahnen werden wir in einer der
nächsten Nummern veröffentlichen.
Russisches Gesetz über die Gewährung von Prioritäts-
rechten auf Grund der Gegenseitigkeit bei Entscheidung von
Angelegenheiten des gewerblichen Eigentums von Untertanen
der Staaten, welche mit Rufsland entsprechende Verträge
geschlossen haben.
Nachstehend veröffentlichen wir einen Abdruck in deut-
scher Uebersetzung des am 22. Juli/4. August v. J. veröffent-
lichten und in Kraft getretenen russischen Gesetzes über
die Gewährung von Prioritätsrechten an Untertanen aus-
ländischer Staaten auf Erfindungspatente, Warenzeichen
und gewerbliche Zeichnungen oder Modelle. Wie aus dem-
selben zu ersehen ist, sind als Prioritätsfristen für Erfindungs-
patente zwölf, für Warenzeichen und gewerbliche Zeich-
nungen oder Modelle vier Monate bestimmt.
Die Gewährung dieser Prioritätsrechte ist abhängig
gemacht von entsprechenden Verträgen, die mit den ein-
zelnen Staaten noch geschlossen werden sollen. Bis heute
ist ein derartiges Uebereinkommen zwischen Rufsland und
einem anderen Staate noch nicht getroffen worden. Auch
ist Rufsland dem internationalen Vertrag zum Schutz des
‚gewerblichen Eigentums bisher nicht beigetreten. Wenn
auch das Gesetz zur Zeit noch keine praktische Bedeutung |
hat, da Konventionen zwischen Auslandsstaaten und Rufsland
bisher nicht abgeschlossen wurden, so ist es doch sympto-
matisch dafür, dafs sich auch in Rufsland endlich eine starke
Neigung zur Union hin bemerkbar macht und zur Verwirk-
lichung des Anschlusses an diese ist mit dem vorliegenden
Gesetz ein energischer Schritt nach vorwärts getan worden.
!
Das neue russische Gesetz lautet in deutscher Ueber-
setzung, wie folgt:
Zur Abänderung und Ergänzung der beciglichen Gesetzesbestim-
mungen ist anzuordnen:
1) Die Untertanen derjenigen ausländischen Staaten, die mit
Russland ein Uebereinkommen über den gegenseitigen Schutz des ge-
werblichen Eigentums, auf Grund der Priorität, getroffen haben,
geniessen, sofern sie in einem dieser Staaten ein Gesuch um Erteilung
einer Bescheinigung auf ein Warenzeichen vorschriftsmässig hinter-
legt haben, ein Vorzugsrecht auf den Erhalt der durch Artikel 1614
der Industrie- Verordnungen ( Gesetzessammlung, Ba. XI, T. 2, Fort-
setz. 1906) festgesetzten Bescheinigung auf dasselbe Warenzeichen
im Laufe von vier Monaten vom Tage der Hinterlegung des er
wähnten Gesuches.
2) Die Untertanen derjenigen ausländischen Staaten, die mit
Russland ein Uebereinkommen über den gegenseitigen Schutz des ge-
werblichen Eigentums, auf Grund der Priorität, getroffen haben,
geniessen, sofern sie in einem dieser Staaten ein Gesuch um Erteilung
eines Privilegiums anf eine Erfindung oder Vervollkommnung vor-
schriftsmässig hinterlegt haben, ein Vorzugsrecht auf den Erkalt
eines Privilegiums auf dieselbe Erfindung oder Vervollkommnung
im Laufe von zwölf Monaten vom Tage der Hinterlegung des er-
wähnten Gesuches. ~
3) Die Untertanen derjenigen ausländischen Staaten, die mit
Russland ein Üetbereinkommen über den gegenseitigen Schutz des ge-
werblichen Eigentums, auf Grund der Priorität, getroffen haben,
gıniessen, sofern sie in einem dieser Staaten ein Gesuch um Gewährung
dcs Schutzes auf eine gewerbliche Zeichnung oder Modell vorschrifts-
mässig hinterlegt haben, ein Vorzugsrecht auf die Eintragung der-
selben Zeichnung oder desselben Modells bei der Industrie- Abteilung
im Laufe von vier Monaten vom Tage der Hinterlegung des er-
wähnten Gesuches.
4) Personen, die nicht Untertanen sind eines der ausländischen
Staaten, welche mit Russland ein Uebereinkommen über den gegen-
seitigen Schutz des gewerblichen Eigentums, auf Grund der Priorität,
geschlossen haben, geniessen die in Art. 1—3 bestimmten Vorzüge
nur dann, wenn dieser Umstand in den erwähnten ÜUebereinkommen
vorgesehen ist. In diesem Falle werden die oben angegebenen Ver-
günstigungen in Grenzen und unter Bedingungen, die von diesen
Vebereinkommen festgesetzt werden, angewendet.
Preisausschreiben. Die bisher als Sicherheitslampen
beim Steinkohlenbergbau benutzten Oel- und Benzinlampen
zeigen neben grofsen Vorzügen verschiedene Mängel. Sie
sind im besondern nicht vollkommen schlagwettersicher.
Auch die jetzigen elektrischen Grubenlampen haben noch
[15. Januar 1913]
erhebliche Nachteile. Sie sind nicht betriebssicher genug
und zeigen weder schlagende noch matte Wetter an.
Der Verein für die bergbaulichen Interessen im Ober-
bergamtsbezirk Dortmund hat sich aus diesem Grunde
entschlossen, für eine im Betrieb brauchbare, mit zuver-
lassigem Wetteranzeiger versehene elektrische Grubenlampe
einen Preis von 25000 M auszusetzen. Lampe und Wetter-
anzeiger haben folgende Bedingungen zu erfüllen. Sie müssen:
schlagwettersicher sein, u. zw. auch nach Beschädigung,
und wenigstens 12 Stunden lang ununterbrochen be-
triebsbrauchbar sein.
Ferner müssen sie:
handlich, haltbar, sicher verschliefsbar, einfach gebaut,
einfach zu bedienen und für den Betrieb wirtschaftlich
sein.
Der Wetteranzeiger mufs mindestens im gleichen Mafse
wie die Benzin-Sicherheitslampe Grubengas (CH,) und matte
Wetter anzeigen.
Die Lampe mufs nach zwölfstündiger Brenndauer noch
eine Leuchtkraft von wenigstens einer Hefner-Kerze besitzen.
Ueber die Zuerkennung der Preise entscheidet ein
Preisgericht, welches besteht aus den Herren:
Geh. Oberbergrat Bornhardt, als Vertreter des
Handelsministeriums, Geh. Bergrat Katheuner, als Ver-
treter des Kgl. Oberbergamts zu Dortmund, Bergrat Gerlach,
als Bergrevierbeamten, Bergrat O. Maller, als Vertreter
des Vorstandes der Knappschafts-Berufsgenossenschaft,
Bergassessor a. D. Winkhaus, als Verteter der Sektion 2
der Knappschafts-Berufsgenossenschaft, Professor Heise,
als Vertreter des Vorstandes der Westfälischen Berggewerk-
schaftskasse, Generaldirektor a. D. Lüthgen, General-
direktor Janssen, Bergrat Johow, Direktor Meyer,
Direktor Pattberg, als Vertretern des Vereins für die
bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund.
Das Recht der Zuwahl bleibt dem Preisgericht vorbe-
halten. Die Entscheidung des Preisgerichts ist unanfechtbar.
Es steht ihm frei, den Preis zu teilen, wenn mehrere brauch-
bare Lösungen eingereicht worden sind. Genügt keine
Bewerbung den gestellten Bedingungen vollständig, so können
den Lösungen, die dem Ziel am nächsten kommen oder
Teillösungen darstellen, Teilbeträge zugesprochen werden.
Die Bewerbungen müssen folgenden Anforderungen
entsprechen:
l. Die Lampen sind in 3 Exemplaren an den Verein für
die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dort-
mund in Essen (Ruhr) einzureichen.
2. Beschreibungen, Zeichnungen und eingehende Behand-
lungsvorschriften sind in dreifacher Ausfertigung beizufügen.
3. Die Schriftstacke müssen in deutscher Sprache abge-
falst sein.
4. Die Bewerbungen müssen spätestens bis zum 1. Ok-
tober 1913 eingegangen sein.
Das Preisgericht wird das Ergebnis des Preisaus-
schreibens in den Zeitschriften „Glückauf“, „Der Bergbau“
und „Der Kompafs“ bekanntgeben.
Ernennungen zum Dr.Ing. Rektor und Senat der
Technischen Hochschule zu Berlin haben auf einstimmigen
Antrag der Abteilung für Schiff- und Schiffsmaschinenbau
durch Beschlufs vom 13. Dezember 1912 dem Geheimen
Kommerzienrat Gotthard Sachsenberg, Vorstandsmitglied
der Firma Gebrüder Sachsenberg, Akt.-Ges. in Rofslau a./Elbe,
in Anerkennung seiner Verdienste um die Förderung und
Ausgestaltung des deutschen Flufsschiffbaues, und dem
Direktor von Joh. C. Tecklenborg Akt.-Ges., Schiffswerft
und Maschinenfabrik in Geestemünde Georg W. Claussen
senior, in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste
um den deutschen Handelsschiffbau, insbesondere durch die
Schaffung und jahrzehntelange Leitung einer der gröfsten
deutschen Werften sowie durch den erfolgreichen Bau neuer
Schiffstypen, die Würde eines Doktor-Ingenieurs ehrenhalber
verliehen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 854] 39
Berichtigung. Die in dem Vortrag „Allgemeiner Ma-
schinenbau und mechanische Materialbearbeitung auf der
Weltausstellung Turin 1911“ erwähnte Maschinenfabrik
„Gleason -Works-Rochester V. St. A.“, deren Kegelräder-
Hobelmaschine auf S. 209 in No. 85! kurz besprochen ist,
macht durch ihren deutschen Vertreter darauf aufmerksam,
dafs bei dieser Maschine sowohl das Werkstück wie auch die
Hobelstähle zwangläufig die Schaltbewegungen ausführen.
Es handelt sich bei dem Arbeitsvorgang um das Abrollen
des Werkrades auf dem zugehörigen Planrad (dargestellt
durch die Hobelstahle). Nach jedem Schnitt wird das Rad
um seine Achse gedreht und die Stähle werden entsprechend
geschwenkt. |
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat den Post-
bauräten Bing in Köln und Wohlbrück in Schwerin i. Mecklb.
sowie der Charakter als Regierungs- und Baurat dem
zum ständigen Hilfsarbeiter im Reichs-Kolonialamt ernannten
Regierungsbaumeister Georg Ruthe.
Kommandiert: zum 1. April 1913 der Geh. Marine-
baurat und Schiffbaudirektor Brinkmann von der Kaiserl.
Werft Wilhelmshaven nach Berlin.
Ueberwiesen: der Marine-Schiffbaumeister Coulmann
vom Torpedoressort der Kaiserl. Werft Kiel zum 1. April
1913 der Inspektion des Torpedowesens in Kiel als Referent
für die fertigen U-Boote.
Versetzt: der Geh. Marinebaurat und Schiffbaudirektor
Eichhorn zum 1. April 1913 von der Kaiserl. Werft Danzig
zur Kaiserl. Werft Wilhelmshaven;
der Marine-Oberbaurat und Schiff bau-Betriebsdirektor
Arendt unter Enthebung von dem Kommando beim Konstruk-
tionsdepartement des Reichs-Marineamts Berlin zum 26. März
1913 zur Kaiserlichen Werft Danzig, der Marine-Hafenbau-
meister Hedde unter Enthebung von seinem Kommando bei
dem Reichs-Marineamt zum 1. April 1913 nach Cuxhaven
und der Marine-Hafenbaumeister Busch, bisher zur Dienst-
leistung bei dem Reichs-Marineamt kommandiert, mit dem
24. Dezember 1912 nach Berlin;
der Regierungsbaumeister Bruker in Königsberg i. Pr.
zum 1. Februar 1913 unter Kommandierung als techn. Hilfs-
arbeiter in die Bauabt. des Kriegsminist. zur Intendantur
der militärischen Institute nach Berlin, der Regierungsbau-
meister Dupont, techn. Hilfsarbeiter in der Bauabt. des Kriegs-
minist., zum 1. Februar 1913 von der Intendantur der mili-
tarischen Institute als Vorstand des Militarbauamts Berlin IV
zur Intendantur des Gardekorps und der Regierungsbaumeister
Glüer in Cassel nach Niederzwehren.
Militarbauverwaltung Preufsen.
Ernannt: zu Intendantur- und Bauräten die mit Wahr-
nehmung von Intendantur- und Bauratstellen bei den Inten-
danturen des V., XVI., XX. und XXI. Armeekorps beauf-
tragten Bauräte Breisig, Stürmer, Herold und Klein.
Versetzt: der Baurat Benda, Vorstand des Militärbau-
amts in Mülhausen i. E., zum 1. April 1913 zur Intendantur
des XI. Armeekorps; er ist mit Wahrnehmung einer Inten-
dantur- und Bauratstelle beauftragt.
In den Ruhestand versetzt: auf seinen Antrag zum
1. April 1913 der Baurat Krieg, Vorstand des Militarbauamts
Bromberg.
Militärbauverwaltung Bayern.
Verliehen: der Titel und Rang eines Geh. Baurats
dem Intendantur- und Baurat Ernst Feder bei der Intendantur
des III. Armeekorps und dem Oberingenieur August Kleyla
bei der Inspektion der Technischen Institute.
Preufsen.
Ernannt: zum ordentl. Mitgliede der Akademie des
Bauwesens der Geh. Oberbaurat Andersen in Berlin-
Friedenau; i
40 [No. 854]
zu aufserordentlichen Mitgliedern der Akademie des
Bauwesens der städtische Baurat Dr.-Ing. Grässel in München,
der Stadtbaurat a. D). Kiehl in Neukölln, der Geh. Hofrat
Professor Engels in Dresden und der Geh, Oberbaurat Witt-
feld in Berlin-Halensee;
zum etatmäfsigen Professor an der Techn. Hochschule
in Hannover der etatmafsige Professor an der Kgl. Berg-
akademie Dr. Rudolf Rothe in Klaustal und zum etatmäfsigen
Professor der Landwirtschaftl. Hochschule in Berlin der
Regierungs- und Geh. Baurat Emil Krüger in Bromberg;
zu Regierungsbaumeistern die Regierungsbauführer Paul
Hecker aus Düsseldorf, Walter Wolfframm aus Berlin (Ma-
schinenbaufach), Georg Kollmann aus Hannover, Theodor
Kallenbach aus Gardelegen (Eisenbahnbaufach), Hans
Giencke aus Jasnitz in Mecklenburg (Wasser- und Strafsen-
baufach), Wolfgang Weyrauch aus Neumarkt i. Schl., Siegfried
v. Steinwehr aus Königsberg i. Pr., Karl Fest aus Markowitz,
Kreis Strelno, Max Stolterfoht aus Berlin und Heinrich
Völpel aus Eibelshausen, Dillkreis (Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat den Re-
gierungs- und Bauräten Stever in Hannover, Lehmbeck in
Danzig, Achenbach in Hannover, Seidel in Potsdam, Schulze
in Aurich und Walter Hesse in Berlin;
der Charakter als Baurat mit dem persönl. Range der
Räte vierter Klasse dem Kreisbauinspektor Schocken in
Strasburg i. Westpr., den Regierungsbaumeistern Heusch in
Fulda, Bernhard Hoffmann in Berlin, Diete in Genthin, Lekve
in Saarbrücken, Ellerbeck in Meppen, Bormann in Münster
i. Westf., Probst in Altenessen und Brauer in Allenstein,
dem Wasserbauinspektor Quedefeld in Neuyork, den Re-
gierungsbaumeistern Theuerkauf in Ratibor, Linsert in Stral-
sund, Schiricke in Glückstadt und Schütz in Posen, dem
Meliorationsbauinspektor Czygan in Charlottenburg, den
Regierungsbaumeistern Mappes in Minster i. Westf., Helm-
rich in Liegnitz und Schaper in Wunstorf, dem Kreisbau--
inspektor Schmid in Marienburg i. Westpr. und den Re-
gierungsbaumeistern Henschke in Meseritz, Schmitz in
Landsberg a. d. W., Offenberg in Rheine, Laubschat in
Steinau a. d. O. und Paulmann in Emden;
der Charakter als Baurat dem Landesbauinspektor Franz
Henke in Posen und dem Bausachverständigen der Berliner
Stadtsynode Regierungsbaumeister a. D. Gustav Werner in
Berlin-Wilmersdorf;
der Titel Professor dem ordentl. Lehrer an der Kunst-
akademie in Kassel Regierungsbaumeister a. D. Freiherrn
Wilhelm v. Tettau.
Einberufen: zur Beschäftigung im Staatseisenbahn-
dienste die Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches
Grevel und Schubert bei der Eisenbahndirektion in Münster,
Derikartz, Bischof und Pohland bei der Eisenbahndirektion
in Essen, Joseph Müller, Geier und Frankenberg bei der
Eisenbahndirektion in Elberfeld, Jonas, bisher zur Reichs-
eisenbahnverwaltung beurlaubt, bei der Eisenbahndirektion
in Essen, Fechter bei der Eisenbahndirektion in Köln und
Reese bei der Eisenbahndirektion in Kattowitz.
Ueberwiesen: der Regierungsbaumeister des Ma-
schinenbaufaches Rammelsberg, bisher beim Eisenbahn-Werk-
stättenamt 2 in Dortmund, dem Eisenbahn-Zentralamt mit
dem Wohnsitz in Dortmund sowie der Regierungsbaumeister
des Eisenbahnbaufaches Ernst Rohde, bisher in Posen, dem
Minist. der öffentl. Arbeiten zur Beschäftigung bei den
Eisenbahnabt.
In den unmittelbaren Staatsdienst übernommen:
der bisherige Betriebsleiter der Bergheimer Kreisbahnen und
der Mödrath - Liblar - Brühler Eisenbahn Regierungsbau-
meister a. D. Friedrich Kratz in Köln unter Verleihung der
Stelle eines Mitgliedes einer Eisenbahndirektion.
Versetzt: die Regierungs- und Bauräte Wypyrsczyk,
bisher in Beuthen, als Mitglied (auftrw.) der Eisenbahn-
direktion nach Königsberg i. Pr. und Heinrich, bisher in
Saarbrücken, als Mitglied (auftrw.) der Eisenbahndirektion
nach Hannover, Greve von Berlin an die Regierung in Köln,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [!
5. Januar 1913]
Neuhaus von Marienwerder an die Regierung in Erfurt und
Hobrecht von Oranienburg an das Polizeipräsidium in Berlin,
die Bauräte Timmermann von Uelzen als Vorstand des
Hochbauamts in Schneidemühl und Rohne von Frankfurt a. O.
als Vorstand des Hochbauamts in Uelzen;
die Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches Bra-
bandt, ‘bisher in Siegen, als Mitglied (auftrw.) der Eisen-
bahndirektion nach Köln, Willy Lehmann, bisher in Berlin-
Pankow, nach Düren als Vorstand (auftrw.) des daselbst
neu errichteten Eisenbahn-Betriebsamts, Blau, bisher in
Hermsdorf bei Berlin, als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahn-
Betriebsamts 2 nach Dirschau, Rump, bisher bei den Eisen-
bahnabt. des Minist. der öffentlichen Arbeiten, als Vorstand
_ (auftrw.) des Eisenbahn-Betriebsamts nach Siegen, Reichert,
bisher in Oberhausen, als Vorstand der Eisenbahn-Bauabt. 1
nach Duisburg, Leinemann, bisher in Linz, nach Krefeld als
Vorstand der daselbst neu errichteten Eisenbahn-Bauabt.,
Friedrich Müller, bisher in Hannover, nach Torgau als Vor-
stand der daselbst neu errichteten Eisenbahn-Bauabt., Dr.-Ing.
Schütz, bisher in Magdeburg, als Vorstand der Eisenbahn-
Bauabt. nach Berlin-Pankow und Panzlaff, bisher in Gemünden
a. d. Wohra, nach Jülich als Vorstand der daselbst neu er-
richteten Eisenbahn-Bauabt., der Grofsherzoglich hessische
Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches Sieben, bisher
in Duisburg, als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahn-Betriebs-
amts 1 nach Saarbrücken, die Regierungsbaumeister des
Maschinenbaufaches Hintze, bisher in Breslau, als Vorstand
des Eisenbahn-Werkstättenamts nach Halberstadt, Wilhelm
Neumann, bisher in Dortmund, als Vorstand (auftrw.) des
Eisenbahn-Maschinenamts nach Beuthen, Tromski, bisher
beim Eisenbahn-Zentralamt in Berlin, nach Breslau als Vor-
stand (auftrw.) eines Werkstättenamts bei der Eisenbahn-
Hauptwerkstätte 4 daselbst und Paul Wagner, bisher in
Wittenberge, in den Bezirk der Eisenbahndirektion in Essen,
sowie die Regierungsbaumeister Hansmann von Rathenow
an die Regierung in Oppeln und Wohlfarter von Schneide-
mühl als Vorstand des Hochbauamts in Frankfurt a. d. O.;
der etatmäfsige Professor an der Techn. Hochschule in
Danzig-Langfuhr Karl Weber in gleicher Eigenschaft an die
Techn. Hochschule in Hannover;
der bisher zur Verwendung im Reichs-Kolonialdienst
beurlaubte Regierungsbaumeister Gelinsky nach Stralsund
(zur Beschäftigung im Bereiche der Wasserbauämter Stral-
sund Ost und West).
Elsafs-Lothringen.
Ernannt: zum Wasserbauinspektor der Regierungs-
baumeister Stirnemann; demselben ist die Wasserbau-
inspektorstelle in Colmar übertragen worden.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Dienste
erteilt: dem Wasserbauinspektor Regierungs- und Baurat
Schmitt in Colmar unter Verleihung des Charakters als
Geh. Baurat.
Hamburg.
Ernannt: zum Bauinspektor bei der Polizeibehörde
der Baumeister Wilhelm Hecker und zum Baumeister bei
dieser Behörde der Dipl.-Ing. Heinrich Andreas Peters.
Gestorben: Geh. Baurat Gustav Schmitz, früher
Mitglied der Eisenbahndirektion in Köln, Wirkl. Geh. Ober-
baurat Launer, früher Vortragender Rat im Minist. der
öffentl. Arbeiten.
200060006006060056000000066000000000008
Zur Leitung des ausgedehnten Eisenbahnrangier- &
dienstes mit über 1000 Waggons tägl. Ein- und Aus-
gang und des gesamten Hafenbetriebes eines großen
Werkes wird für dauernde gutbezahlte Stellung ein
energischer Betriebsleiter
von grofser Arbeitskraft gesucht. Erfahrungen im
Rangierdienst u. grofse Betriebsgewandtheit ver-
® langt. Angebote mit Lebenslauf und Eintrittstermin
unter E.B.% an die Exped. d. Bl.
esse nn nn un,
Verlag F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
Ganze Reihe No. 855 Berlin, 1. Februar 1913 Band 72 Heft 3
ANNALEN FUR GEWERB
UND BAUWESEN LEHE.
ERSCHEINT AM 1. u.15. JEDEN MONATS HERAUSGEGEBEN VON ANZEIGENPREIS FÜR DIE DREIGE-
SCHRIFTLEITUNG
BERLIN SW
LINDENSTRASSE 80
BEZUGSPREIS FÜR DAS HALBJAHR: SPALTENE PETITZEILE ODER DEREN
DEUTSCHLAND ..... Ly eeeese10 MARK | G LAS E R BAUM vorgelesen are 30 Pr.
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ÜBRIGES AUSLAND........ ...12 MARK KÖNIGL.BAURAT, PATENTANWALT BEI WIEDERHOLUNGEN ERMASSIGUNG
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DIE ZEITSCHRIFT WIRD NACH VEREINBARUNG MIT DEM VEREIN DEUTSCHER MASCHINEN - INGENIEURE
SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MÄRZ 1881, FÜR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts = Verzeichnis.
Seite
Strafsen-Güterzüge. Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen- Seite- | Verschiesdsnsss. :.: a 3 ooe a a ad a eK AS Ree 58
Ingenieure am 17. September 1912 von Oberingenieur W. A. Th. Muller, Autogene Schweifsung mittels Acetylen-Sauerstoff. — Die praktische
Berlin-Steglitz. (Mit Abb.) (Fortsetzung) . . . 2 2 20000. eE g Ausbildung der Ingenieure. — Ergebnis des Preisausschreibens für die
Die Lokomotiven auf der Weltausstellung in Brüssel. Vortrag, | Erbauung der australischen Bundeshaupistadt.
halten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 17. Januar Š : ee ge a A Eee ee ere a a an ee a
WAY van Poohssor Dbergeihmann: Baile. (Ae Abk) IK SE i ao m...
Etat der Eisenbahnverwaltung für das Etatsjahr 1913. . .. . 53 | aoii i EIER
Stralsen-Güterzüge
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 17. September 1912
von Oberingenieur W. A. Th. Müller, Berlin-Steglitz
(Mit 32 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 25)
In Abb. 11 sehen wir einen Anhängewagen in Seiten- Zahnrad und Welle derartig mit einander verbunden
ansicht. Man kann daraus deutlich die gegenseitige sind, dafs jeder Schwenkung des einen Drehgestelles eine
Stellung der beiden Drehgestelle erkennen, die mittels entgegengesetzte Schwenkung des ande.en folgen mufs.
Abb. 11.
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Versuchs-Abteilung der Verkehrstruppen.
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Anhangewagen.,
Nachdruck des Inhaltes verboten.
42 INo. 855)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Februar 1913]
Abb. 13.
Strafsenzug in Kurvenfahrt.
Abb. 14.
Strafsenzug rückwärts fahrend,
Abbildung 12 zeigt die Verbindung zweier Anhänge-
wagen untereinander. Oben sehen wir von einem
Wagenrahmen zum anderen führend eine Kuppelstange;
darunter liegt eine dreieckförmige Deichsel, die der
besseren Handlichkeit wegen zerlegbar ausgeführt ist
und deshalb aus einer Mittelstrebe und zwei seitlichen
Spannseilen besteht. Die Zerlegbarkeit der Dreiecks-
deichsel, ebenso wie die durch Rechts- und Linksge-
winde einstellbaren Kuppelstangen bieten den Vorteil,
dafs man beim Rangieren die schweren Fahrzeuge nicht
auf genau richtige Stellung heranfahren braucht,
sondern diese durch die Schraubenwirkung der Kuppel-
stangen und der Spannschlösser erzwingen kann.
Vor allem aber ermöglicht die symmetrische Ausführung
der Anhängewagen und die Zerlegbarkeit der Dreiecks-
deichsel ein leichtes Umkuppeln für geänderte Fahrt-
Abb. 15.
Maschinenwagen beim rückwärts fahrenden Strafsenzuge.
Abb. 16.
Stralsenzug mit Spurversetzung,
richtung. Die Deichselspitze mufs nämlich stets nach
vorn zeigen. Es brauchen dazu nur die Spannschlösser
gelöst, die Mittelstreben mit den Spannseilen heraus-
genommen und in umgekehrter Richtung wieder einge-
setzt zu werden. Wie auf der Abb. 12 ersichtlich, sind
Haken zum Einhängen der Spannseile und ebenso
Führungsösen für die Spitze der Mittelstrebe für beide
Fahrtrichtungen vorhanden. Die Kuppelstange, welche
die eigentliche Verbindung zwischen beiden Fahrzeugen
herstellt, braucht nicht gelöst zu werden.
Die Erzielung des Spurhaltens aller Räder durch
die Lenkvorrichtung ist lediglich eine geometrische
Aufgabe, die auch in dem genannten Buche „Der
Automobilzug“ ausführlich behandelt ist. Durch den
(1. Februar 1913]
Antrieb aller Rader des Zuges wird erreicht, dafs die
Zug- und Druckkräfte zwischen den einzelnen Fahr-
zeugen sehr gering sind. Seitenkomponenten, die den
Lenkvorgang stören könnten, treten nur in ganz ge-
ringem Mafse auf. Der Lenkungsvorgang wırd übrigens
bei der vorliegenden Konstruktion auch dadurch vor
ungünstigen Einflüssen geschützt, dafs Lenkeinrichtung
und Kuppelung völlig von einander getrennt sind
(D.R. P. No. 213541). Die Spitze des Lenkdreiecks ist
längsverschieblich gelagert, kann also niemals Zug-
oder Druckkräfte bekommen.
Schliefslich sehen wir auf Abb. 12 auch noch den
Kabelstrang, der die elektrische Kuppelung zwischen
den Fahrzeugen bildet.
Von der Wirkungsweise der beschriebenen Lenk-
einrichtungen gibt Abb. 13 eine anschauliche Vorstellung.
Man sieht dort den Zug in einer scharfen Wegebiegung
stehen. Zu beachten ist, dafs jeder Wagen — einer nach
dem andern — an ebenderselben Stelle die Richtungs-
änderung ausführt, wie es der vorangehende Maschinen-
wagen unter der Hand des
Führers getan hat. Dies wird
in der späteren kinemato-
graphischen Vorführung des
Zuges noch besser zum Aus-
druck kommen. Die kleinste
Biegung, die gefahren werden
kann, hat einen Halbmesser von
nur 5,0 m bis Mitte Wagen
gemessen.
Wenn der Zug rückwärts
fahren soll, so werden — wie
beschrieben wurde — die Lenk-
dreiecke umgekuppelt. Der
letzte Wagen erhält eine lange
Deichsel, die mit dem Dreh-
gestell in gleicher Weise
durch die Spannseile verbun-
den wird, wie sonst die
Mittelstrebe des Lenkdreiecks.
Diese Deichsel wird beim
Rückwärtsfahren von den
Mannschaften geführt, wie es
Abb. 14 zeigt. Der Maschinen-
wagen folgt dann dem rück-
wärts fahrenden Zuge eben-
so wie jeder Anhängewagen
(Abb. 15). Es ist überhaupt
im Prinzip der Platz des
Maschinenwagens im Zuge
gleichgültig. Er könnte auch
in der Mitte fahren, was ge-
legentlich beim Rangieren auch
wohl angewendet wird. Bei
normaler Fahrt gehört der
Maschinenwagen selbstver-
standlich an den Anfang des
Zuges, ebenso wie die Loko-
motive beim Ejisenbahnbe-
triebe; denn nur der Maschinen-
wagen ist mit einem verant-
wortlichen Führer besetzt. Als
Helfer wird nur untergeord-
netes Personal verwendet.
Das nächste Bild (Abb. 16)
lafst die Anwendung der Spur-
versetzung erkennen. Wäh-
rend die ersten 5 Wagen des
Zuges in einer Linie laufen,
sind die beiden letzten Wagen
auf „rechts versetzte Spur“ ein-
gestellt. Wie die Spurver-
setzung zu stande kommt, ist
in den drei Figuren von
Abb. 17 ersichtlich. In Figur |
sind die Lenkdreiecke gleich-
schenklig eingestellt. Der Zug
läuft dadurch in gerader Spur.
Werden nun die Spannseile
auf der rechten Seite nach-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 855] 43
Rangierkabel und Rangierschalter.
44 [No. 855]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Februar 1913}
gelassen und auf der linken Seite angezogen, so verstellen
sich die Drehgestelle (Fig. 2). Nach einer gewissen Fahr-
strecke laufen die einzelnen Wagen dann mit versetzter
Spur, wie es Figur 3 zeigt. Das Versetzen der Spuren
wird bei langsamer Fahrt des Zuges vorgenommen,
und zwar derart, dafs, vom Vorderwagen anfangend,
Abb. 19.
wöhnlicher Umkehr-Anlasser für Hauptstrom-Motoren.
Die Elektromotorenfelder werden dabei in Reihe vor
die parallel geschalteten Anker gelegt. Die früher be-
schriebene Zugschaltung findet in diesem Falle also
keine Anwendung, sondern eine gewöhnliche Haupt-
strom-Schaltung. Die Wicklungen der Elektromotoren
Abb. 20.
——
Strafsenzüge in verkehrsreichen Strafsen.
einer nach dem anderen versetzt wird. Wollte man
nämlich im Stillstand die Drehgestelle so verstellen,
wie es in Figur 2 gezeigt ist, und dann abfahren, so
würden die Wagen infolge des entgegengesetzten Ein-
schlages der Hinterachse erst eine Kurve nach links
ausführen. Es mufs dies bei der Handhabung der
Abb. 21.
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Strafsenzug auf einer schwachen Holzbrücke.
Spurversetzung stets berücksichtigt werden, um un-
beabsichtigte Bewegungen der Anhängewagen zu ver-
meiden.
Wenn einzelne Anhängewagen für sich allein fort-
bewegt werden sollen, so bedient man sich dazu eines
langen Kabels mit einem Rangierschalter (Abb. 18).
Dieser Rangierschalter ist nichts anderes als ein ge-
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sind dem entsprechend gewahlt. Mit Hilfe des Rangier-
kabels können die Anhängewagen aus Entfernungen
bis zu 300 m herangeholt werden, sodafs es also mög-
lich wäre, einen Zug aus einem Umkreise von 600 m
zusammen zu holen. Der Maschinenwagen bleibt beim
Kabelbetrieb selbstverständlich stehen. Der Neben-
schlufs-Regler der Hauptdynamo-Ma-
schine wird auf eine bestimmte Span-
nung, z. B. 200 Volt eingestellt. Die
laufende Maschine bedarf dann keiner
weiteren Wartung. Ä
Die Anwendung des Rangierkabels
ist in der Praxis nicht zu der Be-
deutung gekommen, wie man eigent-
lich annehmen sollte. Das Auf- und
Abrollen des Rangierkabels war den
Leuten meistens zu umständlich. Bei
geringeren Entfernungen hat sich in-
folgedessen ein Rangierverfahren her-
ausgebildet, wie es auch bei Eisen-
bahnwagen gebräuchlich ist. Es werden
Hebebäume unter die Räder gesteckt
PR TE und durch deren Bewegung das Vor-
win schieben bewirkt. Obgleich die be-
ladenen Fahrzeuge 8000 kg und dar-
über wiegen, so hat sich doch ge-
zeigt, dafs ein Rangieren von Hand
sehr wohl ausführbar ist.
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(In einer Reihe von Bildern wurde
sodann vom Vortragenden gezeigt,
dafs es möglich ist, einen solchen
Wagenzug trotz seiner Länge
mit Sicherheit auch auf verkehrs-
reichen Strafsen zu verwenden. Wir
geben davon in Abb. 19 und 20 zwei
Bilder wieder, die dies erkennen lassen.
Bei Abb. 19 sieht man übrigens auch
das genaue Spurhalten der Fahrzeuge, denn nur an
der langen Reihe der hervorstehenden Achskappen
ist die Länge des Zuges erkennbar).
Auch die Befahrbarkeit verhältnismäfsig schwacher
Brücken ist mehrfach festgestellt worden. Holzbrücken,
wie in Abb. 21 ersichtlich, können unbedenklich befahren
werden. Es ist dies mit eine Folge der gleichmäfsigen
4
(1. Februar 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 855] 45
Abb.. 22.
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Strafsenzug für Ziegelstein-Transport.
Abb. 23
Strafsenzug auf der Baustelle.
Gewichtsverteilung auf alle Achsen. Selbstverständlich
darf die Spannweite zwischen den Jochen der Brücke
nicht zu grofs sein. Da der höchste Achsdruck bei
beladenem Zuge nicht über 4,5 t kommt, so dürften die
meisten Brücken, die in Verkehrsstrafsen liegen, ohne
weiteres befahrbar sein.
Abb. 22 zeigt den Strafsen-Güterzug mit Platt-
formwagen in einer Ausführung, die zum Transport
von Ziegelsteinen verwendet worden ist. Auch hier
besteht der Zug aus 6 Anhängewagen. Ein jeder
trägt 1700 Ziegelsteine, sodafs mit einer Zugladung
10200 Ziegel im Gewicht von etwa 37 t befördert
werden können. Der Zug ist nicht unbedingt an
die feste Strafse gebunden. Er kann ohne weiteres
auf die Baustellen gezogen werden (Abb. 23), wie
es z. B. beim Abladen der Ziegelsteine meistens nötig
sein wird.
(Schlufs folgt.)
Die Lokomotiven auf der Weltausstellung in Brüssel
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 17. Januar 1911
vom Professor Obergethmann, Berlin
(Mit 92 Abbildungen)
(Schlufs von Seite 30)
Die 1 E-Heifsdampf-Vierling-Güterzuglokomo-
tive der belgischen Staatsbahn (Type 36), aus-
gestellt in je einer Ausführung von 3 verschie-
denen belgischen Fabriken. Siehe Anmerkung zu
lfd. Nr. 22 der Zusammenstellung I. Abb. 77—88.
Der Entwurf dieser sehr bemerkenswerten Loko-
motive, Type 36*), stammt wie der der belgischen 2C 1-
Schnellzuglokomotive, Type 10, lfd. No. 12 dieses Be-
*) Revue gen. März 1911, S. 268. J. B. Flamme: Le matériel
des chemins de fer a l’Exp. de Bruxelles 1910. Paris 1911 bei
Dunod et Pinat.
richts, von dem Leiter des Maschinenwesens der bel-
gischen Staatsbahn J. B. Flamme. Das Bauprogramm
lautete kurz: es soll eine neue Bauart geschaffen werden,
die auf den Strecken mit stärkeren Steigungen — 16° 00
bis 25°%0o — zwei der üblichen C-Güterzuglokomotiven
mit Schlepptender, Type 32, lfd. No. 16 dieses Berichts,
zu ersetzen vermag, die aufserdem im schweren Personen-
zugdienst mit mindestens V — 60 km/Std. zu fahren ge-
stattet und Krümmungen durchfahren kann mit Halb-
messern herab bis etwa 150 m. Diese schwierige Auf-
gabe scheint nach den mitgeteilten Versuchsergebnissen
der 1 E glänzend gelöst zu sein. Es mufs erwähnt
i
;
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46 INo. 855]
_ GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Februar 1913)
werden, dafs die belgische Staatsbahn D-Lokomotiven
mit Schlepptendern nicht besitzt, also von den dreifach
gekuppelten sofort auf die fünffachgekuppelten über-
gegangen ist. Von der neu entworfenen 1 E-Bauart
wurden im Jahre 1910 sofort 5 Stück beschafft; vier
derselben, von verschiedenen Lokomotivfabriken gebaut,
waren zur Ausstellung gesandt worden, während die
fünfte seit März 1910 in regelmäfsigem Dienst sich be-
fand und gewöhnlich Züge von 600 t auf Steigungen
von 16°oo mit 7 = 36 km/Std. befördert. Bei einer
Versuchsfahrt auf der Strecke Spa-le Hockai mit an-
haltender Steigung von 25° «0 schleppte die Lokomotive
einen Zug von 443 t mit einer Geschwindigkeit, dıe sich
von V= 15 auf F= 21 bis 22 km/Std. beschleunigte;
auf dieser Strecke vermochten 2 Stück C-Lokomotiven
(Type 32) nur etwa 400 t zu befördern. Auf der Strecke
Ecaussines—Haine St. Pierre — wagerecht mit geringen
Steigungen — beförderte die 1 E einen Zug von 1090 t
mit 7’ = 60 km/Std. und 2 = 220 ı. d. Min.; hierbei war
der Lauf sicher und ruhig, so dafs die Geschwindigkeit
noch weiter hätte gesteigert werden können, auch war
die Kesselleistungsgrenze noch nicht erreicht, obwohl
bei dieser Fahrt sich schon eine Leistung an den Trieb-
rädern ergab von NM. — 2000 bis 2165 PSe. Durch-
schnittlich verbrauchte auch eine 1 E-Lokomotive für
das Kilometer weniger an Kohle und Schmieröl als
2 Stück C-Lokomotiven. Die Durchfahrt der Krüm-
mungen erfolgte trotz des langen Radstandes von
Abb. 77.
1 E-Heifsdampf-Vierling-Giiterzuglokomotive der belgischen
Staatsbahn (Type 36) Abb. 77—88.
10115 mm anstandslos; auf der Ausstellung vermochten
die belgischen 1 E-Lokomotiven sogar eine Krümmung
von Æ = 100 m zu durchfahren.
Flamme wählte zur Lösung der gestellten Aufgabe
die schon bekannte 1 E-Bauart*) (Decapod) unter An-
wendung eines abgeänderten Kraufsschen Drehgestells
vorn. Der Raddruck bei den Kuppelachsen beträgt
8,18t und bei der Laufachse 8,2t; die ganze Loko-
motive wiegt somit betriebsfähig ohne Tender 104,2 t
und ist die schwerste ihrer Bauart in Europa. Sie ist
selbst schwerer, als die österreichische 1 F-Lokomotive**)
— von Gölsdorf als neue Bauart entworfen —, die nur
95,77 t wiegt, weil der zulässige Raddruck keinesfalls
7t überschreiten sollte.
Die Feuerkiste mit zwei Feuertüren ist auf den
Rahmen gestellt und ragt seitlich über die Räder her-
über. Der Rost von 5,1 qm hat eine Länge von etwa
29 m und eine Breite von 1,76 m, während der ähn-
liche Kessel der 2 C1, Type 10, lfd. No. 12 der Zu-
sammenstellung I, bei 5 qm Rostfläche eine Länge und
Breite von 2,5x2,0 m aufweist. Da die 1 E-Bauart eine
längere Feuerkiste zuliefs, so wurde solche als vorteil-
hafter vorgezogen und die Breite entsprechend auf 1,76 m
verringert; hierbei konnte der Aschkasten auch noch
zwischen den Rahmen untergebracht werden. Die
Mitte des vorderen Langkessels liegt 2900 mm über
S.O.; um trotz der hohen Lage der Feuerkiste noch
eine möglichst grofse Tiefe unter dem Feuerschirm zu
erhalten, wurde die vordere Rosthälfte stärker geneigt
Y 2 Vi D. beds Oktober 1907, 'S. 1579,
**) „Die Lokomotive“ Nov. 1911, S. 241. Die zulässige Höchst-
geschwindigkeit der österreichischen 1 F-Lokomotive wurde auf
60 km/Std. festgesetzt; bei einer Probefahrt wurden jedoch 85 km/Std.
erreicht.
Abb. 78.
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als die hintere, so dafs die vierte Kuppelachse gegen
die dritte weiter — auf 2100 statt 1600 mm — zurück-
geschoben werden mufste. Der Rauchröhrenüberhitzer,
Bauart Schmidt, ist in drei wagerechten Reihen unter-
gebracht.
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[1. Februar 1913]
Abb. 80.
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Die Maschine hat vier gleiche Zylinder — 500 x660mm | Drucks pmi = 0,65 5x = 0,65X 14 = 9,1 Atm., so errechnet
— für einfache Dehnung; bei dem Triebraddurchmesser | sich als gröfste indizierte Zugkraft Z; mar = 9,1 x 2273 =
D = 1450 mm ergibt sich die erste Zugkraft-Charakteristik | 20680 kg, und als gröfste Zugkraft an den Triebrädern
zu C, = 2273. Nimmt man als Höchstwert des indizierten | etwa Ze mar = 0,9 Z; mar = 0,9 X 20680 = 18610 kg. Bei
48 [No. 855]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Februar 1913]
diesem grofsen Wert, der jedenfalls eine starke Bean-
spruchung der Wagenkupplungen bedeutet, stellt sich
der Ausnutzungsgrad des Reibungsgewichtes der Loko-
motive auf 87800: 18610 = 4,7. Die Zylinder liegen in
derselben Querebene, haben innen und aufsen dieselbe
Neigung zur Wagenrechten von 107%. Die äufseren
arbeiten auf die dritte, die innern auf die zweite Kuppel-
achse; das Verhältnis /: beträgt aufsen 2850 : 330 = 8,64
und innen 2:7 = 2150 : 330 = 6,52. Um aufsen kein
gröfseres Verhältnis und noch schwerere Pleuel-
stangen zu erhalten, wurde die Kolbenstange ver-
längert und mit einer zweiten Führung versehen. Um
innen dagegen kein kleineres Verhältnis zu erhalten,
wurde die zweite Kuppelachse gegen die erste etwas
zurückgeschoben auf 2315 mm statt 1600 mm. Der
Achsstand der Kuppelachsen wuchs damit auf die aufser-
gewöhnliche Gröfse von 7615 mm und der der ganzen
Lokomotive auf 10115 mm. Die Laufachse im Kraufs-
klammeschen Drehgestell erhielt einen seitlichen Aus-
schlag von 2 136mm, die erste Kuppelachse von
2 X 46 mm und die letzte von 2 X 29 mm. Die 2., 3.
und 4. Kuppelachse sind festgelagert; ein Abdrehen
Abb. 81.
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oder ein Diinnerdrehen der Spurkränze an
einer Achse ist nicht erfolgt. Die erste
irgend
Kuppel-
achse verschiebt sich mit Lagern und Achskasten in
der Achskastenführung — der Schenkel ist 220250 mm
— bei der letzten dagegen verschiebt sich der Achs-
schenkel -— 220 x 306 — in seinem Lager. Die 2. und
4. Kuppelachse haben ebenfalls Schenkel von 220% 250,
die dritte dagegen von 265x340 mm. Die vier hinteren
Kuppelachsen sind durch Ausgleicher zu einem einzigen
Federsystem vereinigt; die Federn der 3. Kuppelachse
liegen oberhalb, die der andern unterhalb der Achs-
büchsen. Die Zapfen der ersten und letzten Kuppel-
achse sind kugelförmig.
Bemerkenswert ist, dafs alle, auch die verschieb-
baren Achsen gebremst sind. Das Drehgestell hat
zwei kleine Bremszylinder von je 250 mm Durchmesser
für sich, die mittels einseitiger Bremsklötze auf die
erste und zweite Achse wirken. Die vier letzten
Kuppelachsen werden durch einen einzigen Brems-
zylinder von 340 mm Durchmesser bedient; bei der
zweiten und vierten liegen die Bremsklötze vorn, bei
der ersten, dritten und fünften hinten.
Die Längsrahmen sind 30 mm stark, liegen hinten
in 1218 mm Entfernung und sind vorn auf 1180 mm
nach innen gekröpft wegen des notwendigen Spielraums
für die verschiebbaren Achsen.
Die Dampfverteilung erfolgt für jeden Zylinder
durch Kolbenschieber mit Inneneinströmung von 285 mm
Durchmesser, die ihren Antrieb durch eine Heusinger-
|
|
|
|
Abb. 82.
Walschaert-Steuerung erhalten. Die Umgrenzungslinie
der Fahrzeuge liefs äufsere Gegenkurbeln an der Trieb-
achse nicht zu, statt ihrer mufsten daher Exzenter
innen auf der Kropfachse angeordnet und die Steuerung
nach innen verlegt werden. Die innern Kolbenschieber
werden somit unmittelbar angetrieben und die Aufsen-
schieber erhalten ihre Bewegung durch eine vor den
Zylindern liegende schwingende Welle, die ihrerseits
durch die verlängerte innere Schieberstange ihren
Antrieb empfängt.
Das Drehgestell — Bauart Flamme Abb. 84—88 —
umschliefst wie bei Kraufs-Helmholtz die Laufachse
und die erste Kuppelachse, unterscheidet sich von
demselben jedoch dadurch, dafs der Mittelzapfen belastet
und zufolge Pendelaufhängung seitlich verschiebbar ist
wie bei Zara.*) Durch die Verschiebbarkeit des Mittel-
zapfens wird der notwendige grofse Ausschlag der
Laufachse von 2 x 136 mm ermöglicht. Während Zara
den Mittelzapfen mit ebener Druckfläche ausgebildet hat,
hat Flamme die kuglige Form gewählt; sein Abstand
von der Laufachse beträgt 1380 mm und von der ersten
Kuppelachse nur 1120 mm, um dieser gröfsere Belastung
Abb. 83.
ir
E
vll
zu geben. Die Laufachse hat zwei unabhängige Federn,
während die Kuppelachse durch eine Querfeder ihre
Last erhält.
Die 1E-Heifsdampf- Vierzylinder- Verbund:
Güterzuglokomotive der Paris-Orléans-Bahn,”’)
gebaut von der Soc. Alsacienne de Constr.
Mécaniques in Belfort, Abb. 89, lfd: No. 23 der
Zusammenstellung 1.
Als die Paris-Orléans-Bahn 1906 sich entschlols,
die 2 C-Schnellzuglokomotive weiter zu entwickeln zu
einer 2 C1 — lfd. No. 14 der Zusammenstellung | —,
betraute sie zu gleicher Zeit die Elsäfsische Maschinen-
bau-Gesellschaft mit dem Entwurf einer 1 E-Bauart als
Fortentwicklung der 1903 eingestellten 1 D-Vierzylinder-
Nafsdampf-Verbundlokomotive, die sich zwar im Güter-
zugdienst wie im schweren Personenzugdienst — mit
KR=3,l, # = D—1550, Ga — 14,6 4, Ge = 6055
Vinae = 10 km/Std., nnar = 240 — vorzüglich bewährt
hatte, aber für den gesteigerten Verkehr noch zu
schwach war. Für die 1 E-Bauart wurde sofort die
Dampfüberhitzung — Rauchröhrenüberhitzer Schmidt
in 3 wagerechten Reihen — vorgesehen und zwar,
entsprechend der stets betonten Anschauung der Bahn,
unter Beibehaltung der Verbundanordnung. Bei der
1 E wurde gewählt, oder es ergab sich: R= 3,8, fx = 16,
"Y Z. D VD. J. 18 Aug; 1908, 5. 1301;
**) Rev. gen. Marz 1909, S. 180.
49
[No. 855]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Februar 1913]
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50 [No. 855)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[l. Februar 1913)
D= 1400. za Ges 69% re ung
mar = 209. Die Elsafsische Maschinenbau- Gesellschaft
hatte schon 1904 5 Stück 1 E-Vierzylinder-Nafsdampf-
Verbundlokomotiven für die Reichseisenbahnen ge-
liefert, — die ersten auf europäischen Bahnen — deren
Bauart im wesentlichen als Vorbild für die zu ent-
werfende 1 E der Paris-Orléans-Bahn diente. Die
Mittelachse des Langkessels wurde 2850 mm über S. O.
gelegt, und die Feuerkiste — mit dreiflügeliger Tür
nach Abb. 58 und 59 — auf den Rahmen gesetzt. Um
trotzdem vor den Siederohren eine möglichst grofse
Tiefe der Feuerkiste zu erhalten, wurde für diese
wiederum der trapezförmige Grundrifs gewählt, wie
bei der 2 C1. Die Breite des Rostes ist vorn 1000 mm
und hinten 1680 mm, die Länge 2850 mm und die
Gröfse 3,8 qm. Vorn senkt sich die Feuerkiste zwischen
die Rahmen hinab, wofür es nur einer kleinen Ver-
gröfserung des Abstandes der 5. von der 4. Kuppel-
achse bedurfte. Der Normalabstand der Triebräder von
1400 mm Durchmesser beträgt 1475 mm, die 5. Kuppel-
achse wurde aber auf 1600 mm von der 4. nach hinten
verschoben. Zugleich werde schon hier bemerkt, dafs
die 2. Kuppelachse von der 1. einen Abstand von
1850 mm erhielt, um der die zweite Kuppelachse an-
greifenden Pleuelstange die gewünschte kürzeste Länge
Abb. 89.
ı E-Vierzylinder-Verbund-Heifsdampf-Güterzuglokomotive
der Paris—Orléansbahn.
von 4 = 2000 mm geben zu können. Das Verhältnis
/,:r; beträgt demnach 2000 : 310 = 6,45. Da auch die
Paris-Orléansbahn den Grundsatz befolgt, für Loko-
motiven mit derselben Achsenzahl tunlichst die gleichen
Kessel zu benutzen, — so sind z. B. die Kessel der
2 Bl, 2C und 1 D genau gleich — so wurde zunächst
der Versuch gemacht, für die 1 E genau den Kessel
der 2C1 zu verwenden, was aber nicht möglich war,
da dann sowohl das Gewicht der Lokomotive auf 1 m
Länge, wofür neben dem Raddruck beschränkende
Bestimmungen bestehen, zu grofs geworden, als auch
der Kessel zu dem möglichst klein gehaltenen Radstand
der 1 E zu lang und überhängend geworden wäre.
Die gröfste Länge der 2 C1 von der Bufferscheibe bis
Hinterkante des Längsrahmens beträgt 13705 mm, und
der ganze Radstand 10700 mm, bei der 1 E dagegen
12805 bezw. 8650 mm. Es war daher notwendig, den
Kessel der 1 E gegen den der 2 C1 zu verkleinern und
zu verkürzen. Der Rost beträgt 3,8 gegen 4,27 qm,
die Länge der glatten Siederohre zwischen den Rohr-
wänden 5250 gegen 5900 mm, sodafs sich das Gewicht
für das lfd. Meter der Maschine bei der 1 E auf
85,2 :12805 == 6,65 t und bei der 2 CT auf 92,4 :13,705
— 6,11 t stellt.
Die vier Dampfzylinder liegen in derselben Quer-
ebene nebeneinander; die äufseren wagerechten Nieder-
druckzylinder greifen die dritte, die inneren 125 oo
geneigten Hochdruckzylinder die zweite Kuppelachse
an. Hoch- und Niederdruck-Zylinder haben Kolben-
schieber von 226 und 300 mm Durchmesser, während
die 2 C1, die zuerst für Nafsdampf gebaut waren, nur
bei den Hochdruckzylindern Kolbenschieber haben, bei
den Niederdruckzylindern aber auch nach Ausrüstung
mit dem Ueberhitzer Flachschieber beibehielten. Für
die beiden Zylinderpaare sind aufsen und innen unab-
hängige Heusinger-Steuerungen vorhanden.
Die vordere Laufachse ist als eine in beiden Fahr-
richtungen „gezogene“ Deichselachse ausgebildet, da
bei diesen gegenüber den „geschobenen“ Deichsel.
achsen eine unzeitige schiefe Einstellung vermieden
wird. Vor der Achse liegen die Lenkstangen nach
Busse, — vergl. Eisenbahntechnik d. G. Seite 240 —
die bei der Vorwärtsfahrt die Mitnahme derselben
besorgen, hinter der Achse liegt die übliche Deichsel,
die nur bei der Rückwärtsfahrt als Mitnehmer
dient. Um diese Wirkung zu erzielen, haben die
Bolzen in den Augen entsprechenden Spielraum. Der
Radstand der Kuppelachsen beträgt 6400 und der
Gesamtradstand 8650 mm gegen 7615 und 10115 mm
bei der belgischen 1 E. Nur die letzte Kuppelachse
ist verschiebbar — 2 X 26 mm — und bei der zweiten
und dritten Kuppelachse sind die Spurkränze schwächer
gedreht. Alle Kuppelachsen — auch die verschieb-
baren — werden durch einseitige vordere Bremsklötze
gebremst, die Laufachse ist ungebremst geblieben.
Hand- und Prefsluft-Sandstreuer werfen den Sand aus
zwei auf dem Kessel sitzenden Kästen vor die erste,
zweite, vierte und fünfte Kuppelachse. Der Tender
ist sehr leicht gehalten, um auf den Steigungen
nicht zu viel tote Last mitschleppen zu müssen; er ist
zweiachsig und fafst nur 12 cbm Wasser und 5t Kohlen.
Die Tenderlokomotiven mit 1435 mm Spurweite.
Die 2Bl zweizylindrige Heifsdampf- Tender-
lokomotive der belgischen Staatsbahn (I ype 15),
ausgestellt von den Ateliers de Construction
de Boussu in Boussu. Lfd. No.24 der Zusammen-
stellung 1.
Die belgische Staatsbahn beschaffte diese Bauart
als Nafsdampflokomotive nach englischem Vorbild im
Jahre 1900 und stellte eine solche schon in Paris aus.‘)
Die Rostfläche betrug zunächst nur 1,82 qm und die
Heizfläche 96 qm, so dafs sich ein übliches Verhältnis
H: R = 53 ergab. Die Feuerbuchse war kurz, lag ganz
zwischen den beiden Triebachsen und hatte eine grofse
Tiefe. Um auch Klein- und Staubkohle verfeuern zu
können, wurde der Rost später durch Verlängerung
nach hinten über die Kuppelachse hinaus auf etwa 2,5qm
vergröfsert; der Kessel mufste daher höher, von 2340
auf 2470 mm, über S.O. gelegt werden; im übrigen
blieben aber, um den Gesamtaufbau der Lokomotive
beizubehalten, die Kesselabmessungen: Länge zwischen
den Rohrwänden 3122 mm, innerer Durchmesser des
Langkessels 1324 mm, bestehen.
Da durch den Einbau des Schmidtschen Rauch-
röhrenüberhitzers die wasserverdampfende Heizfläche
Huw von 96 auf 80,87 qm sich verringerte, so ergibt sich
nun das ungewöhnliche Verhältnis Zu : R = 80,87 : 2,52
— 32,1. Beı regelrechter Befeuerung mit Förderkohlen
würde der Rost zu grofs sein. Die erste mit Ueber-
hitzer ausgerüstete Lokomotive war schon in Lüttich
ausgestellt und ist in den „Annalen“ vom 15. Juli 1905
beschrieben und abgebildet. Die Zylinder liegen innen,
1:20 geneigt, und haben Kolbenschieber mit federnden
Ringen von 250 mm Durchmesser, die, wie die der
belgischen C-Güterzuglokomotive, durch Stephenson-
Steuerung — die einzigen dieser Art auf der Aus-
stellung — angetrieben werden. Die Lokomotive wird
auf Haupt- und Nebenbahnen verwendet, auf ersteren
sogar im Schnellzugdienst auf kürzeren Strecken, wes-
halb die Triebräder 1800 mm Durchmesser erhalten
haben. Um den Triebachsdruck etwas zu verringern,
nehmen die Lokomotiven auf Nebenbahnen nur 5 cbm
statt 6,5 cbm Wasser.
Die C-Zwilling-Nafsdampf- Tenderlokomotive,
ausgestellt von Henschel & Sohn in Cassel,
lfd. No.25 der Zusammenstellung 1.
bildet ein gutes Muster einer schweren Lokomotive für
den Verschiebedienst. Das Reibungsgewicht von 42t
*) Vergl. Eisenb.-Technik d. G., II. Aufl., S. 43, und Organ 1901,
S.58, wo irrtümlich 3/5 statt 2/5 gedruckt ist.
(1. Februar 1913]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 855] 51
ergibt bei einem Reibungskoeffizienten voń 0,2 eine
Reibungs-Zugkraft Z, — 8400 kg; da die erste Zugkraft-
Charakteristik C, = 924 beträgt, so ist Z bei einem
mittleren indizierten Dampfdruck von 9 atm noch leicht
zu erreichen. Der Kesselüberdruck beträgt 13 atm. Der
Radstand — 3000 mm — ist kurz gehalten, und können
Krümmungen von 100m Halbmesser noch leicht durch-
fahren werden. Da die Triebraddurchmesser nur 1100 mm
grofs sind, so ist die Zylinderachse etwas geneigt an-
geordnet, um für die Ablafshähne gegen den Boden
hin Raum zu gewinnen. Der Hauptwasserkasten für
4 cbm liegt innerhalb der Rahmen; die Kohlenkästen
liegen zu beiden Seiten vor dem Führerhaus und un-
mittelbar vor ihnen noch je ein kleinerer Wasserkasten
mit dem Fülltrichter. Wegen des grofsen hinteren
„Ueberhangs“ ist der hintere Zughaken seitenbeweg-
lich ausgeführt. Mittels einer Wurfhebelhandbremse
werden alle Räder durch vordere Bremsklötze gebremst.
Wegen der
C-Nafsdampf-Tenderlokomotive der spanischen
Langréo-Gijonbahn, ausgestellt von der Soc. an.
des Forges in Haine St. Pierre
und der |
C-Heifsdampf-Tenderlokomotive der italienischen
Tessinbahn, ausgestellt von der Soc. an. de St.
Leonard in Lüttich
werde nur auf die Angaben der Zusammenstellung |
— lfd. No. 26 und 27 — verwiesen.
Abb.
A S1A/2461
heizflache von 112 auf 132,5 qm, die Ueberhitzerheiz-
fläche von 26,7 auf 39,7 qm und der Wasservorrat von
7 auf 7,5 cbm vergrdfsert. Der Kohlenvorrat von 2,5t
bis 3t blieb bestehen, das Reibungsgewicht bei vollen
Vorräten ergab sich zu 48t gegen 47,3 t und das
Dienstgewicht zu /6t gegen 62,3t. Die zulässige Höchst-
geschwindigkeit wurde auf V = 100 km erhöht.
Ein Drittel des Speisewassers ist zwischen den
Rahmen untergebracht. Die Rahmenplatten sind nur
18 mm stark, dabei aber durch den Wasserkasten und
weitere Querverbindungen sehr gut versteift. Der Kessel
ist im ganzen derselbe wie der der 1C-Heifsdampf-
lokomotive*) mit Schlepptender; nur ist die Lange
zwischen den Rohrwänden von 4500 auf 4450 mm und
die Rostlange von 2250 auf 1850 mm verkürzt, auch
ist vorteilhafterweise der -— oft undicht werdende —
Löschetrichter unterhalb der Rauchkammer fortgelassen.
Achsen und Räder, sowie Achsstand der ersten vier
Achsen und Triebwerk sind die gleichen, wie die der
2 C-Heifsdampf-Personenzuglokomotive*) mit Schlepp-
tender. Im übrigen zeigt die Lokomotive die bewährten
Einzelheiten der preufsischen Heifsdampflokomotiven.
Nach meinem Dafürhalten ist das Aussehen der
Lokomotive vorn nicht sehr schön. Die Rauchkammer
liegt zum Drehgestell zu weit nach vorn; die Loko-
motive erscheint vorn gleichsam zu plötzlich abge-
schnitten und die in Bezug auf den Drehgestellzapfen
„überhängenden“ Massen sind gröfser als üblich. Sollte
90.
2 C-Zwilling-Heifsdampf-Tenderlokomotive der Preufsischen Staatseisenbahn.
~
Die 2C -Zwilling-Heifsdampf-Tenderlokomo-
tive der preufsischen Staatsbahn, erbaut von
A. Borsig in Berlin-Tegel — Abb. 90 — Ifd.
No. 28 der Zusammenstellung 1.*)
Die Beförderung der Personen- und Schnellzüge
zwischen den beiden Kopfbahnhöfen Frankfurt a. M.
und Wiesbaden — Entfernung 42 km — erfolgt durch
Tenderlokomotiven. Da sich als Erfordernis heraus-
stellte, 52 Achsen noch mit 7 = 80 bis 85km i. d. Std.
befördern und auf der gröfsten Steigung 1: 70 noch
sicher anziehen zu können, so konnte nur eine dreifach
gekuppelte Lokomotive in Frage kommen. Die vor-
handene 1C-Nafsdampf-Lokomotive genügte nicht, und
die 1C-Heifsdampf-Lokomotive liefs auch zu wünschen
übrig, umsomehr als deren Triebraddurchmesser von
1500 mm für die oft erreichte höchste Betriebsgeschwin-
digkeit von V = 90 km i. d. Std. sich als zu klein er-
wiesen. Die preutsische Eisenbahnverwaltung entschlofs
sich daher 1908 zur Einführung einer 2C-Heifsdampf-
Tenderlokomotive, die von Borsig entworfen und aus-
geführt wurde. Gegen die | C-Heifsdampf-Tenderloko-
motive wurden der Zylinderdurchmesser von 540 auf
575 mm, der Triebraddurchmesser von 1500 auf 1750 mm,
die Rostfläche von 1,7 auf 1,85 qm, die Verdampfungs-
*) Vergl. Verkehrstechn. Woche 13. Juni 1908, S. 974, und
„Die Lokomotive“ Mai 1909, S. 126.
— aus Gründen der Gewichtsverteilung oder um die
Pleuelstangenlange von 3000 mm nicht noch gröfser zu
erhalten — das Drehgestell nicht weiter nach vorn ge-
schoben werden, so konnte meines Erachtens ohne Be-
denken der Langkessel noch um 300—400 mm gekürzt
werden. Die Heizfläche in den Siederohren bei Kürzung
um 300 mm wäre um 82 qm und die gesamte Ver-
dampfungsheizfläche von 132,8 auf 124,6 qm verringert
worden. Das Verhältnis Me : &, das jetzt die ungewöhn-
liche und nicht erforderliche Gröfse von 71,8 hat, würde
auch dann noch mit 124,6 : 1,85 = 67,3 sehr reichlich
sein. Nimmt man bei dieser Lokomotive mit Rücksicht
auf die verhaltnismafsig kleine Rostfläche eine Dauer-
leistung -- bei einer Rostanstrengung von B: R =
500 kg i. d. Std. und bei günstigster Dampfausnutzung —
von 7 PS; für 1 qm Verdampfungsheizflache an, so wäre
es selbstverständlich ein Fehlschlufs, dafs durch die Ver-
kürzung des Langkessels um 300 mm eine Verringerung
der Gesamtleistung von 7 X 82 = 51,4 PS; einträte.
Diese würde vielmehr bei Beibehaltung der Rostgröfse
kaum beeinflufst werden. Das gute Aussehen der Loko-
motive würde dadurch gewinnen; es würde sich dem
der 2C-Personenzuglokomotive nähern und vielleicht
würde auch die Rohrleitung für Frischdampf und Ab-
dampf sich günstiger gestalten.
*) Vergl. Garbe, Die Dampflokomotiven der Gegenwart.
52 [No. 855]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Februar 1913]
Die D-Zwilling-Nafsdampf-Tenderlokomotive
der belgischen Nordbahn, erbaut von John
Cockerill in Seraing Abb. 91, lfd. No. 29 der
Zusammenstellung |.
Die belgische Nordbahn — die 59 km lange Strecke
Lüttich— Namur — ist im Besitz der französischen Nord-
bahn und hat ähnliche Lokomotiven. Die Bauart der
ausgestellten Lokomotive bietet nichts Bemerkenswertes;
sie wird benutzt im schweren Verschiebedienst und
Güterzugdienst auf kurze Entfernungen. Die Zylinder
Abb. 91.
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> Se ty.
D-Zwilling-Nafsdampf-Tenderlokomotive der
belgischen Nordbahn.
liegen aufsen und konnten bei dem Triebraddurchmesser
von 1260 mm wagerecht angeordnet werden. Wie
schon in der Einleitung erwähnt, war die Lokomotive
die einzige auf der Ausstellung, die mit der im Loko-
motivbau nur noch selten verwendeten Gooch-Steuerung
ausgerüstet war.
nur bei den Streckenlokomotiven angebracht sein. Als
einzige war die unter lfd. No. 31 ausgeführte Lokomotive
für 1 m Spur der belgischen Vizinalbahnen mit einem
Ueberhitzer — Schmidt’s Rauchröhren-Ueberhitzer —
ausgerüstet. Es mag genügen, auf die Zusammenstellung |
zu verweisen. Belgische Firmen hatten noch eine
weitere AnzahlSchmalspurlokomotiven ausgestellt; desgl.
war Maffei mit einer B-Lokomotive für 900 mm Spur
vertreten, die der von Borsig ausgestellten, unter Ifd.
No. 30 angegebenen, sehr ähnlich war. Mit Tendern
versehen war die 1 D-Zwilling-Nafsdampflokomotive für
l m Spur von Borsig für brasilianische Bahnen — lfd.
No. 33 Abb. 92 — und die 2 D-Zwilling-Nafsdampfloko-
motive für 1,067 m Spur von der Soc. an. de St. Leonard
in Lüttich für die Chemin de fer du Bas Congo in
Katanga, lfd. No. 34. Beide hatten vierachsige Tender.
Die genannte 1D-Lokomotive von Borsig, die ein
sehr gefälliges Aussehen hatte, besitzt vorn ein Bissel-
Drehgestell nach amerikanischer Bauart mit Laufrädern
von 735 mm Durchmesser und einem Seitenspielraum
von 2X 15 mm. Die drei ersten Kuppelachsen sind
fest gelagert; die vierte ist seitenverschieblich um
2 X 20 mm. Bei dieser Anordnung durchfährt die Loko-
motive die vorhandenen Krümmungen mit Halbmessern
von 100 m auf der Strecke und von 60 m auf den Bahn-
höfen noch anstandslos. Der Kessel hat die übliche
Ausführung; die Feuerbüchse mit einer Rostbreite von
1158 mm ist über die innenliegenden Rahmen, deren
Abstand nur 780 mm beträgt, und Räder übergebaut
und die Kesselmitte hat über SO. die für 1 m Spur
aufsergewöhnliche Höhe von 2200 mm erhalten. Die
Messing-Siederohre sind nach oben etwas durchgebogen,
gleichwohl sind besondere Ankerrohre nicht verwendet.
Im Dom befindet sich ein Ventilregler nach Bauart
Schmidtund Wagner, die Speisung geschieht durch Sellers-
sche Dampfstrahlpumpen. Bemerkenswert ist die grofse
Stärke der Rahmenbleche von 30 mm. Die Zylinder
liegen etwas geneigt und arbeiten mit entlasteten Trick-
schen Flachschiebern. Die Umlegung und Einstellung
Abb. 92.
UT rn Pe
Es
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301
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F
Di Y- Tere
Be A942/pg37
1 D-Zwilling-NaBdampf-Schmalspurlokomotive der Chem. de fer sec. de Rio Grande do Sul.
Die Schmalspurlokomotiven.
Bei Schmalspurlokomotiven sind Bau- und Ver-
schiebelokomotiven und Streckenlokomotiven zu unter-
scheiden. Letztere werden sowohl als ‘Tenderloko-
motiven als auch als solche mit Schlepptender ausge-
führt. Bei Tenderlokomotiven wird die .Lage der
Wasserkästen zwischen den Rahmenblechen bevorzugt;
die Kohlenkästen liegen fast immer seitlich und nicht
hinten, um die hinten überhängenden Gewichte, die sich
bei den kurz zu haltenden Achsständen ohnehin reich-
lich grofs ergeben, nicht noch weiter zu vergröfsern.
Die aufsen liegenden Zylinder sind, so lange dies bei
den kleinen Triebraddurchmessern noch möglich, wage-
recht, sonst etwas geneigt angeordnet. Der Dampfüber-
druck beträgt fast durchweg 12 Atm. und als Steuerung
war bei den ausgestellten Lokomotiven allgemein die
von Heusinger-Walschaert verwendet. Ueberhitzung
des Dampfes ist noch wenig zu finden und dürfte auch
der Steuerung erfolgt durch eine vereinigte Spindel-
und Händelanordnung, Bauart Belpaire, die dem Führer
ein schnelles Umlegen ermöglicht. Die Stangenköpfe
besitzen Buchsen ohne Nachstellung, abgesehen vom
Pleuelstangenkopf, der aber auch trotz Gegenkurbel als
„geschlossener Kopf“ ausgeführt ist. Die Radreifen sind
einfach warm aufgezogen ohne Verwendung von Spreng-
ringen; sie besitzen noch die alte wenig empfehlenswerte
Befestigungsart mittels durch den Unterreif hindurch-
gehender Schrauben. Die Vakuumbremse, System
Eames, wirkt mit einseitigen Bremsklötzen auf die drei
hinteren Kuppelachsen; der Einfachheit wegen ist das
Bremsgestänge ohne Ausgleichhebel ausgeführt. Die
Dampfsandstreuer bedienen die erste und dritte Kuppel-
achse; die Sandkästen sitzen nicht oben auf dem Kessel,
sondern auf dem Seitenumlauf und sind so für die
Füllung leicht erreichbar. Die Bahn hat die Janney-
Kupplung eingeführt; der gröfste zulässige Achsdruck
(1. Februar 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 855] 53
beträgt einstweilen nur 7,5 t, der später auf 10 t er-
höht werden soll. Die Kupplung zwischen Lokomotive
und Tender besteht aus nur einem einzigen kräftigen
gewölbten Mittelbuffer, unter dem die Kuppelstange sich
befindet. Diese besteht aus zwei Stücken mit je einem
Rechts- und Linksgewinde, so dafs die erforderliche An-
spannung leicht bewerkstelligt werden kann Der Tender
mit einem Leergewicht von 11,6 t, einem Wasser- und
Kohlenvorrat von 13 t bezw. 5t ruht auf zwei Diamond-
Drehgestellen mit Rädern von 735 mm Durchmesser.
Etat der Eisenbahnverwaltung für das Etatsjahr 1913
Der dem preufsischen Abgeordnetenhause vorge-
legte Etat der Eisenbahnverwaltung für 1913 gibt in
gleicher Weise wie der vorhergehende Etat in den
Einnahmen sowohl als in den Ausgaben wiederum ein
sehr erfreuliches Bild. Es ver bleibt hiernach ein Rein:
überschufs von 327,588 Millionen Mark, d. i. 43,357 Millionen
Mark mehr gegen das Vorjahr. Aus dem Inhalt des
neuen Etats geben wir in nachstehendem die für unsere
Leser bemerkenswertesten Mitteilungen.
J. Uebersicht der etatsmälsigen Beamtenstellen.
7 Mithin
o Für 1913
zZ.
` Beamtenklasse. ehr
Y 1 &
= 1913 : 1912 |weniger
1.| Präsidenten des Zentralamts
und der Direktionen mit je
12000 M . : .
2.| Mitglieder des Zentralamts er
der Direktionen mit (4200 bis
7200 M) einschl. der pensions-
fähigen Zulagen für 36 Ober- |
Regierungs- und 50 Ober-
Bauräte mit je 1200 M, so-
weit sie zugleich als erste
Vertreter des Präsidenten |
bestellt sind mit je 1800 M, |
sowie der pensionsfähigen |
Zulagen für 128 Mitglieder |
des Zentralamts und der |
Direktionen mit je 600 M
3.| Vorstände der
Betriebsämter
Maschinenämter .
Werkstättenämter . ‘
Abnahmeämter . . . . 4 |
mit (3600 bis 7200 M).
4. | Regierungsbaumeister u. Bau-
inspektoren einschliefslich
des Direktors der Eisenbahn-
versuchsanstalt in Berlin mit
(3000 bis 7200 M) 239
|
233
(aufserdem 20 Stellen ohne Ge-
|
|
+6
halt für beurlaubte Beamte).
5.| a) Vorstände der
Verkehrsämter
b) Vorstand des Me |
in Essena.R. . . . . 1
c) Telegrapheninspektoren . . l
d) Vorstände der
Betriebs- Neben:
Maschinen- Einer
Werkstatten-
mit (3600 bis 6600 M).
6. | Chemiker mit (3000 bis 5400 M) 2 |
1.|a) Eisenbahnlandmesser. . . | 19
b) Eisenbahningenieure . . . 20 | 15
mit (2700 bis 4800 M). |
1
Mithin
S Für
f Beamtenklasse. Pate
5 1913 1912 |weniger
8.} a) Technische Eisenbahnsekre-
tare einschl. Rechnungsrevi-
soren, bau- und maschinen-
technische Eisenbahn - Be-
triebsingenieure, technische
Betriebskontrolleure, Ober-
baukontrolleure, Materialien-
kontrolléure und Betriebs-
maschinenkontrolleure
1971 1556 | +415
221 ; 211 | + 10
136 121 | +15
b) Oberbahnmeister
c) Werkstättenvorsteher .
mit (2100 bis 4500 M)
(aufserdem 5Stellen ohne Gehalt |
für beurlaubte Beamte). |
|
Erläuterungen.
Aus Nebenämtern beziehen:
Mitglieder der Direktionen, Vorstände der Betriebs-
usw. Aemter sowie Regierungsbaumeister und Bau-
inspektoren:
17 für Wahrnehmung der Geschäfte der technischen
Mitglieder von Linienkommandanturen jährlich je
als nichtständiges Mitglied des Kaiserlichen
Patentamts nichtpensionsfähige Besoldungen von
jährlich 3000 M;
1 für Ueberwachung der maschinellen Anlagen des
Packhofs in Berlin jährlich 300 M;
als technischer Beirat der Königlichen Porzellan-
Manufaktur jährlich 600 M;
2 für Assistentengeschäfte der technischen Hoch-
schule in Hannover jährlich 1350 und 1500 M;
l als Mitglied des technischen Ober-Prüfungsamts
in Berlin und dergleichen jährlich Gebühren bis
500 M;
für die technische Beaufsichtigung der maschinellen
Anlagen des Observatoriums auf dem Telegraphen-
berge bei Potsdam jährlich 300 M;
1 für Oberaufsicht über die postalische Elektrizitäts-
anlage in Cöln-Gereon jährlich 900 M;
1 für Ueberwachung der maschinellen Anlagen des
staatseigenen Bade- und Brunnenbetriebes in Bad
Nenndorf jährlich 90 M.
für Oberaufsicht über den Betrieb der Kleinbahn
Wegenstedt—Calvörde jährlich 400 M.
Weiter wird bemerkt:
Zu lfd. No. 2. 7 Mitgliedstellen sind mehr vor-
gesehen. Es kommen in Zugang: 2 Stellen für admini-
strative, 2 für bautechnische und 3 für maschinentech-
nische Dezernate infolge allgemeiner Vermehrung der
Geschäfte.
6 Mitglieder, und zwar | administratives, 3 bau-
technische und 2 maschinentechnische, sollen zu Ober-
regierungsräten und Öberbauräten mit der pensions-
fähigen Zulage von 1200 M neu ernannt werden. Es
werden dann im Etatsjahr 1913 36 Oberregierungs-
räte und 50 Oberbauräte, zusammen 86, mit der.pensions-
beach
joo
fom
food
54 [No. 855]
fahigen Zulage vorhanden sein; bei 22 von ihnen, die
erste Vertreter der Präsidenten sind, beträgt die pen-
sionsfähige Zulage 1800 M. Von den insgesamt für
Mitglieder vorgesehenen Stellen sind 2 für nicht-
preufsisch-hessische Mitglieder bestimmt, darunter 1 für
ein badisches Mitglied.
Zu Ifd. No. 3. Bei den Vorstandsstellen kommen
in Zugang: 2 Stellen für Vorstände von neuen Betriebs-
ämtern, da es sich als erforderlich erwiesen hat, wegen
des Zuganges von neuen Strecken und der verstaat-
lichten Bahnen eine anderweite Einteilung der Betriebs-
amtsbezirke unter Bildung je eines Betriebsamts in Gerol-
stein und Düren vorzunehmen. 4 Stellen für die Vor-
stande neuer Werkstättenämter, und zwar je | für die
neuen Werkstattsanlagen in Posen und Schneidemühl
und je 1 für die Hauptwerkstätten in Gotha und Darm-
stadt, wo bei der Ausdehnung der Werkstattsanlagen
und der Zunahme der Geschäfte je ein weiterer Vor-
stand bestellt werden soll.
Dagegen ist je 1 Stelle für Vorstände von Betriebs-
ämtern und Maschinenämtern hier weniger vorgesehen,
nachdem 2 Stellen in solche mit dem Gehalt von 3600
bis 6600 M (Vorstände von Nebenämtern) umgewandelt
sind (zu vergleichen lfd. No. 5 dieser Uebersicht).
Zu lfd. No. 4. Für neue Bauabteilungen infolge ge-
steigerter Bautätigkeit sowie wegen allgemeiner Zu-
nahme der Geschäfte kommen 6 Stellen in Zugang. Von
den insgesamt vorgesehenen Stellen sind 3 für nicht-
preufsisch-hessische Beamte bestimmt, darunter | für
einen badischen Beamten.
Zu Ifd. No.5. Wegen des Zugangs von je | Stelle
für Vorstände von Betriebs- und Maschinennebenämtern
vergleiche die Erläuterung unter lfd. No. 3.
Zu lfd. No. 6. Eine weitere Stelle ist für die Eisen-
bahnversuchsanstalt in Berlin erforderlich, um einen bei
dieser Anstalt vertraglich beschäftigten Chemiker, für
dessen dauernde Verwendung ein Bedürfnis besteht,
in das Staatsbeamtenverhältnis zu übernehmen.
Zu lfd. No. 7. Nach Mafsgabe des dauernd er-
forderlichen Bedarfs an Landmesserpersonal sind
25 Stellen für Eisenbahnlandmesser mehr vorgesehen.
5 höhere technische Kräfte sollen durch ebenso
viele mittlere technische Beamte ersetzt werden. Es
kommen daher 5 Stellen für Eisenbahningenieure in
Zugang.
Zu Ifd. No.8. Nach Mafsgabe des dauernd erforder-
lichen Bedarfs an mittlerem technischen Personal bei
den Direktionen, Betriebs- usw. Aemtern und den ab-
gezweigten Nebenwerkstätten sind 415 Stellen für tech-
nische Eisenbahnsekretäre mehr vorgesehen. Von
den insgesamt für technische Eisenbahnsekretäre vor-
gesehenen Stellen ist 1 für einen badischen Beamten
bestimmt. Von den 1971 technischen Eisenbahnsekre-
tären sollen 284 — im Vorjahr 283 — den Vorständen
der Betriebsämter als bautechnische Betriebs-
ingenieure und 230 — im Vorjahr 220 — den Vor-
standen der Maschinen- und Werkstättenämter als
maschinentechnische Betriebsingenieure beigegeben
werden, während 12 Beamte — im Vorjahre 8 — bei der
Abnahme und der Bauüberwachung in den Wagen-
bauanstalten als Betriebsingenieure verwendet werden
sollen.
10 der wichtigsten und schwierigsten Bahnmeiste-
reien 1. Klasse sollen, entsprechend ihrer Bedeutung
und dem Umfange der Geschäfte, mit Oberbahnmeistern
besetzt werden. Es kommen daher ebenso viele Ober-
bahnmeisterstellen in Zugang. Von der Gesamtzahl
der Stellen ist 1 für einen badischen Beamten be-
stimmt.
Eine Anzahl grofser Betriebs- und Wagenwerk-
meistereien sowie die beiden staatseigenen Schwellen-
tränkungsanstalten in Northeim und Zernsdorf sollen,
entsprechend dem bedeutenden Umfange der Geschäfte,
Werkstättenvorstehern unterstellt werden. Aus diesem
Anlafs kommen 14 Stellen in Zugang, eine weitere
wegen des Hinzutritts der Privatbahnen. Von der Ge-
samtzahl der Stellen ist I für einen badischen Beamten
bestimmt.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[1. Februar 1913]
II. Nachweisung der Betriebslängen.
2, 3. 4. E R
Vollspurige Eisenbahnen:
3 Nach dem Etat Der
irk 7 mittlere
2 Bezirk für 1913 Jahres. | Mit
= der ; durch- hi
am im z un
5 Eisenbahn- mittleren. | _ Shit
= Ende Jairos nach dem | 1913
S direktion dee ER pra ee
Jahres schnitt betrug
km km km km
|
1. | Altona . 1 987,41 1 984,85
2. | Berlin 671,07, 671,07
3. | Breslau . 2 297,00 2 297,90
4.| Bromberg . 2 205,09, 2 182,61
9. | Cassel . 1 998,64 1 990,55
6.1 Cöln 1 862,50 1 860,07
1:1Danzie.: ~ 2 612,33; 2 612,33
8. | Elberfeld . 1 434,33. 1 434,33
9. | Erfurt .| 191906, 1 881,56
10. | Essen a. Ruhr 122105 1 218,14
11. | Frankfurt a.Main | 1 944,18 1 940,20 | ¢38633,49] 469;
12. | Halle a. Saale 2 109,20, 2 097,44
13. | Hannover . 2 184,01 2 184,01 |
14. | Kattowitz . 1 587,s4| 1 573,67
15. | Königsberg i. Pr. 2 838,86, 2 838,86
16. | Magdeburg 1 702,51 1 702,51
17. | Mainz 1.170) ETOM
18. | Münster i. W. 1 469,35, 1 469,35
19. | Posen 2612,20, 2 586,06
20. | Saarbrücken . 1 198, oa 1 195,55
21. | Stettin . 2 208,07 2 205,50
Ne 39 241,43 39 103,26
Davon besitzt:
Preufsen . 137 939,51
Hessen . 1 261,29
Baden i 40,63
Aufserdem steht
unter oldenbur-
gischer Ver-
waltung die
Preufsen gehö-
rige Wilhelms-
haven - Olden-
burger Eisen- |
bahn . 52,38 92,38 52,88] —
In den in den Spalten 3 und 4 angegebenen Be-
triebslängen befinden sich Nebenbahnen: am Jahres-
schlusse 16814,8 km oder im mittleren Jahresdurch-
schnitt 16693,47 km, das sind für 1913 mehr 373,01 km.
Aufser den vorgenannten Bahnstrecken sind noch
vorhanden im Direktionsbezirk Erfurt 75,85 km und im
Direktionsbezirk Kattowitz 164,27 km schmalspurige
Eisenbahnen sowie insgesamt 233, 30 km Anschlufsbahnen
für nichtöffentlichen Verkehr.
III. Einnahmen und Ausgaben; Abschlufs.
l. Ordentliche Einnahmen.
Betrag Mehr, weniger
für das gegen den
Etatsjahr vorjährigen
1913 Etat
M M
Vom Staate verwaltete Eisen-
bahnen 2 504 516 000 + 176798000
Wilhelmshaven- en |
Eisenbahn ; 1 450 000 +- 150000
Privateisenbahnen, bei daran |
der Staat beteiligt ist . 100 000 + 5000
Sonstige Einnahmen 2070000 + 130000
Summe d. ordentl. Einnahmen | 2 508 136 000 -+ 177083000
ww
(1. Februar 1913]
2. Aufserordentliche Einnahmen.
Betrag Mehr, weniger
fiir das gegen den
Etatsjahr vorjahrigen
1913 Etat
M | M
N ; ; |
Beiträge Dritter zu ein- |
maligen und aufserordent-
lichen Ausgaben . 2523000 — 331000
Einnahmen aus dem Ver-
kaufe von Staatseisenbahn-
|
grundstücken 1 500 000: —
ee ERERREEEHESAERENE
|
Summe der aufserordentl.Ein-
nahmen
4 023 000. — 331000
Summe aller Einnahmen | 2512 159 000 + 176752000
3. Dauernde Ausgaben.
Vom Staate verwaltete Eisen-
bahnen . . . «| 1708261000 + 114545000
Anteil Hessens an den Er- |
gebnissen der gemein-
schaftlichen Verwaltungdes
preufsischen u. hessischen
Eisenbahnbesitzes
17443000 + 1228000
Ueberschufs Badens von den
auf badischem Gebiet ge-
legenen Strecken der Main-
Neckar Eisenbahn
Wilhelmshaven -Oldenbur ger
Eisenbahn ;
821000 -+ 10000
|
190000 ' + 8000
Dapecivonbeseidunnehs
Wartegelder und Unter-
stützungen .
Ministerialabteilungen für dis
Eisenbahnwesen .
80000, — 30000
|
2806200: + 103000
1729691 200 '-+-115864000
Summe
Zinsen und Tilgungs-
beträge.
Anteil der Eisenbahnverwal-
tung an den im Etat der
Staatssc huldenverwaltung
vorgesehenen Ausgaben
zur Verzinsung der Staats-
schulden .
. | 278840214 + 11653043
zur Tilgung der Staats:
schulden . en 45219751 + 187773!
Annuität an die Harseel, |
Braunschweigische Staats- |
regierung 2625000 ' —
326684965 : + 13530774
Summe
Ausgleichsfonds.
Zur Ergänzung eines Aus-
gleichsfonds bis zur Höhe
von 200 000 000 M gemäfs
dem Gesetz vom 3. Mai 1903
Zur Verstärkung des Aus-
gleichsfonds p 2
93 482835 | + 36057226
Summe der dauernden ne
gaben . 2149859000 | -+ 165452000
4. Einmalige und aufserordentliche Ausgaben.
108 000 000 + 4100000
20 200 000 — 100000
Summe der einmaligen aufser- |
ordentlichen Ausgaben . 128 200 000: + 4000000
Summe aller Ausgaben | 2 278 059 000 + 169452000
In den Direktionsbezirken
Zentralfonds .
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 855] 55
5. Abschlufs.
Mehr, weniger
Betrag
für das ı gegen den
Etatsjahr ; vorjährigen
1913 Etat
M i M
Ordinarium.
Die ordentlichen Einnahmen
betragen . . | 2 508 136 000 + 177083000
Die dauernden Ausgaben
ohne Zinsen usw. 1 729 691 200 + 115864000
Mithin Ueberschufs | 778 444 800: + 61219000
Hiervon ab: Zinsen und
Tilgungsbeträge
Mithin Ueberschufs im On
dinarium
+ 13530774
326 684 965
451 759 835 + 47688226
Extraordinarium.
Die aufserordentlichen Ein-
nahmen betragen .
Die einmaligen und aufser-
ordentlichen En be-
tragen . | 128200000 + 4000000
Mithin Zuschufs im er
ordinarium .
Bleibt Rein- Uebers u
der Eisenbahnverwaltung
Davon für allgemeine Staats-
zwecke (2,1 pCt. des statist.
Anlagekapitals der preuts.
Staatseisenbahnen) . . | 234100000 + 7300000
Bleiben zur Verstärkung des
Ausgleichsfonds .
4023000 — 331000
124 ALU +: 4331 000
327 582 835 + 43 357226
93 482 835 + 36057226 ©
IV. Besondere Erläuterungen der Betriebs-Ein-
nahmen und Ausgaben für die vom Staate ver-
walteten Eisenbahnen.
Kap. 10. l. Betriebs-Einnahmen.
Tit. 1. Personen-
kehr . . 689024000 M
mithin gegen die wirklichen
Ergebnisse für 1911 höher um
rund 42071 000 M.
Güterverkehr . . . 1670472000 „
oder gegen 1911 mehr rund
110553 100 M.
Für Ueberlassung von Bahn-
anlagen und fir Leistungen
zu Gunsten Dritter.
oder gegen 1911 mehr rund
1 525 000 M.
Für an vonFahr-
zeugen .
mithin gegen 1911 mehr rund
778 100 M.
Ertrage aus Veräufserungen
oder gegen 1911 mehr um
rund 2066 400 M:
Verschiedene Einnahmen .
oder gegen 1911 mehr
211500 M.
Summe Titel 1—6 2504516000 M
was gegen die wirklichen Er-
gebnisse für 1911 ein Mehr
von 157205 100 M ergibt.
und Gepäckver-
Mt?
Tit. 3.
52495 000 „
Tit. 4.
25510000 „
Tit. 5. 43 423000 ,,
Tit. 6. 23592000 ,,
Kap. 23. 2. Betriebs-Ausgaben.
Tit. 1,2 u.3. Gehälter, Wohnungs-
geldzuschüsse, Remunerie-
rung von Hilfsarbeitern,
Löhne, Stellenzulagen
mithin gegen 1911 höher um
59 527 600 M.
. 647 746 000 M
56 [No. 855]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Februar 1913]
Tit. 4. Tagegelder, Reise-und Um-
zugskosten sowie andere
Nebenbezüge . .... 55 740 000 M
oder gegen 1911 mehr
4011 700 M.
Tit. 9. Aufserordentliche Remune-
rationenu. Unterstützungen 17575500 „
mithin gegen 1911 mehr
7417600 M.
Tit. 6. Wohlfahrtszwecke . . 117000000 ,,
oder gegen 19I] mehr
14 589 600 M.
Tit. 7. Unterhaltung und Ergänzung der Geräte
(Inventarien) sowie Beschaffung der
Betriebsmaterialien.
Es sind im Einzelnen veranschlagt:
Betrag
No. Gegenstand _ im im
Einzelnen Ganzen
M M
Unterhaltung und Er- |
gänzung der Geräte.
1. | Dienstkleidung . 2 441 000
2. | Gerate . . | 10 992 000:
Summe z% | 13433000
Beschaffung der Betriebs-
materialien.
a) Drucksachen, Schreib- und
Ze chennraterialien = 8191000
b) Kohlen, Koks und Brikets
l. | Steinkohlen, Steinkohlenbri-
kets und Koks zur Lokomo-
tivfeuerung . . 1140525 100
2. | Steinkohlen und Br äunkohlen |
usw., für alle anderen Zwecke 11971200
Summe — 152496300
c) Sonstige Betriebs-
materialien. |
1. |Rohes Rüböl 295 400
2. | Gereinigtes Rüböl 781 100
3. | Petroleum 4 839 100
4. | Mineral- Schmieröl. 4 268 500
5. | Putzbaumwolle (Garnabfall) 3 243 200
6. | Alle anderen Betriebsmateria-
lien zusammen . 117 072 200
Summe eo 30499500
Bezug von Wasser, Gas |
und Elektrizität von frem-
den Werken. = 20 123200
Summe Tit. 7 = 224 143000
mithin gegen 1911 mehr 26 725030 M.
Die vorstehend unter b und c vorgesehenen Kosten
für Beschaffung der Feuerungs- und sonstigen Betriebs-
materialien sind im allgemeinen nach dem wirklichen
Verbrauche des Jahres 1911 unter Berücksichtigung der
eingetretenen und zu erwartenden Veränderungen ver-
anschlagt worden. Diese Materialien werden zum über-
wiegenden Teil für den Zugdienst verbraucht und
sind deshalb von der Anzahl der für diesen veran-
schlagten Lokomotiv- und Triebwagenkilometer sowie
Wagenachskilometer abhängig. Diese sind festgesetzt
auf Grund der wirklichen Leistungen im Etatsjahr 1911
unter Berücksichtigung der Leistungen auf den hinzu-
tretenden neuen Strecken und der zu erwartenden Ver-
kehrssteigerung auf
806 900000 Lokomotiv- und Triebwagen-
kilometer und 24350 700000 Wagenachskilometer.
Es entfallen somit von den unter b und c veran-
schlagten Kosten auf 1000 Lokomotiv- und Triebwagen-
kilometer 226,:» M, auf 1000 Wagenachskilometer 7,:2 M,
|
|
|
Unterpositionen angenommenen Beträge übersteigen die
wirkliche Ausgabe für 1911 um rund 23 238 000 M.
Dieser Mehrbedarf ist in der Hauptsache auf die
angesetzte Verkehrssteigerung und die Erhöhung der
Betriebsmaterialienpreise zurückzuführen.
Unter b 1 sind 11224049 t Steinkohlen, Stein-
kohlenbriketts und Koks zur Lokomotivfeuerung zum
durchschnittlichen Preise von 12,2 M, im Ganzen
140 525 100 M veranschlagt. Auf 1000 km der Loko-
motiven ausschliefslich der Triebwagen entfallen 14, t
zum Werte von I77,;; M, gegenüber 13,05 t zum
Werte von 166,69 M im Etatsjahre 1911.
Tit. 8 Unterhaltung, Erneuerung und Er-
gänzung der baulichen Anlagen.
Pos Gegenstand Betrag
M
l. | Löhne der Bahnunterhaltungs-Ar-
beiter . 83 228 000
2. | Beschaffung der Oberbau- und Bau-
materialien:
l. Schienen 30 459 000
2. Kleineisenzeug 19 353 000
3. Weichen 10 203 000
4. Schwellen . 35 542 000
5. Baumaterialien 19 924 000
3. | Sonstige Ausgaben einschliefslich der
Kosten kleinerer Ergänzungen 14 306 000
4. | Kosten erheblicher Erganzungen 19 003 000
Summe Tit. 8 | 292 018 000
mithin gegen 1911 mehr 29 184 000 M.
Für die gewöhnliche Unterhaltung der baulichen An-
lagen sind 89300 Arbeiter mit einem Lohnaufwand von
83228000 M veranschlagt. Im Jahre 1911 betrug die
wirkliche Ausgabe an Löhnen, mit Einschluls der an
Unternehmer gezahlten, bei Pos. 3 verrechneten Lohn-
betrage, bei einer Beschäftigung ven 82653 Köpfen, rund
72644000 M. Für das Etatsjahr 1913 sind sonach 6641
Arbeiter und 10584000 M Lohn mehr vorgesehen. Für die
unter der Voraussetzung normaler Witterungsverhält-
nisse erfolgte Veranschlagung war die Erweiterung des
Bahnnetzes sowie die Vermehrung der Unterhaltungs-
gegenstände auf den älteren Betriebsstrecken und der °
grölsere Umfang des Gleisumbaues zu berücksichtigen.
Für die dadurch bedingte Vermehrung der Kopfzahl
ist eine Mehrausgabe von 5441000 M angesetzt.
Die bei den Unterpos. I bis 4 angegebenen Mate-
rialien sind für die Erneuerung des Oberbaues bestimmt.
Nach dem durch örtliche Aufnahme festgestellten Bedarf
sollen mit neuem Material umgebaut werden:
1289 km mit hölzernen Schwellen
1380 , , eisernen a
zusammen 2669 km.*)
Zu den vorbezeichneten Gleisumbauten sowie zu den
notwendigen Einzelauswechselungen sind erforderlich:
l. Schienen: M M
250 000 t durchschnittlich zu |
121 M rund 30 250 000
2. Kleineisen:
108000 t durchschnittlich zu
177,6 M rund ;
3. Weichen, einsählielslich Herz:
und Kreuzungsstücke :
a) 8500 Stück Zungenvor-
richtungen zu 515 M.
b) 6500 Stück Stellböcke zu
25 M rund f
c) 11 500 Stück Herz- und
Kreuzungsstücke zu 200 M
` 19 220 000
49 470 000
Summe
*, Von den für den nächsten Eisenbahnanleihegesetzentwurf in
Aussicht genommenen zweiten usw. Gleisen werden voraussichtlich
verlegt: auf Holzschwellen 109 km, auf Eisenschwellen 198 km.
Die Ausführung wird sich voraussichtlich auf mehrere Jahre verteilen.
während diese Ausgaben im Etatsjahre 1911 214, ov M
und 7,» M betragen haben, Die bei diesen beiden
(1. Februar 1913]
M M
Uebertrag 49 470 000
d) für das Kleineisen zu den
Weichen und sonstige
Weichenteile . .| 2962000 —
— 9 803 000
4. Schwellen:
a) 2924 000 Stück hölzerne
Bahnschwellen, durch-
schnittlich zu 5,» M rund | 15 205 000 —
b) 300 000 m hölzerne
Weichenschwellen,durch-
schnittlich zu 20o M . . 780 000 —
c) 170000 t Eisenschwellen
zu Gleisen und Weichen, |
durchschnittlich zu 113 M | 19 210 000 =
— .35 195 000
zusammen — ' 94 468 000
Gegen die wirkliche Ausgabe für die Erneuerung
des Oberbaues im Jahre 1911 stellt sich die vorstehende
Veranschlagung um rund 13581 000 M höher.
Die Verbesserung der Bettung durch eine ausge-
dehnte Verwendung von Steinschlag ist, wie in den
Vorjahren, auch für das Veranschlagungsjahr in Aussicht
genommen. Der Gesamtbedarf an Bettungsmäterial für
die Unterhaltung und Erneuerung der Gleise und
Weichen ist zu rund 5311000 cbm ermittelt.
Von der bei der Pos. 3 für die zu unterhaltenden
Bahnstrecken vorgesehenen Ausgabe von 74 306 000 M
entfallen 35647000 M auf aufsergewöhnliche Unter-
haltungsarbeiten und kleinere Ergänzungen, der Rest
mit 38659000 M auf die gewöhnliche Unterhaltung der
baulichen Anlagen.
In dem Bedarf für die aufsergewöhnliche Unter-
haltung und für kleinere Ergänzungen ist eine Summe
von rund 2000000 M vorgesehen, um an 122 Orten
und Stellen, an denen das Bedürfnis des Betriebs-
dienstes es erfordert, Dienstwohnungen für 70 mittlere
Beamte (überwiegend Bahnhofsbeamte und Bahnmeister)
und für 213 untere Beamte (überwiegend Bahnwärter
und Weichensteller) herzustellen. Aufserdem sind bei
den einmaligen und aufserordentlichen Ausgaben unter
Titel 371 für Errichtung von Dienst- und Mietwohn-
gebäuden für geringbesoldete Eisenbahnbedienstete in
den östlichen Grenzgebieten 500 000 M vorgesehen.
Die Ausgabe für die gewöhnliche Unterhaltung bei
Pos. 3 — mit Einschlufs der Kosten für die zur unmittel-
baren Verwendung beschafften Baumaterialien, aber mit
Ausschlufs der bereits bei Pos. I berücksichtigten Löhne
und der bei Pos. 2 Unterpos. 5 vorgesehenen Kosten
für die auf Vorrat beschaflten Baumaterialien — ist wie
folgt veranschlagt:
I. Unterhaltung des Bahnkörpers mit
allen Bauwerken und Nebenanlagen,
39 300 km Bahnkörper zu 185 M rund 7271 000 M
2. Unterhaltung der Weichen und
Kreuzungen, 186030 Stück Weichen
und Kreuzungen zu 4,80 M rund .
. Unterhaltung der Gebäude .
. Unterhaltung der Stellwerke, Weichen.,
Riegel- und Signalhebel mit Zubehör,
176420 Hebel zu 25 M, rund .
9. Unterhaltung der elektrischen Lei-
tungen, Block- und Sicherungseinrich-
tungen sowie Sprech- und Schreib-
werke, 39300 km Bahnkörper zu 50M
6. Unterhaltung der Zufuhrwege, Vor-
plätze und Ladestrafsen usw. 333050 a S
Befestigung zu 6,20 M rund 2 065 000 ,,
7. Unterhaltung aller sonstigen Anlagen 5224 000 ,,
8. Insgemein, nicht besonders vorge-
sehene Ausgaben 1 250 000 ,,
9. Für neu zu eröffnende Strecken . 200 000 ,,
zusammen 38659 000 M
Die Anforderungen für die bei Pos. 4 vorzusehen-
den erheblichen Ergänzungen sind im einzelnen örtlich
893 000 ,,
. 15 380 000 „
& Oo
4411000 „
1 965 000 „
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
!
[No. 855] 57
geprüft und insoweit berücksichtigt worden, als ein
dringendes Bedürfnis vorliegt. Im ganzen sind dafür
19003000 M eingestellt. Von dieser Summe sind aut
die einzelnen Direktionsbezirke 15503000 M verteilt,
während 3500000 M zu unvorhergesehenen dringlichen
Ergänzungen reserviert bleiben. Der Gesamtbetrag
stellt sich gegen die wirkliche Ausgabe in 1911 um
3 556 683 M höher.
Tit. 9. Unterhaltung, Erneuerung
und Ergänzung der Fahrzeuge und der
maschinellen en
Pos Gegenstand nae
l Löhne der Werkstätten-Arbeiter 107 288 000
2 Beschaffung der Werkstatts - Matce-
rialien auf Vorrat . . | 56350 000
3. | Sonstige Ausgaben : 25 295 000
4. | Beschaffung ganzer Fahrzeuge
a) 620 Lokomotiven 49 290 000
b) 900 Personenwagen . 16 650 000
c) 7380 Gepäck- u. ” Güterw agen 24 060 000
Summe Tit. 9 | 278 933 000
mithin gegen 1911 mehr 28 901 000 M.
Von dem Gesamtbetrage entfallen 188933000 M
auf die Kosten für die Unterhaltung, Erneuerung und Er-
gänzung der Fahrzeuge und der maschinellen Anlagen,
die bei Position 1, 2 und 3 zu veranschlagen sind.
Aufser den bei Position I eingestellten Tage- und
Stücklöhnen für Werkstättenarbeiter ım Betrage von
107288000 M sind an solchen Löhnen noch bei Tit. 7
und 8 des Etats 5178400 M vorgeschen, so dafs im
ganzen eine Lohnausgabe von 112 466 400 M für Werk-
stättenarbeiter, gegenüber einer wirklichen Lohnausgabe
im Etatsjahre 1911 von 100803 117 M, angenommen ist.
Während im letzteren Jahre im Durchschnitt 72773
Arbeiter beschäftigt waren, sind für 1913 76612 Arbeiter,
mithin 3839 Köpfe mehr, als erforderlich erachtet worden.
An Werkstattsmaterialien sind veranschlagt:
l. für Metalle 41 689 600 M
2. „ Hölzer . ; 7 216 200 ,,
3. , Drogen und Far ben ; 4 414 300 ,
4. „ Manufaktur-, Posamentier-,
Leder- und Seilerwaren 2 473 300 ,,
5. „ Glas und Glaswaren 970 700 ,,
6. „ sonstige Materialien . 3 635 900 „
zusammen 60 460 000M,
wovon 56350000 M auf Tit. 9 entfallen, während
die verbleibenden 4110000 M bei Tit. 7 und 8 vor-
gesehen sind. Im Etatsjahre 1911 hat der Gesamtauf-
wand für Werkstattsmaterialien 54 404 318 M betragen.
Die Kosten für Unterhaltung der Fahrzeuge sind im
besonderen abhängig von der Anzahl der hierfür veran-
schlagten Lokomotivkilometer und Wagenachskilometer.
Die Leistungen sind festgesetzt auf 924 300 000 Loko-
motivkilometer und 25 200 100 000 Wagenachskilometer.
N Die hiernach für das Etatsjahr 1913 ermittelten
Ausgaben bei Pos. 1, 2 und 3 übersteigen die wirk-
lichen Ausgaben des Jahres 1911 um rund 18 901 000 M.
Der Mehrbedarf findet in der Hauptsache in der an-
genommenen Verkchrssteigerung und in einer Erhöhung
der Arbeiterlohnverdienste um rund 6 360 000 M seine
Begründung.
Es sind im einzelnen veranschlagt:
Gewöhnliche Unterhaltung.
l. Lokomotiven und Tender nebst Zubehör:
924 300000 Lokomotivkilometer,
für 1000 Lokomotivkilometer
86,43 M, rund : g-
2. Personenwagen nebst Zubehör:
6 371 800 000 Achskilometer der
Personenwagen, für 1000 Achs-
kilometer 4,50 M, rund
19 887 200 M
28 673 100 „
Summe 108 560 300 M
58 [No. 855] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [1. Februar 1913)
Uebertrag 108 560 300 M
3. Gepäck-, Güter-, Arbeits- und Bahn-
dienstwagen nebst Zubehör ein-
schliefslich Wagendecken: |
18 828 300 000 Achskilometer der
Gepäck- und Güterwagen, für
1000 Achskilometer 3,6 M, rund 61 380 300 „
4. Mechanische und maschinelle An-
lagen und Einrichtungen, sowie
Dampfboote, Schalden, Prahme und
Geräte der Trajekte nebst Zubehör 6803 100. „
5. Aufsergewöhnliche Unter-
haltung und Ergänzung der
Fahrzeuge und der maschinellen
Anlagen ot BA ow, er Ale
6. Arbeitsausführungen der
Werkstätten für die Neubau-
verwaltung, Reichspostverwaltung,
fremde Eisenbahnen und Privat-
personen. . 2 2 .. . . . . 9809 200 „
6 380 100 ,,
zusammen 188 933 000 M.
V. Einmalige und aufserordentliche Ausgaben.
Im Etat sind abermals sehr reichliche Geldmittel
vorgesehen, die zur Bestreitung der Kosten für grölsere
Bauausführungen in sämtlichen Direktionsbezirken er-
forderlich werden. Die beigegebenen Uebersichten nebst
Erläuterungen umfassen 368 einzelne Positionen, be-
treffend die Erweiterung und den Umbau von Bahnhofs-
anlagen, Herstellung neuer Gebäude und Werkstätten
sowie sonstige bauliche Ausführungen auf den Stationen
und der freien Bahnstrecke.
Die Gesamtkosten hierfür sind veran-
schlagt zu . . 2 2 2 2 2 00.
Aufserdem sind noch besonders vor-
gesehen als Zentralfonds:
l. Vermehrung und Verbesserung der
Vorkehrungen zur Verhütung von
Summe 108 000 000 M
108 000 000 M.
| Uebertrag 108000000 M
Waldbranden u. Schneeverwehungen,
weitere Kosten . . 2 2 220.0. 800 000 _,
2. Herstellung von elektrischen Siche-
rungsanlagen, weitere Kosten. . . 2500000,
3. Errichtung von Dienst- und Mietwohn-
gebäuden für gering besoldete Eisen-
bahnbedienstete in den östlichen
Grenzgebieten, weitere Kosten . . 500 000 „
4. Einführung von Doppellichtsignalen,
weitere Kosten . . . ‘ 1 400 000 „
9. Dispositionsfonds zu unvorherge-
schenen Ausgaben . . . . . . . 15000000 „
zusammen 128200000 M,
das sind gegen die wirkliche Ausgabe in
| 1911 weniger 7934570 M.
Der Gesamtausgabe von 128200000 M
stehen jedoch an Einnahmen gegenüber:
a) Beiträge Dritter . . 2523000 M
b) Erlöse aus dem Ver-
kaufe von Staatseisen-
bahngrundstücken . 1500000 „
zusammen 4 023 000 ,
so dafs sich die Ausgabe dadurch auf 124 177 000M
ermälsigt.
Für das Etatsjahr 1912 sind vorge-
sehen . oa a ok he a a 119 846 000 „
mithin sind für 1913 mehr veranschlagt 4331 000 M.
Aufser diesen einmaligen und aufserordentlichen
Ausgaben des Etats ist in Aussicht genommen, in den
nächsten Eisenbahnanleihegesetzentwurf den Geldbedarf
einzustellen für: die Herstellung zweiter und weiterer
Gleise auf verschiedenen Bahnstrecken, die Herstellung
des 5“ und 6“ Gleises im Zuge der Ringbahn zwischen
Stralau-Rummelsburg und Treptow, die Herstellung
mehrerer Verbindungsbahnen sowie die aufserordent-
liche Beschaffung von Fahrzeugen für die bestehenden
Staatsbahnen zum Kostenbetrage von 170 000 000 M.
Verschiedenes
Autogene Schweifsung mittels Acetylen-Sauerstoff. Die
autogene Schweifsung mit Heizbrennern, welche mit einem
Gemisch von Acetylen und Sauerstoff gespeist werden, hat
sich im Fluge Eingang in alle Metallbearbeitungsbctriebe ver-
schafft. Sie ist zu einem so wichtigen Hilfsmittel geworden,
dafs diejenigen Betriebe, die sicn dieses Verfahrens noch
nicht bedienen, Gefahr laufen, den Wettbewerb nicht melır
mit Erfolg aufnehmen zu können. Das Umgehen mit den
genannten Gasen erfordert natürlich gewisse Vorsichts-
bedingungen. Vor allen Dingen mufs ein etwaiger Flammen-
rückschlag wirksam aufgehalten werden. Dazu bediente man
sich bislang entweder einer Wasservorlage oder eines mit
Kies gefüllten Topfes. Auf der Anfang Oktober in Frank-
furt a. M. abgehaltenen Hauptversammlung des Deutschen
Acetvlenvereins hat Ingenieur Hermann Richter, Oberlehrer
an den Technischen Staatslehranstalten- Hamburg, auf Grund
von Experimentaluntersuchungen in einem längeren lehr-
reichen Vortrage ausführliche Mitteilungen über den Wir-
kungswert eines Kiestopfes für den genannten Zweck
gemacht. In Verfolg dieses Vortrages nahm die Haupt-
versammlung einstimmig folgende, für die Praxis aufser-
ordentlich wichtige Resolution an: l
„Die am 6. Oktober 1912 in Frankfurt a. M. tagende
Hauptversammlung des Deutschen Acetylenvereins beschliefst
nach Kenntnisnahme der überzeugenden Experimentalunter-
suchungen des Herrn Ingenieur Richter-Hamburg folgendes:
Die Versuchsergébnisse des Herrn Richter decken sich
nach jeder Richtung mit den Erfahrungen der Praxis, nach
welchen bei der autogenen Acetylen-Sauerstoff-Schweifsung
Kiestöpfe völlig unwirksam sind, die Fortpflanzung der
Explosion rückwärts aufzuhalten. Sie warnt deshalb auf
das eindringlichste vor der Benutzung solcher Kiestöpfe, da
die Arbeiter dadurch irrtümlicherweise in Sicherheit gewiegt
werden. Alle Erfahrungen sprechen dafür, dafs nur eine
nach richtigen Grundsätzen konstruierte und stets ordnungs-
mäfsig gefüllt gehaltene Wasservorlage einen wirklich wirk-
samen Schutz gewährt.“
Die praktische Ausbildung der Ingenieure. Die Aufnahme-
bestimmungen unserer Technischen Hochschulen schreiben
vor, dafs die Studierenden des Maschinenbaues und der
Elektrotechnik vor Ablegung der Diplomprüfung ein Jahr
lang praktisch in einer Fabrik tätig gewesen sein müssen.
Diese praktische Vorbildung bezweckt, dem angehenden
Ingenieur einen Einblick in die Organisation und den Be-
trieb eines industriellen Werkes zu gewähren, ihm die für
seinen Beruf notwendigen praktischen Kenntnisse und
Fähigkeiten zu vermitteln und ihm eine gewisse Kenntnis
der Lebensanschauungen und der ganzen Lebensart der
Arbeiterschaft zuzuführen.
Die Frage, ob das praktische Jahr ganz vor Beginn des
Studiums liegen soll, oder ob es teilweise in die Ferien ver-
legt werden darf, ist bislang nicht übereinstimmend ent-
schieden.
Der Deutsche Ausschufs für Technisches Schulwesen
berief im Mai 1912 zur Beratung über die Gestaltung der
praktischen Vorbildung einen Ausschufs, an dessen Ver-
handlungen hervorragende Vertreter der Industrie, sowie
Vertreter von staatlichen Behörden, Technischen Hoch-
schulen und technischen Mittelschulen teilnahmen. Nach
eingehenden Beratungen einigte sich die Versammlung auf
den Beschlufs, dafs es sich nach wie vor empfehle, von den
künftigen Maschineningenicuren, soweit sie die Diplom-
[1. Februar 1913]
prüfung ablegen wollen, eine einjährige praktische Aus-
bildung zu fordern, von der zum mindesten ein halbes
Jahr vor Beginn der Studien abgeleistet werden müsse.
Für die Schüler höherer Maschinenbauschulen hat der
Deutsche Ausschufs in seinen Beschlüssen vom 21. November
1910 eine mindestens zweijährige praktische Vorbildung
als erforderlich bezeichnet, die ganz vor Beginn der Studien
zurückzulegen ist.
Obwohl nun die deutsche Industrie anerkennt, dafs sie
im eigensten Interesse bestrebt sein mufs, die Ausbildung
ihrer künftigen leitenden und mittleren Beamten nach
Kräften zu fördern, so : ist es doch oft dem jungen Mann,
der Maschineningenieur werden will, nicht leicht, ein Werk
zu finden, das ihn in geeigneter Weise praktisch ausbildet.
Der Deutsche Ausschufs hat beschlossen, hier versuchsweise
vermittelnd einzutreten, er wird eine Vermittlungsstelle er-
richten, die den angehenden Praktikanten den Eintritt in
geeignete Fabriken ermöglichen soll. Wenn seitens der
Industrie genügende Unterstützung gewährt wird, dann
kann die geplante Vermittlungsstelle zweifellos grofsen
Nutzen schaffen und auch auf die bessere Ausgestaltung
und Ausnutzung der praktischen Ausbildungszeit er-
wünschten Einflufs gewinnen. Diesem Zwecke sollen ins-
besondere auch die vom Deutschen Ausschufs heraus-
gegebenen Merkblätter dienen, welche die Vermittlungs-
stelle den Praktikanten übermitteln wird.
Ergebnis des Preisausschreibens für die Erbauung der
australischen Bundeshauptstadt.*) Wie die „Nachr. für
Hand. und Industrie“ nach einem Bericht des Kaiserl.
Generalkonsulats in Sydney mitteilen, hat der Ministerrat
sich der von der Mehrheit des Kommitees getroffenen Ent-
scheidung angeschlossen und hat nach zweimonatiger Arbeit
seine Tätigkeit beendet. Etwa 200 Pläne waren eingegangen.
Die Preise für die eingereichten Entwürfe für die Erbauung
der australischen Bundeshauptstadt sind, wie folgt, verteilt
worden: Erster Preis 1750 &£ Architekt Walter Burley
Griffin in Chicago, zweiter Preis 720 & Architekt Eliel
Saarinen in Helsingfors, Finnland, dritter Preis 500 £
Architekt Dr. A. Agache'in Paris.
Ein Zeitungsreferat hierüber sowie der mit dem ersten
Preise gekrönte, in den Zeitungen veröffentlichte Entwurf
können vom Bureau der „Nachrichten für Handel, Industrie
und Landwirtschaft“, Berlin W. 8, Wilhelmstr. 74 III,
Zimmer 154, an inländische Interessenten auf Antrag für
kurze Zeit übersandt werden. Die Anträge sind unter
Beifügung eines mit Marke zu 20 Pf. (Berlin 5 Pf.) und mit
Aufschrift versehenen grofsen Briefumschlags an das
genannte Bureau zu richten.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum etatmäfsigen Regierungsbaumeister beim
Garnisonbauwesen der Kaiserl. Marine der preufsische Regie-
rungsbaumeister a. D. Wilhelm Penners.
Verliehen: der Charakter als Baurat mit dem persönl.
Range eines Rates vierter Klasse den bei der Verwaltung
der Reichseisenbahnen in Elsafs-Lothringen angestellten
Regierungsbaumeistern Otto Winkelhaus und Carl Klockow
ın Diedenhofen, Theodor Richard in Strafsburg sowie dem
Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Karl Spach in Luxem-
burg. i
U ebertragen: dem Postbaurat Wittholt in Berlin die
bautechn. Hilfsarbeiterstelle im Reichspostamt.
Preufsen.
Ernannt: zu Geh. Oberbauräten die, Vortragenden
Räte im Minist. der öffentl. Arbeiten Geh. Bauräte Reifse
und Domschke;
zum Geh. Oberregierungsrat der Vortragende Rat im
Minist. der öffentl. Arbeiten Geh. Regierungsrat Dr. Polenz;
zum Geh. Regierungsrat und Vortragenden Rat im
°) Vergl. Annalen 1911, Bd. 69, S. 242.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 855] 59
Minist. der öffentl. Arbeiten der Regierungsrat Heinrich
Goldkuhle, Mitglied der Kgl. Eisenbahndirektion in Elberfeld;
zu Geh. Bauräten und Vortragenden Räten im Minist.
der öffentl. Arbeiten die Regierungs- und Bauräte Max
Kumbier und Emil Jacob, Mitglieder der Kgl. Eisenbahn-
direktionen in Erfurt und Hannover;
zum etatmäfsigen Professor an der Techn. Hochschule
in Aachen der Privatdozent in der Philosophischen Fakultät
der Universität in Göttingen Dr. Theodor v. Karman;
zu Regierungsbaumeistern die Regierungsbauführer Jo-
hannes Pick aus Aachen, Georg Engberding aus Vehs,
Albert Struckmann aus Bodenstedt (Wasser- und Strafsen-
baufach), Kurt Neumann aus Berlin und Wilhelm Poppen-
dieck aus Heudeber (Hochbaufach), Hans Dempwolff aus
Hamburg (Eisenbahnbaufach).
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat den aufser-
ordentl. Mitgliedern der Akademie des Bauwesens Baurat
Professor Wilhelm Cremann in Berlin und Baurat Richard
Wolffenstein in Charlottenburg;
ferner die Stelle eines Eisenbahn-Direktionsmitgliedes
den Regierungs- und Bauräten Otto Simon in Köln und
Weigelt ın Elberfeld;
die Stelle des Vorstandes eines Eisenbahn-Betriebsamts
den Regierungsbaumeistern des Eisenbahnbaufaches Masur
in Cassel, Menne in Mogilno, Johlen in Königsberg i. d. Neum.
und Willy Lehmann in Düren sowie dem Eisenbahn-Bau-
und Betriebsinspektor Rexilius in Wongrowitz, die Stelle
des Vorstandes eines Eisenbahn-Maschinenamts dem Regie-
rungsbaumeister des Maschinenbaufaches Wilhelm Neumann
in Beuthen i. Oberschles.;
etatmafsige Stellen von Regierungsbaumeistern bei der
Staatseisenbahnverwaltung den Regierungsbaumeistern des
Eisenbahnbaufaches Brückmann in Glogau, Tillinger in
Königsberg i. Pr., Bloch z. Zt. in Tsinanfu i. China, Dörffer
in Frankfurt a. Main und Manker in Görlitz sowie dem
Regierungsbaumeister des Maschinenbaufaches Sellge in
Weimar. |
Einberufen: zur Beschäftigung im Staatseisenbahn-
dienste die Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches
Schanze bei der Eisenbahndircktion in Danzig und Lang-
maack bei der Eisenbahndirektion in Posen, der /Grofs-
herzogl. hessische Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaus
faches Rau bei der Eisenbahndirektion in Elberfeld und der
Regierungsbaumeister des Hochbaufaches de la Sauce bei
der Eisenbahndirektion in Erfurt.
Ueberwiesen: der Regierungsbaumeister des Wasser-
und Strafsenbaufaches Ernst Humburg in Wend. Buchholz
(Meliorationsbauamt Kottbus) dem Meliorationsbauamt in
Stolp und der Regierungsbaumeister des Hochbaufaches
Rumler der Regierung in Oppeln zur Beschäftigung.
Versetzt: der Regierungsbaumeister des Eisenbahn-
baufaches Fritzen von Leipzig nach Düsseldorf als Vorstand
der Eisenbahnbauabt. daselbst, die Regierungsbaumeister
des Hochbaufaches Schellberg von Essen nach Berlin,
Michelsen von Münster nach Olpe und Kunow von Beelitz
nach Berlin.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Regierungsbaumeister des Hoch-
baufaches Max George in Berlin-Schöneberg, dem Geh. Bau-
rat Vofs, bisher Mitglied der Eisenbahndirektion in Bromberg,
den Regierungs- und Bauräten von der Ohe, bisher Vorstand
des Eisenbahn-Betriebsamts I in Meseritz und Denkhaus,
bisher Vorstand des Eisenbahn-Betriebsamts 1 in Stendal,
letzterem unter Verleihung des Charakters als Geh. Baurat.
In den Ruhestand
getreten: der Geh. Baurat Frey
in Berlin. l
Bayern.
Ernannt: in etatmäfsiger Eigenschaft zu Eisenbahn-
assessoren die Regierungsbaumeister Philipp Hock bei der
Eisenbahndirektion in Ludwigshafen a. Rhein, Max Keller
bei der Eisenbahndirektion in Augsburg, David Roob bei
der Eisenbahndirektion in Nürnberg, Hans Braun bei der
ee
60 (No. 855]
en ee E ee A
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[l. Februar 1913)
Tea a ne ey,
Kisenbahndirektion in Regensburg, Hermann Roos bei der
Eisenbahndirektion in München, Johann Feuerlein bei der
Eisenbahndirektion in Würzburg und Robert Vorhölzer bei
der Eisenbahndirektion in München.
Befördert: in etatmäfsiger Weise der Regierungsrat
Dr. Julius Gröschel in München zum Oberregierungsrat des
Staatsministeriums für Verkehrsangelegenheiten sowie die
Direktionsassessoren Johann Freyschmidt zum Oberbau-
inspektor der Eisenbahndirektion in Ludwigshafen a. Rhein,
Eugen Konrad zum Obermaschineninspektor der Eisenbahn-
direktion in Augsburg, Robert Wagner zum Obermaschinen-
inspektor der Eisenbahndirektion in Würzburg, Friedrich
Hörmann in München zum QObermaschineninspektor des
Maschinenkonstruktionsamts der Staatseisenbahnen in
München, Richard Aldinger zum Obermaschineninspektor der
Eisenbahndirektion in München und Johann Hübner zum Direk-
tionsrat des Staatsministeriums für Verkehrsangelegenheiten.
Versetzt: in gleicher Diensteigenschaft in etatmäfsiger
Weise die Regierungsräte Karl Haßlauer in Regensburg
auf Ansuchen an die Eisenbahndirektion München, Karl
Göckel in München an die Eisenbahndirektion Regensburg
und Johann Philipp Huber in Nürnberg auf Ansuchen als
Vorstand an die Bauinspektion III München, der Direktions-
rat Alexander Kober in Marktredwitz auf Ansuchen als
Vorstand an die Betriebsinspektion Salzburg, der Oberbau-
inspektor Otto Feil in Augsburg als Vorstand an die Bahn-
station Freising, der Dircktionsassessor Christoph Opel in
Rosenheim an die Eisenbahndirektion Regensburg, der
Eisenbahnassessor Ernst Berg in Regensburg als Vorstand
an die Betriebswerkstätte Rosenheim, der Vorstand der
Betriebswerkstätte Augsburg Direktionsassessor Friedrich
Fettinger an die Werkstätteninspektion Augsburg, die
Direktionsassessoren Harald Kull in München als Vorstand
an die Betriebswerkstätte Augsburg und Johann Mühl in
Aubing an die Eisenbahndirektion München, die Eisenbahn-
assessoren Oskar Lindermayer bei der Eisenbahndirektion
München an die Betriebswerkstätte I München und Otto
Michel bei der Eisenbahndirektion Nürnberg an die Betriebs-
werkstätte Nürnberg Hbf., der Dircktionsassessor Leo
Schlosser in Hof an die Eisenbahndirektion Nürnberg;
in etatmäfsiger Weise die Oberbauinspektoren Erwin
Eberle in Augsburg als Direktionsrat und als Vorstand an
die Bauinspektion IV Nürnberg und Karl Jäger in Treuchtlingen
als Direktionsrat und als Vorstand an die Betriebs- und
Bauinspektion Marktredwitz; l
ferner der Postrat Edmund Rapp in Landshut auf sein
Ansuchen in gleicher Diensteigenschaft zur Oberpostdirektion
Augsburg und der Oberpostassessor Ludwig Dürr in
München in gleicher Diensteigenschaft in etatmäfsiger Weise
zum Verkehrsamte der Posten und Telegraphen mit dem
Dienstwohnsitz in Neu-Aubing.
Sachsen.
Ernannt: zu Bauamtmännern bei der staatl. Hochbau-
verwaltung unter Einreihung in Klasse IV No. 18 der Hof-
rangordnung die Regierungsbaumeister Leutemann bei dem
Landbauamte Dresden II und Pusch in München;
zu Regierungsbaumeistern die Regierungsbauführer
Krüger und Klötzer in Dresden; ersterer wurde als nicht-
ständiger Regierungsbaumeister dem Landbauamte Dresden II
zugewiesen, letzterer dem Hochbautechn, Bureau des Kgl.
Finanzminist. zugeteilt.
Verliehen: der Titel und Rang als Geh. Hofrat dem
Direktor der Kunstgewerbeschule mit Museum in Dresden
Professor Lossow.
Zugeteilt: der Bauamtmann Pusch dem Hochbautechn.
Bureau des Kgl. Finanzminist.
Baden.
Ernannt: zu Mitgliedern der Ministerialkommission für
das Hochbauwesen für die fünf Jahre 1913 bis 1917 der
Vorstand der evangelischen Kirchenbauinspektion in Heidel-
berg Oberbaurat Hermann Behaghel in Heidelberg, der
Professor an der Technischen Hochschule Dr. Hermann
Billing in Karlsruhe, der Direktor der Kunstgewerbeschule
Professor Karl Hoffacker in Karlsruhe, der Konservator der
öffentlichen Baudenkmäler und Direktor der Baugewerkschule
Geheimer Oberbaurat Philipp Kircher in Karlsruhe, das
Kollegialmitglied der Forst- und Domänendirektion Ober-
baurat Friedrich Kredell in Karlsruhe;
zum Geh. Hofrat der ordentliche Professor Dr. Martin
Disteli an der Technischen Hochschule in Karlsruhe;
zu Oberbauräten die Kollegialmitglieder der General-
direktion der Staatseisenbahnen Bauräte Franz Grund,
Rudolf Näher, Eugen Roman und Hermann Speer;
zum Regierungsrat der Leiter der Lebensmittelprüfungs-
station an der Technischen Hochschule Professor Gustav
Rupp in Karlsruhe;
zu Bauräten die Vorstände von Wasser- und Strafsen-
bauinspektionen Oberbauinspektoren Heinrich Kayser in
Lörrach und Julius Steinhauser in Konstanz, der Vorstand
der Kulturinspektion Offenburg Oberbauinspektor Jakob
Bug, die Oberbauinspektoren bei der Hochbauverwaltung
Georg Bayer in Lörrach und Rudolf Hofmann in Offenburg,
die Oberbauinspektoren bei der Eisenbahnverwaltung Otto
Hardung in Karlsruhe, Hermann v. Stetten in Freiburg und
Richard Tegeler in Heidelberg sowie der Obermaschinen-
inspektor Oskar Schönfeld in Freiburg;
zu Vorständen der nachgenannten Inspektionen unter
Verleihung des Titels Oberbauinspektor der mit der Ver-
waltung der Wasser- und Strafsenbauinspektion Bonndorf
betraute Bauinspektor Eduard Kieser und der mit der Ver-
waltung der Kulturinspektion Tauberbischofsheim betraute
Bauinspektor Philipp Gaberdiel;
zu Inspektionsbeamten bei der Generaldirektion der
Staatseisenbahnen der Vorstand der Bahnbauinspektion
Singen Oberbauinspektor Eduard Michaelis und der Vorstand
der Maschineninspektion Basel Obermaschineninspektor
Friedrich Landwehr.
Zugeteilt: der Maschineninspektor Theodor Dumm bei
der Verwaltung der AS der Generaldirektion
der Staatseisenbahnen;
die Bauinspektoren Wilhelm Widinger der Bahnbau-
inspektion Durlach und Erwin Landenberger der Bahnbau-
inspektion I Heidelberg sowie der Bauinspektor Theodor
Kölmel in Singen der Generaldirektion der Staatseisenbahnen
zur Dienstleistung.
Uebertragen: den nichtetatmäfsigen Regierungsbau-
meistern Wilhelm Widinger in Durlach und Erwin Landen-
berger in Heidelberg etatmäfsige Amtsstellen von zweiten
Beamten der Eisenbahnverwaltung unter Verleihung des
Titels Bauinspektor. l
Ueberwiesen: der Bauinspektor Adolf Schuler in
Mannheim der Wasser- und Strafsenbauverwaltung; er ist
mit der Verwaltung der Vorstandsstelle der Bauinspektion
für das Murgwerk in Forbach betraut worden.
Versetzt: die Maschineninspektoren Julius Beutler in
Lauda nach Basel und Wilhelm Leis bei der Generaldirektion
der Staatseisenbahnen nach Lauda sowie der Bauinspektor
Dr.-Ing. Adolf Lubin in Karlsruhe zur Bauinspektion für
das Murgwerk in Forbach;
ferner der Tnspcktionsbednte bei der Verwaltung der
Hauptwerkstätte Obermaschineninspektor Dr. Otto Hefit ; zur
Generaldirektion der Staatseisenbalhnen.
In den Ruhestand versetzt: auf sein Ansuchen der
Vorstand der Verwaltung der Eisenbahnmagazine Baurat
Jakob Mertz in Karlsruhe.
Mecklenburg-Schwerin.
Ernannt: zum Baudircktor und Vorstand des Staats-
baudistrikts Rostock der mit der kommissarischen Ver-
waltung dieses Baudistrikts beauftragte Distriktsbaumeister
Franz Wachenhusen.
zu Regierungsbaumeistern die staatl. gerüften Bau-
meister für das Hochbaufach Adolf Friedrich Lorenz aus
Rostock und Hermann Oeding aus Gnoien.
Verlag F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt I. Glaser, Berlin — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
Ganze Reihe No. 856
Berlin, 15. Februar 1913
Band 72 Heft 4
ANNALEN FUR GEWERBE
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ÜBRIGES AUSLAND... rss... 12 MARK KONIGL. BAURAT, PATENTANWALT BEI WIEDERHOLUNGEN ERMASSIGUNG
DIE ZEITSCHRIFT WIRD NACH VEREINBARUNG MIT DEM VEREIN DEUTSCHER MASCHINEN -
SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MÄRZ 1881,
Inhalts - Verzeichnis.
Seite
Strafsen-Güterzüge. Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 17. September 1912 von ais W. A. Th. Muller,
Berlin-Steglitz. (Mit Abb.) (Schlufs) '. 1 ee eee l
Neuzeitliche Kohlenförderanlagen von Dr.-Ing. G. W. Koehler, Darm-
stadt. (Mit Abb.) (Schlufs) .
Schienenlagerung auf hölzernen Querschw ellen fiir Eisenbahnen
mit schwerem und schnellem Verkehr. (Mit Abb). . . 68
VereinDeutscher Maschinen-Ingenieure. Versammlung am 21. Januar
1913. Geschaftliche Mitteilungen. Rückblick auf die Tätigkeit des
INGENIEURE
FÜR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Seite
Vereins Pen 1912. Neuwahlen. Vortrag des Direktors Dr. Weiskopf,
Hannover-Linden, über: „Hartholzer fur F isenbahnw agenbau* . 71
Neue Beitriige zur Lehre von der Pate phen enest vom Professor
Dr. Schanze in Dresden. . s s wi ; : st. ae ie 73
Verschiedenes. . . W
WwW reise um den K niserp reis fur ‘den bes sten de utschen | Flugzeug -
motor. — Schweiz. Studienkommission fur elektrischen Bahnbetrieb. —
F. infia hrung des elektrischen Betriebes auf den Pariser Vorortb: pee =
Preisausschreiben,
FHBSBElHBNSchrichten. ~24 8 Staat FS ar BSG RS 89
Strafsen-Güterzüge
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 17. September 1912
von Oberingenieur W. A. Th. Müller, Berlin-Steglitz
(Mit 32 Abbildungen)
(Schlufs von Seite 45)
—_——_—____~
Die nächsten Bilder entstammen einem Strafsenzug-
Betriebe, der in diesem Jahre zur Beförderung von
Baumaterialien und Geräten beim Neubau der Eisenbahn-
strecke Gnesen—Revier—Schokken verwendet
worden ist. Eine gewisse Schwierigkeit ergab sich hier
insofern, als oft Gegenstände befördert werden mufsten,
Abb. 24.
Strafsenzug mit Eisenbahn-Baumaterialien,
die zu dang waren, um auf einem der 5 m langen
Anhangewagen untergebracht zu werden. Abb. 24 zeigt
einen solchen Bauzug, der vorne mit 10 m langen
Brückenträgern und im übrigen mit Schwellen beladen
ist. Aus Abb. 25 ist ersichtlich, wie die Brückenträger,
oder in diesem Falle 10 m lange Schienen verladen
werden. Es wurde zu diesem Zweck auf die Plattformen
der Strafsenzugwagen ein Unterbau aus starken
Schwellen gelegt, so dafs die Schienen nur in der Mitte
|
|
|
der Strafsenzugwagen aufliegen. Die Auflegstellen
selbst wurden stark eingefettet, so dafs die aufliegenden
Lasten sich verschieben können. Es ist dies unbedingt
notwendig, um dem Zuge die Kurvenbeweglichkeit zu
erhalten und einem Zerreifsen der Lenkkuppelungen
vorzubeugen. Abb. 26 zeigt einen Bauzug, dessen
vordere drei Wagen mit 18000 kg Zement beladen sind,
während die 3 letzten Wagen 9 Muldenkipper von
Abb. 25.
Die Verladung langer Schienen auf dem Strafsenzuge.
2 cbm Inhalt befördern. Abb. 27 zeigt,
in welchem
. Zustande sich manchmal die Wege an den Baustellen
befanden.
Auch die Beförderung von Feldbahnlokomotiven
wurde mit Hilfe des Strafsenzuges besorgt (Abb. 28).
Es handelte sich um Lokomotiven von 90 cm Spurweite
im Gewicht von 13000 kg. Diese wurden, wie die
Abbildung zeigt, auf einen Rollwagen gesetzt und an
den Schlufs des Zuges angekuppelt. In Abb. 29 sehen
wir den Zug mit den Bestandteilen eines grofsen
Löffelbaggers, von denen der Ausleger in ähnlicher
Nachdruck des Inhaltes verboten.
62 [No. 856]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Februar 1913}
nn) m SS SS SS En
Weise über 2 Anhänger geladen wurde, wie es bei den
Schienen und Trägern geschah.
Bei sehr schwierigen Wegeverhältnissen mufste der
Zug geteilt werden. An der Baustelle in Neu-Paulsdorf
bei Kletzko handelte es sich darum, einen 800 m langen
Sandweg zu überwinden. Abb. 30 zeigt den Zug mit
3 aufgeladenen Brückenträgern auf dem Sandwege. Es
wurde hierbei die Beobachtung gemacht, dafs Sandwege
Abb. 26,
Bauzug.
bei Regenwetter sehr wohl passierbar waren, während
sie bei andauernder Trockenheit unüberwindlich wurden.
Trotz des Vielräder-Antriebs hört dann die Fortbewegung
auf, weil der Sand unter den Rädern fortgeschoben
wird. In solchen Fällen mufs man sich durch Unter-
legen von Brettern oder langen Blechstreifen helfen.
(Der Vorführung der Lichtbilder schlofs sich eine
kinematographische Vorführung aus dem Betriebe solcher
Strafsen-Giterziige an. Es wurde dabei die Kurven-
beweglichkeit, die Verwendung auf Schnee und Glatteis,
Abb. 28.
Die Beforderung einer Lokomotive.
das Rangieren einzelner Anhängewagen, das Rückwärts-
fahren des ganzen Zuges und eine Fahrt auf guter
Chaussee gezeigt.)
Die vorgeführten Lichtbilder haben die vielseitige
Verwendbarkeit von Strafsen-Giterziigen gezeigt, und
die kinematographische Vorführung liefs die Wirkungs-
weise solcher Züge deutlich erkennen. Ueber die
Tragfähigkeit wurde schon angegeben, dafs diese un-
gefahr 5000 kg auf jedem Wagen beträgt. Bei leichten
Kastenaufbauten ist aber auch eine Nutzlast von 6000 kg
möglich, ohne dafs das gesetzlich zulässige Höchst-
gewicht von Strafsenfahrzeugen, das auf 9000 kg fest-
gesetzt ist, überschritten wird. Nutzlasten bis zu 36 t
sind daher auf einem Strafsen-Güterzuge mit sechs
Anhängewagen unterzubringen. Noch gröfsere
Nutzlasten sind bei Vergröfserung der Wagenzahl
erreichbar. Dabei ist nicht unbedingt notwendig, dafs
die letzten Wagen auch Antriebsvorrichtungen an den
Abb, 27.
Zustand der Wege an den Baustellen.
Rädern haben. Es ist beispielsweise der Fall vor-
gekommen, dafs einem vollbeladenen Sechswagen-Zuge
noch eine Lokomotive von 13000 kg Gewicht angehängt
wurde, so dafs insgesamt annähernd 50 000 kg befördert
wurden.
Angehängte, grofse Nutzlasten werden indessen
immer nur eine Ausnahme bilden. Das regelrechte
Verfahren zur Beförderung einer Ladung von insgesamt
Abb. 29,
Strafsenzug mit den Bestandteilen eines Löffelbaggers.
50000 kg wird darin bestehen, dafs die Anzahl der
Anhängewagen vermehrt wird; dies könnte unBedenklich
bis zu 10 Anhängewagen geschehen; denn mit derselben
Sicherheit, wie der sechste Wagen den Bewegungen
des ersten folgt, wird es auch der zehnte Wagen tun.
Prinzipiell steht also nichts im Wege, auch Strafsenzüge
mit 10 Anhängewagen zu betreiben. Eine Schwierig-
keit für solche Züge besteht gegenwärtig nur in der
Tatsache, dafs es Benzinmotoren von der dazu nötigen
Leistung (etwa 2 mal 125 PS) zur Zeit noch nicht gibt.
(15. Februar 1913]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 856] 63
TE
Schon die Beschaffung von Benzinmotoren mit 75/90 PS
Leistung, die gegenwärtig verwendet werden, bietet
Schwierigkeiten. Es ist aber nicht daran zu zweifeln,
dafs es auch gelingen wird, brauchbare Motoren mit
einer Leistung von 125 PS herzustellen. Luftschiff-
Motoren dürfen dabei freilich zur Beurteilung dieser
Frage nicht herangezogen werden; denn diese sind
doch zu leicht gebaut und nur für eine verhältnismäflsig
geringe Gebrauchsdauer bemessen. Schiffsmotoren sind
andererseits zu schwer. Das Vorbild bildet hier der
Lastwagenmotor und der Pflugmotor, die für geringere
Leistungen schon gegenwärtig mit hoher Betriebs-
sicherheit hergestellt werden. Auch die Benzolmotoren
in den benzol-elektrischen Eisenbahn - Triebswagen
können als Beispiel einer für Strafsen- Güterzüge ver-
wendbaren Maschine gelten, sind aber meistens noch
etwas zu schwer gebaut.
Eine wichtige Frage für die weitere Beurteilung
der Strafsen-Güterzüge bildet schliefslich die Fahr-
geschwindigkeit, denn diese ist für die Leistung der
Stralsen-Güterzüge natürlich ebenso wichtig wie die
Tragfähigkeit. Beim Bau der beschriebenen Strafsenzüge
hat man sich betrefis der Fahrgeschwindigkeit nun
ebenso an das Automobilgesetz gehalten wie in
Bezug auf das höchst zulässige Wagengewicht. Danach
ist für Lastkraftwagen mit Eisenbereifung eine Höchst-
geschwindigkeit von 12 km/Std. zugelassen. Bei den
angestellten Geschwindigkeits-Messungen zeigte sich
zwar, dafs auf guten, festen Strafsen auch 16 km/Std.
erreicht werden können. Im allgemeinen wird jedoch
eine mittlere Geschwindigkeit eingehalten, die zwischen
IOund 12 km/Std. liegt, wie aus dem Diagramm, Abb. 31,
ersichtlich ist.
Dieses Diagramm stellt den Verlauf der viertägigen
Probefahrt eines Strafsen-Güterzuges mit 30 t Nutz-
entsteht bekanntlich eine Gefährdung der Elektro-
motoren wegen zu langer Zeitdauer der hohen
Strombelastung. Mangelnde Reibung auf der
Strafsendecke war jedenfalls trotz der glatten
Oberfläche der Radreifen niemals die Ursache
der Zugteilung, sondern lediglich eine ungenügende
Leistung der Benzinmotoren. — Die Fufsnoten zu dem
Diagramm geben im übrigen auch Aufschlufs über die
Abb. 30.
Geteilter Zug auf einem Sandwege.
Abb. 31.
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Miferung: Nebel, zeitweise Regen
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NELLA VACHE IUD
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Wittering: Vorm. Nebel, keine Niederschläge
Dritter Tag
fenher feste Chaussee AAOC Nasse Chaussee
Verlauf einer viertägigen Probefahrt im Eulengebirge.
last dar. Als schwierigster Teil der Versuchsstrecke
waren die Pässe des Eulengebirges ausgewählt. Die
Fahrt fand im Herbst 1910 unter Aufsicht der Heeres-
verwaltung statt. Im einzelnen zeigt das Diagramm,
dafs Tagesleistungen von über 100 km bei 9 bis
10 Stunden Fahrzeit erreichbar sind. Starke Steigungen,
z. B. an der Festung Silberberg, welche 10 pCt. und
mehr betrugen, wurden durch Zugteilung überwunden.
Die Zugteilung wurde notwendig, weil die Leistung der
Benzinmotoren nicht mehr ausreichte; um dem voll-
ständiger Zuge noch eine annehmbare Fahrgeschwindig-
keit zu geben. Bei zu geringer Fahrgeschwindigkeit
Art der vorgekommenen Störungen, die ja leider bei
Neuschaffungen der Technik niemals ausbleiben.
Auf Grund der in praktischen Betrieben gewonnenen
Unterlagen ist es nun möglich, sich ein Urteil über die
Wirtschaftsverhältnisse der Strafsen-Güterzüge zu ver-
schaffen. Es soll freilich nicht behauptet werden, dafs
diese Unterlagen bereits abgeschlossen vorliegen. Vor
allem aber ist schon jetzt die Tatsache zu er-
kennen, dafs die Strafsen-Güterzüge mit wenig
Personal — zwei Mann auf dem Maschinenwagen
und einer zur Bewachung der Anhänger genügen —
grofse Nutzlasten mit annehmbarer Fahr-
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Februar 1913)
64 [No. 856]
geschwindigkeit befördern und dazu keine
Gummireifen verlangen oder sonstige un-
gewöhnliche Unterhaltungskosten erfordern.
Werden die Betriebskosten für Strafsen-Giterziige mit
verschiedenen Nutzlasten in gleicher Weise berechnet,
wie es zur Aufzeichnung des in Abb. 1 gebrachter
Diagrammes geschehen ist, dann erhalten wir eine
Kurve, die sich zwischen die erstgenannten in der
Weise einschiebt, wie es ın Abb. 32 ersichtlich ist:
Abb. 32.
Se Wrejfwagen- bere FE
en
Ur 7 Tonnen = Kilometer
Pfenni fi
3 A
KITTS a
Nutzlast in Tannen(= 20 Zentner)
Vergleich der Betriebskosten.
Der Verlauf der Kurve zeigt, dafs Strafsen-Giter-
züge nicht mit Lastkraftwagen in Wettbewerb
treten können, wenn die Nutzlasten klein sind und
nur 10—15 t betragen. Mit zunehmender Nutzlast
sinken aber die auf 1 tkm berechneten Betriebskosten
ganz erheblich.
In der gegenseitigen Lage der vier ver glichenen
Kurven läfst sich übrigens eine gewisse logische
Konsequenz feststellen, die für eine allgemeine
Richtigkeit des Vergleichsresultats bürgt: Die 4 ver-
glichenen Verkehrsmittel unterscheiden sich fort-
schreitend durch die Gröfse der zu ihrem Betriebe
nötigen Anlagekapitalien einerseits und durch die Kosten
der unmittelbaren Betriebsausgaben andrerseits. Während
nämlich das Anlagekapital beim Zugtierbetrieb am
geringsten und beim Kleinbahnbetrieb am gröfsten
ist, haben wir umgekehrt mit den geringsten Betriebs-
stoffausgaben bei der Kleinbahn (Steinkohlen) und
mit den höchsten Betriebsstoftkosten (Hafer) beim Zug-
tierbetrieb zu rechnen. Zwischen beiden liegen —
-- ähnlich gestaffelt — Kraftwagen- und Strafsenzug-
betrieb: Bei gleichen Betriebsstoffkosten stellt der
letztere im Vergleich zum ersteren einen Grolsbetrieb
mit geringem Personalbedarf und zentralisierter Kraft-
abgabe dar. Dafür sind aber auch seine Anlage-
kapitalien höher, denn die Triebwerke an sämtlichen
Rädern kosten natürlich mehr, als wenn nur eine
von vier Achsen, wie es bei einem Lastkraftwagen
mit Anhänger der Fall ist, mit Triebwerk verschen
wäre.
Die Wirtschaftlichkeit ergibt sich aber nun schliefs-
lich aus der Differenz zwischen Einnahmen und Aus-
gaben; deshalb interessiert es uns auch, zu wissen,
welche Einnahmemöglichkeiten sich beim Strafsenzug-
betriebe bieten. Es kann als erwiesen gelten, dals
seitens der Benutzer ohne weiteres Kosten in ähn-
licher Höhe bezahlt werden, wie solche sonst an Fuhr-
werksunternehmer gezahlt werden mülsten. Beispiels-
weise werden in der Provinz Posen auf der Strecke
Pudewitz— Welnau bei 12,5 km Entfernung für den
Zentner 20 Pfennig bezahlt oder 4 M/t, d. h. 32 Pfg./tkm.
Vergleicht man diese Einnahmeziffer mit dem Betriebs-
kostendiagramm, so ist ersichtlich, dafs zwischen Ein-
nahme und Ausgabe ein genügender Spielraum für die
Kosten der Ladearbeiten, für etwaige Leerfahrten oder
Betriebsausfälle durch Reparaturen und dergl. vor-
handen ist. Andererseits besteht aber auch selbst-
verständlich die Möglichkeit, bei einem gutorganisierten
Stralsenzugbetricbe Nachlässe auf den Einheitstarif zu
DVD 15 W 25 IO 3 ¥O #5 $0 55 O 65 FO 7§ O 8 Q L 0
gewähren, wenn Beforderungsvertrage über gröfsere
Gütermengen abgeschlossen werden können.
Aeufserst wichtig ist es nun natürlich, dafs Leer.
fahrten möglichst vermieden werden. Dies ist aber
schliefslich nur im Wege einer grofszigig angelegten
guten Organisation- erreichbar. Als Vorbild dafür
brauchen wir indessen nur den Güterverkehr auf Eisen-
bahnen zu betrachten. Ebenso wie dort den Interessenten
auf Bestellung Güterwagen am Bahnhof zur Verfügung
gestellt und nach erfolgter Beladung durch
den fahrplanmäfsig verkehrenden Güterzug
abgeholt werden, so mufs man auch für
den Strafsenzugverkehr Plätze in den ein-
zelnen Ortschaften an der Landstrafse
schaften, die gewissermafsen als Güterbahn-
hof dienen können. Dort werden nach
Mafsgabe der vorliegenden Bestellungen
Wagen zur Beladung zur Verfügung ge-
stellt und von dem fahrplanmäfsig ver-
kehrenden Strafsen-Güterzuge bei seiner
Durchfahrt abgeholt, ebenso wie dieser
die für jeden Ort bestimmten, beladenen
Wagen auf dem genannten Platze abstellt.
Als „Bahnhofsvorsteher“ bei einem solchen
Strafsenzugverkehr könnte in jedem Dorf
der Dorfschmied oder sonst ein geeigneter,
zuverlässiger Handwerker fungieren. Dieser
hätte die Interessenten von der Ankunft
ihrer Wagen zu verständigen und das
Auf- und Abladen zu beaufsichtigen. Da die
Strafsenzugwagen sich auch mit Deichseln
und Ortscheiten für Zugtierbespannung versehen lassen,
so können sie — festen Untergrund vorausgesetzt —
auch nach beliebigen Stellen abgefahren werden, müssen
aber dann später wieder auf den Ladeplatz des Strafsen-
zuges gebracht werden, damit dieser keine Zeit mit
allzu grofsen Rangierarbeiten verliert. Gröfsere
Unternehmer könnten sich schliefslich selbst Strafsenzug-
Güterwagen halten, wie es bekanntlich auch auf der
Eisenbahn Spezialwaggons einzelner Fabriken, Braue-
reien und dergl. gibt.
Es wäre also auf diese Weise möglich, einen
Güterverkehr auf den bestehenden Landstrafisen zu er-
schaffen, der sich in gleicher Weise abspielt, wie es
heute auf den Eisenbahnen der Fall ist. Als Aus-
gangspunkte mülsten die vorhandenen Eisenbahn-
stationen dienen. Die organisatorische Angliederung
des Strafsen-Giiterzugverkehrs an denjenigen der Eisen-
bahnen — z. B. Ladevermögen der Strafsenzugwagen
gleich dem halben Ladegewicht der Eisenbahnwaggons
ist leicht denkbar. Von und zu den Eisenbahnen
entwickelt sich dann ein geregelter und intensiver
Verkehr nach allen Ortschaften hin, ohne dafs diese
selbst am Schienenstrange zu liegen brauchen. Die
Eisenbahnen gewinnen dadurch eine Steigerung ihres
Verkehrs ohne jedweden Ausbau ihrer eignen An-
lagen, und die Bevölkerung der durch Strafsengüter-
züge angeschlossenen Gebiete geniefst die Segnungen,
die der gesteigerte Güteraustausch unfehlbar mit sich
bringt, bei einem Bruchteil des Kapitalauf-
wandces, der für die Erschliefsung durch Geleisanlagen
notig wäre.
—
Dies, meine Herren, sind nun heute keine Utopien
mehr. Der Betrieb in der Provinz Posen beweist, dafs
es tatsächlich möglich ist, eine lange Reihe von schwer
beladenen Wagen mit Sicherheit über Steigungen und
Getälle, durch "Winkel und Gassen zu führen. Mag
beim Posener Betriebe auch noch manche Störung vor-
kommen und mancher Verbesserungsgedanke auftauchen
den Abschlufs wird doch erst die weitere Ent-
wicklung des Dieselmotorbaues mit sich bringen — so
kann doch nicht bestritten werden, dafs es jetzt
Strafsen-Güterzüge wirklich gibt, die daraufwarten,
thren Platz im Verkehrswesen zu erhalten. Sich mit
diesen zu befassen, wäre eine dankbare Aufgabe für
Kreisverbände und Provinzialbehörden, und manche der
vorliegenden Kleinbahn-Petitionen könnte durch Strafsen-
Güterzüge technisch und wirtschaftlich befriedigend er-
ledigt werden.
[15. Februar 1913]
Zum Schlufs bitte ich Sie, meine Herren, meinen
Dank dafür entgegen zu nehmen, dafs ich die Ehre
haben konnte, diesen Vortrag in Ihrem hochangesehenen
Verein zu halten. Zugleich sei mir aber auch ge-
stattet, der Bitte Ausdruck zu geben, dafs Sie sich bei
Erörterung ländlicher Verkehrsfragen dieses Vortrages
erinnern möchten. Helfen Sie mir, den Gedanken
der Strafsen-Güterzüge in Taten umzusetzen zum
Nutzen derjenigen Gebiete unseres Vaterlandes, denen
bisher der Anschlufs an den weltumspannenden Ver-
kehr versagt bleiben mufste.
(Lebhafter Beifall.)
Herr Eisenbahnbauinspektor a. D. Dinglinger: Meine
Herren! Trotz der vorgerückten Zeit möchte ich Sie
bitten, mir noch einige Worte zu gestatten, da der
Gegenstand des Vortrages von grofser sozialer
Bedeutung ist. Die meisten unter uns werden wohl
heute zum ersten Male Gelegenheit gehabt haben,
den grofsartig durchdachten und gut ausgeführten
elektrischen Strafsenzug mit Vielräderantrieb zu be-
wundern.
In seiner Bescheidenheit hat der Herr Vortragende
nicht verraten, welche grofse Mühe und welche heftigen
Kämpfe es gekostet hat, bis der Zug seine jetzige tech-
nische Höhe erreicht hat. Vergleichen wir nun die auf-
gewendete Mühe mit dem bisherigen wirtschaftlichen Er-
folg, so bleibt diesermerkwürdigerweise erheblich zurück.
Fragen wir uns aber nach dem Grunde, weswegen sich
die Strafsengüterzüge recht langsam einbürgern, so
möchte ich die Antwort dahin zusammenfassen, dafs
der Uebergang zu dieser Betriebsart vom Pferde- bezw.
Lastkraftwagenbetrieb für die Allgemeinheit einen zu
groisen Sprung bedeutet. Der praktische Uebergang
fehlt und dieser Uebergang liegt — für uns Lokomotiv-
Fachleute leicht erkenntlich — in dem reinen Vorspann-
system, dem der Herr Vortragende für den gleislosen
Verkehr die Berechtigung abgesprochen hat.
Mit einer 2/2 gekuppelten Strafsenlokomotive von
9 Tonnen Dienstgewicht läfst sich nach den Erfahrungen
der Versuchsabteilung der Verkehrstruppen unter nor-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 856] 65
malen Verhältnissen ein Wagenzug von 27 Tonnen
Gewicht, entsprechend einer Nutzlast von 18 Tonnen,
noch bei Steigungen von 1:20 mit Sicherheit befördern.
Derartige Zugmaschinen sind aber erheblich billiger als
ein elektrischer Strafsengüterzug und somit viel besser
als jedes andere Verkehrsmittel geeignet, Lasten von
10—20 Tonnen zu befördern und damit die Lücke aus-
zufüllen, die zur Zeit noch zwischen dem Kraftwagen-
betrieb und dem Betriebe mit Strafsengüterzügen be-
steht. Wenn wir unser Augenmerk noch einmal auf
die Zusammenstellung lenken, in der die Betriebskosten
der verschiedenen Verkehrsmittel aufgezeichnet waren,
so finden wir, dafs in der Tat an dieser Stelle, also
bei 10—20 Tonnen Nutzlast eine Lücke besteht, in der
zur Zeit noch kein wirtschaftlich arbeitendes Verkehrs-
mittel vorhanden ist.
Diese Lücke kann durch Lokomotiven beliebiger Bau-
art ausgefüllt werden. Selbst Dampflokomotiven lassen
sich für diese Leistungen genügend leicht bauen, wenn
auch noch nicht alle Schwierigkeiten behoben sind, um
eine für den Betrieb in Städten durchweg geeignete
Maschine zu erlangen. Dafs die Angaben nicht nur
rechnerisch richtig sind, sondern auch mit der Praxis
übereinstimmen, wenn nur die Vorspannlokomotive mit
der geeigneten Bereifung von Holz und Eisen versehen
wird, hat ein Strafsenlastzug bewiesen, der vor etwa
3 Jahren von der Berliner Maschinenbau Aktiengesell-
schaft vorm. L. Schwartzkopff nach Rufsland geliefert
worden ist.
Woran es liegt, dafs derartige Züge sich noch nicht
eingeführt haben, darauf einzugehen, würde heut zu
weit führen. Auf jeden Fall dürfte uns klar geworden
sein, dafs in den Strafsenlastzügen ein Verkehrsmittel
von aufserordentlicher sozialer Bedeutung entsteht.
Um vom Verein aus der an uns gerichteten Bitte zu
entsprechen, möchte ich wegen der allgemeinen Be-
deutung des Gegenstandes empfehlen, zu prüfen, ob es
nicht zweckmäfsig wäre, eine Kommission einzusetzen,
welche feststellt, ob und in welcher Weise der Verein
in der Lage ist, bei der Einführung derartiger Züge
hilfreiche Hand zu leisten.
Neuzeitliche Kohlenförderanlagen
von Dr.: Jng. G. W. Koehler in Darmstadt
(Mit 24 Abbildungen)
(Schlufs von Seite 13)
Die ungeheuren Kohlenmengen, welche in den
Muftelhäusern der Gasanstalten zu rösten sind, ver-
langen eine grofse Zahl Sondermaschinen zum Laden
und Ziehen der Kohlen, zur Ablöschung und Aufbe-
reitung des Kokses, zu seiner Förderung bis auf den
Lagerplatz, von welchem der städtische Verkauf aus-
geht. Die Spitze derjenigen Fabriken, welche den Bau
solcher Maschinen für das Gasfach betreiben, hält in
Deutschland die Berlin - Anhaltische Maschinenbau-
Aktiengesellschaft in Berlin, Dessau und Benrath. Die
Grofsverladung der Kohle von See- oder Flufsschiffen
oder von der Eisenbahn auf den Lagerplatz geschieht
mit Hilfe von Kranen und Verladebrücken, deren Bauart
nur unerhebliche Abweichungen von den schon be-
sprochenen Anlagen aufweist. Nur ein bemerkenswertes
Beispiel sei noch hinzugefügt, die Schwingauslegerkrane
der Gasanstalt Grasbrook in Hamburg (Abb. 19).
Diese Krane dienen entweder zur Löschung von
See- und Flufsschiffen auf den Lagerplatz oder zum
Ueberladen der Kohlen aus See- in Flufsschiffe, wie
der linke Kran zeigt. In das Gerüst der Krane sind
Vorratstaschen eingebaut, aus denen sich die Wagen
einer Streckenförderung füllen, welche zum Lagerplatz
führt.
In neueren Gasanstalten pflegt man den Kohlenvor-
rat nicht unter freiem Himmel zu lagern, weil durch
Verwitterung die Kohle zerkliftet wird und die Gas-
ausbeute um fühlbare Beträge sinkt, auch weil bei
feuchter Kohle die Temperatur in den Muffeln abnimmt
|
|
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|
|
und eine ungleichmäfsige Gasentwickelung die Folge
ist. Die Stapelung der Gaskohle unter überdachten
Hallen behebt diesen Mifstand zum gröfsten Teil, be-
dingt jedoch die Wiederaufnahme (zwecks Förderung
in das Ofenhaus) durch Selbstgreiferkrane. Weil man
die Kohle ohne Zerkleinerung durch einfache Ausläufe
in die Fdérdergefafse von Seil, Hängebahnen oder
Becherwerken abzulassen wünscht (nach dem Vorbilde
der bekannten Getreidesilos), ist die Technik zu ähn-
lichen Lagerhäusern für Kohlen übergegangen und hat
auf sie die neuesten Fortschritte des Eisenbetonbaues
angewandt. Abb. 20 zeigt ein derartiges Gebäude im
Gaswerk Zürich-Schlieren, errichtet von Gebr. Rank
in München.
Es möge hervorgehoben werden, dafs die den
Gasanstalten zugeführte Steinkohle nicht verbrennt,
sondern nur in ihre festen, flüssigen und gasförmigen
Bestandteile (Koks, Teer und Leuchtgas) mit ver-
schiedenen Nebenerzeugnissen gespalten wird. Um
eine möglichst vollständige und wirtschaftliche Ver-
brennung der Kohle handelt es sich hingegen bei den
Kesselanlagen der Elektrizitäts- und Wasserwerke; im
ersteren Falle soll die Technik eine möglichst verlust-
lose Umsetzung der thermischen Energie der Kohle
in die Form der elektrischen Energie, im anderen
Falle in die mechanische Arbeit der Wasserhebung
bewirken. Nur auf wenigen anderen Gebieten hat die
Neuzeit eine so durchgreifende Verschmelzung kleiner
und mittlerer Betriebe zu einem Grofswerke vollbracht,
—— |
66 [No. 856]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Februar 1913]
wie auf demjenigen der Elektrizitätserzeugung und
Wasserversorgung. Ueberlandzentralen und Gruppen-
wasserwerke sind Fachausdrücke geworden, denen man
in häufiger Wiederholung in der Tagespresse begegnen
kann. Die Kohlenmengen, um deren Bewältigung es
sich in neueren Werken handelt, können nur durch
Abb. 19.
Verladekran mit Schwingausleger.
Empfänger: Städtisches Gaswerk in Hamburg-Grasbrook.
Erbauer: Adolt Bleichert & Co. in Leipzig-Gohlis.
Leistung je 75—100 t/St.
Abb. 20.
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Kohlensilo aus Eisenbeton mit Schragbéden.
Erbaue~: Gebrüder Rank in München.
ein ausgedehntes Netz hochwertiger Förderanlagen
zwischen der Anschlufsstelle an die Fernförderung (See-
oder Flufsschiff oder Eisenbahnwagen) und dem Lager-
platz und den Kesselhäusern geschafft werden. Wo die
Verhältnisse es gestatten, fördert man die Kohle in die
über dem Kesselraum angeordneten, Bunker, um jeden
unnützen Zeitverlust der Zwischenlagerung zu vermeiden.
En tl
Empfänger: Städtisches Gaswerk in Zürich-Schlieren.
unn
208
In fast höherem Mafse als bei neuen Anlagen er.
weist sich eine auf bewährten Grundlagen entworfene
Förderanlage bei bestehenden Betrieben als Helfer in
der Not, wenn es gilt, die erzeugerische Ausnutzung
einer gegebenen und beschränkten Bodenfläche auf die
Spitze zu treiben. Die Regel, dafs man bei der Er-
richtung von Fabrikan-
lagen, Hüttenwerken u.
dergl. das Krafthaus
(Kessel und Dampfma-
schine) in den Schwer-
punkt des Ganzen ver-
legen solle, hatte nur
bis zum Aufblühen der
elektrischen Kraftüber-
tragung ihre Gültigkeit.
Sie wurde dann durch
die Regel ersetzt, das
Krafthaus in engem An-
schlufs an die Zufuhr-
stelle (Eisenbahn oder
Flufs) zu errichten, um
die Kohle auf kürzestem
Wege in die Bunker
schaufeln oder karren
zu können.
Auch dieser Zwang
ist mit Hilfe unserer neu-
zeitlichen Fördermittel
überwunden worden, die
Entfernung des Kessel-
hauses von der Lade-
rampe ist in vielen
Fällen ohne jeden Be-
lang; die Linienführung
der Kohlenbeischaffung
braucht keine Umwege
zu scheuen, unter dem
Boden der Arbeitsräume
und des Fabrikhofes
wandert die Kohle in
Schwingrinnen oder
i . Förderrohren ihrem
‚ Ziele zu, Schwebeförde-
‘rer stecken der tech-
nischen Verwertung der
verfügbaren Grund-
fläche nicht die mindeste
Einschränkung, durch
Becherwerke verbesser-
ter Bauart kann man
jedes enge Winkelchen
erreichen und der Aus-
nutzung erschliefsen.
Der erste Anstols
zur Einführung der
Becherwerke ging von
den Amerikanern aus,
sie waren von den
Ingenieuren Hunt und
Bradley und der Link-
Belt-Company erfunden
worden; diesen älteren
Bauarten hing der Nach-
teil an, nur in einer
Ebene arbeiten zu
können, daraus leitete
sich unter Umständen
eine gezwungene Raum-
anordnung her. In
Deutschland wurden die
Fördervorrichtungen
von Bousse, Humboldt,
Bleichert und Schenck weiterentwickelt, indem man die
Rahmen der einzelnen Elemente durch kreuzgelenkige
oder verdrehbare Kupplungen verband. Die höchsten
Vorzüge vereinigt das schraubenbewegliche Becherwerk
der Maschinenfabrik Carl Schenck. Wie Abb.21 erkennen
läfst, dürfen wegen der eingeschalteten Drehkupplung
die Führungsschienen der Laufrollen nach Schrauben-
Inhalt 18000 t.
(15. Februar 1913) GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 856] 67
Abb. 21.
Zwei Elemente eines schraubenbeweglichen
Becherwerks.
Erbauer: Maschinenfabrik Carl Schenck G. m. b. H.
in Darmstadt,
linien gekrümmt sein; die Befahrung senk-
rechter und wagerechter Kurven geschieht mit
gleicher Sicherheit. Innerhalb weniger Jahre
haben sich die Schenckschen Becherwerke eine
geachtete Stellung in der Technik errungen; schon
œ 140 Ausführungen haben die Fabrik verlassen, die
gröfste Anlage im Krafthause des Hüttenwerkes „Rote
Erde“ bei Aachen besitzt eine Stundenleistung von 80 t.
Becherwerke mit durchlaufendem Zugstrang und
ortsfestem Antrieb eignen sich für Massengüterförderung
in wagerechter, senkrechter und schräger Richtung.
Wenn die Strecke keine Steigungen über 1:7 enthält,
dann tritt die Elektrohängebahn mit dem Becherwerk in
Wettbewerb. Die Einzellasten werden auf 500 bis
1000 kg vergröfsert und in einem Muldenkipper oder
Klappenkübel oder Selbstgreifer fortbewegt, nachdem
eine Winde sie auf die gewünschte Höhe gehoben hat.
Den Fahrtrieb leitet man von einem Elektromotor ab,
für dessen Speisung längs der Laufschiene zwei Zu-
führungsdrähte gespannt sind. Einen gleichmäfsigen
Wagenabstand und Schutz gegen Zusammenstölse
erzielt man durch selbsttätige Streckenblockung.
Als Beispiel einer Elektrohängebahn sei nur auf
die Anlage im Städtischen Wasserwerk Darmstadt
hingewiesen, Abb. 22 u. 23. Die Kohle lagert in
œ 80 m Entfernung vom Kesselhause, sie wird in
Lasten von 800 kg gefafst, mit Ys m sekundlicher
Geschwindigkeit über die Fülltrichter der Kettenroste
gefahren und vom Heizer durch Oeffnen der Seiten-
klappen ausgeleert. In Anbetracht ihrer geringen
Leistung wurde für diese Bahn Pendelbetrieb gewählt,
d. h. die Wagen benutzen zur Hin- und Rückfahrt
dasselbe Gleis, während man für gröfsere Leistungen
den wirkungsvolleren Kreisbetrieb ausführen würde.
Die abgebildete Hängebahn dient auch zur Beseitigung
von Asche und Schlacke aus dem Kesselhause.
Die letzte Förderanlage, welche nun noch unsere
Steinkohle durchläuft, bevor sie sich durch Verbindung
mit dem Sauerstoff? der Luft zu einem farblosen Gas-
gemisch umwandelt, ist der Ketten- oder Wander-
rost. Bis in den Anfang unseres Jahrhunderts trat
man in vielen Kreisen diesen selbsttätigen Feuerungen
mit lebhaftem Mifstrauen entgegen, der Stand der
Heizer und Kesselwärter erblickte in der Maschinen-
feuerung einen bitteren Feind und liefs ihr wohl nicht
immer eine verständnisvolle Wartung angedeihen, so-
Abb. 22.
s 3 a
“A.
Elektrohangebahn fiir Kohle.
Erbauer: Maschinenfabrik Carl Schenck G. m. b. H. in Darmstadt.
Empfanger: Stadtisches Wasserwerk Darmstadt.
>.
Pe GARL SCHENCK G.m.d.H
© DARMSTADT S16
Elektrohangebahnwagen fiir Kesselbekohlung.
Erbauer: Maschinenfabrik Carl Schenck G. m. b. H. in Darmstadt.
Empfanger: Stadtisches Wasserwerk Darmstadt,
s . i i , i
68 [No. 856]
dafs eine Reihe von Mifserfolgen überwunden werden
mufste. Dieser Zustand hat sich durchaus geändert.
Man dürfte schwerlich ein neueres Elektrizitäts-,
Wasser- oder Heizwerk nennen können, wo nicht
die Kohlenschaufel durch den Kettenrost oder eine
andere Maschinenfeuerung ersetzt wäre; Betriebe mit
gleichmälsiger Kesselbelastung sind deren richtigstes
Feld.
Aus der grofsen Zahl bewährter Kettenroste werde
derjenige der Deutschen Babcock-Werke
hausen herausgegriffen (Abb. 24).
steht aus einer grofsen Zahl kurzer Stäbe, welche durch
Gelenke zu einem breiten Bande zusammegesetzt sind.
Die zu einem geschlossenen Strange gefügte Rostkette
legt sich über 2 kräftige Rollen und bekommt von
einem beliebigen Motor aus einen bestimmten Vorschub,
sie entnimmt hierbei aus dem Fülltrichter über der
vorderen Walze eine Brennstoffschicht von je nach der
Kohlengattung einstellbarer Dicke und bringt sie in
den Verbrennungsraum. Asche und Schlacke fallen an
der hinteren Rolle ab. Die Leistung der Babcock-
Roste schwankt bei
ausreichendem Kamin-
zuge zwischen 100 und
150 kg/qm/St., bei
Braunkohlenbriketts
kann sie bis 200 kg/qm/
St. gesteigert werden.
Der Schlufs des
Berichtes sei einer
kurzen Betrachtung der
Grundlagen gewidmet,
denen die Fördertech-
nik ihren Aufschwung
im Laufe des letzten
Jahrzehntes verdankt.
Da mufs nun zuge-
standen werden, dats
es keine umwälzenden
Neuerungen im Ma-
schinenbau gewesen
sind, welche diese un-
geahnten Fortschritte
ermöglicht haben. Es
hat die Ausnutzung
der Gicht- und Koks-
ofenabgase in Hüttenwerken eine schätzbare Verbilligung
und Verbreitung des elektrischen Stromes und seiner
Anwendungen bewirkt, das Aufblühen des Dampf-
turbinenbaues hat die Herstellung gewaltiger Maschinen-
sätze mit erhöhter Wirtschaftiichkeit in Anlage und
Betrieb in die Wege geleitet, doch aus diesen Quellen‘
konnte die Fördertechnik nur zum bescheidensten Teil
einen Ansporn zu steter Vervollkommnung ziehen; in
erster Reihe gründen sich ihre Erfolge auf die Fort-
schritte zweier Nachbar-Wissenschaften, der Statık und
der Elektotechnik.
Die ältesten Krane für geringe und mittlere Lasten
waren vom Zimmermann aus Balken zusammenge-
in Ober-
Diese Rostart be-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
|
[15. Februar 1913]
—
schlagen worden, hiernach wurden die einzelnen Trag-
elemente zum Teil unter Entleihung künstlerischer
Motive aus Gufseisen gefertigt, und vor etwa einem
Vierteljahrhundert wanderte der Kranbau aus der
Giefserei in die Kesselschmiede. Die zwecklosen
Gewichte der damaligen Blechtrager mulsten die Ent.
wickelung hemmen, bis die neuere Statik den Ingenieur
zur offenen Erkenntnis und sicheren Beherrschung der
Kräfte mittels leichter Fachwerke führte.
Abb. 24.
a" A
Sd Sake
Selbsttatiger Wanderrost.
Erbauer: Deutsche Babcock & Wilcox-Dampfkesselwerke A.-G. in Oberhausen Rhld.
Man wäre ohne die gewünschte Aufklärung über
die inneren Vorgänge von Förder- und Arbeitsmaschinen
jeglicher Gattung geblieben, wenn nicht die Elektro-
technik mit wissenschaftlicher Genauigkeit die einzelnen
Arbeitsstufen und ihre verschiedenartigen Einflüsse auf
die Gesamtwirkung durchleuchtet hätte. Dem Maschinen-
bau gebührt dann das Verdienst, durch betriebssichere
Ausbildung der elektrischen und mechanischen Bestand-
teile und durch deren zweckbewufsten Zusammenbau
die technischen Hilfsmittel geschaffen zu haben, welche
dem Menschen der Gegenwart die Herrschaft über die
dem Erdenschofse entrungenen Kohlenschätze ver-
leihen.
Schienenlagerung auf hölzernen Querschwellen für Eisenbahnen
mit schwerem und schnellem Verkehr
(Mit 3 Abbildungen)
I, Einleitung.
Die jetzt allgemein übliche Lagerung von Vignol-
schienen auf hölzernen Querschwellen für Eisenbahnen
mit schwerem und schnellem Verkehr entspricht kaum
mehr den Anforderungen, so dafs in Zukunft sich mehr
und mehr das Bedürfnis einer besseren Konstruktion
geltend machen wird, wobei zugleich das Querschwellen-
material weniger dem Verschleifs ausgesetzt ist.
In Rücksicht auf die Mängel der gewöhnlichen
Auflagerungen mufs dahin gestrebt werden, dafs die
Verbindungen im Betrieb bei ordnungsmäfsiger Unter-
haltung ebenso fest wie bei der Anlage bleiben, so dafs
|
|
nicht durch das Lösen der Verbindungen die Belastungen
auf stofsende Weise, d. h. plötzlich von Null auf den
vollen Wert, von dem einen Unterteil auf den anderen
übertragen werden. Es erscheint dies in der einfachsten
und besten Weise dadurch möglich, dafs für die Be-
festigung der Schiene mit der Unterlagsplatte und
dieser mit der hölzernen Schwelle, deren Verwendung
noch immer überwiegend ist und wahrscheinlich auch
bleiben wird, nicht dieselben Befestigungsmittel gebraucht
werden, und dafs ferner durch eine hinreichend grofse
Oberfläche der spezifische Druck auf das Holz einen
solchen Wert erhält, dafs nur elastische Eindrückungen
[15. Februar 1913]
darauf hervorgerufen werden. Das Holz hat gegenüber
lem Eisen die Eigenschaft gröfserer Zusammendrück-
barkeit und ist deshalb so sehr gecignet, die Belastung
in günstiger Weise auf das Ballastbett zu übertragen.
Eine gut bewehrte hölzerne Querschwelle hat somit
auch nicht den Nachteil einer eisernen Querschwelle,
die zwischen Schiene und Ballastbett eine weniger
elastische Zwischenlage bildet und dadurch das Bett
stark angreift. Durch eine bessere Auflagerung wird
das Holz daher auch mit dem Eisen bezüglich dessen
Eigenschaft, dafs die Spurweite praktisch lange Zeit
unverändert bleibt, besser in Wettbewerb treten können.
Es ist deshalb auch von grofsem Vorteil, wenn mit
Holz dasselbe erreicht wird.
Die Mängel der gebräuchlichen Auflagerungen von
Vignole-Schienen haben zu Versuchen mit getrennten
Befestigungsteilen des Englischen Systems (Oberbau
mit Doppelkopfschienen in gufseisernen Stühlen) auf der
Strecke Utrecht—De Bilt der Nederlandsche Central
Spoorweg-Maatschappy (NCSM) geführt.
II. Oberbau mit Doppelkopfschienen in
gufseisernen Stühlen.
Die Stühle sind derart konstruiert, dafs die Schiene
zwischen zwei aufrechten Klauen eingeklemmt wird,
an der einen Seite unmittelbar gegen eine dieser
Klauen liegend, an der anderen Seite durch Einfügung
eines genau passenden Füllstücks. Die Schiene ist
somit an beiden Seiten bis dicht unter den Kopf gestützt.
(Abb. H.)
2 Ansicht
iF
Aédzerner
titiring
Lares 960 aces
i
|
au
De ape GEO een
Oberbau auf der Versuchsstrecke Utrecht-—de Bilt.
Die Schiene hat die unsymmetrische Doppelkopf-
form und ist nach dem englischen Standardprofil 12 m
lang im Gewicht von 42 kg/m; die Verbindung wird
durch sehr schwere Laschen von 455 mm Lange mit
breiten Berührungsflächen gegen die Schiene unter einer
Neigung von 20°, d.i. 4:11, gebildet. Die Befestigung
geschieht mit 4 Bolzen 7/s “ ohne Muttersicherung. Auf
je 12 m liegen 16 Fichtenquerschwellen, 0,26 x 0,16 m
stark und 2,7 m lang bei 0,60 m Abstand der Laschen-
querschwellen, so dafs die Laschen nicht über die Auf-
lagerung reichen. Die Querschwellen sind nach dem
System Rüping mit 63 kg/cbm Teeröl getränkt. Die gufs-
eisernen Stühle wiegen 19 kg bei 36 X16 cm = 576 qcm
Grundfläche, deren Befestigung auf der Querschwelle
durch drei Schraubbolzen erfolgt. Ein Teil der Stühle
wird unmittelbar auf das Holz gelegt, ein anderer Teil
durch Zwischenfügung einer 5 mm dicken Unterlage
aus sog. Holzstoff (österreichisches Patent), in Teeröl ge-
taucht. (In England werden dazu Filzplatten verwendet.)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 856] 69
Der Befestigung der Stihle ist grofse Sorgfalt
gewidmet, vor allem der Aufhebung des Spielraums
zwischen Schraubbolzen und Stuhlléchern durch einen
konischen Füllring aus Eichenholz (Abb. I), dement-
sprechend die Stuhllöcher gröfser gehalten sind als die
Bolzen. Nachdem die Füllringe in die etwas kleineren
Stuhllöcher eingeschlagen sind, werden die Bolzen
eingeschraubt. Auf diese Weise wird erreicht, dats
alle seitlichen Bewegungen des Stuhls unmöglich sind.
Die Befestigung der Schiene in dem Stuhl geschieht
mit einem prismatischen Füllstück aus ganz trocknem
Eichenholz von 16 cm Länge. Die Stuhlklaue hat, wo
sie mit dem Füllstück in Berührung kommt, kleine
horizontale Vertiefungen und Erhöhungen, die eine
Verankerung des Füllstücks bezwecken. Das Einschlagen
des letzteren erfolgt bei Doppelgleis stets in der Fahrt-
richtung.
Die Montage unterscheidet sich von der gewöhn-
lichen Weise dadurch, dafs die Stühle mit den Quer-
schwellen vor dem Verlegen verbunden werden. Diese
Arbeitsweise zwingt zu einer grofsen Genauigkeit, was
als Vorteil nicht gering anzuschlagen ist.
Abb. 2.
Querschnitt Ug
LL TL
hölzerner 2 A oo
a . “ni VW, LL, I
fullring fy ye Woe
ho/zerner
E Paz ned airing
KA 47 U
CA WA WZ HAA K
3-— Bee A Wey yeti
SS
=
e---:160 ---- =
Oberbau auf der Versuchsstrecke Utrecht—de Bilt.
Die Ergebnisse auf der genannten Versuchsstrecke
nach dreijährigem Betrieb sind in mancher Beziehung
sehr lehrreich. Die Schraubbolzen sitzen noch so fest,
dafs sie noch nicht angedreht zu werden brauchten.
Es ist deshalb von mechanischer Zerstörung des Flolzes
unter den Stühlen nichts zu bemerken, obgleich jährlich
über 30000 Züge über die Strecke fahren, woraus zu
schliefsen ist, dafs die Zusammendrückung unter der
Elastizitätsgrenze geblieben ist, also die bessere Auf-
lagerung das Ballastbett günstig beeinflufst hat. Die
Querschwellen hegen ruhiger als bei der gewöhnlichen
Auflagerung. Die Laschenverbindungen haben sich
trotz des grofsen Abstandes der Laschenschwellen und
der kurzen Laschen sehr gut gehalten. Verschleifs
kann noch nicht wahrgenommen werden. Die Laschen-
bolzen haben sich noch nicht losgearbeitet. Die Spur-
weite ist unverändert geblieben.
Dagegen haben die Erfahrungen mit dem hölzernen
Füllstück nicht ganz befriedigt, was hauptsächlich dem
Umstande zuzuschreiben ist, dafs Holz dem Einflufs des
Feuchtigkeitszustandes der Atmosphäre unterworfen ist.
Wenn auch dieses Gleis in jeder Hinsicht dem ge-
wöhnlichen Oberbau mit Unterlagsplatten ohne getrennte
70 (No. 856]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Februar 1913}
Befestigungsteile überlegen erachtet werden mufs, so
hat doch das Verhalten der Füllstücke Veranlassung
gegeben, in anderer Richtung eine Lösung für eine
gute Lagerung der Schiene auf der Querschwelle mit
Beibehaltung der sehr vorteilhaften Vignolschiene
herbeizuführen.
III. Oberbau mit Vignol-Schienen auf
gufseisernen Stühlen.
Unter möglichster Beibehaltung des unteren Teils
des englischen Stuhls handelt es sich um eine Be-
festigung der Vignol-Schiene mit dem Stuhl in anderer
Weise als durch ein hölzernes Füllstück. Am ein-
fachsten läfst sich diese Befestigung durch kleine
Klemmplatten mit Schraubbolzen wie bei eisernen
Querschwellen bewirken.
Das Einbringen der Schraubbolzen in den Stuhl
kann von unten, von oben und von der Seite geschehen.
Abb. 3.
Schienen= und
Laschenprofil
Br. ce
Querschnitt
hölzerner aa 2 EI Bs hölzerner
Fäüilrinne n 3 AS Mp Fulring N BI, DL =
77 EN ee
ii Lp ED hölzerner Füllring
ge hes = .
re- TPE A” v
-
u 7
oe or
Sertenansich!
Ore ae?
Oberbau auf dem Hauptgleis (Typ 1912).
Ersteres findet man u. a. in Oesterreich und ın Olden-
burg. Abb. 2 zeigt ein Modell, wobei der Bolzen von
oben eingesteckt und dann durch Drehung um 90°
festgesetzt wird. Durch 2 besondere Nasen in dem
Loch kann der Bolzen nicht mit der Mutter herum-
drehen. Bruchproben ergaben, dafs ein Bruch erst bei
35—40 t eintrat und zwar in der Mitte, während ohne
Berücksichtigung der dynamischen Wirkungen bei einer
Radbelastung von 8 t und 0,8 m Abstand der Quer-
schwellen und einem Ballastkoeftizient = 3 theoretisch
nur 4 t auf jeden Stuhl kommen. Mit diesen Stühlen
ist im Jahre 1910 ein Versuchsgleis bei De Bilt mit
Schienen von 40 kg/m gelegt worden.
Die Stühle haben 35 x 16 cm = 560 qcm Grund-
fläche, die gröfste Eisenstärke in der Mitte ist 47 mm.
Die Breite der Auflagerfläche der Schiene beträgt in
der Richtung des Gleises 8 cm, an beiden Seiten des
Stuhls sind Erhöhungen angebracht, die dem Schienen-
fufs den nötigen Spielraum gewähren. Die Auflager-
fläche ist nach den Erfahrungen mit gewöhnlichen
Unterlagplatten nur auf 3 cm oben, im übrigen kugel-
förmig abgerundet, wodurch die ungewünschte kantelnde
Bewegung der Querschwellen während der Zugüber-
tahrten verhindert wird.
| Die Befestigung der Schiene erfolgt durch zwei
| Klemmplatten, die mit zwei Schraubbolzen ‘/s“ mit
dem Stuhl verbunden sind. Die Bolzen haben einen
| rechteckigen Kopf, werden von oben eingesteckt und
um 90° gedreht. Der richtige Stand des Kopfes wird
durch eine Nute auf dem oberen Ende des Bolzen-
schaftes angezeigt. Die Stühle wiegen 10,3 kg.
Diese Stuhlbefestigung hat sich sehr gut bewährt
und es ist wahrscheinlich, dafs diese Auflagerung
genügen wird. Gegenüber gewöhnlichen gewalzten
Unterlagplatten mit getrennter Befestigung kann man
dem gufseisernen Stuhl eine sehr konstruktive Form
geben, wodurch:
l. eine gute Uebertragung der Belastung der Schiene
auf das Holz erhalten wird;
2. das Einbringen der Klemmbolzen von oben oder
von der Seite erfolgen kann;
3. die Unterkante der Schiene hoch über dem Ballast-
bett zu liegen kommt, so dafs bei Bedeckung
der Querschwellen mit Ballast dennoch die
Befestigungsteile dem Auge sichtbar bleiben.
Die Nederlandsche Central-Spoorweg
Maatschappy wird in diesem Jahre auf
9 km Gleis Utrecht—de Bilt die gewöhn-
lichen Unterlagplatten durch gufseiserne
Stühle ersetzen. Abb. 3 gibt eine Dar-
stellung der von der vorhin genannten nur
wenig abweichenden Konstruktion. Das
Einstecken der Klemmbolzen erfolgt aus
praktischen Gründen von der Seite. Die
Grundfläche der Stühle ist 36 x 17,5 cm =
630 qcm, die tragende Oberfläche nach Ab-
zug der vier Schraubbolzenlöcher = 600 gem.
In der Mitte der Auflagerfläche ist die
Stuhldicke 50 mm, das Gewicht des Stuhls
beträgt 13 kg. Die Stuhllöcher sind wie
bei dem englischen System konisch (oben
34 mm, unten 30 mm). Die hölzernen Füll-
ringe sind aufsen konisch, innen zylindrisch.
Die ‘s “ Bolzen zur Befestigung der Klemm-
platten sind mit einem Federring neuerer
Konstruktion versehen, wodurch die Mutter
nicht zurückdrehen kann. Die Schienen
wiegen 46 kg/m und sind 18 m lang. Die
Laschen sind symmetrisch und mit 4 Bolzen
festgesetzt. Die Berührung mit der Schiene
auf den geneigten Flächen ist beinahe 100
v. H. gröfser als bei der Schiene von
40 kg/m Gewicht. Durch das Anbringen
von Rücken an beiden Seiten der Klemm-
platten wird erreicht, dafs die Laschen in
keinem Fall gegen die Klemmplatten, aber
wohl gegen den Stuhl stofsen können. Aut
18 m Schienenlänge kommen 24 Quer-
schwellen 0,26 X 0,16 x 2,70 m, jede mit
10 kg Teeröl getrankt. Die Oberflächen
sind unter der Auflagerung auf 40 cm Länge ge-
hobelt, die Laschenquerschwellen aufserdem an der
Innenseite abgeschrägt, um sie bei 0,45 m Abstand
von Mitte zu Mitte noch gut unterstopfen zu können.
Die Kosten der Konstruktion Abb. 3 stellen sich für
l m Gleis billiger als die der Konstruktion Abb. 2
(433,5 M gegen 455,5 M).
> =
LDurchschrnitt
IV. Montage.
Wenn es auch sehr gut möglich ist, die Stühle mit
der Hand auf die Querschwellen zu montieren, so wird
es bei grofsen Massen doch ökonomischer, dieses auf
maschinellem Wege zu bewerkstelligen, womit zugleich
eine sehr grofse Genauigkeit verbunden wird. Die
durch Elektrizität getriebene Einrichtung ist von der
Firma P. H. Hörmann in Utrecht geliefert worden zu
dem Preis von 4760 M, deren nähere Beschreibung
aus „de ingenieur“ No. 3l zu ersehen ist, dem vor-
stehende Mitteilungen entnommen worden sind. Es sei
nur kurz erwähnt, dafs täglich in 10 Arbeitsstunden
durch 4 Mann im Mittel 175 Querschwellen montiert
werden. Auf eine Querschwelle kommt ein Verbrauch
von 0,16 KW. i
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(15. Februar 1913]
Die Schienenlegung gestaltet sich mit den montierten
Querschwellen sehr einfach, die Spurweite ist durch die
genaue Anbringung der Stühle von selbst richtig. Es
ist noch zu bemerken, dafs die Schienenenden auf der
Oberfläche bei den Laschenverbindungen gehobelt
werden. Die dadurch verursachten Kosten betragen
für jede Laschenverbindung 0,30 M und sind gegen-
über den Vorteilen gering, wenn man bedenkt, dafs die
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[No. 856) Th
aus dem Walzwerk kommenden Schienen oft nicht
unbedeutende Höhenunterschiede besitzen, die so ver-
derblich für die Laschenkonstruktion sind.
Dieser neue Oberbau und dessen Montierungs-
weise sind als ein nicht unwesentlicher Schritt zur
besseren Lösung der Frage der Auflagerung der Schienen
auf hölzernen Querschwellen zu erachten. H
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure
Versammlung am 21. Januar 1913
Vorsitzender: Herr Direktor Gredy — Schriftführer: Herr Baurat L. Glaser
In Abwesenheit des Herrn Vorsitzenden und seiner
Stellvertreter eröffnet Herr Direktor Gredy. die Ver-
sammlung und teilt mit, dafs dem Verein von dem
Norddeutschen Lokomotiv-Verband, Berlin, der Betrag
von 3000 M als Beitrag zu wissenschaftlichen Zwecken
im Lokomotivbaufach auch für das Jahr 1913 gezahlt
worden ist. Der Vorsitzende hat dem Verbande den Dank
des Vereins ausgesprochen und wird für die Verwendung
des Betrages zum angegebenen Zweck Sorge tragen.
Herr Geheimer Baurat Schlesinger berichtet ein-
gehend über die von ihm gemeinsam mit Herrn
Geheimen Regierungsrat Thuns vorgenommene Prüfung
der Kasse und Buchhaltung des Vereins und beantragt
Entlastung für den Säckelmeister. Die Versammlung
beschliefst demgemäfs.
Herr Baurat Glaser erläutert den Haushalts-Entwurf
für das Jahr 1913, welcher vom Vorsitzenden der Ver-
sammlung zur Beschlufsfassung unterbreitet und ange-
nommen wurde, und erstattet hierauf folgenden
Jahresbericht:
Mit Beginn des Geschäftsjahres 1912 zählte der
Verein 727 Mitglieder, darunter ein Ehrenmitglied,
während die Mitgliederzahl am Schlusse des Jahres 1912
169, darunter 2 Ehrenmitglieder, betrug, da Herr
Ministerialdirektor Dr.-Jng. Wichert inzwischen zum
Ehrenmitgliede ernannt wurde. Es ist demnach ein
Zuwachs von 42 Mitgliedern zu verzeichnen. Leider
ist auch der Verlust von 6 Mitgliedern zu beklagen,
die im Laufe des Jahres verstorben sind. Ausgetreten
sind im Jahre 1912: 9 Mitglieder. Neu aufgenommen
wurden während des Jahres 1912: 54 ordentliche und
3 aufserordentliche (ausländische) Mitglieder.
Es fanden 8 ordentliche Vereinsversammlungen
statt, in denen die nachstehend aufgeführten 13 Vorträge
gehalten wurden:
l. Die Herstellung des Blattmetalls in Altertum
und Neuzeit vom Regierungsrat W. Theobald, Grofs-
Lichterfelde- West.
2. Maschinentechnische Beamte nach dem Etat 1902
und 1912 bezw. nach der Wirklichkeit 1. April 1902
und der voraussichtlichen Wirklichkeit 1. April 1912
vom Ministerialdirektor Dr.: Jng. Wichert, Berlin.
3. Allgemeiner Maschinenbau und mechanische Ma-
terialbearbeitung auf der internationalen Industrie- und
Gewerbe-Ausstellung Turin 1911 vom Regierungsrat
P. Hundsdorfer, Berlin-Dahlem.
4. Der Lokomotivbau auf der internationalen In-
dustrie- und Gewerbe-Ausstellung Turin 1911 vom Re-
gierungsbaumeister G. Hammer, Berlin-Südende.
5. Tätigkeit der Preisrichter und des Preisgerichtes
bei internationalen Ausstellungen vom Baurat Dr.-Ing.
G. Nicolaus, Berlin.
6. Die Versorgung der Berliner Bahnhöfe mit Oel-
gas vom Regierungsbaumeister F. Landsberg, Berlin-
Wilmersdorf.
1. Metallographie und deren Anwendung im Eisen-
bahnwesen vom Regierungsbaumeister M. Füchsel,
Opladen.
8. Die auf der internationalen Industrie- und Ge-
werbe-Ausstellung Turin 1911 gezeigten Eisenbahn-
wagen vom Regierungsbaumeister P. Neubert, Berlin.
9. Die Elektrotechnik auf der internationalen In-
dustrie- und Gewerbe-Ausstellung Turin 1911
Ingenieur E. Eichel, Berlin.
10. Strafsen-Güterzüge vom Oberingenieur W.A. Th.
Miller, Berlin-Steglitz.
ll. Grofskraftwerke und Energieverteilung unter
besonderer Beriicksichtigung der oberen Spannungen
bis 150000 Volt vom Regierungsbaumeister F. Bartel,
Berlin-Schmargendorf.
12. Bericht des Preisrichter-Ausschusses über das
Ergebnis des Preisausschreibens (Beuth-Aufgabe) des
Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure fir 1912: Ver-
legung von Hochspannungskabeln, erstattet namens des
Preisrichter-Ausschusses vom Professor Dr.-Jna.
W. Reichel, Berlin-Lankwitz.
13. Neuerungen für Lokomotiven der preufsisch-
hessischen Staats-Eisenbahnen und wirtschaftliche Er-
gebnisse vom Regierungsbaumeister G. Hammer,
Berlin-Südende.
Den Vereinsvorstand bildeten die Herren:
Ministerialdirektor Dr.: Jng. Wichert,Vorsitzender,
Geheimer Regierungsrat Geitel, erster stellvertreten-
der Vorsitzender, Geheimer Kommerzienrat Pr. Ing.
R. Pintsch, zweiter stellvertretender Vorsitzender,
Baurat L. Glaser, Säckelmeister und Schriftführer, Ge-
heimer Baurat Schlesinger, dessen Stellvertreter,
Regierungsrat Denninghoff, Direktor Frischmuth,
Direktor Gredy, Beratender Ingenieur Dr. phil.
E. Müllendorff, Direktor F. A. Neuhaus, Professor
Obergethmann, Eisenbahndirektionsprasident Dr.- Jna.
Rimrott, Geheimer Baurat Rustemeyer, Geheimer
Baurat Schrey, Geheimer Regierungsrat Thuns.
Der Preisrichter-Ausschufs für die Beuth-Auf-
gaben bestand aus folgenden Herren:
Geheimer Baurat Domschke, Fabrikdirektor
Frischmuth, Fabrikdirektor Gerdes, Geheimer Ober-
baurat Haas, Wirklicher Geheimer Oberbaurat Dr.- Jng.
Müller, Regierungs- und Baurat Patrunky, Baurat
Direktor Pforr, Professor Dr.-Ing. Reichel, Ministerial-
direktor Dr.- Jna. Wichert, Geheimer Oberbaurat
Wittfeld, Regierungsrat Zweiling.
Die für das Jahr 1912 sesei? BeuihrAufgabe be-
traf: „Verlegung von Hochspannungskabeln“.
Wie aus dem in der Versammlung am 3. Dezember
1912 mitgeteilten Bericht des Preisrichter-Ausschusses
hervorgeht, waren 2 Bearbeitungen der Aufgabe ein-
gegangen, die mit der goldenen Beuth-Medaille ausge-
zeichnet wurden. Die preisgekrönten Arbeiten rührten
von den Regierungsbauführern Dipl.-jng. Kurt Ge-
bauer, Halle a. S., und Dipl.-Jng. Curt Wehner,
Berlin, her; letzterer erhielt den Staatspreis von 1700 M.
Beide Arbeiten wurden dem Wunsche der Verfasser
entsprechend dem Königlichen preufsischen Minister
der öffentlichen Arbeiten als häusliche Probearbeit für
die zweite Staatsprüfung im Maschinenbaufache vorgelegt.
Sämtliche 3 Bearbeitungen der Beuth-Aufgabe 1911
„Elektrische Förderanlage “ wurden seitens des
Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten als häusliche
Probearbeiten für die Staatsprüfung im Maschinenbau-
fache angenommen.
Eine neue Aufgabe, betreffend „Entwurf einer
vereinigten Eisen-, Stahlformgufs- und Bronze-
giefserei“, wurde beraten und am 1. Januar 1913 aus-
geschrieben.
vom
12 [No. 856]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Februar 1913)
Der Ausschufs für die Verwendung der ge-
stifteten Fonds bestand aus folgenden Herren:
Regierungs- und Baurat a. D. Büscher, Fabrik-
direktor Gredy, Geheimer Baurat Herr, Oberbaurat
a.D. Klose, Baurat Köttgen, Baurat Direktor Pforr,
Professor Dr.zJng. Reichel, Geheimer Baurat Rum-
schöttel, Regierungs- und Baurat a. D. Schittke,
Geheimer Baurat Schlesinger, Geheimer Regierungs-
rat Thuns, Ministerialdirektor Dr.:Jna. Wichert,
Geheimer Oberbaurat Wittfeld.
Im Jahre 1912 wurden von diesem Ausschufs die
folgenden Anträge bewilligt:
l. Eine Beihilfe von 300 M an Herrn Regierungs-
baumeister Peter zur etwaigen Veröffentlichung seines
Ausstellungsberichtes über den Eisenbahnwagen-
bau in der internationalen Weltausstellung Brüssel 1911.
(Vergl. Annalen vom 1. September 1912, Band 71,
No. 845.)
2. Ein Beitrag von 500 M zur Nationalen Flug-
spende. (Vergl. Annalen vom 15. November 1912,
Band 71, No. 850.)
3. Der Betrag von höchstens 8500 M für die Aus-
schreibung des Vereins Deutscher Maschinen -In-
genieure, Beschlufs der Versammlung vom 3. Dezember
1912. Es wurden 4 Aufgaben gestellt:
a) Ueber die lärmenden Geräusche an städtischen
Schnellbahnen und Strafsenbahnen. (Bis zu 1500 M.)
b) Ueber das Wesen der zur Zeit gebräuchlichen
Dampfheizungen für Eisenbahnfahrzeuge und ihre tech-
nische Durchbildung. (Bis zu 1500 Mark )
c) Ueber die Wirtschaftlichkeit der zur Zeit ge-
bräuchlichsten Hebezeuge in Lokomotiv-Werkstätten der
Eisenbahn-Verwaltung. (Bis zu 1500 M.)
d) Erlangung von Entwürfen und Berechnungen für
Tragfedern von Eisenbahnwagen. (Bis zu 4000 M.)
Die Meldungen haben bis zum 10. März 1913 zu
erfolgen. (Vergl. Annalen vom 15. Dezember 1912,
Band 71, No. 852 und vom 1. Januar 1913, Band 72,
No. 853.)
4. Das Preisausschreiben „Kritische Unter-
suchung über den gegenwärtigen Stand der
Schmiedetechnik“ ist noch nicht erledigt, dürfte
indes im Laufe des Jahres 1913 zum Abschlufs gelangen.
(Vergl. Annalen vom 15. Dezember 1909, Band 65,
No. 780 und vom 15. Februar 1912, Band 70, No. 832.)
Im Laufe des Jahres 1912 erhielt der Verein folgende
Zuwendungen:
l. VondemNorddeutschenLokomotiv-Verband
für wissenschaftliche Zwecke im Lokomotivbaufach
für das Jahr 1912 3000 M.
2. Von der Norddeutschen Wagenbau-Ver-
einigung für das Jahr 1912 zu Prämiierungs-
zwecken 5000 M. -
Der Vorstand hat den Gebern den Dank des Vereins
ausgesprochen und wird fiir ordnungsgemäfse Verwen-
dung der gestifteten Betrage Sorge tragen.
Der Geselligkeits-Ausschufs bestand
folgenden Herren: *
Regierungsbaumeister Anger, Dipl.:Jna. Flohr,
Regierungsrat Garnich, Geheimer Regierungsrat
Geitel, Baurat L. Glaser, Baurat Dr.zJng. Nicolaus,
Geheimer Regierungsrat Riedel, Regierungsbaumeister
Schmelzer, Fabrikbesitzer Schulze-Janssen, Ge-
heimer Baurat Schumacher, Regierungsbaumeister
a. D., Fabrikbesitzer Wurl, Regierungsrat Dr.-Ing.
Zillgen.
Zugewählt wurden die Herren Regierungsbaumeister
Goltdammer und Regierungsbaumeister Hörlein.
Während des Jahres 1912 wurden vom Geselligkeits-
Ausschufs folgende 10 Veranstaltungen dargeboten:
l. Ein Winterfest mit Ball in den Festsälen der
Ressource, Oranienburgerstrafse 18, am 7. Februar 1912.
2. Ein Ausflug mit Damen nach Potsdam,
Templin und Dampferrundfahrt auf dem Schwielow-See
am 15. Juni 1912. |
3. Eine Besichtigung der Reichsdruckerei,
Berlin SW, Oranienstrafse 91, unter Führung des Herrn
Baurat Dr.- Jng. Nicolaus am 8. Oktober 1912.
4. Ein Besuch der Kammerlichtspiele am
Potsdamerplatz am 8. Oktober 1912.
aus
j
5. Ein Bierabend mit gemeinschaftlichem Abend-
essen im Restaurant „Dessauer Garten“, Dessauer-
strafse 1, am 8. Oktober 1912.
6. Ein Unterhaltungsabend mit Damen in
Gestalt eines Waldfestes in den Festräumen der
Ressource am 9. November 1912.
1. Ein Weihnachts-Gesellschaftsabend mit
gemeinschaftlichem Abendessen in den Festräumen der
Ressource am 14. Dezember 1912.
Des weiteren wurden 3 Sondervorträge ver-
anstaltet:
8. „Von Meran zum Ortler“ mit farbigen Licht.
bildern und Wandelpanoramen von Herrn Direktor
Franz Goerke im Theatersaal der Urania, Tauben-
strafse 48/49 am 24. Januar 1912.
9. „Weltbäder an europäischen Küsten (von
Hamburg nach Lissabon)“ mit farbigen Lichtbildern,
Wandelpanoramen und kinematographischen Aufnahmen
von Direktor Franz Goerke. Vorgetragen von Herrn |
Oskar Wagner im Theatersaal der Urania, Tauben-
strafse 4849 am 19. April 1912. |
10. „DieBezeichnungderSchiffahrtsstrafsen:
Tonnen, Baken, Leuchtfeuer, Nebelhörner,
Unterwasser-Schallsignale“ mit zahlreichen Projek-
tionen von Herrn Professor Stahlberg im Institut für
Meereskunde an der Kgl. Universität, Georgenstrafse
34/36, am 27. November 1912.
Alle diese Veranstaltungen erfreuten sich zahlreichen
und stets wachsenden Besuches. ò
Dem Ausschufs für Einheiten und Formel-
gröfsen (AEF), dem aufser dem Verein Deutscher
Maschinen-lngenieure noch eine Anzahl Fachvereine
angehört (vergl. Annalen vom 15. Februar 1912, Band 70,
No. 832), gehörten an die Herren:
Regierungs- und Baurat Strahl, Regierungs-
baumeister Messerschmidt, Regierungsbaumeister
Nordmann und Regierungsbaumeister Peter.
Für Herrn Regierungs- und Baurat Strahl, der
ausschied, wird ein neues Mitglied gewählt.
Als Vertreter des Vereins Deutscher Maschinen-
Ingenieure in dem Deutschen Ausschufs für
Technisches Schulwesen, dem aufser dem Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure noch eine Anzahl
Fachvereine angehört (vergl. Annalen vom 15. Februar
1912, Band 70, No. 832), ist Herr Geheimer Baurat
Schrey bestellt.
Die Kassenprüfung übernahmen Herr Geheimer
Regierungsrat Thuns und Herr Geheimer Baurat
Schlesinger, die die ordnungsgemäfse Verwaltung
des Vereinsvermögens sowie die Buchführung zu prüfen
hatten.
Das Vereinsvermögen bestand am Schlusse des
Jahres 1912 aus:
a) einem Barbestande von 21623,51 M,
b) 85000 M Wertpapieren, nämlich:
«) 68500 M 3?/s proz. Preufsische Consols bezw.
Deutsche Reichsanleihe,
f) 16500 M 4 proz. Deutsche Reichsanleihe.
Der Haushalt umfafste im Jahre 1912: 26 948,32 M
Einnahmen, 32 013,27 M Ausgaben, darunter für Ankauf
von Wertpapieren für 16500 M und für gesellige
Zwecke 3185,18 M, die dem Geselligkeits-Ausschufs für
die vorgenannten Veranstaltungen zur Verfügung
standen. Die Differenz der Ausgaben gegenüber den
Einnahmen ist aus dem Ueberschufs aus den Vorjahren
gedeckt worden.
Der Vorsitzende läfst darauf die auf der Tages-
ordnung angekündigten Wahlen vornehmen. >
Die Neuwahlen zum Vorstande ergaben, dals
der auf Grund des § 10 der Satzungen in diesem Jahre
auszuscheidende dritte Teil der Vorstandsmitglieder,
nämlich die Herren Regierungsrat P. Denninghoff,
Fabrikdirektor E. Frischmuth, Geheimer Baurat
Rustemeyer, Geheimer Baurat V. Schlesinger,
Geheimer Baurat O. Schrey, deren Amtsdauer ım
Jahre 1910 begonnen hat, durch Zuruf auf eine weitere
dreijährige Dauer einstimmig in den Vorstand gewählt
wurden. |
Der Vorsitzende, seine beiden Stellvertreter, der
Säckelmeister und Schriftführer sowie sein Stellvertreter
vue
‘ walten
(15. Februar 1913) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN 13
S CALIFORNIS
wurden auf Antrag der Versammlung durch Zuruf, ein Bezug der Bände betreffend Eisenbahn-Bau und
nachdem sich kein Widerspruch aus der Versammlung | -Betrieb sowie Eisenbahn-Maschinenwesen zu ermäfsigtem
erhoben hatte, wiedergewählt. Die anwesenden Vor- Preis gewährt worden sei, wird der Antrag einstimmig
standsmitglieder nahmen die Wahl mit Dank an. angenommen.
Ebenso wird der Geselligkeits-Ausschufs, Es erhielt hierauf das Wort: Herr Direktor Dr.
bisher bestehend aus den Herren: Regierungsbaumeister Weiskopf, Hannover-Linden, zu seinem Vortrag:
Anger, Dipl.-jng. Flohr, Regierungsrat Garnich, | . 7
Cine Ren ierungerat Geitel, Daurat L. Glaser, Harthölzer für Eisenbahnwagenbau.
Regierungsbaumeister Goltdammer, Regierungsbau- | (Der Vortrag mit anschliefsender Diskussion wird
Regierungsrat Riedel, Regierungsbaumeister Schmel- Der Vorsitzende dankte im Namen des Vereins dem
zer, Fabrikbesitzer Schulze-Janssen, Geheimer Vortragenden für seine äufserstinteressanten Mitteilungen
Baurat Schumacher, Regierungsbaumeister a. D. sowie für die schätzenswerten Anregungen, die er
meister Hörlein, Baurat Dr.- Jna. Nicolaus, Geheimer später veröffentlicht.)
Wurl und Regierungsrat Dr.- Jna. Zillgen einstimmig daran knüpfte.
durch Zuruf für das Jahr 1913 wiedergewählt. Hierauf begrüfste der Vorsitzende die zahlreich er-
Die Neuwahl eines Vertreters des Vereins im schienenen Gäste und hiefs sie im Namen des Vereins
Ausschufs für Einheiten und Formelgröfsen (AEF) herzlich willkommen.
ergibt die Wahl des Herrn Regierungs- und Baurat Die Abstimmung ergab die Aufnahme folgender
Loch anstelle des auf seinen Wunsch aus dem AEF , Hlerren in den Verein. Als ordentliche Mitglieder: Otto
ausscheidenden Herrn Regierungs- und Baurat G. F. | Becker, Dipl.-Jna., Regierungsbauführer, Münster i.
Strahl, Königsberg. Herr Regierungs- und Baurat | Westf; Wilhelm Beckmann, Dipl.-Jna., Direktor der
Loch nimmt die Wahl mit dem Ausdruck des Dankes an. | Deuta-Werke, Berlin; Karl Dietz, Königl. Baurat,
Hierauf folgt Beschlufsfassung über den Antrag Charlottenburg; Emil Fefser, Regierungsbaumeister,
wegen Bewilligung eines Zuschusses in Höhe von Strafsburg; Erich Gantzer, Regierungsbauführer,
2000 M — zahlbar in 5 jährlichen Raten von 400 M — | Magdeburg; Friedrich Ludwig Glaser, Dipl.:Jng,,
vom Jahre 1913 ab an den Verlag von R. Oldenbourg | Berlin; Anton Kiimmel, Regierungsbaumeister a D.,
für das „Unternehmen der illustrierten technischen | Direktor der städt. Wasserwerke, Charlottenburg; als
Wörterbücher in sechs Sprachen“. Nachdem die aulserordentliches Mitglied: Erwin Erdös, stellver-
Frage des tretender Heizhausleiter der Kaschau-Oderberger Eisen-
Herrn Ingenieur Reinhold-Tegel, ob dem Verein bahn, Ruttka (Ungarn).
durch die Bewilligung des Zuschusses zu diesem Unter- Gegen den ausliegenden Bericht der Versammlung
nehmen irgend welche Vorteile entstehen, durch Herrn vom 3. Dezember 1912 sind Einwendungen nicht er-
Baurat L. Glaser dahin beantwortet ist, dafs dem Verein hoben und gilt derselbe für genehmigt.
Neue Beiträge zur Lehre von der Patentfahigkeit*)
vom Professor Dr. Schanze in Dresden
u nn nn
Zehnter Beitrag. | Jedenfalls ist die Beschränkung der Erfindung auf
Die Darstellung des patentfähigen Gegenstandes, Mafsnahmen, die auf eine dauernde und wiederkehrende
die Osterrieth in seinem „Lehrbuche des gewerblichen | Tätigkeit berechnet sind, unbegründet. Die Erfindung
Rechtsschutzes“') gibt, zeichnet sich. in vorteilhafter | ist eine Regel, eine wiederholbare Mafsnahme, die
Weise durch das Bestreben aus, nicht nur die Merkmale Dauer und die Häufigkeit der Wiederholung Di aber
der Patentfähigkeit in ihrer Isolierung zu fixieren, | Keine Rolle. Es genügt, dafs die technische Wirkung
sondern auch das Verhältnis, in dem sie wechselseitig | der Erfindung zur Befriedigung irgend eines mensch-
zu einander stehen, darzutun. lichen Bedürfnisses dient. Der gewerbliche Charakter
|
|
Ziireflendwird davon austesdn en, dafs Erfindung, der Erfindung im Sinne Osterrieths ist also zu streichen.
Neuheit und gewerbliche Verwertbeckeit selbständige _ Unrichtig auch ist die Beschränkung der Technik auf
Erfordernisse der Patentfähigkeit, dafs Neuheit und die Verwendung _ aufsermenschlicher Naturkräfte ).
gewerbl. Verwertbarkeit nicht Elemente des Erfindungs- Ueberall, wo ein Mittel zur Erreichung eines Zweckes
begriffes, sondern accessorische Eigenschaften desselben | angewandt wird, liegt Technik vor, ist eine Erfindung
sind. Leider wird dieser Gedanke dcr Selbstandigkeit möglich.
nicht mit der erforderlichen Klarheit und Konsequenz 2. Die Erfindung ist eine Geistesschöpfung.
durchgeführt. Dieser allgemein anerkannte Satz wird von Österrieth°)
I. dahin erläutert: „Die Schöpfung ist das Ergebnis eines
1. Osterrieth 2) erblickt in der Erfindung eine ; 8elstigen Vorganges, und zwar eines Prozesses, der
soziale und wirtschaftliche Erscheinung, sie ist ein Gut, nicht durch seine Prämisse zwangsläufig bestimmt ist,
d. h. ein Mittel zur Befriedigung eines menschlichen | Wie beim logischen Schlufs oder der reinen Konstruktion.
Bedürfnisses, das ist das Begriffselement, was auch Vielmehr gehört zum Schaffen das Eingreifen der
Brauchbarkeit, Nützlichkeit genannt wird. mystischen Macht, die wir Phantasie nennen, der
Oaer Sicht “aber die Grenzen enger. Die Projektion der Erlebnisse unseres Traumbewufstseins
Erfindung ist ein Gut, das im Dienste des Gewerbes in das wache Bewufstsein.“ „Eine geistige Operation,
d. h. einer dauernden und wiederkehrenden Tätigkeit die von der Aufgabe bis zur Lösung zwangsläufig
steht und auf die Technik d. h. auf Verwendung der gebunden ist, kann niemals eine Erfindung hervorbringen.
Kräfte der aufsermenschlichen Natur gerichtet ist. Zwangsläufg ist der Vorgang, wenn seine einzelnen
Er fügt hinzu): „Der nächste Zweck der Erfindung Glieder derartig zusammenhängen, dafs jedes vorher-
ist ein technischer; der weitere ein gewerblicher, in- | gehende Ergebnis die Prämisse darstellt, aus der sich
sofern, als die Technik grundsätzlich im Dienste des | gesetzmalsig das folgende Ergebnis ableiten lafst.
Gewerbes steht. Daher schliefst die technische Wirkung | >chöpferisch ist die Operation dann, wenn zwischen
auch eine gewerbliche Nutzung ein.“ den zwangsläufig verketteten Gliedern Lücken sind, die
Osterrieth versteht unter Gewerbe eine dauernde der Willkür Raum lassen. In diesen Lücken setzt die
und wiederkehrende Tätigkeit. Es mag dahingestellt Phantasie wirkend ein, deren Quelle im Traumbewufst-
bl = sein liegt.“
eiben, ob dieser Gewerbebegriff Billigung verdient. Neuerdings wird von beachtlichen Autoritäten
übereinstimmend eine abweichende Ansicht vertreten.
”* Die Drucklegung dieser Arbeit, die bereits seit längerer
Zeit der Redaktion vorliegt, hat sich leider infolge redaktioneller
Schwierigkeiten verzögert. 4) S.63f.
l) 1908 S.55ff. 2) S.57. 3) S. 59. 5) S. 62, S. 66.
`
14 (No. 856]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Februar 1913)
Es sei auf folgende Aussprüche hingewiesen:
Budde’): „Es ist ein fundamentaler Irrtum, die
erfinderische Tätigkeit als etwas Besonderes, aufserhalb
der täglichen Beschäftigung Liegendes anzusehen.“
Nernst’): „Der Laie ist geneigt, in einer Erfindung
stets den Ausflufs einer ungewöhnlichen Originalität
zu erblicken.“ „Jeder technisch einigermafsen begabte
und wissenschaftlich gut durchgebildete Angestellte
wird bei hinreichendem Eifer sich erfinderisch betätigen
können.“
Aron’): „Erfindung ist weiter nichts als ehrliche
Arbeit, sie bedarf der Ausdauer und des Fleifses.“
Waldschmidt’): „Der Begriff der Erfindung hat
sich im Laufe der Zeit vollständig gewandelt. Eine
Erfindung war vor unserer heutigen Entwicklung der
Naturwissenschaften mehr etwas Zufälliges, ein glück-
licher Fund; es war wirklich ein Geistesblitz. Erfindung
ist heutzutage weit mehr das Ergebnis geregelter und
planmälsiger Arbeit. Ganz besonders gilt das von dem
chemischen Gebiete, da gilt es sozusagen unbedingt,
da mufs schliefslich das gefunden werden, was bei
richtiger Ausnutzung aller Möglichkeiten durch den
Versuch herauskommit.“
Ostwald’): „Statt eines Spaziergangs auf gut
Glück veranstalten wir ein regelmäfsiges Treiben.
Worauf beruht die Verbesserung des zufälligen Ver-
fahrens auf der Jagd? Offenbar darauf, dafs man die
zufälligen Bewegungen des einzelnen Jägers, die nur
ein geringes Gebiet der ganzen Fläche decken, inner-
halb deren sich das Wild befindet, durch ein voll-
ständiges Bestreichen der fraglichen Fläche mit Treibern
oder Schützen ersetzt. Es wird mit anderen Worten
dem Wilde keine Möglichkeit gelassen, unentdeckt zu
bleiben. Ganz ebenso ist die Technik des heutigen
Erfindens. Es umfafst das ganze Feld der Möglichkeiten
und treibt dieses systematisch ab. Dies ist das ganze
Geheimnis: man teilt das ganze Feld der Möglichkeit
in einzelne Teile, die man technisch beherrschen kann,
und untersucht einen Teil nach dem anderen auf sein
Verhältnis zum Problem. So mufs man den Teil not-
wendig finden, wo sich die Lösung antreffen läfst.“
Ehrlich”): ,Dafs es mir gelungen ist, zu einem
günstigen Resultat zu gelangen, ist nicht allein mein
Verdienst. Wie es im Fischereibetrieb dem, der die
Fische eines breiten Flusses abfangen will, nur gelingt,
einen Erfolg zu erzielen, wenn Netz an Netz gereiht
und die letzte Ausgangspforte versperrt wird, so ist
für den Experimentator eines weiten Gebietes das
Gelingen von dem harmonischen Ineinandergreifen der
Arbeit vieler abhängig.“
Lassen sich diese Aussprüche mit der Ansicht
Österrieths, dafs die Erfindung notwendig eine
Phantasieschöpfung, niemals zwangsläufig bestimmt
sei, in Einklang bringen?
Man kann mit Ostwald?) sagen: „Damit man das
Schema erfolgreich anwenden lernt, mufs ein aus-
reichendes Mafs von Phantasie und von positiven
Kenntnissen vorhanden sein; die erste befähigt, den
Jagdplan zu entwerfen, die letzteren tun die Treiber-
dienste.“
Und weiter: Es mag richtig sein, dafs die ars
inveniendi heutzutage nicht mehr der Vorzug einiger
weniger unabhängiger Geister, sondern mehr und mehr
Gemeingut, regelmäfsige Ausstattung des geistigen
Hausinventars geworden ist, immer bleibt doch noch,
wie auch Damme?) hervorhebt, Raum für besonders
vorgeschrittene Geister, die aufserhalb alles Lehr- und
Lernbaren geniale Einfälle haben.
m. =: -
6) v. Siemens u. Budde, Das Recht der Angestellten an den
Erfindungen, S. 54.
?) Deutsche Juristen-Zeitung 1908, S. 909 f.
8) Verein Deutscher Maschinenbau-Anstalten Düsseldorf. Ver-
handlungen über die Reform des Patentgesetzes in der Sitzung am
7. Dez. 1909 in Berlin, S. 21.
9 Ebenda S. 23.
10) Zitiert von Damme in der Festgabe für Kohler, S. 314 f.
11) Ehrlich u. Hata, Die experimentelle Chemotherapie der
Spirillosen. Vorwort.
12) A. a. O. S. 315.
13) A. a. O. S. 316.
Aber wie dann, wenn es sich um eine systematische
Treibjagd handelt, bei der auch der Jagdplan ohne
Phantasiebetätigung entworfen worden ist, wie es in
der chemischen Grofsindustrie vorkommt? Soll die
Etablissementserfindung, die in keiner Richtung auf
Entfaltung erfinderischer Phantasie, sondern nur auf
ehrlicher Arbeit beruht, in Wahrheit keine Erfindung
sein und deshalb der Patentfähigkeit entbehren?
Hamm!) bejaht die Frage: geschützt kann nur
werden ein genialer Gedanke, ein Funken des Geistes,
Auch Rauter?) sagt: die Etablissementserfindung
sei keine wahre Erfindung; dafs sie doch patentiert
werde, sei nur deshalb erträglich, weil es verschwindend
wenige Etablissementserfindungen gebe, was freilich
bestritten wird.
Tolksdorf?!) meint dagegen: die Patentfähigkeit
verlange keine Erfindung, deshalb sei die sogenannte
Etablissementserfindung patentfähig.
Meine Ansicht ist die: Es ist einerseits daran fest-
zuhalten, dafs nur Erfindungen patentiert werden, es
ist andererseits von der Erfindung nicht zu verlangen,
dafs sie auf einer Betätigung der Phantasie beruht,
dafs ihre Entstehung der Zwangsläufigkeit entbehrt.
Eine Erfindung ist vorhanden, wenn eine Mafsnahme
vorliegt, die ein Durchschnittsfachmann bei Entfaltung
der gewöhnlichen, normalen Geistestätigkeit nicht aus-
findig machen kann. Die Ueberwindung einer erheb-
lichen Schwierigkeit ist erforderlich. Ob die Schwierig-
keit aber durch einen genialen Einfall oder durch
unverhältnismälsig angestrengtes systematisches Ar.
beiten einiger oder weniger Einzelpersonen oder wie
im Falle der Etablissementserfindung durch treibjagd-
mälsiges Zusammenarbeiten einer yrofsen Anzahl von
Personen überwunden wird, ist gleichgültig.
Damit eine Erfindung vorliege, ist — abgesehen
vom besonderen Erfolge — eine für den Durchschnitts-
fachmann ungewöhnliche, anormale Geistestätigkeit er-
forderlich. Das Wort Norm bezeichnet aber nicht
blos eine Qualität, bedeutet nicht blos ein Mafs inhalt-
licher Wertbestimmung, sondern wird auch im
quantitativen Sinne gebraucht, bezeichnet Durchschnitts-
grölsen, die zwischen dem Maximum und Minimum
einer Gattung liegen?"). Die Phantasiebetätigung ist
qualitativ anormal gegenüber der zwangsläufigen
Geistesarbeit. Aber auch innerhalb der letzteren kann
in quantitativem Sinne von normaler und anormaler
Tätigkeit gesprochen werden. Auch eine .in quanti-
tativem Sinne anormale Geistestätigkeit, eine, die das
gewöhnliche Mats übersteigt, ist ausreichend für den
Erfindungsbegriff.
Also das von Osterrieth als unentbehrlich aufge-
stellte Erfordernis einer Phantasiebetätigung ist abzu-
lehnen. Darin mufs ich Wirth Recht geben ?°).
Nach wie vor bestreite ich jedoch, dafs Wirth -
Recht hat, wenn er eine schwierige, ungewöhnliche
Geistestätigkeit für den Erfindungsbegriff als ausreichend
ansieht in dem Sinne, dafs eine schöpferische Tätigkeit
nicht erforderlich sei, sondern eine Entlehnung, das
Durchstöbern alter Folianten genüge und dafs aufser
der schwierigen, ungewöhnlichen Geistestätigkeit ein
besonderer Erfolg, ein erheblicher Fortschritt von der
Erfindung nicht zu verlangen sei. Das Erfordernis der
Phantasieschöpfung ist preiszugeben; festzuhalten
aber ist, dafs es sich um eine Geistesschöpfung
handeln mufs.
Das Erfordernis des besonderen Erfolges lehnt
Wirth ab, er will sich mit der ungewöhnlichen
Geistestätigkeit begnügen. Von anderer Seite !®a)
wird dagegen mit gleicher Bestimmtheit erklärt: Das
Verdienst des Erfinders, das Mafs der technischen
Intelligenz, die schöpferische Geistestat seien nur Worte
ares
14) Kongreis des Vereins zum Schutze des gewerbl. Eigentum,
Stettin 1910, Verhandlungsberichte S. 41 u. 64.
15) Leipziger Zeitschrift für Handels- usw. Recht 1908, S. 427.
16) Zeitschrift für Industrierecht 1908, S. 193 f.
17) Windelband, Monatsschrift für Kriminalpsychologie Bd. III,
H. A. Fischer, Die Rechtswidrigkeit (1910), S. 4 f., Note 1.
18) Zu vergl. diese Annalen No. 724, S. 82, No. 731, S. 217ff.
18a) Tolksdorf in der Zeitschrift für Industrierecht, Bd. V,
S. 150.
S. 4.
(15. Februar 1913]
ohne Inhalt; damit werde ein subjektives Moment in
die Beurteilung der Patentfähigkeit hineingetragen, das
sich einer einigermafsen sicheren Vorstellung überhaupt
entziehe '86), Der einzige Mafsstab sei der Abstand
der zur Patentierung angemeldeten Neuerung von dem
Bekannten. Beide Ansichten sind zu einseitig, nur in
ihrer Vereinigung liegt der richtige Standtpunkt, den
das Reichsgericht von jeher vertreten hat. Auch in
einer Entscheidung vom 5. Februar 1910 !8c) heifst es:
Es ist zu prüfen, „einmal, ob der Schritt von dem
älteren zu dem neuenVerfahren erfinderisch war, d.h.ober
Denkoperationen erforderte, die nicht ohne erfinderische
Intuition von einem Sachverständigen, auch wenn er
sich eingehend mit den älteren Druckschriften beschäftigte
und sie technisch durcharbeitete, zu erwarten waren,
sodann, ob durch den bezeichneten Schritt ein die
Patentierung rechtfertigender technischer Erfolg herbei-
geführt wurde.“
3. Ueber die Konstruktion äufsert sich Oster-
rieth!®) dahin: „Eine Erfindung liegt nicht vor, wenn
die Wirkung ohne schöpferische Tätigkeit aus dem
Vorhandenen abgeleitet werden konnte. Dies ist
namentlich der Fall bei der Konstruktion, der synthetisch
aulbauenden Tätigkeit, die von einem gegebenen Punkte
ausgehend unter Anwendung bestimmter Gesetze und
vorhandener Fertigkeiten der Technik operiert.“
Dies bedarf nun der Berichtigung dahin, dafs eine
Erfindung auch dann vorliegt, wenn die Ableitung aus
dem Vorhandenen, die synthetisch aufbauende
keit einem Durchschnittsfachmann ungewöhnliche
Schwierigkeit verursacht hätte.
Österrieth?°) fügt hinzu: „Selbstverständlich bietet
die Konstruktion mit allen ihren Spielarten nicht eine
Kategorie festumrissener Fälle, denen unter allen Um-
ständen die Erfindungsqualität mangelt.“ Vielmehr sei
in jedem einzelnen Falle zu prüfen, ob eine Erfindung
vorliege.
Das kann leicht mifsverstanden werden. Die Kon-
struktion im weiteren Sinne bildet keinen Gegensatz zur
Erfindung, hat neutralen Charatker. Handelt es sich
aber um eine Mafsnahme, die ohne besondere Schwierig-
keit von jedem Fachmanne aus dem Vorhandenen ab-
geleitet werden kann, so spricht man von blofser Kon-
struktion und damit soll das Vorhandensein einer Er-
findung verneint sein. Allein es ist zu beachten, dafs
es verschiedene Arten von Erfindungen gibt. Das
Erfinderische einer Mafsnahme kann im Mittel, es kann
im Erfolge, es kann in der Stellung der Aufgabe liegen.
Die blofse Konstruktion bildet nur den Gegensatz zur
Mittelerfindung, so dafs immer die Fragen offen bleiben,
ob nicht um des Erfolges oder um der Stellung der
Aufgabe willen eine Erfindung vorhanden ist. Aber
mit der Bejahung der blofsen Konstruktion ist notwendig
immer die Mittelerfindung in Abrede gestellt.
4. Ich habe gesagt?'): Da bei Entscheidung der
Frage, ob eine Erfindung vorliege, es zweckmäfsiger
und naheliegender ist, an Stelle der Schwierigkeit der
Entstehung die Eigenart des Inhaltes der Erfindung
zu berücksichtigen, so ist es richtiger, wenn nicht das
genetische Merkmal der Schwierigkeit, sondern das
inhaltliche Merkmal der Ueberraschung hervor-
gehoben wird.
Österrieth??) wendet ein: „Der Gedanke, der im
Sprunge aus dem mystischen Dunkel zu Tage tritt,
bietet immer etwas Ueberraschendes. Aus diesem
Grunde ist auch das Moment des Ueberraschenden als
ein Merkmal der Erfindung angesehen worden. Indessen
liegt dieses Moment vor der Erfindung, im Vorgang
des Erfindens. Es ist ein Merkmal des schöpferischen
Akts, nicht der Erfindung selbst. Denn auch die unfreie
Konstruktion kann ein bisher unbekanntes und daher
18b) Vergleiche hierzu meine Beiträge zur Lehre von der
Patentfahigkeit, S. 28 ff.
18c) Blatt für Patent- usw. Wesen Bd. XVI, S.191. Vergl.
im Uebrigen meine Ausführungen in der Zeitschrift Markenschutz
und Wettbewerb, Bd. IX. S. 288.
19, S. 651.
2} S. 66.
2!) Meine Beiträge, S. 186.
22) S. 66 Note 5.
Atig- .
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
1
|
|
(No. 856] 15
überraschendes Ergebnis zu Tage fördern, wie z. B.
die Ausrechnung einerGleichung mit einer Unbekannten“.
Dieser Einwand überzeugt mich nicht. Es kommt
nicht die Schwierigkeit für den konkreten Erfinder —
für diesen lag vielleicht gar keine vor — sondern für
den Durchschnittsfachmann in Betracht*4). Ganz das
Gleiche gilt von der Ueberraschung; ob bei einem
Durchschnittsfachmann, der unvermittelt von der
fertigen Erfindung Kenntnis erhält, das Gefühl der
Ueberraschung ausgelöst wird, das ist die Frage. Und
sollte eine unfreie Konstruktion ein überraschendes Er-
gebnis zu Tage fördern, so wäre damit eben dargetan,
dafs, wenn die sonstigen Veraussetzungen erfüllt sind,
in Wahrheit eine Erfindung vorliegt. Das von Oster-
rieth gewählte Beispiel pafst nicht, die Ausrechnung einer
Gleichung fällt ins Gebiet der Entdeckung.
5. Unter der Ueberschrift „die wirkliche Erfindung“
stellt Osterrieth?*) eine Anzahl Erfordernisse auf. Zu-
nächst die Ausführbarkeit. Daneben verlangt er, dafs
die Erfindung, um Gegenstand eines Ausschliefsungs-
rechtes sein zu können, konkret, begrenzt sei. Ferner
gehöre auch die Patentwürdigkeit hierher, und schliefslich
noch die Erkenntnis der Erfindung.
Ich halte es nicht für angemessen, wenn die Wissen-
schaft zwischen Erfindung und wirklicher Erfindung
unterscheidet, sie mufs sich mit dem Gegensatz Er-
findung und Nichterfindung begnügen.
Was die Einzelheiten anlangt, die meines Erachtens
einigermafsen willkürlich unter dem Gesichtspunkt der
wirklichen Erfindung vereinigt werden, so komme ich
unten auf die Patentwürdigkeit zurück. _
Die Ausführbarkeit ist eines der wichtigsten
Elemente des Erfindungsbegriffes. Darin, dafs die
Erfindung konkret, begrenzt sein müsse, kann ich aber
kein besonderes Merkmal neben der Ausführbarkeit
sehen, es ist nur soweit zu verlangen, dafs diese
gesichert erscheint.
Ueber die Erkenntnis der Erfindung spricht
sich Osterrieht *5) des Näheren dahin aus: „Das Schaffen
ist bewufstes menschliches Handeln, nicht in dem Sinne,
als ob der Erfinder sich der einzelnen Vorgänge im
Schaffensakt bewufst sein müsse, sondern in dem Sinne,
dafs er sich des Erfolges seiner Betätigung bewufst
sein mufs. Was der Erfinder nicht erkannt hat, gehört
nicht zu seiner Erfindung.“ „Der Erfinder mufs erkannt
haben, dafs der von ihm gefundene Gedanke eine
bestimmte Lösung eines bestimmten Problems darstellt.
Aus dem Erfordernis der Erkenntnis der Erfindung
geht hervor: 1. dafs die Erfindung sich nur auf die-
jenige eigenartige Wirkung erstreckt, die der Erfinder
erkannt hat, 2. dafs die Erkenntnis des Wesens der
Erfindung auch alle begleitenden oder Folgewirkungen
deckt, die sich aus dem erkannten Erfindungsgedanken
ergeben.“ |
Der Satz, dafs nicht zur Erfindung gehöre, was
der Erfinder nicht erkannt habe, ist mifsverständlich;
von allen Merkmalen des Erfindungsbegriffes müssen
‘nur die Ausführbarkeit und die Brauchbarkeit dem
Erfinder zum Bewufstsein gekommen sein.**) Anderer-
seits bedarf der Satz unter Ziffer 2 vorsichtiger Hand-
habung, damit nicht der Erfindung ein zu grofses Gebiet
eingeräumt wird, es darf nichts hinzu erfunden werden.
6. Den Gegensatz von technischem Zweck und
Nutzzweck benutzt Osterrieth?’) um in Anschlufs an
Kohler vier Stadien der Entstehung der Erfindung
aufzustellen: a) die Stellung der Aufgabe, die auf
den Nutzzweck hindeutet; b) die Stellung des Problems,
d. h. die technologische Angabe des Weges, auf dem
die Lösung der Aufgabe zu finden ist; c) die Lösung
des Problems; d) die Ausführung des Lösungsge-
dankens. „Grundsätzlich liegt die eigentliche Schöpfung
in der Lösung. Aufgabe und Problem liegen diesseits,
die Ausführung jenseits des eigentlichen Erfindungs-
aktes. Indessen vollziehen sich die Erfindungen tat-
23) Meine Beiträge, S. 36, S. 187.
24) S. 68.
%5) S,63, S. 68.
26) Meine patentrechtl. Untersuchungen S. 291 f.
27) S. 67.
OE nn
76 [No. 856]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Februar 1913]
, --—— —— [1-7 nn nn aaaea ———
sächlich nicht immer nach diesem begrifflichen Schema.
Die eigenartige Wirkung kann sich auch aus der
Stellung der Aufgabe oder des Problems ergeben,
nämlich in den Fällen, in denen die Lösung schon
vorhanden ist (Nähmaschinenfulsbank).“
Auch als Matsstabe für das Werturteil, das die
Annahme einer Erfindung voraussetzt, meint Oster-
rieth?*) kommen in Betracht: „der engere technische
Zweck, der weitere gewerbliche Zweck und aufserdem,
da die gesamte Technik ein Erzeugnis geistiger Tätig-
keit ist der geistige Aufwand, den die Schaffung des
eigenartigen Mittels erfordert“. Osterrieth weist darauf
hin, das unter dem Gesichtspunkte des technischen
Zweckes vom technischem Effekte gesprochen werde,
dafs er aber nicht allein in Betracht komme, sondern
neben ihm auch der gewerbliche Zweck, die Nützlich-
keit, und dais man im Hinblick auf den einen oder den
anderen Zweck von einem erheblichen oder gewerb-
lichen Fortschritte der Erfindung reden könne. Das
ist Alles zutreffend, nur ist das Wort „gewerblich“ zu
streichen, die Nützlichkeit, der Fortschritt braucht nicht
gewerblicher Natur zu sein. Auch ist zu beachten,
dals der technische Zweck und der Nutzzweck nicht
selten zugleich erreicht werden. Richtig ist, dafs
Österrieth neben dem Fortschritte die Ungewöhnlich-
keit der geistigen Tätigkeit, die zur Erfindung geführt
hat, betont, nur braucht die ungewöhnliche Tätigkeit
nicht notwendig eine Phantasiebetätigung zu sein, wie
wir gesehen haben.
II.
Osterrieth bezeichnet die Erfindung als eine tech-
nische Schöpfung mit eigenartiger Wirkung und wirft
die Frage auf: wie verhält sich zu dieser Begriffsbe-
stimmung das Erfordernis der Neuheit? Er antwortet®®):
„Es ergibt sich aus den Zwecken des Patentgesetzes,
dafs nur solche Erfindungen patentiert werden können,
die neu sind. Denn bekannte Ideen sind ihrer Natur
nach dem Einzelbesitz entzogen. Wenn hiernach von
der patentfähigen Erfindung verlangt wird, dafs sie neu
d. h. nicht bekannt sei, so ist dieses Erfordernis der
Neuheit aber nicht ein dem Begriffe der Erfindung
immanentes Merkmal. Denn was einmal eine Erfindung
ist, bleibt eine Erfindung auch nach 1000 Jahren. Da-
gegen lälst sich der ganze Schatz technischer Mittel
auflösen in eine unendliche Reihe einzelner Elemente,
von denen jedes eine Eigenexistenz, eine eigene
individuelle Wirkung hat. Jedes dieser konkret ab-
grenzbaren technischen Mittel ist an sich eine Erfindung.
Meist schleift sich aber ihr Erfindungscharakter ab, weil
die Kenntnis ihrer Entstehung aus einer persönlichen Ur-
heberschaft fehlt oder verloren gegangen ist. Wird
nun eine Erfindung gemacht, so wird der Schatz indivi-
dueller technischer Mittel um ein neues vermehrt. Die
Eigenart und Neuheit treffen dann zusammen: jede
Individualität ist einmal absolut neu. Daher wird sie
häufig auch als Neuheit bezeichnet. Indessen wird
hierbei eine unzerstörbare Eigenschaft jeder Erfindung
mit einer Eigenschaft vermengt, die jede Erfindung
einmal, aber nur einem vorübergehenden zeitlichen
Zustande besitzt. Hiernach ist es richtiger, in der
Neuheit ein selbständiges Erfordernis — nicht der Er-
findung an sich — sondern der patentfähigen Erfindung
zu sehen.“
Klar ist, dafs Osterrieth zwischen immanenter Eigen-
art °) und accessorischer Neuheit unterscheidet.
Unklar ist mir aber geblieben, was er zur Be-
gründung des Unterschiedes geltend macht.
Die Eigenart soll unzerstörbar sein? Ich glaube
nicht. Sie kann zur Zeit, wo die Erfindung gemacht
wird, fehlen, erst zur Zeit der Anmeldung vorhanden
sein und umgekehrt.) Der Satz ferner: jede Indivi-
>), S. 69.
2, S. 58f.
W) Die Eigenartigkeit reicht nicht aus zur Erfindung, dieselbe
verlangt eine qualifizierte Eigenartigkeit. Die Qualifikation betrifft
die Entstehung: Entfaltung einer für den Fachmann ungewohnten
Tätigkeit; und sie betrifft den Erfolg: überraschende Bereicherung
(Fortschritt) der Kulturwelt.
31) Mein Recht der Erfindungen und der Muster S.3421;
Zeitschrift für Industricrecht Bd. VII, S. 147,
dualitat ist einmal neu, ist unvereinbar mit dem Satze,
den Osterrieth**) aufstellt: „Das Ergebnis, das Ge.
schaffene ist in seiner Eigenart nicht durch die Indivi-
dualität des Urhebers bedingt im Gegensatze zu den
Geisteswerken, die Gegenstand des Urheberrechts sind“.
Richtig ist, wenn Osterrieth**) zu seiner Behaup-
tung, dafs jede Erfindung nur einmal, und vorüber.
gehend neu sel, ergänzend bemerkt: „Hieran wird
naturgemafs dadurch nichts geändert, dafs eine Er.
findung mehrmals neu sein kann, nämlich wenn ihre
Kenntnis verloren gegangen ist“. Nur ist zu beachten,
dafs eine Schöpfung auch nachträglich die Eigenart
erst gewinnen oder wieder verlieren kann.
Osterrieth**) legt anscheinend der Unterscheidung
von Eigenart und Neuheit insofern praktische Bedeu-
tung bei, als er nur die letztere unter die Vorschrift
des § 2 Abs. I des Patentgesetzes stellt. Mit voller
Bestimmtheit läfst sich dies freilich nicht behaupten.
Denn an einer Stelle*’) heifst es bei Erläuterung der
Ncuheit: „Es mufs in der Vorveröftentlichung schon der
fertige Erfindungsgedanke in der gleichen Eıgenart, wie
ihn die angemeldete Erfindung enthält, vorhanden sein.
Dies liegt auch bei äufscerlich abweichender Fassung vor,
wenn die angemeldete Erfindung gegenüber der veröffent-
lichten oder benutzten nicht eigenartig ist, so im Falle der
gebundenen Konstruktion.“ Ist das eine Entgleisung
oder der Ausdruck der Meinung: Eigenart und Neuheit
sind zwar verschiedene Eigenschaften, aber praktisch
‘hat die Unterscheidung keine Bedeutung; die Eigenart
fällt ganz wie die Neuheit unter die Vorschrift des
§ 2 Abs. 1?
JI.
Österrieth”*) meint, dafs dem Begriffe der Erfindung
ein Merkmal anhaftet, dafs dem Begriffe der gewerb-
lichen Verwertbarkeit verwandt ist, dafs aber dem
letzteren Begriffe daneben eine selbständige Bedeutung
zukomme.
Dafs dem Erfindungsbegriffe das Merkmal des
Gewerblichen innewohne, ist nicht zutreffend, wir haben
es bereits abgelehnt. 37)
Ueber die gewerbliche Verwertbarkeit unter dem
Gesichtspunkte eines selbständigen Erfordernisses der
Patentfähigkeit äufsert Osterrieth’®): „Die Technik als
selbständiger Zweig menschlicher Betätigung kann sich
auch auf Dinge richten, deren gewerblicher Nutzen
nach den herrschenden Verkehrsanschauungen ver-
schwindend ist, sei es, dafs sie keinem menschlichen
Bedürfnisse dienen, sei es, dafs ein Bedürfnis für sie
noch nicht besteht. Da es nun der Majestät des Ge-
setzes und der allgemeinen Wohlfahrt nicht zu ent-
sprechen scheint, solche unnütze Dinge zum Gegen-
stande einer ausschliefslichen Verfügungsherrschaft zu
machen, werden Erfindungen, die nicht gewerblich
nutzbar sind, vom Patentschutze ausgeschlossen.“
Das, was Osterrieth im Sinne hat, läfst sich kürzer
so ausdrücken: Zum Wesen einer jeden Erfindung
gehört, dafs sie geeignet ist ein menschliches Bedürfnis
zu befriedigen, mit andern Worten, sie mufs Brauch-
barkeit aufweisen. Irrig aber ist es, wenn eine gewerb-
liche Brauchbarkeit verlangt wird. Daraus folgt: mit
der gewerblichen Verwertbarkeit, einer accessorischen
Eigenschaft, hat die der Erfindung innewohnende
Brauchbarkeit nichts zu schaffen.
Weiter sagt Osterrieth®’), um die selbständige
Bedeutung der gewerblichen Verwertbarkeit darzulegen:
„Ausgeschlossen sind vom Patentschutz technische
Schöpfungen, die eine praktische Anwendung nicht zu-
lassen oder deren praktische Anwendung zur Zeit der
Anmeldung aufserhalb des Bereiches der Möglichkeit -
liegt, z. B. Signalapparate zum Verkehre mit Bewohnern
anderer Planeten.“ Das Erfordernis, um das es sich
32) S. 621.
3) S,59 Note 1.
34) S. 71 ff.
3) S. 721.
36) S.57, S. 59.
37) Oben bei Note 3 und bei Note 28.
38) S. 59, S. 76.
39) S, 76.
[15. Februar 1913]
hier handelt, ist die Ausführbarkeit, also ein Merkmal,
das’ gleichfalls der Erfindung innewohnt und deshalb
nichts mit der accessorischen gewerblichen Verwert-
barkeit zu tun haben kann. Österrieth''°) selbst erklärt:
„Es ist selbstverständlich, dafs eine Erfindung nur dann
vorliegt, wenn der von dem Erfinder angegebene
Gedanke tatsächlich die ihm zugeschriebene Wirkung
hat, d. h. wenn er ausführbar ist.“
Österrieth ®) räumt ein: es erscheine der Klarheit
halber zweckmäfsig, die Frage der gewerblichen Ver-
wertbarkeit nur in solchen Fällen aufzuwerfen, in denen
das Vorhandensein einer Erfindung schon anerkannt
sei. Dieses Zugeständnis genügt nicht in einer wissen-
schaftlichen Erörterung der Patentfähigkeit; da ist zu
sagen: die gewerbliche Verwertbarkeit setzt begriffs-
notwendig die Erfindung voraus.
Richtig ist, dafs Verwertbarkeit soviel bedeutet wie
Ausführbarkeit.e. Das Erfordernis der gewerblichen
Verwertbarkeit wird aber nicht um dieser Ausführbar-
keit willen, die mit der Erfindung bereits gegeben ist,
aufgestellt, sondern lediglich um des gewerblichen
Charakters der Ausführbarkeit willen. Patentfähig sind
neue Erfindungen, deren Ausführung in das Gebiet des
Gewerbes fällt.
Osterrieth *”) ist beizupflichten: „Zu den Erfindungen
als technischen Schöpfungen gehören auch Einrichtungen,
die nicht auf industriellem Gebiete liegen, wie solche,
die der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft, der Vieh-
zucht (Mastverfahren), der Pflanzenkultur angehören.“
Einrichtungen, die diesen Zwecken dienen, sind so-
gar gewerblich verwertbare Erfindungen. Das ist
niemals bestritten worden. Fraglich kann blofs sein,
ob Verfahren, die zu den genannten Zwecken benutzt
werden, gewerblich verwertbar sind. Erst bei solchen
Verfahren wird die gewerbliche Verwertbarkeit kritisch.
Gewerbe in dem hier fraglichen Sinne hat es nur mit
leblosen Objekten zu tun, die physiologische und
psychologische Veränderung lebender Wesen liegt
aufserhalb des Gewerbes im Sinne des Patentrechtes.*?)
Nur in dieser Beschränkung hat Osterrieth Recht, wenn
er sagt‘*): „Der Begriff gewerblich umfafst aufser
Handel und Gewerbe im engeren Sinne z. B. auch
die Landwirtschaft.“ An welches Verfahren des
Handels mag Osterrieth denken?
IV.
Osterrieth unterscheidet, abgesehen von der Neuheit
und der gewerblichen Verwertbarkeit, zwischen patent-
fahiger und nicht patentfähiger Erfindung. Er meint +°):
Auch wenn feststeht, dafs eine neue und gewerblich
verwertbare Erfindung vorliegt, bedarf es immer noch
einer Prüfung der Erfindung auf ihre Patentwürdig-
keit, „es bedarf noch eines Werturteils darüber, dafs
die beanspruchte Erfindung eine solche Bedeutung hat,
dafs sie die Gewährung eines Ausschliefsungsrechtes
rechtfertigt. Spielt hiernach die Patentwürdigkeit der
Erfindung für die Gewährung des Patentschutzes eine
ausschlaggebende Rolle, so ist sie trotzdem kein
Begriffsmerkmal der patentfähigen Erfindung. Denn
die sie bestimmenden Momente liegen nicht in der
Erfindung selbst, sondern in aufserhalb liegenden Be-
ziehungen.“
Diese Ansicht steht im Widerspruche mit dem
Sprachgebrauche des Lebens und des Patentgesetzes,
mit der herrschenden Theorie und Judikatur, sie alle
legen mit Recht das Wertmoment in den Erfindungs-
begriff hinein. Ist eine neue gewerblich verwertbare
4) S. 68. Vgl. z. B. auch Entscheidung des österr. Patent-
amtes vom 20. Juni 1907, Oesterr. Patentbl. 1908, S. 624: „Falls
weder aus der Beschreibung noch aus dem Bekannten sich die
nötigen Anhaltspunkte für die Durchführung ergeben, läge mit
Rücksicht darauf, dafs schon im Erfindungsbegriffe das Erfordernis
einer Wiederholbarkeit der Problemlösung liegt, eine patentfähige
Erfindung nach § 1 Pat.-Ges. nicht vor.“
41) S. 77, Note 1.
42) S. 64.
4%) Vgl. Isay, Das Recht am Unternchmen (1910), S. 44.
4) S. 76.
#, S. 60.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 856] 71
Erfindung vorhanden, so ist die Voraussetzung der
Patentfähigkeit erfüllt, das Patent wird erteilt, ohne dafs
noch besonders untersucht wird, ob die Erfindung
patentwürdig ist.
Es ist von praktischer Bedeutung, ob das Wert-
urteil „aus der Begrittswelt des Patentrechtes hinaus-
führt“ oder mit der Feststellung des Erfindungs-
charakters verknüpft ist. Erstere Ansicht verleitet zu
dem Vorwurfe, dals bei der Patenterteilung zu Unrecht
ein Werturteil gefällt werde, da der Erfindungsbegriff
ein solches nicht verlange, ein Vorwurf, der früher '°)
und auch neuerdings wiederum erhoben worden ist.
„Durch eine derartige Wertbeurteilung der ange-
meldeten Erfindung wird weder der Allgemeinheit, noch
dem Einzelnen gedient. Es wird sogar dem Zwecke
des Patentgesetzes ganz direkt entgegengearbeitet.
Wenn es die Absicht des Gesetzgebers war, durch das
Patentgesetz so viel Offenbarungen als möglich aus
den Erfindern herauszulocken und sie im Interesse einer
schnelleren industriellen Fortentwicklung bekannt zu
geben, dann wirkt nichts diesem Zwecke so entgegen,
als die Prüfung auf Patentwürdigkeit einer angemeldeten
Erfindung.“ +) Die herrschende Lehre erwidert: nicht
irgend welche Offenbarungen, sondern Erfindungen
sollen herausgelockt werden, Erfindungen aber sind
technische Mafsnahmen von gewissem Werte. Was
will Osterrieth entgegnen?
Österrieth gerät übrigens mit sich selbst in Wider-
spruch, wenn er an anderer Stelle**) sagt: „Es muls
in jedem einzelnen Falle die Frage beantwortet werden,
ob die behauptete Erfindung im Hinblick auf den an-
gegebenen Zweck und im Verhältnis zu den gleichen
Zwecken dienstbaren Mitteln der Technik eine eigen-
artige Wirkung besitzt. Die Feststellung dieser
Patentwürdigkeit erfordert somit ein Werturteil.“
Denn unter eigenartiger Wirkung versteht er ‘’)
„dasjenige, was die Erfindung von anderen technischen
Dingen unterscheidet, ihr eine bestimmbare, abgrenz-
bare, konkrete Existenz gibt. Das andere ist bei neuen
Erfindungen naturgemäfs das Bekannte. Der eigenartige
Charakter ist bedingt durch die der Schöpfung
selbst innewohnenden, objektiven Eigenschaften.“
Was Osterrieth wirklich im Sinne hat, erhellt aus
einer Aeufserung, die er bei anderer Gelegenheit °°)
getan hat: „Die Praxis des Rechts stellt häufig an
Definitionen Anforderungen, denen sie ihrem Wesen
nach nicht genügen können. Man sucht in ihnen die
Schablone, die einfach auf die realen Tatbestände gelegt
zu werden braucht, um sie unter die Begriffe unterzu-
bringen. Das ist naturgemäfs dann nicht möglich, wenn
in einem Begriffe Merkmale enthalten sind, deren Vor-
handensein nur durch komplizierte, an aufsenstehende
Erscheinungen anknüpfende Denkvorgänge festgestellt
wird. So steht es z. B. mit dem Begriffe der Erfindung.
Wie man ihn auch definiere, immer stöfst man auf ein
Merkmal, das ich als Eigenart bezeichne, dessen
tatsächliches Vorhandensein im Einzelfall nur durch
einen Vergleich mit anderen technischen Schöpfungen
und durch Berücksichtigung des technisch-gewerblichen
Zweckes der Erfindung, also einer in die Aufsenwelt
reichenden Beziehung, ermittelt werden kann.“
Osterrieth hat Recht: Eine Mafsnahme, deren
Erfindungscharakter in Frage kommt, mufs mit anderen
Dingen verglichen werden und bei dieser Vergleichung
spielt die beiderseitige Zweckbeziehung eine Rolle.
Aber erst wenn diese Vergleichung stattgefunden und
zu einem für die Mafsnahıne günstigen Ergebnisse
geführt hat, kann man sagen, dafs eine Erfindung vor-
liegt. Es ist verkehrt, wenn man der Maisnahme von
vornherein den Erfindungscharakter beilegt und nur
ihre Patentfähigkeit als fraglich ansieht.
46) Meine Beiträge zur Lehre von der Patentfähigkeit, S. 94 ff.
47) So Breslauer, Gewerbl. Rechtsschutz u. Urheberrecht,
Bd. XV, S. 74. Vgl. auch Tolksdorf, Zeitschrift für Industrierecht
Bd. III, S. 193, Bd. V, S. 150.
48) S. 69.
49) S. 64.
50) Gewerbl. Rechtsschutz u. Urheberrecht, Bd. XIV, S. 404.
18 [No. S56] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [15. Februar 1913]
Verschiedenes
Wettbewerb um den Kaiserpreis für den besten deutschen Wirklichen Geheimen Oberbaurats Dr.- Jng. Veith zugelassen
Flugzeugmotor. Die für den Wettbewerb in Frage kommen- | hat, sind aus der nachstehenden Liste, die der Arbeitsaus-
den Firmen, welche das Preisgericht unter dem Vorsitz des | schufs für den Wettbewerb veröffentlichte, ersichtlich.
A. Gruppe der luftgekühlten Motoren.
.
O Son Zylinder Im Dauerbetriebe soll betragen
or J zo A 8
z = by 532 Bewerben AR F | hend | u Mc n Schraub l
E27 ELZ OVOCE i eststehen r Ha | otor- chrauben-
cr E E 7 verianven oder | Anzahl ene drehzahl | drehzahl
Zu gas umlaufend _ PS | id. Min. | i. d. Min.
| !
1! 48 un Kieling, Frankfurt | Viertakt umlaufend 7 50 | 1250 | 1250
d. . |
2 1.36 Emil Freytag, Zwickau i. S. | Zweitakt | feststehend 10 50 600 | 600
3 31 G. A. Brauer & Co., Chem- ‘ umlaufend © 6 50 | 1200 1200
i nitz i. Sa. | |
4 23 | Bayr.Mot.- u.Flugzeugwerke, | Viertakt 7 7 50 | 1200 | 1200
| Nürnberg-Gibetzenhof | | |
° > | Otto Schwade & Co., Erfurt ” i Z es Ä 2 | nv
6 | 46 Erich W. Stürmer, Lehnin Eintakt | Kreiselmotor, 3 Kolben in 100 | 1000 | 1000
| i. Mark einem festen Gehäuse |
1 2] Neue Automobil-Gesellschaft, | Viertakt umlaufend 14 95 1250 Ä 1250
er nee Berlin-Oberschöneweide 3 k 14 95 | 1250 1250
37 A. Horch & Cie., Zwickau $ P | 6 70 3 1200 1200
» |” 38 i. Sa. : a 6 710 | 1200 1200
| 12 „Kruk“ Motoren-Gesellschaft, a Bi 7 85 1200 1200
x , 18 | Berlin ; S 7 85 | 1200 1200
B. Gruppe der wassergekühlten Motoren.
l 59 7 ; Viertakt feststehend 4 90—95 | 1350 | 1350
1 * 60 | Benz & Cie., Mannheim ; i 4 90—95 ` 1350 | 1350
2 | 30 | Hilz Motorenfabr., Düsseldorf j : 4 115 | 1200—1300 | 1200—1300
3 ; 16 Motoren & Lastwagen A.-G., i . 6 90 | 1300 | 1300
Aachen |
4 61 $ e 4 72 1350 1350
4 | ” 62 $ t 4 12 1350 1350
ji |» 2 Argus-Motoren Gesellschaft i ý 5 u) en nn
4 64 ae ER K 3 4 100 1350 1350
4 65 m. b. H., Reinickendorf bei i ” 4 115 1100 1100
4 * 66 Berlin ” ” 4 115 1100: 1100
4 | 67 R - 6 110 1350 | 1350
4 |* 68 2 5 6 110 | 1350 1350
5 25 F umlaufend . 7 100 | 1300 1300
5 |* 26 Hans Windhoff, Apparate & ‘ A | 1 100 | 1300 1300
5 | 27 Maschinenfabrik, G.m.b.H., : í | 5 15 | 1400 1400
5 28 Schéneberg j 5 | 7 55 | 1420 1420
5 |" 29 $ N | 7 55 1420 | 1420
6 50 \ 5 feststehend | 4 45 1400 | 1400
6 51 Fahrzeugfabrik, Eisenach ‘ 5 4 710 | 1300 3 1300
6 * 52 If i ‘ 4 70. 1300 1300
7 35 Rheinische Aerowerke, p P | 6 100 | 1370 1370
Düsseldorf-Obercassel ' |
8 43 3 2 | 4 100 . 1250 1250
8 °* 44 | Gebrüder Stoewer-Stettin > 7 4 100 1250 1250
8 | 45 ý $ 6 100 | 1350 1350
9 | 55 x $ 4 55 | 1400 an
9 * 56 . Z j 4 55 1400
9 | 57 Han & Selve, Altena i. W. j 4 95 1400 1400
9 * 58 á 4 95 1400 1400
10 2 $ 4 65 1350 | 1350
10 * 3 a W 4 65 1350 1350
io = 4 i nach unten 4 65 1400 | 1400
hängend
0 * 5 s a 4 65 1400 | 1400
| m. Uebersetzung
> . : Daimler-Motoren-Gesell- á j 4 > 0 nn
10 7 n » 4 65 1400 940
ie 8.40. a USERN ; feststehend 4 90 1300 1300
0° 9 geim i 4 90 1300 1300
10 ' 10 n A 6 95 1350 1350
0 * ll " » 6 95 1350 1350
I0 39 j 4 50 1350 | 1350
10 * 40 i y 4 50 1350 | 1350
10 | 4 5 g 6 75 1350 1350
10 * 42 k j 6 15 1350 1350
| 5 © 3 W. Schroeter, Delitzsch ‘ 6 90 1200 1200
12 17 " » | 4 95 1250 1250
12 :* 18 Neue Automobil-Gesellschaft, r á 4 95 1250 1250
12 19 Berlin-Oberschöneweide 5 4 55 1350 1350
12 '* 20 a X 4 55 1350 1350
13 ! 14 |i Flugwerk Deutschland, : i 4 90 1100 | 1100
I3 * 15 | München-Milbertshofen 5 i 4 90 1100 1100
14 | 24 Stahl - Motoren - Gesellschaft s 5 4 60 1200 | 1200
| Ernst Jaenisch & Co., Berlin | be ee
15 I . 5 5 | 4 95 1400 140
15 | 34 | RODEIRS onead Benin Zweitakt 6 65 1400--1435 1400—1435
i
* bedeutet: Ersatzmotor für den voranstehenden Motor.
(15. Februar 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
(No. 856) 719
Es ist auf Grund dieser zum Wettbewerb zugelassenen
Flugzeugmotore der nachstehende Erlafs Sr. Majestät des
Kaisers erfolgt:
Auf den Bericht vom 21. Januar 1913 verleihe Ich den
durch Meinen Erlafs vom 27. Januar 1912 für den besten
deutschen Flugzeugmotor gestifteten Preis von
50000 M der Firma Benz & Co. in Mannheim für einen von
ihrem Oberingenieur Berger konstruierten Vierzylindermotor
von 100 PS.
Auch genehmige Ich, dafs die weiter zur Verfügung
stehenden Preise wie folgt verteilt werden:
der Preis des Reichskanzlers in Höhe von 30000 M:
an die Daimler Motoren-Gesellschaft in Stuttgart-
Untertürkheim für einen Sechszylindermotor von
80 PS;
der Preis des Kriegsministers in Höhe von 25 000 M:
an die Neue Automobil-Gesellschaft, Berlin-Ober-
schöneweide, für einen Vierzylindermotor
100 PS;
der Preis des Staatssekretärs des Reichsmarineamts
in Höhe von 10000 M: an die Daimler Motoren-
Gesellschaft in Stuttgart-Untertürkheim für einen
70 PS-Motor mit vier hängenden Zylindern;
der Preis des Staatssekretärs des Innern in Höhe von
10000 M: an die Argus-Motoren-Gesellschaf® in
Reinickendorf bei Berlin für einen Vierzvlinder-
motor von 100 PS.
Zugleich bestimme Ich, dafs alsbald ein zweiter Flug-
zeugmotoren-Wettbewerb ausgeschrieben und die
Prüfung der Motoren der „Deutschen Versuchsanstalt für
Luftfahrt in Adlershof“ übertragen wird, und dafs die
ertorderlichen Mittel und Preise der Nationalflugspende gc-
mafs dem Beschlufs ihres Kuratoriums vom 20. Dezember
1912 entnommen werden. Die Stiftung eines Ehrenpreises
behalte Ich Mir vor. Die Preisverteilung soll am 27. Januar
1915 erfolgen.
Sie haben hiernach das Weitere zu veranlassen.
Berlin den 27. Januar 1913.
von
Wilhelm.
Delbrück.
An den Reichskanzler (Reichsamt des Innern).
(Reichsanzeiger 1913).
Schweiz. Studienkommission für elektrischen Bahnbetrieb.
Im Auftrage der Generaldirektion der Schweizer Bundes-
Bahnen hat das Generalsekretariat der Schweiz. Studien-
kommission für elektrischen Bahnbetrieb zu Händen des
Verwaltungsrates der S. B. B. einen Sonderbericht über die
Elektrifizierung der Schweiz. Bundesbahnen mit besonderer
Berücksichtigung der ehemaligen Gotthardbahn erstattet.
Einem in der Schweizerischen Bauzeitung veröffentlichten
Auszug aus der Mitteilung Nr. 4 der Schweizerischen Studien-
kommission für elektrischen Bahnbetrieb, betreffend „Die
Svstemfrage und die Kostenfrage für den hydroelektrischen
Betrieb der Schweizerischen Eisenbahnen“, entnehmen wir
tolgendes:
Bezüglich der Systemfrage ergibt sich die Schlufs-
fılgerung, dafs das Einphasensystem mit Kollektormotoren
mit Serie-Charakteristik, ausgeführt mit etwa 15 Perioden
und etwa 15006, eventuell 10000 Volt Fahrdrahtspannung,
für die Schweizerischen Verhältnisse des elektrischen Voll-
bahnbetriebes technisch und wirtschaftlich als das günstigste
System zu empfehlen ist.
Betreffs der Kostenfrage ist man zu folgendem Schlufs
gekommen: l
Der elektrische Vollbahnbetrieb ist technisch zuverlässig
und vollkommen befriedigend möglich. Für die Verhält-
nisse der Schweiz. Bundesbahnen, auch mit besonderer Be-
rücksichtigung der Gotthardbahn, eignet sich am besten das
Betriebssystem mit Einphasenstrom von ungefähr 15 Perioden
und einer Fahrdrahtspannung von 15000 Volt, wobei diese
Stromart zweckmäfsig direkt als solche in Wasserkraft-
werken zu erzeugen und auf möglichste Verwendung von
Werken mit Akkumulierfähigkeit zu sehen ist. Die für
diese Betriebsart durchgerechneten Projekte für den elck-
trischen Betrieb der Gotthardbahn zeigen, dafs dieser für
einen Verkehr, wie cr bei der Einführung der Elektrifikation
vorhanden sein wird, schon bei den gegenwärtigen Kohlen-
preisen trotz Annahme wesentlich höherer Geschwindig-
keiten erheblich billiger sein wird, als der Dampfbetrieb,
wozu die Vorteile der Rauchlosigkeit und der Möglichkeit
besserer Ausnutzung der Bahnanlage hinzukommen.
Aus einer ebenfalls beigegebenen Uebersicht über den
ungefähren Kraftbedarf der Zukunft für den elektrischen
Betrieb aller Bahnen der Schweiz und über den dafür
angenommenen Verkehr geht hervor, dafs für den absehbaren
Zukunftsbedarf aller Schweizerbahnen Wasserkräfte genügen,
die jährlich rund etwa 1200 bis 1300 Millionen Pferdekraft-
stunden ab "Turbinen liefern können und dabei für eine
Maximalleistung von rund 500000 Pferdestärken ab Turbinen
ausgebaut sind.
(Nach Schweizerische Bauzeitung 1912, Nr. 6 und 18)
Einführung des elektrischen Betriebs auf den Pariser
Vorortbahnen. Der „Temps“ bringt Mitteilungen über die
geplante Einführung des elektrischen Betriebs auf den
Strecken der französischen Staatsbahn im Vorortverkehr bei
Paris. Danach soll dieser Betrieb im Jahre 1916 vollständig
im Gange sein. Es handelt sich hierbei um folgende Strecken:
Paris Saint-Lazare—Auteuil—Champ-de-Mars (groupe dit
d'Auteuil); Paris Saint-Lazare— Versailles R. D. et Chantiers
—Issy-Embranchement—Saint-Nom-la-Bretéche (groupe de
Versailles); Paris Saint - Lazare— Saint - Germain- en-Laye
(groupe de Saint-Germain-en-Laye); Paris Saint-Lazare-
Mantes — Pontoise über Maisons-Lafitte und Argenteuil (groupe
d'Argenteuil; Saint-Germain- Etat — Saint - Germain- Grande-
Ceinture.
Jede Strecke wird zweigleisig werden. Es sollen in
Dienst gestellt werden elektrische Triebwagen mit zwei
Motoren von je 250 PS und einer Höchstgeschwindigkeit
von 80 km stündlich. Die Lieferung der benötigten elek-
trischen Betriebskraft wird ausgeschrieben werden. Im
Budgetentwurf für 1913 sind 28785000 Fr. für Bauarbeiten
und 14910000 Fr. für Beschaffung von rollendem Material
vorgesehen.
Preisausschreiben. Der allgemeineren Anwendung der
autogenen Schweifsung für Konstruktionsteile, die starken
Beanspruchungen unterworfen sind, und deren Bruch mit
Gefahren für Gut und Leben verbunden sein kann, steht der
Umstand entgegen, dafs bisher kein Verfahren bekannt
geworden ist, mittels dessen die Güte der fertiggestellten
Schweifsverbindungen geprüft werden könnte. Nach den
vorliegenden Versuchsergebnissen kommt es in erster Linie
darauf an, dafs die Schweifsstelle möglichst frei von gröberen
und feineren Einschlüssen ist, und dafs das Material nicht
durch zu starke Erhitzungen Beschädigungen erfahren kann.
Das Zentralbüro für Acetylen und autogene Metallbe-
arbeitung in Nürnberg hat, veranlafst durch das Bestreben,
die autogenen Schweifsungsverfahren zu vervollkommnen,
beschlossen, Preise in der ]ighe von insgesamt 1500 M für
die erfolgreiche Bearbeitung der folgenden Frage auszusetzen,
nachdem von der Carbidhandelsgesellschatt m. b. H. die
erforderlichen Mittel in. dankenswerter Weise zur Verfügung
gestellt wurden:
„Auf welche Weise lassen sich Schlackeneinschlüsse
und unganze Stellen, sowie etwa eingetretene Ueber-
hitzungen des Materials bei autogenen Schweifsver-
bindungen nachweisen, ohne dafs die Schweifsstelle
beschädigt wird?“
Besonderer Wert wird darauf gelegt, dafs die Prüfung
der Schweifsstelle mittels einfacher, leicht zu befördernder
Vorrichtungen erfolgen kann. Ferner wird hervorgehoben,
dafs die Preise auch solchen Arbeiten zuerkannt werden
können, die, ohne eine vollkommene Lösung der gestellten
Frage zu bilden, in der Mchrzahl der Fälle ermöglichen, die
Güte der Schweifsung ausreichend zu beurteilen.
80 [No. 856]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Februar 1913}
Die Bearbeitung hat schriftlich zu erfolgen. Die Arbeiten
sind, mit einem Kennwort versehen, unter Beifügung eines
verschlossenen Briefes mit demselben Kennworte, in dem
der Name des Bewerbers angegeben ist, bis zum 1. Juli 1913
an das Zentralbüro für Acetylen und autogene Metall-
bearbeitung in Nürnberg, Gugelstr. 54 einzuliefern. Sie
werden einem Preisgerichte unterbreitet, welches aus
folgenden Herren besteht:
Geh. Regierungsrat Prof. Dr.:Ing. F. Wüst, Vorstand
des Instituts für Eisenhüttenkunde in Aachen; Prof. Dr. Jna.
G. Schlesinger, Vorstand des Versuchsfeldes für Werk-
zeugmaschinen an der Kgl. Techn. Hochschule zu Charlotten-
burg; Prof. R. Baumann, an der Materialprüfungsanstalt
der Kgl. Technischen Hochschule in Stuttgart; Ingenieur
Hermann Richter, Oberlehrer der Technischen Staatslehr-
anstalten in Hamburg; Karl Schröder, Oberingenicur der
Oberschlesischen Eisenbahnbedarfs-Aktiengesellschaft in
Gleiwitz O. S. Ein Vertreter des Büros.
Die Zuerkennnng der Preise erfolgt durch das Preis-
gericht.
Der erste Preis beträgt 1000 M, der zweite Preis 500 M.
Die preisgekrönten Arbeiten werden unter Angabe des
Einsenders veröffentlicht, ohne dafs hierfür eine besondere
Vergütung stattfindet.
Personal-Nachrichten.
Preufsen.
Ernannt: zu Regierungs- und Bauräten die Bauräte
Wellmann in Swakopmund und Schönsee in Celle sowie
der Regierungsbaumeister Grube in Berlin;
zu Regicrungsbaumeistern die Regierungsbauführer
Emil Erbe aus Oberrod, Kreis Untertaunus, Konrad Haber-
land aus Wandsbek, Kreis Stormarn, und Paul Winde aus
Kornelimünster, Kreis Aachen (Eisenbahnbaufach).
Verliehen: die mittels Allerhöchsten Erlasses vom
13. Juni 1881 gestiftete Medaille in Gold für Verdienste um
das Bauwesen dem Vortragenden Rat im Minist. der öffentl.
Arbeiten Geh. Oberbaurat Hofsfeld in Berlin;
die mittels Allerhöchsten Erlasses vom 17. Oktober 1912
gestiftete Denkmünze in Gold für verdienstvolle Leistungen
im Bau- und Verkehrswesen dem Geh. Regierungsrat Pro-
fessor Dr.. Jng. Launhardt in Hannover und dem Geh. Ober-
baurat Dr.-Ing. Stübben in Berlin;
die durch Allerhöchsten Erlafs vom 13. Juni 1881
gestiftete Medaille in Silber für Verdienste um das Bau-
wesen dem Vortragenden Rat im Minist. der öffentl. Arbeiten
Geh. Oberbaurat Körte in Berlin;
die durch Allerhöchsten Erlafs vom 17. Oktober 1912
gestiftete Denkmünze in Silber für verdienstvolle Leistungen
im Bau- und Verkehrswesen dem Maschinenfabrikanten
Kommerzienrat Carl Flohr in Berlin, .dem Direktor der
Aktiengesellschaft für Beton- und Monierbau Regierungsbau-
meister a. D. Dr.:Jna. e. h. Math. Koenen in Berlin, dem
Oberingenieur der Aktiengesellschaft Julius Pintsch L. Onken
in Charlottenburg, dem Stadtbaurat a. D. Theodor Köhn
in Grunewald, dem Königlichen Oberbaurat a. D. Geheimen
Baurat Oskar Teubert in Potsdam, dem Direktor der Aktien-
gesellschaft Siemens & llalske, Abteilung für Eisenbahn-
sicherungswesen, Regierungsbaumeister Pfeil in Berlin-
Grunewald, dem Königlichen Regierungspräsidenten a. D.
Dr. zur Nedden in Koblenz, dem Königlichen Landrat Dr.
v.Reumont in Erkelenz, dem Dircktor der Fırma van derZypen
& Charlier Königlichen Baurat Köttgen in Küln-Deutz, dem
Direktor der Aktiengesellschaft für Brückenbau [larkort
Königlichen Baurat Dr.. Jma. Seiffert in Duisburg, dem Pro-
fessor Schultze-Naumburg in Saaleck bei Kösen, dem Zivil-
ingenicur Königlichen Baurat Taaks in lIlannover, dem bis-
herigen Direktor der Breslauer Aktiengesellschaft (Linke-
Hofmann) Floegel in Breslau, dem Oberingenieur und Proku-
risten der Firma F. Schichau Kienast in Elbing, dem Direk-
tor der Eisenbahnsignalbauanstalt Max Jüdel & Co. König-
Verlag F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin — Druck von Gebruder Grunert, Berlin.
lichen Baurat Schön in Braunschweig und dem Eisenbahn-
obersekretär Rechnungsrat Köhler in Köln;
die durch Allerhéchsten Erlafs vom 17. Oktober 1912
gestiftete Denkmünze in Bronze für verdienstvolle Leistungen
im Bau- und Verkehrswesen dem Oberlehrer und Schritt-
steller Robert Mielke in Berlin-Wilmersdorf, der Prefs.
zementbau-Gesellschaft m. b. H. August Wolfsholz in Berlin,
dem Fabrikanten Artur Siebel in Düsseldorf, dem Kunst-
schmied Taubert in Erfurt, dem Bildhauer Osmar Trillhase
in Erfurt, dem Architekten Gustav Wolff in Halle a. d. S.,
dem Architekten und Bürgermeister a. D. Wilhelm Mefs-
warb in Rehburg, dem Architekten Martin Colonius in
St. Goarshausen, dem Königlichen Domänenrentmeister
Wilhelm Hinrichs in Husum, dem Vorschullehrer Theodor
Klaus Heinrich Möller in Kiel, dem Architekten Karl Vofs
in Burgertiefe, dem Kreisbaumeister Gustav Hübner in Burg-
steinfurt, dem Oberingenieur August Köbler in Bromberg,
dem Architekten bei der Königlichen Ansiedlungskommission
Hugo Locke in Posen, dem Maurer- und Zimmermeister
Nefsler in Wollstein, dem Königlichen Oberbauhofsvorsteher
a. D. Rechnungsrat Karl Zander in Swinemünde, dem König-
lichen Technischen Eisenbahnsekretär Hinze in Berlin, dem
Königlichen Betriebswerkmeister Ulrich in Dortmund, dem
Königlichen Werkmeister Kant in Bromberg und dem
Gelfimen Revisor im Ministerium der öffentlichen Arbeiten
Paul Müller in Berlin.
Beigelegt: das Prädikat Professor dem Dozenten der
Kgl. Techn. Hochschule in Berlin Dipl.-Ing. Konrad Matschoß
und dem Privatdozenten und Konstruktionsingenieur an
dieser Hochschule Dr. Stephan Löffler.
Ueberwiesen: der Regierungs- und Baurat Schönsee
der Regierung in Schleswig.
Zur Beschäftigung überwiesen: der Regierung--
baumeister des Wasser- und Strafsenbaufaches Lahr der
Weichselstrombauverwaltung in Danzig sowie die Regir-
rungsbaumeister des Hochbaufaches Dr. Kohl (bisher beur-
laubt) der Regierung in Königsberg, Stolterfoht der Regir-
rung in Bromberg und Poppendieck der Regierung in
Wiesbaden.
Versetzt: der Baurat Busse von Diepholz als Vorstand
des Polizeibauamts VHI in Berlin und der Regierungsbau-
meister Gerstenhauer von Angerburg i. O.-Pr. als Vorstand
des Hochbauamts in Diepholz;
die Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches Ertz,
bisher in Osnabrück, als Mitglied (auftrw.) der Eisenbahn-
direktion nach Hannover, Woltmann, bisher in Düsseldorf,
als Vorstand des Eisenbahn-Betriebsamts 1 nach Osnabrück,
Gieseler, bisher in Spandau, zur Eisenbahndirektion nach
Berlin, Goerke, bisher in Fulda, zum Eisenbahn-Betriebsamt
nach Ostrowo und Johannes Schröder, bisher in Ostrowo,
in den Bezirk der Eisenbahndirektion in Hannover.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste ertcilt: den Regierungsbaumeistern des Wasser-
und Strafsenbaufaches Artur Müller in Hamburg und Georg
Engberding in Badbergen sowie dem Regierungsbaumeister
des Hochbaufaches Ernst Becker in Idar.
Gestorben: Regierungs- und Baurat Paul Michaelis, Mit-
glied der Eisenbahndirektion in Magdeburg, Geheimer Bau-
rat Otto Kahrstedt, früher Militärbauinspektor in Neifs®,
Geheimer Baurat Andrae, früher Abteilungsvorstand bei der
Generaldirektion der Staatseisenbahnen in Dresden, Baurat
Karl Theodor Fliegauf, Ililfsreferent bei der Oberdirektion
des Wasser- und Strafsenbaues in Baden, Geheimer Baurät
Rudolf Roth, Mitglied der Eisenbahndirektion in Magdeburg,
Baurat Lürig, Vorstand des Hochbauamts Aachen Il, Re-
gierungsbaumeister Fritz Förster, Vorstand der Betriebs-
leitung der Brandenburgischen Städtebahn, Finanz- und Bau-
rat Georg Krüger, Vorstand des Landbauamts Meifsen, und
Geh. Oberbaurat a. I). Heinrich Haas, Mitglied des Techn.
Oberpriifungsamts, in Charlottenburg.
ie
Ganze Reihe No. 857
Berlin, 1. März 1913
VIBRAR
Band Toner )
EN Cae ke
ANNALEN FÜR GEWERBË
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ERSCHEINT AM 1. u.15.JEDEN MONATS
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DIE ZEITSCHRIFT WIRD NACH VEREINBARUNG MIT DEM VEREIN DEUTSCHER MASCHINEN - INGENIEURE
SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MÄRZ 1881, FÜR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts - Verzeichnis. Zus,
eite
Seite Werkzeugmaschinen für Schnelldrehstahle vom Ingenieur W. oS
Heinrich Haast ......646-s ee Sy ede ae Ce oe he ee $I Berlin-Lichterfelde . . 88
Gummi- Transpörtaurie und -Riemen der iakeat und Gumnii- Die Verhütung von Kohlenstaubexplosionen vom Foienier W. Hey m,
werke Alfred Calmon A.-G. Hamburg ‘Mit Abb) .... s2 | Berlinbe Meriel a i
: Bekanntmachung, betreffend die Aenderung den Eisenbahn-Bau- und Be-
Vorrichtung zur Abdampfentnahme an Hon omoUver von Dr.: Ins m | triebsordnung vom 4. November 1904. Vom 18, November 1912 . . 92
L. Schneider, Munchen (Mit Abb) ..... : 85 Zuschriften an die Redaktion, betr. Grofskraftwerke u. Energieverteilung
=, Deutscher Maschinen-Ingenieure. Yeah am | unter besonderer Berucksichtigung der oberen SL Salil bis 150000 V 94
. Februar 1913. Mitteilungen des Ministerialdirektors Dr. Ing. | Verschiedenes. . 94
© ‘chert uber die Anstellungsverhaltnisse der hoheren maschinentech- Der III. Internationale Siralsenkonwrets: — Die M. A. N. in der Gas-
nischen Beamten im preusfischen Staatsdienst. Vortrag des Ingenieurs | industrie.
In. Kautny, Nurnberg, über: „Die Anwendung der autogenen Personal-Nachrichten. .. .. 2 6 © © © © «© © © © © © 94
Schweifsung in Eisenbahn-Reparaturwerkstatten® . . . 2 2 2020 87 | Anlage: Literaturblatt. .
Heinrich Haas +
Am 6. Februar d. J. verstarb im Alter von noch
nicht 62 Jahren nach langem Leiden in Charlottenburg
der Geheime Oberbaurat a. D. Heinrich Haas, Mitbe-
gründer des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure.
Haas hatte eine Beamtenlaufbahn hinter sich, in
der er seinem stets anerkannten Fleifs und seinen
Leistungen entsprechend verhältnismäfsig rasch bis zur
Stelle eines vortragenden Rates im Ministerium für
öffentliche Arbeiten aufrückte. Leider setzte ein Leiden
seiner Arbeitsfahigkeit ein frühes Ziel und zwang ihn,
in den Ruhestand zu treten, den er aber auch nur kurze
Zeit geniefsen sollte.
Haas war im Jahre 1851 in Coblenz geboren. Nach
Besuch des Gymnasiums und der Gewerbeschule seiner
Vaterstadt studierte er in den Jahren 1870—73 das
Maschinenbaufach am Polytechnikum in Aachen und an
der Königlichen Gewerbeakademie in Berlin, um dann
als Maschinentechniker in den Dienst der Königlichen
Ostbahn zu treten. Im Jahre 1880 legte er die zweite
Staatsprüfung ab und wurde zum Regierungs-Maschinen-
meister ernannt. Er wirkte dann nacheinander als Vor-
stand der Hauptwerkstätte Guben, des maschinentech-
nischen Bureaus der Eisenbahndirektion Bromberg, als
maschinentechnisches Mitglied des Eisenbahnbetriebs-
amts Wesel, in welcher Stellung er zum Regierungs-
und Baurat ernannt wurde, als Vorstand der Haupt-
werkstätte Magdeburg-Buckau und vom 1. Oktober 1897
an als Mitglied der Königlichen Eisenbahndirektion
St. Johann-Saarbrücken. Von hier wurde er im Jahre
1903 als Mitglied an die Königliche Eisenbahndirektion
Berlin versetzt, welche Stelle er, nachdem er inzwischen
zum Geheimen Baurat ernannt war, nach einjähriger
Tätigkeit mit der eines Hilfsarbeiters im Ministerium
der öffentlichen Arbeiten vertauschen mufste. Ein Jahr
später — am l. April 1905 -- wurde er zugleich mit
der Bildung einer maschinentechnischen Abteilung im
Ministerium zum vortragenden Rat ernannt. Seine
Haupttätigkeit war hier der Ueberwachung und Weiter-
bildung des Werkstättenwesens der preufsischen Staats-
eisenbahnverwaltung gewidmet. Während seiner Amts-
Nachdruck des
|
|
|
tätigkeit als maschinentechnischer Referent für die
Eisenbahndirektionsbezirke Breslau, Cassel, Erfurt,
Hannover und Kattowitz sind die Werkstattenanlagen
in Cassel, Paderborn, Meiningen, Stendal, Leinhausen
usw. in grofsziigiger und mustergiiltiger Weise umge-
staltet und zum Teil ganz erneuert worden. In her-
vorragender Weise hat er mitgewirkt bei der Ein-
führung der Güterwagengemeinschaft der deutschen
Eisenbahnen. Sein Uebertritt in den Ruhestand er-
folgte am 1. Juli 1911.
In den Jahren, wo schwankende Gesundheit ihn
noch nicht daran hinderte, suchte er durch weitgehende
Studienreisen in fast allen Ländern seinen Gesichts-
kreis zu erweitern.
Haas gehörte dem technischen Oberprüfungsamt
an. Er war Vertreter des Ministeriums der öffentlichen
Arbeiten im Vorstandsrat des „Deutschen Museums für
Meisterwerke der Naturwissenschaft und Technik ın
München“ und Mitglied der Kommission für das Ver-
kehrs- und Baumuseum. Zahlreiche Auszeichnungen,
die ihm zuteil wurden, legen Zeugnis ab von der An-
erkennung, die sein Wirken fand.
Im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure wirkte
er mit grofsem Fleifse seit dem Jahre 1905 als Mit-
glied des Preisrichter-Ausschusses für die Beuth-Auf-
gaben.
Haas, der sich eine angenehme Häuslichkeit einge-
richtet hatte, in der er viele Andenken und Erinnerungen
an seine weiten Reisen mit grofser Liebe aufbewahrte,
war unvermählt geblieben. Er erfreute sich bei seinen
Kollegen und Freunden allgemeiner Beliebtheit; seine
bescheidene Art, sein schlichtes und einfaches Wesen
gewannen ihm überall Ansehen und Vertrauen.
Alle, die ihn gekannt und die mit ihm gearbeitet
haben, werden ihm ein treues, ehrendes Andenken be-
wahren. Um den Dahingeschiedenen trauert besonders
seine in Wiesbaden lebende Schwester, die ihm stets
sehr nahe gestanden hat. Der Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure und seine Mitglieder werden ihm
ein ehrendes Andenken bewahren.
Inhaltes verboten.
82 [No. 857] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN (1. März 1913)
Gummi-Transportgurte und -Riemen der Asbest- und Gummiwerke
Alfred Calmon A.-G. Hamburg
(Mit 14 Abbildungen)
Während Gurtförderer früher auf den Transport ! befindlichen Massen, der geringeren Reibungswider-
leichter, trockener Massengüter, wie Getreide und dergl. stände und des sich hieraus ergebenden geringeren
beschränkt waren, finden sie heute, nach entsprechender Kraftbedarfes anderen Fördermitteln überlegen. Als
Durchbildung der Gurte, auch für die Bewegung ' weiterer Vorzug kommt hinzu, dafs bei Gurtförde-
rern eine Nachlese des Fördergutes vorge-
Abb. l. nommen werden kann, wodurch in vielen Fällen
andere bisher gebräuchliche Separations-Ein-
ee E
a Die von der Asbest- und Gummiwerke
Alfred Calmon A.-G. Hamburg auf Grund lang-
jähriger Erfahrung als Spezialität angefertigten
Gurte für Massenförderung sind Gummigurte.
Abb. 2. Sie bestehen aus einer Anzahl gummierter Stoff-
einlagen, die je nach Erfordernis durchgehend
(Abb. I) oder abgestuft (Abb. 2) angeordnet
werden, und aus starken gegen Reibung und
Witterungseinfliisse besonders widerstands-
Schnitt durch einen abgestuften Gummi-Transportgurt. fähigen Gummiumlagen. Die Stoffeinlagen sind
Schnitt durch einen unabgestuften Gummi-Transportgurt.
schwerer Güter, wie Kohle, Erze, Abraum, aus-
gedehnte Verwendung. Sie eignen sich ganz
besonders zum Transport von Massengütern in
Abb. 3.
Transportrollen für schmale Gurte.
wagrechter und ansteigender Ebene auf weitere
Entfernungen. Der Steigwinkel richtet sich
nach der Gurtgeschwindigkeit und Beschaffenheit
Abb. 4. Steigendes Ende eines Gummi-Transportgurtes in einer
Erzverladestation.
von ganz besonderer Zähigkeit und derart gewebt,
dafs eine Dehnung der Gurte nur in geringem Um-
fange auftreten kann. Uebermäfsiger Dehnung im
Betriebe wird auch dadurch vorgebeugt, dafs die
Gurte schon während der Fabrikation auf beson-
deren Vorrichtungen gestreckt werden. Nach-
spannen ist daher nur selten erforderlich. Ab-
messungen und Stärkeverhältnisse der Stoffeinlagen
‘ und Gummiumlagen richten sich nach Leistung und
Geschwindigkeit der Anlage, Beschaffenheit des Förder-
gutes, ob nafs oder trocken, körnig oder scharfkantig,
ferner nach Art der Zuführung des Transportgutes
u.a. m., so dafs in jedem einzelnen Falle für die
jeweilige Konstruktion sorgfältige Berücksichtigung
aller in Betracht kommenden Verhältnisse erforderlich
ist. Gummigurte können sowohl im Freien als auch
des Fördergutes und kann bis zu 25 Grad betragen. | in staub- und dampferfüllten oder feuchten Räumen
Bei Schrägtransport sind Gurtförderer wegen des | laufen. Sie bieten die Möglichkeit, die Förderstrecke
erheblich geringeren Eigengewichtes der in Bewegung | nach Bedarf in einfacher und billiger Weise durch
Transportrollen für breitere Gurte.
(1. Marz 1913| GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN INo. 857| 83
Einfügung einer oder mehrerer Verlangerungen des vor- Abb. 9. |
handenen Gurtes zu vergrölsern. Die Leistung der
Transportanlage kann in vielen Fällen dadurch ge- a. J
steigert werden, dafs den Gurten durch schrag liegende |
y=
i
I mE wre Wee 7
en, un r ao
3
Bagger mit Gummi-Transportgurten.
Abb. 10.
i co In —
v —
—
E „= und ———
C ur a
Kippgerüst zum Sandtransport aus Schuten mittels Gummigurtes.
Abb. 8.
Transport von Erde und Abraummassen mittels Gummigurtes.
Abb. 11.
ru ae a
W
pe
I
TAT ORK,
U0 Ms TF
De m BE s
i
_Sacktransport mittels Gummigurtes in einer Zementfabrik.
ras Se a Z
EN:
Führungsrollen die Form eines mehr oder weniger
tiefen Troges gegeben wird (Abb. 3 u. 4).
In den verschiedensten industriellen Betrieben
können, wie aus nachstehenden Beispielen hervorgeht,
Ersparnisse von grofser wirtschaftlicher Bedeutung
dadurch erzielt werden, dafs bei der Sammlung und
Bewegung von Massengütern menschliche Hilfskräfte
ied, Ue
Be Ei,
en i er
abh pom Ad, &
ei,
Meek |
Städtische Transportaniage mit Gummigurt zur Beförderung
von Sielinhalt an die Verladestelle.
84 [No. 857]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. März 1913)
oe
En)
tae eae a Br oa wa
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Anlage zum Transport von Kohlen mittels Gummigurtes.
Abb. 13.
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er CA
Pr u. |
bee AS
Bewegliches Auslegerende einer Transportvorrichtung
für Abraum- und Erzmassen.
Abb. 14.
Typische Anordnungen von Gurtförderern.
Wagerechter oder geneigter Gurt, Last an einem Ende empfangend
und am anderen abgebend.
Wagerechter oder geneigter Gurt, an verschiedenen Punkten empfangend und am Kopfende abgebend.
Aufsteigender Gurt, der scine Last nahe am Kopfende empfängt, um eine gebogene Linie
im Aufstieg zuzulassen.
Fördergurt, der seine Last aus Behältern empfängt, welche eine solche gebogene Linie
im Aufstieg zulassen.
Wagerechter Fördergurt mit beweglichem Ablader.
Aufsteigender Gurt mit beweglichem Ablader, der in Behälter verteilt.
Aufsteigender und verteilender Fördergurt, der seine Last am
unteren Ende empfängt und durch eine Reihe
von festen Abladern abgibt.
~
UN.
>` a a a eta
me es 5
so weit als irgend möglich
ausgeschaltet und durch
Transportanlagen mit
Gummi-Gurtbändern ersetzt
werden. Während die älte-
ren Systeme meistens an
geringer Leistung infolge
geringer Geschwindigkeit
der fördernden Teile, hohem
Kraftverbrauch durch grofse
Reibungsverluste, häufiger
Reparaturbedürftigkeit in-
folge verwickelter Bauart
krankten, ist es bei Ver-
wendung von Transport-
anlagen mit Gummi-Gurt-
bändern gelungen, den
mechanischen Massentrans-
port zu einer in grofsen,
rationell arbeitenden Be-
trieben kaum noch ent-
behrlichen Einrichtung zu
machen (vergl. Abb. 5—13).
Diese Transportanlagen
zeichnen sich durch grofse
Leistung wegen der ihnen
eigenen ununterbrochenen
Bewegung, geringen Kraft-
verbrauches und geringen
Verschleifses der wenigen
und einfachen mechanischen
Teile aus.
Wenn ferner in Er-
wägung gezogen wird, dafs
Transportanlagen mit Gurt-
bändern einen nur geringen
Raum beanspruchen und
ihre Installation aufser-
ordentlich einfach ist, so er-
scheint es begreiflich, dafs
ihre Anwendung eine wach-
sende Ausdehnung ge-
wonnen hat. Die Asbest-
und Gummiwerke Alfred
Calmon A.-G. hat sich seit
Jahren mit der Herstellung
und Vervollkommnung der
Gummi-Transportgurte be-
fafst und nach Sammlung
reicher Erfahrungen in ihren
(1. Marz 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 857] 85
mit Spezialmaschinen ausgestatteten Werkstatten Trans-
portgurte fiir Bergbaubetriebe zur Bewegung von Erzen,
Kohlen und Abraumstoften, für Hüttenbetriebe und
Kohlenwäschereien, für Baggerbetriebe zur Förderung
des Baggergutes, für Kornsilos zum Getreidetransport,
für Tiefbauten zum Transport von Erde usw. hergestellt,
die den vielfachen technischen Anforderungen mit
günstigstem Erfolge entsprechen.
Eine so mannigfache Verwendung der Gurtförderer
bedingt natürlich eine sorgfältige Berücksichtigung aller
in Betracht kommenden Verhältnisse, um dem Ver-
wendungszweck entsprechend hinsichtlich der Abmes-
sungen und Stärkeverhältnisse sowie hinsichtlich der
Qualität der Stoffe und Gummiauflagen die richtige
Wahl treffen zu können, denn von der Kenntnis dieser
Umstände hängt die Konstruktion der Transportgurte
ab. Wie schon aus den Querschnittskizzen (Abb. 1 u. 2)
ersichtlich, variieren die Gurte, die in allen Fällen aus
den besten und zweckentsprechenden Materialien an-
gefertigt werden, in der Anordnung der, Stoffeinlagen
und Gummiauflagen sowie in der Qualität nach den an
sie gestellten Anforderungen. Zu richtiger Beurteilung
ist neben den Leistungs- und Geschwindigkeitszahlen
auch Kenntnis der örtlichen Verhältnisse der Anlage
sowie der typischen Anordnung des eigentlichen Gurt-
bandes erforderlich. Die nachstehende Abb. 14 zeigt
die gebräuchlichsten Dispositionen, andere Verwen-
dungsmöglichkeiten sind Gegenstand technischer Durch-
arbeitung von Fall zu Fall.
Nach einem ähnlichen Fabrikationsverfahren wie
die Gummigurte (Abb. I u. 2) werden die Gummiriemen
hergestellt, die zur Kraftübertragung dienen. Die
natürlichen Eigenschaften des Gummis verleihen diesen
Riemen eine unibertroffene Adhaesion, so dafs sie,
richtig aufgelegt, auch bei kleinsten Scheibendurch-
messern nicht schleifen und die ganze Maschinenkraft
mit geringsten Verlusten übertragen. Gegen Feuchtig-
keit, Kälte, Hitze und Dampf ungemein widerstandsfahig,
laufen Gummiriemen schnurgerade und ruhig, da sie
auf Pressen unter hohem Druck gleichmdalsig stark
gearbeitet und nicht wie z. B. Lederriemen aus ver-
schiedenen ungleich dicken Hautlangen zusammengesetzt
sind. Bezüglich Zugfestigkeit und Dehnungsverhält-
nisse der Calmon’schen Gummiriemen sei auf die
Resultate in der Kel. Techn. Versuchsanstalt zu Char-
lottenburg angestellter Versuche hingewiesen. Zur
Prüfung gelangten von jeder Sorte 5 Riemen gleicher
Dimension, wobei die Zugfestigkeit pro qmm Quer-
schnitt bei Kautschukriemen mit 4,27 kg, Kamelhaar-
riemen mit 3,55 kg, Kernlederriemen mit 1,65 kg fest-
gestellt wurde.
Die Dehnung der 3 verschiedenen Riemenarten
bei nachstehenden Belastungen betrug
bei 240 600 900 1050 1200 2250 kg
Kernlederriemen 28 6,7 98 11,5% 12,9% -- pCt.
Kamelhaarriemen 2,0 42 6,0 68 7,8 230 „
Kautschukriemen 1S 34 48 57 65 114 „
*) Während der Lederriemen bereits bei einer.Belastung von
1050 bezw. 1200 kg je einmal rifs, und der Kamelhaarriemen eine
eröfsere Belastung als 2250 kg nicht mehr ertrug, war der
Kautschukriemen bei 2250 kg vollständig intakt und wies die geringste
Dehnung aut.
Vorrichtung zur Abdampfentnahme an Lokomotiven
Von Dr.. Jng. L. Schneider, München.
(Mit 3 Abbildungen)
Während in ortsfesten Dampfanlagen die Speise-
wasservorwärmung längst zum Gemeingut geworden
ist, ja fast so alt ist wie die Dampfmaschine selbst,
finden wir sie im Lokomotivbetrieb nur ganz vereinzelt
angewendet. Bereits bei Dampfmaschinen aus den
30er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der
Abdampf in Schlangenrohren durch das hohle Ma-
schinenbett, welches als Speisewasserbcehälter diente,
geleitet. Ekonomiser, in welchen die Abgase der
Dampfkessel noch einen Teil der ihnen innewohnenden
Wärme an das Kesselspeisewasser abgeben, sind fast
in jeder neuzeitlichen Kesselanlage zu finden. Es mag
also auf den ersten Blick erstaunen, wie wenig fort-
schrittlich man in dieser Beziehung im Lokomotivbau
ist. Ich sage ausdrücklich „auf den ersten Blick“, denn
bei näherem Zusehen wird die Tatsache erkennbar,
dafs selbst erprobte Einrichtungen und Neuerungen im
Eisenbahnbetrieb nicht oder nur langsam Eingang finden
können. Zum Teil werden die Vorteile durch gewisse
Mafsnahmen so teuer erkauft, dafs ihr Nutzen ein-
geschränkt und sogar fraglich wird, teils lassen sie die
unbedingte Betriebssicherheit, die dazu nötige Einfachheit
und Uebersichtlichkeit auch in der ingeniösesten Durch-
bildung so sehr vermissen, dafs sich aus diesen
Grunde ihre Anwendung verbietet. Dazu tritt noch
der Umstand, dafs die Lokomotive ein recht kompli-
ziertes Aggregat einer Dampfmaschine und eines hoch-
beanspruchten Kessels ist, die gegenseitig zusammen-
gestimmt sein müssen, wenn sie den an sie gestellten
weitgehenden Anforderungen genügen sollen. Eine
einschneidende vorteilnafte Veränderung an einem Teil
kann schwere Beeinträchtigung des anderen zur Folge
haben. Ferner sind Versuche mit technischen Neue-
rungen an einzelnen Lokomotiven häufig fast wert-
los, während die Ausrüstung einer ganzen Reihe von
Lokomotiven zu Versuchszwecken oftmals Summen
verlangen würde, deren Risiko eine rentierliche Unter-
nehmung nur selten zu tragen geneigt ist, besonders
wenn das treibende Moment des Wettbewerbes nicht
besteht. So kommt es, dafs trotz der allgemeinen
technischen Erkenntnis und trotz der erstaunlichen
Vervollkommnung unserer Verkehrsmittel, hier und
dort noch manches anscheinend nicht ganz auf der
Höhe ist, was den auf einem anderen Fachgebiet
arbeitenden Ingenieur in einiges Erstaunen setzt.
Hierzu gehört, wie schon erwähnt, die Speise-
wasservorwärmung. Trotz mancher Schwierigkeiten,
die der Durchführung dieses Problems im Wege standen,
hat es doch den Anschein, als ob es bisher an einem
entschiedenen, an entsprechender Stelle stehenden
Vorkämpfer fehlte. Man ist versucht, an die Einführung
der Dampfüberhitzung zu denken, deren \Vert bei
stationären Dampfanlagen auch längere Zeit erwiesen
war und die im Lokomotivbetrieb erst Eingang fand,
nachdem ihr ein Vorkämpfer in der Person Garbes
und eine daran interessierte Kapitalsvereinigung in der
Schmidtschen Heifsdampfgesellschaft erstan-
den war.
Von den bisher eingeführten Systemen der Vor-
wärmung sind zu nennen: die amerikanischen der
Baldwin-Lokomotivwerke und der Central of Georgia
Railway, das englische von G. & J. Weir, das fran-
zösische von Caille-Potonie und das der ägyptischen
Staatsbahn von F. H. Trevithik. Soweit diese Systeme
den Abdampf der Maschine ausnützen, entnehmen sie
ihn dem Ausströmrohr und damit ist zugleich eine
Schwierigkeit verbunden, welche dieser Art der Speise-
wasservorwärmung schon mannigfaches Mifstrauen
eintrug. Durch die Entnahme des zur Vorwärmung
benötigten Dampfes mittels Klappen im Abdampfrohr
wird die Zugwirkung beeinträchtigt, da sie zur Durch-
einanderwirbelung des Dampfes Anlals geben. Jeder
Fachmann weifs, dafs die Funktion des Blasrohres
für die richtige Feueranfachung und infolgedessen für
die Dampfbildung von einschneidender Bedeutung ist.
Eine darin auftretende Wirbelbildung hat sowohl eine
geringere Zugwirkung als erhöhten Rückdruck auf den
Kolben zur Folge. Aufserdem haftet den bisher
ER
S6 [No. 857] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [1. Marz 1913)
cc
üblichen Methoden der Dampf- Abb. 1.
entnahme für die Vorwärmung
der gemeinsame Uebelstand an,
dafs die zur Zugwirkung aus-
nützbare Dampfmenge verringert
wird. Bei Einbau von Vor-
wärmern in alte Lokomotiven
werden somit deren Zugverhält-
nisse etwas verschlechtert, wäh-
rend man bei Neukonstruktionen
wenigstens von vornherein dar-
auf Rücksicht nehmen und die
Rost-, Blasrohr- und Schorn-
steinabmessungen entsprechend
wählen kann.
Anordnung der Vorwärmer.
Damptentnalime am
Kamin über Blasrohr.
Vorwarmer.
Dreiweghahn.
Heizschlange.
Injektor.
ee Ee: ee
Kesselspeiseventil.
Eine neue Art der Dampfentnahme, welche diese
Nachteile vermeidet, ist unter No. 251336 im Deutschen
Reiche und unter No. 444103 in Frankreich patentiert
und in ihrer ersten Ausführung in den Abbildungen |
und 3 dargestellt. Diese Anordnung ist dadurch aus-
gezeichnet, dafs durch ein Dampfentnahmerohr der
mittlere Kern des auspuffenden Dampfes abge-
fangen wird. Die zugeschärfte Mündung des Ab-
fangrohres æ (Abb. I) wird am besten etwas über den
engsten Kaminquerschnitt verlegt. Der lichte Rohr-
durchmesser beträgt je nach der Kaminweite 25 bis
75 mm. Eine Verminderung des Kaminzuges kann aus
zwei Gründen nicht eintreten. Erstens ist im engsten
Kaminquerschnitt F— F stets die gleiche Dampfmenge
vorhanden, ob das Ablangrohr eingebaut ist oder nicht,
| zweitens behält der austretende Dampfstrahl seinen
m Der nn E kreisrunden bezw. ringförmigen Querschnitt überall bei.
| Es lafst sich, wenn erwünscht, mit dem Einbau des
| I: Abfangrohres sogar sehr einfach eine Erhöhung des
Unterdruckes in der Rauchkammer erzielen, indem man
um die Mündung des Rohres a einen Ring s von drei-
eckigem Querschnitt legt, wie Abb. 2 darstellt. Dieser
Stegring wirkt ähnlich wie die bekannten zur Erhöhung
j] des Unterdruckes dienenden Stege, welche direkt in
S a, der Blasrohrmündung angebracht werden, aber in dieser
a = Anordnung zugleich eine Erhöhung des Rückdruckes
| auf den Kolben hervorrufen. Der Stegring oberhalb
des Blasrohres übt keine Reaktion auf den Kolben aus.
Ebensowenig hat das nach Abb. |
Abb. 3. oder 3 angebrachte Abfangrohr
im Gegensatz zu den Klappen-
systemen die geringste Rück-
wirkung auf den Kolben. Ein
Ueberreifsen von Lösche in das
Abfangrohr findet nicht statt.
Diese kann in den Kern des aus-
puffenden Dampfstrahles nicht ein-
dringen, sondern wird vom Um-
fang des Dampfkegels mit fortge-
rissen und ausgestofsen.
Die Versuchslokomotive (Abb.3)
ist nun seit mehreren Monaten
mit dieser Einrichtung versehen.
Es ist bemerkenswert, dafs im
Kondenswasser des Vorwärm-
dampfes Oelspuren nicht festge-
stellt werden konnten.
Zum Abstellen des Vorwärm-
dampfes genügt ein einfacher Zug
in Verbindung mit einem Schieber
oder einem Hahn.
Die zu Versuchszwecken
dienende 3/3 gekuppelte Tender-
lokomotive ist im Jahre 1902 von
Versuchslokomotive. l. A. Maffei in München gebaut.
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(1. Marz 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
~ [No. 857] 87
Sie besitzt eine Heizflache von 63 qm, eine Rost-
flache von 1,4 qm und arbeitet mit 12 at Ueber-
druck. Die Kesselspeisung mittels Injektoren wurde
während der Vorwärmeversuche beibehalten, wodurch
allerdings die Höhe der Vorwärmung im Wasser-
kasten begrenzt war, sollte ein „Abschlagen“ des
Injektors hintangehalten werden. Letzterer saugt das
Wasser aus dem Wasserkasten d an (Abb. 1), drückt
es durch einen Vorwärmer 2, der in Abb. 3 bei & teil-
weise sichtbar wird und nur 2,6 qm Heizfläche besitzt,
und durch den Speisekopf / in den Kessel. Der ober-
halb des Blasrohres abgefangene Dampf strömt durch
das einzöllige Rohr z zunächst in den Vorwärmer 4 und
hierauf noch in eine Rohrschlange von 1,5 qm Ober-
fläche, die sich im Wasserkasten d befindet. Diese
Anordnung wurde hauptsächlich gewählt, um dem.
Injektor e nicht zu heifses Wasser zuzuführen. Beträgt
dieTemperatur im Wasserkasten über 35 Grad, so wird
die Heizschlange mittels eines Dreiweghahnes ¢ ausge-
schaltet. Der Dampf gelangt dann durch den Vorwärmer 4
hindurch ins Freie. Bei 30 bis 35 Grad funktionieren die
Injektoren noch ganz zuverlässig. Am Injektoraustritt
beträgt die Temperatur des ursprünglich 10 gradigen
Speisewassers 65 bis 68 Grad, hinter dem Vorwärmer
etwa 15 Grad. Messungen ergaben, dafs bei 10 gradigem
Speisewasser und 12 at Kesselspannung die Speise-
wassertemperatur hinter dem Injektor ohne Vorwärmung
im Mittel 50 Grad betrug. Mit den oben angegebenen
kleinen Vorwärmerflächen und dem einzölligen Ent-
nahmerohr war also eine Temperaturerhöhung von
25 Grad erzielbar. Es ergaben sich im übrigen folgende
Verhältnisse:
Temperatur Temperatur Temperatur
im Wasser- hinter dem hinter dem
kasten ° C. Injektor ° C. Vorwärmer ° C.
15 54 63
20 57 66
25 61 10
30 66 14
35 71 19
40 15 83
Es unterliegt gar keiner Schwierigkeit, gröfsere
Vorwärmerflächen unterzubringen und Speise-
temperaturen von 95 bis 100 Grad zu erzielen.
Die Vorwärmung im Wasserkasten beseitigt die
lästige Gefahr des Einfrierens der Injektorsaugleitung
inn Winter, was nebenbei bemerkt sein mag.
Die ganze Einrichtung nach dem Rieger’schen
Patent kann mit ganz geringen Kosten auch von kleineren
Betriebswerkstätten angefertigt werden und ist an jeder
alten Lokomotive einfach anzubringen. Bei Ausrüstung
neuer. Lokomotiven empfiehlt es sich, mittels Pumpen
zu speisen, da alsdann eine Begrenzung der Temperatur
im Wasserkasten, die bei Injektoren notwendig wird
und einige Aufmerksamkeit seitens des Personals er-
fordert, entfällt. Selbstredend kann den Vorwärmern
aufser dem Maschinenabdampf auch der Abdampf der
Speisepumpe und der Westinghousepumpe zugeleitet
werden.
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure
Versammlung am 18. Februar 1913
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr.-Ing. Wichert — Schriftführer: Herr Baurat L. Glaser
Nach Eröffnung der Versammlung teilt der Vor-
sitzende mit, dafs das Vereinsmitglied Herr Geheimer
Oberbaurat a. D. Haas, Mitbegründer des Vereins,
nach kurzer Krankheit verstorben ist. Die Anwesenden
erheben sich zu Ehren seines Andenkens von ihren
Sitzen. (Nachruf siehe S. 81.)
Der Vorsitzende: Meine Herren! Sie haben mich
in der Versammlung vom 21. Januar wiederum zum Vor-
sitzenden des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure
gewählt. Ich habe das Amt mit Freude angenommen
und danke Ihnen bestens für das Vertrauen, das Sie
mir damit bewiesen haben. Ich werde mich bemühen,
das Amt in bisheriger Weise und zu Ihrer Zufriedenheit
weiterzuführen. (Beifall.)
Vom Königlichen Technischen Oberprüfungsamt ist
die Nachricht eingegangen, dafs die beiden Bearbeitungen
der Beuth-Aufgabe 1912 betreffend „Verlegung von
Hochspannungskabeln“ alshäuslicheProbearbeiten für die
Staatsprüfung im Maschinenbaufache vom Herrn Minister
der öffentlichen Arbeiten angenommen worden sind.
Der Berliner Bezirks-Verein Deutscher Ingenieure
ladet zu der am 19. Februar 1913 im grofsen Hörsaal
des Erweiterungsbaues der Technischen Hochschule in
Charlottenburg stattfindenden aufserordentlichen Monats-
versammlung ein. Der Vortrag des Herrn Professor
Obergethmann betrifft „Die Mechanik der Zugbe-
wegung bei Stadtbahnen“. Inhalt des .Vortrages:
l. Kürzeste Zugfolgezeit, 2. Höchste Zugfolgezahl,
3. Reise - Geschwindigkeit, 4. Leistungsfähigkeit der
Bahnen. Die Mitglieder unseres Vereins sind hierzu
eingeladen. Die Einladungskarten können sofort oder
in der Geschäftsstelle in Empfang genommen werden.
Vom Architektenverein zu Berlin wird mitgeteilt,
dafs Herr Oberbaurat a.D. Scheibner am Montag, den
17. Marz 1913 im Architektenhause einen Vortrag halten
wird mit dem Thema: „Die bei den deutschen Eisen-
bahnverwaltungen gebräuchlichen Druckluftstellwerke
mit elektrischer Steuerung der Bauarten C. Stahmer
A.-G. in Georgsmarienhütte, Maschinenfabrik A.-G. in
Bruchsal und Scheidt & Bachmann in M.-Gladbach“.
Die Mitglieder des Vereins sind eingeladen, dem Vor-
trage beizuwohnen.
Von der geschäftsführenden Verwaltung deutscher
Eisenbahnverwaltungen, Berlin, ist ein Schreiben fol-
genden Inhalts eingegangen: |
„Der Preisausschufs des Vereins Deutscher Eisen-
bahnverwaltungen hat Herrn Dr. Sanzin, Maschinen-
oberkommissär im K. K. Eisenbahnniinisterium, Do-
zenten an der K. K. technischen Hochschule in Wien,
die Verfassung einer Geschichte des Lokomotivbaues
von seinen ersten Anfängen bis in die neuere Zeit,
geordnet nach den Hauptentwicklungsperioden in
einzelnen Ländern und zunächst abgeschlossen mit
dem Jahre 1860, übertragen.
Zur Unterstützung des Verfassers bei der Aus-
arbeitung seines Werkes, an dessen geschichtlicher
wie wissenschaftlicher Vollständigkeit in der Dar-
stellung der Entwicklung des Lokomotivbaues auch
Sie — wie wir glauben — einiges Interesse nehmen
werden, erlauben wir uns, ergebenst zu ersuchen,
Herrn Dr. Sanzin von etwa vorhandenen, für seine
Zwecke verwertbaren Schriftwerken, Modellen, Zeich-
nungen usw. zur Einsichtnahme oder leihweisen Ent-
nahme gefälligst Kenntnis geben zu wollen.
Für eine freundliche Unterstützung des Herrn
Dr. Sanzin sagen wir Ihnen im Namen des Vereins
Deutscher Eisenbahnverwaltungen im voraus besten
Dank.“ gez. Rüdlin.
- Zur Förderung des Werkes wäre cs sehr er-
wünscht, wenn diejenigen Herren, welche im Besitz
irgend welcher Schriftwerke aus jener Zeit sind, diese
Herrn Sanzin zur Kenntnis leihweise abgeben.
Der Vorsitzende: Meine Herren! Ich habe Ihnen in
den früheren Jahren mehrfach kleine Mitteilungen ge-
macht über die Anstellungsverhältnisse der höheren
maschinentechnischen Beamten im preufsischen Staats-
dienst, und es ist für Sie wohl nicht ganz ohne Wert,
wenn ich Ihnen jetzt wieder einige ergänzende Zahlen
hierüber mitteile.
88 (No. 857]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. März 1913)
Nach dem Etat und der voraussichtlichen Wirk-
lichkeit werden am 1. April 1913 vorhanden sein:
l Ministerialdirektor,
4 vortragende Räte,
2 Direktionspräsidenten,
15 Oberbauräte,
66 sonstige Direktionsmitglieder,
225 Amtsvorstände,
66 etatsmafsige Regierungsbaumeister,
das sind 379 etatsmäfsige Stellen und zwar mehr gegen
l. April 1912:
2 Oberbaurate,
3 Amtsvorstande und
15 etatsmäfsige Regierungsbaumeister.
Es wird also eine Vermehrung um 20 etatsmäfsige
Stellen stattfinden. Diesen 379 etatsmäfsigen Stellen
stehen insgesamt 102 Regierungsbaumeister in nicht
etatsmälsigen Stellen gegenüber, und zwar 62 nicht-
etatsmäfsige Regierungsbaumeister, die bei den Direk-
tionen, und 9 Regierungsbaumeister, die in Stellen von
Betriebsingenieuren beschäftigt werden. Aufserdem
sind 31 Regierungsbaumeister, die die Anwartschaft
haben, beurlaubt.
Von dıesen wird jedenfalls der gröfste Teil zurück-
kehren, was auf die Anstellungsverhältnisse noch drückt.
Die Verhältnisse sind fast normal, denn 379 etats-
mäfsigen Stellen stehen im ganzen 102 nicht etats-
mäfsige gegenüber, also etwa 4:1.
Unbesoldete Baumeister werden nicht mehr be-
schäftigt. Leider ist aber die Zeitdauer für die erste
Anstellung immer noch sehr grofs, denn es werden
die Herren, welche etatsmäfsige Stellen bekommen,
mindestens 7 Jahre gewartet haben, diejenigen, welche
zu Amtsvorstehern ernannt werden, etwa 8°% Jahre.
Diese immer noch nicht erfreulichen Anstellungsver-
Werkzeugmaschinen
Bei einer Auswahl der geeignetsten Bauarten
moderner Werkzeugmaschinen für einen Betrieb mit
Schnelldrehstahlen spielen in erster Linie die Charak-
teristiken dieser Stahle selbst eine bedeutende Rolle.
Man kann 3 Arten von Schnelldrehstahlen unterscheiden
und zwar: Klasse A, Stahle zum Schneiden weichen
und mittelharten Materials; Klasse B, Stahle zum
Schneiden harten Materials und Klasse C, Stahle zum
Schneiden besonders harten Materials und zur Ver-
wendung in Fällen, in denen scharfe und bleibende
Schnitte erforderlich werden. Es wird mehr Kraft er-
forderlich, eine dünne breite Schnittfläche zu erzielen
als eine solche von doppelter Stärke und halber Breite.
Die benötigte Zusatzkraft ist desto geringer, je schärfer
das Werkzeug ist. Stahle mit scharfen Schneidekanten
erfordern weniger Kraft als solche mit stumpfen Kanten,
um die gleiche Menge Material zu entfernen. Gegen
eine Verwendung zu scharfer Kanten spricht dagegen
die Gefahr eines häufigeren Brechens derselben.
In bestimmten Grenzen nimmt die Gesamtkraft zur
Ausführung eines bestimmten Schnittes einschliefslich
der durch Reibungen in der Maschine entstehenden
Kraftaufwendungen in kleincrem Mafse als die Schneide-
geschwindigkeit zu. Bestimmte Regeln für die Schneide-
geschwindigkeit festzulegen, ist eine sehr schwierige
Aufgabe. Prüfungsergebnisse mit Schnelldrehstahlen
unter idealen Betriebsbedingungen sind interessant und
wertvoll für die Angabe der Richtungen, nach denen
Vervollkommnungen im Bau und in der Verwendung
der Werkzeugmaschinen erfolgen können, doch dienen
sie nicht zum Nachweis in der Werkstatt wirklich er-
zielter Erfolge. Es sind im praktischen Betriebe so
viele Momente ausschlaggebend, dafs eine Bestimmung
der günstigsten Bedingungen bezüglich der besten
Schneidegeschwindigkeit ohne eine sorgfältige Er-
wägung eines jeden einzelnen Falles aufserordentlich
schwierig ist.
hältnisse sind die Folgen der früheren Zeit, wo eine
zu grofse Anzahl von Anwärtern aufgenommen wurde,
Die Jahrgänge sind so aufserordentlich zahlreich ge-
wesen, besonders der Jahrgang 1905, dafs es mehrere
Jahre gedauert hat, dieselben aufzubrauchen. Voraus-
sichtlich wird Anfang April der Jahrgang 1905 voll-
ständig aufgebraucht sein. Vom Jahrgang 1906 sind
etwa noch 20 Herren anzustellen. Die Anstellungs-
verhältnisse werden daher im Laufe der Jahre immer
bessere werden.
Hierauf erhielt Herr Ingenieur Th. Kautny, Nürn-
berg, das Wort zu seinem Vortrag über
Die Anwendung der autogenen Schweifsung
in Eisenbahn-Reparaturwerkstätten
unter Vorführung zahlreicher Lichtbilder. (Der Vortrag
mit anschliefsender Diskussion wird später veröffentlicht.)
Der Vorsitzende dankt dem Vortragenden im Namen
des Vereins für seine interessanten Ausführungen.
Die Abstimmung hat die Aufnahme folgender Herren
ergeben:
Als ordentliche Mitglieder die Herren Hermann
Idelberger, Dipl. - Jng., Ober-Ing. der Siemens-
Schuckertwerke, Berlin-Friedenau; Walter Kirchhoff,
Regierungsbaumeister, Berlin-Karlshorst; Ernst Linack,
Regierungsbaumeister, Liegnitz; Friedrich Schlemmer,
Regierungsbaumeister, Hirschberg i. Schl. Als aufser-
ordentliches Mitglied Herr Gustaf Klemming, Direktor
des Eisenbahnmanufacturwerks „Gunnebo“, Gunnebo
Werkeback (Schweden).
Die zur Besprechung eingegangenen Bücher sind
verteilt und den betreffenden Herren zugestellt worden.
Gegen die Niederschrift der Versammlung vom
2l. Januar 1913 sind Einwendungen nicht erhoben
worden; sie gilt daher für genehmigt.
für Schnelldrehstahle
vom Ingenieur W. Heym, Berlin-Lichterfelde
Sorgfältige Versuche haben den Nachweis erbracht,
dafs, je schärfer der Schnittwinkel ist, desto geringere
Kraft für die Beseitigung einer bestimmten Material-
menge erforderlich wird, wobei die Art und die Tiefe
des Schnittes konstant bleibt. Andererseits ist die
Schneidkante, je schärfer der- Schneidewinkel ist, in
desto höherem Grade der Bruchgefahr ausgesetzt und
desto geringer wird auch die Stahlmasse, welche eine
Fortleitung der beim Schneiden entstehenden Hitze er-
möglicht. Die Wichtigkeit, unter normalem Winkel die
Schnitte auszuführen, liegt klar auf der Hand und, je
weniger Normalwerte in Frage kommen, desto günstiger
werden sich die Verhältnisse gestalten, so lange der
Verlust an Schneidwirkung nicht gröfser als der Ge-
winn durch ein Schleifen und Herrichten der Werk-
zeuge nur für eine kleine Anzahl von Normalwerten wird.
Die zu wahlenden Normalwerte richten sich nach der
Verschiedenartigkeit der auszuführenden Arbeit und
des zu behandelnden Materials und nach der Beschaffen-
heit der in einer Werkstatt zur Verfügung stehenden
Maschinen. Ein enges Ankleben an Normalwerten ist
zwecklos, wenn viele Abweichungen in Frage kommen.
Es sollte die Pflicht des Betriebsleiters sein, sofern die
Betriebsverhältnisse es irgend gestatten, Versuche mit
Werkzeugen verschiedenenSchnittwinkels vorzunehmen.
Auch sollte man Vorteile aus dem Versuche mit ver-
schiedenen Stahlarten ziehen. Schnelldrehstahle haben
sich in den letzten Jahren glänzend bewährt und werden
auch in der Zukunft an der Spitze bleiben. Die Er-
fahrungen haben gelehrt, dafs die Schnittflächen länger
scharf bleiben und die Schnittwinkel mit gröfserer
Schärfe ausgeführt werden können.
Bei Revolverdrehbänken werden heute erstklassige
Schnelldrehstahle in grofsem Umfange verwendet und
sehr scharfe Schittflächen mit denselben erzielt. Das
beste Beispiel für die Vervollkommnung dieser Stahle
bieten vielleicht Bohrmaschinen, UnterVoraussetzung ge-
(1. Marz 1913)
nigender Antriebskraft tut ein Schnelldrehbohrstahl drei-
mal soviel Arbeit und erfordert ein bedeutend selteneres
Nachschleifen als der Bohrstahl aus Temperstahl. Die
Schneideleistungen des Schnelldrehstahles haben einige
vollwertige Vorteile ergeben, da durch seine Ein-
führung wertvolle Ersparnisse infolge der gesteigerten
Geschwindigkeit und der gröfseren Zeitdauer, während
welcher die Werkzeuge ohne Nachschleifen arbeiten
konnten, erzielt wurden.
Bei weitem nicht genügende Aufmerksamkeit hat
man auf die durch die Schnelldrehstahle erreichbaren
Ersparnisse verwandt. Werden moderne Maschinen voll
ausgenutzt, so ist die Leistungsfähigkeit dreimal so grofs
wie bei den früheren Hilfsmitteln. Aufserdem ist die
benötigte Kraft pro kg beseitigten Materials, obgleich
die zum Antriebe von Maschinen zur vollen Ausnutzung
der Schnelldrehstahle benötigte Kraft sehr grofs ist,
bei hochtourigen Maschinen geringer als bei gering-
tourigen. Die einzigst mögliche volle Ersparnis läfst
sich nur durch Ausschalten gewisser Maschinen für die
erste Bearbeitung der Werkstätte erzielen. Bei dem
Einführen des Schnelldrehstahles wird es nicht erforder-
lich werden, alle oder den gröfsten Teil der alten
Maschinen zu beseitigen, sofern diese ausreichen, um
die Schlufsbearbeitung bei annehmbaren Geschwindig-
keiten auszuführen. Ist es nicht möglich, neue Maschinen
zu kaufen, so lafst sich viel durch eine Auswahl derjenigen
Maschinen erreichen, welche eine Erhöhung der Riemen-
geschwindigkeiten in dem Grade gestatten, dafs hohe
Umlaufszahlen erzielt werden. Auch ist es keineswegs
erwünscht, dieselbe Art Materials oder Arbeit für erste
und Schlufsbearbeitungen zu haben. In manchen Fällen
sind Stufenscheiben durch breite Riemenscheiben er-
setzt worden, während zur Durchführung von Ge-
schwindigkeitsänderungen Gleitsteuerungen dienten.
Ein Bild über die Ersparnisse in der für die Be-
arbeitung erforderlichen Zeit gewinnt man, wenn man
die zulässigen Kraftbeträge bei dem Bau von Werk-
zeugmaschinen vor und nach der Einführung der Schnell-
drehstahle vergleicht. Es wurde zeitweise die Ansicht
vertreten, dafs die Antriebskraft, welche nutzbringend
verwendet werden könnte, von der Art der auszuführen-
den Arbeit und nicht von der Höhe der Schlitten bei
Drehbänken oder von der Länge des Hubes bei anderen
Maschinen abhängig sei. Die Erfahrungen haben aber
gelehrt, dafs bezüglich der für eine Maschine verwend-
baren Antriebskraft überhaupt keine Begrenzung besteht.
Bei dem Wunsche einer schnellen Erzeugung ist es
wichtig, nicht die Berücksichtigung der Kraftkosten
und des Wertes des nutzlos verschwendeten Materials zu
übersehen, da oft die Arbeit bedeutend wirtschaftlicher
zur Ausführung gelangen kann. Während es unmöglich
ist, eine Regel für Grenzwerte des Gewichtes und Kraft-
bedarfes festzulegen, kann man mit Rücksicht auf die
verschiedenen veränderlichen Faktoren 3 Hauptleit-
momente aufstellen: 1. Die Lange der Zeit, in der die
Maschine zum Ausführen schwerer Schneidearbeiten
verwendet wird; 2, Die Länge der Zeit für leichte
Schneidearbeiten und 3. Die Länge der Ruhezeit. In
der mit 1. bezeichneten Zeit ist die Maschine wirksam
ausgenutzt; während der mit 2. bezeichneten Zeit sind
die Ausgaben für Kraft und Anlagekapital grofser als
wenn man leichtere und billigere Maschinen verwenden
würde, und in der mit 3. bezeichneten Zeit übersteigen
die Ausgaben noch diejenigen während der mit 2. be-
zeichneten Zeit. Diese Ueberlegungen führen also zu
der Einsicht, dafs man für die ersten Bearbeitungen
der Werkstücke nach Möglichkeit schwere Maschinen
verwenden soll. 3
Die Stufenscheibe ist abgesehen von kleinen
Maschinen sehr schnell entbehrlich geworden. Die
Nachteile dieser Art der Geschwindigkeitsänderung
waren die Anstände und Gefahren bei dem Legen eines
schweren hochtourigen Riemens von einer Stufe auf
die andere und die Kraftschwankungen infolge der
verschiedenen Riemengeschwindigkeiten. Geschwindig-
keitsänderungen werden durch Gleitsteuerungen vor-
genommen bei Maschinen mittlerer Gröfse, während
bei den grofsen Maschinen Antriebsmotoren mit ver-
änderlicher Geschwindigkeit Verwendung finden. Be-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[No. 857] 89
sonders haben sich hierzu die Gleichstrommotoren als
geeignet erwiesen, obgleich man nicht vergessen darf,
dafs bei gewissen Geschwindigkeiten und leichten
Schneidearbeiten der Wirkungsgrad des Motors und
der Maschine nichts weniger als gut ist. Ueber die bei
einer scheinbar gut arbeitenden Drehbank auftretenden
Kraftverluste kann man sich durch das Aufstellen von
Kurven jederzeit unterrichten. Derartige Kurven werden
zeigen, dafs ein Abfall des Wirkungsgrades bei einem
Uebergang von niedriger auf hohe Spannung und ein
grofser Gewinn bei einem Uebergang von hoher
Spannung und hohem Uebersetzungsverhaltnis auf
niedrige Werte stattfindet. Das Ergebnis ist, dafs
praktisch dieselbe Kraft für Schneidearbeiten bei 6 und
bei Il m Geschwindigkeit pro Minute aufzuwenden ist.
Schwere Drehbänke, welche für leichte und schwere
Arbeitsleistungen verwendet werden, müfsten eine der-
artige Uebersetzung erhalten, dafs bei jeder Spannung
die volle Geschwindigkeit erlangt werden kann. Die
Erbauer derartiger Maschinen müfsten den höchsten
Wirkungsgrad für die Drehbank und den Motor bei
verschiedenen Geschwindigkeiten und Belastungen an-
streben. Wahr ist, dafs der Aufwand an Kraft in den
meisten Fällen nur einen geringen Bruchteil des
Gesamtaufwandes erreicht; wird dieser aber grofs, so
wird dieser Bruchteil schon störend genug.
Die zu verwendenden Rädergetriebe sollten spiral-
förmige Zähne erhalten, um einen ruhigen und geräusch-
losen Gang zu gewährleisten und ein Klappern zu
verhindern. Die Ritzel sind zu härten und alle Räder
entweder aus Schmiede- oder aus Gufsstahl herzustellen.
Sehr wichtig ist es, die Zähne der Rader mit grölster
Genauigkeit zu schneiden. Schneckenrad und Trieb
sind nur nach erfolgtem Härten zu verwenden. Die
Einführung der Schnelldrehstahle hat den Ersatz vieler
Trieb- und Schneckenräder durch Reibradgetriebe im
Gefolge gehabt. Schliefslich sind alle Stützvorrichtungen
für das Arbeitsstück genügend schwer zu halten, da in
vielen Fällen der Seitendruck dem auf das Werkzeug
wirkenden Vertikaldruck gleich ist.
Bei einer Betrachtung neuerer Fortschritte in dem
Bau von Werkzeugmaschinen kann man von den Dreh-
bänken für die erste Bearbeitung des Rohmaterials
ausgehen. Die Betten werden sehr weit gehalten, um
genügenden Support und ausreichende Tragflächen für
den Sattel zu geben. Die Spindeln werden überaus
kräftig gehalten, doch ist das Hauptgewicht darauf zu
legen, dafs eine grolse Tragfläche und eine völlig starre
Spindel zur Verwendung gelangen, da sonst ein
Klappern unvermeidlich sein würde. Eine allgemeine
Regel besagt, den Durchmesser des vorderen Lagers
halb so grofs wie die Höhe der Schlittenmitte zu halten.
Die Spindel wird vorteilhaft mit einem Schlitz versehen,
um den Bolzen für die Aufnahme von Ausdehnungs-
stölsen tragen oder um als Stütze des Endes einer zu
bearbeitenden Schiene dienen zu können. Der Werk-
zeughalter mufs sehr massiv sein und mit dem Bett bei
kleineren Maschinen durch 2 und bei grofsen Maschinen
durch 3 Schrauben verankert werden. Bei einer Bau-
art werden Stufenscheiben mit Riemenantrieb ver-
wendet, durch welche Ausführung jede beliebige
Geschwindigkeit zwischen der höchsten und der
niedrigsten erreicht werden kann. Bei automatisch
arbeitenden Maschinen verwendet man eine Ausführung,
durch die die Geschwindigkeit selbsttätig entsprechend
der Abnahme des Durchmessers des Werkstückes bei
vorschreitender Bearbeitung gesteigert wird.
Revolverdrehbänke sind bedeutend in ihrem Bau
verstärkt worden. Mit einer derartigen Maschine ist
eine Schiene von 55 mm Durchmesser auf 25 mm bei
einer Schneidearbeit von 285 mm pro Minute unter
einem Kraftaufwand von 20,7 PS bei einem Stahl nach
Klasse C bearbeitet worden. Die gewöhnlichen Bau-
arten sind für diese hohe Leistung gänzlich ungeeignet,
so dafs man zu besonderen Ausführungen schreiten
mufste, mit denen eine um 33 pCt. gröfsere Leistung
als bei älteren Maschinen für Schnelldrehstahle und
eine um 100 pCt. gröflsere Leistung als bei Maschinen,
die vor der Einführung der Schnelldrehstahle gebaut
sind, erhalten wurde. Die Mehrkosten einer modernen
90 (No. 857]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Marz 1913]
Maschine können also im Vergleich zu den grolsen
Kraftersparnissen nur als gering bezeichnet werden.
Sehr interessant sind noch die Aenderungen, welche
die Einführung des Schnelldrehstahles auf den Bau der
Stanzen verursacht hat. Grofse Aufmerksamkeit ist
darauf zu legen, dafs eine Ablenkung des Stempelfutters
vermieden wird. Zum Antrieb kommen in allgemeinen
Steuerungsbuchsen oder Motoren mit veränderlicher
Umdrehungszahl zur Verwendung, bei welchen für
grölsere Maschinen Leistungen von 12—15 PS gewählt
werden. Mit diesen Maschinen lassen sich Löcher im
Umfang von 125 Löcher pro Minute von 25 mm Um-
fang in 25 mm starke Platten stofsen. Für derartige
Leistungen sind die alten Maschinen gänzlich unge-
eignet; heute lassen sich Schnelldrehstempel zwar
mit gewissem Vorteil bei den besseren Ausführungen
der alten Maschinen verwenden, obgleich beträchtliche
Kraftverluste damit verbunden sind.
Der zulässige Kraftbedarf für Hobelmaschinen hat
in den letzten Jahren eine beträchtliche Steigerung
erfahren, doch ist es sehr fraglich, ob solche Maschinen,
abgesehen von einigen besonderen Fällen, für schwere
Arbeitsleistungen an rohen Materialien geeignet sein
werden, da der erforderliche Kraftbedarf im Vergleich
zu demjenigen der Drehbank sehr grofs ist; er beträgt
etwa das Doppelte pro kg beseitigten Materials.
Grofse Fortschritte sind in den Schneidege-
schwindigkeiten der Plandrehbänke gemacht worden
und mit der Steigerung derselben entstand naturgemäfs
auch ein Wunsch nach einem schnelleren Hub in beiden
Drehrichtungen. Schwere Plandrehbänke arbeiten heute
mit einer Hubgeschwindigkeit von 30 m pro Minute, leich-
tere Maschinen mit einem solchen bis zu 60 m pro Minute;
die Stöfse bei der Umkehr werden durch Federn aus-
geglichen. Verschiedene Entwürfe sind jetzt gemacht,
um diese Vorrichtungen an alten Maschinen anzubringen,
um mit diesen die gleichen Resultate zu erzielen. Diese
geringe Mittel beanspruchenden Umbauten haben die
besten Ergebnisse gezeitigt. Es ist zu bedauern, dafs
die Vorrichtung zum Schneiden bei beiden Hubbe.
wegungen nach Whitworth keine gröfsere Aufnahme
gefunden hat, da dieselbe sich für die Bearbeitung ganz
rohen Materials fraglos überaus wirtschaftlich erwiesen
haben würde.
Die Verhütung von Kohlenstaubexplosionen
vom Ingenieur W. Heym, Berlin-Lichterfelde
Die nachstehenden Ausführungen sollen einer
Betrachtung der Explosionen von Kohlenstaub fördern-
den Elemente, der Verhältnisse, welche diese Elemente
in ihrem Bestreben, Explosionen zu verursachen, be-
günstigen und der Vor- und Nachteile der zur Anwen-
dung gelangenden Schutzmittel dienen.
Aeufsere Umstände, unter denen Kohlenstaub-
explosionen erfolgen können, lassen sich folgender-
mafsen zusammenfassen: Es mufs eine hinreichende
Staubmenge durch eine vorangegangene Erschütterung
oder Durchdringung, welche einen grofsen Luftdurch-
tritt im Gefolge hat, in der Schwebe gehalten sein oder
der Staub mufs sich so plötzlich ansammeln, dafs er
bereits beim Auftreten der Entflammung eine grofse
Dichte besitzt. Die letztere Erscheinung findet nur
dann statt, wenn grofse Mengen feinen Kohlenstaubes
infolge besonderer voraufgegangener Ereignisse in
einen starken Luftstrom gelangen, welcher dieselben
der entzündenden Flamme zuführt. Die erst erwähnte
Ursache von Explosionen kann eine Folge schwerer
Erschütterungen, wie das Fallen eines Körpers, sein,
dürfte in der Regel aber mehr als eine Folge einer
voraufgegangenen Explosion von Schlagwettern oder
Sprengstoffen zu betrachten sein.
Das Gewicht in der Schwebe befindlichen Kohlen-
staubes, welcher eine Explosion begünstigen kann,
hängt ab von: a) dem Prozentgehalt brennbarer Bestand-
teile; b) dem Betrag selbst enthaltener und anhängender
Gemische; c) dem Vorhandensein fremder Substanzen,
wie Steinstaub, und d) der Gröfse der Staubpartikel,
deren Einflufs ein zweifacher ist. Je kleiner diese
Partikel sind, desto eher werden sie von der durch-
ziehenden Luft bewegt und desto stärker ist die Ober-
fläche einer Gasentwicklung ausgesetzt.
Die geringste einer Explosion förderliche Staub-
dichte schwankt naturgemäls mit den Entstehungs-
ursachen und mit dem Charakter des Staubes. Taffanel
erhielt bei Verwendung feinkörnigen Staubes reguläre
Explosionen mit einer Dichte von 70 g/cbm, während
in einem anderen Falle eine geringe Dichte von
23 g’cbm schon genügte.
Besonders interessant waren die Versuche, welche
mit angefeuchtetem Kohlenstaub in der Versuchsstation
zu Pittsburg ausgeführt wurden. Bei einer grofsen
Menge trockenen Kohlenstaubes übt die feuchte atmo-
sphärische Luft nur geringen Einflufs auf eine Ent-
zündung zur Begünstigung einer Explosion aus. Ein
langes Anhalten der feuchten Luft verwandelt den
Kohlenstaub in ein Gemisch und das Vorhandensein
des Gemisches in der Luft ist bei Eintritt der Explosion
nicht ausreichend, um diese zu verhindern; denn die
Minenluf führt nicht genügend Gemisch mit sich, um
materiell die Temperatur der Flamme zu verringern.
Das Dampfgewicht in vollgesättigter Minenluft versetzt
bei normalen Minentemperaturen Kohlenstaub mit einer
mäfsigen Dichte in die Schwebe, etwa 200 g/cbm, und
beträgt 7,8 pCt. des Staubgewichtes. Die Versuche in
Pittsburg zeigten, dafs mehrfach dieser Prozentsatz
Gemisch in dem Staub bei einer nahezu gesättigten
Luft zur Verhinderung von Explosionen nötig wurde.
Daher dürfte die relative Feuchtigkeit der Luft bei
geringer Staubdichte ein wichtiger Faktor zur Ver-
hütung eines Explosionsbeginnes sein. Der Zweck
einer künstlichen Befeuchtung der Minenluft wird daher
darin bestehen, dem Kohlenstaub Wasser zuzuführen.
Ein hoher Aschengehalt des Kohlenstaubes wird
an sich bedeutungslos sein, sofern er nicht zu über-
mäfsig auftritt. Die höchste Grenze in dieser Hinsicht
ist bislang noch nicht durch Versuche festgestellt
worden. Der Einflufs einer sehr innigen Vermischung
des Kohlenstaubes mit den übrigen in der Mine aul-
tretenden Staubarten ist ebenfalls noch nicht voll-
kommen ermittelt. Die wenigen bislang in Pittsburg
ausgeführten Versuche erfolgten mit gröberen Staub-
arten und liefsen erkennen, dafs der Einflufs der trägen
Substanz sehr grofs ist und vermutlich demjenigen des
reinen Kohlenstaubes gleichkommt. Die Versuche mit
fein zerpulvertem Stein führten zu der Mafsnahme des
Abfangens des Kohlenstaubes in bestimmten Zonen,
aber nicht zu einer Vermischung des Steinstaubes mit
dem Kohlenstaube.
Die zur Vermeidung von Kohlenstaubexplosionen
angewendeten Methoden können in 2 Klassen eingeteilt
werden. Der Zweck der Methoden der ersten Klasse
strebt ein Trägmachen des Staubes an, während bel
der zweiten Klasse Explosionen infolge ausgeblasener
Lager verhindert und die Anfangsexplosionen begrenzt
werden sollen. Von der ersten Klasse sind 6 Methoden
erwähnenswert: |. Abfangen und Reinigen des Staubes;
2. Sprengen der Mine mit Wasser; 3. die Verwendung
von Calciumchlorid und anderen Salzen; 4. Sprengen
und Fortwaschen.mit einem Schlauch mit Düse; 5. die
Verwendung von Rohrleitungen und dauernd arbeiten-
den Sprengern und 6. ein Befeuchten der eintretenden
Luft durch Dampfstrahlen. Aus der zweiten Klasse
verdienen 3 Methoden eine Erwähnung: 1. die Ver-
wendung eines schnellentflammenden oder kurzflam-
migen Sprengstoftes; 2. Bedecken der Hänge und Böden
der Gänge mit Steinstaub, entweder gänzlich oder
zonenweise und 3. Begrenzen der Ausdehnung einer
(1. März 1913]
Explosion durch Errichten von Mauern oder Beton-
wänden mit bestimmter Länge und in bestimmten
Zwischenräumen, welche Schutzwälle stets völlig rein-
gehalten werden müssen.
Bei allen diesen neuen Methoden ist der Grund-
gedanke, den Kohlenstaub abzufangen und aus der
Mine zu entfernen, doch lassen sich dieselben nur für
grofse Staubmengen anwenden. Es kann also keine
Verminderung des Staubes unter der Gefahrzone er-
folgen. Ein Sprengen der Fahrstrafsen mit Spreng-
wagen war die zuerst angewendete Methode zur Befeuch-
tung des Kohlenstaubes. Wasserwagen mit forzierten
Sprengern, in denen der Druck durch eine Pumpe oder
komprimierte Luft erzeugt wird, sind, sofern die Ver-
wendung oft und erschöpfend erfolgt, gut. Eine grofse
Gefahr besteht aber darin, dafs diese Wagen nicht in der
ganzen Mine verwendet werden, da die Förderung der
Kohle dadurch beeinträchtigt würde, und mitunter auch
Beförderungsmittel in den Wegstrafsen fehlen. Bei
intermittierendem Gebrauch ist dieses System nutzlos,
weil der Staub dann nicht feucht bleibt; da die Wasser-
tropfen sich mit dem Staub nicht vermischen, sind sie
der Luft ausgesetzt und werden von dieser schnell
absorbiert.
Die Verwendung hygroskopischer Elemente, wie
Calcumchlorid und ähnlicher Salze, zur Förderung des
Verbleibens des Wassers in dem Kohlenstaub wurde
zuerst 1879 angeregt, doch erreichte dieselbe erst in
den letzen Jahren einige Beachtung. Diese Methode
ist noch nicht derart ausprobiert worden, um ein Urteil
über ihren Wert zur Verhinderung von Explosionen
fallen zu können. Wenn durch dieselbe der Staub
eine mehr dampfartige Form erhält, in welcher der-
selbe allerdings noch nicht ausreichend zur Vermeidung
von Explosionen gemischt sein würde, so kann diese
Methode aus gesundheitlichen Gründen fördernd sein
und die Menge des flüchtigen Staubes vermindern.
Auch wird dieselbe bei intermittierender Sprengung
nutzbringend sein, da dann der Staub Wassertropfen
absorbieren kann, welche sonst von der Luft aufge-
nommen werden würden.
Ein gänzliches Waschen der Hänge und Wände
einer Mine mit Schlauchstrahlen sehen unsere deutschen
Minengesetze vor. Bei ständiger erschöpfender Aus-
führung ist diese Methode zweifellos am wirksamsten.
Ungünstig ist nur, dafs in der Regel die Ausführung
nicht erschöpfend und systematisch erfolgen kann. Bei
unzureichenden Verschalungen läfst sich diese Methode
nur schwer verwenden, sofern man Einstürze und er-
hebliche Kosten für Neuverschalungen ersparen will.
Verwendet man an bestimmten Stellen festliegende
Sprenger, die an Rohrleitungen angeschlossen und
dauernd in Tätigkeit sind, so erhält man eine gute
Wirkung, wenn der Wasserflufs entsprechend den
jeweiligen Anforderungen verändert werden kann, für
eine Sättigung der Minenluft in einer bestimmten Ent-
fernung eines jeden Sprengers. Hierdurch läfst sich
eine allmähliche Befeuchtung des Kohlenstaubes er-
reichen. Ein grofser Vorzug dieses Systems liegt darin,
dafs diese Sprenger an die Stellen, an denen der
gröfste Bedarf vorliegt, verlegt werden können, also
an solche, an denen ein Bestreben zum Erzeugeı. der
gröfsten Staubmenge herrscht oder die Luftfeuchtigkeit
geringer ist, als sie sein sollte. Ein Nachteil in
manchen Minen ist aber, dafs das Gemisch oft ein Ein-
fallen der Hänge verursacht. Wenn also das Material
der Hänge nachgeben könnte oder Ton vorhanden ist,
der sich in Verbindung mit Wasser aufweicht, so mufs,
um Sprenger verwenden zu können, für die Anlage
von Stein- oder Gewölbeauskleidungen Sorge getragen
werden; aufserdem sind in diese ausgekleideten Teile
besondere Sprenger einzubauen. Diese Auskleidungen
erfüllen einen doppelten Zweck: sie fangen alles Kor-
densat der Wasserstrahlen auf und erzeugen eine
dampf- und staubfreie Zone, sodafs nach jeder Seite
hin eine Begrenzung etwa möglicher Staubexplosionen cr-
folgt. Eine Verwendung vollkommenerer Zonenaus-
kleidungen ist für lange abzubauende Minen in Betracht
zu ziehen, da dieselbe nicht nur Staubansammlungen,
sondern auch Bränden vorbeugen wird.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 857] 91
Auch Auspuffdampfstrahlen sind in Vorschlag ge-
bracht worden. Diese Methode dürfte wohl die leichtest
verwendbare und billigste zur Einführung von Gemisch
in eine Mine sein, wenn das Gebläse durch eine Dampf-
maschine betrieben wird. Die von einer solchen Dampf-
maschine gehaltene Dampfspannung ist zur Befeuchtung
der Luft in mäfsig kalter Jahreszeit ausreichend, doch
versagt dieselbe bei strenger Kälte. Infolgedessen
müfste dann Frischdampf hinzugenommen und somit
der Dampfdurchgang durch die Maschine gesteigert
werden. Das gleiche Resultat würde erzielt werden,
wenn man den Dampf durch einen registrierenden Ver-
brauchsmesser leiten würde.
Ein Nachteil der Dampfeinführung ist die Nebel-
bildung in dem Luftstrom bei kaltem Wetter, wodurch
Unzuträglichkeiten und Gefahren bei der Förderung
entstehen. Ein Ventilationsgebläse, welches den Förder-
schacht für die abgesaugte Luft verwendete, und den
Dampf in die eintretende Luft überleitete, beseitigt diese
Schwierigkeit, doch lafst sich ein solches nicht mit ge-
nügender Sicherheit in gashaltigen Minen, noch dazu,
wenn die Förderung auf elektrischem Wege erfolgt,
verwenden. In solchen Minen kann man sich nur mit
einem besonderen Einlafs für die Rückluft helfen, so
dafs die Ventilation in dem Förderschacht neutral wird,
oder durch dieselbe eine geringe Menge frischer Luft
senden; diese letztere Anforderung dürfte aber in den
meisten älteren Minen unmöglich zu erfüllen sein. Eine
Entscheidung über die Verwendbarkeit des Dampfstrahl-
systems mufs davon abhängen, ob die Mine derartige
Gasmengen entwickelt, dafs ein Luftrücktritt durch den
Förderschacht ausgeschlossen werden mufs. Eine
Aushilfsmethode sieht die Verwendung von Dampf-
strahlen in dem Förderschacht nur in der Nacht vor,
während am Tage zu Zeiten des Förderbetriebes ledig-
lich Wasserstrahlen eingeführt werden.
Vielfach ist die Ansicht verbreitet, die Verwendung
von Auspuffdampf sei besonders schwierig an den
Hängen, doch ist sie nicht gerechtfertigt. Die erhaltene
Befeuchtung ist eine sehr gleichformige. Wenn diese
nicht den Erwartungen entsprach, so ist diese
Erscheinung auf das umschichtige Trocknen und An-
feuchten infolge der sehr störenden Witterungswechsel
zurückzuführen. Die Hänge sind keinen gröfseren An-
forderungen durch das Wasser oder den Dampf aus-
gesetzt als im Frühjahr, wenn heifse, feuchte Luft in
die Minen eintritt. Im Sommer während des heifsen
Wetters herrscht derselbe Grad von Feuchtigkeit. Die
Hänge, welche sich an die Temperatur gewöhnt haben,
neigen aber nicht in gleichem Grade zu Einstürzen
als im Frühjahr, während dessen die Wechsel in Tem-
peratur und Feuchtigkeit erfolgen. Wenn nun kaltes
Wetter eintritt, wird der feuchte Zustand in der
Sommerzeit durch Einführung von Strahlen beibehalten
und die Hänge sind keinen plötzlichen Feuchtigkeits-
schwankungen ausgesetzt.
Eine Verwendung von Steinstaub ist die neueste
Anregung zur Verhütung und Begrenzung von Kohlen-
staubexplosionen. Da diese Methode sich erst im Ver-
suchsstadium befindet, läfst sich noch kein Urteil
über ihre Zweckmäfsigkeit fällen, doch sind die
bereits erhaltenen Resultate nicht ungünstig. Wenn
auch nicht in allen Minen zum Zermahlen geeignete
Steine vorhanden sein werden, so dürfte man doch
stets Ton oder Sand und in gewissen Grenzen auch
Asche von Dampfanlagen zur Verfügung haben. Diese
Methode dürfte ın erster Linie für längflächige Minen
in Frage kommen und als ein gutes Mittel in den Fällen
zu betrachten sein, in welchen die Befeuchtungsmethoden
infolge Gefährdung der Hänge vermieden werden müssen
oder keine genügenden Wassermengen zu deren An-
wendung verfügbar sind.
Wenn neben der Befeuchtung des Kohlenstaubes
durch eine der vorerwähnten Methoden noch durch-
lafsliche Sprengstoffe zum Abbau der Kohlen benutzt
werden, so sinken die Befürchtungen für den Eintritt
umfangreicher Explosionen auf ein Minimum. Man
sollte daher zur Bekämpfung derartiger Explosionen eine
Verwendung durchläfslicher Sprengstoffe in erster Linie
vorschreiben.
oo
92 [No. 857]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Marz 1913)
Bekanntmachung, betreffend die Aenderung der Eisenbahn-Bau- und Betriebs-
Gemafs dem vom Bundesrat in der Sitzung vom
7. November 1912 auf Grund der Artikel 42 und 43
der Reichsverfassung gefafsten Beschlusse — $ 909 der
Protokolle — wird die Eisenbahn-Bau- und Betriebs-
ordnung vom 4. November 1904 (Reichs-Gesetzbl. S. 387)
mit Wirkung vom 1. Januar 1913 abgeändert wie folgt:
§ 28.
(7) Die durch die Radreifen gedeckten Teile, wie
Bahnräumer, Bremsklötze, Sandstreuer, müssen bei
tiefstem Pufferstande des Fahrzeugs noch 50 mm von
Schienenoberkante abstehen; soweit sie bei Wagen sich
an den Aufsenseiten der Endachsen befinden, müssen
sie bei tiefstem Pufferstande mindestens 150 mm von
Schienenoberkante abstehen (vgl. $ 52a).
8.39.
(4) b) Abstand von Mitte zu Mitte der Puffer
als Regel 1750 mm
mindestens HAO -j
höchstens 1770
(4) d) Abstand über Schienenoberkante, auf den
herabhängende Kuppelungsteile beim tiefsten Puffer-
stande müssen eingeschraubt werden können (§ 28 (6) a))
mindestens 75 mm, wenn die Teile aufgehängt
werden können,
mindestens 130 mm, wenn sie nicht aufgehängt
werden können.
§ 42.
(1) An beiden Langseiten der Wagen sind folgende
Anschriften anzubringen:
c) das Eigengewicht einschliefslich der Achsen, Räder
und der dauernd im Wagen mitgeführten Aus-
rüstungsgegenstände; bei Wagen jedoch, die auf
Strecken von verschiedener Spurweite verkehren
und beim Uebergange die Radsätze wechseln, ist
es zulässig, das Gewicht des gefederten Teiles
am Wagenkasten, das Gewicht der Radsätze und
Achsbüchsen aber an den Achsbüchsen anzu-
schreiben,
der Radstand; bei Drehgestellwagen der Abstand
der Drehzapfen und der Radstand der Drehgestelle,
das Vorhandensein von Lenkachsen und ver-
schiebbaren Mittelachsen; bei Wagen mit mehr
als 4500 mm Radstand das Zeichen <->, wenn
dıe Achsen eine solche Verschiebbarkeit besitzen,
dafs die Wagen Krümmungen von 150 m Halb-
messer anstandslos durchfahren können,
bei den für Militärbeförderung nicht geeigneten
offenen Wagen der Buchstabe (u),
f)
—
§
O
—
ordnung vom 4. November 1904.
Vom 18. November 1912
p) bei Privatwagen hinter der Ordnungsnummer das
Zeichen fe]
§ 52a.
Aufhalten von Wagen im Rangierdienst mit
Bremsschuhen.
Die Höhe der Bremsschuhe darf das Mafs von
130 mm über Schienenoberkante nicht übersteigen (vgl.
§ 28 (7)).
§ 54.
(6) Militarzige und solche Güterzüge, die regel-
mäfsig zur Personenbeförderung mitbenutzt werden,
dürfen, wenn ihre Geschwindigkeit
45 km 30 km
nicht übersteigt, bis zu 110 Wagenachsen stark sein,
Die Bedingungen, unter denen für Militärzüge aus-
nahmsweise mehr Achsen zugelassen werden können,
bestimmt die Militär-Eisenbahnordnung.
§ 55.
(1) Aufser den Bremsen der arbeitenden Loko-
motiven und ihrer Tender müssen in den Zügen so
viele bediente Bremsen vorhanden sein, dafs mindestens
die nach den folgenden Tafeln zu berechnende Anzahl
Wagenachsen gebremst werden kann.
Bremstafel A.
Für die Handbremsen auf Hauptbahnen.
Bei einer Geschwindigkeit von
15 20 25 30 35 | 40 | 45 | 50 | 55 | 60
Auf Neigungen
von vom =
| Verhältnis Kilometer in der Stunde müssen von je
0/0 FN 100 Wagenachsen gebremst werden können
| | | |
0 |: 61 6| 6| 6; 6. 7] 10 13.17/21
1 | 1:1000 | 6/ 6 6] 6, 6" 8{ 11! 15| 19/23
2 1: 500 6: 6: 6| 6{ 7] 10] 13] 16 | 20 | 24
3, 1: 33 | 6/16 6! 6| 9/11! 15/18} 22) 26
4 1: 250 6' 6 6! 7/10) 13) 16 | 20 | 24 | 28
5 1: 200 6' 6| 6| 9141114 | 18 i 22, 26 | 30
6 1: 166 ey 221 80) Bae 2a) 2a =
7 L: 143 8:8: 81111141171 2311 3!180 |) =
8 Le 125 9'.9" 9112138119, 23127 12
10 1: 100 10 10 12! 14) 18x12 | 26; 31' — | —
12 I: 83 12'12 14/17] 20} 25° 29 | 34! —| —-
14 Be. Fi 14 | 14 , 16 | 19 | 23 | 28 | 32 | 38 | — | —
16 l: 62 16 | 16 | 18 , 22 | 26 | 30 | 35 | 41 | —|—
iS) il: BS 18 | 18 | 20 | 24| 28; 33 | 39; — {= j=
20 Ls “56 20 | 20 | 22 26 |31 36 | 42 | —, — >
22 le 45 22,221 24 | 29 | 34 |39 | — | — | — | —
25 l: 40 25 1.208.121. 321381 4 _ = — — |—
Bremstafel B.
Für durchgehende Bremsen auf Hauptbahnen.
— nn ec e = — nn — ——
Auf Neigungen
| 15 | 20 : 25 | 30 , 35 ' 40 | 45 |
von | vom ee m rn :
0/0 | verhältnis müssen von
| | | Ras
0 | Ire 6 6, 6' 6 6: 7, 10, 13;
| 1100 1 6 5,5. 0% 828
2 Eee SE SE DE me En
3 12.338: 1.6. 8: ©, 5% 83720 2177]
4 12.956 | 666° 70T
5 i200 | 5 “Ol by 7° OT 12116. 19:
6 ae dan ie Oe ca a i = eg
7 12148: | 8! 8:8 10) 12715 18 | 22
8 E 1% 9598411718 | 10, 194 28 |
10 PS 100: [10 30: 11 013 7155,18: 21 "25
12 [183.192 BB 15,17 20.28 28
14 I a0 ee es ae Se ees ee)
16 Pe 62. 1.165’ 16: 5 ie: * 191287 25." 20-1 34
18 Ls 55 | 18 181 1821 24°28 92137
20 ie «50: 120: 20.) 20", 25 | 0,915 8
22 I: «45 122-1229 22 26 | 30. 34) 38, 43
25 i>. 40 oer" 2h, BS 29 3s +87 | 42 | a7
Bei einer Fahrgeschwindigkeit von
50 55 60 65 70 75 80 85/90/95 100 | 105 110 115
Kilometer in der Stunde
je 100 Wagenachsen gebremst werden können
21.) 81831.,37,23150,59,8 73’ 82 of | 100
23:28:33 39 | 46 | 53, 60; 68 716. 8, 97, —
| 24/30 35|41:48'55 8 71 79: 89 100. —
96'32'37 43/50/58. 65 74 82.939 — =
28 1341 39 45!52/60 68 77'-8 97 —! —
29 : 35 ' 40: 47 i 54 ! 62 : 70 '79 88 : 100, — —
31 | 37 219566 73'831 4 | — |! — —
3:39'4 51/58/67, 76:8! 9 ` — —;—
34, 40:46 53160 69:79 8 — — —, =
36 | 42 49 56,63,73 8&.— —, — —
39 46/53 60/687; — — —-,—,— =
32 DIENTE tn ee oe
512018 — —'-—'- -|1|-,-|-
AE BG GS hf ee ee Pee es Eee ee
50 58 — — = u u ee ee
54 = — — — = ie [ie
(1. März 1913}
Bremstafel C.
Für die Bremsen der Nebenbahnen.
Auf Neigungen Bei einer Fahrgeschwindigkeit von
| 15 | 20 E 25 | 30 if 35 | 40 | 45 | 50
"0 7O
ae om | Kilometer in der Stunde müssen von je
“fon, 100 Wagenachsen gebremst werden können
| | l i
0 1:0 6 | 6 | 6 | 8, 11° 15 | 20 | 26
l 1:1000 | 6; 6 | 6| 91] 12) 16 | 21 | 27
2 1: 500 | 6' 6! 7110| 13} 17! 22! 28
3 1: 33 | 6: 6; 8 ILi 14 18! 23 20
4 1: 250 | 6 6 9. 12/15. 19 | 24° 30
5 1: 20 | 6' 7/10 13; 16 20; 25. 31
6 1:16 | 7; 8.11 14) 17) 21126 32
7. 1: 143 | 8 9:12 15! 18 , 22 | 27 _ 33
8 1: 125 9 | 10 | 13 ' 16 | 19 23 | 287 34
I0 ` 1: 100 | 11 | 13,16 | 19; 22 | 25; 30 36
2? 1: 83 |13 15; 18, 21 | 24 28133 39
4 1: 71 |15 171 20' 23 27 31 36 42
I6 1: 62 | 17 19,22 26/30. 34 39 45
i8 1: 55 | 19,22 25,29 33 137 | 42 | 48
% 1: 50 |21 24 | 27! 311 36, 40 | 45 | 52
2.1: 45 | 23 26 | 30 ! 34 | 39 441 49 : 56
3 1: 40 | 26: 29 |33| 38; 43 48 | 54° 61
39 1l: 33 | 30! 34) 38! 43 48.54 — ~
3 1: 28 |34 39 | 44) 49° 56 - — -
40 1: 25 | 39! 44'50,56:;—,—:—);—
Bemerkung. Als bedient gilt eine Bremse, wenn sie
von einem zugbegleitenden Beamten oder (bei durch-
gehenden Bremsen) von dem Lokomotivführer ın Tätigkeit
gesetzt werden kann.
Die Bremsprozente in den Tafeln A und B sind unter
der Voraussetzung eines gröfsten Bremswegs von 700 m
auf wagerechter oder fallender Strecke berechnet.
(4) Für Güterzüge, die ganz oder teilweise mit
durchgehender Bremse gefahren werden, kann die
Landesaufsichtsbehörde besondere, von (1) abweichende
Bestimmungen treffen.
— Die Ziffer (4) der bisherigen B.O. erhält die
Ziffer (5). —
(6) Für Nebenbahnen, wo die im $ 19 (3) vorge-
schriebenen Einrichtungen vorhanden, die Kreuzungs-
stationen mit Einfahrsignalen verschen und alle
nicht abgeschrankten unübersichtlichen Wegübergänge
während der Vorüberfahrt der Züge bewacht werden,
kann die Landesaufsichtsbehörde die Anwendung der
Bremstafeln A und B zulassen.
(7) Die Landesaufsichtsbehörde kann zulassen, dals
die Bremsachsen von Schiebelokomotiven bei der
Bergfahrt teilweise oder ganz auf die nach (1) erforder-
lichen Bremsachsen angerechnet werden.
— Die Ziffer (5) der bisherigen B.O. erhält die
Ziffer (8). —
— Die Ziffer (6) der bisherigen B.O.
Ziffer (9). —
(9) Wagengruppen von mehr als 6 Achsen, die
gemäls & 56 (6) an Personenzüge mit durchgehender
Bremse angehängt, an die Bremse aber nicht ange-
schlossen werden, müssen in sich die nach (1) und (2)
erhält die
erforderlichen bedienten Bremsen enthalten, wenn sie
mit Reisenden besetzt werden (§ 56 (7)). Bleiben sie
unbesetzt, so darf der letzte durchgehend gebremste
Wagen bei Bemessung der Bremsachsen für diese
Gruppe angerechnet werden.
— Die Ziffer (7) der bisherigen B.O. erhält die
Ziffer (10). —
— Die Ziffer (8) der bisherigen B.O. erhält die
Ziffer (11). —
(11) Wo eine bediente Schlufsbremse (10) nicht
erforderlich ist, dürfen dem letzten Bremswagen nur
halb soviel ungebreniste Achsen folgen, als nach den
vorstehenden Bestimmungen auf dessen Bremsachsen
entfallen würden. Bis zu 6 ungebremste Achsen dürfen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
-— — q —- -
[No. 857] 93
ihm jedoch in diesem Falle bei den Zügen mit Ge-
schwindigkeiten bis zu
80 km
($ 56 (6)) stets angehängt werden.
— Die Ziffer (9) der bisherigen B.O. wird ge-
strichen. —
— Die Ziffern (10) und (11) der bisherigen B O.
erhalten die Ziffern (12) und (13). —
§ 56.
(7) Mit Reisenden dürfen die in (6) erwähnten Wagen
nur bei den Zügen zu a)bisd) |
und nur dann besetzt werden, wenn sie die nach $ 55 (9)
erforderlichen bedienten Bremsen enthalten.
§ 58.
40 km
(3) An den Zügen, An den Militarziigen,
die ohne durchgehende Bı emse gefahren werden, ist
eine Zugleine oder eine andere Einr ichtung anzubringen,
die es gestattet, vom Platze des Zugführers oder eines
anderen, an der Aufsicht über den Zug beteiligten
Beamten aus ein hörbares Signal anf der Lokomotive
ertönen zu lassen. Ausnahmen können von der Auf-
sichtsbehörde zugelassen werden für Züge ohne
Personenbeförderung, die zur Ueberführung von Wagen
zwischen benachbarten Bahnhöfen, nach Werkstätten und
gewerblichen Anlagen dienen.
§ 63.
(5) Das Zugbegleitpersonal ist im Zuge angemessen
zu verteilen (zu vergleichen § 55 (9), § 56 (8) und die
einschlagigen Bestimmungen der Verkehrsordnung).
§ 66.
(3) Die gröfste zulässige Geschwindigkeit ist in
Gefällen
von 1 %oo (1: 1000) 110km,
” 2 ” (1: , 500) 110 ” |
» 2» (1: 333) 105 „
„ 4, (1: 250) 105 , |
» oy, (1: 200) 105 „| Š
» 6 „ (1: 166) 100 , |
» T , (1: 143) 100 ,
„» 8, (1: 125 95,
„ 10 „ (1: 100) 90 „
T E 83) 85,
g Ad sl Tl) 80 ,, |
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» 8, (l 55) 70, |
„20 „ (I 50) 65 „
=. 22 y AA 45) 60 „
s > yp a 40) 55 „ von 25% (1:40) 50 km,
» 30 , (1:33) 40 ,
© a 3, (1:2835,
| ” 40 ” (1:25) 30 ”
Für Zwischengefälle ergibt sich die grölste Ge-
schwindigkeit durch Zwischenschaltung.
(4) Die gröfste zulässige Geschwindigkeit ist in
Krümmungen
vom Halbmesser
1200 m. 115 km, |
vom Halbmesser |
1100 m. 110 „p CY
[usw.]
§ 67.
— Die Ziffer (4) der bisherigen B.O. wird ge-
strichen; die Ziffern (5) bis (7) der bisherigen B.O.
erhalten die Ziffern (4) bis (6). —
Berlin, den 18. November 1912.
Der Reichskanzler.
von Bethmann Hollweg.
(Nach „Reichs-Gesetzblatt“ 1912.)
94 (No. 857)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. März 1913)
Zuschriften an die Redaktion
(Unter Verantwortlichkeit der Einsender)
Großkraftwerke und Energieverteilung unter besonderer Berücksichtigung
der oberen Spannungen bis 150 000 Volt
An die Schriftleitung der
Annalen für Gewerbe und Bauwesen
Berlin SW, Lindenstr. 80.
In Heft 1 des Bandes 72 ist der Schlufs eines Vor-
trages des Herrn Regierungsbaumeisters a. D. F. Bartel
abgedruckt, in dem unter anderen Nachrichten über
den Elektrizitätsverband Gröba sich die Bemerkung
findet: „Das Leitungsnetz (des E.V. Gröba) wurde seiner-
zeit von mir unter Assistenz von Herrn Regierungsbau-
meister Langel entworfen, die 60 000 Volt-Leitung nach
meinen Angaben ausgeführt“. Glasers Annalen werden
gewifs gern bereit sein, im Interesse der Gesamtheit
der bei dem Bau beteiligten Ingenieure einer mifsver-
ständlichen Auffassung obiger Zeilen durch den Ab-
druck der Mitteilung vorzubeugen, dafs Herr Bartel
wohl zum Ausdruck bringen wollte, er habe seinerzeit
als Beamter der Bergmann Elektrizitäts-Unternehmungen
A.-G. an den Vorarbeiten teilgenommen. Da der Vor-
trag des Herrn Bartel vor seiner Veröffentlichung hier
nicht bekannt war, und da er dem in Vorbereitung be-
findlichen offiziellen Baubericht vorgegriffen hat, konnte
leider der Möglichkeit der gewifs nicht beabsichtigten
unrichtigen Auffassung nicht rechtzeitiger vorgebeugt
werden.
Dresden, den 4. Februar 1913.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Elektrizitätsverband Gröba, Oberbauleitung:
gez. W. Kübler.
* *
»
Aus der Zuschrift des Herrn Professor Kübler
geht hervor, dafs er bei dem offiziellen Baubericht die
Fätigkeit der einelnen beteiligten Ingenieure würdigen
wird. Ich werde daher Gelegenheit finden, den Um-
fang meiner Teilnahme an dem Werk, falls erforder-
lich, richtigzustellen.
Stolp i. P., den 11. Februar 1913.
gez. Bartel.
Verschiedenes
Der III. Internationale StraBenkongreB, verbunden mit
einer „Internationalen Ausstellung von Strafsenbau-Geräten
und -Materialien“, findet nach einer Mitteilung der „Ständigen
Ausstellungskommission für die Deutsche Industrie“ laut
Beschlufs der britischen Regierung und des Internationalen
Ständigen Verbandes der Strafsenkongresse vom 23. bis
28. Juni 1913 in London unter dem Patronat des Königs
statt. Der Kongrefs wird von der Reichsverwaltung sowie
von den gröfseren deutschen Bundesregierungen amtlich
beschickt werden. Die Ausstellung findet ın der Royal
Horticultural Hall und auf dem angrenzenden Gelände statt.
„Die M. A. N. in der Gasindustrie“. Eine neue Druck-
sache M 28 der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A.-G.
beschreibt unter obigem Titel eine grofse Anzahl von Aus-
führungen, welche die M. A. N. für Gaswerke geliefert hat.
Entsprechend dem weit verzweigten Arbeitsgebiet der
Firma werden hierbei fast alle wichtigeren technischen Ein-
richtungen der Gasanstalten behandelt. Nach einigen ein-
leitenden Worten über die Bedeutung der Gasindustrie wird
zunächst eine Auswahl der für Gaswerke errichteten Eisen-
bauten — Ofenhauser, Kohlenschuppen, Reinigerhäuser,
Flüssigkeitsbehälter und vor allem Gasbehälter -— beschrieben
und durch zahlreiche Abbildungen dargestellt. Der Abschnitt
über Gasbehälter enthält eine eingehende Wiedergabe der
technischen Ueberlegungen, welche zur Ausbildung des
Wasserbeckens mit dem bekannten M. A. N.-Wölbbassin ver-
anlafsten und gibt einen Ueberblick über die grofse Anzahl
von Gasbehältern, die in kurzer Zeit bereits nach diesem
System gebaut wurden. Klare Abbildungen zeigen die
Montage dieser Behälter, unter denen sich bekanntlich auch
der gröfste Gasbehälter des europäischen Festlandes, der
250 000 cbm fassende Gasbehälter von Wien-Brigittenau be-
findet. Der folgende Abschnitt behandelt die Transportan-
lagen, die bei den grofsen auf einem Gaswerk zu be-
wegenden Stoffmengen von grofser Bedeutung für das wirt-
schaftliche Ergebnis der Anlage sind. Verladeanlagen mit
Drehkranen, Laufkrane mit zweckentsprechend ausgebildeten
Greifvorrichtungen, Bandförderer, Aufzüge, Schiebebühnen,
Drehscheiben, Spills und ähnliche Einrichtungen werden in
charakteristischen Abbildungen gezeigt und die im Bau be-
griffenen umfangreichen Transportanlagen der Gaswerke in
Budapest und Mainz an Hand der Grundrifspläne kurz be-
schrieben. Im Anschlufs daran werden auch die für Gas-
werke in Frage kommenden Spezialwagen — Kohlen-, Koks-
und Kesselwagen — durch einige Ausführungen dargestellt.
Der letzte Abschnitt beschäftigt sich mit den Kraftanlagen
der Gaswerke und behandelt besonders die wirtschaftliche
Verwertung der auf den Gaswerken anfallenden Abfaller-
zeugnisse zur Krafterzeugung. Dampfkesselanlagen zur Ver-
feuerung von Koksgrus, Gaskraftanlagen mit Speisung-durch
Koksgrusgeneratorgas und Dieselmotoren für Betrieb mit
Teeröl, Gasölteer und ähnlichen Brennstoffen wurden von der
M. A. N. bereits in grofser Anzahl geliefert und werden in
einigen bemerkenswerten Ausführungen für Gaswerke ge-
zeigt, deren Wirtschaftlichkeit aus den mitgeteilten Betriebs-
ergebnissen zu ersehen ist.
Die umfangreiche Druckschrift, welche 64 Seiten mit
85 Abbildungen umfafst, läfst deutlich erkennen, in welchem
Mafs das Streben nach technischer Vollkommenheit bei
gröfstmöglicher Wirtschaftlichkeit auch für die Einrichtungen
der Gaswerke bestimmend geworden ist.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zu Mitgliedern der künstlerischen Sachver-
ständigenkommission der Reichsdruckerei für die Kalender-
jahre 1913, 1914 und 1915 der Kgl. Regierungs- und Baurat
a. D. Max Hasak, der Professor an der Kgl. Techn. Hoch-
schule Geh. Regierungsrat Dr. Adolf Miethe und der Direk-
tor der Unterrichtsanstalt des Kgl. Kunstgewerbemuseums,
Mitglied des Senats der Kgl. Akademie der Künste, Architekt
Professor Bruno Paul in Berlin.
Verliehen: der Charakter als Geh. Regierungsrat den
Regierungsräten Schwantes, Jobst, List, Hausknecht und
Boy, Mitgliedern des Kaiserlichen Patentamts;
der Charakter als Geh. Baurat dem Marine-Intendantur-
und Baurat Zimmermann.
Kommandiert: der staatl. geprüfte Baumeister des
Schiffbaufaches Betzhold von der Kaiserl. Werft Kiel zum
Reichs-Marineamt sowie der Baumeister des Schiffbaufaches
Techow von der Kaiserl. Werft Wilhelmshaven zum Reichs-
Marineamt Berlin;
(1. Marz 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 857] 95
der Marinebaurat Hartmann zum Nachfolger des Marine-
baurats für Maschinenbau Breymann nach Tsingtau; er hat
nach seinem Eintreffen in Tsingtau die Geschäfte des
Direktors der Tsingtauer Werft zu übernehmen.
A\bgelést: von dem Kommando zur Dienstleistung im
Reichs-Marineamt der staatl. geprüfte Marine-Schiffbaumeister
Wigger; er wird von Berlin zur Kaiserl. Werft Kiel versetzt.
Versetzt: der Marinebaurat Breymann von Tsingtau
nach Kiel; er ist der Inspektion des Torpedowesens für den
zur Abkommandierung kommenden Baurat Berling über-
WIESEN;
der Marine-Maschinenbaumeister Bröking von Wilhelms-
haven nach Riel; er ist der Inspektion des Torpedowesens
überwiesen.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Reichs-
dienste erteilt: dem Marine-Oberbaurat und Schiffbau-
Keiriebsdirektor Geh. Marinebaurat Krieger.
Militarbauverwaltung Preufsen.
Ernannt: zum Intendantur- und Baurat der mit Wahr-
nehmung einer Intendantur- und Bauratstelle bei der Inten-
danur des Gardekorps beauftragte Baurat Rudelius und
zum Intendantur- und Baurat bei der Intendantur des Garde-
korps der Baurat Ludwig, Vorstand des Militärbauamts
Berhan IV.
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem Inten-
dantur- und Baurat Feuerstein bei seiner Versetzung in den
Ruhestand und der Charakter als Baurat mit dem persönl.
Range der Räte vierter Klasse dem Regierungsbaumeister
Porath, Vorstand des Militarbauamts Mainz I.
Versetzt: der Regierungsbaumeister Gottke, Vorstand
des Mihtärbauamts Posen I, und der Regierungsbaumeister
Zimmermann, techn. Hilfsarbeiter der Intendantur des
AV. Armeekorps in Strafsburg i. E, gegenseitig zum
l. April 1913 sowie der Regierungsbaumeister Klewitz,
techn. Hilfsarbeiter der Intendantur des XIV. Armeckorps
In Karlsruhe, zum 1. März 1913 als Vorstand des Militär-
bauamts nach Bromberg.
Preufsen.
Ernannt: zu Geh. Oberregierungsraten dice Vortragenden
Rate im Minist. der öffentl. Arbeiten Geh. Regierungsrate
Pape und v. Schaewen;
zum etatmäfsigen Professor an der Techn. Hochschule
in Danzig der Dozent Professor Dr. Friedrich Krüger in
Langfuhr bei Danzig;
zu Regierungsbaumeistern die Regierungsbauführer Hein-
rch Rempp aus Mörchingen 1. Lothr., Paul Klipps aus Gran-
see, Kreis Neuruppin (Eisenbahnbaufach), Paul Schilling aus
Rutenditmold (Wasser- und Strafsenbaufach), Hermann Fritzel
aus Frankfurt a. M., Dr.3na. Walter Hinrichs aus Lee in
England und Max Teschemacher aus Wittlich (Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem General-
direktor Baurat Beukenberg in Dortmund;
der Charakter als Baurat dem Ingenieur Friedrich Jebens
in Ratzeburg;
der Titel Professor dem Provinzialkonservator Baurat
Richard Dethlefsen in Königsberg i. Pr.
Beigelegt: das Prädikat Professor dem Privatdozenten
an der Kgl. Techn. Hochschule in Berlin Dr. Gustav Benischke
und dem ständigen Assistenten an dem Photochemischen
Laboratorium der Kgl. Techn. Hochschule in Berlin Otto Mente.
UCebertragen: die Stelle des meliorationstechn. Re-
gicrungs- und Baurats für die Provinz Brandenburg dem
Baurat Heimerle, bisher hauptamtlichem techn. Beirat der
Generalkommission in Düsseldorf, unter Versetzung nach
Potsdam an Stelle des aus dem Staatsdienst beurlaubten
Baurats Mahr (auftrw.).
° Einberufen: zur Beschäftigung im Staatseisenbahn-
dienst die Regierungsbaumeister des Maschinenbaufaches
Schleifenheimer bei der Eisenbahndirektion in Stettin, Köpke
bei der Eisenbahndirektion in Essen, Scheehl bei der Eisen-
bahndirektion in Hannover, Reinhardt bei der Eisenbahn-
Mu tete Mara Be, i me Fe re
direktion in Altona und Wahrendorf bei der Eisenbahn-
direktion in Kattowitz sowie die Regierungsbaumeister des
Eisenbahnbaufaches Altenberg, Hammen, Kallenbach und
Dempwolff bei der Eisenbahndirektion in Hannover, Haber-
land bei der Eisenbalindirektion in Kassel, Schlunk bei der
Eisenbahndirektion in Halle a.d.S., Hans Lehmann und
Gaede bei der Eisenbahndirektion in Hannover sowie Erbe
und Lindner bei der Kisenbahndirektion in Köln, ferner der
Regierungsbaumeister des Ilochbaufaches v. Steinwehr bei
-der Eisenbahndirektion in Köln.
Zur Beschäftigung überwiesen: der Regierungs-
baumeister des Eisenbahnbaufaches Lichtenfels, bisher aus
dem Staatseisenbahndienst beurlaubt, der Eisenbahndirektion
in Hannover, die Regicrungsbaumeister des Wasser- und
Strafsenbaufaches Tzschirntsch der Regierung in Königsberg
und Struckmann der Dortmund-Ems-Kanalverwaltung in
Münster sowie der Regierungsbaumeister des Ilochbaufaches
Fritzel der Regierung in Minden.
Uecberwiesen: die Regicrungsbaumeister des Wasser-
und Strafsenbaufaches Franz Matz aus Hagen i. W. dem
Meliorationsbauamt I in Oppeln und Hans Giencke aus
Jasnitz in Meckl. dem Meliorationsbauamt in Ihldesheim.
Versetzt: der Baurat Ortloff von Hannover als Vor-
stand des Wasserbauamts in Celle;
die Regierungsbaumeister Sunkel, bisher Vorstand des
Mchorationsbauamts in Posen, nach Düsseldorf als haupt-
amtlicher techn. Beirat der Generalkommission für die Rhein-
provinz und die Hohenzollernschen Lande und Otto Schroeder,
bisher beim Meliorationsbauamts I ın Oppeln, nach Posen
als Vorstand des dortigen Mehorationsbauamts;
die Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches
Wilhelm Niemann, bisher in Essen, als Mitglied (auftrw.)
der Eisenbahndirektion nach Magdeburg und Lucht, bisher
in Stettin, als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahn-Betriebs-
amts 2 nach Essen, Bach von Schweidnitz zum Eisenbahn-
Betriebsamt nach Waldenburg i. Schl. sowie die Regierungs-
baumeister des lHochbaufaches Seering von Minden nach
Stettin und Hofsfeld von Rothenburg a. d. E. nach Naum-
burg a. d. S.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Regierungsbaumeister des Eisenbahn-
baufaches Otto Heckler in Berlin und dem Regierungs-
baumeister des Hochbaufaches Alfred Hollaender in Berlin.
Bayern.
Ernannt: zum Bauamtsassessor und Vorstand des K.
Kulturbauamts Amberg der Regierungsbaumeister bei dem
K. Kulturbauamt Ptarrkirchen Eugen Vogler, zum Bauamts-
assessor und Vorstand des K. Kulturbauamts Landshut der
Regicrungsbaumeister bei der Obersten Baubehörde im K.
Staatsministerium des Innern Otto Hahn und zum Bauamts-
assessor und Vorstand des K. Kulturbauamts Aschaffenburg
der Regierungsbaumeister bei dem Kulturbauamt Würzburg
Alois Steichele, zum Bauamtsassessor bei dem K. Kulturbau-
amt Nürnberg der Regicrungsbaumeister bei dem K. Kultur-
bauamt Regensburg Ernst Goetz, zum Bauamtsassessor bei
dem K. Kulturbauamt Kaufbeuren der Regierungsbaumeister
bei dem K. Kulturbauamt Günzburg Richard Sachsperger,
zum Bauamtsassessor bei dem K. Kulturbauamt Rosenheim
der Regierungsbaumcister bei diesem Amt Georg Link und
zum Bauamtsassessor bei dem K. Kulturbauamt Pfarrkirchen
der Regierungsbaumeister bei diesem Amt Gottlieb Wittmann;
auf die neu errichtete Bauamtmannstelle bei dem Kal.
Kulturbauamte Homburg der mit Titel und Rang eines Kgl.
Bauamtmanns ausgestattete Bezirkskulturingenieur und Vor-
stand dieses Amts Friedrich Meyer;
zum Direktionsassessor an seinem bisherigen Dienstorte
in etatmäfsiger Eigenschaft der Vorstand der Neubauin-
spektion II Nürnberg Eisenbahnassessor Johann Weifs.
Verliehen: der Titel und Rang eines kgl. Geh. Rates
dem Ministerialrat des Kgl. Staatsminist. für Verkehrsan-
gelegenheiten Eduard Ritter v. Weiß;
96 [No. 857]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. März 1913)
der Titel und Rang eines Kgl. Oberregierungsrates dem
Regierungsrat Johann Hogenmüller, Vorstand der Kgl. Werk-
stätteninspektion I Weiden, den Regierungs- und Bauräten bei
dem Kgl. Hydrotechn. Bureau Otto Hartmann und AdolfSpecht;
der Titel und Rang eines Kgl. Regierungsrats den
Direktionsräten Georg Kuffer, Vorstand der Kgl. Baumspek-
tion Ingolstadt, und Andreas Beilhack, Vorstand der Kgl.
Werkstätteninspektion III München;
der Titel und Rang eines Kgl. Bauamtmanns den Be-
zirkskulturingenieuren Christian Peruzzi, Vorstand des Kgl.
Kulturbauamts Donauwörth, und Georg Schultheiß, Vorstand
des Kgl. Kulturbauamts Bamberg;
der Titel und Rang eines Kgl. Geh. Hofrats den ordentl.
Professoren der Kgl. Techn. Hochschule in München
Dr. Max Schmidt und Wilhelm Dietz, der Titel eines Ober-
bibliothekars mit dem Range nach Klasse VI der Rang-
ordnung dem Bibliothekar der Kgl. Techn. Hochschule und
Hlonorarprofessor an der Kgl. Universität in München
Dr. Hermann Brunn sowie der Titel eines Kgl. Professors
dem Architekten Otto Lasne in München.
Befördert: zum Bauamtmann bei dem Kgl. Wasser-
versorgungsbureau in etatmafsigerWeise der Bauamtsassessor
Hans Blanck;
zum Regierungs- und Baurat bei der Kgl. Regierung
von Mittelfranken der mit dem Titel eines Kgl. Bauamt-
manns ausgestattete Regierungs- und Bauassessor bei dieser
Regierung Friedrich Güllich.
| Beigegeben: je ein Bauamtsassessor den Kgl.Kulturbau-
ämtern Nürnberg, Kaufbeuren, Rosenheim und Pfarrkirchen.
Versetzt: in ctatmafsiger Weise der Oberbauinspektor
Friedrich Schlier in Nürnberg in gleicher Diensteigenschaft
als Vorstand an die Bahnstation Treuchtlingen.
Zugeteilt: der dem Staatsminist. des ‘Innern für
besondere Dienstautgaben zur Verfügung stehende Bauamts-
assessor Wilhelm Haberl, bisher bei dem Strafsen- und
Flufsbauamt Amberg, vorübergehend dem Strafsen- und
Flufsbauamt München zur Förderung der Isarkorrektion
oberhalb Münchens.
Sachsen.
Ernannt: zum Bauamtmann bei der Staatseisenbahn-
verwaltung der Regierungsbaumeister Dr.-Ing. Otto Müller
bei dieser Verwaltung.
Angestellt: der nichtständige Regierungsbaumeister
Voigt als etatmäfsiger Regierungsbaumeister beim Strafsen-
und Wasserbauamt Leipzig.
Uebertragen: die Stellvertretung des Regierungs-
kommissars für elektrische Bahnen dem Bauamtmann
Dr.:Ing. Blofs.
Beigegeben: der Finanz- und Baurat Dressel bei der
Strafsen- und Wasserbauverwaltung den techn. Vortragenden
Räten im Finanzminist., insbesondere dem Vortragenden
Rat in Wasserbausachen, zur Unterstützung und Vertretung.
Bestätigt: die Wahl des Professors Max Foerster zum
Rektor der Techn. Hochschule in Dresden für das Jahr vom
l. März 1913 bis Ende Februar 1914.
Versetzt: der Stellvertreter des Regierungskommissars
für elektrische Bahnen Baurat Képeke zur Generaldirektion
der Staatseisenbahnen, der Regierungsbaumeister Sorger
beim Maschinentechnischen Bureau der Staatseisenbahnver-
waltung zum Kommissariat für elektrische Bahnen, der Bau-
amtmann beim Bauamt Plauen i. Vogtl. Hildebrand zur B. D.
Leipzig I und der Bauamtmann beim Bauamt Freiberg |
Uhlfelder zum Bauamt Greiz und der Regierungsbaumeister
Knothe beim Landbauamte Zwickau zum l.andbauamte
Dresden I.
Die nachgesuchte Versctzung in den Ruhe-
stand bewilligt: dem Bauamtmann bei der Staatseisen-
bahnverwaltung Finanz- und Baurat Uter in Leipzig.
Württemberg.
Ernannt: zum Maschineningenieur bei der General-
direktion der Staatseisenbahnen der Regierungsbaumeister
Scheuer;
zu Regierungsbaumeistern die Kandidaten Gottlob
Bullinger aus Hohebach, O.-A. Künzelsau, Otto Geißler aus
Heilbronn, Ferdinand Höring aus Neresheim, Alfred Otto aus
Frickenhausen, O.-A. Nürtingen, und Max Wilhelm
Stuttgart.
Uebertragen: die Stelle des Eisenbahnbauinspektors
in Aalen dem ut. Eisenbahnbauinspektor Fell bei der Eisen-
bahnbauinspektion Mühlacker sowie die erledigten zwei
Stellen etatmäfsiger Regierungsbaumeister im Bezirksdienst
der Strafsen- und Wasserbauverwaltung den Regierungs-
baumeistern Ernst Kyriß in Stuttgart und Eugen Geiger
in Kalw.
Versetzt: seinem Ansuchen entsprechend der Ab-
tcilungsingenieur Lindner bei der Generaldirektion der Staats-
eisenbahnen zu der Eisenbahnbauinspektion Mühlacker.
Baden.
Ernannt: zum ordentl. Professor der Mathematik an
der Techn. Hochschule Karlsruhe vom 1. April d. J. ab der
ordentl. Professor an der Universität Basel Dr. Rudolf
Fueter;
zum Vorstand der Bahnbauinspektion H Karlsruhe der
Vorstand der Bahnbauinspektion Durlach Oberbauinspektor
Heinrich Abele, zum Vorstand der Bahnbauinspektion Kon-
stanz der Vorstand der Bahnbauinspektion Rastatt Oberbau-
inspektor Joseph Biehler und zum Vorstand der Bahnbau-
inspektion H Mannheim der Vorstand der Bahnbauinspektion
Bruchsal Oberbauinspektor Albert Joachim;
zum Ililfsreferenten und Inspektionsbeamten bei cer
Oberdirektion des Wasser- und Strafsenbaues der Inspek-
tionsbeamte bei der Generaldirektion der Staatseisen-
bahnen Obermaschineninspektor Friedrich Landwehr und
zum Vorstand der Bahnbauinspektion I in Basel der Inspek-
tionsbeamte bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen
Oberbauinspektor Franz Schmitt;
zu Bauinspektoren die Regierungsbaumeister Karl Seiz
bei der Oberdirektion des Wasser- und Strafsenbaues und
Gerhard Benstz bei der Wasser- und Strafsenbauinspek-
tion Lörrach.
Versetzt: die Maschineninspektoren Friedrich Noll
in Offenburg nach Mannheim, Hermann Nufs in Konstanz
nach Karlsruhe und Karl Stratthaus in Karlsruhe nach
Freiburg, die Bauinspektoren Otto Strack in Eberbach nach
Mannheim, Eugen Burger in Durlach nach Eberbach und
Karl Friedrich Eisenlohr in Rastatt nach Karlsruhe, die
Eisenbahningenieure Ignaz Klute in Freiburg nach Basel und
Friedrich Wolff in Karlsruhe nach Konstanz.
In den erbetenen Ruhestand versetzt:
rat Friedrich Nebenius in Emmendingen.
aus
der Bau-
Elsafs-Lothringen.
Ernannt: zum Regierungsbaumeister der Regierungs-
bauführer Friedrich Horning.
Verliehen: der Charakter als Kaiserl. Baurat mit dem
Range der Räte vierter Klasse dem Kreisbauinspektor Jacob
in Metz.
Gestorben: Landesbaurat Walter Oehme in Posen,
Wirkl. Geh. Oberregierungsrat Rudolf Schmidt, Ministerial-
direktor im Minist. der öffentl. Arbeiten, Baurat Otto Kil-
burger, früher Kreisbauinspektor in Halle a. d. S., Architekt
Baurat Opfermann in Mainz, Generalmajor z. D. Gustav
Becker, Präsident des Mitteleuropäischen Motorwagen-Ver-
eins, Gch. Kommerzienrat Matthias Tull, früher Direktor
der Aachen-Jülicher Eisenbahngesellschaft, Baurat Rudolf
Günther in Grofsdeuben, früher Vorstand des Wasserbauamts
in Hameln, und Kreisbaumeister Georg Graeve in Schweid-
nitz. ——— ns
eae ee ee eee E
K. Technische Hochschule Stuttgart. °
Die Einschreibungen für das Sommerhalbjahr bezinnen
am 15. April. Eintrittsbedingungen auf Verlangen unentgeltlich,
das vollständige Programm gegen 50 Pf. (Ausland 60 Pf.)
Verlag F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt IL. Glaser, Berlin — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
Ganze Reihe No. 858
Berlin, 15. März 1913
Band 72 Heft 6
ANNALEN FUR GEWERBE
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SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MÄRZ 1881,
INGENIEURE
FÜR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts = Verzeichnis.
Die Nutzbarmachung der Panganifälle für die Versorgung des
Nordens von Deutschostafrika mit elektrischer Energie von
Regierungsbaumeister Domnick, Berlin-Zehlendorf-West. (Mit Abb.). . 97
Harthölzer für den Eisenbahnwagenbau (Eine wissenschaflliche
Studie). Vortrag. gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
am 21. Januar 1913 von Dr. Weiskopf, Direktor der Hannoverschen
Waggonfabrik A.-G. in Hannover-Linden. (Mit Abb.) .
Die Wünschelrutenbewegung in Deutschland von Wirkl. Geh. Admi-
ralitatsrat G. Franzius in Kiel
Seite
102
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|
Seite
Zuschriften an die Redaktion, betr. „Die Lokomotiven auf der Welt-
ausstellung in Brüssel“. (Mit Abb.) . 2 2 2 2. 1. 1. 1 we ee ť
Verschiedenes. . a.. 2 2 2 nr en er 2 ne. é
Flektrische Zugförderung auf den Berliner Stadt-, Ring- und Vorort-
bahnen. — Verleihung von Staatsmedaillen fur gewerbliche Leistungen.
— Neues Härtemittel ,Acietit® der Chemischen Fabrik und Hartewerk
von Fr. Lutz in Zurich II. — Holländischer Handel und Industrie.
Geschäftliche Nachrichten. .
Personal-Nachrichten.
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Die Nutzbarmachung der Panganifälle
für die Versorgung des Nordens von Deutschostafrika mit elektrischer Energie
von Regierungsbaumeister Domnick, Berlin-Zehlendorf-West
(Mit 3 Abbildungen)
Seit einer ganzen Reihe von Jahren erscheinen in
der afrikanischen und in der deutschen Presse von
Zeit zu Zeit Hinweise auf die Nutzbarmachung der im
Norden unseres Schutzgebietes Deutschostafrika liegen-
den grofsen Panganifalle, deren Energie ausreichen
soll, den ganzen Norden mit elektrischem Strom zu
versorgen und auch die Nordbahn, die von Tanga bis
zum Kilimandscharo geht, elektrisch zu betreiben.
Verschiedentlich sind auch bereits von privater Seite
aus Versuche gemacht worden, ein derartiges Strom-
versorgungsunternehmen zustande zu bringen; die Ver-
suche scheiterten jedoch sämtlich daran, dafs ein wirt-
schaftlicher Erfolg des Unternehmens nicht nachge-
wiesen werden konnte. Hinzu kam, dafs die betreffenden
Bearbeiter der Projekte das Schutzgebiet nicht aus
eigener Anschauung kannten, sich also kein genaues
Bild von der wirtschaftlichen Lage und Entwicklungs-
möglichkeit des Nordens machen konnten. Sie beab-
sichtigten, zur Verwertung des aus der Wasserkraft
gewonnenen Stromes Kalk- und Zementwerke, Luft-
stickstoffgewinnungsanlagen usw. zu schaffen, die
naturgemäfs neben den an und für sich teuren Her-
stellungskosten der elektrischen Anlagen auch noch für
die Stromverwertungsanlagen die Aufbringung weiterer
grölserer Kapitalien erforderlich machten. Bei der
Unsicherheit des Erfolges solcher Unternehmungen,
noch dazu in Afrika, waren die Kapitalien von 7 und
mehr Millionen Mark nicht zu beschaffen. Im folgenden
sollen nun die technischen und wirtschaftlichen Ver-
haltnisse, die bei etwaiger Verwirklichung eines
Elektrizitätsunternehmens im Norden von Deutschost-
afrika zu berücksichtigen sind, sachverständig beleuchtet
werden.
In den letzten 10 Jahren hat Deutschostafrika einen
glänzenden Aufschwung genommen, der in den Ein-
und Ausfuhrzahlen des Schutzgebietes sichtbar zum
Ausdruck kommt. Am weitesten in der Entwicklung
fortgeschritten ist der Norden mit den Bezirken Tanga,
Pangani und Wilhelmstal. Längs der Nordbahn von
Tanga landeinwärts bis Mombo und darüber hinaus
liegen die Plantagen, die zum Teil schon bedeutende
Erträgnisse liefern. In nebenstehender Karte des Wirt-
schaftsgebietes der Bezirke Pangani, Tanga und Wil-
helmstal sind eine Reihe von Pflanzungen namhaft
gemacht, die mit Fabrikanlagen bereits ausgerüstet
Nachdruck des
|
|
sind und zusammen weit über 2000 Pferdestärken
erzeugen können (Abb. 1).
Alle im Norden liegenden Pflanzungen, die in den
nächsten Jahren zum Ertrag kommen, hier aufzuführen,
würde zu weit gehen. Auch im Hinterland von Pan-
gani entstanden grofse Pflanzungen mit Fabrikbetrieben,
die namentlich Sisal in grofsen Mengen über Pangani
ausführen. Die bedeutendsten sind die Pflanzung
Buschirihof der Deutschen Agavengesellschaft, Vogtland
der Vogtländischen Plantagen- und Industrie-Gesellschaft,
Kikogwe der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft und
Kigombe der Sisalagavengesellschaft. Eine grofse
Zuckerfabrik am Unterlauf des Pangani ist leider seit
Jahren aufser Betrieb. Das in den weiten Pangani-
niederungen gewonnene Zuckerrohr wird zur Zeit auf
einfachste Weise von Arabern in einer grofsen Zahl
von am Pangani liegenden Zuckerfabriken verarbeitet. -
Innerhalb dieses grofsen Wirtschaftsgebietes liegen die
Panganifalle bei Hale und Kuani. Der Panganiflufs
kommt aus dem Bergmassiv des Kilimandscharo und
des Meru, fliefst in seiner Hauptrichtung von Westen
nach Osten, nimmt unterwegs an grölseren Neben-
flüssen nur den Mkomasi auf und mündet bei der Stadt
Pangani in den Indischen Ozean. Er bildet während
seines Laufes eine ganze Reihe von Stromschnellen
und Wasserfällen, deren bedeutendste bei Hale und
Kuani liegen. Bei Hale stürzen die Wassermassen
rund 20 m ab, bei Kuani rund 110 m. Oberflächliche
Messungen ergaben oberhalb der Fälle eine mittlere
Flufsgeschwindigkeit von 0,50 m/sek bei einem Flufs-
querschnitt bei Niedrigwasser von 35 qm. Die abso-
lute Leistung der grofsen Panganifalle beträgt demnach
bei niedrigstem Wasserstand mindestens
26 000 Pferdekräfte.
Bei Ausnutzung beider Fälle und der zwischen den
Fällen liegenden Stromschnellen kann die absolute
Leistung der Wasserkräfte wohl bis auf
35000 Pferdekräfte
und mehr bei Niedrigwasser gesteigert werden. Die
zweite Abbildung gibt ein ungefähres Bild des Geländes
bei den grofsen Panganifällen. Die Angaben über den
Flufsquerschnitt und das Gelände sind nur allgemein
ermittelt und mülsten bei einer eventuellen Ausführung
des Projektes entsprechend ergänzt werden (Abb. 2).
Inhaltes verboten.
98 [No. 858]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Marz 1913)
In der Karte des Wirtschaftsgebietes der drei
Bezirke des Nordens sind um die zu wählende Kraft-
werkslage unterhalb Kuani im Abstand von je 25 km
Zonenkreise geschlagen, mit Hilfe deren die Entfer-
nungen der Pflanzungen und Ortschaften von dem
Kraftwerk ermittelt werden können. Die Entfernungen
der Sitze der Kaiserlichen Bezirksämter von den Fällen
in der Luftlinie gemessen betragen:
Kraftwerk Pangani . 36 km,
x Taha o 4 60 „
p Wilhelmstal L i
bereitschaft, Ersparnis an schwarzen Arbeitskräften,
die bei der Leutenot in Afrika von besonderer
Bedeutung sein würde, usw.
Eine wesentliche Verbilligung des Betriebes mit
Elektromotoren wird -sich im Vergleich mit der zur
Zeit allgemein in Deutschostafrika gebräuchlichen
Betriebsart, der Dampfmaschine mit Holzfeuerung, nicht
erreichen lassen. Die Holzfeuerung ist allgemein ein-
geführt, da Kohle zu teuer ist. Die Tonne Kohle frei
Hafen Tanga kostet rund 40 Mark, also frei Pflanzung in-
folge der hohen Transportkosten 50 bis 60 Mark. Den
Abb. 1.
an,
u
Bez = -—
Iren. — Te
Britisch - Ost- Atrika.
Wirtschaftsgebiet der Bezirke Tanga, Pangani und Wilhelmstal im Norden von Deutschostafrika.
In der Karte bedeuten:
l. Sisalpflanzung und Fabrik der Westdeutschen Handels- und
Plantagen-Gesellschaft in Amboni und Kiomoni.
2. Sisalpflanzung und Fabrik des Herrn Apotheker Müller in
Tanga bei Nguvu Mali.
3. Sisalpflanzung und Fabrik der Deutschostafrikanischen Gesell-
schaft in Kange.
4. Sisalpflanzung und Fabrik der Vogtländischen Industrie- und
Plantagen-Gesellschaft in Steinbruch.
5. Sisalpflanzung und Fabrik der Sisalagaven-Gesellschaft in
Pongwe.
6. Sisalpflanzung und Fabrik der Pingonipflanzungsgesellschaft in
Pingoni.
7. Sisalpflanzung und Fabrik Geiglitz des Herrn Kommerzienrat
Lenz.
8. Sisalpflanzung und Fabrik der Ngomenipflanzungsgesellschaft
Ngomeni.
9. Sisalpflanzung des Herrn B. von Leckow.
Die Lage der Fälle und damit auch des Kraft-
werkes zu dem besagten Wirtschaftsgebiet des Nordens
mufs demnach als eine günstige bezeichnet werden.
Zu prüfen bleibt noch, ob ein Bedürfnis nach elek-
trischer Kraftversorgung vorhanden ist. Ein Bedürfnis
ist aber nur vorhanden, wenn der elektrische Betrieb
Vorteile mit sich bringt, die andere Betriebsarten nicht
gewähren, wie z. B. billigerer Betrieb, grölsere Betriebs-
sicherheit, schnellere Reparatur, ständige Betriebs-
10. Sisalpflanzung und Fabrik des Herrn Bardtke in Kibaranga.
Il. Kautschukreinigungsfabrik der Deutschen Pflanzungs- und
Handelsgesellschaft Dr. Schellmann in Muhesa.
12. Sisalpflanzung und Fabrik des Herrn B. von Leckow in
Bombuera.
13. Sisalpflanzung und Fabrik der Prinz Albrecht-Plantagen in
Kiuhuhwi.
14. Sisalpflanzung und Fabrik der Herren Bardtke und Zwielich
in Mrwasi.
und Fabrik der Plantagengesellschaft Songa.
und Fabrik der Pangani-Pflanzung Hale.
und Fabrik der Firma Wilkens und Wiese.
18. Sisalpflanzung und Fabrik der Pflanzung Ngombezital.
19. Sisalpflanzung und Fabrik der Ngombezipflanzungsgesellschaft.
20. Ostafrikanische Pflanzungsgesellschaft in Gomba bei Makujuni.
21. Sisalpflanzung und Fabrik des Herrn Thomas in Mombo.
22. Sisalpflanzung und Fabrik des Herrn Jäckel in Masinde.
15. Sisalpflanzung
16. Sisalpflanzung
17. Sisalpflanzung
Pflanzungen, die noch Neuland mit gutem Holzbestand
unter Kultur zu bringen haben, kommt 1 cbm Holz
auf eine Rupie = 1,33 Mark zu stehen. Bei ausgedehn-
teren Pflanzungen erhöhen sich die Kosten auf
1,50 Rupien und mehr. Die Nordbahn zahlte vor
kurzem bei Abnahme gröfserer Mengen den Holzschlag-
unternehmern beziehungsweise denPflanzern 2,25 Rupien
für 1 cbm. Naturgemäfs erhöhen sich die Holzpreise
für Pflanzungen, die auf fremdem Gebiete Holz schlagen
En Google
(15. Marz 1913}
müssen, da sie auf eigenem nichts mehr haben. Die
Preise werden bedeutend steigen, wenn die Regierung
ihre Absicht durchführt und für I cbm Holz eine fis-
kalische Holzschlaggebühr von 3 Rupien einführt. Die
Kautschukreinigungsfabrik in Muhesa z. B. zahlt für
1 cbm Brennholz mittlerer Qualität schon jetzt 4 Ru-
pien = 5,33 Mark. In den Küstenstädten wird auch
fir diese Summe Brennholz nur schwer noch zu haben
sein. Man hat mit einer standigen Steigerung der
Holzpreise sicher zu rechnen.
Abb. 2.
Dini ver der Flufsspiegelhöhen A-B =11m
» 8-C=106m
*A-C=117m
kd ” ”
A
Allgemeine Geländeskizze des Gebietes der grofsen Panganifälle,
Im Folgenden ist nun eine Betriebskostenberechnung
der Pflanzungsfabrikbetriebe aufgemacht, der mittlere
afrikanische Verhältnisse zu Grunde gelegt wurden. Die
Beschaffungskosten der Dampfmaschinenanlagen ein-
schliefslich der Fracht, des Transportes zur Baustelle,
der Montage, der für Afrika reichlich zu bemessenden
Reserveteile, der Errichtung eines Lokomobilschuppens
usw. stellen sich für mittlere afrikanische Verhältnisse:
für eine 20 pferdige Anlage zu 8000 Rupien,
” n ” ” ” 000 ”
un w.a » » 2000 ,
” ” l 50 ” ” ” 30 000 »
” ” 300 ” ” ” 60 000 »
Der Ermittelung der Brennstoffkosten wurden die
Holzpreise von 1,50 Rupien, 2,50 und 4,00 Rupien zu
Grunde gelegt. Das aus dem afrikanischen Busch ge-
wonnene Holz ist ganz verschiedener Beschaffenheit.
Auf Grund von praktischen Versuchen kann für mittlere
Verhältnisse der Brennstoffverbrauch und der Brenn-
stoffpreis folgendermafsen angegeben werden:
Brennstoff kosten bei 2400 Betriebsstunden
der Stunde im Jahr bei 50 pCt. Belastung
verbrannte in de š
Anlage | Holzmenge bei einem Holzpreis von:
1,50 Rp. | 2,50 Rp. | 4,00 Rp.
cbm
1 350 Rp. | 2 160 Rp.
|
810 Rp. |
1620 „ | 2700 , 4320 ,
2430 , | 4050 , | 6480 ,
5130 , 7150: 14-01 Teen: 6
9450 , | 15750 , j
| 25 000
Bei der Errechnung der Brennstoffkosten ist an-
genommen, dafs die Brennstoffkosten bei 50 pCt. Be-
lastung auf °⁄4 der Kosten bei Vollast sinken mögen.
Die Bedienungskosten setzen sich aus dem an-
teiligen Gehalt eines europäischen Maschinisten, soweit
er für die Dampfmaschine beschäftigt ist, und den
Kosten der schwarzen Bedienungsmannschaft zusammen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 858) 99
Der Europäer bekommt durchschnittlich 3000 Rupien
Gehalt, das in dem Mafse, wie er'sich der Dampf-
maschinenanlage zu widmen hat, anteilig auf die Be-
triebskosten verrechnet werden mufs. Der schwarze
Heizer und Schmierer als gelernter Arbeiter erhält
einen Monatslohn einschliefslich Verpflegungsgelder von
20 Rupien, der Holzträger und Reiniger dagegen nur
von 15 Rupien. Natürlich sind die Schwarzen nicht so
leistungsfähig und auch zuverlässig wie europäisches
Personal, die Zahl der zu beschäftigenden Schwarzen
mufs daher verhältnismäfsig hoch
sein. Eine 50pferdige Anlage er-
fordert neben der europäischen Auf-
sicht 2 Heizer und Schmierer und
2 Holztrager und Reiniger, eine 300-
pferdige Anlage dagegen erfordert
2 Heizer, 2 Schmierer, 3 Holztrager
und Reiniger neben dem europäischen
Maschinisten. Die Bedienungskosten
werden sich bei täglich 8 stündigem
Betriebe einschlieflslich anteiliges
Europäergehalt und eines Zuschlages
für Anwerbekosten für schwarzes
Personal stellen für eine:
20 pferdige Anlage auf 1690 Rupien,
50 2360
” ” ” ”
70 ” ” ” 2560 ”
150 ” ” ” 3230 ”
300 ” ” ” 47 | 0 ”
Kleinere Betriebe, die ohne
europäischen Maschinisten arbeiten,
können bei obiger Position ent-
sprechende Abzüge machen, werden
aber die Position Unterhaltungskosten
erhöhen müssen, da sie eine Reihe
von Reparaturen aus dem Hause
geben müssen, da die Schwarzen für
ordnungsmäfsige Ausführung von
Reparaturen nicht geeignet sind.
Die Betriebskosten ermitteln sich aus dem Vorher-
gehenden unter Hinzurechnung von 10 pCt. des Anlage-
kapitals für Unterhaltungskosten, 6 pCt. Verzinsung und
Abschreibung nach 10 Jahren, Ausgaben für Oel und Putz-
wolle, Wasserverbrauch und für Unvorhergesehenes zu.
Stärke Gesamtbetriebskosten bei einem Holzpreis von:
der Anlage = = an
PS 1,50 Rp. | 2,50 Rp. 4,00 Rp.
20 5 400 Rp. | 6 000 Rp. | 6 800 Rp.
50 8600 „ | 9700 „ 15300 .,
70 11300 , 12900 , | 20000 ,
150 1400 ‘;, 20 000 „ lo -g9 900
300 30 700 , | 46400 „
37000 , |
Damit elektrischer Betrieb erfolgreich mit dem
Dampfmaschinenbetrieb mit Holzfeuerung konkurrieren
kann, dürfen die Kosten elektrischen Betriebes nicht
wesentlich höher sein als beim Dampfbetriebe. Der
folgenden Kostenberechnung elektrischen Betriebes ist
nachstehender Stromtarif zu Grunde gelegt worden:
Kosten einer Kilowattstunde bei einem Strom-
verbrauch pro Jahr bis
5 000 Kilowattstunden 30 Heller die Kilowattstd.,
10 000 ” 25 n ” ”
15 000 » 20 ” ” ”
20 000 " IS. + : ý
25 000 a 2 j j
30 000 ” 13 ”» ” ”
35 000 s le ý n j
40 000 . D R a
50 000 a I0 ;; j d
200 000 " 9 n š
über 200 000 ý S- » ‘ 5
Der Tarif ist so
der Stromkosten die
die vorhergehenden
sind.
zu verstehen, dals bei Ermittelung
Preise für die Kilowattstunden an
höheren fortlaufend anzustofsen
ey Google
100 INo. 858]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. März 1913)
Bei 2400 Betriebsstunden im Jahr und bei 50 pCt.
Belastung errechnen sich die verbrauchten Kilowatt-
stunden und die dafür zu zahlenden Strompreise zu:
Stärke Kilowattstunden-
Summe
der Anlage verbrauch der Stromkosten
20 PS 17670 KW/Std. 4260 Rupien
Oy 44 160 à 7 420 3
40: 61 830 ‘ 9 070 a
In; 132 480 k 15 425 Š
IN; 264 960 ‘ 26 700
”
Die Anlagekosten für elektrischen Betrieb hängen
sehr von der Lage der Fabrik zu dem allgemeinen
Stromversorgu .gsnetz ab. Es sind die Anlagekosten
für eine mittlere Lage bei einem direkten Anschlufs an
das 3000 Voltverteilungsnetz ermittelt. Die Anlage-
kosten würden betragen:
für eine 20 pferdige Anlage 4500 Rupien,
50
” ” ” ” 1 000 ”
» ”„ 70 „ ” 9 000 ”
yo a Ay „ 16000 ž ,
” ” 300 ” ” 30 000
Plan der Stadt Tanga,
Die Bedienungskosten sind bei elektrischem Be-
triebe sehr gering. Ein Schwarzer geniigt, um die
Motoren im Betriebe zu halten und zu schmieren. Sie
werden fir. eine 20 pferdige Anlage rund 570 Rupien
betragen, um bis auf 1000 Rupien für eine 300 PS-
Anlage zu steigen. Die Unterhaltungskosten sind
wieder zu 10 pCt. des Anlagekapitals gerechnet, die
Verzinsung ist mit 6 pCt. angenommen und eine Ab-
schreibung nach 10 Jahren. Unter weiterer Berück-
sichtigung des Verbrauchs an Oel und Putzwolle und
unter Vorsehung eines Betrages für Unvorhergesehenes
ergeben sich die Betriebskosten des elektrischen Be-
triebes:
für eine 20 PS-Anlage zu 6200 Rupien,
” ” ” ” ” 10 100 ”
” » 70 ” ” ” 12 400 ”
ge I g : » 20600 i
36 000
Ein Vergleich der Betriebskosten des Dampf- und
elektrischen Betriebes ergibt, dafs sich die Kosten
beider Betriebsarten bei einem Holzpreis von 2,50 Rupien
und bei dem aufgemachten Tarif für elektrischen Strom
für Kraft ungefähr die Wage halten. Die Differenz der
Betriebskosten bei einem Holzpreis von 1,50 Rupien
ist auch nicht so beträchtlich, dafs die Wahl bei Neu-
anlagen zu Ungunsten des elektrischen Betriebes aus-
fallen müfste. Mit dem Strompreise weiter herabzugehen,
wäre zu Anfang bei Schaffung des Elektrizitätsunter-
nehmens nicht möglich, da bei der geringen Belastung
des Kraftwerkes die Rentabilität in zu weite Ferne
gerückt sein würde. Erst bei Entnahme einer be-
trächtlichen Energiemenge könnte an eine Herabsetzung
der Strompreise gedacht werden. Mit dem Anwachsen
der Holzpreise wachsen auch die Aussichten, Anschlufs-
nehmer an das elektrische Netz zu bekommen. Der
elektrische Betrieb schafft aber den Fabrikbetrieben
von vornherein Vorteile, die Dampfmaschinenbetrieb
grade in Afrika nicht gewähren kann; erstens die
gröfsere Betriebssicherheit. An und für sich ist die
Dampfmaschinenanlage die sicherste Betriebsanlage, da
man ihr mehr als allen anderen Betriebsarten zumuten
kann. Die Dampfkessel werden jedoch von Schwarzen
bedient, deren Verantwortungsgefühl nicht bedeutend
ist. Es ist mehrfach schon in Deutschostafrika vor-
gekommen, dafs Kessel durch sorglose Bedienung aus-
glühten und dafs, die betreffenden Fabrikbetriebe für
Monate still lagen, bis Ersatzkessel aus Deutschland
ankamen. Neben anderen Schäden ist der Ernteausfall
ein beträchtlicher gewesen. Die Störungen bei elek-
trischem Betriebe können solchen Umfang nicht an-
nehmen. Ersatzteile sind mit weit geringerem Anlage-
kapital bereit zu legen, im Notfall ist sogar in kürzester
Zeit ein ganzer Anker auszu-
wechseln. Im Ernstfalle stehen
Störungen von Monaten beim
Dampfbetrieb, beim elektrischen
Betriebe nur Störungen von
Stunden oder Tagen gegenüber.
Den Pflanzungsbetrieben von
Vorteil kann auch die Leute-
ersparnis werden, die der elek-
trische Betrieb im Gefolge hat.
Nicht nur die Leute beim eigent-
lichen Fabrikbetriebe, auch die
Holzschläger werden gespart
und kommen dem eigentlichen
Pflanzungsbetrieb zu Nutzen.
Aus diesen Betrachtungen her-
aus kann geschlossen werden,
dafs die meisten neu zu er-
richtenden Fabrikbetriebe den
Anschlufs an die elektrische
Zentrale suchen werden, dafs
vielleicht in nicht ferner Zeit
auch ein Teil der bereits im
Betrieb befindlichen Fabriken
ernsthaft eine Umänderung ihres
Betriebes in elektrischen in Er-
wägung ziehen wird.
Ein Stromabnehmer, auf den
ein Elektrizitätsunternehmen im Norden von vornherein
sicher rechnen kann, ist die Stadt Tanga. Die Stadtge-
meinde bemühte sich bereits mehrfach vergebens, eine
Gesellschaft für den Bau eines Elektrizitätswerkes in
Tanga zu interessieren. Sie hatte auch bereits Verträge mit
Interessenten abgeschlossen, die aber wieder verfielen,
obgleich die Stadtverwaltung weitgehende Konzessionen
machte. Die Stadt verpflichtete sich zum Anschlufs
des öffentlichen Beleuchtungsnetzes und aller öffent-
lichen und sonstigen städtischen Gebäude. Neben
diesen sicheren Anschlüssen kann in Tanga dann noch
mit Anschlüssen der Hafenkräne gerechnet werden,
vielleicht auch der Eisenbahnhauptwerkstatt, der
Tischlerei usw. Die grofsen Hotels, das Gouvernements-
krankenhaus, die Geschäftshäuser werden nicht zögern,
elektrischen Strom für Beleuchtung zu nehmen. Man
hat in dem Elektrizitätswerk in Daressalam ein Beispiel
für die Entwicklungsmöglichkeit eines Elektrizitäts-
unternehmens in Deutschostafrika. Die Einnahmen aus
dem Daressalamer Werk belaufen sich im Jahre 1912
aus dem Stromverkauf auf rund 80000 Rupien und aus
den Installationen für Private auf rund 26 000 Rupien.
Beides zusammen ergab also eine Einnahme von
106 000 Rupien — 140000 Mark. Aus den Einnahmen
früherer Jahre läfst sich eine Steigerung der Einnahmen
des Daressalamer Werkes von jährlich mehr als 20
vom Hundert nachrechnen. Die Strompreise für Be-
leuchtung in Tanga waren in früheren Verträgen der
REN Google
(15. März 1913]
Stadtverwaltung den Interessenten für 0,75 Heller für
Private und zu 0,60 Heller für Zwecke der Stadt-
beleuchtung genehmigt. Ein Strompreis von 0,10 Heller
für Private und von 0,60 Heller für städtische Be-
leuchtungszwecke dürfte nicht zu hoch sein, wenn man
die Annehmlichkeiten berücksichtigt, die das elektrische
Licht grade in Afrika gewährt, wo eine heizende Pe-
troleumlampe eine Qual werden kann. Nebenstehende
Abbildung 3 zeigt den Stadtplan Tanga. Für das öftent-
liche Beleuchtungsnetz der Stadt Tanga, wie es ge-
gebenenfalls zur Ausführung kommen müfste, sind
16 Stromkreise für 64 Bogenlampen vorerst vorgesehen.
Die Einnahmen, die einem Elektrizitätswerk aus einem
Unterwerk Tanga zufliefsen würden, können sicher ge-
rechnet auf 50 000 Mark festgesetzt werden, die jährlich
um 20 vom Hundert steigen werden.
Das Ergebnis vorstehender Betrachtungen ist, dafs
ein Bedürfnis nach elektrischer Stromversorgung im
Norden des Schutzgebietes bereits vorhanden ist. Von
vornherein kann mit einem Anschlufs der Stadt Tanga
gerechnet werden. Auch für Fabrikbetriebe würde
elektrische Kraftversorgung wesentliche Vorteile bieten
und gegebenenfalls bei Errichtung der elektrischen An-
lagen würden Anschlüsse von Fabriken in Aussicht
stehen. Die Einnahmen, die dem Unternehmen bei
Anschlufs solcher Fabriken zufliefsen würden, würden
bei mittlerer Betriebsdauer im Jahr betragen:
aus einer 20 PS-Anlage . 5600 M.,
n „ 50 » 9800 „
» » WO " 12000 „
” ” 150 ” 20 000 ”
” ” 300 ” 35 000 ”
Im Folgenden seien die Summen zusammengestellt,
die der Bau eines Kraftwerkes am Pangani und eines
Stromversorgungsnetzes verschlingen würden.
Wie in der Karte der allgemeinen Geländeaufnahme
des Gebietes bei den grofsen Panganifällen angedeutet
ist, kommt in Frage, bei A eine grofse Wehranlage zu
schaffen, das Wasser in einem Oberwassergraben bis
zum Wasserschlosse Z zu leiten und in einer Druck-
leitung bis zum Kraftwerk bei © Wehranlage und
Oberwassergraben mülsten dann schon jetzt für volle
spätere Leistung ausgebaut werden. Um die Kosten
jedoch gering zu halten, kann es zweckmälsig sein,
vorerst bei B in einem Seitenarm des Pangani eine
kleinere Stauanlage zu schaffen. Vielleicht geben ge-
nauere Geländeaufnahmen von den grofsen und kleinen
Fällen des Pangani noch günstigere Anlagemöglichkeiten.
Vorlaufig ist damit gerechnet worden, dafs bei 2 eine
Stauanlage geschaffen wird, das Wasser im Oberwasser-
graben bis Æ geleitet wird und von dort in der Druck-
leitung dem Kraftwerk zufliefst. Der Seitenarm führt
ständig genug Wasser, um über 2000 Pferdekräfte nutz-
bar zu machen. Vor der Hand ist mit einem Ausbau
der Anlage auf 2000 Pferdekräfte gerechnet worden. In
dem Kraftwerk wird der in den Generatoren erzeugte
Drehstrom auf 30000 Volt heraufgeformt und in die
Fernleitung I geleitet. Vorerst soll nur diese Leitung
ausgebaut werden. Die in der Wirtschaftskarte des
Nordens angegebenen Fernleitungen 2 und 3 sollen
späteren Erweiterungen des Werkes vorbehalten bleiben.
Die Fernleitung 1 geht bis zur Stadt Tanga. Der Lage
der Stromverbraucher entsprechend sollen 3000 -Volt-
verteilungsleitungen für je eine Gruppe von Stromab-
nehmern längs der 30000 - Voltleitung errichtet werden,
die von dieser gespeist werden. Die Stadt Tanga er-
hält neben dem öffentlichen Beleuchtungsnetz ein Netz
für Privatanschlufsnehmer. In vorläufig 2 Unterstationen
wird der Strom in Tanga von 3000 Volt auf 220 und
380 Volt umgeformt. Die genaue Kostenveranschlagung
unter Berücksichtigung afrikanischer Verhältnisse führte
zu folgendem Ergebnis:
l. Vorarbeiten, Geländeaufnahmen, Pan-
ganiflufsmessungen usw. . . 50 000 M
2. Baulichkeiten in Tanga und Kuani,
Wohnhaus, ale eres Ma-
gazin, Werkstatt usw. 90 000 ,
Se 140000 M
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Toa
Sa 858]
LE See eine eames a
101
Ücbertrag 140000 M
3. Kraftwerksanlage am Pangani, Wehr-
anlage, Oberwassergraben, Wasser-
schlofs, Rohrleitung, Maschinenhaus,
Turbinen, Eisenkonstruktionen, Ge-
neratoren, Schaltanlage und Verbin-
dungsleitungen 652 000 „
4. Fernübertragungsanlage ‘einschliefs-
lich der 3000-Voltverteilungsleitung 614000 „
5. Transformatorenstationen 66 000 „
6. Privatleitungsnetz in Tanga und Unter-
stationen . 78 000 „
1. Für Unvorhergesehenes und zur Ab-
rundung . 150 000 ,
Gesamtsumme: 1700000 M.
Die Betriebskosten stellen sich auf:
I. Persönliche Ausgaben, Gehälter und
Löhne, Direktorengehalt, Techniker,
Monteur und Löhne für Schwarze
zusammen . . 45 000 M
2. Sächliche Ausgaben, | Schmier- und
Putzmaterial ; . 10 000 „
3. Unterhaltungskosten
Baulichkeiten . l pCt.
Maschinelle Anlagen 4 ,
Maschinen. . ...6_,
Leitungsanlagen . 2:5
zusammen: 35000 „
Gesamtsumme der reinen Betriebskosten 90000 M.
In den Betriebskosten erscheint keine Position für
an das Kaiserliche Gouvernement zu zahlende Abgaben
für Ueberlassung der Wasserkräfte. Selbstverständlich
könnte ein Elektrizitatsunternehmen, das voraussichtlich
in den ersten Jahren nicht die Betriebskosten deckt,
eine solche Belastung nicht vertragen; soweit mir be-
kannt, wird man damit rechnen dürfen, dafs das Kaiser-
liche Gouvernement im Allgemeinen die Uebcrlassung
der Wasserkräfte nur von einer Gewinnbeteiligung bei
Verteilung einer Dividende von mehr als 6 pCt. ab-
hängig machen wird.
Den Betriebskosten von 90000 M stehen 50000 M
sichere Einnahmen gegenüber. Man kann allerdings
annehmen, dafs einmal die Stadt Tanga dem Unter-
nehmen gröfsere Einnahmen einbringt, dafs anderer-
seits bald weitere Anschlufsnehmer aufserhalb Tangas
sich anschliefsen werden, die ohne Erhöhung der Be-
triebskosten die Einnahmen des Unternehmens steigern.
Wie hoch sich die Einnahmen aus dem Anschlufs der
verschiedenen Fabrikanlagen gestalten würden, kann
in den vorhergehenden Ausführungen nachgelesen
werden Das Unternehmen würde sofort eine gesunde
Grundlage erhalten, wenn ein Teil der im Norden be-
stehenden Fabriken sich an das Elektrizitätsnetz an-
schliefsen würden. Man mifste dann allerdings an die
Opferwilligkeit der grofsen Kolonialgesellschaften, die
drüben ihre Fabriken haben, bedeutende Anforderungen
stellen. Die alten Kraftanlagen mit ihren bedeutenden
Anlagekosten würden nahezu wertlos werden. Da die
Stromkosten höher als die Brennstoffkosten sind, da-
gegen nur Bedienungskosten gespart werden, aufser-
dem aber die doppelten Anlagekapitalien verzinst und
abgeschrieben werden miifsten, würden sich die Be-
triebskosten des elektrischen Betriebes für die vor-
handenen Fabriken zur Zeit wesentlich erhöhen. An
eine so weitgetriebene Opferwilligkeit ist aber ernsthaft
nicht zu denken. Das einzige Zugeständnis, das man
von den Gesellschaften erwarten könnte, wäre, dafs sie
sich verpflichten, spätere Erweiterungen durch Elektro-
motoren ausführen zu lassen.
Wenn also ein Elektrizitätsunternehmen zu Stande
kommen würde, müfste es in den ersten Jahren mit
Verlusten rechnen, die aber sicher in einigen Jahren
wieder wettgemacht werden. Ob sich aber bei den
jetzigen schwierigen Verhältnissen das erforderliche
Kapital für das Unternehmen zusammenbringen läfst,
mufs dahingestellt bleiben. Eine Möglichkeit gäbe es,
wenn das Schutzgebiet bezw. das Reich gewisse Zins-
s
oe SS:
102 <, {No. 858}: .
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. März 1913)
mg m A
garantien übernimmt und damit der Gesellschaft über
die ersten schwierigen Jahre hinweghilft. Die Schutz-
gebietsverwaltung hat ein besonderes Interesse an der
Schaftung einer billigen Kraftquelle im Norden. Durch
die billige Betriebskraft wird dem Norden eine Ent-
wickelungsmöglichkeit gegeben, die sich in den Ein-
nahmen der Verwaltung aus Zöllen usw. deutlich zeigen
wird. Technischen Unternehmen, an die sonst nicht
zu denken wäre, wird Existenzmöglichkeit gegeben.
Ferner wird einer allgemeinen Entholzung weiter Ge-
biete zum Zwecke der Brennholzgewinnung und den
damit auftretenden Schäden entgegengearbeitet. Wert-
volles Menschenmaterial, das bisher Holz schlagen
und heranschleppen mufste, wird frei für den eigent-
lichen Pflanzungsbetrieb.
Vielleicht ist es sogar empfehlenswert, wenn das
Kaiserliche Gouvernement selbst die Schaffung eines
Harthölzer für den
Der heutige Vortrag verdankt seine Entstehung
einer Anregung des Herrn Geheimen Baurat Herr vom
Königl. Eisenbahn-Zentralamt, Berlin. Es waren bei
der Verarbeitung von japanischen Eichenhölzern in der
Hannoverschen Waggonfabrik Einwendungen er-
hoben worden, ob dieses Material, welches in gröfseren
Mengen eingeführt und bereits in vielen Waggon-
fabriken zur Verwendung gelangt war, auch den Be-
dingungen entspricht, welche die Preufsische Staats-
bahnverwaltung an die Verwendung von Eichenholz
stellt. Das japanische Eichenholz zeigt in seinem Aus-
sehen, in seiner Bearbeitungsfähigkeit und in seinen
übrigen Eigenschaften keinerlei Verschiedenheiten von
den bisher ohne Anstand zugelassenen deutschen,
russischen und slavonischen Eichenhölzern. Es handelte
sich nun darum, Beweise beizubringen, dafs Bedenken
gegen die Verwendung des Eichenholzes japanischer
Herkunft nicht vorliegen. Es lag nun nahe, zur
Materialprüfung alle diejenigen Methoden zur An-
wendung zu bringen, welche bisher für die mechanischen
Eisenuntersuchungen in Betracht kamen oder
die schon früher für Holzuntersuchungen in Betracht
gekommen sind. An Literatur sind in dieser Be-
ziehung nur spärliche Unterlagen vorhanden und viel-
leicht geben die heutigen Ausführungen die Anregung,
dafs auf diesem Gebiete wissenschaftlich weiter ge-
arbeitet wird. Ich habe meine Aufgabe, die Unter-
suchung der Hölzer durchzuführen, nicht von dem
Standpunkte des Lieferanten aufgefafst, sondern es
sollte so verfahren werden, als ob eine technische
Doktorarbeit geliefert würde, die der Beurteilung und
Prüfung vor einem sachverständigen Forum standhalten
kann. Als wichtigste Unterlage diente der in den
„Mitteilungen aus den Königl. technischen Versuchs-
Anstalten zu Berlin“ erschienene Bericht über die im
Auftrage des Herrn Ministers für Landwirtschaft aus-
geführten
„Holzuntersuchungen von M. Rudeloff, Verlag Julius
Springer, 1899.“
Fernere Literaturnachweise:
„Nördlinger, die technischen Eigenschaften der Hölzer,
Cotta 1860“,
„Mitteilungen aus dem mechanisch technischen Labo-
ratorium in München“, _
„Mitteilungen des Königl. Material-Prüfungsamtes,
Berlin-Lichterfelde 1899, Heft 4“,
„Protokoll über die Verhandlungen des XVII. Ver-
bandstages des Zentralverbandes von Vereinen
deutscher Holzinteressenten zu Freiburg i. B. am
13., 14. und 15. September 1912“,
|
|
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|
allgemeinen Stromversorgungsnetzes in die Hand nimnit.
Es könnte eine Organisation ähnlich wie bei der Nord-
bahn geschaften werden, dafs das dem Staat gehörige
Stromversorgungsnetz einer Gesellschaft verpachtet
wird. Würde zum Beispiel die Pächterin der Nord-
bahn den Betrieb des Elektrizitätsunternehmens mit
übernehmen, könnte auch an Betriebskosten gespart
werden. Durch Zusammenlegung beider Betriebe
würden vor allem an den Personalkosten rund 20000 M
erspart werden können.
Die vorstehenden Ausführungen sollten dazu dienen,
einmal möglichst einwandfreies Material zur Beurteilung
der Frage einer wirtschaftlichen Ausnutzung der Pangani-
fälle im Norden von Deutschostafrika zu schaffen.
Vielleicht können sie auch eine Grundlage bieten, auf
der die Aufgabe, ein Elektrizitätsunternehmen im Norden
zu bilden, von Interessenten weiter verfolgt wird.
Eisenbahnwagenbau
(Eine wissenschaftliche Studie)
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 21. Januar 1913
von Dr. Weiskopf, Direktor der Hannoverschen Waggonfabrik A.-G. in Hannover-Linden
(Mit 29 Abbildungen)
— a te ee
„Forstwirtschaftliche und forstbotanische Expedition
nach Kamerun und Togo von Dr. Jentsch und
Dr. Büsgen“,
»Der Urwald Kameruns, Folgerungen aus den auf
der Expedition 1908/1909 gewonnenen Erfahrungen
in Bezug auf den Zustand und die Nutzbarmachung
des Waldes, von Dr. Jentsch, Professor der Forst-
wirtschaft“,
„Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure No. 6,
10. Febr. 1912“,
„Sammlung Göschen, Professor H. Wilda, Das Holz“,
„J. Möller, Das Holz“,
„Hanausek, Materialenkunde“,
„Handbuch der Architektur, Darmstadt“,
„Heinzerling, Konservierung des Holzes“,
„Dinglers Polytechnisches Journal, Bd. 139,
40, 278",
„Johnson, Progress in timber plysic“,
„Materials of construction“,
„Allgemeine Forst- u. Jagdzeitung“,
„Mitteilungen der Kgl. technischen Versuchsanstalten,
Berlin“,
» letmeyer, Mitteilungen der Materialprüfungsanstalt,
Zürich“,
„Wijkander, Festigkeit schwedischer Hölzer“,
„Handbuch der Ingenieurwissenschaften“,
„Warren, Australian timbers“, -
» Wilhelm, Rohstoffe des Pflanzenreichs“,
„Stübing, Holzindustrie“.
Bei den nach Rücksprache mit Herrn Geheimen
Baurat Herr unternommenen Versuchen sind folgende
Richtlinien eingehalten worden:
169,
l. Das Probematerial.
Wir entnahmen aus unseren Eichenholzvorräten
4 verschiedene Eichenholzarten
l. deutsche Eiche, mild, mit engen Jahresringen,
„o` „ grob, mit weiten Jahresringen,
3. japanische Eiche,
4. slavonische Eiche.
Die Hölzer waren sämtlich zur Verarbeitung voll-
ständig trocken, wie aus dem spezifischen Gewicht
in der Tabelle I zu erkennen ist. Die genauen Mafse
sind auf der Tabelle verzeichnet, ebenso findet man in
derselben alle näheren Angaben, die Richtung, nach
welcher die Kraft wirkt, und die Maximalkraft, welche
das betr. Stück ausgehalten hat — also die Bruch-
belastung — sowie die sich daraus berechnende Höchst-
spannung ø inkg/qcm. Mit diesem derartig vorbereiteten
Probematerial wurden die Versuche ausgeführt.
das Herz.
[15. März 1913} GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 858} 103
Tabelle 1. |
Untersuchung von Holzwürfeln auf Druckfestigkeit.
a = Druck in Richtung der Faser,
b = Druck senkrecht zur Faser und tangential zu den Jahresringen,
c = Druck senkrecht zur Faser und radial zu den Jahresringen.
Wer Vor dem Versuch Nach dem Versuch Spezifisches| Druck- | Maximal- a
Material such | Höhe | Breite | Dicke | Höhe | Breite Dicke | Gewicht | richtung | Kraft
mm mm mm mm mm mm kg kg/qmm
Deutsche I. | 100,0 | 100,6 ` 1005 | 92 : 102 100 0,606 a 29 850 195,23
Eich ll. | 100,4 100,4 , 100,2 | 95 99 100 0,630 a 27890 277,23
os Ill. | 986 100,4 | 100,0 | 98 105 92 0,620 c 8 900 88,65
mild IV. | 99,7 1002, 1002| 98 | 72 102 0,632 b 6 050 60,25
fice v. | 995 100,7 | 1007| 96 101,5 100 | 0,663 a 26650 | 262,80
Eich VI 996 100,9 | 100,3 | 965 98 99,5 0,670 a 28 190 278,54
oe VII. | 95 ' 1003 | 1005| 985 107 87 0,650 c 11 050 109,62
grob VIII. | 96,8 | 100,4 | 100,5 | 96,5 65 105 0,645 b 7 200 71,36
| |
| IX. | 99,4, 100,0 1002 | 95 102 99 0,685 a 29 220 291,62
Japanische X. | 986 1002 1005| 955 1015! 99 0,670 a 30 000 297,91
Eiche XI. | 98,0! 100,2 | 100,6 | 98 101,5 90 0,674 c 8 600 85,32
| XII. | 100,0 | 100,3 , 100,4 | 99 95 100 0,690 b 6 470 64,25
XIII. | 1002 100,6 100,7] 95 | 102 100 0,635 a 26 820 264,75
Slavonische J| XIV 99,5 101,0 | 100,2 | 96,5 101,5; 99 0,625 a 27 230 269,07
Eiche XV. | 97,9 100.2, 100,1 | 97 | 105 ; 915| 0,608 c 8 320 82,96
XVI. | 99,1 ,-100,3 1004] 99 | 76 | 105 0,622 b 5 820 57,19
Bezeichnungen: Hohe: in der Faserrichtung gemessen. ‘
Breite: tangential zu den Jahresringen gemessen.
Dicke: radial zu den Jahresringen gemessen.
Bevor wir dazu übergehen, die Versuche im ein-
zelnen zu besprechen, wollen wir in dem Bilde eines
Stammquerschnittes Abb. I zunächst die Zusammen-
setzung des Holzes behandeln. Das Holz ist die Haupt-
masse des Stammes, die von Bast und Rinde um-
Abb. 1.
SIUL
E TTP ey
Cz Ve moO
, f
CR zZ.
Querschnitt durch einen Eichenstamm (Idealschnitt).
schlossen wird. Unter der Rinde und dem Bast be-
findet sich das weiche, helle und saftreichere Splint-
holz. Darauf folgt das weniger saftreiche Kernholz.
Die Achse des Stammes nennt man das Mark oder
Von der Achse bis zum Umfang verlaufen
bei den Laubhölzern deutlich erkennbare Linien, die
bei der Eiche und Esche bis | mm breit sind und welche
man Markstrahlen nennt. Die Holzbildung eines
Jahres, aus Frühjahr- und Herbstholz bestehend, stellt
sich im Hirnschnitt als Jahresring dar, der die
Grundfläche eines Hohlkegels bildet. (Siehe Abb.)
Die Maserung kann angesehen werden als Kegel-
schnittlinien, die je nach der Neigung der Schnittfläche
|
|
zur Hauptachse, selbstverständlich verzerrt verschieden
ausfallen.
Aus dem Kernholz wurden die Probestäbe heraus-
geschnitten und zwar wurden verwendet:
1. für die Druckversuche Hölzer in den Dimensionen
10 x 10x 10 cm,
2. für die Zugversuche Längen von 500 mm in der
Mitte mit einem Querschnitt von 10 zu 10 mm,
3. für die Biegeversuche wurden Probestäbe verwandt
in der Länge von 800 mm und im Querschnitt
von 80 x 80 mm resp. 1100 x 70x 70 mm.
Das Gefüge des Holzes zeigt nach beifolgenden
Abbildungen 2 und 3 in den 3 Schnitten:
l. den Hirnschnitt, welcher senkrecht zur Stamm-
achse geführt wirde und die Jahresringe und
Markstrahlen zeigt,
2. den Radialschnitt oder Spiegelschnitt,
welcher durch die Achse des Stammes in die
Richtung eines Markstrahles gelegt wird,
3. der Sehnenschnitt oder Tangentialschnitt
ist längs einer Sehne des Hirnschnittes parallel
zur Stammachse geführt. Nach diesen 3 Schnitt-
arten werden die Flächen in Hirnfläche,
Spiegelfläche oder Wölbfläche unterschieden.
Unsere Versuche erstrecken sich nun darauf, das
Holz nach diesen 3 Richtungen bin zunächst auf Druck
zu beanspruchen.
Sämtliche Versuche wurden mit freundlicher Ge-
nehmigung des Herrn Geheimen Regierungsrat Professor
Frese vom Maschinenbau-Laboratorium und des Herrn
Geheimen Regierungsrat Lang vom Bauingenieur-
Laboratoriun der Kgl. Technischen Hochschule in
Hannover ausgeführt und danke ich an dieser Stelle
für die erwiesene Gefälligkeit und Unterstützung, ebenso
auch den Herren Assistenten, welche uns stets bereit-
willigst geholfen haben.
Es wurde benutzt eine Materialprifungsmaschine
von Schenck in Darmstadt nach Abb. 4. Die Hebel-
übersetzung der Maschine zeigt Abb. 5. Ich weise
darauf hin, dafs die Maschine sowohl für Druck-
festigkeits- als auch für Biegungsfestigkeitsversuche
—
104 (No. 858] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN | (15. Marz 1913]
Abb. 2. A. Druckversuche.
Wir nahmen, wie schon erwähnt, zu den Druck-
versuchen Holzwürfel von 10 x 10 x 10 cm und ver-
weise ich hiermit gleich auf Abb. 6, welche die Ver-
änderung der Würfel nach beendetem Versuch zeigt.
Abb. 5.
Se ss
NIE, N =
NTN
——_— a
————
| SA +RA4-Pi=I9 | SIDE;
s_ PAA) | z. 240
aa ZL, | OT. (4—4)4
GEE SN i Qa — Gb =0 |Z <3 == 100, Zeit
Darstellung der $ | | | i Gb+ Sh =Qla+x). | j EE nE ke
drei Schnitte zur | Se. | FEWE
Veranschaulichung _P,(4—4)4 | x = 0 — 1000 mm;
der drei P Co ae | Pmar = 50000 kg
Druckrichtungen. Wes 27,2 Z = 1666,67 mm
| (4 ie” P= abo as
Hebeliibersetzung der Schenck’schen
| Material-Prüfungsmaschine.
Gegengewicht Go gleicht das ganze Eigengewicht des Hebelwerkes
einschliefslich der Wagschale aus. Gegengewicht © gleicht das
| Laufgewicht in der Nullage aus.
Abb. 4. Die Druckrichtungen sind auf
den einzelnen Würfeln an-
gegeben. Bei den beiden
Würfeln Deutsche Eiche
mild(I) und Deutsche Eiche
grob (V), welche in der
Faserrichtung auf Druck be-
ansprucht wurden, sieht man
die Veränderung der Längs-
fasern. Würfel IV Deutsche
Eiche mild ist beansprucht
tangential zu den Jahres-
ringen. Bei Würfel VII, wel-
cher radial zu den Jahres-
ringen beansprucht wurde,
zeigen sich sehr interessante
Formveränderungen. Wir
sehen auf der einen Fläche
fast parallel laufende Streifen.
Diese sind gebildet durch
die Verschiebung der Jahres-
ringe gegeneinander. Der
poröse Frühjahrswuchs konnte
dem Druck nur einen ge-
ringen Widerstand bieten und
sind die Striche auf der Fläche
anzusehen als blosgelegte
Teile des Frühjahrswuchses
und die zwischen den Strichen
liegenden breiteren Streifen
als Sommer- und Herbstwuchs.
Materialprüfungsmaschine von Carl Schenck G. m. b. H., Darmstadt. Abb. 7 zeigt 4 weitere
| auf Druck beanspruchte
benutzt worden ist. Die Abb. 4 zeigt die Maschine in | Würfel. X und IX Japanische Eiche, sowie XIV
Vorbereitung für eine Biegeprobe. Man sieht den ein- | Slavonische Eiche wurden parallel zur Faser gedrückt
gespannten 800 mm langen Probestab. Bei der Unter- und ist auf den Bildern auch deutlich die Formänderung
suchung auf Druckfestigkeit wird die Maschine für die | der Längsfasern zu sehen. Würfel XVI Slavonische
Aufnahme der zu untersuchenden Körper entsprechend Eiche wurde tangential zu den Jahresringen auf Druck
umgebaut. ‚ untersucht und hat sich derselbe stark zusammen-
on” a il)
[15. Marz 1913]
drücken lassen, bis sich zwei Jahresringe getrennt
haben.
Die interessanten Ergebnisse der Versuche regten
uns an, .aufser den ursprünglich für die Versuche
beabsichtigten Hölzern noch weitere Hölzer zu ver-
wenden, und wir sehen auf Abb. 8 noch 4 auf Druck
Abb. 6.
untersuchte Würfel. Oben links Bongosi oder Eisen-
holz aus den deutschen Kolonien (Kamerun), vor-
wiegend radial zu den Jahresringen gedrückt. Oben
rechts dasselbe Holz, parallel zur Faser gedrückt.
Unten links Deutsche Eiche mit weiten Jahresringen,
beansprucht vorwiegendparallel zu den Jahresringen.
Es ist aus dem Bilde zu ersehen, dafs die Schub-
festigkeit in den Jahresringen und zwar im Frühjahrs-
wuchs die erste Ursache zur Deformation des
Stückes gegeben hat. Unten rechts ist ein Würfel aus
Jarrah, australische Roteiche, welcher auf Druck
in der Längsfaser beansprucht wurde.
Diese Beobachtungen haben wir in ein Ordinaten-
system eingetragen. Auf der Abszissenachse sind die
Belastungen, auf der Ordinatenachse die Anzahl mm, um
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[No. 858] 105
welche der Versuchskörper zusammengedrückt wird,
eingetragen. Wir betrachten im Folgenden von derBilder-
gruppe9genauer das Diagramm No.1. Der Druck ist senk-
recht zum Stirnholz resp. parallel mit den Fasern
gerichtet. Wir sehen bei 5000 kg Belastung die aus dem
Nullpunkte kommende Linie sich um etwa 2 mm von
der Abszissenachse entfernen, d. h. bei 5000 kg Druck
auf den Würfel aus deutscher milder Eiche hat sich
der Würfel um 2 mm zusammendrücken lassen. Die
Linie des Diagramms entfernt sich im Verhältnis zu
dem steigenden Druck immer etwas weiter von der
Abszissenachse und zwar beträgt diese Entfernung bei
dem Druck von 25000 kg bereits 5 mm, d. h. bei dem
Druck von 25000 kg war der Klotz um 5 mm
zusammengedrückt. Verfolgen wir die Diagrammlinie
weiter, so sehen wir kurz vor 30000 kg zunächst,
dafs sich dieselbe von der bisherigen Richtung etwas
entfernt, und zwar im Verhältnis mehr als bisher
von der Abszissenachse, was sich in dem Diagramm
als ein leichter Bogen vor dem Punkte z ausdrückt.
Hinter diesem Bogen bemerken wir ein senkrechtes
An dieser Stelle ist die
gebrochen,
Abfallen der Diagrammlinie.
Widerstandsfahigkeit des Würfels die
Quetschgrenze. oder die Fliefsgrenze ist erreicht.
Der Würfel hat, wie aus der Tabelle ersichtlich, eine
Maximalkraft von nur 29850 kg ausgehalten. Von
diesem Moment ab ist die Verfolgung des Diagramms
eigentlich ohne gröfseres Interesse, wenigstens für die
Gesetze der Festigkeit, weil in diesem Moment eine
Deformation des Holzes eingetreten ist. Wir verfolgen
jedoch dieses Diagramm noch weiter und sehen, dafs
sich die Linie rückläufig nach der Ordiriatenachse zu
bewegt, sich dabei immer mehr von der Abszissenachse
entfernend. Bei 25000 kg Druck beträgt die Ent-
fernung von der Abszissenachse 17/2 mm. Der Klotz
ist also nunmehr so wenig widerstandsfähig, dafs er
um 17’/2 mm zusammengedrückt war. Bei Betrachtung
des Klotzes erkennt man, dafs sich die einzelnen Fasern
teils zusammengestaucht haben und teils seitlich aus-
gewichen sind.
Das Diagramm No. II ist dem No. I aufserordent-
lich ähnlich. Der betr. Klotz hat die Maximalkraft von
27890 kg ausgehalten und zeigt die Probe nach dem
Druck ähnliche Erscheinungen wie No. I.
Das Diagramm No. III weicht ganz erheblich von
No. Iu. II ab und erklärt sich dies dadurch, dafs die
Druckrichtung radial resp. senkrecht zu den Jahres-
ringen gewirkt hat. Aus der Diagrammlinie ist ersicht-
lich, dafs die Maximalbelastung bereits vor dem Teil-
strich 10000 kg erreicht war. Aus der Tabelle ergibt sich,
106 [No. $58}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Marz 1913}
dafs das Probestiick eine Maximalbelastung von 8900 kg
ausgehalten hat, also ganz erheblich weniger als No. I
und II. Für diese geringe Widerstandsfähigkeit ist der
Grund einzig und allein in der Druckrichtung zu suchen.
Es ist allgemein bekannt, dafs das Holz in der Richtung
der Radialstrahlen am leichtesten spaltet und so sieht
man auch bei dem hier durch Druck in der Radialrichtung
belasteten Stück die Neigung zum Spalten.
Das Diagramm No. IV, Druckrichtung tangential
zu den Jahresringen, hat zunächst eine grofse Aehnlich-
keit mit No. HE. Eine Formveränderung des Stückes
ist allerding bei dem Punkte a schon bei etwa 6000 kg
Belastung eingetreten und war der Klotz an dieser
Stelle nur um 27/2 mm eingedrückt, wie aus der Ent-
fernung von der Abszissenachse an dieser Stelle zu
ersehen ist. Von dem Punkte æ ab entfernt sich die
Diagrammlinie von der Abszissenachse aufserordentlich
weit, sodafs sie schon bei 10000 kg Belastung 30 mm
Abb.
Huth cic c wild
doves 25900 80000 40099 5000
Untersuchung verschiedener Arten Eichenhölzer
auf Druckfestigkeit.
von der Abszissenachse abliegt, aber sie entfernt sich
bei steigendem Druck noch weiter und hat der Klotz
eine Maximallast von 19140 kg ausgehalten. Hieraus
ist zu schliefsen, dafs Eichenholz, in der genannten
Druckrichtung belastet, sich allerdings stark zu-
sammendrückt, trotzdem aber grofse Belastungen
aushalten kann. Die vier bis jetzt untersuchten
Klötze waren aus dem gleichen Material und zwar aus
deutscher milder Eiche.
In der gleichen Weise und mit gleichen Druck-
vorrichtungen wurden je 4 Versuche angestellt mit
deutscher grober Eiche,
japanischer Eiche und
slavonischer Eiche.
Die Diagramme sind bei den entsprechenden Druck-
richtungen sehr ähnlich. Die Maximalbelastungen, welche
die einzelnen Eichenarten aushielten, stehen in der
Tabelle 1 verzeichnet. Aufserordentlich bemerkenswert
ist der Versuch bei dem Würfel No. VIII aus deutscher
grober Eiche. Die Druckrichtung war tangential zu
den Jahresringen wie bei No. IV, doch zeigte dieser
Klotz eine ganz aufserordentliche Widerstandsfahigkeit,
sodals derselbe eine Maximalbelastung von 44 240 kg
|
|
|
aushielt. Der Würfel war hierbei zusammengedrückt
von 100 mm auf 41’; mm.
Aus dem Vergleich der Belastungen der einzelnen
Eichenarten ist ersichtlich, dafs die japanische Eiche
durchaus nicht schlecht abgeschnitten hat.
Die Druckversuche haben wir noch ausgedehnt auf
Bongosi und Jarrah. Die Bildergruppe 10 zeigt rechts
oben die Diagramme von Bongosi und rechts unten die
Diagramme von Jarrah. Der Probewürfel (siehe Dia-
gramm V der Bildergruppe 10) hatte die Abmessungen
90,1x90,2x 90,4 mm, wovon 90,1 die Höhe des Würfels
ist. Das Gewicht desselben betrug 0,708 kg, ent-
sprechend einem spezifischen Gewicht von 1,0862. Wir
führten diesen Druckversuch wieder auf derSchenckschen
Festigkeitsprüfmaschine aus, bei welcher wir eine Druck-
kraft von 50 t zur Verfügung haben. Das Diagramm
über diesen Versuch sehen Sie in der Bildergruppe 10
und erkennen daraus, dafs bei der Belastung von 20 t
9.
2 gubahe Piel tool
36050 25969 18690 49069 5000
£2090
erst eine Zusammendrückung des Würfels von 2” mm
eingetreten ist. Die Belastung wurde erhöht und wir
waren bereits fast an der Grenze der möglichen Be-
Jastung und zwar auf 49 t angelangt, ohne dafs die
Zerstörung des Probestückes erfolgte. Wir erhöhten
die Belastung noch weiter und bemerkten bei 49520 kg
ein leichtes Knacken. Leider konnten wir diesen
Versuch nicht ganz zu Ende führen, weil die überhaupt
mögliche Belastung fast erreicht war, und somit konnte
die Höchstspannung nicht mit Sicherheit festgestellt
werden. Um nun einen einwandfreien Wert zu er-
halten, verkleinerten wir ein weiteres Bongosi-Probe-
stück auf einen Würfel von 80,8x 771,1x 76,6 mm, wovon
80,8 mm die Höhe des Würfels ist. Das Gewicht
dieses Würfels betrug 0,526 kg, welches ein spezifisches
Gewicht von 1,1022 kg ergibt. Die Druckbelastung
erfolgte ebenfalls in der Richtung der Faser und haben
wir von diesem Stück ein sehr schönes Diagramm er-
halten. Es ist dies das Diagramm No. VII; wir sehen
die Diagrammlinie aus dem Nullpunkt kommend in
gerader Linie sich nur wenig von der Abszissenachse
entfernend verlaufen. Die Höchstbelastung des Würfels
betrug 41480 kg und war der Würfel in diesem
[15. Marz 1913]
Moment um 6 mm zusammengedrückt. An dieser Stelle
sehen wir, dafs die Diagrammlinie sich rückläufig der
Ordinatenachse zu bewegt, aber nur bis zu einer Be-
lastung von 18000 kg und hatte sich das Probestück
auch bis jetzt nur um 9'⁄4 mm zusammendrücken lassen.
letzt beginnt das Stück eine weitere Belastung zu er-
tragen, wie aus der sich wieder von der Ordinatenachse
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 858] 107
sich eine Druckfestigkeit von 710 kg pro qcm ergeben
hat. Um einen Ueberblick zu haben, geben wir hier
einen Vergleich mit den Werten des Taschenbuches
„Hütte“, welches als Druckfestigkeit angibt für Kiefer
280, für Fichte 245, für Eiche 345 und für Buche 320 kg
pro qcm. Wir sehen hier die aufserordentliche Ueber-
legenheit des Bongosiholzes.
Abb. 10. E
Ao Lengen Aa metn n)
|
Seeve —— Zr ech EN a
a ae ae a ee
Untersuchung verschiedener Arten von Hartholz
auf Druckfestigkeit. z
Bei beiden Proben No. V und No. VII war der Druck
parallel zur Faser gerichtet, also die Belastung in der
Richtung ausgeführt, in welcher sich das Stück am wider-
standfähigsten erwiesen hat. Um den Gegensatz zu
haben, führten wir noch einen Versuch mit Würfel No. VI
aus, welchen wir in derjenigen Richtung belasteten, in
welcher das Holz, auf Druck beansprucht, am wenigsten
entferne nden Diagrammilinie ersichtlich ist. Wir müssen
daraus auf eine aufserordentliche Widerstands-
fähigkeit des Stückes schliefsen und ergibt sich auch |
die Hochstbeanspruchung mit 702,34 kg pro qcm. |
Dieser Wert deckt sich mit den im vergangenen Jahre |
vom Königlichen Eisenbahn-Zentralamt angestellten |
mechanisch-technischen Versuchen dieser Holzart, wobei |
Tabelle 2.
Untersuchung von Holzwürfeln auf Druckfestigkeit.
a = Druck in Richtung der Faser,
b = senkrecht zur Faser und tangential,
c = senkrecht zur Faser und radial.
ues | F hal Gacich Druck- . Bruch- i an
Ver Abmessungen schnit er nn spezif. belastung er ae
Material in in rich- a
such f Gewicht Pd f
Ä tung
ho. Er | gem cdm kg kg kg/qem
Japanische Í I. [100,5 100,5 : 100,9] 101,40 | 1,019 0,782 0,1674 a 35 750 352,56
Eiche II 1H. | 100,8; 100,7 100,8| 101,61 | 1,023 0,776 0,7586 b 1500 73,81
Deutsche grobe | III. |100,8:100,9/100,9| 101,81 | 1,026 0,880 0,8571 a 33 350 327,57
Eiche IV. [101,4 100,9!101,0| 102,41 | 1,033 0,884 0,8558 b 1300 11,28
V. | 90,1 | 90,2 | 90,4 | 81,94 | 0,7341 | 0,198 | 1,0862 a | 49 520 | 607,29
Bongosi (bei No. V nicht mit Sicherheit festgestellt)
(Kamerun) VI. | 90,3 | 90,2' 90,0] 81,45 | 0,7331 0,802 1,0940 c 23 040 282,81
VIL. 80,8 11,1: 716,6 | 59,06 | 0,4772 | 0,526 1,1022 a 41 480 102,34
VIII. | 100,8 100,2 100,8} 101,61 | 1,018 0,983 0,9656 13 550 133,35
Re IX. [101,4 100,5 100,7} 101,20 | 1,026 0,967 0,9425 a 32 500 321,15
en) X. |100,0 100,2 100,8] 100,20 | 1,010 | 0,943 | 0,9337 7.900 18,84
Bezeichnungen: A = Abmessung in der Faserrichtung,
?— Abmessung tangential zu den Jahresringen,
r = Abmessung radial zu den Jahresringen.
108 [No. 858]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. März 1913)
aushält, also in der Richtung radial zu den Jahres-
ringen. Die Abmessungen waren 90,3 x 90,2 x 90 mm,
wovon 90,3 mm die Höhe ist. Das Gewicht des Würfels
war 0,902 kg oder spezifisch ausgedrückt 1,0940. Die
sogenannte Fliefsgrenze erhielten wir bei 23040 kg,
wie aus dem Diagramm ersichtlich ist, also erheblich
höher als bei allen anderen Holzarten. (Diese 3 Ver-
suche wurden in Gegenwart des Herrn Geheimrat Herr
vom Königlichen Eisenbahn-Zentralamt ausgeführt.)
Die gleichzeitig aufser mit dem Bongosiholz vor-
genommenen Druckversuche mit der australischen Rot-
eiche oder Jarrah, sowie japanischer Eiche und deutscher
grober Eiche sind in der Tabelle 2 dargestellt.
No. I Japanische Eiche wurde belastet in Richtung
der Faser und ergab sich eine Bruchbelastung von
35750 kg, welches einem ø von 352,56 kg pro Quadrat-
zentimeter entspricht. Wie aus der Tabelle 2 er-
|
|
B. Zugversuche.
Auch hierfür entnahmen wir aus unserem Eichen.
holzbestande 4 verschiedene Eichenarten und zwar:
deutsche Eiche, mild mit engen Jahresringen,
a : grob , weiten =
Japanische Eiche,
slavonische Eiche.
Die Hölzer wurden zu den Zugversuchen in einer
Länge von 500 mm und in der Mitte mit einem Quer-
schnitt von 10 x 10 mm verwendet. Auch dieses
Holz war zur Verarbeitung vollständig trocken.
Die genauen Mafse der für die Versuche benutzten
Stücke sind auf der Tabelle 3 „Zugversuche“ ver-
zeichnet, auch sind auf derselben alle näheren Angaben
über Bruchbelastung und Maximalkraft, welche die be-
treffenden Stücke ausgehalten haben, vermerkt.
Abb. 11 und 12.
sichtlich, wird dieser Wert von der groben deutschen
Eiche, Probestiick No. Ill, und von dem Jarrahholz-
Probestück No. IX nicht ganz erreicht. Immerhin sind
auch diese Werte als gute Durchschnittswerte zu
bezeichnen und führen wir als Vergleich wieder die in
der Hütte Teil I Seite 352 angegebenen Werte für Eiche
mit a = 345 und für Buche mit e = 320 an. Ganz
besonders weisen wir noch auf die bei den Versuchen
erhaltenen Diagramme hin, die die Beobachtung während
des Versuches in sehr anschaulicher Weise darstellen.
Vor allem sehen wir die Fliefs- oder Quetschgrenze
bei den entweder tangential zu den Jahresringen oder
radial zu den Jahresringen beanspruchten Probestücken
sehr deutlich ausgeprägt.
Die Tabellen 1 und 2 zeigen am besten die Ver-
gleichswerte der einzelnen Holzarten und wird besonders
auf die Rubriken
„spezifisches Gewicht“
„Druckrichtung“ P
„Höchstspannung « — ` kg/gem“
hingewiesen. f
f ii N
| |
| I.
j
A
j,
G
VROU UML MALLS “Wy A
"Vom UOU GUO OUUU,
Ue EEE
Zerreilsmaschine von 10 000 kg Tragfähigkeit.
System von Tarnogrocki
Die Zugversuche wurden auf einer Tarnogrocki-
Maschine, Abb. Il und 12, vorgenommen. Die Ein-
spannung der Hölzer erfolgte an jedem Ende in einer
Backe. Die obere Backe war fest, während auf die
untere Backe die Kraft einwirkte. Die Belastungen
sind bei der Tarnogrockimaschine durch Zeiger auf
einer Kreisfläche ablesbar. Es sind 2 Zeiger vor-
handen, von denen der eine von dem anderen mit-
geführt wird. Sobald die Höchstbelastung eingetreten
ist, bleibt der eine Zeiger stehen und der zweite Zeiger
geht etwas zurück und zeigt diejenige Belastung an,
bei welcher der Stab reifst.
Die gerissenen Stücke, siehe Abb. 13, zeigen teilweise
sehr schöne Brüche und zwar speziell bei denjenigen
Stücken, welche die gröfste Belastung ausgehalten haben.
Aus den blofsgelegten Bruchstellen sieht man die
zwischen den Jahresringen liegende Holzmasse zu kleinen
Löckchen aufgerollt, ein Zeichen des gegenseitigen Ver-
schiebens der Fasern beim Auseinanderreifsen.
Aus den Belastungszahlen in der Tabelle 3 ist zu
entnehmen, dafs sich auch hier die japanische Eıche
(15. März 1913]
Tabelle 3.
uY auf der Se mn
Batch:
Probe Vor dem Versuch Holz- be. | Maximal-
No, | Länge | Breite | Dicke art lastung | kraft
mm ; mm | mm kg kg
vi
Bezeichnungen:
D. m. = Deutsche milde Eiche.
D. gr. = Deutsche grobe Eiche.
Jap. == Japanische Eiche.
Slav. == Slavonische Eiche.
gut bewährt und die slavonische Eiche erheblich über-
troffen hat. Die Proben No. I, V, X und XII (siehe
Tabelle 3) sind nicht einwandfrei, weil aufser Zug-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
en
[No. 858] 109
spannung auch Biegungsspannung gleichzeitig
eintrat. Einwandfreie Zugversuche lassen sich mit Holz
deshalb schwer durchführen, weil die Probestäbe nicht
leicht zu erzeugen sind; denn ces ist schwierig,
Abb. 13.
Zero “Leia,
auf e ar he's) TAK - Ma schrie .
Gebe
u. m. N. u. \.
an — re
dieselben so auszuschneiden, dafs bei dem kleinen
Querschnitte die Längsfasern mit der Längsachse des
Probestückes parallel laufen. Die Höchstspannung oe
ist auf der Tabelle nicht angegeben. Dieselbe deckt sich
annähernd mit den Zahlen der Bruchbelastung, weil
die Proben etwa mit I gem Querschnitt erzeugt sind.
(Fortsetzung folgt.)
Die Wünschelrutenbewegung in Deutschland
Von Wirkl. Geh. Admiralitätsrat G. Franzius in Kiel
Die wahrscheinlich schon in alter Zeit, jedenfalls
aber im Mittelalter vielfach von besonders veranlagten
Menschen geübte Kunst, mit Hilfe der sogen. Wünschel-
rute allerlei Minerale, Wasser, ja in einzelnen Fällen
noch allerlei anderes zu finden, ist, weil man bislang
keine genügende Erklärung für solche Veranlagung
gefunden hat, von der Wissenschaft meistens bekämpft
und verlacht, trotzdem aber auf der ganzen Erde in
Gebrauch geblieben. Die Indianer Amerikas und die
Karawanenführer in der Wüste Gobi benutzen die Rute
ebenso, um mit ihr Wasser zu suchen, wie seit langer
Zeit die Bauern in der Schweiz und in Schleswig-Hol-
stein. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts sind zahl-
reiche Abhandlungen und Streitschriften über die
Wünschelrute erschienen. Ein Verzeichnis derselben
und ihre kurze Inhaltsangabe hat Graf C. v. Klinckow-
ström*) in München 1911 bei Ottomar Schönhuth her-
ausgegeben, so dafs jeder, der sich für die Wünschel-
rute interessiert, gut tut, sich zunächst aus diesem
Büchlein einen Ueberblick über die Entwicklung und
den Verlauf des Streites in den früheren Jahrhunderten
selbst zu bilden. Das Schlufsergebnis desselben kann
man dann wohl kurz so zusammenfassen:
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts glaubte Professor
Reichenbach**) in der Ausstrahlung eines von
manchen Körpern ausgehenden, von ihm „Od“ ge-
nannten sehr feinen Gases die Quelle der auf den Ruten-
träger wirkenden Kraft gefunden zu haben, fand aber
damit bei den Gelehrten keine Zustimmung. Der
*) Graf C. v. Klinckowström,
München 1911.
**) Frhr. v. Reichenbach, Der sensitive Mensch und sein Ver-
halten zum Ode. Stuttgart 1854/55.
Bibliographie der Wanschelrute.
Franzose M. E. Chevreul”) dagegen erklärte die ganze
Erscheinung aus einer Selbsttäuschung der Rutengänger,
bei denen die Armmuskeln durch das eigenartige Halten
der Rute und das Nervensystem durch den aufs höchste
angespannten Wunsch des Rutengängers, etwas zu
finden, übermäfsig gereizt seien. Diese Verurteilung
der Rute leuchtete begreiflicherweise den Gelehrten um
so mehr ein, als sie eine einwandfreie Erklärung der
Erscheinung bislang nicht finden konnten, und auch
Professor Barett**) in Dublin, der zu Ende des vorigen
Jahrhunderts sehr gründliche Untersuchungen anstellte,
schob alle Erfolge der Rutengänger auf eine an Hell-
sehen grenzende Steigerung ihres Wahrnehmungsver-
mögens.
So ruhte der Streit, und die öffentliche Meinung
fing an, sich mit der Ansicht der Gelehrten zu decken,
dals Unwissenheit, Aberglaube und Selbsttäuschung die
Ursache des alten Wünschelrutenwahns seien, als der
Rittergutsbesitzer Cai v. Bülow-Botkamp im Jahre 1903
in der Berliner Wochenschrift Prometheus über eigene
Erfolge mit der Rute berichtete, die in wissenschaft-
lichen Kreisen um so mehr Aufsehen erregten, als sie
von einem hochangesehenen, ernst zu nehmenden Manne
ausgingen. Die geologische Landesanstalt in Berlin
erhob allerdings sofort in eindringlichster Weise ihre
Stimme gegen den wieder erwachenden Aberglauben.
Sie handelte so im wirklichen Interesse der Wissen-
schaft, die aus den von Landesgeologen überwachten,
oft sehr tiefen Bohrungen allmählich Aufschlüsse über
die Lagerung der Erdschichten erhielt, während über
*, M. E. Chevreul, De la baguette divinatoire etc. Paris 1854.
**) W. F. Barett, On the so called divining rod. Proceedings
of the Society for Psychical Research. London 1897.
110 (No. 858}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Marz 1913]
+
die Ergebnisse der nach den Angaben der Rutengänger
erschlossenen Bohrlöcher selten etwas zu erfahren war.
Sie handelte auch so im vermeintlichen Interesse der
Grundeigentümer, die ja nach Ansicht der Geologen
von den Rutengängern keine brauchbaren Angaben
erlangen konnten. Das war allerdings, wie sich bald
zeigte, ein grofser Irrtum. Der Marine-llafenbaudirektor
Franzius*) in Kiel zog Herrn v. Bülow 1905 zum Wasser-
suchen auf der Kaiserlichen Werft heran, und erhielt
durch ihn so zutreffende Angaben über noch unbekannte,
dann aber tatsächlich erbohrte Wasserläufe, dafs er der
eifrigste Verfechter der Wiinschelrute wurde und sich
nicht scheute, sie dem Deutschen Kaiser vorzuführen,
der daraufhin den erfahrensten deutschen Rutengänger,
den Landrat von Uslar-Apenrade nach Südwestafrika
entsandte, um in der wasserarmen Kolonie Quellen zu
finden. Von jetzt an begann ein ganz allmählicher
Umschwung in der Bewertung der Rute durch einzelne
vorurteilsfreie Männer der Wissenschaft, während Presse
und öffentliche Meinung den ablehnenden Standpunkt
noch längere Zeit beibehielten.
Zweiundeinhalb Jahr durchzog Uslar während des
Hottentottenaufstandes Südwestafrika, um immer da,
wo es am meisten an Wasser fehlte, bald für die
Truppen, bald für die Farmer Quellen zu suchen. Als
er im Herbst 1908 zurückkehrte, hatte er an 800 Stellen
unterirdische Wasserläufe bezeichnet und nach den
amtlichen Berichten waren bis dahin 163 Stellen durch
Bohrung untersucht. 79 pCt. seiner Angaben hatten
sich als zutreffend erwiesen. Man hätte erwarten sollen,
dafs ein solcher Erfolg ausreichen würde, die verachtete
Wünschelrute zur Anerkennung zu bringen, aber Afrika
war weit entfernt und von dem, was dort vor sich ging,
bekam man in Deutschland dürftige Berichte. Den
grundsätzlichen Gegnern der Rute wurde es aber sehr
leicht gemacht, die öffentliche Meinung irre zu führen,
weil sie die strittigen Fragen geschickt vertauschten.
Während es sich zur Anerkennung eines Erfolges der
Wünschelrute nur darum handelte, ob an der von Uslar
bezeichneten Stelle und ungefähr in der von thm an-
gegebenen Tiefe beim Bohren fliefsendes Wasser ge-
funden wurde oder nicht, erkannten die Gegner nur
dann einen Erfolg an, wenn die gefundene Wasser-
menge dem örtlich vorliegenden Bedürfnis -— sei es:
eine Farm zu bewässern oder eine grofse Herde Vieh
zu tränken — entsprach. Da nun in Südwestafrika die
unterirdischen Wasserläufe im allgemeinen keine grofsen
Wassermengen führen und der Rutengänger selbstver-
ständlich nicht mehr Wasser finden kann, als vorhanden
ist, so blieben Enttäuschungen einzelner Farmbesitzer
nicht aus und konnten dazu benutzt werden, die nicht
wegzuleugnenden grofsen Erfolge an anderen Plätzen
als Zufälle hinzustellen. Herr v. Uslar war zu stolz,
um solchen Verdrehungen zu widersprechen, und mufste
sich infolgedessen gefallen lassen, wegen seiner an-
geblichen Mifserfolge in einem grofsen Teil der Presse
verspottet zu werden.
In Deutschland wurde der Kampf um die Wünschel-
rute inzwischen immer lebhafter. 1906 erkannte Franzius
die Wirkung elektrischer Leitungen auf den Ruten-
gänger und glaubte, da auch Wasserleitungen auf ihn
wirkten, mit Beyerhaus in der Elektrizität die Ursache
der Erscheinung gefunden zu haben. Blom**) schlofs
auf Radium. Professor W. Kübler in Dresden fand,
dafs Dampfrohrleitungen und gröfsere Eisenmassen
ebenfalls Einflufs auf den Rutenganger hatten. Man
sah bereits durchweg ein, dafs es sich um die Wirkung
auf den Menschen selbst handelte, und dafs die Rute
nur der Zeiger ist, aus dessen Bewegung man auf das
Vorhandensein, vielleicht auch auf die Beschaffenheit
des vermutlich durch Strahlung auf den Menschen
wirkenden Stoffes schlieisen kann. Der Physiker
Dr. G. Rothe***) erklärte die Wirkung durch Reichen-
*) G. Franzius, Meine Beobachtungen mit der Wünschelrute.
Berlin 1907.
°”) V. Blom, Zur Theorie der Wanschelrute.
No. 893 vom 28 Nov. 1906.
°”) G. Rothe, Die Wünschelrute. Historisch-theoretische Studie.
Jena 1910.
Prometheus
bachs Od, der Arzt Dr. A. Voll*) durch Elektrizität.
Dr. Aigner**) in München, ebenfalls praktischer Arzt,
widmete sich ganz der Erforschung der Frage und ist
geneigt, eine noch unbekannte Art von Strahlen —
Erdströme — als vermutliche Quelle der Kraft anzu-
nehmen. Eine Anzahl namhafter Gelehrter, darunter
A. Heim in Zürich, O. Sarrazin und Slaby in Berlin,
Engels, Kalkowskv, Kübler in Dresden, M. Weber und
v. Soxleht in München, Endrifs, G. Jager und R. Wey.
rauch in Stuttgart sprachen sich für die Notwendigkeit
einer wissenschaftlichen Erforschung der Frage aus.
Wenn diese leider auch heute noch nicht in
gebührender Weise erfolgt ist, so wurde die praktische
Verwendung der Rute doch immer häufiger. Die Zahl
der brauchbaren Rutengänger wuchs und mit ihr die
Zahl überraschender Erfolge. Von letzteren möge
besonders v. Bülows Auffindung einer Mineralquelle
auf dem Schlosse Podjebrad des Fürsten Hohenlohe
genannt sein, ferner Bibows zutreffende Angaben in
Homburg v. d. H., die genaue Bezeichnung eines
Kohlenfeldes in der Nähe Dresdens durch v. Bülow,
v. Uslar und Dr. Voll sowie zahlreiche Quellenfunde
durch den dann leider zu früh verstorbenen v. Bülow,
durch Fehrmann, Gersch, Edler v. Grave, Hasse,
W. Meyer u. a. m. Uslars Angaben über die Donau-
versickerung bei Tuttlingen weckten das Interesse für
die Wünschelrute auch in Süddeutschland, wo es an
Rutengängern und vielleicht auch an dem Bedürfnis
nach solchen bisher gefehlt hatte.
In dem Bestreben, die unabhängig voneinander in
den verschiedensten Gegenden Deutschlands wirkenden
Rutenmänner und Freunde der Wünschelrute zu
gemeinsamer Arbeit zu sammeln, unternahm G. Fran-
zius es 1909, zu einer ersten Zusammenkunft nach
Dresden einzuladen, wo vor einer Anzahl Professoren
der technischen Hochschulen Dresdens und Münchens
von den Rutengängern v. Bülow, v. Uslar und Dr. Voll
einwandfreie Versuche angestellt wurden, die befriedi-
gende Erfolge hatten, darunter die oben erwähnte
genaue Festlegung eines Kohlenfeldes durch die ganz
unabhängig voneinander suchenden Rutengänger. Dieses
Ergebnis führte begreiflicherweise zu dem Streben,
das Schürfen nach Mineralien mit Hilfe der Rute weiter
auszudehnen, namentlich das auf Kali und Erdöl. Des-
halb erfolgte im Herbst 1911 eine neue dreitägige
Zusammenkunft, und zwar diesmal in Hannover, wo
man solche Bodenschätze finden kann. Die Zahl der
Rutengänger war bis zu acht vermehrt, die Leitung
der Versuche lag vorzugsweise in den Händen er-
fahrener Bergbaubeamten. Die Erfolge schon des ersten
Tages im Kalibergwerk Riedel waren so überraschend
und überzeugend, dafs die Versammlung einstimmig
beschlofs, die Gründung eines Verbandes zur Klärung
der Wünschelrutenfrage sofort in die Hand zu nehmen
und mit der Geschäftsleitung den Professor Dr.: na.
R. Weyrauch in Stuttgart zu betrauen, dem Dr. Aigner
in München, Dr. Behme in Hannover und Hafenbau-
direktor Franzius in Kiel als Ausschufs zur Seite stehen.
Der Verband will die ihm von einzelnen Ruten-
gängern vorgelegten Berichte prüfen und gegebenen-
falls veröffentlichen, auch eine möglichst vollkommene
Literatursammlung anlegen. Er möchte über den
Parteien stehend in der viel umstrittenen Frage klärend
wirken, dabei das Interesse der Fachleute für die
Wünschelrute gewinnen und den Nachrichtenaustausch
fördern.
Da es an sich nichts Unwahrscheinliches hat, dafs
Zustände, wie sie in der Umgebung von Wasserläufen
oder von chemisch und physikalisch besonders ge
arteten Stoffen bestehen, auf einen dazu veranlagten
Menschen eigenartig, und zwar so, wie man es bei der
Rutenerscheinung beobachtete, wirken, so will der Ver-
band den physikalischen und physiologischen Vorgängen
ohne jede Voreingenommenheit nachgehen und suchen,
*) A. Voll, Die Wünschelrute und der siderische Pendel.
Leipzig 1910.
**) Ed. Aigner, Der gegenwärtige Stand der Wünschelruten-
Forschung. Einleitung zu Klinckowströms Bibliographie.
[15. Marz 1913]
weitere Kreise für die Erforschung des bisherigen
Rätsels zu gewinnen. |
Die Verbandsleitung hat bis jetzt bei Konrad Wittwer
in Stuttgart drei Schriften erscheinen lassen:
Heft 1. Des Landrats von Uslar Arbeiten mit der
Wünschelrute in Südwestafrika.
Heft 2. Die Versuche mit Rutengängern im Kaliberg-
werk Riedel bei Hänigsen (Hannover) am 29. Sep-
tember 1911 von Bergassessor P. Behrendt.
Heft 3. Graf C. von Klinckowström: Bibliographie der
Wünschelrute seit 1910. Dr.: Jng. R. Wey-
rauch: Der Begriff des Erfolges bei Arbeiten
von Wünschelrutengängern.
Durch das 1. Heft wurde aus den vom Landrat
v. Uslar vorgelegten amtlichen Mitteilungen des Kaiser-
lichen Gouvernements Windhuk und der deutschen
Truppen, sowie aus Zeugnissen von Privatpersonen
festgestellt, dafs bis zum 1. Juni 1911 von den 800
durch Uslar bezeichneten Stellen 206 erbohrt waren,
und zwar 35 ohne Erfolg, 171 dagegen mit Erfolg, also
83 pCt. erfolgreich. Dieses für die Beurteilung des
Wertes der Rutengänger ja schon sehr günstige Ver-
hältnis wird, wie sich aus dem in Arbeit begriffenen
Heft 4 ergeben soll, bei dem Uslarschen Quellensuchen
in Deutschland noch günstiger.
Aus dem 2. Heft geht hervor, dafs vier getrennt
und vollständig unabhängig voneinander durch die
Stollen des Kalibergwerkes Riedel geführte Ruten-
gånger fast genau übereinstimmende Ausschläge ihrer
in Form und Material verschiedenartigen Ruten er-
hielten. Aeufsere Merkmale konnten diese Ueberein-
stimmung nicht herbeigeführt haben und ebensowenig
liefs sie sich durch einen Zufall erklären. Offen blieb
allein die Frage, inwieweit die Regungen der Rute
mit den Kalilagern selbst, oder mit den Uebergängen
von einer Gesteinsart (z. B. Steinsalz) zu einer anderen
(Anhydrit) in Verbindung standen, eine Frage, deren
weitere Untersuchung für die Wünschelruten-Forschung
von grofser Bedeutung sein kann.
Während diese Versuche 600 m unter Tage im
Bergwerk Riedel stattfanden, gelang einem fünften
Rutengänger, dem Landrat v. Uslar, gleichzeitig in dem
Kalibergwerk Sigmundshall bei Wunstorf auf einem
ihm vollständig unbekannten Gelände hinschreitend,
zwei bereits erschlossene, aber über Tag durch nichts
erkennbare Kalilager in Lage und Streichrichtung durch-
aus richtig zu bezeichnen, wie das in No. 27 des Zentral-
blatts der preufsischen Bauverwaltung vom 30. März
1912 unter Beifügung der Pläne von den den Ruten-
ganger begleitenden Herren Dr. Behme, Bergwerks-
direktor v. d. Heyde, Bergrat Maurer und Hafenbau-
direktor Franzius genau beschrieben ist. Es darf also
damit gerechnet werden, dafs in absehbarer Zeit nicht
nur das Aufsuchen unterirdischer Wasserläufe, sondern
auch das anderer Bodenschätze, insbesondere von
Kohlen, Erdöl, Kali und Erzen mit der Wünschelrute
immer mehr zunehmen wird. Denn dafs es sich dabei
auch wirtschaftlich um sehr beachtenswerte Fragen
handelt, zeigt ein Bericht des Regierungs- und Baurats
Schäfer-Suchier über die Erfahrungen der Eisenbahn-
direktion Altona in No. 56 des Zentralblatts d. Bauv.
vom 10. Juli 1912. Nachdem die Bauverwaltung auf
dem Bahnhof Hademarschen auf Anraten sachverstän-
diger Geologen 15 Monate bis zu 150 m Tiefe ergeb-
nislos gebohrt und dafür mehrere Tausend Mark ver-
ausgabt hatte, wurde nach den Angaben v. Uslars in
30 m Tiefe ausreichendes Wasser gefunden und mit
Aufwendung von nur 393 M Unkosten innerhalb fünf
Wochen nutzbar gemacht.- Danach zog die Eisenbahn-
direktion Altona Herrn v. Uslar mehr und mehr zu
solchen Schürfungen heran, und als auch im Eisenbahn-
direktionsbezirk Königsberg gute Erfolge mit anderen
Rutengängern erzielt worden waren, ist es den preufsi-
schen Eisenbahnbehörden begreiflicherweise überlassen,
sobald die geologischen Verhältnisse unklar sind, die
Wünschelrute zu benutzen. Herr Schäfer betont, dafs
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 858} 111
bei der Eisenbahndirektion Altona bis jetzt die An-
gaben der Rute sich fast ausnahmslos bestätigt haben.
Man darf also den Nutzen der praktischen Ver-
wendung tüchtiger Rutengänger als erwiesen ansehen,
wenn auch eine anerkannte wissenschaftliche Erklärung
der Rutenerscheinung bislang noch nicht erbracht ist.
Wie kann man nun aber wissen, ob ein Ruten-
gänger tüchtig ist oder nicht?
Ein tüchtiger Rutengänger mufs ausreichende Be-
gabung, gründliche Fertigkeit und längere Erfahrung
besitzen. Je nachdem diese einzelnen Bedingungen
bei ihnen erfüllt sind, werden die Rutengänger ver-
schieden arbeiten und verschiedene Erfolge haben.*)
Die Begabung mufs in erster Linie in einer
grofser Feinfühligkeit des Menschen bestehen. Eine
gewisse Feinfühligkeit, die auch ausreicht, die Rute z. B.
bei kräftigen Wasserläufen in Drehung zu versetzen,
besitzen mehr Menschen, als man gewöhnlich glaubt.
Sie genügt aber nicht, um bestimmte Angaben über
die Lage, Richtung und Tiefe der Ader zu machen.
Dazu ist eine starke und sehr seltene Begabung nötig,
die nicht an das Alter oder das Geschlecht des Menschen
geknüpft ist. Aufser der Feinfühligkeit mufs die Gabe
vorhanden sein, die Gedanken nur nach einer Richtung
laufen zu lassen. Der Rutengänger darf sich nicht zer-
streuen, aber auch nicht grübeln, er mufs jede Be-
obachtung verzeichnen, aber nicht früher als erwiesen
ansehen, bevor nicht Versuche aus anderer Richtung
das gleiche Ergebnis liefern.
Die Fertigkeit bezieht sich besonders auf die
Handhabung der Rute, die fast bei allen Rutengängern
eine verschiedene ist, auf die Kenntnis von dem Wert
des Materials der angewandten Holzruten oder Metall-
gabeln und von der Richtung, in der bei den ver-
schiedenen Materialien zu suchen ist, auf die Bestimmung
der Tiefe und der Richtung des Wasserlaufes, oder des
Streichens der Lager.
Die Erfahrung lehrt die Veranlassung zum Aus-
schlagen der Rute erkennen, ob es sich also um Wasser,
Mineralien, elektrische Leitungen, Gas oder Felsspalten
und Hohlräume handelt, sie lehrt allmählich die Mächtig-
keit eines gefundenen Wasserlaufes schätzen und ver-
schiedene an derselben Stelle wirkende Einflüsse aus-
einanderzuhalten, ganz besonders auch die Ursachen
etwaigen Mifserfolgs erkennen. Sie ist für die Zuver-
lassigkeit des Rutengängers von gröfster Bedeutung.
Will man sich also eines Rutengängers bedienen,
so wird man zunächst Zeugnisse über seine durch
Bohrung nachgewiesenen Erfolge verlangen. Sind
solche nicht ausreichend vorhanden und mufs man sich
selbst über die Tüchtigkeit des Künstlers ein Urteil
bilden, so läfst man diesen einige ihm nicht bekannte
Brunnen, Rohr- oder Kabelleitungen möglichst auf
freiem Felde aufsuchen und genau bestimmen.
Gelingt ihm das nicht in überzeugender Weise,
so tut man gut, einen zweiten Rutengänger zuzuziehen,
und dann im Gelände nur an der Stelle bohren zu
lassen, wo die Angaben beider Rutengänger sich decken.
Je vorsichtiger man in der Auswahl des Rutengängers
verfährt, desto besser ist es für den Auftraggeber und
die Entwicklung der Wünschelruten-Forschung, weil
unfähige und unzuverlässige Quellensucher durch die
unausbleiblichen Mifserfolge nicht nur den Auftrag-
geber schädigen, sondern auch das so schwer errungene
Zutrauen der Öffentlichen Meinung zur Wünschelrute
selbst wieder in Frage stellen. Je mehr aber der neu
gegründete, schon 300 Mitglieder zählende Verband zur
Klärung der Wünschelrutenfrage von der öffentlichen
Meinung unterstützt wird, desto eher wird es ihm
möglich werden, sein Ziel, die Lösung des alten Rätsels,
zu erreichen.
(Nach Zeitschrift des Verbandes Deutscher Architekten-
und Ingenieur-Vereine 1912.)
*) Zentralblatt der Bauverwaltung, No. 97 v. 3. Dezember 1910.
112 (No. 858]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. März 1913)
Zuschriften an die Redaktion
(Unter Verantwortlichkeit der Einsender)
Die Lokomotiven auf der Weltausstellung in Brüssel
(Mit ‚Abbildung)
Sehr geehrte Schriftleitung!
Herr Professor Obergethmann spricht in seinem
Vortrag in Glasers Annalen 1913, Seite 26, Spalte 2,
Zeile 23—46 die Vermutung aus, dafs ein Dünnerdrehen
der Spurkranze der HI. Achse der Lokomotive Abb. 75
unnötig ware.
In nebenstehender Abbildung ist die badische
Weiche 1:8 so dargestellt, wie sie in der „Eisenbahn-
Technik der Gegenwart“, Ausgabe 1912, I. Band, 1. Ab-
schnitt, 1. Teil (Die Lokomotiven) auf Seite 155 ver-
öffentlicht worden ist. Die Uebergriffe der Räder sind
für neue Radreifen von 1400 Durchmesser gezeichnet.
Nach dem Roy’schen Verfahren ergibt sich für die
Ill. Achse, dais der Spurkranz mindestens 5 mm
dünner gedreht werden mufs, und unter der Voraus-
setzung, dafs der feste Radstand auch in der Weiche
die Führung der Lokomotive behält, müfste die Aus-
lenkung der I. und V. Achse mindestens 36 mm nach
jeder Seite betragen. An jedem Spurkranz der
III. Achse wäre nach meinem Dafürhalten noch etwas
mehr abzudrehen, um ein Klemmen unter allen Um-
ständen zu vermeiden. Unter Zugrundelegung von
Weichen der preufsischen Eisenbahnverwaltung dürften
sich an der Ill. Achse, bei der guten Ucbereinstimmung
der Weichen innerhalb des deutschen Reiches, ganz
ähnliche Werte ergeben.
Karlsruhe, im Januar 1913.
W. Berg, Ingenieur.
+ *
An die
Schriftleitung der Annalen fir Gewerbe und Bauwesen.
Auf die mir freundlichst zugestellte Zuschrift des
Herrn Ingenieurs W. Berg, Karlsruhe, habe ich folgendes
zu erwidern:
Nach der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung § 30
Abs. 2 heifst es: ,Sind mehr als zwei Wagenachsen in
cinem gemeinsamen Rahmen gelagert, so miissen, wenn
der (feste) Radstand über 4000 mm beträgt, die Mittel-
achsen derart verschiebbar sein, dafs Krümmungen von
180 m Halbmesser anstandslos durchfahren werden
können“. Hiernach nahm ich an, dafs bei den in Rede
stehenden E-Lokomotiven, deren fester Radstand nur
2900 bezw. 3000 mm beträgt, ein Dünnerdrehen der
Radflanschen der Mittelachse um 5 mm unnötig sei.
Da diese Mittelachse früher nicht Kurbelachse war und
als Kuppelachse seitliche Verschiebbarkeit hatte, so
vermutete ich, dafs das Dünnerdrehen der Flanschen
an der Mittelachse, nachdem sie feste Kurbelachse
geworden war, einfach nach der Meinung des Kon-
strukteurs die frühere Verschiebbarkeit ersetzen sollte,
obwohl beide Mafsnahmen nicht als gleichwertig zu
betrachten sind. >
Steht nun die E-Lokomotive mit festem Radstand
von 3000 mm in einer Krümmung von A = 180 m mit
voller Spurerweiterung, so ist ein Dünnerdrehen der
Flanschen der Mittelachsen nicht erforderlich. Herr
Berg hat aber Recht, wenn er verlangt, dafs bei den
Untersuchungen bezgl. Durchgang der Fahrzeuge durch
Krümmungen nicht die Krümmungen mit voller Spur-
erweiterung, sondern die Weichenkrümmungen mit
beschränkten Spurerweiterungen zu Grunde zu legen
seien. Die in Frage stehende E-Lokomotive würde
zwar auch noch durch die zu Grunde gelegte badische
Weiche 1:8 hindurchgehen, aber der Flanschdruck der
Mittelachse würde sich an der engsten Stelle sehr ver-
gröfsern, weil die mafsgebende Führungslänge dann nur
1,5 m statt 3 m beträgt.
Dafs in der neuen Auflage von 1912 der „Eisenbahn-
Technik der Gegenwart“ bei Besprechung des Roy ’'schen
Verfahrens auf die Spurerweiterungsverhältnisse in
~
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32 7;
bw ae
Bema
=
Sehnen
SY felho
Badische Weiche 1:5.
Weichenkrümmungen besonders hingewiesen wird, Ist
‘als’eine Verbesserung zu vermerken.‘ Es möchte sich
auch folgerichtig empfehlen, den $ 30 Abs. 2 der B. O.
zu ändern, und die dort ausgedrückte Bedingung anders
zu fassen, nämlich zu sagen, dafs W eichenkrümmungen
(15. März 1913]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 858] 113
— nicht Krümmungen — von 180 m Halbmesser an-
standslos durchfahren werden können.
Charlottenburg, im Februar 1913.
Obergethmann.
* *
*
Sehr gechrte Schriftleitung!
Zu den Ausführungen des Herrn Professor Ober-
gethmann bemerke ich folgendes:
Ueber die Seitendrücke in der Weiche hat Herr
Regierungsbaumeister Stadtmüller im Organ für die
Fortschritte des Eisenbahnwesens 1913, Heft 1, eine
Untersuchung veröffentlicht. Es wird dort gezeigt, dats
die der Weichenkrümmung entsprechende Auslenkung
|
der Adamsachse von etwa 85 mm die Weiche viel
günstiger beansprucht als bei 62 mm Auslenkung
beiderseits. Man sollte es daher nicht unterlassen, den
teuren Oberbau durch Abdrehen des Spurkranzes um
einige mm an den festen Achsen bezw. durch genügendes
Seitenspiel an den verschiebbaren Achsen, wie es durch
die Weichenkrümmung bestimmt wird, zu schonen.
Karlsruhe, im Februar 1913.
W. Berg, Ingenieur.
«
2
+
Ich habe dem nichts hinzuzufügen.
Charlottenburg, 3. März 1913.
| Obergethmann.
Verschiedenes
Elektrische Zugförderung auf den Berliner Stadt-, Ring-
und Vorortbahnen. Die Regierungsvorlage, durch welche
50000000 Mark als erste Rate von der Gesamtsumme
von 123550 000 Mark für die Einrichtung elektrischer Zug-
förderung auf den Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen
gefordert waren, und über welche wir in den Annalen vom
l. Dezember 1912 auszugsweise berichteten, wurde von
einer Kommission des preufsischen Abgeordnetenhauses
unter Zugrundelegung einer Denkschrift eingehend behandelt.
Am 27. Februar erörterte die Kommission die folgenden
4 Fragen, über die wir nach der „Zeitung des Vereins
deutscher Eisenbahnverwaltungen“ berichten.
Die erste Frage bezog sich darauf, inwieweit mit
dem Zweckverband Grofs-Berlin oder der Stadt Berlin über
eine planmäfsige Regelung der Grofs-Berliner Verkehrs-
fragen in Verhandlung zu treten sei. Die Meinungen gingen
hierüber sehr auseinander. Ein Teil der Mitglieder vertrat
die Ansicht, dafs solche Fühlungnahme unbedingt nötig
erscheine und dafs hierbei eine wesentliche Kostenbeteiligung
des Zweckverbandes anzustreben sei. Die Staatseisenbahn-
verwaltung habe keine Veranlassung, solche Riesensummen
für den Berliner Lokalverkehr aufzuwenden. Aus der Ver-
kehrsordnung könne eine Verpflichtung hierzu nicht herge-
leitet werden. Im Zweckverbandsgesetz sei zwar eine aus-
drückliche Ausnahme für die Staatseisenbahnen gemacht.
Bei Ausarbeitung des Gesetzes habe man aber an einen
solchen Fall wie den gegenwärtigen nicht gedacht, und das
Gesetz könne daher ohne Schwierigkeiten abgeändert werden.
Andere Mitglieder waren der Ansicht, dafs Verhandlungen
mit dem Zweckverband nicht gerechtfertigt seien, mit
Sicherheit auch erfolglos verlaufen würden. Der Herr
Minister wies darauf hin, dafs man bei Beantwortung dieser
Frage sehr wesentlich auf die historische Entwicklung des
Berliner Lokalverkehrs zurückgehen müsse. Dieser habe
sich allmählich in Anlehnung an die in Berlin einmündenden
Eisenbahnen entwickelt, sei ursprünglich auf den Ferngleisen
mit erledigt und erst später, soweit dies die Betriebsver-
haltnisse erforderten, abgezweigt worden. Die Eisenbahn-
verwaltung habe also seinerzeit bewufst den Ortsverkehr
übernommen und müsse nunmehr auch seine Bedürfnisse
"befriedigen. Artikel 43 der Reichsverfassung bestimme
ausdrücklich, „dafs die Eisenbahnverwaltungen die Bahnen
jederzeit in einem die nötige Sicherheit gewährenden bau-
lichen Zustande erhalten und dieselben mit Betriebsmaterial
so ausrüsten müfsten, wie das Verkehrsbediirfnis es er-
heische.“ Jetzt nachträglich den Zweckverband oder die
Stadt zu den Kosten der Bedienung des Verkehrs heran-
zuziehen, fehle jeder rechtliche Grund. Im Wege freier
Vereinbarung eine Beitragsleistung zu erzielen, erscheine
aussichtslos; den Verbänden eine Einwirkung auf die staat-
lichen Eisenbahnen zu gewähren, was diese dann fordern
würden, sei nicht angängig. Allerdings gehe die Ver-
pflichtung der Eisenbahnverwaltung nicht so weit, völlig
neue Verkehrsanlagen zu schaffen; das sei Sache des Zweck-
verbandes. Nach alledem seien Verhandlungen mit dem
Zweckverbande bedeutungslos. Für diesen blieben auch
noch gewaltige Aufgaben insbesondere auf dem Verkehrs-
gebiete. Eine Aenderung des Zweckverbandsgesetzes er-
übrige sich demgemäfs. ‘Ucbrigens sei die im Gesetz fest-
gelegte Ausnahme für die Staatseisenbahnen seinerzeit mit
gutem Grunde gemacht, da die Staatsregierung dem Ver-
bande kein Mitbestimmungsrecht in Eisenbahnangelegenheiten
einräumen könne.
Die zweite Frage ging dahin, ob beim gegenwärtigen
oder einem verbesserten Dampfbetriebe cine Tariferhöhung
am Platze sei. Auch hier gingen die Meinungen in der
Kommission sehr auseinander. Während cin Teil der Mit-
glieder ohne Rücksicht auf eine Verbesserung des Betriebes
eine Tariferhöhung für geboten hielt, damit das hohe in
diesen Bahnanlagen steckende Kapital wenigstens cine
gewisse Verzinsung erziele, hielten andere Mitglieder die
Tariferhöhung nur bei einer Verbesserung des Betriebes für
begründet. Wieder andere rieten auch in diesem Falle
davon ab, da eine Erhöhung zu einer schwächeren
Benutzung der Bahnen und damit zu einer geringeren Ren-
tabilitat führen werde. Der Herr Minister betonte erneut,
dafs die Festsetzung der Tarife ein ausschliefsliches Hoheits-
recht des Staates sei. Die Staatsregierung stehe auf dem
Standpunkt, dafs eine Tariferhöhung nur dann gerechtfertigt
sei, wenn die Verwaltung dem reisenden Publikum eine
wesentliche Verbesserung bieten könne. Eine solche sei
nach Ansicht der Verwaltung durch Einführung des elck-
trischen Betriebes zu erzielen. Nach angestellten Berech-
nungen ergebe die geplante Tariferhöhung 8 000 000 Mark,
die eine angemessene Verzinsung der Neuanlagen dar-
stellten. Sollte, was erhofft werde, die elektrische Arbeit
in dem staatseigenen Kraftwerk billiger erzeugt werden
als sie von den Gesellschaften angeboten sei, so sollten
diese Ersparnisse zu einer Verzinsung des alten Anlage-
kapitals Verwendung finden.
Die dritte Frage bezog sich auf die Ergebnisse der
Versuche mit der von den Lokomotivfabriken überwiesenen
Probelokomotive und einer verbesserten Stadtbahnloko-
motive. Die Erörterung dieser Frage führte wider Erwarten
dazu, dafs die ganze grundsätzliche Frage, ob Dampf- oder
elektrischer Betrieb vorzuziehen sei, neu aufgerollt wurde.
Dabei kamen die alten Meinungsgegensätze wieder in voller
Schärfe zur Erscheinung. Von einer Seite wurde behauptet,
die Versuche hätten die genügende Leistungsfähigkeit des
Dampfbetriebes ergeben, und zwar bedürfe es nicht der
Einführung derneuen 1 D1-Lokomotive, sondern die 1 C 1-Loko-
motive reiche aus. Von anderer Scite wurde betont, es
fehle mangels Erprobung das Vertrauen, dafs die Trieb-
gestelle ordnungsgemäfs funktionieren würden. Versagten
diese, so müsse, nachdem einmal die Elektrisierung durch-
geführt sei, zu Triebwagen übergegangen werden, bei denen
die Frage der Wirtschaftlichkeit wesentlich anders liege.
Andere Mitglieder waren der Ueberzeugung, die Versuche
Sa aa a Raia TT aR I SA RN Ra aaa EIE
114 [No. 858}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Marz 1913)
$e
hatten keineswegs die hinreichende Leistungsfahigkeit des
Dampfbetriebes festgestellt, und stellten sich energisch auf
den Boden der Regierungsvorlage. Der Herr Minister
führte aus, dafs sich gegenwärtig die nochmalige Erörterung
der alten grundsätzlichen Frage erübrige. Die Regierung
verbleibe auf ihrem Standpunkt, dafs eine Verbesserung
der gegenwärtigen Verhältnisse dringend geboten sei, eine
wirkliche Abhilfe, ein Musterbetrieb, aber nur durch Ein-
führung des elektrischen Betriebes zu erzielen sei. Das Er-
gebnis der Versuche ändere nichts an dieser Ueberzeugung.
Sodann legte der Herr Minister mit Rücksicht auf die
lange Dauer der Beratungen und die Dringlichkeit der Vor-
lage nachdrücklich eine baldige Entscheidung nahe. Letzteren
Ausführungen wurde von der Mehrzahl der Kommission
ausdrücklich beigetreten.
Die vierte Frage, die die Art der Stromabgabe an
kommunale und private Verbraucher betraf, wurde nur
kurz erörtert. Die Beantwortung der Regierung hatte
darauf hingewiesen, dafs die Abgabe überschüssiger elek-
trischer Arbeit im Interesse der Wirtschaftlichkeit des
Kraftwerkbetriebes liege und naturgemäfs ins Auge gefafst
werde. Hierzu kämen aufser rein staatlichem Betriebe auch
die Bildung einer besonderen Gesellschaft unter staatlicher
Beteiligung oder die Abgabe an ein Privatunternehmen in
Frage. Welcher Weg zu wählen sei, könne zurzeit noch
nicht angegeben werden. Die Mitglieder der Kommission
waren ebenfalls der Ansicht, dafs diese Frage erst später
zu erörtern sei, und erklärten sich mit der Auskunft der
Staatsregierung für befriedigt.
In der Sitzung vom 4. März kam die Einführung des
elektrischen Betriebes auf den Berliner Stadt-, Ring- und
Vorortbahnen zur Abstimmung, über die wir ebenfalls nach
der „Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen“
nachstehend berichten.
In der Abstimmungssitzung am 4. März entspann sich
zunächst eine lebhafte Debatte über die Art der Abstim-
mung. Während ein Teil der Kommission die Ansicht ver-
trat, dafs entsprechend einem alten Brauch in der Budget-
kommission zunächst über die „gröfste zu bewilligende
Summe“, also beginnend mit der Regierungsvorlage, abge-
stimmt werden müsse, wurde von anderer Seite betont,
dafs die Abstimmung in umgekehrter Reihenfolge, also
beginnend mit dem sich von der Regierungsvorlage am
meisten entfernenden Antrag, stattfinden müsse, da es sich
hier weniger um zu bewilligende Summen, als um eine
Entscheidung über den Zweck des Gesetzes handele.
Nachdem die Abstimmung über den Abstimmungsmodus
eine Mehrheit zugunsten des ersten Vorschlags von 11
gegen 10 Stimmen ergeben hatte, wurde nach Ablehnung
der Regierungsvorlage sowie eines Antrags, der Regierung
50 000 000 zu bewilligen, folgender von den Abgg. Schmed-
ding (Münster), Schmieding (Dortmund) und Quehl unter-
zeichneter Antrag.9 mit einer Mehrheit von 11 gegen
10 Stimmen angenommen: Die „Kommission wolle be-
schliefsen: 1. in $ 1, No. V, des Entwurfs eines Eisenbahn-
anleihegesetzes, Drucksache No. 239 A, statt zur Einrichtung
elektrischer Zugförderung auf den Berliner Stadt-, Ring-
und Vorortbahnen 50000000 Mark zu setzen: zur Vor-
bereitung eines elektrischen Betriebes auf den Berliner
Stadt-, Ring- und Vorortbahnen unter vorläufiger Beschrän-
kung auf die von den Stadt- und Ringbahnzügen befahrenen
Strecken 25 000 000 Mark; 2. die Königliche Staatsregierung
zu ersuchen, dem Landtage bei Anforderung weiterer
Mittel eine Denkschrift zu unterbreiten, aus der sich insbe-
sondere näheres über die Ergebnisse der noch anzustellen-
den Versuchsfahrten mit Triebgestellen, über die zu
wählende Stromart und deren Erzeugung und Verwendung
ergibt. Auch soll sie Aufschlufs darüber geben, ob es
wirtschaftlich ist, auf weiteren Linien der Berliner Vorort-
bahnen die elektrische Zugförderung einzuführen.“
Sodann wurde der vom Abg. Schmedding (Münster)
gestellte Antrag 3 mit 17 gegen 4 Stimmen angenommen.
PEE Eee TE es Eee nl
Dieser Antrag lautet: „Die Kommission wolle beschliefsen:
die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, bei den in
Aussicht genommenen und zu billigenden Tariferhöhungen
auch auf Erzielung eines angemessenen Betrages für Ver.
zinsung und Tilgung des Anlagekapitals, was seither für
die Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen aufgewendet
‚worden ist, Bedacht zu nehmen.“
Die Petitionen wurden für erledigt erklärt. Von der
unterlegenen Minderheit wurde in Aussicht gestellt, vor dem
Plenum diese Art der Abstimmung einer lebhaften Kritik
zu unterziehen.
Bei den herrschenden scharfen Gegensätzen und der
geringen Mehrheit in der Kommission ist das weitere
Schicksal der Elektrisierungsvorlage vor dem Plenum noch
recht ungewifs.
Verleihung von Staatsmedaillen für gewerbliche
Leistungen. Die Staatsmedaille für gewerbliche
Leistungen in Gold wurde verliehen der Donners-
marckhütte, Oberschlesischen Eisen- und Kohlenwerke,
Aktiengesellschaft in Zabrze, der Oberschlesischen
Eisenindustrie, Aktiengesellschaft für Bergbau- und
Hüttenbetrieb in Gleiwitz, der Bismarckhütte, Aktien-
gesellschaft in Bismarckhütte, der Oberschlesischen
Eisenbahn-Bedarfs-Aktiengesellschaft in Friedens-
hütte, der Vereinigten Königs- und Laurahütte,
Aktiengesellschaft in Berlin, der Bergwerksgesellschaft
Georg von Giesches Erben in Zalenze, der Görlitzer
Maschinenbauanstalt und Eisengiefserei, Aktien-
gesellschaft in Görlitz, der Aktiengesellschaft für
Fabrikation von Eisenbahnmaterial in Görlitz, der
Firma Linke-Hofmann-Werke, Breslauer Aktienge-
sellschaft für Eisenbahnwagen, Lokomotiv- und Maschinen-
bau in Breslau, der Waggonfabrik L. Steinfurt,
G. m. b. H., in Königsberg i. Pr. und der Firma
Beuchelt & Co., Brückenbau- und Eisenkonstruktionen,
Waggonfabrik, in Grünberg i. Schl.;
die Staatsmedaille für gewerbliche Leistungen
in Silber wurde verliehen den Firmen Rütgerswerke
A. G., Chemische Fabriken in Berlin, Eisenhütten- und
Emaillierwerk W. von Krause in Neusalz a. O,
Dr. Paul Meyer A. G., Fabrik elektrischer Schaltapparate
und Mefsinstrumente in Berlin, Richard Raupach
Maschinenfabrik Görlitz, G. m. b. H., in Görlitz,
Deutsche Wagenbau- und Leihgesellschaft m. b. H.
in Danzig, Ak'tiengesellschaft Ferrum (vorm. Rhein
u. Co.) in Zawodzie O.-S., Oberschlesische Koks-
werke und Chemische Fabriken A. G. in Berlin,
W. Hegenscheidt, Werkzeugmaschinen- und Kleineisen-
zeugfabrik G. m. b. H. in Ratibor;
die Staatsmedaille für gewerbliche Leistungen
in Bronze wurde verliehen den Firmen Maschinenbau
A. G. vormals Starke u. Hoffmann in Hirschberg,
J. Gollnow u. Sohn, Bauanstalt für Eisenkonstruktionen
in Stettin, Bernhard Stoewer A. G., Nähmaschinen-,
Fahrräder- und Schreibmaschinenfabrik in Stettin, J. Kemna,
Eisengiefserei und Maschinenfabrik in Breslau, Maffei-
Schwarzkopff-Werke G. m. b. H., Maschinenfabrik in
Berlin, Hermann Löhnert A. G., Maschinenfabrik in
Bromberg, Neisser Eisengiefserei und Maschinen-
bauanstalt Hahn u. Koplowitz Nachfolger in Neisse-
Neuland, Kieslich, Feuerwehrgeräte- und Maschinenfabrik
in Patschkau.
Neues Härtemittel „Acietit‘‘ der Chemischen Fabrik und
Härtewerk von Fr. Lutz in Zürich II. Auf dem Gebiete
des Härteverfahrens bringt die Chemische Fabrik und Harte-
werk von Fr. Lutz, Zürich II (Schweiz) ein neues Härte-
mittel „Acietit“ auf den Markt. Dasselbe dient zum
Cementieren von schmiedbarem Eisen und Stahl im Glüh-
ofen. Es besteht aus den hauptsächlichsten Bestandteilen
der gewöhnlichen Härtemittel wie Kalium, Kalk, Oelprä-
paraten und Holzkohle, wozu sich noch einige geeignete
(15. Marz 1913}
Salze gesellen. Das zu hartende Eisen oder z.B. Automobil-
Bestandteile aus Stahl werden in einen eisernen Kasten, in
welchem 2—3 cm tief das Einsatzpräparat „Acietit“ gleich-
mäfsig gestreut ist, eingesetzt. Wenn ein Kasten auf diese
Weise vollgelegt ist, gelangt derselbe in den Glühofen.
Nach Ablauf von etwa 3 Stunden bei einer Temperatur von
etwa 500° kann man auf eine Härtetiefe von ungefähr 1 cm
rechnen. Läfst man den zu härtenden Gegenstand etwa
5 Stunden im Ofen, wobei eine Temperatur von etwa 1000 °
vorausgesetzt wird, so werden die gröfsten Gegenstände
durch und durch bis auf einen kleinen Kern zu Stahl um-
gewandelt.
Chrom-Nickelstahl für Automobile, Konstruktions-
oder Maschinenstahl wird mit voller Sicherheit schon bei
Kirschrotglut (750°) glashart.
Die Härte, welche erreicht wird, ist äufserst tiefgehend.
Die einmal gehärteten Stücke können nachher öfters ge-
schmiedet und rotglühend im Wasser oder Oel abgekühlt
werden und sind diese sofort wieder glashart wie vorher.
Die einmal erzielte Härte geht dabei nicht wieder ver-
\oren, da diese einen bleibenden Stahlmantel bildet. Das
gehärtete Stück erhält durch das Acietit ein feinkörniges
Gefüge und eine fast unglaubliche Widerstandsfahigkeit.
Versuche mit gehärteten Chrom - Nickelstahlpanzer-
platten haben ergeben, dafs es unmöglich war, Geschosse
durchzubringen.
Dieses neue Verfahren bietet besonders für Schiffsbau-
werften, Eisenwerke, welche sich mit der Herstellung von
Panzerplatten beschäftigen, Geschofsfabriken, Lokomotiv-
und Automobilfabriken einen ganz bedeutenden Vorteil. Be-
sonders beachtenswert bei der Verwendung des Acietits
als Cementiermittel ist die schnelle chemische Umsetzung
und: damit Hand in Hand gehende Strukturänderung des
zu behandelnden Materiales.
Das Material ist bereits in nachstehenden Eisenbahn-
werkstätten, Maschinenfabriken und anderen Betrieben im
Gebrauch:
Eisenbahnwerkstätte der S. B. B., Olden; Kgl. Eisen-
bahn- Werkstätte Magdeburg; Adolf Saurer, Automobilfabrik,
Arbon; Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon; La Magneto,
Fabrik elektr. Apparate, Genéve; Franco Tosi, Maschinen-
fabrik, Legnano; Mannesmann-Rohren-Werke, Düsseldorf;
Joh. Kleinewefers Söhne, Werkzeugfabrik, Krefeld; Sport-
und Fahrradwerke Oberursel, Oberursel b. Frankfurt a. M.;
Arthur Rick, Maschinenfabrik, Breslau; H. Liesen, Motoren-
fabrik, Duisburg-Ruhrort; Theo Eymer, Maschinen, Wien
XIX/1; Leon Weinert, Maschinenfabrik, Lodz (Rufsland);
B. Barbasch & D. Raffolovich, Odessa (Rufsland); B. Zysset,
atelier de mécanique et pécision, Chaux-de-Fonds. Usw.
Holländischer Handel und Irdustrie. Von der Handels-
abteilung des Holländischen Ministeriums für Ackerbau,
Industrie und Handel ist ein stattlicher Band mit Illu-
strationen und Adressen herausgegeben, welcher auch
statistisches Material enthält über die wichtigsten Zweige
von Handel und Industrie in Holland. In dem herausge-
gebenen Buche sind folgende Klassen behandelt:
1. Holländische Hafenwerke.
2. Holländische Schiffahrt.
3. Kakao und Chokolade (Handel u. Industrie).
4. Theehandel.
5. Tabak und Zigarren (Handel u. Industrie).
6. Kaffee a
7. Getreide ~~
8. Mineralien 5
9. Holzhandel und damit verbundene Industrien.
10. Papier und Karton, Druckereien.
11. Häuter- und Schuhindustrie.
12. Chemische Industrie: Zündhölzer, Rubber, Farben,
Tinten, Petroleum usw., Gas usw., Stärke.
13. Oele und Fette, Kerzen, Butter, Seife.
14. Nährungsmittel u. Konserven, Spirituosen, Zucker, Salz.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 858] 115
-
15. Schiff- und Maschinenbau, Glühlampen, Elektrotechnik
(nebst Adressenliste).
16. Metallindustrie.
17. Diamant-, Gold- und Silber-Industrie.
18. Keramische und Glasindustrie, Baumaterialien.
19. Bergbau.
20. Textilindustrie.
In diesem Buch sind die holländischen Kolonien nicht
erwähnt, obwohl auch dort blühende Industrien bestehen,
wie z.B. die Zuckerindustrie, welche bekanntlich eine erste
Stelle einnimmt. Von dem Buch ist eine französische und
eine englische Ausgabe erschienen, dagegen eine deutsche
Bearbeitung noch nicht. Für die Ueberlassung dieses Buches
sind wir der Vennootschap „Taevo“, 's Gravenhage, Holland,
zu Dank verpflichtet.
Geschäftliche Nachrichten.
Benoid-Gas- und Wasseranlagen. Der Mangel an Gas
und Wasser hält manchen davon ab, sich nach Bedarf eine
Wirkungs- oder Wohnstätte zu gründen. Aufserhalb der
Städte ist es um die Gas- und Wasserverhältnisse meistens
schlecht bestellt. Das empfinden nicht nur die Privatleute,
die abseits vom Lärm der Grofsstadt sich ansiedeln wollen,
sondern auch die Fabriken, Hotels, Sanatorien usw., die
ihre Räume mit allen Einrichtungen neuzeitlichen Komforts
und moderner Hygiene ausstatten müssen. Jedoch kann
ihnen allen geholfen werden durch eine moderne Gas- und
Wasserversorgungsanlage, wie sie die Benoid-Gas- und
Wasserapparate der Firma Thiem & Töwe in Halle a. S.
darstellen. Die Anlagen ersetzen die städtische Gas- und
Wasserleitung in jedem Falle und ermöglichen sämtliche
Bequemlichkeiten, wie Beleuchten, Heizen, Kochen, Braten,
Backen und Plätten mit Gas, Badeeinrichtungen, heifses und
kaltes Wasser in allen Räumen, Klosettspülung usw.
Benoid-Gas- und Wasseranlagen sind nicht nur im
Haushalt, sondern auch in tausenden von Fabriken, Labo-
ratorien und anderen gewerblichen Betrieben zur Beheizung
und Wasserversorgung von Maschinen usw. im Gebrauch.
Die Apparate arbeiten für eine unbeschränkte Anzahl von
Flammen bezw. Zapfstellen; sie sind einfach zu installieren
und lassen sich allen Verhältnissen bequem anpassen.
Prospekte und Kataloge, in denen alles Nähere enthalten
ist, versendet die genannte Firma kostenlos.
Personal-Nachrichten.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Ueberwiesen: der Regierungsbaumeister Ahlemann
nach Beendigung der Abrechnungsarbeiten für den Neubau
der Kaiser-Wilhelms-Akademie in Berlin zum 1. April d. J.
der Intendantur der militärischen Institute als techn. Hilfs-
arbeiter.
Beauftragt: der Regierungsbaumeister Oskar Schultze
in Koblenz mit den Vorstandsgeschäften des Militarbauamts II
daselbst.
Versetzt: der Baurat Berninger, Vorstand des Militär-
bauamts Koblenz II, als techn. Hilfsarbeiter zur Intendantur
des XIV. Armeekorps, der Regierungsbaumeister Münster
in Elsenborn zum 1. Juli d. J. als Leiter von Neubauten
nach Bromberg und der Regierungsbaumeister Metternich,
techn. Hilfsarbeiter der Intendantur des Ill. Armeekorps,
zum l. Marz d. J. als Leiter von Neubauten nach Graudenz.
Preufsen.
Ernannt: zum etatmäfsigen Professor an der Techn.
Hochschule in Berlin der ordentl. Professor in der Philo-
sophischen Fakultät der Universität in Breslau Geh. Re-
gierungsrat Dr. Julius Wolf;
zu Regierungsbaumeistern die Regierungsbauführer Sieg-
fried Kraatz aus Rheydt, Walter Achilles aus Halle a. d. S.,
116 [No. 858]
Gustav Wege aus Oschersleben und Hans Gerlach aus
Friedrichsthal, Kreis Wehlau (Hochbaufach).
Beigelegt: das Prädikat Professor dem Privatdozenten
an der Kgl. Techn. Hochschule in Danzig Dr.-Ing. Hermann
Phlieps. r
Einberufen: zur Beschäftigung im Staatseisenbahn-
dienste die Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches
Paul Winde bei der Eisenbahndirektion in Hannover, Knopf
bei der Eisenbahndirektion in Posen und Kollmann bei der
Eisenbahndirektion in Altona.
Versetzt: der Baurat Zillich von Eberswalde als Vor-
stand des Wasserbauamts in Naumburg a. d. S. sowie die
Regierungsbaumeister Adolf Böttcher von Danzig als Vor-
stand des Hochbauamts in Angerburg i. Westpr. und Bode
von Insterburg als Vorstand des Hochbauamts in Kreuznach;
ferner die Regierungsbaumeister des Eisenbahnbau-
faches Honemann, bisher in Altona, zur Eisenbahndirektion
nach Posen, Wist, bisher in Posen, als Vorstand der Eisen-
bahn-Bauabteilung nach Fulda, Gengelbach, bisher in Han-
nover, nach Salzwedel als Vorstand der daselbst neu er-
richteten Eisenbahn-Bauabteilung, Söffing, bisher in Altona,
in den Bezirk der Eisenbahndirektion nach Kattowitz, Franz
Böhme, bisher in Stolp, nach Emden als Vorstand der da-
selbst neu zu errichtenden Bauabteilung, Jaeger, bisher in
Rybnik, zur Eisenbahndirektion nach Münster, Moldenhauer,
bisher in Namslau, nach Marggrabowa als Vorstand der da-
selbst neu errichteten Eisenbahn-Bauabteilung, Mock, bisher
in Posen, als Vorstand der Eisenbahn-Bauabteilung nach
Kiel und Matthaeas, bisher in Hannover, nach Minden als
Vorstand der daselbst neu errichteten Eisenbahn-Bauabteilung,
die Regierungsbaumeister des Hochbaufaches Salomon von
Schildberg nach Berlin, Hochhaus von Königsberg i. Pr.
nach Berlin und Nommensen von Stallupönen nach Berlin,
der Regierungsbaumeister des Wasser- und Strafsenbau-
faches Gramberg von Hannover nach Osnabrück.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem preu-
fsischen Staatsdienste erteilt: dem Regierungsbau-
meister Emmerich in Berlin.
Bayern.
Verliehen: der Titel und Rang eines Kgl. Ober-
baurats den Regierungs- und Bauräten Friedrich Berling
bei der Kgl. Regierung von Oberbayern und Eduard Fleisch-
mann bei der Kgl. Regierung von Unterfranken und
Aschaffenburg;
der Titel eines Kgl. Baurats mit dem Range eines Kgl.
Regierungsrats den Bauamtmännern Joseph Rottler, Vorstand
des Kgl. Landbauamts Bamberg, und Andreas Roth, Vor-
stand des Kgl. Landbauamts Straubing.
Versetzt: in etatmäfsiger Weise die Oberbauinspektoren
Max Maufser in München als Vorstand an die Bahnstation
Neumarkt (Rott) und Hermann Beckh in Nürnberg an die
Bahnstation Ingolstadt, Hauptbahnhof.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: der Direk-
tionsrat Daniel Weikard in Fürth.
Sachsen.
Angestellt: im Bereiche der Staatseisenbahnverwal-
tung als etatmäfsiger Regierungsbaumeister in Zwickau der
bisher aufseretatmäfsige Regierungsbaumeister Büttner.
Versetzt: der Regierungsbaumeister Georg Ludwig
Voigt beim Strafsen- und Wasserbauamt Leipzig nach Lauen-
stein als techn. Leiter der ausführlichen Vorarbeiten für die
Talsperren im Gebiete der Müglitz.
Württemberg.
Ernannt: zum Abteilungsingenieur bei der Eisenbahn-
bausektion Ludwigsburg der Regierungbaumeister Gauger.
Verliehen: der Titel und Rang eines Baurats dem
Eisenbahnbauinspektor bei der Generaldirektion der Staats-
eisenbahnen Mayer, dem Eisenbahn-Telegraphenbauinspektor
Bose, Vorstand der Eisenbahn-Telegrapheninspektion Cann-
statt, dem Strafsenbauinspektor Dieterich in Gmünd, dem Be-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. März 1913]
zirksbauinspektor Fröhner in Ellwangen und dem Bauin-
spektor bei dem Bezirksbauamt Stuttgart Bayer;
der Titel und Rang eines Bauinspektors den Regierungs-
baumeistern Kälber bei der Kulturinspektion für den Schwarze
waldkreis und Haufser, Hilfsarbeiter bei der Ministerial-
abteilung für das Hochbauwesen, sowie dem etatmäfsigen
Regierungsbaumeister bei der Domänendirektion Rimmele;
der Rang auf der fünften Stufe der Rangordnung den
ordentlichen Professoren der Technischen Hochschule
Schwend, "Thomann, Dr. Sauer und Widmaier;
der Rang auf der sechsten Stufe der Rangordnung dem
aufserordentlichen Professor der Technischen Hochschule
Herrmann; R
der Titel eines Professors dem Architekten Mayer, Hilfs-
lehrer an der Baugewerkschule in Stuttgart.
Baden.
Ernannt: zum Inspektionsbeamten bei der General-
direktion der Staatseisenbahnen der Vorstand der Maschinen-
inspektion Heidelberg Obermaschineninspektor Wilhelm Rees.
Verliehen: der Titel aufserordentl. Professor dem
Privatdozenten Dr.:4ng. Hermann Hallo an der Techn. Hoch-
schule in Karlsruhe.
Uebertragen: dem Regierungsbaumeister Paul Stadt-
müller in Karlsruhe die etatmäfsige Amtsstelle eines zweiten
Beamten der Eisenbahnverwaltung unter Ernennung zum
Maschineninspektor; er ist der Generaldirektion der Staats-
eisenbahnen zugeteilt worden.
Hessen.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Bauassessor Bauinspektor Karl Schön
in Giefsen.
Oldenburg.
Befördert: zum Geheimen Oberbaurat der Oberbaurat
Freese in Oldenburg.
Hamburg.
Ernannt: zum Baurat und Dezernenten bei der
l. Sektion der Baudeputation der Baurat Dr.-Ing. Friedrich
Simon Ruppel;
zu Bauräten die Bauinspektoren bei der Deputation für
die Stadtwasserkunst Wilhelm Nikolaus Holthusen und Emil
Theodor Heinrich Johannes Düwel, der Bauinspektor bei
der Baupolizeibehörde Max Andreas Groth und der Bau-
inspektor bei den Landherrenschaften Daniel Erwin Schuback ;
zum |. April d. J. zum Bauinspektor der Baumeister der
Deputation für das Beleuchtungswesen Max Richard Kall-
meyer. n
Gestorben: Baurat Leuchten, zuletzt techn. Hilfs-
arbeiter der Intendantur des II. Armeekorps in Berlin, am
12. November 1912 in Bürglen in der Schweiz, Kanton Uri,
Geh. Baurat Adolf Borchers, früher Kreisbauinspektor in
Erfurt, Geh. Hofrat Professor Dr. Hermann Ebert, Abteilungs-
vorstand an der Techn. Hochschule und Mitglied der Akademie
der Wissenschaften in München, Geh. Baurat Albert Fischer,
Vorstand des Wasserbauamts in Wittenberge, Regierungs-
und Baurat Fritz v. Manikowsky in Düsseldorf, Regierungs-
und Baurat Paul Bauer, Vorstand des Eisenbahn-Betriebs-
amts 2 in Düsseldorf, Kreisbaumeister a. D. Karl Thilo in
Breslau und Oberbauinspektor Adolf Armbruster, Vorstand
der Wasser- und Strafsenbauinspektion in Achern.
KAAKKAKKKAKAK
Jüngerer Reglerungshaumeister
des Maschinenbaufaches wird von Lokomotiv-
fabrik Norddeutschlands für das technische
Bureau gesucht. Schriftgewandte und sprach-
kundige Herren wollen ihre Bewerbung unter Bei-
fügung eines Lebenslaufes mit Angabe der Gehalts-
ansprüche unter E. B. Z. 8 an die Exp. d. BI. richten.
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Verlag F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
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Ganze Reihe No. 859
Berlin, 1. April 1913
Band 72 Heft 7
ANNALEN FUR GEWERBE
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SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MÄRZ 1881,
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KONIGL. BAURAT, PATENTANWALT
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SPALTENE PETITZEILE ODER DEREN
RAUM. iiss saa ere dis nee 30 Pf.
AUF DER 1. UMSCHLAGSEITE ....60 Pf.
BEI WIEDERHOLUNGEN ERMASSIGUNG
INGENIEURE
FÜR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts- Verzeichnis.
Seite
Harthölzer für den Eisenbahnwagenbau. (Eine wissenschaflliche
Studie). Vortrag. gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
am 21. Januar 1913 von Dr. Weiskopf, Direktor der Hannoverschen
Waggonfabrik A.-G. in Hannover-Linden. (Mit Abb.) (Fortsetzung, . 117
Die Abwasserpumpstation der Dresdner MARHIRKNDHRRNIDE
von Dipl.Ing. F. v. Hammel. (Mit Abb) .. . 125
Betas idén Kolonien o re er me ROE SG a A . 128
Aus dem Patentrecht. Von Dr. phil. ı et jur. H: bern Charlottenburg 130
Harthölzer für den
C. Biegeversuche.
Wir entnahmen wieder aus unserem Eichenholz-
bestand 4 verschiedene Eichenarten und zwar
deutsche Eiche, mild mit engen Jahresringen,
» grob „ weiten ý
japanische Eiche,
slavonische Eiche.
Abb. 14,
Ferner wurden uns seitens des Herrn Geheimen
Baurat Herr 3 Hölzer mit der Bezeichnung „russische
Eiche“ und 3 weitere Hölzer mit der Bezeichnung
„amerikanische Eiche“ von anderer Seite übermittelt,
mit welchen ebenfalls Biegeversuche vorgenommen
werden sollten. Die Hölzer waren sämtlich zur Ver-
arbeitung vollständig trocken, wie aus dem spezifischen
Gewicht in den Tabellen „Biegeversuche“ zu entnehmen
Vertretung von Industrie und Baugewerbe im PAPADO Von
Regierungs- und Baurat Weddigen, Breslau . . > Aa ee 132
Verschiedenes. . P i | ae
Fine Zoelly- Dampfturbine für 28 000 PS Dauerleistung. _ "Verein für
Eisenbahnkurde zu Berlin. — Konigliches Eis enbahn- Zentralamt. —
Ueber gewerbliche Sondergerichte. — Abdampf- und Zwischendampf-
verwertung. — Unlauterer Wettbewerb. — Flugzeug-Unternehmen der
Gothaer Waggonfabrik.
Personal-Nachrichten.
| Anlage: Literaturblatt. EEE RE
Eisenbahnwagenbau
(Eine wissenschaftliche Studie)
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 21. Januar 1913
von Dr. Weiskopf, Direktor der Hannoverschen Waggonfabrik A.-G. in Hannover-Linden
(Mit 29 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 109)
Í
ist. Die Hölzer waren zubereitet in der Lange von
800 mm und im Querschnitt von 80 x 80 mm. Die
genaueren Mafse sind auf der Tabelle verzeichnet,
ebenso findet man in derselben alle näheren Angaben
über Richtung der Biegungskraft und die Maximalkraft,
welche die betr. Stiicke ausgehalten haben, sowie die
Höchstspannung e in kg/qem.
Die Versuche wurden auf derselben Maschine aus-
geführt, auf welcher die Druckversuche stattgefunden
hatten. Zur Benutzung derselben war nur erforderlich,
die beiden Eisenplatten mit den entsprechenden Kon-
Abb. 15.
struktionsteilen auszubauen und statt derselben die
Konstruktionsteile für die Aufnahme der zu den Biege-
versuchen bestimmten Hölzer einzubauen. Die Kraft-
übertragung und der Ausgleich auf der Wage geschah
wie bei den Druckversuchen. Es wurden auch von
jedem Biegeversuch Diagramme aufgenommen. Wir
betrachten zunächst Abb. 14 und 15, welche einige
charakteristische Probestücke, die auf Biegungsfestig-
Nachdruck des Inhaltes verboten.
118 [No. 859] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN (1. April 1913}
Tabelle 4. Biegeversuche.
J i a = F Eu a N N 77 Dr:
Mafse S E |Bruch-| X2 2 Biegungs- Biegungs- 38 “oo | Spezi-
ane 222m Spannung _ Ss vR
Versuch ; wos be- | E E n | Moment ander} beim Bruch | = 7 Richtung on | fische
Material Breite | Höhe een o 5 0 Qo Y ao ©
arteria No5 =a Bruchstelle Vv > 2 Krafi SA
No. gq. 2G 2 <q [lastung] SY c Seren Se der Kraft | 49 | Ge-
; > Bo Pil o = -5 = kg/cm GA =.
N ©? |y ( z) F wichte
mm | mm 2 mm Pkg | Z mm 2 \2 d kg mm
I. 19,5 80,0 600 1835 0 275 250 325 2,970 | radial zu den | 802 | 0,594
Deutsche Jalresnngen
II. 80,2 80,0 600 1745 0 261 750 306 3,280 | tangential zu den | 801 0,656
Eiche | Jahresringen
Il. | ; 80,0 80,0 600 2185 0 327 750 384 3,390 | schräg zu den | 801 0,678
mild Jahresringen
IV. 79,9 79,9 600 2312 0 346 800 441 3,340 5 802 | 0,668
Ns 80,1 79,8 600 3870 0 580 500 679 3,635 | radial zu den | 802 | 0,727
Deutsche Jahresringen
VI Fiche J} 80,3 80,1 600 3275 0 491 250 BYE 3 3,447 » 801 0,689
‚ ( Í z s tangential zu den ne
VIL Ji op 80,2 | 80,0 | 600 | 3552 0 532 800 623 3,770 | "Tanresringen | 801,5 | 07
VII. J 80,1 80,0 600 3385 c 507 750 094 3,425 » 801 0,685
X: ] 79,9 : 79,6 600 3070 0 460 500 42 4,130 | schräg zu den | 801 0,826
Japanische Jarreren
XI. N | 80,2 | 80,3 600 2730 0 409 500 479 3,570 | tangential zu den | 801,5 | 0,714
Eiche } Jahresringen
XII. ) | 80,0 | 80,2 600 2870 0 430 500 504 3,695 | radial zu den | 801 0,739
Jahresringen
XII. Slavo: ( 80,0 | 75,1 600 2330 0 349 500 447 3,245 | schräg zu den | 801 0,649
= Jahresringen
XIV. nische 2 80,0 , 75,3 600 2352 0 352 800 439 3,028 | tangential zu den | 801 0,606
D | Jahresringen
XV. Eiche | 80,0 | 75,2 600 | 2725 0 408 750 508 3,258 : 801 | 0,602
XVI. 80,2 80,5 600 3500 0 525 000 614 3,580 | radial zu den | 801 0,:16
Russische Jahresringen
XVII. 80,5 . 80,2 600 3455 0 518 250 604 3,815 [tangentialzuden | 802 | 0,763
Eiche Jahresringen
XVII. 80,0 80,4 600 4310 0 646 500 747 3,880 | radial zu den | 802,5 | 0,776
Jahresringen
XIX. | Amerika: ( 80,6 | 80,4 600 3550 0 532 500 619 3,445 en 801,5 | 0,689
XX. nische 80,4 , 80,7 600 3525 0 528 750 616 3,300 u 802 | 0,660
XXL f Eiche 80,7 , 80,7 600 | 3760 0 564 000 648 3,315] radial zu den | 801,5 | 0,663
Jahresringen
keit untersucht wurden, zeigen. Es sind besonders
die ganz verschieden aussehenden Beuchstellen zu be-
achten und diese Probestücke mit den folgenden dazu-
gehörigen Diagrammen zu vergleichen.
Wir wollen im Nachstehenden die 4 Diagramme
No. V—VIII einer groben deutschen Eiche verfolgen
(siehe Abb. 16):
Auf der Abszissenachse sind eingetragen die Be-
lastungen in Kilogramm, beginnend mit 500 Kilo,
1000 Kilo usw. und auf der Ordinatenachse die Durch-
biegung in Millimeter. Aus dem Diagramm No. V ist
zu erkennen, dafs die Entfernung von der Abszissen-
achse bei 500 kg Druckkraft 1 mm ist, d. h. bei einer
Belastung von 500 kg, welche in diesem Fall natürlich
als Biegekraft aufzufassen ist, hat sich das Holz-
versuchsstück um | mm durchgebogen. Diese Durch-
biegung hat sich bei einer Belastung von 2500 kg, wie
aus dem Diagramm zu ersehen, auf 9 mm vergröfsert
und nimmt von hier an in etwas gröfserem Mafse zu
als die Belastung steigt. Bei dem Punkte «a ist die
Maximalkraft erreicht und hat das Stück, wie aus
der Tabelle 4 ersichtlich, eine Bruchbelastung von
3870 kg erreicht. Das Versuchsstück ist mit? diesem
Moment zerstört, was sich durch einen ziemlich starken
Knall bei dem Versuch bemerkbar machte. Bei der
Weiterverfolgung dieses Diagramms sehen wir eine
rückläufige Bewegung desselben parallel mit der
Abszissenachse der Ordinatenachse zu bis etwa zu einer
Belastung von ca. 2300 kg, gekennzeichnet durch den
Punkt d. Jetzt ist das Stück wieder im Stande, eine
etwas gröfsere Belastung aufzunehmen, und steigt die-
sclbe auf bis etwa 2600 kg, gekennzeichnet durch den
Punkt c. Alsdann tritt wieder eine rückläufige Be-
wegung ein, allerdings erholt sich das Stück in seiner
Widerstandsfähigkeit wieder beim Punkte d usw. Für
die Ermittelung der Tragfähigkeit des Holzes nach dem
theoretischen Widerstandsmomente ist das Diagramm
nur bis zum Punkte a von Interesse. Die Weiter-
verfolgung des Diagramms ist aber interessant für die
Qualität des Holzes insofern, als daraus zu ersehen
ist, dafs das Versuchsstück bei der Maximalbelastung
nicht gleich ganz durchgebrochen ist. Es ist vielmehr
erst ein Teil der Fasern in Mitleidenschaft gezogen,
während der andere Teil noch fest zusammenhält, so-
dafs er bei diesem Diagramm, wie gezeigt, noch eine
Belastung von etwa 2500 kg Widerstand zu bieten ver-
mag. Ganz anders zeigt sich dies beispsielsweise in
dem Diagramm No. I bei einem Stücke deutscher,
milder Eiche. Von dem Moment an, wo die Deformation
des Stückes eintritt, besteht nur eine rückläufige Be-
wegung der Diagrammlinie bis zur Ordinatenachse.
Der Bruch dieses Stückes, siehe Abb. 14 deutsche Eiche
mild No. I, lafst auch erkennen, dafs dasselbe in seinem
ganzen Querschnitt auf einmal durchgebrochen war,
dagegen sieht man bei Betrachtung des Stückes No. V,
der deutschen groben Eiche an der Bruchstelle, dals
viele Splitter nach jeder Seite herausgezogen sind.
Auch hier findet man wieder die Erscheinung, dafs
sich das zwischen den Jahresringen liegende Material
zu kleinen Locken aufgerollt hat, ein Zeichen, dafs der
Bruch gewissermafsen durch Auseinanderziehen der
Fasern resp. durch eine gegenseitige Verschiebung der
Fasern entstanden ist.
Die Diagramme No. VI, VII und VIII zeigen einen
ähnlichen Verlauf wie No. V, sie sind allerdings nur
verfolgt bis zu dem Punkte, wo die Maximalbelastung
eintrat, die Brüche sind jedoch dem Bruche des Stückes
No. V aufserordentlich ähnlich.
Betrachten wir nun das Diagramm No. X, welches
den Versuch mit einem japanischen Eichenholzstück
(1. April 1913]
darstellt, so sehen wir, dafs auch hier bei der Bruch-
belastung nicht gleich ein plötzlicher Bruch eintritt,
der das Stück vollkommen widerstandslos macht,
sondern bei dem Punkte 4, dafs das Stück noch im
Stande ist, etwa 2500 kg trotz der eingetretenen Form-
veränderung zu ertragen; das ist für die guten Eigen-
schaften der japanischen Eiche ein wichtiges Zeichen
und es lassen auch die Brüche bei den japanischen
Versuchsstücken erkennen, dafs man es mit einem
Aufserst widerstandsfähigen Holze zu tun hat. Die
1
Abb.
Berstache bhe mild.
o< | : Afe o 4000
rn
~ : “
Savanizcke bulhe
Ainan Dl
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\\
IDA
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 859] 119
standsfahig hat sich die slavonische und die deutsche
milde Eiche ergeben.
Wenn man also die Eichen nur nach ihrer Wider-
standsfahigkeit in Bezug auf die Festigkeit beurteilt,
so sollte man der deutschen milden Eiche und der
slavonischen Eiche nur einen geringen Wert beimessen.
Diese beiden Eichenholzarten haben aber ihre Vor-
züge an anderer Stelle und zwar bestehen diese
darin, dafs sie leichter und gleichmäfsiger trocknen
und besser stehen, also den Witterungsveränderungen
16.
Perstzche Eiche grob.
den“ abc» agree tSee foro fee seca
; ,
| |
2500 2000 rb00 noso Seo
Untersuchung verschiedener Arten Eichenhölzer auf Biegungsfestigkeit.
Abb. 17.
Untersuchung verschiedener
Bruchstellen weisen sehr viele Splitterspitzen auf, ein
Beweis dafür, dafs sich dieselben nach und nach bei
wachsender Belastung durch gegenseitige Verschiebung
voneinander gelöst haben.
_ Bei einem Vergleich der einzelnen Eichenarten er-
gibt sich, dafs in der Struktur sowohl wie in den auf-
getretenen Brüchen die deutsche grobe Eiche mit der
russischen Eiche (Abb. 17) eine grofse Verwandtschaft
zeigt. Auch das Aussehen der Schaulinie läfst darauf
schliefsen, dafs man es mit einer Eiche zu tun hat, die
in Bezug auf Festigkeit mit an erster Stelle steht. In
Bezug auf die Festigkeit steht die japanische Eiche kaum
hinter diesen beiden Eichenarten. Am wenigsten wider-
Arten Eichenhölzer auf Biegungsfestigkeit.
nicht so unterworfen sind, wie die deutsche grobe und
russische Eiche.
Die japanische Eiche zeigt sich hier als eine
schöne Mitteleiche, da sie die Eigenschaften der
deutschen, milden, und der slavonischen Eiche be-
sitzt und trotzdem beinahe die Festigkeit erreicht,
die die deutsche grobe und die russische Eiche
aufweisen.
Wir.haben uns bisher nicht geäufsert über die
amerikanische Eiche. Es ist dies aus dem Grunde nicht
geschehen, weil wir Zweifel hegen, dafs diese auch tat-
sächlich amerikanischer Herkunft ıst. Unsererseits liegt
die Vermutung nahe, dafs man es hier mit einer
120 (No. 859]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. April 1913)
oa
japanischen Eiche zu tun hat, denn die Stiicke sind
der japanichen Eiche im Bruch sehr ähnlich. Die im
allgemeinen von Amerika nach hier importierte Eiche
kann unserer Ansicht nach nicht so wie die hier unter-
suchten Probestücke ausfallen.
Die bisherigen Versuche, welche sich in der Haupt-
sache auf Eichenholzarten erstreckten, haben infolge
des bei dem Kgl. Eisenbahnzentralamt erweckten
Interesses noch Erweiterungen erfahren und zwar
insofern, als wir die Versuche auch mit solchen Hölzern
ausführten, welche teilweise als Ersatzhölzer für
Eichen in Betracht gezogen werden könnten. Schon
seit mehreren Jahren ist im Waggonbau die Verwendung
von Pitch-pine-Holz als Ersatz von Eichenholz dort
zugelassen, wo es sich um die Verwendung aufser-
gewöhnlicher Längen handelt, und es war interessant,
festzustellen, wie sich Pitch-pine bezügl. der Festigkeit
im Vergleich zu Eichenholz bewährt. Wir haben davon
abgesehen, Druckversuche und Zugversuche anzustellen,
sondern haben die Versuche nur auf Biegungsfestig-
keit erstreckt, was auch im allgemeinen genügen dürfte,
weil sich aus der Biegungsfestigkeit gewisse Rück-
schlüsse auf die Druck- und Zugfestigkeit ziehen lassen.
Im übrigen sind die Beanspruchungen von Holz im
Waggonbau meistens auf Biegung resp. Knickung
gerichtet. Ä
Abb. 18.
Nachfolgend sollen im einzelnen die Versuche mit
Pitch-pine-Holz, welche uns vom Kgl. Eisenbahn-
Zentralamt überwiesen wurden, besprochen werden.
Die Probestäbe hatten eine Länge von 800 mm
und waren im Querschnitt 80 x 80 mm. Die genaueren
Mafse, sowie die sonstigen Daten gehen aus der Tabelle
hervor. Abb. 18 stellt drei auf Biegungsfestigkeit
beanspruchte Pitch-pine-Probestäbe dar. Die Bruch-
stellen unterscheiden sich sehr von den bei Eichen-
holzuntersuchungen beobachteten Brüchen. Es ist aus
den Bruchstellen zu beobachten, dafs das Gefüge des
Pitch-pine-Holzes einen viel gröberen Zusammenhang
hat als Eichenholz.
Die Schaulinien der untersuchten Pitch-pine-Probe-
stäbe sind in der Bildergruppe 19 zusammengestellt.
Betrachten wir das Diagramm No. I, welches ent-
standen ist durch Untersuchung der Biegungsfestigkeit
des Pitch-pine-Probestabes No. I. Der Probestab ist
sehr fett (harzreich).
Bei 500 kg Belastung beträgt die Durchbiegung
des Stabes nur 1⁄2 mm. Bei wachsender Belastung
wird dann die Durchbiegung immer gröfser und er-
reicht bei 3500 kg Belastung 16'/; mm. Der Stab ist
immer noch widerstandsfähig und wir sehen eine
stärkere Neigung der Kurve erst bei 3700 kg Belastung.
Bei Belastung von 3830 kg tritt der Bruch des Stückes
ein und wir sehen, dafs die Widerstandsfähigkeit des
Stückes nunmehr bis auf 2500 kg herabgesunken ist,
was wir aus der sich rückläufig nach der Ordinaten.
achse bewegenden Diagrammlinie erkennen können. Um
das Stück weiter durchzubrechen, mufs noch ein er.
höhter Kraftaufwand angewendet werden, was aus der
neuen Diagrammlinie hervorgeht. Es tritt hierbei eine
weitere Durchbiegung ein und bei einer Belastung von
etwa 2800 kg erfolgt ein weiterer Bruch des Stückes
und die Diagrammlinie bewegt sich dann wieder rück-
läufig nach der Ordinatenachse.
: Abb. 19.
Untersuchung verschiedener Arten Pitch-pine-Hölzer
auf Biegungsfestigkeit.
Die Druckkraft war bei diesem Versuch radial
zu den Jahresringen gerichtet. Das Biegungsmoment
an der Bruchstelle beträgt nach der Tabelle 574,500
und die Biegungsspannung beim Bruch o = 669 kg/gem.
Das Taschenbuch Hütte gibt für Eiche die Biegungs-
spannung beim Bruch mit « = 600 an. Dieser Wert
ist also von diesem Pitch-pine-Probestab noch über-
troffen worden.
Der Pitch-pine-Probestab No. II ist ebenfalls harz-
reich wie No. | und zeigt die Diagrammlinie auch einen
ähnlichen Verlauf wie die Diagrammlinie No. I. Bel
dem Probestabe No. II ist der Bruch eingetreten be!
der Belastung von 3705 kg und beträgt die Biegungs-
spannung in kg pro gem ø = 643. Der Bruch selbst
ist jedoch sehr verschieden von dem Bruch des Probe-
stabes No. I und wird besonders auf das Original-
Probestück hingewiesen,
—
~
(1. April 1913] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 859] 121
Tabelle 5. Biegeversuche.
an TSE 2el [oy a al.
Mafse Wider- |. A wi wu Biegungs- Biegungs- 3: 2 41 vo
stands ae £ = = Moment an der SPaDnUDE 2 2 7 Sl 5 2
toe ~ > r i —
ec Material Breite | Höhe | Moment $ zuja = 5 ee beim Bruch 5 5 Richtung 2” 23
I BAAD ur R-E: ee, M 2 der Krat |&2| 32
No. | aA p= as Plas s a= o ke/em?| $ £ S2| BS
l 6 155 © > taez F on mal wn
mm mm mm Zmm|P kg| Z mm 2 \2 l kg mm
|
LN) a mrerilean; 80,5 | 80,7 | 87375 | 600 |2805] 0 420 750 482 3,920] _ rae zu den | 799 [0,784
jı, |} Amerikanische || 959 | 75,6 79066 | 600 |2630] 0 394 500 499 3,582 en 820 | 0,716
Eiche a Jahresringen y
IT. 80,8 | 80,3 | 86836 | 600 |2950] 0 442 500 >10 4,225 00 | 0,845
I 80,5 | 80,0 | 85869 | 600 |3830] o 574 500 669 3,977| radial zu den | 800 10,795
Pitch-pine- | Jahresiingen
Il. er 80,4 | 80,3 | 86406 | 600 |3705| 0 555 750 643 4,352| tangential | 799 | 0,870
zu en
I. 81,2 | 81,5 | 89888 | 600 [3175| 0 | 476 250 330 2,720] Jahresringen |802 [0,540
IV. l 80,1 | 719,9 | 85226 | 600 |3780] 0 567 000 665 3,625 . 802 | 0,725
Pitch-pine- as schräg zu den z
v. 3% | 80,0 | 85443 | 600 |3570| 0 535 500 627 3,395| | hresringen [803 [9679
V1. as 19,7 | 84696 | 600 |2830] 0 424 500 31 3,040 Een | 802 | 0,608
Vil. ke 79,8 | 79,5 | 84061 | 600 |3025| 0 453 750 540 4,405 00 | 0,881
Pitch-pine- ae schrag zu den =
VIIL es 19,5 | 79,7 | 84167 | 600 |2945| 0 441 750 325 4,370) Tahresringen | 80! |0874
IX. 27 79,7 | 80,3 | 85654 | 600 |2ss0o| 0 432 000 >04 4,072 Een | gor [0,814
I. 15,6 | 75,6 | 72017 | 600 |39955| 0 599 250 S332 4,310 ee 801 | 0,862
I. Jarrah. || 75,7 | 74,9 | 70780 | 600 |3912| 0 586 800 S29 4102, [800 [0,820
1il. Holz 74,5 | 75,7 | 72110 | 600 |3875| 0 581 250 S06 4,290 T “" T 800 |0,858
IV. 74,8 | 75,6 | 71254 | 600 [3820| 0 573 000 SOL 4,098| BER | 801 [0,820
Der Probestab No. III ist im Gegensatz zu No. I
u. [I mager, d. h., er enthält wenig Harz und ist aus
der Diagrammlinie zu erkennen, dafs die Durch-
biegung dieses Stückes vor dem Bruch ganz erheblich
höher ist als bei No. I u. II. Dieses Stück hat auch
weniger ausgehalten, denn der Bruch ist bereits ein-
getreten bei einer Belastung von 3175 kg, wodurch
sich eine Biegungsspannung in kg pro qcm o = 530
ergibt. Die Diagramme No. IV u. V zeigen einen
ähnlichen Verlauf wie No. I u. II und das Diagramm
No. VI bis zur Bruchbelastung einen ähnlichen Verlauf
wie No. III. Diagramm No. IV unterscheidet sich aber von
Diagramm No. III insbesondere dadurch, dafs nach Eintritt
des ersten Bruches die Widerstandsfähigkeit des Stückes
ganz aufgehört hatte. Es sind bei dem Probestück
No. VI fast alle Fasern an der Beanspruchungsstelle
aufeinmal gebrochen. Die Diagramme No. VII, VIII u. IX
sind einander wieder sehr ähnlich. Die Probestücke,
welche diese Diagramme ergeben haben, sind harzreich,
haben aber trotzdem nicht die guten Resultate wie die
Probestücke I, Il, IV u. V ergeben. Immerhin beträgt
die Bruchbelastung bei No. VII 3025 kg oder die
Biegungsspannung beim Bruch o = 540 kg pro qcm
und bei No. VIII Bruchbelastung 2945 kg, o = 525 kg
und bei No. IX Bruchbelastung 2880 kg o = 504 kg/qcem.
Die Diagramme VII, VII und IX sind sehr ver-
schieden von den anderen gewonnenen Diagrammen
und zwar speziell deshalb, weil beim eingetretenen
Bruch immer nur ein kleiner Teil der Fasern zerrissen
ist. Diese Erscheinung führen wir darauf zurück, dals
die betr. Probestücke einen grofseren Feuchtig-
keitsgehalt hatten als die anderen untersuchten Stücke.
Wenn wir die Gesamtresultate der Festigkeitswerte
des Pitch-pine-Holzes mit dem Eichenholz vergleichen,
so sehen wir, dafs die Durchschnittswerte durch-
aus nicht geringer sind als bei Eichenholz. Es mufs
bei der Verarbeitung nur Wert gelegt werden auf gut
ausgesuchte Hölzer. Zu beachten ist ganz be-
sonders, dafs sowohl bei den Versuchen mit
Eichenholz als auch bei den Versuchen mit
Pitch-pine-Holz Probestäbe in astreiner Be-
schaffenheit und auch frei von sonstigen direkt
sichtbaren Fehlern zur Verwendung gelangt
sind. Es ist aber besonders bei Eichenholz
nicht möglich, lange Eichenholzstücke für den
Konsum ebenso fehlerfrei zu erzeugen wie die idealen
Versuchsprobestücke, weil die Bäume schon tiefer am
Boden Aeste ansetzen und sich auch sonstige Fehler-
stellen bei der Erzeugung von Langholz nicht ver-
meiden lassen. Dagegen ist bei Pitch-pine-Holz
viel eher die Möglichkeit gegeben, bei langen
Stücken diese fast ebenso fehlerfrei wie die
untersuchten JProbestücke zu erhalten, weil man
diese Holzart in grofsen Stämmen erhalten kann,
bei denen die Abzweigung der Aeste in einer
gröfserer Höhe als bei Eichenstämmen beginnt. Bei
gleichen Festigkeitswerten, welche sich also
ergeben bei fehlerfreier Qualität, könnte man dem
Pitch-pine-Holz dieselbe Verwendung zugestehen wie
dem Eichenholz; erst recht kann man es aber tun,
wenn es sich um die Verwendung von langen Stücken
handelt, wie soeben ausgeführt. Allerdings sprechen
ja noch weitere Rücksichten, wie z. B. die Dauerhaftig-
keit mit. Versuche in dieser Beziehung sind infolge
der dazu erforderlichen langen Zeit (mehrere Jahre)
sehr schwierig und wird man deshalb bei der Be-
urteilung dieser Frage sich nach den an verschiedenen
Stellen gemachten Erfahrungen richten müssen. Ins-
besondere kann gesagt werden, dafs gut ausgesuchtes,
nicht zu mageres Pitch-pine-Holz auch aufserordentlich
dauerhaft ist.
Es war schon seit Jahren eine Schwierigkeit,
Eichenholz für den Waggonbau in gröfseren Längen
in fehlerfreier Beschaffenheit zu liefern, und das Suchen
nach einem Ersatzholz für diesen Zweck hat unsere
Aufmerksamkeit gelenkt auf eine in Deutschland bisher
wenig bekannte Holzart, nämlich auf die australische
Roteiche, Eucalyptus marginata, oder Jarrah-
holz genannt. Auch diese Holzart läfst sich wie
Pitch-pine in aufsergewöhnlich grofsen Längen viel
eher in der Qualität beschaffen, welche unseren zu
den Festigkeitsuntersuchungen benutzten Probestäben
entspricht. Schon deshalb war es der Mühe wert,
auch diese Holzart in Bezug auf die Festigkeit zu
untersuchen und sind wir hier auf ganz überraschende
Ergebnisse gestofsen. Die Probestäbe waren 800 mm
lang und im Querschnitt 75x 75 mm. Die genauen
Mafse stehen auf der Tabelle und auch die sonstigen
näheren Daten enthält die Tabelle. Abb. 20 zeigt die
auf Biegungsfestigkeit untersuchten Probestäbe. Die
Bruchstellen haben eine gewisse Aehnlichkeit mit den
Bruchstellen der Eichenhdlzer. An dem Probestab
No. II (Abb. 20) sieht man links ein mit einer Hohl-
meifselstemmaschine ausgestemmtes Loch. Dasselbe
122 [No. 859]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. April 1913)
ist nach dem Versuch in das Probestück eingestemmt.
Es sind in der Holzbearbeitung der Hannoverschen
WaggonfabrikBeobachtungen gemacht, wie sich dieses
Holz bei der Bearbeitung durch Stemmer, Bohrer und
Fräser zeigt. Die Resultate waren zufriedenstellend
und gaben zu Bedenken keine Veranlassung. Bei Be-
trachtung der Diagramme Abb. 21 der 4 untersuchten
Probestäbe sehen wir eine Gleichmäfsigkeit und eine
Aehnlichkeit der Diagramme, wie sie bei keiner anderen
Holzart zu Tage getreten sind. Die Durchbiegung
Abb. 20.
der Stücke ist eine sehr geringe, sie ist kleiner
als beim Eichenholz und auch kleiner als beim Pitch-pine-
Holz, dagegen liegen die erzielten Bruchbelastungen
aufserordentlich hoch. Wir finden aus den Dia-
` grammen und in der Tabelle die Bruchbelastung bei
No. I mit 3995 kg u. die Biegungsspannung s = 832 kg/cm?
” Il ” 3912 ne» ” o = 829 » »
” Il I ” 3875 y We oF ” a 806 ” ”
” VI ” 3820 nn» ” s = 804 nn
m
Oroa nalen ke 1
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Untersuchung von Jarrah-Holz auf Biegungsfestigkeit.
-=
Auch diese Werte sind so wenig von einander ver-
schieden, dafs wir auf eine grofse Gleichartigkeit der
Stücke schliefsen müssen. Es war naturgemäfs, dafs
uns bei solch überraschend günstigen Ergebnissen die
Veranlassung gegeben war, dieses Holz auch noch
anderen Versuchen zu unterziehen. Es ist besonders
nicht aufser Acht zu lassen, dafs diese 4 Probestäbe
zur Verarbeitung noch nicht trocken genug waren.
Um einen Vergleich mit trockenem Jarrahholz vorzu-
|
nehmen, haben wir deshalb 5 weitere Probestäbe auf
Biegungsfestigkeit untersucht. Das Aussehen zweier
Probestäbe nach der Festigkeitsprobe ergibt Abb. 20.
Das Protokoll über diesen Versuch sagt:
Von diesen untersuchten 5 Jarrahhölzern waren
3 Stück künstlich getrocknet und zeigten diese
ein « von 515, 565 und 485 kg pro qcm. Der Bruch
erfolgte in allen Fällen plötzlich und zeigt eine kurze
Bruchstelle und erfolgt die Zerstörung vorwiegend in
der unteren Faser.
2 weitere Stücke Jarrahhölzer, welche nicht künst-
lich getrocknet waren und infolgedessen noch einen
höheren Feuchtigkeitsgehalt aufwiesen, zeigten folgende
Resultate:
No. I « = 676 kg pro qcm. Die erste Zerstörung
trat durch Stauchung in der oberen Faser ein. Der
Bruch erfolgte langsam unter schwacher Druckabnahme,
die unteren Fasern rissen unter allen Zeichen grofser
Zähigkeit.
No. II ø = 600 kg pro qcm. Bei der Höchstbe-
lastung von 1540 kg hörte man ein starkes Krachen.
Langsamer zäher Bruch, Zerreifsen der Faser eine nach
der anderen, neben geringer Stauchung. Diese 5 Proben
auf Biegungsfestigkeit mit Jarraholz zeigen zwar nicht
die früher ermittelten aufserordentlich hohen Werte.
Immerhin sind die erzielten Höchstspannungen noch
gleichwertig mit den besten Eichensorten.
Schaulinien über diese Untersuchungen haben wir
ebenfalls aufgenommen, jedoch müssen wir hier auf die
Darstellung derselben verzichten, weil wir diese Proben
aufder Pohlmeyer-Zerreifsmaschine vorgenommen haben,
auf welcher sich die Diagramme nicht in so übersicht-
licher Weise wie auf der Schenck’schen Prüf-
maschine ergeben. Wir haben aber die Untersuchung
auf der Pohlmeyer-Zerreifsmaschine vorgezogen, weil
uns auf derselben eine bessere Möglichkeit des Ein-
spannens der Probestäbe gegeben war.
Wir haben unsere Versuche sodann noch weiter
ausgedehnt auf eine aus den deutschen Kolonien
Afrikas und zwar vorwiegend aus Kamerun stammende
Holzart, Bongosi oder das sogenannte Eisenholz.
Die Firma Lenz & Co., Berlin, hat uns zur Aus-
führung von Festigkeitsversuchen 1 Stück Bongosiholz
zur Verfügung gestellt, woraus wir uns die zur Prüfung
der Biegefestigkeit und Druckfestigkeit erforderlichen
Stücke entnommen haben. Bevor wir näher über diese
Versuche sprechen, wollen wir einiges über diese Holz-
art selbst sagen. Die botanische Bezeichnung dieser
Holzart ist Lophira alata. Die Bezeichnung Bongosi
ist der Dualasprache entnommen. Herr Professor Dr.
Jentsch von der Königl. Forstakademie in Tharandt
sagt auf Grund seiner Erfahrungen bei der Expedition
1908/09 über diese Holzart:
„Vorkommen: Sehr häufig und sehr verbreitet,
nicht gefunden bei Johann-Albrechthöhe und Bekili.
Holz: Der Baum wächst bis zu sehr grofsen
Dimensionen und in schlanken, geraden Stämmen. Das
Holz als Eisenholz bezeichnet. Splint gelb- bis hell-
rotbraun. Kern sattdunkelrotbraun mit etwas helleren
schmalen Streifen abwechselnd. Die langen Poren,
teils offen, teils mit weifslichem Sekret gefüllt, treten
besonders im Längsschnitt als feine weifse Linien her-
vor. Markstrahlen äufserst fein, zahlreich, dicht, röt-
lich; breite braunrote Parenchymlinien verbinden die
Poren. Sehr dicht; sehr hart; Gewicht 1,065—1,125.
Schwer zu sägen, spaltet schlecht, hobelt sich gut, läfst
sich ausgezeichnet drehen; die Biegefähigkeit ist mittel-
mäfsig, die Tragkraft aufserordentlich grofs. Die nicht
geflammten Partien ohne Leben, die geflammten sehr
lebhaft gemasert.“
Herr E. Appel, Würzburg, welcher die Gründung
eines Sägewerkes in Kamerun plant, gibt sein Gut-
achten über diese Holzart für die praktische Ver-
wendung wie folgt ab:
„Hervorragend zu Parkett, Brückenbelag, im Wagen-
und Schiffsbau zu den der Abnutzung stark ausgesetzten
Teilen; auch gut zur Innendekoration. Geflammte
Partien sehr gesucht. Dieses Holz mufs bereits in
Kamerun geschnitten werden. Schnittware, gut ge-
[1. April 1913]
trocknet wird zu Belagsbohlen, Treppenstufen, im
Waggonbau, zu Drechslerarbeiten usw. sehr viele Lieb-
haber finden. Die Verarbeitung zu Kegelkugeln und
zu Werkzeuggriffen, Klöpfeln u. dergl. erweisen die
unbedingte Ueberlegenheit gegenüber dem Weifsbuchen-
und dem sog. Chinaholz. Die Bearbeitung mufs aber
vorzugsweise mit der Maschine geschehen.“
Da das Thema des Vortrages Hartholz im
Waggonbau ist, so interessiert uns vor allem die Ver-
wendbarkeit dieser Holzart im Waggonbau. Zu diesem
Zwecke haben wir die folgenden Proben angestellt.
Wir entnahmen dem uns von der Firma Lenz & Co.,
Berlin, zur Verfügung gestellten Bongosiprobestück
drei Stücke in den Abmessungen 1100 mm lang,
10,7 x 70,7 mm Querschnitt und nummerierten die
Stücke zur Ausführung von Versuchen über die Biegungs-
festigkeit mit No. I, H, III. Diese Biegeversuche wurden
nicht wie bisher auf der Festigkeitsprüfmaschine von
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 859] 123
begann die Zerstörung, die Maximalbelastung war
P = 3000 kg, woraus sich die Biegungsspannung von
o = 1272 kg pro qcm ergibt. Die Zerstörung erfolgte
bei diesem Probestab gleichzeitig in der oberen und
unteren Faser. Alle 3 Probestücke wiesen Drehwuchs
auf. Den geringsten Drehwuchs hatte der Probestab
No. II und zeigt derselbe infolgedessen auch die höchste
Biegungsspannung. Die erreichten Biegungs-
spannungen sind derartig hoch, wie sie bisher
bei Holzuntersuchungen wohl noch nicht auf-
getreten sind. Wir unterlassen nicht, auf Vergleichs-
werte nach dem Taschenbuch „Hütte“ hinzuweisen.
In demselben steht die Biegungsfestigkeit verzeichnet
für Kiefer mit 470, für Eiche mit 600, für Fichte mit
420, für Buche mit 670 kg pro qcm, während wir bei
dem Bongosiholz eine Mindestbiegungsfestigkeit von
1077 kg und eine Höchstbiegungstestigkeit von 1484 kg
pro qcm festgestellt haben. Abb. 23 zeigt die Art des
Abb. 22.
x
ay aa
ball
re A
Jarrah (ungetrocknet).
Schenck in Darmstadt, sondern auf der Pohlmeyer-
Zerreifsmaschine von Heinr. Ehrhardt in Düsseldorf
ausgeführt. Die Stützweite betrug 1000 mm und die
erforderliche Druckbelastung wurde durch Wasser-
druck, welcher bis 50 t zur Verfügung stand, ausgeführt.
Die Beobachtungen während des Versuchs No. I
ergaben bei der Belastung P= 400 kg ein leises
Knistern, bei der Belastung von P = 2430 kg begann
die Zerstörung des Probestückes und zwar in der Zug-
faser. Es wurde eine Maximalbelastung von 2540 kg
erreicht, welches einer Biegungsspannung von oe —
1077 kg pro qcm entspricht. Der Bruch vollzog sich
sehr langsam und war die Festigkeit dieses Stückes
entschieden beeinflufst von dem starken Drehwuchs
des Holzes. i
Die Beobachtungen beim Probestab No. II ergaben
bei einer Belastung P = 300 kg leises Knistern, bei
einer Belastung P = 3460 kg begann die Zerstörung
und bei einer Belastung von Z = 3500 kg war die
Höchstbelasung erreicht. Sie entspricht einer Biegungs-
spannung von s — 1484 kg pro qcm.
Bei dem Probestab No. III erfolgte bei einer Be-
lastung von P = 300 kg ein Knistern, bei P = 2700 kg
Bruches in sehr anschaulicher Weise. Die Jahresringe
des Bongosi zeigen eine aufserordentliche Regelmäfsig-
keit und nur einen Abstand von etwa '⁄2 mm und
weniger voneinander. Bei den teilweise in Kamerun
vorkommenden Riesenstämmen von dieser Holzart,
welche tatsächlich in Durchmessern von 1's m vor-
handen sind, kann man sich das Alter mehrerer
Stämme wohl bis auf Christi Geburt zurück-
rechnen.
Inwieweit sich Bongosi für den Waggonbau eignet,
läfst sich aber aus den Festigkeitsergebnissen, in
welchen es erhaben über allen anderen Holzarten steht,
noch nicht ohne weiteres schliefsen. Abgesehen von
dem hohen spezifischen Gewicht des Holzes hegen
wir besondere Zweifel insofern, als wir grofse
Schwierigkeiten beim Trocknen desselben be-
fürchten. Wahrscheinlich wird es sehr leicht reifsen.
Ferner müfste es in Bezug auf die Bearbeitungstfähigkeit
auf den verschiedenen Holzbearbeitungsmaschinen noch
ausprobiert werden.
Das Königl. Eisenbahn-Zentralamt hat mit Bongosi
Spaltversuche vornehmen lassen. Wir entnahmen dem
uns von Professor Dr. Jentsch zur Verfügung gestellten
124 [No. 859] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [1. April 1913)
en ee NN N 3,
Tabelle 6. Biegeversuche.
Maf E = we g Biegungs 2 v n O
Maise P Par = ; 8° s »
Versuch Bp 5 Ep seh s En apatnung z E > E Ta
Material Breite Höhe as = be 5 5 5 beim Bruch © pi Ahi fische
No. b å 5 z lastung 5 r -H Er M kg/cm? Z E S G Ge-
| N 2 = 2 & Oa a wichte
mm | mm 2 mm P kg Z mm Z kg mm
I; | 70,7 | 70,7 1000 2540 0 1077 1100
H. Bongosi 1:7 «| 304 1000 3500 0 1484 — 1100 —
II. | 10,7 | 707 1000 3000 0 1272 1100
k facial 70,7 | 70,7 1000 1350 0 1100
igerd 70,7 70,7 1000 1480 0 628 — 1100 —
II. 710,7 | 70,7 1000 1270 0 239 1100
I: Jarrah 70,1 | 69,8 1000 1690 0 717 4,953 1102 0,920
II. (ungetrocknet) 70,2 70,2 1000 1540 0 653 5,125 1103 0,940
I. Japanische yi A | OEY 1000 1360 0 >77 4,730 1100 0,860
Il. Fiche 70,7 | 70,7 1000 1460 0 619 3,740 1100 0,680
Bongosi.
Material bezüglich der Spaltversuche die folgenden
Zahlen:
Bongosi 58 kg, Eiche 65 kg, Buche 62 kg. Leider
sagt das Protokoll hierüber nichts von dem Feuchtig-
keitsgehalt des untersuchten Holzes. Jedenfalls dürfte
es zweckmäfsig sein, den Versuch in Bezug auf die
Spaltfähigkeit mit Holz von gleichen Trockenheitsgraden
und zwar in solchem Trockenheitsgrad vorzunehmen,
in welchem das Holz zur Verarbeitung gelangen soll.
Es werden z. Zt.inderHannoverschen Waggon-
fabrik noch Versuche mit den Holzarten Bang
(afrikanische Eiche) Clorophora excelsa und mit
Njabi oder Mimusops djave vorgenommen.
Herr Professor Dr. Jentsch sagt über die Holzart
Bang (Clorophora excelsa)):
„Vorkommen: Johann-Albrechthöhe, Ndo, Mun-
dame, Bakosibergland (häufig), zwischen Lum und
Mundeck und Mundeck-Duala, vereinzelt im Bakoko-
bergland, bei Songbo, häufig am Kamerungebirge, bei
Munkonje, Nordbahn, nach Schorkopf in den Bezirken
Dschang und Bamenda reichlich in sehr- starken
Exemplaren, besonders im Mabogebiete.
olz: Splint schmal, heller als Kern, Kern tief hell-
braun. Markstrahlen sehr fein, zahlreich, gelblich, vom
dunkleren Grund sich scharf abhebend, Poren grofs, meist
offen, einige mit weifser Masse gefüllt, in Parenchym-
partien eingebettet und so bisweilen lange Linien bezw.
jahrringähnliche Kreise bildend. Fest, zäh, mittelmäfsig
dicht und hart. Spezifisches Gewicht 0,600—0,680. Leimt,
hobelt, dreht, spaltet, sägt, wachst sich gut, poliert sich
etwas schwer, dunkelt unter der Politur etwas nach. Biege-
fähigkeit genügend. Maserung glänzend geflammt. Faser
sehr lang, fein, leicht gewellt. Fühlt sich etwas fettig
an. Ersatz für Teak und für hochwertiges Eichenholz.“
(1. April 1913}
Herr Professor Wilhelm, Wien, gibt sein Gutachten
über dieses Holz wie folgt ab:
„Im Querschnitt Querstreifchen mit schragem und
häufig unterbrochenen Verlauf und sehr feinen Mark-
strahlen. Die Gefäfse bilden im Querschnitt deutliche
Poren, im Längsschnitt ziemlich grobe, unter der Lupe
glänzende Furchen, zum Teil mit weifslichem in Alkohol
löslichen Inhalt. Nicht sehr schwer, aber als fest und
dauerhaft gerühmt, ähnlich dem Teakholz.“
Ueber Njabi (Mimusops djave) äufsert sich Herr
Professor Dr. Jentsch:
„Vorkommen: Vereinzelt weit verbreitet, häufiger
beobachtet u. a. am Mungo bei Ndo und am linken
unteren Sanaga, auch bei Kele und Uanda.
Holz: Ein Riesenbaum mit walzigem geraden
Schaft. Splint schmal, ähnlich dem Kern; Kern rot-
braun; schwach sichtbare Jahresringzeichnung. Mark-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 859] 125
Herr E. Appel, Würzburg, gibt folgendes Gut-
achten darüber ab:
„Ein Prima-Werkholz für
die verschiedensten
Zwecke; etwas schwer, weshalb es für Möbel weniger
Gemaserte Partien können zu
gut geeignet ist.
Die Farbe ist ähnlich
Fournieren verarbeitet werden.
afrik. Birnbaum mit seidenartigem Flimmer. Auch zu
Innendekorationen ın Verbindung mit geeigneten
Füllungen gut verwendbar. Da es in grofsen Dimen-
sionen vorkommt, auch sehr brauchbar im Schiffs-,
Brücken-, Waggonbau. Es trocknet langsam; läfst sich
gut bearbeiten, auch mit der Hand. Das Verhalten in
Bezug auf Reifsen, Werfen, Ziehen ergab keinerlei
Beanstandung. Sehr geeignet zu Türen und Fenstern.“
Unsere Versuche mit diesen beiden Holzarten er-
strecken sich besonders auf die Feststellung der
Biegungsfestigkeit und die Beobachtung der:
Hölzer während des Trockenprozesses, worüber
wir in einem anderen Auisatz noch berichten werden.
Die Tabellen 4, 5 und 6 geben die Uebersicht über.
die sämtlichen vorgenommenen Biegeproben. Es wird
besonders verwiesen auf die Rubriken, spezifische
Gewichte und Biegungsspannung beim Bruch o:
in kg qem, deren Werte durch stärkeren Druck hervor-
gehoben sind. (Schlufs folgt.)
|
strahlen sehr fein, dicht, zahlreich, mit feinen sie |
schneidenden Querparenchymlinien ein feines Netzbild |
darstellend, Poren von wechselnden Lumen einzeln |
oder meist in Gruppen verstreut, dicht, mäfsig hart; |
Gewicht 0,84—0,91. Faser lang, fein, gerade, fest; |
Maserung wie nicht gestreiftes Mahagoni.“ |
Die Abwasserpumpstation der Dresdner Kanalisationsanlage*)
Von Dipl.- Jng. F. v. Hammel
(Mit 12 Abbildungen)
Von jeher bildete die Fortschaffung der Abfallstoffe |
menschlicher Siedelungen eine der gröfsten Sorgen
einsichtiger Stadtverwaltungen. Ist doch der Gesund-
heitszustand, wie statistisch unzweideutig nachgewiesen
ist, in hohem Grade abhängig von einer möglichst
schnellen und gründ-
lichen Beseitigung der
für Krankheitskeime
und deren Nährboden
überaus günstigen
Lagerstätten.
Auch Dresden hat
schon frühzeitig die
Wichtigkeit einer aus-
reichenden Abwasser-
und Fakalienbeseiti-
gung erkannt. Man
leitete die Regen- und r >
Abwässer durch unter-
irdische Kanäle an ver-
schiedenen Stellen in
die Elbe. Die Fäkalien
wurden dagegen in be-
son’e en Gruben ab-
gefangen, die für einen
Häuserblock an be-
stimmten Stellen in
der Nähe der Strafse
angebracht waren.
Voı Zeit zu Zeit sah
man dann im Strafsen-
bilde die charakteristi-
schen _ Dampfpumpen
der Düngerverwer-
tungsgesellschaft die .
Gruben entleeren.
Doch bei dem stän-
digen Wachsen der
Stadt und den ge-
Steigerten Ansprüchen der Neuzeit genügten diese
Einrichtungen nicht mehr. Die abfliefsenden Regen-
wässer rissen nicht nur Strafsenabfälle mit sich und
verunreinigten die Elbe schon in der Stadt, sondern
es erfolgte auch in manchen Stadtteilen der Abflufs
bei Hochwasser nur mangelhaft, denn etwa nur 4 Monate
* Nach AFG-Zeitung.
im Jahresdurchschnitt steht das Elbwasser so, dafs die
Abwässer mit Gefälle abfliefsen können.
Die gesamte neue Kanalisation wurde vom Tief-
bauamt des Rates zu Dresden als Schwemmkanalisation
entworfen. Neben anderen Teilen der Anlage bietet
Abb. 1.
namentlich die maschinelle Ausrüstung, deren elek-
trischer Teil der AEG übertragen wurde, so viel des
Interessanten und Neuen, dafs eine ausführlichere Be-
schreibung willkommen sein dürfte. |
Wie bekannt, wird Dresden durch die Elbe in die
Altstadt und Neustadt geteilt. Wollte man nicht auf
die Vorteile eines einheitlichen Pumpbetriebes in einer
Pumpstation verzichten, so mufsten die Abwässer in
126 [No. 859)
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [1. April 1913]
einemPunkt zusammengeführt werden. Am günstigsten
lag hierfür auf dem rechten Elbufer Kaditz, dessen
Umgebung vorwiegend landwirtschaftliche Betriebe
aufweist.
Die Abwässer der Altstadt müssen durch die Elbe
geleitet werden. Bei dem heutigen Stande der Technik
Abb. 2.
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E
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IAS -n FOE
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poum — — — —
OT E E}
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verursacht dies keine Schwierigkeiten mehr. Die
Abb. 1 zeigt die Arbeiten an der Dükeranlage durch
die Elbe. Die in Kaditz zusammenlaufenden Kanäle
dürfen nun ihr Wasser nicht direkt in die Elbe ab-
führen. Die Schwimmkörper an der Oberfläche würden
ja weithin die Elbe verunreinigen, die Bewohner und
Schiffer durch den Geruch belästigen, kurz, die Wohl-
taten eines nahen Flusses sehr zweifelhaft erscheinen
lassen. Das Reichsgesundheitsamt gestattete daher der
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Stadt Dresden die Ableitung der Abwässer in die Elbe
nur unter der Bedingung, dafs alle „gröberen Schwimm-
und Sinkstoffe bis herunter zu Teilchen von 3 mm im
stärksten Durchmesser aus dem Abwasser beseitigt
würden“. Nur bei einer 15fachen Verdünnung der Ab.
wässer durch Regen usw. ist eine Ausnahme hiervon
. gestattet. Es mufste
also zunächst eine
Reinigungsanlage ge-
schaffen werden. Hier-
für wurden die von der
Firma Wilhelm Wurl
in Berlin - Weifsensee
ausgeführten Separator-
scheiben Patent Riensch
vorgesehen, bei der das
Wasser über schräg ge-
stellte, sich drehende
Siebe fliefst (Abb, 2);
an dem über Wasser
befindlichen Teile wer-
den die abgelagerten
Stoffe durch kreisende
Bürsten abgekehrt
(Abb. 3).*) Der Gesamt-
antrieb erfolgt durch
einen regulierbaren
Wechselstrom - Kommu-
tatormotor, um die
Geschwindigkeit der
Scheibe dem Wasser-
durchflufs entsprechend
einstellen zu können.
Die Abfallstoffe werden
mittels Elevators (Abb.4)
hochgehoben und in
Trichter gefördert, aus
‘denen sie mittels Wagen
(Abb. 5) fortgeschafit
werden können. Von
den umliegenden land-
wirtschaftlichen Be-
trieben sind sie stark
gesucht. Die Einnahmen
hieraus betragen 1 M
für den cbm.
Das so vorgerei-
nigte Wasser enthält
nur noch Sinkstoffe von
höchstens 1 mm Durch-
messer; alle Stoffe von
gröfserem Durchmesser
werden von der Riensch-
scheibe zurückgehalten.
Das Wasser fliefst nun-
mehr zu dem eigent-
lichen Pumpenhaus
(Abb. 6 u. 7). Hier sind
zwei Kanäle vorgesehen
und dementsprechend
zwei Pumpenreihen.
Durch den kleineren
werden die Wässer ge-
leitet, wenn die Zufluls-
mengen gering sind und
etwa 3000 1/sek. nicht
übersteigen. Dieser
Teil wird durch einen
Abflufskanal in die Mitte
der Elbe geführt, um
nicht am Ufer bei nied-
rigem Wasserstande Geruchsbelästigungen hervorzu-
rufen. Ist die Abflufsmenge (demzufolge auch die Ver-
dünnung) gröfser, so wird der weitere Kanal benutzt,
dessen Ausgufs sich am Uferrande befindet. Zur Rege-
lung sind vor dem Pumpenraum ein verstellbares Wehr
und in der Verteilungskammer hinter dem Pumpenraum
Schieber angeordnet. Aufserdem ist Vorsorge getroffen,
Is ne haa
yi | D Bus...
‘ Ea E, ST
N Ka í
*) Vergl. Annalen 1910, Bd. 66, S. 113,
[1. April 1913] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 859] 127
seits auch, weil sich die statischen Förderhöhen von
0—7,4 m ändern. Bei Trockenwetter waren nach den
angestellten Ermittelungen 800 l/sek. minimal, im Mittel
5000 bei 0—7,4 m Förderhöhe und maximal 16200 l/sek.
bei 6 m Förderhöhe zu heben. Dies entspricht, in
Pierdestärken an der Pumpenwelle ausgedrückt, maximal
etwa 2400 PS, während für den normalen Betrieb im
Mittel nur etwa 30 PS erforderlich sind. Die gröfste
Wassermenge wird nur sehr selten bei Wolkenbrüchen
in Frage kommen; nichtsdestoweniger mufs die Anlage
für sie bemessen sein. Die Regenzeit beträgt für
Dresden etwa 500 Stunden jährlich; da die Menge
Abb. 5.
= TE hia sicht
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rt SM u o
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aufserordentlich schwankt, ist mit stark veränderlichen
Zuflufsmengen zu rechnen. Um sich diesem aufser-
ordentlich wechselnden Bedarf anpassen zu können,
war eine sorgfältige Unterteilung der einzelnen Pumpen-
leistungen erforderlich, denn eine grofse Pumpe hat,
wenn sie nur für geringe Leistung beansprucht, wird,
einen schlechten Wirkungsgrad.
Zunächst mufste man sich für die zweckmäflsigste
Pumpenart und deren Antrieb entscheiden. Kolben-
pumpen haben im allgemeinen einen guten Wirkungs-
grad, der jedoch nachlafst, wenn grofse Mengen auf
geringe Drücke zu fördern sind. Die Frage des
Wirkungsgrades ist jedoch weniger einschneidend, da
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Abb. 6.
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dafs das Wasser durchfliefsen kann, ohne dafs es ge- | der gröfste Teil der Pumpen nur selten gebraucht
hoben wird, wenn der Elbwasserstand es erlaubt. _ wird. Wichtiger ist, die Gesamtkosten niedriger zu
Schwierig war die Frage, wie die Wassermenge | halten, damit die Ausg aben für Verzinsung und Amor-
am besten gefördert würde, einesteils, weil sie bei | tisation — ein Hauptposten in dem Jahresbudget =
Trockenwetter und Regenwetter sehr schwankt, anderer- . klein bleiben. Fraglos kommt diesem Erfordernis die
pig eae Google
128. [No. $59]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [1. April 1913]
Zentrifugalpumpe mıt dem Elektromotor am besten
entgegen: beide sind klein, billig, betriebssicher und
leicht zu bedienen. Besonders das Fehlen von Ventilen,
die bei Abwasser leicht verschmutzen, ist ein grofser
Vorteil der Zentrifugalpumpe. Nur bei der Ausführung
mit elektrisch angetriebenen Zentrifugalpumpen war
es möglich, die Grundfläche des Maschinenraumes auf
840 qm zu halten (Abb. 8); die Kosten für die ge- |
samte maschinelle Anlage beträgt nur 275000 M, von
denen rund 120000 M auf die Pumpen entfallen. In- f
direkt erreichte man noch, dafs die ständig arbeitenden
Pumpen eine gute Grundbelastung für das strom-
liefernde städtische Elektrizitätswerk bilden; hinzu |.
kommt, dafs die effektiven Selbstkosten der Elektrizität
Abb. 7..
Abb. 8.
gering sind, da sie im eigenen Betriebe erzeugt wird.
Die stete Betriebsbereitschaft, die es ermöglicht, durch
Einschalten eines Hebels den Motor in Betrieb zu
Bergbau in
Ueber Bergbau in den Kolonien referierte bei
den Verhandlungen der Technischen Kommission
des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees Herr
Dipl.-Ing. J. Kuntz und führte u. a. folgendes aus:
In Südwest-Afrika hat die bergmännische Erfor-
schung des Landes in den letzten Jahren gute Fortschritte
gemacht. Angeregt durch Diamanten-, Zinn- und Gold-
funde herrscht seit Jahren rege Schürftätigkeit. Nament-
lich haben auch die grofsen Gesellschaften bedeutende
Mittel aufgewandt, um ihre Gebiete und andere ver-
sprechende Gegenden des Landes durchsuchen zu lassen.
u erwähnen sind die Entdeckungen von einigen kleinen
Kupferlagerstätten in den Otavi-Bergen, von grofsen
Eisenerz-Lagern und von Goldquarzgängen in Kaoko-
Land, von denen die versprechendsten zur Zeit noch
beschürft werden, ferner von abbauwürdigen Beryll-
Funden bei Rössing und schliefslich von einer Reihe
guter Zinnerz-Funde in der Gegend des Erongo-
Gebirges und südlich des Brandberges.
Die Diamanten-Produktion ist im letzten, eben
beendeten Geschäftsjahr der Regie zurückgegangen von
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setzen, ist ein weiterer für solche Anlagen nicht zu
unterschätzender Vorzug.
(Schlufs folgt.)
den Kolonien
einer Förderung im Werte von 26869000 M im vor-
hergehenden auf eine solche im Werte von 20 898 000 M
(816 296 Karat). Durch die ausgedehntere Verwendung
maschineller Aufbereitungen wurden mehr kleinere und
weniger wertvolle Diamanten gewonnen als früher bei
der Handaufbereitung. Infolgedessen ging auch der
durchschnittliche Preis pro Karat etwas herab. Bisher
stellte sich der Durchschnittspreis der von der Regie
verkauften Steine auf 27,122 M pro Karat bei einer
Durchschnittsgröfse der Steine von 5,838 auf das Karat.
Fast die ganze Förderung (94,55 v. H.) ging nach Ant-
werpen. An derselben sind fast ausschliefslich die fünf
grofsen Gesellschaften. beteiligt, welche die reichsten
Felder besitzen. Es ist zu erwarten, dafs die beab-
sichtigte Umwandlung der Bruttosteuer in eine Abgabe
vom Nettogewinn sowohl die Produktion bedeutend
steigern, als auch überhaupt einen belebenden Einflufs
auf das ganze Diamantengebiet ausüben wird.
Bezüglich Herkunft der Diamanten neigt man der
Ansicht zu, dafs die Primärlagerstätten in der Nähe auf
dem Festlande liegen müssen. Es ist deswegen noch
immer die Hoffnung berechtigt, solche zu finden.
[l. April 1913]
Die Produktion der Otavi-Mine betrug im Geschäfts-
jahr 1910/11:
an Erz 31600 Tonnen mit durchschn.
16 v. H. Kupfer per Tonne
24 ” Blei ” ”
290 g Silber , ý
an Kupferstein 2220 Tonnen mit durchschn.
47 v. H. Kupfer per Tonne
26 „ Blei i ‘
440 g Silber , ‘
an Werkblei 2040 Tonnen mit durchschn.
98 v. H. Blei per Tonne
620 g Silber „
Im Geschäftsjahr 1911/12 ist die
so grofs gewesen. Sie betrug
29 600 Tonnen Erz
1420 Tonnen Kupfersteine
900 Tonnen Werkblei
mit ähnlichem Gehalt an Metallen wie im vorhergehenden
Jahre.
Die Untersuchungsarbeiten in der Tiefe der Tsumeb-
Grube haben günstige Erfolge gehabt, sowohl was
Menge als Wert der angetroffenen Erze anlangt, so dafs
die Produktion in ähnlicher Quantität und Qualität, wie
bisher, für einige weitere Jahre gesichert erscheint.
Kleinere Kupfererzmengen wurden gewonnen auf
den Gruben von Otjisongati und im Khantal sowie von
der Otavi Expl. Co. im Otavital.
Besonderes Interesse haben die in den letzten
Jahren gemachten Zinnerz-Funde in Siidwest-Afrika
erregt. In einem Gebiet, welches von der Küste
nördlich Swakopmund bis in die Gegend östlich Omaruru
uud vom Swakop im Süden bis zum Brandberg im
Norden reicht, finden sich zahllose Pegmatit- und
Quarzgänge, die meist in Gangzügen sich an dem
Kontakt zwischen alten krystallinen Schiefern und Granit
entlang ziehen. Das Zinnerz kommt vor als Krystalle
und Körner von Zinnstein (Kassiterit), die in der Gang-
masse eingesprengt sind. Der Gehalt der Gänge ist
sehr wechselnd, hängt aber nicht, wie bisweilen gemeldet
wurde, mit atmosphärischen Einflüssen und Grund-
wasserspiegel zusammen. Er beträgt von einem Bruch-
teil eines Prozentes bis zu 10 v. H.
Die Abbauwürdigkeit ist abhängig von der Häufig-
keit, Ausdehnung und Ergiebigkeit der reichen Stellen,
die sich meist in einer bestimmten Entfernung vom
Kontakt des Granits mit den Schiefern befinden, sowie
von örtlichen Verhältnissen, Grölse des Betriebes usw.
Die reichsten Funde, die bisher gemacht worden sind,
befinden sich im Tal des Eiseb- oder Omaruru-Flusses
westlich Okombahe, ferner nördlich Okombahe, sowie
am Südost- und Sidwestfufs des Erongo-Gebirges. Sie
sind fast sämtlich in die Hände gröiserer englischer
Gesellschaften übergegangen. Praktisches Verständnis,
schnelles Erkennen von Chancen und Möglichkeiten,
energisches Zugreifen und flüssigere Geldverhältnisse
infolge von Kleinaktien sind Eigenschaften und Umstände,
welche dem englischen Unternehmer eine.grofse Ueber-
legenheit über seinen deutschen Konkurrenten auf dem
Gebiete des kolonialen Bergbaues geben.
Nach dem heutigen Stand der Untersuchungen kann
man die Aussichten des Zinnerz-Bergbaus in Südwest-
Afrika als günstig bezeichnen, und bei der grofsen
Ausdehnung des Zinngebietes ist noch viel Raum zur
Betätigung für andere übrig.
In Ostafrika ist die Schürftätigkeit viel geringer
gewesen, als sie bei den grofsen Möglichkeiten in dieser
Kolonie für den Bergbau sein sollte. Der bestehende
Goldbergbau hat sich indessen in befriedigender Weise
weiter entwickelt. Die Produktion der Kironda-Goldmine
n
Produktion nicht
betrug:
im Jahre 1909 225 000 M
; „ 1910 387000 „
š » 1911 980 000 ,
Der durchschnittliche Goldgehalt pro Tonne ist
ungewöhnlich hoch und betrug:
1909 i 38,5 g,
46,45 g,
45,92 g.
1910. .
1911 .
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 859] 129
Die Betriebskosten sind bisher noch sehr bedeutend,
doch werden sie aller Voraussicht nach in nächster
Zeit weiter heruntergehen. Der gegenwärtige Rückgang
in der Produktion steht in Verbindung mit vorüber-
gehenden Wasserschwierigkeiten.
Nicht weit von der Südostecke des Victoriasees ist
die kleine Goldgrube Kassama, die schon früher einmal
bearbeitet wurde, von einigen Prospektoren wieder
aufgenommen worden und wird mittels eines kleinen
9 Stempel-Pochwerks betrieben.
In der Nähe der Militärstation Ikoma sind neue
Goldvorkommen gefunden worden, die zu Hoffnungen
auf Abbauwürdigkeit berechtigen und von der Central-
Afrikanischen Bergwerks-Gesellschaft gegenwärtig be-
schürft werden.
Die Glimmer-Produktion Deutsch-Ostafrikas nimmt
langsam und stetig zu. Sie betrug:
1908 1909 1910
71538 kg 94 852 kg 106 580 kg
im Werte von 208947,— M 258799,— M 320720, — M
Wert per kg 2,69 „ 2.13: 3,01 „
Auch im letzten Jahr soll eine kleine Zunahme
stattgefunden haben, während der Preis des Glimmers
zurückging.
Die Salzgewinnungen in der Kolonie, welche in
Händen der Central-Afrikanischen Seen-Gesellschaft
liegt, betrug: |
1910 rund . . 2000 Tonnen,
1911 „ ©.. - 1700 a
Nach Fertigstellung der Tanganyika-Bahn wird eine
bedeutende Erhöhung der Produktion erwartet.
Von den übrigen Kolonien ist wenig Neues zu
berichten. Auf den Palau-Inseln hat in den letzten
Jahren die „Deutsche Südsee-Phosphat-Aktien-Gesell-
schaft“ mit der Verschiffung von Phosphaten begonnen,
welche
1910 etwa . 40 000 Tonnen,
1911 , 4500 ,
betrug.
Die Produktion der englischen Phosphat-Gesellschaft,
die auf den Marschall-Inseln tätig ist, betrug:
1909 14 182 Tonnen,
1910 . 142 675 5
1911 88 463 .
Es sei hier noch auf eine Unsitte hingewiesen, die
darin besteht, kleine in den Kolonien gemachte Erzfunde
in der Presse sensationell aufzubauschen. So kann man
haufig von der Auffindung von 50 bis 60prozentigen
Kupfererzlagern lesen, und wenn man der Sache auf
den Grund geht, findet man, dafs es sich um eine
Analyse einiger Stiickchen Kupfererz handelt, die ein
Prospektor oder Farmer in einem Quarzgang aufgefunden
und an ein Laboratorium geschickt hat. Hat schon eine
einzige Analyse von einer Erzlagerstatte keinen Wert,
so ist sie erst recht unbrauchbar, wenn dabei die An-
gabe tiber Machtigkeit oder Weite der Lagerstatte fehlt,
auf die sich die Wertangabe bezieht. Vor einiger
Zeit konnte man in einer Berliner Zeitung lesen, dafs
10 bis 9Oprozentige Zinnerzlager (!) in Südwestafrika
aufgefunden worden sein sollten. Der Fachmann,
welcher weifs, dafs das reichste Zinnerz höchstens
18 v.H. Zinn enthält und aufserdem nur in vereinzelten
Körnern und Kristallen in Pegmatit- und Quarzgängen
auftritt, erkennt sofort die starke Uebertreibung, nicht
aber der Laie. Auch in anderer Weise werden oft
Nachrichten über kolonialen Bergbau übertrieben. So
wurden aus dem kleinen leichten 5 Stempel-Pochwerk
für die Kassama-Grube in Ostafrika in der Zeitung
9 Pochwerke mit Stampfern und Laugewerken. Ein
Teil des Publikums aber mag dadurch getäuscht werden
und es ist dies häufig ein Grund, warum sich vorsichtige
deutsche Kapitalisten ablehnend kolonialen Unter-
nehmungen gegenüber verhalten, was in den Kolonien
sehr bedauert wird. Es wäre deshalb zu wünschen,
dafs sich die bedeutenderen Zeitungen gröfsere Zurück-
haltung auferlegten bei Wiedergabe und Verbreitung
solcher sensationellen Nachrichten. — l
lm Anschlufs an das Referat beschlofs die Tech-
nische Kommission, folgenden Aufruf an deutsche
130 [No. 859]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. April 1913)
Prospektoren im In- und Auslande zur Betätigung in
Deutsch-Ost- und Westafrika zu erlassen:
Während in Deutsch-Südwestafrika, angeregt
durch die Funde von Diamanten, Zinnerz und Gold, seit
Jahren eine rege Schürftätigkeit besteht und die Produkte
des Bergbaues im Jahre 1910 bereits eine Ausfuhr von
über 33 Millionen Mark ergaben, fehlt es in Deutsch-
Ostafrika und Deutsch-Westafrika an Prospektoren. -
In Deutsch-Ostafrika bilden die gesunden Hoch-
länder des Seengebietes am sogenannten zentral-
afrikanischen, sowie diejenigen am ostafrikanischen
Graben versprechende Gebiete, namentlich für Gold,
Kupfer, Zinn und Kohle und sind mittels der bis Tabora
fertiggestellten Zentralbahn bequemer als früher zu
erreichen. Die Ausfuhr aus Deutsch-Ostafrika an
Mineralien betrug im letzten Jahre nahe an 1» Millionen
Mark, davon nahezu I Million ‘allein an Gold.
|
In Togo findet sich Goldquarz und Alluvialgold,
in Kamerun Glimmer, Kohlen, erdölhaltige Schiefer,
Soolquellen, auch besteht Aussicht auf Zinnerz in
gleicher Formation wie im zinnerzreichen Nigeria.
Neu-Kamerun enthält hauptsächlich Granit und
krystallene Schiefer, über die Bodenschätze ist noch
nichts bekannt.
Zur Erleichterung erstattet das Kolonial-Wirt.
schaftliche Komitee bis auf weiteres gut empfohlenen
Prospektoren, die sich über dieerforderliche Erfahrung
auszuweisen vermögen und hinsichtlich ihrer persön-
lichen Verhältnisse den in dem Schutzgebiet bestehenden
Landungsvorschriften genügen, die Kosten der See-
reise Il. Klasse nach einem Hafen von Deutsch-
Ost- oder Westafrika. Nähere Auskunft erteilt die
Technische Kommission des Kolonial-Wirtschaftlichen
Komitees, Berlin, Unter den Linden 43.
Aus dem Patentrecht
Von Dr. phil. et jur. Häberlein, Charlottenburg
Ueber die Erteilung und Auslegung von Patenten
im Lichte moderner Rechtsideen hielt am 13. März d. ].
Herr Patentanwalt Dr. Wirth im Plenarsitzungssaale
des Kaiserl. Patentamts einen Vortrag, zu dem Mit-
glieder des Patentamts, wie Rechts- und Patentanwälte
in grofser Zahl und auch einige Vertreter der Industrie
erschienen waren. Wie schon das Thema zeigt, handelte
es sich um eine die Interessen der nationalen Industrie
stark berührende Frage, die namentlich im Hinblick auf
die bevorstehende Revision des Patentgesetzes allge-
meines Interesse bietet.
Der Vortragende hatte seinen sorgsam vorbe-
reiteten Vortrag so vorsichtig gehalten, dafs für die
in Aussicht gestellte Diskussion möglichst wenig An-
griffspunkte geboten waren. Diese Vorsicht war auch
wohl angezeigt; denn es befanden sich in der Ver-
sammlung Männer, die sehr wohl in der Lage gewesen
wären, die neue Lehre im Licht moderner Rechtsideen
mit zutreffenden Gründen zu widerlegen, falls diese in
der wenig vorsichtigen Weise vorgebracht worden
wäre, wie in dem 1912 erschienenen Buche „Der Patent-
anspruch“ von Dr. Wirth und Dr. Isay. Immerhin
aber liefsen die Ausführungen doch erkennen, dafs es
sich um dieselben Grundansichten nur in vorsichtigerer
Form handelte. Insbesondere liefs der Schlufs der
Ausführungen erkennen, dafs dem Kaiserl. Patentamt
die Kompetenz zur rechtswirksamen Abgrenzung des
Schutzbereichs der Patente einfach bestritten werden
und ausschliefslich den ordentlichen Gerichten mit dem
bekanntlich nicht besonders gerühmten Sachverständigen-
institut zustehen solle.
Dabei betonte der Vortragende ganz besonders,
dafs eine lückenlose Abgrenzung des Patentschutzes
durch das Patentamt unmöglich sei, während er eine
solche durch die ordentlichen Gerichte ohne weiteres
für möglich zu halten scheint.
Zum Verständnis der Sachlage sei im Voraus be-
merkt, dafs es sich hier um äufserst schwierige Fragen
handelt, über welche schon viel hin und her gestritten ist,
ohne dafs man bisher zu einer befriedigenden Lösung
gekommen wäre. Ein solche liegt aber im unmittel-
baren Interesse der an einem wohlgeordneten Patent-
schutz in erster Linie interessierten nationalen Industrie.
Insbesondere spielt hier auch die Frage über die Be-
deutung der Patenterteilung hinein, die vielfach ,unter-
schätzt worden ist, obwohl das Reichsgericht in seiner
Rechtsprechung namentlich in neuerer Zeit daran fest-
gehalten hat, dafs die Patenterteilung als lex specialis
anzusehen sei, woraus sich eigentlich schon die Kom-
petenz des Patentamts zur Abgrenzung des Rechts-
schutzbereichs ergibt.
Wenn ein die allgemeine Gewerbefreiheit durch-
brechendes Spezialgesetz erlassen wird, so dürfen die
Gewerbetreibenden doch wohl mit Fug und Recht ver-
langen, dafs ihnen schon beim Erlafs — der Erteilung
t
t
des Patents — möglichst genau angegeben wird, was
sie zu lassen haben, um nicht in den Schutzbereich des
Patents und damit in die Fufsangeln unliebsamer Prozesse
mit ihren oft wenig erfreulichen Wechselfällen zu ge-
raten.
Die Anhänger der neuen Lehre im Licht moderner
Rechtsideen setzen nun ganz besonders an der nicht
zu bestreitenden Schwierigkeit ein, die eine völlig lücken-
lose Abgrenzung des Schutzbereichs zur Zeit der Patent-
erteilung bietet. Sie schütten aber das Kind mit dem
Bade aus, wenn sie damit zugleich auch die möglichst
lückenlose Abgrenzung des Schutzbereichs durch das
Patentamt wenigstens insoweit verwerfen, als sie keine
rechtsverbindliche, sondern nur konsultative Bedeutung
haben soll. Die Unmöglichkeit einer völlig lückenlosen
Abgrenzung durch das Patentamt ist nun bis jetzt
keineswegs erwiesen. Die Reichsgerichtsentscheidung
vom 2. März 1912 läfst z. B. ganz klar erkennen, dafs
im Falle des ein Staubabsorbierungsmittel betreffenden
Patents No. 118992 dem Patentamt die Abgrenzung so
gut gelungen ist, dafs sie weder dem Kammergericht
noch dem Reichsgericht Anlafs geboten hat, den vom
Patentamt abgegrenzten Schutzbereich zu verändern.
Aber auch abgesehen davon, läfst sich aus der etwaigen
Unmöglichkeit einer nach allen Seiten genau erfolgenden
Abgrenzung des Schutzbereichs durch das Patentamt
weder der Schlufs ziehen, dafs die ordentlichen Ge-
richte mit ihren Sachverständigen dazu in der Lage
sein werden, noch der Schlufs, dafs eine möglichst,
lückenlose, rechtsverbindliche Abgrenzung durch das
Patentamt nicht ihren aufserordentlich hohen Wert
haben soll.
Eine möglichst vollständige Abgrenzung der Trag-
weite des Patents hat aber das Patentamt sich schon
von Anfang an zur Aufgabe gesetzt und deren Lösung
trotz aller diesbezüglichen Angriffe bis auf den heutigen
Tag angestrebt. Derjenige, der sich bei diesem Streben
nach objektiver Wahrheit die höchsten Verdienste er-
worben hat, war ein langjähriges Mitglied dieser Be-
horde, Dr. Hartig, Professor der Technologie in
Dresden. Dieser hat mit unermüdlichem Eifer aus
der Technologie wie aus der formalen Logik
diejenigen Bausteine zusammengetragen, welche zu
einem System der Abgrenzung mittels technologischer
Begriffsbestimmung verwendet worden sind. Dieses
System der Abgrenzung hatte natürlich mit anderen
menschlichen Dingen gemeinsam, nicht ganz vollkommen
zu erscheinen, ist aber dem Patentamt wie der Industrie
nun schon lange Zeit von höchstem Wert gewesen
und wird glücklicherweise auch heute noch im Patent-
amt gepflegt.
Die zu Lebzeiten Hartigs nur vereinzelt auftretenden
Angriffe gegen sein System der möglichst lückenlosen
Abgrenzung mehrten sich, als Hartig gestorben war.
Neue Lehren drängten sich vor und suchten ihren Platz
(1. April 1913]
an der Sonne. Dabei zeigte sich eine ähnliche Er-
scheinung wie die von Savigny beobachtete, von der
er in der Vorrede zu seinem System des römischen
Rechts sagt, dafs auf die Erzeugung neuer Ideen ein
übertriebener Wert gelegt werde im Vergleich zu der
treuen liebevollen Ausbildung des bereits Erforschten,
obwohl auch dieser zum wirklichen, wenn auch weniger
bemerkbaren Fortschritt werden könne. Solche Er-
scheinungen sind besonders beim Patentrecht bedenk-
lich, wenn es sich hier auch um ein Rechtsgebiet handelt,
auf dem noch vieles im Flufs ist. Es ist eben zu
beachten, dafs der Patentschutz in erster Linie dem
Interesse der nationalen Industrie und erst daneben
einer verständigen Wahrung der Rechte des Erfinders
zu dienen bestimmt ist. Die nationale Industrie hat
das gröfste Interesse an einer stetig, nicht sprungweise
verlaufenden Entwicklung des deutschen Patentrechts.
Schon aus diesem Grunde ist jeder Versuch einer
Aenderung des bewährten Systems der Patenterteilung
unter möglichst lückenloser Abgrenzung des Gegen-
standes der Rechtsschutzwirkung mit grölster Vorsicht
aufzunehmen, `
Insbesondere aber ist es im höchsten Grade be-
denklich, die nationale Industrie zum Versuchsfelde der
sogenannten Freirechtsbewegung zu machen. Was an
dieser gut ist, ist alt, nämlich der Gedanke, dafs der
Richter der Art und dem Zweck des Rechtsverhältnisses,
den Interessen des Falles möglichst gerecht werden,
sowie die Denk- und Handlungsweise treuer, pflicht-
bewufster Männer zur Richtschnur nehmen soll. Das
sind Gesichtspunkte, welche auch Friedrich dem Grofsen
vorgeschwebt haben, und zu denen er besondere An-
regung in dem bekannten Falle des Müllers Arnold
zu erblicken glaubte.
Dasjenige aber, was an der Freirechtsbewegung
neu ist, mufs mit gröfster Vorsicht geprüft und er-
wogen werden, bevor man ihm irgend welchen Einflufs
in der Praxis einräumen darf. Die von Stange, Rumpf
und Ehrlich besonders vertretene Freirechtsbewegung
geht ım letzten Grunde darauf aus, die freie Rechts-
findung als Regel zu fordern und’ dem ordentlichen
Richter gewissermafsen die Stellung des römischen
Prätors zu geben. Eine solche Unabhängigkeit des
Richters vom Gesetz ist aber schon aus dem Grunde
bedenklich, weil der Richter doch auch nur ein Mensch
und als solcher dem menschlichen Irrtum unterworfen
ist. Freilich trifft dies auch auf den Gesetzgeber zu,
aber dabei handelt es sich doch immer um den erst
nach gründlichen Vorbereitungen und sorgfältigen Er-
wägungen zustande gekommenen Ausdruck eines Ge-
meinwillens. An dem etwaigen Irrtum des Gesetzgebers
aber hat man gerade genug zu tragen, um nicht erst
noch eine neue Quelle von Irrtümern zu schaflen, die
im Falle des Patentschutzes leicht eine blühende In-
dustrie zugrunde richten können.
In der Freirechtsbewegung haben wir die Ueber-
treibung und irrige Verrenkung eines an sich richtigen,
aber langst bekannten Gedankens vor uns. Die Ueber-
treibung hat der auch für das Licht moderner Rechts-
ideen leider nur zu früh dahingeschiedene Oscar Bülow
bereits 1906 im Recht, und unter andern auch Binding
in echt wissenschaftlicher Weise bekämpft. Der richtige
Grundgedanke, von dem die Freirechtsbewegung aus-
geht, ist eben der, dafs auch das beste Gesetz Lücken
lassen wird, welche der Richter nach Gewohnheitsrecht,
oder aber, wo auch ein solches fehlt, nach selbstge-
schöpftem Recht ausfüllen soll und mufs, wenn er seiner
hohen, verantwortungsvollen Aufgabe gerecht werden
will. Auch unser bürgerl. Gesetzbuch weist den Richter
bisweilen ausdrücklich an, die manchmal absichtlich
gelassenen Gesetzeslücken auszufüllen. So z. B. wird
der Richter gemäfs § 162, § 320 und § 815 auf Treu
und Glauben verwiesen, in welchem Falle er so ent-
scheiden soll, wie treue pflichtbewufste Männer ent-
scheiden würden. In anderen Fällen, z. B. §§ 1353,
1354, 1357, 1358 und 1666, ist es in das Ermessen des
Richters gestellt, ob ein Mifsbrauch des Rechts vorliege.
Nach § 343 hat er bei Herabsetzung einer Vertragsstrafe
zu entscheiden, was „angemessen“ sei. In allen diesen
Fallen hat der Richter die im Gesetz gelasscne Lücke
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 859] 131
seinerseits auszufüllen, also die Norm für die Ent-
scheidung im Einzelfälle selbst zu finden, nicht aber
etwa nun auch für gleiche oder ähnliche Fälle cin all-
gemein gültiges Gesctz aufzustellen.
Wer dem Richter die Befugnis absprechen wollte,
im Einzelfalle, wo dem Gesetz keine passende Vor-
schrift zu entnehmen ist und auch ein entsprechendes
Gewohnheitsrecht fehlt, nach selbstgeschöpften Recht
zu entscheiden, der würde ihm cinen gewichtigen Teil
seiner hohen Aufgabe nehmen und zugleich eine Lebens-
ader der Fortentwicklung des Rechts unterbinden. Die
gröfste Gefahr liegt aber in der Uebertreibung des
Grundgedankens, welche bei den Modernen oft genug
so weit geht, dals man durch Zerstückelung von Reichs-
gerichtsentscheidungen neue Rechtsgrundsätze aufzu-
stellen versucht. Dazu ist von vorn herein zu be-
merken: Wer die Entscheidungsgründe unseres höchsten
Gerichtshofes — losgelöst von ihrem Tatbestande —
benutzt, um ctwas zu beweisen, der beweist überhaupt
nichts, sondern versündigt sich an der Jurisprudenz.
Das aber geschicht nirgends in dem Mafse wie auf
dem Gebiete des modernen Patentrechts, bei welchem
es ganz besonders darauf ankommt, dals der auf diesem
Gebiete arbeitende Jurist aufser der vollen Rüstung
der Jurisprudenz bis zu einem gewissen Grade auch
das Rüstzeug der Technologie besitzt. Umgekehrt mufs
auch der Technologe aufser seinen Spezialkenntnissen
über ein gewisses Mais von Rechtskenntnissen ver-
fügen und zugleich die Grundsätze des wissenschaft-
lichen Systems der formalen Logik beherrschen, wenn
er Aussicht auf Erfolg seiner Bestrebungen zur feineren
Durchbildung des Patentrechts haben will.
Bei einer richtigen Bewertung der gewohnheits-
rechtlichen Bildung von Rechtsgrundsätzen ist streng
daran festzuhalten, dafs dem Richter niemals eine be-
wulste Abweichung vom wahren, durch Auslegung zu
ermittelnden Inhalt eines Gesetzes gestattet sein kann.
Wer dem Richter eine solche Abweichung zugestehen
will, der stellt den Richter über den Gesamtwillen,
was aber die Rechtssicherheit stören und die Voraus-
berechnung menschlichen Tuns mit Rücksicht auf ein
bestehendes Gesetz ausschliefsen würde. Unbewufste
Abweichungen können allerdings vorkommen und so-
gar zur Bildung von Gewohnheitsrecht führen, nament-
lich wenn noch die Lehre eines über die praktischen
Bedürfnisse der nationalen Industrie falsch unterrichteten,
sonst aber hochangesehenen Rechtslehrers hinzutreten.
Aus der Möglichkeit der auf unbewufster Abweichung
vom Gesetz beruhenden gewohnheitsrechtlichen Bildung
von Rechtsnormen darf aber keineswegs auf die Be-
fugnis zu bewulster Abweichung vom Gesetz geschaffen
werden.
Ganz besondere Vorsicht ist im Patentrecht ge-
boten, wo eben immer noch vieles im Flufs ist und
nach Neugestaltung ringt. Vor allen Dingen ist aber
auch stets der Geist des Patentgesetzes im Auge zu
behalten und jede Aenderung der Grundsätze über den
Patentschutz unter diesem Gesichtswinkel sorgfältig zu
prüfen und zu erwägen. Hierauf hingewiesen und das
Bedenkliche in den Ausführungen von Dr. Wirth zu-
treffend betont zu haben, ist das besondere Verdienst
der Herren Geheimrat Dr. Aron und Justizrat Dr. Wald-
schmidt, welche in der nur kurzen Diskussion des ein-
gangs erwähnten Vortrages das Wort ergriffen, um als
Vertreter der Industrie die neue Lehre im Lichte
moderner Rechtsideen zu bekämpfen. Dafs dies wegen
der beschränkten Zeit und den z. T. recht über-
raschenden Ausführungen des Vortrages nicht nach
allen Seiten und so gründlich erfolgen konnte, wie es
das Interesse der Industrie eigentlich gefordert hätte,
läfst sich schon zwanglos daraus erklären, dafs die
Industrie ihre Aufgaben nicht erst abends um 10 Uhr,
sondern schon frühmorgens in Angriff zu nehmen ge-
wohnt ist.
Bei der bevorstehenden Revision des Patentgesetzes
steht nicht nur dem Gesetzgeber, sondern namentlich
auch der nationalen Industrie noch harte Arbeit bevor,
wenn das nun doch wohl für ein Menschenalter in
Aussicht genommene neue Patentgesetz dem wohl-
132 (No. 859]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
ens
(1. April 1913]
verstandenen Interesse der Industrie gerecht werden
soll. Auf dieser ruht zum guten Teil die nationale
Wohlfahrt, und das Recht der Gesamtheit steht höher
als der Anspruch des Erfinders auf den Lohn für seine
oft genug nur scheinbare hervorragende Erfindungs-
tatigkeit. Gewifs ist der Anspruch auf eine an-
gemessene Entschädigung für seine manchmal recht er-
freulichen Leistungen ein natürliches Recht des Er-
finders, der übrigens nur verhältnismäfsig selten den
Gewinn aus einem erteilten Patent ziehen wird, weil
eben die Durchbildung und praktische Ausgestaltung
der Erfindung meistens noch gewaltige Anstrengungen
und Aufwendungen seitens der Industrie erfordert.
Verkehrt und nur verwirrend ist die leider gar zu oft
anzutreffende ziemlich kritiklose Verquickung von Er-
finderrecht und Patentrecht. Weder im ersten noch
im zweiten deutschen Patcntgesetz ist das Recht an
der Erfindung die Kausa, welche als Rechtsfolge den
Patentschutz nach sich zieht. Beim Erlafs des derzeit
geltenden Patentgesetzes hat der Gesetzgeber es sogar
noch ganz ausdrücklich abgelehnt, den wirklichen Er-
finder besonders zu schützen, weil damit ein gegen
den Geist der deutschen Patentgesetzung verstofsender
Begriff in das Gesetz eingeführt werden würde.
Das Interesse der nationalen Industrie fordert ge-
bieterisch, dafs der alte bewährte Geist der deutschen
Patentgesetzgebung auch in dem zu erwartenden neuen
Patentgesetz erhalten bleibt. Bedrohliche Anzeichen,
z. B. auch in Gestalt einer nur durch irrige Auffassung
der Sachlage erklärlichen Resolution eines allerdings
bereits verflossenen Reichstages sind vorhanden. Die
berufenen Vertreter der Industrie werden daher gut
tun, ihre ureigensten Interessen in dieser Richtung
rechtzeitig geltend zu machen.
Vertretung von Indusirie und Baugewerbe ım Parlament*)
Von Regierungs- und Baurat Weddigen, Breslau
In der konstituierenden Versammlung des Provinzial-
verbandes der Reichs- und freikonservativen Partei für
Schlesien vom 25. Januar 1913 wurde bei der Beratung
über die Aufstellung von Abgeordneten für die nächsten
Landtagswahlen von dem Verfasser auf das Milsver-
hältnis aufmerksam gemacht, welches zwischen der An-
zahl der in der Industrie und im Baugewerbe tätigen
Preufsen und ihrer Vertretung im Landtage besteht.
Nach der Statistik von 1907, die auch jetzt noch im
wesentlichen gültig sein dürfte, sind in der Industrie,
dem Bergbau und Baugewerbe 37,08 v. H. aller Erwerbs-
tätigen beschäftigt; hiernach müfsten auch 37,08 v. HI.
der Abgeordneten dieser Gruppe angehören, während
nur 6,3 v. H. der Abgeordneten in der Statistik hier-
unter verzeichnet sind.
Dafs dies Verlangen nicht unbillig ist, zeigt das
Beispiel der Landwirtschaft, in der 32,5 v. H. aller Er-
werbstätigen beschäftigt sind und welche mit 35,2 v.H.
der Abgeordneten, also ungefähr richtig im Landtag
vertreten ist.
Welche grofsen Uebelstände diese geringe Ver-
tretung der Industrie und des Baugewerbes zur Folge
hat, schen wir auf das Deutlichste in diesem Jahre.
In drei Leitartikeln hat sich die „Post“ mit der Frage
beschäftigt. Wir finden unter dem 17. und 29. De-
zember v. J. sowie unter dem 7. Januar d. J. erwähnt,
dafs die Verkehrsstockungen im Westen unter gewissen
Bedingungen hätten vermieden werden können. Mag
dem nun sein, wie ihm wolle, es zeigt sich hier auch
bei der rechtsstehenden Presse das Bestreben, die
technischen Mafsnahmen der Regierung einer sachver-
ständigen Beurteilung zu unterziehen, die sonst Sache
des Landtages wäre, da verfassungsgemäfs dem Abge-
ordnetenhause das Aufsichtsrecht über derartige Mafs-
nahmen der Regierung zusteht. Dies Bestreben ist ja
auch nur zu erklärlich, da ungefähr die Hälfte der Ein-
nahmen Preufsens durch die Eisenbahnverwaltung er-
zielt wird und weil so jedermann ein persönliches
Interesse daran hat, dafs hier keine schweren technischen
Fehler vorkommen. Es war aber eine sachverständige
Kritik des Abgeordnetenhauses nicht möglich, da sich
im ganzen Parlament kein einziger studierter Bau-
ingenieur befindet, der die Angelegenheit hätte klar-
legen können. Aehnlich liegt es mit der Vorlage zur
Einführung des clektrischen Betriebes auf der Stadt-
und Ringbahn. Die elektrische Industrie sowie die der
Eisenbahnfahrzeuge sind aufs Aeufserste daran inter-
essiert. Durch Veranstaltung kurzer Bereisungen
elektrisch betriebener Strecken versucht es die Ver-
waltung ja, die Abgeordneten über die vorliegenden
Fragen aufzuklären, der Erfolg kann aber nicht genügen,
um über eine technische Angelegenheit von hoher Be-
deutung für das Volkswohl Entscheidung zu treffen.
*) „Das neue Deutschland" 8. März 1913, No. 23.
So sind, wie Minister von Breitenbach sehr richtig
sagte, die Abgeordneten auf die Beratung durch Inter-
essenten angewiesen, die weniger auf das Staats-
wohl, als auf ihr eigenes sehen. Diese Beispiele lassen
sich vermehren auf dem Gebiete des Kriegsschiffbaues,
des Baues der Werften, der Kanäle, der Hochbauten.
Hiernach glaube ich, dafs ein grofser Teil des Volkes
die Anregung unterstützen wird, möglichst studierte
Ingenieure als Vertreter der Industrie und des Bau-
gewerbes in das Abgeordnetenhaus zu senden.
Nicht nur zur sachverständigen Beurteilung der
technischen Mafsnahmen der Regierung, sondern auch
als Sachverständige für die Sozialpolitik sind die leiten-
den Ingenieure die gegebenen Vertreter des im Bau-
gewerbe und in der Industrie arbeitenden Volkes. Sie
sind es, die am nächsten mit den grofsen Arbeiter-
massen körperlich und geistig in Berührung kommen.
Der Ingenieur mufs nicht nur aus toten Stoffen mit
toten Werkzeugen neue Formen schaffen können,
sondern er mufs auch mit seinem lebenden Werkzeuge,
mit seinen Arbeitern, umzugehen verstehen. Er muls
ihre Klagen und Wünsche kennen, ihre Lebensan-
schauungen verstehen, ihr Vertrauen erwerben und sie
dann zu lenken wissen. Der Ingenieur hat aufserdem
mit der Reichsversicherung zu tun und ebenso mit der
Jugendpflege bei seinen Lehrlingen. In allen diesen
Aufgaben der Sozialpolitik sammelt er so seine Er-
fahrungen unmittelbar, und vermag, ist er Abgeordneter,
sie zum Wohle des Staates zur Geltung zu bringen.
Leider waren die Ingenieure bis jetzt oft verhindert,
sich der Vertretung des Volkes zu widmen, da die ge-
waltigen technischen Fortschritte ihre Kraft ganz in
Anspruch nahmen. Doch wo nun die Wege gecbneter
sind, wo Ingenieure als Beamte nicht nur an der Spitze
der technischen Lokalbehörden, wie z.B. der Eisen-
bahnämter stehen, die den Landratsänitern entsprechen,
sondern wo der König auch an die Spitze der Provinzial-
behörden, der Eisenbahndirektionen, manchen Ingenieur
berufen hat, in einer Zeit, wo viele Direktoren der
allergröfsten industriellen Werke Ingenieure sind, denen
Tausende zu folgen haben, da wird sich ebenso gut
mancher finden, der sich der schwierigen Aufgabe der
Volksvertretung unterzieht.
Darum dürfte nichts mehr entgegenstehen, dem
Parlament diese Kräfte zur besseren verfassungsmäfsigen
Beaufsichtigung nicht nur der technischen, sondern auch
der sozialpolitischen Mafsnahmen der Regierung zuzu-
führen, und die freikonservative Partei dürfte sich den
Dank des Volkes verdienen, wenn sie als erste dazu
hilft. Schliefslich kann es auch der Regierung nur er-
wünscht sein, in den geschilderten Fragen mit wirk-
lichen Sachverständigen, statt lediglich mit Laien zu
tun zu haben. Sie kann erwarten, dafs ihre sachlichen
Gründe besser gewürdigt werden, sodafs sich die Ver-
handlungen wesentlich erleichtern und verkürzen werden.
\
(1. April 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 859] 133
In der genannten Versammlung des Schlesischen
Provinzialverbandes wurde auch der Antrag an den
Parteivorstand gerichtet, bei der Aufstellung der Ab-
geordneten für die freikonservative Partei studierte
Ingenieure als Vertreter der Industrie und des Bau-
Se zu berücksichtigen. Der Vorsitzende der
artei, Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch, er-
wähnte in seiner Antwort, dafs er die Anregung mit
Freuden begrüfse, zumal er schon selbst in der ge-
schilderten Richtung im Westen Deutschlands tätig ge-
wesen sei. Zwar habe der Parteivorstand nicht die
Abgeordneten aufzustellen, sondern dies sei Sache der
Wahlkreise, aber auch diese würden die Anregung
gern berücksichtigen, da eine sachverständige Beur-
teilung der Vorlagen der Regierung dem Wohle des
Ganzen nur dienlich sein könne.
Verschiedenes
Eine Zoelly-Dampfturbine für 25000 PS-Dauerleistung
haben die Maschinenfabriken von Escher, Wyss & Co. in
Zürich für die Zentrale Essen des „Rheinisch-Westphälischen
Elektrizitätswerkes“ gebaut; sie ist in nachstehender Ab-
bildung in der Montierungshalle der Firma, wo sie im Leer-
lauf ausprobiert wurde, dargestellt. Bei 1000 Uml/min wird
Zoelly-Dampfturbine von 28000 PS Dauerleistung, tooo Uml/min,
gebaut von den Maschinenfabriken von Escher, Wyss & Co, in Zürich,
sie in normalem Betrieb 22500 PS abgeben, dabei samt den
Hülfsmaschinen für Kondensation stündlich rund 95000 kg
auf 300°C überhitzten Dampf von 10,5 at Ueberdruck bei
einem Vakuum von 91,5%/, verbrauchen. Die maximale
Dauerleistung beträgt jedoch wie oben gesagt 28000 PS,
die Maximalleistung während kurzer Zeit 30000 PS. Es
handelt sich um eine normale Zoellyturbine, die mit einem
Siemens-Schuckert-Generator von 60 t Rotorgewicht starr
gekuppelt ist. Ihr eigenes Rotorgewicht samt Welle beträgt
26t und wird wie das des Generators von zwei Lagern
getragen. Das Lagergehäuse zur Linken in der Abbildung
enthält je ein Turbinen- und ein Generatorlager, die mittlere
Erhöhung überdeckt die Scheibenkupplung. Die Lagerschmie-
rung erfolgt durch Prefsöl (600 l/min), das eine am rechten
Wellenende angebaute Zahnradpumpe liefert; die Oeldruck-
anlage ist wie üblich mit Rückkühlung versehen. Das
konische Gehäuse auf dem Lagerdeckel zur Rechten mit
dem Tachometer auf der Spitze umschliefst das mittels
Schnecke von der Welle aus angetriebene Zentrifugalpendel,
das den dahinter stehenden Servomotor des Einström-Ventils
steuert. Die Regulierung entspricht in ihrem Wesen jener
der ‘Wasserturbinen von Escher, Wyss & Co. Zum Anfahren
wird der nötige Oeldruck durch ein kleines Dampfturbinen-
Zentrifugalpumpen-Aggregat mit stehender Welle geliefert
(ganz unten rechts im Bilde). Ebenfalls durch Drucköl be-
tätigt und vom Regler automatisch gesteuert wird das Zusatz-
ventil zuoberst an der Eintrittsseite der Turbine, durch das
zur Steigerung der Leistung Frischdampf unter Ueber-
brückung der vordern Aktionsräder einer mittleren Stufe
zugeführt wird.
(Nach „Schweizerischer Bauzeitung“ 1912 Nr. 8).
Der Verein für Eisenbahnkunde zu
Berlin stellt nachfolgende Preisauf-
gaben zur Bearbeitung:
1. Unter welchen Umständen bieten
Selbstentladewagen für Seiten- oder
Bodenentleerung bei der Beförde-
rung von Massengütern, wie Kohlen,
Koks und Erzen, Vorteile zugunsten
der Verkehrstreibenden und der
Eisenbahnverwaltung gegenüber den
offenen Normalwagen des Deutschen
Staatsbahnwagenverbandes?
2. Lassen sich Vorteile für die Ver-
kehrstreibenden und die Eisenbahn-
verwaltung davon erwarten, dafs
das Auskippen der Güterwagen in
den Häfen durch den Selbstentlade-
betrieb unter Verwendung von
Selbstentladewagen für Seiten- oder
Bodenentleerung ersetzt wird?
3. Inwieweit gestatten Verkehr und
Handel, dafs die Versender La-
dungen in ganzen Zügen oder in
gröfseren Wagengruppen gleich-
zeitig für dasselbe Ziel aufliefern?
In welchem Umfange kann da-
durch der Eisenbahnbetrieb unter
Verminderung der Kosten für das
Abfertigen und Verschieben der Wagen und unter
Verbesserung der Ausnutzung der Betriebsmittel
vereinfacht werden? Was kann die Eisenbahnver-
waltung tun, um die Versender zur Ansammlung von
Ladungen zu bestimmen?
Nach diesen, im Preisausschreiben näher erläuterten
Aufgaben sind Fragen zu behandeln, die für den Verkehr
und Betrieb der Eisenbahn hohe Bedeutung haben. Dem
entsprechen auch die in Aussicht gestellten Preise. Der für
diesen Zweck auf Anregung des Geheimen Regierungsrats
Schwabe, Ehrenmitgliedes des Vereins, von der Handels-
kammer zu Essen in bergbaulichen und gewerblichen Kreisen
gesammelte Geldbetrag ist durch eine Bewilligung des
Preufsischen Ministers der öffentlichen Arbeiten verdoppelt
worden. Zur Bewerbung werden nur‘ Angehörige des
Deutschen Reiches zugelassen. Die Abhandlungen über die
beiden ersten Aufgaben sind bis zum 15. Dezember 1913, die
über die dritte Aufgabe bis zum 15. Januar 1914 einzureichen.
Von den eingehenden als preiswürdig anerkannten Arbeiten
werden in der angegebenen Reihenfolge Preise von je 3500,
2500 und 6000 M für die beste, und solche von je 1000,
1000 und 2000 M für die nächstbeste in Aussicht gestellt.
Die Preise werden erteilt von der Versammlung des Ver-
eins, ihr bleibt auch eine andere Verteilung der Preise vor-
behalten. Das Preisausschreiben selbst ist von der Geschäfts-
f
eee
134 [No. 859}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. April 1913)
SS ee Se eS aS ee Eau
stelle des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin W 66,
Wilhelmstrafse 92;93, zu beziehen.
Königliches Eisenbahn-Zentralamt. Die Geschäftsräume
des Königlichen Eisenbahn-Zentralamts befinden sich vom
l. April 1913 ab in dem Hause Berlin SW 11, Hallesches
Ufer No. 35/36. Die Hauptkasse des Königlichen Eisenbahn-
Zentralamts wird von diesem Tage ab ebenfalls dort ihren
Sitz haben; sie war bisher in dem Geschäftsgebäude der
Königlichen Eisenbahndirektion, Berlin W 35, Schöneberger
Ufer 1—4, untergebracht. Der Fernsprechanschlufs des
neuen Gebäudes lautet: Berlin, Amt Nollendorf No. 1496
bis 1501.
Ueber gewerbliche Sondergerichte finden sich in einem
‚Aufsatz von Dr. Richard Fellinger in den preufsischen Jahr-
büchern, Dezemberheft 1912, (Band 150, Heft III) über das
Thema „Der deutsche Juristentag und das Privatangestellten-
recht“ sehr bemerkenswerte Aeusserungen, deren Wieder-
gabe zur Berichtigung einseitiger Urteile über den Wert
dieser Einrichtungen angezeigt erscheint. Fellinger be-
schäftigt sich mit den Verhandlungen des Juristentages über
das Angestelltenrecht — an denen er 1912 teilgenommen
hat, während er auch die von 1908 und 1910 über diesen
Gegenstand gepflogenen Verhandlungen in seine Betrach-
tungen hineinbezieht — im Sinne der wirtschaftlichen Not-
wendigkeit und Möglichkeit, sowie der Gerechtigkeit und
Billigkeit und äufsert sich über die auf diesem Juristentag
empfohlene Ausdehnung der Sondergerichtsbarkeit
weitere Kreise von Angestellten gegenüber den Phantaste-
reien der extremen Sozialreformer wie folgt:
„Ich stehe nicht auf dem grundsätzlich ablehnenden
Standpunkt Oertinanns’) gegenüber jeder Art von Sonder-
gerichtsbarkeit, vielmehr verkenne ich nicht, dafs ein mit
fachverstandigen Beisitzern besetztes Gericht für bestimmte
Verhältnisse mit Rücksicht auf die Sachkenntnis der Bei-
sitzer zuweilen besser in der Lage scin kann, Recht zu
finden, als ein reines Juristengericht. Wenn auch nicht
bestritten werden kann, dafs eigentlich kein Grund vorliegt,
Arbeiter und Handlungsgehilfen durch Gewährung solcher
Sondergerichtsbarkeit zu bevorzugen, während alle anderen
Berufsstände darauf angewiesen sind, ihre ihnen doch sicher
ebenso nahegehenden Interessen, deren Verständnis überdies
vielfach noch weit tiefergehender Studien bedarf, als das
des Arbeiter- und Angestelltenrechts, der Beurteilung
gelchrter Richter anzuvertrauen. Als höchst bedenklich
aber mufs bezeichnet werden, wie dies ja auch durch
Herrn Reichsgerichtsrat Neukamp geschehen ist, dafs die
Bestimmungen über Gewerbegerichte als „soziale Schutz-
vorschriften“ angesehen werden, und der Rüge, die Herr
Professor Oertmann solcher Verquickung von Sozialpolitik
und Rechtsprechung erteilt, mufs nachdrücklich zugestimmt
werden. Die Verkennung der Tatsache, dafs solche Ver-
quickung einen schweren Uebelstand bedeutet, trägt haupt-
sächlich die Schuld daran, dafs die Gewerbe- und Kauf-
mannsgerichte so, wie sie zur Zeit sind, als eine nach-
ahmenswerte Erscheinung unserer Rechtsprechung nicht
angesehen werden können. Die vielfach gerügte Gefahr
einseitiger Interessenvertretung, die dadurch herbeigeführt
wird, dafs nicht nur auf Arbeitnehmerseite, sondern auch
auf Arbeitgeberseite vielfach Besitzer bei den Entscheidungen
mitwirken, die durch ihre soziale Lage und ihre Geschaftsstel-
lung (als Zeitungsspediteure, Gastwirte, Zigarrenhändler und
sonstige Ladeninhaber in Arbeitervierteln) der Arbeiterschaft
vrel näher stehen, als der Unternehmerschaft, läfst schon
allein Bedenken an der Zweckdienlichkeit solcher Arbeits-
gerichte auftauchen. Und die Gefahr ist umso gröfser, als
bekanntlich der weitaus gröfste Teil der vor das Gewerbe-
gericht kommenden. Prozesse um Streitgegenstände von
geringem materiellen Wert geführt wird, eine Berufung
gegen Urteile der Gewerbegerichte aber nur bei einem
Streitwert von mehr als 100 M zulässig ist, andererseits die
*) Professor Oertmann hatte sich als Mitberichterstatter gegen
jede Art von Sondergerichtsbarkcit ausgesprochen.
auf
|
t
1
Verbindung mehrerer Klagen zu einem gemeinsamen Streit-
wert von mehr als 100 M durch Erlafs von Teilurteilen
durch den Gerichtshof selbst fast immer vereitelt werden
kann, sodafs die Gewerbegerichte in vielen sehr wesentlich
das Arbeitsverhältnis betreffenden Angelegenheiten als erste
und letzte Instanz urteilen und eine Art Diktatur in bezug
auf die Arbeitsverhältnisse in den Betrieben eines Gewerbe-
gerichtsbezirks ausüben können. Das Gefährliche, das in
dem Mangel der Berufungsfähigkeit der meisten Sonder-
gerichtsurteile liegt, läfst sich ermessen, wenn man bedenkt,
dafs es, wie oben erwähnt, u. a. Spruchpraxis einer gröfsern
Anzahl von Gewerbegerichten geworden ist, die §§ 273 und
394 B. G. B. so zu interpretieren, dafs mit der Aufrechnung
auch die Zurückbehaltung von Lohn bei Schadenersatz-
forderungen als verboten anzusehen ist, und dafs es ferner
eine immer mehr um sich greifende Gepflogenheit der
Gewerbegerichte ist, gesetzlich zulässige Bestimmungen des
Arbeitsvertrages, die nirgends verboten, aber dem Arbeiter
unbequem sind, als gegen die guten Sitten verstofsend und
daher gemäfs $ 138 B. G. B. nichtig zu erklären. Ein
weiterer Uebelstand besteht darin, dafs die Vorsitzenden
von Gewerbegerichten nicht unbedingt Juristen zu sein
brauchen, was schon zur Folge hatte, dafs in einer von
einem Nichtjuristen als Vorsitzenden geleiteten Gewerbe-
gerichtsverhandlung ein Urteil gefällt wurde, welches unzwei-
felhaft feststehenden gesetzlichen Bestimmungen schnurstracks
widersprach, weil offenbar weder die Beisitzer noch auch
der Vorsitzende die einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen
kannten. Aber auch da, wo die Vorsitzenden Juristen sind,
ist ihre Stellung wohl in der überwiegenden Zahl der Fälle
nicht eine solche wie sie für einen Richter gefordert werden
mufs. Wie Gewerbegerichtsdirektor Dr. Prenner berichtet,
werden die meisten Vorsitzenden von Gewerbegerichten,
da ja bekamntlich die Gewerbegerichte von den Städten
errichtet werden, durch kommunale Verwaltungskörper
gewählt, und zwar vielfach nur von Jahr zu Jahr. Eine
solche Abhängigkeit von den Persönlichkeiten, die in diesen
Körperschaften sitzen oder auf sie Einflufs haben und die
gleichzeitig zu den Arbeitgebern und Arbeitnehmern gehören,
die vor dem Gewerbegericht als Parteien erscheinen, mufs
den Vorsitzenden eines Gewerbegerichts, der auf seine
Stellung angewiesen ist, und wenn er von lauterster
Gesinnung ist, ja, gerade bei dem Vorhandensein lauterster
Gesinnung, häufig in schwere Bedrängnis bringen.
Wenn auch die zuletzt genannten Uebelstande durch
eine Aenderung der Gesetzgebung beseitigt werden können,
und wenn namentlich die Einführung des Rechtsmittels der
Berufung gegen sämtliche Urteile der Sondergerichtshöfe
viele Bedenken beseitigen würde, so bleibt doch die eine
grofse Frage bestehen, ob die von den Sozialreformern und
den übrigen Verehrern der Gewerbe- und Kaufmannsgerichte
so hoch gepriesene angebliche Parität bei der Zusammen-
setzung der Beisitzerschaft überhaupt wirklich vorhanden
ist und durch irgend welche Mittel gewährleistet werden
kann. Nach den gemachten Erfahrungen ist sie jedenfalls
in vielen Fällen nicht vorhanden. Denn wenn auch die
Tatsache, dafs in vielen Gewerbegerichten auf Arbeitgeberseite
zahlreiche Vertreter der Sozialdemokratie sitzen, deren
Interesse, bei allen ehrlichen Bestreben, unparteiisch zu
richten, naturgemäfs viel mehr auf Seiten der Arbeiter als
der Arbeitgeber liegt, vor allen darin ihren Grund hat, dafs
unter den bürgerlichen Arbeitgebern eine wahrhaft sträfliche
Gleichgültigkeit gegenüber ihrer Pflicht zur Ausübung ihres
Wahlrechts zu beobachten ist, so bleibt doch die Tatsache
bestehen, dafs auch selbst 'dann, wenn die bürgerlichen
Arbeitgeber Mann für Mann bei den Beisitzerwahlen zu den
Gewerbegerichten mitwählen würden, dennoch eine der
Menge der sozialdemokratischen Arbeitgeberwähler ent-
sprechende Zahl von diesen letzteren auf Arbeitgeberseite
als Beisitzer zu den Gewerbegerichten gewählt werden
würde, und es fragt sich, ob nicht dieser Umstand, der die
behauptete Parität tatsächlich illusorisch macht, genügen
(1. April 1913)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
INo. 859] 135
mufs, um Gerichte mit einer Zusammensetzung der Beisitzer-
schaft nach dem Vorbild der Gewerbegerichte als der
Rechtssicherheit abträglich zu kennzeichnen und ihre
Ablehnung zu rechtfertigen. Auf jeden Fall kann die
Industrie nach den Erfahrungen, die sie mit Gewerbe- und
Kaufmannsgerichten bisher gemacht hat, einer weiteren
Ausdehnung der Sondergerichtsbarkeit unter keinen Um-
ständen zustimmen, solange nicht diejenigen Voraussetzungen
erfüllt sind, welche die Rechtssicherheit gewährleisten, die
in einem Kulturstaat verlangt werden mufs.“
Abdampf- und Zwischendampfverwertung. Eine neue
Drucksache der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A. G.
behandelt unter obigem Titel in eingehender Weise das
wichtige Gebiet der Verwertung des Abdampfes und
Zwischendampfes von Dampfkraftanlagen zu Kraft- und
Heizzwecken. Nach einer kurzen Darlegung der allge-
meinen Gesichtspunkte werden zunächst die Abdampf-
kraftanlagen besprochen, bei welchen der Abdampf von
Auspuffmaschinen in Abdampfturbinen oder Zweidruck-
turbinen zur weiteren Krafterzeugung wirtschaftlich ver-
wertet wird. Ausführung und Wirtschaftlichkeit derartiger
Anlagen, die bekanntlich namentlich für Hüttenwerke, Stahl-
werke und Kohlenzechen von Bedeutung sind, werden
besprochen und ausgeführte Anlagen im Bild gezeigt. Der
folgende, erheblich umfangreichere Teil der Drucksache
handelt von den vereinigten Kraftheizungsanlagen,
die neuerdings zu grofser wirtschaftlicher Bedeutung gelangt
sind und der Dampfmaschine im Wettbewerb mit anderen
Kraftmaschinen in vielen Fällen durch die äufserst günstige
Ausnützung der zugeführten Gesamtwärme zum Siege ver-
helfen. Wirkungsweise und Wirtschaftlichkeit der Zwischen-
dampfentnahme bei Kolbendampfmaschinen und Dampftur-
binen werden anhand rechnerischer Beispiele eingehend
untersucht und die mit ausgeführten Anlagen erzielten
Ersparnisse durch Untersuchungsergebnisse nachgewiesen.
Der Verwendungsbereich derartiger Anlagen erstreckt sich
bekanntlich auf alle Betriebe, in denen gleichzeitig Kraft
und Wärme gebraucht werden; es konımen deshalb nament-
lich Brauereien, chemische Fabriken, Farbenfabriken, Papier-
und Zellstoffabriken, Zucker- und Stärkefabriken, Oelfabriken,
Soda- und Kaliwerke, Pulverfabriken, ferner die gesamte
Textilindustrie einschliefslich Färbereien, Wäschereien und
Bleichereien, Braunkohlenbrikettwerke, Ziegeleien, ver-
schiedene Zweige der Nahrungsmittelindustrie und schliefs-
lich Hotels, Geschäftshäuser, Badeanstalten, Krankenhäuser,
Schlachthofanlagen und Anlagen ähnlicher Art hierfür in
Frage. Von ähnlicher Bedeutung sind Gegendruckmaschinen,
die vor allem als Gegendruckturbinen in letzter Zeit Ver-
breitung gefunden haben. Die verschiedenen Regelungsvor-
richtungen, die für einen sicheren Betrieb und eine störungs-
freie Dampfentnahme erforderlich sind, werden anhand
klarer, schematischer Zeichnungen erläutert und die Aus-
führungsarten der M. A. N. in Schnittzeichnungen und
Bildern ausgeführter Anlagen gezeigt.
Die 36 Seiten mit 36 Abbildungen umfassende Druck-
sache gewährt einen Ueberblick über die vielseitigen Mög-
lichkeiten wirtschaftlicher Dampfverwertung, die eines der
wichtigsten Gebiete moderner Kraft- und Wärmewirtschaft
bildet.
Unlauterer Wettbewerb. Welche cigenartigen Formen
der unlautere Wettbewerb annehmen kann, zeigte eine
Verhandlung, die vor einigen Tagen auch das Reichsgericht
beschäftigte. Die Internationale Prefsluft- und Elektrizitäts-
Gesellschaft m. b. H. zu Berlin hatte einen fingierten, angeb-
lich ihr durch Versehen zugegangenen Brief vervielfältigen
und ihn der Kundschaft zeigen lassen, um dadurch ihre
Konkurrenz, die Pokorny u. Wittekind Maschinenbau A.-G.
zu Frankfurt a. M. unlauterer Handlungen zu verdächtigen.
Sie ging sogar so weit, auf Grund dieses Briefes Klage
gegen die Pokorny u. Wittekind Maschinenbau A.-G. ein-
zureichen. Aber sowohl das Landgericht, wie das Ober-
landesgericht entschieden auf Abweisung der Klage, da der
Beweis, dafs der betreffende Brief von der Internationalen
Prefsluft- und Elektrizitäts-Gesellschaft m. b. H. herrühre
oder doch veranlafst sei, als geführt erachtet wurde. Das
Reichsgericht hat die von der Internationalen Prefsluft- und
Elektrizitäts-Gesellschaft m. b. H. gegen diese Entscheidung
eingeleitete Revision verworfen.
(Nach „Frankfurter Zeitung.“)
Flugzeug-Unternehmen der Gothaer Waggonfabrik. Seit
Anfang Februar d. J. ist in Gotha ein neues Flugzeug-Unter-
nehmen entstanden. Die Gothaer Waggonfabrik A.-G., die
1200 Arbeiter beschäftigt und grofse Fabrikräume und
Montagehallen besitzt, hat den Bau von Flugzeugen ver-
schiedenster Konstruktion in gröfserem Stile aufgenommen.
Die Fabrik ist mit zahlreichen Spezialmaschinen aller Art
ausgestattet und hat für die Konstruktion sowie den Bau
der Flugzeuge eine Anzahl der bewährtesten und bekann-
testen Konstrukteure und Monteure angestellt.
Gleichzeitig wird von dem Unternehmen die „Herzog
Karl Eduard-Fliegerschule“ betrieben, in der sowohl Privat-
wie auch Offizier-Fliegerschüler durch erprobte Fluglehrer
in kürzester Zeit vollendete Ausbildung erhalten.
Der auf dem Boxberg bei Gotha befindliche Rennplatz,
der sich schon in seiner bisherigen Gestaltung vorzüglich
als Flugplatz eignete und auf dem im vergangenen Jahre
mit glänzendem Erfolge ein dreitägiges Acroplan- Turnier
abgehalten wurde, wird in seiner ganzen Ausdehnung als
Flugplatz hergerichtet, sodafs dann in Gotha mit dem am
Luftschiffhafen befindlichen Gelände 2 Flugplätze zur Ver-
fügung stehen. Aufserdem werden auf dem Boxberge die
Wirtschaftsräume erheblich erweitert, während Unterkunfts-
häuser im Thüringer Baustil für eine gröfsere Anzahl Flug-
schüler errichtet werden. Nach Ausführung dieser Bau-
lichkeiten dürfte dann der Flugplatz Boxberg nicht nur einer
der besten, sondern auch der landschaftlich mit am schön-
sten gelegene sein, da von demselben ein herrlicher Aus-
blick auf den Thüringer Wald geboten wird, und da der
Boxberg bisher schon ein beliebter Ausflugsort gewesen ist.
Es ist erfreulich, dafs Gotha, welches von jeher in der
Geschichte des Luftfahrwesens eine hervorragende Stellung
eingenommen hat — wurde doch daselbst die erste Luft-
schiffhalle in Deutschland aus privaten Mitteln errichtet —
auch weiterhin auf dem begonnenen Wege in so umfang-
reicher Weise fortschreitet.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Abgelöst: von seinem Kommando bei der Tsingtauer
Werft der Marine-Schiffbaumeister Wendenburg; er ist zum
l. April 1913 zur Kaiserl. Werft Wilhelmshaven versetzt;
von seinem Kommando zum Reichs-Marineamt der
Marine-Maschinenbaumeister Peters; er ist zum 1. April 1913
nach Tsingtau versetzt und der dortigen Werft überwiesen.
Versetzt: der Postbaurat Sucksdorff von Danzig nach
Strafsburg i. Els. und der Postbauinspektor Bertram von
Leipzig nach Danzig;
der Marine-Schiffbaumeister Dröseler zum 1. April 1913
von der Kaiserl. Werft Kiel zur Kaiserl. Werft Danzig.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem Baurat
Krieg, Vorstand des Militärbauamts Bromberg, beim Aus-
scheiden aus dem Dienst.
Versetzt: die Regierungsbaumeister Gallwitz, Bau-
leitender in Potsdam, unter Kommandierung als techn. Hilfs-
arbeiter in die Bauabt. des Kriegsminist. zur Intendantur
der militärischen Institute nach Berlin, und Krause, techn.
Hilfsarbeiter der Intendantur der militärischen Institute, in
gleicher Eigenschaft zur Intendantur des Ill. Armeekorps.
Militärbauverwaltung Bayern.
Versetzt: in etatmäfsiger Weise die Intendantur- und
Bauassessoren Rudolf Perignon, von der Intendantur des
136 (No. 859]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. April 1913] `
II. Armeekorps als Vorstand zur Bauleitung „Militär-Neu-
bauten Kaiserslautern“ unter Verleihung des Titels eines
Militar-Bauamtmanns und Theodor Staudt, Vorstand der
Bauleitung „Militär-Neubauten Erlangen“, als Vorstand zur
Bauleitung „Militär-Neubauten Amberg“.
Preufsen.
Ernannt: zum Wirkl. Geh. Oberregierungsrat und
Ministerialdirektor im Minist. der öffentl. Arbeiten der
Präsident der Kgl. Eisenbahndirektion in Altona Gustav
Franke und zum Präsidenten der Kgl. Eisenbahndirektion
in Altona der Geh. Oberregierungsrat und Vortragende Rat
im Minist. der öffentl. Arbeiten Joseph Pape;
zu Regierungsbaumeistern die Regierungsbauführer
Arthur Steinhauer aus Kastellaun, Kreis Simmern (Eisenbahn-
baufach), Max Rendschmidt aus Berlin, Albrecht Schmidt
aus Magdeburg und Johannes Huntemüller aus Berlin (Hoch-
baufach). |
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat den Regie-
rungs- und Bauräten Georg Simon in Hannover, Johannes
Eggers in Aschersleben, Schlonski in Soldin, Jeran und
Albert Wehner in Berlin, Paul Krause in Eberswalde und
Patrunky in Berlin sowie dem Eisenbahndirektor Gelbcke
in Limburg a. d. L.;
der Charakter als Geh. Regierungsrat den etatmäfsigen
Professoren an der Techn. Hochschule in Hannover Lud-
wig Troske und Dr. Wilhelm Hefs;
die etatmäfsige Stelle eines Regierungsbaumeisters bei
der Staatseisenbahnverwaltung dem Regierungsbaumeister
des Eisenbahnbaufaches Max Schulze in Berlin (Eisenbahn-
Zentralamt).
Einberufen: zur Beschäftigung im Staatseisenbahn-
dienste der Regierungsbaumeister des Maschinenbaufaches
Wachsmuth beim Eisenbahn-Zentralamt in Berlin und die
Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches Blanck bei
der Eisenbahndirektion in Hannover und Rempp bei der
Eisenbahndirektion in Münster.
Ueberwiesen: der Regierungsbaumeister des Wasser-
und Strafsenbaufaches Walter Gortzitza aus Graudenz dem
Meliorationsbauamt in Münster i. W.
Beauftragt: der Oberregierungsrat Paul Grunow,
Mitglied des Eisenbahn-Zentralamts in Berlin, mit der Wahr-
nehmung der Geschäfte eines Referenten bei den Eisenbahn-
abt. des Minist. der öffentl. Arbeiten.
Bestätigt: infolge der von der Stadtverordnetenver-
sammlung in Bonn getroffenen Wahl der bisherige Stadt-
baurat Richard Piehl als besoldeter Beigeordneter der Stadt
Bonn für die gesetzliche Amtsdauer von zwölf Jahren.
Versetzt: die Bauräte Kopplin von Halle a. d. S. als
Vorstand des Wasserbauamts in Tapiau und Hildebrandt
von Koblenz als Vorstand des Wasserbauamts in Halle a. d. S
der Wasserbauinspektor Kaufnicht von Tapiau als Vorstand
des Wasserbauamts Koblenz (im Geschäftsbereich der Rhein-
strombauverwaltung) und der Regierungsbaumeister Blell
von Wittstock a. d. D. als Vorstand des Polizeibauamts in
Potsdam;
die Regierungsbaumeister des Hochbaufaches Röhr von
Safsnitz nach Königsberg i. Pr. und Palaschewski von Breslau
nach Berlin sowie der Regierungsbaumeister des Eisenbahn-
baufaches Ehlers von Elmshorn zur Eisenbahndirektion
nach Altona.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Regierungsbaumeister des Hochbau-
faches Tigges in Mayen.
Bayern.
Befördert: in etatmäfsiger Weise zum Ministerialrat
aufser dem Stande bei der Obersten Baubehörde im Kgl.
Staatsminist. des Innern der mit dem Titel und Range eines
Kgl. Ministerialrats ausgestattete Oberregierungsrat bei der
Obersten Baubehörde im Kgl. Staatsminist. des Innern
Max Mayr.
_
Bestätigt: die Wahl des Kgl. o. Professors Kgl. Geh.
Rats Dr. Walter v. Dyck als Vorstand der Allgemeinen
Abt. der Techn. Hochschule in München für den Rest des
Studienjahres 1912/13.
Sachsen.
Abgeordnet: der Regierungsbaumeister Dr.-Ing. Wilde
beim Landbauamt Dresden Il als Bausachverständiger zur
Amtshauptmannschaft Auerbach.
Versetzt: im Bereiche der Staatseisenbahnverwaltung
der Baurat K. P. Lehmann von der Betriebsdirektion Leipzig II
als Vorstand zum Oberbaubureau (Dresden) und der Baurat
K. H. Reinhold vom Oberbaubureau (Dresden) zur Betriebs-
direktion Leipzig II.
Württemberg.
In denerbetenen Ruhestand versetzt: der Baurat
Clausnizer, Vorstand der Eisenbahn-Bauinspektion Ludwigs-
burg, unter Verleihung des Titels und Ranges eines Ober-
baurats und der Baurat Weigelin, Vorstand der Eisenbahn-
Bauinspektion Böblingen.
Baden.
Versetzt: der Bauingenier Adolf Margstein, in Mos-
bach zur Wasser- und Strafsenbauinspektion Karlsruhe.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: der Vor-
stand der Maschineninspektion Freiburg Baurat Oskar
Schönfeld.
Gestorben: Baurat Professor Johann Merzenich, früher
Bauinspektor bei den Königlichen Museen in Berlin, der
Beirat in städtebaulichen Angelegenheiten des Zweckver-
bandes Grofs Berlin Reinhold Kiehl, aufserordentliches Mit-
glied der Königlichen Akademie des Bauwesens, früher Stadt-
baurat in Neukölln, Regierungsbaumeister Michaelsen in
Frankfurt a. Main, techn. Hilfsarbeiter der Intendantur des
XVII. Armeekorps, Regierungsdirektor Eugen Mahla, früher
Vorstand der Maschinentechn. Abteilung der Generaldirektion
der Staatseisenbahnen in München, in Feldafing, Grofsherzog-
lich hessischer Geh. Baurat Ferdinand Becker, früher Ma-
schineningenieur der Main-Neckar-Eisenbahn in Darmstadt
und der Professor für Architektur an der Kunstgewerbe-
. schule in Dresden Alexander Hohrath.
Jüngerer Reglerun¢shaumelster
des Maschinenbaufaches wird von Lokomotiv-
fabrik Norddeutschlands für das technische
Bureau gesucht. Schriftgewandte und sprach-
kundige Herren wollen ihre Bewerbung unter Bei-
fügung eines Lebenslaufes mit Angabe der Gehalts-
ansprüche unter E. B. Z. 8 an die Exp. d. Bl. richten.
Für Eisenbahn-Werkstätten.
4 Stück tadeilose Lokomotiv-Hebe-
böcke von je 20 t Tragfähigkeit, jeder ausge-
rüstet mit einem 3,5 PS-Drehstrommotor mit Kurz-
schlufsanker für 500 Volt Drehstrom von 50 Peri-
oden, direkt ohne Anlasser einschaltbar, Hubge-
schwindigkeit 100 Millimeter pro Minute, ganze
Hubhöhe 2 m, ferner 2 Traversen dazu für je
30 t Tragfähigkeit wegen Neueinrichtung unserer
Lokomotivbauwerkstatt preiswert zu verkaufen.
Besichtigung erbeten.
Vulcan - Werke
Hamburg und Stettin Actiengesellschaft
Stettiner O00000000090€ |
Verlag F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlia — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
Ganze Reihe No. 860
Berlin, 15. April 1913
Band 72 Heft 8
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BEI WIEDERHOLUNGEN ERMÄSSIGUNG
INGENIEURE
FÜR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts - Verzeichnis.
Die auf der internationalen Industrie- und Gewerbeausstellung Seite
Turin 191 gezeigten Eisenbahnwagen. Vortrag. gehalten im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 16. April 1912 vom Re-
gierungsbaumeister Neubert, Berlin (Erweitert). (Mu Abb. u. 2 Tafeln) 137
Harthölzer für den Eisenbahnwagenbau. (Eine wissenschaftliche
Studie). Vortrag. gehalten im Verein Deutscher Maschinen- Ingenieure
am 21. Januar 1913 von Dr. Weiskopf, Direktor der Hannoverschen
Waggonfabrik A.-G. in Hannover-Linden. (Mit Abb.) (Schlufs). . . 142
Die Abwasserpumpstation der Dresdner ED iee ions dming.
von Dipl.-3Jng. F. v. Hammel. (Mit Abb.) /Schlufs) . . 150
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure. Versammlung am 18. März
1913, Vortrag des Regierungsbaumeisters FE. Schwartzkopff über:
„Hochspannungsanlagen von mehr als 100 000 Volt in den Vereinigten
Staaten von Amerika“ . 152
Bemerkungen über Personen- Beförderung ‘innerhalb der Stadt
in den iat Staaten al en GS o 152
Verschiedenes. . . 151
Einfuhrungspatente in Aprehimien, — Merciay Deutscher Gickereifäch-
leute. — Deutschlandreise der amerikanischen Ingenieure. — The Iron
and Steel Institute. —- Pramnerung nutzlicher Erfindungen.
Personal-Nachrichten.
Anlage: Literaturblatt.
Die auf der internationalen Industrie- und Gewerbeausstellung Turin 1911
gezeigten Eisenbahnwagen
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 16. April 1912
vom Regierungsbaumeister Neubert-Berlin.
(Erweitert)
(Hierzu Tafel 1 und 2 sowie 87 Abbildungen)
Die in Turin ausgestellten Eisenbahnwagen waren
ebenso wie die Lokomotiven in der grofsen Eisenbahn-
halle untergebracht und nach den einzelnen Ländern
geordnet. Die Wagen waren übersichtlich aufgestellt
und konnten in den geräumigen und hellen Hallen gut
besichtigt werden. Viele Wagen waren durch Anbau
von Tritten und Bühnen dem Publikum zur Besich-
tigung der inneren Einrichtung und Ausstattung zugäng-
lich gemacht und erweckten ein nähcres Interesse der
Besucher. Man konnte dies besonders beobachten bei
den französischen Wagen, von denen einige zu einem
Zuge mit einer grofsen Schnellzugslokomotive an der
Spitze zusammengestellt waren.
Für den Fachmann bot die Ausstellung neben vielem
Bekanntem auch viel Neues Besonders die Neuerungen
bei den deutschen Wagen fanden auch bei den aufser-
deutschen Fachleuten Beachtung.
In der Ausstellung waren hauptsächlich Italien,
Frankreich und Deutschland mit Wagen aller Gattungen
vertreten.
Zuerst sollen die Personen-, Post- und Gepäck-
wagen der Eisenbahnverwaltungen dieser Länder all-
gemein und insbesondere auch die Neuerungen be-
sprochen werden, und dann die Güterwagen.
Die Personen-, Post- und Gepäckwagen Italiens.
Aufser einigen schmal- und regelspurigen Wagen
für Lokal- und Strafsenbahnen waren hauptsächlich
regelspurige Wagen der Italienischen Staatseisen-
bahn zur Schau gestellt und zwar in mehreren Fällen
W agen derselben Gattung und Ausführung, die nur von
verschiedenen italienischen Wagenbauanstalten geliefert
waren. Einige Wagen waren nicht mehr neu, sondern
schon im Betriebe gewesen. Durch diese Art der Aus-
stellung sollte wohl weniger, wie man glauben könnte,
die Güte der Arbeitsausführung gezeigt, als vielmehr
nachgewiesen werden, dafs eine Reihe von italienischen
Wagenbauanstalten in der Lage ist, die verschiedensten
Wagengattungen zu bauen. Leider wirkte die Wieder-
holung etwas ermüdend auf den Besucher.
Die Verwaltung der Italienischen Staatseisenbahn
hatte noch einige alte Wagen, die bereits dem Betriebe
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entzogen waren, ausgestellt, sodafs auch den Besuchern
die Entwicklung des Wagenparkes vorgeführt wurde.
Von den neueren italienischen Wagen ist zuerst
ein im Jahre 1909 von Piaggio & Comp.-Sestri Ponente
gelieferter vierachsiger Salonwagen zu erwähnen. Er
ist im grofsen und ganzen ähnlich wie die italienischen
D-Zugwagen gebaut und unterscheidet sich nicht wesent-
lich von den gleichen Zwecken dienenden Wagen
anderer Eisenbahnverwaltungen, besonders hinsichtlich
der inneren Einteilung und der Anordnung der Ein-
steigetüren. Abb. 1 zeigt die Aufsenansicht des Wagens.
Der Wagenkasten liegt bei
diesem auf einem be-
Vierachsiger Salonwagen der Italienischen Staatseisenbahn.
Ansicht.
sonderen eisernen Untergestell, während bei den
D-Zugwagen sonst vielfach ein besonderes Untergestell
nicht vorhanden, sondern der Wagenkasten tragend
ausgebildet ist. Um einen möglichst ruhigen Lauf des
Wagens zu erzielen, sind Ausgleichpuffer vorgesehen,
deren Wickelfedern nicht im Pufterkorb, sondern nach
Abb. 8 hinter dem Kopfstück sitzen.
Das Gerippe des Wagenkastens, der äufsere Blech-
bekleidung besitzt, ist in Holz ausgeführt. Das Dach
ist flach gewölbt und hat keinen Oberlichtaufbau.
Auf dem Dache befinden sich Luftsauger und über
den Fenstern verschliefsbare Lüftungsöffnungen. Die
Einteilung des Wageninnern geht aus Abb. 2 hervor.
Der Vorraum A, der Salon B sowie der Küchen- und
Nachdruck des Inhaltes verboten.
138 iNo. &60)
Dienerraum M am anderen Wagenende nehmen die
ganze Wagenbreite ein, während an den übrigen Ab-
teilen und den Nebenräumen, durch Wand und Türen
abgeschlossen, ein Seitengang entlang führt. Für Schlaf-
gelegenheit ist durch feste Betten und Polstersitze,
die sich als Schlaflager herrichten lassen, reichlich
Abb. 2.
EERIE
Grundrifs zu Abb. 1.
A = Vorraum, B = Salon, C = Scitengang, D = Schlafabteil,
E = Abort- und Waschraum, F Schlafabteil, G == Verbindungs-
gang, H u. I = Halbabteile, L Abort, M = Dienerraum und
Küche, N = Vorraum.
gesorgt. Bei der Innenausstattung — vergl. Abb. 3
und 4 —, die einen freundlichen Eindruck macht, ist
Domingo-Zedernholz verwandt.
Der Wagen ist in den Abmessungen des Kastens,
den geschlossenen Uebergangseinrichtungen an den
Stirnwanden sowie in den anderen wichtigen Teilen
Abb. 3 u. 4.
Vierachsiger Salonwagen der Italienischen Staatseisenbahn.
Blick in ein Schlafabteil.
zum Uebergang auf fremde Bahnen, also für den inter-
nationalen Verkehr eingerichtet und aus diesem Grunde
auch mit Westinghouse- und Hardy-Bremse und, damit
er auf einige französische Bahnen übergehen kann,
mit elektrischem Alarmsignal Bauart Kohn ausgerüstet.
Die Heizung ist nach der Bauart Heintz, die später
1
1
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GLASERS ANNA! EN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. April 1913)
behandelt werden wird, ausgeführt.
geschieht elektrisch durch Sammler.
In den Personenwagen nach den folgenden Ab-
bildungen 5—10 besitzt die Italienische Staatseisenbahn
eine besondere Gattung von Wagen, die nur noch
vereinzelt bei anderen Eisenbahnverwaltungen, so
Die Beleuchtung
Abb. 5 u. 6.
Italienische Staatseisenbahn. Vierachsiger Schnellzugwagen
1, Klasse mit Salonabteil,
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Ansicht.
I. Klasse
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Grundrifs.
B = Schlafabteil, C = Abort- und Waschraum,
D == Verbindungsgang.
I. Klasse Salon
A = Salon,
z. B. in Belgien und England, üblich ist. Es ist eine
eigenartige Vereinigung der Bauarten des Abteil-
und des D-Zugwagens. Während D-Zugwagen meist
nur Einsteigetüren an den Enden, dem Vorbauen,
haben, haben diese italienischen Wagem aufserdem
Abb. 7.
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Ansicht zu Abb. 8.
noch wie Abteilwagen Einsteigetüren zu den einzelnen
Abteilen. Dabei ist die innere Einteilung, d. h. die
Anordnung der Abteile, dieselbe wie bei D-Zugwagen
mit Mittel- oder Seitengang. Der Gang ist von
den Abteilen durch eine Wand mit Türen getrennt.
Besondere Vorteile dürfte dieseWagengattung, wenigstens
Abb. 9.
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Ansicht zu Abb. 10.
für deutsche Verhältnisse, nicht bieten. Die zahlreichen
seitlichen Türen lassen eine schnelle Besetzung und
Entleerung der Abteile, und die inneren Durchgänge
wie die Faltenbalgübergänge einen gewissen Aus-
gleich in der Besetzung im ganzen Zuge zu. Derartige
Wagen bieten nur Vorteile bei starkem Verkehr und
Nae
(15. April 1913] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN (No. 860] 139
Abb. 8.
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Italienische Staatseisenbahn. Vierachsiger Schnellzugpersonenwagen 1 /2, Klasse mit Faltenbalgübergängen,
Seitengang und Einsteigetüren in den Längswänden.
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Italienische TARRENI TE PPT er Schnellzugpersonenwagen 3. Klasse mit Faltenbalgübergängen,
Mittelgang und Einsteigetüren in den Längswänden,
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140 [No. 860]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. April 1913)
kurzem Aufenthalt auf den Stationen. Es sind dies
Fälle, die bei Fernzügen nie die Regel bilden. Die
Wagen verkehren fast ausschliefslich in den treni rapidi,
den italienischen Schnellzügen, für den internationalen
Verkehr werden sie nicht verwandt.
Ueber die Ausführung dieser Wagen ist zu be-
merken, dafs die im Gerippe aus Holz gebauten und
mit Blech bekleideten Kästen, wie bei dem vorhin be-
handelten Salonwagen, auf besonderen eisernen Unter-
gestellen ruhen. Es ist dies schon durch die Türen
in den Längswänden bedingt, da die zahlreichen Tür-
öffnungen es nicht zulassen, die Wände tragend aus-
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Italienische Staatseisenbahn.
zubilden. Die Untergestelle mit Ausgleichpuftern, ebenso
auch die Drehgestelle, sind nach der Regelform gebaut.
Die längsten von diesen Wagen haben
eine Gesamtlänge von 18,48 m
einen Drehzapfenabstand von AN
eine Kastenbreite von FA o a ae
Der Ueberhang ist so bemessen, dafs nicht wie bei
D-Zugwagen die Wagenenden in der Breite eingeschränkt
werden müssen. Es sind nur die Trittbretter abge-
schrägt, die vor den Einsteigetüren an den Enden liegen.
Als Beispiele für diese Wagen mögen hier die
ausgestellten Wagen 1. Klasse mit Salonabteil nach
Abb. 5 u. 6, 1./2. Klasse nach Abb. 7 u. 8 und 3. Klasse
nach Abb. 9 u. 10 erwähnt werden. Aufserdem waren
noch Wagen 1. Klasse, 2. Klasse und 1./3. Klasse der-
selben Bauart ausgestellt.
Ueber die innere Einteilung geben die abgebildeten
Grundrisse Aufklärung. Die Wagen mit Abteilen 1. und
2. Klasse haben durch Wand und Türen abgeschlossene
Seitengänge, während die Wagen 3. Klasse offene Mittel-
gänge besitzen. Bemerkenswert ist noch, dafs vielfach die
Abort- und Waschräume in der Mitte des Wagens an-
geordnet sind. In der Il. und 2. Klasse sind die Polster-
Abb. 11.
Vierachsiger vereinigter Gepäck- und Abortwagen für Schnellzüge.
Abb. 13.
Zweiachsiger vereinigter Post-
und Gepackwagen mit Faltenbalgübergängen,
Italienische Staatseisenbalın.
sitze herausziehbar und mit umwendbaren Kissen ver-
sehen, die auf der einen Seite mit Plüsch, auf der anderen
mit einem Rofshaargewebe überzogen sind. Für das
(15. April 1913] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN (No. 860] 141
Leistenwerk ist vielfach siamesisches Teak-Holz ver-
wandt worden. Die Abteile 3. Klasse haben Latten-
sitzbänke und zwischen den Bänken auf dem Fufsboden
einen Lattenbelag. Die Fenster aller Klassen sind mit
Rollvorhängen Bauart Laycock versehen. Luftsauger
auf dem Dach, das keinen Oberlichtaufbau hat, und
Lüftungsschieber über den Fenstern dienen zur Lüftung.
Die Wagen besitzen Westinghouse-Bremse, die
bereits erwähnte Heintz-Heizung und elektrische
Beleuchtung. In den Abteilen I. und 2. Klasse sind
meist Leselampen über den Sitzplätzen angebracht.
Die ausgestellten Wagen sind geliefert von den
Wagenbauanstalten Piaggio & Comp.-Sestri Ponente,
Società Nacionale delle Officine Savigliano- Turin, Società
Anonima delle Officine Meccanische-Mailand, Societa
Italiana Ernesto Breda-Mailand, Officine Napoletane per
Materiale Ferroviario e ‘Tramviario-Neapel.
Die Italienische Staatseisenbahn hatte ferner einen
vierachsigen vereinigten Gepäck- und Abortwagen für
Schnellzüge ausgestellt — vergl. Abb. 11 und 12 —.
Diese Wagen haben den Zweck, den Reisenden reichlich
Gelegenheit zum Waschen zu geben, da die Zahl der
Abort- und Waschräume in den Personenwagen sehr
beschränkt ist und nicht immer für die Reisenden
ausreicht. Der Wagen ist durch Uebergangsbrücke und
Faltenbalg mit den übrigen Wagen des Zuges ver-
Abb. 14.
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Zweiachsiges Drehgestell fir Schnellzugwagen nach der Regelform der Italienischen Staatseisenbahn.
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142 [No. 860}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. April 1913]
bunden. Der Teil des Wagens mit den Abort- und
Waschräumen besitzt einen Mittelgang, an dem beider-
seits die Abort- und Waschräume liegen, die mit kaltem
und warmen Wasser versorgt werden. Derartige Wagen
müssen bei den Reisenden Anklang gefunden haben, da
die genannte Verwaltung bereits 20 Stück im Betriebe hat.
Aufser diesen Wagen waren noch zwei- und vier-
achsige vereinigte Post- und Gepäckwagen und vier-,
drei- und zweiachsige Postwagen ausgestellt, die nach
der italienischen Regelform gebaut waren und beachtens-
werte Sonderheiten nicht aufwiesen. Abb. 13 zeigt
einen zweiachsigen vereinigten Post- und Gepäckwagen
mit Faltenbalg-Uebergängen an den Stirnwänden.
Die Drehgestelle für die Personenwagen der Italie-
nischen Staatseisenbahn sind einheitlich nach einer
Regelform gebaut — vergl. Abb. 14. Der Radstand
beträgt 2,44 m. Zu dem Drehgestellrahmen sind
Prefsbleche verwandt, die zusammengenietet sind. Die
Tragfedern sind Blattfedern, die auf den Achsbuchsen
aufliegen und an ihren Enden eine dritte Federung
besitzen wie die preufsischen Drehgestelle alter Bauart.
Zu der dritten Federung sind zylindrische Schrauben-
federn mit rechteckigem Drahtquerschnitt verwandt. Die
Wiege ist im allgemeinen wie üblich gebaut. Der obere
Wiegebalken besteht aus einem [ ]-förmig geprefsten
Blech und besitzt an den Enden Futterstücke aus Holz.
Anschläge oder Puffer zur Begrenzung des Anschlages
des oberen Wiegebalkens sind nicht vorhanden. Der
Wagenkasten ruht mit einem kugelförmigen Drehzapfen
und zwei seitlichen Gleitlagern auf jedem Drehgestell.
Das Bremsgestänge ist in der bekannten Weise mit
Ausgleichhebeln versehen. (Fortsetzung folgt.)
Harthölzer für den Eisenbahnwagenbau
(Eine wissenschaftliche Studie)
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 21. Januar 1913
von Dr. Weiskopf, Direktor der Hannoverschen Waggonfabrik A.-G. in Hannover-Linden
(Mit 29 Abbildungen)
(Schlufs von Seite 125)
Schliefslich haben wir noch ein ausgezeichnetes
Prüfungsverfahren auf die verschiedenen Holzarten an-
gewandt, indem dieselben mit einem Sandstrahl-
gebläse behandelt wurden. Das Bauingenieur-La-
boratorium der Königl. techn. Hochschule Hannover
stellte uns seine Einrichtungen zu diesen Unter-
suchungen zur Verfügung. Die Anlage, von welcher
ein Teil, nämlich der Prüfapparat selbst, auf Abb. 24
gezeigt wird, stammt von der Firma Vogel & Schemmann,
Kabel i. Westf. Das Sandstrahlgebläse wird angetrieben,
durch einen 7'/2 PS Drehstrom-Motor. Die Luft-
pressung, welche den Sand mitnimmt, beträgt 2 Atmos-
phären. Die zu untersuchenden Holzproben wurden
auf Würfel von 7X 7X 7 cm geschnitten und bei der
jedesmaligen Prüfung wurde ein Würfel mit der zu
untersuchenden Fläche an der Prüfungsstelle ein-
gespannt. Der sich bei der Prüfung entwickelnde Staub
wird durch einen Exhaustor abgesaugt, über Wasser
geleitet und dann ins Freie geführt, wobei sich die
gröberen Teile in einem in die Leitung eingeschalteten
Zentrifugal-Staubsammler absetzen. Die Zeitdauer
des Blasens ist 2 Minuten. Der Durchmesser der
Schablone wurde mit 5 cm genommen, sodafs also eine
Kreisfläche mit einem Durchmesser von 5 cm angegriffen
wird. Diese Kreisflache wird durch ein Exzenter
bewegt, sodafs eine Gleichmäfsigkeit der Angriffstellen
erzielt wird. Die untersuchten Proben der verschiedenen
Hölzer werden in der Bildergruppe 24 und 25 gezeigt.
Die Bildergruppe 25 zeigt mit Sandstrahl behandelte
Stirnflächen und 26 die mit Sandstrahl behandelten
Seitenflächen. Die auf den einzelnen Flächen sich
markierenden tieferen Linien sind immer dadurch ge-
bildet, dafs die Holzmasse des Frühjahrswuchses
infolge der geringeren Widerstandsfähigkeit durch den
Sandstrahl mehr entfernt ist. Die erhabener liegenden
Streifen stellen die Masse des Spätjahrwuchses dar.
Die Tabelle 7 gibt eine Zusammenstellung der er-
mittelten Werte bei dem Prüfungsverfahren mit Sand-
strahlgeblase. Es sind besonders zu beachten die
Rubriken
„Verlust pro qm Stirnfläche in Gramm“
„entspricht einer Tiefe von mm“
„Verlust pro qm Seitenfläche in Gramm“
„entspricht einer Tiefe von mm“.
Der Vergleich dieser Zahlen mit den verschiedenen
Holzarten zeigt das Verhältnis der Abnutzung zueinander.
Es läfst sich daraus also auf die Härte des Materials
schliefsen. Für den Waggonbau dürfte diese Unter-
suchung von besonderer Bedeutung sein bei Güter-
wagen, deren Fufsboden oft starker Abnutzung
ausgesetzt ist.
Hiermit bin ich am Schlusse des technischen Teiles
und ich will nicht unterlassen, Herrn Ingenieur Pifrement,
welcher mich bei den Untersuchungen in reichem Mafse
unterstützte, auch an dieser Stelle für seine Hilfe ganz
besonders zu danken,
Durch diese wissenschaftlichen Versuche glaube
ich einen Weg gezeigt zu haben, auf dem man in der
Lage ist, ohne subjektives Urteil, sich darüber zu ver-
gewissern, ob gewisse Holzarten für die Zwecke des
(15. April 1913)
öffentlichen Baudienstes sich eignen, und dafs es sich
ermöglichen läfst, Bedingungen für die Untersuchung
der Hölzer zu schaffen, die eindeutig sind und dem
Holze als Naturprodukt Rechnung tragen. Ich weise
hier auf das Protokoll über die Verhandlungen
des XVII. Verbandstages des Zentralverbandes von
Vereinen deutscher Holzinteressenten zu Freiburg i. B.
am 13., 14. und 15. September 1912
hin, in dem auf Seite 79 von Herrn
Heinrich Hertzer, Freiburg i. B.
folgendes ausgeführt wird:
„Die öffentlichen Behörden aber
begnügen sich nicht damit, das zu
fordern, was nach einer bestimmten,
auf der natürlichen Produktion be-
ruhenden Handelsübung beansprucht
werden kann und geliefert werden
mufs. Was liest man da nicht alles
in den allgemeinen und besonderen
Bedingungen, die für die Lieferungen
an die Eisenbahnen, Wasserbau-
behörden und sonstigen Verwal-
ti
an die Gruben, Schiffswerften, Marine-
ämter, Artilleriewerkstätten usw.
mafsgebend sein sollen. Ein jeder
Holzlieferant, der je mit öffentlichen
Behörden zu tun hatte, kennt die
Schlagwörter, von denen die Be-
dingnishefte wimmeln, wie „astrein“,
„nicht windschief“, „nicht über-
spänig“, „nicht gekrümmt“, „nicht
gedreht“, „nicht knöpfig“, „nicht
eisrissig“, „feinjährig“, „geradfase-
rig“, „zäh“, „fest“, „ohne Kern-
röhre“ und so fort. Diese Blüten-
lese ist nur aus wenigen Bedingungs-
heften zusammengestellt, wollte man
alles sammeln, was sich in all den
Bedingungen der Aemter, der Direk-
tionen, Inspektionen, Bauabteilungen
des deutschen Vaterlandes an
schmückenden Beiwörtern für die
Holzerzeugnisse befindet, so könnte
man damit ein besonderes, und zwar
sehr reichhaltiges Lexikon anfüllen.“
Ohne mich mit diesen Ausfüh-
rungen zu identifizieren, glaube ich,
dafs sich die Bedingungen nach der
Richtung hin ändern lassen könnten,
dafs man an Stelle von Worten
und Begriffen eine wissenschaftliche
Grundlage einführt, die zu objektiven
Schlüssen führt.
Herr Königl. Oberforstmeister
Prof. Fricke, Hann.- Minden sagt
in seinem Referat auf demselben Ver-
bandstag: , Was kann die Forstwirt-
schaft tun, um den Anforderungen
der Holzindustrie und den an sie
von den öffentlichen Behörden ge-
stellten Ansprüchen gerecht zu
werden ?“:
„Die Eigenschaften eines idealen
Holzes sind: Astreinheit, Gerad-
wüchsigkeit, Vollholzigkeit, Gesund-
heit, ein hoher Grad von Elastizität,
Zähigkeit, zuweilen auch Spaltbarkeit,
ferner leichte Bearbeitbarkeit, geringe
Veränderlichkeit, gutes Aussehen, Glanz, Textur, Farbe.
— Eine völlige Astreinheit besitzt kein gröfseres Stück
Holz. An den Aesten sitzen die Nadeln, bezw. Blätter,
daher kann ein Wachstum der Bäume ohne Aeste nicht
erfolgen. Je geringer der Boden ist, um so geringer
sind die Höhentriebe, um so näher müssen die Aeste
sitzen. Die gröfste Entfernung der Aeste wird bei den
Nadelhölzern angetroffen, aber auch bei diesen kann
die Entfernung nicht gröfser sein als die Länge der
Höhentriebe, also nicht gröfser als etwa 50 bis 60 cm.
tungen des öffentlichen Baudienstes, A eg
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Bongosi.
Japanische Eiche.
Bongosi.
Japanische Eiche.
INo. 860} 143
Nun sterben aber die Aeste im jugendlichen Alter der
Bäume infolge der Seitenbeschattung durch Nachbar-
stämme schon früh ab, ohne vorher gröfsere Stärke
erreicht zu haben. Werden diese schwachen, ab-
gestorbenen Aeste rasch vom Stamm durch Einschnürung
mittels einer Ueberwallungsschicht des lebenden Holzes
getrennt, und hat der Stamm dann noch hundert und
Abb. 25.
Jarrah. Pitchpine.
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Deutsche milde Eiche. Deutsche grobe Eiche.
Abb. 26.
Jarrah. Pitchpine.
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Deutsche milde Eiche. Deutsche grobe Eiche.
mehr Jahre Zeit, astfreie Jahrringschichten über dem
inneren, mit kleinen abgestorbenen Aestchen .durch-
setzten Holzzylinder anzusetzen, so entsteht schliefslich
ein unterer Stammteil aus vorwiegend astreinem Holz,
aber einen ganz astreinen Stamm von mehr als 40 bis
50 cm Länge zu erziehen, ist eine Unmöglichkeit. Je
älter und je gröfser, stärker der Stamm wird, um so
gröfser mufs auch seine Krone sein, wenn das Wachstum
nicht stocken soll. Die gröfsere Krone wird von
stärkeren und längeren Aesten gebildet. Der stärkere
SEEN Google
144 [No. 860] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [15. April 1913}
a nl ee
Tabelle 7.
Prüfung von Holzwürfeln auf Abnutzung unter dem Sandstrahlgebläse.
Luftpressung 2 at.
Durchmesser der Schablone 5 cm. Zeitdauer des Blasens 2 Min.
Gewicht Gewicht Verlust
: Gewichts- | Gewichts- | Verlust | entspricht entspricht
Bezeich- Raum- | Anfangs- ace nac : az pro qm ;
verlust ro qm einer ise
Holzart Blasung Blasung verst ; P q p Seiten- siner
nung gewicht | gewicht der der Seiten- | der Stirn- [der Seiten- | Stirnfläche| Tiefe von} fläche | Tiefe von
S . ä oe = ee }
Stirnflache| fläche fläche fläche Ciam a as "O
I. | 1,10 393,50 393,26 392,60 0,24 0,66 122,3 0,11 336,4 0,30
I. Bongosi 1,10 394,63 394,43 393,46 0,20 0,97 101,9 0,09 414,7 0,43
II. | 1,10 392,53 392,30 391,76 0,23 0,54 117,2 0,11 275,1 0,25
IV. 0,90 323,23 322,81 321,22 0,42 1,59 214,1 0,235 810,0 0,90
V. Jarrah 0,90 288,87 288,41 286,34 0,46 2,07 234, 0,26 109,0 1,17
VI. | 0,90 294,80 294,30 292,45 0,50 1,85 254,8 0,28 942,5 1,05
VI Japanische f| 0,83 288,83 288,13 287,01 0,70 1,12 336,9 0,43 370,5 0,69
VIH. Eiche \| 0,70 247,70 246,67 245,47 1,03 1,20 24,0 0,75 611,0 0,87
Grob a. 0,91 324,05 323,26 324,56 0,79 1,70 402,5 0,44 563,7 0,9
„ b. 0,91 309,42 308,36 307,06 1,06 1,30 540,0 0,59 662,6 0,73
Mittel a. Deutsche 0,82 287,32 286,53 285,13 0,79 1,40 402,5 0,49 7113,0 0,87
„ bt Fiche 0,82 292,78 292,31 291,14 0,47 1,17 239, 0,29 596,0 0,78
Mild a. 0,53 190,00 188,74 187,34 1,26 1,40 642,0 1,21 713,0 1,34
» b. 0,53 184,58 183,39 181,79 1,19 1,60 606,5 1,14 815,0 1,54
all Pitchpine f| 0.59 | 208,43 | 207,56 | 204,41 0,87 3,15 448,2 0,76 | 1605,0 2,72
b. I 0,59 209,76 208,89 207,94 0,87 0,95 448,2 0,76 484,3 0,82
Ast in der gröfseren Krone wird bei naturgemäfsem
weiteren Abstand der Nachbarstämme langsamer,
schwieriger unterdrückt, bezw. zum Absterben gebracht,
als die schwachen Aestchen des jungen, im Gedränge
stehenden Stammes. Das völlige Vermorschen und
Abfallen solcher langsam unterdrückten, starken Aeste,
erfordert oft viele Jahrzehnte, und da an den oberen
Stammteilen weit weniger Jahresringschichten bis zum
Abtrieb des Stammes angelegt werden als an den
unteren, so enthält das Holz über dem unteren Drittel
bis Viertel der ganzen Stammhöhe naturgemäfs zahl-
reiche Aeste von geringerem, höher hinauf von gröfserem
Durchmesser. Keine forstliche Kunst ist im-
stande, dieses Naturgesetz aufzuheben und
astreines Holz ım gewöhnlichen Sinne des
Wortes von gröfserer Länge als etwa 10 m zu
ziehen, wenn man nicht die Stärkenentwicklung
durch engsten Schlufsstand über Gebühr lange
Zeit zurückhalten, und die Stämme ein sehr
hohes Alter erreichen lassen will. Eine derartige
waldbauliche Mafsregel tut der naturgemälsen Ent-
wicklung der Stämme Gewalt an und ist mit nicht un-
erheblichem Verlust an Massenzuwachs, unter Um-
standen auch mit grofser Gefahr für die Standhaftigkeit
der Bestände verbunden, so dafs sie vom forstwirt-
schaftlichen Standpunkt aus verworfen werden mufs.
Zwar ist ein übermäfsig langes Dichthalten der Be-
stände mit Verkümmerung der Kronen zur Erziehung
eines langen, astreinen Schafts im vorigen Jahrhundert
vielerorts üblich gewesen, aber die überall zum Durch-
bruch gekommene Erkenntnis von der Unzweckmäfsigkeit
einer solchen Bestandeserziehung hat zur grundsätz-
lichen Aufgabe der Erziehung von Schäften mit fünfzehn
bis zwanzig Meter langen astreinen Stammstücken
geführt. Das mufs von dem Holzkonsum beachtet werden.
Da nur ein ganz geringer Tcil der Holzproduktion aus
astreinen starken Stammenden besteht, darf dieses wert-
vollste, nur in beschränkter Menge vorhandene Material
nur zu denjenigen Zwecken verwandt werden, welche
anderes Holz nicht gebrauchen können, wie z. B. zum
Fournieren feiner Tischlerware, Fenstern, 'Fürrahmen,
zum Waggonbau, Bootsbau u. a. Die Lieferungs-
bedingungen staatlicher Behörden für Gegenstände
minderen Gebrauchwertes müssen aus Rücksicht auf
die gewöhnliche Beschaffenheit des Naturproduktes von
der Forderung der Astreinheit Abstand nehmen.“
Der Bedarf der Waggonfabriken nach einen
guten und abnahmefähigen Holz konnte nur zum kleinen
Teil innerhalb des deutschen Reiches befriedigt werden
und auch die sonstige Nachfrage nach gutem gesunden
Eichenholz ist in den letzten Jahren immer mehr gestiegen
und wird auch künftig zweifellos noch erheblich weiter
steigen. So hat man auch schon seit einer Reihe von
Jahren mit Erfolg versucht, grofse Mengen von Eichen-
holz aus den benachbarten Ländern, besonders Rufsland
und Oesterreich-Ungarn (welches letztere Dank seiner
guten Forstpflege einen Waldbestand von 188000 qkm
erhält) und zwar speziell aus Slavonien einzuführen.
Die europäischen Bestände guter Eichen vermindern
sich immer mehr, seit Eiche für Möbel und Ausstattungen
das führende Modeholz geworden ist und auch voraus-
sichtlich für absehbare Zeit bleiben wird; denn ein Er-
satzholz, welches der Forderung der jetzt noch in Ent-
wicklung begriffenen Geschmacksrichtung nach einem
edlen heimischen Holze in gleicher Weise entsprechen
könnte, fehlt vollständig. Die Preise für gute Eichen
gehen sprungweise in die Höhe, wie jeder Fachmann
weifs; allen voran die Preise für slavonische und Spessart-
Eiche. Die öffentlichen Holzverkäufe bringen dafür
jedes Jahr höhere überraschende Erträgnisse. Es 1st
keine Seltenheit, dafs für gute Spessart-Fournier-
blöcke bis 400 und 500 M pro cbm im Walde bezahlt
werden. Die Preise für Eichen-Parkettstäbe und Fals-
dauben sind seit 2 Jahren um 50—-100 pCt. gestiegen,
obgleich für diese Artikel die kleinsten Abfälle ver-
wendet werden können.
Amerika, das während der letzten Jahrzehnte
grofse Massen Eichenholz nach Europa abgeben konnte
und für untergeordnete Zwecke mit billigeren Eichen
auszuhelfen im Stande war, sieht sich am Ende seiner
Eichenvorräte und ist genötigt, für wirklich feine Möbel
selbst Eichen zu importieren; der Prozentsatz erst-
klassiger Schnittware ist bei jeder Mühle in Amerika
sehr gering, die Vorratslisten enthalten meistens Il. u.
III. Klasse. Neue Eichengebiete können in Europa und
dessen nächster Nachbarschaft vorläufig nicht mehr er-
schlossen werden, wenigstens nicht solche, welche eine
hochklassige Qualitäts-Eiche liefern. Die russischen
Eichen genügen nur teilweise den an ein gutes Eichen-
holz zu stellenden Ansprüchen, sie sind in den meisten
Fällen zu grobjährig, zu hart und ungleichmäfsig 8°
wachsen.
(15. April 1913)
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
INo. 860] 145
Die slavonische Eiche ist an sich cine gute
Qualitats-Eiche, stammt aber im allgemeinen aus alten
überständigen gipfeldürren Waldungen, weshalb das
Holz häufig krank, rotfaul und wurmig ist.
Der Wurm ist bekanntlich der charakteristische
Fehler der slavonischen Eichenart.
Die amerikanische Eiche ist entsprechend ihren
technischen Eigenschaften nur für untergeordnete
Zwecke ausreichend und nicht als Qualitätsware zu be-
zeichnen, die höhere Ansprüche an schönes Aussehen
und gutes Verhalten während und nach der Bearbeitung
erfüllt. Einer der gröfsten Fehler des amerikanischen
Eichenholzes ist der, dafs es zu verschieden wächst,
‘also nicht gleichmäfsig alljährlich ansetzt. Infolgedessen
stehtessehr schlecht, das heifst, es verändert sich in
veränderlicher Witterung aufserordentlich, indem es
sich wirft und äufserst ungleichmälsig eintrocknet, wo-
durch sich auch gröfstenteils weite Risse bilden.
Nun ist allerdings klar, dafs auch das Eichenholz
wie jede andere Holzart innerhalb derselben nationalen
Grenzpfähle infolge der verschiedenen Bodenbeschaften-
heit aufserordentlich verschiedener Qualität sein
kann. Zu den anerkannt besten europäischen Eichen-
provenienzen gehört die slavonische und die Spessart-
eiche, nur ist bei beiden Provenienzen die Gefahr vor-
handen, dafs überständiges und infolgedessen nicht mehr
einwandfreies gesundes, wurmfreies Holz zur Ver-
arbeitung gelangt, resp. es wird die Ausnützung auf
gutes Eichenholz in starkem Mafse herabgemindert und
es läfst auch die Sicherheit in der Beurteilung der aus-
geschnittenen Stücke, ob diese noch vollständig gut
sind, zu wünschen übrig.
Im allgemeinen kann man sagen, dafs die Boden-
beschaffenheit ausschlaggebend für die Güte des Eichen-
holzes ist. In Deutschland haben wir ausgezeichnetes
Eichenholz in den Gebirgswaldungen, welches das aus
den Niederungen stammende Eichenholz übertrifft. Ganz
besonderer Wert ist darauf zu legen, dafs die Eiche im
Winter und nicht in der Saftzeit gefällt wird, weil sie
sonst an Widerstandsfähigkeit einbüfst.
Die japanische Eiche ist 1906 zuerst auf dem
europäischen Markte erschienen, vorher war selbst in
Fachkreisen der Waldreichtum Japans, besonders aber
das Vorhandensein eines guten Eichenholzes von
höherem Handelswerte ganz unbekannt. Die Waldflache
Japans bedeckt etwa 70 pCt. des Landes. In den West-
staaten der nordamerikanischen Union hatte Japan
schon seit einigen Jahren Verwendung für seine Eichen
gefunden, welche jährlich einige Dampferladungen
japanischer Eiche importierten. Vorher hatte man in
Japan aus diesem schönen Holze fast ausschliefslich
Eisenbahnschwellen und Holzkohlen hergestellt für den
Bedarf des eigenen Landes und Chinas. Die Japaner
begannen mit den Verschiffungen nach nordeuropäischen
Häfen zunächst in Blöcken und Eisenbahnschwellen,
weiterhin auch in geschnittenen Brettern. Im ganzen
wurden in den Jahren 1907—1909 etwa 10 Dampfer-
ladungen mit zusammen ungefähr 60—70000 cbm
japanischer Hölzer, hauptsächlich Eichen, von Japan
nach dem europäischen Kontinent und England ver-
schifft.
Die ersten Verschiffungen von japanischer Eiche
waren nicht von solcher Beschaffenheit, dafs sie geeignet
gewesen wären, die Vorzüge dieses Holzes sofort im
rechten Lichte zeigen. Ä
Inzwischen haben sich die Japaner die nötigen
Kenntnisse für die Ausnützung und Behandlung der
Eiche, vom Fällen der Stämme im Walde an bis zum
sachgemafsen Trocknen der auf handelsübliche Dimen-
sionen geschnittenen Hölzer angeeignet und haben die
Verschiffungen der letzten Jahre daher ein ganz er-
heblich besseres Material auf den hiesigen Markt ge-
bracht. ' i
Die japanischen Eichenblöcke werden in vierseitig
behauener Form geliefert. Die primitiven Transport-
verhältnisse in den Produktionsgebieten gestatten nicht,
die runden Blöcke in gröfseren Dimensionen aus den
Wäldern zu schaffen, wenn die Produktion rentabel
bleiben soll. Diese Transportschwierigkeiten sind auch
die Ursache, dafs einstweilen die Stämme nur in Längen
von höchstens 6 m geliefert werden und dafs nament-
lich die stärksten Blöcke auf 2'2—3 m im Walde ab-
gelängt werden müssen. Die Stämme werden also be-
reits im Walde behauen und dadurch ist es möglich,
die Auswahl so zu treffen, dais die Sendungen eine
Durchschnittstärke von nicht unter 50 und 55 cm auf-
weisen, die einem durchschnittlichen Durchmesser der
runden Stämme von 75—80 cm entsprechen. Diese
Durchschnittstärke wäre bei Verschiftung runder Blöcke
nicht annähernd zu crreichen. Gerade die stärksten
und längsten Stücke wären rund nicht aus den Wäldern
herauszubekommen.
Die Nachteile, die aus der beschlagenen Form
der Blöcke sich ergeben und die nur darin bestehen,
dafs die Blöcke bei längerer Lagerung an den Seiten
etwas mehr reifsen als runde Stämme, werden durch
die Vorteile dieser Bearbeitung mehr als ausgeglichen.
Es ist dadurch möglich, die Eichen billiger zu
liefern, weil durch besseres Stauen der kantigen
Blöcke im Schiff ein Teil der hohen Fracht erspart
wird. Der Splint ist zum gröfsten Teil entfernt
worden und kann deshalb die innere Beschaffenheit
weit besser beurteilt werden, als bei Rundholz mit
Rinde. Das Aufsägen der Blöcke stellt sich billiger.
Aufserdem ist zu rühmen, das schnellere Trocknen des
aus den behauenen Blöcken geschnittenen Holzes, das
viel früher verarbeitungsfähig ist, als das geschnittene
Rundholz. Die Fällungszeit der japanischen Eiche fällt
ausschliefslich in den Winter. Es ist nur im Winter
bei hohem Schnee möglich, die Stämme auf Schlitten
aus den Wäldern zu schaffen. Dadurch ist die Ge-
währ gegeben, dals nur wintergefälltes japa-
nisches Eichenholz in den Handel kommt.
Die Eichen wachsen im nördlichen Japan auf
bergigem Terrain und ungefähr unter den gleichen
klimatischen und Bodenverhältnissen wie
unsere begehrtesten europäischen Eichen.
Die für den Export hauptsächlich in Frage kommen-
den japanischen Eichenarten, Quercus glandulifera, die
japanische Stieleiche, und Quercus crispula, japanische
Krauseiche, sind schon botanisch den europäischen
Stiel- und Traubeneichen nahe verwandt. Sie
unterscheiden sich jedoch sehr wesentlich von den
Eichenarten, die wir von Amerika erhalten. Keine
der erwähnten japanischen Eichenarten istin Amerika
heimisch, und von 25 amerikanischen Eichenarten,
deren Holz im Handel ist, und von denen eine uns
bekannte grofse Holzimportfirma wissenschaftlich prä-
parierte Muster besitzt, wächst, soweıt bisher hat fest-
gestellt werden können, keine in Japan. Aulserdem
zeigen alle diese Muster auffallend deutlich die grofse
Verschiedenheit, die in Bau und Farbe des Holzes
zwischen japanischer und amerikanischer Eiche besteht.
Die Qualität des japanischen Holzes, feinjähriger
Wuchs, schönes Aussehen, gleichmäfsiges Trocknen,
leichte Bearbeitung, gutes Stehen etc. stellen die ja-
panische Eiche in die erste Reihe mit den anerkannt
besten europäischen Eichenprovenienzen.
Maschinenfabriken und Automobilfabriken, wo ganz
besondere Ansprüche an die Astreinheit, besonders
aber auch an die Tragfähigkeit des Ilolzes gestellt
werden, haben in den letzten Jahren bereits viel ja-
panische Eiche verwendet und äufsern sich zufrieden
darüber.
Japan hat selbst ein grofses Eisenbahnnetz und zu
allen in Japan auf den Schienen rollenden Personen-
wagen wird, seitdem die Wagen in Japan selbst gebaut
werden, japanisches Eichenholz verwendet.
Man schätzt, dafs in den letzten 3 Jahren nach
Frankreich allein nahe an 100000 cbm japanisches
Eichenmaterial importiert wurde, und es kann mit ziem-
licher Genauigkeit gesagt werden, dafs nach Deutsch.
land mindestens 40—50 000 cbm innerhalb der letzten
3 Jahre hereingebracht wurde.
Wie notwendig es war, eine neue Quelle zu finden,
um den kolossalen Bedarf an Eichenholz in Deutschland
einigermafsen decken zu können, geht schon daraus
hervor, dafs, trotzdem der Anfall im Inland so ziemlich
146 (No. 860,
von Jahr zu Jahr der gleiche ist, aus Slavonien und
Ruisland und aus Amerika, weniger aus anderen
Ländern, ebenfalls immer gröfsere Posten importiert
werden, der Preis des Eichenholzes immer noch steigt,
sowohl des deutschen Materials,als auch des slavonischen,
trotz des kolossalen Imports nach Frankreich und nach
Deutschland aus Japan.
Wer die Verhältnisse kennt, der weifs, dafs min-
destens 7/s der slavonischen Sägeproduktion nach
Frankreich gehandelt wird, sowohl in Blöcken (Boules)
als auch in Feuillets, Quartiers, Friesen und dergleichen.
Man kann sich also ein Bild machen, wie grofs die
Kalamität wäre und wie enorm die Rohholzpreise in
die Höhe gingen, sowohl in Oesterreich, als auch in
Abb. 27.
m fmnen.
3 roo ooo È.
== 59100000 KN.
91200000 WÒ
9200000 M, me
Deutschlands Ein- und Ausfuhr in rohen Bau- und Nutzhölzern.
Deutschland und wohk auch in Amerika, wenn nicht
einigermafsen diese steigende Tendenz gebremst würde
durch den heutigen Import aus Japan.
Trotzdem wird man auch hier gut tun, an ein nicht
zu fernes Ende der Zufuhren zu denken, und zwar ins-
besondere deshalb, weil der japanische Staat zwecks
Erhaltung eines guten Waldbestandes wohl bald eine
Grenze in der Ausbeutung der Eichenwälder von Japan
und Korea ziehen wird.
Ich möchte Ihr Interesse deshalb hinwenden auf
sonstige Ersatzhölzer für Eiche und zwar insbesondere
auf die schon behandelte australische Roteiche
oder Jarrah und auf die deutschen Kolonial-
hölzer, von denen vielleicht einige berufen sind, als
Ersatz für die wertvolle Eiche auftreten zu können. Wir
haben gegenwärtig noch die Untersuchung einiger
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [15. April 1913}
—_————_—
unserer deutschen Kolonialhölzer mit Rücksicht auf
ihre Verwendbarkeit für den Eisenbahnbau im Gange
und zwar handelt es sich besonders um die beiden
Arten Njabi und Clorophora excelsa. Die Eigen-
schaften einiger ausländischer Holzarten sind durchaus
günstige. Bedenken gegen die Verwendung derselben
für die verschiedenen Zwecke und im Besonderen für
den Eisenbahnbau und für die Waggonindustrie be-
stehen nicht.
Wohl können, und auch mit Recht, Bedenkenerhoben
werden, ob vom allgemeinen wirtschaftlichen Gesichts-
punkte aus die Verwendung der ausländischen Holzarten
dem Wettbewerb der inländischen Forsten und damit
dem deutschen Volkswohlstande schaden dürfte. Meine
Untersuchungen haben sich auf dıeses
Gebiet erstreckt und es war mir eine
sehr wertvolle Unterstützung, das
Protokoll über die Verhandlungen
des XVII. Verbandstages des Zentral-
verbandes von Vereinen deutscher
Holzinteressenten zu Freiburg i. B.
in welchen Herr Generalsekretär
Dr. W. Beumer, Düsseldorf, sehr
bemerkenswerte Ausführungen ge-
macht hat. Herr Dr. Beumer führt
aus, dafs das Wohl und Wehe
unseres Holzgewerbes von dem
Holzbestande Deutschlands und der
übrigen Länder bestimmt wird, und
es ist daher die Frage, ob dem ge-
waltigen Bedarf an Holz infolge der
stetig wachsenden Bevölkerung der
Erde auch entsprechende - Vorräte
gegenüberstehen. Die Waldbestande
der Erde werden auf rund 1520
Millionen Hektar berechnet, was fast
dem vierten Teile der gesamten Erd-
oberfläche gleichkommt. Beumer gibt
dann einen Ueberblick über die Ver-
hältnisse der waldreichsten Länder
und kommt am Schlufs zu dem Er-
gebnis, dafs Deutschland erfreulicher
Weise als eines der waldreichsten
unter den Kulturländern betrachtet
werden kann und 140000 qkm, mit-
hin 25 pCt. seiner Gesamtfläche an
Wald aufweist und dafs sich die
mit Wald bestandene Fläche in
Deutschland nicht verringert, son-
dern vergröfsert. Jedoch steigt die
Bevölkerung Deutschlands in so
schnellem Malse, dafs die eigene
Holzproduktion ihm nicht zu folgen
vermag. Infolgedessen sind wir also
trotz unserer günstigen forstwirt-
schaftlichen Verhältnisse gezwungen,
in fortdauernd zunehmendem Malse
Holz einzuführen, trotzdem das Holz
als Bau- und Hilfsstoff auf vielen
ts Gebieten durch das Eisen, Beton
usw. verdrängt worden ist.
Die graphische Darstellung
(Abb. 27) zeigt Deutschlands Ein-
und Ausfuhr in rohen Bau- und
Nutzhölzern. Es ist die enorme Einfuhr gegenüber der
geringen Ausfuhr daraus zu erkennen und ergibt sich
ferner ein stetes Anwachsen der Einfuhrzahlen sowohl
nach der Menge, als auch nach dem Wert.
Die Einfuhr und Ausfuhr von Eichenholz für das
Jahr 1911 ist aus der graphischen Darstellung Abb. 28
zu ersehen. Es tritt uns auch hieraus die erhebliche
Differenz zwischen Einfuhr und Ausfuhr entgegen.
Welche Stellung der Artikel Holz im Gesamtgüter-
verkehr einnimmt, zeigt die nachstehende Abb. 29,
wonach Holz an fünfter Stelle noch vor Eisenerzen und
Düngemitteln steht.
Aus dem von der Dresdner Bank herausgegebenen
Werk „Die wirtschaftlichen Kräfte Deutschlands“ ent-
nehmen wir:
(15. April 1913]
„Charakteristisch für Deutschland ist die starke
Waldwirtschaft, die namentlich in Berggegenden be-
trieben wird. Seit Jahrhunderten ist in Deutschland
kein Waldgebiet vernichtet, dagegen ist manches Stück
vorher unproduktiven Landes aufgeforstet worden.
Rund 50 pCt. aller Waldungen sind in staatlichem oder
kommunalem Besitz. Der gesamte deutsche Wald dürfte
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
!
|
(No. 860] 147
sein muls. Es ergibt sich aus diesem Bestand cine
Produktionsfähigkeit von 400000 cbm pro Jahr. Das
sind rund gerechnet 400000 t pro Jahr. Wenn wir
diese vergleichen mit der Einfuhr von Eichenholz
nach Deutschland, so sehen wir, dafs die Einfuhr
des letzten Jahres etwas über die Hälfte hier-
von beträgt.
Abb. 28.
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Aus fnb:
ka 3552 lano
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WZA o 000 Mark
Einfuhr und Ausfuhr von Eichenholz für das Jahr i91.
einen Wert von annähernd 10 Milliarden Mark reprasen-
tieren und sich mit etwa 3's pCt. verzinsen.“
Bodenbenutzung.
Von der Gesamt- Deutschland a osetia Frankreich
flache entfallen auf , a a .
pCt. pCt. pct.
Acker- und Weinland 48,8 24,2 59,4
Wiesen- u. Weideland 16,0 53,6 10,5
Waldungen ..... 25,9 4,0 15,8
Unproduktiven Boden 9,3 18,2 14,3
Bei den Entschliefsungen für die Einfuhr der einen
oder der anderen Holzart sind meistens nicht die
Festigkeitszahlen, welche durch theoretische Versuche
ermittelt werden, von der gröfsten Bedeutung, sondern
neben der Wirtschaftlichkeit sollte vor allem beurteilt
werden, ob die fragliche Holzart aus einen Walde
stammt, der uns nicht blos für einige Jahre, sondern
fir mehrere Jahrzehnte oder Jahrhunderte zu
versorgen im Stande ist. Ich sagte bereits im Laufe
des heutigen Vortrags, dafs die Fläche des deutschen
Reiches zu etwa 25 pCt. bedeckt ist mit Waldfläche.
Es ist bekannt, dafs von diesem Waldflachenanteil nur
ein verhältnismäfsig geringer Prozentsatz jedes Jahr
zur Fällung gelangen kann und dafs von diesem zur
Fällung gelangenden Anteil nur einige Prozent als
Eichenholzbestände in Betracht kommen können.
Allein die australische Roteiche oder Jarrahholz
soll nach den mir gemachten: Angaben. eine Wald-
fläche ‘von 5000000 preufsische Morgen bedecken.
Sie sehen hieran, wie ungeheuer dieser Waldbestand
-
Abb. 29.
Mmkoblen und Noka
Sef ta na Staine ee Er] EI £,
brannkoiien Biher Aaka - 268 70
189 417 59% X.
sts ys E
Salz | 185531 +,
unesa 45195 260 +,
Sings m ttet AS SAE 101 E,
Stellung des Artikels „Holz“ im Gesamtgüterverkehr
der Eisenbahnen 1910.
Ueber die Festigkeits-Eigenschaften des Jarrah-
holzes ist bereits im technischen Teil dieses Vortrages
berichtet.
Für Brückenbauten, als Baukonstruktionshölzer,
für Pflasterzwecke ist dieses Holz. seit vielen Jahren
verwendet worden. England ‘benutzt dasselbe seit
mehreren Jahren in grofsem Mafsstabe für den Waggon-
bau. als Ersatz für. Eichenholz.. Der Belgische Staat
hat die australische Eiche oder Jarrah seit ciniger Zcit
für Trittbretter vorgeschrieben, und hat Versuche mit
148 [No. 860}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. April 1913)
Jarrahholz angestellt, um es statt Eiche für den Bau
von Kastengerippen für Personenwagen zu benutzen.
Man hat die Säulen des Kastengerippes auf einer Seite
aus Jarrah und auf der anderen Seite aus Eiche ge-
nommen und soll sich hier Jarrah bisher gut bewährt
haben.
Die grofsherzogliche Oldenburger Eisenbahn ver-
wendet Jarrah seit 8 Jahren für den Waggonbau und
hat damit gute Erfahrungen gemacht.
Da Jarrahholz einen hochliegenden Entflammungs-
punkt hat, kann es als ziemlich feuersicher bezeichnet
werden. Es ist ferner ziemlich hart, wie aus der
Tabelle 7 über die Abnutzung von Holz hervorgeht,
und deshalb für Fufsboden von Güterwagen, welcher
stark beansprucht wird, gut zu verwenden.
Das etwas höhere spezifische Gewicht von Jarrah,
und dasselbe sei auch gesagt von unseren Kolonial-
hölzern, welche fast durchweg höhere spezifische
Gewichte als Eiche zeigen, dürfte wohl kaum gegen
eine Verwendung sprechen.
Ich habe für verschiedene Wagentvpen feststellen
lassen, wie die Gewichte für dieselben Wagen, welche
nach denselben Bedingungen gebaut wurden, differieren
4 achs. Abteilwagen Ill. Klasse:
Mindestgewicht . 29 700 kg
Höchstgewicht . . . ...... 33500 „
Sachs. Abteilwagen III. Klasse:
Mindestgewicht . 18 400 kg
Höchstgewicht . . . 1 19800 „
3achs. Abteilwagen IV. Klasse:
Mindestgewicht . ar 16 200 kg
Höchstgewicht . . . 2... 17800 „
Diese Gewichtsdifterenzen sind grölstenteils durch
die verschiedenen Gewichte von Eichenholz begründet.
Zichen wir nun unsere Kolonialhölzer in Be-
tracht, so zeigen sich hier die Verhältnisse speziell im
Urwald Kameruns nach den Folgerungen aus den auf
der Expedition 1908/09 gewonnenen Erfahrungen in
Bezug auf den Zustand und die Nutzbarmachung des
Waldes von Professor Dr. Jentsch folgendermafsen.
llerr Professor Dr. Jentsch sagt in No. 1 und 2
des „Iropenpfllanzers“:
„Lediglich deshalb, weil es an ‘Transportgelegen-
heiten des Tlolzes nach der Küste fast völlig fehlte, ist
der Kameruner Wald bisher erhalten geblieben. Holz
ist ein Massengut, dessen Wert im Verhältnis zum
Gewicht und Umfang gering ist. Die Kosten des
Transports sind deshalb zur Werteinheit in jedem
Falle hoch, bilden eine beträchtliche Quote des Markt-
preises und machen deshalb das Holz nur begrenzt
transportfahig.“ Die Schaffung von Transportgelegen-
heiten ist deshalb für die Nutzbarmachung unserer
Kolonialbölzer von der gröfsten Bedeutung. Es ist
leider bisher nur möglich, Stämme bis 9 m Länge von
Kamerun nach hier zu bekommen, und erschwert dieser
Umstand die Einfuhr unserer Kolonialhölzer erheblich.
Herr Professor Dr. Jentsch sagt nun weiter: „Eine
Gefährdung der heimischen Produktion ist von einer
Mehrung der kolonialen Holzeinfuhr nicht zu befürchten,
um so weniger, als diese vorwiegend Hölzer liefert, die
die deutsche Forstwirtschaft überhaupt nicht erzeugt,
und die, soweit sie aus einem dem heimischen Holz
gleichartigen und gleichwertigen Material besteht, nur
dem ohnehin von auswärts zu beziehenden Teile des
Bedarfs, nicht der Eigenproduktion Konkurrenz macht.
Bei der Einfuhr aus Kamerun handelt es sich kaum je
um Rohholz, sondern nur um beschlagenes und ge-
schnittenes Holz. Die Statistik zeigt, dafs gerade im
geschnittenen Holz die Einfuhr trotz des sechsfach
höheren Zolls fortgesetzt steigt, ein Beweis, dafs die
deutsche Holzbearbeitungsindustrie, gleichviel aus
welchen Ursachen, nicht imstande ist, die Veredelung
des Bedarfs allein zu vollziehen. So ist auch in dieser
Beziehung eine vermehrte Einfuhr von Kolonialhölzern
in Halbfabrikat ohne schädigenden Einflufs auf die In-
dustrie. Dafs die mit dem Zollerlafs oder der Zoll-
ermälsigung verbundene Verbilligung der Gestehungs-
kosten Kameruner Importhölzer für die Holznutzungs-
unternehmungen eine namhafte Förderung bedeuten
würden, bedarf nicht des Beweises. Die ersteren be.
deuten eine Ermäfsigung von 7,20 M für die Tonne
geschnittenes und immerhin 2,40 M für die Tonne be-
schlagenes Holz. Eine solche würde gerade für die
zahlreichen Hölzer, die bei mannigfacher, vielseitiger
und massenweiser Verwendbarkeit mittlere Preise
zwischen etwa 60 bis 100 M erzielen, leicht ausschlag-
gebend in Bezug auf ihre Exportfähigkeit nach Deutsch.
land wirken. |
Es kommt hinzu, dafs die Gesamtmenge der aus
unseren Kolonien beziehbaren Hölzer, zumal anfangs
aber auch späterhin, immer nur eine beschränkte
Quote der Gesamtholzeinfuhr bilden werden.
Deutschland bezieht rund 15 Millionen Festmeter
jährlich vom Ausland. Von unseren Kolonien bildet
nur Kamerun ein wesentliches holzexportfähiges Land.
Von den anderen wird das relativ waldarme Ostafrika
niemals nennenswerte Importmengen liefern, und das
gleiche gilt von dem anscheinend zwar nicht holzarmen,
aber noch nicht erschlossenen und weitentlegenen Neu-
Guinea. Selbst angenommen, Kamerun könne bei guter
Entwicklung mit der Zeit eine halbe Million Festmeter
nach Deutschland senden, so würde diese zunächst
noch garnicht in Frage kommende Menge nur 3 pCt.
des jetzigen Gesamtimports ausmachen. Aus diesem
Grunde sind Remonstrationen der fremden Holzimport-
länder auch kaum zu befürchten und Nachteile lassen
sich aus der zollfreien Einfuhr unserer kolonialen
Hölzer für die künftigen Handelsbeziehungen mit diesen
nicht herleiten, zumal unsere: Holzmehreinfuhr ständig
steigende Tendenz hat.“
Im übrigen will ich zum Schlufs nicht unterlassen
darauf hinzuweisen, dafs es aufserordentlich wichtig ist,
speziellsolche Holzsorten zuimportieren, welche möglichst
frei sind von all den Mängeln, welche bei Holz auf-
treten können, wie insbesondere Aeste, Wimmer etc.,
denn durch derartige Fehler im Holz werden infolge
des durch den Fehler verkleinerten Querschnittes die
Festigkeitszahlen zu sehr beeinflufst. Da die Festigkeit
des Holzes von so vielen Faktoren, u. a. auch von der
Feuchtigkeit des Holzes abhängig ist, besteht ja auch
die Vorschrift, dafs die zulässige Spannung im all-
gemeinen höchstens "/s bis 7/12 der Bruchfestigkeit be-
tragen darf und es würde die Sicherheit aller Kon-
struktionen sich erhöhen bei der Berücksichtigung
solcher Holzarten, welche möglichst frei von den obigen
Mängeln sind. Es gibt solche Holzarten und möchten
wir aufser der japanischen Eiche auch das Jarrahholz
hierzu zählen. Die Hereinnahme solcher schon durch
den ganzen Waldbestand bedingten besseren Holz-
qualitäten dürfte auch mit der Zeit einen Einflufs auf
unsere deutsche Forstwirtschaft insofern ausüben. als
bei dem Aufziehen der Bestände nicht blofs dahin gezielt
wird, dafs das Holz in möglichst kurzer Zeit als Nutz-
holz verarbeitet werden kann, sondern dafs die Forst-
wirtschaft Wert darauf legt, dafs aufser dem Holz mit
engen Jahresringen solches mit möglichst kleinem
Frühjahrswuchs und einem stärkeren und daher wider-
standsfähigeren Herbstwuchs aufgezogen wird.
Das Verhältnis der Kosten des Hartholzes (exkl.
Edelholz) zum Verkaufspreis der fertigen Wagen ist sehr
verschieden, beispielsweise ist der Verkaufspreis eines
4 achsigen D-Zugwagen ABC Ci etwa 39 000 M
der Hartholzverbrauch etwa 4100 M = 10,5 pCt.
4 achsigen D-Zugwagen lI. Klasse etwa 37000 M
der Hartholzverbrauch etwa 3600 M = 9,7 pCt.
6 achsigen Speisewagen etwa. . . . . 56000 M
der Hartholzverbrauch etwa 2700 M = 4,8 pCt.
Preufsischen Abteilwagen I/II. Kl. etwa. 19000 M
der Hartholzverbrauch etwa 1800 M = 9,5 pCt.
Preufsischen Abteilwagen III. Kl. etwa 15000 M
der Hartholzverbrauch etwa 2200 M = 14,6 pCt.
Abteilwagen IV. Klasse etwa. . . . . 11500 M
der Hartholzverbrauch etwa 1700 M = 14,8 pCt.
Mit meinen Darlegungen hoffe ich einen kurzen
Ueberblick gegeben zu haben über die Verwendung
von Harthölzern im Eisenbahnwagenbau,
(15. April 1913]
Vielleicht können diese Ausführungen auch cine
Rolle spielen bei den Ueberlegungen, eiserne Kasten-
gerippe bei den Personenwagen einzuführen.
(Lebhafter Beifall.)
Herr Geheimer Baurat Herr: Im Anschlufs an die
Ausführungen des Herrn Vortragenden bemerke ich,
dafs das Mifstrauen gegen das Pitchpine-Holz doch
nicht ganz ungerechtfertigt ist, da es bei dem Wagen-
bau vorkommt, dafs das harte Eichenholz und das
weiche Pitchpine-Holz durch Verzapfungen miteinander
verbunden werden. Die Verzapfung zwischen hartem
und weichem Holz ist nicht so einwandfrei, wie zwischen
gleich harten Hölzern.
Die Preuisische Staatseisenbahn ist, da lange Eichen-
hölzer oder auch eichenholzartige Hölzer nur schwer
zu bekommen. sind, dem Bau eiserner Wagen näher-
getreten. Es laufen z. Z. 30 D-Zugwagen, die ein
eisernes Untergestell besitzen, bei denen aber das
Kastengerippe noch aus Holz hergestellt ist. Ferner sind
vor kurzem 5 von van der Zypen & Charlier, Cöln, ge-
baute D-Zugwagen 1./2. Klasse, abgeliefert worden,
bei denen auch für das Kastengerippe Eisen verwendet
worden ist. Aus Holz besteht bei diesen Wagen nur
der Fufsboden, die Dachverschalung und die innere
Verschalung der Wände, sowie die Zwischenwände.
Die Abteile 2. Klasse in diesen Wagen sind mit ost-
afrikanischem Mkweo-Holz, das dem amerikanischen
Nufsbaumholz ähnlich ist, ausgestattet, während in den
Abteilen 1. Klasse rotes Cedernholz verwendet ist.
Die Deckenverschalung wird neuerdings aus drei-
fach verleimten Brettern aus Kameruner Alengueholz
hergestellt, so dafs es möglich gemacht werden konnte,
für die Wagen nur inländisches und in unsern Kolonien
gewonnenes Material zu verwenden.
Zu bemerken ist auch noch, dafs bereits eine grofse
Zahl von Gepäckwagen sich im Betrieb befinden, bei
denen Untergestell und Kastengerippe aus Eisen be-
stehen.
Herr Geheimer Baurat Kuntze: Der Herr Vor-
tragende hat in humorvoller Weise der zahlreichen
Bedingungen der Eisenbahnverwaltungen gedacht, aus
denen man ein Lexikon von Eigenschaftswörtern zu-
sammenstellen könnte; aber es ist wohl zu verstehen,
wenn sich die Verwaltungen ausführlicher Lieferungs-
bedingungen bedienen, selbst wenn es bekannt ist,
dafs die Beschaffung einiger Abmessungen mehr und
mehr auf Schwierigkeiten stéfst. Wir fertigen aus den
Hölzern viele gleichartige Stücke nach wenigen Mustern.
Alles Holz, was für diese Stücke nicht brauchbar ist,
gilt als Verschnitt. Es müssen also, gerade bei den
Wagenbauhdlzern eine Anzahl Bedingungen mit zahl-
reichen Ansprüchen an Qualität und Abmessungen in
Uebung sein. Anderenfalls würden gewaltige Holz-
verluste eintreten. Ich spreche vom Standpunkte des
Leiters eines Eisenbahn-Werkstättenamts.
Ferner hat der Herr Vortragende uns gezeigt, dafs
Deutschland nicht mehr alle Harthölzer liefern kann,
welche der Eisenbahnwagenbau verlangt, und es klang
fast so, als ob wir die Ansprüche an die Qualität her-
absetzen sollten. Ich glaube im Gegenteil, dafs die
gesamte Lage dahin drängt, die Güte der Erzeugnisse
zu verbessern, die Ansprüche an das Material herauf-
zuschrauben. Die hier vorliegenden Holzproben und
Versuche beweisen ja auch, dafs man sich nach ge-
eignetem Ersatz umsieht, und wir bemerken, dafs man
zu dem besten greift, was das Ausland und die Kolonien
hervorbringen. Aber für einige Zeit wird doch noch
die deutsche Eiche als meist verwendetes Hartholz
unsere Aufmerksamkeit fesseln, und da möchte ich mir
doch die Frage erlauben, ob der Herr Vortragende
darüber Auskunft geben kann, von welchen Bäumen
seine Versuchsstücke herstammen. Die üblichen Tisch-
lerausdrücke wie milde Eiche, grobe Eiche, russische,
bosnische, amerikanische, japanische Eiche sind für
wissenschaftliche Versuche doch nicht recht ausreichend.
Ich hätte gerne gehört, ob die Hölzer, wenigstens die
deutscher Eichen, sämtlich aus den Stämmen der Stiel-
eiche, Quercus pedunculata, entnommen sind, oder ob
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
l
(No. S60] 149
auch mit anderen Eichenarten, etwa Q. robur. Ver-
suche gemacht sind.
Herr Dr. Weiskopf: Es ist für uns schwer, die
Herkunft der Hölzer festzustellen. Wir unterscheiden
grobjährige llölzer, die rasches Wachstum zeigen und
daher breite Jahresringe ansetzen; das ist die grobe
Eiche. Hingegen bedingt langsames Wachstum eine
milde Beschaftenheit des Holzes, die sich durch enge
Jahresringe charakterisiert. |
Es liegt mir fern, die Lieferungsbedingungen der
Behörden abfällig zu kritisieren, meine Ausführungen
sollen blos dazu dienen, dafs nicht mit Worten und
Begriffen gearbeitet wird, sondern es sollen Mittel ge-
funden werden, um objektive Urteile sich zu verschaften.
Herr Geheimer Oberbaurat Domschke: Der Herr
Vortragende hat bereits ausgeführt, wie grofs der
Feuchtigkeitsgehalt von Einflufs auf das Verhalten der
llölzer ist. Um einwandfreie vergleichsfähige Versuchs-
ergebnisse zu erhalten, ist es notwendig, dafs die
Probestücke aus den verschiedenen Hölzern möglichst
gleichen Feuchtigkeitsgehalt besitzen. Den Herrn Vor-
tragenden bitte ich noch um Mitteilung, wie die Probe-.
stücke vor den Versuchen behandelt sind bezw. wie
der Feuchtigkeitsgehalt festgestellt ist.
Herr Dr. Weiskopf: Wir haben Holz getrocknet,
wie es im Waggonbau zur Verwendung gelangt, und
haben Abwiegungen gemacht solange, bis keine Gewichts-
abnahme mehr erfolgt ist. Wir können aber nicht fest-
stellen, ob das. Holz nicht nachträglich wiederum
Feuchtigkeit aufgenommen hat. Trockene Hölzer sind
hvgroskopisch und nehmen bekanntlich wie cinSchwamm
Wasser auf. Man hört oft den Vorwurf, dafs man im
Waggonbau feuchte Hölzer verwendet hätte; dieser
Vorwurf trifft manchmal nicht zu, denn das Holz
war vielleicht schon trocken, kommt aber mit der Luft
in Berührung und nimmt wiederum Feuchtigkeit auf,
was man durch Gewichtszunahme konstatieren kann.
Wir haben, um den Einflufs der Feuchtigkeit zu berück-
sichtigen, bei anderen Proben die Feuchtigkeit derart
bestimmt, dafs man gleich nach der Probeausführung
ein Stück abschnitt und dieses Stück abwog. Dals
die Verschiedenheit der Holzsorten, je nachdem man
trockenes oder feuchtes Holz für die Proben ver-
wendet, andere Versuchsergebnisse bedingt, ist klar;
nasse Hölzer z. B. werden bei Druckversuchen zu einem
Brei zerdrückt.
Herr Geheimer Baurat Schrey: Die Versuche sind
zweifellos für alle Zuhörer hochinteressant, und ich bin
im Zweifel, was mehr interessiert, die Fülle des ge-
botenen Materials oder die Einzelheiten. Ich glaube,
der Vortragende hat nach beiden Richtungen hin in
hohem Mafse Vortreffliches geleistet.
Wenn ich den Herrn Vorredner richtig verstanden
habe, so sind die von ihm ermittelten Zahlen nicht
Durchschnittsergebnisse, sondern Einzelergebnisse.
Das würde zur besonderen Vorsicht bei der Be-
urteilung mahnen und namentlich gegen eine weiter-,
gehende Verallgemeinerung sprechen, da naturgemäfs
bei allen Holzuntersuchungen das Einzclergebnis im
hohen Mafse abhängig ist von der Individualität des
Stammes. Standort, Fällungszeit, Krankheiten und der-
gleichen beeinflussen ja den einzelnen Stamm in so
erheblichem Umfange, dafs ein besonders gesunder
und geeigneter Stamm einer nach dem Vortrage minder-
guten Art, möglicherweise ein günstigeres Ergebnis
liefert, als ein besonders ungünstiger Stamm einer nach
dem Vortrage besseren Art.
Es wird deshalb wertvoll sein, wenn unter Be-
achtung dieser Umstände recht viel Versuchsergebnisse
derselben Holzart ermittelt und ein Durchschnitt davon
gezogen wird.
Herr Dr. Weiskopf: Zweck der Versuche war, die
weitere wissenschaftliche Erforschung des Holzes 'ein-
zuleiten. Unser Versuch ist der erste tappende Schritt
dazu. Es sollten zunächst gewisse Unterscheidungs-
merkmale geschaffen werden. Wir haben feinjährige
Hölzer aus den verschiedenen Stämmen und von ganz
verschiedener Herkunft und von verschiedenen Holz-
händlern untersucht, auch wurde uns von anderen
Waggonfabriken durch das kgl. Eisenbahn-Zentralamt
150 |No. S60}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. April 1913]
ee ee
Material beigestellt. Genaue Durchschnittsproben
sind natirlich nur aus einer grofsen Reihe von Ver-
suchen zu erwarten. Es wäre interessant, wenn diese
Versuche weitergeführt würden unter Berücksichtigung
des Standortes, des Alters, ob das Probestück vom
Wipfel, von der Mitte des Stammes oder vom Stamm-
ende entnommen, ob es näher dem Kern oder dem
| Splint liegt usw.
Der österreichische Oberforstmeister
| Janka hat sich der aufserordentlichen Aufgabe unter.
zogen und etwa 10 Jahre lang bei einer einzigen
Holzart, und zwar der Fichte, die Abhängigkeit der
Festigkeit von der Feuchtigkeit des Holzes untersucht
und vor einiger Zeit eine Formel hierüber heraus-
gegeben.
Die Abwasserpumpstation der Dresdner Kanalisationsanlage
Von Dipl.- Jng. F. v. Hammel
(Mit 12 Abbildungen)
(Schlufs von Seite 128)
a
Wie schon erwähnt, ist es nicht vorteilhaft, grofse
Pumpen und Motoren nur gering zu belasten, man
mufste daher trachten, für den täglichen geringen
normalen Betrieb (30 PS) besondere, günstig arbeitende
kleinere Pumpen zu schaffen; auch für mittlere Zuflüsse
wird zweckmälsig eine besondere Pumpe aufgestellt
werden, damit auch in nasseren Jahreszeiten günstig
gearbeitet werden kann. Man kam unter möglichster
Motoren (Abb. 9) regulierbar zu machen; die
übrigen Pumpen arbeiten so selten, dafs der Mehr-
verbrauch an Energie nicht ins Gewicht fällt. Es hat
sich aber als zweckmäfsig erwiesen, auch für die öfters
vorkommenden, zwischen 2 und 4 m sich bewegenden
Förderhöhen regulierbare Motoren zu schaffen, um die
richtigen Liefermengen mit günstigem Wirkungsgrad
fördern zu können. Zu diesem Zwecke wurde noch
Abb. 9.
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Berücksichtigung der Verhältnisse zu folgenden Pumpen-
sätzen:
2 Pumpen a 500—800 l/sek.
0—2 m Höhe, 35 PS 190—300 Umdr./Min.
1 Pumpe 3000—1600 l/sek.
0—7,5 m Höhe, 250 PS... 600 ú
3 Pumpen ¢ 5400—3100 l/sek.
0—7,5 m Höhe, 465 PS... 428 j
2 Pumpen 7 4150—2500 l/sek.
0—6 m Höhe, 350 PS... 315
ps 2219: Po.
Um die Pumpen der jeweiligen Förderhöhe an-
passen zu können, wäre nun zweckmäfsig gewesen,
die Motoren regulierbar zu machen. Dies ist für Ein-
phasen- und Drehstrom möglich; doch müssen die
Motoren hierfür meistens besonders gewickelt werden
und sind daher teurer als die normalen. Im vorliegen-
den Falle begnügte man sich damit, nur die kleinsten
zus. 8 Pumpen von...
: ee ee È
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A
à
as
lie
ein Motor von 60 PS zwischen die beiden kleinsten
Pumpen a gesetzt und wurden die Tourenzahlen erhöht,
so dafs von 240 bis 370 reguliert werden kann.
Es blieb indes noch eine Schwierigkeit zu über-
winden: die Zentrifugalpumpen sind nicht imstande,
Wasser anzusaugen, bevor sie nicht mit Wasser gefüllt
sind. Das Wasser dauernd über Fufsventilen stehen
zu lassen, konnte nicht in Frage kommen, da eın
ständiger dichter Abschlufs infolge der Schmutz-
ablagerungen bei den langen Stillständen zweifelhaft
war. Aufserdem vermehren die Fufsventile den Wider-
stand der Saugleitung. Bei kleineren Anlagen setzt
man die Pumpen so tief, dafs ihnen das Wasser zu-
fliefst; hier aber wären die Erdarbeiten zu teuer ge-
worden, so dafs auch dieser Weg ausscheiden mufste.
Um trotzdem stets Betriebsbereitschaft zu erzielen, fand
man folgende Lösung. Das Pumpeninnere wird dauernd
unter Vakuum gehalten, das Wasser steigt durch den
äufseren Luftdruck in die Pumpen hinein und die
(15. April 1913]
Förderung kann sofort beginnen. Das erforderliche
Vakuum wird mittels zweier Luftpumpen erzeugt, die
die Luft aus zwei grofsen mit den Pumpen verbundenen
Windkesseln (Abb. 9) von je 40 cbm Inhalt saugen.
Ist der Unterdruck auf etwa 60 pCt. (entsprechend
6 m Wassersäule) gesunken, so wird die Pumpe selbst-
tätig angelassen und bei 90 pCt. Vakuum stillgesetzt.
Damit die Luftpumpen kein Wasser ansaugen, ist das
Saugerohr 10 m über den höchsten Wasserstand geführt.
Der vom städtischen Elektrizitätswerk zur Ver-
fügung gestellte Strom hat 10000 Volt Spannung.
Hierfür Motoren zu bauen, verursacht Schwierigkeiten,
und es wurde deshalb für jeden Motor ein Trans-
formator vorgesehen, so dafs jedes Aggregat unabhängig
von dem anderen in Betrieb kommen kann; eine be-
sondere Niederspannungsschalttafel für die Motoren ist
infolgedessen unnötig, daher die Bedienung sehr einfach
und übersichtlich. Hierdurch ergab sich die in den
Abb. 6 und 7 dargestellte Anordnung des Pumpen-
hauses. Tritt man durch die Tür ein, so befindet man
sich auf dem Bedienungspodest für die Schalttafel, von
wo aus die zum Anlassen erforderlichen Bewegungen
eingeleitet werden können (Abb. 10). Dieses Podest
Abb. 10.
ist als Galerie an den Längswänden weitergeführt,
die als verschlossener Hochspannungsraum die Trans-
formatoren, Anlasser und elektrischen Fernschalter
aufnimmt. Ueber jedem Motor stehen seine Zubehör-
teile. Eine breite Treppe führt zu dem eigentlichen
Pumpenraum; auch von hier aus kann man die Motoren
anlassen. Die Zellen der Trennschalter und Hoch-
spannungssicherungen nebst zwei kleineren Trans-
formatoren für den sonstigen motorischen Antrieb und
die Beleuchtung befinden sich auf gleicher Fufsboden-
höhe unter der Schalttafel, während an der gegenüber-
liegenden Seite die Luftpumpen mit Windkessel auf-
gestellt sind. Ein Handkran bestreicht das ganze
Maschinenhaus, so dafs es leicht möglich ist, etwa be-
schädigte Teile zu heben und auszuwechseln.
Die Pumpen wurden von der Maschinenfabrik
Cyclop Mehlis & Behrens, Berlin, geliefert, während
die elektrische Einrichtung, wie bereits erwähnt, von
der AEG erstellt wurde. Die gröfseren Motoren haben
normale Bauart, kräftige Lager mit Ringschmierung,
wie sie schon zahlreich, namentlich für Drehstrom, ge-
liefert worden sind. Besonderes Interesse bieten die
Einphasenmotoren nach dem System Winter-Eichberg.
Ihre Regulierung erfolgt dadurch, dafs man dem Motor
verschiedene Spannungen zuführt (ähnlich wie beim
Gleichstrommotor), die von einem Reguliertransformator
abgenommen werden.
Durch die Bedingung, dafs die Pumpen von den
verschiedensten Stellen aus angelassen werden sollen,
wurden besondere selbsttätige Anlafsvorrichtungen nötig,
wie sie von der AEG bereits in vielen Ausführungen
gebaut sind. Ihr Prinzip ist für die grofsen Asynchron-
Motoren im wesentlichen das folgende:
Durch einen Druckknopf oder auch einen kleinen
von einem Schwimmer betätigten Hilfsschalter schliefst
man einen Hilfsstromkreis, der von. einem besonderen
Transformator abgenommen wird und das Hoch-
spannungschütz betätigt. Dieses schliefst den Strom
zum Transformator und Motor. Gleichzeitig. wird eine
Drosselspule in den Stromkreis gelegt, die das für den
~- GEASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
INo. 860} 151
Anlauf des Motors erforderliche Drehfeld hervorruft.
Nunmehr wird durch einen kleinen Hilfsmotor der
Widerstand ruckweise ausgeschaltet, so dafs beim
Uebergang von einem Kontakt zum nächsten keine
Funken auftreten (Abb. 11). Ist der Widerstand kurz-
geschlossen, so wird auch die Drosselspule abgeschaltet;
gleichzeitig leuchtet eine Lampe auf, die auch dem
Fernstehenden kundgibt, dafs alles in Ordnung ist. Der
Motor läuft so lange, bis durch einen der Hilfsschalter
die Ausschaltung eingestellt wird. Dann löst zunächst
das Hochspannungsschütz die Verbindung zum Trans-
formator, und steuert zugleich den Hilfsmotor auf Rück-
lauf, so dafs der ganze Widerstand wieder in den
Stromkreis gelegt wird. Ein Wiedereinschalten ist
nicht eher möglich, als bis der Widerstand voll ein-
geschaltet ist. Diese Anlasser haben gleichzeitig die
sogenannte Minimalschaltung, d. h., wird das Netz auf
kurze Zeit stromlos, z. B. durch falsche Schaltung in
der Zentrale, so wird der Motor sofort ausgeschaltet;
kehrt die Spannung wieder, so wird der Anlasser --
einerlei ob der Widerstand ganz oder nur teilweise ein-
Abb. 11.
3 < —
b
Pe
Br -
a
p
H
r
-P
f
b- ka
CaN |
geschaltet ist — wieder zunächst in die Anfangsstellung
zurückgebracht. Ein Anlassen ohne eingeschalteten
Widerstand, das den Motor zerstören könnte, ist daher
unmöglich.
Die Anlasser für die Winter-Eichberg-Motoren sind
etwas anders gebaut; sie stellen eine Art Schützen-
steuerung dar und führen dem Motor zunächst geringere
Spannung zu. Ist die erste Spannungsstufe einge-
schaltet, so erhält das Relais für die nächste Stufe
Strom; es springt an und gibt dem Motor die zuge-
hörige Spannung und so fort.
Eigenartig ist die Regulierung dieser Motoren.
Sie erfolgt selbsttätig in Abhängigkeit von zwei Wasser-
ständen, nämlich dem im Saugkanal und dem im Druck-
kanal. Ist der Wasserspiegel hinter den Pumpen in
der Verteilungskammer tiefer als im Saugraum, so fliefst
es ab, ohne dafs es durch Pumpen gehoben zu werden
braucht. Steht umgekehrt das Wasser in der Abflufs-
seite höher, so mufs es gepumpt werden; gleichzeitig
mufs durch Absperrung des Schützes der Druckraum
vom Saugraum getrennt werden. Dies wird durch
Differential - Schwimmer in der Schwimmerkammer
bewirkt, mit der der Saug- und Druckraum in Ver-
bindung stehen; steigen beide gleichmäfsig, so dreht
sich das Rad nicht, mithin bleibt auch das Seil und
der Regulierschalter in Ruhe. Steigt das Niveau im
Druckraum höher als im Saugraum, so wird das Schütz
automatisch geschlossen; gleichzeitig erhält durch den
Regulierschalter der Pumpenmotor Strom, so dafs er
mit der Tourenzahl läuft, die der jeweiligen Förder-
höhe entspricht. |
Als Starkstrom-Verbindungsleitungen zwischen den
einzelnen Teilen wurden eisenbandarmierte, asphaltierte
Bleikabel, für die Hilfsleitungen Gummiaderdrähte ge-
wählt. Die hierfür nötigen Durchführungen durch
Decken oder Wände wurden während des Baues vor-
152 [No. 860]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. April 1913)
gesehen, so dafs nachträglich keine Löcher und Kanäle
zu stemmen waren.
Abb. 12.
aufserordentlich, da das Bearbeiten von erhärtetem
Beton sehr zeitraubend ist.
Die Schaltanlage ist nach dem Schaltzellensystem
gebaut. Das Eisengerüst mit Marmortafel und einfacher
Dies erleichtert die Montage
Messingumralhmung trägt nur die Instrumente, Hand-
griffe und Handräder. Die Schalter selbst sind in den
unter der Schaltanlage stehenden Zellen untergebracht
und durch Kettenrad und Kette mit den Handrädern
verbunden; als Hochspannungsölschalter mit direkter
Maximalauslösung ohne Zeiteinstellung sind sie für
vorliegenden Betrieb am besten geeignet (Abb. 12).
Jeder Pumpenmotor hat sein Feld, auf dem auch die
Schalter für den Hilfsstrom angebracht sind, um die
Motoren von Hand in Betrieb zu setzen. Durch einen
besonderen Umschalter kann man entweder auf Hand-
betrieb oder automatischen Betrieb einstellen.
Wie schon erwähnt, war die Bedingung gestellt,
dafs die Pumpen sowohl von der Schalttafel aus, als
auch von den Schwimmern in der Schwimmerkammer
angelassen werden könnten; auch neben den Motoren
selbst sollten Schalter hierfür angebracht werden. Dem-
entsprechend ist die Einrichtung so getroffen, dafs am
elektrischen Teil der Anlage nichts von Hand gestellt
zu werden braucht, sondern alles automatisch vor sich
gehen kann. Auch die Schieber im Druckraum des
kleinen Kanals können entweder durch Schwimmer oder
von Hand betätigt werden. Bedenkt man, dafs diese
Anlage nicht nur für wolkenbruchartige Niederschläge,
sondern auch für die gröfsten, nur selten wieder-
kehrenden Hochfluten vorgesehen wurde, andererseits
auch für die geringeren, täglichen Abflufsmengen bei
Trockenwetter wirtschaftlich arbeiten mufs, so wird man
die hier beschriebene Lösung der Aufgabe als eine sehr
glückliche bezeichnen können, wie sie gleich günstig
ohne die Elektrizität nicht ausführbar gewesen wäre.
Dem in unserer Zeit stark betonten Bedürfnis nach
ästhetischer Ausgestaltung technischer Anlagen wurde
in vollem Mafse Rechnung getragen.
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure
Versammlung am 18. März 1913
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr.. Jna. Wichert — Schriftführer: Herr Baurat L. Glaser
Der Vorsitzende teilt mit, dafs von der Königlichen
Akademie des Bauwesens zu einer öffentlichen Sitzung
am Sonnabend, den 22. März 1913, Einladungen einge-
gangen sind. Auf der Tagesordnung ist ein Vortrag
des Herrn Ober- und Geheimen Baurats Suadicani über:
„Die Eisenbahnanlagen in Berlin und derenVerkehr“ ver-
zeichnet.
Nach Erledigung einiger geschäftlicher Angelegen-
heiten erhält Herr Regierungsbaumeister E. Schwartz-
kopff, Berlin-Halensee, das Wort zu seinem Vortrag über:
Hochspannungsanlagen von mehr als 100 000 Volt
in den Vereinigten Staaten von Amerika.
Der mit grofsem Beifall aufgenommene Vortrag sowie
die anschliefsende Diskussion wird später veröffentlicht.
Der Vorsitzende dankt dem Herrn Vortragenden
für seine schätzenswerten Mitteilungen.
Die Abstimmung hat die Aufnahme folgender Herren
ergeben:
Als ordentliche Mitglieder die Herren: Kurt Bandt,
Dipl.-Ing., Emden; Rudolf Metz, Dipl.-Jng., Regierungs-
baumeister, Hannover; Max Osthoff, Dr.-Ing., Re-
gierungsbaumeister, Westend; Walter Pitsch, Dipl.
Jng., Charlottenburg; Wilhelm Reineke, Eisenbahn-
direktor, Neustrelitz; Paul Trenn, Regierungs- und
Baurat, Mainz. Als aufserordentliche Mitglieder:
Nikolaus Glagoleff, Dipl.- Jng., St. Petersburg; Bern-
hard Hartenstein, Dipl.-Jng., St. Petersburg; Dimitri
Pinsker, Dipl.- Jna., St. Petersburg; Jacob Samoilo-
witsch, Dipl.- Jna., St. Petersburg.
Die ausliegende Niederschrift der Versammlung
vom 18. Februar 1913 ist genehmigt, da Einwendungen
nicht erhoben worden sind.
Bemerkungen über Personen-Beförderung innerhalb der Stadt in den
Vereinigten Staaten *)
Der Verfasser behandelt Linien für Personen-
Beförderung innerhalb der Stadt unter Ausschlufs von
Strafsenbahnen und dem Teile von durchgehenden
Eisenbahnlinien, der innerhalb der Stadt liegt.
Diejenigen Städte in den Vereinigten Staaten,
welche solche Linien aufweisen, sind unter Angabe
ihrer städtischen Bevölkerungszahl:
New York 6 414 568
Chicago 2 446 921
*) Auszug einer Abhandlung, welche von Georg Duncan
Snyder, M. Inst. C. E., auf der ordentlichen Versammlung der
„Institution of Civil Engineers“ am Dienstag, den 4. März 1913,
vorgetragen wurde.
Philadelphia . 1 972 392
Boston 1 520 420
Geschichte.
New York. — Die erste Strafsenbahn wurde in
Betrieb genommen 1832 und die erste Omnibuslinie
1835. Die erste Hochbahn wurde 1871 betrieben,
worauf Linien in Brooklyn und Jersey City folgten.
Die erste Untergrundbahn wurde am 27. Oktober 1904
eröffnet.
Die Stadt baut neue Linien und steht in ziemlich
abgeschlossenen - Verhandlungen für ein Doppel-Be-
forderungssystem durch die Interborough Rapid Transit
(15. April 1913]
Company, die die vorhandene Untergrundbahn betreibt,
und die Brooklyn Rapid Transit Company.
Die Hudson River-Tunnel wurden zum ersten Male
in Betrieb genommen am 26. Februar 1908. Ein
Strafsenbahn-Tunnel ist über den East River bei der
42. Strafse gebaut worden, ist aber noch nicht in Be-
trieb genommen worden.
New York hat 214,31 km Uebergangs-Linien und
152,88 km sind im Bau.
Chicago. — Die erste Hochbahn, nämlich die
Southside-Linie, wurde am 6. Juni 1892 eröffnet; es
kamen hier Dampflokomotiven zur Verwendung. Hier-
auf folgten Linien nach dem Westen und Nordwesten,
welche später durch die Union-Schleife in der Mitte
der Stadt vereinigt wurden. Die motorische Kraft
wurde 1896 und 1898 in Elektrizität umgewandelt. Die
Länge dieser Linien macht zusammen 119,99 km aus.
Die Stadt beabsichtigt jetzt, ein Untergrundnetz auszu-
bilden von 90,12 km Länge, und zwar laut Kosten-
anschlag zu œ 404 Millionen M, während die Aus-
rüstung weitere 146 Millionen M kosten wird.
Boston. — Die Tremontstrafse-Untergrundbahn
für Strafsenbahnlinien wurde am 1. September 1897
eröffnet; es folgte dann die Hochbahn auf der Atlantic
Avenue. Ein Tunnel, der den Hafen nach East Boston
kreuzt und für Strafsenbahnen bestimmt ist, wurde 1904
eröffnet. Die Washington Street-Untergrundbahn für
Züge des Hochbahnnetzes wurde am 30. November 1908
eröffnet. Die Hochbahn wurde bis Forest Hılls 1909
verlängert. Die Cambridge-Untergrundbahn wurde 1912
fertiggestellt und die East Cambridge-Hochbahn im
selben Jahre.
Die Flachbahn, Hochbahn- und Untergrundbahn-
linien stehen unter ein und derselben Betriebsdirektion
und ist es erlaubt, dafs Reisende von einem zum anderen
System umsteigen, ohne extra zahlen zu müssen. Die
vorhandenen Linien sind 39,40 km lang und 11,07 km
sind im Bau.
Philadelphia. — Philadelphia hat ein kombiniertes
Untergrundbahn- und Hochbahnnetz von 11,92 km
Lange und eine Linie als privates Unternehmen von
27,36 km Lange.
Bau und Betrieb.
Es gibt 402,32 km Stadt-Ueberganysverkchrslinien
in den Vereinigten Staaten, und 280,02 km, die projek-
tiert bezw. 1m Bau sind.
Diese Linien werden gebaut für Züge mit mehreren
Wageneinheiten, für Strafsenbahnlinien oder um Hinder-
nisse im Interesse eines gleichmäfsigen Verkehrs zu
kreuzen, wie Flüsse, Gebirge u. a. Entweder werden
sie unter der Strafse, über der Strafse oder. in er-
worbenem Gelände erhöht oder vertieft angebracht.
Hochbahnen werden vom Standpunkt der Reisen-
den aus bevorzugt, während Untergrundbahnen kein
solches Hindernis für die Strafsen sind und das an-
liegende Eigentum weniger schädigen.
New York und Chicago haben drei- und viergleisige
Linien für langsam und schnell laufende Züge, während
Philadelphia eine viergleisige Linie für Züge und
Strafsenbahnen hat und Boston schliefslich eine vier-
gleisige Strecke besitzt, die ausschliefslich von Strafsen-
bahnen benutzt wird.
Bahnhöfe. — Eine einzige Plattform zwischen
den Gleisen ist am billigsten im Betriebe. Viergleisige
Linien haben besondere Bahnhofsplattformen zwischen
den Gleisen für Lokal- und Schnellverkehr und Seiten-
plattformen bei den Lokalbahnhöfen. An dem End-
bahnhof an der Brooklyn-Brücke werden 35000 Fahr-
gäste pro Stunde abgefertigt.
Flache gegen tiefe Untergrundbahn. — Prak-
tisch sind als Untergrundbahnen solche des flachen
Typs. Die viergleisige Linie in der Lexington Avenue
(New York) wird mit zwei Lokal-Gleisen in der Nähe
der Erdoberfläche und Schnell-Gleisen in Tunneln, die
in grofser Tiefe liegen, gebaut. Tiefliegende Linien
verursachen weniger Unbequemlichkeiten während des
Baues, sind aber im Beffiebe teurer wegen der Not-
wendigkeit, Fahrstühle vorsehen zu müssen,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 860]
— -——
153
Typischer Querschnitt. — Die lichte Höhe
ditferiert zwischen 4,013 m und 4,672 m und die Breite
für das einzelne Gleis zwischen 3,504 m und 4,013 m.
Die Bauweise für flache Untergrundbahnen besteht
entweder in Stahlträgern, die in Decke und Seiten-
wänden angebracht und in Beton eingebettet liegen,
oder in verstärktem Beton
Bauweisen. — Der Bau wird weitergeführt unter
einer provisorischen hölzernen Strafsenbettung. Ein
Teil der Brooklyner Untergrundbahn wurde mittels
einer Dampfschaufel ausgehöhlt. Die Tiefe der Unter-
grundbahnen bedingt die Untermauerung der benach-
barten Gebäude und eine vorübergehende Absteifung
der Hochbahn. Die Futtermauerung von Untergrund-
bahnen besteht aus Beton, ausgenommen die eisen-
ausgekleideten Unterwassertunnel. Tunnel im Gestein
werden mit einem oberen Kopfstück vorwärts getrieben.
Dachschilde sind mit Erfolg in weichem Grunde in
Boston angewendet worden. Unterwassertunnel werden
gewöhnlich mit Schilden und komprimierter Luft cin-
getrieben und mit Gulseisen ausgekleidet. Der East
Boston-Tunnel wurde mit einem Dachschild vorge-
trieben und mit Beton ausgefüttert. |
Ventilation. — Die Lüftung von flachen Unter-
grundbahnen wird durch Auspuffventilatoren zwischen
den Stationen bewirkt. Die Hudson- und Manhattan-
Eisenbahn benutzt Auspuftventilatoren, die durch die
Kolbenwirkung der Züge unterstützt werden.
Hochbahnen. — In engen Strafsen werden die
Säulen auf dem Bürgersteige, und in breiten Strafsen
auf dem Fahrdamme angebracht. Die Erhöhung der
Last seit dem Bau der ersten Linien hat es not-
wendig gemacht, die Säulen zu verstärken oder umzu-
bauen. Heutzutage werden Träger aus vernieteten
Platten verwendet und seit 1893 wird Stahl statt Eisen
gebraucht. Doppelgleisige Konstruktionen wiegen
900 Ibs = 410 kg bis 1600 lbs -— 726 kg pro Fuls linearer
Strecke. Bei Bauten jüngeren Datums sind kompakte
Beton-Bettungen mit Schotter zwischen den Gleisen zur
Ausführung gelangt. Private Linien werden in den
Vororten gebaut und werden, um Kreuzungen zu ebener
Erde mit Stralsen zu vermeiden, entweder hochgelegt
oder vertieft.
Brücken. — Die grofsen Brücken über den East
River bilden jetzt einen Teil der durchgehenden Ueber-
gangslinien, welche Anordnung das Problem der Kopf-
stationen vermeidet, welches früher, als die Linien un-
abhängig betrieben wurden, bestand.
Länge der Züge. — Die Länge der Züge hat
sich von 3 Wagen der ersten Hochbahn bis auf 10
Wagen bei der New Yorker Untergrundbahn ver-
grölsert — und noch längere Züge sind in Vorschlag
gebracht worden.
Dichtigkeit des Verkehrs. —- Die Dichtigkeit
des Verkehrs auf der New Yorker Untergrundbahn be-
trägt 2500000 Fahrgäste pro km Strecke im Jahre.
Die Hauptbelastung auf fast allen Linien ist zwischen
5 und 6 Uhr abends und beträgt etwa 15 pCt. der
totalen Tagesbelastung. Montag hat für gewöhnlich
ein Maximum vom Verkehr in der Woche, das unge-
fähr 17 pCt. beträgt, und Sonntag ein Minimum, etwa
9 pCt. Ungefähr 7 pCt. des Verkehrs findet im Juli
und 9 pCt. im Dezember statt.
Die Fahr-Gewohnheit. - - Die Zahl der Fahr-
gäste pro Jahr nimmt im Quadrat der Bevölkerung zu.
New York hatte 1860 43 Fahrgäste pro Kopf der Be-
völkerung und 322 im Jahre 1910 und, falls der augen-
blickliche Grad des Wachstums in Zukunft anhält, so
wird diese Zahl 913 im Jahre 1950 betragen.
© Fahrpreise. — Der Fahrpreis ist fast durchgängig
œ 20 Pf. und zwar ohne Rücksicht auf die Entfernung,
obgleich dieser Pauschal-Preis bei den Verwaltungen
viel Unzufriedenheit verursacht.
Wagen. ` Neue Wagen werden aus Stahl herge-
stellt und es liegt das Bestreben vor, diese zu ver-
gröfsern, da die neuesten Wagen 21,336 m lang,
2,8956 m breit und 3,8099 m hoch sind, mit einem
Gewicht von 39044 bis 54 480 kg.
Bettung usw. — Untergrundlinien
T-Schienen auf hölzernen Schwellen,
benutzen
die in zer-
154 [No. 860]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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[15. April 1913)
kleinertem Gestein liegen. In Philadelphia sind die
Schienen an kurzen hölzernen Blöcken befestigt, dic
ihrerseits wieder an einen in Beton gebetteten Stahl-
kasten-Träger angeschlossen sind.
Die grölsten Steigungen sind von 1:33 bis 1: 12,5
und die kleinsten Kurven-Radien sind von 27—45 m.
Signale und Blockwesen. — Automatische Block-
signale werden auf den älteren Hochbahnlinien nicht
benutzt, ebenso auch nicht auf den Lokalgleisen der
New Yorker Untergrundbahn, ausgenommen an spe-
ziellen Punkten. Dagegen werden sie verwendet auf
den Schnellverkebrgleisen in New York und Chicago
und für Züge, bestehend aus mehreren Wageneinheiten,
auch in Boston und Philadelphia.
Eine Fahrt von 90 Sekunden kann bei einer Ge-
schwindigkeit von 64 km in der Stunde mittels selbst-
tätigen Blocksignals erreicht werden und eine Fahrt
von 20 Sekunden ist ohne Signale und bei geringer
Geschwindigkeit erreicht worden.
Betriebs-Methode. — Vicrgleisige Linien werden
mit Schnellverkehrzügen auf dem einen Gleispaar und
Lokalzügen oder Strafsenbahnwagen auf dem anderen
Gleispaar betrieben. Bei dreigleisigen Linien laufen
Schnellzüge morgens in der einen Richtung und abends
in der andern Richtung. |
Baukonzessions-Bedingungen. — Die älteren
Linien wurden mit Privatkapital gebaut bei dauernder
Baukonzession, aber die städtischen Verwaltungen bauen
jetzt Linien selbst und überlassen das Recht, sie zu be.
treiben, auf eine Reihe von Jahren anderen.
Kosten. — Untergrundlinien kosten 2 191 875 bis
10500 000 M pro km Strecke und Hochbahnen 525 000
bis 1575000 M pro km Strecke -- ohne Ausrüstung.
In der Stadt New York kostet die Aushebung von
Erde 16 bis 34 M pro cbm und von Fels 22 bis 65 M;
Kosten für Tunnelarbeiten belaufen sich auf 45 bis
52 M pro cbm; Beton 42 bis 60 M pro cbm.
Kosten des Betriebes. — Die Betriebskosten
schwanken zwischen 44 bis 70 pCt. der Gesamt-Ein-
nahmen. Die Kosten pro Wagen und km betragen
25 bis 52,50 Pf.
Schlufsbemerkung. — Reine Schnellverkehrs-
linien sind nur: ın Städten von etwa 1000000 Ein-
wohnern gebaut worden; sie können sich aber auch in
kleineren Städten rentieren, in denen die Fahrgewohn-
heit der Einwohner eine ausgesprochene ist.
r
Einführungspatente in Argentinien. In Argentinien ist
es bekanntlich möglich, falls eine Ertindung bereits durch
Druckschriften vorveröttentlicht ist, eine sogenannte „demande
de révalidation“ zu hinterlegen, welche sich ähnlich wie z. B.
das Einführungspatent in Belgien auf das ausländische
Urpatent stützt. Die Dauer des Revalidationspatentes kann
nicht über die Dauer des Auslandspatentes, auf welches es
sich stützt, hinausgehen; jedenfalls beträgt seine Dauer nach
dem Gesetz nicht mehr als 10 Jahre. Es ist daher unmög-
lich, für eine Erfindung, welche bereits im Auslande paten-
tiert ist, eine Schutzdauer von 15 Jahren zu erhalten. Bisher
wurde nun jedes Revalidationspatent erteilt, wenn cin ähn-
liches Patent in Argentinien noch nicht vorhanden war. In
dem Falle, wo die Erfindung als solche bereits patentiert
oder in Argentinien offenkundig vorbenutzt war, konnte das
Revalidationspatent auch dann noch rechtskräftig nachgesucht
werden, wenn die Vorver6ftentlichung bezw. offenkundige
Vorbenutzung vor der Hinterlegung des Gesuches aber nach
dem Datum der Anmeldung des Auslandspatentes statt-
gefunden hatte.
Sonach wurde durch die argentinische Republik den aus-
landischen Erfindern praktisch eine Priorität bewilligt, welche
bis auf das Datum des Auslandspatentes zurückging. Diese
Bestimmung ist jetzt dahin abgeändert worden, dafs Reva-
lidationspatente in Argentinien nicht mehr nachgesucht
werden können, wenn bei der Hinterlegung des Gesuches
in Buenos Aires die Erfindung dortselbst bereits bekannt ist.
Die argentinische Regierung hat am 10. Dezember 1912
verordnet, dafs jedem Revalidationsgesuch eine beglaubigte
Kopie des zu revalidierenden ÄAuslandspatentes beizufügen
ist. Falls das in Frage kommende Patent als Druckschrift
(Patentschrift) erschienen ist, so braucht diese Druckschrift
nicht beglaubigt zu werden. Ist dagegen eine Druckschrift
nicht vorhanden, so mufs die betreffende Patentbehörde ihren
Beglaubigungsvermerk auf die Kopie setzen.
Der Verein Deutscher Giefsereifachleute hält in den Tagen
vom 14. bis 17. Mai seine diesjährige Hauptversammlung in
Berlin, in den Gesellschaftsräumen des Zoologischen Gartens
ab. Auf der Tagesordnung stehen neben Besichtigung der
Eisen-, Stahl- und Metallgiefserei sowie der übrigen Werks-
anlagen der Firma A. Borsig in Berlin-Tegel folgende
Vortrage:
l. Dr.: Ina. Th. Geilenkirchen, Remscheid: ,Stahlform-
gufs.“ |
2. Ingenieur F. Goltze, Berlin: „Gufseisen im Elektro-
Maschinenbau,“
Verschiedenes
3. -Oberingenicur R. Hausenfelder, Essen: „Die Ver-
wendung von Steinkohlenteeröl im Giefsereibetriebe.“
4. Giefserei-Ingenieur K. Hunger, Berlin: „Rationelles
Schmelzen und Giefsen in der Metallgiefserei.“
5. Oberingenieur O. Cramer, Berlin: „Elektrisches und
autogenes Schweifsen in Giefsereien und anderen Be:
trieben.“
6. Dipl-Ana. U. Lohse,
maschinen.“
7. Betriebsdirektor J. Mehrtens, Charlottenburg: „Die
Brauchbarkeit bleibender Giefsformen in der Eisen- und
Metallgiefserei.“ |
8. Oberingenieur Schnabel, Berlin: „Die Anwendung
der Oberflachenverbrennung tm Gicfserei- und Hütten-
betriebe.“
9. Ingenieur M. U.Schoop, Zürich: „Ein neues Metall-
spritzverfahren.“
10. Hütteningenieur E. A. Schott, Kassel: „Ueber den
Fortschritt in der Brikettierung für die Herstellung
von Qualitätsgufs.“
11. HHütteningenieur E. A. Schott, Kassel: „Die Bedeuturg
des Kohlenstaubes in der Giefserei.“
12. Ingenieur-Direktor J.L. Treuheit, Lüttich: „Moderne
Kernmacherei.“
Stettin: „Elektrische Form-
Deutschlandreise der amerikanischen Ingenieure. Auf
Einladung des Vereins deutscher Ingenieure wird die Ame-
rican Society of Mechanical Engineers, einer der ältesten
und angesehensten Ingenieurgesellschaften der Vereinigten
Staaten, seiner diesjährigen Hauptversammlung in Leipzig
beiwohnen. Die Amerikaner kommen am 19. Juni in Ham-
burg an und fahren nach einem zweitägigen Aufenthalt nach
Leipzig weiter. An die Hauptversammlung schliefst sich
eine vierzehntägige Reise durch Deutschland an, bei der
die Amerikaner auch Dresden, Berlin, das Rheinisch-West-
falische Industriegebiet, besonders Düsseldorf, Köln, dann
ferner Frankfurt a. M., Mannheim und Heidelberg kennen
lernen. Von hier geht es weiter nach München, wo beson-
ders das Deutsche Museum auf das grofse Interesse der
Amerikaner rechnen kann. Für die Rundreise ist bis jetzt
folgendes Programm vorgesehen: 22. Juni: Fahrt nach Leip-
zig; 24. Juni: Dresden; 26. Juni nachmittags: Abfahrt nach
Berlin. Daselbst abends Empfang im Reichstagsgebäude;
29. Juni: Düsseldorf; 1. Juli: Ankunft in Köln; 3. Juli: Fahrt
nach Frankfurt a. M.; 5. Juli: Ankunft in Mannheim; 6. Juli:
Fahrt nach Heidelberg; 7. Juli® Fahrt nach München. Ueber-
all, wohin Amerikas Ingenieure kommen, werden sie von
Te
[15. April 1913]
den Städten und ihren deutschen Berufsgenossen gastfreund-
lich aufgenommen werden. Nach den getroffenen Vorberei-
tungen wird die Reise den Teilnehmern ein gutes Bild von
der gewaltigen industriellen Entwicklung Deutschlands, aber
auch vom Stande seiner gesamten Kultur geben und so dazu
beitragen, die gegenseitige Achtung der beiden vorwärts-
strebenden Völker vor einander zu erhöhen.
The Iron and Steel Institute. Die Jahresversammlung des
Iron and Steel Institute wird am 1. und 2. Mai 1913 im
Hause der Institution of Mechanical Engineers, Storey’s
Gate, Westminster, abgehalten werden. j
Prämiierung nützlicher Erfindungen. Für das abge-
laufene Etatsjahr haben aus den im Etat der Eisenbahnver-
waltung zur Prämiierung nützlicher Erfindungen
vorgesehenen Mitteln 58 Beamten und Arbeiten der Staats-
eisenbahnverwaltung Belohnungen im Gesamtbetrage von
20 000 M für Erfindungen und Verbesserungen, die zur Er-
höhung der Betriebssicherheit oder Wirtschaftlichkeit bei-
tragen, bewilligt werden können. (Berliner Actionair.)
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Auf Ansuchen aus dem Dienste der Kaiserl.
Marine entlassen: der Kaiserl. Marine-Hafenbaumeister
Franzius.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Versetzt: der Intendantur- und Baurat Wefels von der
Intendantur des VIII. Armeekorps nach Berlin; er ist mit
Wahrnehmung einer Hilfsreferentenstelle in der Bauabt. des
Kriegsminist. beauftragt worden;
‘der Intendantur- und Baurat Rathke von der Intendantur
des VI. Armeekorps zur Intendantur des VIII. Armeekorps
nach Coblenz sowie der Baurat Borowski, Vorstand des
Militarbauamts Berlin VI, nach Breslau; letzterer ist mit
Wahrnehmung einer Intendantur- und Bauratstelle bei der
Intendantur des VI. Armeekorps beauftragt worden;
der Regierungsbaumeister Geifsler, techn. Hilfsarbeiter
der Intendantur des XVI. Armeekorps, in gleicher Figen-
schaft zur Intendantur des XVII. Armeekorps.
Ueberwiesen: der Regierungsbaumeister Herm, techn.
Hilfsarbeiter in der Bauab. des Kriegsminist., als Vorstand
dem Militarbauamt Berlin VI.
Militarbauverwaltung Bayern.
Versetzt: die Bauräte Wilhelm Kemmler, Militärbau-
amtmann bei der Intendantur des lI. Armeekorps, zum
Militärbauamt Augsburg I und Adolf Meifs, Militarbauamt-
mann des Militärbauamts Augsburg I, als Vorstand zur Bau-
leitung „Militärneubauten Fürth“.
Preufsen.
Ernannt: zum Regierungs- und Baurat der Baurat
Arndt in Danzig; ihm ist die Stelle des meliorationstechn.
Regierungs- und Baurats für die Provinz Westpreufsen mit
dem Amtssitz in Danzig endgültig übertragen worden;
zu Regierungsbaumeistern die Regierungsbauführer
Wilhelm Richard aus Bremen (Eisenbahnbautach), Richard
Wolff aus Köln (Wasser- und Strafsenbaufach), Heinrich
Wembhöner aus Homberg a. d. Efze und Ernst Kienitz aus
Kallies, Kreis Gramburg (Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat den etat-
mäfsigen Professoren an der Techn. Hochschule in Danzig
Baurat Paul Ehlers und an der Techn. Hochschule in Han-
nover Dr.:Jna. Ludwig Hotopp, ferner beim Uebertritt in
den Ruhestand dem Regierungs- und Baurat Werneburg in
Köln, den Bauräten Janert in Kassel, Weber in Naumburg
a. d. S., Schaller in Berlin und Overbeck in Hofgeismar so-
wie dem Grofsherzogl. mecklb. Geh. Kommerzienrat und
Geschäftsführer der Firma Lenz & Co., G. m. b. H., Friedrich
Lenz in Berlin. Ä
Uebertragen: den Regierungs- und Bauräten Hentzen
beim Eısenbahn-Zentralamt in Berlin die Wahrnehmung der
a aa
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[No. 860] 155
Geschäfte eines Oberbaurats bei dieser Behörde und Ehrich
in Essen die Wahrnehmung der Geschäfte eines Oberbau-
rats bei der Eisenbahndirektion daselbst;
dem Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches
Schloe in Kiel die Wahrnehmung der Geschäfte des Vor-
standes des Eisenbahn-Betriebsamts daselbst, dem Regie-
rungsbaumeister des Maschinenbaufaches Sembdner in Posen
die Wahrnehmung der Geschäfte eines bei der Eisenbahn-
Hauptwerkstätte daselbst neu errichteten Werkstättenamts.
Ueberwiesen: der Regierungs- und Baurat Denicke,
bisher beurlaubt, als Mitglied der Eisenbahndirektion nach
Münster und die Regierungsbaumeister des Maschinenbau-
faches Rintelen, bisher beurlaubt, nach Stendal als Vorstand
(auftrw.) eines Werkstättenamts bei der Eisenbahn-Haupt-
werkstätte daselbst, Otto Breuer, bisher Abnahmebeamter
in Königsberg i. Pr., zur Eisenbahndirektion daselbst und
Domnick, bisher beurlaubt, in den Bezirk der Eisenbahn-
direktion Altona.
Versetzt: der Oberbaurat Richard Hartmann, bisher
in Bromberg, als Oberbaurat zur Eisenbahndirektion nach
Altona; |
die Regierungs- und Bauräte Ortmanns, bisher in Münster,
als Oberbaurat (auftrw.) der Eisenbahndirektion nach Brom-
berg, Liesegang, bisher in Altona, als Oberbaurat (auftrw.)
der Eisenbahndirektion nach Frankfurt a. Main und Patte,
bisher in Kattowitz, als Oberbaurat (auftrw.) der Eisenbahn-
direktion nach Erfurt, der Geheime Baurat Platt, bisher in
Danzig, als Mitglied der Eisenbahndirektion nach Cassel,
die Regierungs- und Bauräte Lütke, bisher in Altona, als
Mitglied der Eisenbahndirektion nach Köln, Otto Oppermann,
bisher in Posen, als Mitglied der Eisenbahndirektion nach
Magdeburg, Theodor Hartwig, bisher in Frankfurt a. Main,
als Mitglied der Eisenbahndirektion nach Altona, Kleimen-
hagen, bisher in Erfurt, als Mitglied der Eisenbahndirektion
nach Mainz, Tooren, bisher in Dortmund, nach Osnabrück
als Vorstand eines Werkstättenamts bei der Eisenbahn-
Hauptwerkstätte daselbst, Bernsau, bisher in Witten, als
Mitglied (auftrw.) der Eisenbahndirektion nach Münster, Max
Schmidt, bisher in Bromberg, als Mitglied (auftrw.) der Eisen-
bahndirektion nach Kattowitz und Wendler, bisher in Neu-
münster, als Mitglied (auftrw.) des Kisenbahn-Zentralamts
nach Berlin;
der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Olbrich, bis-
her in Belzig, als Vorstand des Eisenbahn-Betriebsamts nach
Freienwalde a. d. Oder, die Regierungsbaumeister des Eisen-
bahnbaufaches Dieckhoven, bisher in Rheine, nach Gerol-
stein als Vorstand des daselbst neu errichteten Eisenbahn-
Betriebsamts, Kurth, bisher in Berlin, als Mitglied (auftrw.)
der Eisenbahndirektion nach Stettin, Bach, bisher in Walden-
burg 1. Schles., als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahn-Betriebs-
amts nach Belzig, Frederking, bisher in St. Wendel, als Mit-
glied (auftrw.) der Eisenbahndirektion nach Danzig, Stech-
mann, bisher in Nordhausen, als Mitglied (auftrw.) der Eisen-
bahndirektion nach Posen, Schirmer, bisher in Bremen, zur
Eisenbahndirektion nach Münster, Kloevekorn, bisher in
Frankfurt a. Main, als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahn-
Betriebsamts 2 nach Bremen, Wyszynski, bisher in Imme-
keppel, als Vorstand des Eisenbahn-Betriebsamts nach
Rheine, Masur, bisher in Cassel, als Vorstand des Eisen-
bahn-Betriebsamts 1 nach Nordhausen, Ewig, bisher in Grofs-
Strehlitz, als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahn-Betriebsamts
nach St. Wendel, Robert Lieffers, bisher in Antweiler, als
Vorstand (auftrw.) des Eisenbahn-Betriebsamts 9 nach Berlin,
Kleemann, bisher in Schneidemühl, zur Eisenbahndirektion
nach Elberfeld, Eduard Arnoldt, bisher in Bad Ocynhausen,
als Vorstand der Eisenbahn-Bauabteilung nach Mogilno,
Kriesel, bisher in Danzig-Langfuhr, nach Velbert als Vor-
stand der daselbst neu errichteten Eisenbahn-Bauabteilung,
Christfreund, bisher in Köln, nach Viersen als Vorstand der
daselbst neu errichteten Eisenbahn-Bauabteilung, Sammet,
bisher in Friedberg in Hessen, nach Oberhausen als Vor-
stand der daselbst neu errichteten Eisenbahn-Bauabteilung,
156 [No. 860)
Franz Hartmann, bisher in Elberfeld, nach Olpe als Vor-
stand der daselbst neu errichteten Eisenbahn-Bauabteilung,
Bohnhoff, bisher in Magdeburg, in den Bezirk der Eisen-
bahndirektion Altona, Purrucker, bisher ın Insterburg, in
den Bezirk der Eisenbahndirektion Ilannover und August
Rothmann, bisher in Halle a. d. Saale, in den Bezirk der
Eisenbahndirektion Köln, die Regierungsbaumeister des
Maschinenbaufaches Füchsel, bisher in Opladen, als Vor-
stand des Eisenbahn-Abnahmeamts nach Dortmund, Adolf
Cornelius, bisher in Königsberg i. Pr., nach Opladen als
Vorstand eines Werkstättenamts bei der Eisenbahn-Haupt-
werkstätte daselbst, Jaeschke, bisher in Bentschen, nach
Bromberg als Vorstand eines Werkstättenamts bei der Eisen-
bahn-Hauptwerkstatte daselbst, Karl Cramer, bisher in
Stendal, nach Leinhausen als Vorstand eines Werkstätten-
amts bei der Eisenbahn-Hauptwerkstätte daselbst, Szulc,
bisher in Osnabrück, nach Königsberg i. Pr. als Vorstand
eines Werkstättenamts bei der Eisenbahn-Hauptwerkstätte
daselbst, Johannes Vofs, bisher in Gleiwitz, nach Witten
als Vorstand (auftrw.) eines Werkstättenamts bei der Eisen-
bahn-Ilauptwerkstatte daselbst, Goltdammer, bisher beim
Eisenbahn-Zentralamt in Berlin, nach Gotha als Vorstand
(auftrw.) eines bei der Eisenbahn-Hauptwerkstätte daselbst
neu errichteten \Werkstättenamts, Wangnick, bisher in
Danzig, als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahn-Maschinen-
amts nach Dirschau, Promnitz, bisher beim Eisenbahn-
Zentralamt in Berlin, als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahn-
Maschinenamts nach Bentschen, Johann Schröder, bisher in
Wittenberge, nach Neumünster als Vorstand (auftrw.) eines
Werkstättenamts bei der Eisenbahn-Flauptwerkstätte da-
selbst, Theifs, bisher in Frankfurt a. Main, nach Schneide-
mühl für ein daselbst neu zu errichtendes Eisenbahn-\Werk-
stättenamt, Wesemann, bisher in Mülheim a. d. Ruhr-Spel-
dorf, zum Eisenbahn-Zentralamt nach Berlin, Wechmann,
bisher in Altona, zur Eisenbahndirektion nach Berlin, Gold-
mann, bisher in Posen, zum Eisenbahn-Zentralamt mit dem
Wohnsitz in Königsberg i. Pr., Biebrach, bisher in Stolp,
zum Eisenbahn-Zentralamt mit dem Wohnsitz in Danzig,
Erich Schulze, bisher in Kattowitz, zum Eisenbahn-Zentral-
amt nach Berlin und Schinke, bisher in Gotha, zum Eisen-
bahn-Zentralamt mit dem Wohnsitz in Gleiwitz, der Grofs-
herzoglich hessische Regierungsbaumeister des Maschinen-
baufaches Betz, bisher in Dirschau, nach Darmstadt als Vor-
stand eines bei der Eisenbahn-Hauptwerkstatte 1 daselbst
neu errichteten \Werkstättenamts, die Regierungsbaumeister
des Hochbaufaches Morin, bisher in Königsberg 1. Pr., zur
Eisenbahndirektion nach Hannover und Albermann, bisher
bei den Eisenbahnabteilungen des Ministeriums der öffent-
lichen Arbeiten in Berlin, zur Eisenbahndirektion nach
Königsberg i. Pr. sowie der Regierungsbaumeister des
Wasser- und Strafsenbaufaches Arnold von Minden nach
Breslau.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Geh, Baurat Paul Lehmann, bisher
Mitglied der Eisenbahndirektion in Königsberg i. Pr.;
dem Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches
Friedrich Helm in Berlin und den Regierungsbaumeistern
des Hochbaufaches Dr.:Ina. Abraham in Danzig und Sauter
in Charlottenburg.
In den Ruhestand getreten: der Geh. Baurat
Suadicani in Schleswig und der Baurat Weyer in Potsdam.
Sachsen.
Verliehen: der Titel und Rang als Hofrat ın der
IV. Klasse der Hofrangordnung dem etatmäfsigen aufser-
ordentl. Professor an der Techn. Hochschule
Dr. phil. Wilhelm Scheffler.
in Dresden
Versetzt: der Regierungsbaumeister Paul Ludwig
Specht beim Strafsen- und Wasserbauamt Pirna I vom
15. März d. J. ab nach Freiberg als techn. Leiter der aus-
tührlichen Vorarbeiten für die Talsperren im Gebiete der
Freiberger Mulde.
—
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
—
(15. April 1913]
Baden.
Ernannt: zu Regierungsbaumeistern die Baupraktikanten
Ludwig Giefsler aus Neudorf, Karl Gruber aus Konstanz,
Hans Jung aus Erzingen, Otto Kaiser aus Müllheim, Joseph
Rutschmann aus Geifslingen, Eugen Schilling aus Pfullendorf,
Kurt Schönfeld aus Konstanz und Joseph Veit aus Freiburg.
Braunschweig.
Ernannt: zum Kreisbauinspektor der Herzogl. Re.
gierungsbaumeister Pepper in llolzminden unter Versetzung
nach Braunschweig und Beauftragung mit den Geschäften
eines Hilfsarbeiters der Herzogl. Baudirektion;
zum herzogl. Regierungsbaumeister der tit. Regierungs-
baumeister Wedemeyer bei der HochbauinspektionSchöningen;
an Stelle des ausgeschiedenen ordentlichen Professors
Dr. Giese der Regierungsbaumeister Friedr. Helm in Char-
lottenburg zum ordentlichen Professor an der Herzoglichen
Technischen Hochschule in Braunschweig (Lehrfach für
Eisenbahnbau).
Verliehen: der Titel Baurat dem Vorstande der
Herzogl. Strafsen- und Wasserbauinspektion Braunschweig
Kreisbauinspektor Nagel und der Titel Kreisbauinspektor
dem Vorstande der Herzogl. Maschinenbauinspektion Braun-
schweig Dr.-Jng. Lindemann.
Zugelassen: bis auf weiteres als Lektor für wissen-
schaftliche Photographie an der Techn. Hochschule in
Braunschweig der Dr. phil. Hans Micheler daselbst.
Ausgeschieden: zum 1. April 1913 aus dem Lehr-
körper der Herzogl. Techn. Hochschule der aufserordentl.
Professor Georg Herting (Ornament und Figurenmodellieren).
Hamburg.
Ernannt: zum Baumeister bei der 1. Sektion der
Baudeputation der Dipl.-Ing. Karl Ludwig Walter Stoß; '
zum Baumeister bei der Baupolizeibehörde der Dipl.Ing.
Heinrich Wilhelm Ferdinand Hauschild;
zum Baumeister der Deputation für die Stadtwasser-
kunst der Dipl-Ana. H. A. Th. Lühr.
Gestorben: Regierungs- und Baurat Friedrich Wilhelm
Wever, Wohnungsinspektor bei der Regierung in Düsseldorf,
Geh. Baurat Dr. phil. Dr.-Ing. Eduard Schmitt, früher Pro-
fessor an der Techn. Hochschule in Darmstadt, Oberbaurat
Hermann Schneider, friher bei der Kgl. preufsischen und
Grofsherzogl. hessischen Eisenbahndirektion in Mainz, Geh.
Baurat Dr.: Ang. Otto March in Berlin, Mitglied der Kgl.
Akademie des Bauwesens und des Senats der Kgl. Akademie
der Künste, Professor Dr.:3na. Adolf Prinzhorn in Stuttgart,
Anton Verres, Ressortchef der Firma Fried. Krupp A.-G.
Gufsstahlfabrik Essen, und Geh. Regierungsrat Professor
Dr. phil. Dr.-Ing. h. c. Adolf Slaby, Mitglied der Akademie
des Bauwesens, Berlin.
kel. Sachs. Technische Hochschule Dresden.
Das Studienjahr beginnt zu Ostern.
Im Sommer- Semester 1913 Anfang der Vorlesungen und
Uebungen Dienstag, den 22. April; Anmeldungen zum Eintritt vom
16. April ab. Das Verzeichnis der Vorlesungen und Uebungen
samt den Stunden- und Studienplänen ist gegen Einsendung von
60 Pfg. (nach dem Auslande 1 Mark) von der Rektoratskanzlei
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DIE ZEITSCHRIFT
WIRD NACH VEREINBARUNG MIT DEM VEREIN DEUTSCHER MASCHINEN-
SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MÄRZ 1881,
INGENIEURE
FÜR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts = Verzeichnis.
Die auf der internationalen Industrie- und Gewerbeausstellung Seite
Turin igi gezeigten Eisenbahnwagen. Vortrag. gehalten im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 16. April 1912 vom Re-
gterungsbaumeister Neubert, Berlin (Erweitert). (Mu Abb. u. 2 Seo
(Fortsetzung) . F 157
Flammenlose Oberflächenverbrennung (Mit Abb) .. 164
Pariser Verbandsübereinkunft vom zo. März 1883 zum Schutze
des gewerblichen Figentums, revidiert in Brussel am 14. Dezember
1900 und in vane am 2. Juni 1911 (Reichs-Gesetzbl. AAN
1913. S. 209). . e de le a Gane, Seed Se 169
Seite
Gesetz zur Ausführung der revidierten Pariser Uehereinkunft
vom 2. Juni i191 zum Schutze des J a pac mine
Vom 31. Marz 1913 (Reichs-Gesetzbl 5.236)... ; u. 172
Verschiedenes. . ; 173
Dr. Adolf Slaby + — Preitsische. Staatbalinen: — Fickerische Zug-
förderung auf den Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen.
Personal-Nachrichten. . ......... «© «ee eee 174
Anlage: Tafel 1: „Die auf der Interanlionaten Industrie- und Gewerbe-
ausstellung Turin igi gezeigten Eisenbahnwagen”.
Die auf der internationalen Industrie- und Gewerbeausstellung Turin ıorı
gezeigten Eisenbahnwagen
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 16. April 1912
vom Regierungsbaumeister Neubert-Berlin.
(Erweitert)
(Hierzu Tafel 1 und 2 sowie 87 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 142)
Die Personenwagen Frankreichs.
Die französische Ausstellung war nur mit Personen-
wagen beschickt und zwar von der Paris-Lyon-
Meéditerranée-Bahn, der Ostbahn-Gesellschaft, der Staats-
bahn und der Internationalen Schlaf- und Speisewagen-
gesellschaft.
Die Paris-Lyon-Mediterrande-Bahn zeigte
einen sechsachsigenSalonwagen, zwei vierachsige D-Zug-
wagen 1. Klasse mit Salonabteil und Schlafeinrichtungen
in den Abteilen, einen vierachsigen D -Zugwagen
3. Klasse, einen dreiachsigen D-Zugwagen 1. Klasse
und einen dreiachsigen Abteilwagen 3 Klasse mit
82 m Radstand.
Der Salonwagen und die D-Zugwagen besitzen be-
sondere Untergestelle mit Ausgleichpuffern an den
Enden. Bei allen Wagen mit Ausnahme des Salon-
wagens ist ein Oberlichtaufbau nicht vorhanden, das
Dach hat vielmehr eine flachgewölbte Form. Aufsen
sind die Wagen mit Blech von I mm Stärke bekleidet.
Die einflügeligen Türen an den Vorbauen schlagen
nach dem Wageninnern zu auf, wobei die Drehgelenke
nach den Puftern zu liegen; die Vorbaue selbst sind
eingezogen, um zwei Einsteigetritte anbringen zu können.
Bei den Faltenbalgübergängen sind die Brücken nicht
an den Stirnwänden der Wagen, sondern an den
vorderen Faltenbalgrahmen befestigt und liegen hinten
in einem Schlitz, der in dem Fufsboden am Vorbau
angebracht ist. Beim Zusammendrücken der Stols-
vorrichtung schieben sich die Brücken in die Schlitze.
Die Faltenbälge sind mit schrägen Seilen, die oben an
der Wagenstirnwand und unten am Faltenbalgrahmen
befestigt sind, aufgehängt. Von den Seitengängen führen
Drehtüren zu den Abteilen.
Der sechsachsige Salonwagen hat
eine Gesamtlänge von 20,986 m
einen Drehzapfenabstand von 14,98 ,
eine Kastenbreite von 2,924 ,,
ein Gewicht von 45— t
Die innere Einteilung des Wagens ist aus Ab-
bildung 15 ersichtlich, während Abbildung 16 einen
Blick in den am Ende des Wagens befindlichen grofsen
Salon gibt. Die Inneneinrichtung eines der beiden
kleinen Salons, eines Abteils und eines Abort- und
Waschraums zeigen die Abbildungen 17, 18 und 19.
Die Rückenlehnen der Polsterbänke in den Abteilen
können wie bei den alten D-Zugwagen der preufsischen
Staatsbahn hochgeklappt und zu einem zweiten Bett her-
gerichtet werden — vergl. Abb. 20. In einem Schrank
an der Aufsenwand befindet sich ein herausklappbares
Waschgefäfs. Unterhalb der Wascheinrichtung ist ein
aufklappbarer Tisch angebracht. Wie aus den Ab-
bildungen ersichtlich, haben die Fenster Schiebevor-
hänge, die oben und unten an Stangen geführt sind.
Der vierachsige D-Zugwagen 1. Klasse mit Salon-
abteilen und Schlafeinrichtung in den Abteilen ist im
Grundrifs in Abbildung 21 dargestellt. Es beträgt
die Gesamtlänge 219 m
der Drehzapfenabstand 14,98 „
die Kastenbrcite 2,94 ,
das Gewicht . 38, — t.
In der Mitte des Wagens befindet sich ein gröfserer
Salon, der sich fiir die Benutzung am Tage, wie auf
Abbildung 22, und fiir die Benutzung in der Nacht, wie
auf Abbildung 23 dargestellt, herrichten Jäfst. In
einem kleineren Salon, der ebenso wie der grofse
Salon einen besonderen Abort- und Waschraum besitzt,
stehen 2 Sessel (Abb. 24), die zu Schlaflagern
umgewandelt werden können (Abb. 25). Die Abteile
l. Klasse sind Vollabteile mit je 2 herausziehbaren
Polsterbänken, die für je 3 Personen Sitzgelegenheit
bieten. Die Rückenlehnen sind fest. Zur Herrichtung
der zweiten oberen Schlaflager werden flache Polster,
die an den oberen Teilen der Abteilwände befestigt
sind, herausgeklappt (vergl. Abb. 26 u. 27).
Der vierachsige D-Zugwagen 1. Klasse besitzt vier
Abteile mit der gleichen Einrichtung, während bei den
drei anderen Abteilen kein oberes Schlaflager vorhanden
ist. Der Grundrifs des Wagens — Abbildung 28 --
bietet nichts besonders Bemerkenswertes.
Nachdruck des Inhaltes verboten.
158 (No. 861] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN | [1. Mai 1913]
Abb. 16—20.
Paris-Lyon-Méditerranée-Bahn, Sechsachsiger Salonwagen.
Abb. 17.
AAU NN
INA WER
MUT
4 \e Witt!
—=—— | aD
the
$ iW 1!
Grofser Salon.
Abb. 18. Abb. 19.
Abteil mit Polsterbank, Abort- und Waschraum,
Abb. 20. Abbildung 29 zeigt den Grundrifs des Wagens. Er
besitzt einen wechselseitig angeordneten Seitengang und
in der Mitte einen Quergang. Wegen der grofsen Zahl
von Sitzplatzen — 80 — sind zur Beschleunigung des
Ein- und Aussteigens an beiden Enden des Querganges
in der Flucht der Aufsenwände je zwei Einsteigetüren
vorgesehen, wie bei einigen sächsischen Wagen. Diese
nach aufsen aufschlagenden Türen stehen mit den
Einsteigetritten in Verbindung und zwar so, dafs die
eo |
| mu.
1 Ih a
N N. Tritte sich beim Oeffnen der Türen senken und beim
4 1 Schliefsen unter dem Wagenkasten hochklappen. Aehn-
| | | liche Einrichtungen der Tritte finden sich auch bei
ill | französischen Wagen und einigen Salonwagen der
bison preufsischen Verwaltung. Trotz der vielen Reisenden,
"7 die der Wagen aufnehmen kann, ist an jedem Ende
nur ein Abort- und Waschraum vorhanden.
Die 10 Abteile mit je 8 Sitzplätzen haben bis unter
die Decke geführte Scheidewände, an denen Gepäck-
netze angebracht sind. Zu bemerken ist, dafs die Bahn
auch Wagen im Betriebe hat, bei denen die Zwischen-
wände nur halbhoch sind. Mit Leder überzogene, einfach
gepolsterte Sitzbänke und ebenso hergerichtete schmale
Rückenlehnen bieten einen verhältnismäfsig bequemen
Abteil mit zwei hergerichteten Betten und Sitz. Zwischen Rückenlehne und Sitz ist ein Zwischen-
aufgeklappter Wascheinrichtung. raum, der eine leichte Reinigung des Sitzes zulälst.
Die Rollvorhänge an den Abteilaufsenfenstern bestehen
Der vierachsige D-Zugwagen 3. Klasse hat | aus einem durchsichtigen und durchlässigen Gewebe.
eine Gesamtlänge von « = è « + » 2200 m Das innere Holzwerk ist naturfarbiges, lackiertes Pitch-
einen Drehzapfenabstand von . . . 14,98 „ pine; nur an einigen Stellen sind die Wände mit
eine -Kastenbreite yon „u « 2 x « 293, Kunstlederstoff bespannt. Der Fufsboden ist mit Lino-
BI GENIC voll, w 5% S&S ay Baw 4, leum belegt.
[1. Mai 1913) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN (No. 861] 159
Der von der Paris-
Lyon-Méditerranée-Bahn aus-
gestellte dreiachsige D-Zug-
wagen l. Klasse hat einen
Radstand von 84 m, der
dreiachsige Abteilwagen 3:
Klasse einen solchen von
82 m. Das Gewicht des
ersteren beträgt 21 t, das
des letzteren 17 t. Hinsicht-
lich der Inneneinrichtung
zeigen beide Wagen die bei
der genannten Bahnverwal-
tung üblichen Ausführungen.
Sämtliche Wagen haben
Luftdruckbremse Bauart Wes-
tinghouse-Henry. Der Salon-
wagen wird elektrisch be-
leuchtet — er besitzt einen
Stromerzeuger Bauart Stone
—, während die übrigen
Wagen Gasglühlichtbeleuch-
tung haben. Die Heizung
erfolgt bei allen Wagen durch
Dampf. Der Salonwagen hat
aufserdem noch Warmwasser-
heizung. Die Heizkörper sind
in dem Fufsboden vor den
Sitzbanken eingebaut und ge-
nügen mit ihren kleinen
Heizflachen in den warmen
Gegenden, die die . Wagen
durchlaufen. Während die
Dampfheizung allgemein als
Hochdruckheizung ausgebildet
ist, besitzt der D-Zugwagen
l. Klasse eine Niederdruck-
heizung nach Bauart Heintz.
Da diese Heizung auch bei
einigen ausgestellten italie-
nischen Wagen angewandt
ist, soll sie im Folgenden
näher behandelt werden.
Von der Hauptdampf-
leitung A (vergl. Abb. 30)
zweigt an jedem Ende des
Wagens ein Rohr ab, das
zu einem selbsttätigen Druck-
minderer C, dem Saturateur,
führt. An den Abzweig-
stellen sind Entwässerungs-
vorrichtungen eingeschaltet.
f
= un
l
_ ed
t= J |
j BETT SEN
++ + + +
(RER eee ee eal N
+ baa + N
=
BL IITTIDR CIOE
i; EUT tinii
Schreibtisch,
Heizkörper im Fufsboden, ce
d
Sechsachsiger Salonwagen.
Ofen der Warmwasserheizung,
Abb. 15.
Abb. 21,
“ m m
“We
Paris-Lyon-Méditerranée-Babn,
Heizkörper im Fufsboden.
—
Klapptisch, b
—
In diesem Saturateur, der das
Wesentliche der Heintz-Hei-
zung ist, wird der Hoch-
druckdampf durch ein Ventil
gedrosselt je nach der Tem-
peratur der Dämpfe, die aus
den Heizkörpern in eine ge-
Heizkörper in Abort- und Waschraum, c
+
LTE wit
ear rear ae
Be
+4 $ ++ + + + + + + D
A = Abort- und Waschraum, a.
men
In
meinsame Niederschlagleitung
D abgeführt werden. Die
Dämpfe treten mit einer ent-
sprechend der Wärmeent-
ziehung in den Heizkörpern
verschiedenen Temperatur in
den Saturateur ein und be-
ia) a
` & — 1
| ee e+e rere +++ |
+++ ++ +++ ++
A eee A
Klapptisch, b
—
—
20,69 -
Paris-Lyon-Méditerranée-Bahn, Vierachsiger D-Zugwagen 1. Klasse mit Salonabteilen und Schlafeinrichtung in den Abteilen.
i N HR Br FR vo. ma Rx
einflussen hier ein sichel- mR RER
lörmig gebogenes Kupferrohr,
das mit einer sehr wärme-
empfindlichen Flüssigkeit ge-
füllt ist. Je nach der Tem-
peratur des Dampfes streckt
sich das Rohr mehr oder
weniger und betätigt mit
seinem freien Ende ein Ventil,
durch das der Zuflufs des
Hochdruckdampfes geregelt
wird. Das Ventil kann mit
einer Stellschraube eingestellt
werden. Der Dampf strömt
Abort und Waschraum, a
—
—
A
p=
fa
=
160 INo. 861] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [1. Mai 1913]
Abb. 22—27.
Paris-Lyon-Mediterranee-Bahn. Vierachsiger D-Zugwagen 1, Klasse mit Salon-Abteilen und Schlafeinrichtung in den Abteilen.
Abb. 22. Abb. 23.
Grofser Salon mit Polsterbänken, Grofser Salon mit hergerichteten Betten,
(Benutzung am Tage.) (Benutzung in der Nacht.)
Abb. 24. Abb. 25.
in die Verteilungsleitung 3 und von da
in die Heizkörper. Durch die Düse wird
der Dampfdruck bis auf einen Bruchteil
einer Atmosphäre Ueberdruck herabge-
mindert. Das Niederschlagwasser der
Hauptleitung A wie der Verteilungsleitung
B fliefst in einer gemeinsamen Entwässe-
rung Æ ab. Die Heizkörper können durch
Ventile oder Hahne von den Abteilen aus
ab- und angestellt werden.
Der mit dieser Heizung ausgerüstete
Wagen hat an jedem Ende der Haupt-
dampfleitung einen im Betriebe an ihm
verbleibenden Kupplungsschlauch. Die
Heizleitung kann daher nur mit der Heiz-
leitung solcher Wagen verbunden werden,
die die gleichen Kupplungsschläuche be-
sitzen. Anschlufsstutzen für einteilige
Kupplungsschläuche sind nicht vorhanden.
Die Drehgestelle der ausgestellten
Wagen der Paris-Lyon-Méditerranée-Bahn
sind verschieden gebaut.
Kleiner Salon mit Sesseln. Kleiner Salon mit hergerichteten ; : |
(Benutzung am Tage.) Betten. (Benutzung in der Nacht.) Der Salonwagen hat dreiachsige Dreh-
gestelle amerikanischer Bauart nach Tafel |
Abb. 26 Abb: 27 mit einem Radstand von 3,27 m. Zu dem
Drehgestellrahmen sind Walzprofile ver-
wandt, die unter Anwendung von Eck-
winkeln und Blechen zusammengenietet
sind. Die Hauptlangs- und Querträger
sind aus T-Eisen gebildet. Die äufseren
Längsträger werden unter Zuhilfenahme
der angenieteten Achshalter durch eine
untere Stange versteift, die gleichzeitig die
Achshalterschliefsen bildet. Die Wiegen
sind wie allgemein üblich mit nachstell-
baren Pendeln ausgeführt.
Die Ausschläge, die die oberen Wiege-
balken quer zur Bahnachse machen, werden
durch seitliche Puffer im Drehgestell-
rahmen begrenzt. Der Drehzapfen 1st
kugelförmig und trägt in der Hauptsache
die Wagenlast. Aufserdem wird der
Wagenkasten bei jedem Drehgestell noch
durch 4 Gleitlager unterstützt, die auf den
Enden der oberen Wiegebalken angeord-
net sind. Die auf den Schwanenhals-
trägern ruhenden Tragfedern sind drei-
fache zylindrische Schraubenfedern, deren
Abteil 1. Klasse mit festen Rücken- Abteil 1. Klasse mit aus dem oberen Querschnitt rund ist. Der Abstand der
polstern. Teil der Wand geklapptem zweitem Tragfedern von den Achsen ist so gewählt,
(Benutzung am Tage.) Schlaflager. (Benutzung in der Nacht.) dafs der Raddruck bei den 3 Achsen gleich
grofs ist. Die 3 Achsen jedes Drehge:
dann durch eine Düse und saugt Frischluft sowie die | stells werden doppelseitig gebremst und zwar SO, dafs
aus der Niederschlagleitung D entweichenden Dampf- der Bremsklotzdruck auf beiden Seiten eines Rades
schwaden an. Das Dampf-Luftgemisch fliefst weiter gleich grofs ist, was in der üblichen Weise durch
(1. Mai 1913]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 861] 161
Abb. 28.
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Vierachsiger D-Zugwagen 1. Klasse der Paris-Lyon-Mediterranée-Bahn,
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= Klapptische.
b
a = Heizkörper;
A = Abort- und Waschraume;
Abb. 29.
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Vierachsiger D-Zugwagen 3. Klasse der Paris-Lyon-Mediterranee-Bahn.
b = Einsteigtüren.
Heizkörper;
Abort- und Waschräume; a
A=
Ausgleichhebel erreicht ist.
Die Bremsklötze an jeder
Achse können unter Be-
nutzung von Löchern in
der unteren Verbindungs-
stange nachgestellt werden,
die selbst wieder durch ein
Spannschlofs verkürzt oder
verlängert werden kann.
Der Bremszylinder ist am
Wagenkasten befestigt.
Die übrigen Wagen der
Paris- Lyon - Mediterrance-
Bahn sind mit zweiachsigen
Drehgestellen ausgerüstet.
Die Tragfedern sind Blatt-
federn, die unmittelbar auf
den Achsbuchsen jeder
Achse liegen. Die Dreh-
gestelle sind also wie früher
bei preufsischen Wagen
üblich gebaut. Die Rahmen
bestehen aus Prefsblechen.
Der Radstand beträgt 2,5 m.
Die Wiegen haben Seiten-
puffer. Weitere Angaben
über diese Drehgestelle sind
in dem Ergänzungsband zu
Jahrgang 1904 dieser Zeit-
schrift unter Ifd. No. 34 ge-
macht.
Die Französische Ost-
bahn-Gesellschaft hatte
je einen vierachsigen D-Zug-
wagen 1./2. und 3. Klasse
und einen vierachsigen Ab-
teilwagen 2./3. Klasse aus-
gestellt.
Die D-Zugwagen be-
sitzen kein besonderes, son-
dern ein mit dem Wagen-
kasten zusammen gebautes
Untergestell aus Holz. Die
hauptsächlich zum Tragen
bestimmten Teile sind mit
Eisen verstärkt, und zwar die
äufseren Langträger durch
L- Eisen (vergl. Abb. 31),
die Querträger über den
Drehgestellen durch Bleche
(Abb. 32). Die äufseren
Langträger sind noch durch
Sprengwerke versteift. Die
Seitenwände der Wagen-
kästen sind nicht mit zum
Tragen herangezogen.
Der Abteilwagen 2./3.
Klasse hat ein besonderes
Untergestell aus Formeisen.
Die sehr kräftigen äulseren
Langtrager sind aus J-Eisen
gebildet und in derselben
Weise wie bei den D-Zug-
wagen noch durch Spreng-
werke verstärkt (Abb. 33).
Bei allen 3 Wagen sind
die Federn für die Zug-
und Stofsvorrichtungen der-
art vereinigt, dafs eine
Pufferausgleichung beim Be-
fahren von Krümmungen
erzielt wird (vergl. Abb. 34).
Da bei dieser Anordnung
eine durchgehende Zug-
stange sich nicht einbauen
la{st, sind die Querträger
der Untergestelle, die die
Zug- und Stofskräfte auf-
nehmen, sehr kräftig gebaut.
[1. Mai 1913}
162 [No. 861] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
Abb. 30.
Eisenbahnwagenheizung Bauart Heintz. Allgemeine Anordnung.
Selbsttatiger Druckminderer (Saturateur),
von der Haupt- ~— Sy WLypX_v
dampfleitung TR N
I Abts
f 4 . -=y n
& a) == a 4 INS
A = Hauptdampfleitung, RR SR ER ERSI
B = Verteilungsleitung für das Dampfluftgemisch, Seq S|
C = Selbsttätiger Druckminderer (Saturateur), nach der Ver- it u ._ . von der Nieder-
D = Niederschlagleitung, teilungsleitung ie = schlagleitung
E = Entwässerung für Hauptdampf- u. Verteilungsleitung. SS
Heizkörper im Abort,
Heizkörper im Fufsboden der Abteile,
Heizkörper für den Seitengang, |
Hähne für die Heizkörper in den Abteilen.
un cos
Abb. 31. Abb. 32.
Vierachsige D-Zugwagen der Französischen Ostbahn-Gesellschaft.
D
Al
ld
E N
wi
Aeufsere verstarkte
Langtrager. Verstarkte Querträger über den Drehgestellen.
Abb. 33.
Zug- und Stofsvorrichtung an den Drehgestell-
Vierachsiger Abteilwagen 2./3. Klasse der Französischen
wagen der Französischen Ostbahn-Gesellschaft.
Ostbahn-Gesellschaft.
Durch Sprengwerke versteifte äufsere Langtrager.
An diesen Quertragern sind gleichzeitig die Drehteller
angebracht.
Die Gerippe der Wagenkasten bestehen aus Holz
und sind mit äufserer Blechbekleidung versehen. Das
Dach besitzt keinen Oberlichtaufbau, sondern ist ge-
wolbt. Die Einsteigetüren an den Vorbauen, die
Faltenbälge und die Brücken sind wie üblich gebaut.
Der Fufsboden ist nicht ein doppelter, sondern besteht
aus nur einer Bretterlage.
|
Der in Abb. 35 dargestellte D-Zugwagen 1./2. Klasse
besitzt
eine Gesamtlänge von 19,37 m
einen Drehzapfenabstand von . 12,63 „
eine Kastenbreite von k: „
t.
ein Gewicht von
Von einem Seitengang aus gelangt man durch
Drehtüren in die Abteile und zwar in ein Schlafabteil,
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[1. Mai 1913] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN (No. 861] 163
2 Abteile 1. Klasse mit je 6 Sitzplätzen und auf dem | oberen Teil der Querwände angebracht sind, 4 Betten
anderen Wagenende in 4 Abteile 2. Klasse mit je 8 Sitz- | hergerichtet werden (Abb. 36). Die anderen Abteile
plätzen. An den Wagenenden sind Abort- und Wasch- | 1. Klasse sowie die Abteile 2. Klasse haben feste
Abb. 35.
4 _— A å à à ee, T
Ee AAI ABIE
ee
1
JE
IL IL)
— ws. = -
t mi DR IN —
Französische Ostbahn-Gesellschaft. Vierachsiger D-Zugwagen 1./2. Klasse,
ZA n Z
S
HU
= A a ae A Z =
Wr. I SHH, WISE! ZI LEGS: LIE SISIR ISVS IPL IISA ATLA Pas ate st rs AF 3 PER WIS SISID- SLILO SWISS: ZZ T Il i> LLLA. Lith? 2 DAT: z
*
Vierachsiger D-Zugwagen ı./2. Klasse der Französischen Ostbahngesellschaft, Schlafabteil,
räume vorgesehen. In dem Schlafabteil, das am Tage | Rückenlehnen und herausziehbare Polsterbänke. Das
ebenfalls als Abteil 1. Klasse benutzt wird, können Holzwerk in der 1. Klasse ist Mahagoni, das in der
aus den Sitzpolstern und aus Polstern, die an dem 2. Klasse naturfarbige Eiche.
EP Google
164 (No. 861]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Mai 1913)
Abb. 37.
Französische Ostbahn-Gesellschaft.
Der D-Zugwagen 3. Klasse, der dieselben Haupt-
abmessungen wie der vorher beschriebene Wagen hat,
ıst in Abb. 37 dargestellt. Sein Gewicht beträgt 34 t.
Vierachsiger D-Zugwagen 3. Klasse.
Die 9 Abteile mit je 8 Plätzen sind durch Schiebetüren
von dem Seitengang aus zu erreichen. Nur an einem
Wagenende befinden sich Abort- und Waschräume.
(Fortsetzung folgt.)
Flammenlose Oberflachenverbrennung™)
Ueber das Verfahren der flammenlosen Oberflächen-
verbrennung, das jetzt in seiner praktischen Anwendung
als Bone-Schnabel-Verfahren bezeichnet wird, sind
in den letzten Monaten zahlreiche Veröffentlichungen
erschienen, die aber alle mehr oder weniger verkürzte
Auszüge aus Vorträgen waren, die Professor Bone über
diesen Gegenstand gehalten hat.) Auch in dieser
Zeitschrift findet sich bereits ein zusammenfassender
Bericht?) und weiter ein Aufsatz von Bone?) selbst über
das Verfahren und über einige praktische Anwendungen.
In letzter Zeit sind nun auch Mitteilungen von anderer
Seite bekannt geworden, die einerseits die Theorie des
Verbrennungsvorgangs, anderseits die technische Ver-
wendung dieser neuen Art der Verbrennung betreffen.
Bone selbst beschäftigte sich seit 1902 mit For-
schungen über die Oberflächenverbrennung; praktisch
ausgebildet wurde das Verfahren durch Bone und die
Radiant Ieating, Ltd., Carlton Works, Armley, Leeds;
spater wurde eine besondere Gesellschaft, die Boncourt
Surface Combustion, Ltd., London, zur industriellen
Ausbeutung gegründet. Etwa gleichzeitig mit Bone hat
unabhängig in Deutschland Ingenieur Rudolf Schnabel
ähnliche Versuche angestellt und ist zu den gleichen
Ergebnissen gekommen; seine Erfindung wurde durch
die Thermotechnische Gesellschaft, Berlin, ausgebaut;
die industrielle Ausbeutung hat die Berlin-Anhaltische
Maschinenbau A.-G. übernommen. Die beiden Ver-
wertungsgesellschaften in Deutschland und England
haben dann im Juli 1912 eine Interessengemeinschaft
mit vollem Patent- und Erfahrungsaustausch geschlossen.
In betreff der Theorie der flammenlosen Ober-
flächenverbrennung hat Bone kürzlich einige Mitteilungen
über ältere Arbeiten und seine eigenen Versuche ver-
Offentlicht.‘) Dafs heifse metallische Oberflächen die
Verbrennung unterstützen, hat schon Davy 1817
beobachtet; durch Dulong und Thenard, namentlich
aber durch die Untersuchungen Döbereiners wurde
festgestellt, dafs alle festen Körper bei genügender
Erhitzung die Fähigkeit besitzen, die langsame Ver-
°) Nach „Stahl und Eisen“ 1913, No. 15, S. 593.
1) Engineering 1911, 14. April, S. 487. The Engineer 1911,
14. April, S. 381. Journ. of Gaslighting 1911, 11. April, S. 98.
Engineering 1912, 10. Mai, S. 682. Journal of the Franklin Inst.
1912, Febr., S. 101. Metall. and Chem. Eng. 1911, Dez., S. 629;
1912, Juli, S. 409. Journ. f. Gasbel. 1912, 21. Sept., S. 934.
2) 1911, 3. Aug., S. 1272.
3) 1912, 4. Juli, S. 1095.
4) Ber. d. deutsch. Chem. 1913,
Ges. 18. Jan., S. 5.
brennung von Gasen unterhalb deren Entzündungs-
temperatur einzuleiten; Edelmetalle bewirken schon bei
tieferen Temperaturen die Verbrennung als Holzkohle,
Bimsstein, Porzellan, Glas usw. Die Ansichten über
diese Erscheinung gingen weit auseinander. Davy
versuchte eine elektrochemische Erklärung, Döbereiner
sah in dem Metall einen Sauerstoffüberträger, Fusinieri
nahm eine Aktivierung des brennbaren Gases bei der
Berührung mit Metalloberflächen an. Nach der Ansicht
von Faraday verdichtet der feste Körper die Gase an
seiner Oberfläche und schafft so besondere Bedingungen;
anderseits nahm De la Rive an, dafs das Material rein
katalytisch wirke. Efst 1887 machte dann Fletcher
wieder einen bemerkenswerten Versuch einer flammen-
losen Verbrennung: er liefs auf ein grofses Knäuel
Eisendraht, der vorher erhitzt war, ein Gas- und Luft-
gemisch strömen; wurde die Erhitzungsflamme verlöscht,
so ging doch die Verbrennung ohne Flamme, unter
bedeutender Temperaturerhöhung, weiter. Nach Ansicht
Fletchers ist diese flammenlose Verbrennung nur in
Gegenwart fester Substanzen möglich.
Die Versuche von Bone begannen damit, die wirk-
samen laktoren aufzuklären, die bei der langsamen
Verbrennung von Wasserstoff bzw. Kohlenoxyd mit
Sauerstoff in Berührung mit heifsen Oberflächen
(Porzellan, Schamotte, Magnesia, Platin, Gold, Oxyde)
bei Temperaturen unter 500°C eine Rolle spielen. Er
fand, dafs die Geschwindigkeit der Verbrennung in
erster Linie von der Kondensation oder Absorption des
einen Gases oder beider Gase an der betreffenden
Oberfläche abhängt, und dafs die reagierenden Gase
wahrscheinlich durch lonisation „aktiv“ gemacht werden.
Die Geschwindigkeit der Verbrennung bei den niedrigen
Temperaturen scheint von den Diffusionsfaktoren un-
abhängig, dagegen hauptsächlich von der Stärke der
„Aktivierung“ des einen der Gase (gewöhnlich des
brennbaren Gases) abhängig zu sein. Die katalysierende
Kraft der heifsen Oberfläche wächst bis zu einem
konstanten Höchstwert; sie wird bei allen Substanzen
stark erhöht, wenn man die Fläche vorher dem brenn-
baren Gase aussetzt, das auf diese Weise aktiv gemacht
wird. Zwischen der homogenen (d. h. gleichmäfsig
durch die ganze Masse verlaufenden) gewöhnlichen
Verbrennung und der heterogenen (in Berührung mit
einer glühenden Oberfläche vor sich gehenden) Ober-
flachenverbrennung bestehen wesentliche Unterschiede;
z. B. wirkt die Gegenwart von Wasserdampf bei der
homogenen Verbrennung von Kohlenoxyd sehr be-
(1. Mai 1913)
fördernd, ja, der Dampf ist wahrscheinlich für die
Reaktion unbedingt notwendig; die heterogene Ver-
brennung von Kohlenoxyd mit Sauerstoff in Berührung
mit Schamotte bei 500° C wird dagegen durch die
Gegenwart von Wasserdampf stark verlangsamt. In
derartigen Abweichungen wird ein besonderes Kenn-
zeichen der Öberflächenverbrennung erblickt. Heifse
feste Körper beschleunigen also die Verbrennung von
Gasen bei Temperaturen, die dem Entzündungspunkt
nahe liegen; bei höheren Temperaturen, wenn die
Oberfläche der festen Körper selbst glühend wird, erhöht
sich der beschleunigende Einflufs und bei höchster Glut
verschwinden schliefslich die Unterschiede der Wirkung
der verschiedenen Oberflächen, die bei niedrigen
Temperaturen sehr augenfällig sind. Prefst man ein
explosibles Gasgemisch durch die Poren eines schwer
schmelzbaren glühenden Körpers, so findet in den Poren,
also an den Grenzschichten der gasförmigen und festen
Phase, eine sehr verstärkte Verbrennung statt. Die
durch diese intensive Verbrennung hervorgebrachte
Wärme hält die Oberfläche ohne irgendeine Flammen-
entwicklung glühend. Diese flammenlose glühende
Oberflächenverbrennung erscheint als sehr geeignetes
Mittel, die Wirksamkeit verschiedener Heizvorgänge zu
erhöhen. Der Vorteil dieser Verbrennungsart besteht
hauptsächlich darin: 1. dafs die Verbrennung durch die
glühende Oberfläche sehr beschleunigt wird, 2. dafs sie
leicht auf beliebigen Punkten konzentriert werden kann,
3. dafs sie mit ganz geringem Luftüberschufs durch-
führbar ist, 4. dafs sich ohne Anwendung von Wärme-
speichern sehr hohe Temperaturen erreichen lassen, und
5. dafs ein grofser Teil der Energie unmittelbar in
strahlende Wärme umgewandelt wird.
Dieser mehr chemischen Theorie
von Bone, die das Wesentliche der Er-
scheinung in der katalytischen Wirkung
des festen Materials sieht, stellt
H. Mache?) zur Ergänzung eine andere,
herslorhungsring
mehr physikalische Erklärung des Vor- i
Jur Mønnkoch
gangs gegenüber. Wenn man auch an- N
nimmt, dafs an Ton, Ziegeln, Magnesia à
usw. eine katalytische Wirkung auftritt, $
so kann diese wohl den Vorgang unter- $ x
stützen, aber nicht hervorrufen. Dafs e
die Verbrennung in den Poren voll- Š N
kommener ist als in offener Flamme, S $
ist nicht verwunderlich, da die Gase In
nach dem Durchgang durch die eigent-
liche Brennfläche noch durch die nahezu
auf Verbrennungstemperatur erhitzten
engen Kanäle streichen müssen. Mache
erläutert seine Erklärung der Erschei-
nung durch eigene frühere Versuche‘)
mit einer Bunsenflamme; diese wurde
so eingestellt, dafs der Kegel die ge-
ringste Höhe aufwies, während die
Stromungsgeschwindigkeit der Gase
noch grofs genug war, um das Rückschlagen der Flamme
zu verhindern. Erwärmt sich das obere Ende des Brenner-
rohres, so zieht sich die Flamme in das Rohr zurück
und wandert mit fortschreitender Erhitzung des Rohres
weiter nach abwärts; durch Aufsenkühlung kann man
die Flamme an beliebiger Stelle zum Stillstand bringen.
Bei Ausführung des Versuches mit einer Tonzelle
wanderte die über dem Boden brennende blaue
Flammenschicht mit der Zeit, wenn die Tonzelle genügend
erhitzt war, in die Poren und brachte die Substanz ins
Glühen. Die Rückwanderung der Verbrennung findet
eine Grenze an der Stelle, wo die poröse Substanz
durch das zuströmende Gas zu weit abgekühlt wird;
sie kann anderseits auch nicht wieder heraufwandern,
weil in den Poren die Temperatur zu hoch ist. Mache
findet es auch unzutreffend, die Erscheinung als
flammenlose Verbrennung zu bezeichnen, weil das
Kennzeichen einer Flamme nicht ihre Sichtbarkeit ist.
In ähnlicher Weise erläutert auch Leather’) den
© Mersrahre
5) Z. f. angewandte Chem. 1913, 21. März, S. 167.
8) Ann. d. Phys. 1903, S. 408; 1907, S. 527.
1) Feuerungstechnik 1912, 15. Nov., S. 64.
O berste(fungsronre
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
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(No. 861] 165
Vorgang der flammenlosen Verbrennung; auch er geht
von den Erscheinungen aus, wie sie im Bunsenbrenner |
auftraten. Die Strömungsgeschwindigkeit von Gas und
Luft im Bunsenbrenner ist gröfser als die (in umge-
kehrter Richtung verlaufende) Fortpflanzungsge-
schwindigkeit der Flamme in der Mischung. Beim
Austritt verbreitert sich die Fläche, die Gasgeschwindig-
keit wird kleiner, die Verbrennung findet an den Stellen
statt, an denen die Ausströmungsgeschwindigkeit und
die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Flamme gleich
grofs sind. Da die Strömungsgeschwindigkeit an den
Wandungen geringer ist als in der Mitte, so entsteht
dadurch die konische Form der Flamme. Im Bunsen-
brenner ist die Mischung von Gas und Luft unvollkommen
und ungleichförmig; durch mechanische Mittel zur
Erzielung vollkommener Mischung (Hindernisse in der
Mischröhre) wird erfahrungsgemäfs eine energischere
Verbrennung erreicht. Bei Brennern, die eine Draht-
Abb. 1—3.
Hufsen 7 fur Speisewasser
Stutzen fur selosttdrigen
Soeseregler
Ag - Sursen für
" Wasserstondsgles
—. m . a rn mn ee m ow Te ree — -- bene nn m
=. a... ne
0000000j;
| e0oo0_0e_l |
% Herr ronne. 700m J
om Ende 3mm umgebördel
Sm A-8
Su CL Vorderonsicht
Röhrendampfkessel mit flammenloser Feuerung für eine Stundenleistung
von 3500 kg Trockendampf.
netzhaube oder eine durchlochte Kappe (z. B. der
Meker-Brenner) besitzen, ist es möglich, den Flammen-
kegel aufserordentlich zu verringern, und die Ver-
brennung findet unmittelbar über der Kappe statt. Läfst
man durch ein feines Loch in einer Platte, über welchem
kleinstückiges feuerfestes Material aufgehäuft ist, Gas
und Luft mit hinreichender Geschwindigkeit ausströmen,
so findet die Verbrennung auf oder über der Oberfläche
des feuerfesten Materials statt; bei verminderter Ge-
schwindigkeit zieht sich die Flamme in das Innere des
Haufens. Tritt das Gas-Luft-Gemisch aber durch eine
poröse Platte, deren Oberfläche erhitzt ist, so entzündet
sich die Mischung, noch ehe sie die Oberfläche erreicht;
die Verbrennung geht innerhalb der Platte vor sich,
obwohl vielleicht die Strömungsgeschwindigkeit sehr
grofs ist. In den Poren tritt eine innige Mischung ein,
das Gasgemisch wird vorgewärmt, es findet auf be-
schränktem Raume eine sehr vollkommene Verbrennung
statt, wodurch eine bedeutende Wärmemenge auf
beschränktem Raume zur Entwicklung kommt, also hohe
Hitzegrade erzielt werden.
Ueber die Ansichten Schnabels betreffs dieser
Verbrennungsvorgänge ist nicht viel bekannt; sie decken
166 (No. 861]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Mai 1913)
sich jedoch, wie Kinzbrunner angibt, nicht ganz mit
denen von Bone; Schnabel scheint die Wirkung in der
Hauptsache auch auf physikalische Erscheinungen (wie
Mache und Leather) zurückzuführen (Anstauung und
Aufspeicherung der Wärme der verbrennenden Gase
in der porösen Masse, Verbrennung auf kleinem
Raume usw.).
Auch C. E. Lucke®) (New York) vertritt ganz
ähnliche Anschauungen: Ist in einem Brenner die
Ausströmungsgeschwindigkeit gleich der Fortpflanzungs-
geschwindigkeit (der Rückzündungsgeschwindigkeit) der
Flamme, dann schwebt die Flamme gerade über der
Oeffnung; ist der Druck kleiner, so tritt Rückzündung
ein, ist er gröfser, so reifst die Flamme ab und erlischt.
Letzteres tritt aber nicht ein, wenn das Ausstrémungs-
rohr kegelförmig gestaltet ist, weil dadurch die Gas-
geschwindigkeit verringert wird; noch zweckmäfsiger
ist es, die Brenneröffnung mit kleinstückigem Material
zu füllen, wodurch derselbe Erfolg erreicht wird.
von Jüptner?’) beleuchtet die Verbrennungser-
scheinungen von einer etwas anderen Seite, er
betrachtet die Gleichgewichtsverhältnisse der Reaktion
CO+ 0 7. CO,, die Dissoziation der Kohlensäure, die
Verschiebung des Gleichgewichts und die Vervoll-
kommnung der Verbrennung durch Druck; er nimmt
eine Fortpflanzung der Verbrennung durch Explosions-
Abb. 4 u. 5.
Ansicht und Schnitt der Röhrentrommel.
wellen an, wodurch Temperaturerhöhungen, Ent-
flammung und vollkommene Verbrennung unter Druck
stattfinden. Weiter bespricht er die rasche Wärme-
übertragung der neuen Feuerungsart, die in der Haupt-
sache nicht durch Leitung, sondern durch Strahlung
erfolgt. Die sehr rasche Verbrennung in den beengten
Räumen mit fast theoretischer Luftmenge ergibt Ver-
brennungstemperaturen, die sich denen der Verbrennung
bei konstantem Volumen nähern.
Auf Anregung von J. Thomson hat Carleton
Ellis?) eine etwas sehr hypothetische Erklärung der
Oberflächenverbrennung unter Zuhilfenahme der Elek-
tronen-Theorie gegeben. Auf diese mehr spekulative
Betrachtungsweise soll nur hingewiesen werden.
In bezug auf die Neuheit der Erfindung der flammen-
losen Oberflächenverbrennung sind auch bereits von
mehreren Seiten Bedenken erhoben worden. Diese
sollen nur kurz angeführt werden, da hier in eine
Untersuchung der Berechtigung dieser Zweifel nicht
eingetreten werden kann. Aufser Mache, welcher auf
seine oben angeführten Beobachtungen aufmerksam
macht, weist F. Fischer?!) auf den Versuch von Fletcher
und von ihm??) mit dem Knäuel von Eisendraht hin.
E. Meier?) hält die Wirkung des Gasglühlichtbrenners
8) Feuerungstechnik 1912, 15. Nov., 5. 66.
9) Feuerungstechnik 1912, 1. Nov., S. 39.
10) Report on Surface Combustion 1911, Dez , S. 2 (Privatdruck).
11) Z. f. angew. Chem. 1913, 31. Jan., S. 72.
12) Z. f. angew. Chem. 1889, 1. Febr., S. 69.
18) Bergwerkzeitung 1913, 23. Februar.
für die gleiche wie die flammenlose Oberflächenver-
brennung. E. Lucke!*) hat 1900 in ähnlicher Weise
gearbeitet wie Bone; die technische Durchführung seiner
Erfindung ist von der Gas and Oil Combustion Co.
übernommen worden, die einige Anlagen im Gange
haben soll.
Die schematische Darstellung der technischen
Anwendung der neuen Verbrennungsart mit poröser
Tonplatte, die Versuchsanordnung bei Beheizung eines
Schmelztiegels, eines Muffelofens, eines Schmiedefeuers,
eines Dampfkessels und eines Schmelztopfes für Blei
sind in dieser Zeitschrift bereits kurz erläutert worden.'°)
Inzwischen sind durch einen Vortrag von R. Blum!)
und durch eine Veröffentlichung von C. Kinzbrunner”’)
weitere Mitteilungen bekannt geworden, welche neuere
Angaben über die Anwendung des Bone-Schnabel-
Verfahrens für Dampfkesselheizung und auch einige
Zahlen über Betriebsergebnisse bringen.
In dieser Zeitschrift sind bereits zwei ‘Aufsen-
ansichten eines von der Firma Richardsons, West-
garth & Co., Ltd., Middlesbrough, fir die Skinningrove
Iron Co. im Clevelandbezirk gebauten Dampfkessels
wiedergegeben.??) Nachstehend sind in den Abb. 1 bis 5
Zeichnungen dieses Kessels und des Vorwärmers
nach Angaben Kinzbrunners mitgeteilt. Die Bone-
Schnabel-Kessel bestehen in der Hauptsache aus einer
zylindrischen Trommel, deren Länge 0,9 bis 1,2 m
beträgt; der Durchmesser des Kessels
richtet sich nach der Leistung. Die in
den Abbildungen angegebenen Mafse be-
ziehen sich auf einen Röhrendampfkessel
für eine Stundenleistung von 2500 kg
Trockendampf. Der Durchmesser beträgt
in diesem Falle 3,05 m. In der unteren
Hälfte des Kessels sind eine gröfsere
Anzahl Heizrohre eingebaut; aufserdem
sind zwischen den Heizrohren noch Ver-
steifungsrohre angebracht. Die Anzahl
der Heizrohre richtet sich nach der beab-
sichtigten Leistung; man rechnet auf ein
Heizrohr von rd. 75 mm innerem Durch-
messer und 6 mm Wandstärke 20 bis
25 kg/st Wasserverdampfung. Am vorderen
Ende jedes Heizrohres ist ein Pfropfen
aus feuerfestem Stoffe mit einer Bohrung
von 13 mm eingesetzt, durch den die Gas-
zufuhr und die Regelung der Verbrennung
im Rohrinnern geschieht. Das übrige Rohr
ist mit 10 mm grofsen Stücken feuerfesten
Materials gefüllt. Vor den Rohren an der vorderen
Kesselwand ist eine Mischkammer für Gas und Luft
angeordnet, aufserdem ist vor den Pfropfen eine als
Rückschlagsventil dienende Schamotteplatte angebracht
Zur Ingangsetzung läfst man das Gas-Luft-Gemisch
durch die Rohre treten und entzündet das austretende
Gas, das zunächst mit einer Flamme verbrennt, die
sich dann bei entsprechender Regelung von Druck,
Gas- und Luftzufuhr allmählich in das Innere der Rohre
hineinzieht und die feuerfeste Masse auf Rotglut bringt.
Die eigentliche Verbrennungszone liegt 10 bis 15 cm
vom Pfropfen entfernt; dort findet sich eine etwa 4 cm
lange Zone von 1 bis 1Vs cm Durchmesser, die auf
Weifsglut (1400 bis 1600° C) erhitzt ist. Diese aufser-
ordentlich hohe Temperatur nimmt aber nach den
Rohrwandungen hin sehr rasch ab, so dafs die an die
Wandungen angrenzenden Schichten des feuerfesten
Materials kaum noch glühend sind. Ebenso nimmt die
Temperatur im Rohre in der Längsrichtung sehr schnell
ab; sie fällt hinter der eigentlichen Verbrennungszone
in dem übrig bleibenden, 0,7 bis 0,9 m langen Rohrende
auf rd. 200° C herunter. Mit dieser Temperatur treten
die verbrannten Gase in den Speisewasser-Vorwärmer
(Abb. 4 und 5), der in ähnlicher Weise wie der Kessel
mit einer Anzahl Rohre ausgerüstet ist, die ebenfalls
14) Amer. Pat. 755 376 und 755 377, März 1904.
15) a. a. O.
16) Z. d. Ver. d. Ing. 1913, 22. Febr., S. 281.
17) Feuerungstechnik 1913, 1. Jan., S. 118.
18) St. u. E. 1912, 4. Juli, S. 1097, Abb. 4 u. 5.
Heizwert 4200 bis 4600 WE.
Der hierbei gefundene Wirkungsgrad
beträgt über 90 pCt.; nach Angaben
Kinzbrunners ist es aber in der Zwischenzeit gelungen,
jetzt mit Kesseln mittlerer Gröfse sogar einen Durch- |
schnitts-Wirkungsgrad von 92Ys pCt. zu erzielen. Von |
den 7?/2 pCt. Verlusten entfallen 3 pCt. auf Strahlungs-
verluste am Kessel, 2"/s pCt. auf Kraftverlust des Venti-
lators, 2 pCt. auf Wärmeverlust in den Abgasen. (Blum |
gibt für die einzelnen Punkte in entsprechender Reihen- _
folge: 1 bis 1/2 pCt., 21⁄2 pCt. und 3 pCt. an.) |
[1. Mai 1913} GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 861] 167
Zahlentafel 1. VETSUR EERE EP HIER
Dauer des rade i . min 422 600 300
Mittlere Dampfspannung am Kessel at Ueberdruck 6,89 6,84 6,86
Mittlerer Gasdruck am Kessel mm WS 36,8 _ 15,3
Mittlerer Unterdruck zwischen Kessel und Vorwärmer mm WS 431,5 — 266
Mittlerer Unterdruck zwischen Vorwärmer und Ventilator mm WS 919 — 286
Abgangstemperatur hinter dem Vorwärmer OE ORS 95,7 —- 89,8
Abgangstemperatur vor dem Vorwärmer g> 204 - 187,8
Gesamt-Gasverbrauch . cbm 2158,7 — 1249,6
Mittlerer Gasdruck im Zähler mm WS 13,9 — 18,8
Mittlere Gastemperatur . . ge 15,6 = 17,7
Heizwert bei 0° und 760 mm me's für l cbm l . WE 4585 4563 4634
Gesamte verdampfte Wassermenge j ; kg 13 540 19 058 1642
Temperatur des Wassers vor dem Vorwärmer ge 16,2 17,1 Fio
Temperatur des Wassers hinter dem Vorwärmer i 93,9 54,4 54,9
Barometerstand. . mm QS 742,6 — 745,6
Gasverbrauch auf Normalbedingungen umgerechnet cbm 1975 _ 2884,5 1137
Gesamt-Wärmewert des verbrauchten Gases . . . : . WE 9 055 375 13 163 220 5 268 858
Trocken-Thermometer ee re ia tG os 19,5 215
Nafs-Thermometer a tC — 14,8 16,2
Trockenheit des Dampfes . . ». DER, — 99,3 99,3
Gesamtwärme für 1 kg Sattdampf . WE = 663,2 663,2
Erzeugungswärme für 1 kg Sattdampf WE — 646,1 645,1
Im Dampf nutzbar gewonnene Wärme . WE — 12313 373 4 940 895
Wirkungsgrad pCt. — — 93,4 93,7
Gesamt- Nettodampf bezogen auf Wasser von 0° C und d Dampf
von 100° C einschl. Ekonomiser . A kg — 19 276 7133
Nettodampf für 1 Std. und 1 qm Heizflache kg — 55 44
Energieverbrauch des Ventilators . KW — 6,097 5,49
Entsprechende Dampfmenge ad kg Dampf für KWst. gesamt) kg = 610 275
Netto-Wirkungsgrad . os pCt. —- 90,6 90,4
mit kleinstückigem feuerfestem Material Abb. 6 bis 8.
gefüllt sind. Beim Durchgang der heifsen
Gase durch den Vorwärmer sinkt deren men nf
Temperatur weiter bis auf 95° C, wobei “ = aoe
te en des Speisewassers von Sassen eh
° auf 50°C steigt. Hinter dem Vor- Setup re | |
wärmer folgt ein Ventilator. Der Gas- | Ser | er u
druck wird je nach der Gasart besonders a hi } |
eingestellt. Bei dem in Abb. I bis 3 a) MX oe o E
dargestellten, mit Koksofengas geheizten FREAD) a
Kessel (mit 110 Rohren) herrschte ne Oak
zwischen Kessel und Vorwärmer ein Stutzen für selosttatiger Slutten für Wasserstonasregler
Eu von 430 mm Wassersäule, dita laa” l
zwischen Vorwärmer und Ventilator ein era Wechserentil für die Ausschaltung TUM Yoernreer
solcher von 515 mm WS. Der vorher en, as ler ariers . ais
erwähnten ungleichen Verteilung der Er- ian
hitzung auf die Rohrlänge entspricht a 4
auch eine verschieden hohe Verdampfung =
an den verschiedenen Stellen; 70 pCt. À ee
der gesamten Verdampfung entfallen auf nt eae?
das erste Drittel, 22 pCt. auf das zweite & è acumen
und nur 8 pCt. auf das letzte Dritte. 2 ce e
Hierdurch wird ein lebhafter Wasser- \ | SR he
umlauf verursacht. N Daas 88. DIN Moral è
Eine Kommission von englischen und $ 090 J (Rn R S Å La `
amerikanischen Kesselfachleuten hat mit S se = | ss
dem Kessel im Juli 1912 Versuche ange- ess TE R SR
stellt, deren Ergebnisse erhebliches Inter- Say == ii
esse beanspruchen. In Zahlentafel 1 sind SN = [4 IR
einige dieser Befunde mitgeteilt. Ver- SAP N NN
wendet wurde ein Koksofengas folgender nA ] tor Lo es
Zusammensetzung : R Š LE SIA) iS
CO, 2,5 pCt. CH, 23,0 pCt. ry | os,
CO = ” ~ 13 ” Ventil zum Abblasen iy idl M 7322- #7
Röhrendampfkessel mit flammenloser Feuerung bei einer Stundenleistung von
3000 kg Trockendampf, 20 at Betriebsdruck, 40 at Prüfdruck.
Auch eine deutsche Kommission von Dampfkessel-
Fachleuten hat in London im Januar d. J. an einem
kleinen Kessel mit flammenloser Feuerung Versuche
angestellt. Der Kessel hatte nur 1,92 qm Heizfläche;
er besafs 10 Heizrohre, hatte einen Durchmesser von
etwa 800 mm und eine Länge von 930 mm. Die Ver-
suche wurden zur Feststellung des Wirkungsgrades
und der Verdampfungsziffern unternommen, sie sind
‘
lassen sollen.
168 [No. 861]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Mai 1913)
nach den bei uns üblichen Normen durchgeführt und
ergaben nach Mitteilungen Hilligers?’)
8. Jan. 137,9 kg Dampf 93,3 pCt. Wirkungsgrad
9. ” 143,2 ” n 8 »” ”
l 0. n | 46,0 ” n 92,5 ” n
l 3. ” l 47,6 ” n 93,0 ” ”
Dies sind Zahlen, wie sie die bisherigen Kessel
auch mit Ekonomiser nicht liefern konnten. Es mögen
wohl in der Feuerkiste von Lokomotivkesseln stellen-
weise Verdampfungen von 100 kg/qm, ebenso im
unteren Teile der Rohre von Steilrohrkesseln, vor-
kommen, also in Teilen, die dem Feuer am nächsten
liegen; aber die Durchschnittsleistung der Kessel bleibt
bisher weit unter dieser Zahl. Blum glaubt, mit An-
lagen, die im Bau sind, bei genügendem Gasdruck
auch auf Verdampfungen von 200 kg/qm zu kommen,
so dafs man mit einer Durchschnittsverdampfung von
175 bis 180 kg/qm auf die ganze Kesselheizfläche wird
rechnen können.
Die Firma Krupp baut für den eigenen Betrieb
einen solchen Kessel mit 110 Röhren.
Kinzbrunner beschreibt weiter noch die Ausführung
eines Röhrenkessels (Schiffskessels) von gedrungenerer
Abb. 9 bis 11.
ra
Mom: ı
uffgase von Grofsgasmaschinen gedacht, die beim
Durcheang durch derartige Kessel noch einen grofsen
Teil der ihnen innewohnenden Wärme nutzbar abgeben
würden. Kinzbrunner hebt weiter noch hervor, dafs
durch diese neue Art der Dampferzeugung auch
vielleicht die Frage: en oder Dampf-
turbine auf Hüttenwerken? zugunsten der letzteren zu
lösen sein könnte. Bemerkt sei weiter noch, dafs auch
bereits Lokomotivkessel mit dieser Feuerung im Bau
sind, die für flüssige Brennstoffe eingerichtet werden.
Ebenso sollen in England Torpedoboote mit derartigen
Kesseln ausgerüstet werden. Sehr wesentlich würde
in letzterem Falle (und auch bei Lokomotiven) ins
Gewicht fallen, dafs die Rauchentwicklung ganz ver.
mieden werden kann.
Auch für metallurgische Zwecke hat man
versucht, die neue Erhitzungsart zu verwenden. Eine
schematische Darstellung eines Tiegelofens und eines
Müffelofens ist schon früher in dieser Zeitschrift an-
gegeben. Kürzlich sind auch einige Zeichnungen von
Ausführungen dieser beiden Ofenarten veröffentlicht
worden, wie sie die Manchester Furnaces, Ltd., in
Manchester baut.”°) Hier möge nur auf eine Ausführung
eines Glühofens, ausgeführt von derselben Gesellschaft,
hingewiesen werden. Die Abbildungen 9
bis 11 zeigen verschiedene Schnitte durch
diesen Ofen. Die Abmessungen des
Innenraumes sind 1,25 x 1,22 x 0,78 m,
in dem eine Temperatur von 900° C
7 | l q
WSS NSS Ir Ä ständig aufrecht erhalten werden mufs.
> L ATH | | Der Öfen braucht stündlich 56,63 cbm
| Generatorgas von 1200 WE/cbm. Zur
}—_________] [1 LA + eee | Verhinderung einer zu starken Abkühlung
SS SSS N — der vorderen Oeffnung ist die Abhitze
s ESAE ets
SILCLILILLILL A py mat
Ge VA K
Schn A-A |
Muffelofen mit flammenloser Verbrennung.
Form mit Bone-Schnabel-Feuerung, dessen Bauart aus
den Abb. 6 bis 8 ersichtlich ist. Der Kessel hat eine
Stundenleistung von 3000 kg Trockendampf, 20 at Be-
triebsdruck, 40 at Prüfdruck. Einzelheiten sind aus
der Zeichnung ohne weiteres zu ersehen.
Die neuen Dampfkesselarten mit der Bone-Schnabel-
Feuerung bieten gegenüber den älteren Bauarten eine
Reihe sehr bedeutender Vorzüge. Der hohe Wirkungs-
grad war oben schon erwähnt. Die Bauart ist sehr
gedrungen, der Platzbedarf gering. (Ein Kessel mit
Bone-Schnabel-Feuerung für eine Stundenleistung von
5000 kg erzeugt für I qm Bodenfläche des Kessels
615 kg, ein Babcock-Wilcox-Kessel 174 kg, ein Stirling-
Kessel 212 kg Dampf.) Die Kessel brauchen weder
Einmauerung noch Schornstein; der Betrieb geht fast
selbstätig vor sich, das Anheizen ist äufserst rasch
möglich (bei einem Kessel für eine 50 PS-Maschine in
20 Minuten). Die Kesselsteinbildung soll sehr gering
sein. Die Dampferzeugung ist dem Bedarf leicht an-
zupassen. Falls sich die Kessel im Grofsbetriebe be-
währen, so stehen für sie gerade in der Eisenindustrie
eine Menge Verwendungsmöglichkeiten offen, da ja
nicht nur Koksofengase und andere Gase für die Bone-
Schnabel-Feuerung in Frage kommen, sondern da auch
Abgase, deren Temperatur wesentlich höher als 200° C
ist, sich wirtschaftlich in derartigen Kesseln ausnutzen
Man hat hierbei z. B. auch an die Aus-
19) Besprechung des Vortrages von Blum a. a. O.
nach vorn geführt. Ein Kanal führt weiter
in eine Kammer unter den Ofen, um dort
die in einer Anzahl Röhren zuströmende
Luft vorzuheizen. Die Hauptheizstelle
ist hier nicht die Ofensohle, die zwar
auch, wie oben erwähnt, indirekt geheizt wird,
sondern die Hauptverbrennung findet in dem feuer-
festen Füllmaterial in den Seitenwänden statt, wo-
hin auch Gas und Luft geführt werden. Die Sohle
des Glühraumes liegt in der Höhe der Hüttensohle.
Zur Kontrolle der richtigen Gas-Luft-Mischung ist noch
eine Abzweigung von der Gas- und Luftleitung vor-
gesehen, die das Gas an der Vorderseite des Ofens
zu einem becherartigen Gefäfs führt, das mit derselben
Heizmasse gefüllt ist wie der Ofen. Der Ofen ist
aufsen mit schweren Eisenplatten bekleidet; er dient
zum Ausglühen von Formgufs.
Blum steckt in seinem Vortrage die Ziele noch
weiter, er betrachtet die Vorteile der flammenlosen
Verbrennung im Hinblick auf die Beheizung von Martin-
öfen. Bei der bisherigen Verwendung von Warme-
speichern ist die Ausnutzung der Wärmeenergie der
Gase eine sehr unvollkommene; durch Strahlung geht
viel Wärme verloren, durch grofsen Luftüberschufs
entsteht ein bedeutender Energieverlust, und die Ver-
brennungserzeugnisse ziehen mit 500 bis 600° C ab.
Bei der Einführung der Oberflächenverbrennung würden
die Wärmespeicher zur Vorwärmung des Gases weg-
fallen, die für Luft wesentlich einfacher werden, man
könnte mit beträchtlich geringerer Luftmenge arbeiten,
und die Baukosten würden bedeutend geringer werden.
Wie aber die Verbrennung beim Martinofenbetrieb
durchzuführen sein würde, darüber liegen vorläufig noch
keine bestimmten Angaben vor.
Zusammenfassung.
Es wird ein Ueberblick über die verschiedenen
bisher aufgestellten Theorien über das Wesen der
flammenlosen Oberflächenverbrennung gegeben.
Es werden neuere Bauarten eines mit Bone-Schnabel-
Feuerung ausgerüsteten Dampfkessels, eines Schiffs-
kessels und eines Glühofens erläutert und einige
Betriebsergebnisse von Versuchen an solchen Dampf-
kesseln mitgeteilt. A. Neumann,
2) Amer. Machinist 1913, 15. Febr., S. 25e.
(1. Mai 1913)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 861] 169
Pariser Verbandsübereinkunft vom 20. März 1883 zum Schutze
des gewerblichen Eigentums.
revidiert in Brüssel am 14. Dezember 1900 und in Washington am 2. Juni 1911*)
(Reichs-Gesetzbl. Jahrgang 1913, S. 209)
Artikel 1.
Die vertragschliefsenden Länder**) bilden einen
Verband zum Schutze des gewerblichen Eigentums.
Artikel 2.
Die Untertanen oder Birger der vertragschliefsenden
Lander sollen in allen übrigen Ländern des Verbandes
in Betreff der Erfindungspatente, der Gebrauchsmuster,
der gewerblichen Muster oder Modelle, der Fabrik- oder
Handelsmarken, der Handelsnamen, der Herkunftsbe-
zeichnungen und der Unterdrückung des unlauteren
Wettbewerbes die -Vorteile geniefsen, welche die be-
treffenden Gesetze den Staatsangehörigen gegenwärtig
gewähren oder in Zukunft gewähren werden. Dem-
gemäfs sollen sie denselben Schutz wie diese und die-
selbe Rechtshilfe gegen jeden Eingriff in ihre Rechte
haben, vorbehaltlich der Erfüllung der Förmlichkeiten
und Bedingungen, welche den Staatsangehörigen durch
die innere Gesetzgebung auferlegt werden. Die Ver-
pflichtung, einen Wohnsitz oder eine Niederlassung in
dem Lande zu haben, wo der Schutz beansprucht wird,
darf den Verbandsangehörigen nicht auferlegt werden.
Artikel 3.
Den Untertanen oder Bürgern der vertragschliefsen-
den Länder werden gleichgestellt die Untertanen oder
Bürger der dem Verbande nicht beigetretenen Länder,
welche im Gebiet eines der Verbandsländer ihren Wohn-
sitz oder tatsächliche und wirkliche gewerbliche oder
Handelsniederlassungen haben.
Artikel 4.
a) Derjenige, welcher in einem der vertragschliefsen-
den Länder ein Gesuch um ein Erfindungspatent, ein
Gebrauchsmuster, ein gewerbliches Muster oder Modell,
eine Fabrik- oder Handelsmarke vorschriftsmäfsig hinter-
legt, oder sein Rechtsnachfolger soll zum Zwecke der
Hinterlegung in den anderen Ländern während der
unten bestimmten Fristen und vorbehaltlich der Rechte
Dritter ein Prioritätsrecht geniefsen.
-~ b) Demgemäfs soll die hiernächst in einem der
übrigen Verbandsländer vor Ablauf dieser Fristen be-
wirkte Hinterlegung durch inzwischen eingetretene Tat-
sachen, wie namentlich durch eine andere Hinterlegung,
durch die Veröffentlichung der Erfindung oder deren
Ausübung, durch das Feilbieten von Exemplaren des
Musters oder Modells, durch die Anwendung der Marke
nicht unwirksam gemacht werden können.
c) Die oben erwähnten Prioritätsfristen sollen zwölf
Monate für Erfindungspatente und Gebrauchsmuster
und vıer Monate für gewerbliche Muster oder Modelle
und für Fabrik- oder Handelsmarken betragen.
d) Wer die Priorität einer vorhergehenden Hinter-
legung in Anspruch nehmen will, hat eine Erklärung
über die Zeit und das Land dieser Hinterlegung abzu-
geben. Jedes Land bestimmt, bis wann die Erklärung
spätestens abgegeben werden mufs. Die Angaben sind
in die von der zuständigen Behörde ausgehenden Ver-
öffentlichungen, insbesonbere in die Patenturkunden und
die zugehörigen Beschreibungen, aufzunehmen. Die
°) Vergl. Annalen 1901, Band 48, Seite 193 und 1911, Band 69,
Seite 124.
”) An der Konferenz in Washington haben sich folgende
Staaten beteiligt: Belgien, Brasilien, Cuba, Deutschland, Dänemark,
Dominiko, Frankreich, Grofsbritanien, Italien, Japan, Mexiko, Nieder-
lande, Norwegen, Oesterreich, Portugal, Schweden, Schweiz,
Spanien, Tunis, Ungarn, Vereinigte Staaten von Amerika. Aufser
den genannten Staaten gehören auch die Vereinigten Staaten von
Australien zur Union.
jeder Legalisation befreit sein.
er die frühere Anmeldung (Beschreibung, Zeichnungen
usw.) in einer Abschrift vorlegt, die von der Behörde,
welche die Anmeldung empfangen hat, als überein-
stimmend bescheinigt ist. Diese Abschrift soll: von
Es kann gefordert
werden, dafs ihr eine von dieser Behörde ausgestellte
Bescheinigung über die Zeit der Hinterlegung und eine
Uebersetzung beigefügt wird. Andere Förmlichkeiten
für die Prioritätserklärung dürfen bei der Hinterlegung
des Gesuchs nicht gefordert werden. Jedes vertrag-
schliefsende Land wird die Folgen der Aufseracht-
lassung der durch den gegenwärtigen Artikel vorge-
sehenen Förmlichkeiten bestimmen, jedoch dürfen diese
Folgen über den Verlust des Prioritätsrechts nicht hin-
ausgehen.
e) Später dürfen andere Nachweisungen gefordert
werden.
Artikel 4b.
Die Patente, deren Erteilung in den verschiedenen
vertragschliefsenden Ländern von den zur Wohltat der
Uebereinkunft nach Mafsgabe der Artikel 2 und 3 ver-
statteten Personen beantragt wird, sollen von den für
dieselbe Erfindung in anderen zum Verbande gehörenden
oder nicht gehörenden Ländern erteilten Patenten un-
abhängig sein.
Diese Bestimmung ist ohne jede Einschränkung zu
verstehen, insbesondere in dem Sinne, dafs die während
der Prioritätsfrist angemeldeten Patente sowohl hin-
sichtlich der Gründe der Nichtigkeit und des Verfalls
als auch hinsichtlich der gesetzmäfsigen Dauer unab-
hängig sind.
Sie findet auf alle zur Zeit ihres Inkrafttretens be-
stehenden Patente Anwendung.
Für den Fall des Beitritts neuer Länder soll es mit
den im Zeitpunkt des Beitritts auf beiden Seiten be-
stehenden Patenten ebenso gehalten werden.
Artikel 5.
Die durch den Patentinhaber bewirkte Einfuhr von
Gegenständen, welche in einem oder dem anderen Ver-
bandsland hergestellt sind, in das Land, in welchem
das Patent erteilt worden ist, soll den Verfall des
letzteren nicht zur Folge haben.
| Gleichwohl soll der Patentinhaber verpflichtet
bleiben, sein Patent nach Mafsgabe der Gesetze des
Landes, in welches er die patentierten Gegenstände
einführt, auszuüben, jedoch mit der Einschränkung, dafs
der Verfall eines Patents wegen Nichtausübung in einem
Verbandsland erst nach Ablauf von drei Jahren seit
der Hinterlegung des Gesuchs in diesem Lande und
nur dann ausgesprochen werden kann, wenn der Patent-
inhaber Gründe für seine Untätigkeit nicht dartut.
Artikel 6.
Jede im Ursprungslande vorschriftsmäfsig einge-
tragene Fabrik- oder Handelsmarke soll so wie sie ist
in den anderen Verbandsländern zur Hinterlegung zu-
gelassen und geschützt werden.
Es können jedoch zurückgewiesen oder für ungültig
erklärt werden:
l. Marken, die geeignet sind, Rechte zu verletzen,
die von Dritten in dem Lande, wo der Schutz
beansprucht wird, erworben sind.
2. Marken, die jeder Unterscheidungskraft entbehren
oder ausschliefslich aus Zeichen oder Angaben
zusammengesetzt sind, die im Verkehre zur Be:
zeichnung der Art, der Beschaffenheit, der Menge,
der Bestimmung, des Wertes, des Ursprungsorts
der Waren oder der Zeit der Erzeugung dienen
können, oder die in der üblichen Sprache oder
in den redlichen und ständigen Verkehrsgepflogen-
170 (No. 861]
heiten des Landes, wo der Schutz beansprucht
wird, gebrauchlich geworden sind.
Bei der Würdigung der Unterscheidungskraft
einer Marke sind alle Tatumstände zu berück-
sichtigen, insbesondere die Dauer des Gebrauchs
der Marke.
3. Marken, die gegen die guten Sitten oder die
öffentliche Ordnung verstofsen.
Als Ursprungsland soll das Land angesehen werden,
in welchem der Hinterlegende seine Hauptnieder-
lassung hat.
Liegt die Hauptniederlassung nicht in einem der
Verbandsländer, so soll als Ursprungsland dasjenige
angesehen werden, welchem der Hinterlegende angehört.
Artikel 7.
Die Natur des Erzeugnisses, auf welchem die Fabrik-
oder Handelsmarke angebracht werden soll, darf in
keinem Falle die Hinterlegung der Marke hindern.
Artikel 7b.
Die vertragschliefsenden Länder verpflichten sich,
Marken, die Verbänden gehören, deren Bestehen dem
Gesetze des Ursprungslandes nicht zuwiderläuft, auch
dann zur Hinterlegung zuzulassen und zu schützen,
wenn diese Verbände eine gewerbliche oder Handels-
niederlassung nicht besitzen.
Es steht jedoch jedem Lande zu, frei darüber zu
bestimmen, unter welchen besonderen Bedingungen ein
Verband zum Schutze seiner Marken zugelassen werden
kann.
Artikel 8.
Der Handelsname soll in allen Verbandslandern,
ohne Verpflichtung zur Hinterlegung, geschützt werden,
gleichviel, ob er den Teil einer Fabrik- oder Handels-
marke bildet oder nicht.
Artikel 9.
Jedes widerrechtlich mit einer Fabrik- oder Handels-
marke oder mit einem Handelsnamen versehene Er-
-zeugnis ist bei der Einfuhr in diejenigen Verbands-
länder, in welchen diese Marke oder dieser Handels-
name Recht auf gesetzlichen Schutz hat, zu beschlag-
nahmen.
Läfst die Gesetzgebung eines Landes die Beschlag-
nahme bei der Einfuhr nicht zu, ist die Peschapnaane
durch das Verbot der Einfuhr zu ersetzen.
Die Beschlagnahme ist auch in dem Lande vorzu-
nehmen, wo die widerrechtliche Anbringung stattge-
funden hat, oder in dem Lande, wohin das Erzeugnis
eingeführt worden ist.
Die Beschlagnahme erfolgt gemäfs der inneren
Gesetzgebung jedes Landes auf Antrag entweder der
Staatsanwaltschaft oder einer anderen zuständigen Be-
hörde oder einer beteiligten Partei, sei diese eine Einzel-
person oder eine Gesellschaft.
Die Behörden sollen nicht gehalten sein, die Be-
schlagnahme im Falle der Durchfuhr zu bewirken.
Läfst die Gesetzgebung eines Landes weder die
Beschlagnahme bei der Einfuhr noch das Einfuhrverbot
noch die Beschlagnahme im Inland zu, so sind diese
Mafsnahmen durch diejenigen Klagen und Rechtsbehelfe
zu ersetzen, dıe das Gesetz dieses Landes im gleichen
Falle den Staatsangehörigen sichert.
Artikel 10.
Die Bestimmungen des vorigen Artikels sollen auf
jedes Erzeugnis anwendbar sein, welches als Bezeich-
nung der Herkunft fälschlich den Namen eines be-
stimmten Ortes trägt, wenn diese Bezeichnung einem
erfundenen oder einem zum Zwecke der Täuschung
entlehnten Handelsnamen beigefügt wird.
Als Beteiligter gilt jeder Produzent, Fabrikant oder
Kaufmann, welcher die Produktion oder die Fabrikation
des Erzeugnisses oder den Handel mit demselben be-
treibt und in dem fälschlich als Herkunftsort bezeich-
neten Orte oder in der Gegend, in der dieser Ort liegt,
seine Niederlassung hat.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
| jeder Klasse multipliziert,
[1. Mai 1913)
Artikel 10b.
Alle vertragschliefsenden Länder verpflichten sich,
den Angehörigen des Verbandes einen wirksamen Schutz
gegen unlauteren Wettbewerb zu sichern.
Artikel Il.
Die vertragschliefsenden Länder werden den patent-
fähigen Erfindungen, den Gebrauchsmustern, den ge.
werblichen Mustern oder Modellen sowie den Fabrik-
oder Handelsmarken für Erzeugnisse, welche auf den
im Gebiet eines von ihnen veranstalteten, amtlichen
oder amtlich anerkannten internationalen Ausstellungen
zur Schau gestellt werden, in Gemäfsheit der Gezetz-
gebung jedes Landes einen zeitweiligen Schutz ge-
währen.
Artikel 12.
Jedes der vertragschliefsenden Länder verpflichtet
sich, eine besondere Behörde für das gewerbliche Eigen-
tum und eine Zentral-Hinterlegungsstelle zur Mitteilung
der Erfindungspatente, der Gebrauchsmuster, der ge-
werblichen Muster oder Modelle und der Fabrik- oder
Handelsmarken an das Publikum einzurichten.
Dieses Amt wird nach Möglichkeit eine amtliche
Zeitschrift herausgeben.
Artikel 13.
Das unter dem Namen „Internationales Bureau zum
Schutze des gewerblichen Eigentums“ zu Bern errichtete
internationale Amt ist der hohen Autorität der Re-
gierung der Schweizerischen Eidgenossenschaft unter-
stellt, die seine Einrichtung regelt und seine Geschäfts-
führung überwacht.
Das internationale Bureau hat die auf den Schutz
des gewerblichen Eigentums bezüglichen Mitteilungen
aller Art zu sammeln und in einer allgemeinen Statistik
zu vereinigen, welche an alle Regierungen zu verteilen
ist. Es hat sich mit gemeinnützigen Studien, welche
für den Verband von Interesse sind, zu beschäftigen
und mit Hilfe des ihm von den verschiedenen Re.
gierungen zur Verfügung gestellten Aktenmaterials ein
periodisches Blatt in französischer Sprache zu redigieren,
welches die den Gegenstand des Verbandes betreffenden
Fragen behandelt.
Die Nummern dieses Blattes sowie alle von dem
internationalen Bureau veröffentlichten Schriftstücke
sind auf die Regierungen der Verbandsländer im Ver-
hältnis der Zahl der unten erwähnten Beitragseinheiten
zu verteilen. Die aufserdem von den genannten Re-
gierungen oder von Gesellschaften oder Privatpersonen
etwa beanspruchten Exemplare und Schriftstücke sind
besonders zu bezahlen.
Das internationale Bureau hat sich jederzeit zur
Verfügung der Verbandsmitglieder zu halten, um ihnen
über die auf die internationale Verwaltung des gewerb-
lichen Eigentums bezüglichen Fragen die besonderen
Mitteilungen zu machen, deren sie bedürfen könnten.
Ueber seine Amtsführung hat es jährlich einen Bericht
zu erstatten, welcher den Mitgliedern des Verbandes
mitzuteilen ist.
Die Amtssprache des internationalen Bureaus soll
die französische Sprache sein.
Die Ausgaben des internationalen Bureaus werden
gemeinsam von den vertragschliefsenden Ländern ge-
tragen. Sie dürfen in keinem Falle die Summe von
60 000 Franken jährlich übersteigen.
Um den Beitrag jedes Landes zu dieser Gesamt-
summe der Kosten zu bestimmen, werden die vertrag-
schliefsenden Lander und diejenigen, welche dem Ver-
bande später beitreten möchten, in sechs Klassen ge-
teilt, von denen jede im Verhältnis einer bestimmten
Zahl von Einheiten beiträgt, nämlich:
die 1. Klasse . 25 Einheiten,
” 2 ” 20 ”
n 3. ” l 5 n
a. ae 10 n
ae > y 5 ”
” 6 ” 3 ”
Diese Koeffizienten werden mit der Zahl der Lander
und die Summe der so er-
[1. Mai 1913}
haltenen Produkte bildet die Zahl von Einheiten, mit
der die Gesamtausgabe zu dividieren ist. Der Quozient
ergibt dann der Betrag der Ausgabeeinheit.
Jedes der vertragschliefsenden Länder wird bei
seinem Beitritt die Klasse angeben, welcher es zugeteilt
zu werden wünscht.
Die Regierung der Schweizerischen Eidgenossen-
schaft wird die Ausgaben des internationalen Bureaus
überwachen, die nötigen Vorschüsse leisten und die
Jahresrechnung aufstellen, welche allen anderen Re-
gierungen mitgeteilt wird.
Artikel 14.
Die vorliegende Uebereinkunft soll periodischen
Revisionen unterzogen werden, um Verbesserungen
herbeizuführen, welche geeignet sind, das System des
Verbandes zu vervollkommnen.
Zu diesem Zwecke werden der Reihe nach in einem
der vertragschliefsenden Länder Konferenzen zwischen
den Deligierten der genannten Länder stattfinden.
Die Regierung des Landes, in welchem die nächste
Konferenz tagen soll, hat mit Hilfe des internationalen
Bureaus die Arbeiten dieser Konferenz vorzubereiten.
Der Vorsteher des internationalen Bureaus hat den
Sitzungen der Konferenzen beizuwohnen und an den
Verhandlungen ohne beschliefsende Stimme teilzu-
nehmen.
Artikel 15.
Man ist einverstanden, dafs die vertragschliefsenden
Länder sich das Recht vorbehalten, einzeln miteinander
besondere Abmachungen zum Schutze des gewerblichen
Eigentums zu treffen, sofern diese Abmachungen den
Bestimmungen der vorliegenden Uebereinkunft nicht zu-
widerlaufen.
Artikel 16.
Die Länder, welche an der vorliegenden Ueberein-
kunft nicht teilgenommen haben, sollen auf ihren An-
trag zum Beitritt zugelassen werden.
Dieser Beitritt ist auf diplomatischem Wege der
Regierung der Schweizerischen Eidgenossenschaft und
von dieser den übrigen anzuzeigen.
Er hat mit voller Rechtswirkung den Anschlufs an
alle Bestimmungen und die Zulassung zu allen Vor-
teilen zur Folge, welche in der vorliegenden Ueberein-
kunft vereinbart sind und tritt einen Monat nach der
Absendung der Anzeige durch die Regierung der
Schweizerischen Eidgenossenschaft an die übrigen Ver-
bandsländer in Kraft, sofern das beitretende Land nicht
einen späteren Zeitpunkt angibt.
Artikel 16b.
Die vertragschliefsenden Länder haben das Recht,
der gegenwärtigen Uebereinkunft jederzeit für ihre
Kolonien, Besitzungen, abhängigen Gebiete und Pro-
tektorate oder für einzelne von ihnen beizutreten.
Sie können zu diesem Zwecke entweder eine all-
gemeine Erklärung abgeben, durch die alle ihre Kolonien,
Besitzungen, abhängigen Gebiete und Protektorate in
den Beitritt einbegriffen werden oder ausdrücklich die-
jenigen nennen, welche darin einbegriffen sind, oder
aber sich darauf beschränken, diejenigen anzugeben,
welche davon ausgeschlossen sind.
Diese Erklärung soll schriftlich der Regierung der
Schweizerischen Eıdgenossenschaft und von dieser allen
übrigen bekannt gegeben werden.
Die vertragschliefsenden Länder können in gleicher
Weise die Uebereinkunft für ihre Kolonien, Besitzungen,
abhängigen Gebiete und Protektorate oder für einzelne
von ihnen kündigen.
Artikel 17.
Die Ausführung der in der vorliegenden Ueberein-
kunft enthaltenen gegenseitigen Verbindlichkeiten unter-
liegt, soweit nötig, der Erfüllung der Förmlichkeiten
und Vorschriften, welche die verfassungsmäfsigen Ge-
setze derjenigen vertragschliefsenden Länder erfordern,
die deren Anwendung herbeizuführen gehalten sind,
was sie in möglichst kurzer Frist zu tun sich verpflichten.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 861] 171
Artikel 17b.
Die Uebereinkunft soll auf unbestimmte Zeit bis
zum Ablauf eines Jahres vom Tage der Kündigung ab
in Kraft bleiben.
Diese Kündigung soll an die Regierung der
Schweizerischen Eidgenossenschaft gerichtet werden.
Sie erstreckt ihre Wirkung nur auf das Land, welches
sie ausspricht; für die übrigen vertragschliefsenden
Länder bleibt die Uebereinkunft wirksam.
Artikel I8.
Die gegenwärtige Akte soll ratifiziert und die Rati-
fikationen sollen in Washington spätestens am 1. April
1913 hinterlegt werden. Sie tritt in den Ländern, welche
sie ratifiziert haben, einen Monat nach Ablauf dieser
Frist in Kraft.
Diese Akte mit ihrem Schlufsprotokoll tritt in den
Beziehungen zwischen den Ländern, die sie ratifiziert
haben, an Stelle folgender Akte: Pariser Uebereinkunft
vom 20. März 1883, Schlufsprotokoll dazu, Madrider
Protokoll vom 15. April 1891, betreffend die Ausstattung
des Internationalen Bureaus, und Brüsseler Zusatzakte
vom 14. Dezember 1900. Jedoch bleiben die angeführten
Akte in den Beziehungen zu denjenigen Ländern in
Kraft, welche die gegenwärtige Akte nicht ratifiziert
haben.
Artikel 19.
Die gegenwärtige Akte wird in einem einzigen
Exemplar unterzeichnet, das im Archiv der Regierung
der Vereinigten Staaten hinterlegt werden wird. Eine
beglaubigte Abschrift wird von dieser den Regierungen
der Verbandsländer übermittelt werden.
Zu Urkund dessen haben die betreffenden Bevoll-
mächtigten die gegenwärtige Akte unterzeichnet.
Geschehen zu Washington in einem einzigen
Exemplar am 2. Juni 1911.
Schlufsprotokoll.
Im Begriffe, die Unterzeichnung der am heutigen
Tage abgeschlossenen Akte zu vollzichen, sind die unter-
zeichneten Bevollmächtigten über Nachstehendes über-
eingekommen:
Zu Artikel I.
Die Worte „gewerbliches Eigentum“ sollen in ihrer
weitesten Bedeutung verstanden werden; sie umfassen
jede Produktion auf dem Gebiete der Landwirtschaft
(Wein, Getreide, Früchte, Vieh usw.) und der Gewinnung
der Bodenschätze (Mineralien, Mineralwässer usw.).
Zu Artikel 2.
a) Unter der Bezeichnung „Erfindungspatente“ sind
die von den Gesetzgebungen der vertragschliefsenden
Länder zugelassenen verschiedenen Arten gewerblicher
Patente, wie Einführungs-, Verbesserungs- usw. Patente
einbegriffen, und zwar sowohl für Verfahren als auch
für Erzeugnisse.
b) Es besteht Einverständnis, dafs die Bestimmung
des Artikel 2, welche die Verbandsangehörigen von
der Verpflichtung eines Wohnsitzes und einer Nieder-
lassung befreit, auslegender Art ist und daher auf alle
Rechte Anwendung finden mufs, die auf Grund der
Uebereinkunft vom 20. März 1883 vor dem Inkrafttreten
der gegenwärtigen Akte entstanden sind.
c) Es besteht Einverständnis, dafs die Gesetzgebung
der vertragschliefsenden Länder über das Verfahren
vor den Gerichten und die Zuständigkeit dieser Gerichte
sowie die Vorschriften der Gesetze, betreffend Patente,
Gebrauchsmuster, Marken usw. über die Wahl des Wohn-
sitzes oder die Bestellung eines Vertreters durch die
Bestimmungen des Artikel 2 in keiner Weise berührt
werden.
Zu Artikel 4.
Es besteht Einverständnis, dafs, wenn in einem
Lande ein gewerbliches Muster oder Modell unter In-
anspruchnahme eines auf die Anmeldung eines Gebrauchs-
musters gegründeten Prioritätsrechts hinterlegt wird,
die Prioritatsfrist nur diejenige sein wird, die der
172 [No. 861] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN (1. Mai 1913)
Artikel 4 für gewerbliche Muster und Modelle be-
Es besteht Einverständnis, dafs eine Marke nicht
stimmt hat.
schon deshalb als gegen die öffentliche Ordnung ver-
stofsend angesehen werden kann, weil sie einer Vor-
schrift des Markenrechts nicht entspricht, es sei denn,
dafs diese Bestimmung selbst die öffentliche Ordnung
Zu Artikel 6.
|
Es besteht Einverständnis, dafs die Bestimmung
des ersten Absatzes des Artikel 6 nicht die Befugnis 2
ausschliefst, vom Hinterlegenden eine von der zu- betrifft.
ständigen Behörde ausgestellte Bescheinigung der Das gegenwärtige Schlufsprotokoll, welches gleich-
ordnungsmälsigen Eintragung im Ursprungslande zu zeitig mit der am heutigen Tage geschlossenen Akte
verlangen. ratifiziert werden soll, soll als wesentlicher Teil dieser
Es besteht Einverständnis, dafs der Gebrauch von Akte angesehen werden und dieselbe Kraft, Gültigkeit
öffentlichen Wappen, Abzeichen oder Ehrenzeichen, und Dauer haben.
der nicht durch die zuständigen Stellen gestattet wurde, Zu: Urkund dessen haben die betreffenden Revell
oder der Gebrauch der in einem Verbandsland einge- mächtigten das gegenwärtige Protokoll unterzeichnet.
führten amtlichen Prüfungs- und Gewährzeichen und
Geschehen zu Washington in einem einzigen
h 7
-stempel als gegen die öffentliche Ordnung verstofsend Exemplar am 2. Juni 1911.
im Sinne der No.3 des Artikel © angesehen werden
kann. Die vorstehende Uebereinkunft ist von Deutschland,
Es sollen jedoch Marken nicht als gegen die öffent- Oesterreich, Ungarn, der Dominikanischen Republik,
liche Ordnung verstofsend angesehen werden, wenn Spanien, den Vereinigten Staaten von Amerika, Frank-
sie mit Ermächtigung der zuständigen Stellen die Dar- reich, Grofsbritannien, Italien, Japan, den Vereinigten
stellung von öffentlichen Wappen, Abzeichen oder Ehren- Staaten von Mexiko, Norwegen, den Niederlanden und
zeichen enthalten. der Schweiz ratifiziert worden.
Gesetz zur Ausführung der revidierten Pariser Uebereinkunft vom 2. Juni ıgıı
zum Schutze des gewerblichen Eigentums. Vom 31. Marz 1913
; (Reichs-Gesetzbl. S. 236)
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, | 3, welche Aergernis erregende Darstellungen oder
König von Preufsen etc. solche Angaben enthalten, die ersichtlich den tat-
verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zu- _ sächlichen Verhältnissen nicht entsprechen und
stimmung des Bundesrats und des Reichstags, was folgt: die Gefahr einer Täuschung begründen.
Artikel I Die Vorschrift der No. 2 findet keine Anwendung,
|
| wenn der Anmelder befugt ist, das Wappen oder
Die Vorschriften im § 13 Abs. I des Gesetzes, be- Hoheitszeichen in dem Warenzeichen zu führen.
treffend den Schutz von Gebrauchsmustern, vom | Zeichen, welche gelöscht sind, dürfen für die
l. Juni 1891 (Reichs-Gesetzbl. S. 290), im § 23 "Abs. | Waren, für welche sie eingetragen waren, oder für
des Gesetzes zum Schutze der er | gleichartige Waren zugunsten eines anderen als des
vom 12. Mai 1894 (Reichs-Gesetzbl. S. 441) und im $ 28 | letzten Inhabers erst nach Ablauf von zwei Jahren seit
des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb vom dem Tage der Löschung von neuem eingetragen
1. Juni 1909 (Reichs-Gesetzbl. S. 499) finden auf Reichs- werden.
angehörige keine Anwendung. 2. Als §§ 24a bis 24h werden folgende Vor-
Artikel I. schriften eingestellt:
Der Reichskanzler bestimmt, bis wann für die An- | F. 3 Aa ;
meldung eines Patents, eines Gebrauchsmusters, eines Rechtsfahige Verbände, die gewerbliche Zwecke
Musters oder Modells, eines Warenzeichens die im verfolgen, können, auch wenn sie einen auf Herstellung
Artikel 4 Abs. d der revidierten Pariser Uebereinkunft oder Vertrieb von Waren gerichteten Geschäftsbetrieb
vom 2. Juni 1911 zum Schutze des gewerblichen Eigen- | nicht besitzen, Warenzeichen anmelden, die in den
tums vorgesehene Prioritätserklärung über Zeit und Geschäftsbetrieben ihrer Mitglieder zur Kennzeichnung
Land der Voranmeldung abzugeben ist, und ob die der Waren dienen sollen (Verbandszeichen).
dort bezeichneten Beweisurkunden gleichzeitig mit der Die juristischen Personen des öffentlichen Rechtes
Prioritätserklärung beigebracht werden müssen. Wenn ; stehen den bezeichneten Verbänden gleich.
die Erklärung oder die Beweisurkunden nicht zu dem Auf die Verbandszeichen finden die Vorschriften
bestimmten Zeitpunkt eingereicht werden, so wird der über Warenzeichen Anwendung, soweit nicht in $$ 24a
Prioritätsanspruch für die Anmeldung verwirkt. bis 24h ein anderes bestimmt ist.
Artikel Ill. § 24b.
Das Gesetz zum Schutze der Warenbezeichnungen Der Anmeldung des Verbandszeichens mufs eine
Zeichensatzung beigefügt sein, die über Namen, Sitz,
Zweck und Vertretung des Verbandes, über den Kreis
der zur Benutzung des Zeichens Berechtigten, die Be-
vom 12. Mai 1894 (Reichs-Gesetzbl. S. 441) wird dahin |
| dingungen der Benutzung und die Rechte und Pflichten
abgeändert:
l. Der $ 4 erhält folgende Fassung:
§ 4. der Beteiligten im Falle der Verletzung des Zeichens
Die Eintragung in die Rolle ist zu versagen fur | Auskunft gibt. Spatere Aenderungen sind dem Patent-
Freizeichen sowie für Warenzeichen, = amt mitzuteilen. Die Einsicht der Satzung steht jeder-
l. welche ausschliefslich in Zahlen, Buchstaben oder mann frei.
solchen Wörtern bestehen, die Angaben über Art, . Für jedes Verbandszeichen ist bei der Anmeldung
Zeit und Ort der Herstellung, über die Be- | eine Gebühr von hundertfünfzig Mark, bei der Er-
schaffenheit. über die Beenie aber Preis: neuerung der Anmeldung eine Gebühr von fünfzig Mark
Mengen- ade Gewichtesärhältnisse der Ware zu entrichten. Führt die erste Anmeldung nicht zur
enthalten; Eintragung, so werden von der Gebühr hundert Mark
2. welche Staatswappen oder sonstige staatliche | erstattet.
Hoheitszeichen oder Wappen eines inländischen
Ortes, eines inländischen Gemeinde- oder weiteren
Kommunalverbandes enthalten;
§ 24c.
Ueber die Einrichtung der Rolle für die Verbands-
zeichen trifft das Patentamt Bestimmung.
[1. Mäi 1913]
§ 24d.
Das durch die Anmeldung oder Eintragung des
Verbandszeichens begründete Recht kann als solches
nicht auf einen anderen übertragen werden.
§ 24e.
Ein Dritter kann unbeschadet der Vorschriften im § 9
No. 1, 3 die Löschung des Verbandszeichens beantragen,
l. wenn der Verband, für den das Zeichen ein-
getragen ist, nicht mehr besteht;
2. wenn der Verband duldet, dafs das Zeichen in
einer den allgemeinen Verbandszwecken oder der
Zeichensatzung widersprechenden Weise benutzt
wird. Als eine solche mifsbräuchliche Benutzung
ist es anzusehen, wenn die Ueberlassung der
Benutzung des Zeichens an andere zu einer Irre-
führung des Verkehrs Anlafs gibt.
In den Fällen der No.1 findet § 9 Abs. 5 An-
wendung.
§ 24f.
Der Anspruch des Verbandes auf Entschädigung
wegen unbefugter Benutzung des Verbandszeichens (§ 14)
umfalst auch den einem Mitglied erwachsenen Schaden.
§ 24 g.
Wird dem Patentamt nachgewiesen, dafs ein ein-
getragenes Warenzeichen bis zum Inkrafttreten dieses
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
INo. 861] 173
Gesetzes von einem Verband als Verbandszeichen ge-
führt wurde, so ist das Zeichen auf Antrag des Ver-
bandes als Verbandszeichen in der Rolle umzuschreiben.
Der Antrag mufs innerhalb eines Jahres seit dem In-
krafttreten dieses Gesetzes gestellt werden und den für
die Anmeldung eines Verbandszeichens bestehenden
Vorschriften entsprechen. Mit dem Eingang des An-
trags beginnt die Frist für die Erneuerung des Zeichens.
§ 24h.
Die Vorschriften über Verbandszeichen finden auf
ausländische Verbandszeichen nur dann Anwendung,
wenn nach einer im Reichs-Gesetzblatt enthaltenen Be-
kanntmachung die Gegenseitigkeit verbürgt ist.
Artikel IV.
Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit der revidierten
Pariser Uebereinkunft vom 2. Juni 1911 zum Schutze
des gewerblichen Eigentums in Kraft.
Urkundlich unter Unserer lHöchsteigenhändigen
Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel.
Gegeben Bad Homburg v.d.Höhe, den 31. März 1913.
(L. S.) Wilhelm.
von Bethmann Hollweg.
Verschiedenes
Dr. Adolf Slaby +. Am 8. April d. J. verstarb nach
längerem Leiden an den Folgen eines Schlaganfalls zu Char-
lottenburg Herr Professor Dr. phil. Dr.-Ing. h. c. Adolf
Slaby, Geheimer Regierungsrat, Mitglied des Herrenhauses
und Mitglied der Akademie des Bauwesens. Schon während
seiner Tätigkeit als Lehrer an der reorganisierten Gewerbe-
schule zu Potsdam, während der scine ganz aufsergewöhn-
liche Lehrbegabung ihm den unvergänglichen Dank seiner
Schüler eintrug, war es ihm vergönnt, seinen ehemaligen
Lehrer, den Geheimen Regierungsrat Prof. Dr. Fr. Reuleaux
während dessen Abwesenheit von Berlin als Reichskommissar
für die Welt- Ausstellungen in Philadelphia 1876 und Melbourne
1880:8l an der damaligen Kgl. Gewerbe-Akademie, später
Technischen Hochschule, in Berlin in den Vorlesungen und
Uebungen über Kinematik erfolgreich zu vertreten. Die
Studierenden aus der damaligen Zeit, wie auch namentlich
die Mitglieder des akademischen Vereins Hütte, erinnern
sich mit unauslöschlicher Dankbarkeit der Vorträge von
Dr. Adolf Slaby, dessen glänzende Redegabe und warme
Begeisterung für alles Edle und Schöne ihm allgemeine
Liebe und Verehrung erwarb. Seine Vorträge an der
Technischen Hochschule zuerst über Gasmaschinen und dann
über Elektrotechnik wurden von zahlreichen Studierenden
und Fachleuten des Eisenbahnwesens besucht und haben ihn
in weiten Kreisen als einen bedeutenden Lehrer und Forscher
zu Ansehen und Ehren gebracht. Auch Seiner Majestät
dem Kaiser und der Kaiserlichen Familie hat er seine be-
rühmten Experimentalvorträge über Elektrotechnik halten
dürfen. Durch seine glänzende Rede und seine klare
Vortragsweise hat er der Technik im Allgemeinen und
der Elektrotechnik im Besonderen zahlreiche Freunde ge-
wonnen und dadurch auch den Stand der Techniker ge-
hoben. Von Seiner Majestät dem Kaiser wurden seine
Verdienste durch verschiedene Auszeichnungen, hohe
Orden und Berufung in das Herrenhaus anerkannt, auch
wurde er zum Professor der Kgl. Friedrich Wilhelms-Uni-
versitat zu Berlin berufen. Bald nach Erlafs des Patent-
gesetzes war er als Mitglied des Kaiserlichen Patentamtes
im Nebenamte tatig.
Im Vereinswesen hat er sich stets hervorragend be-
tatigt, und sein Wirken im akademischen Verein Hütte,
dessen Ehrenmitglied er war, im Verein zur Beförde-
rung des Gewerbfleifses, dessen Zeitschrift er als Redakteur
leitete, im Verein deutscher Ingenieure, dessen Vorsitzender
er in den Jahren 1906—1908 war, dem Elcktrotechnischen
Verein, zu dessen hervorragendsten Mitgliedern er gehörte,
und im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure, den er
mitbegründete, wird stets im ehrenden Andenken bleiben.
Nicht nur von seiner Familie, die den seltenen Mann als
den ihrigen beanspruchen darf, sondern auch von seinen
zahlreichen Freunden, die mit ihm in ihrer frohen Studienzeit
das Band treuer Freundschaft geknüpft haben, wird ihm
über den Tod hinaus Treue bewahrt werden.
Preufsische Staatsbahnen. Kaum eine andere neue Be-
triebsform im Eisenbahnverkehr hat sich gleich bei ihrer
Einführung eine so grofse Beliebtheit erworben wie die Trieb-
wagen. Die Erfahrungen, die mit diesen Wagen gemacht
worden sind, werden von der Verwaltung als für die Ver-
kehrsverhältnisse aufserordentlich günstig bezeichnet. Man
hat deshalb mit der Vermehrung der Wagen und Triebwagen-
strecken trotz der Neuheit der Einrichtung nicht gezögert.
Ein erheblicher Anteil der von der Eisenbahnverwaltung ge-
fahrenen Personenzugkilometer entfällt bereits auf die Trieb-
wagen, die 6,75 Millionen Zugkilometer im Jahre 1911 gegen-
über 0,9 Millionen im Jahre 1908 geleistet haben. Nach Mit-
teilungen, welche der Minister der öffentlichen Arbeiten in
der Budgetkommission gemacht hat, sind zur Zeit 137 Akku-
mulatorenwagen, 10 Benzolwagen und 5 Dampfwagen im
Betrieb; in Auftrag gegeben seien aufserdem 39 Akkumu-
latoren-, 6 Benzolwagen und zwei Wagen mit Dieselmotor,
sodafs gegen Ende des laufenden Jahres rund 200 Trieb-
wagen im Betrieb sein würden. Der Aktionsradius, der
früher 100 Kilometer betragen habe, sei jetzt vergröfsert;
von den 39 im Bau befindlichen Wagen seien 18 mit Batterien
für 180 Kilometer und 21 mit solchen für 130 Kilometer vor-
gesehen. Die Ladung der Batterien erfolge ganz überwiegend
aus Privatwerken; soweit nicht der Strom zu angemessenen
Preisen zur Verfügung stehe, könne die Einrichtung von
Triebwagen nicht in Frage kommen. Welchen erheblichen
Umfang der Triebwagenverkehr habe, gehe daraus hervor,
dafs auf 4705 km der preufsischen Staatsbahnen ein solcher
Verkehr eingerichtet sei. Der Minister bemerkt weiter, dafs
für die Förderung des Verkehrs dieser Betrieb von erheb-
licher Bedeutung sei; er komme besonders in Anwendung,
a nn nm
174 (No. 861]
um im Vorortverkehr grofse Zugpausen auszufüllen, ferner
um auf den Hauptstrecken die Reisenden der Zwischen-
stationen an die Schnellzugstationen heranzubringen, und
schliefslich im Anschlufsverkehr der Nebenbahnen. Die
Eisenbahnverwaltung sei zu der Annahme berechtigt, dafs
der Triebwagenverkehr, in den ein Kapital von 12 bis
13 Mill. M. hineingesteckt sei, sich verzinse, wenn auch
zweifellos der Akkumulatorenbetrieb nicht billig sei. Die
Kosten des Triebwagenverkehrs beliefen sich nach wie vor
auf etwa 52 Pfg. pro km. Angesichts der grofsen Bedeu-
tung dieser Einrichtung für den Verkehr dürfe die Frage
nicht aufgeworfen werden, ob die Einrichtung von kleinen
Dampfzügen, wie ein Kommissionsmitglied nach süddeutschem
Muster vorschlug, nicht den Vorzug aus wirtschaftlichen
Gründen verdiene. Die Staatseisenbahnverwaltung habe sich
im Interesse des reisenden Publikums für dieses System
entschieden. Es habe sich bewährt, was schon durch die
unzähligen Anträge auf Einrichtung dieses Betriebes er-
wiesen werde. Die Klasseneinteilung müsse sich nach den
örtlichen Bedürfnissen richten, dementsprechend würden Züge
mit 3. und 4. Klasse, mit 2. und 3., auch mit 2., 3. und
4. Klasse oder auch nur mit 3. Klasse gefahren; wo der
Verkehr es erfordere, würden auch Gepäckabteile einge-
richtet. Falls an einzelnen Stellen der Verkehr mit Trieb-
wagen nicht mehr bewältigt werden kann, würden kleine
Dampfzüge an deren Stelle eingesetzt. (Berliner Actionair.)
Elektrische Zugförderung auf den Berliner Stadt-, Ring-
und Vorortbahnen. Der Preufsische Landtag hat in den
Sitzungen des llauses der Abgeordneten am 19., 20. und
21. April in zweiter Beratung die Vorlage über die Elektri-
sierung der Berliner Stadt- und Ringbahnen durch nament-
liche Abstimmung über $ I der Kommissionsbeschlüsse an-
genommen, nach dem die Regierung ermächtigt wird, zur
Vorbereitung eines elektrischen Betriebes auf den Berliner
Stadt-, Ring- und Vorortbahnen unter vorläufiger Be-
schränkung auf die von den Stadt- und Ringbahnzügen be-
fahrenen Strecken 25 Millionen Mark zu verwenden (die
Regierungsvorlage verlangte zur Einrichtung elektrischer
Zugförderung auf diesen Bahnen 50 Millionen Mark)*. Die
Abstimmung ergab die Annahme mit 192 gegen 143 Stimmen.
Für $ 1 stimmten geschlossen die Freisinnigen und die
Sozialdemokraten, die Freikonservativen mit wenigen Aus-
nahmen, die Mchrheit der Nationalliberalen, ein kleinerer Teil
der Konservativen, des Zentrums und der Polen.
Der Antrag Gerhardus, der nur Mittel für weitere Ver-
suche bereitstellen und auch den Zweckverband Grofs-Berlin
mitheranziehen will, wurde mit grofser Mehrheit abgelehnt.
Ibierauf wurde der ganze Gesetzentwurf nach den Be-
schlüssen der Kommission mit grofser Mehrheit sofort in
dritter Lesung angenommen.
Der Entwurf des Eisenbahnanleihegesetzes von 1912 ent-
hielt in § 1 Absatz 1 No. V eine Forderung von 50 Millionen
Mark zur Einrichtung elektrischer Zugförderung auf den
Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen. Diese Forderung
wurde damals aus dem Gesetz ausgeschieden und einer
besonderen Kommission überwiesen, die nach eingehender
Beratung einen umfangreichen Bericht erstattete, nachdem
Probefahrten mit besonders zusammengestellten Zügen mit
elektrischem Betrieb auf den Strecken Blankenese — Ohlsdorf
und Dessau—Bitterfeld und mit einer besonderen von der
Firma Henschel & Sohn erbauten 1 D 1-Heifsdampf-Tender-
lokomotive sowie mit einer 1 C- Heifsdampf-Tenderlokomotive
der Gattung T 12 neuester Bauart auf den Strecken der
Berliner Stadt- und Ringbahn und Berlin—Wannsec statt-
gefunden hatten. Die Kommission beantragte in der Form
eines besonderen Gesetzentwurfs die Bewilligung von
25 Millionen Mark zur Vorbereitung eines elektrischen Be-
triebes auf den Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen
unter vorläufiger Beschränkung auf die von den Stadt- und
Ringbahnzügen befahrenen Strecken.
*) Vergl. Annalen Jahrgang 1912, Band 71, Seite 215 und 230.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Mai 1913)
———
Die Kommission beantragte ferner folgende Resolutionen:
l. die Regierung zu ersuchen, dem Landtage bei An.
forderung weiterer Mittel eine Denkschrift zu unter-
breiten, aus der sich insbesondere Näheres über die
Ergebnisse der noch anzustellenden Versuchsfahrten
mit Triebgestellen, über die zu wählende Stromart
und deren Erzeugung und Verwendung ergibt; auch
soll sie Aufschlufs darüber geben, ob es wirtschaftlich
ist, auf weiteren Linien der Berliner Vorortbahnen die
elektrische Zugförderung einzuführen;
2. die Regierung zu ersuchen, bei den in Aussicht
genommenen und zu billigenden Tariferhöhungen auch
auf Erzielung eines angemessenen Betrags für Ver-
zinsung und Tilgung des Anlagekapitals, das seither
für die Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen auf.
gewendet worden ist, Bedacht zu nehmen.
Die Abgg. Gerhardus (Zentr.) und Genossen hatten einen
Abänderungsantrag eingebracht, nach dem
a) zur alsbaldigen Verbesserung der Verkehrsver-
hältnisse auf den Berliner Stadt-, Ring- und Vorort-
bahnen 6 620 000 Mark, b) für Versuche mit elektrischen
Betriebsmitteln 3 Millionen Mark bewilligt werden
sollen und ferner im Zweckverbandsgesetz für Grofs-
Berlin im $ 1 hinter der Bestimmung, dafs zu den
Aufgaben des Zweckverbandes auch die Regelung
des Verhältnisses der öffentlichen auf Schienen laufen-
den Transportanstalten mit Ausnahme der Staats-
bahnen gehört, eingeschaltet werden soll: „Durch
diese Ausnahme werden jedoch Leistungen des Zweck-
verbandes für Staatseisenbahnen, die dem Verkehrs-
bedürfnis für das Gebiet des Zweckverbandes dienen,
nicht berührt.“
Nachdem der Herr Abgeordnete Schmedding über die
Verhandlungen der Kommission berichtet hatte, der zweite
Berichterstatter Herr Dr.. mg. Macco konnte leider der
Sitzung nicht beiwohnen, begründete der Herr Minister der
öffentlichen Arbeiten v. Breitenbach eingehend die Vor-
lage. Er sprach sich im Sinne der Vorlage sowohl aus
wirtschaftlichen wie aus technischen Rücksichten für die
Einführung des elektrischen Betriebes auf den Berliner
Stadt- und Ringbahnen aus und bekämpfte die Ansichten der
Gegner der Vorlage. Die übrigen Regierungsvertreter, nament-
lich die Kommissare des Kriegsministers, des Finanzministers
und des Ministers des Innern, der letztere mit Rücksicht
auf den Zweckverband Grofs-Berlin, sprachen sich zu
Gunsten der Vorlage aus.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum nichtständigen Mitglied des Patentamts
der Marine-Oberbaurat und Schiffbau-Betriebsdirektor a. D.
Geh. Marinebaurat Krieger.
Militarbauverwaltung Preufsen.
Etatmäfsig angestellt: am 1. April d. J. der
Regierungsbaumeister v. Wegerer, techn. Hilfsarbeiter bei
der Intendantur des XVIII. Armeekorps.
Kommandiert: der Regierungsbaumeister Schulenburg,
techn. Hilfsarbeiter bei der Intendantur des Gardekorps,
unter Versetzung zur Intendantur der militärischen Institute
als techn. Hilfsarbeiter zur Bauabt. des Kriegsminist.
Versetzt: der Intendantur- und Baurat Koppen von
der Intendantur des I. Armeekorps in Königsberg i. Pr. zur
Intendantur des XVII. Armeekorps nach Frankfurt a. M,
der Baurat John, Vorstand des Militärbauamts Berlin Il, zur
Intendantur des I. Armeekorps; er ist mit Wahrnehmung
einer Intendantur- und Bauratstelle beauftragt;
der Regierungsbaumeister Köhler, techn. Hilfsarbeiter
in der Bauabt. des Kriegsminist., als Vorstand zum Militär-
bauamt Berlin Il.
In den erbetenen Ruhestand getreten: der In-
tendantur- und Baurat Geh. Baurat Beyer von der Intendantur
des XVIII. Armeckorps.
[1. Mai 1913]
Preufsen.
Ernannt: bei dem Königl. Techn. Oberprtifungsamte
in Berlin zum Vorsteher der Abt. für das Hochbaufach der
Wirkl. Geh. Oberbaurat Thoemer und zum alleinigen Stell-
vertreter des Vorstehers der Geh. Oberbaurat Saal, und
zwar zunächst für die Zeit bis zum 1. April 1914;
zu Oberbauräten mit dem Range der Oberregierungsräte
die Regierungs- und Bauräte Hentzen in Berlin, Ortmanns
in Bromberg, Ehrich in Essen, Liesegang in Frankfurt a.M.
und Patte in Erfurt;
zu Regierungs- und Bauräten die Bauräte Cuny in Elber-
feld, Antonio Schmidt in Altona, Fischer in Berlin, Hoschke
in Stettin, Cornelius und Grütter in Berlin und der Regierungs-
baumeister Imand in Marienwerder;
zu Regierungsbaumeistern die Regierungsbauführer Jo-
hann Culemeyer aus Hannover, Richard Hille aus Seesen
im Herzogtum Braunschweig, Erich Troitzsch aus Wies-
baden (Eisenbahnbaufach), Max Israel aus Berlin, Andreas
Hamann aus Schwerin in Mecklbg. und Gustav Hentschel
aus Breslau (Hochbaufach).
Verliehen: die Stelle eines Eisenbahndirektionsmit-
gliedes den Regierungs- und Bauräten Heinrich in Hannover,
Wypyrsczyk in Königsberg i. Pr., Bernsau in Münster, Max
Schmidt in Kattowitz und Wallbaum in Hannover sowie
dem Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches Ertz in
Hannover;
die Stelle des Vorstandes eines Eisenbahn-Betriebsamts
den Regierungsbaumeistern des Eisenbahnbaufaches Bach
in Belzig, Kloevekorn in Bremen, Lucht in Essen, Siebels
in Krefeld und v. Braunek in Glückstadt, die Stelle des
Vorstandes des Eisenbahn-Maschinenamts in Dirschau dem
Regierungsbaumeister des Maschinenbaufaches Wangnick
daselbst, die Stelle des Vorstandes eines Eisenbahn -Werk-
stättenamts den Regierungsbaumeistern des Maschinenbau-
faches Rintelen in Stendal, Sembdner in Posen, Tromski in
Breslau, Johannes Vofs in Witten, Angst in Frankfurt a. Main
und Goltdammer in Gotha;
etatmäfsige Stellen von Regierungsbaumeistern bei der
Staatseisenbahnverwaltung dem Grofsherzoglich hessischen
Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches Rau in Elber-
feld, den Regierungsbaumeistern des Eisenbahnbaufaches
Sauer, z. Zt. in Deutsch-Ostafrika, Grell in St. Wendel,
Jänecke in Magdeburg, Parow in Frankfurt a. Main, Hammer
in Kölleda, Rostoski in Köln, Buddenberg in Münster, Lipkow
in Hannover, Pückel in Herford und Weikusat in Deutsch-
Krone, den Regierungsbaumeistern des Maschinenbaufaches
Hillenkamp, z. Zt. in Daressalam (Deutsch-Ostafrika), Müller-
Artois, z. Zt. in Usakos (Deutsch-Südwestafrika), Deppen
in Duisburg, Hermann Boehme in Breslau, Feodor Soder,
z. Zt. in Bagdad (Klein-Asien), Hebbel in Hagen, Gaedicke
in Stettin, Grützner in Breslau, Kühne und Dr.- Jng. Heu-
mann in Berlin, Berghauer in Guben, Nordmann und Weyand
in Berlin, Heinrich Eggers in Essen, Werner Bergmann in
Frankfurt a. Main, Grahl in Berlin, Kott in Saarbrücken und
Gellhorn in Siegen, dem Grofsherzoglich hessischen Regie-
rungsbaumeister des Maschinenbaufaches Drefsel in Dort-
mund, den Regierungsbaumeistern Körner in Harburg und
Miehlke in Eberswalde;
die Stelle des Vorstandes des Hochbauamts II in Aachen
dem Baurat Mergard daselbst.
Uebergetreten: der Regierungsbaumeister Niebuhr in
Eberswalde vom Hauptbauamt in Potsdam zur Verwaltung
der Märkischen Wasserstrafsen daselbst.
Zur Beschäftigung überwiesen: die Regierungs-
baumeister des Wasser- und Strafsenbaufaches Wolff dem
Hauptbauamt in Potsdam und Pick der Verwaltung der
Märkischen Wasserstrafsen in Potsdam sowie die Regierungs-
baumeister des Hochbaufaches Jelkmann (bisher beurlaubt)
der Regierung in Arnsberg, Lehmann (bisher beurlaubt) der
Regierung in Potsdam und Gerlach der Ministerial-Bau-
kommission in Berlin.
Einberufen: zur Beschäftigung im Staatseisenbahn-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 861] 175
dienst die Regierungsbaumeister des Eisenbahnfaches Klo-
ninger und Steinhauer bei der Eisenbahndirektion in Saar-
brücken, Ferdinand Fölsing bei der Eisenbahndirektion in
Köln, Michel und Nierhoff bei der Eisenbahndirektion in
Essen, Klipps bei der Eisenbahndirektion in Breslau, Dr.:Ina.
Rummler, Paulsen, Knoenagel, Odenbach und Wilhelm Richard
bei der Eisenbahndirektion in Hannover, der Regierungs-
baumeister des Maschinenbaufaches Hickmann bei der Eisen-
bahndirektion in Hannover, die Regierungsbaumeister des
Hochbaufaches Achilles bei der Eisenbahndirektion in
Essen und Teschemacher bei den Eisenbahnabteilungen des
Ministeriums der öffentlichen Arbeiten in Berlin.
Zugeteilt: die Regierungs- und Bauräte Cuny der
Eisenbahndirektion in Elberfeld, Antonio Schmidt der Eisen-
bahndirektion in Altona, Fischer der Ministerial-Bau-
kommission in Berlin, Hoschke der Regierung in Stettin,
Cornelius der Eisenbahndirektion in Berlin, Grütter der
Regierung in Königsberg i. Pr. und Imand der Regierung
in Marienwerder.
Versetzt: der Regierungs- und Baurat Harms von
Königsberg i. Pr. nach Düsseldorf, die Bauräte Mentz von
Aurich nach Schweidnitz, Lehmgrübner von Stettin als Vor-
stand des Hochbauamts H in Kassel und Heusmann von
Berlin als Vorstand des Wasserbauamts in Oranienburg
(im Bereiche der Verwaltung der Märkischen Wasser-
strafsen);
die Regierungsbaumeister Hansmann von Oppeln als
Vorstand des Wasserbauamts in Wittenberge (im Bereiche
der Elbstrombauverwaltung), Merzenich von Leer als Vor-
stand des Hochbauamts in Aurich, Karl Müller von Liegnitz
nach Recklinghausen, Gölitzer von Jarotschin als Vorstand
des Hochbauamts in Wittstock a. d. D., Holtvogt von Engter
nach Minden i. Westf. (im Bereich der Weserstrombau-
verwaltung), Markers von Emden an die Regierung in
Liegnitz, Karl Schmidt von Heydekrug nach Königsberg i. Pr.,
Ruhtz von Berlin nach Emden, Biel von Gnesen als Vor-
stand des Hochbauamts in Leer, Trautwein von Weifsenfels
nach Lehe, Schedler von Insterburg nach Fürstenau, Grün
von Freiendiez an die Regierung in Osnabrück, Hoebel von
Hamm i. Westf. als Vorstand des Neubauamts in Hanau,
Student von Havelberg als Vorstand des Hochbauamts in
Schneidemühl, Reuter von Reichenbach als Vorstand des
Hochbauamts in Gnesen, Sachs von Allenstein nach Hirsch-
berg, Kayser von Köln nach Osnabrück, Heilbronn von
Altenessen nach Insterburg zum dortigen Kanalbauamt I,
Ahlemeyer von Berlin nach Opladen und Huppert von Posen
nach Rennerod, der Regierungsbaumeister Pahde von Duis-
burg nach Sinzig, die Regierungsbaumeister des Wasser-
und Strafsenbaufaches Raabe von Essen a. d. Ruhr nach
Hamm und le Blanc von Düsseldorf nach Hanau, die
Regierungsbaumeister des Hochbaufaches Hedicke von Alt-
damm nach Königsberg i. Pr., Heinrich von Posen nach
Zoppot, Weinmann von Ohlau nach Reinerz, Dohmen von
Stettin nach Köln, Nommensen von Berlin nach Oeynhausen,
Suhr von Münster nach Hoyerswerda, Rackebrandt von
Homburg nach Berlin, Thorban von Berlin nach _Ziesar,
Cohn von Berlin nach Blumenthal, Rosenberg von Siegen
nach Neukölln, Hans Schulz von Czersk nach Hohensalza,
Kunz von Charlottenburg nach Rosenberg i. O.-Sch., Macken-
thun von Danzig nach Beuthen i. O.-Schl., Dulitz von
Krone a.d. Br. nach Osnabrück, Schäfer von Schweidnitz
nach Celle, Dr.» Jng, Kallmorgen von Marienburg nach Hohen-
salza, Philippi von Göttingen nach Posen, Andreas von
Swinemünde nach Schönsee und Reitsch von Bonn nach
Berlin, die Regierungsbaumeister des Wasser- und Strafsen-
baufaches Ludwig Schulze von Insterburg nach Langenfeld,
Pfaue von Essen a. d. Ruhr nach Dorsten und Todt von
Frankfurt a. M. nach Hanau.
Bayern.
Versetzt: in etatmäfsiger Weise der Regierungsrat
Franz Reiser in München als Vorstand an die Werkstätten-
176 INo. 861]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Mai 1913}
inspektion Ingolstadt, der Vorstand der Betriebsinspektion II
München Direktionsrat Friedrich Münz an die Betriebs-
inspektion | München und der Direktionsrat Theodor Eber-
meyer in Lindau als Vorstand an die Betriebsinspektion II
München, sämtlich in gleicher Diensteigenschaft.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: der mit
dem Titel und Rang eines Regierungsrats bekleidete
Direktionsrat Hermann Freiherr v. Feilitzsch in Bayreuth.
Sachsen.
Ernannt: zu Regierungsbaumeistern die Regierungs-
bauführer Paul Pflaum in Dresden, Dipl.:Iıa. Adolf Credner
in Dresden unter Zuweisung als nichtständiger Regierungs-
baumeister zum Landbauamte Dresden I und Dipl.Ing.
Max Gaul in Dresden, unter Zuteilung an das Landbauamt
Dresden Il.
Beauftragt: mit der Leitung des errichteten Neubau-
amtes Taubstummenanstalt Leipzig der Bauamtmann Schmidt
beim Landbauamte Leipzig.
Versetzt: der Baurat Albrecht Emil Matthes, Vorstand
des Strafsen- und Wasserbauamts Zwickau, als Vorstand
zum Strafsen- und Wasserbauamt Dresden I und der Baurat
Albert Olzscha, Vorstand des Strafsen- und Wasserbauamts
Auerbach, als Vorstand zum Strafsen- und Wasserbauamt
Zwickau;
der Regierungsbaumeister Mihlner beim Landbauamte
Dresden II in das Hochbautechn. Bureau; er ist als Leiter
der Beratungsstelle für Bebauungspläne beim Verein säch-
sischer Heimatschutz in Dresden abgeordnet;
ferner im Bereiche der Staatseisenbahnverwaltung die
Bauräte Schurig von der Ingenieurabt. für Eisenbahnvor-
arbeiten in Dresden als Vorstand zum Bauamt Dresden-N und
Winter vom Bauamt Greiz zur Betriebsdirektion Dresden-A.;
die Geschäfte des Vorstandes des Bauamts Greiz sind dem
Bauamtmann Prater daselbst übertragen worden; die Bau-
amtmänner Dettelbach vom Neubauamt Leipzig als Vorstand
zum Neubauamt Glauchau, Fochtmann vom Neubauamt
Dresden-A.-Ost als Vorstand zur Ingenieurabt. für Eisen-
bahnvorarbeiten in Dresden und Hahn vom Neubauamt
Dresden-Fr. als Vorstand zum Neubauamt Schandau.
Aus der staatlichen Hochbauverwaltung aus-
geschieden: der Bauamtmann Petrich beim Hochbautechn.
Bureau, bisher als Leiter der Beratungsstelle für Bebauungs-
pläne beim Verein sächsicher Heimatschutz in Dresden ab-
geordnet; er ıst in die Dienste des Minist. des Innern über-
getreten.
Baden.
Ernannt: zu Vorständen.der nachgenannten Inspektionen
unter Verleihung des Titels Oberbauinspektor der mit der
Verwaltung der Kulturinspektion Donaueschingen betraute
Bauinspektor Ernst Langsdorff und der mit der Verwaltung
der Wasser- und Strafsenbauinspektion Sinsheim betraute
Bauinspektor Wilhelm Gräff, zum Inspektionsbeamten bei
der Oberdirektion des Wasser- und Strafsenbaues der
zweite Beamte bei der Oberdirektion desWasser- und Strafsen-
baues Bauinspektor Eugen Kohler;
zum Vorstand der Werkstatteninspektion in Heidelberg
der Inspektionsbeamte Obermaschineninspektor Max Eich-
horn;
zum QOberbauinspektor der Inspektionsbeamte bei der
Generaldirektion der Staatseisenbahnen Bauinspektor Hermann
Stadel, zu Bauinspektoren die Regierungsbaumeister Ludwig
Schmieder in Karlsruhe, Manfred Weis, Julius Throm und
Eugen Widmann bei den Wasser- und Strafsenbauinspektionen
Konstanz, Rastatt und Ueberlingen sowie Wilhelm Wilz bei
der Kulturinspektion Heidelberg;
zum Eisenbahningenieur der Ingenieur Dr.-Ing. Friedrich
Sammet in Karlsruhe;
Uebertragen: die Stelle des Vorstandes der Bezirks-
bauinspektion Emmendingen dem Oberbauinspektor Leopold
Sing in Karlsruhe und die Stelle des Vorstandes der Ma-
schineninspektion Offenburg dem zweiten Beamten der Eisen-
A .)
bahnverwaltung Maschineninspektor Albert Wolfhard unter
Verleihung des Titels Obermaschineninspektor.
Zugeteilt: der Bauinspektor Schmieder dem Finanz-
minist. zur Dienstleistung.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: zum 1. Juli
1913 der Vorstand der Rheinbauinspektion Freiburg Baurat
Wilhelm Caroli unter Verleihung des Titels Oberbaurat.
Hessen.
Ernannt: zum ordentl. Professor für Maschinenbau,
insbesondere für das Fach der Wasserkraftmaschinen, der
Professor an der Techn. Hochschule in Hannover Dr.-Ing.
Ernst Braun und zum ordentl. Honorarprofessor an der
Techn. Hochschule in Darmstadt der Fabrikdirektor a. D.
Dipl.-Ing. Friedrich Müller in Wiesbaden.
Verliehen: die etatmäfsige Stelle eines Regierungs-
baumeisters in der hessisch-preufsischen Eisenbahngemein-
schaft dem Grofsh. Regierungsbaumeister des Maschinen-
baufaches Georg Dressel aus Nürnberg und dem Grofsh.
Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches Wilhelm Rau
aus Kalk.
Elsafs-Lothringen.
Ernannt: zum Kreisbauinspektor der Regierungsbau-
meister Richter; ihm ist die Kreisbauinspektorstelle in Saar-
gemünd übertragen worden;
zum Hochbauinspektor der Regierungsbaumeister
Haentzschel; er wird .einstweilen beim Neubau der Land-
wirtschaft- und Weinbauschule in Chäteau-Salins weiter
beschäftigt werden.
zum Wasserbauinspektor der Regierungsbaumeister
Walther; ihm ist die Wasserbauinspektorstelle in Saar-
gemünd übertragen worden.
Gestorben: Regierungs- und Baurat Vogel, Vorstand
des Eisenbahn-Werkstättenamts in Guben, Kgl. Baurat
Eugen Kleine in Berlin, erster Kreisbaumeister des Kreises
Teltow, Baurat Fedor v. Bose, früher Kgl. Brand-
versicherungsoberinspektor, Professor Dr. Karl v. Lemcke
in München, früher an der Techn. Hochschule in Stuttgart,
Regierungs- und Baurat Henkert, Vorstand des Eisenbahn-
Werkstättenamts b in Frankfurt a. O., Hofrat Professor Dr.
Wilhelm Scheffler, aufserordentl. Professor an der Techn.
Hochschule in Dresden, Ingenieur Dr.:Ing. Otto Schlick in
Hamburg und Geh. Oberbaurat Georg Daniel, früher im
Finanzminist. in Schwerin.
AKKAKAKAKKAAKAK
Regierungsbaumeister
des Maschinenbaufachs oder Ingenleur mit ab-
geschlossener Hochschulbildung wird von
Lokomotivfabrik
für Büro und Reise gesucht.
Im Lokomotivbau erfahrene, konstruktiv be-
gabte und repräsentationsfähige Herren wollen ihre
Bewerbung unter Beifügung eines Lebenslaufs,
Angabe der Gehaltsansprüche und des frühesten
Eintrittstermins unter H. A. M. 264 an die Ex-
pedition dieses Blattes senden.
Erfahrener Techniker, der mit dem Bau von Loko-
motiven und Wagen nach den Musterblättern der Preufsischen
Staatsbahnen sowie mit Festigkeitsberechnungen vertraut
ist, wird zum sofortigen Antritt gesucht. Angebote mit
kurzem Lebenslauf nebst beglaubigten Zeugnisabschriften
über die bisherige Tätigkeit sind unter Angabe der Be-
soldungsansprüche und des Zeitpunktes des möglichen Dienst-
antritts an uns zu richten.
Breslau, den 25. April 1913.
Königliche Elsenbahndirektion.
Verlag F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L, Glaser, Berlin — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
Ganze Reihe No. 862
Berlin, 15. Mai 1913
Band 72 Heft 10
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SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MARZ 1881, FUR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts- Verzeichnis Seite
Seite Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure. Versammlung am 15. April
Dr.:Iug. Carl Wichert. . 2: 2 2 1 2 nn 2 2 2 2 2 2... 107 | 1913. Geschaftliche Mitteilungen. Vortrag des Oberbaurats J]. Jahnke,
Die auf der internationalen Industrie- und Gewerbeausstellung Charlottenburg: „Zwanglose Mitteilungen über die Beratung des VI.
Turin ı91 gezeigten Eisenbahnwagen. Vortrag. gehalten im Internationalen Kongresses fur die Materialprufiing der ‘Technik in New-
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 16. April 1912 vom Re- | York im Sommer 1912 sowie uber amerikanisches Eisenbalınwesen* 192
EOE AEE Neubert, Berlin (Erweitert). (Mit Abb. u. 2 Tafeln) | Zuschriften an die Redaktion, betreffend „Aus dem Patentrecht" 199
EOFLSELZUNg IS a e ge ee a ee A one SM. en eau CAS
Anwendung der autogenen Schweifsung in Eisenhahn-Reparatur- | Verschiedenes... 2. ew we ee ee 1
werkstätten. Vortrag. gehalten im Verein Deutscher Maschinen- Verein fur Kisenbahnkunde. — Eine Wasserkraftanlage mit 1650 m Ge-
Ingenieure am 18. Februar 1913 vom Ingenieur Th. Kautny. Nurnberg. falle. — Flektrisierung der Sächsischen Staatsbahnen. — Bekannt-
CNC ADI ee er ee ee ee ee IR machung. — Ernennung zum Dr.: Jng.
Ueber Instandsetzung und Unterhaltung der Eisenbahn-Betriebs- : Personal-Nachrichten. 194
mittel nach in der Praxis qemachten Erfahrungen. Von ;
A. Diekmann, Geheimer Baurat, Wiesbaden. (Mit Abb.) 2. 2200. 187 | Anlage: Literaturblatt.
Dr.-jng. Carl Wichert
Dr. Jua. Carl Wichert, Ministerial- und Oberbau-
direktor in den Eisenbahnabteilungen des preufsischen
Ministeriums der öffentlichen Arbeiten feierte am 10. Mai
d. J. seinen 70. Geburtstag in unerschütterter körper-
licher und geistiger Gesundheit und Frische.
Aus dem Lebenslauf des nunmehr Siebzigjährigen,
der mit seiner hohen ungebeugten Gestalt kaum den
Eindruck eines Sechzigjährigen macht, sei folgendes
hervorgehoben.
Dr.: Ina. Wichert besuchte das Gymnasium sciner
Geburtsstadt Königsberg (Preufsen) und studierte das
Maschinenbaufach in Berlin. Nach entsprechender Aus-
bildung trat er im Jahre 1872 mit der Ernennung zum
Königlichen Eisenbahn-Maschinenmeister in seiner
Vaterstadt in den höheren Staatseisenbahndienst ein.
In Erkenntnis seiner aufserordentlichen Fähigkeiten
wurde er schon frühzeitig, im Jahre 1875, nachdem er
ein Jahr lang das maschinentechnische Bureau in Brom-
berg geleitet hatte, in das damalige Ministerium für
Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten berufen.
Nach seiner Ernennung zum Königlichen Eisenbahn-
Maschineninspektor im Jahre 1879 zum Betriebsamte der
Berliner Stadt- und Ringbahn übergetreten, leistete er
während der Inbetriebsetzung dieser Bahn Ilervor-
ragendes. Mit der Ernennung zum Königlichen Eisen-
bahndirektor wurde Dr.:Ina. Wichert im Jahre 1883
Mitglied der Königlichen Eisenbahndirektion in Berlin,
wo er sich besonders durch die mit vielem Geschick
geleiteten umfangreichen Versuche mit verschiedenen
Bremsarten, die einheitliche Regelung des Materialien-
wesens und die Ermittlung über die Gröfse des Reibungs-
koeffizienten zwischen Rad und Schiene verdient machte.
Im Jahre 1889 wurde Dr.- Jna. Wichert unter Ernennung
zum Königlichen Geheimen Baurat und vortragenden
Rat in das Ministerium der öffentlichen Arbeiten be-
rufen, dem er nun schon 24 Jahre lang ununterbrochen
angehört. Hier erhielt er 1894 die Ernennung zum
Königlichen Geheimen Oberbaurat, 1904 zum König-
lichen Oberbaudirektor und Dirigenten der maschinen-
technischen Abteilung und am 28. März 1907 zum
Ministerialdirektor. Der Aufschwung, den das Maschinen-
wesen der preufsisch-hessischen Staatseisenbahnen unter
seiner sachkundigen Leitung erfahren hat, ist jedem
Fachmann bekannt, mufs aber auch von jedem Laien
anerkannt werden, dem sich auf seinen Reisen der Fort-
schritt im Eisenbahnmaschinenwesen, vor allem in der
Vervollkommnung der Personenwagen und in den ge-
waltigen Abmessungen der neueren Lokomotiven fürm-
lich aufdrangt. Es wird davon abgesehen, hier auf die
vielen Neuerungen einzugehen, deren Einführung in
erster Linie das Verdienst Dr.- Jng. Wichert's ist. Es
sei nur auf die Verbesserung der Beleuchtung und
Heizung cer Personenwagen hingewiesen.
Trotz der Bürde seines verantwortungsvollen und
schweren Amtes als höchster maschinentechnischer
Beamter der preufsisch-hessischen Staatseisenbahnen hat
Dr.:Ina. Wichert noch Zeit gefunden, auch aufserhalb
seiner amtlichen Stellung sich mit Erfolg zu betätigen.
Er ist Mitglied der Akademie des Bauwesens und des
Königlich n Technischen Oberprüfungsamts sowie Vor-
sitzender und Ehrenmitglied des Vereins Deutscher
Maschinen-Ingenieure.
Gro{sziigig sind seine Handlungen, weitausschauend
sein Blick, aufscrordentlich sein Wissen und Können
und unerschöpflich seine Arbeitskraft. Hiervon hat er
erst in jüngster Zeit bei den Beratungen über die
Elektrisierung der Berliner Stadt-, Ring- und Vorort-
bahnen beredtes Zeugnis abgelegt. Es wird ihn mit
besonderer Genugtuung erfüllen, dafs diese von thm
mit seltener Zähigkeit und Energie vertretene Vorlage
nunmehr im wesentlichen angenommen ist. Möge es
ihm vergönnt sein, die Stadt- und Ringbahn, an deren
Inbetriebnahme er seinerzeit hervorragenden tätigen
Anteil hatte und an deren Betriebsumgestaltung im
Jahre 1903 —- Verlegung der Vorortzüge auf die Stadt-
bahngleise und dadurch bedingte Einführung der Luft-
druckbremse für die Stadtbahnzüge, Umbau der Stadt-
bahnwagen und Höherlegung der Bahnsteige — er an
leitender Stelle mitwirkte, auch in die neue Betriebsart
überzuführen.
In Anerkennung seiner Verdienste um das Eisen-
bahnmaschinenwesen wurde Ministerialdirektor Wichert
im Jahre 1906 vom Rektor und Senat der Königlich-
Technischen Hochschule Berlin durch die Verleihung
der Würde eines Dr.:\ng. h.c. geehrt. Dafs seine
Verdienste aber auch an Allerhöchster Stelle nicht
unbeachtet blieben, geht daraus hervor, dafs er den
Stern zum Roten Adlerorden 2. Klasse mit Eichenlaub
besitzt. Aufserdem sind ihm viele hohe ausländische
Ordensauszeichnungen zu teil geworden.
Aber auch als Mensch zeichnen Dr.:\ng. Wichert
vorzügliche Eigenschaften aus. Seine Einfachheit und
Schlichtheit haben ihm das Vertrauen und die Ver-
ehrung aller erworben, die ihn kennen. Aus diesen
Gefühlen heraus haben sich die höheren maschinen-
technischen Beamten der preulsisch-hessischen Staats-
eisenbahnen sowie der Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure veranlafst gesehen, Dr.:\na. Wichert mit
Nachdruck des Inhaltes verboten.
178 [No. 862] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN (15. Mai 1913]
Möge er noch möglichst viele Jahre sich seiner be-
neidenswerten Gesundheit und Rüstigkeit erfreuen und
zum Segen der preufsisch-hessischen Staatseisenbahnen
in seinem hohen Amte weiter wirken, Mr.
ihrem Glückwunsch zum 70. Geburtstage Adressen zu
überreichen.
Auch wir sprechen Herrn Ministerialdirektor Dr.- |
Wichert unsern herzlichsten Glückwunsch aus. |
Jng.
Die auf der internationalen Industrie- und Gewerbeausstellung Turin ıgıı
gezeigten Eisenbahnwagen
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 16. April 1912
vom Regierungsbaumeister Neubert-Berlin. (Erweitert)
(Hierzu Tafel I und 2 sowie 87 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 164)
Sämtliche Wagen haben Westinghouse-Bremse und
Der Abteilwagen 2./3. Klasse nach Abb. 38 besitzt
4 Abteile 2. und 5 Abteile 3. Klasse. Es beträgt Gasglühlichtbeleuchtung sowie Heizung nach Bauart
seine Gesamtlänge ; 19,05 m Lancrenon.
der Drehzapfenabstand bs ae Bei dieser Heizungsart wird dem Dampf Druckluft
die Kastenbreite nme: ý beigemischt. Die für die Heizung bestimmten Loko-
das Gewicht . 33 t. motiven haben die in Abb. 39 dargestellte Einrichtung.
Abb. 38.
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Franzosische Ostbahn-Gesellschaft.
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Ed
Vierachsiger Abteilwagen 2./3. Klasse.
Abb. 39.
Lancrenon-Heizung der Französischen Göitshausnnlschaft Einrichtung auf der Lokomotive,
a = Luftdruckleitung von der Westing- e =
Hauptluftbehälter der Westinghouse- |]
= Dampfleitung vom Kessel,
house-Pumpe, Bremse, m = Mischrohr,
b = Rückschlagventil, f = Luftbehälter für die Dampfheizung, n = Dreiwegehahn,
c = Luftleitung zum Hauptluftbehälter, g = Luftleitung zum Regulierungsventil, o = Manometer,
d = Luftleitung zum Luftbehälter für die h = Luftregulierungsventil, p = Sicherheitsventil,
Heizung, i = Luftregulierungs-Haupthahn, q = Dampfheizleitung vorwärts,
: k = Luftleitung zur Dampfleitung, r = Dampfheizleitung rück wärts.
Zwischen den Abteilen 2. und 3. Klasse liegen
die Abortraume. Die Abteile 2. Klasse sind durch
Drehtüren nach dem Seitengang hin abgeschlossen,
während die Abteile 3. Klasse nach dem Seitengang
zu offen sind. Je 2 dieser Abteile sind durch eine
Tür im Seitengang getrennt. Der Seitengang vor den
Abteilen 2. Klasse liegt auf der einen, der vor den
Abteilen 3. Klasse auf der anderen Wagenseite. An
dem Ende des Wagens, an dem die 3. Klasse-Abteile
liegen, ist ein kleines Abteil mit erhöhtem Dachaufbau
fir den Bremser angeordnet. Dieses Abteil besitzt eine
Tür nach dem Seitengang und eine Tür nach aufsen.
Von der Luftdruckleitung a für die Westinghouse-Bremse
zweigt kurz vor dem Hauptluftbehälter e eine Leitung 4 ab,
die nach einem kleinen Behälter / führt. Durch einen
Luftregulierungs-Haupthahn ż gelangt von hier die Druck-
luft in die Dampfleitung 7 vom Kessel, so dafs sie in
einem Verhältnis von etwa 10 v. H. dem Volumen nach
mit dem Dampf gemischt wird. Da der Druck des
Dampf-Luftgemisches nicht mehr als 5 at betragen darf,
ist einManometero und einSicherheitsventil p angebracht.
Durch einen Dreiwege-Hahn » kann das Gemisch ent-
weder an das vordere oder hintere Ende der Lokomotive
zu der unter den einzelnen Wagen verlaufenden
TEEN: Google
(15. Mai 1913]
Hauptdampfleitung geleitet werden. Damit bei plötz-
licher Luftentnahme für die Heizung der Druck im
Hauptluftbehälter e nicht zu sehr sinkt und eine unbeab-
sichtigte Bremsung eintritt, ist an der Abzweigstelle
‚der Druckluftleitung 4 für die Heizung ein federbelastetes
Rückschlagventil 4 eingebaut. Hinter dem Luftbehälter /
für die Heizung ist ein Regulierungsventil 4 eingeschaltet,
das bei einem Druck, der etwas niedriger als 5?/2 at
ist, den Durchgang abschliefst, damit dieser Druck im
Hauptluftbehälter e zuerst erreicht wird.
Abb. 40—43.
Zweiteilige Heizleitungskupplungen aus Metallschläuchen.
Abb. 40.
b = französischer Absperrhahn; c = deutscher Absperrhahn;
k = Kupplung.
Kugelgelenk beim Absperr- Mittelgelenk.
hahn b. >
Kupplungskopf Bauart Westinghouse.
Die Heizleitungskupplungen sind Metallschläuche
mit einem Kugelgelenk, die im Betriebe an den Absperr-
hahnen des Wagens befestigt bleiben. Sie besitzen
noch Mittelgelenke und zur Verbindung mit gleichen
Schläuchen anderer Wagen an den Enden Kupplungs-
köpfe Bauart Westinghouse (vergleiche Abb. 40—43).
Die Heizkupplungen sind also zweiteilig. Fir den
Anschlufs einer gewöhnlichen einteiligen Kupplung ist
an jedem Leitungsende neben dem Stutzen 4 für das
Kugelgelenk ein Stutzen c mit Absperrhahn nach der
in Deutschland üblichen Bauart vorgesehen (vergl.
Abb. 44).
Die Hauptleitungen unter den Wagen sind mit
Gefälle nach den Enden zu verlegt und entwässern durch
die Absperrhähne, die deshalb mit Stutzen »—x, und
Wasserabscheidern, auf die weiter unten näher ein-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 862) 179
gegangen wird, ausgerüstet sind. Wie aus Abb. 45
und 46 ersichtlich, zweigen bei den D-Zugwagen an
einem Ende der Hauptleitung a die Heizleitungen für den
Seitengang und die Abteile als durchgehende Rohre
bezw. Rohrschlangen ab. In den Abteilen ist eine
grofse und eine kleine Rohrschlange, wie bei den
preufsischen D-Zugwagen, vorhanden, die durch Rund-
schieber am Anfange der Heizleitungen verschieden
geschaltet werden können, so dafs sich verschiedene
Abstufungen je nach der Aufsentemperatur in der
Gesamtheizung erzielen lassen. Aufserdem besitzt jedes
Abteil noch zwei kleine Heizkörper, die durch kleine
Rundschieber an die Hauptdampfleitung angeschlossen
sind und vom Abteilinnern aus von den Reisenden
betätigt werden, während die Rundschieber für die
Rohrschlangen von einem Abort aus durch das
Personal eingestellt werden. Die Seitengangheizung
hat zwei gleich grofse Rohre, so dafs hier zwei Ab-
stufungen in der Heizfläche ebenfalls durch Rund-
schiebereinstellung erzielt werden können.
Bei den ausgestellten Wagen der Französischen
Ostbahn lagen die Rohrschlangen in den Abteilen nicht,
Abb. 44.
Anschlufsstutzen fiir die Heizleitungskupplungen.
b = Französischer Absperrhahn.
c = Deutscher Absperrhahn.
n—nl = Stutzen für die Wasserabscheider.
wie in den Abb. 45 und 46 dargestellt, unter den
Sitzbänken, sondern vor den Bänken im Fufsboden.
Die Rohrschlangen der Abteilheizung sowie die
Rohre der Seitengangheizung münden in besondere
Entwässerungsgefälse #—d, die nur Niederschlagwasser
undLuft entweichen lassen. Diese Gefäfse sind zylindrisch
und liegen unterhalb der Wagenlangträger. Für die
Seitengangheizung hat das Gefafs einen Raum (vergl.
Abb. 47), für die Abteilheizung zwei von einander
getrennte Räume (vergl. Abb. 48). Jeder Raum hat
zwei Abflufsöffnungen, von denen die eine durch ein Sieb
geschützt unten in der Gefafswandung liegt. Die andere
liegt in ?/s der Höhe des Gefäfses am Ende eines in dem
Gefafs hochgeführten Rohres. Der zweite Abflufs dient
aufser zur Entfernung der erkalteten Luft als Sicherheits-
vorrichtung, wenn das Sieb verstopft ist. Beim Anheizen
entweicht durch beide Oeffnungen die in dem Raume be-
findliche Luft. Zu gleichem Zweck sind die Heizrohre
kurz vor dem Eintritt in die Gefäfse mit Hähnen r ver-
sehen, die im Notfalle, wenn die Wasserabscheider gänz-
lich versagen sollten, zur Entwässerung benutzt werden
können. An die Abflufsöffnungen der Gefäfse sind unten
Heintz’sche Wasserabscheider angeschlossen. Diese
Apparate enthalten — Abb. 49 — in einer Kapsel, in
die das Niederschlagwasser fliefst, ein sichelförmig
gebogenes Rohr, das genau wie bei den Saturateuren
der schon beschriebenen Heintz-Heizung gestaltet ist,
durch den Einflufs der Wärme sich ausdehnt und durch
ein Ventil die Eintrittsöffnung für das Wasser und die
eis, Google
Abb. 45 u. 46.
180 [No. 862] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN (15. Mai 1913)
erkaltete Luft schliefst oder öffnet. Die Aus.
trittsöffnung liegt bei den Wasserabscheidern
unten in der Gehäusewand. Solange Nieder-
schlagwasser das Gehäuse anfüllt, ist das Ein-
trittsventil offen. Es kann also das Wasser aus
dem Gefäfs durch den Abscheider ins Freie
gelangen. Tritt aber Dampf ein, der immer
eine höhere Temperatur als das Wasser und
die Luft hat, so dehnt sich das Rohr und die
Eintrittsöffnung wird geschlossen. Es kann also
kein Dampf, sondern nur Wasser und Luft ent-
weichen.
an den Ab-
Wasserabscheider
sperrhähnen der Hauptleitung.
m—mi = Stellvorrichtung für die Rund-
schieber,
n—nl
Abb. 48.
Anordnungen in einem D-Zugwagen.
| Rohrschlange fiir die Abteile,
Heizrohre für den Seitengang,
©
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—<
N
D
as
oaa |l
ooa i
Hil T Entwässerungsgefäls für die Abteilheizung.
a = r = Ablafshahn am Entwässerungsgefäfs;
t — Schlüssel dazu.
Abb. 49,
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l
_N
Entwässerungsgefäfse an den
Enden der Rohrschlangen bezw.
Heizrohren,
Lancrenon-Heizung der Französischen Ostbahn-Gesellschaft,
d—dl
Heintz scher Wasserabscheider,
A = Eintrittsrohr ; = Ventil; E = Ausdehnungsrohr.
Die gleichen Heintz’schen Wasserabscheider
sind an den Entwässerungsstutzen der Absperr-
hähne der Hauptdampfleitung angebracht, so dafs
aus dieser nur Niederschlagwasser und kalte
Luft entweichen kann. Die Entwässerung an
diesen Stellen ist notwendig, weil die Metall-
kupplungen keine Entwässerungseinrichtungen
besitzen. Nur die Endkupplung am Schlusse des
Zuges hat einen Heintz’schen Wasserabscheider.
Die Lancrenon-Heizung ist also eine Hoch-
druckheizung, bei der dem Dampf Druckluft bel-
gemischt wird, um hauptsächlich das Nieder-
schlagwasser aus den Cain pen schnell und
sicher durch selbsttätige Wasserabscheider zu
entfernen. Dadurch, dafs das Niederschlag-
ID Er LD EEE ED aus
a = Dampfheizungshauptleitung,
b = französischer Absperrhalın,
deutscher Absperrhahn,
Ç
(15. Mai 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 862] 181
wasser schnell entfernt wird, soll eine Verengung des
Leitungsquerschnitts vermieden werden, so dafs auch
in die Wagen am Schlusse des Zuges eine geniigende
Dampfmenge mit hohem Druck gelangt.
Die Drehgestelle der Wagen der Französischen
Ostbahn-Gesellschaft zeigen keine besonderen Eigen-
heiten. Sie sind aus Prefsblechen nach der alten Bauart
hergestellt und in dem Ergänzungsband zu dem Jahr-
gang 1904 dieser Zeitschrift unter lfd. No. 31 näher
behandelt.
Die Französische Staatseisenbahn zeigte einen
vierachsigen D-Zugwagen 2. Klasse. Dieser Wagen
(Abb. 50) hat ein besonderes Untergestell aus Walz-
eisen. Die äufseren Langträger, die aus je 2 U-Eisen
bestehen und wie die D-Zugwagen der Ostbahn-Gesell-
schaft durch mehrere Sprengwerke versteift sind, tragen
allein die Last des Wagenkastens.
Das Untergestell und die Ausgleich-
puffer sind ebenfalls ähnlich gebaut
wie bei den ausgestellten Wagen der
Französischen Ostbahn - Gesellschaft
(vergl. Abb. 34).*) Der Wagenkasten
besteht aus Pitchpine- und Teak-Holz
und ist aufsen mit Blech bekleidet.
Das Dach hat keinen Oberlichtaufbau.
Die Hauptabmessungen des Wagens =~
betragen: ——
Gesamtlange se hh. ee ae
Drehzapfenabstand 15,00 ,
Kastenbreite . 2,89 „
Die Uebergangseinrichtungen zeigen
keine Abweichungen von den allge-
mein üblichen. Die nach dem Wagen-
innern aufschlagenden Stirnwandtüren
sind einfligelig. Die Einsteigetüren
schlagen ebenfalls nach innen auf.
Der Wagen besitzt 9 Abteile, die
nach dem Seitengang durch Schiebe-
türen abgeschlossen sind. Die Sitz-
bänke mit je 4 Sitzen sowie die
Rückenlehnen sind gepolstert und mit
Tuch überzogen. Der Fufsboden der
Abteile und des Seitenganges ist
mit Linoleum, in den Vorbauen und
Aborten mit Steinholz belegt. An
jedem Wagenende ist ein Abort mit '
Wascheinrichtung vorgesehen. Die
Wände dieser Räume sind mit lackiertem Zinkblech
bekleidet. |
Der Wagen hat Westinghouse-Bremse und Gas-
gliblichtbeleuchtung und Heizung Bauart Lancrenon.
Die Heizschlangen liegen im Fufsboden vor den Sitzen.
Die Drehgestelle nach amerikanischer Bauart haben
einen Radstand von 2,5 m. Zu den Langträgern der
Drehgestelle sind Prefsbleche verwandt. Die Träger
werden unten durch eine gleichzeitig die Achshalter-
schliefse bildende Stange versteift. Im übrigen sind die
Drehgestelle wie üblich ausgeführt.
Die Internationale Schlaf-
wagengesellschaft hatte einen vierachsigen
wagen ausgestellt.
Das Untergestell ist bei diesem Wagen mit dem
Wagenkasten zusammengebaut und besteht im wesent-
lichen aus Holz. Die Seitenwände des Wagenkastens
sind als Tragwände ausgebildet, indem zahlreiche Holz-
streben und eiserne Zugbänder in dem unter den
Fenstern befindlichen Teil der Wagenkastenwände ein-
gebaut sind. Ferner sind die unteren Langträger durch
[-Eisen und darunter hangende Sprengwerke versteift.
Die Ausgleichpuffer, Bauart Gain, haben grofse Blatt-
federn, die im Untergestell des Wagens liegen, und
an denen auch die Zugvorrichtung angreift. Die Wagen-
kasten haben äufsere Bekleidung aus Teak-Holz, während
zur Innenausstattung Mahagoni-Holz verwandt ist. Die
innere Einteilung des Wagens zeigt die bei Speisewagen
übliche Anordnung mit 2 Speiseräumen, einem Anrichte-
aT |
| i
wall Liles
und Speise-
peise-
*) Vergl. auch Revue générale des chemins de fer vom Juni
1904, S. 411 u. f.
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|
rt
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|
Tot
Franzosische Staatsbahn.
|
raum und den Küchenräumen. Die Tische sind auf-
klappbar. Anstelle der Stühle sind feste Klappsitze
angebracht.
Die Drehgestelle der Internationalen Schlaf- und
Speisewagengesellschaft sind in dem bereits erwähnten
Ergänzungsband dieser Zeitschrift unter Ifd. No. 35 näher
behandelt. Bei den ausgestellten Wagen waren nennens-
werte Abweichungen nicht vorhanden.
Die Personen- und Postwagen Deutschlands.
In der deutschen Abteilung hatten 6 deutsche
Wagenbauanstalten Wagen verschiedener Gattungen
ausgestellt. Die ausgestellten Personenwagen waren für
die Preufsisch-Hessische Staatseisenbahn und die Reichs-
eisenbahnen in Elsafs-Lothringen bestimmt und nach
Abb. 50.
il
PERETE
-=
u
ian
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Vierachsiger D-Zugwagen 2, Klasse.
den Regelbauarten dieser Verwaltungen gebaut. Der
eine ausgestellte Postwagen war für die Reichspostver-
waltung bestimmt.
Die Gothaer Waggonfabrik war mit einem drei-
achsigen Abteilwagen 4. Klasse vertreten.
Grundrifs und Querschnitt des Wagens sind in den
Abb. 51 und 52 dargestellt. Der Wagen besitzt ein
grofses und ein kleines Abteil und zwei dazwischen
liegende Aborte. In der Mitte des grofsen Abteils ist
eine halbhohe Querwand mit seitlichem Durchgang ein-
gebaut. Das grofse Abteil ist mit 4, das kleine Abteil
mit 2 Einsteigetüren versehen. Die Aborte sind aufser
vom Wageninnern noch durch je eine besondere Tür,
die für gewöhnlich geschlossen gehalten wird, von aufsen
zugänglich, um, ohne die Reisenden zu stören, eine
häufige und bequeme Reinigung auf den Stationen
vornehmen zu können. Da die Wagen viel von
Reisenden, die Traglasten mitführen, benutzt werden,
sind die Einsteigetüren 650 mm im Lichten breit
gemacht worden. Dies liefs sich bei der Kastenbreite
von 2600 mm nur ermöglichen, nachdem das Mafs für
die Umgrenzung, innerhalb der im graden Gleis die
aufgeschlagenen Türen verbleiben müssen, von 4000 mm
auf 4100 mm vergröfsert worden war. Um die Ein-
steigetritte nicht zu steil machen zu müssen, sind die
Wagenkasten unten eingezogen.
Der Wagen hat 26 Sitz- und 34 Stehplätze. Die
einfach gehaltenen Sitzbänke liegen an den Quer-
wänden. Oberhalb der Bänke befinden sich Gepäck-
bretter.
Der von der Hannoverschen Waggonfabrik
ausgestellte zweiachsige Durchgangwagen 2./3. Klasse
eis, Google
182 [No. 862]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Mai 1913)
für die Reichseisenbahn in Elsafs-Lothringen (Abb. 53
und 54) ist hauptsächlich für den Verkehr auf solchen
Nebenbahnen bestimmt, die durch landschaftlich schöne
Gegenden führen. Infolgedessen sind die Plattformen
an den beiden Stirnwänden offen und mit Schutzgittern
umgeben, die nach den Einsteigetritten zu Türen haben.
Die Uebergangseinrichtungen bestehen aus einfachen
Klappbrücken und Gelandern. Zum weiteren Schutze
gegen Herabfallen sind Ketten angebracht, die an dem
Metallrahmen mit Federausgleichung. Die Ausgleich-
federn liegen oben an den Ecken der Fenster. Ueber
den Fenstern befinden sich Lüftungsklappen.
Die Untergestelle der Abteil- und Durchgangwagen
sind aus Walzeisen nach gleichen Grundsätzen gebaut.
Zwischen Wagenkasten und Untergestell liegen Filz.
platten. Der seitlich über die aufseren Langträger
hinausragende Teil des Wagenkastens wird durch
Konsolen unterstützt. Die Achsen sind als freie Lenk-
Abb. 5l u. 52.
F i
eS
1
.
IT
a be IR
e: = pond,
ea) SS! ;
Dreiachsiger Abteilwagen 4. Klasse der Preufsisch-Hessischen Staatseisenbahn.
A = Aborte; a
= Lampen.
Abb. 53 u. 54.
Zweiachsiger Durchgangswagen 2./3. Klasse (Aussichtswagen) der Reichseisenbahn in
Elsafs-Lothringen.
A = Abort; a =
folgenden Wagen eingehängt werden. Rechts und
links von einem Mittelgang sind senkrecht zur Längs-
achse des Wagens die Sitzbänke angeordnet. Die
Sitzplätze der beiden Abteile 2. Klasse — insgesamt 13
— sind gepolstert, während die Abteile 3. Klasse
Lattenbänke mit 26 Plätzen besitzen. In der 2. Klasse
sind die Wände und Decken mit Pegamoid, einem
Kunstleder, bespannt, in der 3. Klasse sind sie ge-
strichen und lackiert. Zwischen den durch eine Schiebe-
tür getrennten Abteilen 2. und 3. Klasse liegt der Abort
mit je einer Eingangstür von jeder Klasse. Die Fenster
in den Abteilen sind 1000 mm breit und besitzen
In gleicher Ausführung auch bei der Preufsisch-Hessischen Staatseisenbahn üblich.
|
Klappsitz; b = Lampen.
achsen ausgebildet, wobei die nicht gebremste Mittel-
achse des dreiachsigen Abteilwagens zum Befahren von
Krümmungen eine hinreichende Verschiebbarkeit quer
zur Bahnachse hat. Die Wagenkasten mit äufserer
Blechbekleidung haben doppelt geschalte Fufsböden
und Decken und wie alle preufsischen Wagen einen
Oberlichtaufbau mit Fenstern und Lüftungsschiebern,
vor denen aufsen Luftsauger angebracht sind. Die Fufs-
böden sind mit Linoleum belegt mit Ausnahme in den
Aborten, die in dem Wagen 2./3. Klasse einen Fliesen-
belag, in dem Wagen 4. Klasse einen -Steinholzbelag
haben. (Fortsetzung folgt.)
Anwendung der autogenen Schweilsung in Eisenbahn-Reparaturwerkstätten
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. Februar 1913
vom Ingenieur Th. Kautny, Nürnberg
(Mit 39 Abbildungen)
Allgemeines.
Es darf wohl als ein Beweis für das wachsende
Interesse gelten, welches den mannigfaltigen An-
wendungsarten der autogenen Metallbearbeitungs-
methoden gegenwärtig entgegengebracht wird, dafs es
mir heute gestattet ist, in Ihrem Vereine über die
spezielle Anwendung des autogenen Schweifsverfahrens
in Eisenbahnreparaturwerkstätten zu sprechen.
Es liegen mir Auszüge aus Reparaturbüchern
amerikanischer Eisenbahnwerkstätten, sowie Abbildungen
und Photographien über dort ausgeführte Arbeiten vor, |
die ich durch Abbildungen von in deutschen Betrieben
vorgenommenen Arbeiten ergänzt habe.
Wie Sie hieraus ersehen werden, und wie die
meisten von Ihnen aus eigener Erfahrung kennen
dürften, hat sich die autogene Schweifsung während
der letzten Jahre in einem Umfange eingeführt, dessen
Möglichkeit vor nicht zu langer Zeit als eine Utopie
bezeichnet worden wäre.
Und als Utopie gilt vielleicht heute noch manche
Anwendungsart der Verfahren, die in einzelnen Betrieben
bereits mit Erfolg praktisch geübt wird, während an
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Mai 1913]
den verschiedensten Stellen fortlaufend Versuche im
Gange sind, um das scheinbar Unerreichbare zu einer
praktischen Tatsache zu machen.
Verschiedene Schweifsungsmethoden.
Ehe ich dazu übergehe, Ihnen Beispiele solcher
praktisch ausgeführten Arbeiten vorzuführen, sei es mir
gestattet, auf einige allgemeine Gesichtspunkte hinzu-
weisen, die für die autogene Schweilsung mafsgeblich
sind. Eine Begründung hierfür liegt wohl darin, dafs
tür den Erfolg des Verfahrens Momente mafsgeblich
sind, die oft bei der Arbeitsausführung nicht beachtet,
oft auch nur mangelhaft bekannt sind.
Die autogene Schweifsung der Metalle ist eine
Technik, die Hand in Hand in Erscheinung trat mit
der industriellen Erschliefsung des Sauerstoffes der
atmosphärischen Luft.
Das Verfahren besteht darın, dafs ein brennbares
Gas mit industriellem Sauerstoff in einer geeigneten
Vorrichtung, dem Schweifsbrenner, gemischt und als
brennbares Gasgemisch aus einer Bohrung an der
Spitze des Brenners tritt, wo es, zur Entzündung
gebracht, unter der Bildung einer Flamme verbrennt,
die je nach der Art des verwendeten Gases verschiedene
Einflüsse auf das bearbeitete Metall haben mufs.
Es müssen daher bei den durch die hohe Erhitzung
reaktionsfähig gemachten Metallteilen unter der Ein-
wirkung der in der Flamme bestehenden Verbrennungs-
gasgemische Veränderungen eintreten, die für die
physikalischen Eigenschaften solcher Metalle oder auch
der nur in der Schweifsnaht bestehenden Masse der-
selben von grofsem Einflusse sind.
Für die autogene Schweilsung kommen folgende
Brenngase in Betracht:
Wasserstoff,
Blau- und Flüssiggas,
Benzoldämpfe,
Leuchtgas und
Azetylen.
Azetylen.
Von allen diesen Brenngasen ergibt die durch die
Verbrennung eines Azetylen-Sauerstofl-Gemisches er-
zielte Schweifsflamme die höchste Temperatur und sie
eignet sich auch wegen der inneren Vorgänge in der
Flamme hervorragend für Arbeiten, wie sie hier haupt-
sächlich in Betracht kommen. Ich kann mich daher
darauf beschränken, meine Ausführungen unter der
Voraussetzung der Verwendung von Azetylen als
Brenngas zu machen, auch schon aus dem Grunde,
weil die Besprechung anderer Brenngase in dem Rahmen
eines einzigen Vortrages nicht gut möglich ist.
Die Verbrennung des Azetylens ist eine zwei-
phasige.
Verbrennung des Azetylen-Sauerstoff-
| Gemisches..
Während zur vollständigen Verbrennung eines
Teiles Azetylen 5 Teile Sauerstoff erforderlich sind,
entsprechend der Formel:
C,H, + 50 = 2C0, + H,O,
werden bei dem Azetylen-Sauerstoft-Schweifsbrenner
innerhalb des Brenners nur theoretisch gleiche Volumen-
teile von Azetylen und Sauerstoff gemischt. Die
Verbrennungsprodukte dieser ersten Verbrennungsstufe
bestehen demnach entsprechend der Formel:
C,H, + 0, = 2CO+ A,
nur aus Kohlenmonoxyd und Wasserstoff, d. i. aus
reduzierenden Gasen, und es wird der zur a
der Verbrennung erforderliche Sauerstoff der atmosphä-
rischen Luft entnommen.
Richtige Azetylen-Sauerstoff-Schweifsflam me.
Eine Azetylen-Sauerstoff-Schweifsflamme kenn-
zeichnet sich durch einen oft 10--15 mm langen inneren
Flammenkern, in dessem Inneren die gemischten Gase
in freiem Zustande vorhanden sind. Dieser innere,
hell leuchtende Kern der Flamme ist von einer aus
reduzierenden Gasen bestehenden Zone unmittelbar
umgeben, welche kurz vor dem Ende des stäbchen-
I
[No. 862] 183
artigen Kerns infolge der mechanischen Strömungs-
energie seinen hauptsächlichen Wirkungsgrad hat.
Dieser Teil der Flamme mufs bei der Schweifsung auf
das geschmolzene Metall einwirken, wenn nicht schäd-
liche Veränderungen des Materials bewirkt werden
sollen. Bei Austritt dieser reduzierenden Gase aus der
intermediär gebildeten Flammenzone beginnen sie sich
mit dem Sauerstoff der atmosphärischen Luft zu ver-
mischen, und es entsteht auf solche Weise durch
Verbrennung der zwischengebildeten Gase zu den
Endprodukten ein äufserer Flammenmantel, dessen
Einwirkung auf das geschmolzene Metall eine durchaus
andere ist, wie jene des reduzierenden Teiles
2CO H, + 30 = 200, + 4,0.
Wenn man beispielsweise das geschmolzene Eisen
mit jenem Teile der Flamme berührt, in dem Sauerstoff
noch in freiem Zustande besteht, d. i. mit dem scharf-
Abb. 1.
Richtig eingestellte Schweifsflamme.
umgrenzten weifsen Flammenkern (Abb. I), dann wird
der hier vorhandene freie Sauerstoff in das Eisen
übergehen — die Schweifsnaht verbrennt.
Azetylen-Ueberschufs.
Die zweite der dargestellten Flammen zeigt einen
Ueberschufs von Azetylen. Es lagert sich dann dem
inneren Flammenkern eine leuchtende Zone vor, welche
durch das Vorhandensein von freiem Azetylen gekenn-
zeichnet ist (Abb. 2). Eine Einwirkung einer solchen
Abb. 2.
|
Schweifsflamme mit Azetylen-Ueberschufs.
Flamme auf geschmolzenes Eisen führt dazu, dafs aus
diesem Flammenteile Kohlenstoff in das Material der
Schweilsnaht von Eisensorten übergeht. Weiches
Flufseisen oder Schmiedeeisen wird hierdurch karburiert
und eine gröfsere Härte und Sprödigkeit annehmen.
Bei Eintreten dieser Erscheinung ist es nötig, entweder
die Brennstofizufuhr zu verringern oder den Sauerstoft-
druck zu erhöhen.
Sauerstoff-Ueberschufs.
Bei Vorhandensein eines Sauerstoffüberschusses
in der Flamme werden die gleichen Verbrennungs-
und Ueberhitzungserschei-
nungen eintreten, wie
bei Bestreichen des ge-
schmolzenen Materials mit
dem inneren Flammenkern
(Abb. 3).
Es ist daher für eine |f
erfolgreiche Schweifsung
mittels Azetylen-Sauerstoft
von gröfster Wichtigkeit,
dals die dem Brenner zuge-
führten Mengenverhältnisse
der beiden Gase möglichst
wenig verändert werden.
Konstruktive Eigentümlichkeiten der zur Erzeugung
des Azetylens dienenden Apparate und geringe Sorgfalt
Abb. 3.
Schweifsflamme mit
Sauerstoff-Ueberschufs.
184 [No. 862]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Mai 1913}
in der Ausführung derselben können dazu führen, dafs
im Betriebe der Apparate Druckschwankungen eintreten,
die zu einer wechselnden und vorübergehenden Ver-
änderung der dem Brenner zugeführten Gasmengen
führen.
So kann beispielsweise das Klemmen einer Gas-
behälterglocke in dem Führungsgerüste dazu führen,
dafs stofsweise ein Azetvlenüberschufs in der Flamme
besteht.
Veränderung des Materials bei den Schweifs-
nähten von Flufseisenblechen.
Ich habe hier einige mir von Herrn Baudirektor
von Bach in Stuttgart zur Verfügung gestellte Schliffe
durch autogene Schweifsnähte, denen seine im Auftrage
des V. D. I. gemachten Untersuchungen an Probe-
schweifsungen zugrunde lagen. Sie sehen weiter in den
Abbildungen einige Ergebnisse der Untersuchungen,
welche Herr von Bachan autogenen Schweifsnähten vorge-
nommen hat. Abb. 4 zeigt eine Schweilsung, bei welcher
einemerkbare Veränderung des Materials nicht eingetreten
ist, und es ist dieselbe im wesentlichen übereinstimmend
mit dem ersten der Ihnen herumgereichten Muster.
Abb. 4—6.
BETRETEN
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wer A ss ar Sl ne
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6
Abb. 4. Schliff einer Schweißnaht an einem Flußeisenbleche
ohne merkliche Materialveränderung.
Abb. 5. Geringe Kohlenstoff-Anreicherung in der Schweißnaht.
Abb. 6. Verschwinden der Walzfasern in der Schweißnaht.
Abb. 5 zeigt schon ein Abheben des eingeschweifsten
Materials von dem ursprünglichen Blechmaterial. Die
Schweifsnaht hat sich dem ursprünglichen Bleche gegen-
über um eine Kleinigkeit mit Kohlenstoff angereichert,
und insbesondere bei einer Kugeldruckprobe liefse sich
der Unterschied feststellen. In Abb. 6 ist gezeigt, wie
die Saigerungseinschlüsse, die bei dem Auswalzen des
Bleches in der Walzrichtung ausgestreckt werden, in
dem Material der Schweifsnaht verschwinden. Diese
Schweifsung ist übrigens nicht vollkommen durch das
Blech gedrungen, und es bilden solche nicht ganz
durchgeschweifste Stellen später Materialsanrisse.
Während dann, wenn es auf Zugfestigkeit des Materials
ankommt, die Schweifsung der ersten Figur die besten
Resultate ergeben wird, wird immer dort, wo es
sich um abgelaufene Stellen handelt, durch deren Auf-
schweifsung der Körper wieder in brauchbaren Zustand
versetzt wird, die Zuführung einer Spur von Kohlenstoff
in dem aufgeschweifsten Materiale sehr vorteilhaft sein.
Für den Eisenbahndienst kommen zahlreiche Körper in
Betracht, die sich durch beständige Reibungen beim
Betriebe sehr stark abnützen, wie z. B. Bremsschuhe,
Kupplungshaken und Klauen, Bolzen usw.
Ich hatte Gelegenheit, in Eisenbahnwerkstätten im
Schrotthaufen zahlreiche Puffer zu sehen, bei denen
die Pufferstangen den neueren Forderungen eines
Querschnitts von 75 mm nicht mehr entsprachen. Es
würde ein Leichtes sein, diese Pufferstangen durch
Aufschweifsen von frischem Material für den Eisenbahn-
dienst wieder brauchbar zu machen. Man würde hierbei
natürlich die ganzen Körper entweder in einem Glüh-
|
|
ofen oder im Holzkohlenfeuer kirschrot erhitzen, und
dann das Auffüllen des Materials vornehmen können,
worauf im Schmiedegesenke eine Glättung und genaue
Profilierung der Pufferstangen erfolgen müfste. Selbst-
verständlich bleibt die Frage, ob in einem speziellen
Falle eine solche Reparatur empfehlenswert ist, einer
jeweils notwendig werdenden Kostenkalkulation vor-
behalten.
Wo aber durch die Reparatur von auf Reibung
beanspruchten Körpern die Möglichkeit geboten ist, die
der Abnützung ausgesetzten Flächen in einen gröfseren
Zustand der Härte überzuführen, dort empfiehlt es sich
immer, eine solche Schweifsung vorzunehmen. Man
kann verschiedene Hilfsmittel verwenden, um eine
solche gröfsere Widerstandsfahigkeit des aufge-
schweilsten Materials zu erzielen, und es ist möglich,
solchen Flächen beliebige Härte zu geben.
In der Regel verwendet man für die autogene
Schweifsung als Zusatzmaterial Drähte aus sogenanntem
schwedischem Holzkohleneisen.
Für Zwecke der autogenen Schweifsung ist die
Bezeichnung „schwedisches Holzkohleneisen“ zu einem
Gattungsbegriff geworden, unter dem man ein weiches
kohlenstoffarmes Schmiedeeisen versteht; deutsche Werke
liefern grofse Mengen von solchem Material, welches
auch von Deutschland nach Schweden und von dort wieder
nach Deutschiand geliefert wird. Wo es sich um die
Erzielung harterer aufgeschweifster Stellen handelt, wird
vielfach ein aus einer Anzahl dünnerer weicher Drähte
hergestelltes seilartig gedrehtes Material verwendet, in
welches entsprechend dem erforderlichen Kohlenstoff-
gehalt kohlenstoffreichere Drähte eingewunden sind.
Bei Verwendung von solchem Material ist es nötig,
durch sorgfältiges Verrühren des Schweifsbades mit
dem Schweifsdrahte für gleichmäfsige Verteilung des
Kohlenstoffes zu sorgen.
Auftragen von Material.
Für manche Zwecke, wie z. B. für das Aufschweifsen
von Material auf die Zungenenden von Stellweichen
wird vielfach auch von dem Kunstgriffe Gebrauch
gemacht, einen Gufsstab und mehrere Schweifsdrähte
in einem Bündel vereinigt als Zusatzmaterial zu ver-
wenden. Es ist dies eine etwas primitive Methode, und
vorteilhaft wird es in solchen Fällen immer sein, einen
geeigneten Stahldraht mit höherem Kohlenstoff und
Mangangehalt als Zusatzmaterial anzuwenden. Ist der
Mangangehalt zu hoch, dann treten beim Erkalten
Rifsbildungen in dem aufgeschweifsten Material ein.
Oft spielt jedoch die Härte des aufgeschweifsten
Materials eine sehr wichtige Rolle, und es ist vielleicht
nicht uninteressant, darauf hinzuweisen, dafs, wenn der
Mangangehalt des Eisens 12 pCt. übersteigt, das Material
während des Durchlaufens der Erkaltungstemperatur
seine Sprödigkeit verliert, und einen vorübergehenden
Zustand der Geschmeidigkeit annimmt, der bei dem
erkalteten Stücke wieder verloren geht. Es wurden
nach dieser Richtung hin zahlreiche Versuche gemacht,
deren praktische Nutzanwendung für Eisenbahnbetriebs-
material vielleicht noch interessante Resultate er-
geben wird.
In den weiter folgenden Abbildungen ist zunächst
eine Ueberhitzung des eingeschweifsten Materials
Abb. 7.
Ueberhitzung, Kohlenstoff-Anreicherung und Fremdkörper-
einschlüsse in einer autogenen Schweißnaht.
(Abb. 7), sowie auch der benachbarten Blechpartien
gezeigt, während bei a ein Fremdkörpereinschlufs
besteht, um welchen die homogene Verbindung mit
[15. Mai 1913]
dem ursprünglichen Material verloren gegangen ist.
Abb. 8 zeigt eine hohe Ueberhitzung des eingeschweifsten
Materials, während in Abb. 9 der hohe Kohlenstoffgehalt
dieses Zusatzmaterials scharf hervortritt.
Abb. 8.
Starke Ueberhitzung der Schweißnaht.
Abb. 9.
Starke Karborierung der Schweißnaht.
In den weiter folgenden zwei Bildern zeigt das
erste eine der Abschrägung an dem ursprünglichen
Bleche folgende ungebundene Stelle (Abb. 10), welche
die Hälfte der Blechdicke durchzieht. Es ist anzu-
Abb. 10.
Ungebundene Stelle in autogener Schweißnaht.
nehmen, dafs. in diesem Falle eine zu grofse Schräg-
stellung des Schweifsbrenners während der Arbeit,
sowie eine Unachtsamkeit des Schweifsers vorgelegen
hat. Solche Stellen, ebenso wie auch Oxydeinschliisse
lassen sich bei aufmerksamer Ausführung der Schweifsung
und scharfer Beobachtung leicht durch eine etwas
verschiedene Nuancierung im Schweifsbade erkennen.
Abb. 11 zeigt eine durchaus minderwertige
Schweifsung, die natürlich ein gutes Resultat vollständig
ausschliefst.
Abb. 11.
Sehr schlechte SchweiBnaht.
Derart ungiinstige Resultate werden oft dadurch
bedingt, dafs die Ableitung der Wärme durch das
bearbeitete Material eine zu grofse ist. Die Dauer der
Arbeit wird dann eine erheblich grofse sein, was zur
Folge hat, dafs nicht nur Oxydeinschlüsse und
ungebundene Stellen sehr häufig sind, sondern dafs
auch lokale Ueberhitzungen des ursprünglichen Materials,
sowie des eingeschweilsten Zusatzmaterials eintreten
müssen.
Wenn bei dem Aufschweilsen abgenützter Stellen
eine entsprechende Erhitzung des Arbeitsstückes
vorangegangen ist, so wird die Wärmeableitung von
der Schweilsstelle aufgehoben; die Schweifsung selbst
geht rasch vor sich und eine Ueberhitzung des Materials
bleibt ausgeschlossen. Es ist sogar möglich, das ein-
geschweifste Material selbst nur sehr kurze Zeit in
flüssigem Zustande zu erhalten und durch ein Bearbeiten
während der Schweifshitze mittels kleiner Hämmerchen,
von der Tiefe des ursprünglichen Materials angefangen,
so zu verschmieden, dafs eine Art Verpuddeln des ein-
geschmolzenen Materials mit dem ursprünglichen Material
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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(No. 862] 185
eintritt, wobei ein Herausdriicken von Schlackenein-
schliissen erfolgt.
Es liegen eine Reihe von Untersuchungen über die
Widerstandsfähigkeit von ausgeführten Schweifsungen
vor, und ich möchte an Hand einiger Lichtbilder auf
einen dieser Versuche, der von der Firma Sulzer in
Winterthur vorgenommen wurde, noch besonders hin-
weisen.
Dieser Versuch ist aus dem Grunde sehr lehrreich,
weil er nicht von einem ausgewählten Arbeiter aus-
geführt wurde, sondern weil ihm der Gedanke zugrunde
lag, die Ergebnisse einer Durchschnittsarbeit festzu-
stellen. Die Mantelbleche, ebenso wie die beiden
Kalottenbleche bestehen aus Flufseisen von 7 mm
Dicke, während die aufgeschweifsten Rohrstutzen 6 mm
Dicke haben. Bei einem Drucke von 95 at zersprangen die
yvufseisernen Hochdruckflanschen (Abb. 12), und es hatte
sich der Körper, so wie die Abb. 13 zeigt, in seiner
Lange von 1585 mm auf 1615 mm ausgedehnt, während
der äufsere Zylinderumfang bei Stutzen 3 von 308 auf
318 mm angewachsen war.
Abb. 12.
Untersuchung der Firma Gebrüder Sulzer in Winterthur.
Abb. 13.
Deformation zur Untersuchung der Firma
Gebrüder Sulzer in Winterthur.
Bei dem vorerwähnten Verpuddeln der autogenen
Schweifsnähte mufs sorgfältig darauf geachtet werden,
dafs dasselbe nicht bei zu niedriger Temperatur des
Eisens erfolgt, und man wird vorteilhaft das Verfahren
unterbrechen, sobald jener Zustand des Materials ein-
getreten ist, bei dem das Eisen seinen Magnetismus
verliert. Ein gewöhnlicher Hufeisenmagnet ist daher
ein wichtiger Bestandteil einer Autogenschweilserei.
In Eisenbahnreparaturwerkstätten ist es von grofser
Wichtigkeit, auch Körper aus Graugufseisen erfolgreich
bearbeiten zu können.
Gufsschweifsung.
Es ist bekannt, dafs für den Zustand des Kohlen-
stoffes im Graugufseisen die Erhaltung seiner amorphen
Form ein unbedingtes Erfordernis ist. Von den anderen
Beimengungen des Eisens sind das Silizium und das
Mangan bestimmend für den Zustand des Kohlenstoftes.
—
186 ‘No. 862]
GLASERS ANNAJEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Mai 1913)
Ein höherer Mangangehalt hat zur Folge, dafs der
Kohlenstoff in gelöster Form im Eisen bestehen bleibt,
während ein Siliziumüberschufs die Erhaltung der
amorphen Form begünstigt.
Aus diesem Grunde kann eine erfolgreiche
Schweifsung von Graugufseisen blofs dann erzielt
werden, wenn man als Zusatzmaterial kohlenstoftreiche
Gulsstäbe mit höherem Siliziumgehalte verwendet. Es
ist auch zu beachten, dafs ein Teil dieses Silhziunis
bei der autogenen Schweifsung durch Ausdampfung
verloren geht. Wenn daher bei der autogenen
Schweifsung von Graugufs die Schweilsstellen hart und
spröde werden, so ist dies gewöhnlich darauf zurück-
zuführen, dafs entweder das Zusatzmaterial ein un-
geeignetes war, oder dafs der Schweifser durch zu lange
Behandlung der Schweilsstelle mittels der Flamme
einen Teil des Siliziums ausdampfen liefs. Die Schweifs-
naht hat dann den Charakter von weilsem Eisen.
Von der autogenen Schweifsung bei aus Grauguls
hergestellten Körpern wird in Eisenbahnreparatur-
werkstätten sehr ausgedehnter Gebrauch gemacht. Das
Graugufseisen ist ein Material, dem praktisch jede
Dehnbarkeit fehlt, und da bei der autogenen Schweifsung
eine lokale Erhitzung auf höhere Temperatur eintritt,
die eine umgrenzte Dehnung des Materials zur Folge
hat, so wird, wenn es sich um die Schweifsung einer
eingespannten Stelle handelt, durch den Vorschub des
Materials nach der Schweifsstelle zu, ein Herausdrücken
von Material eintreten müssen. Dieses dann fehlende
Material wird bei dem Wiedererkalten und Schrumpfed
der Schweifsstelle zu neuen Rifsbildungen führen
müssen.
Um diesem Uebelstande vorzubeugen, ist es nötig,
jene Teile des Körpers, welche der Schweifsstelle in
der Dehnungsrichtung benachbart sind, bis zum Rande
des Körpers zu erhitzen. Bei einem einfachen Risse
wird, wenn in der Rifsbildung das benachbarte Material
in solcher Weise vorerhitzt wird, ein Oeftnen der
Lippenränder des Risses eintreten, und wenn dann
während dieses Zustandes die Schweifsung ausgeführt
wird, so wird die quer zu der Rifsrichtung verlaufende
Materialdehnung einen solchen Vorschub nach der
Rifsstelle zu bewirken, dafs sie der vorher herbei-
geführten Erhitzungsdehnung der anstofsenden Material-
teile entspricht. Es wird dann.der ganze Körper bei
Erkalten spannungslos schrumpfen können.
Das Einfachste ist es allerdings, wenn der ganze
Körper in einem geeigneten Glühofen vorgewärmt
werden kann.
Abb. 14 zeigt eine Vorrichtung, welche in der Kgl.
Eisenbahnbetriebswerkstätte 1 zu Frankfurt a. M. für
die Schweifsung von Zylindern eingeführt ist.
Abb. 14.
Stasndei ip
Vorwärmgrube zur autogenen Schweißung von
Dampfzylindern, Aufsicht.
Die Grube hat einen inneren Ausbau, der der Form
solcher Zylinderkörper angepalst ist. Zu beiden Längs-
seiten sind Schächte angebracht, durch welche ein
Prefsluftrohr einmündet, das, die Grube bogenförmig
umgebend, von dem einen Schacht in den anderen
geführt ist (Abb. 15). Von diesem Prefsluftrohre führen
Abzweigungen in das Innere des Grubenraumes und
enden in Bogenrohren, die mit Ocfinungen für den
Austritt der Prefsluft versehen sind. Die Grube wird
mit Holzkohlen gefüllt und der defekte Zylinder mittels
eines Drehkranes in die Grube eingelassen und ın der
Holzkohle eingebettet. Die vorher entzündete Holz-
kohle wird durch ein leichtes Oeffnen der Druckluft-
ventile langsam angeblasen, so dafs eine langsame und
gleichmäfsige Erhitzung des Dampfzylinders eintritt.
Die Prefsluftzufuhr wird hierauf erhöht, bis der Dampf.
zylinder durch seine ganze Masse dunkelrot glühend
geworden ist. Hierauf wird derselbe mittels des Dreh-
kranes zur Schweifsung hochgehoben, die schadhafte
Stelle möglichst rasch verschweifst und es wird der
Zylinder von neuem in den Ofen eingesetzt, in welchem
während der Zwischenzeit eine lebhafte Glut unterhalten
werden mufs. Nachdem der Zylinder nochmals sorg-
Abb. 15.
ís
Sancha
LY
f
Z A
J Z
J h
Z f
7 Z
+ Ce yy
Vhs I f
Vorwärmgrube zur autogenen SchweiBung von
Dampfzylindern, Querschnitt.
faltig und durch längere Zeit erhitzt wurde, wird die
Preisluftzufuhr langsam verringert, die Grube mit gut
erhitztem Sand bis’ etwa 15 bis 20 cm hoch über dem
Korper bedeckt und dann mit einem eisernen Deckel
verschlossen. Man wird die Prefsluftzufuhr langsam
abschwächen und den Körper seiner natürlichen Er-
kaltung überlassen, die in etwa 4—5 Tagen vollendet
ist, so dafs der Dampfzylinder an dem Krane aus der
Grube gehoben werden kann. Die Einrichtung wurde
von Herrn Regierungsbaumeister Pontani vor etwa
zwei Jahren geschaften und hat sich seit dieser Zeit
sehr gut bewährt.
Es ist vielleicht nicht unangebracht, an dieser Stelle
auf eine Reparatur hinzuweisen, die im September
vorigen Jahres an der Walzenzugmaschine im Betriebe
der Hahn’schen Werke inGrofsenbaum ausgeführt wurde.
Im Betriebe dieser Maschine, deren Zylinderbohrung
eine lichte Weite von 900 mm bei einem äufseren Durch-
messer des Zylinders von 1200 mm hat, trat, vermut-
lich infolge der schweren Stöfse, denen eine Walzenzug-
maschine unter Umständen beim Auswalzen der Blöcke
ausgesetzt ist, ein Zerplatzen des Zylinders ein, wo-
durch die Betriebseinstellung des ganzen Werkes bis
zur Beschaffung eines neuen Maschinenzylinders bedingt
war. Der Neuersatz des Zylinders hätte nicht vor
3! Monaten erfolgen können, und das Werk wäre ge-
zwungen gewesen, zur
Zeit einer industriellen
Hochkonjunktur seine
Aufträge abzulehnen
oder von einem Kon- «,
kurrenzwerke ausführen
zu lassen. Die einge-
übten Arbeiter des Be-
triebes wären vor Be-
ginn des Winters plötz-
lich stellenlos geworden,
und es hätte dann nach
Abb. 16a.
FE
>]
POIIITIETT I reg
N
Perspektivische Ansicht eines
Wiederaufnahme des gesprungenen Zylindergehauses
Betriebes eine neue einer 3000 PS Walzenzug-
Arbeiterschaft ausge- maschine.
bildet werden müssen.
Hierdurch wären dem Abb. 16b.
Werke unabsehbare aut:
LT
Verluste entstanden. En
Von dem auf Hoch-
druck beanspruchten
Zylinder rifs ein Teil im
Gewichte von 2500 kg
ab, aus dem überdies
noch ein Flanschenstück
von ungefähr 50 kg sich
abtrennte (Abb. 16). Von
der Zylinderbohrung
ausgehend umzogen zwei weitklaffende Risse den ganzen,
das Schiebergehäuse umgebenden Kanaldeckel, um, dem-
Dieselbe mit abgenommenem
Flansch.
[15. Mai 1913]
selben folgend, wieder in der Zylinderbohrung zu
münden. Ein anderer Rifs umschlofs, ebenfalls von der
Zylinderbohrung ausgehend, das Schiebergehause, dessen
lichte Bohrung 600 mm beträgt, und zog sich ebenfalls
wieder bis in den unteren Teil der Bohrung des Haupt-
zylinders fort.
Auf meine Veranlassung übernahm Herr Ingenieur
Werner aus Köln die Ausführung der Reparatur dieses
Dampfzylinders, welche innerhalb des Zeitraumes einer
Woche in solcher Weise ausgeführt wurde, dafs die
Maschine seit der Mitte September vorigen Jahres er-
folgten Reparatur wieder im Betriebe steht, und dafs
von der Anschaffung einer neuen Maschine, welche
trotz der Reparatur ursprünglich in Aussicht genommen
war, vollkommen abgesehen wurde.
Zur Vornahme dieser Arbeit war es nötig, den
ganzen Körper, dessen Gewicht ungefähr 11600 kg be-
trägt, während der ganzen Zeit der Arbeitsausführung
in dunkelrot erhitzem Zustande zu halten. Die ganze
Länge der zu verschweilsenden Risse überstieg 16 m
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 862] 187
bei einer Materialstärke von 48—60 mm. Die Bohrung
des Hauptzvlinders sowohl wie auch des Schieberge-
häuses wurden mit weifsglühenden Luppen vollgefüllt,
was sich aber nicht als genügend erwies. Es wurde des-
halb um den Zylinder aus Chamottesteinen eine Art
Mauer aufgeführt, der so entstandene Raum um den
Zylinder herum mit Holzkohlen gefüllt und während
der ganzen Arbeitsausführung ein kräftiges Feuer unter-
halten. Trotzdem die Arbeiter durch Holzschuhe und
Afbestschilder gegen die strahlende Wärme des Arbeits-
stückes geschützt wurden, erwies sich diese doch als
sehr störend, und es ist ein Beweis für die körperliche
Widerstandsfähigkeit der Arbeiter, sowohl wie auch
für ihr Interesse an der Arbeit, dafs sie es vermochten,
während 4 Tagen und 3 Nächten ohne Unterbrechung
vor dem grofsen glühenden Stück zu arbeiten.
Solche Arbeiten an Graugufs wie auch an Gufs-
stahl-Körpern wurden in zahlreichen Fällen mit Erfolg
ausgeführt. Die gröfsten Schwierigkeiten hierbei liegen
in der Beseitigung der eintretenden Materialspannungen.
(Schlufs folgt.)
Ueber Instandsetzung und Unterhaltung der Eisenbahn-Betriebsmittel
nach in der Praxis gemachten Erfahrungen
Von A. Diekmann, Geh. Baurat, Wiesbaden
(Mit 2 Abbildungen)
Die grofse Anzahl der vorhandenen, für den immer
mehr wachsenden Eisenbahnverkehr benötigten Betriebs-
mittel, macht es zur Aufgabe der Eisenbahn-Verwal-
tungen, der Instandsetzung, Unterhaltung und Aus-
nutzung derselben eine ganz besondere Aufmerksam-
keit zuzuwenden, um allen Anforderungen des Eisen-
bahn-Transportes voll und ganz genügen zu können.
Namentlich ist von gréfster Wichtigkeit, dafs die
reparaturbedürftigen Betriebsmittel möglichst schnell,
solide und sparsam hergestellt werden, damit sie sobald
wie möglich dem Betriebe wieder zurückgegeben werden,
möglichst lange in demselben verbleiben und dieWieder-
herstellungskosten sich so niedrig wie möglich stellen.
Wie dies erreicht werden kann, soll nach den von
mir in der Praxis gemachten Erfahrungen der Zweck
nachstehender Ausführungen sein.
Die Lebensdauer der Eisenbahn-Betriebsmittel hängt
von 3 Punkten ab,
l. von einer praktischen Konstruktion und soliden
Herstellung;
2. von einer guten gewissenhaften Behandlung im
Betriebe;
3. von einer sorgfältigen Untersuchung und Instand-
setzung in der Werkstatt.
Was den 1. Punkt betrifft, so liegt es unmittelbar
auf der Hand, dafs bei der Neu-Herstellung von Be-
triebsmitteln alle aus der Praxis gewonnenen Er-
fahrungen zu berücksichtigen sind und namentlich die
im Betriebe und den Werkstätten festgestellten Resultate
beachtet werden.
Ferner ist es dringend geboten, dafs auf den Werken
bei Anfertigung der Betriebsmittel die verwendeten
Materialien und ausgeführten Arbeiten durch die kom-
mandierten Aufsichtsbeamten einer strengen Kontrolle
unterworfen werden, damit die Arbeiten genau nach
Zeichnung und in bester Qualität ausgeführt werden.
Was Punkt 2 und 3 betrifft, so sollen diese
einer näheren eingehenden Besprechung unterworfen
werden und zwar zunächst für Lokomotiven.
Die Lokomotiven haben im allgemeinen eine Lebens-
dauer von 20 bis 25 Jahren. Da von den Hauptteilen
der Lokomotive der Kessel der meist beanspruchte
und empfindlichste Teil ist, so sollen sich die Betrach-
tungen hauptsächlich auf diesen erstrecken.
Die Behandlung des Lokomotivkessels im Betriebe
ist je nach dem Zustande der Wasserverhältnisse eine
sehr verschiedene. Während es bei gutem Speisewasser
leichter und mit geringeren Unkosten verbunden ist,
den Kessel rein zu halten, führt schlechtes Speisewasser
|
|
das Gegenteil herbei. Die Reinigung des Speisewassers,
das viel Kesselstein absetzt, ist mit grofsen Unkosten
verbunden und nur unvollkommen möglich, wenn nicht
eine Destillation desselben stattfindet. Wo es daher
möglich ist, gutes weiches Wasser aus Sammelbrunnen,
Bächen oder Wasserleitungen zu entnehmen, sollte dies
nicht versäumt werden, selbst wenn die Kosten hierfür
auch bedeutender sind. Durch das häufige Ausziehen
von Siederohren, zum gründlichen Reinigen der Kessel,
leiden diese und werden zeitiger verbraucht.
Bei schlechtem Speisewasser kommt es sehr häufig
vor, dafs die inneren unteren Kesselflächen frühzeitig
angefressen werden und tiefe ausgehöhlte Stellen zeigen.
Um diesen Anfressungen Einhalt zu tun und einer früh-
zeitigen Zerstörung der Kesselschüsse vorzubeugen,
lassen sich mit gutem Erfolg in den unteren Teil des
Kessels der ganzen Länge nach, oder soweit die An-
fressungen stattfinden, 3 mm starke Kupferplatten von
je der Länge eines Kesselschusses und der Breite der
Anfressungen (etwa 500 mm) einbringen. Es werden
zu diesem Zweck zunächst die sämtlichen Anfressungen
gut gereinigt und ausgeschabt, dann gut verzinnt, wo-
bei Stearinöl verwendet wird. Dann wird ein dünner
Kitt, aus 2 Teilen Mennige, 5 Teilen Bleiweifs und
4 Teilen getrocknetem Pfeifenton, welche mit Leindl-
firnis angerieben werden, hergestellt, der untere innere
Teil des Kessels damit bestrichen und die Kupferplatten
aufgelegt. Zur Sicherung der Kupferplatten gegen Ver-
schiebung werden Klemmleisten an beiden Längsseiten
derselben am Kessel mit 6,5 mm starken Schrauben,
welche nur zur Hälfte ın das Kesselblech reichen, an-
gebracht. Diese Anordnung hat sich auf das vorzüg-
lichste bewährt; sie wurde angebracht in etwa 5 bis
6 Jahre alten Lokomotivkesseln und als nach weiteren
12 Jahren, also bei einem Alter von 17 bis 18 Jahren,
die Kessel wegen anderer Schäden ausgemustert wurden,
waren die Anfressungen im Innern noch genau so wie
zu Anfang; ebenso waren die Kupferplatten vollständig
erhalten. Ein weiterer Vorteil hatte sich hierbei auch
noch gezeigt; der niedergeschlagene Kesselstein liefs
sich gut und leicht im unteren Kesselteil beseitigen.
Damit nun die Lokomotivkessel möglichst schnell und
rein ausgewaschen werden können, empfiehlt es sich,
diese Auswaschungen nur mit heifsem Wasser unter
genügendem Druck vorzunehmen und die etwa noch
bestehenden Kaltauswaschungen zu beseitigen. Zu den
Kaltauswaschungen wurden etweder Hanf oder Gummi-
schläuche, mit einem inneren Durchmesser von 40 mm,
bis zu 15 und 20 m Länge, die vielfach mit Holzrollen
188 [No. 862]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Mai 1913]
zur Schonung der Schläuche versehen waren, verwendet.
Zur Handhabung dieser Schläuche mufsten mehrere
Mann verwendet werden, aufserdem ging die Reinigung
langsam von statten, die Anschaffungskosten solcher
langen Schläuche waren sehr bedeutend und die er-
zielte Reinigung wegen des oft niedrigen Wasserdrucks
nur ungenügend, da der ganze Vorgang eigentlich nur
als ein Ausspülen des Kessels betrachtet werden konnte.
Aufserdem mufsten die Auswaschlokomotiven vorher
lange stehen, damit der Kessel soweit abgekühlt war,
dafs keine schädlichen Wirkungen des kalten Wassers
auf den heifsen Kessel ausgeübt wurden. Aus all diesen
Gründen wurde von mir darauf gehalten, dafs mit einer
besonders angefertigten Auswaschvorrichtung die sämt-
lichen mir zugeteilten Lokomotiven heils ausgewaschen
wurden.
Die erwähnte Auswaschvorrichtung bestand aus ge-
bogenen und geraden, verschraubbaren schmiedeeisernen
Rohren von 35 mm lichtem Durchmesser, welche von
einem Kesselventil der Auswaschmaschine ausgingen und
der Höhe nach auf verstellbaren Holzböcken gelagert
werden konnten. Am Schlufs wurde an diese Rohrleitung
nur ein Gummischlauch von 35 mm lichtem Durchmesser
und 5--6 m Länge mit entsprechendem Mundstück an-
geschraubt. Die Auswaschvorrichtung konnte durch
bereit gehaltene Reserverohre beliebig verlängert werden.
Schlauch und Leitung waren für 12 at Druck bestimmt,
doch durfte der Sicherheit halber nur mit einem Druck
von 6 at ausgewaschen werden. Bei den gröfseren
Lokomotivschuppen waren mehrere Auswaschvorrich-
tungen mit besonderen Auswaschlokomotiven, bei den
kleineren Lokomotivschuppen nur eine Auswaschvor-
richtung für die Reservelokomotive vorgesehen. Diese
Vorrichtungen haben sich recht gut bewährt; ein Ver-
brühen der Auswaschmannschaften ist nicht vorge-
kommen, dagegen wurden die Kosten für Anschaffung
von Auswaschschläuchen bedeutend heruntergesetzt.
Die Lokomotiven zum Auswaschen kamen bereits
mit niedrigem Dampfdruck in den Schuppen, wurden
dann bei Y» at Dampfdruck abgeblasen und konnten
schon frühzeitig warm ausgewaschen werden, welche
Arbeit einen Zeitraum von 2!/s bis 3 Std. in Anspruch
nahm. Ein gründliches Auswaschen und Reinigen des
Kessels sowie vollständiges Ausspülen des Kesselsteins
ist erforderlich, da durch starken Ansatz von Kessel-
stein in der -Feuerbuchse leicht Ausbauchungen der
inneren Wände derselben und im Langkessel Zusammen-
pressungen von Siederohren entstehen können.
In Zeiten, wo der Verkehr besonders stark ist und
alle Güterzuglokomotiven namentlich durch Bedarfszüge
so in Anspruch genommen sind, dafs ein planmäfsiges
Auswaschen derselben nicht immer stattfinden kann,
lafst sich dadurch Abhilfe schaften, dafs die auswasch-
reife Lokomotive mit niedrigem Druck von der Fahrt
zum Schuppen kommt, bei ganz niedrigem Druck ab-
geblasen und dann nach vorsichtigem Oeffnen der Aus-
waschluken, von einer Reservelokomotive heifs ausge-
waschen wird. Nachdem dies geschehen und die Aus-
waschluken wieder eingesetzt sind, wird die Lokomotive
durch die Reservelokomotive heifs gefüllt, dann ange-
feuert und unter Anwendung eines Hilfsbläsers schnell auf
den erforderlichen Dampfdruck zur Ingangsetzung der
Lokomotive gebracht. Inzwischen ist die Lokomotive
auch gereinigt worden und nach etwa 4 bis 47/2 Stunden
Auswasch- und Reinigungs- sowie Vorbereitungszeit
kann sie wieder in Dienst genommen werden, sodafs
hierdurch zeitweise eine Ersparnis an erforderlichen
Lokomotiven stattfinden kann.
Ebenso wie auf eine innere gründliche Reinigung
des Kessels gehalten wird, mufs auch auf eine äufsere
Instandhaltung desselben die gröfste Sorgfalt verwendet
werden. Undichtigkeiten der Nähte, Nieten, Steh-
bolzen usw. müssen schleunigst beseitigt werden, so-
dais keine Leckstellen entstehen, der äufsere Anstrich
leidet und Anfressungen der Bleche stattfinden. Ferner
müssen auch Undichtigkeiten in der Feuerbuchse und
Rauchkammer schleunigst beseitigt werden; leckende
Siederohre sind nachzuwalzen, schlechte zu entfernen
und durch neue zu ersetzen. Zum Dichten, Ein- und
Ausziehen der Siederohre sind nur eingehend damit
vertraute Arbeiter zu verwenden.
Zeigt es sich, dafs ein Kessel nach längerem Ge-
brauch bei schlechtem Speisewasser im Innern trotz
regelrechtem Auswaschen sehr verschnuutzt ist, so mufs
eine Anzahl von Siederohren herausgenommen werden,
damit beim Durchspritzen ein freierer Durchgang und
besserer Angriff durch den Wasserstrahl stattfinden
kann. Dieses Ausziehen von Siederohren mufs nach
Erfahrung in gewissen Zwischenräumen stattfinden und
es müssen immer wieder andere Siederohre dazu gewählt
werden. Häufig treten auch Undichtigkeiten der Kessel
infolge von durchgerosteten oder in der Schweifsung ge-
brochenen Siederohre ein. Es mufs daher bei der Ver-
wendung von wiederhergestellten Siederohren genau
darauf geachtet werden, dafs keine Rohre mit tiefen Rost-
stellen und ebenso auch mit nicht mehr als 3 bis 4 guten
Schweifsstellen verwendet werden. Aufser Siederohr-
Defekten, kommen auch häufig Defekte an den Steh-
bolzen der Feuerkiste vor, indem sie teils einzeln,
teils gruppenweise abreifsen. Ich habe beobachtet, dafs
bei neuen Kesseln schon nach kurzer Betriebszeit die
Stehbolzen der Feuerbuchswände in so grofser Zahl
defekt wurden, dafs die Maschinen aufser Betrieb gesetzt,
die Kessel hochgenommen und gründlich nachgesehen
werden mufsten. Es hatte sich herausgestellt, dafs die
Stehbolzen nicht mit genügender Sorgfalt hergestellt und
eingezogen waren.
Da ich mit Stehbolzen aus Manganbronze sehr gute
Erfahrungen in betreff ihrer Haltbarkeit gemacht hatte,
so liefs ich an denjenigen Teilen der Feuerbuchswände,
welche verdeckt und schwer zugänglich waren, stets
derartige Stehbolzen einziehen. Mehrere Handwerker
in den Betriebswerkstätten müssen so angelernt sein,
dafs sie im Stande sind, kleinere Undichtigkeiten an
Nähten und Nieten zu beseitigen, sowie auch Siede-
rohre und freiliegende Stehbolzen tadellos aus- und ein-
ziehen zu können, damit zeitraubende Hin- und Her-
transporte nach und von der Hauptwerkstatt vermieden
werden. Die grofsen Reparaturen fallen selbstverständ-
lich der betreffenden Hauptwerkstatt zu. Die Annahme,
dafs die erwähnten kleineren Reparaturen an Kesseln
nicht mit genügender Sachkenntnis in Betriebswerk-
stätten ausgeführt werden können, trifft nicht zu, wenn
der Betriebswerkmeister sich seine Leute hierzu anlernt
und selbst die Arbeiten kontrolliert. Neuerdings sind
ja auch die Betriebswerkstätten besser für Reparatur-
arbeiten ausgerüstet worden.
Liegt die Betriebswerkstatt dicht an der Haupt-
werkstatt, dann können bequem Handwerker. der
letzteren angefordert werden, welche die Arbeit an Ort
und Stelle ausführen.
Zur Erzielung einer guten Dampfentwicklung des
Kessels, verbunden mit einem sparsamen Brennmaterial-
verbrauch, ist es erforderlich, dafs der Rost dem
zu verwendenden Brennmaterial angepafst und ın
bester Ordnung ist. Letzterer ist möglichst frei von
Schlacken zu halten, so dafs die Rostspalten nicht ver-
_-stopft werden, sondern die Luft frei durchströmen kann;
die Feuerbuchse mufs vor der Fahrt gesäubert, die
Siederohre gut ausgestofsen und die Rauchkammer von
Lösche und Rufs befreit sein. Ferner ist darauf zu
halten, dafs Mitte Exhaustoröffnung senkrecht unter
Mitte Schornsteinmündung liegt und die Rauchkammer
in allen Teilen dicht ist, sodafs beim Arbeiten der
Maschine keine kalte Luft einströmen kann. l
Der Heizer darf während der Fahrt, wie dies oft
aus Bequemlichkeit geschieht, die Feuerbuchse nicht zu
hoch mit Brennmaterial beschicken, sondern mufs gê-
schickt in geeigneten Pausen öfter feuern. l
Da die richtige Exhaustoröffnung von gröfster
Wichtigkeit für die gute Dampfentwicklung des Loko-
motivkessels und das ruhige Arbeiten der Maschine ist,
so ist es nötig, bei den ersten Probefahrten dies fest-
zustellen. Durch vorsichtige Auswahl von unten Zuge’
schärften Flachringen, welche in die Exhaustordfinung
versuchsweise eingeprefst werden, kann man die er-
forderliche Gröfse leicht herausfinden. Auch das Ein-
legen eines unten zugeschärften Quersteges in Cl
Exhaustoröffnung, welcher eine Zerstreuung des aus
(15. Mai 1913}
strömenden Dampfes bezweckt, hat sehr gute Resultate
für die Dampfentwicklung gegeben.
Um eine bessere Verbrennung der Feuerungsgase
zu erzielen, verwendet man vielfach Feuermäntel aus
Chamottsteinen, welche jedoch eine grofse Aufsicht und
gute Behandlung erfordern.
Bei einseitigen Drehfeuertüren kann man eine ein-
fache Vorrichtung zur besseren Verbrennung der
Feuerungsgase dadurch erreichen, dafs man den Feuer-
türknaggen, welcher am Kessel beim Feuerloch ange-
bracht ist, verlängert und mit zwei Einschnitten für die
Feuertürklinke versieht. Beim Einlegen der Klinke in den
hintersten Einschnitt ist die Feuertür ganz geschlossen,
dagegen ist letztere beim Einlegen der Klinke in den
vorderen Einschnitt etwas geöffnet. Im letzteren Fall tritt
nun die Aufsenluft zwischen Feuertür und Schutzblech im
angewärmten Zustande in die Feuerbuchse, vermischt
sich hier mit den Feuergasen und verbrennt diese.
Ein Rinnen der Siederohre findet bei dieser Vorrichtung
nicht statt.
Hat man Schiebetüren, so kann man nach dem Auf-
werfen des Feuerungsmaterials einen ganz kleinen
Schlitz freilassen, wo sich dann derselbe Vorgang ab-
spielt, wenn die Schutzbleche in der Mitte ein wenig
übereinandergreifen.
Ausströmungsrohre und Exhaustor sind bei Kessel-
reparaturen von den im Innern anhaftenden festen
Krusten gründlich zu reinigen, damit keine Ver-
ringerung der Querschnitte dieser Rohre und dadurch
veränderte Wirkungen der Lokomotive entstehen.
Die äufseren und inneren Untersuchungen der Loko-
motiven sind möglichst so frühzeitig auszuführen, dafs
nur eine geringe Anzahl davon in die Zeiten des Haupt-
verkehrs fällt; durch laufende Verständigung des Ma-
schinenamts mit dem zugehörigen Werkstättenamt
läfst sich hierin viel erreichen. Um die Lokomotiven
stets sauber zu halten, sind je nachdem dieselben
gröfsere oder kleinere Aufenthalte auf den Stationen
haben, Haupt- und Nebenreinigungen vorzunehmen.
Nachdem der gröfste Schmutz zunächst mit einem Putz-
messer entfernt ist, werden die Teile durch einen Pinsel
mit Putzöl oder Petroleum bestrichen, mit geringerer
Putzwolle gründlich gereinigt und mit besserer Putz-
wolle und Putztüchern nachgeputzt. Die hierzu ver-
wendete geringere Putzwolle ist sogenannte bunte Putz-
wolle, welche jedoch langfädig, weich und von grofser
Aufsaugefähigkeit sein mufs. Vielfach wird eine ganz
minderwertige bunte Putzwolle verwendet, welche wo-
möglich schon einmal gebraucht und ungenügend ge-
reinigt wurde, in der sich auch teilweise andere Teile
als Dreh- oder Bohrspähne vorfinden und die oft einen
widerlichen Geruch hat. Solche Ballen mit Putzwolle
müssen von der Abnahme zurückgewiesen werden und
dürfen nicht zur Verwendung kommen, da sie keine
Aufsaugefähigkeit besitzen und zum Putzen untauglich
sind. Auch sind Putzwollballen zurückzuweisen, welche
nur kurze Fäden enthalten, da eine derartige Putzwolle
ebenfalls zum Putzen untauglich ist.
Ein gründliches Putzen ist erforderlich, damit Risse
und sonstige Defekte an Lokomotivteilen bei der Revision
entdeckt werden können.
Jede Lokomotive mufs nach dem Putzen in all ihren
Teilen einen sauberen Eindruck machen, und nament-
lich der Führerstand, auf welchem sich während des
Dienstes das Lokomotivpersonal aufhält, mufs stets rein
und sauber sein. Hierzu mufs jedoch auch das Loko-
motivpersonal beitragen, selbst wenn mehrfache Be-
setzung vorhanden ist.
Namentlich die Armaturen des Kessels müssen
sauber und gut gangbar sein, damit dieselben bei der
Benutzung stets gut funktionieren. An der Sauberkeit
des Führerstandes und dem Aussehen der Lokomotive,
erkennt man sofort den Wert des Personals.
Ebenso wie der Kessel sind auch Maschine und
Wagen der Lokomotive stets einer sorgfältigen Aufsicht
und Behandlung im Betriebe zu unterziehen; namentlich
ist darauf zu achten, dafs das einseitige Scharflaufen
der Radflansche verhindert wird, damit eine möglichst
lange Ausnutzung der Radreifen herbeigeführt wird.
Durch Regulierung der Raddrucke, rechtzeitiges Um-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 862] 189
drehen der einseitig angelaufenen Laufachse sowie
Schmieren der Radflansche ist hierin viel zu erreichen.
Ueberhaupt ist darauf zu achten, dafs Achsen mit ein-
seitig angegriffenen Laufflachen der Radreifen, Achs-
schenkel, Kurbel und Kuppelzapfen rechtzeitig ausge-
wechselt werden, damit von diesen Teilen nicht zu
viel abgedreht zu werden braucht. Die Lokomotiven
sind nach ihrer Reparatur gründlich zu regulieren und
müssen bei der Probefahrt die Dampfschläge regel-
mäfsıg sein.
Hiermit sei das Kapital für die Lokomotiven ge-
schlossen und nun zu den Wagen übergegangen. Die
Wagen bestehen aus Personen-, Post-, Gepäck- sowie
Güterwagen und unterliegen den Maschinenämtern zur
Beaufsichtigung im Betriebe. Die drei ersten Gattungen
werden in näher bestimmten Zeiträumen, die Güter-
wagen alle 3 Jahre den Haupt- und Nebenwerkstätten
zur Untersuchung überwiesen.
Kleinere Schäden an Wagen werden von den Be-
triebswerkstatten sofort beseitigt. Die Wagen haben
je nach Gattung eine Lebensdauer von 15 bis 30 Jahren
und es liegt im Interesse der Verwaltung, dafs diese
Höhen nicht nur erreicht, sondern möglichst über-
schritten werden.
Bei den periodischen Untersuchungen in den Werk-
stätten soll nicht nur die gröfste Sorgfalt bei schneller
Wiederherstellung der Wagen verwendet werden,
sondern es müssen auch die Wiederherstellungskosten
angemessen sein ünd dürfen einen gewissen Durch-
schnittspreis nicht überschreiten. Hier bietet sich nun
ein weites Feld für den Werkstättenvorstand, seine
Tätigkeit darauf zu richten, diesen Anforderungen voll
und ganz nachzukommen.
Eine jährliche Zusammenstellung der von sämt-
lichen Haupt- und Nebenwerkstätten erzielten Resultate,
über die durchschnittlichen Unterhaltungskosten je einer
Lokomotive und eines Wagens, liefert ein übersicht-
liches Bild über Leistungsfähigkeit der Werkstätten.
Allerdings tritt hierbei der Umstand auf, dafs teil-
weise nicht immer nach denselben Grundsätzen bei
allen Werkstätten verfahren wird, sondern mehrfach
ein gewisser Ehrgeiz herrscht, die günstigsten Resultate
zu erzielen und die Fahrzeuge übereilt fertigzustellen.
Bei Wiederherstellung der Fahrzeuge ist darauf
zu halten, dafs die Zahl der Arbeiter und die Verteilung
derselben in einem richtigen Verhältnis zum Eingang
der Fahrzeuge steht. Ferner ist es erforderlich, dafs
die nötige Anzahl von Arbeitsmaschinen mit ausge-
bildeten Leuten vorhanden ist, damit die Arbeiter-
kolonnen an den Fahrzeugen nicht auf das bearbeitete
Material warten brauchen.
Die technische Beaufsichtigung und Kontrolle der
auszuführenden Arbeiten mufs eine ausreichende und
gewissenhafte sein, sodafs der Werkstättenvorstand ge-
nügend unterstützt wird, um die Oberaufsicht über den
gesamten Werkstättenbetrieb hinreichend ausführen zu
können.
Beim Eingang der Wagen in die Werkstatt wird
von den Werkführern genau festgestellt, welche Arbeiten
vorgenommen werden müssen, worauf die Werkmeister
diese Angaben kontrollieren und die Herstellungs-
arbeiten zweckentsprechend verteilen. Diejenigen Re-
paraturwagen, welche sich nicht wieder betriebsfähig
herstellen lassen, oder deren betriebsfähige Herstellung
aufsergewöhnlich hohe Kosten verursachen würde,
werden von den betreffenden Werkmeistern dem Amts-
vorstande gemeldet und dieser hat nach Besichtigung
derselben zu entscheiden, ob sie auszumustern sind.
Bei derartigen Besichtigungen im Laufe einer
4'/ jährigen Amtsperiode habe ich hauptsächlich bei den
offenen Güterwagen die Beobachtung gemacht, dafs die
nach älterer Bauart angefertigten Wagen, wo der Fufs-
boden nicht unmittelbar auf dem eisernen Untergestell
liegt, sondern durch etwa 80 mm hohe Querhölzer von
demselben getrennt ist, sich meistens doppelt solange und
noch darüber betriebsfähig erhalten haben, als diejenigen
Wagen nach neuer Bauart, wo der Fufsboden unmittel-
bar auf dem eisernen Untergestell ruht. Namentlich
waren es die Kokswagen, welche aufserordentlich schnell,
mehrfach schon nach 15—17 Jahren Lebensdauer, aus-
190 (No. 862]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Mai 1913)
gemustert werden mufsten, da die Untergestelle voll-
ständig zerfressen waren. Letztere Wagen werden
besonders stark in Anspruch genommen und haben
schon bei der Beladung durch den häufig noch heifsen,
sowie scharfen Koks zu leiden. Wenn nun während
des Transportes die Koksladung durch Regengüsse
durchnäst wird, so fliefst das unten angelangte Wasser,
indem es sich zunächst über den ganzen Fufs-
boden ausbreitet und mehr oder weniger in diesen ein-
dringt, durch die Fugen und Abflufslöcher der Boden-
bretter, verbreitet sich dann zum gröfsten Teil über die
eisernen Träger des Untergestells und tropft zuletzt
ab. Befindet sich nun zwischen dem Fufsboden und
dem Wagenuntergestell ein Zwischenraum wie früher,
durch etwa 80 mm hohe Querhölzer, oder wie er jetzt
durch eiserne Quer-]J-Träger geschaffen werden kann,
so wird beim Fahren ein starker seitlicher Luftzug ein-
treten, welcher teilweise trocknend auf Fufsboden und
Untergestell einwirkt und das abfliefsende Wasser
grölstenteils mit sich fortreifst, so dafs sich dieses weniger
über das Untergestell verbreiten kann.
Als ich vor einigen Jahren auf diese frühzeitigen
Zerstörungen der Untergestelle aufmerksam machte, ist
s. Z. angenommen, dafs diese durch den Anstrich der
Fufsböden mit Karbolineum entstanden seien, da dieses
zerstörend auf die eisernen Träger einwirke, und
es wurden darauf die Fufsbéden der Güterwagen zur
Verhinderung dieses grofsen Uebelstandes mit Leinöl ge-
strichen. Nach den diesseitigen Erfahrungen und Fest-
stellungen kann jedoch der Anstrich der Fufsbodenbretter
mit reinem ungechlortem Karbolineum diese grofsen Zer-
störungen an den Untergestellen der Kokswagen nicht
bewirkt haben, da ja dann sämtliche anderen Güter-
wagen, bei denen dies auch gemacht wurde, ebenso
frühzeitig zerstört sein würden, was jedoch nicht der
Fall gewesen ist. Im Gegenteil, es war bei den aus-
gemusterten Güterwagen anderer Gattungen, die doch
in früheren Jahren nicht anders als die Kokswagen ge-
strichen wurden, bei denen also auch die Fufsboden-
bretter mit Karbolineum getränkt waren, ein erheblich
gröfseres Alter zu verzeichnen. Es müssen hiernach
also ganz andere Umstände eingewirkt haben, welche
diese grofsen frühzeitigen Zerstörungen an den Unter-
gestellen der Kokswagen herbeiführten und dies ist denn
auch wirklich der Fall. Es ist durch Chemiker festgestellt,
dafs das durch Koks fliefsende, unten ablaufende Wasser
Schwefelsäure enthält, ferner: ist es eine Tatsache, dafs
derartiges säurehaltiges Wasser die Eisenteile stark an-
greift und mit der Zeit vollständig zerfrifst. Wenn
nun die Untergestelle der Kokswagen derartigem
schwefelsäurehaltigem Wasser auf ihren Fahrten aus-
gesetzt sind, so ist eine frühzeitige Zerstörung dieser
Untergestelle, namentlich bei dem häufigen Wechsel
von Nässe und Trockenheit, sehr erklärlich. Es kann
unter diesen Umständen auch ein Anstreichen der Fufs-
bodenbretter der Kokswagen mit Leinöl oder einem
anderen billigeren Ersatzmittel keinen Schutz gegen
die Zerstörung dieser eisernen Untergestelle bieten.
Demnach kann lediglich nur der Umstand zur längeren
Erhaltung dieser und überhaupt aller oflenen Güter-
wagen beitragen, wenn für die Folge nach den vor-
stehenden Ausführungen Fufsboden und Untergestell
der Wagen durch Querbalken von T-Eisen von einander
getrennt werden und aufserdem bei den Kokswagen
das abfliefsende Wasser von den Eisenträgern der
. Untergestelle abgehalten wird. Um letzteres zu be-
wirken und auch beim Stillstand der Wagen die Ab-
führung des vom Fufsboden abfliefsenden Wassers,
ohne dafs dasselbe über die Träger des Untergestells
abläuft, bewirken zu können, halte ich es für erforder-
lich, dafs letztere auf ihrer Oberfläche durch aufgelegte
Streifen von guter Afphalt-Dachpappe oder dünnen
Bleiplatten, welche an den Längsseiten dachartig
heruntergebogen und säurebeständig sind, geschützt
werden. Auf diese Weise wird das abfliefsende
namentlich säurehaltige Wasser unschädlich abgeleitet.
(Abb. 1.)
Derartige Streifen von Afphalt-Dachpappe
früher von mir mit sehr gutem Erfolg zum Schutze von
eisernen T-Frägern, auf denen grofse Wasserbassins
sind |
standen, die sich in einem Kesselhause befanden, ver-
wendet worden. Das Schweifswasser, welches von den
äufseren Wasserbehälterwänden herunterlief, wurde von
den dachartigen Afphaltstreifen abgeleitet, so dafs die
Träger nicht davon berührt wurden, und da auch letztere
immer gut im Anstrich gehalten wurden, waren die-
selben nach etwa 20 Jahren noch wie neu.
Abb. 1.
Dachpappe
Die Trennung der Fufsböden von den Unterge-
stellen erfüllt ferner noch einen anderen sehr wichtigen
Zweck.
Wenn die Güterwagen bei jetziger Bauart der Werk-
statt zur Untersuchung zugehen, ist die gründliche
Reinigung des Untergestells nur möglich, wenn der
ganze Fufsbodenbelag abgenommen wird. Diese Arbeit
ist aber ziemlich umständlich und es werden dabei trotz
der gröfsten Vorsicht viele Bretter zerstört. Dies ist
auch der Grund, weshalb die Bodenbretter, wenn sie
noch alle gut sind, vielfach liegen bleiben und es bilden
sich, da dann die oberen Trägerflächen nicht gereinigt
und gestrichen werden können, mit der Zeit hohe Rost-
schichten von 5—6 mm Höhe, welche die Träger un-
brauchbar machen. Ist dagegen der Fufsboden vom
Untergestell getrennt, so kann die gründliche Reinigung
und Streichung des letzteren ohne Abnahme des ersteren
bequem und leicht vorgenommen werden, auch ist die
Untersuchung des Untergestells eine einfachere.
Um nun einstweilen die im Betriebe vorhandenen
offenen Güterwagen, bei denen der Fufsboden auf dem
Untergestell liegt, möglichst lange zu erhalten, würde es
sich empfehlen, bei den Untersuchungen in den Werk-
stätten die Fufsbodenbretter zu entfernen, die Unterge-
stelle gründlich zu reinigen, gut zu streichen und auf die
Oberflächen der Träger die vorhin erwähnten Afphalt-
Dachpappenstreifen mit dachförmigen Seitenneigungen
zulegen. Die Fufsbodenbretter, mit heifsem Steinkohlen-
teer gestrichen, werden nach dem Trocknen aufge-
legt und halten dann die Afphaltstreifen vollständig fest.
Der Anstrich der Fufsbodenbretter mit heifsem Stein-
kohlenteer ist billig und gut und hat sich nach meinen
Erfahrungen recht gut bewährt. Bei ferneren Unter-
suchungen, bei denen der Fufsboden aufgenommen
werden mufs, lassen sich die Afphaltstreifen leicht ab-
nehmen und, wenn nötig, unbrauchbare durch neue er-
setzen.
Bei späterer Trennung der Fufsböden von den
Untergestellen und Anwendung von Querbalken müfsten
die Fufsbodenbretter nach der Länge des Wagens ge-
legt werden. Damit nun bei sehr langen Wagen diese
Bretter nicht zu lang werden, können zwei T-förmige
Querbalken in der Mitte des Wagens ein Querholz
_einfassen, auf dem diese Längsbretter dann gestofsen
werden. Diese Konstruktion
würde auch ein Auswechseln Abb. 2.
der Bodenbretter sehr er-
leichtern. (Abb. 2) Auf ROTA Pose
die längere Erhaltung: von LQOYYGHE
Eisenkonstruktionen und Be- II
seitigung der schädlichen
chemischen Einwirkungen
auf dieselben, durch Auf-
legen von Streifen aus guter Afphaltdachpappe oder
Blei von [3/2 bis 2 mm Stärke, welche über Träger-
breite dachartig heruntergebogen sind, ist dem Verfasser
vom Kaiserlichen Patentamt kürzlich der Gebrauchs-
musterschutz erteilt worden.
Während Revision und Reparatur von Personen-
wagen 3. und 4. Klasse, welche zur Beförderung von
Arbeitern in den Kohlenrevieren benutzt wurden, hatte
sich gezeigt, dafs im Innern die Füllbretter der Aus-
(15. Mai 1913)
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 862] 191
gangstüren durch Aufstofsen der Türen mit den Füfsen
arg beschädigt waren und jährlich bedeutende Kosten
zur Wiederherstellung derselben entstanden. Um nun
diesem Uebelstande abzuhelfen, wurden versuchsweise
bei einer Anzahl von 4. Klasse-Wagen die Füllungen
der Ausgangstüren durch 3 mm starke Eisenbleche mit
unten eingearbeiteter eiserner Reinigungsklappe ver-
sehen und holzartig gestrichen. Nach einem Betriebs-
jahr wurden diese Wagen wieder der Werkstatt zuge-
führt und revidiert. Es ergab sich, dafs sämtliche
Türen bis auf den inneren Anstrich, der durch das
Aufstofsen etwas gelitten hatte, unverletzt waren und
mit geringen Kosten wieder hergestellt wurden.
Für diejenigen Personenwagen, wo die aus Holz
gefertigten Reinigungklappen sich durch die Wärmeab-
gabe der unten liegenden Heizrohre leicht werfen,
würde es sich empfehlen, dieselben durch eiserne Blech-
klappen zu ersetzen.
Bei Reparatur der Gepäck- sowie Postgepäckwagen
wurde namentlich darauf gehalten, dafs alle Gegenstände
in ihnen mit stark abgerundeten Ecken versehen
wurden, da diese Wagen vielfach als erste hinter der
Lokomotive laufen und den stärksten Stöfsen ausge-
setzt sind; damit das Fahrpersonal beim Hin- und Her-
stofsen sicht nicht so leicht verletzen kann.
Ferner hat sich bei diesen sowie auch bei den
4. Klasse-Wagen herausgestellt, dafs Aborttrichter aus
emailhertem Gufseisen länger halten als aus Porzellan
und noch den Vorzug haben, dals sie billiger sind.
Die Personen-, Post- und Gepäckwagen werden,
um ihnen ein gutes Aussehen zu geben, sehr sorg-
faltig in den Lackierwerkstätten behandelt.
Bei Neulackierungen dieser Wagen wurde nament-
lich die Aufsenfläche durch ein ziemlichumständliches und
zeitraubendes Verfahren behandelt, um ihnen ein spiegel-
blankes, schönes Aussehen zu geben. Nach kurzer Zeit
jedoch, namentlich wenn die Wagen durch lange Tunnel
fahren, wo sich durch den Rauch der Lokomotive in Ver-
bindung mit der feuchten Tunnelluft ein feiner Kohlen-
schleim auf die lackierten Wagenflächen niederschlägt,
oder wenn diese Wagen direkt hinter derMaschine laufen,
verlieren sie bald das schöne Aussehen und erscheinen
matt und unansehnlich. Auch die Wagen, welche in
der Nähe von Ladegleisen aufgestellt werden, wo
Kalk, Kainit usw. verladen wird, verlieren bald ihr
schönes Aussehen; ebenso werden die Wagen, welche
lange im Freien stehen und der wechselnden Witterung
ständig ausgesetzt sind, im Aussehen sehr leiden und
erhält der Lack mit der Zeit Risse und Sprünge, nament-
lich leidet die Wetterseite am meisten.
In den ersten beiden Fällen würde der Schaden
verhütet werden, wenn eine elektrische oder feuerlose
Lokomotive verwendet werden könnte, im dritten Fall
lafst sich, wenn die Wagen nicht anderweitig aufge-
stellt werden können, dadurch Abhilfe schaffen, dafs
dieselben Ueberzüge von wasserdichter Leinwand er-
halten; im vierten Fall läfst sich der Nachteil dadurch
verringern, dafs die Wagen in bestimmten Zeiträumen
gedreht werden, so dafs nicht immer nur eine Wagen-
seite der Wetterseite zugewandt ist.
In neuerer Zeit wird nunmehr fast allgemein die
Aufsenlakierung der Personenwagen usw. vereinfacht
und dieselben mit grüner Lackfarbe nur gestrichen.
Es ist hier Sache der Farbenwerke, brauchbare und
haltbare Lackfarben herzustellen.
Das Waschen der Personenwagen geschieht meistens
bei den Revisionen in der Werkstatt durch besonders
angelernte Leute.
Das Reinigen der Personenwagen auf den Stationen
mufs mit besonderer Vorsicht geschehen, da die Leute
dazu nicht Spezialarbeiter sind und leicht den Anstrich
verderben können. Wenn das Wagenwaschen nicht
in einem Schuppen sondern im Freien stattfinden mufs,
so darf dies nur bei gelindem Wetter und im Sommer
nur im Schatten durch laues Seifenwasser mittelst
Haarbesen, Abspülen mit kaltem Wasser und Abtrocknen
mit weichen Lederlappen vorgenommen werden. Unter
keinen Umständen darf das Wagenreinigen durch Ab-
reiben der Flächen mit Putzwolle stattfinden, da hier-
durch Staub und Schmutz auf den Flächen verrieben
wird und die Lackierung verdirbt.
Die Personen-, Post- und Gepäckwagen werden von
den Werkstätten nach beendigter Untersuchung oder
gröfserer Reparatur in Zügen zusammengestellt und
Probe gefahren, wobei von den mitfahrenden Beamten
eingehend geprüft wird, ob die Wagen dem Betriebe
wieder übergeben werden können.
Bei den Reparaturarbeiten resp. Ausmusterungen
der Fahrzeuge in den Werkstätten wird das alte ge-
wonnene Material gesammelt und in noch brauchbares
und nicht brauchbares sortiert. Das noch brauchbare
Altmaterial wird zum Zwecke der Wiederverwendung
je nach seinem Werte in verschliefsbare Räume oder
offene Bansen, wo gleichartige Sorten und Teile zu-
sammenkommen, gebracht und aufbewahrt.
Das unbrauchbare Altmaterial, welches zur Wieder-
verwendung nicht mehr geeignet ist, wird, nach be-
stimmten Sorten getrennt, in offenen Bansen zum Ver-
kauf gelagert.
Namentlich mufs die Schmiede den ergicbigsten
Gebrauch von allen alten Eisensorten machen, die sich
irgend noch verschmieden lassen, ebenso müssen die
Schlosser alle noch brauchbaren Teile aussuchen
und verwenden, sodafs keine noch brauchbaren Teile
in den Schrott kommen. Damit das Altmaterial ordnungs-
mäfsig in die oftenen Bansen kommt und brauchbares
wieder entnommen werden kann, ist es erforderlich,
dafs ein besonders geeigneter Schlosser unter Kontrolle
eines Werkmeisters damit betraut wird, die Aufsicht
über die Bansen zu führen.
Das noch brauchbare Holz wird unter Kontrolle der
Werkführer und eines Werkmeisters von den be-
treffenden Schreinern sortiert und zu den verschiedensten
Reparaturzwecken wieder verwendet, die alten unbrauch-
baren Holzteile werden verfeuert.
Die richtige Ausnutzung des noch brauchbaren
Altmaterials ist eine sehr beachtenswerte, wichtige Mals-
nahme, um die Reparaturkosten der Fahrzeuge günstig
zu gestalten, namentlich lassen sich alte Teile bei Her-
stellung von Bauwagen noch sehr gut verwenden und
es wurden sogar Bauwagen aus noch brauchbaren Alt-
material vollständig hergestellt.
Der Transport der Altmaterialien von der Werk-
statt und dem Werkstättenhofe nach den offenen Bansen
wird bei den älteren Werkstätten meistens mittels be-
sonderer Transportwagen und*Karren bewirkt und ist
oft recht beschwerlich und kostspielig; namentlich macht
der Transport der Dreh-, Hobel- und Bohrspäne viel
Arbeit und Unkosten, da mehrfache Auf- und Abladungen
entstehen, bis die Sachen zum Versand kommen.
Um nun an Zeit und Arbeitskraft zu sparen, empfiehlt
es sich, die Bansen unberührt von dem allgemeinen
Rangiergeschäft auf dem Werkstättenhofe so anzulegen,
dafs diejenigen für unverwendbares, zum Verkauf ge-
langendes Altmaterial, über den für altes noch brauch-
bares Altmaterial zu liegen kommen. Durch eine ver-
zweigte Schwebebahn, welche durch Werkstatt, Magazin
und Werkstättenhof zweckentsprechend geführt wird,
kann dann das Altmaterial nach den betreffenden Bansen
schnell befördert und verteilt werden. Durch diese
Anlage wird viel Raum erspart und dadurch, dafs die
Bansen für das zum Verkauf kommende Altmaterial
hochliegen, ist es möglich, dassclbe in offene Güter-
wagen, die unten aufgestellt werden, leicht und bequem
zum Versand zu bringen.
Viel Arbeit und Kosten würden gespart werden,
wenn diejenigen zumVerkauf gelangenden Altmaterialien,
welche in gröfseren Massen zu den Bansen transportiert
werden müssen, wie Dreh-, Hobel-, Bohrspäne, Brems-
klötze usw., direkt ın offene Wagen verladen an vorher
bestimmte Käufer gesandt werden könnten.
Um ein ungestörtes Arbeiten für die Wagen-
reparaturen namentlich bei schlechtem Wetter zu
bewirken, empfiehlt es sich, die Untersuchungsarbeiten
in geschlossenen Räumen vorzunehmen, während die
laufenden Reparaturarbeiten auf dem Werkstattshofe
möglichst unter bedeckten offenen Hallen stattfinden. Es
wird hierdurch von sämtlichen Abteilungen mehr Arbeit
fertig gestellt, auch ist der Gesundheitszustand der
192 INo. S62]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Mai 1913]
Arbeiter ein besserer, als wenn sie in der Nässe arbeiten.
Das Materialien-Magazin muls stets mit seinen Beständen
auf dem laufenden erhalten bleiben, so dafs nie Mangel
an Gebrauchsmaterial ist und die Arbeiter nicht darauf
warten brauchen.
Bei denjenigen Werkstätten, wo sich keine künst-
liche Holztrocknung befindet, mufs der Vorrat in luftigen
Holzmagazinen so bemessen sein, dafs die Werkstatt
stets ım Stande ist, Holz zu verarbeiten, welches
mindestens | Jahr gelagert hat. Nur auf diese Weise
ist es möglich, gute und dauerhafte Holzarbeit zu liefern,
so dafs kein Schrumpfen des Holzes im Betriebe statt-
findet, auch der Anstrich der Wagen gut und dauer-
haft bleibt. Um gutes brauchbares Holz zu erhalten,
empfiehlt es sich, die vorläufige Holzabnahme auf den
Werken vorzunehmen. Bei Abnahme des Holzes in
der Werkstatt hat sich gezeigt, dafs sehr viel minder-
wertiges Holz vom Lieferanten angeliefert wird, welches
ausgeschlossen werden mufs. Hierdurch entsteht der
Werksatt viel Arbeit und Mühe und dieser Ausschufs
lagert manchmal recht lange auf dem Werkstattshofe,
bis der Lieferant ihn wieder zurücknimmt.
Wenn meine vorstehenden Ausführungen einen
kleinen Anhalt für sparsame Reparatur und lange Er-
haltung der Eisenbahnbetriebsmittel bieten sollten, ist
der Zweck derselben erreicht.
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure
Versammlung am 15. April 1913
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr.-Ing. Wichert — Schriftführer: Herr Baurat L. Glaser -°
Nach Erledigung einiger geschäftlicher Angelegen-
heiten wird über den Antrag des Ausschusses für
Verwendung der gestifteten Fonds verhandelt: der
Verein wolle einen weiteren Betrag von 1500 M für
das laut Versammlungsbeschlufs vom 3. Dezember 1912
erlassene Ausschreiben No. I „Ueber die lärmenden
Geräusche an städtischen Schnellbahnen und Strafsen-
bahnen“ genehmigen und dem Vorstand die Ermächti-
gung erteilen, zwei geeigneten Bewerbern, jedem nach
seinem Programm, die Bearbeitung dieses Ausschreibens
zu übertragen.“
Am 3. Dezember 1912 wurde beschlossen, vier
Ausschreiben zu erlassen, wonach sich Herren melden
sollten, welche bereit sind, die gestellten Aufgaben zu
bearbeiten. Der Verein hatte sich vorbehalten, durch
den Ausschufs für Verwendung der gestifteten Fonds
geeignete Persönlichkeiten für die Abfassung der
geforderten Abhandlungen auszuwählen. Das Ergebnis
der Ausschreiben ist ein recht günstiges gewesen.
Das Ausschreiben No. 2 lautet: ,Ueber das Wesen
der zur Zeit gebräuchlichen Dampfheizungen für Eisen-
bahnfahrzeuge und ihre technische Durchbildung“.
Hierfür lagen vier Bewerbungen vor. Die Bearbeitung
ist Herrn Regierungsbaumeister Adolf Grahl, Berlin,
übertragen und ein Betrag von 1500 M als Ent-
schädigung bewilligt worden. Mit der Abfassung einer
Abhandlung des Ausschreibens No. 3 „Ueber die Wirt-
schaftl'chkeit der zur Zeit gebräuchlichsten Hebezeuge
in Lokomotivwerkstätten der Eisenbahnverwaltung“, zu
welchem sich acht Bewerber meldeten, ist Herr Re-
gierungsbaumeister Spiro in Trier betraut worden.
Hierfür sind ebenfalls 1500 M bewilligt. Für das
Ausschreiben No. 4 „Erlangung von Entwürfen und
Berechnungen für 'Yragfedern von Eisenbahnwagen“
haben sich zwei Bewerber gemeldet. Die Bearbeitung
des Ausschreibens ist Herrn Regierungsbaumeister Max
Wedell, Charlottenburg, übertragen und als Ent-
schädigung 4000 M bewilligt. Sämtliche drei Herren
haben sich bereit erklärt, den Auftrag auszuführen.
Zu dem Ausschreiben No.1 „Ueber die lärmenden
Geräusche an städtischen Schnellbahnen und Strafsen-
bahnen“ sind vier Bewerbungen eingegangen. Dem
Ausschufs für Verwendung der gestifteten Fonds er-
scheinen zwei llerren besonders geeignet, erschöpfende
Bearbeitungen dieser Aufgabe zu liefern. Der eine
dieser Herren gehört dem Tiefbaufache, der andere
dem Maschinenbaufache an. Es ist als zweckmalsig
erachtet worden, beide Herren mit der Bearbeitung
des Ausschreibens zu betrauen, und der Vorstand hat
sich diesem Antrage angeschlossen. Bei der Ab-
stimmung wird der Antrag einstimmig genehmigt.
Hiernach wird llerrn Regierungsbaumeister a. D.
A.Przygode, Charlottenburg, und Herrn Regierungs-
baumeister und Stadtbaumeister Kutschke, Charlotten-
burg, die Abfassung einer Abhandlung über dieses
Ausschreiben übertragen werden. Als Entschädigung
erhält jeder der beiden Herren den Betrag von 1500 M.
Es erhält hierauf Herr Oberbaurat F. Jahnke,
Charlottenburg, das Wort zu seinem Vortrage:
Zwanglose Mitteilungen über die Beratung des
VI. Internationalen Kongresses für die Material-
prüfung der Technik in New York im Sommer 1912
sowie über amerikanisches Eisenbahnwesen.
Der mit zahlreichen Lichtbildern ausgestattete und
mit grofsem Beifall aufgenommene Vortrag wird später
veröffentlicht.
Wegen der bereits sehr vorgerückten Zeit wird
der Vortrag des Herrn Regierungsbaumeisters Dr.-Ing.
B. Schwarze, Berlin-Halensee, über: „Mechanische
Kohlenförderung im Eisenbahndienst und die
Frage einer Erhöhung der Ausnutzung von
Bahnhofsanlagen“ von der Tagesordnung abgesetzt.
Die Abstimmung hat die Aufnahme folgender
Herren als ordentliche Mitglieder ergeben: Konrad
Blaesig, Regierungs-Bauführer des Maschinenbaufaches,
Hannover; Albert Kuntze, Dipl.:Jng., Berlin; Willy
Laschke, Regierungs-Bauführer des Maschinenbau-
faches, Lauban in Schlesien.
Die Niederschrift der Versammlung vom 18. März
1913 ist genehmigt, da Einwendungen nicht erhoben sind.
Zuschriften an die Redaktion
(Unter Verantwortlichkeit der Einsender)
Aus dem Patentrecht
Herr Dr. Häberlein hat in dem 7.Heft der Annalen
interessante Ausführungen über die Freirechtsschule
und das Patentrecht gemacht, diesen aber eine
polemische Einleitung und einen polemischen Schlufs
gegeben, die sich gegen meinen Vortrag vom 13. März
d. J. richten, dessen Drucklegung erst noch ertolgen wird.
Ich möchte mir jetzt schon die Bemerkung erlauben,
dafs der Eindruck, welcher durch die Abhandlung des
Herrn Dr. Häberlein erweckt werden könnte, dafs ich
die kritiklose Uebertragung der Freirechtslehre auf das
Patentrecht befürwortete, ein durchaus irriger ist. Ich
habe einen Versuch gemacht, denjenigen Teil der Lehre
von den Gesetzesliicken, der heute im Rechtswesen allge-
mein anerkannt ist, auf das Patentrecht zu übertragen.
Ich mufs im besonderen Einspruch dagegen er-
heben, dafs meine Ausführungen hätten erkennen
(15. Mai 1913]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 862} 193
lassen, ,dafs dem Kaiserlichen Patentamt die Kom-
petenzen zur rechtswirksamen Abgrenzung des Schutzes
der Patentschrift einfach bestritten und ausschliefs-
lich den ordentlichen Gerichten mit dem bekanntlich
nicht besonders gerühmten Sachverständigeninstitut
zustehen sollten“. Das ist eine totale Verkennung
meiner methodischen Stellung, die lediglich auf eine
sichere Grenzbestimmung zwischen der Tätigkeit
des Patentamtes und der Gerichte hinausgeht, die mög-
lichst jeder der beiden Behörden das sachliche Gebiet
zuweist, in welchem sie am besten wirken kann.
Gegenüber der Hartig’schen Lehre habe ich aller-
dings seit über zwanzig Jahren lebhafte Bedenken ge-
äufsert, aber nie ihre vollständige Unbrauchbarkcit be-
hauptet. Dafs sie in dem Patentamt nur in einer ver-
krüppelten Gestalt noch lebt, und welche Tatsachen
dem Ideal einer vollständigen Schutzgrenzenbestimmung
durch das Patentamt mit Ililfe dieser Lehre wider-
sprechen, habe ich in meinem Vortrag über „die Recht-
sprechung des Patentamtes“ („Der Patentanspruch“ von
Dr. R. Wirth und Dr. Isay, Seite 181 ff) auscinander-
gesetzt. Gegen die dort gegebene Schilderung des
tatsächlich geübten Verfahrens bei dem Patentamt und
die Tatsachenanalyse, welche eine vollständige Neu-
heitsprüfung verbietet, hat überhaupt noch niemand
Stellung genommen und auch jetzt nicht Herr Dr.
Häberlein.
Und wenn auf die Pflege Hartig’scher Anschauungen
‘in dem Patentamt hingewiesen wird, so herrscht doch
auch wohl Uebereinstimmung darüber, dats mit den
Entscheidungen der Beschwerde-Abteilung vom 1. No-
vember 1912 und 16. Dezember 1912, welch letztere
ausdrücklich auf das genannte Buch „Der Patentanspruch“
Bezug nimmt, ein Umschwung eingetreten ist, der die
Praxis des Patentamtes der des Reichsgerichtes an-
nähert, die der Ilartig’schen Auffassung immer völlig
wesensfremd gegenüber gestanden hat.
Die weitere Diskussion möchte ich bis nach Ver-
öffentlichung meines Vortrages aufschieben dürfen.
Frankfurt a. M., 14. April 1913.
gez. Dr. R. Wirth.
Wie in anderen Fällen, wo echte Rechtswissen-
schaft mit der modernen Patentrechtslehre zusammen-
stölst, ist auch bei einer Behandlung des Standpunkts
von Dr. Wirth in seinem Vortrage vom 13. März d. J.
eine Polemik nicht zu vermeiden. Meine mündlichen
Ausführungen in der Diskussion vom 13. März haben
bisher eine Widcrlegung nicht gefunden.
Wenn Herr Dr. Wirth eine Polemik nur in der
Einleitung und im Schlufs meines Aufsatzes in 7. Heft
der Annalen erblickt, so scheint er seine Anschauungen
inzwischen geändert zu haben oder aber am 13. März
nur als unbewulster Anhänger der Freirechtsbewegung
aufgetreten zu sein.
Im übrigen aber hat Herr Dr. Wirth ın seinem
Vorirage vom 13. März dem Kaiserl. Patentamt die
Kompetenz zur rechtswirksamen Abgrenzung tat-
sächlich bestritten und expressis verbis betont, dafs das
Patentamt dieser Aufgabe nicht gewachsen sei. Auch
in dem von ihm selbst angezogenen Buch „Der Patent-
anspruch von Dr. Wirth und Dr. Isay“ heifst es am
Schlusse des S. 181 beginnenden Vortrages auf S. 244:
„Das wichtigste aber wäre das Lebendigwerden
des methodischen Gedankens, dafs man aus den
richterlichen Entscheidungen und ihren materiell
rechtlichen Grundlagen ein System für die Formu-
lierung von Patentanspriichen entwickelt, nach-
dem. eine zwanzigjährige Erfahrung ge-
zeigt hat, dats es cin Abweg ist, mit
einem philosophisch aprioristisch ausge-
klügelten Anspruchssystem die Gerichte
zwingen zu wollen.“
Damit ist doch ganz unverkennbar das noch heute
im Patentamt geschätzte System gemeint, welches Herr
Dr. Wirth in dem oben genannten Buche zwar abfällig,
aber durchaus unzutreftend kritisiert hat.
Die nähere Erörterung kann auch m. E. unterbleiben,
bis der Vortrag gedruckt vorliegt und Herr Dr. Wirth
sich zu meinen kurzen Ausführungen in der Diskussion `
zu seinem Vortrage geäulsert hat.
Berlin-Grunewald, den 17. April 1913.
gez. Dr. phil. et jur. Häberlein.
Verschiedenes
Verein für Eisenbahnkunde. In der Versammlung vom
8. April 1913 hielt Herr Ober- und Geheimer Baurat
Suadicani einen Vortrag über „die Berliner Eisen-
bahnen und deren Verkehr“, ein Thema, über das er
bereits in der öffentlichen Sitzung der Akademie des Bau-
wesens am 22, März d. Js. gesprochen hatte. Der Vor-
tragende schilderte zunächst die Entstehung des Berliner
Eisenbahnnetzes vom Bau der Berlin-Potsdamer Bahn im
Jahre 1837 ausgehend bis zur Eröffnung der Stadtbahn im
Jahre 1882. Die einzelnen in Berlin mündenden Bahnlinien
wurden im Anfange nur durch Privatgesellschaften aus-
geführt und betrieben, später beteiligte sich daran mit ver-
schiedenen Linien auch der Staat. Nach der Verstaat-
lichung der Privatbahnen, die mit dem Erwerb der Berlin-
Hamburger Eisenbahn im Jahre 1886 beendet wurde, bce-
gann der Staat nach einheitlichem Plane den Ausbau der
Berliner Eisenbahnen, der noch nicht abgeschlossen ist.
Zum Eisenbahnverkehr übergehend, behandelte der Vor-
tragende zunächst den Personenverkehr und scine Entwick-
lung. Diese war im Fernpersonenverkehr stetig fort-
schreitend mit dem Anwachsen der Bevölkerung, besonders
grofsartig gestaltete sie sich aber im Verkehr der Stadt-
und Ringbahn und im Vorortverkehr. An vorgeführten
Schaulinien wurde nicht nur das gewaltige Anwachsen
dieses Verkehrs bis zum Jahre 1911, sondern auch die vor-
aussichtliche weitere Zunahme bis zum Jahre 1920 gezeigt.
Einige Angaben über den Umfang und die Zunahme des
Fernpersonen- und des Güterverkehrs vollendeten das Bild
von dem Berliner Eisenbahnverkehr. Die für den Nah-
verkehr geltenden Tarife bezeichnete der Vortragende als
ungewöhnlich niedrig, Indem er an a nachwies,
dafs viele Reisende für das Kilometer nur 1/, bis 2°; Pfennig
zu zahlen hätten. Bei dem Ausbau der in der Hand des
Staates vereinigten Berliner Eisenbahnanlagen handelte es
sich in der Hauptsache um die Befriedigung der Bediirf-
nisse des Nahverkehrs und des Güterverkehrs. Vom Jahre
1882 bis zum Jahre 1911 hat der Staat für die Erweiterung
und für die Verbesserung der Berliner Bahnanlagen gegen
t4 Milliarde Mark aufgewendet. Weitere erhebliche Auf-
wendungen stehen in den nächsten Jahren noch zu er-
warten, so z. B. für die Einführung des elcktrischen Be-
triebes auf den Linien des Nahverkehrs, für den weiteren
Ausbau der Vorortlinien, für die Verbesserung der Bahnhofs-
anlagen usw. Der Vortragende, der auf cine langjährige
Tätigkeit im Dircktionsbezirk Berlin zurückblickt, stellte
zum Schlusse fest, dafs die erreichten Verbesserungen der
hiesigen Bahnanlagen nur im einmütigen Zusammenarbeiten
aller im Betrieb, im Verkehr und in der Verwaltung be-
schäftigten Beamten erreicht werden konnten.
An den Vortrag schlofs sich eine längere Besprechung
an, die sich hauptsächlich auf die Einführung des elektrischen
Betriebes auf den Linien des Nah- und Vorortverkehrs be-
zog. Auf der einen Scite sprach man sich für die Bei-
behaltung des Dampfbetriebes aus, weil die neuere Heifs-
dampflokomotive zuverlässiger und leistungsfähiger scı, als
das noch nicht erprobte elektrische Triebgestell. Auf der
anderen Seite trat man für den elcktrischen Betrieb wegen
gab aber Trieb-
seiner gröfseren Leistungsfahigkeit ein,
te Nn Le tena,
194 (No. 862}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Mai 1913]
wagen mit Anhangerwagen, die sich auf den Londoner
Schnellbahnen bewährt haben, den Vorzug vor elektrischen
Triebgestellen.
Eine Wasserkraftanlage mit 1650 m Gefälle ist seither
noch nicht dagewesen und auch in technischen Kreisen
wohl vielfach nicht für ausführbar gehalten worden. Herr Zivil-
ingenieur A. Boucher in Lausanne, nach dessen Plänen
schon viele andere Wasserkraftanlagen mit verhältnismäfsig
hohem Gefälle erbaut worden sind, hat es sich als Dele-
gierter des Aufsichtsrats der Societe d’Electro-Chimie
in Paris zum Ziel gesetzt, die Wasserkräfte des ın der
Nähe von Martigny im Kanton Wallis gelegenen Lac de
Fully mit einem so hohen Gefälle, wie es seither noch
niemals benutzt worden ist, nämlich 1650 m Fallhöhe, in
einer Turbinenaniage in elektrische Kraft umzuwandeln.
Die Ausführung dieses Projektes ist -inzwischen auch
beschlossen worden, die eıforderlichen Lieferungen sind
vergeben und mit den Arbeiten ist bereits begonnen worden.
Besonderes Interesse bei dieser Anlage bietet jedenfalls
die Frage, in welcher Weise die Rohrleitung ausgeführt
wird, um dem im unteren Teil bis auf 165 at steigenden
Betriebsdruck zu genügen. Es hat sich dafür aber eine
ebenso einfache wie vollkommene Lösung gefunden.
Die 41/, km lange Leitung, die aus Rohren von 600
und 500 mm Durchmesser und von 6—45 mm Wandstärke
bestehen soll, wird im oberen Teil in der bekannten Aus-
führung aus mittels Wassergas geschweifsten Rohren her-
gestellt; für den unteren Teil dagegen, der den hohen
Druck auszuhalten hat und für welchen deshalb geschweifste
Rohre nicht mehr ausreichen, werden nahtlos gezogene
Rohre verwandt.
Die nahtlosen Rohre, die aus dem Stahlblock mittels
starker Ziehpressen hergestellt werden und auch in allen
gröfseren Durchmessern geliefert werden können, bieten
-vermoége ihrer vollkommenen Homogenität jedenfalls die
denkbar gröfste Sicherheit, die man sich nur wünschen
könnte, zumal für eine Anlage wie diese, an welche so
hohe Anforderungen gestellt werden.
Die Turbinen für 15000 PS werden gebaut von der
Ingenieur-Firma Piccard, Pictet& Co. in Genf, während
die Rohrleitung von der Stahlwerks-Firma Thyssen & Co.
geliefert wird, die in Mülheim a. d. Ruhr ausgedehnte
Stahl-, Blech- und Röhrenwalzwerke sowie eine Wasser-
gas-Rohrschweifserei für grofse Rohre besitzt und schon
viele umfangreiche Rohrleitungen für Wasserkraftanlagen
ausgeführt hat.
Elektrisierung der Sächsischen Staatsbahnen. Nach
einer Mitteilung des königlich sächsischen Finanzministeriums
im Berliner Actionair hat der sächsische Staat in letzter
Zeit in der Gegend von Königswartha Kohlenfelder an-
gekauft, um dem Staate für später gröfsere Kohlenvorräte
zu sichern. Ueber die Zeit des Abbaues und den späteren
Verwendungszweck sind noch keine Entschlüsse gefafst.
Die Frage der Einführung elektrischer Zugförderung im
Bereiche der Sächsischen Staatseisenbahnen ist erörtert und
in einer. der sächsischen Ständeversammlung vorgelegten
Denkschrift behandelt worden. Danach wird der elektrische
Betrieb, wenn überhaupt, in absehbarer Zeit nur auf der
einen oder anderen Vorortstrecke eingeführt werden. Doch
sind auch in dieser Hinsicht die Erwägungen noch keines-
wegs abgeschlossen.
Bekanntmachung, betreffend die Geltendmachung des in
Artikel 4 der revidierten Pariser Uebereinkunft vom 2. Juni
1911 zum Schutze des gewerblichen Eigentums vorgesehenen
Prioritatsrechts. Vom 28. April 1913. (Reichs-Gesetzbl.
S. 251). Im Anschlufs an die Bekanntmachung vom 8. April
1913 (Reichs-Gesetzbl. S. 241) wird auf Grund des Artikel II
des Gesetzes zur Ausführung der revidierten Pariser Ueber-
einkunft vom 2. Juni 1911 zum Schutze des gewerblichen Eigen-
tums, vom 31. März 1913 (Reichs-Gesetzbl. S. 236) *) bestimmt:
°?) Annalen 1913, Band 72, Seite 172.
|
Die Prioritätserklärung über Zeit und Land der
Voranmeldung kann für Patente, Gebrauchsmuster,
Muster oder Modelle, Warenzeichen, welche im Mai
1913 angemeldet werden, noch bis zum Ablauf eines
Monats seit der Anmeldung abgegeben werden.
Berlin, den 28. April 1913.
Der Reichskanzler.
In Vertretung:
Delbrück.
Ernennung zum Dr.-Ing. Rektor und Senat der Tech-
nischen Hochschule zu Berlin haben auf einstimmigen
Antrag der Abteilung für Chemie und Hüttenkunde dem
Geheimen Kommerzienrat Emil Kirdorf in Streithof bei
Mülheim a. d. Ruhr — in Anerkennung seiner Verdienste
als hervorragender Organisator auf dem Gebiete der Ge-
winnung, Verwertung und Erforschung der Kohle — die
Würde eines Doktor-Ingenieurs ehrenhalber verliehen.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Geh. Oberbaurat und Vortragenden Rat
im Reichs-Marineamt der Marine-Oberbaurat und Schiffbau-
Betriebsdirektor Konow;
zu Marine-Oberbauraten und Schiff bau-Betriebsdirektoren .
die Marinebaurate fir Schiffbau August Miller und Presse;
zu Marinebauraten für Schiffbau der Marine-Schiffbau-
meister mit dem Charakter als Baurat Ahnhudt und der
Marine-Schiffbaumeister Lampe;
zu Marine-Schiffbaumeistern die staatlich geprüften
Baumeister des Schifibaufaches Schmedding und Betzhold;
zum bautechn. ständigen Hilfsarbeiter des Reichsbank-
direktoriums in Berlin der bisherige Magistratsbaurat von
Berlin-Wilmersdorf Regierungsbaumeister a. D. Nitze.
Verliehen: der Charakter als Wirkl. Geheimer Ober-
baurat mit dem Range eines Rates erster Klasse dem
Geheimen Oberbaurat und Vortragenden Rat im Reichsamt
des Innern Johann Hückels.
Kommandiert: der Marine-Oberbaurat Collin, Betriebs-
direktor für Maschinenbau, von der Werft Kiel zur Werft
Danzig, der Marine-Oberbaurat Krell, Betriebsdirektor für
Maschinenbau, von der Werft Kiel zum Reichs-Marineamt,
der Marine-Maschinenbaumeister Wegener von der Werft
Wilhelmshaven zur Dienstleistung beim Reichs-Marineamt.
Versetzt: der Hafenbaudirektor Rollmann von
Wilhelmshaven nach Kiel, er ist der Kaiserl, Werft dortselbst
zugeteilt, der Hafenbaudirektor Behrendt von Kiel nach
Wilhelmshaven, er ist der Kaiserl. Werft dortselbst zugeteilt,
der Marine-Oberbaurat Brommundt, Betriebsdirektor für
Maschinenbau, von Wilhelmshaven nach Kiel, er ist der
Werft Kiel überwiesen, der Marinebaurat für Schiffbau
Kluge von Kiel nach Danzig, der Marine-Maschinenbaumeister
Meyer von Kiel nach Wilhelmshaven, er ist der Werft
dortselbst überwiesen, der Marine-Schiffbaumeister Riemeyer
von der Kaiserl. Werft Wilhelmshaven zur Kaiserl. Werft
Kiel (Schiffbauressort).
Enthoben: der Marinebaurat für Maschinenbau Berling
von seinem Kommando zur Inspektion des Torpedowesens
und der Werft Kiel überwiesen, der Marinebaurat für
Maschinenbau Mayer zum 1. Mai 1913 von seinem Kommando
zur Schiffs-Prüfungskommission, von Kiel nach Wilhelms-
haven versetzt und der Werft zugeteilt, der Marinebaurat
für Maschinenbau Gerlach zum 1. Juli 1913 von seinem
Kommando zur Baubeaufsichtigung des Reichs-Marineamts
bei der Germaniawerft in Kiel und zur Schiffs-Prüfungs-
kommission kommandiert und der Marinebaurat für
Maschinenbau Engel zum 1. Juli 1913 von seinem Kommando
zur Dienstleistung beim Reichs-Marineamt, von Berlin nach
Kiel versetzt, der Werft Kiel zugeteilt und gleichzeitig zur
Baubeaufsichtigung des Reichs-Marineamts bei der Germania-
werft Kiel kommandiert.
(15. Mai 1913
Militarbauverwaltung Preufsen.
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem
Intendantur- und Baurat Lehnow von der Intendantur des
VII. Armeekorps.
Preufsen.
Ernannt: zu Regierungs- und Bauräten die Regierungs-
baumeister des Eisenbahnbaufaches Kratz in Köln, Ertz in
Hannover, Brabandt in Köln, Kurth in Stettin, Frederking
in Danzig, Stechmann in Posen, Wilhelm Niemann in
Magdeburg, Schürg in Altena i. Westf., Klötzscher in
Frankfurt a. d. Oder, Hoese in Oppeln, Springer in Posen,
Heidensleben in Geestemünde und Hülsner in Halle a. d. Saale,
der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Olbrich in Freien-
walde a. d. Oder sowie die Regierungsbaumeister des
Maschinenbaufaches Alfred Müller in Breslau, Karl Schmedes
in Braunschweig, Lilge in Stendal, Anger in Berlin, Albinus
in Nordhausen, Spohr in Lyck, Mayer in Karthaus und
Messerschmidt in Berlin, die Bauräte Schräder in Osnabrück
und Schildener in Breslau;
zum Vorsteher der Abt. für Meliorationswesen am
Kaiser-Wilhelms-Institut für Landwirtschaft in Bromberg der
` Regierungsbaumeister Gustav Richter;
zu Regierungsbaumeistern die Regierungsbauführer Peter
Krauter aus Paris (Eisenbahnbaufach) und Richard Brademann
aus Halberstadt (Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Wirklicher Geheimer
Oberbaurat mit dem Range eines Rates erster Klasse dem
Vortragenden Rat im Minist. der öffentl. Arbeiten Geh.
Oberbaurat Germelmann und der Charakter als Wirklicher
Geh. Oberregierungsrat mit dem Range eines Rates erster
Klasse dem Vortragenden Rat im Minist. der öffentl Arbeiten
Geh. Oberregierungsrat Bredow;
der Charakter als Baurat mit dem persönlichen Range
der Räte, vierter Klasse dem Regierungsbaumeister des
Eisenbahnbaufaches Otto Hoffmann, z. Z. in Tabora (Deutsch-
Ostafrika) und der Charakter als Baurat dem Architekten
Georg de Lalande in Tokio sowie dem etatmäfsigen Mit-
gliede der Landesanstalt für Wasserhygiene in Berlin-
Dahlem Bauinspektor Dr.-Ing. Albert Schiele in Berlin;
der Titel Oberbibliothekar den Bibliothekaren an den
Kgl. Techn. Hochschulen in Berlin und Hannover Professor
Dr. Simon und Dr. Diestel; l
ferner dem Regierungs- und Baurat Brabandt die Stelle
eines Mitgliedes der Eisenbahndirektion in Köln, den Regie-
rungsbaumeistern des Eisenbahnbaufaches Herwig die Stelle
des Vorstandes des Eiserbahn-Betriebsamts | in Stendal und
Albert Ritter in Essen die etatmäfsige Stelle eines Regie-
rungsbaumeisters bei der Staatseisenbahnverwaltung, dem
Regierungsbaumeister Paxmann in der Wasserbauabt. des
Minist. der öffentl. Arbeiten in Berlin eine etatmäfsige Stelle
als Regierungsbaumeister;
etatmäfsige Regierungsbaumeisterstellen in der land-
wirtschaftlichen Verwaltung den Regierungsbaumeistern des
Wasser- und Strafsenbaufaches Otto Wolle beim Meliorations-
bauamt in Wiesbaden, Jean Dockendorf bei der General-
kommission in Düsseldorf, August Demont beim Meliorations-
bauamt in Lötzen, Ernst Humburg beim Meliorationsbauamt
in Stolp, Artur Behrendt beim Meliorationsbauamt in Aachen
und Gustav Nebel, bisher beim Meliorationsbauamt in Danzig;
ihm ist .die einstweilige Verwaltung des Meliorationsbau-
amts in Briesen Westpr. übertragen worden.
Uebertragen: die Geschäfte des Vorstandes des Eisen-
bahn-Betriebsamts 3 in Trier dem Eisenbahndirektor Metzger,
bisher Vorstand des Eisenbahn-Betriebsamts 2 daselbst.
Einberufen: zur Beschäftigung im Staatseisenbahn-
dienst der Regierungsbaumeister des Maschinenbaufaches
Gygas bei der Eisenbahndirektion Berlin und die Regierungs-
baumeister des Eisenbahnbaufaches Pantel bei der Eisen-
bahndirektion Köln, Salfeld und Culemeyer bei der Eisen-
bahndirektion in Hannover.
Zur Beschäftigung überwiesen: die Regierungs-
baumeister des Hochbaufaches Völpel der Regierung in
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 862] 195
Danzig, Kurt Neumann der Regierung in Potsdam, Kraatz
der Regierung in Königsberg, Huntemüller der Regierung in
Hannover und Weyrauch der Regierung in Posen.
Versetzt: die Regierungs- und Bauräte Fuchs, bisher
in Finsterwalde i. d. Niederlausitz, als Vorstand des Eisen-
bahn-Betriebsamts nach Meseritz, Emil Meyer, bisher in
Brandenburg, als Vorstand des Eisenbahn-Betriebsamts nach
Mayen und Pröbsting, bisher in Mayen, als Vorstand des
Eisenbahn-Betriebsamts 2 nach Trier;
die Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches Henkel,
bisher in Meseritz, als Vorstand des Eisenbaln-Betriebsamts
nach Brandenburg, Menne, bisher in Mogilno, als Vorstand
des Eisenbahn-Betriebsamts 2 nach Paderborn, Sonne, bisher
in Hörde, als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahn-Betriebsamts
nach Finsterwalde i. d. Niederlausitz und Jänecke, bisher
in Magdeburg, nach Mansfeld als Vorstand der daselbst neu
errichteten Eisenbahn-Bauabteilung sowie der Regierungs-
baumeister des -Hochbaufaches Grossart, bisher in Essen,
zur Eisenbahndirektion nach Kattowitz, Paul Herrmann von
Schöneberg nach Berlin, Eggeling von Prüm nach Lügum-
kloster, Büchler von Kempen nach Posen, Krell von Berlin-
Dahlem nach Berlin und Kuhlow von Berlin nach Gnesen,
die Regierungsbaumeister Hardt von Magdeburg an die
Regierung in Oppeln und Arntzen von Neukölln nach Dort-
mund, der Regierungsbaumeister des Wasser- und Strafsen-
baufaches Baumeister von Ilohensaaten nach Niederfinow,
der Regierungsbaumeister Hehl von Berlin als Vorstand des
Hochbauamts in Jarotschin.
Bayern.
Befördert: in etatmäfsiger Weise zum ordentl. Pro-
fessor der Agrikulturchemie an der landwirtschaftl. Abt. der
Kgl. Techn. Hochschule in München der Professor an der
Kgl. Akademie für Landwirtschaft und Brauerei in Weihen-
stephan Dr. Theodor Henkel.
Verliehen: der Titel und Rang eines Kgl. Ministerial-
rats dem Oberregierungsrat bei der Obersten Baubehörde
im Kgl. Staatsminist. des Innern Philipp Kremer;
der Titel und Rang eines ordentl. Professors der Techn.
Hochschule dem aufserordentl. Professor an der landwirt-
schaftlichen Abt. der Kgl. Techn. Hochschule in München
Oekonomierat Dr. August Schnider.
Versetzt: der Oberbauinspektor Anton Klotz in Augs-
burg auf Ansuchen als Direktionsrat an die Betriebs- und
Bauinspektion Lindau als deren Vorstand;
in etatmäfsiger Weise der Direktionsassessor Georg
Naderer in Nürnberg an die Werkstätteninspektion Aubing,
der Direktionsassessor und Vorstand der Betriebswerkstätte
Nürnberg Hbf. Georg Rau an die Eisenbahndirektion Nürn-
berg, die Eisenbahnassessoren Robert Vorhélzer in München
an die Eisenbahndirektion Augsburg und Alfons Schöner in
München auf Ansuchen an die Werkstätteninspektion Aubing.
Sachsen.
Ernannt: zum Vorstande des Landbauamtes Meifsen
der mit der Leitung des Umbaues des Opernhauses in Dresden
beauftragte Baurat Ancke und zum ordentl. Professor für
Farbenchemie und Färbereitechnik in der Chemischen Abt.
der Techn. Hochschule in Dresden der Privatdozent an
dieser Hochschule Dr.-Ing. Walter Georg König.
Versetzt: der Bauamtmann Petrich, bisher beim Hoch-
bautechn. Bureau des Finanzminist., als bautechn. Hilfs-
arbeiter in das Minist. des Innern, der nichtständige Regie-
rungsbaumeister Philipp beim Landbauamte Dresden II zum
Landbauamte Leipzig, der Bauamtmann Eschenbach beim
Neubauamt Dresden-Fr. zum Bauamt Dresden-Fr., der Bau-
amtmann Herbig beim Bauamt Ebersbach zum Neubauamt
Leipzig und der Regierungsbaumeister bei der Strafsenbau-
direktion Erhard v. Glasser zum Strafsen- und Wasserbau-
amt Annaberg.
Württemberg.
Ernannt: zu Regierungsbaumeistern die Kandidaten
Alfred Daiber aus Böblingen, Hermann Eckert aus Stuttgart,
ee a a a
196 INo. 852]
Wilhelm Eychmüller aus Ulm, Emil Fader aus Sulgau,
O.-A. Oberndorf, Erich Finckh aus Nagold, Walter Hauth
aus Biberach a. d. Rifs, Hermann Hieber aus Stuttgart,
Theodor Hiller aus Lowenstein, O.-A. Weinsberg, Willy Hof-
mann aus Heilbronn, Karl Hölder aus Stuttgart-Berg, Theodor
Holtzschue aus Stuttgart, Kurt Jacoby aus Salzwedel, Prov.
Sachsen, Johannes Klafs aus Reutlingen, Paul Klein aus
Odessa, Julius Kneer aus Spaichingen, Adolf Körner aus
Stuttgart, Karl Leiberich aus Krailsheim, Konrad Menzel
aus Ludwigsburg, Ferdinand Pfeil aus Horrheim, O.-A.
Vaihingen, Gustav Rall aus Stuttgart, Ilermann Riethmüller
aus Dürrwangen, O.A. Balingen, Franz Schäffler aus Efs-
lingen, Hermann Schall aus Ramsberg, O.-A. Gmünd, Eugen
Sontheimer aus Tübingen, Otto Späte aus Jena, Richard
Speidel aus Moskau und Theodor Streich aus Efslingen
(Hochbaufach), Karl Allinger aus Göppingen, Karl Bach aus
Mülhausen im Elsafs, Otto Beck aus Stuttgart, Friedrich
Bräuchle aus Metzingen, O.-A. Urach, lleiniich Brenner aus
Stuttgart, Ernst Daur aus Münsingen, Richard Demmler aus
Ludwigsburg, Otto Dorner aus Merklingen, O.-A. Blaubeuren,
Theodor Golder aus Stuttgart, Karl Hieber aus Göppingen,
Emil Klett aus Kannstatt, Friedrich Lohe aus Ulm, Theodor
Mehl aus Stuttgart, Rudolf Roth aus Wolfenhausen, O.-A.
Rottenburg, Eugen Säuferer aus Ulm, Karl Schneider aus
Künzelsau, Adolf Strobel aus Heidenheim, Paul Waldmann
aus Tiefenbach, O.-A. Krailsheim und Friedrich Weinbrenner
aus Nürtingen (Bauingenieurfach), Gottlob Bullinger aus
Hohebach, O.-A. Künzelsau, Otto Geifsler aus Heilbronn,
Ferdinand Höring aus Neresheim, Alfred Otto aus Fricken-
hausen, O.-A. Nürtingen und Max Wilhelm aus Stuttgart
(Maschineningenicurfach einschliefslich der Elektrotechnik).
Befördert: zum Vorstand der Eisenbahnbauinspektion
Ludwigsburg mit der Dienststellung eines Baurats der tit.
Baurat Oskar Hartmann, Vorstand der Eisenbahnbausektion
Cannstatt, und zum Eisenbahnbauinspektor in Böblingen der
tit. Eisenbahnbauinspektor Hahn, Vorstand der Eisenbahn-
bausektion Balingen.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: der
Kisenbahnbauinspektor Johannes Schleicher bei dem bahn-
bautechn. Bureau der Generaldirektion der Staatseisenbahnen.
Baden.
Ernannt: zum Mitglied der Ministerialkommission für
das Hochbauwesen für die Jahre 1913 bis 1917 der Professor
Friedrich Ostendorf an der Techn. Hochschule Karlsruhe
unter Enthebung von dem Nebenamte des hochbautechn.
Referenten beim Finanzminist.;
zu Regierungsbaumeistern die
Dietrich, Feldmann und Lauterwald.
Die nachfolgenden Ingenieurpraktikanten sind als in der
Staatsprüfung im Ingenieurbaufach bestanden erklärt worden:
Karl Armbruster aus Markdorf, Julius Bank aus St. Georgen
i. Br., Stephan Bertram aus Mannheim, Joseph Bornhäufser
aus Karlsruhe, Waldemar Dietrich aus Schallbach, Karl
Friedrich Feldmann aus Spielberg, Nikolaus Heitz aus
Gamburg, Paul Herrmann aus Meersburg, Albert Hüglin aus
llerbolzheim, Ludwig Kollofrath aus Ettenheim, Rudolf
Lauterwald aus Langensteinbach, Max Müller aus Pforzheim,
Friedrich Oswald aus Engen, Manfred Sütterlin aus Hornberg,
Paul Wülfing aus Barmen, Otto Zimmermann aus Leiselheim.
Den Genannten wurde die Genelimigung zur Führung des
Titels Regierungsbaumeister a. D. erteilt.
Verlichen: der Titel Geh. Hofrat dem ordentl. Pro-
fessor der Volkswirtschaftsichre an der Techn. Hochschule
Karlsruhe Dr. Otto Zwiedineck Edlen v. Südenhorst.
Zugeteilt: dem Finanzminist. zur Dienstleistung der
Oberbaurat Friedrich Kredell bci der Forst-
direktion.
Versetzt: zum Finanzminist. der Vorstand der Bezirks-
bauinspektion Bruchsal Oberbauinspektor Dr. Fritz Hirsch
unter Verleihung des Titels Baurat zur Versehung der Stelle
des hochbautechn. Referenten;
Ingenieurpraktikanten
und Domänen-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
JRererraranrrnnanndt
| a St
(15. Mai 1913|
die Bauinspektoren Max Pahl in Mannheim zur Rhein.
bauinspektion Freiburg und Karl Spiefs in Karlsruhe zur
Wasser- und Strafsenbauinspektion Achern; sie wurden mit
der Verwaltung der Vorstandstellen dieser Inspektionen
betraut;
der Bauinspektor Adolf Stoll in Freiburg zur Grofsh,
Oberdirektion des Wasser- und Strafsenbaues.
Hessen.
Ernannt: zum Vorstand eines Werkstättenamts in der
hessisch-preufsischen Eisenbahngemeinschaft der Vorstand
des Maschinenamts tn Dirschau Regierungsbaumeister August
Betz und zum Betriebsleiter der techn. Werke der Bade-
anstalt Bad Nauheim der Regierungsbaumeister Eugen Berck
in Darmstadt.
Mecklenburg-Schwerin.
Ernannt: zum Vorstand der Chaussee- und Flufsbau-
inspektion Grabow der Grofsh. Regierungsbaumeister Karl
Witte in Schwerin, zum Grofsh. Regierungsbaumeister und
bautechn. Mitglied des Revisionsdepartements der Regierungs-
baumeister Julius Schaeffer und zum Regierungsbaumeister
der Regierungsbauführer Anton Hahn in Schwerin nach
bestandener zweiter Prüfung für das Ingenieurbaufach.
Verliehen: der Charakter als Baurat dem Landbau-
meister Mau in Wismar;
der Charakter als Landbaumeister dem bautechn. Mit-
gliede des’ Grofsh. Revisionsdepartements Distriktbaumeister
Ludolf Lübstorf in Schwerin und dem Vorstand der Chaussee-
inspektion Parchim Distriktbaumeister Karl Staack.
Bremen.
In den Ruhestand getreten: der Oberbandirektor
Bücking.
Hamburg.
Ernannt: zu Wasserbauinspektoren die Bavmeister der
zweiten Sektion der Baudeputation O. L. H. Lamprecht und
O. C. W. T. Stockhausen.
Gestorben: Kaiserl. Geh. Baurat Oswald Blenkinsop,
früher Maschinenbauinspektor beim Kaiserl. Kanalamt,
Architekt Professor Albert Schmidt in München, Kgl. Bau-
rat Dr.-\ıta. Leonhard Seifert, Direktor der Aktiengesell-
schaft für Eisenindustrie und Brückenbau vormals J. C.
Harkort in Duisburg, Kreisbaumeister Hugo Friedrich in
Kreuzburg in O.-S., Architekt Professor Dr. Gabriel v. Seidl
in München, Mitglied der Akademie des Bauwesens und
der Akademie der Künste in Berlin, Geh. Baurat Bernhard
Schelten-Peterssen, früher Regierungs- und Baurat in Koblenz,
Geh. Baurat Karl Schwartz, früher Mitglied der Eisenbahn-
direktion in Berlin, Regierungsbaumeister Geibel in Aachen,
Professor Dr. Max Thomas Edelmann in München und
Wasserbauinspektor Baurat Heinrich Moritz Reinhardt in
Worms.
Regierungsbaumeister
des Maschinenbaufachs oder Ingenieur mit ab-
geschlossener Hochschulbildung wird von — +
Lokomotivfabrik
für Büro und Reise gesucht.
Im Lokomotivbau erfahrene, konstruktiv be-
gabte und repräsentationsfähige Herren wollen ihre
Bewerbung unter Beifügung eines Lebenslaufs,
Angabe der Gehaltsansprüche und des frühesten
Eintrittstermins unter H. A. M. 264 an die Ex-
pedition dieses Blattes senden.
Verlag F. C. Glaser. Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt T. Glaser. Berin — Druck von Gebrüder Grunert. Berlin.
Ganze Reihe No. 863
Berlin, 1. Juni 1913
Band 72 Heft 11
ANNALEN FUR GEWERBE
SCHRIFTLEITUNG
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ERSCHEINT AM 1.u.15.JEDEN MONATS
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RAUM Wr Fos eae oa aA 30 Pf.
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BEI WIEDERHOLUNGEN ERMASSIGUNG
DIE ZEITSCHRIFT WIRD NACH VEREINBARUNG MIT DEM VEREIN DEUTSCHER MASCHINEN - INGENIEURE
SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MÄRZ 1881, FÜR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts- Verzeichnis
Seite
Anwendung der autogenen Schweifsung in Eisenbahn-Reparatur- Seite Verschiedenes. .......... Ge eo ae al 213
werkstätten. Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen- Der geplante Rhein-Nordseekanal. — Roheisenerzeugung der Vereinigten
Ingenieure am 18. Februar 1913 vom Ingenieur Th. Kautny, Nurnberz. Pa Staaten von Amerika im Jahre 1912. — Verein deutscher Ingenieure. —
i ra Abb.) (Schlufs) . . W De nn E ER A A e. n Der Verein deutscher Eisenportlandzement-Werke. — Der IX. Kongrefs
Die Nutzbarmachung der asserkräfte Schwedens. (Mit Abb.) . 206 fur Heizung und Luftung. — Standige Ausstellung fur Arbeiterwohl-
aus dem Patentrecht. Von Dr. phil. et jur. Haberlein. Grunewald . . 208 fahrt, Reichsanstale:
Neue Schraubenspannplatte für Gleise, Hochbau, Kranbau, Luft-
und Erdfahrzeuge, Maschinen, Geräte usw. Von Oberingenirtr Personal-Nachrichten. ..... ... rn © es ee © we es 216
J. Grimme, Bochum. (Mit Abb.) ©.. l 2... er en 212
Anwendung der autogenen Schweifsung in Eisenbahn-Reparaturwerkstätten
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. Februar 1913
vom Ingenieur Th. Kautny, Nürnberg
(Mit 39 Abbildungen)
(Schlufs von Seite 187)
Bei Lokomotivkesseln treten häufig Defekte in den
Kupferwandungen der Feuerkiste ein.
Ich hatte vor einigen Tagen Gelegenheit, in den
Kgl. Zentralwerkstätten in Nürnberg verschiedene
reparaturbedürftige Feuerbüchswandungen zu sehen.
Die Defekte sind in der Regel immer wieder die gleichen.
Insbesondere dort, wo Kümpelbiegungen der Kupfer-
Abb. 17. Abb. 18.
Umkehrende für
Ueberhitzerrohre,
welches auf die Enden
der glattabgeschnittenen
Rohre aufgeschweifst
wird; Fabrikations-
artikel der Firma
Thyssen & Co.
in Mülheim (Ruhr).
Einsetzen eines Flickens in
Feuerbüchswandung,
um sich aus einer Vernictung ergebende
Undichtigkeiten und das AÄnsetzen von
Kesselstein an den Nietköpfen infolge
Störung der Wasserzirkulation
zu verhindern.
wandungen vorliegen, ist das Eintreten von Rissen eine
gefürchtete Erscheinung.
Bei den gegenwärtig üblichen Lokomotivkessel-
Konstruktionen ist die Wasserzirkulation insbesondere
an jenen Stellen zwischen Kupferrohrwand und äuflserem
Kesselmantel eine ungenügende, wo an den Sattelseiten
am unteren Ende die Wärmeübertragung an das Kessel-
|
wasser eine etwas geringere ist. Es hat dies zur Folge,
dafs die im Kesselwasser suspendierten Bestandteile
sich hier an der Wasserseite der Kupferwand leicht an-
setzen, wodurch die Wärmeübertragung an das Kessel-
wasser und hierdurch an die äufsere Kesselwand eine
mangelhaftere ist. Das Kupferblech der Feuerbüchs-
wandung wird an solchen Stellen von dem Kessel-
wasser nicht mehr frei bestrichen, wodurch seine Ueber-
hitzung begünstigt wird. Gleichzeitig wird durch ver-
schiedene Dehnung der Kupferwand gegenüber der
> Abb. 19.
Vier Risse in Stiefelknechtplatte autogen verschweißt.
(Kosten der Reparatur $ 9,30. Ersparnis $ 12,49).
Kesselwand in dem Materiale der ersteren eine Biegungs-
beanspruchung eintreten, die beständigen Veränderungen
unterworfen ist. Diese Biegungsbeanspruchung tritt
aber hier während eines Materialzustandes des Kupfers
in die Erscheinung, bei dem die physikalischen Eigen-
schaften des Metalles infolge Ueberhitzung andere ge-
worden sind; hierdurch wird die Bildung von Rissen
begünstigt, die immer weiter in das Material eindringen,
bis sie dann zum Leckwerden führen.
Bei dem Umstand, dafs das zur Speisung von
-Lokomotivkesseln dienende Wasser einer chemisch-
Nachdruck des Inhaltes verboten.
198 (No. 863]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Juni 1913]
mechanischen Reinigung unterworfen ist, die gewöhn-
lich unter Verwendung von Kalk und Soda bewirkt wird,
mufs in dem Kesselspeisewasser mit dem Vorhanden-
sein von Sodaresten in gelöstem Zustande gerechnet
werden. Da nun die
innere Kupferwand der
Feuerbüchse mit dem
Flufseisenbleche des
äufseren Kesselmantels
vernietet ist, berühren
sich an der Verbindungs-
stelle zwei in ihrer elek-
trischen Spannung sich
verschieden verhaltende
Metalle, sodafs bei Vor-
handensein von in dem
Wasser gelöster Soda
die Bildung einer galva-
nischen Kette eintritt,
was dazu führt, dafs
Korrosionen des Blech-
materials, insbesondere an solchen Stellen, die nicht
von frei zirkulierendem Wasser in genügender Weise
bespült werden, häufige Erscheinungen sind.
Die Verschweifsung von Rissen und die Aus-
schweifsung von Korrosionen bilden in Eisenbahn-
Abb. 20.
Autogen verschweißte Stegrisse
in Rohrwand.
stäbchen verwendet, die einen solchen Gehalt von Des-
oxydationsmitteln, wie z. B. Phosphor oder Bor haben,
dafs sie durch die Reduktion des Kupferoxyds aufge-
Abb. 21.
Einschweißen von Rohren in einen Jakobs-Ueberhitzer.
braucht werden. Die Ausführung der Arbeit bedingt
natürlich, dafs man das Material während der Schweifsung
nicht zu lange unter der Einwirkung der Schweifs-
Abb. 22—25.
Untersuchungen über die vergleichweise Widerstandsfähigkeit von eingerollten und eingeschweißten Rohren:
Abb. 22. Linksstehendes Rohr eingerollt, rechtsstehendes
autogen eingeschweißt.
Abb. 23.
Eingerolltes Rohr bei einem Zug von
25,540 Pfund ausgerissen.
reparaturwerk-tätten eine der schwierigsten und ver-
antwortungsvollsten Arbeiten.
Das Kupfer ist ein Material, dessen Schmelzpunkt
bei 1057° C liegt; schon unterhalb dieser Temperatur
tritt eine oberflächliche Verbindung des Metalles mit
dem Sauerstoffe ein; es bildet sich Kupferoxydul, und
dieses wird von den unterhalb liegenden Kupferschichten
aufgenommen; das Kupfer wird brüchig.
Es ist das wichtigste Erfordernis bei der autogenen
Schweifsung von Kupfer, diesem Uebelstande vorzu-
beugen, und es läfst sich dieser Zweck am einfachsten
dadurch erreichen, dafs man als Zusatzmaterial Kupfer-
Abb. 24. Autogen eingeschweißtes Rohr, zerrissen bei einer
Zugbeanspruchung von 32,380 Pfund,
Schweifsnaht unbeschädigt. Rechtsstehendes Bild zeigt einen
Schnitt durch das eingeschweifste Rohr nach der Zerreifsprobe.
Abb. 25. Stauchversuch: Das eingerollte Rohr 1 wurde bei
einem Stauchdrucke von 32,880 Pfund durch die Rohrwand gedrückt;
bei dem autogen eingeschweifsten Rohr trat die Zerstörung des
Rohres ohne Beschädigung der Schweifsnaht bei einem Drucke von
34,000 Pfund ein.
flamme hält, da sonst das Desoxydationsmittel infolge
weiterer Sauerstoffaufnahme durch das Kupfer nicht
mehr ausreichen würde. Man darf auch niemals eine
bereits geschweifste Stelle nochmals mit der Schweifs-
(1. Juni 1913)
flamme bestreichen, ohne neues Zusatzmaterial zuzu-
fügen. Der Phosphor reifst den Sauerstoff an sich und
verbindet sich mit ihm zu Phosphorsäure, die in der
Form eines zähen Häutchens auf der Oberfläche der der
Schweifsnaht benachbarten Stellen weiterfliefst und sie
gegen Luftsauerstoff schützt.
Es ist sehr wichtig, dafs bei der autogenen
Schweilsung von kupfernen Feuerbüchswandungen die
Abb. 26.
Auftragen von neuem Material an den Breitseiten des
flachen Endes einer unrichtig ausgeführten Triebstange.
Reparaturkosten $ 7,—; Ersparnis $ 63,—.
Ausstrahlung von Wärme durch die Fläche des ganzen
Körpers möglichst eingeschränkt wird, da es sonst auch
unterVerwendung sehr grofser Flammen gar nicht möglich
ist, ein lokales Schmelzen an den zu verschweifsenden
Stellen herbeizuführen. Gelingt dies aber doch, so liegt
die Gefahr eines Verbrennens oder Ueberhitzens des
Materials sehr nahe. Durch Bedecken der Bleche an
Abb. 27.
Einschweißen abgenützter Zähne in Stellhebel-Zahnbogen.
Gesamtkosten $ 0,79; Ersparnis $ 0,59.
Abb. 28.
is
u rs a S-
3
as i, 3
WELO
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(Got
Aufschweißen abgenützter Stellen an Stellhebeln.
Gesamtkosten § 2,25; Ersparnis $ 5,65.
der Feuerbiichsseite mittels schlecht wärmeleitender
Stoffe, wie z. B. Afbestpappe, wird die Ausführung
solcher Arbeiten sehr erleichtert. Bei der Feuerbüchse
einer Lokomotive ist die Kupferwand mit dem äufseren
Kesselmantel durch Stehbolzen verbunden, und da durch
die gröfsere Erhitzung bei derVornahme der Schweifsung
die Kupferwand sich in höherem Mafse dehnen mufs
als der äufsere Mantel, würde eine Lockerung der Steh-
bolzen eintreten müssen, weshalb es nötig wird, bei
solchen Reparaturarbeiten an der Kupferwand auch die
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 863] 199
äufsere Mantelwand gleichmäfsig zu erhitzen. In
manchen Fällen, besonders bei der Verschweifsung von
Rissen kann man durch geeignete Erhitzung der
äufseren Kesselwand dazu gelangen, durch derenW ieder-
erkalten und Schrumpfen an der inzwischen vollendeten
Schweifsstelle ein Verstauchen des eingeschweifsten
Materials herbeizuführen.
Die Beurteilung der Anwendbarkeit der autogenen
Schweifsung für solche Arbeiten bedarf eines sorgfäl-
tigen Studiums der eintretenden Spannungserschei-
nungen, und es wird eine weitere Vertiefung dieser
Abb. 29,
Aufschweißen abgenützter Stellen an einer Triebstange.
Kosten $ 1,72; Ersparnis $ 14,94.
Technik nötig sein, ehe das Verfahren für solche
Zwecke allgemeiner angewendet werden kann.
Auch bei der Neufabrikation von Rohrwänden für
Lokomotiv-Feuerbüchsen treten oft an den Kümpel-
stellen Risse ein, die aus dem Grunde leichter zu ver-
schweifsen sind, weil hier die ganze Wand.noch frei
liegt, und nicht mit der bei der Vernietung eintreten-
den Einspannung gerechnet zu werden braucht.
Abb. 30.
Aufschweißen einer abgelaufenen Kolbenstange.
Kosten $ 3,—; Ersparnis § 12,50.
Bei der Verschweifsung von Stegrissen in Rohr-
wandungen empfiehlt es sich, den Rifs durch Eintreiben
eines Meifsels aufzukeilen, dann zu beiden Seiten des ein-
getriebenen Meifsels Butzen einzuschweilsen, den Meifsel
herauszuschlagen und dann die Schweifsung zu vollenden.
Man kann auch die Rifslippen selbst durch Erhitzung
mit der Schweifsflamme so behandeln, dafs infolge der
durch die Weiterleitung der Wärme in dem benach-
barten Blechmateriale eintretenden Dehnung ein Vor-
schub nach dem Rifs zu eintritt. Das Material wird
sich dann aus den gestauchten Rifslippen herausdrücken.
Wenn man dann die Rohrwand vollständig erkalten
200 |No. 863]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Juni 1913)
lafst, so wird anstelle des früheren Risses ein klaffen-
der Spalt entstehen. Man schmelze nun entweder zu
beiden Enden des Risses oder bei kurzen Rissen auf
dessen Mitte stegartige kurze Butzen ein, lasse den
Abb. 31.
Vorwärmung eines großen Schweißstückes behufs
Gasersparnis.
Aufschweißen abgenützter Stellen
an Hebelbolzen und Bolzenlöchern.
Kosten $ 3,36; Ersparnis $ 6,52.
Körper nochmals erkalten, sodafs das Material in seine
natürliche Lage zurückkehrt und vollende dann die
Schweifsung. Die bei der Erhitzung eintretende Mate-
rialdehnung wird dann in den benachbarten Blech-
partieen eine Spannung herbeiführen, die während des
Erkaltens als Schubdruck wirkt.
Abb. 34.
Bruch an Straßenbahn-Motorgehäuse, mittels der autogenen
Schweifsung repariert.
Während in Deutschland die Feuerbüchsen von
Lokomotiven aus Kupferblechen hergestellt werden,
konnten sich solche ın den Vereinigten Staaten von
Nordamerika nicht einführen, und man verwendet hier
ausschliefslich Flufseisen.
Abb. 35.
Mittels autogener Schweißung ausgebesserter Rahmenbruch
an einem von der Firma Borsig in Tegel für die Kleinbahn zu
Herford gelieferten Lokomotivrahmen.
Es ergab sich die Frage, ob nicht durch Ein-
schweifsen der Rohre in die Rohrwand gegenüber dem
Einrollen ein technischer Vorteil zu erblicken sei, und
es wurden Versuche unternommen, um einen zuverläs-
sigen Mafsstab über den relativen Wert der beiden
Verfahren zu erhalten. Bei den Zugversuchen wurde
bei einer Beanspruchung von 25540 Pfund das ein-
Abb. 32.
gewalzte Rohr aus der Wand gerissen, während das
autogen eingeschweifste Rohr ohne Lockerung der
Schweifsung selbst bei einer Zugbeanspruchung von
32830 Pfund in erheblicher Weite von der Schweifs-
Abb. 33.
Aufgeschweißte Teile an Guß-
stahl Kreuzkopf.
Kosten $ 3,12; ‘Ersparnis $ 26,28.
stelle und am ursprünglichen Materiale zerrifs. Ein
Stauchversuch ergab, dafs bei einem Drucke von 32880
Pfund das eingewalzte Rohr durch die Rohrwand
gedrückt wurde, während bei der gleichen mit einem
autogen geschweifsten Rohre vorgenommenen Probe
Abb. 36.
Reparatur eines Bruches im Lokomotiv-Schieberrahmen.
Kosten $ 1,38; Ersparnis $ 1,40.
Abb. 37.
Reparatur eines Speichenbruches an Lokomotiv-Triebrad.
nach einem Druck von 34000 Pfund sich hinter der
Rohrwand eine Wulst ausdrückte, ohne dafs das Rohr
irgendwie leck wurde.
Bei der Herstellung von Jakob’schen Ueberhitzern
findet die autogene Schweifsung ausschliefsliche An
(1. Juni 1913]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 863) 201
wendung. Die in Deutschland üblichen Ueberhitzer-
konstruktionen bestehen aus einer Dampfeintritts- und
einer Dampfaustrittskammer, die miteinander durch eine
gröfsere Anzahl von schleifenförmig angeordneten
Rohren verbunden sind. Die Bogenenden solcher
Rohre sind im hohen Grade der Abnützung durch
Korrosionen ausgesetzt. Von der Firma Thyssen & Co.
in Mühlheim a. Ruhr werden grofse Mengen von Um-
kehrenden für solche Ueberhitzer-Reparaturen hergestellt,
(Abb. 17),welche auf die glatt abgeschnittenen Dampfrohre
autogen aufgeschweifst werden. Diese Umkehrenden sind
an solchen Stellen, wo sie einer besonderen Abnitzung
unterworfen sind, im Materiale verdickt, sodafs eine
längere Haltbarkeit gewährleistet werden kann. Die
Konstruktion solcher Ueberhitzer ist erst durch die
Abb. 38.
Verschweißen der Fußenden von Straßenbahnschienenstößen |
zur Ersparung der Kupferkontakte.
Abb. 39.
À Ta 0 eas
Oy
d
~ Er
a. ae ie
Verschweißen des Stahldaches eines Personenwagens.
dino-Werkstatten der Santa-Fé-Eisenbahn im Monate
April 1912 durch die Anwendung der autogenen
Schweiflsung eine Gesamtersparnis von 1350 $ = etwa
5400 M, während in den Topeca-Werkstatten derselben
Eisenbahn im letzten Jahre pro Monat eine durch-
schnittliche Ersparnis von 3751 $ = etwa 14028 M er-
zielt wurde. Es sind dies Ziffern, welche als recht be-
deutend erscheinen müssen, und ich habe, um Ihnen
einen Ueberblick über die verschiedenartigen hier vor-
kommenden Arbeiten zu geben, einen der mir vor-
liegenden Reparaturwerkstätten-Auszüge ins Deutsche
übersetzt (vergl. Tabelle Seite 202).
(Lebhafter Beifall.
Herr Regierungsbaumeister Füchsel: Meine Herren!
Wenn ich mich auf die Frage des Herrn Vorsitzenden,
wer über eigene Erfahrungen in der autogenen Metall-
bearbeitung Mitteilungen machen wolle, melde, um
Ihnen einige Angaben über solche Arbeiten aus den
preufsischen Eisenbahnwerkstätten zu machen, so bin
ich mir bewufst, dafs eine grofse Zahl meiner Herren
Kollegen, die die Ehre haben, ein Werkstattenamt zu
leiten, von erfolgreicher Anwendung des autogenen
Verfahrens beim Schweifsen und Trennen von Fahr-
zeugteilen hier berichten könnte. Meine Ausführungen
sollen also nur als ein Beispiel für viele andere Arbeiten
gelten.
Der Herr Vortragende hat die Arbeiten preufsischer
Eisenbahnwerkstätten nur in einem einzigen Fall berührt,
der verdienstvollen Schweifsarbeit an einem ge-
sprungenen gufseisernen Lokomotivzylinder in der
Hauptwerkstatt Frankfurt a. M., die viel häufigeren
Arbeiten an Konstruktionsteilen aus schmiedbarem
Material aber gar nicht. Er hat uns in breiter Aus-
führlichkeit vorgeführt, wie das Ausland, besonders
Amerika, sich des autogenen Bearbeitungsverfahrens
bei wichtigen und auch bei weniger wichtigen Aus-
besserungsarbeiten in Eisenbahnwerkstätten bedient;
es bleibt auffällig, dafs die Leistungen der Werkstätten
des gröfsten Eisenbahnunternehmens der Welt, der
preufsischen Hauptwerkstätten, auf diesem Gebiet so
gut wie nicht erwähnt wurden. Die erste autogene
Metallbearbeitung knüpfte sich an die Vorführung des
Wasserstoff-Sauerstoff-Schneidbrenners auf der Welt-
ausstellung in Lüttich; in der Kesselschmiede der Haupt-
werkstatt Opladen ist dieser Brenner seit 1906 zum Aus-
schneiden von Oeffnungen in Kesselblechen, Abtrennen
beschädigter Teile, bei Aufräumungsarbeiten auf der
Strecke nach Betriebsunfällen u. a. im Gebrauch. Das
Schneiden eines laufenden m Kesselblechs von 16 mm
Stärke erfordert etwa 4 Minuten und wird hierbei für
je 5 Pfennige Wasserstoff und Sauerstoff verbraucht.
Das autogene Schweilsen mit dem Acetylen-Sauerstoff-
brenner kam bald danach in Anwendung, z. B. bei der
Ausbesserung der Feuerkastenwände, der Rücken- und
Seitenwandplatten und der Stiefelknechtplatte, an denen
häufig — zumeist oberhalb des Bodenrings —- starke
Rostgruben vorhanden sind, ferner bei Ausbesserung
der Rahmenverbindungen, die Anrisse bekommen haben,
sowie bei der Ersatzanfertigung von Schornsteinen, die
frühergenietet wurden. Ausbesserungen durch autogenes
Schweifsen wurden vielfach an undichten Ein- und
Einführung der autogenen Schweifsung für das Ein-
schweifsen der Rohre in die Dampfkammer möglich
geworden.
In Eisenbahnreparaturwerkstätten hat sich die au-
togene Schweifsung vielfach vortrefflich bewährt, und
die verschiedenartigsten Körper, welche nach ihrer Ab-
nützung dem Alteisenhaufen verfallen sind, können |
durch das Verfahren wieder in brauchbaren Zustand
gesetzt werden. Ich möchte Ihnen eine Anzahl von Ab-
bildungen solcher Reparaturarbeiten vorführen (Abb. 18
bis 39), welche in amerikanischen Eisenbahnwerkstätten
mittels des Verfahrens vorgenommen wurden. Sie
finden auf den einzelnen Bildern die durch die Anwen-
dung der Schweifsung erzielten Ersparnisse angegeben,
und es liegen mir Auszüge aus den Werkstattbüchern
verschiedener amerikanischer Eisenbahnwerkstätten vor,
in denen diese Ersparnisse tabellarisch zusammengestellt
sind. So erzielten beispielsweise die St. Bernar- |
Ausströmungsrohren, an denen einFlicken aufgeschweifst
wurde, an gufseisernen Flanschen, an den Kappen der
Ueberhitzerelemente vorgenommen. Eine im allgemeinen
schwierigere Arbeit ist das Verschweifsen von Rissen,
das erst nach eingehender Prüfung der Frage, wie der
Rifs entstanden ist und ob auftretende Spannungen
vollständig ausgeglichen werden können, in Angriff zu
nehmen ist. Ein besonders dankbares Arbeitsfeld ist
die Auswechslung der Rauchrohre der Heifsdampf-
lokomotiven. Mittelst eines im Innern der Rohre, nahe
der Rohrwand umlaufenden Schneidbrenners werden
in kürzester Zeit, in 3 Minuten pro Schweifsstelle, ein-
schliefslich Anklemmen und iederabnehmen des
Brenners, die Rauchrohre von den Rohrwänden
getrennt und können durch die Oeffnung für den
Anschlufs des Dampfsammelkastens in der Rauchkammer-
rohrwand oder auch durch ihr eigenes Rohrloch,
nachdem dessen Durchmesser jetzt gröfser angeordnet
202 (No. 863]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Juni 1913)
Zusammenstellung
der durch die autogenen Schweifsverfahren in den San Bernardino-Werkstätten der Santa Fe.
Eisenbahn im Monat April 1912 erzielten Ersparnisse.
|
Kosten der
Reparatur
mitautogener
Schweilsung
Er
sparnis
84,76 | 429,34
1,03
600,00 | 277,81
14,97
0,97
1,97
1,97
2,36
3,74
0,12
14,45
16,32
30,97
2,95
3,22
3,34
18,68
55,52
3,25
11,16
77,82
2,24
3,82
0,99
2,47
3,93
17,64
20,97
16,97
4,90
10,47
16,32
3,25
1,90
6,75
7,25
6,75
26,97
27,20
0,38
17,45
1,03
17,64
8,73
17,73
15,93
24,85
49,70
322,19
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Gegenstand Z S À gases) H 8 Gegenstand Age a.
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Uebertrag: | 513,80
Aufschweifsen von zwei abgenützten Enden Reparatur von 4 a tind
d. Schieberstange an Lokomotive No. 1228 1,75 1,03 0,72 balken 16,00
Aufschweifsen von 3 abgenützten Stellen Verschweilsen eines Risses in Errente
und Verschwcifsung von 2 Rissen an scheibe A 1,25
Triebstange an Lokomotive No. 1228 . 2:25 1,03 1,22 f Aufschweifsen eines Mehtilistänpenbundbn 2.25
Kupplungsstangenauge . 12,17 2,06 10,11 f Aufschweifsen von zwei abgenützten Stell-
Aufschweifsen von 2 Kolbonsungen 42,00 3,09 38,91 hebeln i 2,25
Verschweilsung eines Risses im gekröpften Reparatur von 28 Galeviesinnceustiuen 4,42
Kurbelarm 4,00 2,06 1,94 Reparatur einer Wiegenkippstütze . 4,00
Aufschweifsen von 8 Bre meban 17,60 3,09 14,51 f Reparatur eines Dampfventils 0,90
Aufschweifsen eines Puffergehäuses ; 8,00 1,55 6,45 f Aufschweifsen eines Federwiegebolzens 16,00
Einschweifsen von 8 Zähnen in Stellhebel- Reparatur eines Lokomotivdrehgestelles . 22,50
Führungsstange R anA 4,50 2,06 2,44 § Reparatur eines Triebachslagers ao, 32,00
Aufschweifsen von 8 Bremsklätzen 17,60 3,09 14,519 Aufschweifsen von 15 Zähnen in Stell-
Reparatur von 2 Kuppelstangenköpfen 42,00 3,09| 38,91 hebelzahnbogen 4,50
1 Waggon-Querträger 24,00 4,65 19,35 Aufschweifsen von 3 abzenätzten Stellen
1 Tender-Querträger 24,00 9,19 18,85 an Stellhebeln . i; 3,15
1 Kupplungskopf . 12.173 2,60 9,57] Reparaturvon Z Kolbenachicbern Klasse 900 5,40
3 Kupplungsstangenaugen . a i 36,51 6,18 | 30,33 Reparatur von | Kolbenschieber Klasse 1297 19,71
10 Zähne in Stellhebelführungsbogen ; 4,50 2,06 2,44 | Reparatur von 3 Drehzapfenbalken 72,00
Aufschweifsen von 5 abgeniitzten Stellen im Verschweifsen von 6 Rissen in Kulissen-
Stellhebel à 2,50 1,55 0,95 rahmen . . . ° 4,28
Verschweifsen von 2 L öcherni im Schwingen: Reparatur eines Kupplungsgehäuses 12,71
sattel . 1,00 0,53 0,479 Aufschweifsen von Kreuzköpfen auf
1 Klinkenlager ie ee Sy tee ed 2,19 0,53 2.22 4 Kolbenstangen . EA 84,00
Ausschweilsen eines Gabelteiles am Schweifsen eines Tiranen 2:74
Drosselventilhebel er 0,36 0,26 0,10 f Reparatur von 4 Asien Küpplungs-
Reparatur eines gebrochenen Trägers an klauen 10,00
dem Dampfläutewerk 1,52 1,03 0,49] Aufschweifsen eines : Eydes a Zylinder
Aufschweifsen von 8 Bramsiisenbalzen 8,64 4,12 4,52 hahnstange . 1,25
Reparatur eines Zylinderhahnzuges 1,25 0,77 0,485 Verschweifsen eines Risses im n gekröpften
Aufschweifsen einer abgenützten Stelle am Kurbelarm 3,00
Stellhebel 2,50 1,03 j Aufschweifsen von zwei Krrmibopläuren 4,46
Verstärkung eines Sz telbolzens: ; 2,00 0,53 : Aufschweifsen von abgenützten Stellen von
Einschweifsen von 16 Zähnen in Stell- 12 Zugstangenklauen 30,00
hebelführung ‘ t 4,50 2,06 2,449 Anschweifsen einer Flansche am Dampfrohr
Reparatur einer Uiirengsichane 9,55 0,53 9,02 Klasse 3200 ; 22,00
Reparatur eines Lagerdeckels ; 3,70 0,26 3,44 Reparatur eines Schornsteins A 18,00
Verschweifsung eines Risses in einer Aufschweifsen der Gabel eines Bremiliebäis 6,45
E xzenterplatte 3 ; 125 0,26 0,998 Aufschweifsen einer abgenützten Stelle an
Schweifsung eines Triehachsentagers s 36,00 1,35] 34,65 hinterer Kupplung š 11,50
Verschweifsung eines Risses und einer Aufsckweifsen einer L okömkiiy: Dreblager-
Zugstangenführungsmuffe 12; 71 1,551 11,16 schale ; ; 22,50
Anschweilsen des Endes cines Gchwinge n- Reparatur von 4 Rissen. an Kulis nrabmen 4,28
bolzens ; 2,50 0,26 2,24 | Reparatur an Kulissenhebel 2,00
Verschweifsen eines 14° lanien Risses Reparatur eines Ventilschiebers 1,28
an einer Abzweigleitung a ee 3,62 Ausbesserung von 2 Rissen in Schüttel-
Verschweifsen von Rissen in 2 Trans- rostbüchse 1,18
missionswellen Yt ke Se & 2,50 Verschweifsen eines Risses in Babbid-
Verschweifsen von Rissen in 1 Trans- Kessel i 4,16
missionswelle a & 23 1,25 Reparatur von Rissen. in 4 Lukkammer
Reparatur des Hebelträgers eines Stell- griffen 28,00
hebels ; b 3,19 Autschweifsen von ahpantiteren Stellen in
Verschweifsung einer Piieancennine EANA 14 Bremsklötzen . 30,80
Reparatur einer Lokomotivdrehpfanne . 55,34 Reparatur von 5 Speikhenbriichen d in 14 ”
Verschweifsen eines Kulissensteines Riemenscheibe 4,50
Klasse 636 . ee a ee ee 2,00 Aufschweifsen eines Kreuzkopflagers und
Verschweifsen eines Kulissensteines einer Kolbenstange š 19,00
Klasse 1279 225 i Aufschweifsen von 8 Zähnen in Stellhebel-
Reparatur einer Druckplatte i 4,57 zahnsegment 3,00
Aufschweifsen einer Kreuzkopf-Kolben- Reparatur von 2 Exzenterringen 19,19
stange ‘ 17,00 Verschweifsen von Ecken in Kohlentender 10,28
Reparatur eines Hebelsam Ueberdruckventil 0,30 Einschweifsen von 2 Flicken in Seiten-
Aufschweifsen von 12 Zähnen in Stellhebel- platte Lokomotive 445 . 27,00
Zahnbogen 4,50 Reparatur des Kesselmantels Lokom. 445 25,20
Aufschweifsen einer "Kappe im m Dampfrohr 10,00 Aufschweifsen des Auswaschflansches
Aufschweifsen eines Schornsteins 4,00 Lokomotive 807 30,00
Reparatur von 4 Federbundstützen 8,00 Aufschweifsen von 4 Köpfen auf Oelbehalter
Aufschweifsung einer Flansche in ge- Lokomotive 1171. 60,00
brochenem Triebachslager . ‘ 32,00 Einschweifsen von 2 halben Seitenplatten
Aufschweifsen von 5 Zähnen in Stellhebel- und 2 halben Aufsenmänteln in Feuer-
Zahnbogen 50 biichse von Lokomotive 2243 (Ersparnis
Verschweilsen von & L Schera: im Koliksen. neuer Feuerbüchse und neuer Mantel)
sattel 1,25
Summa:
Summa:
1839,62 | 490,20 |1349,42
(1. Juni 1913}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 863} 203
worden ist, ausgebracht werden. Der leicht handliche
und gefahrlose Brenner — von der deutschen Oxhydric-
Gesellschaft ın Düsseldorf-Eller geliefert — ist so ein-
gerichtet, dafs die Zuleitungsschläuche der beiden Gase
Wasserstoff und Sauerstoff in fester Lage verbleiben,
während der Arbeiter den Brenner durch ein Handrad
in Drehung versetzt. Die Bewegung des Handrads
wird durch eine Schnecke und ein Schneckenrad
auf den Brenner übertragen. Das Entfernen der Rohr-
enden aus den beiden Rohrwänden erfolgt in üblicher
Weise von Hand. Zum Herausnehmen eines ganzen
Satzes Rauchrohre, z. B. von 21 Stück, sind jetzt noch
nicht 9 Arbeitsstunden erforderlich, während früher bei
Anwendung rein mechanischer Arbeitsweise je nach
dem Grade des Festsitzens der Rohre 4'/2—6 Tage
gebraucht wurden. Die Ausbesserungszeit einer Loko-
motive mit Rauchröhrenüberhitzer kann also um 4—5
Tage gekürzt werden. In gleichem Mafse verringern
sich die Kosten. Es wurden für die Arbeit nach obigem
Beispiel früher 105 M vergütet, beim autogenen
Schneiden sind nur 7,50 M auszugeben, wobei der
Gasverbrauch mit 1,20 M berechnet ist.
Zum Vorschuhen eines Rauchrohres mit neuen
Rohrenden wird eine halbe Stunde gebraucht, da auf
die Herstellung einer autogenen Schweifsnaht 15 Min.
entfallen. An Lohnkosten entstehen pro Naht 15 Pf.,
an Gasverbrauch 25 Pf., die Wiederherstellung des
Rohres kostet also 80 Pf. ohne die Kosten der Be-
förderung zur Arbeitsstelle und der Vorbereitung der
Rohrstirnfläche, der durch Behämmern eine schräge
Lage zu geben ist, wofür 20 Pf. zu rechnen sind. In
der Regel ist mit dem Anschweifsen nur eines Rohr-
endes zu rechnen. Die Verwendung der Apparate
zum autogenen Schneiden und SchweifSen ist nicht
erfolgt, ohne dafs die Arbeitsweise auf ihre Güte
mit den zur Verfügung stehenden Mitteln geprüft
worden wäre. Ueber den Einflufs der Schneidflamme
auf das Randgefüge liegen mehrfache Untersuchungen
der Fachliteratur und eigene vor, nach denen es zumeist
genügt, die Randzone da, wo irgendwelche Festigkeits-
rücksichten zu nehmen sind, auf etwa 3 mm durch
mechanische Bearbeitung zu entfernen. Versuchsweise
wurde in Opladen mit einem besonders konstruierten
Brenner auch das Abbrennen der Nietköpfe in einer
Lokomotivkesselnaht ausgeführt, um das Auftrennen
der Naht zu beschleunigen. Es kommt darauf an, den
Nietkopf abzuschneiden, ohne das Eisen am Lochrand
des Blechs zu verletzen. Der Versuch gelang besser
als das Entfernen von Nieten in einer Eisenkonstruktion,
das ich bei einer Brückenbauanstalt sah, deren Arbeiten
den Verfasser des kürzlich erschienenen Buches „Kurze
Anleitung für die Bauüberwachung eiserner Brücken“,
Regierungsbaumeister Schaper, wohl veranlafst haben,
das Abbrennen der Nietköpfe auf der Baustelle in den
Fällen, wo sie früher mit Meilsel abgeschlagen wurden,
zu empfehlen. Immerhin bedarf es meines Erachtens
in allen Fällen, wenn Nietköpfe an Konstruktionen des
Gebrauchs mit dem Schneidbrenner entfernt werden,
der sorgfältigen Nachprüfung, ob das Material am Loch-
rand unverletzt geblieben ist.
Der Herr Vortragende erwähnte schon die Aus-
schreibung der Karbidgesellschaft in Nürnberg zur Er-
mittlung eines Verfahrens, das die Prüfung . einer
Schweifsnaht ohne Zerstörung des Materials gestattet.
Solange die Werkstätten ein solches vollkommenes
Verfahren noch entbehren, mufs man sich mit der
Prüfung von Probearbeiten begnügen, die einen
Rückschlufs auf die Güte des Verfahrens und auf die
Geschicklichkeit des Arbeiters gestatten; im übrigen
ist die Arbeitsweise peinlich zu überwachen. Angestellte
Festigkeitsversuche an geschweifsten Rauchrohren er-
gaben 98 pCt. der Materialfestigkeit, an Kesselblechen
mit verschweifsten Rostgruben 95 pCt. der Blech-
festigkeit, während der Dehnungswert auf die Hälfte
sank. Durch metallographische Prüfung wurde ermittelt,
ob die Schweifsnaht unganze Stellen und gröfsere
Schlackeneinschlüsse zeigt und ob das Gefüge der
Schweifsnaht annähernd mit dem des Kesselblechs über-
einstimmt, Ueberhitzungen und Kalthärtungen vermieden
sind. In den nebenstehenden Abb. 1—3 ist das Gefüge
einer in Opladen ausgeführten und untersuchten
Schweifsstelle eines Kesselblechs, in dem eine Rost-
grube vorhanden war, wiedergegeben. Die erste Abb.
zeigt in 2,5 facher Vergröfserung einen Schnitt durch
das Blech mit links obenliegender Schweifsstelle nach
Abb. 1.
Kesselblech mit Rostfurche durch autogene Schweißung
ausgebessert.
Abb. 2. ED:
Abb. 3. oo 15.
Natürliches Gefüge des Kesselblechs.
Aetzung mit Kupferammoniumchlorid. Die Uebergangs-
zone (Schweifsnaht) ist an der etwas dunkleren Farbung
zu erkennen, sie zeigt im übrigen keine Fehlstelle.
Ihr Kleingefüge zeigt in 75facher Vergröfserung die
nächste Abb., dessen 3 rundliche Schlackeneinschlüsse
auf die Entstehung beim Schweifsen hinweisen. Die
3. Abb. zeigt in gleicher Vergröfserung das Gefüge
des Kesselblechs an einer von der Schweifsung nicht
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204 [No. 863]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Juni 1913)
beeinflufsten Stelle. Die langgestreckten Schlacken-
einschlüsse sind das Kennzeichen der Herstellung durch
Walzen. Die Korngröfse in der Schweifsstelle ist ein
wenig kleiner als die des Blechs, das Gefüge ist in Art
und Gestalt ziemlich gleich und ist somit die Schweilsung
eine gute. Ueber vergleichende Untersuchungen auf
Kerbzähigkeit mit dem Charpy’schen Pendelhammer
können Mitteilungen noch nicht gemacht werden, da die
rechnerische Auswertung noch nicht beendet war.*)
Aus meinem Beitrag möge ersehen werden, dafs
auch die preufsischen Eisenbahnwerkstätten das autogene
Schneid- und Schweifsverfahren anzuwenden verstehen,
dafs sie ihr Arbeitsfeld auf die wichtigeren Teile der
Betriebsmittel verlegt haben und es nicht gewissermafsen
als Modesache betrachten, es bei der Ausbesserung
einfacher Konstruktionsteile anzuwenden, wo das ge-
wöhnliche Schweifsverfahren zu gutem und wirtschaft-
lichem Erfolg führt.
Herr Ingenieur Kautny erkannte an, dafs die von
Herrn Regierungsbaumeister Füchsel vorgeführten
Schnittproben eine aufserordentlich grofse Sorgfalt in
der Ausführung der Arbeit erkennen lassen. Es fehlt
leider gegenwärtig noch eine Untersuchungsmethode,
durch welche sich ohne Zerstörung der Schweifsnaht
eine Beurteilung der Qualität derselben ermöglichen
lasse. Das Zentralbureau für Acetylen und autogene
Metallbearbeitung habe in der Erkenntnis, dafs eine
solche Beurteilung von autogenen Schweifsnähten un-
bedingt nötig sei, ehe von der allgemeinen Anwendung
für stark beanspruchte Körper die Rede sein kann, ein
Preisausschreiben für eine Methode zur Untersuchung
von autogenen Schweifsnähten ohne Zerstörung der-
selben erlassen, und es steht zu hoffen, dafs hierdurch
eine geeignete und vor allem anderen leicht und bequem
auszuführende Methode gefunden werde.
Herr Regierungsbaumeister a. D. Metzeltin, Direktor
der Hannoverschen Maschinenbau- Aktiengesellschaft,
vormals Georg Egestorff: Die Hannoversche Maschinen-
bau-Aktiengesellschaft verwendet Wasserstofl-Sauerstoff-
Schneidbrenner im grofsen Umfange. Wir haben bei
dem Bezug von Sauerstoff von einer Firma, welche
diese Fabrikation aufgenommen hatte, eine unangenehme
Erfahrung gemacht. Beim Oeffnen der Sauerstofflasche
schofs eine etwa 10 m lange Stichflamme durch den
Raum, die in ihrer Bahn stehende Personen zweifellos
sehr schwer verbrannt haben würde. Wir sind der
Angelegenheit weiter nachgegangen und haben fest-
gestellt, dafs die Entzündung dadurch veranlafst worden
war, dafs für die Verschluisteile (Reduzierventil) der
Sauerstofflasche Gummi verwendet worden war und
dafs Sauerstoff beim Hinwegstreichen über Gummi sich
entzünden kann.
Ich gestatte mir ferner die Anfrage, ob es gelungen
ist, Gufseisen autogen zu schneiden. Wir haben an
einem solchen Verfahren ein grofses Interesse, um
Gufsköpfe von Dampfzylindern an Ort und Stelle ab-
schneiden zu können, während man jetzt diese schweren
Stücke auf eine besondere Bank schleppen mufs. Wir
haben uns im Verein mit Firmen, welche Schneid-
brenner liefern, sehr bemüht, Gufseisen autogen zu
schneiden, sind aber zu keinem Ergebnis gelangt.
Herr Ingenieur Kautny erwiderte, dafs das Autogen-
schneiden von Gufseisen aus dem Grunde nicht möglich
sei, weil der Vorgang des Autogenschneidens auf der
Nutzbarmachung der Verbrennungswärme des Eisens
selbst beruhe. Beim Autogenschneiden wird das
Material durch eine gecignete und nur lokal wirkende
Wärmequelle an einer kleinen Stelle auf jene Temperatur
erhitzt, bei der unter Wirkung des in geschlossenem
Strahle unter höherem Drucke aufströmenden Sauer-
stoffs ein Verbrennen des Eisens bewirkt werde. Sind
die Eisenteilchen ohne Zwischenlagerung unverbrenn-
licher Substanzen aneinander gelagert, so wird die
durch die Verbindung des einen Eisenteilchens mit
dem Sauerstoff freiwerdende Wärme ausreichen, um den
Verbrennungsvorgang auf das in der Richtung des Sauer-
stoftstrahles benachbarte Eisenteilchen zu übertragen.
*) Die inzwischen durchgeführte Zähigkeitsprüfung an autogen
geschweilstem Kesselblech hat ein günstiges Ergebnis gehabt.
|
Bei Gufseisen hat man es mit einem Materiale zu
tun, dessen kleinste Teilchen sich nicht metallisch
berühren; ebenso wie bei dem Zerschneiden von zwei
übereinander gelegten Blechplatten, die das Metall der.
selben trennenden Walzhaut dem Tieferdringen der
Schneidwirkung einen unüberbrückbaren Widerstand
entgegensetzt, sodafs man die obere Platte glatt zer-
schneiden kann, ohne die untere Platte zu beschädigen,
ebenso könne auch bei der Behandlung von Gufseisen
mit dem autogenen Schneidbrenner der zwischen die
Eisenkörnchen gelagerte Widerstand durch die lokal
wirkende Wärme nicht überbrückt werden. Gufseisen
läfst sich demnach nicht autogen schneiden. Man kann
aber unter der Benutzung einer gewöhnlichen Schweifs-
flamme, bei welcher der Sauerstoff unter höheren
Druck gestellt wird, oder auch vermittels einer nach
dem Prinzip der Fletscher’schen Brenner hergestellten
Gebläsevorrichtung Gufseisen durch Zerschmelzen in
ähnlicher Weise trennen, wie dies beim autogenen
Schneiden der Fall ist, nur handelt es sich hierbei
nicht um einen reinen Verbrennungs-, sondern auch um
einen Schmelzprozels. j
Von diesem Verfahren wurde beispielsweise beim
Abtragen der Rheinbrücke in Cöln Gebrauch gemacht,
nachdem sich ergeben hatte, dafs die gufseisernen
Brückenpfeiler mittels der zur Abmontierung der
schmiedeeisernen Brückenteile verwendeten Autogen-
Schneideinrichtungen nicht durchtrennt werden konnten.
Was die Frage der Möglichkeit von Explosionen an-
belangt, so sind diese während der letzten Jahre immer
seltener geworden, was auf die technischen Fortschritte
der neuen Industrie zurückzuführen sei. Mit einem
bestimmten Prozentsatze von Unfällen wird bei dieser
Industrie, ebenso wie bei jeder anderen, immer ge-
rechnet werden müssen. Es liege cin vom preufsischen
Ministerium für Handel und Gewerbe ausgearbeiteter
und bereits vom Bundesrat genehmigter Entwurf einer
neuen Acetylen-Verordnung vor, welcher geeignet er-
scheine, die mit dem Betriebe von Acetylen-Apparaten
für Zwecke der autogenen Schweifsung verbundenen
Gefahren wesentlich zu verringern, und es sei zu hoffen,
dafs dieser Entwurf bald Gesetzeskraft erlangen möge,
wodurch zweifellos eine gedeihliche Rückwirkung auf
die weitere Entwicklung der autogenen Metallbear-
beitungsindustrie herbeigeführt werden dürfte.
Herr Geheimer Regierungsrat Dr. Rösing: Bei dem
soeben erwähnten Unglücksfall in Laichlingen ist eine
Sauerstofflasche explodiert, die früher als Wasser-
stofflasche gedient hatte. Es lag daher in diesem
Falle, wenngleich inzwischen wiederholt eine Füllung
mit Sauerstoff vorgenommen worden war, der Gedanke
an Wasserstoff-Okklusion besonders nahe. Auf Ver-
anlassung des Handelsministeriums durchgeführte
Untersuchungen der Zentralstelle für wissenschaftlich-
technische Untersuchungen in Neu-Babelsberg haben
indessen mit voller Sicherheit ergeben, dafs von einer
Okklusion von Wasserstoff und dem Freiwerden okklu-
dierten Wasserstoffs in solcher Menge, dafs die Grenze
der Explosionsfähigkeit des Gasgemisches erreicht
wäre, gar nicht die Rede sein kann. Dagegen haben
weitere Versuche ergeben, dafs im Gegensatz zu der
soeben geäufserten Auflasssung des Herrn Kautny die
Diffusion des leicht beweglichen Wasserstoffs mit er-
staunlicher Geschwindigkeit vor sich geht. Es hat sich
gezeigt, dafs in kürzester Zeit eine solche Menge
Wasserstoff in den Sauerstoff hinüberdiffundieren kann,
dafs das Gemisch explosiv ist. Dies kann eintreten,
wenn bei verstopftem Brenner, z. B. bei Berührung
mit dem Werkstück, und bei nur noch geringem Gas-
druck in der Sauerstofflasche das automatische Ab-
schlufsventil nicht mehr dicht schliefst. Mit dieser
Möglichkeit aber mufs man immer rechnen, denn wie
eine Umfrage bei mehreren führenden Fabriken ergeben
hat, scheint noch kein diesem Uebelstand sicher ab-
helfendes Ventil vorhanden zu sein.
Herr Kautny erwiderte hierauf, dafs ihm die näheren
Umstände bei der erwähnten Explosion in Laichlingen
persönlich bekannt sind und dafs er damals die Ver-
mutung ausgesprochen habe, es könne durch Okklusion
von Wasserstoff in den innerhalb einer Sauerstoff-
[1. Juni 1913]
flasche vorhandenen Eisenrost während verschiedener
Füllperioden eine solche Ansammlung von Wasserstoff
in okkludiertem Zustande eintreten, dafs bei plötzlichem
Freiwerden dieses okkludierten Wasserstoffs in der
Flasche ein explosives Wasserstoff-Sauerstoff-Gemisch
entstehen könne. Die Entzündung eines solchen
Gemisches ergebe sich ohne weiteres aus der mehrfach
gemachten Beobachtung, dafs beim Oeffnen des Flaschen-
ventils einer Sauerstofflasche das ausströmende Gas
sich entzündet habe. Diese Entzündungsmöglichkeit
sei dadurch gegeben, dafs feste Körperchen, wie z. B.
Eisenrost, wenn sie unter der Kraft des ausströmenden
Wasserstoffs mit dem Strome desselben getragen
werden, sich durch mechanische Reibung an den engen
Durchgangsöffnungen des Ventils so hoch erhitzen
können, dafs sie ins Glühen kommen und das in die
freie Luft entströmende Gas entzünden.
Herr Ingenieur Hans Herzfeld, Halle a. S.: Explo-
sionen der sog. Wasserverschlüsse und von Acetylen-
apparaten lassen sich vollständig vermeiden. Was
zunächst die Wasserverschlüsse betrifft, welche zwischen
Acetylenapparat und Schweifsbrenner geschaltet werden,
so sind diese gesetzlich vorgeschrieben, um Flammen-
rückschläge vom Schweifsbrenner in den Acetylen-
apparat aufzuhalten, ferner, um bei Verschlackung der
Brennermündung das Eindringen von Sauerstoff in die
Acetylenleitung und den Acetylenapparat zu verhindern.
Richtig konstruierte Wasservorlagen erfüllen diesen
Zweck vollkommen, z. B. der Duplex-Sicherheitstopf
D. R. P. Bei Verwendung desselben ist es überhaupt
unmöglich, einen Rückschlag künstlich hervorzubringen.
Jagt man z. B. Sauerstoff in denselben (es ist dies der
ungünstigste Fall, indem man die Mündung des
Schweifsbrenners zuhält), so entweicht der Sauerstoff
durch den Topf ins Freie. Läfst man dann die Mün-
dung wieder frei, und zündet den Schweifsbrenner
wieder an, so geschieht dies lautlos, ohne dafs eine
Explosion im Topf erfolgt. In die Leitung zwischen
Acetylenapparat und Duplex-Sicherheistopf kann infolge
der eigenartigen Konstruktion des Topfes überhaupt
kein Sauerstoff eintreten. Falsch konstruierte Töpfe
würden bei diesem Experiment nach Anzünden des
Schweifsbrenners allerdings explodieren, oder den
Sauerstoff in den Acetylenapparat zurücktreten lassen.
Die Explosionen an Acetylenapparaten können
zweierlei Ursachen haben.
1. Durch Entweichen von Acetylengas aus dem
Apparat.
a) Wenn der Apparat im Freien steht, ist damit
keine Getahr verbunden, da sich das Acetylen
schnell in der Atmosphäre verteilt.
b) Wenn der Apparat in einem Apparathäuschen
von kleinen Dimensionen steht, so kann dadurch
in dem Raum eine Explosion stattfinden, wenn
der Raum mit brennendem Licht betreten wird,
oder durch irgend welche sonstige Zündursache.
c) Wenn der Apparat sich in einem so grolsen
Raum befindet, wie die Eisenbahn-Reparaturwerk-
stätten durchgängig sind, so ist die Aufstellung
in diesen Räumen nahezu oder ganz der Auf-
stellung im Freien gleichzustellen.
Bei richtiger Auswahl des Apparates verschwindet
die Gefahr für Fallc ganz. Wenn man z.B. einen
Apparat nach dem Ueberschwemmsystem wählt, bei
dem Wasser auf Carbid (in geteilten Mulden) fliefst,
so kann ein Entweichen von Acetylen aus dem Apparat
nur durch die sog. Nachvergasung entstehen, diese
kann man aber ins Freie leiten und zwar durch einen
auf das Uebergangsrohr gesteckten Schlauch, der ins
Freie führt. Bei automatischen Apparaten, bei denen
Carbid ins Wasser fällt und bei denen evtl. infolge
Störungen des Mechanismus zuviel Carbid auf einmal
ins Wasser fällt, können dann allerdings gröfsere
Mengen Acetylen auf einmal in den Raum entweichen.
Die erwähnten Störungen im Mechanismus der Carbid-
zuführung finden statt, wenn das Carbid im Füllschacht
durch Wasserdämpfe verkalkt ist; beim Freimachen
fällt dann evtl. gleich zuviel ins Wasser.
2. Bei Apparaten mit schwimmender Gasglocke
(die ja allgemein in Deutschland angewendet werden,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 863] 205
und hier nur in Frage kommen), kann sich unter Um-
ständen in der Gasglocke ein Acetylenluftgemisch
befinden, das durch irgend eine Zündung zur Explosion
kommt; es sind dies die gefährlichsten Explosionen, da
die herausgeschleuderte Gasglocke alles in ıhrer Flug-
richtung befindliche zerstört und Menschen, die sich
in der Flugrichtung befinden, gewöhnlich tötet.
Diese Explosionen lassen sich ebenfalls mit abso-
luter Sicherheit vermeiden. Man wähle zunächst einen
Apparat, bei dem eine Acetylen-Luftmischung nur bei
der ersten Inbetriebsetzung und bei einer Aufserbetrieb-
setzung mit Entleerung des Wasserbassins stattfinden
kann, aber nicht etwa während des normalen Betriebes,
z. B. durch Ablassen des Kalkschlammes. Das Gas-
behälterwasser mufs nämlich, wenn nicht gegast wird,
ein konstantes Niveau behalten, denn wenn es fällt
durch Ablassen desselben, bildet sich unter der Glocke
beim tiefsten Stand der Glocke ein Vakuum, sodafs
Luft zum Ausgleich desselben in die Glocke treten
kann, und die Gasluftmischung erzeugen. Es ist also
verfehlt und gefährlich, das Gasbehälterwasser im Gas-
behälterbassin selbst zur Gaserzeugung zu benutzen,
denn man mufs es dann, wenn es zu sehr verkalkt ist,
ablassen, wodurch Gefahren entstehen. Nehmen wir
aber an, es ist kein derartiger Apparat gewählt, son-
dern einer, bei dem wie oben gesagt, nur bei Inbetrieb-
setzung und bei Aufserbetriebsetzung Gasluftmischung
unter der Glocke sein kann. Diese Gasluftmischung
treibt man gewöhnlich bei der Inbetriebsetzung aus,
ehe man die Brenner entzündet, bei der Aufserbetrieb-
setzung wird es gewöhnlich ganz übersehen und hier-
durch entsteht ein Teil der Explosionen. Diese
Gefahr kann vollständig beseitigt werden, wenn man
die Luft bei der Inbetriebsetzung durch Kohlensäure
austreibt und dann erst gast, ferner bei der Aufser-
betriebsetzung das Acetylen mit Kohlensäure austreibt,
‚und dann erst den Apparat auseinandernimmt, oder
ihn repariert. Eisenbahn-Reparaturwerkstatt Halle a. S.
wendet z. B. auf mein Anraten diese Methode an.
Kohlensäure ist so billig, dafs das Verfahren jedesmal
nur etwa ] M kostet. Auf diese Weise ist jede Gefahr
beseitigt. Dafs Acetylen bei einem Leberdruck über 1 at
oder, wenn es durch ein glühendes Rohr geleitet wird,
sich unter Explosionserscheinungen zersetzt, ist belang-
los, denn solche Fälle kommen nicht in der Praxis vor,
es ist auch noch kein in Deutschland konzessionierter
Acetylenapparat aus diesem Grunde explodiert.
Herr Geheimer Kommerzienrat Dr.-Ing. R. Pintsch:
Ich mufs darauf aufmerksam machen, dafs verdichtetes
Acetylen die Eigenschaft hat, sich in Rufs und Wasser-
stoff zu zersetzen, wenn es mit Glühhitze in Berührung
kommt.
Die Spaltung geschieht plötzlich, mit starker Druck-
steigerung.
Bei 2 at Kompression entsteht bei der Spaltung
ein Druck von ungefähr 20 at; bei 10 at ungefähr
100 at; Luft hat damit nichts zu tun.
Z. B. überträgt sich die Spaltung durch ein 3 m
langes Rohr mit nur 5 mm Loch, wenn das eine
geschlossene Ende glühend gemacht wird, auf ein Gefafs,
mit welchem das andere Ende des Rohres verbunden ist.
Herr Regierungsbaumeister Stadtbaumeister Kutschke,
Charlottenburg: Das autogene Schweifsverfahren
hat im Auslande für Bauausführungen in Eisenbeton
Verwendung gefunden, bei denen es in Deutschland
wohl überhaupt noch nicht benutzt worden ist. Die
Eisenbetonbauten, welche sich im Hoch- und Tiefbau-
wesen ein grofses Anwendungsgebiet erobert haben,
erhalten Eiseneinlagen, welche einen Rost von Stäben
bilden, dessen zahlreiche Knotenpunkte bei uns durch
Bindedraht verbunden zu werden pflegen. Eine solche
Verbindung genügt aber nicht immer, um eine gegen-
seitige Verschiebung der Eisen beim Einbetonieren
unmöglich zu machen, was bei all denjenigen Bauten
erwünscht wäre, die eine grofse Genauigkeit in der
theoretischen Lage der Eisen verlangen. Das trifft
z. B. auf Eisenbetonrohre mit hoher Beanspruchung
und auf viele dünnwandige Konstruktionsteile zu. Bei
solchen Ausführungen kann das autogene Schweifsver-
206 [No. 863]
fahren mit gutem Erfolg zur unverschieblichen Ver-
bindung der Eiseneinlagen benutzt werden.
Wenn Eisenbetonkonstruktionen vollständig wasser-
undurchlässig herzustellen sind, so kann hierzu mit
Hilfe der autogenen Schweilsung ein in Beton einge-
bettetes Eisenblech zur Anwendung kommen; denn
durch die Schweifsung ist es ermöglicht, das Eisenblech
in die erforderliche feste Verbindung mit den Eisenein-
lagen des Betons zu bringen, so dafs die Konstruktion
einschliefslich ihrer Dichtung ein einheitliches Ganzes
bildet, und damit eine Ablösung und Beschädigung der
Dichtung ausgeschlossen ist.
Dem autogenen Schweifsverfahren steht voraus-
sichtlich in der Eisenbeton-Industrie noch ein reiches
Feld der Betätigung bevor.
Herr Ingenieur Kautny teilt mit, dafs Eisenbeton auf
der Fläche von Eisenkörpern gut hafte und sich mit den-
selben aufserordentlich fest verbinde, wenn durch
Bearbeitung der Eisenoberfläche mit einem Sand-
strahlgebläse die Walzhaut des Eisens entfernt wird,
ehe das Eisen der Einwirkung des Betons ausge-
setzt wird.
Herr Regierungsbaumeister Weyand fragt, ob das in
der Form des „Acetylen-Dissous“ in den Handel
gebrachte Acetylen für autogene Schneidungen und
Schweifsungen technisch und wirtschaftlich verwendbar
sei, und ob bei seiner Anwendung die Explosionsgefahr,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[1. Juni 1913}
m
die den Acetylenentwicklern anhafte, nicht vollständig
ausgeschlossen wäre.
Herr Ingenieur Kautny: Das Acetylen ist in der
Form des Acetylen-Dissous seiner Erfahrung nach durch-
aus ungefährlich. Acetylen-Dissous werde in der
Weise hergestellt, dafs eine nach einem patentierten
Verfahren mit einer Masse von hoher Porosität (80 pCt.)
gefüllte Stahlflasche mit flüssigem Aceton gefüllt und
in diese Flüssigkeit gasförmiges Acetylen unter Druck
eingeführt werde. Das Volumen der Flüssigkeit ver-
gröfsert sich je nach dem Acetylengehalte und es mufs
daher bei Entnahme von gasförmigem Acetylen aus
der Flasche innerhalb derselben ein leerer Raum
bestehen, der mit komprimiertem Acetylen gefüllt ist.
Dadurch, dafs jeder Teil der Flasche, in welchem das
Gas in komprimiertem Zustande vorhanden ist, durch
die poröse Füllmasse der Flasche in unendlich kleine
Hohlräume zerlegt wird, wird in ähnlicher Weise eine
Ausbreitung einer evtl. eingetretenen Entzündung des
Gases in einer Kammer auf den Inhalt benachbarter
Kammern verhindert, wie dies beispielsweise auch in
der Sprengstoff-Industrie der Fall ist. Seines Wissens
sei eine Explosion einer Acetylen-Dissous-Flasche
vor einigen Jahren in Marseille vorgekommen. Die
Ursache des Unfalles lag aber nicht in der Entzündung
des Acetylens in der Flasche, sondern darin, dafs die-
selbe von einem Wagen fiel, und der Ventilkopf der
Flasche zerstört wurde.
Die Nutzbarmachung der Wasserkräfte Schwedens*)
(Mit 3 Abbildungen)
Schweden umfafst rund 448000 Geviertkilometer.
Von dieser Fläche entfallen etwa rd. 37000 Geviert-
kilometer, das sind fast 8 pCt. der Gesamtfläche, auf
Seen. Die grofsen Seen liegen in Südschweden (Abb. 1).
Der gröfste See Schwedens und drittgröfste unter den
Binnenseen Europas, der Vänern, hat 5568 Geviert-
kilometer Wasserfläche; aus ihm entspringt der Göta elf,
der gröfste Flufs Schwedens, der bei Göteborg in
das Rattegatt mündet. Der Vänern liegt etwa 44 m
über dem Meeresspiegel. In seinen Zuflüssen befinden
sich bedeutende, teilsweise noch unausgenutzte Fälle.
Der Vättern, dessen Wasserfläche 1898 Geviertkilometer
beträgt und etwa 83 m über dem Meeresspiegel liegt,
ist die Quelle des Motalastrém, der sich in die Ostsee
ergiefst. Der drittgröfste See Schwedens, der Mälaren,
hat 1163 Geviertkilometer Wasserfläche und nur 0,5 m
Meereshöhe. Von den übrigen grofsen Seen Schwedens
hat der Hornavan-Storavan (420 m Meereshöhe) rd.
113 Geviertkilometer, der Hjälmaren (etwa 21 m Meeres-
höhe) rd. 480 Geviertkilometer, der Storsjön (etwa
292 m Meereshdhe) rd. 447 Geviertkilometer usw.
Wasserfläche.
Die Flüsse Schwedens sind im allgemeinen wasser-
reich und haben ein starkes Gefälle. Der Lule elf, der
rofse Flufs Norrlands, hat zwischen der Seenkette
tora Lule Vatten und dem Bottnischen Meerbusen
ein Gefälle von rd. 370 m. Der Dal elf, der viert-
gröfste Flufs Schwedens, hat zahlreiche mächtige, zum
Teil ausgebaute Wasserfälle. Das Gefälle des Gull-
spang elf, eines Abflusses des rd. 130 Geviertkilometer
grofsen Sees Skagern, beträgt auf der 13 km langen
Strecke bis zum See Vänern rd. 24 m. Auch der
Torne elf, Ume elf und andere Flüsse haben ein starkes
Gefälle.
Von den grofsen Seen Schwedens ist bisher nur
der Hjälmaren innerhalb des Zeitraumes von 1877
bis 1887 für landwirtschaftliche Zwecke und zur
Trockenlegung der angrenzenden Sumpfländereien
verbessert worden. In Aussicht genommen ist die
*) Aus den Mitteilungen der Königlichen Wasserfalldirektion
Schwedens.
Der Aufsatz lag der Redaktion bereits Ende 1911 vor, konnte
aber nicht früher veröffentlicht werden.
|
Wasserfassung der Seen Vänern, Siljan, Vättern,
St. Lule Vatten und Hornevan-Storavan für die Er-
richtung von Kraftwerken und allgemein wirtschaftliche
Zwecke. Zur Verbesserung der übrigen Seen, ins-
besondere für landwirtschaftliche nnd Schiffahrtszwecke,
sind Pläne teils entworfen, teils in der Bearbeitung
begriffen. Zahlreiche kleinere Seen sind für wirtschaft-
Abb. 2.
Trollbättan Wasserfall.
liche und Flöfsereizwecke bereits verbessert worden.
Im Gebiet des Dal elf allein liegen 160 kleinere
Seen, die zusammen 200 Geviertkilometer Wasserfläche
umfassen und mit Staudämmen ausgerüstet sind.
Die Flüsse Nord- und Südschwedens haben ver-
schiedene Hoch- und Niedrigwasserzeiten. Die Flüsse
im Süden haben während des Sommers oder zu Beginn
des Herbstes den niedrigsten Wasserstand; im Spat-
herbst fällt gewöhnlich Regen, der die Abflufsmenge
der Flüsse derart vermehrt, dafs sie auch im Winter
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Il. Juni 1913|
im allgemeinen über reichliche Wassermengen verfügen.
Das Frühjahr ist die Zeit der Hochflut, indessen kommt
es auch vor, dafs diese Flut mitunter im Herbst oder
Winter eintritt.
Die meisten Flüsse Nordschwedens entspringen
aus Seen, die 350 bis 400 m über dem Meeresspiegel
liegen. Die Frühjahrsflut zeigt sich dort recht spät
und ist am grölsten im Juli, wenn der
Schnee auf den Bergen zu schmelzen
beginnt. Während der Herbst- und
Sommermonate ist im allgemeinen reich-
lich Wasser vorhanden, im Winter aber,
auch im März und April, sind die Flüsse
am wasserärmsten. Das Niedrigwasser
der Flüsse Nordschwedens verharrt 5
bis 7 Monate, der Flüsse Südschwedens
dagegen nur 3 bis 4 Monate im Jahr.
Die gesamte Wasserkraft Schwedens,
die innerhalb eines Zeitraumes von 6
bis 9 Monaten im Jahr verfügbar ist,
hat man auf 10 Mill. PS, für die Zeit
des niedrigsten Wasserstandes auf
2,5 Mill. PS geschätzt. Zuverlässige An-
gaben sind vorläufig noch nicht erhält-
lich, weil das erst seit 1907 bestehende
hydrographische Amt die Arbeiten zur
Kenntnis der Wasserkräfte des Landes
noch nicht abgeschlossen hat. Im allge-
meinen wird angenommen, dafs etwa
die Hälfte der Wasserkrafte des Landes,
schätzungsweise 5 Mill. PS, tatsächlich
nutzbar sind und etwa 75 pCt. der Nutz-
leistung auf Nordschweden entfallen.
Die in Schweden bis zum Jahre
1908 ausgenutzte Wasserkraft betrug
nach den Angaben des statistischen
Amtes 420000 PS, von diesen wurden
165 000 PS zum Treiben elektrischer
Kraftmaschinen verwendet. Mit Berück-
sichtigung der nach 1908 ausgeführten
und zur Zeit noch im Bau befind-
lichen Wasserkraftanlagen kann man
annehmen, dafs innerhalb dieses Jahr-
zehnts in Schweden Wasserkräfte von
mindestens 600 000 PS ausgenutzt sein
werden, von denen etwa 340000 PS
auf elektrisch betriebene Kraftmaschinen
entfallen.
Die grofsen Wasserkraftwerke |
Schwedens, Trollhattan, Bullerforsen, p:
Gullspang und Kvarnsveden, nebst zahl-
reichen kleineren Kraftwerken sind auf
einem Landstrich verteilt, der von Gefle
über Bergslagen bis Gotenburg sich
erstreckt. Auch im südlichen Teil
Schwedens, der im allgemeinen arm an
Wasserkraft ist, bestehen gröfsere von
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GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
INo. 863] 207
wurde 1906 begonnen; 40000 PS sind dort bereits in Be-
trieb genommen und für weitere 40 000 PS wird jetzt die
Anlage erweitert. Für den elektrischen Betrieb der
Strecke Kiruna—Riksgränsen der staatlichen Ofotenbahn
wird eine grofse Wasserkraftanlage bei Porjus im
Lule elf für 50000 PS erbaut, die im übrigen auch den
bei Gellivare und Kiruna befindlichen Erzgruben elek-
Abb. 1.
Aktiengesellschaften errichtete Kraft- rey SHS
werke. Im übrigen haben dort auch ee
zahlreiche Textilfabriken, Holzwaren- \ wi i
und Zellulosefabriken, Mühlen und J i AS
andere Industrien Werke für den eigenen j EEE EN
Kraftbedarf errichtet. Die Wasserkraft- j t- =. 5000-0000 -
anlagen im nördlichen Teil Schwedens 9 Dee conan aa
—— WOII ICM OCC .
liegen im Küstenstrich unweit der Eisen-
bahn. Aus jenen Werken wird die
Kraft für wirtschaftliche Zwecke ver- |4 <
pachtet. Man findet dort auch zahl-
-reiche Holzschleifereien, die über eigene
Kraftwerke verfügen.
Die ganz oder teilweise im Besitz des schwedischen
Staates befindlichen Wasserfälle verfügen über eine
Kraftleistung von schätzungsweise 880 000 PS, die etwa
9 Monate im Jahr hindurch nutzbar sind. Aufserdem
erhebt der schwedische Staat auf zahlreiche, sehr
bedeutende Wasserfälle Nordschwedens Anspruch,
deren Eigentumsrechte bisher noch nicht geklärt sind.
Zur Zeit werden aus den staatlichen Wasserfällen etwa
63000 PS ausgenutzt. Mit dem Bau der gröfsten Kraft-
anlage des schwedischen Staates am Trollhättan (Abb. 2)
Uebersichtsplan.
trischen Strom liefern und in Zukunft für die doppelte
Nutzleistung ausgebaut werden soll. Aufserdem plant
der schwedische Staat bei Aelfkarleby am Dal elf(Abb.3)
und an anderen Orten gröfsere Kraftanlagen und die
Einführung des elektrischen Betriebes auf den Staats-
bahnen. Durch den elektrischen Betrieb soll der
Kohlenverbrauch beschränkt werden, was insofern von
wirtschaftlicher Bedeutung ist, als Kohlen nur in ge-
ringen Mengen in Schweden erhältlich sind. Bewährt
sich der elektrische Betrieb auf der den Unbilden des
SEEN Google
JE zer
208
rauhen Klimas im hohen Norden am stärksten aus-
gesetzten, rd. 130 km langen Versuchsstrecke Kiruna—
Riksgränsen der Ofotenbahn, dann beabsichtigt die
Regierung, den Dampfbetrieb sämtlicher Staatsbahnen
in elektrischen Betrieb umzuwandeln.
Von der Station Gellivare der Ofotenbahn ist jetzt
eine 54 km lange Eisenbahn zu den Wasserfällen im
Lule elf am Porjussee erbaut worden, die zunächst nur
Arbeitszwecken dient und später der geplanten Inland-
bahn angegliedert werden soll. Die Innlandbahn wird
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
1913]
Zu den staatlichen Arbeiten, die eine Förderung
der Wasserwirtschaft bezwecken, gehört auch der zur
Zeit mit einem Kostenaufwande von rd. 22,80 Mill.
Kronen im Umbau begriffene Trollhättekanal, der den
Vänern mit dem Meere verbindet und für Schiffe von
4 bis 5 m Tiefgang ausgebaut und zur Entstehung von
Industrien in Trollhättan umsomehr beitragen wird, als
der Staat gewillt ist, dort Bauplätze mit Eisenbahn-
und Schiffsverbindungen und elektrische Kraft zu
mäfsigen Preisen abzugeben.
Abb. 3.
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Aelfkarleby-Wasserfall.
von der Station Oestersund der Linie Stockholm—
Upsala—Storlien—Drontheim nach Norden abzweigen
und sich bei Gellivare mit der Ofotenbahn vereinigen.
Diese Inlandbahn soll unter anderem auch die Nutz-
barmachung der übrigen Wasserfälle Schwedens er-
leichtern. Zur Zeit sind etwa 100 km der Innlandbahn
nördlich von Oestersund und der grofse, fast 1000 m
lange Staudamm am Porjussee im Bau begriften. Der
Staudamm von durchschnittlich 50 m Höhe wird in
seinem Innern mittels eines Kernes aus Eisenbeton
gedichtet, mit Bruchstücken aus Granit abgedeckt, mit
einem Ueberfallwehr und einer seitlichen Flofsgasse
ausgerüstet. Für die Zuführung des Wassers zum
Kraftwerk, das unterirdisch angeordnet wird, und für
die Ableitung des Wassers wird der Felsboden durch-
tunnelt.
Für die Verwaltung und Nutzbarmachung der im
Besitze des Staates befindlichen Wasserfälle, zur Aus-
arbeitung bezüglicher Pläne usw. hat die schwedische
Regierung im Jahre 1909 eine sogenannte ,, Wasserfall-
direktion“ eingerichtet, die aus einem Direktor und
mehreren Beisitzern besteht. Dem Direktor ist ein
vortragender Ingenieur für technische Angelegenheiten
untergeordnet, der ein technisches Bureau leitet. Mit-
glieder der Direktion sind ein Wasser- und Wegebau-
techniker, zwei Sachverständige für Handel und
Judustrie und ein Jurist. Um die Verwaltung der
staatlichen Kraftwerke und den Geschäftsgang im all-
gemeinen zu erleichtern, sind der Wasserfalldirektion
Verfügungsrechte eingeräumt worden, wie sie die
übrigen staatlichen Behörden Schwedens nicht be-
sitzen.
Aus dem Patentrecht
Von Dr. phil. et jur. Häberlein, Grunewald
II.
Das erste Reichspatentgesetz von 1877 kannte
keine zeitliche Beschränkung der Nichtigkeitsklage.
Die fünfjährige Ausschlufsfrist wurde erst durch das
derzeit geltende Patentgesetz von 1891 eingeführt und
zwar für den auf § 10 Ziffer 1 gestützten Nichtigkeits-
grund, „dafs der Gegenstand nach §§ 1 und 2 nicht
patentfähig war“. Für eine Beibehaltung dieser Frist
bei der bevorstehenden Reform des Patentgesetzes
erheben sich zur Zeit nur noch so wenige Stimmen,
dafs ich erst Bedenken hatte, mich mit dieser Frage
zu befassen, um nicht offene Türen einzurennen. Ver-
schiedene Aeufserungen und Umstände haben indessen
gezeigt, dafs für die zugrunde liegenden Ideen doch
nicht allerseits das richtige Verständnis herrscht, also
die tatsächlich vorhandenen Schwierigkeiten möglicher-
weise eine dem Sinn und Zweck der deutschen Patent-
gesetzgebung entsprechende Lösung nicht finden werden.
Tatsächlich gibt es auch heute noch Vertreter der-
jenigen Ansicht, die den Gesetzgeber von 1891 zu der
zeitlichen Beschränkung der Nichtigkeitsklage geführt
und die Bolze*) seiner Zeit mit aller Energie bekämpft hat.
Der Hauptgrund für die fünfjährige Ausschlufsfrist
war ein wirtschaftlicher. Das Patent sollte nicht
während seiner ganzen Dauer unter dem Damokles-
schwert der Vernichtung stehen, um die Unternehmungs-
lust zur Ausführung patentierter Erfindungen nicht gar
*) Der Entwurf einer Patentnovelle, 1890, S. 1.
zu sehr zu lähmen. Man empfand es als schwere
Schädigung der Einzelwirtschaft und als sozialen
Nachteil, dafs die für ein auf das Patent gegründetes
Unternehmen gemachten Aufwendungen in ständiger
Gefahr schweben.*)
Hierzu trat aber noch der schwerwiegende Grund,
dafs die Begriffe der Erfindung und der Neuheit einer
mit der Zeit wechselnden Beurteilung unterliegen, für
welche die subjektive Ansicht der jeweils in Frage
kommenden Sachverständigen ausschlaggebende Be-
deutung hat. Mit dem Fortschreiten der Technik
stumpft eben das Gefühl für die vom Erfinder zu über-
windenden Schwierigkeiten mehr und mehr ab. Dem
Epigonen erscheint vieles selbstverständlich, was zur
Zeit der Anmeldung doch erst durch einen nicht un-
erheblichen Aufwand erfinderischer Tätigkeit zustande
gebracht worden ist, sicher aber eine gewisse er-
finderische Bedeutung gehabt hat. Zudem ist es aufser-
ordentlich schwierig und gefährlich, sich nach längerer
Zeit noch auf den Stand der Technik zur Zeit der An-
meldung zurückzuversetzen, wie das Verstehen und
Können einer längst vergangenen Zeit richtig einzu-
schätzen und zu würdigen.
Das sind tatsächlich Gründe, welche die ernsteste
Beachtung verdienen, zumal die Modernen an ‚solche
Gründe gar nicht zu denken scheinen, wenn sie den
ordentlichen Richter ohne weiteres für befähigt halten,
*) Kohler, Handbuch, 1900, S. 387.
(1. Juni 1913]
bei Auslegung von Patenten den Stand der Technik
zur Zeit der Anmeldung während der ganzen Patent-
dauer richtig zu beurteilen. Den genannten Gründen
stehen aber andere schwerwiegende Gründe entgegen.
Vor allem der, dafs infolge der gesetzlichen Ausschlufs-
frist zugunsten des einzelnen, aber zu ungunsten der
Gesamtheit ein Nichtrecht zum Recht erhoben und das,
was bereits Gemeingut gewesen, der Allgemeinheit oder
den beteiligten Kreisen nachträglich wieder entzogen
wird. Wie die Erfahrung gelehrt hat, kommt dabei
noch ganz besonders in Betracht, dafs viele Patent-
inhaber die fünfjährige Ausschlufsfrist absichtlich ver-
streichen lassen, um mit an sich ungerechtfertigten An-
sprüchen hervorzutreten, nachdem das Patent gegen die
Nichtigkeitsklage gefeit ist. Ja es ist sogar vorge-
kommen, dafs die beteiligten Kreise sich auf ein
schwebendes Nichtigkeitsverfahren verlassen zu können
glaubten, der Nichtigkeitskläger es aber dann vorgezogen
hat, sich mit dem Patentinhaber zu einigen, worauf
dieser dann die Ausbeutung seines Wegelagererpatentes
in der rücksichtslosesten Weise bewirken konnte.
Kohler*) meint zwar, dafs in solchen oder ähnlichen
Fällen der Erschleichung die Einrede der Arglist durch-
greifen sollte, die Praxis hat aber gezeigt, dafs schwere
Mifsstände nicht wirksam verhütet werden konnten.
An sich ist das Erwachsen eines Rechts aus einem
Nichtrecht ja durchaus nichts Ungewöhnliches. Oft
genug ist das sogar eine berechtigte Forderung der
Rechtssicherheit. Schon im altgermanischen Recht
hatte derjenige, welcher eine Liegenschaft auf Grund
gerichtlicher Auflassung und richterlichen Friedens-
bannes durch „Jahr und Tag“ ohne rechte Wider-
sprache besessen, daran die rechte Gewere erworben.
Diese wirkte als Erwerb des Eigentums auf Grund
der Verschweigung, d. h. auf Grund der Tatsache,
dafs alle, welche Rechte an dem Gute hätten
geltend machen können, sich daran verschwiegen
hatten.**) Auch bei der Fahrnis gab es eine Ver-
schweigung. Fand jemand eine verlorene Sache, so
mufste er der Obrigkeit Anzeige erstatten, die dann
den Fund aufbieten liefs. Meldete sich der Berechtigte
nicht binnen bestimmter Frist, so hatte er sich an
seinem Rechte verschwiegen.***) Stets ist aber zu be-
rücksichtigen, dafs in den genannten Fällen einer Ver-
schweigung die Rechte einzelner einander gegenüber-
stehen, während bei der Frage der Nichtigkeit eines
Patents dem Rechte des Patentinhabers das Recht der
Gesamtheit gegenübersteht, also ein öffentliches Interesse
in Betracht kommt.
Der zeitlichen Beschränkung der Nichtigkeitsklage
liegt auch der Gedanke zugrunde, dafs jedem einzelnen,
der an der Nichtigkeit des Patents Interesse hat, Zeit
und Gelegenheit geboten ist, die Nichtigkeitsklage an-
zustrengen, weshalb er die Folgen seiner etwaigen
Säumnis selbst zu tragen habe. Dabei darf aber nicht
aufser Acht gelassen werden, dafs innerhalb der Aus-
schlufsfrist die Erfindung selbst, insbesondere aber ihre
Tragweite oft genug noch nicht genügend hervortritt,
um die Nichtigkeitsklage mit ihren wenig erfreulichen
Begleitumständen notwendig erscheinen zu lassen.
Vielfach taucht die Frage der Patentverletzung über-
haupt erst nach Ablauf der Ausschlufsfrist auf, sei es
dafs der betreffende Fabrikant sich diesem Zweige
seines Betriebes erst später zugewendet, sei es dafs
er das Patent vorher anders aufgefafst hat, oder dergl.
mehr. Bei der grofsen Zahl wertloser Patente kann
der Gesamtheit auch nicht so ohne weiteres zugemutet
werden, in jedem nur möglichen Falle die Nichtigkeits-
klage anzustrengen,, die, ganz abgesehen von den
manchmal recht erheblichen Kosten, oft genug namhafte
Opfer an Zeit und Arbeit erfordert, die zugunsten
unserer nationalen Industrie doch wirklich besser auf-
gewendet werden können.
Allerdings könnte die Prozefshäufung gar nicht
weit genug gesteigert werden, wenn es nach den
°) Vergl. Kohler, Handbuch, S. 391 ff.
**) Vergl. Brunner, Grundrifs der deutschen Rechtsgeschichte,
1910, S. 193.
***) Vergl. Brunner a. a. O. S, 197; vergl. auch B.G.B. $ 973.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 863] 209
Wünschen der Hauptwortführer in der modernen
Patentrechtslehre ginge; denn diese wollen ja be-
kanntlich jede rechtswirksame, möglichst lückenlose
Abgrenzung des Schutzbereichs durch das Patentamt
beseitigen und den Richter zum souverainen Herrn
des angeblich nur subalternen Patentamts machen. Bei
normaler Dauer der Auslegung eines Patents durch
die ordentlichen Gerichte mit ihren drei Instanzen
würde die Industrie wohl fast immer erst zu spät er-
fahren, was denn eigentlich durch das Patent geschützt
ist. Andrerseits aber versagt auch eine Nichtigkeits-
klage nicht selten deshalb, weil dabei dem Patent auch
nicht entfernt die Tragweite beigelegt wird, wie im.
Zivilprozefs. Im Nichtigkeitsverfahren pflegt der Patent-
inhaber meistens so klein zu werden, dafs man ihn für
harmlos halten könnte, bis das Nichtigkeitsverfahren
zu seinen Gunsten erledigt und mittlerweile auch die
fünfjährige Ausschlufsfrist verstrichen ist. Das ge-
waltsam zurückgehaltene Wachstum äufsert sich dann
gar rasch in einer Riesengröfse mit entsprechendem
Appetit, sodafs aus dem nunmehr gefeiten Patent die
monströsesten Klageansprüche abgeleitet werden.
In der Praxis hat sich die zeitliche Beschränkung
der Nichtigkeitsklage zweifellos als gesetzgeberischer
Mifsgriff erwiesen, zu dessen richtiger Würdigung man
sich klar darüber sein mufs, dafs die letzten Ziele des
Patentschutzes sich nicht in der Verleihung des Aus-
schlufsrechts an den Erfinder erschöpfen, sondern viel
mehr in der Förderung der nationalen Industrie zu
suchen sind. In der Zeit, wo die Durchbildung des
Patentrechts fast ausschliefslich in den Händen der
meist römisch-rechtlich gebildeten Juristen lag, ist der
Patentschutz der Volkswirtschaft als seinem natürlichen
Boden — sehr zum Schaden seines tieferen Verständ-
nisses — entfremdet worden.*) Diese Juristen haben dem
deutschen Patentrecht eine widernatürliche Konstruktion
aufgedrängt, die nicht von der öftentlich-rechtlichen und
nationalen Bedeutung des Patentwesens ausgeht, sondern
den Patentanmelder als den Schöpfer der Erfindung
in den Mittelpunkt des Interesses zu stellen sucht. Als
geradezu verhängnisvoll ist in dieser Beziehung der
Versuch zu bezeichnen, das Patentrecht als Erfinder-
recht auf eine gemeinsame Grundlage mit dem Recht
des Schriftstellers, Künstlers, Tonsetzers, Bildhauers
und Malers zu stellen.”*)
Bei der fünfjährigen Ausschlufsfrist fällt zwar das
Interesse des Erfinders und dasjenige des die Erfindung
ausführenden Fabrikanten im grofsen und ganzen zu-
sammen. Das darf aber nicht zu dem ‘Frugschlusse
führen, dafs die nationale Industrie als wesentlicher
Faktor der deutschen Volkswirtschaft an sich ein
besonderes Interesse an der Ausschlufsfrist habe. Denn
dem an sich berechtigten Interesse des einzelnen
Fabrikanten, der für die ja im Sinne nationaler Wohl-
fahrt nur erwünschte Ausführung der Erfindung
erhebliche Aufwendungen gemacht hat, die den Anspruch
auf entsprechenden Schutz rechtfertigen, steht das
Gesamtinteresse der nationalen Industrie gegenüber.
Dieses aber fordert gebieterisch, dafs auch andere
Fabrikanten nicht vergebliche Aufwendungen machen,
noch dazu für etwas, was bereits Gemeingut gewesen ist
und lediglich auf Grund der gesetzlichen Ausschlufsfrist
zu einer ungerechtfertigten Ausbeutung durch den infolge
Verschweigung gesicherten Patentinhaber führen kann.
Letzteres bedeutete, dem Patentinhaber ohne
eigenes Verdienst ein gewerbliches Kampfmittel zum
Schaden der Allgemeinheit in die Hand zu geben. Diese
Wendung ist ziemlich wörtlich der vielgenannten
Reichsgerichtsentscheidung***) vom 2. März 1912 ent-
nommen, bei der die Bedeutung der fünfjährigen Aus-
schlufsfrist in besonders helle Beleuchtung getreten ist.
Noch bis heute hat sich mancher scheinbar nicht von
seinem Schrecken darüber erholt, obwohl er zugeben
mufs, dafs diese Entscheidung einem starken Rechts-
gefühl unseres höchsten Gerichtshofes entspricht.
°) Vergl. Damme, Der Schutz technischer Erfindungen, 1910,
S. V und VI (Vorbemerkung).
**) Vergl. Damme, a. a. O. S. 24/25.
***) Blatt für P. M. u. Z. 1912, S. 161.
210 [No. 863]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Juni 1913]
Durch das Patent 118992 war die Herstellung eines
Staubabsorbierungsmittels durch Vermischen von
Vulkanöl und Zement geschützt worden. Bei der
Erteilung des Patents war dem Patentamt nicht bekannt
gewesen, dals bereits vor der Anmeldung ein Vermischen
von Vulkanöl und Sand zum selben Zweck im Inlande
offenkundig ausgeführt worden war. Eine Prüfung der
Frage, ob darin etwa eine patenthindernde Wirkung zu
erblicken sei, war im Erteilungsverfahren also natur-
gemäfs nicht erfolgt. Die Abweisungsgründe bei einer
auf die Verwendung von Vulkanöl und Sand gerichteten
Zusatzanmeldung gestatten allenfalls die Vermutung,
dafs das Patentamt Sand und Zement in diesem Falle
als patentrechtliche Aequivalente angesprochen hat,
wiewohl das kcineswegs sicher ist. Eine Nachprüfung
der Frage im Nichtigkeitsverfahren war wegen Ablaufs
der Sjährigen Frist ausgeschlossen.
Somit bestand das auf die Vermischung von
Vulkanöl und Zement gerichtete Patent zweifellos zu
Recht, mufste also nach dem Willen des Gesetzgebers
auch durchdringen, selbst wenn in diesem Falle Sand
und Zement patentrechtliche Gleichwerte wären, wie
die Sachverständigen angenommen haben.
Aus dem Zurechtbestehen des Patents folgt aber
doch nur, dafs nun der Patentschutz für Vulkanöl und
Zement, nicht aber, dafs er nun auch für Vulkanöl und
Sand zu gelten habe; denn es ist durchaus nicht aus-
geschlossen, dafs in diesem Spezialfalle — ebenso wie
in vielen anderen — Sand und Zement nicht gleich-
wertig sind. Gleichwertigkeit würde man nur auf
Grund einer formalistischen Auffassung über patent-
rechtliche Aequivalenz zum Schaden der Allgemeinheit
annehmen können.*)
Das bereits erwähnte starke Rechtsgefühl des
Reichsgerichts — übrigens auch schon vorher des
Königl. Kammergerichts — hat bekanntlich dazu geführt,
den Patentschutz auf die Vermischung von Vulkanöl
und Zement beschränkt zu lassen. Und das geschah
von Rechts wegen; denn, wenn eine Vernichtung des
besonders auf Zement gerichteten Patents auf Grund
offenkundiger Vorbenutzung von Sand infolge Ablaufs
der fünfjährigen Frist ausgeschlossen war, so folgt
daraus doch keineswegs, dafs nun auch der Patentschutz
für Sand gelten müsse.: Auf eine solche Idee kann
allenfalls ein formalistischer Jurist, niemals aber ein
Technologe im Sinne Hartigs kommen. Selbst wenn
sich ein noch so feiner Dünensand finden sollte, der
die Rolle des Zements bis zu einem gewissen Grade
zu übernehmen geeignet sein könnte, liegt doch
wahrlich kein vernünftiger Grund vor, in diesem
Spezialfalle Sand und Zement als patentrechtliche
Gleichwerte zu behandeln. Für die Beurteilung der
patentrechtlichen Aequivalenz kommt naturgemals der
Stand der Technik zur Zeit der Anmeldung in Betracht.
Dieser aber ergibt gerade das Gegenteil der patent-
rechtlichen Acquivalenz von Zement und Sand. Auch
abgesehen davon, dafs der Zement, wie das Reichs-
gericht betont hat, eine andere technische Wirkung
haben kann, ergibt sich aus der nackten Tatsache des
Bekanntseins der Verwendung von Sand zu dem frag-
lichen Zwecke, dafs der Patentschutz nicht auf Sand
ausgedehnt werden darf. Durch Ablauf der Ausschlufs-
frist kann ein etwaiger Mangel des Patents doch immer
nur soweit geheilt werden, als er den im Anspruch als
patentfähig bezeichneten Gegenstand betrifft, nicht aber
darüber hinaus. In die gegenteilige Anschauung spielt
eben die formalistische Auffassung über Aequivalente
hinein, welcher das Reichsgericht am 2. März 1912 ein
vernichtendes Urteil gesprochen hat.
Ist bei der Auslegung der Patente der Stand der
Technik zu berücksichtigen, so gilt dies ganz besonders
doch bezüglich der Frage nach patentrechtlichen Gleich-
werten. Hoffentlich kommen unsere Gerichte angesichts
der genannten Reichsgerichtsentscheidung in gar nicht
allzu ferner Zeit zu der für den echten Technologen im
Sinne Hartigs ganz selbstverständlichen Erkenntnis,
dafs ein vor der Anmeldung des Patents bekanntes
Mittel niemals als dem im Patent genannten besonderen
°?) Vergl. R. G. vom 3. März 1912, a. a. O. S. 161.
|
Mittel patentrechtlich äquivalent anzusprechen sei, wenn
dieses wegen Ablaufs der Ausschlufsfrist selbst unan-
fechtbar geworden ist. Anders würde die Sache liegen,
wenn in der Patentschrift, insbesondere aber im Patent-
anspruch neben Zement auch Sand genannt worden
wäre. In solchem Falle müfste die Heilung des Mangels
nach dem Willen des Gesetzgebers auch auf den Sand
erstreckt werden. Dann aber wäre den Gerichten die
sonst bei der Auslegung zu prüfende Frage, ob Sand
und Zement nach dem Stande der Technik zur Zeit
der Anmeldung patentrechtlich äquivalent gewesen sind,
entzogen gewesen. Der Schutz des Patents hätte sich
einfach nach dem Willen des Gesetzgebers auf den
Sand mit erstreckt, so ungeheuerlich dies auch dem
gesunden Menschenverstande und dem Rechtsgefühl
des Laien wie desjenigen Juristen erscheinen muls, der
sich darüber klar ıst, dafs nach dem Geist der deutschen
Patentgesetzgebung das Recht des einzelnen demjenigen
der Gesamtheit zu weichen hat.
Diese Betrachtung läfst die grofse Gefahr erkennen,
welche die fünfjährige Ausschlufsfrist ganz naturgemals
in sich birgt. Es ist daher nur freudig zu begrüfsen,
dafs sich mit der Zeit immer mehr Stimmen gegen
diese von Bolze schon 1891 als gefährlich bezeichnete
Klippe des herrschenden Patentgesctzes erhoben haben.
Bolze hat nur zu sehr recht gehabt, als er auf die
grofse Gefahr hinwies, dafs durch die fünfjährige Aus-
schlufsfrist dem Patentinhaber eine gefährliche, nicht
mehr zu beseitigende Wafle gegen jede nützliche
weitere Erfindung gegeben werde, auch wenn sich
nachträglich herausstellen sollte, dafs er eine neue
Erfindung gar nicht oder doch nicht in dem fraglichen
Umfange gemacht habe.
Bolze hat auch recht darin behalten, dafs der Erfolg
bald entscheiden werde, ob die von nur einem einzigen
Mitgliede der Reichstagskonmission gedufserten Be-
denken begründet seien oder nicht.*) Wie die Dinge
zur Zeit liegen, ist kaum noch daran zu zweifeln, dals
die zeitliche Beschränkung der Nichtigkeit wieder
verschwinden wird. Zu beklagen bleibt aber, dafs sie
der Ausgangspunkt für die jetzt herrschende Ansicht
geworden ist, wonach bei der Auslegung des Patents
der Stand der Technik von ausschlaggebender Be-
deutung sein soll.
Die Prüfung des Standes der Technik ist in aller-
erster Linie Sache des dafür zuständigen und dazu auch
befähigten Patentamts, nicht aber Sache der auf das
fragwürdige Sachverständigeninstitut angewiesenen Ge-
richte. Die reine Ironie licgt darin, dafs man die
Ausschlufsfrist auch aus dem verständigen Grunde
eingeführt hat, weil es mit der Zeit immer schwieriger
wird, den Stand der Technik zur Zeit der Anmeldung
nachträglich richtig einzuschätzen und zu würdigen,
wenn man nun dem ordentlichen Richter die Fähigkeit
zur Ueberwindung der tatsächlich recht erheblichen
technischen Schwierigkeiten während der ganzen
Patentdauer zutrauen soll. Als man sehr bald die
Wirkung der gesetzlichen Ausschlufsfrist in dem wenig
erfreulichen Zustande vor sich hatte, dafs cin in der
Abgrenzung des Schutzbereichs durch den Patent-
anspruch untergelaufener Fehler im Nichtigkeitsver-
fahren nicht mehr unschädlich gemacht werden konnte,
schreckte man vor dieser ganz richtigen, aber allerdings
wenig erfreulichen Konsequenz zurück, weil eben
etwas unter Patentschutz bleiben sollte, was nach dem
Stande der Technik zur Zeit der Anmeldung bereits
Gemeingut gewesen war. Ueber einen solchen Zustand
mag man denken, wie man will, jedenfalls entspricht
er der im Gesetz zutreffend zum Ausdruck gekommenen
Absicht des Gesetzgebers. Nach-den Grundsätzen über
die Auslegung und Handhabung von Gesetzen blieb
also nichts anderes übrig, als die unerfreuliche
Konsequenz hinzunehmen und sich damit abzufinden,
so sehr auch das Interesse der Gesamtheit dadurch
gekränkt erscheinen mufste.
Zunächst suchte man sich nun mit der Fiktion zu
helfen, dafs der Anmelder nichts habe anmelden und
das Patentamt nichts habe unter Schutz stellen wollen,
*) Sachs. Archiv, Bd. 1, Heft 4, S. 248.
(1. Juni 1913]
211
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
was nach dem Stande der Technik bereits Allgemeingut
gewesen war. Dabei war man freilich von der besten
Absicht geleitet, ein nur durch die zeitliche Beschränkung
der Nichtigkeitsklage ermöglichtes Unrecht zu beseitigen.
Auf den ersten Blick wird man auch leicht geneigt
sein, der Fiktion zuzustimmen; denn das Gerechtigkeits-
gefühl mufs in höchstem Mafse verletzt werden, wenn
der Patentschutz sich auf Dinge erstrecken soll, die
zur Zeit der Anmeldung bereits Gemeingut waren.
Das aber darf doch niemals zu einer offenbaren Auf-
lehnung gegen den Willen des Gesetzgebers führen.
Der Richter steht auf alle Fälle unter dem Gesetz; ist
also der Gesetzgeber irregegangen, so ist der Richter
nicht zur Beseitigung der daraus entspringenden
Härten berufen. Als einzig gangbarer Weg bietet sich
in einem solchen Falle nur die Gesetzesänderung. Dem
oben bereits erörterten Grunde zur Rechtfertigung der
fünfjährigen Ausschlufsfrist, wonach diejenigen, welche
unter der Härte des Gesctzes leiden müssen, von
eigner Schuld nicht ganz freizusprechen sind, weil sie
die Nichtigkeitsklage rechtzeitig anzustrengen versäumt
haben, steht auf alle Fälle das öffentliche Interesse
gegenüber, dem das Interesse des Patentinhabers in
diesem Falle weichen mufs. Nur grobe Verkennung
des Geistes unserer Patentgesetzgebung kann das
Interesse des Erfinders höher stellen als das der
nationalen Industrie, dieses lHlauptfaktors nationaler
Gewerbepolitik. Im Sinne der nationalen Industrie
liegt nun freilich die oben erwähnte Fiktion; auch kann
man es nicht anders als unbillig bezeichnen, dafs etwas
unter Patentschutz bleiben soll, was schon einmal
Gemeingut gewesen ist. Angesichts der klaren
Bestimmung des Gesetzes aber darf das Heilmittel
dagegen nicht vom Richter erwartet werden, sondern
nur von einer Wiederbeseitigung der betreffenden Norm.
Auch abgesehen davon, dafs dem ordentlichen
Richter nun eine Nachprüfung des Stardes der Technik
für die ganze Patentdauer zugefallen sein würde, welche
man dem Patentamt als der höchsten Autorität in
Patentsachen mit Rücksicht auf die Schwierigkeit und
Gefährlichkeit einer solchen Nachprüfung entziehen zu
sollen geglaubt hatte, ergab sich das Bedenkliche der
obigen Fiktion bald genug aus ihren Folgen. Mit der
Anerkennung des Grundsatzes, dafs im Wege der Aus-
legung durch die ordentlichen Gerichte festzustellen sei,
was nach dem Stande der Technik zur Zeit der An-
meldung als durch das Patent geschützt zu gelten habe,
ist nicht nur die mit der zeitlichen Beschränkung be-
zweckte Beseitigung von Mifsständen nicht erreicht,
sondern es ist sogar noch schr viel weitgehenderen
Mifsstanden erst der Boden bereitet worden, auf dem
sich die neuen Irrlehren im angeblichen Licht moderner
Rechtsideen zu üppiger Blüte entfalten konnten. Schon
war es ja dahin gekommen, dafs die Gerichte verleitet
worden sind, in eine selbständige Nachprüfung der Er-
findung einzutreten und ihrerseits neue Schutzrechte
zuzuerkennen. Selbst verfügen nun die ordentlichen
Richter allerdings nicht über die dabei unerläfsliche
Sachkunde und wälzen daher die recht schwierige
Nachprüfung auf einen Sachverständigen ab, der
dadurch dann manchmal eine sehr viel höhere Be-
deutung erlangt als das Patentamt, wenigstens solange
nicht ein befähigterer Sachverständiger doch vielleicht
eine abweichende Meinung äufsert. Sobald dieser Fall
eintritt, wird dann das Patentamt mit besonderer Vor-
liebe wieder herangezogen, um nun eine Prüfung zu
veranstalten, welche ihm der Gesetzgeber nur fünf
Jahre nach der Erteilung des Patents zutrauen zu sollen
geglaubt hat. Zwar ist der souveräne Richter an das
Obergutachten des Patentamts nicht gebunden, wie er
ein solches aber nach § 286 Z.P.O. würdigen soll, ist
der nationalen Industrie, welche dabei ihre Haut zu
Markte tragen mufs, bis jetzt noch nicht oftenbart worden.
Sollte der Richter aber zur Würdigung des Obergut-
achtens etwa wieder einen Sachverständigen (nach
§ 144 Z.P.O.) heranziehen, so steht damit wieder ein
Sachverständiger über dem nur noch sogenannten Ober-
gutachten.
Das sind Zustände, die weder dem Ansehen des
Kaiserlichen Patentamts entsprechen, noch dem Änsehen
!
|
[No. 863]
unserer Rechtsprechung zuträglich sein können. Zu
dieser an sich schon wenig erfreulichen Erscheinung
kommt noch eine aufserordentliche Unklarheit und
Rechtsunsicherheit sowie eine der nationalen Industrie
nur schädliche Prozefshäufung dadurch, dafs bei dem
so weiten Spielraum für die Auslegung der Patente
niemand mehr wissen kann, was er zu lassen hat, um
nicht in den Schutzbereich des Patents zu geraten.
Neben anderen ernsten Stimmen der Abwehr hat auch
das Reichsgericht in höchst anerkennenswerter Weise
selbst gegen die Uebergriffe der Gerichte Stellung ge-
nommen, was aber die sogenannten Modernen nicht
sonderlich zu stören scheint.
Auf alle Fälle ist daran festzuhalten, dafs die Ver-
leihung von Patentschutzrechten wie auch die Prüfung
der Vorbedingungen für die Schutzfähigkeit und Patent-
würdigkeit dem Patentamt allein zustehen mufs, welches
dazu auch am besten geeignet ist. Nach dem Geist
der deutschen Patentgesetzgebung soll das Schutzrecht
nicht anders zustande kommen als nach gehöriger,
selbstverstandlich den Stand der Technik berück-
sichtigender Vorprüfung durch das Kaiserliche Patent-
amt. Weil nun aber die Voraussetzungen der §§ |
und 2 nach der Natur der in Betracht kommenden Ver-
hältnisse vor der Erteilung des Patents nur selten er-
schöpfend geprüft werden können, war in den Motiven
zum ersten Reichspatentgesetz von 1877 gesagt worden:
„Die Erteilung des Patents soll die nachträgliche An-
fechtung seiner Gültigkeit niemals ausschliefsen.“ Dabei
wurde noch ganz besonders betont, dafs es im öffent-
lichen Interesse geboten sei, diese Prüfung nachträglich
eintreten zu lassen ohne Rücksicht darauf, ob die
Fragen, welche den Gegenstand der nachträglichen
Prüfung bilden, bereits vor Erteilung des Patents in
derselben Art oder sogar von derselben Seite zur
amtlichen Erörterung gebracht worden seien. Sowohl
der Gesetzgeber von 1877 als auch der von 1891 hat
die im öffentlichen Interesse gebotene Nachprüfung den
ordentlichen Gerichten entzogen und dem Kaiserlichen
Patentamt mit dem Reichsgericht als Berufungsinstanz
zugewiesen. Der ordentliche Rechtsweg ist also aus-
geschlossen, wenn im Wege der Klage oder Wider-
klage die Feststellung der Nichtigkeit verlangt wird.
Das entspricht der öffentlich-rechtlichen Bedeutung der
Nichtigkeit, bei der es sich nicht einfach um einen
Streit inter partes, sondern darum handelt, ob die Er-
findung dem Patentinhaber zusteht oder als der All-
gemeinheit gehörig ins Freie fallen mufs.”)
Hier greift auch der neuerdings von Damme**) be-
sonders betonte Gesichtspunkt durch, dafs die Erteilung
von Patenten eine nationale Grundlage hat, dafs die
Person des einzelnen gegenüber der Gesamtheit der
nationalen Industrie zurücktreten mufs und dafs der
Patentschutz aus einer anderen Quelle fliefst als der
Schutz des Schriftstellers oder Künstlers.
Die Abweichung vom altbewährten Geist der
deutschen Patentgesetzgebung hat bisher schon so
unheilvolle Wirkungen gezeitigt, dafs die gröfste Vor-
sicht geboten erscheint, wenn es sich darum handeln
sollte, dem ungestümen Drängen der Modernen nach-
zugeben und das Interesse des Erfinders über dasjenige
der nationalen Industrie zu stellen. Ist ein Patent zu
Unrecht erteilt worden, so hat nicht nur der gerade
im Streit mit dem Patentinhaber befindliche einzelne,
sondern die Gesamtheit ein lebhaftes Interesse daran,
dafs die Nichtigkeit von dem dafür zuständigen Patent-
amt ausgesprochen, also der Gesamtheit das zuerkannt
wird, worauf sie mit Fug und Recht Anspruch erheben
darf. Vor jedem gesetzgeberischen Versuch, etwa den
ordentlichen Gerichten irgendwelche Entscheidung über
die Gültigkeit oder Ungültigkeit von Patenten zu
übertragen, insbesondere vor einer von Bolze
empfohlenen, früher von Rathenau verworfenen, neuer-
dings aber vertretenen***) Nichtigkeitsklage inter partes
kann gar nicht dringend genug gewarnt werden. Ab-
gesehen von der dem Ansehen der Rechtsprechung
*) Vergl. Kohler, Forschungen aus dem Patentrecht, 1888, S. 112.
**) a. a. O. S. 73.
***) Deutsche Juristen-Zeitung 1912, Sp. 745.
212 (No. 863}
drohenden Gefahr abweichender Entscheidungen des
Patentamts und der Gerichte wie der Gerichte unter-
einander würde damit der höchst unerfreuliche Zustand
heraufbeschworen werden, dafs die streitenden Parteien
sich vor der Entscheidung noch zum Schaden der
Allgemeinheit einigen und diese dann um so rücksichts-
loser ausgebeutet werden wird. Zudem miifste immer
wieder jeder einzelne von neuem auf Nichtigkeit klagen,
und eine Häufung der Prozesse liegt weder im Interesse
der nationalen Industrie noch der Gerichte. Sonstige
Interessen verdienen keinerlei Berücksichtigung, im
Gegenteil muls es die vornehmste Aufgabe der Gesetz-
gebung sein, der Industrie durch möglichsten Ausschlufs
übertlüssiger Prozesse diejenige Ruhe und Sicherheit
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Juni 1913]
zu geben, deren sie selbst zur gedeihlichen Weiter-
entwicklung und somit auch zur erwünschten Förderung
der nationalen Wohlfahrt dringend bedarf.
Die Industrie weifs längst, was sie an ihrem
Patentamt hat, und begreift allmählich auch, was ihr
von seiten der neuen Lehren im sogenannten Licht
moderner Rechtsideen droht. Jedem Versuch zur
Steigerung der Zahl von Zivilprozessen mufs die
nationale Industrie in ihrem ureigensten Interesse wie
in dem der nationalen Gewerbepolitik den schärfsten
Widerstand entgegensetzen. An ihr ist es, alle Kräfte
aufzubieten, dafs die Zuständigkeit des Patentamts
gegenüber den ordentlichen Gerichten nicht nur nicht
gemindert, sondern vielmehr gesteigert wird.
Neue Schraubenspannplatte für Gleise, Hochbau, Kranbau, Luft- und
Erdfahrzeuge, Maschinen, Geräte usw.
Von Oberingenieur J. Grimme, Bochum
(Mit 9 Abbildungen)
Lose gewordene Schrauben haben schon oft grofses
Unheil angerichtet. Aber nicht nur der völlige Verlust
der Schraubenmutter führt zu Unglücksfällen aller Art,
auch die nur gelockerten Muttern veranlassen häufig
frühzeitige Zerstörung der mit der Schraube zusammen-
gespannten Gegenstände, namentlich alle geschüttelten,
gerüttelten, gestolsenen und durch Hin- und Hlerbiegen
beanspruchten Teile leiden sehr, sobald die Mutter
gelockert ist und die Schraube die einzelnen Teile nicht
mehr fest zusammenhält.
Mit den bekannten zahlreichen sogen. Schrauben-
sicherungen wird fast immer nur das Festhalten der
Mutter auf dem Schraubenschafte angestrebt. Der
völlige Verlust der Schraube und das gänzliche Ausein-
anderfallen der zusammengeschraubten Teile ist damit
allerdings unmöglich gemacht, aber was nützt das,
wenn unter der gesicherten Mutter die Teile sich ge-
lockert haben und durch Schütteln und Reiben zerstört
werden.
Für. Eisenbahnen und Maschinen werden auch
Spreng- und Federringe benutzt, die durch immer-
spannendes Anliegen der Mutter so viel Reibung
erzeugen, dafs sich die Mutter nicht leicht lösen kann.
Dieses Ziel wird auch erreicht, aber die starken Er-
schütterungen oder Stöfsen ausgesetzten Konstruktions-
teile lockern sich dennoch, denn die Federringe und
Sprengringe sind viel zu schwach, um bei starken Er-
schütterungen das Lockerwerden der Einzeltcile zu
verhüten.
Nur durch ein nie auslassendes, immerwährendes,
festes Zusammenhalten der durch Schrauben verbun-
denen Teile läfst sich der erste Beginn des Verschleifses
im Keime ersticken. Das Zusammenfassen mufs so
kräftig erfolgen, als würden die Muttern fortdauernd
festschliefsend nachgezogen. Die gleiche Wirkung, wie
dieses nie auslassende Nachziehen, hat eine Feder von
einer Tragfähigkeit, die der zulässigen Belastung des
Schraubenschaftes nahekommt.
Solche Feder stellt die neue Schraubenspannplatte
dar. Dieselbe besteht gewöhnlich aus drei mit den
Enden verbundenen Dreiecksfedern, deren Kräfte ge-
meinsam zur Wirkung kommen.
Durch sachgemafse Konstruktion ist hier mit wenig
Material und mit geringem Gewicht eine dennoch
starkspannende Federplatte geschaften worden, die in
hohem Grade geeignet ist, alle durch Loslösung der
Schrauben herbeigeführten Uebelstande und Unglücks-
fälle sehr wirksam zu verhindern.
Längst schon haben die meisten Eisenbahnverwal-
tungen sich die Vorzüge dieser neuen Spannplatte zu
Nutzen gemacht, und der Hlauptzweck dieser Zeilen ist
der, auch die Bau- und Maschineningenieure, und
namentlich die Flugzeug- und Automobil-Ingenieure auf
die grofsen Vorzüge dieser Neuerung hinzuweisen.
Die Abbildung I stellt z. B. eine Spannplatte für
23 mm dicke Schrauben dar, und zwar in unge-
spanntem Zustande.
Abb. 2 dieselbe Platte in ihrer Lage unter der
Mutter, ungespannt.
Abb. 1. Abb. 2.
Abb. 3 dieselbe Platte in ihrer Lage unter der
Mutter, vollständig angespannt.
Abb. 4 dieselbe Platte in ihrer Lage unter der
Mutter halb gespannt.
In der Lage Abb.3 drückt die Spannplatte sowohl
gegen die Mutter, wie auch gegen die Unterlage mit
etwa 1500 kg, und zwar werden die durch die Schraube
gefalsten Teile immerfort mit dicser Kraft zusammen-
gehalten, denn die Spannplatte ist aus bestem Feder-
stahl so sorgfältig gehärtet, dafs sie im Laufe der Zeit
nur wenig von ihrer Spannkraft einbülst.
Abb. 7.
Die Kraft der Spannplatte wirkt erst dann etwas
geringer, wenn durch Zusammenritteln der durch die
Schraube gefafsten Teile, oder durch Schrumpfen des
gefafsten Holzes die Spannplatte eine Biegung annimmt,
wie Abb. 4 darstellt. Dann ist es Zeit nachzuspannen,
aber dieser Zeitpunkt tritt, Holzkonstruktionen ausge-
nommen, meistens erst nach Jahren ein. Ist grdfseres
Schrumpfen oder Zusammengehen der gefafsten Teile
zu erwarten, so müssen mehrere Spannplatten ange-
wendet werden, wie Abb. 5 zeigt. Bei Anwendung
von 4 Platten und einer angenommenen Schrumpfung
(1. Juni 1913}
von | mm biegt sich jede Platte nur !/ı mm, verliert
also nur sehr wenig von ihrer Spannkraft, während
eine einzelne Platte sich um I mm durchgebogen und
damit etwa die Hälfte ihrer Spannkraft verloren hätte.
Grölsere Spannplatten besitzen natürlich auch ein
gröfseres Federspiel.
Die richtige Anwendung der Spannplatten an
Maschinen und Geräten erfordert einige Ueberlegung.
Z. B. zeigt Abb. 7 die Skizze einer Presse. Die Säulen
a werden mit etwa 100 mm Ø angenommen. Das
Gewicht des oberen Pressekörpers betrage 10000 kg.
Die Spannplatten von je etwa 7000 kg Tragkraft
sollten nur bei 4 und d unter die Schraubenmuttern ge-
legt werden. Dann haben sie die Wirkung, dafs jede
Bewegung des Pressekörpers in den Säulen deshalb
ausgeschlossen ist, weil die Spannplatten alle Teile der
Presse beständig in ihre Endlage, d. h. in die Lage
drücken, in welche der Arbeitsdruck der Presse sie
hineinbringen würde. Es herrscht Ruhe in allen durch
die Spannplatten gesicherten Befestigungsteilen, und
die stetig nachspannende Wirkung der Spannplatten
läfst keine Bewegung und deshalb keine Reibung auf-
kommen. Bei c und e Spannplatten zu verwenden,
hätte keinen Zweck.
Grofse Spannplatten an schwereren Maschinen
kann man nicht so leicht so tragfähig und spann-
kräftig ausbilden, dafs sie der zulässigen Tragkraft der
Schraube gleichkommen. In solchen Fällen lassen sich
aber ohne weiteres mehrere Spannplatten so aufein-
ander legen, wie Abb. 6 zeigt. In dieser Anordnung
läfst sich jede gewünschte Spannkraft leicht erreichen.
Die Spannplatten für die 100 mm starken Säulen
einer Presse würden etwa folgende Mafse erhalten:
Aeufserer Durchmesser der Spannplatten = 195 mm,
Dicke der Spannplatten ; = 89 ,
Federspiel der Spannplatten = 6—7 ,
Spannkraft „ a 2. wee = 7000 kg,
Spannkraft von 4 Spannplatten bei
4 Säulen nach Abb. T. . . . . . = 28000 ,
Spannkraft von 4 nach Abb. 6 doppelt
verwendeten Spannplatten = 56000 „
Will man irgend einen Maschinenteil unverschieb-
bar, aber doch elastisch einspannen, so ist nur erfor-
derlich, die Spannplatten nicht völlig bis zur Strecklage
anzuziehen, sondern dieselben noch etwas hohl liegen
zu lassen. Diese Lage wird am leichtesten erreicht,
wenn man die Mutter erst völlig anzieht, und dieselbe
dann um eine viertel oder eine halbe Umdrehung
zuriickdreht.
Ganz besonders wichtige Schraubenmuttern, z. B.
die Befestigung von Dampfmaschinenkolben usw. können
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
INo. 863} 213
aufser der üblichen Mutternsicherung noch mit Spann-
platten versehen werden, die dann auch die kleinste
Lockerung ausschliefsen. Die hiermit beschriebene
Spannplatte unterscheidet sich wesentlich von der so-
genannten Belleyille-Platte. Letztere besteht aus einer
runden Platte mit rundem Loch. Die Platte wird in
die Forn eines flachen, mitunter etwas kugelförmigen
Trichters gebracht. Beim Plattdrücken dieses Trichters
findet ein Durchbiegen der ganzen Platte statt, aber es
werden auch gleichzeitig die inneren Teile gestaucht,
die äufseren gestreckt und stark gespannt, was zur
Folge hat, dafs die Platte in der Nähe der Strecklage
leicht in die entgegengesetzte Trichterform über-
springt.
Die neue Spannplatte hat dagegen in ihrer Streck-
lage die gröfste Wirkung und kehrt aus der geraden
Strecklage beim Nachlassen des Druckes stets wieder
in die ursprüngliche Form zurück. Für besondere
Zwecke werden auch quadratische, viereckige und
anders geformte Spannplatten nach denselben Grund-
sätzen angefertigt.
Abb. 8 zeigt die Anwendung der Spannplatten
zwischen 2 Muttern, die sich nicht lockern dürfen.
Die Zeichnung stellt den noch nicht angespannten
Zustand dar. Wenn die Muttern soweit zusammen-
gespannt sind, dafs die Spannplatten gestreckt gegen-
einander liegen, so ist eine Lockerung nicht möglich.
Abb. 8. Abb. 9.
Ganz besonders sei hier auf die neueste viereckige
Spannplatte nach Abb. 9 aufmerksam gemacht. Dieselbe
ist für die im Eisenbahnbetrieb hauptsächlich vor-
kommenden ”s * Schrauben bestimmt. Die Platte ist
70 mm lang, 56 mm breit, 4 mm dick und hat 1500 kg
Tragkraft, bei 3 mm Federung. Wenn diese Platte
auf den Klemmplatten von Weichen und Gleisen be-
nutzt wird, so hört das Wandern deıselben auf.
Die neue Spannplatte ist in Deutschland und
einigen anderen Ländern patentiert und wird von der
Gesellschaft für Stahlindustrie in Bochum und von der
Firma Hermann Heinrich Böker & Co. in Remscheid
verkauft.
Verschiedenes
Der geplante Rhein-Nordseekanal wurde im preufsischen
Abgeordnetenhause besprochen und gab in der Sitzung der
Budgetkommission am 1. Februar Staatsminister v. Breiten-
bach, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, auf eine Anfrage seinem
grofsen Interesse für eine Kanalverbindung von Wesel bis
zur Nordsee Ausdruck. Er habe über dieses Projekt die
in Frage kommenden Provinzialbehörden und Eisenbahn-
direktionen sowie das Oberbergamt zum Bericht aufgefordert
und er halte es bei dessen grofser Bedeutung ‘nicht für
unzweckmäfsig, wenn der Staat sein Interesse für die Vor-
ermittlungen praktisch betätigte. Noch eingehender äufserte
sich der Minister bei der Beratung des Etats der Bauver-
waltung am 10. Februar über diese Frage. Ueber die
Bedeutung einer Verbindung des Rheins mit der Emsmün-
dung könnten Zweifel kaum bestehen: es sei ein grofszügig
gedachter Plan, der aber einer sehr sorgfältigen Unter-
suchung nach der technischen, der wirtschaftlichen und der
finanziellen Seite bedarf.
„Es liegen zwei Projekte vor. Das eine von Hertzberg
und Tacks betrifft die Schaffung einer Verbindung von
Wesel nach der Ems; dieses Projekt sicht eine Wassertiefe
von 4!/. m vor. Das zweite geht weiter; es will eine
direkte Verbindung von Cöln aus mitten durch das Industrie-
revier hindurch nach der Emsmündung schaffen und soll
für Seeschiffe von den gröfsten Ausmafsen nutzbar sein.
Es ist ohne weiteres erkennbar, dafs dieses zweite Projekt
mit ungewöhnlichen Kosten und aufserordentlichen tech-
nischen Schwierigkeiten zu rechnen hat, die die Finanzierung
erschweren, sie vielleicht unmöglich machen, zumal ja von
der Erhebung von Schiffahrtsabgaben, wenn man davon
ausgeht, dafs dieser Kanal der heutigen Rheinmündung und
den dortigen Häfen Konkurrenz machen soll, kaum die
Rede sein kann. Ob dasselbe auch für das Hertzberg-
Tacks’sche Projekt zutrifft, will ich dahingestellt sein lassen.
Jedenfalls wird die Finanzierung dieses Projekts auch sehr
erhebliche Schwierigkeiten bereiten, denn die Abgaben-
bemessung wird immer nur eine sehr niedrige sein dürfen.
Dafs das Projekt Wesel-Ems, da ein solcher Kanal grofse
Moorflächen und auch Toneisenlager durchschneiden würde,
auch in landeskultureller Beziehung von grofser Bedeutung
sein würde, darüber kann kein Zweifel bestehen.“ Der
Minister sagte dann eine Mitwirkung der Staatsregierung
214 [No. 863]
bei der Aufstellung des Projekts zu und bemerkte schliefs-
lich: „Ich halte es aber für zweckmäfsig, uns von Anbeginn
zu begrenzen und zunächst die Untersuchung lediglich auf
das Projekt von Hertzberg-Tacks, von Wesel zur Ems-
mündung, und auf einen Binnenschiffahrtskanal von 4!/, m
zu beschränken, den ja dann auch die Rheinseedampfer, die
heute schon von Cöln nach Rotterdam fahren, benutzen
können. Darüber mufs man sich dann aber auch klar sein,
dafs, wenn man einem solchen Projekt näher tritt, man
sofort auch die Vertiefung des Rheins von Cöln bis Wesel
auf eine Tiefe von 4!/, m in Erwägung ziehen mufs. Das
ist eine Frage, die eine erhebliche wirtschaftliche und geld-
liche Bedeutung hat. Sie wollen aus meinen Erklärungen
entnehmen, dafs die Staatsregierung sich auch bei diesem
Projekt ihrer Verantwortung voll bewufst und bereit ist,
alles zu tun, um eine Klärung herbeizuführen.“
Wie hierzu die „Köln. Ztg.“ bemerkt, dürfte die Stellung-
nahme des Ministers in dieser Kanalfrage besonders im
westlichen Deutschland allgemeinster Zustimmung sicher
sein. Bei dieser Gelegenheit wird dann auch eingehend
die Frage der Leistungsfähigkeit der geplanten Wasser-
strafse in genannter Zeitung erörtert. Man werde sich
darüber klar werden müssen, welche Abmessungen man
dem Kanal zu geben hat. „Die neue Rheinmündung mufs
jedenfalls dem holländischen Rheinlauf bedeutend überlegen
sein, wenn sich die Ausführung rechtfertigen lassen soll.
Der Rhein-Seekanal mufs die seit einem Menschenalter
geforderte Rhein-Seeschiflahrt mit modernen Schiffsgefäfsen
ermöglichen, und dafür ist eine Wassertiefe von mindestens
6—7 m erforderlich. Auf einer solchen Wasserstrafse kann
der Kohlen- und Erzhandel 5.--6000 t-Schiffe benutzen, ohne
dafs die teuern Umladungen nötig wären. Mit einer Rhein-
vertiefung bis nach Cöln, von der der Minister sprach, wäre
ja wohl ein Ausweg gefunden. Aber eine Vertiefung des
Rheins über 4,5 m hinaus ist nach den im Auftrag des
Ministeriums der öffentlichen Arbeiten vom Baurat Jasmund
angestellten umfassenden Erhebungen als ausgeschlossen zu
betrachten. Wenn der Rhein-Seekanal durch eine bedeu-
tende Fahrtverkürzung und durch seine Gröfsenverhältnisse
aufserordentliche Ersparnisse vermittelt, dann wird wohl
auch die Schiffahrt gern einen Teil der Kosten als Abgabe
bezahlen. Und deshalb wäre sehr wohl die Erhebung einer
Schiffahrtsabgabe in die Rechnung einzusetzen. Wie man
sich davor hüten mufs, die Schwierigkeiten des ganzen
Planes zu unterschätzen, so sollte man auch nicht gleich
die Flinte ins Korn werfen und sich nicht auf einen Kanal
von ungenügender Tiefe festlegen, der vielleicht schon in
gar zu schneller Zeit den Verkehrsverhältnissen gar nicht
mehr gewachsen wäre und von vornherein ein brachliegen-
des Kapital bedeutete.“
An anderer Stelle macht die „Köln. Ztg.“ noch darauf
aufmerksam, dafs Belgien am 24. Januar d. J. den Bau
eines Grofsschiffahrtsweges Antwerpen-Lüttich beschlossen
hätte und damit hoffe, die Vorherrschaft der mit der Eisen-
bahn ankommenden Kohlen durch die englische Kohle zu
brechen. Von Lüttich nach dem Rhein ist nicht mehr weit,
und es entstände in Antwerpen ein deutscher Ausfuhrhafen
auf fremdem Boden. „Solchen Verhältnissen,“ so heifst es
weiter, „kann man nur mit einer grofsen Tat entrinnen,
indem wir den preufsischen Hafen Emden zu unserm Aus-
fuhrhafen machen, durch den Bau eines Rhein-Seekanals,
dessen Abmessung unsere Transportverhältnisse bedeutend
verbessern und dessen Lauf uns sozusagen eine neue Provinz
erschliefsen würde.“
(Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen.)
Roheisenerzeugung der Vereinigten Staaten von Amerika
im Jahre 1912. Wie die Nachrichten für Handel, Industrie
und Landwirtschaft nach The Iron Age berichten, hat die
Roheisenerzeugung der Vereinigten Staaten von Amerika
im Kalenderjahr 1912 eine gröfsere Höhe erreicht als in
jedem früheren Jahre. Die Produktion des bisherigen
Rekordjahrs 1910 wurde noch um rund 2450000 Tons
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
1. Juni 1913]
(zu 1016) kg überholt. Wenn man für das zweite Halbjahr
1912 zu den ziemlich genau feststehenden Mengen des mit
Anthrazit und Koks gewonnenen Roheisens eine schätzungs-
weise ermittelte Ausbeute an Hlolzkohleneisen von
190 000 Tons rechnet, so erhält man für die beiden Hälften
des Jahres 1912 und seiner drei Vorjahre folgende Summen:
1912 1911 1910 1909
Mengen in Tons
1. llälfte 14072274 11666996 14978738 11022 346
2. Hälfte 15680000 11982551 12324829 14773125
Jahr 29 752 274 23649547 27303567 25 195 471.
Hieraus ist ersichtlich, dafs die aufserordentliche Hohe
der Jahressumme für 1912 durch die starke Tätigkeit der
Hochöfen in der zweiten Jahreshälfte erreicht wurde,
während in den ersten sechs Monaten die Ausbeute hinter
der des ersten Halbjahrs 1910 und des letzten Halbjahrs
1909 zurückblieb. Die unverkauften oder unverarbeiteten
Vorräte von Roheisen nahmen in der letzten Hälfte des
Jahres 1912 andauernd ab. Die Stahlgewinnung erreichte
die Höhe von rund 30 Millionen Tons.
Am 1. Januar 1913 waren von den vorhandenen 420
mit Koks und Anthrazit feuernden Hochöfen der Vereinigten
Staaten 294 mit einer täglichen Leistungsfähigkeit von
90791 Tons im Betriebe. Die Ausbeute an Koks- und
Anthrazitroheisen betrug 1912 in 1000 Tons im Januar 2058,
Februar 2101, März 2405, April 2375, Mai 2513, Juni 2441,
Juli 2411, August 2512, September 2464, Oktober 2690,
November 2631, Dezember 2783.
Verein deutscher Ingenieure. In der Aprilsitzung des
Berliner Bezirksvereins deutscher Ingenieure wurde die
Frage der Fortbildungsschulen erörtert. Der erste Vor-
tragende, Dr. Kühne, Geheimer Regierungsrat im Landes-
gewerbeamt, verwies auf den immer schärferen Wettbewerb
zwischen den einzelnen Industrieländern, insbesondere auch
zwischen Deutschland, England und den Vereinigten Staaten,
welcher es notwendig macht, der Ausbildung der gewerb-
lichen Arbeiter erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken. Die
Hauptsache bildet eine gediegene Ausbildung in der Werk-
statt, als Ergänzung mufs eine theoretische Unterweisung
hinzukommen, wie sie die Fortbildungsschule vermittelt.
Diese bietet nieht mehr wie früher im wesentlichen eine
Wiederholung und Ergänzung des Volksschulwissens, son-
dern sie ist zur Berufsschule geworden und fördert als
solche zugleich die staatsbürgerliche und allgemeine Er-
ziehung. Die Fortbildungsschule wird eine selbständige
Schulform, die oberste allgemeine Bildungsgelegenheit für
die breite Masse der arbeitenden Bevölkerung. Der Erfolg
der Sache hängt wie stets im wesentlichen von der Tätig-
keit des Lehrers ab. Der geschichtlichen Entwicklung ent-
sprechend wird noch ein grofser Teil des Unterrichts von
Volksschullehrern im Nebenamt gegeben, die sich um die
Förderung der Fortbildungsschule grofse Verdienste erwor-
ben haben. Hierzu kommen mehr und mehr Männer der
Praxis, Ingenieure, Techniker, Handwerker. Von ihnen ist
zu fordern, dafs sie nicht nur ihr Fach verstehen, sondern
auch eine genügende allgemeine Bildung besitzen und mit
der Technik des Materials genügend vertraut sind. Für
Praktiker, die nebenamtlich den Zeichen- und Fachunterricht
erteilen, sind hierzu pädagogische Ausbildungskurse einge-
richtet. Praktiker, die hauptamtlich an der Fortbildungs-
schule Beschäftigung finden wollen, werden in dem env
jährigen Seminarkursus für Lehrer an gewerblichen Fort-
bildungsschulen ausgebildet, der vom 3. April d. J. an der
Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Charlottenburg ab-
gehalten wird. Die Ingenieure und sonstige Praktiker werden
nicht nur mit den Anforderungen, die der Unterricht 1n
ihrem Spezialfach erfordert, vertraut gemacht, sondern auch
mit der Unterrichtsmethodik der benachbarten Fachgebiete.
Sie werden ferner in die Geschäfts- und Bürgerkunde en-
geführt, sodafs sie möglichst vielseitig im Unterricht vce
wendet werden können. Es ist zu erwarten, dafs die Zahl
(1. Juni 1913)
der hauptamtlichen Ingenieure im Fortbildungsdienst steigt,
dafs das Vertrauen zur Fortbildungsschule in den Kreisen
der Praxis wächst und durch Zusammenwirken von Werk-
statt und Schule die Ausbildung des gewerblichen Nach-
wuchses wesentlich gefördert wird.
Alsdann sprach Justizrat Dr. Waldschmidt, Vor-
standsmitglied der Ludw. Loewe & Co. A.-G., über das
Thema: „Erfahrungen aus der Werkschule der Firma
Ludw. Loewe & Co. A.-G.“. Einleitend führte er aus, dafs
die Maschinenindustrie ihren Bedarf an Arbeitern selbst aus-
bilden müsse. Weder dürfe man sich in dieser Hinsicht
auf das Handwerk verlassen, das zu solcher Ausbildung
gar nicht im Stande sei, noch entspräche es der Bedeutung
und dem Ansehen der Industrie, nicht selbst für ihren
gewerblichen Nachwuchs zu sorgen. Dr. Waldschmidt
sprach sodann über die Erfahrungen, die die Firma Loewe
seit 12 Jahren mit der Ausbildung von Lehrlingen gemacht
habe, und empfahl insbesondere, wo die Gröfse der Firma
und demgemäfs die Zahl der Lehrlinge es irgend gestatte,
den obligatorischen Fortbildungsunterricht durch eine eigene
Werkschule zu ersetzen, da die Werkschule stets die beste
Fortbildungsschule sein werde. Daneben empfahl Redner,
für systematische praktische Ausbildung der Lehrlinge
während des ersten halben oder ganzen Jahres in einer
besonderen Lehrlingswerkstätte zu sorgen, wobei indes nur
wirklich produktive Arbeit herzustellen sei. Neben der
theoretischen und praktischen Ausbildung müsse durch
sozialpädagogische Einrichtungen auf Gesinnung und Cha-
rakter der Lehrlinge Einflufs gewonnen werden, damit sie
nicht widerwillig und nur des Verdienstes wegen, sondern
mit Lust und Liebe ihrem Berufe obliegen. Solche Ein-
richtungen seien z. B. die Bibliothek, die Sparkasse, Unter-
haltungsabende, Sonntagsausflüge, Ferienfahrten, gemein-
samer Sport, Prämien. Eine sehr schwierige Frage sei die
Beschaffung richtiger Lehrer. Berufslehrer hätten wohl den
Vorzug pädagogischer Erfahrung, aber selten genügend
praktische Kenntnisse. Fachleute hätten die letzteren, es
fehlten ihnen aber zumeist methodische Schulung und Kenntnis
des Seelenlebens jugendlicher Arbeiter. Hier biete sich
Ingenieuren, die so oft über Ueberfüllung ihres Berufes
klagten, eine neue Aufgabe.
Eine Aufgabe, an deren Lösung die Industrie ernstlich
arbeiten müsse, sei der Schutz der Arbeiter vor Mechani-
sierung. Eine möglichst gute Ausbildung, die den fähigeren
und strebsameren gestatte, Vorarbeiter, Meister, auch Be-
triebsleiter zu werden, sei der beste Schutz vor einer solchen
Mechanisierung, die bei geweckteren und strebsameren
Arbeitern notwendig zur Unzufriedenheit führen müsse.
Der Verein deutscher Eisenportlandzement-Werke, der
jetzt auf ein I2jähriges Bestehen zurückblickt, hielt am
1. März 1913 seine diesjährige Hauptversammlung in Düssel-
dorf unter dem Vorsitz von Hüttendirektor Jantzen- Wetzlar
ab. Aus dem Geschäftsbericht entnehmen wir, dafs die
7 Werke, die jetzt dem Verein angehören, jährlich etwa
220 000 000 kg Eisenportlandzement in den Handel bringen.
Ein Drittel der ganzen Erzeugung wurde auch im ver-
flossenen Jahr wieder von Behörden angefordert.
Im letzten Jahr sind die meisten deutschen Bundesstaaten
dem Beispiel Preufsens gefolgt und haben die Verwendung
des Eisenportlandzementes bei allen öffentlichen Bauten, bei
denen nur bisher Portlandzement zugelassen war, ausge-
sprochen.
Der Verein besitzt jetzt in Düsseldorf eine eigene mit
allen modernen Prüfungsmaschinen ausgestattete und unter
Leitung eines Zementfachmannes stehende Prüfungsanstalt,
die die Zemente der Vereinswerke und andere Zemeye all-
monatlich aus dem Handel aufkauft, auf ihr normengemäfses
Verhalten prüft und daneben auch gröfsere wissenschaftliche
und technische Untersuchungen auf dem Gebiete der hydrau-
lischen Bindemittel betreibt. Aus dem Bericht des Labora-
toriumsleiters über die Ergebnisse der Zementprüfungen im
letzten Jahre sei hervorgehoben, dafs die vorgeschriebenen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 863] 215
Festigkeitsanforderungen von den Eisenportlandzementen
zum Teil erheblich überschritten wurden. Besondere Be-
achtung wurde der Prüfung der Raumbeständigkeit der
Zemente geschenkt, da die steigende Anwendung des Eisen-
betonbaues in dieser Beziehung erhöhte Anforderungen an
die Zemente stellt. Geringe Treibrisse genügen schon, um
den Atmosphärilien Zugang zu den Eiseneinlagen zu ver-
schaffen und ein Rosten derselben zu bewirken. Dafs der
Eisenportlandzement in dieser Beziehung ein durchaus zu-
verlässiges Baumaterial darstellt, geht daraus hervor, dafs
alle Eisenportlandzemente die Normenprobe bestanden
und auch fast durchweg den beschleunigten Raumbeständig-
keitsproben genügten, während von den in derselben Zeit
geprüften Portlandzementen die Hälfte bei der Koch- und
Darrprobe Treiberscheinungen erkennen liefsen. Ebenso ge-
fährlich wie das Treiben ist aber auch ein zu starkes
Schwinden der Zemente bei Lufterhärtung. Nach den Unter-
suchungen von QO. Graf-Stuttgart (Zeitschrift des Vereins
deutscher Ingenieure 1912, 21. 12., Seite 2069), und den Er-
fahrungen von Professor Dr.-Ina. Mörch-Neustadt a. d. H.
(Protokoll vom Deutschen Ausschufs für Eisenbeton 1912,
29. 10., Seite 25) verhält sich auch in dieser Hinsicht der
Eisenportlandzement günstiger wie der Portlandzement. Das
Rosten der Eisen im Mörtel und Mauerwerk behandelt auch
Heft 22 der Berichte des Deutschen Ausschusses für Eisen-
beton. Der zu diesen Versuchen verwendete Eisenportland-
zement zeigte nicht nur höhere Festigkeiten bei der
Normenprüfung wie der Portlandzement, sondern über-
traf den letzteren auch bei vergleichenden Haftfestig-
keitsversuchen mit Eiseneinlagen im Mauerwerk. Der
Befund der Eiseneinlagen im Mörtel ergab dann, dafs sich
Portlandzement und Eisenportlandzement in Bezug auf das
Rosten nahezu gleich verhalten. Im Vorteil zu sein scheint
der Eisenportlandzement, wenn rostige Eisen in den aus
ihm bereiteten Mörtel eingelegt werden. Inzwischen ist
vom Deutschen Ausschufs für Eisenbeton die Ausführung
neuer Versuche beschlossen worden, die das Rosten von
Eiseneinlagen im Beton zum Gegenstand haben.
Von allgemeinerem Interesse sind auch Prüfungen ge-
wesen, die das Vereinslaboratorium mit verschiedenen
Zementen in Bezug auf ihre Wasserdichtigkeit anstellte.
Es zeigte sich dabei, dafs die meisten Wasserdichtigkeits-
mittel, die dem Mörtel beigemischt werden, z.B. Kaliseife,
Asphalt-Emulsion, Bitumen, die Festigkeiten der Mörtel un-
günstig beeinflussen und zwar um so stärker, je schneller
sie abdichtend wirken. Die Anwendung einer fetten
Mischung ist in allen Fällen vorzuziehen. In Bezug auf die
Zeit, die vergeht, bis die Mörtel dicht werden, verhalten
sich Portlandzement und Eisenportlandzement völlig gleich-
artig.
Die Frage, ob die Eisenportlandzemente den Einwir-
kungen der Salz-, Salinen-, Moorwässer gegenüber besser
widerstehen wie die Portlandzemente, die hier im allgemeinen
versagt haben, wird zurzeit durch gröfsere amtliche Ver-
suchsreihen, für die auch der Verein deutscher Eisenport-
landzementwerke erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt
hat, zu lösen versucht. Von den im Vereinslaboratorium
angestellten vergleichenden Versuchen im künstlichen Salinen-
wasser sind jetzt die 6 monatlichen Ergebnisse herausge-
kommen, die für den Eisenportlandzement recht günstig sind.
Sie sollen jedoch, um ein abschliefsendes Urteil zu ermög-
lichen, ebenso wie die Ergebnisse der Prüfungen des Moor-
ausschusses und des Meerwasserausschusses erst nach Fällig-
keit des nächsten Prüfungstermines bekannt gegeben werden.
Auch in dem Arbeitsplan des Ausschusses zur Unter-
suchung der Verwertbarkeit der Hochofenstückschlacke zu
Betonzwecken ist die Verwendung von Eisenportlandzement
und zwar zur Ausführung der Seewasserversuche vorgesehen.
Bei der Bereitung dieses Betons wird als Zuschlag nur
Stückenschlacke verschiedener Korngröfse, also kein natür-
liches Gesteinsmaterial, verarbeitet. Da nun auch das Binde-
mittel des Betons aus Hochofenschlacke hergestellt ist, so
216 ‘No. 863]
GLASERS ANNAJ EN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Juni 1913]
werden diese Versuche ein recht wertvolles Material zur
Lösung der Frage der restlosen Verwertung der Hochofen-
schlacke darstellen.
Der IX. Kongrefs für Heizung und Lüftung findet vom 25.
bis 28. Juni 1913 in Cöln a. Rh. statt. Gleichzeitig beabsich-
tigen der Verband Deutscher Zentralheizungs-Industrieller
und die Vereinigung behördlicher Ingenieure des Maschinen-
und Heizungswesens, im Anschlufs an den Kongrefs ihre
Mitgliederversammlung ebendaselbst abzuhalten.
Vorsitzender des geschäftsführenden Ausschusses ist
Geheimer Regierungsrat und Professor Dr.:\na. Konrad
Hartmann, Senatspräsident im Reichsversicherungsamt,
Berlin- Gainewald: Herbertstr. 10.
Ständige Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt, Reichsan-
stalt.‘) Der soeben in neuer Auflage erschienene Katalog
der Ständigen Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt, Reichs-
anstalt, Charlottenburg, Fraunhoferstrafse 11/12, gibt erfreu-
liche Kunde von der dauernden Fortentwicklung, die diese,
der Verwaltung des Reichsamts des Innern unterstehende,
dem Publikum unentgeltlich zur Besichtigung freistehende
Schausammlung nimmt. Dies wird schon rein äufserlich
dadurch gekennzeichnet, dafs das Verzeichnis der ausge-
stellten Gegenstände eine Vermehrung seines Umfanges von
30 Seiten erfahren hat. Um diese Neuerwerbungen unter-
zubringen, sind im Laufe des Jahres mehrfache Verschie-
bungen und Umstellungen sowie die Ausmerzung nicht mehr
auf der Höhe der Zeit stehender Gegenstände erforderlich
gewesen, sodafs sich die Ausstellung dem Besucher, der
nach längerer Pause wiederkehrt, in immer neuem Gewande
darstellt.
Als von besonderem Interesse erscheint auch eine von
dem „American Museum of Safety“ in New York zur Ver-
igang gestellte Sammlung von Photographien amerikanischer
Schutzvorrichtungen erwähnenswert, die interessante Ver-
gleiche mit den in Deutschland üblichen Einrichtungen er-
möglicht. Als eine praktische Neuerung der äufseren An-
ordnung des Katalogs ist das, dem nach sachlichen Gesichts-
punkten geordneten Verzeichnis der Ausstellungsgegenstände
angefügte alphabetische Verzeichnis der sämtlichen Aus-
steller zu bezeichnen, das die Orientierung sehr erleichtert.
Eine im letzten Jahre eingeführte Neuerung ist auch
die Veranstaltung von übersichtlichen Sonderausstellungen
für einzelne Spezialgebiete des Arbeiterschutzes. So sei
hier unter anderem gleich auf eine am 1. April 1913
eröffnete Ausstellung von Einrichtungen zur Verhütung
und Beseitigung der in Metallbrennen und Metallbeizereien
entstehenden giftigen Gase hingewiesen. In dieser Sonder-
ausstellung werden aufser Modellen, Zeichnungen usw. sieben
verschiedene Systeme der Gasabführung betriebsmäfsig vor-
geführt. Aufserdem kommen die verschiedenen in Metall-
brennen und Metallbeizereien gebrauchten Gegenstände, wie
Gefäfse, Umfüllvorrichtungen usw., ferner zweckmäfsige
Wandbekleidungen und Pufsbodenbelage und schliefslich auch
die Mafsnahmen, die im Falle einer eingetretenen Vergiftung
als erste Hilfsmittel in Frage kommen, zur Ausstellung.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zu Kaiserl. Regierungsräten und Mitgliedern
des Patentamts die ständigen Mitarbeiter im Patentamt
Dipl.-Ing. Gustav Stade und Dipl.: Jng. Hermann Bock sowie
der Dipl.-Ing. Ferdinand Voß und der Dipl.: Jna. Paul Reiniger;
zum Marine - Hafenbaumeister der Reg. - Baumeister
Heinrich Barelmann bei der Kaiserl. Werft in Wilhelmshaven;
zum Postbauinspektor der Reg.-Baumeister Scherler in
Görlitz.
*) Geöffnet an den Wochentagen (mit Ausnahme des Montags)
vormittags von 10—1 Uhr, Dienstags und Donnerstags auch abends
von 6—9 Uhr und I NEU Son NT en ERS DEREN BEE I nee eee von I—5 Uhr.
Militärbauverwaltung Württemberg.
Ernannt: zum Geh. Oberbaurat der Geh. Baurat
Glocker, Vortragender Rat im Kriegsminist.
Preufsen.
Einberufen: zur Beschäftigung im Staatseisenbahn-
dienste der Reg.-Baumeister des Eisenbahnbaufaches Johannes
Schütte bei der Eisenbahndirektion in Erfurt.
Bestätigt: infolge der von der Stadtverordneten-Ver-
sammlung in Düren getroffenen Wahl der Architekt Wilhelm
Dietzler als unbesoldeter Beigeordneter der Stadt Düren auf
fernere sechs Jahre.
Versetzt: der Baurat Kopplin von Tapiau an die Elb-
strombauverwaltung in Magdeburg, der Regierungs- und
Baurat Kratz, bisher in Köln, als Mitglied der Eisenbahn-
direktion nach Königsberg 1. Pr.;
die Reg.-Baumeister Schasler von Breslau als Vorstand
des Wasserbauamts in Tapiau, Eycke von Brieg nach Glogau
(im Geschäftsbereich der Oderstrombauverwaltung) sowie
Kiesow von Hannover nach Neukuhren, die Reg.-Baumeister
des Maschinenbaufaches Dr.: Jna. Schwarze, bisher in Berlin, als
Vorstand (auftrw.) des Eisenbahnwerkstättenamts nach
Guben, Köppe, bisher in Wiesbaden, zum Eisenbahn-Zentral-
amt mit Wohnsitz in Aachen, der Grofsherzogl. Hessische
Reg.-Baumeister des Maschinenbaufäches Buschbaum, bisher
in Witten, zum Eisenbahn-Zentralamt nach Berlin, die Reg.-
Baumeister des Eisenbahnbaufaches Gustav Meyer, bisher in
Emden, als Mitglied (auftrw.) der Eisenbahndirektion nach
Münster, Metzel, bisher in Dirschau, als Vorstand des Eisen-
bahn-Betriebsamts 2 nach Düsseldorf, Haack, bisher in Mainz,
als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahn-Betriebsamts I nach
Dirschau, Tschich, bisher in Cassel, als Vorstand (auftrw.)
des Eisenbahn-Betriebsamts nach Emden; Renfer, bisher in
Bromberg, zur Eisenbahndirektion nach Cassel, Lettau, bisher
in Stettin, in den Bezirk der Eisenbahndirektion nach Magde-
burg sowie der Reg.-Baumeister Schweichel, bisher beim
Oberpräsidium in Hannover, als Vorstand des Meliorations-
bauamts nach Merseburg.
Sachsen.
Versetzt: der Bauamtmann Uhlfelder vom Bauamt
Greiz als Vorstand zum Neubauamt Klingenberg.
Württemberg.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: der Eisen-
bahnbauinspektor Hermann Hartmann, Vorstand der Eisen-
bahnbausektion Tübingen; ihm ist aus diesem Anlafs der
Titel und Rang eines Baurats verliehen.
Baden.
Versetzt: der Eisenbahningenieur Rudolf Kraus in
Rastatt nach Karlsruhe.
Hessen.
Ernannt: zum Vorstand des Wasserbauamts Worms
mit dem Amtstitel Wasserbauinspektor der Wasserbau-
assessor Baurat Wilhelm Becker in Mainz.
Braunschweig.
Ernannt: zum etatmäfsigen aufserordentl. Professor an
der Techn. Hochschule in Braunschweig der tit. aufserordentl-
Professor Dr. Freundlich unter Uebertragung der etatmäfsıgen
Professur für physikalische Chemie, Elektrochemie und an-
organisch-chemische Technologie.
Elsafs-Lothringen.
Ernannt: zum Reg.-Baumeister in der Landesverwaltung
von Elsafs-Lothringen der Kgl. preufsische Reg.-Baumeister
Hans Arndt.
Gesto rben: Landesbaurat Geh. Baurat Julius Franck
in Hannover, Baurat Unger in Nordhausen, Geh. Oberbaurat
Paul Hartung, Vortragender Rat im Kriegsminist., Regierungs-
und Baurat Henkert, Vorstand des Eisenbahn-Werkstätten-
amts b in Frankfurt (Oder) und der Reg.-Baumeister des
Maschinenbaufaches Geibel in Aachen.
Verlag F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin — Druck von Gebrüder Grunert, ET Ta ~OCOSCSW
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Glasers Annalen für Gewerbe u. Bauwesen.
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Zum Vortrag des Regierungsbaumeisters Neubert im Ver
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Jahrgang 1913. Band72 Tafel 2.
Ausstellung Turin 1911 gezeigten Risenbahnwagen.
“ein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 16. April 1912.
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Ganze Reihe No. 864
Berlin, 15. Juni 1913
Band 72 Heft 12
ANNALEN FUR GEWERBE
SCHRIFTLEITUNG
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LINDENSTRASSE 80
ERSCHEINT AM 1.u.15.JEDEN MONATS
BEZUGSPREIS FUR DAS HALBJAHR:
DEUTSCHLAND ....-...-++++. .10 MARK
ÖSTERREICH- UNGARN .......10 MARK
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UND BAUWESEN
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KONIGL. BAURAT, PATENTANWALT
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ANZEIGENPREIS FÜR DIE DREIGE-
SPALTENE PETITZEILE ODER DEREN
RAUM 2.20. Henn 30 Pf.
AUF DER 1. UMSCHLAGSEITE ....60 Pf.
BE! WIEDERHOLUNGEN ERMASSIGUNG
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DIE ZEITSCHRIFT WIRD NACH VEREINBARUNG MIT DEM VEREIN DEUTSCHER MASCHINEN - INGENIEURE
SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MARZ 1881, FUR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts -Verzeichnis
Die auf der internationalen Industrie- und Gewerbeausstellung Seite
Turin i911 gezeigten Eisenbahnwagen. Vortrag, gehalten im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 16. April 1912 vom Re-
gierungsbaumeister Neubert, Berlin (Erweitert). (Mit Abb. u. 2 Tafeln)
(Fortsetzung). - . 2 2 > 2 2 2 «© © EE WS aa elt Re oes NE E
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure. Versammlung am 20. Mai
1913. Geschaftliche Mitteilungen. Vortrag des Regierungsbaumeisters
Dr.-Ing. B. Schwarze, Guben, über: „Mechanische Kohlenforderung im
Eisenbahndienst und die Frage einer Erhohung der Ausnutzung von
Bahnhofsanlagen* ee ae ee
Kurvenbewegliche Tenderlokomotive. Von J. Kempf, Oberingenieur,
Coln-Kalk. (Mit Abb). 2. 2 2 2... 2 1 we ei eh as 35
Hochspannungsanlagen von mehr als 100000 Volt in den Ver-
einigten Staaten von Amerika. Vortrag, gehalten im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. März 1913 vom Reyierungsbau-
meister E. Schwartzkopff, Berlin-Halensee. (Mit Abb.)
|
Seite
Ueber die Schiffsdieselmaschinen im Verkehr auf Binnenwasser-
strafsen und Häfen. Von Dipl.» Jng. F. Achilles, Mannheim. (Mit Abb.)
Die Unschädlichmachung von Äbgasen durch Gitterschornsteine
231)
(Dissipatoren). (Mit Abb.) . 2 2 2 0 1. Er we ee we 232
Verschiedenes . at erde aA sc, i ee a ee ee ee
Grundwasserabsenkungen bei Fundierungsarbeiten. — Der Stahlwerks-
verband auf der Internationalen Baufach-Ausstellung Leipzig. — Wirt-
schaft und Technik. — Die Eisenbahntunnels von New York City. —
Der Made-in-Canada-Zug.
Geschäftliche Nachrichten. Personal-Nachrichten 234
Anlagen: Tafel 2: „Die auf der internationalen Industrie- und Gewerbe-
Ausstellung Turin ıgıı gezeigteen Eisenbahnwagen“.
Titelblatt und Inhalts-Verzeichnis zum Band 72.
Titelblatt und Inhalts-Verzeichnis zum Literaturblatt.
Die auf der internationalen Industrie- und Gewerbeausstellung Turin ıgır
| gezeigten Eisenbahnwagen
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 16. April 1912
vom Regierungsbaumeister Neubert-Berlin.
(Erweitert)
(Hierzu Tafel 1 und 2 sowie 87 Abbildungen)
(Fortsetzung
Die Wagenbauanstalt Gebr. Credé & Co. in
Niederzwehren bei Cassel hat einen vierachsigen
D-Zugwagen 2./3. Klasse und der Düsseldorfer Eisen-
bahnbedarf einen solchen 1./2. Klasse ausgestellt.
Die Wagen haben (vergl. Abb. 55 bis 58)
eine Gesamtlänge von 19,775 bezw. 19,95 m,
einen Drehzapfenabstand von. 13,26 > 138. j
eine Kastenbreite von . 2,96 e 29 ,
Die Vorbaue besitzen, um ein bequemes Ein- und Aus-
steigen zu ermöglichen, nicht wie bisher üblich 2 Tritt-
stufen, sondern 3 Stufen mit gleicher Tritthöhe. Um
dies zu erreichen, mufsten die Vorbaue an den Stirn-
wänden in der ganzen Breite um 50 mm mehr eingezogen
werden. Zur Verhütung von Zugluft sind in den Seiten-
gängen zwischen den Abteilen der verschiedenen.
Klassen Pendeltüren eingebaut. Die Abteile sind durch
Schiebetüren nach dem Seitengang hin abgeschlossen.
Die Schlösser an den Schiebetüren sind doppelseitig
ausgebildet und zwar so, dafs die Türen auch im
geöffneten Zustand festgestellt werden. Hierdurch
wird verhindert, dafs bei schnellem Anfahren oder
Bremsen die Türen zuschlagen, wobei Verletzungen
der Reisenden vorkommen können. An den beiden
Enden der Wagen befinden sich Aborte mit Waschein-
richtung.
Die Neuerungen an den genannten wie an den
nachfolgend beschriebenen preufsischen Schlafwagen
sollen später besonders behandelt werden.
Am meisten Beachtung fand von den ausgestellten
deutschen Wagen ein von der Breslauer Aktien-
gesellschaft für Eisenbahnwagenbau — den
jetzigen Linke-Hofmann-Werken, Breslau — nach den
Angaben des Königlichen Eisenbahn-Zentralamts für
die preufsiche Staatseisenbahnverwaltung gebauter sechs-
achsiger Schlafwagen. Besonderen Anklang fand die
überaus zweckmäfsige neue Inneneinteilung.
Da die Abteile der früheren Schlafwagen sehr schmal
sind, sodafs das Aus- und Ankleiden mit Schwierig-
keiten verbunden und insbesondere auch die Be-
nutzung der Wascheinrichtung sehr unbequem ist, ging
man dazu über, die Schlafwagen länger als bisher zu
Nachdruck des
von Seite 182)
bauen. Die Hauptabmessungen des Wagens sind
folgende:
die Gesamtlänge . . . . . 21,42 m
der Drehzapfenabstand <- 50,
die Kastenbreite 2,81 „
Die einzelnen Abteile sind um 100 mm verbreitert worden
und sind ferner dadurch bequemer gemacht, dafs die
Trennungswände zwischen den zusammengehörigen
Halbabteilen, wie Abb. 59 zeigt, schräg angeordnet sind.
Die Wascheinrichtungen gleichen denen der Salonwagen
und sind wechselseitig so in die Ecken gelegt, dafs vor
den Waschgefäfsen, die aus den Eckschränkchen heraus-
geklappt werden, bedeutend mehr Raum vorhanden ist,
als bei der bisherigen Anordnung. Doppelte Flügel-
türen, die in den schrägen Trennungswänden liegen,
ermöglichen es, zwei Halbabteile zu einem Vollabteil
zu vereinigen (vergl. Abb. 60). Die Eingangstüren
zu den Abteilen sind nicht ‚wie bisher bei den Schlaf-
wagen als Schiebetüren, sondern als Drehtüren, die
nach dem Seitengang aufschlagen, ausgebildet.
In den Abteilen werden die Polstersitze, die
besonders gediegen ausgestattet sind, für die Her-
richtung der Schlaflager umgeklappt (vergl. Abb.61 u. 62).
Aus diesem Grunde ist auch die Unterseite matratzen-
artig gepolstert. Auch haben die Schlaflager, um die
Bequemlichkeit zu erhöhen, eine gröfsere Breite wie
früher erhalten und lassen sich aufserdem um 100 mm
von der Wand abrücken. Wird nur das untere Schlaf-
lager benutzt, so ist es nicht mehr erforderlich, die
Rückenlehne hochzuklappen, wodurch der Raum über
dem Bett (vergl. Abb. 62) frei bleibt. Zur Herrichtung
eines zweiten Bettes wird die Rückenlehne in die wage-
rechte Lage gedreht und seitlich durch Knaggen unter-
stützt (vergl. Abb. 63). Auf diese Unterlage werden
dann besondere Matratzen aufgelegt. Zum oberen Bett
gelangt man mittels einer Trittleiter.
Von sonstigen Teilen der Innenausstattung sind
noch die Rollvorhänge an den Aufsenfenstern und Tür-
fenstern zu erwähnen. Die Vorhänge bestehen aus
lichtundurchlässigem Stoff und verdecken die Fenster
so, dafs nachts beim Durchfahren von Bahnhöfen kein
Inhaltes verboten.
218 [No. 864] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [15. Juni 1913)
Reisenden an der Zwischen-
wand herabklappbare Schuh-
schnürbänkchen angebracht. Die
Stellhebel für die Warmwasser-
heizung sind durch die Klapp-
tischkonsole vor den Fenstern
hindurch geführt, so dafs die
Reisenden selbst die Heizung
einstellen können, ohne wie
früher jedesmal den Wärter
holen zu müssen. Besonderer
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| | Wert ist auf die Ausbildung und
i Anbringung der elektrischen Be-
leuchtungskörper gelegt. Aufser
a der Allgemeinbeleuchtung 1st in
“ihe jedem Abteil eine Lampe mit
&) il | Steckkontakt vorhanden, die aber
Zr —n = Re
DH A EWC am Fenster oder neben
y = V $ Spiegel befestigt werden kann.
e i i ad
| Zu Besondere Nachtlampen sin
nicht mehr vorhanden, vielmehr
ist in dem Rollvorhang an der
Licht in die Abteile fallen kann. Aus dem gleichen | Eingangstür ein ovaler Ausschnitt angebracht, der
Grunde besitzen auch die Fenster des Oberlicht-
Licht aus dem Seitengang in die Abteile fallen läfst,
aufbaues Rollvorhänge, die bequem von unten aus zu | wenn man den Vorhang ganz herabzieht. Der obere
bedienen sind. Ferner sind zur Bequemlichkeit der
Teil der Fensterscheibe hinter der ovalen Oeffnung
(15. Juni 1913] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 864] 219
Abb. 60—63.
Preufsisch-Hessische Staatseisenbabn. Sechsachsiger Schlafwagen.
Abb. 60. Abb. 61.
Zwei Abteile, die durch Oeffnen der Verbindungstiren
zu einem grofsen Abteil vereinigt sind. Abteil mit Polsterbank (Benutzung am Tage).
Abb. 62. Abb. 63.
e
Abteil mit hergerichtetem unteren Bett
(Benutzung in der Nacht). Abteil mit hergerichtetem oberen und unteren Bett.
220 [No. 864] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN (15. Juni 1913)
Abb. 64—67.
Preufsisch-Hessische Staatseisenbahn. Sechsachsiger Schlafwagen.
Abb. 64. Abb. 65.
Innenausstattung der Abteile (Benutzung in der Nacht). Seitengang. Rechts der Warmwasserbehalter.
(15. Juni 1913] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 864] 221
mit einer Rohrschlange versehener
Wasservorwärmer, von dem eine
Leitung nach dem elektrisch geheizten
Kocher im Wärterraum führt, ist über
dem Kessel angeordnet (Abb. 67).
Ar
ie
P
i
=
i
=|)
COE GR
A
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IN Me
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D-Zugwagen der Preufsisch-Hessischen Staatseisenbahn.
Hauptquertrager des Wagenkastens. Der Trager steht
nicht in unmittelbarer Verbindung mit dem Fufsboden.
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besteht aus undurchsichtigem Glas. Zieht man den Vor-
hang nicht ganz herab, so ist die Oeffnung verdeckt.
Aufser grofsen Gepäcknetzen sind im Abteil noch
Hut- und Kleiderhaken vorhanden. Die Innenausstattung
ist in den Abb. 64 bis 66 dargestellt.
Der an einem Wagenende liegende Wärterraum
enthält aufser den üblichen Einrichtungen, wie Schränke
und Zubehörteile, eine elektrische Kocheinrichtung zum
Kochen von Wasser für Kaffee, Thee u. dergl.
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J
N
K y
Te nn um
i Die Aborträume mit i Wascheinrichtung befinden Ausgleichpuffer für die vierachsigen D-Zugwagen der
sich wie bei allen preufsischen D-Zugwagen an den Preufsisch-Hessischen Staatseisenbahn.
Abb. 69.
tg 875 ——
FITE w JES
Bar f Ate A
-a T b
ze
Sechsachsiger Schlafwagen der Preufsisch-Hessischen Staatseisenbahn. — Vorbau mit drei Einsteigetritten und
geänderter Pufferausgleich-Vorrichtung.
beiden Wagenenden. Der Wagen ist mit Warmwasser- Von den Neuerungen an dem Schlafwagen und an
heizung ausgerüstet, deren Kessel im Seitengang neben den beiden vorher beschriebenen D-Zugwagen sind auch
dem Wärterraum steht. Er ist für Kohlenfeuerung ein- | noch die zu erwähnen, die darauf hinzielen, den Lauf
gerichtet und besitzt eine Wellblechfeuerbiichse. Ein der Wagen möglichst ruhig zu gestalten.
minced Google
222 (No. 864]
Abgesehen von den Drehgestellen amerikanischer
Bauart, über die weiter unten gesprochen werden wird,
liegen bei diesen Wagen die Hauptquertrager, an denen
die Drehpfannen befestigt sind, in der Mitte frei und
kommen mit dem Fufsboden nicht in Berührung. Diese
Träger sind aus Eisen gebaut und greifen — vergl.
Abb. 68 -- mit ihren Enden unter die tragenden Längs-
wände des Wagenkastens. Hierbei sei bemerkt, dafs
die preufsischen D-Zugwagen kein besonderes tragen-
des Untergestell aus Walzeisen haben, sondern dafs
die äufseren Kastenwände mit ihrem hölzernen Ober-
und Unterrahmen und den senkrechten Stielen, die
sämtlich durch eiserne Zugbänder verstrebt sind, ge-
wissermafsen wie Brückenträger wirken. Auch die
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Juni 1913]
äufsere Blechbekleidung wirkt tragend mit. Dadurch,
dafs die Stöfse vom Drehgestell durch die freiliegenden
Hauptquerträger zuerst von den tragenden Seitenwänden
aufgenommen werden, werden sie verteilt und kommen
im Innern des Wagens weniger zur Geltung, während
früher die Stöfse unmittelbar durch den Fufsboden
übertragen wurden.
Die schon erwähnte Anordnung von 3 Einsteige-
tritten und die hierdurch bedingte Verschmälerung der
Vorbaue hat zur Folge gehabt, dafs die Ausgleichpuffer,
die für den ruhigen Lauf erforderlich sind, bei den
Schlafwagen geändert werden mufsten — vergl. Abb.69 —.
In Abb. 70 sind sie für die übrigen preufsischen D-Zug-
wagen dargestellt. (Fortsetzung folgt.)
Verein Deutscher Maschinen -Ingenieure
Se. Majestät haben Allergnädigst geruht,
dem Herrn Oberbaudirektor und Ministerialdirektor Dr.. Jna. Wichert den Charakter als
Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat „Exzellenz“ zu verleihen
Versammlung am 20. Mai 1913
Vorsitzender: Herr Geheimer Regierungsrat Geitel
Schriftführer: Herr Geheimer Baurat Schlesinger
In Abwesenheit des HerrnVorsitzenden eröffnet Herr
Geheimrat Geitel die Versammlung und teilt mit, dafs
seitens der Norddeutschen Wagenbau-Vereinigung aus
Anlafs des 70. Geburtstages des Herrn Ministerial-
direktors Dr.-Ing. Wichert ein Betrag von 20000 M
als „Wichert-Stiftung“ gespendet worden ist. Herr
Ministerialdirektor Dr.- Jng. Wichert hat bestimmt, dafs
die Zinsen dieser Stiftung zu Stipendien für Söhne von
Mitgliedern des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure,
die an Technischen Hochschulen studieren wollen, zu
verwenden sind. Weitere Bestimmungen behält sich
der Herr Ministerialdirektor noch vor.
Alsdann erfolgt einstimmige Annahme des Antrages
des Vorstandes, aus Anlafs des Regierungsjubiläums
Seiner Majestät des Kaisers wolle der Verein einen Be-
trag von 1000 M an den Eisenbahn-Töchterhort über-
weisen. Vorstehender Betrag ist für das Christianen-
heim in Erfurt bestimmt.
Es erhält hierauf Herr Regierungsbaumeister Pr.:
Jna. B. Schwarze, Guben, das Wort zu seinem Vortrage:
Mechanische Kohlenförderung im Eisenbahndienst
und die Frage einer Erhöhung der Ausnutzung von
Bahnhofsanlagen.
Der mit zahlreichen Lichtbildern ausgestattete und
mit grofsem Beifall aufgenommene Vortrag sowie die
anschliefsende Erörterung wird später veröftentlicht.
Die Abstimmung hat die Aufnahme folgender Herren
als ordentliche Mitglieder ergeben: Max Rudolf Blaum,
Regierungsbaumeister a. D., Direktor der Atlas-Werke,
Bremen; Georg Wilhelm Häberlein, Dr. phil. et jur.,
Patentanwalt, Berlin-Grunewald; Paul Hecker, Re-
gierungsbaumeister, Mülheim (Ruhr).
Die Niederschrift der Versammlung vom 15. April
1913 ist genehmigt, da Einwendungen nicht erhoben sind.
Der Vorsitzende schliefst die Versammlung mit dem
Wunsche frohen Wiedersehens nach den Sommerferien.
Kurvenbewegliche Tenderlokomotive
Von J. Kempf, Oberingenieur, Cöln-Kalk
(Mit 3 Abbildungen)
Die Gleisanlagen innerhalb einer Hütte werden den
zuerst geringen Anforderungen entsprechend meist mit
enger Spurweite und dem Gelände folgend mit starken
Steigungen und kleinen Kurven verlegt.
Die Betriebsmittel waren diesen Verhältnissen an-
gepaist und genügten auch für längere Zeit den An-
forderungen, da bei Beschaffung der Lokomotiven den
voraussichtlich wachsenden Fördermengen bereits
Rechnung getragen wurde.
Beim Ausbau der Hütte werden die Transportver-
hältnisse mit wachsenden Entfernungen und längeren
Zügen jedoch immer schwieriger.
Ist die Lokomotive an der Grenze ihrer normalen
Leistungsfahigkeit angelangt, so wird diese meist auf
kürzere oder längere Zeit überlastet, was naturgemäls
zu häufigen und recht unliebsamen Störungen Veran-
lassung gibt.
Es sind dann nur zwei Wege möglich, die Transport-
verhältnisse zu verbessern, indem man entweder eine
neue Gleisanlage vorsieht, bei der starke Steigungen
und kleine Kurven vermieden werden, oder stärkere
Lokomotiven beschaftt.
Zu ersterem wird man sich schwer und auch nur
dann erst entschliefsen, wenn es mit den zur Verfügung
stehenden konstruktiven Mitteln nicht mehr gelingt,
den verlangten Leistungen durch geeignete Lokomotiven
Rechnung zu tragen.
Zur Entscheidung dieser Frage waren folgende
Betriebsbedingungen gegeben.
„Die Lokomotive sollte im Stande sein, 100 Tonnen
Bruttolast in längerer Steigung 1:50 und mehreren
gleichzeitigen Kurven von 13 m Halbmesser mit einer
Geschwindigkeit von 9 km in der Stunde zu befördern.
Die Spurweite betrug 785 mm, der Oberbau bestand
aus Schienen von 93 mm Höhe, 40 mm Kopfbreite,
80 mm Fufsbreite und 8 mm Stegstärke mit einem
Gewicht von etwa 16 kg für den laufenden Meter.
Die Schwellenentfernung von 600 mm gestattete
einen Achsdruck von 9200 kg, als Brennmaterial stand
Ruhrkohle mit etwa 7500 WE zur Verfügung.
Wegen einiger Unterführungen durfte die gröfste
Höhe der Lokomotive nicht mehr als 3300 und die
gröfste Breite nicht mchr als 2050 mm betragen.“
Die Hauptabmessungen wurden wie nachstehend
ermittelt. Nimmt man den Laufwiderstand des Zuges
bei einer Geschwindigkeit von 9 km in der Stunde
erfahrungsgemäfs zu 6 und den Kurvenwiderstand zu
8 kg für 1 Tonne Zuggewicht an, den Reibungswert
zwischen, Rad und Schiene zu ”s (0,166) und beträgt
der Steigungswiderstand bei 1:50 = 20 kg für die Tonne
Zuggewicht, so ist für die Lokomotive ein Reibungs
gewicht Z von:
(6 + 8 + 20) . (100 + 7) = 0,166 . 1000 . Z = ~ 26 Tonnen
erforderlich.
[15. Juni 1913]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 864] 223
Abb. 1.
Bei dem zulässigen Achsdruck von 9,2 Tonnen sind
somit 26:9,2 = œ 3 gekuppelte Achsen nötig.
Die zu befördernde Bruttolast erfordert eine Zug-
kraft von: (6-++ 8 + 20) . (100 + 26) = œ 4300 kg, ent-
sprechend einer Leistung von 145 effektiven Pferde-
stärken bei 9 km Geschwindigkeit in der Stunde.
Da 1 qm feuerberührte Heizflache bei den gegebenen
Verhältnissen etwa 3 PS leisten kann, so ist eine
Heizflache von 145:3 = œ 50 qm erforderlich.
Die Rostfläche wurde !/⁄ss der Heizfläche mit 0,9 qm
angenommen.
Nach Abb. 1 ergab sich eine Tenderlokomotive mit
drei gekuppelten Achsen und nachstehenden Haupt- .
abmessungen.
Spurweite . 2... 185 mm
Zylinderdurchmesser 320 „
Kolbenhub . II: a
Raddurchmesser . WO. 5
Achsenstand .... . ZEN), 5
Feuerberührte Heizfläche 50 qm
Wasserberührte Heizfläche . 2 a
Rostische. & 2 2.3. % 09 ;
Dampfüberdruck . — 13 at
Inhalt der Wasserkasten . 2 cbm
Inhalt der Kohlenkasten . (A a
Gewicht leer etwa . . . 21 000 kg
Gewicht halb gefüllt etwa 24 000 „
Gewicht ganz gefüllt etwa 25 700 ,
Leistung efektiv . s- .. . 145 PS
Gröfste dauernde Zugkrafi 4 300 kg
Entsprechende Zylinderfüllung . 70 pCt
Für die erforderliche Heizfläche von 50 qm mufste
bei den gegebenen Höhen- und Breitenabmessungen
der Kessel verhältnismäfsig lang ausgeführt werden,
was wiederum einen langen Achsenstand bedingte, um
überhängende Massen zu vermeiden und dadurch einen
ruhigen Gang der Lokomotive zu sichern.
Die verlangte Zugkraft von 4300 kg erforderte
Zylinderfüllungen von 70pCt. und einen Dampfverbrauch
von etwa 2200 kg für die Stunde oder 44 kg für 1 Stunde
und I qm feuerberührte Heizfläche.
Diese Werte sind hoch, jedoch bei dem zur Ver-
fügung stehenden Brennmaterial noch zu erreichen,
auch werden sie nur beim Durchfahren der Kurve
verlangt, während in der Steigung allein sich die
Leistung um etwa 20 pCt. ermäfsigt. Gröfsere Zylinder
und die sich hieraus ergebende kleinere Füllung und
Tenderlokomotive mit 3 beweg-
lichen und gekuppelten Achsen.
Abb. 2.
i Quai dnd radat verccbubbar |
Einstellung der Lokomotive in der Kurve bei 2 beweg-
lichen Vorderachsen und einer festen Hinterachse.
Abb. 3.
Einstellung der Lokomotive in der Kurve bei 3 beweglichen
Achsen.
geringere Beanspruchung des Kessels waren wegen der
gegebenen Breitenabmessungen der Lokomotive nicht
ausführbar.
Der Aufbau der Lokomotive und die Hauptab-
messungen waren bis auf die Kurvenbeweglichkeit
festgelegt, für diese konnte nach eingehender Prüfung
der vorhandenen konstruktiven Mittel zur Erzielung
einer guten Beweglichkeit nur die Bauart Klien-Lindner
in Frage kommen, welche bei geringsten Seitenaus-
schlägen noch eine genügende Standsicherheit gewähr-
leistete.
a Google
224 [No. 864]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Juni 1913]
Nach dem bekannten Roy’schen Verfahren wurde
zunächst nach Abb. 2 untersucht, ob es möglich sei, mit
zwei beweglichen Vorderachsen und einer festen Hinter-
achse auszukommen, eine Bauart, die bereits mehrfach
ausgeführt worden ist. Die Abbildung zeigt die Ein-
stellung der Lokomotive in der Kurve von 13 m Halb-
messer mit 10 mm Spurerweiterung. Hierbei ergab
sich für die beweglichen Achsen ein Ausschlag von
je 57 mm nach jeder Seite, der aber als nicht mehr
ausführbar bezeichnet werden mufs.
Wesentlich günstigere Verhältnisse ergeben sich,
wenn auch die Hinterachse beweglich angeordnet wird.
Aus Abb. 3 ist ersichtlich, dafs sich dann der
Ausschlag sämtlicher Achsen auf 30 mm ermäfsigte.
Die Endachsen laufen bei beiden Fahrrichtungen am
|
Aufsenstrang, die Mittelachse am Innenstrang der
Schienen an. Das gegenseitige Einstellen der Achsen
ist selbsttätig zwangläufig und geschieht ohne Anwen-
dung von besonderen Kräften allein durch die Schiene;
besondere Rückstellfedern sind daher nicht erforderlich.
Die Anordnung der Drehgestelle ist aus Abb. 1 zu
ersehen, die konstruktive Ausbildung dürfte bekannt sein.
Vorstehende Untersuchungen zeigten, dafs es in
diesem Falle noch möglich war, mit einer entsprechend
gebauten Lokomotive die überaus schweren Betriebs-
bedingungen zu erfüllen und dafs von einer Verlegung
der Gleise abgesehen werden konnte.
Wenn die Ausführung der Drehgestelle auch
verhältnismäfsig teuer ist, so stellt sie doch die einzig
mögliche konstruktive Lösung dar.
Hochspannungsanlagen von mehr als 100000 Volt ın den
Vereinigten Staaten von Amerika
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. März 1913 vom
Regierungsbaumeister E. Schwartzkopff, Berlin-Halensee
(Mit 44 Abbildungen)
Bei uns in Deutschland hat sich bisher noch wenig
Gelegenheit geboten, aufserhalb des Prüffeldes an aus-
geführten Kraftübertragungen Erfahrungen mit Ueber-
tragungsspannungen von mehr als 100000 Volt zu
sammeln, da bisher nur ein geringes Bedürfnis dafür
vorlag, mit Rücksicht auf Entfernung und Leistung eine
so gewaltige Spannungserhöhung vorzunehmen. In
Amerika hat man sich schon vor einer Reihe von
Jahren dazu entschliefsen müssen, bei dem sehr grofsen
Kraftbedarf, den die rapid anwachsenden Städte beson-
ders im Westen aufweisen, und den sehr grofsen Ent-
fernungen zwischen den Kraftwerken und den Verwen-
dungsgebieten Spannungen von 100000 Volt und mehr
anzuwenden, um eine möglichst wirtschaftliche Anlage zu
erzielen. Es werden zurzeit in den Vereinigten Staaten
allein bereits mehr als 2400 km Fernleitung mit einer
Spannung von mehr als 100000 Volt betrieben. Was
dies für ein gewaltiger Ausbau ist, kann man aus einem
Vergleich mit der einzigen Uebertragung von so hoher
Spannung sehen, die wir in Europa haben, der Anlage
der Lauchhammer A.-G., die eine Gesamtlänge von
60 km hat.
Die meisten dieser grofsen Uebertragungsanlagen
finden sich an den Abhängen der Rocky-Mountains und
des Sierra-Gebirges an der Pacifischen Küste. Doch
sind auch vereinzelt sehr bemerkenswerte Anlagen in
den Südstaaten und Canada, während mit der bisher
erreichten Höchstspannung von 140000 Volt eine An-
lage im Staate Michigan betrieben wird (Tabelle).
Besonders charakteristisch bei den Anlagen an der
Westküste ist die Gründlichkeit und Vollständigkeit,
mit denen all diese Anlagen zu grofsen zusammen-
hängenden Netzen zusammengeschlossen worden sind.
So versorgte, um ein Beispiel anzuführen, die Pacific,
Gas & Electric Co. im Jahre 1911 einen Flächenraum
von 110000 qkm und gab ungefähr Vierhundert Millionen
Kilowattstunden jährlich ab. |
Ich hatte Gelegenheit, auf einer mehrmonatlichen
Studienreise im Sommer und Herbst des vergangenen
Jahres durch die Ver. Staaten, die mich durch Colorado
und Montana bis Oregon und Californien führte, einen
sehr grofsen Teil dieser Hochspannungs-Kraftüber-
tragung eingehend zu besichtigen und möchte Ihnen
heute verschiedene dieser Anlagen im Lichtbilde vor-
führen.
Ich will zunächst auf einige Schwierigkeiten im Be-
triebe dieser Anlagen hinweisen, die weniger in der
Konstruktion der einzelnen Apparate liegen, da sich
diese selbst bei den höchsten Spannungen als durchaus
zuverlässig erwiesen haben, als vielmehr in der Not-
wendigkeit eines Schutzes gegen Blitzschläge und gegen
Verluste durch Corona-Ausstrahlungen.
Als Blitzschutz-Vorrichtungen werden, soweit solche
überhaupt vorgesehen sind, nur elektrolytische Blitz-
ableiter verwendet. Das Bild (Abb. 1) zeigt die Aus-
führung eines solchen Blitzableiters durch die General
Electric Co.; derselbe besteht in seinem hauptsäch-
lichsten Teil aus umgekehrten konischen Schalen aus
Aluminium, die ineinandergesteckt und von einander
isoliert sind. Die konischen Schalen werden zum Teil
mit einem Elektrolyt gefüllt,
welcher eine leitende Ver-
bindung zwischen den ein-
zelnen Zellen herstellt. Die
ganze Gruppe von Gefälsen
mit dem darin befindlichen
Elektrolyt ist in einen mit Oel
gefüllten Behälter hineinge-
stell. Der Elektrolyt bleibt,
da er spezifisch schwerer ist
als das Oel, zwischen den ein-
zelnen Tellern. Zwischen den
Gefäfsen und dem eisernen
Behältern ist ein Isolierrohr
angebracht, welches zugleich
eine Zirkulation des Oeles be-
wirkt. Das Oel vergröfsert die
Isolation zwischen den ein-
zelnen Tellern des Blitzab-
leiters, verhindert eine Ver-
dampfung des Elektrolyten und
ermöglicht infolge seiner
grofsen Wärmeaufnahmefähig-
keit eine ununterbrochene
Reihe von Entladungen für
eine längere Zeit, worin ein
besonderer Vorteil dieser Ab-
leiter bestehen soll. Als Elek-
trolyt benutzt die General
Electric Co. eine Lösung von
Ammonium-Tungstate. Tungsten, eines der schwersten
Elemente, mit einem spezifischen Gewicht von 19,1,
wird viel zur Fabrikation von Glühlampen benutzt,
wobei das Metall, ähnlich wie bei der Tantallampe, zu
einem dünnen Faden ausgezogen verwendet wird.
Ein gröfseres Anwendungsgebiet haben besonders das
Eisen-Tungstate, oder auch Wolframit genannt, und
das Calcium-Tungstate gefunden.
Die Westinghouse-Gesellschaft verwendet als Elek-
trolyt Ammonium-Borate in einer ähnlichen Zusammen-
setzung wie die General Electric Co. Ein Unterschied
in der Ausführung der Blitzableiter beider Gesellschaften
besteht in der Hauptsache nur in einer verschiedenen
Ausführung der Aluminiumzellen. Die Wirkungsweise
dieser Blitzableiter beruht auf folgendem:
Durch eine besondere chemische und elektro-
chemische Behandlung der einzelnen Aluminiumplatten
bei der Herstellung wird auf denselben eine dünne
Abb. 1.
Schnitt durch einen
Elektrolyt-Blitzableiter.
ER Google
(15. Juni 1913] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 864] 225
Ausgeführte Kraftübertragungen mit Spannungen
über 100000 Volt in den Vereinigten Staaten.
Oxydschicht gebildet, welche, sobald die Spannung |
zwischen 2 benachbarten Zellen unterhalb der soge-
nannten kritischen Spannung bleibt, einen sehr grofsen
Leitungswiderstand bezw. eine elektromotorische Gegen-
kraft aufweist, sodafs nur ein ganz geringer Strom
durch den Ableiter hindurchfliefsen kann. Sobald die |
Spannung jedoch die kritische erreicht, welche bei '
Wechselstrom nicht höher als 340 Volt pro Zelle liegt,
kann der Strom ungehindert hindurchfliefsen, da die
Zellen und der Elektrolyt dann nur noch einen sehr ge-
ringen inneren Widerstand aufweisen. Die Sicherheit und
die Starke der Entladung hängt also von diesem inneren |
Widerstand der Zellen ab; dieser hat einen solchen |
Wert, dafs bei einer doppelt so grofsen Spannung als
der normalen, also bei etwa 600 Volt pro Zelle, für
eine kurze Zeit Entladeströme bis 1000 Amp. durch
die Zellen hindurchgehen. Nach den bisherigen Er-
fahrungen übersteigt dieser Wert um ein Mehrfaches
die Stromstärke, die durch einen normalen Blitzschlag
nr damit verbundenen Entladungen hervorgerufen
wird.
Bei diesen Blitzableitern ist von wesentlicher Be-
deutung, dafs infolge der dünnen isolierenden Schicht
von Aluminium-Oxyd zwischen den Zellen und dem
Elektrolyten der ganze Blitzableiteraufbau als ein Kon-
densator von sehr grofser Kapazität wirkt, wodurch
zwar einerseits Hochfrequenz-Entladungen sehr leicht
abgeführt werden können, was aber andererseits zur
Folge hat, dafs der Blitzableiter nicht dauernd mit der
zu schützenden Leitung in Verbindung stehen kann, da
bei der normalen Periodenzahl von 50 der Ladestrom
von etwa 0,5 Amp. mit der Zeit den Elektrolyt über- |
mäfsig erhitzen würde. Es müssen daher überall
zwischen den Blitzableiter und die Leitungen Hörner-
funkenstrecken eingeschaltet werden (Abb. 2), die den
Blitzableiter von der Leitung trennen, die aber schon
bei kleinen Ueberspannungen ansprechen. Und in dem
Umstand, dafs die Blitzableiter von der Leitung getrennt
werden müssen, liegt wieder ein grofser Nachteil der-
selben. Die Oxydschicht auf den Zellen besteht aus
einer härteren, unlöslichen und einer weicheren Schicht
und diese weichere Schicht löst sich im Elektrolyt auf,
wenn die Zellen nicht unter Spannung stehen. Wenn
eine solche Zelle, die längere Zeit nicht mit der Lei-
tung verbunden gewesen ıst, wieder an Spannung ge-
legt wird, z.B. durch eine Entladung, so findet ein
recht beträchtliches Anwachsen des Stromes statt,
wodurch zwar die aufgelöste Oxydschicht in ihrer
ursprünglichen Form wieder hergestellt wird, wodurch
aber auch zum mindesten ein Auslösen der Automaten
und Oelschalter in den Stationen erfolgt. Aufserdem
kann in gefährlicher Weise die Temperatur der Zellen
hierbei noch soweit erhöht werden, dafs eine Explosion
des ganzen Blitzableiters erfolgen kann, ein Fall, der
nicht vereinzelt sich ereignet hat. Solange indessen
die Zellen nicht länger als einen Tag stromlos stehen,
kann die Formzersetzung und der damit verbundene
Einschaltstromstofs vernachlässigt werden. Es ist daher
erforderlich, die Zellen von Zeit zu Zeit aufzuladen, um
sie dauernd in ihrem ursprünglichen Zustand zu er-
halten. Zu diesem Zwecke ist in jeder Phase ein Horn
der vorher erwähnten Hörnerfunkenstrecke drehbar
angeordnet und vermittels einer isolierten Antriebs-
vorrichtung können die Hörner einander soweit ge-
nähert werden, dafs ein Ueberspringen der Funken
möglich ist. Dieses Laden der Blitzableiter erfolgt alle
24 Stunden, wobei man für die Dauer von einigen
Sekunden die Zellen an Spannung legt. 7
Die Blitzableiter erfordern eine aufmerksame Be-
dienung, aber trotzdem lafst es sich nicht vermeiden,
dafs sie oft ohne sichtbaren Grund in ihrer Wirkung
versagen oder sich infolge schlechten Zustandes der
Oxydschicht übermäfsig erhitzen. Ein anderer Nach-
teil derselben ist, dafs beim Laden Spannungen von
höherer Frequenz auftreten, die wieder bei anderen
Apparaten Schaden anrichten, sodafs trotz des guten
a =lo. X Leitun ei m2 5 5 5 8 Installierte
s Jee |S] 866 | Spam gen e | P28) 99] aiee | 5
Eigentümerin Lage z be a eee S bo 2 & | weite m = 5 | re ee oes ee E E E s BENS oe Leistung ne £ =
der Hochspannungs- |? «| 2 335 fol 325 | — Siegl Sev vel es Ys | 2 * 5 Ink bei Se
der Anlage ojl bBe- | 2) S32 | 2 |=-|8 S8=-; Material | 5% AST] Bo lese | zs s vo
übertragung sA el se s = | 3 3/4 [5 9! Ag Cal 72 E S | 352 [mag des vollem | m 5
is S N A A A 2 £ = 3 } £ Hm? “et as < 5 $ Betriebes | Ausbau
Central- Colorado: | | Kupfer | | hori-
Colorado Glenwood Springs- | 250 | 100 000 | 60 A 230 | 900] 3 | 7 | mit Wo” 126] 4tcilig 3300 zontal | 20 000 | 20 000 | 1909
Power Co. Denver Hantseele : | I Turm
ee © Californien: | l a on DE eee oe ee hori en ae
; West
„reat Western | Big Bend-Oakland |265|100000|60| A |230; 850| 6, 7| Kupfer | 3/3”, 71| Steilig | 3100 | zontal | 72 000! 110 000 | 1909
Power Co. (San Francisco) | 2 Türme
Be Montana: Kupfer o =
Buche Rainbow Falls 3240| 102000|60| A |ıs5! 950] 6) 6| mit 17/6”, 100] Gteilig | 3100 | zontal | 36 000 | 130 000] 1910
Power Co. (Missouri)- fe
Anaconda und Butte Hanfseele 2 Türme
Sierra- Californien: Kupfer hori- |
San Francisco Stanislausflufs- 220 | 104 000 | 60 Y 250 | 500| 3| 6 mit Te; 100) Steilig 2450 zontal | 34 000 | 90 000 | 1910
Power Co. San Francisco Hanfseele | 11 Turm
Mississippi Illinois: a : vertikal
Keokuk (Mississippi)- | 225 | 110 000 | 25 Y 250 1000| 6|19| Kupfer | 7.” 390] Tteilig 3100 150 000 | 300 000 | 1913
Power Co. SE Louis a 1 Turm
Ontario Hydro-| Ontario (Canad | Al tikal
electric Power | i; rio (Canada) 1145] 110000]25| Y |170, — | 6 mm log”: 160| teilig | 2450 |" | 78.000 | 175 000] 1910
Commission lagara- Toronto nium 1 Turm
Ka Sebi Michigan: | 5300 Deri
: ä reiec
mabe | Au Sable-Flint und |380| 140 00|60| A |150| — | 3| 7| Kupfer 3/9”) Ti | 10teilig | SCONE 10000! 30 000| 1912
Electric Co. | | 3650 | 1 Turm
Owosso i senkrecht
Californien: | f Alumi- | wid zur
Sorthern Sierra Bishop Creek- | nium lg E. wen it noch | vertikal
Power Co. San Bernhardino en 22.000,09 A eee = aire mit Stahl- | Ha ADN Stellig 60000 Volt I Turm = | 5 neat
(Los Angeles) | seele betrieben
= neee — si ur; er ne | a See m a us ———— |- ——— | —_— ll — — — — + — — = es
da see Californien: Yy | hori-
n a ©! Big Creek- |450 |150 000 | 50 | Kraftwerk [215 — |6 7) Stahl | 1“ | 500| 9teiig | 4900 | zontal | — 120000] 1913
ower D. == | RO !
Los Angeles N i 54 | Aluminium i 2 Türme i
226 [No. 864] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [15. Juni 1913]
Schutzes, den sie im allgemeinen den mit ihnen ver- | wobeı sich herausgestellt hat, dafs trotz wiederholten
bundenen Anlagen gewähren, die Ansichten über ihren Einschlagens von Blitzen in die Fernleitung kein
wirklichen Vorteil sehr geteilt sind. Es geht dies soweit, | Schaden irgend welcher Art verursacht wird. Es sind
von dieser Gesellschaft ein-
Abb. 2. gehende Versuche über den
Wirkungsbereich solcher
Blitzableiter angestellt
worden, wobei sich ergeben
hat, dafs dieselben von ihrem
Aufstellungsort an nur eine
Leitungslange von etwa
Abb. 3.
BD;
a)
ie
— SE Se rer mm ep ere TF « ED -ay
Hängeisolator für
Im Freien aufgestellte Aluminium-Blitzableiter-Anlage. 140 000 Volt.
Abb. 4.
>) LEHMAN
By: RBSBRV OF
A
uLrnunm
SPRINGS
WILLIAMS FORK
RESBAV GIR
Lageplan der Central Colorado Power Co.
dafs die Pacific Light and Power Co. sämtliche Blitz- 15km zu schützen vermögen. Sobald der Blitz in einer
ableiter aus ihren Anlagen wieder entfernt hat und ihre | weiteren Entfernung die Leitung trifft, ‚so vere
Fernleitungen überhaupt ohne jeden Blitzschutz betreibt, | sich entweder auf der Leitung, ohne weiteren Schade
(15. Juni 1913]
anzurichten oder die Blitzableiter zum Ansprechen zu
bringen, oder sucht sich durch Zertrümmern der Hänge-
isolatoren seinen Weg zur Erde. Und gerade hierbei
haben sich die vielgliedrigen Hängeisolatoren (Abb. 3)
besonders vorteilhaft bewährt, da dieselben infolge
ihrer Bauart eine ungleichmäfsige Verteilung der
Spannung über die einzelnen Teller hervorrufen, die
nach den Aufsengliedern hin zunimmt, sodafs bei Be-
schädigungen der Isolatoren durch den Blitz nur die
untersten und obersten Teller zerstört werden, und ein
entstandener Defekt verhältnismäfsig schnell aufzufinden
und leicht auszubessern ist. In den meisten Fällen
Jedoch ist die Isolation durch die Hängeisolatoren mit
Rücksicht auf die grofsen Betriebsspannungen eine
solche, dafs sie auch für einen einschlagenden Blitz
Abb. 5.
INNE.
a M
Anm A
m
IL
Normaler Leitungsmast der 100 000 Volt-Leitung.
ausreicht, und es hat sich gezeigt, dafs in den meisten
Fällen die Blitze sich in der Leitung verlaufen und,
ohne irgend welchen Schaden anzurichten, 7 ver-
schwinden.
Zu immer erneuter Steigerung der Uebertragungs-
Spannungen war man ursprünglich gekommen, um durch
Herabsetzung der Stromstärken möglichst geringe Ab-
messungen der Kupferleitungen zu erzielen. Bei den
aufserordentlich hohen Uebertragungsspannungen hängt
jedoch der Durchmesser der Leitung nicht mehr von
den Stromstärken ab, vielmehr sind der entscheidende
Faktor, welcher die Anlagen einer hohen Spannungs-
übertragung bestimmt, die Corona-Erscheinungen und
die durch sie hervorgerufenen Verluste. Die nach-
teiligen und zum Teil auch gefährlichen Wirkungen,
die das Auftreten der Corona mit sich bringt, sind hin-
reichend bekannt, sodafs ich auf dieselben nicht weiter
einzugehen brauche.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 864] 227
Bei einer Unterstation der Great Falls-Kraftüber-
tragung in Butte, Montana z. B. ist die Corona-Bildung
die deutliche Veranlassung für das Verschwinden der
Glasur auf den Porzellanisolatoren und für Anfressungen
des Mauerwerkes in den Kammern der Hochspannungs-
apparate gewesen. Auch hat bei dieser Anlage, auf
die ich später noch einmal zurückkommen werde, bei
Regenwetter eine sehr merkliche Zunahme der Leitungs-
verluste stattgefunden.
Das Auftreten der Corona vergröfsert die Leitungs-
verluste zunächst nur langsam, sobald jedoch die Ueber-
tragungsspannung die kritische Spannung übersteigt,
wachsen die Verluste in ganz bedeutendem Mafse.
Die kritische Spannung selbst schwankt je nach der
örtlichen Lage und den klimatischen Verhältnissen
Abb. 6.
Abspannmast.
innerhalb sehr weiter Grenzen, die auf den hohen
Gebirgspässen in Colorado etwa bei 100000 Volt liegt,
in einzelnen Teilen von Californien etwa bei 200 000 Volt
liegen dürfte. Die Corona tritt besonders an scharfen
Kanten und Windungen der Leitungen auf, in erheb-
lichem Mafse auch an den blattförmigen Trennschaltern
der im Freien aufgestellten Transformatorenstationen,
weshalb die Trennschalter bei der 110000 Volt-Anlage
auf der Canadischen Seite der Niagara-Fälle röhren-
förmig ausgebildet sind.
Bei einer immer weitergehenden Verkleinerung der
Querschnitte würde sich noch der Vorteil ergeben, dafs
noch weniger Rücksicht auf die durch den Wind her-
vorgerufenen Durchbiegungen der Leitungen und die
damit verbundenen Störungen zu nehmen wäre. Doch
kommt dies nicht zu sehr in Frage gegenüber der
rapiden Steigerung der Coronaverluste unterhalb eines
bestimmten Querschnittes. Dies ist auch schliefslich
228 [No. 864] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN (15. Juni 1913]
ausschlaggebend gewesen für die Wahl von Aluminium- wieder die schwersten Gewitterentladungen stattfinden,
leitern. Gerade bei grofsen Anlagen und je gröfser die auf dem ganzen Kontinent beobachtet worden sind.
die zu übertragende Energie ist, kommen die technisch Die Hauptleitung überträgt von dem Kraftwerk bei
sparsamen Vorteile des Aluminiums zur Geltung. Der Glenwood Springs nach den Unterstationen in Leadville,
einzige Punkt, der noch nicht ganz geklart ist, ist die Dillon und Denver 20000 PS; in der Unterstation in
Frage, von welchem Leiterquerschnitt ab das Aluminium Denver wird noch durch eine zweite Leitung eine
dem Kupfer überlegen wird. Die gegenwärtigen Aüs- Leistung von 25000 PS zugeführt, die in einem Wasser-
führungen in Amerika gehen herunter bis auf einen Quer- kraftwerk 45 km nördlich bei Boulder gewonnen wird.
schnitt von Y/ıo°‘, also ein Durchmesser von 9 mm, wo- Auf die Kraftwerke selbst will ich hier nicht weiter ein-
bei eine Stromstärke von 100 Amp. zugelassen wird. gehen. Ich möchte nur auf einige ungewöhnliche
Irgend welche Nachteile haben sich hierbei durch das Leitungsausrüstungen und Abweichungen von der
Ersetzen des Kupfers durch Aluminium nicht ergeben, normalen Ausführungsform hinweisen, welche die Gesell-
und es spricht sehr zu Gunsten des Aluminiums, dafs schaft auf Grund mehrjähriger Betriebserfahrungen in-
man hierbei leicht einen bedeutend gröfseren Leiter- folge der schwierigen Betriebsverhältnisse eingeführt hat.
Abb. 7. ` Abb. 8.
faite
Abspannmast mit Verdrillung der Leitungen. | Aufhängung der 100 000 Volt-Leitung in einem Canon.
durchmesser anwenden kann, um die Ausstrahlungs- | Der tiefste Punkt der Fernleitung liegt auf einer
verluste niedrig zu halten, ohne dafs zu schwere Meereshöhe von 1600 m, während auf den Pafsüber-
Isolatoren und Stützmaste Anwendung finden mülsten. gängen Erhöhungen bis zu 4500 m erreicht werden.
Infolge des sehr verminderten Luftdruckes liegt die
Central Colorado Power Co., Colorado. Coronagrenze sehr nahe bei 100000 Volt, sodafs diese
Ich möchte Ihnen zunächst einige Bilder einer Kraft- Leitung in gröfserer Nähe der kritischen Spannung
übertragungsanlage zeigen, die unter den ungünstigsten arbeitet als andere Leitungen, die eine weit höhere
klimatischen Verhältnissen betrieben wird. Es ist dies | Spannung besitzen. Noch ein anderer Umstand dient
die Anlage der Central Colorado Power Co. (Abb. 4), dazu, die kritische Spannung herabzusetzen, dafs näm-
die von dem Shoshone-Kraftwerk die Stadt Denver auf | lich die Leitung über eines der gröfsten Pechblenden-
eine Entfernung von 250 km mit Strom versorgt. Die lager hinweggeführt wird, wobei durch die Radio-
Fernleitung, die mit 100 000 Volt betrieben wird, über- aktivität des Urans und Radiums die Leitfähigkeit der
schreitet 3 mal die kontinentale Wasserscheide und er- | Luft beeinflufst wird.
reicht hierbei eine gréiste Höhe von über 4000 m auf | Die Leitung besteht aus 7 Kupferlitzen mit einer
dem Argentine-Pafs, auf dem Windgeschwindigkeiten Hanfseele, die in horizontaler Ebene in einem Abstand
bis zu 75 m/Sek. und Temperaturen von — 50° fest- | von 3300 mm angeordnet sind und mit 4 teiligen Hänge-
gestellt worden sind, und wo der Schnee bis zu einer isolatoren von 10“ Durchmesser, die mit einer Prüf-
Tiefe von 10 m den Pafs bis tief in das Jahr hinein | spannung von je 90000 Volt geprüft sind, an den Quer-
ungangbar macht, während in den Sommermonaten masten befestigt sind. Neuerdings werden dfe Leitungen
(15. Juni 1913]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
statt an 4 an 5 Isolatorscheiben aufgehängt, auch wird
der Abstand zwischen den Scheiben untereinander ver-
gröfsert.
Die eisernen Türme (Abb. 5 u. 6), die aus Profil-
eisen zusammengesetzt sind, haben eine Höhe von 13 m,
sie stehen durchschnittlich in einem Abstand von 230 m.
Die gröfste Spannweite in der Anlage beträgt 900 m.
Als Blitzschutz waren ursprünglich an den Quer-
armen in der Mitte zwischen je 2 Leitungen Erdleitungen
aus Siemens-Martin-Stahl von 1⁄4“ Durchmesser ange-
bracht (Abb. 7). Diese haben jedoch zu sehr zahlreichen
gröfseren Störungen Veranlassung gegeben, weil infolge
der eigenartigen Wirbelwinde, die auf den Pafshöhen
Abb. 9.
Streckenschalter in der 100 000 Volt-Leitung.
herrschen, die Hauptleitungen soweit aus ihrer
horizontalen Richtung herausgeblasen wurden und
so herumgeschwenkt wurden, dafs sie auf den Erd-
leitungen liegen blieben. Auf diese Ursachen und
nicht unmittelbar auf Blitzschläge selbst wurden
auch die meisten Störungen zurückgeführt, die in
den ersten Jahren häufig während der Gewitter
auftraten, und es wurden daher die Erdleitungen,
da sie mehr Störungen verursachten als verhin-
derten, auf der ganzen Strecke wieder entfernt.
Nur an einigen kürzeren Teilen, an denen ein Blitz-
schutz ganz besonders erforderlich schien, wurde
statt der 2 Erddrähte nur noch einer, und etwa | m
oberhalb seiner ursprünglichen Lage angebracht.
Die Fernleitung zeigt einige ganz interessante Einzel-
heiten. Beim Eintritt in einen tiefen, nur 350 m breiten
Canon (Abb. 8) sind die Hängeisolatoren, die die Leitung
tragen, an einem Stahlseile aufgehängt, welches auf |
beiden Seiten unmittelbar in den Felswänden des Canons
verankert ist. An verschiedenen anderen Stellen sind
|
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[Nox 864]... 2
bei schärferen Krümmungen der Leitungen die Hänge-
isolatoren an Tragseilen aufgehängt, die mit einem
Ende in der Felswand, mit dem anderen an einem
Leitungsturm befestigt sind.
Abb. 10.
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1250 KVA Einphasen-Transformatoren in Unterwerk Denver.
Es hat sich als sehr zweckmäfsig herausgestellt,
bei dem Suchen von Störungen die Leitung in ein-
zelnen Strecken unterteilen zu können. Es sind des-
halb in Abständen von 5—8 km je nach der Be-
schaffenheit des Geländes normale Zugisolatoren in die
Leitung eingebaut, wie das nächste Bild zeigt, die durch
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230 [No. 864]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Juni 1913)
einen Messerschalter von etwa 11⁄4 m Länge überbrückt
werden können (Abb. 9). Im normalen Betrieb be-
findet sich der Schalter in der oberen Stellung, in der
er durch eine Feder festgehalten wird. Soll irgend |
Abb. 11.
kai
Ne
Sammelschienen und Schalterhäuschen des Unterwerkes
in Denver.
ein Streckenabschnitt untersucht werden, so werden an
beiden Enden desselben die Schalter geöffnet durch
hölzerne Schaltstangen, die sich an jedem solcher
Schalttürme befinden. Durch eine Leitung, die sich in
- sicherer Entfernung von dem Handgriff der Stange be-
findet, ist diese dauernd mit dem Turm verbunden und
sicher geerdet.
Von den verschiedenen Unterstationen ist die in
Denver die gröfste (Abb. 10). Die folgenden Bilder
zeigen noch einige Aufnahmen dieser Transformatoren-
station. Die 2 vorher erwähnten Leitungen vom
Shoshone-Krattwerk und Boulder sind hier zusammen-
geführt. Die Spannung wird auf 13500 Volt herab-
gesetzt. Diese Station ist deshalb von einigem Interesse,
weil sie ein typisches Beispiel dafür gibt, wie die Hoch-
spannungs-Sammelschienen und Trennschalter aufserhalb
des Schalthauses angebracht werden und ferner deshalb,
weil für die Transformatoren, Hochspannungsschalter
und Blitzableiter völlig voneinander getrennte Gebäude
errichtet sind. Jede von den beiden angeführten Hoch-
spannungsleitungen hat ihr eigenes Schalterhaus, in dem
die Oelschalter stehen. In einem besonderen Gebäude
ist ein dritter Oelschalter untergebracht, mit dem die
beiden ankommenden Leitungen miteinander verbunden
werden können. Das Bild zeigt die Schalthäuschen,
das Transformatorenhaus, Kühlwasserbehälter und Rück-
kühlanlage, sowie die Hochspannungssammelschienen,
die auf dem nächsten Bild noch deutlicher zu sehen
sind (Abb. 11). Die Zuführungsleitungen gehen durch
grofse Deckendurchführungen zu den Oelschaltern und
sind direkt mit den Sammelschienen verbunden, die,
an Hängeisolatoren aufgehängt, über die Schalthäuser
hinweggespannt sind. Auch hier kann jede einzelne
Leitung durch Lufttrennschalter abgeschaltet werden.
Nur in dieser Unterstation, in Denver, sind Blitzableiter
aufgestellt. In allen übrigen Kraft- und Transformatoren-
werken (Abb. 12) ist kein besonderer Blitzschutz vor-
gesehen. Irgend welcher Schaden ist trotzdem weder
an den Leitungen selbst, noch an den Apparaten und
Stationen durch Blitzschläge herbeigeführt worden.
(Fortsetzung folgt.)
Ueber die Schiffsdieselmaschinen
im Verkehr auf Binnenwasserstrafsen und Häfen
Von Dip!.-jng. F. Achilles, Mannheim
(Mit 2 Abbildungen)
Mafsgebend für die auf Binnenwasserstrafsen ver-
kehrenden Fahrzeuge sind naturgemäfs in erster Linie
die lFahrwasserverhältnisse, durch die der Tiefgang
und die übrigen Abmessungen bedingt werden, sowie
auch die Betriebsweise entweder mit freifahrenden
Schleppzügen oder durch irgend eine Art von Tauerei.
Im allgemeinen besitzt das freibewegliche Schiff den
Vorrang; nur bei ungünstigen Strömungsverhältnissen
und geringer Fahrrinne wird die Tauerei oftmals als
allein mögliche Betriebsart anzuwenden sein.
Die Leistung der einzelnen Schleppfahrzeuge im
Verkehr hängt nun davon ab, welche Maschinengröfse
in einem solchen Schiffskörper unterzubringen ist, wie
er zu dem Wasserstrafsenquerschnitt pafst, und in
welchem Verhältnis der von der eigenen Wasserver-
drängung verursachte Kraftbedarf zu der nutzbaren
Arbeit steht. Aus diesem Grunde werden alle Möglich-
keiten, welche die Technik für die Vergröfserung der Kraft-
leistung in einer bestimmten Raumeinheit der Schiffs-
gefafse bietet, der Binnenschifferei in einem bevor-
zugten Mafse zu Gute kommen.
Bei Benutzung des Dampfes als Antriebskraft hängt
die eigentliche Leistungsfahigkeit genau so wie bei der
Lokomotive in der Hauptsache von der Kesselgröfse ab,
es bewegt sich die von dem qm Heizfläche eines ein-
fachen Schiffskessels mit natürlichem Zug zu gewinnende
Arbeit zwischen 2 und 3 indizierten Pferdestarken und
ist demzufolge an Gewicht für Kessel mit Füllung un-
gefähr 70—120 kg/PSi erforderlich je nach der Kessel-
konstruktion.
Diese Gewichte und daher auch der notwendige
Verdrängungsraum entfallen beim Einbau eines Diesel-
motors, der ja keine Erzeugungsanlage für sein Treib-
|
|
mittel benötigt. Allerdings sind die Maschinengewichte
des Dieselmotors gegenüber der Dampfmaschine allein
um ein geringes höher, es bleibt aber, wie an Beispielen
zu erkennen ist, wo die Dampfmaschine durch eine
Dieselmaschine ersetzt wurde, eine Gewichtsabnahme
um 60—70 pCt. für die Gesamtanlage zu verzeichnen.
Gegen diese Vorteile des Dieselmotors hinsichtlich
der Gewichts- und Raumersparnis wird von seinen
Gegnern kaum ein Widerspruch erhoben, dagegen
findet man häufig Zweifel an der Wirtschaftlichkeit
des Betriebes. Es werden günstige Verbrauchszahlen
der Dampfmaschine angeführt und auf die billigen Preise
für Bunkerkohle hingewiesen gegenüber dem durch
Zoll verteuerten Gasöl. Bei einer kritischen Betrachtung
der allgemein üblich angegebenen Verbrauchszahlen
für die Dampfmaschine ergibt sich aber, dafs sie sich
vielleicht unter normalen Betriebsverhältnissen auf
längerer Fahrt erreichen lassen, nicht aber in unregel-
mäfsigem Dienst der Schlepper auf Binnenwasserstraisen
und Häfen, wo schon durch geringes Versteuern der
Anhänge die Widerstände erheblich schwanken. Anders
verhält es sich mit dem Treibmittelbedarf beim Diesel-
motor, welcher stets der abgegebenen Leistung ent-
spricht.
Allein, abgesehen davon, dafs aus diesem Grunde
beinahe stets auch mit dem teueren Gasöl günstigere
Betriebsergebnisse als mit der Dampfmaschine, 1m
besonderen weiter noch durch Personalersparnis, zu
erzielen sind, steht die gröfsere Wirtschaftlichkeit der
Teerölschiffsmaschine aufser Frage. Mit dieser neuen
Betriebsart liegen jetzt schon abgeschlossene Ergeb-
nisse vor, die an dem Rheinschlepper „Benz 16“
festgestellt wurden.
(15. Juni 1913]
In diesen Schlepper wurde
von Benz & Cie., Mannheim, eine
Hesselman-Schiffsdieselmaschine
von 270 PSi eingebaut, versehen
mit der zugehörigen Teerölein-
richtung. (Abb. 1.) Gegenüber
dem Betrieb mit Gasöl ist dabei
kein Unterschied während des
normalen Arbeitens der Ma-
schine, weil keinerlei Zündbrenn-
stoff mit dem Teeröl zusammen
den Arbeitszylindern zuzuführen
ist, vielmehr erfolgen die Be-
triebszündungen beim Hessel-
man - Zerstäuber ohne dieses
Hilfsmittel bis zu niedrigster Be-
lastung. Es konnte im bisherigen
Dienst des Schleppers auf dem
Rhein festgestellt werden, dafs
die erreichte konstruktive Aus-
bildung eine Herabsetzung der
Umdrehungen von 280 auf
80— 100 durchführen läfst, wobei
die Maschine ohne weiteres mit
Teeröl manövrierfähig bleibt,
d. h. es ist auch beim Um-
steuern und Anlassen der be-
triebsfertigen Maschine nicht
ein Umschalten auf Gasöl er-
forderlich.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 864] 231
Abb. 1.
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Abb. 2.
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Motor-Frachtschiff „Hermann Krabb“.
Auf Grund zahlreicher Messungen wurde der
Wärmeverbrauch dieser im Zweitakt arbeitenden Ma-
schine von etwa 1500—1600 WE für die PSi/St. fest-
gestellt, dem ein Brennstoffverbrauch von 170—180 g
Gasöl mit 8900 WE entspricht. Da Teeröl gegenwärtig
4,50—4,90 M für 100 kg kostet wird die indizierte Pferde-
kraft sich auf 0,8—0,9 Pfg. stellen. Infolgedessen er-
fährt der Anteil für Treibmittelkosten an den Gesamt-
ausgaben für die Beförderung pro tkm eine beträcht-
liche Verminderung, zugleich aber macht sich ein
Einflufs auf den Aktionsradius des Fahrzeuges insofern
geltend als für die Leistungseinheit ein geringeres
Brennstoffgewicht, ungefähr "«—"s gegenüber der
Dampfmaschine, erforderlich ist; mit einer gleichen
232 (No. 864]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Juni 1913]
Bunkerbelastung vermag das Oelfahrzeug 4—5 mal
länger ohne Ergänzung seiner Vorräte Dienst zu tun.
Wenn mit „Benz 16“ diese günstigen Betriebs-
ergebnisse zu erzielen waren, so beruht dies im
besonderen auf der Ausbildung der Hesselman-Düse,
allgemein aber auch darauf, dafs diese Zweitakt-
maschine mit der Benutzung ihrer Luftpumpen als
Anlafs und Manövriermotoren keinerlei Ventile im
Zylinderkopf aufweist, die verschmutzen können und
eine empfindliche Steuerung benötigen. Das einzige
Organ im Zylinderkopf, die Brennstoffnadel, wird durch
einfache verschiebbare Nockenwelle mit geringem Hub
der Nocken betätigt, die Regulierung erfolgt dabei teils
durch verschiedene Höhe der Nocken, teils durch
Abmessung der Brennstoffzufuhr von den Brennstoft-
pumpen. Auf diese Weise ist die vorteilhafte Anpassung
der Maschinenumläufe an die Bedingungen der Fahrt
zu erreichen.
Einen objektiven Beweis für ihre betriebstech-
nischen Vorzüge erbringt die Hesselman-Maschine in
dem Umfang der bisherigen Verwendung, es sind von
den deutschen Lizenznehmern den Benzwerken bis jetzt
für 28 Fahrzeuge Antriebsmaschinen abgeliefert und im
Bau.
Als Schleppfahrzeuge auf Binnenwasserstrafsen
stehen in mehrjährigem Dienst auf der Donau die
Schlepper „Benz“ und „Schönlind“, sie finden durch drei
Neubauten jetzt eine weitere Ergänzung; auf dem La-
Plata hat in diesen Wochen „Hermann Krabb“ seine
Fahrten aufgenommen, nachdem er mit seinen zwei
345 PSi-Maschinen die Ueberfahrt über den Ozean
sicher vollendet hat. (Abb. 2.)
Recht grofse Vorteile hat die Wyker Dampfschiffs-
reederei erzielt mit dem vor fast Jahresfrist in Dienst
gestellten Passagierschiff „Föhr Dagebüll“, es wurden
infolge des günstigen Brennstoffverbrauchs beträcht-
liche Ersparnisse an Brennstoffkosten im Vergleich mit
den übrigen Dampf- und Rohölfahrzeugen erzielt, auch
erwies sich das neue Betriebsmittel für den schwierigen
Küstendienst recht geeignet; ein ähnliches Passagier-
schiff wurde auf dem Vierwaldstätter See in Betrieb
genommen.
Für den Hafenverkehr bildet ein lehrreiches Bei-
spiel ein Schlepper in Hamburg, der mit einer 60 PSe
Hesselman-Maschine ausgerüstet ist, seine Länge be-
trägt 16,4 m über Heck, seine Breite 3,2 m und der
Brennstoffvorrat 1,3 cbm.
Aufser der Kriegsmarine, welche eine Sonderkon-
struktion für die Beiboote der Linienschiffe und Tor-
pedofangboote in mehrfacher Anzahl einbaut, haben
die deutschen Behörden bereits eine erhebliche Anzahl
Hesselman-Maschinen in Auftrag gegeben, so für ein
Dienstfahrzeug der Kommandantur Helgoland, das seit
Februar fertig gestellt ist, ferner 2 Schlepper mit je
einer 530 PSi-Hesselman-Maschine für die Kaiserl. Werft,
Wilhelmshafen, endlich sind für das königl. Kanalbauamt,
Essen, 2 Schlepper bestimmt zum Betrieb auf dem
Rhein-Herne-Kanal mit je 270 PSi-Antriebsmaschine.
Die Unschädlichmachung
von Abgasen durch Gitterschornsteine
(Dissipatoren) *)
(Mit Abbildung)
Die Frage der Unschädlichmachung von Industrie-
abgasen harrt noch immer ihrer endgültigen Lösung.
Wie ungeheuer schwierig das Problem ist, beweist die
Tatsache, dafs ein von der sächsischen Regierung
ausgeschriebener Wettbewerb für Verfahren zur Un-
schädlichmachung von Rauchgasen ergebnislos verlief.
Die grofsen Schäden, welche sowohl an wertvollen
Gebäuden, wie an der gesamten Vegetation durch die Dissip
*) Nach „Welt der Technik“ 1912, No. 18.
Abgase und Rauchmassen angerichtet werden, halten
das stete Interesse an der Frage wach. Infolgedessen
sind auch die verschiedensten Verfahren und Einrich-
tungen vorgeschlagen worden, die darauf abzielen,
entweder die schädlichen Bestandteile der Abgase vor
Eintritt in die Luft abzuscheiden oder aber eine mög-
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Pim
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hilt Ohh aid
um |
un |
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Verdünnung
bewirken. Das
erste Verfahren ist aber nicht
ganz einfach durchzuführen, er-
fordert auch meist erhebliche Be-
triebskosten und vermag die Ab-
gase doch nicht gänzlich zu
reinigen. Wenn die zweite Methode
wirksam sein soll, mufs die Ver-
dünnung der Rauchgase sehr weit
getrieben werden, was aber auch
mit noch so hohen Schornsteinen
nicht zu erreichen ist. Es wurde
vielmehr festgestellt, dafs letztere
ihren schädigenden Wirkungs-
bereich nur entsprechend weiter
ausdehnen. Zweckmäfsig wird die
Verdünnung bzw. Auflösung der
Rauchschwaden bereits innerhalb
der Rauchquellen — d. h. der
Schornsteine — vorgenommen.
Die Gitterschornsteine,
„Dissipatoren“, ermöglichen nun
die Durchwirbelung der Rauch-
massen in einfacher Weise, ohne
Betriebskosten und ohne Be-
dienung. Das von Professor Dr.
Wislicenus - Tharandt erfundene
Dissipator-Prinzip besteht darin,
die Abgase schrittweise aus
zahlreichen, ihrer Masse und
Strömungsgeschwindigkeit ange-
palsten, wagerechten Windkanälen
dem Schornstein entströmen zu
lassen, wobei sie dann vor, wäh-
rend und nach dem Austritt vom
strömenden Wind selbst kräftig
mit Luft durchwirbelt werden.
Wie die Abbildung zeigt, wird
beim Bau eines solchen Dissipators
zunächst ein geschlossener Kamin-
schaft, welcher die gewünschte
Zugleistung sichert, errichtet und
auf diesen der eigentliche Gitter-
schornstein aufgesetzt. Die wage-
rechten Windkanäle lassen aul
der einen Hälfte den zuströmen-
den Wind — gleich, von welcher
Richtung er kommt — in den auf-
lichst weitgehende
des Rauches zu
Teru
SOx:
ator-Schornstein,
System Professor
Dr. Wislicenus.
(15. Juni 1913]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 864] 233
steigenden Abgasstrom eintreten. So mischt er sich den
Abgasen unter stärkster Wirbelbildung bei. Aus den
gegenüberliegenden Oeftnungen tritt das Gemenge, und
zwar aus jeder Kanalreihe nur ein kleiner Bruchteil, aus.
Während also Rauch- und Abgasmassen den gewöhn-
lichen Schornstein in einer einzigen kompakten Rauch-
fahne verlassen, werden sie beim Dissipator bereits im
Schornstein auf das Vielfache verdünnt und treten
dann aus den einzelnen Dissipatoröffnungen nicht mehr
in kompakter Masse, sondern in einzelnen feinen
Strahlen aus. Sichtbarer Qualm wird schon bei
schwachem Winde stark verteilt und verdünnt. Gestalt
und Abmessungen der Windkanäle können in ver-
schiedener Weise modifiziert werden, wodurch eine
weiter verstärkte Wirkung eintritt.
Die bis jetzt durchgeführten praktischen Versuche
haben die besten Resultate ergeben; als besonders
vorteilhaft erweisen sich die Gitterschornsteine in Ver-
bindung mit Entsäuerungsanlagen. Den Vertrieb der
Wislicenusschen Patente hat die Metallbank und
Metallurgische Gesellschaft A.-G. in Frankfurt a. M.
übernommen.
Verschiedenes
Grundwasserabsenkungen bei Fundierungsarbeiten. In
einer Reihe von Artikeln in verschiedenen Blättern sind
Mitteilungen über die Grundwasserabsenkung bei den grofsen
Neubauten auf der Museuminsel gemacht worden und ist
auf die jetzt häufige Verwendung dieser Fundierungsart hin-
gewiesen worden. In der Tat hat die Grundwasserabsenkung
für Fundierungszwecke immer weitere Verbreitung gefunden;
zuerst nur bei kleineren Bauwerken und nur für geringe
Tiefen angewendet, ist sie allmählich bei Fundierungen in
immer gröfseren Dimensionen und für immer gröfsere
Fundierungstiefen, oft unter sehr schwierigen Verhältnissen
zur Ausführung gekommen. Der Grund liegt in den bei
dieser Bauweise vorhandenen grofsen Vorteilen, da sie ja
bekanntlich gestattet, ohne Anwendung der teuren Spund-
wände Bauten viele Meter tief unter dem natürlichen Grund-
wasserspiegel in einer völlig trockenen Baugrube auszuführen,
was die Bauausführung selbst sowohl als auch den späteren
Bestand des Bauwerkes aufserordentlich begünstigt.
Diese Bauweise ist natürlich nur bei sandigem oder
kiesigem Untergrunde anwendbar, allerdings auch bei anderen
Untergrundarten, wie bei Fels- oder Lehm- und Tonboden,
wegen ganz anderer Grundwasserverhältnisse nicht nötig;
sie hat daher gerade in unserer norddeutschen Tiefebene
und auch in Berlin vielfach Verwendung gefunden. Bei
sehr vielen Privatbauten und Geschäftshäusern, besonders
mit tiefen Kellereien wurde sie angewendet; ferner in sehr
ausgedehntem Mafse bei Kanalisationsarbeiten, speziell tiefen
Dükern; in ganz besonders grofsem Umfange beim Bau der
verschiedenen Strecken der Berliner Untergrundbahnen, zu-
letzt bei der Schöneberger Untergrundbahn, sowie bei der
im Bau begriffenen Verlängerung der Berliner Untergrundbahn
vom Spittelmarkt bis zur Schönhauser Allee. Hier ist von ganz
besonderem Interesse und Bedeutung die sogenannte Spree-
kreuzung dieser Strecke mit der Spree in der Nähe der
Klosterstrafse; der Tunnel der Untergrundbahn, tief unter
dem Spreebett, wird hier bekanntlich nicht wie bei dem
Treptower Spreetunnel unterWasser mit Prefstuftvorschub ge-
baut, sondern zwischen zwei doppelten Spundwänden, die
das offene Wasser abhalten und dessen seitlichen Druck
aufnehmen, in offener Baugrube hergestellt. Das Wasser
im Innern wird durch eine Grundwasserabsenkungsanlage
entfernt; die vielen Brunnen zur Entnahme des Wassers
sind innerhalb des zwischen der doppelten Spundwand an-
geschütteten Dammes gebohrt und reichen bis tief unter
das Flufsbett. Der Wasserstand wird etwa 12 m tief unter
den Spreespiegel gesenkt unter Verwendung von sogenannten
Mammutpumpen, die in die Brunnenrohre eingebaut sind;
die ganze grofse zum Antrieb nötige Kraftanlage ist am Ufer
konzentriert. Solche Bauten im Wasser unter Verwendung
von Grundwasserabsenkung sind in kleinerem Mafsstabe
auch früher in Berlin ausgeführt worden, z. B. bei der Her-
stellung der Brückenpfeiler einer Reihe der neueren Brücken
in Berlin und Charlottenburg.
In gröfstem Mafsstabe sind Grundwasserabsenkungsan-
lagen bei den grofsen Schleusenbauten in den letzten Jahren
ausgeführt worden; so z.B. bei den neuen Schleusen des
Grofsschiffahrtweges Berlin—Stettin in Plötzensee und am
Lehnitzsee bei Oranienburg; ganz besonders riesige Anlagen,
bemerkenswert sowohl durch die Flächengröfse der Bau-
grube, d.h. des abgesenkten Gebietes, als auch durch die
Absenkungstiefe, sind die Anlagen beim Bau der grofsen
neuen Schleusen des Kaiser Wilhelm-Kanals sowie der
neuen grofsen Emder Seeschleuse; bei letzterer z. B. wurde
das Grundwasser bis 19 m unter den natürlichen Stand ge-
senkt bei einer Baugrubenfläche von 150x200 m, und zwar
mit Hilfe einer gewaltigen, in mehreren Staffeln angelegten
Rohrleitungsanlage, an deren jeder eine ganze Anzahl von
elektrisch angetriebenen Kreiselpumpen arbeitete.
Bedingung für das Gelingen der Grundwasserabsenkung
ist die Ausführung der gesamten Ablage unter dem Haupt-
gesichtspunkte der Betriebssicherheit; diese wird erreicht
durch gröfstmögliches Zurverfügungstellen von Reserven.
Sowohl in der Maschinenanlage, d. h. der Pumpen und deren
Antriebsmaschinen, ist entweder für genügende besondere
Reserve durch Aufstellen weiterer Maschinen zu sorgen,
oder aber durch möglichste Unterteilung in viele kleinere
Aggregate insofern eine gegenseitige Reserve zu schaffen,
dafs bei vorkommender Störung immer nur ein kleiner Teil
der Gesamtanlage aufser Betrieb kommt, als auch in der
Rohrleitungsanlage ist auf sichere Reserve gröfster Wert
zu legen.
Von der Stetigkeit der Absenkung, d. h. von dem all-
mählichen und gleichmäfsigen Sinken des Grundwasser-
standes hängt auch erfahrungsgemäfs die Ungefährlichkeit
der Absenkung ab in Bezug auf Senkungen oder Aus-
waschungen des Bodens und damit zusammenhängenden
gefährlichen Einflufs auf bestehende benachbarte Bauten.
Dem Versagen der Grundwasserabsenkungsanlage beim
Neubau des „Rheingold“ in Berlin am Potsdamer Platz wurde
s. Zt. die Schuld an den gefährlichen Beschädigungen der
Nachbarhäuser gegeben.
Ueberhaupt erfordert die erfolgreiche Anwendung der
Grundwasserabsenkung reiche praktische Erfahrungen und
vorsichtige und zweckmäfsige Ausgestaltung der gesamten
Anlage auf Grund von Voruntersuchungen und Messungen.
Mangel an der nötigen Erfahrung oder sachgemäfsen Durch-
führung ist die Ursache des Mifslingens ciner grofsen Reihe
von Absenkungsanlagen und der damit verbundenen Ent-
täuschungen, wie sie insbesondere früher häufiger vorge-
kommen sind.
Die Mitteilungen in der technischen Literatur über diese
hervorragend interessante Bauausführung sind verhältnis-
mäfsig spärlich; in einem durch die bekannte technische
Verlagsbuchhandlung Julius Springer zur llerausgabe ge-
kommenen Werk unternimmt es der Verfasser, die ganze
Materie zusammenfassend darzustellen: „Grundwasserab-
senkung bei Fundierungsarbeiten“ von Dr.-Ing. Kyrieleis,
Verlagsbuchhandlung Julius Springer, Berlin 1913.
Der Stahlwerksverband auf der Internationalen Baufach-
Ausstellung Leipzig. Am Freitag, den 30. Mai, hatte der
Stahlwerksverband und der Verein deutscher Brücken- und
Eisenbau-Fabriken zu einer Besichtigung ihres Pavillons
auf der Internationalen Baufach- Ausstellung Leipzig 1913
die Fachpresse eingeladen.
234 [No. 864]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Juni 1913) >
Obgleich in der Umgegend des Gebäudes einen Monat
nach Eréftnung der Ausstellung noch manches recht unfertig
war, nahm sich dieses in seiner bis ins kleinste vollendeten
Ausführung aufs vorteilhafteste aus und zeigte, dafs auch
ein reiner Zweckbau von grofser repräsentativer Wirkung
sein kann.
Nach einem einleitenden Vortrage des Herrn Direktor
Schaltenbrand wurde ein Rundgang durch den Bau angetreten,
bei dem Fachleute noch nähere Erläuterungen gaben. Von
höchstem Interesse waren die mafsstablich ausgeführten
Modelle verschiedener Walzwerkeinrichtungen, sowie die in
Naturgröfse gezeigten Tragseile für Brücken. Die technisch
und künstlerisch vollendet hergestellten Modelle und Ab-
bildungen von Bauwerken zeigten die vielseitige Verwendung
des Eisens, sowie Tabellen und Statistiken die ungeheure
wirtschaftliche Bedeutung der deutschen Eisenindustrie.
An die Besichtigung schlofs sich eine kinematographi-
sche Vorführung verschiedener Fabrikationsgänge in technisch-
belehrender Art, die aufserordentlichen Beifall hervorriefen.
Ein Frühstück im Hauptrestaurant der Ausstellung beendete
die eindrucksvolle Veranstaltung.
Wirtschaft und Technik. Herr Professsor Dr.-Ing.
Julius Schenk in Breslau hat eine aufserordentlich inter-
essante Abhandlung über die Begriffe „Wirtschaft“ und
„Technik“ und ihre Bedeutung für die Ingenieurausbildung
verfafst und als Sonderabdruck herausgegeben. Diese klar
geschriebene Arbeit zeugt von einem sehr tiefen Verständ-
nis der Frage der Ingenieurausbildung. Zugleich will sie
als ein Mahnwort an die Reformer der technischen Iloch-
schulen angesehen sein. Man kann nur dem Wunsch Aus-
druck geben, dafs das warme Eintreten des Herrn Pro-
fessor Dr.-Ing. Julius Schenk und seine von grofszügigen
Gedanken getragene Auffassung der Grundlagen für die
Ingenieurausbildung allgemein Eingang und Beachtung finden
möge.
Die Eisenbahntunnels von New York City. In dem
Journal des Franklin Instituts vom April 1913 ist ein ein-
gehender Aufsatz über die Eisenbahntunnels von New York
City von Alfred Noble, Consulting Engineer, erschienen.
In dieser Abhandlung sind nicht nur die baulichen Anord-
nungen der Tunnels, sondern auch die Vorrichtungen ver-
öffentlicht, die zur Ausschachtung der Tunnels gedient
haben. Der Aufsatz ist durch zahlreiche Abbildungen er-
läutert und gibt ein vollständiges Bild über diese interessanten
Ingenieurarbeiten.
Der Made-in-Canada-Zug. Zu den besonders ausge-
statteten Eisenbahnzügen, die die Eisenbahnen der Ver-
einigten Staaten und von Kanada zu Reklamezwecken
verkehren lassen, ist der Made-in-Canada-Zug getreten.
Sein Name ist jedenfalls der bekannten Bezeichnung Made-
in-Germany nachgebildet, die s. Zt. durch Gesetz einge-
führt,*) um deutsche Erzeugnisse zu brandmarken, jetzt
zu einer Bezeichnung für anerkannt gute Ware geworden
ist. Der Zug soll den Bewohnern Kanadas, besonders seinen
neuen Ansiedlern im Westen, vor Augen führen, was alles
das einheimische Gewerbe leistet und wie vorteilhaft sie im
Inland kaufen können. Der Zug ist von einer Vereinigung
kanadischer Fabrikbesitzer ausgestattet worden, deren Ziel
die Förderung des einheimischen Gewerbes ist. Die
wandernde Ausstellung enthält u. a. Stahl- und Eisenwaren,
Motoren, landwirtschaftliche Geräte, Oefen, Automobile,
Pumpen, Werkzeuge usw. Ein Wagen ist als ein Haus ein-
gerichtet und zeigt alles, was nach neuzeitlichen Begriffen
zur Ausstattung und Ausrüstung eines Hauses nötig ist.
Der Reiseplan des Made-in-Canada-Zuges sieht einen
Aufenthalt an gegen 100 Orten vor; an allen diesen Orten
werden die Verwaltungsbehörden, die Handelskammern und
ähnliche Behörden beim Empfang betciligt sein.
(Nach Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwal-
tungen.)
*) Vergl. Annalen 1903, Band 53, Seite 143.
Geschäftliche Nachrichten.
Eine neue Heilsdampf-Steuerung hat die bekannte Firma
R. Wolf in Magdeburg-Buckau bei ihren grofsen Heifsdampf-
Lokomobilen mit bemerkenswertem Erfolge eingeführt. Das
neue Steuerungs-System beruht auf Verwendung des wegen
seiner Einfachheit und Zuverlässigkeit von den ersten
Autoritäten anerkannten Kolbenschiebers, besitzt aber die
Vorzüge getrennter Dampf-Ein- und Auslafswege, sowie
grofser Einlafs- und Auslafsquerschnitte. Diese neuen Loko-
mobilen, die sich aufserdem durch überaus sichere und
schnelle Regulierung auszeichnen, haben sowohl im Inlande
als auch im Auslande in den verschiedensten Industrien
gute Aufnahme gefunden und sich dort vorzüglich bewährt.
Das unserer heutigen Nummer beiliegende Flugblatt der
genannten Firma sei daher freundlicher Beachtung empfohlen.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Regierungs- und Baurat und Mitglied
der Kaiserl. Generaldirektion der Eisenbahnen in Elsafs-
Lothringen der Baurat Frey in Strafsburg in Els.;
zum Marine-Oberbaurat und Schiffbau-Betriebsdirektor
der Marinebaurat für Schiffbau Scheurich, zu Marine-Ober-
bauräten und Maschinenbau-Betriebsdirektoren die Marine-
bauräte für Maschinenbau Berling und Mayer, zu Marine-
bauräten für Schiffbau die Marine-Schiffbaumeister Schulz,
Müller und Allardt, zu Marinebauräten für Maschinenbau
die Marine-Maschinenbaumeister Peters und Neumann, zum
Marine-Intendantur- und Baurat der Regierungsbaumeister
Stock sowie zu Marine-Schiffbaumeistern die staatlich ge-
prüften Baumeister des Schiftbaufaches Pingel, Eckolt und
Krause;
zum etatmäfsigen Regierungsbaumeister in der Kaiserl.
Marine der Regierungsbaumeister a. D. Willibald Strempel.
Verliehen: dem Baurat Clemens in Mülhausen die
Vorstandstelle des Maschinenamts Strafsburg, dem Baurat
Bergmann in Mülhausen die Vorstandstelle des Maschinen-
amts Mülhausen, dem Baurat Kleckow in Diedenhofen die
Vorstandstelle des Werkstättenamts in Mülhausen, dem
Regierungsbaumeister Lentz in Bischheim die Vorstandstelle
des Maschinenamts Diedenhofen, dem Regierungsbau-
meister Kretschmer in Luxemburg die Vorstandstelle des
Werkstättenamts Bischheim B., dem Regierungsbaumeister
Klemme in Strafsburg die etatmäfsige Stelle eines Regie-
rungsbaumeisters bei der Verwaltung der Reichseisenbahnen
in Elsafs-Lothringen, dem Regierungsbaumeister Stübel in
Diedenhofen die Vorstandstelle des Betriebsamts Dieden-
hofen 2 und dem Regierungsbaumeister des Eisenbahnbau-
faches Andrae in Diedenhofen die etatmäfsige Stelle eines
Regierungsbaumeisters bei der Verwaltung der Reichseisen-
bahnen in Elsafs-Lothringen.
Militärbauverwaltung Sachsen.
Verliehen: der Charakter als Baurat dem Militärbau-
inspektor Barthold, Vorstand des Militärbauamts III Dresden.
Preufsen.
Ernannt: zu Regierungs- und Bauräten die Bauräte
August Heimerle in Potsdam und Benno Matz in Hagen;
zu Regierungsbaumeistern die Regierungsbauführer
Walter Reinhardt aus Plauen i. V., Willy Schlette aus
Weifsenfels, Friedrich Seemann aus Magdeburg, Hans Müller
aus Wiesbaden (Wasser- und Strafsenbaufach), Albert Mark
aus Minden, Walter Hadert aus Dessau, Heinrich Dassen aus
Aachen und Philipp Langewand aus Wiesbaden (Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Wirklicher Geheimer
Rat mit dem Prädikat „Exzellenz“ dem Oberbaudirektor
und Ministerialdirektor im Minist. der öffentl. Arbeiten
Dr. Jna. Carl Wichert;
der Charakter als Baurat dem Ingenieur und Fabrik-
besitzer Theodor Seydel und dem Ingenieur Eduard Bern-
hard, beide in Berlin;
[15 Juni 1913}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 864] 235
der Charakter als Geh. Baurat dem Regierungs- und
Baurat Karl Hagemann in Düsseldorf und dem Landesbau-
rat Otto Sprengell in Hannover;
das Pradikat Professor den Bibliothekaren an der Kgl.
Techn. Hochschule in Breslau Dr. Wilhelm Molsdorf und
dem Dozenten an der Kgl. Techn. Hochschule in Breslau
Dr.- Jna. Karl Euler;
der Rang der Räte vierter Klasse den Oberbibliothekaren
an den Kgl. Techn. Hochschulen in Berlin und Hannover
Professor Dr. Simon und Dr. Diestel;
die durch Allerhöchsten Erlafs vom 17. Oktober 1912
gestiftete Denkmünze für verdienstvolle Leistungen im Bau-
und Verkehrswesen in Bronze dem Oberlehrer Professor
Ferdinand Schürmann in Düren;
dem Regierungs- und Baurat Kurth die Stelle eines Mit-
gliedes der Eisenbahndirektion in Stettin, den Regierungsbau-
meistern des Eisenbahnbaufaches Ewig die Stelle des Vor-
standes des Eisenbahn-Betriebsamts in St. Wendel, Blau die
Stelle des Vorstandes des Eisenbahn-Betriebsamts 2 in
Dirschau, Martin Luther in Witzenhausen und Kröh in Berlin
etatmäfsige Stellen von Regierungsbaumeistern bei der
Staatseisenbahnverwaltung;
dem Regierungsbaumeister Zunke in Berlin eine etat-
mäfsige Stelle als Regierungsbaumeister.
Berufen: von den Ministern der öffentl. Arbeiten und
für Landwirtschaft, Domänen und Forsten als Mitglied des
Beirats bei den Arbeiten der Landesanstalt für Gewässer-
kunde an Stelle des verstorbenen Wirklichen Geheimen
Rats Freiherrn Otto v. Manteuffel auf Krossen das Mitglied
des Hlerrenhauses Landrat Kammerherr Graf v. Behr auf
Behrenhoft.
Uebertragen: dem Regierungs- und Baurat Heimerle
die Stelle des meliorationstechn. Regierungs- und Baurats
für die Provinz Brandenburg mit dem Amtssitz in Potsdam
und dem Regierungs- und Baurat Matz unter Versetzung
nach Posen die Stelle des meliorationstechn. Regierungs-
und Baurats für die Provinz Posen mit dem Amtssitz in
Posen.
Zur Beschäftigung überwiesen: die Regierungs-
baumeister des Wasser- und Strafsenbaufaches Schlette und
Reinhardt der Regierung in Königsberg und Seemann der
Kanalbaudirektion in Hannover sowie der Regierungsbau-
meister des Hochbaufaches Neuhaus (bisher beurlaubt) der
Regierung in Potsdam und Dr.:3ng. Hinrichs der Regierung
in Posen.
Bestätigt: die Wahl des etatmäfsigen Professors Rom-
berg zum Rektor der Techn. Hochschule in Berlin für die
Amtszeit vom 1. Juli 1913 bis dahin 1914;
infolge der Wahl durch die Stadtverordnetenversamm-
lung der bisherige besoldete Beigeordnete der Landbürger-
meisterei Sterkrade Regierungsbaumeister a.D. Peter Niessen.
Versetzt: der Baurat Aronson von Beuthen i. O.-Schl.
als Vorstand des Hochbauamts in Nordhausen, der Regie-
rungsbaumeister Dobermann von Wiesbaden in die Hoch-
bauabt. des Minist. der öffentl. Arbeiten, die Regierungsbau-
meister Blell, bisher Vorstand des Meliorationsbauamts in
Marienwerder, in gleicher Amtseigenschaft an das Melio-
rationsbauamt in Hagen, Ferdinand Müller, bisher beim
Wasserbauamt in Rathenow, nach Potsdam als Vorstand
des dortigen Meliorationsbauamts, Wedemeyer, bisher Leiter
der Meliorationsbauabteilung in Schleswig, nach Neumünster
als Vorstand des dort neu errichteten Meliorationsbauamts,
Damm, bisher beim Meliorationsbauamt in Kottbus, nach
Marienwerder als Vorstand des dortigen Meliorationsbau-
amts, Schaefer, bisher beim Meliorationsbauamt in Frank-
furt a. d. O., an das Meliorationsbauamt in Schleswig, die
Regierungsbaumeister des Hochbaufaches Baller von Hohen-
salza nach Allenstein und Grüneisen von Berlin nach Berlin-
Lichterfelde, die Regierungsbaumeister des Wasser- und
Strafsenbaufaches Wellmann von Oderke nach Brieg, Quantz
von Wittenberge nach Düsseldorf und Heß von Wunstorf
nach Hannover, die Regierungsbaumeister des Eisenbahn-
baufaches Conradi, bisher in Ahrweiler, zur Eisenbahn-
direktion nach Köln, Steinert, bisher in Blankenheim, zum
Eisenbahn-Betriebsamt 2 nach Köln und Frevert, bisher in
Dittersbach, zur Eisenbahndirektion nach Mainz.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Vortragenden Rat im Minist. der
öffentl. Arbeiten Geh. Oberbaurat Dr.-Ing. Dr. phil. Otto
Sarrazin unter Verleihung des Charakters als Wirkl. Geh.
Oberbaurat mit dem Range eines Rates erster Klasse und
dem Regierungsbaumeister des Hochbaufaches Schwartz in
Hamburg.
Aus der Beschäftigung bei der Meliorations-
bauverwaltung ausgeschieden: der Regierungsbau-
meister Raven, bisher beim Meliorationsbauamt in Stettin.
Bayern.
Ernannt: zum Bauamtsassessor bei der Obersten Bau-
behörde im Kgl. Staatsminist. des Innern der Dipl.-Ing. des
Elektroingenieurfaches Joseph Höpfl, zum Kgl. Bauamts-
assessor aufser dem Stande bei dem Kgl. Neubauamt für die
Mainkanalisierung Aschaffenburg der Regierungsbaumeister
bei dem Kgl. Strafsen- und Flufsbauamt Kronach Burkard
Amend, zum Kgl.Bauamtmann und Vorstand des Kgl. Strafsen-
und Flufsbauamts Speyer der Regierungs- und Bauassessor
bei der Kgl. Regierung von Niederbayern Hermann Herold,
zum Kgl. Bauamtsassessor aufser dem Stande der zum Reichs-
Kolonialdienst beurlaubte Regierungsbaumeister August
Batzner sowie zu Kgl. Bauamtsassessoren bei dem Kgl.
Strafsen- und Flufsbauamt Würzburg der Regierungsbau-
meister bei dem Kgl. Strafsen- und Flufsbauamt München
Karl Deninger, bei dem Kgl. Strafsen- und Flufsbauamt
Kempten der Regierungsbaumeister bei dem Kgl. Strafsen-
und Flufsbauamt Würzburg Adolf Fischer, bei dem Kgl.
Strafsen- und Flufsbauamt Kronach der Regierungsbaumeister
bei der Kgl. Regierung von Oberfranken Ludwig Welzenbach
und bei der Obersten Baubehörde im Kgl. Staatsminist. des
Innern der bei dieser Behörde verwendete Regierungsbau-
meister Adolf Hinterleitner.
Befördert: in etatmäfsiger Weise die Direktions-
assessoren Johann Hellenthal zum Oberbauinspektor des
Baukonstruktionsamts der Staatseisenbahnen in München,
Otto Semmelmann zum Oberbauinspektor der Eisenbahn-
direktion in Regensburg, Friedrich Ibbach in Berlin zum
Direktionsrat der Eisenbahndirektion München unter Belassung
in der Verwendung bei dem Kgl. preufsischen Eisenbahn-
Zentralamt in Berlin, Friedrich Fettinger zum Obermaschinen-
inspektor der Werkstätteninspektion in Augsburg, Wilhelm
Völcker zum Obermaschineninspektor der Eisenbahndirektion
in Ludwigshafen a. Rh. und Johann Mühl zum Ober-
maschineninspektor der Eisenbahndirektion in München;
in etatmafsiger Weise zum Kgl. Regierungs- und Baurat
bei der Obersten Baubehörde im Kgl. Staatsminist. des
Innern der Bauamtmann und Vorstand des Kgl. Strafsen-
und Flufsbauamts Speyer Theodor Wand, zum Kgl. Re-
gierungs- und Baurat aufser dem Stande der auf die Dauer
der Arbeiten zur Erweiterung des Kaiser Wilhelm-Kanals
beurlaubte Bauamtmann Hermann Krenzer und zum Kgl.
Regierungs- und Baurat aufser dem Stande und Vorstand
des Kgl. Neubauamts für die Mainkanalisierung Aschaffen-
burg der Bauamtmann und Vorstand des Kgl. Strafsen- und
Flufsbauamts Augsburg Heinrich Greuling, zum Kgl. Re-
gierungs- und Bauassessor aufser dem Stande bei der
Kgl. Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg der
Bauamtsassessor bei dem Kgl. Strafsen- und Flufsbauamt
Wurzburg Ernst Kistenfeger, zum Kgl. Bauamtmann und
Vorstand des Kgl. Strafsen- und Flufsbauamts Augsburg
der Bauamtsassessor bei dem Kgl. Strafsen- und Flufsbauamt
Kempten Franz Straub, zum Kgl. Bauamtmann der mit dem
Titel und Rang eines Kgl. Bauamtmanns ausgestattete Bau-
amtsassessor und Vorstand des Kgl. Strafsen- und Flufs-
bauamts Kronach Hans Hühnlein und zum Kgl. Regierungs-
und Bauamtsassessor bei der Kgl. Regierung von Nieder-
$$
236 [No. 864]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Juni 1913)
CŘ
bayern der Bauamtsassessor bei dem Kgl. Strafsen- und
Fluisbauamt Traunstein Peter Bürner.
Verliehen: der Titel und Rang eines Kgl. Bauamtmanns
dem Kgl. Bauamtsassessor bei dem Kgl. Strafsen- und Flufs-
bauamt Speyer Theodor Roemer.
Versetzt: in gleicher Diensteigenschaft der Bauamts-
assessor bei der Kgl. Sektion für Wildbachverbauungen in
Rosenheim Otto Ertl und der Bauamtsassessor bei dem
Kgl. Strafsen- und Fluísbauamt Amberg Theodor Gebhardt
an das Kgl. Neubauamt für die Mainkanalisierung Aschaffen-
burg, sowie der zur Zeit bei dem Kgl. Strafsen- und Flufs-
bauamt Landshut verwendete Kgl. Bauamtsassessor Friedrich
v. Brückner an die Kgl. Sektion für Wildbachverbauungen
in Rosenheim.
In den Ruhestand versetzt: der Oberbauinspektor
Karl Seefried in München.
Sachsen.
Ernannt: zum Bauamtmann bei der Staatseisenbahn-
verwaltung der Regierungsbaumeister Ernst Schütze.
Verliehen: der Titel Professor dem Architekten
Dipl.. Jna. Roth in Moritzburg;
der Titel und Rang als Geh. Hofrat den ordentlichen
Professoren an der Technischen Hochschule Max Foerster,
zur Zeit Rektor der Hochschule, und Dr. Gefs in Dresden;
der Titel und Rang als Geh. Baurat dem Öberbaurat
bei der Strafsenbaudirektion Range und dem Abteilungs-
vorstand bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen
Oberbaurat Toller;
der Titel und Rang als Oberbaurat den Finanz- und
Bauräten bei der Staatseisenbahnverwaltung Harz in Chemnitz
und Menzner in Leipzig sowie dem Vorstand des Strafsen-
und Wasserbauamts Dresden II Finanz- und Baurat Schiege;
der Titel und Rang als Oberregierungsrat dem Re-
gierungsrat Geyer bei der Brandversicherungskammer in
Dresden;
der Titel und Rang als Finanz- und Baurat in Gruppe 1
der IV. Klasse der Hofrangordnung dem Bauamtmann bei
den staatl. Hüttenwerken Baurat Hüppner in Muldenhütten,
den Bauamtmännern bei der Staatseisenbahnverwaltung
Bauräten Arndt und Christoph in Dresden, Claufsnitzer in
Altenburg, Dietsch, Reinhold und Schönherr in Leipzig und
dem Vorstand des Strafsen- und Wasserbauamts Schwarzen-
berg Baurat Williams;
der Titel und Rang als Baurat in Gruppe 14 der
IV. Klasse der Hofrangordnung dem Vermessungsamtmann
im Domänenvermessungsbureau Kraufse, dem Vermessungs-
amtmann im Zentralbureau für Steuervermessung Richter,
den Bauamtmännern bei der Staatseisenbahnverwaltung
Heinig in Chemnitz, Poppe in Glauchau und Schauer in
Dresden, den Bauamtmännern bei der staatlichen Hochbau-
verwaltung Hänsel in Dresden, Riedrich in Plauen und Wolf
in Leipzig sowie dem Vorstand des Strafsen- und Wasser-
bauamts Annaberg Bauamtmann Berndt;
der Titel und Rang als Baurat dem Stadtrat Auster in
Zittau und dem Lehrer an den Techn. Staatslehranstalten
in Chemnitz Professor Schmidt;
der Titel und Rang als Hofrat in der IV. Klasse der
Hofrangordnung dem Architekten Julius Förster in Dresden;
den Titel und Rang als Professor den Lehrern an den
Techn. Staatslehranstalten in Chemnitz Baumeister Claus,
Dr. Penndorf und Dipl.-Jng. Rohen;
der Titel Regierungsbaumeister den Regierungsbau-
führern Dunger, Rother und Grofsmann in Dresden; sie
wurden als nichtständige Regierungsbaumeister dem Land-
bauamt Dresden II, dem Landbauamt Dresden I und dem
Neubauamt der Taubstummenanstalt Leipzig zugewiesen.
Versetzt: der nichtständige Regierungsbaumeister
Klötzer beim Hochbautechn. Bureau zum Neubauamt der
Taubstummenanstalt Leipzig.
Die nachgesuchte Versetzung in den Ruhe-
stand bewilligt: dem Bauamtmann bei der Staatseisen-
bahnverwaltung Finanz- und Baurat Scheibe in Dresden.
|
|
|
Hessen.
Verliehen: der Charakter als Regierungs- und Baurat
dem Vorstand des Eisenbahn-Betriebsamts 2 in Worms
Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Jakob Jordan.
Hamburg.
Ernannt: zu Baumeistern bei der zweiten Sektion der
Baudeputation die Dipl.:- Jna. G. E. H. Hetzell und
A. P. W. Brands.
Gestorben: Landesbaumeister Karl Eschenbrenner in
Montabaur, Baurat Jakob Bug in Offenburg, Bauinspektor
Karl Seiz in Forbach, Geh. Oberbaurat a. D. Jansen in
Oldenburg, früher Vortragender Rat im Minist. der Finanzen,
Professor Dr. Theodor Grofs an der Techn. Hochschule zu
Berlin, Stadtbaumeister Hermann Froböse in Breslau, Pro-
fessor Dr. Emil Pott an der Techn. Hochschule in München,
Baumeister Ernst Wettstädt in Hamburg, Kgl. Baurat Karl
Waechter in Berlin, Stadtbaumeister und Direktor der Gas-
anstalt Karl Nebendahl in Wandsbek und Geh. Kommerzienrat
Dr.- Jna. Friedrich v. Voith in Heidenheim.
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suchen wir
Regierungsbaumeister
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mit abgeschlossener Hochschulbildung
(Dipl.: Jng. od. Reg.-Baumeister) in mittlerem
Lebensalter, als selbständiger Leiter des
Konstruktionsbüros und der Werkstatt.
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beiten, und eigene langjährige Konstruktions-
tätigkeit, verträglicher Charakter, Kenntnis
der englischen und französischen Sprache,
Gewandtheit im Verkehr mit Behörden sind
unerlafslich.
Nur hervorragende Kräfte, die selbst schon
in leitender Stellung tätig waren, können
berücksichtigt werden.
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abschriften, Angabe der Gehaltsansprüche
und des frühesten Antrittstermins unter
M. P. 136 durch die Expedition dieser Zeit-
schrift erbeten.
O0000000000000000
OO000000000000000000000
SO9909000000000000000000000
Verlag F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
LITERATURBLATT
ZU
GLASERS ANNALEN
FUR
GEWERBE UND BAUWESEN |
ZUSAMMENGESTELLT
VON DEN LITERARISCHEN KOMMISSIONEN
DES VEREINS FUR EISENBAHNKUNDE ZU BERLIN UND DES VEREINS DEUTSCHER MASCHINEN-INGENIEURE
SOWIE DER REDAKTION
ANLAGE ZU BAND 72
1913
JANUAR — JUNI
BERLIN
VERLAG DER FIRMA F. C. GLASER BERLIN SW LINDEN-STRASSE 80
Inhalts-Verzeichnis
I. Eisenbahnwesen
I. Vorarbeiten und Entwürfe von Bahnen.
he
a) Haupt- und Nebenbahnen.
b) Sonstige Bahnen.
3. Unterbau:
a) Bahnkörper. 10.
b) Durchlässe und Brücken.
c) Tunnel. 10.
5, 9.
Allgemeine Mitteilungen über ausgeführte Bahnen.
5, 9.
9.
1, 10, 13.
d) Unterbau von städtischen Bahnen.
4. Oberbau und Gleisverbindungen.
a) Oberbau. 11.
b) Gleisverbindungen.
5. Bahnhofsanlagen.
a) Grundformen der Balınhöfe. 11.
b) Bahnhofshochbauten.
c) Sonstige Bahnhofseinrichtungen.
l1.
Il.
d) Wasserversorgung, Entwässerung, Beleuchtung.
6. Kraftanlagen und Streckenausrüstung für elektrisch betriebene
Bahnen. 12.
7. Anlagen zur Sicherung des Betriebes.
a) Signale und Sicherungsanlagen.
b) Bahnausrüstung.
8. Fahrzeuge.
a) Gemeinsame Einrichtungen für Lokomotiven
15.
b) Dampflokomotiven und Tender.
¢) Personen- und Güterwagen.
d) Fahrzeuge der elektrisch betriebenen Bahnen.
e) Fahrzeuge der Bahnen besonderer Bauart.
15.
und Wagen.
f) Zugbeleuchtung und Heizung.
9. Eisenbahnwerkstätten für Dampf- und elektrische Bahnen.
1, 17.
10. Bau-, Betriebs- und Werkstattmaterialien.
2, 19.
12. Eisenbahnverkehr, Tarifwesen.
11. Eisenbahnbetrieb.
13. Verwaltung der Fisenbahnen.
13.
14. Verschiedenes. 6,
1, 19.
2, 20.
2, 20.
II. Allgemeines Maschinenwesen
l. Dampfkessel. 3, 17, 21.
2. Dampfmaschinen. 21.
3. Hydraulische Motoren. 3, 6.
4. Allgemeines. 3, 6, 13, 17, 21.
III. Bergwesen
1. Aufbereitung.
2. Förderung. 22.
3. Gruben-Ausbau und Zimmerung.
4. Wasserhaltung.
5. Allgemeines.
IV. Hüttenwesen
l. Erzeugung von Metallen.
2. Giefserei.
3. Einrichtung von Hammer- und Walz-Werken. 7.
4. Hilfsmaschinen (Gebläse, Ventilatoren usw.)
5. Allgemeines. 7.
V. Elektrizität
7, 12, 14, 17, 22.
VI. Verschiedenes
4, 7, 12, 14, 18, 22.
18.
1, 16.
1, 13, 16.
1, 17.
Abkürzungen
welche im Literaturblatt zur Bezeichnung der Titel der Zeitschriften in Anwendung gebracht sind.
A. E. G. Ztg. .
Am. Eng. and R. J.
Ann. d. ponts 3
Ann. d. ing. d. Gand .
Ann. d. trav. publ. d. Belg.
Ann. nouvl. ds ge. se
Arch. f. Ebw. . ;
Bayer. Verkehrsblätter .
Beton und Eis. eo
Bulletin d. Int. Eis.-Kongr.-
Verb. . a aa’
Compt. d. ing. d. France
Dt. Bauztg.
Dingler’s J.
F..-Verordn.-Bl.
El. Railw. J.
Electr. Review
Elektr. Ztschr. ;
Elektr. Kraftbetr. u. B.
Eng.
Engg. :
Engg. News
Franklin J.
Gen. civ.
Giornale
Glasers Ann..
Hann. Ztschr.
Lokom.. Be Se va
Mitt.d. V. d.Ing.d. österr. B.
A. E. G. Zeitung.
The American Engineer and Railroad
Journal.
Annales des ponts et chaussees.
Annales de l’association des ingenieurs
de Gand.
Annales des travaux publics de Belgique.
Nouvelles annales de la construction.
Archiv für Eisenbahnwesen.
Bayerische Verkehrsblätter.
Beton und Eisen.
Bulletin des internationalen Eisenbahn-
Kongrefs-Verbandes.
Comptes rendus de la société des in-
génieurs de France.
Deutsche Bauzeitung.
Dingler’s polytechnisches Journal.
Eisenbahn-Verordnungsblatt.
Electric Railway Journal.
Electrical Review.
Elektrotechnische Zeitschrift.
Elektrische Kraftbetriebe
The Engineer.
Engineering.
Engincering News.
The Journal of the Franklin Institute.
l.e genie civil.
Giornale del genio civile.
Annalen für Gewerbe und Bauwesen.
Zeitschrift für Architektur- und Ingenieur-
wesen (Hannöversche Zeitschrift).
Die Lokomotive.
Mittteilungen des Vereins der Ingenicure
der k. k. österreichischen Staats-
bahnen.
und Bahnen.
— m Lee...
Mitt. ü. Lok.- u. Strbw.
Mon. d. str. ferr.
Oesterr. Eisenbahnztg.
Oesterr. Wschrft. f. Off. Bdst.
Organ
Proc. of Amer. Soc.
Railw. Age Gaz.
Railw. and Engg. Rev.
Railw. Eng. ;
Railw. Gaz. ‘
Rev. gén. d. chem.
Schwz. Bauztg.
Scientf. Am. .
Stahl u. Eis. .
Tekn. Ugebl.
Verkehrstechn. W. .
Wochenschr. d. Arch.-Ver.
Zentralbl. d. Bauverw.
Ztg. D. E.-V.
Zischr. dt. Ing. .
Ztschr. f. Bw. .
Ztschr. f. Kleinb.
Ztschr. d. österr. Ing.-V.
Mit Abb. bedeutet „mit Abbildung”.
SI T DO ——
Mitteilungen des Oesterr Vereins für
die Förderung des l.okal- und Strafsen-
bahnwesens.
Monitore delle strade ferrate.
Oesterreichische Eisenbahn-Zeitung.
Oesterreichische Wochenschrift für den
öffentlichen Baudienst.
Organ für die Fortschritte des Fisen-
bahnwesens.
Proceedings of the American Society of
Civil Engineers.
Railway Age Gazette.
Railway and Engineering Review.
The Railway Engineer.
Railway Gazette.
Revue générale des chemins de fer.
Schweizerische Bauzeitung.
Scientific American.
Stahl und Eisen.
Teknisk Ugeblad.
Verkehrstechnische Woche.
Wochenschrift des Architekten-Vereins
zu Bertin.
Zentralblatt der Bauverwaltung.
‘Zeitung des Vereins Deutscher Eisen-
bahn-Verwaltungen.
Zeitschrift des Vereins deutscher Inge-
nieure.
Zeitschrift für Bauwesen.
Zeitschrift für Kleinbahnen, einschl. der
Mitteilungen des Vereins deutscher
Strafsenbahn- und Kleinbahn -Verwal-
tungen.
Zeitschrift des Oesterreichischen Inge-
nieur- und Architekten-Vereins.
LITERATURBLATT
GLASERS ANNALEN
für
GEWERBE txn BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V. D. M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit + bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
Á mm 1101171710171 nn mn nn
— -L AA G AA NS TT
No. 578 Beilage zu 1 No. 853 (Band 72 > Heft 1 1) 1913
= a ae a a Sa Se Se
e) Fahrzeuge der Bahnen besonderer Bauart.
I. Eisenbahnwesen. |
| Battery Locomotives for Chicago railroad terminals.
|
|
3. Unterbau.
b) Durchlässe und Brücken.
Scientf. Am. vom 3. Februar 1912, S. 103 unter
Engineering.
Tafeln zur Berechnung ebener Windverbände ` Um der öffentlichen Meinung gegen Rauchschäden auf den
eiserner Brücken. Von O. Kommerell, Kaiserl. | Bahnhöfen von Chicago zu begegnen, hat Edison als einfachste
Baurat. 28 Seiten Text in 22! 2 X 341/2 cm mit 29 Text- |
abbildungen. Berlin 1911. Wilhelm Ernst u. Sohn.
Preis geh. 1,50 M.
Lösung der Frage die Einführung von Lagerbatterien, welche auf
den Tendern mitzuführen seien, vorgeschlagen. Die Lokomotiven
würden dann unabhängig von Kraftwerken wie Dampflokomotiven
Der Verfasser hat 5 Tafeln berechnet, aus denen man nach verwendet werden können. Den Nachteil, dafs die Ladung der
Ermittelung einiger Hilfswerte sofort durch einfache Multiplikationen Batterien Zeit beansprucht, hat Edison durch seine neuen Lager-
für die verschiedenen wagrechten Belastungen — Winddruck,
Seitenstöfse und Fliehkraft — die Auflagerdrucke und die grdfste
batterien beseitigt, deren Ladung in ganz kurzer Zeit erfolgt. Z.
Die Berechnung der Hauptabmessungen von Druck-
luftlokomotiven. Von Rud. Engel, el
in Hannover. Ztschr. dt. Ing. 1912. No. 9, S. 357.
Querkraft in einem beliebigen Felde, sowie auch die Biegungs-
‚oınente für einen beliebigen Knotenpunkt des Windtragers findet.
Fine weitere Tafel dient der Ermittelung der Hilfswerte. Die
Tafeln ermöglichen bei genügender Genauigkeit der Ergebnisse Es werden die thermodynamischen Vorgänge in den Behältern
einen wesentlichen Zeitgewinn bei der Berechnung ebener Wind- und Zylindern von Druckluftlokomotiven insbesondere bei Anwendung
verbände. Sie sind deshalb seit einiger Zeit bei den Reichseisen- von Drosselung, Vorwärmung und Verbundwirkung besprochen und
bahnen in Elsafs-Lothringen im Gebrauch, auch sind sie durch hieraus Folgerungen für die Bauart solcher Lokomotiven gezogen. B.
Ministerialerlafs den preufsischen Eisenbahndirektionen empfohlen j
Das Beförderungswesen mit aufgeladenen Fahr-
zeugen und Fahrzeugteilen. Von Ingenieur Hermann
R. v. Littrow, Wien. Ztschr. Oesterr. Jahrgang
1912, No. 6 und 7. Mit Abb.
worden. H.
8. Fahrzeuge.
c) Personen- und Güterwagen.
Plate-forme speciale pour le transport des trans-
formateurs éléctriques. Gen. civ. 1912. S. 518.
Mit 2 Abb.
Eingehende Schilderung der verschiedensten Umladearten
zwischen Land-, Schiffs- und Eisenbahnfahrzeugen. Du.
9. Eisenbahnwerkstätten für Dampf- und elektrische Bahnen.
Die neue Güterwagenwerkstätte in Recklinghausen.
Von Reg.-Baumeister Rutkowski. Glasers Ann. 1912.
Bd. 70, Heft 7, S. 121. Mit Abb.
Beschreibung eines Spezialwagens der Westinghouse-Gesellschaft
N
mit zwischen den Drehgestellen vertiefter Plattform zum Transport
aufsergewöhnlich grofser Transformatoren. —s.
Der Bau eiserner Personenwagen auf den Eisen-
bahnen der Vereinigten Staaten von Amerika.
Von Reg.-Baumeister F. Gutbrod. Ztschr. dt. Ing.
1912. No. 14, S.547. Mit Abb.
Nach einem kurzen geschichtlichen Rückblick gibt Verfasser
eine genaue Beschreibung der ausgedehnten Anlage. B.
Fortsetzung einer Abhandlung im vorigen Jahrgang, in welcher 10. Bau-, Betriebs. und Werkstattmaterialien.
|
|
l
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|
die Bauart einzelner eiserner Wagen besprochen wird. B. Die Herstellung und Untersuchung der im Eisen-
bahnbetriebe verwendeten Petroleumprodukte.
Von Dr. L. Weinstein. Glasers Ann. 1912. Bd. 70,
Heft 10, S. 181.
Wiedergabe eines im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
d) Fahrzeuge der elektrisch betriebenen Bahnen.
Locomotive électrique a redresseur-regulateur
alternatif-continu de Mm. Auvert et Ferrand. Von
A. Bidault des Chaumes. Gen. civ. 1912. S. 301
bis 305. Mit 7 Abb. im Text und 1 Plan.
Beschreibung einer grofsen elektrischen Lokomotive für Haupt-
Vortrages. B.
Gesteinbohrmaschine für Bauarbeiten. Zentralbl. d.
Bauverw. Jahrgang 1912. No. 12, S. 73. Mit 3 Abb.
Die Siemens-Schuckert Maschine bohrt Löcher bis 8 m Tiefe,
ist einfach in der Handhabung; sie wird empfohlen zum Bohren von
bahnen, bestehend aus 2 eng miteinander verkuppelten Einzel-
lokomotiven. Jede dieser Einzelmaschinen läuft auf einem zwei-
achsigen Drehgestell und auf 2 Treibachsen, jede besitzt 2 Gleich-
strommotoren mit Antrieb der Achsen durch konische Zahnräder,
2 Umtormer, 2 Stromregler, sowie selbsttatige Unterbrecher und
Sprenglöchern an Brückenpfeilern und Kaimauern unter Wasser,
zum Abtragen von Betonfundamenten, zum Ausschlitzen von
Kanälen usw. Du.
mehrere Hilfsapparate. Der Wechselstrom des Fahrdrahtes hat
12 000 Volt Spannung, er wird von jeder Maschine durch gleitenden Versuche über die Elastizität und Festigkeit von
Bambus, Akazien-, Eschen- und Hickoryholz.
Von R. Baumann. Ztschr. dt. Ing. 1912. No. 6,
S.229. Mit Abb.
In der Materialprüfungsanstalt der Kgl. Technischen Hochschule
Stromabnehmer den vorgenannten Apparaten zugeführt und für die
Motoren in Gleichstrom von 600 Volt umgewandelt. Die Lokomotive
ist von der Gesellschaft Alioth in Basel gebaut und von der
Paris —Lyon—Mittelmeerbahn auf der Strecke Cannes—Grasse mit
guteın Erfolge in regelmäfsigem Betriebe in den Jahren 1910 und Stuttgart sind Versuche ausgeführt, die bei den Holzarten erkennen
1911 erprobt worden. —s. liefsen, dafs die Festigkeitseigenschaften keine festliegenden Gröfsen
2 [No. 853]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Januar 1913]
bei Bambusrohren zeigen die dünnern eine gröfsere
Biegungsfestigkeit, als die dickeren. B.
ergaben,
11. Eisenbahnbetrieb.
Aufgleiser für entgleiste Eisenbahnfahrzeuge von
Podolsky u. Straus. Von W. Murai, Oberingenieur
der ungarischen Staatsbahnen in Budapest. Organ.
1912. Band XLIX, Heft 5. Mit Abb.
Beschreibung einer Vorrichtung, die ein rasches Aufgleisen
cinzelner Fahrzeuge unter Benutzung der Zugkraft der Lokomotive
ermöglicht. Der Aufgleiser wird geliefert von Ganz & Co., Budapest,
Leobersdorf und Ratibor.
Staaten patentiert. Sd.
Die Vorrichtung ist ın verschiedenen
Wagen-Reinigungs- und Entseuchungs-Anstalten.
Von Fr. Mayscheider, Regierunsrat in München.
Organ. 1912. Band XLIX, Heft 5. Mit Abb.
Verfasser erörtert die Frage, welche Bau- und betriebstechnische
die
hinsichtlich der Reinigung und Entseuchung von Vichwagen er-
Der Aufsatz gibt Aufschlufs über die Ein-
richtung und Leistungsfähigkeit von Wagenreinigungsanstalten, über
die Kosten, den Bedarf an Arbeitern, die Durchführung des Ver-
fahrens usw. Sd.
Mafsnahmen zu treffen sind, um die Vorschriften zu erfüllen,
lassen worden sind.
Eisenbahnen und Strafsenkreuzungen in der Union.
Oesterr. Eisenbahnztg. 1912. S. 49—51.
Mitteilungen über die Zahl der Straisenkreuzungen und der
Todesfälle, sowie der bisherigen Bemühungen zur Beseitigung dieser
schweren Uebelstände. —s,
Winke fiir die Handhabung der Hemmschuhe und
Bedienung der Gleisbremsen auf Verschiebebahn-
höfen. Von Regierungsbaumeister Georg Römer.
Zte. D. E.-V. 1912. No. 20, S. 323/5.
Der Aufsatz behandelt in 2 Abschnitten die Handhabung der
Hemmschuhe in Gruppengleisen und die Bedienung der Gleisbremsen.
—r.
Deutsche und französische Zuggeschwindigkeiten.
Von Kuntzemüller. Ztg. D. E.-V. 1912. No. 14,
S. 228/9.
Beleuchtung einer Angabe der Fachzeitschrift „Ze Gente Civil“
1911, Heft 17, S. 354, über die Zuggeschwindigkeiten, die zu Mifs-
verständnissen Anlafs geben könnte. —r,
Gasbeförderung für Eisenbahnzwecke. Glasers Ann.
1912. Band 70, Heft 7, S. 129.
Besprechung der Einrichtungen für die Gasbeförderung für
Eisenbahnzwecke und die hierbei verwendeten besonderen Wagen.
B.
Der Wagenmangel. Von Dr.-Ing. Heinrich Macco,
Siegen. Beiblatt der Ztschr. dt. Ing. 1912. Heft 3,
S. 203.
© Verfasser erörtert sehr eingehend die Klagen über den Wagen-
mangel bei den Preuisisch-Hessischen Bahnen und die Ursachen
desselben. B.
Funkenflugschaden der Dampflokomotiven. Von
Ing. Winkler, Charlottenburg. Glasers Ann. 1912.
Band 70, Heft 6, S. 101.
Verfasser bespricht die der Bahnverwaltung aus der Wund-
haltung der Schutzstreifen und der Entschädigungen für Funken-
-flugschaden erwachsenden Kosten, welche mit Einführung des elek-
trischen Betriebes fortfallen würden, die bisher getroffenen Ein-
richtungen an den Lokomotiven den Funkenflug zu verhindern, hätten
sich als nicht ausreichend erwiesen. B.
Ablaufneigungen der Verschiebebahnhdfe. Von
Cauer, Geh. Baurat, Professor. Ztg. D. E.-V. 1912.
No. 17 u. 18. S. 275/280 und 291/5.
Verfasser erörtert diese für den Bau der Verschiebebahnhdfe
wichtige Frage ausführlich im Anschlufs an die Doktordissertation
von Otto Ammann, Karlsruhe: Die Leistungsfähigkeit von Ablauf.
bergen auf Verschiebebahnhöfen in ihrer Abhängigkeit von den
Gefällverhältnissen. Eine Druckfehlerberichtigung findet sich in
No. 20, S. 335 d. Ztg. =,
12. Eisenbahnverkehr, Tarifwesen.
Die Fahrpreise der Stadtschnellbahnen in den
europäischen und amerikanischen Grolsstädten.
Von Regierungsrat a. D. G. Kemmann. Ztg. D. E.V.
1912. No. 22 u. 23, S. 355/60 und 371/5.
Eingehende Behandlung der Tariffragen im allgemeinen und im
besondern in den einzelnen Grofsstädten. Eine zeichnerische Dar-
stellung der Schnellbahnfahrpreise in London und Berlin ist beige-
geben. soe.
Gesellschaft fiir elektrische Hoch- und Untergrund-
bahnen in Berlin (Hochbahngesellschaft).
Der Geschäftsbericht für das Jahr 1911 gibt Aufschlufs über
die weitere günstige Entwicklung dieses wichtigen Verkehrs-
unternehmens. =r,
13. Verwaltung der Eisenbahnen.
Die Verkehrsentwicklung Südamerikas. Von L.
Perutz. Oesterr. Eisenbahnztg. 1912. S. 76—78,
84—86, 93—94, 107—110 und 115—117.
Die Entwicklung der Eisenbahnen der einzelnen Staaten Süd-
amerikas, besonders in wirtschaftlicher Hinsicht, wird unter An-
fügung zahlreicher statistischer Angaben geschildert. —s.
Ueber Entstehung, Wesen, Bedeutung und Nutzbar-
machung der Osnabrücker Gleissammlung. Von
Geh. Kommerzienrat Dr.- Jna. Haarmann. Glasers
Ann. 1912. Bd. 70, Heft 8, S.141. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages. B.
Observations sur la comptabilite des societes con-
cessionaires de chemins de fer. Von Marcel
Robaglia. Gen. civ. 1912. S. 412—414, 428—430.
Grundsätze der Rechnungsführung bei den französischen Eisen-
bezüglich der der Verteilung der Auf.
wendungen auf die bauliche Unterhaltung bezw. Erweiterung der
Bahnanlagen und auf den Betrieb und bezüglich der Verrechnung
bahnen Schuldentilgung,
neuer Anlagen, welche an Stelle alter Anlagen notwendig werden.
oS;
Verwaltungsreformen im Bereiche der deutschen
Staatseisenbahnen. Von K. Völker. Oesterr.
Eisenbahnztg. 1912. S. 73—76, 81—83 und 89—93.
Besprechung der verschiedenen, in den deutschen Staaten
vorhandenen älteren und neueren Verwaltungseinrichtungen der
Staatsbahnen bezüglich
ihrer Zweckmälsigkeit unter besonderer
Berücksichtigung von Preufsen und Bayern. —s.
Statistische Vergleichung amerikanischer und euro-
päischer Eisenbahnen. Von Renaud. Ztg. D.E.-V.
1912. No. 28, S. 447—450.
Auszug aus einer Schrift im jüngst erschienenen Heft 24 des
„Bureau of railway economics“ in Washington, das Vergleiche
zwischen den Eisenbahnen der Vereinigten Staaten von Amerika,
Grofsbritannien, Frankreich und Deutschland enthält. —r.
Der Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen in
Geschichte und Gegenwart. Von Reg.-Rat Dr.
Redlich. Glasers Ann. 1912. Bd. 70, Heft 6, S. 104.
Wiedergabe eines im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages. B.
Reste, eine Frage aus dem Etatsrecht. Von Offen-
berg. Arch. ft. Ebw. 1912. S. 317—324.
Entstehung und Bedeutung eines neuen Etatsvermerks zu
Ausgabetitel 8 und 9 des Kapitels 23 im preufsischen Eisenbahn-
etat (betr. wirtschaftliche Zugehörigkeit bestimmter Ausgaben zum
Etatsjahre). Fr.
Etat der Verwaltung der Reichs-Eisenbahnen für
das Rechnungsjahr 1912. Glasers Ann.. 1912. Bd. 70,
Heft 5, S. 89.
(1. Januar 1913]
Mitteilung über den dem Reichstag vorgelegten Etat der
Reichseisenbahn-Verwaltung. B.
Ein Besuch im Science-Museum in London. Von
Conrad Matschofs. Ztschr. dt. Ing. 1912. No. 10,
S. 399. Mit Abb.
Besprechung der im Museum aufgestellten wertvollen Schätze
aus der Entwickelungsgeschichte der Technik bezw. des Maschinen-
baues, von denen einzelne auf zwei Textblättern abgebildet sind.
So das Original der 1788 von James Watt gebauten Dampfmaschine,
die Stephenson’sche Lokomotive Roket vom Jahre 1829 und viele
andere historisch bedeutsame Erfindungen. B.
Die militärische Verwendung der Eisenbahnen in
Indo-China. Arch. f. Ebw. 1912. S. 481—483.
Neuere Eisenbahnpolitik in Holland. Von Dr. Over-
mann. Arch. f. Ebw. 1912. S. 40—56.
I. Die parlamentarischen Verhandlungen von 1908. II. Der
Kommissionsbericht von 1911: 1. Das System der Betriebsverträge
und ihre wirtschaftlichen Wirkungen, 2. der Eisenbahnbetrieb durch
die Gesellschaften, 3. die finanzielle Seite des holländischen Eisen-
bahnwesens, 4. das Ergebnis. Fr.
Freifahrtordnung der Eisenbahnen in den Vereinigten
Staaten von Amerika. Von Renaud. Arch. f. Ebw.
1912. S. 471—4719.
In Ausführung der Novelle zum Bundesverkehrsgesetze vom
Bundesverkehrsamt erlassen. Fr.
Der neueste Stand der Bundesgesetzgebung über
das Eisenbahnwesen der Vereinigten Staaten von
Amerika. Von Dr. Alfred v. der Leyen. Arch. f.
Ebw. 1912. S. 1—39.
Uebersicht
gesetzes vom 4. Februar 1887.
über neuere Aenderungen des Bundesverkehrs-
Eine Ucbersetzung dieses Gesetzes
in seiner jetzt geltenden Form und ein ‚Auszug aus der letzten
Novelle dazu vom 18. Juni 1910 (betr. Einrichtung cines Bundes-
verkehrsgerichts) sind beigezeben. A Fr.
Die Güterbewegung auf deutschen Eisenbahnen
und den deutschen Wasserstralsen im Jahre 1910
im Vergleich zu der in den Jahren 1907, 1908 und
1909. Arch. f. Ebw. 1912. S. 147—201.
Fortsetzung früherer gleichartiger Veröftentlichungen. Er;
Wohlfahrtseinrichtungen der preulsisch-hessischen
Eisenbahngemeinschaft im Jahre 1910. Von Dr.
Leese. Arch. f. Ebw. 1912. S. 57—131.
Pensionskasse, Krankenkassen, Unfallversicherung, Verbands-
krankenkasse. Fr.
Hauptergebnisse der österreichischen Eisenbahn-
statistik für das Jahr 1909. Arch. f. Ebw. 1912.
S. 226--240. Die k. k. österreichischen Staats-
bahnen im Jahre 1910. Arch. f. Ebw. 1912. S. 455
bis 468.
Die königlich sächsischen Staatseisenbahnen in den
Jahren 1909 und 1910. Arch. f. Ebw. 1912. S. 202
bis 217. Die Eisenbahnen im Grolsherzogtum
Baden im Jahre 1910. Arch. f. Ebw. 1912. S. 218
bis225. Dievereinigten preulsischen und hessischen
Staatseisenbahnen im Rechnungsjahr 1910. Arch. f.
Ebw. 1912. S. 404—441. Die bayerischen Staats-
eisenbahnen und Schiffahrtsbetriebe im Jahre 1910.
Arch. f. Ebw. 1912. S. 442-—454.
Mitteilungen aus den amtlichen Verwaltungsberichten. Fr.
Die portugiesischen Eisenbahnen in den Jahren 1905
bis 1908. Arch. f. Ebw. 1912. S. 241—245.
Statistique.
. des Chemins de fer de l’
gen. d. chem. S. 240—247.
Ergebnisse des Betriebes der französischen Staatsbahnen im
Jahre 1910 nach dem Betriebsbericht der Verwaltung. H.
Resultats obtenus en 1910, sur le reseau
tat en France. Rev.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
:
[No. 853] 3
Die Eisenbahnen in den deutschen Schutzgebieten
im Jahre 1910. Von Baltzer. Arch. f. Ebw. 1912.
S. 374—403.
Stand der Bauten gegen Ende 1911, Betriebsergebnisse der
einzelnen Bahnen, wirtschaftliche Vergleichung derselben. Fr.
Die Eisenbahnen der Türkei im Jahre 1909. Arch. f.
Ebw. 1912. S. 246—254. Die serbischen Eisen-
bahnen im Jahre 1909. Arch. f. Ebw. 1912. S. 254
bis 260.
Die Eisenbahnen Britisch-Ostindiens im Jahre 1910.
Arch. f. Ebw. 1912. S. 469—476. |
Die Eisenbahnen in Siam im Jahre 1910. Arch. f. Ebw.
1912. S. 487—491.
Die Exprelsgesellschaften in den Vereinigten Staaten
von Amerika im Jahre 19081909. Von Auerswald.
Arch. f. Ebw. 1912. S. 141—146.
Mitteilungen aus dem Jahresberichte des Bundesverkehrsamtes.
Fr.
Die kanadische Ueberlandbahn und ihre wirt-
schaftliche Bedeutung. Von Dr. Alex. Eversmann.
Arch. f. Ebw. 1912. S. 325—360. Mit einer Karte
und 2 Skizzen.
Gründung und Anlage der Bahn, Vervollständigung der Bahn,
Ausdehnung auf den Schiffahrtsverkehr. Fr.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
I. Dampfkessel.
Ueber künstlichen Zug bei Dampfkesselanlagen.
Von Ing. llubert Hermanns, Duisburg. Glasers
Ann. 1912. Bd. 70, Heft 10. S. 194. Mit Abb.
Beschreibung des Schwabach’schen Saugzugverfahrens, bei dem
mittels Ventilators atmosphärische Luft von geringer Spannung durch
eine oder mehrere Düsenförmige Oeffnungen in ein Abzugsrohr
von beschränkter Höhe geblasen wird. B.
3. Hydraulische Motoren.
Der neue Turbinenregler von Briegleb, Hansen & Co.
An Gotha. Von Dr.-Jna. Thoma. Ztschr. dt. Ing.
‘1912. No. 4, S. 121; No. 5, S. 169. Mit Abb.
Beschreibnng einer in den letzten drei Jahren ausgebildeten
dafs für alle
Reglergröfsen dasselbe Steuerwerk verwendet wird. B.
Riemen besonderer Art. Von
Ztschr. dt. Ing. 1912.
Reglerbauart, welche die Eigentümlichkeit aufweist,
Versuche mit
Kammerer, Charlottenburg.
No.6, S. 206. Mit Abb.
Versuche die Grenzen der für Ricmen aus verschiedenen
Stoffen zulässigen Nutzspannung festzustellen. An die Versuchs-
ergebnisse schliefst sich ein Hinweis auf drei auffallende Erschei-
nungen, die bei allen Versuchen beobachtet wurden und die sich
mit der üblichen Reibungstheorie des Riemens nicht in Einklang
bringen lassen. B.
4. Allgemeines.
Neue Kraftmesser. Von Georg Wazau in Geithain.
Ztschr. dt. Ing. 1912. No. 7, S. 268. Mit Abb.
Beschreibung zweier Kraftprüfer, die, hergelcitet aus den be-
kannten Kontrollstäben, die Formänderung dieser letzteren auf
hydraulischem Wege anzeigen. B.
y g
Bestimmung der Herstellungskosten im Werk
Nürnberg der Maschinenfabrik Augsburg-Nürn-
berg. Von Prof. C. Prinz, Danzig-Langfuhr. Bei-
blatt d. Ztschr. dt. Ing. 1912. Heft 3, S. 180.
Eingehende Besprechung des Herstellverfahrens, der Organi-
sationsformen und der Schulung des Personals, sowie der Möglich-
keit der sofortigen Prüfung bestimmter Geschäftsvorgänge auf ihre
Wirstchaftlichkeit. B.
Der Wärmeüberzeugung von heilser Luft an Rohr-
wandungen. Von Dr.- na. Hein. Gröber. Ztschr.
dt. Ing. 1912. No. Il, S.42. Mit Abb.
4 [No. 853]
Mitteilung über die in dem Laboratorium für technische Physik
der Kgl. Technischen Hochschule München ausgeführten Versuche.
Die von Nufselt angegebene Veränderlichkeit der Wärmeübergangs-
zahl wird durch die Versuche bestätigt. Die zweite Hälfte der
Abhandlung befafst sich ausschliefslich mit der Wärmestrahlung von
Gasen. B.
Versuche an einer Sulzerschen 300 pferdigen Diesel-
motorenanlage mit Wärmeverwertung. Von Prof.
J. Cochand und Ing. M. Hottinger. Ztschr. dt.
Ing. 1912. No. 12, S. 458. Mit Abb.
Die Versuche wurden während des normalen Betriebes vor.
genommen und die Ergebnisse mitgeteilt, sie ergaben die hohe
Ausnutzung von über 8 v. H. der im Brennöl enthaltenen Wärme
und beweisen, dafs sich, wenn neben Kraft auch Wärme gebraucht
wird, die Abgasverwertung bei Dieselmotoren in vielen Fällen wohl
lohnt. B.
Schieber oder Ventil? Von Dipl.- Jna. Ernst Claafsen,
Abt.-Chef. von Franz Seiffert & Co. A. G. Berlin.
Ztschr. dt. Ing. 1912. No. 12, S. 469. Mit Abb.
Nach vorausgehénden Erörterungen der Frage beschreibt Verf.
einen Schieber von 300 mm Weite mit elektrischem Antrieb aus-
geführt für eine grofse Anlage in Transvaal. Der Schieber ist in
8 m Höhe über den Fufsboden eingebaut und wird vom Elektro-
motor durch Stirnräder angetrieben. B.
Kran- und Transportanlagen für Hütten-, Hafen-,
Werft- und Werkstättenbetriebe unter besonderer
Berücksichtigung ihrer Wirtschaftlichkeit. Von
Dipl.-Ing. C. Michenfelder. Mit 703 Textfiguren.
Berlin 1912. Julius Springer. Preis26M. [V.D.M.]
Die in Lehr- und Handbüchern als Beispiele oder Vorbilder
enthaltenen Schöpfungen der Technik pflegen aus erklärlichen
Gründen nicht an die neuste Gegenwart heranzureichen, in Deutsch-
land füllt eine grofse Zahl angesehener Zeitschriften die zeitliche
Lücke. Das Michenfeldersche Werk bildet in dieser Hinsicht einc
seltene Ausnahme. Unter der raschen Arbeit von Verfasser und
Verleger haben Ausdehnung und Gründlichkeit nicht gelitten. Da-
bei ist zu bemerken, dafs das Werk kein Hilfsbuch für den unmittel-
baren Entwurf darstellt und dennoch durch die geschickte Wahl
seiner Beispiele ein reiches Mafs der Anregung zu selbständigem
Denken bringt — es nimmt einen ersten Platz unter den Buch-
werken fiber Krane und verwandte Förderanlagen ein. G. W.K.
VI. Verschiedenes.
Eisenbeton, Theorie und Versuchsergebnisse. Von
Karl Steiner. Berlin 1912. Verlag der Tonindustrie-
Zeitung. Preis 3,50 M. |
Der Verfasser behandelt zunächst mit möglichster Kürze die
Theorie des Eisenbetons, Aufstellung der Grundgleichungen für die
verschiedenen Berechnungen und den Rechteck- und T- förmigen
Querschnitt und bringt dann eine Reihe von Versuchsergebnissen
für Normaldruck- und Biegungsbeanspruchung. Er kommt zu dem
Ergebnis, dafs die Rechnungswerte mit den aus den Dehnungs-
messungen sich ergebenden Werten gut übereinstimmen. H—m.
Lehrbuch der darstellenden Geometrie. Von J.
Schlotke. I. Teil: Spezielle darstellende Geometrie.
169 Seiten Text in gr. 8° mit 199 Textabbildungen.
Leipzig. Verlag von H. A. Ludwig Degener. Preis
brosch. 3,60 M, geb. 3,80 M.
Das Werk erscheint jetzt, herausgegeben von Dr. C. Rodenberg,
Pıofessor an der Technischen Hochschule in Hannover, in 7. Auflage.
Es genügt, darauf hinzuweisen, einer besonderen Empfehlung bedarf
es nıcht, da es in allen Kreisen, die es angeht, bekannt und beliebt
ist. Der vorliegende erste Teil behandelt die Parallelprojektionen,
die Darstellung des Punktes der geraden Linien und der Ebenen,
die ebenen Durchschnitte der Körper, die Durchdringungen, die
Berührungsebenen krummer Flächen, die Durchschnitte krummer
Flächen und die Untersuchung krummer Flächen. H.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Januar 1913)
Statische Tabellen. Von Franz Boerner.
Text in 8° mit 357 Textabbildungen. Berlin 1912,
Wilhelm Ernst u. Sohn. Preis gebunden 4,20 M.
Dieses Tabellenwerk, das innerhalb seines Rahmens in mancher
259 Seiten
Hinsicht als eine Ergänzung und Erweiterung der „Hütte“ gedacht
war, erscheint jetzt, nach den neuesten amtlichen Vorschriften
ergänzt, in 4. Auflage. Es enthält die für den Bauingenieur
wichtigen mathematischen Formeln, Gewichts- und Belastungs.
angaben, Sätze der Festigkeitslehre und Rechnungswerte aller Art.
Besonders ausführlich sind die Tabellen über Stützen zusammen-
gesetzten Querschnitts. Neu hinzugekommen sind Angaben über
Laufkrane, forteelallen ist der frühere Anhang, der die Stein- und
behandelte. Dieser
Das Buch ist bekannt.
seinem Inhalt als auch besonders seinem handlichen Format nach
Betonkonstruktionen erscheint jetzt als
besonderes Heft. Es eignet sich sowohl
gut für den Zweck, dem es dienen soll. H.
Leitfaden für das Entwerfen und die Berechnung
gewölbter Brücken. Von G. Tolkmitt. Dritte
Auflage. Neu bearbeitet von A. Laskus, Regierungs-
rat. 116 Seiten Text in gr. 8° mit 42 Textabbildungen.
Berlin 1912. Verlag von Wilhelm Ernst u. Sohn. Preis
geh. 5 M, geb. 5,80 M.
Das bekannte Werk erscheint — in mancher Hinsicht ergänzt,
aber doch noch seiner ursprünglichen Anlage treu — in dritte
Auflage, ein Beweis, dafs es sich trotz aller Fortschritte der Theorie
Und mit Recht;
denn es ist von hervorragender praktischer Brauchbarkeit, weil es
immer noch besonderer Wertschätzung erfreut.
in allen Fällen, die sich beim Entwerfen ergeben, einen Weg zeigt,
der unmittelbar — nicht durch zeitraubendes Ausprobieren — zum
Ziele führt, sei es nun, dafs man für gegebene Verhältnisse die
günstigste Gewölbeform, oder dafs man zu gegebenen Bestimmungs-
stücken die übrigen Gewölbeelemente sucht. Abänderungen und
Ergänzungen bringt die neue Auflage hauptsächlich in den Angaben
über die zulässigen Beanspruchungen, da hier neuerdings durch:
zahlreiche Festigkeitsversuche neue Aufschlüsse gewonnen sind.
Ergänzungen waren auch nötig mit Rücksicht auf die zunehmende
Verwendung von Beton im Gewölbebau. H.
Berechnung von Rahmenkonstruktionen mit
mehreren Mittelstützen sowie vollständige Durch-
führung der Berechnung eines Rahmens mit
Eiseneinlagen und einer quadratischen Platte mit
Wasserbehalter aus Eisenbeton. Von Dr.-Ing.
Heinrich Pilgrim in Stuttgart. Wiesbaden 1912.
C. W. Kreidel’s Verlag. Preis 2,70 M. [V. D. M]
Die für den modernen Eisenbetonbau wichtigen Rahmenkon-
struktionen erfordern häufig mehr als 2 Mittelstützen. Der Verfasser
weist nach, dafs seine bereits früher veröffentlichte Rahmenberech-
nung für zwei Mittelstützen sich auch für mehr als zwei Mittel-
stützen leicht anwenden läfst, und zwar, indem die Horizontalkräfte
(bei Annahme von Gelenken in den Mittelstützen) nach dem Hebel-
gesetze berechnet werden. Mit den in der Einleitung gegebenen
Formeln läfst sich nunmehr jede Rahmenkonstruktion ohne und mit
Gelenken oder Mittelstützen berechnen, wodurch die Ableitung um-
ständlicher Formeln nach der Elastizitätslehre überflüssig wird.
Als anschauliches Beispiel ist die Berechnung eines Zweigelenk-
rahmens für ein Bahnsteigdach zahlenmäfsig vollständig durchgeführt.
Die interessante Schrift enthält ferner die Berechnung des
Wasserbehälters für das Wasserwerk in Tübingen, der auf einer
quadratischen, kreuzweise bewehrten, auf den vier Seiten aufliegen-
den Eisenbetonplatte von 11 m Lichtweite aufruht. Ls.
Praktische Mathematik. I. Teil: Graphisches und
numerisches Rechnen. Von Dr. R. Neuendorff. Mit
69 Abb. im Text und einer Tafel. (Aus Natur und
Geisteswelt. Band 341). Leipzig 1911. Druck und
Verlag von B. G. Teubner. Geb. 1,25 M. [V. D.M]
Eine Anzahl von Vorträgen, die der Verfasser in den Volks-
hochschulkursen in Kiel gehalten hat. Der erste Vortrag beschäftigt
sich mit graphischen Darstellungen, der zweite mit der Flächen-
messung, der dritte mit der Körpermessung, der vierte mit dem
verkürzten Rechnen, der fünfte mit dem Rechnen mit Tabellen und
der sechste mit mechanischen Rechenhilfsmitteln.
Verlag von F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin. — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin
LITERATURBLAT TI
GLASERS ANNALEN
GEWERBE unn BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit {V. D. M.]
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure, die mit f bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
No. 579
Beilage zu No. 855 (Band 72 Heft 3)
1913
I. Eisenbahnwesen.
I. Vorarbeiten und Entwürfe von Bahnen.
L. Wiener. Les écartements de chemins de fer.
Ann. d. trav. publ.d. Belg. 1912. Juniheft, S. 493—513.
Uebersicht über die verschiedenen Spurweiten der Eisenbahnen
aller Länder. für die
französischen Kolonialbahnen in Afrika. Ho.
Frage der zweckmäfsigsten Spurweite
Le projet d’electrification des lignes de ceinture et
de banlieue de Berlin. Von A.C. Gen. civ. 1912.
S. 102—104. Mit 1 Abb.
Mitteilungen über die geplante Elektrisierung der Berliner Stadt-,
Ring- und Vorortbahnen. —s,
Le trivellazioni per la grande Galleria dell’Appennino
della direttissima Bologna—Firenze, Giornale.
1912. S. 115—125. Mit 2 Tafeln.
Die direkteste Linie Bologna—Florenz soll die Apenninen mit
einem Basistunnel von 18,5 km Länge durchbrechen. Für diesen
Tunnel sind von der italienischen Staatsbahnverwaltung in Regie
ausgiebige Bohrungen bis 500 m Tiefe ausgeführt, und zwar bei
weniger widerstandsfahigem Boden mit Stofsbohrapparaten nach
System Fauck, bei besonders hartem Gebirge mit Drehbohrapparaten
nach Systein Davis-Calyx der Ingersoll-Rand u. Co. Die Apparate
und das Verfahren, namentlich auch die Gewinnung der Probestücke
werden an der Hand der Abbildungen beschrieben. Die Angaben
sind einer wesentlich ausführlicheren, von der Verwaltung heraus-
‚gegebenen Denkschrift entnommen. Ca.
The London & North Western Railway’s London
electrification scheme. Railw. Gaz. vom 24. No-
vember 1911, S. 534.
Die Ausdehnung der Stadt London im Gebiete der London &
North Western Railway hat diese Bahn veranlafst, den Vorort-
verkehr in weit gröfserem Umfange zu pflegen, als es bisher der
Fall gewesen ist. Der Entwurf für den Ausbau und die Elektrisierung
der betreffenden Strecken wird mitgeteilt. D.
Electrification of railway terminals. By W. F. M.
Goss, Dean & Director, University of Illinois. Railw.
Gaz. vom 5. Juli 1912, S. 12.
Der Aufsatz behandelt die Frage der Elektrisierung der Eisen-
bahnen im Bereiche der Grofsstadte behufs Fernhaltung des
Lokomotivrauchs. Insbesondere hat der Verfasser Chicago im
Auge. D.
Government railroad in Alaska. Scientf. Am. vom
13. April 1912, No. 15, S. 325 unter Engineering.
Die nordamerikanische Regierung hat verfügt, dafs die mit der
Vollendung des Panama-Kanals freiwerdenden 375 Meilen (engl.)
Gleise zum Bau einer Bahn in Alaska von Seward nach Matanuska
zur Ausbeutung der Kohlenfelder in Alaska verwendet werden
sollen. Z.
2. Allgemeine Mitteilungen über ausgeführte Bahnen.
a) Haupt- und Nebenbahnen.
L. Wiener. Les chemins de fer du Brésil.
gén. d. chem. Juni 1912, S. 438—472.
Rev.
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Fortsetzung der Abhandlung über die brasilianischen Eisen-
bahnen. Behandelt werden hier die Betriebsmittel der Bahnen von
l m und von 1,6 m Spurweite.
Juli 1912. 2. Halbjahr. S. 3 bis 37.
Fortsetzung der Abhandlung. Werkstätten.
sonderen Arten der Zugförderung: Gewöhnliche Lokomotiven für
Bahnen mit be-
Steilrampen, Steilrampen mit Mittelschiene (System Fell), Zahnrad-
bahnen, Seilbahnen, elektrischer Betrieb. Ho.
Die Eisenbahnen Brasiliens. Von Fa. Oesterr.
Eisenbahnztg. 1912. S. 97—100 und 113—115.
Darstellung der Entwicklung und Finanzierung der teils durch
den Gesamtstaat bezw. durch die einzelnen Bundesstaaten, teils
durch Privatgesellschaften mit oder ohne Unterstützung des Staates
erbauten Eisenbahnen, ferner der Bestrebungen zur gleichzeitigen
Förderung der Ansiedelungen und der Vorteile der Verpachtung des
Betriebes der Bahnen an Stelle des Staatsbahnbetriebes. — s.
„Soo“ line cut-off from New Richmond to Withrow.
Railw. Gaz. vom 2. Februar 1912, S. 125.
Es handelt sich um eine von der Minneapolis, St. Paul & Sault
Ste. Marie Railway erbaute Abkürzungslinie mit grofser Brücke
über den St. Croix river, die beschrieben und durch Abbildungen
veranschaulicht wird. D.
Bulgarian Railways. Railw. Gaz. vom 29. Dezember
1911, S. 665.
Kurze Beschreibung mit Karte.
The Peking—Kalgan railway. Railw. Gaz.
29. September 1911, S. 322.
Beschreibung mit Abbildungen.
vom
Arica—La Paz Railway. A new great south american
interstate railway. Railw. Gaz. vom 10. November 1911,
S. 493.
Die unlängst eröffnete Bahn verbindet die Hafenstadt Arica in
Chile mit der Hauptstadt von Bolivia La Paz. Sie ist 267 engl.
Meilen lang, wovon 28 Meilen mit einer Zahnstange Abt’schen
Systems belegt sind. Eine Karte und einige Abbildungen sind
beigegeben. D.
The railways of Turkey. Railw. Gaz. vom 5. Januar
1912, S. 11 und folgende Hefte.
Die vorbandenen und geplanten Eisenbahnen der europäischen
und asiatischen Türkei werden in einer Reihe von Aufsätzen
beschrieben und durch Pläne und Abbildungen veranschaulicht. D.
South african railways. Jahresbericht des General
manager of the South african railways & harbours
für 1910. Railw. Gaz. vom 20. Oktober 1911, S. 404.
Mit einigen statistischen Tabellen und einer Uebersichtskarte
des britisch-südafrikanischen Bahnnetzes. D.
Le chemin de fer électrique de la Bernina (Enga-
dine, Suisse). Von A. Le Vergnier. Gen. civ.
1912. S. 113—116. Mit 8 Abb.
Beschreibung der Berninabahn im Engadin, welche 1 m Spur
hat und elektrisch betrieben wird. Der dreiphasige Wechselstrom
6 [No. 855]
von 23 000 Volt wird in Gleichstrom von 800 Volt für die Kontakt-
leitung gewandelt. —s.
14. Verschiedenes.
A. Schau, der Eisenbahnbau. Leitfaden fiir den
Unterricht an den Tiefbauabteilungen der Baugewerk-
schulen und verwandten technischen Lehranstalten.
I. Teil mit 170 Abb., I]. Teil mit 137 Abb. 1m Text.
Zweite verbesserte Auflage. Leipzig u. Berlin 1911.
Verlag von B. G. Teubner. Teil I: Preis 3,60 M,
Teil II: Preis 2,80 M.
Die zur Ergänzung des Unterrichts an den Baugewerkschulen
bestimmte Literatur hat einen grofsen Umfang angenommen. Auch
der Eisenbahnbau ist darin mehrfach behandelt worden. Zu dem Besten
von dem, was in den verschiedenen diesem Zweck dienenden Samm-
lungen erschienen ist, gehört zweifellos das vorliegende Buch. Die
Auswahl und Verteilung des Stoffes ist zweckmäfsig, die Darstellung
ist klar und trotz der durch den Zweck des Buches gebotenen
Beschränkung gründlich. Die Ausstattung des Buches ist vorzüglich.
Es kann den Kreisen, für die es bestimmt ist, warm empfohlen
werden. Bei einer weiteren Auflage würde vielleicht die Dar-
stellung der zweifeldrigen Form der Streckenblockung gekürzt und
der dadurch gewonnene Raum zu einer sehr erwünschten Ergänzung
des Abschnitts über die mechanischen Stellwerke verwendet werden
können. Es würde jedenfalls von vielen Seiten schr dankbar be-
grüfst werden, wenn es sich ermöglichen liefse, die wichtigsten
Teile dieser Stellwerke etwas näher zu beschreiben und durch einige
Abbildungen zu erläutern. Als Grundlage dafür könnte das dem-
nächst zur Einführung kommende Einheitsstellwerk der preufsischen
Staatsbahnen dienen. Hen.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
3. Hydraulische Motoren.
Versuche über die Druckänderungen in der Rohr-
leitung einer Francis-Turbinenanlage bei Be-
lastungsänderungen. Von Prof. Dr. A. Watzinger
und Ing. Oskar Nissen. Ztschr. dt. Ing. 1912. No. 6,
S. 218; No. 7, S. 246. Mit Abb.
Mitteilung über Versuche, welche in dieser Richtung im
Dezember 1910 in dem Städtischen Elektrizitätswerk in Haugesund
(Westnorwegen) ausgeführt worden sind. B.
4. Allgemeines.
Wissenschaftliche Automobil - Wertung. Berichte
VI—X des Laboratoriums für Kraftfahrzeuge an der
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin. Von. .
A. Riedler. Mit 176 Abb. Berlin und München
1912. Verlag von R. Oldenbourg. Preis 9,— M.
[V.D.M.]
Es wird zunächst über Versuche an einem Elektromobil mit
unmittelbarem Hinterradantrieb berichtet, aus denen sich ergibt,
dafs der elektrische Betrieb für Kraftwagen im allgemeinen un-
wirtschaftlich ist, trotz seiner geringen mechanischen Verluste, und
nur unter bestimmten Voraussetzungen zweckmäfsig erscheint. Drei
weitere Berichte behandeln sehr eingehend die Untersuchung eines
schweren Armeelastkraftwagens neuester Bauart. Die Ergebnisse
bringen hinsichtlich günstigster Motorleistung und Getriebeüber-
tragung, Einflufs der Schwungradmasse, Wagenfederung, Lastver-
teilung, Beanspruchung der Fahrbahn usw. wertvolle Aufschlüsse.
Im Schlufsberichte und Pathologie der Schieber-
motoren“ wird ein umfangreiches Material über Vergleichsversuche
an Schiebermotoren und Ventilmotoren veröffentlicht. Die Unter-
suchung führt zu dem in Fachkreisen nicht ohne Widerspruch auf-
„Stoffwechsel
dafs nicht den Schicbermotoren, sondern
Die durch die Schieber-
wandungen behinderte Warmeableitung macht erstere für Dauer-
genommenem Ergebnis,
den Ventilmotoren die Zukunft gehört.
betrieb unbrauchbar; auch an Leistungsfahigkeit sind sie von den
verbesserten Ventilmotoren bereits überholt. W.
Die Theorie des Schweifsens von Stahl und ihre
praktische Anwendung. Von Max Bermann in
Budapest. Ztschr. dt. Ing. 1912. No. 13, S. 501. Mit
einer Tafel.
i
|
(1. Februar 1913]
Verf. sucht, angeregt durch die Untersuchungen von C. Bach
1910, S. 831 festzustellen, welches die Bedingungen für eine voll-
kommene Schweifsung sind und wie man sich von ihrem Gelingen
oder Mifslingen einwandtrei überzeugen kann. B.
Bericht tiber die Untersuchung einer Torfgasanlage
der Görlitzer Maschinenbauanstalt und Eisen-
gielserei A. G. Von Prof. Dr.:Jng. H. Baer. Ztschr.
dt. Ing. 1912. No. 14, S.558. Mit Abb.
Mitteilung über Leistungsversuche an einer Torfgasanlage von
300 PSe, die auf der Ostdeutschen Ausstellung in Posen 1911 im
Betrieb war. Die Versuche haben ergeben, dafs diese Torfgasan- |
lage hinsichtlich der Brennstoffkosten für eine Krafteinheit bei den
zurzeit in Deutschland geltenden Brennstoffpreisen an erster Stelle
steht. B.
Elektrische Hobelmaschinen-Antriebe. Von Othmar
Pollok. A. E.G. Ztg. 1912. März-Heft, S.23. Mit Abb.
Beschreibung einer Hobelmaschine mit A. E. G. Umkehrmotoren,
Die Durchzugskraft be-
trägt 10000 kg, die Schnittgeschwindigkeit ist regulierbar von
15—300 mm/Sek. B.
die sich in der Praxis sehr bewährt hat.
Prüfungsmaschinen von 3000 t Druckkraft für Eisen-
konstruktionsteile. Von Seydel. Ztschr. dt. Ing.
1912. No. 12, S. 479. Mit Abb.
Beschreibung einer auf Veranlassung des Brückenbauvereins
hergestellten Prüfungsmaschine, welche nach Angabe des Baurats
Dr. Jna. Seifert von Haniel & Lueg in Düsseldorf entworfen und
gebaut worden ist. B.
Versuche über die Verdrehung von Stäben mit
rechteckigem Querschnitt und zur Ermittelung der
Längs- und Querdrehung auf Zug beanspruchter
Stabe. Von Dr.-Ing. O. Bretschneider, Essen
a.d. R. Ztschr. dt. Ing. 1912. No. 7, S. 253. Mit Ani.
Mitteilungen über Versuche die in der von Hcırn Prot. Tuc
direktor Dr.: Jng. C. v. Bach geleiteien Moteristpritiungsanstalt der
Technischen Hochschule zu Stuttgart aucgetiiut worden smd. B.
Versuche mit Fianschverbindungen. Von R. Bau-
manr. Ztschr. di. fng. 1912. No. 5, S. 161. Mit Abb.
Mittaiung über die in dieser Richtung in der Materialprifungs-
anstait der Technischen Hochschule Stuttgart ausgeführten Versuche.
Sanithehe Rohrverbindimgen sollten für eine Betriebsdampfspannung
bis 20 at ausreichend sein. Die Versuchskörper hatten eine Länge
von £900 mm. B.
Gegenwärtiger Stand des Formmaschinenwesens
in Nordamerika. Von Dipl.-Ing. U. Lohse. Ztschr.
dt. Ing. 1912. No.3, S.87. Mit Abb.
Besprechung der eigenartigen Ausführung und der meist sehr
guten Anpassung an die Verhältnisse des Giefsereibetriebes der
amerikanischen Formmaschinen, die manche unserer Formmaschinen
vermissen lassen. B.
Biegungsversuche an Gulseisernen Stäben. Von
R. Schöttler in Braunschweig. Ztschr. d. Ing. 1912.
No. 9, S. 351; No. 10, S. 384.
Gufseisen zeigt, wie die Versuche ergaben, ein sehr unregel-
mafsiges elastisches Verhalten, das wahrscheinlich auf unregelmäfsige
Abkühlung nach dem Gusse zurückzuführen ist. Dies Verhalten
verdunkelt die Versuchsergebnisse so, dafs sichere Schlüsse nur
selten gezogen werden können. B.
Torsions-Bruchversuche mit Körpern von recht-
eckigem Querschnitt, die anschaulich die Mitte
der langen Seite des Querschnitts als Ausgangs-
punkt des Bruches erkennen läfst. Von C. Bach.
Ztschr. d. Ing. 1912. No. 11, S. 440. Mit Abb.
Mitteilung über die in dieser Richtung angestellten Versuchc.
B.
Echafaudage mobile, systeme Piercy, pour travaux
maritimes. Von Ch. Dantin. Gen. civ. 1911/1912.
S. 341 —344. Mit 17 Abb. und 1 Plan.
(1. Februar 1913]
Beschreibung eines beweglichen Baugeristes für Arbeiten im
Meere. Die Bewegung wird dadurch bewirkt, dafs von den beiden
ineinander steckenden Stelzengerüsten abwechselnd stets nur eins
im Mceresboden eingelassen wird, während das freie Stelzengerüst
auf den Laufschienen des feststehenden Gerüstes in der Richtung
der Bauarbeit fortbewegt wird. Ist letztere entsprechend weiter
gediehen, so wird das freie Gerüst in den Meeresboden eingelassen
und das feste Gerüst angehoben und in der Richtung der Arbeit
auf ersterem vorgeschoben. Dies Wechselspiel setzt sich bis zur
Vollendung der Bauarbeit mittels des auf den Gerüsten befindlichen
Auslegerkranes fort. —s.
L’avenir du moteur Diesel. Von E. L. Gén. civ.
1911/1912. S. 452—453.
Aus Anlafs des Ablaufs der Patente Diesel wird eine grofse
Zunahme in der Verbreitung der Dieselmotoren angenommen, weil
in ihnen nicht nur die verschiedensten mineralischen und vege-
tabilischen Oele,
gewonnenen Produkte in vorteilhaftester Weise verbrannt werden
sondern auch Steinkohlenteer und die daraus
könnten, und zwar nicht nur in kohlenarmen, sördern auch in
kohlenreichen Ländern. —s.
IV. Hüttenwesen.
3. Emrishtung von Hanvier- urd Vi alz- Werken.
Eine U:nkehrwalze für Bieiblechfabrikation. A. E.G.
Zig. 1912. Febsuar-Heft, S. 8.
Reschrcitung emer für die Gewerkschaft G. v. Giesches Erben
oa Schoppinitz gebaute Bleiblechwalze. B.
5. Allgemeines.
Transactions of the American Institute of Mining
Engineers. Vol. XLIl. New York 1912.
Jahresbericht und Verhandlungen der Amerikanischen Berg- und
Hüttenleute im Jahre 1912. Lp.
V. Elektrizität.
Moderne Hochspannungsapparate. Von A. Matthias.
A. E. G. Ztg. 1912. Februar-Heft, S. 10. Mit Abb.
Kurze Mitteilung aus einem in Magdeburg gehaltenen Vortrag
über die Entwickelung der Kraftübertragung mittels hochgespannter
Wechselstréme seit der Fernübertragung Lauffen—Frankfurta.M. B.
Die A. E. G.-Metalldrahtlampe. Von Dr.-Ing.
L. Bloch. A. E. G. Ztg. 1912. Marz-Heft, S. 6.
Mit Abb.
Bei der von der Firma gefertigten Metalldrahtlampe ist der
Licht gebende Körper je nach der Lichtstärke und Spannung aus
einer mehr oder weniger grofsen Zahl von einzelnen mittels eines
Spritzverfahrens hergestellter Fäden zusammengesetzt. B.
Elektrische Temperaturmessung und Fernablesung
unter besonderer Besücksichtigung des thermo-
elektrischen Verfahrens. Von Alfred Schwartz.
Ztschr. dt. Ing. 1912 No. 6, S. 223; No. 7, S. 259.
Mitteilung über die von der Firma Kaiser & Schmidt in Char-
lottenburg konstruierten thermoelektrischen Mefsapparate für Fern-
ablesung, die infolge ihrer Eigenart auch für bewohnte Räume ver-
wendet werden können. B.
Turbodynamos von 20000 bis 25000 KW Einheits-
leistung. A. E.G. Ztg. 1912. März-Heft, S. 1. Mit
Abb. >
Mitteilung über den Bau von Turbodynamos von 20000 KW
von denen heute vier im Betrieb sind. B.
Der neve Edison-Akkumulator. Von Reg.-Baumeister
Dierfeld, Berlin. Glasers Ann. 1912. Bd. 70, Heft 10,
S. 190. Mit Abb. A
Der
Betrieb von Fahrzeugen zeichnet sich den Bleiakkumulatoren gegen-
über durch geringeres Gewicht und grdfsere Widerstands-
fähigkeit aus. B.
eingehend beschriebene Nickeleisen-Akkumulator zum
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
|
[No. 855] 7
Elektrische Starkstromanlagen. Maschinen, Apparate,
Schaltungen, Betrieb. Kurzgefafstes Hilfsbuch für
Ingenieure und Techniker sowie zum Gebrauch an
technischen Lehranstalten. Von Dipl.-Ing. Emil
Kosack, Oberlehrer an den Kgl. Vereinigten Ma-
schinenbauschulen zu Magdeburg. Mit 259 Textabb.
Berlin 1912. Verlag von Julius Springer. Preis 7 M.
| [V. D. M]
An der Hand zahlreicher, schematischer Darstellungen wird
der Leser in das Verständnis der Gleichstrom- und Wechselstrom-
maschinen, Transformatoren usw. eingeführt. Besonders zu er-
wähnen sind noch die Kapitel über Betrieb und Untersuchung
elektrischer Masshinen, sowie das Kapitel über Zentralenschaltungen,
das eine Reihe mustergiltig ausgewählter Schaltungsschemata enthält.
Das Buch dürfte wegen seiner elementaren Darstellungsweise
für alle, die sich schnell über das gesamte Gebiet der Starkstrom-
technik orientieren wollen, ohne auf Theorien einzugehen, vorzüg-
lich geignet sein. M.
Versuche über den Einflufs der Elektrizität auf
Eisenbeton. Von O. Berndt, K. Wirtz und
E. Preufs. Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn,
Berlin. 116 Seiten mit 215 Abbildungen. Preis
4,60 M.
Diese Versuche wurden im Auftrage des deutschen Ausschusses
für Eisenbeton in der Grofsherzoglichen Materialprüfungsanstalt an
der Technischen Hochschule zu Darmstadt in den Jahren 1909 bis
1911 ausgeführt.
starke Oxydierung sich ausdehnt und im Beton Risse erzeugt,
Es ergab sich, dafs nur dann das Eisen durch
wenn die Stromstärke eine gewisse Gröfse überschreitet. Die Ver-
suche sind noch nicht abgeschlossen und werden fortgesetzt. J. Z.
VI. Verschiedenes.
Zur Berechnung der Boden- und Seitendrücke in
Silos auf Grund der Versuche von T. Bienert.
Von A. S. Oesterreicher in Johannesburg. Ztschr.
dt. Ing. 1912. No. 8, S. 313.
Durch die Versuche wird nachgewiesen, dals sich für Silozellen
die Wand- und Bodenpressungen annähernd durch kubische Parabeln
darstellen lassen. Dann werden Ausdrūcke und Erfahrungswerte
zur Berechnung der Wand- und Bodenstärken abgeleitet. B.
Wie kann der deutschen Industrie in Ostasien der
ihr gebührende Rang gesichert werden? Von
Reg.-Baumeister Schultze, Tsingtau. Beiblatt der
Ztschr. dt. Ing. 1912. Heft 2, S. 120.
Verfasser, Abteilungsvorsteher an der deutsch-technischen
Hochschule in Tsingtau, macht Angaben über die Mittel und Wege,
der deutschen Industrie in China Absatz zu verschaffen. B.
Die Bedeutung der Ausfuhr für die deutsche
Maschinenindustrie, unter Berücksichtigung Süd-
afrikas. Von Direktor Kurt Sorge, Magdeburg-
Buckau. Beiblatt der Ztschr. dt. Ing. 1912. Heft 2,
‘S. 90.
Ausführliche Besprechung unserer industriellen Entwickelung
und Mitteilungen über die Ein- und Ausfuhr im Jahre 1907. B.
Reichsunfallfürsorgegesetz und Reichshaftpflicht-
gesetz Von Regierungsrat Nehse. Arch. f. Ebw.
1912. S. 132—140.
Erörterung der verschiedenen Fälle, in denen die Anwendung
beider Gesetze in Frage kommt. Fr.
Die Zerstörung der Austintalsperre in Pennsylvanien
Nordamerika). Von F. Mattern und Link.
Zentralbl. d. Bauverw. 1912. No.5 und 7. Mit Abb.
Beschreibung der Ursachen der Zerstörung, die daraus gezogenen
Lehren und Vorschläge für zweckmäfsige Berechnungen von Stau-
mauern. Du.
Technische Reiseeindrücke inOstasien. Von Professor
Eugen Meyer, Charlottenburg. Beiblatt der Ztschr.
dt. Ing. 1912. Heft 3, S. 161.
——_—————_— ue
8 [No. 855] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN (1. Februar 1913}
Verfasser schildert in sehr eingehender Weise die sich
neuerdings entwickelnde technische Tätigkeit in China und bespricht
die sich derselben bisher entgegenstellenden Hindernisse. B.
Der neue Grofsschiffahrtkanal im Staate New York.
Von Zivil-Ingenieur Michael J. Nagel in New York.
Zeitschr. Oesterr. Jahrgang 1912, No. 1, S.8. Mit
Uebersichts-Plan.
Beschreibung des neuen Laufes des Erie-Kanals und seiner
neuen Teilstrecken. Kurze Schilderung der gröfsten Kunstbauten.
Du.
Statik, Leitfaden für den Unterricht an Baugewerk-
schulen und verwandten Lehranstalten. Von
A. Schau, Kgl. Baugewerkschuldirektor und Re-
gierungsbaumeister in Essen-Ruhr. 1. Teil. Grund-
gesetze. Anwendung der statischen Gesetze auf
Trägeranordnungen, einfache Stabkonstruktionen und
ebene Fachwerkträger. Leipzig und Berlin 1911. Ver-
lag von B. G. Teubner. Preis geheftet 2,40 M.
Das als Hilfsmittel beim Unterricht an den Baugewerkschulen
bestimmte Buch gibt das für den mittleren Hochbautechniker
Wissenswerte aus der Statik in leicht verständlicher Form wieder.
Für die meisten, der Praxis entnommenen Aufgaben werden sowohl
rechnerische wie zeichnerische Lösungen gegeben, die an Hand
sehr deutlicher Skizzen erläutert werden. Das Werkchen wird den
ihm zugedachten Zweck sicherlich gut erfüllen. Lp.
Bürgerliche Baukunde und Baupolizei. Leitfaden
für den Unterricht an Baugewerkschulen und ver-
wandten Technischen Lehranstalten. Von Claus
Busse, Architekt und Lehrer an der Kgl. Bauge-
werkschule in Aachen. Leipzig und Berlin 1912.
Verlag von B. G. Teubner. Preis geheftet 2,40 M.
Das Werkchen ist als neues Heft der von Prof. M. -Girndt in
Magdeburg herausgegebenen Sammlung von Lehrbüchern für den
Unterricht an Baugewerkschulen erschienen. In richtiger Erkenntnis
des für den Baugewerkschüler erreichbaren Zieles hat sich der
Verfasser auf die Behandlung der einfacheren Wohn- und Nutzbauten
in Stadt und Land beschränkt. Aufbau und innere Einrichtungen
der Gebäude sind in klarer und leichtfafslicher Weise an Hand sehr
deutlicher Skizzen erläutert. Ueberall ist auf die Erfahrungen der
Praxis und die mafsgebenden allgemeinen Bestimmungen der Bau-
ordnungen hingewiesen. Der gute Nutzen des Leitfadens wird bald
erkannt werden und ihm zu grofser Verbreitung verhelfen. Lp.
Vereinigung der höheren technischen Baupolizei-
beamten Deutschlands. Bericht über die Ill. Tagung
am 26. Februar 1912. Erstattet vom Vorstande. Ver-
lag von Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin. Preis 5 M.
Der Bericht enthält eine Reihe bemerkenswerter Vorträge über
organisatorische Fragen der Baupolizei und neuzeitliche hochbau-
technische Bauweisen. Lp.
Abhandlungen und Berichte über Technisches Schul-
wesen. Veranlafst und herausgegeben vom deutschen
Ausschufs für Technisches Schulwesen. Band III.
Arbeiten auf dem Gebiete des Technischen niederen
Schulwesens. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig
und Berlin. Preis 10 M.
Band IV. Berichte aus dem Gebiete des Technischen
Hochschulwesens. Verlag von B.G. Teubner. Leipzig
und Berlin. Preis 4 M.
Der vom Verein Deutscher Ingenieure gegründete und mit
sämtlichen Technikerverbänden, den Behörden und der Privatindustrie
zusammenarbeitende deutsche Ausschufs für Technisches Schulwesen
hat sich die hochwichtige Aufgabe gestellt, das gesamte technische
Schulwesen auf seine Reformbedürftigkeit hin zu prüfen. In dankens-
werter Weise hat der Ausschufs bereits früher das auf dem Ge-
biete des technischen Mittelschulwesens gesammelte Material der
Oetfentlichkeit zugänglich gemacht. Nunmehr sind 2 weitere Bände
von Mitteilungen veröffentlicht worden, von denen der eine sehr
interessante Beiträge aus der Privatindustrie und verschiedene
Sitzungsberichte, die sich aut die Fortbildung der Technischen
Arbeiter beziehen, enthält. Im andern Bande sind eine gröfsere
1
Zahl von Abhandlungen über den Unterricht auf den technischen
Hochschulen und die Berufsaussichten der Absolventen dieser
Schulen wiedergegeben. Ein sehr eingehendes Literaturverzeichnis
über das Hochschulwesen macht diesen Band besonders wertvoll.
Die beiden Bände verdienen weiteste Verbreitung in allen Kreisen,
denen die Hebung unserer deutschen Technik am Herzen liegt.
Lp.
Die geschichtliche Entwicklung der Technik des
Lötens. Eine Studie von Franz M. Feldhaus,
Ingenieur. Herausgegeben von der Gesellschaft m.b.H.
Classen & Co., Berlin W.
Das Heft enthält auf 36 Seiten eine interessante geschichtliche
Studie nebst Quellenangaben aus alter und neuer Zeit. Zum Schlusse
sind die von der Gesellschaft vertriebenen verschiedenen Lötmittel
besprochen und deren Preis angegeben. J. Z.
Kalender für Ingenieure des Maschinenbaues 1913.
Begründet von Zivil-Ingenieur Rob. Conrad. Heraus-
gegeben von Dipl.-Jna. H. Flatauer. XIII. Jahr.
gang. Mit 513 Textabb. Berlin C. Verlag von W.
& S. Loewenthal. Preis geb. 150 M. [V. D. M]
Der Kalender ist ein preiswertes Taschenbuch, das alles far
einen Maschineningenieur Wissenswerte enthält. G. R.
Güldner’s Kalender für Betriebsleitung und prak-
tischen Maschinenbau 1913. XXI. Jahrgang. Hand-
und Hilfsbuch. Begründet von Hugo Güldner,
Maschineningenieur und Fabrikdirektor. Unter Mit-
wirkung erfahrener Betriebsleiter herausgegeben von
Ingenieur Alfred Freund, Leipzig. In zwei Teilen.
Mit 500 Textfig. Leipzig, Verlag von H. A. Ludwig
Degener. Preis 3,— M. [V. D. M.]
Der erste Teil ist das eigentliche Hand- und Hilfsbuch,
der zweite Teil das eigentliche Werkstättennotizbuch. Beide
Teile sind gebunden. Das Gebiet Eisen ist eingehender behandelt
worden als bisher. Auch alle anderen Gebiete wurden neuzeitlich
ergänzt oder geändert. Schu.
Taschenbuch des gewerblichen Rechtsschutzes.
Amtliche Ausgabe. November 1912. Carl Heymanns
Verlag, Berlin. T
Eine Sammlung der den Geschäftskreis des Kaiserlichen Patent-
amts und den gewerblichen Rechtsschutz berührenden Gesetze und
ergänzenden Anordnungen. Es sind aufser dem Patentwesen das
Musterwesen (Geschmacksmuster, Gcbrauchsmuster), das Waren-
zeichenwesen, der Schutz von Erfindungen auf Ausstellungen, un-
lauterer Wettbewerb, internationale Verträge und Patentanwalts-
wesen ncbst einer Liste der Patentanwälte und schliefslich die vom
Patentamt herausgegebenen und veranstalteten Veröffentlichungen
behandelt. —a—
Der Schiedsvertrag als Voraussetzung und Grund-
lage des schiedsrichterlichen Verfahrens nach
deutschem Recht. Wegweiser für Parteien und
Schiedsrichter von H. Tessmer, Syndikus. Berlin
1912. Carl Heymanns Verlag. Preis 3 M. T
Verfasser klart über das Wesen des schiedsrichterlichen Ver-
fahrens und seiner Grundlage des Schiedsvertrages auf und gibt
die zu ordnungsgemäfsen Abschlüssen von Schiedsvertrāgen er-
forderliche Anleitung. Es ist in dem Buch zunāchst das schieds-
richterliche Verfahren klargestellt, sodann wird eine systematische
Darstellung der Vorschriften über den Schiedsvertrag und schliefs-
lich eine Erläuterung der Bestimmungen gegeben, welche die
Parteien im Schiedsvertrag treffen können, nm die Legitimation als
Schiedsrichter zu erreichen.
Zeitungskatalog für 1913. Annoncen - Expedition
Rudolf Mosse, Berlin. T
Der in 46. Auflage erschienene Zeitungskatalog der Annoncen-
Expedition Rudolf Mosse enthält, in sorgfältigster Weise nach dem
neuesten Material bearbeitet, alle für Inserenten wichtigen Angaben.
Neben dem Normal-Zeilenmesser, der eine sichere und bequeme
Handhabe für eine korrekte Zeilenberechnung bietet, ist eine elegant
ausgestattete Schreibmappe beigegeben.
Verlag voo F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin. — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
LITERATURBLATT
GLASERS ANNALEN
_ GEWERBE uno p BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V. D. M.]
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure,
die mit t bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
No. 580
Beilage zu No. 857 (Band 72 Heft 5)
I. Eisenbahnwesen.
I. Vorarbeiten und Entwürfe von Bahnen.
Unter welchen Bedingungen ist die Benutzung
einer Schotter-(Makadam-)Stralse für die Anlage
einer Lokalbahn zu gestatten? Von Ingenieur
Julius Duhm inInnsbruck. Oesterr. Wschrft.f. öf. Bdst.
1912. S. 342 —344.
Der Verfasser behandelt diese Frage vorwiegend vom Stand-
punkte des Wegeunterhaltungspflichtigen. v. d. B.
2. Allgemeine Mitteilungen über ausgeführte Bahnen.
a) Haupt- und Nebenbahnen.
Railways in Greece. Von Percy F. Martin. Railw.
Gaz. vom 1. März 1912, S. 242, ferner vom 15. März,
S. 298, vom 19. April, S. 398, vom 3. Mai, S. 447, vom
7. Juni, S. 593.
Der erste Aufsatz weist darauf hin, dafs Griechenland das
einzige Land Europas ist, dessen Eisenbahnnetz noch nicht mit dem
und beklagt den
Bemühungen
europäischen Gesamtnetz in Verbindung steht,
Widerstand, die Türkei
Griechenlands entgegensetze. Die folgenden Aufsätze schildern die
den allen bezüglichen
einzelnen Linien. D.
Die Anatolische und die Bagdad-Eisenbahn. Oesterr.
Wschrft. f. off. Bdst. 1912. S. 451 —453. Mit 1 Ueber-
sichtskarte.
Mitteilungen über den Stand des Baues und über die bisherigen
Betriebsergebnisse dieser wichtigen kleinasiatischen Bahnen. v.d. B.
Les chemins de fer de Brésil. Von A. Le Vergnier.
Gen. civ. 1912. S. 48—52. Mit 1 Abb.
Es werden die 8 teils von der Union, teils von den Einzel-
staaten und Verwaltungsbezirken erbauten, sehr verschieden an-
gelegten — die Spurweite wechselt zwischen 0,6 und 1,6 m —
Eisenbahnlinien, ihr Betrieb und Verkehr beschrieben und die
Bestrebungen der Brasilianischen Eisenbahn-Gesellschaft besprochen,
die verschiedenen Bahnnetze zu vereinigen und zu vereinheitlichen.
—S.
Die neue Eisenbahnverbindung zwischen Bodensee—
Zürichsee. (Bodensee—Toggenburg und Ricken-
Bahn.) Von Oder. Zentralbl. d. Bauverw. . Jahrg.
1912, No. 1 bis 3. Mit 8 Abb.
Linienführung und Schilderung der Schwierigkeiten bei Her-
Kurze Beschreibung der interessanten Tunnel-
Du.
stellung der Bahn.
und Brückenbauten.
b) Sonstige Bahnen.
West african railways. Railw. Gaz. vom 23. Februar
1912, S. 218.
Kurze Beschreibung der Bahnen im Guinea-Gebiete mit Karte.
The agricultural railways of Egypt. Railw. Gaz.
vom 10. Mai 1912, S. 476.
Kurze Beschreibung mit Karte des ausgedehnten Schmalspur-
bahnnetzes Aegyptens. D.
The Madeira—Marmore Railway. ByP.H.Ashmead.
Railw. Gaz. vom 19. April 1912, S. 400. |
Die Bahn liegt im inneren äquatorialen Brasilien. Die mannig-
fachen Schwierigkeiten, die bei ihrem Bau zu überwinden waren,
werden an der Hand von Abbildungen geschildert. D.
Oesterreichische Lokal- und Kleinbahnen. Von
Betriebsdirektor a.D. Liebmann-Magdeburg. Glasers
Ann. 1912. Bd. 71, Heft 1, S. 1. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages. B.
Eine Drahtseilbahnanlage von ungewöhnlichen Ab-
messungen. Glasers Ann. 1912. Bd. 71, Heft 3, S. 55;
Heft 4, S. TI. Mit Abb.
In der Provinz Biscaya in Spanien sind reiche Erzlager, zu
deren Ausbeutung und Verarbeitung die Orconera Iron Ore Co.
die Firma Ad. Bleichert & Co.,
hat ausführen lassen mit einer Gesamtlänge von 8,1 km der Haupt-
linie, zur Ueberladestation Pucheta 4,3 km und zur Seitenstrecke
Pucheta—Gallarta 1,8 km, mit einer stündlichen Leistung von ins-
gesamt 2340 tkm. B.
durch Leipzig, eine Drahtseilbahn
Ueber Bau und Betrieb der Schmalspurbahnen in
Rulsland. Mitt. ü. Lok.-u.Strbw. 1912, S. 165—171.
An Hand eines in französischer Sprache geschriebenen Werkes
des russischen Ingenieurs Nikitine werden Angaben über die Bauart,
den Betrieb und die Rentabilität der erst in den letzten Jahren in
gröfserem Umfang entstandenen Bahnen HDISTBEOTAHELSE Bedeutung
in Rufsland gemacht. —s.
Die Hamburger Hochbahn. Von Schimpff. Ztg.
D. E.-V. 1912. No. 42 und 43, S. 685—688 und 701
bis 703.
Verfasser schildert die Vorgeschichte der Bahn und erörtert
ihre Gestaltung an der Hand eines Uebersichtsplanes. Es folgt
eine Beschreibung des Balınkörpers, der Haltestellen, Betriebsmittel
und Sicherheitsanlagen unter Beifügung von Skizzen. Den Schluts
bilden Angaben über Betrieb und Verkehr. —r.
Die Hamburger Hochbahn. Von Zivilingenieur Max
A. R. Brünner. Oesterr. Wschrft. f. off. Bdst. 1912,
S. 431—434. Mit 1 Tafel und 3 Textabbildungen.
Allgemeine Beschreibung der in den Jahren 1906 bis 1912
erbauten 28 km langen elektrischen Stadt- und Ringbahn. v.d. B.
Die belgischen Vizinalbahnen. Von Schimpff. Ztg.
D. E.-V. 1912. No. 32, S. 515—516.
Mitteilungen über diese Bahnen nach zwei Schriften:
belgischen Vizinalbahnen. Von C. de Burlet,
Société nationale des. chemins de fer vicinaux.
51 Seiten in 89 mit Uebersichtskarte.
Verlag Julius Springer. Preis 2 M.
Von Dr.:Jng. O. Kayser, Regierungsbaumeister a. D., Direktor der
städtischen Vorortbahnen zu Cöln. 87 S. in 89 mit 9 Tafeln und
einer Uebersichtskarte. Berlin 1911. Verlag Julius Springer.
Preis 3,60 M.
Die
Generaldirektor der
Uebersetzt von
Berlin 1912.
— Die belgischen Kleinbahnen.
Friedrich Egger.
=F;
Suburban Travel Facilities in London. Engineering.
1912. S. 321—328.
10 [No. 857]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Marz 1913)
Erleichterung des Vorstadtverkehrs in London. Besprechung
der neuen Bahnen und Einführung des elektrischen Betriebs auf
den Bahnen in den Vorstädten Londons. V.
3. Unterbau.
a) Bahnkörper.
The effect of floods on railway works in South
India. Railw. Gaz. vom 22. März 1912, S. 322. Mit Abb.
b) Durchlässe und Brücken.
Erection of the Kentucky river high bridge. Railw.
Gaz. vom 8. September 1911, S. 218.
Beschreibung der Brücke und des Bauvorgangs, der durch
zahlreiche Abbildungen veranschaulicht wird. D.
Umbau der Eisenbahnbrücke über den Rhein ober-
halb Mainz. Von Regierungsbaumeister Heinrich
Tecklenburg in Mainz. Ztg. D. E.-V. 1912. No. 70,
S. 1113—1115.
Kurze Beschreibung des Umbaues der in den Jahren 1860 bis
1862 erbauten Brücke mit Unterbau für 2 Gleise und Ueberbau
Der Ucberbau für
das zweite Gleis wurde 10 Jahre danach nach demselben System
zunächst für 1 Gleis nach dem System Pauli.
ausgeführt. Die für die jetzt erforderlichen Betriebslasten nicht
mehr ausreichenden Ueberbauten der Stromöffnungen von 101,29 m
l.ichtweite sind durch neue Halbparabelträger aus Flufseisen ersetzt,
nachdem bereits in früheren Jahren die Ueberbauten der Flut-
öflnungen gegen kräftigere ausgewechselt waren. —r.
Bonneau. Etude élastique d’un voussoir. Ann. d.
ponts. 1912. März/April, S. 337 bis 378. Mit 7 Abb.
der Elastizitätstheorie
Ho.
Zweigleisige Eisenbahnbrücke über den Rhein
unterhalb Duisburg-Ruhrort im Zuge der Linie
Oberhausen-West—Hohenbudberg. Von Regierungs-
baumeister Schaper in Duisburg-Ruhrort. Ztschr.
f. Bw. 1911. S. 555—575 und Tafeln 66—68 und 1912,
S. 71—95, S. 237—267, S. 459 —470 und Tafeln 24—28,
31—41 und 53—54 sowie 15 Textabbildungen.
Dic Brücke hat eine Hauptöffnung von 180 m, zwei Seiten-
Untersuchung eines Wölbsteins nach
unter Berücksichtigung von Rissen im Gewölbe.
Öffnungen von je 102 m, auf dem linken Ufer 3 Flutöffnungen und
auf dem rechten: Ufer 9 Flutöffnungen von je 38 m Lichtweite.
Die Unterkante Konstruktion der 3 Stromüberbauten liegt 9,10 m
über dem höchsten schiffbaren Wasserstand, woraus sich die An-
ordnung einer tiefliegenden Fahrbahn ergab, während die Flutbrücken
hochliegende Fahrbahn erhielten. Nach eingehenden Erwägungen
und auf Grund von Vorentwürfen wurden für den eisernen Ueberbau
der Stromoffnungen einfache Balkentrager mit gekrümmter oberer
Gurtung (abgestumptte Parabelträger), für die Flutöffnungen Parallel-
träger gewählt. Für den grofsen Stromüberbau — wohlbemerkt
der am weitesten gespannte Balkenträger des europäischen Fest-
landes — und für die seitlichen Stromüberbauten ergaben die
regelrechten Abstand der
die Not-
für die Flutbrücken sind
zwei eingleisige Ueberbauten angeordnet, weil solche bei späteren
Stützweiten und die Forderung, den
Gleismitten von 3,5 m auf der Brücke durchzuführen,
wendigkeit zweigleisiger Ucberbauten;
Verstärkungs- und Auswechselungsarbeiten gröfsere Vorteile bieten.
Die sorgfältigen Vorarbeiten für die sehr lehrreiche Bauaus-
führung, bestchend in der Untersuchung des Baugrundes,
Stationierung der Brückenachse und die peinlichen Längenmessungen
Der
Bauplan und die Art der Ausführung wurde wesentlich beeinflufst
der Vermessungsgrundlinien werden eingehend beschrieben.
durch die Forderung der Strompolizeibehörde, dafs in der Zeit vom
15. Dezember bis 15. März
und dafs während der Ausführung des grofsen Stromüberbaues in
der Rhein von Gerüsten freizuhalten
dieser Oeffnung zwei je 80 m weite und 9,10 m hohe Schiffahrts-
durchlässe offen zu halten waren. Die Gründung der 3 Strompfeiler
erfolgte bei rd. 11 m Wassertiefe und bei 7—8 m Tiefe unter
Flufssohle mit Senkkästen und Druckluft.
unmittelbar auf der rd. 3 m unter Gelände anstehenden tragfähigen
Sehr wurden die
durch das Hochwasser ım November 1910.
Die Vorlandpfeiler konnten
Kiesschicht gegründet werden. erschwert
Gründungsarbeiten
von
Auch die Rüstungen der seitlichen Stromüberbauten wurden durch
Hochwasser stark gefährdet. Der Ueberbau der grofsen Mittel-
öffnung wurde an Ort und Stelle auf besonderen Rüstträgern, die
sich auf die fertigen Strompfeiler und auf ein festes Mittelgerüst
stützten, aufgebaut. Die Rdsttrager wurden wegen der freizu-
haltenden Höhe zunächst 1,6 m höher als nach endgültiger Lage
gestreckt, dann aber mit der endgültigen Brücke um dieses Mafs
gesenkt.
Die Brücke wurde im April 1910 begonnen und bis 22. März
1912 betriebsfähig Die Gewichte der Eisenbauten
betrugen: Grofse Mittelöffnung 3798 t, 2 Seitenöffnungen je 1235 t,
12 Flutöffnungen je 109,8 t.
auf 4 640 743 M.
hergestellt.
Die Kosten beliefen sich im ganzen
v. d. B.
Vom Bau der beiden neuen Rheinbrücken in Cöln.
Dt. Bauztg. 1912. No. 44, S.397 und No. 45, S. 409.
Mit 22 Abb.
Beschreibung der neuen Rheinbrücken und des Bauvorganges.
V.
Die Eisenbahnbrücke über den Südarm des Sanaga-
stromes im Zuge der Kameruner Mittellandbahn.
Von Geh. Oberbaurat Baltzer. Zentralbl. d. Bauverw.
1912. No. 61, S. 388—392. Mit 16 Abb.
Eingehende Beschreibung der Brücke, eines Dreigelenkbogens
159,6 m Stützweite,
Brückenträgers. l V.
und der neuartigen Aufstellung des
Versuche über die Spannungsverminderungen durch
Ausrundung scharfer Ecken mittels Hohlkehlen.
Von Dr.-Ing. E. Preufs in Darmstadt. Stahl u. Eis.
1912. No. 36, S. 1495—1496. Mit 5 Abb.
Ergebnisse von Biegungsversuchen mit Flacheisenwinkel, die
an der Innenseite eine scharfe Ecke oder Hohlkehlen hatten. Die
gemessenen Spannungen waren bis zum 9fachen Betrag höher wie
die nach den gebräuchlichen Formeln berechneten. V.
Ueber die Festigkeit und die Zusammensetzung des
Eisens der abgebrochenen alten Eisenbahnbrücke
Le über den Rhein bei Cöln. Von
r. Bohny. Zentralbl. d. Bauverw. 1912. No. 48,
S. 302—304. Mit 2 Abb.
Das alte Eisen entsprach hinsichtlich der Festigkeit beinahe’
den neueren Anforderungen. Die Dehnung war bedeutend geringer
und die Zusammensetzung bei hohem Phosphorgehalt ungleich. V.
Auswechselung des eisernen Tragwerks der Brücke
über die Oetztaler Ache im Zuge der Arlbergbahn.
Oesterr. Wschrft. f. öff. Bdst. 1912. S. 460. Mit
1 Textabbildung.
Die 320 t schwere Ersatzkonstruktion, bestehend aus abge-
stumpften Parabelträgern mit unten liegender bezw. Blechträgern
mit oben liegender Fahrbahn, wurde auf 20 m hohen Gerüsten
Bei der
Auswechselung wurden die Tragwerke mittels hydraulischer Pressen
etwas gehoben und auf kleine kräftige auf Eisenbahnschienen
neben der alten 80 m weiten Brücke zusammengesetzt.
laufende Verschubwagen gelagert; zur Fortbewegung dienten
Flaschenzüge und Handkrane. Die Verkehrsunterbrechung dauerte
knapp 5 Stunden. v. d. B.
c) Tunnel.
Der Eisenbahntunnel unter dem Detroit-Flufs in
Nordamerika. Von Geh. Baurat R. Bassel in Berlin.
Dt. Bauztg. 1912. No. 59, S. 517—519. Mit 6 Abb.
Die beiden
schwimmend an die Baustelle gebracht und dann in eine ausge-
nebeneinander liegenden Röhrentunnel wurden
baggerte Rinne in der Flufssohle versenkt. Die Röhren wurden
darauf mit Beton umschüttet. Nach dem Auspumpen des Wassers
erfolgte die Herstellung der cigentlichen Tunnelröhren in Eisen-
beton. ` f V.
Der Kunstschluls im Tunnelgewölbe. Von Bau-
inspektor Gaber in Heidelberg. Dt. Bauztg. 1912.
No. 8, S.14. Mit 6 Abb.
Wahrend man bisher den Schlufsstein des Gewölbes von oben
einführte, schlägt Verfasser vor, den Schlufsstein mit Winden von
[1. März 1913]
Das Verfahren ist in den Jahren
Du.
unten nach oben einzupressen.
1907 —1909 bei der Murgtalbahn ausgeprobt worden.
4. Oberbau und Gleisverbindungen.
a) Oberbau.
Schienenbrüche. Railw. Gaz. vom 9. Februar 1912,
S. 145. Ä
Eine für amerikanische Verhältnisse recht bezeichnende kurze
Notiz. D.
Vereinfachte Methode zur Berichtigung von Gleis-
bögen. Von Dr. Joh. Basta, Oberinspektor der
österreichischen Staatsbahnen in Pilsen. Oesterr.
Wschrft. f. off. Bdst. 1912. S. 633—638. Mit 5 Text-
abbildungen.
Es wird an einem praktischen Beispiel gezeigt, wie die dem
Bahnunterhaltungsingenieur häufiger gestellte Aufgabe, unrichtig
liegende Gleisbögen wiederherzustellen, auf verhaltnismafsig einfache
Weise und — soweit dabei Messungsarbeiten am Gleise auszu-
führen sind — ohne lästige Behinderung und Störung durch den
v. d. B.
Ueber Leitwinkel bei Wegeübersetzungen. Von
Ingenieur Viktor Hirsch, Baukommissär der öster-
reichischen Staatsbahnen. Oesterr. Wschrft. f. öff. Bdst.
1912. S. 345. Mit 1 Textabbildung.
Zur Bildung der 67 mm breiten Spurrillen auf Wegeübergängen
empfiehlt Verfasser Leithölzern
TL; förmige Leitwinkel, die durch Schrauben mit dem Schienensteg
verbunden und in ihrer ganzen Länge durch ein Langholz unterstützt
Zugverkehr gelöst werden kann.
anstelle von Leitschienen oder
sind. Diese bereits bewährte Anordnung hat den Vorteil, dafs bis
an die Winkel mit gewöhnlichen Pflastersteinen gepflastert werden
kann und dafs die Kante des Winkelschenkels den Pferdehufen
keine Gleitfläche zum Abrutschen bietet. In Bögen kann die not-
wendige gröfsere Breite der Spurrille durch höhere ~|_- Profile
erzielt werden. v. d. B.
5. Bahnhofsanlagen.
a) Grundformen der Bahnhöfe.
Die Erweiterung der Bahnanlagen der Pennsylvania-
Eisenbahn in Grofs-New York. Von Regierungs-
Baumeister Lamp. Glasers Ann. 1912. Bd. 71, Heft 3,
S. 48. Mit Abb. und I Tafel.
Wiedergabe eines im Verein fir Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages. B.
Birmingham (Snow Hill) new station. Railw. Gaz.
vom 12. Januar 1912, S. 41.
Plan und Beschreibung der vollig umgestalteten sehr verkehrs-
reichen Station.
A modern american freight terminal. Railw. Gaz.
vom 6. Oktober 1911, S. 349.
Der kürzlich vollendete Güterendbahnhof der Missouri, Kansas &
Texas Railroad in St. Louis, bei dem die Zu- und Abfuhrstrafsen
über den Gleisen liegen und der nach dem sog. „Telpher“-System
betrieben wird, ist ausführlich beschrieben und in zahlreichen
Abbildungen dargestellt. D.
Umgestaltung der Bahnhofsanlagen in Darmstadt.
Ztschr. f. Bw. 1912. S. 443—460. Mit 10 Textab-
bildungen und Blatt 51/52 im Atlas.
Auf Grund eines nach langwierigen Verhandlungen zwischen
der Stadt und der Staatseisenbahnverwaltung zustande gekommenen
Entwurfs ist der neue Hauptpersonenbahnhof Darmstadt anstelle
des früheren Durchgangsbahnhofs der Main-Neckarbahn und des
Kopfbahnhofs der Hessischen Ludwigsbahn etwa 800 m westlich
des alten Main-Neckarbahnhofs errichtet worden. Oecstlich davon
hat der Ortsgüterbahnhof, westlich der Betriebsbahnhof für den
Lokomotivdienst und daneben die Lokomotiv- und Wagenreparatur-
werkstätte ihren Platz gefunden.
Bahnsteiggleise zu einander bedingte Einführung der verschiedenen
Die durch die Lage der einzelnen
Bahnen von Norden her in den Hauptpersonenbahnhof ist aufser-
halb des Bahnhofs derart angeordnet, dafs Bahnkreuzungen in
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN.
[No. 857] 11
Schienenhöhe vermieden sind. Auch die Wege und Strafsen —
es sind deren 32 — sind bis auf einige unbedeutende Feldwege
unter- oder überführt worden.
Die Bauausführung hat 5 Jahre, vom Frühjahr 1907 bis dahin
1912 in Anspruch genommen;
17070000 M.
Kostenanschlag betrug
v. d. B.
der
Les transformations de la gare Saint-Lazare. Sup-
pression du tunnel des Batignolles et construction
d’une gare souterraine. La Technique moderne.
1912. No. 11, S. 418—420. Mit 3 Textabbildungen.
Aus Anlals der Einführung elektrischer Zugförderung auf den
Pariser Vorortbahnen werden der Bahnhot Saint-Lazare und seine
Die Abhandlung
Unter dem Bahn-
hofe Saint-Lazare wird noch ein unterirdischer Bahnhof angelegt
Einfahrlinien wesentliche Umgestaltungen erleiden.
gibt in grofsen Zügen die bestehenden Projekte.
werden. Der bekannte Tunnel des Batignolles, in dem jetzt die
Einfahrgleise liegen, wird verschwinden und einem Einschnitte
Platz machen, der für drei weitere Gleise Platz bietet. Zusammen
mit vier neuen unterirdischen Gleisen werden also 7 neue Gleise
gewonnen. Die Ausführungsarbeiten werden wegen grofser örtlicher
Schwierigkeiten bedeutendes Interesse bieten. Ho.
b) Bahnhofshochbauten.
Baker Street Station alterations. Metropolitan Railway.
Railw. Gaz. vom 1. Dezember 1911, S. 563.
Auf der bezeichneten Station werden gegenwärtig umfangreiche
Hochbauten
ausgeführt, die an der Hand zahlreicher Abbildungen beschrieben
Verbesserungen und Ergänzungen namentlich durch
werden. D.
Elektrisch betriebene Hängebahnen in Güter-
schuppen. Ztg. D. E.-V. 1912. No. 57, S. 925—927.
Mitteilung der dafür gemachten Vorschläge des Regierungs-
und Baurats Schürmann in Magdeburg unter Beifigung von Abbildungen
nach einem Aufsatz in der Ausgabe der Zeitschrift ,, Verkehrs-
technischen Woche“ vom 2. Dezember 1911. Die Beförderung der
Güter im Schuppen durch solche Bahnen bietet danach Vorteile
gegenüber anderen Beförderungsarten. =f,
Das Verfahren mechanischer Stiickgutumladung in
Bebra. Von Regierungsrat Heintze, Frankfurt (Main).
Ztg. D. E.-V. 1912. No. 45, S. 133— 136.
Die Wahrnehmung, dafs in grofsen Anlagen für die Umladung
von Stückgütern der Arbeiter ungefähr 3/, seiner Gesamtarbeitszeit
für die von ihm zurfickzulegenden Karrenwege aufwenden mufs,
führte auf dem Bahnhofe Bebra für die Beförderung der Stückgüter
im Umladeschuppen zu der Herstellung einer elektrisch betriebenen
Förderbahn.
Benutzung gemachten Erfahrungen werden beschrieben.
Die Einrichtung dieser Anlage und die bei ihrer
=r.
Das neue Empfangsgebäude auf Bahnhof Dortmund.
Zentralbl. d. Bauverw. 1912. No.57, S. 361—364 und
No. 58, S. 369. Mit 20 Abb. V.
Das neue Empfangsgebäude auf Bahnhof Hagen
i. Westf. Zentralbl. d. Bauverw. 1912. No. 45,
S. 282—286 und Fortsetzung. Mit 13 Abb. V.
c) Sonstige Bahnhofseinrichtungen.
Neuere Eisenbahnwagenkipper. Dinglers J. 1912.
_ Heft No. 28, S. 440—442 und No. 30, S. 412—411.
Mit 17 Abb.
Beschreibung von Wagenkippern, darunter ein Plattformkipper
mit eingebauter Drehscheibe. V.
Von Lohse, Regierungs-
1912. No. 53,
Eine neue Gleisbremse.
und Baurat. Zentralbl. d. Bauverw.
S. 337—340. Mit 5 Abb. |
Vergleich der gewöhnlichen Gleisbremse mit Hemmschuhen
mit einer Bremse, die durch zwei an die Innenseite der Räder an-
geprefste Schienen die Bremsung bewirkt. 7 V.
Zeichnerische Bestimmung der Ablaufgeschwindig-
keit und Ablaufzeiten bei Eselsrücken (Ablauf-
12 (No. 857]
bergen). Von Fr. Engesser. Zentralbl. d. Bauverw.
1912. No. 59, S. 378—380. Mit 9 Abb.
Uebersichtliche und kurze Beschreibung eines einfachen zeich-
nerischen Verfahrens zur Bestimmung der Wirkungsweise der
Ablaufrücken. V.
6. Araftanlagen und Streckenausrüstung für elektrisch
betriebene Bahnen.
Die neuen Anlagen zur Stromversorgung der Ober-
schlesischen Kleinbahnen. Von Regierungs-Bau-
meister Ernst Schmidt. A. E. G. Ztg. 1912. August-
Heft, S. 1. Mit Abb.
Das von der Schlesischen Kleinbahn-Aktiengesellschaft betriebene
hat 115 km mit
12 Bahnlinien, die gesamte Fahrleistung betrug im Jahre 1911 gegen
6 Millionen RWe/km. Im Jahre 1910 übernahm die A. E. G. die
Kleinbahn und richtete eine neue Stromversorgung ein, die ein-
elektrische Bahnnetz eine Streckenlänge von
gchend beschrieben wird. B.
Die Betriebseinrichtungen der Hamburger Hoch-
bahn. Von Dr.-Ing. Mattersdorff. Elektr. Kraftbetr.
u..B. 1912. S. 317—331. Mit 44 Abb.
Ausführliche Beschreibung der Kraftwerke und Betriebsmittel
der Bahn. V.
Die Stromversorgung der Vollbahnen. Von Ingenieur
Richard Baecker. Oesterr. Wschrft. f. off. Bdst.
1912. S. 481—496. Mit 2 Tafeln und 13 Textab-
bildungen.
Der Verfasser untersucht die für die elektrische Zugförderung
in Betracht
Drehstrom und den Einphasen-Wechselstrom, ihre Vor- und Nach-
kommenden Stromsysteme, den Gleichstrom, den
teile sowie ihre Eignung für den Vollbahnbetrieb. In einer Tabelle
werden die wichtigsten mit Einphasenstrom betriebenen Bahnen
Oesterreich-Ungarns und des übrigen Europas zusammengestellt.
v. d. B.
E. Jullian und J. Lheriaud. Note sur la traction
électrique de la ligne de Villefranche—Vernet—
Les Bains à Bourg-Madame. Rev. gén. d. chem.
1912. No. 4, S. 215—317. Mit 31 Textabbildungen.
Ausführliche Mitteilungen über den elektrischen Betrieb auf der
Versuchslinie der französischen Südbahn von Villefranche nach
Bourg-Madame (Ostpyrenäen). Ho.
V. Elektrizität.
Ein neuer Edison-Akkumulator.
. baumeister Dierfeld, Berlin.
. Bd. 70, Heft 10, S. 190. Mit Abb.
Beschreibung der Bauart und Leistungfähigkeit eines neuen
Von Regierungs-
Glasers Ann. 1912.
Akkumulators, sowie seine Verwendbarkeit bei Fahrzeugen. B.
Ueber Moore-Lichtanlagen. Von Dr. W. Grix,
Dozent an der technischen Hochschule Danzig. Ztschr.
dt. Ing. 1912. No. 15, S.588. Mit Abb.
Statt der bei
Metalldrähte verwendet der Amerikaner Moore
Glühlampen gebräuchlichen Kohlenfäden oder
leuchtende -Gase.
Mittels Wechselstromes von hoher Spannung werden in längeren
mit Gas gefüllten Röhren Lichtwirkungen erzeugt und zwar erzeugt
Stickstoff gelb-rosaes, Kohlensäure aber weifses Licht. B.
Die elektrodensparenden A. E. G.-Flammenbogen-
lampen hoher Lichtausbeute. Von Dr. Willy
Hechler. A.E.G. Ztg. 1912. Mai-Heft, S.17. Mit Abb.
Beschreibung der patentierten Flammecollampe, durch welche
eine wesentlich günstigere Lichtausbeute als bei der offen brennenden
Flammenbogenlampe erzielt wird. B.
Keine Gemeinde, kein Anwesen ohne Elektrizität!
Eine gemeinverständliche Darstellung der Verwendung
der Elektrizität, zugleich eine Kritik der Propaganda
für Gasverwertung von Dr. A. Kraetzer, Ingenieur
und Dozent für Elektrotechnik am Rheinischen
Technikum Bingen. Dillenburg, E. Weidenbach.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. März 1913]
Der Titel der Schrift sagt, was damit bezweckt wird, und ihr
Inhalt entspricht dem, was der Titel versprochen hat. D.
VI Verschiedenes.
Eisenbeton, seine Art, Berechnung und Ausführung.
Von Dr.-Jna. L. Hess, K. k. Professor. 217 Seiten
Text in gr. 8° mit 59 Textabbildungen. Leipzig und
Wien 1912. Verlag von Spielhagen und Schurich.
Preis geheftet 5 M.
- Das Buch
dem Titel „l.eitfaden für die Berechnung und Ausführung von Eisen-
Es bringt,
Reihe ähnlicher Werke, die nötigen Angaben über die Baustoffe
des Eisenbetons und über seine Bauformen nebst ihrer Berechnung,
ist die zweite Auflage des im Jahre 1908 unter
betonkonstruktionen“ erschienenen Werkes. wie eine
gibt die Österreichischen und preufsischen amtlichen Berechnungs-
vorschriften wieder und enthält Zahlentafcln häufig vorkommender
Rechnungswerte. Zum Verständnis der Eigenschaften der Baustofle
wird ein ziemlich umfangreiches Versuchsmaterial mitgeteilt. Diese
Versuche und ihre Ergebnisse werden vom Verfasser im allgemeinen
kritisch bewertet. Wenig kritisch aber erscheint seine Stellung-
Hefs schliefst sich hier
Nachweis der Haft-
nahme in der Frage der Haftspannungen.
der Mcinung jener Fachleute an, die den
spannungen für vollkommen überflüssig halten, wenn, wie sie
sagen, ein Konstruktionsglied nur „sonst richtig ausgebildet“ ist.
Ein Beweis für die Richtigkeit solcher Behauptung wird von Hefs
nicht gebracht, ja gar nicht versucht. Ho.
Beiträge zur Theorie kontinuierlicher Eisenbeton-
Konstruktionen, besonders der mehrstöckigen Rahmen
und durchgehender Balken mit veränderlichem Träg-
heitsmoment. Von A. Strafsner. 33 Seiten Text
in gr. 8°. Mit 20 Textabb. und I Tafel. Berlin 1912.
Wilhelm Ernst und Sohn. Preis geheftet 2,60 M.
Wieder ein Versuch, neben so vielen andern, die unerfreulich
umständliche Berechnung der Rahmenwerke, wie sie der Eisen-
betonbauweise eigen sind, für die Bedürfnisse der Praxis zurecht-
zumachen. Der Verfasser bemüht sich in ancrkennenswerter Weise,
kurz zu sein; er hätte damit aber nicht so weit gehen sollen, dafs
man die Erklärung eines Teils seiner Formeln und seiner Bezeich-
in der Zeitschrift
Ho.
nungen in einer andern Abhandlung von ihm,
„Beton und Eisen“ nachschlagen muls.
Die Weltgeschichte in mnemonischen Reimen. Von
Freiherr Fritz von Holzhausen in Frankfurt a./M.
L. Schwarz & Comp. Berlin S, Dresdenerstr. 80.
D.
Die Quelle der Gesundheit im Einfamilienhaus für
jede Familie eine Stätte reinen Glückes und Wohl-
= befindens. Von A. Baumgart. 1.—10. Tausend. Wies-
baden, Westdeutsche Verlagsgesellschaft m.b.H. IM.
In dem Heftchen werden die Vorzüge des Einfamilienhauses
in hygienischer und wirtschaftlicher Beziehung den Miethäusern
Durch zahl-
und praktisch eingerichteten Land-
gegenüber in klarer, überzeugender Weise dargestellt.
reiche Beispiele von billigen
häusern soll belehrend und aufklärend über die Wohnungsfrage auf
das Publikum eingewirkt werden. Z.
Die Technik im zwanzigsten Jahrhundert. Unter
Mitwirkung hervorragender Vertreter der technischen
Wissenschaften herausgegeben vom Geheimen Re-
gierungsrat Dr. A. Miethe, Professor an der Techn.
Hochschule zu Berlin. 3. Band: Die Gewinnung des
technischen Kraftbedarfs und der elektrischen Energie.
Braunschweig 1912. George Westermann. Preis
geb. 15 M. +
Band 3 dieses vorzüglich ausgestatteten Werkes behandelt in
Einzelaufsätzen aus der Feder berufener Verfasser die Umsetzung
und Verwertung der Energie in Maschinen, die heutigen Wärme-
kraftmaschinen, Wasserkraft und Windkraft, die Starkstromtechnik
und die elektrochemische Industrie. Wie bei den vorhergehenden
beiden Bänden wird auch der Wert dieses Abschnittes durch die
Aufnahme zahlreicher Abbildungen im Text und einiger farbigen
Tafeln wesentlich erhöht. |
Verlag voo F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schrifueiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin. — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
LITERATURBLATT
GLASERS ANNALEN
GEWERBE unn BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit (V. D. M.J
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen Ingenieure, die mit t bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
No. 581
Beilage zu No. 859 (Band 7 72 Heft 7)
I. Eisenbahnwesen.
3. Unterbau.
Der Eisenbau. Ein Hilfsbuch für den Brückenbauer
und Eisenkonstrukteur. Von Luigi Vianello. In
2. Auflage umgearbeitet und erweitert von Dipl.-Ing.
Carl Stumpf, Berlin. Mit 526 Abb. (Oldenbourgs
Technische Handbibliothek, Band IV.) München und
Berlin 1912. Verlag von R. Oldenbourg. Preis 20M.
[V.D.M. LJ
Die erste vergriffene Auflage hat sich dadurch viele Freunde
erworben, dafs sie besonders auf den praktischen Gebrauch zu-
geschnitten war und nur die besten einfachen Formeln benutzte,
wobei sie von der höheren Mathematik keinen Gebrauch machte.
Von diesem Grundsatze ist die zweite Auflage abgewichen. Wenn
hierdurch der Wert des Buches im Sinne des ersten Verfassers,
so hat der Inhalt doch
eine solche Erweiterung erfahren, dafs auch der zweiten Auflage
Die Behandlung der „Knick-
könnte mit Rücksicht auf den praktischen Gebrauch
ausführlicher sein. K.
®. Fahrzeuge.
L. Vianello, auch wohl kaum gestiegen ist,
ein grofser Leserkreis gesichert ist.
sicherheit“
d) Fahrzeuge der elektrisch betriebenen Bahnen. ,
Einteilung und Bezeichnung der elektrischen Trieb-
fahrzeuge. Die bisher gebauten Typen. Von Bau-
rat Dr. Artur Hruschka. (Sonderabdruck aus
„Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen“ 1912, Heft 26.)
München. Druck von R. Oldenbourg. [V. D. M. I.]
Der Aufsatz behandelt die Kennzeichnung elektrisch betriebener
Eisenbahn-Fahrzeuge in baulicher Bezichung, d. h., besonders nach
Als
Grundlage dient die vom Verein Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen
Achsenfolge, Antriebsform, Stromart und Verwendungszweck.
für Dampflokomotiven eingeführte Typenbezeichnung, die infolge
der mannigfachen Bauformen elektrischer Fahrzeuge erweitert wird.
Besonders wertvoll ist die beigegebene Zusammenstellung von
nahezu 100 teils ausgeführten, teils entworfenen Bauarten nach der
vorgeschlagenen Darstellungsweise. Tz.
14. Verschiedenes.
Kurze Anleitung für die Bauüberwachung eiserner
Brücken. Von G. Schaper, Regierungsbaumeister.
Mit 11 Textabb. Berlin 1912. Verlag von Wilhelm
Ernst & Sohn. Preis 1,50 M. [V. D. M. 1J
Die Arbeitsregeln für die Anfertigung der Teile eiserner
Brücken
Baustelle werden nach den Erfahrungen bei der Bauüberwachung
in der Werkstatt und für ihren Zusammenbau auf der
eines grofsen Eisenbauwerks besprochen und wird dabei auf ent-
sprechende Bestimmungen der neuen preufsischen „Vertriags-
bedingungen“ von 1912 hingewiesen. Die bei der Beurteilung der
Materialbehandlung und des Zusammenbaues wesentlichen Gesichts-
punkte, wie Einflufs des Warm- und Kaltreckens und der Eigen-
spannungen u. a. werden gebührend hervorgehoben. Die zur
Beseitigung von Fehlern in der Arbeitsausführung gebräuchlichen
Verfahren werden besprochen. Der Reiz, den zeitgemäflse Arbeits-
wie das Schneiden mit dem Wasserstoff-Sauerstoff-
ausüben, hätte den Verfasser nicht abhalten sollen, die
Anwendung beim Abbrennen von Nietköpfen der besonderen Ueber-
wachung zu empfehlen.
verfahren,
Brenner,
Das Buch will jüngere Fachgenossen bautechnischer Vorbildung
in ein dem Maschineningenieur zumeist vertrautes Arbeitsfeld ein-
führen, wird aber auch diesen durch die Mitteilungen des III. Teils
über Holzgerüste und die Verbindungsarbeiten an Stein und Eisen
interessieren. Fl.
Die Linienführung der Eisenbahnen. Von H.
Wegele, Professor in Darmstadt. Mit 52 Abb.
(Sammlung Göschen No. 623.) Berlin und Leipzig
1912. G. J. Göschensche Verlagshandlung G. m. b. H.
Preis geb. 80 Pf. IV. D. M. L]
Der kurze Abrifs ist mit grofser Sachkenntnis und guter klarer
Einteilung geschrieben. Dr.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
4. Allgemeines.
Die Preisbildung in der Maschinen-Industrie. Kal-
kulationsarten, Submissionswesen, Spezialisierung und
Massenfabrikation, Vertreter und Händler, Interessen-
gemeinschaften, Preisverabredungen und über fünfzig
Submissionsbeispiele. Von Dr. H. Haeder, Ingenieur.
Mit zahlreichen Tabellen und Abbildungen. Wies-
baden 1912. Verlag von Otto Haeder. Preis brosch.
4 M. [V. D. M. 1.]
Es ist ein Verdienst Haeders, auf die grofsen Unterschiede
aufmerksam gemacht zu haben, die sich bei Verdingungen ergeben
‘ und die vielfach nur darauf zurückzuführen sind, dafs eine richtige
Selbstkostenberechnung fehlt. Durch das vorliegende Werk zeigt
der Verfasser, wie diesem Uebelstande abzuhelfen ist. An einer
grofsen Reihe von praktischen Beispielen werden die am häufigsten
vorkommenden Fehler erläutert und Wege zu einer sicheren Preis-
bildung gezeigt. Ha.
Dieselmaschinen für Land- und Schiffsbetrieb. Von
A. P. Chalkley. Mit einer Einleitung von Dr.-Jna.
Rudolf Diesel, München. Ins Deutsche übertragen
von Dr. phil. Ernst Müller, Dipl.-Jna., Gent. Mit
90 Abb. Berlin 1912. Verlag von Julius Springer.
Preis geb. 8 M. [V. D. M. Í.
Nach einer sebr interessanten Einleitung aus der Feder Diesets
über seine Erfindung und deren Zukunft und einem wärme-
theoretischen Abschnitt geht der Verfasser auf die Arbeitsweise,
die verschiedenen Bauarten des Dieselmotors und dessen Montage
und Wartung näher ein.
Besondere Abschnitte sind der Untersuchung des Dieselmotors
sowie der
Gi.
an Hand mehrerer, der Praxis entnommenen Beispiele,
Verwendung für Schiffsbetrieb gewidmet.
Transmissionen. Wellen, Lager, Kupplungen, Riemen-
und Seiltrieb-Anlagen. Von Ingenieur Stephan Jel-
linek in Wien. Mit 61 Textabb. und 30 Tafeln.
Berlin 1912. Verlag von Julius Springer. Preis geb.
12 M. [V. D. M. I.)
In klarer übersichtlicher Weise werden die verschiedenen
Arten der Transmissionen in ihrem konstruktiven Aufbau und ihrer
grundlegenden Berechnung behandelt. Die Anordnung des Stoffes
ist zweckmäfsig nach dem Aufbau einer Transmissionsanlage vor-
genommen; nach der Behandlung der Wellen, Lager und Kupp-
lungen geht der Verfasser zum Riemen- und Seiltrieb über. Neben
14 [No. 859]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. April 1913)
den Entwurfs- und Rechnungsgrundlagen bringt das Buch eine
Sammlung guter Zeichnungen von Einzelteilen und ganzen Anlagen,
die eine günstige Unterstützung beim Entwurf bieten. Vo.
V. Elektrizität.
Elektro-Ingenieur-Kalender 1913. Von Hirsch-
Wilking. Bearbeitet von Arthur A. Hirsch und
Max Barth in Berlin. 13. Jahrgang. Berlin 1913.
Verlag von Oskar Coblentz. Preis 2,50 M.
[V. D. M.-L]
Der Kalender soll dem Ingenieur alle für die Projektierung
von elektrischen Anlagen nötigen Unterlagen an die Hand geben
und enthält Angaben über den baulichen, maschinellen und elek-
trischen Teil von Strom erzeugenden und verbrauchenden Anlagen.
W—.
Konstruktion, Bau und Betrieb von Funken-
induktoren und deren Anwendung, mit besonderer
Berücksichtigung der Rdontgenstrahlentechnik.
I. Teil. Funkeninduktoren. Von Ernst Ruhmer.
Zweite neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Mit
etwa 200 Abb. 1.L.ieferung. Nikolassee bei Berlin 1912.
Administration der Fachzeitschrift „Der Mechaniker“.
Preis 1,25 M. IV. D. M. L]
Nach kurzer Entwickelung der physikalischen Eigenscharten
und der Theorien wird der Bau der physiologischen Induktions-
und der grofsen Funkeninduktoren mit den
apparate, der kleinen
erforderlichen Hülfsvorrichtungen in der ersten
schrieben. Amr.
Hilfsbuch fiir die Elektrotechnik. Unter Mitwirkung
namhafter Fachgenossen bearbeitet und herausgegeben
von Dr. Karl Strecker. 8. umgearbeitete und ver-
mehrte Auflage. Mit 800 Abb. Berlin 1912. Verlag
von Julius Springer. Preis 18 M. [V. D. M. L)
Die achte Auflage dieses Werkes stellt eine bedeutende Ver-
früheren Auflagen dar. Hervorzuheben
mehrung gegenüber den
ist als besonderer Vorzug des Werkes die knappe, übersichtliche
Form, ohne dafs das Buch dadurch Lücken aufweist. Es ist im
vollsten und besten Sinne des Wortes cin Hiltsbuch und wird
seinen Zweck erfüllen. Hy.
Uebungsaufgaben aus der Gleich- und Wechsel-
stromtechnik. Bearbeitet von Fritz Hoppe. Mit
158 Abb. (Sammlung elektrotechnischer Lehrhefte.
Herausgegeben von Fritz Hoppe. Heft 10). Leipzig
1912. Verlag von Johann Ambrosius Barth. Preis
1,60 M. IV. D. M. L)
Das vorliegende Heft schlictst die Sammlung elektrotechnischer
ab
nebst Lösungen zu den in der Sammlung behandelten Grundgesetzen
Lehrhefte des Verfassers und enthält 200 Uebungsautgaben
der Elektrizitatslehre.
Die Rechnungsbeispiele sind gut ausgewählt, gemeinverständ-
lich erläutert und im allgemeinen klar und anschaulich durchgeführt.
Das Buch kann besonders solchen Ingenieuren gute Dienste
leisten, die sich — ohne elektrotechnisch vorgebildet zu sein —
einen Ueberblick über die Grundgesetze der Elektiotechnik ver-
schaffen woll>n. Br.
Denkschrift über die Elektrizitätsversorgung des
oberen Flufsgebietes der Weser im Anschluls an
die Kraftwerke der Eder- und Diemeltalsperre
und an das Reservewasserkraftwerk bei Hann.-
Münden. Zusammengestellt im Auftrage der be-
teiligten Kreise von Dr. Kractzer, Dozent am
Rheinischen Technikum in Bingen a. Rh., Beratender
Ingenieur. 1912. Selbstverlag. Preis 1,20 M.
IV. D. M. LJ
Der Zweck der Denkschrift soll sein, weiteren Kreisen Ge-
legenheit zu geben, sich mit den vom Fiskus und von den Kreisen
für Licht-
Wesergebiet vertraut zu machen und die damit verbundenen An-
geplanten Anlagen und Kraftversorgung im oberen
lage- und Betriebskosten zu erläutern.
Die Denkschrift gliedert sich in 8 Kapitel, von denen besonders
Kapitel I interessiert: „Die Ausnutzung der Wasserkräfte im oberen
Quellgebict der Weser von Regierungsbaumeister Block“. Diese
Lieferung be-
|
Ausführungen sind aus einer im Auftrage des Herrn Ministers der
öffentlichen Arbeiten ausgearbeiteten Denkschrift entnommen. In
der ganzen Behandlung der Angelegenheit ist die Staatsregierung
in erster Linie von dem Grundsatze ausgegangen, ein Werk zu
schaffen, das den Interessen der Allgemeinheit dient.
In Kapitel 5 werden Vorschläge zur Finanzierung und Ver-
waltung der Ueberlandzentrale auf kommunaler Grundlage gemacht
und besonders die Vorteile der kommunalen Gründung und Ver-
waltung hervorgehoben. Pl.
VI. Verschiedenes.
Die Technik im zwanzigsten Jahrhundert. Unter
Mitwirkung hervorragender Vertreter der technischen
Wissenschaften herausgegeben vom Geheimen Regie.
rungsrat Dr. A. Miethe, Professor an der Techn.
Hochschule zu Berlin. 4. Band: Das Verkehrswesen.
Die Grofsfabrikation. Braunschweig 1912. George
Westermann. Preis geb. 15 M. T
Im vierten Bande der „Technik im zwanzigsten Jahrhundert"
sind die nachstehenden Aufsätze enthalten. und Elektro-
bahnen von Direktor Alexander Doeppner; die Schiffe von Pro-
Dampf-
fessor Walter Laas; die Schiffsmaschinen von Professor Paul
Professor Dr. A.
Riedler; Luttfahrt von Major z. D. Professor Dr. August v. Parseval;
Post,
Krainer; Kraftwagen von Gch. Regierungsrat
Telegraphie und Fernsprechwesen von Richard Kuhlmann;
Mafsnahmen der Grofsfabrikation von Direktor E.
der Grofsbetrieb
die technischen
Huhn; und seine Organisation von Direktor E.
Huhn; die wirtschaftliche Ausgestaltung der Grofsfabrikation von
Dr. Carl Mollwo.
Abbildungen erläutert.
Statik und Festigkeitslehre.
zum Selbststudium für Ingenieure, Techniker und
Studierende. Von Max Fischer. Zweite vermehrte
Auflage. Mit zahlreichen Beispielen und Zeichnungen.
Band I: Grundlagen der Statik und Berechnung voll-
wandiger Systeme, einschlielslich Eisenbeton. (Preis
ungeb. 16,50 M, geb. 18 M.) Band II: 1. Teil: Berech-
hung von statisch bestimmten Fachwerksystemen.
(Preis ungeb. 16,50 M, geb. 18M) Verlag von
IHlermann Meusser, Berlin. [V. D. M. LJ
Das Werk den weitesten Anforderungen
der Praxis zu genügen, trotzdem es den Stoff in einfacher Weise
darstellt. hat die
Vortragsform Es ist bestimmt, die Ergebnisse der
Professor Sämtliche Abhandlungen sind durch
Vollständiger Lehrgang
ist wohl gecignet,
Es ist hervorgegangen aus Vorträgen und
beibehalten.
wissenschaftlichen Statik zum Allgemeingut der Praxis zu machen.
Von den cinfachen Grundgesctzen der Mechanik wird der Leser
zu dem schwierigeren Gebiete unter Vermeidung rein mathematischer
Behandlung geführt. Band I bringt Entwicklung der Grundlagen
Druckfestigkeit, Be-
rechnung auf Biegung beanspruchter Balken, die Knickfestigkeit und
und deren Anwendung, einfache Zug- und
Berechnung von Fisenbeton-Konstruktionen.
Band Il, enthält Untersuchungen und Methoden zur Bestimmung
von Stabkräften beim Fachwerksträger mit beweglicher Last, dem
Den Schlufs bildet
cine aufserst geschickte und wegen ihrer überraschenden Klarheit
höchst Methoden
Die sämtlichen Vorträge sind sehr aus-
Gerberschen Träger und dem Dreigelenkbogen.
schätzenswerte Anwendung kinematischer auf
Fachwerkskonstruktionen.
führlich durchgearbeitet und durch zahlreiche Abbildungen und Bei-
Den
darf man mit besten Hoffnungen entgegensehen.
spiele erläutert. später erscheinenden Bänden If, und Ill
L. B.
Das neue Versicherungsgesetz für Angestellte. Vom
20. Dezember 1911. Berlin. Verlag von L. Schwarz
& Comp. Preis brosch. 1,10 M., geb. 1,35 M.
[V. D. M. LJ
Diese Ausgabe des Gesetzes ist handlich und brauchbar. Se.
Danzigs Handel und Industrie. Herausgegeben von
der Danziger Verkehrszentrale. Mit einem Stadtplan.
Danzig 1912. Verlag von John & Rosenberg. Preis
15 Pt. [V. D. M. L]
Fine kleine Schrift, welche offen und ohne Schonfarberei über
die Lage des Handels, der Industrie und über die neuen Hafen-
anlagen der ehemaligen Königin der Weichsel Aufschluls gibt. tz.
Verlag von F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin. — Druck voo Gebrüder Grunert. Berlia
LITERATURBLATT
u
GLASERS
ANNALEN
_ GEWERBE uno BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit (V. D. M.]
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit t bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
~ No. 582
Beilage zu No. 860 (Band 72 Heft 8)
I. Eisenbahnwesen.
7. Anlagen zur Sicherung des Betriebes.
a) Signale und Sicherungsanlagen.
La perception des signaux en temps de brouillard.
Répétiteurs lumineux de la ligne de Bruxelles à
Anvers. Von P. D. Gén. civ. 1912. S. 139—142.
Mit 6 Abb.
Beschreibung der Ausgestaltung der Signalanlagen auf der
betriebsstarken, aber durch häufige Nebel sehr gefährdeten belgischen
Eisenbahnlinie Brüssel-Antwerpen. Sowohl vor den Haupt- wie vor
den Vorsignalmasten englischer Bauart sind 2 bezw. 3 Wiederholungs-
signale in Augenhöhe des Lokomotivführers in je 150 m Abständen
vor genannten Signalen aufgestellt, deren 2 Laternen orangegelbes
bezw. grünes Licht zeigen, das mittelst Metallfadenlampen von
10 Kerzen Stärke vom Stellwerk aus bei Nebel be-
tätigt wird. —s.
elektrisch
Eine neue Zugsicherungsvorrichtung. Von Ingenieur
C. B. Maller-Sinzig-Zirich. Glasers Ann. 1912.
Bd. 71, Heft 1, S.16. Mit Abb.
Es handelt sich bei dieser Vorrichtung darum, das Ueberfahren
eines auf „Halt“ stehenden Signals selbsttätig zu verhindern,. indem
in diesem Falle die Luftbremse automatisch in Tätigkeit versetzt
wird. Die Einrichtung, eine Erfindung der Ingenieure Sander und
Volz in Zürich ist eingehend beschrieben. B.
Flashing lights for railway signals. Railw. Gaz. vom
8. Marz 1912, S. 280.
Von einem Schweden, Halvar A. Berggren, wird die Ver-
wendung des Blitzlichts im Eisenbahnsignalwesen empfohlen. Eine
die
Schweden, verfertigt Aga-Blitzlicht-Signale, die gegenwärtig auf der
schwedische Gesellschaft, Gas-Akkumulatorgesellschaft von
Station Liljeholmen der schwedischen Staatsbahnen erprobt
werden. D.
The annual report of the block signal. and train
control board (U. S.A.). Railw. Gaz. vom 23. Februar
1912, S. 216.
Es handelt sich um den vierten, der Interstate Commerce
Commission erstatteten; im Januar 1912 erschienenen Bericht. Eine
kurze Zusammenfassung des Inhalts findet sich „Aallway Gazette“
vom 1. März 1912, S. 236. D.
La revisione del codice dei segnali e delle prescri-
zioni ministeriali relative alla sicurezza dell’eser-
cizio ferroviario in Francia. Giornale. 1912. S. 132
bis 137.
Mitteilungen über beabsichtigte Aenderungen des französischen
Code des signaux und die französischen Regierungsvorschriften über
die Betriebssicherheit. Geplant ist insbesondere, dafs das Ministerium
der öffentlichen Arbeiten Abweichungen von der Signalordnung
nicht mehr nur versuchsweise, sondern dauernd bewilligen kann,
dafs vor dem etwa 800—1300 m vor einem Gefahrpunkt auf-
gestellten roten Scheibensignal bei Haltstellung in Zukuntt zunächst
unbedingt gehalten werden soll, dafs das viereckige, schachbrett-
artig grün und weifs gestrichene Vorsignal vorschriftsmafsig beweglich
gemacht werden kann, was es in der Praxis schon jetzt ist, usw.
Die von dem beratenden Ausschufs für den technischen Betrieb
ausgearbeiteten Vorschläge sind zunächst den Bahngesellschaften
zur Aeufserung unterbreitet. Ca.
Froebe. Type de passerelles suspendues pour
signaux installées aux extremites du tunnel des
Batignolles. Rev. gen. d. chem., Juli 1912, S. 38—44.
Neue Formen von Signalbrücken für gröfsere Spannweiten,
ausgeführt von der französischen Staatsbahnverwaltung am Tunnel
des Batignolles. Mafsgebend für die Konstruktion war die Forderung,
dafs die Brücken leicht aufzustellen und wieder abzubrechen und
an andrer Stelle wieder verwendbar sein sollten. Gewählt ist in
einem Falle eine Art Hängebrücke (ähnlich der Bauart Ordish-
Lefevre) mit überkragenden Enden, im andern Falle eingespannte
Halbralimen mit äuiserem Gegengewichtsarm und zwischen ihnen
Auch die Aufstellung der Signalbrücken wird
Ho.
eingehängtem Träger.
beschrieben.
Ein neues Ablaufsignal auf den preufsisch-hessischen
Staatsbahnen. Von Hentzen. Zentralbl. d. Bauverw.
1912. No. 75, S. 480—483. Mit 9 Abb.
Beschreibung eines neuen Signals, mit dem an den Ablaut-
rücken die drei Signale Halt, langsam drücken und (mäfsig) schnell
drücken gegeben werden können. V.
S. Fahrzeuge.
a) Gemeinsame Einrichtungen für Lokomotiven und
Wagen.
Automatic car and air coupler.
24. November 1911, S. 541.
Die von der Westinghouse Air Brake Company herrührende
Railw. Gaz. vom
Kupplung verbindet gleichzeitig selbsttätig die Zugstangen und
Bremsluftleitungen. D.
Quelques réflexions a propos de l’attelage auto-
matique. Rev. gén. d. chem. 1912. No. 4, S. 269
bis 274.
Der Verfasser betrachtet die Frage der selbsttätigen Kupplung
hauptsächlich vom Standpunkt der Verminderung der Gefahren für
das Betriebspersonal. Er findet, dafs eine wesentliche Verringerung
der Unfälle bei Einführung selbsttätiger Kupplungen nicht eintreten
die Zahl der Unfälle,
Kupplungen im Zusammenhange stehen, verschwindend klein ist.
die mit der Bedienung der
Ho.
würde, weil
b) Dampflokomotiven und Tender.
P. Conte. Essais des locomotives Pacific Compound
a surchauffe de la compagnie d’Orléans. Kev. gén.
d. chem., Juni 1912, S. 423—437.
Mitteilungen. über Versuchsergebnisse Orleansbahn an
Ho.
der
Verbundmaschinen mit Schmidt’schem Uebcrhitzer.
Economies effected by Mallet Locomotives on the
New York Central & Hudson River R. R. Railw.
Gaz. vom 22. Dezember 1911, S. 646.
Die günstigen Betriebsergebnisse der Mallet-Lokomotiven sind
ausführlich behandelt. D.
Die neue Verschiebelokomotive der preulsisch-
hessischen Staatseisenbahnverwaltung. Von Reg.-
16 [No. 860]
und Baurat Bergerhoff. Ztschr. dt. Ing. 1912. No. 18,
S. 697. Mit Abb.
Beschreibung der neuen von der Uniongieiserei in Königsberg
gelieferten Verschiebelokomotiven. B.
Die Berechnung der Kurbelstangen bei Lokomotiven.
Von J. Kempf, Cöln-Kalk. Glasers Ann. 1912. Bd. 71,
Heit 6, S. 114. Mit Abb.
Theoretische Abhandlung, zu deren Schlufs Verfasser sagt, er
habe eine grofse Anzahl Kurbelstangen in- und ausländischer Bahnen
eingehend nach den verschiedenen Berechnungsarten geprüft und
dabei gefunden, dats vorstehend angegebene Berechnungsweise mit
geringen Abweichungen die Abmessungen, die von ihm dargelegt
sind, ergab. B.
Der Lokomotivbau auf der internationalen Industrie-
und Gewerbeausstellung in Turin 1911. Von
Regierungs-Baumeister Hammer, Berlin. Glasers
Ann. 1912. Bd. 71, Heft 5, S. 81. Mit Abb.
Wiedergabe eines im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
gehaltenen Vortrages. B.
Lignite fuel for locomotives. Railw. Gaz. vom
9. Februar 1912, S. 161.
Die Chicago & North Western Railroad hat 21 Lokomotiven für
Braunkohlenfeuerung eingerichtet. Diese l.okomotiven, insbesondere
der darin verwendete Funkenfänger, werden kurz beschrieben. D.
„Garratt‘“‘-Locomotives for the Western Australian
Government railway. Railw. Gaz. vom 8. Dezember
“1911, S. 591. Ä
Die Lokomotive ist nach der Grundform ICCI gebaut. Die
beiden Teile 1C und Cl haben getrennte Maschinen und tragen je
einen Tender für Kohle und Wasser. Der Kessel ruht zwischen
den beiden Maschinen in einem Rahmen, der drehbar auf den nach
Abbildungen und
Tabelle der Hauptabmessungen sind beigegeben. D.
innen liegenden Achsenpaaren aufgelagert ist.
„Baltic“ type locomotives. Northern railway of
France. Railw. Gaz. vom 7. Juni 1912, S. 589.
Beschreibung mit Abbildungen dieser neuesten grofsen 2C 2.
Schnellzuglokomotive der französischen Nordbahn. D.
The future of the steam locomotive. Railw. Gaz.
vom 10. Mai 1912, S. 470.
Eine Zuschrift aus Wien gibt ein Urteil des Professors Kliment
in Brünn wieder, das die Aussichten der Dampflokomotive im
Vergleich mit der elektrischen kurz zusammenfafst. D.
E. Bernard. Note sur l’entretien des tiroirs cylin-
driques des locomotives de la Compagnie de l’Est.
Rev. gen. d. chem. 1912. No. 5, S. 364—385. Mit
22 Textabbildungen.
Die französische Ostbahn hat mit
eigener Bauart sehr gute Erfahrungen gemacht und ist deshalb in
zylindrischen Schiebern
immer weiterem Umfange an die Einführung solcher "bei ihren
neuen Lokomotiven gegangen. In der Abhandlung werden die
Konstruktionseinzelheiten, sowie die Art und die Kosten der Unter-
haltung dieser Teile eingehend besprochen. Ho.
Speisewasser-Reiniger an Lokomotiven. Von Kornel
Pecz, Oberinspektor in Budapest. Glasers Ann. 1912.
Bd. 70, Heft 10, S. 197. Mit Abb.
Beschreibung einer bei der Kgl. ungarischen Staatsbahn ver-
im Gebrauch befindlichen
wasser-Reinigung,
suchsweise Einrichtung für Speise-
welche die Füllung der kesselsteinbildenden
Salze durch Erhitzen des Speisewassers erzielt und damit die
Zeiträume der erforderlichen Kesselwaschungen möglichst ausdehnt.
B.
c) Personen- und Güterwagen.
Wagons frigorifiques a circulation de saumure,
systeme Frigator. Von Ch. Jacquin. Gen. civ.
1912. S. 279—281. Mit 4 Abb. und 1 Plan.
Beschreibung eines Kühlwagens zum Transport leicht verderb-
licher Lebensmittel auf den schwedischen Staatseisenbahnen, bei
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
PREIS SOEBEN A a VER ENR. a a re a a
[15. April 1913)
welchem die erforderliche Kälte dadurch erzeugt wird, dafs mittels
einer kleinen, von einer Wagenachse angetriebenen Pumpe das
Kühlwasser durch Behälter,
getrieben wird,
die mit Salz und Eis gefüllt sind,
worauf das abgekühlte Wasser in ein unter der
Decke des Eisenbahnwagens angeordnetes Netz von Rohren gelangt,
an denen die Lutt im Wagen sich abkühlt. —s.
Nye Sovevogne ved Statsbanerne, meddelt ved
Maskindirektörens Kontor. Tekn. Ugebl. 1912.
S. 310—371. Mit 3 Abb.
Für die kürzlich in Gang gesetzten Nachtzüge der Bergenbahn
werden 4 Schlafwagen besserer Klasse und 2 dritter Klasse an-
Die Wagen III. Klasse ähneln den in Deutschland
und kosten je 44 000 Kronen, die in Zeichnungen und
geschafft.
üblichen
Beschreibung ausführlich dargestellten Wagen Ill. Klasse sind erst
versuchsweise ausgeführt. Sie weisen in den 12 Halbabteilen je
3 Lagerstätten übereinander auf, und haben deshalb ein besonders
hochgezogenes Dach. Das Wagengewicht ist 34,7 t, der Preis je
33 000 Kronen. ` Ca.
Aussichtswagen der Canadian Pacific-Bahn auf den
österreichischen Staatsbahnen. Oesterr. Eisenbahn-
zig. 1912. S. 155—157.
Beschreibung der auf den Strecken Wien—Innsbruck — Buchs
und Wien— Triest eingestellten, nach Muster und Anleitung der
kanadischen Eisenbahn in Oesterreich gebauten Aussichtswagen. —s.
Steel motor cars in collision. Railw. Gaz.
26. Januar 1912, S. 91,
Es werden 2 Stahl-Motorwagen im Bilde vorgeführt, die bei
grofser Geschwindigkeit zusammenstiefsen und nur eine Zertrfim-
merung der überstehenden Enden
vom
zeigen, ohne dals Menschen
erheblich verletzt und Maschine und Achsen beschädigt worden
wären. Zugleich wird das günstige Verhalten der Stahlwagen bei
Zusammenstöfsen aus ihrer Bauart erklärt. Siehe dagegen auch
„Railway Gazette vom 15. März 1912, S. 300. D.
Alcohol heater car.
S. 118.
Güterwagen mit Spiritusheizung zur Beförderung frostempfind-
licher Güter. Mit Zeichnungen. D.
Railw. Gaz
Railw. Gaz. vom 2. August 1912,
A new type of steel passenger car.
vom 9. August 1912, S. 150.
Ein neuer Vorortverkehrs-Wagen ganz aus Stahl mit Türen an
den Enden und in der Mitte der Längswände der New York, West-
chester & Boston-Bahn. ' D.
Régulateur de pression pour sabots de freins des
wagons de marchandises, système Lucy. Gén. civ.
1912. S. 190. Mit 3 Abb.
Beschreibung eines Druckreglers für die Bremsklötze an Güter-
wagen, durch welchen die Bremswirkung von dem wechselnden
Ladegewicht selbsttätig abhängig gemacht wird. Die Mitteilung
über diesen in Australien angewandten Druckregler befindet sich
auch in „Zugineering‘‘ vom 16, Februar d. J. —s.
d) Fahrzeuge der elektrisch betriebenen Bahnen.
Elektrische Grubenlokomotiven. Von Regierungs-
baumeister Wilh. Ohl. A. E. G. Ztg. 1912. Maı-Heit,
S. 1. Mit Abb.
Beschreibung verschiedener von der Allg. Elektricitāts-Gesell-
schaft gebauten Grubenlokomotiven. B.
Electric v. steam locomotives on the New Haven.
By William S. Murray, electrical engineer of the
New York, New Haven & Hartford R. Railw. Gaz.
vom 5. April 1912, S. 364.
Verfasser führt eine Reihe von Vorzügen der elektr. Lokomotiven
an, die in seinem Geschäftsbereiche hervorgetreten sind. D.
Locomotive électrique, type „Colonial“ du New
York—New Hafen and Hartfort Railroad. Gen.
civ. 1912. S. 285—286. Mit 4 Abb.
(15. April 1913)
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
INo. 860] 17
Beschreibung einer elektrischen Lokomotive, welche sowohl
aut den äufseren Strecken, wie auf den Städtischen Untergrund-
linien von New York verkehren soll, wobei sie auf den äufseren
Strecken einphasigen Starkstrom von 11000 Volt erhält, den sie
selbst in Wechselstrom von 600 Volt umwandelt, während sie auf den
Strecken im Innern der Stadt mit Gleichstrom von 600 Volt ange-
Die Lokomotive hat vorne und hinten ein Laufrad
dafs
seitizcn Laufräder mit den benachbarten Triebrädern je auf ein
Die
„Ensinering News“ beschrieben.
trieben wird.
und dazwischen vier Triebräder. Eigenartig ist, die beider-
Drehgestell vereinigt sind. Lokomotive ist auch in den
=S,
Patins pour l'enlèvement du verglas sur les rails
de prise de courant des chemins de fer électriques.
Gén. civ. 1912. S. 165. Mit 3 Abb.
Beschreibung zweier Arten von Schuhen zur Entfernung des
Glatteises von den Stromschienen elektrisch betriebener Eisen-
bahnen in den Vereinigten Staaten. Die Schabeisen bezw. gezahnten
Rollen,
fernen sollen, werden durch Luftdruck bezw. durch Federkraft auf
welche das Eis auf der Stromschicne zerstören und ent-
die Stromschiene gedrückt. —s,
e) Fahrzeuge der Bahnen besonderer Bauart.
Benzolelektrische Eisenbahn - Motorwagen. Von
Dr.-techn. A. Heller, Berlin. Ztschr. dt. Ing. 1912.
No. 17, S. 660. Mit Abb. Ä
Nach einem kurzen Rückblick auf die Entwicklung der Motor-
wagen geht Verfasser zu der Beschreibung eines von der Gas-
motorenfabrik Deutz gebauten benzolelektrischen Wagen über, der
von der preufsischen Staatsbahn in Betrieb genommen ist. B.
Hydraulischer Antrieb für Motorwagen. Von Dr.-
techn. A. Heller, Berlin. Ztschr. dt. Ing. 1912.
No. 15, S.577. Mit Abb.
Beschreibung einer von Hugo Lentz, Berlin-Grunewald erfundenen
hydraulischen Kraftübertragung von der Maschine zu den Teibrädern,
die sich in der Praxis gut bewährt haben soll. B.
Automotrices benzo-électriques des chemins de fer
prussiens. Gen. civ. 1912. S. 201—203. Mit 5 Abb.
und I Plan.
Beschreibung der auf preufsischen Nebenbahnen eingeführten
Triebwagen der Bauart der Gasmotorengesellschaft Cöln-Deutz und
der neuen Automobil-Gesellschaft Berlin. —s,
9. Eisenbahnwerksiatien für Dampf- und elektrische Bahnen.
Die Behandlung der Auswaschluken von Lokomotiv-
kesseln. Von Ingenieur Arthur Nathan. Glasers
Ann. 1912. Bd. 71, Heft 5, S. 96. Mit Abb.
Verfasser bespricht die Uebelstānde beim Auswaschen der
und die Wichtigkeit
Er spricht sich gegen die vielfach
Lokomotivkessel einer nachherigen guten
Dichtung der Auswaschluken.
verwendeten Ringe aus Blei oder Klingerit aus und empfiehlt die
Verwendung von Kupferringen und die von ihm hergestellten Luken-
fraser, um die Sitzfläche des Dichtungsringns wieder glatt her-
stellen zu können. i B.
Die neue Königliche Eisenbahn-Hauptwerkstatt
Danzig. A. E. G. Ztg. 1912. August-Heft S. 10.
Mitteilung über die elektrische Licht- und Krattanlage für die
Hauptwerkstatt. Sie umfassen zwei Turbodynamos von je 300 KW
Leistung, 154 Elektromotoren mit 616 Leistung, 108 Bogenlampen
und etwa 500 Metalldrahtlampen. B.
Le chauffage au gaz de gazogene des ateliers des
chemins de fer prussiens à Delitzsch Gén. civ.
1912. S. 142—144. Mit 6 Abb. und 1 Plan.
Beschreibung der Gasheizanlage in der Eisenbahnwerkstätte
==;
Machine à raboter à la fraise. Von F. H. Gén. civ.
1912. S. 353—355. Mit 1 Abb. und 1 Plan.
Beschreibung einer Hobelmaschine zur Herstellung des unteren
zu Delitzsch.
Rahmens von Feuerbüchsen der Lokomotiven, die von der Sächsi-
schen Maschinenfabrik in Chemnitz hergestellt wird. == Se
t
l}
II. Allgemeines Maschinenwesen.
I. Dampfkessel. |
Feuerungsanlagen und Dampfkessel. Von Johann
Eugen Mayer, Beratender Ingenieur in Donau-
eschingen. Mi 88 Textfig. (Aus Natur und Geistes-
welt. 348. Band.) Leipzig und Berlin 1912. Druck
und Verlag von B. G. Teubner. Preis geb. 1,25 M.
[V. D. M. L]
Enthält eine praktisch brauchbare, auch für den Nicht-Fachmann
die für das Ver-
standnis der Feuerungs- und Dampfkesselanlagen von wesentlicher
leicht verständliche Darstellung der Grundsätze,
Bedeutung sind. Es ist dabei mit Recht weniger auf eine Be-
schreibung der sämtlichen Kesselbauarten wie auf die ausführliche
Behandlung der Feuerungskontrolle Wert gelegt, und besonders die
wirtschaftliche Seite des Gegenstandes betont. S.
4. Allgemeines.
Eine neue Transportmaschine zur Bewegung von
Erdmassen. Von Ingenicur Fr. Bock, Berlin. Glasers
‘Ann. 1912. Bd. 70, Heft 11, S. 209. Mit Abb.
Die neue Transportmaschine besteht in der Hauptsache aus
einem grofsen horizontal liegenden drehbaren Rade von etwa 80 Futs
Durchmesser, dessen Rand zur Aufnahme der Erdmassen als Rinne
Durch Drehung des Rades
Erdmassen an eine andere Stelle gebracht
ausgebildet ist. werden dann diese
und mittels eines
Kratzers entladen. B.
Die Biegung krummer Rohre. Von H. Lorenz in
Danzig. Dinglers J. 1912. Heft 37, S.577—581. Mit
5 Abb.
Ableitung einer neuen Formel für die Berechnung gekrümmter
Rohre. V.
Die praktische Nutzanwendung der Prüfung des
Eisens durch Aetzverfahren und mit Hilfe des
Mikroskopes. Kurze Anleitung für Ingenieure, ins-
besondere Betriebsbeamte. Von Dr.:Jna. E. Preufs,
Darmstadt. Mit 119 Textabb. Berlin 1913. Verlag
von Julius Springer. Preis geb. 3,60 M. [V. D. M. 1]
Das aufserordentlich lehrreiche Buch gibt eine Reihe von Nutz-
anwendungen der elementaren metallographischen Untersuchungen
besonders für den in der Praxis stehenden begutachtenden Ingenieur.
Das sorgfältige Studium der gedrängten Uebersicht kann denen,
welche nicht bereits in ihrer Ausbildung Gelegenheit hatten, sich
mit der Metallographie praktisch zu befassen, nur auf das Wärmste
empfohlen werden. Lw.
Die M. A. N. in der Gasindustrie. Mitteilung No. 28
. der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnerg A.-G.
Zeigt die grofse Bedeutung der M. A. N. in der Gasindustrie.
In Bezug auf Gasbehälter, Transportanlagen für ein Gaswerk,
Spezialwagen, Kraftanlagen der Gaswerke und Verwertung der Ab-
fallerzeugnisse ist von ihr Hervorragendes geleistet worden. Le.
V. Elektrizität.
Elektrische Lichtbogenschweifsung.
1912. September-Heft S. 11. Mit Abb.
Beschreibung einer Schweifsanlage, die bei der A.E.G. im
Betrieb
Anwendung. B.
A. E. G. Ztg.
ist, nebst Mitteilung einiger interessanter Fälle ihrer
Handbuch der Elektrizität und des Magnetismus.
In 5 Bänden. Herausgegeben von Prof. Dr. L. Graetz.
Band II, Lieferung 1. Mit 252 Textabb. Leipzig 1912.
Verlag von Johann Ambrosius Barth. Preis 13 M.
| [V. D. M. L]
In umfassender wissenschaftlicher Weise behandelt der Ver-
fasser das Gebiet der elektrochemischen Ströme, der Mefsapparate
für diese Ströme und der absoluten Mafse und versteht es, den
Stoff interessant zu gestalten. Le.
Kurzer Leitfaden der Elektrotechnik für Unterricht
und Praxis in allgemein verständlicher Darstellung.
Von Rudolf Krause, Ingenieur. 2. verm. Auflage.
m m nn
18 [No. 860]
Mit 341 Textabb. Berlin 1913. Verlag von Julius
Springer. Preis geb. 5 M. [V. D. M. IJ
An Hand eines reichlichen und gutdurchdachten Skizzen-
materials, das das Wesentliche der Sache meist klar zum Aus-
druck bringt, wird der Anfänger in die oft schwierige Materie der
Der Verfasser
elektrischen Apparate und Maschinen eingeführt.
hat es verstanden, die Vorgänge ohne Zuhilfenahme von langen
und ermüdenden mathematischen Formeln anschaulich darzustellen.
Besondere Beachtung verdienen die Kapitel über elektrische Mefs-
instrumente und elektrische Lampen. E:
VI Verschiedenes.
Lehrbuch der Baumaterialienkunde. Zum Gebrauche
an Technischen Hochschulen und zum Selbsstudium.
Von Max Foerster, Professor an der Techn. Hoch-
schule zu Dresden. Heft V und VE II. Abschnitt:
Verbindungsstofte. Ill. Abschnitt: Nebenbaustofte.
Mit 50 Textabb. Leipzig 1912. Verlag von Wilhelm
Engelmann. Preis geh.8M. (V. D. M. L]
Mit Heft Lehrbuch zum Ab-
schlufs. In seinem ersten Teil behandelt es die verschiedenen
vorliegendem gelangt das
Mortelarten, sowie Asphalt und verwandte Baustoffe, während der
zweite Teil den Nebenbaustoffen, namentlich solchen far Dach-
deckung und inneren Ausbau, gewidmet ist. Dem Zweck eines
l.ehrbuchs entsprechend, ist nur das Grundlegende und für ein
Verstehen der Eigenschaften und Wirkungsweise der hierher ge-
hörenden Baustoffe Wichtige in den Kreis der Betrachtungen ge-
zogen. Schu.
Statik. Leitfaden für den Unterricht an Baugewerk-
schulen und verwandten technischen Lehranstalten.
Von A. Schau, Baugewerkschuldirektor und Regie-
rungsbaumeister in Essen a. d. R. H. Teil: Festig-
keitslehre, Zug- und Druckfestigkeit, Schubfestigkeit,
Biegungsfestigkeit und Knickfestigkeit. Mit 205 Abb.
im Text. Leipzig und Berlin 1913. Druck und Ver-
lag von B. G. Teubner. Preis kart. 3 M.
[V.D.M.1]
Die entwickelten Gesetze der Festigkeitslehre werden durch
eine grolse Zahl praktischer Aufgaben in ihrer Anwendung gezeigt.
In einem Anhang sind auch noch Aufgaben gelöst, die in der
Regel aufserhalb des Rahmens des eigentlichen Baugewerkschul-
unterrichts fallen. Schu.
Formeln und Tabellen zur Berechnung von Platten
und Plattenbalken mit doppelter und einfacher
Armierung ohne und mit Berücksichtigung von
Betonzugspannungen. Bearbeitet vom Professor
L. Landmann, Oberlehrer an der Kgl. Baugewerk-
schule zu Magdeburg. Wiesbaden 1912. C. W. Krei-
del’s Verlag. Preis 1,30 M. [V. D. M. 1]
Dieses Werkchen gibt an Hand von Beispielen ein Hilfsmittel
tür die Berechnung der auf reine Biegung beanspruchten Eisen-
beton-Konstruktionen und erweitert die ministeriellen Bestimmungen
zur Berechnung von Fisenbeton-Konstruktionen. L. B.
Die Technik im Lichte der Karikatur. Eine analy-
tische Studie von Dr. Anton Klima, Regierungsrat
am Technischen Museum für Industrie und Gewerbe
in Wien. Mit 139 Abb. Wien 1913, Franz Malota.
Preis 6 M brosch. [V. D. M. L)
ist hier der Versuch gemacht worden, die
Keine trocknen,
Zum ersten Male
Technik von der humoristischen Seite darzustellen.
kıitischen Untersuchungen, sondern das ganze, reiche, vielseitige
Leben der Technik wird hier dem Fachmanne wie dem Laien in
wechselnder Folge Ver-
schiedene Zeichnungen, so die von Kley, Heine, Gulbransson u. a.
in Wort und Bild vor Augen geführt.
sind bereits weiten Kreisen bekannt. Schm.
Flufsbau. Von Otto Rappold, Regierungsbaumeister,
Stuttgart. Mit 103 Abb. (Sammlung Göschen No. 597.)
Berlin und Leipzig 1912. G. J. Göschen’sche Ver-
lagshandlung G. m. b. H. Preis geb. 80 Pf.
[V. D. M. L]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
(15. April 1913)
Eine gemeinverständliche Uebersicht mit zahlreichen Ab-
bildungen aus dem Gebiete des Flufsbaus, der Flufsregulierung und
der Verbauung der Wildbäche. Dek.
Militarische Bauten. Von Robert Lang, Regierungs-
baumeister in Stuttgart. 1. Teii. Mit 59 Abb. (Samm.
lung Göschen No. 626). Berlin und Leipzig 1912,
G. J. Göschensche Verlagshandlung G. m. b. Fl. Preis
geb. 80 Pig. [V. D. M.-L]
Das Buch gibt recht interessante Finblicke in das in neuerer
Zeit gut entwickelte Militär-Bauwesen. Dr. S.
Der Anspruch auf ein Patent und das Recht an
der Erfindung. Von Georg Wilhelm Häberlein,
Dr. phil. et jur. Berlin 1913. Verlag von Julius
Springer. 117 Seiten. Preis 2,80 M.
Der Verfasser geht von einer historischen Entwicklung, wie
vom Zweck und Sinn der deutschen Patentgesetzgebung aus und
behandelt im Titel
Aufgabe eine Reihe wichtiger Fragen, wie die Anerkennung des
im Zusammenhang mit seiner angedeuteten
Rechts an der Erfindung, die Patentwürdigkeit, die Neuanmeldung
gemals $ 3 Abs. 2, den
das pflichtmäfsige Ermessen des Patentamts, die Finrichtung einer
zivilrechtlichen Uebertragungsanspruch,
rechtsprechenden Abteilung im Patentamt, die Prüfung des Anınelde-
datums und die Sicherung des Anspruchs auf
Dabei
Patentwesens gestützt, wie Kohler, Bolze, Robolski, von Meibom,
Patenterteilung,
hat sich der Verfasser auf die berufensten Kenner des
Damme, Rhenius, Dunkhase, Werner Siemens, Dr. Aron u. a. m.
Ein Vorzug der Schrift ist die bis in jede Einzelheit gehende
gründliche Sachkenntnis in glücklicher Verbindung mit dem zur
Behandlung solcher Fragen unerlatslichen Mafs von Rechtskennt-
nissen.
Taschenbuch für Schiedsrichter und Parteien. Im
Auftrage des Vereins Beratender Ingenieure IE. V.)
verfalst von Dr. phil. Eugen Müllendorff, Beratender
Ingenieur. Berlin 1913. Carl Heymanns Verlag.
Preis 1,60 M. [V. D. M. L|
Der Verfasser bringt uns eine vollständige Zusammenstellung
Der Gedanke,
für die Reihenfolge des Stoffes den wirklichen Gang des Schieds-
der gesetzlichen Bestimmungen im Schiedsverfahren.
verfahrens zu Grunde zu legen, ist ein besonders glücklicher.
Das Buch entspricht einem seit langer Zeit empfundenen Be-
dürfnis und wird jedem Schiedsrichter ein guter Ratgeber sein.
Sr.
Arbeiterschutz und Arbeiterversicherung. Von Dr.
Otto v.Zwiedineck-Südenhorst, Prof.der National-
Skonomie an der Technischen Hochschule Karlsruhe.
Leipzig 1912. Verlag von B. G. Teubner. Geh. IM.,
in Leinw. geb. 1,25 M. [V. D. M. L]
Eine empfehlenswerte Einführung in die Probleme der Arbeiter-
schutz- und Versicherungspolitik mit wertvollen Literaturangaben.
R.
Der Schriftkünstler. Anleitung zur Kunstschrift. Von
L. R. Spitzenpfeil. 1. Heft. Verlag von Günther
Wagner, Hannover und Wien. Preis 40 Pfg. +
Verfasser gibt cine Anleitung zum Schreiben künstlerischer
Schriften und bringt eine neue Schrift, die nicht nur hübsche Bei-
spiele gibt, sondern — und darin liegt ihr cigentlicher Wert —
daraus Regeln ableitet, die zu einem wirklichen Verständnis der
Schrift
gekommen sind, wie sie sich
Schriften zustande
und dem
welchen Eintlufs sie auf den Charakter,
führen. Der Verfasser zeigt, wie die
nach dem Schreibgerät
jeweiligen Zweck ändern,
Gröfse, Strichstärke, Rundung, Abstand, Proportion usw. ausüben,
an die Hand,
Das anregende
und gibt so dem Schreibenden die Mittel zweck:
entsprechend und eigenartig Neues zu schaffen.
Heft bildet den Anfang ciner Serie, von der noch recht viel er-
wartet werden kann.
British wares and foreign competition. Railw. Gaz.
| N
vom 31. Mai 1912, S. 558.
Ein bezeichnendes Urteil über die geänderte Stellung Englands
auf dem Weltmarkte. D.
Ver'ag von F. C. Glaser. Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin. — Druck von Gebruder Grunert, Berlin.
LITERATURBLATT
GLASERS
Z
für
u
ANNALEN
GEWERBE uxp BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V. D. M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit t bezeichneten von der Redaktion
No. 583 Beilage zu No. 862 (Band 72 Heft 10)
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
I. Eisenbahnwesen.
10. Bau-, Betriebs- und Wer kstattmatertalien.
Reclaiming scrap material. By A. A. Burkhard
und |
Economies of the scrap yard. By C. C. Leech
Railw. Gaz. vom 13. Oktober 1911, S. 376 u. 381.
Zwei preisgekrönte Schriften, die sich eingehend mit der
zweckmafsigsten Behandlung und Nutzbarmachung des Altmaterials
der Eisenbahnen befassen. D.
Die Herstellung und Untersuchung der im Eisen-
bahnbetriebe verwendeten Petroleumprodukte.
Von Dr. L. Weinstein. Glasers Ann. 1912. Bd. 70.
Heft 10, S. 181.
Wiedergabe eines im Verein für Eisenbahnkunde gehaltenen
Vortrages. B.
11. Eisenbahnbetrieb.
Das Beförderungswesen mit aufgeladenen Fahr-
zeugen und Fahrzeugteilen. Von Ing. Hermann
R. v. Littrow, Wien. Ztschr. d. österr. Ing.-V.
1912. No.6 u. 7. Mit Abb.
Eingehende Schilderung der
zwischen Land-, Schiffs- und Eisenbahnfahrzeugen.
Umladearten
Du.
verschiedensten
Die elektrische Zugbeförderung auf der Strecke
Dessau—Bitterfeld. Ztg. D. E.-V. 1912, No. 59, 60
und 61, S. 957/61, 969/73 und 985/87.
Nähere Beschreibung der Gesamtanlage, des Kraftwerkes, der
Fahrleitung und der elektrischen Lokomotiven zusammengestellt
nach den Veröflentlichungen des Regierungsbaumeisters Heyden in
der Zeitschrift „Elektrische Araftbetriebe und Bahnen“, Jahrgang
1911, Heft 16—25, und des Regierungsbaumeisters W. Usbeck in
der „Zlektrischen Zeitschrift, Jahrgang 1911, Heft 25—27, sowie
in den Mai- bis Septembernummern der „A. Æ. G.-Zeitung‘“. Benutzt
sind ferner noch einige Angaben aus der Rundschau über die Elck-
trisierung der Vollbahnen von Prof. Dr.. Jna. W. Reichel in der
Zeitschrift „Elektrische Araftbetriebe und Bahnen‘, Jahrgang 1912,
Heft 2 und 4 und die Denkschrift zur Begründung des preufsischen
Eisenbahnanleihegesetzentwurfes 1912. =r.,
Elektrische Zugbeföderung. Von Regierungsbau-
meister Hans Michel. A. E.G. Ztg. 1912. April-Heft,
S. 1. Mit Abb.
Mitteilung aus einem Vortrag, in dem hauptsächlich die Fahr-
leitung und die Betriebsmittel fir elektrische Vollbahnen behandel
werden. B.
I primi risultati dell’esercizio a trazione elettrica
sulla ferrovia dei Giovi. Giornale 1912. S. 126 bis
132. Mit 6 Abb. auf Tafel IV.
Bericht auf Grund mehrerer angeführter Verdédtfentlchungen.
Ueber den elektrischen Betrieb auf der Strecke Pontedecimo-Busalla
der alten Giovibahn, der bekanntlich mit Drehstrom erfolgt, werden die
ersten Ergebnisse mitgeteilt. Die Strecke weist im Freien Neigungen ;
zwischen 38 und 45 0 o, im Tunnel solche von 29 %/ auf. Berg-
wärts verkehren im allgemeinen Personen- und Güterzüge von durch-
weg 380—400 Tonnen Nutzgewicht mit 45 km Geschwindigkeit
15 und 10 Minuten während einer Be-
in Zwischenräumen von
triebsdauer von 20 Stunden, talwärts verkehren Personenzüge mit
derselben Geschwindigkeit und Güterzüge teils
schwindigkeit, teils mit einer solchen von 22,5 km.
mit derselben Ge-
Die Züge von
dieser normalen Zusammensetzung werden von zwei Lokomotiven
befördert,
195 Tonnen genügt eine Lokomotive,
eine an der Spitze, eine am Schlufs. Für Züge von
und Züge von 540 Tonnen
können von drei Lokomotiven bergwärts befördert werden, davcn
eine an der Spitze, Talwärts fahren Züge
bis 380 Tonnen mit zwei Lokomotiven an der Spitze, Züge bis
zwei am Schlulfs.
650 Tonnen mit zwei Lokomotiven an der Spitze und einer am
Schlufs.
besonders bemerkenswert der Wiedergewinn an elektrischer Energie,
Aus den mitgeteilten günstigen Betriebsergebnissen ist
der im Durchschnitt eines Tagebetriebes etwa 15 pCt. beträgt, bei
gleichzeitigem Verkehr zweier gleichschweren Züge bergwärts und
talwärts natürlich noch erheblich gröfser ist. Ca.
London Brighton und Südküstenbahn. Ztg. D. E.-V.
1912. No. 63, S. 1013/16.
Nähere Angaben über diese Bahn,
und die dadurch erreichten wirtschaftlichen Erfolge (vergl. Jahrgang
1910, No.6, 13, 44 und 45 und Jahrgang 1911, No.17 d. Ztg.)
Oberingenieur der All-
ihren elektrischen Betrieb
nach einem Aufsatze von Gustav Dietl,
gemeinen Elektricitäts-Gesellschaft Berlin im Hefte 18, Jahrgang
1911, der Zeitschrift „Zlektrische Araftbetriebe und Bahnen“. Die
Beurteilung der neuen Betriebsweise ist günstig. =F.
„London to Brighton in forty-five minutes‘.
Mr. Philipp Dawson on ,,The future of railway
electrification‘“. Railw. Gaz. vom 15. Dezember 1911.
S. 622.
Der Vortrag gibt einen Ueberblick über den Stand der Elek-
trisierungsfrage in den hauptsächlichen Eisenbahnländern, geht auf
die Wahl der Stromart ein und behandelt ausführlich die bei der
London-Brighton-Bahn erzielten Ergebnissen. Vergl. hierüber auch
den Aufsatz in ,,Nailway Gazette vom 1. Scptember 1911, S. 190.
D.
Betriebsverstarkungen auf dem Bahnnetze des
Londoner Innenringes seit Einführung elektrischer
Zugkraft. Von Regierungsrat a. D. G. Kemmann,
Ztg. D. E.-V. 1912. No. 65, 66 und 67, S. 1041/45,
1053.59 und 1069/72.
Nach Angaben über
Schnellbahnwesen und über die Gliederung des schier unermefs-
lichen Londoner Ortbahnnetzes werden unter Beifiigung von Plänen
die seit Einführung des elektrischen Zugbctricbes notwendig ge-
die Bestrebungen im grofsstadtischen
wordencn Betricbsverstärkungen auf den Bahnen des Innenringes
und der gegenwärtige Stand des Betriebes geschildert. Danach
ist die Zahl der stündlich in jeder Richtung beförderten Züge, von
denen der geringere Teil aus 4, der übrige von 6—8 Wagen
besteht auf einzelnen Strecken und zu einzelnen Tagesstunden auf
40 gestiegen, ja auf den Röhrenbahnen ist bei Zügen aus 3—4 Wagen
bereits als höchste Stundenleistung eine Zahl von 44 Zügen in jeder
Daran schliefsen sich Angaben über
Richtung erreicht worden.
die baulichen Erweiterungen. Auch das Signalverfahren ist berührt
und weitere Mitteilung darüber in baldige Aussicht gestellt. -—r.
Lange aufenthaltlose Eisenbahnfahrten. Von Prof.
Dr. A. Kuntzemüller. Ztg. D. E.-V. No. 64,
S. 1025.28. i
[No. £62]
Die bereits früher von demsclben Verfasser bearbeitete Nach-
weisung (vergl. diese Ztg. 1911, S. 1005, 1021 und 1390) ist nach
den Festsctzungen im Fahrplane für den Sommer 1912 neu zu-
sammengestellt und ergänzt. Bemerkenswert ist besonders die,
abgeschen von einem kurzen Betricbsaufenthalte für das Ansetzen
ciner Schiebclokomotive auf der in jeder Richtung vorkommenden
Steilrampe fahrplanmäfsig aufenthaltlose Durchfabrt der 313,9 km
langen Strecke Halle — Nürnberg über Probstzella. =F;
Ueber das Auffangen von Eisenbahnzügen mittels
Gleitprellböcke. Von Stieler, Regierungs- und
Baurat, Frankfurt (Main). Ztg. D. E.-V. 1912. No. 68,
S. 1085/88.
Ausführliche Mitteilungen über Versuche mit cinem von Ravin
in Osnabrück erbauten Gleitprellbock mit Schlepprost und Angaben
über die Berechnung der dabei hauptsächlich in Frage kommenden
Kräfte (vergl. auch die Veröffentlichungen im „Organ für die Fort-
schritte des Fisenbahnmzwesens‘“ 1910, Heft 18 und 1911, Heft 3.
—T.
Ueber die Leistungsfahigkeit von Ablaufanlagen auf
Verschiebebahnhöfen. Von Dr.-Ana.Otto Ammann,
Karlsruhe. Ztg. D. E.-V. 1912. No. 41, S. 661/66.
Verfasser bespricht die Ausführungen des Professor W. Cauer
in der Abhandlung: ,Ablaufneigungen der Verschiebebahnhöfe*,
erörtert im Anschlufs an die Ammannsche Arbeit: „Leistungsfähig-
keit von Ablaufanlagen auf Verschiebebahnhöfen in ihrer Abhängig-
keit
„ Verkehrstechnische Woche 1911, und kommt dabei zu abweichenden
von den Gefällverhältnissen“, abgedruckt in der Zeitschrift
Es folgt eine kurze Erwiderung des Professor Cauer.
Ergebnissen.
Nochmals: Ueber die Leistungsfähigkeit von Ab-
laufanlagen aufVerschiebebahnhöfen. Von Dr.- Jna.
Ammann, Karlsruhe. Ztg. D. E.-V. 1912. No. 49,
S. 798/99.
Austausch von Erklärungen im Anschlufs an den mit gleichem
Titel Aufsatz in No. 41 Ztg. 1912
zwischen Dr. Ammann und Professor Cauer. —ıi
veröffentlichten derselben
Bahnhofsrestauration und Gewerbeordnung. Von
Bahnsekretär Dr. Max Riesenfeld. Oesterr. Eisen-
balınztg. 1912. S. 121—124.
Es wird dargelegt, dafs die Bahnhofsrestaurationen in Oester-
reich hinsichtlich ihrer Konzessionierung und ihrer Ucberwachung,
wie alle anderen Restaurationen, der Gewerbeordnung unterstehen,
dafs es sich aber empfehle, dieselben, soweit sie innerhalb der.
Bahnhofssperre belegen sind, der Aufsicht der Eisenbahubchörde zu
unterstellen. —s.
12. Eisenbahmerkehr, Zarifwesen.
Verkehrspolitische Interessengegensätze und Fort-
schritte betreffend das Eisenbahnwesen Serbiens,
Bulgariens und der europäischen Türkei. Von
Friedrich Meinhard in Sofia. Ocsterr. Eisenbahnztg.
1912. S. 153—155.
Es
schwebenden Erweiterungsentwürfe in den genannten Staaten, sowie
werden die Entwicklung des Eisenbahnnetzes und die
die Schwierigkeiten, die aus politischen und militärischen Gründen
einer cinheitlichen Ausbildung sich entgegenstellen, geschildert.
. —s.
Georges De Leener. La question des tarifs de
chemins de fer en Belgique. Ann. d. trav. publ.
d. Belg. 1912. Juni-Heft, S. 449 bis 490.
Wegen der wachsenden Ausgaben der Fisenbahnverwaltung
sind die Eisenbahntarife in Belgien zum Teil erhöht worden, und
man geht mit dem Gedankın weiterer Erhöhungen um. Die vor-
stehende Abhandlung macht Vorschläge, wie durch einen nach An-
sicht des Verfassers gerechteren Aufbau der Tarife die Einnahmen
erhöht werden können, ohne dafs der Lebensnerv des Landes, die
Industrie, darunter Icidet. Ho.
Die Eisenbahn-Tarifkartelle und die Teuerung.
Von Emil Rank. Oecesterr. Eısenbahnztg. 1912.
S. 41—44.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Mai 1913}
Untersuchung der Frage, ob durch Verbot der Kartelle der
Eisenhahnen in Oesterreich und dadurch veranlafsten Wettbewerb
derselben der Preis der Lebensmittel für den Verbraucher ver-
mindert werden könne. An Beispielen wird dargelegt, dafs eine
solche Mafsnahme fast wirkungslos sein, dafs aber der Ausfall an
Einnahmen der Eisenbahnen sehr erheblich sein würde. —s,
13. Verwaltung der Eisenbahnen.
Scientific development of the Pennsylvania Railroad.
Railw. Gaz. vom 10. Mai 1912, S. 472.
Der Aufsatz bringt aus einem Vortrage des Herrn Felton,
Präsidenten der Chicago Great Westein eine Reihe
dic,
als Ergebnis der
Eisenbahn,
statistischer Tafeln, über den Zeitraum von 1865—1910 sich
erstreckend, nach wissenschaftlichen Gesichts-
punkten geführten Leitung der Pennsylvania-Bahn einerseits die
technischen Vervollkommnungen und andererseits die beträchtlichen
Ermälsigungen der Frachtsätze und Fahrpreise vor Augen führen.
D.
A german view of british railway administration.
Railw. Gaz. vom 19. Januar 1912, S. 60 u. 6l.
Wiedergabe des Urteils des verstorbenen Johann Frahm in
seinem Buche: Das englische Eisenbahnwesen, Berlin, Verlag von
Julius Springer. D.
Das neue Gesetz für Industriebahnen in Bulgarien.
Mit. ü. Lok.- u. Strbw. 1912. S. 171 u. 172.
Es wird der wesentliche Inhalt des Gesetzes mitgeteilt. Als
interessant ist daraus nur zu erwähnen, dafs die zunächst nur den
industriellen Unternehmungen dienenden Bahnen nach 20 Jahren
auf Anforderung des Staates in Lokalbahnen für den öffentlichen
Die-
welche voraussichtlich später verstaatlicht
Personen- und Güterverkehr umgewandelt werden können.
jenigen Industriebahnen,
müssen während im
werden, eine Spurweite von | m erhalten,
übrigen die Spur 0,75 m beträgt. —s.
Die Eisenbahnen der Erde. Von v. Mühlenfels.
Ztg. D. E.-V. 1912. No. 40, S. 645/48.
Mitteilung der wichtigsten Punk‘e aus den darüber im ,,-frchiz
für Eisenbahnwesen 1912 im Mai/Juni-Heite veröffentlichten Ucber-
sichten. —r.
Die Betriebsergebnisse deutscher und ausländischer
Eisenbahnen im Jahre 1909. Von Peters. Ztg.
D. E.-\‘. 1912. No. 54, 55 und 56, S. 871/19, 894/97
und 909/12.
Statistische Angaben über Betriebslänge und -leistungen, Anlage-
kapital, Betriebseinahmen, Ausgaben und Erträgnisse. —r.
Die österreichischen Staatsbahnen in den Jahren
1901 bis 1910. Ztg. D. E.-V. 1912. No. 47 und 48,
S. 768:70 und 783/85.
Statistische Fahrbetricbsmittel,
3jahnhofsbauten, Betriebscinnahmen, Ausgaben und Ertragnisse.
Angaben úber Anlagekapital,
r
Results of operation of the French State Railways
1999 bis 1911. By C. Colson. Railw. Gaz. vom
2. August 1912, S. 120.
Government operation on the Panama railway.
Railw. Gaz. vom 26. April 1912, S. 418.
Die Schriftleitung, die ein Feind der Staatsbahnen ist, macht
sich über die hohen Betriebskosten und hohen Frachtsätze der
Panama-Staatsbahn lustig. D.
Questions of the hour. By F. A. Delano, President
Wabash Railroad. Railw. Gaz. vom 29. Dezember
1911, S. 666.
Die 3 „Tagesfragen“, die der vor einem amerikanischen Eisen
bahnklub gehaltene Vortrag behandelt, sind: die Eisenbahnfrage,
die Tariftrage und die Trustfrage. D.
The underground railways. Railw. Gaz. vom
15. September 1911,
S. 246, ferner vom 23. Februar
1912, S. 209 usw. |
(15. Mai 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
Vergleiche der Einnahmen der verschiedenen Londoner Unter-
grundbalinen unter einander und mit dem Vorjahre. D.
Die kaufmännischen Grundlagen der Hoch- und
Untergrundbahnen Deutschlands. Von Privatdozent
Dr.- Jna. Fritz Steiner in Wien. Oesterr. Wschrft.
f. off. Bdst. 1912. S.510—515. Mit 2 Textabb.
Studie
und geplanten städtischen Schnellbahnen
über die teils fertigen teils in Ausführung begriffenen
in Berlin und Hamburg,
besonders in wirtschaftlicher Beziehung. v. d. B.
Der Personalaufwand elektrischer Bahnen. Von
Arthur Ertel. Elektr. Kraftbetr. u. B. 1912. Heft 25,
S. 523—528. Mit Abb.
Vergleich des Personalbedarfs bei Privat- und Städtischen
Strafsenbahnen. vV.
Einige Angaben über Eisenbahnbeamten-Gehälter
in Amerika. Railw. Gaz. vom 10. Mai 1912, S. 463.
The cost of workmen’s compensation to United
States railways. Railw. Gaz. vom 16. August 1912,
S. 1717.
Die in dem Aufsatze veröffentlichte Tabelle erstreckt sich auf
die Jahre 1908 bis 1910 und über mehr als die Haltte aller Eisen-
bahnbediensteten der Vereinigten Staaten. D.
Juristen im Staats- und insbesondere im Staats-
bahndienste. Von X. Y. Oesterr. Eisenbahnztg.
1912. S. 145—147.
Es wird gegenüber den im österreichischen Abgeordnetenhaus
lautgewordenen Aeufserungen die Notwendigkeit der juristisch vor-
gebildeten Beamten hervorgehoben, aber einer Verminderung ihrer
Zahl und einer Verbesserung ihrer Einkünfte das Wort geredet,
und zwar soll dic Verminderung dadurch ermöglicht werden, dafs
diejenigen Stellen, welche geringere juristische Kenntnisse erfordern,
durch mittlere Beamte besetzt werden. —- 5S.
Earl Grey on labour co-partnership. Railw. Gaz.
vom 17. Mai 1912, S. 503.
Die Frage einer Beteiligung der Arbeiter an den Erträgnissen
des sie beschäftigenden Unternehmens wird - - mcist in Verbindung
mit den grofsen Streiks, unter denen England unlängst zu leiden
hatte — in ciner grofsen Zahl von Aufsätzen und Zuschriften an die
Schriftleitung erörtert. Ueber amerikanische Beispiele der Arbeiter-
beteiligung siehe „Aarlivar Gazcltet vom 31. Mai, S. 555. D.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
I. Dampf. kessel.
Ueber künstlichen Zug bei Dampfkesselanlagen.
Von Ingenieur Hubert Hermanns, Duisburg.
Glasers Ann. 1912. Bd. 70, Heft 10, S. 194. Mit Abb.
Dieses näher beschriebene Schwabach’sche System besteht in
bei
angesogenen Rauchgase nicht durch den Ventilator selbst hindurch-
einem Saugverfahren, welchem die durch cinen Ventilator
£chen. B.
2. Dampfmaschinen.
Die Dampfturbopumpen-Anlage des Wasserwerkes
Inhaiden, Provinz Oberhessen. Von B. Rosen-
feld. A. E. G. Ztg. 1912. Mai-Heft S. ©. Mit Abb.
Verfasser weist darauf hin, dafs die Dampfturbine in neuester
Zeit mit grofsem Vorteil bei Wasserwerken verwendet worden, so
in dem Charlottenburger Wasserwerk bei Beelitzhof und beschreibt
dann die von der A. E. G. ausgeführte Anlage in Inhaiden. B.
Versuche an Dampfmaschinen, Dampfkesseln,
Dampfturbinen und Dieselmaschinen. Von Franz
Seufert, Ingenieur, Oberlehrer an der Kgl. höheren
Maschinenbauschule zu Stettin. 3. erweiterte Auflage.
Mit 43 Abb. Berlin 1913. Verlag von Julius Springer.
Preis geb. 2,20 M. [V. D. M. L]
Dieses Buch ist eine Anlcitung zur Untersuchung von Wärme-
und die
Dampfkessel am ausführlichsten behandelt sind unter besonderer
kraftmaschinen, von denen die Kolbendampfmaschinen
[No. 862] 21
Berücksichtigung der praktischen Handhabung des Indikators und
des Orsatapparates.
Als wünschenswerte Verbesserung des für die Praxis brauch-
baren Buches wäre anzuregen, bei einer Neuauflage aufser den
die
Warmewirtschaft vollständiger Kraftanlagen einschliefslich der
besprochenen Einzeluntersuchungen auch Prüfung der
Rohrleitungen und der Nebenanlagen bei den verschiedenen Be-
lastungsstufen zu behandeln. M. G.
4. Allgemeines.
Güter-Lokomotive mit Schlittenkufen. Von Georg
Jacoby, Berlin-Friedenau. Glasers Ann. 1912. Bd. 71,
Heft 1, S. 18. Mit Abb.
Beschreibung einer eigenartigen Lokomotive, die in Amerika
für den Transport auf Waldbahnen, auch bei Schneefall, verwendet
werden kann. Bei einer Leistung von 100 PS hat sie eine Fahr-
geschwindigkeit von 7—8 km/Std. B.
Resonanzerscheinungen
Kompressoren und Gasmotoren.
P. Voihfsel, Düsseldorf. Ztschr. dt. Ing.
No. 18, S. 720. Mit Abb.
Die mehrfach beobachtete Erscheinung der Druckschwankungen
in der Saugleitung von
Von Dr.: Jna.
1912.
im Saugrohr von Kompressoren und Gasmotoren wird auf Resonanz
zurückgeführt und diese Erklärung durch eingehende Versuche
bestätigt. B.
The Transporter bridge over the river Tees. Railw.
Gaz. vom 20. Oktober 1911, S. 415.
Um den Verkehr auf dem Flusse möglichst wenig zu behindern
sind in grofser Höhe auf eisernen Pfeilern ruhend eiserne Brücken-
träger über den Flufs gelegt, deren Untergurte die Laufschienen
für einen an Drähten Jang herabhängenden Förderwagen tragen. D.
Der neueN. A. G-Personenwagen. A. E.G. Ztg. 1912.
September-Heft S.9. Mit Abb.
Beschreibung eines verbesserten Automobils der neuen Auto-
mobil-Gesellschaft in Berlin-Schöneweide. B.
Die neuere Entwicklung der Luftschiffe, Flug-
maschinen und Luftfahrzeugmotoren inFrankreich
und die dritte Internationale Luftfahr-Ausstellung
in Paris 1911/12. Von Dr.:Äng. F. Bendemann.
Ztschr. dt. Ing. 1912. No. 16, No. 18, S. 706. Mit Abb.
Ausführliche Besprechung der auf der Ausstellung vorhandenen
Modclle, Zeichnungen, Maschinen usw. unter Beigabe einer Tabelle
über Gröfse, Betriebskraft und Leistungen der verschiedenen Luft-
schiffe. Die Gröfsen schwanken zwischen 320 und 3800 cbm Inhalt,
die Triebkraft zwischen 9,8 und 500 PS.
sischen Luttschiffe eine höchste Fahrgeschwindigkeit von 15,5 m/sk
Während die franzö-
erreicht, haben Grots-Basenach 17,0, Parseval 18,0, Zeppelin 19,6 — 21,3
und Siemens-Schuckert 19,8 mjsk erzielt. B.
Die deutsche Weifsblechindustrie.. Von Lohse,
Stettin. Beiblatt der Ztschr. dt. Ing. 1912. Heft 4,
S. 271.
Verfasser weist darauf hin, dafs schon im 14. Jahrhundert
im Fichtelgebirge Eisenblech verzinnt worden ist und geht dann
näher auf die geschichtliche Entwicklung dieser Industrie ein, die
er als deutsche Erfindung bezeichnet. B.
Kalkulieren der Maschinen und Maschinenteile.
Handbuch für zweckmälsige Ermittelung der Löhne,
Unkosten, Selbstkosten und Verkaufspreise für Er-
zeugnisse der Maschinenindustrie. Bearbeitet von
II. Haeder, Ingenieur. Zweite Auflage, vollständige
Neubearbeitung. I. Band: Selbstkostenbestimmung.
Mit 875 Abbildungen und 240 Tabellen. Wiesbaden .
1912. Otto Haeder, Verlagsbuchhandlung. Preis
brosch. 1! M, geb. 12 M. [V. D. M. LJ
Die Haederschen Handbücher für Maschinenbau sind in die
Praxis so gut eingeführt, dafs es sofort angenommen werden mufste,
dafs auch das vorliegende Werk, welches das Kalkulieren der
Maschinen und Maschinenteile behandelt, wieder etwas Besonderes
und für die Praxis Wertvolles bringen würde.
22 [No. 862]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Mai 1913)
m
In seinem Vorwort zur zweiten Auflage hebt Verfasser be-
sonders hervor, dafs die Vorkalkulation der Löhne in der Hauptsache
die
dem Konstrukteur,
der Konstrukteur ermitteln soll, ohne dabei Betriebsbeamten
Um
Zeichenbrett die Konstruktionsteile zu entwerfen hat, mit praktischen
heranzuziehen. speziell welcher am
Winken und Vorschlägen an Hand zu gehen, soll das vom Ver-
fasser herausgegebene neue Hilfsbuch dienen.
Besonderen Wert legt Verfasser auf Einfachheit und Leicht-
verständlichkeit. Bei Kostenvoranschlägen mufs allzuviel Schreiberei
vermieden werden, denn für die Ausarbeitung von Offerten und
Voranschlägen steht meistens nur kurze Zeit zur Verfügung. In
besonders eingehender Weise behandelt Verfasser an praktischen
Beispielen die verschiedenen Arten der Kalkulation. Erwähnt seien
noch die Kalkulationsschemas, die in einfachster Weise eine sach-
gemälse Vor- und Nachkalkulation ermöglichen.
Dies einzig in seiner Art dastehende Buch wird sicher in
der vollständig neuen Bearbeitung günstige Aufnahme finden.
W. W.
Berechnung, Entwurf und Betrieb rationeller Kessel-
anlagen. Von Max Gensch, Ingenieur. Mit 95 Text-
abbildungen. Berlin 1913. Verlag von Julius Springer.
Preis geb. 6 M. [V. D. M. I
Unter der üblichen Stoffteilung Heizfläche
Schornstein-Zug“ legt der Verfasser in dem ca 200 Seiten starken
„Feuerung, und
Buche die Grundlagen für einen rationellen Kesselbetrieb dar. Das
Werk stellt seinem Inhalte nach das Pensum aus dem Gebiete der
Kesselanlagen dar, das der Leiter einer gröfseren Kesselanlage,
z. B. eines Elektrizitätswerkes, beherrschen sollte, um im Stande
zu sein, die Wirtschaftlichkeit seines Betriebes zu kontrollieren,
vorhandene Fehler aufzudecken und abzustellen und um bei Er-
weiterungen richtige Dispositionen treffen zu können. In dieser
Bestimmung befriedigt das Buch ein wohl vielfach vorhandenes
Bedürfnis. B.
II. Bergwesen.
2, Forderung.
Gesteinbohrmaschine für Bauarbeiten. Zentralbl.
d. Bauverw. 1912. No. 12, S. 73. Mit Abb.
Die Siemens-Schuckert Maschine bohrt Löcher bis 8 m Tiefe;
ist einfach in der Handhabung und wird empfohlen zum Bohren
von Sprenglöchern an Brückenpfeilern und Kaimauern unter
zum Ausschlitzen
Du.
Wasser, zum Abtragen von Betonfundamenten,
von Kanälen usw.
V. Elektrizität.
Prinzip und Wirkungsweise der Wattmeter und
Elektrizitätszähler für Gleich- und Wechselstrom.
Bearbeitet von Alex. Königswerther. Mit 84 Abb.
(Sammlung elektrotechnischer Lehrhefte. Herausge-
geben von Fritz Hoppe. Heft 5.) Leipzig 1912.
Verlag von Johann Ambrosius Barth. Preis 3,30 M.
[V.D.M.L]
Aus der Feder des bekannten Zählerspezialisten
Tüchtiges zu erwarten, und diese Erwartung erfüllt das Buch.
war nur
Was
jeder Elektrotechniker notwendig über Wattmeter und Zähler wissen
klar und
wichtigsten Instrumententypen erläutert.
mufs, ist übersichtlich zusammengestellt und an den
Mancher praktische Wink,
der eingeflochten ist, wird dem Konstrukteur wie dem Benutzer
solcher Instrumente willkommen sein, und der Fachmann wird
zu neuen Problemen und ihren Lösungen
Dr. M.
mancherlei Anregung
finden.
VI. Verschiedenes.
Die süddeutschen Wasserstrafsen und Kanäle. Von
Dr. Richard Hennig, Berlin. Beiblatt der Ztschr.
dt. Ing. 1912, Heft 4 S. 257.
Verfasser bespricht in sehr eingehender Weise die schon vor-
handenen und neuerdings geplanten süddeutschen Wasserstrafsen,
eine Frage, die auch dem im Sept. v. J. in Berlin abgehaltenen
Deutsch-Oesterreich-Ungarischen Binnenschiffahrts-Kongrefs erörtert
worden ist. B.
Le canal de Panama: Description; etat actuel des
travaux. Von A. Dumas. Gen. civ. 1912. S. 61--79,
93—102, 117-—119. Mit 424-17-+ 1Abb. u. 3-41 Plänen.
|
|
Ausfihrliche, sehr interessante Beschreibung der grofsartigen
Bauausführungen des Panamakanales und Betrachtungen über die
wirtschaftlichen Wirkungen desselben. —s.
The Panama canal and its influence on ocean rates
and traffic. By J. Russell Smith. Railw. Gaz. vom
12. Juli 1912, S. 38.
Immingham deep water dock. Opened by His
Mayesty the King on July 22. Railway Gaz. vom
3 Juli 1912, S. 62. Siehe auch Heft vom 26. Juli
. 9l.
Der neue Hafen, der beschrieben und durch Abbildungen
erläutert wird, liegt an der Mündung des Humber zwischen Hull
und Grimsby. D.
Port of London Authority. Description of the impro-
vements in hand and contemplated. Railw. Gaz.
vom 31. Mai 1912, S. 566.
An der Hand ausführlicher Pläne wird eine Reihe von Ver-
besserungen und Erweiterungen des Londoner Hafens beschrieben,
die die Hafenbehörde neuerdings beschlossen hat. D.
Die Zerstörung der Austintalsperre in Pennsylvanien
(Nordamerika). Von F. Mattern und Link. Zentral-
blatt d. Bauverw. 1912. No. 5 u. f. Mit Abb.
Beschreibung der Ursachen der Zerstörungen und die daraus
gezogenen Lehren und Vorschläge fir zweckmafsige Berechnungen
von Staumauern. Du.
Der neue Grofsschiffahrtkanal im Staate New York.
Von Zivil-Ing. Michael J. Nagel in New York. Zeit-
schrift d. österr. Ing-V. 1912. No. 1, S.8.
Mit Uebersichtsplan.
Beschreibung des neuen Laufes des Erie-Kanals und seiner
neuen Teilstrecken. Kurze Schilderung der gröfsten Kunstbauten.
Du.
Zur Geschichte der Königlichen Gewehrfabrik in
Spandau unter besonderer Berücksichtigung des
18. Jahrhunderts. Von Militär-Baumeister Dipl.-Ing.
Wilhelm Hassenstein, Spandau. Sonderabdruck
aus „Beiträge zur Geschichte der Technik und
Industrie“, Jahrbuch des Vereins deutscher Ingenieure,
herausgegeben von Conrad Matschofs. 4. Band.
Berlin 1912. Verlag von Julius Springer. [V. D. M. 1.]
Die Geschichte des ältesten staatlichen Industrie-Unternehmens
Preufsens schildert nicht nur den Gang der Herstellung der Waffen-
erzeugnisse, Gewehr und Seitengewehr, wie er sich im Laute
zweier Jahrhunderte entwickelt hat, sondern der Leser wird. auch
mit den wirtschaftspolitischen Erwägungen, die für die Betriebs-
verwaltung und Aufsichtsbehörde bei der Beschaffung des Brennstofls
und der Rohmaterialien, Kohle, Eisen und Holz, bestimmend waren,
bekannt gemacht. Die Mitteilungen über das eigenartige Lohnwesen
und die weitgehende Wohnungsfürsorge, die notwendig war, um
auf dem hinsichtlich Industriearbeit jungfräulichen Boden der Mark
tüchtige Meister und einen Stamm guter Arbeiter grofszuziehen,
sind nicht weniger interessante Abschnitte als die Mitteilungen der
Prüfungsvorschriften und Abnahmebedingungen und deren Hand-
habung. Die Beigabe von Gefügebildern des im 18. Jahrhundert
verarbeiteten Eisens deutet an, dafs diese neuzeitliche Untersuchungs-
weise eine den Spandauer Betriebsleitern des 20. Jahrhunderts
vertraute Arbeit ist. Fl.
Der Eisenhochbau. Ein Leitfaden für Schule und
Praxis. Von C. Kersten. Mit 452 Textabbildungen.
Berlin 1913. Verlag von Wilhelm Ernst und Sohn.
Preis geh. 6,20 M, geb. 7 M. [V. D. M. I]
Das Buch ist im wesentlichen als Lehrbuch für die Formen-
gebung im Eisenhochbau für technische Mittelschulen gedacht, kann
aber bei seiner Fülle von Beispielen mit knappem Text auch dem
Studierenden anderer Fachrichtungen, der einen Ueberblick über die
Flemente des Eisenhochbaus erhalten will, als brauchbar empfohlen
werden. Eingefügte kurze Darlegungen der theoretischen Grund-
lagen bieten dem Techniker eine ausreichende Unterlage für die
Austührung eines ausgearbeiteten Entwurfs und zum selbständigen
Entwerfen einfacher Aufgaben. R. P. W.
Verlag von F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin. — Druck von Gebrüder Grunert. Berlin
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SOFERN NICHT EINE RECHTZEITIGE KÜNDIGUNG SPÄTESTENS EIN MONAT VOR BEGINN DES HALBJAHRES ERFOLGT IST
INHALTSVERZEICHNIS Seite
Die auf der internationalen Industrie- und Gewerbeausstellung Turin 1911 Seite | anal nn, über der Wegachse von Hans Unrein, München.
nezeigter Eisenbahnwagen. Vortrag, gehalten im Verein Deutscher a ee A tee 5-8 RE A Oe a ae A 14
Maschinen-Ingenieure am 16. April 1912 vom Regierungsbaumeister | Selbsttatiger Kreiselwipper von Christian Steg, Gruhlwerk bei Köln, (Mit Abb.) 18
Neubert, Berlin. (Erweitert) (Mit Abb. und 2 Tafeln) (Fortsetzung) t. | Geraailedinier a La Fin je a N ae Eee > i 18
Hochspannungsanlagen von mehr als 100 000 Voit in den Vereinigten Staaten | Neuere amerikanische Prüfungen von Eisenbahnschienen. — Ein neues
= von Amerika. Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen- | Verfahren zur autogenen Schweilsung von Kupfer — Eine interessante
Ingenieure am 18. März 1913 vom Regierungsbaumeister E. Schwartzkopff, Brandprobe.
Berlin-Halensee. (Mit Abb.) (Fortsetzung). . . 2 2 2 2 0 0 so Bar
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2 [No. 865] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN. [1. Juli 1913]
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für Dampf-, Riemen- oder elektrischen Antrieb.
Achs- und Achsbuchskompressoren — Sandstreuer — Notbrems-Einrichtungen.
Geräuschlos laufende Morse-Triebketten.
Die Verbreitung der Westinghouse-Bremse übertrifft mehrfach die aller andern Bremsarten zu-
sammengenommen. Bis Ende 1911 waren für 141 852 Lokomotiven und 2964 148 Wagen, zusammen
über 3 Millionen Westinghouse-Bremsausrüstungen bestellt oder geliefert.
OM = Auf Wunsch Ausarbeitung von Brems-Auordnungen. — ——— aye N
5
ANNALEN
FUR
WERDE UND BAUWESEN
HERAUSGEGEBEN
VON
L. GLASER
KGL. BAURAT, PATENTANWALT
BAND 73
1913
JULI— DEZEMBER
MIT 809 ABBILDUNGEN UND 1 TAFEL
u r EX I I<TI—
BERLIN
VERLAG DER FIRMA F. C. GLASER BERLIN SW LINDEN-STRASSE 80
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Inhalts-Verzeichnis des 73. Bandes
1913
Juli— Dezember
1. Abhandlungen und kleine Mitteilungen
Abänderung des Patentgesetzes, des Gebrauchsmuster-
gesetzes und des Warenzeichengesetzes. Entwirfe
der Reichsregierung. 28.
Akkumulator - Triebwagenbetrieb auf den Strecken
Mülheim-Ruhr — Heissen — Osterfeld-Nord —
und Mülheim-Ruhr — Heissen — Hattingen. Von
E. Borghaus, Regierungs- und Baurat, Duisburg.
Mit Abb. 68.
Aluminium-Schweissung, autogene. 91.
Amerikanische Güterwagen. Durchschnittliche Lebens-
dauer derselben, 98.
Amerikanische Prüfungen von Elsenbahnschienen. 18.
Amerikanisches Eisenbahnwesen. Vortrag des Ober-
banrats F. Jahnke, Charlottenburg, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 15. April
1913. Mit Abb. 153. 174.
— Statistik desselben. 40.
Anstrichmaterial, ein neues. 150.
Asche- und Kohlen-Transportanlagen. Neuere Er-
fahrungen Im Bau von —. Vom Ingenieur W.
Heym, Berlin-Lichterfelde. 168.
Aesthetik des Grundrissentwurfes. Von F. Heller,
Berlin. 56.
Ausbesserung von Lokomotiven. Neue Schleifmaschinen
für die —. Vom Regierungsbaumeister Pontani,
Frankfurt a M. Mit Abb. 127.
Ausdrehen von Radreifen in Eisenbahnwerkstätten.
Vortrag des Regierungs- und Baurats B. Messer-
schmidt, Berlin, imVerein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 21. Oktober 1913. Mit Abb. 197.
Ausnutzung der Bahnhofsanlagen und mechanische
Kohlenförderung im Eisenbahndienst. Vortrag
des Regierungsbaumeisters Dr. Jng. Bruno
Schwarze, Guben, im Verein Deutscher Ma-
schinen-Ingenieure am 20. Mai 1913. Mit Abb.
160. 181.
Ausrüstung, maschinelle, und Kraftanlage eines neu-
eren New Yorker Wolkenkratzers. Vom Ingenieur
Fr. Bock, Charlottenburg. Mit Abb. 91.
Ausschreibung des Vereins Deutscher Maschinen-
Ingenieure. Beschluss der Versammlung vom
2. Dezember 1913. 213.
Ausstellung, Internationale Industrie- und Gewerbe- —,
Turin 1911. Die auf derselben gezeigten Eisen-
bahnwagen. Vortrag des Regierungsbaumeisters
P. Neubert, Berlin, im Verein Deutscher Ma-
schinen-Ingenieure am 16. April 1912. Mit Abb.
1. 21. .
Auszeichnungen. 196. 211. 226.
Autogene Schweissung von Aluminium. 97.
— von Kupfer. Ein neues Verfahren. 19.
— von Nickel. 133.
Automobilverkehr in den Kolonlen. 132.
Bahnen. Berliner Stadt-, Ring- und Vorort —. 224.
Bahnhofsanlagen. Die Frage der Erhöhung der Aus-
nutzung der — und mechanische Kohlenförderung
im Eisenbahndienst. Vortrag des Regierungs-
baumeisters Dr.:Jng. Bruno Schwarze, Guben,
im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
am 20. Mal 1913. Mit Abb. 160. 181.
Bau von Strassenbahnen in Italien. 210.
Baumeistertitelfrage. Die Regelung der —. 224.
Behandlung festgerosteter Oberbauschrauben. 132.
Beitrag zur Frage der Wirtschaftlichkeit des Trieb-
wagenbetriebes und Einführung des Akkumulator-
Triebwagenbetriebes auf den Strecken Mülheim-
Ruhr—Heissen— Osterfeld - Nord und Mülheim-
Ruhr— Heissen— Hattingen. Von E. Borghaus,
Reglerangs- und Baurat, Duisburg. Mit Abb.
63.
Beiträge zur Lehre von der Patentfähigkeit. Von
Professor Dr. Schanze, Dresden. 43.
Bekanntmachung der Technischen Hochschule zu
Berlin. 98.
— der Technischen Staatslehranstalten Hamburg.
116.
Beleuchtung. Das elektrische Licht im Wettstreit
mit den anderen Beleuchtungsarten. Mit Abb. 97.
a) Sachverzeichnis
Beleuchtung der Wagen bei den ungarischen Staats-
bahnen. 115.
Benold-Gaserzeuger für industrielle Zwecke. 59.
Benzolelektrische Triebwagen. Mit Abb. 112.
Beratung des VI. Internationalen Kongresses für die
Materialprüfung der Technik in New York im
Sommer 1912. Vortrag des Oberbaurats
F. Jalınke, Charlottenburg, in Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 15. April 1913. Mit
Abb. 153. 174.
Berechnung der Fahrzeiten und Geschwindigkeiten von
Eisenbahnzügen aus den Belastungsgrenzen der
Lokomotiven. Von Strahl, Regierungs- und
Baurat, Königsberg i.Pr. Mit Abb. und einer
Tafel. 86. 99. 124.
Berliner Güterbahnhdfe. Ist es mit den Interessen
von Gross-Berlin vereinbar, diese aus der Innen-
stadt in die Aussenbezirke zu verlegen? Denk-
schrift des vom Architekten-Ausschuß GroB-
Berlin eingesetzten Unterausschusses fur Ver-
kehrsfragen. Von H. Schwabe, Geh. Regie-
rungsrat, Berlin 147.
Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen. 223.
Betriebsergebnissse beim Schlingern der Schienenfahr-
zeuge. Vom Regierungs- und Baurat Weddigen,
Breslau Mit Abb 11.
— Zuschriften an die Redaktion von Regierungs-
baumeister H. Nordmann, Berlin-Steglitz, und
Regierungs- und Baurat E. Weddigen, Breslau.
222.
Beurlaubung von Elsenbahnbeamten zur Dienstleistung
bei Privaten. 115.
Brandprobe, eine interessante. 19.
Bremse, durchgehende Güterzugs- — , „System Hardy“.
Neue Erfahrungen im Betriebe mit derselben. Von
Glanz, Hezoglicher Bahndirektor, Blanken-
burg a. H. 75.
Bulgarien. Lieferung von gusseisernen Röhren und
Zubehörteilen für die bulgarische Eisenbahnver-
waltung. 195.
Dampfrohrbläser Lanz. Mit Abb. 194.
Dampfturbine mit direkt gekuppelter Zentrifugalpumpe.
Mit Abb. 77.
Durchschnittliche Lebensdauer eines amerikanischen
Güterwagens. 98.
Durolit, ein neues Anstrichmaterial. 150.
Einführung der Stückzeit In die Lohnordnung der
Werkstättenarbeiter. Vom Regierungsbaumeister
Füchsel, Dortmund. 104.
Einführung des Akkumulator-Triebwagenbetriebes auf
den Strecken Mülheim-Ruhr — Heissen— Osterfeld-
Nord und Mülheim-Ruhr— Heissen — Hattingen und
Beitrag zur Frage der Wirtschaftlichkeit des Trieb-
wagenbetriebes. \on E. Borghaus, Regierungs-
und Baurat, Duisburg. Mit Abb. 63.
Einheiten, die grössten, neuzeitlicher Grosskraft-
maschinentechnik. Von W. Schomburg, Witten
a.d. Ruhr. Mit Abb. 216.
Eisenbahnbeamte. Beurlaubung derselben zur Dienst-
leistung bei Privaten. 115.
Eisenbahnschienen. Neuere amerikanische Prüfungen
von —. 18. ,
Eisenbahn-Ueberginge. Markierung derselben auf
Landstrassen. Mit Abb. 113.
Eisenbahnverwaltung, bulgarische Lieferung von
gusseisernen Röhren und Zubehdrteilen. 195.
Eisenbahnverwaltung, Reichs- —. Etat für das Rech-
nungsjahr 1914 214.
Eisenbahnwagen auf der internationalen Industrie- und
Gewerbe-Ausstellung Turin 1911. Vortrag des
Regierungsbaumeisters P. Neubert, Berlin, im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
16. April 1912. Mit Abb. 1. 21. .
Eisenbahnwerkstätten. Ueber das Ausdrehen von Rad-
reiten in —. Vortrag des Regierungs- und
Baurats B. Messerschmidt, Berlin, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 21.Oktober
1913, Mit Abb, 197.
Eisenbahnwesen, amerikanisches. Vortrag des
Oberbaurats F. Jahnke, Charlottenburg, im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
15. April 1913. Mit Abb. 153 174.
— Statistik desselben. 1°.
Eisenbahnzüge. Die Berechnung der Fahrzeiten und
Geschwindigkeiten derselben aus den Belastungs-
grenzen derLokomotiven. Von Strahl, Regierungs-
und Baurat, Königsberg i.Pr. Mit Abb. und
einer Tafel. 86. 99. 124.
Eisenbahnen, preussisch-hessische Staats- —. Neue-
rungen an Lokomotiven. Vortrag des Regierungs-
baumeisters G. Hammer, Berlin, im Verein
Deutscher Maschinen Ingenieure am 3. De-
zember 1912. Mit Abb. 117. 136.
Elektrischer Betrieb der Berliner Stadt-, Ring- und Vor-
ortbahnen. 224.
Elektrisches Licht im Wettstreit mit den anderen Be-
leuchtungsarten. Mit Abb. 97.
Elektrisierung der Gotthardbahn. 210. 221.
— von Staatsbahnstrecken. 195.
Entwürfe der Reichsregierung zur Abänderung des
Patentgesetzes, des Gebrauchsmustergesetzes
und des Warenzeichengesetzes. 23.
Erfahrungen im Bau von Transportanlagen für Asche
und Kohlen. Vom Ingenieur W. Heym, Berlin-
Lichterfelde. 108.
Erfahrungen im Betriebe mit der durchgehenden Güter-
zugbremse „System Hardy’. Von Glanz, Herzog-
licher Bahndirektor, Blankenburg a.H. 75.
Ergebnisse der Staatsprüfung im Baufach 1912/1913.
210.
Erhöhung der Ausnutzung der Bahnhofsanlagen und
mechanische Kohlenférderung im Eisenbahndienst.
Vortrag des Regierungsbaumeisters Dr..Ing.
Bruno Schwarze, Guben, im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 20. Mai 1913. Mit Abb.
160. 181.
Ermittiung der Härte nach Hertz und Versuche Ober
die praktische Verwendbarkeit der Ergebnisse.
Von Dr.z3ng. Bruno Schwarze, Regierungsbau-
meister im kgl. Eisenbahnzentralamt, Berlin.
Mit Abb. 81.
Ernennungen zum Dr.:Ing. 40.
Etat der sächsischen Staatsbahnen für die Finanz-
periode 1914/1915. 210.
Etat der Verwaltung der Reichseisenbahnen für das
Rechnungsjahr 1914. 214.
Fahrzeitbestimmung über der Wegachse.
Unrein, München. Mit Abb. 14.
Fahrzeiten und Geschwindigkeiten von Eisenbahnzügen.
Die Berechnung derselben aus den Belastungs-
grenzen der Lokomotiven. VonStrahl, Regierungs-
und Baurat, Könisberg i.Pr. Mit Abb. und
einer Tafel. 86. 99. 124.
Fahrzeuge für die preussischen Staatsbahnen.
gebung derselben. 132.
Fertigstellung der 5000. Lokomotive der Firma Oren-
stein & Koppel-Arthur Koppel A.-G. 95.
Festgerostete Oberbauschrauben. Behandlung der-
selben. 132.
Feuerung, Teerti- —, der Lochnerwerke G. m. b. H.,
Jena. Mit Abb. 149.
Firmenänderung. 211.
„Fludor‘‘-Lötmittel. 78.
5000. Lokomotive der Firma Orenstein & Koppel-
Arthur Koppel A.-G. 95.
25 000. Heissdampflokomotive der
Heissdampf-Gesellschaft. 169.
Gaserzeuger, Benoid- —, für industrielle Zwecke. 59.
Gas- und Wasserröhren. Voschriften zum Schutz der-
selben gegen schädliche Einwirkungen der Ströme
elektrischer Gleichstrombahnen, die die Schienen
als Leiter benutzen. 111.
Gebläse mit Hilfsflissigkeit als Beschwerungsmittel. 60.
Geschwindigkeiten und Fahrzeiten von Eisenbahnzügen.
Die Berechnung derselben aus den Belastungs-
grenzen der Lokomotiven. Von Strahl, Regierungs-
Von Hans
Ver-
Schmidt’schen
[Band 73]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(Inhalt)
und Baurat, Königsberg i.Pr. Mit Abb. und
einer Tafel. 86. 99. 124.
Gesetz. Patent-, Gebrauchsmuster- und Warenzeichen-
—. Entwürfe der Reichsregierung zur Abänderung
derselben. 2s.
Gewinnung und Verwertung von Nebenerzeugnissen
bei der Verwendung von Stein- und Braunkohle.
Ausschreibung des Vereins Deutscher Ma-
schinen-Ingenieure. Beschluss der Versanım-
von 2. Dezember 1913. 213.
Gotthardbahn. Elektrisierung der —. 210. 224.
Grosskraftmaschinentechnik. Die grössten Einheiten
neuzeitlicher — Von W. Schomburg, Witten
a. d. Ruhr, Mit Abb. 216.
Grundrissentwurf des Architekten. Die Aesthetik des-
selben. Von F. Heller, Berlin. 56.
Gründung des Verbandes Deutscher Waggonfabriken. 224.
Giterbahnhife, Berliner. Ist es mit den Interessen
von Gross-Berlin vereinbar, diese aus der Innen-
stadt in die Aussenbezirke zu verlegen? Denk-
schrift des vom Architekten-Ausschuss Gross-
Berlin eingesetzten Unterausschusses fur Ver-
kehrsfragen. Von H. Schwabe, Geh. Regierungs-
rat, Berlin. 147.
Güterwagen, amerikanische. Durchschnittliche Lebens-
dauer derselben. 98.
Güterzugbremse, durchgehende, „System Hardy“.
Neue Erfahrungen im Betriebe mit derselben.
Von Glanz, Herzoglicher Bahndirektor, Blanken-
burg a.H. 75,
Harte-Ermittlung, rechnerische, nach Hertz und Ver-
suche Uber die praktische Verwendbarkeit der
Ergebnisse. Von Dr.:Jna. Bruno Schwarze, Re-
gierungsbaumeister im Kel. Eisenbahnzentral-
amt, Berlin. Mit Abb. 81.
Hartiöten mit der Teerölflamme. Mit Abb. 141.
Hat der Grundrissentwurf des Architekten ästhetischen
Wert; ist also seine Einbeziehung in die Schutz-
objekte des Gesetzes vom 9. Januar 1907 ge-
rechtfertigt? Von F. Heller, Berlin. 56.
Heissdamptlokomotive, 25 000., der Schmidt’schen
Heissdampf-Gesellschaft. 119.
Hochofenschlacke. Verwertung der — zu Bauzwecken.
195,
Hochspannungsanlagen von mehr als 100 000 Voit in
den Vereinigten Staaten von Amerika. Vortrag
des Regierungsbaumeisters E. Schwartzkopff,
Berlin - Halensee, im Verein Deutscher Ma-
schinen-Ingenieure am 18. März 1913. Mit Abb.
5. 24. Of.
Hohlrost mit Wasserinnenkühlung. Mit Abb. 93. 170.
Holzanstrich im Freien. 41.
Holzmarkt, russischer. Die Lage desselben. 211.
Holzzubereitungseinrichtung ,,Crailoo’ und Stapelplatze
der Holländischen Eisenbahngesellschaft in Hil-
versum. Mit Abb. 48.
Interessante Brandprobe. 1°).
Internationaler Ingenieur-Kongress in San Francisco
1915. 149.
Internationaler Kongress für die Materialprüfung der
Technik in New York im Sommer 1912. Vortrag
des Oberbanrats F. Jahnke, Charlottenburg,
in Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
am 15. April 1913. Mit Abb. 153. 174.
Internationale Baufach-Ausstellung in Leipzig. Der
Eternit-Pavillon auf derselben. 133
Internationale Industrie- und Gewerbeausstellung
Turin 1911. Die auf derseiben gezeigten Eisen-
bahnwagen. Vortrag des Regierungsbaumeisters
P. Neubert, Berlin, im Verein Deutscher Ma-
schinen-Ingenicure am 16. April 1912. Mit Abb.
1. 21.
Iron and Steel Institute. Herbstversammlung. 61.
ist es mit den Interessen von Gross-Berlin vereinbar,
die Güterbahnhöte aus der Innenstadt in die
Aussenbezirke zu verlegen? Denkschrift des
vom Architekten-Ausschuss Gross-Berlin einge-
setzten Unterausschusses für Verkehrsfragen.
Von H. Schwabe, Geh. Regierungsrat, Berlin.
147.
Italien. Bau von Strassenbahnen. 210.
Jubiläum, 60 jähriges, des Phoenix Aktien-Geseilschaft
für Bergbau und Hüttenbetrieb, Hoerde i. W.
Denkschrift. 170.
Kältemaschinen auf Grundiage der Kalteerzeugung
durch Wasserverdampfung. 7.
Kaltsägemaschinen (System Gustav Wagner-Reutlingen)
für Bahnmaterial. Sonderausführungen. Von
Eduard Muller, Oberingenieur, Cannstatt. Mit
Abb. 7L
Katalog der Firma Julius Pintsch A.-G., Berlin.
Kautschuk, Synthetischer. 78.
»Kleiro’*-Radiator. 41.
KohlenfSrderung, mechanische, im Eisenbahndienst
und die Frage der Erhöhung der Ausnutzung der
Bahnhofsanlagen. Vortrag des Regicrangsbau-
meisters Dr.: ng. Bruno Schwarze, Guben, im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
20. Mai 1913. Mit Abb. 160, 181.
Kohlen- und Asche-Transporlanlagen. Neuere Erfah-
rungen im Bau von --. Vom Ingenieur W. Heym,
Berlin-Lichterfelde. 108.
Koksausdrück- und Planiermaschinen. 211.
Kolonien. Automobilverkehr in den —. 132.
Kongress, Internationaler Ingenieure — in San Fran-
cisco 1915. 149.
Kraftanlage und maschinelle Ausrüstung eines neueren
New Yorker Wolkenkratzers. Vom Ingenieur
Fr. Bock, Charlottenburg. Mit Abb. 91.
Kraftübertragungsanlagen mit Spannungen von mehr
als 100 000 Volt in den Vereinigten Staaten von
Amerika. Vortrag des Regierungsbaumeisters
E. Schwartzkopff, Berlin-Halensee, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. März
96.
am
1913. Mit Abb. 5. 24. 51.
Kreiselwipper, selbsttätiger. Von Christian Steg,
Gruhlwerk bei Cöln. Mit Abb. 18.
Kupfer. Ein neues Verfahren zur autogenen Schweissung
von —. 19.
Lage des russischen Holzmarktes. 211.
Lebensdauer, durchschnittliche, eines amerikanischen
Güterwagens. 98.
Lehre von der Patentfähigkeit. Neue Beiträge zur
—. Von Professor Dr. Schanze, Dresden. 43.
Lohnordnung der Werkstättenarbelter. Die Einführung
der Stückzeit. Vom Regierungsbaumeister
Füchsel, Dortmund. 10}.
Lokomotive, 5000., der Firma Orenstein & Koppel —
Arthur Koppel A.-G. 95.
Lokomotiven der preussisch-hessischen Staatseisen-
bahnen. Neuerungen an —. Vortrag des
Regierungsbaumeisters G. Hanımer, Berlin, im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
3. Dezember 1912. Mit Abb. 117. 136.
Lokomotiven. Die Berechnung der Fahrzeiten und
Geschwindigkeiten von Eisenbahnzügen aus den
Belastungsgrenzender -. Von Strahl, Regierungs-
und Baurat, Königsberg i. Pr. Mit Abb. und
einer Tafel. 86 99. 124.
Lokomotivausbesserung. Neue Schleifmaschinen für
die —. Vom Regierungsbaumeister Pontani,
Frankfurt a. M. Mit Abb. 127.
Lokomotivschlacke. Verwertung der —. 60.
Lötmittel ,.Fludor‘. 78.
Markierung von Elsenbahn-Uebergangen auf Land-
strassen. Mit Abb. 113.
Maschinelle Ausrüstung und Kraftanlage eines neueren
New Yorker Wolkenkratzers. Vom Ingenieur
Fr. Bock, Charlottenburg. Mit Abb. 91.
Materiaipriifung der Technik. VI. Internationaler Kon-
gress in New York im Sommer 1912. Vortrag
des Oberbaurats F. Jahnke, Charlottenburg,
im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
am 15. April 1013. Mit Abb. 153. 174.
Mechanische Kohlenförderung im Eisenbahndienst und
die Frage der Erhöhung der Ausnutzung der Bahn-
hofsanlagen. Vortrag dex Regierungsbau-
meisters Dr.:Jna. Bruno Schwarze, Guben, im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
20. Mai 1913. Mit Abb. 160. 181.
Metailspritzverfahren von Schoop. 114.
Mosel-Ruhr-Verkehr. Vom Geheimen Regierungsrat
Schwabe, Berlin. 58.
Nachruf für Geheimen Kommerzienrat Dr.: Jng.h. c.
August Haarmann, Osnabrück. 94
— für Geheimen Kommerzienrat Ludwig Max
Goldberger, Berlin. 170.
— für Dr :Ing. Rudolf Diesel, Munchen, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 21.Oktober
1913. 173.
— für Regierungsbaumeister Max Reschke, Magde-
burg, im Verein Deutscher Maschinen-Inge-
nieure am 21. Oktober 1913. 173
Neue Beiträge zur Lehre von der Patentfähigkeit.
Von Professor Dr Schanze, Dresden. 43.
Neue Erfahrungen im Betriebe mit der durchgehenden
Güterzugbremse ‚System Hardy“. Von Glanz,
Herzoglicher Bahndirektor, Blankenburg a H.
TA,
Neue Schleifmaschinen für die Lokomotivausbesserung.
Vom Regierungsbaumeister Pontani, Frankfurt
a. M. Mit Abb. 127.
Neue Transporlanlagen der Bergwerksgeselischait
Georg von Giesches Erben in Oberschlesien. 210.
Neue Verwendung des Prometheus-Hohlrost D. R. P.
mit Wasserinnenkühlung. Mit Abb. 170.
Neues Gebläse mit Hiltstlüssigkeit als Beschwerungs-
mittel. 60.
Neues Verfahren zur autogenen Schweissung von
Kupfer. 19.
Neuere amerikanische Prüfungen
schienen. 18.
Neuere Erfahrungen im Bau von Transportanlagen für
Asche und Kohlen. Vom Ingenieur W. Heym,
Berlin-Lichterfeide. 108.
Neuerungen an Lokomotiven der preussisch-hessischen
Staatseisenbahnen. Vortrag des Regierungs-
baumeisters G. Hammer, Berlin, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure anı 3. Dezem-
ber 1912. Mit Abb. 117. 135.
Neuzeitliche Grosskraftmaschinentechnik. Die grössten
Einheiten derselben. Von W. Schomburg, Witten
a.d. Ruhr. Mit Abb. 210.
New York. Beratung des VI. Internationalen Kongresses
für die Materialprüfung der Technik im Sommer
1912. Vortrag des Oberbaurats F. Jahnke,
Charlottenburg, imVerein DeutscherMaschinen-
Ingenieure am 15. April 1918. Mit Abb. 153. 174.
New Yorker Wolkenkratzer. Die Kraftanlage und
maschinelle Ausrüstung eines solchen. \om
Ingenieur Fr. Bock, Charlottenburg. Mit Abb.
9.
Nickelschweissung, autogene. 133.
Nord-Amerika. Hochspannungsanlagen von mehr
als 100000 Volt. Vortrag des Regierungs-
baumeisters E. Schwartzkopff, Berlin-Halensee,
im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
18. März 1913 Mit Abb. 5. 24. 51.
von Eisenbahn-
Norwegen. Lieferung und Transport von Eisenbahn-
material. 195.
Oberbauschrauben, festgerostete. Behandlung der-
selben. 132.
Patenttähigkeit. Neue Beiträge zur Lehre von der —.
Vom Professor Dr. Schanze, Dresden. 43.
Patentgesetz, Gebrauchsmustergeselz und Waren-
zeichengesetz. Entwürfe der Reichsregierung
zur Abänderung derselben. 28.
Pavillon der Deutschen Eternit-Gesellschaft m. b. H.
in Hamburg auf der Internationalen Baufach-Aus-
stellung in Leipzig. 133.
Personal-Nachrichten. 20. 41. 61. 79. 98. 116. 134.
150. 171. 195. 211. 226.
Petroleumindustrie, rumänische, im August;September
1913. 225.
Preisausschreiben dex Vereins Deutscher Eisenbahn-
verwaltungen. 95.
Preussisch-hessische Staatseisenbahnen. Neuerungen
an Lokomotiven. Vortrag des Regierungs-
baumeisters G. Hammer, Berlin, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 3. Dezem-
ber 1912. Mit Abb 117. 136.
— Vergebung von Fahrzeugen.
— Ernennung. 132.
Prometheus-Hohlrost D. R. P. mit Wasserinnenkühlung.
Mit Abb. 93. 170.
Prüfungen von Eisenbahnschienen, neuere amerika-
132.
nische. 18.
Radiator „Kleiro“. +41. j
Radreifen. Ueber das Ausdrehen von — in Eisenbahn-
werkstätten. Vortrag des Rerierungs- und Bau-
rats B. Messerschmidt, Berlin, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 21. Ok-
tober 1913. Mit Abb. 197.
Rechnerische Ermittiung der Härte nach Hertz und
Versuche über die praktische Verwendbarkelt der
Ergebnisse. Von Dr.:3ng. Bruno Schwarze, Re-
gierungsbaumeister im Kgl. Eisenbahnzentral-
amt Berlin. Mit Abb. 81.
Regelung der Baumeistertitelfrage. 224.
Reichseisenbahnverwaltung. Etat für das Rechnungs-
jahr 1914, 214. |
Rohrbläser, Dampf- —, Lanz. Mit Abb. 191.
Ruhr—Mosel-Verkehr. Vom Geheimen Regierungs-
rat Schwabe, Berlin. 58.
Rumänische Petroleumindustrie im August September
1913. 225.
Russland. Die Lage des Holzmarktes. 211.
Sächsische Staatsbahnen. Etat für die Finanzperiode
1914 1915. 210,
[Inhalt]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[Band 73]
San Francisco. internationaler Ingenieur-Kongress
1918. 149.
Sauggasinstallation, Torf- —. Versuche mit einer
solchen. Mit Abb. 208.
Schienenbefestigung. Zur Frage der —. Von Eisen-
bahnbauinspektor Waas, Stuttgart. Mit Abb.
166.
Schienenfahrzeuge. Theorie und Betriebsergebnisse
beim Schlingern der —. Vom Regierungs- und
Baurat Weddigen, Breslau. Mit Abb. 11.
— Zuschriften an die Redaktion von Regierungs-
banmeister H. Nordmann, Berlin-Steglitz, und
Regierungs- und Baurat E. Weddigen, Breslau.
299
Schicifmaschinen für die Lokomotivausbesserung.
Von Regierungsbaumeister Pontani, Frankfurt
a. M. Mit Abb. 127,
Schlingern der Schienenfahrzeuge. Theorie und Be-
triebsergebnisse beim —. Vom Regierungs- und
Baurat Weddigen, Breslaun. Mit Abb. 11.
— Zuschriften an die Redaktion von Regierungs-
baumeister H. Nordmann, Berlin-Steglitz, und
Regierungs- und Baurat E Weddigen, Breslaun.
999
Schutz der Gas- und Wasserröhren gegen schädliche
Einwirkungen der Ströme elektrischer Gleichstrom-
bahnen, die die Schienen als Leiter benutzen.
Vorschriften. 111.
Schweissung, autogene, von Aluminium. 97.
— von Kupfer. Ein neues Verfahren. 19.
— von Nickel. 133.
60 jähriges Bestehen des Phoenix, Aktien-Gesellschaft
für Bergbau und Hüttenbetrieb, Hoerde i. W.
Denkschrift. 170.
Selbstiatiger Kreiselwipper. Von Christian Steg.
Gruhlwerk bei Koln. Mit Abb. 18.
Sonderausführungen von Kaltsägemaschinen (System
Gustav Wagner-Reutlingen) für Bahnmaterial. Von
Eduard Müller, Oberingenieur, Cannstatt. Mit
Abb. 71.
Staatsbahnstrecken. Elektrisierung derselben. 195.
Staatsbahnen, sächs'sche. Etat für die Finanzperiode
1914. 1915. 210.
Staatsbahnen, ungarische. Wagenbeleuchtung. 115.
Staatseisenbahnen, preussisch-hessische. Neuerungen
an Lokomotiven Vortrag des Regierungs-
baumeisters G. Hammer, Berlin, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 3, De-
zember 1912. Mit Abb. 117. 136.
— Ernennung. 132.
— Vergebung von Fahrzeugen. 132.
Staatsprüfung im Baufach. Ergebnisse für 1912/1913.
210.
Stadt-, Ring- und Vorortbahnen, Berliner. 224.
Stapeiplätze und Holzzubereitungseinrichtung ,,Crailoo‘
der Hollandischen Eisenbahngesellschaft in Hilver-
sum. Mit Abb. 48.
Statistik des amerikanischen Eisenbahnwesens. 40.
Strassenbahnen. Bau von — in Italien. 210.
Stickzeit. Die Einführung der — in die Lohnordnung
der Werkstättenarbeiter. Vom Regierungsban-
meister Füchsel, Dortmund. 108.
Syathetischer Kautschuk. 78
Teerdifeuerung der Lochnerwerko G. m. b. H., Jena.
Mit Abb. 149.
Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft, Berlin. Benzol-
“elektrische Triebwagen. Mit Abb. 142.
Arndt, K. Synthetischer Kautschuk. 78.
Avenarius & Co., R., Stuttgart. Holzanstrich im
= Freien. 4. u u
Bergwerksgesellschaft Georg von Giesches Erben.
Die neuen Transportanlagen in Oberschlesien.
210, p ag |
Bock, Fr., Ingenieur, Charlottenburg. Die Kraft-
anlage und maschinelle Ausrüstung eines
neueren New Yorker Wolkenkratzers. Mit
Abb. 91.
Bode, G., Regierunge- und Baurat. Berlin-Zehlen-
dorf. ` Besprechung des Vortrages- des Re-
gierungsbaumeisters Dr.: ng. Bruno Schwarze,
Guben, über: „Mechanische Kohlenförderung
im Eisenbahndienst und die Frage der Er-
höhung der Ausnutzung der Bahnhofsanlagen“
Teeröiflamme. Hartlöten mit der —. Mit Abb. 141.
Theorie und Betriebsergebnisse beim Schlingern der
Schienenfahrzeuge. Vom Regierungs- and Bau-
rat Weddigen, Breslau. Mit Abb. 11.
— Zuschriften an die Redaktion von Regierungs-
baumeister H. Nordmann, Berlin-Steglitz, and
Regierungs- und Baurat E. Weddigen, Breslau.
222.
Titel Baumeister. Die Regelung der Frage desselben.
224.
Tort-Sauggasinstallation. Versuche mit einer neuen —.
Mit Abb. 203.
Transportanlagen, die neuen, der Bergwerksgesell-
schaft Georg von Giesches Erben in Oberschlesien.
210.
Transportanlagen für Asche und Kohlen.
fahrungen im Bau von —. Vom
W. Heym, Berlin-Lichterfelde. 108.
Triebwagen, benzolelektrische. Mit Abb. 142.
Triebwagenbetrieb, Akkumulator- —, auf den Strecken
Milheim-Ruhr—Heissen—Osterfeld-Nord und Mül-
heim-Ruhr—Heissen— Hattingen und Beitrag zur
Frage der Wirtschaftlichkeit des Triebwagen-
betriebes. Von E. Borghaus, Regierungs- und
Baurat, Duisburg. Mit Abb. 03.
Turbine, Dampf- —, mit direkt gekuppelter Zentrifugal-
pumpe. Mit Abb. 77.
Turiner Ausstellung 1911. Die auf derselben gezeigten
Eisenbahnwagen. Vortrag des Regierungsbau-
meisters P.Neubert, Berlin, im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure anı 16. April 1912. Mit
Abb. 1. 21.
Ueber das Ausdrehen von Radreifen in Eisenbahn-
werkstätten. Vortrag des Regierungs- und Bau-
Neuere Er-
Ingenieur
rats B. Messerschnidt, Berlin, im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 21. Oktober
1913. Mit Abb. 197.
Ueberlandzentralen. 149.
Ungarische Staatsbahnen. Wagenbeleuchtung. 115.
Verband Deutscher Waggonfabriken. 221.
Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen. Preis-
ausschreiben. 9o.
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure. Versamm-
lung am 16. September 1913. Geschäftliche Mit-
teilungen. Vortrag des Regierungsbaumeisters
G. Hammer, Berlin, über „Aenderungen an
StehbolzeninLokompotivkesseln der preussisch-
hessischen Staatseisenbahnen“. 135.
— Versammlung am 21. Oktober 191%. Nachruf
für Regierungsbaumeister Max Reschke, Magde-
burg, und Dr.:3ng. Rudolf Diesel, München.
Vortrag des Regierungs- und Baurats B. Messer-
schmidt, Berlin, über „Das Ausdrehen von
Radreifen in Eisenbahnwerkstätten“. Mit Abb.
173. 197.
— Ausschreibung. Beschluss der Versammlung
vom 2. Dezember 1913. 213.
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin. 60. 169.
Vereinigte Staaten von Amerika. Hochspannungs-
anlagen von mehr als 100 000 Volt. Vortrag
des Regierungsbaumeisters E. Schwartzkopff,
Berlin-Halensee, im Verein Deutscher Ma-
schinen-Ingenieure am 18. März 1913. Mit Abb.
5. 24. 51.
Verfahren, ein neues, zur autogenen Schweissung von
Kupfer. 19.
6) Mamenverzeichnis
im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
am 20. Mai 1913. Mit Abb. 190.
Borghaus, Ernst, Regierungs- und Banrat, Duisburg.
` Die Einführung des Akknmulator-Triebwagen-
betriebes auf den Strecken Mülheim-Ruhr—
Heissen—Osterfeld-Nord und Mülheim-Ruhr—
Heissen—Hattingen und Beitrag zur Frage der
Wirtschaftlichkeit des Triebwagenbetriebes.
Mit Abb. 68.
Classen & Co., G. m. b. H., Berlin. „Fludor“-Löt-
mittel. 78 --- cae
Cohn, S. H, Farben- und Lackfabriken, Berlin-
Newköllu. Einnenes Anstrtchmaterial „Durolit“.
- 150: | A ate
Deutsche Eternit-Geseilschaft m. b. H., Hamburg.
Eine interessante Brandprobe. 19.
— Der Pavillon auf der Internationalen Baufach-
ausstellung in Leipzig. Mit Abb. 133.
Vergebung von Fahrzeugen für die preussischen Staats-
bahnen. 132.
Verlegung der Berliner Güterbahnhöfe aus der Innen-
stadt in die Aussenbezirke. Denkschrift des vom
Architekten - Ausschuss Gros»s-Berlin einge-
setzten Unterausschusses für Verkehrsfragen.
Von H. Schwabe, Geh. Regierungsrat, Berlin.
147.
Versuche mit einer neuen Torf-Sauggasinstaliation.
Mit Abb. 208.
Versuche über die praktische Verwendbarkeit der Er-
gebnisse der rechnerischen Ermittiung der Härte
nach Hertz. Von Dr.:\ng Bruno Schwarze, Re-
gierungsbannmeister im Kgl. Eisenbahnzentral-
amt, Berlin. Mit Abb. 81.
Verwaltung der Reichseisenbahnen.
Rechnungsjahr 1914. 211.
Verwendung des Prometheus-Hohlrost D. R.P. mit
Wasserinnenkühlung. Mit Abb. 170.
Verwertung der Hochofenschlacke zu Bauzwecken.
195.
Verwertung der Lokomotivschiacke. 60.
Vorschriften zum Schutz der Gas- und Wasserröhren
gegen schädliche Einwirkungen der Ströme elek-
trischer Gleichstrombahnen, die die Schienen als
Leiter benutzen. 111.
Wagenbeleuchtung bei den ungarischen Staatsbahnen.
115.
Wahl zum Stadtbaurat von Königsberg.
Etat für das
170.
Wasserinnenkühlung bei Hohlrostanlagen. Mit Abb.
93. 170.
Wasserverdampfung zur Kälteerzeugung.
maschinen auf Grundlage derselben. 97.
Wegachse. Fahrzeilbestimmung Uber der —.
Hans Unrein, Munchen. Mit Abb. 14.
Werkstättenarbeiter. Die Einführung der Stückzeit In
die Lohnordnung der —. Vom Regierungsbau-
meister Füchsel, Dortmund. 101.
Wettstreit zwischen elektrischem Licht und den
anderen Beleuchtungsarten. 97.
Wirtschaftlichkeit des Triebwagenbetriebes. Beitrag
zur Frage derselben und Einführung des Akkumu-
lator-Triebwagenbetriebes auf den Strecken Mül-
heim-Ruhr— Heissen—Osterfeld-Nord und Mülheim-
Ruhr—Heissen—Hatltingen. Von E. Borghaus,
Regierungs- und Baurat, Duisburg. Mit Abb. 63.
Wolkenkratzer, ein neuerer New Yorker —. Die Kraft-
anlage und maschinelle Ausrüstung desselben.
Vom Ingenieur Fr. Bock, Charlottenburg. Mit
Kälte-
Von
Abb. 9i.
Zentrifugalpumpe. Dampfturbine mit direkt gekup-
pelter —. Mit Abb. 77.
Zur Frage der Schienenbefestigung. Von Eisenbahn-
bauinspektor Waaa, Stuttgart. Mit Abb. 166.
Zuschriften an die Redaktion. Betreffend: „Theorie
und Betriebsergebnisse beim Schliugern der
Schienenfahrzeuge“ von Regierungsb. umeister
H. Nordmann, Berlin-Steglitz, und Regierungs-
und Baurat E Weddigen, Breslau. 222.
Zwanglose Mitteilungen über die Beratung des
Vi. Internationalen Kongresses für die Material-
prüfung der Technik in New York im Sommer 1912
sowie über amerikanisches Eisenbahnwesen. Vor-
trag des Oberbaurats F. Jahnke, Charlottenburg,
im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
am 15. April 1913. Mit Abb. 153. 174.
Deutsche Prometheus-Hohlrost-Werke, 6. m. b. H.,
Hannover. Hohlrost mit Wasserinnenkuhtung.
Mit Abb. 93.
— Eine neue Verwendung des Prometheus-Hohl-
rost D. R.P. mit Wasserinnenkihlung. .. Mit
Abb. 170. ga Sy wa se
Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken, Berlin. Neue
Liste A 1913. 211.
Diesel, Rudolf, Dr.:Jny., München. Nachraf im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
21. Oktober 1913. 173.
Dütting, F., Oberbaurat, Berlin. Besprechung des
Vortrages des Regierangsbaumeisters Dr ng
- . Bruno Schwarze, Guben, uber: „Mechanische
Kohlenförderung im Eisenbahndienst und die
Frage der Erhöhung der Ausnutzung der
Bahnhofsanlagen“ im Verein Deutscher Ma-
schinen-Ingenieure am 20. Mai 1913, 192,
[Band 73)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(Inhalt)
Eichel, Eugen, Ingenieur, Berlin. Besprechung
des Vortrages des Regierungsbaumeisters
E. Schwartzkopff, Berlin-Halensee, über: „Hoch-
spannungsanlagen von mehr als 100000 Volt
in den Vereinigten Staaten von Amerika“ im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
18. März 1913. 53.
Eibert, Josef, Niederlahnstein am Rhein. Angebot
betreffend Schweiss- und Schneidanlagen. 171.
Elwitz, E., Dipl.:Jng.. Düsseldorf. Die Verwertung
der Hochofenschlacke zu Bauzwecken. 19.
Freund, A., Regierungsbaumeister, Magdeburg-
Buckau. Besprechung des Vortrages des Re-
gierungs- und PBaurats B. Messerschmidt,
Berlin: „Ueber das Ausdrehen von Radreifen
in Eisenbahnwerkstätten“ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 21. Oktober 1913. 205.
Füchsel, Max. Regierungshaumeister, Dortmund
Die Einführung der Stückzeit in die Lohn-
ordnunz der Werkstättenarbeiter. 104.
— Besprechung des Vortrages des Regierungs-
und Baurats B. Messerschmidt, Berlin: „Ueber
das Ausdrehen von Radreifen in Eisenbahn-
werkstätten“ im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 21. Oktober 1912. 207.
Gesellschaft für Eisenbahn-Dralsinen m. b. H., Ham-
barg. Firmenänderung. 211.
Glanz. Herzoglicher Bahndirektor, Blankenburg a. H.
Neue Erfahrangen im Betriebe mit der durch-
gehenden Güterzugshremse (System Hardy). 75.
Goldberger, Ludwig Max, Geheimer Kommerzienrat,
Berlin. Nachruf. 170.
Haarmann, August, Dr.: 3ng h.c, Geheimer Kom-
merzienrat, Osnabrūck. Nachruf. 94.
Halfmann, A., Regierungs- und Baurat, Berlin. Be-
sprechung des Vortrages des Regierungs- und
Baurats B. Messerschmidt, Berlin: „Ueber das
Ausdrehen von Radreifen in Risenbahnwerk-
stätten“ im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am ?1. Oktober 1113. 208.
Hammer, Gustav, Regierungsbaumeister, Berlin.
Vortrag über: „Neuernngen an Lokomotiven
der preussisch-hessischen Staatselsenbahnen“
im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am
8. Dezember 1912. Mit Abb. 117. 136.
Heller, F., Berlin. Hat der Grundrissentwurf des
Architekten ästhetischen Wert; ist also seine
Einbeziehung in die Schutzobjekte des Ge-
setzes vom 9. Januar 1907 gerechtfertigt? 56.
Heym, W., Ingenieur, Berlin-Lichterfelde. Neuere
Erfahrungen im Bau von Transportanlagen
für Asche und Kohlen. 198.
Jahnke, F.. Oberbaurat, Charlottenburg. Vortrag:
„„wanglose Mitteilangen uber die Beratung des
VI. Internationalen Kongresses für die Material-
prüfung der Technik in New York im Sommer
1912 sowie über amerikanisches Eisenhahn-
wesen“ im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 15. April 1918. Mit Abb. 153.
174.
Jung, Arn., G.m.b.H., Lokomotivfabrik, Jangen-
thal bei Kirchen a.d.Sieg. Auszeichnung. 196.
Kleiro-Werke, Karlsruhe {.B. Der Radiator „Kleiro“.
41.
Klopsch, G., Ober- und Geheimer Baurat, Berlin.
Besprechung des Vortrages des Regierungs-
baumeisters Dr.: ng. Bruno Schwarze, (Guben,
über: „Mechanische Kohlenförderung im Fisen-
bahndienst und die Frage der Erhöhung der
Ausnutzung der Bahnhofsanlagen“ im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 20. Mai
1913. 192.
Kutschke, C., Stadtbaumeister, Charlottenburg.
Wahl zum Stadtbanrat von Königsberg. 170.
Lanz, Heinrich, Mannheim. Dampf-Rohrbläser. Mit
Abb. 194.
— Auszeichnung. 226
Lehr, Julius, Regierangbaumeister a.D., Berlin.
Besprechung des Vortrages des Regierungs-
baumeisters E. Schwartzkopff, Berlin-Halensee,
über: „Hochspannungsanlagen von mehr ais
100000 Volt in den Vereinigten Staaten von
Amerika“ im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 18. März 1913. 54.
Lochnerwerke G. m. b. H., Jena. Teerölfeuerang.
Mit Abb. 149.
Messerschmidt, B., Regierungs- und Baurat, Berlin.
Vortrag: „Ueber das Ausdrehen von Radreifen
in Eisenbahnwerkstätten“ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 21. Oktober 1913.
Mit Ahb. 197.
MUllendorff, E., Dr. phil, Ingenieur, Berlin. Be-
sprechung des Vortrages des Regierungsbau-
meisters E. Schwartzkopff, Berlin-Halensee,
über: „Hochspannungsanlagen von mehr als
100000 Volt in den Vereinigten Staaten von
Amerika“ im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 18. März 1913. 54.
Müller, Eduard, Oberingenieur, Cannstatt. Sonder-
ausfuhrangen von Kaltsägemaschinen (System
Gustav Wagner-Reutlingen) für Bahnmaterial.
Mit Abb. 71.
Nellessen, O., Regierungs- und Baurat, Berlin-
Tempelhof. Besprechung des Vortrages des
Regierangs- und Baurats B. Messerschmidt,
Berlin: „Ueber das Ausdrehen von Radreifen
in Eisenbahnwerkstätten“ im Verein Deutscher
Maschinen-Ingenieure am 21.Oktober 1913. 208.
Neubert, Paul, Regierungsbaumeister, Berlin. Vor-
trag über: „Die auf der internationalen
Industrie- und Gewerbeausstellung Turin 1911
gezeigten FEisenbahnwagen“ im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 16. April
1912. Mit Abb. und 2 Tafeln. 1. 21.
Nordmann, H., Regierungsbaumeister, Berlin-Steglitz.
Zuschrift an die Redaktion, betreffend „Theorie
und Betriebsergebnisse beim Schlingern der
Schienenfahrzeuge“. 222.
Obergethmann, J., Professor, Charlottenbarg. Be-
sprechung des Vortrages des Regierungshau-
meisters Dr.-Ing. Bruno Schwarze, Guben, über:
„Mechanische Kohlenförderung im Eisenbahn-
dienst und die Frage der Erhöhung der Aus-
nutzung der Bahnhofsanlagen“ im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 20. Mai
1913. 194.
Orenstein & Koppel-Arthur Koppel A.-G., Berlin und
Drewitz. Fertigstellung der 5000. Lokomotive.
95.
Osthoff, M., Dr.:Jng., Regierungsbaumeister, Berlin.
Besprechung des Vortrages des Regierungs-
und Banrats R Messerschmidt, Berlin: „Ueber
das Ausdrehen von Radreifen in Eisenbahn-
werkstätten“ im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 21. Oktober 1913. 206.
Phoenix, Aktien-Gesellschaft für Bergbau und
Hüttenbetrieb, Hoerde i. W. Denkschrift zum
60 jährigen Bestehen 1912. 170.
Pintsch, Julius, A-G., Berlin. Markierung von
Eisenbahn-Uebergangen auf Landstraßen. Mit
Abb. 113.
— Katalog über die
nisse. 96.
Pontani, Regierungsbaumeister, Frankfurt a. M.
Neue Schleifmaschinen für die Lokomotivaus-
besserung. Mit Abb. 127.
Rathenau, Emil. 70. Geburtstag am 11. Dezember
1913. 225.
Reschke, Max, Regierungsbaumeister, Magdeburg.
Nachruf im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 21. Oktober 1913. 173.
verschiedensten Erzeug-
Ritze, A., Regierungs- und Baurat, Königsberg i,Pr,
Besprechung des Vortrags des Regierungsbau-
meisters Dr.-Ing. Bruno Schwarze, Guben über:
„Mechanische Kohlenforderong im Eisenbahn-
dienst und die Frage der Erhöhung der Aus-
nutzung der Bahnhofsanlagen“ im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 20. Mai
1913. 193.
Schanze, O., Dr., Professor. Dresden. Neue Bei-
träge zur Lehre von der Patentfähigkeit. 43.
Schmidt’sche Heissdampf-Geselischaft m. b. H., Cassel-
2. Verzeichnis der Tafeln
Wilhelmshöhe.
motive. 169.
Schomburg, W., Witten/Ruhr. Die grössten Ein-
heiten neuzeitlicher Grosskraftmaschinen-
technik. Mit Abb. 216.
Schoop, M. U., Zürich. Metallspritzverfahren. 114.
Schwabe, H., Geheimer Regierungsrat, Berlin. Der
Ruhr-Mosel-Verkehr. 59.
— Ist es mit den Interessen von Gro8-Berlin
vereinbar, die Güterbahnhöfe aus der Innen-
stadt in die Außenbezirke zu verlegen? Denk-
schrift des vom Architekten-Ausschuß Groß-
Berlin eingesetzten Unterausschusses für Ver-
kehrsfragen. 147.
Schwartzkopfi, Erwin, Regierungsbaumelster, Berlin-
Halensee. Vortrag über: „Hochspannungsan-
lagen von mehr als 100000 Volt in den Ver-
einigten Staaten von Amerika“ im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. März
1918. Mit Abb. 5. 24. 51.
Schwarze, Bruno, Dr.Jng., Regierungsbaumeister,
Guben. Rechnerische Ermittlung der Härte
nach Hertz und Versuche über die praktische
Verwendbarkeit der Ergebnisse. Mit Abb. 81.
— Vortrag über: „Mechanische Kohlenforderung
im Eisenbahndienst und die Frage der Er-
höhung der Ausnutzung der Bahnhofsanlagen“
im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
am 20. Mai 1913. Mit Abb. 160. 181.
Sembdner, G., Regierungsbaumeister, Posen. Be-
sprechung des Vortrages des Regierungs- und
Baurats RB. Messerschmidt, Berlin: „Ueber das
Ausdrehen von Radreifen in Eisenbahnwerk-
stätten“ im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 21. Oktober 1913. 207,
Steg, Christian. Gruhlwerk bei Köln. Selbsttatiger
Kreiselwipper. Mit Abb. 18.
Strahl, G. F., Regierungs- und Baurat, Königsberg
i. Pr. Die Berechnung der Fahrzeiten und
Geschwindigkeiten von Eisenbahnzügen aus
den Belastungsgrenzen der Lokomotiven. Mit
Abb. und einer Tafel. 86. 99. 124.
Thalmann, E., Regierungsbaumeister, Königsberg
i. Pr. Besprechung des Vortrages des Re-
gierungsbaumeisters Dr.-Jng. Bruno Schwarze,
Guben, über: „Mechanische Kohlenförderung
im Eisenbahndienst und die Frage der Br-
hohung der Ausnutzung der Bahnhofsanlagen“
im Verein Deutscher Masc hinen-Ingenienre
am 20. Mai 1913. 192.
Thiem & Töwe, Halle a S. Der Benoid-Gaserzenger
für industrielle Zwecke. 59.
Unrein, Hans, München. Fahrzeitbestimmung über
der Wegachse. Mit Abb. 14.
Vögele, Joseph, Mannheim. Koksausdrück- und
Planiermaschinen. 211.
Voigt. H., Regierungsbauführer, Hannover. Be-
sprechung des Vortrages des Regierungsban-
meisters Dr.: ng. Bruno Schwarze, Guben,
über „Mechanische Kohlenforderung Im Eisen-
bahndlenst und die Frage der Erhöhung der
Ausnutzung der Bahnhofsanlagen“ im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure em 20. Mai
1913. 193.
Waas, Eisenbahnbauinspektor, Stuttgart. Zur Frage
der Schienenbefestigung. Mit Abb. 166.
Weddigen, Ernst, Regierungs- und Baurat, Breslau.
Theorie u. Betriebsergebnisse beim Schlingern
der Schienenfahrzenge. Mit Abb. 11.
— Zuschrift an die Redaktion, betreffend „Theorie
und Betriebsergehnisse beim Schlingerh der
Schienenfahrzeuge“. 223.
Wichert, C., Dr.:Jng., Ministerialdirektor, Berlin.
Besprechung des Vortrages des Regierungs-
baumeisters E. Schwartzkopff, Berlin-Halensee,
über: „Hochspannungsanlagen von mehr als
100 000 Volt in den Vereinigten Staaten von
Amerika“ im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 18. März 1913. 52.
Wichmann, Gebr.. Berlin. Katalog 1913. 181.
wolf, R., Magdeburg-Buckau. Auszeichnung. 196.
Die 25000. Heißdampfloko-
Tafel 1 in No. 869. „Die Berechnung der Fahrzeiten und Geschwindigkeiten von Eisenbahnzügen aus den Belastungsgrenzen der Lokomotiven."
Seite |] bis 8.
3. Anlage: Literaturblatt
Inhalts-Verzeichnis siehe Rückseite des betreffenden Titelblattes,
Ganze Reihe No. 865
Berlin, 1. Juli 1913
Band 73 Heft 1
ANNALEN FUR GEWERBE
SCHRIFTLEITUNG
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ERSCHEINT AM 1.u.15.JEDEN MONATS
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BEI WIEDERHOLUNGEN ERMÄSSIGUNG
ee
DIE ZEITSCHRIFT WIRD NACH VEREINBARUNG MIT DEM VEREIN DEUTSCHER MASCHINEN - INGENIEURE
SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MÄRZ 1881, FUR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts - Verzeichnis
Die auf der internationalen Industrie- und Gewerbeausstellung Seite
Turin 1911 gezeigten Eisenbahnwagen. Vortrag, gehalten im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 16. April 1912 vom Re-
gierungsbaumeister Neubert, Berlin (Erweitert), (Mit Abb. u. 2 Tafeln)
(Fortsetzung). 4. os 08 ae we te ee ee Re 1
mochey appungecnlagen von mehr als 100000 Volt in den Ver-
einigten Staaten von Amerika. Vortrag, gehalten im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. Marz 1913 vom Regierungsbau-
meister E. Schwartzkopff, Berlin-Halensee. (Mit Abb.) (Fortsetzung) . 5
Theorie und Betriebsergebnisse beim Schlingern der Schienen-
fahrzeuge vom Regierungs- und Baurat Weddizen, Breslau (Mit Abb.) 11
|
|
Seite
Fahrzeitbestimmung über der Wegachse von Hans Unrein, München.
(Mit Abb )
Selbsttätiger Kreiselwipper von Ciristian Steg, Gruhlwerk bei Köln.
(Mit Abb.)
Verfahren zur autogenen Schweilsung von Kupfer. — Eine interessante
Brandprobe.
Personal-Nachrichten. . : . 2: 2 2 2 m 2 20. d Er 20
Die auf der internationalen Industrie- und Gewerbeausstellung Turin ıgrı
gezeigten Eisenbahnwagen
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 16. April 1912
vom Regierungsbaumeister Neubert-Berlin.
(Erweitert)
(Hierzu 2 Tafeln und 87 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 222 in Band 72)
Abbildung 71 zeigt die vereinfachte und ver-
besserte Form der Uebergangseinrichtung, bei der der
auf einen Winkeleisen-Rahmen genähte Faltenbalg mit
diesem am Wagen fir den Fall einer Ausbesserung
leicht lösbar aber sicher befestigt ist. Der früher übliche
Kastenrahmen, in den der Faltenbalg eingeschoben
wurde, ist fortgelassen. Wesentlich verbessert ist das
Unterteil des Balgens, an dem häufig Wiederher-
stellungsarbeiten erforderlich waren, besonders wenn
er im Betriebe nicht häufig gereinigt, und das sich an-
sammelnde Wasser entfernt wurde. Die Holz- und
Lederteile wurden bald zerstört. Auch kam es vor,
dafs das Unterteil sich senkte und durch den Zug-
haken beschädigt wurde. Die neue Ausführung nach
Abb. 72 vermeidet diese Uebelstande. Die unteren
Falten erhalten keine Holzeinlagen, sondern hochkantig
stehende Flacheisen, die mit aufgebogenen Enden an
die senkrechten Falten der Unterteile genäht sind. Es
wird so ein widerstandsfähiger Rost gebildet, der mit
leicht zu ersetzendem Segeltuch belegt wird. Das
Segeltuch ist nicht mit den Seitenwänden des Balgens
zusammengenäht, sondern die Ecken sind offen, so dafs
eine leichte Entwässerung und Reinigung möglich ist.
Die aufzuklappenden Uebergangsbrücken haben ver-
stärkte Gelenke und eine festere Auflagerung erhalten.
Die vorderen Ecken der Brücken sind abgerundet, damit
der Balgen selbst nicht so leicht beschädigt werden kann.
Als Neuerung bei den preufsischen D-Zugwagen
fanden besonders auch die Metallrahmenfenster Bauart
Pintsch Beachtung (Abb. 73—81). Bei diesen ist wie bis-
her das Gewicht des Fensters durch Federrollen, an denen
die Fenster in Drahtseilen hangen, ausgeglichen. Die
Federrollen sind konisch gestaltet und zwar so, dafs
der Spannungsabfall der Feder infolge des verschieden
langen Hebelarmes, an dem das Drahtseil angreift, aus-
geglichen wird. Hierdurch ist der Ausgleich des Fenster-
gewichtes soweit getrieben, dafs die Fenster an einem
oberen Griff leicht zu heben und zu senken sind
und mit Hilfe der Druckrahmen in jeder Höhe sicher
stehen bleiben. Der lästige Fensterriemen kommt
hierbei in Fortfall. Das im geschlossenen Zustande
wie bisher zur regensicheren Abdichtung mit der
Unterleiste @ des Rahmens auf der äufseren Fenster-
brüstung 4 aufsitzende Fenster wird beim Oeffnen durch
die Unterschiene ¢ des Druckrahmens von seinem Sitz
gezogen und fallt dann ein wenig herab. Die Unter-
schiene des Druckrahmens hat, wie die Abb. 75 u. 78
zeigen, senkrecht nach unten gerichtete Haken d, die
hinter senkrecht nach oben gebogene hakenförmige
Ansätze ¢ an der Unterleiste des Fensterrahmens greifen.
Dadurch, dafs diese Unterleiste a mit einem äufseren An-
satz auf der Brüstungsleiste 4 aufsitzt, bleibt das Fenster
in allen Stellungen mit Ausnahme beim Oeffnen senkrecht.
Der Druckrahmen besteht nicht mehr aus gebogenem
Holz, bei dem ein Verziehen kaum zu vermeiden ist, er
ist vielmehr aus Metalleisten gebildet, die an der unteren
Druckrahmenschiene c befestigt sind und oben seitlich ein
Gelenk haben. Der Druckrahmen läuft oben nicht mehr
um das Fenster; dadurch ist es möglich geworden, die
Höhe der Fensteröffnung besser auszunutzen.
Die eigenartig nach Abbildung 77 geformten Metall-
leisten / der Seitenteile der Druckrahmen sind zur
besseren Abdichtung mit Filz und mit Holzleisten, die
mit Stoff bespannt sind, ausgekleidet. Im allgemeinen
wird der Druckrahmen wie bisher durch Schleppfedern g
an der senkrechten Rippe der unteren Druckrahmen-
schiene c gegen das Fenster geprefst; er hält es somit
fest und dichtet es ab.
Es ist für ein leichtes Oeffnen des Fensters Haupt-
bedingung, dafs die Druckrahmenschiene ¢ auf ihre Lange
gleichmäfsig abgezogen wird. Dies wurde bei den
ersten Ausführungen, wo Handgriffe auf der Druck-
rahmenschiene angebracht waren, nicht immer erreicht.
Es sind daher bei den ausgestellten Wagen an den
inneren Fensterbrüstungsleisten unterhalb der Druck-
rahmenschiene hebelartige Handgriffe angeordnet, durch
deren Betätigung die Druckrahmenschienen in der Mitte
von ınneren Hebeln 4 erfafst und abgezogen werden
(vergl. Abb. 75, 78, 80 u. 81). Die Handgriffe dieser
Abhebevorrichtung sind, wie die Abbildungen zeigen,
entweder hochstehend, und dann nach unten zu
drücken (Abb. 75), oder sie hängen nach unten und
müssen in diesem Fall angehoben werden (Abb. 78).
Der Hub der Hebel ist durch Anschläge begrenzt. Die
Nachdruck des Inhaltes verboten.
2 [No. 865] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN _ [1. Juli 1913)
Abb. 71.
Winkelsssenrahrmen%5-%5-5
#
gQ
a: =e UM U
m
7
e)
Im
Uebergangseinrichtungen an den D-Zugwagen der
Preufsisch-Hessischen Staatseisenbahn.
Abb. 72.
Shwith 0-4.
D-Zugwagen der Preufsisch-Hessischen
Staatseisenbahn.
Unterteil der Faltenbälge mit rostartig angeordneten Flacheisenschienen,
stehenden Griffe sind bequemer zu handhaben und und hängende an den Seitengang- und Türfenstern vor-
fallen besser ins Auge als die hängenden. Sie sind | handen.
jedoch im Seitengang nicht angebracht worden — vergl. Der von der Abhebevorrichtung auf die Druck-
auch Abb. 67 —, da sie den Verkehr in diesem behindern. , rahmenschiene übertragene Druck mufs von der inneren
Es sind daher stehende Griffe an den Abteilfenstern | Brüstungsleiste aufgenommen werden. Bei den Seiten-
(1. Juli 1913] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 865] 3
Abb. 73.
al
N |
alge
Abb. 75. | j
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ER | — \ > 3
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Abb. 73— Tl.
D-Zugwagen der Preufsisch-Hessischen Staatseisenbahn. Riemenlose Metallrahmenfenster Bauart Pintsch.
Abb. 74.
a = Unterleiste des Fensterrahmens,
b = äufsere Fensterbrüstungsleiste,
ce = Unterschiene des Druckrahmens,
d = Haken der unteren Druckrahmenschiene,
e = Ansätze an der unteren Fensterrahmen-
leiste,
© f = Metalleisten der seitlichen Teile des
Druckrahmens,
g = Schleppfedern für den Druckrahmen,
h = Innere Hebel der Abhebe- und Ver-
riegelungs-Vorrichtung,
Verstärkungs- | -Eisen der inneren
Fensterbrüstungsleiste,
Klapptischkonsole,
Oberleiste des Fensterrahmens,
Seitenleiste des Fensterrahmens,
Lüftungsklappen.
= 3”
I il Il Il
gang- und Türfenstern sind daher nach Abb. 78 die
hölzernen Briistungsleisten durch eingelegte kleine
T-Eisen z verstärkt, während bei den Abteilfenstern die
gufseisernen Klapptischkonsolen & die Abhebevorrichtung
tragen, vergl. Abb. 75.
. Die Abhebevorrichtungen sind aufserdem noch so
eingerichtet, dafs sie die geschlossenen Fenster ver-
riegeln, damit diese nicht böswilliger Weise von aufsen
durch Abdrücken von ihrem Sitz geöffnet werden können.
Zu diesem Zweck ragen die inneren Hebel 4, die beim
Oeffnen des Fensters sich gegen die Druckrahmen-
schiene ¢ legen, bei nicht betätigter Hebevorrichtung
unter die Rahmenleiste a desFensters. In diese sperrende
Stellung wird die Abhebevorrichtung durch eine innere
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4 [No. 865] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN (1. Juli 1913]
Abb. 78—81.
D-Zugwagen der Preufsich-Hessischen Staatseisenbahnen, Riemenlose Metallrahmenfenster, Bauart Pintsch.
Abb. 78.
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Abhebe- und Verriegelungsvorrichtung
mit hangendem Griff.
Abb. 80.
Seitenwandfenster in den Abteilen mit Tischkonsol, ganz geöffnet.
Feder gebracht, die auch die Handgriffe immer in die
ursprüngliche Lage bringt.
Da diese Metallrahmenfenster im Gegensatz zu den
älteren nach der Bauart Pintsch einen geraden Fenster-
lauf haben, also in jeder Stellung mit den Enden der
oberen Rahmenleiste gegen die seitlichen Fenstersäulen
nach aufsen zu anliegen, ist ein Zerbrechen der Scheibe
beim Anlehnen und Auflehnen auf das Fenster bei-
nahe ausgeschlossen. Damit die obere Rahmenleiste Z
Abb. 79.
sich auf ihre Lange nicht nach aufsen durchbiegt und auch
das Aufsetzen von Gepäckstücken aushält, ist sie nach
Abb. 73 durch äufsere Ansätze verstärkt. Die Seiten-
leisten m des Metallrahmens werden infolge des geraden
Fensterlaufes nicht mehr auf Biegung beansprucht. Sie
dienen vielmehr in der Hauptsache nur noch zur Ver-
bindung der oberen und unteren Rahmenleiste / und a.
Zu den Fensterrahmen und den Druckrahmen ist
eine Legierung von Aluminium und Eisen verwandt,
um das Gewicht möglichst klein zu halten.
Abb. 81.
Seitenwandfenster in den Seitengängen,
in halb geöflnetem Zustande.
Die Spiegelglasscheiben in den Fenstern über
700 mm lichter Breite sind zur Erzielung einer
gröfseren Haltbarkeit auf 6—7 mm verstärkt. Sie sind
wie bei den anderen Metallfensterrahmen in die Rahmen-
falze eingesetzt.
[1. Juli 1913)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 865] 5
Ueber den herablafsbaren
Fenstern in den Abteilen und
Seitengängen » sind Lüftungs-
klappen angebracht, die im
Vergleich zur früheren Aus-
führung gröfser sind. Anstelle
der Lüftungsklappen sind in
den Abteilen der Schlafwagen
zur kräftigen Lüftung (Abb. 82)
senkrechte Glasjalousien ange-
bracht, die durch einen Hebel
mehr oder weniger zu öffnen
sind. Die Hebel Jiegen aufser-
halb der Fensterscheiben. Die
Luftzufuhr lafst sich nun
noch dadurch weiter regeln,
dafs man das Fenster vor
den Jalousien hochschiebt, so
dafs diese mehr oder weniger
durch das Fenster verdeckt
werden.
Alle preufsischen Wagen
haben ferner noch an dem
Oberlichtaufbau auf dem Dache
Luftsauger, deren Einmündung
in den Wagen durch Schlitz-
schieber oder, wie bei dem
Schlafwagen, durch Dreh-
schieber bequem zu öffnen oder
zu schliefsen ist.
Abgesehen von dem Schlaf-
wagen, sind die preufsischen
D-Zugwagen wie auch der zwei-
achsige Durchgangwagen 2./3
Klasse für die Reichseisenbahn
mit vereinigter Hoch- und
Niederdruckdampfheizung aus-
gerüstet, während der Abteil-
wagen 4. Klasse reine Niederdruckdampfheizung der
üblichen Ausführung besitzt.
Ebenso ist die Gasglühlichtbeleuchtung die übliche.
Der Schlafwagen besitzt elektrische Beleuchtung nach
der Bauart der Gesellschaft für elektrische Zugbeleuch-
tung Berlin. Der Strom wird erzeugt von einem Strom-
Abb. 82.
Sechsachsige Schlafwagen der Preufsisch-Hessischen Staatseisenbahn.
Metallrahmenfenster mit Glasjalousien zur Lüftung der Abteile.
|
erzeuger, der an einem Drehgestell sich befindet und
von einer Achse aus angetrieben wird. Zur Beleuchtung
wahrend des Stillstandes des Wagens dient eine
Sammlerbatterie, die auch bei den verschiedenen Ge-
schwindigkeiten beim Fahren ausgleichend wirkt.
(Fortsetzung folgt.)
Hochspannungsanlagen von mehr als 100000 Volt in den
Vereinigten Staaten von Amerika
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. März 1913 vom
Regierungsbaumeister E. Schwartzkopff, Berlin-Halensee
(Mit 44 Abbildungen)
Great Western Power Co., Californien.
Der Vollständigkeit halber möchte ich noch eine
zweite Anlage erwähnen, die ebenfalls mit 100 000 Volt
betrieben wird. Es ist dies die Anlage der Great
Western Power Co. am Featherflufs in Californien
(Abb. 13). Das Kraftwerk war ursprünglich mit einer
Leistung von 72000 PS, die in 4 Francis-Turbinen von
je 18000 PS erzeugt wurden, nur zum Teil ausgebaut
und die Energie wurde daher mit einer für diese Leistung
hinreichenden Spannung von 60000 Volt übertragen.
Seit einigen Jahren indessen wird die Leitung ebenfalls
mit 100000 Volt nach Oakland und San Francisco auf
eine Entfernung von etwa 265 km betrieben. Das Kraft-
werk selbst, das hinreichend bekannt ist, besafs lange
Zeit hindurch die gröfsten Turbinen und gröfsten Trans-
formatoren der Welt.
Als besonders bemerkenswerte Ausrüstung möchte
ich nur die gleichfalls bekannten Nadel-Oelschalter für
100 000 Volt nochmals erwähnen (Abb. 14), die mittels
Druckluft geöffnet und geschlossen werden und elektrisch
von der Schalttafel aus betätigt werden. Diese sind eine
Reihe von Jahren in Betrieb gewesen, haben sich jedoch
nicht so bewährt, wie erwartet wurde, hauptsächlich
|
deshalb, weil die mit Oel gefüllten Zylinder leicht un-
dicht wurden, sodafs man dazu übergegangen ist, sie
durch normale Messerschalter zu ersetzen.
Die Fernleitung speist neben einigen Unterwerken
in erster Linie die Haupttransformatorenstelle in Oakland
gegenüber von San Francisco. Das Bild zeigt dieses
Unterwerk (Abb. 15). Ein gröfserer Teil der Schalt-
anlage ist wieder im Freien auf dem Dach des Gebäudes
untergebracht, wie die Hauptsammelschienen, von denen
aus die Leitungen durch grofse Einführungsisolatoren
zu den Transformatoren abzweigen, die Hörnerfunken-
strecken und die Blitzableiter.
Die Fernleitung ist als Doppelleitung ausgeführt
und besteht aus Kupferseilen von ”s‘ Durchmesser,
die mit 5gliedrigen Hängeisolatoren normaler Aus-`
führung an eisernen Masten aufgehängt sind (Abb. 16).
Der Blitzschutz für die ausgehenden Leitungen ist der
gewöhnliche elektrolytische Blitzableiter. Aufserdem
ist über die Spitzen der Masten ein geerdeter Stahl-
draht gezogen. Der normale Abstand der Masten unter-
einander beträgt 230 m, die gröíste Spannweite, die
erforderlich wurde, 900 m. ;
6 [No. 865]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Juli 1913)
Great Falls Power Co., Montana.
Wie ich bereits vorher erwähnt hatte, wird durch
die Great Falls Power Co. der gewaltige Minenbezirk
von Butte und Anaconda im Staate Montana mit Strom
versorgt. Ungefähr 150 km nach seinem Entstehen aus
dem Zusammenflufs von 3 kleineren Flüssen hat der
Abb. 14.
Nadel-Oelschalter für 100 000 Volt.
Missouri auf eine Länge von 15 km bei den sogenannten
Great Falls ein Gefälle von 125 m, welches einen Aus-
bau auf 130000 PS ermöglicht. Neben dem Black Eagle
Fall Kraftwerk, welches 10000 PS entwickelt, die in
grofsen Schmelzwerken Verwendung finden, ist im
letzten Jahre das Rainbow-Kraftwerk in Betrieb ge-
nommen worden, welches ein Gefälle von 45 m aus-
nutzt (Abb. 17). Das Kraftwerk enthält im ersten Ausbau
sechs 6000 pferdige Francis-Doppel-Spiralturbinen. Die
Drehstromgeneratoren arbeiten ohne Zwischenschaltung
von Sammelschienen direkt auf die Transformatoren,
welche die Spannung von 6600 Volt auf 102000 Volt
heraufsetzen. Das Bild zeigt einen Blick in den Hoch-
spannungsschaltraum (Abb.18). Von den Hochspannungs-
klemmen sind die Leitungen durch Wanddurchführungen
zu den Oelschaltern geführt und von diesen zu doppelten
Abb. 15.
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Abb. 16.
Leitungsmast der Great Western Power Co.
Sammelschienen; diese sind an Hängeisolatoren be-
festigt und bestehen aus eisernen Rohren von 11/2“
Durchmesser. Dieser grofse Durchmesser wurde ge-
wählt, um die Coronaverluste möglichst klein zu halten.
Auf der rechten Seite stehen die Hochspannungs-Oel-
schalter, dahinter die elektrolytischen Blitzableiter, die
hier ausnahmsweise im Gebäude selbst Aufstellung ge-
funden haben. Die Durchführung der Leitungen durch
das Dach des Gebäudes erfolgt durch ölgefüllte Porzellan-
isolatoren. Auf der ganzen Strecke, von den Rainbow-
Fällen bis Butte, 210 km, sind 2 getrennte 102 000 Volt-
[1. Juli 1913}
Drehstromleitungen ausgeführt. Jeder Leiter besteht
aus 6litzigen Kupferseilen mit einer Hanfseele. Die
Hängeisolatoren sind 6teilig und haben einen normalen
Durchmesser von 10% Sie sind bei nassem Wetter
einer Prüfspannung von 300 000 Volt ausgesetzt worden.
Die Türme zeigen in ihrer Ausführungsform das
gleiche Aussehen wie die Türme der Central Colorado
Power Co. (Abb. 19); sie stehen in mittleren Abständen
von 180 m. Die gröfste Spannweite bei der Kreuzung
des Missouri beträgt 925 m. In dem Raum zwischen
den beiden Hauptleitungen ist auf hölzernen Masten
eine Telephonleitung verlegt, die nach jedem fünften
Mast, ungefähr alle 275 m verdrillt ıst. Die Hoch-
spannungsleitung selbst ist auf ihrer ganzen Länge
nirgends verdrillt. Irgend welche Störungen im Telephon-
betrieb haben sich nicht gezeigt. Ueber dıe Türme
Abb. 17.
Great Falls
A
€
#
Pur;
r Le isto
A avito. w wn
Butte Substation
Lageplan der Great Falls Power Co.
Abb. 18.*)
Hochspannungsschaltraum im Rainbow-Kraftwerk.
hinweg ist eine Erdleitung von */s“ aus Stahl als Blitz-
schutz geführt. In der Mitte zwischen dem Kraftwerk
und der Unterstation in Butte ist eine kleine Schalt-
station errichtet, in welcher durch Oelschalter eine
Unterteilung der beiden Hauptleitungen und ein Ueber-
kreuzschalten derselben bei Betriebsstörungen möglich
ist. Auch hier sind Elektrolyt-Blitzableiter aufgestellt.
Versuche, die bezüglich der Coronaausstrahlung an-
gestellt worden sind, haben ergeben, dafs die durch
sie hervorgerufenen Verluste pro Kilometer ungefähr
11⁄4 KW bei 102000 Volt betragen, also ungefähr 7 pCt.
der gesamten Leistung, was als sehr wenig bezeichnet
werden kann. Obgleich die Leitung bei dem Ueber-
schreiten der kontinentalen Wasserscheide eine Höhe
von 2500 m erreicht und mit einer der kritischen sehr
nahen Spannung betrieben wird, haben sich die Corona-
verluste weit unter demjenigen Mafs gehalten, welches
*) Nach „Electrical World“ 1912.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 865] 7
nach theoretischen Berechnungen und nach den bis-
herigen Erfahrungen erwartet wurde. Infolge der grofsen
motorischen Belastung der Leitung in. Butte und vor
allem durch 3 mit Synchronmotoren angetriebene
Kompressoren von je 1200 PS in dem Grubenbezirk
von Anaconda kann der Leistungsfaktor in dem Kraft-
werk gleich 1 gehalten werden.
Das nächste Bild zeigt noch einen Blick in die
Transformatorenstation in Butte (Abb. 20). Die Trans-
formatoren, 4 Sätze einphasiger Transformatoren von
je 3600 KW stehen in getrennten gemauerten Abteilungen,
die nur von der Aufsenseite aus zugänglich sind. Der
Abb. 19.
jes f Sea
102 000 Volt-Leitung der Great Falls Co-
Abb. 20.*)
Unterstation in Butte.
Hochspannungsraum.
ganze Schaltraum ist ein einziger offener Raum vom
Boden bis zum Dach, in welchem auf Galerien die
Schalter (Abb. 21) und Blitzableiter aufgestellt sind,
während in dem freien Raum in der Mitte an Hänge-
isolatoren die Sammelschienen aufgehängt sind. Es ist
hier besonders deutlich die Konstruktion der Sammel-
schienen und Verbindungsleitungen aus 1%: zölligen
eisernen Rohren zu erkennen.
Die sehr günstigen Versuchsresultate, die an dieser
Leitung in bezug auf Spannung und Leistungsfaktor ge-
macht worden sind, sind die Veranlassung gewesen,
dafs man in kürzester Zeit zu weit höheren Ueber-
*) Nach „Electric World“ 1912.
8 [No. 865] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN (1. Juli 1913)
"Abb. 21. tragungsspannungen gegangen ist. Bevor ich auf diese
Anlagen mit der höchsten bisher ausgeführten Spannung
eingehe, möchte ich noch kurz 2 weitere Anlagen er-
wähnen, die mit einer Spannung von 110000 Volt be.
trieben werden.
Hydro-Electric Power Commission, Ontario,
Es ist dies zunächst die grofse Kraftübertragung
der Hydro-Electric Power Commission, die die kanadische
Stadt Ontario mit Energie versorgt (Abb. 22). Während
die bisher erwähnten und auch die folgenden Anlagen
sich in den Händen von Privatgesellschaften befinden,
sind die Anlagen in Ontario von einer zu diesem Zweck
von der Regierung im Jahre 1905 eingesetzten Com-
mission entworfen worden und stehen unter Aufsicht
der kanadischen Regierung. Der Staat selbst besitzt
kein eigenes Kraftwerk. Die Energie wird von der
Ontario Power Co., die die Wasserkraft des Niagara
ausnutzt, mit einer Spannung von 12000 Volt geliefert,
die dann in einem dem Staate gehörigen Transformatoren-
werk auf 110000 Volt hinaufgesetzt wird. Dies Trans-
formatorenwerk hat zurzeit eine Leistung von 27000 KW.
Die in demselben aufgestellten 9 Transformatoren haben |
eine Leistung von je 3000 KVA und sind, was eine
ziemlich seltene Konstruktion darstellt, als Manteltrans-
formatoren ausgeführt und haben Oelkühlung (Abb. 23).
Als Blitzschutz dient eine doppelte Serie von elektro- |
lytischen Blitzableitern, die aufserhalb des Gebäudes |
aufgestellt sind. |
Die innere Einrichtung der zahlreichen Trans-
formatorstationen weicht im allgemeinen nur wenig von- |
einander ab. Es sind doppelte Sammelschienen vor-
handen, auf welche die ankommenden und abgehenden
Hochspannungsleitungen geschaltet und bei Betriebs-
störungen umgeschaltet werden können, sowie eine
Anzahl kleinerer Transformatoren, die für den be-
treffenden Bezirk die Spannung auf etwa 13000 Volt
herabsetzen.
Das gröfste Unterwerk ist die Station in Dundas bei
Hamilton. Die Hochspannungs-Sammelschienen ruhen
102000 Volt Oelschalter in Butte. hier auf Stützisolatoren, die auf Querträgern befestigt
Abb. 22.
Lageplan der Hydro-Electric Power Commission.
(1. Juli 1913) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 865] 9
Abb. Z3.
110 000 Volt-Transformatoren.
Abb. 24.*)
sind (Abb. 24). Sämtliche Leitungen sind an Hänge-
isolatoren befestigt und bestehen aus nahtlosen Kupfer-
rohren von 1“ Durchmesser. Die Wanddurchführungen
bestehen aus einem grofsen Rillen-Porzellan-Isolator
von | m Länge, der in horizontaler Lage durch 4 Stütz-
Abb. 25.
Normaler Leitungsmast mit Doppelleitung 110 000 Volt.
isolatoren gehalten wird, die in einem hölzernen
Rahmen in der Wand eingelassen sind. Der freie
Zwischenraum ist durch eine Glasplatte verschlossen.
Einen Leitungsturm zeigt das folgende Bild (Abb.25).
DieTürme bestehen ausSiemens-Martin-Stahl; sie wurden
mit einer Zugbeanspruchung in der Höhe des unteren
*) Nach „Electrical World“ 1912. Querarmes von 9000 kg geprüft. Dafs solche Prüfungs-
110000 Volt Oelschalter im Unterwerk Dundas.
10 [No. 865] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [1. Juli 1913]
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Abb. 27.
Proposed General Kiertrie Co's Suspension Ty pe
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Versuchs-Hängeisolatortypen der Hydro-Electric Power Commission.
Abb. 26. Abb. 28.
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Verstärkter Leitungsmast für
die 110 000 Volt-Leitung. i Leitungsmaste im Ontariosee bei Toronto.
versuche indessen mit einiger Vorsicht aufzufassen sind, aus Aluminium; dieselben sind aus 7 Litzen zusammen-
geht daraus hervor, dafs derselbe Turm bei einer | gesetzt und sind an 8teiligen Hängeisolatoren aufge-
Steigerung der Belastung auf 9500 kg, also nur um | hängt. Die Abspannisolatoren bestehen aus 10 Tellern,
etwa 5 pCt., geknickt wurde; dieselben sind durch- die eine etwas verstärkte Konstruktion aufweisen. Auch
schnittlich in einer Entfernung von 170 m aufgestellt. an den Verankerungs- und Ecktürmen (Abb.26), sowie bel
Abgesehen von einer kürzeren Strecke von 5 km im sehr grofsen Spannweiten und Bahnkreuzungen wurden
Stadtgebiet von Toronto bestehen sämtliche Freileitungen | 10 teilige Hängeisolatoren verwendet (Abb. 27). Das
[1. Juli 1913]
Abb. 29.
Spezialkonstruktion fiir Eckmaste.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 865] 11
Gewicht eines solchen Isolators beträgt etwa 45 kg. Als
Blitzschutz dient ein Tlitziges Stahlseil von 1⁄4“ Durch-
messer. Die Türme, die die Doppelleitungen tragen,
sind durch je 3 solcher Erdseile miteinander verbunden.
Bei der Kreuzung des Wellandkanals, sowie an
vielen Stellen, die. besondere Geländeschwierigkeiten
aufweisen, sind Türme von Spezialkonstruktionen ent-
worfen worden. Das Bild zeigt die Türme am Ufer
des Ontariosees bei Annäherung der Leitung an die Stadt
Toronto (Abb. 28). Um einen grofsen Umweg zu ver-
meiden, sind die Türme in den See hineingebaut und auf
besondere Betonpfeiler aufgesetzt, um an der Stelle des
tiefsten Durchhanges eine lichte Höhe von 21 m zu haben.
Um an Wendungen der Leitungen ein zu grofses
Ausschwingen der Hängeisolatoren zu verhindern, sind
die Leitungen nochmals durch einen Hängeisolator
gleicher Konstruktion mit dem darunter liegenden Quer-
mast verbunden, wodurch eine unbedingt sichere Lage
des Leitungsdrahtes erreicht wird (Abb. 29).
Ein ausgedehntes Telephonnetz verbindet die Unter-
werke und Transformatorenstationen miteinander. Die
Leitungen sind auf besonderen Masten befestigt, die
in geringer Entfernung parallel zu der Hochspannungs-
leitung aufgestellt sind. Dabei hat sich in der ersten
Zeit ergeben, dafs derart hohe Spannungen in der
Telephonleitung induziert wurden, dafs wiederholt die
Befestigungsisolatoren durchschlagen wurden. Die ver-
schiedensten Schutzvorrichtungen wurden auf der
Strecke angewandt, die sich aber alle als nicht zweck-
entsprechend herausgestellt haben. Nach langen Ver-
suchen wurden ganz besondere Schutzapparate ent-
worfen, die sich aus Schmelzsicherungen, Hörnerblitz-
ableitern, Spezial-Drosselspulen, genau abgestimmten
induktiven Widerständen und Kondensatoren zusammen-
setzen. Seit dem Einbau dieses äufserst komplizierten
Schutzsystems hat die Telephonanlage einwandfrei ge-
arbeitet, (Fortsetzung folgt.)
Theorie und Betriebsergebnisse beim Schlingern der Schienenfahrzeuge
vom Regierungs- und Baurat Weddigen in Breslau.
(Mit 3 Abbildungen)
Im dem von Regierungsbaumeister H. Nordmann
.ın Band 70 dieser Zeitschrift vom 1. Juni 1912 ge-
schriebenen Aufsatz über das Schlingern der Schienen-
fahrzeuge sind mit aufserordentlichem Scharfsinn die
Vorgänge beschrieben worden, unter denen ein zwei-
achsiges Fahrzeug in Schlingerbewegungen gerät und
sie ausführt. Unter den jetzigen Verhältnissen kommen
im Betriebe diese Fahrzeuge in schnell fahrenden
Personenzügen, für welche das Schlingern fast allein
in Betracht kommt, selbständig nicht mehr vor, sondern
sie tragen ais Drehgestelle die Wagenkasten der vier-
achsigen Wagen. Daher können viele der im § 1 des
Aufsatzes ausgesprochenen Sätze auch keine allgemeine
Gültigkeit für den Betrieb beanspruchen. Lehrreich
ist es trotzdem, die Ergebnisse der rein wissenschaft-
lichen Untersuchung eines zweiachsigen Wagens mit
den Erfahrungen zu vergleichen, die mit vierachsigen
Wagen im Betriebe gewonnen wurden. Dieser Ver-
gleich würde somit als Ergänzung jenes Aufsatzes auf-
gefafst werden können und soll im ersten Teıl des
folgenden Aufsatzes gegeben werden, während sich der
zweite mit Erfolgen befafst, die die Anwendung der
Theorie auf die Betriebsmittel beim Schlingern ge-
habt hat.
Im § 1 seines Aufsatzes .hat Nordmann nach der
Erklarung des Schlingerbegriffs die Griinde angefihrt,
die das Schlingern veranlassen, und sind unter anderen
zufällige Ungenauigkeiten der Gleislage genannt.
Schlimmer für das Schlingern sind nun die dort nicht
genannten regelmäfsigen Ungenauigkeiten des Gleises,
nämlich die Schienenlücken, denn das abwechselnde
Einfallen der Räder in diese Lücken erzeugt die
Schlingerbewegungen, welche für die Fahrgäste am
unerträglichsten sind.
Die Bedeutung dieses Vorganges für die Gröfse
der seitlich auf einen vierachsigen Wagen wirkenden
Kräfte ist in dieser Zeitschrift vom März 1909 Seite 97
eingehend dargelegt worden, sodafs die auftretenden
Kräfte nach der dort gegebenen Formel berechnet
werden können. Die Kenntnis derselben ist auch für
die in $ 3 des Aufsatzes von Nordmann versuchte Be-
rechnung des Stofsdruckes V von Wichtigkeit und
führe ich die Rechnung hier daher nochmals auszugs-
weise an. i
Zum Verständnis der sich ergebenden Endformel
mufs ich vorher darauf hinweisen, dafs schlingernde
Wagen der Ansicht Nordmanns entgegen die Hin-
und Herbewegung tatsächlich häufig regelmäfsig aus-
führen und zwar dann, wenn die Schwingungsdauer
der seitlichen Gesamtfederung, einschliefslich die der
Rahmen, der Räder und der Schiene, ungefähr mit der
Zeitdauer zusammenfällt, in welcher ein Schnellzug
über eine Schienenlänge läuft. Rein wissenschaftlich
ist dies zwar infolge eines einzelnen Stofses nicht
möglich, weil die seitlichen Geschwindigkeiten beim
Zurückfedern kleiner werden, wie Nordmann auf
Seite 238 Schlufs ausführt, doch tatsächlich ist es unter
obigen Voraussetzungen leider der Fall, da der Kraft-
verlust, der durch die Wirkung der Federung, Reibung
u. a. eintritt, durch den regelmäfsig erfolgenden neuen
Anstofs ersetzt wird. Die genaue Beschreibung der
Versuchsergebnisse ist in meinem Aufsatz von 1905
enthalten. Es ist dies dieselbe Erscheinung, wie die
Wirkung des Uhrwerks auf das Pendel der Pendeluhr,
welches nur infolge dieses neuen regelmäfsigen An-
triebs die Möglichkeit erhält, dieselbe Schwingungszahl
in der Zeiteinheit beizubehalten und nicht stille zu
stehen. Unter diesen tatsächlichen Verhältnissen läfst
ae Google
12 [No. 865]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Juli 1913)
sich die seitliche Kraft x, welche bei der Zuggeschwin-
digkeit v in der Krümmung mit dem Radius r ent-
steht, wenn die durch einen Drehteller des Drehgestell-
wagens übertragene Masse des halben Wagens =F
2
: sees : mv ,
Die Fliehkraft X ist erst = ——; sie
berechnen. ay
ist,
wirkt an dem Hebelarm a der Abb. I bis die Federn W
bei steigendem v durch das Kippen des Wagens auf
der Ueberhöhung zusammengedrückt werden und nun
Abb. 1.
Wagenkasten und Drehgestelle als eine Masse m, auf-
treten, welche in der Entfernung 5 von der Schiene
seitlich wirkt. Dieser Fliehkraft X) entgegen wirkt die
a
Schwerkraft a g am Hebelarm > wenn S == 1,435 m
und g = 9,81 m/sec ist. Ist nun die Entfernung der
wagerechten Schwerlinie der Masse m, von dem Mittel-
punkt der seitlichen Federkräfte (Rahmen, Rad u. a.)
= a, so ist die gesuchte Kraft x, welche auf diese
seitlichen Federkräfte wirkt,
.s—
b—a
Fährt der Wagen nun über eine Schienenlücke, welche
eine Verringerung der Entfernung der Schwerlinie
von m, vom Stützpunkt des Drehmomentes, nämlich
der Schiene um die Gröfse c, Fallhöhe Rades in die
Lücke, veranlafst, so mufs, da das Drehmoment gleich
bleibt, eine plötzliche Vergröfserung der Seitenkraft x
entstehen. Nennen wir diese gröfste Seitenkraft, welche
auf die Federung wirkt, z, dann ist
v’. b g. S
Mi» 5) 4
b— a —c
Läuft der Wagen nun aus der Krümmung in die
Gerade, so treibt die seitliche Federung den Wagen
mit fast derselben Kraft z gegen die gegenüberliegende
Schienenlücke, wo sie um ein weniges vergröfsert
wird und dasselbe Spiel wiederholt. In der Formel 73 von
Nordmann wächst die Seiten-Kraft nicht mit dem Quadrat
der Geschwindigkeit. Diese Formel ist für die meisten
der im Betriebe vorkommenden Fälle hiernach zweifel-
los falsch, und die diesbezügliche Angabe von v. Borries,
die in der Anmerkung von Nordmann bezweifelt ist,
erweist sich als wohlbegründet.
Die Forderung für den Bau der Wagen, die Nord-
mann aus seiner Formel 73 für die gröfste Seitenkraft V
ableitet, dafs nämlich die Schwingungszeiten mit den
Wagenlängen gröfser und günstiger werden, ist richtig
und stimmt mit der Forderung überein, welche ich in
meinem Aufsatz von 1909 aus der Formel für den
Einflufs der Wagenabmessungen auf die Schlingerzeit
erhalten habe. Dort ist ausgeführt, dafs sich bei
2 vierachsigen Wagen mit den Massen m und m,, den
Längen zwischen den Drehtellern 5 und 2, den Ent-
fernungen der Schwerpunkte von je einem Drehteller a
und a, die Schwingungszeiten Z und 4, je eines Wagens
verhalten wie
ft M m.b.a,
A m.b a’
wo c ein Festwert der Federung ist.
Je gröfser also die Wagenlängen 4 oder 4, „fester
Radstand“ sind, um so gröfser und günstiger sind die
Schwingungszeiten.
Auf die Bewegungen der Drehgestelle selbst unter
der Einwirkung der Kraft z (oder N) bin ich früher in
dieser Zeitschrift Bd. 58 Seite 236 vom Jahre 1906 ein-
gegangen und hatte ich in den damaligen Ausführungen
bereits auf Grund der Versuchsfahrten ausgeführt, dafs
die Räder einer Drehgestellseite beim Auslaufen aus
einer Kurve nach einander in dieselbe Schienenlücke
fallen, dann die Räder der anderen Seite ebenfalls nach
einander in eine Lücke der gegenüberliegenden Schiene.
Diese Erfahrung meiner Versuchsfahrten stimmt genau
mit dem rechnerisch auf Seite 215 von Nordmann ge-
fundenen Ergebnis überein. Sie ist auch in dem im
Jahre 1911 von Leitzmann und v. Borries verfafsten
theoretischen Lehrbuch des Lokomotivbaues Seite 510
unter Hinweis auf meinen obigen Aufsatz als mafs-
gebend für die Erklärung der störenden Bewegungen
der Lokomotiv-Drehgestelle benutzt worden. Es wird
dort ausgeführt: „Bei langsamem Gang wird eine Achse
nach der anderen seitlich abgelenkt und das Drehgestell
selbst nur gedreht, bei grofser Geschwindigkeit aber
im Ganzen nach der Seite geworfen.“
Während die Versuchsfahrten hier die Ueberein-
stimmung mit der Rechnung ergaben, kann ich der
Ansicht Nordmanns im § 5 seines Aufsatzes nicht bei-
stimmen, dafs sich bei Lokomotiven mit vorderem und
hinterem Drehgestell die Hauptmasse der Lokomotive
beim Schlingern so verhält wie ein Fahrzeug mit einem
Achsstand, der gleich der geführten Länge ist, also der
Länge zwischen den Drehzapfen. Ein Drehen der Haupt-
masse des Fahrzeugs um die senkrechte Schwerpunkt-
achse oder um eine zwischen den Drehtellern liegende
senkrechte Achse ist, wie ich in den angezogenen Auf-
sätzen bereits ausführte, von mir bei den Versuchs-
fahrten mit vierachsigen Wagen und auch bei Lokomo-
tiven noch nicht beobachtet worden und kann aus dem
unten kurz wiederholten Grunde nicht eintreten. Bei
Lokomotiven würde es höchstens als Wirkung der hin-
und hergehenden Massen möglich sein, daher können
sämtliche Formeln von Nordmann, welche die Winkel-
geschwindigkeiten wu. y enthalten, für solche Fahrzeuge
nur mit Fortlassung dieser Gröfsen benutzt werden.
Ich möchte hier noch der Ansicht entgegentreten, dafs
das Schlingern eines Fahrzeuges notwendig um die
senkrechte Schwerpunktsachse erfolgen müsse. Nicht
nur hat der verstorbene Herr Regierungsrat Mehlis im
Maiheft dieser Zeitschrift von 1908 bei der Behandlung
des Einflusses der Wagenkasten auf das Schlingern
diesen Fehler gemacht, sondern er findet sich auch in
der von Nordmann im $5 Seite 14 angeführten Ab-
handlung von Dr.-Ing. Hoening „die Bedingungen
ruhigen Laufes von Drehgestellwagen für Schnellzüge
Berlin 1910“ auf Seite 41—44. Dieser Irrtum dürfte
darin seinen Ursprung haben, dafs der Wagenkasten
als um eine durch den Schwerpunkt gehende senk-
rechte Achse schwebend im Raum gedacht wird. Dies
ist aber nicht der Fall, und müssen daher alle wage-
rechten Drehkräfte auf den augenblicklich vorhandenen
Stützpunkt des Wagenkastens bezogen werden, um
den sich dann auch der Schwerpunkt selbst
drehen mufs.
Es ist ja nicht unmöglich, dafs einmal 2 gleich
grofse Kräfte von rechts auf das eine Drehgestell und
von links auf das andere gleichzeitig wirken, aber von
mir ist dies, wie gesagt, im Betriebe bei schneller Fahrt
noch nicht beobachtet worden.
Die Ausrechnung der Zeitdauer des Schlingerns
des Wagenkastens um eine senkrechte Achse mufs daher
C,
(1. Juli 1913)
bei Hoening falsche Zahlenwerte geben, die sich unter
Berücksichtigung der geschilderten anderen Lage des
Drehpunktabstandes in derselben Weise berichtigen
lassen, wie dies mit dem Ausschlag der seitlichen
Federschwingung in dem Märzheft von 1909 von mir
geschehen ist.
Die Aeufserungen Nordmanns über die günstige
Wirkung der Reibung auf das Schlingern erweisen sich
Abb. 2.
i = 5
chsschenkel
ee
|
auch im Betriebe der vierachsigen Wagen als richtig,
da durch Einschaltung einer Reibungsfläche sich ein
unangenehm schneller Ausschlag des Kastens häufig
beseitigen läfst, wie dies in meinem Aufsatz von 1906
bereits beschrieben ist. Dasselbe gilt sinngemäfs von
den Aeufserungen über die beweglichen Achsen der
Lokomotiven, doch mufs hier aus den oben angeführten
Gründen die Ansicht ausgenommen werden, dals eine
gefährliche Resonnanz der Rückstellfedern infolge der
Aperiodizität des Schlingerns nicht zu befürchten sei.
Auch die Regeln der „Zusammenfassung“ Nordmanns
stimmen abgesehen von der im Betriebe auftretenden
Gesetzmäfsigkeit der Schlingerbewegung mit den Er-
fahrungen des Betriebes überein.
Unabhängig von vorstehenden Ausführungen möchte
ich noch auf die erfreuliche Tatsache hinweisen, dafs
zwei Verbesserungen, die ich im Jahre 1906 infolge der
Anwendung der Theorie, nämlich der Gesetze über die
Federung auf die Drehgestelle, vorschlug, inzwischen zum
grofsen Teil im Betriebe erfüllt worden sind, sodafs
schlingernde vierachsige Wagen in den preufsischen
Schnellzügen immer seltener werden.
Die erste der vorgeschlagenen Verbesserungen war
der Fortfall der seitlichen Wiegebufferfedern, den ich
auf Grund der im Jahre 1905 angestellten Versuchs-
fahrten in meinem Aufsatz von 1906 als notwendig an-
gab. Der Eisenbahnverwaltung mufs hier Dank aus-
gesprochen werden, dafs sie in Uebereinstimmung mit
dieser Anregung den völligen Fortfall jener schädlichen
Federn durchgeführt hat.
Die zweite inzwischen eingeführte Verbesserung
besteht in der Anordnung der doppelseitigen Führungs-
leisten der Achsbuchsen. Die Wirkung dieser Bauart,
die, ebenfalls von mir vorgeschlagen, von der König-
lichen Eisenbahn - Direktion Köln erprobt und in obigem
Aufsatz von 1906 beschrieben ist, wurde damals folgender-
mafsen erklärt. Die Stöfse des Wagenkastens quer zum
Gleise, die sich durch den Drehteller auf das Dreh-
gestell übertragen, werden bei einseitiger Leiste nach
der einen Richtung nur durch die 4 Achshalter der
einen Drehgestellseite auf die Achsen übertragen. Die
4 Achshalter sind befestigt an der einen Rahmenseite
des Drehgestells, und wirkt diese Rahmenseite als
Federung für das wagerechte Hin- und Herfedern des
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Achsbüchse mit doppelten
Führungsleisten.
Ansicht der seitlichen
[No. 865] 13
Wagenkastens. Um nun die Kraft dieser Abfederung
zu verdoppeln, wurden an den Achsbuchsen von mir
doppelte Führungsleisten angebracht, und so die wage-
rechten Stöfse des Wagenkastens nicht nur durch die
4 Achshalter der einen Drehgestellseite aufgefangen,
sondern auch durch die 4 Achshalter der anderen Dreh-
gestellseite, sodafs die wirksame Federung jetzt aus 2
Rahmenseiten besteht. Nebenstehende Skizze Abb. 2
gibt die damalige Probeausführung
wieder, bei der noch die Ab-
schrägung der Führungsleisten auf-
fällig ist. Durch diese wird ver-
u mieden, dafs die oberen und unteren
| Tar Kanten der Achslagerkasten bei
A den unvermeidlichen Höhenunter-
9 N schieden der rechten und der linken
N Schiene im geraden Gleise an die
RE. Führungsleisten anstofsen, und ist
es so möglich, dafs sich bei
augenblicklicher Festlage des einen
Achslagers das andere in einem
senkrechten Kreisbogen mit der
Achslänge als Radius um das erste
dreht.
Die Einführung dieser Ver-
besserung ist bis jetzt nur bei
den Amerikanischen Drehgestellen
durchgeführt, siehe Skizze Abb. 3,
doch dürfte es leicht sein, dieselbe allgemein anzu-
wenden.
So ist man der theoretisch gefundenen Forderun
einer sachgemäfsen seitlichen Federung, die ich 1
aufgestellt habe, für die Wagen mit Amerikanischen
führungsleisten
in der Pfeilrichtung
Abb. 3.
Seitenansicht.
Obere Ansicht.
Drehgestellen im Betriebe mit Erfolg nachgekommen.
Aber auch die in denselben Zügen mit diesen laufenden
Wagen mit Drehgestellen Preufsischer Bauart laufen
infolge des Fortfalls der Wiegebufferfedern ruhiger, da
sie aufserdem durch die inzwischen verbesserten Wagen-
Kuppelungen an den ersteren einen Stützpunkt haben,
sodafs das Schlingern fast immer vermieden wird.
Digitized by N
14 [No. 865]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Juli 1913}
Fahrzeitbestimmung über der Wegachse
Von Hans Unrein, Miinchen
(Mit 6 Abbildungen)
1. PABC (Abb. 1) sei das Diagramm, welches die
Abhängigkeit der von der Lokomotive auf einer be-
stimmten Bahnneigung +«°/,, auf jede Tonne des Ge-
samtzugsgewichtes Q (t) ausgeübten, rein beschleunigend
wirkenden Kraft > (kg/t) von der jeweiligen Geschwin-
digkeit V km/Std. (= 3,6.” m/sec) darstellt. Es heifse
kurz das (f, Y)- Diagramm.
OXY sei das Achsenkreuz der Geschwindigkeits-
oder F-Achse und der Weg- oder s-Achse der festen
Zeichnungsebene, auf der die Anfahrkurven über der
Wegachse, die (V,s)-Kurve entworfen werden soll.
A Z, Z, und A,P,Z, seien die beiden Auslage-
stellungen des auf Pauspapier gezeichneten, beweglichen
(#, ’)-Diagramms, wenn es durch Drehung um eine
im Schnittpunkt D mit der hindurchscheinenden Weg-
x
Abb. 1.
GeschwindigKritsadıse
achse eingesteckte Nadel nach links und rechts je um |
einen Winkel 2 gegen die zu X, Y achsenparallele
Mittellage A PZ ausgelenkt wird.
Es soll untersucht werden, unter welchen Bedin-
gungen der Punkt Z, den Folgepunkt einer Anfahr-
kurve über der Wegachse darstellt, wenn 2, als Vor-
punkt dieser Kurve in allgemeiner Lage gegeben ist.
2. In der Zeichnungsebene der Anfahrkurven, über
welcher sich auf das Pauspapier gezeichnete (2, V’)-
Diagramm, die (2, )-Pause, hinbewegt, werde
die Geschwindigkeit 1 km/Std. durch die Strecke My mm,
der Weg Im ae 5 M »
die beschl. Kraft 1 kg/t K i » Mp»
wiedergegeben.
Auf der (2, V)-Pause sollen die Mafsstäbe My’ und
Mp gelten.
Mafsstrecken seien durch Einschrankung der Zahlen-
gröfsen gekennzeichnet, so dafs
[Vi = V, Mv
JVs UM us f.
Aus der Identität des (#, V)-Diagramms (Abb. 1)
in seinen drei Stellungen folgt einerseits P,Q = Z, Z, also
(1.) ESD
andererseits ist P,Q = A,K,, also
(2.) Hl =2.72.:45-
Wenn nun anstelle der während der Zustands-
änderung /, /, sich stetig ändernden Gröfsen p und }
die arithmetischen Mittel aus deren Anfangs- und End-
werten zu m und Vn eingeführt werden, so ist für die
Zeitdauer 7 (sec) dieser Zustandsänderung
AV 223,60 . ym. Jt = a - m. Jt*) also
B 3,6 My At
(3.) r= 2. bal - (Tig 62)
sowie N
At M,
(4.) |s| =2. Val. (255 7)
Der Vergleich der Gleichungen l mit
3 und 2 mit 4 zeigt nun, dafs
SD = |n| und TD=|Pa|
— T 36 My Jt
(5.) F= i0 M2
und zugleich
6 t Ho M,
(0) 89 =23736 Wy
(5.) durch (6.) dividiert, gibt
36? My?
(7.) 110° 4%. = 1.
Aus den Sektoren DZ, Z, und DX, K
geht des weiteren hervor, dafs die Mafs-
stäbe M, und My‘ der (ø, V)-Pause
mal so grofs sind als die Mafs-
cos Oo
(= 3 gesetzt).
stäbe M, und My der Zeichnungsebene, für welche die
Mafsbeziehung (7) gilt.
Diese Mafsbeziehung bildet nun mit der vorer-
wähnten
Mp Mv T
(8.) Mi T Mr = COS -5
die eingangs gesuchte Bedingung.
3. Zu bemerken ist noch, dafs der Punkt P des
(?, V)-Diagramms wegen fae = f, — « immer in den-
jenigen Teilpunkt der -Achse dieses Diagramms
fällt, der der jeweiligen Neigung + « °/o der gerade
befahrenen Bahnstrecke entspricht. Dem Neigungs-
widerstand + « kg/t sind hierbei die Kurvenwiderstände
in keit hinzuzuzählen.
er Folgepunkt Z, läfst sich nun aus 2, als Vor-
punkt ebenso finden, wie Z, aus Z, gefunden wurde.
Um den Drehpunkt D in der hierzu nötigen Neulage
zu erhalten, hat man aus dem bisherigen Punkt D die
Nadel herauszuziehen, in Punkt Z, (Abb. I) zu stecken
und die (2, V)-Pause um den Winkel z entgegengesetzt
der Uhrzeigerrichtung (Schaltdrehung + z) zu drehen,
*) Anmerkung: Wenn der Einflufs der umlaufenden Radmassen
eines Zuges auf dessen lebendige Kraft mit 8 0/, angenommen wird,
dann ist die Masse einer Tonne des Gesamtzugsgewichtes
1000 (kg)
981 (m/sec?)
also ist die jeweilige Zugsbeschleunigung
. 1,08 Masseneinheiten (u) oder m = 110 u;
E 2 E
y = 110 (m/sec <“).
(1. Juli 1913)
so dafs sie jetzt wieder dieselbe schräge Lage + =
gegen das durchscheinende Achsengitter (quadratiertes
apier!) besitzt wie zu Anfang in der Lage A, P, Zo
Wenn dann der Ausschwingungswinkel 5 aus
Gleichung 6 bestimmt wurde, dann liegen die nachein-
ander angestochenen Folgepunkte P, P, P... der
Anfahrkurve unter sich in gleichem Zeitabstand 7 (sec).
Zum Zwecke der Ausführung wird Winkel z kathe-
tometrisch auf der Pause so angetragen, dafs immer
ein Schenkel in der Auslage horizontal steht.
Die genaue Einstellung läfst sich wegen des hin-
durchscheinenden Teilungsgitters der Zeichnungsfläche
leicht bewerkstelligen.
4. Wenn unter Verzichtleistung auf die genaue
Markierung der Zeitabstände lediglich die Form der
Anlaufkurven in ihrem Zusammenhang über der Gesamt-
strecke, also ein sog. Fahrschaubild errichtet werden
soll, so kann man im Drehpunkt D statt einer Nadel
die Spitze eines Zirkels einstechen, mit dessen Bleiende
der Bogen ?,/, beschrieben wird. Dann wird die
(f, V)-Pause in der schrägen Lage + 5 wieder am
Folgepunkt Z, angesetzt u. s. f. Die Pause wird dabei
behufsWahrung eines möglichst gleichbleibenden Rechts-
und Linksausschlages kontrollierend voran- bezw. nach-
gedreht.
Damit aber das Zirkelblei, das sonst von der (#, V)-
Pause überdeckte Zeichenpapier erreichen kann, mufs
der über der -Achse liegende Teil der (/, Y)-Pause
abgeschnitten werden, was etwas reichlich zu geschehen
hat, um der Dicke der Bleistiftspitze Rechnung zu tragen.
Um hier Heifsdampfwirkung wiederzugeben, ge-
nügt es (Abb. 2), den Raum zwischen Nafs- und Heifs-
dampfkurve des (/, V)-Diagramms in # gleich breite
Streifen zu teilen, wenn aus Versuchen bekannt ist, dafs
die volle Heifsdampfwirkung praktisch nach # Minuten
erreicht ist.
P
Wird dann 4 = 30 sec gewählt, so ist ¥---
nach jeder Schaltdrehung + z (nach Gleichung 6)
Punkt D so anzustechen, dafs die Nadel bezw.
die Zirkelspitze von der Nafsdampfkurve aus
jeweils um die halbe Streifenbreite gegen die
Heifsdampfkurve zu weiterrückt, bis sie schliefs-
lich auf dieser allein verbleibt, so lange die O|
Heifsdampfwirkung, etwa durch vorübergehende
Abstellung des Dampfes, nicht unterbrochen
wird. Auf diese Weise entsteht die eingezeichnete Folge
der Momentandrehpunkte D im Zwischenfeld Bn BiG, Ga.
5. Wenn in einem Geschwindigkeitsbereich zwischen
den Grenzen VY, und V= V, + 4V der Zusammenhang
zwischen den Gröfsen 5 und V durch Abb. 3 versinn-
licht ist, dann wird
=A Er
Po. —_ _ dv 10 RR
Fs == & -gesetzt aid += 77 d. a er
eingeführt, liefert
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 865] 15
3,6 BE
Ca ip re
was nach bekannter Rechnung für den gewählten Be-
reich ergibt:
3,0 A j
py Tipo
99) are CA (l—e und
Rh 110 1
(10.) BE | == 3 6 VA AS — 3,6? . rA -A V,
jJV—V—FV, und ds =s—s, gesetzt, lafst erkennen,
Abb. 3.
Py
asiaa
>
dafs in einem Bereiche, wo %, konstant ist, die Aus-
drücke für die Geschwindigkeit und den Weg die
linearen Formen
V=#.:.%+ $. V, und
s=” At Br nts
annehmen, wo die # und # lediglich #, und 4% ent-
halten.
Die Elimination des Parameters /, liefert somit
auch zwischen V und s eine lineare Beziehung.
Wenn also die Anfahrkurven im Büschel durch
einen Punkt errichtet werden, dann sind die Verbindungs-
linien gleicher Zeitteilpunkte (Isochronen) Gerade, wenn
im Bereiche 4, = konstant ist. Sie sind Gerade durch
Abb. 4.
- | __Wegadse der Obertafel
I
Untertafel
pachse der Unteriafel
den Ursprung, wenn die Anfahrkurven von diesem
Punkte (s, = 0 und V, = 0) ausgehen.
6. Die nach Abschnitt 3 erhaltenen, isochron ge-
teilten Kurven werden zweckmäfsig von einer Höchst-
geschwindigkeit und von der Geschwindigkeit Null aus
auf zwei übereinander gestellte Tafeln entworfen. Die
von dem Punkt O’ der Höchstgeschwindigkeit aus-
gehenden Kurven mögen Anlaufkurven heifsen, da sie
eine verlangsamte Bewegung versinnlichen (Abb. 4).
Die vom Nullpunkt aus ansteigenden Kurven sind
dann Anfahrkurven im engeren Sinne.
Die über einen Weg 4s = s, —s, benötigte Fahr-
zeit J/ von einem Bewegungszustand I (Abb, 4) aus,
ae Google
16 (No. 865] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN (1. Juli 1913)
wird ohne weiteres von dem Zeitbogen I—II angegeben.
Endpunkt II läfst zugleich die erreichte Endgeschwindig-
keit V, erkennen, mit welcher dann wieder als Anfangs-
geschwindigkeit auf die Anfahr- bezw. Anlaufkurve für
die nunmehr beginnende neue Neigung übergegangen
wird.
Da die Längen benachbarter isochroner Bögen nur
wenig von einander abweichen, so können deren Unter-
bei der ähnlichen aber umständlicheren Konstruktion
von Müller u. Mattersdorf (Die Bahnmotoren für Gleich-
strom 1903) und anderen aus dem Ansatze - — nu
und aus der Forderung des Senkrechtstehens der Sehnen-
richtung (l)—(ll) auf der Transversalen FZ geschehen,
Letztere ergibt die geometrische Beziehung
abteilungen auf die Sekunde genau durch einfache lat _ 13,6] oder 4t M _ 36 M
Unterteilung nach gleichen Teilen ermittelt werden, Is] | Vm | ds Ms Vn My
wobei ein auf Pauspapier gezeichnetes Strahlenbiischel | woraus mit der vorherigen Beziehung die Mafsgleichung
gute Dienste leisten wird. 1] M, My
Zur Wiedergabe der Bremsung diene eine kleine Tafel (11.) M 36°M
der Bremszeiten und Bremswege fiir die verschiedenen
Geschwindigkeiten. Weil sich die Geschwindigkeit dort,
wo überhaupt bald gebremst werden soll, nur mehr
sehr wenig mit dem Wege ändert, so braucht nur die-
jenige Endgeschwindigkeit der Bremsung zugrunde ge-
legt zu werden, welche um den aus der Tafel voraus- | 8.
zuschätzenden, ungefähren Bremsweg vom Endziel nach
rückwärts liegt. Diese Geschwindigkeit ergibt dann
wiederum einen genaueren Bremsweg, der in die Rech-
folgt. Letztere Konstruktion ist indessen bei der blofsen
Errichtung von Fahrschaubildern überflüssig.
Die indizierten Zeichen 4°V, (1‘), (I‘) usw. gelten
für die Obertafel, die Tafel der Anlaufkurven.
In einem Bereiche, in welchem A, = . konstant
ist, folgt aus Gleichung 9 zwischen den Grenzen JV, und
Vn >N,
nung gesetzt wird. Bei Abbremsungen von einer höheren (12) az a En RR,
auf eine niedrigere Geschwindigkeit gelten dann die ’ = SO a Bn Lp
Differenzen der bezüglichen Werte. 110 1 A <
7. Wenn in Abb. 1 der Ausschwingungswinkel ~ 36 yee po
Bei Einführung wahrer Mittelwerte A; und V; an-
stelle der oben untergeschobenen arithmetischen Mittel
fm und Vm ware andererseits genau
+ > gegen Null abnimmt, so fällt der Kreisbogen
P,PP, um den Mittelpunkt D mit der betr. Anfahrkurve
zusammen. Halbmesser PD steht also dann senkrecht 110 4V
auf der Tangente der Kurve im Punkte P. Mafs- | (13) dt = 36°35
gleichung 7 bleibt übrigens, als von z unabhängig, be- Aus (12.) und (13.) islot Pid
stehen. A
Die soeben betonte Eigenschaft läfst eine weitere | (14.) i= oid EY
Annäherungskonstruktion der Anfahrkurven zu, welche Lognat 4
aus Abb. 5 ohne weiteres klar sein dürfte. Ba
Wegen Gleichung 8 ist noch
Abb. 5.
& _M |Al_M ,
9, — = oS st A
m = T= My A Me
My‘
ait” ieee
Ferner im (/, V)-Diagramm
rl = lAl l l = 4". el ii Ei
Aus Abb. 1 folgt aber, ¢g 5 = ó gesetzt:
en. [Pm]. (A| + |2s‘]) - 9
RRA
JAN,
2) autour ye l 7; J
X '
(ha mM (VV )-Asyrptabe welche Beziehungen ergeben:
t
17797 iA Al a 1t4.9
fahrhurve 1 Kai Ge ng: (ore
Ash ye Anis (16.) a Gen? und
pe 2 . m d
/AV/ (17.) ay a La! — a u.
bedeutet senkrechte Fuhrung à ’
zweite Leraden Zuiinnndbr Die so erhaltenen Werte von 4,, P und
AV geben aber in Gleichung 14 "
ko
(18.) Di amas ArTg (ka) ° Din — Hi. pm .
Wegen (16.) hängt also Æ nur von A ab.
3
Wegadse Das wahre Mittel 4 ist also immer
kleiner als das arithmetische Mittel m. Aus
dem Abfall der (2, Y)-Kurve in der F-
Richtung folgt dann, dafs in Anfahr-
kurven, d. h. wenn V, > V, ist, Vi immer gröfser als Vn,
in Anlaufkurven dagegen, wo V, < V,, auch Vs < V sein
mufs. Fir =, =0 (gleichformig beschleunigte Be-
wegung im Anfahrbereich) ist dann A = pm und V; = Vm.
Eine feinere Korrektur lage also darin, in Abb. I
den Drehpunkt D etwas unterhalb des Schnittpunktes
zu nehmen (D, in Abb. I). Eine diesbezügliche Kon-
polices O
Das (ż, V)-Diagramm OABC ist hier mit seiner
V-Achse in die V-Achse der Anfahrkurven gelegt. Es
hat also genau die um 180° verdrehte Lage zur Mittel-
stellung + a —0 in Abb. I, so dafs auch hier die
Transversale OD (in Abb. I mit PD bezeichnet) senk-
recht auf der Mitteltangente des Bereiches 4s und also
auch senkrecht zu deren Parallelsehne (1)—(2) steht.
Wenn noch M, den Zeichnungsmafsstab der ab-
soluten Einheit in mm und M, den Zeitmafsstab in mm
bezeichnet, so kann die Errichtung der Zeitkurve wie
struktion wäre möglich, würde hier aber zu weit ab-
führen.
Die H-Funktion der Gleichung 18 ergibt sich
numerisch aus Tafeln der Hyperbelfunktionen, wie sie
oa” {it sn
pS
id
fa
[1. Juli 1913)
u. a. die „Hütte“ in 17. Auflage auf Seite 34 führt.
Man braucht blos den Funktionswert 3% in der Tafel
durch sein Argument in der Randspalte zu dividieren.
Da # konstant, ist Æ mit & konstant.
9. Gleichung 17 gibt mit 8
|4V| = 2.|/m|. 9, woraus wegen || = |2| — #: |Y.|
und |a| = [AIH lar] folgt:
| F 23
(19.) EL -TIn Wl ell
Ferner ist nach Abb. I |ss| = (A, | + |A]). #
= (2.| | + |sY|).# oder wegen (19).
29
(20.) EO E Te 9% lAl +Z) also
(19.) IF| = pı -|A|— ¢-|A| und
(20.) l4s[=y,-lAltwm- lA,
T
OS DE ae Pı = Y +h;
y, = y,. sin ~ und Ya = m.
= EYT
Die Wachstümer |47| und [2 werden durch eine
einmalige Drehung — r um Punkt JZ, also in der Zeit
Jt erreicht. Um die Wachstümer |4V |n und |./s|. in
der Zeit 7 = n.t darzustellen, werde der Aufbau
[Va 1 = [Va] + Im VI
bezw. |sm +1] = |sm| + [fus]
nmal hintereinander auf den jeweilig entstandenen End-
wert angewandt, wodurch sich aus den Gleichungen
19 und 20 herausbildet:
21) |4V n= [Vol — IAI
= (Z -1A1— 171) -11 — (1 — r)"] und ebenso
3
uw
(22) |ssh = (v + fom) on lA = at ii,
3 Pa
Die g- und w-Werte wieder eingesetzt, die Be-
ziehung
Cas n —2nAUrTg eo
rer
verwertet und von den Mafs- auf die Zahlengröfsen
übergegangen, liefert
Zl) dhe (4 — v.) j (1 =
a1
Po
(22.)
— 2n Ar Tg k
e und
ee 2 110 1
“er nn Se
Die Ausdrücke (9.) und (10.) ergeben aber, wenn
dort x. At für 47 gesetzt und der Exponent unter Be-
nützung von (9.) und (15.) vereinfacht wird
—2n.
(9.) Vy =(H— 7) .(1—e g ) und
1
og, SE Be 110 1
AS = 3,6 . k, St — 3,6? . k, .J Vin) .
Die Ausdrücke (21.) und (9.) sowie (22.) und (10.)
eraen für bezw. Å, = 0 in die gemeinsamen Formen
über
Jt -JIA Va.
(10.)
‘
3,6
(21 a.) AV = jg Pan tt,
Pe:
110
In letzterem Falle (gleichförmig beschleunigte Be-
wegung) sind die Anfahrkurven Parabeln; welche die
V-Achse im Nullpunkt berühren
V l
(22a.) As. = 3 6 nda. (2. at)’.
a, BR, 9
* 858 28
Die begangenen Methodenfehler sind nun
(23.) ausbauen (4: a v.)
1
—2nke —2nUrBg(sF)
ER,
110 1
24. = ER ee ee ee -T
( ) F, — ISa 1S (n> — 3,6? è Å, ° Fi A
(25.) VEN
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 865] 17
10. Zur schnellen und genauen Auswertung eines
nach Abschnitt 4 oder 7 über der Wegachse entworfenen
Fahrschaubildes kann (Abb. 6) ein Kreiskegel MPN vom
Spitzenwinkel 2« dienen, der, frei um seine Achse PZ
drehbar und auf der Wegachse OX rollend, an einem
Handgriff möglichst senkrecht (siehe Fufsnote *) zur Weg-
achse so geführt wird, dafs seine Spitze P stets auf
der Fahrschaukurve O, (1), (2), . . . bleibt. Damit die
Abrollung des Kegels auf der Wegachse gewährleistet
ist, sei diese als hochkantig ins Unterlagsbrett ver-
Abb. 6.
senktes Stahlband (Feder in Nut) ausgeführt, dessen
obere, nur sehr wenig über die Diagrammfläche hervor-
ragende Kante auf feinem Schmirgel gerauht ist. Der
Kegel besteht aus Rotmetall. Das Fahrschaubild wird,
an der Wegachse abgeschnitten, mit dieser an das
Stahlband gelegt, bezw. daran verschoben.
Sei r der Halbmesser der Kegelbasis,
Bi os e des momentanen Rollkreises,
= £ die Lange der Kegelmantellinie,
so entspricht der Kegeldrehung dp eine Vorrückung
über der Wegachse Ir
V
|ds| =e. dp =r.-7 dy.
Aber
= ds My |ds|
ai= 3,6. y = 36. mM
also in integraler Schreibweise
26 ee
(26.) =36. -mM Z”
Soll einer Zeit von z Minuten (źż = 60.) eine Um-
drehung (p = 2a) entsprechen, so ist insbesondere
r 60 . x M, M;
ee ae
Zur Zeitablesung dient die Oberkante des auf dem
Diagrammbrett nachgeschleiften Schleppstückes, Sch mit
der Gradteilung der Kegelbasis. Bei z = 3 entspricht
1° einer Fahrzeit von ”/s Sekunde.
N.
l r l
dei M,: My = 40 wäre dann TNE:
*) Wenn die Kegelachse nicht genau senkrecht zur Wegachse
OX geführt wird, sondern eine Abweichung + davon zeigt, dann
beträgt der begangene Zeitfehler
= a ne
F=—10.(n — 1) pCt, wo n = cos £. V I — sin? 3 cos? «.
Für die auch bei flüchtigster Arbeit kaum vorkommende Ab-
i ; I
weichung sin d = + —
l
10 fh a 5 der Fehler erst
r
ware bei —
L
| 1
oo —I1 pCt., für sinf = 20 aber schon Zw — F pCt.
e Google
;
JE
N
çl
N
X
18 [No. 865] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN (1. Juli 1913)
Selbsttätiger Kreiselwipper*)
Von Christian Steg, Gruhlwerk bei Köln
(Mit 4 Abbildungen)
Eine von einer früher beschriebenen Art**) ab- | Kurz vor dem Ende der ganzen Umdrehung drückt
weichende Ausführung von selbsttätigen Kreiselwippern | der auf der Einlaufseite befindliche schrägstehende
ist seit längerer Zeit auf einigen Betriebsanlagen der Anschlag Z die Riegelstange e wieder nach vorwärts
Rheinischen A.G. für Braunkohlenbergbau und Brikett- in ihre Anfangslage zurück. Die Stange e greift mit
fabrikation, Köln, in Betrieb. Die allgemeine Anordnung ihrem vordern Ende dadurch wieder unter den Anschlag-
einer dieser Anlagen zeigt Abb. 1. Die Wagen werden winkel A, so dafs der Wipper gegen weitere Drehung
gesichert ist, während der Steuerhebel wieder in seine
Abb. 1. ursprüngliche Lage d, zurückkehrt. Gleichzeitig sind die
beiden Sperrklinken ż bis unter die Laufschienen zuriickge-
I er en | fallen, so dafs der dadurch freigegebene entleerte Wagen
reise, N : i :
wipper selbsttätig den im Gefälle liegenden Wipper verläfst.
nn ~ Der Wipper kann ebensowohl als einfacher wie als
Zn == Doppelwipper ausgeführt werden und ist in gleicher
Gefälle smmauftm | Wertenforderbah Weise geeignet zur selbsttätigen Entleerung von Förder-
s x wagen im Anschlufs an Kettenförderbahnen aus Tage-
bauen wie an Schachtförderungen für Tiefbaugruben.
MIR Seit seinem Einbau, der zunächst auf dem Gruhl-
Wipperboden. werk vor einem Jahre erfolgte, hat sich der Wipper
durchaus bewährt und ohne Betriebstörungen gearbeitet,
von einer Zentralweichenstellung aus auf die einzelnen | Die Zahl der Bedienungsmannschaften konnte wesent-
Wipper verteilt und laufen bei dem Gefälle des Wipper- lich vermindert werden, ferner erhöhte sich die Leistung
bodens selbsttätig in die Wipper und nach ihrer Ent | der Kettenbahnen, und die Förderkosten sanken be-
leerung zu einer Kettenbahn für die leeren Wagen. | trachtlich.
Im folgenden sollen Bau und
Wirkungsweise der Wipper näher Abb. 2.
beschrieben werden (s. die Abb.2—4).
Der Wipper, dessen Gestell sich der
Wagenform anpafst, ist in bekannter
Weise auf 4 Laufrollen a, auf denen
sich die beiden Laufringe 4 abrollen,
gelagert und in demselben Gefälle
wie die Zufahrtgleise angeordnet.
Der Doppellaufring 4 auf der
Einlaufseite ist mit einem Stockge-
triebe für den Eingriff des Trieb-
rades c versehen; jedoch fehlen an
der Stelle, die der Ruhe- und An-
fangstellung des Wippers entspricht
— auf eine Länge von etwa 50 cm
(s. 4, 4, der Abb. 3) —, die Zähne
des Stockgetriebes, so dafs das An-
triebsrad c, das sich, einmal eingeschaltet, ständig Abb. 4.
weiter dreht, zunächst keinen Eingriff findet.
Durch den in den Wipper einlaufenden Förder-
wagen wird durch dessen Achse oder Schmierhülse der
Steuerhebel d aus der punktierten Stellung d, (s. Abb. 2)
nach vorwärts umgelegt, so dafs die Wagenachse darüber |
hinweggleitet. Hierdurch werden gleichzeitig die Riegel-
stange e und die durch die Querstange f damit ver-
bundene zweite Riegelstange g entgegengesetzt, d. h. |
nach rückwärts bewegt. Durch diese Hebelbewegungen |
wird einerseits die Riegelstange hinter dem Anschlag- |
winkel 4 vorgezogen, so dafs sich der freigegebene
Wipper nunmehr drehen kann, anderseits werden durch
die rückläufige Bewegung der Querstange / die beiden
Sperrklinken ¢ so weit angehoben und gestützt, dafs sie Abb. 2—4. Bauart des selbsttätigen Kreiselwippers.
sich gegen den Laufkranz der Wagenräder legen und |
so den Wagen im Wipper festhalten.
Die als Laufschienen dienenden Winkeleisen & des
Wippers liegen exzentrisch zur Wipperachse, so dafs
die einseitig wirkende Last des eingelaufenen vollen f Forde Pe bel ately déf
Forderwagens die Drehung einleitet, bis das Antriebsrad | Ausgelaufenen Förderwagen ermafsigt, wobei sich
i : : 3 Verdienst der Arbeiter trotz erheblich geringerer An-
er Rn ve BIHBTENM ANA MER POPPE Jane strengung noch etwas erhöhte; die Zahl der Schlepper
auf der Hangebank konnte von 7 auf 2 Mann in der
Schicht herabgesetzt werden.
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=
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=
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oi
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a
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WH
F —
Us
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i=
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Ansicht von oben.
Z. B. betrug die Leistung eines einfachen neuen
Wippers bis zu 2200 Förderwagen in 10 Std. Förder-
zeit; das Gedinge wurde von 1,2 auf 0,33 Pf. für den
*) Nach „Glückauf“ vom 12. Oktober 1912.
**) S. „Glückauf” 1911, S. 432/33.
Verschiedenes
Neuere amerikanische Priifungen von Eisenbahnschienen. | Schienen hervorgerufen wurden, in Amerika beängstigend
Vor mehreren Jahren, besonders aber 1905, wuchsen die | an. Zwei ursächlich aufeinander folgende Erscheinungen
Berichte von Eisenbahnunfällen, die durch Defekte an | müssen für diese Tatsachen verantwortlich gemacht werden.
(1. Juli 1913
Die enormen Betriebsvergröfserungen der Eisenbahngesell-
schaften veranlafsten die Walzwerke zu Erhöhung ihrer
Lieferung. Man suchte dies durch Einstellung gröfserer
Konverter und kräftigerer Maschinen, durch Verwendung
grofserer Ingots, manchmal sogar dadurch zu crreichen, dafs
man den chemischen Reaktionen nicht die für sie nötige
Zeitspanne liefs. Ungefähr vor fünf Jahren erreichte dieses
Bestreben, das in ein förmliches Wettrennen der einzelnen
Walzwerke nach dem höchsten Tonnengehalt ihrer Liefe-
rung ausartete, geradezu unsinnige Verhältnisse, so dafs
die Qualität des angefertigten Materials erst an zweiter
Stelle kam. Glücklicherweise haben wir diese krisisartigen
Zustände hinter uns.
Im Jahre 1906 nahm die „American Railway Association“
die Angelegenheit in die Hand, und das mit der eigent-
lichen Untersuchung betraute Komitee konnte schon fest-
stellen, dafs Höhlungen im Eisen in erster Linie für Schienen-
defekte verantwortlich gemacht werden müfsten. Diese
Höhlungen treten als Längsspalten in Abständen von
mehreren Fufs (1 Fufs = 30,5 cm), mit besonderer Vorliebe
aber im Schienenkopf auf. Man führte sie im allgemeinen
teils auf fehlerhafte Struktur, teils auf zu grofse llitze beim
Fertigstellen des Schienenkopfes zurück, und nannte als
weitere Ursache, dafs die Flanschen zu dünn seien und dafs
die für ihre Herstellung nötige hohe Temperatur für den
Schienenkopf schädlich sei. Dementsprechend empfahl man
zur Behebung der Unannehmlichkeit dickere Flanschen.
Im Jahre 1908 wurde nun mit der weiteren Unter-
suchung die „American Railway Engineering Association“
betraut, der auch der Verfasser dieser Zeilen, M. H. Wick-
horst, Chicago, angehörte. Eine vollständige Darstellung
der Prüfungsergebnisse findet sich in den „Proceedings of
the American Railway Engineering Association, 1911,
Part 2“. Wir geben hier nur die wichtigsten, im „Iron
Age“ von Herrn Wickhorst dargestellten Punkte wieder:
l. Die Beeinflussung von Absonderungen durch
die Ingotgröfse. Zugrunde gelegt wurden Barren aus
Bessemerstahl von 1,50 m Höhe und 30 mal 30 cm bis
62,5 mal 75 cm Querschnitt am Fufs. Der obere Ingotteil
war von Phosphor, Kohlenstoff und Schwefel vollkommen
frei, und dieser Mangel erstreckte sich auch noch ein Stück
weit an den Seiten entlang nach unten, und zwar weiter
bei den gröfseren Barren. Aus dieser Tatsache ergibt sich,
dafs die Aufsenseiten des Schienenteils, der aus dem Kopf-
teil des Ingots gewalzt wird, weicher sind als der Ingotstahl
im Durchschnitt. Im mittleren und unteren Barrenteil findet
sich dann noch einmal eine Region, in der, wenn auch nicht
gänzlicher, so doch starker Mangel an den genannten drei
Bestandteilen herrscht. Dafs mit dieser Erscheinung eine
Konzentration von Phosphor, Schwefel und Kohlenstoff an
einer bestimmten Stelle Hand in Hand geht, ist wohl selbst-
verständlich. Beachtenswert ist jedoch,’ dafs die Region
dieser Konzentration der drei Elemente auch im oberen
Ingotteil liegt.
2. Die Dehnbarkeit der Schienen. Besonders
interessant ist hierbei eine Vergleichung der Ergebnisse der
Zugfestigkeitsprüfung mit denjenigen der Schlagbiegever-
suche. Nach den ersteren zeigen aus dem äufseren Metall
des Ingots gewalzte Schienenstücke gute Delhnbarkeit, die
jedoch gröfser ist, wenn man Metall aus unteren Teilen des
Ingots benutzte. Die für den Schienenkopf in der Nähe des
Halses festgestellten Resultate zeigen jedoch ein ganz
anderes Bild. Oben ist die Dehnbarkeit sehr gut; weiter
nach unten fällt sie dann beträchtlich, um dann wieder zu
steigen und im unteren Schienenteil die Dehnbarkeit der
äufseren Teile noch zu übertreffen. Bei Vornahme der
Schlagbiegeversuche konnte man eine beträchtliche Aehn-
lichkeit zwischen dem Dehnbarkeitsergebnisse der Zug-
festigkeitsprüfung, wenn man Proben aus dem Innern des
Oberteils verwandte, und dem Ergebnis des Schlagversuchs
feststellen, wenn hierbei der Kopf in Spannung war.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 865] 19
3. Einflufs der Walztemperatur. Aus fünf aus
demselben Einsatz von Bessemerstahl stammenden Ingots
wurden Schienen gewalzt, wobei die Temperatur bis zu
grofser Hitze anstieg. Der Schlagversuch zeigte kaum irgend
einen Einflufs der verschiedenen Wärmegrade. Bei der
Zugfestigkeitsprobe zeigte sich cine Abnahme der Ver-
längerung mit zunehmender Temperatur. Das gleiche Ver-
hältnis zeigten auch Oberfläche und Walztemperatur; da-
gegen nahm die Korngröfse, wie die mikroskopische Unter-
suchung zeigte, mit wachsender Temperatur zu.
Diese Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen,
ein allgemeines Urteil kann man daher noch nicht fällen,
doch bürgt das einmütige Zusammenarbeiten von Fabrikanten
und den Leitungen der Eisenbahnen für gediegene Arbeit.
(Nach „Welt der Technik“) G.L.
Ein neues Verfahren zur autogenen Schweifsung von
Kupfer. Zur Verbindung von Kupferteilen wurde bisher die
Hartlötung verwendet, bei der zwischen die Kupferteile ein
Fremdmetall eingeschmolzen wurde. Wenn eine solche Ver-
bindung mit einer Flüssigkeit in Berührung kommt, in der
eine Säure gelöst ist, wie z. B. mit Seewasser, so tritt die
Bildung galvanischer Ketten ein, die zur Zerstörung der
Verbindung führt. Die gleiche Erscheinung zeigt sich bei
der Einwirkung von Regenwasser in industriellen Gegenden,
welches immer Spuren von schwefliger Säure enthält, die
aus der Luft aufgenommen werden.
Diesem Uebelstande kann nur dadurch abgeholfen
werden, dafs eine direkte Verbindung der Kupferteile ohne
Zwischenschmelzung eines Lotes aus fremden Metallen
erfolgt.
Mit der autogenen Schweifsung ist ein Verfahren ge-
schaften worden, welches diese Bedingungen erfüllt.
Hierbei mufs das Kupfer lokal zum Schmelzen gebracht
werden. Infolge des Umstandes, dafs Kupfer bei einer
unterhalb seines Schmelzpunktes gelegenen Temperatur sich
mit Sauerstoff verbindet oder, wie man dies in der Technik
nennt, verbrennt, tritt eine Strukturveränderung neben der
Schweifsnaht ein, sodafs der Körper an diesen Stellen
brüchig wird.
Es ist nun gelungen, diesem Ucbelstande durch die Ver-
wendung geeigneten Zusatzmaterials abzuhelfen.
Das „Zentralbüro für Acetylen und autogene Metall-
bearbeitung“ in Nürnberg ist bestrebt, solche Arbeitsmethoden
zur allgemeinen Durchführung zu bringen und dahin zu
wirken, dafs geeignete Zusatzmatcrialien zu mäfsigen und
angemessenen Preisen von geeigneten Fabrikanten in den
Handel gebracht werden.
Zur Feststellung des voraussichtlichen Bedarfes an
solchen Zusatzmaterialien wurde eine Rundfrage an die ©
deutschen Kupferschmiede erlassen.
Eine interessante Brandprobe. Von dem Königl. Material-
Prüfungsamt der Technischen Hochschule Berlin wurde vor
Kurzem in Gegenwart einer gröfseren Anzahl bekannter
Fachleute ein Brandversuch veranstaltet, dessen Ergebnisse
auch für weitere Fachkreise nicht ohne Interesse sein dürften.
Zur Prüfung stand das Verhalten des unter der Be-
zeichnung „Eternit“ bekannten Afbest-Zement-Schiefers*)
gegen Einwirkung von Innen- und Flugfeuer im Vergleich
zu Naturschiefer. Als Brandobjekte dienten zwei aus ver-
putzten Koksaschenwänden errichtete Versuchshäuschen von
annähernd quadratischer Grundfläche bei ca 2,5 m Seiten-
länge und etwa gleicher Traufenhöhe, von denen das eine
mit Eternit, das andere mit Naturschiefer eingedeckt war.
Die Innenwände beider Versuchshäuschen waren gleich-
mäfsig mit Eternitplatten derart bekleidet, dafs die Platten
auf Holzlatten aufgeschraubt wurden, sodafs zwischen den
Wänden und Platten ein etwa 4 cm breiter Hohlraum ver-
blieb. Beide Häuschen waren zur Hälfte auf Schalung, zur
anderen Hälfte auf Lattung eingedeckt, wobei hellgraue
Eternitplatten in den Dimensionen 30 x 30 cm bei 3,5 mm
*) Vergl. Annalen 1912, Bd. 71, S. 174.
20 [No. 865)
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Juli 1913)
Dicke bezw. Moselschiefer von 6 mm Dicke, mit deutschem
Ilieb verlegt, verwendet wurden.
Als Feuerungsmaterial waren in beiden Brandhäuschen
je 2 cbm Kiefernscheitholz aufgestapelt, die mit Petroleum
übergossen und gleichzeitig entzündet wurden. Während
nach einer Branddauer von 11 Minuten als einzige Ver-
änderung am Eternitdache nur eine stellenweise dunklere
Färbung der Platten festgestellt werden konnte, wies das
Naturschieferdach schon nach 5 Minuten an der Mehrzahl
der Platten Sprünge auf, wobei bereits nach 6 Minuten
Flammen unter dem Dachbelag hervorzüngelten und nach
11 Minuten infolge herabgefallener Schieferplatten lichterloh
durch das Dach schlugen. Erst nach 16 Minuten Brennzeit
zeigten sich am Eternitdach zeitweise die ersten Flammchen,
während eine Minute später der Naturschiefer-Dachbelag
schon an mehreren Stellen und nach weiteren drei Minuten
etwa in der Hälfte seiner Ausdehnung heruntergestürzt war.
In der dreiundzwanzigsten Minute des Versuches wurden
beide Brandobjekte abgelöscht. Lattung und Schalung waren
in beiden Häusern bis auf einige Reste verbrannt. Beim
Ablöschen der brennenden Sparren und Dachstuhlreste blieb
bis auf eine Stelle der Zusammenhang des Eternitdaches
bewahrt, obwohl Latten und Schalbretter fast restlos ver-
brannt waren, und die Eternitplatten Risse aufwiesen. Der
noch erhaltene kleine Rest des Schieferdaches hingegen
wurde durch das Ablöschen vollständig zerstört, sodafs nur
noch Schieferplattenstreifen ringsum am Rande des Daches
verblieben.
Ebenso wie die kleineren Dachplatten zeigten die als
Wandbelag verwendeten grofsen Eternittafeln eine erstaun-
liche Widerstandskraft. Am Ende des Versuches, kurz vor
dem Ablöschen, nachdem die Hitze 11300 C erreicht hatte,
erwiesen sich Wandplatten und Deckleisten trotz starker
Krümmungen und zahlreicher Risse im wesentlichen noch
an den Wänden haftend; sie blieben auch nach dem Ab-
löschen haften, solange letztere nicht unmittelbar vom
Wasserstrahl berührt wurden. Bei plötzlicher Abkühlung
durch Spritzen gegen die Rückwände der Brandhäuschen
= wurde der Wandbelag dadurch zerstört, dafs die Platten
in gröfseren Stücken abfielen.
Auch bei den angestellten Flugfeuerversuchen erwies
sich Eternit dem Naturschiefer überlegen. Die Versuche
wurden bei einer Brennzeit von 30 Minuten an quadratischen
Holztafeln von ungefähr 0,75 m Seitenlänge ausgeführt, die
mit Eternit bezw. Naturschiefer eingedeckt waren und ein-
mal mit sehr geringer Neigung, das andere mal sehr steil
aufgestellt wurden. Auf beide Objekte wurden Bündel von
stark mit Petroleum getränkter Putzwolle gelegt und gleich-
“zeitig entzündet. Schon nach einer Minute Brenndauer
zeigte sich in der Naturschiefertafel, auf der das brennende
Putwollbündel lag, ein Rifs; im weiteren Verlaufe des Ver-
suches bildeten sich auch in den angrenzenden Naturschiefer-
tafeln feine Risse, während erst eine Minute, nachdem das
Putzwollbündel vom Eternitdache entfernt war, sich in einer
einzigen Eternitplatte an der Auflagestelle der Putzwolle
ein Haarrifs zeigte, der aber nicht bis zu den Rändern
durchlief.
Aufser der ungemein hohen Feuerfestigkeit, welche
durch diese Versuche einwandfrei erwiesen ist, besitzt
Eternit noch eine Reihe weiterer wertvoller Eigenschaften,
die es zu einem hervorragenden Material für Dachbedeckung,
Herstellung von Decken und Wänden, Turm-, Mauer-,
Giebel-Verkleidungen usw. machen.
Die Deutsche Eternit-Gesellschaft m. b. H. Hamburg gibt
Interessenten hierüber kostenlos jede gewünschte Auskunft.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zu Marine-Schiffbaumeistern die Baumeister
des Schiffbaufaches Michaeli, Techow, Brodersen, Otto und
zur Verth.
Verliehen: der Charakter als Baurat mit dem persönl.
Range eines Rates vierter Klasse den bei der Verwaltung
der Reichseisenbahnen in Elsafs-Lothringen angestellten
Regierungsbaumeistern Wilhelm Custodis in Metz, Karl
Jordan in Schlettstadt und Karl Marquardt in Metz.
Preufsen.
Ernannt: zum etatmäfsigen Professor an der Techn.
Hochschule in Danzig der ordentl. Lehrer an der Unterrichts-
anstalt des Kunstgewerbemuseums in Berlin Professor Ernst
Petersen;
zum Regierungsbaumeister des Wasser- und Strafsen-
baufaches der Regierungsbauführer Alfred Wilhelm aus
Einlage.
Verliehen: der Charakter als Geh. Regierungsrat dem
Direktor des deutschen Instituts für ägyptische Altertums-
kunde Professor Dr. Borchardt in Kairo;
der Charakter als Hofbaurat dem Hofbaumeister Albert
Bohm in Berlin:
der Charakter als Baurat den Regierungsbaumeistern
a. D. Duvigneau, Generaldirektor der Magdeburger Bau-
und Kreditbank in Magdeburg, Karl Lange, Architekt in
Berlin-Grunewald, und Stahn, Architekt in Wannsee;
der Charakter als Baurat mit dem persönl. Range der
Räte vierter Klasse dem Regierungsbaumeister des Maschinen-
baufaches Giertz, z. Z. in Bangkok (Siam).
Einberufen: zur Beschäftigung im Staatseisenbahn-
dienste der Regierungsbaumeister des Maschinenbaufaches
Tetzlaff bei der Eisenbahndirektion in Berlin sowie die
Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches Capelle bei
der Eisenbahndirektion in Cassel, Hille bei der Eisenbahn-
direktion in Hannover und Krauter bei der Eisenbahn-
direktion in Stettin.
Zur Beschäftigung überwiesen: die Regierungs-
baumeister des Wasser- und Strafsenbaufaches Hans Miller
dem Hauptbauamt in Potsdam und Stecher der Kanalbau-
direktion in Essen sowie die Regierungsbaumeister des
Hochbaufaches Dr.-Ing. Wege der Regierung in Cassel und
Hamann der Regierung in Posen.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Geh. Baurat Berger, bisher Mitglied
der Eisenbahndirektion in Cöln.
Württemberg.
Befördert: zu Eisenbahnbauinspektoren die tit. Eisen-
bahnbauinspektoren Schwab, Vorstand der Eisenbahnhochbau-
sektion Stuttgart II, und Schleicher, Vorstand der Eisenbahn-
bausektion Horb.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: der Baurat
Faiß in Ehingen a. d. Donau.
Baden.
Ernannt: zum Kollegialmitglied der Generaldirektion
der Staatseisenbahnen der Vorstand der Bahnbauinspektion Ill
Heidelberg Baurat Richard Tegeler.
Uebertragen: die Stelle des Vorstandes der Bahnbau-
inspektion HI Heidelberg dem Inspektionsbeamten bei der
Eisenbahnabt. des Minist. der Finanzen Oberbauinspektor
Ludwig Maas.
In den erbetenen Ruhestand versetzt:
1. Oktober d. J. der Vorstand der evangelischen Kirchenbau-
inspektion Heidelberg Oberbaurat Hermann Behaghel und
das Mitglied der Generaldirektion der Staatseisenbahnen
Oberbaurat Eugen Roman.
Anhalt.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Herzog-
lichen Staatsdienste erteilt: dem techn. Hilfsarbeiter
bei der Herzogl. Finanzdirektion Regierungsbaumeister
Gustav Ulrich in Dessau.
zum
Gestorben: Militärbauinspektor a. D. Geh. Baurat
Eduard Reinmann in Mainz.
Verlag F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L, Glaser, Berlin — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
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Ganze Reihe No. 866
OF f, |
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Berlin, 15. Juli 1913
Of
Catro t `
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Band 73 Heft 2
ANNALEN FUR GEWERBE
SCHRIFTLEITUNG
BERLIN SW
LINDENSTRASSE 80
ERSCHEINT AM 1. u.15. JEDEN MONATS
BEZUGSPREIS FUR DAS HALBJAHR:
UND BAUWESEN
HERAUSGEGEBEN VON
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BERLIN SW
LINDENSTRASSE 80
ANZEIGENPREIS FUR DIE DREIGE-
SPALTENE PETITZEILE ODER DEREN
DEUTSCHLAND........... .. .10 MARK L G LAS = R BAUM Ss ee 30 Pf.
ÖSTERREICH- UNGARN .......10 MARK s AUF DER 1. UMSCHLAGSEITE ....60 Pf.
ÜBRIGES AUSLAND........... 12 MARK KONIGL. BAURAT, PATENTANWALT BEI WIEDERHOLUNGEN ERMASSIGUNG
DIE ZEITSCHRIFT WIRD NACH VEREINBARUNG MIT DEM VEREIN DEUTSCHER MASCHINEN -
SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MARZ 1881,
Inhalts - Verzeichnis
Die auf der internationalen Industrie- und Gewerbeausstellung Seite
Turin igtt gezeigten Eisenbahnwagen. Vortrag. gehalten im
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 16. April 1912 vom Re-
gierungsbaumeister Neubert, Berlin (Erweitert). (Mit Abb. u. 2 Tafeln)
Fortsetzung) -s a a ee ee Ve Rk a Se Se Se wo we er
Hochspannungsanlagen von mehr als 100000 Volt in den Ver-
einigten Staaten von Amerika. Vortrag. gehalten im Verein
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. Marz 1913 vom Revierungsbau-
meister E. Schwartzkopff, Berlin-Halensee. (Mit Abb.) (Fortsetzung) .
...1. © č ò Tr ç è č è ç ò â ò 8 Tree
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INGENIEURE
FÜR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Seite
Entwürfe der Reichsregierung zur Abänderung des Patent-
gesetzes, des Gebrauchsmustergesetzes und des Waren-
zeichengesetzes
Verschiedenes.
Ernennungen zum Dr Ing. — Statistik des amerikanischen Eisenbahn-
wesens,
Geschäftliche Nachrichten
Personal-Nachrichten.
Die auf der internationalen Industrie- und Gewerbeausstellung Turin ıgıı
gezeigten Eisenbahnwagen
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 16. April 1912
vom Regierungsbaumeister Neubert-Berlin.
(Erweitert)
(Hierzu 2 Tafeln und 87 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 5)
Der von der Eisenbahnwagenfabrik van der
Zypen und Charlier in Cöln-Deutz gebaute vier-
achsige D-Zugpostwagen mit Seitengang nach Ab-
bildung 83 stellt eine neuere Ausführungsform dar. Er
ıst für die Einstellung in D-Züge bestimmt, bei denen
aus Betriebsrücksichten der Postwagen nicht unmittel-
bar hinter der Lokomotive laufen kann, sondern
zwischen Gepäckwagen und Personenwagen eingestellt
werden mufs. Die Uebergangseinrichtungen und der
Seitengang ermöglichen es dann, dafs die den Zug
begleitenden Beamten vom Gepäckwagen aus während
der Fahrt zu den Personenwagen gelangen können,
ohne die Postbeamten zu stören.
Der Wagen ist nach Art der preufsischen D-Zug-
wagen mit tragenden Seitenwänden gebaut und besitzt
Drehgestelle amerikanischer Bauart.
Seine e sind
Gesamtlänge . 18,29 m
Drehzapfenabstand . 12,— ,
Kastenbreite 2,95 „
An dem einen Vorbau befinden sich wie üblich
2 Einsteigetüren, an dem anderen ist nur eine Tür
vorhanden. Dieser gegenüber liegt ein grofser Kleider-
schrank.
Der Postraum ist gegen den Seitengang durch eine
Wand mit Türen abgeschlossen. Da der Seitengang
nicht von Reisenden benutzt wird, ist er sehr schmal
gehalten, um den Postraum möglichst wenig zu ver-
kleinern.
Der Postraum besitzt auf jeder Längsseite 2 nach
aufsen aufschlagende zweiflügelige Türen, um ein
schnelles Aus- und Einladen der Postsachen zu er-
möglichen. Gegenüber den Türen, die in der Längs-
wand nach dem Seitengang zu liegen, sind in der
äulseren Seitengangwand ebenfalls Türen angebracht.
Wenn die inneren Flügeltüren geöffnet sind, sperren
sie den Seitengang ab, damit das Ein- und Ausladen
der Postsachen ungestört vorgenommen werden kann.
Die innere Einrichtung des Wagens ist die beı
den Reichspostwagen übliche, Sie besteht im wesent-
lichen aus Tischen zum Auspacken der Briefe aus den
‘ Säcken und zum Ablegen der Postsachen aus den
g
Schränken, die zum Ordnen der Briefe mit Fächern
versehen sind. Von diesen sind einige, die für Wert-
sendungen bestimmt sind, verschliefsbar. Ferner sind
vorhanden Beutelspannvorrichtungen, Packbretter und
Behälter zum Unterbringen der Zeitungen. Diese Be-
hälter sind unter dem Fufsboden angehängt und durch
Klappen von oben zugänglich.
Besonderer Wert ist auf eine gute Lichtzuführung
durch den Oberlichtaufbau gelegt, da die Fenster in
den Seitenwänden ihrer Zahl und Gröfse nach durch
die Brieffächer beschränkt sind. Die Lüftung erfolgt
durch Fenster im Oberlichtaufbau, die sich je nach der
Fahrtrichtung nach der einen oder anderen Seite öffnen
lassen.
An dem einen Wagenende befindet sich ein Abort
mit Wascheinrichtung und ein kleiner Schrank zum
Aufbewahren von Kleidern. Am anderen Wagenende
ist, wie bereits erwähnt, ein gröfserer Kleiderschrank
vorhanden. |
Die Beleuchtung geschieht durch eine Sammler-
batterie, die in Kästen unten am Wagen untergebracht
ist. Fast alle Reichspostwagen werden elektrisch be-
leuchtet, weil diese Beleuchtungsart eine sehr bequeme
Verteilung der einzelnen Lampen und auch die Ver-
wendung beweglicher Handlampen zuläfst. Letztere
dienen insbesondere zum Ableuchten der Fächer.
Der Wagen besitzt Niederdruckdampfheizung;
aufserdem dient ein eiserner Ofen zum Vorheizen des
Wagens, ehe er in den Zug gestellt wird. Dies ist
erforderlich, da häufig an den Verladeständen Anschlüsse
an eine Dampfleitung nicht vorhanden, und Beamte
auch in dieser Zeit im Wagen tätig sind.
Die Preufsisch-Hessische Staatseisenbahnverwaltung
hat vor einigen Jahren umfangreiche Versuche angestellt,
um festzustellen, bei Verwendung welcher Drehgestelle
der Lauf der Wagen ein möglichst ruhiger wird. Bei
diesen Versuchen hat sich ergeben, dafs die Wagen mit
Drehgestellen amerikanischer Bauart ruhiger liefen als
die Wagen mit Drehgestellen der bisher üblichen Regel-
bauart. Die Tragfedern bei der letztgenannten Bauart
sind Blattfedern, die unmittelbar auf der Achsbuchse
Nachdruck des Inhaltes verboten.
22 (No. 866]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Juli 1913]
ruhen und mit ihren Enden an den Drehgestellangs-
rahmen aufgehängt sind. Bei den Drehgestellen
amerikanischer Bauart sind dagegen Schraubenfedern
verwendet, welche auf einem Träger, dem Schwanenhals-
träger, ruhen, der unmittelbar auf den Achsbuchsen auf-
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liegt. Bei dieser Anordnung kommen die Stöfse, die
die Achse erleidet, an und für sich günstiger zur
Uebertragung, aufserdem wird mit den zylindrischen
Schraubenfedern eine weichere Abfederung erzielt als
bei Verwendung von Blattfedern mit ihrer grofsen
inneren Reibung.
Reichspostverwaltung. Vierachsiger D-Zugpostwagen mit Seitengang.
|
Durch die Versuche ist ferner festgestellt worden, dafs
die früher üblichen Puffer zur Aufnahme der quer zur Bahn-
achse gerichteten Ausschläge des oberen Wiegebalkens
den Wagen im ruhigen Lauf stören. Diese Puffer sind
daher bei den Drehgestellen amerikanischer Bauart nicht
vorhanden.
Die Ausbildung der Drehgestellrahmen ist im all-
gemeinen die gleiche geblieben wie bei den Drehgestellen
alter Bauart, nur sind in gröfserem Umfange Prefsteile
anstatt Walzeisen verwandt. Die Flansche der Längs-
Abb. 84 und 85.
Zweiachsiges Drehgestell amerikanischer Bauart für die
D-Zugwagen der Preufsisch-Hessischen Staatseisenbahn.
träger mufsten nach innen gelegt werden, um den
Schwanenhalsträger möglichst nahe an die Rahmen
bringen zu können. Dies ist erforderlich, um die
Biegungsmomente möglichst klein zu halten, die dadurch
auftreten, dafs die Längsträger nicht unmittelbar auf
den Schraubenfedern aufruhen, sondern dafs seitlich
Konsolen angebracht sind. Die Anschlüsse der Haupt-
querträger an die Längsträger sind so hoch wie möglich
gemacht, um eine möglichst gute Verbindung zu erhalten,
die die Biegungskräfte aufnehmen kann.
Dadurch dafs der Schwanenhalsträger nahe an den
Rahmen gerückt ist, ist eine genaue Bearbeitung des
(15. Juli 1913)
Schwanenhalsträgers erforderlich, um ein Scheuern am
Längsträger zu vermeiden.
Die Tragfedern sind, wie bereits erwähnt, Schrauben-
federn, die zylindrisch gewickelt sind; der Drahtquer-
schnitt ist kreisrund. Wegen des hohen Wagengewichtes
und des geringen zur Verfügung stehenden Raumes
mufsten mehrere Federn ineinander gesetzt werden, um
die erforderliche Tragkraft und eine genügend weiche
Abfederung zu erhalten. Die einzelnen Federn sind in
ihren Tragfähigkeiten so bemessen, dafs jedesmal die
gröfsere doppelt soviel trägt als die folgende kleinere.
In einem Satz sind 3 Federn vorhanden, die abwechselnd
rechts und links gewunden sind. Sie ruhen auf Tellern,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
[No. 866] 23
Das dreiachsige Drehgestell amerikanischer Bauart —
Abb. 2 auf Tafel 1 in Band 72, sowie Abb. 86—87 — ist,
wie es der ausgestellte preufsische Schlafwagen besitzt,
nach denselben Grundsätzen gebaut wie das zweiachsige.
Sein Radstand beträgt wie bei der alten Bauart 3,6 m.
Die Schwanenhalsträger sind an den beiden End-
achsen eines Drehgestells wie bei den zeiachsigen durch
Bolzen gehalten; auf der Mittelachse liegen sie ohne
Bolzen auf dem zylindrischen Autlager auf. Um ein
Abgleiten von den Achsbuchsen zu vermeiden, sind
am Längsträger über jeder Achsbuchse Fangeböcke an-
genietet, die seitlich über die Schwanenhalstrager über-
greifende Lappen besitzen.
Abb. 86 und 87.
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die genau auf dem Schwanenhalsträger aufgepafst sind
und ihn mit Lappen umgreifen. Damit die Federn
eines Satzes nicht aus der centrischen Lage kommen
und sich gegenseitig beschädigen oder festklemmen,
haben sie in dem unteren Teller und dem oberen Konsol-
lager, das an dem Längsträger sitzt, Führungen. Zu den
Federn ist ein Sonderstahl von mindestens 85 kg/qmm
Festigkeit und mindestens 12 pCt. Dehnung verwandt.
Die Wiegen besitzen nachstellbare Pendelgehänge
und zwischen dem oberen und unteren Wiegebalken
Doppelblattfedern wie die Drehgestelle der alten Regel-
bauart. Die Lagenzahlen und die Abmessungen der
einzelnen Federblätter sind bei
Wagengewichten verschieden.,
Das Bremsgestänge ist bei den amerikanischen
Drehgestellen im wesentlichen gegen die früheren Dreh-
gestelle unverändert geblieben.
Das zweiachsige amerikanische Drehgestell mit
Prefsblechträgern — Tafel 2 in Band 72 und Abb. 84
und 85 — hat Schwanenhalsträger, die auf den Achs-
buchsen durch Bolzen und Führungen gegen seitliches
Abgleiten gesichert sind.
Während der Radstand der zweiachsigen Dreh-
gestelle nach der alten Bauart 2,5 m beträgt, beträgt
er bei den zweiachsigen Drehgestellen amerikanischer
Bauart 2,15 m.
Infolge der Federanordnung und der doppelseitigen
Abbremsung jedes Rades hat der Rahmen der zwei-
achsigen Drehgestelle amerikanischer Bauart das
Bestreben, beim Bremsen zu kippen und zwar mit dem
in der Fahrtrichtung nach vorn liegenden Ende nach
unten. Um ein zu starkes Aufkippen zu verhüten, sind
unter dem Wagenkasten Anschläge angebracht, die
gleichzeitig eine Beschädigung der Rohrleitungen und
des Gestänges verhindern.
Die stufenförmigen Drehteller tragen in der Haupt-
sache die Wagenlast, seitlich ist der Wagenkasten
noch durch Gleitlager unterstützt, die auf den Enden
der oberen Wiegebalken befestigt sind.
Die zweiachsigen Drehgestelle der beschriebenen
Bauart haben sich bei der Preufsisch-Hessischen Staats-
eisenbahn bewährt und werden daher bei allen neuen
vierachsigen Personen- und Postwagen verwandt.
den verschiedenen
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Dreiachsiges Drehgestell amerikanischer Bauart für Schlaf- “
wagen der Preufsisch-Hessischen Staatseisenbahn.
Die Achsen haben im Gegensatz zu den Drehgestellen
der alten Bauart, bei denen die Mittelachse weniger
belastet war, dadurch eine gleichmäfsige Belastung
erhalten, dafs die Tragfedern auf den Schwanenhals-
trägern in einem bestimmten Abstand von den Achsen
angebracht sind. Infolge der gleichmälsigen Verteilung
der Wagenlast auf alle drei Achsen kommen die durch
Gleisunebenheiten entstehenden senkrechten Stöfse
günstiger zur Uebertragung. An den Stellen, wo die
Doppelblattfedern der Wiegen durch die Längsträger
der Drehgestelle ragen, sind die Schwanenhalsträger
nochmals nach unten durchgekröpft.
Auf den oberen Balken der beiden Wiegen ruht
in der Mitte ein Längsbalken, der den Drehteller trägt.
Der Drehteller mufs bei den dreiachsigen Drehgestellen
24 (No. 866] GLASERS ANNA! EN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN (15. Juli 1913)
kugelförmig sein, weil bei Verwendung eines stufen- | Drehgestellen amerikanischer Bauart nur 2 Gleitlager
förmigen Drehtellers in dem Balken, auf dem der Dreh- vorhanden. Diese ruhen zu beiden Seiten des Dreh-
teller liegt, sehr ungünstige Beanspruchungen auftreten tellers aufserhalb des Drehgestellrahmens auf beson-
können. deren eisernen Balken, die mit ihren Enden auf den
Gegenüber den dreiachsigen Drehgestellen früherer oberen Wiegebalken ruhen, die zu diesem Zweck durch
Bauart sind bei denjenigen amerikanischer Bauart die die Längsträger nach aufsen geführt sind.
Gleitlager, die zur seitlichen Unterstützung des Wagen- Die dreiachsigen Drehgestelle amerikanischer Bau-
kastens dienen, anders angeordnet. Während früher art haben sich ebenfalls gut bewährt und kommen in
die Gleitlager wie bei den zweiachsigen Drehgestellen der beschriebenen Form bei allen neuen sechsachsigen
auf den Enden der oberen Wiegebalken befestigt waren, Personenwagen zur Verwendung.
das Drehgestell also 4 Gleitlager hatte, sind bei den (Fortsetzung folgt.)
|
Hochspannungsanlagen von mehr als 100000 Volt ın den
Vereinigten Staaten von Amerika
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. März 1913 vom
Regierungsbaumeister E. Schwartzkopff, Berlin-Halensee
(Mit 44 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 11)
Mississippi Power Co., Jowa. und enthält 116 je über 9 m weite Schleusenöffnungen;
Seit Beginn des Jahres 1910 wird an dem Bau des , sie trägt darüber eine Fufsgängerbrücke, von der aus
grölsten Wasserkraftwerkes gearbeitet, welches nach die Schütze mittels eines fahrbaren elektrischen An-
seinem endgültigen Ausbau auch die gröfsten Dampf- triebes betätigt werden. Das feste Grundwehr hat eine
kraftwerke an Leistung weit übertreffen wird. Es ist Breite von 13 m und sitzt auf dem gewachsenen Felsen
dies das Kraftwerk der Mississippi Power Co. in Keokuk, auf, weshalb die Ausführung eines so grofsen Bauwerkes
Jowa, welches die in den Stromschnellen bei Des Moines auf nicht sehr grofse Schwierigkeiten gestolsen ist.
enthaltene Wasserkraft des Mississippi ausnutzen soll Die Wassermenge des Mississippi schwankt zwischen
(Abb. 30). Der gewonnene Strom soll zunächst in der | 6000 und 11000 cbm pro Sekunde. Es ergeben sich
Hauptsache zur Versorgung des 225 km entfernten hierbei Schwankungen des Wasserspiegels von etwa
Saint Louis mit Licht und Kraft dienen. Der erste 5 m. Durch den Staudamm wird ein nutzbares Gefälle
Abb. 30.
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Gesamt-Anlage bei Keokuk am Mississippi fiir 300 000 PS.
Ausbau des Kraftwerkes erfolgt sofort mit 150000 PS. | von 6⁄2 bis 10'/2 m erzielt. Das Turbinenhaus schliefst
Man rechnet damit, dafs bei einem späteren Bedarf, | sich senkrecht an das Wehr an, liegt also in einer
wobei die Gesellschaft besonders ihr Augenmerk auf | Entfernung von 90 m parallel zum Jowaufer. Die Ge-
Chicago richtet, das etwa 360 km entfernt ist, das Kraft- samtlänge beträgt 425 m, die Breite 38 m, die Gesamt-
werk zu einer Leistung von 300000 PS ausgebaut höhe von der Gründung bis zum Dach 40 m.
werden kann. Der gesamte wasserbau-technische Teil wird gleich
Die Anlagekosten des Werkes können als sehr im ersten Ausbau für 30 Maschinensätze mit einer
niedrig bezeichnet werden, da dieselben bei dem ersten Leistung von je 10000 PS ausgeführt, wenn auch zu-
Ausbau nur etwa 75 M pro PS betragen, wobei sehr nächst nur 15 Turbinen aufgestellt werden. Die Turbinen
grofse Summen für Grunderwerb, insbesondere wegen sind mit Rücksicht auf das schwankende Gefälle als
des zu schaffenden Stausees, für den Erwerb von | Doppelturbinen mit senkrechter Welle ausgeführt. Das
Wegerechten, sowie für den Bau einer grofsen Kammer- Gesamtgewicht eines Maschinensatzes beträgt etwa 300 t,
schleuse eingeschlossen sind. Als Gegenleistung für der gröfste Durchmesser des Generator-Gehäuses 11 m.
die Erteilung der Konzession zum Bau des Kraftwerkes Die Fernleitung von Keokuk nach Saint Louis Ist
hat die ausführende Gesellschaft eine bereits vorhandene für eine Uebertragungsleistung von 90 000 PS berechnet
ältere Schleuse, die dem Staate Jowa gehört, zu er- und besteht aus einer doppelten Drehstromleitung, die
neuern und ganz bedeutend zu vergröfsern. Zwischen mit 110000 Volt betrieben werden soll. Die einzelnen
dem flufsabwärts gelegenen Ende des Kraftwerkes und Leitungen sind aus 19 Kupferlitzen zusammengeseilt,
dem Ufer wird ein Bauwerk errichtet, das eine 137 m die einen Gesamtdurchmesser von ‘/s“ ergeben, was
lange und etwa 50 m breite Kammerschleuse und ein schon bei einer normalen Entfernung der Türme von
Trockendock enthält. Der Staudamm im Mississippi hat 250 m ein recht beträchtliches Gewicht zur Folge hat.
eine Lange von 1340 m. Die Wehrbrücke ist 11,5 m hoch Die Leitung (Abb. 31) überbrückt in sehr gewaltiger
[15. Juli 1913] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 866] 25
Abb. 31.
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AND wessTer CASINTCAING CORPORATION.,
MISCIGGIPP!] RIVER POWER COMPANY.
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Lageplan der Mississippi Power Co.
Spannweite von 900 m vom Dach des Schalthauses
den Mississippi nach dem Staate Illinois hinüber und
folgt dem Flufs in südlicher Richtung auf einer Länge
von 175km. Für die Flufskreuzung wurden zu diesem
Zwecke besonders gebaute Leitungen verwendet, die
in ihrer Mitte ein Stahldrahtseil enthalten, wodurch sie
eine Zugbeanspruchung von 11000 kg pro Leitung aus-
halten können. Bei einer gröfseren Biegung des Missis-
sippi überschreitet die Leitung den Flufs und folgt ihm
weiter in südlicher Richtung bis an die Ufer des Missouri,
über den sie in zwei gewaltigen Spannweiten von je
1000 m hinübergeführt wird. Der Turm, der in der
Mitte des Flusses auf einer kleinen Insel errichtet
ist, hat eine Höhe von 67 m, wodurch trotz des grofsen
Durchhanges der Leitung von 45m eine lichte Durch-
fahrtshöhe auf dem Flufs von 22 m gewahrt bleibt.
Die normalen Leitungstürme zeigt das folgende
Bild (Abb. 32). Es war erst kurz vor meiner Anwesenheit
Abb. 32.
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Leitungsmaste der Mississippi Power Co. für 110000 Volt.
mit dem Aufstellen derselben begonnen worden, sodafs
die Leitungen selbst noch nicht verlegt sind. Die Türme
aus Winkeleisen haben eine Höhe von 21 m und sind
nur so stark ausgeführt, dafs sie einem einseitigen Zug
von nur 2 Leitungen widerstehen können, während
jeder 7. Turm als besonderer Ankerturm ausgebildet
ist, der den ganzen einseitigen Zug aller 6 Leitungen
aufnehmen kann. Die Spitzen der Türme werden durch
eine Erdleitung miteinander verbunden, die aus 7 Litzen
aus Siemens-Martin-Stahl besteht. Die Leitungen hängen
an Tteiligen Hängeisolatoren von 10“ Durchmesser
mit einem vertikalen Abstande untereinander von
2100 mm. — Die Zugisolatoren an den Ankertürmen
sind aus 2 parallelen Reihen von je 8 Scheiben zu-
sammengesetzt, die eine mechanische Festigkeit in den
beiden Isolatorreihen von 10000 kg besitzen.
Au Sable Electric Company, Michigan.
Einen entscheidenden Schritt vorwärts in der Er-
höhung der Spannung hat die Au Sable Electric Co.
getan. Obgleich mit Rücksicht auf die Länge der
26 [No. 866]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Juli 1913)
jetzigen Anlage von 380 km die Spannung wohl hätte
niedriger gehalten werden können, hat die Gesellschaft
doch schon, von dem Gesichtspunkte ausgehend, dafs
in zukünftiger Zeit ein sehr grofser Teil der Provinz
Michigan durch ein ausgedehntes Leitungsnetz mit
Energie versorgt werden wird, eine Uebertragungs-
spannung von 140000 Volt gewählt. Die ersten 200 km
dieser Anlage sind im März v. J. in Betrieb genommen
worden und haben bisher nicht die geringsten Betriebs-
störungen veranlafst. Das Bild zeigt einen Lageplan
der Fernleitung in der Provinz Michigan (Abb. 33). Am
Au Sable-Flufs, der fast das ganze Jahr hindurch eine
gleichmäfsige Wassermenge führt, liegt das Cooke-
Kraftwerk etwa 25 km von der Mündung des Flusses
in den Huron-See entfernt. Den einzigen Zugang zum
Kraftwerk bildete eine schmalspurige Materialbahn, auf
der zur Beförderung von Passagieren im vergangenen
Jahr bei gutem Wetter ein benzinangetriebener Wagen
lief, der aus den Teilen eines 40 pferdigen Automobils
zusammengebaut war. Das Kraftwerk, in welchem
drei 4000 pferdige Vierfach-Wasserturbinen aufgestellt
sind, die das Gefälle von etwa 12 m ausnutzen, bietet
an sich nichts Bemerkenswertes. Die Leitung erstreckt
Abb. 33.
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Lageplan der Au Sable Electric Co.
sich zunächst auf 135km bis zur Zilwaukee-Trans-
formatorenstation, welche die Städte Bay City und
Saginaw mit Strom versorgt, und dann etwa 115 km
weiter über Flint, wo sich ein Dampf-Aushilfskraftwerk
befindet, bis Owosso. Von hier über Lansing bis
Battle Creek wird die Leitung zurzeit noch mit 40000
Volt betrieben, doch ist auch für diese Strecke der
Umbau auf 140000 Volt für die nächste Zeit vorgesehen.
Die beiden Unterstationen in Zilwaukee und Owosso
unterscheiden sich in der Einrichtung nur wenig. Die
140000 Volt-Leitungen führen direkt zu den Hoch-
spannungsschaltern und von diesen zu den Stations-
Sammelschienen, an welche die Transformatoren an-
geschlossen sind. Bemerkenswert sind hauptsächlich
die Hochspannungs-Apparate, die einige neue inter-
essante Ausführungen zeigen.
Sehr viel Sorgfalt ıst auf das Einbringen der
Hochspannungsleitungen in die Gebäude gelegt. Auf
allen Stationen der Uebertragung sind die Durchlässe
vollständig geschlossen und wasserdicht (Abb.34). Durch
einen Dachaufbau unter 45° sind die Durchführungs-
klemmen gegen Schlagregen und Schnee geschützt. Die
Wanddurchführungen für die hereinkommenden Lei-
tungen bestehen im Innern des Raumes aus Klemmen,
die ähnlich wie die der Transformatoren und Schalter
ausgebildet sind, während sie aufserhalb des Gebäudes
als Mantelisolatoren aus Porzellan von 1,85 m Länge
ausgeführt sind. Die Gesamtlänge der Wanddurch.
führung beträgt 3m; sie haben einen gegenseitigen
Abstand von 3,35 m.
Einen der von den General Electric Co. gebauten
Oelschalter zeigt das nächste Bild (Abb. 35), aus dem sich
die gewaltigen Abmessungen dieser Apparate deutlich
erkennen lassen. Sie können einen Phasenstrom von
100 Amp. schalten, jedoch beträgt der Vollaststrom der
Abb. 34.
140 000 Volt-Wanddurchführung in Owosso.
Abb. 35.
140 000 Volt-Oelschalter in Zilwaukee.
ganzen Anlage nur etwa 22 Amp. Die Gehäuse be-
decken eine Grundfläche von 2,50 m X 1,2 m. Die Höhe
bis zur Klemmenspitze beträgt 3,70 m. Eine elektrische
und automatische Betätigung dieser Schalter ist auf
keiner Station vorgesehen; sie können nur durch einen
Handhebel aus- und eingeschaltet werden. Der Hub
der Schalterkontakte zwischen den unteren Enden der
beiden festen Klemmen beträgt 460 mm, sodafs im
Stromkreis jeder einzelnen Phase eine Funkenstrecke
von 920 mm Oelweg hergestellt wird. Eine solche
(15. Juli 1913]
Schalterklemme zeigt das nächste Bild (Abb. 36). Die
gleichen Klemmen werden auch, abgesehen von den
Schaltkontakten am unteren Ende, für die Trans-
formatoren benutzt. Die ganze Länge einer solchen
Klemme beträgt etwa 3 m; sie besteht aus geprefsten
ringförmigen Teilen, aus Porzellan oder einem anderen
Isoliermaterial, zwischen denen eine gröfsere Zahl
herausragender Scheiben aus Prefsspan liegen, die die
Isolationsoberfläche zwischen Klemme und Gehäuse
vergrölsern. Die einzelnen Kammern des Isolators
werden durch den Leiter selbst, der als
eine Art Anker ausgebildet ist, zusammen-
gehalten. Im Innern ist der Leiter mit
einer Zahl von konzentrischen Zylindern
aus besonders bearbeitetem Isoliermaterial
umgeben, die so lang sind wie die ganze
Klemme. Die Klemme wird nach dem
Zusammenbau entweder mit Isoliermasse,
meistens jedoch mit Oel gefüllt.
Im Gegensatz zu diesen Klemmen, die einen sehr
grofsen Durchmesser erhalten müssen, um bei der un-
gleichen Spannungsverteilung innerhalb der isolierenden
Schicht zwischen dem Leiter und der Erde eine ge-
nügend sichere Isolation zu erhalten, zeigt die Aus-
führungsklemme der Westinghouse-Gesellschaft (Abb.37),
die besonderes Interesse verdient, eine sehr viel ge-
drängtere Bauart. Das Bild zeigt eine solche Klemme
für 100000 Volt, die nach dem Kondensator-Prinzip
aufgebaut ist. Sie ist aus abwechselnden Lagen von
Abb. 36.
Hochspannungsklemme der General Electric Co.
für 140000 Volt Oelschalter.
Isoliermaterial und metallischen Belägen aus Zinnfolie
zusammengebaut, wodurch eine vollständig gleich-
mäfsige Abnahme der Spannung zwischen dem Leiter
und der Erde erreicht wird. Statische Entladungen
haben sich an diesen Klemmen nicht gezeigt.
Sämtliche 140000 Volt-Leiter und Verbindungen
bestehen innerhalb der Unter-Stationen aus Eisenrohren
von % ‘ Durchmesser. Sie sind an den Transformator-
und Oelschalter-Klemmen, an den Wanddurchführungen
und dazwischen an 10 gliedrigen Hängeisolatoren be-
festigt. Der Abstand gegen die Wände und sonst ge-
erdete Punkte beträgt mindestens 1,50 m, ist aber
meistens noch gröfser gewählt.
Die Transformatoren, einphasige Mantel-Trans-
formatoren für eine Leistung von je 3000 KW (Abb. 38),
sind für Wasserkühlung eingerichtet. Sie sind aulsen
3,35 m lang, 150 m breit, 4,50 m bis zur Oberkante
Deckel hoch und bis zur Spitze der senkrecht hoch-
stehenden Klemmen 6 m. Das Gesamtgewicht des mit
Oel gefüllten Transformators beträgt 39 t. Die Hoch-
spannungsklemmen zeigen eine ähnliche Ausführung
wie die Schalterklemmen. Die Schaltung der Trans-
formatoren ist insofern eine abweichende von der üb-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
1
[No. 866] 27
lichen, als sie auch auf der Hochspannungsseite in
Dreieck geschaltet sind, sodafs die Hochspannungs-
wicklung gegen die volle Spannung von 140000 Volt
isoliert werden mufs.
An der Aufsenseite des Gebäudes sind zwischen
die Wanddurchführung und die Fernleitung die Alu-
minium-Zellenblitzableiter eingeschaltet (Abb.39). Jeder
einzelne Behälter hat eine Länge von 1,80 m und eine
Breite von 900 mm; sie sind von der General
Electric Co. aufgestellt worden, obgleich gerade die
Abb. 37.
Hochspannungsklemme der Westinghouse Manufacturing Co. für 100000 Volt.
Au Sable EI. Co. sehr wenig von einer Schutzwirkung
erwartet. Bei der Eile, mit der der Betrieb auf der
ersten Strecke aufgenommen wurde, waren die Blitz-
ableiter zunächst versehentlich nicht an die Fernleitung
angeschlossen worden. Es sind aber bei zahlreichen
starken Gewittern trotzdem keine Blitzschäden ver-
ursacht worden, oder, wie mir der Betriebsleiter mit-
teilte, gerade deshalb.
Die Fernleitung besteht aus 3 Leitern aus hart ge-
zogenem Kupfer, die aus je 7 Litzen zusammengesetzt
Abb. 38.*)
140 000 Volt-Transformator von 3000 KVA Leistung
mit Wasserkühlung in Zilwaukee.
sind und einen Durchmesser von */s “ haben. Sie sind
an 10teiligen Hängeisolatoren von 10“ Durchmesser
aufgehängt und bilden an den Masten die Eckpunkte
eines liegenden gleichschenkligen Dreiecks von 5,3 m
Schenkellänge und 3,7 m Grundlinie. Einen Turm zeigt
das nächste Bild (Abb. 41). Sie haben bis zum unteren
Leiter eine Höhe von 12—18 m und stehen in Abständen
von 150 m.
Obgleich die kritische Spannung dieser Leitungen
bei etwa 142000 Volt liegt, so weisen doch die
Leitungen bei 140000 Volt eine praktisch wesentliche
°} Nach „General Electric Review" 1912.
28 [No. 866]
Strahlung nicht auf, ausgenommen bei sehr ungiinstigen
atmosphärischen Verhältnissen, wo bei Nacht eine
geringe Strahlung sichtbar wird. Jedoch verursachen
die statisch sehr hoch geladenen Leiter ein mehr als
100 m weit hörbares summendes Geräusch.
Abb. 39.
Elektrolyt-Blitzableiter für 140 000 Volt in Owosso.
Abb. 40.
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Funkenstrecke und Ladevorrichtung der 140 000 Volt-
Blitzableiter.
Durch Messungen ist festgestellt worden, dafs bei
einer Spannung von 140000 Volt an der Zentrale die
Spannung an der Transformatorenstation in Flint bei
eingeschalteten, aber unbelasteten Transformatoren in-
folge der Kapazität der Leitungen auf ungefähr
165 000 Volt gestiegen ist. Werden die Transformatoren
in dem Unterwerk auch auf der Primärseite abgeschaltet,
so wird ein Ansteigen der Spannung auf etwa
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Juli 1913)
190 000 Volt erwartet, obgleich diese durch Messung
noch nicht festgestellt ist. Bei solchen Spannungen,
die weit über der kritischen der Leitung liegen, sind
dann auch die Verluste durch Ausstrahlung sehr er-
heblich; sie sind auf dem ausgeführten Stück der
Leitung zu 3000 KW festgestellt worden, d. s. 25 pCt.
von der Gesamtleistung. Bei der normalen Spannung
von 140000 Volt betragen die Corona-Verluste nur
ungefähr 2 KW pro Kilometer, d. s. etwa 3,5 pCt.
Seit der Betriebseröffnung hat diese Leitung ohne
jede Störung gearbeitet. Jedoch hat sich das eine
deutlich gezeigt, dafs eine so hohe Spannung nur dann
Abb. 41.
Leitungsmast der 140 000 Volt-Anlage.
praktisch und ökonomisch ist, wenn die Entfernung
und die zu übertragende Engeriemenge derart grofs
sind, dafs Leiter von geniigendem Querschnitt, um die
Coronaverluste zu vermeiden, erreicht werden kénnen.
Während man es ursprünglich für erfolgreich angesehen
hat, den Leiterquerschnitt durch Einziehen einer Hanf-
seele zu vergröfsern und dadurch die erforderliche
Kupfermenge kleiner zu halten und doch einen gröfseren
Querschnitt zu erreichen, so haben schon die Unter-
suchungen an der Leitung der Au Sable EI. Co. er-
wiesen, dafs solche Kabel mit Hanfseele grd{tsere
Coronaverluste aufweisen, als Kabel mit einem gleich-
wertigen vollen Kupferquerschnitt. Es rührt dies da-
her, dafs die einzelnen Hanffasern sich zwischen den
Litzen herausdrücken und eine gröfsere Ausstrahlungs-
fläche ergeben. Es hat dies dann auch zur Folge ge-
habt, dafs bei verschiedenen neueren Projekten nur
noch Leitungen mit vollem metallischem Querschnitt
ın Aussicht genommen sind.
(Schlufs folgt.)
Entwürfe der Reichsregierung zur Abänderung des Patentgesetzes, des
Gebrauchsmustergesetzes und des Warenzeichengesetzes
Den Regierungen der Bundesstaaten sind vom
Reichskanzler (Reichsamt des Innern) die vorläufigen
Entwürfe eines Patentgesetzes, eines Gebrauchs-
mustergesetzes und eines Warenzeichengesetzes
mit dem Ersuchen um Prüfung mitgeteilt worden. Die
Entwürfe werden, damit auch weitere Kreise zur
Meinungsäufserung Gelegenheit erhalten, mit Er-
läuterungen in dem Reichsanzeiger vom 11. Juli d. J.
zum Abdruck gebracht. Wegen des grofsen Umfanges
der Erläuterungen müssen wir uns auf den Abdruck
der neuen Gesetzentwürfe beschränken, verweisen aber
auf die eingehende und interessante Begründung zu
den einzelnen Gesetzentwürfen, welche in den Erläute-
rungen enthalten sind.
(15. Juli 1913)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 866] 29
Entwurf eines Patentgesetzes.
Erster Abschnitt.
Patentrecht.
§ 1.
Patente werden erteilt fir neue Erfindungen, welche
eine gewerbliche Verwertung gestatten.
Ausgenommen sind:
1. Erfindungen, deren Verwertung den Gesetzen
oder guten Sitten zuwiderlaufen würde, sowie
schlechthin Erfindungen von Gegenständen, die
bei Menschen die Empfängnis verhüten oder die
Schwangerschaft beseitigen sollen.
2. Erfindungen von Nahrungs-, Genufs- und Arznei-
mitteln sowie von Stoffen, welche auf chemischem
Wege hergestellt werden, soweit die Erfindungen
nicht ein bestimmtes Verfahren zum Herstellen
der Gegenstände betreffen.
§ 2.
Eine Erfindung gilt nicht als neu, wenn sie zurzeit
der auf Grund dieses Gesetzes bewirkten Anmeldung
in Oftentlichen Druckschriften aus den letzten hundert
Jahren bereits derart beschrieben oder im Inland
bereits so offenkundig benutzt ist, dafs danach die
Benutzung durch andere Sachverständige möglich
erscheint.
Die im Ausland amtlich herausgegebenen Patent-
beschreibungen stehen den öffentlichen Druckschriften
erst nach Ablauf von drei Monaten seit dem Tage der
Herausgabe gleich, sofern das Patent von demjenigen,
welcher die Erfindung im Ausland angemeldet hat, oder
von seinem Rechtsnachfolger nachgesucht wird. Diese
Begünstigung erstreckt sich jedoch nur auf die amt-
lichen Patentbeschreibungen derjenigen Staaten, in
welchen nach’ einer im Reichsgesetzblatt enthaltenen
Bekanntmachung die Gegenseitigkeit verbürgt ist.
§ 3.
Auf die Erteilung des Patents hat der Erfinder
Anspruch. Unter mehreren Erfindern steht der Anspruch
demjenigen zu, der die Erfindung zuerst bei dem
Patentamt angemeldet hat. Ist die Erfindung in einem
Betriebe gemacht und auf bestimmte Personen als Er-
finder nicht zurückzuführen, so ist derjenige als Erfinder
anzusehen, für dessen Rechnung der Betrieb ver-
waltet wird.
In dem Verfahren vor dem Patentamt gilt der
Anmelder als Erfinder.
Der Anmelder hat keinen Anspruch auf ein Patent,
wenn die Erfindung Gegenstand des auf eine frühere
Anmeldung erteilten Patents ist; trifft diese Voraus-
setzung teilweise zu, so hat der Anmelder Anspruch
auf ein Patent in entsprechender Beschränkung.
§ 4.
Der Erfinder kann von demjenigen, welcher, ohne -
Erfinder zu ui die Erfindung angemeldet hat, ver-
langen, dafs er die Anmeldung ihm überträgt oder sie
zurücknimmt. Er kann, wenn die Anmeldung zum Patent
geführt hat, von dem Patentinhaber verlangen, dafs er
ihm das Patent überträgt oder dem Patentamt gegen-
über auf das Patent verzichtet. Der Anspruch ist aus-
geschlossen, wenn er nicht vor Ablauf eines Jahres
nach der Bekanntmachung des Patents ($ 37) durch
Klage geltend gemacht ist.
Unter mehreren Erfindern steht der Anspruch auf.
Uebertragung demjenigen zu, der zuerst zur Kenntnis
des Patentamts bringt, dafs er Klage erhoben hat.
§ 5.
Der Anmeldung des Erfinders steht die Anmeldung
eines anderen, der nicht Erfinder ist, nicht entgegen,
wenn der Erfinder vor Ablauf eines Jahres nach der
Bekanntmachung des Patents (§ 37) die Anmeldung be-
wirkt hat. Auch wird in diesem Falle die Neuheit der
Erfindung nicht dadurch berührt, dafs sie nach der
früheren Anmeldung in öffentlichen Druckschriften be-
schrieben oder im Inland offenkundig benutzt ist.
§ 6.
Der Erfinder hat Anspruch darauf, dafs er bei Er-
teilung des Patents und in den Veröffentlichungen des
Patentamts als Erfinder genannt wird. Die Zustimmung
dessen, dem das Recht aus der Anmeldung oder aus
dem Patente zusteht, ist erforderlich. Die Zustimmung
ist dem Patentamt gegenüber zu erklären; sie ist un-
widerruflich.
Der Erfinder, dessen Erfindung ein anderer, der
nicht Erfinder ist, angemeldet hat, kann von demjenigen,
dem das Recht aus der Anmeldung oder aus dem
Patente zusteht, verlangen, dafs er die Zustimmung er-
teilt. Der Anspruch ist ausgeschlossen, wenn er nicht
vor Ablauf eines Jahres nach der Bekanntmachung des
Patents (§ 37) durch Klage geltend gemacht ist.
§ 7.
Das Patent hat die Wirkung, dafs der Patentinhaber
ausschliefslich befugt ist, gewerbsmäfsig den Gegenstand
der Erfindung herzustellen, in Verkehr zu bringen, feil-
zuhalten oder zu gebrauchen. Ist das Patent für ein
Verfahren erteilt, so erstreckt sich die Wirkung auch
auf die durch das Verfahren unmittelbar hergestellten
Erzeugnisse.
§ 8.
Die Wirkung des Patents tritt gegen denjenigen
nicht ein, welcher zur Zeit der Anmeldung bereits im
Inland die Erfindung benutzt oder die zur Benutzung
erforderlichen Veranstaltungen getroffen hatte (Vor-
benutzer). Der Vorbenutzer ist befugt, die Erfindung
für die Bedürfnisse seines eigenen Betriebs in eigenen
oder fremden Werkstätten auszunutzen. Diese Befugnis
kann nur zusammen mit dem Betrieb übertragen werden
oder auf die Erben übergehen.
Die Wirkung des Patents tritt ferner insoweit nicht
ein, als die Erfindung nach Bestimmung des Reichs-
kanzlers für das lleer oder für die Flotte oder sonst
im Interesse der öftentlichen Wohlfahrt benutzt werden
soll. Doch hat der Patentinhaber in diesem Falle gegen-
über dem Reiche oder dem Bundesstaate, welcher in
seinem besonderen Interesse die Beschränkung des
Patents beantragt hat, Anspruch auf angemessene Ver-
gütung, welche mangels einer Verständigung im Rechts-
weg festgesetzt wird.
Auf Einrichtungen an Fahrzeugen, die nur vorüber-
gehend in das Inland gelangen, erstreckt sich die
Wirkung des Patents nicht.
§ 9.
Das Recht aus der Anmeldung und das Recht aus
dem Patente sind übertragbar und gehen auf die Erben
über. Dasselbe gilt von den Ansprüchen des Erfinders;
unübertragbar und unvererblich sind die im $ 6 be-
zeichneten Änsprüche.
§ 10.
Die Ansprüche des Erfinders, der in einem gewerb-
lichen Unternehmen angestellt ist, gehen, soweit nichts
anderes vereinbart ist, auf den Unternehmer tiber, wenn
die Erfindung ihrer Art nach im Bereiche der Aufgaben
des Unternehmens liegt und die Tätigkeit, die zu der
Erfindung geführt hat, zu den Obliegenheiten des An-
gestellten gehört; ausgenommen sind die im $ 6 be-
zeichneten Ansprüche.
Der Angestellte kann, wenn das Patent erteilt ist,
von dem Unternehmer eine Vergütung verlangen. Ist
über Art und Höhe der Vergütung weder durch die
Bemessung des Gehalts oder Lohnes noch sonst eine
Vereinbarung getroffen, so bestimmt darüber der Unter-
nehmer nach billigem Ermessen. Die Bestimmung
erfolgt durch Erklärung gegenüber dem Angestellten;
die Vorschriften des & 315 Abs. 3 des Bürgerlichen
Gesetzbuchs finden Anwendung.
Ist vereinbart, dafs dem Angestellten keinerlei
Vergütung für künftige Erfindungen zustehen soll, die
auf den Unternehmer übergehen, so kann sich der
Unternehmer hierauf nicht berufen.
Die Betriebe, Anstalten, Anlagen und dergleichen,
welche unter der Verwaltung des Reichs, eines Bundes-
30 [No. 866]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Juli 1913]
staats, einer Gemeinde oder eines Gemeindeverbandes
stehen, sind als gewerbliche Unternehmen im Sinne
des Abs. I nicht anzusehen.
§ 11.
Das Patent dauert fünfzehn Jahre von der Ver-
öffentlichung der Anmeldung an (§ 31).
§ 12.
Für das Patent ist mit Beginn jedes Jahres der
Dauer bei dem Patentamt eine Gebühr zu zahlen, die
für die ersten fünf Jahre je fünfzig Mark beträgt und
weiterhin jedes Jahr um fünfzig Mark steigt. Der
Bundesrat kann die Gebührensätze ermäfsigen.
Dem Anmelder oder Patentinhaber, der seine Be-
dürftigkeit nachweist, kann das Patentamt die Gebühren
für die ersten drei Jahre bis zum Beginne des vierten
Jahres stunden. Gestundete Gebühren sind erlassen,
wenn das Patent innerhalb der ersten vier Jahre erlischt.
§ 13.
Die erste Jahresgebihr ist innerhalb der Frist von
zwei Monaten nach der Veröffentlichung der Anmeldung
($ 31) zu zahlen; sie wird erstattet, wenn die An-
meldung zurückgenommen oder das Patent versagt wird.
Die Anmeldung gilt als zurückgenommen, wenn die
Gebühr nicht vor Ablauf der Frist gezahlt wird.
Die weiteren Jahresgebühren sind innerhalb der
Frist von zwei Monaten nach dem Beginne jedes Jahres
zu zahlen; wird das Patent erst nach Ablauf eines
Jahres von der Veröffentlichung der Anmeldung an
erteilt, so sind die Gebühren für die bereits vollendeten
Jahre und das begonnene Jahr innerhalb der Frist von
zwei Monaten, nachdem der Patentsucher von der Er-
teilung benachrichtigt worden ist, zu zahlen. Nach-
träglich ist die Zahlung nur unter Zuschlag von zehn
Mark und nur bis zum Ablauf des dritten Monats nach
der Fälligkeit zulässig. Die vor der Fälligkeit ge-
zahlten Gebühren werden erstattet, wenn auf das
Patent verzichtet oder wenn es für nichtig erklärt oder
zurückgenommen wird.
§ 14.
Das Patent erlischt, wenn der Inhaber dem Patent-
amt gegenüber darauf verzichtet, oder wenn die Jahres-
gebühren nicht rechtzeitig (§ 13 Abs. 2) gezahlt werden.
Ueber die Rechtzeitigkeit der Zahlung entscheidet das
Patentamt.
§ 15.
Das Patent wird für nichtig erklärt, wenn sich
ergibt:
1. dafs der Gegenstand nach §§ 1, 2 nicht patent-
fähig war,
2. dafs die Erfindung Gegenstand des auf eine frühere
Anmeldung erteilten Patents ist. /
Trifft eine dieser Voraussetzungen teilweise zu, so
wird das Patent durch entsprechende Beschränkung
teilweise für nichtig erklärt.
§ 16.
Verweigert der Patentinhaber einem anderen die
Erlaubnis zur Benutzung der Erfindung auch bei An-
gebot einer angemessenen Vergütung und Sicherheit,
so kann, wenn die Erteilung der Erlaubnis im öffent-
lichen Interesse geboten ist, dem anderen die Befugnis
zur Benutzung der Erfindung zugesprochen werden
(Zwangslizenz). Die Befugnis kann eingeschränkt er-
teilt und von Bedingungen abhängig gemacht werden.
Das Patent kann, soweit nicht Staatsverträge ent-
gegenstehen, zurückgenommen werden, wenn die Er-
findung ausschliefslich oder hauptsächlich aufserhalb des
Deutschen Reichs und der Schutzgebiete ausgeführt
wird. Die Uebertragung des Patents auf einen anderen
ist insofern wirkungslos, als sie nur den Zweck hat,
der Zurücknahme zu entgehen.
Vor Ablauf von drei Jahren nach der Bekannt-
machung des Patents ($ 37) kann eine Entscheidung
nach Abs. I, 2 gegen den Patentinhaber nicht getroffen
werden.
§ 17.
Der Inhaber eines Patents (Hauptpatent) kann be-
anspruchen, dafs ihm das Patent für eine Erfindung,
durch welche die durch das Hauptpatent geschützte
Erfindung verbessert oder sonstwie weiter ausgebildet
werden soll, als Zusatzpatent erteilt wird.
Das Zusatzpatent dauert bis zum Ablauf von fünf-
zehn Jahren seit der Veröffentlichung der Anmeldung
des Hauptpatents. Aufser der ersten Jahresgebühr
($ 13 Abs. I) sind für das Zusatzpatent keine Jahres-
gebühren zu zahlen. Werden die Jahresgebühren für
das Hauptpatent nicht rechtzeitig gezahlt ($ 13 Abs. 2),
so erlischt auch das Zusatzpatent.
Die Zusatzeigenschaft erlischt, wenn dem Patent-
amt gegenüber auf das Hauptpatent verzichtet oder
wenn es für nichtig erklärt oder zurückgenommen wird;
die Dauer des Patents und die Fälligkeit der Gebühren
bestimmen sich nach dem Anfangstage des Haupt-
patents. Für den Jahresbetrag der Gebühren ist der
gleiche Tag mafsgebend, es sei denn, dafs das Haupt-
patent für nichtig erklärt worden ist. In diesem Falle
bestimmt sich der Betrag der Jahresgebühren nach dem
Anfangstage des Zusatzpatents; als erstes Patentjahr
gilt die Zeit von der Veröffentlichung der Zusatz-
anmeldung bis zu dem nächstfolgenden Jahrestage des
Anfangs des Hauptpatents.
Zweiter Abschnitt.
Patentamt.
§ 18.
Die Erteilung, die Erklärung der Nichtigkeit und
die Zurücknahme der Patente sowie die Erteilung von
Zwangslizenzen erfolgt durch das Patentamt.
§ 19.
Das Patentamt hat seinen Sitz in Berlin.
Es besteht aus einem Präsidenten und seinen Ver-
tretern (Direktoren), aus rechtskundigen und aus tech-
nischen Mitgliedern. Die Mitglieder werden, und zwar
der Präsident auf Vorschlag des Bundesrats, vom Kaiser
ernannt. Die rechtskundigen Mitglieder müssen die
Befähigung zum Richteramt oder zum höheren Ver-
waltungsdienst besitzen, die technischen Mitglieder
müssen in einem Zweige der Technik sachverständig
sein.
Aufserdem können Personen, die in einem Zweige
der Technik sachverständig sind, auf die Zeit von fünf
Jahren zu Mitgliedern des Patentamts ernannt werden;
aufdie nichtständigen Mitglieder finden die Bestimmungen
im § 16 des Reichsbeamtengesetzes keine Anwendung.
Im Falle des Bedürfnisses kann der Reichskanzler
Personen, welche die für Mitglieder geforderte Vor-
bildung besitzen (Abs. 2), mit den Verrichtungen eines
Mitglieds des Patentamts beauftragen. Der Auftrag
kann auf eine bestimmte Zeit oder für die Dauer des
. Bedürfnisses erteilt werden und ist vor Ablauf der Zeit
oder vor Erledigung des Bedürfnisses nicht widerrul-
lich. Im übrigen finden die Vorschriften über Mit
glieder auf die Hilfsmitglieder Anwendung.
§ 20.
In dem Patentamt werden gebildet:
1. Prüfungsstellen für die Patentanmeldungen,
2. Patentabteilungen für die Angelegenheiten, welche
die Patente betreffen und nicht gesetzlich anderen
Stellen zugewiesen sind, insbesondere für die
Eintragungen und Löschungen in der Patentrolle
(§ 27),
3. ar Senat für die Anträge auf Erklärung der
Nichtigkeit und auf Zurücknahme von Patenten
sowie auf Erteilung von Zwangslizenzen (Nichtig-
keitssenat),
4. Senate für die Beschwerden (Beschwerdesenate).
§ 21.
Die Geschäfte der Prüfungsstelle werden von einem
ständigen technischen Mitglied wahrgenommen (Prüfer).
Jedem Prüfer wird ein bestimmtes Gebiet der Technik
(15. Juli 1913]
zur Bearbeitung zugewiesen. Der einzelne Prifer hat
selbständig die Anmeldungen zu prüfen und die Patente
zu erteilen.
Die Patentabteilung besteht aus dem Vorsitzenden
und den Prüfern der ihr zugewiesenen Gebiete der
Technik. Für Beschlüsse der Abteilung ist die Mit-
wirkung von 3 Mitgliedern erforderlich.
Der Senat entscheidet, soweit das Gesetz nicht
anders bestimmt, in der Besetzung mit 5 Mitgliedern;
in dem Beschwerdesenat müssen ein rechtskundiges
und drei technische Mitglieder beisitzen, der Nichtig-
keitssenat besteht aus zwei rechtskundigen und drei
technischen Mitgliedern. Die Mitwirkung von drei Mit-
gliedern genügt für Beschlüsse, durch welche nicht über
eine gemäfs $ 35 eingelegte Beschwerde oder über
einen gemäfs $$ 15, 16 gestellten Antrag entschieden
wird.
Die Bestimmungen der Zivilprozefsordnung über
Ausschliefsung und Ablehnung der Gerichtspersonen
finden entsprechende Anwendung. Wird ein Prüfer
abgelehnt, so entscheidet die Patentabteilung.
Zu den Beratungen können Sachverständige zuge-
zogen werden; an der Abstimmung dürfen sie nicht
teilnehmen.
§ 22.
In dem Patentamt wird ein grofser Senat gebildet,
der aus dem Präsidenten oder seinem Vertreter, vier
rechtskundigen und vier technischen Mitgliedern besteht.
Will in einer grundsätzlichen Frage ein Beschwerde-
senat von der Entscheidung eines anderen Beschwerde-
senats oder des Grofsen Senats abweichen, so ist die
Entscheidung des Grofsen Senats einzuholen. Sie ist
in der zu entscheidenden Sache bindend.
§ 23.
Die Beschlüsse der Prüfungsstellen und der Patent-
abteilungen sowie die Beschlüsse und die Entschei-
dungen der Senate ergehen im Namen des Patentamts;
sie sind mit Gründen zu versehen, schriftlich auszu-
fertigen und den Beteiligten von Amts wegen zuzu-
stellen.
§ 24.
Gegen die Beschlüsse der Prüfungsstellen und der
Patentabteilungen sowie gegen die Beschlüsse des
Nichtigkeitssenats ist die Beschwerde zulässig. Die
Beschwerde mufs schriftlich und, soweit das Gesetz
nicht anders bestimmt, innerhalb eines Monats nach
der Zustellung des angefochtenen Beschlusses einge-
legt werden.
§ 25.
Die Bildung der Prifungsstellen, Abteilungen und
Senate, die Bestimmung ihres Geschäftskreises, die
Formen des Verfahrens, einschliefslich des Zustellungs-
wesens, und der Geschäftsgang des Patentamts werden,
soweit nicht das Gesetz Bestimmungen darüber trifft,
durch Kaiserliche Verordnung unter Zustimmung des
Bundesrats geregelt.
§ 26.
Das Patentamt ist verpflichtet, auf Ersuchen der
Gerichte oder der Staatsanwaltschaft über Fragen,
welche Patente betreffen, Gutachten abzugeben, sofern
in dem gerichtlichen Verfahren voneinander abweichende
Gutachten mehrerer Sachverständigen vorliegen.
Im übrigen ist das Patentamt nicht befugt, ohne
Genehmigung des Reichskanzlers aufserhalb seines
gesetzlichen Geschäftskreises Beschlüsse zu fassen oder
Gutachten abzugeben.
§ 27.
Bei dem Patentamt wird eine Rolle geführt, welche
Gegenstand und Dauer des Patents, den Tag der An-
meldung, Namen und Wohnort des Patentinhabers und
des gemafs § 54 bestellten Vertreters sowie Namen
und Wohnort des Erfinders (§ 6) angibt. Anfang, Er-
löschen, Nichtigerklärung und Zurücknahme des Patents
werden in der Rolle vermerkt und im „Reichsanzeiger“
veröffentlicht.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 866] 31
Aenderungen in der Person des Patentinhabers
werden, wenn sie in beweisender Form zur Kenntnis
des Patentamts gebracht sind, ebenfalls in der Patent-
rolle vermerkt und im „Reichsanzeiger“ veröffentlicht;
solange dies nicht geschehen ist, bleibt der frühere
Patentinhaber nach Mafsgabe dieses Gesetzes berechtigt
und verpflichtet. Soll an Stelle des als Erfinder Ge-
nannten ein anderer als Erfinder eingetragen werden,
so ist dies in beweisender Form zur Kenntnis des
Patentamts zu bringen.
Die Einsicht der Patentrolle, der Beschreibungen,
Zeichnungen, Modelle und Probestücke, auf Grund
deren das Patent erteilt worden ist, steht, soweit es
sich nicht um ein im Namen der Reichsverwaltung für
die Zwecke des Heeres oder der Flotte genommenes
Patent handelt, jedermann frei.
Die Beschreibungen und Zeichnungen, soweit deren
Einsicht jedermann freisteht, werden in ihren wesent-
lichen Teilen vom Patentamt veröffentlicht (Patent-
schriften). Die in diesem Gesetze sonst vorgeschriebe-
nen Veröffentlichungen werden in ein amtliches Blatt
aufgenommen.
Dritter Abschnitt.
Verfahren in Patentsachen.
§ 28.
Wer ein Patent nehmen will, mufs die Erfindung
schriftlich bei dem Patentamt anmelden. Jede Erfindung
ist besonders anzumelden. Die Anmeldung mufs den
Antrag auf Erteilung des Patents enthalten und die Er-
findung bezeichnen. In einer Anlage ist die Erfindung
so zu beschreiben, dafs danach ihre Benutzung durch
andere Sachverständige möglich erscheint. Am Schlusse
der Beschreibung ist dasjenige anzugeben, was als
patentfahig unter Schutz gestellt werden soll (Patent-
anspruch). Die erforderlichen Zeichnungen, bildlichen
Darstellungen, Modelle und Probestücke sind beizu-
fügen. Bei der Anmeldung mufs für die Kosten des
Verfahrens eine Gebühr von fünfzig Mark gezahlt werden.
Das Patentamt erläfst Bestimmungen über die
sonstigen Erfordernisse der Anmeldung.
Bis zu dem Beschlufs über die Bekanntmachung
der Anmeldung ($ 31) sind Abänderungen der darin
enthaltenen Angaben zulässig.
§ 29.
In der Prüfungsstelle wird die Anmeldung darauf
geprüft, ob sie den vorgeschriebenen Anforderungen
($ 28) genügt, und ob eine nach §§ 1, 2, 3, Abs. 3
patentfähige Erfindung vorliegt.
§ 30.
Genügt die Anmeldung den vorgeschriebenen An-
forderungen nicht, so wird der Patentsucher aufge-
fordert, die Mängel innerhalb einer bestimmten Frist
zu beseitigen. Liegt eine patentfähige Erfindung nicht
vor, so wird er hiervon unter Angabe der Gründe be-
nachrichtigt und aufgefordert, sich innerhalb einer be-
stimmten Frist zu äufsern.
Der Prüfer kann dem Patentsucher ankündigen, dafs,
falls innerhalb der Frist keine Erklärung abgegeben
wird, die Anmeldung als zurückgenommen gilt (Vor-
bescheid). Erklärt sich der Patentsucher auf den Vor-
bescheid nicht rechtzeitig, so gilt die Anmeldung als
zurückgenommen. |
Die Anmeldung wird vom Prüfer zurückgewiesen,
wenn ihre Mängel nicht beseitigt werden oder wenn
sich ergibt. dafs eine patentfähige Erfindung nicht vorliegt.
Soll die Anmeldung auf Grund von Umständen zu-
rückgewiesen werden, die dem Patentsucher noch nicht
mitgeteilt waren, so ist ihm vorher Gelegenheit zu geben,
sich über diese Umstände innerhalb einer bestimmten
Frist zu äufsern.
§ 31.
Erachtet das Patentamt die Anmeldung für gehörig
erfolgt und die Erteilung eines Patents nicht für ausge-
schlossen, so beschliefst es, dafs die Anmeldung be-
kanntzumachen ist. Mit der Bekanntmachung treten
32 [No. 866]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Juli 1913]
für den Gegenstand der Anmeldung zugunsten des
Patentsuchers einstweilen die gesetzlichen Wirkungen
des Patents ein.
Die Bekanntmachung besteht darin, dafs der Name
des Patentsuchers und der des Erfinders ($ 6), die Be-
zeichnung der angemeldeten Erfindung und der Tag
der Anmeldung im Reichsanzeiger veröffentlicht wird;
damit wird die Anzeige verbunden, dafs der Gegenstand
der Anmeldung einstweilen gegen unbefugte Benutzung
geschützt ist. Gleichzeitig ist die Anmeldung nebst
Beilagen bei dem Patentamt zur Einsicht für jedermann
auszulegen. Durch Kaiserliche Verordnung kann unter
Zustimmung des Bundesrats angeordnet werden, dafs
die Anmeldungen auch aufserhalb Berlins ausgelegt
werden.
Die Bekanntmachung ist auf Antrag des Patent-
suchers bis zum Ablauf von drei Monaten nach dem
Tage des Beschlusses (Abs. 1) auszusetzen und kann
auf Antrag weitere drei Monate ausgesetzt werden.
§ 32.
Ist das Patent im Namen der Reichsverwaltung
fur die Zwecke des Heeres oder der Flotte nachgesucht,
so wird es auf Antrag ohne jede Bekanntmachung er-
teilt und nicht in die Patentrolle eingetragen. Die
Dauer des Patents und die Fälligkeit der Jahresgebühren
bestimmen sich nach dem Tage der Zustellung des
Beschlusses.
Die anmeldende Behörde kann beantragen, dafs
unter Vorbehalt des Patents ein vorläufiger Schutz ver-
liehen wird. Beschliefst in diesem Falle das Patentamt,
dafs ein Patent erteilt werden kann, so treten mit der
Zustellung des Beschlusses die gesetzlichen Wirkungen
des Patents vorläufig ein. Die Vorschriften der §§ 11
bis 14 finden entsprechende Anwendung. Die Dauer
des Schutzes und die Fälligkeit der Jahresgebihren be-
stimmen sich nach dem Tage der Zustellung des Be-
schlusses.
Wird von einem anderen eine Erfindung ange-
meldet, die mit dem Gegenstande der früheren An-
meldung der Reichsverwaltung ganz oder teilweise
übereinstimmt, so wird die Behörde, welche die Reichs-
verwaltung vertritt, hiervon benachrichtigt und aufge-
fordert, innerhalb einer bestimmten Frist zu erklären,
ob das auf ihre Anmeldung eingeleitete Verfahren fort-
gesetzt und ein Patent erteilt werden soll, oder ob sie
die Anmeldung zurücknimmt. Wenn sie die Anmeldung
nicht innerhalb der Frist zurücknimmt, so geht das
Verfahren fort. Wird die Anmeldung zurückgenommen,
so stehen der Reichsverwaltung gegenüber jedem später
angemeldeten Patente die Befugnisse eines Vorbenutzers
zu (§ 8 Abs. 1).
§ 33.
Innerhalb der Frist von 2 Monaten nach der Ver-
öffentlichung (§ 31) kann gegen die Erteilung des Patents
Einspruch erhoben werden. Der Einspruch mufs schrift-
lich erhoben werden und die Tatsachen angeben, auf
die er gestützt wird. Er kann nur auf die Behauptung
gestützt werden, dafs eine nach §§ 1, 2, 3, Abs. 3 patent-
fähige Erfindung nicht vorliege. Der Einspruch gilt
als nicht erhoben, wenn nicht innerhalb der bezeich-
neten Frist eine Gebühr von zwanzig Mark für die
Kosten des Verfahrens gezahlt ist.
Nach Ablauf der Frist fafst das Patentamt über die
Erteilung des Patents Beschlufs. Es kann dabei an-
ordnen, dafs dem obsiegenden Einsprechenden die Ein-
spruchsgebühr erstattet wird, und nach freiem Ermessen
bestimmen, inwieweit die Kosten des Verfahrens den
Beteiligten zur Last fallen.
§ 34.
Das Patentamt kann jederzeit die Beteiligten laden
und anhören, Zeugen und Sachverständige vernehmen
und beeidigen und die sonst erforderlichen Ermittlungen
vornehmen, um die Sache aufzuklären.
§ 35.
Gegen den Beschlufs, durch welchen die Anmeldung
zurückgewiesen wird, kann der Patentsucher, gegen
den Beschlufs, durch welchen über die Erteilung des
Patents entschieden wird, kann der Patentsucher oder
der Einsprechende Beschwerde einlegen. Die Be-
schwerde gilt als nicht erhoben, wenn nicht innerhalb
der Beschwerdefrist eine Gebühr von fünfzig Mark für
die Kosten des Verfahrens gezahlt ist.
Ist die Beschwerde an sich nicht statthaft oder ist
sie verspätet eingelegt, so wird sie als unzulässig ver-
“worfen.
Wird die Beschwerde für zulässig befunden, so
müssen die Beteiligten auf Antrag zur Anhörung ge-
laden werden.
Soll die Entscheidung über die Beschwerde auf
Grund anderer als der in dem angegriffenen Beschlusse
berücksichtigten Umstände erfolgen, so mufs den Be.
teiligten zuvor Gelegenheit gegeben werden, sich hier-
über zu äufsern.
Das Patentamt kann in der Entscheidung anordnen,
dafs demjenigen, dessen Beschwerde für gerechtfertigt
befunden wird, die Beschwerdegebühr (Abs. 1) erstattet
wird, und nach freiem Ermessen bestimmen, inwieweit
die Kosten des Verfahrens den Beteiligten zur Last
fallen.
§ 36.
Ueber die Beschwerde des Patentsuchers gegen
den Beschlufs, durch den die Anmeldung zurückge-
wiesen wird, entscheidet der Beschwerdesenat zunächst
in der Besetzung mit drei Mitgliedern. Die Vorschrift
im $ 35 Abs. 3 findet keine Anwendung. |
Wird der Beschwerde stattgegeben, so ist die Ent.
scheidung endgültig.
Wird die Beschwerde abgewiesen, so kann der
Patentsucher innerhalb eines Monats nach der Zu-
stellung die Entscheidung des Senats in der Besetzung
mit fünf Mitgliedern (Vollsenat) anrufen. Der Antrag
ist schriftlich an das Patentamt zu richten.
Dem Patentsucher werden zwanzig Mark von der
Beschwerdegebühr erstattet, wenn die Entscheidung des
Vollsenats nicht angerufen wird (Abs. 2, 3).
§ 37.
Das Patentamt hat, wenn endgültig beschlossen ist,
das Patent zu erteilen, dies im Reichsanzeiger bekannt
zu machen und für den Inhaber die Patenturkunde aus-
zufertigen.
Wird die Anmeldung nach der Veröffentlichung
($ 31) zurückgenommen oder wird das Patent versagt,
so ist dies ebenfalls bekannt zu machen. Mit der Ver-
sagung des Patents gelten die Wirkungen des einst-
weiligen Schutzes als nicht eingetreten.
§ 38.
Das Verfahren gemäfs §§ 15, 16 wird nur auf An-
trag eingeleitet.
Im Falle des § 15 No. 1 ist von einer Nichtigkeits-
erklärung, welche nach Ablauf von fünf Jahren seit der
Bekanntmachung des Patents (§ 37) beantragt ist, abzu-
sehen, wenn der Patentinhaber die geschützte Erfindung
offenkundig ausgeführt hat, bevor der Antrag gestellt ist.
Der Antrag ist schriftlich an das Patentamt zu
richten und hat die Tatsachen anzugeben, auf die er
gestützt wird. Mit dem Antrag ist eine Gebühr von
einhundert Mark zu zahlen; er gilt als nicht gestellt,
wenn die Zahlung unterbleibt und nicht innerhalb der
vom Patentamt bestimmten Frist nachgeholt wird. Die
Gebühr wird zur Hälfte erstattet, wenn das Verfahren
ohne Entscheidung in der Sache beendet wird.
Wohnt der Kläger im Ausland, so hat er dem
Gegner auf Verlangen Sicherheit wegen der Kosten
des Verfahrens zu leisten. Das Patentamt setzt nach
freiem Ermessen die Höhe der Sicherheit fest und
bestimmt die Frist für ihre Leistung. Wird die Sicher-
heit nicht rechtzeitig geleistet, so gilt der Klageantrag
als zurückgenommen.
§ 39.
Das Patentamt stellt den Antrag dem Patentinhaber
zur Erklarung zu.
Widerspricht er innerhalb eines Monats nicht, so
kann jede von dem Kläger behauptete Tatsache für er-
(15. Juli 1913)
wiesen angenommen und ohne weiteres nach dem
Arstrag entschieden werden.
§ 40.
Widerspricht der Patentinhaber rechtzeitig, oder
wird im Falle des § 39 Abs. 2 nicht ohne weiteres
nach dem Antrag entschieden, so trifft das Patentamt
die erforderlichen Verfiigungen, um die Sache aufzu-
klären. Auf die Vernehmung von Zeugen und Sach-
verstandigen finden die Vorschriften der Zivilprozefs-
ordnung entsprechende Anwendung. Zur Aufnahme
der Beweisverhandlungen ist ein beeidigter Protokoll-
führer zuzuziehen.
Vor der Entscheidung müssen die Beteiligten auf
Antrag zur Anhörung geladen werden.
§ 41.
In der Entscheidung (§§ 39, 40) hat das Patentamt
nach freiem Ermessen zu bestimmen, inwieweit die
Kosten des Verfahrens den Beteiligten zur Last fallen.
§ 42.
Gegen die Entscheidung des Patentamts ($$ 39, 40)
ist die Berufung an das Reichsgericht zulässig. Sie ist
innerhalb der Frist von zwei Monaten nach der Zu-
stellung bei dem Patentamt schriftlich einzulegen und
zu begründen. Die Berufung gilt als nicht erhoben,
wenn nicht in gleicher Frist eine Gebühr von drei-
hundert Mark gezahlt ist.
In dem Verfahren vor dem Reichsgerichte werden
Gebühren und Auslagen nach den Vorschriften des
Gerichtskostengesetzes erhoben. Die Gebühren werden
nach den für das Verfahren in der Revisionsinstanz
geltenden Sätzen berechnet. Ein Gebührenvorschufs
ist nicht zu zahlen. Die Berufungsgebühr (Abs. 1) wird
auf die reichsgerichtlichen Gebühren angerechnet; sie
wird nicht zurückgezahlt.
Das Urteil des Reichsgerichts entscheidet auch über
die Kosten des Verfahrens.
Im übrigen wird das Berufungsverfahren durch
eine Ordnung bestimmt, welche von dem Reichsgericht
entworfen und durch Kaiserliche Verordnung unter
Zustimmung des Bundesrats festgestellt wird.
§ 43.
Wer durch Naturereignisse oder andere unab-
wendbare Zufalle verhindert worden ist, eine Notfrist
einzuhalten, ist auf Antrag wieder in den vorigen Stand
einzusetzen. Notfristen sind die Frist zur Erklärung
auf den Vorbescheid (§ 30 Abs. 2), die wider den
Patentsucher laufende Frist zum Einlegen der Be-
schwerde gemäfs § 35 und zum Zahlen der Beschwerde-
gebühr, die Frist zum Anrufen des Vollsenats ($ 36),
die Berufungsfrist und die Frist zum Zahlen der Be-
rufungsgebühr (§ 42).
Die Wiedereinsetzung ist innerhalb der Frist von
zwei Wochen nach dem Wegfall des Hindernisses bei
dem Patentamt schriftlich zu beantragen. Nach Ablauf
von drei Monaten seit dem Ende der versäumten
Notfrist kann die Wiedereinsetzung nicht mehr be-
antragt werden. Der Antrag mufs die Tatsachen an-
geben, auf die er gestützt wird, und die Mittel, um die
Tatsachen glaubhaft zu machen; innerhalb der zwei-
wöchigen Frist ist die versäumte Handlung nachzuholen.
Ueber den Antrag beschliefst die Stelle, die über
die nachgeholte Handlung zu beschliefsen hat. Wird
der Antrag von der Prüfungsstelle abgelehnt, so ist
innerhalb der Frist von zwei Wochen nach der Zu-
stellung des Beschlusses die Beschwerde zuläfsig.
§ 44.
Die Geschäftssprache des Patentamts ist die deutsche.
Die Bestimmungen des Gerichtsverfassungsgesetzes über
die Gerichtssprache finden entsprechende Anwendung.
Eingaben, die nicht in deutscher Sprache abgefafst sind,
brauchen nicht berücksichtigt zu werden.
§ 45.
Die Vorschriften der Zivilprozefsordnung über die
Mafsnahmen des Gerichts gegen Zeugen und Sach-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 866] 33
verständige, welche nicht erscheinen oder die Aussage
oder die Eidesleistung verweigern, finden entsprechende
Anwendung.
Dasselbe gilt von den Vorschriften des Gerichts-
verfassungsgesetzes über das Aufrechterhalten der Ord-
nung in der Sitzung oder: bei Vornahme von Amts-
handlungen aufserhalb der Sitzung und über Ungebühr-
strafen; Haftstrafe wird nicht festgesetzt.
§ 46.
Die Gerichte sind verpflichtet, dem Patentamt Rechts-
hilfe zu leisten. Um die Vernehmung von Zeugen und
Sachverständigen darf das Patentamt die Gerichte nur
ersuchen, wenn ein Fall vorliegt, in welchem das
Prozeisgericht nach § 375 der Zivilprozefsordnung die
Beweisaufnahme einem anderen Gericht übertragen kann.
Vierter Abschnitt.
Rechtsverletzungen.
§ 47.
Wer den Vorschriften des $ 7 zuwider eine Er-
findung benutzt, hat dem Verletzten nach den Vor-
schriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten
Bereicherung die Nutzungen herauszugeben, die er
daraus gezogen hat, nachdem der Verletzte auf Grund
des $ 7 einen Anspruch gegen ihn gerichtlich geltend
gemacht hat.
Wer vorsätzlich oder fahrlässig den Vorschriften
des § 7 zuwider eine Erfindung benutzt, hat dem Ver-
letzten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen.
Handelt es sich um eine Erfindung, die ein Ver-
fahren zum Herstellen eines neuen Stoffes zum Gegen-
stande hat, so gilt bis zum Beweise des Gegenteils
jeder Stoff von gleicher Beschaffenheit als nach dem
patentierten Verfahren hergestellt.
§ 48.
Die Ansprüche wegen Verletzung des Patentrechts
verjähren in drei Jahren von der Begehung jeder ein-
zelnen sie begründenden Handlung an. Die Verjährung
des Anspruchs auf Schadensersatz beginnt nicht, bevor
ein Schaden entstanden ist.
§ 49.
Die Landesjustizverwaltung kann fiir den Bezirk
eines Oberlandesgerichts oder für die Bezirke mehrerer
Oberlandesgerichte oder mehrerer Landgerichte ein
Landgericht als Gericht für erfinderrechtliche Streitig-
keiten bezeichnen. Bei diesem Gerichte können alle
vor die Landgerichte des durch die Anordnung be-
stimmten Bezirkes gehörenden Klagen erhoben werden,
durch welche ein Anspruch auf Grund dieses Gesetzes
geltend gemacht wird.
§ 50.
In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, in denen durch
Klage oder Widerklage ein Anspruch auf Grund dieses
Gesetzes geltend gemacht ist, wird die Verhandlung
und Entscheidung letzter Instanz im Sinne des § 8 des
Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze dem
Reichsgerichte zugewiesen.
§ 51.
Mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mit Geld-
strafe bis zu fünftausend Mark oder mit einer dieser
Strafen wird bestraft, wer vorsätzlich den Vorschriften
des § 7 zuwider eine Erfindung benutzt.
Die Strafverfolgung tritt nur auf Antrag ein.
Zurücknahme des Antrags ist zulässig.
Wird auf Strafe erkannt, so wird dem Verletzten
die Befugnis zugesprochen, die Verurteilung innerhalb
bestimmter Frist auf Kosten des Verurteilten öffentlich
bekannt zu machen. Die Art der Bekanntmachung wird
im Urteil bestimmt.
Die
$ 52.
Auf Verlangen des Verletzten kann neben der
Strafe auf eine an ihn zu erlegende Bufse bis zum Be-
trage von zwanzigtausend Mark erkannt werden. Für
34 INo. 866]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Juli 1913}
die Bufse haften die dazu Verurteilten als Gesamt-
schuldner.
Eine erkannte Bufse schliefst die Geltendmachung
eines weiteren Anspruchs wegen der Verletzung des
Patentrechts aus.
Fünfter Abschnitt.
Schlufs- und Uebergangsbestimmungen.
§ 53.
Der Zahlung einer Gebühr bei dem Patentamt
steht es gleich, wenn der Betrag bei einer Postanstalt
im Reichsgebiete zur Ueberweisung an das Patentamt
eingezahlt wird. Im übrigen kann das Patentamt
Bestimmungen darüber erlassen, welche Zahlungsformen
der Barzahlung gleichgestellt werden.
§ 54.
Wer nicht im Reichsgebiete wohnt, kann einen
Anspruch auf Grund dieses Gesetzes nur geltend
machen, wenn er im Reichsgebiet einen Vertreter
bestellt hat. Der Vertreter ist befugt, ihn in dem
Verfahren vor dem Patentamt sowie in den das Patent
betreffenden bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten zu ver-
treten und Strafanträge zu stellen. Der Ort, wo der
Vertreter seinen Wohnsitz hat, und mangels eines
solchen der Ort, wo das Patentamt seinen Sitz hat, gilt
im Sinne des § 23 der Zivilprozefsordnung als der Ort,
wo sich der Vermögensgegenstand befindet.
Der Reichskanzler kann unter Zustimmung des
Bundesrats anordnen, dafs gegen die Angehörigen eines
ausländischen Staates ein Vergeltungsrecht angewendet
wird.
§ 55.
Dieses Gesetz tritt am in Kraft.
§ 56.
Die Rechtsverhältnisse hinsichtlich der vor dem
Inkrafttreten dieses Gesetzes erteilten Patente regeln
sich, soweit nachstehend nichts anderes bestimmt ist,
nach dem alten Rechte.
Die Vorschriften der §§ 12, 14, 53 finden auf die
bestehenden Patente Anwendung. Der Beginn der
Patentdauer und die Fälligkeit der Jahresgebühren
bleiben unberührt. Die Gebühren sind innerhalb der
Frist von zwei Monaten nach der Fälligkeit zu zahlen;
nachträglich ist die Zahlung nur unter Zuschlag von
zehn Mark und nur bis zum Ablauf des dritten Monats
nach der Fälligkeit zulässig.
Sofern nicht bei dem Inkrafttreten dieses Gesetzes
fünf Jahre seit der Bekanntmachung der Patenterteilung
abgelaufen sind, findet die Vorschrift des § 38 Abs. 2
Anwendung.
Die Hlaftung desjenigen, der eine durch Patent
geschützte Erfindung benutzt, bemifst sich nach den
Vorschriften des § 47.
§ 57.
Für die Weiterbehandlung der vor dem Inkraft-
treten dieses Gesetzes bei dem Patentamt eingegangenen,
noch nicht erledigten Anmeldungen und fir die darauf
erteilten Patente gelten die Vorschriften dieses Ge-
setzes.
Ausgenommen sind die Vorschriften der §§ 3 bis 6,
10; die bisherigen Bestimmungen tber den Anspruch
auf Erteilung des Patents und die Rechtsverhältnisse
im Falle widerrechtlicher Entnahme der Erfindung
bleiben unberührt.
Ausgenommen sind ferner die Vorschriften des
§ 36, wenn die Beschwerde vor dem Inkrafttreten dieses
Gesctzes eingelegt worden ist.
§ 58.
Die Frist zum Einlegen der Beschwerde gegen
einen Beschlufs des Patentamts, der nach den bisherigen
Vorschriften ohne zeitliche Beschränkung mit der
Beschwerde angefochten werden kann, endigt mit Ablauf
eines Monats nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes.
8 59.
Die neuen Vorschriften gelten für das Verfahren
über die anhängigen Anträge auf Nichtigkeitserklärung
oder Zurücknahme von Patenten oder auf Erteilun
von Zwangslizenzen; Gebühren und Auslagen ($42 Abs.2)
werden nicht erhoben, wenn die Berufung vor dem
Inkrafttreten dieses Gesetzes eingelegt worden ist.
§ 60.
Reichsbeamte, welche infolge der Umbildung des
Patentamts nicht weiterverwendet werden, bleiben
während eines Zeitraums von fünf Jahren zur Verfügung
des Reichskanzlers und werden auf einem besonderen
Etat geführt. Nach Ablauf von fünf Jahren treten sie,
falls sie inzwischen eine etatsmäfsige Stelle nicht er.
halten haben, in den Ruhestand. Bis dahin beziehen
sie, auch wenn sie inzwischen dienstunfähig werden,
unverkürzt ihr bisheriges Diensteinkommen einschliefs.
lich des Wohnungsgeldzuschusses. Als eine Verkürzung
im Einkommen ist es nicht anzusehen, wenn die
Gelegenheit zu Verwaltung von Nebendmtern ent-
zogen wird.
Nach Anordnung des Reichskanzlers sind die zu
seiner Verfügung verbleibenden Beamten zur zeitweiligen
Wahrnehmung eines Amtes, welches ihrer Berufsbildung
entspricht, unter denselben Voraussetzungen verpflichtet,
unter denen nach § 23 des Reichsbeamtengesetzes ein
Reichsbeamter sich die Versetzung in ein anderes Amt
gefallen lassen mufs.
Die gemäfs Abs. I in den Ruhestand tretenden
Beamten erhalten als Pension ohne Rücksicht auf die
Dauer der Dienstzeit drei Viertel des pensionsfähigen
Diensteinkommens.
Entwurf eines Gebrauchsmustergesetzes.
Erster Abschnitt.
Gebrauchsmusterrecht.
§ 1.
Modelle von Arbeitsgeratschaften oder Gebrauchs-
gegenstanden oder von Teilen davon werden, soweit
sie dem Arbeits- oder Gebrauchszweck durch eine neue
Gestaltung, Anordnung oder Vorrichtung dienen sollen,
als Gebrauchsmuster nach Mafsgabe dieses Gesetzes
geschitzt.
Ausgenommen sind Modelle, deren Verwertung den
Gesetzen oder guten Sitten zuwiderlaufen würde, sowie
schlechthin Modelle von Gegenständen, die bei Menschen
die Empfängnis verhüten oder die Schwangerschaft
beseitigen sollen.
Nahrungs-, Genufs- und Arzneimittel werden nicht
als Gebrauchsmuster geschützt.
§ 2.
Modelle gelten nicht als neu, soweit sie zur Zeit
der auf Grund dieses Gesetzes bewirkten Anmeldung
in Offentlichen Druckschriften aus den letzten hundert
Jahren bereits derart beschrieben oder im Inland bereits
so offenkundig benutzt sind, dafs danach die Benutzung
durch andere Sachverständige möglich erscheint.
§ 3.
Auf den Gebrauchsmusterschutz finden die Vor-
schriften in §§ 3 Abs. 1, 4 bis 6, 10 des Patentgesetzes
entsprechende Anwendung.
§ 4.
Wird ein Gebrauchsmuster im- Sinne der §§ l, 2
in die bei dem Patentamt geführte Gebrauchsmuster-
rolle eingetragen, so steht das Recht, gewerbsmalsig
das Muster nachzubilden und die durch Nachbildung
hervorgebrachten Gerätschaften und Gegenstände ın
Verkehr zu bringen, feilzuhalten oder zu gebrauchen,
ausschhefslich dem eingetragenen Inhaber zu.
Der Gebrauchsmusterschutz wird durch die Ein-
tragung nicht begründet, soweit das Muster bereits aul
Grund einer früheren Anmeldung eingetragen ist.
(15. Juli 1913]
§ 5.
Der Gebrauchsmusterschutz unterliegt den Ein-
schränkungen, die nach $ 8 des Patentgesetzes für
Patente gelten.
§ 6.
Soweit ein nach § 4 begriindetes Recht in ein
Patent eingreift, welches vor dem Modell angemeldet
ist, darf der Eingetragene das Recht ohne Erlaubnis
des Patentinhabers nicht ausiiben.
Soweit in ein nach § 4 begründetes Recht durch
ein später angemeldetes Patent eingegriffen wird, darf
das Recht aus diesem Patent ohne Erlaubnis des Ein-
getragenen nicht ausgeübt werden.
§ 7.
Das Recht aus der Anmeldung und das Recht aus
der Eintragung des Gebrauchsmusters sind tibertragbar
und gehen auf die Erben über. Das Gleiche gilt von
den Ansprüchen des Erfinders ($ 3), soweit sie nicht
die Nennung seines Namens betreffen; diese sind un-
übertragbar und unvererblich.
§ 8.
Der Schutz des Gebrauchsmusters dauert drei Jahre
von der Anmeldung an. Die Schutzdauer verlängert
sich, wenn vor Ablauf der Zeit eine Gebühr von sechzig
Mark gezahlt wird, um drei Jahre und, wenn vor Ab-
lauf des sechsten Jahres eine weitere Gebühr von
hundertfünfzig Mark gezahlt wird, um weitere vier Jahre.
Ueber die Rechtzeitigkeit der Zahlung entscheidet das
Patentamt. Die Vorschriften in § 53 des Patentgesetzes
finden Anwendung.
Das Gebrauchsmuster erlischt, wenn der Einge-
tragene dem Patentamt gegenüber darauf verzichtet.
§ 9.
Liegen die Erfordernisse der §§ 1, 2 nicht vor, so
kann jedermann von dem Eingetragenen verlangen, dafs
er die Löschung des Gebrauchsmusters bewilligt. Das-
selbe gilt, soweit das Gebrauchsmuster bereits auf Grund
einer früheren Anmeldung eingetragen ist ($ 4 Abs. 2).
Zweiter Abschnitt.
Verfahren.
§ 10.
Modelle, die als Gebrauchsmuster eingetragen
werden sollen, sind bei dem Patentamt schriftlich an-
zumelden. Jedes Modell ist besonders anzumelden.
Die Anmeldung mufs angeben, unter welcher Be-
zeichnung das Modell eingetragen werden und welche
neue Gestaltung, Anordnung oder Vorrichtung dem
Arbeits- oder Gebrauchszweck dienen soll. Jeder An-
meldung ist eine Nachbildung oder eine Abbildung des
Modells beizufügen. Bei der Anmeldung ist eine Gebühr
von zwanzig Mark für die Kosten des Verfahrens zu
zahlen ($ 53 des Patentgesetzes).
Das Patentamt erläfst Bestimmungen über die
sonstigen Erfordernisse der Anmeldung.
§ 11.
Wenn der Anmelder für das Modell ein Patent
nachgesucht hat oder nachsuchen will, so kann er be-
antragen, dafs das Modell in die Gebrauchsmusterrolle
nicht eingetragen wird, bevor die Patentanmeldung er-
ledigt ist (Nebenanmeldung). Die Gebühr ($ 10 Abs. 2)
braucht im Falle der Nebenanmeldung nicht vor dem
endgültigen Antrag auf Eintragung gezahlt zu werden.
§ 12.
Entspricht die Anmeldung den vorgeschriebenen
Anforderungen (§§ 10, 11), so verfügt das Patentamt
(Gebrauchsmusterstelle) die Eintragung in die Gebrauchs-
musterrolle, es sei denn, dafs der Gegenstand an sich
kein Modell ist, oder dafs er zu den in $ I Abs. 2, 3
bezeichneten Modellen oder Mitteln gehört. Andernfalls
weist das Patentamt die Anmeldung zurück; dem An-
melder ist vorher Gelegenheit zur Aeufserung zu geben.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
INo. 866] 35
§ 13.
Wird die Anmeldung zuriickgewiesen, so kann der
Anmelder innerhalb eines Monats nach der Zustellung
schriftlich Beschwerde einlegen. Wird ein Antrag ab-
gelehnt, der eine Eintragung oder eine Löschung in der
Gebrauchsmusterrolle betritft, so gilt für den Antrag-
steller das Gleiche.
Das Verfahren zur Erledigung der Beschwerde
richtet sich nach den Vorschriften des Patentgesetzes.
Der Beschwerdesenat entscheidet in der Besetzung mit
drei Mitgliedern.
§ 14.
Die Gebrauchsmusterrolle enthält die Bezeichnung
des Modells, den Tag des Eingangs der Anmeldung,
Namen und Wohnort des Anmelders und des gemäfs
§ 22 bestellten Vertreters sowie Namen und Wohnort
des Erfinders (§ 6 des Patentgesetzes.. Wenn die
Schutzdauer abläuft oder der Eingetragene auf den
Schutz verzichtet oder die Löschung bewilligt, so wird
das Muster in der Rolle gelöscht.
Aenderungen ın der Person des Inhabers werden,
wenn sie in beweisender Form zur Kenntnis des Patent-
amts gebracht sind, auf Antrag in der Rolle vermerkt;
solange dies nicht geschehen ist, bleibt der Eingetragene
nach Mafsgabe dieses Gesetzes berechtigt und verpflichtet.
Soll an Stelle des als Erfinder Genannten ein anderer
als Erfinder eingetragen werden, so ist dies in be-
weisender Form zur Kenntnis des Patentamts zu bringen.
Die Eintragungen und Löschungen werden in regel-
mäfsigen Fristen im „Reichsanzeiger“ bekannt gemacht;
ausgenommen sind die Vermerke über den Ablauf der
Schutzdauer.
Die Einsicht der Rolle sowie der Anmeldungen,
auf Grund deren die Gebrauchsmuster eingetragen sind,
steht jedermann frei.
§ 15.
Das Patentamt ist verpflichtet, auf Ersuchen der
Gerichte oder der Staatsanwaltschaft über Fragen,
welche Gebrauchsmuster betreffen, Gutachten abzugeben,
sofern in dem gerichtlichen Verfahren voneinander ab-
weichende Gutachten mehrerer Sachverständigen vor-
liegen.
Dritter Abschnitt.
Rechtsverletzungen.
§ 16.
Wer vorsätzlich oder fahrlässig den Vorschriften
des $ 4 zuwider ein Gebrauchsmuster benutzt, hat dem
Verletzten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen.
Die Ansprüche wegen Verletzung des Gebrauchs-
musterrechts verjähren in drei Jahren von der Be-
gehung jeder einzelnen sie begründenden Handlung an.
Die Verjährung des Anspruchs auf Schadensersatz
beginnt nicht, bevor ein Schaden entstanden ist.
§ 17.
Klagen, durch die ein Anspruch auf Grund dieses
Gesetzes geltend gemacht wird, können nach Mafsgabe
des $ 49 des Patentgesetzes bei dem Gerichte für er-
finderrechtliche Streitigkeiten erhoben werden.
§ 18.
In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, in denen durch
Klage oder Widerklage ein Anspruch auf Grund dieses
Gesetzes geltend gemacht ist, wird die Verhandlung
und Entscheidung letzter Instanz im Sinne des $ 8 des
Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze
dem Reichsgerichte zugewiesen.
§ 19.
Mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mit Geld-
strafe bis zu fünftausend Mark oder mit einer dieser
Strafen wird bestraft, wer vorsätzlich den Vorschriften
des § 4 zuwider ein Gebrauchsmuster benutzt.
Die Strafverfolgung tritt nur auf Antrag ein.
Zurücknahme des Antrags ist zulässig.
Wird auf Strafe erkannt, so wird dem Verletzten
die Befugnis zugesprochen, die Verurteilung innerhalb
Die
[No. 866}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Juli 1913}
bestimmter Frist auf Kosten des Verurteilten öffentlich
bekannt zu machen. Die Art der Bekanntmachung
wird im Urteil bestimmt.
§ 20.
Auf Verlangen des Verletzten kann neben der
Strafe auf eine an ihn zu erlegende Bufse bis zum
Betrage von fünfzehntausend Mark erkannt werden.
Für die Bufse haften die dazu Verurteilten als Gesamt-
schuldner.
Eine erkannte Bufse schliefst die Geltendmachung
eines weiteren Anspruchs wegen der Verletzung des
Gebrauchsmusterrechts aus.
Vierter Abschnitt.
Schlufsbestimmungen.
§ 21.
Wer weder Reichsangehöriger ist noch im Reichs-
gebiet oder in einem deutschen Schutzgebiet einen
Wohnsitz oder eine Niederlassung besitzt, hat auf den
Schutz dieses Gesetzes nur Anspruch, wenn in dem
Lande, wo sich sein Wohnsitz oder scine Niederlassung
befindet, nach einer im Reichs-Gesetzblatt enthaltenen
Bekanntmachung deutsche Gebrauchsmuster einen
Schutz geniefsen.
§ 22.
Wer im Reichsgebiet einen Wohnsitz oder eine
Niederlassung nicht hat, kann einen Anspruch auf
Grund dieses Gesetzes nur geltend machen, wenn er
im Reichsgebiet einen Vertreter bestellt hat. Der Ver-
treter ist befugt, ihn in dem Verfahren vor dem Patent-
amt sowie in den das Gebrauchsmuster betreffenden
bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten zu vertreten und Straf-
anträge zu stellen. Der Ort, wo der Vertreter seinen
Wohnsitz hat, und mangels eines solchen der Ort, wo
das Patentamt seinen Sitz hat, gilt im Sinne des § 23
der Zivilprozefsordnung als der Ort, wo sich der Ver-
mögensgegenstand befindet.
§ 23.
Dieses Gesetz tritt am
§ 24.
Die zur Ausführung dieses Gesetzes erforderlichen
Bestimmungen über die Einrichtung und den Geschäfts-
gang des Patentamts werden durch Kaiserliche Ver-
ordnung unter Zustimmung des Bundesrats getroffen.
in Kraft.
Entwurf eines Warenzeichengesetzes.
Erster Abschnitt.
Schutz eingetragener Warenzeichen.
Erster Teil. Zeichenrecht.
§ 1.
Wer in seinem Geschäftsbetriebe zur Unter-
scheidung seiner Waren von den Waren anderer ein
Warenzeichen benutzen will, kann das Zeichen zur
Eintragung in die Zeichenrolle bei dem Patentamt an-
melden.
§ 2.
Von der Eintragung sind ausgeschlossen:
l. Freizeichen;
2. Zeichen, die der Unterscheidungskraft ermangeln;
3. Zeichen, die ausschliefslich in Zahlen, Buchstaben
oder solchen Wörtern bestehen, die im Geschäfts-
verkehre zur Bezeichnung von Art, Zeit oder Ort
der Erzeugung oder des Vertriebs der Ware oder
zur Bezeichnung von Beschaftenheit, Bestimmung,
Preis, Menge, Mafs oder Gewicht der Ware dienen
können;
4. Zeichen, die Staatswappen oder sonstige staat-
liche Hoheitszeichen oder Wappen eines deut-
schen Ortes oder eines deutschen Gemeinde- oder
weiteren Kommunalverbandes enthalten;
5. Zeichen, die das Rote Kreuz enthalten;
6. Zeichen, deren Anwendung gegen die öffentliche
Ordnung verstofsen oder Aergernis erregen würde;
7. Zeichen mit Angaben, die den tatsächlichen Ver.
hältnissen nicht entsprechen und die Gefalır einer
Täuschung begründen.
Die Eintragung ist jedoch zulässig in den Fällen,
der No. 2, 3, wenn das Zeichen im Verkehr als Kenn-
zeichen der Waren des Anmelders gilt, und im Falle
der No. 4, wenn der Anmelder berechtigt ist, das
Wappen oder Hoheitszeichen in dem Warenzeichen
zu führen.
§ 3.
Der als Inhaber eines Warenzeichens für bestimmte
Waren Eingetragene ist ausschliefslich berechtigt, gleiche
oder gleichartige Waren und deren Verpackung oder
Umhüllung mit dem Warenzeichen zu versehen, die
so bezeichneten Waren in Verkehr zu setzen oder feil-
zuhalten und das Zeichen auf Ankündigungen, Geschäfts-
papieren oder dergleichen anzubringen.
§ 4.
Durch die Eintragung eines Warenzeichens wird
niemand gehindert, seinen Namen, sein Wappen, seine
Firma, seine Wohnung, sowie Angaben über Art, Zeit
oder Ort der Erzeugung oder des Vertriebs von Waren
oder über deren Beschaffenheit, Bestimmung, Preis,
Menge, Mafs oder Gewicht, auch abgekürzt, auf Waren
oder deren Verpackung oder Umhüllung anzubringen
und im Geschäftsverkchre zu gebrauchen, soweit dies
nicht derart geschieht, dafs dadurch die Gefahr einer
Verwechslung der Geschäftsbetriebe hervorgerufen wird,
§ 5.
Wer das eingetragene Warenzeichen zur Zeit der
Anmeldung bereits derart benutzt hatte, dafs es inner-
halb beteiligter Verkehrskreise als Kennzeichen seiner
Waren gilt (Vorbenutzer), darf es in seinem Geschäfts-
betriebe weiterbenutzen. Der eingetragene Inhaber
kann von dem Vorbenutzer verlangen, dafs er von
dieser Befugnis nur in einer Weise Gebrauch macht,
welche geeignet ist, die Gefahr einer Verwechslung
der Geschäftsbetriebe auszuschliefsen. Die Befugnis
des Vorbenutzers kann nur zusammen mit dem Geschäfts-
betriebe, zu dem das Zeichen gehört, auf einen anderen
übergehen.
§ 6.
Das durch Anmeldung oder Eintragung eines
Warenzeichens begründete Recht ist übertragbar und
geht auf die Erben über. Es kann jedoch nur zu-
sammen mit dem Geschäftsbetriebe, zu dem das Zeichen
gehört, auf einen anderen übergehen. Der Uebergang
wird auf Antrag des Rechtsnachfolgers in der Zeichen-
rolle vermerkt, sofern die Einwilligung des Berechtigten
in beweisender Form beigebracht wird; ist der Be-
rechtigte verstorben, so ist der Nachweis der Rechts-
nachfolge zu führen.
Solange der Uebergang in der Rolle nicht ver-
merkt ist, kann der Rechtsnachfolger sein Recht aus
der Eintragung des Zeichens nicht geltend machen.
§ 7.
Der Zeichenschutz dauert bis zur Löschung des
Zeichens in der Rolle. Er kann für die vorange-
gangene Zeit, soweit ein Rechtsgrund für die Löschung
schon vorhanden war, nicht mehr geltend gemacht
werden.
Bei Ablauf von zehn Jahren seit der Anmeldung
oder ihrer Erneuerung ist, wenn das Zeichen nicht ge-
löscht werden soll, die Anmeldung jedesmal zu erneuern.
§ 8.
Das Zeichen wird in der Rolle gelöscht:
l. wenn seit der Anmeldung oder ihrer Erneuerung
zehn Jahre verflossen sind und die Anmeldung
nicht erneuert wird;
2. wenn der Inhaber die Löschung beantragt oder
bewilligt;
3. wenn die Eintragung gesetzlich ausgeschlossen
war und der Grund der Ausschliefsung fortbesteht.
(15. Juli 1913)
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
§ 9.
Ist das Zeichen auf Grund einer früheren An-
meldung für gleiche oder gleichartige Waren in der
Zeichenrolle für einen anderen eingetragen, so kann
dieser von dem eingetragenen Inhaber verlangen, dafs
er die Löschung des Zeichens bewilligt.
Den gleichen Anspruch hat jedermann:
l. wenn der Geschäftsbetrieb, für den das Zeichen
eingetragen ist, nicht begonnen worden ist oder
nicht mehr fortgesetzt wird;
2. wenn der Inhalt des Zeichens den tatsächlichen
Verhältnissen nicht entspricht und die Gefahr
eıner Täuschung begründet.
Das Urteil ist, soweit es auf Löschung lautet, auch
gegen denjenigen wirksam und vollstreckbar, auf den
das Warenzeichen übergegangen ist. Auf die Befugnis
des Rechtsnachfolgers, in den Rechsstreit einzutreten,
tinden die Bestimmungen der §§ 66 bis 69, 76 der Zivil-
prozefsordnung entsprechende Anwendung.
Die Vorschriften anderer Gesetze, die einen An-
spruch auf Bewilligung der Löschung begründen, bleiben
unberührt.
Zweiter Teil. Verfahren.
§ 10.
Soweit sich aus diesem Gesetze nichts anderes
ergibt, werden in Warenzeichensachen die Vorschriften
des Patentgesetzes über die Verfassung und Einrichtung
des Patentamts, über das Verfahren und über die
Zahlung von Gebühren entsprechend angewendet.
§ 11.
Im Patentamt werden gebildet:
l. Prüfungsstellen für die Warenzeichenanmeldungen,
2. Warenzeichenabteilungen für die Angelegenheiten,
welche Warenzeichen betreffen und nicht gesetz-
lich anderen Stellen zugewiesen sind, insbesondere
für die Löschungen in der Zeichenrolle.
Die Geschäfte der Prüfungsstelle werden von einem
ständigen Mitglied wahrgenommen (Prüfer). Jedem
Prüfer werden bestimmte Warenklassen zugewiesen.
Die Warenzeichenabteilung besteht aus dem Vor-
sitzenden und den Prüfern der ihr zugewiesenen Waren-
klassen. Ueber die Löschung eines Zeichens nach § 8
No. 3 beschliefst die Abteilung in der Besetzung mit
drei Mitgliedern.
Ueber die Beschwerden gegen die Beschlüsse der
Prüfungsstellen und der Warenzeichenabteilungen ent-
scheidet der Beschwerdesenat in der Besetzung mit
drei Mitgliedern; wird über die Löschung eines Zeichens
nach $8 No.3 entschieden, so ist der Beschwerdesenat
mit fünf Mitgliedern besetzt.
§ 12.
Die Zeichenrolle enthält:
l. den’Tag des Einganges der Anmeldung,
2. die nach § 14 Abs. 1 erforderlichen Angaben,
3. Namen und Wohnort oder Sitz des Zeichenin-
habers und des gemäfs § 41 bestellten Vertreters,
4. die Erneuerung der Anmeldung,
5. den Tag der Löschung des Zeichens.
Die Einsicht der Zeichenrolle steht jedermann frei.
Jede Eintragung und jede Löschung in der Rolle
wird amtlich bekannt gemacht.
§ 13.
Das Patentamt ist verpflichtet, auf Ersuchen der
Gerichte oder der Staatsanwaltschaft über Fragen,
welche eingetragene Warenzeichen betreffen, Gutachten
abzugeben, sofern in dem gerichtlichen Verfahren von-
einander abweichende Gutachten mehrerer Sachver-
ständigen vorliegen.
§ 14.
Die Anmeldung der Warenzeichen mufs schriftlich
geschehen. Jedes Warenzeichen ist besonders anzu-
melden. Die Anmeldung mufs den Geschäftsbetrieb
und die Waren angeben, für die das Zeichen verwendet
werden soll; eine deutliche Darstellung und, soweit
erforderlich, eine Beschreibung des Zeichens ist beizu-
[No. 866] 37
fügen. Die Waren sind nach Warenklassen anzugeben
Die Einteilung der Warenklassen wird vom Bundesrate
festgesetzt.
Bei der Anmeldung mufs eine Anmeldegebühr von
zwanzig Mark und aufserdem eine Klassengebühr ge-
zahlt werden, welche für jede Warenklasse, auf die
sich die Anmeldung erstreckt, zwanzig Mark beträgt;
umfafst die Anmeldung mehr als zwei Drittel aller
Warenklassen, so ist für die überschiefsenden Klassen
eine Klassengebühr nicht zu zahłen.
Das Patentamt erläfst Bestimmungen über
sonstigen Erfordernisse der Anmeldung.
die
§ 15.
Genügt die Anmeldung den vorgeschriebenen An-
forderungen und erscheint die Eintragung des Zeichens
nicht ausgeschlossen, so macht das Patentamt die An-
meldung bekannt. Andernfalls wird die Anmeldung
zurückgewiesen.
Die Bekanntmachung besteht darin, dafs der Name
des Anmelders sowie Gegenstand (§ 14 Abs. 1 Satz 3, 4)
und Tag der Anmeldung veröffentlicht werden. Gleich-
zeitig ist die Anmeldung nebst Beilagen bei dem Patent-
amt zur Einsicht für jedermann auszulegen.
§ 16.
Innerhalb der Frist von zwei Monaten nach der
Veröffentlichung (§ 15) kann gegen die Eintragung
schriftlich Einspruch erhoben werden. Der Einspruch
kann nur auf die Behauptung gestützt werden, dats die
Eintragung des Zeichens ausgeschlossen sei, oder dafs
es mit dem früher angemeldeten, für gleiche oder gleich-
artige Waren eingetragenen Zeichen des Einsprechen-
den übereinstimme, und mufs die Tatsachen angeben,
auf die er gestützt wird. Der Einspruch gilt als nicht
erhoben, wenn nicht innerhalb der Einspruchsfrist eine
Gebühr von zwanzig Mark für die Kosten des Ver-
fahrens gezahlt ist.
Nach Ablauf der Frist fafst das Patentamt über die
Eintragung des Zeichens Beschlufs; ist der Einspruch
begründet, so wird die Eintragung versagt. Das Patent-
amt kann dabei anordnen, dafs dem obsiegenden Ein-
sprechenden die Einspruchsgebühr erstattet wird, und
nach freiem Ermessen bestimmen, inwieweit die Kosten
des Verfahrens den Beteiligten zur Last fallen.
Wird nach der Veröffentlichung ($ 15) die An-
meldung zurückgenommen oder die Eintragung versagt,
so wird dies amtlich bekannt gemacht.
§ 17.
Nach Beendigung des Verfahrens wird, soweit das
Zeichen fir die angemeldeten Warenklassen nicht ein-
getragen ist, die gezahlte Klassengebühr (§ 14 Abs. 2)
zur Hälfte erstattet. War die Eintragung ohne Unter-
schied der angemeldeten Klassen für die angegebenen
Waren ($ 14 Abs. 1) schlechthin ausgeschlossen, so
wird die Klassengebühr für eine Klasse zur Hälfte,
für die übrigen ganz erstattet.
Die volle Klassengebühr wird erstattet, wenn die
Anmeldung vor Beginn der Prüfung zurückgenommen
wird.
§ 18.
Die Anmeldung kann für die Waren, für die das
Zeichen eingetragen ist, nach Beginn des zehnten
Jahres (§ 7 Abs. 2) erneuert werden. Der Antrag ist
schriftlich an das Patentamt zu richten und hat die
Waren, auf die sich die Erneuerung bezieht, nach
Warenklassen zu bezeichnen. Mit dem Antrag ist eine
Erneuerungsgebühr von zehn Mark und aufserdem, so-
weit er nicht mehr als zwei Drittel aller Warenklassen
umfafst, für jede Klasse eine Gebühr von 10 Mark zu
zahlen.
Ist die Anmeldung bei Ablauf des zehnten Jahres
nicht erneuert, so wird der Zeicheninhaber von dem
Patentamt benachrichtigt, dafs die Löschung des Zeichens
bevorsteht. Die Erneuerung kann nur unter Zuschlag
von zehn Mark und nur bis zum Ablauf eines Monats
nach der Zustellung nachgeholt werden.
38 [No. 866]
Mit Ablauf des zehnten Jahres wird die Er-
neuerung wirksam.
Diese Vorschriften gelten auch für jede weitere
Erneuerung.
§ 19.
Das Verfahren zur Löschung eines eingetragenen
Zeichens gemäfs § 8 No.3 wird nur auf Antrag ein-
geleitet.
Der Antrag ist schriftlich an das Patentamt zu
richten und hat die Tatsachen anzugeben, auf die er
gestützt wird. Mit dem Antrag ist eine Gebühr von
dreifsig Mark zu zahlen; er gilt als nicht gestellt, wenn
die Zahlung unterbleibt und nicht innerhalb der vom
Patentamt bestimmten Frist nachgeholt wird.
Das Patentamt stellt den Antrag dem als Inhaber
des Zeichens Eingetragenen zu und fafst nach Ablauf
der zur Erklärung bestimmten Frist Beschlufs. Vor
der Entscheidung müssen die Beteiligten auf Antrag zur
Anhörung geladen werden. Das Patentamt kann in der
Entscheidung anordnen, dafs die Gebühr (Abs. 2) er-
stattet wird, und nach freiem Ermessen bestimmen,
inwieweit die Kosten des Verfahrens den Beteiligten
zur Last fallen.
§ 20.
Im Falle des § 9 Abs. 2 No. 1 kann die Löschung
zunächst bei dem Patentamt beantragt werden. Das
Patentamt gibt dem als Inhaber des Zeichens Einge-
tragenen Nachricht. Widerspricht dieser innerhalb eines
Monats nach der Zustellung nicht, so wird das Zeichen
gelöscht. Widerspricht er, so wird dem Antragsteller
anheimgegeben, den Anspruch im Wege der Klage zu
verfolgen.
§ 21.
Gegen den Beschlufs; durch welchen die Anmeldung
zurückgewiesen oder die Eintragung des Zeichens ver-
sagt wird, kann der Zeichenwerber, gegen den Be-
schlufs, durch welchen der Einspruch verworfen oder
die Eintragung beschlossen wird, kann der Einsprechende
Beschwerde einlegen; gegen den Beschlufs, durch
welchen über den Antrag auf Löschung des einge-
tragenen Zeichens gemäfs $ 19 entschieden wird, kann
der Antragsteller oder der Zeicheninhaber Beschwerde
einlegen. Die Beschwerde gilt als nicht erhoben, wenn
nicht innerhalb der Beschwerdefrist eine Gebühr von
fünfzig Mark für die Kosten des Verfahrens gezahlt ist.
§ 22.
Notfristen im Sinne des § 43 des Patentgesetzes
sind die Frist zur Erklärung auf den Vorbescheid so-
wie die wider den Zeichenwerber oder den Zeichen-
inhaber oder den Antragsteller (§ 19) laufende Frist
zum Einlegen der Beschwerde gemafs § 21 und zum
Zahlen der Beschwerdegebühr.
Dritter Teil. Rechtsverletzungen.
§ 23.
Wer den Vorschriften des § 3 zuwider ein Waren-
zeichen benutzt, hat dem Verletzten nach den Vor-
schriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten
Bereicherung die Nutzungen herauszugeben, die er
daraus gezogen hat, nachdem der Verletzte auf Grund
seines Zeichenrechts einen Anspruch gegen ihn gericht-
lich geltend gemacht hat.
Wer vorsätzlich oder fahrlässig den Vorschriften
des $ 3 zuwider ein Warenzeichen benutzt, hat dem
Verletzten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen.
Er hat auf Verlangen des Verletzten die widerrechtliche
Bezeichnung auf den in seinem Besitze befindlichen
Gegenständen zu beseitigen oder, wenn dies nicht mög-
lich ist, die Gegenstände zu vernichten. Das Gericht
bestimmt, wie die Beseitigung oder Vernichtung aus-
zuführen ist.
§ 24.
Ist ein Anspruch auf Grund des $ 3 geltend gemacht,
so kann das Gericht der obsiegenden Partei auf Antrag
die Befugnis zusprechen, den verfügenden Teil des
Urteils innerhalb bestimmter Frist auf Kosten der unter-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Juli 1913)
liegenden Partei öffentlich bekannt zu machen; die Art
der Bekanntmachung wird im Urteil bestimmt. Für den
im § 23 Abs. I bezeichneten Anspruch gilt dies nicht.
§ 25.
Die Ansprüche wegen Verletzung des Zeichenrechts
verjähren in sechs Monaten von dem Zeitpunkt an, in
welchem der Verletzte von der sie begründenden Hand-
lung und der Person des Verpflichteten Kenntnis er-
langt, ohne Rücksicht auf diese Kenntnis in drei Jahren
von der Begehung der Handlung an. Die Verjährung
des Anspruchs auf Schadensersatz beginnt nicht, bevor
ein Schaden entstanden ist.
§ 26.
Wer vorsätzlich den Vorschriften des § 3 zuwider
ein Warenzeichen benutzt, wird mit Geldstrafe bis zu
fünftausend Mark und mit Gefängnis bis zu einem Jahre
oder mit einer dieser Strafen bestraft. Die Strafver-
folgung tritt nur auf Antrag ein. Die Zurücknahme
des Antrags ist zulässig.
Die öffentliche Klage wird von der Staatsanwalt-
schaft nur dann erhoben, wenn dies im öffentlichen
Interesse liegt. Der Verletzte kann Privatklage erheben,
ohne vorher die Staatsanwaltschaft anzurufen. Für die
Verhandlung und Entscheidung sind im Falle der Privat-
klage die Schöffengerichte zuständig.
Auf Verlangen des Verletzten kann neben der
Strafe auf eine an ihn zu erlegende Bufse bis zum Be.
trage von zwanzigtausend Mark erkannt werden. Für
die Bufse haften die dazu Verurteilten als Gesamt-
schuldner. Eine erkannte Bufse schliefst die Geltend-
machung eines weiteren Anspruchs wegen der Ver-
letzung des Warenzeichenrechts aus.
§ 27.
Wird auf Grund des § 26 der Angeklagte verur-
teilt, so hat das Gericht im Urteil zu bestimmen, dafs
und wie die widerrechtliche Bezeichnung auf den im
Besitze des Verurteilten befindlichen Gegenständen zu
beseitigen ist; die Gegenstände sind zu vernichten,
wenn die Bezeichnung nicht anders beseitigt werden
kann. Das Gericht kann im Urteil anordnen, dafs die
Verurteilung auf Kosten des Verurteilten öffentlich be-
kannt gemacht wird.
Wenn der Angeklagte freigesprochen wird, so kann
auf seinen Antrag das Gericht im Urteil anordnen, dafs
die Freisprechung auf Kosten des Anzeigenden oder
des Privatklägers oder auf Kosten der Staatskasse öffent-
lich bekannt gemacht wird.
Die Art der Bekanntmachung wird im Urteil be-
stimmt.
Verbandszeichen.
§ 28.
Rechtsfähige Verbände, die gewerbliche Zwecke
verfolgen, können, auch wenn sie einen auf Herstellung
oder Vertrieb von Waren gerichteten Geschäftsbetrieb
nicht besitzen, Warenzeichen anmelden, die in den Ge-
schäftsbetrieben ihrer Mitglieder zur Kennzeichnung
der Waren dienen sollen (Verbandszeichen).
Den Verbänden stehen gleich die juristischen
Personen des öffentlichen Rechts.
Auf die Verbandszeichen finden die Vorschriften
über Warenzeichen Anwendung, soweit in diesem Teile
nichts anderes bestimmt ist.
§ 29.
Der Anmeldung des Verbandszeichens ist eine
Zeichensatzung beizufügen, die über Namen, Sitz, Zweck
und Vertretung des Verbandes, über den Kreis der
zur Benutzung des Zeichens Berechtigten, die Bedin-
gungen der Benutzung ‘und die Rechte und Pflichten
der Beteiligten im Falle der Verletzung des Zeichens
Auskunft gibt. Spätere Aenderungen sind dem Patent-
amt mitzuteilen. Die Einsicht der Satzung steht jeder-
mann frei. ur
Die Gebühren betragen das Fünffache der in $$ 14,
18 vorgeschriebenen Sätze. |
Vierter Teil.
[15. Juli 1913)
In der Zeichenrolle wird das Zeichen als Verbands-
zeichen benannt. Ueber die Satzung und ihre Aende-
rungen sind Vermerke in die Rolle aufzunehmen.
§ 30.
Das durch die Anmeldung oder Eintragung des
Verbandszeichens begründete Recht kann als solches
nicht auf einen anderen übertragen werden.
§ 31.
Unbeschadet der Vorschriften im § 9 Abs. 1 und
Abs. 2 No. 2 kann jedermann von dem Verbande ver-
langen, dafs er die Löschung des Zeichens bewilligt:
l. wenn der Verband, für den das Zeichen einge-
tragen ist, nicht mehr besteht;
2. wenn der Verband duldet, dafs das Zeichen in
einer den allgemeinen Verbandszwecken oder der
Zeichensatzung widersprechenden Weise benutzt
wird. Als eine solche mifsbräuchliche Benutzung
ist es anzusehen, wenn die Ueberlassung der Be-
nutzung des Zeichens an andere zu einer Irre-
führung des Verkehrs Anlafs gibt.
Im Falle der No. I finden die Vorschriften des § 20
Anwendung.
§ 32.
Der Anspruch des Verbandes auf Schadensersatz
wegen unbefugter Benutzung des Verbandszeichens
($ 23 Abs. 2) umfafst auch den einem Mitglied erwach-
senen Schaden.
Zweiter Abschnitt.
Schutz ohne Eintragung.
§ 33.
Wer Waren, deren Verpackung oder Umhillung
oder Ankündigungen, Geschäftspapiere oder dergleichen
mit dem Namen, dem Wappen oder der Firma eines
anderen widerrechtlich versieht oder derart gekenn-
zeichnete Waren in Verkehr bringt oder feilhält, haftet
dem Verletzten entsprechend den Vorschriften der §§ 23
bis 25 und wird, wenn er vorsätzlich gehandelt hat,
mit Geldstrafe bis zu fünftausend Mark und mit Gefängnis
bis zu einem Jahre oder mit einer dieser Strafen bestraft.
Diese Vorschriften der §§ 26, 27 finden Anwendung.
§ 34.
Wer ein nicht eingetragenes Warenzeichen, welches
innerhalb beteiligter Verkehrskreise als Kennzeichen
der Waren eines anderen angesehen wird, oder eine
Ausstattung oder sonstige Warenbezeichnung, für welche
das gleiche gılt, derart benutzt, dafs Verwechslungen
der Geschäftsbetriebe im Verkehre hervorgerufen werden
können, kann von dem Verletzten auf Unterlassung ver-
klagt werden.
Wenn der Benutzer wufste oder wissen mufste, dafs
die mifsbräuchliche Art der Benutzung geeignet war,
Verwechslungen hervorzurufen, so hat er dem Ver-
letzten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen.
Er hat auf Verlangen die widerrechtliche Kennzeichnung
der in seinem Besitze befindlichen Gegenstände zu be-
seitigen oder, wenn dies nicht möglich ist, die Gegen-
stände zu vernichten. Das Gericht bestimmt, wie die
Beseitigung oder Vernichtung auszuführen ist.
Die Vorschriften der §§ 24 Satz 1, 25 finden An-
wendung.
Dritter Abschnitt.
Schlufs- und Uebergangsbestimmungen.
§ 35.
Die Anwendung der Bestimmungen dieses Gesetzes
wird weder durch die Verschiedenheit der Zeichenform
(Bild- und Wortzeichen) noch durch sonstige Ab-
weichungen ausgeschlossen, mit denen Zeichen, Wappen,
Namen, Firmen und sonstige Kennzeichnungen von
Waren wiedergegeben werden, sofern ungeachtet dieser
Abweichungen die Gefahr einer Verwechslung im Ver-
kehre vorliegt. Dasselbe gilt von der Verschieden-
artigkeit der Waren, sofern ungeachtet dieser Ver-
schiedenartigkeit die Gefahr einer Verwechslung der
Geschäftsbetriebe besteht.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 866] 39
§ 36.
In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, in denen durch
Klage oder Widerklage ein Anspruch auf Grund dieses
Gesetzes geltend gemacht ist, wird die Verhandlung
und Entscheidung letzter Instanz im Sinne des $ 8
des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze
dem Reichsgerichte zugewiesen.
§ 37.
Ausländische Waren, die unmittelbar oder auf
ihrer Verpackung oder Umhüllung mit einem deutschen
Handelsnamen oder mit einem in der Zeichenrolle ein-
getragenen Warenzeichen widerrechtlich versehen sind,
unterliegen auf Antrag des Verletzten der Beschlag-
nahme und Einziehung, wenn sie zur Einfuhr oder
Durchfuhr in das Reichsgebiet oder in ein deutsches
Schutzgebiet eingehen.
Die Beschlagnahme liegt den Zollbehörden ob, die
Einziehung wird durch Strafbescheid festgesetzt (§ 459
der Strafprozefsordnung). Auf Verlangen der Behörde
hat der Antragsteller eine Sicherheit zu leisten.
§ 38.
Auslandische Waren, die unmittelbar oder auf
ihrer Verpackung oder Umhillung eine Bezeichnung
tragen, welche geeignet ist, den Irrtum zu erregen,
dafs die Waren in Deutschland oder in einem deutschen
Schutzgebiet erzeugt seien, können in Beschlag ge-
nommen und einbezogen werden, wenn sie zur Einfuhr
oder Durchfuhr in das Reichsgebiet oder in ein deutsches
Schutzgebiet eingehen; nähere Bestimmung darüber
trifft für das Reich der Bundesrat, für die Schutzgebiete
der Reichskanzler.
Die Beschlagnahme liegt den Zollbehörden ob, die
Einziehung wird durch Strafbescheid festgesetzt (§ 459
der Strafprozefsordnung).
§ 39.
Der Reichskanzler kann unter Zustimmung des
Bundesrats anordnen, dafs hinsichtlich der Waren-
bezeichnungen, insbesondere der Herkunftsangaben,
gegen einen ausländischen Staat auf Waren, die aus
dessen Gebiet in das Gebiet des Reiches oder in ein
deutsches Schutzgebiet zur Einfuhr oder Durchfuhr
eingehen, ein Vergeltungsrecht angewendet wird.
Wer es unternimmt, der Anordnung des Reichs-
kanzlers zuwider ausländische Waren einzuführen oder
durchzuführen, wird mit einer Geldstrafe bestraft, welche
dem doppelten Werte der Waren gleichkommt, min-
destens aber dreifsig Mark beträgt, und hat die Beschlag-
nahme und Einziehung der Waren verwirkt. Die Be-
schlagnahme liegt den Zollbehörden ob, die Einziehung
und die Geldstrafe werden durch Strafbescheid fest-
gesetzt ($ 459 der Strafprozefsordnung).
§ 40.
Wer weder Reichsangehöriger ist noch im Reichs-
gebiet oder in einem deutschen Schutzgebiet einen
Wohnsitz oder eine Niederlassung besitzt, hat auf den
Schutz dieses Gesetzes nur Anspruch, wenn in dem
Lande, wo sich sein Wohnsitz oder seine Niederlassung
befindet, nach einer im Reichs-Gesetzblatt enthaltenen
Bekanntmachung deutsche Warenbezeichnungen in
gleichem Umfang wie inländische Warenbezeichnungen
zum gesetzlichen Schutze zugelassen werden.
Wer ein ausländisches Warenzeichen anmeldet,
mufs nachweisen. dafs er dafür ın dem Lande, wo sich
sein Wohnsitz oder seine Niederlassung befindet, den
Zeichenschutz nachgesucht und erhalten hat. Die Ein-
tragung ist nur zulässig, wenn das Zeichen den An-
forderungen dieses Gesetzes entspricht.
Die Vorschriften über Verbandszeichen finden auf
ausländische Zeichen nur dann Anwendung, wenn nach
einer im Reichs-Gesetzblatt enthaltenen Bekanntmachung
die Gegenseitigkeit verbürgt ist.
§ 41.
Wer im Reichsgebiet einen Wohnsitz oder eine
Niederlassung nicht hat, kann den Anspruch auf Ein-
40 (No. 866)
tragung eines Warenzeichens und das durch die Ein-
tragung begriindete Recht nur geltend machen, wenn
er im Reichsgebiet einen Vertreter bestellt hat. Der
Vertreter ist befugt, ihn in dem Verfahren vor dem
Patentamt sowie in den das Zeichen betreffenden
bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten zu vertreten und
Strafanträge zu stellen. Für die das Zeichen betreffen-
den Klagen gegen den eingetragenen Inhaber ist das
Gericht zuständig, in dessen Bezirke der Vertreter
seinen Wohnsitz hat, und mangels eines solchen das
Gericht, in dessen Bezirke das Patentamt seinen Sitz hat.
§ 42.
Dieses Gesetz tritt am in Kraft.
§ 43.
Die vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes bei dem
Patentamt eingegangenen, noch nicht erledigten An-
meldungen unterliegen den Vorschriften des neuen
Rechts; die Klassengebühr beträgt die Halfte der in
§ 14 vorgeschriebenen Sätze.
Wenn das Patentamt gemäfs den bisher geltenden
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Juli 1913}
Vorschriften dem Inhaber eines früher angemeldeten
Zeichens von der Anmeldung Mitteilung gemacht hat,
so bleiben die eingetretenen Rechtswirkungen unberührt
und die Anmeldung wird nicht bekannt gemacht. Der
Widersprechende gilt als Einsprechender ($ 16); eine
Einspruchsgebühr hat er nicht zu zahlen.
§ 44.
Die Warenverzeichnisse der vor dem Inkrafttreten
dieses Gesetzes eingetragenen Warenzeichen sind bei
der ersten nach dessen Vorschriften stattfindenden Er.
neuerung der Anmeldung mit den Vorschriften des $ 14
in Uebereinstimmung zu bringen.
§ 45.
Die zur Ausführung dieses Gesetzes erforderlichen
Bestimmungen über die Einrichtung und den Geschäfts-
gang des Patentamts und über das Verfahren werden
durch Kaiserliche Verordnung unter Zustimmung des
Bundesrats getroffen.
Urkundlich usw.
Gegeben usw.
Verschiedenes
Ernennungen zum Dr..Ing. Rektor und Senat der Tech- | befriedigend in Bezug auf Eisenbahnbauten bezeichnet werden
nischen Hochschule zu Charlottenburg haben auf einstimmigen
Antrag der Abteilung für Schiff- und Schiffsmaschinenbau
durch Beschlufs vom 6. Juni d. J. dem Vorsitzenden des
Direktoriums der Vulkanwerke Hamburg-Stettin Herrn
Geheimen Baurat Justus Flohr in Anerkennung seiner hervor-
ragenden Verdienste um die Ausgestaltung des heimischen
Schiffbaus, insonderheit des Grofs-Schiffbaus mit seinen
gewaltigen Maschinenanlagen, auf einstimmigen Antrag des
Kollegiums der Abteilung für Chemie und Hüttenkunde
durch Beschlufs vom 6. Juni d. J. dem Generaldirektor der
Bismarckhütte Herrn Max Meier in Bismarckhütte/Ober-
schlesien die Würde eines Doktor-Ingenieurs ehrenhalber
verlichen.
Statistik des amerikanischen Eisenbahnwesens. Im folgen-
den ist eine summarische Zusammenfassung der Statistiken
gegeben, welche sich auf Entwickelung von Eisenbahnen
im Jahre 1912 beziehen.
Die auf Grund amtlicher Quellen zusammengestellten
und in der „Railway Age Gazette“ vom 28. Dezember 1912
erschienenen Statistiken zeigen, dafs man um 15 Jahre, näm-
lich bis 1897, zurückgehen mufs, um ein Jahr zu finden, in
welchem eine ebenso kleine Meilenzahl gelegten Schienen-
weges erreicht wurde, wie im Jahre 1912, während man
um 6 Jahre, nämlich bis 1906, zurückgehen mufs, um ein Jahr
zu finden, in welchem eine ebenso grofse Anzahl von Loko-
motiven und Güterwagen in Bestellung gegeben wurden.
Die auffallende erhöhte Lebhaftigkeit auf industriellen Linien
in dem letzten Teile des Jahres 1912 erhellt durch die Tat-
sache, dafs im Jahre 1912 zwischen 2—3 mal so viel Güter-
wagen als im Jahre 1911 tatsächlich gebaut wurden, während
im Jahre 1912 ein Drittel mehr Lokomotiven als im Jahre
1911 fertiggestellt wurden.
Die von der „Railway Age Gazette“ zusammengestellten
Daten für die Anzahl der Eisenbahn-Empfänger, der Präklu-
sionsverkäufe von Linien und die Höhe der Blocksignal-
Meilenzahl deuten alle dieselben Verhältnisse an und veran-
schaulichen die aufserordentlich geringe Anzahl neu gelegter
Schienenstränge und die schr hohe Zahl von Bestellungen
auf Neuausrüstungen sowie die Tatsache, dafs also das
Kapital sich weigert, auf neue Unternehmungen einzugehen,
und dafs der gewerbliche Fortschritt der letzten Hälfte des
Jahres 1912 die bestehenden Eisenbahnen stark belastet.
Trotz der Tatsache, dafs das Jahr 1911 als sehr wenig
mufste, wurden doch 3066 Meilen erster neuer Strecke im Jahre
1911 gebaut, während das Jahr 1912 nur 2997 Meilen aufweist.
Die im Jahre 1912 gebauten 2997 Meilen Schienenstrecke
wurden in 41 Staaten ausgeführt, während in Alaska oder
fünf Staaten gar nicht gebaut wurde. Die gröfste Meilenzahl
Schienenstrecke wurde in North Dakota erreicht, wo 341
Meilen erste neue Strecke gelegt wurden, worauf dann Texas `
mit 336 Meilen an zweiter Stelle folgt. Eine detaillierte Liste
der im Jahre 1912 in den Staaten ausgeführten Bauten ist
im folgenden gegeben:
Vereinigte Staaten.
Tabelle, die die Meilenzahl der neuen im Jahre 1912 gelegten
Schienenstrecken, nach Staaten geordnet, angibt.
Zahl der Zahl der
Gescischaften 1912 Gesellschatten 191
Alabama ..... 2 18,50 1 25,00
Alaska wu ae l 41,53
Arizona . 2 105,38 1 11,60
Arkansas 4 67,19 3 28,00
California . 7 18,15 10 118,38
Colorado l 6,27 4 181,79
Florida . 8 181,90 6 115,02
Georgia. 11 152,75 8 122,40
Idaho 5 105,03 7 163,96
Illinois 3 24,54 3 4,61
Indiana . 1 8,00 ] 30,12
Iova . 4 87,54 2 18,32
Kansas . 3 92,46 1 52,00
Kentucky 4 119,63 7 125,45
l.ouisiana 6 89,00 5 53,00
Maine 2 5,19 pu e.
Maryland | 1,00 2 21,49
Massachusetts l 5,00 ae ee
Michigan 2 7,80 3 21,49
Minnesota . 4 47,26 3 40,08
Mississippi 3 20,00 2 19,20
Missouri | 0,96 1 11,70
Montana 4 130,15 4 94,42
Nebraska l 36,87 Lt 30,64
Nevada . 3 47,24 1 9,00
New Jersey DA Hini ee 28,46
zusammen 8 1439,01 19 1379,62
(15. Juli 1913]
Zahl der Zahl der
Gesellschaften 1912 Gesellschaften 1911
Uebertrag 83 1439,01 79 1379,62
New York . Er l 3,17 2 17,22
North Carolina . 11 93,45 5 46,31
North Dakota 3 346,91 3 209,34
Ohio . 2 12,75 2 5,15
Oklahoma . 5 242,16 3 71,00
Oregon . 2 24,71 7 224,21
Pennsylvania . 10 68,80 9 92,99
South Carolina . 4 78,50 2 32,50
South Dakota ah i avn 2 21,87
Tennessee . 5 28,51 2 . 66,00
Texas i Se sek we aoa 9 335,66 10 413,78
Utah . 3 24,33 2 34,30
Vermont l 1,00 u. BEE
Virginia. 6 9,60 3 16,66
Washington 5 105,73 4 99,39
West Virginia 6 99,22 4 84,46
Wisconsin . 4 14,57 4 209,13
Wyoming . l 69,00 _3 42,40
Total . 161 2 997,08 146 3 066,93
Canada . 20 2 232,10 19 1 898,59
Mexico . % 4... % 4 212,18 8 351,00
Die Endsummen für die im Jahre in Auftrag gegebenen
Wagen und Lokomotiven — wie sie von der „Railway Age
Gazette“ zusammengestellt worden sind — zeigen die hohe
Belastung der Eisenbahnen im letzten Teile des Jahres 1912
und zwar sowohl für die Bewegung aufserordentlich schwerer
Züge als auch für den allgemeinen Betrieb, der wieder von
der erhöhten Lebhaftigkeit in der Industrie abhängig war.
Die Zahlen für Neuausrüstungen im Jahre 1912 verglichen
mit denen von 1911 sind die folgenden:
1912 1911
Güterwagen 226 357 133 117
Personenwagen . 3 623 2 623
Lokomotiven . 4 424 2 850
In keinem Jahr seit 1906 ist eine so grofse Anzahl von
Güterwagen bestellt worden; ihre Total-Summe war damals
310315. In keinem Jahr seit 1906 sind auch so viel Loko-
motiven in Auftrag gegeben worden, deren Total-Summe
damals 5642 betrug.
Nicht ganz so günstig stehen die Daten für die tatsäch-
lich im Jahre ausgeführten Neuausrüstungen, die mit 1911 ver-
glichen folgende Daten ergeben:
1912 1911
Güterwagen . 148 357 70 931
Personenwagen . 2 822 4 246
Lokomotiven . 4 403 3530
Von den im ganzen gebauten Lastwagen waren 66 520
als aus Stahl bezw. mit Stahluntergestell versehen angegeben,
während bei 63380 nähere Angaben fehlten.
Gelegentlich einer früheren Besprechung in der „Railway
Age Gazette“ betreffend den Verdienst im Eisenbahnwesen,
wurde folgende Erklärung abgegeben:
„ Verbesserungen imVerdienst im Eisenbahnwesen pflegen
sich nicht plötzlich oder ohne gewisse gut erkennbare Vor-
läufer für die sich bessernden Verhältnisse einzustellen.
Solche Vorboten sind bisher noch nicht in Klarheit am
Horizont aufgetaucht.“
Die in dieser Abhandlung erörterten Daten können meines
Erachtens getrost als vorläufige Anzeichen der sich ändernden
finanziellen Situation aufgefafst werden. Die schweren Züge
und das wiederkehrende Gerücht von Knappheit an Wagen
tragen dazu bei, diese Voraussagung zu erhärten. Man mufs
sich jedoch von zu grofsem Optimismus zurückhalten, der
in dieser Periode der Wiederauflebung verfrüht wäre, denn,
wenn auch der Verdienst im Grofsen dauernd zunimmt, so
mufs auch ein erhöhter Teil in Ausgaben absorbiert werden,
die die schweren Einschränkungen, welche sich einige Linien
in den letzten 2 Jahren aufgelegt haben, kompensieren sollen.
Dafs jedoch die Daten für die Einkünfte aus Benutzung des
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 866] 4]
Netzes (per Mille) bei Abwesenheit unvorhergesehener und
störender Ursachen im Kalenderjahr 1913 gegenüber dem
des Jahres 1912 einen Zuwachs aufweisen werden, dürfte
mehr als wahrscheinlich sein.
Geschäftliche Nachrichten.
Radiator „Kleiro“. Bei eisernen Zimmeröfen sind die
Abgase sehr warm. Man hat daher versucht, diese Wärme
durch lange, teilweise gewundene eiserne Ofenrohre auszu-
nutzen. Diese Einrichtungen verunzieren die Räume, sind
schlecht zu reinigen und überhaupt nur bei starkem Schorn-
steinzug anwendbar. Dem suchen die „Kleiro-Werke“,
Karlsruhe in Baden, durch ihre Radiatoren abzuhelfen, die
unmittelbar hinter den Ofen geschaltet oder in Mauerschäch-
ten, in Nebenräumen (Korridoren) angebracht und so zur
Heizung mehrerer Räume durch eine Feuerstelle benutzt
werden können. Eine Ankündigung liegt dieser Nummer
der Annalen bei.
Holzanstrich im Freien. Der beste und dauerhafteste
Anstrich für Holzwerk im Freien, welchem durch die schad-
lichen Einflüsse von Witterung und Feuchtigkeit oft rasches
Verderben droht, ist das seit einem Menschenalter bewährte
Avenarius Carbolineum, da dieses das Holz entschieden
am längsten konserviert hat. Allerdings ist Avenarius
Carbolineum bei der Anschaffung etwas teurer, doch stellt
es sich durch seine langandauernde Wirksamkeit infolge des
Wegfalls der baldigen Erneuerung der Anstriche, auf längere
Zeit berechnet, sehr billig. Es gibt dem gestrichenen Holz
nach der Oxydation einen gleichmäfsigen kastanienbraunen
Farbton, wobei die Masern des Holzes in gefälliger Weise
hervortreten. Die Firma R. Avenarius & Co., Stuttgart,
Hamburg, Berlin und Köln erteilt gerne Auskunft über die
nächstgelegene Bezugsquelle.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Geh. Oberbaurat und Abteilungschef
im Reichs-Marineamt der Geh. Oberbaurat und Vortragende
Rat im Reichs-Marineamt Bürkner, zum Geh. Oberbaurat
und Vortragenden Rat im Reichs-Marineamt der Geh.
Marinebaurat und Schiffbaudirektor Brinkmann;
zum Marine-Maschinenbaumeister der staatlich geprüfte
Baumeister des Schiffsmaschinenbaufaches Levin und zum
Marine-Schiffbaumeister der staatlich geprüfte Baumeister
des Schiffbaufaches Kaye;
zum Kaiserl. Regierungsrat und Mitglied des Patentamts
der Dr.:$na. Karl Lindig.
Versetzt: die Postbauinspektoren Gaedicke von Berlin
nach Leipzig und Naumann von Dortmund nach Dresden.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Reichs-
diensteerteilt: dem Marine-Oberbaurat und Maschinenbau-
Betriebsdirektor Grabow unter Beilegung des Charakters als
Geh. Marinebaurat.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Versetzt: der Regierungsbaumeister Hugger, techn.
Hilfsarbeiter bei der Intendantur des IX. Armeekorps, zum
1. Juli 1913 als Vorstand zum Militärbauamt Berlin I.
Preufsen.
Ernannt: zum Vortragenden Rat im Minist. der öffentl.
Arbeiten der Geh. Baurat Friedrich Schultze;
zu Rektoren der Techn. Hochschulen für die Amtszeit
vom 1. Juli 1913 bis Ende Juni 1915 die etatmäfsigen
Professoren Otzen in Hannover, Wallichs in Aachen und
Dr. Wohl in Danzig;
zu Regierungsbaumeistern die Regierungsbauführer Felix
Schwering aus Koesfeld, Eduard Hoepner aus Gallhorn, Kreis
Soltau (Maschinenbaufach), Ernst Riemann aus Koburg
(Eisenbahnbaufach), Hans Huch aus Berlin, Willy Eichmann
aus Kröslin, Kreis Greifswald (Wasser- und Strafsenbaufach),
Ulrich Wenzel aus Zwielip, Kreis Kolberg-Körlin, und
42 [No. 866]
Hermann Staubach aus Schlierbach, Kreis Gelnhausen
(Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem Stadt-
baurat Dr. Karl Wolff in Hannover und dem Direktor der
Gesellschaft für elektrische Hoch- und Untergrundbahnen,
Baurat Wittig in Berlin-Grunewald;
der Charakter als Baurat dem Direktor bei der gleichen
Gesellschaft, Regierungsbaumeister a. D. Pavel in Charlotten-
burg, dem Oberingenieur Peiser bei der Grofsen Berliner
Strafsenbahn und dem Kreisbaumeister Robert Kohlhagen
in Düsseldorf;
das Prädikat Professor dem Privatdozenten an der
Techn. Hochschule in Hannover Dr. Hermann Decker;
eine etatmäfsige Stelle als Regierungsbaumeister (im
Bereiche der Rheinstrombauverwaltung) dem Regierungs-
baumeister Marx in Wesel.
Uebertragen: dem Regierungsbaumeister des Eisen-
bahnbaufaches Schaper, bisher Vorstand des Eisenbahn-
Betriebsamts 2 in Stettin, die Wahrnehmung der Geschäfte
eines Mitgliedes der Eisenbahndirektion daselbst.
Ueberwiesen: der Regierungsbaumeister des Wasser-
und Strafsenbaufaches Georg Seidel bei der Regierung in
Königsberg dem Meliorationsbauamt in Potsdam.
‘Zur Beschäftigung überwiesen: der Regierungs-
baumeister des Wasser- und Strafsenbaufaches Gagelmann
der Weserstrombauverwaltung in Hannover, die Regierungs-
baumeister des Hochbaufaches Uchtenhagen (bisher beurlaubt)
der Regierung in Allenstein, Hopmann der Regierung in
Königsberg und Wenzel dem bautechn. Bureau des Minist.
der geistlichen und Unterrichts-Angelegenheiten sowie
Jüsgen, bisher in Luxemburg, der Eisenbahndirektion in
Magdeburg.
Versetzt: der Grofsherzoglich hessische Geh. Baurat
Geibel, bisher in Frankfurt a. Main, als Oberbaurat (auftrw.)
der Eisenbahndirektion nach Mainz;
die Regierungs- und Bauräte Merkel, bisher in Stettin,
als Mitglied der Eisenbahndirektion nach Mainz und Effen-
berger, bisher in Mainz, als Mitglied der Eisenbahndirektion
nach Frankfurt a. M.;
der Regierungsbaumeister des Maschinenbaufaches Cohn,
bisher in Breslau, als Vorstand der Eisenbahn-Bauabt. nach
Oels, die Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches
Busacker, bisher in Hameln, als Vorstand des Eisenbahn-
Betriebsamts 2 nach Stettin, Lüttmann, bisher in Elberfeld,
als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahn-Betriebsamts nach
Hameln, Claus, bisher in Gera, als Vorstand (auftrw.) des
Eisenbahn-Betriebsamts nach Köslin, Dr. phil. Albert Schrader,
bisher in Celle, nach Neustadt (S.-Coburg) als Vorstand der
daselbst neu errichteten Eisenbahn-Bauabt., die Regierungs-
baumeister des Wasser- und Strafsenbaufaches Offergeld von
Neubrück nach Fürstenberg a. d. O., Laubinger von Oder-
berg nach Berlin, Karl Schäfer von Berlin nach Eberswalde,
Thurnau von Vöhl nach Hemfurt, die Regierungsbaumeister
des Hochbaufaches Birnbaum von Tilsit nach Berlin, Wilhelm
Hoffmann von Ottweiler nach Marienwerder und Reisel
von Berlin nach Münster sowie die Regierungsbaumeister
Hetsch von Plefs als Vorstand des Hochbauamts in Inster-
burg, Stuermer von Briesen als Vorstand des Hochbauamts
in Pyritz und Felix Schulz von Hohenwutzen nach Freien-
walde a. d. O. (Geschäftsbereich der Oderstrombauver-
waltung).
Dem Regierungsbaumeister Pahde ist als dienstlicher
Wohnsitz Remagen — nicht Sinzig — angewiesen worden.
In den Ruhestand getreten: der Rheinstrom-Bau-
direktor Ober- und Geh. Baurat Rasch in Koblenz.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Geheimen Bauräten Goos, bisher Mit-
glied der Eisenbahndirektion in Cassel, Blumenthal, bisher
Mitglied der Eisenbahndirektion in Stettin, Dyrfsen, bisher
Mitglied der Eisenbahndirektion in Münster, Schunck, bisher
Vorstand des Eisenbahn-Betriebsamts 3 in Trier, und Mult-
haupt, bisher Vorstand des Eisenbahn-Betriebsamts 2 in
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
_ bauinspektion Bruchsal
(15. Juli 1913)
Paderborn, sowie dem Regierungs- und Baurat Albrecht
Baum, bisher Vorstand des Eisenbahn-Werkstättenamts c in
Leinhausen, letzterem unter Verleihung des Charakters als
Geheimer Baurat, dem Regierungsbaumeister Franz Hüpeden
bei der Regierung in Potsdam und dem Regierungsbau-
meister des Wasser- und Strafsenbaufaches Schölvinck in
Aachen.
Baden. | 7
Ernannt: zum Vorstand der Evangelischen Kirchen-
bauinspektion Heidelberg mit der Amtsbezeichnung Ober-
bauinspektor der Vorstand des Evangelischen kirchl. Bau-
bureaus in Mannheim Kirchenbauinspektor Emil Déring zum
1. Oktober 1913;
zum Regierungsbaumeister der
Hermann Schneider aus Emmendingen.
Uebertragen: die Stelle des Vorstandes der Bezirks-
dem Oberbauinspektor Hermann
Ingenieurpraktikant
Hemberger in Baden.
Zugeteilt: zum 1.Oktober d. J. der Bauinspektor Ludwig
Schmieder bei der Bauleitung für den Neubau der Staats-
schuldenverwaltung und der Landeshauptkasse in Karlsruhe
der Bezirksbauinspektion Heidelberg.
In den staatlichen Dienst übernommen: als Re-
gierungsbaumeister die Regierungsbaumeister a. D. Julius
Bank aus St. Georgen und Manfred Sütterlin aus Hornberg
und der Regierungsbaumeister Philipp Ditter aus Villingen.
Bestätigt: die Wahl des Geh. Hofrats Professor
Dr. Ludwig Klein zum Rektor der Techn. Hochschule Karls-
ruhe für das Studienjahr 1913/1914.
Versetzt: der Bauinspektor Eugen Amann in Heidel-
berg nach Baden; er ist mit der Leitung des Däenstes der
Bezirksbauinspektion daselbst betraut.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem staat-
lichen Dienste erteilt: den Regierungsb aumeistern
Waldemar Dietrich aus Schallbach und Rudolf Lauterwald
aus Langensteinbach; den Genannten ist die Genehmigung
erteilt, den Titel Regierungsbaumeister a. D. zu führen.
Gestorben: Geh. Baurat Oskar Loebell, früher Kreis-
bauinspektor für den Baukreis Hofgeismar in Cassel, Re-
gierungs- und Baurat Smierzchalski, Vorstand des Eisenbahn-
Betriebsamts in Sorau, Baurat Matz, Vorstand des Hochbau-
amts I in Halle a. S., Kgl. Baurat Bruno Siegling, Vorstand
des Hochbauamts Pyritz, und Kgl. Baurat Eduard Schiele,
früher bei der Regierung in Königsberg i. Pr., Regierungs-
baumeister Arens in Metz, Stadtbaurat a. D. Hasse, früher
Direktor der städtischen Gaswerke in Dresden, Stadtbaurat
Harms in Chemnitz, Geh. Hofrat Professor Adolf Scheffler,
früher Professor des Maschinenbaues und der theoretischen
Maschinenlehre an der Techn. Hochschule in Braunschweig,
Gewerbeinspektor Baurat Hardegg in Stuttgart und E. Becker
sen., Maschinenfabrikant, Begründer der Firma E. Becker,
Maschinenfabrik für Hebewerkzeuge in Berlin-Reinickendorf.
DOOOOOOSO
WAGGONBAU.
Wir suchen zu möglichst baldigem Eintritt einen
technischen Direktor.
Es wollen sich nur solche Herren melden, die durch
langjährige Erfahrungen im Waggonbau und erfolg-
reiche leitende Tätigkeit den Befähigungsnachweis
für diese Stellung zu erbringen vermögen.
Ausführliche schriftliche Anerbieten mit genauer
Angabe des Bildungsganges, Alters, der bisherigen
Tätigkeit, Gehaltsansprüche, frühesten Eintritts-
termin usw. an die Adresse des Herrn Kommerzien-
rat Kandt, Gotha, erbeten. Persönliche Vor-
stellung vorläufig nicht erwünscht.
É;
9.0.0000. 0.0.00 000,
Verlag F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
Ganze Reihe No. 867
ANNALEN FUR GEWERB
UND BAUWESEN
HERAUSGEGEBEN VON
L. GLASER
KÖNIGL.BAURAT, PATENTANWALT
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Berlin, 1. August 1913
Band 73 Heft 3
VERLAGF.C.GLASER
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SPALTENE PETITZEILE ODER DEREN
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BEI WIEDERHOLUNGEN ERMASSIGUNG
ee ee eet
DIE ZEITSCHRIFT WIRD NACH VEREINBARUNG MIT DEM VEREIN DEUTSCHER MASCHINEN - INGENIEURE
SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MARZ 1881, FUR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts -Verzeichnis Seite
Seite | Hat der Grundrifsentwurf des Architekten ästhetischen Wert;
Neue Beiträge zur Lehre von der Patentfahigkeit von Professor ist also seine Einbeziehung in die Schutzobjekte des Ge-
Dr. Schanze, Dresden . 2 2 20 0 nn een 43 setzes vom 9g. Januar 1907 gerechtfertigt? Von F. Heller, Berlin 55
Die Stapelplätze und die Holzzubereitungseinrichtung „Crailoo“ | Der Ruhr-Mosel-Verkehr. Vom Geheimen Regierungsrat Schwabe, Berlin ng
der Hollandischen Eisenbahngeselischaft in Hilversum. (Mit | Der Benoid-Gaserzeuger fur industrielle Zwecke ....... 59
ADDS eea e a e Ges a ee ws e See a ae eee a Rk a DR; a Verschiedenes o 4: ee a ae a Bok e a BO em eee À
Hochspannungsanlagen von mehr als 100000 Volt in den Ver- Verein für Fisenbahnkunde zu Berlin. — Verwertung der Lokomotiv-
einigten Staaten von Amerika. Vortrag. gehalten im Verein schlacke. — Fin neues Geblase mit Hilfstlussizkeit als Beschwerungs-
Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. Marz 1913 vom Regierungsbau- | mittel. — Iron and Steel Institute.
meister È. Schwartzkoptf, Berlin-Halensee. (Mit Abb.) (Schlufs, . . 51 | Personal-Nachrichten. . 2 2 2 2 m m 1 e a pw te ew ew Ht
Neue Beiträge zur Lehre von der Patentfähigkeit
Von Prof. Dr. Schanze in Dresden
Elfter Beitrag.
Kohler wird nicht müde, die Lehre vom Patent-
recht durch wertvolle Bearbeitungen zu bereichern.
Seinem grofsen Handbuche des deutschen Patentrechtes.
(1900) ist 1904 in der von ihm neu herausgegebenen
v. Holtzendorff’schen Encyclopädie der Rechtswissen-
schaft Bd. I, S. 630 eine kurze Uebersicht, dann 1908
das „Lehrbuch des Patentrechtes“ gefolgt; und in dem
sechsten Bande des bürgerlichen Rechts von Dernburg,
das nach dessen Tode 1910 von Kohler herausgegeben
und zu Ende geführt worden ist, rührt die Darstellung
des Erfinderrechts ausschliefslich von ihm her.
Im Lehrbuch gruppiert Kohler den Stoff nach
folgenden Gesichtspunkten:
Erfindung im objektiven Sinne.
Eigenart der Erfindung.
Erfindung als Schöpfung.
Erfindung als Problemlösung.
Erfindung als Trägerin eines wirtschaftlichen
Ergebnisses.
Arten der Erfindung.
Erfindung und Patentvoraussetzungen.
Allgemeine Patentfähigkeit der Erfindung: ge-
werbliche Verwertbarkeit, Fehlen eines Aus-
schliefsungsgrundes.
Neuheit der Erfindung.
Erfindung im subjektiven Sinne.
Die wesentlich kürzere Darstellung bei Dernburg
begnügt sich mit den Rubriken:
Erfindung im objektiven Sinne.
Erfindung im subjektiven Sinne.
Erfinder.
Erfindertätigkeit.
Patentfähigkeit.
l. Kohler meint:!) „Man mag die Kriterien der
Erfindung in der einen oder der anderen Weise zu-
sammenstellen und darnach den Begriff so oder anders
gestalten. Wir können uns mit der Aufstellung der
Begriftselemente begnügen.“
Ich glaube, die richtige Gruppierung der Begriffs-
elemente ist doch von Erheblichkeit‘?).
2. An die Spitze seiner Erörterung über die Er-
findung stellt Kohler im Lehrbuche?) die Definition:
1) Bei Dernburg S. 233.
2) Vgl. diese Annalen No. 638, S. 217.
3) S. 13.
Nachdruck des
„Erfindung ist eine zum technischen Ausdrucke ge-
brachte Ideenschöpfung des Menschen, die unter Ueber-
windung der Natur durch Benutzung der Naturkrafte zu
einem funktionellen Ergebnisse führt und hierdurch
tauglich ist, menschliche Ansprüche zu erfüllen“. Allein
der Erfindung, die für das Patentrecht in Betracht
kommt, ist nicht sowohl der technische Ausdruck wesent-
lich, als vielmehr der technische Inhalt. Kohler selbst
sagt in Dernburgs bürgerlichem Recht’): „Es ist wesent-
lich, den technischen Kern zu erkennen; die Erfindung
ist nicht etwa eine ästhetische, sondern eine technische
Schöpfung; sie soll nicht im Gebiete des Schönen,
sondern im Gebiete der Naturbeherrschung schaften.“
Man versteht unter Technik °)
l. jede nützliche Verknüpfung von Mittel und Zweck;
2. blos eine solche Verknüpfung, die der äufseren
Natur angehört; schliefslich noch enger
3. nur eine Verknüpfung von Mittel und Zweck,
deren Verwirklichung sich durch Einwirkung auf
Körper oder Kräfte der Ieblosen Natur erzielen
läfst. l
Ich meine, Erfindung im Sinne des Patentrechtes
im Gegensatze zur ästhetischen Erfindung ist an sich
jede Mafsnahme, die technischen Charakter im weitesten
Sinne hat. Dafs Betätigungen des geistigen Lebens
und wirtschaftliche Kombinationen z. B. eine besondere
Art und Weise geistiger Uebung, der Arbeitsteilung,
der Spekulation nicht Gegenstand des Patentrechtes
sein können, führe ich darauf zurück, dafs diese Mafs-
nahmen zwar Erfindungen sind, aber der gewerblichen
Verwertbarkeit, d. h. des technischen Charakters im
Sinne von 3 entbehren. Anders Kohler"), er spricht
diesen Mafsnahmen, meines Erachtens zu Unrecht, über-
haupt die Erfindungseigenschaft ab.
Ich befinde mich im Einklange mit Pilenko‘); er
versteht unter Erfindung im Sinne des Patentrechts
schlechthin „die Lösung eines nützlichen Problems mit
schöpferischer Kraft“. Adler‘) schliefst sich an: „Der
Definition kann zugestimmt werden. Sofern sie zuweit-
gehend erscheint, weil die Lösung jedes nützlichen
Problems unter die Erfindungen eingereiht werden
mülste, also auch etwa eine Notenschrift, Buchhaltungs-
4) 5. 232.
5) Mein Recht der Erfindungen und der Muster S. 241 ff.
6) Lehrbuch S. 24, Dernburg S. 232.
7) Das Recht des Erfinders S. 247.
8) Krıt. Vierteljahrschrift für Gesetzgebung und Rechtswissen-
schaft III f. Bd. XII, S. 572,
Inhaltes verboten.
44 (No. 867]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. August 1913)
methode oder Methode für Hand- und Nagelpflege,
würde ohnehin das Merkmal der gewerblichen An-
wendbarkeit die Abgrenzung der patentfähigen von
den nicht patentfähigen Erfindungen in befriedigender
Weise ermöglichen. Allerdings mufs das Merkmal der
Nützlichkeit des gelösten Problems im Sinne der Her-
vorbringung eines technischen Effektes verstanden
werden, weil sonst jede Abgrenzung der Erfindung
vom Geschmacksmuster fehlen würde.“
Kohler’) sagt weiter: „Die Erfindung ist eine
Menschenschöpfung, keine Naturschöpfung; das
will, wie im Kunstwerkrecht, sagen, dafs, wenn kraft
der schöpferischen Natur etwas hervorgerufen wird,
obschon veranlafst durch unsere Erfindertätigkeit,
nicht das Ergebnis Erfindung sein kann, sondern
nur das Verfahren. Wenn daher jemand durch Ein-
wirken auf den Boden eine besondere Art von
Rosen oder Chrysanthemen hervorbringt, so kann
zwar das Verfahren, niemals aber die auf solche Weise
entstandene Blume Gegenstand des Patentes sei. — Es
handelt sich in der Tat um eine Schöpfung der Natur,
die nichtsdestoweniger Naturscnöpfung bleibt, wenn wir
sie auch durch unsere eigene Tätigkeit bestimmt und
geleitet haben. Denn das mufs immer festgehalten
werden, dafs das Organische, wenn auch von uns in
seinen Wegen und Zielen bestimmt, doch der Natur
sein Dasein verdankt.“
Ich bin schon in anderem Zusammenhange?’) auf
diesen Punkt zugekommen. Hier noch Folgendes:
Kohler hat Recht: Organismen sind nicht patent-
fähig. Aber seiner Argumentation, dafs durch mensch-
lichen Einflufs hervorgerufene Organismusspezialitäten
keine Menschenschöpfungen und deshalb keine Erfin-
dungen seien, kann ich nicht beipflichten. Weder der
natürlichen Anschauung noch dem natürlichen Sprach-
gebrauche widerstrebt es, solche Organismusspezialitäten
Menschenschöpfungen, Erfindungen zu nennen. Ich
meine, die Beeinflussung des organischen Lebens liegt
aufserhalb der Sphäre des Gewerbes, das es nicht mit
der biologischen, physiologischen Beeinflussung der
Lebensvorgänge zu tun hat. Der gewerbl. Charakter
in diesem Sinne fehlt aber nicht blos den Organismen
selbst, sondern auch den Verfahren zu ihrer Herstellung.
Die Ansicht Kohlers, dafs nur jene, nicht dagegen diese
des Patentschutzes entbehren, folgt daraus, dafs er nach
dem Erfindungscharakter fragt; meine für Erzeugnis und
Verfahren übereinstimmende Verneinung der Patent-
fähigkeit ist die Konsequenz, dafs ich mit der gewerbl.
Verwertbarkeit operiere.
Ich habe die Ansicht geltend gemacht, dafs die psy-
chologische und physiologische Veränderung lebender
Wesen aufserhalb der Industrie liege, dafs diese es
nur mit leblosen Objekten zu tun hat.'')
Diese Ansicht wird geteilt von Oppenheimer”):
„Die Arbeit der Erzeugung zerfällt in zwei natürlich
gegebene Klassen: die Erzeugung von lebenden Objekten,
d.h. von Pflanzen und Thieren, und die Erzeugung
lebloser Objekte. Jene heifst mit einem Ausdruck, der
nicht mehr auszurotten sein wird, die Urproduktion,
wir werden sie „Urerzeugung“ nennen; diese das Ge-
werbe oder die Stoffveredelung (Stoffverwandlung)
oder Industrie.“ „Die Arbeit der Urerzeugung besteht
darin, lebende Objekte, Pflanzen oder entwicklungs-
fähige Pflanzenteile (Samen, Früchte, Stecklinge) oder
lebende ‘Tiere oder entwicklungsfähige Tierteile (Eier)
unter solche Bedingungen zu bringen, dafs sie sich
möglichst stark vermehren, und für die Verwendung
zu irgendeiner Bedürfnisbefriedigung jederzeit zur
Verfügung sind.“ „Die Arbeit der Stoffveredelung
besteht darin, den Rohstoff durch zweckmiafsige An-
wendung der Werkzeuge und Hilfsstoffe in eine der-
artige Form (und Verbindung) und Lage zu bringen,
dafs der Zweck möglichst vollkommen erfüllt werden
kann. Von der Urerzeugung unterscheidet sie sich da-
9, Lehrbuch S. 25.
10) Diese Annalen No. 797, S. 100.
11) Mein Recht der Erfindungen und der Muster, S. 277.
12) Theorie der reinen und politischen Ockonomie S. 200, 205,
und 207.
durch, dafs ihr Rohstoff entweder bereits tote, an.
organische oder organische Substanz ist oder zur Fertig.
stellung als letztes Verwendungsgut getötet wird, da-
gegen kann sie sic# lebender Objekte sowohl als Werk.
zeug, wie auch als Hilfsstoff bedienen. Ein Beispiel
für das erste sind die Göpelwerke, die von Pferden
oder Ochsen bewegt werden, ein Beispiel für den leben-
den Hlilfsstoff die Gärungsgewerbe, die sich der Hefe
bedienen. Während also die Urerzeugung aus lebendem
Rohstoff lebendes Erzeugnis herstellt, stellt die Stoft.
veredelung aus totem Rohstoff totes Erzeugnis her,
Aber mit dieser einzigen Ausnahme der organischen
Kräfte des Wachstums und der Fortpflanzung lebender
Wesen, soweit diese ihr als Rohstoff dienen, nützt die
Stoffveredelung alle bekannten Kräfte und Eigenschaften
aller denkbaren Objekte aus, soweit sie zur Befriedigung
irgend eines Bedürfnisses nützlich erscheinen. Alle
physikalischen Kräfte dienen ihr, die Starre (z.B. der
Träger), wie die Elastizität (z. B. des Stahls oder Elfen-
beins); der Druck der Flüssigkeit (bei der hydraulischen
Presse und die Expansion der Gase in der Dampf-
maschine); die gute und schlechte Leitung für Warme,
Licht, Elektrizität, die Kapillarkraft und die Diosmose,
die starke Reibung (der Eisenbahnräder auf den Schienen)
und die geringe (der Achsen in den Naben); die hohe
und die niedere Siedetemperatur (bei der Destillation),
die Schwere (des Hammers) und die Schwimmfähigkeit
(der Schiffsgefäfse und des Luftballons) usw. Und nicht
minder dienen ihr alle chemischen Kräfte: Kristallisie-
rung und Lösung, Verbindung, Spaltung und Quellung,
und nicht nur in der chemischen Industrie; der Seifen-
sieder und Kerzenfabrikant, der Gerber und Färber,
der Reinigungsindustrielle, der Stahlerzeuger, der Zucker-
erzeuger, der Gold- und Silberscheider treiben ange-
wandte Chemie.“
Beachtlich auch, was Oppenheimer!?) über den
Bergbau sagt: „Der Bergbau auf Erze, Kohlen, Petroleum
usw. und namentlich die modernste aller Beschaffungen,
die Gewinnung des Stickstoffs aus der Atmosphäre,
tragen alle Charakterzüge mindestens der „Herstellung“;
denn der Stoff mufs vom Orte seiner Lagerung, wo er
unverwendbar ist, erst durch Ortsänderung verwendbar
gemacht werden.!!) So beim Rohpetroleum. Bei den
festen Bergwerkserzeugnissen handelt es sich aber sogar
um echte Erzeugung und zwar „gewerbliche“, da die
Erze, Kohlen usw. erst einer Formänderung unterworfen,
„gebrochen“ werden müssen, ehe sie transportiert
werden können. Die deutsche Statistik stellt daher mit
Recht den Bergbau in die Klasse der Industrie.“
3. Zurück zu Kohler.
Er sagt!*): „Die Erfindung im techn. Sinne ist eine
Art der Neuschöpfungen des menschlichen Geistes
in dem Sinne, dafs irgend welche Beziehungen ge-
schaffen werden, welche der üblichen menschlichen
Erfahrung und Technik bisher unzugänglich waren, so
dafs sie etwas der bisherigen Kulturstufe noch nicht
Zugehöriges enthalten.“ u
Hier wird die Erfindung als etwas vom jeweiligen
Stande der Technik Abweichendes, ihm gegenüber
Eigenartiges, als etwas objektiv Neues hingestellt. Im
Widerspruche damit heifst es an anderer Stelle'‘): „Es
kann von Jemand etwas erfunden werden, was nicht
neu ist, denn der Begriff der Erfindung ist insofern
subjektiv (S 78.): Die Erfindung ist eine Neuschaftung
im Sinne des Erfinders und nach Mafsgabe seiner bis-
herigen Kenntnisse. Nun ist aber leicht möglich, dafs
der Erfinder viele Kenntnisse noch nicht hat, die bereits
Gemeingut der Wissenschaft sind, und dafs er von dem
Standpunkte dieser mangelhaften Erkenntnis Neugesta!-
tungen schafft: solche Neugestaltungen stellen etwas dar,
was bereits bekannt ist, was aber dem Erfinder nicht
bewufst war. Auch in solchem Falle liegt ene Er-
findung vor, aber die Rechtsordnung hat keinen Grund,
13) A. a. O. S. 202. |
14) Oppenheimer versteht unter Herstellung nicht blos die
Formänderung, die Erzeugungsarbeit, sondern auch die Ortsänderung,
die Transportarbeit. A. a. O. S. 199.
15) Lehrbuch S. 23.
16) A. a. O. S 69f.
[1. August 1913]
diese Erfindung zu schützen. Sie schützt nur diejenigen
Erfindungen, welche neu sind, d. h. zu dem bisherigen
Kulturgehalt etwas Neues hinzufügen.“
Kohler beruft sich, was den subjektiven Charakter
der Erfindung anlangt, auf seine Ausführung a. a. O. S.78.
Hier wird dargelegt, dafs zum Tatbestande der Er-
findung nicht das objektive Vorhandensein der Ausführ-
barkeit und Brauchbarkeit einer Mafsnahme genügt,
sondern dafs beide Eigenschaften empirisch erkannt sein
müssen. Das ist richtig. Allein was soll daraus für
die Frage folgen, ob die objektive Kulturbereicherung
ein konstitutives Element des Erfindungsbegriftes ist
oder lediglich in den Rahmen der accessorischen Er-
findungsneuheit fällt? Dort bei der Ausführbarkeit und
Brauchbarkeit mufs zum objektiven Vorhandensein noch
die subjektive Erkenntnis kommen; hier bei der Kultur-
bereicherung ist erforderlich, dafs eine solche nicht blos
im Hinblick auf den subjektiven Wissensstandpunkt
des Urhebers, sondern auch im llinblick auf den objek-
tiven Stand der Technik gegeben ist. Das sind doch
zwei ganz verschiedene Gegensätze von subjektiv und
objektiv.
Aber sehen wir ab von dieser fälschlichen Gleich-
setzung von zwei verschiedenen Beziehungen, so ist
der Standpunkt Kohlers!') der: „Den Ertindungsschutz
geniefst der Erfinder nur für Neuerfindungen. Der
Grund liegt darin, dafs, was der Menschheit bereits an
technischen Errungenschaften zukommt, ihr nicht mehr
zu Gunsten eines Einzelnen, auch wenn er es von sich
aus erfunden hat, entzogen werden darf.“
Ich halte fest daran: Spricht man schlechthin von
einer Erfindung, so meint man einen Fortschritt, nicht
gemessen am Stande der Kenntnis ihres Urhebers,
sondern beurteilt nach der Höhe der bisherigen Kultur-
stufe, also etwas objektiv Neues, Eigenartiges. Die
Patentbehörde hat sich bei Feststellung des Erfindungs-
charakters um den konkreten Urheber, um seine
Kenntnisse, um sein Verdienst gar nicht zu kümmern,
vielmehr zu prüfen, ob und welche Schwierigkeit die
Ausfindigmachung der Mafsnahme irgend einem Durch-
schnittsfachmann, also einem Repräsentanten der je-
weiligen objektiven Kulturstufe verursacht haben würde.
Lowy'') macht zutreftend geltend: „Die Wahl des
Ausgangspunktes und des Weges wird bestimmt von
dem Wissen und dem Talent des Erfinders. Da diese
aber bei der Beurteilung der technischen Leistung als
Erfindung nicht in Betracht kommen dürfen, muls man
unabhängig von dem vom Erfinder eingeschlagenen
Wege die Erfindung dem System der Technik einver-
leiben. Und da kann es geschehen, dafs eine technische
Schöpfung, die sich mit Berücksichtigung des vom
Erfinder gewählten langen und mühsamen Weges sicher
als Erfindung darstellt, als Endglied einer anderen
Entwicklungsreihe aufgefafst, sich als eine ganz belang-
lose Abänderung einer bekannten Einrichtung und
sicher als keine Erfindung darstellt.“ Für das Patent-
recht, das in erster Linie das Interesse der Allgemein-
heit, nicht des Erfinders im Auge hat, steht von vorn-
herein fest, dafs es sich um die Erfindung im objektiven
Sinne handelt.
4. Kohler!?) unterscheidet unter der Ueberschrift
„Erfindung als Trägerin eines wirtschaftlichen Ergeb-
nisses“ das Erfindungsziel — oder wenn es erreicht,
das Erfindungsergebnis — und das Erfindungsproblem.
Das Problem ist das zur Erreichung des Zieles, zur
Herbeiführung des Ergebnisses diensame Mittel.°) Die
Erfindung ist eine Problemlösung; das Erfinderische
kann in der Stellung oder in der Lösung des Problems
liegen. Das Ziel, das Ergebnis, befriedigt entweder
unmittelbar ein menschliches Bedürfnis oder ıst nur
eines von mehreren Mitteln, die diesen Erfolg haben.
Im letzteren Falle legt Kohler dem Ergebnisse nur
technischen, im ersteren Falle auch wirtschaft-
lichen Charakter bei.
Ich glaube nicht, dafs diese Unterscheidung zwischen
17) Encyclopädie I. S. 631.
18, Gewerbl. Rechtsschutz u. Urheberrecht, Bd. XIII, S. 179.
19) Lehrbuch S. 56 ff.; vgl. auch S. 37 f.
2) Meine Beiträge S. 179 f., S. 240 f.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 867] 45
Technik und Wirtschaft zutreffend und von Erheblich-
keit ist. Wesentlich ist, dafs die Erfindung ein mensch-
liches Bedirfnis befriedigt, eine Brauchbarkeit aufweist,
womit selbstverstandlich nicht gesagt ist, dafs die
Erfindung konkurrenzfahig und rentabel sei. „Die
Erfindung mufs menschlichen Zwecken dienen; diese
Zwecke können mittelbare und unmittelbare sein“ —
heifst es bei Kohler an anderer Stelle?!) Das genügt.??)
Weshalb nur der mittelbare Zweck technischen
Charakter, weshalb der unmittelbare Zweck immer wirt-
schaftlichen Charakter haben soll, ist nicht einzusehen.
„Der Bedarf mufs ein gegenwärtiger sein, sagt
Kohler **’), nicht erst ein vielleicht zukünftiger; anderer-
seits braucht er natürlich nicht ein akuter Bedarf zu
sein: es genügt, wenn er jeden Augenblick an die
Menschheit herantreten kann. So wenn z. B. die Ver-
besserung einer Methode künstlicher Eiweifsherstellung
patentiert wird, während man noch an dieser Methode
arbeitet. So sind Erfindungen für den Krieg patent-
fähig, auch wenn überall der Janustempel geschlossen
ist, und eine Bergwerkserfindung kann bei einem Volke
zum Patentschutze führen, das bis dahin noch keinen
Bergbau betreibt. Dagegen wären Erfindungen für
zukünftige und noch gar nicht zugängliche Probleme,
z. B. zur Erleichterung der Beförderung von Waren
auf telegraphischem Wege, noch ohne gegenwärtigen
Bedarfscharakter.“
Dem ist zuzustimmen bis auf das Beispiel betreffend
die Verbesserung der noch nicht gemachten Erfindung
der Eiweifsherstellung. Die Verbesserung einer noch
nicht gemachten Erfindung ist niemals eine fertige
Erfindung, man mag von einer bedingten Erfindung
sprechen, aber eine bedingte Erfindung ist nicht patent-
fähig. Der volle Erfindungstatbestand verlangt eine
Brauchbarkeit, die aus dem Tatbestande, der als
Erfindung hingestellt wird, und aus den bereits bekannten
oder zugänglichen Gesetzen und Regeln der technischen
Wissenschaft und Praxis abgeleitet werden kann,
ohne dafs es erst noch einer anderen Erfindung bedarf.
Kohler macht zu Unrecht Ephraim **) ein Zugeständnis.
Dieser Autor weist gegenüber dem Satze Kohlers°°),
dafs man für die Verhältnisse künftiger Tage jetzt keine
Patente gebe, auf das Patent No. 91202 hin betr. die
Herstellung von Phtalsäure aus Naphtalin, konzentrierter
Schwefelsäure und einem Metallsalz, welches erst durch
eine spätere Erfindung, die die Herstellung konzentrierter
Schwefelsäure verbilligt habe, mit vollem wirtschaft-
lichem Erfolge hätte ausgeführt werden können.
Ephraim verwechselt hier in unzulässiger Weise die
Brauchbarkeit mit der Rentabilität; die Brauchbarkeit
war von Anfang an vorhanden, nur die Rentabilität
stellte sich erst später ein. Die Rentabilität ist aber
kein Erfindungserfordernis.
Einer ähnlichen Verwechslung macht sich Katz”)
schuldig. Er sagt: Nach dem Gesetz werden Patente
erteilt für jede neue Erfindung, weiche eine gewerbliche
Verwertung gestattet; ohne Rücksicht darauf, ob die
Verwertung sofort möglich ist, oder ob erst eine zweite
Erfindung oder die Entdeckung eines Naturvorkommens
hinzutreten mufs, um die Verwertung zu ermöglichen.
Das Patent Auer war an sich für das Gewerbe nicht
verwertbar, ohne dafs gleichzeitig der geeignete Brenner
gefunden wurde. Gleichwohl wird Niemand an der
21) Encyclopädie Bd. I, S. 631.
22) Ammon, Zeitschrift für Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik
und Verwaltung, Bd. XIX, S. 433: „Der Gegensatz von Zweck und
Mittel ist ein durchaus relativer. Der erreichte Zweck bezw. das
erlangte Objekt kann immer wieder auch als Mittel zur Erreichung
eines höheren Zweckes bezw. Erlangung eines anderen Objektes usw.
bis hinauf zu einem höchsten oder letzten Zweck bezw. eines
lediglich um seiner selbst willen begehrten Objekts angesehen
werden. Auch dieser höchste oder letzte Zweck aber ist wieder
nur relativ als solcher aufzufassen, indem es immer nur vom Stand-
punkte der Betrachtung abhängt, wie weit man in der Kette der
Zwecke und Mittel gehen will, und immer noch ein umfassenderer
Standpunkt, als der jeweils eingenommene, denkbar ist, von dem
aus sich der Gegensatz von Zweck und Mittel wieder vorschiebt.*
23) Lehrbuch S. 58.
24) Gewerbl. Rechtsschutz u. Urheberrecht, Bd. VII, S. 267.
25) Handbuch S. 125. Vgl. auch Osterrieth, Lehrbuch, S. 68, 5a.
23) Zeitschrift für angewandte Chemie. XXIII, S. 1550.
46 (No. 867]
Patentfähigkeit jenes Verfahrens zweifeln, und das
Reichsgericht hat die Patentfähigkeit auch ausdrücklich
durch Urteil bestätigt. Katz irrt. Die patentierte Er-
findung war für den Bunsenbrenner bestimmt und ist
vom Reichsgericht, soweit sie für diesen nicht ver-
wendbar ist, als nicht patentfähig erklärt worden. Ist
später ein besser geeigneter Brenner ausfindig gemacht
worden, so ıst dadurch die Rentabilität der Erfindung,
nicht aber erst ihre liquide Brauchbarkeit begründet
worden.”’)
5. Dafs die Erfindung einen Fortschritt darstellen
müsse, wird von Kohler nicht besonders hervorgehoben. .
Immerhin spricht er?’) von Erfindungsvorteil, von
Kulturbereicherung. „Der Vorteil kann nicht nur darin
bestehen, dafs die Einzelerzeugnisse besser geraten,
sondern auch darin, dafs die Massenherstellung im
Ganzen eine bessere wird.“ „Auch darin kann der
Erfindungsvorteil bestehen, dafs eine Ware mit denselben
Eigenschaften durch ein neues Verfahren billiger und
besser hergestellt wird.“ „Man hat hier merkwürdige
Dinge behauptet, insbesondere einer Erfindung sogar
den gutgläubigen sittlichen Charakter absprechen wollen,
wenn sie das Ergebnis billiger und zwecktunlicher dar-
stellt, so dafs eine derartige Ware gleichsam als unecht
bezeichnet werden miifste, und die Erfindung, welche
solches erzielt, auf Täuschung des Publikums berechnet
wäre. Dies bedarf keiner Widerlegung.“ Eine er-
freuliche Bestätigung dessen, was ich vor Jahren über
Surrogaterfindungen ausgeführt habe.”?)
Anläfslich einer Reichsgerichtsentscheidung vom
6. Februar 1899*°) ist darüber gestritten worden, ob die
Erfindungseigenschaft deshalb in Abrede zu stellen,
weil der Vorteil, der sich durch die Erfindung erreichen
läfst, mit Nachteilen verknüpft ist. Ich habe die Meinung
vertreten: so lange die Möglichkeit vorliegt, dafs die
Mafsnahme trotz des Mangels um des Vorzuges willen
begehrt und angewendet wird, ist die Annahme einer.
Erfindung nicht ausgeschlossen. Ebenso Kohler®):
„Noch weniger ist das Erfindungswesen dadurch aus-
geschlossen, dafs die Erfüllung gesellschaftlicher Er-
fordernisse mit Nachteilen verknüpft ist, wenn z. B.
eine Beleuchtungslampe zugleich erhitzt und die Luft
verdirbt, sofern nur die Schattenseiten nicht so hervor-
stechen, dafs überhaupt von einer Verwendung keine
Rede sein kann.“
Aus neuester Zeit gehört noch eine Entscheidung
des Reichsgerichts vom 19. Februar 1910°) hierher,
durch welche die patentamtliche Vernichtung eines
Patentes betr. Glühkörper aus rechtwinklig gekreuzten
Fasersystemen bestätigt worden ist. Das Patentamt
hatte im Hinblick darauf, dafs vor der Patentanmeldung
gewebte Glühkörper bereits bekannt geworden waren,
seine Entscheidung auf den Grund gestützt, dafs die
blofse Auswahl einer bestimmten Bindung unter den
von der Textilindustrie gebotenen Bindungsarten nichts
Erfinderisches sei. Das Reichsgericht führt aus: „Diesen
Grund kann das Berufungsgericht nicht in der aus-
nahmslosen Allgemeinheit als richtig anerkennen, wie
ihn das Kaiserliche Patentamt ausgesprochen hat. Wenn
es auch im Allgemeinen nicht Gegenstand einer Er-
findung sein kann, bei gegebener Kenntnis, dafs die
Glühstrümpfe auch aus Gewebe hergestellt werden
können, aus der Zahl der hiernach zur Verfügung
stehenden Gewebebindungsarten eine beliebige auszu-
wählen, so darf ein Erfindungsverdienst doch in dem
Falle nicht verneint werden, wo es dem Anmelder
gelungen ist, unter den vielfachen Möglichkeiten, welche
die unbestimmte Offenbarung in den älteren Veröffent-
lichungen noch unentschieden liefs, eine Gewebeart zu
finden, die durch die Eigentümlichkeit ihrer Bindung
sich für die Herstellung von Glühkörpern ganz besonders
eignet und dem Erzeugnisse wesentliche, bei Benutzung
anderer Gewebearten nicht erreichbare Vorzüge ver-
27) Vgl. des Näheren Markenschutz und Wettbewerb, Bd. X,
S. 76 f.
28) Lehrbuch S. 59 f.
29) Meine Beiträge S. 209 ff.
30) Ebenda S. 212 ff.
31) Lehrbuch S. 57.
32) Markenschutz u. Wettbewerb, Bd. X, S. 27f.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. August 1913]
schafft. Erfüllt das Gewebe des angefochtenen Patents
diese Voraussetzung, so wäre eine Erfindung nicht nur
gegenüber den blofs im Allgemeinen von Gewebe
sprechenden Auerschen Patentschriften, sondern auch
gegenüber dem Gebrauchsmuster No. 171785 anzuer-
kennen, obschon hier bereits von einem Gewebe mit
Kette und Schufs die Rede ist; denn von diesem
Gewebe unterscheidet sich das patentierte hinreichend
durch die Vermeidung der Schlingbindung. Um aber
auf diesem Wege zur Annahme einer erfinderischen
Auswahl zu gelangen, kann es nicht schon genügen,
dafs der Glühkörper des Patents von den Glühkörpern
aus anderen Gewebebindungen Vorzüge aufweise,
sondern es mufs ein Fortschritt erzielt sein, der eine
unzweifelhafte und allseitige Verbesserung des Glüh-
körpers herbeiführt. Insbesondere auf die Allseitigkeit
der Verbesserung glaubt das Berufungsgericht ent-
scheidendes Gewicht legen zu müssen, ausgehend von
der Ueberlegung, dafs die Auswahl der geeigneten
Bindungsart erst dann zu einer schwierigen, eine
erfinderische Lösung erheischenden Aufgabe wird, wenn
die Bedingung ist, dafs das gewählte Gewebe nach allen
erheblichen Richtungen Vorteile bringen soll, nicht
schon dann, wenn nur ein Vorteil in der einen oder
der anderen Richtung in Frage steht. Wäre daher,
wie der Berufungskläger behauptet hat, mit seinem
Glühkörper eine wesentliche Erhöhung der Leistungs-
fähigkeit sowohl an Leuchtkraft wie an Haltbarkeit, als
den beiden praktisch wichtigsten Eigenschaften eines
Glühkörpers, erreicht, so hätte für das Patent die
Erfindungseigenschaft bejaht werden müssen. Die
Beweisaufnahme hat aber diese Behauptung nicht be-
stätigt. Zwar, was die Haltbarkeit betrifft, hat sie ein
günstiges Ergebnis für den Berufungskläger gehabt.
In Betreff der Leuchtkraft dagegen ist der Sachver-
ständige im Allgemeinen zu dem Ergebnisse gelangt,
dafs die Glühkörper nach dem Patente diejenigen nach
dem Gebrauchsmuster nicht übertreffen und ebenso
nicht in der Ausnutzung des Gases. Aus diesen
Gründen mufs das Patent fallen.“
Meines Erachtens läfst sich der Satz des Reichs-
gerichts, dafs die Patentfähigkeit eine unzweifelhafte
allseitige Verbesserung verlange, in solcher aus-
nahmslosen Allgemeinheit nicht als richtig anerkennen.
Das Reichsgericht überspannt in unzulässiger Weise
die Anforderung, die an die Patentfähigkeit zu stellen
ist. Es genügt, wenn das Uebergewicht der Vorteile
über die Nachteile so grofs ist, dafs trotz der letzteren
die Annahme eines erheblichen Fortschrittes gerecht-
fertigt erscheint.
II.
„Der Begriff der Neuheit“, sagt Kohler *4), ist an
sich sehr schwankend, und es ist sehr wünschenswert,
dafs, soweit der Begriff für das Erfinderrecht in Betracht
kommt, eine genauere Bestimmung gegeben wird. Unser
Recht (Pg. § 2) hat wie die meisten anderen zwei
Bestimmungsmittel gegeben, die im Erfinderrecht eine
grofse Rolle spielen: die Neuheit wird ausgeschlossen
durch eines der beiden Momente, entweder durch Be-
schreibung in öffentlicher Druckschrift oder durch offen-
kundige Benutzung.“
Kohler sieht in der Erfindung eine Errungenschaft
im rein subjektiven Sinne für den Erfinder. Damit die
subjektive Erfindung patentfähig sei, müsse die objektive
Neuheit hinzukommen. Diese bestimme sich nach der
Vorschrift in § 2 Abs. I des Patentgesetzes, die in
positiver wie negativer Richtung erschöpfend sei. Davon,
dafs dem Erfindungsbegriffe objektiv das Merkmal der
Neuheit innewohne und dafs von dieser für dıe Erfindung
unentbehrlichen Neuheit, von mir zum Zwecke sprach-
licher Unterscheidung Eigenartigkeit genannt, eine
accessorische Neuheit der Erfindung zu unterscheiden
sei, die fehlen, aber auch vorhanden sein könne, wil
Kohler nichts wissen“); auch davon nichts, dafs nur die
letztere sich nach & 2 Abs. I bestimme, während die
Eigenartigkeit ins freie behördliche Ermessen gestellt sel.
3) Lehrbuch S. 70f. Vgl. auch bei Dernburg S. 239.
34) Handbuch S. 181.
[1. August 1913]
Kohlers Ansicht führt zu schweren Unzuträglich-
keiten.
§ 2 Abs. I des Patentgesetzes verlangt, dafs eine
Erfindung, d. h. um mit Pilenko*) zu reden, ein
Ueberschufs über die bisherige Kulturstufe, durch
Druckschrift oder Vorbenutzung in der näher bezeich-
neten Weise bekannt gegeben ist. Auf den Ueberschufs
bezieht sich § 2 Abs. I, nicht auf die bisherige Kultur-
stufe. Letztere beruht durchaus nicht blofs auf Er-
findungen, sondern auch auf Entdeckungen und vor
Allem auf der allmählichen stetigen Entwicklung.
Kohler **) meint, die neuheitbeseitigende Bekannt-
gabe, von der § 2 Abs. 1 spreche, brauche keine Bekannt-
gabe der Erfindung zu sein, es genüge eine Bekanntgabe
des in der Erfindung liegenden Inhaltes.
Allein die herrschende Theorie?) und Praxis**)
verlangen für § 2 Abs. I eine Erfindung, und zwar eine
vom Standpunkte des Erfinders aus fertige und ab-
geschlossene Erfindung; fehlt es an solcher, so wird
die Anwendbarkeit von § 2 Abs. I verneint.
Weiter. Nach § 2 Abs. 1 könnte die bisherige
Kulturstufe, der jeweilige Stand der Technik nur nach
den Dingen beurteilt werden, die gerade durch öffentliche
Druckschriften des In- oder Auslandes oder durch
offenkundige Vorbenutzung bekannt gegeben sind. Das
ist ein viel zu enger Rahmen.”) Isay, der wie Kohler
die innewohnende Eigenartigkeit und die accessorische
Neuheit nicht unterscheidet, sondern nur eine Neuheit
kennt und diese nach § 2 Abs. I beurteilt, räumt dies
ein, und hat früher den Ausweg in der Annahme er-
blickt, dafs die Gesetzesvorschrift nur im negativen
Sinne erschöpfend sei“), was dagegen von Kohler*%a)
in Uebereinstimmung mit der herrschenden Ansicht ab-
gelehnt wird.
Andererseits ist zu beachten, dafs § 2 Abs. 1, nicht
ein Bekanntsein verlangt, sondern sich mit der blofsen
Bekanntgabe begnügt. - Man gewinnt aber ein falsches
Bild vom jeweiligen Stande der Technik, wenn man
ihn nach den Dingen bemifst, die nur möglicher Weise
bekannt geworden sind. Insoweit sind die Grenzen,
welche § 2 Abs. I steckt, zu weit gezogen. Kohler '')
will diesem Bedenken dadurch begegnen, dafs er ein-
wendet: „Man hat hier wie gewöhnlich die Bestim-
mungen des Paragraphen wörtlich und ängstlich aus-
gelegt, ohne Rücksicht auf Sinn und Zweck der ganzen
gesetzlichen Bestimmung. Das Wesentliche soll ja darin
bestehen, dafs dasjenige neu ist, was zu der Welt der
Kulturgüter eines Neues hinzufügt. Daher ist die
Frage, ob irgend etwas Gedrucktes oder irgend etwas
im Brauche Befindliches unserer Kulturwelt angehört,
immer nur mit Vorsicht zu beantworten. Es mufs dem
richterlichen Ermessen anheim gestellt sein, zu beur-
teilen, ob die bezeichnete Veröffentlichung in einer
Weise stattfand, dafs für unsere Welt Offenkundigkeit
besteht: denn nicht das ist wesentlich, dafs etwas über-
haupt veröffentlicht worden ist, sondern dafs es durch
diese Veröffentlichung für unsere Welt offenkundig ge-
worden ist“. Kohler verweist auf eine Entscheidung
des Schweizer Bundesgericht vom 16. Januar 1903, wo
zutreffend gesagt sei, dafs die Erfahrung des praktischen
Lebens und Vernunftgründe mit in Betracht zu ziehen
sind.
Darauf ist zu erwidern: Das schweizerische Patent-
gesetz vom 29. Juni 1888 verlangt für den Neuheits-
= 6
%) Diese Annalen, No. 803, S. 221.
36) Lehrbuch S. 69, S. 75.
37) Robolski, Kommentar, 3. Aufl., S. 22; Allfeld, Kommentar,
S. 46; Kent, Kommentar, Bd. I, S. 236 f.; Osterrieth, Lehrbuch, S. 75;
Seligsohn, Kommentar, 4. Aufl., S. 74, Note 13; Cantor, Kommentar,
S. 300.
88) Entscheidung des Reichsgerichts vom 8. Juli 1897, Blatt
für Patent- etc. Wesen, Bd. III, S. 208; Entscheidung des Reichs-
gerichts vom 9. Januar 1909, Ztschr. für Industrierecht, Bd. IV,
S. 174 f.
89) Markenschutz u. Wettbewerb, Bd. XI, S. 418 f. Gewerbl.
Rechtsschutz u. Urheberrecht, Bd. XVII, S. 345 f., Bd. XVIII, S. 49 f.
4) Diese Annalen, No. 685, S. 15.
40a) Handbuch S. 181.
41) Dernburg, Bürgerl. Recht, Bd. VI, S. 241.
Lehrbuch S. 70.
Zu vgl. auch
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 867] 47
mangel eine Bekanntgabe, welche die Schlufsfolge-
rung wirklicher Kenntnisnahme rechtfertigt‘). Nach
deutschem Recht genügt für den Neuheitsmangel schon
eine mit der konkreten Möglichkeit der Kenntnis-
nahme verknüpfte Bekanntgabe. Für das bekannte
Kulturniveau, über das sich die Erfindung erheben mufs,
kommt dagegen nur das wirkliche Bekanntsein in
Betracht. .
Kohler *°) meint: „Wenn eine Neuheit ausge-
schlossen ist, mufs sich danach bemessen, ob ein tech-
nischer Gedanke der Menschheit bereits so sehr zu-
kommt, dafs sie sich seiner bemächtigte und ihn voll-
kommen in der Gewalt hat. Unsere Gesetzgebung hat,
um die Sache zu erleichtern, besondere Anhaltspunkte
gegeben; noch mehr, sie hat um Unsicherheiten zu ver-
meiden, die Neuheit genau festgestellt.“
Was hat das aber für einen Zweck, dafs der Ge-
setzgeber, um die Sache zu erleichtern, um Unsicher-
heiten zu vermeiden, die Neuheit genau feststellt, wenn
das behördliche Ermessen doch befugt, ja gehalten
sein soll, an die Stelle der konkreten Möglichkeit des
Bekanntseins die Wirklichkeit zu setzen?
„Es ist eine der Hauptaufgaben der juristischen
Interpretation, macht Kohler‘') geltend, zwischen den
prinzipiellen und den nur positiv abgrenzenden Faktoren
der Rechtsbildung zu unterscheiden. Nur der Laie oder
der Neuling in der Jurisprudenz sollte diesen Unter-
schied verkennen und dem einen Moment die gleiche
Bedeutung beimessen wie dem anderen. Daher mufs
naturgemäfs das eine oder andere Moment bestimmend
in die gesetzliche Sphäre hineinragen; denn jedes Ge-
setz mufs so verstanden werden, dafs seine Bestimmungs-
gründe beschränkend und erweiternd hineinspielen. Die
gesetzliche Abgrenzung darf niemals eine unbedingte,
mechanische unjuristische sein.“
Das überzeugt mich nicht. Wird positivrechtlich
die Volljährigkeit nicht an den Eintritt der geistigen
Reife, sondern an die Vollendung des 21. Lebensjahres
geknüpft, so ist letztere Tatsache schlechthin mafs-
gebend, dem Ermessen, der Interpretation steht kein Spiel-
raum offen. Und wenn um die Praktikabilität, um der
Rechtssicherheit willen, der Gesetzgeber an Stelle des
Bekanntseins, eines inneren Geisteszustandes, dessen
Feststellung meist Schwierigkeiten begegnen wird, den
leichter beweisbaren äufseren Vorgang der Bekanntgabe
setzt, so mufs es dabei sein Bewenden haben. Es läfst
sich darüber streiten, ob ausreichender Anlafs vorlag,
an dieser Stelle der leichteren Beweisbarkeit und damit
der gröfseren Rechtssicherheit den Vorzug zu geben
gegenüber einer völlig ins Ermessen der Behörde ge-
stellten Prüfung des Einzelfalles, die dessen Verhält-
nissen gerechter werden kann, aber umständlicher ist. *°)
Aber da der Gesetzgeber einmal, um mit Kohler +ê) zu
reden, die Ansicht vertreten hat: „Wenn das Recht
so geeigenschaftet ist, dafs hundert Streitigkeiten ver-
mieden werden können, so ist dies eine Wohltat, und
ein Recht, dafs nach dieser Seite hinneigt, ist besser
als ein feingegliedertes Recht, das jeden Augenblick
die Menschen in Hader und Zank verwickelt“ — so
geht es nicht an, dafs die rechtsanwendende Behörde
sich mit dieser Ansicht in Widerspruch setzt.
Noch Eins sei bemerkt. Die positivrechtliche Nor-
mierung, dafs bereits die Bekanntgabe den Neuheits-
mangel begründet, steigert die Gefahr des Neuheits-
mangels. Das hat einen guten Sinn bei der accessorischen
Neuheit, die Erfindung soll im Interesse der Allgemein-
heit tunlichst bald zur Anmeldung und Veröffentlichung
kommen, auf diesem Prinzip beruht das ganze Patent-
gesetz. Der Eigenartigkeit gegenüber fehlt es dagegen
an jedem Grunde, die Gefahr, dafs sie verloren gehe,
zu erhöhen.
So kommen wir zu dem Ergebnisse: Es mufs
zwischen Eigenartigkeit und Neuheit unterschieden
42) Mein schweizerisches Patentrecht S. 10 ff und Adler in der
Ztschr. für das gesamte Handelsrecht Bd. 55, S. 601.
43) Encyclopädie, Bd. I, S. 631.
44) Handbuch S. 180.
45) Stort in den Mitteilungen vom Verbande Deutscher Patent
anwälte, Bd. X, S. 128 f.
48) Lehrbuch der Rechtsphilosophie, S. 58.
48 [No. 867]
werden; erstere ist ins freie richterliche Ermessen ge-
stellt, letztere wird nach $2 Abs. I beurteilt. Dieser
Ansicht sind auch Allfeld und Ebermayer*’).
Hl.
Kohler**) meint: „Isay*’) schreibt völlig unrichtig
Schanze das Verdienst zu, zuerstüber diegewerbliche
Verwertbarkeit Klarheit verbreitet zu haben, welchen
Punkt ich bereits in meinem ersten patentrechtlichen
Werke‘°) in der Hauptsache zur Erledigung gebracht
habe.“
Das könnte so aufgefafst werden, als ob meine
Ansicht über die gewerbliche Verwertbarkeit nur eine
Wiederholung dessen sei, was Kohler viel früher über
diesen Punkt dargelegt habe. Allein es ist nicht an
dem. Es besteht eine durchgreifende Differenz zwischen
unseren Änsichten. Kohler will diese Differenz nicht
in Abrede stellen, er behauptet nur, dafs seine, nicht
dagegen meine Auffassung den Begriff der gewerblichen
Verwertbarkeit klar stelle.
Kohlers Ansicht ist nach wie vor’!): „Gewerblich
verwertbar ist eine Erfindung, welche Gegenstand des
Gewerbes sein kann. Soweit es sich um eine Ver-
fahrenserfindung handelt, mufs das Verfahren gewerblich
darstellbar sein; so weit es sich um eine Sacherfindung
handelt, mufs entweder die Sache als Mittel des Gewer-
bes brauchbar sein, oder es mufs möglich sein, die
Sache selber gewerblich herzustellen und ihre Erzeugung
zum Gegenstande gewerblicher Tätigkeit zu machen.
Gewerblich ist im allerweitesten Sinne zu nehmen, es
ist zu verstehen im Gegensatze zum Privaten. Der
Begriff des Gewerbes ist hier der nämliche wie in der
Frage der Patentbefugnisse (P.G. $ 4); die Beschrän-
kung auf das Gewerbliche bei der Patentierung ist nur
der Rückschlag des Grundsatzes, dafs blos das gewerb-
licheLeben dem Patentschutz unterworfen werden kann.“
Meine Ansicht*?) geht dahin: die gewerbliche Ver-
wertbarkeit in $ 1 P. G. und die gewerbsmälsige Be-
nutzung in $ 4 P. G. haben nichts mit einander zu
schaffen. Dort handelt es sich um die Frage, ob die
Ausführung der Erfindung sich als Einwirkung auf
Körper und Kräfte der leblosen Natur, insbesondere
als mechanische oder chemische Be- oder Verarbeitung
von Rohstoffen darstellt; hier um die Frage, ob die
Benutzung aufserhalb oder innerhalb der Hauswirt-
schaft liegt.
Isay hält meine Ansicht für zutreffend.**) Er be-
47) Zu vgl. diese Annalen, No. 702, S. 113 sowie Markenschutz
und Wettbewerb, Bd. XI, S. 99 f.
48) Juristisches Literaturblatt 1905, S. 127.
49) Kommentar, 1. Aufl., S. 63 f.
50) Patentrecht S 64.
51) Lehrbuch S. 64 f.
52) Recht der Erfindungen S. 236, Patentrechtl. Untersuchungen
S.419 f. Beiträge etc. passim insbes. S. 202f. Diese Annalen
No. 685, S. 17.
53) Desgleichen Damme und Adler, siehe meine Beiträge etc.
S. 122. S. 167.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. August 1913)
merkt: „Früher hatten sowohl Literatur, wie Recht-
sprechung den Begriff der gewerblichen Verwertbarkeit
ganz beliebig und in dem verschiedensten Sinne ge-
braucht; er schillerte von dem Begriffe der Ausführbar-
keit bis zu dem der Brauchbarkeit und dem des Fort-
schrittes. Gelegentlich verbarg sich unter ihm auch
die Rentabilität. Schanze hat als Erster hervorgehoben,
dafs bei diesem Erfordernis der Ton nicht auf das Wort
Verwertung, sondern auf das Wort gewerblich zu legen
ist. Dafs eine Erfindung eine Verwertung gestatten
mufs, liegt schon im Begriffe der Erfindung; es ist
nichts anderes als die Erfordernisse eines Zweckes und
der Ausführbarkeit. Das Gesetz beschränkt jedoch
seinen Schutz auf diejenigen Erfindungen, welche eine
gewerbliche Verwertung gestatten. Dieses grundsätz-
liche Ergebnifs Schanzes hat ziemlich allgemeine Zu-
stimmung gefunden.“ Isay°*) fügt hinzu, dafs die ge-
werbliche Verwertung es nur mit der Ausführung, nicht
mit der Brauchbarkeit und mit der Rentabilität zu tun
habe, und**) dafs gewerblich in $ 1 P. G. nicht gleich-
bedeutend mit gewerbsmäfsig in § 4 P. G. sei.
Kohler lehnt zwar den Gesichtspunkt der Renta-
bilität ab, nicht dagegen den der Brauchbarkeit und des
Fortschrittes. Er sagt**): „Eine gewerbliche Verwert-
barkeit liegt dann nicht vor, wenn eine fortgesetzte
Erzeugung überhaupt nicht möglich ist. So z. B. wenn
bei einer Herstellung so grolse Beschädigungen des
Materiales entstehen, oder zwischen den Herstellungen
so grofse Pausen liegen müssen, dafs von einer nach-
haltigen Erfüllung von Verkehrserfordernissen garnicht
die Rede sein kann.“ Ich meine hier fehlt es nicht blos
an der gewerblichen Verwertbarkeit, sondern an der
Erfindung.
Ich kann auch nicht zustimmen, wenn Kohler”)
ausführt: „Es sind eine Menge von Hantierungen
hygienisch von Bedeutung, sie lassen sich aber gewerb-
lich nicht verwerten, weil sie wegen ihrer diskreten
Natur oder wegen der Art ihrer Betätigung nicht etwa
massenweise in einem Sanatorıum und dergleichen zur
Ausübung gebracht werden können.“ Auch massenweise
in einem Sanatorium ausübbare hygienische Hantierun-
gen entbehren der gewerblichen Verwertbarkeit, weil
ihre Ausübung etwas anderes ist als Einwirkung auf
Körper und Kräfte der leblosen Natur. Zu vgl. Ent-
scheidung des Patentamtes vom 30. Dezember 1905 °):
„Verfahren, welche lediglich bestimmt sind, auf den
menschlichen Körper einzuwirken, sind nicht gewerb-
lich verwertbar, da der menschliche Körper niemals als
ein Gegenstand der Industrie d. h. der künstlichen Ver-
arbeitung von der Natur gebotener Stoffe angesehen
werden darf. Der hier anerkannte Grundsatz ist ım
Patentamte allgemein anerkannt.“
5) 1. Aufl. S. 30, Anm. 16, 2. Aufl. S. 43 f.
») 1. Aufl. S. 64, 2. Aufl. S. 46.
6) Lehrbuch S. 65.
37) Bei Dernburg S. 238 f.
58) Deutsche Juristen Zeitung 1906 S. 969.
Die Stapelplätze und die Holzzubereitungseinrichtung „Crailoo“
der Holländischen Eisenbahngesellschaft in Hilversum
(Mit 4 Abbildungen)
Das zur Stapelung von Oberbaumaterialien von
der Holländischen Eisenbahngesellschaft eingerichtete
Gelände von 2 km Länge und 80 m Breite war für die
Einteilung und Festlegung des Stapelungsystems, den
‘Transport von zubereiteten und unzubereiteten Schwellen
über das Gelände und schliefslich den Versand mafs-
gebend. Demgemäfs wurde die eine Hälfte zur
Stapelung von Schienen, Weichenmaterial und son-
stigem Eisenwerk, die andere Hälfte zur Stapelung
von Schwellen und Weichenhölzern und für die Zube-
reitungsanlage bestimmt. Aus Abb. 1 ist die ganze An-
lage ersichtlich.
Den wichtigsten Teil bildet der Stapelplatz der
Schwellen, für den 26000 qm zur Verfügung stehen.
»
Auf dieser Fläche können in 170 Stapeln 400000
Schwellen aufgestapelt werden. Die in Spezialwagen
herangebrachten Schwellen gelangen an den Stapelplatz
auf dem inneren der an beiden Seiten liegenden Gleise.
Die Wagen laden 200 Schwellen. Zur Erzielung von
Arbeitsersparnis ist ein System eingeführt, das es €t-
möglicht, dafs ohne Drehen die Schwellen den Stapel-
platz zubereitet in derselben Lage verlassen, wie SIC
in den Spezialwagen gelegt worden sind, also stets
parallel zu einander befördert werden. Nachdem die
Schwellen einige Monate an der Luft getrocknet haben,
werden sie nach erfolgter Einkerbung, d. h. nachdem
sie mit gehobelten Flächen zum Auflagern der Schiene
bezw. der Unterlagsplatten versehen sind, zubereitet.
(1. August 1913]
Abb. 1.
mr 6 ee + es eo
pr eS
WEICHENMATERIAL
m ele ee CC“ + oe 6 0 - . oe
=
IL
=
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ein
UJ
N
| |
| a
| IN
|
|
|
Hilversum ——
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 867] 49
Lageplan.
Traversen.
T =
— Kesselhaus.
K
A = Maschinengebäude.
Sk = Signalhaus.
Lt. JE 8 2
W2 = Wohnungen für das
Wi u.
eiserne Schuppen.
Personal.
Wiegebrücken.
W2
Pferdestall.
Wl u.
P —
S11, S272 = Efsräume.
a = Verwaltungsgebäude.
Anfänglich war für Crailoo eine Dampfkerbhobelmaschine
bei den Gebäuden der Zubereitungseinrichtung geplant.
Nachdem beschlossen war, diese Maschine elektrisch
zu treiben, wurden statt einer festen Einrichtung 2 trans-
portable elektrische Einrichtungen gewählt, wodurch
der Transport nach und von der Kerbhobelbank fortfiel.
Diese elektrischen Kerbhobeleinrichtungen bestehen
aus grolsen geschlossenen, in 2 Abteilungen zerlegten
Wagen. Die gröfsere Abteilung enthält die Hobelbank,
die andere den Motor mit dem Schaltbrett. Der An-
schlufs an die elektrische Leitung erfolgt durch ein
biegbares Kabel mit Kontakten. Die Wagen werden
auf einem der Gleise nach den einzelnen Stapeln ge-
bracht.
Abb. 2 gibt schematisch ein Bild der Kerbhobel-
einrichtung. Die seitlich in den Wagen geschobenen
Schwellen gelangen zunächst auf die vordere Rollbank V,
auf der sie durch 2 Mann soweit vorausgeschoben
werden, bis sie durch eine Kette ohne Ende gefafst
und von dieser über stählerne Führer und über die
Meifselköpfe gezogen werden. Ueber den letzteren
angebrachte Klemmen müssen die Schwellen auf die
Meifselköpfe drücken. Der Druck kann durch ein ver-
stellbares Gewicht geregelt werden. Die Klemmen
sind derart beweglich, dafs sie Schwellen von 14 bis
19 cm Dicke passieren lassen können. Bei Eichen- und
Larix-Schwellen sind diese Klemmen überflüssig, da
das Gewicht der Schwellen genügt. Letztere werden
somit an beiden Seiten der Bank an der Unterseite
gekerbt, und zwar mit einer Geschwindigkeit von
4 Stück minutlich. Die durch das Hobeln entstehenden
Spähne fallen in hölzerne Behälter unter dem Wagen
und finden als Brennmaterial wiederum Verwendung.
Die Schwellen werden nach dem Passieren der
Meifselköpfe durch die Kette ohne Ende weitergeschoben
und gelangen auf die hintere Rollbank A, von der sie
an der anderen Seite des Wagens die Einrichtung ver-
lassen und direkt zwecks Zubereitung auf kleine Kessel-
wagen geladen werden, die auf Anfuhrwagen stehen
und mit diesen sich auf dem betreffenden Gleis be-
wegen (Abb. 3).
Die Kerbhobelmaschine gebraucht bei 220 Volt leer
11—12 Ampere und belastet 20—30 Ampere, je nach
der Holzart und der Breite der Einkerbung.
Die Kesselwagen werden nun auf den Anfuhrwagen
durch ein Pferd nach den Zubereitungskesseln gefahren.
Diese bestehen aus Kesselhaus, Schornstein und Wasser-
reservoir, sowie aus einem Gebäude mit Maschinen-
kammer und Zubereitungshalle. Die Maschinenkammer
enthält eine Sulzer-Maschine von nom. 50 PS zum
Treiben von 2 Dynamos, ferner 2 Flüssigkeitsdruck-
pumpen und 1 Luftpumpe für die Zubereitung.
In der Zubereitungshalle stehen 2 Druckkessel
a 16,5 m Länge und 2 m Innendurchm. Sie sind an
beiden Enden durch gewölbte, mit 24 Bolzen von 65 mm
Durchm. angeschraubte und durch einen Kautschukring
gedichtete Deckel abgeschlossen. Abb. 4 gibt die Kon-
struktion an, die von der Anwendung von Bügeln voll-
ständig absieht. Zur Entfernung der Deckel dienen
Davids.
In den Kesseln liegen Schienen für die Kessel-
wagen, die gegen Entgleisen durch die aus Abb. 3 er-
sichtliche Einrichtung gesichert sind. Wenn die mit
Schwellen beladenen Kesselwagen in den mit Flüssig-
keit gefüllten Kesseln auftreiben, sorgt die Führung
dafür, dafs sie bei dem Ablassen der Flüssigkeit stets
wieder auf die Schienen zu stehen kommen.
Die Zubereitungshalle enthält ferner 2 Keller, und
jeder dieser 2 Arbeitskasten und ein hochgestelltes
Chlorzinkreservoir. Das Chlorzink wird in einer
50 prozentigen Konzentration in Zisternenwagen zuge-
führt, die von unten durch biegbare kupferne Röhren
an das Reservoir und von oben an eine Luftdruck-
leitung zwecks Entleerung der Wagen angeschlossen
werden. Aus dem Reservoir wird die Lauge in einen
Mischungskasten abgezapft, um dann nach genügender
Verdünnung in die Arbeitskästen gebracht zu werden.
In der Zubereitungshalle sind ferner aufgestellt ein
Kondensator zwischen den Druckkesseln, damit keine
50 [No. 867]
Feuchtigkeit in die Luftpumpen gelangt, ein Abzapf-
kessel zum Abzapfen des assers aus den Druck-
kesseln nach den Luftpumpen, zwei Spähnefänger in
den Leitungen von den Arbeitskästen nach den
Flüssigkeitsdruckpumpen, damit keine Holzspähne in
die Pumpen gelangen, 2 Peilgläser auf den Druck-
kesseln und eine Anzahl Röhren und Abschliefser.
|
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. August 1913]
auch die Zubereitung mit Kreosotöl das Holz besser
konserviert als mit Chlorzink, so besteht doch in Hin-
sicht auf die eben genannten Erfahrungen wenig Ver-
anlassung, zu der kostspieligeren Bereitung mit Kreosot-
öl überzugehen. In Rücksicht darauf, dafs in letzter
Zeit allgemein eine Zubereitungsweise mit Kreosotöl
angewendet wird, die bedeutend weniger Kreosotöl ge-
Abb. 2.
Die Anfuhrwagen werden durch eine elektrische
Winde vor den Kessel gebracht und die mit Roll-
lagern versehenen Kesselwagen mit der Hand in den
Kessel geschoben, der 6 Kesselwagen aufnehmen kann.
Nach Schliefsung des Kessels und Beendigung des
3 Stunden dauernden Prozesses der Zubereitung, der
in einer Luftverdünnung für die Dauer von "/s--1 Stunde
und darauf folgendem Einpressen der Flüssigkeit unter
Abb. 3.
Kesselwagen auf einem Anfuhrwagen
einem bleibenden Druck von 8 at besteht, wird der
Deckel geöffnet und die Verbindung mit den Aufsen-
schienen wiederhergestellt, worauf die Kesselwagen
mit der elektrischen Winde herausgezogen und mit
dem Anfuhrwagen nach der Stapelstelle gebracht werden.
Die leeren Kesselwagen gelangen durch eine Traverse
auf das betreffende leere Gleis, um wieder auf die
leeren Anfuhrwagen gestellt zu werden. Eine Wiege-
brücke in einem der Gleise dient zum Wiegen der mit
Holz beladenen Kesselwagen und somit zur Kontroll
der Zubereitung. |
Nach den Erfahrungen haben die mit Chlorzink
zubereiteten kiefernen Schwellen, die 20—25 | Flüssigkeit
aufnehmen, eine Lebensdauer von 12—14 Jahren, die
eichenen Schwellen mit einer Aufnahme von 8—10 |
Flüssigkeit eine Lebensdauer von 15—20 Jahren. Wenn
Er Details des Abschlusses der
i! Druckkesseldeckel.
braucht, d. i. das System „Rüping“, ist diesem bei der
Anlage Rechnung getragen worden, indem man in der
Zubereitungsanlage Platz fir Kreosottanks, fir ein
hohes Kreosotreservoir und fir eine Luftpumpe vorge-
sehen hat.
Durch die praktische Anlage können 6000 Schwellen
wöchentlich fertiggestellt werden, d. i. das doppelte der
früheren Leistung mit der selben Anzahl Arbeiter.
Nach de ingenieur No. 42/1910.
pit eae Google
[1. August 1913]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 867] 51
Hochspannungsanlagen von mehr als 100000 Volt ın den
Vereinigten Staaten von Amerika
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 18. März 1913 vom
Regierungsbaumeister E. Schwartzkopff, Berlin-Halensee
(Mit 43 Abbildungen)
(Schlufs von Seite 28)
Southern Sierra Power Co., Californien.
Die günstigen Erfahrungen mit dieser Anlage haben
auch die Southern Sierra Power Co. in Californien ver-
anlafst, die Spannung, mit der dieses Leitungsnetz bis-
her betrieben wurde, erheblich zu erhöhen.
Die Gesellschaft (Abb. 42),
die eine Tochtergesellschaft der
Newada California Power Co. in
Denver ist, hat vor kurzer Zeit
eine doppelte Drehstromleitung
von San Bernhardino bei Los
Angeles in nördlicher Richtung
auf eine Länge von 380 km nach
Bishop vollendet, wo sie am
Bishop Creek 2 gröfsere Wasser-
kraftwerke besitzt, die zusammen
mit 3 Kraftwerken der Newada
California P. Co. eine Gesamt-
leistung von 35000 PS ergeben.
Diese neue Leitung ist eben-
falls für eine Spannung von
140 000 Volt bestimmt. Die Lei-
tungstürme werden eine ähn-
liche Ausführung zeigen, wie die
der Ontario Power Co. Die
Kabel selbst bestehen aus Alu-
minium mit einer Stahlseele und
sind an 6teiligen Hängeisola-
toren aufgehängt. Obgleich die
Leitung zunächst, um ein Zu-
sammenarbeiten mit dem übrigen
Netz der Newada California
P. Co. zu ermöglichen, nur mit
60000 Volt betrieben wird, ist
doch in Aussicht genommen, in
einiger Zeit als normale Spannung
eine Spannung von 100000 Volt
einzuführen, während die Trans-
formatoren und die Leitungs-
anlage bereits für 140000 Volt
gebaut sind. Die meisten Trans-
formatorenwerke dieser Anlagen
werden in der Weise ausgeführt,
dafs sämtliche Schaltapparate,
Blitzableiter und Transforma-
toren ohne weiteren Schutz im
Freien aufgestellt werden, was
bei dem günstigen Klima in
Californien zu keinen Störungen
Veranlassung gibt.
Doch auch mit dieser Er-
höhung der Spannung hat man
sich in den Staaten noch nicht
zufrieden gegeben und ich
möchte nun zum Schlufs noch
einige Angaben machen über
die allermodernste Anlage in
Californien, diejenige der Pacific
Light and Power Co.
Ausbau des Werkes eine Gesamtleistung von 120000 K W
zu erzeugen imstande ist. Das Kraftwerk liegt in einer
Höhe von 2100 m, ungefähr 280 km von San Francisco
entfernt und 450 km von Los Angeles. Diese Anlage
ist besonders bemerkenswert mit Rücksicht auf die
Abb. 42.
Lageplan der Southern Sierra Power Co.
Pacific Light and Power Co.
Die Pacific Light and Power Co. versorgt ein Be-
völkerungsgebiet von 400000 Einwohnern in Los Angeles
und den umliegenden Städten (Abb. 43). Sie besitzt
vorläufig 6 Wasserkraftwerke und 3 Danıpfkraftwerke
mit einer Gesamtleistung von 70000 KVA. Zurzeit
führt die Gesellschaft den Bau eines Wasserkraftwerkes
am Big Creek aus, dessen Gesamtgefälle von 120 m
auf eine Länge von 10 km nach dem vollständigen
grofse Uebertragungsentfernung von 450 km, die gröfste,
die bisher überhaupt ausgeführt ist, als auch auf die Ueber-
tragungsspannung, die abermals eine Steigerung er-
fahren hat, da diese Leitung mit 150000 Volt betrieben
werden soll. Es sind zurzeit 2 Kraftwerke im Bau,
von denen nach vollem Ausbau jedes eine Leistung von
60000 KW erhalten soll. Zur Aufstellung gelangen
Doppel-Peltonräder von 20000 PS Leistung.
52 [No. 867]
Die Fernleitung hat, wie bereits gesagt, vom Kraft-
werk bis Los Angeles eine Gesamtlange von 450 km
und wird als Doppelleitung auf getrennten Masten aus-
geführt. Im Unterschied von den bisher gezeigten An-
lagen zweigen die Leitungen von den Hochspannungs-
Sammelschienen des Kraftwerkes unmittelbar ab, ohne
Schalter und ohne Mefsinstrumente, und führen direkt
zu den Sammelschienen der Bishop Creek-Unterstation
in Los Angeles. Die Türme werden besonders kräftig
verankert, weisen aber sonst in ihrer Bauart nichts
Abb. 43.
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Lageplan der Pacific Light & Power Co.
besonders Bemerkenswertes auf. Die Leitungen werden
an Querträgern nebeneinander in einer Entfernung von
4900 mm voneinander aufgehängt. Die Hängeisolatoren
bestehen aus 9 Scheiben, die zusammen die ansehn-
liche Länge von 1850 mm haben.
Als Blitzschutz dienen auch hier 2 Stahlseile, die
zwischen den Leitungen auf den Türmen befestigt sind.
Die Entfernung der Türme voneinander soll durch-
schnittlich 215 m betragen. In der Transformatoren-
station in Los Angeles werden für jede der beiden
ankommenden Leitungen 9 Transformatoren von je
5000 KW aufgestellt, die eine ähnliche Ausführung
wie die der Michigan Central Co. zeigen, und ein
Synchronmotor von der bisher noch nicht ausgeführten
Gröfse von 15000 KW., der zur Regulierung der
Spannung und Verbesserung des Leistungsfaktors der
Anlage herangezogen werden soll.
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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(1. August 1913)
Obgleich diese Leitung mit der ungewöhnlich hohen
Spannung von 150000 Volt betrieben werden soll, so
beträgt diese Spannung doch immer erst ungefähr
80 pCt. der kritischen Spannung, da, abgesehen von
der kurzen Strecke im Gebirge, wo sich das Kraftwerk
befindet, Schneefalle überhaupt nicht vorkommen, Ge.
witter auch nur ganz vereinzelt, und weil die Leitung
fast auf ihrer ganzen Länge nur durch Wüste führt,
was zur Folge hat, dafs bei der trockenen staubfreien
Luft Coronaerscheinungen erst bei noch viel höherer
Spannung auftreten.
Mit Rücksicht darauf denkt man auch in Californien
nicht daran, bei dieser hohen Spannung stehen zu
bleiben. Es waren schon damals Entwürfe durch-
gearbeitet, um die Spannung noch weiter, bis auf
180 000 Volt, zu erhöhen, was bei den dortigen
klimatischen Verhältnissen sehr wohl im Bereich der
Ausführbarkeit liegt.
Wenn man bedenkt, dafs gerade etwa 20 Jahre
verflossen sind, seitdem man die ersten Versuche mit
der damals sehr hohen Uebertragungsspannung von
10 000 Volt auf der 175 km langen Strecke von Lauffen
nach Frankfurt im Jahre 1891 gemacht hat und ver-
gleicht, dafs heute etwa 12 Anlagen mit einer Spannung
von mehr als 100000 Volt betrieben werden und dafs
man 150000 Volt sehr bald als normale Ueber-
tragungsspannung ansehen wird, so kann man wohl
sagen, dafs die zahlreichen Schwierigkeiten, die zu-
nächst unüberwindlich schienen, in betriebssicherer
Weise beseitigt sind, wobei allerdings die sehr
günstigen klimatischen Verhältnisse besonders in Calı-
fornien eine wesentliche Bedeutung haben. Und ein
Vergleich zwischen einer Uebertragung durch Frei-
leitung oder Kabel, besonders wenn es
sich um sehr grofse Leistungen handelt,
wie sie etwa bei der Elektrifizierung der
Berliner Stadt- und Ringbahn erforderlich
werden, mag, wenn man die sehr grofsen
Anlagekosten für die Kabel berück-
sichtigt, die Unsicherheiten, die durch
die hohen Ladeströme und die Schwierig-
keiten, die beim Inbe-
triebsetzen durch beson-
dere Anlafswiderstande
entstehen, schliefslich
doch zu Gunsten einer
Freileitungsübertragung
ausfallen. —
Herr Ministerialdirek-
tor Dr.- Jng. Wiohert gibt
verschiedene Anregungen
zur Besprechung des Vor-
trages und spricht zu-
nächst über Kabelaus-
führungen und hierbei ge-
machte Erfahrungen. Es
wird auf die Schwierig-
keiten hingewiesen, diebei
den Verhandlungen über
die Elektrisierung der
Stadt- und Ringbahn zur
Sprache gekommen sind.
Herr Regierungsbaumeister Sohwartzkopff: Die
Erfahrungen, die in den Vereinigten Staaten an Kabeln
mit hoher Spannung gemacht sind, sind bisher nur
sehr gering, da Kabel mit verhältnismäfsig hohen
Spannungen nur sehr wenig bis jetzt verlegt worden
sind. Die höchsten bisher in den Staaten ausgeführten
Spannungen bei Kabeln betragen 15000 Volt gegen
Erde bezw. 30000 Volt der Kabel gegeneinander.
Für die Uebertragung von sehr grofsen Leistungen
sind Kabel bisher nicht in Frage gekommen. Ich
bin von verschiedenen Betriebsleitern nach den Er-
gebnissen der Kabelausführungen bei uns gefragt
worden, vor allem nach den Erfahrungen, die mit
den Kabeln von Muldenstein nach Bitterfeld gemacht
worden sind. Mit sehr grofsem Interesse werden
unsere Arbeiten und Anlagen auf diesem Gebiete
verfolgt.
ARIZONA
(1. August 1913]
Herr Ministerialdirektor Dr.:Jna. Wichert: Beson-
dere Schwierigkeiten werden beim Uebergang von Frei-
leitung zu Kabeln mit den aufserordentlich hohen Span-
nungen erwartet. Ä
Herr Regierungsbaumeister Schwartzkopff: Ein
solcher Uebergang von Freileitung mit hoher Spannung
zu Kabeln findet niemals statt. Die Freileitungen mit
den Spannungen von 100000 Volt und mehr werden
nur bis in die Nähe der Städte herangeführt. Bei all
den besprochenen Anlagen befinden sich weit aufser-
halb der Städte und der bewohnten Gegenden Trans-
formatorenstationen, in denen die Spannungen auf
etwa 10 bis 20000 Volt herabgesetzt werden. Indessen
werden auch für diese Spannungen keine Kabel ver-
wendet, man trägt vielmehr nicht die geringsten Be-
denken, mit diesen Leitungen von mittlerer Spannung,
die meistens sogar nur auf hölzernen Masten verlegt
sind, mitten durch die Ortschaften hindurchzugehen,
wobei irgend ein besonderer Schutz bei Bahnkreuzungen
und Wegübergängen nur in den seltensten Fällen, bei
einigen besonders verkehrsreichen Stellen, getroffen
wird.
Herr Ingenieur Eichel: Es mufs dem llIerrn Vor-
tragenden dahingehend beigepflichtet werden, dafs die
wirklichen Höchstspannungen in Unterwerken auf ge-
ringere Hochspannung herunter transformiert werden,
die am äulsersten Umkreis des eigentlichen Stromver-
brauchsgebietes angeordnet sind. : Derartige Unter-
werke werden auf verhaltnismafsig billigem Grund und
Boden errichtet und können infolgedessen auch sehr
geräumig ausgeführt werden. Von den Unterwerken
erfolgt die weitere Verteilung mit meist noch ziemlich
hoher Spannung überwiegend mittels Oberleitungen
und zwar zum grofsen Teil ohne besondere Schutzvor-
richtungen entlang öffentlicher Strafsen. Besonders
merkwürdig berührt dabei die deutschen Ingenieure die
gemeinsame Fortführung von Starkstrom- und Schwach-
strom-Leitungen zum Teil recht erheblicher Leistungen
und grofser Bedeutung an einem und demselben Ge-
stange. Die Höchstspannungs-Leitungen werden da-
bei an den Spitzen des Gestänges geführt, die Schwach-
strom-Leitungen in zweckentspechendem Abstande dar-
unter, sodafs die Schwachstrom-Arbeiter bei ihren
Arbeiten weniger leicht durch zufällige Berührung von
Hochspannungs-Leitungen gefährdet sınd. Als Leitungs-
material wird von Aluminium-Seilen sehr ausgedehnter
Gebrauch gemacht, da ja die Korona-Verluste mit dem
zunehmenden Durchmesser des Leitungsmateriales ab-
nehmen und Aluminium infolge seiner geringeren
Leitungsfähigkeit gegenüber Kupfer in gröfserem Durch-
messer angewendet werden muls. Die Seilscele bildet
ein voller Leiter oder eine gut imprägnierte Hanfein-
lage, welch letztere eine gröfsere Schmiegsamkeit
während Herstellung, Transport und Aufhängung des
Kabels gewährleistet. In geringerem Umfange werden
Hochspannungs-Kabel verwendet. Die höchste Span-
nung dürfte mit 30000 Volt in Chicago im Gebrauch
sein. Die Bleikabel werden unarmiert in glasierten
Tonrohren rechteckiger Oeffnung oder in Kabelsteinen
aus glasiertem Ton verlegt. Zement-Kabelsteine, wie
sie z. B. von der deutschen Postverwaltung verwendet
werden, sind in Amerika nicht beliebt. Die amerika-
nischen Ingenieure verfolgen die deutsche Hoch-
spannungs-Kabeltechnik mit aufserordentlich grofsem
Interesse. Derartige Kabel, wie die z. B. seitens. der
preufsisch-hessischen Staatsbahn für die Wechselstrom-
bahn-Stromversorgung verwendeten, sind bisher in
Amerika noch nicht im Betrieb. Es mufs allerdings
dabei bemerkt werden, dafs die Dessau-Bitterteld-Kabel
für die geringe Periodenzahl von 16%; gebaut sind und
dafs — abgesehen von den Anlagen um den Niagara-Fall
mit 25 periodigem Drehstrom und den mit 50 Perioden
betriebenen Hochspannungs-Anlagen um Los Angeles,
Kalifornien — die normale Frequenz der amerikanischen
Hochspannungs-Anlagen 60 Perioden beträgt, für welche
die Herstellung von Hochspannungs-Kabeln gröfsere
Schwierigkeiten bereitet.
Herr Regierungsbaumeister Schwartzkopff: Man
ist im Gegenteil vollständig davon wieder abgekommien,
durch Einziehen einer Hanfseele den Leitungsdurchmesser
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 867] 53
vergröfsern zu wollen. Gerade die Untersuchungen
der Au Sable Electric Co. an ihren Leitungen haben
deutlich gezeigt, dafs solche Leitungen mit Hanfseele
bedeutend gröfsere Corona-Verluste aufweisen als
Leitungen mit einem vollen metallischen Querschnitt.
Es rührt dies daher, dafs die einzelnen Ilanffasern sich
zwischen den Litzen, aus denen die Leitungen zu-
sanımengedreht sind, herausdrücken, und eine gröfsere
Ausstrahlungsfläche und verstärkte Spitzenwirkung er-
geben. Es sind daher bei allen neueren gröfseren
Projekten nur noch Leitungen mit vollem metallischem
Querschnitt in Aussicht genommen.
Herr Ingenieur Eichel: Der Herr Vortragende hat
im Verlauf seiner Ausführungen über Hochspannungs-
Transformatoren und Apparate auch auf die beiden
grundlegenden Bauarten der Durchführungs-Klemmen
hingewiesen. Es dürfte vielleicht von Interesse sein,
dazu zu bemerken, dafs die Klemmen-Anordnung der
General Electric Co., bestehend aus mehreren den
Leiter konzentrisch umgebenden Zylindern aufgefüllt
mit Oel oder zähflüssigen Isolationsmassen, den prak-
tischen Nachteil mit sich bringt, sehr grofse Durchmesser
zu beanspruchen. Die räumliche Ausdehnung erschwert
einerscits den Aufbau der Maschinen und Apparate,
erhöht gleichzeitig das Gewicht sehr erheblich und ver-
teuert natürlich auch den Transport, besonders in schwer
zugänglichen Gegenden, mit denen bei den Hoch-
spannungs-Wasserkraftanlagen zu rechnen ist. Die
sogenannte Kondensator-Klemme der Westinghouse-
Gesellschaft entspricht einer Erfindung des deutschen
Herrn Dipl: Ina. Nagel, die seitens der Siemens Schuckert-
Werke praktisch ausgearbeitet wurde. Sie baut sich
bei grolser Betriebssicherheit sehr kompakt mit kleinem
Durchmesser auf und ist bei geeigneter Ausbildung der
Kappen durchaus wettersicher, wird daher auch in
Amerika in grofsem Umfange für Oelschalter und Trans-
formatoren, die vollständig im Freien aufgestellt sind,
verwendet.
Herr Ministerialdirektor Dr.-Ing. Wichert:
weit treten Vorteile in Erscheinung, die durch
höhung der Spannungen hervorgerufen werden?
Herr Regierungsbaumeister Schwartzkopff: Ob-
gleich mit den aufserordentlich hohen Spannungen Er-
fahrungen erst seit verhältnismälsig kurzer Zeit vor-
liegen, so hat sich doch das eine schon deutlich ge-
zeigt, dafs eine so hohe Spannung von mehr als
100000 Volt nur dann praktisch und ökonomisch ist,
wenn die Entfernungen und die zu übertragenden
Leistungen derart grofs sind, dats sie die Wahl einer
so hohen Spannung rechtfertigen. Nun sind allerdings
bei all den mit so hoher Spannung ausgeführten An-
lagen die Entfernungen aufserordentlich grols. Dagegen
begründen die zu übertragenden Leistungen nicht in allen
Fällen eine so hohe Spannung. Es wird daher sehr oft
bei der Wahl der Spannung so vorgegangen, wie ich es
bei der Anlage der Southern Sierra Power Co. erwähnt
habe, dafs zunächst die Leitung mit einer Spannung
von 60000 Volt betrieben wird, dafs dann in Aussicht
genommen ist, bei einem weiteren Ausbau der Kraft-
werke eine Erhöhung der Spannung auf 100000 Volt
vorzunehmen, während die Transformatoren und die
Leitungsanlagen von vornherein für eine Spannung von
140000 Volt gebaut worden sind. Eine verstärkte
Isolation der Aufhängung läfst sich jederzeit sehr leicht
erreichen durch Verlängerüng der [langeisolatoren um
einige Glieder.
Herr Ingenieur Eichel: Die Höchstspannungs-Tech-
nik hat gerade in den letzten fünf Jahren einen aufser-
ordentlich grofsen Aufschwung genommen, was zum
Teil zurückzuführen ist auf das gesteigerte Bedürfnis,
grofse Energiemengen auf erhebliche Entfernungen zu
übertragen, zum Teil auf die Ausbildung zweckent-
sprechender Isolatoren, besonders der Teller-Isolatoren.
Die früher üblichen stehenden Glocken -Isolatoren er-
halten schon bei Spannungen von 60000 Volt derartige
Abmessungen, dafs auf diesem Wege eine Steigerung
der Uebertragungs-Spannung nicht mehr wirtschaftlich
ins Auge gefafst werden kann. Dagegen bietet der
Teller-lsolator, eine Erfindung der Herren Hewlet der
General Electric Co. und Buck, des früheren Betriebs-
Inwie-
Er-
54 [No. 867]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[l. August 1913]
leiters der Niagara-Falls Power Co., ein gutes Mittel,
mit der Betriebsspannung sehr hoch heraufzugehen. Er
erleichtert auch die spätere Erhöhung einer anfänglich
niedrigeren Betriebsspannung.
Herr Ingenieur Dr. phil. Müllendorff: Aus dem
interessanten Vortrag will ich einen zunächst nur flüchtig
gestreiften Punkt hervorheben, der mir einer besonderen
Betonung wert erscheint. Eines der vorgeführten Bilder
zeigte die Ueberführung von lHochspannungsleitungen
über eine Bahnstrecke, wobei erwähnt wurde, dafs be-
sondere Sicherheitsvorrichtungen nicht zur Anwendung
gelangt seien.
Das könnte auf den ersten Blick als unverantwort-
liche Sorglosigkeit erscheinen, wenn auch, wie erwähnt
wurde, tatsächlich die Anlage einen bisher störungs-
freien Betrieb ergeben hat.
Wir ın Deutschland sind ängstlicher oder vor-
sichtiger. Man kennt im wesentlichen drei Mittel, um
bei Hochspannungsleitungen einer Gefahr für Personen
und Sachen zu begegnen.
Das erste Mittel besteht darin, dafs man einen
etwa brechenden Draht durch gut geerdete Vorrichtungen
(Schutznetze, Erdungsbügel) abfängt und die gestörte
Leitung durch Erdschlufs spannungslos macht. Das
zweite Mittel besteht in einer Doppelbefestigung der
Leitungen, so dafs beim Bruch einer Befestigungsstelle
die zweite als Reserve dient. Das dritte Mittel endlich
besteht darin, dafs die Leitungsanlage mit einem so
hohen Sicherheitskoeffizienten gebaut wird, dafs
Störungen nicht vorkommen können.
In Deutschland glaubt man gerade von dem ersteren
Mittel, der Noterdung, nicht abschen zu dürfen, und
doch hat sich gerade diese Vorsichtsmafsregel in der
Praxis recht wenig zuverlässig gezeigt. Es hat sich
nämlich herausgestellt, dafs zwar ein Raubvogel, der
eine leitende Verbindung zwischen Draht und Erdungs-
bügel vermittelt, die automatische Abschaltung der ge-
erdeten Leitung bewirkt, dafs aber eine plötzliche un-
mittelbare Berührung zwischen Leitung und Erdungs-
bügel, wie sie beim Drahtbruch eintreten soll, den
spannungslosen Zustand in der Regel nicht sicher her-
beiführt. Ich habe deshalb wiederholt empfohlen, bei
Verwendung von Erdungsbügeln die Raubvogelver-
bindung künstlich nachzuahmen durch Zwischenschaltung
eines gewissen Widerstandes in Form einer Oxydschicht,
nach Analogie der im Vortrag beschriebenen elektro-
Iytischen Blitzschutzvorrichtungen, oder in Form einer
drosselnden Windung, oder durch sonst ein bekanntes
Mittel zur Stromverzögerung.
In Amerika dagegen scheint man auf die Erdungs-
bügel überhaupt kein Gewicht zu legen, vielmehr den
Schwerpunkt der Sicherheit in der besonders soliden
Bauart der Leitungsanlage zu erblicken, und ich glaube,
wir werden gut tun, uns die Erfahrungen der Amerikaner
zunutze zu machen.
Herr Ingenieur Eichel: Was die Sicherheit der
Kreuzung von Hochspannungs-Leitungen über Bahn-
strecken anbelangt, so ist im Auge zu halten, dafs beı
elektrischen Leitungen zwei Sicherheits-Anforderungen
Genüge geleistet werden mufs, der mechanischen und
der elektrischen. In Deutschland bekannt und weit
verbreitet sind die mechanischen Sicherungen der
Kettenaufhängung, wie sie z. B. auch bei den Fahr-
leitungen von Wechselstrom-Bahnen üblich sind, die
Klingenberg’sche Aufhängung, bei welcher der mecha-
nisch feste Leiter mittels zweier Hilfskabel an zwei
weitere lsolatoren mechanisch angeschlossen ist, sodafs
er also an drei Stellen getragen und isoliert ist, und
der Netzleiter von Herrn Präsident Dr.- Ina. R. Ulbricht,
bei welchem zwei wagrecht gespannte Leiter verwen-
det werden, die durch einen dritten Leiter netzartig an
einander angeschlossen sind und im Gegensatz zur
senkrechten Kettenanordnung dem Wind eine mög-
lichst geringe Ängrifisfläche bieten. Bei allen 3 An-
ordnungen ist besonderer Wert darauf gelegt, sowohl
mechanische Festigkeit wie elektrische Betriebssicher-
heit zu vereinigen, um sowohl die Betriebssicherheit
der Stromlieferung als auch eine Gefährdung des Eisen-
bahnbetriebes auszuschliefsen. Die Amerikaner begnü-
gen sich im allgemeinen mit der mechanischen Sicher-
heit, der Wahl eines mechanisch hochwertigeren Leiter-
materiales und der Anordnung von mehreren hinter-
einander am Mast befestigten Isolatoren. Als Leiter-
material kommt in Frage Bronze-, Stahlseil oder als
Mittelwert Kupferpanzerstahl-Seil. Kupferpanzerstahl
ist bekanntlich ein Material, hergestellt aus Stahlblöcken,
auf welche auf metallurgischem Wege eine starke Kup-
ferauflage aufgebracht ist. Es ist billiger als Bronze,
etwas teurer als Stahl, hat natürlich bedeutend ge-
ringeren Leitwert als Kupfer, dagegen einen bedeutend
höheren Leitwert als Stahl und ist dem Stahl gegenüber
auch insofern im Vorteil, als die Kupferhaut die Gefahr
des Rostens des Stahlseiles vermindert. Ueber den
Fernleitungen ist gewöhnlich noch ein geerdeter
Schutzdraht gespannt. Ursprünglich diente dieser
Schutzdraht ausschliefslich dem Blitzschutz. Neuer-
dings macht man jedoch gerne von diesem Schutz-
draht weiteren Gebrauch und zwar 1. zum guten Erden
sämtlicher Metallteile der Masten, Isolatoren-Stützen
und dergleichen, da es nicht immer leicht ist, in der
Nähe jedes Mastes gute Erdung herzustellen, 2. als
mechanische Abstützung der zwischen steifen Masten
angeordneten biegsamen Masten.
Die Betriebssicherheit der Hochspannungsanlagen
hat besonders durch vorzügliche Ausbildung der Fern-
leitungen aufserordentlich gewonnen. Das Gestänge
besteht meist aus Mast-Türmen aus verzinktem Profil-
eisen, selten aus Holz und dann aus zwei in A-Form
zusammengestellten Stangen. Die Isolatoren werden
schon vor dem Aufhängen einer eingehenden Prüfun
unterzogen und sind von vornherein auf hohe elek-
trische und mechanische Sicherheit im Betrieb und auf
Zweckmäfsigkeit der Formgebung mit Bezug auf Ver-
sand und Einbau entworfen. Für die aufserordentlich
ausgedehnten Hochspannungs-Verteilungsanlagen der
Hydro-Electric-Power Commission der kanadischen Pro-
vinz Ontario, welche Kraft in grofsen Mengen von den
kanadischen Kraftwerken am Niagara-Fall kauft, ist ein
grofser Teil der Isolatoren aus Deutschland bezogen,
sodafs auch hier wie bei der Frage der Hochspannungs-
Klemmen deutscher Industrie und deutscher Wissen-
schaft ein Teil des Erfolges beigemessen werden kann.
Ueberhaupt herrscht in der Hochspannungs-Technik
ein sehr weitherziger Ideen- und Interessen-Austausch.
Die amerikanischen Ingenieure kommen gerne nach
Deutschland zum Studium der hiesigen Industrie und
der detitschen Anlagen, sind aber andererseits sehr
licbenswürdige Wirte den Deutschen gegenüber,
welche zum Besuch amerikanischer Anlagen zu ihnen
kommen.
Herr Regierungsbaumeister Lehr: Ich möchte mir
noch eine Anfrage erlauben, die ebenfalls den Sicherheits-
grad der Ausführung betrifft.
Bei den vom Herrn Vortragenden vorgeführten
Bildern fiel mir auf, dafs bei verschiedenen Anlagen
die Hochspannungsschalter und Transformatoren sich
in einem einzigen grofsen Raume ohne jede Abtrennung
gegen einander befanden, während man bei uns doch
gewohnt ist, die Apparate einzeln in Zellen unterzu-
bringen, derart, dafs jeder Apparat von seinem Nach-
barapparat durch eine feuersichere Wand getrennt wird.
Ist diese bei uns allgemein übliche Vorsicht nun in
Wirklichkeit erforderlich, oder ist man auf Grund der
Erfahrungen in Amerika berechtigt, mit gleicher Sorg-
losigkeit wie drüben zu verfahren und die — immerhin
ziemlich kostspieligen — Scheidewände fortzulassen?
Herr Regierungsbaumeister Schwartzkopff: Da tat-
sächlich bisher Unfälle und Betriebsstörungen durch
Feuer nur ganz selten sich ereignet haben, wurde bel
den älteren Anlagen eine Unterbringung der Apparate ın
einzelnen besonderen Abteilungen bisher nicht als erfor-
derlich angesehen. Ich habe sogar in Los Angeles ein
Unterwerk gesehen, in dem sämtliche Apparate und
Sammelschienen in einem hölzernen Gebäude nur auf
Holzbalken montiert waren, wobei die Anlage viele Jahre
hindurch ganz einwandfrei gearbeitet hat. Es bestanden
nur die Fundamente der Transformatoren aus Mauer-
werk. Dagegen wird bei neueren Anlagen sehr viel
sorgfältiger und grürdlicher vorgegangen, wobei sich
[1. August 1913]
deutlich ein Anlehnung an europäische Ausführungen
erkennen läfst.
Herr Ingenieur Dr. phil. Müllendorff: Ich möchte
die gestellte Frage noch dahin ergänzen, ob nicht beı
den uns vorgeführten Anlagen die getroffenen Dis-
positionen auch durch die Rücksicht auf Feuersicherheit
beeinflufst worden sind.
Herr Regierungsbaumeister Schwartzkopff: Die
Gründe, die dazu geführt haben (wie ich bei der
Central Colorado Power Co. gezeigt habe), für Oel-
schalter, Transformatoren und Blitzableiter voneinander
getrennte Gebäude aufzuführen, liegen im Grunde nur
auf materiellem Gebiet. Die einzelnen kleinen Häus-
chen, die manchmal nur aus Wellblech und ganz ein-
fachem Fachwerk bestehen, lassen sich bedeutend
billiger herstellen, als ein grofses Schalthaus mit zahl-
reichen Stockwerken, Galerien, getrennten Abteilungen
usw. Es befinden sich in einer solchen Transforma-
torenstation fast nur Apparate, die keine wesentliche
Bedienung erfordern, wie Blitzableiter, Transformatoren,
Hochspannungsölschalter, da sämtliche Schaltungen
nur auf der Niederspannungsseite vorgenommen werden.
Bei der Anlage der Pacific Light and Power Co. werden
auf der Hochspannungsseite sogar die Schalter und
Mefsinstrumente fortgelassen. Von Bedeutung sind
besonders in Kalifornien auch die klimatischen Ver-
hältnisse, die es ohne weiteres gestatten, einen Teil
der Schaltanlage ohne jeden Schutz im Freien aufzu-
stellen.
Herr Ingenieur Eichel: Anfänglich stellte man,
besonders soweit die Praxis der General Electric Co.
in Frage kam und Spannungen von 60000 Volt nicht
überschritten wurden, die Transformatoren einzeln in
Kammern. Sowohl die General Electric Co. als die
Westinghouse-Gesellschaft begannen dann damit, die
Transformatoren grofser Leistungen bedeutender Kraft-
werke ohne Kammern aber gruppenweise durch
solide Wände von einander gegen Stichflammen
geschützt in einem besonderen Transformatorenhaus
aufzustellen und besonders wirksame Mafsnahmen zu
treffen, das Oel der Transformatoren im Gefahrfalle
schnell entfernen zu können. Typische Beispiele
früherer Bauart sind die Anlagen an den Niagara-
Fällen, besonders die neueren auf der kanadischen
Seite gelegenen 'Iransformatoren-Häuser, welche von
den eigentlichen Kraft- Erzeugungs - Stätten mehrere
hundert Meter entfernt angeordnet sind. Diese räum-
liche Trennung in Kraft- und Unterwerk hat — abge-
sehen von anderen Vorteilen — auch die Annehmlich-
keit, mit wenigen Niederspannungs-Kabeln von dem in
Wasserspiegelhöhe angeordneten Krafthaus die Kraft
auf das hochgelegene Plateau tief eingeschnittener
Flufstäler zwangslos übertragen zu können und an einer
geeigneten Stelle des flachen Geländes ohne grofse
technische Schwierigkeit von einem billigen Stück
Grund und Boden aus den Mastenwald aufwachsen zu
lassen, als den sich eine grölsere Anzahl von Höchst-
spannungs-Fernleitungen aus der Entfernung kenntlich
macht. Die im Freien angeordneten Blitzschutz-Vor-
richtungen, Trennschalter und Verteilungs-Sanımel-
schienen beanspruchen viel freies Gelände, welches bei
am Bergabhang angelehnten Kraftwerken schwer ver-
fügbar ıst oder nur durch teure Gelände-Arbeiten
gewonnen werden kann. Ebenso ist das Hinaufführen
der Hochspannungs-Leitungen zum flachen Gelände
mit mehr oder weniger grofsen Schwierigkeiten ver-
knüpft. Schliefslich ist auch vom Gesundheits-Stand-
punkt öfters der Aufenthalt im tiefgelegenen Kraftwerk
zufolge der Malaria-Gefahr sehr wenig zuträglich, und
die Verlegung des Aufenthaltes des Stations-Personals
in das dem hochgelegenen Transformatorwerk ange-
fügte Schalthaus dementsprechend empfehlenswert.
An den Niagara-Fällen der kanadischen Seite machte
sich die ziemlich grofse Entfernung der Transforma-
toren-Werke vom Kraftwerk aus dem Grunde notwen-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 867] 55
dig, weil das dem Flufsufer angelagerte Gelände zum
Staatspark erklärt ist und innerhalb dieses Geländes
gelegene Baulichkeiten architektonisch besonders kost-
spielig und den Wünschen der Behörden entsprechend
aufgeführt werden müssen. Durch Verlegung der
Unterwerke aufserhalb dieser Staatsparks-Zone wurde
daher der Bau der Werke verbilligt und konnte vor-
teilhaft gelegenes und auf spätere Ausdehnung zuge-
schnittenes Gelände gewählt werden.
Herr Ingenieur Dr. phil. Müllendorff: Was mich
zu meiner Frage veranlafst hat, war der Umstand, dafs
bei der Anlage Lauchhammer meines Wissens dreimal
sogenannte Explosionen von Transformatoren vorge-
kommen sind, von denen die eine mit einer Entzün-
dung des überfliefsendes Oeles verbunden gewesen
sein soll.
Herr Ingenieur Eichel: Der Fortfall besonderer
Zellen erfolgte unter gleichzeitiger Anwendung beson-
derer Schutzmafsregeln, der Gefahr vorbeugender bezw.
die evtl. Folgen von Transformator-Beschädigungen
mildernder Maisnahmen. Zunächst wurde als Behälter-
Material sehr starkes, zähes Kesselblech gewählt. Dann
wurden dem erwarmten Oel Ueberläufe reichlichen Quer-
schnitts zur Verfügung gestellt und schliefslich Kohlen-
säure unter hohem Druck bereit gehalten, um einerseits
das warme Oel aus den Behältern zu entfernen, ande-
rerseits evtl. glühende Teile der Wicklung der Trans-
formatoren durch Einhüllen in die Kohlensäure-Atmo-
sphäre vom Sauerstoff der Luft abzuschliefsen. Man
kann ja von Anfang an nicht von Explosionen der
Transformatoren sprechen. Der Vorgang ist gewöhn-
lich der, dafs, sei es durch Ueberlastung oder eine
Schwäche der Isolation, Funkenbildung zwischen ein-
zelnen Wicklungen auftritt, welche starke örtliche Er-
hitzungen, auch evtl. Lichtbogen-Bildung hervorrufen,
die ihrerseits wieder örtlich sehr starke Erhitzungen
des Oeles bewirken, welches vergast und den im Innern
des Behälters herrschenden Druck derart steigert, dafs
der eine oder andere Konstruktionsteil des Transfor-
mator-Gehäuses nachgeben mufs. Der Ausbruch des
heifsen Oeles erfolgt dann allerdings unter sehr hohem
Druck mit grofser Heftigkeit, und der Zutritt des Sauer-
stoffs der Luft zu den heifsen, bereits glimmenden
Isolations-Materialien führt dann vielfach zu Branden,
wobei ein brennender Transformator den benachbarten
derartig erhitzen kann, dafs auch dieser den erhöhten
Temperatureinflüssen nicht mehr gewachsen ist und
ebenfalls in Brand gerät. Bei der hohen Temperatur
des brennenden Oeles müfsten die Zwischenwände
sehr stark und solide ausgeführt sein, um einen wirk-
lichen Schutz zu gewähren. Man kann daher sehr wohl
die amerikanische Praxis verteidigen, das Entstehen
des schädlichen Oeldruckes durch Anordnung geeigneter
Ueberläufe zu verhindern und die Brandgefahr durch
schnelles Entfernen des Oeles, unter Umständen unter
Zuhilfenahme von Kohlensäure zu mäfsigen. Explo-
sionen kommen eigentlich mehr in Frage bei Oel-
schaltern, wo eine geringe Oelmenge bei Unter-
brechungen sehr grofser Kurzschlufs-Stromstärken fast
momentan karbonisiert und vergast wird. Auch hier
haben die Amerikaner jedoch das Zellensystem für
Höchstspannungs-Anlagen verlassen und bauen lieber
die Oelschalter mit aus starkem Kesselblech herge-
stellten Behältern grofsen Inhaltes, die in möglichst
grofsem Abstande voneinander aufgestellt sind. Mit
Vorliebe werden diese Höchstspannungs-Oelschalter
wie die Blitzschutzvorrichtungen und Transformatoren
vollständig im Freien aufgestellt. Nur die der Fern-
steuerung dienenden Schaltapparate, die Mefsinstrumente
und die Niederspannungs-Oelschalter werden im Innern
des Unterwerks-Gebäudes untergebracht.
Der Vorsitzende dankt dem Vortragenden sowie
den Herren, die sich an der Besprechung des Vor-
trages beteiligt haben, für ihre interessanten Aus-
führungen.
56 [No. 867]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. August 1913]
Hat der Grundrilsentwurf des Architekten ästhetischen Wert; ist also seine
Einbeziehung in die Schutzobjekte des Gesetzes vom 9. Januar 1907 gerechtfertigt?
Von F. Heller, Berlin
Nachdem das Kunstschutzgesetz des Jahres 1876,
das von seinen Schutzobjekten die Werke der Baukunst
seltsamerweise ausschlofs, sich als unzureichend er-
wiesen, wurde das Gesetz betreffend das Urheberrecht
an Werken der bildenden Künste und der Photographie
vom 9. Januar 1907 erlassen, das, wie bekannt, für
einen Urheberschutz solcher Erzeugnisse nicht mehr
den alleinigen Zweck ästhetischer Darstellung, sondern
neben der Erfüllung praktischer Zwecke eine
ästhetische Qualifikation zur Bedingung macht.
§ 1. Die Urheber von Werken der bildenden
Künste und der Photographie werden nach Mafsgabe
dieses Gesetzes geschützt.
§ 2 Abs. I. Bauwerke und gewerbliche Erzeug-
nisse gehören, soweit sie künstlerische Zwecke ver-
folgen, zu den Werken der bildenden Künste.
§ 2 Abs. 2. Als Werke der bildenden Künste
gelten auch Entwürfe für Bauwerke und gewerbliche
Erzeugnisse der in Abs. | bezeichneten Art.
Erscheint schon diese zweite spezialgesetzliche
Bestimmung an sich äufserst dehnbar, so ist ihre amtliche
Begründung erst recht dazu angetan, Verwirrung
und Mifsverständnisse in die juridisch-ästhetischen An-
schauungen zu tragen.
Nachdem unter $ 3 der Begründung zum Kunst-
schutzgesetz ausdrücklich erklärt worden ist, warum
der Erlafs eines solchen Gesetzes neben und als Er-
gänzung zum Literargesetz notwendig war, werden
die Bedingungen für eine Schutzfähigkeit der oben-
genannten Entwürfe im Sinne des Gesetzes vom 9. Januar
1907 festgelegt.
Unter §§ 1,2 heifst es, mit besonderer Berück-
sichtigung der baukünstlerischen Werke und ihrer Ent-
würfe: p.e.s.» es kann sich .... nur darum handeln,
die Bedingungen zu bestimmen, unter denen der Bau-
kunst für ihre ästhetisch wirksamen Leistungen
ein Schutz zuteil werden soll. Der (Gesetzes-) Ent-
wurf geht dabei von der Voraussetzung aus, dafs bei
einem Bauwerke, das neben dem Nützlichkeitszweck
ästhetische Zwecke verwirklichen will, die künstle-
rische Seite gegenüber der technischen abgegrenzt
werden kann....“
„.... Den Bauwerken selbst sind die Entwürfe
für baukünstlerische Werke gleichgestellt. Dafs Entwürfe,
die einen in sich abgeschlossenen ästhetischen Wert
haben, als Werke der bildenden Künste anzusehen sind,
ist nicht zweifelhaft. Aber auch sonstige Entwürfe, Pläne
und Vorlagen für baukünstlerische Werke gehören
hierher, auch wenn die volleästhetische Wırkung
sich erst in dem ausgeführten Werk offenbart.“
Die deutlich ausgesprochene Trennung von Ent-
würfen mit technischer und künstlerischer Zweckbe-
stimmung im Hinblick auf den kunstgesetzlichen Urheber-
schutz ist vollständig gerechtfertigt. Aufserordentlich
anfechtbar, weil grobem Mifsverständnis ausgesetzt, ist
aber die Bestimmung, wonach auch solche Entwürfe
und Vorlagen, deren baukünstlerischer Wert erst im
vollendeten Bauwerk offenkundig wird, hierher gehören
sollen. Selbst wenn der Richter vermöge seiner Allge-
meinbildung imstande ist, zwischen Vorlagen mit tech-
nischem und absolut künstlerischem Charakter zu unter-
scheiden — wie soll er dort eine Grenze ziehen, wo
Technik und Kunst entweder ineinander übertliefsen,
oder — noch bei weitem komplizierter — der Vorwurf
überhaupt von diesen Gesichtspunkten aus noch kein
bestimmtes Gepräge hat, weil erst die vollendete
Schöpfung in ihrem Gesamtwert und -Eindruck darüber
zu entscheiden vermag.
Die letztgenannte Bestimmung ist es denn auch,
die vielfach zu juridischen und kunstphilosophischen
Divergenzen geführt — die auch besonders jene, unter
den Juristen allgemein verbreitete Ansicht, von der zu
Recht bestehenden Schutzfähigkeit geometrischer Bau-
zeichnungen — in Sonderheit der Grundrifsentwürfe
für künstlerische Bauwerke nach Mafsgabe dieses Ge.
setzes gezeitigt hat.
Unter den zeichnerischen Plänen, Vorlagen für
Bauwerke jeder Art nimmt der Grundrifsentwurf
einen wichtigen Platz ein. Ausdrücklich gesagt ist es
in dem Gesetz vom 9. Januar 1907 durchaus nicht, dafs
architektonische Zeichnungen, speziell Grundrifsentwürfe
den erwähnten Schutz geniefsen sollen. Der oben
zitierte Absatz der Begründung aber, der für die Schutz-
fähigkeit von Entwürfen zu architektonischen Kunst-
werken nicht nur die absolute, sondern sozusagen
auch die präsumptive ästhetische Wirkung in Betracht
zieht, hat den deutschen Richter zu dieser Auffassung
hingedrängt.
Ich möchte es nun unternehmen zu zeigen, wie
unberechtigt die erwähnte Auffassung gerade im Hin-
blick auf architektonische Grundrifszeichnungen ist.
Besitzt der Grundrifsentwurf für künstlerische
Architektur, der sich als lineare Zeichnung darstellt,
genügend ästhetischen Wert — bezieht er sich über-
haupt, oder in so hohem Grade auf die künstlerische
Seite des Bauwerks, dafs er den Schutz des Gesetzes
vom 9. Januar 1907 mit Recht für sich in Anspruch
nehmen darf? Ein Fall aus der juristischen Praxis
illustriert vielleicht am besten die Anfechtbarkeit eines
solchen Schutzanspruches, der sich auf künstlerische
Ambitionen gründet: Architekt A, Urheber eines von
Kollege B benutzten Grundrifsentwurfs, hält sich als
Verfasser seiner Zeichnung, auf der das ausgeführte
Bauwerk fufst, für künstlerisch bestohlen, und strengt
demzufolge gegen Plagiator B auf der Basis des Ge-
setzes vom 9. Januar 1907 Schadensersatzklage an. Ich
möchte hier gleich betonen, dafs es mir auf die prak-
tische Entscheidung dieses Falles gar nicht ankommt.
Entfiele selbst mit meinen, im folgenden dargelegten
Einwendungen gegen die ästhetische Qualifikation der
Grundrifszeichnung der Schutz des Gesetzes vom
9. Januar 1907, so stände dem Kläger, als dem Urheber
einer individuellen geistigen Schöpfung der Schutz des
erwähnten Literargesetzes vom 19. Juni 1901 zur Seite.
Aufserdem existiert ja bekanntlich für die praktische
Rechtsprechung in solchen Fällen neben den Be-
stimmungen der Spezialgesetze die allgemeine Vorschrift
des B. G. B. (§ 826) dahin, dafs derjenige, der. einen
anderen in einer, die guten Sitten verletzenden Weise,
vorsätzlich schädigt, zum Ersatz des Schadens ver-
pflichtet ist. — Mir kommt es lediglich darauf an, zu
untersuchen, ob derjenige, dessen Grundrifszeichnung
unerlaubt zur Herstellung eines künstlerischen Bau-
werks verwendet wurde, tatsächlich um sein künst-
lerisches Eigentum gebracht, also im Sinne des Kunst-
schutzgesetzes geschädigt worden ist. l
Um das Problem der ästhetischen Qualifikation
eines Grundrifsentwurfs im Sinne des Kunstschutz-
gesetzes zu lösen, werden wir zunächst untersuchen
müssen, ob das in Frage stehende Gebäude neben
seinen praktischen Aufgaben überhaupt künstlerische
Zwecke verfolgt.
Es ist vielfach versucht worden, den Begriff des
künstlerischen Zweckes gerade im Sinne dieses Spezial-
gesetzes zu präzisieren. Bemerkenswert ist, was u. a.
Professor Ahlfeld in seinem Kommentar darüber sagt:
„Als künstlerischer Zweck darf (speziell bei Bauwerken)
nicht die faktische Bestimmung gelten. Vielmehr er-
schöpft sich dieser künstlerische Zweck in der Wirkung
der Schöpfung auf den Beschauer.“ Damit wird in der
Tat dem innersten Wesen des Kunstwerks entsprochen.
Denn nicht der Bildungs-, Belehrungs- kurz: der künst-
lerische Sammelzweck etwa eines Museums, sondern
der künstlerische Charakter seiner Architektur be-
stimmt den absolut ästhetischen Wert. Das schlichte,
villenartige Wohnhaus, der Gartenpavillon, ein Brücken-
[l. August 1913}
bogen konnen, ihrer praktischen Bestimmung zum Trotz,
alle Eigenschaften eines architektonischen Kunstwerkes
aufweisen. Fälschlich allerdings behauptet Ahlfeld, dafs
nicht der kritisch festzusetzende Grad des Kunstwertes
einer Schöpfung, sondern die individuelle geistige
Tätigkeit des Gestalters für die Tatsache ihrer Quali-
fkation als Schutzobjekt des Gesetzes vom 9. Januar
1907 mafsgebend sei. Diese Behauptung wird durch
den Kommentator selbst entkräftet, der nämlich fordert,
dals diese individuelle geistige Tätigkeit mindestens
einen ästhetischen Gefühlswert erzeugen, sich also
als eine durchaus künstlerische manifestieren mufs.
Erfüllt nun also das betreffende Gebäude die Be-
dingungen des Spezialkunstschutzgesetzes? In der archı-
tektonischen Schöpfung das Kunstwerk zu erkennen,
zu bestimmen, ist unendlich schwer -- dort eine feste
Grenze zu ziehen, wo das Prinzip der Schönheit dem
der Zweckmäfsigkeit zu weichen hat und umgekehrt —
unmöglich, da beide sich untrennbar zur Gesamtwirkung
verbinden. Das ursprünglichste, vornehmste Merkmal
des Kunstwerks: seine ideale Zwecklosigkeit, fällt ja,
wie erwähnt, von selbst fort. Der Architekt bleibt also,
mehr wie jeder andere Künstler, für eine Würdigung
seiner ästhetischen Leistung auf jenes nicht sehr zuver-
lässige Kriterium: das subjektive Wohlgefallen des Be-
schauers angewiesen. Dies wird erzeugt durch eine
Harmonie der Linien, durch die Gefälligkeit der Formen,
durch grofszügige Ornamentik; alles -in allem durch die
Wahl oder eigenmächtige Erfindung des Stils. Wenn
ein Bauwerk unseren ästhetischen Anforderungen ge-
nügt, sprechen wir auch bei den Schöpfungen der Archi-
tekten, die bestimmten praktischen Zwecken dienen,
von einem Kunstwerk schlechthin. Nehmen wir in
unserem Fall die ästhetische Qualifikation des Bauwerks
und somit seine Schutzfähigkeit nach Mafsgabe des
genannten Gesetzes als Tatsache hin.
Setzt nun aber der Kunstwert des fertigen Bau-
werks auch schon bei seiner Grundrifszeichnung
künstlerische Qualitäten voraus?
Mufs oder kann überhaupt die Grundrifszeichnung
diesen Kunstwert enthalten’?
Um uns darüber klar zu werden, müssen wir zu-
nächst wissen: was stellt die Grundrifszeichnung eigent-
lich vor?
Das Bauwerk, nicht allein das künstlerische, sondern
jedes Bauwerk wird im allgemeinen durch zwiefachen
zeichnerischen Entwurf vorbereitet.
wird „Grundrifs“ genannt. Die Grundrifszeichnung ist
nichts anderes als eine Art geometrischer Ausein-
andersetzung über die vom Baumeister getroffenen
Dispositionen in bezug auf den vorhandenen Raum.
Sie stellt somit lediglich den Entwurf der technischen
Anlage vom Standpunkt der Zweckmafsigkeit
dar. Diese Anlage kann dem Fachmann, resp. Auftrag-
geber praktisch oder unvorteilhaft, grofszügig oder klein-
bürgerlich erscheinen. Eine zweite völlig durchge-
arbeitete Zeichnung gibt Stil, Schmuck und Zierrat des
Bauwerkes an. Diese Zeichnung heifst Aufrifs oder
Ansicht. Es ist hier nicht meine Aufgabe zu unter-
suchen, inwieweit ein solcher Entwurf bereits die
ästhetische Qualität eines geplanten künstlerischen Bau-
werks in sich begreift.
Erst wenn der zweite, eben beschriebene Entwurf
in allen Einzelheiten feststeht, kann zur Errichtung des
Modells geschritten werden. Und dies Modell allein
umschliefst alle künstlerischen Qualitäten, zeigt in den
denkbar kleinsten Dimensionen das vollendete Bauwerk.
Ansicht und Modell fufsen selbstverständlich auf der
Grundrifszeichnung. Kann man ihr aber deshalb, weil
sie für die künstlerische Schöpfung die Basis, gewisser-
mafsen das Gerippe hergibt, eine Bedeutung in künst-
lerischem Sinne zuerkennen? Nimmt sie als ein
Fürsichbestehendes am Kunstwerk teil? Ja stellt sie
selbst vielleicht ein Kunstwerk vor?
Es handelt sich hier nicht um Wesen und Bedeu-
tung des Kunstwerks in philosophischem Betracht; von
der sinnfälligen Gestalt des Kunstwerks soll die
Rede sein. Eine Schöpfung mufs, um Kunstwerk zu
sein, in die Erscheinung treten — sinnfällig, nicht etwa
sichtbar, was keineswegs dasselbe bedeutet. Sie mufs
Der Urentwurf
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 867] 51
als „Dingansich“ zum Betrachter reden; nur dann
kann sie in ihm jene Entzückungen auslösen, die wir
als ästhetischen Genufs bezeichnen. Die „bildende
Kunst“, zu der auch die Architektur ja gehört, erreicht
diese Wirkung vermöge eines Komplexes von Formen,
Farben, Linien. Sie benutzt als Mittler, als Empfangs-
station das Auge, das den bewufsten Eindruck zum
Gehirn emporleitet. Natürlich sind in diese Ratheponie
auch zeichnerische Entwürfe einbegriffen, soweit sie
künstlerische Qualitäten haben — das heifst, soweit ihr
Kunstwert, ihre Schönheit und Vollkommenheit merk-
bar in die Erscheinung tritt. — Die „redenden Künste“
bedürfen eines sinnlichen Zwischenträgers nicht, um
ihre ästhetische Wirkung auszuüben. Keiner unsrer
Sinne — wohlverstanden, als schöpferischer Ein-
drucksleiter — ihre technische Funktion kann nie-
mals ausgeschaltet werden — tritt zur Aufnahme, zur
Verarbeitung ihrer künstlerischen Werte ın Aktion.
Wir können ein lyrisches Gedicht, ein Schauspiel, eine
musikalische Partitur ebensowohl lesen, als hören,
und haben, besonders als Kenner, fast schon den gleichen
Genuls!
Ich habe die Lebensbedingungen der kiinstlerischen
Schöpfung angedeutet und frage nun:
l. In welche der beiden vorerwähnten Kategorien
von Kunstwerken könnte die Grundrifszeichnung ein-
geordnet werden? Wer Gelegenheit hat, derartige Pläne
in Augenschein zu nehmen, wird mit mir zu der-Ueber-
zeugung gelangen, dafs die Grundrifszeichnung nicht
imstande ist, die vornehmste Bedingung des Kunstwerks
zu erfüllen -- d. h. ästhetisches Behagen auszulösen.
Und also entfällt die Möglichkeit ihrer Einbeziehung
in eine dieser beiden Kunstgattungen.
Um jedoch auf den oben angefochtenen Passus der
gesetzlichen Begründung zurückzukommen, mufs ich die
zweite hauptsächliche Frage erörtern: Liegt in der
Grundrifszeichnung, selbst wenn sie, für sich betrachtet,
noch kein Kunstwerk darstellt, ein ausschlaggebender
Faktor der ästhetischen Gesamtwirkung des Bauwerks
beschlossen ?
Auch diese Frage mufs unter Berufung auf den
ausführlich dargelegten Zweck und Charakter des Grund-
rifsentwurfs entschieden verneint werden. DieEinteilung,
Anordnung des inneren Gebäudes, die im Grundrifsent-
wurf als lineare Zeichnung — bei der architektonischen
Ausführung in den drei Dimensionen als Raumverwer-
tung in die Erscheinung tritt, kann wohltuend, ja viel-
leicht sogar in ıhrer Art harmonisch wirken — ästhe-
tisches Entzücken aber kann sie nicht erregen. Um
dies Ziel zu erreichen, stehen dem Schöpfer des
vollendeten Bauwerks andere Mittel, die der plastischen
und malerischen Wirkung zur Verfügung. Wir sehen
also, dafs die Grundrifszeichnung nicht cinmal in über-
tragener Ausführung mittels baulichen Materials absolut
ästhetische Wirkung üben — also auch nicht im Sinne
jener gesetzlichen Bestimmung, die diese ästhetische
Wirkung gewissermafsen relativ beansprucht, die
Bedingungen eines embryonalen Kunstwerks erfüllen
kann. |
Natürlich kann beim Entwurf der Grundrifszeichnung
als einer originellen Geistesschöpfung auch die Phantasie-
kraft des Verfassers tätig sein, wie bei jeder starken
Geistesarbeit! Aber eben zeugen kann die
Grundrifszeichnung nicht von ihr, weil sich in ihr kein
Kunstwerk manifestiert. Die schöpferische Kraft darf
doch nicht mit der Schöpfung selbst verwechselt werden;
nur diese besitzt ästhetischen Wert — und kann für
diesen Wert den kunstgesetzlichen Urheberschutz in
Anspruch nehmen.
Ich hoffe, mit den vorstehenden Ausführungen
bewiesen zu haben, dafs der Grundrifsentwurf als
zeichnerischer Niederschlag einer architektonischen
Grundidee keine künstlerisch bedeutsame Teillcistung
der Gesamtschépfung ausmachen kann. Es wird darum
im Falle nıifsbräuchlicher Verwertung einer Grundrifs-
zeichnung durch Dritte auch das künstlerische
Urheberrecht des Entwenders am vollendeten Bauwerk
von praktischen oder selbst kunstphilosophischen
Gesichtspunkten aus, in keiner Weise berührt. — Der
58 [No. 867) GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [1. August 1913]
rechtmafsige Verfasser des Grundrifsentwurfs ist
geistig, nicht aber künstlerisch bestohlen worden.
Die praktischen Juristen werden mir natürlich ein-
wenden, dafs diese Ausführungen mifsig sind, — da
es ja sehr oft gleichgültig sei, auf Grund welchen
Gesetzes und welcher Paragraphen eine Arbeit ge-
schützt ist — wenn dieser Schutz nur überhaupt gesetz-
lich ausgesprochen ist. Inder Praxis ist dieser Stand-
punkt natürlich vollkommen gerechtfertigt. Es handelt
sich ja aber hier, wie eingangs erwähnt, nicht um irgend-
welche praktische Entscheidung, sondern um eine
Kritik der logischen Gesetzgebung. Der Teil des Kunst-
schutzgesetzes vom 9. Januar 1907 und seiner amtlichen
Begründung, der für eine ganz bestimmte Kategorie
von Vorlagen und Entwürfen nicht die volle ästhetische
Qualifikation — nur die Möglichkeit ihrer ästhe-
tischen Ausstrahlung auf das vollendete Kunst-
werk (insbesondere Bauwerk) verlangt, ist nicht nur
anfechtbar, sondern im höchsten Mafse irritierend. Um
diesen Beweis zu führen, habe ich ein besonders krasses
Beispiel gewählt. Aber nicht nur geometrische Zeich-
nungen — alle bedingungsweis ästhetischen Vorarbeiten
für künstlerische Bauwerke mifsten von dem kunst-
rechtlichen Urheberschutz ausgeschlossen sein. Wie
sehr gerade diese Verkoppelung, die gesetzliche Gleich-
stellung partiell ästhetischer Entwürfe mit absoluten
Kunstschöpfungen angetan ist, die kunstphilosophischen
Begriffe zu verwirren, beweist der Ahlfeldsche Kom-
mentar, der die einschlägige Materie im übrigen
aufserordentlich geistvoll bearbeitet. In dem Passus, der
von der gesetzlichen zu. des künstlerischen
Bauwerks handelt, heifst es u.a.
„Schutzberechtigt (also einer willkürlichen Be-
nutzung durch Dritte nicht zugänglich) ist nur die
künstlerische Seite, das absolut künstlerische
Detail einer architektonischen Schöpfung.“ Und
während er im allgemeinen als vornehmstes Kriterium
solcher schutzberechtigten Entwürfe die ästhetische
Wirkung auf den Beschauer, den absoluten Gefühls-
wert anspricht, auch ausdrücklich betont, dafs „wie
alle Gegenstände des Urheberrechts auch die im Gesetz
vom 9. Januar 1907 in Schutz genommenen nur in der
EE En
Verbindung von Idee E Form geschützt seien“ (weil
nur in dieser Verbindung die Auslösung ästhetischen
Behagens möglich ist, Verf.), sagt er an anderer Stelle:
„Die Schutzberechtigung des Werkes setzt nicht voraus,
dafs ein Werk vollendet, vollständig ausgearbeitet ist;
wesentlich ist nur, dafs in dem, was fertig vorliegt,
bereits die Individualität des Schöpfers hervortritt,
wenn es auch die volle ästhetische Wirkung,
die sich im ausgeführten Werk offenbart, noch
nicht auszuüben vermag.“
In diesem Stadium aber ist ein Werk überhaupt
nicht imstande, wie Ahlfeld oben verlangt, irgend einen
bestimmten Gefühlswert auszulösen. Wie stimmen
die beiden einander entgegengesetzten juridisch-ästhe-
tischen Auffassungen desselben Kommentators zu-
sammen’?
Wie gesagt — die Einbeziehung von Entwürfen,
deren ästhetischer Eigenwert nicht absolut feststeht, in
die Objekte eines Spezialkunstschutzgesetzes schlägt der
logischen Tendenz eines solchen, das, wo nicht die
vollendete Schöpfung allein, so doch lediglich künst-
lerische Teile und Teilleistungen derselben berück-
sichtigen sollte, geradezu ins Gesicht.
Ich möchte darum eine redaktionelle Aenderung
dieser Gesetzesbestimmung dahin empfehlen, dafs die
Entwürfe zu Erzeugnissen des Kunstgewerbes und des
künstlerischen Baufachs entweder rigoros geschieden
werden in solche mit unanfechtbar ästhetischem Charakter,
wobei das zuverlässigste Kriterium die Auslösung
ästhetischen Behagens im Beschauer, also auch im Laien
bleibt, und in solche mit individueller, geistiger Be-
deutung, die den Schutzbestimmungen des Literar-
gesetzes unterliegen.
Oder aber: Entwürfe, Pläne, Vorarbeiten für Er-
zeugnisse des Kunstgewerbes und speziell des Baufachs
ausnahmslos dem letztgenannten Gesetz zu unter-
stellen. Ich würde dies für umso zweckmäfsiger halten,
als es mitunter, besonders bei Entwürfen für künst-
lerische Architektur, äufserst schwierig ist, die Grenze
zwischen geistiger und absolut künstlerischer Be-
tätigung zu ziehen.
Der Ruhr-Mosel-Verkehr
vom Geh. Regierungsrat Schwabe, Berlin
Die vom Minister der öffentlichen Arbeiten von
Breitenbach im Abgeordnetenhause abgegebene Er-
klärung:
„Die Staatsregierung steht nach wie vor auf dem
Standpunkt, dafs eine Kanalisierung von Mosel und
Saar zur Zeit nicht angezeigt ist. Sie ist indessen
bereit, in eine Prüfung darüber einzutreten, ob es
angängig ist, durch eine Ermäfsigung der Eisen-
bahntarife für Eisenerze und Hochofenkoks den
hauptsächlich beteiligten Erwerbszweigen Trans-
portverbilligung zu gewähren“,
hat zu lebhaften Erörterungen seitens der Handels-
kammer Saarbrücken in ihrem letzten Jahresbericht,
sowie seitens des Geheimen Baurats Doell in Metz im
Heft 18 und 19 der Zeitschrift für Binnenschiffahrt,
Jahrgang 1912, Veranlassung gegeben und auch bereits
in No. 78 und 80 der Zeitung des Vereins Deutscher
Eisenbahnverwaltungen, Jahrgang 1912, Erwiderungen
hervorgerufen.
Bei der Ausführlichkeit dieser im wesentlichen
schon bekannten Veröffentlichungen müssen wir auf
ein näheres Eingehen verzichten und zwar umsomehr,
als eine Acnderung in den Anschauungen des Ministers
wohl nicht zu erwarten ist. Wenn es schon hiernach
schr zweifelhaft war, wann und ob überhaupt die
Kanalisierung der Mosel und Saar zur Ausführung
kommen wird, so sind diese Zweifel durch die im
Ruhr-Moselverkehr inzwischen beschlossenen Tarif-
ermälsigungen noch verstärkt worden. Wie bekannt,
hat nämlich der Ausschufs des Bezirkseisenbahnrates
zu Cöln einer Vorlage der Staatseisenbahnverwaltung
zugestimmt, wonach an Stelle der Kanalisierung von
Mosel und Saar, die aus überwiegend wirtschaftlichen
und auch aus finanziellen Gründen zurzeit nicht in Aus-
sicht genommen werden kann, für den Verkehr zwischen
Lothringen-Luxemburg und dem Ruhrgebiet auf die
Durchschnittsentfernung von 350 km die Koksfracht um
12 M., die Eisenerzfracht um 8 M. für 10 t herabgesetzt
und die benachbarten Bezirke (Saar- und Aachener
Gebiet) mit gleichartigen Frachtermäfsigungen bedacht
werden sollen. Der Gesamtbetrag derselben würde, nach
den Verfrachtungsmengen des Jahres 1910 gerechnet,
betragen für das
l. Ruhrgebiet . . . . . . 2583400 M.
2. Aachener Gebiet. . . . 64 600 „
3. Saargebiet . . . . . . 1032100 „
4. Lothringen-Luxemburg. . 4834700 ,
zus. 8514800 M.
Aber auch diese Frachtermafsigungen sind wohl
noch nicht als das letzte Wort der Staatseisenbahn-
verwaltung anzusehen. Gelingt es nämlich durch Ver-
ständigung zwischen der Eisenbahnverwaltung und den
Hauptverfrachtern des Ruhr-Moselverkehrs, für die wich-
tigsten Verkehrsbeziehungen einen Pendelzugbetrieb
einzuführen, z. B. Koks von Zeche Dannenbaum nach
Differdingen, Leerzug von dort nach einer Minette-
grube, Erzzug von dort nach der Dortmunder Union,
Leerzug nach Zeche Dannenbaum, so würde dadurch
(1. August 1913)
eine so erhebliche Beschleunigung des Wagenumlaufs,
sowie Verminderung des Rangierdienstes und der Be-
triebsausgaben erzielt werden, dafs die Bahnverwaltung
in der Lage sein würde, den Verfrachtern entsprechende
Frachtvorteile zu gewähren.
Unter diesen Umständen und da nach den von der
Staatsregierung angestellten Ermittlungen die Wasser-
strafse erst dann wettbewerbsfähig gegen die Eisen-
bahn ist, wenn die Kosten des Wasserweges für Eisen-
erz 1I'/2 pCt., für Koks 10 pCt. und für sonstige Güter
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 867] 59
15 pCt. unter den Beförderungspreisen der Eisenbahn
bleiben, erscheint die Ueberleitung des Ruhr-Mosel-
Verkehrs von der Eisenbahn auf die Schiffahrtsstrafse
ausgeschlossen und damit kann auch die Kanalisierung
der Mosel und Saar nicht mehr als wirtschaftlich aus-
führbar angesehen werden. Diese Ueberzeugung scheint
sich auch bereits in den Interessentenkreisen Bahn
gebrochen zu haben, da sich dem Vernehmen nach ein
Komitee zur Anlage einer Kettenschleppschiffahrt auf
der Mosel gebildet hat.
Der Benoid-Gaserzeuger für industrielle Zwecke
In heutiger Zeit, wo die technischen Betriebe mit
den modernsten Maschinen eingerichtet sein müssen,
um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein, ist die
Frage nach einem einfachen, rationell arbeitenden Gas-
erzeuger für die Industrie von gröfstem Interesse.
Im Bereiche einer Stadt, die ein Gaswerk besitzt,
ist natürlich der Anschlufs an die städtische Leitung
das bequemste. Oft ist aber, namentlich in gebirgigen
Gegenden, nur elektrischer Strom vorhanden, welcher
für Heizzwecke viel zu kostspielig ist. Andere Betriebe
wieder liegen — ihrer Eigenschaft entsprechend — über-
haupt abseits jeder Ortschaft.
Eine moderne Fabrik oder ein Laboratorium ist
ohne Gas kaum noch denkbar; da sind Bunsenbrenner,
Lötkolben, Lötmaschinen, Plätten, Plätt-, Setz-, Präge-,
Poliermaschinen, Schmelz-, Härte-, Glüh-, Anlafs- und
Trockenöfen, Radreifenfeuer, Desinfektions-, Sterili-
sations-, Bakterien-Brutapparate etc. in Gebrauch, die
infolge der Gleichmäfsigkeit und feinen Regulierbarkeit
der Gasflamme und des guten Wirkungsgrades der
Gasbrenner mit Gas am wirtschaftlichsten arbeiten.
Für manche Werke liegt nicht nur das Bedürfnis
nach Heizgas vor, sondern auch nach Beleuchtung,
selbst wenn eine elektrische Anlage vorhanden ist.
Wenn nämlich der Betrieb eines Werkes intermittierend
ist und eine Akkumulatorenbatterie unökonomisch wäre,
wie bei Zuckerfabriken, wo die Campagne nur einen
geringen Teil des Jahres dauert, oder bei Fabriken, wo
es sich nicht lohnt, für einige Flammen im Büro oder
der Direktorwohnung die grofse. Dynamo laufen zu
lassen, ist eine besondere Gasanlage von gröfstem Vorteil.
Endlich treten auch Fälle in genügender Anzahl auf,
wo eine Gasanlage an und für sich billiger zu stehen
kommt als eine elektrische. Für alle diese Bedürfnisse
sind die Benoid-Gasanlagen in hohem Mafse passend,
weil sie mit kleinen und bequem zu bedienenden
Maschinen ein Gas zu billigen Preisen herstellen, das
genau wie Kohlengas zu allen Zwecken der Heizung
und Beleuchtung geeignet ist.
Benoidgas wird e ag aus Benzin, Benzol und
sonstigen Kohlenwasserstoffen, die auf der ganzen Welt
zu haben sind. Eine verhältnismäfsig sehr spät gelöste
Frage war es, einen Apparat herzustellen, der ohne
irgendwelche Regulierung während des Betriebes ein
vollkommen gleichmäfsiges Gas bei wechselnder Bean-
spruchung und nach Betriebspausen, sowie bei Ver-
wendung der verschiedensten Brennstoffe herstellt. Das
Problem ist bei dem Benoid-Gasapparat der Firma
Thiem & Töwe, Halle a. S. in so vollkommener Weise
gelöst, dafs er ein viel gleichmäfsigeres Gas in die
Leitung liefert, als dies bei einem städtischen Kohlen-
gaswerk mit seinen wechselnden Druckverhältnissen
der Fall ist. Die Benoid-Gasapparate arbeiten nicht
allein vollkommen automatisch und ohne Bedienung, sie
besitzen auch eine Reihe von patentierten Anordnungen,
damit das erzeugte Gas stets denselben Heizwert behält,
einerlei, ob viel oder wenig Gas gebraucht wird, ob
die Temperatur im Raume steigt oder fällt und ob der
Apparat fortdauernd oder stark intermittierend arbeitet.
Diese Eigenschaften der Apparate sind unbedingt not-
wendig, wenn das Gas auch mit Vorteil praktisch Ver-
wendung finden soll; denn nichts ist störender und
zeitraubender als Einregulieren der Brenner. Ja, bei
vielen Arbeiten z. B. bakteriologischen Untersuchungen,
Brutprozessen kann durch eine Aenderung in dem
Heizwert des Gases bedeutender Verlust durch Unter-
brechung der Arbeit entstehen. Um ein Gas von ab-
solut konstantem Heizwert herzustellen, genügt es nicht,
einfach die Luft über den Kohlenwasserstoff zu blasen,
damit erstere sich mit letzterem sättigt. Auch eine
Vorrichtung, um der Luftmenge eine proportionale Menge
von Brennstoff zuzuführen, ist nicht ausreichend, um
die Stabilität des Gases zu sichern. Die Verdampfungs-
wärme und die Verdampfungszeit des Kohlenwasser-
stoffes spielen auch eine Rolle. In der Konstruktion
des Benoid-Gasapparates sind alle diese Umstände be-
rücksichtigt worden.
Der Antrieb des Gebläses kann durch Gewicht,
Elektro-, Wasser-, Heifsluftmotor oder Transmission
erfolgen. Aus dem Vergaser wird das Gas in den
Druckregler und von hier in die Leitung gedrückt.
Wird bei Gewichtsantrieb kein Gas entnommen, so steigt
die Glocke des Reglers und zieht durch einen Hebel
eine Bremse an, wodurch das Getriebe arretiert wird.
Wird dagegen Gas entnommen, so sinkt die Regler-
glocke ein wenig, die Bremse wird gelockert und die
Gaserzeugung beginnt wieder. — Beim Antrieb durch
Elektromotor wird von der Glocke dem Gasbedarf ent-
sprechend ein Schalter betätigt; bei Antrieb durch
Wassermotor öffnet und schliefst die Glocke ein Wasser-
ventil und bei Antrieb durch Transmission und Heifs-
luftmotor wird von der Reglerglocke eine Kupplung
dem Gasverbrauch entsprechend betätigt. — Bei allen
Antriebsarten arbeitet der Apparat vollkommen auto-
matisch.
Der mechanische Aufbau der Apparate ist äufserst
solide und so eingerichtet, dafs dieselben durch Lösen
einiger Schrauben vollkommen auseinander genommen
werden können. Infolge seiner vorzüglichen Konstruktion
ist der Wirkungsgrad ein so guter, dafs selbst bei
einer Leistung von 100 cbm pro Stunde eine Antriebs-
kraft von !/s PS genügt. — Die Maschinen kommen fix
und fertig zum Versand, werden an Ort und Stelle
ohne Verankerung aufgestellt und an die Leitung an-
geschlossen. Sie nehmen einen geringen Raum ein
und erfordern wenig Bedienung. Unangenehme
Reinigungsarbeiten sind kaum vorzunehmen.
Das Gas selbst ist infolge der Mischung mit den
Brennstoffen schwerer als Luft und besitzt einen leichten
Geruch, der jedoch leicht bemerkbar wird, sobald
irgendwo Gas ausströmt. Die Explosionsgrenzen des
Gases sind sehr eng, sodafs die Gefahr einer Explosion
weit geringer als bei Steinkohlengas und Azetylen ist.
Der Heizwert des Benoidgases richtet sich nach
dem Gehalt an Brennstoff im cbm und dem Brennstoff,
der zur Gaserzeugung verwandt wird. Die Flamme ist
genau wie die Steinkohlengasflamme zu benutzen, nur
mufs man berücksichtigen, dafs das Gas schon zu einem
sehr grofsen Teile aus Luft besteht, weshalb viel
weniger Luft zur Verbrennung notwendig ist. Die
Flamme wirkt reduzierend, was zum Hartlöten von
grofsem Werte ist. Die Flammentemperatur ist eine
sehr hohe und in geeigneten Tiegeln kann Schmiede-
eisen, das erst bei 1600°C schmilzt, mit Leichtigkeit
geschmolzen werden. Der Druck des Gases ist doppelt
so hoch wie bei Steinkohlengas, kann jedoch beliebig
erhöht werden.
60 (No. 867]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. August 1913]
Die Benoid-Gasapparate haben sich wegen ihrer
vorzüglichen Konstruktion, die eine absolute Gleich-
mälsigkeit des Gases bedingt, in technischen und
chemischen Betrieben aller Art und in Privathäusern
vorzüglich bewährt, sodafs bis heute über 6500 Apparate
geliefert wurden. Ohne Zweifel werden sich diese be-
triebssicheren, billigen und bequemen Gaserzeuger
immer mehr Freunde im In- und Auslande erwerben.
Ueber die Verwendung einer Benoid-Gasanlage bei
der Wasserstation in Pörsten (Bezirk Halle) berichtet
im Organ, Jahrgang 1913, Heft I, Regierungsbaumeister
von Glinski: Bei dieser Anlage wird Kohlenwasserstoff,
wie er in den Gasanstalten der Eisenbahn als Neben-
erzeugnis gewonnen wird, benutzt. Die Betriebs.
kosten sind um 60 pCt. niedriger als bei Verwendung
von Petroleum.
Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin. In der Mai-
Sitzung hielt Herr Regierungsbaumeister-Guttstadt aus
Breslau einen Vortrag über den Umbau des Grand Central
Bahnhofes in New York. Vor der Eröflnung des Pennsyl-
vania-Bahnhofes auf der Insel Manhattan im Jahre 1910
waren die New York Zentral- und Hudson River-Eisenbahn
sowie die mit ihr verbundene New York, New -Haven
und Hartford-Eisenbahn die einzigen Eisenbahngesellschaften,
die ihre Reisenden bis in die eigentliche Stadt New York
beförderten. Der erste Bahnhof wurde im Jahre 1832 im
südlichen Teile der Stadt errichtet. Die Züge durften aber
mit Lokomotiven nur bis zur Weichbildgrenze der Stadt
befördert werden, von dort bis zum Bahnhof wurden die
Eisenbahnwagen durch Pferde gezogen. Infolge der not-
wendig werdenden Erweiterungen mufste der Bahnhof
immer weiter nach Norden verschoben werden, bis im Jahre
1869 an der jetzigen Stelle eine grofse Anlage geschaffen
wurde, auf der auf 15 Bahnsteiggleisen täglich 88 Züge ab-
gefertigt werden konnten. Trotz einer weiteren Vergröfse-
rung in den Jahren 1898 bis 1900 stellte sich infolge der
Verkehrssteigerung bald die Notwendigkeit eines vollstän-
digen Umbaues des Bahnhofes heraus. Den letzten Anstofs
hierfür gab ein Eisenbahn-Zusammenstofs an einem Januar-
morgen im Jahre 1902 auf der in einem Tunnel liegenden
Zufahrtlinie zum Bahnhof. Der Zusammenstofs wurde darauf
zurückgeführt, dafs der Lokomotivführer wegen starken
Rauches die Signale nicht habe genügend erkennen können.
Der Staat New York erliefs deshalb am 7. Mai 1903 ein
Gesetz, das die Beförderung der Züge in dem Tunnel durch
elektrische Kraft vorschrieb und für die Umwandlung einen
Zeitraum von 8 Jahren festsetzte.
Die elektrische Zugförderung brachte ganz neue Gesichts-
punkte für die Umbauplane. Die Notwendigkeit eines hohen
Bahnsteigdaches für die Rauchabführung fiel weg. Man
konnte mit geringeren Höhen auskommen und beschlofs
daher, die Gleise in zwei Geschossen untereinander und
unterirdisch anzulegen. Aufserdem waren für den Umbau
nachfolgende Bedingungen mafsgebend: Trennung des Fern-
und Vorortverkehrs, Trennung der Anlagen für ankommende
und abfahrende Reisende, Trennung des Personen- und
Gepäckverkehrs, Verminderung der Ueberführungsfahrten
nach und von dem 9 km weiter nördlich gelegenen Abstell-
bahnhof.
Etwa in der Strafsenhöhe liegen die Abfertigungsraume
für den Fernverkehr; darunter im ersten Untergeschosse die
für den Vorortverkehr und die Ferngleisanlagen; in dem
zweiten unterirdischen Geschosse die Vorortgleise, die zur
Beförderung des Gepäcks noch durch 2 Gepäcktunnel unter-
fahren werden. Die Gleise sind durch ein besonderes 20 Stock
hohes Bahnhofsgebäude überbaut worden, das in seinen
oberen Stockwerken als Hotel eingerichtet ist. Die für
sämtliche Bahnhofsräume mafsgebende Höhenlage ergab
sich aus den Verkehrsbeziehungen zwischen der Eisenbahn
und den Bahnen für den Stadtverkehr. Zur Ueberwindung
der Höhenunterschiede zwischen den einzelnen Räumen
wurden fast überall Rampen angeordnet, als deren günstig-
stes Neigungsverhältnis durch viele Versuche 1:12,55 er-
mittelt wurde. Die Gepäckhallen sind völlig von den für
die Reisenden bestimmten Räumen gesondert, sodafs die
Reisenden nicht durch die Gepäckbeförderung belästigt
werden. Auf der Westseite sind die Ankunftgleise vorgesehen.
Der mittlere Teil und die Östseite sind für die Abfahrt
eingerichtet. Nach der Abfertigung fahren die ankommenden
Züge durch die mit 100 m Krümmungshalbmesser angelegten
Schleifgleise in die Abfahrt- oder Abstellgleise ein. Das
Geschofs für die Ferngleise hat 3 Ankunft- und 13 Abfahrt-
bahnsteige, das Vorortgeschofs 14 Bahnsteige. Dieses hat
aufserdem 25 nebeneinanderliegende Gleise, jenes 42. Durch
Weichenstrafsen sind die Gleise derartig untereinander ver-
bunden, dafs die mittleren sowohl für die Abfahrt wie auch
für die Ankunft zu benutzen sind. Die Zufahrtshnie hat
4 Gleise, von denen die beiden mittleren dem Fernverkehr,
die beiden äuflseren dem Vorortverkehr dienen. Die Ver-
bindungen durch Rampen und Weichenstrafsen sind jedoch
so eingerichtet, dafs in den Hauptverkehrsstunden drei für
Ankunft und eins für Abfahrt oder drei für Abfahrt und eins
für die Ankunft verwendet werden können. Jas nicht von
den Bahnhofsgebäuden eingenommene, sondern nur mit
Gleisen belegte Gelände ist für die Durchführung von Strafsen
überbrückt. An ihnen sollen Häuser errichtet werden, sodafs
später oberirdisch von der unterirdischen Anlage nichts zu
sehen sein wird.
Der Umbau des Bahnhofes wurde im Herbst 1907 be-
gonnen und in der Weise ausgeführt, dafs der Bau von der
Ost- nach der Westseite fortschritt. Besonders wurden die
Arbeiten dadurch erschwert, dafs der bestehende Betrieb
aufrecht erhalten werden mufste, während andererseits die
Bodenbeschaffenheit die Arbeiten sehr erleichterte, da der
Untergrund zu zwei Drittel aus Fels besteht. Die Vollendung
des ganzen Werkes soll im Jahre 1915 erfolgen.
Verwertung der Lokomotivschlacke. Die in grofsen
Mengen abfallende Lokomotivschlacke ist mit Kohlen- und
Koksresten durchsetzt, die etwa 20°), betragen sollen. Die
Firma Schlacken- und Koksaufbereitung Adolf Friedrich
Müller, G.m.b. H. Pankow, Wollankstr. 34—42 hat sich
die Verwertung der Schlacke zur Aufgabe gemacht. Sie
baut Einrichtungen, bei denen die feineren Teile der Schlacke
ausgesiebt und aus den übrigen Teilen durch Flüssigkeit
von höherem spezifischen Gewicht Kohle und Koks ab-
gesondert wird. Das Absiebgut soll zu Schlackensteinen
verarbeitet werden, die leicht, fest, schalldämpfend und gut
nagelbar sind. Die Schlacke soll zur Füllung von Zwischen-
decken, als Filtermaterial, zu Schlackensteinen und besonders
zu Schlackenbeton statt Kies verwendet werden. Die Firma
nimmt auch Probesortierung von Schlacken vor, wozu etwa
200 kg einzusenden sind.
(Nach Z. d. V. D.E. vom 5. Juli 1913.)
Ein neues Gebläse mit Hilfsflüssigkeit als Beschwerungs-
mittel ist nach: der Zeitschrift „Die Turbine“ von der „Inter-
nationalen Rotations-Maschinen-Gasellschaft“, Berlin, ausge
bildet worden. Es beruht auf der Erzeugung eines dauernd
umlaufenden Flüssigkeitsringes, der zur Vermeidung gröfserer
Reibungsverluste in eine frei drehbare, von ihm selbst ın
Rotation versetzte Trommel eingeschlossen ist. Vorge
nommene Versuche an einer kleinen Maschine dieser Bauart
mit 80 mm Raddurchmesser und 55 mm Radbreite ergaben
Wirkungsgrade von 60 bis 73 pCt., wenn die Maschine als
Gebläse, und solche von 50 bis 63 pCt., wenn sie als Vakuum-
pumpe betrieben wurde. (Nach Schweizer. Bauzeitung.)
(1. August 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 867] 61
Iron and Steel Institute. Die Herbstversammlung des
Iron and Steel Institute wird vom 1. bis 4. September 1913
in Brüssel abgehalten werden.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum ständigen Mitarbeiter bei dem Kaiserl.
Patentamt der Dipl.-Ing. Heinrich Jacob.
Versetzt: der Marine-Oberbaurat und Maschinenbau-
Betriebsdirektor Collin von Kiel nach Danzig.
Militarbauverwaltung Preufsen.
Verliehen: der Charakter als Wirkl. Geh. Oberbaurat
mit dem Range der Räte erster Klasse dem Vortragenden
Rat im Kriegsminist. Geh. Oberbaurat Verworn anlafslich
seines Ausscheidens aus dem Dienste.
Etatmäfsig angestellt: die Regierungsbaumeister
Rudnicki in Münster als Leiter von Neubauten in Münster,
Appelt in Kosel als Leiter von Neubauten in Kosel, Dr. Gaehn
in Danzig als Leiter von Neubauten in Danzig, Böhm in
Königsberg i. Pr. als Leiter von Neubauten in Angerburg,
Lincke in Darmstadt als Leiter von Neubauten in Darmstadt,
Hochstaedt in Berlin als technischer Hilfsarbeiter der Inten-
dantur der militärischen Institute unter Belassung im
Kommandoverhältnis bei der Bauabteilung des Kriegsmini-
steriums, Daehn in Sagan als Leiter von Neubauten in Sagan,
Dohmen in Berlin als technischer Hilfsarbeiter der Intendantur
der militärischen Institute unter Belassung im Kommando-
verhältnis des Kriegsministeriums und Kemper in Berlin als
Leiter von Neubauten in Berlin.
Versetzt: der Baurat Steinebach, technischer Hilfs-
arbeiter der Intendantur des II. Armeekorps in Stettin, als
Vorstand eines Militärneubauamts nach Ratzeburg und der
Baurat Tischmeyer, technischer Hilfsarbeiter der Intendantur
des I. Armeekorps in Königsberg i. Pr., als Vorstand eines
Militarneubauamts nach Königsberg i. Pr., die Regierungsbau-
meister Schmidt, technischer Hilfsarbeiter der Intendantur
des V. Armeekorps in Posen, als Vorstand eines Militarneu-
bauamts nach Posen, GeiBler, technischer Hilfsarbeiter der
Intendantur des XVIII. Armeekorps in Frankfurt a. M., als
Vorstand eines Militärneubauamts nach Giefsen, Clouth,
technischer Hilfsarbeiter der Intendantur des XV. Armee-
korps in Strafsburg i. E., als Vorstand eines Militärneubau-
amts nach Mörchingen, Weitz, technischer Hilfsarbeiter der
Intendantur des XXI. Armeekorps in Saarbrücken, als Vor-
stand eines Militärneubauamts nach Karlsruhe, Röhler,
technischer Hilfsarbeiter der Intendantur des XX. Armee-
korps in Allenstein, als Vorstand eines Militärneubauamts
nach Allenstein, Forstmann, technischer Hilfsarbeiter der
Intendantur des VIII. Armeekorps in Koblenz, als Vorstand
eines Militarneubauamts nach Saarlouis, König, technischer
Hilfsarbeiter der Intendantur des IV. Armeekorps in Magde-
burg, als Vorstand eines Militärneubauamts nach Tarnowitz,
Langen, technischer Hiifsarbeiter der Intendantur des
Vil. Armeekorps in Münster, als Vorstand eines Militärncu-
bauamts nach Gleiwitz, Krause, technischer Hilfsarbeiter der
Intendantur des II. Armeekorps in Berlin, als Vorstand
eines Militärneubauamts nach Jüterbog und Hasche, tech-
nischer Hilfsarbeiter der Intendantur des VI. Armeekorps
in Breslau, als Vorstand eines Militärneubauamts nach
Breslau.
Militärbauverwaltung Württemberg.
Versetzt: der Militärbauinspektor bei der Korpsinten-
dantur Wachter zum 1. Oktober d. J. nach Tübingen.
Preufsen.
Ernannt: zum Geh. Regierungsrat und Vortragenden
Rat im Minist. der öffentl. Arbeiten der Oberregierungsrat
Paul Grunow, Mitglied des Eisenbahn-Zentralamts in Berlin,
zum Geh. Oberbaurat der Geh. Baurat und Vortragende
Rat im Minist. der öffentl. Arbeiten Karl Schulz, zum Ober-
baurat mit dem Range der Oberregierungsräte der Regierungs-
und Baurat Stelkens in Koblenz und zum Regierungs- und
Baurat der Baurat Degener in Köln;
zum etatmäfsigen Professor an der Techn. Hochschule
in Hannover der Dr.:Ina. Fritz Oesterlen in Heidenheim
a. d. Brenz, zum Honorarprofessor in der Abt. für Chemie
und Hüttenkunde der Techn. Hochschule in Berlin der
Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Kohlenforschung
in Mülheim a. R. Professor Dr. Franz Fischer;
zu Regierungsbaumeistern die Regierungsbauführer Emil
Hanebuth aus Hannover-Hainholz, Kurt Wehner aus Siegen
i. W. (Maschinenbaufach), Friedrich Ebeling aus Hannover
und Heinrich Rudloff aus Colmar i. Els. (Eisenbahnbaufach).
Verliehen: der Charakter als Baurat den Regierungs-
und Bauräten Greve in Köln, Kruttge in Arnsberg, Stringe
in Czarnikau, Schnapp in Berlin, der Charakter als Baurat
mit dem persönl. Range der Räte vierter Klasse den Re-
gierungsbaumeistern Scheepers in Andernach, Dr.-Ing. Hercher
in Wiesbaden, Raßow in Hameln, Graeßner in Norden und
Engelhard in Fürstenwalde a. d. Spree, dem Wasserbau-
inspektor Oskar Müller in Celle, den Regierungsbaumeistern
Goetzcke in Duisburg-Meiderich, Schlathölter in Geldern,
Timm in Rendsburg, Buchholz in Coblenz, Gerhard Schmidt
in Thorn, Zimmermann in Lingen, Herbst in Neuhaus a. d. O.
und Dr.-Ing. Dr. Holtmeyer in Magdeburg, dem Meliorations-
bauinspektor Fritze in Loetzen, den Regierungsbaumeistern
Trier in Mülheim a. d. Ruhr und Drescher in Czarnikau,
dem Kreisbauinspektor Karl Stoeßel in Oels sowie den Re-
gierungsbaumeistern Richter in Bromberg, Scholtz in Stettin,
Fähndrich ın Danzig-Neufahrwasser, Thomas in Magdeburg
und Antze in Oppeln;
die Stelle des Strombaudirektors bei der Rheinstrom-
bauverwaltung in Coblenz dem Oberbaurat Stelkens und die
Stelle des Schiffahrtinspektors bei dieser Verwaltung dem
Regierungs- und Baurat Degener;
die Stelle eines Eisenbahn-Direktionsmitgliedes den Re-
gierungs- und Bauräten Frederking in Danzig, Stechmann
in Posen und Niemann in Magdeburg;
die Stelle des Vorstandes eines Eisenbahn-Betriebsamts
den Regierungsbaumeistern des Eisenbahnbaufaches Sonne
in Finsterwalde i. d. Niederlausitz, Linke in Wollstein in
Posen, Warnecke in Beuthen i. Oberschlesien und Tobias
Schäfer ın Elberfeld sowie dem Grofsherzoglich hessischen
Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches Sieben in
Saarbrücken, die Stelle des Vorstandes eines Eisenbahn-Ma-
schinenamts dem Regierungsbaumeister des Maschinenbau-
faches Promnitz in Bentschen, die Stelle des Vorstandes
eines Eisenbahn-Werkstättenamts dem Regierungsbaumeister
des Maschinenbaufaches Dr.-Ina. Schwarze in Guben;
etatmäfsige Stellen von Regierungsbaumeistern bei der
Staatseisenbahnverwaltung den Regierungsbaumeistern des
Eisenbahnbaufaches Täniges in Pöfsneck, Borchert in Güters-
loh, Bohnhoff in Altona, Purrucker in Bad Oeynhausen und
Friedrich Müller in Torgau sowie den Regierungsbaumeistern
des Maschinenbaufaches Hartwig in Meiningen und Reschke
in Magdeburg;
ferner etatmäfsige Stellen als Regierungsbaumeister den
Regierungsbaumeistern Planeth in Stadthagen (Geschäfts-
bereich der Kanalbaudirektion in Hannover), Lendzian in
Posen und Höhlmann in Berlin (Geschäftsbereich des Polizei-
präsidiums).
Einberufen: zur Beschäftigung im Staatseisenbahn-
dienste die Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches
Werner Voß bei der Eisenbahndirektion in Münster, Troitzsch
bei der Eisenbahndirektion in Breslau und Ernst Riemann
bei der Eisenbahndirektion in Posen, der Grofsherzoglich
hessische Regierungsbaumeister des Maschinenbaufaches
Zwilling bei der Eisenbahndirektion in Altona und der
Regierungsbaumeister des Maschinenbaufaches Dulitz bei
der Eisenbahndirektion in Frankfurt a. Main.
Ueberwiesen: dem Minist. der öffentl. Arbeiten zur
Beschäftigung bei den Eisenbahnabt. der Regierungsbau-
meister des Eisenbahnbaufaches Rudolphi, bisher in Elberfeld;
62 INo. 867]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. August 1913]
der Baurat Wehl, bisher beim Meliorationsbauamt in
Cassel, unter Versetzung nach Potsdam dem meliorations-
techn. Regierungs- und Baurat für die Provinz Brandenburg
als Hilfsarbeiter;
der Regierungsbaumeister des Wasser- und Strafsen-
baufaches Erich Badke aus Rodenkirchen dem Meliorations-
bauamt in Stettin.
Bestätigt: infolge der Wahl durch die Stadtverordneten-
versammlung der Stadtbaurat a.D. Gustav Hartmann in
Kreuznach als unbesoldeter Beigeordneter der Stadt Kreuz-
nach für die gesetzliche Amtsdauer von sechs Jahren.
Versetzt: der Regierungsbaumeister des Eisenbahn-
baufaches Lamp, bisher bei den Eisenbahnabt. des Minist.
der öffentl. Arbeiten, als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahn-
Betriebsamts I nach Osnabrück, der Regierungsbaumeister
Germanus von Greifenhagen nach Frankfurt a. M., Plathner
von Memel als Vorstand des Hochbauamts I in Halle a. d. S.
und Schaffrath von Düsseldorf als Vortstand des Hochbau-
amts in Briesen in Westpr.
Bayern.
Befördert: in etatmäfsiger Weise zum Oberpostin-
spektor der Oberpostassessor Ludwig Regensteiner in Würz-
burg.
Verliehen: dem Direktor des Kgl. Wasserversorgungs-
bureaus Franz Hocheder in etatmäfsiger Weise der Rang
seiner Stelle.
Versetzt: in etatmälsiger Weise der Oberbauinspektor
Otto Feil in Freising als Direktionsrat und als Vorstand an
die Betriebsinspektion Aschaffenburg, der Direktionsassessor
Adolf Götz in München an die Eisenbahndirektion Regens-
burg, der Eisenbahnassessor der Betriebswerkstätte München
Oskar Lindermayer als Vorstand an die Betriebswerkstätte Il
daselbst, auf sein Ansuchen der Oberpostassessor Karl Berling
in Bamberg nach München und der Oberpostassessor Fritz .
Schmid von München zum Telegraphenkonstruktionsamt der
Posten und Telegraphen in München.
Zugelassen: vom Studienjahr 1913/14 an in jederzeit
widerruflicher Weise als Privatdozent für das Fach der
chemischen Technologie an der chemischen Abt. der Kgl.
Techn. Hochschule in München der derzeitige nichtbeamtete
Assistent am chemisch-technischen Laboratoriom der Kgl.
Techn. Hochschule Dr. Hugo Jacob aus Dinslaken.
Sachsen.
Ernannt: zum ordentl. Professor für Statik der Bau-
konstruktionen, Eisenbrückenbau und Festigkeitslehre in der
Ingenieurabt. der Techn. Hochschule in Dresden der Privat-
dozent an dieser Hochschule und Direktor bei der Firma
Dyckerhoff und Widmann Dr.-Ing. Willy Gehler in Dresden;
zum Vorstand des Strafsen- und Wasserbauamts Auer-
bach der Bauamtmann Dr.. Jng. Speck bei der Strafsenbau-
direktion.
Angestellt: als etatmäfsiger Regierungsbaumeister in
Dresden der bisher aufseretatmäfsige Regierungsbaumeister
P. R. Wiedemann und als etatmäfsiger Regierungsbaumeister
beim Strafsen- und Wasserbauamt Dresden I der nicht-
ständige Regierungsbaumeister Rentzsch daselbst.
Zugeteilt: die Regierungsbaumeister Stegemann und
Conert in Dresden als nichtständige Regierungsbaumeister
dem Landbauamte Dresden I und dem Hochbautechn. Bureau.
Versetzt: der Regierungsbaumeister Heise beim Land-
bauamt Bautzen zum Landbauamt Dresden II, der Bauamt-
mann Kluge beim Strafsen- und Wasserbauamt Annaberg
zur Strafsenbaudirektion, der nichtständige Regierungs-
baumeister Credner beim Landbauamt Dresden I zum Neu-
bauamt Techn. Hochschule Dresden und der nichtständige
Regierungsbaumeister Rother beim Landbauamt Dresden I
zum Landbauamt Leipzig.
Die nachgesuchte Versetzung inden Ruhestand
bewilligt: dem Techn. Vortragenden Rat im Finanzminist.
Geh. Baurat Palitzsch.
|
|
Württemberg.
Ernannt: zum Rektor der Techn. Hochschule in Stutt-
gart auf das Studienjahr 1913/1914 der bisherige Rektor
Professor Bantlin an der Abt. für Maschinen-Ingenieurwesen
einschl. der Elektrotechnik;
zum Bauinspektor der etatmäfsige Regierungsbaumeister,
tit. Bauinspektor Haufser, Kollegialhilfsarbeiter bei der
gleichen Ministerialabt.
Uebertragen: dem etatmäfsigen Regierungsbaumeister
Frösner bei der Strafsenbauinspektion Cannstatt die erledigte
Strafsenbauinspektion Rottweil;
dem ordentl. Professor Dr. Küster an der Tierärztlichen
Hochschule in Stuttgart die aufserordentliche Professur für
Chemie an der Techn. Hochschule daselbst unter Belassung
des Titels und Ranges eines ordentl. Professors.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: der Vor-
stand der Strafsenbauinspektion Rottweil tit. Baurat Mährlen.
Baden.
Versetzt: der Bauinspektor Christian Schnitzspahn in
Freiburg zum Minist. der Finanzen.
Hessen.
Ernannt: zum Rektor der Techn. Hochschule in Darm-
stadt für die Zeit vom 1. September 1913 bis einschl.
31. August 1914 der ordentl. Professor Geh. Hofrat Dr.
Reinhold Müller in Darmstadt;
zum Vorstand eines Eisenbahn-Betriebsamts in der
hessisch-preufsischen Eisenbahngemeinschaft der Regierungs-
baumeister des Eisenbahnbaufaches Sieben in Saarbrücken.
Uebertragen: dem Bauamtmann Hermann Herold,
Vorstand des Kgl. bayerischen Strafsen- und Flufsbauamts
Speyer, das Amt des Aufsehers für den II. Rheinaufsichts-
bezirk, das bisher von dem Bauamtmann Wand in Speyer
auf Grund der Vereinbarung zwischen den Regierungen von
Preufsen, Bayern und Hessen wahrgenommen wurde.
Elsafs-Lothringen.
Ernannt: zum Kaiserl. Regierungs- und Baurat in der
Verwaltung von Elsafs-Lothringen der im Minist. für Elsafs-
Lothringen beschäftigte Wasserbauinspektor Baurat Jaebnike
in Strafsburg; er verbleibt bis auf weiteres in seiner gegen-
wärtigen Dienststellung.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Dienste
erteilt: dem Meliorationsbauinspektor Regierungs- und
Baurat Freiherrn v. Richthofen in Metz.
Hamburg.
Ernannt: zum Baumeister bei der 1. Sektion der Bau-
deputation der Regierungsbaumeister Georg Kurt Härtling.
Gestorben: Geh. Baurat Kylimann in Berlin, Geh.
Baurat Karl Merten in Charlottenburg, früher Mitglied der
Eisenbahndirektion in Stettin, Professor August Wagener,
Rektor der Techn. Hochschule in Danzig, und Regierungs-
rat Wilhelm Milling in Augsburg.
OOCOOOOSOOSOSO
WAGGONBAU.
Wir suchen zu möglichst baldigem Eintritt einen
technischen Direktor.
Es wollen sich nur solche Herren melden, die durch
langjährige Erfahrungen im Waggonbau und erfolg-
reiche leitende Tätigkeit den Befähigungsnachweis
für diese Stellung zu erbringen vermögen.
Ausführliche schriftliche Anerbieten mit genauer
Angabe des Bildungsganges, Alters, der bisherigen
Tätigkeit, Gehaltsansprüche, frühesten Eintritts-
termins usw. an die Adresse des Herrn Kommerzien-
rat Kandt, Gotha, erbeten. Persönliche Vor-
stellung vorläufig nicht erwünscht.
JOOOOOOOOSOS
QOOOOOOOOOOOSS
Verlag F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
Ganze Reihe No. 868
Berlin, 15. August 1913
Band 73 Heft 4
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SPALTENE PETITZEILE ODER DEREN
RAUM esenea bias erase ins ee 30 Pf.
AUF DER 1. UMSCHLAGSEITE ....60 Pf.
BEI WIEDERHOLUNGEN ERMÄSSIGUNG
INGENIEURE
FÜR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts = Verzeichnis
Die Einführung des Accumulator-Triebwagenbetriebes auf den Seite
Strecken Mülheim-Ruhr—Heifsen- Osterfeld-Nord und Mül-
heim-Ruhr—Heifsen—Hattingen und Beitrag zur Frage der
Wirtschaftlichkeit des Triebwagenbetriebes von E. AOIEBADS,
Regierungs- und Baurat, Duisburg. (Mit Abb.) . . 63
Sonderausführungen von Kaltsägemaschinen (System "Gustav
Wagner-Reutlingen) für Bahn-Material von Fduard Müller, Ober-
remiss. Capital [ME ADB) 245 ik ne te a Ke re
Seite
Neue Erfahrungen im Betriebe mit der durchgehenden Giiterzug-
bremse „System BEST von Glanz, Herzoglicher Bahndirektor,
Blankenburg Harz) . .
Dampfturbine mit direkt ackeanceties Ssptrifuainimne; “(Mit Abb) }
Verschiedenes . ; mS A
pt ludor* - Lötmittel. -— Sy gists cher "Kautschuk.
Personal-Nachrichten.
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£
79
Die Einführung des Accumulator-Triebwagenbetriebes auf den Strecken
Mülheim-R uhr—Heifsen—Osterfeld-Nord u. Mülheim-Ruhr—Heilsen—Hattingen
und Beitrag zur Frage der Wirtschaftlichkeit des Triebwagenbetriebes
von E. Borghaus,
Regierungs- und Baurat, Duisburg
(Mit 6 Abbildungen)
A. Einführung des Betriebes.
Allgemeines. (Abb. 1.)
Die Strecken Heifsen—Osterfeld-Nord und Heifsen—
Hattingen schliefsen sich in Heifsen an die frühere
rheinische Strecke an. Sie dienen neben einem
beträchtlichen Güterverkehr hauptsächlich dem Personen-
verkehr gröfserer Ortschaften und dem Ausflugverkehr.
Der Personenverkehr ist namentlich in den Sommer-
monaten zeitweise stark wechselnd.
Die Strecke Heifsen—Osterfeld-Nord ist Hauptbahn,
von Borbeck bis Frintrop zweigleisig, im übrigen ein-
gleisig. Die Strecke Heifsen—Hattingen ist bis
Altendorf a. R. eingleisige Nebenbahn, im übrigen
zweigleisige Hauptbahn.
Auf der Strecke Heifsen—Osterfeld-Nord werden
die Personenzüge sämtlich, auf der Strecke Heifsen—
Hattingen zum gröfsten Teile durch Triebwagen gefahren.
Die Steigungen und Krümmungen sind aus Abb. I
ersichtlich.
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‚groffe Weigung kleinster Radius
Streckenplan. Mafsstab für die Längenmafse 1:187500; für die Höhenmafse 1 : 3750.
(Abb. 2.)
Als Betriebsstrom
I. Die Ladestation.
Die Ladestation liegt in Heifsen.
dient Drehstrom von 5000 Volt und 50 Pulsen, der
einem Unterwerk des Rheinisch-Westfälischen Elek-
trizitätswerks entnommen und durch Umformer in
Gleichstrom umgesetzt wird.
Nachdruck des Inhaltes verboten.
64 [No. 868]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. August 1913]
Es sind 3 Ladestellen eingerichtet; 2 sind für den
regelmäfsigen Dienst erforderlich; die dritte wird benutzt,
wenn der Wagenschuppen durch einen in Ausbesserung
befindlichen Wagen für längere Zeit besetzt ist. Lade-
stelle 2 ist zum Schutz der Wagenbatterie gegen Regen
und Sonnenstrahlen an beiden Enden überdacht. Wird
auf Ladestelle 3 geladen, so wird über die Batterie ein
Segeltuch gespannt. Wegen Platzmangel mufste die
Ladestation in allen Teilen möglichst knapp gehalten,
insbesondere die Entfernung zwischen Umformerhaus
und Wagenschuppen auf das sehr geringe Mafs von
4 m beschränkt werden.
Ladeanschlufs III angegeben). Zum Laden werden die
Zellen durch einen Umschalter in die Leitung des
Ladeanschlusses I eingeschaltet und erhalten dann in
Reihe mit der Wagenbatterie Strom. Zum Entladen
werden sie durch einen zweiten Umschalter auf den
Entladewiderstand Z geschaltet.
Die zum Schutze gegen Ueberspannungen anfangs
vor jedem Umformerantrieb eingebaute (im Schaltbild
rechts von diesem angegebene) Hörnersicherung hat
sich den im Netz des Rheinisch-Westfälischen Elek-
trizitätswerks auftretenden Ueberspannungen gegenüber
als wenig wirksam erwiesen. Da beide Umformer-
Abb. 2.
Ansicht von X aus Schnitt A-B
157
ee
Schnitt G-H
as
20
Ladeanschlu/3 IT
Ä =
ee eee EAS E
=
Ladestation für
00000000 NAONA SZ
SS Fe ® i
HEF ATEHIE iL l: 7
M id
ALTE raas i Apinga I
Jom
' " Lodeanschlufe | lu | HI
— ——+— tadestelef — — — ——.
ee auf Bahnhof Heifsen.
a = Umformerraum. i = Säurekeller. r = Abort.
b = Hochspannungsraum. k = Raum fir Putzer. s = Sandlager.
c = Niederspannungsraum. I = Prefskohlenlagerraum. t = Sandkasten.
d = Werkstätte. m = Raum zumAnbrennen der Prefskohlen. u = Sandtrockenofen.
e = Aufenthaltsraum. n = Kasten für Prefskohlenasche. v = Wascheinrichtungen.
f = Raum für Batterie-Wärter. o = Schutzhäuschen für Ladeanschlufs III. w = Säurebehälter.
g = Raum für Aushilfsteile und Geräte. | p = Müllkasten. x — Behälter für destilliertes Wasser.
h = Magazin. | q = Kohlenkasten. y = Ventilator.
Il. Umformer und Schaltanlage. (Abb. 3.) antriebe nach einiger Betriebszeit durchschlugen, wurde
Die beiden Umformer bestehen aus je einem versucht, die Ueberspannungen vom Nullpunkt der
asynchronen Hochspannungsantrieb mit Anlafsschleif-
ringanker und einem Gleichstromerzeuger mit Neben-
schlufswicklung und Hilfspolen. Sie haben eine
Leistungsfähigkeit von je 70 bis 75 KW zwischen
Spannungsgrenzer? von 350—500 Volt. Antrieb und
Stromerzeuger sind auf gemeinsamer Grundplatte be-
festigt und durch feste Kupplung verbunden.
Der hochgespannte Drehstrom wird von dem
Schalter des Rheinisch-Westfalischen Elektrizitätswerks
durch eisenbandgeschützte Kabel den Sammelschienen
und von hier jedem Umformer durch besondere
Leitungen und Apparate zugeführt. Der erzeugte
Gleichstrom geht ebenfalls über besondere Leitungen
und Apparate zum zugehörigen Ladeanschlufs. Lade-
anschlufs III kann durch einen Umschalter mit jedem
Umformer verbunden werden.
Im Batteriewärterraum liegt eine Lade- und Entlade-
vorrichtung einzelner Batteriezellen (im Schaltbild über
|
Ständerwicklung abzuleiten. Diese Einrichtung (im
Schaltbild links angegeben) hat sich bewährt. Sie besteht
aus einer auf 1 mm eingestellten Funkenstrecke mit an-
schliefsendem, geerdeten Carborundumwiderstand. Die
vor der Funkenstrecke liegende, durch Beobachtungen
im Betriebe auf 4 Amp. festgesetzte Sicherung hat den
Zweck, bei dauernder Lichtbogenbildung einen zu starken
Stromübergang über die Funkenstrecke zu verhindern.
Zur weiteren Sicherheit werden Umformer und
Schaltanlage monatlich in allen Teilen gründlich ge-
reinigt und nachgesehen, wobei der Hauptschalter im
Unterwerk des Rheinisch-Westfälischen Elektrizitäts-
werks gelöst wird, um die ganze Anlage, einschliefslich
Stromzuführungskabel, stromlos zu machen.
Der monatliche Gesamtwirkungsgrad der Umformer:
Im Monat erzeugter Gleichstrom
Im Monat verbrauchter Drehstrom
beträgt durchschnittlich 85 pCt. Die Hochspannungs-
ey Google
[15. August 1913] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 868] 65
schaltanlage liegt in einem abgeschlossenen Raum; der | Ill. Die Wagen und ihre Brauchbarkeit im Betriebe.
Schlüssel ist unter Bleisiegelverschlufs gelegt. Der Der Betrieb wird durchgeführt mit 4 Wagen, Bauart
Raum ist nur in Begleitung des Maschinenwärters zu-
Siemens-Schuckert-Werke; 3 sind für den regelmäfsigen
gänglich. | Dienst erforderlich. 1 dient als Ersatzwagen.
Die Beleuchtung der Ladestation ist an die allge-
Der Strompreis beträgt für den Triebwagenbetrieb Der mechanische Teil genügt in seiner verbesserten
1 Pfg. für 1 KW/Std. 6achsigen Ausführung mit doppeltgefederten Treibachsen
den Anforderungen des
Abb. 3. Betriebes.
RWE|||, a” b) Elektrischer Lei.
m. i 1. Die Wagenbatterie.
meine Bahnhofsbeleuchtung angeschlossen. a) Mechanischer Teil.
|
| 500 Volt Die Wagenbatterie
VE EUSE et | eee eee eee gestattet infolge der un-
| A Ren js 125 A (i günstigen Streckenver-
haltnisse nur einen Fahr-
bereich von höchstens
ie Sm = A DEE des
Fahrbereichs auf ebener
Strecke. Trotzdem ist
durchweg ein günstiger
Wirkungsgrad erzielt
worden. Mit fortschreiten-
der Schulung des Per-
sonals ist er dauernd ge-
stiegen. Er beträgt jetzt
unter Zugrundelegung
IM des monatlichen Gesamt-
Drehstrommotor $ $} K p AE a P stromverbrauchs aller
a >00 26 6 chst = . . .
— [a 125 PS, 10-975 rg Wagen, einschliefslich
A YA 70/75 KW, des Stromverbrauchs fir
REL ON Erde Erde 350/375/507 ] uftpumpe und Beleuch-
200/205/0Amp tung, durchschnittlich
75 pCt.
PMA. Die Wartung und
Unterhaltung der Batte-
rien geschieht durch die
Accumulatoren - Fabrik-
Actien-Gesellschaft. Sie
stellt einen Batterie-
Wärter und das er-
forderliche Material, die
Eisenbahnverwaltung die
entsprechenden Räume
und nach Bedarf eine
Hülfskraft.
Die nachfolgende
Uebersicht zeigt das Ver-
halten der Batterien und
die wesentlichsten Ar-
beiten, die neben den
laufenden Unterhaltungs-
arbeiten bis zum erst-
Erdschlußprüfvorrich®
È z È
Ladeansch/ufs I Ladeanschlufs W. Ladeanschlufs I maligen Erneuern der
positiven Platten aller Ele-
Schaltungsschema der Umformerstation auf Bahnhof Heißen. mente auszuführen waren.
T | = hoon ? ° p | 5 = ee A 3 = ee ee Der Zeitpunkt des
O.M.N. = Oelschalter mit Maximal- | V. = Voltmeter. N. R. = Nebenschlufs-Regu ator. Auswaschens richtet sich
Nullspannungsmagnet. A. = Amperemeter. Ue. S. = Ueberspannungs- + der Schi höhe;
Sch. == Schalthebel. E2 = Zahler. Sicherung. ee E EE AE er
R. A. = Rückstrom-ÄAusschalter. | Str. = Stromwandler. K. W. = Karborundum-Widerstand. den lementen, der Ersatz
M. A. = Maximal-Ausschalter. | Sp. — Spannungswandler. i. = Lade- und Entladevorrich- der positiven Platten nach
V. U. = Voltmeter-Umschalter. | M. Tr. = Mefs-Transformator. | tung fiir einzelne Zellen. dem Grade ihrer Ab-
| Leistung des Wagens Schlammhöhe Anzahl der ausgewechselten + Platten Dauer
iss bis zum vom Aus- bis zum et bis zum beim om: Aue, || | der Er.
wagen waschen bis ee] an Aus- waschen bis KR des Aus- | neuerung
Auswaschen | zur Erneue- R | waschen Aus- zur Erneue- waschens aller
No. rung aller | der Batterie EURE. Wer der ı rung aller sammen + Platten
der Batterie + Platten . | waschen =
-+ Platten Batterie + Platten | PR
| mm | mm | | Tage Tage
|
291/292) 557716 | 66469 75 33 -; 18 6 6 30 19 21
293/294 | 67372 76 863 19 30 9 4 6 19 24 25
295/296 | 63687 95 189 15 40 12 = | 3 18 20 16
|
291/2988 | 58728 | 80065 15 35 10 4 19 33 17 2]
en, Google
66 (No. 868)
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. August 1913]
nutzung. Die verhältnismäfsig geringe kilometrische
Leistung der Wagen bis zum Auswaschen und bis zur Er-
neuerung der positiven Platten erklärt sich aus der starken
Inanspruchnahme der Batterien infolge der ungünstigen
Streckenverhältnisse und der gespannten Fahrpläne.
Die Batterie des Wagens 293/294 ist gelegentlich der
Erneuerung der positiven Platten mit verstärkten
Platten und gröfserer Schlammhöhe verschen worden.
Es steht zu erwarten, dafs hierdurch der starken Inan-
spruchnahme wirksam Rechnung getragen wird.
Die Betriebstüchtigkeit und Leistungsfähigkeit der
Batterie ist in hohem Mafse abhängig von der Sorgfalt
des Batteriewärters und der Behandlung beim Laden.
Sachkundiges und zuverlässiges Personal ist daher neben
sachkundiger Beaufsichtigung für einen sicheren und
wirtschaftlichen Betrieb erste Bedingung.
2. Die elektrische Ausrüstung. °
Die beiden Motoren sind Hauptstrommotoren mit
Wendepolen. Sie arbeiten bei wechselnder Fahrrichtung
und jeder Arbeitsleistung funkenfrei. Die Regelung der
Fahrgeschwindigkeit geschieht in 10 Stufen.
Bei Fahrstufe 1—6 arbeiten die Motoren in Hinter-
einanderschaltung und zwar:
bei Fahrstufe 1—3 mit Vorschaltwiderstand,
4
ohne Vorschaltwiderstand,
. E 5—6 ohne Vorschaltwiderstand und mit
Feldschwächung,
5 i; 7-—10 arbeiten die Motoren in Nebenein-
| anderschaltung und zwar:
i 5 7 mit Vorschaltwiderstand,
j a 8 ohne Vorschaltwiderstand,
9—10 ohne Vorschaltwiderstand und mit
Feldschwächung.
Durch die Feldschwächungsstufen wird der Regel-
bereich der Motoren in einer für den Betrieb sehr
günstigen Weise beeinflufst. Es sind durch diese so-
genannte Sparschaltung sowohl bei Hintereinander- als
Nebeneinanderschaltung über die Vollerregung hinaus
noch je 2 Stufen geschaffen, auf denen die Motoren
wirtschaftlich arbeiten, so dafs auch geringere Geschwin-
digkeiten noch wirtschaftlich gefahren werden können,
ohne auf die unwirtschaftlichen Widerstandsstufen
zurückgehen zu müssen. Dies kommt gerade bei
wechselnden Geländeverhältnissen wie auf den vor-
liegenden Strecken der Wirtschaftlichkeit sehr zu statten.
Im Jahre 1911 war der geringste Energieverbrauch für
1 Triebwagenkilometer im August 1,052 KW/Std. und
der gröfste im April 1,163 KW/Std.
Die im übrigen etwas verwickelte elektrische Ein-
richtung, auf die hier im einzelnen nicht eingegangen
werden soll, hat sich in der Bedienung als einfach und
für den Betrieb als genügend leistungs- und widerstands-
fähig erwiesen.
Es hat sich jedoch von Anfang an herausgestellt,
dafs ein sicherer Betrieb nur bei einem ausreichenden
Isolationszustand und bei zuverlässiger Befestigung aller
stromführenden Teile möglich ist.
Es mögen hier 2 kennzeichnende Fälle mitgeteilt
werden:
Am Wagen 295/296 verbrannte nach kurzer Betriebs-
zeit die Fahrrichtungswalze (Abb. 4). Die Entzündung
entstand zwischen den nur 8 mm voneinander entfernten
Enden von 2 quer zueinander eingesetzten Schrauben s,
die von dem Stromschlufsstück ¢ aus über das eiserne
Schild z und die im Schalterkörper bezw. Wagengestell
sitzende Achse v Körper- bezw. Erdschlufs des Fahr-
stroms vermittelten. Die Ursache lag aufser in dem
unsachgemäfsen Einsetzen der Schrauben in der mangel-
haften Isolierung der Stromschlufsstiicke. Das mit
Prefsspan überzogene Holz der Walze sollte bei einer
unter dem Wagen liegenden, Staub und Feuchtigkeit
ausgesetzten Einrichtung gegen Spannungen von 340
Volt und Stromstärken von über 500 Amp. isolieren.
Dafs dies nicht der rall war, wurde nach Herausnahme
sämtlicher Befestigungsschrauben bedingungslos durch
die Messung bestätigt, welche zwischen den Strom-
schlufsstücken und der eisernen Achse nur einen
Isolationswiderstand von 45000 Ohm ergab. Durch
| eine um die eiserne Achse gelegte Isolierhülle wurde
| der Isolationswiderstand bereits auf 150000 Ohm ge-
bracht und hätte durch Isolierung der Befestigungs-
schrauben mittels eingesetzter Dübel aus Hartgummi
oder sonstigem guten Isoliermaterial auf ein für die
Betriebssicherheit in jeder Hinsicht genügendes Mafs
erhöht werden können.
Am Wagen 291/292 verbrannte auf der Fahrt nach
Osterfeld ein Fernschalter. Der Wagenführer gibt an,
nach Ankunft in Borbeck den Brandgeruch gemerkt zu
haben. Der Brand ist an dem Anschlufs des Strom-
zuführungskabels entstanden. Der Anschlufs war durch
Verschraubung hergestellt, deren Mutter nicht gesichert
war. Durch die Wagenerschütterungen hatten sich die
Mutter und die durch sie gehaltenen Stromschlufsstücke
gelöst. Der zwischen diesen entstehende Lichtbogen
hatte unter der Wirkung des starken Stromes augen-
blicklich ein kräftiges Feuer eingeleitet, welches durch
Eingreifen des Triebwagenführers noch rechtzeitig auf
seinen Herd beschränkt werden konnte.
Abb. 4.
IIo]
0.0.0.0. OA
Durch Kurzschlu8 verbrannte Fahrrichtungswalze.
Um derartigen Störungen vorzubeugen, ist der
Zustand der elektrischen Einrichtung fortlaufend, ins-
besondere durch monatliche Isolationsmessungen, über-
wacht worden, die sich für den Betrieb als sehr wertvoll
erwiesen haben. Die Messungen werden für Isolation
von Leitung gegen Erde und von Leitung gegen Leitung
vorgenommen. Die Ergebnisse werden besonders
gebucht und liefern in laufender Folge einen guten
Anhalt für die Beurteilung des Sicherheitszustandes der
elektrischen Einrichtung.
Bei Messung von Leitung gegen Erde wird zunächst
alles eingeschaltet, dann die Batterie abgeschaltet, die
ganze Leitungsanlage durch die Hauptschalter in sich
kurz geschlossen und der eine Pol des Isolationspriifers
an ein stromleitendes Stick des Hauptschalters, der
andere an Erde gelegt. Bei Prüfung der Isolation von
Leitung gegen Leitung werden die kurzgeschlossenen
Leitungen getrennt, die sie dann noch stellenweise
verbindenden Stromverbraucher, wie Lampen oder
dergl. herausgenommen und die Pole des Isolations-
prüfers an die Pole eines Hauptschalters gelegt. Auf
Grund der Ergebnisse kann ein Wagen mit einem
Isolationswiderstand zwischen Leitung und Erde von
150000 Ohm, gemessen bei mindestens 110 Volt
Spannung, noch als betriebssicher bezeichnet werden.
Der Isolationswiderstand zwischen Leitung und Leitung
ist in der Regel höher als der zwischen Leitung und
Erde.
Bei Einführung des Betriebes wurde mehrfach die
Frage aufgeworfen, nach welchen Grundsätzen die
[15. August 1913]
elektrische Einrichtung von Akkumulatortriebwagen für
Vollbahnen zu beurteilen sei.
Die Sicherheitsvorschriften des Verbandes deutscher
Elektrotechniker sind gemäfs § 1 der Vorschriften für
die Errichtung von Starkstromanlagen nicht ohne
weiteres auf Bahnen anwendbar. Die Sicherheitsvor-
schriften für elektrische Strafsenbahnen und strafsenbahn-
ähnliche Kleinbahnen haben nur beschränkten Geltungs-
bereich und lassen sich nicht allgemein auf Vollbahnen
übertragen. Solange daher keine Vorschriften für
elektrische Vollbahnbetriebsmittel vorhanden sind, ist
man vorläufig auf Vergleiche angewiesen.
Für den Betrieb und die Werkstätten wären aber
bestimmte Anhaltspunkte von grofsem Wert. Diese
könnten als Sondervorschrift für die Sicherheit der
elektrischen Einrichtung von Vollbahntriebwagen auf
Grund der bisherigen Erfahrungen aus den Sicherheits-
vorschriften für elektrische Strafsenbahnen und strafsen-
bahnähnliche Kleinbahnen entwickelt werden.
Abb. 5.
Lufthuppe.
Die hierin enthaltenen einschlägigen Bestimmungen
miifsten mindestens erfüllt sein. In Betracht kommen
namentlich Abschnitt I Bauvorschriften, Teil B und E
und Abschnitt II, soweit er sich auf die Fahrzeuge
bezieht.
Ergänzend wäre in erster Linie zu § 36g zu ver-
langen, dafs die Leitungen nur nach den für Starkstrom-
anlagen allgemein zulässigen Verlegungsarten verlegt
werden dürfen (s. auch Erläuterungen von Weber,
Fufsnote 6).
Besonders zu berücksichtigen bezw. zu verschärfen
wären ferner §§ 19 und 37, welche bestimmen, dafs
Schalt- und Verteilungstafeln an Fahrzeugen Holz nur
als Konstruktionsmaterial bezw. Umrahmung enthalten
dürfen, entsprechend $ 9 der Errichtungsvorschriften
für Starkstromanlagen.
Schalt- und Verteilungstafeln, Klemmbretter und die
Unterlagen von Apparaten sollten nur aus Marmor
oder gleichwertigem Isoliermaterial ausgeführt werden.
Wo Holz aus Zweckmäfsigkeitsgründen nicht entbehrt
werden kann, müfste es gegen stromführende Teile
durch gute Isoliermittel besonders isoliert werden.
Unter dem Wagen liegende Teile der elektrischen
Einrichtung, welche dem Eindringen von Feuchtigkeit
namentlich bei Schlagregen und Schneetreiben aus-
gesetzt sind, müfsten wie in feuchten Räumen liegend
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
|
[No. 868] 67
angesehen und sinngemäfs nach den dafür geltenden
Vorschriften behandelt werden. Diese Forderung trifft
teilweise bereits § 15c, in dem es heifst: „bei Apparaten
im Freien, in welche kein Wasser eindringen darf,
müssen die Einführungsstellen entsprechend geschützt
sein. Die Einführungsstellen müssen einer Prüfung
gemäls § 5 genügen“.
Die in $ 13a ausgesprochene Forderung, alle
Leitungen so zu verlegen, dafs sie nach Bedarf geprüft
werden können, wäre dahin zu ergänzen, dafs die
Anschlüsse sämtlicher Stromkreise leicht erreichbar,
übersichtlich angeordnet und besonders bezeichnet sein
müssen, um Isolationspriifungen in kürzester Zeit vor-
nehmen zu können.
Von besonderer Wichtigkeit wäre es endlich, einen
Grenzwert des Isolationswiderstandes von Leitung gegen
Erde und von Leitung gegen Leitung während der
Gewährzeit für die elektrische Einrichtung der Wagen
festzusetzen.
c) Besonderes.
Wegen ihrer Eigenart sei noch
eine vom Betriebswerkmeister Hoff-
mann erdachte Lufthuppe (Abb. 5)
erwähnt, die statt der dauernd ver-
sagenden Motorsirenen bei allen
Wagen eingeführt worden ist. Sie ist
an das Führerbremsventilgehäuse an-
geschlossen und besteht aus einem An-
schlufsstutzen æ mit Drosselschraube d,
einem Staubfänger s, einer Leitung 4
einem Ventil v mit Tretknopf 4 einem
kleinen Windkessel zw und einem
Signalhorn 4. Die Drosselschraube
dient dazu, das Arbeiten der Huppe
entsprechend dem Druck im Hauptluft-
behalter zu regeln. Der Luftverbrauch
der Huppe ist sehr gering, am Luft-
druckmesser kaum zu merken. Weil
ihre Luftzuleitung so mit dem Brems-
ventilgehäuse verbunden ist, dafs sie
© noch bei geschlossenem Bremsventil
benutzt werden kann, bleibt sie auch
noch betriebstiichtig, wenn die Brems-
einrichtung durch Fehler in den Brems-
apparaten versagt. Nur beim Versagen
der Luftpumpe wird sie unbrauchbar.
In solchen verhältnismäfsig seltenen
Fällen bedient sich der Führer eines
dem Wagen als Gerät beigegebenen
Signalhorns. Durch den Anschlufs
der Huppe ist ein nachteiliger Einflufs
auf die Bremse, Luftverlust oder selbst-
tätiges Bremsen bei keinem Wagen
beobachtet worden.
IV. Die Dienstregelung. (Abb. 6.)
Zu der üblichen Dienstregelung des Fahr- und
Betriebspersonals tritt noch die Regelung des Lade-
dienstes. Als Grundlage dient der Fahrplan und der
Strombedarf. Danach sind die Ladungen so festzusetzen,
dafs einerseits die Zeiten für die den Wagen zuzu-
führende Energie genügen, andrerseits die Lade-
maschinen und die Wagen möglichst wirtschaftlich
ausgenutzt werden.
Auf Grund längerer Beobachtungen vollzieht sich
in Heifsen der Ladebetrieb unter den günstigsten Be-
dingungen, wenn einer Wagenbatterie durchschnittlich
in I Minute 1 KW/Std. zugeführt wird. Die Ladezeit
eines Wagens ist demnach zahlenmäfsig gleich der von
der Ladestation abzugebenden Energie in KW/Std.
Diese wird aus der verbrauchten Energie durch Zuschlag
von 30 pCt. für Verlust in der Batterie gefunden.
Hiernach ist der Ladeplan ermittelt. Die ent-
sprechenden Angaben sind in Abb. 6 enthalten. Die
erbindungslinien zwischen Ladeplan und Fahrplan und
die eingesetzten Pfeile kennzeichnen die Wagenfolge,
die sich jeden 3. Tag im Kreislauf III II I wiederholt.
Die Wagen werden alle 4 Wochen im Anschlufs
an die Ladung nach der Fahrt 1841 durchschnittlich
6 Stunden lang aufgeladen.
68 [No. 868]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. August 1913]
Aus dem Ladeplan ergibt sich ohne weiteres die
erforderliche Stärke der Lademaschinen und der Lade-
dienst. Dieser wird zum gröfsten Teil von den Trieb-
wagenführern mitversehen. Der übrige Teil wird von
dem Maschinenwärter geleistet, der aufser der Aufsicht
über den Betrieb der Ladestation die Unterhaltung der
Triebwagen und die Aufsicht über den Betrieb und die
Unterhaltung der Bahnhofsbeleuchtung hat.
Für die Triebwagenführer ist aus Zweckmäfsigkeits-
gründen Wochendienst eingeführt. Sie werden jeden
zweiten Sonntag abgelöst. Die Triebwagenschaffner
haben Dienst mit täglichem Wechsel.
Das Personal besteht im Ganzen aus 4 Triebwagen-
führern, 3,5 Schaffnern, 1 Maschinenwärter, | Batterie-
wärter (Bediensteter der Accumulatoren-Fabrik A.-G.)
und 2 Putzern.
In der Ladestation wird ein Ladebuch geführt, in
welches vor und nach dem Laden der Stand des
In der Ladestation werden an den Wagen nur die
laufenden Unterhaltungsarbeiten und kleine Ausbesse.
rungen vorgenommen, gröfsere in der 7 km entfernt
gelegenen Hauptwerkstätte Speldorf. Für jeden Trieb-
wagen wird ein Betriebsbuch nach dem Muster des
Betriebsbuchs für Lokomotiven geführt.
Der Triebwagenbetrieb ist im Januar 1909 auf.
genommen und seitdem ohne wesentliche Störung, die
auf die Betriebsweise zurückzuführen wäre, durchgeführt
worden.
B. Wirtschaftlichkeit des Triebwagenbetriebes.
Im Jahre 1910 mufste der Triebwagenbetrieb wegen
baulicher Arbeiten an der Ladestation eine Woche lang
vollstandig durch Dampfzugbetrieb ersetzt werden. In
dieser Zeit sind über den Betriebsstoffverbrauch genaue
Aufzeichnungen gemacht worden, so dafs für eine ver-
gleichende Betriebskostenberechnung der Wirklichkeit
entsprechende Unterlagen vorhanden sind. |
Abb. 6.
A Es PILLA am m: E E i T
AAE EEE ASR ET
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SAL T | K] | a Te FL SI re DED | E BEE — 71
| | | Fahr Blau [Dienst der Triebinagentahret ee m A 4
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|
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»
|
D ad
Q
Triebwagen- und Ladedienst auf Station Heißen.
| 2 3
acc ta Energieabgabe beim Laden
Fahrt elektrischer | in KW Std. (Sp. 2+ 30%,
Lide, | Googie, | oy vad ta Be
No; | wer No: KW Std, (1 Min. far 1 KW Std.)
l | 1830—1841 82,0 106,5
2 | 1831—1832 55,5 72,0
3 | 1833—1834 68,5 88,5
4 | 1835—1836 64,0 83,0
5 | 1846—1847 545 10,5
6 1837-1855 62,0 80,5
7 | 1842—1845 58,5 76,0
8 | 1848—1849 28,5 37,0
9 | 1850—1867 175 101,0
Elektrizitätszählers am Schaltbrett und die zum Laden
gebrauchte Zeit eingetragen wird.
Die Triebwagenführer führen ein Dienstbuch und
ein jedem Wagen beigegebenes Leistungsbuch. In das
Leistungsbuch wird aufser den geleisteten Kilometern
und dem verbrauchten Material der Stand der Zähler
im Wagen vor und nach den Fahrten eingetragen.
Die Triebwagenschaffner führen aufser dem Fahr-
bericht ein Nebengebührenbuch.
Der Betrieb wird geleitet durch Station Heifsen
unter Mitwirkung der Betriebswerkstätte Speldorf. Zur
Ueberwachung des wirtschaftlichen Stromverbrauchs
wird dem Maschinenamt täglıch durch die Betriebs-
werkstätte ein Auszug aus den Aufschreibungen der
Ladestation und der Triebwagenführer vorgelegt.
Soweit erforderlich, sind sie durch Werte ergänzt
worden, die den hiesigen Betriebsverhältnissen ent-
nommen sind,
Die Wagenzüge waren gebildet aus: 1 Tender-
lokomotive, 1 C- und 2 D-Wagen. Der Betrieb konnte
mit 2 doppelt besetzten Lokomotiven und 2 Zügen
durchgeführt werden. Es wurden gebraucht für 1000 Zug-
kilometer 9,86 t Kohlen, 65,7 cbm Wasser, 19 kg
Schmieröl.
Eine Vergleichsrechnung für einen Betrieb von
diesem geringen Umfang wird indes kein vollständiges
Bild ergeben, weil nicht alle die Rechnung sehr beein-
flussenden baulichen und betrieblichen Einzelheiten
erfafst werden können. Der nachfolgenden Berechnung
ist daher ein Betrieb von dem 10fachen Umfang zu
Grunde gelegt, der einen entsprechenden Verkehr von
einem gröfseren Verkehrsmittelpunkte aus zu mehreren
anschliefsenden Strecken bewältigt. Statt täglich
376,4 km seien 3764 km und statt 4 Diensten 40 zu
leisten. Die Betriebs- und Verkehrsverhältnisse seien
so beschaffen, dafs der gleiche kilometrische Betriebs-
stoffaufwand wie bei dem Heifsener Betrieb entsteht.
Für den Fall des Dampfzugbetriebes befinde sich 1m
Verkehrsmittelpunkt eine Lokomotivstation und Abstell-
gleise fiir die Personenwagen, fiir den Fall des Trieb-
wagenbetriebes in gleicher Lage zu den übrigen
Bahnhofsteilen eine Ladestation mit den entsprechenden
Anlagen. Unter der Voraussetzung, dafs die Dienst-
dauer in beiden Fällen annähernd die gleiche ist, sämt-
liche Dienstlokomotiven bei Dampfzugbetrieb doppelt
besetzt und bei Triebwagenbetrieb, wie in Heifsen, für
je 4 Dienste 3 Wagen erforderlich sind, ist im einen
(15. August 1913] - GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 868] 69
' wagenfithrern mit 30 Triebwagen dem Kostenvergleich
zu Grunde zu legen. Dazu kommen in beiden Fällen
noch 35 Schaffner.
Falle ein regelmäfsiger Dienst von 40 Lokomotiv-
Personalen mit 20 doppelt besetzten Lokomotiven und
20 Zügen, im andern Falle ein Dienst von 40 Trieb-
Ein solcher Betrieb kostet jährlich
Bei Dampfzugbetrieb: | Bei Triebwagenbetrieb:
a) An Verzinsung und Tilgung der Kosten für Betriebsmittel.
20 Lokomotiven für regelmäfsige Dienste,
4 Ersatzlokomotiven,
6 in Ausbesserung entsprechend 20 pCt.
30 Triebwagen für regelmäfsige Dienste,
7 Ersatzwagen.
Die Tilgung der Batterien ist nicht
Ausbesserungsstand des Gesamtbe- zu rechnen; diese ist in dem vertrag-
standes. lichen Satz von 8,5 Pfg./km für die
DT okometiven x 50000 M — 1500 000 M seitens der Accumulatoren-Fabrik A.-G.
zu T5 pCt. ` - 112500 M. auszuführende Unterhaltung enthalten.
20 Züge 15 Ersatzzüge = 25 Züge be 31 u une Batterie x 80000 M
stehend aus je 1 C- und 2 D-Wagen set oC i 118400 M
(der Einfachheit wegen sei nur mit diesen 37 Tri e 2 as ar Bat 57000 M ’
Wagengattungen und dieser Zugbildung US ea en MO atterie x
gerechnet): zu 35 nC 7 73 800
25 C-Wagen X 14400 M = 360000 M, DI Diet BOUE 4 n
50 D-Wagen x 10800 „ = 540000 „
900 000 M,
zu 7,5 pCt. ete. ok we. We HOTOOOr »
b) Verzinsung und Tilgung der Kosten für örtliche Anlagen.
I Lokomotivschuppen von 12 Ständen für 1 Ladestation: 32 Stände, davon 4 über-
je 2 Tenderlokomotiven, Nebenanlagen deckt wie in Heifsen, die übrigen in der
für den Betrieb, Werkstätte, Magazin, Länge der Wagenbatterien mit Schutz-
Wasserversorgungs-, Bekohlungsanlage, dach versehen; Umformerhaus mit Um-
Verschiebe- und Abstellgleise für Per- formern von zusammen 1350 KW, Schalt-
sonenwagen. anlage, Nebenräume für den Betrieb,
Für den baulichen Teil 265 000 M Werkstätte, Magazin und Gleisanlage.
zu Tplt. . . 18550 M. Für den baulichen Teil 130000 M
Für den maschinellen Teil 35 000 M zu Tptt. . 9100 M.
zu 1,5 a rd. ei 2650 „ Für den maschinellen Teil 120000 M
zu 7,5 pCt. 9000 „
c) Verzinsung des Grunderwerbs.
rd. 18 000 US M = 45000 M rd. 6000 U ee 15000 M
zu 4 pCt. . . : 1800 M. zu 4plt. ... Bel. he 600 M.
d) Unterhaltung der Betriebsmittel.
Die preufsischen Staatsbahnen haben laut Unterhaltung der Wagen fir | Triebwagen-
Etat 1909 ausgegeben: kilometer (Ergebnisse der 3 ersten Be-
Für Unterhaltung der Lokomotiven triebsjahre) . . 0,042 M.
64 Mill. M bei einem Bestande von Unterhaltung der Batterien für
19000 Stück im Jahresmittel, d. h. für l Triebwagenkilometer:
l Lokomotive 3400 M. seitens der Acc.-Fabr. A.-G. 0,085 „
Für Unterhaltung der Personenwagen seitens der Eisenbahn-Ver-
26 Mill. M bei einem Bestande von waltung . . 0,003 „
36200 Stück im Jahresmittel, d. h. für "0130 M.
E im Jahre 365 . 3764 . 0,130 = . . . . 178600 M.
emnach entstehen:
Für 30 Lokomotiven 30x 3400 M . 102000 M.
Für 75 Personenwagen 75x 720M . 54 000 ,
e) Unterhaltung der örtlichen Anlagen.
10000 M. | 5000 M.
f) Bezüge des Personals (Durchschnittsgehälter).
l Betriebswerkmeister 3950 M, 1 Betriebswerkmeister 3950 M,
Il Werkmeisterassistent . . 1900 , 1 Werkmeisterassistent . 1900 „
l Schreibgehülfe i 1550 „ 1 Schreibgehilfe 1550 „
46 Lokomotivpersonale (40 für regelmäfsige 46 Iriebwagenführer (40 fir regelmälsige
Dienste, 6 Ersatzpersonale), davon: Dienste, 6 als Ersatz) X 2250 M. 103500 „
32 Lokomotivführer X 3200 M 102 400 , 40 Schaffner (35 für regelmäfsige Dienste,
14 Reservelokomotivführer und geprüfte 5 als Ersatz) X 2000 M . Ä 80000 „
Heizer x 2250 M .. bs ow. awe 00 y 3 Maschinenwärter für elektrische An-
23 Heizer X 1950 M . 44850 , lagen X 2050 M . 6150 ,
23 Hilfsheizer xX 1750 M . . 40250 „ 20 Wagenputzer und Hilfskräfte für Batterie-
40 Schaffner (35 für regelmäfsige Dienste, wärter, Durchschnittslohn 3,30 M rd. 24 100 „
5 als Ersatz) X 2000 M . 80000 , l Magazinarbeiter . A Se. te ake 1400 ,
1 Wagenmeister N 2200 ,, zusammen 113 Köpfe, wozu noch
26 NIE 3, 90 M Durchschnitts- 5 Schlosser kommen, deren Lohne aber
lohn. . . 31000 , bereits in den Unterhaltungskosten der
Denier 714600 M. Zusammen 617050 M.
70 [No. 868]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. August 1913]
Uebertrag 714600 M.
10 Wagenputzer, 3,30 M Durchschnittslohn 12100 „
5 Kohlenlader für die Bekohlung der
Lokomotiven und Stapelung der Kohlen
in Stücklohn, für 1 t im Jahresdurch-
schnitt 0,60 M, für 15600 t rd. 2 9 350
l Magazinarbeiter . . . 1 400
zusammen 178 Köpfe, wozu noch
5 Schlosser kommen, deren Löhne aber
bereits in den Unterhaltungskosten der
Betriebsmittel verrechnet sind.
Uebertrag 617050 M.
Triebwagen verrechnet sind, und
5 Batteriewärter, die von der Acc.-Fabr.
A.-G. gelöhnt werden.
g) Kosten für Betriebsmaterial (bei Triebwagenbetrieb Ergebnisse des Jahres 1910).
Kohlen für Beförderung der Züge
365 x 3,164 x 9,86 = rd. . 13 600 t,
für Anheizen der Lokomotiven
und Betriebsbereitschaft der
Ersatzlokomotiven, für Vor-
heizen, Heizen u. Verschieben
der Züge 2 000 t,
15 600 t. l
15 600 X 1243M. . 2 2 2 2.0. 194 000 M.
Speisewasser für Beförderung der Züge
365 x 3,764 x 65,7 = rd. . 90300 cbm,
fir Vorheizen und Heizung
der Ziige 5000 „
95 300 cbm.
95 300 cbm x 0,04 M =rd.. ....
Schmieröl für Lokomotiven 365 x 3,7164 x 19
= 26 000 kg; l kg (+3 Rüböl, % Mineralöl)
0,25 M; 26000 x 0,25 M=.....
Putzwolle für Lokomotiven 6500 kg
Sonstiges Material für den Lokomotivdienst
Schmier- und Putzmaterial für die Personen-
wagen und Material für die Beleuchtung
der Signale „u. m, Ar ze de m ein a
10 000 cbm Gas für Zugbeleuchtung, 1 cbm
040M s oe ks. eh ee ee: 2
3800 ,
6500 ,
3500 ,
1000 ,
1500 ,
4000 „
Batteriestrom fir
1 Triebwagenkilometer . 0,1430 M,
Brennstoff desgl. . .. 0,0125 „
Schmier- und Putzmaterial und
sonstiges Material für Betriebs-
arbeiten . . 0,0061 „
| 0,1616 M.
365 x 3764 X 0,1616 = rd. 222 000 M.
h) Material für den Betrieb der örtlichen Anlagen einschl. Beleuchtung und Heizung.
5000 M.
Summa a) bis h) 956 750 M.
Zu Gunsten des Triebwagenbetriebes bleibt noch
folgendes zu berücksichtigen:
l. Der weit geringere Personalbedarf ist mit einer
wesentlichen Ersparnis an Verwaltungskosten ver-
bunden.
2. Die Unterhaltungskosten werden sich noch ver-
mindern lassen. Sie sind anfangs, weil den Betriebs-
und Hauptwerkstätten noch die nötigen Erfahrungen
fehlten und viele Mängel abzustellen waren, verhältnis-
mafsig hoch geworden. In einem gröfseren Betriebe
wird sich die Unterhaltung der Batterien durch zweck-
mälsige Verwendung von Personal und Material wesent-
lich billiger bewirken lassen.
3. Es ist zu erwarten, dafs der Stromlieferer bei
einem grofsen Verbrauch den Strompreis ermäfsigt.
4. Die Eigenschaft des Triebwagens als Betriebs-
einheit bringt eine wesentliche auf Ersparnis an Personal
und Material wirkende Vereinfachung der Betriebs-
führung und Zugbildung mit sich. Bei Dampfzugbetrieb
müssen zwischen Lokomotivschuppen und Abstellgleisen
umfangreiche Bewegungen, zwischendurch Fahrten zum
Wasserkran usw. gemacht werden. Auf Wendestationen
mufs die Lokomotive umsetzen. Bei Triebwagenbetrieb
fahren die Wagen von der Ladestelle unmittelbar zum
Bahnsteig. Auf Wendestationen fällt das Umsetzen fort.
Bei Dampfzugbetrieb ist zur Fertigstellung des Zuges
aufser sonstiger Arbeiten das Gasfüllen, Anbringen und
Wiederabnehmen der Schlufssignale und die Brems-
probe erforderlich. Bei Triebwagenbetrieb fallen diese
Arbeiten fort. Die Signalbedienung beschränkt sich bei
Tage auf das Anbringen der Schlufsscheibe und bei
Dunkelheit auf das Einstecken der farbigen Vorsteck-
scheibe. Die Signallaternen sind elektrisch erleuchtet und
werden durch einen mit dem Fahrrichtungschalter ver-
3000 M.
Summa a) bis h) 842050 M.
bundenen Ordnungschalter von selbst je nach der Fahr-
richtung im richtigen Sinne eingeschaltet. Der Signal-
betrieb ist also unabhängig vom Personal, was überdies
eine wesentliche Erhöhung der Betriebsicherheit mit
sich bringt.
5. Unter günstigen Verhältnissen lassen sich die
Wagen vorteilhafter ausnutzen und die Betriebskosten
beträchtlich erniedrigen. Können die Wagen unter-
wegs in günstig gelegenen Ladestationen geladen werden,
und lassen sich die Dienste so vereinigen, dafs von
jedem Wagen, wie z. B. bei dem Betrieb auf der Strecke
Barmen— Wichlinghausen— Düsseldorf mit Ladestationen
an beiden Enden, 2 Dienste geleistet werden, so sind
für die 40 Dienste der Vergleichsrechnung nur 20 Wagen
+ 5 Ersatzwagen = 25 Wagen erforderlich und die
Verzinsungs- und Tilgungskosten unter b vermindern
sich um rd. 57000 M.
Bei sonst gleichen Betriebskosten (Stations-,
Strecken- und Verwaltungskosten) wird also der Trieb-
wagenbetrieb billiger als Dampfzugbetrieb. Dies gilt
aber nur für einfache Betriebs- und Verkehrsverhaltnisse.
Ist der Verkehr stark wechselnd, wie z. B. in dicht
bevölkerten Industriegebieten, so treten für den Trieb-
wagenbetrieb Schwierigkeiten ein. Sind die Strecken
eben, und die Fahrpläne einfach, so können den Trieb-
wagen, ebenso wie den Dampfzügen Anhängewagen bel-
gegeben werden. Sind aber die Strecken schwierig und
die Fahrpläne gespannt, so mufs, wenn man be! reinem
Triebwagenbetrieb bleiben will, mit Verstärkungstrieb-
wagen gefahren werden, die dann die Wirtschaftlichkeit
ungünstig beeinflussen. Unter der Annahme z. B., dafs
bei dem für die Vergleichsrechnung gewählten Betrieb
6 Verstärkungstriebwagen bereit gehalten werden,
würden gegenüber Dampfzugbetrieb, der dasselbe mit
[15. August 1913]
etwa 4C- und 8D-Verstärkungswagen zu leisten im
Stande wäre, allein durch den Unterschied in den Be-
schaffungskosten 25000 M für Verzinsung und Tilgung
verloren gehen. Dazu käme noch eine wesentliche
Mehrausgabe an Betriebsstoff und Personal. Hier wird
sich vorläufig der Dampfzugbetrieb infolge seiner
gröfseren Anpassungsfahigkeit an die Strecke und den
Verkehr überlegen zeigen, und es wird auch unter sonst
für den Triebwagenbetrieb günstigen Bedingungen das
zweckmäfsigste und billigste sein, bei zeitweisem starkem
Verkehrsandrang auf Dampfzüge zurückzugreifen, wie es
z. B. in Heifsen geschieht. Ein Ausweg liefse sich durch
Verwendung von Triebwagen mit leistungsfähigeren
Batterien und stärkeren Motoren finden, welche die
nötige Anzahl Anhängewagen befördern können. Es
fragt sich aber, ob dann nicht die Wagen so schwer
und so teuer werden, dafs der Betrieb an sich schon
umwirtschaftlich wird. Hierüber liegen noch keine Er-
fahrungen vor.
Die Acc. Fabrik A.-G. hat jetzt Batterien für eine
grölsere Laufstrecke ausgearbeitet; es wäre zu prüfen,
ob es sich nicht empfiehlt, die Wagen gleichzeitig mit
stärkeren Motoren auszurüsten, um sie zusammen mit
der leistungsfähigeren Batterie zur Beförderung von
Anhängewagen für schwierige Strecken- und Verkehrs-
verhältnisse geeigneter zu machen. Dabei könnte gleich-
zeitig versucht werden, die Batterie mit einem so hohen
Schlammraum auszuführen, dafs das Auswaschen und
das Auswechseln ganzer Plattensätze zusammengelegt
werden kann. Würde dann zur selben Zeit die bahn-
polizeiliche Untersuchung der Wagen ausgeführt, so
könnte die Dauer der Aufserbetriebsetzung auf das ge-
ringste Mafs beschränkt, an Wiederherstellungskosten
gespart und das in den Wagen angelegte, hohe Be-
schaftungskapital äufserst vorteilhaft ausgenutzt werden.
Für den Heifsener Betrieb würde dies mit einem Schlamm-
raum von 135 mm Höhe zu erreichen sein.
‘Unter Umständen kann die Einführung des Trieb-
wagenbetriebes zur Ersparnis von Leerfahrten geboten
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GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 868| 71
sein. So wird in Heifsen gegenüber dem Dampfbetrieb
(mit Lokornotiven von der Betr.-Werkstatt Speldorf)
beträchtlich an Lokomotiv-Leerfahrten und an Gas-
fahrten für die Gasversorgung der Züge gespart. Liegt
die Möglichkeit vor, durch Errichtung einer Lokomotiv-
oder Triebwagenstation an einer Bahnlinie Leerfahrten
zu beseitigen, so wird besonders dann Triebwagen-
betrieb in Frage kommen, wenn der Betriebstrom für
die Ladestation von einer Ueberlandzentrale billig zu
beziehen ist.
In den vorstehenden Erörterungen ist auf die Frage,
inwiefern die Einführung des Triebwagenbetriebes die <
Entwicklung des Verkehrs beeinflufst hat, nicht ein-
gegangen worden. Es war lediglich beabsichtigt, die
zunächst zu stellende Frage der Wirtschaftlichkeit des
Triebwagens gegenüber dem Dampfzug als Betriebs-
mittel zu behandeln. Der Umfang des Betriebes ist
absichtlich möglichst weit gefafst, um ein vollständiges
Urteil zu gewinnen.
Schlufsbetrachtungen.
Der Acc. Triebwagen hat sich in seiner jetzigen
Bauart bei sorgfaltiger Durchbildung und Unterhaltung
der elektrischen Einrichtung als ein den Anforderungen
des Eisenbahnbetriebes genügendes Betriebsmittel er-
wiesen. Unter einfachen Betriebs- und Verkehrsver-
hältnissen kommt er in wirtschaftlicher Hinsicht dem
Dampfzugbetriebe gleich und ist ihm unter Umständen
überlegen. Unter schwierigen Betriebs- und Verkehrs-
verhältnissen kann er den Wettbewerb mit dem Dampf-
zugbetrieb vorläufig nicht aufnehmen, weil er nicht das
Anpassungsvermögen wie dieser besitzt. Eine Weiter-
entwicklung in dieser Hinsicht scheint geboten. Zur
Erhöhung der Wirtschaftlichkeit ist möglichste Ver-
minderung der Unterhaltungskosten (bestimmte Unter-
haltungswerkstätten mit geschultem Personal und bahn-
seitige Unterhaltung der Batterien) sowie der Anschlufs
an eine billige Stromquelle anzustreben.
Sonderausführungen von Kaltsägemaschinen
(System Gustav Wagner-Reutlingen) für Bahn-Material
Von Eduard Müller, Oberingenieur, Cannstatt
(Mit 12 Abbildungen)
Aufser den bekannten Bauarten für rechtwinklige
und Gehrungs-Schnitte (wie sie beispielsweise beschrieben
sind in der Werkstatts- Technik 1911 No.52 und in
der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1913
No. 15) sind Modelle für die verschiedensten Zwecke
vorhanden, nachstehend werden solche für Bahn-Material
geschildert.
Das Ablängen von Eisenbahnschienen erfolgt häufig
auf Kaltsägen, die allgemein dazu dienen, stangen-
förmiges Material beliebigen Querschnittes zu trennen.
Abb. 1 zeigt eine Kaltsägemaschine Rapid doppelt mit
510 Sägeblattdurchmesser, deren gröfster Schnitt bei
150 mm Höhe, 300 mm Länge aufweist. Das Werkzeug
(Sägeblatt) besitzt eingesetzte Zähne aus Schnellstahl
(Abb. 2) wodurch neben grofser Leistung eine vorzügliche
Schnitthaltigkeit erzielt wird, die wiederum grofse
Lebensdauer und sparsamen Werkzeugverbrauch er-
möglıcht. Die Ausnützung der Eigenschaften des Schnell-
stahles ist nur dann möglich, wenn die Maschine ent-
sprechend stark gebaut ist; der ın Abb. 2 dargestellte
Antrieb mit Doppelschnecken und Stirnrädern gestattet
die Einleitung bedeutender Kräfte bei verhaltnismafsig
kleinem Durchmesser der Schneckenräder. Dies ist
deshalb von Wichtigkeit, weildie Höhe des zu sägenden
Arbeitsstückes sich aus dem Unterschied zwischen Säge-
blatthalbmesser und Ausladung des Antriebes bestimmt;
kleine Abmessungen des AÄntriebes ergeben daher
kräftige Maschinen mit geringem Gewicht und kleinem
Kraftbedarf. Die übrige Ausführung zeigt die Abb. 1;
die Bedienung erfolgt von vorne, der kräftige Spann-
Kaltsägemaschine ,,Rapid-Doppelt*
mit 510 mm Sägeblattdurchmesser, für rechtwinklige Abschnitte an
Rundmaterial usw. bis 150 mm Durchmesser, Vierkant bis 140 mm
und I-Trägern und U-Eisen usw. bis NP 30.
stock besitzt Handkurbel und Schlüssel; 6 verschiedene
Vorschubgeschwindigkeiten gestatten weitgehendes An-
passen an verschiedene Materialien. Der Schaltdruck
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. August 1913]
Abb. 2.
Doppelschneckenantrieb des Sägblattes.
Abb. 4. |
fi e A
SS
NIE
Bündelweises Spannen von Weichenstücken.
Abb. 6.
Kaltsäge- und Bohrmaschine
zum gleichzeitigen Abschneiden des Stofses und Bohren
der drei Laschenschraubenlöcher an Eisenbahnschienen.
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A
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D EN “n
j
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N
Bündelweises Aufspannen der Eisen-
bahnschienen,
auf einen Schlittenhub werden 3 Profile
getrennt.
Abb. 5.
Hoss
Se
Biindelweises Spannen von Eisenbahnschienen,
auf einen Schlittenhub werden 5 Schienen getrennt.
Abb. 7.
Doppelte Kaltsagemaschine
auf Schienengleis verstellbar angeordnet, zum gleichzeitigen Abschneiden beider
Enden und Bohren der 3 Laschenschraubenlécher_an Eisenbahnschienen.
(15. August 1913}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN ~ ~TNo. 868] 73
wird durch das verschiebbare Gewicht geregelt, ferner
ist die Schaltspindel mit einer nachgiebigen Mutter
versehen, die beim Vorkommen harter Stellen usw. den
Vorschub selbsttätig ausrückt und somit das Sägenblatt
und die ganze Maschine
wirksam und zuverlässig
vor Ueberanstrengung
schützt.
Mechanischer Vor-
und Rücklauf ermöglichen
rasche Einstellung des
Sägenblattes, die selbst-
tätige Abstellung rückt
den Vorschub nach er-
folgtem Schnitt aus.
Normale Schienen
werden von dieser Ma-
schine in 4 bis 7 Minuten
gesägt, je nach der Härte
des Materiales und der
Einspannung (stehend
oder liegend).
Sind viele kürzere
Schienenstücke zu tren-
nen, so können — je
nach der Gröfse der Ma-
schine bezw. des Sägen-
blattes und der Spann-
Vorrichtung — auch
mehrere gleichzeitig ein-
gespannt und durchge-
sägt werden, solche Bei-
spiele zeigen Abb. 3, 4
und 5. Hierdurch wird
die Leistung wesentlich
erhöht.
Zum gleichzeitigen
Ablängen und Verlaschen
der Schienen ist die
Maschine nach Abb. 6 ge-
eignet. Die Schiene wird
liegend gespannt und
durch eine Vorrichtung
gehalten, die nach er-
folgter Arbeit derart nach
unten geschwenkt wird,
dafs die Schiene glatt
nach vorne weggezogen
werden kann, ohne dafs
sie gehoben werden mufs.
Sägen und Bohren ge-
schieht gleichzeitig, zwei
Bohrer sind in ihrem Ab-
stand verstellbar, ferner
kann der Abstand
zwischen dem Sägenblatt
und dem ersten Bohrer
verändert werden, sodafs
die Lochteilung in ge-
wissen Grenzen einge-
stellt werden kann. Der
Vorschub des Sägen-
blattes und der Bohrer
erfolgt selbsttätig, die
Bohrmaschine läfst sich
von der Säge abkuppeln
und getrennt verwenden.
Hierdurch ist es möglich,
auch die Laschen zu
bohren, wodurch bei An-
wendung geeigneter An-
schläge und Spannvor-
richtungen ein genaues
Uebereinstimmen von
Lasche und Schiene er-
reicht wird. Ferner kann die Säge für sich Verwendung
finden für rechtwinklige Abschnitte. Der Antrieb erfolgt
durch eingebauten Elektromotor.
Eine hohe Arbeitsleistung ergibt die Anordnung
nach Abb. 7; zwei Maschinen, wie in Abb. 6 beschrieben,
sind so angeordnet, dafs ihr Abstand verstellbar ist,
je nach der gewünschten Schienenlange. Die Ver-
stellung erfolgt durch Rätschenhebel, Trieb- und Zahn-
stange.
Abb. 8.
Kaltsägemaschine Modell B
für Handbetrieb, mit Bohrvorrichtung, auf fahrbarem und als Werkzeugschrank ausgebildetem Untergestell.
Abb. 9.
Kaltsägemaschine Modell „Extra Stark“
mit 610 mm Sägeblattdurchmesser, verstellbarem Maschinen-Oberteil und quer verstellbarem Aufsparntisch,
Schlittenkopf um 90° gedreht zur Ausführung wagerechter Schnitte.
Für die Verwendung auf der Strecke kommt die
Maschine mit Handbetrieb nach Abb. 8 in Betracht; der
Schnitt wird sauber und rechtwinklig, ebenso werden
die Bohrungen genau ausgeführt. Das Untergestell ist
als Werkzeugschrank ausgebildet, das Ganze fahrbar.
14 (No. 868} GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [15. August 1913]
Abb. 10.
Doppelte Kaltsägemaschine mit 810 mm Sägeblattdurchmesser, verstellbaren
Schlittenführungsböcken festem Aufspanntisch und drehbarer runder Aufspannplatte, zum
Zerschneiden von abgefahrenen Eisenbahnwagen- und Lokomotiv Radbandagen,
auch zum Abschneiden von Trichtern an Stahlformgufsstücken geeignet.
Abb.
Doppelte Kaltsägemaschine Modell CHB
Das Aufschneiden abgenützter
Bandagen an Laufrädern kann auf
verschiedene Weise erfolgen. Bei
Maschinen, die nicht nur für recht-
winklige Abschnitte gebaut sind, ist
der Kopf mit dem Sägenblatt drehbar
angeordnet, sodals dieses für Gehrungs-
Schnitte in jedem Winkel zwischen
senkrechter und wagrechter Lage ein-
gestellt werden kann. Die wagerechte
Stellung des Sägenblattes zeigt Abb. 9,
die eine Maschine für Ausführung von
rechtwinkligen und Gehrungsschnitten
darstellt. Die wagerechte Lage des
Sägenblattes ermöglicht das Auf-
aber Schneiden von Bandagen, wenn der
Radsatz auf dem mit Nuten ver-
sehenen Tisch unter Verwendung ent-
sprechender Vorrichtungen aufge-
spannt wird.
Bandagen von gröfserem
Durchmesser können auf der
Maschine nach Abb. 10 aufge-
sägt werden, die nebenbei noch
zum Absägen von Trichtern
an Stahlgufsstücken dient. Ferner
können die Bandagen in einzelne
Stücke getrennt werden.
Die Bandagen im Durch-
messer von 900 bis 2250 mm
werden auf der Spannplatte be-
festigt und von 2 Seiten gleich-
zeitig durchgesägt. Das Sägen-
blatt hat 810 mm Durchmesser,
jede Maschine besitzt getrennten
Antrieb und ist auf ihrer Funda-.
mentplatte verschiebbar, um mit
möglichst kleiner Ausladung des
Sägenkopfschlittens arbeiten zu
können.
Für grofse Leistungen kommt
die Maschine nach Abb. 11 in
Betracht. Die Maschine liegt
im Boden versenkt, der Radsatz,
dessen Laufräderdurchmesser
beliebig sein kann, wird auf
Schienen hergerollt und durch
Kleramschrauben auf diesen be-
festigt. Eine Wasserwage er-
möglicht Einstellung auf ge-
wünschte Schnittiefe. Beide
Sägenblätter arbeiten gleich-
zeitig, der Antrieb kann durch
Transmission oder Elektromotor
erfolgen. Da die Kränze aufsen
durch das Laufen und Bremsen
oft aufserordentlich hart sind,
erfolgt das Sägen von der inneren
Seite heraus, um das Sägenblatt
zu schonen und vor frühzeitigem
Stumpfwerden zu schützen.
Zur Herstellung von Ver-
mit Sägeblättern von 410 mm Durchmesser, zum gleichzeitigen Aufschneiden beider Bandagen laschungen an Rillenschienen
an Eisenbahnwagen- und Lokomotiv-Radsätzen.
Abb. 12.
Kaltsägemaschine
für rechtwinklige und schräge Längsschnitte an Strafsen- und Eisenbahnschienen.
usw. dient die Maschine nach
Abb. 12. Der Spanntisch ermöglicht das Auf-
spannen stehend und liegend, parallel und
schräg zum Sägenblatt, sodafs die verschieden-
sten Schnitte ausgeführt werden können. Durch
Aufsetzen eines Spannstockes können auch
rechtwinklige Stangen sowie plattenförmiges
Material auf dieser Maschine gesägt werden.
Zusammenfassung. Beschreibung von
Kaltsägemaschinen der Firma Gustav Wagner ın
Reutlingen. Sonderausführungen zum Trennen
von Eisenbahnschienen zum gleichzeitigen
Trennen und Bohren der Laschenlöcher, zum
Aufsägen von Radbandagen sowie zur Aus-
führung von Längsschnitten für Verlaschungen.
Die Ausführungen sind durch eine Reihe
von In- und Auslandspatenten geschützt.
(15. August 1913] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 868] 75
Neue Erfahrungen im Betriebe mit der durchgehenden Güterzugsbremse
„System Hardy“
Bericht an den in Blankenburg (Harz) 4.—6. Juni tagenden Ausschuß für technische Angelegenheiten des
Vereines Deutscher Eisenbahnverwaltungen
Im peeve an den von mir auf der Techniker- | für eine Lokomotive und Jahr . . 32,— M
versammlung des Vereines Deutscher Eisenbahnver- | Ä B
waltungen am 6. Mai 1910 zu Strafsburg erstatteten BEN reper oar Ne Jeni: y DERE a
mündlichen Bericht über ý „ Leitungswagen und Jahr. 5,60 „
i Auf Ansuchen verschiedener gröfserer Eisenbahn-
Erfahrungen im Betriebe mit der durchgehenden Verwaltungen, welche Interesse daran hatten, näheres
Güterzugsbremse „System Hardy“ über die Unterhaltungskosten der Luftsaugebremse,
besonders derjenigen Kosten zu erfahren, welche für
die Unterhaltung der Hardybremse an freizügigen
Güterwagen erwachsen, habe ich im Jahre 1911 die
Kosten der Unterhaltung der Hardybremse an den
diesseitigen Lokomotiven, Personen-, Gepäck- und
Güterwagen ermittelt.
gestatte ich mir, in Folgendem weitere Mitteilungen
über die von mir in den letzten Jahren gemachten
Erfahrungen besonders über die Unterhaltungskosten
dieser Bremsart zu geben. j
Wie ich in meinem Strafsburger Bericht seinerzeit
mitteilte, waren seit Einführung der Hardybremse für
den Güterzugsbetrieb auf unseren Linien bis zur Da gelegentlich der im Jahre 1911 aufgestellten
Berichterstattung (Mai 1910) erst wenige (rund 2) Jahre und nachstehend wiedergegebenen „Uebersicht der
verstrichen, so dafs sich für die Instandhaltung der Instandhaltungskosten der mit der selbsttatigen’ Nieder-
damals noch durchweg als neu anzusehenden Brems- druck-Luftsaugebremse Hardy versehenen Betriebsmittel
ausrüstungen folgende überraschend niedrigen Instand- der „Halberstadt-Blankenburger Eisenbahngesellschaft“
haltungskosten ergaben, nämlich: die Kosten in Rücksicht auf die seit der Einführung
für eine Lokomotive und Jahr. . . 4,50 M der Hardybremse damals immer noch als kurz zu
i ; bezeichnende Betriebsdauer noch sehr gering waren
» einen Wagen und Jahr . . . . 2,45 „ | und tatsächliche Unterlagen über die nach längeren
Nach den von der Hauptwerkstatt Sarajewo der Betriebsjahren in Wirklichkeit entstehenden Unter-
Bos nischen Staatsbahnen mir gelegentlich einer zum haltungskosten immer noch nicht vorlagen, so konnten
Studium der Luftsaugebremse im Jahre 1903 unter- in dieser Uebersicht die Unterhaltungskosten (Löhne
nommenen Reise nach Oesterreich-Ungarn, Bosnien und Material) für die in regelmäfsigen Zeitabständen
und der Herzegowina gegebenen Unterlagen sollten die wiederkehrenden Ausbesserungen zunächst nur der
Unterhaltungskosten daselbst damals betragen: Wahrscheinlichkeit nach eingesetzt werden.
Uebersicht der Instandhaltungskosten der mit der selbsttätigen Niederdruck-Luftsaugebremse Hardy
versehenen Betriebsmittel der Halberstadt-Blankenburger Eisenbahngesellschaft.
Bestand der Betriebsmittel 1910.
26 Stück Lokomotiven, davon also 14 Stück mit Bremszylindern und 12 Stück ohne Bremszylinder.
86 Stück Personen-, Post- und Gepäckwagen, davon also 63 Stück mit Bremszylindern und 23 Stück ohne
Bremszylinder.
844 Stück Güterwagen, davon also 351 Stück mit Bremszylindern und 493 Stück ohne Bremszylinder.
a) Instandhaltungskosten der Lokomotiven.
—— —
Mithin
z l l Kosten Anteil für ein Jahr
g Arbeits-Ausführung Zeitabstände Material | Lohn | Material | Lohn Summa
S M M M M M
| |
l 1 Bremsschieber abrichten ........ jährlich — ee ee | > | oo
2 | 1 Bremszylinder untersuchen i an 7,50 — | £90 | 7,50
3 1 1 Rollring auswechseln. r . a... « alle 2 Jahre 8,— — 4,— — | 4—
4 | 1 Deckeldichtungsring auswechseln . . . . | alie 2 Jahre ,— — 0,50 — | 050
5 | 1 Kautschukstopfbüchse auswechseln. . . . [jährlich 2mal 1,15 0,50 2,30 1,— 3,30
6 | 2 Zylinderschläuche auswechseln . . . . . | alle 2 Jahre 4— | 040 4,— 0,40 4,40
7 | 2 Kupplungsschläuche auswechseln . . . . jährlich 925 |: 0,40 18,50 0,80 19,30
8 | 2 Dichtungsringe auswechseln . ... . . . [jährlich 4mal | 0,40 0,10 3,20 0,80 | 4,—
Für eine Lokomotive mit Bremszylindern . ...... e . +. 48,—M.
$ ù Š ohne Bremszylinder (Pos. I, Tund 8). . . . 28,30 ,
101
also jährlich durchschnittlich 14 . 48 M + 12 . 28,30 = rd. en = 39 M für jede Lokomotive; oder bei einer Jahres-
101
leistung (z. B. in 1910) von 601550 Nutzkilometern 601 a Pfg. = 0,168 Pfennige für jeden geleisteten Nutz-
kilometer.
pore Google
16 [No. 868] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [15. August 1913]
b) Instandhaltungskosten der Luftsaugebrenise an Personen-, Post- und Gepäckwagen.
Kosten Anteilige Kosten für
Z l l ein Jahr
Š Arbeits-Ausführung Zeitabstände Material | Lohn | Material | Lohn | Summa
= | M M M ; M | M
1 | 1 Bremszylinder untersuchen . . . .. . jährlich — 4,— — 4,— 4,—
2 | i Rollring auswechseln: . . ar Cee ‘i 8,— — 8,— — 8,—
3 | 1 Deckeldichtungsring auswechseln ee oer i 1, — — l, — — l,—
4 | 1 Kautschukstopfbüchse auswechseln. . . . | jährlich 2mal 1,1 0,50 2,20 1, — 3,20
5 | 2 Zylinderschläuche auswechseln . . . . . | alle 6 Jahre 4,— ! 0,60 1,35 0,10 1,45
6 | 2 Kupplungsschläuche auswechseln . . . .| alle 2 Jahre 9,25 0,40 9,25 0,40 9,65
1 | 2 Dichtungsringe auswechseln . . . . . . [jährlich 2mal 0,40 0,10 1,60 0,40 2, —
8 | Absaugen wegen BT obe:
a) Bremswagen . . . audit allen Sn a Jährlich = 1,25 — 1,25 1,25
b) Leitungswagen. . 2 2 2 2 20200. n J — 0,50 — 0,50 0,50
Für einen Wagen mit Bremszylinder Pos. 1 bis 7 und Pos. 8a = 30,55 M.
P 5 j nur mit Leitung Pos. 6, 7 und 8b . . . =12,15 ,
Für 63 Personen-, Post- und Gepäckwagen mit Bremse 3055.63. . 2 2 22... z 1924,65 M.
yo 23 5 3 “ ohne Bremse 12,15.23 . . 2 2 2 . . = 279,45 „
2204,10 M,
ER N 2204,10 BEER Be
also jahrlich durchschnittlich 8 = 25,63 M fir einen Personenwagen, oder bei einer Leistung (in 1910) von
rd. 3517168 Achskilometern - ee Pfg. = 0,063 Pfennige für jeden von den Personen-, Post- und Gepäck-
wagen geleisteten Achskilometer.
c) Instandhaltungskosten der Luftsaugebremse an Güterwagen.
351 Güterwagen mit Bremszylindern,
493 j ohne Bremszylinder nur mit Leitung.
E | | Kasten nenir T für
g Arbeits-Ausführung Zeitabstände Material | Lohn | Material | Lohn = Simma
= M M M
l l Bremszylinder untersuchen . . . . . . | alle 3 Jahre — 4,— sas | l, 1,35
2 | I Rollring auswechseln. . . a oe „6 , 8,— = 1,35 — 1,35
3 | 1 Deckeldichtungsring auswechseln O VEE ur "E. gh 1,20 — 0,40 — 0,40
4 | | Kautschukstopfbüchse auswechseln. . . . DO a 1,10 0,50 0,40 0,20 | 0,60
5 | 2 Zylinderschläuche auswechseln . . . . . „ 6 , 4, — 0,40 1,35 0,15 | 1,50
6 | 2 Kupplungsschläuche auswechseln A a ae 9,25 0,40 9,25 0,40 9,65
7 | 2 Dichtungsringe auswechseln . . . . . . [jährlich 2mal | 0,40 0,10 1,60 0,40 Ä 2, —
8 | Absaugen zwecks Dichtheitsprobe:
a) Bremswagen . 2 2 2 2 2 2 a Jährlich = 1,25 an — | 1,25
b) Leitungswagen. . . 2 2 2 222. 5 —: 0,50 == -— | 0,50
Mithin Bremswagen. . . . . . 1810M.
,» Leitungswagen. . . . . 12,15,
Zur bahnamtlichen Untersuchung gelangen in dreijährigen Zeitabständen
351
= rd. 117 Bremswagen und se = rd. 165 Leitungswagen,
hierzu rd. 20 pCt. far unvorhergesehene Untersuchungen (Heifs- oder Scharflaufer usw.) an Bremswagen, und
rd. 5 pCt. für unvorhergeschene Untersuchungen (Heifs- oder Scharfläufer usw.) an Leitungswagen,
= 117 +23 = 140 Stück Bremswagen und
—165+10=—175 „ Leitungswagen.
Die Kosten der Instandhaltung betragen somit jährlich im Durchschnitt: j
Für einen Bremswagen Pos. Ibis 7 und 8a . . . . = 18,10 M.
A „ Leitungswagen Pos. 6, 7 und 8b . ee‘ = 12.19: 5
Für 140 Stück Bremswagen 1810 M.1400 . 2. 2. 2 2 2 2 2 2 2.2.00. =34M.
„175 ,„ Leitungswagen 12,15 M.175 . 2... 2 2 nn nn... m 2126 „
4660 M,
60 a
also jährlich durchschnittlich _ — 14,86 M für jeden zu untersuchenden Güterwagen, oder jährlich durch-
schnittlich a — 5,52 M für jeden vorhandenen Güterwagen, oder für jeden von den Güterwagen im Jahre
60
1910 zurückgelegten Achskilometer von 23 645 852: en 852 = 0,0197 Pfennig.
[15. August 1913]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 868] Ja
Die in dieser Weise ermittelten Kosten sind
folgende:
‘fir eine Lokomotive und Jahr 39,— M
„ 1000 Lokomotiv-Nutzkilometer 1,68 „
„ einen Personenwagen und Jahr 29.03. y
„ 1000 Personenwagen-Achskilometer 0,63 „
„ einen Güterwagen und Jahr . BOs 4
„ 1000 Güterwagen-Achskilometer 0,197 „
Um nun aber allmählich der Wirklichkeit ent-
sprechende genaue Unterlagen über die für die Unter-
haltung der Hardybremse an Lokomotiven, Personen-,
Post-, Gepäck- und Güterwagen erwachsenen Kosten
zu erhalten, habe ich angeordnet, dafs die für die
Unterhaltung der Luftsaugebremse an unseren Betriebs-
mitteln für Löhne und Material entstehenden Kosten
besonders ausgeworfen und in den Vierteljahrs-
abschlüssen der Werkstatt besonders nach-
gewiesen werden.
Die auf die Anzahl und Leistungen unserer Betriebs-
mittel entfallenden wirklichen Kosten sind für die
beiden letzten Rechnungsjahre 1911 und 1912 folgende:
durch-
1911 1912 |] schnittlich
1911/12
M M M
Fir eine Lokomotive und Jahr 29,05 | 17,70 | 23,58
Für 1000 Lokomotiv-Nutzkilometer . | 1,36 | 0,79 1,07
Für einen Personenwagen . . . . | 5,04 | 5,74 5,39
Für 1000 Personenwagenachskilometer | 0,13 | 0,15 0,14
Für einen Gepäck- und Güterwagen
und Jaht s 44-3 ded re ae aw 3,14
Für 1000 Gepäck- und Güterwagen-
achskilometer 0,09 | 0,12 0,11
|
|
Vergleicht man die obenstehend seinerzeit über-
schläglich ermittelten Unterhaltungskosten und die
vorstehend auf Grund wirklicher Unterlagen
tatsächlich entstandenen Unterhaltungskosten,
so ergibt sich die erfreuliche Tatsache, dafs die für die
Unterhaltung der Hardybremse tatsächlich entstandenen
Unterhaltungskosten hinter den seinerzeit über-
schläglich ermittelten Unterhaltungskosten er-
heblich zurückbleiben.
Was die betrieblichen Erfahrungen selbst betrifft,
so mufs ich wiederholt betonen, dafs die Regulier-
fähigkeit der Bremse ganz ausgezeichnet ist,
dafs Zugzerreifsungen auch langer Güter- und
gemischter Züge bis zu 120 Achsen niemals
vorgekommen sind, und dafs sich auf den Steilrampen
der Zahnradbahn diese Bremse als die sicherste Stütze
des Betriebes erwiesen hat. Das Zug- und Rangier-
personal ist völlig mit der sehr einfachen Bedienung
der Bremse und Bremszylinder vertraut, so dafs irgend-
welche Anstände nicht mehr vorgekommen sind.
Meiner Meinung nach würde die schnellwirkende
automatische Niederdruckbremse System Hardy die
einfachste, praktischste und betrieblich sicherste
Lösung einer kontinentalen durchgehenden
Güterzugbremse bedeuten, man mufs nur den Mut
haben, alle Rücksichten über Bord zu werfen und ein
System zu akzeptieren, dem alle kontinentalen Staaten
mit normaler Spurweite 1,435 m zustimmen könnten,
und das ist die neueste Niederdruckbremse.
Blankenburg, Harz, den 21. Mai 1913.
Glanz,
Herzoglicher Bahndirektor.
Dampfturbine mit direkt gekuppelter Zentrifugalpumpe
(Mit 2 Abbildungen)
Die Anlage besteht aus einer direkt mit einer Hoch-
druck-Zentrifugalpumpe gekuppelten 120 E. PS Zoelly-
Dampfturbine von 10 cbm minutlicher Leistung bei 38 m
manometrischer Förderhöhe. Turbine und Pumpe
machen 3300 Umdrehungen minutlich, sind auf einer
gemeinschaftlichen Gründungsplatte montiert und durch
eine feste Kuppelung verbunden (Abb. 1).
Die Dampfturbine nach dem Zoelly-System hat im vor-
liegenden Fall 7 Treppen (Abb. 2). Die Achse der ganzen
Anlage ruht in 3 Lagern und ist durch ein kleines
Rollenlager in achsialer Richtung festgelegt, das keinen
nennenswerten Druck aufzunehmen hat, da beı der
Zoelly-Turbine an beiden Seiten der Laufräder gleicher
Druck herrscht und die Fächer der Zentrifugalpumpe
durch ihre zweiseitige Einströmung bereits an sich ent-
lastest sind. Die Packungsbüchsen der Turbine sind
mit Kohlenringen versehen, die keine Schmierung er-
fordern. Die Dichtung der Leiträder auf der Achse
findet durch patentierte bewegliche Dichtungsbüchsen
statt, die kleine radiale Bewegungen der Achse mitmachen
können und durch Federn um die Achse gedrückt
werden. Die Lager werden unter Druck geschmiert,
während die Kühlung des Oels in Kühlschlangen er-
folgt, die in der Grundplatte angebracht sind.
Die Zentrifugalpumpe mit 300 mm Rohranschluts hat
2 Fächer aus Bronze, deren Schaufeln wie die der Francis-
Wasserturbinen geformt sind (Abb. 2). Dadurch ist es
möglich, die Pumpe für grofse Umdrehungsgeschwindig-
keit auszuführen, was wiederum für die Dampfturbine
günstig ist. Die Fächer haben zweiseitige Einströmung
und dichten mittels auswechselbarer bronzener Dich-
tungsringe gegen das Pumpengehäuse, in das ebenfalls
bronzene Leitschaufeln eingesetzt sind, zwischen denen
die dem Wasser durch die Fächer mitgeteilte Ge-
schwindigkeit in Druck umgesetzt wird.
Sowohl Turbine wie Pumpe sind bequem zugäng-
lich, da bei beiden die obere
gehoben werden kann. Um erforderlichen Falls eine
gröfsere Leistung zu erzielen, ist die Turbine mit einer
älfte des Gehäuses ab- -
Ueberbelastungsklappe versehen, die es ermöglicht,
frischen Dampf vor das 4. Leitrad zu bringen. Die
Leistung kann dadurch um ungefähr 25 pCt. erhöht
werden.
Die Regelung der Turbine geschieht selbsttätig
durch den Wasserdruck der Zentrifugalpumpe mit Hülfe
eines Servomotors, der mit Oeldruck die Hauptdrossel-
klappe der Turbine verstellt, und zwar in folgender
Abb. 1.
Dampfturbine mit direkt gekuppelter Zentrifugalpumpe.
Weise: In dem senkrechten, in Abb. 1 ganz links zu
ersehenden Zylinder befindet sich eine Feder, die
unten an einem festen Punkt und oben an der Stange
befestigt ist, die aus dem Zylinder heraustritt. Die
Spannung der Feder wird durch den Wasserdruck auf
einen kleinen Kolben in Gleichgewicht gehalten, der
sich in einem kleinen Wasserzylinder unter dem ge-
nannten Zylinder für die Feder befindet. Dieser kleine
Wasserzylinder steht mit der Druckleitung der Zentri-
fugalpumpe in Verbindung. Mittels eines kleinen Hand-
18 [No. 868)
rades kann die Spannung der Feder geregelt werden.
Steigt nun die Anzahl Umdrehungen der Turbine so
hoch, dafs der Druck der Zentrifugalpumpe den einge-
stellten Betrag überschreitet, dann bewegt das Druck-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. August 1913)
Die Turbine wird selbsttätig gestoppt, sobald die An-
zahl Umdrehungen ungefähr 3950 erreicht. Zu dem Zweck
ist auf der Turbinenachse ein kleiner Sicherheitsregu-
lator montiert, der bei 3950 Umdrehungen soweit aus-
Abb. 2.
Ke
we oF
ous
a ial
oe
— Lys ree
wasser die genannte Stange nach oben, während diese
Bewegung durch das aus der Abbildung zu ersehende
System kleiner Stangen mit Hebel auf einen kleinen
Oelschieber übertragen wird, der Oel in den Servo-
motor-Zylinder läfst, dessen Kolben auf derselben
Stange mit der Drosselklappe der Turbine montiert ist.
Servomotor und Oelschieber wirken wie bei normaler
Regelung der Zoelly-Dampfturbinen.
Schnitt durch Turbine und Pumpe. Mafsstab 1:20.
schlägt, dafs er eine Sperrklinke innerhalb des Deckels
des H. D.-Lagers aushebt. Ein zweiter kleiner Oel-
schieber bewegt sich nach oben, und die Drosselklappe
wird durch den Oeldruck geschlossen. Fällt die Anzahl
Umdrehungen bis ungefähr 3000, dann kann man die
Sperrklinke in ihren normalen Stand durch Drücken auf
einen Knopf zurückbringen.
(de ingenieur No. 33, 1911.)
Verschiedenes
»Fludor“-Létmittel. Von den vorhandenen Létmitteln
eignen sich die meisten nur für gewisse Zwecke und für
besondere Metalle, während sie in anderen Fällen versagen.
Die auf Grund langjähriger Erfahrungen nach wissenschaft-
lichen Prinzipien hergestellten „Fludor“-Lötmittel unter-
scheiden sich in der Handhabung durchaus nicht von den
gebräuchlichen Lötmitteln, sind aber allgemein verwendbar
und wirken stets sofort und sicher. Sie entfernen allen
Schmutz, Fett, Harz, Gummireste, Oxyd und selbst dicke
Grünspanschichten selbsttätig von den Lötstellen und ent-
heben den Arbeiter so alles Blankscheuerns und Putzens.
Das Arbeiten mit „Fludor“ gestaltet sich bequem, angenehm
und schnell, wodurch der weitere Gewinn entsteht, dafs der
Arbeiter den Verbrauch von Lötzinn von selbst auf das
erforderliche Mafs beschränkt.
Die „Fludor“-Lötmittel werden von der Gesellschaft
m. b. H. Clafsen & Co, Berlin W 30/216, in verschiedenen
Formen, als Lötstange, Lötpasta, Lötspiritus, Lötzinn
und Lötwasser in den Handel gebracht, von denen die
Fludor-Lötstange in plastisch-zäher Beschaffenheit, 2,5 cm
dick und 15 cm lang, hergestellt wird, für jeden Zweck ge-
eignet und namentlich in der Elektrotechnik sowohl in der
Werkstatt wie bei Montagen beliebt ist. Fludor-Lötpasta
läfst sich vermöge ihrer Weichheit überall gut verwenden,
wo es gilt, das Lötmittel in feine Fugen zu bringen.
Fludor-Lötspiritus ist in erster Linie für feinere Arbeiten
in der Elektrotechnik, Feinmechanik und im Apparatebau
bestimmt; Fludor-Lötwasser wird in der Blech- und Spiel-
warenfabrikation als Ersatz für Salzsäure verwendet, und
Fludor-Lötzinn ist eine Verbindung von Lötzinn und Fludor,
die das denkbar bequemste Arbeiten bei Montagen ermög-
licht. Schliefslich sei noch auf die Fludor-Hartlötmittel
(Fludor-Hartlötpulver und Fludor-Schlaglot), sowie auf die
Fludor-Lötlampen verwiesen. Die Fludor-Lötmittel sind
bei vielen Behörden, Elektrizitätswerken, Strafsenbahnen,
elektrotechnischen Grofsfirmen, Installateuren usw. schon
lange mit bestem Erfolge eingeführt und erfreuen sich stets
wachsender Beliebtheit.
Synthetischer Kautschuk.”) Auf der vorjährigen Haupt-
versammlung des Vereins Deutscher Chemiker berichteten
Prof. Harries- Kiel und Dr. F. Hofmann -Elberfeld über den
künstlichen Kautschuk vom wissenschaftlichen und vom
technischen Standpunkte.””)
Schon vor 20 Jahren haben Bouchardat und Tilden
aus dem Kohlenwasserstoff Isopren künstlichen Kautschuk
erhalten; aber erst in den letzten Jahren ist es der wissen-
schaftlichen Forschung gelungen, in mühseliger Experimental-
arbeit den molekularen Bau des natürlichen Kautschuks zu
enträtseln und Schritt für Schritt durch Zusammenfügung
einfacherer Moleküle aufzubauen. Das Mittel zu dieser
Erforschung boten die chemischen Veränderungen, welche
der Kautschuk bei der Behandlung mit Ozon erleidet; die
Ozonide des Kautschuks erlauben es heutzutage, die ver-
schiedenen Arten des Kautschuks voneinander zu unter-
scheiden. Die Spaltungskurve, welche das Ozonid des
Isoprenkautschuks bei der Zersetzung mit Wasser liefert,
gleicht der des aus natürlichem Kautschuk entstandenen
Ozonids, und die dabei auftretenden Zersetzungsprodukte
haben zueinander dasselbe bestimmte Verhältnis; damit
ist die chemische Gleichheit dieses künstlichen mit dem
natürlichen Kautschuk nachgewiesen. Uebrigens ergibt diese
Untersuchungsmethode, dafs die äufserlich so verschiedene
Guttapercha in ihrer inneren Natur dem Kautschuk über-
raschend ähnlich erscheint.
Für die Technik galt es nun, die Ausgangsstoffe für die
°) Nach „E. T.Z.“ 1912.
**) Vgl. „Z. f. angewandte Chemie“ 25 (1912), S. 1160.
(15. August 1913]
Synthese möglichst billig herzustellen und den Gang der
Fabrikation beherrschen zu lernen. Diese Aufgabe ist in
unermüdlicher Arbeit von Dr. F. Hofmann und seinen
Mitarbeitern in den Elberfelder Farbenfabriken zu einem
gewissen Abschlufs gebracht worden. „Es mufsten viele
neue Wege für den Aufbau der Butadiene (so nennt man
die Gruppe der Kohlenwasserstoffe, zu welcher auch Isopren
gehört) ausgemittelt werden, die, von der Steinkohle bzw.
dem Alkohol ausgehend, über mehr oder weniger zahlreiche
Zwischenphasen zum gewünschten Ziele führten.“ Hofmann
fand in der Wärme die Kraft, welche die einzelnen Butadien-
moleküle zum grofsen Kautschukmolekül zusammenschweifst,
und ermittelte die Stoffe, welche diese „Polymerisation“
begünstigen oder ihr schaden.
Der praktischen Verwertung dieser Fabrikationsmethode
ist z. Zt. der billige Preis des natürlichen Kautschuks hinder-
lich. Ob und wann der synthetische Kautschuk den Wett-
bewerb aufnehmen kann, ist noch durchaus nicht abzusehen.
Es wird hier schliefslich darauf ankommen, ob die Pflanze
welche nach Ansicht von Hofmann ebenfalls aus Butadienen
den Kautschuk aufbaut, oder der Chemiker billiger und
besser arbeitet. Der künstliche Indigo hat bekanntlich den
natürlichen besiegt. Beim Zucker und beim Alkohol ist aber
die Sachlage umgekehrt, obwohl es auch hier an schönen
Verfahren zur „künstlichen“ Herstellung nicht fehlt.
K. Arndt.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Der Marinebaurat für Maschinenbau Hennig wird mit
dem 1. August 1913 von dem Kommando zur Baubeauf-
sichtigung in Stettin entbunden und von Kiel zur Werft
Wilhelmshafen versetzt, der Marine-Maschinenbaumeister
Roellig mit dem 1. August 1913 von dem Kommando zur
Baubeaufsichtigung bei der Weserwerft in Bremen entbunden
und unter Versetzung von Wilhelmshafen nach Kiel zur
Baubeaufsichtigung nach Stettin kommandiert, der Marine-
Maschinenbaumeister Schatzmann mit dem 1. August 1913
von dem Kommando zur Dienstleistung im Reichs-Marineamt
entbunden und unter Versetzung von Berlin nach Wilhelms-
hafen zur Baubeaufsichtigung bei der Weserwerft in Bremen
kommandiert und der Marine-Maschinenbaumeister Loesdau
von der Werft Danzig mit dem 15. August 1913 zum Reichs-
Marineamt versetzt.
Militarbauverwaltung Preufsen.
Ernannt: zum Geh. Baurat und Vortragenden Rat im
Kriegsminist. der Hilfsreferent im Kriegsminist. Intendantur-
und Baurat Schultze, zum Intendantur- und Baurat der mit
Wahrnehmung einer Intendantur- und Bauratstelle bei der
Intendantur der militärischen Institute beauftragte Baurat
Dr.: Jna. Weiß.
Versetzt: der Baurat Lieber, Vorstand des Militärbau-
amts IV in Magdeburg, zum 15. August 1913 in gleicher
Eigenschaft zum Militärbauamt in Halle a. S.
Preufsen.
Ernannt: zum etatmäfsigen Professor an der Techn.
Hochschule in Breslau der aufserordentl. Professor in der
Philosophischen Fakultät der Universität in Kiel Dr. Max
Dehn und zum etatmäfsigen Professor an der Techn. Hoch-
schule in Berlin der Geh. Ọberbaurat und Abteilungschef im
Reichs-Marineamt a. D. Dr.-Ing. Hermann Hüllmann;
zum Honorarprofessor in der Abt. für Schiff- und Schiffs-
maschinenbau der Techn. Hochschule in Berlin der Wirkl.
Geh. Oberbaurat Professor Rudloff, bisher Dozent in der
genannten Abt.;
zu Regierungsbaumeistern die Regierungsbaufthrer Franz
Bock aus Aachen (Wasser- und Strafsenbaufach), Konrad
Lindau aus Spandau, Karl Hamens aus Posen, Johannes
Rosenthal aus Ruda bei Strasburg 1. Westpr., Walter Ludorf
aus Elberfeld, Otto Moeller aus Duderstadt (Hochbaufach).
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 868) 79
Verliehen: der Charakter als Baurat dem stellver-
tretenden Direktor bei der Allgemeinen Elektricitäts-Gesell-
schaft, Regierungsbaumeister a. D. Manke in Berlin;
den Regierungsbaumeistern des Eisenbahnbaufaches
Schaper die Stelle eines Mitgliedes bei der Eisenbahndirek-
tion in Stettin, Willi Behrens die Stelle des Vorstandes des
Eisenbahn-Betriebsamts 8 in Berlin und Lauser die Stelle
des Vorstandes einesEisenbahn-Betriebsamts, dem Regierungs-
baumeister des Maschinenbaufaches Friedmann die Stelle
des Vorstandes eines Werkstättenamts bei der Eisenbahn-
Hauptwerkstätte in Frankfurt a. d. Oder, dem Regierungs-
baumeister des Eisenbahnbaufaches Grabski in Celle und
dem Grofsherzoglich hessischen Regierungsbaumeister des
Maschinenbaufaches Zwilling in Wittenberge etatmäfsige
Stellen von Regierungsbaumeistern bei der Staatseisenbahn-
verwaltung;
ferner dem Regierungsbaumeister des Wasser- und
Strafsenbaufaches Heinrich Boesch aus Bobersberg (Melio-
rationsbauamt in Frankfurt a. O.), z. Z. Hilfsarbeiter im
Minist. für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, eine
etatmäfsige Regierungsbaumeisterstelle in der landwirtschaftl.
Verwaltung.
Einberufen: zur Beschäftigung im Staatseisenbahn-
dienste die Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches
Düring bei der Eisenbahndirektion in Frankfurt a.M., Ebeling
bei der Eisenbahndirektion in Elberfeld, Rudloff bei der
Eisenbahndirektion in Erfurt und Bettmann bei der Eisen-
bahndirektion in Kattowitz.
Ueberwiesen: die Regierungsbaumeister des Wasser-
und Strafsenbaufaches Heubült in Osnabrück dem Meliorations-
bauamt in Cassel und Timm in Briesen i. Westpr. dem
Meliorationsbauamt in Osnabrick;
ferner der Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches
Froese, bisher aus dem Staatseisenbahndienste beurlaubt,
der Eisenbahndirektion in Altona zur Beschäftigung beim
Eisenbahn-Betriebsamt in Neumünster.
Zur Beschäftigung überwiesen: die Regierungs-
baumeister des Wasser- und Strafsenbaufaches Huch der
Regierung in Aurich, Wilhelm der Regierung in Stettin und
der Regierungsbaumeister des Hochbaufaches Staubach der
Regierung in Düsseldorf.
Versetzt: der Regierungs- und Baurat Goltermann
von Hannover und der Regierungsbaumeister Wittler von
Johannisburg i. Ostpr. an die Regierung in Wiesbaden;
die Regierungsbaumeister Bohnsack von Berlin als Vor-
stand des Hochbauamts in Kattowitz, Stieglitz von Berlin
als Leiter der in Cassel einzurichtenden Bauabteilung für
den Bau des Kraftwerks Hemfurt, Schumacher von Magde-
burg als Vorstand des Hochbauamts in Memel und Zunke
von Berlin als Vorstand des Hochbauamts in Johannisburg
1, Ostpr.; |
die Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches Dr.
phil. Winter, bisher in Hildesheim, als Mitglied (auftrw.) der
Eisenbahndirektion nach Stettin, Friedrich Meyer, bisher in
Wongrowitz, als Vorstand des Eisenbahn-Betriebsamts nach
Hildesheim und Hans Berg, bisher in Leipzig, nach Hannover
als Vorstand der dort neu zu errichtenden Bauabteilung,
die Regierungsbaumeister des Maschinenbaufaches Fried-
mann, bisher in Duisburg, als Vorstand (auftrw.) des Eisen-
bahn-Werkstättenamts b nach Frankfurt a. d. Oder und Berg-
hauer, bisher in Guben, zum Eisenbahn-Zentralamt mit dem
Wohnsitz in Halle a. d. Saale, die Regierungsbaumeister
des Hochbaufaches Bargiel, bisher in Berlin, zur Eisenbahn-
direktion nach Elberfeld, Knopp von Dinslaken, Otto von
Templin und Dr.-3ng. Rappaport von Eisleben nach Berlin
und der Regierungsbaumeister Ruhtz von Emden nach Husum.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Geh. Baurat Evmann, bisher Vor-
stand des Eisenbahn-Betriebsamts in Freienwalde a. O.
Bayern.
Ernannt: zum Rektor der Kgl. Techn. Hochschule in
München für die Studienjahre 1913/14 und 1914/15 nach der
80 [No. 868}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. August 1913]
Wahl durch das Gesamtkollegium der Techn. Hochschule
auf dessen Vorschlag der ordentl. Professor der Baukunst
an der Architektenabt. dieser Hochschule Geh. Hofrat Heinrich
Freiherr v. Schmidt.
Befördert: zu Regierungsräten an ihren bisherigen
Dienstorten der Vorstand der Betriebs- und Bauinspektion
Mühldorf Direktionsrat Matthäus Schönberger, der Vorstand
der Neubauinspektion Zweibrücken Direktionsrat Heinrich
Eickemeyer und der Vorstand der Werkstatteninspektion
Augsburg Direktionsrat Oskar Lässle, zum Regierungsrat
und Vorstand der Werkstätteninspektion II München der
Direktionsrat des Staatsminist. für Verkehrsangelegenheiten
Georg Hinkelbein, zum Oberbauinspektor der Eisenbahn-
direktion in Regensburg der Direktionsassessor Johann Kohl,
zum Obermaschineninspektor der Werkstatteninspektion in
Aubing der Direktionsassessor Georg Naderer, zum Ober-
maschineninspektor der Eisenbahndirektion München der
Direktionsassessor Karl Knie in Karlstein bei Bad Reichen-
hall unter Belassung an seinem bisherigen Dienstsitze und
zum Obermaschineninspektor der Eisenbahndirektion in
Nürnberg der Direktionsassessor Leo Schlosser.
Bestätigt: für die Studienjahre 1913 bis 1916 als Ab-
teilungsvorstände nach dem Ergebnisse der Wahlen der
Abteilungsvorstände an der K. Technischen Hochschule in
München die ordentlichen Professoren Dr. Richard Graf
Du Moulin-Eckart für die Allgemeine Abteilung, Karl Hager
für die Bauingenieurabteilung, Dr. Theodor Fischer für die
Architektenabteilung, Geheimer Hofrat Johann Ossanna für
die Maschineningenieurabteilung, Geheimer Hofrat Dr. Konrad
Oebbecke für die Chemische Abteilung und Oekonomierat
Dr. August Schnider für die Landwirtschaftliche Abteilung.
Versetzt: der Vorstand der Werkstätteninspektion H
München Dircktionsrat Benedikt Baumann in gleicher Dienst-
eigenschaft in das Maschinenkonstruktionsamt der Staats-
eisenbahnen in München und der Direktionsrat Anton Wöhrl
in Kitzingen als Oberbauinspektor an die Eisenbahndirektion
Nürnberg.
Der ordentl. Professor für mechanische Technologie und
Maschinenbaukunde an der Kgl. Techn. Ilochschule in München
Geh. Rat Egbert Ritter v. Hoyer ist vom 1. Oktober d. J. an
auf sein Ansuchen von der Verpflichtung zur Abhaltung von
Vorlesungen befreit.
Württemberg.
Ernannt: die Regierungsbaumeister Denner zum Ab-
teilungsingenieur bei der Generaldirektion der Staatseisen-
bahnen, Kern zum Abteilungsingenieur bei der Eisenbahn-
bauinspektion Heilbronn, Bräuninger zum Abteilungsingenieur
bei der Eisenbahnbausektion Biberach, Fahrner zum Ab-
teilungsingenieur bei der Generaldirektion der Staatseisen-
bahnen, Storr zum Abteilungsingenieur bei der Eisenbahn-
bausektion Tübingen und Haug zum Maschineningenieur bei
der Generaldirektion der Staatseisenbahnen;
zum Maschineningenieur bei der Generaldirektion der
Posten und Telegraphen der Regierungsbaumeister Wolfart
und zum Telegrapheningenieur bei der Telegrapheninspektion
Stuttgart der Regierungsbaumeister Honold;
zum Wirkl. Baurat bei der Zentralstelle für Gewerbe
und Handel der tit. Baurat Klaiber bei dieser Behörde.
Befördert: zum Oberbaurat bei der Generaldirektion
der Staatseisenbahnen der tit. Oberbaurat Lupfer bei dieser
Behörde und zum Baurat auf seiner jetzigen Stelle der tit.
Baurat Mühlberger, Vorstand der Eisenbahnbausektion Stutt-
gart;
zu Telegraphenbauinspektoren auf ihren dermaligen
Stellen die tit. Telegraphenbauinspektoren Mössinger, Vor-
stand der Telegrapheninspektion Tübingen, und Brumm,
Vorstand der Telegrapheninspektion Heilbronn, sowie zum
Eisenbahnbauinspektor in Ehingen a. d. D. der tit. Eisenbahn-
bauinspektor Lambert, Vorstand der Eisenbahnbausektion
Ravensburg. l
|
|
Ä
Baden.
Ernannt: zum Obergewerbeinspektor der Gewerbe-
inspektor Dr.- Jng. Friedrich Ritzmann;
unter Verleihung des Titels Oberbauinspektor die Bau-
inspektoren Max Pahl zum Vorstand der Rheinbauinspektion
Freiburg, Adolf Schuler zum Vorstand der Bauinspektion
für das Murgwerk in Forbach und Karl SpieB zum Vorstand
der Wasser- und Strafsenbauinspektion Achern.
Verliehen: der Titel Oberbaurat dem Professor
Friedrich Ostendorf an der Techn. Hochschule in Karlsruhe.
Angestellt: die Eisenbahningenieure Gustav Brück,
Wilhelm Römer und Hugo Weber.
Uebertragen: die etatmäfsige Amtsstelle eines zweiten
Beamten der Eisenbahnverwaltung dem Regierungsbau-
meister Robert Fritz in Karlsruhe unter Verleihung des
Titels Bauinspektor.
Versetzt: der Bauinspektor Rudolf Nesselhauf in
Rastatt zur Kulturinspektion Waldshut in Tiengen; er ist
mit der Verwaltung der Vorstandsstelle betraut;
der Vorstand der Kulturinspektion Waldshut in Tiengen
Oberbauinspektor Heinrich Fels in gleicher Eigenschaft nach
Offenburg.
Zugeteilt: der Bauinspektor Robert Fritz der Bahn-
bauinspektion III in Karlsruhe.
Mehrere tüchtige
Konstrukteure
für unsere Abteitung
Lokomotivbau
mit mehrjähriger Büropraxis im Bau von Staats-
bahnlokomotiven zum baldigen Eintritt gesucht.
Ausführliche Bewerbungen mit Lebenslauf,
Zeugnisabschriften, Gehaltsansprüchen und Angabe
des frühesten Eintrittstermins erbeten an
Vulcan-Werke
Stettin-Bredow.
CO EEE EEE 244
Von einer grofsen Waggonfabrik wird ein im
Waggonbau erfahrener Herr — möglichst mit Hoch-
schulbildung — als
Abteilungsvorstand
für das Kalkulations-, Projekten- und Neukonstruk-
tious-Bureau gesucht. Nur erste Kräfte und solche,
die bereits in ähnlicher Stellung längere Zeit tätig
waren, werden gebeten, ihren Lebenslauf, Abschrift der
Zeugnisse, Gehaltsansprüche und frühesten Eintrittstermin
unter Hi. T. 2012 an die Exped. d. Blattes zu richten.
Kel. Sachs. Technische Hochschule Dresden.
Das Studienjahr beginnt zu Ostern.
Im Winter - Semester 1913/14 Anfang der Vorlesungen und
Uebungen Dienstag, den 21. Oktober 1913, Anmeldungen zum Eintritt
vom 14. Oktober ab. Das Verzeichnis der Vorlesungen und Uebungen
samt den Stunden- und Studienplänen ist gegen Einsendung von
60 Pfg. (nach dem Auslande I Mark) von der Rektoratskanzlel
oder Dressels Akademischer Buchhandlung (Inh. Hayno Focken) ın
Dresden zu beziehen.
Zn
BE
|
|
K. Technische Hochschule Stuttgart.
Die Einschreibungen für das Winterhalbjahr beginnen
am 8.Oktober. Aufnahmebedingungen aufVerlangen unentgeltlich; a
vollständige Programm gegen Einsendung von 50 Pf. (Ausland 60 Pi.)
—
Verlag F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
Die Berechnung der Fahrzeiten und Geschwindigkeiten yo
Glasers Annalen für Gewerbe u Bauwesen
Hilfskurven zur Berechnung de
--
—
30 mm =: 1 min. Langen
Hohen
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=a: = §
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Lith Anst.v Bogdan Gisevius, Berlin W. Bulowstr 66.
Jahrgang 1913. Band73. Tafel 1.
senbahnzügen aus den Belastungsgrenzen der Lokomotiven.
Ihrzeiten und Geschwindigkeiten.
eilige Fahrgeschwindigkeit
Me Dauergeschwindigkeit
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2,6
Endgeschwindigkeit in km/st.
Fahrzeit in min.
2,4
t=4+ AA
Vv, =X, Vs
22
] inmm fürVerzögerung
AA=C(x,— X,) in min; A4> o für Be-
AA< o für Verzögerung; x, < x,.
schleunigung; x, > x..
= 30 [In (x—1) + x
y = 30 [In (1—x) + x] in mm far Beschleuni-
gung oder x < 1.
Digitized by Google
Ganze Reihe No. 869
Berlin, 1. September 1913
Band 73 Heft 5 5
ANNALEN FUR GEWERBE
SCHRIFTLEITUNG
BERLIN SW
LINDENSTRASSE 80
ERSCHEINT AM 1.u.15.JEDEN MONATS
UNDBAUWESEN
HERAUSGEGEBEN VON
VERLAGF.C.GLASER
BERLIN SW
LINDENSTRASSE 80
ANZEIGENPREIS FÜR DIE DREIGE-
SPALTENE PETITZEILE ODER DEREN
BEZUGSPREIS FÜR DAS HALBJAHR:
DEUTSCHLAND ..... Leere «10 MARK L GLAS FR BAUM aeri ne an ae een ter 30 Pr.
ÖSTERREICH- UNGARN .......10 MARK . AUF DER 1, UMSCHLAGSEITE ....60 Pf.
ÜBRIGES AUSLAND .., ss. 0.0: 12 MARK KÖNIGL.BAURAT, PATENTANWALT BEI WIEDERHOLUNGEN ERMÄSSIGUNG
DIE ZEITSCHRIFT WIRD NACH VEREINBARUNG MIT DEM VEREIN DEUTSCHER MASCHINEN-
SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MÄRZ 1881,
INGENIEURE
Inhalts- Verzeichnis
der Härte nach Hertz und Versuche Seite
über die praktische Verwendbarkeit der Ergebnisse von Dr.:
Ana. Bruno Schwarze, Regierunysbaumeister im Königl. Eisenbahn-
zentralamt in Berlin. (Mit Abb.) . . Si
Die Berechnung der Fahrzeiten und Geschwindigkeiten. von
Eisenbahnzügen aus den Belastungsgrenzen der Lokomotiven
von Strahl, Regierungs- und Baurat (Mit Abb. u. 1 Tafel) . . ; 86
Rechnerische Ermittlun
Die Kraftanlage und maschinelle Ausrüstung eines neueren
New Yorker Wolkenkratzers von inggal Fr. Bock, Charlot:en-
burg. (Mit Abb.) . De na “eas ale Sn al ai i a
Hohlrost mıt Wasserionenkiihlung. (Mit Abb) 2 0 0... ee 8
FUR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Seite
Verschiedenes. . . 2. 2. 2 2220. ee 94
August Haarmann to — Preisausschreiben des Vereins Deutscher Fisen-
bahnverwaltungen. — Orenstein & Koppel-Arthur Koppel Aktienzesell-
schaft. — Julius Pintsch Aktiengesellschaft, Berlin. — Das elektrische
Licht im Wettstreit mit den anderen Beleuchtungsarten. — Autogene
Schweifsung von Aluminium. — Kaltemaschinen. — Durchschnittliche
Lebensdauer eines amerikanischen Guterwagens.
Personal-Nachrichten. . . . . . 2 2 22 2. 98
Anlage: Tafel 1: „Die Berechnung der Fahrzeiten und Geschwin-
digkeiten von Eisenbahnzügen aus den Belastungs-
grenzen der Lokomotiven.“
Rechnerische Ermittlung der Härte nach Hertz und Versuche über die
praktische Verwendbarkeit der Ergebnisse
von Dr.: Jng. Bruno Schwarze, Regierungsbaumeister im Königl. Eisenbahnzentralamt in Berlin
(Mit 2 Abbildungen)
Eine grundlegende wissenschaftliche Behandlung
des Begriffes der Härte und der Härteprüfung erfolgte
1880 durch Heinrich Hertz.*) Er erwähnt in seiner
Abhandlung zunächst die häufigste, aber ungenaue
Begriffsbestimmung, nach der unter Härte diejenige
Festigkeit verstanden wird, die die Körper dem Ein-
dringen von Spitzen und Schneiden entgegensetzen.**)
Crace-Calvert und Johnson suchten bereits 1850
die Härte durch das Gewicht zu bestimmen, das nötig
ist, um einen abgestumpften Stahlkegel mit ebener
Endfläche 3,5 mm tief in den zu untersuchenden Stoff
einzutreiben.***)
Hertz stellt dagegen folgende LBegriffsbestimmung auf:
„Die Härte ist die Festigkeit, welche ein Körper
derjenigen Deformation entgegensetzt, die einer Be-
rührung mit kreisförmiger Druckfläche entspricht. Ein
absolutes Mafs aber für die Härte erhalten wir, wenn
wir festsetzen:
Die Härte eines Körpers wird gemessen durch den
Normaldruck auf die Flächeneinheit, welcher im Mittel-
punkt einer kreisförmigen Druckfläche herrschen mufs,
damit in einem Punkte des Körpers die Spannungen
eben die Elastizitätsgrenze erreichen.“
Für die Ermittlung der Härte macht Hertz in der
Hauptsache folgende Voraussetzungen: a) Die Elasti-
zitätsgrenze wird nur erreicht, nicht überschritten.
b) Die beiden Körper bestehen, jeder für sich, aus voll-
kommen gleichmälsigem Material. c) Die Berührung
findet in einem zur Gröfse der Körper nur geringen
Teile der Oberfläche statt.
Für die Berechnung seien folgende Bezeichnungen
eingeführt:
Pe = Gesamtdruck bei Erreichung der Elastizitats-
grenze.
RU _ ee e des ersten
RI — \ Körpers
Ra __ | Hauptkrümmungshalbmesser des zweiten
— \ Körpers.
*) Hertz, Gesammelte Werke 1, 190.
**) Martens führt in seinem „Handbuch der Materialienkunde
far den Maschinenbau“ (I. T1., 1898, S. 235) als die verbreitetste
Härtedefinition an: Härte ist der Widerstand, den ein Körper dem
Eindringen eines anderen harteren Körpers entgegensetzt.
***) Hertz, a. a. O., S. 190 und Martens, a. a. O., S. 237.
Nachdruck des
D = Kugeldurchmesser.
fa = Normaldruck im Mittelpunkt der kreisformigen
Druckfläche (also fa = „Härte“ nach Hertz).
« = Dehnungskoeffizient (d. h. diejenige Strecke,
um die sich ein aus dem betreffenden Stoff
gcfertigter Stab von der Länge / und dem
Querschnitt | für das Kilogramm der Belastung
ausdehnt, oder kurz: Die Zunahme der Langen-
einheit für das Kilogramm Spannung.*)
l
e€ = ņ = Elastizitätsmodul (d. h. diejenige Kraft,
welche ein Prisma vom Querschnitt | um seine
eigene Länge ausdehnen würde, falls dies ohne
Ueberschreitung der Elastizitätsgrenze möglich
wäre.”*)
«© ¢ = Kontraktion (Querzusammenziehung).
d = Druckkreisdurchmesser.
d — Dehnung (in der Länge).
c Kontraktion
“= ae an e
i J Dehnung
4 (1 = ue”) ~ .
2a ta (l — u’) = -—. ~ = Elastizitatskon-
ey
stante des ersten Körpers.
4 (1 — u’ he
%, = 4a, (1 — u’) = a = Elastizitätskon-
; „3
stande des zweiten Körpers.
Nach Hertz ist die Härte dann
1) boas
Weiter besteht nach Hertz die Beziehung
3
—
3 Pe( r tptet py a)
2 2 3 Pe
Daa (KFA EF
4 a
Wir betrachten hier nur den Fall, dafs der erste
Körper eine kugelformige und der zweite Körper eine
ebene Oberflache hat.
*) Bach, ,Maschinenelemente“ 1907, S. 2.
**) Ebenda.
Inhaltes verboten.
82 INo. 869] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [1. September 1913]
Hierfür wird Es folgt: 3
3) RK, = £,' = KK a VD
| KS IG" Er 10) = Poe oe i
Nach Einsetzung dieser Werte in Gl. 2 ergibt sich P Vp
REN D i
11) =. ae ONSET,
d
a ok ?
4 -alL -A
) ann +, 9)‘
4
ne
p SP. i BB .
i d? TẸ Dit
Diese Gleichung stellt für den Fall, dafs eine Kugel
vom Durchmesser D mit der Kraft P, auf der ebenen
Oberfläche eines zweiten Körpers einen Druckkreis
vom Durchmesser d erzeugt, eine Beziehung dar
zwischen den genannten Werten und den Elastizitäts-
konstanten der beiden Körper.
Hat man etwa auf dem Wege des Versuches 4,
für die Kugel und 9, für den zweiten Körper ermittelt,
so kann man ohne weiteres ausrechnen, welchen Druck-
kreis eine beliebig grofse Kugel mit beliebigen Be-
lastungen geben wird. |
Aus GI. 5 folgt nämlich:
3 = Saa Sen =
3
6) DE Pe D (9, + 9)
oder
7) ee FP. D (F, + 9).
Wir betrachten den Fall, dafs bei ein und dem-
selben Stoff Druckproben mit verschiedenen Belastungen
P,, Py, P, stattfinden. Es sei hierbei stets dieselbe
Kugel verwandt, wie es bei Kugeldruckversuchen meist
geschieht.
Für 2, 4,5 erhält man nach Gi. 10;
` 3
a" = 4 P,D( + 4)
» |
i= 4 P, D (9 + 4)
3
>=, Py D (% + E
Hieraus ergibt sich
ABER =
7 oE f
3
T E
8) d, = 3
V P,
P
9) -p == const,
Wir entnehmen hieraus den Satz:
Wenn man eine Kugel nacheinander mit ver-
schiedenen Belastungen gegen ein Stück drückt aus
demselben oder einem anderen Stoff, oder gegen Stücke,
die untereinander aus gleichem Stoff bestehen, so gilt
unter den Hertzschen Voraussetzungen:
Die Druckkreisdurchmesser verhalten sich wie
die dritten Wurzeln aus den Belastungen, oder:
Das Verhältnis der Belastungen zur dritten Potenz
der Druckkreisdurchmesser ist konstant.
Es sollen bei demselben Stoff Kugeln verschiedenen
Durchmessers, aber untereinander aus gleichem Stoff
genommen und stets der gleiche Druck P. angewandt
werden. Wie zuvor folgt dann aus Gl. 7:
j 3
a,” = 4 Pe Di (h + 9)
i
d, =4 Ze D, (2, + 9)
N 3 G G
d’ = y Pe Dy (9, +9)
Wir leiten hieraus den Satz ab:
Wenn man Kugeln aus gleichem Stoff, aber von
verschiedenen Durchmessern mit stets derselben Be-
lastung gegen ein Stück drückt aus demselben oder
einem anderen Stoff, oder gegen verschiedene Stücke,
die jedoch untereinander aus gleichem Stoff bestehen,
so gilt unter den Hertzschen Voraussetzungen:
Die Druckkreisdurchmesser verhalten sich zu-
einander wie die dritten Wurzeln aus den Kugel-
durchmessern, oder:
Das Verhältnis des Kugeldurchmessers zur dritten
Potenz der Druckkreisdurchmesser ist konstant.
Theoretisch gelten die vorstehend abgeleiteten Sätze
nur unter den Hertzschen Voraussetzungen, also vor
allem nicht nach Ueberschreitung der Elastizitätsgrenze.
Dies ist jedoch für eine praktische Verwertung der
Kugeldruckproben unvermeidlich.
Es ist daher zu prüfen, inwieweit die Ueber-
schreitung jener Grenze die Ergebnisse beeinflufst.
Hierzu sind von mir eine Reihe von Kugeldruckver-
suchen ausgeführt, und zwar an gewalztem Tiegelstahi.*)
Zur Erzeugung des Belastungsdruckes wurde die
mit hydraulischem Druck arbeitende Maschine**) der
Aktiebolaget Alpha in Stockholm benutzt (s. Abb. 1).
Abb. 1.
Hydraulische Presse für das Eindrücken der Stahlkugel Z
in den Versuchskörper.
Die Vorrichtung ist an einem kräftigen Gestell an-
gebracht, das oben die hydraulische Druckpresse mit
Zubehör trägt.
* Analyse: 0,65 pCt. C, 0,30 pCt. Si, 0,60 pCt. Mn, 0,02 F,
0,04 pCt. S, 0,08 Cu.
**) Beschreibung s. „Baumaterialienkunde“ 1906, ferner Luegers-
Lexikon unter „Härtebestimmung“.
[1. September 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 869] 83
Der Gestellfufs bildet das Widerlager fir den Prefs-
druck in der Form einer durch Handrad verstellbaren
kraftigen Schraubenspindel, auf der oben die Auflage-
platte für das Probestück liegt. Ihre Unterseite ist
kugelförmig gewölbt, so dafs auch bei Probestücken mit
nicht genau wagerechter unterer Fläche ein genaues
Einstellen der oberen Fläche senkrecht zur Druck-
richtung möglich ist.
Die eigentliche Presse besteht aus dem senkrechten
Prefszylinder mit eingeschliffenem Kolben und einer
kleinen Druckpumpe. In Abb. | ist unterhalb des Quer-
hauptes für die Gewichte der schräg nach vorn zeigende
Hebel erkennbar, mit dem die Pumpe von Hand bedient
wird. Den erzeugten Druck liest man an dem Mano-
meter ab, dessen Zifferblatt mit einer Kilogrammteilung
versehen ist. Als Druckübertragungsmittel dient Oel.
Etwa durch Undichtigkeiten im Zylinder entweichende
geringe Oelmengen werden in einem Behälter im Gestell-
fufs aufgefangen (in Abb. I an dem Knopf zum Hervor-
ziehen kenntlich) und können durch einen auf dem
Zylinder sitzenden kleinen Trichter wieder eingefüllt
werden.
Ein besonders schnelles und genaues Arbeiten ist
dadurch erreicht, dafs infolge einer besonderen Vor-
richtung der beabsichtigte Höchstdruck nicht über-
schritten werden kann, so dafs man einerseits nicht be-
ständig das Manometer im Auge zu behalten braucht,
andererseits aber auch gegen etwaige sich mit der Zeit
einstellende Ungenauigkeiten des Manometers geschützt
ist. Es ist nämlich der Boden des Arbeitszylinders zu
einem zweiten Zylinder von geringerem Durchmesser
ausgebildet. Der Kolben ist ebenfalls nahezu reibungs-
los eingeschliffen und trägt ein Querhaupt mit zwei
Zugstangen, auf deren unteren Ansatz dem Druck ent-
sprechende scheibenförmige Gewichte gelegt werden.
Der Mefskolben hebt sich, sobald der festgesetzte Druck
erreicht ist, und bleibt solange in der Schwebe, wie
dieser Druck vorhanden ist. Die vorhandenen Gewichte
erlauben Belastungen von 500, 1000. 1500, 2000, 2500
und 3000 kg.
Die Stahlkugel ist in dem kegelförmigen Druck-
stempel angebracht.
Zu den Versuchen wurden die üblichen 10 mm-
Kugeln aus gehärtetem Stahl benutzt. Ueber die Genauig-
keit solcher Kugeln liegt eine Untersuchung des König-
lichen Materialprüfungsamtes vor.*) Es wurde fest-
gestellt, dafs Kugeln derselben Sorte nur um 0,003 bis
0,004 mm von einander abweichen und dafs der Unter-
schied ın den Durchmessern, in drei zueinander senk-
recht stehenden Richtungen gemessen, nur 0 bis 0,003mm
betrug. Die mittlere Bruchlast wurde für °s2zöllige
Kugeln zu 640 bis 960 kg gefunden.
Der Durchmesser des Eindruckkreises wurde mit
einem Mefsmikroskop der Firma Carl Zeiss in Jena
ermittelt.
Das Mikroskop ruht auf einer Ebonitfufsplatte, die
durch die beiden Schrauben S, und S, (s. Abb. 2) auch
auf unebener Standfläche ausgerichtet werden kann.
Der kleine Tragbock ist oben als aufgeschlitzte Hülse 7
ausgebildet, in der ein wagerechter Zapfen steckt, an
dem das eigentliche Mikroskop hängt. Das Festklemmen
des Zapfens wird durch das Anziehen der Schraube X
bewirkt. Die Anordnung gestattet somit ein Losnehmen
des eigentlichen Mikroskops von dem Tragbock und
ein Befestigen an irgend einem anderen Stativ.
Das Messen der Druckkreisdurchmesser geschieht
wie folgt. Man stellt das Mikroskop so ein, dafs die
quer über die Linse gehende Haarlinie den Druckkreis
gerade berührt. Dann verschiebt man durch Drehen
an dem grofsen über S, liegenden Mikrometerschrauben-
kopf den Tubus auf einem wagerechten Schlitten so
weit, bis die Haarlinie den Druckkreis an der entgegen-
gesetzten Seite berührt. Der Umfang des Schrauben-
kopfes ist in 100 Teile geteilt, die Schraube hat eine
Steigung von genau I mm. Mithin wird, wenn der
Schraubenkopf um einen Teilstrich gedreht wird, das
Mikroskop um 0,01 mm verschoben. Bis auf 0,01 mm
*) Siehe „Die Tätigkeit des Königlichen Materialprüfungsamtes
in Berlin® im Jahre 1906.
ist ohne weiteres Genauigkeit vorhanden, es ist jedoch
sogar die Ermittelung der Druckkreisdurchmesser bis
auf 0,001 mm möglich, wenn man die Stellung des Index
zwischen je zwei Teilstrichen durch Schätzung bestimmt.
Durch einen auf dem Schlitten angebrachten zweiten
Index werden an einer feststehenden Millimeterteilung
die ganzen Millimeter angezeigt.*)
Abb. 2.
MeBmikroskop zur Ermittelung der Druckkreisdurchmesser.
Nach Abschlufs unserer Versuche ist in der „Revue
de Métallurgie“ (März 1911, S. 240 bis 274) ein Aufsatz
erschienen: „Recherches sur la dureté et la fragilité
des aciers“ par Le Capitaine Grard. — Hiernach ist
es bei bem Messen eines Kugeldruckkreises nicht gleich-
gültig, auf welchen Durchmesser man einstellt und
welcher also der Berechnung zugrunde gelegt wird, da
die Durchmesser, je nach ihrer Lage zur Walzrichtung,
etwas von einander abweichen. („Il existe quelquefois
entre eux une difference de plusieurs centiemes qui ne
peut étre uniquement attribuable Aune erreur de mesure“.)
Grard fand bei gewalzten Stoffen, dafs bei der
Richtung des Druckes senkrecht zur Walzfaser (d. i.
die gleiche Druckrichtung wie bei unseren eigenen Ver-
suchen an Tiegelstahl), die Kugeleindrücke schwach
elliptisch ausfielen, und zwar lag die grofse Ellipsen-
achse in der Walzrichtung und die kleine Achse senk-
recht dazu.
Nach Grard macht dieser Unterschied bis zu °/100
für gewisse Stahlsorten aus und ist auf die verschiedene
Festigkeit des Metalles in der Quer- und in der Längs-
richtung zurückzuführen. Letzteres zeige sich auch
deutlich beim Zerreifsversuch. Es wird empfohlen, zwei
zu den beiden Ellipsenachsen, also auch der Walzrichtung,
unter 45° liegende Durchmesser der Berechnung zu-
grunde zu legen, da diese sehr geringe Gröfsenunter-
schiede zeigten.
Bei Erscheinen von Grards Arbeit waren unsere
eigenen Versuche schon lange beendigt, so dafs leider
keine Gelegenheit mehr war, die Angaben Grards auf
ihre Richtigkeit nachprüfen und unter Umständen noch
mit verwerten zu können. Seine Erklärung für das
Vorhandensein verschiedener Durchmesser ist indes
nicht von der Hand zu weisen.
Wenn er dagegen weiter sagt (a. a. O. S. 259): „Les
essais exécutés parallélement au laminage donnent lieu
des observations analogues“, so fragt man sich doch,
ob bei seinen Versuchen nicht auch elastische Ab-
*) S. auch Druckschrift , Mefsmikroskope‘“ der Firma Carl Zeiss,
Jena. Das Mikroskop ist auf Anregung und nach Angaben des
Oberingenieurs Dr. Schwinning von der Zentralstelle für wissen-
schaftliche und technische Untersuchungen gebaut. S. auch „Stahl
und Eisen, 1906, Heft 22, S. 1407.
84 [No. 869]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. September 1913]
eee der Kugel etwas mit im Spiel gewesen sind.
ir wüfsten sonst für das Vorhandensein verschiedener
Durchmesser bei der Druckrichtung parallel zur Walz-
faser keine ausreichende Erklärung.
Bei unseren eigenen Versuchen sind nicht stets
die der Lage genau entsprechenden Durchmesser
genommen. Für fernere Versuche möchten wir dies
aber empfehlen, da hierdurch die Messungen nur an
Genauigkeit gewinnen können, ganz gleich, ob sich
Grards Angaben bestätigen werden oder nicht.
Als Belastungszeit wurden überall 15 Sekunden
verständlich diese Angaben von ihm auch nur für das
gerade geprüfte Flufseisen. Für Stahl, Kupfer, Gufseisen
und andere Stoffe würde man ganz andere Zeiten erhalten.
Sie wären zweckmäfsig ein für allemal zu ermitteln.
Grard hat auch geringe Unterschiede in den Durch-
messern gefunden, je nach der Geschwindigkeit,
mit der der Druck bis zum Höchstwert von 3000 k
anstieg. Aus einer von ihm gegebenen bildlichen Dar-
stellung entnehmen wir folgende Zahlen. — Es war der
Durchmesser bei einer Druckgeschwindigkeit
h 5 ath. von !/, Min. . . . 4,34 mm, also die Härtezahl . . . 193
gewählt, eine Zeit, die auch in einem unserer gröfsten a ae . 4,360 , Slee A 2.191
Werkslaboratorien für ähnliche Untersuchungen ge- » 2 „ 4,378 , u. i .. . 189
nommen wurde und sich dort bewährt hat. Einige Vor- ar ae 438 p n» » ; .. 189
versuche zeigten, dafs bei dem harten Stoff alsdann „A. 438 5 n»n » " . 189
keine wesentlichen Aenderungen mehr eintraten.
In der bereits erwähnten Arbeit von Grard be-
richtet er, allerdings für Flufseisen, dafs er bei ver-
schiedenen Belastungszeiten verschiedene Druckkreis-
durchmesser erhalten habe, so z.B.
Hiernach würde es sich empfehlen, zur Erlangung
genauerer Zahlen die Drucksteigerung nur überaus
langsam erfolgen zu lassen. Grard schlägt die Zeit
von 2 Minuten vor. — Das bedeutet aber eine weitere,
meist recht unbequeme Verzögerung und Erschwerung
bei 1Min. Zeit... 4,70 mm Durchmesser (also Härtezahl = 163) ' der Kugeldruckprobe. Man wird sich indes in vielen
» 2 4 » ..412, v Um " = 161) Fallen unbedenklich mit einer geringeren Zeit behelfen
„In «4,14, n Um » = 156) können. Als gröfste Unterschiede ergeben sich nach
i H i i u ir l : l f j Z F Vorstehendem in den Durchmessern nur 0,04 mm oder
Darüber hinaus blieb der Durchmesser fast konstant.
(„Le diamètre d’empreinte ne subit que des variations
très faibles“.) Grard meint, dafs hiernach wohl die
Belastungsdauer von 5 Minuten das Mindestmafs dar-
stelle, unter das man bei genauen Versuchen nicht
herabgehen solle. |
Wollte man jedoch hiernach allgemein verfahren,
so würde durch eine so lange Ausdehnung der Druck-
probe ihre praktische Verwendbarkeit aufserordentlich
beeinträchtigt werden, da einer ihrer grofsen Vorzüge
gerade in ihrer schnellen Ausführbarkeit liegt. — Grard
lafst indes trotz der vorstehenden Ergebnisse für Ver-
gleichsversuche auch kürzere Belastungszeiten zu, sofern
nur stets die gleiche Dauer genommen wird. („Si
in den Härtezahlen höchstens vier Einheiten. Wie wir
später sehen werden, haben für die meisten Zwecke
der Kugeldruckprobe diese geringen Abweichungen
keine grofse Bedeutung.
Wie schon vorher bei der Belastungsdauer halten
wir es daher für Vergleichsversuche für genügend,
wenn nur stets überall die gleiche Zeit für das An-
wachsen des Druckes von 0 bis 3000 kg gewählt wird.
Hiernach ist auch bei den Versuchen zu verfahren.
Es wird sich jedoch empfehlen, Grards Angaben,
die auch hier zunächst nur für Flufseisen gelten, auch
für andere Stoffe nachzuprüfen und die Gröfse der
Unterschiede für die wichtigsten Stoffe zu ermitteln.
Bei unseren Versuchen an Tiegelstahl ergaben sich
die folgenden Werte (siehe Zusammenstellung 1).
Zusammenstellung 1.
Vergleich der nach Hertz berechneten Druckkreisdurchmesser mit den durch Versuch
gefundenen Werten.
. 10 11 | 12 13
1000 kg
N 2 | 3 | 4 | 5 6 | 7 | 8 |. | 14 15 | 16
Druckkreisdurchmesser d | Unterschied der Exponent # in der Gleichung
Druckkreis- :
Zerreifs-} non i bei 2000kg | Perechneten vonf: -u Fy ( d y’
Lfde. | Probe- | Druck- = . den beobachteten] “VTC messer Pa da
festig- 3000 k h Zen = =
8 beob- Ras Werten beobachtet ae ae aie) i
No. | stück | fläche | keit | "UPS | beob- | achtet | Hertz SER N Zell un, jet use — 2.
| achtet , (7) | “ | absolut lin Proz. | _ bei i bei aca | bei 3000 | bei 3000 | bei 3000
(24) | rechnet | "1 500 kg 1000 kg| Hertz und und und
kg/qmm| pCt. mm mm | mm mm „von d, mm mm 500 kg 2000 kg
|
1 | A | oben | 90 14 | 431 | = 30 | — | = | 2,48
2| B i 84 2 | 4.41 = 3,0 s = 2,73
3 | c i 92 10 | 4,22 | 361 | 3,69 | 008 2,22 | — = 3,0 = = 2,60
4 | D r 84 12 | 4,47 | 3,80 | 3,90 | 010 | 2,64 | — = 3,0 = = 2,50
5| E i 87 12 | 380 | 3,20 | 3,32 | 0,12 | 355 | 1,75 | 2,40 30 | 2,310 | 2,390 | 2,36
6| E 2 87 12 | 3,95 | 335 | 3,45 | 010 2,98 | 1,75 | 2,50 3,0 | 2,262 | 2388 , 2,46
I| B : 84 12 4,37 | 3,70 3,82 | 0,12 | 3,25 = = 30 | — = =
8 | A | unten | 90 14 | 3,89 | 3,40 | 3,40 | 0,00 , 0,00 | — = 30 | — = 3,00
9 | B À 84 12 | 405 | 3,40 | 4,54 | 014 4,11 = = 3,0 = = 2,32
10 | c ; 92 10 | 3,80 | 3,20 | 3,32 | 0o12 | 3,75 | — 2 3,0 = | — | 236
ı | D : 84 12 | 404 | 340 | 353 | 013 | 3,82 | — = 3,0 = = 2,36
2 | E : 87 12 er | en = = = 1,70 | 2,30 3,0 | 2,390 | 2,400 as
3| ÈE , 87 12 = = = = = 1,70 | 2,20 3,0 | 2390 2,236 —
4 | B 84 12 | 408 | 3,44 | 3,56 | 0,12 | 349 | — = 3,0 er | 2,38
5 | A : 90 , 3,31 | 3,42 | 011 , 333 | — = 3,0 | i g 2,40
pour aller plus vite on choisit une durée moindre, il
sera nécessaire pour que les essais soient comparables
d’adopter une durée uniforme“.)
Bei unseren eigenen Versuchen ist stets dieselbe
Belastungszeit gewählt, mithin wird die Verwertung der
Ergebnisse durch die später erfolgten Ermittelungen
von Grard nicht beeinträchtigt. Es gelten ja selbst-
Nach Spalte 9 ist der berechnete Wert d gegenüber
dem bei den Versuchen ermittelten Durchmesser nicht
sehr verschieden; die Versuche zeigen aber, dafs die
3:
Hertzsche Beziehung 7 = y u eine für die Praxis
3 2
ausreichende Genauigkeit für d ergibt.
3 IE Ce kk á ra
[1. September 1913]
Dieses Ergebnis wird auch durch Versuche von
anderer Seite bestatigt. So fand Stribeck fir die Zu-
sammendrückung </2 bei einer ebenen Platte zwischen
zwei Kugeln von Ys“ engl. Durchmesser die nachge-
nannten Werte. Es war hierbei die Plattendicke gleich
dem Kugelhalbmesser oder gröfser und die Platte be-
stand aus dem gleichen Stoft wie die Kugeln und war
in derselben Weise gehärtet.
Zusammenstellung 2.
Zusammendrückung (in 100stel mm) bei einer
ebenen Platte zwischen zwei Kugeln.*’)
| | |
P | 100 | 200 | 300 400 500 | 600 700 | 800
|
| ; | i l
| | i |
| | ‚10,93 12,34 13,68 14,95
m
11,40.12,77. — 15,60
50
in Kilogramm |
L
nach Hertz . |2,35 | 3,74 5,92 | 1,77 9,42
vonStribeck
beobachtet | 2,37, 3,78 | 6,04 | 8,04 | 9,68
Stribeck macht einen Unterschied zwischen
elastischer und verbleibender Zusammendrückung und
sagt: „Als Unterschied der gesamten und verbleibenden
Zusammendrückungen ergeben sich die elastischen.“
Weiter folgert er aus seinen Versuchen: „Die gesamten
Zusammendrückungen sind oberhalb der Elastizitäts-
grenze gröfser, die elastischen Annäherungen aber
kleiner als die nach Hertz berechneten Werte. Man
sieht jedoch, dafs auch nach beträchtlicher Ueber-
schreitung der Proportionalitätsgrenze die Unterschiede
nicht erheblich sind.“ Ä
Nicht so günstig könnte das Ergebnis scheinen,
wenn wir untersuchen, wie grofs sich der Exponent z
in der Gleichung
PP, _ (d,\n
= Py (4)
oder P
13) n const.
aus den Versuchen ergibt, und wie weit er von dem
theoretischen Wert z = 3 bei Hertz abweicht.
Aus Gl. 12) folgt:
ly P, — gP,
— led, — ly d,
Die hiernach ausgerechneten Werte sind in Spalte
14, 15 und löunserer vorhergehenden Zusammenstellung 1
eingetragen. Die Abweichungen von 3,00 sind ziemlich
grols; auf der oberen Seite schwankt der Exponent
zwischen 2,310 und 2,73; auf der unteren Seite gar
zwischen 2,32 und 3,00. Zumeist liegt æ zwischen 2,20
und 2,40.
Entsprechende Werte hat auch Eugen Meyer bei
ähnlichen Versuchen gefunden.**) Er stellte fest, dafs,
wenn er eine Kugel in dieselbe Stelle eines Metalles
nacheinander mit verschiedenen Belastungen eindrückte,
alsdann die Beziehung bestand:
Pi a,"
La ad,"
14)
: P
worin der Exponent z konstant, also auch u T Const = K
war.
Für # fand Meyer an einem Probestück aus:
Weifsem Gufseisen . . . n = 2,31
Grauem Gufseisen, Sorte I n = 2,38
Grauem Gufseisen, „ H n= 2,21
Flufseisen, Sorte I. . . ...n= 2,18
Flufseisen, „ II] . . . . . m=2,22
Flufseisen, , II . . . . . n=2,14
Flufseisen, , IV n — 2,20
Auch hier liegen die Werte für z, ebenso wie bei
unseren eigenen Versuchen (s. Zus. I, Spalte 13 bis 15)
in der Mehrzahl der Fälle zwischen 2,20 und 2,40.
Von dem theoretischen Werte 2 = 3,0 weichen auch
die Meyerschen Versuchsergebnisse weit ab.
*) Zeitschr. d. Vereins deutsch. Ing. 1901, S. 76.
**) Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1908.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
ee a ee rn en
[No. 869] 85
Man darf aber diesen Abweichungen keine allzu
grofse Bedeutung für die Beurteilung und den Vergleich
von Materialien beimessen, solange man, wie es in der
Praxis wohl meist geschehen wird, die Druckkreis-
durchmesser höchstens bis auf tausendstel Millimeter
(unter Abrundung auf hundertstel Millimeter) bei den
Versuchen mifst. Schon ganz geringe Abweichungen
in der Angabe der Durchmesser haben recht bedeutende
Unterschiede in den Exponenten zur Folge.
Ein Beispiel möge dies veranschaulichen. Bei einem
Stahlstück sei mit der Belastung P, 2000 kg ein
Druckkreisdurchmesser von 4, = 3,00 mm erhalten.
Hierauf werde mit Z, = 3000 kg belastet. Wird nun
der hierbei .erzielte Durchmesser d, zu einem der nach-
stehend genannten Werte von 3,55 mm bis 3,43 mm
gemessen, so ändert sich bei einem Unterschiede in
den Durchmessern von nur !*'joo mm der Exponent von
2,40 bis 3,00, also um ® 100.
Es ist nämlich mit
d, = 3,95 mm der Exponent 2 = 2,4
pa So 8% " 125
na 5 5 » #20
d, — 3,49 ” ” ” n — 2,1
d = 3,47 ” m ” n = 2,8
d = 3,45 , j i n — 2,9
d =343 n s O n=30.
Nachtrag.
Vorstehendes war bereits in Druck gegeben, als
mir von dem ständigen Mitarbeiter am Kgl. Material-
prüfungsamt, Herrn Rasch, eine mir bislang un-
bekannte Schrift über die Prüfung von Gufsstahlkugeln
zuging.") Sie scheint wenig bekannt geworden zu sein;
ich habe sie in den wichtigsten neueren Veröffent-
lichungen, die sich mit den Hertzschen Gleichungen
und dem Kugeldruckverfahren beschäftigen, nicht er-
wähnt gefunden. Auch von mir konnte daher die
Schrift von Rasch in meiner Arbeit: Härteuntersuchungen
nach dem Kohn-Brinellschen Kugeldruckverfahren leider
nicht berücksichtigt werden. Dies ist insofern bedauer-
lich, als Rasch in der genannten Schrift bemerkens-
werte und späteren Forschungen von andern Seiten
zum Teil bereits vorgreifende Beiträge liefert für die
Verwertung der Hertzschen Gleichungen, für die Be-
nutzung des logarithmisch-graphischen Verfahrens, für
die Untersuchung der Gufsstahlkugeln u. a. m.
Rasch erklärt in einem Schreiben an mich, dafs
das Kugeldruckverfahren zuerst von ihm und nicht von
Brinell oder Kohn angegeben sei. Er sagt: „Dies Ver-
fahren war mir bereits in den Jahren 1898’1899 in der
Materialprüfungsanstalt des Bayerischen Gewerbe-
museums ein landläufiges Prüfungsverfahren und eine
versuchstechnische Selbstverständlichkeit, wie aus den
angemerkten Sätzen S. 16 der Publikation unzweifelhaft
hervorgeht“.**)
Es wird hiernach zu erwägen sein, ob das Kugel-
druckverfahren überhaupt durch Beifügung eines Er-
findernamens zu bezeichnen ist, um keinerlei berechtigten
Ansprüchen von irgend welcher Seite zu nahe zu treten.
*) Prüfung von Gufsstahlkugeln von E. Rasch — Berlin 1900.
Verlag von A. Seydel. Preis geh. 1 M. — Sonderabdruck aus der
Zeitschrift für Werkzeugmaschinen und Werkzeuge, 1899, Heft 19
und 20.
”) Die Stelle lautet: „Selbstverständlich ist es, dafs diese
Methode, wie Hertz bereits entwickelt hat, auch zur Ermittlung der
Härte an ebenflächigen Proben Anwendung finden kann und zur
Kenntnis der Beanspruchung von Rollenauflagern im Hochbau, der
schneidenden Werkzeuge bei der Metallbearbeitung, wertvolle Bei-
träge liefern wird. Die Methode ist mir insbesondere sehr sym-
pathisch, weil sie den Materialprüfungstechniker unabhängig macht
von dem unberechenbaren Einflufs der Probenform, der ja uns bei
allen übrigen Prüfungen (Zug, Druck, Biegeversuchen usw.) ent-
gegen tritt, während wir hier bei der geometrisch wohl definierten
Form der Proben am leichtesten eindeutig bestimmbare Resultate
gewinnen können, und weil wir ferner mit ihrer Hilfe im Stande
sind, Ungleichmäfsigkeiten des Materials an verhältnismäfsig kleinen,
leicht herstellbaren Proben, an fertigen Stücken usw. nachzuweisen,
ohne grotse Materialprüfungsmaschinen zu ‘benötigen.
Schliefslich glaube ich, von der Methode eine Klärung über
die wichtigen Fragen der Obertlächenhärtung und der Oberflächen-
spannung erhoflen zu dürfen.“
86 [No. 869]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. September 1913]
Die Berechnung der Fahrzeiten und Geschwindigkeiten von Eisenbahnziigen
aus den Belastungsgrenzen der Lokomotiven*)
von Strahl, Regierungs- und Baurat
(Hierzu Tafel 1 und 6 Abbildungen)
1. Der Begriff der regelmälsigen uud kürzesten Fahrzeit.
Die Bestrebungen, für eine Lokomotive das zulässige
Gewicht der zu befördernden Wagen vorauszubestimmen,
reichen auf die ersten Anfänge des Eisenbahnwesens
zurück und haben letzten Endes den Zweck, die Fahr-
pläne wirtschaftlich zu gestalten, vor allem die Fahr-
zeiten und Geschwindigkeiten dem Arbeitsvermögen der
in Frage kommenden Lokomotiven und der gröfsten,
häufig vorkommenden Zuglast anzupassen.
Die kürzeste Zeit, in der ein Eisenbahnzug eine
Strecke von bestimmter Länge zwischen zwei Aufent-
halten bei voller Ausnutzung der Lokomotive zurück-
legen kann, und die entsprechenden Fahrgeschwindig-
keiten an beliebigen Orten der Strecke werden ja
bekanntlich bedingt:
l. durch die Gröfse und Leistungsfähigkeit der
Lokomotive,
2. durch ihr Anfahrvermögen oder ihr Reibungs-
gewicht,
3. durch das Gewicht und die Zusammensetzung des
Wagenzuges,
4. durch die Neigungs- und Krümmungsverhältnisse
der Strecke,
9. durch die festgesetzte Höchstgeschwindigkeit, die
nicht überschritten werden darf,
6. durch andere Beschränkungen der Fahrgeschwin-
digkeit aus Gründen der Betriebssicherheit und
1. durch das Wetter, vor allem durch die Stärke und
Richtung des Windes.
Man pflegt im Fahrplan aufser der regelmäfsigen
Fahrzeit die kürzeste festzulegen, die nach Möglich-
keit dann anzuwenden ist, wenn es sich darum handelt,
eine Zugverspätung wieder einzuholen.
Welche Zuglast und welche Lokomotive
soll für diese Festsetzung mafsgebend
sein? Wie soll dem Einflusse des Windes
Rechnung getragen werden?
Folgender, rein wirtschaftlicher Standpunkt ermög-
licht die Beantwortung dieser Fragen in einfachster
Weise.
Ein Fahrplan kann nur dann als wirtschaftlich gel-
ten, wenn in ihm der schwerste Zug, der erfahrungs-
gemäfs oft vorkommt oder in Aussicht genommen ist,
von einer Lokomotive und zwar der schwächsten, die
für die Beförderung noch verwendet werden mufs, auch
unter ungünstigen Windverhältnissen planmäfsig be-
fördert werden kann. Vorspannleistungen sind nur auf
Ausnahmfeälle zu beschränken.
Eıfahrungsgemäfs ruft ein heftiger, schräg von vorn
gegen den fahrenden Zug gerichteter Wind den gröfsten
Widerstand hervor.
Um die Aufgabe, den Fahrplan möglichst wirtschaft-
lich zu gestalten, lösen zu können, sollen den nach-
stehenden Betrachtungen folgende beiden Leitsätze vor-
angestellt werden:
l. Als kürzeste Fahrzeit soll die Zeit gelten, in
welcher der schwerste, in dem fraglichen Fahr-
plan häufig vorkommende Zug bei Windstille von
der schwächsten, noch in Frage kommenden
Lokomotive bei voller Inanspruchnahme, doch ohne
Ueberanstrengung befördert werden kann.
2. Als regelmälsige Fahrzeit soll die Zeit festgesetzt
werden, die zur Beförderung desselben Zuges bei
starkem, schräg von vorn gerichteten Seiten-
°?) Es wird beabsichtigt, von diesem Aufsatze Sonderabdricke
herstellen zu lassen. Interessenten werden gebeten, die Anzahl
der etwa gewünschten Sonderabdrücke der Redaktion rechtzeitig
bekanntzugeben.
|
wind und bei voller Inanspruchnahme dieser
Lokomotive gebraucht wird.
Ein nach diesen Gesichtspunkten aufgestellter Fahr-
plan gewährt die Möglichkeit, nicht nur bei ruhigen
Wetter die Lokomotiven ohne Zugverspätung_ ent.
sprechend mehr zu belasten oder eingetretene Zugver.
spätungen einzuholen, sondern auch bei stürmischen
Wetter ohne Ueberschreitung der planmäfsigen Fahrzeit
Vorspannleistungen in der Regel zu vermeiden.
2. Die Abhängigkeit der Fahrgeschwindigkeit von der
Zuglast und Steigung.
Die Zugkraft einer Lokomotive bei der Beförderung
eines Zuges auf einer bestimmten Steigung muls wegen
des Luftwiderstandes um so gröfser sein, je schneller
der Zug fährt. Die zur Ueberwindung dieses Wider.
standes erforderliche Zugkraft wächst also mit der Fahr-
geschwindigkeit.
Im Gegensatz hierzu nimmt die verfügbare, der
gröfsten Dauerleistung des Kessels bei der jeweiligen
Fahrgeschwindigkeit entsprechende Zylinderzugkraft
(indizierte) der Lokomotive mit zunehmender Geschwin-
digkeit ab, weil die höhere Drehzahl der Treibräder
mit Rücksicht auf den Kessel kleinere Füllungen bedingt.
Die fallende Linie der verfügbaren Zugkraft und die
steigende der durch den Fahrwiderstand bedingten (be-
anspruchten) Zugkraft schneiden sich bei der gröfsten,
zulässigen gleichförmigen Fahrgeschwindigkeit, wenn
man sich beide Linien als Funktion der Geschwindig-
keit dargestellt denkt. Es besteht Gleichgewicht
zwischen der aus der Kesselleistung verfügbaren Zug-
kraft und dem Fahrwiderstand.
Bei kleineren Geschwindigkeiten steht der Ueber-
schufs der verfügbaren Zugkraft über den Fahrwider-
stand zur Beschleunigung oder Ueberwindung einer
grölseren Steigung zur Verfügung. ,
Bei einer gröfseren Geschwindigkeit überwiegt der
Fahrwiderstand; es mufs dann eine Verzögerung ein-
treten, bis die zulässige gleichförmige Geschwindig-
keit erreicht ist.
Die Beanspruchung einer Lokomotive bis an die
Grenze der Dauerleistung ihres Kessels setzt für jede
gleichförmige Fahrgeschwingigkeit eine bestimmte
Füllung und entsprechende Belastung (Zugkraft) voraus.
Ist die tatsächliche Belastung kleiner als diese, so kenn-
zeichnet der Unterschied ebenfalls die Möglichkeit,
den gegebenen Zug zu beschleunigen oder mit der-
selben Geschwindigkeit über eine gröfsere Steigung zu
befördern. Stets ist der Unterschied der Grenzlast ın
der Wagerechten und der wirklichen Last, mit dem
Widerstande für 1 t Wagengewicht in der Wagerechten
multipliziert, gleich der Summe der beschleunigenden
Kraft der Lokomotive und des Steigungswiderstandes.
Sind also die Belastungsgrenzen einer Lokomotive und
der auf 1 t Wagengewicht bezogene Fahrwiderstand in
der Wagerechten als Funktion der Geschwindigkeit ge-
geben, so läfst sich für jede Steigung die zulässige
gleichförmigeFahrgeschwindigkeitermitteln (Beschleu-
nigung gleich Null). Nachstehende Entwicklung beruht
auf dieser Ueberlegung.
Die Masse für It Zuggewicht ist, wenn g = 9,8!
die Erdbeschleunigung ist, rd. 100.*)
1000
9,81
*) Wenn der Einflufs der umlaufenden Radmassen eines Zuges
auf dessen lebendige Kraft mit 8 pCt. in Rechnung gezogen wird,
dann ist die Masse einer Tonne des Zuggewichtes
m = nn 1,08 = 110
BE a oes
Der Einfachheit halber ist hier m = 100 angenommen.
[1. September 1913]
Ist Gu’ in Z die als bekannt vorausgesetzte gröfste
Last, welche die Lokomotive mit Rücksicht auf die
Grenzleistung des Kessels oder auf die Schleudergrenze
in der Wagerechten dauernd mit der gleichformigen
Fahrgeschwindigkeit v zu befördern vermag, Gy die
wirkliche Belastung, G; in t das Gewicht der Loko-
motive mit Tender, s in v. T. die Steigung und w der
auf 1 t Wagengewicht Ge bezogene Fahrwiderstand, so
steht zur Ueberwindung der Steigung eine (indizierte)
Zugkraft (Ge — Gu) w in kg zur Verfügung; sie mufs
im Beharrungszustande der Bewegung gleich dem
Steigungswiderstande der Wagen und der Lokomotive
s(Gu+ Gi) in kg sein. Aus der Gleichsetzung der
beiden Ausdrücke folgt
Gw - Gw
(1.) = CG
Da Gu’ und w allein von der Fahrgeschwindigkeit v
abhängen, so erhält man nach Gleichung (1) die Steigung
als Funktion der Geschwindigkeit oder diese für eine
gegebene Steigung s und Zuglast Gwe, sobald die Be-
lastungsgrenzen Gw’ für die Wagerechte bekannt sind.
Die Werte Ge’ werden zweckmäfsig einer Dar-
stellung, wie sie Abb. | zeigt, entnommen. Hier sind
beispielsweise die Belastungsgrenzen der preufsischen
2C-Heifsdampf-Schnellzug-Verbundlokomotive
der Gattung Sjo mit vier Dampfzylindern als Funktion
der Fahrgeschwindigkeit in wagerechter, gerader oder
schwach gekrümmter Bahn bei Windstille und starkem
Seitenwind dargestellt. Jeder Geschwindigkeit entspricht
ein gewisses Gewicht des Wagenzuges, das in der
Wagerechten auf gerader oder schwach gekrümmter
Bahn im Beharrungszustande befördert werden kann.”*)
Die Entstehung dieser Linien wird in einem der
folgenden Abschnitte, woselbst auch die Widerstands-
werte w angegeben werden sollen, erörtert werden.
An der Hand einer solchen Darstellung und mit
Hilfe der Gleichung (1) läfst sich für jede Fahrgeschwindig-
keit die der Belastung Gue entsprechende Steigung er-
mitteln. Die Kurve s = F (v) ist so schwach nach unten
gekrümmt, dafs man sie unbedenklich mit einer für den
vorliegenden Zweck der Fahrplanbildung genügenden
Genauigkeit durch eine gerade Linie ersetzen kann;
die jeweilige gleichförmige Fahrgeschwindigkeit ist so-
mit angenähert eine lineare Funktion der Steigung,
also v = a — åġs.
Die Konstanten @ und 2 bestimmen 'sich wie folgt.
Eine Parallele zur Abszissenachse im Abstande
Gw, gleich dem angenommenen Wagengewicht, schneidet
die Belastungskurve in einem Punkte, dem die Fahr-
geschwindigkeit vo zugehört; es ist die zulässige gleich-
förmige Fahrgeschwindigkeit in der Wagerechten bei
dieser Belastung. Es ist v = a, für s = o (Wagerechte),
mithin a = Vo.
Die gröfste Geschwindigkeit v,, bei welcher die
Zugkraft der Lokomotive bis an die Schleudergrenze
der Treibräder noch in Anspruch genommen werden
darf, ist in Abb. 1 durch den Knick ın der Belastungs-
kurve kenntlich. Für diese Geschwindigkeit ist s, die
zulässige Steigung, also
- w in v. T.
V, = Vo — bs, oder
. Ua — Ur eng
DB = -—- mithin
Sr
Vo — Dr
(2.) V = Up — Lo?) s oder
r
(vo — V) : (Va — Vr) = S : Sr.
Es wird sich jetzt darum handeln, aus der Kurve
Gw' = f (v) die Steigung s- zu ermitteln, um die Gerade
nach Gleichung (2) darstellen zu können.
Ist G,‘ der Wert von Gu‘ bei der Geschwindigkeit
v, und w, der auf I t Wagengewicht bezogene Wider-
*) Die Last-Geschwindigkeit-Kurve der Abb. I darf nicht
ohne weiteres dazu benutzt werden, das zu befördernde Wagen-
gewicht zu bestimmen. Die sehr grofsen Zuglasten, die sich fūr
die kleineren Fahrgeschwindigkeiten aus der Abb. 1 ergeben, kommen
mit Rücksicht auf die Beschleunigung für die Beförderung auf der
Wagerechten nicht in Frage. Die wirklichen Zuglasten sind natür-
lich kleiner.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 869] 87
stand des Wagenzuges vom Gewicht G, bei dieser
Geschwindigkeit, so ist nach Gleichung (1)
ee Ge.
ee
Dieser Wert s, für verschiedene Zuglasten G, wird
zweckmäfsig graphisch ermittelt, wie aus der Darstellung
in Abb. I ohne weiteres hervorgeht.
Auf diese Weise sind für dieselbe Lokomotive, die
preufsische 2C-Heifsdampf-Schnellzug-Verbund-
lokomotive der Gattung Sio die geraden Linien
Wr
Abb. 1.
5000
2300
BELEZAREFEN
2000
1500
a
N
S
N
N
i
=
E
:
=
E
=
=
i
i
1000
Talordardonrindighart
Belastungsgrenzen für die 2 C-Heifsdampf-Schnellzug-Verbund-
lokomotive der preufsischen Staatsbahn, Gattung „Sho v, bei
Windstille und starkem Seitenwind in wagerechter, gerader
oder schwach gekrümmter Bahn.
Die Längen geben die Fahrgeschwindigkeit in km/st, die Höhen
das Gewicht des Wagenzuges aus vier- oder sechsachsigen Abteil-
oder Durchgangswagen in t an.
gleicher Last der Abbildung 2 und 3 entstanden. Die
Abzissen bedeuten das Steigungsverhältnis in v. T., die
Ordinaten die für diese zulässige gleichförmige Fahr-
geschwindigkeit. Die Linien gelten für Lasten von 200
bis 480 t eines Wagenzuges, der aus vier- oder sechs-
achsigen Durchgangs- oder Abteilpersonenwagen ein-
schliefslich Packwagen besteht, in Abstufungen von 40 t,
etwa des Gewichts eines solchen Wagens.
Eine solche Darstellung bildet die Grundlage für
die Berechnung der Fahrzeit und ist für jede Loko-
motive anderer Bauart und jede andere Zugart eine
andere. Von Abb. 2 und 3 wird im nachstehenden
Gebrauch gemacht werden. Abb. 2 gilt für Windstille,
Abb. 3 für starken Seitenwind.
88 [No. 869}
3. Der Einflufs der Wate Sade oder beschleunigten
Bewegung eines Eisenbahnzuges auf die Fahrzeit.
Die Betrachtungen des vorigen Abschnittes gelten
nur für eine gleichförmige Fahrgeschwindigkeit. Die
Bewegung eines Zuges ist aber in den seltensten
Fällen und dann auch nur vorübergehend eine gleich-
förmige, vielmehr meist eine verzögerte oder be-
schleunigte.
Diesem Umstande mufs man bei der Aufstellung
des Fahrplans Rechnung tragen.
Fahrt der Zug mit einer gröfseren Geschwindigkeit
in die Steigung ein als dieser nach der Leistungs-
fähigkeit der Lokomotive (Abb. 2 und 3) zukommt, so
wird die Steigung vermöge der Wucht des Zuges in
einer kürzeren Zeit überwunden als mit der der Steigung
entsprechenden gleichförmigen Fahrgeschwindigkeit. |
Abb. 2.
Yi
VA
ee ee a A
f
LLIN Lh
Lyne | |
R/S | |
US
AR STERNE
7
E
A | |
I FIT Ze
2 x er
3. Be NON
Zr YER
$C ASS
Fue HESS
e TL III
„HT AH
„ul 4
RER mm:
DE Py
70
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
N
\
a
[1. September 1913)
mp = (Gu + Gi) s, oder, da m = (Ge + Gi) ~~ ist,
(5.) s = rd. 100 2.
‘Da die Steigung im vorigen Abschnitt nahezu als
lineare Funktion der Geschwindigkeit ermittelt worden
ist, mufs demnach auch die Beschleunigung nahezu in
linearer Beziehung zur Geschwindigkeit stehen, also
die Gleichung 5 = a — 5v*) gelten, deren Konstanten a
*) Die Annahme ist gleichbedeutend mit der Voraussetzung,
dafs die Zugkraft der Lokomotive während der Beschleunigung oder
Verzögerung durch eine stärkere Inanspruchnahme des Kessels etwas
gesteigert wird. Die berechnete Fahrzeit wird daher etwas kürzer
ausfallen als bei der angenommenen Anstrengung bis zur gröfsten
Dauerleistung. Wird auf eine gröfsere Genauigkeit, soweit von
einer solchen bei den zum Teil auf Schätzung beruhenden Annahmen
überhaupt die Rede sein kann, besonderer Wert gelegt, so kann
BEEPZEZERNENZER
Rae see aes
rae TATA | tT ER BE BE
= baad
Le ad whet bask aah decks hind, dale’
2
NS
Shenoy (a).
Linien gleicher Zuglast für die Abhänigkeit der größten Dauergeschwindigkeit v, von der Steigung s und für die
2 C-HeiBdampf-Schnellzug-Verbundlokomotive „Sio v (s. Abb. 1) bei Windstille.
Würde man die Fahrzeit für letztere ermitteln, so
würde sie unnðtig lang ausfallen.
Bezeichnet man mit t die Fahrzeit in min bei der
der Steigung eigentümlichen Geschwindigkeit v, (s. Abb.2
und 3) zum Unterschied von der wirklichen Fahrzeit /
in min, so ist letztere um den Betrag 4t gröfser oder
kleiner als erstere, je nachdem es sich um eine Be-
schleunigung oder Verzögerung handelt. Es ist
(3.) ft At;
worin das Vorzeichen + für Beschleunigung, — für
Verzögerung gilt.
Ist Z die Lange der Steigung in km, so ist
(4) -
somit bekannt, da / gegeben und v, nach Abb. 2 oder 3
zu bestimmen ist. Es wird zur Bestimmung der Fahr-
zeit ¢ nach Gleichung (3) die Aufgabe sein, ./t zu finden.
Oben wurde gesagt, dafs dieselbe Dampfkraft, die
zur Ueberwindung der Steigung s mit der gleichförmigen
Geschwindigkeit v, zur Verfügung steht, ebenso gut
zur Beschleunigung der ganzen Masse des Zuges in |
der Wagerechten verwendet werden kann.
Ist m die Masse des Zuges, ø die Beschleunigung
und g die Erdbeschleunigung = 9,81, so ist
t = 60 in min
man die ermittelte Beschleunigungskurve entweder nach Lihotzky
(s. Anm. auf S. 90 links) durch ein beliebig angenähertes Polygon er-
setzen und mufs dann für jede Polygonseite eine andere Konstante
(Gl. 8a), entsprechend der Kotangente ihres Neigungswinkels zur Ge-
schwindigkeitsachse, in die Rechnung einführen oder man zieht ein-
facher nach Niemeier („Ueber die dynamische Behandlung des Fahr-
planentwurfes für Dampfzüge.“ Denkschrift des Regierungsbaumeisters
Niemeier vom Juli 1913 an den Minister der öffentlichen Arbeiten.)
eine Sehne, die sich wenigstens dem gröfsten Teil der Kurve mög-
lichst nähert und diese in der Nähe des bekannten Knickes, wo
nicht mehr die Kesselleistung, sondern die Reibungsgrenze für die
Beschleunigung mafsgebend ist, schneidet. Diese Gerade erstreckt
sich nicht bis zu der oberen Beschleunigungskurve an der Reibungs-
grenze, die annähernd durch eine Parallele zur Geschwindigkeits-
achse ersetzt werden kann, sondern geht auf diese sprungweise
auf einer Ordinate über, der die Fahrgeschwindigkeit (vr) entspricht,
so dafs der Inhalt der aufser von den Koordinatenachsen von den
Beschleunigungskurven einerseits und von den sie ersetzenden Ge-
raden andererseits eingeschlossene Fläche gleich ist. In der Tat
wenden die Lokomotivführer so lange wie nur irgend möglich beim
Anfahren die gröfste, an der Reibungsgrenze zulässige Zugkraft an,
um dann die Steuerung gleich um mehrere Füllungsgrade, also
sprungweise zurückzulegen. Die Rechnung mit Hilfe dieses Dia-
gramms ist ebenso einfach und genau dieselbe wie die des Ver-
fahrens, nur ist an Stelle der Geschwindigkeit vr an der Reibungs-
grenze die etwas gröfsere (vr) in die entwickelten Gleichungen ein--
zusetzen und aufserdem nur in Gleichung 8a für sr der entsprechend
kleinere Wert (s,). Bei einer bestimmten Belastung der Lokomotive
hat man ebenfalls nur mit einem Festwert C zu rechnen.
—_———— Eee
[1. September 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 869] 89
—— SSS
und 6 sich aus den beiden Bedingungen
l. p =p für v= v,
2. p =o fir v =v, = Beharrungsgeschwindig-
keit für die gegebene Zuglast und Steigung oder für
v = va in der Wagerechten bestimmen.
Die Annahme führt auf die einfachen Bewegungs-
gleichungen
do _ i d
$= = a —- bv un
pv) y =a—by,
aus denen sich fir die Zeit ¢ zur Beschleunigung von
v = n > vr bis v = 7, >v, und für den während dieser
ebenfalls nahezu konstant angenommen werden und
zwar % Pr.
Zeit und Weg sind dafür in der bekannten Weise
zu ermitteln:
v ot u? 21
— D? = 2 23° v = AL, | emer pr?
/in'm, Z in sek und v in m/sek eingesetzt.
Befindet sich der Zug auf einer Steigung und will
man wissen, welche Geschwindigkeit v, er auf ersterer
am Ende einer Strecke / von bestimmter Lange er-
reicht und in welcher Zeit 4 wenn er am Anfang der
Strecke die Geschwindigkeit v, hat, so ist wieder unter
der Bedingung o <»<v, bei voller Inanspruchnahme
Abb. 3.
180
740
IM A/S | tt
m
BEL.
nd
= is
-=
es
Sa
III
DAVIE
WL,
MAYA
AH
R
A
//
VIL A/ Vel | tt
>
i
F
MAR
et
=
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|
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49
er
x 30
3 m
i -
TTT TT
<
w
pE
E
FA
11
N
ee
ee
TERA
\
Sais
48 19 20 ét 2
3 14 18 NW 7}
12
Skugwmg | P).
Linien gleicher Zuglast für die Abhängigkeit der größten Dauergeschwindigkeit #, von der Steigung S$ und für die
2 C-Heißdampf-Schnellzug-Verbundlokomotive ‚So v (s. Abb. 1) bei starkem Seitenwind.
Zeit zurückgelegten Weg / folgende Gleichungen durch
Integration ableiten lassen:
(6.) t= Cin (1—5)
Uy = Us
(7.) l = unt — C (v, —v,
v, <V <V; Lin m, fin sek und v in m/sek eingesetzt.
C ist ein Festwert, die Kotangente des Winkels,
den die angenäherte Beschleunigungskurve (gerade
Linie) mit der Geschwindigkeitsachse einschliefst:
Ya — Ur
(8.)
Pr
vo und ~, beziehen sich auf die Wagerechte v. ist,
wie gesagt, für alle Steigungen und Belastungen gleich.
v, und v, können unmittelbar aus der Darstellung der
Belastungsgrenzen (Abb. 1) entnommen werden.
Im Hinblick auf Gleichung (5) ist
C= cotg d=
Sr
r S 100°
s- ist der Abb. 2 oder 3 zu entnehmen. Somit ist der
Festwert C nach Gleichung (8) für alle Untersuchungen
über die Beschleunigung und Verzögerung eines Eisen-
bahnzuges für v >v, leicht zu ermitteln; er hängt von
der Gröfse der Lokomotive und Zuglast ab, ändert sich
aber, wie aus Abb. 2 oder 3 hervorgeht, nur wenig mit
der Zuglast.
In den Geschwindigkeitsgrenzen o <v <v, kann die
Beschleunigung mit Rücksicht auf die nahezu konstante
Zugkraft an der Schleudergrenze der gekuppelten Räder
t
|
|
{
|
der Zugkraft bis an die Reibungsgrenze für die nahezu
konstante oder mittlere Beschleunigung fn:
2 3 z girun
3 — 3 - = pul; pa Es ’ vy = Vio? +2 bul;
2/ M—U, ,. l i
a EA / in m, żin sek und v in m/sek.
Nach dem oben Gesagten ist angenähert í
9 ER E
( .) Êm = 100
und kann somit der Abb. 2 oder 3 unmittelbar entnommen
werden.
Ist Z in km, v in km/st und ¢ in min gegeben, so
ergeben sich folgende allgemeine Gleichungen:
l. o<u<y,
(10.) v, = V v,? + 25920 Ln
120 /
11. ‘= ——
a v + v
(9.) j= In aus Abb. 2 oder 3.
2. Up SUSU.
= cigd =. (Vo = vr) 100*) BR 100 (vo EE Vr)
ea) OE. s 60.36 ~ 6n s
*) Die Zahlenwerte ergeben sich aus der Abb. 2 oder 3. C ist,
wie gesagt, für eine bestimmte Zuglast und Lokomotive konstant.
Gleichung (8a) entspricht der Gleichung (8). Ein Zuschlag von
10 pCt. berücksichtigt nötigenfalls den Einflufs der umlaufenden Rad-
massen auf die lebendige Kraft des Zuges, Vergl. Anm, auf S. 86 rechts,
90 [No. 869] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN _[I. September 1913]
ee =D, Ist die Geschwindigkeit v, (s. Abb. 2) bei der Be-
(6a.) t= Cin TTR schleunigung mit der gröfsten Zugkraft der Lokomotive
a) pS ee CG 5 an der Reibungsgrenze der Treib- und Kuppelrader
R 2 U; ws Ti
{in km, Z in min und v in km/st.
Von den Gleichungen (10) und (11) wird beispiels-
weise Gebrauch gemacht, wenn der wagerechte Anfahr-
weg / so kurz ist, dafs die gröfste Geschwindigkeit v,
In diesem
an der Reibungsgrenze nicht erreicht wird.
Falle ist v; == o und vo, < vr.
Die am Ende der Strecke
erreichte Geschwindigkeit ist die Anfangsgeschwindig-
keit in der folgenden Steigung. Für
diese
Gleichung (10) auch nur soweit, als v < v, Ist.
Gleichung (10) und (11) kann man auch anwenden,
wenn man die Zeit und denWeg während des Bremsens
berechnen will.
gilt
fm ist dann die mittlere Bremsver-
zögerung und negativ in Gleichung (10) einzuführen.
Für Betriebsbremsung mit der Luftdruckbremse kann
man annähernd annehmen pm == — 0,5 m/sek —?.
Demnach wäre der Bremsweg
oy 2 2
(2, — %, )
LS 2 25 920 + km und
t=- 120 _ 7 240 (7 = 24) ee
at ~~ 25920 `= 108
Wird der Zug durch die Bremse zum Stillstand
(”, =o) gebracht, so gelten die Gleichungen in der
Wagerechten
on 10,
(10a.) rs "25 920 ` = 6! on km
(l1a.) = 0x min
“- min.
Wird die Bremse beispielsweise in der Wagerechten
bei einer Geschwindigkeit des Zuges von 108 km/st
in Tätigkeit gesetzt, so kommt der Zug nach Zurück-
Icgung eines Weges von rund 900 m in etwa I Minute
zum Stillstand.
Nach Lihotzky*) bedient man sich zweckmäfsig der
trv und o v-Linien der Abb. 4 für die gleichförmige
Beschleunigung an der Reibungsgrenze der Treib- und
Kuppelräder und für die gleichförmige Verzögerung
beim Bremsen (Betriebsbremsung).
Der Mafsstab für die Ordinaten ist so gewählt, dafs
3 mm = Imin bezw. 1 km
bedeuten. Es ist
9, 15 ,
o= gi” km oder g 2 mm;
100 ,
r= gs 7 min oder 36 7 mm;
3 (2,7 — a,"
9 ‘ 2 1
de = o, — 4, = 2. — 7,4) =
2 1 6! (7 2 1 ) 259,2
und im Hinblick auf Gleichung (10) und (9)
Jo
mm
nr = km, wenn Jo in mm gezählt wird, ferner
50 3.120
At = z6 (7, —7,) =~ 259,2 (7, —2,).mm und im Hin-
blick auf Gleichung (11) und (10)
I==- --—- min: Jr in mm.
3 (sr — s) i
Entsprechend lauten die Gleichungen für den Weg
und die Zeit einer Betriebsbremsung
( = — 0,5 m/sek—°):
Weg der Bremsung
y—. 4% m und 4e in mm aus Abb. 4.
3(50 + s) s = o Wagerechte
Zeit der Bremsung =
PER 08 En s `> o Steigung v. T.
~ 350 + s) s< o Gefälle v. T.
*) Zeitschrift des Oesterreichischen Ingenieur- und Architekten-
Vereins. 1909. No. 15 u. 16.
An dieser Stelle hat bereits Lihotzky em Verfahren zur Er-
mittlung der Fahrzeiten von Eisenbahnzügen angegeben,
dem hier behandelten sehr ähnlich ist,
bekannt war.
welches
dem Verfasser aber nicht
Auch Lihotzky benutzt Hilfskurven, welche aus der
Annahme hervorgegangen sind, dals sich die beschleunigenden Krätte
einer Lokomotive, wenigstens für den betrachteten Abschnitt der
Beschleunigungskurve, annähernd linear mit der Geschwindigkeit
ändern.
erreicht, so ist von den Gleichungen (6a) bis (8a) Ge.
brauch zu machen, so lange die Lokomotive bis an die
Grenze der Kesselleistung in Anspruch genommen wird.
Dabei stöfst man aber auf folgende Schwierigkeit.
Aus den beiden Gleichungen (6a) und (7a) folgt, dafs
Zeit und Weg der Beschleunigung bestimmt sind, sobald
Abb. 4.
/
E
188!
= ial
4-4
U |
6o fo
fakrgeschnindigherl(v/
Zeit-Geschwindigkeits- und Weg-Geschwindigkeits-Linien fir
gleichförmige Beschleunigung an der Reibungsgrenze beim
Anfahren oder fiir gleichförmige Verzögerung beim Bremsen.
(Betricbsbremsung mit der Luftdruckbremse.)
So
S
Re
Tar Ge ar
HET
+
Ea
Ru
u
o gs T 2 v
= -o V? mm; T = — vmm.
6! 36
Höhen: 3 mm = I km = 1 min.
Sr — S$
Beschleunigung ander Reibungsgrenze p = oo: s. Abb. 2 u. 3.
l Jo k ; Jtr ,
= — --— km = - min
3 (sr — s) 3 (sr — N)
B 2 =
: l = —-——— km.
remsweg 3150 £5)
ZeitdesB De, i
Zeit des Bremsens: ¢= 350 F 9 mii
Bremsverzögerung = 0,5 m/sek.~ °.
s = Steigung in v. T.
s = 0 für die Wagerechte.
s <0 im Gefälle; sr s. Abb. 2 u. 3.
Anfangs- und Endgeschwindigkeit gegeben sind. Ge-
wöhnlich ist aber der Weg oder die Länge der Steigung
und die Anfangsgeschwindigkeit gegeben und es wird
nach der Fahrzeit und der Endgeschwindigkeit gefragt.
Es handelt sich also ın diesem Falle um die Auflösung
transzendenter Gleichungen, die für den praktischen
Gebrauch unbequem ist. Da sich die Formeln durch
einfachere*), auch nur annähernd gleich genaue kaum
*) Will man die genaue Beschleunigungskurve der Er-
mittlung der Geschwindigkeiten und Fahrzeiten zu Grunde legen,
so muls man den graphischen Weg einschlagen, weil der
analytische wegen der schwierigen Auflösung transzendenter
Gleichungen die Nutzanwendung ausschliefst. Vergl. das graphische
Verfahren von Leo Kadrnozka, Wien. Zeitschrift „Elektrische
Kraftbetriebe und Bahnen“, 1904, S.389. „Fahrzeitbe-
stimmung über der Wegachse“, von Hans Unrein, München.
Annalen, Heft I vom 1. Juli 1913, S. 14. Die graphischen Ver-
fahren haben zwar den Vorzug, sehr anschaulich zu sein, erfordern
aber umfangreiche zeichnerische Vorarbeiten, die ihren Nutzen sehr
in Frage stellen. Die Schar der Zeit- und Geschwindigkeitskurven
für verschiedene Steigungen bei einer bestimmten Belastung und einer |
bestimmten Lokomotive mufs von neuem dargestellt werden, sobald
eine andere Belastung in Frage kommt. Man mufs für jede Loko-
motive cine grolse Zahl solcher Kurvenblätter zur Fahrplanbildung
vorrätig halten, während das vorliegende angenäherte, kombinierte
[1. September 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 869] 91
ersetzen lassen, wird zur Vereinfachung der Rechnung
folgender Weg eingeschlagen.
Setzt man das Verhältnis der jeweiligen Fahrge-
schwindigkeit zu der zulässigen und bekannten gleich-
förmigen (s. Abb. 2 oder 3) Era = x und bedient man
sich der Darstellung folgender Hilfsgröfsen in Tafel 1.
y = ln (l — x)+ x für x <1, also für Beschleunigung,
y = ln (x —- l) + x für x > J, also für Verzögerung, so ist
I = vı Ty —= Vi
Ii yg SN Ea +) + (x, — x.) = ln :
3
Vi — U
Us ri Va
t-37
Aus der Vereinigung der Gleichungen (6a) und (7a)
folgt anderseits
607 iy — m, v — Dy
oa |z» = = se) apa Oy |
mithin im Hinblick auf die vorige Gleichung
(12.)
2. = (C(yp — J).
Die Gröfsen Z vs, v, und C, also auch x, und y,
sind gegeben; demnach ergibt sich y, aus Gleichung (12).
Um nun die entsprechenden Werte von x, und 2,, SO-
mit nach Gleichung (6a) auch ¢ zu finden, entnimmt
man der Tafel I für den Wert y, der Hilfsgröfse y den
zugehörigen Wert x,
--— ist nun die Fahrzeit auf der Steigung bei der
Us
zulässigen Beharrungsgeschwindigkeit v, und werde, wie
oben, mit t bezeichnet, zum Unterschiede von der wirk-
graphische und analytische Verfahren sich auf Abb. 2 oder 3 für
alle vorkommenden Belastungen und auf Abb. 4 oder Tafel I für alle
Lokomotiven und Belastungen beschränkt; es beansprucht erheblich
weniger Vorarbeiten und kaum mehr Zeit zur Berechnung der Fahr-
zeiten und Geschwindigkeiten als das graphische, das vielleicht
etwas genauer ist, obwohl die Konstruktion der Kurven auch nur
eine angenäherte ist. Aufserdem ist eine gröfsere Genauigkeit nicht
einmal notwendig, da man nicht behaupten kann, dafs die jedem Ver-
fahren zu Grunde gelegten Beschleunigungskurven absolut genau sind.
lichen Fahrzeit 7; es ist also nach Gleichung (3)
(3.) jt wt
worin das Vorzeichen fir den Zeitunterschied (Zuschlag
oder Abzug)
+ für die Beschleunigung
— für die Verzögerung
gilt. Nach Gleichung (7a) ist
607 Pere aa
i Us Us
oder t = ¢—C (x, — x,) und
(a — 21)
(13) dts F=f C aoas eo
t s
(12a.) Een
t
(12b.) Na = Yi — C
Wie aus Tafel | hervorgeht, ist die Hilfsgrölse y
bei ciner Beschleunigung stets negativ. Man hat in
diesem Falle nach Gleichung (12b) e und die Hilfs-
grofse y, stets zu addieren, um y, zu erhalten. Bei einer
Verzögerung kann y gröfser oder kleiner als Null sein.
Es sind nunmehr alle Grundlagen des Verfahrens
gegeben, mit Hilfe der Belastungskurven einer Loko-
motive für die wagerechte gerade oder schwach ge-
krümmte Bahn bei Windstille oder starkem Seitenwind
nach Art der Darstellung in Abb. I und mit Hilfe der
Gleichungen (l) bis (13) die kürzeste und regel-
mäfsige Fahrzeit von Eisenbahnzügen und deren Fahr-
geschwindigkeit an allen Stellen, an denen ein Neigungs-
wechsel stattfindet, zu berechnen, sobald die Gattung
der Lokomotive und die Zuglast gegeben sind. Der
Krümmungswiderstand kann in der üblichen Weise
durch einen entsprechenden Zuschlag zur Steigung be-
rücksichtigt werden, wenn man es nicht vorzieht, ihn
ganz zu vernachlässigen in Anbetracht dessen, dafs für
die verfügbare Zugkraft in dem Verfahren ein gewisser
Spielraum gelassen ist und die Annahmen absichtlich
nicht die &ünstigsten sind. (Fortsetzung folgt.)
_
+"
Die Kraftanlage und maschinelle Ausriistung eines neueren New Yorker
Wolkenkratzers
Vom Ingenieur Fr. Bock, Charlottenburg
(Mit 3 Abbildungen)
Das neue 32stöckige Whitehall-Gebäude in der
Weststreet in New York ist nach seiner Vollendung
eines der grdfsten dieser Stadt. Es soll hauptsächlich
Bureauräume aufnehmen, doch sollen in den drei
obersten Stockwerken ein Restaurant und Klubräume,
und in einem andern eine vollständige Turnhalle ihren
Platz finden.
Die maschinellen Einrichtungen dieses Gebäudes
sind besonders interessant. Da es nahe am Hudson-
Flusse steht, so stiefs man beim Bohren bereits wenige
Fufs unterhalb des Strafsenniveaus auf Wasser. Um
den Raum für die Kessel- und Maschinenanlage von
1800 PS zu gewinnen, hätte man eine Ausschachtung
von 9,14 m Tiefe vornehmen müssen, und das würde
eine Ausgabe von mindestens 840000 M erfordert
haben. Um die Gröfse des auszuschachtenden Raumes
einzuschränken und die Kosten zu verringern, entschlofs
man sich, nur den Platz für den Kesselraum auszu-
schachten und den Maschinenraum direkt darüber an-
zuordnen, so dafs also der erstere 9,14 m und der
letztere nur 1,83 m unter Strafsenhöhe liegt. Somit
wurden Senkkasten um den für die Kessel bestimmten
Platz herum niedergebracht und mit einander zu einem
wasserdichten Fangdamm verbunden. Dieser ist von
dem Gebäude vollständig getrennt, da dessen Wände
auf eigenen Fundamenten ruhen.
Die nächste zu lösende Aufgabe war, wie man den
Fufsboden des Maschinenraums unterstützen sollte.
|
Liefs man ihn durch die Stützwände des Gebäudes
mit tragen, so würden die durch die Maschinen hervor-
gerufenen Erschütterungen sich ihnen und damit der
ganzen Konstruktion des Gebäudes mitgeteilt haben.
Das brauchte zwar nicht notwendigerweise gefährlich
zu sein, hätte aber zum mindesten die: Bewohner
belästigt. Um dies zu vermeiden, wurde der Fufsboden
des Maschinenraums aus 0,914 m starkem Eisenbeton,
auf Säulen gelagert, welche die Stützwände des
Gebäudes umgeben und mit ihnen auf denselben Funda-
menten ruhen. Es galt ferner zu verhüten, dafs die
Maschinen sämtlich nach ein und derselben Richtung
liefen. Man stellte sie nach eingehender Untersuchung
über ihre Horizontalkräfte daher so auf, wie Abb. |
zeigt (die Pfeile deuten die Umlaufrichtung an).
Beim Entwurf der Maschinen ist es wichtig, dafs
ihre Umdrehungszahl nicht mit der Schwingungszahl
des Gebäudes zusammenfallt. Das läfst sich durch
Wahl gut ausbalanzierter Maschinen mit besonderer
Berücksichtigung der Horizontalkräfte erreichen. Es
ist eine wohlbekannte Tatsache, dafs jeder Dampfer
einen kritischen Punkt stärkster Vibration besitzt, der
beim Zusammenfallen der Umlaufzahl der Maschine
mit der Schwingungszahl des Schiffskörpers eintritt;
unterhalb und oberhalb dieses Punktes, also auch beı
gesteigerter Geschwindigkeit, nimmt die Vibration des
Schiffes wieder ab. Dasselbe ist auch bei Gebäuden
der Fall,
92 (No. 869)
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. September 1913]
Die Anordnung der Maschinen oberhalb der Kessel
ist in derartigen Anlagen neu und wird auch sonst
selten und nur unter besonderen Bedingungen ange-
wendet. Da hier der Einbau der Kessel nebeneinander
wegen der grofsen Kosten und die Aufstellung der
Kessel oberhalb derselben aus örtlichen Gründen nicht
angängig war, so blieb die gewählte Anordnung als
einzige Möglichkeit übrig. In den Kraftwerken der
elektrischen Bahnen und der Elektrizitätsgesellschaften
findet man dagegen die umgekehrte Anordnung,
Abb. 1.
Ri Maschinen- und Kesselraum.
| LEER PO 00 EEE OLE ER
A
AY. /
ND |
baal 4
si
e -"
|
\ Ä
ay
INANE SAAN SEE NAST
Grundiifs
a = Kesscl
Schnitt
A = Maschinenraun B = Kesselraum
Kessel und Kohlenbunker oberhalb der Maschinen,
sehr häufig.
Die Kesselanlage besteht aus Wasserrohrkesseln,
erbaut von den Erie City Iron Works in Erie in den
Vereinigten Staaten, deren jeder eine Heizfläche von
373,7 qm besitzt. Es ist wohl interessant, zu erfahren,
dafs die Kessel fertig zusammengebaut von der Fabrik
versandt wurden, und dafs sie die gröfsten Wessel sind,
Abb. 2.
ae
Kessel auf dem Strafsentransport.
die auf diese Weise jemals nach der Stadt New York
ebracht wurden. Eine Vorstellung von ihrer Gröfse
gibt Abb. 2, die einen Kessel auf dem Strafsentransport
nach dem Gebäude zeigt. Das Verladegewicht jedes
Kessels betrug 25 tons und bei den aufsergewöhnlichen
Abmessungen war nur die Erie-Eisenbahn in der Lage,
den Bahntransport zu besorgen, da die anderen Bahnen
durch zu niedrige Brücken und Tunnels behindert waren.
Die Kessel sind mit Foster-Ueberhitzern zwischen
den Wasserrohren und dem Dampfsammler versehen,
-P
yay:
—_— ees eee ee
VAL La Lc5uxaqnunnnu1qnnnQann
b = Schalttafel.
eine Anordnung, die der Unterbringung der Ueberhitzer
oberhalb des Dampfsammlers oder an der Seite der
Kessel vorzuziehen ist. Im ersten Falle wird die
Gesamthöhe vergröfsert, im zweiten dagegen die Ein-
mauerung geschwächt. Eine Besonderheit der Kessel
bilden die in Abb. 3 dargestellten Handlochverschlüsse,
die über je zwei Rohre reichen und mit vierfüfsigen
Bügeln und Schraube befestigt werden. Die Zahl der
Verschlufsdeckel und ihrer Befestigungen wird dadurch
auf die Hälfte der sonst erforderlichen Anzahl ver-
ringert. Keiner der Teile, die dem
Dampfdruck ausgesetzt sind, ist aus Gufs-
eisen hergestellt, sondern sie bestehen
sämtlich aus Sıemens-Martinstahl mit einer
Zugfestigkeit von 3870— 4360 kg/qcm.
Stirn- und Rückwand, sowie die Ober-
seite des Dampfsammlers sind mit einer
51 mm starken Schicht von 85 pCt. Mag-
nesia bekleidet, mit einem Luftzwischen-
raum von 13 mm zwischen Dampfsammler
und Isoliermasse. Aufsen ist die Iso-
lierung durch eine wasserdichte Ver-
kleidung von verzinktem Eisenblech
(1,65 mm) geschützt. Der Betriebsdruck
der Kessel ist 10,56 kg/qem. In Abb. 3
ist einer der Kessel während des Ein-
A baues dargestellt.
h Da die Aufsenwände unter dem
A Strafsenniveau keine Oeffnungen haben,
A und die Oeffnungen im Fufsboden des Ma-
schinenraums abgedeckt werden kénnen,
so entsteht ein geschlossener Kessel-
raum, den man in einem Geschäftsge-
bäude nicht oft finden dürfte. Eine
Frischluftleitung mit einem zum Dach des Gebäudes
führenden Zuluftrohr und einem kräftigen Ventilator
fördert die Verbrennungsluft durch je zwei Auslässe
von 406 mm vor jeden Kessel. Da, wie erwähnt, der
Kesselraum praktisch luftdicht abgeschlossen werden
kann, so entsteht ein kräftiger Zug, wenn die Feuerungs-
türen geöffnet werden. Von jedem Aschenfall reicht
eine Luftzuführungsleitung von 610 x 457 mm aus ver-
SS hhh hh hash hah R N ARR
Wires
/
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Abb. 3.
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A på nu ig *
$ q s B ap" _- oe n
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Dampfkessel-Anlage eines neuen New Yorker Wolkenkratzers.
zinktem Eisenblech bis nahe unter die Decke des Kessel-
raums. Diese Leitungen sind mit geeigneten Zugklappen
verschen und ziehen die warme Luft von der Decke ab.
In derselben Höhe, wie der Kesselraumfufsboden,
liegt auch der Kohlenbunker, der etwa 9,14 m breit
und 27,43 m lang ist. Die Kohle wird aus dem Bunker
auf Gleiswagen vor die Feuer befördert.
Im Maschinenraum sind vier Maschineneinheiten,
drei von 480 und eine von 240 PS vorhanden; sle
bestehen aus Rice- & Sargent-Dampfmaschinen und
[1. September 1913]
direkt mit ihnen gekuppelten Generatoren der Garwood
Electric Company, drei von 300 KW und 220 Volt und
einer von 150 KW und 220 Volt. Die Antriebs-
maschinen sind Tandem-Verbundmaschinen ohne Kon-
densation und werden mit überhitztem Dampf getrieben,
der dem unterhalb des Maschinenraumfufsbodens
liegenden Haup:dampfrohr entnommen wird. Die Ab-
sperrventile werden von bequemen Ständen aus bedient.
Die Abdanpfleitung liegt ebenfalls unterhalb des Fufs-
bodens, wodurch sich ein übersichtlicher Maschinenraum,
frei von allen Dampfrohrleitungen, ergibt. Eine Eigen-
tümlichkeit der Maschinen ist ihre niedrige Tourenzahl,
die zu den häufig verwendeten Schnelläufern und
Turbinen in starkem Gegensatz steht. Die normale
Tourenzahl der gröfseren Maschinen bei Vollast beträgt
nur 100 Touren pro Minute; 110 Touren bei der
kleineren, während die Leerlaufstourenzahl 102 bezw.
{112 Touren/Minute nicht überschreitet. Die oben an-
gegebenen Pferdestärken werden mit einer Kessel-
spannung von 10,56 kg/qcm erreicht, doch sind die
Maschinen für einen Betriebsdruck von 12,32 kg/qcm
gebaut. Sie haben daher eine grofse Kraftreserve und
können die Generatoren mit 25 pCt. Ueberlast noch
zwei Stunden lang antreiben, nachdem sie acht
Stunden vollbelastet gearbeitet haben. Sie können
ferner eine kurze Ueberlastung von 75 pCt. ohne Ueber-
anstrengung oder Beschädigung einzelner Teile aus-
halten.
Das Hauptdampfrohr mit seinen Armaturen und
Ventilen ist für einen Druck von 17,6 kg/qcm und eine
Ueberhitzung von 83°C. berechnet. Rohre von 152 mm
Durchmesser und darüber haben Van Stone-Verbin-
dungen; Ventile über 152 mm sind mit Entlastung
versehen. Die Abdampfleitungen von über 102 mm
sind für einen Druck von 7,04 kg/qcm berechnet.
Die Generatoren arbeiten in Parallelschaltung, wo-
bei jeder seinen genau richtigen Anteil an der Be-
lastung selbsttätig übernimmt. Die Frage des Wirkungs-
grades wurde von den Ingenieuren sorgfältig in Be-
tracht gezogen. Die zu leistenden Garantien verlangten
nämlich, dafs der Wirkungsgrad bei den verschiedenen
Belastungen auf Grund der Annahme zu bestimmen
sei, als ob die durch das Leerlaufdiagramm der Maschinen
ermittelte Reibungsarbeit während aller Belastungs-
stufen konstant bliebe. Die nach diesem Verfahren er-
mittelten und vom Erbauer garantierten Wirkungsgrade
waren: Für Vollast 93 pCt., */4 Last 92% pCt. und
halbe Last 92 !⁄2 pCt.
Die elektrische Ausrüstung aufser den Generatoren
umfafst zwei 15 KW- und eine 5 KW-Ausgleichdynamos
und eine Akkumulatorenbatterie mit einer maximalen
Momentleistung von 2000 Amp. bei 220 Volt. Die
Batterie dient zum Regeln und zur Aufnahme plötzlicher
Belastungsspitzen in dem Lichtnetz. Die Speiseleitungen
der Motoren sind nach dem Zweileitersystem für 220 Volt
installiert, die für dafs Lichtnetz dagegen nach dem
Dreileitersystem für 220 Volt. Alle stromführenden
Teile und Kabel sind in besonders armierten Isolier-
rohren verlegt, um die Feuersgefahr auf das geringste
Mafs einzuschränken.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
d
(No. 869] 93
In einem so grofsen Gebäude, wie das Whitehall-
Gebäude, ist die mechanische und elektrische Ausrüstung
vielseitig und verwickelt. Zur Kesselspeisung sind allein
drei Pumpen vorhanden von 305, 178, 254 mm, eine
von 254, 267, 254 mm, eine 102 mm Zentrifugalpumpe
und einige kleinere.
Die Vakuum-Reinigungsanlage ist eine der grölsten,
die je in ein Geschäftshaus eingebaut wurde. Es sind
zwei Vakuumpumpen vorhanden, jede mit Ketten durch
einen Hauptstrommotor von 25 PS, 220 Volt angetrieben.
Die Pumpen sind so konstruiert, dafs sie selbsttatig
ihre Umlaufszahl erhöhen, wenn das Vakuum durch
Inbetriebnahme mehrerer Saugapparate abnimmt, und
zwar solange, bis ein bestimmtes Vakuum erreicht ist,
worauf sie dann mit konstanter Tourenzahl arbeiten.
Sobald Saugapparate ausgeschaltet werden, und sich
das Vakuum erhöht, gehen die Pumpen selbsttätig lang-
samer, bis wieder das festgesetze Vakuum erreicht ist.
Sie arbeiten daher mit den geringstmöglichen Betriebs-
kosten. Von den Pumpen läuft ein 102 mm starkes
Hauptrohr rings an der Grundmauer entlang und ist
mit sieben bis zum obersten Stockwerk reichenden
Steigrohren verbunden. Diese sind aus normalem
Schmiedeeisenrohr hergestellt und haben 76 mm Durch-
messer bis zum achten Stockwerk, 64 mm vom 9. bis
17., 51 mm vom 18. bis 22., 38 mm vom 23. bis 26. Stock
und 25,4 bis zum obersten Stockwerk. In jedem Stock
befindet sich ein Anschlufs, der mit einem verbesserten
Staubsaugehahn versehen ist.
Die Kühlanlage verfügt über eine Leistungsfähig-
keit von 20 t Eis in 24 Stunden. Als Verdunstungs-
körper dient Amoniak, das in einem liegenden, doppelt-
wirkenden Dampfkompressor mit Korlifs-Steuerung und
besonderen Exzentern für Ein- und Auslafs des Dampfes
verdichtet wird. Der Kompressor erhalt Dampf von
10, en Ueberdruck und einer Ueberhitzung von
55°
29 Personenaufzüge, ein Druckwasserelevator für
Asche und einer für Geldschränke dienen dem Verkehr
in dem Gebäude. Von den’ Personenaufzügen laufen
7 aus dem Parterre und 2 aus dem Keller bis zum
30. Stockwerk, 10 vom Parterre bis zum 20. Stock und
10 bis zum zwölften. Alle sind mit Signalvorrichtungen
versehen.
Zur Erwärmung der Geschäftsräume dient eine
Zentralheizung. Die Radiatoren pat Heizkorper haben
eine Gesamtoberfläche von 5648 q
Zur Lüftung dienen zwei Frischluft- und ein Ab-
luftventilator. Um die Luft staubfrei zuzuführen, wird
ein Luftwascher verwendet, der unter Garantie 98 pCt.
der festen Bestandteile aus der Luft beseitigt. Der
Waschapparat ist aus verzinktem Eisenblech herge-
stellt und besitzt eine Sprühkammer mit Brausen, Ab-
scheidern und einer Zentrifugalpumpe für die Wasser-
zirkulation. Die Brausen bestehen aus Messing mit
verstellbarem Luftdurchlafs und lassen das Wasser in
fein verteiltem Sprühregen austreten, wodurch die Luft
gewaschen wird. Die Abscheider fangen das gebrauchte
Wasser auf und leiten es in den Absetztank am Boden
des Waschapparats.
Hohlrost mit Wasserinnenkühlung
(Mit 2 Abbildungen)
Nachdemdie eigentlichen grundlegenden Erfindungen
der Maschinenindustrie zu einem gewissen Abschlufs
elangt sind, wendet man den Einzelheiten ein gröfseres
nteresse zu, namentlich in dem Bestreben, mit der
technischen Leistung eine Oekonomie des Betriebes zu
verbinden. Wo sollte man da besser beginnen als bei
den Feuerungsanlagen. Der hohe ökonomische Wert,
der einer völligen Ausnutzung des Brennmaterials in
allen Zweigen der Industrie zukommt, hat seit langer
Zeit die besondere Aufmerksamkeit auf die Erfindung
von neuen Feuerungseinrichtungen gelenkt. Die vor-
teilhafteste Feuerungsweise ist bekanntlich diejenige,
bei der die Brennstoffschicht an der Feuerbrücke höher
|
gehalten und von da bis zur Schürplatte allmählich
gleichmäfsig niedriger wird. Diese Schicht erhält man
dadurch, dafs von der Schürplatte aus das bereits
durchgebrannte Material mit einer Krücke nach hinten
geschoben und zusammengedrückt, und der frische
Brennstoff nunmehr nur unmittelbar hinter der Schür-
platte auf den entstandenen leeren Raum gebracht
wird. Diese Arbeitsweise ıst bekannt, kann aber nur
selten ausgeführt werden, weil die rauhe unebene und
verschlackte Rostfläche ein Hindernis bildet. Das
Streben des Feuerungsingenieurs ging nun dahin, einen
Rost zu schaffen, welcher den Anfangszustand des
Rostes, den sogenannten Arbeitsquerschnitt der Rost-
04 [No. 869]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. September 1913]
fläche unverändert beibehält, an welchem keine Schlacke
kleben kann und dessen Luftspalten stets ohne Mühe
freizuhalten sind. Dafs diese Ziele durch Luftkühlung
überhaupt nicht, sondern einzig und allein nur durch
Wasserinnenkühlung zu erreichen waren, ist von
manchem erkannt, jedoch wurde die Mehrzahl durch
die enormen Schwierigkeiten und Kosten, welche
sich bei der Ausführung herausstellten, davon zurück-
gehalten, an eine sachgemäfse Fabrikation von Hohl-
rostanlagen mit Wasserinnenkühlung heranzutreten und
eingehende Versuche damit vorzunehmen.
Nach langjährigen Vorarbeiten ist es den Ingenieuren
John H. Mehrtens und Robert Grabowski-Hannover ge-
lungen, einen Hohlrost herzustellen, welcher die ab-
solute und dauernde Dichtigkeit und Betriebssicherheit
desselben einwandfrei gewährleistet,
und mit welchem der gesanıten
Industrie und Schiffahrt für ihre
Dampfkessel und Ofenanlagen eine
Feuerungsanlage geschaffen ist, auf
welcher jedes feste Brennmaterial,
vom minderwertigsten bis zum
schärfsten, in der denkbar günstig-
sten Weise ausgenutzt werden kann.
Dieser im In- und Ausland patentierte
Rost, welcher unter der Bezeich-
nung „Prometheus-Hohlrost mit Wasserinnenkühlung“
von den Deutschen Prometheus-Hohlrost-Werken G. m.
b. H., Hannover, hergestellt und in den Handel ge-
braclit wird, ist, wie jeder Planrost, vollkommen unab-
hängig vom Kesselinnern angeordnet und wird ebenso
wie dieser behandelt und beschickt (siehe Abb. 1).
Abb. 1.
Hergestellt werden die schmalen, keilquerschnitt-
formigen Stäbe im Walzverfahren aus bestem Siemens-
Martinstahl und sind so angeordnet, dafs sich jeder
einzelne Hohlroststab, trotz der im Feuer verschieden-
artig auftretenden Temperaturen, unbehindert ausdehnen
kann, ohne die ihn mit der Wasserkammer verbinden-
den Dichtungen im geringsten zu beeinflussen.
Die einzelnen Roststäbe, welche im Innern zwei
Kammern für den Durchflufs des Wassers enthalten,
sind wieder mit einem schmiedeeisernen Wasserkasten
verschweifst, der in der Mitte durch eine Trennungs-
wand in einen oberen und unteren Raum geteilt wird.
Das in die untere Kammer C des Wasserkastens
eintretende Kühlwasser läuft in den Hohlroststaben zu-
erst durch den unteren Kanal 2, tritt am Stabende
durch die Ausfräsung d der Scheidewand in den oberen
Kanal a und gelangt so in die obere Kammer C des
Wasserkastens, von wo es der Speisewasser-Cisterne
zugeführt wird. Am hinteren Ende der Roststäbe ver-
schliefsen Stopfen F die Reinigungsöffnungen der Rost-
stabkanäle. Durch ein Ventil wird die Durchflufs-
geschwindigkeit des Kühlwassers geregelt, mittels eines
Thermometers die Temperatur des auslaufenden Wassers
beobachtet.
Das für den Hohlrost benötigte Kühlwasser wird
bei Landkesseln anı zweckmäfsigsten der allgemeinen
Wasserversorgung entnommen und nach dem Austritt
aus dem Rost entweder in Reservoire geleitet oder —
wenn eine Wasserreinigung erforderlich ist — durch
den Wasserreiniger geschickt und dann als vorge-
wärmtes Speisewasser dem Kessel zugeführt. Bei Schiffs-
kesseln dürfte es sich empfehlen, das Kühlwasser direkt
von aufsenbords zu nehmen und nach dem Austritt aus
dem Rost durch die Ausgüsse wieder zu entfernen.
Abb. 2.
Das für den Hohlrost benötigte Kühlwasser ent-
spricht etwa 50 pCt. der zur Kesselspeisung erforder-
lichen Wassermenge.
Die Befürchtung einer Verstopfung des Hohlrostes
ist gegenstandslos, weil einerseits für eine Kesselstein-
bildung die Temperatur des Kühlwassers nicht hoch
genug, andererseits für eine Schlammablagerung die
Wassergeschwindigkeit zu grofs ist; aufserdem ermög-
lichen die vorgesehenen Reinigungsöffnungen auch
eine gute und sorgfältige Reinigung des Rostinnern,
Die allgemeinen Vorzüge des wassergekühlten
Prometheus-Hohlrostes dem luftgekühlten Vollrost gegen-
über sind:
l. Die ganz bedeutend gesteigerte Leistungsfähig-
keit des Kessels und Lebensdauer des Rostes;
letzterer kann jahrelang ohne Reparaturen zu be-
nötigen, im Betrieb gehalten werden. Ein Ver-
schleifs an Roststäben ist infolge der Wasser-
innenkühlung ausgeschlossen.
2. Kein Festbrennen der Schlacke auf dem Rost;
es findet daher eine kräftigere und gleichmälsig
geregelte Luftzufuhr statt, wodurch bei mini-
malster Rauchentwicklung stets ein helles Feuer
und dessen leichtere Bearbeitung möglich ist.
3. Vollständige und günstige Ausnutzung jedes
festen mineralischen Brennstoffes, selbst des
minderwertigsten. Man ist an keine Kohlensorte
mehr gebunden, da dieser Rost jedes Brenn-
material gut verarbeitet.
4. Vollkommen rauchfreie Verbrennung bei Koks-
feuerung bezw. beim Gemisch von Koks und
Steinkohle, welche ohne Nachteil für den Rost
nur auf diesem ausgeführt werden kann.
5. Absolute Betriebssicherheit und Dichtigkeit der
Anlage; ungemein einfache und leichte Bedienung,
sowie einfachste Konstruktion.
6. Geringes Gewicht und leichter Einbau in alle
Kesselsysteme.
Verschiedenes
August Haarmann f. Am 7. August d. J. verschied zu
Osnabrück im Alter von 73 Jahren der frühere General-
direktor und bisherige Vorsitzende des Aufsichtsrats des
Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins Geheimer
Kommerzienrat Dr.:Ina. h. c. August Haarmann. Durch
seinen nach ihm benannten Oberbau, sowie durch seine
schöpferische, wissenschaftliche und schriftstellerische Tätig-
keit auf dem Gebiete des Eisenbahn-Oberbaues und schliefslich
durch das von ihm in Ösnabrück geschaflene Eisenbahn-
|
Museum, welches in das Verkehrs-Museum zu Berlin Auf-
nahme gefunden hat, hat sich derselbe um das Eisenbahn-
wesen dauernde Verdienste erworben. Der als Hütten-
direktor bekannte Fachmann hat zuerst das Eisen- und
Stahlwerk Osnabrück und dann das vergröfserte Unter-
nehmen der Georgs-Marienhütte zuerst als Generaldirektor
und schliefslich als Vorsitzender des Aufsichtsrates geleitet
und deren bedeutende Werke zum Eisenhütten- und Berg-
werksbetrieb der Neuzeit entsprechend vorbildlich ausge
[1. September 1913]
staltet. Durch Wassereinbruch in das Bergwerk am Piesberg
bei Osnabrück und durch Explosion und Brandschaden im
Bergwerk zu Werne i. W. hatten die von ihm geleiteten
Unternehmungen stark zu leiden. Mit Haarmann ist ein
hervorragender Fachmann unserer Eisen- und Bergwerks-
Industrie verschieden, welcher aus der Praxis hervorge-
gangen, noch bis in die neueste Zeit mit seltener Energie
in dankenswerter Weise den Eisenbahnoberbau, dessen Er-
forschung, Herstellung und Verlegung durch die Macht seiner
Persönlichkeit bahnbrechend gefördert hat.
Preisausschreiben des Vereins Deutscher Eisenbahnver-
waltungen. Auf Beschlufs des Vereins Deutscher Eisenbahn-
verwaltungen werden hiermit Geldpreise im Gesamtbetrage
von 30000 Mark zur allgemeinen Bewerbung öffentlich aus-
geschrieben, und zwar:
A) tür Erfindungen und Verbesserungen, die für das Eisenbahnwesen
von erheblichem Nutzen sind und folgende Gegenstände betreffen:
I. die baulichen Einrichtungen und deren Unterhaltung,
II. den Bau und die Unterhaltung der Betriebsmittel,
III. die Signal- und Telegrapheneinrichtungen, Stellwerke,
Sicherheitsvorrichtungen und sonstigen mechanischen
Einrichtungen,
den Betrieb und die Verwaltung der Eisenbahnen;
hervorragende schriftstellerische Arbeiten aus dem Gebiete
Eisenbahnwesens.
IV.
B) für
des
Die Preise werden im Höchstbetrage von 7500 Mark
und im Mindestbetrage von 1500 Mark verliehen.
Die Entscheidung über die Preisbewerbungen erfolgt im
Laufe des Jahres 1916.
Die Bedingungen für den Wettbewerb sind
folgende:
l. Nur solche Erfindungen und Verbesserungen, die
ihrer Ausführung nach, und nur solche schriftstellerischen
Werke, die ihrem Erscheinen nach in die Zeit
vom l. April 1909 bis 31. März 1915
fallen, werden bei dem Wettbewerbe zugelassen.
2. JedeErfindung oder Verbesserung mufs, be-
vor sie zum Wettbewerb zugelassen werden kann,
auf einer dem Verein Deutscher Eisenbahnverwal-
tungenangehörendenEisenbahn ausgeführtund der
Antrag auf Erteilung eines Preises durch diese
Verwaltung unterstützt sein. Gesuche zur Begut-
achtung oder Erprobung von Erfindungen oder Ver-
besserungen sind nicht an die Geschäftsführende
Verwaltung des Vereins, sondern unmittelbar an
einedem VereinangehörendeEisenbahnverwaltung
zu richten. .
3. Preise werden für Erfindungen und Verbesserungen
nur dem Erfinder, nicht aber dem zuerkannt, der die Er-
findung oder Verbesserung zum Zwecke der Verwertung
erworben hat, und für schriftstellerische Arbeiten nur dem
eigentlichen Verfasser, nicht aber dem Herausgeber eines
Sammelwerkes.
4. Die Bewerbungen müssen die Erfindung oder Ver-
besserung durch Beschreibung, Zeichnung, Modelle usw. so
erläutern, dafs über die Beschaffenheit, Ausführbarkeit und
Wirksamkeit der Erfindungen oder Verbesserungen ein
sicheres Urteil gefällt werden kann.
5. Die Zuerkennung eines Preises schliefst die Aus-
nutzung oder Nachsuchung eines Patents durch den Erfinder
nicht aus. Jeder Bewerber um einen der ausgeschriebenen
Preise ist jedoch verpflichtet, die aus dem erworbenen Pa-
tente etwa herzuleitenden Bedingungen anzugeben, die er
für die Anwendung der Erfindungen oder Verbesserungen
durch die Vereinsverwaltungen beansprucht.
6. Der Verein hat das Recht, die mit einem Preise be-
dachten Erfindungen oder Verbesserungen zu veröffentlichen.
71. Die schriftstellerischen Werke, für die ein Preis be-
ansprucht wird, müssen den Bewerbungen in zwei Druck-
exemplaren beigefügt sein, die zur Verfügung des Vereins
bleiben.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 869] 95
In den Bewerbungen mufs der Nachweis erbracht werden,
dafs die Erfindungen und Verbesserungen ihrer Ausführung
nach, die schriftstellerischen Werke ihrem Erscheinen nach
derjenigen Zeit angehören, welche der Wettbewerb umfafst.
Die Prüfung der eingegangenen Anträge auf Zuer-
kennung eines Preises, sowie die Entscheidung darüber, an
welche Bewerber und in welcher Höhe Preise zu erteilen
sind, erfolgt durch den vom Verein Deutscher Eisenbahn-
verwaltungen eingesetzten Preisausschufs.
Ohne die Preisbewerbung wegen anderer Erfin-
dungen und Verbesserungen im Eisenbahnwesen einzu-
schränken, und ohne andererseits den Preisausschufs in
seinen Entscheidungen zu binden, wird die Bearbeitung
folgender Aufgaben als erwünscht bezeichnet:
l. Motordräsine bis zu 40 km Stundengeschwindigkeit,
die von zwei Männern auf Ueberwegen oder an sonst ge-
eigneter Stelle ausgesetzt werden kann, zur Beförderung
von 3 bis 4 Personen eingerichtet und für ungünstige
Witterungsverhältnisse mit verschliefsbarem Verdeck ver-
sehen ist.
2. Vereinfachung des Vorgangs bei der Verkehrsteilung
und der Ermittlung der Anteile aus den Frachtsätzen sowie
bei der Verrechnung und Abrechnung der Einnahmen aus
dem Güterverkehr.
3. Vergleich des Ein- und Zweiachsen-Antriebes von
Vierzylinderlokomotiven in Hinsicht der baulichen und
dynamischen Verhältnisse mit besonderer Berücksichtigung
der Beanspruchung der Kurbelachsen.
4. Kritische Abhandlung über die Drehgestelle der
Wagen in schnellfahrenden Zügen und ihren Einflufs auf
den Gang der Wagen.
5. Vorrichtung zum schnellen Verbinden und Lösen
der Faltenbälge zwischen Durchgangswagen.
6. Einfache Vorrichtung, mit der Eisenbahnschienen
vom Eisenbahnwagen, insbesondere auch auf freier Strecke
sicher und schnell abgeladen werden können.
7. Ein Mefsapparat zur Bestimmung der in den Schienen
unter den Betriebslasten auftretenden Spannungen.
8. Mechanische Einrichtung zum schnellen Ein- und
Ausladen der Gepäckstücke und Postpakete.
9. Methoden oder Hilfsmittel, um bei langen Zügen
(Güterzügen) die vorschriftsmäfsige Durchführung der Brems-
probe bei durchgehenden Bremsen in kürzester Zeit zu
sichern.
10. Kritische Darstellung der mechanischen Umschlags-
vorrichtungen für die Entladung von Kohlen und anderen
Massenartikeln aus Eisenbahnwagen in Wasserfahrzeuge.
Die Bewerbungen müssen während des Zeitraumes
vom 1. Oktober 1914 bis 15. April 1915
postfrei an die Geschäftsführende Verwaltung des Vereins
Deutscher Eisenbahnverwaltungen, Berlin W 9, Köthener-
strafse 28,29, eingereicht werden.
Orenstein & Koppel — Arthur Koppel Aktiengesellschaft.
Anläfslich der Fertigstellung der 5000. Lokomotive, einer
4'4 gekuppelten Heifsdampf-Güterzug-Lokomotive der Preufsi-
schen Staatsbahn mit vierachsigem Drchgestell-Tender von
16 cbm Wasserinhalt und einem Dienstgewicht von 64 t,
beging am 19. Juni die Firma Orenstein & Koppel — Arthur
Koppel A. G. in ihrer Lokomotivfabrik zu Drewitz eine
Feier, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten, der
Handelsminister, der Staats-Sekretär des Reichskolonial-
Amts, der Direktor des Auswärtigen Amts, die Oberpräsi-
denten der Provinz Brandenburg, der Generalinspektor des
Militär-Verkehrswesens und viele leitende Vertreter der
Ministerien der Grofs-Banken, der technischen Hochschule
und der Industrie beiwohnten. Herr Generaldirektor Ge-
heimer Kommerzienrat Orenstein gab einen Ueberblick über
die Entwickelung des vor 37 Jahren gegründeten Unter
nehmens und stiftete als Jubiläumsgabe für bedürftige An-
gehörige der Firma ein Erholungsheim in Blankenburg a. Harz.
In dankenswerter Weise hat die Firma im Anschlufs an
96 INo. 869)
GLASERS ANNAJEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. September 1913]
diese Festfeier eine mit Abbildungen reichausgestattete
Denkschrift herausgegeben, welcher wir folgende interessante
Mitteilungen entnehmen.
Aus kleinen Anfängen hat sich die von Benno Oren-
stein und Arthur Koppel im Jahre 1876 begründete Feld-
bahnfirma Orenstein & Koppel, nachdem im Jahre 1887 aus
ihr noch eine neue Firma Arthur Koppel hervorgegangen
war, durch Wicdervereinigung unter Verschmelzung beider
Firmen zu einem gewaltigen, über die ganze Welt ver-
breiteten kaufmännisch industriellen Grofsbetriebe entwickelt,
welcher zur Zeit über 12 Fabriken, 137 Filialen, 3300 Be-
amte und 11500 Arbeiter verfügt. Mit einem Arbeitskapital
von 50 Millionen und zwar 36 Millionen Aktienkapital,
11 Millionen Mark Reserven und3 Millionen Mark Obligationen,
hat die Gesellschaft stetig steigende Umsätze, und zwar im
letzten Jahre 126,5 Millionen Mark erzielt. Diese Umsatzziffer
der verschmolzenen Weltbetriebe Orenstein & Koppel —
Arthur Koppel A. G., welche nach dem unerwartet frühen
Tode von Arthur Koppel im Jahre 1908 heute mit Tatkraft
und weiten Blick von dem Generaldirektor Geheimen
Kommerzienrat Benno Orenstein geleitet werden, dürfte sich
für die Zukunft auf Grund der kaufmännisch und industriellen
hochstehenden Weltorganisation der Firma noch weiter
heben.
Die Denkschrift schildert in markigen Worten die
Organisation des in der ganzen Welt verbreiteten Unter-
nehmens sowie die Normalisierungsgrundsätze der einzelnen
Fabrikationsbetriebe und gibt dadurch dem Kaufmann, dem
Industriellen und dem Ingenieur interessante Einblicke in
dieses grofsartig geleitete Weltunternehmen.
Die Grundsätze über die Betriebsführung und Normali-
sierung werden bei Schilderung der Lokomotivfabrik Drewitz
im einzelnen näher erläutert und ergänzt. Diese Fabrik ist
im Jahre 1888 begründet, beschäftigt zur Zeit 1500 Arbeiter,
zahlte im Jahre 1912: 3 Millionen Mark Gehälter und Löhne,
hatte 1912 eine Jahresproduktion von 659 Lokomotiven von
einem Gesamtwert von 12 Millionen Mark. Für den Fach-
mann interessant sind die durch zahlreiche treffliche Ab-
bildungen und einen Farbendruck (Hammerschmiede) er-
läuterte Werkstatteinrichtungen und Fabrikationsverfahren
der Lokomotivfabrik Drewitz, sowie die Entwickelung der
Lokomotivkonstruktionen sowohl des Klein-Lokomotivbaues
als des Grofs-Lokomotivbaues. Man kann aus der Prüfung
dieser Abschnitte mit Genugtuung feststellen, dafs die Firma
Orenstein & Koppel — Arthur Koppel nicht nur mit der Her-
stellung, sondern auch im Bau ihrer Lokomotiven für Haupt-,
Neben-, Klein- und Feldbahnen und ihrer Spezialkonstruk-
tionen llervorragendes leistet.
Die übrigen Fabriken der Firma Orenstein & Koppel —
Arthur Koppel sowie deren Arbeitsgebiet ergeben sich aus
nachstehender Aufstellung:
l. Fabrik Spandau bei Berlin: Schmalspurige und normal-
spurige Personenwagen, Güterwagen und Spezial-
wagen, Weichen, Eisenbahn-Sicherungs-Vorrichtungen
und Signale, elektrische Lokomotiven, Eimerbagger
und Löftelbagger jeder Gröfse.
2. Fabrik Bochum i. W.: Feldbahnmaterialien jeder Art,
schmalspurige Spezialwagen, Selbstentlader und Kipp-
wagen.
3. Fabrik Dorstfeld bei Dortmund: Feldbahnmaterialien
jeder Art, schmal- und normalspurige Güterwagen
und Spezialwagen, Weichen, Drehscheiben, Schiebe-
bühnen.
Die Fabrik besitzt eine Anzahl von hydraulischen
Pressen, von denen die gröfste 800 Tonnen Druck
hat. Der Prefsbau in Dorstfeld versorgt die sämt-
lichen dem Konzern angehörigen Werke mit den be-
nötigten Prefsteilen.
4. Fabrik Wysocan bei Prag: Feldbahnmaterialien jeder
Art, Weichen, Drehscheiben, Schiebebühnen und
Wagen für Kleinbahnen.
5. Fabrik Szt. Lörincz bei Budapest: Feldbahnmaterialien
jeder Art, schmalspurige und normalspurige Güter-
wagen, Weichen, Drehscheiben und Schiebebühnen
für Klein- und Staatsbahnen, Aufzüge, Bremsberge.
6. Fabrik Kolo bei Warschau: Feldbahnmaterialien
jeder Art, Personen- und Güterwagen sowie Spezial-
wagen, Eisenkonstruktionen und Eisenbahn-Siche-
rungsanlagen.
1. Fabrik St. Petersburg: Feldbahnmaterialien, Weichen,
Drehscheiben, Schiebebühnen, Güter- und Spezial-
wagen jeder Art, Eisenkonstruktionen, Aufzüge,
Bremsberge.
8. Fabrik Koppel bei Pittsburg, Pa., U. S. A.: Feldbahn-
materialien jeder Art, Weichen, Drehscheiben, Schiebe-
bühnen, schmalspurige und normalspurige Güterwagen
. und Spezialwagen.
9. Fabrik Val St. Lambert (Belgien): Feldbahnmaterial,
speziell Nietgleis, Weichen, Drehscheiben, Güterwagen
und Spezialwagen.
10. Fabrik Nordhausen der Maschinenfabrik Montania A.G.:
Rohöl-Motore, Explosions-Motorlokomotiven und Ge-
steinsbohrmaschinen.
ll. Fabrik Lübeck der Lübecker Maschinenbau-Gesell-
schaft: Eimerbagger für Trocken- und Nafsbaggerung,
Spül- und Saugbagger, Elevatoren, Dampfer usw.
Fabrik Lübeck besitzt eine Eisengiefserei, die von
sämtlichen dem Konzern angehörigen Werken zur
Deckung des Bedarfes herangezogen wird.
Aufser den obengenannten Fabriken hat die Firma
Orenstein & Koppel — Arthur Koppel A. G. Eisenbahnbau-
abteilungen nicht nur in Deutschland, sondern in allen Teilen
Europas und den aufsereuropäischen Weltteilen errichtet.
Dafs sich die Firma auch in Fürsorge und Wohlfahrts-
einrichtungen für ihre zahlreichen Beamten und Arbeiter in
entsprechender Weise betätigt, wird auch noch durch das
neuerdings von Herrn Geheimrat Orenstein als Jubiläums-
gabe gestiftete Erholungsheim in Blankenburg a. H. be-
stätigt.
Julius Pintsch Aktiengesellschaft, Berlin. Das Schaffens-
gebiet und die Erzeugnisse der Firma Julius Pintsch Aktien-
gesellschaft ist den Lesern unserer Zeitschrift durch deren
bahnbrechende Leistungen auf dem Gebiete der Beleuchtungs-
technik vorteilhaft bekannt geworden. Die Firma Pintsch,
welche allein in ihren deutschen Fabriken etwa 600 Be-
amte und 5500 Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigt, hat
im August d. Js. in einem reich illustrierten Katalog ihre i
zahlreichen Erzeugnisse in schönen Abbildungen dargestellt
und durch kurze Beschreibungen erläutert und gibt hier-
durch weiteren Kreisen ein klares Bild über ihre ver-
schiedensten Erzeugnisse.
Für den Eisenbahn- und Kleinbahn-Bedarf sind
in dem Katalog besonders geschildert und durch Ab-
bildungen erläutert: Der Bau vollständiger Oelgas-Anstalten
nach Pintsch’s Doppelretorten-System für Kohlen-, Koks- und
Teer-Feuerung, die Gas-Waggonbeleuchtung, die Generator-
gas-Anlagen für alle Brennstoffe, besonders auch zur Vergasung
von Rauchkammerlésche, Bahnhof-Beleuchtung, Bahnhof-
Prefsgas-Beleuchtung, Eisenbahn-Vor- und Haupt-Signale mit
Blinklicht- Einrichtung und Betrieb durch gelöstes Azetylen,
Eisenbahn-Wegeschranken-Blitzlicht-Beleuchtung, Desinfek-
tions-Apparate, Eisenbahn-Radreifen-Feuerung, Eisenbahn- Be-
forderungswagen für Oelgas, flüssige Gase, dicke Flüssigkeiten
wie Melasse, Schlempe, Teer, feuergefährliche Flüssigkeiten und
Säuren, Sicherheitslampen nach dem Davyschen Prinzip zum
Ueberfüllen der Gase in die Behälter der Eisenbahnwagen,
Kupplungen zum Anschlufs der Schläuche an die Hahne
der Eisenbahn-Kesselwagen zum Entleeren der Behälter,
Dampf-Staubsauger, Dampfheizungs-Einrichtungen für Ersen-
bahnwagen, Warmwasserheizung für Schlafwagen, Gasluft-
heizung für Werkstätten, Metall-Fensterrahmen für Eisen-
bahnwagen, Hebeldrücker (Bauart Erb) für die Türschlösser
(1. September 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 869) 97
der Eisenbahn-Personenwagen, elektrische Zugbeleuchtung,
Schweifsarbeiten, Explosions- und feuersichere Lagerung
D. R. P. feuergefährlicher Flüssigkeiten, wie Benzin, Benzol
und andere leichte Kohlenwasserstoffe.
In dem Katalog befinden sich ferner die sämtlichen Ein-
richtungen für den Bau vollständiger Gasanstalten, die zahl-
reichen Apparate für deren innere Einrichtung, sowie die
Einrichtungen für die Beleuchtung von Städten und Innen-
räumen und der Bau vollständiger Wassergasanlagen, ferner
Einrichtungen für die Maschinenindustrie, für den See-
verkehr, für Städte und Gemeinden. Jedes der genannten
Gebiete ist mit allen Einzelheiten ebenso ausführlich be-
handelt als das Gebiet für den Eisenbahn- und Kleinbahn-
Bedarf, welches wir oben eingehender hervorgehoben haben.
Der Katalog ist sowohl mit einer sachlichen Einteilung
der Erzeugnisse, als auch mit einem Inhaltsverzeichnisse
versehen, wodurch derselbe im praktischen Gebrauche sehr
handlich wird.
Das elektrische Licht im Wettstreit mit den anderen
Beleuchtungsarten. Unter diesem Titel veröffentlichte Dr.: Jna.
L. Bloch eine Serie von Aufsätzen in der AEG-Zeitung, der
wir die folgende interessante Nachweisung entnehmen. Ein
anschauliches Bild für die anhaltende und sehr bedeutende
Verminderung der Kosten elektrischer Beleuchtung gibt die
beifolgende Abbildung, die auf Grund von praktischen Er-
gebnissen die Stromkosten der Beleuchtung einer 4 Zimmer-
Wohnung für die Jahre 1896 bis 1912 zeigt. Es ist hierbei
1890/98 1899/1903
Strompreis: 60 Pf. 55 Pf.
—— ——
Kohlefadenlampen
e
220 M. :
ul: 200 M.
ite
_ Nernstlampen
1904/1912
40 Pf. pro Kilowattstunde
mm
Für die Bearbeitung von Aluminium wurden durch die
Einführung der autogenen Schweifsung neue Wege ge-
schaffen. Die früher üblich gewesenen Arten der Verbindung
von Aluminiumteilen bestanden in Lötverfahren, bei denen
ein Zwischenschmelzen einer Legierung von verschiedenen
Metallen erfolgt. Solche Metalle bilden mit dem Aluminium
bei Einwirkung von Säuren, wie sie im Wasser immer in
Spuren vorhanden sind, galvanische Ketten, wodurch die
Zerstörung der Verbindung bedingt wird. Der Schmelzpunkt
des Aluminiums ist ein verhältnismäfsig niedriger, und es ver-
bindet sich das Metall mit dem Sauerstoff der atmosphärischen
Luft zu Tonerde, die dasselbe schon während der Be-
arbeitung in der Form eines dünnen Häutchens bedeckt.
Der Schmelzpunkt dieses Oxydhäutchens liegt erheblich
höher, als jener des Metalles, weshalb bei Behandlung eines
Aluminiumkörpers mittels einer Knallgasflamme infolge Ab-
kühlung des Oxydhäutchens auf die in dem Metalle latente
Schmelztemperatur desselben ein Ineinanderfliefsen nicht
erreicht werden kann. Es ist daher nötig, diese Oxydhaut
zu zerstören, wenn eine Verbindung von Aluminiumteilen
bewirkt werden soll. Diese Zerstörung des Aluminium-
Oxydhautchens kann entweder mechanisch nach dem Ver-
fahren von Heräus in Hanau, oder chemisch durch die Ein-
wirkung von Reduktionsmitteln für Aluminium-Oxyd bewirkt
werden. In dem Aufsatze wird besonders auf die chemische
Zerstörung des Aluminium-Oxyds nach den durch - das
D.R.P. 222690 samt Zusatzpatent geschützten Verfahren und
auf die hierbei in Betracht kommen-
den Arbeitsmethoden Rücksicht ge-
nommen; die Zusammensetzung eines
Aluminium-Schweifspulvers wird wie
folgt angegeben:
Natrium Chlorid. 30 pCt.
Kalium Chlorid . 45 ,
Lythium Chlorid . . 15 ,
Kalium Fluorid . . . 7 ,
Natrium Dissulfat . . 3
n
Dieses Schweifspulver kann ent-
weder trocken, sowie mit Wasser
Gee N oder Alkohol zu einem Brei ange-
macht, aufgetragen werden. Unter
70 M Metallfaden- seiner Wirkung wird die Oxydhaut
lampen Metalldraht-
ml
Di |
1896/98 1899/1901 1902/1903 1904/1906
der jeweilige Lichtstrompreis der Berliner Elektricitats- Werke
zugrunde gelegt und angenommen, dafs der Mieter jeweils
die modernste Lampenart benutzt. Wie man sieht, sind die
Kosten innerhalb anderthalb Jahrzehnten von 220 auf 40 Mark
zurückgegangen, also auf weniger als den fünften Teil.
Aehnlich und zum Teil noch günstiger liegen die Ver-
hältnisse in anderen Anlagen. So sind beispielsweise für
Berliner Restaurants infolge der Einführung ermäfsigter
Spezialtarife die Jahreskosten für eine elektrische Beleuchtung
von gleichbleibender Stärke innerhalb der letzten 15 Jahre
auf den sechsten Teil und auch noch während der letzten
10 Jahre, also nach der Einführung der Nernstlampe, auf
den dritten Teil der früheren Kosten gesunken.
Autogene Schweifsung von Aluminium. Mit Rücksicht
auf die immer ausgedehnter werdende Verwendung des
Aluminiums für industrielle Zwecke erscheint ein in der
Zeitschrift „Autogene Metallbearbeitung“ Heft 2 1913 er-
schienener Artikel von allgemeinem Interesse, weshalb wir
demselben einige, auch für die Allgemeinheit interessante
Punkte entnehmen.
1907/1911
Jahreskosten fiir die elektrische Beleuchtung einer Vierzimmer-Wohnung im
Zeitraum 1896—1912 bei dem Lichtstrompreis der Berliner Elektricitats-Werke.
des mittels des Schweifsbrenners zum
Schmelzen gebrachten Aluminiums
gelöst, und es tritt eine metallische
Vereinigung der zu verbindenden
Teile mit dem eingeschmolzenen Zu-
satzmateriale ein. Das Verfahren
selbst ist ein autogenes Schweifsver-
fahren. Anhand von Aetzschliffen,
sowie von Zerreifsversuchen wird
gezeigt, dafs die Struktur in der
Schweifsnaht des Aluminiums, sowie in dem Metalle
selbst annähernd gleich sind. Anhand einer gröfseren
Anzahl von Abbildungen wird auf verschiedene Fabri-
kationsartikel hingewiesen, welche mittels der autogenen
Schweifsung von Aluminium in Deutschland gegenwärtig
schon ausgeführt werden. Es besteht eine Reihe von
Werken, welche die autogene Schweifsung von Aluminium
zu ihrer besonderen Spezialität gemacht haben, und der
Umstand, dafs auf der Erde von allen Metallen das Aluminium
in seinen chemischen Verbindungen das am meisten ver-
breitete ist, läfst erwarten, dafs die durch die autogene
Schweifsung möglich gewordene einwandsfreie Bearbeitung
des Metalles immer gröfseren Umfang annehmen wird.
1912
Kältemaschinen auf Grundlage der Kälteerzeugung durch
Wasserverdampfung sind nach ausgedehnten praktischen
Versuchen von M. Leblanc ausgebildet worden. Es handelt
sich dabei um die Verdunstung von Wasserdampf in einem
geschlossenen Kreislauf, wobei ein Ejektor oder Kompressor
den gebildeten Wasserdampf bei seiner Entstehung in einen
Kondensator von höchstmöglichem Wirkungsgrad zubefördern
98 INo. 869]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. September 1913]
hat. Wegen der aufserst geringen Dichte des Wasserdampfs
bei den in Betracht fallenden niedrigen Temperaturen liegt
eine erhebliche technische Schwierigkeit in der Beschaftung
eines tauglichen Kompressors. Die Lösung dieses Problems
versucht Leblanc neuerdings in der Ausbildung von Turbo-
kompressoren für Umfangsgeschwindigkeiten von etwa
500 m/sek, die er mit etwa 30000 Uml’min rotieren läfst.
Solche Turbokompressoren müssen mit Schaufeln aus
Pflanzenfasern ausgerüstet werden, um minimale Zentri-
fugalkräfte zu erhalten. Mit Hülfe von Ramiefasern werden
Bänder gebildet, die mittels Fibereinsätzen in die schwalben-
schwanzförmigen Rillen der Radnaben auf der Kompressor-
welle eingebaut werden können; zur Ausbalanzierung der
so gebildeten Rotoren dienen dann besondere leichteSchwung-
räder, in deren Kränzen Rillen zur Anfnahme von verschieb-
baren Quecksilbermassen ausgespart sind. Sobald diese
Kompressor-Bauart sich bewährt haben wird, dürfte es
möglich sein, maschinelle Kühlanlagen für Wohnhäuser zu
erstellen, die bei geringstem Raumbedarf ungefährliche Sub-
stanzen (an Stelle der giftigen Flüssigkeiten der bisherigen
Kühlmaschinen) verwenden. Bei Verwendung von Ejektoren
an Stelle von Turbokompressoren hat Leblanc in speziellen
Fällen, so namentlich auf Schiffen, denen eine unbegrenzte
Kühlwassermenge zur Verfügung steht, bereits eine Reihe
von Kühlanlagen mit Kühlung durch Wasserverdampfung
(sog. Wasserdampf-Kältemaschinen) mit Erfolg in Betrieb
gesetzt. Nach der Zeitschrift „Die Turbine“ der diese
Mitteilungen entnommen sind, haben die Kühlmaschinen, die
Leblanc für das französische Kriegsschiff „Danton“ lieferte,
eine stündliche Leistung von 43 200 Kälteeinheiten bei einem
Dampfverbrauch von 218 kg für Arbeitsdampf von 9 kg/cm?
und bei einer Temperaturerniedrigung von 40° auf 14°.
(Nach „Schweizer. Bauzeitung“.)
Durchschnittliche Lebensdauer eines amerikanischen
Güterwagens. Die „Engineering News“ veröffentlichen eine
Statistik zahlreicher grofser amerikanischer Eisenbahnen
über die durchschnittliche Lebensdauer eines Güterwagens.
Vorausgesetzt wird, dafs der Wagen nicht „in den Sielen
stirbt“, d.h. in Ausübung des Dienstes bei irgendeinem
Unfall beschädigt und gebrauchsunfähig wird, sondern dafs
er so lange im Gebrauche steht, bis er als altersschwach
und gebrauchsuntüchtig aus dem Verkehr gezogen wird.
Es ereignet sich dieses bei ungefähr 589/, aller Güterwagen;
rund 420%), werden zertrimmert ehe sie die Altershöchst-
grenze erreicht haben und die meisten von diesen letzteren
in der Abgeschiedenheit der Rangierbahnhöfe und -gleise.
Hat ein Wagen aber alle ihm drohenden Fährnisse glücklich
überstanden, so erreicht er ein Durchschnittsalter von zehn
Jahren, nur selten wird er älter, obgleich es immerhin auch
Wagen gibt, die 12 und 14 Jahre alt wurden. Der älteste
Güterwagen, dessen man sich entsinnen kann, wurde im
Vorjahre von der Pennsylvania-Bahn ausgemustert; er war
21 Jahre alt geworden. Von dem früheren Gebrauch,
Güterwagen auszubessern, ist man ganz abgekommen; es
wäre denn, dafs es sich um kleinere Ausbesserungen handelte.
Bei dem jetzt gedrückten Preise für Güterwagen bekommt
man für dasselbe Geld, das eine etwas gröfsere Reparatur
kostet, einen neuen Wagen zu kaufen. Es wurden früher
nicht selten 600 bis 800 D. für umfangreiche Reparaturen
gefordert, während man für 500 bis 600 D. einen nenen
Wagen zu kaufen bekommt. Selbstverständlich ist hier
überhaupt nur von den hölzernen Güterwagen und nicht von
den neuen stählernen 50 und 80 t-Wagen die Rede; diese
sind noch zu kurze Zeit im Gebrauch, um schon statistische
Aufzeichnungen und Mitteilungen zu ermöglichen.
(Nach „Die Lokomotive“.)
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Erstreckt: auf weitere fünf Jahre die Berufung des
nichtständigen Mitgliedes des Patentamts Geh. Regierungsrats
Hausding.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem
Intendantur- und Baurat Rathke von der Intendantur des
VHI. Armeekorps.
Preufsen.
Ernannt: zum Regierungs- und Baurat der Baurat
Gustay Meyer in Brunsbittelkoog;
zum etatmäfsigen Professor an der Techn. Hochschule
in Aachen der Konstruktionsingenieur bei der Kgl. Techn.
Hochschule in Berlin Dr.-Ing. Hermann Bonin.
Verliehen: etatmäfsige Stellen als Regierungsbau-
meister den Regierungsbaumeistern Mosterts in Emmerich
und Reichert in Allenstein.
Uebertragen: die Verwaltung des Meliorationsbauamts
in Briesen i. Westpr. dem Regierungsbaumeister Gustav
Nebel daselbst.
Versetzt: der Regierungs- und Baurat Schnack von
Hildesheim nach Koblenz und die Regierungsbaumeister
Hinsmann von Duisburg-Meiderich nach Steinau a. d. Oder
und Kleinschmidt von Herne nach Frankfurt a. d. Oder (beide
im Geschäftsbereich der Oderstrombauverwaltung) sowie
der Regierungsbaumeister des Wasser- und Strafsenbaufaches
Hillebrand von Breslau nach Verden.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Regierungsbaumeistern des Hochbau-
faches Oskar Hoepffner in Magdeburg und Kurt Siegling
in Berlin.
Württemberg.
Uebertragen: die Stelle eines zweiten Beamten der
Kulturinspektion für den Neckarkreis in Stuttgart mit der
Dienststellung eines Bauinspektors dem etatmäfsigen
Regierungsbaumeister titulierten Bauinspektor Kälber bei
der Kulturinspektion für den Schwarzwaldkreis in Reutlingen.
Hessen.
Ernannt: zum Oberbaurat in der hessisch-preufsischen
Eisenbahngemeinschaft das Mitglied der Eisenbahndirektion
in Frankfurt a. M. Geh. Baurat Jakob Geibel; ihm ist die
Stellung eines Oberbaurats bei der Eisenbahndirektion in
Mainz übertragen worden.
In den Ruhestand versetzt: der Ober- und Geh.
Baurat Schoberth bei der Eisenbahndirektion in Mainz.
Mecklenburg-Schwerin.
Ernannt: zum Grofsherzogl. Regierungsbaumeister in
der Chaussee- und Flufsbauverwaltung der Regierungsbau-
meister Max Wendt aus Ribnitz.
Elsafs-Lothringen.
Ernannt: zum Regjerungsbaumeister in der elsafs-
lothringischen Landesverwaltung der Regierungsbauführer
Georg Himmelsbach.
Gestorben: der Vorstand des Militärbauamts Saarlouis
Regierungsbaumeister Erich Forstmann und der Regierungs-
baumeister Ernst Neumann, bisher Vorstand des Meliorations-
bauamts in Briesen i. Westpr.
ee ee ya a Da ae ee ee m a
Bekanntmachung.
Das Programm der Technischen Hochschule zu Berlin für
l. Oktober 1913/14 ist erschienen und vom Sekretariat für 50 Pfg.
ausschliefslich Porto für Uebersendung zu beziehen.
Immatrikulationen finden in der Zeit vom 1. bis 24. Oktober 1913
und vom 1. bis 20. April 1914 statt.
Charlottenburg, den 15. August 1913.
Der Rektor
der Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin.
I. V. Flamm.
a a
mn M
Verlag F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
Ganze Reihe No. 870
Berlin, 15. September 1913
Band 73 Heft 6
ANNALEN FUR GEWERBE
SCHRIFTLEITUNG
BERLIN SW
LINDENSTRASSE 80
ERSCHEINT AM 1. u.15. JEDEN MONATS
BEZUGSPREIS FUR DAS HALBJAHR:
DEUTSCHLAND ..::: 22-220 22..10 MARK
OSTERREICH-UNGARN....... 10 MARK
ÜBRIGES AUSLAND........... 12 MARK
UND BAUWESEN
HERAUSGEGEBEN VON
L.GLASER
KÖNIGL.BAURAT, PATENTANWALT
VERLAG F.C.GLASER
BERLIN SW
LINDENSTRASSE 80
ANZEIGENPREIS FÜR DIE DREIGE-
SPALTENE PETITZEILE ODER DEREN
RAUM
AUF DER 1. UMSCHLAGSEITE ....60 Pf.
BEI WIEDERHOLUNGEN ERMÄSSIGUNG
DIE ZEITSCHRIFT WIRD NACH VEREINBARUNG MIT DEM VEREIN DEUTSCHER MASCHINEN - INGENIEURE
SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MÄRZ 1881, FÜR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts- Verzeichnis
Die Berechnung der Fahrzeiten und Geschwindigkeiten von Seite
Eisenbahnzügen aus den Belastungsgrenzen der l.okomotiven
von Strahl, Regierungs- und Baurat. (Mit Abb. u. 1 Tafel) (Fortsetzung) 99
Die Einführung der Stückzeit in die Lohnordnung der Werk-
stättenarbeiter vom Regierungsbaumeister Fuchsel, Dortmund. . .
Neuere Erfahrungen im Bau von Transportanlagen für Asche und
ohlen vom Ingenieur W. Heym, Berlin-Lichterfelle . 2. 2 2.0.
Vorschriften zum Schutz der Gas- und Wasserröhren gegen
schädliche Einwirkungen der Ströme elektrischer Gleich-
strombahnen, die die Schienen als Leiter benutzen . . .
Seite
. * * Ò č ò> òo ç è >è č ò s e ç ù ç a ò ç >ò č è ë e č òè ç ò ç è ç; ç è y >
Das Schoop’sche Metallspritzverfahren. — Beurlaubung von Eisenbahn-
beamten zur Dienstleistung bei Privaten. — Die Wagenbeleuchtung bei
den ungarischen Staatsbahnen.
Personal-Nachrichten. . : : Ce «es
Anlage: Literaturblalt.
Die Berechnung der Fahrzeiten und Geschwindigkeiten von Eisenbahnzügen
aus den Belastungsgrenzen der Lokomotiven*)
von Strahl, Regierungs- und Baurat
(Hierzu Tafel 1 und 6 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 91)
4. Beispiel für die Berechnung der kürzesten und
regelmälsigen Fahrzeit.
Die Abhängigkeit der gröfsten gleichförmigen Fahr-
geschwindigkeit von der Steigung bei gegebener Zug-
last ist in Abb. 2 bei Windstille und in Abb. 3 bei
starkem Seitenwind für die vierzyl. 2C-Heifsdampf-
Schnellzug-Verbundlokomotive der preufsischen
Staatsbahn dargestellt worden. Die Darstellung soll
dazu dienen, die Berechnung für eine bestimmte Strecke
und Zuglast bei Beförderung des Zuges durch diese
Lokomotive beispielsweise durchzuführen.
Ein Schnellzug aus vier- oder sechsachsigen Ab-
teil- oder Durchgangswagen mit einem Gesamtgewicht
des Wagenzuges einschliefslich Gepäckwagen von 480 t
soll auf der in Abb. 5 dargestellten Steilstrecke von
Güsten bis Mansfeld ohne Zwischenaufenthalt von
der fraglichen Lokomotive und mit der Einschränkung
gefahren werden, dafs die Geschwindigkeit von 90 km/st
nicht überschritten werden darf.
Es ist etwa der schwerste Zug, der nach der Bau-
und Betriebsordnung mit einer Geschwindigkeit über
80 km/st befördert werden darf.
Es soll zunächst die kürzeste Fahrzeit von der
Abfahrt in Güsten bis zum Anhalten in Mansfeld und
die Fahrgeschwindigkeit am Anfang und Ende jeder
Steigung vorausbestimmt werden.
Aus Spalte | der Zusammenstellung 1 ist die Reihen-
folge der Streckenabschnitte von Güsten ab, aus Spalte 2
ihre Lange in km und aus Spalte 3 ihre Neigung s in
v. T. zu ersehen. In Spalte 4 sind die zulässigen gleich-
förmigen Fahrgeschwindigkeiten bei Windstille, die
sich aus Abb. 2 ergeben, v, in km/st und in Spalte 5
die Fahrzeit t in min, die der Zug brauchen würde,
um die Strecke Z mit der gleichförmigen Geschwindig-
keit v, zurückzulegen; es ist also nach Gleichung (4)
t= --- 60 min,
Zy
*) Es wird beabsichtigt, von diesem Aufsatze Sonderabdricke
herstellen zu lassen. Interessenten werden gebeten, die Anzahl
der etwa gewünschten Sonderabdrücke der Redaktion rechtzeitig
bekanntzugeben.
Die nachstehend berechneten Werte der Geschwin-
digkeiten 7, und z, am Anfang und Ende jedes Strecken-
abschnittes sind in Spalte 6 und 7 und schliefslich die
Fahrzeit / in Spalte 8 eingetragen worden.
Die Spalten 9 bis 13 enthalten die entsprechenden
Zahlenwerte für starken Seitenwind (47 = 25, s. Ab-
schnitt 5).
Fur die wichtigsten Streckenabschnitte ist die Be-
rechnung folgende:
a) Windstille (kiirzeste Fahrzeit).
Zeile I. Anfahren. v, = o; 7, = 40 (Abb. l);
S = 0; % = 112,5 (Abb. 2); Z = 0,6;
60 . 0,6
t=- 125° = 0,32 (GI. 4); s- = 11,1 (Abb. 2);
Pons 100 (@— 2) 100 (112,5 — 40)
6° s 06 Ill
= rd. 3 (Gl. Sa); 7, = 40; o = 18,2 mm (Abb. 4);
_ do 18,2
T 3(s-—s) 3.111
= 0,55 km (Abb. 4); 4r = 55 mm (Abb. 4);
pe 55
T Sa blk
= 1,65 min (Abb. 4); 7“ = /— /‘ = 0,6 — 0,55 = 0,05;
i: AOS ap E 1125 7 0,36; +, = — 2,5 mm (Tafel);
ye 0,05 . 60
"= 60 (Gl. 4); t“ = 125 = 0,0267 min;
30t“ 30 . 0,0267
=ne =E 2o 3 = — 2,167 mm
(Tafel I); x, = 0,38 (Tafel I); z, = 0,38. 112,5
= 42,75 km/st;
Jt” = C(x, — x) = 3 (0,38 — 0,36) = 0,06 (Gl. 13 und
Tafel 1); 2“ = t“ + st” = 0,0267 + 0,06 = 0,0867 min
(Gl. 3); £ = ¢ + z” = 1,65 + 0,0867 -= 1,737 min.
Zeile 2. z
s= 8; /=1; vo, = 60 (Abb. 2); t= —
42,15
= 1 (Gl. 4); v, = 42,75 (s. Zeile I); x, ao,
Nachdruck des Inhaltes verboten.
100
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. September 1913)
Zusammenstellung 1.
| 10 ;
l 2 3 | 4 5 6,7 8 |9 on | 12 | 13 14
Windstille Starker Seitenwind
© Z s a a S Se Erf ne E ey eee eo
x v | t | 4 1 % | t ws | t | vi | Vy | t Bemerkungen
km v. T. |km/st| min , km/st) km/st, min km/st | min | km/st | km/st, min
i :
! 06! 0 os 0,32 0 42,55 1,737 | 101 0,356 | 0 | 40 | 1,785 Station Güsten
2 1,0 8 60 1,00 | 42,75| 486 | 1,300 | 54 1,11 , 40 45 | 1,395
3 20 ' 3,37] 90 1,333 | 48,6 | 68,4 | 1,990] 81 | 148 45 | 632 | 2,152
4 5,0 | 10 47 6,38 ; 684 | 50,8 | 5,240 | 42 7,14 | 632 | 45 | 5,850
5 05 °° 0 112,5] 0,267 | 50,8 | 60,7 | 0,537 | 101 0,297 | 45 | 54,6 ` 0,582
6 09 —3,9 | 147 Ä 0,367 | 60,7 | 80,9 | 0,778 | 124. | 0,435 ` 54,6 71,4 | 0,840 Gefälle
7 17. 0 112,5° 0,909 ' 80,9 | 91,0 | 1,190 | 101 1,01 ; 71,4 81,6 | 1,313
8 1,1 5 80 | 0,825 | 91,0 | 88,6 | 0,732 | 71,5! 0,925 | 81,6 | 79 | 0,825
9 0,4 0 112,5. 0,2135 88,6 | 90 0,244 | 101 0,2375! 79 81,3 | 0,307
10 24 '— 2,86] 131 1,10 | 90 90 1,600 | 118 1,22 | 81,3 | 90 , 1,630 ur EN
u | 12; o |1125 064 ‘90 | 90 0,800 | 101 | 0,713 | 90 | 90 + 0,800 |} Fröfste zulässige Geschwindig.
12 | 50 | 10 47 6,38 | 90 |574 | 4,200] 42 | 715 | 90 | 52,5 | 4,480 keit 90 km/st
13 1,4 0 1125 | 0,747 | 57,4 | 76 1,242 | 101 0,831 | 52,5 | 69,7; 1,341
14 69 | 10 47 8,81 | 76 495 | 7,130 | 42 9,86 | 69,7 | 44,7 | 7,580
15 1,7 15 | 17 | o | 1125. 0,905! 495 | o | 1926 | 101 | 1,01 | 44,7! 0 | 2,049 Station Mansfeld
~ fas; | m| or || | 31,8 | | | 30,197 | | | 30,736 | | 33,775 | | | 32,929 |
30 mit einer Geschwindigkeit von 49,5 km/st erreicht und
Jı = — 16 mm (Tafel I); y, = — 16 — 7° I = — 26 hat bis zum Stillstand noch eine wagerechte Strecke
(Tafel 1); x, = 0,81 (Tafel 1); z, = 0,81 .60 = 48,6;
+t = 3 (0,81 — 0,71) = 0,3 (Gl. 13); = 1+ 03 = 1,30
(GI. 3).
In gleicher Weise sind die Werte vz, und ¢ in
Spalte 7 und 8 der Zusammenstellung 1 für die Zeilen 3,
9, 6, 7, 9 und 13 berechnet worden; es handelt sich in
diesen Fällen um eine Beschleunigung, bei welcher
nach Gleichung (3) die wirkliche Fahrzeit in Spalte 8
gröfser ist als die Fahrzeit in Spalte 5 bei der gleich-
förmigen Geschwindigkeit nach Spalte 4.
Zeile 4. s=10; /=5; „=4]; t= 7 . 60 = 6,38
6
(Gl. 4); 7, = 68,4; x, = ae
(Tafel 1); y, = y, — Sa = 20,5 — 10.638 = — 43,3
(Tafel 1); x, = 1,08 (Tafel I); zv, = 1,08 . 47 = 50,8;
Jt = 3 (x, — x,) = — 3 (1,46 — 1,08) = — 1,14 (GI. 13);
t — 6,38 — 1,14 = 5,24,
In derselben Weise sind die Werte der Spalten 7
und 8 in den Zeilen 8, 12 und 14 der Zusammenstellung 1
ermittelt worden. Da es sich hier um eine Verzögerung
handelt, sind die wirklichen Zeiten in Spalte 8 nach
Gleichung (3) kleiner als die Zeit t in Spalte 5, in
welcher der Zug die Strecke mit der gleichförmigen
Fahrgeschwindigkeit v, der Spalte 4 zurückgelegt hätte.
Einer Verzögerung entspricht also, wie gesagt, eine
Kürzung der Fahrzeit bei gleichförmiger Geschwindig-
keit, einer Beschleunigung eine Verlängerung oder ein
Zuschlag zur Fahrzeit.
Zeile 10. s= — 2,86, / = 2,4; v, = 90; vg gleich-
formige Geschwindigkeit im Gefälle, v, gleichformige
Geschwindigkeit in der Steigung von der gleichen
Neigung; es ist wegen der linearen Beziehung zwischen
s und v
= 1,46; y, = + 20,5 mm
„= a. oder vg = 2u — vs;
v, — 94 (Abb. 2 für s= 2,86), mithin 2, = 2 . 112,5
— 94 = 131;
au 60 = 1,1
t= qzr -OO= 11.
Da die Geschwindigkeit v = 90 nicht überschritten
werden soll, mufs der Zug die Strecke mit der konstanten
Geschwindigkeit Di a durchfahren, also ist die Fahrzeit
oe . 60 = 1,6 min.
Zeile 15. Der Zug hat das Ende der etwa 7 km
langen Steigung 1:100 kurz vor Mansfeld nach Zeile 14
=
von 1,7 km zurückzulegen. Die Gelegenheit zur Be.
schleunigung bis zum Beginn der Bremsung soll nach
Möglichkeit ausgenutzt werden. Die Geschwindigkeit
beim Uebergang von der Beschleunigung mit der
Dampfkraft auf die Verzögerung durch die Betriebs-
bremsung, also an der Stelle der Strecke, wo der
Regler geschlossen und die Bremse in Tätigkeit gesetzt
wird, läfst sich am einfachsten graphisch ermitteln. Man
stellt, vom Anfang des letzten Streckenabschnittes
beginnend, die (v /) Linie für volle Ausnutzung des
Kessels (wie in Zeile 2) so dar, als ob die Bremse
überhaupt nicht in Tätigkeit treten würde. Es genügt,
die Geschwindigkeit am Anfang, Ende und in der Mitte
zu berechnen und an diesen Stellen des letzten Strecken-
abschnittes als Höhen aufzutragen und die Endpunkte
durch eine Kurve, die meist nur kurz und schwach
gekrümmt ist, freihändig zu verbinden. Entsprechend
zeichnet man die (v Z) Linie während der Bremsung
mit Hilfe der Abb. 4. Es genügt, wenn man den Punkt
der Strecke für eine Geschwindigkeit v, aus Abb. 4
ermittelt, die gröfser ist als die Endgeschwindigkeit der
vorigen Kurve (Beschleunigung); er liege in der Ent-
fernung /. vom Ende der Strecke. An diesem Punkt
trägt man die Geschwindigkeit v. als Höhe auf und
zieht von ihrem Endpunkt die Tangente der Parabel;
sie schneidet die Strecke in der Entfernung 4 über
ihren Endpunkt hinaus, da die Subtangente bekanntlich
gleich 2/, ist. Man zeichnet entweder freihändig die
Geschwindigkeitsparabel an die beiden Tangenten für
v=o, und v = o (90°) oder konstruiert sie punktweise
in der bekannten Weise oder bestimmt einzelne Punkte
mit Hilfe der Abb. 4.
Wo sich die beiden (v /) Linien der Beschleunigung
und Verzögerung schneiden, liegt die gesuchte Ge-
schwindigkeit, die somit gefunden ist.
Auf diese Weise wurde auch im vorliegenden
Beispiel die Endgeschwindigkeit der Beschleunigung
oder die Anfangsgeschwindigkeit der Bremsung
v = 71 km/st _
ermittelt. Die Geschwindigkeit am Anfange des letzten
Streckenabschnittes beträgt nach Zusammenstellung |!
v, = 49,5 km/st,
v, = 112,5 nach Abb. 2, x, = nes = 0,44; y, = —4mm
nach Tafell; x, = — 0,63; y, = — 1 1 nach Tafel l;
n=)
IE Y 30 >= 2G: an I) — 0,7 min nach Tafel;
[15. September 1913]
2,1:1428
= 60 -== Tol GI 4 = 38 mm fr a= Tl
58
aus Abb. 4; 4 = 150 = 0,386 nach Abb. 4; /= 1,31
+ 0,386 = 1,696 rd. 1,7 (vorhanden); 4 = t, + st = 0,7
-+ 3 (0,63—0,44) = 1,27 min (Gl. 3); 7, = 98,5 mm für
5
o= Tl (Abb. 4);.4.= en = 0,656 min (Abb.4); ¢ = 1,27
+ 0,656 = 1,926 min.
Abb. 5.
Steilstrecke Giisten—Mansfeld.
a
N R
X N N
%
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EN A S;
% “> N Y
aS © & 5
I © S
” K
8 à à AY
\ R ,
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R N
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Gästen 17, 3#
Stellwerk 166,09
Stellwerk 750,60
7.700
oo
77233 \
7300
7:700
705,44
134,39
y PEN
U Ce
73187
129,52 =
FIL Có
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
|
|
[No. 870] 101
(4), (8a), (13) und (3) für einen starken Seitenwind
(Jv = 25, s. u.) ermittelt worden; ihre Summe beträgt
32,929 Minuten
und soll nach den Ausführungen im ersten Abschnitte
als regelmäfsige Fahrzeit angesprochen werden.
In Abb. 5 können die berechneten Geschwindig-
keiten, Spalte 12 der Zusammenstellung 1, mit den
ebenfalls dargestellten Ergebnissen einer Versuchsfahrt
des Königlichen Eisenbahn-Zentralamtes zu Berlin am
25. Juli 1912 auf derselben Strecke mit derselben
Lokomotive, Gattung Sjov, und an,
nähernd gleichem Gewicht des Wagen-
zuges (484 t) verglichen werden.
Die wirkliche Fahrzeit betrug
32,5 min, lag also zwischen der be-
rechneten regelmäfsigen (32,93) und
kürzesten (30,74). Während der Ver-
suchsfahrt wehte nur ein „leichter Seiten-
wind“; daher konnte die Fahrzeit kleiner
sein als für starken Seitenwind ermittelt
wurde. Sie wäre vermutlich noch kürzer
gewesen, wenn die Fahrgeschwindig-
keit im Gefälle vor Sandersleben
(s. Abb. 5) aus Betriebsrücksichten nicht
hätte vermindert werden müssen, so
dafs auf die Möglichkeit, die in der vor-
hergehenden Steigung verminderte Ge-
schwindigkeit des Zuges im Gefälle zu
beschleunigen, verzichtet werden mufste.
Auf der letzten langen Steigung
vor Mansfeld ist die Geschwindigkeits-
abnahme wegen der gröfseren Inan-
spruchnahme der Lokomotive in Wirk-
lichkeit geringer als nach der Berech-
nung. Auf der 7 km langen Steigung
1:100 wurde der Lokomotive eine
Leistung zugemutet, die etwa 10 v. H.
gröfser war, als die der Abb. 1 zu
Grunde gelegte gréfste Zylinderleistung
für eine Geschwindigkeit zwischen 60
und 65 km/st. Im übrigen zeigt aber
S $ der Verlauf der berechneten Geschwin-
digkeitslinie eine befriedigende Ueber-
einstimmung mit der Beobachtung und
berechtigt auch im Hinblick auf die be-
rechnete Fahrzeit zu dem Schlufs, dafs
Mansfeld 179,03
)
7.99
oo
das Verfahren zur Berechnung
Fe SE dt Fahrzeiten und Geschwindig,
ee ed ee VR keiten von Eisenbahnzügen aus
TEE Mann EEE a aa den Belastungsgrenzen der Dampf-
PS — i tr lokomotiven zu brauchbaren, mit der
EEE DEE EEE EEE tS aN bo Erfahrung hinreichend übereinstimmen-
2 ac 1 —— Peace En mn. N den Ergebnissen führt.
if 500} — — => —— 9
a A P TA) ME A N 5. Die Berechnung der Belastungs-
a i PEN DAF o- a grenzen.
A Sn ir Wei |
s eet Par | EEE Bi 7 » „Das Verfahren zur Bestimmung
m — a ent tl | weh der Belastungsgrenzen der Dampf-
— es > = | Hz 200 R lokomotiven“ ist in einem Aufsatze
-v5 A EN =" ae à mit dieser Ueberschrift in ar ye oair
— EI FF Senne X des Vereins deutscher Ingenieure“ 1913,
ee eee S. 251 u. f. vom Verfasser ausführlich
AO SS, entwickelt worden; es soll an dieser
RE ies I FREE TEN N S X N Stelle auf die Lokomotive des Beispieles
emm = EEE lao N È im vorigen Abschnitte, die vierzylindrige
; | 88 2 C-Heifsdampf-Schnellzug-Ver-
750 TSS 760 VES 4970 PTS 780
Versuchsfahrt am 25. Juli 1912 von Güsten nach Mansfeld.
bundlokomotive der preufsischen
Staatsbahn, der Vollständigkeit halber
Wagengewicht: 484 t.
lokomotive der Gattung Sjo v. d. K. P. E.-V. No. 1101 Breslau.
Die Summe der Zahlenwerte in Spalte 8 der
Zusammenstellung 1 ergibt die „kürzeste Fahrzeit“; sie
beträgt demnach 30,736 Minuten.
b) Starker Seitenwind (regelmäfsige Fahrzeit).
In derselben Weise wie unter a sind die Werte z,
und ¢ in Spalte 12 und 13 der Zusammenstellung 1 mit
Hilfe der Abbildungen 1, 3, 4u. Tafel l und der Gleichungen
Lokomotive: Vierzylindrige 2 C-Heifsdamp€Schnellzug-Verbund-
Fahrzeit: 321/, Minuten.
ebenfalls beispielsweise angewendet
werden. Dabei sollen die Formeln und
Zahlenwerte so vollständig angeführt
werden, dafs ihre Anwendung auch auf andere Gattungen
von Lokomotiven und Wagen möglich ist.
Der Gang der Rechnung ist folgender.
Aus der jeder Fahrgeschwindigkeit eigentümlichen
Grenzleistung des Kessels wird die Zylinderzugkraft
ermittelt; von dieser wird der Widerstand der Loko-
motive mit Tender abgezogen, wodurch die Zugkraft
am Zughaken des Tenders Z, erhalten wird. Z,, durch
ER Google
102 (No. 870]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. September 1913]
den auf It bezogenen Widerstand der Wagen geteilt,
liefert die gesuchte Belastungsgrenze in t Wagengewicht
für die jeweilige Fahrgeschwindigkeit.
Die Grenzleistung des Kessels kommt für die
gröflste Zugkraft aber erst von einer bestimmten Fahr-
geschwindigkeit v, ab (s. o.) in Frage. Unterhalb dieser
Geschwindigkeit ist für die Belastungsgrenze nicht der
Kessel, sondern das Reibungsgewicht mafsgebend.
Die gröfste Zugkraft wird durch die Reibung zwischen
den Treibrädern und den Schienen bedingt.
i Indem man einmal von der Kesselleistung, das
andere Mal von dem Reibungsgewicht der Lokomotive
ausgeht, zerfällt die Rechnung in zwei Abschnitte.
a) Belastungsgrenzen mit Rücksicht auf die
Kesselleistung.
Ist Q in kg die gröfste Dampfmenge, die der Kessel
stündlich auf die Dauer entwickeln kann, & die Rost-
fläche und Æ, die wasserverdampfende Heizfläche
zum Unterschiede von der Heizfläche (Z4) des Ueber-
hitzers in qm, so kann die Lokomotive mit | qm der
Rostflache erfahrungsgemäfs höchstens
Q — 124 : u
R= T Pes kg/st R > 56
T,
Q ee w : naive Hy oF
“p= 63 7) kalt; “p< 56
Dampf entwickeln und zwar ist
*) Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1912, S. 520.
Von den Warmeverlusten bei der Dampfentwicklung eines
Lokomotivkessels ist der durch die Abwarme der Verbrennungsgase
bekanntlich der gréfste. Man wird also aus Gründen der Wirt-
schaftlichkeit die Temperatur in der Rauchkammer nicht zu grofs
werden lassen; sie wird bedingt durch die Anstrengung der Rost-
fläche einerseits und durch das Verhältnis der Heizfläche zur Rost-
fläche, w: A, anderseits, Unter der Anstrengung der Rostfläche
wird die Wärmeentwicklung auf 1 qm Rostfläche in Cal/st bei der
Verbrennung verstanden. Die gröfste Anstrengung kann, wenigstens
für spezifisch annähernd gleich schwere Brennstoffe, erfahrungs-
gemifs als ein Festwert angesprochen werden, der vom Heizwert
unabhängig ist (vergl. meine Abhandlung „Die Anstrengung der
Dampflokomotiven, C. W. Kreidels Verlag, Wiesbaden 1909, S.15).
Eine solche Anstrengung ist der obigen Gleichung für die spez.
Verdamptung der Rostflache zu Grunde gelegt.
Je kleiner die Heizfläche im Verhältnis zur Rostfläche ist, desto
höher ist die Rauchkammertemperatur bei gleicher Rostanstrengung,
also auch der Verlust durch die Abwärme. Unterschreitet das
. ff
Verhaltnis
>
eine gewisse Grenze, so wird man aus Gründen
der Wirtschaftlichkeit und, um unter Umständen ein Ausglihen der
Rauchkammer zu vermeiden, die Rostflache nicht bis an die mögliche
Grenze anstrengen dürfen, die durch obige Gleichung eindeutig
bestimmt ist; man wird also diese Gleichung nicht mehr anwenden
dürfen.
Erfahrungsgemafs sollte man die Heizfläche einer Lokomotive
aus diesen Gründen nicht mehr anstrengen, als dafs 60 bis 63 kg/st
Dampf mit I qm im Durchschnitt entwickelt werden. Dieser Heiz-
tlachenanstrengung entspricht bei der gröfsten Rostanstrengung nach
/
- == 59 bis 56 (s. nächste
>
obiger Gleichung ein Heizflächenverhältnis -
Anmerkung). :
sagt,
Auf kleinere Verhältnisse sollte man, wie ge-
dic Gleichung nicht anwenden, sondern durch die Gleichung
Au
K < 59 bezw. 56
für das vom Kessel stündlich erzeugte Dampfgewicht ersetzen.
Stellt man demnach die spez. Verdampfung auf I qm Rosttlache in
Q = 60 bis 63 Hw;
kg/st als Funktion des Verhältnisses dar, so wächst - vom
Tw
R
Nullpunkt zunächst linear, bis es bei der Abszisse 56 den Wert
3530 (s. nächste Anmerkung) erreicht hat, um von da ab nur lang-
i l . Zw
sam nach einer flachen Kurve anzusteigen, die bei nn = 100
nach obiger Gleichung den Wert
Q — 4150 | ia
R = 5 10 _— 3770 kg/st/m
100
annimmt,
a = rd. 4150 für einen Ueberdruck von 12 at im
Kessel bei 10° Speisewassertemperatur,
d = 10.*)
Für eine sehr grofse Heizflache (4. = œ) ist
: _: a, also gleichbedeutend mit der Dampfmenge, die
mit | qm Rostfläche stündlich entwickelt werden könnte,
wenn sich die Heizgase bis auf die Temperatur des
Kesselwassers abkühlen würden. a steht demnach im
geraden Verhältnis zum Brennstoffverbrauch und im
umgekehrten zur Erzeugungswärme 4 eines kg Dampf
vor der Ueberhitzung. Der angenommene Zahlenwert
entspricht der gröfsten Gewichtsmenge Steinkohle, die
erfahrungsgemäfls auf 1 qm Rostfläche stündlich verfeuert
werden kann, und einer Erzeugungswärme
2 = 640 Cal
fir 1 kg Dampf von 12 at Ueberdruck mit 4 v. H.
Wassergehalt bei einer Speisewassertemperatur von
10° C. Für die bei Lokomotiven üblichen gröfseren
Kesseldrücke ist 4 nur unerheblich gröfser, beispiels-
weise bei einem Ueberdruck von 15 at nur um 1,6 Cal.
Der geringe Unterschied kann vernachlässigt werden.
Dagegen mufs unter Umständen eine andere Temperatur
des Speisewassers, beispielsweise bei Lokomotiven mit
Speisewasservorwärmer, berücksichtigt werden. Wird
das Wasser im Vorwärmer auf 90° erwärmt, so ist
4 -= 640 — 80 = 560 und
640
a — 4150 560 — 4150,
die Leistungsfähigkeit ist somit um rund 14 v. H. gröfser
geworden.
Die Zahlenwerte für a, die sich, wie gesagt, auf
nassen Dampf, bei Heifsdampflokomotiven also vor der
Ueberhitzung beziehen, haben bei ihrer Anwendung auf
diese zur Voraussetzung, dafs die Temperatur des
Dampfes im Ueberhitzer bei der gröfsten Anstrengung
des Kessels auf 350 °C. steigt und die der Heizgase beim
Austritt aus dem Ueberhitzer nicht gröfser ist als beim
Austritt aus den Heizrohren, die Heizfläche des Ueber-
hitzers also im richtigen Verhältnis zur wasserver-
dampfenden Heizfläche steht und in den Rauchrohren
zweckentsprechend untergebracht ist.
Der Wirkungsgrad der Heizfläche A, wird durch
die Gleichung
|
N — R
1+ 10 H,
zum Ausdruck gebracht.
Die betrachtete Lokomotive (Siov) hat eine Rost-
fläche von
R = 2,95 qm
und eine Heizfläche ohne Ueberhitzer von
w — 165,4 qm.
°) Die in der vorigen Anmerkung angezogene Abhandlung
bringt die Formel
QQ _ a
a7 1+ 7 a
H
worin @ = 3800 für Heifsdampflokomotiven und a = 4250 für
Nafsdampflokomotiven angegeben und unter Æ die gesamte Heiz-
fläche mit Ueberhitzer verstanden wird. Der Festwert 4 = 7 ıst
aus der bei der preufsischen 2 B-Schnellzugverbundlokomotive der
Gattung 53 beobachteten Rauchkammertemperatur bei der gröfsten
Kesselanstrengung ermittelt worden. Da letztere nach der vorigen
H ,
Anmerkung wegen des kleinen Verhältnisses Ne 52 für diese
Lokomotive kleiner ist als bei Lokomotiven mit gröfserem Verhältnis
H:R, ferner 5 der Anstrengung direkt proportional ist, wurde
4 = 10 für den Geltungsbereich der Formel, entsprechend der
gröfseren Anstrengung, ermittelt und eingeführt. Aufserdem ist es
richtiger, die wasserverdampfende Heiztläche einzuführen und
für a den Verdampfungswert bei unendlich grofsem Ww, also bei
einer Abkühlung der Heizgase bis auf die Temperatur
des Kesselwassers. Im übrigen führt die neue Formel ebenfalls
auf nahezu dieselben Verdampfungswerte, wie sie an Heifsdampf-
lokomotiven festgestellt worden sind. Vergl. die angezogene Ab-
handlung.
(15. September 1913]
Mit 1 qm Rostflache kann die Lokomotive
a = 3530 kg/st
R 10 295-
+ 10 I
oder im Ganzen
3530 . 2,95 = 10 400 kg/st
Dampf entwickeln.*)
Der kleinste Dampfverbrauch der Lokomotiven für
1 PSi/st bei den vorteilhaftesten Füllungen und Ge-
schwindigkeiten für die Höchstleistung wird wie folgt
angenommen**):
Di = 12 bis Il kg für Nafsdampf - Zwillingsloko-
motiven,
» = 10 bis 9,5 kg für 2zyl. Nafsdampf-Verbund-
lokomotiven,
» = 9,6 bis 9,2 kg für 4 zyl. Nafsdampf-Verbund-
lokomotiven,
» = 1 bis 6,5 kg für Heifsdampf-Zwillings- oder
Vierlingslokomotiven,
» = 6,4 bis 6,2 kg für Heifsdampf-Verbundloko-
motiven.
Die erreichbaren Zylinderleistungen der betrachteten
Heifsdampf-Schnellzug-Verbundlokomotive (Sior) werden
demnach bei dem Kesselüberdruck von 15 at
10 400 . 1,03 **)
645i 62° = 1675 bis 1730 PSi
betragen, Leistungen, die in der Tat bei Versuchsfahrten
mit dieser Lokomotive beobachtet worden sind.
Voraussetzung ist, dafs der Füllungsgrad dem
kleinsten Dampfverbrauch für 1 PSi/st und der vorteil-
haftesten Fahrgeschwindigkeit v’ entspricht, bei welcher
die Höchstleistung erreicht werden kann. Dieser
Füllungsgrad bedingt die (indizierte) Zylinderzugkraft
Z/’, so dafs
u —
—
N _ - =
ist.
Ist fm’ der Z; entsprechende mittlere Dampfdruck
in at auf den Kolben vom Durchmesser d bezw. d„ des
Niederdruckzylinders einer Verbundlokomotive, Z der
Hub und D der Treibraddurchmesser, so ist
Zi = Din‘ D
in kg für Zwillings-Lokomotiven,
> ae in kg für Drillings-Lokomotiven,
2 = in kg fir Vierlings-Lokomotiven,
2
Zi = px 5 A in kg für 2 zyl. Verbundlokomotiven,
En
Zi = mw - ~- in kg für 4 zyl. Verbundlokomotiven.
Die SER für 4 d, da und D sind in cm ein-
zusetzen.
Im Durchschnitt kann man bei einem Kesselüber-
druck von 12 at und mäfsigem Spannungsabfall bis zum
Schieberkasten annehmen:
po‘ = 3,6 für einfache Dampfdehnung,
— 3,4 für Verbundlokomotiven.
*) Nach obiger Formel verdampft 1 qm der Heizfläche Zw
4150
w w
10
R =F
D f; 1 li d Fall ] ea d. 63 k Di
: -—- — = rd. . ie
ampf; im vorliegenden Falle also 56 + 10 r 4
2 B-H. S. L. der preufsischen Staatsbahn, Gattung Se, verdampft
erfahrungsgemäfs höchstens 60 kg auf I qm der wasserverdampfenden
Heizflache in der Stunde, was wiederholt auf Versuchsfahrten fest-
gestellt worden ist. Far diese Lokomotive ergibt die Formel
4150
ee = 59,6 kg/st. Siehe Fufsnote auf S. 102.
fy 136,91
0
23
**) Die Dampfverbrauchsziffern gelten für 12 at Kesselüberdruck
und können bei höheren Kesseldrücken etwa um I v. H. für I at
kleiner angenommen werden, die Höchstleistungen also entsprechend
höher.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
i
[No. 870] 103
Beträgt der Kesseldruck mehr als 12 at, so darf
man Pu‘ für jede at etwa um 3 v. H. gröfser annehmen.
Die betrachtete Lokomotive hat 4 Zylinder, Kolben-
durchmesser von 40 bezw. 61 cm, einen Kolbenhub von
66 cm und einen Treibraddurchmesser von 198 cm.
Die vorteilhafteste EEEa ist demnach
Zi = 1,09*) . 3,4 . —jog— = 4595 rd. 4600 kg
und die Fahrgeschwindigkeit für die mittlere Höchst-
leistung von 1700 PSi
1700 . 270
v' = —-4600 = 100 km/st.
Die Lokomotive kann also bei Geschwindigkeiten
um 100 km/st herum dauernd etwa 1700 PSi entwickeln.
Bei erheblich kleineren oder gröfseren Geschwindig-
keiten ist die erreichbare Zylinderleistung (Grenzleistung)
kleiner, im ersteren Falle wegen der gröfseren
Füllungen, im andern wegen der bekannten Drossel-
erscheinungen.
Ist Z; die Grenzleistung bei der Geschwindigkeit 7,
so lafst sich ihre Beziehung zur Höchstleistung Z; an-
nähernd durch folgende Gleichungen zum Ausdruck
bringen:
oder da
ist, für
j Zi l v v
y= % (u) v? |
Diese Gleichungen haben natürlich nur eine be-
schränkte Bedeutung, da für eine Fahrgeschwindigkeit
gleich null die Zylinderzugkraft nie unendlich grofs
werden kann; sie gelten nur bis zu der Geschwindigkeit
herunter, bei welcher die Treibräder schleudern würden.
Es ist die kleinste Geschwindigkeit an der
Grenze der Kesselleistung und die gröfste an
der Reibungsgrenze,
Die Abhängigkeit des Verhältnisses
Zi __ Zylinderzugkraft bei der Grenzleistung.
Zi desgl.
von dem Verhältnis
v _ __ Fahrgeschwindigkeit
v' desgl. bei der Höchstleistung
ist in Abb. 6 dargestellt.
Diese Darstellung gilt für alle Lokomotiven und
eignet sich besonders zu einer bequemen Berechnung
der gröfsten Zylinderzugkräfte aus der Kesselleistung
bei jeder Fahrgeschwindigkeit, sobald die Zylinderzug-
kraft bei der Höchstleistung und die entsprechende
Geschwindigkeit bekannt sind. Man kann aufserdem
ie K
die Kurve a z
Zi — J a!
so wählen, wie es die Wirklichkeit verlangt, ohne an
eine Formel gebunden zu sein.
Man ist in der Lage, für jede Fahrgeschwindigkeit
die zulässige Zylinderzugkraft zu bestimmen. Die Zug-
kraft der Lokomotive am Zughaken des Tenders wird
bei der Höchstleistung
*) Faktor für 15 at Kesselüberdruck.
104 [No. 870]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. September 1913}
Ke
aes
ES EN
Verkältnis der Fohrgeschwindigkeiten v:v'
« Zylinderzugkraft bei der vorteilhaftesten Füllung.
a’ entsprechende Fahrgeschwindigkeit.
erhalten, indem man von Z; den Widerstand W, der
Lokomotive mit Tender abzieht.
Für die Berechnung von Wi, auf der Wagerechten
in gerader oder schwach gekrümmter Bahn wird folgende
Formel vorgeschlagen:
7 ; 2
i= 2,5G,+¢G,+06F (07) in kg,
Hierin bedeutet
G, das Gewicht der Lokomotive mit Tender auf
den Laufachsen in t,
G, das Gewicht der Lokomotive auf den gekuppelten
Achsen in t,
F die Querprojektionsflache der Lokomotive in qm,
F=— 10
fur die grofsen Lokomotiven der heutigen Bauart,
c = 5,8 für 2 gekuppelte Achsen bei 2 Dampfzylindern,
e = 6,0 ” ” ” ” 4 ”
C = 1,3 ” 3 ” ” ” 2 ”
C19 ” 3 ” ” ” 4 ”
c— 84 ” 4 ” ” ” 2 n
c= 8,6 » 4 ” ” a ”
c = 9,3 ” 5 ” ” ” 2 ”
c= 9,5 ” 5 ” ” E ”
Jv ist der Zuschlag zur Fahrgeschwindigkeit v, der
den Einflufs des Windes berücksichtigen soll, nämlich
dv —0 bei Windstille,
Jv = 20 bei starkem Seitenwind, schräg von vorn,
Für die betrachtete Lokomotive ist G, = 92 und
G, = 51, also
ot dv\?,
In, = 2,5 .92 + 7,5.514+0,6.10 (er - ) in kg oder
1
í
22
2
10
2
W = 613 + 6 Co) bei starkem Seitenwind.
1:œ
2
W, = 613+ 6 ( ) bei Windstille und
1: æ
Die gröfste Zugkraft am Zughaken des Tenders Z,
ist somit
Zu = Z: — W.
(Schlufs folgt.)
Die Einführung der Stückzeit in die Lohnordnung der Werkstättenarbeiter‘)
vom Regierungsbaumeister Füchsel, Dortmund
Die Unterhaltungswerkstätten der Eisenbahnver-
waltung sind derjenige Betriebszweig, dessen Geschäfte
sich beinahe frei von der Aufmerksamkeit der die
Betriebsmittel benutzenden und auch der zeitunglesenden
Bevölkerung abwickeln. Wohl wird ihre technische und
wirtschaftliche Bedeutung in den weitverzweigten Unter-
nehmerkreisen, die sich mit der Herstellung von Loko-
motiven und Wagen, mit der Erzeugung und Lieferung
von Betriebs- und Werkstattsmaterialien befassen, ge-
würdigt und grofs ist ihre Anziehungskraft auf den
arbeitsuchenden Volksteil, wie die grofse Zahl der bei
den Hlauptwerkstätten eingehenden Arbeitsgesuche er-
kennen lälst. Das allgemeine Interesse an den per-
sönlichen Verhältnissen der in den Eisenbahnwerkstätten
beschäftigten Bediensteten ist, soweit es die verhältnis-
mafsig kleine Zahl der Beamten angeht, im Jahre 1910
gelegentlich der letzten allgemeinen Gehaltsaufbesserung,
und soweit die stattliche Zahl von rd. 80000 der bei
den preufsisch-hessischen und bei den Reichseisenbahnen
beschäftigten Werkstätten-Arbeiter in Frage kommt,
durch die Landtagsverhandlungen über das Lohnwesen
bei dem Eisenbahnetat 1912 geweckt worden. Die
Arbeiterschaft verlangte nach einer Lohnordnung, nach
der eine Steigerung des Verdienstes mit dem Aufrücken
*) Die vorliegende Arbeit war bereits fertiggestellt, als der Auf-
satz des Herrn Ministerialdirektors Hoff über den gleichen Gegen-
stand in der Zeitschrift des Vereins deutscher Eisenbahnverwal-
tungen vom 12. 2. 1913 erschien. Dem Leser wird sie doch Neues
bieten, insofern sie nicht eine Beurteilung des Systems wie die
Hoffsche Veröffentlichung bringen wollte, sondern hauptsächlich
eine Schilderung der eigentlichen Einführungsarbeiten in den Werk-
stätten gibt.
|
im Lohndienstalter erfolgt, also Einkommenserhöhung
nach ähnlichen Grundsätzen, wie sie für Beamte in
Geltung sind. Aufserdem wurde von den Akkord-
arbeitern die Zusicherung eines Mindestlohnes erstrebt.
In unserer für soziale Arbeit verständnisvollen Zeit
wurde ein Schritt des verantwortlichen Ministers sehr
beachtet, eine gemischte Kommission aus Beamten aller
Grade und Arbeitern unter dem Vorsitz des Präsidenten
des Kgl. Eisenbahn-Zentralamts, jetzigen Ministerial-
direktor Hoff, einzusetzen mit der Aufgabe, die Grund-
züge einer neuen Lohnordnung, die obigen, in staat-
lichen Werkstattsbetrieben als berechtigt anerkannten
Wünschen Rechnung tragen sollte, aufzustellen. Die
Kommission beendigte vor Jahresfrist ihre schwierige
bedeutsame Arbeit, deren Ergebnis die Zustimmung des
Herrn Ministers fand. Das neue Lohnverfahren wurde
in einigen wenigen Werkstätten am 1. 4. 1912, in
etlichen anderen im Juli 1912 und, nachdem einige
Erfahrungen bei der Ausführung der neuen Grundsätze
noch verwertet worden waren, in der grofsen restlichen
Zahl der Werkstätten im vergangenen Herbst einge-
führt. Den Mitteilungen über die Durchführung der
den Werkstätten gestellten Aufgabe, über die Schwierig-
keiten, die sie überwunden haben, und über die Auf-
nahme der neuen Bestimmungen bei den Arbeitern,
seien einige Angaben über die Arbeit der Kommission `
und der früheren Lohnverhältnisse vorausgeschickt.
Nach der bisherigen Lohnordnung konnte das Verlangen
nach Steigerung des Verdienstes gleichzeitig mit zu-
nehmendem Lebensalter nicht erfüllt werden. Ihre
Grundlage war — wie in den Privatbetrieben — Be-
wertung der Arbeitsleistung nach dem Geldwert des
(15. September 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 870] 105
Werkstücks, unabhängig von dem Lebensalter des An-
fertigers. Für die bei der Untersuchung und Wieder-
herstellung zu leistenden einzelnen Arbeiten bestanden
Stückpreise und war deren Zahl eine gewaltige, da die
Arbeiten, um klare und passende Bezeichnungen zu
haben, weitgehend unterteilt waren. Es liegt in der
Eigenart der Eisenbahn-Fahrzeuge, dafs in den Unter-
haltungswerkstätten zumeist in Gruppen von 3—10 Mann
gearbeitet wird und zwar in den Abteilungen, die sich
vorzugsweise mit der Untersuchung der Fahrzeuge,
ihrem Abbau und Wiederzusammenbau, befassen, und
dafs Einzelarbeit zumeist nur in den Abteilungen, die
sich mit der Erneuerung der einzelnen abgenutzten Teile
befassen, wie in der Schmiede, Dreherei geleistet wird.
Die Verteilung des Gesamtverdienstes an die Gruppen.
teilnehmer erfolgte nach der Arbeitszeit, mit der ein
jeder an dem Gruppenakkord beteiligt war, und nach
einer Anteilziffer, die nach dem Dienstalter, anfänglich
auch nach Führung und Leistung bemessen war. Diese
Anteilziffer, im Sprachgebrauch auch Stundenlohnsatz
für Stücklohn genannt, lag z. B. für Handwerker einer
im Westen gelegenen Werkstatt zwischen 25 und 40 Pf.,
die niedere Zahl kam dem I8jährigen zu, die höhere
wurde etwa nach 22 Jahren erreicht, wobei die Steige-
rung anfangs jährlich, von der 10. Stufe ab alle 2 Jahre
eintrat. Die Stückpreise waren so bemessen, dafs der
Stundenverdienst bei gewöhnlichem Anstrengungsgrad
etwa das 1,/fache der Anteilziffern in obengedachter
Werkstatt erreichte. Hiernach richtete sich die Veran-
lagung zur Krankenkasse und die Höhe der Lohnver-
gütung in den vorgesehenen Fällen, Erholungsurlaub
usw. Nach Erreichen einer höheren Anteilziffer konnten
die Arbeiter nur dadurch zu höherem Verdienst kommen,
dafs sie durch höhere Leistung und mit ihren längeren
Erfahrungen wieder den gleichen Ueberverdienst, z. B.
das 1,1 fache, erreichten oder dafs verwaltungsseitig
eine anderweitige Verteilung der Gruppenteilnehmer
vorgenommen wurde, derart, dafs die älteren Arbeiter
stets mit einigen jüngeren zusammenarbeiteten und aus
deren niedrigen Anteilziffern (Lohnsätzen) Nutzen ziehen
konnten. Gerade das war eine mühevolle Arbeit der
Werkmeistereien, die Gruppen aus alten und jungen
Leuten so zusammenzusetzen, dafs bei den jährlichen .
Lohnerhöhungen das Wachsen der Anteilziffer einer
Verdiensterhöhung nicht hinderlich war. Noch grdfser
war die Schwierigkeit, eine Verdiensterhöhung der
Stücklohnarbeiter im Falle einer anerkannten Teuerung
herbeizuführen. Während die Arbeiter im Tagelohn
ohne weiteres in ihren Lohnsätzen erhöht werden
konnten, hatte eine Erhöhung der Anteilziffern der
Stücklohnarbeiter nur eine beschränkte Wirkung auf
Steigerung ihres Verdienstes. Es setzte zwar stets das
Streben ein, durch gesteigerte Leistung den bisherigen
Ueberverdienst, dessen Höhe von den Aufsichtsbeamten
bekannt zu geben war, wieder zu erreichen, doch mufste
auch verwaltungsseitig durch Erleichterung der Arbeits-
bedingungen, nötigenfalls durch Erhöhung einiger Stück-
preise mitgeholfen werden. Verdiensterhöhung der
Stücklohnarbeiter war also von einer Steigerung der
Leistungen der Werkstatt begleitet. Der andere Weg,
in Teuerungszeiten eine Verdiensterhöhung der Stück-
lohnarbeiter herbeizuführen, wäre gewesen, sämtliche
Stückpreise um einen Prozentsatz zu erhöhen, die
Lohn-Anteilziffern zu belassen. Verschiedene gewichtige
Gründe sprachen gegen ihn, sodafs er nie beschritten
worden ist. Man hätte Monate nötig gehabt, die vielen
Tausende Stückpreise neu festzusetzen und die Formulare
für die Lohnberechnung (Stückverzeichnisse) neu zu
drucken, während der erstgenannte Weg immerhin:
schneller zum Ziele führte. Vereinzelt hat man, um
eine Lohnerhöhung zu gewähren, bei unveränderten
Stückpreisen am Schlufs einer Lohnperiode den errech-
neten Gesamtverdienst um einen bestimmten Prozent-
satz erhöht und die erhöhte Lohnsumme ausgezahlt.
Doch ist dies Verfahren nur als ein Notbehelf anzusehen,
es pafste nicht zu den allgemeinen Bestimmungen über
das Lohnrechnungswesen und ist seine Einführung auch
von der Arbeiterschaft nicht angestrebt worden.
Die Kommission schlug zur Beseitigung der er-
örterten Mängel des Lohnwesens vor, die Bewertung
der Stückarbeit nicht unmittelbar auf Stückpreise und
die Verdienstverteilung auf Lohnanteilziffern aufzubauen,
sondern die Lohnvergütung der Stückarbeit aus
2 Faktoren entstehen zu lassen, aus der zur Ausführung
erforderlichen Zeit, der Stückzet X dem mit dem
Lebensalter steigenden Stundenlohnsatz. Dieser be-
zeichnete gleichzeitig die Höhe desjenigen Stundenver-
dienstes, der den Stücklohnarbeitern unter allen Ver-
hältnissen gewährleistet werden sollte, auch wenn mehr
als die festgelegte Stückzeit verbraucht wurde oder ja
einmal Arbeitsmangel eintreten sollte. Da früher die
Stücklohnarbeiter keinen Rechtsanspruch auf Erreichen
irgend eines bestimmten Verdienstes hatten, lag in der
Begriftsbestimmung des Stundenlohnsatzes eine wichtige
Neuerung. Als angemessene Spannung zwischen dem
zu gewährleistenden Stundenlohnsatz und dem bei
gewöhnlicher Anstrengung erreichbaren Stundenver-
dienst wurde der 5. Teil des ersteren angesehen, wenn
schon die Arbeitervertreter die Spannung lieber nur
auf den 10. Teil angesetzt haben wollten. Bei der
höheren Spannung ist der Anreiz, mehr zu leisten, als
in der benötigten und festgelegten Stückzeit erreichbar
ist, und damit auch mehr zu verdienen, zweifellos gröfser
als bei der niederen Spannung.
So einfach die Vorschläge der Lohnkommission
erscheinen und auch bei allen neu eintretenden Arbeitern
auszuführen waren, so mühevoll war es, die vorhandenen
Arbeiter aus der alten in die neue Lohnordnung zu
überführen. Auch die Kommission war sich dieser
Schwierigkeiten bewufst und hatte beachtenswerte
Gesichtspunkte für die Einführung des neuen Lohnver-
fahrens aufgestellt. Die nächste Arbeit galt der Um-
rechnung der alten Stückpreise in Stückzeiten. Eine
Neuermittlung der Stückzeiten unter förmlicher Beob-
achtung der Zeitdauer der einzelnen Arbeitsausführungen
hätte viele Monate, ja Jahre in Anspruch genommen,
da, wie wirgesehen, viele Tausende Einzelarbeiten beiden
verschiedenen Arbeitergruppen, Schlossern, Schmieden,
Drehern, Schreinern, Anstreichern usw. in Frage kanıen.
Es wäre dadurch die Einführung noch verzögert worden.
Es mufste ein anderer brauchbarer Weg beschritten
werden. Der Quotient aus Stückpreis und mittlerem
Stundenverdienst konnte als diejenige Zeitgröfse, die
zur Erledigung der zugehörigen Stückarbeit bei ge-
wöhnlichem Anstrengungsgrad unter mittleren Arbeits-
bedingungen gebraucht wurde, angesehen werden. Die
Stückpreise waren für die einzelnen Handwerke in
besonderen Heften zusammengefalst, wobei eine scharfe
Trennung nach den 3 Arbeitergruppen, Handwerker,
Hilfshandwerker ohne Lehrzeugnis und Handarbeiter
nicht durchgeführt worden war. Der durchschnittliche
Stundenverdienst der 3 Arbeitergruppen war natürlich
ein verschiedener und verhielt sich etwa wie 6:5:4.
In diesen Verhältnissen lag die Schwierigkeit, den
Quotienten, die neuen Stückzeiten, richtig zu ermitteln.
Fehlerhafte Werte sind wohl dort erlangt worden, wo
die sämtlichen Preise eines Stückpreisheftes durch
den durchschnittlichen Stundenverdienst aller daran
beteiligten Arbeiter errechnet worden sind. Ueberwog
z. B. unter der Zahl der an den Arbeiten des Stück-
preisheftes für die Dreherei beteiligten Arbeiter die
Gruppe der Handwerker, so war der Divisor verhältnis-
mälsig grofs, und es wurde der Quotient, die neue
Stückzeit, klein, sodafs wohl die Handwerker, nicht aber
auch die Hilfshandwerker ohne Lehrzeugnis, wie Hobler,
Fräser, Achsendreher usw. ausreichende Stückzeiten
erhielten. Das Richtige war, die Stückpreise der Ar-
beiten, an denen vorzugsweise Handwerker beteiligt
waren, zu teilen durch den Durchschnittsverdienst der
Handwerker und die Stückpreise für die Hilfshandwerker
durch deren Durchschnittsverdienst.e. Wo erforderlich,
mufsten innerhalb der an einem Stückpreisheft beteiligten
Handwerker und Hilfshandwerker für die Umrechnung
kleinere zusammengehörige Gruppen gebildet werden.
Wieeben ausgeführt, sollte derdurchschnittliche Stunden-
verdienst den Lohnsatz für die Stunde bei gewöhnlichem
Anstrengungsgrad um ?/s, d.h. um 20 pCt. übersteigen.
Da der Verdienst sich aus Lohnsatz X Stückzeit ergibt,
waren die errechneten Quotienten mit einem Zuschlag
von 20 pCt. in die Vertragsbücher, die neuen Stückhefte,
nn a mm mm mm nm nn mm
106 [No. 870] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [15. September 1913)
einzutragen. Der Begriff, gewöhnlicher Anstrengungs- Akkordsätze selten passend waren, die Lohnaufschrei-
grad, wird leicht an einem Beispiel klar. Ein Arbeiter bungen auch nach Neubildung von Stückpreisen bei der
der zur Ausführung einer mit 6 Stückzeitstunden be- Veränderlichkeit und Vielseitigkeit der Beschäftigung
werteten Arbeit volle 6 Stunden braucht, hat sich nur ungenau blieben und womöglich eine Vermehrung des
mit */s seiner mittleren Leistungsfähigkeit angestrengt; Aufsichtspersonals erforderlich geworden wäre. In den
ein anderer, der die gleiche Arbeit in 5Stunden vollendet, Lohntafeln sind noch Zulagen von 2—5 Pf./Std. für
hat sich normal angestrengt. So bietet der buchmäfsige besondere Leistungen, wie die der Gruppenführer (Vor-
Stückzeitwert dem Arbeiter den Anreiz, mehr zu ver- männer) oder besonders anstrengende Arbeit, wie die
dienen, als den gewährleisteten Stundenlohnsatz ent- der Kesselschmiede und Feuerarbeiter, Schmiede, Giefser,
spricht, und es steht nichts entgegen, mehr als 20 pCt. vorgesehen. Wenn es auch wünschenswert war, alle
desselben zu verdienen, wenn er sich mehr als nach Arbeiter in die ihrem Lohndienstalter entsprechende
dem Durchschnittsgrad anstrengen will. Stufe der neuen Lohntafeln zu bringen, so war es doch
Wenden wir uns nun dem 2. Faktor, aus dem mit geboten, in der Uebergangszeit darauf Rücksicht zu
den Stückzeiten multipliziert sich der Verdienst ergibt, nehmen, dafs der bisherige Verdienst bei gleichen
dem Lohnsatz für die Stunde zu. Er sollte, wie früher Leistungen wieder erreicht wurde, und dafs eine
die Lohn-Anteilziffern, mit dem Lebensalter steigen. kommende Lohnerhöhung klar als solche erkannt und
Es waren also Lohntafeln nach ähnlichen Grundsätzen beurteilt werden konnte.
wie früher zu bilden. Die unterste Stufe wurde mit Die Berücksichtigung des bisherigen Verdienstes
Rücksicht auf die Dauer der Lehrzeit der Werkstätten- wurde in der Regel auf die letzten 3 dem Einführungs-
lehrlinge für das 18. Lebensjahr angelegt, die oberste termin der neuen Lohnordnung vorausliegenden Monate,
sollte nach 20 Jahren erreicht werden, dieLohnsteigerung bei grofsen Schwankungen auch auf einen längeren
für das Jahr sollte eine tunlichst gleichmäfsige sein. Zeitraum ausgedehnt. Für die gleiche Zeit war auch
Während in den Stückzeiten nur die Arbeitsbedingungen der zugehörige Anstrengungsgrad eines jeden Arbeiters
als Werkstattseinrichtungen neben den Fähigkeiten und nachzuprüfen und zwar bezogen auf seine Leistungen
Fleifs der Arbeiter von Einflufs waren, kamen in den in Stückzeitstunden im Verhältnis zu den Arbeitsstunden,
Lohnsätzen die ortlichen Lebensbedingungen, Wohnungs- d. h. auf den Quotienten des Zeitgewinns. Die wichtigsten
kosten, Lebensmittelpreise usw. zum Ausdruck und ist Zahlen für die Berechnung der neuen Lohnsätze wurden
es natürlich, dafs die Lohnsätze für Berlin, Dortmund | zweckmäfsig in eine Zusammenstellung nach Art des
höher liegen als in Orten niederer Servisklasse, wie | nachstehenden Musters, geordnet nach Werkmeistereien,
Lohnliste der Werkmeisterei X. Einführungszeitpunkt des Stückzeitverfahrens August (25. 7.).
r | 2 | 3 |[a|s5f]6f 7 |s]l|s |] tof u | r | n | m
Kontroll- Arbeiter- PARC ee Stunden: Durchschnitt. Zeitgewinn Durch. Zeit- Neuer Stunden:
X Name i verdienst Stunden- schnittl | gewinn n verdienst
9i a Mai | Juni | Juli verdienst Mai | Juni | Juli Zeitgewinn] August Lohnsatz August
1001 Müller A 59 60 61 60 1,18 | 1,2 1,22 1,2 1,22 50 6l
(Schmied)
z. B. Arnsberg, Osnabrück. Der nach den alten Lohn- eingetragen. Während der durchschnittliche Stunden-
tafeln zu erzielende Durchschnittsverdienst konnte zu- verdienst eines jeden Arbeiters aus vorhandenen Auf-
nächst als Anhalt für die Bildung der neuen Lohnsätze schreibungen, die bei den Aemtern geführt wurden, nur
dienen. Erzielte z. B. ein 18 jähriger Handwerker früher übertragen zu werden brauchte (Spalte 4—6) und sein
mit einer Lohnanteilziffer von 25 Pf./St. und bei einem Mittelwert für die letzten 3 Monate leicht zu errechnen
Mittelwert des Ueberverdienstes von 170 pCt. einen war (Spalte 7), bedurfte es zur Ermittlung des An-
Stundenverdienst von 42,5 Pf., so hatte die neue Lohn- strengungsgrades, wie er sich in dem erzielten Zeit-
tafel, wenn der Anfänger mit 18 Jahren nicht schlechter gewinn ausdrückt, einer umfangreichen genauen Rechen-
. .. 42 arbeit. Es mufsten die neuen Stückzeiten, die künftig
gestellt werden sollte als früher, mit 412 - 3,4 oder in Kraft treten sollten, für alle in den 3 letzten
nach oben abgerundet mit 36 Pf./Std. zu beginnen, wobei Monaten geleisteten Arbeiten in die alten Lohnberech-
wir uns erinnern, dafs der durchschnittliche Stunden- nungen, die Arbeiterkontrollhefte, neben den Stück-
verdienst um 20 pCt., d.h. um das 1,2 fache — bei ge- preisen eingetragen werden und eine vollständige Neu-
wöhnlichem Anstrengungsgrad — höher liegen soll als | errechnung der Vergütung der geleisteten Arbeiten
der Stundenlohnsatz. Durch ähnliche Rechnung wird vorgenommen werden, als hätten die Stückzeiten schon
die oberste Stufe der Lohntafel ermittelt. Nach 20 Jahren Geltung gehabt. Diese Rechnung war gleichzeitig eine
hatte der Handwerker einen Stundenverdienst von | Probe auf die Richtigkeit der vorausgegangenen Er-
= hnsatz i mittlung und Festsetzung der Stückzeiten (Spalte 8—10).
a. SEEN Der von den Arbeitern in den 3 zu beobachtenden
—-— = 56,6, d. h. abgerundet‘ 57 Pf. Die Verteilung des Monaten erzielte Zeitgewinn mufste im Durchschnitt bei
1,2 der Zahl 1,2 liegen, d. h. es hätten an Stückzeitstunden
Unterschieds zwischen 57 und 36 Pf. war nach diesem 20 pCt. mehr als an Arbeitsstunden geleistet werden
Beispiel leicht, es hatte in jeder der 20 Lohndiensalters- müssen (Spalte 11). Die Abweichungen nach oben und
stufen eine Erhöhung um 1 Pf. in einer Stufe, zweck- unten kennzeichnen die Schwankungen des An-
mafsig der letzten Stufe um 2 Pf. einzutreten. In strengungsgrades, der ein verschiedener sein konnte,
ähnlicher Weise waren die Lohntafeln für die Hilfs- | als Eifer der Arbeiter, der Umfang der Arbeitsaufträge
handwerker und Handarbeiter in Stücklohnbeschäftigung und der Zustand der Arbeitsmaschinen ihn beeinflussen
auszubilden und anschliefsend auch die Lohntafeln für konnten. Der Zeitgewinn war natürlich auch für die
die Arbeiter im Tagelohn, deren Sätze in angemessenem erste Lohnperiode im Stückzeitverfahren zu errechnen
Verhältnis zu denen der Stücklohnarbeiter zu stehen und in die Zusammenstellung einzutragen (Spalte 12).
kamen, wenn sie bei den Handwerkern um das 1,2 fache, Es folgte nunmehr die Teilung des durchschnittlichen
bei den Hilfshandwerkern und Ilandarbeitern um das Stundenverdienstes durch den durchschnittlichen Zeit-
1,15 fache höher waren als die der Stücklohnarbeiter. gewinn und wurde der erhaltene Wert, der neue
Bemerkt sei hierzu noch, dafs in den Werkstätten Stundenlohnsatz, in die Zusammenstellung eingereiht
80—90 pCt. der Arbeiter im Stücklohn beschäftigt ist und (Spalte 13). Die Nachprüfung, ob der aus diesem
der Rest im Tagelohn arbeiten mufs, weil für seine Lohnsatz und dem Zeitgewinn im neuen Monat zu er-
Arbeit (Transport, Reinigung ‘usw.) die bestehenden rechnende wirkliche Stundenverdienst, der in der
[15. September 1913]
nächsten Spalte, 14, der Uebersicht verzeichnet wurde,
auch wirklich den bisherigen Stundenverdienst erreichte,
und die Beurteilung — durch Vergleichung des alten
und neuen Zeitgewinnes —, ob Unterschiede im Ver-
dienst auf den gewollten Anstrengungsgrad des Arbeiters
oder auf Arbeitsverhältnisse, auf deren Gestaltung er
keinen Einflufs gehabt hatte, zurückzuführen waren,
bildete die unerläfsliche Aufgabe des verantwortlichen
Anitsvorstandes, wenn er den alten und neuen Ver-
hältnissen gleichmäfsig Rechnung tragen wollte und
wenn unbegründete Klagen der Arbeiter vermieden
werden sollten. War der neue Stundenverdienst er-
heblich höher als der alte bei gleichem Zeitgewinn, so
war voraussichtlich der Lohnsatz zu hoch ermittelt
worden und war die Rechnung mit der nächst niedrigen
Stufe nochmals durchzuführen. War er niedriger, so
mufste die Rechnung mit der nächst höheren Stufe
geprüft werden. Ergab der Vergleich des alten und
neuen Stundenverdienstes gleiche Werte, so war auch
dann noch das Mafs des Zeitgewinns zu berücksichtigen
und war z. B., wenn dieser im neuen Monat höher war
als bisher, der Lohnsatz zu erhöhen, da sonst der
Arbeiter, der sich im ersten Monat der Geltung der
Stückzeiten gerade mehr angestrengt hatte, den Lohn
für seine Mehrleistung nicht erhalten hätte.
Je günstiger die Verhältnisse der Stückpreise bei
der Einführung der Stückzeiten gelegen waren, desto
häufiger waren bei der Probeerrechnung des wirklichen
Stundenverdienstes im neuen Monat die Fälle, dafs bei
gleichem Zeitgewinn der alte Verdienst erreicht oder
eben nur um das gewollte Abrundungsmafs überschritten
wurde. Die bisherigen Darlegungen lassen schon
erkennen, dafs die Proberechnung erleichtert und
sicherer wurde, wenn der Zeitgewinn in den Vergleichs-
monaten der gleiche geblieben war. Es wurde daher
von den Aemtern in besonderen Versammlungen der
Mitglieder des Arbeiterausschusses und ganzer Werk-
stattabteilungen, in denen das ganze Wesen des neuen
Lohnverfahrens erläutert wurde, ganz besonders auf
die Bedeutung des gleichmäfsigen Leistungsgrades in
der Uebergangszeit hingewiesen. Zur Ehre der
Arbeiterschaft sei gern gesagt, dafs die grofse Masse,
von geringen Ausnahmen, die unter Tausenden immer
vorkommen, abgesehen, bei der Einführung der Stück-
zeiten gleichmälsig weiter gearbeitet hat. Die Arbeiter
haben in ihren Leistungen nicht nachgelassen, um sich
einen höheren Lohnsatz, als er der Anstrengung im
neuen Monat zukam, zu erkämpfen, um mit diesem
höheren Lohnsatz in den folgenden Monaten mit Ein-
setzen der vollen Arbeitskraft erheblich höheren
Verdienst einzustreichen. Es bestand das Vertrauen
zur Verwaltung, dafs die erstrebten Lohnerhöhungen
gesondert auf dem im neuen Lohnverfahren vorge-
sehenen Wege, durch angeordnete Erhöhung der
Stundenlohnsätze, gewährt wurden. Die Arbeiterschaft
hatte auf die Erfüllung dieser Hoffnung nicht lange
zu warten.
Mit der Einführung der Stückzeiten war eine un-
mittelbare Mehrausgabe an Löhnen nur insoweit
beabsichtigt, als sie sich aus den Abrundungen bei der
Umrechnung von Mark in Stunden und der Aufrundung
von Dezimalen der Lohnsätze und aus der Ausgabe für
die Vormännerzulagen ergaben. Während letztere
früher mit aus der Gesamtstückpreissumme verteilt
wurden, sollten sie jetzt als Sonderausgabe vergütet
werden, ohne dafs der Verdienst der übrigen Gruppen-
teilnehmer sich verringerte. Die Gesamtkosten der
Einführung des Stückzeitverfahrens kamen auf eine
Erhöhung der Gesamtlohnausgabe um rund I pCt. hinaus.
Die angesichts der Teuerungsverhältnisse von der
Zentralstelle aufserdem beabsichtigte Lohnerhöhung
wurde bald nach Einführung der Stückzeiten gesondert
gewährt und in einfachster Weise durch Erhöhung der
Sätze der Lohntafeln durchgeführt, wobei die Kiarheit
und Sicherheit des neuen Verfahrens und seine sonstigen
Vorzüge bestens bemerkbar wurden. So konnten z. B.
die Teilnehmer am Gruppenakkord wahrnehmen, dafs
ihr Verdienst sich gleichmäfsig erhöhte, ohne dafs in
der Verteilung der Arbeiter in den Gruppen eine
Aenderung vorgenommen zu werden brauchte.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 870) 107
Eine Eigentümlichkeit der Uebergangszeit
alten zum neuen Verfahren ist hier zu erklären:
Der Lohnsatz nach dem Lohndienstalter, wie er
sich aus den Lohntafeln ergab, und der aus dem bis-
herigen Verdienst zu ermittelnde Lohnsatz war in den
meisten Fällen nicht derselbe und konnte es auch nicht
sein. Durch die ergänzende Bestimmung, dafs den
Arbeitern mit einem höheren Eintrittsalter als 13 Jahren
bis zu 7 Jahre auf das Lohndienstalter angerechnet
werden konnten, war eine allgemeine Erhöhung des
Lohndienstalters gegen früher, wo nur eine Zeit bis zu
3 Jahren anrechenbar war, herbeigeführt worden. Eine
Reihe von Arbeitern hatte früher bei gleichem Lohn-
dienstalter verschiedene Lohnsätze (Lohnanteilziffern)
unter der Wirkung von Angebot und Nachfrage zur
Zeit ihrer Einstellung; eine andere Reihe hatte aber
auch verschiedenen Verdienst bei gleichen Lohnsätzen,
wenn sie verschiedenen Stückarbeitergruppen angehörten
und diese in der Zahl von alten und jungen Leuten
ungleich zusammengesetzt waren. Bei der Einreihung
der Arbeiter in die Stufen der neuen Lohntafeln, dem
„Einstaffeln“, machte es sich daher bemerkbar, dafs
zumeist nur für ein gutes Drittel der Arbeiter die
Lohndienstalterssätze passend waren. Etwa ein Drittel
mufste auf Grund des bisherigen Verdienstes in eine
höhere Stufe der Lohntafel, als wie sie nach dem neuen
Lohndienstalter zukam, gesetzt werden und waren
solche Arbeiter überstaffelt; ein anderes Drittel, das
nach dem bisherigen Verdienst in eine niedere Stufe
der Lohntafel, als wie sie nach dem neuen Lohndienst-
alter zukam, einzureihen war, war zunächst unterstaffelt.
Es ist das eine Erscheinung, an der sich die den
Arbeitsverhältnissen der Werkstätten Fernerstehenden
gestofsen haben, die aber den verständigen Arbeitern,
besonders den Mitgliedern des Arbeiterausschusses
ohne grofse Mühe erklärt werden konnte. Die grofse
Masse der Arbeiter hatte gegen die Ueberstaffelung
nichts einzuwenden, höchstens zu wünschen, dafs die
Ueberstaffelten nicht allzulange Jahre auf ihren Lohn-
sätzen stehen blieben. Gegen die Unterstaffelung
machte sich, obwohl kein einziger Arbeiter bei unver-
änderten Leistungen geringeren Verdienst als früher
erzielt hatte, eine Bewegung nach tunlichster Beseitigung
dieses Schönheitsfehlers geltend, auf die der Chef der
Verwaltung in entgegenkommendster Weise ohne Scheu
vor den nicht unerheblichen Mehrkosten eingegangen ist.
Wir sehen, dafs mit der Einführung des Stückzeit-
verfahrens cine gewaltige Arbeit für die Verwaltung
verbunden gewesen ist. Sie ist zumeist in aller Stille
geleistet worden, es haben sich alle Beamten der neu-
gearteten Aufgabe pflichttreu unterzogen, zumal jeder
sich bewufst war, dafs der Chef der Verwaltung gröfsten
Wert auf die richtige Anwendung des neuen Lohn-
verfahrens legte. Die Fristen waren häufig sehr knapp
bemessen; so mufste z. B. die ganze Proberechnung
des neuen Verdienstes mit den neuen Lohnsätzen und
deren endgültige Festsetzung in den wenigen Tagen
zwischen Abschlufs der Lohnbücher der ersten Lohn-
periode und dem ersten Zahltag nach Beginn des
Stückzeitverfahrens vorgenommen werden. Und das ist
alles geleistet worden, ohne dafs das Personal eine
Vermehrung erfahren hatte. Es sind bei den Werk-
stätten Wochen und Monate lang Ueberstunden bis in
tiefe Nacht hinein geleistet worden. Die Vorarbeiten
liegen etwa ein Jahr zurück, in dem weitgehende
Unterlagen für die Beratungen der Lohnkommission zu
liefern waren. An den eigentlichen Einführungsarbeiten
waren alle mit der Verwaltung und dem Aufsichtsdienst
in den Werkstätten beauftragten Beamten, von dem
obersten Beamten des Ministeriums bis zum jüngsten
Werkführer beteiligt. Die wichtigeren Fragen sind in
gemeinsamen Beratungen der Ministerialkommissare,
Direktionsdezernenten und Amtsvorstände behandelt
worden. Die Ermittlung und Festsetzung der neuen
Stückzeiten lag vorzugsweise in den Händen der Werk-
stättendezernenten, Amtsvorstände, unter Mitwirkung
der Werkstättenaufsichtsbeamten, Betriebsingenieure und
Werkmeister. Die Aufstellung der Lohntafeln lag in
den Händen der Etatsräte der Kgl. Direktionen unter
Beteiligung der Werkstättendezernenten und der Amts-
vom
108 (No. 870]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. September 1913]
ee
vorstände, die Ermittlung und Festsetzung des neuen
Lohnsatzes für den einzelnen Arbeiter oblag den
Aemtern. Diese mufsten ihr ganzes Personal heran-
ziehen, die Rechnungsbeamten des Bureaus zur Er-
mittlung des bisherigen unddesneuen Stundenverdienstes
und des Zeitgewinns im neuen Monat, die Werkstätten-
aufsichtsbeamten, Werkmeister und Werkführer zur
Ermittlung des Zeitgewinns der zurückliegenden
3 Monate, für die die neuen Stückzeiten hierzu in
Rechnung gesetzt wurden. Die Vergleichung des
Anstrengungsgrades, des alten und neuen Verdienstes,
nahm der Amtsvorstand, der ja fiir die ganze Werk-
stattenarbeit und besonders fiir die richtige Lohnfest-
setzung verantwortlich war, zweckmälsig auf sich selbst,
zumal eine andere Stelle die von den Bureau- und
Werkstattenaufsichtsbeamten gefertigten Unterlagen
zusammenfassend nicht beurteilen konnte.
In der kurzen Zeit der Geltung des Stückzeitver-
fahrens sind ernstliche Schwierigkeiten in seiner Hand-
habung nicht entstanden. Es ist nicht Zweck dieser
Arbeit, Prophezeiungen aufzustellen und zu begründen,
wie das Stückzeitlohnverfahren sich künftig bewähren
wird, es sollten nur die wirklichen Verhältnisse, unter
denen die Einführung vor sich gegangen ist, geschildert
werden. Hierzu gehört noch ein Hinweis auf die
nächsten Arbeiten der in der Werkstättenverwaltung
stehenden Beamten. Die Stückzeiten sind, wie wir uns
erinnern wollen, in der Hauptsache als Quotient aus
den bisherigen Stückpreisen und dem durchschnittlichen
Stundenverdienst errechnet worden. Damit braucht
nicht in allen Fällen der Begriff Stückzeit getroffen
worden zu sein, mit dem diejenige Zeit, die zur ord-
nungsmälsigen Ausführung einer Arbeit erforderlich ist,
mit einem Zuschlag von 20 pCt. verstanden werden
soll. Die alten Stückpreise berücksichtigten nicht nur
die Arbeitsbedingungen: als die Werkstatteinrichtungen,
Arbeitsverteilung u. a. sondern auch die örtlichen
Lebensverhältnisse, als Wohnungskosten, Lebensmittel-
preise u.a. Es können daher wohl für gleiche Arbeiten
in den verschiedenen Werkstätten verschiedene Stück-
zeiten ermittelt worden sein. Nachdem die örtlichen
Lebensbedingungen jetzt grundsätzlich nur in den
Lohntafeln berücksichtigt werden, ist es jetzt viel leichter,
Stückzeiten zwischen den einzelnen Werkstätten zu
Neuere Erfahrungen im Bau von Transportanlagen für
|
|
|
vergleichen als früher die Stückpreise. Werkstätten.
dezernenten und Amtsvorstände gehen jetzt mit mehr
Aussicht auf Erfolg an die Aufgabe, die bestehenden
Unterschiede in den Stückzeiten verschiedener Werk-
stätten zu untersuchen und, soweit sie nicht auf ver-
schiedene Arbeitsweisen, die in den örtlichen Verhalt.
nissen begründet sind, zurückzuführen sind, diejenige
Arbeitsweise, die für die Verwaltung die vorteilhatteste
ist, im eigenen Geschäftsbereich einzuführen. Die
Vergleichung der Stückzeiten und Arbeitsweisen be-
schränkt sich nicht auf die Grenzen der Direktions-
bezirke, dehnt sich vielmehr unter Mitwirkung des
Eisenbahn-Zentralamts auf den ganzen Verwaltungs-
bereich der preufsisch-hessischen Eisenbahnen aus. Die
besten Arbeitsverfahren werden so überall bekannt und
angewendet werden. Die Hebung der Leistungsfähigkeit
der Eisenbahn-Werkstätten kann freilich auf diesem
Wege allein nicht erreicht werden. Es wird stets
Aufgabe aller technischen Beamten des Werkstätten-
dienstes bleiben, selbst nach neuen Arbeitsweisen zu
suchen, durch die die Ausbesserungszeiten der Fahr-
zeuge noch mehr abgekürzt, ihre Betriebssicherheit
noch weiter gesteigert wird. Und da gilt es von vorn-
herein, keine Scheu vor Einführung niederer Stückzeiten,
in denen sich der Fortschritt ausdrückt, zu zeigen und
dauernd das Verständnis der Arbeiterschaft für diese
Art Hebung der Leistungsfähigkeit unserer Staats-
betriebe, mit der der Verdienst der Arbeiter ebenfalls
sich steigern läfst, keinesfalls erniedrigt wird, zu wecken.
Die Erfahrung, dafs die Arbeiterschaft bei Einführung
des Stückzeitverfahrens ihre Leistung in der Uebergangs.
zeit gleich hoch gehalten hat, berechtigt zu der Er-
wartung, dafs die Arbeiter sich künftig willig in die
Einführung neuer besserer Arbeitsweisen mit niederen
Stückzeiten, wie z. B. der allgemeinen Einführung des
autogenen Schweifsens und Schneidens, finden, sofern
mindestens der gleiche Verdienst wie gewohnt erreicht
wird. Für den Fortschritt der Werkstättenleistungen
ist es von Wert, dafs den Werkstätten die Einführung
von neuen Arbeitsweisen, die als technische und wirt-
schaftliche Verbesserung der Werkstättenleistung erkannt
und geprüft worden sind, auch nach den Grundsätzen
des Stückzeitverfahrens so leicht als möglich gemacht
wird.
Asche und Kohlen
vom Ingenieur W. ul Berlin-Lichterfelde
Der Bau von Transportanlagen für die Beförderung
von Asche und Kohlen hat sich entsprechend ihrer
grofsen Wichtigkeit für die moderne Ausrüstung
industrieller Unternehmungen in den letzten Jahren
in grofsem Umfange erweitert. Eine Folge dieser
Erweiterung war, dafs heute für die Anforderungen,
welche gestellt werden und welche nicht gering sind, die
erstklassigsten Transportanlagen zur Verfügung stehen.
Ein Beispiel der Verbesserung in dem Bau von
Konveyoren ist die Einführung der Maximalkette, welche
aus der alten 2 und 2 Stahlkctte entstanden ist. Die
alte Bauart war sehr leistungsfähig im Vergleich zu
ihrem Gewicht, doch stand ihre Festigkeit aufserhalb
jeglichen Verhältnisses zu der Lagerfläche an den
Verbindungsstellen. Durch die Maximalkette sind nun
alle Fehler der früheren Bauarten beseitigt. Die ein-
zelnen Glieder derselben bestehen aus hochkohlenstoff-
haltigem Stahl, die Verbindungsstifte aus gehärtetem
Stahl und die Verbindungsstellen sind mit einer
Graphitpackung versehen.
Für die verschiedenen Verwendungszwecke müssen
die Transportanlagen naturgemäfs mannigfache Modi-
fikationen erfahren. Bei Kohlentransportvorrichtungen
spielt bei grofsen Belastungen, etwa mehr als 100 000 t
jährlich, die Hohe der Betriebskosten und die Unter-
haltung der Anlage in betriebsfähigem Zustand eine
wichtige Rolle. Betriebssicherheit und geringer Platz-
bedarf sind Faktoren, die einer besonderen Beachtung
bedürfen. Wird es erforderlich, Kohlen in grofsen
Mengen und unter Verhältnissen, wie solche in der
Hochofenpraxis üblich sind, zu befördern, so kommt
in erster Linie die gröfste Betriebssicherheit einer
solchen Anlage als wichtiges Moment in Frage. Schon
die geringste Betriebsstörung einer Transportanlage
kanrı den gesamten Betrieb eines grofsen Unternehmens
stillegen. Oft findet man doppelte Transportvor-
richtungen, um Reparaturen ohne ernstliche Betriebs-
unterbrechungen vornehmen zu können. Die Verwend-
barkeit ist entschieden am wichtigsten; da aber die
Belastungen in der Regel aufserordentlich grofs sein
werden, verdienen auch die Ausgaben für Reparaturen
und Unterhaltung pro beförderte Tonne bei dem Bau
einer solchen Anlage bereits eine entsprechende
Berücksichtigung.
Riemenkonveyor sind für grofse Förderlasten sehr
geeignet. Die schnelltourigen Riemen gestatten eine
grofse Belastung bei verhältnismäfsig geringer Riemen-
breite. Die Verbesserungen dieser Anlagen waren in
der Hauptsache auf eine Verringerung der zum Antrieb
benötigten Kraft und eine hierdurch erreichbare Ver-
längerung der Lebensdauer des wichtigsten Teiles der
Anlage, des Riemens, gerichtet. Die Riemen sind
selbst in einen solchen Zustand der Vollkommenheit
übergeführt, dafs ihre Abnutzung heute in geringen
Grenzen gehalten werden kann. Die Konstruktion
der Riementräger oder -stützen weist grofse Ver-
[15. September 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 870] 109
schiedenheiten auf. Hinsichtlich der Schmierung be-
sitzen den gröfsten Vorteil die Rollentrager. Da aber
bei einem Riemenkonveyor die obere oder Tragfläche
der Riemen der gröfsten Abnutzung ausgesetzt ist,
wird die Sicherung dieser Fläche entschieden wichtiger
als diejenige der unteren auf den Rollen gelagerten
Fläche oder diejenige der Rollen selbst sein. Frühere
Riemen gaben besonders häufig zu Klagen Anlafs,
weil die oberen Tragflächen den Anforderungen einer
hohen Belastung nicht standzuhalten vermochten. Die
besten modernen Konveyorriemen weisen diese Nach-
teile nicht auf. Die Tragfläche besteht aus einer
Schicht vulkanisierten, fast reinen, erstklassigen
Gummis. Die Hauptquelle der Abnutzung liegt in der
Ungleichmäfsigkeit und der hierdurch bedingten Ab-
scherung durch das zu befördernde Gut. Die Abscherung
tritt am stärksten in der Mitte der Tragfläche auf und
nimmt nach den Enden zu ab. Die beste Riemenart
wird daher in der Mitte die stärkste Schutzschicht
erhalten müssen. Der Riemen sollte in seiner Stärke
gleichmäfsig gehalten werden und an den Seiten eine
Versteifung gegen die Reibungseinflüsse der Führungs-
rollen erhalten. Bei der Belastung der Riemenkonveyor
sollte darauf geachtet werden, dafs die Last in der
Bewegungsrichtung des Riemens zugeführt wird, um
die Abscherungseinflüsse zu verringern.
Während der Riemenkonveyor seine gröfste
Leistung unter der Aufbringung eines dichten Stromes
des zu befördernden Materials bei gröfster Geschwindig-
keit entfaltet, findet bei den heute modernen Trans-
portvorrichtungen für schwere Belastungen, den starren
Eimer-Transportanlagen, eine entgegengesetzte Leistung
statt. Diese Anlagen bestehen aus Stahleimern, deren
überlappte Kanten in 2 Reihen schwerer Rollketten
bewegt werden. Bei guter Bauart sind Betriebsstörungen
gänzlich ausgeschlossen. Die Lebensdauer ist ent-
sprechend den hohen Anlagekosten grofs. Diese
Transportanlagen finden besonders in Bergwerksanlagen
Verwendung und dienen zur Beförderung von Kohlen
aus den Schächten nach den Zerkleinerungsmaschinen.
Da bei solchen Betrieben eine Betriebsstörung besonders
empfindlich sein würde, mufs grofses Gewicht auf eine
Vermeidung derselben gelegt werden.
Bei Kohlenbergwerken hängt oft der gesamte
Betrieb von einer guten Transportanlage für die aus
den Schächten stündlich geförderte Kohlenmenge ab.
Würde diese Anlage betriebsunfähig werden, so miifste
der gesamte Betrieb eine Unterbrechung erfahren. Es
mufsten daher besonders schwere Transportanlagen
und Antriebsmaschinen für diese geschaflen werden.
Hierzu haben sich doppelstufige Greifkonveyor mit
Stufen von 300 x 625 mm als sehr geeignet erwiesen.
Die Leistungen solcher Konveyor betragen im Durch-
schnitt 1200 bis 1500 t pro Tag in lOstündigem Betrieb.
Gröfsere Leistungen, welche erforderlich wurden,
führten auch hier zur Einführung der starren Eimer-
Transportanlagen mit Leistungen von 4000 t in
10 Stunden. Die Reibungsverluste und Unterhaltungs-
kosten nahmen ab und es liefsen sich gute Möglich-
keiten für eine leichte Auswechslung schadhafter Teile
erzielen. Eine der ersten dieser Anlagen wurde bei
der Pennsylvania Coal Co. bei Pittston eingebaut. Die
Neigung beträgt 25 pCt., die Geschwindigkeit 40 m pro
Minute. Bei einer Beförderung von 500 t stündlich
sind die Eimer völlig unter der Menge des Materials
versteckt. Die Anlage wurde im Jahre 1902 dem
Betrieb übergeben und förderte seitdem rund 130 000 t
monatlich. Nach 3jährigem ununterbrochenem Betrieb
befand sie sich noch in ausgezeichnetem Zustand. Die
Reparaturkosten hatten durchschnittlich *"/ıoo eines pCt.
der beförderten Materialmenge und °/1oo der Arbeits-
kosten betragen; insgesamt wurden 10 Pf. pro beförderte
Tonne gezahlt.
Die Hauptvorzüge dieser Transportmaschinenart
liegen entschieden in der dauerhaften Konstruktion
und der geringen Arbeitsgeschwindigkeit. Die Ab-
nutzungen ausgesetzten Teile lassen sich leicht beseitigen
und ersetzen. Die älteren Konstruktionen waren zwar
auch dauerhaft, aber bedeutend geringer in ihrer
Leistungsfähigkeit im Vergleich zu der Kohlenmenge
und der Zerkleinerungsarbeit an den aufgeschütteten
Kohlen.
Ein interessantes Beispiel einer Kohlentransport-
anlage für grofse Belastungen bietet die Ausrüstung
der Maryland Steel Company, welche bislang die besten
Betriebsresultate ergeben hat. Die Gesamtausgaben
für Reparaturen und Arbeitsleistung betrugen durch-
schnittlich 8 bis 20 Pf. pro beförderte Tonne. Die
Leistung der Anlage bei Betrieb aller Maschinen beträgt
220 t pro Stunde oder bei Verwendung eines Satzes als
Reserve 110 t pro Stunde. Seit März 1903, in welchem
Monat die Eröffnung des Betriebes erfolgte, hat sich
die Anlage in ununterbrochenem Betriebe mit durch-
schnittlich 70 Stunden wöchentlich befunden. Die tägliche
Belastung beträgt 1200 t. Auf die einzelnen Maschinen
verteilt sich die Betriebskraft folgendermafsen:
Motor anlat: Leerlauf | Belastet
Maschine belastung
PS PS PS PS
Jeder Konveyor . ... 25 20 5,8 12
Geschwindigkeit 35 m p. Min.
Jedes Paar automatischer
Beschickvorrichtungen bei
150 mm Hub. . . a.. 5 5 3 5,5
Jeder Kohlenbrecher . . . 50 43 8 12—17
Jeder Elevator. . .. . 40 27 8 18
Riemenkonveyor . 25 24,3 11 12
Geschwindigkeit 220m p. Min.
Als diese Proben stattfanden, lag eine Kohlen-
beförderung von 215 t pro Stunde vor. Die Lebens-
dauer des mit Stiickkohle belasteten Riemens erreichte
18 Monate. Der Elevator besitzt eine ungewöhnlich
schwere Konstruktion, so dafs die Abnutzung nur
äulserst gering ist.
Die vorstehenden Ausführungen enthielten Be-
schreibungen von Anlagen für sehr schwere Arbeits-
und Belastungsverhältnisse. Sehr viel gröfser wird
das Interesse für die Transportanlagen in Kesselhäusern
sein. In solchen Anlagen sind die Betriebsverhält-
nisse von den vorerwähnten ziemlich verschieden.
Ununterbrochener Betrieb kommt bei derartigen Anlagen
weniger in Frage. Die Belastungen der Anlagen pro
Beförderungsgang sind auch gering, so dafs das Haupt-
gewicht auf die Betriebskosten gelegt werden mufs.
In der Regel besitzen nun die Bunker genügende
Reserveleistung, um gewöhnliche Reparaturarbeiten
ohne namhafte Störungen ausführen zu können, oder
es ist für eine andere Aushilfe Sorge getragen.
Das Problem einer wirtschaftlichen Beförderung
der Kohlen von den Wagen nach dem Verbrauchsort
gelangt für moderne Kesselanlagen zu immer gröfserer
Bedeutung. Das Umladen der Kohlen auf kleine
Transportwagen und eine Beschickung der Kessel von
diesen aus durch Einschaufeln verursacht Kosten von
10—40 Pf. pro Tonne, die sich um gut 80 pCt ermäfsigen
lassen, wenn zweckentsprechende moderne Transport-
vorrichtungen vorhanden sind. In der Regel dürfte
für solche nur ein Aufspeicherungsbunker mit zuge-
hörigen Elevatoren und Konveyorn in Frage kommen,
wozu dann noch eine Reserve-Aufspeicherungsanlage
bei Bedarf hinzugenommen werden könnte.
Die Bauart der Aufspeicherungsbunker erfordert
besondere Achtsamkeit. In der Regel stöfst man bei
der Errichtung moderner Anlagen auf lebhafte Einwände
der Bauleitung gegen Stahlgerüstbunker aus ästhetischen
Gründen. Es werden daher fast immer die hängenden
Bunker in Vorschlag gebracht, zumal diese auch in der
Anlage billiger sind. Ein grofser Vorzug des hängenden
Bunkers, welcher entschieden zu seinen Gunsten bei
einer Entscheidung über die Wahl der einzelnen Teile
einer Kohlentransportanlage spricht, liegt in seiner
grofsen Aufnahmefahigkeit bei kleinstem Raumbedarf.
Kohlenbunker erhalten am besten eine Zementaus-
kleidung. Ein Stahlplattenbunker sollte derartig starke
Platten erhalten, dafs eine hohe Lebensdauer erreicht
wird und die Zersetzungserscheinungen, denen der
Stahl unterliegt, keinen ungünstigen Einflufs auf die
Betriebsfähigkeit ausüben können. Verschiedene Stahl-
-e ee ee ee ee Se ae ee ee E a a a
110 [No. 870]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. September 1913]
SS ee aR
bunker mit nicht genügend starken Platten zeigten nach
6 bis 8jahriger Verwendung starke Zersetzungser-
scheinungen, die eine weitere Verwendung ausschlossen.
Gute Ehrungen wurden mit Stahlbunkern, die mit
einer inneren Eisenauskleidung versehen waren, erzielt.
Derartige Bunker werden zwischen 2 Längsführungen
aufgehängt, so dafs sie eine parabolische Form erhalten.
Auf die Stahlblechwände wird dann im Innern die
Eisenauskleidung aufgebracht und die Aufsenseite dieser
Bleche erhält eine Schutzschicht aus Zementmörtel
von 25 bis 80 mm Stärke. Die Aufsenseite der Eisen-
auskleidung wird ebenfalls mit einer etwa 15 mm starken
Schutzschicht versehen. Ein solcher Bunker wird sehr
haltbar und äufserst gefällig im Aussehen. Die Schutz-
schichten können, falls erwünscht, auch wasserdicht
hergestellt werden.
Ein interessantes Beispiel für die Arbeitserspar-
nisse durch geeignete J ransportvorrichtungen la{st sich
aus nachstehenden Angaben entnehmen. In einer alten
Anlage, bei welcher die Kohlen dem Kesselhause durch
eine aufserhalb angeordnete Schmalspurbahn zugeführt
und aus den Wagen durch Schaufeln in die Feuerungen
eingeführt wurden, baute man eine moderne Transport-
anlage ein. Es wurden in dieser Anlage jährlich
50000 t Kohle verbraucht. Durch die neue Anlage,
welche aus automatischer Beladevorrichtung, Konveyor,
Aufspeicherungsbunker und automatischer Feuerungs-
vorrichtung besteht, liefs sich eine Ersparnis an Arbeits-
kosten von 4000 M pro Monat oder eine solche von
1M pro Tonne beförderter Kohle erzielen.
Sofern es die Lage der Kraftstation gestattet, sollte
ein solcher oberhalb gelagerter Aufspeicherungsbunker
durch eine aufserhalb des Kesselraumes gelegene
Kohlenreserve unterstützt werden. Ein Lokomotivkran
mit automatisch sich entleerenden Eimern ist wohl die
billigste Ausrüstungsart. Ein solcher Kran wird etwa
25000 M kosten. Hierzu kämen dann noch die für
den Kohlentransport benötigten Ausrüstungsteile, welche
den Preis um 2000—4000 M erhöhen könnten. Ist die
aufsenliegende Kohlenreserve sehr umfangreich, so
wäre der Kran noch mit einem Konveyorsystem zu
versehen, um völlig befriedigende Leistungen zu ergeben.
In Anlagen, in denen es sich um eine vereinigte
Beförderung von Kohlen und Asche handelt, dürfte
der Zapfeneimer-Konveyor entschieden vorzuziehen
sein. Asche läfst sich mit einem Konveyor gewöhn-
licher Bauart schwer befördern. Es mufs daher eine
Konstruktion Verwendung finden, welche eine Aus-
wechslung einzelner Teile entsprechend dem Vor-
schreiten der Zersetzung und Abnutzung mühelos ge-
stattet. Die Zapfeneimer-Konveyor sind zur Beförderung
von Kohlen und Asche in Kraftstationen zu grofser
Bedeutung gelangt. Ihre Hauptvorteile sind: Geringe
Geschwindigkeit, geräuschloses Arbeiten, leichter
Wechsel der Arbeitsrichtung, hoher Wirkungsgrad
und leichte Auswechslung schadhafter Teile. Als
Nachteile wären anzusehen: Die Gefahr des Um-
schlagens einzelner Eimer und die Schwierigkeit, ein
Stoppen an den Ladestellen und Umkehrpunkten zu
vermeiden. Die letztgenannte Schwierigkeit ist allen
verschiedenen Arten dieser Konveyor in gleichem
Mafse eigen. Doch sind die vielen Vorteile so erheb-
lich, dafs sie diesen einen Fehler vollkommen auszu-
gleichen vermögen.
Das Gegenstück des Zapfeneimer-Konveyors ist
der normale Elevator mit starren Stahleimern, die
ihren Inhalt in einen über die Bunker gehenden Flieh-
konveyor entladen. Diese Elevatoren besitzen in ge-
eigneten Abständen von einander Entleerungsöffnungen.
Diese als äufserst gut erprobte Konstruktion wird viel-
fach infolge ihrer geringen Anlagekosten und grofsen
Einfachheit der Bauart vorgezogen. Zur Beförderung
von Asche ist das Elevator-Konveyor-System jedoch
nicht verwendbar, so dafs, sofern es die Verhältnisse
nur irgend gestatten, eine besondere Transportvor-
richtung für diese Arbeit zu wählen wäre.
Schraubenkonveyor werden häufig in Anlagen, in
denen nicht zu grofse Mengen zu befördern sind,
verwendet. Als Vorzüge dieser Anlagen wären grofse
Dauerhaftigkeit und äufserst geringe Anlagekosten zu
nennen. Nachteilig sind der grofse Kraftbedarf, die
Unzulänglichkeit bei der Verwendung bitumenhaltiger
Kohlen und die hohen Unterhaltungskosten.
Wenn die Kohlen in Wagen angeliefert werden,
so ist eine Beförderung derselben durch Sprungaufzüge
empfehlenswert. Diese bestehen aus einem Fafs,
welches eine Wagenladung aufzunehmen vermag.
Dieses Fafs wird vertikal gedreht und kehrt nach
erfolgter Entleerung automatisch in seine Beladungs-
stellung zurück. Bei kleinen Belastungen ist der
Betrieb ausreichend. Der automatische Betrieb neigt
zu Störungen, wenn die Steuerung elektrisch oder
magnetisch erfolgt, so dafs erhöhte Sorgfalt und
Wartung erforderlich wird.
Von diesen Aufzügen befinden sich mehrere Kon.
struktionen auf dem Handelsmarkt. Verschiedene der-
selben besitzen nur rein mechanische Steuerungen.
Diese Aufzüge bieten für die Kohlenbeförderung in
Kraftstationen keinerlei Vorzüge im Vergleich mit den
einfachen Eimerelevatoren, auch sind sie im Betriebe
weniger vorteilhaft als die letzteren.
Die häufig zur Kohlenförderung verwendeten Draht-
seilbahnen fallen nicht in den Rahmen dieser Abhandlung.
Im praktischen Betriebe gibt es eine grofse Anzahl
von Variationen der gewöhnlichen Kohlen- und
Asche-Transportanlagen für Kraftstationen. Ein sehr
interessantes Beispiel liefert die Ausrüstung der
X. Jeffrey Manufacturing Co. in den Anlagen der
Preoria Gas and Electric Co. Die Kohlen werden aus
den Wagen in einen Turm und von hier in einen
Blechkonveyor geleitet. Der letztere entleert in einen
Brecher, von welchem aus ein Riemenkonveyor nach
den Bunkern führt. Die Asche geht in ein Sammel-
becken und wird von hier aus durch denselben Blech-
konveyor, welcher die Kohlen aus dem Turm aufnimmt,
in den Zeiten, zu denen keine Kohlenförderung statt-
findet, aufgenommen. Eine Belastungsprobe lieferte
bei einem 30 t-Wagen 25 volle Beladungsgänge, welche
einen Zeitaufwand von 25 Minuten erforderten. Der
Kraftbedarf, in dem Turm abgelesen, war: Für die
Beschickung des Blechkonveyors 44—28 KW; für
Aufzugsarbeit 72—50 KW; die vorübergehende Ueber-
lastung des Motors betrug 50 pCt. Einen guten Ver-
gleich lieferten die Ausgaben für eine 3 monatliche
Arbeitsperiode mit Handbetrieb im Jahre 1907 mit den
Ausgaben für den gleichen Zeitraum bei mechanischem
Antrieb im Jahre 1908. Im ersteren Falle kamen
1,30 M pro Tonne und insgesamt 3984 t monatlich in
Frage, während im letzteren Falle monatlich 4428 t
bei 0,60 M pro Tonne (Kraft + Arbeit + elektrische
Energie zu 5 Pfg. pro KW + Unterhaltung zu 5 Pig.
pro beförderte Tonne) zu rechnen waren. Die Differenz
zu Gunsten des ‚mechanischen Antriebes betrug also
0,70 M pro Tonne.
Eine weitere wichtige Neuerung in der Ausrüstung
von Transportanlagen ist eine Kohlenwiegevorrichtung
in Verbindung mit einem Konveyor. Wenn die Kohle
in die Transportvorrichtung gelangt, so kann sie mit
einer derartigen Anlage gleich gewogen werden. Ist
eine solche Anordnung nicht ratsam, etwa wenn die
Kohle mit Booten herangeschafft wird, so kommen für
eine einfache Vornahme der Wiegearbeit einige ständig
verwendungsfähige Wiegeeinrichtungen in Frage, von
denen hier 2 als die wichtigsten beschrieben werden
sollen.
Die Avery-Wiegeeinrichtung für ständigen Betrieb
ist eine englische Erfindung und eignet sich zum Ein-
bau an Stellen, an denen eine Kohlenlieferung mit
annehmbarer Regelmäfsigkeit des Nachschubes erfolgt.
Eine im Boden durch eine Klappe verschlossene Wiege-
kammer ist an einem Ende eines Hebelarmes, der am
anderen Ende durch ein Gegenwicht ausgeglichen wird,
befestigt. Eine Kohlenbelastung wird von oben in die
Wiegekammer geschüttet, deren Menge durch einen
Abschlufsschieber an dem vorerwähnten Hebelarm
geregelt wird, sodafs nach Füllung der Wiegekammer
der Kohlennachschub stufenweise verringert ‚und
schliefslich gestoppt wird. Die Klappe der Wiege-
kammer öffnet sich dann automatisch zur Entleerung,
worauf ihr Schliefsen ebenfalls automatisch erfolgt.
[15. September 1913]
Die Folge dieser Arbeitsvorgänge wird automatisch so
lange fortgesetzt, wie Kohle in dem oberhalb gelagerten
Aufspeicherungsbehälter vorhanden ist. Die Anzahl
der Wiegegänge und aus diesen das Gesamtgewicht
werden durch eine zweckentsprechende Registriervor-
richtung aufgezeichnet.
Die Blake-Denison-Wiegeeinrichtung für ständigen
Betrieb soll der Feststellung des Gewichtes dienen,
während sich die Beschickung bereits auf dem Riemen-
konveyor oder in den Eimern des Zapfeneimer-Kon-
veyors befindet. Ein bestimmter Längenabschnitt des
Konveyors, etwa 7 m, befindet sich über den Hebeln
der Wiegeeinrichtung, so dals eine Registriervorrichtung
das auf diesem Abschnitt lagernde Kohlengewicht auf-
zeichnen kann. Der Riemen läuft dann immer in gleich-
mäfsigen Abschnitten von je 7 m weiter. Für diese
Wiegeeinrichtung wird eine Genauigkeit von '/,—1 pCt.
garantiert.
Wesentlich schwieriger wie die Kohlenförderung
gestaltet sich der Transport der Asche in Kraftstationen.
Die Beschaffenheit und die zersetzenden Einflüsse der
Asche sind äufserst lästige Erscheinungen. Das feste
Anhaften der Asche auf allen Teilen des Mechanismus
einer solchen Transportvorrichtung erschwert die
Wartung und Erhaltung in betriebsfähigem Zustande
ungemein. Gelangt zur Entfernung der Asche ein
Schraubenkoveyor zur Verwendung, so wird die normale
Stahlbauart vollkommen unbrauchbar sein. Besondere
Bauarten mit schweren gufseisernen Schaufeln und gufs-
eisernen Trögen reichen in der Regel nur für einen
einjährigen Betrieb aus. Den gröfsten Zerstörungen
sind die Schaufeln ausgesetzt, welche an den Kanten
so dünn werden, dafs sie schliefslich aufbrechen. Mit-
unter sind die Tröge aus Zement hergestellt worden.
Doch auch diese Ausführungsarten konnten nur 1 Jahr
lang im Betrieb verbleiben. Der einzige Vorteil
gegenüber der erstgenannten Ausführung besteht in
den geringeren Reparaturkosten. Die Asche mufs in
der Regel im Zustande der Rotglut entfernt werden,
so dafs der Riemenkonveyor ohne weiteres aus der
Betrachtung ausscheidet. Ein oder mehrere Aschenbe-
hälter lassen sich in einem unter den Kesseln vorge-
sehenen Tunnel aufstellen. Von hier aus müfste dann
eine Weiterverteilung auf einen Elevator zur Beför-
derung der Asche in die zu ebener Erde befindlichen
Ablagerungsstellen erfolgen. Die Behälter, welche in
dem Tunnel aufgestellt werden, sind schneller Zer-
setzung unterworfen; ihr Ersatz erfordert aber keine
grofsen Unkosten. Ein solches System macht aber in
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 870] 111
der Regel grofse Ausschachtungs- und Zementierungs-
arbeiten unerläfslich, so dafs die Anlagekosten recht
bedeutend werden.
Ein automatischer Sprungaufzug ist zur Aschen-
beförderung sehr geeignet. Derselbe müfste, in ein
staubdichtes Gehäuse eingeschlossen und nach Möglich-
keit mit Asbest- und Zement-Schutzhüllen umkleidet
werden, da diese Schutzhillen der Zersetzung nicht
anheimfallen würden.
Eine der neuesten und gleichzeitig geeignetsten
Vorrichtungen zur wirtschaftlichen Beseitigung von
Asche in Kraftstationen ist ein Saugsystem, welches
unlängst von der Darley Engineering Co. erprobt und
jetzt bereits in verschiedenen Anlagen in durchaus zu-
friedenstellendem Betriebe ist. Eine gufseiserne Rohr-
leitung mit 200—250 mm lichter Weite erstreckt sich
in die Aschenkammern der Kessel und besitzt an den
Enden Saugklappen. Das andere Ende der Rohrleitung
führt direkt in einen Juftdichten Behälter aus Zement
oder Stahl mit Zementmörtel-Auskleidung. Kurz vor
dem Eintritt der Rohrleitung in den Behälter findet
sich in diesem ein Einlafs für einen Wasserstrahl.
Zugluft wird durch einen Exhaustor, der elektro-
motorisch oder durch eine Dampfturbine angetrieben
werden kann, geliefert, so dafs in dem Behälter stets
ein partielles Vakuum vorhanden ist. Die in der Rohr-
leitung angesaugten Staub-, Aschen- und Schlackenteile
werden in den Behälter abgeführt, die Asche wird hier
durch den Wasserstrahl gekühlt und eine Vermengung
des Staubes mit der durch den Exhaustor abziehenden
Luft vermieden. Ist der Behälter voll, so wird er ent-
leert, wozu eine Vereinigung zwischen dem Behälter
und der Aschenablagerung erfolgen kann. Ein Ab-
fressen von Material erfolgt an den Stofsstellen der
Rohrleitung. Diese Einflüsse werden verhindert durch
Anbringen von Versteifungen aus Gufseisen oder Mangan-
stahl, deren Erneuerung nur nach 18 monatlicher Be-
triebsdauer erforderlich wird.
Die Arbeitsweise dieses Systems ist sehr zuver-
lässig; besonders günstig sind die einfache Handhabung
und das völlige Fehlen von Staubansammlungen im
Kesselhaus. Die Saugleistung ist sehr wirksam; Schlacke
läfst sich leicht entfernen, da auch die gröfsten Stücke
mit Hilfe des starken Zuges in den Behälter abgeführt
werden. Derartige Anlagen leisten im Durchschnitt
16—18 Tonnen stündlich. Zuweilen wird das Ent-
leerungsrohr des Exhaustors in den Kamin abgeführt,
eine Mafsnahme, deren Zweckmäfsigkeit bislang noch
nicht endgiltig entschieden werden kann.
Vorschriften zum Schutz der Gas- und Wasserröhren gegen
schädliche Einwirkungen der Ströme elektrischer Gleichstrombahnen,
die die Schienen als Leiter benutzen*)
Vorbemerkung.
Diese Vorschriften gelten für neue Bahnanlagen
und für solche Erweiterungen und umfangreiche Um-
bauten bestehender Bahnanlagen, die nach dem 1. Juli
1910 geplant worden sind.
Die Vorschriften beziehen sich zum überwiegenden
Teil auf Mafsnahmen an den Einrichtungen der Bahnen,
weil die Ursachen der schädigenden Einwirkung in der
Bahnanlage zu suchen sind und es bei den Vorschriften
darauf ankam, diese Ursachen möglichst zu beseitigen.
Mafsnahmen an den Rohren würden wegen deren
schwieriger Zugänglichkeit auch unverhältnismäfsig hohe
Kosten verursachen und dabei kaum die erforderliche
Gewähr für dauernde Sicherheit bieten.
*) Auf.estellt von dem Arbeitsausschusse der Vereinigten Erd-
stromkommission des Deutschen Vereins von Gas- und Wasser-
fachmännern, des Verbandes Deutscher Elektrotechniker und des
Vereins Deutscher Strafsenbahn- und Kleinbahn-Verwaltungen be-
stehend aus den Herren: Dipl.. Jna. Besig, Reg.-Baumeister a. D.
Buschbaum, Baurat W.H.Lindley, Ober-IngenieurDr. Michalke,
Direktor Otto.
j
t
§ 1. — Geltungsbereich.
Die nachfolgenden Vorschriften regeln die Anlage
von Gleichstrombahnen oder Gleichstrombahnstrecken,
die die Schienen als Leiter benutzen. Die vorgeschrie-
benen oberen Grenzwerte für zulässige Spannungen
gelten, soweit nicht anderes ausdrücklich gesagt ist, für
die Projektierung der Anlage, wobei bezüglich des
Widerstandes und der Stromleitung nur die Schienen
und zugehörigen Ueberbrückungsleitungen in die Rech-
nung einzusetzen und der angenommene Widerstand
der Schienen, sowie der für seine Vermehrung durch
die Stofsverbindungen angesetzte prozentuale Zuschlag
anzugeben sind. Indessen dürfen sich diese Grenzwerte
bei der rechnerischen sowohl wie bei der praktischen
Nachprüfung an den in Betrieb stehenden Anlagen
nicht als überschritten erweisen.
Von diesen Vorschriften bleiben Bahnen befreit,
deren Gleise auf besonderem Bahnkörper isoliert!verlegt
sind. Als Beispiel wird die Verlegung auf Holzschwellen
genannt, bei welcher im allgemeinen ein Luftzwischen-
raum zwischen den Gleisen und der eigentlichen Bettung
112 [No. 870]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. September 1913)
nn nm
gewährleistet ist. Erfüllt eine solche Bahn diese Be-
dingungen an einzelnen Stellen, z. B. Niveaukreuzungen,
nicht, so finden die Vorschriften sinngemäfse Anwendung,
falls nicht durch örtliche Mafsnahmen eine gleichwertige
Isolation dieser Stellen erreicht ist.
Ferner finden diese Vorschriften keine Anwendung
auf Schienenstränge, die an jedem Punkte wenigstens
200 m von dem nächstgelegenen Punkte eines Rohr-
netzes entfernt sind.
§ 2. — Schienenleitung.
Alle zur Stromleitung benutzten Schienen sind als
möglichst vollkommene und zuverlässige Leiter auszu-
bilden und dauernd zu erhalten.
Der Widerstand einer Gleisstrecke darf durch die
Stofsverbindungen höchstens um den der Projektierung
zu Grunde gelegten Zuschlag (vergl. & 1, Abs. 1), der
jedoch nicht mehr als 20 v. H. betragen darf, gröfser
sein als der Widerstand eines ununterbrochenen Gleises
von gleichem Querschnitt und gleicher spezifischer
Leitfähigkeit. Die spezifische Leitfähigkeit der zur Ver-
wendung gelangenden Schienen (vergl. § 1, Abs. 1)
ist vor der Verlegung festzustellen.
Beim Entwurf der Stromleitungsanlage des Gleis-
netzes darf bei der Verwendung von Schienen, die aus
Haupt- und Nebenschienen zusammengesetzt sind, der
volle Querschnitt beider Schienen nur dann in Rechnung
gesetzt werden, wenn nicht nur die Stöfse der Haupt-
schienen, sondern auch die Stölse der Nebenschienen
und beide Schienen untereinander dauernd gut leitend
verbunden bleiben.
Die Schienen zu beiden Seiten von Kreuzungs-
und Weichenstücken müssen durch besondere Ueber-
brückungen in gut leitendem Zusammenhang stehen.
Die Schienen eines Gleises sowie die mehrerer neben-
einander liegender Gleise müssen mindestens an jedem
zehnten Stofse gut leitend verbunden sein. Diese Ueber-
brückungs- und Querverbindungsleitungen müssen
wenigstens die Leitfähigkeit einer Kupferverbindung
von 80 qmm Querschnitt haben.
An beweglichen Brücken oder Anlagen ähnlicher
Art, die eine Unterbrechung der Gleise zur Folge
haben, ist durch besondere isolierte Leitungen der gut
leitende Zusammenhang der Gleisanlage zu sichern.
Hierbei darf der Spannungsabfall bei mittlerer Belastung
(vergl. § 3, Abs. 2) 5 Millivolt für 1 m Entfernung
zwischen den Unterbrechungsstellen nicht überschreiten.
Alle zur Stromführung dienenden mit den Schienen
verbundenen Leitungen sind gegen Erde zu isolieren.
Ausgenommen hiervon sind kurze Verbindungsleitungen
wie Stofs- und Querverbindungen, Ueberbrückungen an
Weichen, Schiebebühnen usw., die, falls sie nicht tiefer
als 25 cm in dem Boden verlegt werden, blank aus-
geführt werden dürfen.
§ 3. — Schienenspannung.
Hinsichtlich der Spannungsverhältnisse im Schienen-
gebiet ist zwischen dem „inneren verzweigten Schienen-
netz“ und den „auslaufenden Strecken“ zu unterscheiden.
Bei Ueberlandzentralen werden die Verbindungsstrecken
der Ortschaften als „auslaufende Strecken“ behandelt.
Im „inneren verzweigten Schienennetz“ und inner-
halb eines anschliefsenden Gürtels von 2 km Breite soll
bei mittlerem fahrplanmäfsigen Betrieb der Anlage die
sich rechnerisch ergebende Spannung zwischen zwei
beliebigen Schienenpunkten 2,5 V nicht überschreiten.
Unter den gleichen Bedingungen soll jenseits des Gürtels
auf den „auslaufenden Strecken“ das gröfste Spannungs-
gefälle nicht mehr als I V für I km betragen. Der
Verkehr vereinzelter Nachtwagen scheidet bei der Fest-
stellung des mittleren fahrplanmäfsigen Betriebes aus.
Ist in einer Ortschaft das Schienennetz unverzweigt,
so soll die Spannung innerhalb des verzweigten Rohr-
netzes 2,5 V nicht überschreiten.
Der Anschluts anderweitiger stromverbrauchender
Anlagen an das Bahnnetz darf die Spannungen im
Schienennetz nicht über die vorgeschriebenen Grenzen
steigern.
Stehen verschiedene Bahnen miteinander in Ver-
bindung — sei es durch das Schienennetz oder durch
die Kraftquelle — so sind sie so anzulegen, dafs sie
zusammen diese Bedingungen erfüllen.
Gleisanlagen in Ortschaften mit selbständigen
Röhrennetzen sollen für sich den vorstehenden Be.
stimmungen dieses Paragraphen genügen.
Abweichungen von diesen Vorschriften — und
zwar nach beiden Richtungen — in bezug auf Spannungs-
verhältnisse im Schienennetz können durch besondere
örtliche Verhältnisse oder durch erheblich abweichende
Betriebsweise begründet sein. So z. B. kann, wenn die
Betriebsdauer — wie dies bei Güterbahnen oft der Fall
ist — nur einen kleinen Bruchteil des Tages ausmacht,
eine Ueberschreitung der angegebenen Spannungs-
grenzen zugelassen werden; bei Bahnen bis zu 3 Std.
Betriebsdauer bis auf das Zweifache und bei Bahnen
bis zu einer Stunde Betriebsdauer bis auf das Vierfache.
Empfohlen wird:
Wo das Schienennetz allein nicht genügt, die Rück-
leitung ohne Ueberschreitung der zulässigen Spannung
im Netz zu bewirken, sind besondere Rückleitungen
herzustellen. Bei der Wahl der Rückleitungspunkte sind
solche Stellen auszusuchen, die möglichst günstig, das
heifst, entfernt von den Röhren und möglichst in Ge-
bieten mit trockenem, schlecht leitendem Boden liegen.
Zweckmäfsig wird man bei Zweileiterbahnen ab-
stufbare Widerstände in die Rückleitungen einbauen,
durch die das Potential an allen Rückleitungspunkten
auch unter veränderten Betriebsverhältnissen nach
Möglichkeit gleichgehalten werden kann. Bei Drei-
leiterbahnen empfiehlt sich, zum gleichen Zweck die
Speisebezirke der beiden Dreileiterseiten umschaltbar
einzurichten.
§ 4. — Uebergangswiderstand.
Der Widerstand zwischen dem zur Stromleitung
benutzten Schienennetz und Erde mufs möglichst hoch
gehalten werden. Wo dies durch die Bodenverhältnisse
oder durch die Anlage in der Fahrbahnfläche an und
für sich nicht genügend gewährleistet wird, ist eine
Erhöhung des Widerstandes durch möglichst wirksame
Isolation anzustreben.
Die Gleise und die mit ihnen metallisch verbundenen
Stromleitungen dürfen weder mit den Röhren noch mit
sonstigen Metallmassen in der Erde metallisch ver-
bunden sein.
Aufserdem ist darauf zu achten, dafs der Abstand
zwischen der nächstgelegenen Schiene und solchen
Rohrnetzteilen (Wassertopf-Saugröhren, Hülsenröhren,
Deckkasten, Spindelstangen, Hydranten oder dergl.),
die in die Oberfläche eingebaut sind oder nahe an sie
herantreten und mit den Röhrenleitungen in metallischer
Verbindung stehen, so grofs wie möglich gehalten wird,
wenn irgend möglich wenigstens | m.
Feststehende Motoren oder Licht- oder andere An-
lagen, die aus einer Bahnleitung gespeist werden, die
die Schienen als Stromleitung benutzt, sind mit dem
Schienennetz oder dessen Stromleitungen durch isolierte
Leitungen zu verbinden. Ausgenommen hiervon sind
kurze Anschlufsleitungen bis zu 16 qmm Querschnitt,
die weniger als 25 cm tief in der Erde und mindestens
l m von der nächsten Röhrenleitung entfernt liegen;
diese dürfen blank hergestellt werden.
Empfohlen wird:
Behufs Erhöhung des Widerstandes zwischen
Schiene und Erde wird empfohlen, die Schiene auf
möglichst schlecht leitender und gut entwässerter Unter-
bettung zu verlegen und diese gegen die Oberfläche
der Fahrbahn in genügender Breite möglichst wasser-
dicht abzuschliefsen.
Die Verwendung von Salz zur Beseitigung von
Schnee und Eis sollte auf die unumgänglich notwendigen
Fälle beschränkt bleiben.
Wo sich durch die Schienenprüfung ein genügender
Abstand zwischen den Schienen und den in die Ober-
fläche eingebauten Rohrnetzteilen nicht schaffen läfst,
empfiehlt es sich, die Rohrnetzteile umzulegen, oder
durch geeignete Isolierschichten (Hülsenrohre aus Stein-
zeug, Schächte aus Mauerwerk und dergleichen) den
Stromübergang zu hemmen.
[15. September 1913]
—
§ 5. — Stromdichte.
Die vorstehenden Vorschriften sollen das Auftreten
von Rohrzerstörungen nach Möglichkeit verhindern.
Mafsgebend für die elektrolytische Rohrzerstörung ist
die Dichte des Stromes, der aus den Röhren austritt.
Wo diese durch Bahnströme hervorgerufene Strom-
dichte den Mittelwert (vgl. $ 3) von 0,75 Milliampere
pro Quadratdezimeter erreicht, ist die Röhrenleitung
unbedingt als durch die Bahn gefährdet zu bezeichnen,
und es sind weitere Schutzmafsnahmen zu treffen.
Für Güterbahnen mit aufsergewöhnlich kurzer
Betriebszeit sind hier, wie in § 3, Ausnahmen zulässig.
Bei Richtungswechsel der aus den Röhren aus-
tretenden und in sie eintretenden Ströme sind, bis
weitere Erfahrungen vorliegen, die letzteren bei der
Bildung des Stromdichtemittels für die Betriebszeit
gleich null zu setzen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 870] 113
§ 6. — Ueberwachung.
Um die Potentiale an den Schienenanschlufspunkten
prüfen zu können, sind für jedes Stromabgabegebiet
von diesen Punkten Prüfdrähte zu je einer Sammel-
stelle zu führen.
Bei jeder gröfseren dauernden Betriebsverstärkung
soll die Spannungsverteilung im Schienennetz nach-
geprüft werden.
Die Schienenstofsverbindungen sind alljährlich ein-
mal mittels eines geeigneten Schienenstofsprüfers nach-
zuprüfen und derart instand zu setzen, dafs sie die Vor-
schriften der §§ 1 und 2 erfüllen. Insbesondere sollen
Stofsverbindungen, deren Widerstand bei der Prüfung
sich gröfser als der einer 10 m langen ununter-
brochenen Schiene erweist, alsbald vorschriftsmäfsig in-
stand gesetzt werden.
(Nach „Deutsche Strafsen- und Kleinbahn-Zeitung‘“).
Markierung von Eisenbahn-Uebergangen auf Landstralsen
(Mit 3 Abbildungen)
Durch die Einführung des Automobils trat auf den
Landstrafsen eine grofse Verkehrssteigerung, sowie eine
erhebliche Vergröfserung der Fahrgeschwindigkeiten ein.
Bei Gleisüberführungen an Eisenbahnen wird es daher
immer nötiger, besonders zur Nachtzeit oder bei nebligem
Wetter, optische Signalvorrichtungen anzubringen, die
es dem Wagenführer ermöglichen, Bahnübergänge recht-
zeitig zuerkennen. Diesem Zwecke dienen Signallampen
Abb. 1.
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Wegeschranke fiir Bahngleis Uebergänge.
Abb. 2.
Acetylen-Dissous-Flasche mit Blinklicht-Apparat
zur Wegeschranke.
mit auf einer Mattscheibe schwarz erscheinenden Wege-
kreuzungszeichen. Die Verkehrssicherheit hangt von
der Zuverlassigkeit solcher Signalvorrichtungen sowie
von ihrer Intensität und Verschiedenheit gegenüber
anderen Lichtquellen ab. Auch die Wirtschaftlichkeit
spielt hierbei eine wichtige Rolle.
Diesen Verhältnissen trägt eine von der Firma
Julius Pintsch A.-G. in Berlin auf den Markt ge-
brachte optische Wegemarkierungsvorrichtung in durch-
aus zweckentsprechender Weise Rechnung.
Die Vorrichtung besteht aus einer mit gelöstem
Acetylen gefüllten Stahlflasche, einer Druckregulierungs-
Abb. 3.
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BU venani amanati.
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Blinklicht-Signalvorrichtung fiir gefahrliche Stellen
auf AutomobilstraBen.
vorrichtung, einer ähnlich den Treppenbeleuchtungs-
Apparaten konstruierten automatischen Zeit-Ein- und Aus-
schaltung, der Rohrleitung zu dem Brenner, der Signal-
lampe mit einem eingebauten Blinklichtapparat und einer
Laterne mitWegekreuzungszeichen auf einer Mattscheibe.
114 (No. 870]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. September 1913]
Zur Markierung von Eisenbalinibergangen dient die
in Abb. I in allgemeiner Ansicht dargestellte Schranken-
beleuchtung. Abb. 2 zeigt die Details der auf dem
Balanzierungsarme der Wegeschranke aufmontierten
Apparate bei aufgeklapptem Deckel. In das Gaszuleitungs-
rohr zu der Lampe ist im Drehpunkte des Schranken-
hebels ein Ventil eingebaut, welches bei Niederlassung
der Schranke den Durchgang zur Hauptflamme des Be-
leuchtungs-Apparates ein- und bei llochstellung der
Schranke wieder ausschaltet, während einem Hilfsbrenner
des Blinklichtapparates beständig das nötige Brenngas
zugeführt wird. |
Die Blinkvorrichtung des Apparates kann für ver-
schiedene Licht- und Dunkelperioden eingestellt werden.
Die übliche Einstellung ist ein Lichtblitz von 0,3 Sek.,
gefolgt von einer Dunkelperiode von 0,7 Sek.; solche
Lichtblitze werden als Kennung des Lichtes- be-
zeichnet.
Eine ähnliche Signalvorrichtung zur Kennzeichnung
scharfer Kurven oder gefährlicher Stellen auf Automobil-
strafsen ist in der Abbildung 3 gezeigt.
Da durch die periodischen Lichtunterbrechungen
erhebliche Erparnisse an Brenngas erzielt werden, ist
die Bedienung und der Betrieb der Apparate verhältnis-
mäfsig sehr billig und es ist die Auswechslung der
Acetylen-Dissousflaschen nur nach längerer Betriebs-
dauer (etwa 30 Tage) erforderlich.
Wenn bei einer Bahnübergangsstelle damit gerechnet
wird, dafs die Schranke während jeder Nacht Insgesamt
durch eine Stunde geschlossen ist, so ermitteln sich die
Kosten der Beleuchtung bei einem Preise für Acetylen-
Dissous in Eigentumsflaschen von 2M pro cbm wie folgt:
Kosten der Flaschenfüllung:
650 (1) X 2 (M)
1000 7
Taglicher Gasverbrauch:
| 14 (Stundenverbr. d. Brenners) x 0,25
= 1,30 M pro Flaschenfüllung.
5 -+ 0,4 x 24
= 16,6 Liter.
Gesamtbrenndauer:
650 (Gasinhalt d. Flasche) 240, 1 Tage:
16,6 (Tagesverbrauch)
Tagliche Kosten:
1,30 M
39,1
Bei dem verhältnismäfsig geringen Preise dieser
Signalapparate, der sich bei der Wegemarkierung (Abb. 3)
auf 100 M pro Lampe stellt, kann erwartet werden, dafs
solche Einrichtungen sich allgemein einführen.
= 3/7 Pfennig.
Verschiedenes
Das Schoop’sche Metalispritzverfahren. Ueber einen
in der Zürcher Naturforschenden Gesellschaft gehaltenen
Vortrag berichtet Herr Prof. Dr. G. Lunge in der „Neuen
Zürcher Zeitung“ wie folgt: Herr M. U. Schoop aus Zürich
beschrieb und demonstrierte sein (unter Assistenz von Ing.
Herkenraz ausgearbeitetes) in allen Industrieländern paten-
tiertes Verfahren, Metalle in staubfeiner Zerteilung auf be-
liebige Flächen aufzuspritzen, wobei die Zerstäubung des
Metalles durch gespannte Gase oder Dämpfe oder auch durch
mechanische Hilfsmittel, wie Zentrifugalapparate, Schleuder-
düsen u. dergl. bewirkt wird. Die durch dieses Verfahren
erzielten Resultate sind so mannigfaltig und wichtig und
eröffnen so weite Aussichten für dessen Verwendung in
industrieller, häuslicher und kunstgewerblicher Richtung,
dafs ich es nicht unterlassen möchte, durch nachfolgenden
kurzen Bericht das Schoopsche Verfahren auch weiteren
Kreisen von Interessenten bekannt zu geben, nachdem ich
dasselbe auch in der Fabrik des Erfinders näher beobachten
konnte.
Man hat schon seit längerer Zeit Farbanstriche, Bronze-
lacke u. dergl. durch Verspritzen aufgetragen; aber die An:
wendung eines Spritzverfahrens auf flüssige Metalle ist
durchaus das geistige Eigentum von Herrn Schoop, der von
seiner Beobachtung ausging, dafs beim Aufschiefsen von
Bleikugeln oder Schrot auf Metalle eine zusammenhängende
Metallschicht entsteht, indem die zum Fliefsen gekommenen
Kügelchen beim Auftreffen auf die Unterlage Plättchen bilden
und dabei zusammenschweifsen. Er stellte auch Versuche
an, wie man flüssige Metalle oder auch Metallpulver durch
Erteilung von grofser Bewegungsenergie in den für Bildung
eines zusammenhängenden Ueberzuges passendsten Zustand
bringen könne. Zuerst schmolz er das Metall in Tiegeln
und zerstäubte es mittelst hochgespannter Gase oder über-
hitzten Wasserdampfes, wodurch eine Art von Nebel von
aufserordentlich grofser Bewegungsgeschwindigkeit der
Teilchen entsteht, die beim Auftreffen auf die zu überziehende
Fläche in Wärme umgewandelt wird, so dafs die vorher
erstarrten Teilchen des Metallnebels für einen Augenblick
plastisch werden und sofort zu einer schönen, glatten Schicht
zusammenschweifsen, deren Stärke je nach der Bestrahlungs-
dauer von einem Tausendstelmillimeter bis zu 6 Millimeter
und darüber veränderlich ist. Das beim Schmelzen auf viele
Hundert Grade erhitzte Metall wird durch die plötzliche
|
Entspannung der den Nebel hervorbringenden Gase oder
Dämpfe bis auf 70 Grad und darunter abgekühlt, so dafs
man es auch auf leicht brennbare Stoffe, wie Holz, Papier,
Zelluloid, sogar Dynamit auftragen, oder Eier, Früchte u.
dgl. dadurch metallisieren und konservieren kann. Das
Metallspritzverfahren wirkt dabei ganz und gar verschieden
von den eingangs erwähnten Farb- oder Lackspritzverfahren;
bei dem ersteren werden die zuerst auffliegenden Teilchen
durch die nachfolgenden bombardiert und mit Wucht ge-
hämmert, so dafs ein zusammenhängender Metallüberzug
von amorphem Kleingefüge entsteht. Man könnte meinen,
dafs leicht oxydierbare Metalle bei der Zerstäubung durch
sauerstoffhaltige Gase, wie atmosphärische Luft, in Oxyde
übergehen würden, aber dies tritt in Wirklichkeit nicht ein,
denn die Berührung zwischen dem Metallstaub und dem
Gase dauert nur Tausendstel einer Sekunde, und man kann
ja auch reduzierende oder indifferente Gase anwenden.
Das Schmelzen der Metalle in Tiegeln für den vorliegen-
den Zweck hat verschiedene Uebelstände, deren Vermeidung
dem Erfinder nach vielen Versuchen durch Einführung eines
ganz originellen Verfahrens gelungen ist, das hier im Prinzip
nur in seiner neuesten Gestalt geschildert werden soll, soweit
dies ohne die Hilfe von Abbildungen überhaupt möglich ist.
In einer „Metallspritzpistole“ wird ein Metallstengel oder
Draht gleichmäfsig vorgeschoben, und an seinem unteren
Ende werden von einer Flamme fortwährend Tröpfchen
abgeschmolzen, die durch Gebläsewind zerteilt und mit
grofser Wucht auf die zu überziehende Fläche aufgeschleudert
werden. Das Brenngas und der Transportwind können kon-
zentrisch zugeführt, und das Ganze kann zu einer leicht
transportierbaren Vorrichtung kombiniert werden. Selbst-
verständlich mufs der Apparat der Natur des vorliegenden
Metalles angepafst sein; man vermag auch schwer schmelz-
bare Metalle, wie Messing, Kupfer, Nickel, Stahl, Platin zu
zerstäuben und auf ganz beliebige Oberflächen, sogar auf
Zündhölzer, Spitzen u. dgl. als schönen, oxydfreien Ueber-
zug aufzutragen.
Das neue Verfahren besitzt einen aufserordentlich weiten
Kreis von Anwendungen, und zwar in zwei verschiedenen
Hauptrichtungen, nämlich erstens zur Herstellung von fest
anhaftenden, dichten Metallüberzügen auf beliebigen Unter-
lagen, und zweitens in der von ablösbaren, die Form der
Unterlage genau wiedergebenden Schichten. Die Vielseitig-
[15. September 1913]
keit dieser Anwendungen sei durch folgende Beispiele nach-
gewiesen.
Mit in erster Linie steht die Verbleiung, Verzinkung,
oder, kurz gesagt, Metallisierung des Innern von Gefafsen
fir die chemische Industrie, Bergwerke, Brauereien und
viele andere Betriebe. Schwer zugängliche Apparate, die
sonst unendliche Arbeit verursachen, wie zum Beispiel die
homogene Verbleiung der für den Transport von Schwefel-
säure dienenden Kesselwagen, können auf diesem Wege
leicht mit einem Schutzüberzuge ausgekleidet werden, wobei
sich die Dichte des Ueberzuges nach Belieben variieren läfst;
ebenso leicht lassen sich Akkumulatorenplatten mit möglichst
porösen Ueberzügen, wie anderseits dichte Ueberzüge von
elektrischen Koch- und Heizapparaten herstellen. Ferner
verkupferte Kohlen- und Elektrodenenden und bisher durch
Löten, Schweifsen oder Klemmschrauben usw. hergestellte
gut leitende Kontakte, wie überhaupt die innige Vereinigung
zweier aneinanderstofsender oder durch Bersten von ein-
ander getrennter Flächen. Von besonderer Wichtigkeit ist
die Verzinnung und Verzinkung zum Zwecke des Rostschutzes
im Falle von winkligen, unregelmäfsigen Körpern oder bei
Gegenständen von grofsen Abmessungen, während die Ver-
zinnung oder Verzinkung grofser ebener Flächen, wie die
Herstellung von Weifsblech oder „galvanisiertem“ Eisenblech
immer noch vorteilhafter durch das altbekannte Verfahren
des Eintauchens der Bleche in geschmolzenes Metall aus-
geführt wird. Das Spritzverfahren kommt also hauptsächlich
in Betracht für Herstellung von rostschützenden Ueberzügen
auf unebenen Flächen, insbesondere fertig montierten Kon-
struktionsteilen, zum Beispiel für eiserne Brücken, deren An-
strich mit Lacken usw. bisher kolossale Summen für dauernde
Erneuerung verschlingt; für Bahnhofhallen, deren Eisen-
gerippe so stark durch die Rauchgase leidet, für fertig
gebaute Eisenschiffe usw.
. Ueberaus wichtig ist das Spritzverfahren als Ersatz der
Galvanoplastik, welches Verfahren trotz aller Bemühungen
nur die Erzeugung von äufserst dünnen Ueberzügen gestattet
oder, wenn man solche genügend dicht herstellen will, dafür
lange Zeit erfordert, während man durch das Spritzverfahren
das Metall auch in die kleinsten Vertiefungen der Unterlage
hineinbringt. Eine der schönsten Leistungen des Spritzver-
fahrens ist die von der Galvanoplastik vergeblich angestrebte
Ueberkleidung von Gegenständen aller Art mit Aluminium.
Die so hergestellten Aluminiumüberzüge auf Eisen vertragen
jede beliebige Nacharbeitung durch Hämmern, Stanzen,
Polieren und dergleichen.
Auf ganz anderem, aber sehr vielversprechendem Gebiete
liegt die Anwendung des Spritzverfahrens zur Konservierung
von Nahrungsmitteln, wie zum Beispiel das Verzinnen von
Eiern, die dadurch hermetisch abgeschlossen und derartig
mechanisch verstärkt werden, dafs sie zum Versand in die
tropischen Länder geeignet werden; man kann sie am Ver-
brauchsorte in ihrer Metallschale kochen und das Metall
nachher aus den Schalen wiedergewinnen.
Wieder ein anderes Gebiet für die Metallspritzung ist
das kunstgewerbliche: die ganze oder teilweise Metallisierung
von gemusterten Gegenständen aus Holz, Leder, Zelluloid,
Spitzen, Geweben; sodann die Herstellung von Intarsien,
wobei mittels einer Deckschablone beliebige Stellen aus-
gespart werden, auf Glas, Schiefer, Ton und dergleichen.
Es lassen sich auch massive, abnehmbare fertige Plakette
erzeugen, selbst aus Eisen, das sonst wegen seines hohen
Schmelzpunktes und seiner leichten Oxydierbarkeit von
dieser Verwendung ausgeschlossen ist. Es ist auch gelungen,
durch das Spritzverfahren Fingerabdrücke behufs der Ver-
folgung von Verbrechern herzustellen und zur Versendung
an Behörden beliebig zu vervielfältigen; solche sind natürlich
weit dauerhafter als die bisher auf rufsgeschwärzten Platten
oder Gelatine erzeugten. In ganz gleicher Weise und
ebenso getreu lassen sich auch Grammophonplatten ver-
vielfältigen. Durch Ausspritzen von Hohlformen oder durch
Ueberziehen von (später zu entfernenden) Kernen lassen
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 870] 115
sich auch in sich geschlossene selbständige Körper, wie
nahtlose Röhren, aus mit Metall bespritzten Papierrohren
gewinnen.
Eine besonders grofse Bedeutung verspricht das Spritz-
verfahren für die Herstellung von Druckstöcken, Präge-
matrizen und Klischees zu gewinnen, wo es darauf ankommt,
eine Form in ihren kleinsten Einzelheiten genau auszufüllen,
und zwar mit härterem und festerem Material, als dem
bisher in der Regel angewendeten Letternmetalle. Auch
hier konkurriert es erfolgreich in bezug auf Genauigkeit und
weit überlegen an Schnelligkeit der Arbeit mit der Galvano-
plastik; vor allem auch bei der Herstellung von Klischees
aus Eisen, ja sogar aus Stahl, wo man bisher die Zeichnung
durch komplizierte Graviermaschinen aus einem Stahlstempel
herausholen mufste.
Schliefslich sei erwähnt, dafs man durch Zusammen-
spritzen zweier verschiedener Metalle aus zwei getrennten
Apparaten, oder aus einem Strange von zwei oder mehr
zusammengedrehten Metalldrähten Legierungen herstellen
und gleichzeitig auftragen kann.
In seinem Vortrage hob Herr Schoop selbst hervor,
dafs das neue Verfahren nicht gleich die ganze jetzige
Technik revolutionieren werde. Gerade weil es zu vicle
Gebiete auf einmal erobern will, mittels einer grundsätzlich
ganz neuen Idee, kann es nicht ohne Kampf als Sieger über
das Alte einziehen. Am Schlusse erzählte er noch von den
ihm gemachten Schwierigkeiten und langwierigen Verhand-
lungen insbesondere über das deutsche Patent, das schon
im April 1909 angemeldet und erst heute, nach vier
Jahren, erteilt worden ist. Es brauchte augenscheinlich,
abgesehen von der eigentlichen schöpferischen Erfindungs-
tätigkeit, noch eine ungewöhnliche Beharrlichkeit und Zähig-
keit, um alle die dem Erfinder mit mehr oder weniger (meist
weniger!) Berechtigung entgegengesetzten Hindernisse zu
überwinden. Um so mehr wollen wir hoffen, dafs ihm
schliefslich der Lohn für seine wahrhaft grofsartige Leistung
in vollem Mafse zuteil werden möge!
Beurlaubung von Eisenbahnbeamten zur Dienstleistung
bei Privaten. Ein an die Präsidenten der Königlichen Eisen-
bahndirektionen gerichteter Erlafs des preufsischen Eisen-
bahnministers vom 23. August besagt folgendes: Es hat sich
das Bedürfnis ergeben, für die Beurlaubung von Eisenbahn-
beamten zur Dienstleistung bei Privatgesellschaften oder
Privatpersonen Bedingungen festzusetzen, nach denen die
Staatseisenbahnverwaltung für die etwa durch die Beurlau-
bung verursachten Aufwendungen schadlos zu halten ist.
Der Wortlaut der Bedingungen ist aus einer dem Erlafs bei-
gefügten Anlage ersichtlich. Fortan ist an Beamte Urlaub
zu dem angegebenen Zwecke erst zu erteilen, nachdem die
Gesellschaft oder Privatperson in jedem einzelnen Falle eine
dem Wortlaut der Bedingungen entsprechende Erklärung in
rechtsverbindlicher Form vollzogen und damit die Verpflich-
tung zur Schadloshaltung übernommen hat. Die Königlichen
Eisenbahndirektionen wollen dieserhalb, soweit erforderlich,
vor der Urlaubsbewilligung mit der Gesellschaft usw. in
Verbindung treten.-
Der Wortlaut der erwähnten Anlage ist folgender: Der
N. N. wird unter folgenden Bedingungen zur Dienstleistung
bei... . beurlaubt: N. N. befindet sich bei Beginn der
Beurlaubung im Vollbesitz seiner körperlichen und geistigen
Kräfte. Wenn seine Dienstfähigkeit während des Urlaubs
oder nach beendetem Urlaub vorübergehend oder dauernd
beeinträchtigt sein sollte oder wenn seine später eintretende
vorübergehende oder dauernde Dienstunfähigkeit oder sein
Tod während der Beurlaubung verursacht worden ist, so
wird die Staatseisenbahnverwaltung für ihre durch die Dienst-
unfähigkeit oder den Tod des Beamten verursachten Auf-
wendungen an Pensions- und Hinterbliebenenbezügen usw.
von... . schadlos gehalten werden.
(Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahnverw.)
Die Wagenbeleuchtung bei den ungarischen Staatsbahnen.
Die ungarischen Staatsbahnen besitzen gegenwärtig 9352
1 nn
116 [No. 870)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. September 1913)
vollspurige Wagen mit Beleuchtungseinrichtung. Darunter
befinden sich zurzeit 8052 Wagen, die weder mit Gasglühlicht-
lampen, noch mit elektrischen Lampen versehen sind. Die
Staatsbahndirektion beabsichtigt, 5829 Wagen mit Gasglüh-
lichtlampen (Invertbrenner) auszustatten. Die Kosten dieser-
Einrichtungen belaufen sich auf nahezu 3590 000 K. Im Laufe
des Jahres 1912 wurden bereits 300 000 K für diesen Zweck
verausgabt, die übrigen 3290000 K sollen auf die nächsten
sechs Jahre verteilt in das Budget aufgenommen werden,
so dafs bis zum Jahre 1918 ein grofser Teil der Wagen mit
entsprechenden modernen Beleuchtungseinrichtungen ver-
sehen sein wird. Gleichzeitig wird die Vervollkommnung
der elektrischen Beleuchtungseinrichtungen bei 264 vier-
achsigen Wagen I. und ll. Klasse in Aussicht genommen.
Es sollen nämlich für diese als Kraftquelle Dynamos ange-
wendet werden, deren Antrieb durch die Wagenachsen er-
folgt. Dadurch wird der Gebrauch von Glühlampen mit
Metallfaden für gröfsere Spannungen ermöglicht und eine
gröfsere Lichtstärke erreicht. Für diesen Zweck sind ins-
gesamt 1050000 K vorgesehen, so dafs für die nächsten
sechs Jahre zur Verbesserung der Wagenbeleuchtung ins-
gesamt 4340000 K erfordert werden. Ein Teil der nötigen
Gasmenge wird vom nächsten Jahre bereits von den Erd-
gasquellen in Kissärmäs (Siebenbürgen) gewonnen; das Gas
wird in Flaschen geliefert. Der übrige Teil der Wagen,
der bei grofsen Entfernungen mit Erdgas nicht versehen
werden kann, wird von den Budapester Gasfabriken der
Staatsbahnen gespeist. (Nach „Die Lokomotive“.)
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Uebertragen: dem Baurat Conrad in Saarburg die
Vorstandstelle des Betriebsamts Metz I, dem Baurat Mar-
quardt in Metz die Vorstandstelle des Betricbsamts Saar-
burg I bei der Verwaltung der Reichseisenbahnen in Elsafs-
Lothringen.
Versetzt: der Marine-Hafenbaumeister Ernst Beck von
der Bauabt. Helgoland zur Bauabt. Luftschiffplatz Cuxhaven.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Verliehen: der Charakter als Geh. Baurat dem
Intendantur- und Baurat Rathke von der Intendantur des
VIII. Armeekorps.
Versetzt: der Regierungsbaumeister Till, technischer
Hilfsarbeiter der Intendantur des XI. Armeekorps, als Vor-
stand zum Militärbauamt Strafsburg i. E. IV.
Preufsen.
Ernannt: zum etatmafsigen Professor an der Techn.
Hochschule in Aachen der Assistent an der Vulcanwerft in
Hamburg Dr.-Jng. Hans Jaeger in Altona-Othmarschen und
zum etatmafsigen Professor an der Techn. Hochschule in
Danzig der Privatdozent Dr.:3ng. Plank in Berlin-Tegel.
Verliehen: der Charakter als Geh. Regierungsrat dem
etatmafsigen Professor an der Techn. Hochschule in Breslau
Dr. Semmler;
der Charakter als Geh. Baurat dem Baurat Blümner,
Landesbaurat in Breslau; l
der Charakter als Baurat dem Architekten und beeideten
Schätzer Ernst Grelle in Hannover, dem Regierungsbau-
meister a. D. Karl Janisch in Wannsee, Kreis Teltow, dem
Direktor der städtischen Kanalisationswerke in Breslau
Wannovius und dem Landesbauinspektor Wentzel in Breslau;
das Prädikat Professor dem Privatdozenten und Ober-
ingenieur an der Königlichen Technischen Hochschule in
Hannover Dr. Jna. Friedrich Quietmeyer.
Einberufen: zur Beschäftigung im Staatseisenbahn-
dienste die Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches
Bretschneider bei der Eisenbahndirektion in Stettin und
Schaller bei der Eisenbahndirektion in Cassel.
Bestätigt: der bisherige Stadtbaurat Eduard Jüngerich
in Oppeln infolge der von der Stadtverordnetenversammlung
getroffenen Wahl als besoldeter Beigeordneter der Stadt
Oberhausen für die gesetzliche Amtsdauer von zwölf Jahren
und der Baurat Gustav Schmidt in M.-Gladbach infolge der
von der Stadtverordnetenversammlung getroffenen Wahl
als besoldeter Beigeordneter der Stadt M.-Gladbach auf
fernere zwölf Jahre.
Zugeteilt: der Regierungsbaumeister Prager in Merse-
burg dem Kaiserl. deutschen Generalkonsulat in New York
als bautechn. Sachverständiger.
Der bisherige ständige Kommissar des Ministers der
öffentlichen Arbeiten für die Teilnahme an den Diplom-
prüfungen bei der Technischen Hochschule in Berlin in der
Abteilung für Maschineningenieurwesen, Geheimer Oberbau-
rat Wittfeld in Berlin, ist von dieser Tätigkeit entbunden
worden. Als Nachfolger ist der Geheime Baurat Kunze in
Berlin bestellt worden.
Versetzt: der Regierungs- und Baurat Geisse von
Hoya an die Weserstrombauverwaltung in Hannover, die
Bauräte Eichentopf von Wesel als Vorstand des Wasserbau-
amts in Köln (im Geschäftsbereich der Rheinstrombauver-
waltung), Zander von Brieg an die Oderstrombauverwaltung
in Breslau und Engelhard von Fürstenwalde a. d. Spree als
Vorstand des Wasserbauamts in Brieg (im Geschäftsbereich
der Oderstrombauverwaltung);
die Regierungsbaumeister Kurt Weidner von Breslau als
Vorstand des Wasserbauamts in Hoya (im Geschäftsbereich
der Weserstrombauverwaltung), Heinekamp von Duisburg-
Ruhrort als Vorstand des Wasserbauamts in Wesel (im
Geschäftsbereich der Rheinstrombauverwaltung), Braun von
Stettin nach Fürstenwalde a. d. Spree (im Geschäftsbereich
der Verwaltung der Märkischen Wasserstrafsen) und Jacoby
von Bückeburg an die Oderstrombauverwaltung in Breslau,
die Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches Paul
Lehmann, bisher in Lauenburg i. Pomm., als Vorstand des
Eisenbahn-Betriebsamts 1 nach Wongrowitz, Kredel, bisher
in Bad Jastrzemb, zur Eisenbahndirektion nach Essen, Zilcken,
bisher in Flensburg, zur Eisenbahndirektion nach Köln und
Heinrich Becker, bisher in Frankfurt a. Main, in den Bezirk
der Eisenbahndirektion Altona, die Regierungsbaumeister des
Wasser- und Strafsenbaufaches Goldsticker von Ohlau nach
Ottmachau, Bartels von Recke nach Krossen a. d. O., Triest
von Berlin nach Ottmachau, Hoffbauer von Stettin nach
Berlin und der Regierungsbaumeister des Hochbaufaches
Hane von Cassel nach Berlin.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem Geheimen Baurat Schüler, bisher
Mitglied der Eisenbahndirektion ‘in Königsberg i. Pr.
Württemberg.
Verliehen: der Titel und Rang eines aufserordentl.
Professors dem Architekten Martin Elsässer, Hilfslehrer an
der Technischen Hochschule in Stuttgart.
Baden.
Ernannt: zum Inspektionsbeamten bei der Verwaltung
der Hauptwerkstätte der Maschineninspektor Hermann Nub
in Karlsruhe unter Verleihung des Titels Obermaschinen-
inspektor.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: der Vor-
stand der Wasser- und Strafsenbauinspektion Freiburg Bau-
rat Max Keller.
Gestorben: Baurat Marloh bei der Eisenbahndirektion
in Danzig, Landesbauinspektor Josef Hövener in Soest,
Geheimer Oberbaurat Ahrendts, Vortragender Rat im Kriegs-
ministerium.
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DIE ZEITSCHRIFT WIRD NACH VEREINBARUNG MIT DEM VEREIN DEUTSCHER MASCHINEN - INGENIEURE
SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MÄRZ 1881, FÜR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts - Verzeichnis 7
i seite
Seite Neue Schleifmaschinen für die Lokomotivausbesserung vum Re-
Neuerungen an Lokomotiven der preufsisch- hessischen Staats- gierungsbaumeister Pontani, Frankfurt a. M. (Mit Abb.) . 2 20.2. 127
eisenbahnen. Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen- |; Verschiedenes. . ...... 64... So By ae nk ade oat, GS ae. TES
Ingenieure am 13. Dezember 1912 vom en, Hammer, Behandlung festyerosteter Oberbauschrauben. — Preufsische Staats-
Berlin. (Erweitert.) (Mit Abb.) . . 117 | bahnen. — Veizebung von Fahrzeugen fur die Preufsischen Staats-
Die Berechnung der Fahrzeiten und Geschwindic keiten von i hahnen. — Automobilverkehr in den Kolonien. — Nickelschweifsung,
Eisenbahnzügen aus den Belastungsqrenzen der Lokomotiven Geschäftliche Nachrichten. . . . 2 2 2 2 2 2 2200. . » 183
von Strahl, Regierungs- und Baurat. (Mit Abb. u.1 Tafel) (Schlufs) 124
Personal-Nachrichten. . . . . .
Neuerungen an Lokomotiven der preulsisch-hessischen Staatseisenbahnen*)
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 13. Dezember 1912
vom Regierungsbaumeister G. Hammer, Berlin (Erweitert)
(Mit Abbildungen)
Meine Herren! In meinem Vortrage „Die Ent-
wicklung des Lokomotivparkes bei den preufsisch-
hessischen Staatseisenbahnen“**) habe ich über den
Stand des Lokomotivbaues bei dieser Verwaltung bis
zum Jahre 1911 berichtet. Inzwischen sind eine Reihe
von Verbesserungen getroffen worden, die zur Erhöhung
derLeistungsfähigkeitund Wirtschaftlichkeit vorhandener
Lokomotivgattungenbeitragen, auchsind neue Lokomotiv-
gattungen in Dienst gestellt worden. Eine Beschreibung
der wesentlichsten Aenderungen, die Gründe für die
Einstellung neuer Gattungen, die Versuchsergebnisse
und der Einflufs der Einstellung leistungsfähigerer
Lokomotiven auf die Wirtschaftlichkeit sollen nach-
stehend im Anschlufs an den eingangs erwähnten Vor-
trag behandelt werden.
Auf die Ausbildung der Dampflokomotiven sind die
Versuchseinrichtungen des Kgl. Eisenbahn-Zentralamtes,
die ständig weiter ausgebaut werden, von besonderem
Einflufs gewesen. Einmal wurden für die vorhandenen
Mefs- und Versuchsapparate besondere Kontrollein-
richtungen geschaffen, andererseits die Apparate den
Anforderungen besser angepafst und neue beschafft.
Mit diesen Mefseinrichtungen kann man heute die
Lokomotiven wesentlich besser beurteilen, als es früher
der Fall war. Daher ist es auch erklärlich, dafs an
Lokomotiven, die seit Jahren in Dienst gestellt werden,
immer noch weitere Verbesserungen in baulicher und
damit zugleich wirtschaftlicher Hinsicht gemacht werden
können.
Es möchte zwar scheinen, als ob mit zunehmender
Vervollkommnung der Lokomotive der wirtschaftliche
Nutzen von Neuerungen nicht mehr so ausschlaggebend
wie früher bei Einführung der Verbundwirkung und
noch mehr bei Einführung der Dampfüberhitzung
in die Erscheinung treten könne. Das ist jedoch nicht
der Fall. Durch die auf einwandsfreien Versuchsunter-
lagen beruhende, mehr wissenschaftliche Behandlung
der Lokomotivmaschine, durch die besser zu über-
wachende Wärmeausnutzung im Kessel und im be-
- -. = ate
*) Es wird beabsichtigt, nach Veröffentlichung des Schlusses
Sonderabdrucke dieses Vortrages herstellen zu lassen. Es wird
gebeten, die Anzahl der etwa gewünschten Sonderabdrucke der
Schriftleitung rechtzeitig anzugeben.
**) Vgl. Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen 1911,
Band 68, S. 201 u.f.
|
‚bis 270.
sonderen durch die Nutzbarmachung eines Teiles der
im Abdampf enthaltenen Wärme zur Speisewasser-
vorwarmung sind Erfolge erzielt worden, die den vor-
erwähnten wohl ebenbürtig an die Seite gestellt werden
können.
Eine durchschnittliche Kohlenersparnis aller Loko-
motiven von nur l v. H. bringt unter Berücksichtigung
der Fracht- und Verladekosten den preufsisch-hessischen
Staatseisenbahnen eine jährliche Ersparnis von etwa
2 Millionen Mark ein. Erkennt man aus diesen Zahlen
schon die Notwendigkeit planmäfsiger Versuche, so wird
ihr Wert noch dadurch vergröfsert, dafs bei dieser Ver-
waltung jährlich weit über 1000 neue Lokomotiven in
Dienst gestellt werden (im Rechnungsjahre 1913 etwa
1500) und dafs in diesen neuen Lokomotiven allein
jährlich für mindestens 15 Millionen Mark Kohlen ver-
feuert werden.
a) Ergänzung der Versuchseinrichtungen zur Prüfung
von Lokomotiven.
Für die Beurteilung der Leistungsfähigkeit einer
Lokomotive ist die genaue Messung der Zugkraft am
Tenderzughaken erforderlich. Sie wird bei den
preufsisch-hessischen Staatseisenbahnen mit Hilfe eines
Zugkraftmessers im Versuchswagen ermittelt. Von
einer in der Zugstange dieses Wagens eingebauten
Mefsdose wird mit Hilfe einer Stahlrohrmanometerfeder,
wie in Abb. J rechts unter dem Zugkraftmanometer er-
kennbar, ein Schreibstift betätigt. Der Papierstreifen
für die Aufzeichnungen bewegt sich hierbei proportional
der Geschwindigkeit des Wagens.
Die Nachprüfung der Richtigkeit der Aufzeich-
nungen war früher ziemlich umständlich. Es mufste
an dem Zughaken .ein Hebelsystem angebaut werden,
das bei 18 t Zugkraft schon recht erhebliche Ab-
messungen erhielt. Mit Hilfe geeichter Federn wurden
dann die Nachprüfungen vorgenommen. Das Verfahren
-war aber auch recht zeitraubend. . Zur Vereinfachung
der Prüfung des Zugkraftmessers ist jetzt ein
Wazauscher Kraftmesser*) beschafft worden, der
-darauf beruht, dafs die Formänderung eines Kontroll-
stabes unter dem ausgeübten Zug auf hydraulischem
Wege ausgewertet wird.
*) Zeitschrift des Vereines Deutscher Ingenieure 1912, S. 268
Nachdruck des Inhaltes verboten.
118 (No. 871]
Die Längenänderung eines Kontrollstabes wird bei
diesem Kraftmesser auf zwei Platten übertragen, die
an den Rändern fest verbunden und in der Mitte gegen
die Mefsflächen des Stabes gepreist werden. Bei Be-
lastung vergröfsert sich der mit Flüssigkeit gefüllte
Hohlraum zwischen den Platten; ein an den Hohlraum
angeschlossener Mefszylinder wird dadurch entsprechend
der Last entleert und mit Hilfe eines eingeschliffenen,
durch eine Mikrometerschraube nachzuschiebenden
Kolbens der Flüssigkeitsspiegel bei jeder Laststufe nach
einer Marke an einem kalibrierten Glasrohr eingestellt.
Die Gröfse der Verschiebung des Kolbens wird wie
bei den Mikrometerschrauben ermittelt. Der Apparat
ist einfach zu handhaben und anzubringen. Eine Nach-
prüfung der Richtigkeit der aufgezeichneten Zugkräfte
kann mit ihm in kürzester Frist vorgenommen werden.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Oktober 1913|
wurde. Der Anbau ist in Abb. I erkennbar, die Scheibe
wird von der Achse des Wagens angetrieben. Gegen
Verstauben wird das Planimeter durch einen überge-
bauten Glaskasten geschützt.
Auf dem Mefstisch ist (auf Abb. I links) noch ein
Kasten aufgeschraubt, in dem sich versuchsweise ein
Kreiselapparat zur Untersuchung der Mefswagen-
bewegung und der Gleislage befindet.
Um jeder Zeit erkennen zu können, wo sich der
Zug auf der Strecke befindet, und besondere An-
weisungen hinsichtlich Geschwindigkeit u. dgl. vom
Wagen auf die Lokomotive rechtzeitig übermitteln zu
können, wird am Mefstisch (vorn links auf Abb. I) noch
das Profil der für die Versuchszüge gerade benutzten
Strecke angebracht, über das ein durch die Wagen-
achse angetriebener Zeiger dahingleitet.
Abb. 1.
Blick auf den Meßtisch im Versuchswagen des Kgl. Eisenbahn-Zentralamtes.
Die Aufzeichnungen des Zugkraftmessers wurden
trüher von Hand planimetriert. Diese Arbeit war um-
ständlich und sehr zeitraubend. Es wurde deshalb mit
dem Zugkraftmesserschreibstift ein Planimeter in Ver-
bindung gebracht und somit schon während der Fahrt
das Zugkraftdiagramm ausgewertet.
Als Planimeter war zunächst ein Kugelrollplani-
meter gewählt worden. Es stellte sich jedoch beı den
Nachprüfungen der Streifen heraus, dafs infolge zu-
nehmender Abnutzung des Kugelsegmentes die Genauig-
keit zu wünschen übrig liefs. Insbesondere war es
schwierig, hierfür einen Umrechnungsmafsstab zu finden,
da die Abnutzung nicht gleichmäfsig und der Unter-
schied der mit diesem Planimeter gemessenen und der
wirklichen Werte nicht proportional war.
Diesem Uebelstande ist durch Einbau eines Coradi-
schen Präzisions-Scheibenplanimeters abge-
holfen, das eigens für den vorliegenden Zweck gebaut
Vorn rechts auf diesem Bilde ist schliefslich noch
ein aufzeichnender Geschwindigkeitsmesser von der
Firma Mix und Genest zu erkennen. Bei diesem
Messer wird in ähnlicher Weise wie bei den Ge-
schwindigkeitsmessern der Deuta-Werke ein Magnet-
system von der Wagenachse bewegt, das eine vor-
gelagerte Aluminiumscheibe mitzunehmen sucht. Auf
die Aluminiumscheibe wird durch zwei einander gegen-
überliegende Spiralfedern eine der Drehrichtung ent-
gegenwirkende Kraft ausgeübt. Durch die Anwendung
dieser mit kleiner Vorspannung eingesetzten Spiral-
federn ist erreicht, dafs der Schreibstift stets auf Null
zurückgeht; es ist damit allerdings ein kleiner Nach-
teil insofern verbunden, als bis zu einer Geschwindig-
keit von etwa 10 km der Ausschlag des Schreibstiftes
nicht proportional der Geschwindigkeit zunimmt. Von
10 km ab beträgt der Ausschlag für eine Zunahme der
Geschwindigkeit um 1 km 1 mm.
[1. Oktober 1913]
— Wsek-—>
| l
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 871] 119
Abb. 2.
Sekunden
nem nn
beschwindigkeitskurve |
nl
83 Hm.
Um die Schaulinie der
Geschwindigkeit in gleicher
Höhe mit der Zugkraftlinie zu
erhalten, wird der Schreib-
stift, der auf einem kleinen
Wagen ruht, jetzt mit Hilfe
von Fäden (Abb. I gibt noch
die alte Anordnung mit Zeiger
wieder), die von einer kleinen
Aluminiumtrommel ausgehen,
an einer entsprechend ange-
ordneten Leitschiene bewegt.
Der Faden läuft über teil-
weise nachspannbare Rollen
und bewegt gegenläufig zur
Richtung der Schreibfeder
einen zweiten kleinen Wagen,
der als Gegengewicht ausge-
bildet ist, sodafs Schwan-
kungen und Seitenstöfse des
Wagens die Aufzeichnung
nicht beeinflussen. Die Alu-
miniumrolle zum Antrieb des
Schreibstiftes sitzt auf einer
Vorgelegewelle, die mit einer
Uebersetzung von 5:1 von
der Hauptwelle angetrieben
wird. urch Einschalten
dieses Vorgeleges wurde das
Drehmoment und die Relativ-
geschwindigkeit zwischen
Scheibe und Magnetfeld ver-
fünffacht; auch ist zugleich
eine gute Dämpfung erreicht
worden.
Ein Abschnitt aus einem
Zugkraftdiagramm ist in Abb.2
dargestellt. Die Sekunden-
linie wird mit Hilfe eines
elektromagnetischen Zeitweg-
messers erzeugt, der auf der
Abb. 3, die einen Blick in
das Innere des Mefswagens
wiedergibt, rechts an der
Seitenwand erkennbar ist.
Durch das Schaltrad einer Uhr
wird sekundlich ein Elektro-
magnet ein- und wieder aus-
geschaltet, der einen Schreib-
stift betätigt. Da der Papier-
streifen sich in demselben
Verhältnis wie die Geschwin-
Lugkrafrkurve
Nullinie
Zugkraftdiagramm.
Abb. 3.
digkeit des Zuges bewegt, so kann aus der Entfernung
der Strichknicke voneinander
schwindigkeit auf jedem Streckenabschnitt ermittelt
werden.
Zur Feststellung der Vorgänge in den Dampf-
zylindern der Lokomotive bedient man sich nach wie
gleichfalls noch die Ge-
— ee — — -
Meßtisch im Versuchswagen.
vor der Maihak’schen Fernschreibindikatoren,
die jedoch noch weiterhin verbessert sind und in ihrer
neuen Form auch in gröfserer Anzahl in den Haupt-
werkstätten besonders zur Einregelung der Steuerung
der Vierzylinderlokomotiven Anwendung finden. Die
Verbesserung bezieht sich in erster Linie auf eine
120 INo. 871]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Oktober 1913]
zweckmäfsigere Ausführung und Anordnung der Elektro-
magnete für die Betätigung des Papiervorschubes und
des Schreibzeuges. Die Elektromagnete sind in Metall-
gehäusen untergebracht und wasserdicht gelagert, so
dafs eine Zerstörung der Isolationen und eine Kurz-
Abb. 4.
Maihak-Fernschreibindikator.
schlufsgefahr ausgeschlossen sind. Elektromagneten-
gehäuse, Trommelträger, Dampfmantel und Anschlufs-
konus der neuen Fernsteuer-Indikatoren sind aus einem
Stück hergestellt, wodurch im Verein mit einer wesent-
lichen Verstärkung des Anschlufsgewindes eine grölsere
Festigkeit und Betriebssicherheit des Indikators erzielt
worden ist. Abb. 4 zeigt den Apparat in seiner neuen
Ausführungsform.
Nicht unbedeutenden Verbesserungen ist auch der
Böttcher’scheLeistungszähler unterzogen worden,
der dazu dient, die Leistung im Dampfzylinder während
eines längeren Zeitraumes durch einfache Äblesung eines
Zählwerkes und Multiplikation der Ablesung mit einem
sich aus der Apparatekonstante und Maschinenkonstante
ergebenden Faktor festzustellen. Da diese indizierten
Leistungen auf der Lokomotive im allgemeinen nur ge-
legentlich der Aufenthalte festgestellt werden können, es
aber erwünscht war, auch in kürzeren Abständen die
mittlere Leistung zu erhalten, wurde die Aufgabe gestellt,
die Leistungszähler mit einer im Versuchswagen unterzu-
bringenden Fernablesevorrichtung zu versehen,
Hierzu war es erforderlich, das Trägheitsmoment
des Zählrades noch weiter zu verringern und durch
Verkleinerung des Gewichtes der bewegten Massen
beim Hubwechsel die schädlichen Massenwirkungen
einzuschränken. Bei dem alten Leistungszähler wurde
die Drehung des Zählrades von seiner Achse durch
Schnecke und Schneckenrad auf eine Zählscheibe über-
tragen, die an ihrem Umfange mit einer Teilung für
Zehner und Einer versehen war, und deren Drehung
im Verhältnis von 1:10 auf eine zweite Zählscheibe
mit Hunderter-Teilung übertragen wurde. Bei dieser
Zählscheiben-Anordnung war es nicht möglich, bei
geringen Zählerunterschieden oder bei einer kurzen Zähl-
dauer genaue Angaben zu erhalten, weil der Unterschied
in der Zählscheibenstellung für diese kurze Zähldauer
zu gering war. Diesen Uebelstand beseitigt die
Zählscheibenanordnung bei dem neuen Leistungszähler.
Bei diesem wird die ınfolge des kleineren Umfanges
des Zählrades schon entsprechend gröfsere Drehung
zunächst im Verhältnis von 1:1 auf einen Zeiger über-
tragen, der die Ablesung von Hundertstel- und Zehntel-
Umdrehungen des Zählrades gestattet. Die Bewegung
der Zeigerachse wird dann weiter dreimal im Verhältnis
von 1:10 auf eine Einer-, Zehner- und Hunderter-
Zählscheibe übertragen.
Da das Zählrad eine hin- und hergehende Bewegung
macht und so gewissermafsen im Pilgerschritt vorwärts
schreitet, wurde die Ablesung kleiner Unterschiede bei
dem alten Zähler ganz bedeutend erschwert. Dieser
Uebelstand wurde bei der neuen Zählscheibenanordnung
dadurch beseitigt, dafs der Zeiger für die Ablesung der
Hundertstel- und Zehntel-Umdrehungen als Schleppzeiger
ausgebildet ist, der von einem Mitnehmer der sich vor-
und zurückdrehenden Achse nur immer nach einer
Richtung mitgenommen wird.
Durch Verwendung von natur-
harten Stahlzählrädern und Stahl-
trommelböden wurde ferner die
Abnutzung des Leistungszählers
vermieden und hinsichtlich der
Handhabung insofern eine Ver-
besserung erzielt, als das Zahler-
gehäuse durch die Drehung eines
Knopfes zwecks leichter Aus-
wechselung der Papierstreifen nach
oben geklappt werden kann. Ohne
die erforderliche empfindliche Einstellung und das
richtige Anzeigen des Leistungszählers zu zerstören,
kann er durch Lösen einer Keilschraube von Hand
leicht von dem Indikator entfernt werden, wenn mit
diesem allein gearbeitet werden soll.
Die Schwierigkeit der Schmierung der Indikator-
trommel wurde schliefslich bei der neuen Ausführung
dadurch beseitigt, dafs die Trommelachse in ihrer
Abb. 5.
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5
LELT HTT A
Böttcher’scher Leistungszahler.
Längsrichtung durchbohrt und mit einer Staufferbüchse
in Verbindung gebracht wurde, von der aus den
Laufstellen der Trommel leicht genügende Schmier-
mengen zugeführt werden können.
[1. Oktober 1913]
Abb. 5 stellt den neuen Leistungszähler dar. Eine
schematische Darstellung der Fernübertragung wird
durch die Abb. 6 gegeben. Durch die Verbesserungen
des Leistungszählers ist es der Firma Maihak möglich
geworden, auch die Fernübertragung des Zählerergeb-
nisses namentlich in bezug auf Ablesemöglichkeit
geringer Zählerdifferenzen für kurze Strecken wesentlich
Abb.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 871) 121
Die Thermometer sind Quarzglas-Widerstands-
thermometer in Stahlrohrmontierung, welche mit einer
Verschraubung und einem Anschlufskopf mit Anschlufs-
klemmen versehen sind. Das eigentliche Thermometer
besteht aus einer in Quarzglas eingeschmolzenen Platin-
spirale von bestimmtem elektrischen Leitungswiderstand,
der mit zunehmender Temperatur gröfser und mit
6.
Dda lly: ee
zu verbessern. In Abb. 7 ist
der Schaltplan fir 4 Bottcher-
sche Leistungszähler mit Fern-
ablesung wiedergegeben. Man
kann also jetzt auch während der
Fahrt streckenweise im Versuchs-
wagen die indizierte Leistung
der Lokomotiven feststellen.
Besondere Beachtung ver-
dient weiterhin eine Vorrichtung
mit Funkenaufzeichnung für
Temperaturmessungen an Loko-
motiven. Die Einrichtung war von
der Firma Siemens & Halske
ursprünglich zur Prüfung der
Wasserumlauf- und Temperatur-
verhältnisse in einem Lokomo-
tivkessel zur Verfügung gestellt
worden. Da sie sich hierbei
gut bewährte, ist sie mit in den
Versuchswagen übernommen
worden.
Mit der Mefsvorrichtung
können die Temperaturen in der
Lokomotive (Dampf im Ueber-
hitzer, Abdampf, Rauchkammer-
gase, Speisewasser usw.) an
jeder gewünschten Stelle und
gegebenenfalls selbsttätig auf
einem Papierstreifen verzeichnet
werden. Sie besteht im wesent-
lichen aus einer Anzahl von
Quarzglas - Widerstandsthermo-
metern und aus einem Schreib-
apparat, der im Mefswagen auf-
gestellt und durch Zuleitungs-
kabel mit den Thermometern verbunden ist.
(Abb. 8.)
Die Messung kann entweder derart vorgenommen
werden, dafs eine Anzahl (im vorliegenden Falle bis zu
16 Stück) von Thermometern mittels eines Drucktasten-
Umschalters an den Schreibapparat angeschlossen wird,
oder dafs bis zu drei Thermometer selbsttätig mit ihm
verbunden werden. In diesem Falle wird durch eine
Schaltuhr umgeschaltet, die von der Wagenachse
betätigt wird.
|
| Ge
| m |
ee ||) aan
vled Lowuag nelinte:
Auslösung |
Abb. 7.
—Schattangsschima fi KERSUhTE seh Leit RÄ he —
— Zul Bernat lesumg -
ll ——
abnehmender geringer wird. Diese Widerstands-
änderung wird dadurch zur Messung der Temperatur-
schwankungen benutzt, dafs die Platinspirale des
Thermometers als veränderlicher Brückenzweig in eine
Wheatstone’sche Brücke gelegt wird, in deren einem
Diagonalzweig das System des Anzeigeapparates und
in deren anderem eine konstante Spannung liegt. Als
Mefsbatterie wird eine im Wagen vorhandene
Akkumulatorenbatterie von 8 Volt verwendet. Diese
122
[No. 871]
GLASERS ANNA! EN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Oktober 1913]
Spannung wird für die Messung durch Betätigung eines
Regulierwiderstandes auf gleicher Höhe erhalten.
Die Aufzeichnung der einzelnen Temperaturen geht
derart vor sich, dafs ein Funke von der Schneide des
Zeigers durch das Papier auf eine unter dem Papier
liegende, bogenförmige Metallschneide überspringt und
dadurch die jeweilige Stellung des Zeigers entsprechend
den Wärmegraden des gerade angeschalteten Thermo-
meters auf dem Papier kennzeichnet. Die Spannung
für den Funkeninduktor, welcher auf dem Anzeige-
Abb. 8.
Temperaturmeßeinrichtung.
apparat angeordnet ist und einen Regulierwiderstand
zur Einstellung der gewünschten Funkenstärke trägt,
wird einer Batterie von 6 Volt entnommen. Der
Funken wird bei der Messung mit Tastenschalter (bei
16 I'hermometern) durch Druck auf eine besondere neben
dem Anzeigeapparat angeordnete Drucktaste und bei
der selbsttätigen Umschaltung von 3 Thermometern
(durch die Wagenachse) durch selbsttätige Kontaktgabe
eingeschaltet. Der Papiervorschub im Anzeigeapparat
wird durch einen Elektromagnet betätigt, welcher
jedesmal nach Einschalten eines Thermometers sowohl
beim Tastenschalter als auch bei der selbsttätigen
Umschaltung unter Strom gesetzt wird und das Papier
um eın gewisses Stück vorwärts bewegt. (Abb. 9.)
Der Anzeigeapparat trägt eine doppelte Gradein-
teilung für zwei Meisbereiche und zwar von 0 bis 250° und
für 200 bis 600 °. Durch Umlegen eines Kippschalters wird
je nach Bedarf der eine oder der andere Mefsbereich
eingeschaltet. Neben diesem Schalter ist ein zweiter
angeordnet, der entweder den Tastenschalter für
16 Thermometer oder die selbsttätige Umschaltung von
3 Thermometern auf den Anzeigeapparat schaltet.
Der Anzeigeapparat ist zur Vermeidung heftiger
Erschütterungen, in Federn hängend, in einem Kasten
untergebracht, der ferner die
Brückenschaltung, den Um-
schalter für die beiden Mets.
bereiche, den Umschalter für
Tastenschalter und selbst-
tätige Umschaltung, die selbst-
tätige Umschaltung mit An-
trieb, den Regelwiderstand .
für die Mefsspannung, die
Drucktaste für den Funken-
induktor (für Tastenschalter)
sowie die Anschlufsklemmen
nebst Kabel für die beiden
Batterien (Mefs- und Induktor-
batterie) und schliefslich die
Anschlufsklemmen für den
Tastenumschalter enthält. Des
Weiteren ist noch ein Schalter
im Kasten vorgesehen, der
bei Bedarf die Batterie für
den Funkeninduktor ein- und
ausschaltet, an welche gleich-
zeitig der Elektromagnet zur
Betätigung des Papiervor-
schubes angeschlossen ist.
Beim Tastenumschalter
wird durch Druck auf eine
Taste des Schalters zunächst
das Thermometer an die
Brückenschaltung gelegt und
dann die Mefsbatterie in den
Diagonalzweig der Brücke
eingeschaltet. Der Zeiger
gibt jetzt entsprechend der
Temperatur einen bestimmten
Ausschlag. Gleichzeitig hatte
die Taste durch Zusammen-
drücken zweier Federn den
Elektromagnet für den Papier-
vorschub unter Strom gesetzt,
wodurch der Papierstreifen
zur Aufnahme des Zeichens
vorbereitet wurde. Drückt
man jetzt auf die Drucktaste
für den Funkeninduktor, so
gibt ein vom Zeiger durch das
Papier springender Funke auf
diesem Stellung des Zeigers,
d.h. die Temperatur des betr.
Thermometers an. Wird nun
das zweite Thermometer ein-
geschaltet, so schaltet sich
zunächst das erste aus und
beim zweiten wiederholt sich
derselbe Vorgang wie beim
ersten; das letzte Thermo-
meter wird durch Druck auf eine besondere Auslöse-
taste abgeschaltet.
Bei der selbsttätigen Umschaltung werden drei
Thermometer der Reihe nach selbsttätig eingeschaltet.
Durch die von der Wagenachse angetriebene Welle
wird durch auf dieser angeordnete Kontakte der Reihe
nach zunächst ein Thermometer, dann die Mefsbatterie,
der Elektromagnet für den Papiervorschub und der
Funkeninduktor eingeschaltet und in umgekehrter
Reihenfolge wieder abgeschaltet. Um bei der selbst-
tätigen Umschaltung die Möglichkeit einer Spannungs-
kontrolle zu haben, wird zwischen dem dritten und
dem ersten Thermometer jedesmal ein sog. Prüfwider-
stand eingeschaltet und registriert, der bei richtiger
[1. Oktober 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 871]
123
Mefsspannung gerade den Endausschlag der Gradein-
teilung bezeichnet. —
Was die mit dieser Temperaturmessung gewonnenen
Ergebnisse bei dem Lokomotivkessel anbelangt, so hat
sich ergeben, dafs die beim Anheizen des Kessels und
den verschiedensten Betriebs-
bedingungen beobachteten Temperaturunterschiede in
dem gesamten Inhalt des Kessels sich nur auf höchstens
30° belaufen und zu Bedenken deshalb keinen Anlafs
besonderer Einrichtungen zum
Fördern des Wasserumlaufes in einem Lokomotivkessel
üblicher Bauart liegt also nicht in der Verringerung |
beim Speisen unter
geben. Der Wert
Ü
şs $ 2 § 3 $
RX g 8
3,0 N N N N I
A \ N N X N
2 SN SN SN N A SN
BE er EN ee
RI [N] aX ~ k N A
>= = M g% ~ net Rx
5 x ; x
RS t N) & > RS
fel [sl fe Ol J fo} |
re,
Keg Wh FLAT SNAIL
Din AAN POILS
Vie AGL Spannung
dieses Temperaturunterschiedes, sondern in der etwa
erreichbaren gesteigerten Wärmeabgabe der
flachenteile an das. Wasser zufolge
seitigung der an der Heizfläche haftenden Dampfblasen.
Doch können auch hier die Verhältnisse für den
Lokomotivbetrieb insofern als besonders günstig an-
gesehen werden, als die Bewegungen des Kessel-
wassers infolge der Stöfse und Schwankungen während
der Fahrt ein schnelles Abstreifen der Dampfbläschen
begünstigen. —
Zwecks genauerer Feststellung des Wasserver-
ithe
Inhibitor Chole
A O | H
=>
< eve
T
sehr wichtige Rolle spielt und der Verlust an Schlabber-
und Spritzwasser immer besonders ermittelt werden
worden.
| messen gestattet.
Abb. 9.
Prückenschaltung,
Ümschaltera War vane
{x
a) le)
2)
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Schaltplan ftir die TemperaturmeBeinrichtung.
Heiz-
rascherer Be-
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Gent
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AYIA
| Beoouder -MWe la sharia
far Furkenuuduktor
A
| Bier
BEE Fë |
mufs. Auch für das Verwiegen und Messen des Kohlen-
verbrauches sind verbesserte Einrichtungen getroffen
Schliefslich ist noch zu erwähnen, dafs die Ein-
richtungen des Mefswagens auch noch durch einen
Apparat ergänzt werden sollen, der die für die Be-
schleunigung der Fahrzeuge aufzuwendende Arbeit zu
Das hierzu in Aussicht genommene
Ergometer wird von der Firma Amsler in Schaff-
hausen hergestellt und ist denen bei den belgischen und
Schalter für Funkerinduktor und
\gpiertransport rapsi Aoparat.
hregiste -Aparai
]
I Helo
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Pitt esl,
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ss,
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It 85/0
h .
Brucktaste für
Burkeninabuktor
für Tastenschalics
Tastenschalier
bayrischen Mefswagen mit gutem Erfolg verwendeten
Apparaten ähnlich. Von derbelgischen Einrichtung unter-
scheidet es sich aber insofern, als anstatt einer verschieb-
baren Trommel eine frei drehbare Kugel zur Anwendung
kommt, wie sie sich auch im Versuchswagen beim Amsler-
schen Geschwindigkeitsmesser bewährt hat. Gegenüber
der bayerischen Einrichtung zeichnet er aufser der Be-
schleunigungsarbeit auch die Beschleunigungskraft in-
bezug auf den Weg fortlaufend auf, sodafs es durch
Auswertung dieser Schaulinie möglich ist, die An-
brauches der Lokomotiven ist ferner ein Wassermesser
Bauart Siemens & Halske*) beschafft worden, weil die
Tender mit
Schwimmer und Mefslatte nicht
einwandfrei ist, die Stellung des Tenders im Gleis eine
Messung des Wassers im
°?) Organ 1913, S. 338/39.
Hilfe von
immer vollkommen
gaben des Arbeitsmessers nachzuprüfen.
Abgesehen von Versuchsfahrten mit neuen Loko-
motiven oder mit solchen, an denen einzelne Bauteile
(Ueberhitzer, Steuerung usw.) geändert waren, sind
eine Reihe von grundlegenden Untersuchungen an-
gestellt worden. So z. B. Versuche zur Feststellung der
günstigsten Schornstein- und Blasrohrverhältnisse bei
124 [No. 871] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN (1. Oktober 1913]
den verschiedenen Lokomotivgattungen (vgl. auch die | Funkenfängern, Wasser- und Schlammabscheidern,
Arbeiten des Reg.- und Baurats Strahl), die schon Dampfstrahlpumpen usw. Ferner Versuche zur Fest-
erwähnten Versuche zur Feststellung der Temperatur- stellung der günstigsten Roststababmessungen für ver-
verhältnisse in einem gewöhnlichen Lokomotivkessel, schiedene Kohlenarten und Versuche mit Speise-
Versuche mit Zylinderölen, Abdampfstrahlpumpen, Pyro- wasservorwärmern.
metern, Geschwindigkeitsmessern, mit gesteuerten Luft- Bei der Besprechung der einzelnen Lokomotiv-
saugeventilen, mit Druckausgleichvorrichtungen, mit gattungen wird sich Gelegenheit bieten, auf die Ver-
geraden, gewölbten und prismatischen Stofspuffern suchsergebnisse, die vielfach für den Bau bestimmend
zwischen Lokomotive und Tender, mit Sandstreuern, waren, näher einzugehen. (Fortsetzung folgt.)
Die Berechnung der Fahrzeiten und Geschwindigkeiten von Eisenbahnzügen
aus den Belastungsgrenzen der Lokomotiven*)
von Strahl, Regierungs- und Baurat
(Hierzu Tafel 1 und 6 Abbildungen)
(Schlufs von Seite 104)
Den Fahrwiderstand auf der Wagerechten für It |! 3. für Eilgüterzüge:
Wagengewicht berechnet man nach folgenden Näherungs- Mr
formeln: | ww — 25 +05 (10) bei Windstille in kg/t;
l. Für D-Züge, Eil- und Schnellzüge sowie `
schwere Güterzüge (Kohlenzüge): | 4. für gewöhnliche Güterzüge gemischter Zu-
l rX? , , , sammensetzung:
w = 29+ 40 (10) bei Windstille in kg/t, |
ie RE Sad as
jB 1 /v + 25\? T | = En w = 25+ 20 (10) bei Windstille in kg/t;
a + 40 is) a E | 5. für Leerwagenzüge aus zweiachsigen Güter-
2. für gewöhnliche Personenzüge: r Wagen;
rgd
l 2
w — 2,5 + 30 (10) bei Windstille in kg/t;
„= Einem starken, schräg von vorn gegen den
*) Es wird beabsichtigt, von diesem Aufsatze Sonderabdrücke fahrenden Zug gerichteten Winde wird also dadurch
herstellen zu lassen. Interessenten werden gebeten, die Anzalıl | Rechnung getragen, dafs in dem Gliede für den Luft-
der etwa gewünschten Sonderabdrücke der Redaktion rechtzeitig ' widerstand zur Fahrgeschwindigkeit
bekanntzugcben. : ;
| Jv = 20 km/st für die Lokomotive und
a
3
w = 2,5 + (io) bei Windstille in kg/t.
**) Aus einer Doppelfahrt der preufsischen Staatsbahn mit dem-
selben schweren Schnellzuge bei Windstille und starkem Scitenwind, | Jv = 25 km/st für die Wagen
wobei die Dampfarbeit mit Hilfe eines Leistungszählers und die | zugeschlagen werden.
Nutzarbeit am Zughaken durch einen selbstschreibenden, mit ; > 3 f
Planimeter verbundenen Zugkraftmesser festgestellt wurde, ist /v | Die Belastungsgrenze in der Wagerechten Ist
für den Einflufs des Windes gleich 23 für die Wagen und 18 für _ Z:—-W
die Lokomotive ermittelt worden; für die Lokomotive also 5 km/st ` Geom- - int Wagengewicht.
weniger, vermutlich, weil dem Winde hier nicht so wie zwischen 1:0 w
den Wagen eine gröfsere Angriffstlaiche geboten wird. Derselbe
Unterschied ist auch in obigen Widerstandsformeln für die Lokomotive
und die Wagen beibehalten, der Einflufs des Windes aber etwas
Die für die betrachtete Lokomotive auf dieser
Grundlage gefundenen Zahlenwerte sind in Zusammen-
gröfser angenommen worden. „Zeitschrift des Vereins deutscher | stellung 2 bei Windstille und Zusammenstellung 3
Ingenieure“ 1913, S. 330. : bei starkem Seitenwind enthalten.
Zusammenstellung 2,
Die gröfsten Zugkräfie und Belastungsgrenzen aus der Kesselleistung der vierzylindrigen 2C-H. S. L. S? auf
wagerechter, gerader oder schwach gekrümmter Bahn bei Windstille ermittelt.
Z’ = 1700 PSi; ‘ = 4600 kg; v' = 100 km/st; Gi = 143 t.
1 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13
1 v km/st 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 | Fahrgeschwindigkeit.
2 Sa 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1 1,1 1,2 | v’ = vorteilhafteste Fahrgeschwindigkeit.
v
E Za Po g Aari Wee fo ie sd ee,
3 gi 2,35 1,96 | 1,70 1,51 1,35 1,22 1,1 1,0 0,91 | 0,825 | Aus Abb. 6 ermittelt.
t
4 Zi kg 10 810 | 9016 | 7820 | 6946 | 6210 | 5612 | 5060 | 4600 | 4186 | 3795 | Zylinderzugkraft.
5 Wi kg 667 709 163 829 907 997 1100 | 1213 | 1340 | 1477 | Widerstand der Lokomotive.!) p
6 Zn kg 10 143 | 8307 | 7057 | 6117 | 5303 | 4615 | 3960 | 3387 | 2846 | 2318 | Zugkraft am Tenderzughaken. Bu
7 ww kg/t 2,125 2,9 3,13 | 3,40 | 3,73 4,1 4,53 5,0 5,93 6,1 Widerstand der Wagen, auf | t bezogen.)
T DA!
8 Gw t 3730 | 2865 | 2250 | 1795 | 1420 | 1125 | 875 677 515 380 | Gewicht des Wagenzuges.
Jy? l A
D Wi = 613 +6 ; 23 w = 2,5 + ( k
l: (io) 1: æ 40 10
(1. Oktober 1913] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 871] 125
Zusammenstellung 3.
Die gröfsten Zugkräfte und Belastungsgrenzen der Vierzylinder 2C-H.S.L. S,,v auf wagerechter, gerader oder
schwach gekrümmter Bahn bei a. Seitenwind, aus der Kesselleistung ermittelt.
Zi! = 1100 PSi; Z/ = 4600 kg; v' = 100; Gi = 143 t.
ae ae o | 10 | 11 | 12 | 13
v km/st 90 100 110 120 Fahrgeschwindigkeit.
2 Zikg 10 810 | 9016 | 7820 | 6946 | 6210 | 5612 | 5060 | 4600 | 4186 | 3795 | Zylinderzugkraft s. Zusammenst. 2, Zeile 4.
3 Wı xg 163 829 907 997 1099 | 1213 | 1339 | 1478 | 1627 | 1788 Widerstand der Lokomotive.!)
4 Za kg 10 047 | 8187 | 6913 | 5949 | 5111 | 4399 | 3721 | 3122 | 2559 | 2007 Zugkraft a am 1 Zughaken des Tenders.
5 | w kelt 3,256 | 3,555 | 3,905 | 4,305 | 4,755 | 5,255 | 5,805 | 6,405 | 7,06 | 7,76 | Widerstand der Wagen.®)
1:2
6 Gw t 3075 | 2305 | 1770 | 1380 | 1072 | 838 641 488 363 258 | Gewicht des Wise
v + 20\? l v + 25\2
) Wi = 6134+6(—.-—). TE E E EE oe
eee ae (u) Aks Pal a)
b) Die Belastungsgrenzen mit Rücksicht auf Die Werte der 4 Zusammenstellungen 2 bis 5 sind
das Reibungsgewicht (G,). zur Darstellung der Belastungsgrenzen bei
Die Z f : Windstille und starkem Seitenwind auf der Wagerechten
Meee dm. Aughakon des. ner Der aun. in gerader oder schwach gekrümmter Bahn für die
n |
ee Ore ek a NEE | betrachtete Lokomotive in Abb. I benutzt worden.
1000 | Die Fahrgeschwindigkeit v., bei der sich die Kurven
VA 6 Gy — Wau _ der Belastungsgrenzen mit Rücksicht auf die Kessel-
Eo . RR: Be
wenn Wa der äufsere Widerstand der Lokomotive mit ' ne PELDEIDENG SEN JOB
Tender, also ohne Maschinenreibung ist, oder, da Zunächst ist v, auf der Steigung ebenso grofs wie
W, = 2,5 G, + 0,6 F (ar 7 auf der Wagerechten und unabhängig vom Winde, weil
10 die Ausnutzung des Kessels an der Reibungsgrenze
, der Treibräder stets dieselbe Füllung und Umlaufzahl
Ze 1000 51—25.92—6 vt si\* oder der Treibräder bedingt, wobei es natürlich gleichgültig
"= 6 ' pes 10 ist, ob sich der Zug auf der Steigung oder in der
|
ist, für die betrachtete Lokomotive
Wagerechten befindet, ob das Wetter windstill oder
z, = 8440 — 6 ("7,7") d
|
|
|
10 stürmisch ist.
ZO ber Windstile v, ist also die gröfste Geschwindigkeit, mit welcher
== ’
dv = 20 bei starkem Seitenwind.
der schwerste Zug, der mit Rücksicht auf das Reibungs-
Aus dieser Formel und den Widerstandsformeln für
gewicht überhaupt möglich ist, auf der gröfsten Steigung
befördert werden kann. v, ist somit für eine wirt-
Wagen sind die Zusammenstellungen 4 und 5 entstanden.
schaftliche Fahrplanbildung mafsgebend.
Ein unveränderliches v, hat natürlich eine unver-
änderliche Reibungsziffer zur Voraussetzung; ändert
sich diese, so ändert sich auch v.. In Abb. 1 gilt, wie
gesagt, v, nur für eine Zugkraft an der Reibungsgrenze
gleich '% des Reibungsgewichtes. Sind die Schienen
trocken, so können erfahrungsgemäfs erheblich gröfsere
Zugkräfte an der Schleudergrenze der gekuppelten
Räder angewendet werden; sie bedingen ein kleineres »,.
t | vkm/st| 0 | 20 | 40 | Fahrgeschwindigkeit. ' Der Schnittpunkt der beiden Kurven der Belastungs-
ee pec: SEE a ete fee grenzen mit Rücksicht auf den Kessel und das Reibungs-
2 Zn kg 8440 8416 8344 Zugkraft am Zughaken des Tenders. a) gewicht in Abb. 1 liegt entsprechend höher. Die Zeit
une Vene für das Anfahren des Zuges kann unter Umständen
3] w kg/t 2,5 2,6 29 Widerstand des Wagenzuges. 2 dadurch wesentlich abgekürzt werden.
Zugkräfte und Belastungsgrenzen der 2C-H.S.L. Sov
bei Ausnutzung des Reibungsgewichtes und Wind-
stille auf gerader oder schwach gekrümmter Bahn in
der Wagerechten. Reibungsziffer = We.
Zusammenstellung 4.
|
|
ıl 21s31als| — 6
4| Get |3375 | 3235 | 2875 | Gewicht des Wagenziges. 6. Das bisherige Verfahren zur Berechnung der Fahrzeiten.
i Po saoe ( ); Si Apo ek Pag Zur Berechnung der Fahrzeiten eines Zuges auf
Ize =| 40110 Bahnstrecken von wechselnder Beschaffenheit bedienen
sich die deutschen Eisenbahnverwaltungen meist noch
Zusammenstellung 5. des Begriffes der „Betriebslänge“.
Zugkräfte und Belastungsgrenzen der 2C-H.S.L. Sov Die Länge der einzelnen Steigungen wird in dem-
bei Ausnutzung desReibungsgewichtesundstarkem selben Verhältnis wie die Fahrzeit auf der Steigung
Seitenwind auf gerader oder schwach gekrimmter | gegenüber der Fahrzeit auf einer gleich langen Wage-
Bahn in der Wagerechten. Reibungsziffer = Vs. rechten verlängert angenommen.
7 SI NR SPESESE RUE ESEL SEHEN SE EEE RER EY OE NE Die der Wagerechten entsprechende, zulässige
1 2 3 | 4|5 | 6 gleichformige Fahrgeschwindigkeit ve nennt man die
„Grundgeschwindigkeit“,*) weil sie die Grundlage
I|zkm/st | 0 | 20 | 40 Fahrgeschwindigkeit. für die Berechnung der Fahrzeiten auf allen Streckenab-
Sos ae ea were schnitten bildet. Der Zug, der diese Geschwindigkeit
2| Zukg | 8416 | 8344 |8224 | Zugkraft am Zughaken des Tenders.!) in der Wagerechten vermöge der Lokomotivleistung
Sell le Sale oe auf die Dauer eben noch einhalten kann, ist der voll-
belastete Zug. Die Fahrzeit in der Wagerechten für
4| Got |3170]2780|2314| Gewicht des Wagenzuges. diesen Zug ergibt sich durch Teilung der wirklichen
3 w kgjt 2,656 3,006|3,555| Widerstand des Wagenzuges. 2)
2 2
1) Zn = 8440 — 6 (u) ; 2) w = 2,5 + 2 ( io) 7 = „Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens“, 1887,
1:0 . A
Tan a er
126 (No. 871]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Oktober 1913]
Linge mit der Grundgeschwindigkeit. Die Betriebs-
lange ist somit die Lange der Wagerechten, die in
derselben Zeit mit der Grundgeschwindigkeit durch-
fahren wird, wie die geneigte Strecke mit der ihr zu-
kommenden Geschwindigkeit. Die Fahrzeit auf einer
geneigten Strecke ergibt sich mithin durch Teilung
ihrer Betriebslange durch die Grundgeschwindigkeit.
Gegen dieses Verfahren werden aber folgende
Bedenken geltend gemacht:
1. Die zulässige Zuglast wird in Prozenten der
Vollast angegeben. Die Frage, wie grofs die absolute
Gröfse der Vollast ist, bleibt offen.
2. Die berechneten Fahrzeiten gelten, streng
genommen, nur für die eine Lokomotive, auf welche
das ganze Verfahren zugeschnitten ist.
3. Das Verfahren ist auf eine Widerstandsformel
für den ganzen Zug, also für Lokomotive und Wagen
zusammen, angewiesen. Nun ist aber der auf It Zug-
gewicht bezogene Widerstand wegen des Einflusses,
den der Widerstand der Lokomotive auf den Gesamt-
widerstand ausübt, je nach der Zusammensetzung des
Zuges für die gleiche Geschwindigkeit sehr verschieden,
läfst sich also durch keine allgemeingültige Wider-
standsforme] ausdrücken. Aufserdem ergibt die
Formel für Personen- und Schnellzüge viel zu grofse
Widerstandswerte und führt somit auf zu grofse Be-
schleunigungen und zu knappe Fahrzeiten für die wirk-
liche Vollast (s. u.).
4. Das Verfahren rechnet nur mit der jeder Steigung
zukommenden, gleichförmigen Fahrgeschwindigkeit
und nicht mit dem wirklichen allmählichen Uebergang
von einer Geschwindigkeit auf die andere; es trägt
also den Zeitverschiebungen, die durch den Wechsel
der Geschwindigkeit beim Uebergang von einer Steigung
zur anderen entstehen, nicht Rechnung, nimmt vielmehr
an, dafs diese im einzelnen nicht erheblich sind und
sich auf. gröfseren Streckenlängen meist ausgleichen,
also nicht berücksichtigt zu werden brauchen. In Wirk-
lichkeit sind die Zeitverschiebungen unter Umständen
beträchtlich, besonders auf Steilstrecken, wie das Bei-
spiel im Abschnitt 4 gezeigt hat. |
5. Das Verfahren liefert infolgedessen kein richtiges
Geschwindigkeitsbild und gestattet nicht, den Fahrplan
so zu gestalten, dafs die festgesetzte Höchstgeschwin-
digkeit nicht überschritten zu werden braucht.
Die Folgen des zu hoch eingeschätzten Zugwider-
standes sollen an einem Beispiel klar gemacht werden.
Das Verfaliren bedient sich der alten Clark’schen
Widerstandsformel für Personen- und Schnellzüge:
De;
w = 24 + 1300 I kg
für 1 t Zuggewicht einschliefslich Lokomotive.
Für die in den vorhergehenden Abschnitten
betrachtete Lokomotive (S107) soll beispielsweise zu-
nächst das Gewicht des bei einer Fahrgeschwindigkeit
von 100 km/st in der Wagerechten vollbelasteten Zuges
mit Hilfe dieser Widerstandsformel bestimmt werden.
Nach der obigen Begriffsbestimmung ist diese
Geschwindigkeit die „Grundgeschwindigkeit“ und
diese Zuglast die „Vollast“. Beide sind für die
Berechnung der „Betriebslängen“ und Fahrzeiten
nach dem bisherigen Verfahren malsgebend.
Wie aus Zusammenstellung 2, Spalte 10, Zeile 4,
folgt, ist für diese Geschwindigkeit die verfügbare
Zylinderzugkraft der Lokomotive
Zi = 4000 kg,
der Widerstand für It Zuggewicht nach der Formel
des Verfahrens
(100)?
w = 2,4 4 1300 = 10,09 kg,
die Vollast somit
4600
10,09 = 456 t
und nach Abzug des Gewichtes der 143t schweren
Lokomotive mit Tender das Gewicht des entsprechenden
Wagenzuges |
Gee sl3t
Die genaue Widerstandsformel führt aber nach der
Zusammenstellung 2, Spalte 10, Zeile 8, unter den
gleichen Verhältnissen auf ein erheblich grofseres
Wagengewicht, nämlich
Gy» = 677 t.*)
Je nachdem man die eine oder andere Widerstands-
formel benutzt, wird man fiir die Steigungen verschiedene
Betriebslangen und Fahrzeiten erhalten.
Bei einer Geschwindigkeit von 70 km/st beträgt
beispielsweise die gröfste Zylinderzugkraft der betrach-
teten Lokomotive nach Zusammenstellung 2, Spalte 7,
Zeile 4,
6210 kg,
der Widerstand des vollbelasteten Zuges nach dem
alten Verfahren
456 . 6,17 = 2810 kg,
die Zugkraft zur Ueberwindung der Steigung s somit
6210 — 2810 = 3400 kg
oder die Steigung, die mit 70 km/st von der voll-
belasteten Lokomotive noch befahren werden kann,
3400 :
"456 = 71,46 V. T.
Nach Abb. 1 und Gleichung (1) kann über diese
Steigung die Vollast (820 t), welcher ein Wagengewicht
von 677t entspricht, in Wirklichkeit nur mit rund
42 km/st befördert werden. Hierzu ist für eine
bestimmte Länge der Steigung eine um rund 67 v. H.
gröfsere Fahrzeit erforderlich als nach den Annahmen
des Verfahrens, nämlich im umgekehrten Verhältnis
der Fahrgeschwindigkeiten,
70:42 = 1,665: 1.
In demselben Verhältnis stehen auch die Betriebs-
langen, so dals der Streckenzuschlag für die Steigung
1,46 v. T. bei der Grundgeschwindigkeit 100 (H — 1)
70
100 = rd. 43 v. H. dem alten Verfahren und
100
( o> 1) 100 = 138 v. H. nach dem neuen Verfahren
beträgt.
Das genaue Verfahren führt also für den
vollbelasteten Zug auf gröfsere Betriebs-
längen oder Fahrzeiten als das alte Verfahren.
Das heifst mit anderen Worten:
Die Fahrzeiten in den Fahrplänen für Personen-
oder Schnellzüge, sofern sie nach dem alten Verfahren
berechnet sind, sind für den vollbelasteten Zug
und die angenommene Grundgeschwindigkeit, die
im Sinne des Verfahrens in der Regel nicht über-
schritten werden soll und mit der „regelmäfsigen
Höchstgeschwindigkeit“ im Sinne der $$ 54 und
66 der Eisenbahnbau- und Betriebsordnung gleich-
bedeutend ist**), zu kurz.
Die Folge davon ist, dafs bei der Beförderung
schwerer Züge in einem solchen Fahrplan im Gefälle
oder in der Wagerechten der in der Steigung unver-
meidliche Zeitverlust durch Ueberschreitung der
planmäfsigen Höchstgeschwindigkeit wieder
eingeholt werden mufs, um die Fahrzeit innezuhalten.
Müssen die Fahrpläne aus betriebs- oder verkehrs-
technischen Gründen beibehalten werden, so dürfen die
Züge entweder nicht voll belastet werden, oder man
erhöht die regelmäfsige Höchstgeschwindigkeit,
entsprechend der gröfsten Fahrgeschwindigkeit, die bet
den schwersten Zügen angewendet werden muls.
Erfahrungsgemäfs kommen Ueberschreitungen der regel-
mäfsigen Höchstgeschwindigkeit in solchen Fahrplänen
gerade bei den schwersten Zügen vor. Leichtere Züge
können, wie gesagt, dank dem Ueberschufs der Zugkraft
§ =
nach
*) Ein solches Gewicht des Wagenzuges, dem etwa 70 Achsen
entsprechen würden, ist für die angenommene Grundgeschwindigkeit
nach der Bau- und Betriebsordnung nicht zulässig. Insofern hat
die Berechnung nur einen theoretischen Wert.
**) Da die Grundgeschwindigkeit die gröfste Dauergeschwindig-
keit der vollbelasteten Lokomotive in der Wagerechten ist, muls
die Geschwindigkeit in der Steigung für diesen Zug selbstver-
ständlich kleiner sein. Aber auch im Gefälle soll die Grund-
geschwindigkeit in der Regel zweckmäfsig nicht überschritten werden,
sondern nur zur Abkürzung der planmäfsigen Fahrzeit bei Ver-
spätungen; also ist die Grundgeschwindigkeit mit der regelmāfsigen
Höchstgeschwindigkeit gleichbedeutend.
[1. Oktober 1913]
der nicht vollbelasteten Lokomotive, planmäfsig gefahren
werden.*)
Die Einführung der den früheren Lokomotiven an
Zugkraft und Leistung meist weit überlegenen Heits-
dampflokomotiven in Deutschland fiel zeitlich mit der
durch die Verkehrszunahme bedingten Verstärkung der
Schnellzüge zufällig zusammen.
Diesem Zutall ist es oft zu verdanken, dafs heute
die schwersten Schnellzüge, die nach der Eisenbahnbau-
und Betriebsordnung überhaupt noch zulässig sind,
trotz der nicht einwandfreien Fahrpläne noch pünktlich
und ohne Vorspann befördert werden können. Die
Lokomotiven sind eben für die angenommene Grund-
geschwindigkeit, wie das vorige Beispiel lehrt, noch
nicht voll belastet. Allerdings hat sich das Geschwin-
digkeitsbild gänzlich verschoben. Auf den Steigungen
ist die Geschwindigkeit kleiner, als im Fahrplan zur
Berechnung der Fahrzeit angenommen worden ist, im
Gefälle oder in der Wagerechten dafür oft erheblich
gröfser als die Grundgeschwindigkeit. Dieser uner-
wünschte Zustand wird noch durch eine einschränkende
Bestimmung begünstigt.
Um zu verhüten, dafs auf den stärkeren Steigungen
unverhältnismäfsig langsam gefahren wird und zu viel
Zeit verloren geht, wird bei dem bisherigen Verfahren
an dem Grundsatze festgehalten, vollbelastete Züge
höchstens über solche Steigungen zu befördern, auf
denen die Geschwindigkeit mit Rücksicht auf die
Leistungsfähigkeit der Lokomotive nicht mehr als etwa
40 v. H. kleiner sein mufs als die Grundgeschwindigkeit,
und bei gröfseren Steigungen das Gewicht der leich-
teren Züge so zu wählen, dafs die Geschwindigkeit
höchstens bis auf die Hälfte der Grundgeschwindigkeit
herabgeht. Diese Einschränkung der Geschwindigkeits-
abnahme auf Steigungen setzt also voraus, dafs das
Gewicht der Züge der Fahrzeit angepafst wird, eine
Forderung, die sich erfahrungsgemafs in Wirklichkeit
nicht erfüllen lafst. Die Verkehrsbedürfnisse schreiben
das Gewicht der Züge vor. Die Aufgabe des Betriebes
ist es, den Fahrplan entsprechend zu gestalten.
Wird die Fahrzeit nach dieser einschränkenden
Bestimmung mit Rücksicht auf die stärkeren Steigungen
für einen leichteren Schnellzug zwar richtig berechnet,
das Gewicht dieses Zuges aber in Ermangelung eines
zuverlässigen Verfahrens zu seiner Vorausbestimmung
oder aus anderen Gründen in die betreffende Spalte
des Fahrplanbuches zu grofs eingesctzt, so wird die
Fahrzeit auf den Steigungen zu knapp und eine Ueber-
schreitung der planmälsigen Fahrgeschwindigkeit im
Gefälle oder in der Wagerechten wieder unvermeidlich.
Die einschränkende Bestimmung wird also zweckmäfsig
fallen; sie ist auch vollkommen überflüssig. Die Fahr-
zeit ist durch die gegebene Zuglast, die Leistungs-
fähigkeit der Lokomotive, die angenommene Höchst-
geschwindigkeit und die Streckenverhältnisse eindeutig
bestimmt.
7. Schlufsbemerkung.
Um es mit Sicherheit vermeiden zu können, dafs
‘die festgesetzte Höchstgeschwindigkeit in einem Fahr-
plan überschritten wird, müssen die Fahrzeiten nach
*) Die Voren des Verfahrens, gleichmäfsige Bean-
spruchung der Lokomotive in allen Steigungen, wird dann natürlich
nicht erfüllt.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
rt
[No. 871] 127
einem Verfahren berechnet sein, welches die Fahr-
geschwindigkeit als Funktion des Weges darzustellen
gestattet. Aufserdem wird ein solches Geschwindig-
keitsbild durch den Vergleich mit der Wirklichkeit ein
vortreftlicher Prüfstein für die Zuverlässigkeit des
Verfahrens sein.
Diese Forderung kann, wie gesagt, mit dem jetzt
üblichen Verfahren zur Berechnung der Fahrzeiten von
Personen- und Schnellzügen nicht erfüllt werden, weil
dieses auf die allmählichen Geschwindigkeitsänderungen,
also auf die Beschleunigung und Verzögerung, mit
Ausnahme des Anfahrens und Bremsens keine Rück-
sicht nimmt. *)
Dieses Ziel kann nur durch ein Verfahren wie
das oben beschriebene oder ein ähnliches erreicht
werden.**) Der Weg, der zu diesem Ziele führt, ist zwar
mühsam, die Mühe darf aber nicht gescheut werden,
weil es nur auf diese Weise möglich ist, dem Einflusse
der allmählichen Geschwindigkeitsänderungen beim
Neigungswechsel der Bahn auf die Fahrzeit Rechnung
zu tragen. Insbesondere lassen sich alle Unter-
suchungen, die sich auf das Anfahren der Eisenbahn-
züge erstrecken, erst auf dieser Grundlage einwandfrei
durchführen. Man ist nicht mehr auf die unsicheren
Annahmen von Zeitzuschlägen für das Anfahren an-
gewiesen.
Der Begriff der Grundgeschwindigkeit, auf
welchem, wie gesagt, das jetzige Verfahren der. meisten
deutschen Eisenbahnverwaltungen zur Berechnung der
Fahrzeiten nach Betriebslängen beruht, ist entbehrlich
und wird zweckmäfsig im Sinne der §§ 54 und 66 der
Eisenbahnbau- und Betriebsordnung (Reichsgesetzblatt
1904 No.47) durch „regelmäfsige Hochstgeschwin-
digkeit“ bei Anwendung der regelmäfsigen Fahr-
zeit oder durch die um 10 v. H. gröfsere Höchst-
geschwindigkeit bei Anwendung der kürzesten Fahr-
zeit ersetzt. Im Einklang hiermit steht auch die an
dieser Stelle angeregte Begriffsbestimmung der regel-
mälsigen und kürzesten Fahrzeit. Wie man sich an
Hand der Abb. 2 und 3 überzeugen kann, ist die für
eine bestimmte Belastung zulässige gröfste Dauer-
geschwindigkeit in der Wagerechten bei Windstille
etwa 10 v. H. gröfser als bei starkem Seitenwind. Dem-
gemäfs ist auch die regelmäfsige Fahrzeit in der Wage-
rechten etwa 10 v. H. gröfser als die kürzeste. Aber
auch in der Steigung ist dies annährend der Fall, so
lange lediglich die Kesselleistung‘ mafsgebend ist. Man
kann also zur Vereinfachung des Verfahrens die regel-
mafsige Fahrzeit aus der kürzesten in der Weise
annähernd ermitteln, dafs man zu der kürzesten Fahr-
zeit 10 v. H. zuschlägt.
*) Deshalb ist es auch nicht möglich, im Betriebe einwandfrei
festzustellen, in welcher Richtung ein solcher Fahrplan einer
Berichtigung bedarf.
**) Ein ähnliches, von Sanzin angegebenes Verfahren ist dem
Verrehmen nach bei der österreichischen Südbahn für die Berech-
nung der Fahrzeiten von Schnellzügen sowie wichtigen Personen-
und Güterzügen seit etwa 3 Jahren im Gebrauch. Vergl. Dr.R. Sanzin:
„Untersuchung an einer Lokomotive und Feststellung der günstigsten
Belastung für dieselbe“. Oesterreichische Allgemeine Bauzeitung,
1905, Heft 3, „Bestimmung der Fahrzeiten aus der Leistungs-
fähigkeit der Lokomotiven“. Verhandlungen zur Beförderung des
Gewerbtleifses, 1906, S. 306, und Handbuch des Eisenbahn-
maschinenwesens von Stockert, II. Band, S. 39, Abschnitt „Zug-
förderung“.
Neue Schleifmaschinen für die Lokomotivausbesserung
vom Regierungsbaumeister Pontani, Frankfurt a. M.
(Mit 8 Abbildungen)
Die Schleifmaschine, heute ein unentbehrliches Hilfs-
mittel im modernen Maschinenbau, hat auch bei der Aus-
besserung von Lokomotiven Eingang und vielfache An-
wendung gefunden. Dafs die Schleiftechnik sich auch
Gebiete zu erobern sucht, welche bisher nur oder fast nur
der Handarbeit vorbehalten schienen, zeigt die Einführung
von. 2 neuen Schleifmaschinen, welche seit einiger Zeit
in der Lokomotiv-Hauptwerkstätte Frankfurt a.M. inTätig-
keit sind und in folgendem besprochen werden sollen.
Schieberspiegelschleifmaschine zum
Bearbeiten von Flachschiebern.
Zur Bearbeitung der Schieberspiegel bei Flach-
schiebern bedient man sich bisher fast ausschliefslich
128 [No. 871]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Oktober 1913)
der Handarbeit. Es hat zwar von jeher maschinell
angetriebene Apparate zum Abdrehen oder Fräsen der
Schieberflächen gegeben, aber sie sind von der Arbeiter-
schaft nicht gern und dauernd gebraucht worden und
stehen nicht selten unbenutzt in einem Inventarienraum.
Die Gründe dafür liegen darin, dafs diese Apparate sich
nicht an allen Lokomotivtypen verwenden lassen; z.T.
bauen sie sich zu hoch und können erst nach Ent-
fernung mancher hindernden Lokomotivteile ange-
bracht werden — bei zwischen den Rahmen liegenden
Abb. 1.
Schieberspiegelschleifmaschine der Naxos-Union-Gesellschaft, Frankfurt a. M.
Lokomotivschieberkästen überhaupt nicht —, oder die
Form der Schieberkastenöffnungen — runde Oeffnung
oder schräg geteilter Schieberkasten — macht die An-
bringung unmöglich, oder die Form des Kastenaus-
schnittes verhindert es, mit dem Werkzeug auch die
Ecken der Schieberflächen zu bestreichen; ferner
machte bei einigen, besonders älteren Apparaten die feine
Einstellung des Werkzeuges und seine Abnutzung
Schwierigkeit. Auch verstärkt der meistens unbequeme
Antrieb des Mechanismus die Scheu, den Apparat aus
seinem stillen Winkel hervorzuholen; vor allem ist
aber die Ueberlegung bestimmend gewesen, dafs man
ohne Handarbeit doch nicht auskommt und das Nach-
schaben und eigentliche Anpassen von Hand unver-
meidlich ist. |
Das Bearbeiten der Schieberspiegelflächen kommt
aber bei jeder Untersuchung und allgemeinen Aus-
besserung von Lokomotiven mit Flachschiebern vor; es
würde sich daher für die Ausbesserungs -Werkstätten
wohl lohnen, etwas Besseres an Stelle des Bisherigen
zu setzen. Denn auch die Handarbeit hat manigfache
Mängel. Wo sie mit gröfster Sorgfalt und Genauigkeit
ausgeführt wird und guten Erfolg zeitigt, ist sie mühsam,
zeitraubend und teuer. Aber in
vielen Fällen läfst doch der Grad
der Genauigkeit des Aufpassens zu
wünschen übrig und es ist wirklich
schwer, die Fläche völlig eben und
parallel der Achse der Schieber-
bewegung herzustellen. Auch ge-
schah die Bearbeitung der Fläche
dort naturgemäfs am nachdrück-
lichsten, wo der Arbeiter am leich-
testen hingelangte. So sind z.B.
bei den .$3-Verbund-Lokomotiven
die Schieberspiegelflächen allmäh-
lich nach aufsen immer mehr weg-
gearbeitet worden, bei andern
Typen sogar in Richtung der
Schieberbewegung. Dampfverluste
und unruhiges Arbeiten der Loko-
motive sind unvermeidlich,
Soll die besprochene Arbeit in
möglichst vollkommener Weise aus-
geführt werden, so müssen folgende
Bedingungen erfüllt werden:
l. Die Vorrichtung mufs für alle
Lokomotivgattungen mit Flach-
schieber verwendbar sein,
2. Sie mufs leicht anzubringen
und anzutreiben sein.
3. Die. Bedienung mufs handlich
sein.
4. Schnelle, genaue und gründ-
liche Bearbeitung der Fläche
unter Vermeidung von Nach-
arbeiten.
Die moderne Schleiftechnik
scheint dieses Problem in einwand-
freier Weise lösen zu können.
Die Naxos-Union Gesellschaft
des echten Naxos-Schmirgels zu
Frankfurt (Main) hat vor einiger
Zeit eine Schieberspiegelschleif-
maschine auf den Markt gebracht,
deren Verwendung für Lokomotiven
die Abbildung I an einer S3-Loko-
motive der Preufsisch -Hessischen
Eisenbahnverwaltung zeigt. Die
Schleifmaschine läfst sich an allen
Lokomotivgattungen mit aufsen-
liegender Steuerung anbringen, also
an wagerechten, senkrechten oder
schrägen Flächen. Bei Lokomo-
tiven mit innenliegenden Schieber-
kästen behindert meist ein wage-
rechtes Rahmenversteifungsblech
mit kleinem ovalem Ausschnitt die
Verwendung des Apparates, doch
dürfte es kein Bedenken haben,
diesen Ausschnitt durch autogenes Ausschneiden ent-
sprechend zu vergröfsern. Der Apparat wird stets mittels
Zwischenrahmens aufgespannt, um die Schleifmaschine
in parallele Lage zur Schieberfläche zu bringen und
ohne Rücksicht auf die Form der Deckelflächen die
Vorrichtung überall benutzen zu können.
Der Rahmen ist so geformt, dafs seine Aufspannung
nicht durch die Schieberdeckelschrauben, die sehr ver-
schieden in ihrem gegenseitigen Abstande und in dem
Abstande von der Innenkante des Schieberkastenaus-
schnittes sind, gestört wird. Die Einstellung des
Rahmens wird nach der Achse der Schieberstange durch
eine mit verschiebbarem Fühlhebel versehene Hohlwelle
[1. Oktober 1913}
ausgeführt, deren Lage durch 2 Konusse nach den
Ausbohrungen der Stopfbiichsen bestimmt wird, wie
es Abb. 2 angibt.
Der Fühlhebel ist mit Grob- und Feineinstellung
versehen. Bei der Einstellung sind kleine Ab-
weichungen nach den Linien a, 4, oder a, 4 von geringer
Bedeutung, während Neigungen der Schieberfläche
gegen die Schieberstangenlängsachse Dampfverluste
Abb. 2
Vorrichtung zum Einrichten der Schleifmaschine.
erzeugen würden. Auf dem Zwischenrahmen wird der
eigentliche Schleifapparat mit 4 Schrauben befestigt.
Die Schleifscheibe — ein Zylinder min. 180 mm Durch-
messer — taucht etwa 300 mm in den Schleifkasten hinein.
Man überfährt zunächst einzelne Stellen, welche zu hoch
liegen. Erst wenn die Fläche ungefähr so eben ist, dafs
die Schleifscheibe fast überall angreift, wird die ganze
Fläche vorgenommen. Die sehr sinnreich ausgebildeten
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 871] 129
einen mit dem Antrieb verbundenen kleinen Ventilator
in der Weise bewirkt wird, dafs die Luft aus dem Loko-
motivzylinder und damit durch die Einströmungskanäle
aus dem Schieberkasten abgesogen wird.
Der Apparat ist 300 mm hoch, der Zwischenrahmen
mufs der Schieberkastendeckelschrauben wegen min-
destens 95 mm hoch sein. Er kann auch bei innen-
liegenden Zylindern mit der vorgenannten Abänderung
Abb. 3.
Maß für das Anbringen der Schleifmaschine bei innen-
liegenden Lokomotivzylindern.
der Rahmenversteifung überall da angebracht werden,
wo das Mafs vom Schieberkasten des einen Zylinders
bis zu den Deckelschrauben des anderen Zylinders
mindestens 400 mm beträgt (s. Abb. 3). Die Anbringung
bei innen- und aufsenliegenden Zylindern zeigen die
Abb. 4 u. 5. Der Antrieb erfolgt durch einen fahrbaren
Elektromotor, der seine Kraft durch halbgeschränkten
Riemen auf die kleine Scheibe eines schwingenden
Auslegers in ungefährer Höhe der zu schleifenden Fläche
Es,
fa
Schieberspiegel-Schleifapparat ZSP? mit einfacher Staubabsaugung.
Schaltbewegungen erlauben es, sowohl in Quer- als
in Längsrichtung einzelne Teile, sowie in Zickzacklinien
die ganze Fläche zu schleifen.
Eshat sichals praktisch erwiesen, zunächst2 Schieber-
stege, dann die verbindenden Teile zu schleifen und
schliefslich die ganze Fläche zu überfahren. Mit der
kleinsten Schleifscheibe von 180 mm werden stets 2
Stege übergriffen. Die Vorrichtung arbeitet trotz der
grofsen Tiefenausladung der Schleifscheibe ohne jede
Vibration.
- Die Nachstellbarkeit der Scheibe ist bequem. Ihre
Form gewährleistet gleichmäfsige Abnutzung und somit
genauen Schliff. Es wird trocken geschliffen, wodurch
eine Staubabsaugung erforderlich wird, welche durch
überträgt, von wo sie mittels kurzer Gelenkwelle in
denSchleifapparat übergeht. Der Ausleger ist schwingend
angeordnet, damit der Antrieb der Querbewegung folgen
kann.
Die bei dem Schleifen mit dem vorbeschriebenen
Apparat bei $3-Lokomotiven erzielten Zeiten sind:
Für eine normal ana Niederdruckschieber-
flache : gee be AP 3,5 Std.
Für eine normal abgenutzte Hoch-
druckschieberflache e % sAn >
Für Aufstellen und Einrichten
je 2 Stunden 40 ,„
10,0 Std.
130 [No. 871]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Oktober 1913]
Zur Bedienung ist nur ein Mann nötig. Bei 0,60 M
Stundenlohn entstehen an Kosten 6,— M.
Strom während 6 Stunden für 2 PS-
Motor: . %- . 4. & a oe 4 1l,— »
Abnutzung für Maschine, Schleif-
scheibe u. Amortisation . . . . . 2—,
9,— M.
Die bisherigen Kosten bei reiner Handarbeit waren
etwa doppelt so hoch, die Arbeit dauerte 3—3'/2 Tage
und bot auch bei sorgfältigster Arbeit nicht annähernd
die Genauigkeit wie das vorliegende Verfahren.
Die geschliffenen Schiebergrundflächen konnten
ohne Nachschaben dem Betriebe übergeben werden, und
die Touchierprobe ergab allseitiges Auflagern der
Schieber.
Abb. 5.
an
BSS
: DNE
DaN NN = EN
N NEN
N BAR
SB:
Schleifen der Schieberspiegel einer G3 -Lokomotive (Verbund-
Anordnung) mit Schieberspiegel-Schleifapparat ZSP*.
Es darf von der neuen Maschine erwartet werden,
dafs sie neben Erleichterung in der Ausbesserung die
Möglichkeit geben, Dampfverluste durch undichte Schie-
ber fast ganz zu vermeiden. Bei Klagen über Durch-
heulen der Schieber würde ein 2 tagiger Aufenthalt
der Lokomotiven in der Werkstatt genügen, um die
Schieber wieder in einwandfreien Zustand zu versetzen.
Rahmenbacken-Schleifmaschine.
Die zweite Schleifmaschine ist eine ortsbewegliche
von Friedrich Schmaltz G. m. b. H., Offenbach a. M.,
gelieferte Maschine zum Schleifen und Berichtigen
der Achslagerkastenführungen an Lokomotivrahmen
(Rahmenbacken). Die Maschine ist in den Katalogen
der Firma als eine Einrichtung bezeichnet, die erst
den mit den modernen Achssatzschleifmaschinen vor-
genommenen Berichtigungen der Achssätze den rechten
Wert verleiht. |
Die Maschine, mit welcher seit Mai 1912 gearbeitet
wurde, hat sich auch dort als ein notwendiges und
wichtiges Hilfsmittel für die Lokomotivausbesserung
gezeigt, wo die Achssatzschleifmaschinen noch nicht
vorhanden sind, und zwar als Ersatz für die bisherige
Bearbeitung der Rahmenbacken von Hand.
Die Schleifmaschine (s. Abb. 6.) ruht mittels 4
Schraubenspindeln auf einem fahrbaren Rahmen, von
dem sie durch gemeinsamen Antrieb der 4 Spindeln in
die Höhe gegen den Lokomotivrahmen gehoben wird.
Der Rahmen der Schleifmaschine trägt 4 Spann-
backen, womit er nach richtiger Einstellung der Schleif.
maschine an dem Lokomotivrahmen befestigt werden
kann. An diesem Maschinenrahmen wird, durch einen
Motor angetrieben, ein Support quer zur Lokomotiv-
Längsachse hin- und herbewegt. An diesem Support
sitzen 2 Schlitten zur Auf- und Abwärtsbewegung, welche
an ihrem oberen Ende die Schleifwalzen tragen. Die
beiden Schlitten sind bei gemeinsamen Riemenantrieb
gegenläufig angeordnet und ihr Gewicht ist durch eine
Kette gegenseitig ausgeglichen. Die Schlitten sind so
ausgebildet, dafs die Schleifwalzen sowohl auf senk-
rechter wie auf schräger Bahn auf- und abgehen
können.
Die Schaltmechanismen für die Bewegungen in
wagerechter sowie senkrechter Richtung, ebenso wie
die Zustellung der Schleifwalzen sind gut durchgebildet
und von der Seite wie von dem zwischen den Lokomotiv-
rahmen stehenden Bedienungs- Mann bequem zu hand-
haben. Die Maschine schleift mit Wassersptlung.
Bekanntlich geschieht das bisherige Verfahren, die
Rahmenbacken zu berichtigen, von Hand mit der Feile
und das Nachprüfen mittels des Kreuzwinkels, welcher
an die durch die Zylindermittelachsen gelegten Schnüre
angeschlagen wird. Das Bearbeiten mit der Feile in
meist unbequemer Stellung ist mühsam und das
Nachmessen mit dem schweren durch 2 Mann ge-
haltenen Kreuzwinkel birgt Fehlerquellen in sich, die
ein genaues Ergebnis beeinträchtigen. Dabei ist es im
Interesse des ruhigen Arbeitens der Lokomotive sehr
-~ wichtig, dafs die zu einam Radsatz gehörigen Führungs-
flächen, senkrechte wie schräge, genau in einer Ebene
liegen, und dals auch dieRahmenbacken einer Lokomotiv-
seite parallel sind.
Soll eine Schleifmaschine diese Berichtigung der
Schleifbacken vornehmen, so ist neben genauem Schleif-
ergebnis und 'gröfserer Leistung als bei Handarbeit,
eine leichte und genaue Einstellung der Maschine und
ein völlig einwandfreies Verfahren, das Ergebnis des
Schleifens zu prüfen, zu fordern.
Zunächst ist die hier angewandte Methode, beide
einander gegenüberliegenden Rahmenausschnitte gleich-
zeitig, gemeinsam und von einer die ganze Rahmen-
breite einnehmenden Schleifmaschine aus zu bearbeiten,
von ausschlaggebender Bedeutung. Wie es nur ein
Behelf sein kann, die Rahmenbacken abzunehmen,
einzeln auf Flächenschleifmaschinen zu schleifen und
sie dann wieder anzubringen, so wäre es auch verkehrt,
mittels einer ortsbeweglichen Schleifmaschine zuerst
die Rahmenbacken an einem Rahmenausschnitt und
dann an dem entsprechenden der anderen Lokomotiv-
seite schleifen zu wollen.
Ferner ist die Art, wie die Schleifmaschine von
Schmaltz gegen das Werkstück, die Schleifbacken,
eingestellt wird, wichtig und sichert ein einwandfreies
Schleifergebnis. Es werden 2 Klavierdrähte von etwa
0,3 mm Ø durch die Zylindermitten längs des Loko-
motivrahmens gespannt, diese auf Parallelität und gleiche
Höhenlage hin untersucht, und nach etwaiger Bericht!-
gung die Ebene festgelegt, in welcher die Kolbenmitten
und bei ebenem Gleis die Achsmitten liegen müssen.
An der Schleifmaschine, die unter den Lokomotiv-
rahmen gefahren wird, ist eine gleiche, dem Koordi-
naten-System der Schleifmaschine angehörige Ebene fest-
gelegt; sie wird bestimmt durch 2 Paar Visierkimmen,
welche an den Enden von 2 Linealen angebracht sind.
Die Lineale sind quer zur Schleifmaschine und in Höhe
verschiebbar und sind auf den Abstand der Lokomotiv-
zylindermitten auseinandergeschoben. Die Ebene liegt
genau senkrecht zu der Führungsfläche a (s. Abb. 7)
des Hauptsupports.
Die Schleifmaschine wird nun so angehoben, dafs
diese Ebene in die oben beschriebene durch die Zy-
lindermitten gelegte Ebene hineinrückt. Der Einflufs
[1. Oktober 1913]
von Unebenheiten des Gleises und nicht wagerechter
Auflagerung des Lokomotivrahmens ist hierdurch auf-
gehoben.
Sind die zur Schleifmaschine gehörige und die zum
Lokomotivrahmen gehörige Ebene zum Zusammenfallen
gebracht, so wird mit den Spannbacken s die Schleif-
maschine am Lokomotivrahmen befestigt und das
Schleifen kann beginnen. Der Lokomotivrahmen ist so
hoch anzuheben, dafs ınan die auf ihren Wagen herab-
geschraubte Schleifmaschine unter ihm verfahren kann.
Lange Rahmen hat man bisher in der Mitte durch eine
besondere Stütze unterstützt. Diese wird für den Stand,
Abb. 6.
m|
=
Ait =e fr
Fahrbare Hochleistungs-Schleifmaschine für Achslagerkasten-Führungen
von Friedrich Schmaltz, G. m. b. H., Offenbach a. M.
den man sich zu der vorliegenden Schleifarbeit eigens
einrichtet durch einen oberhalb des Lokomotivrahmens
auf 2 seitlichen Hebeböcken aufgelagerten Träger er-
setzt, an welchem der Lokomotivrahmen aufgehängt wird.
Alsdann ist der Platz unter dem Rahmen für die Schleif-
maschine frei. Es bedarf so vieler Einstellungen der
Schleifmaschine als Rahmenausschnitte vorhanden sind.
Es lassen sich die geraden sowie auch die Keil-
flächen schleifen, ebenso die abgesetzten Flächen. Sind
die Keilbacken nur an der geraden Seite abgenutzt, so
empfiehlt sich, die Keilbacken an die schrägen Führungen
zum Schleifen in der niedrigsten Lage anzuschrauben,
was unbedenklich für die Haltbarkeit der Führungen
geschehen kann. Man hat alsdann nur gerade Flächen
zu schleifen.
Das Nachprüfen der geschliffenen Flächen wird
durch eine auf einem Reifsstock befindliche Fühlnadel
vorgenommen. Der Reifsstock wird auf den inneren
frei gebliebenen Teil des Schlittens für die Linealhalter Z
(s. Abb. 7) aufgesetzt und wird auf einer Rahmenseite
gegen die geschliffene Fläche eingestellt; dann wird die
Nadel durch Stellring gegen nachherige Verschiebung
gesichert, nach oben aufgeschlagen, um zu prüfen, ob die
geschliffene Fläche auch senkrecht zur Zylinderebene
steht, alsdann wird die Nadel auf die andere Lokomotiv-
seite gebracht und untersucht, ob sie auch hier einspielt.
Das Einrichten der Schleifmaschine hat im Durch-
schnitt und unter normalen Umständen 2 Stunden, das
Schleifen eines Rahmenausschnittes, also von 4 Flächen,
hat etwa 2,5 Stunden gedauert. Es ist also ein Loko-
motivgestell mit 3Ausschnitten in 6+ 7,5 = 13,5Stunden
fertig berichtigt. Bisher wurden bei Handarbeit damit
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 871] 131
2 Mann ungefähr 2'/s Tage beschäftigt. Zudem ist in
der Genauigkeit der Arbeit das Schleifen der Hand-
arbeit wesentlich überlegen.
Im Anschlufs an die Einführung des Schleifens der
Rahmenbacken können noch folgende Vereinfachungen
in der Durchführung der sich anschliefsenden Arbeiten
getroffen werden. Um die Längen der Kuppelstangen zu
nehmen, werden nicht mehr wie bisher die Achslager-
kasten eingepafst, das Lagermittel auf dem Steg be-
stimmt und dann die Stangenlänge von Mitte zu Mitte
Abb. 7.
Einstellungseinrichtung der Schleif-
maschine.
| Lager festgestellt, sondern es wird gemäfs Abb. 8 das
Mats a an den Backenflächen abgegriften; das Mafs 6
wird nach anderen Rücksichten, z. B. der noch vor-
handenen Stärke der Gleitschuhe dieser Lagerseite und
unabhängig von dem Befund beim Einpassen der Lager-
kasten bestimmt. Das Mafs 6 mufs alsdann für alle
Rahmenausschnitte gleich sein.
Zum Bestimmen der Stangenlängen pp.
Das Anzeichnen der Achslagerkasten und Gleit-
schuhe geschieht für eine Werkstatt von 50 Ständen
von einem Manne. Dieser gibt auch die Mafse (Stärken)
für etwa neu zu giefsende Gleitschuhe an. Vielfach
werden die Modelle unnötig verstärkt aus Besorgnis, es
möchte nicht Material genug zur Bearbeitung bleiben.
Die Folge ist vergebliche Hobel- oder Fräsarbeit. Die
genannten Vereinfachungen bringen ebenfalls ins Ge-
wicht fallende Ersparnisse.
Die beiden vorbeschriebenen Maschinen bedeuten
in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht einen
nennenswerten Fortschritt. Ihre Zweckmäfsigkeit, Ge-
nauigkeit, Leistung und Wirtschaftlichkeit machen sie
zu einem Hilfsmittel, welches sich mehr und mehr als
unentbehrlich erweist.
132 (No. 871]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
fl. Oktober 1913}
Verschiedenes
Behandlung festgerosteter Oberbauschrauben. Den „Mit-
teilungen des Königlichen Eisenbahn - Zentralamts“ ent-
nehmen wir folgendes: Einige Bahnmeister sind der Meinung,
dafs es wünschenswert sei, die einmal fest angezogenen
Schrauben festrosten zu lassen. Diese Auffassung ist
irrig. Eine festgerostete Schraube vermag auf die Dauer
die Eisenteile nicht aufeinander festzuhalten, zunächst treten
Lockerungen ein, die dazu führen, dafs die lose aufeinander
liegenden Teile durch Reibung dem Verschleifs ausgesetzt
werden. Wird nun die Schraube nicht nachgezogen, so
führt dieser Zustand zur allmählichen Zerstörung des Ober-
baues. Die Schwellen, die infolge der Lockerung mit der
Unterlagsplatte und dem Schienenfufs nicht mehr fest ver-
bunden sind, erleiden beim Ueberfahren der Fahrzeuge
heftige Schläge, die zu Anbrüchen in den Schwellenlöchern
führen, der Schienenfufs lagert nicht mehr fest in dem Haken
der Hakenplatte und weitet diesen allmählich aus. Die
Neigung der Schiene zum Wandern wird hierdurch gefördert,
die Unterlagsplatten werden dünn geschliffen und schlottern
beim Ueberfahren, die Zerstörung des Oberbaues tritt ein,
obwohl die Schraube in der ersten angezogenen Stellung
fest sitzen geblieben ist.
In einem Gleise, in dem die Schrauben festgerostet sind,
sind die Streckenläufer, denen das Anziehen der Muttern
obliegt, gar nicht in der Lage, ihren Pflichten nachzukommen,
da ihnen der Gebrauch langer Schlüssel untersagt ist und
die Schrauben mit dem 500 mm langen Schlüssel meist nicht
zu lösen sind. Es tritt dann gewöhnlich ein derart ungünstiger
Gleiszustand ein, dafs der Bahnmeister die Rotte zum Lösen
und Wiederanziehen der Schrauben auf längere Zeit in die
Gleise schickt. Die festgerosteten Schrauben werden unter
Zuhilfenahme von Aufsetzrohren mit Gewalt gelöst oder ab-
gebrochen. Es tritt also zu der unwirtschaftlichen Arbeit
der Rotte noch der Materialverlust. Das Anziehen der
Schrauben ist Sache der Streckenläufer und kann von diesen
gut verrichtet werden, so lange die Schrauben eingeölt
sind, was in manchen Bahnmeıistereien leicht nachzuweisen ist.
Zur Sicherstellung der getroffenen Anordnungen wurde
bestimmt, dafs im Laufe des Winters bis zum Wiederbeginn
der Stopfarbeiten sämtliche Hauptgleise darauf untersucht
werden, inwieweit ein Festrosten der Schrauben stattgefunden
hat. Da die Streckenläufer mit Rücksicht auf die Begänge
diese Arbeit nicht allein ausführen können, sind nach Bedarf
Rottenarbeiter zur Mithilfe heranzuziehen. Sämtliche
Schrauben sind zu lösen und einzuölen. Zu diesem Zwecke
sind die Schrauben etwa bis zur Hälfte des Gewindes zu
lösen und die Schraubengänge mittelst Pinsel zu ölen. Fest-
gerostete Muttern sind durch einige leichte Hammerschläge
gegen die Flächen der Muttern zu lockern und sodann mit
Petroleum zu behandeln.
Beim Umbau der Gleise sind die Schrauben etwa 8 Tage
vor Beginn der Arbeiten in der vorbeschriebenen Weise zu
behandeln.
Das Einölen erfolgt mit Schmieröl, dem Petroleum
zugesetzt ist. Nachdem die Schraube wieder angezogen ist,
soll zum Schutz gegen das Eindringen des Wassers auf die
obere Fläche der Mutter noch ein wenig reines Schmieröl
gestrichen werden. Eine derartig behandelte Schraube bleibt
erfahrungsgemäfs jahrelang gangbar.
Preufsische Staatsbahnen. Zum Eisenbahndirektions-
präsidenten in Posen ist der Oberregierungsrat Bodenstein
aus Erfurt ernannt worden. Er wird damit der Nachfolger
des bisherigen Präsidenten, Wirkl. Geh. Oberregierungsrates
Schulze-Nickel, dessen Uebertritt in den Ruhestand bevor-
steht. Präsident Bodenstein, der aus dem Justizdienst her-
vorgegangen ist, gehörte der Eisenbahndirektion Erfurt seit
dem Vorjahr als Oberregierungsrat an. Vordem war er seit
1909 Oberregierungsrat bei der Eisenbahndirektion in Essen,
nachdem er von 1908 ab bereits auftragsweise mit der Ver-
waltung eines Postens als Oberregierungsrat beauftragt ge-
wesen war. Als Regierungsrat war er Anfangs Mitglied der
Eisenbahndirektion Posen und dann von 1899 ab der Eisen-
bahndirektion Essen. (Berliner Actionair.)
Vergebung von Fahrzeugen für die Preufsischen Staats-
bahnen. Wie wir dem Berliner Actionair entnehmen, ist
das Königliche Eisenbahn-Zentralamt in Berlin be-
auftragt worden, wegen Uebernahme der Herstellung von
700 Lokomotiven, 1750 Personen- und Gepäckwagen
und 15000 Güterwagen verschiedener Gattungen für die
preufsisch-hessischen Staateisenbahnen, sowie von 32 Loko-
motiven, 122 Personen- und Gepäckwagen und 1309 Güter-
wagen verschiedener Gattungen für die Reichseisenbahnen
in Elsafs-Lothringen mit den beteiligten Fahrzeugbauanstalten
zu verhandeln. Die Lieferungen sollen am 30. September
1914 beendet sein.
Automobilverkehr in den Kolonien. Bei den Verhand-
lungen der Technischen Kommission des Kolonial-
Wirtschaftlichen Komitees erstattete Herr Regierungs-
baumeister Pflug-Berlin über die Verwendung von Kraft-
fahrzeugen in den Kolonien einen eingehenden Bericht, dem
wir auszugsweise folgendes entnehmen: Der Verwendung
von Kraftfahrzeugen in den Kolonien stehen grofse Schwierig-
keiten entgegen. Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee hat
bereits im Jahre 1904 einen Preis für ein deutsches Tropen-
Automobil ausgesetzt, — leider vergeblich. Inzwischen sind
zwar einige Erfolge erziclt worden; bei weiteren Versuchen
mufs aber doch mit Vorsicht vorgegangen werden, wenn
nicht Fehlschläge eintreten sollen, die der Sache schaden.
Es kann keine Rede davon sein, dafs ein Kraftfahrzeug-
verkehr hinsichtlich Leistungsfähigkeit mit einer Eisenbahn
in Wettbewerb treten kann. Die Eisenbahn dient dem kon-
zentrierten Lastenverkehr; der Vorzug des Automobils liegt
in seiner Beweglichkeit und Unabhängigkeit; alle Versuche,
in den Kolonien mit Kraftwagen die Eisenbahn nachzuahmen,
sind gescheitert. Eisenbahn und Automobil sollen sich nicht
Konkurrenz machen, sondern sich gegenseitig ergänzen. An
Stellen, wo ohne übermäfsige Kosten eine brauchbare Strafse
hergestellt werden kann, kommt das Automobil als Zubringer
für die Bahn, manchmal auch als Vorläufer einer später zu
bauenden Bahn, in Frage.
Wenn man erörtern will, ob irgendwo der Automobil-
betrieb Aussicht auf Einbürgerung hat, so hat man in erster
Linie nach der Beschaffenheit der Wege und Brücken zu
fragen. Auf schlechten Strafsen kann es keinen Automobil-
verkehr in nennenswertem Umfange geben. Nächst Auf-
klärung der Strafsenverhältnisse sind Feststellungen über
Vorhandensein und Preis von Betriebsstoffen besonders
wichtig. Nach den Betriebsstoffen hat man sich bei der
Wahl der Betriebsart zu richten. In Frage kommt nur der
Betrieb mit Dampfmaschine oder Verbrennungsmotor; elek-
trischer Betrieb scheidet wegen Fehlens von Ladestationen
und wegen des grofsen Batteriegewichtes aus.
Mit Dampfautomobilen hat Oberleutnannt Troost in
unseren Kolonien zuerst einen Versuch gemacht; das Fahr-
zeug blieb aber vor Swakopmund im Sande stecken und
hat davon den Namen „Martin Luther“ erhalten unter An-
spielung auf das Wort „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“.
Im Jahre 1904 im Kongostaat angestellte Versuche mit
Thornycroft-Dampflastzigen scheiterten gleichfalls wegen
des zu grofsen Fahrzeuggewichtes. Im Kongostaat wurden
dann mit Dampfautomobilen, Bauart Goldschmidt, bessere
Erfolge erzielt, wodurch unsere Kolonialverwaltung sich im
Jahre 1906 veranlafst sah, einen kleinen Dampf lastwagen für
Togo bei einer deutschen Automobilfabrik zu bestellen. Das
Fahrzeug konnte aber nicht abgenommen werden, weil es
sich bei der Abnahmeprüfung zeigte, dafs das Gesamtgewicht
mit 1 Tonne Nutzlast 3400 kg betrug, während es nach dem
Vertrage nur 2400 kg betragen sollte; auch waren Aktions-
[1. Oktober 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 871] 133
radius und Fahrgeschwindigkeit kleiner als vertraglich ver-
einbart.
In Deutschland werden auch heute Dampfautomobile fast
gar nicht gebaut; dagegen gibt es in England eine gröfsere
Zahl von Fabriken, die Damptstrafsenlokomotiven und Dampf-
lastwagen, vielfach auch für koloniale Zwecke bauen. Dampf-
betrieb setzt auch das Vorhandensein von gutem zur Kessel-
speisung geeigneten Wasser in ausreichender Menge voraus;
der Betrieb mit Verbrennungsmotor ist in dieser Beziehung
viel anspruchsloser.
Die Verwendung von Fahrzeugen mit Verbrennungs-
motor ist nur möglich, wenn flüssiger Brennstoff vorhanden ist,
also in der Regel nur da, wo durch Eisenbahn oder Schiff-
fahrt Benzin oder dergleichen zugeführt werden kann. Bei
Verwendung solcher Fahrzeuge in tropischen Gegenden ist
zwar der Kühlvorrichtung besondere Aufmerksamkeit zu
schenken, die Erfahrung hat aber gezeigt, dafs sich eine
ausreichende Kühlung konstruktiv leicht ermöglichen läfst.
Unabhängig von der Betriebsart sind bei der Konstruk-
tion von Kolonialautomobilen einige besondere Gesichtspunkte
zu beachten: Es ist grofser Bodenabstand anzustreben, damit
da, wo die Räder in tief eingefahrener Spur laufen müssen
oder wo Steine umherliegen, Beschädigungen irgend welcher
Konstruktionsteile vermieden werden. Gute Einkapselung
aller bewegten Teile zum Schutze gegen Sand und Staub
ist notwendig. Bei Festsetzung des Radstandes ist auf die
landesübliche Spur Rücksicht zu nehmen. Radkonstruktionen
und Radbereifung verdienen besondere Beachtung. Holz-
räder müssen sehr gut gearbeitet und kräftig ausgeführt
werden, wenn sie halten sollen. Stahlgufsräder sind zwar
gegen Witterungseinflufs unempfindlich, aber schwerer und
weniger elastisch. Eisenreifen haben den Vorteil geringeren
Preises und gröfserer Auflagefläche, aber den Nachteil, dafs
das ganze Fahrzeug schlechter abgefedert wird, sodafs man
sich mit kleinerer Geschwindigkeit begnügen mufs, als bei
Verwendung von Gummireifen; letztere haben sich auch in
tropischen Gegenden auf guten Strafsen gut bewährt; vor-
ausgesetzt bleibt, dafs ein ausreichend grofses Gummiprofil
gewählt wird. Die Motorstärke ist bei Kolonialfahrzeugen
reichlich zu wählen, damit man auch auf starken Steigungen
und auf wegelosen Strecken gut vorwärts kommt. Bei Last-
wagen hat sich der Einbau von Seilwinden mit Kraftantrieb
bewährt. Ganz allgemein mufs für Kolonial-Fahrzeuge sorg-
fältigste Durchbildung, Einfachheit und Zugänglichkeit aller
Teile, erstklassiges Material und beste Werkstattarbeit ver-
langt werden. Der Führer mufs in den Kolonien Reparaturen
zumeist selbst vornehmen, sein Dienst ist viel verantwortungs-
voller und schwieriger als bei heimatlichen Fahrzeugen.
Da auf schlechten Strafsen nur ein geringes Reibungs-
gewicht einer einzelnen Achse zulässig ist, hat man Versuche
mit Vierräderantrieb gemacht. Ein solches von der Daimler
Motoren-Gesellschaft, Marienfelde, gebautes Fahrzeug hat
sich in Südwest aber doch immer noch für die dortigen
Verhältnisse als zu schwer erwiesen. Ein Nachteil des
Vierräderantriebes ist die daraus sich ergebende komplizierte
Bauart.
Ueber weitere Versuche mit Automobilen in deutschen
Kolonien mit Verbrennungsmotor ist noch folgendes zu be-
richten: Beim Bahnbau Morogoro—Tabora in Ostafrika
wurden vier Kraftlastzige verwendet zum Zweck des Trans-
portes von Lebensmitteln, Baumaterialien usw. von der
jeweiligen Gleisspitze an die vorn im Bau befindliche Strecke.
Da die Gleisspitze ständig fortschritt, konnten die Fahrwege
nur immer ein bis zwei Monate lang benutzt werden; es
stellte sich als unmöglich heraus, die Kosten der erforderlichen
Wegebefestigungen in der kurzen Betriebszeit wieder herein-
zubringen; die Versuche mufsten deshalb aufgegeben werden.
Auf der Strafse Mombo—Wilhelmstal in Ostafrika ist ein
Automobilverkehr mit Fahrzeugen, deren gröfster Rad-
druck 1 t beträgt, eingerichtet worden. i
In Südwest hat Herr Oberleutnant Troost einen Versuch
mit einer eigenartigen dreirädrigen Zugmaschine angestellt;
von Erfolgen derselben ist nichts bekannt geworden. Die
Schutztruppe hat in Südwest Versuche mit Lastautomobilen
und mit Personenfahrzeugen unternommen. Erstere können
als mifslungen bezeichnet werden, während letztere verhältnis-
mäfsig günstige Ergebnisse geliefert haben. Die Personen-
fahrzeuge haben bis jetzt annähernd je 60000 Kilometer
geleistet und sind noch recht brauchbar. Für das Gouverne-
ment von Südwest ist ein 55 PS Mercedeswagen geliefert
worden.
In Kamerun sollen nach neueren Zeitungsnotizen
mehrere erfolgreiche Fahrten mit leichten kleinen Fahr-
zeugen vorgenommen worden sein. Auch nach dem
Kongostaat hat eine belgische Fabrik kleine Benzinlast-
wagen für 800 kg Nutzlast geliefert. Mit ähnlichen kleinen
Benzinautomobilen sind ferner besonders in den holländischen
Kolonien gute Ergebnisse erzielt worden.
Um den Automobilverkehr in den deutschen Kolonien
zuheben, wird essichempfehlen, alle Erfahrungen systematisch
zu sammeln und der Automobilindustrie Angaben über die
Beschaffenheit der Wege, die kolonialen Märkte für Betriebs-
stoffe und Gummi, Vorhandensein und Beschaffenheit von
Wasser, Möglichkeit der Einrichtung von Depots und Werk-
stätten, über die Kosten des Lastentransportes mit anderen
Mitteln, über Art und Menge der zu befördernden Güter
usw. zur Verfügung zu stellen.
Die gröfste Förderung wird der Automobilverkehr in
den Kolonien aber zweifellos durch den Ausbau geeigneter
Wege zu Automobilstrafsen erfahren. Wenn die Wege
verbessert werden, wird sich der Automobilverkehr von
selbst einstellen, zum Vorteil für die Kolonien, zum Vorteil
für unsere deutsche Automobilindustrie.
Im Anschlufs an das Referat beschlofs die Technische
Kommission, die bei den Versuchen zur Einführung des
Automobilverkehrs in fremdländischen und in den deutschen
Kolonien gemachten Erfahrungen fortgesetzt zu sammeln und
der Kolonialverwaltung, den kolonialen Interessenten und
der heimischen Automobil-Industrie zur Verfügung zu stellen
und ferner beim Reichs-Kolonialamt anzuregen, beim Bau
von Strafsen auch auf Automobilverkehr Rücksicht zu
nehmen.
Nickelschweifsung. Ueber ein neues Verfahren zur
autogenen Schweifsung von Nickel berichtet die Juninummer
der Zeitschrift „Autogene Metallbearbeitung“. — Das Ver-
fahren besteht darin, dafs die zu verbindenden Kanten von
Nickelteilen auf einem beheizten Ambos überlappt mittels
sich schnell folgender Hammerschläge, ähnlich wie bei der
Feuerschweifsung, vereinigt, und das Material unter Aus-
drücken oxydischer Schichten verpuddelt wird. Einige inter-
essante Abbildungen über die Art der Arbeitsausführung
sind der Abhandlung beigegeben.
Geschäftliche Nachrichten.
Der Eternit-Pavillon auf der „Iba“ in Leipzig. Unweit
vom Haupteingange an der Strafse des 18. Oktober, auf der
Südseite der Baustoffhalle, hebt sich von den dort belegenen
Ausstellungsgebäuden der etwa 10 m hohe Ausstellungs-
Pavillon der Deutschen Eternit-Gesellschaft m. b. H. Hamburg
durch einfache, vornehme Linienführung wirkungsvoll ab.
Der nach dem Entwurf von Professor Peter Behrens,
Berlin, hergestellte Pavillon zeigt in höchst instruktiver Weise
die mannigfachen Verwendungsmöglichkeiten des unter der
Bezeichnung „Eternit“ bekannten Afbest-Cement-Schiefers als
Bedachungsmaterial, Baustoff für Aufsen- und Innenbekleidung
von Wänden und Fufsbodenbelag usw.
Der Verjüngung der dreimal unterteilten glockenförmig
ausgebildeten Kuppel des Pavillons wurde in glücklicher
Weise durch Eindeckung mittels entsprechend dimen-
sionierter Eternitplatten Rechnung getragen. Vom dunkel-
grauen Dache heben sich wirkungsvoll die klinkerartig ver-
legten grofsen, silbergrauen Tafeln der Aufsenbekleidung ab,
deren ruhig vornehmer Eindruck durch die mittels kleiner
CC —E_E_e_e ——————_—$_—$_—$L—iUia—a~ a ss swsssSrkrmzm Th ———_
134 [No. 871]
Eternitplatten eingeschieferten Lisainen der Türen und Fenster
und deren Sprossenverzierung noch erhöht wird. Im Gegen-
satz zu der schiefergrau gehaltenen Eindeckung der Kuppel
ist die Innendecke aus hellgrauen Eternitplatten hergestellt,
die entsprechend dem
oktonen Grundrifs des
Gebäudes achteckig,
kassettenartig ge-
treppt, aufgeteilt wur-
den. Eine einfache
Leiste mit rotem Unter-
grund und aufgesetzten
dunkelgrauen Stäben,
unterbrochen von qua-
dratischen Plättchen,
wirkt nach unten orna-
mental bekrönend.
Innenwände und
Fufsbodenbelag prä-
sentieren sich durch
Verwendung farbiger
Eternit-Tafeln und
-Platten in wirkungs-
voller Anordnung un-
gemein anziehend. Die
Fufsbodenplatten sind,
um den Verwendungs-
zweck als Belag für
Treppenhäuser und
Flure zu kennzeichnen,
Der Eternit-Pavillon auf der ,,Iba‘
in Leipzig. gebohnert. Einige
wenige stilvolle Korb-
möbel, ein künstlerisch ausgeführter Hängelüster und
mehrere Photographien ausgeführter gröfserer Eternit-Ein-
deckungen erschöpfen die Innenausstattung des Pavillons,
dessen ruhige vornehme Baulinien bei Eintritt der Dunkelheit
durch eine Konturen-Illumination wirksam hervortreten.
Die Firma Gebr. Wichmann, Berlin, Karlstr. 13, Zeichen-
materialien und Vermessungsgeräte, hat die 19. Ausgabe 1913
ihrer Preisliste fertiggestellt und versendet diesen Katalog an
alle Interessenten frei und unberechnet. Das etwa 400 Seiten
starke, mit vielen Abbildungen versehene Werk, welches
fachmännisch durchgearbeitet ist, wird unsere Leser schon
durch die vielen darin enthaltenen praktischen Neuheiten
sehr interessieren.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Kommandiert: der Marine-Schiffbaumeister Wustrau
zum 1. Oktober 1913 von der Kaiserlichen Werft Kiel zum
Reichs-Marineamt Berlin.
Abgelöst: der Marine-Oberbaurat und Schiffbau-Be-
triebsdirektor Presse mit dem 16. August 1913 von dem
Kommando zur Inspektion des Torpedowesens in Kiel; er
ist zur Dienstleistung im Reichs-Marineamt nach Berlin |
kommandiert;
der Marinebaurat für Schiffbau Johannes Meyer zum
1. Oktober 1913 von dem Kommando zur Baubeaufsichtigung
bei den Vulkanwerken Hamburg; er ist von der Kaiserlichen
Werft Wilhelmshaven zur Kaiserlichen Werft Kiel versetzt;
der Marine-Schiffbaumeister Paech zum 1. Oktober 1913
von dem Kommando zum Reichs-Marineamt; er ist gleich-
zeitig von Berlin zur Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven
versetzt und zur Baubeaufsichtigung bei den Vulkanwerken
Hamburg kommandiert.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Etatmäfsig angestellt: die Regierungsbaumeister
Spiefs, Linz und Grimpe; sie sind mit der Leitung von Neu-
bauten in Saarlouis, Mainz und Posen beauftragt worden.
Versetzt: der Regierungsbaumeister Rost, Vorstand
des Militarbauamts Colmar i. Elsafs, zum 1. Oktober 1913
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Oktober 1913]
r
zur Intendantur des Militärverkehrswesens in Berlin; er ist
mit Wahrnehmung einer Intendantur- und Bauratstelle be-
auftragt worden;
der Regierungsbaumeister Kemper in Berlin als tech-
nischer Hilfsarbeiter zur Intendantur des Militärverkehrs-
wesens. 7
Militarbauverwaltung Sachsen.
Ernannt: zum etatmäfsigen Regierungsbaumeister der
Militarverwaltung der Regierungsbaumeister Carl beim
Militärbauamt Bautzen.
Preufsen.
Ernannt: zum Regierungs- und Baurat der bisherige
Baurat Rudolf Claren in Dortmund;
zum etatmäfsigen Professor an der Technischen Hoch-
schule in Hannover der Privatdozent an der Technischen
Hochschule in Danzig-Langfuhr Dr.-Ing. Arthur Pröll.
Verliehen: der Charakter als Wirklicher Geheimer
Oberbaurat mit dem Range der Räte erster Klasse dem
Präsidenten der Kgl. Eisenbahndirektion Hoeft in Elberfeld;
dem Regierungs- und Baurat Claren in Dortmund die
etatmäfsige Stelle des Regierungs- und Baurats (Wohnungs-
inspektors) bei der Regierung in Düsseldorf;
den Regierungsbaumeistern des Eisenbahnbaufaches
Gustav Meyer die Stelle eines Mitgliedes der Eisenbahn-
direktion in Münster, Falk in Herne die Stelle des Vorstandes
eines Eisenbahn-Betriebsamts und Dr.-Ing. Heinrich Schütz
in Berlin-Pankow die etatmäfsige Stelle eines Regierungsbau-
meisters bei der Staatseisenbahnverwaltung.
Zur Beschäftigung überwiesen: der Regierungs-
baumeister des Wasser- und Strafsenbaufaches Bock der
Oderstrombauverwaltung in Breslau;
Einberufen: zur Beschäftigung im Staatseisenbahn-
dienst der Grofsherzoglich hessische Regierungsbaumeister
des Eisenbahnbaufaches Stegmayer bei der Eisenbahndirektion
Cassel.
Versetzt: die Regierungsbaumeister des Wasser- und
Strafsenbaufaches Wolff von Potsdam nach Eberswalde und
Tzschirntsch von Charlottenburg nach Hanau.
Sachsen.
Ernannt: zum aufseretatmäfsigen aufserordentl. Pro-
fessor in der Chemischen Abteilung der Techn. Hochschule
in Dresden der Privatdozent an dieser Hochschule Dr. phil.
Hermann Thiele.
Versetzt: der nichtständige Regierungsbaumeister beim
Hochbautechnischen Bureau Gaul zum Landbauamt Dresdenll.
Württemberg.
Ernannt: zum Abteilungsingenieur bei der Eisenbahn-
bauinspektion Rottweil der Regierungsbaumeister Rau.
Hessen.
Ernannt: zum Hauptlehrer an der Landesbaugewerk-
schule in Darmstadt der Regierungsbaumeister Karl Röhrich
in Darmstadt.
Elsafs-Lothringen.
Ernannt: zum Regierungsbaumeister in der elsafs-
lothringischen Landesverwaltung der Regierungsbaumeister
Heitz.
Gestorben: Geheimer Baurat Dr.-Ing. Schmieden in
Berlin, Magistratsbaurat Lasser in Berlin, Baurat Richard
Hergt in Offenburg, Intendantur- und Baurat Geheimer Bau-
rat Lehnow in Münster und Regierungsbaumeister Forst-
mann in Saarlouis.
Technische Staatsiehranstalten Hamburg.
Höhere Schulen für Schiffbau, Schiffsmaschinenbau, Elektrotechnik,
Maschinenbau. Beginn am 13. Oktober. Programm kostenlos.
Verlag F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
Ganze Reihe No. 872
Berlin, 15. Oktober 1913
Band 73 Heft 8
ANNALEN FUR GEWERBE
SCHRIFTLEITUNG
-BERLIN SW
LINDENSTRASSE 80
ERSCHEINT AM 1. u.15. JEDEN MONATS
oeeseeses
UBRIGES AUSLAND........... 12 MARK
UND BAUWESEN
BEZUGSPREIS FÜR DAS HALBJAHR: . |
DEUTSCHLAND ........2.02: «10 MARK ` L G LAS E R
ÖSTERREICH - UNGARN 10 MARK. .
. KONIGL. BAURAT, PATENTANWALT
VERLAG F.C.GLASER
BERLIN SW
LINDENSTRASSE 80
ANZEIGENPREIS FUR DIE DREIGE-
SPALTENE PETITZEILE ODER DEREN
RAUM ......... EEE EIER ».30 Pf.
AUF DER 1. UMSCHLAGSEITE....60 Pf.
BEI WIEDERHOLUNGEN ERMÄSSIGUNG
DIE ZEITSCHRIFT WIRD NACH VEREINBARUNG MIT DEM VEREIN DEUTSCHER MASCHINEN - INGENIEURE
SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MÄRZ 1881, FÜR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts = Verzeichnis
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure. Versammlung am 16. Sep- Seite
` tember 1913. Geschaftliche Mitteilungen. Vortrag des Resierungsbau-
meisters G. Hammer, Berlin-Sudende, über „Aenderungen an Stehbolzen
in Lokomotivkesseln der preufsisch-hessischen Staatseisenbahnen“ . . 135
Neuerungen an Lokomotiven der preufsisch-hessischen Staats-
eisenbahnen. Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-
Ingenieure am 13. Dezember 1912 vom Regierungsbaumeister G. Hammer,
Berlin. (Erweitert) (Mit Abb.) (Fortsetzung) . . 2 22200. 136
Hartlöten mit der Teerölfllamme. ‘Mit Abb.) . 2 2 22 2 22. 141
Benzolelektrische Triebwagen. (Mit Abb)... .... .. .~ «942
Seite
Ist es mit den Interessen von Grofs-Berlin vereinbar, die Güter-
bahnhöfe aus der Innenstadt in die Aufsenbezirke zu ver-
legen? Denkschrift des vom Architekten-Ausschufs Grofs-Berlin einge-
setzten Unterausschusses für Verkehrsfragen . 2 2 2 2 2 2 2 2. 147
Verschiedenes. ..... Be e : ER . 149
Ueberlandzentralen. — Internationaler Ingenieur-Kongrefs in San Fran-
cisco 1915.
Geschäftliche Nachrichten. . -. : 2 2.22... ee TY
Personal-Nachrichten. . ...... nn re. ae: 150
Anlage: Literaturblatt.
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
Versammlung am 16. September 1913
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr.-Ing. Wichert — Schriftführer: Herr Baurat L. Glaser
Der Vorsitzende: Die Versammlung ist eröffnet.
Meine Herren! Ich erlaube mir, Sie nach den Ferien
herzlich willkommen zu heifsen und hoffe, dafs Sie sich
sämtlich gut erholt haben.
‘ Zu den geschäftlichen Mitteilungen kann ich Ihnen
zwei recht erfreuliche Nachrichten bekannt geben.
Die Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft,
Berlin NW, hat aus Anlafs des 70 jährigen Geburts-
tages des Ministerialdirektors Dr.-Ing. Wichert als
Beitrag zur Förderung der Vereinszwecke einen Betrag
von 5000 M gespendet. Ferner haben die Firmen
Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft, Berlin,
Siemens-Schuckert- Werke G. m. b. H., Berlin,
Bergmann-Elektricitäts-Werke, Aktiengesellschaft
Berlin, und Maffei-Schwartzkopff-WerkeG. m. b. H.
Berlin, gemeinschaftlich für die fünf Jahre 1913—1917
eine jährliche Zuwendung von 3000 M zur Förderung
der Vereinszwecke, insbesondere zur Bewilligung von
Preisen für technische Leistungen zur Verfügung ge-
stell. Wir werden diesen Firmen für die hochherzigen
Zuwendungen Dank sagen. Stolz können wir darauf
sein, dafs unsere Bestrebungen in dieser Weise an-
erkannt werden. Wir werden bemüht bleiben, für
diese Mittel Verwendungszwecke zu finden, die auch
den Wünschen der Spender entsprechen. |
Der Deutsche Verband für die Materialprüfungen
der Technik hält am 27. September 1913 in Leipzig
seine 14. Hauptversammlung ab.- Der Vorstand hat
beschlossen, Herrn Regierungsbaumeister Füchsel,
Dortmund, der in unserem Verein vor kurzem einen
recht interessanten Vortrag auf dem Gebiete des Material-
prüfungswesens gehalten hat, als Vertreter des V. D. M. I.
zu entsenden, und ihm eine entsprechende Reisebeihilfe
gewährt. |
Ich möchte noch diejenigen Herren bitten, welche
Vorträge im Verein zu halten gedenken, die An-
meldungen hierzu sobald als möglich an die Geschäfts-
stelle einzusenden, damit eine entsprechende Verteilung
vorgenommen werden kann.
Hierauf erhält Herr Regierungsbaumeister G. Hammer,
Berlin-Südende, das Wort zu seinem Vortrage über:
Aenderungen an Stehbolzen in Lokomotivkesseln
der preufsisch-hessischen Staatseisenbahnen.
Der Vorsitzende dankt dem Herrn Vortragenden für
seine hochinteressanten Ausführungen. Der mit zahl-
reichen Lichtbildern ausgestattete und mit grofsem Bei-
fall aufgenommene Vortrag wird später veröffentlicht.
Die Abstimmung hat die Aufnahme folgender Herren
als ordentliche Mitglieder ergeben:
Hermann Arns, Oberingenieur, Berlin-Friedenau,
Friedrich Bergemann, Dipl.:ng., Charlottenburg,
Otto Bertrams, Stadtbaumeister, Berlin, Paul Dette,
Regierungsbaumeister, Wilhelmshaven, Friedrich Fort-
meier, Oberingenieur, Berlin-Baumschulenweg, Otto
Geifsler, Regierungsbaumeister, Stuttgart, Christian
Gugel, Dr.z3ng., Regierungsbaumeister, Stuttgart,
Heinrich Hacker, Oberingenieur bei Bromberg & Cia.,
Porto Alegre, Brasilien, Arthur Hanff, Civilingenieur,
Charlottenburg, Karl Hähnlein, stellv. Direktor der
Berliner Maschinenbau-Act.-Ges. vorm. L. Schwartz-
kopff, Berlin-Pankow, Paul Heinze, Oberingenieur,
Berlin, Herbert von Klemperer, Dr.-Jng., Direktor
der Berliner Maschinenbau-Act.-Ges. vorm. L. Schwartz-
kopft, Berlin, Fritz Müller, Dipl.- Jna., Regierungsbau-
führer, Charlottenburg, Ferdinand Reeps, Regierungs-
baumeister a. D., Lübeck, Max Semke, Regierungsbau-
meister a. D., Charlottenburg, Paul Speer, Regierungs-
bauführer, Berlin-Tegel, Karl Vetter, Oberingenieur,
Wildau, Kreis Teltow, Philipp Wallbaum, Regierungs-
und Baurat, Hannover, Bruno Wendler, Regierungs-
und Baurat, Berlin-Zehlendorf, Dieter Wörner, Re-
gierungsbaumeister a. D., Charlottenburg.
Als aufserordentliche Mitglieder die Herren:
FriedrichReckel, Regierungsbauführer, Berlin-Wilmers-
dorf, Koloman Stiegler, Diplomierter Maschinen-In-
genieur, Iglö (Heizhaus), Ungarn, Karl Vogt, Re-
gierungsbauführer, Charlottenburg.
Die Niederschrift der Versammlung vom 20. Mai
1913 ist genehmigt, da Einwendungen nicht erhoben
sind.
Nachdruck des Inhaltes verboten.
136 [No. 872}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Oktober 1913]
Neuerungen an Lokomotiven der preulsisch-hessischen Staatseisenbahnen*)
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 13. Dezember 1912
vom Regierungsbaumeister G. Hammer, Berlin (Erweitert)
(Fortsetzung von Seite 124)
(Mit Abbildungen)
b) Schnell- und Personenzuglokomotiven.
Die preufsisch-hessischen Staatseisenbahnen be-
schaffen im Rechnungsjahre 1913 noch drei Gattungen
von Schnellzuglokomotiven:
2 B-Heifsdampfschnellzuglokomotiven mit Tendern
von 21,5 cbm Wasserinhalt (Gattung Sy, Betr.-
No. 601—700).
2 C-Heifsdampfschnellzuglokomotiven mit Tendern
von 31,5 cbm Wasserinhalt (Vierlingbauart,
Gattung Sio, Betr.-No. 1001—1100).
2 C-Heifsdampfverbundschnellzuglokomotiven mit
Tendern von 31,5 cbm Wasserinhalt (Gattung
Sio Betr.-No. 1101--1200).
Als Personenzuglokomotiven werden nur noch be-
schafft: | |
2 C-Heifsdampfpersonenzuglokomotiven mit Ten-
dern von 21,5 cbm Wasserinhalt (Gattung Pz,
Betr.-No. 2401—2500).
Abb.
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seinem Bezirke scheiden sehen. Aber die Verhältnisse
zwingen zur Einstellung der dreifach gekuppelten
Lokomotiven.
Aus wirtschaftlichen Gründen mufs die Platz-
zahl und damit das Gewicht der Züge ständig erhöht
werden; je geringer unter sonst gleichen Verhältnissen
die Zugzahl ist, desto niedriger stellen sich die Zug-
förderungskosten auf die Lasteinheit.
In betrieblicher Hinsicht ist die Verstärkung
der Züge notwendig, weil vielfach die starke Strecken-
belegung das Einlegen weiterer Züge nicht gestattet.
Dieser Umstand bedingt zudem eine genaue Innehaltung
des Fahrplanes auch bei schlechtem Wetter und bei
Geschwindigkeitseinschränkungen, die infolge von Unter-
haltungsarbeiten am Oberbau oder aus sonstigen Gründen
vorgeschrieben werden. Häufig mufs die Geschwindig-
keit der Züge sogar erhöht werden. Die Steigerung
der bewegten Massen verlangt dann wiederum eine
erhöhte Betriebssicherheit durch Verkürzung der Brems-
10.
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2 C- vierzylindrige Heißdampfschnellzuglokomotive, Vierlingbauart — Gattung .S‘0.
An den 2 B-Heifsdampfschnellzuglokomotiven der
Gattung Sẹ, deren Bauart bekannt ist, sind wesentliche
Aenderungen in dem Berichtszeitraume nicht mehr vor-
genommen worden. Bemerkenswert ist nur die Ver-
besserung der Blasrohrverhältnisse, auf die späterhin
noch allgemein etwas näher eingegangen werden soll.
Für das Rechnungsjahr 1914 und auch wohl für
die Folgezeit werden Lokomotiven dieser so bewährten
Gattung nicht mehr beschafft werden. Für den Per-
sonenzugdienst hatte man schon im Jahre 1909 von
weiterer Beschaffung zweifach gekuppelter Lokomotiven
abgesehen. Nun kommt auch für den Schnellzugdienst
die Beschaffung solcher Lokomotiven nicht mehr in
Frage. Gewifs werden zweifach gekuppelte Lokomotiven
noch Jahrzehnte lang an der Spitze der Züge zu finden
sein, denn es sind z. Z. noch etwa 4500 Stück im
Betriebe — darunter rd. 550 Stück der Gattung Sẹ —,
aber ihre Zahl, die am 30. Juni 1911 mit 4735 Stück
ihren Höchststand erreichte, wird nunmehr infolge des
natürlichen Abganges sich in wachsendem Umfange
vermindern.
Mancher Betriebsbeamte wird die bewährten 2 B-
Schnell- und Personenzuglokomotiven nur ungern aus
*) Es wird beabsichtigt, nach Veröffentlichung des Schlusses
Sonderabdrucke dieses Vortrages herstellen zu lassen. Es wird
gebeten, die Anzahl der etwa gewünschten Sonderabdrucke der
Schriftleitung rechtzeitig anzugeben.
wege; die Bremswirkung mufs verstärkt werden. Die
hierzu erforderlichen Einrichtungen erhöhen naturgemals
das Zuggewicht; es sind infolgedessen zur Beschleuni-
gung der Massen gröfsere Zugkräfte erforderlich, als
sich beim Anfahren und Beschleunigen mit zwei ge-
kuppelten Achsen erreichen lassen.
Schliefslich wird, indem man den Ansprüchen der
Reisenden mehr und mehr Rechnung trägt, das durch-
schnittlich auf einen Platz entfallende Zuggewicht immer
gröfser. So werden z. B. die neuen D-Zugwagen
3. Klasse verlängert, ohne dafs ein weiterer Sitzplatz
gewonnen würde; der verfügbare Platz dient zum Ein-
bau eines zweiten Mannerabortes. Wie sehr das Platz-
gewicht zugenommen hat, erkennt man aus folgenden
Zahlen:
Im Jahre 1895 betrug das durchschnittliche Wagen-
gewicht auf einen Platz 0,27 t; 1905 war es bereits auf
0,32 t gestiegen; jetzt dürfte es etwa 0,39 t betragen.
Es ist also für jeden Platz ein gegen 1895 um rd.
44 v.H. höheres Gewicht mitzufördern. 1895 beförderte
man im Mittel bei voller Ausnutzung aller Plätze etwa
das 3,6fache des Personengewichtes, jetzt etwa das
5,2fache. Nun werden die Plätze aber oft nicht günstig
ausgenutzt und gerade die Wagen der Schnellzüge
sind besonders schwer, wiederum Umstände, die die
Einstellung zugkräftigerer Lokomotiven bedingen.
Trotz alledem ist für eine gute Ausnutzung der
vorhandenen 2B-Lokomotiven im Bereiche der preufsisch-
[15. Oktober 1913]
hessischen Staatseisenbahnen auch weiterhin gesorgt,
denn diese Eisenbahnverwaltung befindet sich im Gegen-
satz zu vielen anderen Verwaltungen in der glücklichen
Lage, die verschiedensten Betriebs- und Streckenver-
hältnisse zu besitzen. Wo Lokomotiven den Anforde-
rungen nicht mehr genügen, werden sie durch die zug-
kräftigeren ersetzt und die bisher verwendeten auf
Dienstgruppen verteilt, in denen weniger hohe An-
forderungen gestellt werden. Hunderte von Lokomotiven
wechseln allein aus diesem Grunde jährlich ihren Dienst-
ort. Diese Verhältnisse bedingen aber zugleich, dafs
nur Lokomotiven stärkster Gattungen neu in Dienst
gestellt werden —
Die preufsisch-hessischen Staatscisenbahnen bc-
schaffen nebeneinander zwei Gattungen vierzylindriger
Lokomotiven. Die eine mit einfacher Dampfdehnung
in vier gleich grofsen Zylindern von 430 mm Durch-
messer bei 630 mm Hub, alle vier Zylinder wirken auf
die vordere Kuppelachse (Abb. 10); die andere als
Verbundmaschine mit zwei aufsenliegenden Hochdruck-
zylindern von 400 mm Durchmesser, die auf die mittlere
Kuppelachse wirken, und mit zwei zwischen den Rahmen
liegenden, die vordere Kuppelachse antreibenden Nieder-
druckzylindern von 610 mm Durchmesser bei 660 mm
Hub (Abb. Il). Die ersten arbeiteten früher mit 12
und werden jetzt mit 14 at Kesselüberdruck gebaut;
die letzten besitzen einen Dampfüberdruck von 15 at.
Beide Lokomotivgattungen haben ihr bestimmtes
Verwendungsgebiet. Es ist nicht richtig, wie man be-
sonders in ausländischen Zeitschriften*) las, dafs die
preufsisch hessischen Staatseisenbahnen nach den guten
Leistungen der Heifsdampfverbundlokomotiven nunmehr
diese Bauart besonders bevorzugen. Es geht das auch
schon daraus hervor, dafs am 30. Juni 1913 147 Vierling-
und nur 81 Verbundlokomotiven vorhanden waren,
wobei allerdings zu berücksichtigen ist, dafs die Vierling-
lokomotiven aus dem Jahre 1910, die Verbundlokomotiven
aus dem Jahre 1911 stammen. Zur Zeit werden beide
Gattungen in etwa gleicher Anzahl nebeneinander
beschaftt.
Der Kohlenverbrauch der Verbundlokomotive ist
im Mittel etwa 7 bis 8 v. H. günstiger als derjenige
der neuesten Vierlinglokomotiven, die jenen an
Leistung nicht nennenswert nachstehen. Dafür ist die
Verbundlokomotive in der Beschaffung teurer. Sie wird
sich auch in der Unterhaltung kostspieliger stellen.
Bei 80000 km mittlerer Jahresleistung und einem Kohlen-
verbrauch von etwa 13t für 1000 Lok./km stellen sich
die reinen Kohlenkosten auf etwa 14000 M für eine
Vierlinglokomotive. Die jährliche Ersparnis beträgt
bei der Verbundlokomotive etwa 1000 M. Verzinsung
und Abschreibung des höheren Anlagekapitals zusam-
men mit den höheren Unterhaltungskosten (verschiedene
und zur Hälfte gröfsere Zylinder, schwerere Schieber,
höherer Kesseldruck) und dem etwas gröfseren ©el-
verbrauch werden bei dem oben eingesetzten Kohlen-
preise sich etwa ebenso hoch stellen, sodafs hier ein
nennenswerter Vorteil für die Verbundlokomotive nicht
zu erwarten ist. Anders gestalten sich aber die Ver-
hältnisse in den von den Kohlenbezirken entfernt ge-
legenen Gebieten, wo die Frachtkosten einen wesent-
lichen Einflufs auf den Kohlenpreis ausüben. In Berlin
wird man schon mit 20 M für I t Kohlen rechnen
müssen; die Kohlenersparnis der Verbundlokomotive
wird hier also schon etwa 2000 M im Jahr ausmachen.
Hier ist die Verbundlokomotive bereits am Platze, und
ihre Wirtschaftlichkeit wird mit der Entfernung des
Verwendungsgebietes von den Kohlenbezirken weiter
steigen.
Die preufsisch-hessischen Staatseisenbahnen ver-
wenden daher 2 C-Heifsdampfverbundschnellzugloko-
motiven in den Bezirken der Königlichen Eisenbahn-
direktionen in Bromberg, Danzig, Hannover, Königs-
berg, Posen und Stettin; die Vierlinglokomotiven in den
Bezirken Cassel, Elberfeld, Erfurt, Essen, Kattowitz,
Münster und Saarbrücken. In den übrigen Eisenbahn-
direktionsbezirken werden beide Lokomotivgattungen
*) The Engineer vom 31. Mai 1912.
21. Juli 1912, S. 632/33.
Railway Gazette vom
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
11.
Abb.
[No. 872]
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nebeneinander verwendet. Man erkennt aus dieser
Aufstellung zugleich, dafs die Verbundlokomotive im
allgemeinen dort vorherrscht, wo längere Strecken ohne
Aufenthalt zu durchfahren sind.
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Gattung «S10.
2 C- vierzylindrige Heißdampfverbundschnellzuglokomotive ---
138 [No. 872)
Der erste Entwurf für eine 2 C- vierzylindrige
Heifsdampfschnellzuglokomotive (Vierling) stammt, wie
schon erwähnt, aus dem Jahre 1910. Eine der beiden
von der Berliner Maschinenbau Aktien-Gesellschaft vorm.
L. Schwartzkopff gelieferten Lokomotiven war in Brüssel
ausgestellt,*) mit der anderen wurden umfangreiche
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Oktober 1913)
brüche in den oberen Ecken der kupfernen Rohrwände
der Heifsdamptlokomotiven verschiedenster Gattungen,
die fast alle dasselbe Bild zeigten. Wenngleich die
Rohrteilung dieser Lokomotiven auch nach den seit
Jahren üblichen Abmessungen ausgeführt war und eine
besonders starke Beanspruchung der Lokomotiven bei
Abb. 12.
Alte Ausführung
OS
Oley
A
2
1
Neue Ausführung
94,855 qm......Feuerberührte Heizflache in den Heizrohren .............89,si qm
45,825 . ... Feuerberdhrte Heizfläche in den Rauchrohren ......... 4961 a
53,0 :.......Feuerberührte Heizfläche in den Ueberhitzerrohren _ _6i,5 =
14.17» _Feuerbertihrte Heizfläche der Feuerbüchse Ait.
207,86 = ..Gesamt-HeizflAche.
PEE PEE LAREIRA, ee. o
Anordnung der Heiz- und Rauchrohre der 2 C-Heißdampfschnellzuglokomotiven.
Versuche vom Königlichen Eisenbahn-Zentralamte vor-
genommen, deren Ergebnis in meinem früheren Vortrage
angegeben ist. Die Lokomotive war aber auch in der
neuen Bauform noch nicht so leistungsfähig, wie es von
einer dreifach gekuppelten Lokomotive erwartet werden
mufste und der Betrieb es verlangte.
Es wurden deshalb der Rost durch Neigen der
Kesselrückwand von 2,62 qm auf 2,83 qm vergröfsert,
Einström- und Ausströmrohre erweitert, das Zylinder-
gufsstück geändert und dgl.
Mit einer der so geänderten Lokomotiven wurden
dann im März 1912 wiederum eingehende Versuche
vorgenommen, die einen wesentlichen Fortschritt so-
wohl hinsichtlich Verringerung des Dampfverbrauches,
als auch hinsichtlich Steigerung der Grenzleistungen
ergaben.
Auffallend war der bei starker Beanspruchung des
Kessels auftretende Druckabfall vom Kessel zum
Schieberkasten, der I at und darüber betrug. Diese
Erscheinung war bereits bei den gleichartigen Loko-
motiven der früheren Ausführungen beobachtet worden.
Sie hatte zur Verwendung der von 130 auf 150 mm
erweiterten Einströmrohre Veranlassung gegeben, ohne
dafs aber mit dieser Aenderung ein nennenswerter Er-
folg erzielt worden wäre. Die Drosselung wurde also
durch den Ueberhitzer hervorgerufen. Da dieser nicht
nennenswert vergröfsert werden konnte, auch die Ueber-
hitzung durchaus befriedigend war, so erübrigte sich
nur eine Verminderung des Dampfvolumens durch
Uebergang zu einem höheren Dampfdruck im Kessel
und zwar von 12 auf 14 at. Nach den Beobachtungen
an den Lokomotiven der Gattung Sio vierzyl. Verbund
mufste diese Mafsnahme als äufserst wirksam angesehen
werden, was sich dann auch in der Folgezeit bestätigt
hat. Um am Kessel keine umfangreichen Aenderungen,
die sein Gewicht erhöht hätten, vorzunehmen, wurden
die Längslaschen mit 6 reihiger statt mit 4 reihiger
Nietung ausgeführt und die Stehbolzenteilung enger
gemacht.
Zu jener Zeit kamen von den Königlichen Eisen-
bahndirektionen verschiedentlich Meldungen über Steg-
*) Glasers Annalen, Bd. 68, S. 163 ff.
schlechtem Kesselwasser und unvorsichtige Behandlung
beim Aufwalzen undichter Rohre Anlafs zu diesen
Schäden gegeben haben mochten, so traten sie doch
mit einer gewissen Regelmäfsigkeit auf, die es geboten
erscheinen liefs, auf geeignete bauliche Veränderungen
Bedacht zu nehmen. Es wurde deshalb vom Kgl. Eisen-
bahn-Zentralamte vorgeschlagen, an den bei der Stettiner
Abb. 13.
Ueberhitzeranordnung der 2 C-Heifsdampfschnellzuglokomotiven.
Maschinenbau-Aktiengesellschaft „Vulkan“ damals in
Ausführung begriffenen Sj\o-Vierlinglokomotiven, bel
denen sich die vorerwähnte Drosselerscheinung 1m
Ueberhitzer ungünstig bemerkbar gemacht hatte, eine
andere Ueberhitzeranordnung vorzusehen. An Stelle
der bisher verwendeten drei wagrechten Reihen von
Ueberhitzerelementen in je 8 Rohren wurden vier
wagrechte Reihen gewählt, deren oberste in 5 und deren
übrige Reihen in je 7 Rohren liegen. An Stelle der
Ninitigan
VIGITIZEO
[15. Oktober 1913] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN . [No. 872] 139
bisher vorhandenen 24 Ueberhitzerelemente sind somit diagramme ergaben. Es zeigte sich, dafs bei der
bei der veränderten Bauart deren 26 vorgesehen bei | wieder erkalteten Lokomotive die Schieber wie folgt
nur geringfügiger Verringerung der Verdampfungsheiz- standen:
fläche, weil rechts und links neben den Rauchrohren Aufsenschieber: Lineares Voreilen vorn 4 nım,
und oben in den Ecken statt der fortgelassenen Rauch- m Me hinten 6 mm.
rohre gewöhnliche Heizrohre eingesetzt sind. Hierdurch Innenschieber: i j vorn 8'/2 mm
ist der Ausdehnung der Feuerbuchse eine gröfsere Be- (statt 31/3),
wegungsfreiheit gegeben. Es ist also eine grdfsere n ” hinten 1?/2 mm
Dauer der Rohrwände zu erwarten. Zusammenstellung | (statt 61/2).
enthält die Angaben über die Aenderung der Heiz- Die Bewegung des Innenschiebers zufolge der
und Ueberhitzerflachen. | Längenänderung der Schieberstangen betrug demnach
Zusammenstellung |.
Feuerberührte Heiz- und Ueberhitzerflachen der ‚So-Vierlinglokomotiven
in der Feuer- in den Rauch- in den Heiz- Gesamt- FRE
buchse rohren rohren heizfläche a SBalliergohte
qm qm qm qm qm
Alte Ueberhitzer- 24 Stück = 125/133] 137 Stück = 45/50 24 Elemente — 30/38
bauart ul 45,825 94,855 nn 3
Neue Ueberhitzer- 26 Stiick = 125/133] 129 Stück — — 45/50 26 Ferne — 32/40
bauart m 49,61 89,31 153,09 61,5
Die Anordnung der Rohre geht aus der Abb. 12, etwa 5mm. Wenngleich mit Hilfe des Indikators ein
der Aufbau des Ueberhitzers aus der Abb. 13 hervor. Fehler in der Einstellung der Steuerung auch schnell
Wie sich die Dampfgeschwindigkeiten nach Aenderung gefunden werden kann, so war es doch immerhin vor-
der Lokomotive bei 25 v. H. Füllung und_ 100 km/st teilhaft, die Uebertragung zu ändern, weil etwaige
Geschwindigkeit geändert haben, ist aus der Zusammen- Fehler im Betriebe nach dem Schlag der Lokomotive
stellung 2 zu entnehmen. ` wegen des gleichzeitigen Auspuffs beider Zylinder
Zusammenstellung 2.
Querschnitte und mittlere Dampfgeschwindigkeiten bei 25 v. H. Füllung und 100 km/st pesche mdiguett
Nalsdampf-
Reglerrohr en Ueberhitzerrohre Heifsdampf Einströmrohr
kammer kammer
gem | m/sek qcm | m/sek qcm | m/sek | qcm | m/sek qcm | m/sck
D 155 mm | 14, 4 2 x 118 59, 4 |24 Stück 30/38 82, 6 130 107 8 Ø 130 mm 105, 5 || Mittlere Kolben-
(45 6) 169, 64 (63,5) 5) | 132, 13 geschwindigkeit
Alte Bauart 188, 69 67, 2)
ow. 1 165 mm 6858|, 45,1 | 26 Stück 32/40. 67,5 | ien | aa | © 150 mm i
mn üc mm. Füll
Neue Bauart |” 9138 |(50,6) 2x15], 34,8)| 209,1 (51,5)| 190 JE |; 92 || 4.7 m/sek
(Die Klammerwerte beziehen sich auf das Nafsdampfvolumen.)
Die Geschwindigkeitsverminderung beträgt hiernach Abb. lå.
in den Ueberhitzerrohren 18 v. H., in der Heifsdampf-
kammer 57 v. H. und in den Einströmrohren 25 v. H.
Durch die Erhöhung des Kesseldruckes von 12 auf
14 at wurde die Beanspruchung der Kropfachse von
190 kg/qcm auf 947 kg/qcm gesteigert; sie gab also zu
keinen Bedenken Anlafs. Es schien jedoch zweckmäfsig,
an Stelle der inneren Kurbelblatter einen Schragarm
zu verwenden (Abb. 14).
An einer der bereits früher abgelieferten Loko-
motiven war die Beobachtung gemacht worden, dafs
die Lage der Innenschieber stark durch die zufolge der
Erwärmung eintretende Dehnung der Schieberstangen
beeinflufst wird. Der zweiarmige Hebel, welcher die
Bewegung des Aufsenschiebers gegenlaufig auf den FT
benachbarten Innenschieber übertrug, war baulicher ;
Erleichterungen wegen vor den Schiebern angebracht,
so dafs die Längendehnung beider Schieberstangen [9 |
gleichsinnig auf Verlegen des Innenschiebers nach f
rückwärts wirkte. Die Steuerung der Lokomotive war |
bei ihrer Anlieferung nicht mit Hilfe von Indikatoren,
wie jetzt üblich, sondern kalt nach der Steuerungstafel Kropfachse der 2 C-Heilsdampfschnellzuglokomotiven.
eingestellt worden und zwar
Aufsenschieber: Lineares Voreilen vorn 4 mm, ' jeder Maschinenseite kaum entdeckt werden können.
» » hinten Öömmund : ‘Aufserdem war es für den Betrieb beschwerlich, bei
Innenschieber: n n vorn 31/2 mm, Ausbau der Schieber jedesmal auch den Querbalken
” » hinten 6's mm. abnehmen zu müssen. Aus diesen Gründen ist jetzt
Die Dampfverteilung war hierbei aufserordentlich | auch bei der Vierlinglokomotive, wie bei der Verbund-
mangelhaft. Die Schieber wurden alsdann nach dem lokomotive von vornherein vorgesehen, der Antrieb
Indikator eingestellt, bis sich einwandsfreie Dampf- der mittleren Schieber hinter die Zylinder gelegt
140 (No. 872|
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Oktober 1913]
Abb. 15.
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7 J
Steuerungsanordnung der .$10-Vierlinglokomotiven.
Abb. 16.
Zylinderanordnung. j
(Abb. 15). Zur Erreichung eines besseren Anfahrens
wurde die Zylinderfüllung für Vorwärtsfahrt von 70
auf 75 v. H. vergröfsert. Statt der Taschenkulisse
wurde die übliche von Borries’sche Blockkulisse aus-
geführt. —
Die jetzige Ausführung der Zylinder geht aus der
Abb. 16, ihre Anordnung am Rahmen aus der Abb. 17
hervor.
Die Lokomotiven waren seiner Zeit mit einem
zylindrischen Schornstein von 400 mm 1. W. und einem
Blasrohr von 130 mm mit einem 13 mm breiten Steg
gebaut worden. Es schien zweckmäfsig, auch die
Blasrohrverhältnisse eingehend zu untersuchen. Hier-
bei ergab sich, dafs bei einem etwas tiefer gestellten
Blasrohr von 140 mm Weite mit einem Messersteg
von 8 mm Breite und einem unten auf 420, oben auf
[15. Oktober 1913]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 872] 141
Abb. 17.
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Rahmen der 2 C-Heifsdampfschnellzuglokomotiven.
erweiterten Schornstein auch bei stärkster
460 mm
Anstrengung des Kessels beim Verfeuern von ober-
schlesischer Kohle sowohl als auch von Ruhrkohle
reichliche Dampfbildung bei guter Ueberhitzung erzielt
wurde. Bei den Messungen, über die später noch aus-
führlicher berichtet werden wird, stellte sich zugleich
heraus, dafs die vordere Aschkastenklappe zu klein
war. Ihrer Vergröfserung war daher beim Neuentwurf
Rechnung zu tragen.
(Fortsetzung folgt.)
Hartlöten mit der Teerölflamme
(Mit 3 Abbildungen) !
Für Hartlötungen werden noch vielfach Holzkohlen-
feuer benutzt, weil dieHolzkohle keinen Rauch entwickelt,
nicht schlackt, keinen Schwefel enthält und grofse,
glühende Oberflächen bietet, die durch die strahlende
Hitze ein gleichmäfsiges Fliefsen des Lotes fördern.
Der Preis der Holzkohlen steigt jedoch dauernd.
Aufserdem ist der Verbrauch recht grofs, weil nach dem
Löten gröfserer Stücke ein Teil der glühenden Kohlen
nutzlos niederbrennt. Auch sind die Handwerker in
Reparaturwerkstätten geneigt, dauernd ein kleines Holz-
kohlenfeuer zu unterhalten, um bei Bedarf möglichst
schnell ein Feuer von der Arbeit entsprechender Gröfse
anfachen zu können. — Um zu sparen, wird man die
Lötarbeiten zeitlich möglichst zusammenlegen. In
Reparaturwerkstätten gestatten dies jedoch die Betriebs-
verhältnisse nicht immer in dem erwünschten Mafse.
Teerölflammen entwickeln grofse Hitze, lassen sich
leicht regeln, für geringen Luftübeischufs oder redu-
zierend einstellen und in wenigen Sekunden an- und
abstellen.
Nachdem durch Vorversuche und Verbrauchs-
messungen festgestellt war, dafs bei einem Preise von
> M fin 1001 Teeröl und von 8 Pf für 1 cbm Prefsluft
von 6 at an Betriebsmaterial gespart und die Arbeits-
zeit bis zu 50 pCt. vermindert werden konnte, wurde in
der Eisenbahnwerkstatt Berlin 1 die Verwendung von
Holzkohle in der Kupferschmiede eingestellt. Fur das
Hartlöten von Flanschen, Rohren, Schwimmern, Dich-
tungsringen und fiir das Ausglihen von Kupferrohren so-
wie das Erwärmen zu biegender eiserner Heizungs- und
Bremsrohre usw. wurden nachstehend beschriebene Ein-
richtungen getroffen.
Abb. I u. 2 zeigen einen Flanschlötofen. Ein auf
eisernen Füfsen ruhender oben offener Blechkasten ist
mit Kieselgursteinen ausgemauert, wobei vier verschieden
grofse topfartige Löcher ausgespart sind. Diese sind
mit Chamotte ausgekleidet. In Bodenhöhe der Töpfe
münden tangential im Mauerwerk ausgesparte Düsen
(Verbrennungskammern), in die das Tceröl durch ent-
sprechende, seitlich im Kasten angebrachte Löcher ein-
Abb. I.
Abb. 2.
Flanschlötofen.
142 [No. 872]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Oktober 1913]
geblasen wird. Der Brenner selbst läfst sich auf einem
wie ersichtlich vorn längs des Kastens angebrachten
Winkeleisenpaar verschieben und festklemmen. Oel
und Luft werden durch biegsame Metallschläuche zuge-
führt. — Die Kieselgursteine haben so geringe Wärme-
leitfähigkeit, dafs sie, auf einer Seite weifsglühend ge-
macht, auf der andern nicht mehr als handwarm sind.
Infolgedessen wird die Chamotteauskleidung der Töpfe
durch die schraubenförmig nach oben kreisende Flamme
in kürzester Zeit weilsglühend. Die Lötung der einge-
führten Flanschrohre erfolgt schnell. Durch halbring-
förmige Chamotteplatten kann man die Töpfe oben noch
teilweise abdecken, wodurch die Arbeit weiter be-
schleunigt wird. Sind die Flansche im Verhältnis zum
Rohre dick, so arbeitet man zunächst mit milder Flamme,
bis die Flansche glühend sind. Grofse und längere
Rohre werden an einem über dem Löttisch laufenden
leichten Krahn aufgehängt.
Für das Anléten von Flanschen bei Rohren von
etwa 250 mm Ø an empfiehlt sich die Verwendung
eines Einzelfeuers (Topf), das mit dem Brenner etwa
um 180° um den horizontal aufgehängten Flansch hin-
und hergedreht werden kann, um gleichmafsige Er-
wärmung zu erreichen.
Zum Ausglühen von Kupferrohren, Erwärmen von
Rohren, Auflöten von Flicken, Löten von Längsnähten
an Rohren, Gefafsen usw. deckt man den Topf des Löt-
ofens miteinem mit Chamotte ausgekleideten Halbzylinder
(Abb. 2) ab und schiebt die Rohre usw. langsam zwischen
diesem und der Tischoberfläche hindurch. — Für das Er-
wärmen von Rohren gröflseren Durchmessers, das Auflöten
von Flicken auf solche sowie allgemein zum Erwärmen zu
biegender Kupfer- und Eisenrohre eignet sich auch eine
Spezialeinrichtung nach Abb. 3. Diese besteht aus zwei
mit Chamotte ausgekleideten Halbzylindern, von denen
der untere fest auf Füfsen steht. Eine Verbrennungs-
kammer kann hier in einfacher Weise nicht angebracht
werden. Es ist deshalb ein Brenner mit vorgeschalteter
eiserner Muftel verwendet. Die Flamme wird tangential
an einem Ende der unteren Zylinderhälfte einge-
führt und geht, durch einen schraubenförmigen, in der
Auskleidung ausgesparten Kanal geführt, zum andern
Ende. Zwei weitere Halbzylinder lassen sich an-
schliefsen, wenn Rohre auf längere Strecken zu er-
hitzen sind. Die Teilung der Zylinder der Länge nach
ist zweckmälfsig, weil dies gestattet, auch gebogene
Rohre zu erhitzen.
Sollen Flansche an Rohre gelötet werden, deren
Länge die Höhe der Werkstatt übersteigt, so wird der
Brenner mit eiserner Muffel mit einem einfachen Löt-
topf, der auf dem Werkstattshofe aufgestellt wird, be-
nutzt.
Mit diesen nicht kostspieligen Einrichtungen können
die in der Kupferschmiede von Eisenbahnwerkstätten
vorkommenden Lötarbeiten mit ‘Teerdélflamme ausgeführt
werden.
Abb. 3.
Als Nachteil tritt zunächst das starke Brausen der
Flamme hervor. Doch tritt einerseits bald Gewöhnung
ein, anderseits werden die Arbeiter von selbst dazu
geführt, die Lötarbeiten nach Möglichkeit zusammenzu-
legen.
Es war naheliegend, auch das Schmelzen von
Weifsmetall, das Ausschmelzen des Metalls aus den
Lagern und das Vorwärmen der Lager und anderen
Teile zum Ausgiefsen mit Teerdlflamme zu besorgen.
Durch Beschaffung eines hierzu geeigneten kombinierten
Ofens ist auch hier erhebliche Zeitersparnis, Raumer-
sparnis und reinlicherer Betrieb erreicht worden.
Die Brenner sind von Gebr. Boye, Berlin, be-
schafft. Sie wirken zuverlässig, wenn das Oel nur mit
geringem Ueberdruck dem Brenner zugeführt wird.
Andernfalls verursachen kleine Unreinigkeiten im Oel
Störungen. Ms.
Benzolelektrische Triebwagen‘)
(Mit 11 Abbildungen)
Die AEG baut zwei verschiedene Typen benzol-
elektrischer Triebwagen, eine gröfsere mit einem NAG-
Maschinensatz von 120 PS Leistung für Vollbahnen und
eine kleinere mit einem 55 PS NAG-Maschinensatz für
Neben- und Kleinbahnen.
Bereits seit einer Reihe von Jahren beschäftigt
sich die Preufsische Staatseisenbahnverwaltungeingehend
mit der Frage der Verwendung von Triebwagen auf
Strecken schwachen Verkehrs. Nach anfänglichen Ver-
suchen mit Dampftriebwagen wurden später in gröfserem
Mafsstabe die bekannten Akkumulator-Doppelwagen und
neuerdings zunächst probeweise benzolelektrische Trieb-
wagen beschafft. Der erste Wagen dieser Art, dessen
elektrische Ausrüstung gleichfalls von der AEG ge-
liefert wurde, kam im Jahre 1907 in Betrieb. Auf Grund
der mit diesem Wagen gewonnenen Erfahrungen wurde
unter der Leitung des elektrotechnischen Sachreferenten
im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Herrn Ge-
heimen Oberbaurat Wittfeld, eine neue Anordnung des
benzolelektrischen Maschinensatzes von den beteiligten
Firmen ausgearbeitet, die, wie die mit den neuen Trieb-
wagen angestellten Prüfungsfahrten ergeben haben, eine
sehr glückliche Lösung darstellt.
Die allgemeine Bauart des grofsen Wagens geht
caf *) Nach AEG-Zeitung.
|
|
|
aus der Abb. 1 hervor, und zwar wurde der wagen-
bauliche Teil von der Waggonfabrik Düsseldorfer Eisen-
bahnbedarf geliefert. Der Wagenkasten ruht auf 2 zwei-
achsigen Drehgestellen, die mit dreifacher Federung
versehen sind, wodurch eine Uebertragung von Stöfsen
und Schwankungen auf den Wagenkasten nach Möglich-
keit vermieden wird.
Um die von dem Motor ausgehenden Erschütterungen
von dem Wagenkasten fernzuhalten, und um für Unter-
suchungen eine gute Zugänglichkeit zum Maschinensatz
zu ermöglichen, wurden der Verbrennungsmotor sowie
die als Krafterzeuger dienende Nebenschlufsdynamo
nebst Erregermaschine in dem einen Drehgestell unter-
gebracht.
Der Wagenkasten, der eine Lange von 16495 mm
hat, bietet in einem Abteil Ill. Klasse und in einem
Abteil IV. Klasse Raum für insgesamt 95 Personen und
enthält aufserdem an jedem Ende einen Führerstand.
In den beiden Führerständen, von denen der aul
der Seite der IV. Klasse gelegene in Abb. 2 wiederge-
geben ist, sind sämtliche für die Steuerung und Bremsung
des Wagens erforderlichen Apparate untergebracht.
Aufserdem enthalten sie auch noch 4 bezw. 5 Klapp-
sitze und dienen zur Aufbewahrung gröfserer Gepäck-
stücke, die in den Abteilen nicht mitgeführt werden
können.
£I
[15. Oktober 1913] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 872] 143
Für die Bremsung des Wagens sind eine Luftdruck- Erregermaschine von 2,5 KW Leistung bei 70 Volt
bremse (Bauart Knorr) sowie eine Handspindelbremse, Spannung.
die von jedem Führerstande aus bedient werden können, Der Antrieb des Wagens erfolgt durch 2 Bahn-
vorgesehen. Die Heizung des Wagens erfolgt durch motoren, die bei einer Spannung von 300 Volt, einer
das vom Verbrennungsmotor kom-
mende heifse Kühlwasser, das erst Abb. 1.
durch die in den Führerständen
und Abteilen verlegten Heizkörper
fliefst, bevor es in den auf dem
Wagendache angeordneten Kühler
gelangt.
Der Verbrennungsmotor (Abb.3),
der von der Neuen Automobil-Ge-
sellschaft geliefert wurde, hat
4 hintereinander in einer Ebene
liegende Zylinder und leistet bei
700 Umdr./Min. 120 PS. Der Motor
steht unter Einwirkung eines Flieh-
kraftreglers, jedoch ist an ihm eine
Vorrichtung getroffen, durch welche
die Umdrehungszahl bei Leerlauf
auf 250 Umdr./Min. herabgemindert
werden kann. Die Betätigung dieser
Vorrichtung geschicht selbsttätig Außenansicht des benzolelektrischen AEG-Triebwagens mit NAG-Motor.
vom Kontroller aus.
Die Zylinder sind paarweise zusammen- _ Abb. 2
gegossen. Die Ventile befinden sich sämtlich
auf einer Seite und werden von einer gemein-
samen Welle gesteuert. Die Ein- und Auslals-
ventile haben genau dieselben Abmessungen
und sind untereinander auswechselbar.
Die obere Hälfte des Kurbelgehäuses ist
mit grofsen seitlichen Oeffnungen versehen,
durch die in bequemer Weise der Kurbeltrieb
nachgesehen werden kann. Die Kurbelwelle
selbst hat 4 um 90° gegeneinander versetzte
Kurbeln und ist an drei Stellen gelagert.
Sämtliche Kurbelwellenlager befinden sich in
der oberen Hälfte des Kurbelgehäuses, so dafs
nach Entfernung der unteren aus Aluminium
hergestellten Kurbelgehäusehälfte das ganze
Triebwerk zugänglich wird. Bei seiner Durch-
bildung wurde besonderer Wert auf grofse
Leichtigkeit bei gröflster Festigkeit gelegt, um
die durch die Massenkräfte hervorgerufenen
Erschütterungen möglichst gering zu halten.
Unmittelbar mit dem Motor zusammen-
gebaut ist ein Kompressor, der die zum
Bremsen des Wagens und zum Anlassen des
Motors erforderliche Druckluft erzeugt.
Der Strom für die Lichtbogenzündung
wird von einem Bosch-Hochspannungs-Magnet-
apparat geliefert; als Reservezündung ist eine
einfache Batteriezündung vorgesehen.
Alle 4 Zylinder werden von einem Ein-
spritzvergaser bedient, der aus einem um das
Auspuffrohr herumgebauten Vorwärmer heifse
Luft ansaugt.
Sämtliche an der Maschine angebrachten
Apparate und Hilfsorgane, wie Vergaser, Zünd-
apparat, Kühlwasserpumpe, Kompressor usw.
sind so ausgebildet, dals sie einzeln nach
Lösen von wenigen Schrauben entfernt werden
können.
Die Kupplung des Verbrennungsmotors mit
der als Krafterzeuger dienenden Nebenschlufs-
dynamo erfolgt durch eine elastische Leder-
bolzenkupplung. Die Dynamo (Abb. 4) hat eine
Dauerleistung von 66 KW bei 700 Umdr./Min.,
300 Volt Spannung und 220 Ampere normaler
Stromstärke; während 30 Sekunden kann sie
580 Ampere abgeben. Zur Erzeugung funken-
freien Arbeitens bei allen Belastungen sind
Wendepole vorgesehen. Sie ist in hängender
Anordnung im Rahmen des vorderen Dreh-
gestelles befestigt und vollkommen gekapselt
ausgeführt. Ihre Kühlung erfolgt künstlich durch einen | Stromstärke von 230 Ampere und 600 Umdr./Min. nach
Sirokko-Zentrifugal-Ventilator. deutschen Verbandsvorschriften eine Stundenleistung
Den Strom für die Erregung liefert eine auf von je 82 PS entwickeln. Bei einem Uebersetzungs-
der Welle der Hauptdynamo sitzende Kompound- | verhältnis von 1:4,315 sind die Motoren imstande, dem
Elektrische Ausrüstung der Führerstände des Triebwagens.
144 [No. 872]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Oktober 1913]
Wagen bei einem Gesamtgewicht desselben einschliefslich
Besetzung von etwa 55 t auf ebener Strecke eine grölste
Geschwindigkeit von 65 km/Std. zu verleihen.
Die Schaltung der elektrischen Ausrüstung erfolgt
nach dem System Ward-Leonard durch Aenderung der
Spannung an der Hauptdynamo und entspricht in voll-
kommener Weise allen Anforderungen des Betriebes,
da der Stromerzeuger beim Anfahren, wo grolse Zug-
Abb. 3.
Abb. 4.
Maschinendrehgestell, von der Dynamo-Seite aus gesehen.
kräfte erforderlich sind, grofse Stromstärken bei geringer
Spannung liefert und an den Klemmen der Hauptdynamo
gerade die Spannung erzeugt werden kann, welche die
Motoren für eine bestimmte Fahrgeschwindigkeit be-
nötigen. Abgesehen davon, dafs die bei anderen Schal-
tungen auftretenden grofsen Verluste in den Vorschalt-
widerständen wegfallen, bietet die -Spannungsregu-
lierung noch den grofsen Vorteil, dafs man den Ver-
brennungsmotor stets mit praktisch gleichbleibender
Belastung, also mit günstigster Umdrehungszahl und
wirtschaftlichstem Brennstoffverbrauch, laufen lassen
kann.
|
|
Den Strom für die Beleuchtung des Wageninnern
und für die Signalbeleuchtung liefert bei voller Um-
drehungszahl des Maschinensatzes die Erregermaschine
und die mit ihr parallel geschaltete Batterie. Bei
niedriger Umdrehungszahl (also insbesondere beim
Halten auf Stationen) wird durch einen selbsttätigen
Ein- und Ausschalter die Erregermaschine automatisch
von dem Beleuchtungsstromkreis abgeschaltet; in diesem
Falle übernimmt die Batterie allein
die Speisung des Lichtnetzes.
Der für die Zündung des Ver-
brennungsmotors erforderliche Strom
wird der Batterie entnommen, ebenso
auch der Strom für das Signalläute-
werk und die Motorsirene. Das Auf-
laden der Batterie erfolgt von der
Erregermaschine aus.
Der hier beschriebene Wagen
war der Eisenbahn - Hauptwerkstätte
Tempelhof zugeteilt und hat eine
Reihe von Versuchsfahrten auf der
Strecke Tempelhof— Zossen unter-
nommen. Von den Teilnehmern am
13. Kongrefs des Vereins deutscher
Strafsen- und Kleinbahnverwaltungen
sowie von den Mitgliedern des Ver-
eins für Eisenbahnkunde wurde er
besichtigt.
Im Oktober 1911 wurde der
Wagen nach seinem Bestimmungs-
ort Posen überführt, wobei die 266 km
lange Strecke glatt zurückgelegt
wurde.
Die Bestrebungen, die Wirt-
schaftlichkeit unserer Kleinbahnen
zu heben, reichen schon längere Zeit
zurück. Die Eigenart des Kleinbahn-
betriebes bringt es mit sich, dafs die
Betriebsmittel verhältnismäfsig ge-
ring ausgenutzt werden. Insbesondere
ist der Personenverkehr in dieser
Hinsicht sehr wenig wirtschaftlich.
Man versucht daher schon seit
längerer Zeit, den Personen- und
Güterverkehr zu trennen; der Per-
sonenverkehr wird hierbei durch
besondere Triebwagen übernommen.
Als Vorteil dieser Betriebs-
führung wurde gröfsere Geschwindig-
keit der Züge, die stete Betriebs-
bereitschaft der Triebwagen und
eine Verringerung der Gesamt-Be-
triebskosten angeführt. Im Bau der
Triebwagen selbst wurden verschie-
dene Wege eingeschlagen, und zwar:
l. mitExplosionsmotoren-Antrieb,
2. mit rein elektrischen Antrieb
(Akkumulatoren- Triebwagen),
3. mit Dampfkraftantrieb,
4. mit benzolelektrischem Antrieb.
Besonders die letztere Bauart hat
sich neuerdings viele Freunde er-
worben.
Wie bei allen Triebwagen, SO
wird auch bei dieser Bauart eine be-
sondere Ersparnis an Bedienung er-
zielt, insofern als die Kosten für
einen Heizer in Fortfall kommen.
Die Betriebssicherheit leidet hierunter in keiner
Weise, da der Betätigungskontroller in den Führer-
ständen mit einem besonderen Druckknopf ausgerüstet
ist, der die Motoren aufser Tätigkeit setzt, falls dem
Führer ein Unfall zustofsen sollte. Die Bedienung
des Wagens ist äufserst einfach und entspricht der
der Strafsenbahnwagen; der Betrieb selbst ist sehr
sauber.
Als ein weiterer Vorteil ist der Punkt anzusehen,
dafs der Oberbau durch benzolelektrische Triebwagen
infolge des stofsfreien Antriebes durch Elektromotoren
sehr geschont wird.
[15. Oktober 1913]
Alle arbeitenden, dem Staub ausgesetzten Teile
sind eingekapselt, womit gleichzeitig eine gewisse Oel-
ersparnis verbunden ist.
Da die Benzolmotoren infolge der zur Verwendung
kommenden Ward-Leonhard-Schaltung stets voll belastet
bezw. annähernd voll belastet laufen, so ist der Benzol-
verbrauch 4ufserst gering, ohne dafs
die Anforderungen, die man vom
Betriebsstandpunkt aus hinsichtlich
der Anfahrbeschleunigung an die |
Wagen stellen mufs, irgendwie be- |
einträchtigt werden.
Eine Vorbereitungs- bezw. Ab-
schlufszeit, wie sie bei Lokomotiven
unbedingt erforderlich ist, entfällt
vollkommen, da der Wagen ständig
betriebsbereit ist. Gerade dieser
Punkt ist nicht zu unterschätzen, weil
die Eigenart des Kleinbahnbetriebes
es mit sich bringt, dafs die Vorbe-
reitungs- und Abschlufszeiten im
Verhältnis zu den wirklichen Fahr-
zeiten sehr ungünstig sind, so dafs
dadurch eine Erhöhung des Führer-
und Heizerpersonals bei Dampfbe-
trieb erforderlich wird.
Die obigen Gesichtspunkte haben
die AEG veranlafst, speziell für Klein-
bahnzwecke eine Elektro-Benzoltrieb-
wagen- Type auf denMarktzu bringen,
die nach den vorliegenden Erfah-
rungen für die verschiedenartigsten
Anforderungen, die der Kleinbahn-
betrieb stellt, geeignet ist. DerWagen
wurde bei der Ostdeutschen Eisen-
bahn-Gesellschaft in Königsberg i. Pr.
in Betrieb genommen.
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Wagenbaulicher Teil.
Der Aufbau des Wagens, der
von der Waggonfabrik L. Steinfurt,
Königsberg, geliefert wurde, ist aus
den Abbildungen 5—7 zu ersehen.
Der Wagen besteht aus einem Führer-
stand mit Maschinenraum, in dem
das Benzoldynamo-Aggregat unter-
gebracht ist, einem Abteil III. Kl. mit
15 Sitzplätzen und einem Abteil
II. Kl. mit 12 Sitzplätzen sowie einem
weiteren Führerstand auf der andern
Seite des Wagens.
Das Untergestell besteht aus 2 Langträger-U-Eisen,
die in bekannter Weise durch Kopfstücke, Diagonal-
und Querstreben, ebenfalls aus U-Eisen, gegeneinander
unter Verwendung von Knotenblechen und Eckwinkeln
versteift sind. Unter je 2 Hauptquerträgern an den
beiden Wagenenden liegen in Stahlgufs-Drehpfannen
die Drehgestelle, von denen das eine zur Lagerung
des Motordynamo-Aggregates, das zweite mit Motoren
ausgerüstete als Triebgestell dient.
Beide Drehgestelle sind doppelt abgefedert.
Besonders zu beachten ist die Lagerung des Benzol-
dynamo-Aggregates, das auf einem Rahmen ruht, der
mit Federn sich auf die Achsbuchsen der Triebachsen
stützt und durch 2 schwere Federn den Wagenkasten
trägt. Durch diese Konstruktion wird erreicht, dafs
die Stöfse des Motors direkt auf das Drehgestell über-
tragen werden und im Wagenkasten selbst nicht mehr
zur Geltung kommen können. Diese Bauart ist der
Waggonfabrik Steinfurt durch Musterschutz geschützt.
Die beiden Führerstände des Wagenkastens dienen
zur Aufnahme des Fahrschalters, der Handbremse und
der Sandstreukurbel, des Luftdruckbremsventils sowie
der erforderlichen Kontrollapparate für die Ingang-
setzung des Wagens.
Die Innenausrüstung der Personenabteile ist aus
Abb. 7 zu ersehen. Die Sitze sind in Querrichtung
angeordnet mit einem Längsgang von 4/0 mm Breite.
Die Sitze der II. Kl. sind in der bei der Preufsischen
Eisenbahn - Verwaltung üblichen Weise gepolstert.
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GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
|
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[No. 872} 145
Der Boden ist in allen Räumen mit einem zerlegbaren
Lattenrost aus Eichenholz belegt. Die Verschalung
der Seitenwände besteht aus Kiefernholz, das an den
Fenstern mit Nufsbaumleisten versehen und natur-
farbig lackiert ist.
An Bremsen ist eine Luftdruckbremse mit Achs-
Abb. 5.
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kompressor sowie eine Handbremse vorhanden. Zur
weiteren Ausrüstung gehören: 2 Sandstreuapparate,
1 Motorsirene, 1 Läutewerk und die erforderlichen
Signallaternen.
Maschineller Teil.
Der maschinelle Teil setzt sich zusammen aus dem
Benzolmotor nebst Kühler, Brennstoffbehälter, Kühl-
146 INo. 872)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Oktober 1913]
wasserbehälter und Zubehörteilen und dem elektrischen
Teil, bestehend aus einer Dynamo mit Erregermaschine,
2 Motoren und der Steuerungsausrüstung.
Der Benzol-Motor (Abb. 8 u. 9) ist mit Rücksicht
auf seine Verwendung in Eisenbahnfahrzeugen be-
sonders entwickelt worden. Er hat bei einer Leistung
Abb. 8.
von 55 bis 58 PSe 4 hintereinander stehende Zylinder.
Hauptgesichtspunkt fir den Entwurf war die Erreichung
absoluter Betriebssicherheit, die durch reichliche Ab-
messungen aller dem Verschleifs unterworfenen Teile
angestrebt wurde. Das Kurbeltriebwerk ist aufser-
Abb. 9.
leicht
sicherheit zu gefährden, und ist aus Nickelstahl hergestellt.
Der Möglichkeit einer guten Zugänglichkeit und Aus-
wechselbarkeit aller Einzelteile ist in ausgedehntester
Weise Rechnung getragen.
Der Vergaser, dem der Brennstoff aus einem an
der Wand aufgehängten Behälter durch natürliches
ordentlich gehalten, ohne aber die Betriebs-
Gefälle zufliefst, ist als Spritzvergaser gebaut.
Die
Zylinder selbst sind wassergekühlt. Die Schmierung
ist eine Prefsölschmierung, die Zündung als Hoch-
spannungszündung nach dem System Bosch ausgeführt,
Ein kleiner, aber kräftig wirkender Fliehkraftregler,
der durch ein einfaches Hebelwerk seine Bewegung
auf das Vergaser - Drosselorgan überträgt, hält die
normale Tourenzahl der Maschine
aufrecht.
Der als Rippenrohrkühler aus-
geführte Kühler ist auf dem Dache
untergebracht und besteht aus
3 gufseisernen Längsrohren, von
denen das mittlere zur Zuführung
des zu kühlenden Wassers dient,
während die beiden äufseren Rohre
den Abflufs des gekühlten Wassers
zum Kühlwasserbehälter vermitteln.
Das mittlere Rohr ist durch eine
Anzahl von Verbindungsrohren, die
mit Kühlrippen versehen sind, mit
den beiden aufsenliegenden Rohren
verbunden.
Kühlwasser- und Benzolbehälter
sind an der Hinterwand des Ma-
schinenraumes angeordnet.
Direkt gekuppelt mit dem Ver-
brennungsmotor ist die Dynamo
(Abb. 8 und 10). Die Kupplung
zwischen Benzolmotor und Dynamo
ist als einfache Scheibenkupplung
mitLederzwischenlagen ausgebildet.
Die Dynamo wird fremd erregt
durch eine Erregermaschine, die
durch Riemen von der Motorwelle
aus angetrieben wird. In Serie mit
der Hauptdynamo liegen unter-
Abb. 10.
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einander parallel geschaltet die beiden Bahnmotoren,
die einem Wagenzuge, bestehend aus dem Triebwagen
und 2 Anhängewagen, eine Geschwindigkeit von über
30 km/Std. auf der Horizontalen zu erreichen gestatten.
Die Regelung der Bahnmotoren erfolgt, wie aus
dem Schaltungsschema (Abb. 11) zu ersehen ist, nach
dem System Ward-Leonard. Die Vorteile dieser Regelung
sind bereits näher behandelt worden.
(15. Oktober 1913] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 872] 147
Die Hauptdynamo ist als Nebenschlufs-Hiltspol-
dynamo ausgeführt. Die Bürsten sitzen auf einem
Bürstenring, so dafs alle Bürsten zugleich verstellt
werden können. Bürstenhalter und Kohlenbürsten sind
derart ausgeführt, dafs eine schnelle Auswechslung keine
Schwierigkeiten macht.
Die Motoren sind normale Bahnmotoren und
unterscheiden sich in keiner Weise von den im Strafsen-
bahnbetriebe gebräuchlichen Typen. Die Schmierung
der Motorlager erfolgt von aufsen. Kommutator und
Bürsten sind durch besondere im Wagenboden vor-
gesehene Klappen von oben her zugänglich.
Der Strom für die Beleuchtung wird der Erreger-
maschine entnommen. Spannungsschwankungen werden
durch besondere, den Lampen vorgeschaltete Nernst-
widerstände abgefangen.
Der Führerstand ist mit den erforderlichen Mefs-
instrumenten, nämlich einen Voltmeter, Amperemeter
und Wattmeter ausgerüstet. Für den vorliegenden
Fall soll aufserdem ein Zähler eingebaut werden.
Es sei an dieser Stelle besonders darauf hin-
gewiesen, dafs sämtliche zur Verwendung kommenden
Teile, wie Dynamo, Motoren, Kontroller, Benzolmotor,
sich in der Praxis als Einzelteile bereits bewährt haben.
Die Betriebsergebnisse, die bisher vorliegen, er-
gaben trotz der Kürze der Zeit, dafs die Konstruktions-
prinzipien, die dem Wagen zugrunde gelegt waren,
die richtigen sind und dafs andererseits die Betriebs-
ergebnisse durchaus den Erwartungen entsprechen.
Es ist damit ein Weg dafür gegeben, wie man die
Wirtschaftlichkeit solcher Kleinbahnen, die hinsichtlich
des Personenverkehrs bisher zuweilen zu wünschen übrig
liefsen, — naturgemäfs unter Berücksichtigung der je-
weiligen besonderen Betriebsverhältnisse — heben kann.
Abb. 11.
P Wattmeter.
VY Amperemeter.
Lichtschalter.
S Lichtsicherung.
T Beleuchtung.
V Voltmeter.
G Nernstwiderstande.
ZI Antriebsmotor.
7 Motorsicherung. R
A Generator.
B Generatorfeldwicklung.
C Erregerdynamo.
D Nebenschlufsfeld.
EZ Hauptstromfeld.
F Nebenschlufsregler.
AZ Kontroller.
N Kontrollerdruckknopf.
O Zähler.
Ist es mit den Interessen von Grofs-Berlin vereinbar, die Güterbahnhöfe
aus der Innenstadt in die Aufsenbezirke zu verlegen?
Denkschrift des vom Architekten-Ausschuß Groß-Berlin eingesetzten Unterausschusses
für Verkehrsfragen
(Mitglieder: Regierungsrat a. D. Kem mann, Geh. Baurat Stadtbaurat Krause, Professor Petersen,
Ober- und Geh. Baurat Suadicani, Direktor Wieck und Geheimer Baurat Wittig)
‚kahraverbälinisge von Berlin, dafs eine auszugsweise
Mitteilung von allgemeinem Interesse sein dürfte.
Die unter vorstehender Ueberschrift veröffentlichte
Denkschrift enthält so wertvolle Angaben über die Ver-
HERERBICH! des SAIEINETKENES auf den Berliner Bahnhöfen in den genene 1891 und 1911.
Stückgüter u Wagenladungsgüter
Bahn h Oo te ae ee 1911 . es aes zu Nef ee
Empfang | Versand | Zusammen | Empfang | Versand | Zusammen
in Tonnen in Tonnen
Berliner Innenbahnh öfe.
l. Anhalter-Dresdener Bahnhof 148 200 148 800 297 100 | 1 124 000 | 255 000 | 1379 000
2. Potsdamer Bahnhof 54 600 80 900 135 500 258 000 | 82 000 | 341 000
3. Görlitzer Bahnhof . 32.300 60 800 93 100 135 000 188 000 923 000
4. Schlesischer Bahnhof . 73 300 147000 — 220 400 645 000 , 329 000 974 000
5. Ostbahnhof a Vid 69 100 102 500 | 171 500 607 000 | 198 000 806 000
6. Stettiner Bahnhof 177 200 175 400 | 352 600 99 000 23 000 113 000
7. Nordbahnhof . . 53 400 18 600 | 72 000 910 000 325 000 1235 000
8. Hamburger-Lehrter ‘Bahnhof 199900 191500 , 391 300 | 1117 000 361 000 | 1479 000
Im Ganzen 1911 808 000 | 925 500 | 1 733 500 | 5486 000 1761000 7250 000
Dagegen 1891 305 400 | 378 600 682 100 | 3528 000 594000 4 122 000
Stationen der Berliner Ringbahn.
9. Moabit . . > 22 100 45 200 | 67 300 590 000 3/5000 | 965 000
10. Kohlenbahnhof Wedding ee — 92 000 | 1 000 | 93 000
ll. Weifsensee ; a eos 9 000 19 200 28 200 612 000 | 122 000 134 000
12. Frankfurter Allee 7 300 13 100 20 400 229 000 © 28 000 257 000
13. Neukölln 15 000 18 700, 33700} 608000 122000, 730 000
14. Tempelhof. . 4 900 9 300 14 200 257 000° 20 000 277 000
15. Wilmersdorf-Friedenau 9 800 7 700 17 600 511 000 | 40 000 551 000
16. Halensee ~ 3.500 3 400 6 900 359 000 © 34 000 394 000
17. Charlottenburg (Westend) ` 19 900 17 500 37 400 345 000 19900 17500 37400 | 345 000 ` 76000 421000
Im Ganzen 1911 91 500 ~ 91500 | 134100 | 225700] 3603000| 818000 | 4422000 134 100 225 700 | 3603 000 818 000 4422 000
Dagegen 1891 10600 | 16600 | 27 200 904 000 129 000 | 1 033 000
148 [No. 872}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Oktober 1913)
Hiernach betrug im Jahre 1911 auf den genannten
17 Bahnhöfen in runden Zahlen:
der Empfang an Stückgütern . 914 000 Tonnen
n Ri „ Wagenladungs-
gütern . et Ye ue y 9 190 100 sn
zusammen 10 104500 Tonnen
der Versand an Stückgütern . 1 060 800 Tonnen
i P » Wagenladungs-
gütern . 5. Ve 2 584 200 i
3 645 000 Tonnen.
Wenn das Jahr zu 300 Werktagen gerechnet wird,
so ergeben sich für den Werktag durchschnittlich:
zusammen
19 ae | 33 682 Tonnen Empfang
5
nn 12 150 ‘ Versand
zusammen 45 832 Tonnen.
Zu den Zeiten des stärkeren Verkehrs übertrifft
die Tagesleistung den Durchschnittsverkehr um etwa
‚30 pCt., sie wächst etwa an:
in Empfang auf 33 682.1,3 = 44785 Tonnen
in Versand auf 12150. 1,3 = 15795 ;
zusammen 60580 Tonnen.
Es handelt sich somit im Gütereingang um sehr
beträchtliche Mengen, zu deren Bewältigung bis zu
5300 Eisenbahngüterwagen den Bahnhöfen täglich zu-
Zur An- und Abfuhr der mit
der Eisenbahn beförderten oder zu befördernden Güter
sind bis zu 20000 Fuhren täglich erforderlich; bei
geführt werden müssen.
zwölfstündiger Arbeitszeit ergibt das etwa 30 Fuhren
in der Minute.
Schon diese wenigen Zeilen beweisen, dafs die
Vereinigung aller Güterbahnhöfe an einer Stelle un-
durchführbar sein würde, und dafs die Verteilung der
Güterbahnhöfe über das ganze Berliner Stadtgebiet
nicht nur für die Empfänger und Verfrachter, sondern
vor allem für die Regelung des Lastenverkehrs auf
den Strafsen die zweckmäfsigste Lösung darstellt.
Vorschläge zur Beseitigung der nachteiligen Einwirkungen
der Güterbahnhöfe auf die städtebauliche Entwicklung.
Die aus der günstigen Lage der Güterbahnhöfe für
Handel und Industrie sich ergebenden Vorteile werden
allerdings mit einer schweren Schädigung der städte-
baulichen Entwicklung erkauft. Der Gedauke, eine Ver-
mittlung zwischen den Interessen des Verkehrs und des
Städtebaues herbeizuführen, ıst schon wiederholt ange-
regt worden, unter anderem auch von vielen Teil-
nehmern an dem im Jahre 1910 stattgefundenen Wett-
bewerb „Grofs-Berlin“. Die bei dieser Gelegenheit
gemachten Vorschläge,
tolgende:
a) Beseitigung aller Innengüterbahnhöfe.
Der Vorschlag geht dahin, den Anhalter, Potsdamer,
Ilamburg-Lehrter, Stettiner und Görlitzer Güterbahn-
hof zu beseitigen und als Ersatz zwei neue Güterbahn-
höfe zu bauen, von denen der eine im Norden, etwa
zwischen Moabit und Tegel, der andere im Süden auf
dem Tempelhofer Felde neben der Ringbahn angelegt
Beide Bahnhöfe sind durch eine neue
Gürtelbahn unter sich, mit den verbleibenden Güter-
werden soll.
bahnhöfen und mit den einzelnen Verschiebebahnhöfen
verbunden gedacht; zum Anschlufs an die Verbrauchs-
stellen aber sollen — und das ist das Wesentliche des
Vorschlags — von-beiden Güterbahnhöfen unterirdische
Lastenbahnen in das Innere der Stadt führen, auf denen
die Güter zwischen den Bahnhöfen zur Beförderung
gelangen.
die sich allerdings fast aus-
schliefslich auf die Innengüterbahnhöfe beziehen, sind
b) Verlegung einzelner Innenbahnhöfe.
Die zweite Gruppe von Vorschlägen bezieht sich
auf die Beseitigung einzelner Innenbahnhöfe, die der
Durchführung von Strafsen besonders hinderlich sind.
Unter anderem wird vorgeschlagen, den Anhalter
und Potsdamer Güterbahnhof zu beseitigen und dafür
einen Ersatzbahnhof auf dem Tempelhofer Felde anzu-
legen.
c) Umgestaltung der Güterbahnhöfe.
Einer der beim Wettbewerbe „Grofs-Berlin“ preis-
gekrönten Entwürfe will an Stelle des Anhalter und
Potsdamer Güterbahnhois einen Ersatzbahnhof auf dem
nur etwa 250 000 qm grofsen Gelände zwischen der
verlängerten Hornstrafse und der Kolonnenstrafse an-
legen. Die erhebliche Einschränkung der Bahnhofs-
fläche soll dadurch erreicht werden, dafs das Gelände
in mehreren Geschossen ausgenutzt und das Ladege.
schäft durch Verwendung grofser Wagen, von Schüttvor-
richtungen und Ladekrähnen erleichtert werden kann.
Das Ergebnis der vorstehenden Untersuchungen,
die im Wesentlichen den Zweck haben, für die weitere
städtebauliche Behandlung Grots-Berlins in bezug auf
die Frage der Güterbahnhöfe eine allgemeine Grund.
lage zu gewinnen, läfst sich in folgende Sätze zusammen-
fassen:
l. Die Güterbahnhöfe Berlins bilden einen nicht
mehr loszutrennenden Bestandteil der Stadt, sie gehören
zu den Hauptstützen des Handels und der Industrie
und sind so eng mit der Entwicklung der Hauptstadt
verbunden, dafs sie in ihrer Lage erhalten bleiben
müssen. Sie werden in Zukunft noch unentbehrlicher,
wenn die Umwandlung der Innenstadt von Wohnstadt
zur Geschäftsstadt wie bisher fortschreitet.
2. Mit allen Mitteln mufs darauf hingewirkt werden,
dafs die Staatseisenbahnverwaltung im Benehmen mit
den beteiligten Gemeinden oder mit dem Zweckverband
„Grofs-Berlin“ in eine Untersuchung darüber eintritt,
in welcher Weise die Bahnanlagen, insonderheit aber
die Güterbahnhöfe, unbeschadet der Erhöhung ihrer
Leistungsfähigkeit, insbesondere durch Einrichtungen
zum Heben und Senken der Güter, ihre Abfertigung
auf gedrängterem Flächenraume unter Anwendung
mehrgeschossiger Schuppenanlagen und dergl. so ge-
staltet werden können, dafs sie die städtebauliche Ent-
wicklung Grofs-Berlins möglichst wenig behindern.
3. Bei allen Neubauten und gröfseren Umbauten
der Bahnanlagen sind die Vertreter der Gemeinden
rechtzeitig zu hören und die städtebaulichen Erforder-
nisse zu berücksichtigen, damit in möglichst allen
Fällen eine Uebereinstimmung der städtebaulichen- und
Eisenbahninteressen herbeigeführt werde.
Die vorstehenden Schlufsfolgerungen dürften allge-
meine Zustimmung finden.
Zur Förderung der Bestrebungen des Zweckver-
bandes „Grofs-Berlin“ dürfte es jedoch dienen, wenn
derselbe mit
l. dem Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen,
2. dem Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin,
3. dem Architekten-Verein zu Berlin
in Verbindung treten und dieselben ersuchen würde,
bei den auszuschreibenden Preisbewerbungen auf die
Stellung von Preisaufgaben Bedacht zu nehmen, welche
die Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Güterschuppen-
und Freilade- insbesondere Kohlenverkehrs der Berliner
Innenbahnhöfe betreffen. l
Da diese Aufgabe im engsten Zusammenhange mit
der Frage steht, ob nicht die Zeit gekommen ist, nach
dem Vorgange der englischen und amerikanischen
Eisenbahnen die bahnseitige Güterabfuhr im Berliner
Güterverkehr einzuführen, so dürfte es von grolsem
Wert sein, wenn die Gewinner der Preisaufgaben ver-
pflichtet würden, die Frage der Güterabfuhr auf den
englischen und amerikanischen Bahnen an Ort und
Stelle zu studieren und darüber zu berichten.
Schwabe, Geh. Regierungsrat.
[15. Oktober 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 872] 149
Verschiedenes
Ueberlandzentralen. In den Vereinbarungen, die von
Unternehmernelektrischer Ueberlandzentralen mit Kommunen
und Kommunalverbänden über die Benutzung von öffent-
lichen Strafsen, Wegen und Plätzen für die Stromleitungen,
für die Aufstellung von Transformatoren und anderen Appa-
raten getroffen werden, übernimmt die Kommune häufig die
Verpflichtung, während bestimmter Zeit keinem anderen
Unternehmer ein gleiches Recht einzuräumen. Die Ent-
wicklung scheint dahin zu führen, dafs die Erzeugung und
Verteilung der elektrischen Energie von gröfseren öffentlich-
rechtlichen Verbänden oder von Vereinigungen, die nach
gemeinwirtschaftlichen Gesichtspunkten geleitet werden, in
die Hand genommen wird. Durch ausschliefsliche Berech-
tigungen, die privaten Unternehmern neben dem Benutzungs-
rechte zugestanden werden, könnten hier Hindernisse ge-
schaffen werden, die entweder überhaupt nicht oder nur mit
grofsen Opfern zu bcseitigen wären. Auch ist die künftige
Entwicklung der Verwendung von elektrischer Energie noch
‘nicht zu übersehen; die Kosten der Stromerzeugung haben
im allgemeinen eine sinkende Tendenz. Es ist deshalb für
die Kommunen nicht geraten, sich die Möglichkeit zu nehmen,
bei gegebener Gelegenheit die Vorteile, die die Zulassung
eines Wettbewerbes bieten kann, auszunutzen, zumal es
ihnen auch ohne eine solche Vereinbarung unbenommen
bleibt, den berechtigten Interessen eines bestehenden Unter-
nehmens dadurch Rechnung zu tragen, dafs sie einstweilen
die Benutzung ihrer Wege, Strafsen und Plätze für Strom-
leitungszwecke anderen verweigern. Bei dichter Bevölkerung
und hoher wirtschaftlicher Entwicklung desStromversorgungs-
gebiets wird die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens im
allgemeinen auch ohne Ausschliefslichkeitsrecht gesichert
sein. Unter weniger günstigen Verhältnissen braucht viel-
fach der Unternehmer, sobald er erst einmal das in Aus-
sicht genommene Gebiet mit Beschlag belegt hat, die Ent-
stehung eines Wettbewerbes nicht mehr zu befürchten, weil
schon das blofse Vorhandensein einer Starkstromleitung auf
einem Wege die Anbringung weiterer Leitungen sehr er-
schwert, ein Konkurrenzunternehmen auch wenig Aussicht
auf Erfolg hätte. Bedeutenden Ueberlandzentralen ist ein
Ausschliefslichkeitsrecht nicht zugestanden worden, ohne
dafs dadurch deren Entwicklung gehemmt worden wäre.
Die Kommunen haben daher keinen Anlafs, den Wünschen
der Unternehmer nach Einräumen eines Ausschliefslichkeits-
rechts ohne weiteres entgegenzukommen. Sie werden diese
Frage vielmehr besonders sorgfältig zu prüfen haben.
Sollte die Einräumung eines Ausschliefslichkeitsrechts
nicht vermieden werden können, so wird es jedenfalls nur
für einen möglichst kurz bemessenen Zeitraum zu gewähren
sein. Häufig werden schon ‚wenige Jahre des Schutzes ge-
nügen, um das Unternehmen auf eine gesicherte Grundlage
zu stellen.
Ueber die Zeit, für welche dem Unternehmer das blofse
Benutzungsrecht — ohne Ausschliefslichkeitsrecht — einzu-
räumen ist, lassen sich allgemeine Grundsätze nicht auf-
stellen. Es empfiehlt sich aber, für alle dem Stromver-
sorgungsgebiet einer Zentrale angehörigen Kommunen und
Kommunalverbände den Zeitpunkt, zu dem dieses Recht ab-
laufen soll, einheitlich festzusetzen, damit einer künftigen
Neuregelung keine Hindernisse entstehen.
In betreff des Umfanges, in dem ein Ausschliefslichkeits-
recht zugestanden wird, ist folgendes zu bemerken:
Der Zweck eines solchen Rechtes erfordert nur, dafs
es für die Leitung von elektrischem Strome und zwar von
Starkstrom gewährt wird, so dafs die Kommune berechtigt
bleibt, andere Leitungen, z.B. von Gas, zu gestatten, und
Schwachstromleitungen nicht betroffen werden.
Auch für Starkstromleitungen sollte ein Ausschliefslich-
keitsrecht, selbst für eine kurze Zeit, nicht ohne Vorbehalte
gewährt werden, die es ermöglichen, anderen berechtigten
Interessen ohne Schädigung des Unternehmers Rechnung zu
tragen. Der Unternehmer wird nur Schutz dagegen bean-
spruchen dürfen, dafs ihm durch entgeltliche Abgabe von
elektrischer Energie in seinem Stromversorgungsgebiete
Wettbewerb bereitet wird. Die Kommune sollte sich des-
halb stets das Recht vorbehalten, Dritten, die selbst elek-
trische Energie erzeugen, die Leitung des Stromes, der für
den eigenen Bedarf des Erzeugers verwendet oder an seine
Beamten- und Arbeiterschaft, Micter und Pächter abgegeben
werden soll, über die Strafsen, Wege oder Plätze zu ge-
statten.
Weiter ist ein Vorbehalt zugunsten von Stromleitungen
für den Betrieb von Verkehrs- und Beförderungsmitteln sowie
für den Betrieb und die Beleuchtung der zu ihnen gehören-
den Anlagen erwünscht.
Besonderer Wert mufs schliefslich darauf gelegt werden,
dafs die Kommunen sich nie des Rechtes begeben, die
Durchleitung von Strom zur Abgabe in anderen Versorgungs-
gebieten zu erlauben.
(Nach „Ministerialblatt der Handels- und Gewerbe-
Verwaltung“.)
Internationaler Ingenieur- Kongreß in San Francisco
1915. Das Komitee für die Durchführung des inter-
nationalen Ingenieur - Kongresses 1915 hat Herrn Oberst
Geo. W. Goethals, Chef-Ingenieur für den Bau des Panama-
Kanals, als Ehren-Präsidenten für den Kongrefs gewonnen;
derselbe wird den Kongrefs eröffnen und persönlich die
Hauptsitzungen leiten, welche in San Francisco vom 20.
bis 25. September 1915 stattfinden.
Geschäftliche Nachrichten.
Teerölfeuerung der Lochnerwerke G.m.b.H., Jena. Die
Lochnerwerke liefern Teerölfeuerungen ohne Brenner und
ohne Gebläse für Teeröl-Siemens-Martin-Oefen.
Oelfeuerungen sind in der Giefsereibranche schon ziem-
lich bekannt und haben fast in jeder gröfseren Giefserei wie
auch den kleinsten Metallgiefsereien schnell Eingang gefunden.
Man kann mit Recht sagen, zum Schmelzen von Metallen
ist die Oelfeuerung wegen ihrer steten Betriebsbereitschaft,
reinlicheren Betriebes, gröfseren Leistung und anderen
wirtschaftlichen Vorteile die Idealfeuerung geworden.
Wie jede neue Sache, wird auch die Oelfeuerung für
alle möglichen Zwecke versucht, so zum Anzünden von
Cupolöfen, Trocknen von Formen, Kernen usw. Anwärmen
von Piannen u. dergl. mehr.
Dem Tiegelofen folgte der Tiegellose zum Schmelzen
von Eisen und Stahl, Kleincupolöfen, Flammöfen usw. und
werden die in sie gesetzten Erwartungen bei weitem über-
troffen. In letzter Zeit berichteten die bedeutendsten
Giefserei-Fachzeitschriften über ölbefeuerte Siemens-Martin-
Oefen mit gekühlten Brennern, wie sie mit grofsem Erfolge
in Rufsland und Amerika in Betrieb sind. — Dadurch wurde
auch die deutsche Industrie auf dies neue Gebiet für die
Oelfeuerung aufmerksam, und auch in Deutschland wurde
schon von verschiedenen Seiten versucht, unter An-
lehnung an die amerikanischen Versuche durch Prefsluft
betriebene, mit Wasserkühlung versehene Brenner zum
Betrieb von Siemens-Martin-Oefen zu verwenden. Die Er-
folge waren zufriedenstellend und die Betriebskosten bei
Stahlguls, Tempergufs geringer als beim Kleinconverter und
Tiegelofen. Damit war die Brauchbarkeit der Oelfeuerung
erwiesen, und die Probeschmelzungen fanden bei ersten
Fachleuten vollen Beifall. Im Dauerbetrieb aber stellten
sich bald Schwierigkeiten ein, vor allem die kostspielige
Anlage zur Erzeugung der Zerstäubungsluft für die Brenner,
der Antrieb, also die Abhängigkeit von Transmission
oder Motor, die Geräusche oder dergl. mehr.
ee ee ee en
150 [No. 872]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Oktober 1913)
SS a na mm ml ee eS ee eee,
Dies stellte nun den umsichtigen Giefsereifachmann vor
die Frage, wie sieht es aber mit meinem Gufs aus, wenn
mitten in der Schmelzung einer der Mechanismen aussetzte,
z. B. die Betriebskraft versagte? Ohne Zweifel mufs eine
ehrliche Antwort lauten: „Der Gufs und der Ofen sind hin!“
Diese Betriebsunsicherheit zu beseitigen, ist nun den
Lochnerwerken, G. m. b. H. Jena, die seit Jahren als einzige
Spezialität Oelfeuerungen bauen, mit einem Schlage gelungen,
sodafs nunmehr auch der Oelfeuerung eine allgemeine Ein-
führung beim Siemens-Martin-Ofen beschieden ist.
Siemens-Martin-Ofen mit Teerölfeuerung.
Die Lochnerwerke bringen nach langen Versuchen eine
Oelfeuerungs-Konstruktion auf den Markt, bei der Gebläse,
Brenner, Betriebskraft, also jeder Mechanismus in Weg-
fall kommt, somit der Oelofen jederzeit und an jedem be-
liebigen Ort betriebsbereit ist.
Der Betrieb dieses neuen Systems geschieht durch natür-
lichen Zug, indem das Oel nicht mehr zerstäubt, sondern
durch entsprechende Anordnung vergast wird. Ein solcher
Ofen ist einfacher und in Anschaffung und Unterhaltung
billiger. Es ist nur ein Reversierventil für die Luft nötig,
weil nur Wärmespeicher für die Luft nötig sind, und diese
können wiederum kleiner gehalten werden, verringern also
die Anschaffungs- und Unterhaltungskosten, weil doch die
abziehende Gasmenge, auf die frei gewordenen Kalorien
bezogen, wesentlich kleiner wird.
Dieser neue Teeröl-Siemens-Martin-Ofen hat weiter den
Vorteil, dafs er auch bei zeitweiligem Betrieb äufserst rationell
arbeitet, eben weil er nicht abhängig ist von Generatoren oder
dergl. Apparaten, also sehr willkommen für Giefsereien, die
nur Tagbetrieb haben.
Einwandfreie Versuche haben gezeigt, dafs dieser Ofen
nicht nur ein besseres Produkt bei Stahl, Temper- und
Hartgufs, als im Kleinconverter, sondern auch ein billigeres
liefert, und ist beim Stahlgufs seine gröfsere Dünnflüssig-
keit und beim Tempergufs vor allem die bessere Qualität
hervorzuheben, weil die schädlichen Einflüsse des festen
Brennstoffes, namentlich der Schwefelverbindungen, in Weg-
fall kommen.
Die grofsen Erfolge bei Siemens-Martin-Oefen haben die
Lochnerwerke veranlafst, diese brenner- und gebläselose
Oelfeuerung auch bei Schweifs-, Schmiede- und sonstigen
Oefen — speziell fir hohe Temperaturen und grofse Leistun-
gen — anzuwenden, und es dürfte nur noch eine Frage der
Zeit sein, dafs die seitherigen Konstruktionen mit Brennern,
Gebläsen, Compressoren, Pumpen usw. auch für andere
Oefen verdrängt werden.
Ein neues Anstrichmaterial. Nicht geringes Aufsehen in
der gesamten Lack- und Farbenindustrie erregte die Er-
findung des Durolit D.R. P., blei- und giftfrei.
Die Firma S. H. Cohn, Farben- und Lackfabriken,
Berlin-Neukölln, hat damit dasjenige Anstrichmaterial auf
den Markt gebracht, welches die beiden Eigenschaften be-
sitzt, die man bisher für unvereinbar hielt, nämlich:
Schnellste Trockenfähigkeit und höchste Haltbar-
keit.
Durolit D. R. P. wird ebenso als klarer Lack wie in
allen Farbentönen streichfertig geliefert, in dünner Schicht
aufgetragen und verarbeitet sich äufserst leicht und ange-
nehm. Nach einer Trockendauer von 1/, Stunde ist Durolit
D. R. P. staubtrocken, nach einer Stunde klebfrei, nach
3—4 Stunden kann schon der zweite Ueberzug erfolgen.
Eine Güterwagenlackierung z. B. wird in einem Tage mit
den Anschriften fix und fertig hergestellt.
Ein weiterer Vorteil ist, dafs Durolit D. R. P. voll.
kommen unverändert und hart bleibt bei Berührung mit
kochenden Seifen- und Sodalaugen, Lokomotivgasen, Desin-
fektionsmitteln, Seewasser, Petroleum, Mineralölen usw. im
Gegensatz zu den meisten anderen Materialien, die erweicht
und bald ganz zerstört werden. Durolit D. R. P. als Aufsen-
anstrich und Rostschutzmittel ist unverwistlich.
Es nimmt daher kein Wunder, dafs Durolit D. R. P. in
allen Abnehmerkreisen höchstes Interesse findet, und dafs
Königliche und städtische Behörden, sowie industrielle Be-
triebe sich die grofsen Vorteile dieses hervorragenden
Fabrikats auch für ihre Werkstätten sichern. Man beachte
die dieser Nummer einliegende Beilage.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Marine-Maschinenbaumeister der staat-
lich geprüfte Baumeister des Schiffsmaschinenbaufaches
Hillebrecht.
Verliehen: der Charakter als Geh. Marinebaurat mit
dem persönlichen Range der Räte 2. Klasse den Marine-
Hafenbaudirektoren Moeller und Rollmann;
der Charakter als Geheimer Regierungsrat den Re-
gierungsraten Kindermann, Mitglied des Kaiserlichen Schiffs-
vermessungsamts, Heinrich, Grubeck, Treptow, Gentsch und
Brotzki, Mitgliedern des Kaiserlichen Patentamts;
der Titel als staatlich geprüfter Baumeister des Schifis-
maschinenbaufaches dem Marinebauführer des Maschinen-
baufaches Hillebrecht; er ist von Danzig nach Kiel versetzt
und der Kaiserlichen Werft daselbst zugeteilt;
die etatmäfsige Stelle eines Regierungsbaumeisters bei
der Verwaltung der Reichseisenbahnen in Elsafs-Lothringen
dem Regierungsbaumeister Fesser in Strafsburg.
Versetzt: der Marine-Maschinenbaumeister Bernhard
Müller von Wilhelmshaven nach Danzig und der Marine-
Schiffbaumeister Pingel von Danzig nach Wilhelmshaven;
die Genannten sind der Kaiserlichen Werft in Danzig bezw.
Wilhelmshaven zugeteilt.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Reichs-
dienste erteilt: dem Geheimen Marinebaurat und Ma-
schinenbaudirektor Nott unter Beilegung des Charakters als
Wirklicher Geheimer Marinebaurat mit dem Range eines
Konteradmirals sowie mit der Erlaubnis zum Tragen der
Uniform.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Ernannt: zum Geheimen Baurat und Vortragenden
Rat im Kriegsministerium der Intendantur- und Baurat
Wellroff, bisher Hilfsreferent in der Bauabteilung des Kriegs-
ministeriums,
Versetzt: der Regierungsbaumeister Grofs in Weil-
burg zur Leitung von Neubauten nach Biebrich.
Militärbauverwaltung Württemberg.
Ernannt: zum Militärbauinspektor mit Wirkung vom
l. Oktober 1913 ab der Regierungsbaumeister Zeiger in
Stuttgart.
[15. Oktober 1913]
Preufsen.
Ernannt: zum Präsidenten der Kgl. Eisenbahndirektion
in Saarbrücken der. Geheime Oberbaurat und Vortragende
Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten Breusing, zum
Präsidenten der Kgl. Eisenbahndirektion in Posen der Ober-
regierungsrat Bodenstein in Erfurt;
zum Geheimen Oberbaurat der Geheime Baurat und
Vortragende Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten
Alfons Hoogen;
zu Regierungs- und Bauräten die Bauräte Bernhard
Zander in Breslau, Eggert in Potsdam und Heusch in Fulda
sowie der Regierungsbaumeister Renner in Berlin;
zum Honorarprofessor in der Abteilung für Maschinen-
ingenieurwesen der Technischen Hochschule in Berlin der
Geheime Oberpostrat und Vortragende Rat im Reichspost-
amt Professor Dr. Karl Strecker, bisher Dozent in derselben
Abteilung, und zum etatmäfsigen Professor an der Tech-
nischen Hochschule in Hannover der Staatsbaurat Franzius
in Bremen.
Verliehen: der Charakter als Geheimer Baurat beim
Uebertritt in den Ruhestand dem Regierungs- und Baurat
Geick in Osnabrück, den Bauräten Johl in Stargard, Jaensch
in Reppen und Marten in Schleswig;
der Charakter als Baurat dem Regierungsbaumeister
a. D. Privatarchitekten Heinrich Krings in Köln.
Uebertragen: die Wahrnehmung der Geschäfte eines
Mitgliedes bei der Eisenbahndirektion in Hannover dem
Regierungs- und Baurat Modrze, bisher Vorstand des Eisen-
bahn-Maschinenamts daselbst.
Bestellt: vom 1. Oktober 1913 ab zum Bezirkskonser-
vator des Regierungsbezirks Cassel der Kgl. Baurat
Dr. phil. Dr.:Jng. Holtmeyer, zur Zeit in Magdeburg.
Ueberwiesen: der Regierungsbaumeister des Eisen-
bahnbaufaches Reese, bisher beurlaubt, zur Eisenbahndirektion
nach Magdeburg und der Regierungsbaumeister des Hoch-
baufaches Birkholz, bisher in Kolberg, zur Eisenbahndirektion
nach Essen.
Beauftragt: mit der Wahrnehmung der Geschäfte
eines Referenten bei den Eisenbahnabteilungen des Mini-
steriums der öffentlichen Arbeiten der Regierungs- und Baurat
Effenberger, Mitglied der Eisenbahndirektion in Frankfurt a.M.
Zugeteilt: die Regierungs- und Baurate Bernhard
Zander der Oderstrombauverwaltung in Breslau, Eggert der
Regierung in Schleswig, jedoch erst vom I. Januar 1914 ab,
Heusch der Regierung in Allenstein und “Renner der
Regierung in Posen.
Versetzt: die Regierungs- und Bauräte Humbert, bisher
in Bremen, als Mitglied (auftrw.) der Eisenbahndircktion
nach Magdeburg, Capelle, bisher in Aachen, als Vorstand
des Eisenbahn-Betriebsamts nach Sorau und Rudolf Busse,
bisher in Saarbrücken, nach Königsberg i. Pr. als Vorstand
eines Werkstättenamts bei der Eisenbahn-Hauptwerkstätte
daselbst;
der Eisenbahn-Bau- und Betriebsinspektor Wolfhagen,
bisher in Oberlahnstein, als Mitglied (auftrw.) der Eisenbahn-
direktion nach Erfurt;
die Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches
Fritsche, bisher in Gleiwitz, als Mitglied (auftrw.) der
Eisenbahndirektion nach Elberfeld, Ernst Ritter, bisher in
Hoyerswerda, als Vorstand des Eisenbahn-Betriebsamts 1
nach Gleiwitz, Froese, bisher in Neumünster, als Vorstand
(auftrw.) des Eisenbahn-Betriebsamts nach Oberlahnstein,
Lichtenfels, bisher in Hannover, als Vorstand (auftrw.) des
Eisenbahn-Betriebsamts nach Küstrin, Mickel, bisher ın
Breslau, als Vorstand (auftrw.) des Eisenbahn-Betriebsamts
nach Hoyerswerda, Gödecke, bisher in Posen, als Vorstand
(auftrw.) des Eisenbahn-Betriebsamts nach Lauenburg i. Pomm.,
Popcke, bisher in Dirschau, nach Pollnow als Vorstand der
daselbst neu errichteten Eisenbahn-Bauabteilung, Dörffer,
bisher in Frankfurt a. Main, nach Offenbach als Vorstand der
Eisenbahn-Bauabteilung daselbst, Karl Becker, bisher in
Meiningen, in den Bezirk der Eisenbahndirektion in Königs-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 872] 151
berg i. Pr., Guttstadt, bisher in Breslau, in den Bezirk der
Eisenbahndirektion in Hannover, Euler, bisher in Köln, in
den Bezirk der Eisenbahndirektion in Münster, Dr.:3na.
v. Willmann, bisher in Erfurt, in den Bezirk der Eisenbahn-
direktion in Köln, Peter Klein, bisher in Saarbrücken, in
den Bezirk der Eisenbalindirektion in Hannover, Karl Berg,
bisher in Schlawa, in den Bezirk der Eisenbahndirektion in
Essen und Hans Lehmann, bisher in Bremen, in den Bezirk
der Eisenbahndirektion in Bromberg, die Grofsherzoglich
hessischen Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches
Friedrich Hartmann, bisher in Kandrzin, nach Malmedy als
Vorstand des von Aachen dorthin verlegten bisherigen
Eisenbahn-Betriebsamts Aachen 2, Ucko, bisher in Essen,
als Vorstand der Eisenbahn-Bauabteilung nach Kandrzin und
Rau, bisher in Elberfeld, nach Düsseldorf als Vorstand der
daselbst neu errichteten Eisenbahn-Bauabteilung 2, die
Regierungsbaumeister des Maschinenbaufaches v. Czarnowski,
bisher in Hoyerswerda, als Vorstand des Eisenbahn-
Maschinenamts 1 nach Bremen, Krohn, bisher in Königs-
berg i. Pr., als Vorstand des Eisenbahn-Maschinenamts nach
Hannover. Erich Rosenthal, bisher in Düsseldorf, nach
Saarbrücken als Vorstand (auftrw.) eines Werkstättenamts
bei der Eisenbahn-Hauptwerkstatte daselbst, Frank, bisher
in Elberfeld, zur Eisenbahndirektion nach Köln, Sellge,
bisher in Weimar i. Thür., zur Eisenbahndirektion nach
Halle a. d. Saale, Georg Schulz, bisher in Halle a. d. Saale,
zum Eisenbahn-Zentralamt mit Wohnsitz in Düsseldorf,
Walter König, bisher in Breslau, zum Eisenbahn-Zentralamt
mit Wohnsitz in Weimar i. Thür. und Hermann Luther,
bisher in Stettin-Bredow, in den Bezirk der Eisenbahn-
direktion in Hannover;
die Regierungs- und Bauräte Sommermeier von Posen
nach Erfurt, Saring von Allenstein nach Osnabrück, Tode
von Hannover nach Posen, Flebbe von Allenstein
Hildesheim, Sandmann von Erfurt nach Allenstein
Kickton von Posen nach Potsdam;
nach
und
die Bauräte Mundorf von Hlildesheim an die Regierung
in Schleswig, Glaeser von Stettin an die Elbstrombauver-
waltung in Magdeburg, Ismar Herrmann von Bromberg als
Vorstand des Hochbauamts in Dortmund, Pabst von
Magdeburg als Vorstand des Hochbauamts in Swinemünde,
Soldan von Hemfurt als Vorstand des in Hann.-Münden neu
einzurichtenden Bauamts (im Geschäftsbereich der Weser-
strombauverwaltung), Quedefeld, bisher zugeteilt dem
Kaiserlich Deutschen Generalkonsulat in New York, nach
Duisburg-Ruhrort (im Geschäftsbereich der Kanalbauäiräktion
in Essen) und Richard Buchholz von Koblenz als Vorstand
des Wasserbauamts in Stettin;
die Regierungsbaumeister Raddatz von Arnsberg als
Vorstand des in Ottmachau zu errichtenden Neubauamts
(im Geschäftsbereich der Oderstrombauverwaltung), Konrad
Hermann von Krotoschin als Vorstand des Hochbauamts I
in Fulda, Fritz Fischer von Bcrlin-Plötzensee an die
Regierung in Stettin, Gelinsky von Stralsund an die Rhein-
strombauverwaltung in Koblenz, Westphal von Deutsch-
Krone als Vorstand des Hochbauamts in Bromberg und
Höhlmann von Berlin-Wilmersdorf als Vorstand des Hoch-
bauamts in Deutsch-Krone;
der Baurat Thomas von Magdeburg nach Duisburg-
Ruhrort und der Regierungsbaumeister Kuwert von Bromberg
an die Elbstrombauverwaltung in Magdeburg sowie der
Regierungsbaumeister des Wasser- und Strafsenbaufaches
Möhle von Breslau nach Ottmachau.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: den Geheimen Bauräten Bergemann, bis-
her Mitglied der Eisenbahndirektion in Magdeburg, und
Bräuning, bisher Vorstand des Eisenbahn-Betriebsamts in
Köslin.
Aus der preufsischen Staatseisenbahnver-
waltung ausgeschieden: der Regierungsbaumeister des
Maschinenbaufaches Emil Fesser infolge Verleihung einer
—_——
152 [No. 872}
m
GLASERS ANNAJ EN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Oktober 1913]
etatmäfsigen Regierungsbaumeisterstelle bei der Reichs-
eisenbahnverwaltung.
In den Ruhestand getreten: die Regierungs- und
Bauräte Geheimen Bauräte Professor Krüger in Potsdam
und Siebert in Wiesbaden sowie die Bauräte Tietz in
Swinemünde und Kopplin in Magdeburg.
Bayern.
Ernannt: vom 1. Oktober d. J. an in etatmäfsiger
Eigenschaft zum ordentlichen Professor an der Maschinen-
ingenieurabteilung der Kgl. Technischen Hochschule in
München der Professor an der Technischen Hochschule
Danzig Christian Prinz.
Verliehen: der Titel und Rang eines Oberregierungs-
rats dem Regierungsrat der Eisenbahndirektion Regensburg
Friedrich Dercum.
Befördert: vom 1. Oktober 1913 an zum Regierungsrat
der Bauinspektion Würzburg in etatmäfsiger Weise der
Direktionsrat Bernhard Sommerer in Nördlingen.
Zugelassen: der Reallehrer Dr. Max Lagally in
München vom Winterhalbjahr 1913/14 an als Privatdozent
für höhere Mathematik an der allgemeinen Abteilung der
Technischen Hochschule in München.
Versetzt: in gleicher Diensteigenschaft in etat-
mäfsiger Weise der Regierungsrat des Staatsministeriums
für Verkehrsangelegenheiten Albert Wetzler an die Eisen-
bahndirektion Augsburg, der Direktionsrat Karl Jäger in
Marktredwitz auf Ansuchen als Vorstand an die Betriebs-
und Bauinspektion Kitzingen, der Oberbauinspektor des
Baukonstruktionsamtes der Staatseisenbahnen in München
Johann Hellenthal an die Eisenbahndirektion München und
der Oberbauinspektor Otto Semmelmann in Regensburg als
Vorstand an die Bahnstation Freising;
ferner in etatmäfsiger Weise die Oberbauinspektoren
Friedrich Schlier in Treuchtlingen als Direktionsrat und als
Vorstand an die Betriebs- und Bauinspektion Marktredwitz
und Albert Lehr in Nürnberg als Direktionsrat an die
Eisenbahndirektion Ludwigshafen a. Rhein.
Sachsen.
Ernannt: zum Technischen Vortragenden Rat im
Finanzministerium der Geheime Baurat bei der Hochbau-
verwaltung Karl Schmidt, zum Oberbaurat und Technischen
Hilfsarbeiter im Finanzministerium der Bauamtmann bei der
Generaldirektion der Staatseisenbahnen Finanz- und Baurat
Richard Schmidt und zum Oberbaurat bei der Staatseisen-
bahnverwaltung und Vorstand der Eisenbahn-Betriebs-
direktion Zwickau der Bauamtmann bei der Staatseisenbahn-
verwaltung Finanz- und Baurat Feige;
zum Bauamtmann bei der Staatseisenbahnverwaltung
der Regierungsbaumeister bei derselben Verwaltung Wünsche
und zum Vorstande des Hochbautechnischen Bureaus der
Vorstand des Landbauamts Meifsen Baurat Ancke unter
Verleihung des Titels und Ranges als Finanz- und Baurat
in Gruppe 1 der 4. Klasse der Hofrangordnung;
zu Bauamtmännern bei der staatlichen Strafsen- und
Wasserbauverwaltung die Regierungsbaumeister Grosser
beim Strafsen- und Wasserbauamt Auerbach, Grohmann
beim Strafsen- und Wasserbauamt Chemnitz und v. Glasser
beim Strafsen- und Wasserbauamt Annaberg;
zum ordentlichen Professor für Maschinenelemente in
der Mechanischen Abteilung der Technischen Hochschule
in Dresden der Oberingenieur des Werkes Nürnberg der
Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg Karl Kutzbach in
Nürnberg.
Uebertragen: die Stelle des Vorstandes des Land-
bauamts Meifsen dem Rate im Ilochbautechnischen Bureau
Finanz- und Baurat Geyer und die Stelle des Vorstandes
des Landbauamts Dresden | dem Vorstande des Landbau-
amts Zwickau Finanz- und Baurat Auster.
Verliehen: der Titel Professor dem Architekten Kühne
in Dresden.
Befördert: zum Rate im Hochbautechnischen Bureau
der Bauamtmann Baurat Kramer in diesem Bureau.
Versetzt: der Bauamtmann Pusch beim Hochbau-
technischen Bureau im Finanzministerium nach Leipzig zur
Uebernahme der Leitung des Neubauamtes für das Deutsche
Büchereigebäude.
Die nachgesuchte Versetzug in den Ruhestand
bewilligt: dem Technischen Vortragenden Rat im Finanz-
ministerium Geheimen Rat Dr.-Ing. Waldow, dem Vorstande
der Eisenbahn-Betriebsdirektion Zwickau Oberbaurat Auf-
schläger unter Verleihung des Titels und Ranges als Ge.
heimer Baurat und dem Vorstande des Landbauamtes
Dresden I Finanz- und Baurat Glaeser.
Württemberg.
Ernannt: zum Wirklichen Baurat der Staatstechniker
für das öffentliche Wasserversorgungswesen titulierte Baurat
Groß;
zum etatmäfsigen Regierungsbaumeister der Regierungs-
baumeister Eisenlohr bei dem Bauamt des Staatstechnikers
für das öflentliche Wasserversorgungswesen.
Uebertragen: die Stelle eines etatmäfsigen Regierungs-
baumeisters bei der Kulturinspektion für den Schwarzwald-
kreis in Reutlingen dem Regierungsbaumeister Pfeiffer bei
der Kulturinspektion Stuttgart.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: der Bau-
rat Glocker, Vorstand des bahnbautechnischen Bureaus der
Generaldirektion der Staatseisenbahnen unter Verleihung des
Titels und Ranges eines Oberbaurats.
Baden.
Ernannt: zum Bauinspektor der Regierungsbaumeister
Joseph Altmayer bei der Kulturinspektion Lörrach.
Versetzt: die Vorstände von Wasser- und Strafsenbau-
inspektionen Baurat Georg Wieser in Rastatt.und Oberbau-
inspektor Philipp Kinzler in Donaueschingen in gleicher
Eigenschaft nach Freiburg bezw. Rastatt;
der Bauinspektor Paul Walther in Waldshut zur Wasser-
und Strafsenbauinspektion Donaueschingen; er ist mit der
Verwaltung der Vorstandstelle dieser Inspektion betraut
worden.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: der Vor-
stand der Bauabteilung der Generaldirektion der Staatseisen-
bahnen Geheimer Oberbaurat Adolf Wasmer unter Er-
nennung zum Geheimen Rat 2. Klasse, das Mitglied der
GeneraldireRtion der Staatseisenbahnen Oberbaurat Adalbert
Baumann unter Ernennung zum Geheimen Oberbaurat sowie
das Kollegialmitglied der Generaldirektion der Staatseisen-
bahnen Oberbaurat Edwin Kräuter unter Ernennung zum
Geheimen Oberbaurat und der Eisenbahningenieur August
Räthling bei der Verwaltung der Hauptwerkstätte in Karls-
ruhe.
Elsafs-Lothringen.
Eingewiesen: in die Stelle des Meliorationsbau-
inspektors in Metz der Kreisbauinspektor Walch in Dieden-
hofen.
Beauftragt: mit der vertretungsweisen Versehung der
Stelle des Kreisbauinspektors in Diedenhofen der Regierungs-
baumeister Grötzer.
Gestorben: Regierungsrat Theodor Vogt in Ludwigs-
hafen a. Rh., Baurat Manfred Semper in Hamburg, Re-
gierungs- und Baurat Mettegang, hochbautechnisches Mitglied
der Eisenbahndirektion in Mainz, Regierungsbaumeister
Reschke bei der Eisenbahndirektion in Magdeburg und
Regierungsbaumeister a. D. Fritz Bleyer in Königsberg.
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ANNALEN FÜR GEWERB
SH] UND BAUWESEN FE:
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DIE ZEITSCHRIFT WIRD NACH VEREINBARUNG MIT DEM VEREIN DEUTSCHER MASCHINEN - INGENIEURE
SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MARZ 1881, FUR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts = Verzeichnis
Seite
Zwanglose Mitteilungen über die Beratung des VI.Internationalen Seite Zur Frage der Schienenbefestigung von Fisenbahnbauinspektor Waas,
Kongresses für die Materialprüfung der Technik in New-York Stuttgart. (Mit Abb.) 2 2. 0.0.0.0. 2.08. Pot re a aa 166
im Sommer 1912 sowie über amerikanisches kEisenbahnwcsen. Verschiedenes. . . 2: 2 2 2 20a N en ee u, TEGI
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Inzenieure am Verein für Eisenbahnkunde. — Die 25 000. Heifsdampflokomotive der
15. April 1913 vom Oberbaurat F. Jahnke, Charlottenburg. (Mit Abb.) 153 | Schmidt’schen Heifsdampf. Gesellschaft. — Phoenix Aktien-Gesellschaft
Mechanische Kohlenförderung im Eiserhahndienst und die fur Bergbau und Huttenbetrieb. — Wahl zum Stadtbaurat von Konigs-
Frage der Erhöhung der Ausnutzung der Bahnhofsanlagen. e berg. — Ludwig Max Goldberger +. — Eine neue Verwendung des
Vortrag. gehalten im Verein Deutscher Ma-chinen- Ingenieure am | Prometheus-Hohlrost D.R P. mit Wasserinnenkühlung.
20. Mai 1913 vom Regierungsbaumeister Dr.:Jng Bruno Schwarze, | Geschäftliche Nachrichten. . . 2... 0... En ee TA
Guben. (Mit Abb.) . . 2.2... PREIS Bu BE EEE Gs eat ody, yee eee 160 | Personal-Nachrichten. . . . 2: 2 m m nn ne. 171
Zwanglose Mitteilungen über die Beratung des VI. Internationalen Kongresses
für die Materialprüfung der Technik in New York im Sommer 1912 sowie
über amerikanisches Eisenbahnwesen
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 15. April 1913 vom Oberbaurat
F. Jahnke, Charlottenburg
(Mit 11 Abbildungen)
Meine Herren! Amerika war im vorigen Jahre das Anzahl von Ingenieur-Vereinen in der 29. Strafse in
Land der internationalen Kongresse. Schon im Mai New York statt. Das stattliche etwa 12 Stockwerke
gab es einen Schiftahrtskongrefs in Philadelphia. Im hohe Gebäude war erst vor Kurzem seiner Bestimmung
eptember fand dann in Boston ein internationaler übergeben worden und verdankte seine Entstehung
Kongrefs der Handelskammern und in New York ein hauptsächlich der Freigebigkeit des Herrn Carnegie.
internationaler Chemiker-Kongrefs und der internationale Es enthält aufser den Bureau-Räumen der Ingenieur-
Kongrefs für die Materialprüfungen der Technik statt. Vereine eine hervorragend gut ausgestattete technische
Ich hatte die Ehre an letzterem als Abgesandter der Bibliothek und eine Anzahl gröfserer und kleinerer
preufsischen Staatseisenbahnverwaltung teilzunehmen. Auditorien und Versammlungsräume, die würdig und
Der Internationale Verband für die Materialprüfungen zweckmäfsig ausgestattet für die Beratungen des Kon-
der Technik besteht bekanntlich aus einer Vereinigung gresses sehr geeignet waren.
von Landesverbänden, die sich zur Aufgabe gestellt hat, Mehr als 150 Berichte und Anträge standen auf
einheitliche Prüfungsmethoden und womöglich einheit- der Tagesordnung des Kongresses. Es ist selbstver-
liche Lieferungsbedingungen zu vereinbaren, die be- ständlich, dafs eine solche Menge von Material nur bei
sonders den Verbrauchern derjenigen Länder als zu- zweckmäfsiger Arbeitsteilung innerhalb der zur Ver-
verlässige Richtschnur dienen können, die ihren Material- fügung stehenden Zeit von 6 Tagen und bei weiser
bedarf im wesentlichen im Auslande decken müssen. Beschränkung der Zeitdauer für die einzelnen Vorträge
Zwar ist niemand gehalten, die so vereinbarten Vor- bewältigt werden konnte. Aus diesem Grunde wurden
schriften anzuwenden, man ist indessen wohl mit Recht 3 Abteilungen A, B, C gebildet, von denen der Ab-
der Ansicht, dafs sie sich wegen des ihnen inne- teilung A alle Berichte und Anträge betreffend Metalle,
wohnenden Wertes auch ohne äufseren Zwang von B Zement und Steine und C alle übrigen Materialien,
selbst durchsetzen werden. Oele, Holz, Gummi, Papier usw. zur Beratung zuge-
Der Verband sucht sein Ziel durch die Stellung wiesen wurden. Die drei Abteilungen tagten gleich-
von Aufgaben zu erreichen, zu deren Bearbeitung und zeitig in verschiedenen Räumen. Nur die Eröffnungs-
Lösung Kommissionen gebildet werden, die über das und die Schlufssitzung waren gemeinsam. Ich habe vor-
Ergebnis ihrer Arbeiten von Zeit zu Zeit zu berichten zugsweise den Sitzungen der Abteilung A beigewohnt.
und gegebenenfalls Anträge zu stellen haben. Be- Die Sitzungen dehnten sich in der Regel bis in den
sprechung und Beschlufsfassung über die Anträge ist späten Nachmittag aus, nur unterbrochen durch eine
Aufgabe der alle drei Jahre stattfindenden Kongresse Stunde, während der ein Lunch im Kongrefshause selbst
des Verbandes. Die Kongresse bilden zugleich das eingenommen wurde. An den Abenden fanden Empfänge
Forum, vor dem die Ergebnisse der Arbeiten der ein- durch verschiedene Gesellschaften statt, als deren Ort
zelnen Forscher auf dem weiten Gebiet der Materialien- vielfach öffentliche Gebäude, die öffentliche Bibliothek,
kunde kritisch gewürdigt werden. das naturhistorische und das Metropolitan-Museum im
Der Präsident der Vereinigten Staaten hatte das New Yorker Zentralpark dienten.
Patronat des Kongresses übernommen. Die Zahl der Die Kongrefssprache war die englische. Daneben
eingeschriebenen Teilnehmer betrug nahezu 900, dar- war deutsch und französisch für die Verhandlungen
unter 84 Damen. Etwa die Hälfte waren, wie natürlich, zugelassen. Dolmetscher übernahmen an der Hand
Amerikaner. Deutschland hatte 60 Teilnehmer entsandt, von Auszügen aus den Berichten und Diskussionen die
von denen die Hälfte aus Abgesandten der verschiedenen Uebertragung in die beiden anderen Sprachen.
Behörden und einzelner technischer Vereine bestand. Der Kongrefs wurde am Tage der Eröffnung be-
Die Sitzungen fanden in dem Geschäftsgebäude einer | grüfst für die Regierung der Vereinigten Staaten durch
Nachdruck des Inhaltes verboten.
154 (No. 873]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. November 1913]
den Chef-Ingenieur der Armee, Brigade-General William
Bixby als Vertreter des verhinderten Prasidenten der
Vereinigten Staaten, fir den Staat New York durch
dessen Gouverneur John A. Dix und für die Stadt New
York durch den Comptroller Win. A. Prendergast als
Vertreter des Bürgermeisters.
Gouverneur Dix betonte in seiner Ansprache die
Notwendigkeit, die natürlichen Hilfsmittel eines Landes
möglichst lange zu bewahren und Verschwendung zu
vermeiden. Er bezeichnete es als eine der Hauptauf-
gaben der auf dem Kongrefs vertretenen Forscher, hier-
zu durch Förderung der Kenntnis der Materialeigen-
schaften beizutragen und Gefahren für Leben und Ge-
sundheit auszuschliefsen. Comptroller Prendergast zeigte
an der Hand von Zahlen, die das gewaltige Wachstum
von New York und seinen ständig wachsenden Material-
verbrauch vor Augen führten, welch lebendiges Interesse
New York an den Fragen habe, die den Gegenstand
der Beratungen des Kongresses bilden.
Ihm folgte der Präsident des Kongresses Henry
M. Howe mit einer Ansprache, in der er die Aufgaben
des Kongresses kennzeichnete. Es sei die Absicht des
Verbandes, der Menschheit zu dienen, indem er sie
fähig mache, unter den Materialien, die sie für ihre
Bauten, Brücken, Schiffe, Eisenbahnen, Maschinen usw.
benötige, das Geeignete vom Ungeeigneten zu unter-
scheiden. Der Materialprüfungs-Ingenieur stehe zwischen
dem Publikum und dem Hersteller, der das Publikum
mit Material versorgt. Er habe das Mafs der Brauch-
barkeit der gelieferten Materialien festzustellen und die
unbrauchbaren rücksichtslos zu verwerfen. Die Er-
füllung dieser Aufgabe wirksamer zu gestalten, Leib
und Leben zu behüten und die Interessen des Publikums
besser wahrzunehmen, sei der internationale Verband
berufen. Er sei ein öffentlicher Gerichtshof, in dem
über die verschiedenen dem Publikum dargebotenen
Methoden der Materialprüfung unparteiisch zu Gericht
gesessen werde. Dafs der Zweck des Verbandes als
einer gemeinnützigen Einrichtung anerkannt werde,
zeige das freigebige Entgegenkommen, das der Verband
auf sein Ersuchen um Unterstützung in weiten Kreisen
gefunden habe, und ergäbe sich auch daraus, dafs viele
Behörden und hervorragende öffentliche Körperschaften
Vertreter in die Ausschüsse des Verbandes entsandt
hätten.
Dann begannen die Arbeiten. Es kann nicht meine
Aufgabe sein, hier näher auf die Verhandlungen ein-
zugehen, dazu würde die Zeit nicht reichen. Einige
Gegenstände möchte ich indessen wenigstens kurz
streifen, um Ihnen einen Blick in die Arbeiten des
Kongresses zu gewähren.
Eine gröfsere Zahl von Berichten behandelte die
Kerbschlagprobe. Die Wichtigkeit dieser Probe für
die Prüfung der Eigenschaften der Metalle für besondere
Zwecke wurde allgemein anerkannt. Der Verlauf der
Beratung liefs indessen erkennen, dafs man noch recht
weit von dem Ziel entfernt ist, die Probe in einheit-
liche Lieferungsvorschriften aufzunehmen. .Die Unter-
suchungen haben ergeben, dafs Form und Abmessungen
der Probestäbe für das Ergebnis der Probe von wesent-
licher Bedeutung sind. Die bei kleineren Stäben ge-
fundene Schlagarbeitszahl (Schlagarbeit für 1 qcm Bruch-
fläche) ist immer kleiner als bei gröfseren Stäben. Die
Berechnung der Schlagarbeitszahl eines Stabes von
gröfserem Querschnitt aus der durch Versuch gefundenen
Schlagarbeitszahl eines Stabes von kleinerem Quer-
schnitt kann nicht auf Grund des Gesetzes der geo-
metrischen Aehnlichkeit, wie etwa bei Zerreifsproben
geschehen. Die Tatsache erklärt sich aus der Ueber-
legung, dafs namentlich bei grofsen Staben ein wesent-
licher Teil der Schlagenergie auf Veränderung der
Form des Probestabes verwendet wird, dafs also nicht
nur die Querschnittsabmessungen, sondern das Volumen
der Probestäbe für das Ergebnis der Probe von wesent-
licher Bedeutung sind. Eine zutreffende Umrechnungs-
formel zur Ermöglichung von Vergleichen der Ergeb-
nisse zweier Schlagproben mit verschieden grofsen
Probestäben ist noch nicht gefunden. Ferner sind die
Dimensionen der Kerbe für den Ausfall der Probe von
Bedeutung. Es hat sich auch herausgestellt, dafs es
nicht gleichgültig ist, aus welcher Fallhöhe und welchem
Hammergewicht dasSchlagmoment gebildet wird, welches
Gewicht der Ambos hat und welche Form die Auflagen
der Probestäbe und die Hammerschneide hat. Ueber
alle diese Einzelheiten sind einheitliche Vereinbarungen
bisher nicht getroffen, aber durchaus notwendig, wenn
die Vergleichbarkeit der Ergebnisse von Kerbschlag-
proben ermöglicht werden soll. Der Kongrefs hat
deshalb die mit der Untersuchung der Kerbschlag-
probenfrage betraute Kommission beauftragt, dem
nächsten Kongrefs bestimmte Vorschläge über folgende
Punkte vorzulegen:
Fallhöhe, Gewicht des Ambosses, Mefsmethoden,
Form der Auflagen der Probestücke, Dimensionen des
Kerbes für kleine Probestücke.
Wenn über diese Fragen Entscheidung getroffen
sein wird, wird daran gegangen werden können, durch
möglichst zahlreiche Beobachtungen von Maschinen-
teilen und Konstruktionen im Betriebe, die den Gegen-
stand von Kerbschlagproben gebildet haben, zu er-
mitteln, inwieweit aus dem Ausfall von Kerbschlag-
proben auf das zukünftige Verhalten der geprüften Teile
im Betriebe Schlüsse gezogen werden können.
Andere Berichte betrafen die Kugeldruckprobe und
die Untersuchung der Frage, ob und inwieweit die
Kugeldruckprobe zur mittelbaren Bestimmung der Zer-
reifsfestigkeit eines Metalles dienen kann. Der Vorteil
einer solchen Möglichkeit springt in die Augen. Man
würde sich nicht mehr mit Stichproben begnügen
müssen, weil die Zerreifsprobe das Probestück un-
brauchbar macht, sondern könnte nach Bedarf beliebig
viele Stücke prüfen. Die Untersuchungen von C. Grard,
Paris, haben gezeigt, dafs die Kugeldruckprobe bei
Kohlenstoffstählen in der Tat geeignet ist, die Zerreifs-
probe zu ersetzen. Notwendig ist allerdings, dafs
gewisse Fehlerquellen in ihrem Einflufs auf die Be-
stimmung der Gröfse der Härtezahl richtig eingeschätzt
werden. Hierzu gehören Fehler, die sich aus der mehr
oder weniger grofsen Genauigkeit der verwendeten
Apparate ergeben und ferner die Einflüsse, die die
Versuchsbedingungen selbst auf die Gröfse der Härte-
zahl nehmen z. B. die Druckgeschwindigkeit der
Maschine, die Zeitdauer des Druckes, die Richtung, in
welcher der Druck zur Walzrichtung ausgeübt wird,
die Wahl des zu messenden Eindruckdurchmessers.
Der Einflufs aller dieser Umstände ist von Grard unter-
sucht und bestimmt worden. Grard hat ferner gefunden,
dafs der Proportionalitätskoeffizient, mit dem die Härte-
zahl vervielfacht werden mufs, um die Festigkeitszahl
zu erhalten, nicht konstant ist, sondern geringen Ver-
änderungen bei den verschiedenen Stahlsorten unter-
liegt. Er hat durch eine grofse Reihe von Versuchen
diese Koeffizienten für verschieden harte Stähle in
ausgeglühtem und in gehärtetem und dann angelassenem
Zustande bestimmt.
Weniger erfolgreich ist man bei dem Versuch ge-
wesen, Beziehungen zu finden zwischen dem Ergebnis
der Kugeldruckprobe und dem Widerstande der unter-
suchten Metalle gegen Abnutzung. Während eine hohe
Brinell’sche Härteziffer geringe Abnutzung erwarten
läfst, kommen doch so viele Ausnahmen vor, dafs die
Kugeldruckprobe zur Zeit als nicht geeignet bezeichnet
werden muls, Aufschlufs über die zu erwartende Wider-
standsfähigkeit eines Metalles gegen Abnutzung zu
geben. Es erübrigt bis auf Weiteres nur, die Wider-
standsfähigkeit gegen Abnutzung durch direkte auf
Abnutzung gerichtete Versuche zu ermitteln. Dafs der-
artige Versuche für die Praxis sehr wertvoll sein
können, zeigte die Erprobung von Hadfield’s Mangan-
stahl, der bei geringer Brinell’scher Härtezahl sich am
widerstandsfähigsten gegen jene Art der Abnutzung
erwies, der die Eisenbahnschienen im Betriebe aus-
gesetzt sind.
Ich möchte hier einschalten, dafs Beobachtungen
an Eisenbahnwagenradreifen, deren Mangangehalt den
sonst für dieses Material üblichen nicht unwesentlich
überstieg, den Nutzen höheren Mangangehalts für die
Erhöhung des Widerstandes gegen Abnutzung sehr
zweifelhaft erscheinen lassen. Anscheinend tritt die
| Erhöhung des Abnutzungswiderstandes durch Mangan-
R-t pr Ta 2» Br Cc + ph ae?
[1. November 1913]
zusatz erst in die Erscheinung bei Prozentsätzen, die
die Ziffer 2 wesentlich übersteigen.
Mit welchen Schwierigkeiten die Lösung der Auf-
gabe der Erstellung einheitlicher internationaler Lie-
ferungsbedingungen verbunden ist, liefs der Bericht des
Obmanns der Kommission I Dr. A. v. Rieppel, Nürn-
berg, erkennen. Der Kommission wurde bereits im
Jahre 1897 von dem Internationalen Verbande auf
seinem Kongrefs zu Stockholm die Aufgabe gestellt:
„Auf Grund der bestehenden Lieferbedingungen
sind Mittel und Wege zu suchen zur Einführung ein-
heitlicher internationaler Vorschriften für Prüfung und
Abnahme von Eisen und Stahlmaterial aller Art“.
Seitdem sind 15 Jahre verflossen und die Kommission
war noch nicht in der Lage, dem Kongrefs irgend
welche Vorschläge über internationale Lieferbedingungen
zu machen. Um die Arbeiten nicht in’s Uferlose an-
wachsen zu lassen, hatte sich die Kommission zuletzt
darauf beschränkt, als Grundlage für ihre Arbeiten nur die
in den drei Haupterzeugungsländern Amerika, England,
Deutschland im Laufe der Zeit entstandenen nationalen
Liefervorschriften zu benutzen. Zur Beschleunigung
der Arbeiten stellten schliefslich die amerikanischen
Mitglieder den Antrag, die englischen Bedingungen für
Schiffbaueisen und die amerikanischen Bedingungen für
Bauwerkeisen als einheitliche internationale Bedingungen
anzuerkennen. Der Antrag erwies sich jedoch infolge
des Widerspruches anderer Mitglieder als nicht durch-
führbar. Ein darauf von dem Obmann gemachter
Versuch, auf Grund der drei nationalen Liefer-
bedingungen einen internationalen Entwurf zunächst
für Bauwerkeisen aufzustellen, scheiterte ebenfalls, weil
der Entwurf in seinen wesentlichen Bestimmungen so
dehnbar wurde, dafs er nicht als brauchbare Lösung
angesehen werden konnte. Inzwischen waren aber die
Lieferbedingungen in den Haupterzeugungsländern selbst
wieder geändert worden und befinden sich zur Zeit
noch im Flusse. Aus diesem Grunde erachtete die
Kommission es vorläufig noch für verfrüht, die An-
nahme einheitlicher internationaler Liefervorschriften
zu empfehlen. Der Kongrefs fafste darauf den folgen-
den Beschlufs: „Mit Rücksicht auf die vorhandenen
Schwierigkeiten in der Vorbereitung internationaler
Lieferungsvorschriften empfiehlt der VI. Kongrefs dem
Vorstand, dafs die nächste Tätigkeit der Kommissionen la
und Ib bei der Weiterführung ihrer Arbeiten bestehen
soll in der Sammlung und Verbreitung von Mitteilungen
über die in den verschiedenen Ländern erfolgten Ab-
änderungen der Lieferungsvorschriften und dafs diese
Kommissionen beauftragt werden, ihre Berichte von
Zeit zu Zeit dem Vorstande vorzulegen und weitere
Instruktionen entgegenzunehmen über ihr Vorgehen
bezüglich Vorbereitung internationaler Lieferungs-
vorschriften.“
Mehr Erfolg als die Kommission I hatte die
Kommission 38, Obmann Professor Leon Guillet, Paris,
mit ihren Arbeiten für die Aufstellung von Grundsätzen
für Liefervorschriften von Kupfer. Sie hatte dem
Kongrefs einen Entwurf zur Beschlufsfassung vorgelegt.
Der Entwurf erfuhr aber noch im letzten Augenblick
Widerspruch von deutscher Seite und zwar durch einen
Vertreter der Firma Heckmann und einen Vertreter der
Mansfelder Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft. Der
Widerspruch richtete sich vorzugsweise gegen die vor-
gesehenen Festigkeits- und Dehnungsziftern, die nach
Ansicht des Einsprechers zu Gunsten von Kupfer
elektrometallurgischen Ursprungs bestimmt seien,
während nach seiner Ansicht Kupfer pyrogenen
Ursprungs vorzuziehen sei. Andere Einwendungen
bezogen sich auf die Bestimmungen über den Gehalt
an fremden Bestandteilen, die zwar Beimengungen von
Arsen, nicht aber von Nickel berücksichtigten, das dem
Kupfer nach Ansicht des Einsprechenden bessere Eigen-
schaften verleihe, als Arsen. Infolge des Widerspruchs
wurde die Kommission ersucht, ihre Arbeiten fortzu-
setzen und auch die Kupferlegierungen mit in den
Bereich der Beratungen zu ziehen und dem nächsten
Kongrefs einen weiteren Bericht vorzulegen.
Sowohl die Arbeiten für die Erstellung von
Lieferungsvorschriften für Eisen und Stahl als auch für
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 873] 155
Kupfer lassen erkennen, dafs eines der Haupthinder-
nisse für die Aufstellung internationaler Lieferungs-
vorschriften die voneinander verschiedenen Erzeugungs-
bedingungen der einzelnen Länder sind.
Eine Anzahl Berichte behandelte die Erprobung
und Erzeugung von Stahlschienen. Die Berichte waren
ausnahmslos von amerikanischer Seite erstattet, ein
Umstand, der seine Erklärung in den schlimmen Er-
fahrungen findet, die mit dem Verhalten der in den
letzten 10 Jahren in Amerika erzeugten Schienen auf
amerikanischen Eisenbahnen gemacht worden sind. Als
ein Beispiel mag angeführt werden, dafs auf einer Bahn
von 10000 Tonnen Schienen, die auf der Strecke verlegt
worden waren, 22 pCt. im ersten Jahre ausgewechselt
werden mulsten. Viele Schienenbrüche haben zu
folgenschweren Eisenbahnunfällen Anlafs gegeben. Nun
ist es ja richtig, dafs auch auf den preufsischen Eisen-
bahnen alljährlich einige Tausend Schienen im Gleise
brechen. Ueberwiegend handelt es sich hierbei aber
um einfache Querbrüche, die von einem Laschenloch
aus durch Kopf oder Fufs der Schiene gehen. Nur
selten brechen die Schienen im vollen Querschnitt,
meistens nur, wenn die Köpfe schon stark abgefahren
sind, und nur ganz ausnahmsweise wird einmal ein
Unfall unter ungünstigen Umständen durch einen
Schienenbruch veranlafst. Anders verhält es sich damit
auf den amerikanischen Eisenbahnen. In dem Jahrzehnt
von 1901 bis 1911 sind allein 2059 Entgleisungen infolge
von Schienenbrüchen auf den nordamerikanischen
Eisenbahnen vorgekommen und dabei 106 Personen
getötet und 4112 verletzt worden. Noch in dem Jahre
1911 sind durch dieselbe Ursache 249 Entgleisungen
veranlafst worden, in deren Folge 12 Personen getötet
und 463 verletzt worden sind. Die schlimmen Folgen
sind wesentlich dem Umstande zuzuschreiben, dafs die
Schienen in der Regel in eine grofse Zahl von Stücken,
15 und mehr, zerbrochen sind. Schon dieser Umstand
liefs vermuten, dafs die Brüche durch mangelhaftes
Material veranlafst sind. Die Vermutung wurde ver-
stärkt durch das Ergebnis der vom Bundesverkehrsamt
vorgenommenen eingehenden Untersuchungen der
Unfälle, insbesondere durch die Untersuchungen des
Schienenmaterials. Die Schienen wurden vielfach unganz,
mit Längsrissen im Kopf und in dem Schienenfufs
befunden. Das Schienenmaterial zeigte an verschiedenen
Stellen desselben Querschnitts sehr ungleichmäfsige
Zusammensetzung, der Kohlenstofigehalt schwankte in
einem Falle zwischen 0,37 pCt. und 0,77 pCt. Ebenso
zeigten sich starke Saigerungen von Phosphor. Diese
Erscheinungen sind, wie die Berichte erkennen lassen,
wohl nicht mit Unrecht unmittelbar durch die gewaltige
Steigerung der Produktion veranlafst worden. Ueber
dem Streben, die Quantität zu steigern, ist die Qualität
zu kurz gekommen. Die Schmelzungen sind gröfser
und gröfser geworden. Martinöfen für Einsätze von
15 t und mehr sind keine Seltenheit. Die gröfseren
Einsätze nötigten wiederum zur Verwendung von Ingot-
Formen grofsen Querschnitts und zu möglichster Be-
schleunigung des Giefsvorganges. Die Neigung zum
Saigern und zur Lunkerbildung wächst aber mit der
Gröfse der Gufsstiicke, die bis zu 4 t Gewicht hergestellt
worden sind. Anscheinend hat man auch dieFabrikations-
stadien bisweilen unzulässig abgekürzt, so dafs die
chemischen Reaktionen sich nicht in allen Fällen aus-
reichend vollziehen konnten. Die Eisenbahnen, in
erster Reihe die New York Central- und die Pennsyl-
vania - Eisenbahn haben dann mit allen ihnen zu.
Gebote stehenden Mitteln versucht, durch Einwirkung
auf die Hüttenwerke diese Verhältnisse zu verbessern.
Sie stiefsen dabei anfänglich auf starkes Widerstreben
der Schienenerzeuger, so dafs die Pennsylvania-Bahn
sich zuletzt veranlafst sah, durch Ankauf von Hütten-
aktien mafsgebenden Einflufs auf die Fabrikation zu
gewinnen. Unter dem Druck der öffentlichen Meinung
und unterstützt durch das Bundesverkehrsamt ist es
aber dann doch gelungen, Erzeuger und Verbraucher
zu gemeinsamer auf die Verbesserung des Schienen-
materials gerichteter Arbeit zu verbinden. Das Ergebnis
sind sehr eingehende, die Erzeugung und Abnahme von
Schienen betreffende Liefervorschriften der genannten
156 [No. 873]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. November 1913]
Eisenbahnen. Ausgehend von der Erkenntnis, dafs die
Lunferbildung vorzugsweise im oberen Teile des Ingots
vor sich geht, schreibt die Pennsylvania-Bahn vor, dafs
die vorgewalzten Blöcke am oberen Ende gekürzt
werden müssen und dafs ein Stück der dem oberen
Ende eines Ingots jeder Schmelzung entsprechenden
Schiene, der sogenannten A-Schiene, einer Schlagprobe
mit einem Fallmoment von 4100 kg zu unterwerfen ist.
Die Schiene darf bei diesem Schlage nicht brechen.
Bei einer Stützweite von 914 mm darf die Durchbiegung
für Schienen erster Güte 50,8 mm nicht überschreiten.
Ergibt sich ein gröfseres Mafs, so wird die Schiene als
solche 2. Güte bezeichnet. Der Anteil von Schienen
2. Güte an einer Lieferung soll 5 pCt. nicht überschreiten.
Bricht das Probestück, ohne Fehler zu zeigen, so werden
zwei andere A-Schienen derselben Schmeizung geprüft.
Genügt von diesen auch nur eine nicht, so wird die
Schmelzung verworfen. Zeigt die Bruchfläche des
Probestücks einen Fehler, so werden alle A-Schienen
verworfen. Dasselbe geschieht, wenn das Probestück
die Schlagprobe zwar bestanden hat, bei dem absichtlich
herbeigeführten Bruch aber einen Fehler zeigt. Es
werden dann die B-Schiene wie die A-Schiene geprüft.
Genügt auch nur eine B-Schiene nicht, so wird die
ganze Schmelzung verworfen. Schon dieser kurze
Auszug aus den Lieferungsbedingungen läfst erkennen,
dafs diese wesentlich schärfer sind als die Vorschriften
der preufsischen Staatseisenbahnen. Nach letzteren
wird nur eine von je 200 Schienen geprüft, die bei den
auf deutschen Hüttenwerken üblichen kleineren Ein-
sätzen eine erhebliche Anzahl von Schmelzungen dar-
stellen. Trotzdem sind wir bisher mit diesen Vor-
schriften ausgekommen. Allerdings läfst sich nicht
leugnen, dafs gegenüber den auch bei uns stärker und
stärker werdenden Betriebsbeanspruchungen der
Schienen der Widerstand gegen Abnutzung zu wünschen
übrig lälst. Versuche mit sogenannten verschleifsfesten
Schienen haben bisher zu nennenswerten Erfolgen
nicht geführt. Es kann deshalb sehr wohl in Frage
kommen, ob nicht eine Steigerung der Hlärte der
Schienen durch mälsige Vergröfserung des Kohlenstoft-
gehalts angezeigt sein möchte. Ob in solchem Falle
die bisherigen milden Liefervorschriften noch genügen
würden, erscheint einigermafsen zweifelhaft.
Noch einen anderen Umstand möchte ich hier nicht
unerwähnt lassen, der zweifellos dazu beigetragen hat,
dafs die Schienenfrage in Amerika vor anderen Ländern
brennend geworden ist. Das sind die hohen Raddrücke
der Fahrzeuge, die über das bei uns übliche Mafs weit
hinausgehen. Bei den Lokomotiven kommen dort Rad-
drücke bis zu 15 t vor, solche von 12 t bilden bei
neueren Lokomotiven die Regel. Am 25. August 1911
entgleiste in der Nähe von Manchester auf der Lehigh-
Valley-Bahn ein mit 2 Lokomotiven fahrender 56 Achsen
starker Personenzug infolge Schienenbruchs. Der Unfall
hatte den Tod von 29 Personen und Verletzungen von
62 anderen Personen zur Folge. Die Schiene war in
17 Stücke zerbrochen. Die Untersuchung der Schiene
ergab zwar auch in diesem Falle Saigerungen und
durch Schlackeneinschlüsse veranlafste unganze Stellen;
indessen hielten sich diese doch in solchen Grenzen,
dafs sie allein nicht als Unfallursache angesprochen
werden konnten. Dagegen wurde bei näherer Unter-
suchung eine gröfsere Zahl von aufsen nicht sichtbarer
Querrisse in dem Material des Kopfes der Schiene
gefunden, die auf molekulare Verschiebungen innerhalb
des Schienenkopfes schliefsen liefsen, wie sie bei der
Fabrikation nicht auftreten können. Allem Anschein
nach haben sich diese mit Aufhebung des Material-
zusammenhangs verbundenen Verschiebungen unter
fortgesetzter Einwirkung starker Radpressungen nach
und nach in dem harten Schienenmaterial entwickelt
und so die Widerstandsfahigkeit der Schiene geschwächt.
Diese Vermutung wird verstärkt durch den Umstand,
dafs die gebrochene Schiene an einer Stelle des Gleises
eingebaut war, wo die Züge häufig zur Verlangsamung
oder Unterbrechung der Fahrt genötigt wurden und
bei dem darauf folgenden Wiederanfahren mit voller
Kraft die Schienen besonders starken Pressungen durch
die Treibrader ausgesetzt waren. Das Untersuchungs-
ergebnis läfst hiernach den Schlufs gerechtfertigt er-
scheinen, dafs der auf die Schienen ausgeübte Raddruck
bereits so nahe an der Grenze der Dauerfestigkeit des
Kohlenstoffstahles ist, dafs es notwendig wird, nach
Stahl anderer Zusammensetzung zu suchen, der neben
den Anforderungen der Wirtschaftlichkeit auch solchen
auf gröfsere Widerstandsfähigkeit entspricht.
Welche Bedeutung dıe Oberbau-, insbesondere die
Schienenfrage in Amerika angenommen hat, zeigt die
Tatsache, dafs die New York Central-Bahn in den für
das Publikum bestimmten Fahrplänen eine ganze Seite
der Aufzählung von Mafsnahmen widmet, die sie
getroffen hat, um eine ausreichende Stärke und Dauer-
haftigkeit der Schienen sicherzustellen.
Mit diesen Ausführungen möchte ich die Mitteilungen
über Verhandlungsgegenstande des Kongresses
schliefsen.
An die Verhandlungen in New York schlofs sich
eine Rundtour mit der Eisenbahn, an der einige hundert
Mitglieder des Kongresses teilnahmen. Zwei Sonder-
züge führten die Teilnehmer von New York über
Washington, Pittsburg, Buffalo und die Niagara-Fälle
nach dem Ausgangspunkt zurück. Die Reise begann
am 8. September und endete am 15. September. Sie
war von dem Organisationsausschufs bis ins Kleinste
mit aufserordentlicher Sorgfalt vorbereitet worden. Da
die Züge aus Schlafwagen bestanden und Speisewagen,
wo erforderlich, beigestellt wurden, konnten die Nächte
ohne Unbequemlichkeit für die Fortsetzung der Reise
benutzt werden. In Washington wurde uns Empfang
und eine Garten-Partie im Weifsen Hause gewährt,
bei der der Präsident durch den Staatssekretär für
Handel vertreten wurde. Wir hatten Gelegenheit, das
herrliche Parlamentsgebäude, die mit einem Kosten-
aufwand von 25 Millionen Mark im Renaissance-Stil
erbaute, im Innern durch Bildwerke und Frescomalereien
überaus prächtig geschmückte National- oder Kongrefs-
bibliothek, das Nationalmuseum und andere öffentliche
Gebäude zu besichtigen. Regierungsdampfer führten
uns auf dem Potomac-Flufs nach dem schön gelegenen
l.andsitz mit Erbbegräbnis des ersten Präsidenten
Washington, eine Wagenfahrt zur Besichtigung von
Kavallerie- und Infanterie-Uebungen. Reiter und Fufs-
truppen waren unter Vermeidung jeglichen glänzenden
Materials von Kopf zu Fufs in khakifarbene bequene
Uniformen gekleidet. Die Kavallerie überraschte durch
die aufserordentliche Gewandtheit von Rofs und Reitern.
Auch dem grotsen, sorgfältig gepflegten National-
friedhof in Arlington, mit den Gräbern von mehr als
16 000 Soldaten aus dem Bürgerkriege und den 18%
mit der „Maine“ untergegangenen Matrosen wurde ein
kurzer Besuch abgestattet. Industrielle Stätten werden
absichtlich von Washington ferngehalten. Nur Re-
gierungswerkstätten für Marinezweckc haben am Potomac
Platz gefunden. Auch deren Besichtigung wurde
bereitwilligst gestattet. Hier fiel namentlich das
intelligente Aussehen der in der Kanonenwerkstätte
beschäftigten Handwerker auf. In geschlossenen Reihen
standen die Ausbohrbänke mit Geschützen von 35 cm
Scelenweite bis herab zu solchen von 10—12 cm. Nach
dem Bilde der Tätigkeit, das sich unseren Augen darbot,
zu urteilen, scheint der Bedarf an Schiffsgeschitzen
recht erheblich zu sein.
Zeichnete sich Washington durch den Mangel an
industriellen Anlagen aus, so waren solche in Pittsburg
im Ueberflufs vorhanden. Eisen- und Stahlerzeugung
beherrschen hier das Feld. Ein uralter geräumiger
Flufsdampfer mit dem schönen Namen „sunshine“, der
durch ein von zwei hölzernen Pleuelstangen angetriebenes
lleckrad seine Bewegung erhielt und auf dem ein von
der Ilandelskanımer eingesetzter Ausschufs mit seinen
Damen in liebenswürdigster Weise Gastfreundschaft
übte, führte uns den Monongahela aufwärts zum Be-
suche einiger hervorragender gewerblicher Anlagen.
Besichtigt wurden die National Tube Company, die
Homestead Works der Carnegie Steel Company, die
Westinghouse Electric and Manufacturing Company
und das staatliche Büreau für Material-Prüfung. _
Die National Tube Comp. in Mc Keesport ist ein
grofs und planmäfsig angelegtes Werk für die Er-
[1. November 1913]
zeugung schmiedeeiserner, meistens geschweifster Röhren
von 10 bis 500 mm Durchmesser. Es beschäftigt un-
gefähr 7000 Mann, und erzeugte damals täglich 1200 t
Rohre. Die jährliche Produktion soll aber bis zu
500 000 t betragen. Interessant war mir zu erfahren,
dafs man den sozialen Forderungen unserer Zeit gegen-
über sich nicht oder doch nicht mehr so ablehnend
verhält, als häufig angenommen wird. So hatte z.B.
jeder Angestellte, Beamte oder Arbeiter, im Alter von
mehr als 60 Jahren nach 20 Dienstjahren Anspruch auf
Pensionierung. Gewährt wurde für jedes Jahr Dienst-
zeit ein Prozent des Einkommens, jedoch nicht weniger
als 50 M. und nicht mehr als 425 M. für den Monat.
Die Homestead Werke in Munhall an der Südseite
des Monongahela bilden einen Teil der Carnegie-Stahl-
werke. Sie beschäftigen 10000 Mann, erzeugen in
7 Hochöfen jährlich 980000 t Roheisen und besitzen
65 mit natürlichem Gas geheizte Martinöfen von durch-
schnittlich 50 t Fassungsvermögen. Die Erzeugung von
Ingots beträgt 2725000 t jährlich. Die mit einer
12000 t Presse ausgerüstete Panzerplattenabteilung stellt
jährlich 12000 t Panzerplatten her.
Die Westinghouse Company
beschäftigt 14000 Personen. Sie
stellt Dynamos von *°% bis
10000 KW, Motoren von io
bis 6000 PS und Transforma-
toren von 10 bis 7500000 Watt
her. Der wöchentliche Verdienst
der Handwerker beträgt 75 bis
92 M., die tägliche Arbeitszeit
9 Stunden. Sonnabend wird um
12 Uhr geschlossen. Die Ge-
sellschaft unterhält technische
Schulen für ihre Angestellten.
Die Führung durch die be-
sichtigten Werke gestattete nur
einen flüchtigen Ueberblick. So-
weit hierbei beurteilt werden
konnte, zeigten sie keine tech-
nischen Einrichtungen und An-
ordnungen, die nicht auch in
deutschen Werken gleicher Art
in mindestens gleicher Voll-
kommenheit und Zweckmäfsig-
keit anzutreffen wären.
Dafs Pittsburg aufser indu-
striellen Anlagen auch grofse
landschaftliche Schönheiten auf-
zuweisen hat, bewies uns eine
1*/a stündige Automobilfahrt, die \
durch herrliche Parkanlagen in 4 NS
den höher gelegenen Teilen >
der Stadt und ihre Umgebung
führte.
In Buffalo wurde die am Erie See gelegene gewal-
tige Anlage der Lackawanna Steel Company flüchtig
besichtigt. Der Aufenthalt in Niagara Falls diente vor-
zugsweise dem Besuch des grofsartigen Naturwunders
der Niagarafälle. Daneben wurden einige der zahlreichen
industriellen Werke besichtigt, die sich in dem Ort und
seiner Umgebung angesiedelt haben und ihre Betriebs-
kraft von den Fällen beziehen. Die starke Ausnutzung
der Wasserkräfte rief bald die Befürchtung wach, dais
die unvergleichliche Erhabenheit dieses Naturwunders
sehr bald der Vergangenheit angehören würde, wenn
nicht der unumschränkten Ausnutzung auf gesetzlichem
Wege Einhalt getan würde. Die darauf gerichteten
Bestrebungen sind nach 10 Jahren der Ungewifsheit
von Erfolg gekrönt worden. Es gelang, zwischen der
amerikanischen und der kanadischen Regierung ein
Uebereinkommen zu erzielen, das am 4. März dieses
Jahres wirksam geworden ist, wonach-dem kanadischen
Teil des Falles nicht mehr als 1022 cbm, dem amerika-
nischen Teil nicht mehr als 568 cbm, zusammen nicht
mehr als 1590 cbm in der Sekunde entnommen werden
dürfen. Diese Menge soll etwa den fünften Teil der
Gesamtwassermenge ausmachen, die der Flufs führt. Die
Fallhöhe beträgt etwa 50 m, sie entspricht bei Nutzbar-
machung der erlaubten 1590 cbm einer Energie von
ELECTRIC DE- fÀ
LA
VELOPMENT COF A ..-77, 9
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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“GRENZ
[No. 873] 157
etwa 1000000 Pferdestärken. Zur Zeit werden in
5 Kraftwerken etwa 500000 Pferdestärken nutzbar ge-
macht. Zwei von den Kraftwerken, die Niagara Falls
Power Co. und die Niagara Falls Hydraulic Power Co.
liegen auf der amerikanischen, drei, die Ontario Power
Co., Canadian Niagara Power Co. und die Electrical
Development Co. liegen auf der kanadischen Seite,
(vgl. Abb. 1). Während die Krafthäuser der Niagara
Falls Power Co. ziemlich weit oberhalb der Fälle ge-
legen sind, ist das Krafthaus der Ontario Power Co.
nicht weit unterhalb der Fälle unmittelbar über dem
unteren Wasserspiegel in die Felswand hinein gebaut.
Aus dieser verschiedenen Lage ergibt sich, dafs in
ersterer Anlage die Turbinen von je 5000 Pferdestärken
auf dem Boden von 54 m tiefen und 6 m breiten
Gruben aufgestellt sind und mittels senkrechter hohler
Wellen die über Flur liegenden Dynamos antreiben.
Letztere erzeugen Wechselstrom von 2200 Volt Spannung
und 25 Perioden, der zur Fortleitung über längere
Strecken in Strom von 22000 Volt umgewandelt wird.
Das mehrere Jahre später erbaute Kraftwerk der On-
Abb. 1.
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CANAGSEN au KRAFT WERK
TRANSFORMATOREN-
MAUS
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FERNLEITUNG
N oN EEE HOCHSP6OS- KABEL
N
: CS EISENBAHN
FR a g- Q4 Q6 ag 20km
nn
` *
Lageplan der Kraftwerke an den Niagara-Fällen.
tario Power Co. läfst die inzwischen gemachten Fort-
schritte deutlich erkennen. 10 Zwillingsturbinen, zu je
12500 Pferdestärken, erbaut von der deutschen Firma
I. M. Voith in Heidenheim drehen mittels horizontaler
Welle je eine unmittelbar daneben angeordnete Dreh-
stromdynamo, die Dreiphasenstrom von 12000 Volt
und 25 Perioden erzeugt (Abb. 2). Ein Teil des er-
zeugten Stromes wird für die Verteilung auf gröfsere
Entfernung in Strom von 60000 Volt, ein anderer Teil
in Strom von 110000 Volt Spannung umgewandelt. Das
Stromverteilungsgebiet hat einen Radius von 300 Km.
Ist man einerseits mit Erfolg bemüht gewesen, die
Schönheit der Fälle durch gesetzliche Beschränkung der
Wasserentnahme zu erhalten, so wird auch anderer-
seits dafür gesorgt, das gesamte Landschaftsbild vor
Verunstaltung durch unschöne bauliche Anlagen zu be-
wahren. Dais man auch in dieser Beziehung nicht
ohne Erfolg gearbeitet hat, zeigen die Baulichkeiten
der Ontario Power Co. und zeigt vor allem die schöne
beide Ufer unterhalb der Fälle verbindende Bogenbrücke,
die in einer Höhe von etwa 60 m über dem Unter-
wasser den Flufs mit einer einzigen Oeffnung von 256 m
Spannweite in kühnem Schwunge übersetzt. (Abb. 3.)
Eine prächtige farbige Beleuchtung der gewaltigen
Stromschnellen des Niagara der sogenannten Whirlpool
158 [No. 873)
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. November 1913]
Rapids in dem engen tief eingeschnittenen Tal zwischen
Niagara Falls und Lewiston mittels elektrischer Schein-
werfer bildete den glanzvollen Schlufs des Besuchs von
Niagara Falls und wird bei allen Teilnehmern unver-
gessen bleiben. Daran anschliefsend noch eine Nacht-
fahrt im Hotelzug auf der Lehigh Valley Bahn und die
„Official Tour“ hatte an ihrem Ausgangspunkt New-
Die Teilnehmer zerstreuten
York ihr Ende erreicht.
die Untergrundbahn, die jetzt schon nicht mehr zureicht
und durch kostspielige neue Linien ergänzt und entlastet
werden soll; dann die 3 grofsen Brückenbauten über
den East River, die Manhattan-Williamsburgh- und
Blackwell-Islands-Brücke. Letztere ist als Kragträger-
brücke, die beiden anderen sind als Drahtseilbrücken
erbaut. Die Williamsburgh-Brücke unterscheidet sich
von der ältesten, der Brooklyn-Brücke, dadurch, dafs
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Kraftwerk der Ontario Power Co.
Abb. 3.
Bogenbrücke von 256 m Spannweite, 60 m über dem
Unterwasser der Niagara-F alle.
sich hier nach allen Windrichtungen, um je nach Nei-
gung und Geschmack anderen Studien nachzugehen.
Ich hatte das besondere Interesse, zu erfahren,
was aus den gewaltigen Ingenieurprojekten für New
York, die bei meiner Anwesenheit vor 9 Jahren, ins-
besondere auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens, zum
Teil in der Ausführung, zum Teil noch im Stadium des
Entwurfs begriffen waren, geworden war. Sie waren
fast alle vollendet und im Betriebe. In erster Reihe
die Tragstützen der Seile ganz in Eisen hergestellt
sind. Sie erreichen eine Höhe von 100 m über dem
Wasserspiegel. Die ganze Brücke ist etwa 2200 m lang,
die Mittelöffnung 488 m weit. Die Mitte liegt etwa
40 m über dem Wasserspiegel. Sie hat zwei überein-
ander liegende Fahrbahnen, die Raum für 4 Strafsen-
bahngleise, 2 Hochbahngleise, 2 Fahrwege und 2 Fuls-
wege bieten. Jedes der 4 tragenden Kabel hat 470mm
Durchmesser und enthält 7700 Drähte. Die ganze
Brücke hat ein Eisengewicht von 45000 t.
Als Ingenieurwerk ersten Ranges stellt sich der
neue Bahnhof der Pennsylvania-Eisenbahn dar. Die
Bahn hatte bekanntlich bis dahin keinen eigenen Bahn-
hof im eigentlichen New York. Nunmehr sind die
früher auf dem Westufer des Hudson endenden Linien
der Bahn durch zwei eingleisige Röhrentunnel unter
dem Hudson in das Herz von New York geführt und
weiter unterirdisch durch 4 eingleisige Röhrentunnel
unter dem East River hindurch mit den Linien der
Long Island-Eisenbahn verbunden. Die eisernen Röhren
haben einen Durchmesser von 7 m und liegen in 21 m
Tiefe unter Wasseroberfläche. Das Empfangsgebäude
wird von der 31. und 33. Strafse und der 7. und 8.
Avenue begrenzt. Die an der 7. Avenue liegende
Hauptfront hat eine Länge von 130 m, die Lange ın
Richtung der Gleise beträgt 240 m. Die Gleise selbst,
21 an der Zahl mit 11 in Höhe des Wagenfufsbodens
angeordneten Bahnsteigen, liegen 12 m tief unter der
Strafsenoberflache. Wie der Grundrifs (Abb. 4) er
kennen läfst, ist das Gebäude von allen 4 begrenzenden
Strafsen aus zugängig. Der Haupteingang liegt an der
7. Avenue im Zuge der 32. Strafse. Von ihm führt ın
Strafsenhöhe ein 13 m breiter zu beiden Seiten mit
Kaufläden besetzter Bogengang zu der über eine nieder-
echende Treppe zu erreichenden Hauptwartehalle.
333338 WY AHG
(1. November 1913]
Vor dem oberen Ende der Treppe mündet der
Bogengang links und rechts in Loggien, von denen aus
Speisesaal und Frühstücksraum Zugang haben. An der
Ecke der 7. Avenue und 31. Strafse befindet sich ein
von Säulen eingefafster in geneigter Ebene bis in die
Höhe des Warteraumes abwärts: führender: Zufahrtweg
für Wagen, wo die Gepäckannahmestelle liegt. Eine
gleiche Strafse findet sich an.der: Ecke der 7. Avenue
und der 33. Strafse für die Abfahrt‘ der mit Gepäck
ankommenden Reisenden. Der Hauptwarteraum, der
mit seinen Raumabmessungen von 85 x 31 m und
seiner 45 m über Fufsboden liegenden gewölbten und
Abb. 4.*)
Eighth Avenue
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Upper Part of
General Waiting- Room
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GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
INo. 873) 159
Verkehrshalle ein gleich grofser Raum vorgesehen, der
durch besondere Treppen und Aufzüge von den Bahn-
steigen aus erreicht werden kann und mittels geneigter
Ebenen und Treppen unmittelbaren Ausgang zu den
Strafsen ermöglicht. Auf. diese Weise wird eine fast
vollkommene Trennung des Verkehrs der abfahrenden
und ankommenden Reisenden erreicht
Die Kosten dieses Bahnhofes mit den Zufahrtlinien
unter den Flüssen sollen rund 450 Millionen Mark
betragen haben.
Abb. 5.
Ansicht der grofsen Wartehalle.
Abb. 6.
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Grundrifs des New Yorker Empfangsgebäudes der Pennsylvania-
Babn in Strafsenhohe.
kassettierten Decke (Abb. 5) einen imponierenden Ein-
druck macht, enthalt die Fahrkartenschalter, Fernsprech-
und Telegraphenräume und Handgepäckraum. Unter-
halb des Bogenganges und der Restaurationsräune,
jedoch in Höhe des Hauptwarteraumes, ist der Haupt-
gepäckraum. Er dient auch dem Verkehr der Wagen
der Paketfahrtgesellschaften, die ihn durch einen beson-
deren unterirdischen Zufahrtweg erreichen. Von hier
wird das Gepäck durch Aufzüge auf die Bahnsteige
‚herabgelassen. Anstofsend an den Hauptwarteraum
und mit ihm in gleicher Höhe liegt eine in Eisen und |
Glas erbaute Verkehrshalle, von der Treppen zu den |
Bahnsteigen: herabführen. (Abb. 6.) Zur Benutzung
|
Zugangstreppen zu den Bahnsteigen.
Ein ebenbürtiges Gegenstück zum Pennsylvania-
Bahnhof wird der noch im Bau begriffene grofse Personen-
bahnhof der New York Central and Hudson River
Eisenbahn werden.*) Die Bauausführung ist hier um ein
Erhebliches schwieriger, weil der ganze Umbau sich an
der: Stelle des alten Bahnhofs an der 42. Strafse voll-
ziehen mufs, ohne dafs der gewaltige Zugverkehr
für die ankommenden Reisenden ist unterhalb der
*) Vergl. den Vortrag des Regierungsbaumeisters Lamp im Verein
für Eisenbahnkunde zu Berlin über „Die. Erweiterung der Bahn-
anlagen der Pennsylvania-Eisenbahn“, Annalen 1912, Bd. 71, S. 48.
*) Eine Abbildung dieses Bahnhofs befindet sich in der „Ver-
kehrstechnischen Woche“ vom 18. Oktober 1913, S. 45.
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160 ` [No. 873}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. November 1913)
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unterbrochen werden darf. Das Bahnhofsgebäude wird
an der 42, Strafse 180 m Front und 180 m Tiefe erhalten.
Unterhalb des Erdbodens werden die entsprechenden
Mafse des Bahnhofes 145 m und 225 m sein. Die Gleise
für den Fernverkehr und den Vorortverkehr werden
von einander getrennt in zwei untereinander gelegenen
Stockwerken angeordnet. Im ersten Stockwerk unter-
halb der Strafsenoberfläche wird sich der Fernverkehr,
im darunter gelegenen der Vorortverkehr abwickeln.
Zum Verkehr zwischen den verschiedenen Stockwerks-
höhen dienen lediglich geneigte Ebenen. Der Vorort-
bahnhof wird unmittelbare unterirdische Verbindung
mit der die 42. Strafse durchlaufenden Untergrund-
bahn und mit angrenzenden Hotels erhalten. Um den
sehr lebhaften Strafsenverkehr der 42. Strafse durch
die zum und vom Bahnhof fahrenden Wagen möglichst
wenig zu stören, wird in Höhe des ersten Stockwerks
um das ganze Empfangsgebäude eine breite Fahrstrafse
geführt, die mittels im Zuge der umgebenden Strafsen
gelegener Zufahrtrampen erreicht werden kann und
lediglich dem Bahnhofsverkehr dienen soll. Die Abfahrt-
seite des neuen Bahnhofes ist kürzlich dem Betriebe
übergeben worden.
(Schlufs folgt.)
Mechanische Kohlenförderung im Eisenbahndienst und die Frage der
Erhöhung der Ausnutzung der Bahnhofsanlagen
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 20. Mai 1913 vom
Regierungsbaumeister Dr.: Jung. Bruno Schwarze, Guben
(Mit 61 Abbildungen)
Bei Verkehrsstockungen, die im Eisenbahndienst in
Zeiten unerwarteten wirtschaftlichen Aufschwunges
leicht eintreten, macht sich vielfach weniger der Mangel
an Betriebsmitteln als die begrenzte Aufnahmefähigkeit
der Bahnhöfe nachteilig bemerkbar. Wie die Erfah-
rungen des letzten Winters gezeigt haben, reichen oft
die vorhandenen Bahnhofsgleise für das Aufstellen und
Ordnen der Züge nicht aus und man steht vor der
dringenden Notwendigkeit, weitere Gleise zu schaffen.
Dies ist alsdann nur auf zweierlei Weise möglich:
l. Erweiterung des Bahnhofsgeländes in der Quer-
oder Längsrichtung.
2. Schaffung von Platz auf dem vorhandenen Bahn-
hofsgelände.
Abb. 1.
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NAVE
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weilmaschig
engmaschig
Anordnung einer Hängebahn parallel den Gleisen.
Die Erweiterung des Bahnhofsgeländes ist oft nicht
ausführbar, besonders wenn der Bahnhof durch Strafsen,
Zechen, Fabrikanlagen, einen Flufs oder dergl. begrenzt
ist. Dies ist u. a. bei manchen Berliner und rheinisch-
westfälischen Güterbahnhöfen der Fall.
Es bleibt dann nur die Möglichkeit, den vorhande-
nen Platz erhöht auszunutzen.
Grofse Flächen werden auf den Bahnhöfen für die
Lagerung der Kohlen in Anspruch genommen. Es
werden dadurch zuweilen sehr wertvolle Stellen der
Verwendung für Gleisanlagen entzogen. Dies läfst sich
schwer vermeiden, solange man Kohlenlager- und
Kohlenausgabe nicht von einander trennen kann. In
der Wahl des Platzes ist man weiter dadurch beschränkt,
dafs die Bekohlungsstelle an die Lage des Lokomotiv-
schuppens gebunden ist.
|
l
|
Diese gegenseitige Abhängigkeit ‚hindert auch bei
dem Entwerfen neuer grolser Bahnhöfe. Die Bekohlungs-
anlage kann nicht dorthin gelegt werden, wo sie für
den Betrieb am günstigsten liegt und die kürzesten
toten Wege für die Lokomotiven ergibt, sondern man
nıufs die Bekohlungsstelle dort anordnen, wo auch der
nötige Platz für die anschliefsenden grofsen Kohlenlager
verfügbar ist.
Hier scheinen mir die Schwebebahnen die er-
wünschte Bewegungsfreiheit zu geben. Sie erlauben,
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a!
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Anordnung einer Hängebahn bei Kreuzung der Gleise.
Lager und Bekohlungsplatz zu trennen und die Kohle
an einer beliebigen verfügbaren Stelle auf dem Bahnhof
oder auch aufserhalb desselben zu lagern.
Diese Erwägungen haben den Verfasser veranlafst,
sich an eines unserer führenden Werke auf dem Gebiete
der Schwebebahnen zu wenden und Beispiele ausge-
führter Anlagen zu erbitten, die für die besonderen
Zwecke des Eisenbahndienstes in der einen oder der
andern Hinsicht brauchbare Vorbilder geben könnten.
Bei der Verwendung der Schwebebahnen auf dem
Bahnhofsgelände unterscheide ich je nach der Linien-
führung zwei Fälle, nämlich erstens, die Schwebebahn
verläuft seitlich oder zwischen den Bahnhofsgleisen,
d. h. das Kohlenlager liegt vor oder hinter der Be-
kohlungsstelle und zweitens, die Schwebebahn schneidet
die Bahnhofsgleise.
"3
[1. November 1913]
Beide Anordnungen machen etwas abweichende
Bauarten in Bezug auf die Gerüste erforderlich. Abb. 1
zeigt uns die Anordnung parallel den Gleisen. Abb. 2
gibt den Fall der Kreuzung der Gleise.
Die Schwebebahnen lassen sich nach der Art des
Antriebes der Fördergefälse in zwei Arten unter-
scheiden:
l. Seilbahnen. Die Fortbewegung geschieht von
Hand oder durch Seilzug (Abb. 3 und 4).
2. Elektrohängebahnen. Die Fortbewegung geschieht
durch einen oder mehrere Elektromotoren am
Laufwerk des Fordergefafses. Die Wagen laufen
mit ihren Aufhängerollen entweder auf einem
Tragseil oder auf Hängeschienen aus Profileisen.
I. Seilbahnen.
a) Tragseil und Zugseil.
Die Tragseile können als Spiralseile oder als
verschlossene Seile mit glatter Oberfläche ausgeführt
sein (Abb. 5).
Abb. 3.
Hängebahn mit Wagen-
bewegung durch Hand.
Abb. 4.
Hängebahn mit Wagen-
bewegung durch Seil.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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Am giinstigsten ist es, wenn die Bahn in gerader
Linie geführt werden kann. Läfst sich dies nicht durch-
führen, so hilft man sich mit der Einführung von sog.
Winkelstationen (Abb. 8 und 9). Sie bestehen im
Abb. 5.
Tragseile,
Abb. 6.
A ILRICHERT & Co YTLE
Doppelte Tragscilspannvorrichtung.
Abb. 7.
SS 5
Bleichert
Bleichertsche Ringkeilkupplung zum Verbinden der Tragseilenden.
Das eine Seilende wird fest verankert, das andere
wird durch Gewichte gespannt, wie es Abb. 6 zeigt.
Ist die Lange sehr grofs, so werden mittlere Spann-
vorrichtungen und Verankerungen angeordnet. Die
einzelnen Seilenden sind 200 bis 400 m lang. Sie
werden unter sich durch Kupplungen verbunden, bei
Bleichert & Co. durch eine Ring-Keilkupplung (Abb. 7).
wesentlichen aus einem überdachten Gerüst mit wage-
rechten Ablenkscheiben für die Seile.
Das Zugseil ist aus Einzeldrähten gedreht, die
ihrerseits wieder zu mehreren Litzen zusammengesetzt
sind. Auf freier Strecke wird das Zugseil von dem
Wagen gestützt. An den Enden ist es um grolse,
mechanisch angetriebene Seilrollen geschlungen. Wenn
162 (No. 873] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [1. November 1913]
Abb. 8.
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Winkelstation, Bahnführung durch eine Krümmung.
Abb. 9.
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Adolf Wleıcherta C9N2959.
Winkelstation.
keine Wagen auf der Strecke sind, ruht das Zugseil Seil nicht beschädigen. Ferner mufs sie leicht ein- und
auf Rollen an den Gerüsten. auszukuppeln sein. Die Firma Ad. Bleichert & Co.
verwendet hierzu die Vorrichtung „Automat“. Das
b) Mitnehmervorrichtung. Seil wird zwischen zwei Backen geklemmt, von denen
Die Fördergefäfse werden von dem Zugseil durch die eine fest am Laufwerk sitzt, während die andere
eine Mitnehmervorrichtung mitgenommen (Abb. 1Ou. Il). | das kürzere Ende eines Winkelhebels darstellt. Das
Von ihrer zweckmäfsigen Ausbildung hängt viel ab. längere Ende des Hebels wird im gekuppelten Zustande
Sie muls unbedingt fest halten und darf dabei doch das durch das Gewicht des Gehänges und des Wagens
am y
[1. November 1913]
Abb. 10.
Adolf Bleichert 2.02 873
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 873} 163
Abb. 13,
Schmierkasten mit Regelhahn am
Laufwerk (für kurze Strecken).
Gehänge und Mitnehmerkupplung bei unten liegendem Zugseil,
Abb. 11.
Mitnehmerkupplung bei oben liegendem Zugseil.
Abb. 12.
Wagen zum Schmieren des Tragseiles mit Kettenantrieb
der Druckschmierpumpe.
nebst Ladung niedergedrückt. Der Tragbolzen sitzt
nicht fest in den beiden Laufwerkschildern, sondern
kann sich in ihnen mit seinen Lagern senkrecht
verschieben. Je nachdem das Zugseil unter dem
Tragseil oder darüber sitzt, ist die Bauart etwas ver-
schieden.
Das Auskuppeln geschieht dadurch, dafs die beider-
seits an dem Tragbolzen angebrachten Endrollen auf
zwei Schienen auflaufen. Dadurch wird der Bolzen
gehoben und der Druck auf die beweglichen Klemm-
Abb. 14.
Kastenformiger Wagen.
backen fallt fort. — Durch Abschieben von den beiden
Schienen kuppelt sich dann die Mitnehmervorrichtung
wieder ein. |
c) Schmiervorrichtungen.
Das Schmieren der Tragseile erfolgt bei längeren
Strecken durch einen besonderen Schmierwagen mit
Oelpumpe. Diese wird durch eine Zahnradkette von
dem Laufwerk angetrieben und liefert eine genügende
Menge Oel auch für die längsten Strecken (Abb. 12).
164 [No. 873]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
_{l. November 1913]
Abb. 15.
Gehänge für einen Wagen mit Laufradern.
Schnellwage,
Fir kurze Seillangen kann
ein einfacher an dem Laufwerk
eines Wagens angebrachter Oel-
kasten benutzt werden, von dem
das Oel durch einen Regelhahn
auf das Seil abtropft (Abb. 13).
Das Zugseil kann in ähn-
licher Weise geschmiert werden.
d) Die Fördergefälse.
Sie können beliebig ausge:
führt werden. Für Eisenbahn-
zwecke eignet sich besonders die
Kastenform (Abb. 14), wie sie
ähnlich an den Kohlenladebühnen
üblich ist. Es können aber auch
Wagen mit Laufrädern verwendet
werden. Das Gehänge wird als-
dann unten rahmenförmig ausgebildet mit plattform-
artiger Unterstützung für die Räder (Abb. 15).
Die Abbildung zeigt hier die doppelte Rollenzahl
wie gewöhnlich, nämlich 4 statt 2. Dies geschieht,
wenn es sich um besonders schwere Lasten handelt.
Ist eine Gewichtsfeststellung erwünscht, so fügt
man in die Strecke eine Schnellwage ein (Abb. 16).
Abb. 17.
Vernietungen und, Einzelausfübrungen an einem Gerüst (Rio Albana auf Elba).
e) Die Gerüste.
Sie bilden die Stützen für die Seile und werden
je nach den besonderen örtlichen Verhältnissen in Holz
oder Eisen ausgeführt. Neben senkrechter Bean-
spruchung und Winddruck werden die Gerüste auf
Kippen beansprucht, was bei der Formgebung wegen
der Standsicherheit zu berücksichtigen ist. Am häu-
[1. November 1913] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 813] 165
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Portalgerüst für vier Tragseile.
figsten finden sich walzeiserne Gerüste. Abb. 17 zeigt
eine pyramidenförmige Bauart und Abb. 18 ein Portal-
gerüst. Letzteres dient für eine Doppelseilbahn zwischen
den Orten Carmen und Povena über Puchata in der
nordspanischen Provinz Biscaya. Mit dieser Bahn, die
der Orconera [ron Ore Co. gehört, werden auf einer
Seilrost als Fangvorrichtung (Werkstättenhof).
8,1 km langen Strecke stündlich 315 t Erze und Erde
befördert. Für den Antrieb werden zwei Siemensmotore
von zusammen 200 PS benutzt, die mittels Vorgelege-
welle die Treibscheiben der Seilbahn bewegen.
Abb. 19 zeigt Einzelheiten eines Gerüstes in Rio
Albana auf Elba in gröfserem Mafsstabe.
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Schutznetz als Fangvorrichtung bei Ueberschreitung einer Ortschaft.
Abb. 23
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Schutznetz als Fangvorrichtung auf einem Bahnhof.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
166 [No. 873)
[1. November 1913]
Abb.. 22.
Adolf Bleichert a CO W298) =
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Schutznetz als Fangvorrichtung bei Ueberschreitung von Eisenbahngleisen.
f) Schutzvorrichtungen.
Bei Führung der Hängebahn über Strafsen, Höfe,
Gleise und überall dort, wo durch herabstürzende
Hängebahnwagen Beschädigungen enstehen können,
sind Fangvorrichtungen erforderlich. Eine sehr ein-
fache Ausführung, ein Seilrost, ist in Abb. 20 darge-
stellt. Bei den eisernen Gerüsten können gleich seit-
liche Ausleger vorgesehen werden, zwischen denen ein
Schutznetz ausgespannt wird (Abb. 21: Ueberschreitung
einer Ortschaft) In Abb. 22 sind die Fangnetze bei
Führung der Seilbahn über einen Zechenbahnhof dar-
gestellt. Eine ähnliche Bauart würde auch bei einer
Drahtseilbahn zur Verbindung der Bekohlungs- mit der
Kohlenlagerstelle für unsere Lokomotiven anwendbar
sein. Abb. 23 zeigt die Schutzvorrichtungen einer
Drahtseilbahn für die Beladung von Kohlenwagen.*)
* Es sei auch auf den erst vor einigen Wochen erschienenen
Aufsatz von Regierungsrat Dr.- Jna. Saller aufmerksam gemacht:
„Zur Berechnung von Schutzbrücken für Drahtseilschwebebahnen‘
(Zentralblatt der Bauverwaltung 1913, 4. Oktober, S. 522 — 523) mit
Quellenhinweis auf die gleiche Zeitschrift 1913, S. 210 und 356.
(Fortsetzung folgt.)
Zur Frage der Schienenbefestigung
von Eisenbahnbauinspektor Waas in Stuttgart
(Mit 10 Abbildungen)
Die Wichtigkeit einer guten Schienenbefestigung
wurde beim Breitfufsschienenoberbau nicht von Anfang
an erkannt, im Gegensatz zum Stuhlschienenoberbau,
dem Stephenson schon vor 75 Jahren die im wesent-
lichen noch heute übliche Form gab. Ein Vergleich
der damaligen Oberbauformen zeigt, wie beim Stuhl-
schienenoberbau zu den Schienen und Schwellen als
wichtiger Bestandteil die Befestigungsmittel traten und
wie aufserordentlich dürftig sich demgegenüber die
Befestigung der Breitfufsschienen ausnahm. Bestand
doch damals das gesamte Kleineisen des Breitfufs-
schienenoberbaues einzig aus dem Schienennagel. Ge-
wissermafsen zögernd und mühselig erscheint uns in
der Folge die Entwicklung der Schienenbefestigung bei
der Breitfulsschiene; sie folgt anscheinend den wachsen-
den Anforderungen an das Gleis nur widerwillig. Es mag
einerseits an einer Verkennung der wirtschaftlichen
Seite und einem einseitigen Hinwirken auf niedere
Anlagekosten liegen. Andererseits wird der Wert
einer möglichst vollkommenen Schienenbefestigung
dem Anschein nach immer noch nicht ausreichend
geschätzt.
|
|
Der Einflufs der Schienenbefestigung auf das Ver-
halten des Gleises in wirtschaftlicher Hinsicht könnte
zuverlässig nur durch vergleichende Versuche ermittelt
werden. In Ermangelung solcher mag die folgende
Betrachtung einen ungefähren Einblick in die wirtschaft-
lichen Beziehungen geben.
Die Schienenbefestigung einer bestimmten Oberbau-
anordnung werde derart verbessert, dafs infolge der
Erhöhung des Zusammenhangs der einzelnen Teile des
Gleises, ihrer schonenderen Beanspruchung, der Hint-
anhaltung der Wanderbewegungen und Spuränderungen
sowohl eine Verlängerung der mittleren Lebensdauer
des Gleises um 10 pCt., als auch eine Verminderung
der Unterhaltungskosten um denselben Betrag eintritt.
Das Anlagekapital für das Gleis betrage 22000 M/km,
seine mittlere Liegedauer 20 Jahre, sein Altwert 40 pCt.
des Neuwerts, ferner seien die jährlichen Unterhaltungs-
kosten (Löhne und Bettungsunterhaltung) 500 M/km.
Die jährliche Ersparnis an Verzinsung und Tilgung des
Anlagekapitals beläuft sich in diesem Fall wegen der
Verlängerung der Liegedauer auf rd. 60 M; einschliefs-
lich der Ersparungen an den Unterhaltungskosten somit
[1. November 1913]
auf 60 +50 = 110 M. Diese jährlichen Erübrigungen
entsprechen unter denselben Rechnungsannahmen wie
oben einem Anlagekapital für die Verbesserung der
Schienenbefestigung von 2000 M/km. Wird noch
angenommen, dafs infolge dieser Verbesserung be-
sondere Wanderschutzmittel entbehrt werden können,
so erhöht sich die genannte Summe auf 2000 + 400
— 2400 M. Unter den gegebenen Voraussetzungen
wäre demnach eine Ausgabe von 2400 M/km für die
Verbesserung der Schienenbefestigung durchaus wirt-
schaftlich.
Die Schienenbefestigung. ist so zu gestalten, dafs
sie die auf die Schiene wirkenden Kräfte in günstigster
Weise auf die Schienenunterlagen überträgt. ‚Die auf-
tretenden Kräfte sind mannigfaltig. Die Schiene wird
infolge der Wellenbewegungen des Gleises abwechselnd
auf ihre Unterlagen geprefst und von ihnen abgehoben;
gleichzeitig führt die Querschwelle Kippbewegungen um
ihre Längsachse aus. Zu diesen lotrechten Bewegungen
der Schienen treten Längsbewegungen in Richtung der
Gleisachse als Folgen der erwähnten Wellenbewegungen,
ferner des Stofses, der beim Ueberfahren des Schienen-
stofses durch das Hinunterfallen des Rades auf die
Anlaufschiene entsteht, und endlich als Folge der in
Richtung der Schienenachse wirkenden Komponenten
der beim Schlingern der Fahrzeuge auftretenden Kräfte.
Während diese Kräfte ebenso wie die Bremskräfte die
Abb. 1.
Seitenschwingungen einer Eisenbahnschiene beim Befahren.
Abb. 2.
Kräftebild eines rollenden Eisenbahnwagenrades,
Schiene in der Fahrrichtung zu verschieben suchen,
haben die Triebräder der Lokomotiven das Bestreben,
die Schiene im entgegengesetzten Sinne zu verschieben.
Aufserdem treten Querkräfte senkrecht zur Gleisachse
auf, die die Schiene sowohl nach aufsen als auch nach
innen zu verschieben und umzukanten trachten. Dafs
diese Querkräfte sowohl nach aufsen als auch nach
innen wirken, ist wiederholt nachgewiesen worden.)
Zur Verdeutlichung dieses Vorgangs zeigt Abb. 1 die
Seitenschwingungen des Kopfes einer Schiene unter
einem fahrenden Schnellzug um die Mittellage a—a in
vergrdfsertem Mafsstab.**) Abb.2 gibt ein mit dem
Dynameter von Schlissel aufgenommenes Schaubild
von den an einem Rade beim Durchfahren eines Gleis-
stranges auftretenden dynamischen Kr§aften.***) Die
obere Linie der Abb. 2 zeigt die lotrechten, die untere
die seitlichen wagerechten Kräfte; die Punkte zwischen
beiden Linien geben die Stellen der Schienenstöfse an.
Sowohl aus dem Verhalten der Schiene als auch des
Rades kann das Auftreten abwechselnd nach aufsen
und innen gerichteter Querkräfte gefolgert werden.
Es ist demnach bei der Uebertragung der Kräfte von
der Schiene auf ihre Unterlagen mit lotrechten Kräften
— ee = i
*) Wasiutynski und Bräuning im Organ für die Fortschritte des
Eisenbahnwesens, 1899.
”) Vgl. Jahrgang 1893 dieser Zeitschrift, Tafel 3.
***) Bulletin des internationalen Eisenbahn-Kongrefs- Verbandes,
1913, Heft 2.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
. Schienen angegeben:
[No. 873] 167
nach unten und oben, mit Längskräften nach vorwärts
und rückwärts und mit seitlichen Druck- und Kipp-
kräften nach aufsen und innen zu rechnen.
In dem Bericht der XX. Technikerversammlung
des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen werden
als besonders bewährt gegen Wanderbestrebungen der
Abb. 3.
Stuhlplatte der österreichischen Staatsbahnen.
die Spannplatten der dsterreichi-
schen Südbahn (Abb. 3), die Stuhlplatten der öster-
reichischen Staatsbahnen (Abb. 4) und die diesen Aus-
führungen nachgebildeten Bauarten einiger sonstiger
Eisenbahnverwaltungen, ferner für Eisenschwellen die
in Baden übliche Schienenbefestigung der Bauart Roth
Schienenbefestigung, Bauart Roth & Schüler.
Abb. 6.
Schienenbefestigung mit Krempenplatte.
und Schüler (Abb. 5).*) Bemerkenswert an den Aus-
führungen nach Abb. 3 und 4 ist die Trennung der
Befestigung der Schiene auf der Unterlagplatte von
derjenigen der Platte auf der Schwelle. Sie vermeiden
dadurch, im Gegensatz zu der Bauart nach Abb. 6,
eine Beeinträchtigung der Klemmwirkung der Schienen-
befestigung bei der elastischen Eindrückung der Unter-
lagplatte in die Schwelle. Die unmittelbare Ueber-
*) Organ fir die Fortschritte des Eiscnbahnwesens, Ergänzungs-
band 1912.
168 [No. 873)
tragung -von zerrenden Kräften. auf die Schwellen-
schraube an der inneren Schienenseite in Abb. 6 wirkt
nachteilig. Diese Uebertragung geschieht in Abb. 3
und 4 in schonenderer Weise durch Vermittlung der
Unterlagplatten. Als besonderer Vorteil der in Abb. 4
und 5 dargestellten Ausführungen ist die gleichartige
Ausbildung der Schienenbefestigung zu beiden Seiten
des Schienenfufses zu bezeichnen; sie entspricht der
nach beiden Seiten gerichteten Wirkung der quer zum
Gleis: auftretenden Kräfte. Die in Abb. 6 für Holz-
schwellen und in Abb. 7 für Eisenschwellen gegebenen
Bauarten nehmen auf die nach innen schiebenden und
Schienenbefestigung, Bauart Haarmann.
kippenden Kräfte nicht genügend Rücksicht. In be-
sonderem Mafse ist dies von der Befestigung nach
Abb. 7 zu sagen. Ihr fehlt die Fähigkeit, den äufseren
Schienenfufs fest auf die Schwelle zu pressen und die
mit fortschreitender Abnützung sich vergrölsernden
Spielräume durch eine wirksame Nachstellvorrichtung zu
beseitigen. In Abb.6 und 7 werden aufserdem die Klemm-
latten zur Uebertragung der nach innen schiebenden
Kräfte herangezogen, wozu sie nicht vorgesehen sind.
Zur Hintanhaltung des Wanderbestrebens der
Schienen haben sich bisher diejenigen Befestigungs-
arten am besten bewährt, die eine möglichste Ver-
mehrung der Reibung zwischen Schiene und Unterlage
vorsehen. Wenn wir den französischen Oberbau aufser
Betracht lassen, so sind es diejenigen Bauarten, die
eine feste Einspannung des Schienenfufses in die Unter-
lagplatte unter gleichzeitiger Ausübung einer kräftigen
Klemmwirkung erreichen. Diejenigen Ausbildungen,
die die Unterlagplatten als Kipplager gestalten wollen,
gehen von der Ansicht aus, dafs mit der Aufhebung
Abb. 8.
der Schwellenverdrehung die nachteiligen Folgen der
horizontalen Längskräfte beseitigt würden. Die Kipp-
lagerung geschieht auf Kosten der festen Einspannung
der Schiene und der guten Klemmwirkung der Schienen-
befestigung. Gerade dadurch wird aber ihre Wider-
standsfähigkeit gegen Längsverschiebungen erheblich
herabgesetzt; man erreicht mit der Kipplagerung ver-
mutlich das Gegenteil von dem, was hinsichtlich der
Schienenwanderung von ihr erwartet wird. Je inniger
übrigens die Verbindung zwischen Schiene und Unter-
lage ist, desto mehr wirkt sie dem Kanten der Schwellen
entgegen.
Die Reibung zwischen Unterlagplatte und Schiene,
die wirksame Einspannung der letzteren, besonders
aber der Widerstand gegen das Kanten der Schwellen
wachsen mit der Länge der Schienenklemmplatten. Es
bietet bei der Befestigung auf Holzschwellen keine
Schwierigkeit, die Länge der Klemmplatten gleich der
Breite der Unterlagplatten zu machen und sie durch
zwei Klemmschrauben zu befestigen. Auch die ge-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. November 1913)
nügende Breite der Klemmplatten und die Anordnung
der Klemmschrauben sind von Einflufs. Aus Abb. 8,
worin Ķ eine auftretende Kippkraft und W die ihr
widerstehende Kraft in der Längsachse des Schrauben-
bolzens bedeuten, folgt:
Je kleiner die Kräfte W werden, desto sicherer
wird auf die Dauer die Klemmwirkung der Schraube
erhalten. W vermindert sich aber mit wachsendem x,
d. h. mit zunehmender Breite der Klemmplatten, und
mit abnehmendem ¢, d. h. mit der Näherrückung der
Schrauben zum Schienenfufs.
Abb. 9 gibt eine auf Grund der vorstehenden Grund-
sätze verbesserte Ausbildung der Schienenbefestigung
nach Abb. 4. Die Klemmplatten sind breiter und wirk-
Abb. 9.
A ———
Verbesserte Stuhlplatte,
samer sowie gegen Verdrehungen widerstandsfähiger
gestaltet, ferner sind die Unterlagplatten auf beiden Seiten
des Schienenfufses mit stärker ausgeprägten Rippen
zur Aufnahme der seitlichen Schubkräfte versehen.
Die Bohrung der Unterlagplatte für die Klemmschrauben
läfst sich unschwer so gestalten, dafs diese von oben
her eingesetzt und um 90° gedreht werden können;
der Ersatz abgängiger Schrauben ist dadurch ohne
Abnehmen der Platte von der Schwelle möglich. Die
_Unterlagplatte ist mit vier Schwellenschrauben auf der
Schwelle zu befestigen. Schienenklemmschrauben wie
Schwellenschrauben sollen zur Verhinderung des Locker-
werdens sowie wegen einer federnden Uebertragung
der an diesen Schrauben zerrenden Kräfte mit starken
Federspannplatten versehen werden.
Einer Verbesserung der üblichen Schienenbefesti-
gung auf Eisenschwellen durch Verlängerung der
Abb. 10.
. Neue Schienenbefestigung, Bauart Haarmann.
Klemmplatten und Verdoppelung der Zahl der Klemm-
schrauben steht die Untunlichkeit einer Vermehrung
der Lochungen der Kopfplatte der Schwelle entgegen.
Beachtenswert ist deshalb der in Abb. 10 dargestellte
Versuch Haarmanns, auf die Schwellenlochung für die
Klemmschrauben überhaupt zu verzichten.*) Auf diesem
Wege, der von der Bildfähigkeit der Eisenschwelle
einen weitgehenderen Gebrauch macht als bisher, dürfte
vielleicht die Zukunft der Eisenschwelle liegen. Ob
sich gerade die vorgeschlagene Befestigungsart auf die
Dauer bewähren wird, mufs die Praxis zeigen. Bedenken
erregt hierbei die Schienenbefestigung auf der Aufsen-
seite der Schiene, die in noch verstärktem Mafse die
Mängel der in Abb. 7 dargestellten Bauart aufweist.
Unstreitig würde die Ausführung erheblich gewinnen,
wenn die Befestigung auf der Aufsenseite ebenso ge-
staltet würde wie auf der Innenseite, nicht nur durch
Anbringung eines Klemmhakens wie innen, sondern
*) Stahl und Eisen 1913, Heft 1.
[1. November 1913]
auch eines zweiten in die Schwellendecke eingreifenden
Ankerhakens.
Die Bestrebungen, für den Breitfulsschienenoberbau
auf Holzschwellen Gufseisenstühle ähnlich denen des
Stuhlschienenoberbaues in weiterem Mafse zu ver-
wenden, verdienen gewils Beachtung, wenngleich das
Material des gewalzten Stuhles wegen seiner Wider-
standsfähigkeit gegen biegende, stofsende und zerrende
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
|
[No. 873) 169
Kräfte als das geeignetere bezeichnet werden mufs.
Auch der Hauptvorzug des Gufseisens, seine Bildfähig-
keit, kann bei weiterer Durchbildung der gewalzten
Unterlagplatten bis zu einem erheblichen Grade aus-
geglichen werden. Nicht zu vergessen ist, dafs zur
Erreichung einer genügend vollkommenen Einspannung.
des Schienenfufses grofse und daher teure Gufseisen-
stühle notwendig werden.
Verschiedenes
Verein für Eisenbahnkunde. In der Versammlung am
14. Oktober 1913 hielt Wirklicher Geheimer Rat Dr.-Ing.
Schroeder einen Vortrag über den Grundrifs des Eisenbahn-
empfangsgebäudes und seine Entwicklung. Diese Bezeichnung
des auf jedem Bahnhofe für den Personenverkehr zu er-
richtenden Hauses sei, so führte der Redner einleitend aus,
recht lang und nicht gut gebildet, er empfahl dafür die
Bezeichnung: Das Bahnhofshaus. Die ersten allgemeinen
Bestimmungen über den Grundrifs eines solchen Hauses
sind vom Vereine deutscher Eisenbahnverwaltungen ge-
geben, der im Jahre 1846 ins Leben trat und sich bekannt-
lich um die Gestaltung der Eisenbahnen die gröfsten Ver-
dienste erworben hat. Sie finden sich in den Grundzügen
für die Gestaltung der Eisenbahnen Deutschlands, die 1850
herausgegeben wurden und später einen Teil der bekannten
technischen Vereinbarungen des Vereins bildeten. Wie die
darin gestellten Anforderungen auf den preufsischen Staats-
und Privatbahnen erfüllt und welche Fortschritte in dieser
Beziehung gemacht worden seien, wurde eingehend er-
örtert. Entscheidend sei hierbei die Ordnung der Räume,
die am Eingangsflure liegen oder von ihm unmittelbar zu-
gänglich sein sollen, und wie der Weg vom Eingangsflure
oder bei gröfseren Anlagen von der Eingangshalle zum
Bahnsteige beschaffen sei. Uebereinstimmend sind von Be-
ginn an die Räume für Fahrkartenverkauf und Gepäckab-
fertigung übersichtlich am Eingangsflure angelegt und auf
Bahnhöfen kleinerer und mittlerer Gröfse mit den Dienst-
räumen für den Bahnhofsbetriebsdienst in Zusammenhang
gebracht worden, damit sich die darin beschäftigten Beamten
gegenseitig aushelfen können. Nur bei den Warteräumen
ist insofern verschieden verfahren worden, als sie entweder
getrennt zu beiden Seiten des Einganges oder nebenein-
ander liegend auf einer Seite angeordnet wurden. Die
erste Ordnung ergibt gleiche Räume zu beiden Seiten des
Einganges und gestattet ohne weiteres den symmetrischen
Aufbau des Hauses, der damals verlangt wurde. Dagegen
war eine Erweiterung der zwischen den Wartesälen liegen-
den Abfertigungs- und Diensträume ohne Gefährdung des
baulichen Zustandes nur im beschränkten Mafse möglich,
wenn eine Verlegung der Räume für den Betriebsdienst
sich als zulässig ergab. Bei der zweiten Ordnung wurde
der übliche Wirtschaftsbetrieb in den Wartesälen durch ihre
Lage nebeneinander erleichtert, aber ein symmetrischer
Aufbau des Hauses, von dem man lange Zeit nicht Abstand
nehmen wollte, erschwert, während eine Erweiterung der
Abfertigungs- und Diensträume durch Anbau leicht zu er-
reichen war. Bei diesen Räumen pflegt sich das Er-
weiterungsbedürfnis meist zunächst herauszustellen und das
war der Grund, weshalb die erste Ordnung verlassen wurde,
zumal da man zu der Erkenntnis gelangte, dafs die
architektonische Aufgabe sich besser durch den Gruppenbau
erfüllen liefse, auch war namentlich bei den weniger aus-
gedehnten Anlagen nur in dieser Weise die Eigenart des
Hauses im Aeufseren zum Ausdruck zu bringen. Für die
Entwicklung des Grundrisses war ferner von grofser Be-
deutung, dafs infolge der Verkehrssteigerung das Ueber-
schreiten der Gleise in Schienenhöhe zur Erreichung der
Zwischenbahnsteige eingeschränkt werden mufste und dafür
Tunnel oder Brücken anzulegen waren. Dadurch wuchs die
|
|
Entfernung vom Wartesaal zum Bahnsteig und auch das
Bedürfnis, auf den Bahnsteigen durch Ueberdachung und
Herstellung von Buden und mit hohen Wänden umbaute
Sitzbänke Schutz gegen die Unbilden der Witterung zu
schaffen. Nicht minder wichtig war für die Entwicklung die
zur Erleichterung des Dienstes der Zugbegleiter im Jahre
1893 auf den preufsischen Staatseisenbahnen eingeführte
Fahrkartenprüfung auf den Balınhöfen. An die für diesen
Zweck auf jedem Bahnhof notwendige Einrichtung einer
Sperre knüpft sich die Erörterung der Frage, wo die Warte-
säle in diese Sperre einzubeziehen seien und wo nicht?
Diese Einbeziehung kann nur in Betracht kommen auf
Bahnhöfen, wo wegen des Verkehrs eine dauernde Be-
setzung der Sperre erforderlich ist. Auf solchen Bahnhöfen
sei sie vorteilhaft, und da dies auf jedem Bahnhof eintreten
könne, empfahl Redner am Schlusse seines beifällig aufge-
nommenen Vortrages, den Grundrifs des Bahnhofshauses
so zu gestalten, dafs sich ohne bauliche Aenderung die
Sperren für die Fahrkartenprüfung im Wege zum Bahnsteig
vor den Zugängen zu den Wartesälen einrichten lassen.
Die 25000. Heifsdampflokomotive der Schmidt’schen
Heifsdampf - Gesellschaft. Die Schmidt’sche Heifsdampf-
Gesellschaft in Cassel-Wilhelmshöhe und der an der Spitze
derselben stehende Dr.-Ing. h c. Wilhelm Schmidt haben
am 11. Oktober 1913 aus Anlafs der Bestellung der 25 000.
Heifsdampflokomotive ein Fest gefeiert, dem zahlreiche Ver-
treter von Behörden, Vereinen, Industrie und Wissenschaft
beiwohnten. Bei dieser Gelegenheit hat die Gesellschaft
folgende Zuwendungen bekanntgegeben: 10000 M für den
Hilfsfonds des Vereins deutscher Ingenieure, 10000 M für
den Fonds der unter städtischer Verwaltung stehenden
Casseler Ferienkolonie, 10000 M für die Hessische Landes-
bibliothek zur Anschaffung naturwissenschaftlicher Werke.
Ferner hat Herr Dr. Schmidt persönlich die folgenden
Schenkungen gemacht: 20000 M für ein Gemeindehaus in
seiner Vaterstadt Wegeleben bei Halberstadt, 5000 M für
die Armen von Wegeleben und 5000 M für das Hessische
Diakonissenhaus als Grundstock eines Fonds zur Beschaffung
von Radium. Aufserdem ist allen Beamten der Firma je
ein Monatsgehalt extra überwiesen worden.
Nach einem uns vorliegenden Verzeichnis waren am
6. Oktober d J. 25763 Lokomotiven an 440 Bahnverwaltungen
geliefert.
Den Ausführungen des Herrn Direktor Henkel bei der
Festfeier entnehmen wir folgende interessanten Mitteilungen:
„Nachdem die grundlegenden und durch Patente in allen
Staaten geschützten Konstruktionen geschaffen, war, bis die
5000. Heifsdampflokomotive in Bestellung gegeben wurde,
eine 1'/. Jahrzehnte lange rastlose Tätigkeit erforderlich,
ein Viertel dieser Zeit genügte, um die fünffache Zahl —
25000 — zu erreichen. Ein ähnliches Verhältnis wachsender
Zunahme haben wir seitdem auf dem Gebiete des Schiffs-
maschinenbetriebes zu verzeichnen.
Der erste Dampfer mit Einrichtungen für hohe Ueber-
hitzung nach Schmidt’schem System, von Gebr. Sulzer,
Winterthur, gebaut, kam gleichzeitig mit den beiden ersten
von „Ilenschel“ und „Vulcan“ ausgeführten Lokomotiven in
Betrieb. Die Zahl der Schiffe mit Heifsdampfbetrieb hat
170 (No. 873]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. November 1913]
sich in der kurzen Zeit von 3!/, Jahren von 273 auf 909
gesteigert, auf Leistungen in PS bezogen von 261000 auf
: 1088 000; — 1000000 war vor 3 Monaten erreicht.
Es würde zu weit führen, all der Herren mit Namen
besonders zu gedenken, die in weitblickender Weise durch
ihr mannhaftes Eintreten für das als richtig Erkannte dazu
beitrugen, frühzeitig den Heifsdampf im Bahnbetrieb einzu-
führen, womit sie zugleich ihren eigenen Verwaltungen den
gröfsten Dienst erwiesen haben. Nur bitte ich, mir zu ge-
statten, einige der wichtigsten Vorgänge in Ihr Gedächtnis
zurückzurufen und hierbei dreier Herren wegen ihrer ganz
hervorragenden Verdienste nochmals kurz zu gedenken; es
ist dies in erster Linie der an der Spitze der preufsischen
Lokomotivbetriebe stehende Wirkliche Geheime Oberbaurat
Dr.-Ing. Müller und der Ihnen bekannte Geheime Baurat
Dr.-Ing. Garbe sowie der frühere Generalinspekteur
und jetzige Administrateur der Belgischen Staatsbahnen
Flamme, der sich bereits 1901 für Einführung der Rauch-
röhren-Ueberhitzer, die jetzt allgemein Anwendung finden,
bei seiner Verwaltung entschied.
Noch tobte im Jahre 1897 in der technischen Welt der
Kampf der Meinungen über die Zweckmäfsigkeit der von
Schmidt eingeführten hohen Dampfüberhitzung bei orts-
festen Maschinen, obgleich die Frage für jeden vorurteils-
freien Fachmann im engeren Sinne bereits endgültig ent-
schieden war, seit eine anerkannte Autorität, Professor
Schröter, die beispielslos günstigen Untersuchungsergebnisse
der ersten von mir hier in Cassel gebauten Schmidt’schen
Tandem-Maschine, veröffentlicht hatte. — Da war es Ge-
heimer Rat Müller, der es wagte, den Bau zweier Loko-
motiven mit der von Schmidt inzwischen nach mehrfacher
konstruktiver Umarbeit hierfür geschaffenen Heifsdampfein-
richtung bei Henschel & Sohn, Cassel, und Vulcan, Stettin,
anzuordnen. Es geschah dies, nachdem Garbe, derzeit Mit-
glied der Berliner Eisenbahn-Direktion und Vorsitzender des
Lokomotivausschusses, zufolge längerer Beschäftigung mit
der Schmidt’schen Erfindung die Ausführung warm befür-
wortet hatte.
Heute beläuft sich die jährliche Kohlenersparnis, die die
preufsisch-hessischen Staatsbahnen durch die Verbesserungen
ihrer Lokomotiven, hauptsächlich aber durch die Einführung
des Heifsdampfes erzielten, nach einer Veröffentlichung in
Glasers Annalen von Hammer, Regierungsbaumeister im
Ministerium der öffentlichen Arbeiten, bereits 1909 auf über
25 Millionen Mark. Natürlich ist seitdem diese Zahl mit
steigender Anwendung des Heifsdampfes noch gewachsen.
Bei Beurteilung der Höhe dieser Ersparnisse ist aber noch
zu berücksichtigen, dafs die Leistungen der in den ersten
Jahren gebauten preufsischen Heifsdampflokomotiven in
Voraussicht der steigenden Anforderungen an die Zugkraft
gröfser gewählt wurden, wie die Gegenwart es erforderte,
sodafs die volle Wirtschaftlichkeit nicht sofort, sondern erst
nach Jahren sich geltend machte. In Fällen, wo der Betrieb
der Nafsdampflokomotiven sich nur durch Ueberanstrengung
der Kessel bewirken liefs, brachte die Heifsdampflokomotive
Kohlenersparnisse von 40 pCt. und Wasserersparnisse von
50 pCt. und mehr.
Heute sind die Schmidt’schen Heifsdampflokomotiven
über den ganzen Erdball verbreitet. Die Zahl der im Mai
1910 in Deutschland in Betrieb und Bau befindlichen Heifs-
dampflokomotiven betrug 2804, heute ist sie auf 6091 ge-
stiegen. In England und Kolonien einschl. Kanada von 136
auf 3587, in Frankreich von 327 auf 1735. Die Zahl der
Bahnverwaltungen, welche zum Heifsdampfbetrieb über-
gegangen sind, hat sich von 157 auf 440 erhöht.
Den gröfsten Anteil an der Zunahme der Heifsdampf-
lokomotiven zeigen jedoch die Vereinigten Staaten von Nord-
Amerika, deren Zahl in den letzten 3!/ Jahren von 122 auf
7109 gestiegen ist.
Die Zahl der Schutzrechte betrug im Mai 1910: 414 in
26 Staaten, während heute 697 Schutzrechte ın 32 Ländern
vorhanden sind.“
In einer zur Erinnerung an die Feier herausgegebenen
Festschrift ist das Wesen des Heifsdampfes sowie die kon-
struktive Ausbildung der Lokomotiven an zahlreichen Tafeln
und Abbildungen veranschaulicht.
Phoenix Aktien-Gesellschaft für Bergbau und Hütten-
betrieb. Die geschichtliche Entwicklung und der gegen-
wärtige Stand des Phoenix, Aktien-Gesellschaft für Bergbau
und Hüttenbetrieb in Hörde, wurde durch eine Denkschrift
zum 60 jährigen Bestehen des Unternehmens im Jahre 1912
erläutert. Bei der hohen, oft sprunghaften Entwicklung un-
serer industriellen Unternehmungen ist es von Zeit zu Zeit
wünschenswert, auf das Vergangene Rückschau zu halten,
da namentlich bei der Vereinigung mehrerer Werke die
Grundlagen der einzelnen Unternehmungen zu leicht in
Vergessenheit geraten.
Die Denkschrift schildert die neuzeitliche Entwicklung
des Grofsgewerbes im allgemeinen, sodann die geschicht-
liche Entwicklung des Phoenix und der mit ihm verschmolze-
nen Unternehmungen. Es wird zunächst die Vorgeschichte
des Phoenix und des Hörder Bergwerks- und Hütten-
Vereins und ferner die Geschichte der mit dem Phoenix
verschmolzenen Westfälischen Union, der Zeche Westende,
der Steinkohlen-Bergwerks- Aktien Gesellschaft Nordstern
und der Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerke vormals
Poensgen geschildert. Dann werden die sämtlichen jetzigen
Betriebsanlagen des Phoenix beschrieben und darauf die
Erzeugnisse des Phoenix und der Absatz besprochen.
Schliefslich werden die Wohlfahrtseinrichtungen behandelt.
10 Linientafeln und eine Reihe von Abbildungen aus samt-
lichen Werken des Phoenix erläutern die Denkschrift. Ins-
besondere in den Linientafeln ist nicht nur dem Industriellen
sondern auch dem Volkswirt und dem Fachmann ein ge-
nauer Einblick in das Werden und Wachsen der einzelnen
Unternehmungen des Phoenix und deren Erzeugnisse und
Arbeiterverhältnisse sowie Abgaben und Lasten gegeben.
Zum Schlufs sei erwähnt, dafs das Aktienkapital nebst
Schuldverschreibungen des Phoenix 139 Millionen Mark be-
trägt, während der Bruttogewinn im Jahre 1912 37,2 Millionen
und die Dividende 18 pCt. betrug. |
Wahl zum Stadtbaurat von Königsberg. Der Stadtbau-
meister Kutschke von Charlottenburg, Mitglied des Vereins
Deutscher Maschinen-Ingenieure, wurde durch die Stadtver-
ordnetenversammlung zum Stadtbaurat von Königsberg 1. Pr.
gewählt. Er wird dort die Leitung der gesamten Tiefbau-
verwaltung, zu welcher auch die Stadterweiterung mit der
Durchführung der Entfestigung und der Ausbau der Hafen-
anlagen gehört, übernehmen. In den letzten Jahren hat
Herr Kutschke das Stadterweiterungsamt von Charlotten-
burg geleitet, welches besonders die umfangreichen städte-
baulichen Erschliefsungen im Westen und Norden dieser
Stadt und die wichtigen Verkehrsfragen dieser Gegend be-
arbeitet hat. Er war vordem technischer Direktor einer
unserer grofsen Tiefbauunternehmungen, als welcher er be-
sonders in Berlin und Umgegend städtische Brückenbauten
und Kanalisationsarbeiten nach seinen Plänen durchge-
führt hat.
Ludwig Max Goldberger +. Der Geheime Kommerzien-
rat Goldberger, Präsident der Ständigen Ausstellungs-
kommission für die Deutsche Industrie, ist am 22. Oktober
1913 verstorben. Goldberger hat die Ständige Ausstellungs-
kommission begründet und bis in die letzten Tage geleitet.
Er hat sich dadurch nicht nur den Dank der Industrie,
sondern allgemeine Anerkennung erworben. Weiteren
Kreisen ist der Verstorbene durch seine treffliche Schrift
über die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika bekannt
geworden, in der er Amerika als „das Land der unbegrenzten
Möglichkeiten“ bezeichnet hat.
Eine neue Verwendung des Prometheus-Hohlrost D.R.P.
mit Wasserinnenkühlung. In Heft No. 869 vom 1. September
d. J. hatten wir den von der Firma Deutsche Prometheus-
Hohlrost-Werke G. m. b. H,. Hannover, hergestellten Hohl-
[1. November 1913]
rost besprochen und können heute auf Grund einer uns
vorliegenden Ausarbeitung des Herrn Zivilingenieur Rein
(B. D. C.-I.), Hannover, weitere Angaben machen. Herr
Zivil-Ingenieur Rein hat mit dem Prometheus-Hohlrost auch
in hüttentechnischen Oefen hervorragende Resultate erzielt
und schreibt in einem diesbezügl. Artikel u. a.:
Nach eingehendem Studium der hüttentechnischen
Feuerungen und gewissenhaften Vergleichen kam ich zu der
Ueberzeugung, dafs bei einer Brennstoffersparnis von nur
5 pCt. ein ganz bedeutender Vorteil zu erzielen sei. Nach-
stehendes Beispiel dürfte diese Annahme bestätigen.
Ein Flammofen für 20 t Fassung benötigt bei Ausrüstung
mit festen Roststäben etwa 8000 kg Flammkohlen für jede
Schmelzung. Dieselben kosten für je 100 kg 2M. Da der
Ofen zweimal in der Woche im Betriebe ist, im Jahre dem-
nach rund 100 Schmelzungen macht, werden genau 800 t
Flammkohlen verbrannt. Würden von diesen 800 t nur
5 pCt. = 40 t jährlich erspart, so entspricht dies einem
Kapitale von 800 M.
Die Roststäbe müssen fünfmal ersetzt werden. Sie
wiegen 600 kg, sodafs ein Roststabmaterialverbrauch von
3000 kg eintritt, welcher mit 10 M für je 100 kg eingesetzt,
einem Werte von 300 M entspräche.
ZZ...
ER
Ò oO.
Prometheus-Hohlrost mit Wasserzuleitung für einen
Flammofen.
Zu diesen Ersparnissen tritt ferner der Vorzug, dafs die
Feuerung von einem Mann bedient werden kann und dafs
zum Wegbringen der Schlacke gleichfalls weniger Hilfs-
krafte erforderlich sind. Auf jeden Fall kann ein Mann bei
der Bedienung des Ofens gespart werden. Da der Ofen
durchschnittlich 16 Stunden unter Feuer ist, käme bei
100 Schmelzungen 1600 Stunden zu 0,50 M in Betracht, was
einer weiteren Ersparnis von 800 M pro Jahr entspricht.
Nach meinen Betrachtungen könnten demgemäfs 1900 M
Ersparnisse gewährleistet werden und sind hiervon ledig-
lich die Kosten des Kühlwassers in Abzug zu bringen. Der
Verbrauch an Kühlwasser stellt sich auf 1—11/ cbm in der
Stunde, für unser Beispiel also ungefähr auf 2000 cbm im
Jahr. Der Preis des Wassers beträgt 0,05 M, sodafs ein
Betrag von 100 M für das Kühlwasser in Abzug zu bringen
wäre.
Der Einbau des Rostes stellt sich einschliefslich sämt-
licher Maurerarbeiten und Nebenapparate, wie Thermometer,
Ventile usw. auf 4000 M. Schreibe ich diesen Betrag in
5 Jahren ab, so bleibt nach Abzug von 800 M pro Jahr noch
ein Verdienst von 1000 M übrig.
An diesen Zahlen dürfen kaufmännisch denkende Be-
triebsbeamte nicht achtlos vorüber gehen und es gelang mir
infolgedessen sehr bald, die ersten Hohlroste in hüttentech-
nischen Betrieben einzubauen.
Die an einem Giefsereiflammofen für 10 000 kg Fassung
mit dem Prometheus-Hohlrost vorgenommenen Betriebsver-
suche bestätigten nicht nur vorstehende Voraussetzungen,
sondern erbrachten noch weit günstigere Resultate und be-
rechtigen somit zu dem Schlufs, dafs auch diese neue
Feuerung für hüttentechnische Oefen ein sehr wertvolles
Hilfsmittel bedeutet.
Geschäftliche Nachrichten.
Die Firma Josef Elbert, Niederlahnstein am Rhein,
bietet in einem der heutigen Nummer der Annalen beige-
fügten Prospekt ihre Fabrikate an, und zwar Schweifsbrenner
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
|
I
[No. 873] 171
für Acetylen-Sauerstoff System „Elbert“, bei denen kein
Nachschleifen der Hähne erforderlich ist, da nur starke
Niederschraubventile Verwendung finden. Ferner Schweifs-
brenner für Wasserstoff-Sauerstoff, Acetylen-Dissous-Sauer-
stoff, Schneidbrenner, Reduzierventile für Sauerstoff, Wasser-
stoff, Acetylen-Dissous usw., Schläuche in Stahl für autogene
Schweifs- und Schneidzwecke, Schläuche in Gummi, Schutz-
brillen, Acetylen-Entwicklungs-Apparate, Apparate für den
Innen- und Aufsenbetrieb sowie komplette Schweifs- und
Schneidanlagen für jede Beanspruchung.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Verliehen: der Charakter als Geheimer Baurat dem
Marine-Intendantur- und Baurat Hagen.
Versetzt: der Postbauinspektor Baurat Peisker von
Barmen nach Düsseldorf.
Militärbauverwaltung Preufsen.
Etatmäfsig angestellt: die Regierungsbaumeister
Lauer in Saarlouis als Leiter von Neubauten in Saarlouis,
Ellerbrock in Osnabrück als Leiter von Neubauten in Osna-
brück, Cudell in Köln als Leiter von Neubauten in Köln,
Schmidt in Eilenburg als Leiter von Neubauten in Eilenburg,
Gentz in Hannover als Leiter von Neubauten in Hannover,
Löcher in Hagenau als Leiter von Neubauten in Hagenau,
Wiesen in Karlsruhe als technischer Hilfsarbeiter der Inten-
dantur des XIV. Armeekorps, Andreae in Küstrin als Leiter
von Neubauten in Küstrin, Bösenberg in Altona als techni-
scher Hilfsarbeiter der Intendantur des IX. Armeekorps,
Asbach in Saarbrücken als Leiter von Neubauten in Saar-
brücken, Zwingmann in Wittenberg als Leiter von Neubauten
in Insterburg, Behrend in Gera als Leiter von Neubauten in
Gera, Oehlmann in Köln als Leiter von Neubauten in Köln.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: der Bau-
rat Atzert, Vorstand des Militärbauamts Metz III.
Preufsen.
Ernannt: zum Regierungs- und Baurat der Baurat
Mangelsdorff in Hannover;
zu etatmäfsigen Professoren an der Techn. Hochschule
in Danzig der Abteilungsvorsteher am Physikalisch - Chemi-
schen Institut der Friedrich - Wilhelms - Universitat in Berlin
aufserordentl. Professor Dr. Hans v. Wartenberg und der
bisherige Hüttendirektor Wilhelm Häbich in Freiburg i. B.
Verliehen: der Charakter als Geheimer Regierungsrat
dem etatmäfsigen Professor an der Techn. Hochschule in
Danzig Johann Schütte;
der Charakter als Baurat dem Architekten Regierungs-
baumeister a. D. Robert Leibnitz in Berlin;
etatmäfsige Stellen für Mitglieder des Eisenbahn-Zentral-
amts dem Regierungs- und Baurat Wendler in Berlin, für
Vorstände der Eisenbahn-Betriebsämter den Regierungsbau-
meistern des Eisenbahnbaufaches Froese in Oberlahnstein,
Lichtenfels in Küstrin, Pleger in Lyck, Berlinghoff in Kleve,
für Vorstände der Eisenbahn-Werkstättenämter den Re-
gierungsbaumeistern Cohn in Oels und Johann Schröder in
Neumünster;
etatmäfsige Stellen als Regierungsbaumeister den Re-
gierungsbaumeistern des Maschinenbaufaches Wischmann in
Cassel und Brann in Görlitz, den Regierungsbaumeistern
des Eisenbahnbaufaches Rosien in Cassel, Ruckes in Magde-
burg und Moldenhauer in Marggrabowa, dem Grofsherzog-
lich hessischen Regierungsbaumeister des Eisenbahnbau-
faches Stegmayer in Korbach, den Regierungsbaumeistern
des Wasser- und Strafsenbaufaches Pietsch, gegenwärtig
nach Schweidnitz beurlaubt, und Thürnau in Hemfurt (beide
im Geschäftsbereich der Weserstrombauverwaltung), den
Regierungsbaumeistern des Hochbaufaches Ihnken in Pforta,
Bernhard Fischer und Peters, beide in Berlin (im Geschäfts-
bereich des Polizeipräsidiums daselbst), Dr. phil. Kohl in
Berlin (im Geschäftsbereich der Ministerial -Baukommission
172 [No. 873]
daselbst), Pfaffendorf in Münster i. W., Wissmann in Herne
(im Geschäftsbereich der Eisenbahndirektion in Essen),
Lakemeyer in Berlin (im Geschäftsbereich des Polizeipräsi-
diums daselbst), Masur bei der Regierung in Posen und
Erich Schmidt bei der Regierung in Aachen.
Einberufen: zur Beschäftigung im Staatseisenbahn-
dienst der Regierungsbaumeister des Maschinenbaufaches
Schwartzkopff bei der Eisenbahndirektion in Halle a.d.S.
sowie die Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufaches
Hitzer bei der Eisenbahndirektion in Königsberg 1. Pr.,
Schulte, Binder und Kirn bei der Eisenbahndirektion in
Breslau, Brühne bei der Eisenbahndirektion in Hannover
und Storck bei der Eisenbahndirektion in Frankfurt am Main.
Ueberwiesen: der Regierungs- und Baurat Mangels-
dorff der Kgl. Klosterkammer in Hannover und der Re-
gierungsbaumeister Klaus, bisher beim Meliorationsbauamt Il
in Magdeburg, dem dortigen Meliorationsbauamt I.
Zur Beschäftigung überwiesen: der Regierungs-
baumeister des Maschinenbaufaches Hanebuth der Regierung
in Stettin, der Regierungsbaumeister des Wasser- und
Strafsenbaufaches Schilling der Oderstrombauverwaltung in
Breslau, die Regierungsbaumeister des Hochbaufaches
Dr. Cohn (bisher beurlaubt) der Ministerial-Baukommission
in Berlin und Ekkehard Otto der Regierung in Potsdam.
Versetzt: der Baurat Drescher, bisher Vorstand des
Meliorationsbauamts in Czarnikau, nach Koblenz als Hilfs-
arbeiter bei dem meliorationstechnischen Regierungs- und
Baurat fiir die Rheinprovinz und die Hohenzollernschen
Lande;
die Regierungsbaumeister Wolle, bisher beim Meliorations-
bauamt in Wiesbaden, nach Czarnikau als Vorstand des
dortigen Meliorationsbauamts, Erhardt, bisher beim Melio-
rationsbauamt in Stettin, an das Meliorationsbauamt in
Erfurt, Brey, bisher beim Meliorationsbauamt in Bonn, an
das Meliorationsbauamt in Briesen i. W.-Pr., Greis, bisher
beim Meliorationsbauamt in Erfurt, an das Meliorationsbau-
amt in Stettin und Max Hoffmann, bisher beim Meliorations-
bauamt in Lippstadt, an die Landwirtschaftliche Hochschule
in Berlin als Assistent am Institut für Kulturtechnik und
Meliorationswesen;
der Regierungsbaumeister des Maschinenbaufaches
Gygas von Berlin nach Königsberg i. Pr., die Regierungsbau-
meister des Wasser- und Strafsenbaufaches Lahrs von
Stettin nach Geestemünde, Fischbach von Hannover nach
Hannöversch-Münden, Reese von Emden nach Hannover und
Kahle von Osterkappeln nach Danzig, die Regierungsbau-
meister des Hochbaufaches Ihnken von Magdeburg nach
Pforta, Lübbert von Luckenwalde nach Berlin, Selting von
Wollstein nach Merseburg, Karl Becker von Neuenburg nach
Marienwerder, Rieken von Goslar nach Göttingen, Rahn
von Sonderburg nach Lüneburg und Huber von Schlangen-
bad nach Berlin. :
Aus dem Staatseisenbahndienst ausgeschieden:
der Regierungsbaumeister des Maschinenbaufaches Brauer
in Elberfeld infolge Ernennung zum Kgl. Oberlehrer an den
vereinigten Maschinenbauschulen daselbst.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienst erteilt: dem Baurat Dr.:|ng. Dr. Holtmeyer in
Magdeburg und dem Regierungsbaumeister des Wasser- und
Strafsenbaufaches Jentsch in Charlottenburg.
Bayern.
Ernannt: zum Bauamtassessor bei dem Kgl. Strafsen-
und Flufsbauamt Traunstein der Regierungsbaumeister bei
diesem Amt Karl Röhrl, zum Bauamtsassessor aulser dem
Stande bei dem Kgl. Neubauamt für die Mainkanalisierung
Aschaffenburg der Regierungsbaumeister bei diesem Amt
Theodor Reichel, zum Bauamtsassessor zur Verfügung des
Kgl. Staatsministeriums des Innern für besondere Dienstes-
aufgaben der Regierungsbaumeister bei dem Kgl. Strafsen-
und Flufsbauamt Aschaffenburg Heinrich Neuner und zum
Bauamtsassessor bei dem Kgl. Wasserversorgungsbureau der
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. November 1913]
Regierungsbaumeister bei dieser Stelle Anton Wöhrle, zu
Bauamtsassessoren bei dem Kulturbauamt München der
Regierungsbaumeister bei der Obersten Baubehörde im Kgl.
Staatsministerium des Innern Friedrich Leipoldinger und bei
dem Kulturbauamt Bayreuth der Regierungsbaumeister bei
diesem Amt Georg Schenk;
zum Assistenten mit Beamteneigenschaft an der Tech-
nischen Hochschule in München der Dipl.:3ng. und nicht-
etatmafsige Assistent am Mechanisch-Technischen Labo-
ratorium der Technischen Hochschule in München Karl Huber.
Verliehen: der Titel und Rang eines Kgl. Bauamt-
manns dem Bezirkskulturingenieur und Vorstand des Kgl.
Kulturbauamts Ansbach Adolf Brunner, dem Bauamtsassessor
und Vorstand des Kgl. Kulturbauamts Neustadt a. H. Oskar
Grob, dem Bezirkskulturingenieur und Vorstand des Kgl.
Kulturbauamts Ingolstadt Karl Pfnür, dem Bezirkskultur-
ingenieur und Vorstand des Kgl. Kulturbauamts Günzburg
Friedrich Hertlein, dem Bauamtsassessor und Vorstand des
Kgl. Kulturbauamts Bayreuth Georg Samhammer.
Befördert: in etatmafsiger Weise zum Bauamtmann
und Vorstand des Kgl. Strafsen- und Flufsbauamts Neuburg
a. D. der Bauamtsassessor bei dem Kgl. Strafsen- und Flufs-
bauamt Ingolstadt Karl Specht.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: der Bau-
amtmann und Vorstand des Kgl. Landbauamts München Rgl.
Baurat Friedrich Adelung unter Verleihung des Titels und
Ranges eines Kgl. Oberbaurats und der Bauamtmann und
Vorstand des Kgl. Strafsen- und Flufsbauamts Neuburg a.D.
Kgl. Baurat Adam Egler.
Sachsen.
Verliehen; der Titel Baurat mit dem Range in der
4. Klasse der Hofrangordnung dem Direktor der Bauschule
in Leipzig Professor Stade.
Angestellt: als etatmäfsiger Regierungsbaumeister der
bisher aufseretatmäfsige RegierungsbaumeisterVoigtinLeipzig.
Versetzt: die Bauamtmänner Baurat Schulze beim
Landbauamt Plauen und Neumann bei der Bauleitung für
den Umbau des Opernhauses in Dresden sowie der Regie-
rungsbaumeister Heise beim Landbauamt Dresden II in das
Hochbautechnische Bureau, die Bauamtmänner Baurat Benn-
dorf vom Strafsen- und Wasserbauamt Dresden lI zum
Strafsen- und Wasserbauamt Chemnitz, Eberding vom
Strafsen- und Wasserbauamt Chemnitz zum Strafsen- und
Wasserbauamt Zittau, Weller vom Strafsen- und Wasser-
bauamt Zittau zum Strafsen- und Wasserbauamt Meifsen I
und Henker vom Strafsen- und Wasserbauamt Meifsen I zum
Strafsen- und Wasserbauamt Dresden II, der Regierungs-
baumeister Limmer vom Strafsen- und Wasserbauamt Plauen
zum Strafsen- und Wasserbauamt Dresden II, die nicht-
ständigen Regierungsbaumeister Credner beim Neubauamt
der Technischen Hochschule in Dresden zum Landbauamt
Plauen und Klötzer beim Landbauamt Bautzen zum Neu-
bauamt des Deutschen Büchereigebäudes in Leipzig;
der Finanz- und Baurat Decker von der Betriebsdirektion
Dresden-N. als Vorstand zum Bauamt Bautzen, die Bauräte
Krah vom Bauamt Zwickau I zur Betriebsdirektion Dresden-N.,
Kluge vom Maschinenbetriebsbureau (Dresden) zur General-
direktion, Meyer vom Maschinenamt Dresden-N. als Vor-
stand zum Maschinenbetriebsbureau (Dresden), Otto vom
Bauamt Bautzen zur Betriebsdirektion Zwickau und Pfeiffer
vom Neubauamt Dresden-A. West als Vorstand zum Bau-
amt Zwickau I, die Bauamtmänner Seidel beim Bauamt
Pirna zum Neubauamt Aue, Zimmer beim Neubauamt Aue
zum Bauamt Pirna, Michauck vom Maschinenbetriebsbureau
(Dresden) als Vorstand zum Maschinenamt Dresden-N. und
Lauenstein vom NeubauamtZittau als Vorstand zum Neubau-
amt Dresden-A. West.
Gestorben: Regierungs- und Baurat Landsberg, Vor-
stand des Eisenbahn-Betriebsamts 1 in Halle a. d. S., und
Dr.-Ing. Rudolf Diesel in München.
Verlag F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
Ganze Reihe No. 874
Berlin, 15. November 1913
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DIE ZEITSCHRIFT WIRD NACH VEREINBARUNG MIT DEM VEREIN DEUTSCHER MASCHINEN -
SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MARZ 1881,
INGENIEURE
FÜR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts - Verzeichnis
Seite
Verein Deutscher Maschinen-'ngenieure. Versammlung am 21 Ok-
tober 1913. Nachruf fur Regierungsbaumeister M., Reschke, Magdeburg,
und Dr.»\ng. R. Diesel, Munchen. Vortrag des Regierungs- und Bau-
Seite
Mechanische Kohlenförderung im Eisenbahndienst und die
Frage der Erhöhung der Ausnutzung der Bahnhofsanlagen.
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen - Ingenieure am
20. Mai 1913 vom Regierungsbaumeister Dr.:Jng Bruno Schwarze,
rats Messerschinidt, Berlin, uber; „Das Ausdrehen von Radreifen in Guben. (Mit Abb.) (Schlufs) 22 0 0. 6 en 181
Eisenbahnwerkstatten® 200 173 Verschiedenes. . . . . . 2 2 ew o‘ . 194
Zwanglose Mitteilungen über die Beratung des VI. Internationalen Dampf-Rohrblaser Lanz (Mit Abb) — Flektrisierung: von Staatsbahn-
Kongresses fiir die Materialpriifung der Technik in New-York strecken. — Bulgarien. Lieferung von gufseisernen Röhren und Zu-
im Sommer 1912 sowie über amerikanisches Eisenbahnwesen. behorteilen. — Norwegen. Lieferung und Transport von Eisenbahn-
Vortrag. gehalten im Verein Deutscher Maschinen Ingenieure am material. — Die Verweitung der Hochofenschlacke zu Bauzwecken.
15. April 1913 vom a F. Jahnke, Charlottenburg (Mit Abb.) Geschäftliche Nachrichten. . 2 2 2 2 mn nn 2 ee we te ew 1%
fschluls) "2 u ran a 2 ae A a ne ee GS ee e 174 Personal-Nachrichten. Dee a See can ee Yes ee oe 196
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
Versammlung am 21. Oktober 1913
Vorsitzender: Herr Ministerialdirektor Dr.-Ing. Wichert — Schriftführer: Herr Geheimer Baurat Schlesinger
Nach Eröffnung der Versammlung gedenkt der
Vorsitzende des überaus schweren Unglücks, das die
deutsche Luftschiffahrt durch den Verlust des Marine-
Luftkreuzers „L. 2“ betroffen hat, wobei 28 Personen
ihren “Tod gefunden haben. Grofse Opfer an Leben
und Gut hat die Entwicklung der Luftschiffahrt schon
gekostet. Bisher sind die meisten Unfälle fast stets
durch äufsere Kräfte veranlafst worden. Diesmal hat
jedoch die Zerstörung von innen heraus stattgefunden,
indem die für das Luftschiff nötigen leicht brennbaren
Stoffe — Benzin und Wasserstoff — auf eine nicht auf-
geklärte Weise in Brand geraten sind. Dieser Umstand
gibt wohl Veranlassung zum Denken, aber nicht zum
Verzagen. Unser besonderes Mitgefühl gilt dem Grafen
Zeppelin, dem Vater der deutschen Luftschiffahrt, der
noch im hohen Alter sein Lebenswerk immer wieder
durch den Eintritt von Katastrophen gefährdet sehen
mufs. Aber wie Graf Zeppelin, durchdrungen von
seiner felsenfesten Ueberzeugung der Güte und Durch-
führbarkeit seiner Erfindungen und getragen von der
Sympathie des ganzen deutschen Volkes bisher stets
allen Tücken des Schicksales getrotzt und aus jedem
Unfall neuen Mut und frische Kraft zum Vorwärts-
kämpfen gewonnen hat, so möge es ihm und seinen
bewährten Beratern auch jetzt gelingen, der feindlichen
Kräfte Herr zu werden und sein Ziel, das deutsche
Vaterland auch zur Luft wehrhaft zu machen, siegreich
zu erringen. Heute sind die Opfer zur letzten Ruhe
bestattet worden; schmerzerfüllt hat ihnen der Kaiser
das Geleit gegeben und ın Gedanken haben wir alle,
ganz Deutschland, an der Bahre gestanden. Das Grab
soll uns aber nicht die Vernichtung, sondern die Neu-
belebung unserer Hoffnungen sein. Die Anwesenden
erheben sich zu Ehren der Toten.
Der Verein hat den Verlust von zwei Mitgliedern
zu beklagen. Herr Regierungsbaumeister M. Reschke
ist am 28. September 1913 in Magdeburg verstorben.
Unser Mitglied, Herr Dr.- Jng. R. Diesel, München,
ist am 29. September 1913 auf der Fahrt von Ant-
werpen nach England verunglückt. Ueber die näheren
Umstände dieses traurigen Falles sind Sie ja alle durch
die öffentlichen Blätter in Kenntnis gesetzt, ebenso
kennen Sie seine Verdienste um die Technik, sodats
ich wohl verzichten kann, hierauf noch näher einzu-
gehen. Diesel war ein Pfadfinder, ein Bahnbrecher der
Technik. Sein genialer erfinderischer Gedanke hat die
Verbrennungskraftmaschine der allgemeinsten Anwen-
dung zugeführt, nicht nur bei ortsfesten Anlagen, sondern
auch im Schiffbau, sodafs schon etwa 300 Schiffe mit
Diesel-Motoren ausgerüstet sind. Seit einiger Zeit
sind auch Versuche aufgenommen, den Diesel-Motor
für den Eisenbahndienst nutzbar zu machen. Wie bei
jeder Erfindung, ehe sie sich durchgerungen hat, grofse
Opfer zu bringen sind, so blieben sie auch Diesel nicht
erspart; er hat einen dornenreichen Weg zu überwinden
gehabt. Wir werden den Verstorbenen ein treues An-
denken bewahren. Die Anwesenden erheben sich zu
Ehren der Verstorbenen.
Herr Baurat C. Guillery hat dem Verein eine
Anzahl Sonderabdrücke über „Die Geschichte der Eisen-
bahntriebwagen“ zur Verteilung zugehen lassen. Leider
sind nicht so viel Exemplare vorhanden, dafs jedem
von Ihnen ein solches zugestellt werden kann. Es
sollen daher die vorhandenen Exemplare zunächst an
die jüngeren Mitglieder übermittelt werden, soweit der
Vorrat reicht.
Herr Regierungs- und Baurat Messerschmidt,
Berlin-Friedenau, spricht demnächst über
Das Ausdrehen von Radreifen in Eisenbahn-
werkstätten.
Der mit zahlreichen Lichtbildern ausgestattete und
mit grofsem Beifall aufgenommene Vortrag sowie die
anschliefsende Besprechung wird später veröftentlicht.
Die Abstimmung hat die Aufnahme folgender
Herren als ordentliche Mitglieder ergeben:
Ernst Flume, Regierungs- und Baurat, Stettin,
Moritz Hochwald, Oberingenieur, Berlin, Albert
Köhnke, Ingenieur, technischer Direktor der Waggon-
fabrik Görlitz.
Die Niederschrift der Versammlung vom 16. Sep-
tember 1913 wird genehmigt.
Nachdruck des Inhaltes verboten.
174 (No. 874]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. November 1913]
Zwanglose Mitteilungen über die Beratung des VI. Internationalen Kongresses
für die Materialprüfung der Technik in New York im Sommer 19012 Sowie
über amerikanisches Eisenbahnwesen _
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 15. April 1913 vom Oberbaurat
F. Jahnke, Charlottenburg
(Mit 11 Abbildungen)
(Schlufs von Seite 160)
Was die Fahrzeuge der Eisenbahnen betrifft, so
lassen die Lokomotiven wie bei uns eine fortschreitende
Entwickelung im Sinne allmählicher Steigerung der
Leistungsfähigkeit erkennen. Während bei meinem
früheren Besuch im Jahre 1903 für den Personenzug-
verkehr die sogenannte Atlantic-Type 2-B-1, für den
Güterzugverkehr die Consolidation-lype 1-D die eigent-
lichen Normallokomotiven waren, sind sie jetzt durch
die Pacific-Type 2-C-1 für den Personenzugverkehr und
die Mikado-Type 1-D-1 für den Güterzugverkehr ab-
gelöst worden. In bedeutendem Umfange hat die Dampf-
überhitzung Anwendung gefunden. Selbstverständlich
haben die Amerikaner selbst auch eigene Bauarten von
Ueberhitzern erprobt und eingeführt. Jedoch konnte
ich den Aeufserungen der Eisenbahnmaschinentechniker
entnehmen, dafs keine dieser Bauarten dem Schmidt’schen
Rauchröhrenüberhitzer überlegen ist, letzterer vielmehr
von Vielen vorgezogen wird. Verbund- und Vierzylinder-
lokomotiven finden sich wie früher nur in geringer
Zahl. Der hervorstechendste Unterschied der amerika-
nischen Lokomotiven gegen die bei uns üblichen Loko-
motiven liegt nach wie vor in der Gröfse von Rost-
und Heizflächen. Rostflächen von 5 und mehr qm, und
Heizflächen von 400 qm und darüber sind bei den
neueren Lokomotiven allgemein üblich. Die leistungs-
fahigste Lokomotive der Preufsischen Staatsbahnen für
‚den Personenzugverkehr ist zur Zeit die 2-C(S,,)-Loko-
motive. Sie hat 2,95 qm Rostfläche und 201,5 qm
Heizfläche (einschliefslich Ueberhitzerflache). Wenn-
gleich sie den zeitigen Anforderungen noch genügt, so
würde ihre Leistungsfähigkeit doch wesentlich gewinnen,
wenn man sie nach dem Vorbild der amerikanischen
Lokomotiven noch mit hinterer Laufachse bauen würde,
weil in diesem Falle namentlich Feuerkiste und Rost-
fläche besser entwickelt, aber auch die Heizfläche ver-
gröfsert werden könnte. Ein solcher Ausbau, der
übrigens bei neuen süddeutschen Lokomotiven bereits
üblich ist, empfiehlt sich auch schon deshalb, weil die
zulässigen Raddrucke bei der 2-C-Bauart nur mit Mühe
eingehalten werden können und weil es andererseits
für die Pünktlichkeit und Wirtschaftlichkeit des Zug-
verkehrs nur vorteilhaft sein kann, wenn die Lokomo-
tiven bei der regelmäfsigen Personenzugbeförderung
nicht bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit bean-
sprucht werden müssen.
Die Lokomotiven sind ganz allgemein mit Schüttel-
rosten versehen. Die einzelnen Rostelemente sind
doppelkammartig ausgebildet. Sie liegen quer in der
Feuerbüchse, greifen entweder fingerartig ineinander
oder stehen einander gegenüber und können um ihre
Auflager schwingen. Mittels nach unten reichender
Fortsätze sınd sie gruppenweise an wagerechte Schub-
stangen angeschlossen, die durch geeignete Hebel vom
Führerstande aus bewegt werden, um das Feuer von
Schlacke und Asche auch während der Fahrt nach Be-
darf reinigen und die Rostspalten frei halten zu können.
Da die Förderkohle mancher westfälischen Zechen
vielfach recht unrein ist und stark zum Schlacken neigt,
würde ein Versuch mit solchen Schüttelrosten auch
vielleicht bei unseren Lokomotiven angezeigt sein. Für
nicht backende Kohlen scheinen sie allerdings nicht
empfehlenswert zu sein, weil sie in diesem Falle leicht
gröfseren Brennmaterialverlust herbeiführen können.
Der Nutzen der Feuerschirme für die Schonung
des Kessels und die Förderung einer guten Verbrennung
wird auch von den amerikanischen Bahnen mehr und
mehr anerkannt. Der Einbau in die Feuerkiste weicht
jedoch von der bei uns üblichen Methode ab. Man
|
|
baut kein sich selbst tragendes Gewölbe, sondern stützt
die lose eingelegten Steine auf 3 bis 4 eingebaute
Wasserrohre nach nebenstehender Skizze (Abb. 7).
Diese Art des Einbaues hat den Vorteil, dafs die Steine
bei notwendigen Ausbesserungen an den Rohrwänden
herausgenommen und später wieder eingesetzt werden
können. Dennoch erreicht die Dauer selten mehr als
30 Tage, überschreitet also nicht das auf den preufsi-
schen Bahnen übliche Mafs. Man sagte mir, dafs die
Wasserrohre nicht etwa des besseren Wasserumlaufs
wegen eingebaut seien, obgleich sie diesen begünstigen,
sondern lediglich zur Unterstützung der Steine. Die
Se mguns der Wasserrohre begegnet keinen Schwierig-
eiten.
Abb. 7.
Wasserrohre als Träger des Feuerschirms in amerikanischen
Lokomotivfeuerbüchsen.
Für die Vermeidung des Funkenauswurfs hat sich
bei den amerikanischen Bahnen eine Funkenfängerbau-
art eingeführt, die, trotzdem neben ihr eine ganze An-
zahl anderer Bauarten in Anwendung stehen, doch als
Regelbauart bezeichnet werden kann und in Abb. 8
wiedergegeben ist. Der Weg der Funken ist durch
Pfeile angedeutet. Kennzeichnend für die Anordnung
ist der Einbau einer vollen Blechplatte C D Æ, durch die
die Gase stark nach unten abgelenkt werden; die mit-
gerissenen Funken werden gegen die Ablenkplatte CM
und nach der Ablenkung gegen ein gewöhnliches ebenes
Drahtnetz 77 geschleudert, das die Rauchkammer in
ganzer Breite durchquert. Die Funken werden durch
den Anprall teilweise zerkleinert, die kleinen Stücke
gehen durch das Netz und in den’ Schornstein, die
gröfseren fallen auf die Schürze FG und an ihr vorbei
in den Rauchgasstrom, der sie von neuem gegen die
Platte Z M und das Netz schleudert. Die Schürze FG
kann in der Höhe verstellt werden. Der Zweck der
Anordnung ist, die Funken so zu zerkleinern, dafs sie
ihre Zündwirkung verlieren. Wahrscheinlich wird auch
ein grofser Teil der Funken während des Herum-
wirbelns in der Rauchkammer verbrannt. Die Menge der
sich in der Rauchkammer sammelnden Lösche ist auch
nach längerer Fahrt sehr gering, ein Zeichen, dafs fast
die gesamte Lösche in zerkleinerter Gestalt zum Schorn-
stein hinausgeworfen wird. Die Drahtdicke des Funken-
netzes ist 2,5 mm, die Maschenweite beträgt für bitu-
minöse Kohle 6 mm. Es ist nicht unwahrscheinlich,
(15. November 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 874] 175
dafs zur guten Wirksamkeit ein ziemlich starker Zug
erfordert wird.
Neben den einfachen Blasrohrformen von kreis-
formigem Querschnitt finden sich auf vielen Bahnen
auch solche von mehr rechteckiger, also länglicher Ge-
stalt und es wird behauptet, dafs diese von besserer
Wirkung seien, weil an den Langseiten der Auspuff-
öffnung zwischen Dampfstrahl und Schornsteinwand
mehr Raum zum Mitreifsen der Rauchgase bleibe. Auf
der Lehigh-Valley Bahn waren Doppelblasrohrköpfe im
Gebrauch. Für jeden Zylinder war eine besondere
Auspufföffnung vorhanden. Beide Oeffnungen waren,
durch eine Zwischenwand von einander getrennt, in
einem Kopf nebeneinander angeordnet. Die Gesamt-
form des Kopfes zeigte also gleichfalls eine langliche
Oeffnung.
Abb. 8.
Anordnung des Funkenfangers in den Rauchkammern
amerikanischer Lokomotiven.
Die grofse körperliche Anstrengung, die die Be-
dienung der Feuerung auf den grofsen neueren Loko-
motiven dem Heizer auferlegt, namentlich auf den
grofsen Mallet-Lokomotiven, von denen solche mit
2x5 Treibrädern, 7,6 qm Rostfläche und 613 qm Heiz-
fläche auf der Santa Fe-Eisenbahn sich im Betriebe
befinden, hat es hie und da schon erforderlich gemacht,
die Lokomotiven mit 2 Heizern zu besetzen. Der Loko-
motivheizerverband versucht, diese Mafsregel in grölse-
rem Umfange durchzusetzen. Die Eisenbahnverwal-
tungen sträuben sich begreiflicherweise dagegen. Immer-
hin erkennen aber auch sie an, dafs, wenn mehr als
2000 kg Kohle in der Stunde verfeuert werden müssen,
einem Heizer diese Anstrengung für längere Zeit nicht
zugemutet werden kann. Diese Entwickelung hat dazu
geführt, Versuche mit der Einführung mechanischer
Rostbeschickung zu machen. Man hat Versuche mit
Einrichtungen gemacht, die die Kohle von oben durch
die Feuertür zuführen und mit solchen, die die Zufüh-
rung frischer Kohle von unten durch die brennende
Materialschicht hindurch bewirken. Die Vorrichtungen
der ersteren Art hatten den erheblichen Nachteil, dafs
sie den Führerstand und die freie Bewegung auf ihm
sehr einengten. Vorrichtungen der letzteren Art sind
namentlich von dem Maschinendirektor Crawford in
Pittsburgh mit einigem Erfolg entwickelt worden. Zur
Zeit meiner Anwesenheit waren bereits über 170 Loko-
motiven der Pennsylvania-Bahn mit diesem Underfeed-
stoker versehen und im Betriebe. Immerhin befindet
sich der mechanische Rostbeschicker noch in der Ent-
wickelung. Auf Einzelheiten einzugehen, mufs ich mir
hier versagen. Nur soviel mag bemerkt werden, dafs
ein seitlich am Lokomotivrahmen befestigter Dampf-
zylinder von 400 mm Durchm. und 250 mm Hub eine
quer unter dem Führerstand liegende Welle in schwin-
gende Bewegung versetzt, von der aus Kohlenzerklei-
nerer und auf dem Tender angeordnete Transportrinnen,
sowie nach der Längsrichtung’ vertieft im Roste einge-
baute Transportrinnen betrieben werden. Die ganze
Einrichtung liegt also unterhalb des Fufsbodens und
ist für die Hantierung des Personals auf dem Führer-
stand nicht hinderlich. Man sagte mir, dafs ein guter
Heizer wirtschaftlicher heize, als dies mit dem mecha-
nischen Rostbeschicker bisher möglich sei, gab auch
zu, dafs der gesamte Apparat eine nicht erwünschte
Komplikation darstelle, die noch zu mancherlei Störun-
gen Anlafs gebe, die Verwendbarkeit sei indessen er-
wiesen und im übrigen arbeite man mit Eifer an seiner
Verbesserung, weil man der Ansicht sei, dafs die wirt-
schaftliche Beförderung der Massengüter stärkste Loko-
motiven und voll ausgelastete Züge bei möglichster
Beschränkung der Arbeitskräfte notwendig mache.
In den westlichen Gegenden der Vereinigten Staaten,
wird aus wirtschaftlichen Gründen in grofsem Umfange |
entbenziniertes Rohöl zur Lokomotivheizung verwendet.
So wurden von den 2454 Lokomotiven der Santa Fe-
Eisenbahn 508 Lokomotiven mit Oel geheizt. Ich sah
auf dieser Bahn einen Brenner, der sich in jahrelangem
Betriebe bewährt hat und von bemerkenswerter Ein-
fachheit war. Seine Bauart zeigt Abb. 9. Durch den
unteren sehr schmalen Schlitz tritt mit grofser Ge-
schwindigkeit Kesseldampf aus, während durch die
obere rechteckige Oeffnung unter eigenem Druck Oel
aus dem Oelbehälter auf dem Tender zufliefst und auf
den sich fächerartig ausbreitenden Dampfstrahl fällt, der
es zersträubt. Ein Brenner wie ihn die Skizze darstellt,
genügt für Lokomotiven von mehr als 400 qm Heiz-
fläche und einem wagerechten Querschnitt der Feuer-
kiste von 5 qm. Der Brenner ist unterhalb der Stiefel-
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Oelbrenner für Lokomotiven der Atchison & Santa Fé-Eisenbahn.
knechtsplatte angeordnet, die Flamme ist also nach
rückwärts gerichtet. Der mit feuerfesten Steinen aus-
gesetzte Verbrennungsherd ist an den Feuerbuchsring
angeschraubt. Die Ausmauerung ragt noch soweit in
die Feuerkiste selbst, dafs die Feuerkistenwände vor
der unmittelbaren Einwirkung der Flamme sicher ge-
schützt sind. Da sich mit der Zeit Krusten von Oel-
rückständen und Staub um die Ränder der Heizrohre
in der Rohrwand bilden, wird nach Bedarf von Zeit
zu Zeit durch ein bewegliches Rohr scharfer Sand in
die Feuerkiste eingeführt, der von dem scharfen Zuge
bei weiter geöffnetem Regler mitgerissen wird und die
Rohre reinigt. Der Oelbehälter wird nach Bedarf
durch Dampf erwärmt, auch das Oelzuführungsrohr ist
mit einem Dampfmantel umgeben, um das Oel vorzu-
wärmen und die Vergasung vorzubereiten. Für die
Anheizung der Lokomotiven ist eine Dampfleitung im
Lokomotivschuppen vorgesehen, an die angeschlossen
werden kann. Dafs übrigens auch bei der Oelfeuerung
die Verbrennung keine vollkommene ist, zeigte ein
schwacher Rauch, der sowohl während der Fahrt, wie
während des Stillstandes dem Schornstein entwich.
Eine der bemerkenswertesten Neuerungen der
letzten Jahre auf dem Gebiete des amerikanischen
Lokomotivbaues bildet die Jacobs-Shupert-Feuerkiste.
Wie Abbildung 10 zeigt, besteht die innere Feuerkiste
aus einer Anzahl von aus Flufseisenblech hergestellten
N-förmig gebogenen Prefsstücken von U-förmigem
Querschnitt (4), die unter Zwischenschiebung von ebenen
durchbrochenen Stehblechen (C) durch Nietung mitein-
ander verbunden und deren untere Enden durch ent-
sprechende Abbiegung und Formung der Flanschen
einander überlappend an den Feuerbuchsring angenietet
sind. Die äufsere Feuerkiste ist, wie die Abbildungen
zeigen, aus ähnlichen Prefsstücken (23) mit den zwischen-
genieteten Stehblechen (C) gebildet. Man könnte die
neue Feuerkiste demnach im Gegensatz zur Stehbolzen-
feuerkiste die Stehblechfeuerkiste nennen. Stehbolzen
sind nur noch zwischen den ebenen Rückwänden und
176 (No. 874]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. November 1913]
zwischen Stiefelknechtsplatte und Rohrwand der Feuer-
kiste erforderlich. Die Erfinder beabsichtigten, mit
dieser Bauart eine Feuerkiste zu schaffen, die eben
wegen der Entbehrlichkeit der zu vielen Störungen An-
lafs gebenden Stehbolzen weniger Ausbesserungen ver-
ursachen sollte, die aufserdem gröfsere Sicherheit gegen
Explosionsgefahr bieten und eine gröfsere Verdampfungs-
fähigkeit aufweisen sollte. Die Erfinder der neuen
Bauart waren früher Angestellte der Santa Fe-Eisen-
bahn. So ist es erklärlich, dafs die ersten Versuche
auch bei dieser Bahn vorgenommen wurden. Inzwischen
hat die Santa Fé-Bahn über 200 der neuen Feuerkisten
beschafft und in Betrieb genommen. Die älteste der
mit dieser Feuerkiste versehenen Lokomotiven No. 917
befindet sich seit 3'/2 Jahren in schwerem Güterzug-
dienst. Sie ist eine 1-E-1 Tandemverbundlokornotive
mit 5,4 qm Rostfläche und 15 Atmosphären Kesseldruck
und für Oelfeuerung eingerichtet. Eine andere Feuer-
kiste gleicher Bauart, die in der Lokomotive No. 962
eingebaut war, hat dagegen nach dreijähriger Betriebs-
dauer ersetzt werden müssen. Ich hatte Gelegenheit, in
Topeka eine Anzahl zur Ausbesserung in den Werk-
stätten befindliche Lokomotiven mit der neuen Feuer-
verschiedenheiten andererseits verursachten Verschie-
bungen ausreichend nachgeben zu können. Infolgedessen
beulte sich die Rohrwand aus, die Rohre wurden undicht
und ebenso die Nietungen. Es wurde zunächst versucht,
die Heizrohre in die Rohrwand mit der Sauerstoff-
flamme einzuschweifsen. Obgleich die Arbeit gelang,
ist man später doch wegen ihrer Kostspieligkeit davon
abgekommen und hat bei neuen Feuerkisten für Rohr-
wand und Türwand besondere gekümpelte Bleche ver-
wendet, wie dies die erste Abbildung zeigt, und dadurch
wieder den Zustand geschaffen, wie er bezüglich Rohr-
und Türwand der inneren Feuerkiste schon bei der
bisherigen Bauart bestand. Ferner traten im oberen
Teil des äufseren Feuerkistenmantels in den Nietnähten
und den Umbugen der dem Langkessel zunächst ge-
legenen Ringe Risse bei (4) auf. Man schrieb das
Entstehen dieser Risse der eigenartigen Verankerung
des oberen Teiles der ebenen Türwand mit den Ringen
des äufseren Feuerkistenmantels zu, wie sie anfänglich
üblich war und in der Skizze durch die punktierten
Linien (a) angedeutet ist. Es zeigte sich nämlich, dafs
die Risse nur an den Ringen auftraten, die zwischen
den Befestigungsstellen der Türwandanker am Feuer-
Abb. 10.
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Querschnitt Stirnansicht
Langenschnitt.
der Jacobs-Shupert Feuerkiste in neueren Ausführungen.
kiste zu besichtigen, ebenso in Argentine bei Kansas
eine Anzahl im Betriebe. Die besichtigten Lokomotiven
befanden sich jedoch nicht länger als 1'/s Jahre im
Dienst. Sämtliche Feuerkisten zeigten guten Erhaltungs-
zustand. Insbesondere waren die Nähte zwischen den
einzelnen Ringen der Mantelfläche überall dicht. Auch
die ziemlich schwierige Verbindung der Enden der
Ringelemente untereinander und mit dem Feuerbuchs-
ring erwies sich überall als einwandfrei. Für die Rei-
nigung waren in jedem der äufseren Ringelemente
unmittelbar über dem Feuerbuchsring und über der
inneren Feuerkiste durch Gewindepfropfen verschliefs-
bare Oeffnungen (o) vorgesehen, die eine gute Reinigung
ermöglichten. Während der ersten Jahre sind jedoch
Mängel aufgetreten, die umfangreiche Ausbesserungen
erfordert und zu Aenderungen der Bauart geführt haben.
Einer dieser Mängel war zweifellos auf einen Kon-
struktionsfehler zurückzuführen, hatte aber mit dem der
neuen Feuerkiste zugrunde liegenden Konstruktions-
gedanken nichts zu tun. Man hatte anfänglich, wie aus
Abb. 11 ersichtlich ist, das erste und das letzte der die
innere Feuerkiste versteifenden Stehbleche zugleich als
Rohrwand bezw. Rückwand ausgebildet. Die Wände
erwiesen sich jedoch nicht als genügend elastisch, um
den durch das Aufwalzen der Heizrohre auftretenden
Streckungen einerseits und den durch die Temperatur-
kistenmantel und dem Langkessel lagen, alle übrigen
Ringe des Feuerkistenmantels zwischen Türwand und
Ankerbefestigungsstellen aber unbeschädigt geblieben
waren. Daraus wurde geschlossen, dafs die in der
Längsrichtung des Kessels wirkenden Kräfte die Anbrüche
in Umbugen und Nietreihen veranlafst hatten und dem-
gemäfs die Ringe unbeschädigt bleiben mufsten, die
ihrem Einflufs durch die Verankerung entzogen waren.
Aus diesem Grunde sah man bei den später gebauten
Feuerkisten davon ab, die Türwandanker an Ringe des
Feuerkistenmantels anzuschliefsen, verlegte vielmehr,
wie dies die Skizze erkennen läfst, die Anschlufspunkte
der Anker vor die Feuerkiste in den Langkessel nach /.
Die in dieser Weise ausgeführten Feuerkisten befanden
sich zur Zeit nicht viel länger als 1?/s Jahre im Be-
triebe, ein Urteil über die Bewährung ist daher noch
nicht zulässig.
Die beschädigten Feuerkisten wurden in den Werk-
stätten in Topeka in der Weise ausgebessert, dals die
mit Rissen behafteten Teile der Ringe des Feuerkisten-
mantels nach dem Sauerstoffschneideverfahren heraus-
geschnitten, die Schnittränder mit Meifsel und Feile
abgefast und geglättet,‘ alsdann neue Ringteile ein-
gepalst und unter Einschmelzen weichen Eisens mit
der Acetylen-Sauerstofflamme eingeschweifst wurden.
Ueberhaupt wurde das Schweifsverfahren mit Sauerstoff-
(15. November 1913]
GLASERS ANNALEN- FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 874] 177
flamme in den Werkstätten der Santa Fé-Eisenbahn in
.ausgedehntem Mafse bei Kesselausbesserungen an-
gewendet. Es ist dort z. B. allgemein üblich, die in
der Feuerzone liegenden abgenutzten Teile der Feuer-
kistenbleche mit der Sauerstofflamme herauszuschneiden
und neue Teile einzuschweifsen. Das Verfahren ist,
wie mir gesagt wurde, seit 4 Jahren in Anwendung
und soll sich gut bewährt haben. In der letzten Zeit
hat man sogar mit Erfolg versucht, die schwierigen
Ueberlappungen der Ringenden bei ihrem Anschlufs
an den Bodenring durch einfaches Verschweifsen der
Ringenden zu ersetzen.
Trotz der bisher nicht ungünstigen Erfahrungen,
die mit den Feuerkisten der neuesten Bauart bei der
Santa Fé-Eisenbahn gemacht sind, steht man auf Seiten
der anderen Eisenbahnen der neuen Erfindung noch
mit grofser Zurückhaltung gegenüber. Ich fand des-
halb nur noch bei der Lehigh-Valley-Eisenbahn drei
Lokomotiven mit der neuen Feuerkiste. Sie befanden
sich trotz recht schlechten Kesselspeisewassers in gutem
Zustande, waren aber erst seit etwa 3 Monaten im Be-
triebe. Andere Bahnen hatten noch keinen Versuch
mit der neuen Bauart gemacht. Der Maschinendirektor
der Pennsylvaniabahn in Altoona, Herr Wallis, meinte
Abb. 11.
Jacobs-Shupert Feuerkiste ohne Mantel.
Aeltere Ausführung. Vorderes und hinteres Stehblech sind als
Rohrwand und Türwand ausgebildet.
mir gegenüber, auch wenn den bisher aufgetretenen
Mängeln durch die vorgenommenen Verbesserungen
tatsächlich vorgebeugt sein würde, was bei der Kürze
der verflossenen Zeit doch noch nicht als erwiesen
gelten könne, so sei doch nicht ausgeschlossen, dafs
die Stehbleche den Beanspruchungen im Betriebe auf
die Dauer nicht’widerstehen, sondern Risse erhalten,
da die durch die Temperaturveränderungen bedingten
Kräfte zwischen den Bauteilen des Kessels doch von
diesem irgendwie aufgenommen werden miifsten. Die
Beseitigung solcher Mängel würde aber umfangreiche
und kostspielige Ausbesserungen bedingen. Immerhin
beabsichtige die Pennsylvanıabahn, zwei der neuen
Feuerkisten zu bestellen, um selbst Erfahrungen
sammeln zu können. Die Angabe der Erfinder, dafs
die neue Feuerkiste eine bessere Verdampfung ergebe
als die alte Bauart, ist durch die Betriebserfahrungen
bisher nicht bestätigt worden. Dafs die neue Bauart
gegen Explosionsgefahr widerstandsfähiger ist als die
alte Bauart, scheint durch die Untersuchungen des
Professors Gofs erwiesen zu sein. Er hatte bei zwei
Lokomotivkesseln, von denen einer mit einer Feuer-
kiste neuer Bauart, der andere mit solcher alter Bauart
versehen war, Heizversuche vorgenommen und dabei
den Wasserstand allmählich unter die Feuerkistendecke
sinken lassen. Während die Decke der Feuerkiste alter
Bauart von den Deckenstehbolzen abgestreift wurde,
blieb die neue Feuerkiste im wesentlichen unversehrt.
Besonderer Wert ist der gröfseren Explosionssicherheit
für deutsche Verhältnisse aber kaum beizulegen.
Die Frage nach der Höhe der Unterhaltungskosten
ist noch nicht entschieden. Anscheinend liegt auch hier
die Sache so, dafs die Stehbolzenschäden bei den die
Gröfse der deutschen Feuerkisten vielfach wesentlich
übertreffenden Abmessungen der amerikanischen Feuer-
kisten von gröfserer Bedeutung sind als auf deutschen
Bahnen. Die umfangreiche Verwendung der sehr viel
teureren beweglichen Stehbolzen an den gefährdeten
Stellen läfst schon darauf schliefsen.
Die Beschaffungskosten sind zweifellos wesentlich
höher als die der gewöhnlichen eisernen Feuerkisten,
ebenso auch ihr Gewicht.
Ueberraschend mutet den Fremden die grofse Zahl
= eiserner Personenwagen an, denen er gerade auf den
bedeutendsten Bahnen und in den bevorzugten Schnell-
zügen begegnet. Die ersten eisernen Wagen wurden
bekanntlich im Jahre 1904 auf der New Yorker Unter-
grundbahn mit Eröffnung dieser Bahn und auf den
Chicagoer Vorortbahnen in Betrieb gesetzt. Sie waren
durch den Staat New York für die Tunnelstrecken aus
Gründen gröfserer Sicherheit, insbesondere gegen
Feuersgefahr, vorgeschrieben. Mit der Untertunnelung
des Hudson und des East River durch die Pennsylvania-
bahn erwuchs auch für diese die Notwendigkeit, eiserne
Wagen für den Tunnelverkehr zu erbauen. Der Wunsch,
im Gebrauch der Wagen möglichst wenig beschränkt
zu sein, mag die Verwaltung dann wohl zu dem Ent-
schlufs geführt haben, für die Folge alle in Personen-
zügen laufenden Wagen ganz aus Eisen zu erbauen.
Die Pullmann-Gesellschaft und eine Anzahl anderer
Bahnen schlofs sich diesem Vorgehen an. Man findet
zur Zeit also nicht nur Vorortwagen, sondern in grofsem
Umfange auch Hauptbahnwagen und zwar gewöhnliche
Personenwagen (day coaches), Saalwagen (parlour cars),
Schlafwagen, und Speisewagen und Gepäckwagen ganz
aus Eisen erbaut auf den Bahnen laufen. Begünstigt
wurde diese Entwickelung durch die Veröffentlichung
der Ergebnisse von Eisenbahnunfall-Untersuchungen
durch das Bundesverkehrsamt, nach denen die eisernen
Wagen bei Entgleisungen und Zusammenstöfsen sich
als erheblich widerstandsfähiger erwiesen und den
Reisenden eine bedeutend gröfsere Sicherheit gegen
Verletzungen gewährt haben sollen als die hölzernen
Wagen mit ihren leicht brechenden und zersplitternden
Bauteilen. Dafs daneben die Sicherheit gegen Inbrand-
geraten der Züge infolge von Zusammenstöfsen bei
eisernen Wagen erheblich gréfser ist als bei hölzernen,
versteht sich von selbst. Diese Umstände haben dazu
geführt, dafs die Oflentliche Meinung auf den Bau
eiserner Personenwagen drängt; ja, dafs bei dem Kon-
grels mehrere Anträge eingebracht worden sind, durch
ein Gesetz vorzuschreiben, dafs sämtliche hölzernen
Personenwagen binnen wenigen Jahren durch eiserne
ersetzt werden sollen. Im Betriebe trägt man dem ver-
schiedenen Verhalten der eisernen und hölzernen
Wagen schon jetzt dadurch Rechung, dafs in Zügen
mit Wagen beider Bauarten vermieden wird, die hölzernen
Wagen zwischen die eisernen oder unmittelbar hinter
die Lokomotiven zu stellen. In der Regel bilden die
hölzernen Wagen den Schlufs des Zuges. Ob die
eisernen Wagen auch dann noch denselben Grad der
zur Zeit beobachteten Widerstandsfähigkeit gegen Zer-
trümmerung bieten werden, wenn erst die hölzernen
Wagen ganz aus den Zügen verschwunden sein werden,
erscheint mir nicht ganz sicher, da dann die Zerstörungs-
energie, die jetzt im wesentlichen in den hölzernen
Wagen vernichtet wird, ganz durch die eisernen
Wagen aufgenommen werden mufs.
Die Pennsylvaniabahn beabsichtigt, wie. mir der
Maschinendirektor Herr Wallis in Altoona sagte, der
herrschenden Strömung Rechnung zu tragen und,
nachdem sie nunmehr ihre Werkstätten, soweit sie für
Neubauten bestimmt sind, ganz auf den Bau eiserner
Wagen eingerichtet habe, für die Folge nur noch
eiserne Personenwagen zu bauen. Dabei wird nicht
verkannt, dafs die eisernen Wagen in anderer Hinsicht
als der der Sicherheit gegen Zertrümmerung bei Un-
fällen und gegen Feuersgefahr den hölzernen Wagen
nachstehen. Man bestätigte mir, dafs sie im Sommer
pit eae Google
178 (No. 874]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15 November 1913)
wärmer, im Winter kälter seien und deshalb einerseits
bessere Lüftung, andererseits gröfsere Heizflächen er-
fordern, dafs sıe während der Fahrt mehr Geräusch
verursachen, wenn auch nicht in erheblichem Grade,
und dafs die Hersteilungskosten und das Gewicht im
allgemeinen gröfser seien. Auf meine Frage, weshalb
man sich trotz alledem zur allgemeinen Einführung der
eisernen Wagen entschlossen habe, wurde mır die be-
zeichnende Antwort: „people will them“.
Wenn es auch schwer ist, bezüglich Gewicht und
Herstellungskosten genaue Vergleiche anzustellen, da
Abmessungen und Ausrüstungen bei beiden Bauarten
selten übereinstimmen und aufserdem die besondere
Bauart der eisernen Wagen auf den verschiedenen
Bahnen erheblich von einander abweicht — vgl. darüber
die Veröffentlichungen von Gutbrod in der Zeitschrift
des Vereins deutscher Ingenieure — so ist es doch
nicht zweifelhaft, dafs wenigstens zur Zeit die eisernen
Wagen unter sonst gleichen Umständen schwerer und
‚ teurer als hölzerne sind. Nach mir gemachten glaub-
würdigen Angaben darf das Mehrgewicht im allgemeinen
zu 10 bis 15 pCt. angenommen werden.
Bei Fahrten sowohl in eisernen Schlaf- und Saal-
wagen als auch in gewöhnlichen eisernen Personen-
wagen habe ich zwar den Eindruck gehabt, dafs die
Wagen ein eigentümliches dröhnendes Geräusch ver-
ursachen, dafs es aber nicht viel stärker war, als das der
hölzernen Wagen. Die Isolation der eisernen Wände,
der Decke und des Fufsbodens durch von der Innen-
seite der Hohlräume auf die Blechtafeln aufgeklebte
gewebte Asbest- oder lilzplatten erwies sich in dieser
Beziehung als durchaus zweckentsprechend Dagegen
war das Geräusch in den von nicht isolierten eisernen
Wänden umschlossenen Vestibüls an den Stirnenden
der Wagen aufserordentlich stark.
Das Innere der eisernen Wagen, insbesondere der
Saal- und Schlafwagen, läfst die von den hölzernen
Pullmannwagen her gewohnte Eleganz vermissen. Auf
die im allgemeinen glatten Flächen sind zur Erzielung
einer gewissen dekorativen Wirkung, sowie zur Ver-
kleidung von Nähten und scharfen Ecken Profile und
Gesimse aus sehr dünnem gezogenen Aluminium- und
weichem Flufseisenblech aufgesetzt. Die Wände sind
innen durchweg rot (caput mortuum) mit Absetzlinien
lackiert und die Polstersitze mit zum Teil gemustertem
grünen Plüsch überzogen. Bei aller Einfachheit wirkt
das Innere der Wagen dennoch nicht hafslich oder
unfreundlich.
Während die Pennsylvanıabahn und auch die New-
York-Centralbahn ganz eiserne Wagen bevorzugt,
neigen andere Bahnen, z. B. die Illinois Central, mehr
zur Einführung von Wagen, bei denen nur Unter-
gestell und Kastengerippe aus Eisen hergestellt sind,
die Füllungen der Wände und Decken, Querwände,
Fenster und Türen aber aus Holz bestehen. Man ist
der Meinung, dafs derartige Wagen ausreichend wider-
standsfähig hergestellt werden können und der Feuers-
gefahr auf den offenen Balınen eine erhebliche Be-
deutung nicht beizumessen sei, dafs dagegen solche
nach dem gemischten System hergestellte Wagen den
Einflüssen der Aufsentemperatur gegenüber sichgünstiger
verhalten. Zur Zeit stehen aber wegen der Stellung-
nahme der bedeutendsten Bahnen, der Pennsylvania
und der New York Central sowie der Pullmanngesell-
schaft die ganz eisernen Wagen im Vordergrunde. Die
Pennsylvaniabahn hatte unter ihren 4832 bahneigenen
Personen- und Gepäckwagen etwa 1000 ganz aus Eisen
hergestellte. Bei den übrigen Bahnen ist der Bestand
an eisernen Wagen erheblich geringer. Im Ganzen
befanden sich Anfang des Jahres 1912 rund 5—6000
ganz eiserne Wagen, 2—3000 Wagen mit eisernem
Untergestell und 49000 hölzerne Personen- und Gepäck-
wagen ım Dienst. In den letzten Jahren sind eiserne
Wagen oder solche mit eisernem Untergestell in ständig
wachsender Zahl beschafft worden. Selbstverständlich
sind auch die Drehgestelle der neueren Wagen ganz
aus Eisen hergestellt worden. Der Pennsylvaniabahn
ist es dabei gelungen, diese um beinahe 1 Tonne
leichter als ihre alten Drehgestelle herzustellen: Die
t
|
New York Centralbahn hatte Drehgestelle, deren Rahmen
zur Vermeidung der aus der Lockerung von Nietver.
bindungen sich ergebenden Unzuträglichkeiten aus einem
einzigen Stück Flufseisenformgufs von N-förmigen: Quer-
schnitt und 12 mm Wandstärke mit angeschraubten
Achshaltern bestanden.
Interessant war mir, von den zuständigen maschinen-
technischen Beamten zu erfahren, dafs man den drei-
achsigen Drehgestellen keineswegs einen günstigeren
Einflufs auf den ruhigen Gang der Wagen beimifst als
den zweiachsigen. Dreiachsige Dr.hgestelle finden
nach den mir gewordenen Mitteilungen Verwendung,
um den Raddruck bei Personenwagen nicht über ein
gewisses Mafs anwachsen zu lassen, in der Regel erst
dann, wenn das Wagengewicht 49--50 Tonnen erreicht
oder überschreitet.
Während das Schalengufsrad unter den Güter-
wagen, selbst unter den Bremswagen trotz steigender
Raddrücke noch immer fast ausschliefslich verwendet
wird, anscheinend wegen seiner Billigkeit — ein Rad
kostet etwa 10 Dollar — verwendet man unter den
Personenwagen neben bereiften Rädern in steigendem
Mafse Flufsstahl-Vollräder, die durch Pressen und
Walzen aus zylindrischen Flufsstahlscheiben hergestellt
werden. Sind die Laufkränze soweit abgenutzt, dafs
sie nicht mehr nachgedreht werden können, so wird
das Rad durch ein neues ersetzt.
Die ältesten eisernen Wagen der Pennsylvaniabahn
sind seit nunmehr 7 Jahren im Dienst, ohne dafs
irgendwelche erheblichen Ausbesserungen notwendig
geworden wären. Die zuständigen Beamten sind auch
der Ansicht, dafs die Unterhaltungskosten der eisernen
Wagen wesentlich geringer ausfallen werden, als bei
den hölzernen Wagen, wenn auch bei der immerhin
noch kurzen Betriebszeit zuverlässige Angaben darüber
zur Zeit noch nicht gemacht werden konnten.
Die frühere Ungebundenheit der Eisenbahnen hin-
sichtlich des Baues ihrer Betriebsmittel und ihrer Be-
triebsführung ist im Laufe der Zeit mehr und mehr
durch gesetzliche Mafsnahmen beschränkt worden, deren
Durchführung durch das Bundesverkehrsamt und die
ihm nachgeordneten Organe überwacht wird.
Aufser den Gesetzen über die Ausrüstung der
Fahrzeuge mit Sicherheitseinrichtungen, selbsttätigen
Kupplungen, Hand- und durchgehenden Bremsen, Hand-
griffen, Leitern, Tritt- und Laufbrettern aus dem
Jahre 1893 und den folgenden, dem Gesetz über die
Ausrüstung der Lokomotiven mit Aschkästen, die
entleert und gereinigt werden können, ohne dafs Be-
dienstete sich unter die Lokomotive zu begeben brauchen,
vom 30. Mai 1908, und den seit dem 6. Mai 1910 auf
eine breitere Grundlage gestellten Gesetz betreffend
die Meldung von Eisenbahnunfällen vom 3. März 1901,
ist durch gesetzgeberische Akte vom 30. Juni 1906 und
27. Mai 1908 ein vom Bundesverkehrsamt eingesetztes
Blocksignal- und Zugkontroll-Amt in Wirksamkeit ge-
treten, das die Frage des Zugsicherungswesens zu
studieren und Vorschläge für seine gesetzliche Regelung
zu machen hat. Dieses Amt hat auf Grund seiner
Studien die zwangsweise Einführung des Blocksystems
auf allen Eisenbahnen für Personenbeförderung empfohlen
und ist ferner zu der Ueberzeugung gekommen, dafs
Einrichtungen zum selbsttätigen Anhalten von Zügen
bekannt sind, die den betrieblichen Anforderungen wohl
zu genügen imstande sind, dafs durch ihre Anwendung
die Sicherheit der Eısenbahnreisen gefördert werden
würde und dafs in vielen Fällen der Gebrauch solcher
Einrichtungen dringend zu fordern wäre. . Zugleich
wird aber die Meinung geäufsert, dafs die Eisenbahn-
verwaltungen in der Ausbildung solcher Vorrichtungen
sich bisher sehr lässig gezeigt hätten.
Am 1. Juli 1912 ist ferner ein Gesetz über die
Lokomotivkesseluntersuchung vom 17. Febr. 1911 in
Kraft getreten. Das Gesetz beschränkt sich im wesent-
lichen auf die Einsetzung von Kesselinspektoren und
die Bemessung ihrer Besoldung. Es überträgt die
Feststellung der sachlichen Vorschriften dem Bundes-
verkehrsamt, bestimmt, dafs für jeden Fall der Zuwicer-
[15. November 1913]
handlung 100 Dollar Strafe zu zahlen sind und dafs
die Ausführung des Gesetzes jährlich nicht über 300 000
Dollar kosten darf.
Die sachlichen Vorschriften, die in vieler Beziehung
den bei uns geltenden ähnlich sind, enthalten zum Teil
sehr ins Einzelne gehende Bestimmungen. Danach
sind zum Beispiel alle Lokomotivkessel jährlich einmal
mit Wasserdruck von 25 pCt. über den Betriebsdruck
zu prüfen. Feuerbuchsbleche und Stehbolzen sind alle
Monate auf guten Zustand zu prüfen, die Manometer
alle 3 Monate. Sind 2 benachbarte oder 3 Stehbolzen
in einem Umkreis von 1,2 m Durchmesser oder mehr
als 5 Stehbolzen im ganzen Kessel gebrochen, so ist die
Lokomotive aufser Dienst zu stellen. Die Sicherheits-
ventile müssen so reguliert sein, dafs sie spätestens bei
0,4 at über den erlaubten Dampfdruck abblasen und
sollen so eingerichtet sein, dafs ein Steigen des Dampf-
druckes über 5 pCt. des Betriebsdrucks vermieden wird.
Die Vorschriften geben ferner Anweisung über das
Verschliefsen beschädigter Heizrohre mit Rohrpfropfen.
Sie bestimmen, dafs die Kessel nach Bedarf, mindestens
aber alle Monate einmal auszuwaschen und über das
Auswaschen und Reinigen der Hähne Buch zu führen
ist. Eine Abschrift des monatlichen Untersuchungs-
befundes ist unter Glas und Rahmen auf dem Führer-
stande auszuhängen, bevor die Lokomotive wieder in
Betrieb genommen wird.
Seit dem 4. März 1908 ist endlich ein „Dienst-
stundengesetz“ vom 4. März 1907 wirksam geworden.
Nach diesem Gesetz dürfen Bedienstete, die unmittelbar
mit der Zugbeförderung betraut sind, nicht länger als
16 aufeinanderfolgende Stunden im Dienst belassen
werden und müssen nach dieser Zeit mindestens 10
aufeinanderfolgende Stunden dienstfrei sein. Ferner
darf kein solcher Bediensteter, der innerhalb 24 Stunden
insgesamt, also nach Abzug etwa zwischenliegender
Pausen, 16 Stunden Dienst getan hat, seinen Dienst
fortsetzen oder von neuem zur Dienstleistung berufen
oder zugelassen werden, bevor er nicht mindestens 8
aufeinanderfolgende Stunden dienstfrei gehabt hat.
Fahrdienstleiter, Telegraphisten oder andere Be-
dienstete, die durch Telegraph oder Fernsprecher Zug-
befehle erteilen, empfangen oder übermitteln, dürfen in
Türmen oder Bureaus mit Tag- und Nachtdienst nicht
länger als 9, in solchen mit nur Tagesdienst, nicht
länger als 13 Stunden innerhalb 24 Stunden im Dienst
belassen werden, aufser in Notfällen, wo bis 4 Stunden
mehr, jedoch an nicht mehr als 3 Tagen in einer
Woche zugelassen sind.
Das Gesetz sieht Strafen für Zuwiderhandlungen
der vorgesetzten Beamten bis zu 500 Dollar für jeden
Fall vor. Straflosigkeit ist nur zugelassen, wenn es
sich um Dienstüberschreitungen bei Hilfszügen, oder
um unvermeidliche oder nicht vorherzusehende Fälle
handelt.
Die Durchführung des Gesetzes verursacht den
Eisenbahnverwaltungen eine erhebliche Menge Schreib-
arbeit insofern, als sie genötigt sind, fortlaufende genaue
Aufschreibungen über die geleisteten Dienste zu führen
und monatlich unter Eid der zuständigen Beamten vor
einem öffentlichen Notar über die vorgekommenen
Dienstdauerüberschreitungen und ihre Ursachen oder
gegebenenfalls, dafs keine Ueberschreitungen vorge-
kommen sind, an das Bundesverkehrsamt zu berichten.
Das Gesetz läfst der Auslegung viel Spielraum.
Es ist deshalb nicht zu verwundern, dafs im Laufe der
wenigen Jahre seit Inkrafttreten des Gesetzes eine
stattliche Zahl grundsätzlicher Entscheidungen von den
Gerichten ergangen sind.
Im Jahre 1911 sind wegen Verletzung des Dienst-
stundengesetzes im Ganzen 7526 Dollar Strafe von den
zuständigen Gerichten verhängt worden.
Was die Geschwindigkeit der schnellstfahrenden
Personenzüge betrifft, so läfst sich wohl sagen, dafs
diese in den letzten Jahren eine weitere Steigerung
nicht mehr erfahren hat. Eher könnte man davon
sprechen, dafs Neigung zur Ermäfsigung besteht. Be-
kanntlich waren die über gröfsere Strecken bisher
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
dienst, sind aber ım
(No. 874] 179
schnellstfahrenden Züge .der „Pennsylvania Spezial“
der Pennsylvaniabahn und der 20. Jahrhundert-Exprefs
der New York Centralbahn zwischen New York und
Chicago. Beide verliefsen New York 4 Uhr nach-
mittags und trafen am andern Morgen 8°, d. h. unter
Berücksichtigung der Ortszeitdifferenz nach 17 Stunden
55 Minuten in Chicago ein. Der erstere führte über
eine Strecke von 1460 km, hatte aber beim Ueber-
schreiten der Alleghenies erhebliche Steigungen zu
überwinden, der andere hatte in derselben Zeit 100 km
mehr zurückzulegen bei günstigeren Steigungsverhält-
nissen. Da sich auf so langen Strecken gelegentliche
nicht vorherzusehende Aufenthalte oder Verzögerungen
kaum vermeiden lassen, andererseits mit besonderem
Nachdruck auf Einhaltung der Ankunftszeiten gehalten
wurde, waren die Lokomotivführer veranlafst, die Zug-
geschwindigkeit bisweilen in einer Weise zu steigern,
die bei mangelhafter Gleislage, wie sie im Winter bei
den dortigen ungünstigen Temperaturverhältnissen vor-
kommen können, nicht unbedenklich erschien. Da auch
tatsächlich Unfälle vorkamen, deren Ursache in zu
gro{fser Geschwindigkeit bei schlechter Gleislage ge-
funden wurde, ist ernstlich angeregt worden, die Ge-
schwindigkeiten dieser Züge wenigstens im Winter zu
ermälsigen. Es scheint nun so, als wenn die Penn-
sylvaniabahn dieser Anregung Folge gegeben hat, da
der „Pennsylvania Spezial“ im Winterfahrplan 1912/1913
durch den „Broadway Limited“ ersetzt ist, der eine
um 2 Stunden längere Fahrzeit hat. Die grofse Ge-
schwindigkeit der genannten beiden Züge mulste neben-
bei mit einem erheblich höheren Fahrpreise bezahlt
werden Während in gewöhnlichen Zügen der übliche
Fahrpreis für die Strecke New York--Chicago 20 Dollar
ist, betrug der Preis für die genannten Züge 50 pCt.
mehr, aufser dem Zuschlag von 5 Dollar für Schlaf-
wagen.
Die Leistungen im Güterzugverkehr sind aufser-
ordentlich bedeutend. Aufser bestimmten Eil-, Vieh-
und Lokalzügen, die regelmäfsig in festgesetzten Fahr-
plänen gefahren werden, verkehren die Güterzüge nur
nach Bedarf und ohne bestimmten Fahrplan, weil man
der Ansicht ist, dafs die Aufstellung von Fahrplänen
für die Güterzüge keinen Zweck habe, da die Abfahr-
zeiten und die Bewegung unterwegs erfahrungsgemäfs
doch nicht nach Plan eingehalten werden könnten.
Der Verkehr nach Bedarf ermöglicht gute Auslastung
der Züge und da weder der Raddruck noch die Zug-
stärke gesetzlich beschränkt sind, die Kupplungen aber
mehr als doppelt so grofse Zugkräfte zu übertragen ver-
mögen, als die bei uns übliche Schraubenkupplung, so
hängt die Länge der Züge im wesentlichen nur von der
Längeder Ueberholungs- und der Aufstellungsgleiseab. Es
ist deshalb in den Industriebezirken keine Seltenheit,
dafs Züge von 300 und 320 Achsen mit Nutzlasten bis
zu 3000 t und darüber gefahren werden. Bisweilen
besteht jede Zugfahrt aus 2 bis 3 Zügen der angegebenen
Stärke (section), die in Block- oder Zeitabstand von
9 Minuten einander folgen. Diesen starken Zug-
leistungen mit Wagen von 50 Tonnen Ladefähigkeit
sowie der Billigkcit der Lokomotivkohle, die in guter
Qualität unter aufserordentiich günstigen Verhältnissen
gewonnen wird, ist es meines Erachtens in erster Reihe
zuzuschreiben, dafs die billigen Massengüter zu recht
niedrigen Tarifen befördert werden können. Der
Preis guter Förderkohle, die ohne weitere Aufbesse-
rung zur Lokomotivfeuerung geeignet ist, wurde mir
zu nicht mehr als 1'/, bis 2 Dollar frei Grube ange-
geben. :
Die Leistungen des Lokomotivpersonals gehen im
Durchschnitt nicht über diejenigen bei den preufsischen
Staatsbahnen hinaus, namentlich nicht im Personenzug-
einzelnen oft recht bedeutend.
Man bevorzugt im allgemeinen grofse Einzelleistungen
mit nachfolgender langer Ruhezeit. Hierzulande ist
vielfach die Anschauung vertreten, als ob das auf
amerikanischen Bahnen übliche „Pool“-oder „First in, first
out“-System für die Verwendung von Personal und Loko-
motiven besonders vorteilhaft sei. Meine Erkundigungen
ergaben, dafs dieses System lediglich für die Beförderung
der nach Bedarf gefahrenen Güterzüge üblich ist. Das
180 (No. 874]
lafst sich durchaus begreifen. Wenn der Verkehr von
Zügen und ihre Fahrpläne nicht festhegen, so lälst sich
natürlich auch eine geordnete Lokomotivdiensteinteilung
nicht im voraus aufstellen. In solchem Falle aber jedem
Personal eine Lokomotive zu überweisen, würde eine
zu geringe Ausnutzung der Lokomotiven zur Folge
haben. Es bleibt also dann in der Tat nichts anderes
übrig, als nach dem „Pool“-System zu fahren, wie das
übrigens in Zeiten starken und unregelmälsigen Ver-
kehrs auch bei uns schon geschehen ist. Für die Be-
förderung regelmäfsiger oder annähernd regelmäfsiger
Züge ist es fast allgemein üblich, die Lokomotiven ein
und demselben oder wenigen Personalen ein für alle-
mal zu überweisen. Man geht sogar in mancher Be-
ziehung weiter wie bei uns. Während es bei uns ge-
bräuchlich ist, eine grofse Zahl von Zugpaaren gleicher
oder ähnlicher Gattung in geeigneter Reihenfolge in
einem lurnus zu vereinigen, um eine möglichst gleich-
mälsıge Verteilung des Dienstes auf alle Personale zu
erzielen, wird dort jedes einzelne Zugpaar einem oder
mehreren Personalen ein für allemal zugewiesen. Man
erreicht dadurch, dafs die Personale mit den Besonder-
heiten ihrer Züge und Strecken auf das Innigste
vertraut werden und vertraut bleiben. In vielen
Fällen ist damit auch eine bessere Ausnutzung der
Personale verbunden, da die zeitlich manchmal recht
ungünstigen ULebergänge von einem Zugpaar auf das
andere entfallen. Andererseits läfst sich nicht ver-
kennen, dafs die Verschiedenheit der einzelnen Zug-
paare nach zeitlicher Lage, Belastung und Geschwindig-
keit zu einer sehr ungleichen Beanspruchung der Per-
sonale führen kann. Um einer daraus sich etwa er-
gebenden Unzufriedenheit vorzubeugen, verfährt man
so, dafs die einzelnen Zugpaare dem Personal mit der
Mafsgabe zur Auswahl gestellt werden, dats die Per-
sonale in der Reihenfolge ihres Dienstalters nachein-
ander unter den Zugpaaren wählen können. Die Zug-
paare werden nach den geäufserten Wünschen über-
wiesen, wenn seitens der Vorgesetzten keine Ein-
wendungen zu erheben sind. Bei Bildung der Zugpaare
wird noch darauf gesehen, dafs ein Zug von demselben
Personal möglichst über die ganze einer „division“ an-
gehörige Strecke geführt wird. Einige Beispiele werden
zeigen, wie sich hierauf Dienst und Ausnutzung von
Personal und Lokomotive bei den verschiedenen Zug-
arten gestaltet.
Zwischen Altoona und Pittsburg wurde ein Schnell-
zugpaar über die 183 km lange Strecke von 2 Personalen
und I Lokomotive ständig befördert. 1. Tag: Altoona
ab 938, Pittsburg an 11°%, Pittsburg ab 32%, Altoona
an 645. 2. Tag Ruhe für das Personal. Monatliche
Leistung jedes Personals 5490 km, der Lokomotive
10950 km.
Von der 4,6 km von Kansas entfernten Lokomotiv-
station Argentine wurde das Zugpaar No. 3/8 über die
323 km lange Strecke zwischen Kansas und Newton
regelmäfsig durch 3 Personale und 2 Lokomotiven be-
fördert. 1. Tag: Kansas ab 9!", Newton an 2%, 2. Tag:
Newton ab 125, Kansas an 63°, dann Ruhe. 3. Tag
Ruhe. Am 4. Tage derselbe Dienst mit der 2. Lokomotive.
Monatliche Leistung des Personals
a ê x 30 — 6552 km,
= a = 9828 km.
Von der 7,2 km von Buffalo entfernten Lokomotiv-
station East-Buffalo wurde das Zugpaar No. 10/9 (Black
diamond exprefs) über die 284,3 km lange Strecke
zwischen Buftalo und Sayre (Lehigh Valley-Bahn) regel-
mälsig durch 3 Personale und 2 Lokomotiven befördert.
l. Tag: Buffalo ab 9%, Sayre an 113, Sayre ab 622,
Buffalo an 10%. Dienstdauer mit Vorbereitungs- und
Abschlufsdienst 15 Stunden 47 Minuten. 2. Tag: Ruhe.
6
der Lokomotive -
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. November 1913)
3. Tag: Ruhe. Monatliche Leistung 5830 km, der
Lokomotive 8745 km. Bei der langen Ruhezeit müssen
die Personale gelegentlich an einem der Ruhetage auch
noch Sonderdienst übernehmen.
Die Beförderung durchgehender Güterzüge zwischen
Buffalo und Sayre beansprucht etwa 8 Stunden, nach
lOstündigem Aufenthalt wird ein Rückzug übernommen.
Daran schliefst sich eine Ruhe von 36 Stunden in der
Heimat. Die Monatsleistung des Personals beträgt
9820 km. Für langsam fahrende und Lokalgüterzüge
wird die Strecke Buftalo—Sayre in 2 Lokomotivstrecken
aufgelöst. Kehrstation ist Manchester 134 km von
Buffalo. Die Zugbeförderung nimmt 10 bis 12 Stunden
in Anspruch. Die Personale fahren täglich und haben
nur Sonntags Ruhe. Die Monatsleistung stellt sich
auf 3480 km.
Sie sehen, dafs die kilometrischen Leistungen der
Lokomotivpersonale im grofsen und ganzen kaum über
diejenigen auf preufsischen Bahnen hinausgehen. Wenn
gelegentlich die Einzelleistungen gröfser sind, so darf
nicht aufser Acht gelassen werden, dafs für Führer und
Heizer auf dem Führerstand festeingebaute lederüber-
zogene gepolsterte Lehnstühle vorgesehen sind. Wenn
auch der Heizer während der Fahrt nicht viel davon
Gebrauch machen kann, so leitet der Führer doch die
Lokomotive während der ganzen Fahrt wie der Führer
eines Kraftwagens sein Fahrzeug vom Sitz aus.
Zur Erhöhung der Lokomotivleistungen trägt nicht
unwesentlich bei, dafs durch Aufstellung von Werk-
stätten-Arbeitsplänen für die Ausbesserung der Loko-
motiven und entsprechende Ueberwachung des richtigen
Ineinandergreifens der Arbeiten auf möglichste Ab-
kürzung des Aufenthalts der Lokomotiven in den Werk-
stätten hingewirkt wird. Manche Arbeiten, z. B. der
Ersatz von Radreifen, werden dort auch in den Be-
triebswerkstätten ausgeführt, die bei uns die Ueber-
führung der Lokomotiven in die Hauptwerkstätten er-
fordern. Der Ausbesserungsstand ist deshalb im all-
gemeinen geringer wie bei uns.
Die Lokomotivpersonalewerden nur nach Leistungen
bezahlt. Die Grundlage für die Entlöhnung, die Pflichten
und Rechte des Lokomotivpersonals bilden Tarifver-
träge, die zwischen der Verwaltung bezw. ihrem obersten
Betriebsleiter und je einem Vertreter ihrer Lokomotiv-
führer und Heizer für die Dauer eines Jahres ab-
geschlossen werden und nach Ablauf des Jahres so
lange in Kraft bleiben, bis eine der Parteien mit Frist
von 30 Tagen schriftlich Aenderungen beantragt. Die
Einheit der Leistung bildet das Tagewerk, das im all-
gemeinen mit 100 Meilen (160 km) oder 10 Stunden
Dienst bewertet wird. Die Vergütung beträgt auf den
östlichen Bahnen im Personenzugdienst 4—4,5 Dollar,
im Güterzugdienst 4,5—5 Dollar für je 100 Meilen für
den Lokomotivführer und 2,45—2,15 bezw. 2,75 bis
3,2 Dollar für den Heizer. Diese Sätze finden indessen
nur Anwendung, sofern nicht, was die Regel ist, für
die einzelnen Lokomotivstrecken und Zugarten be-
sondere Sätze vereinbart sind. So werden z. B. für die
Strecke Sayre— Buffalo (284,3 km) im Personenzugdienst
7,38, ım Giterzugdienst 8,00 Dollar vergütet. Auch
die Gattung der Lokomotiven beeinflufst die Höhe der
Vergütung, wenn auch nur in geringem Mafse.
Viele Bahnen haben für ihre Angestellten Pensions-
kassen eingerichtet, aus denen den Angestellten Ruhe-
standsgelder gewährt werden, die in der Regel für
jedes Dienstjahr auf 1 pCt. des in den letzten 10 Dienst-
jahren erzielten durchschnittlichen Jahresverdienstes be-
messen werden.
Mit diesen Ausführungen möchte ich meine Mit-
teilungen über amerikanisches Eisenbahnwesen be-
schlielsen. Es bleibt mir noch übrig, der Versammlung
für die Aufmerksamkeit zu danken, mit der sie den
Ausführungen gefolgt ist.
[15. November 1913]
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 874] 181
Mechanische Kohlenförderung im Eisenbahndienst und die Frage der
Erhöhung der Ausnutzung der Bahnhofsanlagen
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 20. Mai 1913 vom
‚Regierungsbaumeister Dr.: Jng. Bruno Schwarze, Guben
(Mit 61 Abbildungen)
(Fortsetzung von Seite 166)
g) Beschreibung einer für Eisenbahnzwecke
ausgeführten Drahtseilbahn.
(Anlage auf dem Bahnhof Liski der russischen
Süd-Ost-Bahn.)
Hier sind die Kohlenlagerstellen von der Be-
kohlungsstelle getrennt; wir haben somit ein gutes
durch das Hängebahngerüst in zwei Teile geteilt.
(Abb. 25) Rechts und links davon befinden sich etwas
vertieft die Kohlenlager. Jederseits sind zwei fahrbare
Bockgerüste (Abb. 24 u. 27) vorhanden, auf die mittels
Weichen die Hängewagen auffahren. Sie können so
über jede Stelle des Lagers gebracht werden.
Abb. 24.
Drahtseilbahn auf Bahnhof Liski der russischen Süd-Ostbahn.
Abb. 25.
EEE
Grundrifs zu Abb. 25 (Beladestelle mit den Laufböcken).
Beispiel für unseren Eingangs betrachteten Fall. Die
Anlage dient für die Beförderung der Kohlen von einem
grofsen Lagerplatz aufserhalb der Bahnhofsgleise zu
einem Hochbehälter, von dem aus mittels Schüttrinne
und Laufwagen die Bekohlung der Lokomotiven an
on gelegenen Stellen dicht an den Verkehrsgleisen
erfolgt.
| ie Anordnung der Beladestellen der Drahtseilbahn-
wagen geht aus den Abb. 24—27 hervor. Der Platz ist
rund 427 m lang, 42 m breit, nimmt also eine Fläche
von rund 18000 qm ein. Er wird in der Längsrichtung
mny. GS D Gs ee eee D ee ee NESRD
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__Eisenbahngleis —
Beladestelle (Aufrifs und Grundrifs).
Abb. 27.
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Bekohlungsanlage auf Bahnhof Liski der russischen Süd-Ostbahn.
Ladestelle mit dem Laufbock,
‘ Die hier beladenen Wagen gelangen dann über
eine Strecke von fast 1 km (960 m) bis zum Hochbe-
hälter. Unterwegs bildet die Bahnlinie einen stumpfen
Winkel von etwa 150°. Abb. 28 zeigt die Winkelstation
mit der. Seilumleitung. Die sehr hohen Stützen sind
auf dem eigentlichen Bahnhofsgelände zum Teil als
Portale mit pyramidenförmigem Aufbau ausgeführt, wie
aus Abb. 29 hervorgeht. Der freie Raum zwischen
den Gleisen wird dadurch nur wenig beengt.
Der Hochbehälter fafst rund 50 cbm Kohlen, Er
liegt mit unter dem Dache des Maschinenhauses für den
Betrieb der Drahtseilbahn (Abb. 30 und 31). Wie der
182 [No. 874]
Grundrifs Abb. 30 erkennen läfst, werden die Wagen
in einer Schleife S über den Hochbehälter Æ geführt,
von dessen trichterférmigem Boden die Kohle durch
zwei Schüttrinnen Æ in die Laufwagen Z gleitet. Diese
werden auf zwei Schienen / seitlich heraus und über
die Tender gefahren und dort entleert. Warum die
Abb. 28.
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We, FEE, US be
f f) m ——— a TE
Bekohlungsanlage auf Bahnhof Liski der russischen Süd-Ostbahn.
Winkelstation für die Seilumleitung.
Schüttrinnen nicht so angelegt sind, dafs die Kohle
unmittelbar in die Tender gleiten kann, entzieht sich
unserer Kenntnis. Der Aufrifs Abb. 30 zeigt die Spann-
vorrichtung für das Tragseil und für das Zugseil sowie
den Antrieb für das Zugseil. Er erfolgt durch einen
Naphta-Motor von 15 PS. Die Wagen folgen einander
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Bekohlungsanlage auf Bahnhof Liski der russischen Süd-Ostbahn.
- s -A
15. November 1913]
[
II. Elektrohängebahnen.
Sie dienen für die Beförderung auf gröfsere Ent-
fernungen und auf krümmungsreichen Strecken, auf
denen sich schon aus diesem Grunde Drahtseilbahnen
verbieten.
Abb. 29.
Portalgerüst mit Turmaufbau.
a) Antrieb.
Er erfolgt durch einen oder mehrere Motoren, die
an dem Laufwerk angebracht sind. Der elektrische
Strom wird mittels Gleitbügel in der Ausführung ähn-
lich wie bei Strafsenbahnen einem Leitungsdraht ent-
nommen (Abb. 32).
Abb. 30.
DD
okomotir Tender |
—
ree mea S IE
EEN
;
in Abständen von 180 m bei einer Zuggeschwindigkeit
von 2 m/Sek. = 7,2 km/Std.
Die Tragseile haben 30,1 mm Durchmesser bei
dem Seil für die beladenen und 20 mm Durchmesser
bei dem Seil für die leeren Wagen.
Wir wenden uns nun zu der zweiten Art der
Schwebebahnen, zu den
Bekohlungsanlage auf
Bahnhof Liski der russischen
Süd-Ostbahn. Kohlenhoch-
behälter und Maschinenhaus
für den Antrieb der Wagen,
b) Die Fördergefäfse. |
Es können dieselben Wagen wie bei Drahtseil-
bahnen Verwendung finden, nur ist das Gehänge
anders ausgebildet. Die Wagen sind fast ausnahms-
los für Selbstentladung eingerichtet und zwar ent-
weder durch Kippen des nötigenfalls noch mit Lauf
rädern versehenen Wagenkastens um einen Dreh:
ws
[15. November 1913]
zapfen (Abb. 33) oder durch einen . aufklappbaren
Boden (Abb. 34 u. 35). |
Das Anwendungsgebiet der Elektrohängebahnen
lafst sich noch erheblich vergröfsern, wenn mit den
Fördergefäfsen und demLaufwerk eine elektrische Winde
verbunden wird. Sie kann entweder von einem an die
Laufkatze gehängten Führersitz aus gesteuert werden
(Abb.36) oder bei entsprechender Schaltung von einer be-
liebig entfernten Stelle aus (Abb. 37u.38) oder schliefslich
vollkommen selbsttätig arbeiten. Dies geschieht in
der Weise, dafs die Laufkatze an der für die Be- oder
Entladung vorgesehenen Stelle durch Anstofs an einen
Anschlag zum Halten gebracht und gleichzeitig die
Abb. 33.
Abb. 32.
Elektrohangebabnwagen mit
obenliegender Laufkatze,
Windevorrichtung eingeschaltet wird. Der Firma
Ad. Bleichert & Co. ist die in Abb. 39 dargestellte
Fernsteuerung durch Patent geschützt. Sie wird von
der Firma wie folgt beschrieben: Der Elektrohänge-
Abb. 31.
Bekohlungsanlage auf Bahnhof Liski der russischen
Süd-Ostbahn, Hochbehälter und Maschinenhaus.
bahnwagen hat zwei Stromabnehmer, von denen der
eine ständig an der Arbeitsleitung anliegt, während der
andere eine Hilfsleitung berührt, die sich nur an den
Stellen befindet, wo gehoben und gesenkt werden soll.
Das betreffende isolierte Stück der Arbeitsleitung kann
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
Kippwagen. — Laufkatze unter der
Fahrschiene liegend,
[No. 874] 183
hier durch einen Anlasser unter Strom gesetzt werden.
Der ankommende Wagen wird von dem an beliebiger
Stelle stehenden Arbeiter zunächst durch Ausrücken
des Anlassers an dem gewünschten Punkt angehalten.
Abb. 34.
Hängebahnwagen für Selbstentladung und
mit Wiegevorrichtung,
Darauf schaltet der Mann den Taster ein und gibt da-
durch der Hilfsleitung Strom. Hierdurch wird ein
Magnet erregt, der die Schaltwalze um eine Teilung
weiterdreht, sodafs bei dem nun folgenden Einrücken
Abb. 35.
Bleichert
Hängebahnwagen für Selbstentladung.
des Anlassers dem Hubmotor im Sinne des Senkens
Strom zugeführt wird. Durch Ausschaltung des An-
lassers wird die Bewegung unterbrochen und sodann,
nachdem die Last angehängt und die Schaltwalze mittels
des Tasters wieder um eine Teilung weitergedreht ist,
184 (No. 874]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. November 1913]
die Last gehoben. Das Ausriicken ‘der Winde in der
höchsten Stellung geschieht selbsttätig. Bei der nächsten
Stellung der Schaltwalze wird dem Fahrmotor Strom
zugeführt, sodafs der Wagen abfährt. Jetzt wird durch
Abb. 36.
Elektrohängebahn mit Führerkorb und Winde.9
Abb. 37.
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Elektrohängebahn mit Fernsteuerung, Winde und Greifer. — Bockgerüste.
die Blockung ein neuer Wagen selbsttätig herangeholt
und macht nun dasselbe Spiel durch. Es macht keine
Schwierigkeiten, die einzelnen Bewegungen, z. B. Heben
und Abfahren, automatisch aufeinander folgen zu lassen,
eine Anordnung, die in geeigneten Fällen zur Ausführung
Bleichert
gebracht wird. Anderseits beherrscht man aber, wie
die Firma angibt, bei der Bauart die Bewegungen völlig
und kann beispielweise in dem dargestellten Falle
auch den gesenkten Kübel verfahren, indem man den
Taster zweimal hintereinander niederdrückt
und dann erst den Anlasser einschaltet. Je
nach Bedarf werden auch Schaltstellungen für
die Fernauslösung der Kübelverriegelung und
dergl. vorgesehen.
Le
Elektrohängebahn mit Fernsteuerung,
Winde und Greifer.
Abb. 39.
Adolf Bleichert & Co.
W9 1193.
Schaltschema der Bleichert’schen Fernsteuerung.
Das Fördergefäfs kann auch als Greifer
ausgebildet und dann auch zum selbsttätigen
Beladen des Massengutes benutzt werden, wie
es die Abbildungen 38 und 40 zeigen. Ist die
Feststellung des Gewichtes der einzelnen
Ladungen erwünscht, so läfst sich dies ent-
weder durch eine Schnellwiegevorrichtung
zwischen Laufkatze und Wagen nach Abb. 34
oder durch eine automatische Wage nach Abb. 41 er-
reichen. Letztere ist in dem auf der Abbildung
sichtbaren grofsen kastenähnlichen Behälter unterge-
bracht und wird beim Befahren des darunterliegenden
Trägerstückes betätigt.
[15. November 1913]
Elektrohängebahn mit Fernsteuerung,
Winde und Greifer.
c) Betrieb und Stromschaltung.
Die Wagen können entweder eine bestimmte Strecke
auf demselben Gleise hin- und zurückfahren — Pendel-
betrieb — oder es kann ein Ringbetrieb stattfinden. In
dem ersteren Falle wird nötigenfalls durch eine selbst-
Abb. 43.
Federnde Luftweiche.
tätige Schaltung ein Umkehren der Wagen an den
Endstellen veranlafst. Beim Ringbetrieb sorgt eine
selbsttätige Streckenblockung dafür, dafs kein Wagen
in einen bereits durch einen andern Wagen besetzten
Streckenabschnitt einfahren kann. Dies wird durch
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 874] 185
Abb. 41.
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Adolf Bleichert#Co Nr1098.
Schaltschema fir die selbsttatige Streckenblockung auf
Elektrohängebahnen.
fAbb, 43a.
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Einfachste Laufbahnbefestigung. Aufhängen der Laufschiene
an der Decke.
drehbare Schalter erreicht, die von dem Wagen beim
Uebertreten von dem einen in den folgenden Strecken-
abschnitt gedreht werden. Den Plan dieser der Firma
Ad. Bleichert & Co. patentierten Blockung zeigt Abb. 42.
Hier bedeutet A den von einem Arbeiter bedienten Aus-
186 [No. 874] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [15. November 1913]
rückhebel der Beladestrecke. Z bezeichnet die eine
ununterbrochen durchgehende Leitung. Als zweite
Leitung dient die Schleifleitung 1, 2, 3 bis 9, die aus
einer Anzahl von einander isolierter Abschnitte besteht.
Aufserdem sind noch zwei weitere Leitungsgruppen a,
a,, a, und 4, d,, 6, vorhanden, die durch die Schalter
f, fs Js und g, g,, g, entweder mit der durchgehenden
Leitung Z oder mit den Abschnitten der Schleif-
leitung in Verbindung gesetzt werden können. Die
Schalter werden von den Wagen beim Vorüberfahren
gedreht. Angenommen, es habe der von rechts nach
links fahrende Wagen w, am Punkte 4, 5 den Schalter g,
nach unten gedreht. Dadurch wird für die Strecke 5, 6
die Stromzuführung abgeschnitten, die bis dahin über
l, fis %, & erfolgte. Es kommt dadurch der folgende
Wagen w, solange zum halten, bis w, den Schalter f
erreicht und auf 4, gelegt hat. Die Strecke 5, 6 erhält
dann über f, 4,, gı Strom und w, kann die Fahrt fort-
setzen. 1, 2 ist als Beladestrecke angenommen. Das
Ein- und Ausschalten erfolgt bei 4 durch den Arbeiter,
wenn der Wagen die gewünschte Stelle erreicht hat.
| Ist der Wagen beladen, so wird A eingeschaltet, der
Wagen fährt nach links weiter und bewirkt durch Um-
stellen von f das Nachrücken des folgenden Wagens.
Auf demselben Grundgedanken wie hier bei der
Streckenblockung beruht auch die Sicherung von
Weichen und Kreuzungen, indem der zuerst an-
Gerüstausführung auf einem engen Hof. kommende Wagen die andere Strecke stromlos macht.
Das Befahren geöffneter Weichenzungen wird nach
Abb. 45. Patent Bleichert dadurch verhindert,
dafs erst durch das Schliefsen der
Weichenzunge die sonst stromlose
vorhergehende Blockstrecke Strom
erhält. Die Ausführung einer Luft-
weiche zeigt Abb. 43. Dadurch sind
beliebige Abzweigungen möglich.
Abb. 47.
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ADOLF BLEICHERT z. ©
Leipzig- bohlis 370
Ueberschreiten eines Daches.
Abb. 46.
Bleicheit
—
Auslegergerüst auf einem
Werkstatthofe.
d) Geriiste.
Die Gerüste können sehr ver-
schieden ausgeführt werden und
passen sich leicht fast jeden ört-
lichen Verhältnissen an. Am ein-
fachsten gestaltet sich die Aus-
führung in einem Gebäude, das
eine Decke von ausreichender Trag-
` fähigkeit besitzt. Es genügt dann
unter Umständen schon ein unter
der Decke befestigtes [-Eisen als
Laufschiene (s. Abb. 43a). _
Gute Beispiele für die An-
| — DEE passungsfähigkeit der Elektrohange-
Auslegergerüst an einem Lagerplatz. bahn sind die Abb. 44 und 45. Es
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[15. November 1913]
GLASERS ANNALEN
sind hier in dem einen Falle die Gerüste auf einem
engen Hof angeordnet, wie es etwa auf dem
Bahnhofsgelände zwischen den Gebäuden der Be-
triebswerkmeisterei und des Lokomotivschuppens
sein könnte, und in dem andern Fall ist die
Hängebahn sogar über ein Hausdach hinweggeführt.
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Bleichert
Gerüst mit doppelseitigem Ausleger.
Die Gerüste werden in einfachster Weise aus Profil-
eisen, besonders von Winkel-, Ll- und T-Quer-
schnitt, hergestellt, die mit Knotenblechen ver-
bunden werden. Einfach und billig ist die portal-
artige Ausführung des Gerüstes nach Abb. 44. Sie
nimmt indes verhältnismäfsig viel Platz in Anspruch.
FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 874]
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_ Fahrbares Gerüst mit Anschlufsweichen für den Wagenübergang auf die festen Seitengerüste.
Fehlt dieser an einer der beiden Seiten oder liegen
sonstige Umstände vor, so verwendet man Auslegerge-
rüste, wie sie auf den Abb. 38 u. 46—48 dargestellt sind.
Es ist auch auf Sicherheit gegen Kippen der Stützen in
der Fahrrichtung Bedacht zu nehmen. Kann dies nicht
durch Verbindung mit einer Gebäudewand oder einem
andern festen Bauwerk geschehen, so müssen Diago-
nalen eingezogen werden, wie dies, bei Abb. 46 im
dritten Felde von links geschehen ist. Bei der Aus-
führung nach Abb. 49 ist dies nicht erforderlich, da die
Sicherheit gegen hier durch das Turm-
gerüst einerseits und die
geben ist. 7
Endlich sind noch die fahrbaren Gerüste zu er-
wähnen. Auf Abb. 50 ist ein solches dargestellt. Ein
grofser Lagerplatz für Massengut wird rechts und links
chutzbrücke anderseits ge-
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188 [No. 874] GLASERS ANNAIEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [15. November 1913]
von den festen Hängebahnschienen begrenzt. Da- eine so aufserordentlich geschickte Verbindung von
zwischen läuft ein den Platz quer überspannendes Bock- Greifer, Laufkran und Elektrohängebahn eine überaus
gerüst mit einer Hängebahnschiene, von der die Förder- rasche Beförderung sehr grofser Mengen von Massen-
gefafse mittels federnd anliegender Weichen auf die gut herbeiführen läfst und zwar unter Verwendung
Seitenschienen übergehen können und umgekehrt. Das einer ganz geringen Zahl von Arbeitern.
Bockgerüst dient 'gleichzeitig zum Tragen eines fahr-
e) Schutzvorrichtungen.
Abb. 51. Es gilt hier auch das bei den Drahtseilbahnen unter
If gesagte. Den sichersten Schutz beim Ueberkreuzen
viel befahrener Strafsen oder Gleise bilden feste Brücken.
Abb. 49 zeigt eine solche über eine Strafse und Abb. 51
| über Bahnhofsgleise. Die Bauart dieser letzteren Brücke
| mit der eingebauten automatischen Wage war bereits
ri in Abb. 41 gegeben, die den Blick oben längs der Brücke
darstellt.
u: = x f) Beschreibung einer für Eisenbahnzwecke
i 1 ausgeführten Elektrohängebahn.
(Anlage der dänischen Staatsbahn
in Kopenhagen.)
Die Anlage dient dazu, englische Steinkohlen und
Steinkohlenbriketts am Hafen in Kopenhagen aus den
Schiffen zu entladen und dann über ein schwieriges
sehr wechselndes Gelände auf den Giterbahnhof bis zu
dem Lagerplatz an dem neuen Lokomotivschuppen zu
befördern. Dieser fafst 92 Lokomotiven. Es war eine
Leistung von 60 t in der Stunde bei täglich 10 Stunden
Arbeitszeit vorgeschrieben. Die hier zu lösende Auf-
gabe zerfällt in zwei Teile, nämlich erstens das Ent-
nehmen der Kohle aus dem Schiff und vorläufiges Ein-
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Schutzbrücke über Bahnhofsgleise. T
Abb. 53.
Abb. 52.
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Elektrohängebahn der Dänischen Staatsbahn in Kopenhagen. Elektrohängebahn der Dänischen Staatsbahn in Kopenhagen.
Endschleife und fahrbares Beladegerüst. Endschleife am Beladungsende der Bahn,
baren Greiferkranes. Das Massengut wird vom Lager- füllen in einen Schüttrumpf und zweitens die Beförde-
platz mit dem Greifer hochgenommen und in den auf | rung mittels Elektrohängebahn bis zu dem 2,43 km
der Abbildung erkennbaren verschiebbaren Trichter entfernten Lagerplatz. Der erste Teil der Aufgabe, 1n
entleert. Von diesem aus werden die einzelnen Hänge- so bemerkenswerter Weise er auch gelöst ist, kann als
bahnwagen gefüllt. Es ist einleuchtend, dafs sich durch nicht unmittelbar hierher gehörend, nur gestreift werden.
_— Ein fahrbares Gerüst (Abb, 52) hat einen aufklappbaren
*) Abb. 52—60 nach „Ingenioren“ 1913, No. 26. Ausleger, auf dem ein Elektrohängebahnwagen mit
(15. November 1913]
Winde bis über Mitte Schiffsluke fahren kann. Er wird
dann bis zum Schiffsboden gesenkt, wieder gehoben
und senkrecht zum Ufer auf dem Ausleger bis über einen
Ueberladerumpf gefahren. In diesen entleert der Wagen
selbsttätig seinen Inhalt, nachdem sich der Boden durch
Anstofsen eines Hebels am Wagen gegen einen An-
schlag geöffnet hat. Dann fährt der Wagen wieder
bis zur Spitze des Auslegers zurück und wird aufs
Neue niedergelassen. Es beträgt:
die grölste wasserseitige Nutzausladung 9,00 m
die Fahrgeschwindigkeit der Laufkatze 60 m i.d.Min.
die Hubgeschwindigkeit der Laufkatze 21, ,
die Kranfahrgeschwindigkeit . . . . 10, „
der Wageninhalt . . 15 hl
der Kraftbedarf beim Heben . 12 PS
der Kraftbedarf beim Kranfahren . 10 PS
die Stromspannung 2X220 Volt
die stündliche Leistung ‘des Entladers 30 t.
Abb. 54.
Elektrohängebahn der Dänischen Staatsbahn in Kopenhagen.
Ueberschreitung einer Brücke am Hafen mit Schutzbrücke.
Abb. 55.
Elektrohängebahn der Dänischen Staatsbahn in Kopenhagen.
Bauart der Schutzbrücke zu Abb. 54.
Auf die weiteren Einzelheiten sei hier nicht einge-
gangen, für uns kommt mehr der zweite Teil der Auf-
gabe in Frage, die Weiterbeförderung der Kohle nach
dem entfernten Lagerplatz sowie die Ausbildung der
Elektrohängebahn auf dem Bahnhofsgelände.
Diese von der zuvor erwähnten kurzen Kranhänge-
bahn unabhängige Fernbahn ist doppelgleisig geführt
mit Verbindungsschleifen an den Enden. Die Gesamt-
länge ist 2,43 km. Abb.53 zeigt die eine und Abb. 59
die andere Endschleife.
Unterwegs kreuzt die Bahn eine Hochbrücke
(Abb. 54 u. 55), die zur Verbindung der Kohlenlager
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 874] 189
einer Gasanstalt mit mehreren Huntschen Entladern am
Hafen dient, sodann eine Stralsenüberführung (Dybbol-
viadukt), (Abb. 56) ferner mehrere andere Strafsen bis sie
schliefslich auf das Gelände des Güterbahnhofes gelangt
Abb. 56.
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Elektrohängebahn der Dänischen Staatsbahn in Kopenhagen.
Ueberschreitung des Dybbolviaduktes.
Abb. 57.
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Elektrohängebahn der Dänischen Staatsbahn in Kopenhagen,
Portal- und Auslegergeriiste auf dem Güterbabnhof.
(Abb. 57) und über die Gleise bis zu der Entlade-
stelle am Lokomotivschuppen führt (Abb. 58). Die unter-
wegs zu überwindende Steigung beträgt 1,5 v.H.
Die zuvor erwähnte Hochbrücke ist rd. 7 m hoch
und wird mit einer Schutzbrücke, die in Abb. 55 näher
dargestellt ist, in 9,25 m Höhe überschritten. Die Ge-
rüste sind den besonderen Zwecken entsprechend an
den verschiedenen Stellen verschieden ausgeführt. Am
190 (No. 874]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. November 1913]
Beladungsende sind z. B. die Laufschienenstützen auf |
Portale gesetzt (Abb. 53), die die Umgrenzung des
lichten Raumes für Eisenbahnbetriebsmittel freilassen.
Auf dem Bahnhofsgelände sind zum Teil Gittermasten
mit kurzen doppelseitigen Auslegerstutzen verwendet.
Abb. 59 zeigt die Ausführung im Bau.
Als Hängebahnwagen dienen Selbstentlader nach
Abb. 60. Sie werden, wie auf Abb 52 dargestellt, am
Schüttrichter des verschiebbaren Behälters gefüllt. Der
Abb. 58.
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Elektrohängebahn der Dänischen Staatsbahn in Kopenhagen.
Endschleife und Entladeplatz,
Wageninhalt ist 15 hl oder 1,2 t. Ein Aufrennen der
mit 5,4 km/Std. Geschwindigkeit verkehrenden Wagen
wird durch die unter II c beschriebene Blockschaltung
verhindert. Die Wagen folgen sich alle 72 Sekunden,
entsprechend einem Längenabstand von 108 m. Es
kommt Gleichstrom von 220 Volt zur Verwendung.
Der Kraftbedarf für einen Wagen wird zu 1,6 KW
angegeben. Zur Festellung der geförderten Mengen
Abb. 59.
Elektrohängebahn der Dänischen Staatsbahn in Kopenhagen.
Gerüste auf dem Bahnhof im Bau.
dient eine automatische Wage, die während des Wiege-
vorganges ebenfalls durch Blockschaltung gesichert ist.
Für die Bekohlung der Lokomotiven am Lagerplatz
wird die Kohle von Hand in Kübel geladen, die mittels
Drehkran angehoben und über dem Tender entleert
werden.
Hiermit möge die Schilderung von Schwebebahnan-
lagen schliefsen. Aus der Fülle des Stoffes habe ich
nur dasjenige herausgegriffen und zusammengestellt,
was in dem einen oder anderen Teil vielleicht als
Beispiel für Anlagen dienen könnte, wie sie für den
von mir eingangs besprochenen Zweck in Frage kämen.
Ich habe mich in der Hauptsache auf die Frage der
Beförderung der Kohlen vom Lagerplatze nach der
Kohlenausgabestelle beschränken müssen. Es spielt
daneben aber auch die zweckmäfsige und wirtschaftliche
Beförderung der Kohlen vom Eisenbahnwagen bis zur
Lagerstelle etwa unter Verwendung von Selbstentladern,
Greifern und andern Hilfsmitteln eine Rolle.
Bei den Untersuchungen über den Nutzen me.
chanischer Kohlenförderung im Eisenbahndienst sind
neben den technischen auch die wirtschaftlichen Ge-
sichtspunkte wesentlich. Hierbei handelt es sich zum
Teil um Werte, die sich einer genauen rechnerischen
Ermittlumg entziehen, wie z. B. etwaige Ersparnisse
an Lokomotiven und Personal durch schnellere Be-
Abb. 60.
Elektrohängebahn der Dänischen Staatsbahn in Kopenhagen.
Fördergefäfs und Fahrschienenausführung.
kohlung, ferner Ersparnisse infolge höherer Leistung
des Bahnhofes durch Vermehrung der Aufnahmegleise,
durch eine betrieblich günstige Lage der Bekohlungs-
stelle usw. Solche Untersuchungen müssen auch von
Fall zu Fall besonders durchgeführt werden. Allgemein
wird man nur als sicher annehmen können, dafs bei
den verhältnismäfsig geringen Anlage-, Betriebs- und Un-
terhaltungskosten Schwebebahnen dann ohne Weiteres
für die Eisenbahnverwaltung wirtschaftlich sein werden,
wenn dadurch eine anderweit überhaupt nicht oder nur
mit sehr grofsen Kosten durchführbare Vermehrung der
Aufnahmegleise erreicht werden kann.
Rein technisch betrachtet, dürften die vorgeführten
Beispiele gezeigt haben, dafs im Hängebahnbau jetzt
bereits Ausführungsformen möglich und vorhanden sind,
die den besonderen Verhältnissen des Eisenbahndienstes
ohne Schwierigkeit angepafst werden können.
Herr Regierungs- und Baurat Bode: Meine Herren,
den Ausführungen des Herrn Vortragenden, der in den
Seil- oder Elektro-Hängebahnen die geeigneten Ein-
richtungen für eine zweckmäfsige und wirtschaftliche
[15. November 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 874] 191
Ausgestaltung unserer Bekohlungsanlagen sieht, vermag | Es ist hierzu zu bemerken, dafs gerade auf diesem
ich nicht beizustimmen. Andererseits jedoch scheint
es mir sehr notwendig, Mittel und Wege zu finden,
die heute auf unseren grofsen Bahnhöfen überwiegend
angewendete Handarbeit durch mechanische Kohlen-
förderung zu ersetzen. Der Kohleneingang auf grofsen
Bahnhöfen ist aufserordentlich ungleichmäfsig und
deshalb die Lokomotivbekohlung unmittelbar vom
Wagen aus vielfach nicht möglich, vielmehr mufs ein
erheblicher Teil der Kohlen auf die Lager gebracht
werden. Es hängt dies zum Teil damit zusammen,
dafs die Kohlenzechen allgemein angewiesen sind, die
Versorgung unserer Bahnhöfe mit Lokomotivkohlen
möglichst zu verkehrsschwachen Zeiten auszuführen,
damit der Wagenpark während der verkehrsstarken
Zeiten nicht durch umfangreiche Kohlentransporte für
Staatsbahnzwecke belastet ist. Häufig auch gefällt es
dem Kohlensyndikat, den einen oder anderen Bahnhof
zeitweise mit Kohlen zu überschwemmen, wenn dies
gerade in seine Dispositionen pafst. Die Bewältigung
der so zufliefsenden Kohlenmassen kann besonders
unbequem werden, wenn sie zu Zeiten erfolgen mufs,
Bahnhof besonders grofse Lagerplätze erforderlich sind,
da dort die eigentlich auf den Stettiner Bahnhof und
den Bahnhof Gesundbrunnen gehörenden Reserve-
kohlenbestände gelagert werden müssen, die auf diesen
beiden Bahnhöfen wegen Platzmangels nicht unterzu-
bringen sind.
Es leuchtet ein, dafs die Behandlung so grofser
Kohlenmengen viel Arbeitskräfte erfordert, deren Ersatz
durch mechanische Einrichtungen sehr erwünscht ist.
Ob es aber möglich ist, die Zu- und Abfuhr der Kohlen
unter solchen Umständen durch Hängebahnen zu
bewirken, erscheint mir sehr zweifelhaft. Zunächst
schon wegen der ganz unregelmäfsigen Formen der
Lagerplätze; derartige mechanische Fördereinrichtungen
setzen immer schmale und langgestreckte, mindestens
aber rechteckige Lagerplätze voraus. Aufserdem würde
es kaum möglich sein, bei dem Gleisabstand von in der
Regel 4,5 m die erforderlichen Stützen zwischen den
Gleisen aufzustellen, namentlich nicht für die schweren
Elektrohangebahnen; von dem Mittel aber, die Gleise
mit Tragwerken zu überspannen, kann man ja auch
Abb. 61.
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Lageplan des Bahnhofes Pankow.
in denen schwer die nötigen Arbeiter verfügbar gemacht
werden können, z. B. im Sommer, wenn die Rotten-
arbeiter durch Unterhaltungsarbeiten an den Gleisen
sehr in Anspruch genommen sind. Natürlich wechseln
die Zeiten des Kohlenüberschusses mit solchen geringer
Kohlenzufuhr und es wird dann wieder notwendig, die
Lokomotiven mit Lagerkohlen zu versorgen, die den
Ladebühnen aus den J.agern auf mehr oder weniger
langen Wegen zuzuführen sind.
Des weiteren haben wir bestimmungsgemäfs auf
unseren DBekohlungsbahnhöfen grofse Kriegs- und
Streikbestände zu halten, die im regelmäfsigen Wechsel
alle paar Jahre erneuert werden müssen und deshalb
häufige umfangreiche Kohlenbewegungen zwischen
Wagen und Lager einerseits und Lager und Lade-
bühnen andererseits erfordern. Die Schaffung und
Freihaltung der dazu nötigen umfangreichen Lagerplätze
stöfst häufig auf Schwierigkeiten, namentlich wenn es
gilt, auf schon ausgebauten Bahnhöfen Raum für Unter-
bringung grofser Kohlenmengen zu gewinnen. Zu
welch ungünstiger Verteilung und Anordnung der
Lagerplatze dasführen kann, zeigt der’ in Abb. 61 wieder-
gegebene Lageplan des Bahnhofes Pankow bei Berlin.
Nicht weniger wie sechs voneinander getrennte Lager-
plätze sind vorhanden, von den verschiedensten Formen,
so wie die Plätze eben verfügbar zu machen waren.
nicht überall Gebrauch machen, abgesehen davon, dafs
dadurch die Anlagekosten sehr hoch werden würden.
Um die Seitentransportwege nach Möglichkeit ab-
zukürzen, sind auf dem Bahnhof Pankow, wie aus der
Abb. 61 zu ersehen ist, 4 Ladebühnen eingerichtet, auch
dringen die Zufuhrgleise tief in die Lagerplätze ein.
Es sind dies jedoch nur mangelhafte Notbehelfe. Denn
wenn auch auf diese Weise die Wege von den Wagen
bis zu den Lagern verkürzt werden konnten, so müssen
doch die Kohlen auf dem umgekehrten Wege vom
Lager zu den Ladebühnen vielfach auf recht grofse
Entfernungen befördert werden. Der Wechsel der
Ladebühnen aber, der erforderlich wird, wenn andere
Lager in Angriff genommen werden müssen, hat häufig
recht unbequeme Aenderungen in den Lokomotiv-
dispositionen zur Folge.
Nun ist ja bei derartigen Kohlenbewegungen aufser
den Seitentransporten auch das Einfüllen der Kohlen
in die Transportgefafse zu bewirken. Der Herr Vor-
tragende hat hierfür auf die Verwendung von Greifern
hingewiesen, hat aber dafür nur sehr wenige Beispiele
von ausgeführten Anlagen anführen können. Scheinbar
wird von Greifern bei Kohlenförderungseinrichtungen
nur wenig Gebrauch gemacht. Aufser anderen Uebel-
ständen haftet ihnen der Mangel an, dafs sie gerade
bei den Kohlenverladeeinrichtungen, um die es sich
192 [No. 874]
hier handelt, wohl stets Bedienung und Handhabung
durch besondere Arbeiter erfordern. Dadurch wird
aber ihre Wirtschaftlichkeit sehr herabgesetzt.
Bahnhöfe mit ähnlich ungünstigen Kohlenlager- und
Ladeverhaltnissen, wie sie das Beispiel des Bahnhofs
Pankow aufweist, gibt es sicherlich noch sehr viele, und
so erwünscht gerade auf derartigen Bahnhöfen mecha-
nische Kohlenförderungseinrichtungen sind, Bleichertsche
Hängebahnen werden dafür wohl nur selten die
geeignete Lösung bieten.
Auf dem vor einigen Jahren neu geschaffenen
Bahnhof Wustermark bei Berlin ist versucht, auf
andere Weise an Kohlenarbeitern zu sparen. Der
Kohlenlagerplatz ist hochgelegt und durch ein
Rampengleis zugänglich gemacht. Die Verteilung
der Kohlen auf dem Lagerplatz wird erleichtert durch
Schmalspurgleise, die den Lagerplatz in zweckmäfsiger
Anordnung durchziehen. Die Bekohlung der Loko-
motiven erfolgt vermittelst Klapprutschen, die sich
seitlich über an den Lagerplatz herangeführte Bekohlungs-
gleise erstrecken. Es fällt also bei dieser Anordnung
das sonst erforderliche jedesmalige Heben der einzelnen
Bekohlungsgefafse auf die Ladebühne fort; die ent-
sprechende Arbeit verrichtet hier wirtschaftlicher die
Lokomotive, welche die beladenen Wagen auf die Höhe
des Lagerplatzes drückt.
An sich würde es die rechteckige Form des Lager-
platzes gestatten, für die Seitenbewegungen der Lager-
kohlen mechanische Einrichtungen unter Verwendung
einer Bleichert’schen Hängebahn mit Vorteil zu ver-
wenden.
Aber selbst auf diesem neuen Bahnhofe müfste ein
derartiges Projekt an der Schwierigkeit, Platz für die
Aufstellung der dazu erforderlichen schweren seitlichen
Stützen zu gewinnen, scheitert.
Herr Oberbaurat Dütting: Herr Kollege Schwarze
hat in seinem Vortrage dankenswerte Anregungen
gegeben für die Verwendung von Seilbahnen zur
Beförderung der Lokomotivkohle von ihren Lagerplätzen
zur entfernt liegenden Ausgabestelle. Diese Art der
Beförderung scheint in den Fällen, wo Gleisverbindungen
entweder ganz fehlen oder wo wegen der Bahnhofs-
verhältnisse das Umsetzen der mit Kohle beladenen
Wagen von der einen zur anderen Stelle Schwierig-
keiten bietet, manche Vorteile zu haben, namentlich
dann, wenn die Fördergefälse der Seilbahn entweder
unmittelbar zur Kohlenausgabe benutzt werden können
oder wenigstens ihr Inhalt ohne erheblichen Arbeits-
aufwand in die Ausgabegefälse umgestürzt werden kann.
Es bleibt jedoch zu bedenken, dafs auf den meisten
Bahnhöfen mit beträchtlicher Kohlenausgabe der Lager-
bestand nur einen mäfsigen Bruchteil (etwa 4) der
jährlich verausgabten Kohlenmenge ausmacht und dafs
dieser Bestand nur in verhältnismäfsig grofsen Zwischen-
räumen — 2—3 Jahre bei Kohle und 3—5 Jahre bei
Briketts — erneuert zu werden braucht. Ueberall dort,
wo die Verhältnisse es gestatten, pflegt darauf gehalten
zu werden, dafs die eingehenden Kohlensendungen
tunlichst unmittelbar vom Wagen verausgabt, d. h. in
die Ausgabegefäfse umgeladen werden. Dieses Ver-
fahren bietet den doppelten Vorteil der Kostenersparnis
(statt der zweimaligen Umladung und Beförderung —
vom Wagen auf das Lager und vom Lager in die
Ausgabegefafse — nur eine einmalige Umladung) und
der besseren Schonung der Kohle, die bei nur ein-
maliger Umladung nicht so sehr zerstückelt wird und
deshalb einen höheren Heizwert behält. Es sollten
deshalb bei Neuanlagen oder gröfseren Umbauten von
Bahnhöfen die für eine gröfscre Kohlenausgabe be-
stimmten Bekohlungsanlagen möglichst derart ein-
gerichtet werden, dais eine unmittelbare und schonende
Umladung der Kohle vom Wagen in die Ausgabegefiafse
erreicht wird, und es sollte die Anzahl und der Fassungs-
raum der letzteren derart bemessen werden, dafs ein
tunlichst grofser Teil der Kohle ohne Zwischenlagerung
verausgabt werden kann und ohne dafs wesentliche
Verzögerungen in der Rückgabe der Wagen entstehen.
Bei dieser Art der Ausbildung der Bekohlungs-
anlagen braucht der gröflsere Teil der Lagerbestände
nur selten geräumt werden und deshalb würden hier
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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[15. November 1913]
die vom Vortragenden empfohlenen Seilbahnen, deren
Anlagekosten nach den vorgeführten Bildern anscheinend
nicht unbeträchtlich sind, eine nur unvollkommene
Ausnutzung erfahren. Sie können wohl nur dort in
Frage kommen, wo die Bahnhofsverhältnisse besonders
ungünstig sind, also nicht genügend Raum bieten für
eine ausreichende Bekohlungsanlage nebst den dazu
gehörigen Gleisen und Tageslagerplätzen, wo aufserdem
die rechtzeitige An- und Abfuhr der Kohlenwagen auf
Schwierigkeiten stöfst, wo es also notwendig ist, einen
beträchtlichen Teil der täglichen Kohlenzufuhr auf einem
entfernt von der Bekohlungsstelle gelegenen Lagerplatze
abzulagern.
Herr Regierungsbaumeister Thalmann: Aus den
bisherigen Ausführungen ergibt sich, dafs die Haupt-
schwierigkeit, die bei der Beförderung der Kohlen von
den Wagen nach den Lagerplätzen und von diesen
nach den Verbrauchsstellen (Tendern) besteht, auf die
aufserordentlich grofse Grundfläche der Lagerplhatze
zurückzuführen ist.
Diese Schwierigkeit liefse sich wesentlich verringern,
wenn ähnlich wie bei neueren Anlagen in Gasanstalten
und Hüttenwerken davon abgesehen würde, die Höhe
der Stapel auf etwa 2,5 m zu beschränken, und statt
dessen die Kohlen mit erheblich gröfserer Höhe etwa
in Kohlensilos oder dergl. gestapelt würden.
Neuerdings werden schon Kohlensilos mit sehr
erheblichen Stapelhöhen (z. B. 13 m, vergl. die Druck-
schrift der Firma Wayss & Freitag A. G. Neustadt
a. d. Haardt über „Silobauten Ausgabe 1911“, S. 10,
Gaswerk Reutlingen) gebaut.
Es soll auch keine Schwierigkeit machen, Kohlen-
silos für etwa 18 m Schütthöhe auszuführen, wenn der
Druck durch Anordnung von Zwischenböden auf das
zulässige Mafs beschränkt wird. (Vergl. obengenannte
Druckschrift, S. 50--52.)
Infolge der grofsen Stapelhöhe ergibt sich eine
entsprechend kleine Grundfläche für die Kohlenlager.
Es wird hierdurch ermöglicht, den Silos eine solche
Form zu geben, dafs deren Entladung an geeigneten
Stellen erfolgen kann, an denen die Lokomotiven
gleichzeitig entschlackt werden und Wasser und Sand
nehmen können. Gleichzeitig lafst sich hierbei die
unliebsame Zerkleinerung der Kohlen, die oft durch
zu häufiges Umladen veranlafst wird, dadurch ver-
ringern, dafs die Kohlenwagen unmittelbar in den Silo
entleert werden.
Zu bemerken ist noch, dafs die Firma Phönix,
Abteilung Hörder Verein in Hörde, zur Aufbewahrung
eines grölseren Bestandes an Kohlen, um an Lagerplatz
zu sparen, in neuester Zeit unter Flur einen tiefen Behälter
in Eisenbeton hergestellt hat, in dem die Kohlen in
sehr grofser Höhe gestapelt sind. Die Gefahr der
Selbstentzündung ist dadurch beseitigt, dafs der
betreffende Behälter bis oben hin mit Wasser gefüllt
wird, das vor etwaiger Entnahme der Kohlen heraus-
gepumpt werden kann. Zum Hineinschaffen und Heraus-
holen der Kohlen ist eine Verladebrücke üblicher Bauart
über dem Behälter vorgesehen. Die für die Firma in
Frage kommenden Kohlen sollen unter Wasser beliebig
lange ihre Heizkraft beibehalten. Ein häufigeres Aus-
wechseln der Kohlen ist daher nicht erforderlich.
Bei Anwendung solcher Behälter dürfte sich auf
Bahnhöfen die Lagerfläche, auf der regelmäfsig Kohlen
bewegt werden müssen, in vielen Fällen so weit ver-
ringern lassen, dafs die Silos ganz den Anforderungen
des Betriebes beim Beladen der Tender angepalst
werden könnten vorausgesetzt, dafs die Anlagekosten
einer solchen Anlage nicht so hoch werden, dafs da-
durch die Wirtschaftlichkeit in Frage gestellt wird.
Herr Ober- und Geheimer. Baurat Klopsoh: Die
Beförderung der im Eisenbahnbetrieb für die Loko-
motiven nötigen Kohlen vom Lagerplatz auf die
Maschinen durch die vom Herrn Vortragenden be-
sprochenen Hängebahnen hat den Nachteil, dals, wenn
die Verladung wegen der meist vorhandenen Lagerung
in kastenartige Wagen erfolgt, dies durch Hand ge-
schehen muls und naturgemäfs mit höheren Kosten
verbunden ist, geschieht aber die Beförderung durch
Greifer, diese bei weiteren Transportwegen viel von
[15. November 1913]
ihrem Inhalt verlieren, bei wechselnder stückreicher
Kohle des unzureichenden Greiferverschlusses wegen
kaum noch verwendbar sind.
Hängebahnen sind nach meinen Erfahrungen mit
Vorteil da zu verwenden, wo die zu befördernden
Materialien durch Schüttrinnen in die Förderkasten
gelangen, grolse Transportwege und diese in möglichst
ununterbrochenem Betriebe zu bewältigen haben.
Jedenfalls müssen wir aber dem Herrn Vortragenden
dankbar sein, dafs er gerade die Kohlenförderung auch
im Eisenbahnbetriebe hier zur Besprechung gebracht
hat, da leider immer noch veraltete, unwirtschaftliche
Anlagen zur Neuausführung gelangen.
Bei der grofsen Bekohlungsanlage für den Zentral-
bahnhof Leipzig und den Güterbahnhof Wahren für —
soweit erinnerlich — 300 bis 400 t täglich wurden nach
vielfachen Untersuchungen einmal die bekannten
elektrisch angetriebenen Kohlenladekräne benutzt, weiter
aber, da sich das Bahnhofsterrain dazu besonders
eignete, ein höher gelegener Platz durch eine senkrechte
Seitenmauer begrenzt und hier ein Kohlenlager angelegt,
auf dem die Kohle oben aus den Eisenbahnwagen in
kleine Transportwagen übergeladen wurde, deren hintere
Wand als Schüttrinne ausgebildet beim Herabschlagen
derselben die Kohle auf die Tender und die Tender-
maschinen fallen läfst.
Diese Bekohlungsart ist wirtschaftlich und besonders
bei der Moselbahn Trier—Cochem angewandt.
Auf dem Güterbahnhof Wahren sollte erst ein
hochgelegener grofser Bunker, wie in München, mit
feststehendem Becherwerk erbaut werden, da der zur
schnellen Entleerung der Eisenbahnwagen nötige, tiefer
gelegene Behälter aber in das Grundwasser gekommen
wäre, wurde hiervon abgesehen und ein längerer,
nicht zu breiter Lagerplatz mit einem fahrbaren Bock-
kran überbrückt, auf dem als Katze ein Greifer sich
bewegt. Dieser entlädt die Kohlen aus den Eisenbahn-
wagen in den Lagerplatz direkt auf die Maschinen.
Weiter wurden seitlich kleinere von dem Greifer be-
diente Bunker erbaut mit abklappbaren Seitenrinnen,
aus denen die Kohle direkt auf die Lokomotive stürzt.
Um das vorgeschriebene Aufräumen der in dem
langen Lagerplatz aufgespeicherten Kohlen, ohne dafs
der Bockkran zu weite Wege zurückzulegen hat, zu
ermöglichen, wurden diese Bunker fahrbar gemacht und
stets der jeweiligen Kohlen-Entnahmestelle des Behälters
gegentbergestellt. Irgendwelche Nachteile bei der
Entnahme der Kohlen aus den Eisenbahnwagen durch
die Greifer wurden nicht beobachtet, dagegen hat bei
stückreicher, besonders oberschlesischer Kohle der
Greifer stets viel Inhalt verloren. Es wird deswegen
für die Anlage jetzt nur noch sogenannte Nufskohle
verwandt.
Diese Bekohlungsart hat sich in jeder Beziehung
als wirtschaftlich bewährt und ist im Organ ausführlich
beschrieben.
Herr Regierungs- und Baurat Ritze: Seitens des
Herrn Vortragenden war angegeben, dafs zur Entladung
von Kohlenwagen auch Greifer benutzt würden, ohne
eine Beschädigung der zu entladenden Wagen herbei-
zuführen; der Herr Kollege Bode war, wenn ich nicht
irre, anderer Ansicht. Es ist möglich, dafs beide
Herren verschiedene Kohlensorten im Auge hatten.
Ich möchte daher die Frage stellen, ob auch die ober-
schlesische Kohle,. die erheblich stückreicher geliefert
wird als die westfälische, mittels Greifer aus den
Kohlenwagen entladen werden kann, ohne dafs die
Wagen durch die Greifer beschädigt werden.
Herr Regierungsbaumeister Dr.- Jna. Schwarze: Die
von Herrn Regierungs- und Baurat Bode geschilderten
schwierigen Platzverhältnisse auf verschiedenen Berliner
Bahnhöfen bestätigen meine in der Einleitung zu dem
Vortrag für diesen selbst gegebene Begründung. Ich
wollte ja grade auf eine Möglichkeit hinweisen, wie
man anstelle von vielleicht vier oder mehr verzettelt
und ungünstig liegenden Lagerplätzen von zudem un-
regelmäfsigen Grundrissen einen einzigen zwar ent-
fernter, doch sonst viel günstiger liegenden Platz
noch nutzbringend verwerten könnte, Auf die
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(No. 874] 193
Anfrage von Herrn Regierungs- und Baurat Ritze
erlaube ich mir zu erwidern, dafs, wie uns vor Kurzem
in Wahren gelegentlich der Besichtigung der Bekohlungs-
anlagen durch den Lokomotivausschufs mitgeteilt wurde,
dort Beschädigungen der Wagenböden durch Greifer
nicht beobachtet sind. Ich möchte sodann noch
besonders hervorheben, dafs ich Hängebahnen für
Kohlebeförderung auf unsern Bahnhöfen keineswegs als
überall zweckmälsig ansehe, sondern zunächst nur als
ein Hilfsmittel bei beschränkten Platzverhältnissen,
wenn andere Hilfsmittel offenbar versagen. Es mufs
auch selbstverständlich vorher jedesmal erst eine genaue
Berechnung über die Wirtschaftlichkeit angestellt werden,
aber man darf nicht vergessen, bei dieser Berechnung
auch diejenigen nicht in festen Zahlen ausdrückbaren
Werte zu berücksichtigen, die durch die Erhöhung der
Leistungsfähigkeit eines wichtigen Bahnhofes geschaffen
werden.
Die Schwierigkeiten, die nach Ansicht einiger der
Herren Vorredner der Anlage von Hängebahnen auf
verschiedenen Bahnhöfen entgegenzustehen scheinen,
halte ich für unsere hochentwickelte Hängebahnindustrie
zumeist nicht mehr für unüberwindbar. Zugeben will
ich indes gern, dafs sich letztere vor der Fülle sehr
lohnender anderer Aufgaben bislang noch nicht so
eingehend mit dem von mir heute erörterten besonderen
Verwendungszweck beschäftigt hat, wie es wohl er-
wünscht sein möchte. Hierauf die Aufmerksamkeit der
beteiligten Kreise etwas mehr zu lenken, war mit mein
Wunsch bei meinem Vortrage.
Wie ich erfahre, ist Herr Regierungsbauführer Voigt
mit einer zusammenfassenden Behandlung moderner
Bekohlungsanlagen beschäftigt. Vielleicht kann er uns
zu einigen der hier besprochenen Fragen noch weitere
Angaben machen.
Herr Regierungsbauführer Voigt, Hannover, teilt
auf die Bemerkung des Herrn Dr.:Jng. Schwarze mit,
dafs er verschiedene moderne mechanische Lokomotiv-
bekohlungsanlagen zum Gegenstand einer noch nicht
abgeschlossenen wissenschaftlichen Studienarbeit ge-
macht hat. Er erklärt sich bereit, nach Drucklegung
der Arbeit einen Auszug daraus nebst einem von ihm
zusammengestellten Literaturnachweis zu veröffentlichen.
Er wirft die Frage auf, welche kleinste durchschnittliche
Korngröfse bei oberschlesischer Kohle noch auf stark
beanspruchten Schnellzugslokomotiven verfeuert werden
kann, da die ihm bekannten Becherwerke wie in
München und Grunewald nur mit Stückgröfsen von
10— 17cm Kantenlänge sicher arbeiten. Seines Erachtens
nach müssen Becherwerke, wenn überhaupt für
Lokomotivbekohlung angewandt, für Stückgröfsen bis
zu etwa 25 cm Kantenlänge gebaut sein, um gegebenen-
falls auch gröfsere Stücke dem Feuer zuführen zu
können.
Herr Regierungs- und Baurat Ritze: Von Herrn
Oberbaurat Dütting war unter anderem hervorgehoben,
dafs die Bekohlung der Lokomotiven möglichst direkt,
d. h. möglichst vom Wagen auf die Tender der
Lokomotiven erfolgen solle. Dem ist unter allen Um-
ständen zuzustimmen, und es sollte mit Nachdruck auf
ausgedehnte Anwendung dieser Bestimmung gehalten
werden, da die Bekohlung der Lokomotiven sich billiger
gestaltet, als wenn die Kohlen zuerst auf Lager genommen
werden. Trotzdem sind aber unter Umständen grofse
Kohlenlager nicht zu vermeiden, da die Kohlenzufuhr
eine recht unregelmäfsige zu sein pflegt, und auch des
öfteren mehr Kohle zugeführt wird, als angefordert
worden ist, die also gelagert werden mufs. Zu grofsen
Kohlenlagern und zur evtl. Anlage von mechanischen
Bekohlungsanlagen könnte auch die Bestimmung des
Herrn Ministers führen, dafs die Bekohlung der Loko-
motiven da erfolgen soll, wo die Fracht am billigsten
ist. Auf den Direktionsbezirk Königsberg angewendet,
würde die Durchführung dieser Mafsnahme erheblichere
Frachtersparnisse und einen besseren Wagenumlauf
erzielen, wenn z. B. die an der Grenze gelegenen
Lokomotivstationen Memel, Eydtkuhnen, Prostken usw.
nur ganz geringe Kohlenbestände erhalten, wobei
natürlich auf den militärischen Bedarf Rücksicht ge-
nommen werden mufs und darauf, dafs im Notfall eine
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194 [No. 874]
Bekohlung der Lokomotiven auch sonst erfolgen kann.
Es können also Lokomotiven, die in Memel oder Eydt-
kuhnen stationiert sind und bis Insterburg laufen, in
Insterburg, und Lokomotiven, die von Prostken bezw.
Lyck nach Königsberg lauten, in Königsberg bekohlt
werden, was unschwer zu erreichen ist. Die plan-
mäfsige Durchführung dieser Mafsnahme führt natur-
gemafs zu grofsen Lagern im Innern des Bezirks und
evtl. zu mechanischen Anlagen. ;
Herr Regierungsbauführer Voigt schliefst sich selbst-
verständlich den Ausführungen des Herrn Regierungs-
und Baurat Ritze an, dafs nämlich die Kohle bei
Verwendung von Becherwerken im allgemeinen zuerst
in einem Brecher auf die richtige Gröfse zerkleinert
werden mufs, da nur in Ausnahmefällen schon besonders
ausgesuchte Kohle von den Zechen angeliefert
werden kann, wie z. B. in Grunewald..
Zum Beleg seiner unter 1) aufgestellten Behauptung
führt er an, dafs bei der Grunewalder Anlage schon
jetzt die Schnellzuglokomotiven bei schwerem Dienst
häufig nicht an der mechanischen Bekohlungsanlage,
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. November 1913]
sondern an zwei besonderen elektrischen Drehkränen
Kohlen, und zwar besonders stückhaltige, nehmen.
Herr Ober- und Geheimer Baurat Klopsch: Die
freilich heizkräftigere westfalische Kohle ist meist nicht
so stückenreich als die oberschlesische, von den
Lokomotivpersonalen wird die stückenreichere Kohle
aber bevorzugt. Die Stücke zeigen selbst bei schweren,
schnellfahrenden Zügen bei der Verfeuerung keine
Nachteile oder sonst schwierigere Behandlung.
Herr Professor Obergethmann: Dem Herrn Re-
gierungsbauführer Voigt möchte ich auf seine Frage
antworten, dafs die gröfste zulässige Stiickgrdfse, die
eine vorhandene Anlage bewältigen kann, leicht durch
einen Versuch zu bestimmen ist. Auf dem Betriebs-
bahnhof Grunewald fallen die aus dem Eisenbahn-
wagen gestürzten Kohlen, bevor sie in den in der Erde
liegenden Bunker gelangen, durch einen Rost hindurch,
dessen Spaltenweite nach der gröfsten zulässigen
Stückgröfse eingestellt ist. Die auf dem Rost liegen-
bleibenden gröfseren Stücke werden von einem Arbeiter
zerkleinert.
Verschiedenes
Dampf-Rohrbläser Lanz. Die Abbildungen 1 bis 3
zeigen den patentierten Dampf-Rohrbläser Lanz, wie er
während des vollen Betriebes in den Aschenfall der Loko-
mobile eingeführt, an die Dampfleitung angeschlossen und
durch langsames Drehen der Handkurbel in Betrieb gesetzt
Abb. 1.
Einführung des Dampf-Rohrbläsers Lanz während des vollen Betriebes.
wird. Bezüglich der näheren Beschreibung der Arbeitsweise,
der Bauart und der Handhabung sei auf die „Mitteilungen“
Nr. 6 vom Dezember 1912 verwiesen.
Wie die Abbildung | erkennen läfst, wird der Dampf-
Rohrbläser während des vollen Betriebes der Lokomobile
unter den Rost in den Aschenfall soweit eingeschoben, dafs
das Kopfstück mit der Blasdüse (Abb. 2) durch eine ent-
sprechend vorzusehende Oeffnung mit Klappe hinter die
Feuerbüchse kommt. Nach Verschraubung des Anschlufs-
armes des Rohrbläsers mit dem Anschlufsstutzen der Heifs-
dampfleitung am Kessel wird das Dampf-Absperrventil ge-
öffnet und hierauf die Handkurbel am Rohrbläser langsam
gedreht. Dadurch wird die Blasdüse derart in dichter
Spirallinie geführt, dafs der Dampfstrahl (mit dem vollen
Kesseldruck) nacheinander sämtliche Feuerrohre durchfegt
|
|
|
und damit den Rufs schnell und sicher ausfegt, ohne dafs
irgendwelche Störung in der Flammenzuführung und im
Betrieb des Kessels eintreten kann. Im Gegenteil erhöht
dabei die blasende Wirkung des Dampfstrahles die Zug-
wirkung, so dafs — im Gegensatz zum Ausblaseverfahren
Abb. 2.
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Kopfstück mit Blasdüse.
von der Rauchkammer aus — die Dampfbildung während
des Rohrreinigens sogar noch gefördert wird.
Im praktischen Betrieb haben sich als wichtigste Vor-
züge des Dampf-Rohrbläsers Lanz erwiesen: Ausblasen der
Feuerrohre von der Feuerung her, also mit der Zugrichtung.
Kein Oeffnen der Rauchkammertür, daher keine Störung
des Zuges und keine Schädigung heifser Kesselwände durch
kalte Luft. Keine Störung des vollen Betriebes. Rasche,
gründliche und mühelose Reinigung der Feuerrohre zu
jeder beliebigen Zeit. Keine Verunreinigung des Maschinen-
hauses durch Rauch, Rufs oder Flugasche. Schonung der
Feuerrohre, da Rohrstofsen von Hand wegfällt. Dauerhaftig-
keit und Einfachheit des in der Anschaffung wie im Betrieb
billigen Apparates. Schliefslich gewährt der Dampf-Rohr-
bläser Lanz durch Vermeidung der Abkühlung des Kessels
(15. November 1913] | GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 874] 195
oder Störung des Feuers, sowie infolge der raschen
und gründlichen Reinigung der Feuerrohre eine nicht
unwesentliche Kohlenersparnis.
(Mitteilungen über Lokomobilen. Herausgegeben
von Heinrich Lanz, Mannheim).
Elektrisierung von Staatsbahnstrecken. Die Eisen-
bahnverwaltung hat nach den seinerzeit bei den
Versuchsfahrten auf den Strecken Hamburg —
Blankenese, Berlin— Grofs-Lichterfelde und Lauban —
Königszelt gesammelten Erfahrungen den Bau von
sechzig elektrischen Schnellzugslokomotiven der
Type S12 in Auftrag gegeben, und zwar bei folgen-
den Firmen: Siemens-Schuckert-Werke, der Allge-
meinen Elektricitäts-Gesellschaft und den Maffei-
Schwartzkopff-Werken. Die elektrischen Antriebs-
maschinen kosten je 95000 M. (Berliner Actionair.)
Bulgarien. Lieferung von gufseisernen Röhren
und Zubehdrteilen für die bulgarische Eisenbahnver-
waltung. Kreisfinanzverwaltung in Sofia. 25. No-
vember 1913. Anschlag 22500 Franken. Sicherheit
5 v. H. des Angebots. Lastenheft sowie sonstige
Unterlagen bei der Generaldirektion der bulgarischen
Staatsbahnen in Sofia erhältlich.
Ander Ausschreibung können nur solche
Fabriken teilnehmen, die bereits den bul-
garischen Eisenbahnen oder sonstigenEisen-
bahnbehörden Röhren geliefert haben.
Norwegen. Lieferung und Transport von Eisenbahn-
material. 28. November 1913, 3 Uhr. Norwegische Staats-
bahnen in Kristiania.
l. Lieferung von etwa 17976 t Eisenbahnschienen und
Laschen, 2473 t Unterlegeplatten. Versiegelte Angebote mit
der Aufschrift „Anbud paa skinner m v.“ werden im Bureau
der Hauptverwaltung der Eisenbahnen, Bahnabteilung, in
Kristiania, Jernbanetorvet 8/9, entgegengenommen. Spezifi-
kationen und Bedingungen, sowie vier Zeichnungen zum
Preise von 0,50 Kronen für jede, ebendaselbst. Spezifikationen
und Bedingungen auch beim „Reichsanzeiger“.
2. Angebote betreffend den Transport des unter 1. ge-
nannten Eisenbahnmaterials von Rotterdam oder Antwerpen
nach norwegischen Häfen.
Vertreter in Norwegen notwendig.
Versiegelte Angebote mit der Aufschrift „Tilbud om
transport av jernbanematerial“ werden an der unter 1. be-
zeichneten Stelle entgegengenommen. Bedingungen und
Spezifikationen ebendaselbst, sowie beim „Reichsanzeiger“.
Die Spezifikation nebst Bedingungen (in norwegischer
Sprache) für die beiden vorgenannten Ausschreibungen
können inländischen Interessenten auf Antrag für kurze
Zeit übersandt werden. Die Anträge sind unter Beifügung
eines mit Aufschrift und Freimarke versehenen grofsen
Briefumschlags an das Bureau der „Nachrichten für
Handel, Industrie und Landwirtschaft“, Berlin W. 8,
Wilheimstrafse 74 III, zu richten.
(Nachrichten für Handel, Industrie und Landwirtschaft.)
Die Verwertung der Hochofenschlacke zu Bauzwecken.
In einem interessanten Aufsatz”) hat Dipl.-3ng. E. Elwitz,
Düsseldorf, die verschiedenartige Verwendung von Hoch-
ofenschlacken zu Bauzwecken dargelegt. In früheren Zeiten
wurde die Hochofenschlacke auf die Halde geschüttet, erst
seit wenigen Jahren geht man mit gröfserem Eifer an die
Verwendung des früher als wertlos angesehenen Materials.
Die Verwertung der Schlacke richtet sich nach dem Form-
zustande, in dem sie sich befindet, und nach ihrer chemischen
Zusammensetzung.
Die gewinnbringendste Verwertung der basischen Hoch-
ofenschlacke ist die zur Zementerzeugung. Man kann aus
ihr entweder unter Zuschlag von Kalkstein Portlandzement
allein erbrennen, der sich in nichts von dem aus Kalkstein
*) Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1913, 31. Mai,
S. 858/62. Glückauf 1913, 31. Mai S. 855/59.
Abb. 3.
Die Handhabung des Dampf-Rohrbläsers Lanz während des
vollen Betriebes,
und Mergel erbrannten unterscheidet, oder man benutzt die
Entdeckung Langens, der vor 50 Jahren fand, dafs basische
Schlacke, wenn sie in feuerflüssigem Zustande in Wasser
geleitet und auf diese Weise gekörnt wurde, bei Zusatz von
Kalkhydrat einen vorzüglichen Wasser- und Luftmörtel bietet,
und versetzt den auf vorbeschriebene Weise erzeugten Port-
landzement mit gemahlener granulierter Hochofenschlacke.
Nach der Höhe des Portlandzement-Zusatzes unterscheidet
man Eisenportlandzement und Hochofenzemente. Der erstere
besteht vorwiegend aus Portlandzement, der letztere zum
gröfsten Teil aus Hochofenschlacke. Eisenportlandzement
ist auf Grund langjähriger amtlicher Versuche als gleich-
wertig mit dem Portlandzement anerkannt worden. Infolge
seines Kieselsäuregehaltes ist er widerstandsfähiger als
Portlandzement gegenüber den Angriffen säure- und salz-
haltiger Wässer.
Ferner findet die granulierte Schlacke noch ausgedehnte
Verwendung zur Herstellung von Mauersteinen, die in der
Weise hergestellt werden, dafs auf etwa 10 Teile granulierter
Schlacke I Teil Kalk zugeschlagen und das Gemisch dann
zu Steinen geprefst wird. Auch zur Herstellung von
Schwemmsteinen kann die Schlacke verwendet werden.
Wenn die bei der Roheisenerzeugung fallenden Schlacken
in den Schlackenwagen erstarrt oder in dünnen Schichten
ausgegossen worden sind, können sie wie die natürlichen
Gesteine weiter verarbeitet werden. Sie werden in Stein-
brechern aufbereitet; man erhält hierbei als Stückschlacke,
je nach Bedarf, Schotter verschiedenster Korngröfse. In der
Hauptsache werden die so gewonnenen Stückschlacken zur
Herstellung von Steinschlagbahnen für Eisenbahnen, zu
Damm- und Uferbauten, als Gleisbettung für Eisenbahnen
und als Füllstoff zur Betonbereitung verwendet. Die hier
und da gehegte Befürchtung, dafs eiserne Schwellen in
Gegenden mit häufigen atmosphärischen Niederschlägen durch
die Schlacke angegriffen werden könnte, hat bis jetzt keine
Bestätigung gefunden. Eine Umfrage bei deutschen Hütten-
werken ergab, dafs schon seit länger als 20 Jahren (Lebens-
dauer der Schwellen überhaupt) eiserne Schwellen in Hoch-
ofenschlacken-Bettung verlegt werden, ohne dafs sich bisher
eine nachteilige Einwirkung bemerkbar gemacht hat.
Wie grofs und erfolgreich die Verwendung von Hoch-
ofenstückschlacke zur Betonbereitung heutzutage schon ge- .
worden ist, geht daraus hervor, dafs von 39 deutschen Hoch-
ofenwerken im Jahre 1910 etwa 300000 cbm Beton unter
Anwendung von Stückschlacken hergestellt wurden. Diese
Zahl dürfte sich im Jahre 1912 verdoppelt haben; allein die
196 [No. 874]
Rombacher Hütte verkauft jährlich 250 000 bis 300 000 cbm
Schlacken. Bei Gelegenheit einer Besichtigung durch eine
Kommission, bestehend aus Vertretern verschiedener
Ministerien, des Materialprüfungsamtes zu Berlin-Lichterfelde,
des Deutschen Betonvereins, des Stahlwerks-Verbandes und
des Vereins deutscher Eisenhüttenleute im Ilerbst 1911, bei |
denen die verschiedensten mit Hochofenschlacken ausge-
führten Anlagen in Augenschein genommen wurden, ergab
sich kein Anlafs zu irgend welchen nennenswerten Anstanden.
Eine grofse Anzahl von dem Aufsatz beigegebenen Ab-
bildungen von Bauwerken, die aus Schlackenbeton herge-
stellt worden waren, zeigt in anschaulichster Weise, dafs
die Stückschlacke auch zu den schwierigsten Stampf- und
Kisenbetonkonstruktionen Verwendung finden kann.
Wird auch heute noch der gröfste Teil der Schlacken
als Abfallstoff auf die Halde gestürzt, so sieht man doch
bereits, dafs ein früher als wertlos angesehenes Nebener-
zeugnis den wertvollen Rohstoff für eine ganze Reihe von
Industriezweigen abgibt, und dafs die Verwendungsmöglich-
keiten für Hlochofenschlacke noch lange nicht ihren Abschlufs
gefunden haben.
Geschäftliche Nachrichten.
Der Lokomotivfabrik Arn. Jung G. m. b. H. in Jungen-
thal bei Kirchen a. d. Sieg ist auf der Internationalen Bau-
fach-Ausstellung in Leipzig für ihre Leistungen auf dem
Gebiete des Baues aller Arten von Lokomotiven, insbeson-
dere von Lokomotiven für Erdtransporte sowie für Industrie-
Militär-, Plantagen-, Feld-, Bergwerks- und Waldbahnen
die goldene Medaille verliehen worden.
Die Firma R. Wolf, Magdeburg-Buckau, Begründerin
des Heifsdampf-I.okomobilenbaues, hat auf den diesjährigen
internationalen Ausstellungen wieder verschiedene bemerkens-
werte Erfolge davongetragen. So erhielt R. Wolf für seine
grofsen Heifsdampf- Verbund-Lokomobilen mit neuester
patentierter RWV-Steuerung sowohl in Wien, Adria - Aus-
stellung, als auch in Leipzig, Baufach- Ausstellung, die
höchsten Auszeichnungen, eine goldene Medaille und den
Kgl. Sächs. Staatspreis. In Komotau, Böhmen, errang
R. Wolf für seine Heifsdampf-Lokomobilen und Dresch-
maschinen zwei höchste Preise, eine goldene Medaille mit
besonderer Anerkennung und den silbernen Staatspreis.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Marine-Oberbaurat und Maschinenbau-
Betriebsdirektor der Marinebaurat für Maschinenbau Franken-
berg und zum Marinebaurat für Maschinenbau der Marine-
Maschinenbaumeister Jaborg;
zum nichtständigen Mitglied des Patentamts der Geheime
Hofrat Professor Max Foerster in Dresden.
Kommandiert: der Marine-Schiffbaumeister Besch
von der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven zum Reichs-
Marineamt Berlin zur Dienstleistung im Dezernat für Luft-
schiffbau.
Militarbauverwaltung Preufsen.
Ernannt: zu Intendantur- und Bauräten die mit
Wahrnehmung von Intendantur- und Bauratstellen bei den
Intendanturen des XI., I. und VI. Armeekorps beauftragten
Bauräte Benda, John und Borowski.
Militärbauverwaltung Bayern.
Befördert: in etatmafsiger Weise zum Wirklichen
Geheimen Oberbaurat der Geheime Oberbaurat Ludwig
Ritter v. Mellinger, Vortragender Rat und Sektionsvorstand
in der Mihtarverwaltungsabteilung im Kricgsministerium.
Preufsen.
Ernannt: zu Regierungsbaumeistern die Regierungs-
bauführer Ernst Dähnick aus Lyck (Maschinenbaufachi,
Martin Meyer aus Stralsund (Hochbaufach) und Heinrich
Theuerkauf aus Hannover (Eisenbahnbaufach).
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. November 1913)
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Verliehen: der Charakter als Geheimer Baurat dem
Architekten Professor Dr.-Ing. Bruno Schmitz in Charlotten-
burg, der Charakter als Geheimer Bergrat dem etatmäfsigen
Professor an der Technischen Hochschule in Aachen August
Schwemann sowie der Charakter als Baurat dem Architekten
Chr. Ludwig Thomas in Frankfurt am Main und dem Werft-
direktor Claufsen in Geestemünde.
Ueberwiesen: der Regierungsbaumeister des Eisen-
bahnbaufaches Klammt, bisher beurlaubt, nach Stralsund; er
ist mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Vorstandes des
Eisenbahn-Betriebsamts 1 daselbst beauftragt;
Zur Beschäftigung überwiesen: der Regierungs-
baumeister des Hochbaufaches Hentschel der Regierung in
Danzig.
Versetzt: der Regierungsbaumeister des Maschincn-
baufaches Emmelius, bisher in Krefeld-Oppum, in den Bezirk
der Eisenbahndirektion in Breslau, die Regierungsbaumeister
des Eisenbahnbaufaches Lerch, bisher in Paderborn, zur
Eisenbahndirektion nach Cassel, Martin, bisher in Stralsund,
als Mitglied (auftrw.) der Eisenbahndirektion nach Frankfurt
am Main, Christian Kraft, bisher in Köln, in den Bezirk der
Eisenbahndirektion in Altona und Daus, bisher in Rends-
burg, zur Eisenbahndirektion in Mainz, die Regierungsbau-
meister des Wasser- und Strafsenbaufaches Plarre von
Küstrin nach Maltsch, Körbel von Krossen nach Neusalz
und Mösenthin von Aurich nach Fürstenberg a. d. O., der
Regierungsbaumeister des Hochbaufaches Max Neumann von
Exin nach Posen,
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienst erteilt: dem Regierungsbaumeister des Wasser-
und Strafsenbaufaches Schilling in Koppenbrügge sowie den
Regierungsbaumeistern des Hochbaufaches Huhn in Char-
lottenburg und Leonhard Rosenthal in Hannover.
Bayern.
Ernannt: zum Mitgliede des Obermedizinalausschusses
der ordentliche Professor an der Technischen Hochschule in
München Geheime Hofrat Dr. Leonhard Vogel.
Berufen: in etatmäfsiger Weise zum Vorstande des
Kgl. Landbauamts München der Bauamtmann bei der
Obersten Baubehörde im Kgl. Staatsministerium des Innern
Karl Voit.
Versetzt: der Regierungsrat des Staatsministeriums
für Verkehrsangelegenheiten Ferdinand Happ an die Eisen-
bahndirektion München, der Oberbauinspektor Ernst Steindler
in Würzburg als Vorstand an die Bahnstation Treuchtlingen,
der Oberbauinspektor Georg Martin in München als Vor-
stand an die Bahnstation Ingolstadt Hbf., der Eisenbahn-
assessor Wilhelm Schmidt in Augsburg an die Bauinspektion I
Ingolstadt sowie der Oberbauinspektor Hermann Beckh in
Ingolstadt als Direktionsrat und als Vorstand an die Betriebs-
und Bauinspektion Nördlingen.
Hessen.
Verliehen: die etatmäfsige Stelle eines Regierungs-
baumeisters in der Hessisch-Preufsischen Eisenbahngemein-
schaft dem Grofsherzogl. Regierungsbaumeister des Eisen-
bahnbaufaches Ernst Stegmayer aus Giefsen.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste erteilt: dem aufseretatmäfsigen aufserordentlichen
Professor an der Technischen Hochschule Dr. Adalbert Kolb
in Darmstadt.
Elsafs-Lothringen.
Ernannt: zum Kaiserl. Ministerialrat im Ministerium
für Elsafs-Lothringen der Regierungs- und Baurat Timme in
Strafsburg.
®
Gestorben: Marinebaurat Otto Neumann, Marinebaurat
Pietzker, Regierungsbaumeister Berthold Scheuer in Heil-
bronn, Provinzialbaurat Kgl. Baurat Werner Pieper, Vor-
stand des Landesbauamts in Meschede, und Magistrats-
baurat Ernst Behner in Berlin.
Verlag F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
Ganze Reihe No. 875
Berlin, 1. Dezember 1913
Band 73 Heft 11
ANNALEN FUR GEWERBE
SCHRIFTLEITUNG
BERLIN SW
LINDENSTRASSE 80
ERSCHEINT AM 1. u.15. JEDEN MONATS
BEZUGSPREIS FÜR DAS HALBJAHR:
DEUTSCHLAND ......1- e000. .10 MARK
OSTERREICH-UNGARN....... 10 MARK
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UND BAUWESEN
HERAUSGEGEBEN VON
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KÖNIGL.BAURAT, PATENTANWALT
VERLAG F.C.GLASER
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ANZEIGENPREIS FÜR DIE DREIGE-
SPALTENE PETITZEILE ODER DEREN
RAUM .
AUF DER 1. UMSCHLAGSEITE ....60 Pf.
BEI WIEDERHOLUNGEN ERMÄSSIGUNG
DIE ZEITSCHRIFT WIRD NACH VEREINBARUNG MIT DEM VEREIN DEUTSCHER MASCHINEN - INGENIEURE
SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MÄRZ 1881, FÜR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts - Verzeichnis
Ueber das Ausdrehen von Radreifen in Eisenbahnwerkstilten. Seite
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen - Ingenieure am
21. Oktober 1913 von B. Messerschmidt, Regierungs- und Baurat in
Berlin (Mit Abb.) sso ca ae ee ee ee
Versuche mit einer neuen Torf-Sauggasinstallation. (Mit Abb.) .
Verschiedenes. ... . . 1. 1. ren
Die neuen Transportanlagen der Bergwerksgesellschaft Georg v. Giesches
Erben in Oberschlesien. — Etat der sächsischen Staatsbahnen für die
|
|
|
Seite
Finanzperiode 1914/1915. — Elektrisierung der Gotthardbahn. — Bau
von Strafsenbahnen in Italien — Ergebnisse der Staatsprüfung im Bau-
fach 1912/1913. — Auszeichnung. — Die Lage des russischen Holz-
marktes:
Geschäftliche Nachrichten. . . . » 2 2 2 2 2 2 2 2 2 22. 211
Personal-Nachrichten. . .. : : 2 2 2 vr Er wee wwe 211
Anlage. Literaturblatt.
Ueber das Ausdrehen von Radreifen in Eisenbahnwerkstätten
Vortrag, gehalten im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 21. Oktober 1913
von B. Messerschmidt, Regierungs- und Baurat in Berlin
(Mit 10 Abbildungen)
Die nachstehenden Ausführungen, auf Betriebsbe-
obachtungen an Maschinen verschiedener Bauart und
Versuche gegründet, bezwecken, Anregungen zu geben
zur Nachprüfung des beim Ausdrehen von Radreifen
auf neuen leistungsfähigen Maschinen in Eisenbahn-
werkstätten eingehaltenen Arbeitsganges und damit
auch auf einige Gesichtspunkte hinzuweisen, die bei
der Beschaffung neuer Maschinen Beachtung finden
sollten. Sie dürften auch für die Lieferanten z. T. von
Wert sein. Die Erwägungen wollen als rein persön-
liche angesehen sein.
Für das Ausdrehen von Radreifen sind die in
Abb. 1 angegebenen Mafse a, 5 oder (6—a) und
D
D, = D — 0
Achse festzulegen, und zwar bei jeder Achse gesondert
für beide Rader I und II die Mafse 4 und D,, weil sie
bei den Rädern einer Achse häufiger von einander ab-
weichen. Dabei ist noch jeweils nachzuprüfen, ob die
Räder schlagen, d. h. auf irgend eine Weise seitliche
Verbiegungen erlitten haben. — Für die Festlegung der
Mafse benutzt man entweder Schablonen oder Mafs-
stäbe, an denen die Mafse abgelesen und zweckmäfsig
in Tabellen eingetragen werden.
Das in Eisenbahnwerkstätten bis jetzt in der Regel
angewendete Schablonenverfahren stellt an die
Intelligenz des Arbeiters keine Anforderungen. Nur
das Einbringen der Schablone zum Nachmessen des
Reifendurchmessers erfordert Aufmerksamkeit. Federnde
Durchbiegung der Schablone mufs dabei vermieden
werden. Bei den neuen leistungsfähigen Bänken mit
nur kurzer Drehzeit erweist sich, wenn die Bank nicht
in der Reifenschmiede selbst und unmittelbar neben
dem Achsenhofe steht, die Zeit zum Heranholen der
Mafse als viel zu lang. Die Leistung der Maschine
wird empfindlich beschränkt. Je nach den örtlichen
Verhältnissen geht sie bis über die Hälfte herunter. —
Bei Beschaffung von Maschinen für ältere Werk-
stätten werden sich obige Bedingungen selten erfüllen
lassen, sodafs eine Aenderung des Mefsverfahrens mit
Schablone notig wird. Ein Arbeiten mit mehreren Schablo-
nen für und D, (etwa 2—3) könnte einige Zeitersparnisse
bringen, weil der Weg zum Holen der Mafse erst nach
Fertigstellung von 2—3 Reifen gemacht werden mufs.
Verwechselungenkönnten durch auffällige Kennzeichnung
zusammengehöriger Schablonen möglichst ausgeschaltet
durch Messung am Radgestell und der
werden. Das Verfahren bleibt aber unbequem, weil die
Schablonen für D, ein gewisses Gewicht haben müssen,
um genügend steif zu sein. — Das Mafs a wird mit
einem quer über die Felgen gelegten Mafsstabe bestimmt,
indem von dem zwischen den Felgen gemessenen Mafse
1360 mm abgezogen und der Rest durch zwei geteilt
wird, oder es wird von den Lagerstellen aus zunächst
die Mitte der Achse durch Taster bezeichnet, ein Kreuz-
winkel über die Achse gelegt, sodafs der senkrechte
Abb. 1.
I
N
ERDE RED
Schenkel genau auf Achsmitte zeigt, und an dem hori-
zontalen Schenkel des Kreuzwinkels von der Marke
-z aus a bis zur Innenkante Felge abgelesen. Neuer-
dings sind von der Werkstatt Recklinghausen Mefs-
einrichtungen geschaffen, bei denen a mit Schablone
abgenommen wird. In Abb. 2 und 3 sind Schablonen
der Bauart Grafenstaden für Felgenbreite und Raddurch-
messer dargestellt, die sehr zweckmäfsig durchgebildet
sind. Die Arme XX werden auf den Durchmesser D
der Felge eingestellt. Dann ergibt die Entfernung
zwischen den Armen YY das Stichmafs D, für den
auszudrehenden Reifen, indem durch das Gleiten des
Steines S auf der Schrage I : 1000 und Drehung des
einen Armes Y um X das Schrumpfmafs | mm auf
1000 mm ohne Weiteres eingeführt wird. Das Mafs
b—a (Abb. 3) wird als Aufsenmafs genommen und
durch Verschiebung des Schiebers G nach links, wie
gezeichnet, als Innenmafs unmittelbar verwendbar.
Das Schablonenverfahren ist aber auch bei der
Dreharbeit selbst zeitraubend, weil der Dreher sich auf
das Mafs D, hinfühlen, den Drehstahl wiederholt ab-
Nachdruck des Inhaltes verboten.
198 [No. 875]
setzen und bei stillstehender Maschine mit dem Stichmafs
prifen mufs, ob er das Mafs D, mit der bei dieser Arbeit
erforderlichen grofsen Genauigkeit getroffen hat. Die
Schablone für 3—a wird in der Regel bei laufendem Reifen,
also ohne Störung der Arbeit, angelegt werden können,
Das Mafsverfahren gestattet die Aufstellung der
Ausdrehbank in gröfserer Entfernung von Reifenschmiede
und Achsenhof und bringt gegenüber dem Schablonen-
verfahren erhebliche Zeitersparnisse, zumal wenn die
Maschine selbst darauf eingerichtet wird. Seine An-
Abb. 2 und 3.
+
Du
oma:
=e
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Dezember 1913]
wahrt, die in der Eisenbahnwerkstatt hergestellt sind.
D, wird mit dem Mafsstab Abb. 4 festgestellt. Der
Mafsstab besteht aus einem kräftigen gezogenen, ge-
drehten und geschliffenen Stahlrohr mit zwei durch
Blechwinkel versteiften Armen. Der verschiebbare
Arm wird durch Nut und Schraube gegen Drehung
gesichert. Die Teilung ist auf einer Universalfräs-
maschine derarthergestell, dafs 1000 mm in 999
Teile geteilt sind. Es wird das Schrumpfmais mit
Nonius auf Zehntel mm genau abgelesen. Mafs a
und 4 werden mit dem Apparat Abb. 5
ermittelt. Das Gerät besteht aus Stahl-
‘rohr 20/17 Durchmesser. In diesem
Rohr werden, zentral geführt, zwei
Stahlrohrstücke durch Federn nach
innen gedrückt, sodafs sie dauernd
mit ihren kugelförmigen Endeinsätzen
gegen einen Rechts- und Links-
schraubengang liegen, der, seinerseits
um die Achse S mit Hebel Æ gedreht,
Meßgeräte für Radreifen-Ausbohrbänke.
wendung kann unter Umständen erst die erheblichen
Aufwendungen für Beschaffung leistungsfähiger Bänke
rechtfertigen, insofern das Verhältnis der Zeit für reine
Dreharbeit zur Zeit für das Heranschaffen der Mafse
und das Messen sowie andre Nebenarbeiten, wie Zu-.
und Abführung, Auf- und Abspannen der Reifen, da-
durch ein angemessenes wird. Das Mafsverfahren er-
leichtert auch das Ausdrehen von Reifen für andre
Abb. 4.
D
SchwindmaBstab zum Messen von Radsternen.
Werkstätten. Es brauchen nicht die Achsen, sondern
nur die Tabellen übersandt zu werden. Dafs für das
Ablesen vom Mafsstab mit Nonius einige Intelligenz
und für das Eintragen in Tabellen einige Sorgfalt aufzu-
wenden ist, ist klar. Die Bedienung einer Radreifenaus-
bohrbank dürfte jedoch in jedem Fall einem Dreher oder
dort, wo die Drehstähle von eınigen besonders ange-
lernten Leuten bearbeitet, gehärtetund geschliffen werden,
einem intelligenten Arbeiter anzuvertrauen sein. Solche
Leute liefern, einmal für die Spezialarbeit angelernt, oft
bessere Arbeit und sind zuverlässiger als Handwerker.
Für das Mafsverfahren und schnelles Arbeiten haben
sich die nachstehend angegebenen Einrichtungen be-
mn mn m ml M nn nn nn
die Stahlrohre nach aufsen zu drücken gestattet. Mit
diesen Stahlrohren sind die Schieber AA durch die
Schraubstifte RAR fest gekuppelt, sodafs sich die Schieber
mit den inneren Stahlrohren verschieben. Dabei gleiten
FR in Schlitzen des äufseren Stahlrohres. Wird das Gerät
parallel zur Achse mit den Stützen MM auf die Felgen
gelegt und der Hebel A soweit gedreht, dafs die
Schieber 44 sich innen an die Felgen legen, so ist die
Entfernung zwischen den Schiebern
(Abb. 1) B= 1360+ 2a. An einer
Teilung am Umfang des Gehäuses
für den Doppelschraubengang wird
die Bewegung des Hebels Æ mit
Zeiger Z abgelesen. Sie ergibt
das Mafs a. Der Doppelschrauben-
gang wird zweckmäfsiger in einem
Stück hergestellt, wobei die Dreh-
bank von Hand angetrieben werden
mufs. Mit dem Gerät ist die Mels-
vorrichtung für 4 verbunden. Dazu
ist links ein weiterer Schieber W
auf das Stahlrohr geschoben, der
wiederum mit Schraubstiften in
Schlitzen geführt, durch eine
kräftige Feder nach der Mitte des
Mafsstabes gedrückt wird. Der
Schieber ist mit Noniusteilung, das
linke Ende des Stahlrohres mit mm-Teilung versehen.
Wird das Gerät, wie oben angegeben, auf die Felgen ge-
legt und dabei Schieber J, wie nötig, von Hand nach links
gezogen, so legen sich die Schieber 44 innen, Schieber V
federnd aufsen an die Felge. Der Abstand zwischen
Schieber 4 und X ergibt die Felgenbreite (#—a). Der
Nullpunkt der Teilung ist jedoch auf Sn von Mitte
gelegt, sodafs 5 abgelesen wird. (Der Nullpunkt st
durch den linken Schieber M festgelegt, wenn beide
Schieber 4 1360 mm von einander entfernt sind.)
Für die Messung der Breite der anderen Felge wir
das Gerät um 180° geschwenkt. Die Mafse werden
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[!. Dezember 1913] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 875] 199
wie nachstehend angegeben in eine Tabelle einge-
tragen.
No. Innen-
der Durchmesser eee
Achse rechts | links | rechts | links
schriebene Anzeigeeinrichtung ausgebildet, welche die
Verschiebung des Supports am Querhaupt der Maschine
in zehnfacher, demnach die Einstellung des Durchmessers
in fünffacher Gröfse abzulesen gestattet (Abb. 6 u. 7).
Im Querhaupt- der Maschine, an dem der Support
rechts | links horizontal verschoben wird, wird eine Zahnstange mit
feiner Teilung (Präzisionsarbeit) horizontal befestigt.
Am Supportende wird eine Platte 4 befestigt und gegen
diese ein Körper 3 geschraubt, der die Mefseinrichtung
trägt. Diese besteht aus einer Welle C, die vorn die
Melsscheibe D, hinten das Mefszahnrad Æ trägt, das in
Die Festlegung der Mafse D,, a, 5 für 10 Achsen, die Zahnstange eingreift. Bei einer seitlichen Ver-
d.h. zwanzig Reifen, erfordert je nach der Intelligenz | schiebung des Supports um 100 mm dreht sich das
und Uebung des Arbeiters etwa 50 bis
60 Minuten, wobei noch durch Drehung
des Radsatzes um 90° geprüft wird, ob
er schlägt. Hierbei gestattet die starke
Vergröfserung des Mafsstabes für a (in-
folge des Schraubenganges etwa 10 mm
für 1 mm) eine sehr genaue Prüfung.
Um jedes Messen für D, beim Aus-
drehen zu vermeiden, empfiehlt sich die
nachstehend beschriebene Einrichtung
der Maschine.
Bekannt ist bei Werkzeugmaschinen
die Benutzung des Arbeitsstahls als Mefs-
gerät. (Automaten, Räderdrehbänke,
Radreifenausbohrbänke usw.) Dieses
Verfahren bringt so grofse Zeiterspar-
nisse, dafs es weitgehendste Verwen-
dung finden, insbesondere bei allen
Radreifenausbohrbänken für Eisenbahn-
werkstätten benutzt werden sollte, zu-
mal sich die erforderlichen Einrich-
tungen wohl in allen Fällen in ein-
facher Weise anbringen lassen, nämlich
Schablonen (Einsteck-, Schiebe-, Klapp-
schablonen) zur sicheren Einstellung
der Stahlschneide gegen den Support,
und möglichst stark vergröfserte Mafs-
stäbe zur Einstellung des Supports und
damit der Stahlschneide auf das Mafs D,.
Die Schablonen sollten mit einem
Handgriffe in Mafsstellung zu bringen
sein, um dem Dreher häufige Nach-
rüfung der Stahlstellung zu erleichtern.
er Stahl sollte nach Auge und Gefühl
einstellbar sein, demnach mit leicht
gangbarer Kordelstützschraube von
and vorgeschoben werden. Durch
Anbringung einer kleinen Lichtquelle
hinter der Berührungslinie von Schablone
und Stahlschneide sollte die gleichzeitige
Prüfung mit dem Auge möglichst er-
leichtert und gesichert werden. Die Aus-
bildung der Schablonen hängt ganz von
der Bauart der Maschine ab.*) Eine
einfache Lösung wird sich in jedem
Falle finden lassen. Um eine senk-
rechte Achse drehbare Schablonen haben
sich bewährt.
Die Einstellung des Supports auf
Mafs geschieht, wenn überhaupt vorge-
sehen, bisher nach am Maschinengestell
angebrachten Mafsstäben natürlicher
Gröfse. Der Support trägt den Nonius-
schieber. Das Auge mufs dabei nahe an
den Mafsstab herangebracht werden, um
genau ablesen zu können. Vereinzelt
wird deshalb noch ein Vergröfserungs-
glas zu Hilfe genommen. Diese Ein-
richtung ist zwar einfach, meines Er-
achtens sollte es aber dem Dreher mög-
lich sein, auf mindestens 2 m Entfernung
das Mafs mit Sicherheit abzulesen und
einzustellen, wenn auf schnelles Arbeiten
Wert gelegt wird. Es wurde daher mit
gutem Erfolge die nachstehend be-
*) Glasers Annalen 1911, Bd. 69, S. 169/170.
Abb. 5.
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200 [No. 875]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Dezember 1913]
Zahnrad und damit die Mefsscheibe genau einmal. Da
die Mefsscheibe den zehnfachen Durchmesser des Zahn-
rads hat, ist ihr Umfang I m. 100 mm nas aan
schiebung werden also als I m dargestellt. Da diese
Verschiebung einer Aenderung des Reifendurchmessers
von 200 mm entspricht, ist die Scheibe in 200 Teile,
zweimal 0— 100, geteilt, wobei der Abstand der Teil-
striche 5 mm beträgt. Ein unten angebrachter Nonius F
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Meßvorrichtung zur Radreifendrehbank.
gestattet genaue Ablesung von Zehntel Millimeter und
rohe Schätzung von Hundertstel Millimeter. Die grobe
Einstellung des Supports erfolgt nach einem von 50 mm
zu 50 mm geteilten einfachen Mafsstab (schwarze Teil-
striche und Zahlen auf weifsem Grunde) und Zeiger am
Support. Die Mefswelle wird von einem vierkantigen
Körper geführt und federnd senkrecht nach oben in die
Zahnstange gedrückt, um den stets vorhandenen, wenn
auch sehr kleinen Bewegungen des Supports folgen zu
können und spielraumlosen Eingriff des Zahnrads in
die Zahnstange zu sichern. An dem Vierkantkörper
ist unten der Nonius befestigt, sodafs er den Be-
wegungen der Mefswelle und Mefsscheibe folgt. B ist
an A so befestigt, dafs eine allseitige Drehung und eine
Verstellung des Abstandes zwischen 3 und A möglich
ist. Dies ist erforderlich, um den genauen Eingriff des
Zahnrades in die Zahnstange bequem einstellen und die
Mefsscheibe auf die richtige Stellung der Teilstriche
einregulieren zu können. Das wird weiter unterstützt
durch geringe Verschiebbarkeit des Nonius. Die
Schrauben A, A haben Kugelköpfe. Durch die Schrauben
G G erfolgt die Drehung um A, durch Æ Z die Drehung
von um eine senkrechte Achse. Parallelverschiebung
von 3.wird durch gleichmäfsiges Lösen oder Anziehen
| von A, A, A, H erzielt. Der
Apparat ist naturgemäfs in
Präzisionsarbeit herzustellen.
Die Mefsscheibe ist aus
Messing, verzinnt, auf der Teil-
maschine geteilt. Die Teil-
striche sind geschwärzt und
die Zahlen schwarz hergestellt,
um ein möglichst klares Bild
(schwarz auf weifs) zu er-
halten. Die Teilung der
Scheibe und der früher be-
schriebenen Mefsgerate ist auf
einer Universalfrasmaschine
vorgenommen, die Teilstriche
sind mit einer von Carl Mahr,
Präzisions-Mefswerkzeuge,
Efslingen a. N., gelieferten
Hilfseinrichtung gehobelt.
Diese Einrichtung hat sich
als ausgezeichnetes Hilfsmittel
erwiesen.
Die Mefsscheibe wird in
den Fällen, wo die beiden
zylindrischen Flächen der
Reifen nacheinander gedreht
werden, zweckmäfsig noch mit
einem Schleppzeiger ausge-
stattet, der auf einen vollen
Teilstrich, z.B. 20, eingestellt,
nach Drehen des oberen
Zylinders die Zurückstellung
um 10 mm, also auf Teil-
strich O erleichtert, da der
untere Zylinder 20 mm kleine-
ren Durchmesser zu erhalten
hat. Die zweimalige Ein-
stellung auf Bruchteile von
mm wird so umgangen.
Für Einstellung des Mafsesa
(Abb. I) wird der Einstech-
support mit senkrechtem
kleinen Mafsstab, der senk-
recht verschiebbare Stahl-
träger (Support) mit (verstell-
barem) Zeiger versehen. Der
Einstechstahl wird auf Ober-
kante Reifen (Mefskante) ge-
senkt, horizontal zurückge-
zogen und um a nach Mafs-
stab und Zeiger gesenkt.
Dann erfolgt das Einstechen.
Mafs 5 wird mit entspre-
chend hergerichteter Schiebe-
lehre während des Ganges
der Maschine von der Mefskante aus gemessen.
Um die Zuverlässigkeit des Mafsverfahrens und
der dafür geschaffenen Einrichtungen zu prüfen, wurden
mehrere Hundert Reifen mit Präzisionsmafsstab nach-
gemessen. Das Ergebnis war ein in jeder Hinsicht voll
befriedigendes. Das gleiche Ergebnis wurde erzielt,
wenn die Kontrolle mit den Grafenstadener Schablonen
erfolgte, womit eindeutig bewiesen wird, dafs das Mafs-
verfahren dem Schablonenverfahren an Genauigkeit
gleichwertig, wie genaue Messungen zeigten, sogar über-
legen ist. (Siehe Tabelle Seite 201.) Die Zeitersparnis
ist so bedeutend, dafs erst bei Anwendung des Mafs-
verfahrens von einer wirklichen Ausnutzung moderner
Radreifenausbohrbanke in Eisenbahnwerkstätten ge-
sprochen werden kann. Für die Ausbildung der Apparate
bestehen naturgemäfs noeh andere Möglichkeiten, in-
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DAN
[1. Dezember 1913]
dessen erscheint es mir zwar einfach, aber grundsätzlich
falsch, die Organe zur Einstellung des Supports selbst
zum Messen zu benutzen. Von Anfang an oder doch
nach einiger Zeit werden Ungenauigkeiten unvermeidlich.
Beobachtungen bestätigen dies.
Abb. 7.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 875] 201
auf dem Achsenhofe oder in der Reifenschmiede ge-
standen haben, sind sie auch mit einer Rostschicht be-
deckt, die zwar beim Mafsnehmen mit einer Drahtbürste
abgeputzt wird, aber oft nicht restlos zu entfernen ist.
Wird eine Mafsfeststellung für den Durchmesser auf
wenige Hundertstel Millimeter gefordert, so müfsten
zunächst die Felgen der Radgestelle jeweils genau rund
und zylindrisch geschliffen werden. Auch müfsten die Mefs-
geräte und das Mefsverfahren einheitlich gestaltet werden,
denn es ist z. B. bei dem mehrfach geübten Verfahren,
den Radsterndurchmesser mit Schablone festzulegen
und das Stichmafs zum eigentlichen Messen unter
Zwischenschaltung von Schrumpfmafsplatten nach der
Schablone einzustellen, unvermeidlich, dafs sich Fehler
von der Gröfsenordnung 10 mm einschleichen. Auch
bei den Schablonen von Grafenstaden tritt dies bei dem
von den Drehern meist geübten Verfahren ein, weil
der Dreher die eine Endschraube des Stichmafses ein
für alle Male etwas zurückstellt, um das Mafs leichter
in den Reifen einführen zu können, und diese Ver-
stellung dadurch berücksichtigt, dafs er auf Einhaltung
des richtigen Mafses rechnet, wenn er das eine Ende
des Stichmafses im Reifen um ein Erfahrungsmafs nach
rechts und links bewegen kann. In der Regel fällt der
Reifen dabei um einen geringen Betrag zu eng aus.
Meines Erachtens darf man sich bei Feststellung des
Durchmessers des Rades mit einer Genauigkeit von
Zehntel Millimeter begnügen, was wohl auch durchweg
in Eisenbahnwerkstätten geschieht. Hiernach wird aber
auch eine Berücksichtigung von Hundertstel Millimeter
beim Ausdrehen der Reifen selbst folgerichtig im all-
gemeinen zunächst nicht gefordert werden können.
Man wird sich begnügen können, wenn der Durch-
messer des ausgebohrten Reifens auf etwa + ”/ı mm
dem geforderten Schrumpfungsdurchmesser entspricht.
Derartige Fehlergrenzen sind gut einzuhalten, wie die
folgende Aufstellung zeigt.
Prüfungsergebnisse der Mefsvorrichtung an der Radreifenausdrehbank.
Nachgeprüft mit
Achsnummer Mit
Lide. R = rechter, der Scheibe í poep tae Vor-
No. L = linker eingestellt auf PEN schlag chung | schub BEN
Reifen mm mm | Fehler | mm | sa
= 2 | 3 | 4 |e | + {8 | 9
|
l 341 668 L 849,00 849,00 — | — 19 Zu Spalte 5 und 6: Derartig unbe-
= 341 668 R 849 40 849,43 +0,03 | — he 1,5 | deutende Abweichungen zwischen Spalte
3 388 664 R 848,50 848,50 0 = _ 1,5 |4 und 3 sind auf das Grafenstadener
4 388 664 L 849,00 848,95 — 0,03 = A 1,5 Mats ohne Einflufs und mit demselben
5 429 913R 849,30 849,24 =000. 11-48 eng
6 429 913 L 849,80 849,83 +003 | — — 1,5
7 106 185 R 848,30 848,35 +0,05 | — | — 1,5
8 106 185 L 849,00 848,95 — 0,05 | — | — 1,5
9 43372 R 848,80 848,80 = het
10 43 372 L 848,80 848,80 = -> 1,5
11 330 663 R 848,00 848,00 — | — 15
12 330 663 L 849,20 849,17 - 0,03 | — | — 1,5
13 12 686 R 863,30 863,22 — 0,08 | — -— 1,5
14 12 686 L 863,60 863,62 -+ 0,02 -e S 1,9 Anormale Achsen des bayerischen
15 331 R 863,60 863,60 0 N: Wagens No. 4479.
16 ool L 863,60 863,60 — | — 1,5
17 11 036 R 849,00 849,00 — — L9
18 11 036 L 848,50 848,43 — 0,07 | — —- LD ee ee
19 11 049 L 848,50 848,45 ARID | eS i a 1,5 peer REN
20 11 049 R 848,50 848,45 — 0,05 | — — 19
Die Einstellung des Stahls nach Schablone und die
Anwendung von Mefsscheiben mit vergröfserter Mafs-
anzeige hat sich auch bei Räderdrehbänken als sicher
und zeitsparend bewährt.
Zu der umstrittenen Frage, welche Arbeitsgenauig-
keit beim Ausdrehen der Reifen zu fordern sei, ist Folgen-
des zu bemerken. Die im Eisenbahnbetriebe zu be-
reifenden Radgestelle sind selten auf Hundertstel Milli-
meter genau rund. Je nach der Zeit, während der sie
~
Aus der Aufstellung ist ersichtlich, wie durch Nach-
stellung des Drehstahls nach Schablone (Reifen 6, 14)
die Reifen zunächst etwas zu grofs, dann infolge Ab-
nutzung des Stahls allmählich etwas zu klein ausfallen.
Bei häufiger Prüfung der Stahlstellung, die bei praktisch
eingerichteter Schablone in einigen Sekunden erledigt
ist, und bequemen Einrichtungen zur Nachstellung des
Drehstahls wird man sich immer leicht innerhalb der
oben angegebenen Fehlergrenzen halten können.
202 [No. 875}
Will man eine Abweichung im Durchmesser nach
oben hin überhaupt ausschlielsen, so wird man, um bei
Scheibenrädern Verwerfungen zu vermeiden, die Grenzen
zu + 0 — 0,15 mm festlegen können. Bei Wagenreifen
von 850 mm Durchmesser würde dies ein Schwanken
des Schrumpfmafses zwischen 1 mm auf 1000 mm und
1,15 oder rund 1,2 mm .bedeuten. Man könnte also
allgemein auch Abweichungen im Schrumpfmafs bis
— 1,2 mm zulassen. Ueber 1,2 mm hinauszugehen, liegt
keinerlei Veranlassung vor, und würde für Scheiben-
räder m. E. nicht unbedenklich sein.
Französische Bahnen sollen nach einer jedoch nicht
ganz sicheren Nachricht + 0,05 mm als Abweichung
zulassen.
Die Einhaltung genauer Mafse erfordert ent-
sprechende Dreharbeit. Die zu fordernde Güte der
Dreharbeit ergibt sich aus dem Verwendungszweck,
wird also in erster Linie durch die Praxis bestimmt.
Sie läfst sich näher bestimmen durch die Forderung,
dafs mit einem in seinen Hauptformen festgelegten
Mefsgerät eindeutige Mafse gewonnen werden müssen,
wie oft auch das bearbeitete Werkstück gemessen wird.
Es könnte z. B. für die Nachmessung der zylindrischen
gedrehten Fläche der Reifen ein kräftiges Zylinderstich-
mals für Ablesung von Hundertstel Millimeter mit Enden
vorgeschrieben werden, die etwa nach einer Kugel von
2 mm Durchmesser geschliffen sind. Von einer Vor-
schrift über das Bearbeitungsverfahren sclbst kann dann
abgesehen werden. Ob die Reifen mit Drehstahlen
zweckmälfsiger Form, mit breiten oder schmalen Messern
oder mit Schleifscheiben bearbeitet werden, bleibt gleich-
gültig, wenn nur der Endzweck erreicht wird, gleich-
mälsige Güte der Arbeit.
Wird das vorgeschlagene Mefsgerät verwendet, so
wird dieGüte der Arbeit gegenüber der bisher in manchen
Eisenbahnwerkstätten verlangten infolge der Kopfform
gesteigert. Die Reifen wurden und werden noch meist
in den Eisenbahnwerkstätten auf Kopfbänken mit Vor-
schüben des Drehstahls von 0,5 bis etwa 1,2 mm (mit
Mikroskop an etwa 150 warm abgezogenen Reifen
gemessen) in einem Gange ausgedreht, wobei die Bauart
der Maschine und die Form der Stahlschneide Einflufls
hat. Ein Nachdrehen findet in der Regel nur statt, wenn
die Reifen härtere Stellen im Material zeigen oder
stark oval gewalzt sind, wenn also mit stärkerer Ab-
nutzung oder einem Ausweichen des Stahls zu rechnen
ist. Die Reifen werden mit Stichmalsen verschiedenster
Form mit mehr oder minder gerundeten Enden nach-
gemessen. Infolgedessen ist auch die Güte der Arbeit
verschieden. Vorschriften über das zu verwendende
Mefsgerat würden grölsere Gleichmäfsigkeit herbeiführen.
Um eine annähernde Vorstellung von dem Haften
der Reifen auf den Felgen bei verschiedener Güte der
Arbeit zu erhalten, wurden folgende Versuche angestellt,
die zwar mühsam sind, aber zu weiterer Klärung an
anderen Stellen wiederholt werden sollten. Besser
noch würden Versuche auf einem Bremsprobierstand
sein, weil dort die Versuchsgrundlagen der Wirklichkeit,
Verdrehung der Reifen, entsprechend genommen werden
können. Bei drei Achsen gleicher Art wurden nach
Abpressen eines Rades die Felgen. des andern auf
gleichen Durchmesser gedreht und geschmirgelt, bis mefs-
bare Unterschiede nicht mehr gefunden werden konnten.
Drei neue Reifen vom gleichen Lieferanten wurden
auf das genaue zugehörige Schrumpfmals ausgedreht
und zwar Reifen I mit 1,5 mm Vorschub, Reifen H
mit 2,7 mm Vorschub, Reifen Il mit 2,7 mm Vorschub
und Nachschlichten mit einem breiten Messer mit
grader Schneide. Bei I und H hatte die Stalilschneide
gleiche Rundung. Kriterium für die Arbeit war Ge-
winnung eindeutiger Mafse und eine Mefsdifferenz unter
den drei Reifen von + mm. Um letztere Genauig-
l
— 100
keit zu erhalten, mufsten zahlreiche Reifen verworfen
werden. In gleicher Weise wurden drei andere Achsen
und wegen Abnutzung abgezogene Reifen von gleicher
Stärke behandelt, IV, V, VL Die sechs Reifen wurden
warm aufgezogen und dann seitlich abgeprefst, wobei
die Reifen durch zwei übereinander gelegte etwas
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
mm ms Lk
(1. Dezember 1913]
gröfsere Reifen ringsum gestützt, die Felgen durch
Scheibenräder, unter Zwischenlage von Ringen ringsum
möglichst gleichmäfsig am Rande gefafst, vorgeprelst
wurden. Die Reifen lösten sich mit Knall und liefsen
sich mit stetig abnehmendem Druck abpressen. Der
Höchstdruck betrug bei den Reifen, die alle 54 kg
Festigkeit hatten (Kugeldruckprobe)
[ 1038 t l] 138,4 t IH 133,4 t
IV 45t V 90t VI 30 t.
Es zeigte sich, dafs die Reifen hauptsäclich dort
fest anliegen, wo die Speichen die Felge stützen, was
zu erwarten war. Ein eindeutiges Bild geben diese
Versuche nicht. Es mülsten ganze Versuchsreihen an-
gestellt werden. Sie sind, wie bereits bemerkt, wegen
Schaftung gleicher Bedingungen in Material und Arbeit
sehr zeitraubend.
Schliefslich wurden noch wegen Abnutzung ab-
gezogene Radreifen, bei denen die Drehriefen deutlich
erkennbar waren, unter starker Vergrölserung mit dem
Mikroskop daraufhin untersucht, ob an den Drehriefen
Abplattungserscheinungen, herrührend von den Schlägen
an Schienenstöfsen, erkennbar sind. Verdriickungen
oder Abplattungen liefsen sich in keinem Falle fest-
stellen. Trotzdem wird eine Steigerung der Güte der
Arbeit, wie angegeben, zu cmpfchlen sein, was bei
modernen Bänken auf verschiedenen Wegen erreichbar
Ist.
Die Zeit für die Bearbeitung eines Radreifens wird,
abgesehen von der reinen Drehzeit, weiter wesentlich
beeinflufst durch die Vorkehrungen für: das Heran-
schaften, Lagern, Greifen, Heben, Auflegen, Zentrieren
und Festspannen auf der Planscheibe und die ent-
sprechenden Ablegearbeiten. Hier mufs für flottes und
sparsames (Hilfskräfte) Arbeiten ebenfalls gefordert
werden, dafs möglichst jede Bewegung begrenzt, jedes
Tasten und Probieren ausgeschlossen ist. Die Bohr-
werke werden fast durchweg mit an die Maschine an-
gebauten und von dem Motor durch Ausrückkuppe-
lungen angetriebenen Drehkranen geliefert. So zweck-
mälsig dies im ersten Augenblick erscheint und für gewisse
Falle(Radsatzwerke) bleibt, mufs doch auf dieKleinheitdes
vom Drehkran bestrichenen Platzes hingewiesen werden.
Es ist nicht möglich, mehr als zwei Reifenstapel auf
dem Arbeitskreis unterzubringen, von denen der eine
für rohe, der andre für fertige Reifen nötig ist. Die
Höhe der Stapel wird für schnelles Arbeiten durch
die Tischhöhe der Bank auf etwa 5—6 Reifen beschränkt,
wenn, wie zu fordern, die Hubhöhe des Krans ent-
sprechend der Tischhöhe durch Anschlag begrenzt ist.
Andernfalls müssen die Reifen gehoben und gesenkt
werden. Bei leistungsfähigen Bänken müssen also je
nach 11/2 bis 2 Stunden Hilfskräfte Reifen weg- und her-
anschaffen. Es erscheint richtiger, wo die Verhältnisse
dies irgend gestatten, Laufkatzen mit angehängten
Hebezeug, am besten Lufihebezeug, und eine beliebig
zu formende Laufbahn von solcher Ausdehnung zu
verwenden, dafs etwa 6 Stapel aufgesetzt werden können
und das Hebezceug auch zum Verladen auf Rollwagen
mitbenutzt werden kann. Die Hilfskräfte für Zu- und
Abfuhr der Reifen werden dadurch besser verwendbar;
auch das hier und da nötige vorläufige Ablegen für
das einzuhaltende Mafs zu grolser Reifen bereitet dann
keine Schwierigkeiten mehr. Die unbedingt nötige
leichte Beweglichkeit der Laufkatze ist bei den Laut-
bahnen und Katzen mit Kugellagern der Firma Thysen
& Co., Berlin O.16, gewährleistet. Die Form der Lauf-
bahn kann z. B. wie umstehend (Abb. 8) gewählt
werden. Der Hub von Lufthebezeugen Jäfst sich in
einfachster Weise auf Tischhöhe dadurch festlegen
und verändern, dafs halbrund gebogene Blechstücke
federnd seitlich auf die Kolbenstange geschoben
werden. Sie legen sich zwischen Stangenkopf und
Stopfbüchse und sind, wenn nach der Bauart der
Greifer nötig, mit zwei llandgriffen auszutauschen. —
Ein einfacher Greifer, bei dem die Hubbegrenzung
nicht verändert zu werden braucht, ist in Glasers
Annalen 1911, Band 69, Seite 167 abgebildet. Abb.9 zeigt
einen aus einer alten Kupplung hergestellten sehr leichten
Greifer (federnde Kette), der sehr schnell und sicher
arbeitet und die Reifen stets zentral fafst. Der Hand-
rn "U Gr TE ER
| ee Be nent —
[1. Dezember 1913]
stern dient zur Einstellung auf verschiedene Reifen-
gröfsen. Für Reifen von 700—1200 mm Durchmesser
sind zwei Greifer nötig (eingeklammerte Zahlen). Da
fast stets eine gréfsere Zahl von Reifen gleicher Gröfse
nacheinander gedreht wird, ist Verstellung des Greifers
nur in gröfseren Zeitabschnitten nötig.
Abb. ,$8.
Das Zentrieren der Reifen auf der Planscheibe
erfolgt in der Regel durch drei zwangsweise radial in
der Planscheibe geführte Klauen nach dem äufseren
Durchmesser des Reifens. Ein Zentrieren nach dem
inneren Durchmesser bedeutet nur Zeitvergeudung.
Es ist richtiger, einen aufgespannten Reifen, bei dem
das Mafs D, etwa infolge einseitiger
Walzung nicht voll herauskommt, von
der Maschine ab- und zurückzulegen,
als sich auf mühsames Zentrieren
nach dem inneren Durchmesser ein-
zulassen, zumal die Zentrierklauen
nachher bei den folgenden Reifen
normaler Form erst wieder in die
alte Stellung zurückgebracht werden
müssen. Im übrigen lälst sich das G
Ablegen nicht passender Reifen bei NG
dem Mafsverfahren vermeiden, weil “a
man nach der Tabelle der gemessenen
Radsterne die Mafse eines grölser
auszudrehenden Reifens aussuchen
kann. Die Zentriervorrichtung mit
Schraubenschlüssel zu bedienen, halte
ich für verfehlt, weil für mindestens
=;
Regel an 3 oder 6 Stellen mit
Schrauben und Winkeldruckstücken
gegen die Planscheibe festgespannt (z. B. Annalen 1911,
Seite 166). Auch hier tritt Zeitvergeudung durch Be-
nutzung von Schraubenschlüsseln ein. Aufserdem mufs
die Planscheibe nach dem Festspannen an 2 (3) vorn
liegenden Stellen um 180° gedreht und angehalten
werden, um die übrigen 1 (3) Spannkloben bedienen
zu können. Das Anziehen der Schrauben bei laufender
Planscheibe ist durch die Arbeitsordnung verboten.
Die nachstehend abgebildete Vorrichtung (Abb. 10
und 7) gestattet ein Fest - und Losspannen der Reifen
bei einer Planscheibenumdrehung wahrend des Ganges
der Maschine. Die Maschine leistet die Arbeit selbst.
Die Krafte des Arbeiters werden geschont. Es wird
viel Zeit erspart.
Die Spannvorrichtung, hier durch Sperrklinke ver-
einigt mit dem Zentrierschieber gezeichnet, besteht aus
einem um A drehbaren "T-Stück, das bei Æ durch ein
|
|
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 875] 203
nachgiebig gelagertes Exzenter hoch- und mit dem Ende C
durch Vermittlung einer Schraube (zur Ausgleichung
gröfserer Höhenunterschiede der Reifen) auf den Reifen
hinabgedrückt wird. Die Kraft wird durch die federnde
Lagerung (hier Gummi) des Exzenters begrenzt. Das
Exzenter wird zum Auf- und Abspannen in gleicher
Richtung gedreht und zwar dadurch, dafs seine Hebel
E oder F bei Drehung der Planscheibe gegen den am
Support befestigten herabgeklappten Anschlag D stofsen.
Der Anschlag trifft die Hebel stets richtig, weil der
Support vorher auf den zu drehenden Durchmesser D,
nach der Mefsscheibe eingestellt wird. Die Gummi-
platte hat Vorspannung, damit der Reifen bei C unter
das Druckstück geschoben werden kann. Eine gleich-
mälsige Pressung wird auch bei windschiefen Reifen
erreicht, wenn beim Wandern der Spannvorrich-
tung nach dem Anschlage D zu die Schraube bei C
von Hand so reguliert wird, dafs der Festspannhebel
des Exzenters eine bestimmte Stellung, etwa die senk-
rechte, einnimmt. In der Regel wird man allerdings
windschiefe Reifen von vornherein durch Unterlegen
wie bei Handfestspannung gegen Verdrückung
sichern müssen. Statt der Gummiplatte können auch
Filzplatten oder federnde Metallplatten benutzt werden;
Gummi ergibt jedoch die geringste Bauhöhe und be-
währt sich vorzüglich. Das Exzenter besteht aus an
der Oberfläche gehärtetem Stahl und drückt bei 3 gegen
eine gleiche Stahlplatte. Die Abnutzung ist, wenn nicht
übermälsig fest gespannt wird, wozu die Arbeiter zu-
nächst neigen, sehr gering.
Durch zweckmälsige Einrichtungen für das Lagern,
Greifen, Heben, Auflegen, Zentrieren und Festspannen
unter Ausschaltung nicht begrenzter Bewegungen wird
die Zeit vom Absetzen der Drehstähle bis zum An-
setzen beim folgenden Reifen im normalen Tages-
betriebe ohne Hilfskräfte auf etwa 3 Minuten beschränkt.
Abb. 9.
TE
Sarg’ ER
Rd RT
jedes Drittel Umdrehung des ¢ ee: es en] N aatpala mass’
Schraubenkopfes ein Tasten nach | PT san Seca oer” ||
dem Schraubenkopf nötig ist, also Peer asia! % [it S325 5 eee, =
Zeitvergeudung eintritt Hier kommt l 7 {m =e
nur Bedienung durch Handrad oder
Ratsche in Frage.
Die Reifen werden dann in der
rar A
SEE
Greifer für Radreifenhebezeuge.
Das Arbeitsverfahren beim Drehen selbst ist nach
der Bauart der Maschine von Fall zu Fall einzurichten,
soweit es nicht durch die Einrichtung der Maschine
selbst bereits festgelegt ist wie bei den nach Niles-
Patenten eingerichteten Maschinen. Bei diesen werden
die drei Arbeitsgänge, Bearbeiten der zylindrischen
Flächen, Einstechen der Sprengringnut und Bearbeiten
des schrägen Ansatzes für die Felgen gleichzeitig aus-
geführt. Bei allen anderen Radreifen - Ausdrehbänken
dürfen wegen der Niles-Patente nur zwei von diesen
Arbeitsgängen gleichzeitig ausgeführt werden. Un-
beschränkt ist dabei die Zahl der gleichzeitig arbeitenden
Stähle. Diesbezüglich sei jedoch darauf hingewiesen,
dafs beim gleichzeitigen Arbeiten mehrerer Stähle an
einem Support das Absetzen eines Stahles nicht ohne
Einflufs auf die Arbeit der anderen Stähle desselben
Supports ist. Infolgedessen kann man beim nur ein-
en, Google
204 [No. 875]
maligen Durchdrehen der Reifen nicht beide zylindri-
schen Flächen gleichzeitig bearbeiten. Es müfste noch
geschlichtet werden.
Das Schlichten des oberen Zylinders wird häufig
mit einem breiten Messer vorgenommen, das radial
vorgeschoben wird. Die Einstellung des Messers ist
zeitraubend, zumal bei allen Maschinen besondere Hilfs-
einrichtungen hierfür fehlen. Auch das genaue Schleifen
des Messers erfordert Hilfseinrichtungen. Die Erzeugung
vollkommen zylindrischer Flächen mit diesen Messern ist
nicht gerade einfach und erfordert gewisse Kunstgriffe.
Diese Messer arbeiten deshalb in der Praxis meist wie ein-
fache Stähle, indem sie mit grofsem Vorschub von oben
nach unten geführt werden. Dabei schneidet nur der
untere Teil des Messers in 15—20 mm Breite schlichtend.
Sollte man dazu übergehen, die Felgen zu schleifen, so
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Dezember 1913]
Bei der Prifung wird zu beachten sein, dafs die Reifen
einzelner Firmen wesentlich höhere Festigkeit haben als
die Bedingungen verlangen. Man mufs beim Bearbeiten
solcher Reifen bis etwa auf 10 m Schnittgeschwindigkeit
heruntergehen, will man nicht von dem als normal zu
betrachtendem Zustande abweichen, dafs die die Haupt-
arbeit leistenden Stähle für Bearbeitung der zylindrischen
Flächen einmal, höchstens zweimal in neunstündiger
Arbeitszeit gewechselt werden. Im übrigen ist auch
nicht unwesentlich, ob die Einrichtungen für Aus-
wechselung und Einstellung der Stähle mehr oder
minder vollkommen durchgebildet sind.
Abschliefsend seien noch einige Zahlen mitgeteilt,
die einen allgemeinen Ueberblick über das Arbeitsgebiet
und die wünschenswerte Leistung moderner Radreifen-
ausbohrbänke zu gewinnen gestatten.
Abb. 10.
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Selbsttätige Aufspannvorrichtung für eine Radreifenbank.
würde man wohl auch das Schlichten der Reifen mit
Schleifscheibe ausführen, waskonstruktiv keineSchwierig-
keiten macht, die Werkzeugmaschinen und die Arbeit
aber verteuert.
Von gröfstem Einflusse auf die Drehleistung der
Ausdrehbänke in Eisenbahnwerkstätten ist richtige und
möglichst vielfache Abstufung der Umdrehungszahl der
Planscheibe, d. h. die Einrichtung der Maschine für volle
Ausnutzung der Stahleigenschaften (Schnittgeschwindig-
keit) bei verschiedenen Festigkeiten des zu bearbeiten-
den Materials. Erweist sich z. B. beim Drehen normaler
Wagenreifen von mindestens 50 kg Festigkeit mit 18 m
Schnittgeschwindigkeit, dafs die Stähle zu schnell stumpf
werden, so sollte die Möglichkeit geboten sein, auf 16 m
herabgehen zu können. Der Dreher darf durch die
Einrichtungen der Maschine nicht gezwungen werden,
gleich auf etwa 12 m Schnittgeschwindigkeit herabzu-
gehen. Die Abstufungsmöglichkeiten sollten vor Be-
schaftung von Radreifenausbohrbänken sorgfältig geprüft
werden und von wesentlichem Einflufs aufdie Entscheidung
für eine bestimmte Bauart sein, sofern auf gute Aus-
nutzung des anzulegenden Kaufpreises Wert gelegt wird.
Bei den preufsisch-hessischen Staatsbahnen liegen
auf 60 in sich geschlossenen Grundstücken rund 72 Werk-
stätten. Eswerdeangenommen, dafsauch dort, womehrere
Werkstätten auf einem Grundstück liegen, diese mit
einer Maschine auskommen, wenn sie für alle Reifen-
gröfsen ausreicht oder wenn die seltener vorkommenden
grofsen Lokomotivreifen noch auf alten Raderdreh-
banken oder Kopfbänken bearbeitet werden.
Im Etatsjahre 1911 wurden in den Eisenbahnwerk-
stätten rund 18690 Lokomotivreifen und rund 78360
Wagenreifen verwendet. Man wird im Durchschnitt einen
Lokomotivreifen mit Rücksicht auf Gröfse und Material
drei Wagenreifen gleichsetzen können und die Zahl
der Wagenreifen im Hinblick auf ungenaue Walzung,
_z. T. härteres Material und harte Stellen um 10 pCt. er-
höhen müssen. Man kommt so auf rund 142300 Nor-
malwagenreifen, für deren Bearbeitung etwa 250 Arbeits-
tage zur Verfügung stehen. Es ergeben sich danach
250x60 = 15000 Maschinenarbeitstage, also für eine
Maschine und einen Tag rund 10 Reifen.
Vorstehende Ausführungen wurden in etwas er-
weiterter Form am 21. Oktober 1913 im Verein Deutscher
(1. Dezember 1913]
Maschinen-Ingenieure vorgetragen. An den Vortrag
schlofs sich die folgende Besprechung:
Herr Regierungsbaumeister Freund, Magdeburg-
Buckau: Ich möchte an den Herrn Vortragenden die
Frage richten, in welcher Weise bei der Schiefs’schen
Drehbank die Stähle wieder auf richtiges Mafs eingestellt
werden, wenn sie während des Ausbohrens nachge-
schliffen werden müssen.
Herr Regierungs- und Baurat Messerschmidt: Sie
werden nach einer am Support drehbar angeordneten
Schablone eingestellt.
Herr Regierungsbaumeister Freund: Bei unge-
schickter Handhabung der üblichen Spannkloben kommt
es bei Reifen grofsen Durchmessers vor, dafs die Reifen
verspannt werden, sodafs sie beim Abspannen durch
Zurückfedern in die Ursprungslage die Kreisform ver-
lieren. Ist nicht bei der von dem Herrn Vortragenden
angegebenen selbsttätigen Aufspannvorrichtung ein
solches Verspannen zu befürchten?
Herr Regierungs- und Baurat Messerschmidt: Die
Zentrierung der Reifen erfolgt von Hand durch Ratsche.
Die ausgeübten radialen Druckkräfte reichen grade hin,
den Reifen in die Scheibenmitte zu schieben. Die selbst-
tätige Festspannvorrichtung hat hiermit nichts zu tun.
Herr Regierungsbaumeister Freund: Ich bitte zu
der heute Abend angeschnittenen Frage der Radreifen-
bearbeitung noch einige Bemerkungen machen zu dürfen.
Der Herr Vorredner sucht nach dem Grunde, weshalb
von vielen Seiten eine Reform der bewährten Arbeits-
verfahren verlangt wird. Es scheint mir, als ob es mit
den Radreifen ähnlich stände wie z. B. mit den Kolben-
und Schieberstangen der Lokomotiven: Man ist in den
Eisenbahnwerkstätten vom Drehen dieser Stangen zum
Schleifen übergegangen, nicht, weil die gedrehten Stangen
Störungen im Betriebe verursacht hatten. Man hat viel-
mehr, dem Stande der Technik folgend, das Verfahren
bevorzugt, das, abgesehen von etwaigen sonstigen Vor-
teilen, die genauere Arbeitsausführung ergibt.
Ebenso erklingt meines Erachtens bei der Rad-
reifenbearbeitung der Ruf nach Verbesserungen nicht
als eine Folge von Störungen oder Unfällen. Das Ver-
fahren, die Reifen warm aufzuschrumpfen, hat sich, so
barbarisch es heutzutage gegenüber einem Aufpressen
mit Ablesung der Druckschaulinie scheinen mag, im
Betriebe durchaus bewährt. Lose Radreifen kommen
sehr selten vor. Nur gebremste Lokomotivreifen, die
bereits mehrfach abgedreht sind, werden erfahrungs-
gemafs leicht lose. Die Ursache kann ich mit Be-
stimmtheit nicht angeben; es scheint jedoch, als ob
solche schwachen Reifen sich unter dem Einflufs der
beim Bremsen erzeugten Wärme im Betriebe gewisser-
mafsen auswalzen, bis sie lose sind. Vermeiden läfst
sich dieser Uebelstand, wenn man die Reifen nicht bis
auf die zulässige Mindeststärke ausnutzt. -
Man hat allerdings bei den heute fast allgemein
verwendeten Gasfeuern zum Reifenanwärmen bemängelt,
dafs keine Gewähr für die gleichmäfsige Uebertragung
der Wärme auf den Innenumfang des Radreifens vor-
handen ist. Es ist deshalb, z.B. von der A. E. G. an-
geregt worden, die Reifen in einem elektrisch geheizten
Oel- oder Salzbad gleichmäfsig auf eine bestimmte
Temperatur zu erwärmen. Man ist aber anscheinend
wegen der aufgetretenen Schwierigkeiten von dieser
Lösung wieder abgekommen.
Ebenso wie man zwei mit bekannter Kraft in ein-
ander zu pressende zylindrische Körper, von denen der
eine voll, der andre hohl ist, so sauber als möglich
bearbeiten wird, soll man meiner Ansicht nach auch
Radreifen und Felgenkränze sauber schlichten, selbst
wenn Versuche, wie sie der Herr Vortragende ange-
stellt hat, keinen Unterschied zwischen geschlichteten
und nicht geschlichteten Reifen ergeben haben. Die
Felgenkränze wird man aber nur nach Bedarf bearbeiten.
Um mit geringster Materialabnahme auszukommen,
sollen die Radgestelle in der mir unterstellten Dreherei,
zunächst versuchsweise, am Umfang nachgeschliffen
werden und zwar mittels eines an eine Radsatzdreh-
bank angebauten Schleifsupports. Zum Ausschleifen
der Radreifen anstelle des Ausdrehens wird man wegen
der damit verbundenen Schwierigkeiten vorerst wohl
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 875] 205
kaum übergehen, obwohl auch eine derartige Arbeits-
ausführung möglich wäre.
Was die Mefsinstrumente anbelangt, so bevorzuge
ich in allen Fällen für den Arbeiter an der Maschine
eine Mefslehre, bei welcher er keine Teilungen abzu-
lesen braucht. Von diesem Gesichtspunkt aus ist der
vorhin im Bilde gezeigte Grafenstadener Mafsstab zur
Feststellung des Reifendurchmessers keineswegs zu ver-
werfen. Er hat sich auch im meinem Betriebe im all-
gemeinen bewährt. Die von dem Herrn Vortragenden
beobachteten Unstimmigkeiten erklären sich meines
Erachtens teilweise aus der Schwierigkeit, grofse Durch-
messer genau abzugreifen, und ferner aus dem grofsen
Gewichte dieser Mefsinstrumente. Der Mafsstab für die
grofsen Lokomotivradreifen wiegt z.B. fast 10 kg! Viel-
leicht könnte man das Instrument durch Verwendung
von Aluminium handlicher machen. Etwaige Unge-
nauigkeiten liefsen sich leicht durch Nachmessen mit
zusammengesetzten Endmalsen feststellen. Solche End-
mafse sind anscheinend für den vorliegenden Zweck
sehr geeignet. Man kann jedoch dem Arbeiter nicht
zumuten, mit solch empfindlichen Instrumenten umzu-
gehen. Zur Ermittlung der Punkte im Radreifen, an
denen der Stahl für die Sprengringnut und für den
unteren schrägen Absatz anzusetzen ist, hat das Werk-
stättenamt Recklinghausen neuerdings einen Satz Lehren
herausgebracht, bei denen ebenfalls keine Teilungen
abzulesen sind.
Trotz der von dem Herrn Vortragenden angeführten
Verbesserungen wird es meines Erachtens immer
schwierig bleiben, derartige Hochleistungs-Drehbänke
zum Reifenausbohren in den Eisenbahnwerkstätten
richtig auszunutzen. Es kommen kaum bei den Wagen-
radsätzen, geschweige denn bei Lokomotivradsätzen,
mehrere Reifen vor, die nach gleichen Abmessungen
auszudrehen sind. Nicht nur die Durchmesser sind
fast stets verschieden, auch die Breite der Felgenkränze
schwankt erheblich, da sie sich, abgesehen von den
Unterschieden, die schon bei der Herstellung vorhanden
sind, bei jedem Abdrehen des Umfanges ändert.
Bei Wagenradreifen schwankt z. B. dieses Mafs
zwischen 70 und 86 mın, bei Lokomotivreifen zwischen
90 und 109 mm. Man könnte vielleicht zu gröfserer
Einheitlichkeit gelangen, wenn man mit allen Mitteln
ein häufiges Nacharbeiten der Radgestelle am Umfang
zu hindern suchte. Zum Teil müssen sie hier nachge-
arbeitet werden, weil sie im Betriebe unrund geworden
sind oder sich verbogen haben, sodafs sie seitlich
schlagen. Namentlich bei den Radgestellen der Schnell-
zuglokomotiven kann man oft nach kurzer Betriebszeit
erhebliche Verbiegungen feststellen. Diesen Schäden
könnte man durch kräftigere Ausbildung des Kranz-
querschnittes wahrscheinlich vorbeugen. Andere Rad-
gestelle wiederum müssen bearbeitet werden, weil sie
ohne Reifen im Freien aufgestellt worden sind und
durch Rost gelitten haben. Diesem Uebelstand könnte
man begegnen, indem man unbereifte Radgestelle mög-
lichst nicht draufsen aufstellt oder, falls dies nicht zu
vermeiden ist, die Kränze durch eine geeignete Um-
hüllung gegen die Unbilden der Witterung schützt.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf ein weiteren
Uebelstand aufmerksam machen, der in vielen Eisen-
bahnwerkstätten besteht, und der leicht die mit den
neueren Arbeits- und Mefsverfahren zu erzielenden
Vorteile zunichte machen kann: das ist die Verteilung
der Radreifenbearbeitung auf mehrere Werkstattsab-
teilungen. Ich würde es vielmehr für zweckmäfsig halten,
bei Erbauung neuer Werkstätten nicht nur die Rad-
reifen-, sondern die gesamte Radsatzbearbeitung in einem
Raume unterzubringen und einem Aufsichtsbeamten zu
unterstellen, der allein für die richtige Arbeitsausführung
verantwortlich zu machen ist.
Diese Zusammenfassung, die früher nicht angezeigt
war, weil Hämmer und Feuer in die Schmiede, Plan-
drehbänke usw. aber in die mechanische Werkstatt
gehörten, läfst sich meines Erachtens heute gut durch-
führen, da fast allgemein zum Reifenaufziehen Gasfeuer
und Sprengringwalzen verwendet werden, die keinen
Schmutz oder Lärm verursachen und da ferner alle
Drehbänke und Schleifmaschinen für die Reifen- und
206 [No. 875]
Radsatzbearbeitung Sonderbauarten darstellen, die zur
Ausführung allgemeiner Arbeiten nicht in Frage kommen.
Man wird bet einer solchen Zusammenfassung auch an
Wegen für die einzelnen Teile sparen und die, wie
vorhin geschildert, nicht einfache Frage der geeigneten
Hebezeuge am besten lösen können.
Herr Regierungs- und Baurat Nellessen:
reifen sind häufig aus der Ebene gebogen.
höhe des Bogens beträgt nicht selten 3 mm; die beiden
höchsten Stellen liegen in einem Durchmesser, der senk-
recht steht zu dem Durchmesser, der die beiden tiefsten
Stellen enthält. Beim Aufspannen der Radreifen mufs
darauf Rücksicht genommen werden; sonst werden die
Reifen verspannt. Nach dem Ausdrchen und Los-
spannen federn die Radreifen in die alte Form zurück;
die gedrehten Flächen sind dann keine vollkommenen
Zylinderflächen mehr. Ich frage den Herrn Vortragen-
den, ob und wie bei der von ihm entworfenen selbst-
tätigen Festspannvorrichtung das richtige Aufspannen
der Radreifen gewährleistet und das Verspannen ver-
hindert wird.
Der Herr Vortragende hat erwähnt, dafs der Felgen-
Die Rad-
Die Pfeil-
kranz der Radgestelle nicht geschlichtet werde, dafs
er, selbst wenn er glatt hergestellt sei, in Folge der
schlechten Behandlung i in den Werkstätten, beim Rollen
auf unebenem PHaster, durch Rosten usw. rauh werde,
und daraus gefolgert, dafs auf das Schlichten der Rad-
reifen, auf dic Herstellung einer glatten l'läche, verzichtet
werden könne. Ich bin der Ansicht, dafs gerade darum,
weil die eine Berührungsfläche nicht gatt ist, die andere
glatt sein müsse. Der Klächendruck, der durch das
Warmaufziehen der Radreifen mit einem Schrumpfungs-
verhältnis von 1:1000 hervorgerufen, würde, wenn der
Felgenkranz die geringste zulässige Breite von 70 mm
besitzt, und wenn die Flächen in allen "Teilen gleich-
mäfsig zur Anlage kämen, 7,6 kg auf 1 qmın betragen.
Bei Speichenrädern liegt aber nur an den Speichen-
anschlufsstellen der Felgenkranz fest gegen den Rad-
reifen. In den meisten Fällen wird also der durch das
Aufzichen entstandene Flächendruck erheblich gröfser
als der angegebene sein.
Die rauhen Stellen der Felgenkranzflache kann man
sich als eine Schraubenlinie vorstellen; im Querschnitt
durch den Felgenkranz bilden sie eine Zahnstange.
Ruht auf dieser Zahnstange eine glatte Stange, so wird
der von ihr ausgeübte Druck auf sämtliche Zähne der
Zahnstange übertragen. Ruht aber auf dieser Zahn-
Stange eine zweite, deren Teilung anders ist, auf, so
treffen nicht sämtliche Zähne der einen Zahnstange
auf die Zähne der anderen; vielmehr werden häufig Zähne
auf Lücken treffen. Der Druck auf die einzelnen Zähne
ist bei dieser Belastungsweise dann erheblich höher
als bei jener.
Der ersten Belastungsweise entspricht cs, wenn die
Radreifen vor dem Warmaufziehen geschlichtet werden
der zweiten, wenn das Schlichten wegfällt.
Wenn also das Schlichten unterbleibt, wird der
Flächendruck sehr hoch werden, ja er dürfte so hoch
werden, dals Materialzerstörungen vorkommen, die zur
Lockerung der Reifen führen können. Man sollte auf
die Verminderung des Flächendrucks hinarbeiten, der
schon infolge der Belastung der Radgestelle und der
Stöfse im Betriebe im unteren Bogen der Berührungs-
fläche zwischen Radreifen und Felgenkranzfläche sich
der Grenze der Druckfestigkeit nähern dürfte.
Herr Regierungs- und Baurat Messerschmidt: Der
Hinweis, dafs die Satzachsen in einzelnen Werkstätten
sogar an die Reifenausbohrbank gebracht würden, sollte
in erster Linie zeigen, zu welch unzweckmafsigen
Mitteln gegriffen wurde, um dem Dreher das llerbeiholen
der Matse zu ersparen. Dafs die Felgen dabei leiden
müssen, Ist richtig. Ebenso leiden sic durch Rosten.
Deshalb wäre es verfehlt, zu verlangen, dafs die Malse
an diesen Felgen auf Ilundertstel Millimeter genommen
würden. Dies war der Gedankengang, der dahin weiter-
verfolgt wurde, dafs man bei Einhaltung des Schrumpf-
maf-es am Reifen in Eisenbahnwerkstätten nicht zu
scharf sein dürfe, zumal bei Anwendung des Schablonen-
verfahrens für das Messen an Radeestell und Reifen
wiederum geringe Fehler entstehen. Windschiefe Reifen
müssen in jedem Falle mit Blechstücken unterlegt
GLASERS ANNALEN FÜR GE
WERBE UND BAUWESEN (1. Dezember 1913]
werden, ob nun von Hand oder Maschine festge-
spannt wird.
Auf die Herstellung einer glatten zylindrischen
Bohrung verzichte auch ich nicht. Ich bin nur auf
Grund meiner Beobachtungen zu der Ansicht gekommen,
dats sich beim Drehen mit geringem Vorschub, unter
Anwendung eines Stahles mit nach grofsem Krümmungs-
radius geschliffener Schneide und richtigem Schnitt-
winkel cine Fläche erzielen läfst, die hohen Anlorde-
rungen entspricht. Die Bohrung wird zylindrisch, was
bei Benutzung breiter Messer nur selten zutrifft. Ich kann
nur empfehlen, beide Arbeitsverfahren zu‘ probieren,
sich selbst ein praktisches Urteil zu bilden und danach
die Arbeitsweise festzulegen.
Wenn die Darlegungen und Rechnungen des Herrn
Vorredners bezüglich zahnstangenartigen Eingriffs der
Flächen zutreffen, so mülsten Reifenlocker ungen bisher
sehr oft vorgekommen sein, zum Mindesten mülsten
Anzeichen von Verdrückungen an warm abgezogenen
abgenutzten Reifen zu erkennen sein. Untersuchungen
bei etwa 50 solchen Reifen bei 100 facher Vergrölserung
haben keinerlei Veränderungen an den deutlich sicht-
baren Drehriefen erkennen lassen. Wohl aber zeigte sich,
dals man auch bisher meist mit geringem Vorschub und
gut gerundeter Schneide gearbeitet hat. Will man von
den Fortschritten in Bearbeitungsverfahren auch bei
Räderbearbeitung Gebrauch machen, trotzdem nichts
dazu drängt, so Sehne man das beste Verfahren, näm-
lich das Schleifen.
Die ganze Frage des Schlichtens der Reifen ist
meines Erachtens nur dadurch entstanden, dats man
Zeitersparnisse zu machen suchte, indem man mit sehr
starkem Vorschub drehte. Da die Fläche zu rauh aus-
fällt, mufs nachgearbeitet werden. Um die hierfür nötige
Zeit zu kürzen, wählte man ein breites Schlichtmesser,
das gleich die ganze Fläche bearbeitet.
Solches Arbeitsverfahren für Eisenbahnwerkstätten
vorzuschreiben, liegt meines Erachtens kein Grund vor.
Will man Vorschriften geben, so dürfte das Mecis-
gerät, insbesondere sem Kopf, anzugeben und ein-
deutiges Mafs sowie zylindrische Bohrung zu fordern
sein. In den ersten beiden Vorschriften ist die Güte
der Arbeit, d. h. die Glätte der Reifenfläche festgelegt.
llerrn Regierungsbaumeister Freund möchte ich eben-
falls empfehlen, zunächst einmal einen Versuch mit dem
Mafsverfahren statt desSchablonenverfahrens zu machen.
Die Zeitersparnisse werden dazu führen, das Verfahren
beizubehalten. Auch wird die Benutzung des Drehstahls
als Mefsgerat zeigen, dafs auch in Eisenbahnwerkstätten
Hlochleistungen erzielt werden können. Den einzu-
schlagenden Weg zu zeigen, war Zweck meiner Aus-
führungen.
Im Uebrigen möchte ich noch bemerken, dafs bei
der mir zur Verfügung stehenden Maschine die Zeit
für die Bearbeitung eines Reifens, wenn nachgearbeitet
(geschlichtet) wird, nicht gröfser ist als bei den z. Zt.
geübten Verfahren, wie durch mehrfache Versuche fest-
gestellt ist. Die Zeit für Nacharbeiten wird durch
gröfseren Vorschub und gleichzeitige Bearbeitung beider
Zylinderflichen gewonnen. Zeit geht nur verloren
beim Einstel’en des breiten Schlichtmessers.
Herr Reg.-Baumeister Dr.- Ina. Osthoff: Als ehe-
maliger Abnahmebeamter bei einem gröfseren Hütten-
werk möchte ich in den Ausführungen des Ilerrn Vor-
tragenden folgendes bemerken:
Die Ilüttenwerke wählen, um Beanstandungen nach
Möglichkeit zu entgehen, aus ihren Beständen die besten
Radreifen für den Rohversand an die Eisenbahnwerk-
stätten aus. Die zurückgestellten aber noch gebrauchs-
fähigen Radreifen werden in den eigenen Radsatzwerk-
stätten weiter verarbeitet. Da diese Reifen nicht so
genau kreisrund, auch im Querschnitt weniger gleich-
mälsig und überdies vielfach schwerer sind, so werden
die Radreifen-Bohrbänke der Llüttenwerke infolge der
zeitweilig bedeutenden Stärke des Drehspanes wesentlich
höher beansprucht als die Bänke der Eisenbahnwerk-
stätten. Bei gleicher Anzahl der ausgebohrten Reifen
werden die ersteren Bohrbänke demgemäfs stärkerer
Abnutzung unterworfen sein und eine weniger genaue
Arbeit liefern als die letzteren
Kopf-Drehbänke werden seitens der Radsatzwerke
kaum noch zum Ausbohren der Radreifen benutzt. Bei
EEA
[1. Dezember 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
INo. 875] 207
der Bank von Breuer, Schuhmacher & Comp. in Kalk-
Köln befinden sich die Drehstähle mit ihren Schlitten
usw. In einer lotrecht stehenden Säule, deren Durch-
messer kleiner ist als die Bohrung des kleinsten Rad-
reifens. Da hiernach der zur Verfügung stehende Bau-
raum klein ist, so müssen für die einzelnen Teile hohe
Beanspruchungen zugelassen werden. Die mir bekannten
vor etwa 5—7 Jahren gebauten Bänke waren daher sehr
empfindlich und e rforderten sorgfältigstes Instandhalten.
Neucre Bänke derselben Firma "habe ich nicht kennen
gelernt.
Die Radreifen-Bohrbank der deutschen Niles-Werke
ist, soweit mir bekannt, wohl zur Zeit die am kräftigsten
gebaute Bank und liefert daher auch trotz grofser Leistung
befriedigende Arbeit. Als ein besonderer Vorzug ist es
anzusehen, dals der Schlichtstahl erst in Tätigkeit tritt,
wenn die durch das Schruppen hervorgerufenen Form-
änderungen der Bank und des Reifens beseitigt sind.
Sollen die Reifen sehr glatt gebohrt werden, so muls
das breite Messer, zu dem nur allerbester Stahl zu ver-
wenden ist, häufig geschliffen werden
Das Aufspannen der Radreifen mittels an die Lauf-
fläche sich anlegender Klauen erfolgt naturgemäls stets
derartig, dafs die Mittellinie der Reifenlauflläche mit der
Bohrachse zusammenfallt. Es ist auch für eine genaue
Arbeitsausführung zweckmälsig, Ungleichheiten in den
Baustoffstarken möglichst schon beim Ausbohren der
Reifen zu beseitigen, wenn letztere aut der Bohrbank
starr aufgespannt sind, als dies später bei der Bearbeitung
der Reifenlauflläche vorzunehmen, wenn die Reifen auf
den Radsatz-Drehbänken viel weniger starr gelagert sind.
Für Reifen von gröfseren Durchmessern dürften wegen
der Gefahr des Unrundspannens E. nur 3 Klauen
zum Aufspannen nicht genügen.
Bei Massenherstellung der Radsätze ist es, falls die
Herstellung sich lohnen soll, nicht möglich, die vorge-
schriebenen Durchmesser beim Ausbohren der Reiten
auf etwa + 0,1 mm oder gar noch weniger genau ein-
zuhalten. Es ist dies begründet in der geringen Steifigkeit
der Bänke, ihrem Verschleifs und in der Abnutzung der
Drehstähle.
Aus einem schweren Radreifen müssen bei gleichen
Durchmessern der Laufkreise dickere Späne abgehoben
werden, als aus einem leichteren Radreifen. Die
Bohrung wird bei den ersteren Radreifen infolge gröfserer
Formänderung der Bank kleiner im Durchmesser aus-
fallen als bei den andern Radreifen. Aehnlich liegen dıe
Verhältnisse bei verschiedener Härte der Radreifen.
Ferner haben sich die Drehstähle, besonders bei harten
Radreifen, nach jedem Durchgang etwas abgenutzt.
Die Radreifen werden also unter sonst gleichen Ver-
hältnissen fortlaufend kleiner im Durchmesser. Ein
jedesmaliges Nachstellen der Drehstähle auf Zehntel
oder gar Hundertstel min ist wegen Zeitmangels selbst
bei der mit genauen Mafsstäben und Lehren ausge-
rüsteten Niles-Bänken nicht durchführbar.
‘Aehnliches gilt auch für die Bearbeitung der Rad-
scheiben auf den Karusseldrehbänken. Die Radscheiben
sind vielfach recht ungleichmäfsig sowohl in den Naben
als auch in den Felgenkränzen gewalzt. Als Folge er-
gibt sich, dafs zeitweilig eine Ueberbeanspruchung der
Bänke eintritt, und die Schrumpfllächen nicht genau
walzenförmig werden. Dieser Uebelstand tritt besonders
dann auf, wenn die Drehbänke schon merklich ver-
schlissen sind.
In den von mir früher beaufsichtigten Radsatzwerk-
stätten hat es sich als möglich erwiesen, wie ich durch
persönliches Nachmessen an Tausenden von Radreifen
festgestellt habe, die Radreifen z. B. für Wagenradsätze
und ebenso die Radscheiben mit einer Genauigkeit von
+ | mm im Durchmesser herzustellen. Zum Nachmessen
wurde ein mit Nonius versehenes, einstellbares Rohrstich-
mafs von möglichst geringem Gewicht benutzt. Beim Ge-
brauch von schweren Mefsvorrichtungen hat man kein
„Gefühl.“
Das Aussuchen von zueinanderpassenden Radreifen
und Radscheiben erfolgt bei Massenherstellung von
Wagenradsätzen meist derart, dafs auf ein einstellbares
Rohrstichmats eine Platte, deren Dicke dem Schrumpf-
mafs entspricht, gelegt wird, und das Stichmals nach
der Bohrung eines beliebig aus dem Anfang eines
Haufens herausgenommenen Radreifens eingestellt wird.
Nach Abnehmen der Platte entspricht das Stichmafs dem
Durchmesser der zugehörigen Radscheibe. Ein bügel-
förmiger Zirkel einfacher Bauart wird auf das Stichmafs
eingestellt und durch UÜcberstreichen mit dem Zirkel
aus dem vorhandenen laufen von Radscheiben eine
passende herausgesucht. Alsdann wird der Reifen so-
fort erwärmt und beide Teile miteinander verbunden.
Da z.B. für Wagenradsätze die Bohrungen sämtlicher
Radreifen gröfser als $48 mm, aber kleiner als 850 mm,
die Aufsendurchmesser sämtlicher Radscheiben kleiner
als 851 mm, aber gréfser als 849 mm sind, und da ferner
anzunehmen ist, dafs die Fehler sich sowohl bei den
Radreifen als auch bei den Radscheiben ohne besonderes
Zutun der Dreher innerhalb der angegebenen Spiel-
räume gleichmafsig verteilen, so wird im allgemeinen
zu jedem Radreifen auch cine passende Radscheibe vor-
handen sein. Das Aussuchen der Radreifen und Rad-
scheiben mit Hilfe einer der Grafenstadener ähnlichen
Metsvorrichtungen ist auf Veranlassung des Eisenbahn-
zentralamts versucht aber wegen Unhandlichkeit der
Vorrichtung wieder aufgegeben worden.
Die Gröfse des Schrumpfnafses richtet sich nach
der Glätte der Schrumpfflächen. Bei völlig glatten, etwa
geschliffenen Sehrumpttlachen wird das bisher vorge-
schriebene Schrumpfmafs von 1 mm auf je 1000 mm
Bohrungsdurchmesser sicherlich genügen, um Lose-
werden der Reifen zu verhüten. Ein Schleifen der
Schrumpfflächen ist m. E. gänzlich unnötig und würde
die Preise der Radsätze erheblich erhöhen. Es genügt
m. E. das Abnehmen eines Schiupp- und cines nicht
zu starken Schlichtspanes für die Zurichtung sowohl der
Radreiten- als auch der Radscheiben-Schrumpfflächen.
Je rauher die Schrumpfilachen sind, um so grölser
mufs das Schrumptmafs genommen werden. Die Rad-
satzwerke nehmen dementsprechend auch, wie durch Er-
hebungen seitens des Eisenbahnzentralamts festgestellt
ist, Schrumpfmafse, die etwas gréfser als die bisher
vorgeschriebenen sind. Da die Lieferwerke für lose
gewordene Radreifen haftpflichtig sind, so gehen sie
mit dem Schrumpfmafs stufenweise soweit hinauf, bis
keine Klagen über Losewerden von Radreifen mehr
laut werden.
Herr Regierungsbaumeister Sembdner, Posen: Die
vorhin als erstrebenswert bezeichnete Zusammenfassung
sämtlicher Werkzeugmaschinen für die Bearbeitung der
Reifen und Radsätze hat sich in der neuen Lokomotiv-
werkstätte Posen erreichen lassen.
Hier sind die Reifenfeuer, die Reifendrehbänke,
die Sprengringeinwalzmaschine, die Sprengringbiege-
maschine, die Räderpresse und die Radsatzdrehbänke
in derselben Halle unter einem St-Laufkran aufgestellt.
Die Anlage ist jedoch nicht lange genug in Betrieb,
um ein endgültiges Urteil über die angestrebte gröfsere
Arbeitsgenauigkeit infolge besserer Beaufsichtigung und
über die zu erzielende Verkürzung der Bearbeitungszeit
gewinnen zu können.
Herr Regierungsbaumeister Füchsel: Auf die Frage
des Herrn Vorsitzenden, in welchem Umfang Fälle des
Losewerdens von Radreifen, soweit es auf mangelhafte
Arbeitsausführung beim Aufziehen zurückzuführen ist,
bekannt sind, kann ich aus eigenen Beobachtungen von
mehreren Fällen berichten, in denen unrichtiges
Schrumpfmafs als Ursache des Losewerdens erkannt
wurde.
Die Beziehung zwischen der Güte (Genauigkeit)
der Dreharbeit und dem Schrumpfmafs ist heute schon
behandelt worden. Offenbar ist die Vorschrift über
das letztere seinerzeit unter Zugrundelegung eines be-
stimmten, üblichen Genauigkeitsgrades beim Drehen
aufgestellt worden. Wenn der Genauigkeitsgrad beim
Drehen ein verschiedener ist, wie z. B. bei groben
Drehriefen und bei feiner Schlichtarbeit, so ist es
sicherlich notwendig, auch ein entsprechend verschie-
denes Schrumpfmafls anzunehmen. Gleiche Erfahrungen
in dieser Richtung sind in der Bearbeitung des Naben-
sitzes der Achsen und der Nabenbohrung gemacht und
ist es uns geläufig, dafs die Schlicht- und noch mehr
die Schleifarbeit vorzuziehen ist. Wenn der Herr Vor-
208 [No. 875]
tragende heute zu seinen Versuchen über das Abpressen
von Radreifen erwähnte, dafs der Abprefsdruck zum seit-
lichen Abpressen von neuen Radreifen etwa 138000 kg
betragen habe, gleichviel, ob grobe Dreharbeit oder
Schlichtarbeit bei der Bearbeitung der Reifen und Rad-
gestelle vorgelegen habe, so möchte ich fragen, ob
auch das Schrumpfmafs für beide Arbeitsausführungen
das gleiche war, und möchte glauben, dafs es ein
verschiedenes war. Die heute gegebene Anregung,
auf der neuen Versuchsbremsanlage die aufgeworfenen
Fragen weiter zu untersuchen, ist zu begrifsen und
möchte weitere Aufklärung auch über die Beziehung
zwischen Güte der Dreharbeit und Schrumpfmafs durch
Versuche erhalten werden.
Zur Frage der zweckmäfsigsten Erwärmung der
Radreifen vor dem Aufziehen möchte ich noch auf eine
offenbar wenig bekannte Wärmvorrichtung auf elektro-
magnetischer Grundlage hinweisen. Wird der Stator
eines Drehstrommotors — in horizontaler Lage — so ge-
baut, dafs seine Pole nicht radial, sondern auf der Stirn-
seite angeordnet werden, und wird der Radreifen auf diese
aufgelegt, so werden beim Einschalten des Stromes die
Magnetstromkreise durch den Radreifen geschlossen und
dieser durch die induzierten Ströme in 18—20 Min.
gleichmafsig auf 230° im unteren, 200° im oberen Teil
— bei einem Verbrauch von 31 KW — erhitzt. Eine
einseitige Erwärmung der horizontalen Schichten wird
vermieden. Wenn auch der 30° betragende Tempe-
raturunterschied zwischen unteren und oberen Reifen-
zonen mit entsprechendem Ausdehnungsmafs von
2,45 mm und 1,85 mm (für Wagenradreifen) sich nicht
störend bemerkbar macht, so wird doch die Erbauerin,
das Elektromotorenwerk Glückauf in Dortmund, an-
streben müssen, die Temperatur in den unteren und
oberen Zonen und das entsprechende Ausdehnungsmafs
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Dezember 1913]
gleich zu halten, etwa derart, dafs ein zweiter Magnet-
Statorring oben auf den Reifen gelegt wird.
Herr Regierungs- und Baurat Messerschmidt:
Das Schrumpfmafs bei den Abprefsversuchen war nach
Möglichkeit zu 1 mm auf 1000 mm eingehalten. Bei dem
mit 2,7 mm Vorschub gedrehten Reifen kann allerdings
das Schrumpfmafs etwas gröfser ausgefallen sein, weil
ein eindeutiges Mafs kaum zu gewinnen ist. Hier
machen sich die deutlich hervortretenden Drehriefen
bemerkbar. Auf die Schwierigkeit solcher Versuche
habe ich hingewiesen.
Herr Regierungs- und Baurat Halfmann: In der Ab-
nahme kann aus praktischen Gründen bei den Radsatz-
werken auf das Schlichten des Felgenkranzes und
des Radreifeninnern nicht. verzichtet werden. Die Ab-
nahme-Beamten sind daher angewiesen worden, nur
feine Schlichtung ohne sichtbare Riefen zuzu-
lassen. Nur bei dieser Ausführung kann der Durch- .
messer der zueinander passenden Teile richtig ge-
messen werden. |
Das Schrumpfmafs ist nach den Lieferungsbedingun-
l
gen T000 Grenzmafse sind nicht angegeben. Da selbst
bei sorgfaltigster Ausführung ohne diese nicht auszu-
kommen ist, so haben auf eine diesbezügliche Umfrage
l . 1,3
1000 P'S 1000
Es unterliegt noch der Erwägung, ob bis
die Radsatzwerke die Grenzen von
angegeben.
zu diesen Grenzen gegangen werden soll, 1000 ist als
der untere Grenzwert unter allen Umständen anzusehen.
Bei Festlegung der Grenzmafse könnten die Radsatz-
werke nach dem Grenzmafslehrensystem arbeiten; die
Abnahme würde sich dadurch einfacher gestalten lassen.
Versuche mit einer neuen Torf-Sauggasinstallation
(Mit 7 Abbildungen)
Die Länder mit ausgedehnten Torflagern haben
naturgemäfs ein grofses Interesse an deren Verwertung.
Die ersten Versuche zur Vergröfserung des Absatzge-
bietes geschahen im Jahre 1849 behufs Gewinnung von
Methylalkohol, Paraffin und Gas, sowie ferner von
Teer, Oelen, Ammoniak, Coks usw. Aus dem seitdem
auf dem Gebiet „Torfkraftgas“ gemachten Erfahrungen
geht klar hervor, dafs die Vergasung von Torf sehr
verschiedene Produkte mit denselben Einrichtungen je
nach den Bezugsplätzen geben kann, weshalb dieäufserste
Vorsicht bei der Aufstellung von Rentabilitätsberechnun-
gen unter Berücksichtigung der Nebenprodukte geboten
ist. Die wichtigste Seite der Frage der Torfvergasung
liegt in der Möglichkeit, diesen Brennstoff mit besserem
Erfolg für Kraftentwickelung zu verwenden als beim
Heizen in Dampfkesseln möglich ist, da dadurch dessen
Gebiet hinsichtlich Konkurrenz mit Steinkohlen bedeu-
tend erweitert wird.
Die mit einer guten, brauchbaren Torfgasinstallation
aus der Gasmotorfabrik „Deutz“ in Köln-Deutz in den
Niederlanden angestellten Versuche haben in der Frage
der Torfvergasung für Kraftzwecke eine sehr gelungene
Lösung gefunden, die einen zuverlässigen ununter-
brochenen Betrieb gewährleistet. Die Versuche und
deren Ergebnisse sind nach „de ingenieur“ No. 42 1912
im Folgenden wiedergegeben:
Die Installation bestand aus einem normalen
Sauggasgenerator und einem liegenden gewöhnlichen
Motor von 90 PS (Zyl. 450x610 mm, 190 Umdrehungen)
Normalleistung mit Anthrazitgas. Der Verdampfer des
Generators blieb wegen des hohen Wassergehalts des
künstlich genäfsten Torfs aufser Gebrauch. Das Wesent-
liche des in Abb. I schematisch dargestellten Systems
besteht in zwei Ventilatoren mit Wassereinspritzung für
die Gasreinigung. Der erste Ventilator I wirkt fort-
während mit demselben Wasser, das sich in einem
Kasten von dem Gas abscheidet, und in dem der Teer
ee ene ? ZA EL = EIN
TTI Dib LiL liliiLlilalllililithalle
Gelegenheit hat, sich behufs Abzapfung abzuscheiden.
Der zweite Ventilator II empfängt fortwährend frisches
Wasser, das sich ebenfalls in einem Kasten abscheidet.
Diese doppelte Reinigung hat den Vorteil, dafs nur das
wenig Teer enthaltende Wasser aus dem Ventilator Il
nach aufsen abgeführt zu werden braucht, und der
Teer sich besser aus dem 70—80° warmen Wasser
des Ventilators I abscheidet. Die Reinigung des Gases
Abb. 1.
erfolgt ausschliefslich in den beiden Ventilatoren, die
je durch einen besonderen Elektromotor mit Riemen
angetrieben wurden. Bei definitiver Anlage würde man
die beiden Ventilatoren auf eine Achse mit einem
Elektromotor kuppeln.
Versuche mit veränderlicher Belastung.
Der Motor trieb mittels eines Riemens eine Dynamo,
deren Strom in dem Netz der Fabrik gebraucht wurde.
Nach Vollbelastung des Motors wurde die Belastung
um 3 Uhr 23 Minuten bis 30 KW=48 PS verringert
[1. Dezember 1913]
und um 4 Uhr 7 Minuten plotzlich auf 68 KW = 105 PS
wieder erhöht, welcher Veränderung die Gasentwicke-
lung sehr gut folgen konnte. Die Belastung konnte
ohne Schwierigkeit bis 75 KW =115 PS erhöht werden.
Abb. 2 und 3 zeigen die Diagramme zur Zeit der vollen
Belastung und 5 Min. später. Um 4 Uhr 54 Minuten
wurde alle Belastung abgenommen und lief der Motor
50
20
10
Abb. 2.
30
20
10
Abb. +
30
20
10
Abb. 6.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 875] 209
füllt, und zeigte der KW-Messer 75 988,5 KW-Stunden
und am Ende des Versuchs um 3 Uhr 7 Minuten
16 409,0 KW-Stunden, sodafs in 6 Stunden durch die
Dynamo 420,5 KW-Stunden geliefert waren. Die
Dynamo (90 KW bei z = 740, Bergmann) hatte einen
Nutzeffekt von 91,5 pCt. In Verband mit dem
Riemenverlust wurde die durch den Motor ausgeübte
30
Abb. 3.
Abb. 5.
Abb. %.
Zusammensetzung und kalorischer Wert von Torfgeneratorgas.
a ERREGER EEE
Zeit - . 2 2°... . © 110 Uhr 30Min. 111 Uhr 30Min. | 3 Uhr 25 Min. | 4 Uhr 10 Min. | 4 Uhr 45 Min.
Belastungsweise . Normal
Kohlensäure be aie. 5 9,40
Schwerer Kohlenwasserstoff < 0,40
Sauerstoff . a 1,20
Wasserstoff 3 9,29
Methan S 2,43
Kohlenoxyd 3 17,49
Stickstoff 59,79
Kalorischer Unterwert per 1 cbm 0° C.
und 760 Barometer . 1030
unbelastet bis 5 Uhr 27 Minuten, um dann wieder plötz-
lich mit 105 PS belastet zu werden. Auch jetzt wurde
kein hinderlicher Einflufs auf die Gasentwickelung be-
obachtet, wie die ganz normalen Diagramme Abb. 3
und 4 zeigen.
Aus obigen Ziffern geht hervor, dafs das Gas seine
normale Zusammensetzung auch bei veränderter Be-
lastung behielt. (Siehe auch die beigefügte Tabelle
über die Zusammensetzung und den kalorischen Wert.)
Trotz des sekr hohen Feuchtigkeitsgehalts des sehr
nafs gemachten Torfs (59 pCt.) war das Gas gut.
Ein Generator von gröfserer Höhe als der für den Ver-
such würde einen niedrigeren Kohlensäuregehalt geben.
Bestimmung des Brennstoffverbrauchs.
Bei dem um 9 Uhr 7 Minuten begonnenen Versuch
war der Generator bis | dm unter dem Oberrand ge-
Normal
gar
5 Uhr 15 Min.
Normal Normal Unbelastet
+ "Yo
9,50 8,40 10,60 10,— 11,20
030 | 0,30 0,30 0,20 0,40
1,30 2,710 0,90 1,20 1,40
9,63 8,32 9,69 10,61 10,01
3,17 2,96 2,44 1,94 2,09
16,91 15,79 16,03 17,46 14,79
59,19 61,53 60,04 58,59 60,11
| Anzahl PS aus der elektrischen Leistung durch Multipli-
kation mit an wie folgt abgeleitet:
Elektrische Leistung: 4205 : 6 = 70,1 KW.
i ol
Effektive Kraftentwickelung: 6650 = 108 PS.
Während des Versuchs wurden gebraucht 929,1 kg,
also:
für die KW-Stunde: 929,1: 420,5 = 2,21 kg.
» » PS- Stunde: 2,21 x 0,650 = 1,437 kg.
Die zur Kontrolle der Ergebnisse angestellten
weiteren Versuche ergaben etwas ungünstigere Ziflern.
Der Stromverbrauch zum Treiben der beiden
Ventilatoren betrug 5,3 KW, d. i. 7,5 pCt. der ent-
wickelten elektrischen Leistung. Rechnet man bei
definitiven, zum Vergasen von Torf eingerichteten In-
210 [No. 875}
stallationen 6 pCt, so würde der Brennstoffverbrauch
betragen:
ete . 2,21 = 2,35 kg und bezw. = 1,525 kg.
Der Torf hatte folgende Zusammensetzung und
Verbrennungswärme:
Wassergehalt 59,28 pCt.
Fester Kohlenstoff 13,20 „
Flüssige Bestandteile 26,22 „
Asche u ee ar ee CS, 130 , l
100 pCt.
Verbrennungswert für 1 kg wasserfreien Torf 5620 Kal.
Kondenswasser bei der Verbrennung von
l kg wasserfreien Torf gebildet . . . 0,538 kg.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Dezember 1913]
Verbrennungswert (Unterwert) für 1 kg
wasserfreien Torf . .... . . . 5201 Kal.
Heizwert für I kg nassen Torf 1801 Kal.
Rechnet man den Verbrauch auf lufttrockenen
Torf mit 20 pCt. Feuchtigkeitsgehalt um, dann findet
man dafür:
100 = 59,28 „n. _
Für die KW-Stunde 100 20 2,35 — 1,196 kg.
100 — 59,28
” ” PS - Stunde 100 = 20 1,525 — 0,776 kg.
Abb. 6 u. 7 zeigen die Indikatordiagramme während
des Verbrauchsversuchs. Der mittlere Druck beträgt
bei 13 at 6 kg/qcm. i
Verschiedenes
Die neuen Transportanlagen der Bergwerksgesellschaft
Georg von Giesches Erben in Oberschlesien. In der Sitzung
der Vereins für Eisenbahnkunde am 11. November hielt Herr
Baurat Contag éinen Vortrag über die neuen Transport-
anlagen der Bergwerksgesellschaft Georg von Giesches
Erben in Oberschlesien, welche nach dem Entwurf der Firma
Havestadt und Contag in den Jahren 1909 bis 1913 zur Aus-
führung gelangt sind. Die Anlagen bestehen aus einem
Schmalspurbahnnetz von 785 mm Spurweite, welches die
Werksanlagen, insbesondere die Zinkhütten miteinander und
mit den Gruben der Gewerkschaft verbindet und in erster
Reihe zur Beförderung von Kohlen und Erzen dienen soll.
Auf der Strecke von den Schächten nach der neuen
Arbeiterkolonie Gieschewald ist Personenverkehr in Aussicht
genommen. Das Bahnnetz hat eine Gesamtlänge von 35 km,
rund 8 km Bahnstrecke innerhalb der Hütten- und Werks-
anlagen sind als Hochbahn ausgebaut, teilweise in Eisen-
betonbauweise, teilweise als Pfeilerbahn mit eisernem Ueber-
bau. Die Höchststeigung beträgt 1:40, die KrOmmungshalb-
messer auf der freien Strecke 50 m, jedoch mufste innerhalb
der Werkanlagen bis auf 24 m Halbmesser herabgegangen
werden. Hiernach sind die Lokomotiven von 30 t Dienst-
gewicht seitens der Firma A. Borsig-Berlin besonders erbaut
worden. Die Selbstentladerwagen von 8 t Trägfähigkeit,
welche von den Firmen Orenstein & Koppel, Arthur Koppel
und A. Talbot geliefert worden sind, mufsten so angeordnet
werden, dafs Halbmesser von 5 m durchfahren werden
konnten.
Der Aktiengesellschaft für Beton- und Monierbau zu
Berlin war die Ausführung der Hochbahnanlage in Eisen-
beton, der Königs- und Laurahütte der eiserne Ueberbau
der Pfeilerbahn übertragen. Das gesamte Bahnnetz ist nach
und nach in Betrieb genommen worden und entspricht voll-
kommen den Erwartungen, welche an seine Leistungsfähigkeit
gestellt worden sind.
Etat der sächsischen Staatsbahnen für die Finanzperiode
1914/1915. Dem sächsischen Landtage ist für die am 1. Januar
1914 beginnende zweijährige Finanzperiode ein Etat vorge-
legt, der erhebliche Mittel sowohl für den Ausbau des
sächsischen Eisenbahnnetzes als auch für die Verbesserung
und Erweiterung bestehender Anlagen, für den Bau neuer
Linien und schliefslich für die Beschaffung von Fahrzeugen
vorsieht,
Der gesamte aufserordentliche Etat für 1914/15
schliefst mit 72891 000 M ab, wovon auf die Staatseisen-
bahnen 64 441 000 Mark entfallen. Hiervon werden gefordert
1 800 000 M für die Einrichtung der der Eisenbahnverwaltung
unterstehenden staatlichen Kraftwagenlinien, 2 000000 M für
die Gewährung von Baudarlehen an gemeinnützige Bau-
vereine und Baugenossenschaften zur Verbesserung der
Wohnungsverhältnisse von Eisenbahnbediensteten und nicht
weniger als 26 999 000 M für die Vermehrung der Betriebs-
mittel (Lokomotiven, Tender, Triebwagen, Personen-, Ge-
päck- und Güterwagen). Der Rest von 33 642 000 M verteilt
sich mit 5 006 000 M auf die Erbauung neuer Eisenbahnlinien
und mit 28 636 000 M auf die Verbesserung und Erweiterung
bestehender Anlagen.
Unter den Ausgaben für den letztgenannten Zweck be-
finden sich Pauschsummen von 1500000 M für die Beseiti-
gung von Strafsenübergängen und von 2 000 000 M für Areal-
erwerbungen. Durch die starke Vermehrung des Betriebs-
mittelparks sind folgende Aufwendungen bedingt: 375 000 M
für die Erbauung und Erweiterung von Heizhausständen für
Lokomotiven, 120 000 M für die Herstellung von Unterkunfts-
schuppen und Ladestellen für Akkumulatortriebwagen,
1005 000 M für die Erweiterung der Werkstättenanlagen in
Dresden-Friedrichstadt und 150000 Mark für Betriebswerk-
stätten, die auf einer Anzahl geeigneter Knotenstationen zu-
nächst im östlichen Sachsen errichtet werden sollen, um die
Hauptwerkstätten zu entlasten, Wagenleerläufe zu ersparen
und leicht beschädigte Wagen schneller wieder in Dienst
stellen zu können.
Elektrisierung der Gotthardbahn. Die Bundesbahnen
haben sich eine Reihe von Wasserkräften gesichert, die für
die Elektrisierung dieser Linie geeignet sind. Vorerst handelt
es sich um den elektrischen Ausbau der Teillinie Erstfeld—
Bellinzona, und der nächstens zusammentretende Verwaltungs-
rat wird sich mit der Erteilung eines Kredits von 38 Millionen
Franken zu befassen haben, der für diese Arbeiten verwandt
werden soll. Man sieht in den Kreisen der Bundesbahnen
vor, die Ausführung der Arbeiten zum überwiegenden Teil
an die Privatindustrie zu vergeben; immerhin behält man
sich für einzelne Arbeiten den Eigenbau vor. Die Lieferung
der elektrischen Energie wird den Bundesbahnen selbst vor-
behalten sein. (Berliner Actionair.)
Bau von Strafsenbahnen in Italien. Wie die englische
Handelskammer in Genua meldet, hat der Provinzialrat von
Parma ein Projekt angenommen, das den Ankauf und den
Bau von Strafsenbahnen zwecks Erweiterung des bereits vor-
handenen Provinzialstrafsenbahnnetzes vorsieht. Geplant ist
an erster Stelle der Ankauf folgender, von der National-
Eisenbahn- und Trambahn-Gesellschaft betriebenen Dampf-
strafsenbahnen: Parma - Zibello, Parma - Busseto, Soragna -
Borgo S. Donnino, Rocca-Bianca Mano, Parma-Noceto-Mede-
sano, Parma - Langhirano, Parma-Traversetelo und Parma-
Montecchio. Auf allen diesen Linien soll an Stelle des
Dampfbetriebes, der nur für den Güterverkehr beibehalten
wird, der benzin-elektrische Betrieb treten. Der zweite Teil
des Projekts umfafst den Bau von zwei über 140 km langen
Streckengruppen. Die Kosten sind zu 23 Millionen Lire
veranschlagt. (Nachr. für Hand., Ind. und Landwirtschaft.)
Ergebnisse der Staatsprüfung im Baufach 1912/1915. Vor
dem Technischen Oberprifungsamte in Berlin haben in der
Zeit vom 1. April 1912 bis dahin 1913 im ganzen 327 preufsische
Regierungsbauführer die Staatsprüfungim Baufache nach
[1. Dezember 1913]
den Vorschriften vom 1. April 1906 abgelegt, und zwar 122
für das Hochbaufach, 74 für das Wasser- und Strafsenbau-
fach, 97 für das Eisenbahnbaufach und 34 für dasMaschinenbau-
fach. Von diesen Bauführern haben 276 die Prüfung be-
standen, und zwar 110 im Hochbaufach, 57 im Wasser- und
Strafsenbaufach, 86 im Eisenbahnbaufach und 23 im Maschinen-
baufach. Das Prädikat „mit Auszeichnung“ wurde 6, das
Prädikat „gut“ 25 Prüflingen zuerkannt.
Die Bauführer, welche die Prüfung bestanden haben, sind
sämtlich zu Regierungsbaumeistern ernannt worden.
Von 681 Regierungsbaumeistern, die am 1. April
1912 im Staatsdienste beschäftigt waren, gehörten dem Hoch-
baufache 238, dem Wasser- und Strafsenbaufache 173, dem
Eisenbahnbaufache 163 und dem Maschinenbaufache 107 an.
Im Laufe des Etatsjahres 1912 sind etatsmäfsig an-
gestellt worden: 107 Regierungsbaumeister, und zwar im
Hochbaufache 36, im Wasser- und Strafsenbaufache 14, im
Eisenbahnbaufache 32 und im Maschinenbaufache 25.
Verstorben sind: 2 Regierungsbaumeister des Hochbau-
fachs und | Regierungsbaumeister des Eisenbahnbaufachs.
Aus dem Staatsdienst entlassen sind: 100 Regie-
rungsbaumeister. Davon gehörten dem Hochbaufach 43, dem
Wasser- und Strafsenbaufach 46, dem Eisenbahnbaufach 9,
dem Maschinenbaufach 2 an. (Deutscher Reichsanz.)
Auszeichnung. Dem Architekten Hans Rofs in Neu-
münster ist die durch Allerhöchsten Erlafs vom 17. Oktober
1912 gestiftete Denkmünze für verdienstvolle Leistungen im
Bau- und Verkehrswesen in Bronze verliehen worden.
Die Lage des russischen Holzmarktes. Mit der heran-
nahenden Winterzeit tritt, wie der St. Petersburger Herold
nach „Torg. Prom. Gazeta“ berichtet, auch auf dem Holz-
markt die alljährliche Stille ein. Die Bausaison ist beendet,
die Nachfrage nach Baumaterial aus Holz schwindet, und
mit der schwindenden Nachfrage wird die Tätigkeit auf den
Sägemühlen eingeschränkt. Nur die Fabriken und Säge-
mühlen, die Möbelholz und Furniere arbeiten, vermindern
ihren Betrieb nicht, da die Nachfrage hierin das Angebot
übersteigt. Auch aus dem Donez-Gebiet und dem Dombro-
waer Rayon ist stets bedeutende Nachfrage nach bearbeitetem
Holze zu Bergbauzwecken vorhanden. An vielen Orten
mangelt es an Schalenbrettern und Pfahlholz, und daher
nehmen die Verkäufer oft Bestellungen nicht an, die sie
nicht ausführen können. Da die Nachfrage aus dem Ausland
nachgelassen hat, ist die Stimmung für Balkenholz gesunken,
die Preise sind schwankend, nur in Eisenbahnschwellen
gehen die Geschäfte gut, obgleich auch hierin die Preise
nicht vollkommen befriedigend sind. Mit Eintritt der nafs-
kalten Witterung ist die Nachfrage nach Brennholz gestiegen,
besonders in den grofsen Konsumzentren, wohin aber die
Zufuhr infolge der Wegelosigkeit nachgelassen hat. Die
Holzvorräte, die sich bei den grofsen Holzhändlern befinden,
sind nur gering, und man ist mit dem Holzgeschäft zufrieden.
Man hofft, dafs in der kommenden Saison starke Nachfrage
nach Holzmaterial herrschen wird, und beginnt das Material
vorzubereiten. Daher herrscht auf den Ausgeboten, sowohl
denen der Krone, als auch den privaten Ausgeboten von
Waldparzellen eine lebhafte Konkurrenz. Alle Ausgebote
werden durch die Konkurrenz heraufgetrieben und es
werden gegen den Anfangspreis 30 bis 50 pCt. und zuweilen
noch mehr gezahlt. Ein jeder Holzhändler ist bemüht,
möglichst viel Rohmaterial zu erwerben, und die Preisfrage
kommt da erst in zweiter Reihe in Frage.
Viele Händler wenden ihre Aufmerksamkeit den frisch
gefällten Stämmen in den nördlichen Gouvernements zu. Im
ganzen nördlichen Rayon sieht man die Agenten und Ver-
treter der Holzindustrie im Lande herumfahren, auf der
Suche nach Wald. Die Nachfrage nach bearbeitetem Holze
und fertigem Material ist hier in letzter Zeit gesunken.
Aehnlich liegen die Verhältnisse im Wolga-Gebiet; die
Stimmung der Märkte ist fest bei geringen Vorräten, ander-
seits herrscht seitens der Bauern lebhafte Nachfrage, da sie
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 875] 211
sich nicht mit genügend Material versehen hatten. Die
Nachfrage seitens der Bevölkerung in den Städten hat be-
reits nachgelassen. Im Süden ist in Holz eine zeitweilige
Geschäftsstille zu konstatieren, und durch die verringerten
Absätze haben die örtlichen Sägemühlen Veranlassung, ihren
Betrieb einzuschränken, und arbeiten nur mit halber Kraft.
Auf einigen Märkten im Süden zeigt sich verhältnismäfsig
lebhafte Nachfrage nach Eichen- und Erlenholzbrettern für
Tischlereien. Im Nordwest-Gebiet sind die Vorräte an Bau-
material erschöpft; es gehen eben grofse Verkäufe an Wald-
beständen vor sich. Fertiges Material wird nur in verein-
zelten Fällen verkauft. Im Weichselgebiet ist die Stimmung
in Holz ruhig. Im baltischen Gebiete haben die Umsätze in
Holz nachgelassen, da die Nachfrage aus dem Ausland sich
verringert hat. Keine besondere Veränderung in den Holz-
preisen ist in den beiden Hauptstädten eingetreten. Sowohl
in St. Petersburg als auch in Moskau ist die Nachfrage nach
Holz stark gestiegen. Die Nachfrage nach Holzbaumaterial
nimmt mit jedem Tage mehr ab, da die Bausaison zu Ende
geht. Der Export von Holzmaterial betrug in den ersten
8 Monaten dieses Jahres 296 536 000 Pud) im Werte von
102528000 Rbl. gegen 276897000 Pud im Werte von
94 821 000 Rbl. im Vorjahr. Gestiegen ist hauptsächlich der
Export von Brettern und Zellulosematerial. In Balken ist
der Export gesunken.
(Nachrichten für Handel, Industrie und Landwirtschaft.)
Geschäftliche Nachrichten.
Koksausdrück- und Planiermaschinen. Die Werke der
Firma Joseph Vögele, Mannheim, deren Erzeugnise auf dem
Gebiete des Eisenbahnbedarfs seit langem einen begründeten
Ruf besitzen, haben ihr Fabrikationsgebiet in letzter Zeit
auch auf die Herstellung von Koksausdrück- und Planier-
maschinen ausgedehnt. Eine derartige den modernsten An-
sprüchen Rechnung tragende kombinierte Maschine ist dieser
Tage im städtischen Gaswerk Königsberg in der von der
Firma H. Koppers, Essen, als Generalunternehmer neuerbauten
Kokerei-Anlage in Betrieb gekommen. Ein Prospekt der
Firma Joseph Vögele über die in ihrer Abteilung Kokerei-
Maschinen hergestellten Erzeugnisse liegt der heutigen
Nummer bei.
Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken, Berlin. Die
kürzlich erschienene neue Liste A 1913 der Deutschen
Waffen- und Munitionsfabriken in Berlin gibt in knapper
Form Winke für den Einbau, die Behandlung, Schmierung
und Wahl der Kugellager und enthält auf mehr als 40
Tabellen die Zahlen für die Abmessungen, die zulässigen
Belastungen und die Stückgewichte der von der genannten
Firma hergestellten normalen Trag- und Stützkugellager.
Der Inhalt der Liste gibt sowohl dem Besitzer maschineller
Anlagen als auch dem Betriebs-Ingenieur sowie dem In-
genieur am Konstruktionstische wertvolle Winke für den
Einbau von Kugellagern. Die Liste wird Interessenten auf
Verlangen kostenlos von den Deutschen Waffen- und
Munitionsfabriken zugesandt.
Gesellschaft für Eisenbahn-Draisinen m. b. H., Hamburg.
Die Gesellschaft für Bahnbedarf m. b. H. in Hamburg hat
ihre bisherige Firma in Gesellschaft für Eisenbahn-
Draisinen m. b. H. geändert. Der Geschäftsführer, Herr
S. Freund, führt die Geschäfte nach wie vor in unver-
änderter Weise weiter.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Regierungsrat und Mitglied des Kaiser!.
Patentamts der ständige Mitarbeiter. im Patentamt Dipl.-Ing.
Alfred Neuhauser.
Beauftragt: mit der Wahrnehmung der Geschäfte des
Schiffbaudirektors der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven
*) 1 Pud = 40 russ. Pfd. = 16,38 kg.
212 (No. 875]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(1. Dezember 1913]
der Marine - OÖberbaurat und Schiffbau - Betriebsdirektor
Schirmer.
Versetzt: der Geheime Marinebaurat und Schiffbau-
direktor Eichhorn von der Kaiserlichen Werft Wilhelms-
haven zur Kaiserlichen Werft Danzig und der Marine-Ober-
baurat und Schiffbau-Betriebsdirektor Arendt von der Kaiser-
lichen Werft Danzig zur Kaiserlichen Werft Kiel.
Militärbauverwaltung Preufsen.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: der Inten-
dantur- und Baurat Richter von der Intendantur des XV.
Armeekorps.
Preufsen.
Ernannt: zu Regierungs- und Bauräten die Regierungs-
baumeister des Maschinenbaufaches Velte in Düsseldorf und
Meyeringh in Witten sowie die Regierungsbaumeister des
Eisenbahnbaufaches Schaper in Stettin, Gustav Meyer in
Münster und Kellner in Stendal;
zu Regierungsbaumeistern die Regierungsbauführer Erich
Prankel aus Grofs-Strehlitz (Maschinenbaufach), Georg Neu-
mann aus Dirschau, Theodor Janssen aus Winschoten in
Holland (Eisenbahnbaufach), Hermann Jebens aus Podlacken,
Kreis Rastenburg, Hans Le Blanc und Ernst Supan (Hoch-
baufach).
Verliehen: der Charakter als Geheimer Baurat dem
Stadtbaurat Kgl. Baurat Friedrich Heimann in Köln und dem
Direktor der Berg- und Hüttenverwaltung der Firma A. Borsig
Baurat Max Krause in Berlin-Grunewald;
dem Regierungsbaumeister des Wasser- und Strafsen-
baufaches Kühne in Lingen eine etatmäfsige Stelle als Re-
gierungsbaumeister (im Geschäftsbereich der Dortmund-Ems-
Kanalverwaltung).
Zur Beschäftigung überwiesen: der Regierungs-
baumeister des Hochbaufaches Seidel der Ministerial - Bau-
kommission in Berlin.
Bestätigt: infolge der von der Stadtverordnetenver-
sammlung getroffenen Wahl der Oberingenieur Otto Brink-
mann in Sterkrade als unbesoldeter Beigeordneter der Stadt
Sterkrade für die gesetzliche Amtsdauer von sechs Jahren.
Versetzt: die Bauräte Duis von Stade als Vorstand
des Wasserbauamts in Hildesheim, Pfgnnschmidt in Hannover
an die Weserstrombauverwaltung daselbst und Schaffrath
von Hannover an die Regierung in Arnsberg;
der Regierungsbaumeister Dormann von Hannover als
Vorstand des Wasserbauamts in Stade, der Kreisbauinspektor
Fromm von Lauenburg i. P. als Landbauinspektor an die
Regierung in Magdeburg sowie die Regierungsbaumeister
Grün von Osnabrück an die Regierung in Merseburg, Voigt-
laender von Duisburg-Ruhrort als Streckenbauleiter nach
Stadthagen im Bereich des Kanalbauamts Bückeburg (Ge-
schäftsbereich der Kanalbaudirektion in Hannover), Uhlenhaut
von Berlin als Vorstand des Hochbauamts in Reppen,
Lendzian von Posen als Vorstand des Hochbauamts in
Krotoschin, Georg Güldenpfennig von Essen als Vorstand
des Hochbauamts II in Hannover, Schindowski von Mar-
burg nach Münster i. W., Stechel von Königsberg i. Pr.
als Vorstand des Hochbauamts I in Marburg und Klemme
von Pr.-Holland als Vorstand des Hochbauamts in Lauen-
burg i. Pomm.
Sachsen.
Verliehen: der Titel und Rang als Geheimer Hofrat
dem Vorsitzenden des deutschen Patriotenbundes Kammer-
rat Thieme in Leipzig. |
Angestellt: der aufseretatmäfsige Regierungsbau-
meister Müller als Regierungsbaumeister beim Neubauamt
Dresden-A. West.
Versetzt: die Bauamtmänner Battmann beim Maschinen-
amt Leipzig und Köhler beim Werkstättenamt Chemnitz zum
Maschinenbetriebsbureau, Zeuner beim Maschinentechnischen
Bureau zum Werkstättenamt Dresden und Dr.-Ing. Pfaff
beim Werkstättenamt Dresden zum Maschinenamt Leipzig,
die Regierungsbaumeister Paul beimWerkstättenamt Zwickau
zum Maschinenamt Zwickau, Edler v.Littrow beim Maschinen-
betriebsbureau zum Maschinentechnischen Bureau und Fischer
beim Elektrotechnischen Bureau zum Werkstättenamt
Chemnitz.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem Staats-
dienste bewilligt: dem Bauamtmann Weidner beim Hoch-
bautechnischen Bureau unter Belassung seines Titels und
Ranges.
Württemberg.
Verliehen: der Titel eines Geheimen Baurats dem
Baurat Georg Baur aus Stuttgart, Direktor bei der Germania-
werft in Kiel;
der Titel und Rang eines Baurats dem Eisenbahnbau-
inspektor Kübler, Vorstand der Eisenbahn-Hochbausektion
Ulm, sowie bei der erbetenen Versetzung in den Ruhestand
dem Eisenbahnbauinspektor Baas bei der Generaldirektion
der Staatseisenbahnen.
Uebertragen: dem Eisenbahnbauinspektor Schlierholz
in Kalw eine Eisenbahnbauinspektorstelle des inneren Dienstes
bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen sowie dem
Baurat Grofs bei der Ministerialabteilung für den Strafsen-
und Wasserbau die Stelle eines elektrotechnisch ausgebildeten
Bauinspektors bei dieser Ministerialabteilung.
Die nachgesuchte Dienstentlassung gewährt:
dem Baurat Pickersgill, Professor an der Baugewerkschule
in Stuttgart.
In den erbetenen Ruhestand versetzt: der Ge-
werbeinspektor tit. Oberbaurat Berner.
Baden.
Ernannt: zum Mitgliede der Ministerialkommission für
das Hochbauwesen für die Jahre 1913 bis 1917 der Architekt
Professor Karl Moser in Karlsruhe;
zum Vorstand der Bauabteilung der Generaldirektion der
Staatseisenbahnen das Kollegialmitglied dieser Behörde Bau-
rat Richard Tegeler unter Verleihung des Titels Oberbaurat;
zum zweiten Beamten der Wasser- und Strafsenbauver-
waltung der Regierungsbaumeister Hermann Wielandt unter
Verleihung des Titels Bauinspektor.
Uebertragen: etatmäfsige Amtsstellen von zweiten
Beamten der Eisenbahnverwaltung den Regierungsbau-
meistern Berthold Kirsch in Karlsruhe und Wilhelm Vetter
in Villingen unter Verleihung des Titels Bauinspektor; sie
sind der Generaldirektion bezw. der Bahnbauinspektion
Villingen zugeteilt worden.
Oldenburg.
Angenommen: für den Dienst der oldenburgischen
Eisenbahnverwaltung die Regierungsbaumeister Langewand
und Lübbers.
Braunschweig.
Verliehen: der Titel Geheimer Baurat dem Direktor
der Eisenbahn-Signalbauanstalt Max Jüdel & Co., Kgl. Bau-
rat Schön in Braunschweig.
Elsafs-Lothringen.
Ernannt: zu Kaiserlichen Regierungs- und Bauräten
in der Verwaltung von Elsafs-Lothringen der Kreisbau-
inspektor Baurat Jung in Zabern, der Hochbauinspektor
Baurat Metzenthin in Strafsburg (Hochbaubezirk Strafsburg-
Süd) und der im Ministerium beschäftigte Meliorationsbau-
inspektor Baurat Pfann in Strafsburg; die Genannten ver-
bleiben bis auf weiteres in ihren bisherigen Dienststellungen.
Hamburg.
Ernannt: zum Baumeister der Bauassistent der Depu-
tation für das Beleuchtungswesen Dr.-Ing. Karl Julius Paul
Neubert. |
Gestorben: Eisenbahndirektor Robert Schwertner,
Mitglied der Eisenbahndirektion in Erfurt.
Verlag F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriflleiter: Kgl Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
Ganze Reihe No. 876
Berlin, 15. Dezember 1913
Band 73 Heft 12
ANNALEN FUR GEWERBE
SCHRIFTLEITUNG
BERLIN SW
LINDENSTRASSE 80
ERSCHEINT AM 1. u.15. JEDEN MONATS
BEZUGSPREIS FÜR DAS HALBJAHR:
UNDBAUWESEN
HERAUSGEGEBEN VON
VERLAG F.C.GLASER
BERLIN SW
LINDENSTRASSE 80
ANZEIGENPREIS FÜR DIE DREIGE-
SPALTENE PETITZEILE ODER DEREN
DEUTSCHLAND ....-.,-.....:.10 MARK | GLASER RAUM fo5 veteran wake Cees 30 Pf.
ÖSTERREICH-UNGARN ....... 10 MARK a AUF DER 1. UMSCHLAGSEITE ....60 Pf.
ÜBRIGES AUSLAND........... 12 MARK KONIGL. BAURAT, PATENTANWALT BEI WIEDERHOLUNGEN ERMASSIGUNG
Le see
DIE ZEITSCHRIFT WIRD NACH VEREINBARUNG MIT DEM VEREIN DEUTSCHER MASCHINEN - INGENIEURE
SEIT BESTEHEN DES VEREINS, 12. MÄRZ 1881, FÜR SEINE MITGLIEDER BEZOGEN
Inhalts- Verzeichnis
Seite
Seite Verschiedenes. .......... 2. ee eee Nite en 224
Ausschreibung des Vereins Deutscher Maschinen - Ingenieure. Verband Deutscher Waggonfabriken. — Berliner Stadt-, Ring- und Vor-
Beschlufs der Versammlung vom 2. Dezember 1913 . . . ee we 213 ortbahnen. — Elektrisierung der Gotthardbahn. — Die Regelung der
Etat It ichsei s 9 Baumeistertitelfrage. — Rumänische Petroleumindustrie im August/Sep-
e aig PRS der there Seusounennen “ur Senn cicero ane 214 tember 1913. — Zu Emil Rathenau’s 75. Geburtstag, 11. Dezember 1913,
s a P N sii: z t Geschäftliche Nachrichten. . . . 2 2 2 2 2 2 2. 2 2 0 we a 226
Die gröfsten Einheiten neuzeitlicher Grofskraftmaschinentechnik :
von W. Schomburg, Witten/Ruhr. (Mit Abb.) . . . 2 2 2 2 2.02. 216 Personal-Nachrichten. . . . nenne 226
Zuschriften an die Redaktion betreffend „Theorie und Betriebsergeb- Anlagen: Titelblatt und Inhalts-Verzeichnie zum Band 73.
nisse beim Schlingern der Schienenfahrzeuge* . . . 2 2 2 2 2 02. 22 Titelblatt und Inhalts-Verzeichnis zum Literaturblatt.
Ausschreibung
des Vereins Deutscher Maschinen-Ingenieure
Beschluß der Versammlung vom 2. Dezember 1913.
Der Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure beabsichtigt, technische Fragen von allgemeiner Bedeutung
durch Abhandlungen klären zu lassen. Die Gegenstände der Abhandlungen werden vom Verein bestimmt und
jeweilig in Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen veröffentlicht. Es steht jedermann, auch Nichtmitgliedern
des Vereins frei, sich innerhalb der festgesetzten Frist bei dem Vorstand des Vereins Deutscher Maschinen-
Ingenieure, Berlin SW68, Lindenstraße 80 um den Auftrag für die Abfassung der Abhandlung zu bewerben.
Der Meldung ist beizufügen:
l. Kurzer Nachweis des Bewerbers über seine Befähigung zur Lösung der Aufgabe.
2. Unverbindliche Angabe, wie die Abhandlung gegliedert werden soll.
3. Fristangabe für die Ablieferung der Arbeit.
4. Anerkennung der Ausschreibungsbedingungen.
Der Vorstand wählt nach freiem Ermessen einen Verfasser aus und vereinbart mit ihm eine Frist für
die Fertigstellung und die Entschädigung, die je nach Bedeutung der Aufgabe bis zu „höchstens 4000,— Mark
betragen darf.
Mit der Auszahlung der Entschädigung erwirbt der Verein das Recht, die Abhandlung in jeder ihm
zusagenden Form zu veröffentlichen. Das gleiche Recht steht auch dem Verfasser zu, jedoch erst 6 Monate
nach Vorlage der Arbeit beim Verein.
Auf Grund vorstehend abgedruckten Beschlusses des Vereins Deutscher Maschinen - Ingenieure vom .
3. Dezember 1912*) werden Bewerber für die Bearbeitung nachstehender Aufgabe aufgefordert, sich bis zum
14. Februar 1914 zu melden.
5. Gewinnung und Verwertung von Nebenerzeugnissen bei der Verwendung von Stein- und Braunkohle.
(Bis zu 2000 Mark). |
Die einzelnen Nebenerzeugnisse sind aufzuführen, ihre Eigenschaften und Zusammensetzung sowie die
für ihre lohnende Gewinnung erforderlichen Eigenschaften und Zusammensetzung der Stein- und Braunkohlen
anzugeben. Die bisher zur Ausführung gelangten sowie neuen geplanten Methoden zur Gewinnung der Neben-
erzeugnisse sind darzustellen und kritisch zu betrachten unter kurzer Beschreibung der erforderlichen Anlagen
und Betriebsweisen. Die Anlagekosten, Betriebskosten, die Marktpreise, die Mengen der überhaupt auf den Markt
kommenden Nebenerzeugnisse und ihres Verbrauchs sind nachzuweisen, die Entwicklungsmöglichkeiten darzulegen.
Soweit irgend möglich, ist auf bestehende Anlagen Bezug zu nehmen und auf Literaturquellen hinzuweisen. Die
Arbeit soll kurzgedrängt sein, auf technische Einzelheiten nicht eingehen, dagegen die wirtschaftliche Seite
hervorheben und geeignet sein, daraus die Unterlagen für die Beurteilung der Frage zu entnehmen, ob, in
welchen Fällen und unter welchen Voraussetzungen es angezeigt erscheint, an Stelle unmittelbarer Verfeuerung
mittelbare Verfeuerung unter Gewinnung von Nebenerzeugnissen in Aussicht zu nehmen. Dies ist an einem
Beispiel ziffernmäßig nachzurechnen. Zu Grunde zu legen ist hierfür ein großes Kraftwerk (150000 Kw) in Mittel-
deutschland, für das sowohl Steinkohlen als auch Braunkohlen zur Verfügung stehen würden.
BERLIN, den 2. Dezember 1913.
Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure
Der Vorstand.
Dr.=Ing. Wichert.
*) Vergl. Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen vom 15. Dezember 1912 Seite 217.
Nachdruck des Inhaltes verboten.
214 [No. 876]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Dezember 1913]
Etat der Verwaltung der Reichseisenbahnen für das Rechnungsjahr 1914
Der dem Reichstage vorliegende Etat der Reichs-
eisenbahnen - Verwaltung enthält im ordentlichen Etat
162 246 000 M Einnahmen und 132033 931 M Ausgaben,
während die einmaligen Ausgaben des aufserordent-
lichen Etats 20292000 M vorsehen. Im ordentlichen
Etat sind insgesamt 5349000 M für Beschaffung von
etwa 29 Lokomotiven, 18 Personenwagen, 27 Gepäck-
wagen und 471 Güterwagen als Ersatz abgängiger Fahr-
zeuge vorgesehen und es sollen zur Vermehrung der
Fahrzeuge 11212600 M und zwar für 39 Lokomotiven
und 45 Personenwagen, wie unten näher angegeben,
beschafft werden. Die einzelnen Ausgaben sind aus
der nachstehenden Uebersicht zu ersehen.
I. Uebersicht der etatsmälsigen Beamtenstellen der
Betriebsverwaltung.
l. | 1 Präsident der Generaldirektion 14000 M
Gehalt. . .
(Wohnungsgeldzuschufs Il des Tarifs. )
Der Präsident hat Dienstwohnung.
28 Mitglieder der Generaldirektion einschl.
5 Oberräte je 4200 bis 7200 M
Gehalt. Ferner für die Oberräte je
1200 M und für den als ständiger Ver-
treter des Präsidenten bestellten Ober-
rat aufserdem 600 M Funktionszulage;
für die übrigen Mitglieder bis zu
einem Drittel der no Stellen
je 600 M Zulage . . | 183 900
9 Beamte haben Dienstwohnung.
32 Vorstande der Betriebs-, Maschinen-
und Werkstättenämter je 3600 bis
7200 M Gehalt F .1 180 450
32 Beamte haben Dienstwohnung.
15 Regierungsbaumeister, Eisenbahn-Bau-
u. Betriebsinspektoren und Eisenbahn-
Bauinspektoren je 3000 bis 7200 M
Gehalt ;
4 Beamte haben Dienstwohnung.
(Wohnungsgeldzuschuls Ill des Tarifs.)
Eisenbahn-Ingenieure, 24 Eisenbahn-
Landmesser u. 2 Chemiker je 2700 bis
D
wo
=
56 850
a
U
4800 M Gehalt 120 800 M
hiervon ab: für I ohne Ge-
halt beurlaubten Beamten 2 700 ,,
bleiben | 118 100
6. | 73 technische Eisenbahnsekretäre ein-
schliefslich bau- und maschinentech-
nische Eisenbahn-Betriebsingenieure,
technische Kontrolleure und technische
Rechnungsrevisoren, 8 Oberbahn-
meister u. 9 Werkstattenvorsteher je
2100 bis 4500 M Gehalt .| 286 140
12 Beamte haben Dienstwohnung.
(Wohnungsgeldzuschufs V des Tarifs.)
Aufserdem werden nichtpensionsfähige Zu-
schiisse an die Beamten gewahrt, und zwar:
für die Mitglieder der Generaldirektion je 500 M,
„ übrigen Beamten der Wohnungsgeldtarif-
” klasse IH je 400 M,
für die Beamten der Wohnungsgeldtarifklasse V
je 240 M.
Aus Nebenämtern
Beamte:
beziehen höhere
l als technisches Mitglied der Linienkommandantur Z
jährlich 900 M aus Mitteln der Heeresverwaltung,
1 für Beaufsichtigung des Kaiserpalastes zu Strafsburg
in technischer Hinsicht jährlich 500 M aus Mitteln
des Oberhofmarschallamts.
technische
II. Betriebslängen.
Die durchschnittliche Betriebslange des gesamten
Bahnnetzes einschliefslich der gepachteten Strecken und
nach Abzug der an die preufsisch-hessische Staatseisen-
bahnverwaltung verpachteten Strecke Saargemünd--
Grenze ist im Etat für das Rechnungsjahr 1913 zu
2111,1s km angenommen. Infolge der Umgestaltung der
Bahnanlagen bei Mülhausen gehen 4,c2 km ab, dagegen
treten infolge der Inbetriebnahme der Neubaustrecke
Diemeringen — Drulingen sowie aus anderem Anlafs
le km hinzu Fir 1914 wird demgemäfs die
durchschnittliche Betriebslänge 2108,31 km betragen.
Hiervon entfallen 80 km auf Schmalspurbahnen und
rund 196 km auf die Strecken der Wilhelm-Luxemburg-
Eisenbahngesellschaft. Die gleichfalls dieser Gesellschaft
gehörige, in die vorangegebene Länge nicht einbe-
griffene Bahnstrecke von Ulflingen nach der deutschen
Grenze in der Richtung auf St. Vith (6,04 km) wird von
der Reichseisenbahnverwaltung auf Rechnung der
Pächterin, der preufsisch-hessischen Staatseisenbahn-
verwaltung, unterhalten und betrieben.
III. Einnahmen und Ausgaben.
Betrag für | Mehr, weniger
1914 gegen 1913
M M
Fortdauernde Ausgaben der
Betriebsverwaltung . .. „1114 369 090 + 6272700
Fortdauernde Ausgaben der
Zentralverwaltung . x 4 147 770 + 5820
Summe |114 516 860 |+ 6278520
Einmalige Ausgaben der Be-
triebsverwaltung 17517071 |+ 3368300
Summe der Ausgaben des
ordentlichen Etats . . 1132 033 931 + 9646820
Summe der Einnahmen des
ordentlichen Etats . . 1162 246 000 |+- 8467000
Mithin bleibt Ueberschufs 30 212 069 |— 1179820
IV. Besondere Erläuterungen der Betriebs-
ausgaben.
Tit. 28. Unterhaltung und Ergänzung der Aus-
stattungsgegenstände, sowie Beschaffung der
Betriebsmaterialien.
l. Unterhaltung u. Ergänzung der Aus-
stattungsgegenstände 1038900 M
2. Beschaffung der Betriebs materiälien,
und zwar:
a) Kohlen, Koks und Brikets 10954000 „
b) Sonstige Materialien einschliefsl.
Drucksachen, Schreib- u. Zeichen-
materialien . 2838000 „
3. Bezug von Wasser, Gas iid. Elek-
trizität aus fremden Werken 1202000 ,
Zusammen 16032900 M
oder gegen den Etat 1913 mehr 1539900 M.
Der Verbrauch an Kohlen zur Lokomotivfeuerung
ist auf 15,74 t für 1000 Lokomotivkilometer zu ver-
anschlagen gegen 15,35t im Etat 1913. Hieraus
berechnet sich bei einer Leistung im Jahre 1914 von
49065 000 Lokomotivkilometern (ausschl. der Leistungen
der Triebwagen) ein Gesamtverbrauch an
Kohlen von rund . 772 300 t
Hierzu kommen für Sonstige Zwecke
(Dampfkessel der Wasserstationen, SANNE
der Diensträume usw.) . 2% . . 50700t
823 000 t
so dafs ein Gesamtbedarf vorliegt von .
Der Durchschnittspreis einer Tonne Kohlen stellte
sich im Rechnungsjahr 1912 auf 12,87 M. Im Etat für
1913 ist er zu 12,93 M angenommen. Für 1914 ist ein
[15. Dezember 1913]
Einheitspreis von 13,31 M angesetzt. Die Gesamtausgabe
fir Kohlen im Jahre 1914 beziffert sich hiernach auf
rd. 10 954 000 M.
Tit.29. Unterhaltung und Erneuerung
der baulichen Anlagen.
Pos. Gegenstand N:
l. | Löhne der Bahnunterhaltungsarbeiter 5 144 300
2. | Beschaffung der Oberbaumaterialien 4 161 000
3. | Beschaffung der Baumaterialien, 594 000
4. | Sonstige Ausgaben 1 700 000
Summe 12 199 300
oder gegen den Etat 1913 mehr 716 700 M.
Die Zahl der Bahnunterhaltungsarbeiter ist auf
5270 Köpfe bemessen. Aufser diesen Arbeitskräften
sind noch 265 Mann bei anderen Etatsstellen vorgeschen,
sodafs im ganzen 5535 Bahnunterhaltungsarbeiter be-
schäftigt sein werden.
Nach Pos. 2, sind erforderlich:
a) 8398 t Schienen zum Preise
von 123,47 M die Tonne . . 1036900 M
Für Dritte. 2 9100 „
1046 000 M
b) 4748t Kleineiscn zum Preise
von 181,53 M die Tonne . . 863800 M
Für Dritte . 6700 ,,
870 500 „
c) 230 Stück vollständige ein-
fache und doppelte Weichen,
Kreuzungsweichen und Glcis-
kreuzungen . . f . 620150 M
FürAuswechselung einzelner
Teile von Weichen . 138 900 ,
Für Dritte. 19350 „
778400 „
d) 189567 Stück eichene und
buchene Schwellen zu 6,72 M
das Stück . Í 1273890 M
21200 Stück kieferne
Schwellen zu 5,80 M das Stück 157760 „
8360 m eichene Weichen-
schwellen verschied. Längen
zu 3,45 M das Meter 28 840 ,,
For Dritte 5610 ,,
1 466 100 ,
Zusammen 4 161 000 M.
Unter Pos. 3, sind veranschlagt:
a) 27000 cbm Kies zu 0,92 M das Kubikmeter 24840 M
b) 80600 cbm Steinschlag u. Steinsplitter zu
je 250M. . 201 500 „
c) 131 200 cbm Schlackenkleinschlag und
Schlackengrus zu je lsoM . 196 800 „
d) Sonstige Baumaterialien (Steine, Zement,
Telegraphenmaterial) 161 860 ,,
Für Dritte 9000 ,,
Zusammen 594000 M.
Unter Pos. 4 sind berechnet fir
a) Unterhaltung des Bahnkörpers mit allen
Bauwerken : und Nebenanlagen, 2115,2;
Kilometer Bahnkörper zu 175M . 370 170 M
b) Unterhaltung der Weichen u. Kreuzungen,
10301 Stück zu 4,0M . . 49 440 „
c) Gebäude mit 80 446 800 M Baukapital
zu0sv.H . 643570 „
d) Stellwerke und optische "Signale, 9196
Hebel zu 20 M 183 920 ,,
e) Elektrische Block- undSıcherungseinrich-
tungen, Sprech- und Schreibwerke,
2115,25 km Bahnkörper zu 35 M. 714 030 „
f) Zufuhrwege, Vorplätze, Ladestrafsen
usw., 20080 a zu 5,0 M. 108 430 „
g) Alle sonstigen Anlagen sowie Insgemein-
ausgaben u Re 210 440 „
eae 1 700 000 M.
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 876] 215
e
Tit. 30. Aufsergewöhnliche Unterhaltung und
Ergänzung der baulichen Anlagen.
1. Aufsergewöhnliche eee
kleinere Erganzungen .
. Erheblichere Ergänzungen
und
. . 1658800 M
. 1019100 ,,
Zusammen 2677900 M
oder gegen den Etat 1913 mehr 177500 M.
Tit. 31. Unterhaltung und Erneuerung der
Fahrzeuge und der maschinellen Anlagen.
Es entfallen auf:
l. Löhne der Werkstättenarbeiter
2. Beschaftung der Werkstattsmaterialien
3. Sonstige Ausgaben .
. 7707500 M
. 3419 700 ,
116 700 „
Zusammen 11 843 900 M
oder gegen den Etat 1913 weniger 586000 M.
Im Einzelnen ist die Ausgabe wie folgt veran-
schlagt:
1. Lokomotiven und Tender nebst Zubehör:
52513000 Lokomotivkilometer (aus-
schliefslich der Leistungen der Trieb-
wagen), für 1000 Lokomotivkilometer
10l,so7 M i
2. Personenwagen nebst Zubehor:
319 794 000 Achskilometer (einschliefs-
lich der Leistungen der Triebwagen),
für 1000 Achskilometer 6,741 M . 2155 730 „
3. Gepäck-, Güter- und Arbeitswagen nebst
Zubehör:
1 083 670 000 Achskilometer, für 1000
Achskilometer 3,01 M . f
4. Mechanische und maschinelle Razer
. 5335 690 M
. 3299 780 „
und Einrichtungen nebst Zubehör . 462 100 ,,
5. Arbeitsausführungen der Werkstätten für
die Neubauverwaltung, Reichs-Post-
verwaltung, fremde Eisenbahnen und
Privatpersonen . 590 600 ,,
Summe wie oben 11 843 900M.
Die Zahl der Arbeiter ist auf 4815 Köpfe bemessen.
Aufser diesen Arbeitskräften sind noch 520 Mann bei
anderen Etatsstellen vorgesehen, so dafs im ganzen
5335 Werkstättenarbeiter beschäftigt sein werden.
Tit.32. Aufsergewöhnliche Unterhaltung und
Ergänzung der Fahrzeuge und der maschinellen
Anlagen.
l. Aufsergewöhnliche einer one und Er-
gänzungen . 126 100 M
2. Beschaffung ganzer ege zum Er-
satz abgängiger, und zwar
a) Lokomotiven. 2577000 M
) Personenwagen . 1153200 „
c) Gepäckwagen 232800 „
) Güterwagen . . . 1386000 „
5 349 000 M
Zusammen 6075 700 M
oder gegen den Etat 1913 mehr 109200 M.
Von dem unter 1., enthaltenen Betrage entfallen auf
a) Beschaffung von Reserve-Lokomotiv-
kesseln . 100000 M
b) Verbesserungen an ae . 36000 „
c) Gepäck-, Güter- und Bahndienstwagen 157000 „
d) Maschinelle Anlagen. . 433 700 ,,
Zusammen wie oben 726 700 M.
Aus den zu 2., vorgesehenen Mitteln sind etwa
29 Lokomotiven, 78 Personenwagen, 21 Gepäckwagen
und 471 Güterwagen zu beschaffen.
216 [No. 876]
V. Einmalige Ausgaben des ordentlichen Etats.
(Kapitel 11.)
Es sind im ganzen vorgesehen: 17517071 M oder
gegen den Etat 1913 mehr 3368300 M.
Hiervon entfallen auf
den Umbau und die Erweiterung von
Bahnhöfen, Werkstätten sowie Er-
gänzungsarbeiten bei anderen bau-
lichen Anlagen . . . . 4164000 M
Vermehrung der Fahrzeuge (etwa
39 Lokomotiven und 45 Personen-
wagen) ...... . 11212600 „
Tilgung und Verzinsung der- beim
aulserordentlichen Etat der Jahre
1907, 1909, 1911 und 1912 zur Ver-
mehrung der Fahrzeuge aus An-
leihefonds aufgewendeten Kosten 1740471 „
Summe 17117071 M
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Dezember 1913]
Uebertrag 17117071 M
Ratenweise Rückerstattung der von
der Grofsherzoglich Luxemburgi-
schen Regierung der Wilhelm-
Luxemburg-Eisenbahn-Gesellschaft
gewährten Staatssubvention
400 000 „
Zusammen 17517071 M.
VI. Einmalige Ausgaben des aufserordentlichen
Etats. (Kapitel 5.)
Zur Vermehrung der Streckengleise, Erweiterung
von Bahnhofsanlagen und Herstellung von Nebenbahnen
sind veranschlagt . » 2 + « « « 20 200 000 M.
Zum Bau von Mietwohnungen für
Beamte und Arbeiter sind vorgesehen 92 000 „
Gesamtausgabe 20 292 000 M
das sind gegen den Etat 1913 mehr 3007500 M.
Diese Ausgaben werden aus der Anleihe gedeckt.
Die gröfsten Einheiten neuzeitlicher Gro{skraftmaschinentechnik
von W. Schömburg, Witten/Ruhr
(Mit 3 Abbildungen)
Eine der interessantesten Erscheinungen des letzten
Vierteljahrhunderts in der Technik ist die Vervoll-
kommnung der Grofskraftmaschinen — sowohl in der
Kraftgewinnung als auch Verwertung — und ihr scharfer
Wettbewerb untereinander. Als weitere charakteristische
Momente traten diejenigen Anforderungen hinsichtlich
Einheitsleistung und Wirtschaftlichkeit hinzu, welche
die namentlich in den letzten 10 Jahren unter dem
Zeichen der Erzeugungsvermehrung und Selbstkosten-
verbilligung stehende Industrie stellte. Naturgemäfs
wurde dieser Kampf am schärfsten geführt und hat
infolgedessen auch die weitgehendsten Erfolge ge-
zeitigt auf den Berg- und Hüttenwerken. In diesen
Betrieben sind die sekundären Kraftmittel durch die
vielseitigen Ausnutzungsmöglichkeiten und durch ihre
verfügbare Menge bekanntlich in dem Mafse zur Arbeits-
leistung herangezogen, dafs es heute schon Werke gibt,
auf welchen aufser der Kokskohle für die Hochöfen
sonstiges primäres Brennmaterial überhaupt nicht mehr
gebraucht wird, bezw. Werke, auf welchen aufser in
einigen kleinen Generatorenkesseln sonst kein Dampf
mehr erzeugt wird.
Der charakteristischste Fortschritt im stationären
Kraftmaschinenbau zeigt sich heute in der erreichten
Leistungsgröfse der Einheiten der verschiedenen
Typs, und von Allgemeininteresse dürfte daher eine
Zusammenstellung sein, welche den heutigen Stand
dieser Bestrebungen erkennen läfst. Neben den Grofs-
kraftwerken für Ueberland-Stromversorgungszwecke ist
es in erster Linie der Bergwerks- und Hüttenbetrieb,
welcher als Träger und Förderer des neuzeitlichen
Grofskraftmaschinenwesens in Frage kommt.
Auf die allgemeinen Vorzüge und Nachteile der
einzelnen Gattungen einzugehen, liegt nicht im Rahmen
dieser Arbeit und wird auf die zahlreiche Spezialliteratur
hierüber verwiesen. Soweit jedoch beim Bau dieser
Grofskraftmaschinen besondere Gründe betriebstech-
nischer und wirtschaftlicher Art mafsgebend gewesen
sind, werden dieselben hervorgehoben. Einige kurze
historische Momente im Entwicklungsgang ein-
zelner Maschinensysteme müssen der Vollständig-
keit halber noch vorausgeschickt werden.
Die Grofsdampfmaschine ist — abgesehen von ihrer
Eigenart als Umkehrmaschine für Bergwerksförderung
und Walzenstrafsenantriebe — teils zu einem monotonen
Schattendasein als Reserveaggregat verurteilt, teils aber
überhaupt verschwunden. Gasmaschine und Dampf-
turbine primär und der Grofs-Elektromotor sekundär
haben sie schnell verdrängt. Der Siegeszug der
Gasmaschine z. B., deren Entwicklung bis zur heutigen
Grölse fast ausschliefslich deutsche Arbeit ist, ist be-
kanntlich ganz aufserordentlich! 1886 gab Lürmann
bei einer Versammlung in Witten die Anregung zur
unmittelbaren Kraftausnutzung des Hochofengases, 1894
bis 1896 liefen die ersten Versuchsmotore von 12 bis
120 PS auf dem „Hörder Verein“ und bei „Cockerill“.
Seraing, 1898 bis 1900 waren bereits einfachwirkende
Viertaktmaschinen und Oechelhäusermotore in Gröfse
von 200 bis 600 PS auf den genannten Werken, in
„Difterdingen“ und der „Friedenshütte“ O.-S. in Be-
trieb; die Düsseldorfer Ausstellung des Jahres 1902
sah Maschinen von 700 bis 1000 PS, im Jahre 1903
und 1904 liefen bereits doppelt wirkende Zweitakt- und
Viertaktmaschinen bis 2600 PS als Tandems und bis
3200 PS als Zwillingstandems, und jetzt sind wir bei
rund 6000 PS angelangt. Sehr wenig Anteilnahme
an der praktischen Ausführung während der Entwick-
lungsperiode haben dabei Amerika und England ge-
zeigt. Die ersten Grofsgasmaschinen stammten von
deutschen Firmen — z. B. war die 1902 in Betrieb ge-
nommene, erste amerikanische Anlage der „Lacka-
wanna Steel Co.“ mit deutschen Körtingmaschinen aus-
gerüstet — und auch heute liefern wir noch häufig
Maschinen, bezw. Konstruktionsunterlagen dazu nach
diesen Staaten, so z.B. die neuen Gasdynamos von
2000 PS für das englische Hüttenwerk „Ihe Skinning
rove Co.“ bei Middlesbrough, die Hochofengebläse für
„Ihe Frodingham Iron and Steel Co.“ usw. Auch
russische und namentlich französische Hüttenwerke
erhalten die Gasmaschinen vielfach von deutschen
Firmen; es sei nur erinnert an die grofsen Gas-
zentralen der ,Société Russo Belge“ in Enakiewo und
des Hüttenwerks „Sambre et Moselle“ in Montigny von
12000 bis 18000 PS mit Maschinen von Klein-Dahl-
bruch bezw. Ehrhardt & Sehmer-Schleifmühle und
Thyssen-Mülheim, ferner der Stahlwerke in Micheville,
Homecourt und Trignac mit Augsburg - Nürnberg-
maschinen usw.
Aehnlich war der Werdegang der Grofsturbine,
an dessen Durchführung jedoch auch Amerika und Eng-
land einen gebührenden Anteil haben, namentlich be-
züglich des Turbogebläses und der Abdampfverwertung.
Die natürlichen Vorteile, die diese Staaten hinsichtlich
Kohle und Erz besitzen, und das anfängliche Mifstrauen,
mit dem sie daher auch die Hochofengasmaschine be-
trachteten, führten dort naturgemäfs von selbst zu
gröfserer Beachtung der einfacheren, wenn auch wärme-
technisch ungünstiger arbeitenden Grofsturbine. Die
Namen Curtis und Parsons in Verbindung mit Zoelly,
Melms-Pfenninger, A. E. G. u.a. stehen hier an erster
Stelle. Zwischen den einstufigen Kleinturbinen de Lavals
von 5 bis 20 PS mit 25000 Umdrehungen und den
[15. Dezember 1913] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 876] 217
Anfangsausführungen von Parsons lagen nur wenige und nur 6 Jahre liegen zwischen dem ersten elektrischen
Jahre; von 1892 ab griffen bereits andere Maschinen- Reversierantrieb auf „Hildegardenhütte“ mit einem
bauer und -fabriken die Sache auf. In den ersten Jahren gröfsten Drehmoment von 78 mt und den jetzt stärksten
des neuen Jahrhunderts liefen dann bereits die 1200 Antrieben dieser Art in „Hagendingen“ und auf der
und 2500 KW-Parsonsturbinen der Zentralen in Elber- „Union“ mit 240 mt.
feld, Frankfurt a. M. sowie später die noch gröfseren Nach diesen Bemerkungen allgemeiner Art komme
ich nun zur Betrachtung der gröfsten Maschinen-
einheiten selbst. Eine Aufführung derselben lediglich
nach Trennung in die zur Verfügung stehenden Treib-
mittel ohne Rücksicht auf den Verwendungszweck würde
auch hier ein verzerrtes Bild liefern; nur auf der Basis des
letzteren kann hier betriebstechnisch die richtige Ueber-
sicht über die Entwicklung und die heute erreichte Stufe
zeichnete Einrichtung der grofsen Prüffelder fördern der Einheits-Leistungsgröfse gegeben werden. Von diesem
diese schnelle Entwicklung in hohem Malse, ebenso der Gesichtspunkt ausgehend seien nun als Hauptgebiete der
des „R. W. E.“ in Essen und als eine der ersten auch |
|
unmittelbare Zusammenbau von Dynamo oder Gebläse Grofsindustrie nachstehende Betriebszweige betrachtet:
die 1200 KW-Maschine des Hüttenwerks „Rote Erde“
bei Aachen; 1905 waren schon Einheiten von 6000 KW
in Betrieb und heute laufen solche von maximal
25 000 KW mit 750 bis 1000 Umdrehungen.
Das enge Zusammenarbeiten zwischen Dampf-
maschinenkonstrukteur und Elektrotechniker, die ausge-
mit der Turbine und die Dampfausnutzung derselben I. Elektrische Zentralen,
in den unteren Stufen. Il. Gebläsemaschinen und Kompressoren,
Durch die ausgedehnte Elektrifizierung der Werke Il. Walzwerkantriebe,
wiederum wurde der Grofs-Elektromotor lebensfähig IV. Fördermaschinen.
und zwar in erster Linie für Walzwerkantriebe und
Fördermaschinen, sowohl für die hohen Tourenzahlen
des Drehstromantriebs als auch für die geringeren beim
Gleichstrom. 1905/06 war ein 7000 PS-Drehstrom-Motor
von 300 Umdrehungen eines Umformersatzes der
„Shawinigan Water & Power Co.“ bei Quebeck-Canada
die gröfste Motoreinheit, bezw. für Gleichstrom der
2000 PS-Motor des Stahlwerksgebläses in Peine mit
40 bis 80 Umdrehungen. Hierbei kommt es natürlich in
erster Linie auf die Tourenzahl und den Verwendungs-
I. Elektrische Zentralen.
Die bei Grofszentralen heute vorherrschenden
Kraftmaschinen sind bekanntlich der Gasmaschine für
flüssige und gasförmige Brennstoffe sowie dıe Dampf-
und Wasserturbine. Letztere ist ihrer ganzen Art
nach auf lokale Verhältnisse beschränkt.
Bei Grofs-Gasmaschinen steht als Treibmittel Hoch-
ofen-, Koksofen- und Generatorgas, sowie neuerdings
Teeröl zur Verfügung. Nachstehende Tabelle I gibt
Tabelle I.
Art Normale Tourenzahl System Platzbedarf
2 der Maschine; — | Dauerleistung des Einzelheiten einschl. Bemerkungen
Treibmittel KW Satzes Na AONANE Dynamo
: f Zwillingstandem, 4 Gaszylinder 1300 Ø,
Hochofengas- | 9500—4000 | 94107 Viertakt 1300 +- 1400 Hub etwa 280 qm
masenim 2400 + 3000 | 90. 100 Zwilling oder [2 Gaszylinder 1100-1150 f| etwa 250 qm: Zwilling
Drehstrom ° Tandem, Zweitakt 1300 — 1400 Hub etwa 220 qm: Tandem
2. MOB -OIEnEAS- 3000 KW 94 Ewilling stander, 4 Gaszylinder ered 2
maschine Drchstrom Viertakt 1100/1200 Ø, 1300 Hub
Generator- 3600 KW 4 Gaszylinder 1200 Ø
3. 90 — 100 Desgl. f twa 260
gasmaschine Drehstrom 2 1300 Hub ae
4. . Teeröl- 1509 KW 120 stehend ung NeBend, 4 Gaszylinder 700 — 750 Ø, 120—180 qm
Dieselmaschine Gleichstrom mehrzylindrig 1000 Hub
11 m hoch
Gewicht 420 000 kg
Luftkühlung 3000 cbm/Min.
Generator 4 polig, 15 at 350 ®
20000 KW Curtis; stehend etwa 30 qm
Dampf-
turbine 20000 KW
Drehstrom
13 at 3259; Oberflachen-
A. E. G.; liegend kondensation co 4000 qm
etwa 85 qm
Dampf- 2000 KW A.E.G. und 12 at 300°;
6. 1500 t 40
turbine | Gleichstrom Zoclly | 2 Generatoren nn ae
12000 KW |225--375| , Doppelturbine | 44 m bis 270 m Gefälle =
Wasser: oder Zwillingssystem
turbine
12000 EW 200 7 willinwstarbinen 51 m Gefälle =
Drehstrom
zweck an; der erstgenannte Fall, wo rund 5000 KW die wissenswertesten Daten der gröfsten Stromerzeuger
Dauerleistung in einem einzigen Maschinensatz umge- an und gleichzeitig den Grundrifsplatzbedarf derselben.
formt werden, tritt — abgesehen von grofsen Wasser- Die grofsen 4 zylindrigen 3000 KW-Maschinen der
kraftzentralen mit geringem Strompreis — aus wirt- „Berliner Elektrizitäts-Werke“ benötigen bei 84 Touren
schaftlichen Gründen äufserst selten auf. Zum Ver- eine Grundfläche von rund 160 qm und besitzen ein
gleich eignen sich daher hier mehr die Motoren inner- Gewicht von 360 Tonnen einschliefslich Induktor; eine
halb des gleichen Verwendungszweckes, z. B. für Walzen- stehende Maschine dieser Art würde rund 90 qm bei
strafsenantriebe. Von den ersten Ausführungen dieser allerdings 9'/2 m Höhe beanspruchen. Die 5500 KW-
Art gegen 1900 — z. B. die 300 und 600 PS-Antriebe Maschinen des „New Yorker Elektr.-Werks“ vom Jahre
der „Dillinger Hütte“, des „Peiner Walzwerks“ und in 1905 mit einem stehenden und einem liegenden Zylinder
„Burbach“ — bis zu den neuesten Walzmotoren von erfordern bei 75 Touren und 11 m Höhe rund dieselbe
3000 bis 6500 PS Dauerleistung unserer neuen Draht- | Grundfläche wie die Berliner Maschinen. Dagegen
und Feineisenwalzwerke sowie der amerikanischen An- stechen die unter 5 angegebenen Raumbedarfsangaben
triebe der „Indiana Steel Co.“ liegen rund 10 Jahre, der Dampfturbine mit 30 qm, bezw. 85 qm, bei mehr-
218 [No. 876]
facher Leistung ganz wesentlich ab; das gleiche gilt
für die Gewichte. Dafs man zu derartig grofsen
Turbodynamos übergegangen ist, beweist, in welchem
Mafse man die Betriebssicherheit derselben bei Dreh-
strom und ihre sonstigen Vorteile einzuschätzen weifs,
trotzdem die Betriebsbedingungen keine ganz ein-
fachen sind. Es beträgt z. B. die Umfangsgeschwindig-
keit im stärksten, mittleren Lager etwa 30 m, die des
Rotors etwa 90 m und die des gröfsten Turbinenlauf-
rades fast 150 m in der Sekunde. Das schwerste, ein-
teilige Stück ist der Rotor, der hier rund 50 t, bei der
stehenden amerikanischen Curtisturbine nahezu 70 t
wiegt. — Einheiten dieser Leistung finden Anwendung
bei sehr grofsen städtischen und Ueberlandzentralen,
wie z.B. bei dem „Oberschles. E.-W.“, den „Berliner
E.-W.“, dem „Rheinisch-Westf. E.-W.“, ferner in
Amerika bei den Zentraien der „New York Edison Co.“,
Chicago und der „Waterside-Nol“, New York. Auf den
zuletzt genannten Kraftwerken laufen teilweise bereits
je 3 dieser 20000 KW-Einheiten, und ist ein Ausbau
derselben auf das Doppelte, also auf 120000 KW
œ 180000 PS Gesamtleistung, vorgeschen. Auf
unseren Hüttenwerken, wo bekanntlich die Gasmaschine
vorherrscht, sind heute 6000 KW-Einheiten mit 1500
Umdrehungen bei Drehstrom so ziemlich die Grenze;
die Hauptgründe zu ihrer Beschaffung sind hier die
höhere Ueberlastungsfähigkeit, der
bedarf und die geringeren Anlagekosten gegenüber Gas-
maschinen. Dort, wo Hochofengas aus Mangel an
anderer Verwendung zur freien Verfügung steht, sowie
für Ueberlandzentralen von reinen Hochofen- und Hütten-
werken, ist die Drehstrom-Turbodynamo in den meisten
Fällen die beste Kraftmaschine. So sind z.B. die Ueber-
landzentralen des „Lübecker Hochofenwerks“, der „A.G.
Lauchhammer“ u. a. mit 4000 bis 6000 KW-Einheiten
ausgestattet.
Wesentlich anders liegt die Sache bekanntlich beim
Gleichstrom, wo man aus Gründen der Betriebssicherheit
und der Schwierigkeiten mit dem Kollektor nicht gern
über die unter 6 der Tabelle | angeführte Einheitsgröfse
geht. In der Regel liegt auch.nur selten ein Erfordernis
nach noch gröfseren Einheiten vor.
In sehr hohem Mafse wird die Abdampfturbine
zur Drehstromerzeugung in Amerika herangezogen.
Auf verschiedenen Werken arbeiten dort Einheiten von
3000 bis 4000 KW nach System Rateau oder Curtis.
Der fast ausschliefslich durchgeführte Betrieb namentlich
der Umkehrwalzenstrafsen durch Dampfmaschinen er-
klärt diese Vorliebe für sehr grofse Abdampfanlagen.
Die gröfste Einheit, welche zur Zeit in Betrieb ist,
arbeitet auf einem amerikanischen Stahlwerk im Anschlufs
an drei Dampfdynamos und drei Dampfgebläse; sie
leistet 5000 KW bei reinem Abdampf- und 8000 KW
bei gemischtem Betrieb und ist als stehende Curtis-
maschine ausgeführt für 750 Umdrehungen. Zur
Verfügung stehen normal etwa 65000 bis 70000 kg
Stundenabdampf.
Eine ähnliche grofse Anlage besitzt z. B. die
» Lennessee Coal, Iron and Railroad Co.“ mit 4 Curtis-
Zweidruckturbinen a 3000 KW für 120 000 kg stündliche
Abdampfmenge.
Auf deutschen Werken dürfte sich die zur Zeit
gröfste Anlage dieser Art auf den Thyssen’schen
Werken in Mülheim befinden mit drei Einheiten
a 2000 KW Leistung bei reinem Abdampfbetrieb.
Was die Verbrennungskraftmaschinen an-
belangt, so sind beim Hochofen- und Koksofengas rund
6000 bezw. 4500 PS die gröfsten ausgeführten Maschinen-
sätze. Ueber 1500 PS in einem Zylinder gibt bereits
derartige Abmessungen, dafs die Transportfrage
Schwierigkeiten zu machen beginnt. Noch grölsere
Leistungen beim Hochofengasbetrieb lassen sich durch
Anreicherung mit hochwertigen Koksofen- und Gene-
ratorgasen erzielen, wie dies bereits häufiger durch-
geführt ist; gleichzeitig arbeitet man dann mit möglichst
geringem Luftüberschufs und kann dann bis 10 pCt. mehr
erzielen.
Beim Koksofengasbetrieb ist — wie eine ein-
fache Rechnung zeigt — das Gemisch um 15 bis 20 pCt.
scharfer als beim Gichtgas; in der Regel baut man
geringere Platz-
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Dezember 1913]
jedoch Koksofengasmaschinen nicht viel kleiner, da
man aus betriebstechnischen Griinden die Kompression
nicht ganz so hoch treibt und mit grofsem Luftüber-
schufs arbeitet. Gerade bei den grofsen Einheiten
erfordert ferner das Koksofengas eine gründliche, kost-
spiclige Reinigung, um vor allem die sonst häufigen
Auswechselungen von Kolbenfedern, Kolbenstangen,
Auspuffventilen u. dergl. zu vermeiden, welche vom
Schwefel- und Cyangehalt der Gase herrühren. Auch
der hohe Wassergehalt derselben ist von Einflufs auf
die Einstellung der Steuerung und Zündung. Die
neuen Regenerativkokséfen mit Nebenproduktenge-
winnung, welche die Energie ausschliefslich in Form
von Koksofengasen — also keine Abhitze — liefern,
befördern die weitere Entwicklung dieses Maschinen-
systems. Ein Vorteil ftir Zechen liegt darin, dafs man
dabei in der Lage ist, die Abfallbrennstofte, wie Koks-
asche, Koksgrus usw., in Generatoren zu vergasen und
dieses hochwertige Gas mit dem Koksofengas zu
mischen; hierdurch wird letzteres auch geeigneter für
einen sicheren Gasmaschinenbetrieb. Gleichzeitig bildet
diese Generatorenanlage eine einfache, stets betriebs-
bereite Reserve.
In dieser Weise arbeitet man z. B. auf der grofsen
Drehstrom-Koksgas-Zentrale der Zeche „Prinz-Regent“
bei Bochum, welche zur Zeit mit rund 26000 PS,
6 Maschinen a 4500 PS (s. Tabelle J, 2), sowie aus-
gedehnter Reinigungsanlage, Gasgeneratoren und Gaso-
metern ausgerüstet ist. Die Zentrale erhält sogar noch
überschüssige Koksofengase von benachbarten Zechen,
wie von „Dannenbaum“, welche ihrerseits wieder mit
Abhitze arbeiten. Der auf „Prinz-Regent“ erzeugte
Strom stellt sich äufserst billig — m. E. unter 1,9 Pfg.;
er wird teilweise auch in die Kabelnetze von Ueberland-
zentralen gesandt.
Die Versorgung solcher Hochspannungsnetze mit
billigem Strom ist in gewissem Sinne heute eine
ähnliche Rentabilitätsbedingung für Zechen, wie es die
Gewinnung der Nebenprodukte ist. In diesem Sinne
verdienen noch Erwähnung die grofsen, parallel
arbeitenden Zentralen der Kgl. Berginspektion VII in
Heinitz und Luisenthal im Saargebiet, welche eine
Dampfturbinenzentrale von rund 22000 PS und eine
Koksgaszentrale mit 10 Maschinen von 25000 PS Gesamt-
leistung umfassen, ferner die Zentrale des „Eschweiler
Bergwerksverein“ in Alsdorf i. Rhld., welche insgesamt
15000 PS an Koksofen- bezw. Generatorgasmaschinen
enthält.
Auf Hüttenwerken findet man naturgemäfs sehr
grofse Koksofengasmaschinen seltener; u. a. laufen solche
von 1500 bis 2200 PS in l'andemanordnung bei „Stumm“-
Neunkirchen und auf der „Julienhütte“-Oberschlesien;
letztere arbeiten parallel mit den grofsen Dampfturbinen-
einheiten des „Oberschles. Elektr.-Werks“. Vorteilhafter
verwendet man m. E. die Koksofenenergie in diesen
Fällen zum Betrieb von Grofsturbinen, wie dies u. a.
„Phönix“-Hörde mit 3000- und 5000 KW-.Einheiten
getan hat.
Von reinen Gichtgaszentralen aufserordentlicher
Gröfse seien angeführt diejenigen auf „Deutscher Kaiser“
mit rd. 35000 PS, auf der „Rombacher Hütte“ und der
„Friedrich-Alfred-Hütte“-Rheinhausen mit insgesamt
22. bis 26000 PS. Die gleiche Leistung besitzt auch
die Gaszentrale des „Phönix“ in Hörde, auf welcher
auch die gröfsten in Betrieb befindlichen Gasdynamos
(s. Tabelle I, 1) mit je 6000 PS arbeiten. Noch grölser
wird voraussichtlich die im Ausbau begriffene Zentrale
des neuen Thyssen’schen Stahlwerks in Hagendingen
(Gewerkschaft „Jacobus“), auf welcher jetzt bereits
rd. 24000 PS installiert sind; die hier durchgeführte
Elektrifizierung aller Walzenstrafsen, einschliefslich der
schwersten Umkehrantriebe, liefs die Anwendung von
Gasmaschinen in Verbindung mit Akkumulatoren-
batterien und Ausgleichsätzen als richtig erscheinen.
Nach dem gleichen Prinzip arbeitet auch die gröfste
Gaszentrale der Welt, auf der „Indiana Steel Co.“ in
Gary mit 3000 bis 4000 PS-Einheiten bei etwa 100 000 PS
Gesamtleistung.
Als Reserve verwendet man bei mittleren Gicht-
gaszentralen nicht selten eine Generatorenanlage;
[15. Dezember 1913]
so besitzen die ,Hasper Eisen- und Stahlwerke“ und
die „Henrichshütte“-Hattingen solche in Gröfse von
3000 bis 3500 PS mit je 4 Druckgasgeneratoren für je
2000 bis 2500 cbm stündlicher Leistung, die mit Hütten-
koks betrieben werden.
Von ausländischen gröfsten Zentralen mit
Generatorgasbetrieb seien erwähnt diejenige von
16 000 PS mit 3 Maschinen a 5300 PS (s. Tabelle I, 3)
der „United Railway Co.“ in San Franzisko und die
der Japanischen „Railway Power Station“ in Kamata
bei Jokohama, welche im Heft vom 20. September 1912
des „Engineering“ eingehend beschrieben ist. Letztere
enthält 4 Tandem-Gasmaschinen der deutschen „Nürn-
bergtype“ 1200 Ø, 1300 Hub, 100 Umdrehungen mit
je 2600 PS effektiver Leistung; der auf der Achse
sitzende Schwungradinduktor für 1600 KW von 6,7 m Ø
wiegt rund 100 Tonnen. Die Maschinen befinden sich
in einem Maschinenhaus von 27'/: x 5l m Gröfse.
Wegen der steten Betriebsbereitschaft dieser Anlagen
hat man sich zum Generatorgasbetrieb für Strafsen-
bahnzwecke usw. entschlossen. Rentabel wird die
Sache natürlich erst, wenn damit die Gewinnung von
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 876] 219
ständen einzuführen, wenn auch zunächst meist nur als
Reserve- oder Zusatzmaschine infolge seiner steten
Betriebsbereitschaft. So kommen 1913 auf der Zentrale
der Troisdorfer Neuanlagen des „Faconeisenwalzwerkes
Mannstaedt & Co.“ zwei Dieselmaschinen a 2000 PS für
440 Volt Gleichstrom in Betrieb, gebaut von der
Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, welche mit Hoch-
ofengasdynamos parallel laufen sollen. Die Zentrale —
insgesamt 11000 PS -- dient in der Hauptsache zur
Versorgung mehrerer Walzenstrafsen mit elektrischer
Energie. Es sind jedoch bei Gebr. Sulzer-Winterthur
und der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg Einheiten
von 1800 bis 2200 KW im Bau, die teilweise mit Turbo-
dynamos parallel laufen werden.
Bezüglich der Wasserturbinen, welche in
neuester Zeit vor allem in Nordamerika, Canada und
Norwegen zum Bau sehr grofser Einheiten geführt
haben, ist zu erwähnen, dafs die grofsen Generatoren
in ihren Teilen für 80 + 100 pCt. Drehzahlüberschreitung
bei event. Durchgehen der Turbine infolge Störungen
am Regulator gebaut sein müssen. Die Fliehkräfte
werden, wie bei den Dampfturbinen, aufserordentlich
A Abb.. I
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Gaskessel 1200 g
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Gasleitg. 654$
U A 3 I Tee Se Left le. SO
LLL (Oo ueser 17200; | ur Ip
Z
NNN
Gasdynamo.
Nebenprodukten, wie Lampenschwarz, Sulfat usw. Hand
in Hand geht; es lassen sich dann auch hier mit
grofsen Einheiten Strompreise von 1,8 bis 2 Pf. er-
zielen. Als grofse deutsche Generator gaszentralen sind
diejenige der „Badischen Anilin- und Sodafabrik“, Lud-
wigshafen-Oppau mit 3 Maschinen von zusammen
1200 PS und 3 von zusammen 1800 PS, in Summa
also 9000 PS für Gleichstromerzeugung, sowie das
Kraftwerk der „Hannoverschen Moorwertungsgesell-
schaft“ bei Osnabrück mit zur Zeit 4 Maschinen von
zusammen 4500 PS für Drehstrombetrieb zu erwähnen.
Die Bestrebungen, eine gröfsere Leistungs-
erhöhung bei Gasmaschinen zu erzielen, sind durch
Ausspülung der Verbrennungsgase und Vorkompression
des Gemisches nach dem Verfahren von „Ehrhardt &
Sehmer“ bis zu einem Umfang von 30 bis 40 pCt. mit
Erfolg in die Praxis umgesetzt worden; es ist also
möglich, die gröfsten 1500 PS-Zylinder mit 2000 PS
zu betreiben,. so dafs eine Zwillingstandemmaschine
nach Tabelle I No. 1, wie sie in Abb. I dargestellt ist,
bis 5000 KW = ~ 8000 PS zu leisten imstande ist. In
dieser Weise werden bereits Verstarkungen vorhandener
Zentralen bis 15000 PS Einzelgröfse zur Zeit vor-
genommen, so z.B. auf der „Dillinger Hütte“.
Als neuer Vertreter der Verbrennungsmaschinen
beginnt der Grofs-Dieselmotor für Teerölbetrieb
sich auch auf Hüttenbetrieben unter besonderen Um-
oz
|
|
f
f
I
p
m
WOT LLL lll hhlblidldlisidditdéiétdads
1300 Zylinderdurchmesser, 1400 Hub, m = 94, pro Zylinder 1500 PS.
hohe, da Umfangsgeschwindigkeiten bis 150 m sekund-
lich vorkommen können. Auch energische Luftkühlung
auf künstlichem Wege ist bei den hohen Drehzahlen
von normal 300 bis 1000, maximal 600 bis 2000, Be-
dingung. Die in Tabelle I unter 7 an letzter Stelle
aufgeführte Zwillings-Francisturbine von 22000 PS für
das Long-Lake Kraftwerk der „Washington Water
Power Co.“ ist die zur Zeit gröfste Wasserturbine der
Welt. Kraftwerke dieser Art mit je 80- bis 100 000 PS
Gesamtleistung sind in Nordamerika-Canada am Seen-
gebiet mehrere in Tätigkeit, z. B. am St. Maurice River,
am Niagara usw.
Il. Gebläsemaschinen und Kompressoren.
Die Hochofengebläsemaschinen, an deren
Leistung infolge der immer grölseren Höhenabmessungen
der Oefen für Leistungen von 400 bis 520 Tonnen täg-
lich auch entsprechend weitgehendere Ansprüche ge-
stellt werden mufsten, sind als Viertakt-Tandemgas-
gebläse oder Zwillingsmaschinen in gröfsten Einheiten
bis 2500 PS bei 85 bis 90 Umdrehungen und 1300 mm
Hub ausgeführt, welche 1100 bis 1300 cbm in der
Minute auf 0,6 bis 0,8 at normal drücken. Als Zwei-
taktmaschinen sind ferner auf dem „Eisen- und Stahl-
werk Hoesch“ 2000 PS-Maschinen mit nur einem Gas-
zylinder bei 1400 mm Hub in Betrieb. Auch Viertakt-
En Google
220 [No. 876] GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN [15. Dezember 1913}
Tabelle II.
Zweck der io) Syst d Leist i : .
Ei aan Treibmittel Ni ee i Tourenzahl Einzelheiten Bemerkungen
s 4 Gaszylinder 1050 D,
1. Gichtéas eee Eee 3200 80 2 Windzylinder 1850 Ø, 1200 cbm/Min.
Hochofen- 5 Hub: 1300 mm
gebläse er: Fa rad (os aS ta = aa ein
Turbogebläse A, 6stufig; eingehäusig, etwa far:
für 0,6 bis Dampf ait Dampfturbink 2500 1500 — 1800 Gas Aare 1100 cbm/Min.
fa l at mca TUR oE = — — EEE EEE ED
3, Elektrizität Turbogebläse 2000 1250 OEEHANGE, 7stufig, etwa 1000 cbm/Min.
mit Elektromotor normal 7'/a m lang
Zweitakt- a Er 2 Gaszylinder 1125 Ø | 1400
Zwilling 4000 — 4500 20 -- 80 2 Windzylinder 1850 Ø | Hub 1000 cbm/Min.
4. Gichtgas = = ——— _ — =—
Stahlwerks- Viertakt: Be a 4 Gaszylinder 1220 5 | 1400
Zwillings-Tandem| 4500 = 5000 | 2080 | 2 Windzylinder 1950 Ø | Hub Lise EP:
— | geblise |= ena ae Ai BEN E E E EEES EPS
für AOPEN 1500/2300 Dampfzylinder Ø,
Dampf P 3500 — 4000 20 + 60 2000, 2000 Windzylinder ©, 1200 cbm/Min.
2,5 bis 3 at Kolbenmaschine ! 1800 Hub
Dampfturbinen- zweigehäusig;
6. a po SES ’ £
Dampf zeblähe 3200 — 3700 | 800 — 2600 Raimbedart 0.6 x Am Bis 800 cbm/Min
liegende Anord- 850/1300/1400/1400 Dampfzyl. Ø, des Ist
1. Dampf |nung, 3fach-Exp.| 1600 50-60 | 2 Windzylinder: 950/1420 g, | 15 000 + 17 000 chmist
Kolbenmaschine 1300 Hub
1. en : a Beer
8. UrDOFOMprEJSOF re Frischdampfturbine, cbm/st,
pressoren Dampf mit Turbine un TEEN Kompressor 4trommelig 9 at
fiir ; yu? kan N uA SS ee ee a Taa AN
a Kolbenkom- Luftzylinder in Tandembauart 8000 cbm/st
9. . a, y ’ ,
6 bis 9 at | Elektrizität pressor mit Motor 999 Aii Drehstrommotor Tat
10. Elektrizität Turbokompressor 4000 3000 4 Trommeln, für je 2 ein Motor 36 000 cbm/st,
mit Motoren (2 Motoren a 2000)
Tandemzwillinge von 3200 PS mit 80 Touren, welche
normal mit 1 at blasen, sind mehrfach in Tätigkeit.
Noch gröfsere Einheiten benötigen, wie Tabelle lI
zeigt, die Stahlwerksgasgebläse, von denen
mehrere 5000 bis 6000 PS starke Viertaktmaschinen u.a.
auf den Hüttenwerken „Deutscher Kaiser“ und dem
„Stahlwerk Thyssen“ arbeiten, eine noch gröfsere
Maschine mit 1350 mm Gaszylinderdurchmesser und
1800 cbm Ansaugeleistung für die „Friedrich-Alfred-
Hütte“-Rheinhausen ist im Bau. Die genannten Ma-
schinen sind von Thyssen & Co., Mülheim und der
Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg gebaut. Abb. 2
zeigt den Grundrifs eines derartigen Grofsgasgebläses.
Turbogebläse mit Dampf- oder elektrischem An-
trieb sowohl für Hochöfen als Stahlwerke sind im Aus-
land in grofsen Einheiten bis 2200 bezw. 3200 PS mehr-
fach ausgeführt, am häufigsten wohl von Brown,
Boveri & Co. und der „Gute Hoffnungshütte“. Dampf-
Kolbenkompressoren bis zu 17--20000 cbm Stunden-
leistung sind u. a. von Pokorny & Wittekind-Frank-
furt a. M. und Rud. Meyer-Mülheim z. B. für die Farb-
werke Höchst, den „Georgs-Marien-Bergwerks- und
Hüttenverein“, ferner für die grofsen Druckluftzentralen
in Transvaal teils geliefert, teils noch im Bau be-
griffen; als Antriebsmaschinen dienen Kompound- oder
vierzylindrige Dreifachexpansionsmaschinen von etwa
2000 PS. Von Turbokompressoren arbeiten aufser
den bekannten gröfsten Einheiten von 36000 cbm auf der
„Rand Mines Power Co.“ in Transvaal*) noch mehrere
solche von 16000 cbm Leistung, z. B. in Ausführung
von der A. E. G. auf den Schächten der Kgl. Berg-
inspektion II bei Gladbeck i. W., teils mit elektrischem,
teils mit Dampfturbinenantrieb.
Auch die elektrisch angetriebenen Kolben-
kompressoren, die bei 8000 cbm Ansaugeleistung
noch mit 125 Umdrehungen arbeiten, sind bei An-
wendung von einfachen Drehstrommotoren und Strom-
erzeugung durch Abdampfturbine sehr wirtschaftlich
*) An diesen 4000 PS-Einheiten sind beteiligt nachstehende
Firmen: A. E. G., Gute Hoffnungshitte und Pokorny & Wittekind,
a 2000 PS 9 at abs,
arbeitende Kompressoren mit nicht selten noch besserem
Wirkungsgrad als die rotierenden Maschinen. Die
richtige Wahl zwischen beiden Typen ist für den
Bergbau oft von ähnlicher wichtiger Bedeutung wie die
Entscheidung zwischen Gas- und Dampfgebläse beim
Thomasbetrieb eines Hüttenwerks, um so mehr, da die
Einheitsgröfse konstruktiv sich von jeder Antriebsart
und Bauweise gleich gut erreichen läfst.
Abb. 2.
Stahlwerks-Gasgebläse 1150 cbm/Min., 4500 — 5000 PS,
1400 Hub, 2 = 20 — 80.
Zu Tabelle II ist noch zu bemerken, dafs der
seltene Fall des schon oben erwähnten elektrisch
betriebenen Stahlwerks-Kolbengebläses des „Peiner
Walzwerks“ hier nicht aufgeführt ist, ebenso fehlt auch
der Fall des Koksgas-Kompressors aus dem gleichen
Grunde.
Ill. Walzwerksantriebe.
Die zugehörige Tabelle III gibt die entsprechende
Uebersicht. Hinsichtlich der Umkehrstrafsen lassen
| sich elektrische und Dampfantriebe bis zu den gröfsten
Einheiten konstruktiv und betriebstechnisch gleich gut
bauen und beherrschen; die hohen Anlagekosten der
ai eda Google
[15. Dezember 1913] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN [No. 876] 221
Tabelle III.
Art der Leistung in
O ibmitt i R
FE ea Treibmittel System und Anordnung PS eff. Tourenzahl Einzelheiten
Zwillingstandem bis 12000 PS | 120 — 150 1200/1800 @, 1500 Hub
Dampf —— SS rer <= ri EHE EEE
Umkehr- Drillingstandem bis 15000 PS | 120 — 150 1150/1750 @, 1300 Hub
ae are Einank | d z i ik 8000 bi Pe I] en Mot 3500 b .
a. inanker- oder Zweianker- is ie gner-Umformer: Motor is
*, PIERRO motor mit Ilgner-Umformer 15 000 PS OR SENOR 3800 PS, 80 t Schwungmasse, 570 Touren
: 5000 bis . 1730/2260 Ø, 1520 mm Hub,
3. Dampf Kompoundmaschine 7000 PS 15 — 80 Schwimgrad 7,7 m @, 112.000 ke
4 Daiint einzylindrige Gleichstrom- 3500 bis 80 =- 110 1700 mm Zyl. ©, 1400 mm Hub, Schwung-
Tal P Dampfmaschine 5500 PS : rad 6,5 m Ø, 90000 kg, Trägerstrafse
strafsen EN i iù 950 Ø, 1300 mm Hub, Blechstrafse,
Zweitakt-Tandem 2400 PS 60 + 70 Schwungrad 85 m ©, 60000 ke
5, oder Hochofengas — > == Zu == —
Ae ai : 1200 Ø, 1200 mm Hub, Schienenstrafse,
6 Anlagen Hreharou Stark gebauter Walzwerks- | 6500 PS bis 107 900er Trioblechwalzwerk,
` typ, direkt gekuppelt 9000 PS max. Schwungmassen-Rotor 125 000 kg
à 3000 PS bis . Trioblechstrafse mit besonderer
n IHR gesp 5000 PS max. EN Schwungmasse 90 000 kg
Abb. 3.
~ nef |a”
Gleichstrom-Walzenzug-Dampfmaschine 3500 ~ 5500 PS.
erstgenannten Antriebsart sind einer ihrer Nachteile.
Vom elektrotechnisch-konstruktiven Standpunkt aus
müssen die neuesten Grofsantriebe der „A. E., G.“ und
„Siemens-Schuckert-Werke“, z. B. für „Union“, „Hagen-
dingen“, „Phönix - Hörde“, „Gute Hoffnungshütte“,
„Witkowitz“ usw., als erstklassige Ausführungen
deutscher Ingenieurtätigkeit betrachtet werden. Bei den
Schwungradstrafsen spielt natürlich die Anordnung,
Leistung und Tourenzahl des Walzwerks eine wichtige
Rolle; hier beginnt die Gleichstrom-Dampfmaschine sich
infolge guten Dampfverbrauchs und geringen Platz-
bedarfs einzuführen. Abb. 3 zeigt einen Grundrifs der
unter 4 angeführten, noch im Bau befindlichen gröfsten
Maschine dieser Art für ein südwestdeutsches Hütten-
werk. Für Drehstrombetriebe von Wichtigkeit ist die
in neuerer Zeit eingeführte verlustlose Regulierung, die
gerade für Walzenstrafsen von wirtschaftlicher Bedeutung
ist. Der unmittelbare Antrieb durch Hochofengas-
maschinen dürfte, sobald hier die Frage der Ueber-
lastungsfähigkeit befriedigende Ergebnisse zeitigt, sich
in Zukunft mehr einführen.
IV. Fördermaschinen für Hauptschachtförderung.
Hier kommen bekanntlich nur Dampf- und elek-
trischer Antrieb in Frage und die Wahl zwischen beiden
Zylinderdurchmesser 1700 mm, Hub 1400 mm, n = 80 ~ 110.
hangt in der Regel von den gerade vorliegenden
Betriebsverhältnissen ab, in ähnlicher Weise, wie dies
beim Antrieb von Umkehr-Walzenstrafsen der Fall ist.
Die heute gröfsten Ausführungen sind im Mittel für
6000 kg Nutzlast und 800-1000 m Teufe bemessen;
als Zwillingsmaschinen erhalten sie 1200/1200 mm Ø
x 2400 mm Hub, als Tandemzwillinge etwa 900/ 1400 mm Ø
x 1800 mm Hub, während elektrische Förderungen
bekanntlich nach dem Ilgner-System ausgebildet und
mit Antriebsmotoren von 2200 bis 3500 PSmax ausgerüstet
werden. Als Ausgleich dienen — wie beim Walzwerks-
betrieb — die Schwungmassenumformer oder Akkumu-
latorenbatterien, bezw. beides zugleich. Die Strom-
kosten, die auf grofsen Zechen 1,8 bis 3 Pfg., je nach
Art der Zentrale betragen, sind natürlich bei der Wahl
des Antriebssystems von Bedeutung, um so mehr, als
die Selbstkosten von 1000 kg Dampf häufig sich nur
auf 1,60 M stellen. |
Auch Umbauten bezw. gröfsere Neuanlagen mit
Gleichstrom-Dampffördermaschinen sind schon mehrfach
in Erwägung gezogen worden; eine derartige Zwillings-
maschine würde dann, obigen Daten entsprechend,
ungefähr 1250/1250 mm @ bei 1800 mm Hub erhalten.
Kleinere Maschinen dieser Art mit 1100/1100 x 1600 mm
Hub sind bereits in Betrieb.
REN Google
222 [No. 876}
Schlufsbetrachtung.
Es ist selbstverständlich, dafs die Verwendung der-
artig grofser Kraftmaschineneinheiten auch die Ver-
gröfserung und Verbesserung der Zubehörteile und
indirekten Uebertragungsmittel mit sich bringt. In
dieser Hinsicht verdienen z. B. Erwähnung die neuen
Steilrohr- und Hochleistungs-Dampfkessel bis zu 2100
bezw. 1000 qm Heizfläche, die rotierenden Kondensations-
pumpanlagen bis 9000 cbm Wasserförderung stündlich
und 3000 qm Kondensatorkühlfläche, die Erhöhung des
Dampfdruckes auf 14 bis 16 at und der Kraftübertragung
bis 110000 Volt Spannung, Stromverteilungsschalttafeln
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Dezember 1913]
für Füttenwerke bis 40 m Länge bei 48 Feldern usw.
Aehnlich geht es mit der Wasserversorgung, für welche
nicht selten Anlagen von 12000 bis 16000 cbm stünd-
licher Gesamtförderung durch rotierende Pumpen in
Einzelleistungen bis 800 PS in Betrieb sind.
Im allgemeinen kann man wohl sagen, dafs man —
von zusätzlichen Leistungsvergröfserungen abgesehen —
bei den Kolbenmaschinen mit Rücksicht auf Herstellungs-
und Transportschwierigkeiten an eine gewisse Grenze
angelangt ist, während für die meisten rotierenden,
schnellaufenden Grofskraftmaschinen eine weitere Steige-
rung ihrer Leistungsgröfse durchführbar erscheint.
Zuschriften an die Redaktion
(Unter Verantwortlichkeit der Einsender)
Theorie und Betriebsergebnisse beim beim Schlingern der Schienenfahrzeuge
Unter dieser Ueberschrift hat Herr Regierungs-
und Baurat Weddigen, Breslau, in dieser Zeitschrift —
No. 865 vom 1. Juli d. Js., Seite 11 — einen Aufsatz
veröffentlicht, der mehrfach auf meine Abhandlung über
das Schlingern der Schienenfahrzeuge (Glasers Annalen
1912, 1. u. 15. Juni, 1. Juli) Bezug nimmt. Die Stellung-
nahme ist zum Teil eine zustimmende, teils jedoch
eine abweichende. Auf zwei Punkte der Weddigen-
schen Abhandlung möchte ich nun hier, wenn auch
etwas verspätet, eingehen, und es wird sich zeigen,
dafs in dem einen Falle recht wohl eine Ueberein-
stimmung herbeigeführt werden kann.
Dieser Punkt betrifft den Einflufs der Schienenstöfse,
der in meiner Abhandlung in der Tat nicht erörtert
ist, während nach den Beobachtungen des Herrn
Weddigen bei gewissen Geschwindigkeiten die Schlinger-
stöfse eine Weile mit den Schienenstöfsen zusammen-
fallen können. Als erster Anlafs einer Schlingerbe-
wegung, darin wird mir Herr Weddigen zustimmen,
kann ein Schienenstofs nun nicht wirken; ein ihn be-
fahrendes, noch nicht schlingerndes Fahrzeug wird durch
ihn immer nur einen senkrechten Anstols erfahren.
Weiter mufste eine theoretische Untersuchung des
Schlingerns zu ermitteln suchen, ob dem Schlingern von
Haus aus eine Neigung zur Resonanz innewohnt, d.h.
ob schon die durch einen heftigen Anlauf des Spur-
kranzes, ohne weitere störende Einflüsse, eingeleitete
Hin- und Herbewegung eine Periodizität besitzt. Dies
ist nun nicht der Fall, und es schien mir daher vom
theoretischen Standpunkt kein Anlafs vorzuliegen, die
Schienenstöfse zu berücksichtigen, die eine Resonanz
ja nur dann herbeiführen könnten, wenn eben das
Schlingern an sich eine periodische Bewegung wäre.
Ich gebe aber ohne weiteres zu, dafs ein gelegentlicher
Schlingerstofs, der gerade auf einen Schienenstofs fällt,
also gewissermafsen im seitlichen Hineinfallen in eine
Schienenlückebesteht, eine besonders kräftige Abstofsung
im Gefolge haben wird. Ist nun die Fahrgeschwindig-
keit gerade so grofs, dafs die Zeit bis zum nächsten
Anlaufen sich genau oder nahezu (die Berührungsdauer
ist ja nicht unendlich klein) mit der Befahrungszeit
einer Schienenlänge deckt, so wird es auch am nächsten
Schienenstofs wieder einen Schlingerstofs geben. Dieser
würde nun aber als besonders kräftig und nicht gegen
die durchlaufende Schiene erfolgend im Sinne meiner
Abhandlung als die Einleitung einer neuen Schlinger-
bewegung anzusehen sein. Das nach den Weddigen-
schen Beobachtungen tatsächlich vorkommende Schlingern
im Schienenstofstempo würde sich also als eine längere
Folge selbständiger Schlingerbewegungen kennzeichnen,
von denen immer nur die erste Teilbewegung zustande
kommt. Eine Periodizität im strengen Sinne wird man
hierin gleichwohl nicht erblicken können; diese miifste
sonst auch bei der Schienenlänge o vorhanden sein.
Uebrigens begeht Herr Weddigen auf S.11 unten beim
Vergleich mit dem Uhrpendel das Versehen, dem Uhr-
werk einen Einflufs auf die Schwingungszeit des Pendels
zuzuschreiben; auch beim gedämpft, also nicht wider-
standslos schwingenden Pendel ist die Schwingungs-
zeitkonstant, nur die Amplitute nimmt an sich ab,
und deren sonst bis zum Stillstand erfolgende Abnahme
wird durch das Uhrwerk verhitet.
Weiter greift Herr Weddigen mein Ergebnis an,
dafs der Anlaufdruck beim Schlingern in gewissen
Fällen linear mit der Fahrgeschwindigkeit wachse,
während nach seiner Ansicht das Quadrat der Fahrge-
schwindigkeit richtig ist. Hier bewegt sich nun auch
Herr Weddigen auf rein theoretischem Gebiete und be-
geht dabei den Fehler, durch seine Ausführungen auf
Seite 12 zunächst einmal das tertium comparationis aus
der Welt zu schaffen. Denn seine Beweisführung, dafs
die seitliche Schienenbeanspruchung vom Quadrat der
Fahrgeschwindigkeit abhänge, bezieht sich lediglich auf
den besonderen Fall eines aus einer Krümmung aus-
fahrenden abgefederten Wagens. Demgegenüber habe
ich in meiner Abhandlung mehrfach ausdrücklich betont,
dafs ich mich auf die Fahrt in der Geraden unter
Aulserachtlassung der Abfederung beschränke, weil die
analytische Untersuchung sonst hoffnungslos verwickelt
würde; ich habe weiter in § 1 am Schlufs ausgeführt,
weshalb ich die Aufserachtlassung der Federung für ein
zulässiges Näherungsverfahren halte. So fehlt der
Vergleichsmafsstab; immerhin möchte ich für meine
Betrachtung der Fahrt im geraden Gleis wenigstens
die gleiche Wichtigkeit in Anspruch nehmen, wie für
die Ausfahrt aus einer Krümmung.
Meine Herleitung der Seitenkraft beim Schlingern
($ 3 meiner Abhandlung) hat Herr Weddigen in keiner
Weise widerlegt. Bei dieser Ableitung habe ich
übrigens einen ganz allgemeinen schiefen, exzentrischen
Anstofs, ohne Rücksicht auf irgend welche, mehr oder
weniger hypothetische, vorangegangene Bewegungen,
angenommen und auf diesen Stofs den Satz vom An-
trieb angewandt. Dieser Grundsatz der Mechanik ist
doch wohl über jede Erörterung erhaben. Die einzige
Annahme in der weiteren Herleitung ist die von einer
Zunahme des gegenseitigen Druckes zwischen Spurkranz
und Schiene proportional der elastischen Zusammen-
drückung, was doch nichts anderes, als der Ausgangs-
satz der Elastizitätslehre ist. Vor allem hat aber auch
Herr Weddigen offenbar nicht beachtet, dafs die all-
gemeine Proportionalität des Schlingerdrucks sich bei
mir nicht auf die Fahrgeschwindigkeit, sondern auf die
Anlaufgeschwindigkeit (quer zum Gleis) bezieht.
Diese Stofsgeschwindigkeit ist nur im Falle eines Ver-
schiebungsstofses nach meiner Bezeichnungsweise auch
ihrerseits der Fahrgeschwindigkeit proportional, also
dann, wenn das Fahrzeug schräg auf eine Schiene los-
fährt, ohne gleichzeitig eine Drehbewegung zu besitzen.
Nur unter dieser Bedingung habe ich also über-
haupt eine Proportionalität zwischen dem Seitendruck
beim Schlingern und derFahrgeschwindigkeitbehauptet;
ich habe deshalb auch oben ausdrücklich „in gewissen
Fällen“ gesagt. Im allgemeinen besteht gar keine
mathematisch angebbare Beziehung zwischen der Stofs-
und Fahrgeschwindigkeit; auch das habe ich in der Fuls-
note S. 10 (vom 15. Juli 1912) meiner Abhandlung zum
Ausdruck gebracht. Das Uebersehen dieses Sachverhaltes
[15. Dezember = [I5 Dezember 1913] GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN — [No80]) 28
durch Herrn Weddigen ist also in letzter Linie an dieser
Polemik schuld. Natürlich kann bei der mathematischen
Unbestimmtheit der erwähnten Beziehung nun aber
auch nicht von einem quadratischen Verhältnis als
allgemeinem Gesetz die Rede sein; die Potenz ist so
zufällig, wie der Schlingerstofs selbst, zumal da im
Nenner meiner Formel für den Seitendruck beim
Schlingern noch die Berührungsdauer unter Druck, die
Stofsdauer, steht, die möglicherweise auch von der Ge-
schwindigkeit abhängig ist.
Was endlich die Anführung des Herr v. Borries
anbetrifft, so habe ich mich durch nochmalige Einsicht-
nahme in den Lokomotivband der „Eisenbahn- Technik
der Gegenwart“ (2. Aufl.) wiederholt überzeugt, dafs
die dort auch aufgestellte Behauptung von der Abhängig-
keit des Schlingerdrucks vom Quadrat der Fahrge-
schwindigkeit nicht bewiesen, nicht „wohlbegründet“,
sondern eben nur aufgestellt ist. Sie mag aus dem
Gefühl entsprungen sein, dafs der Schlingerstofs ge-
wissermafsen eine Seitenkomponente der lebendigen
Kraft (7/2 MV?) in eine entgegengesetzt gerichtete Quer-
geschwindigkeit überführt, aber wie gesagt, ein Beweis
fehlt; übrigens sagt Herr v. Borries selbst nur „etwa“.
Sonst deckt sich die Betrachtungsweise des Herrn
v. Borries mit der meinigen; er hat auch die Federung
nicht oder nur nebensächlich einbezogen und offenbar
auch wesentlich an die Fahrt in der Geraden gedacht.
Denn für die Massenwirkung in Krümmungen findet
sich ein besonderer späterer Abschnitt (S. 104), wie auch
die Wirkung der Tragfedern für sich erörtert ist (S. 88).
Nach alledem sehe ich keinen Anlafs, in meiner
Abhandlung etwas umzustofsen.
Berlin-Steglitz, im November 1913.
gez. H. Nordmann.
% *
*
An
Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen
Berlin.
Ich gebe Herrn Nordmann recht, dafs die Einleitung
der Schlingerbewegung rasch fahrender Schienenfahr-
zeuge nicht durch einen Schienenstofs erfolgen kann,
sondern dafs eine zur Fahrtrichtung senkrechte Kraft
hierzu nötig ist, wie ich dies ja auch mehrfach in meinem
Aufsatz vom 1. Juli 1913 ausgesprochen habe. Die
Nichtberücksichtigung dieses Falles seinerseits ist er-
klärlich, da von ihm nur ein rein theoretischer Fall
untersucht wurde. Die Ergänzung dieser Untersuchung
durch die Behandlung der im Betriebe häufig vorkommen-
den Fälle war jedoch nötig, um klar die Gültigkeit der
Formeln von Nordmann für diese Fälle auszuschliefsen.
Dafs ich die Kraft, welche im Betriebe die Schlinger-
bewegung der Fahrzeuge zu einer regelmäfsigen macht,
nämlich das abwechselnde seitliche Einfallen der Räder
in die Schienenlücken der einen und der anderen Gleis-:
seite, mit der Kraft des Uhrwerks, wirkend auf das
Pendel der Pendeluhr, verglichen habe, bleibt richtig,
denn wenn das Uhrwerk nicht wäre, würde das Pendel
allmählich stille stehen; ebenso wie das Schlingern
rasch aufhören würde, wenn die Schienenstöfse nicht
wären. Der Zwischensatz auf S. 11 unten, dafs das
Pendel dieselbe Schwingungszahl in der Zeiteinheit
ohne das Uhrwerk nicht beibehalten würde und dann
stille steht, ist so aufzufassen, dafs es ohne Uhrwerk
eben bald stille stehen würde und so seine Schwingungs-
zahl nicht mehr haben kann.
Auf S. 12 habe ich nun die gröfste auf ein Schienen-
fahrzeug wirkende Seitenkraft durch die Formel
vb le
ae (2, z)
ausgedrückt, worin diese Seitenkraft z dem Quadrat der
Fahrgeschwindigkeit v proportional ist, und hervor-
gehoben, dafs diese gröfste Kraft nur in Gleiskrümmungen
auftreten kann und nach dem Auslaufen des Fahrzeuges
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[No. 876] 223
aus der Krümmung in der Graden als Schlingerkraft
wirksam ist.
Da nun nach meinen Erfahrungen die meisten
Schlingerbewegungen in den Graden durch voran-
gegangene Krümmungen veranlafst werden, so sagte
ich, dafs die Formel 73 von Nordmann, wonach die
Seitenkraft nur linear von der Fahrgeschwindigkeit
abhinge, für die meisten im Betriebe vor-
kommenden Fälle falsch sei. Es sollte eben damit
gesagt werden, dafs Formel 73 für diese Fälle nicht
anwendbar ist und dafs es falsch wäre, wenn man sie
für diese Fälle einer Berechnung zu Grunde legen würde.
Der von Herrn Nordmann in seiner Erwiderung be-
zeichnete Fall, dafs die Proportionalität des Schlinger-
drucks nur dann nicht nur mit der seitlichen Anlauf-
geschwindigkeit, sondern auch mit der Fahrgeschwindig-
keit bestände, wenn das Fahrzeug schräg auf die Schiene
losfährt, ohne gleichzeitig eine Drehbewegung zu
besitzen, pafst auf die von mir untersuchten vierachsigen
Wagen, ‘und ist kein Grund für die von Herrn Nordmann
aufgestellte Behauptung ersichtlich, dafs ich diese
Doppelbeziehung bei meinen Ausführungen nicht be-
achtet hätte. Dafs immer eine mathematisch angebbare
Beziehung zwischen der Stofsgeschwindigkeit und
der Fahrgeschwindigkeit bestehe, oder dafs dies
Verhältnis der beiden Geschwindigkeiten überall ein
quadratisches sei, habe ich nicht gesagt. Meine Be-
hauptung geht vielmehr dahin, dafs der Schienendruck
nach meiner Entwicklung in ‘den meisten im Betriebe
vorkommenden Fällen mit der zweiten, und nicht, wie
es Herr Nordmann in Formel 73 ausgedrückt hatte,
mit der ersten Potenz der Fahrgeschwindigkeit
wachse. Das Uebersehen eines Sachverhalts ist hierbei
also nicht eingetreten.
Durch meine obige Formel wurde nun die von
Herrn von Borries aufgestellte Behauptung, „dafs die
Kraft des Zurückschwingens etwa mit dem Quadrat der
Fahrgeschwindigkeit zunähme“, von mir begründet, und
sagte ich daher von der von Borries’schen Behauptung,
dafs sie hiernach wohlbegründet erscheine. Ich hob
dies hervor, weil Herr Nordmann die Richtigkeit der
von Borries’schen Angabe in Zweifel gestellt hatte.
Da ich die Formel von Nordmann nur da als unzu-
treffend oder nicht anwendbar bezeichnet habe, wo „in
den meisten Fällen“ das Schlingern stattfindet, während
ich über den theoretischen Fall, für den Herr Nordmann
seine Formel berechnet hat, überhaupt nicht gesprochen
habe, so halte ich einen Vergleich beider Formeln in
betreff der Richtigkeit nicht für angebracht, wohl aber
in betreff der Anwendbarkeit auf den Betrieb, für den
ich die von Herrn von Borries meines Wissens zuerst
aufgestellte und von mir rechnerisch begründete Formel
für allein anwendbar halte. Ich kann nur annehmen, dafs
Herr Nordmann die Beschränkung der Gültigkeit beider
Formeln durch mich übersehen hat, wenn er mir das
Ausschalten des tertium comparationis vorwirft. Was
Herr von Borries sich bei der Aufstellung obiger
Angabe gedacht hat, läfst sich einwandfrei nicht mehr
feststellen, doch pflegte er, solange ich unter seiner
Leitung arbeitete, immer den Betrieb vorzugsweise zu
berücksichtigen und hat hier wohl ebenfalls die im
Betriebe am häufigsten vorkommenden Fälle der
Schlingerbewegungen im Auge gehabt, wenn nämlich
die Fahrzeuge aus einer Krümmung kommend in der
graden Strecke ihre Schwingungen ausführen; und für
diese Fälle ist auch meine Formel aufgestellt. Herr
Nordmann hat sie nicht widerlegt.
Schliefslich bemerke ich, dafs ich Herrn Nordmann
gar nicht, wie er zu glauben scheint, zugemutet habe,
seine Formeln umzustofsen, denn für die von ihm
angeführten theoretisch wohl denkbaren Fälle mögen
sie nicht angreifbar sein, sondern ich habe, wie ich in
der Einleitung ausdrücklich betonte, meine Aus-
führungen als Ergänzung seines Aufsatzes hinge-
schrieben, und dürfte es nunmehr feststehen, dafs sich
die Ergebnisse beider nicht ausschliefsen.
Breslau, den 1. Dezember 1913.
gez. Weddigen.
224 (No. 876}
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN f
[15. Dezember 1913]
Verschiedenes
Verband Deutscher Waggonfabriken. Der Sitz des in
Hannover am 30. November begründeten Verbandes ist
Charlottenburg, sein Vorsitzender Geh. Baurat Schrey. Der
Verband hat nicht den Zweck, eine Preiserhöhung vorzu-
nehmen, er soll nur regulierend auf den Wettbewerb ein-
wirken. Wie bekannt, gab die hohe Rentabilität der Waggon-
fabriken, die sich einen Vertrag mit der preufsischen Staats-
bahnverwaltung, der Hauptabnehmerin, gesichert hatten, den
Anreiz zur Gründung einer grofsen Anzahl neuer Fabriken,
sodafs jetzt insgesamt etwa 43 Waggonfabriken existieren.
Die Vertragsdauer des Verbandes ist bis Ende 1916 festge-
setzt. Dem Kartell sind mit Ausnahme der Dortmunder
Union sämtliche grofsen Werke beigetreten. Die bayerischen
Waggonfabriken (Rathgeber und Augsburg - Nürnberg) sind
nicht Mitglieder, da sie im wesentlichen für den bayerischen
Staat beschäftigt sind und von ihm ausschliefslich herange-
zogen zu werden pflegen. Nicht angeschlossen sind auch
die Bremer Waggonfabrik und die Firma Credé (Kassel),
deren Erzeugung im Vergleich zu der im Verbande ver-
einigten gesamten Produktidn keine bedeutende Rolle spielt.
Bei den kleineren Werken konnte mit einigen ein Einver-
ständnis in der Quotenfrage nicht erzielt werden, doch
werden die Verhandlungen fortgesetzt und man glaubt,
binnen kurzer Zeit auch diese Werke zu dem Verband herbei-
ziehen zu können. Nach den Bestimmungen des Verbandes
ist bei Submissionen für inländischen Staatsbahnbedarf künftig-
hin ein Wettbewerb aufserhalb des Verbandes ausgeschlossen.
Wegen des Auslandsgeschäftes sind besondere Vereinbarungen
unter Anrechnung der jeweiligen Quote, die den einzelnen
Werken zugebilligt ist, getroffen worden. (Berl. Actionair.)
Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen. Durch ver-
schiedene Tageszeitungen sind in letzter Zeit Nachrichten
gegangen, die sich auf die Pläne und Arbeiten der Staats-
eisenbahnverwaltung für den elektrischen Betrieb der
Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen beziehen. Darin
waren u. a. bestimmte Angaben über Lage und Versorgungs-
bereich der Kraftwerke, über bereits erteilte Bauaufträge
an drei Elektrizitätsgesellschaften und umfangreiche Be-
stellungen auf elektrische Schnellzuglokomotiven für den
Berliner Bezirk enthalten. Alle diese Nachrichten sind un-
zutreffend. Die wirkliche Sachlage ist folgende: Der Land-
tag hat im vergangenen Sommer Mittel zur Vorbereitung
der Einführung des elektrischen Betriebes bewilligt. Erst
auf Grund dieser Beschlüsse, durch die der Uebergang zum
elektrischen Betrieb grundsätzlich festgelegt wurde, konnte
an die Aufstellung der endgültigen Bauentwürfe gegangen
werden. Diese Arbeiten sind aufserordentlich umfangreich
und zurzeit in vollem Gange. Einen grofsen Raum nimmt
hierbei die Frage der Stromversorgung ein, betreffs derer
der Landtag bekanntlich besondere Wünsche geäufsert hat.
Entscheidungen in dieser Richtung sind noch nicht getroffen.
Aufträge für die endgültige Bauausführung sind noch nicht
erteilt worden. Es sind lediglich einige Versuchszüge ver-
schiedener Bauart bestellt worden, mit denen im Laufe des
nächsten Sommers ausgedehnte Probefährten unternommen
werden sollen. Ferner sind Versuche im Gange, die Auf-
schlufs über die zweckmäfsigsten Mafsnahmen zum Schutze
der Reichspostleitungen in und um Berlin gegen störende
Beeinflussungen durch den elektrischen Bahnbetrieb geben
sollen. Es ist schon jetzt zu übersehen, dafs das Jahr 1914
vergehen wird, ehe die erwähnten Arbeiten und Vorberei-
tungen für die Bauausführung abgeschlossen sein werden.
Es wird daher dem Landtage eine Vorlage mit dem fertigen
Entwurf und dem gesamten Kostenanschlage in der nächsten
Session noch nicht zugehen. Gleichwohl ist nicht zu be-
fürchten, dafs die Umwandlung des Betriebes sich deswegen
verzögern wird. Die jetzt für die Vorbereitung aufgewen-
dete Zeit wird der Bauzeit im wesentlichen wieder zugute
kommen. (Berl. Actionair.)
l
Elektrisierung der Gotthardbahn. Der Verwaltungsrat
der schweizerischen Bundesbahnen genehmigte einen Kredit
von 38l/⁄ Millionen Franken für die Elektrisierung der
110 km langen Gotthardbahnstrecke Erstfeld — Bellinzona.
Die Energie soll durch fünf Bahnkraftwerke geliefert werden.
(Berl. Actionair.)
Die Regelung der Baumeistertitelfrage. Am 18. November
d. J. fand im Architektenhause eine von der Gruppe der
Regierungsbaumeister im Architektenverein zu Berlin ein-
berufene gut besuchte Versammlung unter Leitung des Re-
gierungsbaumeisters Schubart statt. Das Thema des Abends
bildete die Regierungsbaumeisterfrage, die in einem
sehr beifällig aufgenommenen Vortrage von Reg.-Baumeister
Streit in sachlicher Weise behandelt wurde. Zu der Ver-
sammlung waren die Vertreter der Deutschen Technischen
Gesellschaft, der Vereinigung der höheren Kommunalbau-
beamten (Reg. - Baumeister Dr.:3ng. Platzmann) und des
Vereins der höheren Baubeamten der Landgemeinden Grofs-
Berlins erschienen. Es wurde nachstehende Entschliefsung
gefafst:
Entschliefsung
der von der Gruppe der Regierungsbaumeister im
A. V.B. am 18. November d. J. abgehaltenen Ver-
sammlung über die Baumeistertitelfrage.
Die heute von der Gruppe der Regierungsbaumeister im
Architekten-Verein zu Berlin einberufene, von nahezu 200
höheren Technikern besuchte Versammlung vertritt ein-
mütig den Standpunkt, dafs sowohl die auf dem Bromberger
Verbandstage der deutschen Architekten- und Ingenieur-
Vereine, wie auch die des öfteren in der Tages- und Fach-
presse gemachten Vorschläge zur Regelung des Baumeister-
titelschutzes für sie unannehmbar sind.
Zum Wohle unseres Vaterlandes, zur Hebung des Bau-
faches und zur Festigung des Ansehens der gesamten höheren
Techniker in staatlichen, kommunalen und privaten Stellungen
müssen an den deutschen Baumeister die höchsten An-
forderungen gestellt werden.
Nur auf den Grundlagen einer abgeschlossenen Hoch-
schulbildung einer darauf folgenden dreijährigen Ausbildungs-
zeit unter staatlicher Aufsicht und Ablegung einer Haupt-
prüfung vor den bundesstaatlichen Oberprüfungsämtern darf
in Zukunft der Baumeistertitel erreichbar sein. Nur diese
Vorbedingungen bieten die volle Gewähr für die Schaffung
eines gleichwertig vorgebildeten deutschen Baumeisterstandes,
aus der im Bedarfsfalle jeder Bundesstaat sowie das Reich,
die Kommunen und Privatbetriebe den Stab ihrer höheren
technischen Beamten bedingungslos ergänzen können.
In der Uebergangszeit würde allen, die nach den gegen-
wärtig bestehenden Vorschriften des einzelnen Bundesstaates
zur Führung des Baumeistertitels berechtigt sind, seine
Weiterführung innerhalb ihres Bundesstaates zugestanden
werden können.
Da die Regelung der Bapmeistertitelfrage durch den
Bundesrat vor der Tür steht, mithin keine Zeit mehr zu
verlieren ist, richtet die Versammlung an den Vorstand des
Architekten-Vereins zu Berlin den Antrag, unverzüglich dem
Bundesrat eine Eingabe zu unterbreiten, in der die Regelung
des Baumeistertitelschutzes im Sinne der vorstehenden Be-
schlüsse beantragt wird, und ferner in einer besonderen
Eingabe das preufsische Staatsministerium zu bitten, diesen
Antrag beim Bundesrat im Interesse unserer gesamten Volks-
wirtschaft zu unterstützen und dann nach einer derartigen
Regelung des Baumeistertitels nachdrücklich darauf hin-
wirken, dafs aufser in der Uebergangszeit künftig im Staats-,
Kommunal- oder Privatdienst der Baumeistertitel als Amts-
bezeichnung oder reiner Titel nur denen zugelegt werden
darf, die den in dem Antrag niedergelegten Anforderungen
genügen, — oder aber, falls die Durchsetzung des Antrages
beim Bundesrat wider Erwarten auf unüberwindliche
(15. Dezember 1913]
Schwierigkeiten stofsen sollte, in Anbetracht der dann vor-
liegenden schweren Schädigung des gesamten höheren
Technikerstandes den Bauassessortitel für alle diejenigen,
die die grofse Staatsprüfung im Baufach abgelegt haben,
einzuführen. (Magazin für Technik u. Ind. Politik.)
Rumänische Petroleumindustrie im August/September
1913. Die Gesamtproduktion Rumäniens an Rohöl hat nach
einem Bericht des Kaiserl. Konsulats zu Bukarest im Monat
August d. Js. alten Stils (15. August bis 15. September 1913)
153414 t gegen 148599 t im gleichen Monat des Vorjahrs
betragen.
Auf die einzelnen Bezirke verteilt sich die Ausbeute,
wie folgt: Bezirk Prahova 138 092 t, Bezirk Dämbovitza
5539 t, Bezirk Buzeu 9051 t, Bezirk Bacau 2732 t.
Die grofsen Aktiengesellschaften waren an der Produk-
tion mit nachfolgenden Ziffern beteiligt:
Astra Romana 36 578 t, Romänä-Americana 30919 t,
Steaua Romänä 30 755 t, Colombia 16 822t, Roumania Con-
solidated Oilfields 7607 t, Concordia 6902 t, Orion 3896 t,
Internationala 3546 t, Nafta 2390 t und Alpha 2390 t.
Nachfolgende Aufstellung gibt Aufschlufs über die Ende
Juli 1913 in den Reservoiren verbliebenen Vorräte, über
die Fabrikationsprodukte, über den Verbrauch im
Berichtsmonat, über das in den Raffinerien verwendete
Brennmaterial und die Vorräte am Ende des Berichts-
monats:
Vorrat Fabri- Verbrauch Brenn- Vorrat
Ende Juli kation im August material Ende August
Menge in Tonnen
Benzin . 70237 30931 2103 — 76 202
Leuchtol . . 135779 25851 3121 — 140 240
Mineralöl . 24 521 4217 2608 18 27389
Rückstände . 92108 61185 38029 9740 94223
Insgesamt 322645 122 184 45861 9758 338 054.
Ausgeführt wurden insgesamt (in t) 45317 (August
1912: 91 600), davon nach England 6184, Deutschland 6127,
Oesterreich-Ungarn 5448, Holland 5057, Frankreich 4886,
Türkei 4457, Aegypten 4195, Italien 3045, Griechenland 2686,
Belgien 2565, Serbien 390, Schweiz 119, Bulgarien 117,
Rufsland 41.
Die Preise für Rohöl und dessen Produkte lauteten
am Ende des Berichtsmonats, wie folgt: Rohöl aus Buste-
nari 7,50 bis 7,60 Lei,*) aus Tzintea 5 bis 5,80 Lei, aus
Moreni 6,50 bis 7,40 Lei, aus Bordeni 8,75 bis 9,50 Lei;
Paraffin 125 Lei, Rückstände 6,30 bis 6,40 Lei, Benzin 30 bis
35 Bani. Die Ausfuhrpreise betrugen für Petroleum 6,50
bis 9,50 Lei, für Leichtbenzin 26 bis 29 Lei und für Schwer-
benzin 18 bis 20 Lei.
Verschiedenes. Die Gesellschaft „Credit Petrolifer“
führt eine neue Petroleumleitung von ihren Gruben in Co-
paceni zum Bahnhof in Scaiosi aus, deren Länge 6 km beträgt.
Das Grubengebiet von Parsani mit einer Ausdehnung
von etwa 250 ha ist von dem früheren Inhaber der Petroleum-
raffinerie Standard in Ploesti, Dr. Aisinman angekauft worden
und wird unter dem Namen „Exploitation Parsanı“ ausge-
beutet werden.
In London ist ein neues Petroleumunternehmen mit
dem Namen „Paclele (Roumania) Oil Cy Ltd.“ ins Leben
gerufen worden. Die Gesellschaft, deren Aktienkapital
150 000 £ beträgt, soll sich mit allen einschlägigen Petroleum-
geschäften in Rumänien befassen.
Im „Rumänischen Staatsanzeiger“ ist der Gründungsakt
der neugegründeten Gesellschaft „The Russo-Roumanian
Oil Cy“ veröffentlicht worden.
(Nachr. für Handel, Industrie und Landwirtschaft).
Zu Emil Rathenau’s 75. Geburtstag, 11. Dezember 1913.
Mit seinem siebzigsten Jahr hatte Emil Rathenau, so un-
gewöhnlich Grofses von ihm bis dahin geschaffen und erreicht
war, den Höhepunkt seiner Leistungen und Erfolge nicht
überschritten. In dem neuen Lustrum seines Lebens hat der
Aufstieg fortgedauert.
*) 1 Lei zu 100 Bani = 81 Pf.
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GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
i
[No. 876] 225
Bei der AEG hat sich die Zahl der Arbeiter von 33000
auf etwa 70000, haben sich die Gehälter und Löhne von 36
auf 66 Millionen, das Aktienkapital von 100 auf 155 Millionen,
der Betrag der Obligationen von 50 auf 110 Millionen, der
Reingewinn von 16 auf 29 Millionen, die Reserven von 48
auf 95 Millionen Mark erhöht und mit berechtigtem Stolz
durfte die AEG an die Spitze ihres jüngsten Jahresberichts
den Satz stellen: „In der 30jährigen Geschichte der Gesell-
schaft hat das Berichtsjahr die besten bisher erreichten Re-
sultate erbracht.“ In der Turbinen-, der Maschinenfabrik,
dem Kabelwerk, der NAG erstanden während dieser fünf
Jahre mächtige Neubauten; in Hennigsdorf wurde ein Terrain
von 300 Morgen erworben und seine Bebauung unter an-
derem mit der Errichtung einer Porzellanfabrik, die die Auf-
nahme eines neuen Fabrikationszweiges bedeutete, begonnen.
Es galt, die stürmischen Ansprüche dieser Jahre an die
Leistungsfähigkeit der Gesellschaft durch Vergröfserungen
befriedigen zu helfen und ihr doch nicht zu grofse Lasten
für eine Zeit etwaiger Abschwächung der Konjunktur auf-
zuerlegen, die gerade in einer Periode politischer Besorgnisse
und schwieriger Geldmarktverhältnisse in Rechnung zu
ziehen war.
Auch die Tochterunternehmen setzen ihre Aufwärts-
entwicklung fort. Der Stromabsatz der BEW stieg von 158
auf 252 Millionen Kilowattstunden. Die Einführung des
Hochspannungstarifes war eine Neuerung von weittragender
Bedeutung. Für den wachsenden Konsum war durch den
weiteren Ausbau der Werke Vorsorge zu treffen, zugleich
aber die Kurzfristigkeit des Vertrages mit der Stadt Berlin
hierbei nicht aufser acht zu lassen. Die ELG erfuhr eine
erhebliche Ausdehnung; die Elektrobank fand Gelegenheit
zu grofsen Kapitalserhöhungen; neu ein- und angegliedert
wurde die Gruppe der Felten & Guilleaume Lahmeyer-
Werke. Das Gesamtkapital des AEG-Konzerns wuchs von
der zweiten zur dritten Milliarde empor.
Dem von Rathenau in einem Essai vom Jahre 1910 „Die
Aufgaben der Elektrizitätsindustrie“ vertretenen Standpunkt,
dafs die Zukunft in den Grofszentralen liege, hat, auf so
starken Widerspruch er zunächst gestofsen war, die tatsäch-
liche Entwicklung in vollem Mafse recht gegeben. Dafür
sprechen die der AEG angehörenden neuen Unternehmen,
nicht minder aber eine ganze Reihe von Elektrizitätswerken,
die von anderen Seiten in dieser Zeit errichtet wurden.
Grofse Aufgaben boten sich im Bereiche des Bahnwesens.
Die Elektrisierung von Vollbahnen in Deutschland nahm ihren
Anfang. Die Stadt- und Ringbahn in Berlin bereitet die Um-
wandlung in den elektrischen Betrieb vor. Die Hindernisse,
die sich dem Zustandekommen der Schnellbahn Gesund-
brunnen-Neukölln entgegenstellten, wurden überwunden. In
Hamburg ist die Hochbahn ins Leben getreten. DieSchlesische
Kleinbahn wurde behufs Einrichtung des elektrischen Be-
triebes erworben. In Wien wurden schwierige Verhandlungen
wegen der Elektrisierung der Stadtbahn und des Baues einer
Untergrundbahn geführt. Die Elektrisierung der London
Brighton and South Coast Railway nahm einen erfreulichen
Fortgang. Für die Untergrundbahn in Buenos Aires, deren
Betriebseröffnung in diese Tage fällt, war die elektrische
Ausrüstung vorzubereiten.
In der Beleuchtungsindustrie wurden epochemachende
Fortschritte mit der Metalldraht- und ganz neuerdings mit
der Halbwatt-Lampe gemacht. Die Turbinenfabrik nahm
die Herstellung des Oelmotors auf.
Die vorbereitende Motorluftschiff - Studiengesellschaft
konnte zu ihrer Umwandlung in die Luft-Fahrzeug-Gesellschaft
schreiten. In der Herstellung von Flugmaschinen wurde ein
eigener AEG-Typ ausgebildet.
Ueber all das hinaus traten auch sonst neue Ansprüche
an Rathenau’s Tätigkeit heran. Die Grofse Berliner Strafsen-
‘bahn wählte ihn in den Aufsichtsrat; im Verwaltungsrat der
Berliner Handels-Gesellschaft wurde ihm die Stellung des
ersten Vorsitzenden übertragen.
226 [No. 876]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
(15. Dezember 1913]
Und um noch mit einem Worte Persönliches zu berühren:
die Berliner Universität fügte bei ihrer Zentenarfeier zur
Würde Rathenau’s als Dr.:\na. die des Dr. phil h. c. und
zollte damit der wissenschaftlich-methodischen Art seiner
Arbeit anerkennende Ehrung.
Nachdem Rathenau die eine kurze Zeit unfreiwillig
unterbrochene Arbeit mit gesteigerter Lebensenergie wieder
aufgenommen, ist in den jüngsten Monaten seine Tätigkeit
vor allem auf die grofse Aufgabe gerichtet, den BEW, der
Gesellschaft, der stets sein wärmstes Interesse gewidmet
war, eine neue Zukunft anzubahnen.
Emil Rathenau in dieser Schaftenskraft seinen hohen
Lebenszielen noch lange Zeit erhalten zu sehen, ist der
innige Wunsch, der den weiten Kreis seiner Freunde, Ver-
ehrer und der von ihm geleiteten und geförderten Unter-
nehmen zum 11. Dezember erfüllte. (AEG-Zeitung).
Geschäftliche Nachrichten.
Die Firma Heinrich Lanz, Mannheim, erhielt auf der
„Internationalen Baufach- Ausstellung“ Leipzig 1913, den
Königl. Sächsischen Staatspreis als die höchste Aus-
zeichnung zuerkannt. Heinrich Lanz hat auf der „Iba“ eine
grofse Heifsdampf-Ventil-Lokomobile und zwar eine Maschine
von 525 PS Maximalleistung ausgestellt.
Gleichzeitig wurde der Firma Lanz auch auf der „Deutsch-
böhmischen Landesschau“ in Komotau 1913 die höchste Aus-
zeichnung, eine silberne Staatsmedaille, zuerkannt. In
Komotau war aufser einem Lanz’schen Dampf-Dreschsatz
mit fahrbarer Lokomobile ebenfalls eine stationäre Heifs-
dampf-Ventil-Lokomobile ausgestellt.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich.
Ernannt: zum Geheimen Marinebaurat und Schiffbau-
direktor der Marine - Oberbaurat und Schiffbau - Betriebs-
direktor Schirmer, zum Marine-Oberbaurat und Schiffbau-
Betriebsdirektor der Marinebaurat für Schiffbau Süssenguth
sowie zum Marinebaurat für Schiffbau der Marine - Schiff-
baumeister Kühnel.
Kommandiert: zur Dienstleistung im Werftdepartement
desReichs-Marineamts der Marine-Oberbaurat und Maschinen-
bau-Betriebsdirektor William von der Kaiserl. Werft Wilhelms-
haven und mit dem 1. Dezember der Marine-Maschinenbau-
meister Bröking von der Kaiscrl. Werft Kiel, kommandiert
zur Inspektion des Torpedowesens; er ist von Kiel nach
Berlin versetzt.
Zugeteilt: mit dem 1. Dezember der Marine-Maschinen-
baumeister Wiegel von der Kaiserl. Werft Kiel der Inspektion
des Torpedowesens;
der Marine - Öberbaurat und Maschinenbau - Betriebs-
direktor Grauert, kommandiert zur Dienstleistung im Werft-
departement des Reichs-Marineamts, dem Konstruktions-
departement.
Enthoben: von dem Kommando zur Baubeaufsichtigung
bei den Howaldtswerken in Kiel der Marinebaurat für
Maschinenbau Kenter nach Fertigstellung S. M. S. „Rostock“;
von dem Kommando zur Dienstleistung im Reichs-
Marineamt der Marine - Oberbaurat und Maschinenbau - Be-
triebsdirektor Reitz; er ist zur Inspektion des Torpedo-
wesens kommandiert.
Preufsen.
Ernannt: zu Regierungsbaumeistern die Regierungs-
bauführer Hermann Matthies aus Hirschberg in Schl., Eber-
hard Stapelmann aus Wickede, Kreis Dortmund (Eisenbahn-
baufach), Max Heyden ausDüsseldorf (Eisenbahn- und Strafsen-
baufach), Fritz Grosser aus Görlitz, Kurt Matern aus Rössel
und Felix Haase aus Wilhelmshaven (Hochbaufach).
Verliehen: der Charakter als Geheimer Baurat dem
Kaiserl. Regierungsrat a. D. Kemmann in Berlin-Grunewald,
dem Mitgliede der Akademie des Bauwesens Dr.: Jna. Lauter,
Direktor der Untergrund-Baugesellschaft in Berlin und dem
Baurat Oswald Bandekow in Charlottenburg;
der Charakter als Baurat dem Regierungsbaumeister
a. D. Bousset in Nikolassee, Direktor der Hoch- und Unter-
grundbahnen in Berlin, dem Architekten Ludwig Hofmann
in Herborn und dem Zivilingenieur Dr.: Jna. Wilhelm Schmidt
in Cassel;
eine etatmäfsige Regierungsbaumeisterstelle in der land-
wirtschaftlichen Verwaltung dem Regierungsbaumeister des
Wasser- und Strafsenbaufaches Rudolf Stadermann beim
Meliorationsbauamt in Hannover.
Zur Beschäftigung überwiesen: der Regierungs-
baumeister des Hochbaufaches Bettenstaedt (bisher beurlaubt)
der Regierung in Posen.
Versetzt: der Regierungs- und Baurat Gerhardt von
Breslau an das Polizeipräsidium in Berlin, die Bauräte
Brügner von Buxtehude an die Regierung in Lüneburg und
Georg Schultz von Danzig als Vorstand’ des Hochbauamts
in Schwetz a. d. W. ferner die Regierungsbaumeister
Hockemeyer von Breslau als Vorstand des Neubauamts in
Ohlau (im Geschäftsbereich der Oderstrombauverwaltung)
und Baumann von Schwetz a. d. W. als Vorstand des Hoch-
bauamts in Buxtehude.
Die nachgesuchte Entlassung aus dem preu-
fsischen Staatsdienst erteilt: dem Regierungsbau-
meister Planeth in Stadthagen.
Sachsen.
Ernannt: zum Bauamtmann bei der Staatseisenbahn-
verwaltung der Regierungsbaumeister bei dieser Verwaltung
v. Littrow.
Versetzt: der Bauamtmann Augustin vom Neubauamt
Rötha zum Bauamt Leipzig I. |
Beauftragt: mit der Leitung des Neubauamts Rötha
der Regierungsbaumeister Zetzsche daselbst.
Auf Ansuchen aus dem Dienste der staatlichen
Hochbauverwaltung ausgeschieden: der nichtständige
Regierungsbaumeister Gaul beim Landbauamt Dresden II;
er ist zur Baudirektion für die Landesanstalten überge-
treten.
Hessen.
Ernannt: zum aufserordentlichen Professor an der
Techn. Hochschule in Darmstadt der PDipl.-Jna. Karl Eber-
hardt aus Bayreuth.
Verliehen: der Charakter als Geheimer Oberbaurat
dem Vortragenden Rat in der Abteilung für Landwirtschaft,
Handel und Gewerbe des Ministeriums des Innern Ober-
baurat August Mangold in Darmstadt.
Gestorben: Geheimer Baurat und früherer Stadtbaurat
Bratring, Stadtältester der Stadt Charlottenburg, Geheimer
Baurat August Rötelmann in Darmstadt, Vorsitzender des
Vorstandes der Süddeutschen Eisenbahngesellschaft, und
Direktor Otto Krell, Nürnberg.
Zur gefälligen Beachtung
für die Mitglieder des Vereins
Deutscher Maschinen-Ingenieure
sowie für alle Post-Abonnenten!
Beim Ausbleiben oder bei verspäteter Lie-
ferung einer Nummer wende man sich stets an
den Briefträger oder die zuständige Beostell-Post-
anstalt. Erst wenn Nachlieferung und Aufklärung
nicht in angemessener Frist erfolgen, schreibe
man unter Angabe der bereits unternommenen
Schritte an den Verlag unserer Zeitschrift.
Verlag der
„Annalen für Gewerbe und Bauwesen“.
Verlag F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
LITERATURBLATT
ZU
GLASERS ANNALEN
_ GEWERBE und BAUWESEN
ANLAGE ZU BAND 73
1913
JULI— DEZEMBER
BERLIN
VERLAG DER FIRMA F. C. GLASER BERLIN SW LINDEN -STRASSE 80
Inhalts-Verzeichnis
I. Eisenbahnwesen
1. Vorarbeiten und Entwürfe von Bahnen.
2. Allgemeine Mitteilungen über ausgeführte Bahnen.
a) Haupt- und Nebenbahnen.
b) Sonstige Bahnen.
3. Unterbau:
a) Bahnkörper.
7.
b) Durchlasse und Brücken.
c) Tunnel.
d) Unterbau von städtischen Bahnen.
4. Oberbau und Gleisverbindungen.
a) Oberbau.
b) Gleisverbindungen.
5. Bahnhofsanlagen.
a) Grundformen der Bahnhöfe.
b) Bahnhofshochbauten.
c) Sonstige Bahnhofseinrichtungen.
d) Wasserversorgung, Entwässerung, Beleuchtung.
6. Kraftanlagen und Streckenausrüstung für elektrisch betriebene
Bahnen.
7. Anlagen zur Sicherung des Betriebes.
a) Signale und Sicherungsanlagen.
b) Bahnausrüstung.
8. Fahrzeuge.
a) Gemeinsame Einrichtungen für Lokomotiven und Wagen.
15.
b) Dampflokomotiven und Tender. 7.
c) Personen- und Güterwagen.
d) Fahrzeuge der elektrisch betriebenen Bahnen.
e) Fahrzeuge der Bahnen besonderer Bauart.
f) Zugbeleuchtung und Heizung.
A. E. G. Ztg.. .
Am. Eng. and R. 1.
Ann. d. ponts iy. fa
Ann. d. ing. d. Gand
Ann. d. trav. publ. d. ake
Ann. nouvl.
Arch. f. Ebw. .
Bayer. Verkchrablatier:.
Beton und Eis.
Bulletin d. Int. Eis. Konge
Verb.
Compt. d. ing. d. France
Dt. Bauztg.
Dingler’s J.
E.-Verordn.-Bl.
El. Railw. J.
Electr. Review .
Elektr. Ztschr.
Elektr. Kraftbetr. u. B.
Eng.
Engg. ;
Engg. News
Franklin J.
Gen. civ.
Giornale
Glasers Ann..
Hann. Ztschr.
Lokom.. .
Mitt.d.V.d. ine. d. österr. B.
9. Eisenbahnwerkstätten für Dampf- und elektrische Bahnen.
10. Bau-,
11. Eisenbahnbetrieb.
Betriebs- und Werkstattmaterialien.
12. Eisenbahnverkehr, Tarifwesen.
13. Verwaltung der Fisenbahnen.
14. Verschiedenes.
3, 7.
II. Allgemeines Maschinenwesen
. Dampfkessel.
. Dampfmaschinen.
A OU N =
. Allgemeines. 1, 4.
1, 3, 7.
1, 3, 8.
. Hydraulische Motoren.
III. Bergwesen
. Aufbereitung.
. Förderung.
. Wasserhaltung.
ok U N-
. Allgemeines.
. Gruben-Ausbau und Zimmerung.
IV. Hüttenwesen
. Giefserei.
QA N =
. Allgemeines.
. Erzeugung von Metallen.
. Einrichtung von Hammer- und Walz-Werken.
. Hilfsmaschinen (Gebläse, Ventilatoren usw.)
V. Elektrizität
2, 5.
VI. Verschiedenes
Abkürzungen
welche im Literaturblatt zur Bezeichnung der Titel der Zeitschriften in Anwendung gebracht sind.
A. E. G. Zeitung.
The American Engineer and Railroad
Journal.
Annales des ponts et chaussées.
Annales de l’association des ingénieurs
de Gand.
Annales des travaux publics de Belgique.
Nouvelles annales de la construction.
Archiv für Eisenbahnwesen.
Bayerische Verkehrsblätter.
Beton und Eisen.
Bulletin des internationalen Eisenbahn-
Kongrefs-Verbandes.
Comptes rendus de la société des in-
génieurs de France.
Deutsche Bauzeitung.
Dingler’s polytechnisches Journal.
Eisenbahn-Verordnungsblatt.
Electric Railway Journal.
Electrical Review.
Elektrotechnische Zeitschrift.
Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen.
The Engineer.
Engineering.
Engineering News.
The Journal of the Franklin Institute.
Le génie civil.
Giornale del genio civile.
Annalen für Gewerbe und Bauwesen.
Zeitschrift für Architektur- und Ingenieur-
wesen (Hannöversche Zeitschrift).
Die Lokomotive.
Mittteilungen des Vereins der Ingenieure
der k. k. österreichischen Staats-
bahnen.
|
|
|
Mitt. ü. Lok.- u. Strbw.
Mon. d. str. ferr.
Oesterr. Eisenbahnztg.
Oesterr. Wschrft. f. off. Bdst.
Organ
Proc. of Amer. Soc.
Railw.
Railw.
Railw. Eng.
Railw. Gaz. . . .
Rev. gen. d. chem.
Schwz. Bauztg.
Scientf. Am.
Stahl u. Eis. .
Tekn. Ugebl. .
Verkehrstethn. W. .
Age Gaz. .
and Engg. Rev.
Wochenschr. d. Arch.-Ver.
Zentralbl. d. Bauverw.
Ztg. D. E.-V.
Ztschr. dt. Ing. .
Ztschr. f. Bw. .
Ztschr. f. Kleinb.
Ztschr. d. österr. Ing.-V.
Mit Abb. bedeutet „mit Abbildung“.
2, 5, 8.
Mitteilungen des Oesterr. Vereins für
die Förderung des Lokal- und Strafsen-
bahnwesens.
Monitore delle strade ferrate.
Oesterreichische Eisenbahn-Zeitung.
Ocsterreichische Wochenschrift für den
öffentlichen Baudienst.
Organ für die Fortschritte des Eisen-
bahnwesens.
Proceedings of the American Society of
Civil Engineers.
Railway Age Gazette.
Railway and Engineering Review.
The Railway Engineer.
Railway Gazette.
Revue générale des chemins de fer.
Schweizerische Bauzeitung.
Scientific American.
Stahl und Eisen.
Teknisk Ugeblad.
Verkehrstechnische Woche.
Wochenschrift des Architekten-Vereins
zu Berlin.
Zentralblatt der Bauverwaltung.
Zeitung des Vereins Deutscher Eisen-
balın-Verwaltungen.
Zeitschrift des Vereins deutscher Inge-
nicure.
Zeitschrift für Bauwesen.
Zeitschrift für Kleinbahnen, einschl. der
Mitteilungen des Vereins deutscher
Strafsenbahn- und Kleinbahn -Verwal-
tungen.
Zeitschrift des Oesterreichischen Inge-
nieur- und Architekten-Vereins.
LIIERATURBLAIT
GLASERS ANNALEN.
GEWERBE unp BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V. D. M.]
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit t bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
No. 584
Beilage zu No. 870 (Band 73 Heft 6)
1913
II. Allgemeines Maschinenwesen.
I. Dampfkessel.
Wärmetechnik des Gasgenerator- und Dampfkessel-
Betriebes. Die Vorgänge, Untersuchungs- und
Kontrollmethoden hinsichtlich Wärmeerzeugung und
Wärmeverwendung im Gasgenerator- und Dampf-
kessel-Betrieb. Von Paul Fuchs, Ingenieur. 3. er-
weiterte Auflage. Mit 43 Textabbildungen. Berlin
1913. Verlag von Julius Springer. Preis geb. 5 M.
[V. D. M. L]
In einer für die Praxis sehr brauchbaren Form wird in den
beiden ersten Abschnitten die Warme-Erzeugung und -Verwendung
an Hand zahlreicher Beispicle und unter Verwendung anschaulicher
Tabellen erläutert. wie der Gas-
Im 3. Abschnitt wird gezeigt,
generator- und der Dampfkessel-Betrieb laufend kontrolliert werden
können. Jedem Leiter eines solchen Betriebes wird, wenn er
letzteren wirtschaftlich führen will, dic hi:r gegebene Anleitung zur
Vornahme solcher Versuche sehr willkor.men sein. Gü.
2. Dampfmaschinen.
Geschichte der Dampfmaschine” bis James Watt.
Von Max Geitel, Geheimer Regierungsrat. Mit
32 Abb. nach den alten Originalen. (Voigtländers
Quellenbücher, Band 49.) Leipzig. R. Voigtländers
Verlag. Preis 1,20 M. +
Herr Geheimer Regierungsrat M. Geitel hat ein Buch in der
Sammlung „Voigtländers Quellenbücher” erscheinen lassen, welches
die wichtigsten auf die Entwicklung der Dampfmaschine bezüg-
lichen Quellen, einschliefslich der bis auf James Watt erteilten
englischen Dampfmaschinen-Patente zusammenstellt und manche An-
regungen gibt. In unserem Zeitalter hat die Entwicklung der
Technik einen so schnellen Aufschwung genommen, dafs es nur
zu begrüfsen ist, wenn man auch rückwärts schaut und die Ent-
wicklung der Technik beurteilt. In meisterhafter und klarer Weise
versteht es der Verfasser, in einem Buche von verhältnismäfsig
geringem Umfange aufserordentlich viel Material zu sammeln und
kritisch zu beleuchten.
4. Allgemeines.
Mechanische Triebwerke und Bremsen. Von Dr.
St. Löffler. Mit 108 Abb. München und Berlin 1912.
Druck und Verlag von R. Oldenbourg. Preis geb.
6 M. [V. D. M. L]
Eine fleifsige Arbeit, die sich die scharfere Betrachtung der
Reibungs- und Rollwiderstände bei mechanischen Triebwerken zum
Ziel setzt, wobei die Betrachtungsweise mehrfach von der bisher
üblichen Auffassung abweicht. Einem einleitenden Abschnitt folgt
die verhältnismäfsig einfache Behandlung der Rolltriebwerke, wobei
die sogenannte rollende Reibung als Formänderungsarbeit erscheint.
Diese ist bei grofsen Rädern günstiger als bei kleinen, bei harten
bei
Automobil), beim Triebrad gröfser als beim Laufrad, endlich beim
elastischen Materialien günstiger als weichen (Lokomotive,
Abrollen auf ebener Bahn günstiger als beim Laufen auf Prüf-
stand-Tragrollen. Bei den Bremsen, die übrigens z. T. ebenso wie
die Riementriebe einen ziemlich erheblichen Rechnungsaufwand er-
des Umfassungswinkels des
fordern, ist z. B. auf den Einflufs
Bremsklotzes hingewiesen, durch dessen endliche Gröfse der An-
satz: Umfangsreibung = Klotzdruck X Reibungsziffer nicht mehr
streng gilt. Bei den Riemen- und Seiltrieben findet sieh in der
bekannten Exponentialgleichung, die die Spannungen der Riemen-
hälften in Beziehung setzt, statt der Reibungsziffer ein Exponent,
den man als Adhäsionszahl bezeichnen könnte; bei den Zahnradern
ist die Veränderlichkeit des Wirkungsgrades während des Druck-
übertragungsvorganges betrachtet und sind aus der Gleichung für
den Wirkungsgrad Schlüsse für die zweckmäfsigste Ausführung von
Zahntrieben gezogen.
Eine schr wichtige Rolle spielt in dem Buch die Annahme
mikroskopischer Oberflächenzähnchen, bei
ein reibendes Uebereinanderhinweggleiten entsteht.
deren Abbiegung erst
Diese An-
schauungsweise erkläre auch das nachgewiesene Auftreten schein-
barer Reibungsziffern ™ 1 in der Riementriebgleichung, während es
sich dabei um bleibenden Eingriff der kleinen Zähnchen, also eine
Art Adhäsionszahl handele. So bietet das Buch, das die bekannte
sorgfältige Ausstattung des Oldenbourg’schen Verlages zeigt, eine
Menge dcs Interessanten und Neuen. Nd.
Die Werkzeugmaschinen und ihre Konstruktions-
elemente. Ein Lehrbuch zur Einführung in den
Werkzeugmaschinenbau. Von Fr. W. Hülle, Ober-
lehrer an den Kgl. vereinigten Maschinenbauschulen
in Dortmund. 3. verbesserte Auflage. Mit 877 Text-
abbildungen und 6 Tafeln. Berlin 1913. Verlag von
Julius Springer. Preis geb. 15 M. [V. D. M. I]
Die 3. Auflage des geschätzt: n Buches zeigt dieses in einem
wesentlich vergröfserten Umfange. Es ist den Neuerscheinungen
im Werkzeugmaschinenbau in allen Teilen Rechnung getragen und
wie zeichnerischer
sind namentlich die Elemente in textlicher
Hinsicht gut dargestellt. Die Strichzeichnungen des Buches wirken
besonders belehrend.
Jeder Deutsche,
maschine kaufen zu müssen, sollte dies Buch studieren, er wäre
der glaubt eine ausländische Werkzeug-
dann sicher überzeugt, dafs der deutsche Werkzeugmaschinenbau
jeder Aufgabe gewachsen ist. Foe.
Die Wirtschaftlichkeit in der Brennstoffausnutzung.
Von Werkstätten-Vorsteher, Rechnungsrat Franz
Nitz, Stendal. Sonderabdruck aus der Zeitschrift des
Vereins der Werkstätten-Vorsteher, Jahrgang 1913,
No. | und 2. [V. D. M. LJ
Verfasser beschreibt eine Dampfstrahlpumpe mit regelbarer
Fördermenge, die der Firma Gebr. Korting A. G. in Linden bei
Hannover durch D. R. P. geschützt ist. Die Dampfstrahlpumpe
unterscheidet sich von einem Injektor dadurch, dafs sie aufser mit
trockenem Dampf auch mit dem dem Dampfkessel entnommenen
Heifswasser betrieben werden kann. Die Dampfstrahlpumpe kann
für fortdauernde Spcisung eingestellt werden und ergibt . beim
Betriebe mit Kesselwasser einen erhöhten Wasserumlauf, der günstig
auf die Wärmeübertragung einwirkt. In Verbindung mit der Dampf-
strahlpumpe steht ein einfacher Vorwärmer von 1,8 qm Heizfläche,
der*bei Dampf von etwa 100 0 C die Wärme des Tenderwasser von
13 0 auf 480 erhöht. Die Ersparnisse werden hiernach bei 15 at abs.
zu 5,3 v. H. berechnet. Dies gilt natürlich nur dann, wenn die
Wärmeverluste der Abgase vor und nach der Anbringung der
Die Einrichtung kostet etwa 900 M.
d, G,
Einrichtung dieselben bleiben,
2 (No. 870]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. September 1913]
V. Elektrizitat.
Grundlagen der Elektrotechnik. Von A. Rotth.
(Aus Natur und Geisteswelt, Band 391.) Mit 72 Abb.
Leipzig und Berlin 1912. Verlag von B.G. Teubner.
Preis geh. IM, geb. 1,25 M. [V. D. M. L]
Das vorliegende Bändchen der bekannten Sammlung entwickelt
in kurzer und doch in den meisten Fällen anschaulicher Weise die
wichtigsten physikalischen Grundgesetze der Gleich- und Wechsel-
stromtechnik, zeigt ihre Anwendung und erklärt in den Grundzügen
die Wirkungsweise von Maschinen und Meisgeräten. Es ist be-
sonders für das Bedürfnis von Anfängern gecignet, denen es
empfohlen werden kann. T,
Die Metalldrahtlampe. Eine technisch-wirtschaftliche
Studie von Dr.- Jng. Otto Vent. Berlin 1913. Verlag
von Franz Siemenroth. Preis 2,50 M. [V. D. M. 1]
In dem Buche wird zunächst ein kurzer Ueberblick über die
Die Mctall-
im allgemeinen werden mit den älteren Glühlampen
Entwicklung der elektrischen Glühlampen gegeben.
fadenlampen
und anderen Beleuchtungsarten in wirtschaftlicher Beziehung ver-
glichen. Es wird ausgeführt, wie sehr die Mctallfadenlampe zur
Verbreitung der elektrischen Beleuchtung beigetragen hat, wie damit
in Hand
gegangen ist, wie sie die Kraftwerke entlastet und Pauschaltarife
eine allgemeine Steigerung des Lichtbedürfnisses Hand
ermöglicht hat. Es folgen Betrachtungen über die Fabrikations-
gewinne, über die Besteuerung, über die Verdrängung der Bogen-
lampen und der Petroleumbeleuchtung und über den Einflufs auf die
Gas- und andere Industrieen, ferner Angaben über den Glühlampen-
export. H.
VI. Verschiedenes.
Graphische Statik mit besonderer Berücksichtigung
der Einflulslinien. Von Dipl.-Ing. Otto Henkel.
l. Teil. Mit 121 Fig. (Sammlung Göschen.) Berlin
und Leipzig 1912. G. J. Göschen’sche Verlagshand-
lung G. m. b. H. Preis 0,80 M. [V. D. M. I]
Man könnte das kleine Werk auch „die Statik des Bau-
technikers“ nennen, weil es in umfassender Wcise den Stoff aus
Statik behandelt, Text und
Figuren sind klar und deutlich, viele Beispiele aus der Praxis geben
der den dieser beherrschen soll.
dem Werk einen besonderen Wert. Es cignet sich daher vorzüg-
lich als Leitfaden für den statischen Unterricht an Fachschulen, ist
aber auch zum Nachschlagen für Ingenieure eingerichtet, die sich
auf diesem Gebiete schnell wieder orientieren wollen. V.
Das Recht der Bauwelt. Eine populäre Darstellung
baurechtlicher Fragen des täglichen Lebens. Von
Dr. Hans Lieske, Leipzig. Leipzig 1913. Verlag
von Otto Spanier. Preis geb. 4,50 M. [V. D. M.1.]
_ Die Sammlung will die dem Baufachmann in seiner Praxis
aufstofsenden Fragen des Reichsrechtes und des preufsischen Bau-
Der durch
Rechtsfragen des täglichen Lebens in der Tagespresse (gesammelt
in Reclams Universal-Bibliothek)
erfolgreich einer auch dem Nichtjuristen verständlichen Sprache.
polizeirechtes beantworten. seine Plaudereien über
bekannte Verfasser bedient sich
Aus zahlreichen Beispielen leitet er eine Richtschnur für sach-
gemäfses Handeln ab. Eine ähnliche Arbeit ist bisher überhaupt
nicht vorhanden, so dafs schon aus diesem Grunde das Buch jedem
Baupraktiker empfohlen werden mufs. P. H.
Handbuch der Ingenieurwissenschaften in fünf
Teilen. Fünfter Teil: Der Eisenbahnbau. Heraus-
gegeben von F. Loewe und H. Zimmermann. 6. Band:
Betriebseinrichtungen. 1. bis 3. Abteilung: Mittel zur
Sicherung des Betriebes. Bearbeitet vonS.Scheibner.
Mit 1282 Textabbildungen, Sachregister und 9 Tafeln.
l. Abteilung. (1. und 2. Lieferung.) Leipzig 1913.
Verlag von Wilhelm Engelmann. Preis geheftet 30 M.
[V. D. M. 1)
Das vorliegende Kapitel XI, die erste bis dritte Abteilung des
behandelt
Schranken und Warnungstafeln, die Telegraphen, Fernsprecher und
6. Bandes, die Streckenzeichen, die Finfriedigungen,
Läutewerke, die Weichen- und Signalsicherungen, die elektrischen
Uhren, die elektrischen Einrichtungen zur Ueberwachung der Fahr-
geschwindigkeit der Züge und endlich die elektrischen Gleismelder.
Die Kraftstellwerke, die
Kapitels XI bilden sollten, werden als selbständiger Anhang zum
Schu.
ursprünglich einen Abschnitt des
6. Band veröffentlicht werden.
Differential- und Integralrechnung. Infinitesimal-
rechnung für Ingenieure, insbesondere auch zum
Selbststudium. Von Dr. W. Koestler, Dipl.:Ing.,
Burgdorf und Dr. M. Tramer, Zürich. I. Teil:
‘ Grundlagen. Mit 221 Textabbildungen und 2 Tafeln.
Berlin 1913. Verlag von Julius Springer. Geh. 13 M,
geb. 14 M. [V. D. M. 1]
Ausgehend der
in der Praxis stehenden
von dem Bestreben, dem Studierenden
Ingenieurwissenschaften wie auch dem
lngenieur unter Berücksichtigung ihrer Wünsche und Anforderungen
die höhere Analysis zum verwertbaren Eigenbesitz zu machen, will
das grofszügig angelegte Werk in seinem vorliegenden ersten Teil,
der die Grundlagen gibt, nicht, wie cs haufig in ähnlichen far das
Selbststudium bestimmten Lehrbüchern geschieht, den auftretenden
Schwierigkeiten ausweichen, sondern versucht nach Möglichkeit ihre
Lösung. Als Einführung dienen die ausführlich gehaltenen Ab-
schnitte: Zahlenbegriffe, Vektoren-Rechnung, Funktionen, Stetigkeit
und Unstetigkeit, Differential und Integral. Ein kurzer historischer
Abrifs über die Entwickelung der Differential- und Integralrechnung
schlielst den ersten Teil, dem ein ausführliches Sach- und Namen-
register beigegeben ist. Hoffentlich erscheinen die weiteren Bände
damit das ausgezeichnete Werk bald vollständig
Sch.
recht schnell,
vorliegt.
Tafelblatter,
Zeitschrift
Tafel 1—8:
zusammengestellt aus den Figuren der
des Vereins deutscher Ingenieure.
Landfahrzeuge; Tafel 9—16: Förder- und
Hebezeuge. Berlin. Selbstverlag des Vereinsdeutscher
Ingenieure. Preis von je 8 Blättern in Mappe: für
Lehrer ynd Schüler techn. Lehranstalten 1,20 M, für
Mitglieder des Vereins deutscher Ingenieure 1,80 M,
für sonstige Bezieher 2,40 M. [V. D. M. 1]
Tafelblatter 1—8 enthalten Lokomotiven, Personen- und Giter-
wagen, Tiefladewagen, Düngerwagen, benzol-elektrische Lokomotiven,
Motorfeuerspritzen usw.; Tafelblätter 9—16 Rohrpostanlage, Ge-
bläsemaschinen, Pumpmaschinen und Wasserwerke, Beschickungs-
anlagen, Getreidespeicher, Brückenkrane.
Aufser ihrem Wert für den Konstrukteur stellt die Sammlung
cinen wertvollen Beitrag fiir den Unterricht dar. Eine praktische
Einrichtung ist dadurch geschaffen, dafs die Tafelblatter in einem
Umschlage, der als Schnellhefter normaler Gröfse gewahlt ist, zu-
sammengestellt sind. Schu.
Die Zivilistischen Grundlagen der Patentverwaltung.
Eine Einführung von Dr. Hermann Isay, Rechts-
anwalt am Kammergericht. Berlin 1913. Verlag von
Franz Vahlen. Preis geh. 4,50 M, geb. 5,40 M. +
Der Zweck dieses Werkes soll sein, auch den Nichtjuristen
und Techniker, den sein Beruf dazu nötigt, Sätze des Patentrechtes
praktisch anzuwenden oder zu berücksichtigen, in die juristische
deren Boden auch die Regeln des
Der behandelte Stoff führt in die
als Grundlagen der Patentverwaltung in Frage kommenden Grund-
Gedankenwelt einzuführen,
Patentrechts entsprossen sind.
begriffe des Bürgerlichen Rechts und Zivilprozesses ein und stellt
Vorträge dar, die Verfasser vom Frühjahr 1911 bis Frühjahr 1912
im Auftrage der „Vereinigung hauptamtlicher technischer Mitglieder
des Kaiserlichen Patentamts“ gehalten hat. Die Entwicklung und
Klarlegung der für den Aufbau des juristischen Gedankengebäudes
verwendeten Rechtsbegriffe nimmt in dem Werke den breitesten
Raum ein und man darf sagen, dafs es dem Verfasser gelungen ist,
aus dem uniibersehbar weiten Gebiete des Rechts einen engeren
Abschnitt der für die weniger Eingeweihten von
gröfstem Nutzen sein dürfte. In seiner knappen, übersichtlichen
Form ist das Buch im vollsten und besten Sinne des Wortes ein
Hilfsmittel, das denjenigen Leser, welcher sich mit den einzelnen
darzustellen,
juristischen Fragen eingehender beschäftigen will, nach der Lektüre
auch die für Juristen
Nutzen zu
A. M.
der Vortrage in die Lage setzen wird,
geschriebenen Lehrbücher und Kommentare mit
gebrauchen.
Verlag von F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin. — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin.
LITERATURBLATT
u
GLASERS
ANNALEN
GEWERBE uno BAUWESEN
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V. D. M.)
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit t bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengestellt.
No. 585
Beilage zu No. 872 (Band 73 Heft 8) 1913
I. Eisenbahnwesen.
13. Verwaltung der Eisenbahnen.
Jahres-Bericht über die Verwaltung der Prignitzer
Eisenbahn für das Rechnungsjahr 1912 (vom 1. April
1912 bis 31. März 1913). -i
Angaben über Einnahmen, Ausgaben sowie Verwendung des
Ueberschusses.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
I. Dampfkessel.
Die Grundlagen der deutschen Material- und Bau-
vorschriften für Dampfkessel. Von Professor
R. Baumann an der Kgl. Technischen Hochschule
Stuttgart. Mit einemVorwort von Dr.-Ing. C. v. Bach,
Kgl. Württ. Baudirektor, Professor. Mit 38 Textabb.
Berlin 1912. Verlag von Julius Springer. Preis geb.
2,80 M. [V. D. M. L]
Auf Ersuchen der Deutschen Dampfkessel-Normenkommission,
das ursprünglich an Bach gerichtet war, erläutert der Verfasser die
Grundlagen, aus denen die Normen, d. h. die Material- und Bau-
vorschriften fir Dampfkessel (Anlage I und II der „allgemeinen
polizeilichen Bestimmungen über die Anlegung von Landdampfkesseln
und Schiffsdampfkesseln vom 17. Dezember 1908“) hervorge-
gangen sind.
Nach Abdruck der Material- und Bauvorschriften für Land- und
Schiffsdampfkessel, deren Wortlaut einander gegenüber gestellt
ist, um die Unterschiede der Bestimmungen beider Kesselgruppen
hervorzuheben, wird in Anmerkungen auf 40 Sciten angegeben,
wie die einzelnen Bestimmungen und Gleichungen entstanden und
wo weitere Angaben zu finden sind. Während früher die Formeln,
bei welchen häufig der theoretische Aufbau wegen Hinzufügung von
Ertahrungswerten und Versuchsergebnissen nicht mehr erkannt
werden kann, mehr oder weniger mechanisch und mit gewisser
Unsicherheit benutzt wurden, hat der Verfasser in vielen Fällen
durch Ableitung der Gleichungen und durch Angaben der in den
Gleichungen zugelassenen Beanspruchungen Klarheit geschaffen.
Hierfür gebührt ihm der Dank aller Damptkesselingenieure, bei
welchen dies Werk nicht fehlen darf. B-—e.
2. Dampfmaschinen.
Anleitung zur Berechnung einer Dampfmaschine.
Ein Hilfsbuch für den Unterricht im Entwerfen von
Dampfmaschinen mit 9 Anhängen allgemeineren
Inhalts, 274 Fig. und 1 Tafel. Von R. Grafsmann,
ordentl. Professor an der Technischen Hochschule in
Karlsruhe i. B. Dritte Auflage. Karlsruhe i. B. 1912.
Druck und Verlag der C. F. Müllerschen Hofbuch-
handlung m. b. H. Preis 8,50 M. [V. D. M. L]
Es ist dankbar anzuerkennen, dafs der Verfasser das vorlegende
Werk, dessen ersten beiden Auflagen nur für seine Hörer er-
schienen, nunmehr in der neuen Auflage auch der weiteren
Oeffentlichkeit zugänglich gemacht hat; die Studierenden unserer
Hochschulen werden das Erscheinen des Werkes sicherlich mit
Freuden begrüfsen.
Der Verfasser hat es vortrefflich verstanden, an der Hand eines
vollständig durchgeführten Beispieles beinahe das gesamte Gebiet
des Dampfmaschinenbanes zu behandeln. Wo es nur irgend not-
wendig erscheint, wird auf die verschiedenen Möglichkeiten der
Lösung für die sich durch das ganze Buch hindurchziehende Haupt-
aufgabe hingewiesen; überall dort, wo dem jungen Studierenden
erfahrungsgemäfs Schwierigkeiten bei der Abwägung der für den
betr. Fall zu berücksichtigenden Faktoren entgegentreten, wird der
falsche und der richtige Weg einer eingehenden Kritik unterworfen —
eine treffliche Anleitung für den Studierenden zum Nachdenken bei
ähnlichen Aufgaben. Durch zahlreiche Finschaltungen wird ferner
auf andere Maschinensysteme, Konstruktionseinzelheiten usw. zur
Genüge Rücksicht genommen; es werden somit auch die Wege zur
Durchführung andersgearteter Aufgaben aus dem Gebicte des
Kolbenkraftmaschinenbaues geebnet. Auch der Konstruktionsingenieur
kann vieles aus dem Buche lernen. Manch alte Regel, die von
Lehrbuch zu Lehrbuch gewandert ist, wird als nicht einwandfrei
gekennzeichnet und berichtigt bezw. ergänzt.
Die Ausstattung des Buches ist gut, Druck und Zeichnungen
(trotz der Kleinheit einiger Figuren) recht klar. A....m
Die Steuerungen der Dampfmaschinen. Von Heinrich
Dubbel, Ingenieur. Mit 446 Textabb. Berlin 1913.
Verlag von Julius Springer. Preis geb. 10 M.
[V. D. M. L]
An Stelle des Leist’schen Werkes „Die Steuerungen der
Dampfmaschinen“ hat Verfasser eine Erweiterung des Abschnittes C
seines Werkes „Entwerfen und Berechnen der Dampfmaschinen“
„Die Steuerungen“ gesetzt und sich ganz auf die neuen Konstruk-
tionen der Schieber- und Ventilsteuerungen beschränkt. Nicht-
deutsche Bauarten, sowie Steuerungen mit mehrfach geteilten Flach-
schiebern und die auslösenden Corlissteuerungen sind möglichst
kurz behandelt.
Eingehende Behandlung erfuhren Muschelschieber, Kolben-
schieber, Wälzschieber, unrunde Scheiben, Schwingdaumen-Flach-
reglersteuerungen, die Heusinger von Waldegg’sche Umsteuerung
nach Westrén-Doll und die Nockensteuerungen der Fördermaschinen
unter Benutzung verschiedener Veröffentlichungen von Bantlin, Lynen,
Eberle, Stribeck, Schüle, Gutermuth und der Konstruktionen unserer
führenden Damptmaschinen-Bauanstalten.
Das Buch bietet eine reichhaltige Uebersicht und ist jedem
Dampfmaschinenkonstrukteur schr zu empfehlen. L: oF
Die Dampfmaschine. I. Wirkungsweise des Dampfes
im Kessel und in der Maschine. Von Richard Vater,
Professor an der Kgl. Bergakademie Berlin. 3. Auflage.
Mit 37 Abb. (Aus Natur und Geisteswelt, Band 393.)
Leipzig und Berlin 1913. Druck und Verlag von
B. G. Teubner. Preis 1,25 M. [V. D. M. I)
Die neueren Wärmekraftmaschinen. II. Gaserzeuger,
Grofsgasmaschinen, Dampf- und Gasturbinen. Von
Richard Vater, Professor an der Kgl. Bergakademie
Berlin. 3. Auflage. Mit 45 Abb. (Aus Natur und
Geisteswelt, Band 86.) Leipzig und Berlin 1913. Druck
und Verlag von B. G. Teubner. Preis 1,25 M.
[V. D. M. L]
Die beiden Bändchen desselben Verfassers aus der bekannten
Teubnerschen Sammlung dienen der gleichartigen Aufgabe, in das
Wesen der Wärmekraftmaschinen einzuführen. Und zwar wirklich
in die inneren Vorgänge, ohne sich bei den oft trockenen, weit-
¢
acca u a au a U a
4 [No. 872]
läufigen Beschreibungen mancher gemeinverständlicher Bücher auf-
zuhalten. Uebrigens ist ein 2. Bändchen über die bauliche Ausbildung
der Dampfmaschinen in den jüngsten Tagen erschienen. Man wird
erfreut anerkennen, wie der Verfasser unter Voraussetzung der
bescheidensten Vorkenntnisse selbst das Entropiediagramm erfolg-
reich zu behandeln und wie anschaulich er die Strömungsvorgänge
in den Dampfturbinen darzustellen weils.
Man kann die beiden Bändchen mit gutem Gewissen bestens
auch dem den Stoff bereits Beherrschenden wird die
Nd.
empfehlen;
l.cktüre einen Genuis bereiten.
4. Allgemeines.
Die Maschinen-Getriebe. Ein Lehr- und Handbuch
von Wilhelm Hartmann, Professor an der Techn.
Hochschule in Berlin. 1. Band: Die Geometrische
Bewegungslehre mit Rücksicht auf die Untersuchung
der Bewegungsverhältnisse und das Entwerfen von
Maschinengetrieben. Mit 434 Abb. Stuttgart und
Berlin 1913 Deutsche Verlags-Anstalt. Preis geh.
18 M, geb. 20 M. [V.D.M.L]
Das Buch will die geometrische Bewegungslehre für die Auf-
gaben aus der Praxis des Maschineningenieurs, die die Leitung,
Treibung, Haltung und Gestaltung betreffen, passend machen und
zweckdienlich ergänzen.
Mit dem in dieser Richtung vervollkommneten theoretischen
Rüstzeug soll die Praxis unterstützt werden bei dem planmälsigen
Entwurf von Gctrieben zur Erzielung bestimmter Bewegungen und
entlastet werden von dem mühsamen Pröbeln, wie Reulecaux die
„Danebenhauen“,
Methode des Ausprobierens nannte; auch das
wofür ein drastisches Beispiel angeführt wird, soll leichter ver-
mieden werden.
Der Verfasser verwahrt sich aber ausdrücklich dagegen, dafs
er die Praxis und ihr Pröbeln geringschätze und weist auch besonders
darauf hin, dafs mit der phoronomischen Klärung eines Bewegungs-
problems keineswegs auch schon das entsprechende Getriebe
geschaffen oder erfunden sei.
Sein Ziel verfolgt der Verfasser in frischer, sehr klarer und
einprägsamer Weise, der man die Liebe zu dem Gegenstande sciner
Darstellung auf jeder Seite anmerkt. Eine grofse Zahl von ihm
selbst sorgfältig entworfener, übersichtlicher und sehr gut wieder-
gegebener Zeichnungen unterstützt aufs wirksamste den Vortrag,
der sich ausführlich über die Bahnen, Wege, Geschwindigkeiten und
Beschleunigungen in der Ebene und kürzer über die Bewegung im
Raume verbreitet.
Verschiedene, schon in diesem Bande gegebene Anwendungen
der entwickelten, zum Teil vom Verfasser selbst gefundenen Ver-
fahren zeigen, wie fruchtbar diese sind und lassen ebenso wie die
zahlreichen Hinweise auf die später vorzutragende systematische
Behandlung ausgeführter Maschinengetriebe den lebhaften Wunsch
entstehen, dafs der zweite Band bald dem wohlgelungenen ersten
folgen möge. R. G.
Die Kalkulation im Metallgewerbe und Maschinen-
bau. Mit 100 praktischen Beispielen und Zeichnungen.
Von Ingenieur Ernst Pieschel, Oberlehrer an der
Städtischen Gewerbeschule in Dresden. Mit 80 Text-
figuren. Berlin 1912, Verlag von Julius Springer.
Preis 3,60 M. [V. D. M. L)
Von einfachen Verhältnissen ausgehend, führt das 170 Seiten
starke Buch den Leser durch das Gebiet der Herstellung von
Maschincnteilen. Die Beispiele können kaum geschickter gewählt
werden; das Buch bringt auch erfahrenen Wirtschaftsbeamten
manch guten Auhalt. Nicht genügend hervorgehoben ist, dafs sich
die Vorkalkulation immer auf die Nachkalkulation stützen mufs,
auch scheint der Einflufs der Kalkulation auf die Erzielung eines
Bei
bestimmung kann und soll ja die Rechnung nur einen Anhalt nach
höheren Preises erheblich überschätzt zu sein. der Preis-
unten geben, die endgültige Festsetzung des Preises wird stets
mit Rücksicht auf den Wettbewerb geschehen. l Di.
Die angewandte Mathematik an den deutschen
mittleren Fachschulen der Maschinenindustrie.
Von Dipl.-Ing. Karl Ott, Lehrer der Mathematik am
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
[15. Oktober 1913]
Rheinischen Technikum in Bingen. Mit 10 Abb. im
Text. Leipzig und Berlin 1913. Druck und Verlag
von B. G. Teubner. Preis geh. 4 M. [V. D.M. Lj
Das Buch gibt einen vortrefflichen Ucberblick über Stellung
und Aufgabe der angewandten Mathematik
und der Lehrmittel
im Fachschulunterricht
und Lehrmethoden zur Erreichung des ange-
strebten Ziels. Für den Lehrenden wie fiir den Lernenden gleich
angenehm, gleichzeitig ein Beweis für die Grūndlichkeit des Ver-
fassers, ist der ausführliche Nachweis der einschlägigen Literatur
und ihre Bewertung vom fachschulpädagogischen Standpunkt aus.
Dr. J.
Lohntarif für Akkordbestimmungen im Maschinen-
bau. Tabellen und Regeln zur Ermittlung der Ar-
beitslöhne unter Berücksichtigung der verschiedenen
Arbeitsverfahren. Von H. Haeder, Ingenieur. II. Band
zu „Kalkulieren der Maschinenteile“. Wiesbaden
1913. Verlag von Otto Haeder. Preis 4 M.
(V.D. M. 1]
In den ersten 8 Seiten bespricht Haeder die verschiedenen
zurzeit in der Praxis angewendeten Verfahren zur Bestimmung von
Arbeitslöhnen im allgemeinen Maschinenbau sowie deren Vor- und
Nachteile. Die Berechnung der reinen Arbeitszeit an Werkzeug-
Das
wo man
maschinen erfolgt nach allgemein bekannten Grundsätzen.
Haeder’sche Buch wird als gute Vorlage dort dienen,
wiederkehrende
A.W.
daran geht, besondere Lohntabellen für häufig
Arbeiten zu benutzen.
Die Zentrifugalpumpen mit besonderer Berück-
sichtigung der Schaufelschnitte. Von Dipl.:Jna.
Fritz Neumann. Zweite, verbesserte und vermehrte
Auflage. Mit 221 Textabb. und 7 lithographierten
Tafeln. Berlin 1912. Verlag von Julius Springer.
Preis geb. 10 M. (V. D. M. 1.]
Die zweite Anflage vorstehenden Werkes trägt den seit Er-
1. Auflage im Zentrifugalpumpenbau cingetretenen
Fortschritten Rechnung. Naturgemäfs hat hauptsächlich der Abschnitt
scheinen der
über Ausführung und Anlage von Zentrifugalpumpen umfangreiche
Aber auch der theoretische Teil ist durch
mehrere Kapitel vermehrt worden.
Erweiterungen erfahren.
Erschwert wurden die Be-
mühungen des Verfassers, Querschnittszeichnungen verschiedener
Typen von Zentrifugalpumpen zu bringen, durch die von den aus-
führenden Firmen bei der Veröffentlichung von Konstruktionszeich-
nungen und Erfahrungswerten geübte Vorsicht.
Das Werk, welches schon bei der ersten Auflage eine gute
Beurteilung gefunden hat, ist in jeder Hinsicht zu empfehlen.
B—e.
Leitfaden für Acetylenschweilser. Von Theo. Kautny,
Nürnberg. Verlag: Zentralbüro für Acetylen und
autogene Metallbearbeitung, Nürnberg. Preis 2 M.
[V. D. M. 1.)
Der Leitfaden ist zweckmalsig und ausreichend sowohl für
Acetylenschweilser als auch für Werkstattleiter, für deren Betriebe
das Verfahren in Frage kommt. Von einem guten Kenner sind die
Apparate eingehend mit ihrer genauen Wirkungsweise und eine so
grofse Anzahl von Schweifsverfahren beschrieben, dafs der Zweck
erreicht ist. Amr.
Mechanische Grundlagen des Flugzeugbaues. \on
A. Baumann, Professor an der Kgl. Techn. Hoch-
schule Stuttgart. Teil I und Il. Mit 64 Abb. und
20 Tafeln. München und Berlin 1913. Verlag von
R. Oldenbourg. Preis 8M. [V. D. M. I.
Die beiden Bändchen behandeln recht ausführlich und trotzdem
in knapper Form durch Aufstellung von Formeln die mechanischen
Grundlagen des Flugzeugbaues, ohne auf spezielle Konstruktionen
dats
mangelhafter Kenntnis der mechanischen Bedingungen der Flugzeuge
einzugehen. Es ist kein Zweifel, viele Unglücksfälle auf
beruhen. Deswegen sollte neben dem Flugzeugkonstrukteur jeder
Ganz allmählıch lebt
sich der Leser des 1. Bandes in die theoretischen Bedingungen
Pilot ebenfalls diese Grundlagen studieren.
für den Flug hinein, um im 2. Bande mit den Einzelheiten des
Flugzeuges und der Praxis des Fliegens bekannt zu werden. V
(15. Oktober 1913]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN.
V. Elektrizitat.
Die elektrische Kraftübertragung. Von Dipl.-Jna.
Herbert Kyser. I. Band: Motoren, Umformer und
Transformatoren, ihre Arbeitsweise, Schaltung, An-
wendung und Ausführung. Mit 277 Textfiguren und
5 Tafeln. Berlin 1912, Springer. Preis geb. 11 M.
[V. D. M. L]
Eine grofse Zahl Maschinen-Ingenieure, welche in ihrer Studien-
zeit vor 20—25
wenig entwickelten Unterricht in der Elektrotechnik genossen haben,
und mehr Jahren einen nach heutigen Begriffen
welche aber beim Entwurf und der Ausführung von Antrieben für
die verschiedensten Zwecke die elektrische Kraftübertragung an-
wenden müssen, hat das Bedürfnis, über die physikalischen Grund-
lagen hinaus einen klareren Einblick in das Verhalten der Elektro-
motoren Gleich-
Transformatoren zu gewinnen.
mit der Wahl eines Motors aus der Liste
für und Wechselstrom, der Umformer und
Es ist in den meisten Fällen nicht
irgend ciner unserer
bekannten Elektrizitätsgesellschaften getan; unter den elektrischen
Einrichtungen jeder gröfseren Anlage nehmen die Motoren zwar den
wichtigsten Platz ein, doch ohne sichere Zusammenarbeit mit
geeigneten Leit- und Schalteinrichtungen würde ein wirtschaftlicher
Betrieb nicht durchgeführt werden können,
Das Kysersche Buch stellt sich zwischen die Hand- und Hilfs-
bücher (Strecker, Rziha-Seidener u. a.) und die wissenschaftlichen
Werke der Elektrotechnik, es wird, weil es nicht nur die äufseren
oberflächlichen Erscheinungen erklärt, sondern in gedrängter Form
will-
die Gründe entwickelt, vielen Ingenieuren der Praxis ein
kommenes Nachschlagebuch sein. Der Verfasser hat es vermieden,
durch billige Ausschlachtung von Preislisten und anderen Veröffent-
lichungen den Umfang seines Werkes zu vergröfsern, so dafs die
Uebersichtlichkeit gewahrt bleibt.
Noch zu erwähnen ist die beim Springer’schen Verlage gewohnte
musterhafte Ausstattung. G. W.K.
VI. Verschiedenes.
Der Bau der Wolkenkratzer. Kurze Darstellung auf
Grund einer Studienreise für Ingenieure und
Architekten. Von Otto Rappold, Regierungsbau-
meister in Stuttgart. Mit 307 Abb. und 1 Tafel.
München und Berlin 1913. Druck und Verlag von
R. Oldenbourg. Geb. 12 M. [V. D. M. IJ
Ein Kapitel der Technik, dessen Ueberschrift jedermann, dessen
Inhalt die wenigsten kennen. Die offenkundigen Mängel der Wolken-
kratzer Amerikas sind allgemein bekannt und doch wird jeder, der
einmal einen Geschäftsfreund im 25. Stockwerk oder höher besuchte
(Expreis bis zum 20.,
von da Lokalaufzug), einen einzigartigen
Eindruck zurückbehalten haben von den Aufzügen, den weiten
Marmorfluren und den geräumigen Bureaus, weit über dem Lärm des
Broadways und der Hochbahn, mit ihrem herrlichen Ausblick auf
den Hudson, den East River mit den grofsen Brücken oder den
Michigansee. Wie aber diese Riesenhäuser gegründet und gebaut
worden sind, das ist wenig bekannt. Alles dieses schildert an-
schaulich das vorliegende Buch, unterstützt durch eine Fülle guter
Illustrationen, von der ersten Pfeilergründung bis zur feuerfesten
Eisenverkleidung. Es füllt so eine vorhandene Lücke und gibt ein
Bild amerikanischer Bauingenieurkunst. Eine willkommene Ergänzung
hierzu wäre eine Darstellung der maschinellen Anlagen solcher
Riesenhäuser, die hier nur angedeutet werden konnten. R. P. W.
Eisen im Hochbau. Ein Taschenbuch mit Zeichnungen,
Tabellen und Angaben über die Verwendung von
Eisen im Hochbau. IV. Auflage. Berlin 1913. Ver-
lag von Julius Springer. Geb. 3M. T
Der Zweck des Buches, dem ausführenden Architekten und
Ingenieur ein Hilfsmittel an die Hand zu geben, um ihm alle denk-
bare Erleichterung bei der Verwendung des Eisens, insbesondere
für Zwecke des gewöhnlichen Hochbaues, zu bieten, ist der gleiche
geblieben wie bei den früheren Auflagen. Die in dem Buch ge-
botenen Mittel sind dagegen in dieser Neuauflage wesentlich ver-
mehrt und verbessert worden. Der schon in der letzten Auflage
gemachte Versuch, die im Hochbau häufig wiederkehrenden Kon-
struktionen zu normalisieren, ist in der Neuauflage infolge allseitiger
Sie iai —— ee ee, Ce ee
[No. 872] 5
Anerkennung dieser Bestrebungen weiter ausgebaut worden, dabei
hat man bei allen Angaben im Auge behalten, nur solche Ab-
messungen zu wählen, wie sie als Normaldimensionen von den
meisten Konstrukteuren oder Händlern auf Lager gehalten werden.
Ingenieur-Mathematik. Lehrbuch der höheren Mathe-
matik für die technischen Berufe. Von Dr.-Ing. Dr.
phil. Heinz Egerer, Dipl.-Jna., vorm. Professor an
der Techn. Hochschule in Drontheim. 1. Band. Mit
320 Textabbildungen und 575 gelösten Beispielen und
Aufgaben. Berlin 1913. Verlag von Julius Springer.
Preis geb. 12 M. [V. D. M. L)
Mit dem Titel ,Ingenieur-Mathematik“ ist Zweck und Inhalts-
umgrenzung des Werkes sowie die Behandlung des Stoffes an-
gegeben. Betrachtet man den Umfang der mathematischen Aus-
bildung unserer Bau-, Maschinen- und Elektroingenieure, die hinter
jener der Mathematik-Lehramtskandidaten nicht zurückbleibt, ferner
den Zweck dieser Ausbildung, so wird man zugeben müssen, dafs
die Behandlung des Stoffes anders sein mufs, als für den reinen
Mathematiker. Für den Ingenieur ist eben die Mathematik nur eine
Hilfswissenschaft.
Der erste Band bringt, entsprechend seinem Zwecke als
Unterlage für die Statik starrer Körper, die ja nur lineare Probleme
bietet, ziemlich ausführlich die Geometrie der lincaren Gebilde der
Ebene und des Raumes. Voran geht ein Abschnitt „Niedere
Algebra und Analysis“, der als Uebergang von der elementaren
den linearen Gebilden vorbereiten soll und
Die Vektoren-
der
Mathematik zu zwar
durch die Determinanten und linearen Gleichungen.
rechnung ist sehr ausführlich dargestellt. Die Geometrie
Kegelschnitte dient als Unterlage für eine Reihe technisch wichtiger
Begriffe, vor allem für die in der Mechanik, auch bereits in der
Mit ihrer Hilfe werden
ohne höhere Mathematik sehr elegant verschiedene Probleme der
Statik häufig auftretende polare Zuordnung.
Mechanik gelöst, z. B. über den Spannungskreis, Trägheitskreis und
Trägheitsellipsen. Sehr wertvoll sind die zahlreichen gelösten
Aufgaben. Die Ausstattung des empfehlenswerten Werkes ist
ausgezeichnet. Sch.
Statik für Baugewerkschulen und Baugewerks-
meister. Von Karl Zillich, Königlicher Baurat.
I. Teil: Graphische Statik. Mit 187 Abb. II. Teil:
Festigkeitslehre. Mit 105 Abb. VI. neubearbeitete
Auflage. Berlin 1913. Verlag von Wilhelm Ernst &
Sohn. Preis: Teil I geh. 1,20 M, Teil II geh. 2,80 M.
[V. D. M. LJ
Die neubearbeitete sechste Auflage behandelt die Statik auf
möglichst leichtverständliche Art. Es sind zahlreiche Tabellen bei-
gegeben, deren man sich bei statischen Berechnungen mit Vorteil
bedient. Der Teil, Statik, behandelt die
Zusammensetzung und Zerlegung von Kräften, Bestimmung von
erste graphische
Schwerpunkten und des Druckes, den Träger auf ihre Stützen
ausüben. Der zweite Teil, Festigkeitslehre, enthält einfache statische
Berechnungen, insbesondere von Ankern, Mauerpfeilern, Trägern,
Stützen, Holz- und Nietverbindungen. Schu.
Die Ausbildung für den technischen Beruf in der
« mechanischen Industrie (Maschinenbau, Schiffbau,
Elektrotechnik). Ein Ratgeber für die Berufwahl.
Herausgegeben vom Deutschen Ausschufs für Tech-
nisches Schulwesen. Leipzig und Berlin 1913. Ver-
lag von B. G. Teubner. Preis 35 Pf. [V.D.M. 1]
Der Deutsche Ausschufs für Technisches Schulwesen, der ins
Leben gerufen wurde vom Verein Deutscher Ingenieure, und in dem
viele grofse technische Vereine und Verbände vertreten sind, hat
mit der Herausgabe dieses Büchleins eine verdienstvolle Arbeit ge-
leistet. Es soll den jungen Leuten, die sich dem technischen Beruf
widmen wollen, wie auch ihren Beratern und Lehrern selbst über
alle einschlägigen Fragen Auskunft geben.
Es zerfällt in 3 Abschnitte.
mäfsige und praktische
In dem ersten wird die schul-
Vorbildung dargelegt, welche von den
verschiedenen Bildungsanstalten, den technischen Hochschulen
Der zweite
tech-
(höhere und niedere Maschinenbauschulen)
und den technischen Mittelschulen, gefordert wird.
Abschnitt bietet
nischen Hochschulen
eine Zusammenstellung der deutschen
6 [No. 872]
mit Angaben über Aufnahmebedingungen, Beginn und Dauer des
Unterrichts, Schulgeld, Berechtigungen usw.; und der dritte Ab-
schnitt ist als „Merkblatt tūr die praktische Werkstattsausbildung
künftiger Ingenieure“ bezeichnet, wobei noch im besonderen darauf
hingewiesen wird, dafs der Deutsche Ausschufs für Technisches
Schulwesen — zunächst versuchsweise — eine Vermittlungsstelle
eingerichtet hat, die den jungen Leuten Stellen nachweist, in denen
Jeder,
der weils, wie schwer es oft ist, Praktikanten unterzubringen, wird
sie die geforderte praktische Vorbildung erwerben können.
dem Verein Deutscher Ingenieure für diese gemeinnützige Einrich-
tung Dank wissen. Die sie benutzen wollen, mögen sich wenden:
An den Deutschen Ausschufs für Technisches Schulwesen Berlin NW 7,
Charlottenstrafse 43.
Das Büchlein sollte weiteste Verbreitung finden. Je mehr es
von den Beteiligten als Ratgeber herangezogen wird, um so mehr
wird Aufklärung geschaffen und um so mehr den Sekretariaten der
technischen Lehranstalten Schreibarbeit gespart durch Fortfall der
Beantwortung unzähliger Anfragen. Og.
Die Grundsätze wissenschaftlicher Betriebsführung.
(The principles of Scientific Management.) Von
Frederick Winslow Taylor, Dr. phil. h. c. Deutsche
autorisierte Ausgabe von Dr. jur. Rudolf Roesler,
Dipl.:Jng. München und Berlin 1913. Druck und
Verlag von R. Oldenbourg. Preis geb. 3,50 M.
(V. D. M. I
Taylors System besteht in der Schafung von Regeln für
Methode und Werkzeuge, bei deren Anwendung der Bedarf an
Kraft und Zeit zur Ausführung einer Arbeit am geringsten ist,
ferner in der Erziehung der Arbeiter zur Anwendung der neuen
Methode.
zwischen Leitung und Arbeiterschaft.
Das System bedingt eine enge persönliche Fühlung
An praktischen Beispielen wird gezeigt, wie durch ein ein-
trächtiges Zusammenarbeiten von Leitung und Arbeiterschaft, durch
Stellen des rechten Mannes an den rechten Platz, die l.cistungen
einer Fabrik auf eine gröfste Höhe gebracht werden können. U.
Die Inventarisierung von Industrie- und Gewerbe-
betrieben. (Falsche und richtige Führung der
Inventarienbücher.) Praktisches Handbuch für Handels-
und Gewerbetreibende, Industrielle und für alle, die
Industriebilanzen aufmachen, lesen und kritisieren
müssen. Von C. M. Lewin, Industrie-Revisor in
Berlin. 2. verb. Auflage. Berlin. Selbstverlag des
Verfassers. Preis 2,50 M. [V. D. M. L]
Verfasser führt in klarer Weise in das so wichtige Gebiet der
Inventarisierung und Abschreibung ein. Aus praktischer Erfahrung
heraus gibt Verfasser Beispiele guter und schlechter Inventarisierung
und beleuchtet lebhaft die Folgen, die schlechte Inventarisierung und
Abschreibung zeitigen kann. Besonderes Interesse verdient auch
der Abschnitt, der den Zusammenhang zwischen Abschreibung und
Besteuerung behandelt. Das Buch sei dem Ingenieur und dem
Kaufmann warm empfohlen. Dck.
Reichsgewerbeordnung mit dem Hausarbeit-, Kinder-
schutz- und Stellenvermittlergesetze. Für die
Praxis erläutert von Dr. Georg Lindenberg, G%
heimer Oberjustizrat, Senatspräsident bei dem Kammer-
gericht. Berlin 1913. Verlag von Otto Liebmann.
Preis brosch. 11 M, geb. 12,50 M. [V.D.M.1]
Das Buch ist, wie der Verfasser im Vorwort hervorhebt, ein
erweiterter Auszug aus der neuen, vierten Auflage des „Stenglein-
schen Kommentars zu den strafrechtlichen Nebengesetzen des
Deutschen Reiches.“ Sein Verwendungszweck für die Praxis, ins-
besondere auch für die berufliche Arbeit des Ingenieurs, ist sowohl
was den Druck als auch die übersichtliche Anordnung betrifft, voll-
auf erreicht. Sehr willkommen ist die bis in die jüngste Zeit
reichende Heranziehung der Judikatur und Literatur sowie die ge-
schichtliche Entwicklung einzelner Bestimmungen, deren Auslegung
hiervon abhängig ist.
Der Wertschätzung des Buches tut es keinen Abbruch, wenn
im Folgenden auf 3 Fragen hingewiesen wird, die den Ingenieur
in Privat- und Staatsbetrieben gleicherweise interessieren und die
trotz ausführlicher Kommentare nicht genügend geklärt erscheinen.
GLASERS ANNALEN FÜR GEWERBE UND BAUWESEN
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Ä
[15. Oktober 1913]
l. Unterliegt die Tätigkeit (nicht
„Diplomingenieure“, wie es entgegen der Schreibweise der Allerh.
Order v. 11. Okt. 99 im $ 35a und der dazugehörigen Anm. 2
heifst) der G.O.?
Auf S.3 Abs. 2 ist zu den der G.O.
höheren Berufsarten nur die künstlerische,
der Diplom - Ingenieure
nicht unterstehenden
schriftstellerische Be-
schäftigung und die Tätigkeit im Staatsdienst gezählt, zu der auch
die der Rechtsanwälte, Notare, Gerichtsvollzieher und Aerzte zu
rechnen ist. Der Diplom-Ingenieur fehlt hier. Auch wird auf
S. 237 Anm. 6 die Anwendbarkeit des $ 133a auf „höhere tech-
nische Dienstleistungen“ erörtert, ohne dafs der Anschein beseitigt
ist, als wären auch die Dienstleistungen der Diplom-Ingenieure
darunter zu verstehen.
Nach der ständigen Rechtsprechung des Oberverwaltungs-
gerichts uıterliegt jedoch der Diplom-Ingenieur nicht den gewerbe-
rechtlichen Gesetzen, da seine Tätigkeit eine wissenschaftliche ist,
durch
Grundsätze einer Wissenschaft auf konkrete Fälle zur Anwendung
gebracht werden (vergl. Entsch. des O.V.G. vom 21. März 1901;
V.G. VI, G. 421 und Zeitschrift des Verbandes deutscher Diplom-
Ingenieure vom 15. September 1913, Heft 18, S. 406).
2. Unterliegen die staatlichen Betriebe, die nicht besonders
zu der auch eine solche gehört, welche die Lehren und
ausgenommen sind, der G.O.?
Gemeint sind beispielsweise die staatlichen Werften und die
Pulverfabriken der Militar-Verwaltung. Zweifellos trifft auf sie die
auf S.3 Anm. 2 angezogene Reichsgerichtsentscheidung aus dem
Jahr 1881 zu,
Ausgaben gerichtet ist, keine gewerbliche ist, da sie nicht auf
wonach eine Tätigkeit, die nur auf Ersparung von
Gewinn abzielt. Hiernach unterliegen sie der G.O. nicht. Im
ist im $ 155 Abs. III ausdrücklich von den
„unter Reichs- und Staatsverwaltungen stehenden Betrieben“ die
Rede, Anm. 7 S. 316 die Gewerbeaufsichts-
beamten zuständig sind. Der Widerspruch liegt darin, dais, wenn
Widerspruch dazu
für die auch nach
die namhaft gemachten Betriebe zufolge obiger R.G.-Entscheidung
nicht der Gewerbeaufsicht unterstehen, es schwer sein dürfte,
Reichs- und Staatsbetriebe zu finden, die der Gesetzgeber der G.O.
Es hätte sich deshalb vielleicht auf
S.3 Anm. 2 ein Hinweis darauf empfohlen, dafs sich praktische
unterstellt wissen wollte.
Schwierigkeiten ergeben haben, die auf einer gegensätzlichen Aus-
legung der gesetzlichen Bestimmungen und der gerichtlichen Ent-
scheidung beruhen.
3. Gilt der im § 152 ausgesprochene Grundsatz der Koalitions-
freiheit auch für die zahlreichen Arbeiter der staatlichen Marine-
und Militarbetriebe?
Die Antwort stände im engsten Zusammenhang mit der Klärung
Während jedoch auf S. 7 Anm. 9 aus-
der Ausschlufs der Eisenbahn-
der vorhergehenden Frage.
drücklich hervorgehoben ist, dafs
unternehmen von den Vorschriften der G.O. die Folge hat, dafs
fehlt
ein solcher Hinweis für die Arbeiter der Marine- und Militärbetriebe.
sich das Koalitionsrecht auf Eisenbahnarbeiter nicht bezicht,
Andrerseits ist diesen Arbeitern bei den ausgedehnten diesbezüg-
lichen Reichstagsverhandlungen der letzten Jahre noch von keiner
Seite das Koalitionsrecht bestritten worden.
Das Buch ist jedem Ingenieur, der im Staats- oder Privatbetrieb
schnell und sicher über gewerbliche Fragen seines Berufes Aus-
kunft braucht, aufs wärmste zu empfehlen. —a—
Leitfaden zur Arbeiterversicherung des Deutschen
Reiches. Bearbeitet von Mitgliedern des Reichsver-
sicherungsamts. Berlin 1913. Verlag von Julius
Springer. Preis 40 Pfg. [V. D. M. LJ
Durch das Studium dieser kleinen Schrift kann sich jedermann
in kürzester Zeit über die Grundzüge, Wesen und Bedeutung der
deutschen Arbeiterversicherung unterrichten. Dr.: Jna. S.
Das Deutsche Stadion. Sport und Turnen in Deutsch-
land 1913. Eine Denkschrift fir das Deutsche Volk.
Charlottenburg. August Reher’s Verlag. Preis IM.
+
Neben einer Geschichte des Stadions ist eine ausführliche
Beschreibung des grofsen Bauwerkes gegeben, die von dem in-
zwischen verstorbenen Geheimen Baurat March verfafst worden
ist. Zahlreiche Abbildungen erläutern den Text.
Verlag von F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin. — Druck voo Gebrüder Grunert, Berlin
——
LITERATURBLATT
ANNALEN
GLASERS
ür
GEWERBE unD BAUWESEN
Er SEE EEE EEE SEE Tr SEES EEE a a SAFT PR rer a Gr
Die Referate ohne jede Bezeichnung sind von der literarischen Kommission des Vereins für Eisenbahnkunde zu Berlin, die mit [V. D. M.]
bezeichneten von der literarischen Vertretung des Vereins Deutscher Maschinen -Ingenieure, die mit t bezeichneten von der Redaktion
und deren Mitarbeitern zusammengesteilt.
No. 586
Beilage zu No. 875 (Band 73 Heft 11) 1913
—
I. Eisenbahnwesen.
2. Allgemeine Mitteilungen über ausgeführte Bahnen.
b) Sonstige Bahnen.
Die elektrischen Stadtschnellbahnen der Vereinigten
Staaten von Nordamerika. Anlage, Bau und Be-
trieb der Stadtbahnen in New York, Boston, Phila-
delphia und Chicago. Von Ingenieur F. Musil in
Wien. Mit 6 Tafeln und 37 Abb. Sonderabdruck aus
dem Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens
1913. Wiesbaden 1913. C. W. Kreidels Verlag.
Preis 3,60 M. [V. D. M. L]-
Die vorliegende Abhandlung stellt das Ergebnis einer Studien-
reise dar, die der Verfasser nach den Vereinigten Staaten unter-
nommen hat, um die wesentlichen Merkmale der amerikanischen
Stadtschnellbahnen zu studieren, die für eine neu zu erbauende
Stadtschnellbahn Bedeutung haben, wie sie für einen Umbau der
mit Dampf betriebenen Stadtbahn in Wien für elektrischen Betrieb
und einen weiteren Ausbau der Schnellbahnlinien in Frage kommen.
Es werden die Linienführung und die Betriebsweise, die wirt-
schaftlichen ` Ergebnisse der amerikanischen Schnellbahnen, und
im Zusammenhang mit diesen die Stellung der Schnellbahnen zu
den anderen grofsstädtischen Verkehrsmitteln sowie die Abhängig-
keit von den Forderungen der Staats- und Stadtbehörden und die
cinschlägigen gesetzlichen Bestimmungen behandelt. Auf eine nähere
konstruktive Beschreibung von Einzelausführungen, sowie auf eine
Darstellung der Stromerzeugungs- und verteilungsanlagen ist der Ver-
fasser nicht weiter eingegangen, da diese Anlagen den Europäischen
Unternehmungen kaum Neues bieten. Eine grofse Zahl von Ab-
bildungen erläutern die Vorgänge beim Bau der Hoch- und Unter-
grundbahnen und zeigen interessante Ausführungen der veschiedenen
Bahnhofs- und Streckenanlagen. Auf mchreren dem Text beige-
fügten Tafeln sind Lagepläne der erwähnten Städte, sowie zahl-
reiche Einzeldarstellungen abgebildet, die Tunnelquerschnitte, Gleis-
führungen sowie Einzelheiten des Oberbaues und der Bahnhofsan-
lagen erläutern.
Die Abhandlung gibt einen guten allgemeinen Ueberblick über
die Anlage, den Bau und Betrieb der elektrischen Stadtschnellbalinen
in den eingangs erwähnten Hauptstädten der Vercinigten Staaten
von Nordamerika. Schw.
S. Fahrzeuge.
b) Dampflokomotiven und Tender.
Die Lokomotiven der Gegenwart. Bearbeitet von
Baumann, Baurat in Karlsruhe; Courtin, Ober-
baurat in Karlsruhe; Dauner, Bauinspektor in Stutt-
gart; Dr.- Jng. Gölsdorf, Ministerialrat in Wien;
Hammel, Direktor bei J. A. Maffei in München;
Kittel, Oberbaurat in Stuttgart. 3. Auflage. Mit
684 Textabb. und 11 lithographierten Tafeln. C. W.
Kreidel’s Verlag in Wiesbaden. Preis 24 M, geb.
21 M. T
Die Herausgeber sind bemüht gewesen, Veraltetes auszuschalten
und das Neue aus den weitesten Kreisen herbeizuziehen. Hierbei
sind sie in weitgehendem Mafse durch Hergabe von Unterlagen
_ der Bearbeitung seitens zahlreicher Eisenbahnbehörden, Bauanstalten
und einzelner Fachgenossen unterstützt worden.
Da seit Erscheinen der 2. Auflage in dem Zeitraume von fast
zehn Jahren die Anschauungen und Erfahrungen über den Bau der
Fahrzeuge so starke Veränderungen und Erweiterungen erfahren
haben, war abermals eine völlig neue Bearbeitung und Vergréfserung
des Umfanges nötig. Um das nun Gebotene bei dem raschen Fort-
schritte der Neuerungen schnellstens zugänglich zu machen, wurde
mit der Herausgabe der jetzt fertigen Abschnitte über „Lokomotiven“
nicht bis zur Vollendung des Ganzen gewartet, sondern dieser Stoff
in der dritten Auflage in zwei Hälften geteilt, deren erste nun
vorliegt. Die zweite Hälfte wird baldigst nachfolgen.
Seit der Ausgabe der zweiten Auflage hat der Kreis der Her-
ausgeber durch den frühen Tod des Herrn Geheimen Regierungs-
rates Professor von Borries einen unerwarteten und sehr schmerz-
lichen Verlust erlitten. Dagegen sind mit Rücksicht auf die stetige
Zunahme des Umfanges der „Eisenbahntechnik der Gegenwart“ die
Herren OberbauratCourtin, Karlsruhe, und Ministerialrat vonWeifs,
München, in diesen Kreis eingetreten, so dafs nun auch die süd-
deutschen Gebiete ihrer Bedeutung entsprechend vertreten sind.
Auch unter den Mitarbeitern für diesen Abschnitt der dritten
Auflage des Teiles „Lokomotiven“ aus Band I sind aus Anlafs des
oben beklagten Todesfalles und wegen des gleichfalls schmerzlich
empfundenen Todes des Herrn Gcheimen Baurates Leitzmann
mehrfache Veränderungen eingetreten; die fiüher von den Herren
von Borries und Leitzmann bearbeiteten Gegenstände liegen nun in
den bewährten Händen der Herren Baurat Baumann, Karlsruhe,
Bauinspektor Dauner, Stuttgart, Ministerialrat Dr.. Jna. Gölsdorf,
Wien, Direktor Hammel, München, und Oberbaurat Kittel,
Stuttgart.
13. Verwaltung der Eisenbahnen.
Jahres-Bericht über die Verwaltung der Neuhaldens-
lebener Eisenbahn für das Rechnungsjahr 1912-—
1913. T
Angaben über Einnahmen und Ausgaben sowie über die Ver-
wendung des Ueberschusses.
II. Allgemeines Maschinenwesen.
1. Dampfhessel.
Handbuch der Feuerungstechnik und des Dampf-
kesselbetriebes mit einem Anhange über allgemeine
Wärmetechnik. Von Dr.-Ing. Georg Herberg, Be-
ratender Ingenieur, Stuttgart. Mit 54 Abb. und
Diagrammen, 87 Tabellen sowie 43 Rechnungs-
beispielen. Berlin 1913. Verlag von Julius Springer.
Geb. 7 M. [V. D. M. L)
Der Verfasser hat seine Absicht, zu zeigen, dafs und wie der
moderne Dampfkesselbetrieb es verstanden hat, sich die Forschungen
und Ergebnisse der Wissenschaft zu eigen zu machen und damit
nutzbringend zu arbeiten, in dem vorliegenden Buche in vortreff licher
Weise verwirklicht. Der wissenschaftliche Teil gibt in einfacher
und knapper, aber doch erschöpfender Darstellung alle die Feuerungs-
technik angehenden, auf den neuesten Versuchsergebnissen beruhenden
Berechnungen, insbesondere betreffend die Vorgänge bei der Ver-
brennung, den Luftbedarf des Brennstoffs, den Höchstgehalt der
Verbrennungsgase an Kohlensäure, die Wärmeverluste im Kessel-
betriebe und die wärmewirtschaftlichen Einrichtungen (Abgasver-
wertung). Erwähnenswert ist die Behandlung des Einflusses des
Kesselstein- und Oelbelages der Heizflächen auf den Wärmedurch-
gang und die Festigkeit der Kesselbleche. Durch reichliche An
8 [No. 875]
GLASERS ANNALEN FUR GEWERBE UND BAUWESEN
[1. Dezember 1913]
wendung von Diagrammen gewinnen die wissenschaftlichen Er-
gebnisse an Anschaulichkeit und Verwertbarkeit. Die wirtschaft-
lichen Verhältnisse sind als notwendige Ergänzung der rein tech-
nischen Seite durchgängig gebührend gewürdigt. Ls.
2. Dampfmaschinen.
Elementare Berechnung der Dampfmaschinen. Dar-
gestellt am Beispiel einer Heifsdampf-T’andem-
Maschine. Von Dr. phil. W. Grabowsky, Ingenieur.
Mit 62 Textabb., 2 Tafeln und vielen Tabellen.
Berlin 1912. Verlag Polytechnische Buchhandlung
A. Seydel. Geh. 4 M, geb. 5 M. T
Das vorliegende Werkchen ist hauptsächlich für den angehenden
und den eben in die Praxis tretenden Dampfmaschinentechniker be-
stimmt und soll ihm die häufig vorkommenden Rechnungen an Hand
eines durchgeführten Beispiels nahe bringen. Aber auch dem er-
fahrenen Konstrukteur werden die darin enthaltenen Tabellen er-
wünscht sein.
VI. Verschiedenes.
Das Wassergesetz für das Königreich Preufsen.
Handausgabe mit Erläuterungen und Register von
A. Kloefs, Justitiar und wasserwirtschaftlicher
Syndikus. Berlin 1913. Verlag von Klemens Reuschel.
Preis geb. 5 M. +
Das preutsische Wassergesetz ist das Werk einer Arbeit des
Gesetzgebers wahrend 25 Jahren. Es hat eine grofse Bedeutung,
da es bekanntlich die bisher bestehende Zersplitterung des preufsischen
Wasserrechts aufhebt und damit für die Gemeinden und weite Kreise
der Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft eine wichtige kulturelle
und rechtliche Aufgabe erfüllt. In der vorliegenden Erläuterung
dieses Gesetzes wird neben einer Einleitung und dem Gesetzestext,
der durch entsprechende Gliederung übersichtlich gestaltet ist, eine
kurze erschöpfende Erläuterung zu jeder einzelnen Bestimmung ge-
geben, die nicht nur die rechtlichen, sondern auch die technischen
und wasserwirtschaftlichen Gesichtspunkte ausführlich berücksichtigt.
Zur leichteren Einführung in das neue Recht wird überall auf die
Das Buch stellt
Wassertreibwerks-
Unterschiede vom bisherigen Recht hingewiesen.
daher ein für Juristen, Gemeinden, Techniker,
besitzer, Industrielle, Landwirte und Gewerbetreibende äufserst
brauchbares und vortreffliches Hilfsmittel der Praxis dar und kann
allen Interessenten warm empfohlen werden.
Erdbau. Von Erwin Link. Berlin und Leipzig 1912.
G. J. Göschensche Verlagsbuchhandlung G. m. b. H.
Preis in Leinwand geb. 0,80 M. [V. D. M. L]
Die Vervollkommnung der Arbeitsmaschinen hat dem Erdbau
einen neuen Entwicklungsabschnitt gebracht. Heute hängt das
wirtschaftliche Ergebnis der Erdarbeiten bereits von den Arbeits-
maschinen ab, und der Bauingenieur kann die Kenntnisse und Er-
fahrungen im maschinellen Teile des Erdbaues nicht mehr entbehren.
Dieser Forderung ist der Verfasser gerecht geworden und hat seine
Aufgabe im Rahmen eines Göschen-Bandes mit gutem Erfolge
gelöst. K.
Kanal- und Schleusenbau. Von Otto Rappold,
Regierungsbaumeister. Mit 78 Abb. (Sammlung
Göschen No. 585.) Berlin und Leipzig 1912. G. J.
Göschen’sche Verlagshandlung G. m. b. H. Preis
80 Pf. [V. D. M. 1]
Der im Betonbau sehr bekannte Verfasser gibt eine leicht ver-
standliche und übersichtliche Einführung in das Gebiet des Kanal-
und Schleusenbaues. Er beschränkt sich nicht darauf, lediglich eine
Beschreibung der gebräuchlichsten Kanal- und Schleusenkonstruk-
tionen wiederzugeben, sondern beleuchtet auch in recht anschau-
licher Weise die wirtschaftliche Bedeutung der Schiffahrtsstrafsen
im Allgemeinen aufserdem die Bauart der einzelnen Fahrzeuge und
ihrer Antriebe, sowie die maschinellen Ausrüstungen, welche beim
Schleusenbau in ziemlich hervorragender Weise verwendet werden.
W. W.
Die Patentgesetze aller Völker. Vom Geh. Justizrat
Dr. Joseph Kohler, ordentlicher Professor an der
pe ene CC inte Fu Den
Universität Berlin, und Maximilian Mintz, Patent-
anwalt in Berlin. Berlin 1912. R. v. Decker’s Verlag.
Nach Erscheinen der Schlufslieferung liegen nunmehr die zwei
vollen Bände dieses umfassenden Werkes vor. Wir verweisen auf
Annalen 1905, No. 680,
1909, No. 777) und haben noch folgendes
Der Band I betrifft englisches Recht, Grofsbritannien
Der Band 2 behandelt zunachst
die Länder des Vorprüfungssystems Vereinigte Staaten von Nord-
amerika nebst Philippinen,
Schweden,
unsere früheren Besprechungen (vergl.
1908, No. 739, No. 759,
hervorzuheben.
und Irland und seine Kolonien.
Deutsches Reich, Oesterreich, Ungarn,
Er enthält
ferner die l.änder des Anmeldesystems Frankreich, Belgien und
Kongo,
Norwegen, Dänemark, Finnland, Rufsland.
Luxemburg, Schweiz. Band 2 behandelt weiter Spanien,
Portugal, die einzelnen spanischen und portugiesischen Staaten von
Mittel- und Süd-Amerika,
französischen Rechts Rumänien,
Japan.
Die beiden vollständigen Bände dieses ausführlichen Werkes
schliefslich als Staaten des modifizierten
Tunis, Italien, Türkei und endlich
werden jedem, der sich mit dem Patentwesen eingehender zu be-
fassen hat und auch demjenigen, der eine genaue Uebersicht in
Bei Auf-
stellung des gegenwärtig geltenden Rechts ist als Erläuterung auch
Kürze zu erhalten wünscht, eine wertvolle Stütze sein.
ein geschichtlicher Teil gegeben, durch den das geltende Recht
erst verständlich und erläutert wird. Während die Gesetzestexte
in englischer, französischer und deutscher Sprache nicht übersetzt
sind, enthalten die Gesetze in den übrigen Sprachen neben dem
Urtext eine Uebersetzung in die deutsche Sprache.
befindet sich
die einzelnen Gesetze nach bestimmten Stichworten,
Als Einleitung
vor jedem Land eine summarische Uebersicht über
wodurch die
übersichtliche Prüfung eıleichtert wird.
Adrefsbuch der Eisen-, Klein- und Strafsenbahnen
und Dampfschiff-Gesellschaften Deutschlands und
der angrenzenden Länder. VI. Ausgabe. Leipzig
1913. Verlag von H. A. Ludwig Degener. Preis
geb. 6 M. T
Neben den genauen Adressenangaben der deutschen Staats-,
--a—
Schwebe-
und Damptschiff-Gesell-
schaften enthalt das vorliegende Nachschlagebuch auch die Adressen
Privat-Fisenbahnen und Kleinbahnen (Drahtseilbahnen,
bahnen, Zahnradbahnen), Strafsenbahnen
der Eisenbahnen und Verkehrsmittel der deutschen Kolonien und
Schutzgebiete sowie der wichtigsten Eisenbahnen, Strafsenbahnın
und Dampfschifl-Gesellschaften des Auslandes.
Taschenbuch für Beton- und
Eisenbetonbau. 9. Jahrgang. Mit 1199 Textabb.
Berlin 1913. Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn.
Preis 4 M. +
Im Verlage von Wilhelm Ernst & Sohn ist der neunte neu
Beton-Kalender 1914.
bearbeitete Jahrgang 1914 des Beton-Kalenders zur Ausgabe ge-
kommen. Wesentlich umfangreicher als voraufgegangene Jahrgänge
wird das vorliegende Werk sowohl für den Fachmannn, als auch
für den Laien, welcher mit dem Gebiete des Beton- und Eisen-
ein wertvolles Nachschlagewerk
W. W.
betonbaues in Berührung kommt,
bilden.
Ashelms Geschäfts-Tagebuch für das Jahr 1914.
16. Jahrg. Langfolio, 510 Seiten. Berlin, Ferd.
Ashelm. Preis eleg. geb. 1,50 M. T
Das Tagebuch enthält neben Kalendarien für das Jahr 1914,
1915 und
meinnütziger Angaben.
1916 eine Anzahl wichtiger Tabellen, Tarife und ge-
Joly, Technisches Auskunftsbuch für das Jahr 1914.
21. Auflage. Leipzig K.F.Koehler. Preis 8M. t
Wie die frūheren Ausgaben dieses in der ganzen Industrie
geschätzten Nachschlagebuches ist auch die neue Auflage für das
Jahr 1914 inhaltlich streng sachlich und in der Form sehr tber-
Das Werk selbst hat cine den neuen Errungen-
Er-
gänzung erfahren, sodafs es jedem auf industriellem Gebiete Tätigen
und auch dem Laien, der sich schnell über ein besonderes Gebiet
nur bestens empfohlen werden kann.
sichtlich gehalten.
schaften des letzten Jahres entsprechende Verarbeitung bezw.
der Technik orientieren will,
Verlag von F. C. Glaser, Berlin. — Verantwortlicher Schriftleiter: Kgl. Baurat Patentanwalt L. Glaser, Berlin. — Druck von Gebrüder Grunert, Berlin
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